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4. April 2019 – Ausgabe 15

 

Leserbriefe zum Titelthema „Die Kraft der Straße“

Die plakative Gleichsetzung von Schülern, Gelbwesten und Pegida auf Seite 1 der neuen „Zeit“ hat mich empört! Wie können Sie nur die Schülerproteste für einen besseren Umweltschutz und damit deren und unsere Zukunft in einem Atemzug mit den unsäglichen Pegida-Protesten und den Gewaltorgien der Gelbwesten nennen. – Dr. Stephan Laarmann

Nun muss ich doch was loswerden, was die Demonstrationen der Jugend angeht: An sich finde ich es sehr gut, dass sie politisch wird und demonstriert, andererseits: Ich gehöre zur Babyboomer-Generation (Jahrgang 1964) und fühle mich nicht schuldig, weil: 1. habe ich nie die CDU gewählt, 2. habe ich keine Kinder in die Welt gesetzt, denn egal ob die Zahlen stimmen, unbestritten ist jeder Mensch spätestens ab seiner Geburt Konsument und Verbraucher, 3. habe ich nur 4 Jahre ein eigenes Auto besessen, ansonsten fahre ich öffentlich, heize meist nur den Raum, in dem ich mich aufhalte und nie die ganze Wohnung, mein erstes Handy musste ich nur ungefähr einmal im Monat aufladen, nicht täglich wie die heutigen Smartphones etc. etc. Hätten die jungen Leute wirklich solche Panik um ihre Zukunft, wie neulich im Gespräch mit den Eltern behauptet, müssten sie doch als erste Aktion ihre Handys oder sonstigen Gadgets, die extrem viel Strom fressen, wegwerfen, ansonsten kann ich sie tatsächlich nicht ernst nehmen, denn inwieweit sind sie denn bereit auf irgendetwas, was ihnen wichtig ist, zu verzichten? Ich sehe nicht, dass sich die jungen Leute in irgendeiner Weise anders, geschweige denn besser der Umwelt gegenüber verhalten als meine Generation. – Hajnalka Kovac

Allein die Unterschrift suggeriert: Böse demokratische Bewegungen, arme. geprügelte Politik. Dabei will z.B. die kreuzbrave Schülerbewegung nichts mehr als daß die Politik den von ihr selbst geschlossenen Pariser Vertrag zum Klimaschutz einhält. – Ein/e Leser/in

Wieder einmal habe ich mich darüber gefreut, wie ein Thema von einem Redaktionsteam erarbeitet wird, das mit Neugierde auf das Ergebnis der Recherche vorgeht und dann noch eine gut verständliche Darstellung schafft. Eines erstaunt mich jedoch immer wieder, und zwar auch bei ernst zu nehmenden Medien: Glauben Sie wirklich, daß 16jährige Menschen noch Kinder sind oder warum werden sie als solche angesprochen und in schlimmen Fällen auch so behandelt („Geht in die Schule“)? Junge Menschen sollten sich bei anstehenden Wahlen, an denen z.T. auch 16jährige telnehmen dürfen, daran erinnern, wer sie herablassend abgekanzelt hat. Es waren nicht nur alte Politiker! Im übrigen sollte man so verächtlich auch mit Kindern nicht umgehen. Die Klima-Demonstrationen können also durchaus auch eine längst überfällige Diskussion darüber auslösen, ob die heute geltenden Abstufungen der Verantwortlichkeit für eigenes Tun und Lassen noch den Lebenstatsachen entsprechen. Auch die bei jedem Thema wiederkehrende Trennung nach Generationen mag einen mainstream widerspiegeln. Dabei gerät in Vergessenheit, daß überfällige Veränderungen nur in Gang kommen, wenn möglichst viele Menschen ohne einengende „Vorsortierung“ -nach welchen Kriterien auch immer – eingebunden werden. Siehe „Ehe für Alle“. Dann kann aus den Demos die kraftvolle Politikgestaltung werden, die bereits vor langer Zeit hätte in Gang kommen müssen. Es betrifft auch mein gegenwärtiges und zukünftiges (ich bin Optimistin) Leben, und das ist auch mir als jetzt 68jährige Frau alles andere als gleichgültig. Zum Schluß noch einmal: 16jährige junge Menschen sollen Kinder sein? – Barbara Höhn

Sie schreiben in dem Artikel zu den Bewegungen auf der Straße, Pulse of Europe hätte nichts erreicht. Das sehe ich nicht so. Pulse of Europe hat in einem kritischen Moment, in dem Euroskeptiker die Oberhand zu gewinnen schienen, der Pro-Europa-Bewegung ein Gesicht gegeben. Sie hat das Bewusstsein dafür geschärft und erneuert, dass es bei der EU nicht um ein technokratisches Projekt sondern um Frieden für Europa und Chancen für die Menschen geht. Schauen Sie doch mal in Ihrem Zeit-Bildarchiv nach, wie viele Symbolbilder zur EU von Pulse of Europe-Demos stammen! Ich bin sicher, dass sich da einiges finden wird. – Johannes Beck

 

Leserbriefe zu „Plötzlich: Bewegung“ von Marc Brost et al.

Freunde, es kommt immer anders als man denkt. Die Klugen in unserer Gesellschaft schweigen, wie schon in den 70er Jahren. Die lassen sie austoben bis der Arzt kommt. Das Interview mit Jürgen Trittin ist ein Beispiel. Die Politik hat noch nie der Straße nachgegeben wenn es um entscheidende politische Veränderungen ging. Die Klimaprotestanten sind völlig überflüssig. Mit der Brechstange geht gleich gar nichts. Die Regierung weiß das doch alles. Die sind bemüht unter bestimmten Umständen daran etwas zu ändern. Der Wirtschaftsminister Peter Altmaier hat es sehr vernünftig für die Regierung gesagt: „Wir stehen in der Verantwortung zum Wohle aller Menschen zu handeln“. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. – Gunter Knauer

Der Artikel sugeriert, soziale Medien würden Proteste entzerren. Als Beispiel wird unter anderem der Protest gegen das Urheberrecht der EU aufgeführt. Natürlich erhöhen die sozialen Medien eben genau diesen Protest, denn er ist in ihnen entstanden, betrifft eben hauptsächlich jene Netzkultur. (Zumeist junge) Menschen, die sich unter Pseudoynmen im Netz in Foren und sog. „Bilderbrettern“ begegenten, fühlten sich von der Politik übergangen und traten zusammen um gegen die Urherberrechtsänderung vorzugehen. Von Verzerrung jedoch, durch soziale Medien, kann hier keine Rede sein. Man könnte eher von einer Bündelung einer Interessensgemeinschaft sprechen. Und über Parteigrenzen hinaus. So entstand die Online-Protestwelle bereits vor zehn monaten und manifestierte sich handfest nunmehr erst mit der finalen Abstimmung auf den Straßen in vielen Großstädten. Und eben hier sehe ich die Korrelation des sinkenden Wählerpotenzials seitens der CDU. Nicht erst der Antritt Annegret Kramp-Karrenbauers als Parteivorsitzende der CDU und ihr vermeintlicher konservativerer Kurs, den es überhaupt erst einmal umzusetzen gilt. Vielmehr wurde insbesondere von Europa und der europätischen CDU-/CSU-Fratkion dafür gesorgt, die Jugend gegen sich auf zu bringen. Weshalb sonst der #niemehrCDU ? Hierbei ist auch in keinsterweise die Rede davon, wie Jutta Maercker angemerkt wird, die jungen Leute seien desinteressiert im Bezug auf Europa. Im Gegenteil. Wieso sonst würde man sich so verhalten und per Protest und Petitionen, demokratische Mittel einsetzen um ein vermeintliches Fehlverhalten seitens der Politik zum Ausdruck zu bringen? Was sich also in den Protesten zum Urherberrecht manifestiert hat ist nicht die Abkehr von Europa seitens der Jugend, sondern das Gegenteil. Das Erwachen einer jungen Generation die sich politisch nicht mehr vertreten fühlt und das ihren eigentlichen Vertretern genau so vorwirfft. – Maximilian Burger

Der Artikel verstört kurzfristig mit „Alle großen Revolutionen…begannen auf der Straße“, aber bereits im nächsten Satz wird Entwarnung gegeben: „…auf der Straße verlangen die Bürger nach dem, was ihnen in der Politik fehlt.“ Wenn ausgerechnet das die Sorge der Bürger ist, sie also in Knechtsgestalt bei ihrer Herrschaft im Gehör bitten, dann kann es mit Revolution nicht weit her sein. Zur Erinnerung: Die „großen Revolutionen“ haben die alte Herrschaft schlicht abgeschafft und sie ganz sicher nicht wegen irgendwelcher Versäumnisse angeseufzt. In der Manier von Erbsenzählern ordnen die Autoren dann (Obacht: alte Grammatik, die Frauen sind inkludiert) allerlei Demonstrationen nach ihrer Größe und kommen zu dem Ergebnis, dass es große und kleine Demonstrationen gab und gibt. Bei dieser Gelegenheit werden eher nebenbei auch einige Anliegen genannt, die da demonstrativ vorgetragen wurden. Nachdem im Artikel weiterhin klargestellt wird, dass man sich heutzutage mit Hilfe von WhatsApp, Instagram und Youtube – wieso fehlt eigentlich facebook? – zu Demonstrationen verabredet, wird als Spezifikum der neueren Straßenbewegungen hervorgehoben, „dass sie glaubhaft versichern können, wirklich unabhängig zu sein.“ Super. Die Älteren werden sich erinnern, dass man damals bei Demos von rechtschaffenen Bürgern mit der Vermutung konfrontiert wurde, man wäre von – wahlweise – der DDR oder den Russen finanziert worden. Damals wie heute ist die Logik die, dass das vorgetragene Anliegen diffamiert werden kann, indem man den Protagonisten vorzugsweise ausländische Finanzierung und/oder psychische Defekte (Gehirnwäsche oder sonstwie ferngesteuert) andichtet.

Das funktioniert auch heute noch, Greta wird als Marionette von irgendwas/irgendwem beschimpft. Eine weitere Methode der Diffamierung ist, der Bewegung, hier den Schülern, Ziele zu unterstellen, die sie nicht haben: „Ihr Politiker habt Verträge unterschrieben, wir Schüler bitten euch, sie einzuhalten.“ Hallo?! Da sind doch keine Rechtsanwälte unterwegs, sondern Schüler, die den Eindruck haben, dass der Planet gegen die Wand gefahren wird. Und von wegen, dass „die Politik in Erklärungsnot“ gebracht würde. Altmaier, Lindner und Spahn erklären vielmehr unisono, dass Protest während der Schulzeit gar nicht geht. Und Jens Spahn hält seinen Lebenslauf für dermaßen vorbildlich, dass er ihn in der vorigen Ausgabe der ZEIT aufgeschrieben hat und den Schülern den Marsch durch die Parteien hinauf zu den Kommandohöhen der Politik empfiehlt, auf dass sie sich dann ganz „konkret“ an denselben sogenannten Sachzwängen abarbeiten sollen wie er es so erfolgreich macht. Den vorgeschriebenen und einzig erlaubten Dienstweg einhalten, das ist auch die Botschaft des Artikels, an allerlei zusätzlichen Beispielen bebildert. Im Gegensatz zu den euphemistischen Befunden der Autoren, die solchen Demonstrationen politische Wirksamkeit abgelauscht haben wollen, steht für die maßgeblichen Regierenden fest, dass man dem „Druck der Straße“ in gar keinem Fall nachgeben darf. So hat es in Bayern bereits ein Schuldirektor mit der Ankündigung ins Fernsehen geschafft, dass es künftig fürs Schulschwänzen Verweise und ein Bußgeld von 350 Euro gibt. Das ist im übrigen auch die Antwort auf die Frage, die Brecht zu dem im Artikel zitierten Spruch „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus“ eingefallen ist: Und wo geht sie hin? Wie ernst der ganze Protest genommen wird, hat man in Davos beim Wirtschaftsgipfel erfahren, als die maßgeblichen Macher der ganzen Verwüstungen auf diesem Planeten Greta mit der Frage, was denn geändert werden müsste, vorführen wollten. „Alles“ hat Greta wahrheitsgemäß gesagt und da haben sich alle gekugelt vor Lachen. Der Schulbus fährt flott auf den Abgrund zu. Ich würde den protestierenden Schülern gerne den einfachen logischen Schluss zutrauen, dass man dann den Fahrern, nämlich den Politikern und Wirtschaftskapitänen, das Steuer wegnehmen muss. – Rolf Richter

 

Leserbriefe zu „Sie lassen uns echt alt aussehen“ von Claudia Schumacher

Frau Schumacher, Bundeskanzlerin und Bundespräsident und viele andere applaudieren einer kleinen die Schule schwänzenden Schwedin, die wahrscheinlich klimaschonend von dort zu uns gelaufen ist, und danken ihr damit für ein unglaubliches Erweckungserlebnis ( ähnlich dem, das Frau Merkel widerfuhr, als ihr nach den Ereignissen in Fukushima die akute Gefahr durch Tsunamis in Deutschland bewusst wurde ). Wir verdanken also der kleinen Schwedin die Erkenntnis, dass auf nach dem Jahr 2000 Geborene finstere ( finis terre/ Ende der Welt ) Zeiten zukommen, sofern die am Ruder befindlichen Generationen nicht subito rapido umsteuern. Das Finstere an diesen Zeiten stelle ich mir wie folgt vor: Durch die rasant zunehmenden Effekte des Umweltverbrauchs wird der Rahmen des dem Einzelnen Erlaubten immer stärker eingeschränkt, bis ihm nur noch eine einzige Duftspur übrigbleibt, auf der er sich zu bewegen hat. Freiheiten wie die, ein Drei-Tonnen-SUV zu fahren, ohne in Land- oder Forstwirtschaft beschäftigt zu sein, entfallen ersatzlos, was viele nicht schlimm finden; aber auf welche Freiheit würden Sie nur ungern verzichten? Die Kinder der Zukunft werden auch nicht sehr unter dieser Entwicklung leiden, da sie solche Freiheiten gar nicht erst kennenlernen. Als Älterer allerdings sehe ich den Megatrend: Die fast weltweit bestehende Freiheit, soviele Kinder zu bekommen, wie man kann, wird uns in den kommenden Jahrzehnten viele liebgewonnene Freiheiten kosten.

Außerdem machen mich vorgebliche Erweckungserlebnisse misstrauisch. Vor ca. 58 Jahren erfuhr ich von meiner Volksschullehrerin, dass fast alle weltbewegenden Probleme auf die Bevölkerungszunahme zurückzuführen sind. Seitdem ist kaum etwas unternommen worden, außer in China, was allerdings Schelte und Häme nach sich zog. Gefahr der Überalterung? Wenn man zu einer zuträglichen Bevölkerungszahl kommen will, muss man sich früher oder später mit der Überalterung anfreunden oder zu Mord greifen. Bei einer Weltbevölkerung von fast 8 Mrd. Menschen mit mehr Geburten gegen die Überalterung anzugehen und die Rentenfinanzierung zu sichern, gleicht dem Versuch, mit fast leerem Tank schneller zu fahren, um früher an die Tankstelle zu kommen. Ich wünsche mir Politiker, denen Altbekanntes geläufig ist und die nicht versuchen, die Bevölkerung mit Affentheater zu Tränen zu rühren und für irgendwelche Maßnahmen, die da kommen sollen, weichzukneten. – Jörg Neubauer

Wie kann man eine derartig verquere und hoffnungslose Analyse abliefern? Als Millennial, nach Ihrer Definition also im Alter zwischen Mitte 20 und Ende 30, verzweifeln Sie daran, dass Sie verpasst hätten, was Ihnen jetzt die neue Generation Z vorführt? Was kann denn die Generation Z erreichen, und wie lange wird diese Generation durchhalten und mediale Aufmerksamkeit genießen? Nein, die Generation Z hat noch gar nicht die Möglichkeiten, wirklich zu handeln. Sie kann den Millennials aber wohl den Spiegel vorhalten und fordern: Ihr seid jetzt dran. Denn wer, bitteschön, wenn nicht die Millennials, hat jetzt das Ruder in der Hand? Als 32-Jährige haben Sie hoffentlich noch 60 Jahre zu leben und verbringen noch mindestens 35 Jahre im Beruf. Ja, die Millennials können jetzt richtig “was reißen” und auf die Beine stellen. Denn sie haben die Möglichkeiten, die sich die Generation Z noch mühsam erarbeiten muss: eine hervorragende Ausbildung, alle Möglichkeiten der Welt für gute und sinnvolle Arbeit (und nicht nur Jobs!), ein aufgeklärtes und menschenfreundliches Weltbild. Schreiben Sie nicht so einen flegmatischen, zur Resignation ermutigenden (das ist mal ein Widerspruch!!) Blödsinn, sondern packen Sie an! Sonst werden Sie sich wirklich bald Vorwürfe gefallen lassen müssen. – Benedikt Flurl

Was man nicht sieht, ist, wie die „Fridays for Future“-Kinder im Porsche-SUV zu den Demos gebracht und von dort wieder abgeholt werden. Und wie sie ihre Aufenthalte für die heute unbedingt notwendigen „Auslandserfahrungen“ natürlich nicht per Bahn, sondern mit dem Flugzeug erreichen. Und mit welchem Eifer sie – zumindest in Österreich – bereits mit 17 Jahren Fahrstunden absolvieren, damit sie nur möglichst mit dem 18. Geburtstag schon Autofahren dürfen. Dass ein Smartphone übrigens nicht gerade die umweltfreundlichste Kommunikationseinrichtung ist, scheint angesichts der damit möglichen erfolgreichen „Vermassung“ gerne ausgeblendet zu werden. Es besteht, glaube ich, eigentlich wenig Anlass für Bewunderung des „Wunders“. – Günther Lettau

Claudia Schumacher interpretiert die fridays for future als Generationenkonflikt. Das erscheint mir sachlich falsch und politisch kontraproduktiv und gefährlich. Meine Generation der Babyboomer kommt besonders schlecht weg und wird völlig abgeschrieben. Wir würden egoistisch handeln, säßen immer noch überall am Drücker und würden auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz pfeifen, um nur einige ihrer pauschalen Formulierungen aufzugreifen. Ich gehöre zwar dazu, aber am Drücker saß ich nie. Weder habe ich es in die Vorstandsetage eines Energieunternehmens geschafft noch in die Autolobby oder Agrarlobby. Den allermeisten Babyboomern geht es ebenso. Und wer dort sitzt vertritt auch keineswegs meine Generation, sondern spezifische ökonomische Interessen. Schumacher drückt sich gern martialisch aus: Das „Lager der Älteren, die an der Macht sind“ stünde dem „Lager der Kinder“ gegenüber. Viele aus dem älteren Lager habe ich allerdings im Hambacher Wald getroffen und auch bei fridays for future. Einige der demonstrierenden Schüler hatten bei mir Unterricht. Sie wandten sich nicht gegen ihre Lehrer oder Großeltern, sondern haben diese z.B. am 18.3. zur Teilnahme aufgerufen. Sie haben mehr begriffen als Claudia Schumacher. Weiter so! – Friedrich Thimme

Greta Thunberg rüttelt uns auf – aber ist über Generationen wirklich gar nicht passiert?
Seit meinem Studium (das liegt schon einige Jahrzehnte zurück), lese ich „Die Zeit“. In der Ausgabe vom 4.April 2019 bin ich nun über einen Artikel gestolpert nach dessen Lektüre ich mich verärgert fühlte. Es ging darin um Greta Thunberg und das Aufbäumen einer neuen Generationen, die uns „echt alt aussehen lässt“. Die Millennials marschieren mit 5 vor 12 Plakaten auf den Straßen und die Autorin Claudia Schumacher fragt sich, ob je eine Generation so jung, so wütend und so klar war. Generationen der vergangenen Jahrzehnte haben der Welt wenig Gutes gebracht . Die Babyboomer bezeichnet sie als Generation von Workaholics, die auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit pfeifen und den Nachkommen die Zukunft verzockt haben. Spätestens an dieser Stelle beschloss ich der Sache nachzugehen. War die Luft nicht gefühlt in meiner Jugend deutlich schlechter? Und schließlich wurden „Die Grünen“ schon 1980, also in meiner Jugend gegründet und haben dazu beigetragen den Gedanken der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit salonfähig zu machen. Natürlich kann man heute darüber streiten, wie diese Ziele am besten umzusetzen sind und da sind sich Liberale und Grüne nicht immer einig. Aber darum geht es hier nicht.

Es geht darum, dass es nicht stimmt, dass über Generationen nichts passiert ist. Zunächst einmal ein Blick auf die Zahlen des Umwelt Bundesamts. Danach konnten die Treibhaus Emissionen im Zeitraum von 1990 – 2016 deutlich vermindert werden. Der Ausstoß von CO2 um 27,3%. Und auch politisch herrscht in Deutschland Konsens. Die Bundesregierung hat sich bereits 2007 mit dem „Integrierten Energie- und Klimaprogramm“ national zu einer 40%igen Minderung der deutschen Treibhausgas Emissionen bis 2020 gegenüber 1990 verpflichtet .Im Kyoto Protokoll von 2005 wurden erstmals völkerrechtlich verbindliche Zielwerte für den Ausstoß von Zielwerten für Treibhausgase festgelegt. Die weltweit größten Verursacher von CO2 sind dem Abkommen allerdings nie beigetreten und weitere große Emittenten wie Russland und Kanada beteiligen sich nicht mehr an einer zweiten Verpflichtungsperiode. So steigt der weltweite CO2 Ausstoß weiter. Die Frage nach einer weltweit gerechten Verteilung des CO2 Ausstoßes ist schwierig zu beantworten. Es muss ein Kompromiss mit den Schwellenländern gefunden werden, der sie am ungebremsten Emittieren von CO2 hindert ohne ihr Wachstum zu hindern. Von den Autoren wird ein Ausbau des Technologietransfers vorgeschlagen um Emissionen bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum zu ermöglichen. Vielleicht motivieren uns die emotionalen Demonstrationen der Millennials diesen vernünftigen Ansatz zu beschleunigen! – Ulrike von Eicke

Generation sollte man nur im Plural korrekt verwenden, denn die Generationen überschneiden sich, und die beschriebenen Kinder sind sicher nicht im Alter der Kinder der Autorin. Eltern können 15 oder 60 sein, ihre Kinder gehören jedenfalls zur nächsten GENERATION. Fazit: alles fließt. – Ein/e Leser/in

Die Politiker dieser Welt, die treffen sich regelmäßig, irgendwo auf dieser Welt, um (übers Wetter) zu reden.
Die Kinder dieser Welt, die demonstrieren regelmäßig, irgendwo auf der Welt, um zu retten, was zu retten ist!
Die Politiker dieser Welt, die treffen sich regelmäßig, irgendwo auf dieser Welt, und machen dabei eigentlich nichts.
Die Kinder dieser Welt, die schwänzen freitags regelmäßig die Schule, irgendwo auf dieser Welt,
und sie bekommen dafür noch „eins auf die Mütze“! – Klaus P. Jaworek

Wir Babyboomer waren die ersten richtigen GRÜNEN. Wir haben, im Gegensatz zu ihnen, die sich jetzt in Selbstmitleid ergehen, viel erreicht. Zugegeben wir konnten noch, wärend ihre Zeit voll der Induktionierung des neoliberalen Systems erlag. Zu meiner Zeit wurde erledigt: Saurer Regen; die Schornsteine der Firmen wurden mit Filter ausgestattet, die Abwässer wurden gereinigt, die Wasserqualität wurde so verbessert, dass man in Ö das meiste Flusswasser wieder trinken kann. FCKW wurden verboten, Tierschutz eingerichtet, Tierversuche weitgehend verboten. Das Ozonloch verschwand nahezu. Autos bekamen einen Katalysator verpasst. Das Ablaufdatum auf Lebensmittel wurde eingeführt, was zwar jetzt zur Lebensmittelverschwendung beiträgt, aber damals wichtig war, weil sehr viel schon verdorbene Ware einfach noch verkauft wurde. Erste Bio-Landwirtschaften gab es. Allerdings, fing dann leider auch der Wandel der Grünen an indem sie sich vom Umweltschutz verabschiedeten und ebenfalls nur noch Marktinteressen zu verfolgen begannen. Übrig blieben Menschen wie ich und viele andere, die sich nach wie vor für Humanismus und Umweltschutz einsetzen. In D gibt es eine ganze Menge Menschen, die mehr oder weniger so alt sind wie ich, und dank ihrer Prominenz auch etwas bewirken können, nur halt nicht viel, weil die meisten Medien nichts mit „aufwieglerischen“ Gedanken zu tun haben wollen. Hier ein paar Beispiele

Richard David Precht
Niko Paech
Harald Welzer
Hartmut Rosa
Harald Lesch
Heiner Flassbeck
Bontrup
Rainer Fischbach …. Diese Liste würde endlos weiterführen.

Zwischen Ihnen und mir liegen ein paar Generationen, damals hielt man es aber noch nicht für notwendig sie extra zu benennen. Die Generationsbezeichnungen lesen sich wie eine Art Count-down, nach „Z“ kommt nix g’scheites mehr nach. Ich würde eher sagen wirklich verbockt haben es wesentlich Ältere die sich immer noch am Glauben an „immer weiter so“ festhalten und die Generationen zwischen Ihnen und mir, die schon so eingelullt wurden von Harmonie und Wachstum, dass da kein Durchdringen mehr möglich war und ist. Werden sie alle endlich munter! Sie alle können immer noch etwas machen, es wird Zeit. – Ulrike Orso

Auch wenn die letzten Sätze Ihren Artikel „Sie lassen uns echt alt aussehen“ ein wenig retten und hoffen lassen, dass wir ‚Millennials‘ das Problem und die Panik der Kinder wenigstens im Ansatz verstanden haben, so ist doch Ihr beleidigtes: „das wollten wir eigentlich auch gerade sagen“ auf fatale Weise destruktiv und unangebracht. Jetzt ist nicht die Zeit unserer Untätigkeit zu rechtfertigen oder zu beklagen. Und uns im Dreck zu suhlen, wird uns bekanntlich nicht sauberer machen. Jetzt ist es Zeit endlich erwachsen zu werden und die jenigen zu unterstützen, die es noch rausreißen können. – Ein/e Leser/in

Ein echt differenzierter selbstkritscher Blick der Millennials in den Spiegel, den die Fridays for Future-Bewegung uns allen vorhält. Die Millennials: Die Kinder der Babyboomer. Ohne als Elterngeneration identifiziert zu werden (der blinde Fleck in der Selbstkritik) – erscheinen die Babyboomer im Artikel als monolithischer negativ bestimmter Block: Workaholics, überall noch am Drücker sitzend, auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz pfeifend, mächtig, egoistisch, den Nachkommen die Zukunft verzockt, Danke für nichts! – OK, geschenkt. Aber ein differenzierterer Blick auf die Elterngeneration kann echt auch weiterführen. Am Ende des Artikels ein sehr pathetischer Aufruf zum Aufbruch: Rettung, Schicksal in die Hand nehmen, vorgefertigte Nachrufe in den Wind schießen. Geht es vielleicht nicht auch eine Nummer kleiner? Wir sitzen alle im selben Boot. Wir sind dabei übrigens weiter für euch da, liebe Millennials. Respekt vor den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die als nachhaltige Impulsgeber die Führung beim notwenigen radikalen Umbau unserer Art des Wirtschaftens übernehmen. Wir, die Babyboomer folgen dem Aufruf der Millennials, gerade auch mit unserem wachsenden bürgerschaftlichen und ehrenamtlichen Engagement und lassen uns von akuten Nachwuchssorgen in diesem Bereich nicht beirren. Irgendwie lassen sie uns ein wenig jünger aussehen. – Reinhard Koine

Veränderung erlangt man nicht nur durch Straßendemonstrationen
Etwas enttäuscht und ja, auch persönlich angegriffen, habe ich den Artikel über die Kinder gelesen, die für ein besseres Klima kämpfen. Ich bin 33 Jahre alt, 25 davon überzeugte Vegetarierin, seit zwei Jahren mit dem Willen, ein Minimum an tierischen Produkten zu verwenden. Dies vorwiegend aus Respekt vor jedem Lebewesen, aber auch aus ökologischen Gründen. Denn die Massentierhaltung verschwendet Ressourcen und belastet nachweislich unser Klima. Dabei bin ich mir bewusst, dass es auch bei mir viel Luft nach oben gibt. Ich könnte ökologisch noch bewusster leben und auf mehr verzichten. Bin ich aber nun ein Millennial, der auf der Couch saß oder sich im Stillen ein wenig besser fühlte, weil er vermeintlich nachhaltiger lebte als andere? Habe ich mit meinem Vegetarismus und meinen Sinn für die Umwelt eigentlich nichts bewegt, nur weil ich kein Schild auf der Straße hochhielt? Ich würde dieser Frage ein klares „nein“ als Antwort geben. Wie viele Gespräche habe ich geführt, in der Schule, in der Uni-Mensa, beim Arbeitgeber in der Kantine, wenn es um meine bewusste, eigene Entscheidung ging, aus ethischen und ökologischen Gründen auf „Tier“ zu verzichten? Nicht, weil ich immer wieder rief „Tut etwas für die Umwelt! Ändert euer Verhalten! Endlich!“ So traurig das sein mag, hätte ich das getan, wären mir keine neugierigen Fragen gestellt und ich wäre schnell als militante Öko-Tante abgestempelt worden, der man (zumindest in diesem Thema) mit Ablehnung begegnet wäre. Diese Erfahrung haben die Grünen 2013 mit Ihrem Vorschlag eines „Veggie-Day“ schmerzlich sammeln müssen. Der erhobene Zeigefinger hat selten zum Umdenken bewegt. Ich bin davon überzeugt, dass durch konfrontative Botschaften und Verhaltensweisen eine Chance verpasst würde, andere zum eigenen Denken anregen zu können.

Im Buch von Harald Welzer „Selbst denken“ geht es darum, genau dies zu tun. Auch wenn in der Zeitausgabe Nr. 12/2013 das Fazit war, das Buch biete eine versöhnliche Vision, aber sei zu kleinteilig, hat es mir deutlich gemacht, dass Veränderung erst dann entsteht, wenn sich eine kritische Masse aus eigenem Antrieb bewegt und eine angestrebte Veränderung will – in allen gesellschaftlichen Milieus und in allen relevanten Bereichen wie der Privatwirtschaft und der Politik. So ist es für mich unerlässlich, mich in allen Umgebungen klar zu positionieren, in denen ich mich befinde. Als Privatperson aber auch als Arbeitnehmer in exponierter Position kann ich stets mit meinem Verhalten als Beispiel im Kleinen dienen, wie man dem Klima helfen kann. Davon würde auf der Straße keiner etwas mitbekommen. Um Missverständnisse vorzubeugen: Ich finde es beeindruckend, was die Kinder und jungen Leute derzeit auf die Beine stellen. Es ist großartig, wie sie sich einsetzen. Und nein, sie sind nicht diejenigen, die Forderungen formulieren sollten – das sind unsere Politiker im Schulterschluss mit den Industrien und privaten Sektoren, die einen maßgeblichen Anteil an der Klimaveränderung haben. Was ich aber mit Sorge sehe ist eine Distanz, die durch die Glorifizierung des „Friday for Future“ entsteht. „Toll machen die das“ wird von weitem gesagt. So what? Würde man im Business sagen. Was bringt’s? Es bringt nämlich nichts, wenn die Politiker es nicht schaffen, mit Automobilherstellern, Energiekonzernen oder anderen energieintensiven Branchen klare Regeln zu vereinbaren, was sich ändern muss. Gleichzeitig muss es aber auch gelingen, die Gesellschaft mitzunehmen.

Ein, zugegeben provokantes, Gleichnis wäre für mich, als Frau Merkel 2015 anders als üblich eine klare Stellung bezog und zur Aufnahme der Flüchtlinge ein „Wir schaffen das!“ verlautbarte. Tausende von Jung bis Alt halfen Flüchtlingen, sie empfingen sie sogar mit großem Applaus in München Hauptbahnhof. Spontan geriet aber auch die rechte Welle richtig ins Rollen mit der Konsequenz, dass die AfD erstarkte und Pegida heute noch stattfindet. In der politischen Analyse heißt es oftmals, wir müssten uns die Sorgen derjenigen anhören, die fremdenfeindlich sind und Ausländern die Schuld an ihrer eigenen (schlechteren) Situation geben. So schwierig und frustrierend dies ist, es ist richtig. Der Dialog muss da sein. Deswegen glaube ich auch daran, dass man sehr wohl mit seinem eigenen Verhalten im Alltag und durch den Austausch Verständnis und schließlich Veränderung erreichen kann. Zumindest ist dies eine Voraussetzung dafür, dass ein Großteil der Bevölkerung die Veränderungen am Ende mitträgt. Straßendemonstrationen sind gut, aber allein werden sie nicht reichen. – Dr. Stephanie Smith-Eckhardt


 

Leserbriefe zu „Mutter? Niemals“ von Stefanie Flamm

Vera Brunschweiger wird mit ihrer Position ein wenig Zuspruch und viel Gegenwind bekommen. Das Fragwürde ist nicht ihre Meinung an sich, sondern die Aggressivität und Abfälligkeit, die in ihrer Wertung des Mutterseins mitschwingen. Der erste Impuls wäre, sich als Mutter davon angegriffen zu fühlen und mit Gegenpositionen (man bekommt so viel zurück, Kinder sind sinnstifend, etc.) zurückzuschießen. Interessant wäre es aber, die Perspektive umzukehren: sie scheint ein riesen Problem damit zu haben, dass Frauen Kinder bekommen und dabei zum Teil auch noch glücklich sind, obwohl die Rahmenbedingen nicht optimal und weit entfernt von gleichgestellt sind. Es scheint sie so sehr mit Groll zu erfüllen, dass sie nicht in der Lage ist, Empathie mit ihren Geschlechtsgenossinnen aufzubringen, die sich für ein anderes, und für sie nicht nachvollziehbares, Lebensmodell entschieden haben. Soweit, dass ich wiederum ehrliches Mitgefühl für Vera Brunschweiger aufbringe, bin ich noch nicht, aber ich arbeite daran, die Wahl meines Lebensmodells (ebensfalls Lehrerin in Vollzeit, Partner in Vollzeit, 2 wunderbare Kinder) nicht mit den gleichen scharfen Worten verteidigen zu müssen. Nebenbei bemerkt scheint Vera Brunschweiger zu vergessen, dass Kinder überhaupt der Grund für ihren Job sind. Natürlich sind ältere Kinder etwas anderes als Windel vollscheißende, schreiende und milchverkleckerte Babys. Leider kommen Kinder nicht mit 12 Jahren auf die Welt… Ganz zu schweigen von ihrer Klimathese. Die ist – entschuldigung – Murks. – Kathrin Oscheka

Gegen das Zeugen künftiger Kinder. Ein anderer Aspekt : Der in Vergessenheit geratene pessimistische Philosoph Philipp Mainländer ( 1841-1870 ) zitiert in dem Buch : DIE PHILOSOPHIE DER ERLÖSUNG einen (?)der Brüder Humbold : Wie Humbold entzetzt zurückschreckte “ wenige Minuten der Wollust zu erkaufen mit den Qualen , die ein fremdes Wesen vielleicht 80 Jahre lang erdulden muß.Kinderzeugen muß mit Recht als Verbrechen gehalten werden .“ Als, in der wolle gefärbter ,Pessimist , der das Geborensein für unzumutbar sah. – Dr med.A.Jung

Die Einlassungen von Frau Brunschweiger sind offensichtlich nicht als Sozialsatire im Stile von Aldous Huxley oder Jonathan Swift zu verstehen, was ich zunächst vermutete und und was ja auch recht amüsant gewesen wäre. Ihr persönlicher Lebensentwurf ist Frau Brunschweigers Privatsache, doch äußert sie sich bemerkenswert anmaßend öffentlich, ist weit davon entfernt unser Dasein in möglicherweise größere Zusammenhänge eingebettet zu sehen und verspottet eine durchaus nennenswerte Anzahl ihrer Mitmenschen, die einen Lebenssinn darin sehen, auf verantwortungsvolle Weise Kinder nicht nur in die Welt zu setzen, sondern in dieser Tatsache auch Potential für künftige positive Entwicklungen in der Gesellschaft, in der sie leben, zu erkennen glauben. Angesichts der vorliegenden Position wollen wir allerdings nicht verzagen. In den Familien unserer Zuwanderer wachsen Kinder heran, von denen nicht wenige beispielsweise Pflegeberufe erlernen werden, während andere dereinst die unterschiedlichsten Studiengänge erfolgreich abschließen werden (auch in Germanistik und Anglistik wie Frau Brunschweiger), so dass in diesem Land nicht alles vor die Hunde gehen wird und unsere Selbstverwirklicherinnen (und natürlich auch unsere Selbstverwirklicher) bis ins hohe Alter nach Herzens Lust ihre Trampolinsprünge machen können. – Robert Hartung

In Ihrem Beitrag ist Ihnen ein schwerwiegender Fehler unterlaufen, den Sie bedauerlicherweise mit vielen teilen: In der 4. Spalte, unten, schreiben Sie: „Wir (Frauen) arbeiten WENIGER…“ etc. – NEIN!! Wir arbeiten nicht WENIGER, im Gegenteil: Wir Frauen arbeiten mehr, nur ohne adäquate Bezahlung. Heißt also: Frauen sind weniger erwerbstätig/berufstätig. – I. Lukas

Da bleiben Fragen. Zum Beispiel,soll der Aufschrei fordern,kein Kinder mehr zu bekommen?Konsequent befolgt,würde das den Planeten entvölkern. Sicher gut für die Umwelt.Nur wer übenimmt dann? Vielleicht ist das die Stunde der Insekten und die Krabbeltiere übernehmen die Herrschaft. Bis dann eines Insektentages der Insektenpräsident fordert, Schluss jetzt,Leute.Wir ruinieren alles, wie einst die Primaten. – Hans-Emil Schuster

Besten Dank für das umfassende Portrait dieser außergewöhnlichen Frau mit ihrem zukunftsweisenden Manifest. Als Vater und Großvater hatte ich bislang mit meinen Kindern viele für mich positive Erfahrungen und Erlebnisse. Ich frage mich nun: Bin ich nur ein hoffnungsloser Ignorant der kommenden Klimakatastrophe oder doch schon ein Reaktionär, um die Wortwahl des Vaters von Frau Brunschweiger zu bedienen? – Wilfried Kunz

Ich habe meinen heute erwachsenen , wunderbaren Sohn alleine großgezogen, „nebenbei“ einen künstlerischen Beruf mit krassen Arbeitszeiten ausgeübt. Da ich gut verdient habe, konnte ich mir eine absolut zuverlässige und liebevolle Kinderbetreuung in unserer Wohnung leisten. Dies hat natürlich den Großteil meines Geldes „gefressen“. Wir hatten immer andere Kinder, deren Eltern nicht tagsüber zuhause waren und wo es keine Betreuung gab ,zuhause, zum Essen ,Spielen und Übernachten. Unsere Kinderfrau hat das gerne und toll gemacht, aber eben auch wirklich gut bezahlt. Mein Sohn und seine Freunde erzählen mir , wenn wir uns sehen , immer wieder gerne davon, wie schön das war und wie wohl sich alle gefühlt haben. Ich bekomme dann auch immer noch von den großen Kerlen Komplimente und dicke Umarmungen.

ABER: Steht das dafür, dass ich meine sogenannten „besten Jahre“ mit Halbwüchsigen verbracht habe, keine Männer und keinen Sex mehr hatte? Keine Zeit und aus Müdigkeit auch keine Lust . Eventuell ist mir ja viel erspart geblieben…. Das ich mich in anderen Begabungen nicht weiterentwickeln konnte, die Kraft reichte knapp für den anstrengenden Beruf und das eben auch manchmal anstrengende Leben mit meinem Kind. Heute weiß ich gar nicht mehr, wie das alles geschafft habe. Was hat es mir gegeben? Die absolute , unbedingte Liebe und das grenzenlose Vertrauen eines kleinen Kindes waren eine gigantische Erfahrung. Auch die Verantwortung, die das mit sich bringt…. Ich bin dadurch selbstbewußter und selbstbestimmter geworden , kann mich besser durchsetzten. Das Wichtigste aber war, dass ich, die eher lieblose Eltern hatte und gerade als Mädchen kleingehalten wurde, meinen Sohn trotzdem wohl das geben konnte, was ich nicht bekommen habe : viel Zärtlichkeit und Vertrauen in ihn und was er kann und ist. Jetzt werde ich bald 71 , ich bereue nichts, aber manchmal kommt es mir doch vor, als wären auf dem langen Weg mit dem Kind einige Aspekte von mir verlorengegangen…. Es steht, finde ich , niemandem zu, einer Frau zu einem Kind ab- oder-zuzuraten, das gilt für mich auch auch für das Thema „Schwangerschaftsabruch“ Ich gebe der Autorin in sofern recht, das keine Frau ein Kind haben muss, es geht auch wunderbar und bei manchen eben besser ohne. – Barbara Freier

Die Frau gefällt mir. Solche Frauen sind in Deutschland rar gesät. Obwohl ich nicht unbedingt der Meinung von Verena Brunschweiger bin, hat sie recht, wenn sie sagt. Kinder und arbeiten gehen verträgt sich nicht, weder für die Mutter noch für das Kind. Es ist eine Lebenslüge wenn geglaubt wird, das lässt sich unter einen Hut bringen. – Gunter Knauer

Danke an Stefanie Flamm für ihren Versuch, dem Denken dieser Frau nachzuspüren! Viele meiner guten Freundinnen sind kinderlos, die meisten ungewollt, wenige mit Absicht. Ich respektiere sie alle voll, selbstverständlich. Und sie mich. Viele Väter, die ich kenne, machen im Haushalt mit. Ein Glück, es geht voran. Nun aber Frau Brunschweiger. Ihre Eltern machten den unverzeihlichen Fehler, V.B. zu zeugen (oder?) und brachten ihr dann bei, links und „fortschrittlich“ zu sein. V.B. kann mich gern reaktionär nennen, weil ich Kinder bekommen habe. Solange sie nicht regiert und es mir verbietet. − Fragt V.B. sich, ob sie ihre eigene Existenz bedauert? Und warum? Weil sie ihrer Mutter das Leben versaut hat? Hat sie das? Hormone, Egoismus – klar, alles Motive zum Kinderkriegen. Manche Frauen finden es schön, Wohnung für jemand zu sein und Nahrungsquelle. Sehr böse, sehr reaktionär. Motiv kann auch dies sein: Begeisterung für diese phantastischen Wesen. Wie kleine Kinder sich entwickeln, wie sie lernen, wie offen sie sind, wie fein sie wahrnehmen, wie direkt sie reagieren. Motiv kann sein: Kindern gute Bedingungen für ihre Entwicklung geben. Die neuen Wörter hören, ja, auch das Lallen vorher, das unermüdliche Üben ermöglichen und die neu erlernten Bewegungen sehen. Sich selbst dadurch verändern.

Einsamkeit, Überforderung mit Kindern? Es gibt Verwandte, Freundinnen und Freunde, Nachbarfamilien. Gegenseitiges Helfen. Hüten, Kuchenbacken, Kochen geht alles reihum. Spaziergänge mit Freunden. Einkaufen grundsätzlich ohne Kinder, aus Selbstschutz. Mit dem Vater kann man auch Glück haben. Gegen Beckenbodenschäden und Pipi beim Trampolinspringen gibt es übrigens Cantienica, Frau V.B., brauchen Sie nicht zu kennen. (Von den Subjekten der Debatte übrigens, den Kindern, sorry, den Kids, reden wir gar nicht. Denen haben wir das Bedürfnis „Soziale Kontakte“ schon im Säuglingsalter übergestülpt und das Bedürfnis „Verlässliche Bindung an ca. 1 bis 2 Menschen“ abgeschafft. Dieses Bedürfnis habt ihr nicht mehr, verstanden, Kids? Es passt nicht.) Also, ihr Buch sei nicht gegen die Kinder, die schon da sind? Nur gegen die, die noch nicht da sind? Wo ist dann die Grenze − ab Erscheinungsdatum ihres Buches? V.B. glaubt, sie werde niemals schlechte Zeiten haben in ihrem Leben. Sie werde sich nie körperlich schlecht fühlen. Ihr Mann werde ihr auch nicht untreu werden, denn sie saß ja nie „mit tropfenden Brüsten und ausgeleiertem Beckenboden zu Hause“. Dann wollen wir mal hoffen, dass ihr netter Mann sich auch an dieses Programm hält. V.B. wird also, da kinderlos, nie Überforderung spüren, nie von mangelnder Hilfe enttäuscht werden. Sie wird immer jemanden haben, der für sie den Boden wischt. Und dazu wird sie immer das großartige Gefühl haben, fortschrittlich zu sein. Sie will Gutes für Frauen tun, indem sie das Sorgen für Menschen verweigert. Möge es sie glücklich machen. – Claudia Stursberg

„Wer kann helfen?“ Meine Frau ist 1954 in die Mutterfalle geraten, und durch die Geburt weiterer vier Kinder sitzt sie dort richtig fest. Leider sind auch ihre fünf Kinder in die gleiche Falle geraten und hocken dort hilflos mit ihren zwölf Kindern. Auch die sind der Falle nicht entkommen und vegitieren mit schon weiteren fünf Kindern in selbiger Falle. Wissen Sie, wer der Fallensteller ist und ob man ihn verklagen kann? Gibt es eine Versicherung gegen diese verdammte Falle? Für allfällige Hilfestellung wären meine Frau und ich sehr dankbar. Wir sind beide siebenundachtzig Jahre alt und da ist schnelle Hilfe gute Hilfe. – Dr. Adrian G. Schickler

Man kann nur froh sein, dass eine solche Frau (gemeint ist Verena Brunschweiger) keine Kinder will! Verzichtet diese Lehrerin dann im Alter auch auf ihre Pension, die ja Kinder anderer Eltern finanzieren? – Dr. Eduard Mayer

Die Fragen, die Verena Brunschweiger aufwirft, sind grundsätzlich berechtigt. Trotzdem habe ich Schwierigkeiten mit einigen ihrer zentralen Denkmuster. Zu wessen Gunsten genau soll ich im Sinne des Antinatalismus auf Kinder verzichten? Das für den Klimaschutz zentrale Argument, auch die Nachgeborenen müssten schließlich noch auf dieser Erde leben können, entfällt hier ja. So wird für mich aber jegliche Motivation erstickt, auf eine dauerhaft lebenswerte Umwelt hinzuarbeiten. Dann ist es doch geradezu absurd und dezidiert antifeministisch, dass Verena Brunschweiger aus der im Elternhaus beobachteten Konstellation ‚beide arbeiten, doch zu Hause wischt die Mutter den Fußboden, während der Vater daneben sitzt und Zeitung liest’ schlussfolgert, Gleichberechtigung ließe sich nur erlangen, wenn der Frau die unhintergehbare Benachteiligung durch die Mutterschaft genommen würde. Naheliegend wäre doch im Gegenteil darauf zu beharren, dass es sehr wohl eine „fortschrittliche Art, Familie zu leben“ geben muss (und teilweise bereits gibt), in der Arbeit zum Lebensunterhalt und Sorgearbeit die Verantwortung beider Elternteile sind. Dass das nicht einfach ist und dass die doppelte Beanspruchung viele Menschen mit Kindern oder sonstigen zu umsorgenden Familienangehörigen an den Rand ihrer Kräfte bringt, ist klar. Hier anzusetzen und von allen gesellschaftlichen und politischen Akteuren Modelle einzufordern, die allen Menschen eine machbare Balance zwischen Erwerbsarbeit und Sorgearbeit ermöglichen und eine dazu passende soziale Absicherung, halte ich im Übrigen für die weitaus dringlichere und produktivere Kapitalismuskritik. – Dr. Ulrike Niedner-Kalthoff

Mich beschleicht schon seit langem die Vermutung, daß etwas am Mindset von uns Frauen nicht stimmt. Schon anhand der Frage „Kinder oder Karriere?“ kann man ablesen, wie schlecht es um die Lebenseinstellung der Frauen steht. Denn eine denkbare Antwort auf diese Frage kann auch lauten: weder noch! Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: wenn man weder eine Familie gegründet hat, noch die Karriereleiter emporgeklettert ist passiert nämlich Folgendes: NICHTS! Jedenfalls nichts Schlimmes. Im Gegenteil. Es ist, mit einem guten finanziellen Auskommen, ohne allzu viel beruflichen Stress und der Organisation einer eigenen Familie, wunderbar zu leben. Es ist ein selbstbestimmtes , freies Leben, das natürlich auch ab und zu zweifelnde Momente kennt. Es ist für mich persönlich die beste Art zu leben-denn mir war unbewusst früh klar, dass ich die Energie für Kinderziehung und /oder übermässigem Arbeitsworkload nicht haben werde. Daraus mache ich keine politische Weltanschauung und möchte das auch nicht als allgemeingültig deklarieren. Dennoch: mir kommt es vor, daß sich insbesondere Frauen, nach wie vor, zu sehr dem jeweiligen Zeitgeist unterordnen und die Erwartungen anderer erfüllen. Anstatt bei sich selbst zu bleiben und sich ernsthaft zu fragen, ob man die Kraft, Energie und den wirklichen Willen hat all dieses anspruchsvollen Aufgaben stemmen zu wollen. Eine wirklich emanzipatorische Frage ist dich: warum nicht als Frau ein Leben mit Zeit und Musse anstreben? Anstatt sich für Beruf und/oder Familie zu verausgaben? Das tut niemanden weh-man muss es nur wagen. Einfach mal machen. Oder lassen. Mut zur Lücke scheint mir hier der Schlüssel zum Lebensglück zu sein. – Tanja Bischof

Na, super. Das Brot für die Welt reicht nicht mehr. Das Trinkwasser für die Welt reicht nicht mehr. Die Wohnungen reichen nicht mehr. Jedoch: Produziert weiter Kinder, Kinder, Kinder. Die Eltern sind 85 und 88 Jahre und hatten 2 Kinder. Jetzt 55 und 58 Jahre. Die Kinder haben je wieder 2 Kinder. Jetzt zwischen 25 und 35 Jahre. Diese 4 Kinder haben sich auch schon vermehrt. Jetzt zwischen 8 und 20 Jahre Und die nächste Generation ist im Bauch. Super. Aus 2 sind es 17 geworden — die jeweilige Mithilfe von außen muß separat verrechnet werden … Wir sind ohne Migrationshintergrund und ohne schielen auf Sozialhilfen. An alle Menschen, die noch normal denken können: Kein Wachstum, kein Wachstum, kein Wachstum, kein Wachstum! – Edith Winkler

Ich habe einen Traum …
… von einer Gesellschaft, in der sich Frauen mit unterschiedlichen Lebensmodellen nicht mit Neid, Misgunst und Argwohn begegnen und keine Frau das Gefühl hat, sich für ihre Lebensentscheidungen rechtfertigen zu müssen. In dieser Welt könnte ich Frau Brunschweiger bei einem Kaffee von meinem Glück als dreifache Mutter erzählen und sie könnte mir davon berichten, wie zufrieden es sie macht, das all ihre Lebenszeit und Energie nur ihr und ihren Projekten gehört. Wir würden beide nach Hause gehen mit dem dumpfen Gefühl von Traurigkeit, das einen überfällt, wenn man merkt, dass manche Chancen nie mehr wieder kommen, aber auch mit der Überzeugung, dass wir uns genau richtig entschieden haben, denn in dieser Gesellschaft würden wir wissen: diese Welt braucht Menschen wie sie und wie mich.
Nebenbei bemerkt haben Sie in letzter Zeit öfter Beiträge zum Thema Frauen hassen Frauen, oder Frauen hassen sich selbst respektive die Funktionsweise ihres Körpers (Blutungen). Mir scheint, dass Misogynie unter Frauen ein ernstzunehmendes Problem ist. Mich würde überdies interessieren, ob es auch unter Männern ein vergleichbares Phänomen gibt, mal abgesehen von den Incels, die allerdings einen allumfassenden Welt- und Menschenhass zu verspüren scheinen. Ich vermute, nein. – Tonia Fondermann

Leckende Busen? Pipi im Höschen? Treulose Gatten? Es gehört schon eine ganze Menge Dreistigkeit dazu, die Eltern seiner Schüler so zu verhöhnen. Vielleicht wäre etwas Demut angebracht, dass sich andere dem Kinderkriegen stellen, damit Frau Brunschwieger als Lehrerin unterrichten kann. Die Sozialsysteme brauchen keine Kinder? Dann seien Sie konsequent, Frau Brunschweiger! Verzichten Sie noch heute auf Ihre Pension! Die wird nämlich in 30 Jahren von denen erwirtschaftet, die Sie heute nicht mehr in die Welt setzen wollen! – Sebastian Stengel


 

Leserbriefe zu „Ich trage Billig!“ von Yasmina Banaszczuk

Völlig zurecht kritisieren Sie die Herstellung und Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie. Es ist keine Schande, Billigkleidung zu tragen und niemand ist ein besserer Mensch, nur weil das teure Label auf seiner Kleidung sichtbar ist. Doch das reicht meiner Ansicht nach nicht aus. Sollten wir nicht unser Bewußtsein dafür schärfen, daß wir Menschen nicht aufgrund seiner Kleidung beurteilen? Auch die Träger/innen teurer Labels sollten sich fragen: Unterstütze ich diesen Konsumwahnsinn und beute unsere Resourcen aus? Warum will ich mich abheben, kann ich das sozial verantworten? Wie wäre es mit weniger Kleidung, aber dafür ökologisch produziert? Denn sonst sind wir wie die anderen: bewußtlos dem Äußeren anhaftend. Das wäre aus meiner Sicht Widerstand gegen den Konsum- und Darstellungswahn. Und wir könnten wir selbstbewußt sagen: Für meine Kleidung muß niemand arm sein, weil er zu wenig verdient. – Ulrike Lengwenat

Wie wäre es, auch darüber zu schreiben, dass die Billigmode zumeist auch deshalb billig ist, damit immer neu gekauft wird, womit sich die Frage nach den schlechten Arbeitsbedingungen, die auch für exklusive Marken gilt, um die Frage nach dem Ramsch der schnell weggeworfenen und die afrikanischen Märkte verstopfenden und aufgrund miesester Materialien auch noch umweltschädigenden Billigmode erweitert. Es wäre doch mal eine super Idee, erhobenen Hauptes einen Second Hand Laden zu verlassen und damit auch noch andere Fallen des Billigkonsums vermieden zu haben. Und darüber hinaus gibt es auch noch in den Großstädten kleine, engagierte Modemacher/innen, die sich dem Upcyclen verschrieben haben. Oder organisieren Sie doch mal einen heiteren MädelsKleiderTauschAbend. Dann Frau Banaszczuk, dann könnten Sie nicht nur individueller, als es Primark erlaubt, gekleidet daherschreiten sondern auch etwas entspannter über ModeLabelKonsument/innen schreiben, die ihre Sachen häufig lange, sehr lange tragen, da sie, wenn gut gewählt, so gut wie nie aus der Mode kommen. – Ulrike Weber

Ich stimme Ihnen voll zu, es sollte kein Billig-Shaming stattfinden. Ich bin allerdings verwundert, welche Dinge Sie in Frage stellen (Warum Billigklamotten verpönen?), wenn es doch so viel sinnvollere Dinge in Frage zu stellen gäbe (Warum Armut? Wozu Mode? Warum so viel Konsum, 60 Stücke/Jahr? Warum neu und nicht 2nd Hand? Warum nicht Kinder so erziehen, dass sie nicht hänseln?). Wenn man die Gesellschaft schon so weit hinterfragen kann, warum so viele Menschen in Armut leben, erwarte ich allerdings auch, dass man hinterfragen kann, welche Arbeitsbedingungen man unterstützt, sobald man die Wahl hat. Dass Sie sich bewusst für Mode entscheiden, die Menschen leiden lässt, das finde ich traurig. Die Wahl ist hier das Stichwort. Wenn ich jetzt in einer besseren Position bin – dann muss ich doch nicht, Zahn um Zahn, noch andere Menschen bestrafen, die in fernen Ländern genau das durchmachen müssen wie ich früher. Hiermit schlage ich eine bessere Lösung für Ihren Artikel vor: Die Menschen, die keine Wahl haben, sollten ohne Scham billige Klamotten kaufen dürfen, und sich auch darüber freuen. Aber die Menschen, die sie haben, unterstützen bitte faire und ökologische Kleidung! Und auch in diesem Bereich gibt es ‚Basics‘ ab 10 Euro. Und ist so ein Capsule Wardrobe nicht der letzte Schrei? – Ein/e Leser/in

Mit dem Artikel finde ich ein weiteres Exemplar für eine Art Beitrag, die ich in der „Zeit“ so nicht erwartet hätte (ich abonniere sie noch nicht sehr lange) und zu häufig finde. Frau Banaszczuk hat ja sehr recht mit ihrer Wut, dass über Mode (und gerade über Label-Mode, die ja tatsächlich nicht das gleiche ist wie Qualität) viel zu viel gesellschaftliche Zuordnung und damit auch Ausgrenzung passiert. Viel zu viel regelt sich in unserer Gesellschaft auch über rein finazielle Teilhabemöglichkeiten, für deren Einschränkung sich man viel weniger schämen sollte, stimmt. Und ich kann auch sehr verstehen, wenn sich das gelegentlich in richtig ranziger Übellaunigkeit äußern muss. Wenn es sein muss, auch schriftlich. Als „Zeit“-Artikel reicht das aber wirklich nicht, finde ich. In dem Beitrag steckt viel wichtige und gut nachprüfbare Information, und dann wird ihm so viel seiner Kraft dadurch genommen, dass sich die Autorin so wesentlich in einer ich-bezogenen Klage darüber verliert, wie sie sich fühlt und wie es ihr damit geht, und dabei sehr wesentliche Dinge einfach übersieht und stumpf auf ihre Mitmenschen draufhaut. „Wie du mir, so ich dir“, ja? Da fühlt man sich vielleicht hinterher selbst besser, als gesellschaftlicher Beitrag ist das aber ziemlich zweifelhaft. Um die gesamte, mittlerweile ziemlich breit geführte Debatte zur Sozialverträglichkeit der großen Labels komplett zu übersehen, muss man schon ziemlich mit sich selbst beschäftigt sein. Und es gibt tatsächlich ziemlich viele Menschen, die sich, sobald sie „morgens anders als nackt die Straße betreten, Gedanken darüber machen, was [sie] da am Körper [tragen]“. Wäre schön, wenn dieser Ansatz auch irgendwo Platz gefunden hätte im Artikel.

Es geht hier nämlich in Wirklichkeit um zwei verschiedene Probleme: einmal die gesellschaftliche Ausgrenzung über Kleidung (Billigmode vs. Labels), und zum anderen über unseren Umgang mit Mode insgesamt (Nachhaltigkeit & Sozialverträglichkeit). Stimmt, Billigmode hat einen schlechten Ruf. Stimmt auch, die Zahl der jährlich gekauften Kleidungsstücke resultiert in „obszön vielen Klamotten“. Im Artikel propagierte Gegenmaßnahme: „erhobenen Hauptes“ so richtig rundum bei Primark einkaufen. Das ist denn doch zu schwach. Diese Mischung aus lang und breiter Klage über kindliche/jugendliche persönliche Ausgrenzungserfahrung, Mangel an grundlegender Analyse und Feindseligkeit statt Neugier finde ich ziemlich oft in Beiträgen der Zeit – spontan fält mir ein Artikel ein, dessen Autor sich nach Studium, Journalistenschule und Berufserfahrung immer noch mehr mit seiner Ausgrenzungserfahrung an der Uni beschäftigt statt sich neuen sprachlichen Möglichkeiten zuzuwenden, aber es gab noch deutlich mehr davon. Geht es vielleicht auch ein wenig informativer und, nun ja, gesellschaftlich freundlicher? – A. Rutter

Eigentlich bin ich nicht von der missionierenden Sorte und schreibe auch keine Leserbriefe, aber eigentlich rege ich mich auch über etwas so Banales nicht so sehr auf, wie über diesen Artikel. Wenn ich hier in Deutschland ein billiges T-Shirt kaufe, zahlt jemand anderes IMMER den Preis dafür: Die Baumwollbauern, die Näherinnen, die Lieferanten, die Verkäufer, und sogar unsere Kinder, die in einer durch in schlecht ausgerüstete Fabriken verseuchten Umwelt leben dürfen. Billigkleidung zu kaufen mit dem Argument, „die teuren Sachen werden ja genauso mies produziert“, ist kein Zeichen des Widerstands, sondern ein Zeichen von besorgniserregender Ignoranz. Der ganze Artikel macht den Eindruck, dass die Autorin sich nicht die Mühe gemacht hat, auch nur 10 Minuten jenseits ihres Tellerrandes zu recherchieren. Mal abgesehen davon, dass Billigmode bergeweise und nach wenigen Monaten neu gekauft wird und dann auf dem Müll landet, weil sie wegen der schlechten Verarbeitung nicht mal für die Kleidersammlung taugt – Nur Billigmode ermöglicht Teilhabe? Was für eine dämliche Ausrede! Mehr Teilhabe durch ein billiges Markenimitat vom Discounter als durch ein aus zweiter Hand erworbenes Markenteil? Wer’s glaubt, wird selig. Der Second Hand Markt ist heute durch Onlineplattformen schier unendlich, und der Wert der Arbeit, die in jedem einzelnen Kleidungsstück steckt, bleibt wenigstens einigermaßen erhalten. Wer mehr ausgeben kann und will, kauft von öko-fairen Modelabels. Und unterstützt damit auch noch europäische Start-Ups anstatt multinationaler Konzerne. Fertig. Mehr gibt es dazu meiner Ansicht nach nicht zu sagen. – Esther Willbrandt

Über den Beitrag habe ich mich sehr geärgert. Die Autorin setzt Kleidung mit sozialem Status und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gleich und reproduziert so die Vorurteile und Hänseleien, die sie selbst in ihrer Kindheit erlebt hat. Wer sich nur billige Kleidung leisten kann, sollte sich keine Gedanken über die ethischen, sozialen und auch klimaschädlichen Folgen seines Einkaufsverhaltens machen müssen? Entmündigt sie mit diesem Ausschluss aus eben jenen Debatten nicht jene Menschen, mit denen sie sich solidarisch erklären möchte? Die Autorin hat sich, wie der Artikel zeigt, durchaus mit den Produktionsbedingungen von Mode – egal zu welchem Preis diese letztendlich verkauft wird – auseinandergesetzt, zieht daraus jedoch für ihr eigenes Einkaufsverhalten keine Konsequenzen. Das ist zynisch. Dass Alternativen zum Billigkauf wie Second Hand, Kleidertausch und Selbermachen – alles wahrlich längst dem Öko-Spektrum entwachsen – im Beitrag völlig außen vor gelassen werden, ist dann beinahe schon nebensächlich. – Friederike Höhn

Ich kann Ihren Ärger über die Herabsetzung eines Menschen aufgrund seiner Kleidung und den Rückschluss daraus auf seine Lebensverhältnisse sehr gut verstehen. Ein Mensch ist mehr als seine Kleidung, aber wir dürfen nicht vergessen, dass es so viele Menschen gibt, die es nötig haben, sich selbst dadurch aufzuwerten, dass sie andere zurechtweisen und klein machen. Das sind dieselben, die mit ihrem Spritfresser Bio einkaufen und für politisch korrekte Wortwahl eintreten, gerne viel fliegen und umweltschädlich reisen, um damit zu zeigen, wie kosmopolitisch und individualistisch sie sind, dabei folgen auch sie nur dem Mainstream ihrer Gesellschaftsschicht. Nachdenken über sich selbst ist ja eher nicht so angesagt. Und wenn, wie Sie selbst erfahren haben, die Unterschiede in der Kleidung nicht mehr auf den ersten Blick sichtbar sind, dann gibt es immer noch Markenkennzeichen. Die Unterschiede sind da, auch wenn sie feiner werden. – Doris Silligmann

Schon die Überschrift ihres Artikels „Ich trage Billig“ weckte mein Interesse. Besonders spannend und interessant finde ich, wie Sie einen bislang noch wenig genannten Aspekt der sogenannten „Billigmode“ herausarbeiten: die „Durchlässigkeit sozialer Grenzen“ (vgl.) und dadurch die Möglichkeit der sozialen Integration – „Selbstbewusstsein als Form des Widerstandes“. Eine schönere und würdigere Form des Aufstandes gibt es wohl kaum, aber vielleicht auch keine leisere und übersehbarere. In Ihrem Artikel nennen Sie als Gegenstück der „Billigmarken“ Marken wie Versace, Dolce & Gabbana und Armani. Doch sind das wirklich die Gegenteile zu Primark, Kik und Lidl? Vielleicht mag das dem Preisschild zufolge so wirken, doch wie Sie richtig in Ihrem Artikel anführen nicht in anderen Aspekten – Versace, Primark, Dolce & Gabbana, Kik, Lidl und Armani gehören nach ihren Produktionsbedingungen im gleichen Atemzug genannt.
Wie Sie richtig sagen, sollte sich jeder darüber Gedanken machen, was er trägt. Denn auch das ist eine Form des Widerstandes. In Deutschland steigt die Zahl der in Armut lebenden Menschen. In „Moldawien nähen Arbeiterinnen für gerade mal 20 Prozent des Existenzminimums“. Mit dem Kauf der dort produzierten Kleider wird also die Armut anderer Menschen in anderen – von uns fernen – Regionen gefördert. Doch für uns sollte aus dem Auge nicht aus dem Sinn bedeuten. Ja, jeder sollte darüber nachdenken was er trägt. Aber nicht als Alternative zu „morgen nackt die Straße betreten“ (vgl.), sondern aus einem Mindestmaß an Empathie und Mitmenschlichkeit. Auf die Frage, wer die Menschen sind, die 60 Kleidungsstücke im Jahr kaufen, fällt mir eine andere Antwort ein als Ihnen. In meinen Augen sind es Menschen wie Sie, die diese Zahl ausmachen. Menschen, die sich bessere – damit meine ich nicht teurere, sondern fairere – Kleider leisten könnten, jedoch „nicht lange in der Kabine stehen und abwägen, welches Stück sie wieder zurück hängen müssen, weil es das Budget sprengt, sondern einfach alles kaufen“ (vgl.). Diese von Ihnen definierte Freiheit kann nur auf Kosten der Unfreiheit und Gefangenheit in ein System anderer gelebt werden.

Um den Diskurs weg von reiner Problemorientiertheit, hin zu konkreten Lösungsansätzen zu lenken finde ich sollten als Gegenstücke zu Versace, Primark, Dolce & Gabbana, Kik, Lidl und Armani faire Modellabels und second-hand erstandene Teile genannt werden. Denn viel mehr Freude und Stolz als ein Fundstück aus einem x-beliebigen Modehaus machen GLÜCKSFÜNDE aus second-hand Kaufhäusern oder gegebenen Seiten im Internet. Faire Arbeitsbedingungen, Leben weit über dem Existenzminimum für alle und ein Verbot für Ausbeutung – und damit die Schließung, oder Umstellung auf faire Produktion, alle Modelabels, die dies bis dato noch nicht tun – wäre wohl etwas utopisch. Aber ein erster Schritt könnte es sein, dass wir uns bewusst werden, was wir tragen. Wir könnten bewusster konsumieren. Wir könnten darüber nachdenken, warum wir wo einkaufen. – Clara Hettler

Artikel die auf dem ersten Blick nicht meiner Meinung entsprechen lese ich besonders gerne. Nicht selten führt der andere Blickwinkel dazu, dass man Dinge differenzierter sieht oder vielleicht sogar seine Meinung ändert. Das hat bei „Ich trage Billig“ von Yasmina Banaszczuk nicht geklappt. Im Gegenteil: jetzt werde ich mich wohl noch mehr über Menschen ärgern, die mit überfüllten Primark-Tüten durch die Innenstadt laufen. Der Tenor in dem Artikel: Warum mehr Geld ausgeben, wenn doch die teuren Marken unter den gleichen schlechten Bedingungen hergestellt werden? Diese Art der Argumentation hat uns in diese missliche Lage gebracht. Weitere Beispiele: Wenn der US-Amerikaner nicht mitzieht brauche ich auch nicht versuchen die Umwelt zu retten. Was bringt das schon? Oder: Nahrungsmittel, die in den Supermärkten zu kaufen sind, sind weder nachhaltig, noch fair, vielleicht sogar gesundheitsschädlich. Aber irgendwas muss man doch essen, also kann ich auch das Käfighuhn oder Billighackfleisch nehmen.

So kann man sich die eigene schlechte Wahl schönreden, denn die andere Wahl sei ja auch nicht besser. Dazu zwei Punkte: Erstens, wer aufgibt hat schon verloren und zweitens, das ist nicht die ganze Wahrheit. Denn die Kleidung, die in diesen Billigläden angeboten wird, ist in weiten Teilen Wegwerfkleidung. Die sehr niedrigen Preise suggerieren: kauf so viel du willst, das kannst du dir alles leisten. Und wenn es nicht mehr gefällt oder sich in der Wäsche verzieht, kann man es ja entsorgen und etwas neues kaufen. Kein Wunder, dass der Deutsche im Schnitt 60 Kleidungsstücke kauft (wie im Artikel steht). Er wirft sie auch nach wenigen Malen Tragen wieder weg. Dieser verantwortungslose Umgang mit unseren begrenzten Ressourcen sollte unter Strafe gestellt werden. Die Textilindustrie ist eine der umweltschädlichsten. Durch die Auslagerung der Produktion in Billiglohnländer wurde vor allem eines ausgelagert: Umweltverschmutzung. Da sprechen wir nicht von ein bisschen CO2 sondern von giftigen Gasen oder Flüssigkeiten, die ungereinigt in die Umwelt gelangen, Flüsse, Seen und eben auch den Menschen vergiften. Nachhaltig und fair hergestellte Kleidung ist teuer, keine Frage. Aber dafür ist sie qualitativ hochwertig und man hat länger etwas davon. Man kann in einer Fabrik (unter gleichen Bedingungen) gute und schlechte Qualität herstellen. Und man kann zeitlose Kleidungsstücke herstellen oder eben solche die maximal eine Saison getragen werden. Welches ist nachhaltiger? Oder anders gefragt: Wie oft zieht die Autorin die hippe transparente Regenjacke an, bevor sie im Müll oder in der Altkleidersammlung landet? Ob eine zeitlose (ggf. teurere) Regenjacke nach ein paar Jahren immer noch die teurere Alternative gewesen wäre, wage ich zu bezweifeln. – Dr.-Ing. Margarethe Richter

Ich bin 20 Jahre alt, Studentin und gehöre zu der Gruppe von „heuchlerischen Mittelschichtsmenschen“, zumindest laut Frau Banaszczuk, da ich mir dank der „Geldgeschenke“ meiner Eltern Kleidung leisten kann, die das „Fünffache“ der sogenannten Billigmode kostet. Ich bin mir meiner privilegierten Lage bewusst, doch sollte dies ebenso wenig wie der Kauf von Billigmode eine Tatsache sein, für die man sich rechtfertigen muss. Die Rolle, die Frau Banaszczuk der Markenmode zuspricht, halte ich für äußerst fragwürdig – der Erwerb eines hochpreisigen Kleidungsstückes kommt für sie mit dem Erwerb eines Statussymbols gleich. Während Frau Banaszczuk – einfach, weil sie es kann – „fünf, sechs oder zehn Sachen“ kauft, erwerbe ich ein hochwertiges Kleidungsstück für wahrscheinlich den gleichen Preis, trage dieses mehrere Jahre und gebe es, wenn es gut läuft, auch noch weiter. Dies ist bei einem Produkt von Kik oder Primark sicherlich nicht möglich, weil es nach kurzzeitigem Tragen bereits in der Mülltonne landet, die mangelnde Qualität dieser Ware gibt nicht mehr her. Aber für Frau Banaszczuk ist Ressourcenersparnis oder Nachhaltigkeit zumindest in diesem Artikel kein Thema. Im Gegenteil: Frau Banaszczuk glorifiziert das Phänomen der Wegwerfgesellschaft, rauschartige Einkäufe bei Billigketten bedeuten für sie „Freiheit“.

Selbst bei einem schmalen Budget gibt es Alternativen zu den gängigen Modeketten, Secondhand Läden bieten häufig hochwertige oder sogar neuwertige Ware zu einem günstigen Preis an, die noch lange getragen werden kann. Aber Frau Banaszczuk scheint sich an kurzlebigen Modetrends und beliebten Designerstücken zu orientieren, sonst würde sie nicht den Billigketten ein Lob dafür aussprechen, dass ihr Sortiment mit Plagiaten beziehungsweise mit sogenannten `Copycats´ gespickt ist. Ein ziemlicher Widerspruch: Einerseits kritisiert Frau Banaszczuk den Kauf von Marken- oder Designermode und will aber gleichzeitig an den Entwürfen der Designer teilhaben – dass Billigketten unlautere Methoden anwenden, damit ihre Kleidung stets den Trends entspricht, interessiert Frau Banaszczuk anscheinend nicht. Für mich ist es unbegreiflich, dass der von Frau Banaszczuk verfasste Artikel in der Zeit erschienen ist, er kann weder einen sinnvollen Inhalt vorweisen, noch beherrscht Frau Banaszczuk einen sachlichen Ton. Ihre Ausführungen wirken trotzig, aggressiv und beleidigend, es drängt sich dem Leser zwangsläufig der Verdacht auf: Frau Banaszczuk hadert noch immer mit dem unrechten Verhalten ihrer ehemaligen Klassenkameraden. – Ellen Schaefer

Es mag sie überraschen, aber auch Shopping-Queen-Teilnehmerinnen lesen die Zeit und ich darf Ihnen versichern, dass H&M oder Zara durchaus als Shopping-Ziel der Teilnehmerinnen erwünscht wären, aber die Produktionsfirma bekommt von diesen Unternehmen keine Drehgenehmigung. Deshalb sieht man dort nie jemanden shoppen. Natürlich wäre es schön, wenn alle Kleidung unter humanen und ökologischen Bedingungen hergestellt würde. Und ja, ich weiß, es gibt ökologische Labels, aber ich muss zugeben, dass deren Angebot nicht wirklich meinen Geschmack trifft. Deshalb steht es jedem frei, einzukaufen wo er will. Der Unterschied ist meist ausschließlich der Preis. Vor zwei oder drei Jahren brachte ein deutsches Modelabel (das übrigens heute bei einzelnen Artikeln darauf hinweist, dass es eine rein deutsche Produktion ist) eine Blouson-Jacke auf den Markt, die – obwohl zum 100% aus Polyester und in Rumänien wahrscheinlich zu Billigstlöhnen gefertigt – stolze 400 € kosten sollte. In einem solchen Fall verstehe ich nicht, wenn Frau da nicht zum Discounter geht, wo es etwas Vergleichbares zu einem Bruchteil des Preises und wahrscheinlich aus der selben Fabrik gibt. – E. Dietze

So so, mit erhobenem Haupt verlässt Frau Banaszczuk also das Geschäft, wenn sie „einfach alles kauft“ – „weil es geht“. Und grenzt sich (es bleibt ihr Geheimnis, wie) von denen ab, „die jede zweite Woche shoppen gehen, nur so zur Entspannung“. Ihr ganzes Geschwurbel, sie fände es ja eh gut, wenn die EU beim Kleiderimport mehr auf Menschenrechte achten würde, ist entweder dumm oder zynisch. Denn die schiere Masse der unnötig gekauften Textilien (40 Prozent oder wieviel werden ungetragen vernichtet) ist eine ökologische Katastrophe, die mit dem Problem der Sweatshop-Sklaverei locker mithalten kann. Wenn die Autorin ihren inzwischen anscheinend errungenen relativen Wohlstand mit der lächerlichen Legitimation früherer Armut dazu nutzt, ihr Fehlverhalten auch noch medial zu propagieren, wäre es für die Welt wohl besser gewesen, sie hätte auch heute noch zu wenig Geld, um damit Dinge nur deshalb zu kaufen, weil „es geht“. – Michael Praschma

Selbst aus dem Textilfach kommend ist mir schon lange klar, dass es in Sachen Herstellungsbedingungen kaum Unterschiede macht, ob wir bei Primark, COS oder Versace einkaufen, denn „unfair“ produzieren sie alle. Wer bei konventionellen Herstellern den höheren Preis bezahlt akzeptiert lediglich die unverhältnismäßig hohen Gewinnspannen. Wer die Welt also nicht verbessern will kann seine Jeans einfach bei H&M kaufen und spart viel Geld. Wer mit reinerem Gewissen einkaufen will, kann zu „fairen“ Marken greifen, auch wenn die Gütesiegel noch stark verbesserungswürdig sind. Die Designs sind mittlerweile nicht mehr waschbär- oder hess-naturlike, sondern stehen den angesagten konventionellen Marken in gar nichts nach. Bezahlen tut man dort auch nicht mehr als bei Esprit an der Kasse. Wer Nachhaltigkeit bevorzugt kann auf die bewährte Second-Hand-Mode zurückgreifen oder einfach seine alten Schätze auftragen. – Hanna Santelmann

Die Autorin Yasmina Banaszcuk hat sich offenbar intensiv mit der Kampagne für Saubere Kleidung beschäftigt: Sie zitiert diverse Studien über die Arbeitsbedingungen in Billiglohnländern. Das Ergebnis ihrer Recherchen finde ich sehr bedauerlich: Da Edelmarken ebenfalls unter ausbeuterischen Verhältnissen produzieren lassen, könne man genauso gut Billigmode vom Discounter kaufen. Die Kampagne für Saubere Kleidung und viele andere Initiativen zeigen nämlich auch Alternativen auf: In vielen Städten gibt es mittlerweile Geschäfte für fair & nachhaltig produzierte, moderne Kleidung (online ist die Auswahl noch größer). Die Mode kostet etwas mehr als beim Discounter, die Preise liegen aber weit entfernt vom Luxussegment. Meist ist Verarbeitung hochwertig und die Kleidung damit langlebiger. Wer sich Abwechslung wünscht, bringt seine gut erhaltenen Stücke zur Kleidertauschparty – und nimmt sich im Gegenzug „neue“ Lieblingsstücke mit. Es gibt viele weitere Möglichkeiten, sich auch mit schmalem Geldbeutel modisch einzukleiden – ohne dabei Menschen gesundheitlich zu gefährden und auszubeuten. Vielleicht sollte Frau Banaszcuk sich nochmal auf Recherche begeben statt stolz auf ihren ignoranten Lebensstil zu sein. – Kathrin Schell

Der Mensch, der isst gern und sehr gut, aber noch lieber isst er dort, wo es noch einen Tick billiger geht! Der Mensch, der kleidet sich gern und „einfach“ sehr schick ein, und wenn ihm selbst der „Klamotten-August“*) zu teuer ist, dann geht er halt weiter zu KiK, zu NKD oder zu Takko. Der Mensch, der isst keine „Billigstfleischware“ aus der Pfanne, und er trägt auch keine „Billigstbekleidung“ von der Stange, nein, „da macht der Mensch nicht mit“! Der Mensch, der ist doch gegen Tierquälerei und der ist auch gegen Kinder- und Zwangsarbeit!
*) Clemens & August Brenninkmeyer (Brenninkmeijer), niederländische Großfamilie mit dem Textilhandelsunternehmen „C&A“ Mode KG. – Klaus P. Jaworek


 

Leserbriefe zu „Die Fee von Fulda“ von Henning Sussebach und Stefan Willeke

Das ist schön was die Mitarbeiterin macht. Das wichtige bleibt aber: Für den Arbeitslosen einen Beruf zu erarbeiten in den sie gerne arbeiten wollen. Und nicht einen Job finden, den Menschen nur widerwillig ausführen, weil sie nicht gegängelt werden wollen. Den Willen zu optimieren statt einen Job zu propagieren. – Paul Thieme

Die beschriebene intensive persönliche Sozialbetreuung der Langzeitarbeitslosen scheint die einzig richtige und erfolgversprechende Methode zu sein, um möglichst viele der Betroffenen aus der Arbeitsentwöhnung und gesellschaftlichen Isolation herauszuholen und wieder in den Arbeitsprozess zu intergrieren. Ein solches Fördern hätte man gleich mit Beginn der Hartz4-Reform 2005 praktizieren sollen, dann wäre nicht wenigen das Schicksal einer langen Arbeitslosigkeit erspart geblieben. Die aufgeblähte nur aktenführende Jobcenter-Bürokratie muss dringend umgebaut werden, statt sie mit 200 Mio Euro von McKinsey optimieren zu lassen : Weg von der Arbeitslosen-Inquisition, hin zu mehr persönlicher Fürsorge ! Wenn das Gerede von dem Arbeitskräftemangel zutreffend wäre, dann müsste die Wirtschaft der Politik mehr Druck machen, damit aus dem Reservoir der Langzeitarbeitslosen ein möglichst großer Teil wieder den Weg in den Arbeitsmarkt findet. – Stefan Kaisers

Es ist bemerkenswert, wie intensiv und vorbildlich sich Frau Mihm um ihre „Kunden“ im Jobcenter kümmert. Denn so individuell das Schicksal von Arbeitslosen ist, so individuell sollte auch ihre Betreuung sein. Nur so kann man auch Jobs vermitteln, die wirklich zu ihnen passen. Leider ist für viele Vermittler und Fallmanager in den Jobcentern ein solches Szenario schlicht Wunschdenken. Jobcenter sind vor allem Knochenjobcenter. Mitarbeiter leiden überdurchschnittlich häufig unter strengen Zielvorgaben und einer hohen Arbeitsbelastung. Die vom Bund empfohlenen Betreuungsschlüssel werden regional oft stark verfehlt. Da betreut dann eine Fachkraft im Jobcenter rund 200 Personen gleichzeitig. Wie soll man da noch individuell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der einzelnen „Kunden“ eingehen? Das wäre mal etwas, worüber die Politik diskutieren sollte. Stattdessen streitet man sich zum tausendsten Mal über Sanktionen, die kaum jemanden betreffen oder über Hartz IV-Regelsatzerhöhungen, die nichts daran ändern, dass die meisten lieber arbeiten wollen, statt von Vater Staat alimentiert zu werden. – Jonathan Pflanzer

Ein beeindruckend empathischer Beitrag, der von „den Übriggebliebenen“ und ebenso von Frau Mihm ein warmes Bild skizziert – Hut ab! Allerdings sind solche Bemühungen nicht neu, sondern werden seit Jahrzehnten von Mitarbeitenden kirchlicher und anderer Wohlfahrtsverbände in dem Maß geleistet, wie es der Gesetzgeber zulässt. Zweitens verklärt der Beitrag Hartz IV insoweit als er unterschlägt, dass das Gesetz massiv restriktive Bestandteile hat, die gegenwärtig vom Bundesverfassungsgericht überprüft werden. Drittens wäre ein Hinweis darauf gut, dass zu den „Übriggebliebenen“ immer häufiger durchaus hoch qualifizierte Menschen gehören, die den permanent steigenden Anforderungen eines sich fortlaufend beschleunigenden Arbeitsmarktes, wie ihn der Neoliberalismus in allen hoch entwickelten Ländern reproduziert, nicht mehr standhalten können. Ein Blick in die Jahresberichte der Krankenkassen spricht hier Bände: chronische Erschöpfung, Depressionen, Burnout sind ein hoher Preis, der Menschen zu „Übriggebliebenen“ macht. – Wolfgang Sartorius

Lange, zu lange habe ich mich durch den schieren Umfang des ZEIT-Dossiers von dessen Lektüre abhalten lassen. Das hat sich spätestens seit dem einfühlsamen Dichterporträt grundlegend geändert. Und nun diese großartige, ergreifende Geschichte von der jungen Frau aus dem Jobcenter, die dem immer wieder pauschal geschmähten öffentlichen Dienst ein freundliches, lächelndes Gesicht gibt und die man stellvertretend für die Angestellten und Beamten, die ihr Herz nicht hinter Paragrafen und dem Schreibtisch verstecken, sondern den staatlichen Auftrag mit menschlicher Wärme und Zuneigung erfüllen, in den Arm nehmen möchte. Durch solche Berichte, die auch auf die jüngste, sehr zu begrüßende Sozialgesetzgebung eingehen, die solches Handeln ja intendiert und ermöglicht, wird das Vertrauen in unser Gemeinwesen gestärkt. – Dr. Ludwig Engstler

Vielen Dank für das Dossier! Eine Anmerkung, keine Kritik: Heute hat man sich offenbar geeinigt, dass bei einer Arbeitslosenrate von 5% Vollbeschäftigung herrscht. Um 1960 wurde – nach meiner Erinnerung – argumentiert, dass man von Vollbeschäftigung eigentlich erst sprechen könne, wenn es keinen Arbeitslosen mehr gebe (also: null), es nach der Beendigung der Schule vor Antritt der ersten Arbeitsstelle (für die es durchus Hilfsjobs oder sonst Arbeitslosengeld gab) und beim Wechsel von einer zu einer anderen Arbeitsstelle übergangsweise kurze Arbeitslosigkeit geben könne, 100.000 bis höchstens 200.000 Arbeitslose. Dann hatten wir 1966/67 eine „Rezession“, 600.000 Arbeitslose. 1972/73 ähnlich (noch vor dem Ölpreisschock) und einer meiner Professoren diskutierte, ob bei einer Arbeitslosenrate von 1% oder 2% noch Vollbeschäftigung herrsche (mit ähnlichen Argumenten wie ein Jahrzehnt vorher), 600.000Arbeitslose (bei gut 30Millionen Arbeitnehmern) also noch keine Krise bedeuten. Dabei gab es damals zwar Blindenwerkstätten und ähnliche betreute Einrichtungen, aber noch keine Abm-Massnahmen oder 1Euro-Jobber, nur im Ansatz Qualifizierungslehrgänge für vorher Arbeitslose. In den 1980er Jahren gab es die politische Forderung, die Arbeitslosigkeit zu halbieren oder gar unter 1Million zu drücken. Heute also gibt „man“ sich mit 5% (+ Quali + 1€…) zufrieden = 2 bis 3 Mio Arbeitslosen. Ist dies nicht schon ein sagen wir „vier Fünftel“-Einknicken vor dem Problem? Noch ein Detail: 1960, 7Monate vor Ende meiner Volksschulzeit, hatten alle meine Mitschüler bereits eine Lehrstelle, die 2Wochen nach dem Ende der Schule begann (also keine Übergangsarbeitslosigkeit). Ich ging stattdessen auf eine weiterführende Schule im Nachbarkreis, von der der zuständige Berater des Arbeitsamtes in meinem Kreis nichts wusste. – Adolf Ronnenberg

Wenn man weiss, dass es unter den 2,34 Millionen Arbeitslosen 810000 Menschen gibt, die länger als ein Jahr arbeitslos sind und als schwer vermittelbar gelten, dann muss man sich auch mit den folgenden Fakten auseinandersetzen: Fast drei Viertel dieser Langzeitarbeitslosen haben keine abgeschlossene Berufsausbildung, viele haben eine nicht genügende Schulausbildung, andere-besonders Jüngere-sind vom Elternhaus nicht entsprechend betreut worden bzw. sind in HartzIV-Familien aufgewachsen. Das heisst, dass Bildung und Elternhaus eine entscheidene Rolle bei der Entstehung der Langzeitarbeitslosigkeit spielen.Die Aufgabe besteht nun darin, besonders jüngeren Langzeitarbeitslosen nachträglich Schul-und Berufsabschlüsse zu ermöglichen, um sie vor langfristiger Beschäftigungslosigkeit zu schützen. Daneben gilt es, einen sozialen Arbeitsmarkt für ältere Langzeitarbeitslose aufzubauen, damit sie wieder eine Perspektive erhalten. Wenn dann noch in den Jobcentern Betreuer wie Larissa Mihm ihren Dienst verrichten, wäre das aus meiner Sicht zielführend. – F. Humert

Diese Art der Unterstützung von Menschen im ALG 2 Bezug ist nun keine neue Erfindung aus Fulda. In einer ähnlichen Form wurden in Waiblingen in der Nähe von Stuttgart zehn Jahre lang Menschen im Alg 2 Bezug von 2 Sozialpädagogen der Diakonie unterstützt.Einzelcoachings waren immer wieder mal Thema der Arbeitsförderung, wurde aber leider nie flächendeckend installiert. Leider, denn sie sind sehr erfolgreich. – Andrea Petersen-Tschellnig

Ihr Artikel zeigt sehr anrührend die Arbeit einer engagierten Sozialpädagogin. Dabei wird leider nicht erwähnt, dass viele dieser Menschen nur in befristeten Arbeitsverhältnissen beschäftigt werden. Kaum haben sie ein Vertrauensverhältnis zu Kunden und Arbeitgebern aufgebaut, schon läuft der Vertrag aus und nach einer kurzen „Anstandspause“ arbeitet sich die nächste „Fee“ ein. Noch schlimmer sieht es bei den vielen Projekten und Maßnahmen aus, die die Agentur für Arbeit immer wieder neu ausschreibt. Die Anbieter können ihren Mitarbeiterinnen ebenfalls nur befristete Verträge anbieten, können keine angemessenen Gehälter zahlen, so dass die Menschen, die sich um die berufliche Eingliederung Jugendlicher und schwer in Arbeitsprozess integrierbarer Menschen selbst oftmals über keinen sicheren Arbeitsplatz verfügen. Nachhaltige Arbeit wird so natürlich ebenfalls schwierig! – Marianne Kreye


 

Leserbriefe zu „In der Verlängerung“ von Matthias Krupa

Das ganze Hin und Herr der Briten unter der MP May bezogen auf den EU-Austritt (Brexit) muss ein Ende finden, da einfach zu viel Unsicherheit das ganze System, die Wirtschaft u.v.a. lähmt. Habe dazu aber eine Vorschlag: sollte die EU einer weiteren letzten Fristverlängerung zustimmen, sollte dies unbedingt mit der Bedingung einhergehen, dass es ein 2tes Referendum in UK/GB geben muss. Das ist zwar ein Eingriff in die Souveränität Englands, schafft aber völlige Klarheit, ob die Briten den Brexit überhaupt wollen. Eventuell dann der Exit vom Brexit und man kann sich dann wieder in der EU und in GB den wirklich wichtigen Themen unserer Zeit widmen. Meine Argumente: die Brexit-Abstimmung 2016 erfolgte auf der Basis vieler sog. Fake News. Eventuell haben da auch Manipulationen vergleichbar USA bezogen auf Cambridge Analytica stattgefunden. Viele Briten – vor allem die Jugend – haben an der Abstimmung nicht teilgenommen, weil sie sich a) der Konsequenzen eines Brexit überhaupt nicht bewusst waren, b) diesen gar nicht einschätzen konnten oder c) aus Bequemlichkeit, zur Wahlurne zu gehen. Das müßte heute in 2019 völlig anders sein. Und am Rande (makaber): über 500.000 Briten sind innert der vergangenen 2 ½ Jahre verstorben; gerade ältere – vor allem wohl reaktionäre, nationalistisch eingestellte Männer sind ja für den Brexit – die Jugend nicht. – Sven Jösting

Ein Austrittsabkommen zwischen Großbritannien und der EU ist weiterhin umstritten. Im beiderseitigen Interesse wäre das besonders wichtig für die wirtschaftlichen Beziehungen,z.B. eine weitere Mitgliedschaft der Briten im europäischen Binnenmarkt bzw. eine Freihandelszone EU-Großbritannien. Aber: Die Welt ist ein Irrenhaus und in London ist derzeit die Zentrale. Es steht jetzt schon fest: Brexit wird als typische unnachahmliche britische Komödie in die Geschichte Europas eingehen. – Dr.Rudolf Mittendorfer

Sie schreiben für den Fall eines ungeregelten Brexits: „vor allem aber wäre das Vertrauen zwischen Großbritannien und der Union für lange Zeit zerstört.“
Wie kommen Sie zu dieser Weisheit? 2016 haben die Briten über das Verlassen der EU eine Volksabstimmung gemacht. Allein dieser Vorgang zeigt, dass das Vertrauen der Briten in die EU nicht allzu ausgeprägt gewesen sein kann. Und das Ergebnis hat das bestätigt; eine Mehrheit war für „Leave“. Heute, zwei Jahre danach, lehnt man sich nicht sehr weit aus dem Fenster, wenn man sagt, die Briten hätten auch nicht mehr allzu viel Vertrauen in sich selber bzw. ihre Politik. Das Vertrauen der EU in die Briten hat schon mit Frau Thatcher einen Knacks bekommen. Mit dem Referendum von 2016 hat der sich nicht geschlossen. Und heute, zwei Jahre später, weiß in der EU niemand mehr, was man von den Briten halten soll. Zerstören kann man nur, was es gibt. Und viel Vertrauen ist auf beiden Seiten nicht mehr übrig. Das Vertrauen wird nicht wieder wachsen, während sich die Hängepartie noch länger hinzieht.

Und was soll die EU von einem Mitglied halten, das nach diesem Theater auf der Ziellinie umkehrt und doch drin bleibt? Wie weit dürfte die EU auf ein Abkommen zählen, das unter solchen Umständen als Notlösung entstanden wäre? Der Ausstieg unter Beibehalt der ohnehin nicht lösbaren historischen Widersprüche (Nordirland) britischer Politik würde im ersten Moment zu Turbulenzen führen und alle viel Geld kosten (alles andere nicht?). Aber die EU verträgt sich und treibt Handel mit Nichtmitgliedern schon seit ihrer Gründung. Das geht also. Klarheit ohne aus der Mitgliedschaft der Briten übrig gebliebene Fesseln (so würden Notverträge auf der Insel unweigerlich angesehen) würde eine Basis schaffen, auf der ein neues Vertrauensverhältnis zwischen Insulanern und Kontinentalen langsam wachsen könnte. Als die Briten damals für „Leave“ gestimmt haben, war auch mir nicht klar, wie verfahren das Verhältnis zwischen EU und vor allem England offenbar schon lange war. Ich war entsetzt. Aber allmählich sehe ich in einem ungeregelten Brexit ein Chance für alle. – List

Brexit – Warum man in Deutschland Theresa May nicht versteht
Der Wille des Volkes („the will of the people“), das Mantra, das die Brexit-Befürworter ständig vor sich her tragen, um damit jegliche Argumente gegen den Brexit zu beenden, hat seinen Ursprung im britischen Wahlsystem und damit im britischen Denken. Das Grundprinzip des britischen Wahlsystems ist die Methode des „First-Past-the-Post-Voting“, oder anders ausgedrückt, “the winner takes all” (der Gewinner nimmt alles). Eine Stimme mehr als die andere Seite und ein gewählter Volksvertreter ist berechtigt, den Willen aller Menschen in seinem Wahlkreis zu vertreten! Die Stimmen für die unterlegene Partei bzw. deren Kandidat, sind komplett verloren. Für die meisten Britten ist das britische System normal und deshalb spielten auch die 48% der Stimmen, die für einen Verbleib in der EU gestimmt haben, für Theresa May niemals eine ernsthafte Rolle. Das Brexit-Chaos zeigt, dass das britische System in dieser Entscheidung an seine Grenze kommt, denn die Brexit-Entscheidung ist für das Land, seinen Zusammenhalt und seinen direkten Nachbarn Irland schlicht lebenswichtiger, als übliche Gesetzesentscheidungen, die sonst im britischen Parlament verabschiedet werden müssen. – Peter-Jürgen Kramer

Im Gegensatz zum Aufruf von Herrn Krupa, die EU müsse die Nerven bewahren, weil Partner Großbritannien es wert sei, gehöre ich zu den EU-Bürgern, die dem Pokerspiel des britischen Parlaments um die verschiedenen Varianten eines Brexit nur noch wenig Sinn abgewinnen können, den ich in drei Sätzen zusammen- fassen und begründen möchte:

  1. Das widerwärtige Schauspiel um die endlos wiederholte Fest- stellung des Mr. Speaker „The noes have it!“ ist demütigend für Insel-Briten, aber auch für Festland-Europäer. Demütigung der eigenen Bevölkerung sehe ich als Folge des Hochmuts der Parlamentarier, trotz der unglaublichen Volksver- dummung durch Brexetiers wie N. Farage und B. Johnson immer noch wie die erstarrte Maus vor der Schlange zu stehen und das Brexit-Votum der eigenen Bevölkerung irgendwie umsetzen zu müssen. Sie wollen weder das eigene Gesicht noch ihren Parlamentssitz verlieren, die Brexetiers nicht einmal ihren Sitz im Europaparlament. Auch die rechtschaffenen briti- schen Parlamentarier – und davon gibt es sicher eine stattliche Anzahl – wagen sich nicht aus der Deckung und lassen die ver- logenen Brexit-Veranstalter ungeschoren weiter agieren. Dabei ist die Finanzierung des Anti-EU-Votums längst auch in Britannien Gegenstand gerichtlicher Ermittlungen. Die bundesdeutsche Bevölkerung wurde durch die ZDF-Zoom-Sendung „Wurde der Brexit gekauft?“ des Investigativ-Journalisten Dirk Laabs über die dunklen Geldquellen aufgeklärt, die das Brexit-Votum finan- zieren halfen. Seither ist jeder TV-Zuschauer in der Lage, die Reichweite EU-feindlicher Akteure abzuschätzen und fühlt sich angesichts der Hilflosigkeit der Politik solchen Wahlfälschungs- Manövern gegenüber genauso gedemütigt, verraten und verkauft.
  2. Die Auftritte des Herrn Farage und anderer Brexetiers vor dem EU- Parlament zeugen von der abgrundtiefen Verachtung dieser Leute für die EU. Wer wie Herr Farage sein EU-Parlaments-Mandat aus Steuergeldern aller EU-Mitgliedsländer finanziert erhält, dem muss eine besondere Mischung aus Spekulantentum, Pokerspielwitz und Scheinheiligkeit zueigen sein, wenn er alles hintertreibt, was die EU bisher zusammen- hält. Vermutlich sind ihm millionenschwere Vergünstigungen zugesagt worden, wenn er die EU zerschlagen hilft. Sowohl Herr Trump als auch Herr Putin haben daran reges Interesse. Da lohnt sich für einen solchen EU-Parlamentarier sogar das Sägen an seinem eigenen Parlamentarier- Sessel.
  3. Die britischen Parlamentarier im EU-Parlament und die im britischen Unterhaus sind es momentan nicht wert, für sie weiterhin die Nerven zu bewahren und weitere Verlängerungen für den EU-Austritt zu ge- währen. Die britische Eigenart, durch Aufspringen vom eigenen Sitz oder laute Äußerungen im Parlament Zustimmung für Redner zu bekunden, be- weist mir die Disziplinlosigkeit solcher Parlamentarier. Wie war das wieder mit dem Abstand von zwei Degenlängen zwischen Regierungs- partei und Opposition im Unterhaus? Die Gegner sollten sich nicht an Ort und Stelle umbringen können. Für einen Farage und einen Johnson scheint mir selbst eine solche Tischbreite zu kurz gewählt. Kürzlich ging die Nachricht durch die Kanäle, dass Herr Farage, der mit einer Deutschen verheiratet ist, für seine Kinder im deutschen Konsulat in London deutsche Pässe beantragte. Er soll sich dazu durch einen falschen Bart unkenntlich gemacht haben. Ob diese Nachricht auch den von ihm bedienten Fake News zuzuordnen ist? Stimmt die Nachricht aber, dann scheint es ihm einen Höllenspaß zu bereiten, auch deutsche Auslandsbehörden an der Nase herum zu führen. Ich erinnere mich an einen Besuch bei einem unserer Abgeordneten im Straßburger Europaparlaments. Er zeigte uns den Parlamentssaal, aber auch seine Umzugskisten, die gerade wegen des turnusmäßigen Umzugs nach Brüssel gepackt werden mussten. Weil es spät geworden war, lud er uns ein, im Parlaments-Restaurant noch eine Kleinigkeit zu essen, um uns für die Rückfahrt auf die andere Rheinseite zu stärken. Doch das Restaurant war von britischen Parlamentariern zur Hälfte besetzt, die dort einen Geburtstag oder eine andere Gelegenheit feierten und uns lauthals aus dem Saal hinauspöbelten. Auch unser Parlamentarier zog es vor das Weite zu suchen und wir verzichteten gerne auf die französische – aber britisch besetzte – Küche.

Meiner Meinung nach ist das britische Pokerspiel vorbei. Der Nutzen Britanniens für die Eu ist bereits nach Frau Thatchers Sondervergünstigungen begrenzt gewesen. Das Austrittspaket ist von Herrn Barnier geschnürt. Die Briten sollen ihre Koffer packen und endlich nach Hause gehen. Wollen sie wieder eines Tage beitreten, dann nicht mehr zu Sonderkonditionen. Ein weiterer Verbleib mit der Beteiligung an den EU-Wahlen wäre ein Desaster für Europa. Damit würden nur die Äxte der Spalter geschärft. Europa muss sich auf seine eigenen Stärken besinnen und sich nicht von britischen Sonderwünschen und vergangenen Kolonialträumereien blockieren lassen. Die Zeit des Taktierens auch durch die Täuschungsmanöver von Frau May ist endgültig vorbei. Die Briten sollen erst einmal ein Grundgesetz und einen modernen Parlamentsstil bei sich zu Hause schaffen. Sie passen noch lange nicht zu Europa. – Eduard Hauck

So Recht Sie damit haben, dass Großbritannien auch zukünftig zu Europe gehören wird, so falsch halte ich Ihre Bereitschaft, auch über den 22. Mai mit den Briten über deren Ausstieg zu verhandeln. Erstens wird das m. E. nichts ändern, es ist über zwei Jahre zwischen May und den übrigen Europäern verhandelt worden – und dabei in der ganzen Zeit KEINE Gespräche geführt worden zwischen Labour und Torries. So haben Regierung UND Opposition sich das Desaster selbst zuschreiben – oder sie müssen jetzt endlich den A* hoch bekommen und von den hohen Rössern runter klettern: Brexit ist kein lustiger Wahl-Wettbewerb, sondern eine existentielle Entscheidung. Zweitens wäre für die übrigen 27 ganz „schlechtes Karma“, wenn die Briten noch irgend welchen (möglicherweise nur gefühlten) Einfluss auf die EU der kommenden Jahren hätten. Für Demokratie und Akzeptanz in der EU wäre das wohl katastrophal – für EU ablehnende Kräfte wäre es ein Fest. – Michael Koehn

Das Brexit-Votum war für viele Menschen innerhalb und außerhalb Großbritanniens eine „Sturzgeburt“, der man in der Tat nicht noch eine weitere folgen lassen sollte. Der Austritt eines Landes aus der EU ist ein Novum (für die Ewigkeit?!), dem alle Beteiligten mit größter Achtsamkeit zu begegnen aufgefordert sind. Darum verbietet sich jeder weitere wankelmütige Opportunismus, jede von Gleichgültigkeit oder Engstirnigkeit getragene Momentum-Strategie. Die Politiker beider Seiten, der britischen wie der europäisch vereinigten, müssen deshalb nicht zuletzt wie Mandatsträger und Anwälte zweier Ex-Partner verhandeln, die sich nach einer – hoffentlich einvernehmlichen – Scheidung auch noch gegenseitig ins Gesicht sehen können wollen. – Ira Bartsch

Die Demokratie in UK bewegt sich zwar auf der Stelle, aber sie bewegt sich noch und lebt! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbriefe zu „Wer soll für die Umwelt zahlen?“ von Petra Pinzler

Die Angst, der Realität ins Gesicht zu sehen, hilft dem Grauen, sich auszubreiten.“ Diese Erkenntnis des italienischen Schriftstellers Claudio Magris kommt einem bei den Debatten um den Klimawandel in den Sinn. Und genau das wollen Greta & Co. uns jeden Freitag klar machen. Doch die Politiker zögern; sie wollen an der Wachstumslogik der Wirtschaft nichts ändern und raten zu homöopathischen Maßnahmen beim Klimaschutz. Ehrlicher und richtiger wäre es, den Geologen zu folgen, die eine Kehrtwende mit dem Anthropozän anstreben. Die Wissenschaftler wollen mit dem neuen Erdzeitalter die Grenzen der Belastbarkeit der Erde sowie die Natur-Gesetze für alle wieder stärker zur Geltung bringen und eine umweltverträgliche Zukunftspolitik einleiten. Dann wird (auch bei Wahlen) schnell klar, wer für die Umwelt zahlen muss und kann. – Edmund A. Spindler

Will man wirklich die Ursache des Klimawandels angehen, ist eine CO2-Steuer die zielführendste Maßnahme. Sie belastet tatsächlich diejenigen, die den größten Beitrag zum Klimawandel leisten. Aber Umweltpolitik wird in der Tat nicht funktionieren, wenn der „Konsum aller von Staats wegen teurer“ gemacht wird. Um das hier eingenommene Geld den Menschen zurückzugeben und gleichzeitig dem Klima zukommen zu lassen, sollte der Einstieg in den kostenlosen ÖPNV erfolgen: In einem bestimmten Radius können alle Verkehrsmittel umsonst genutzt werden. Das entlastet gerade die Bezieher kleinerer Einkommen: Autofahrten entfielen bzw. sind nur zum nächsten Park-and-Ride-Parkplatz erforderlich. Gleichzeitig muss natürlich das Angebot schrittweise ausgebaut werden. Wer weiterhin unbedingt Auto fahren will, zahlt eben mehr. So ließe sich auch im Verkehrsbereich viel CO2 einsparen, ohne zu Verboten greifen zu müssen. – Dr. Torsten Walther

Endlich wird es mal ausgesprochen im Artikel von Frau Pinzler: „Deswegen halten viele Umweltökonomen anders als Altmaier wenig davon, weiter auf Wirtschaftswachstum zu setzen“. Anders als Altmaier und noch viel weninger anders als alle diejenigen, die vom Wirtschaftswachstum so richtig profitieren und durch ihre riesigen Vermögen die größte Macht in der Welt in den Händen halten und mit unermüdlichem Lobbyismus und Kampagnen (Geld dafür ist ja reichlich vorhanden) dafür sorgen, dass es kaum jemand merkt, sondern die allermeisten unwissend mitspielen. In fast jedem Artikel in diesem Wirtschaftsressort hätte ein wirtschaftswachstumskritischer Satz gehört, weil sich dieser Quasireligion nahezu alles unterordnet. Flüchtlinge, die zurück nach Libyen gebracht werden, Kündigung bei Bosch weil der Ingenieur die Unternehmensethik ernst nimmt, … Und es wird resigniert zur Kenntnis genommen, weil die Unternehmen schließlich ihre Verpflichtungen einhalten müssen. Vor allem die Verpflichtung, jedes Jahr mehr Gewinn zu generieren als im Jahr zuvor. Warum wird so selten darauf hingewiesen, dass genau diese scheinbare Selbstverständlichkeit notwendigerweise dazu führen muss, unsere Erde für uns Menschen unbewohnbar zu machen und längst schon dazu geführt hat, dass es unglaublich vielen Menschen schlecht geht, obwohl es nicht sein müsste? Es ist doch spätestens seit dem Bericht des Club of Rome in den siebziger Jahren bekannt!

Und warum wird Kritik am Wirtschaftswachstum immer gleich mit Kommunismus in Verbindung gebracht. Man kann doch auch ohne Kommunismus, ganz demokratisch, Realitäten anerkennen und sich auf eine Lebensweise einrichten, bei der alle genug und niemand übermäßig mehr als genug hat. Und das muss auch überhaupt nicht bedeuten, dass es keine Unterschiede geben darf und besondere Leistungen nicht auch besonders belohnt werden. Lediglich ethisch fragwürdige Vermögen müssten begrenzt werden. Soweit mir bekannt ist, gäbe es dafür sogar eine rechtliche Grundlage, unser Sittengesetz nämlich. Es wäre möglich, sich darauf demokratisch zu einigen, ein Vermögen von – beispielsweise – über 1 Milliarde Euro, als unsittlich zu deklarieren und das, was darüberhinausgeht an die Allgemeinheit zu übergeben für Investitionen, die allen zugute kommen. Dann wäre der für manche Menschen offenbar unwiderstehliche Reiz, immer mehr und mehr Vermögen anzuhäufen und dafür notfalls auch über Leichen zu gehen, schlicht begrenzt. Ebenso begrenzt wie die Ressourcen unserer Erde aber auch die menschlichen Ressourcen. Denn wir beuten uns ja alle ständig aus und die Folgen sind z. B. im Gesundheitswesen zu sehen. Die Zunahme von stressbedingten Erkrankungen wie Burnout, Herz-Kreislauferkrankungen, Depressionen etc. bis zu der Zunahme von psychischen Erkrankungen schon bei Kindern und Jugendlichen werden immer wieder mit der Zunahme von Druck und Stress in Verbindung gebracht. Schneller, besser, effizienter etc. sollen wir alle bei allem sein. Auch die Erholung sollen wir geschickt gestalten, unseren Körper sollen wir stylen und stählen, die Freizeit effektiv nutzen, dabei natürlich auch möglichst viel Geld ausgeben. Und immer mehr Menschen brechen darunter zusammen. Entschuldigen Sie diesen wortreichen Ausbruch :-) – Sibylle Riffel

Ich hätte da auch noch eine Anregung (in der Schweiz schon angewendet): Kfz-Steuer umstellen! Bezahlt wird nicht nach Hubraum sondern nach Gewicht des PKWs. Die so prestigeträchtigen SUVs werden also viel höher besteuert als der Diesel-Mittelklassewagen, der wirklich für den Arbeitsweg oder zum Einkaufen benötigt wird. Nicht nur Kohlekraftwerke, schlecht gedämmte Gebäude, Strom fressende Altgeräte und Flugreisen sind ein Ärgernis sondern eben auch die ständige Aufrüstung auf unseren Straßen. Wer trotzdem meint, er braucht so einen Panzer für Fahrten in der Stadt, muss eben dafür zahlen. Auch so würden die Reichen den Klimaschutz mitfinanzieren. – Renate Heinold

Arme Menschen verreisen fast nie, reiche Menschen sind fast ständig auf Achse.
Arme Menschen fahren in der Regel keinen SUV, reiche Menschen haben einen ganzen Fuhrpark für sich alleine!
Welche der beiden „Menschen-Gruppen scheinen wohl die größeren „Umwelt-Banausen“ zu sein? – Klaus P. Jaworek

DER VERBRAUCHER NATÜRLICH! MAN NEHME DEN CO2 AUSTOSSS DER NATION UND TEILE IHN DURCH DIE ANZAHL DER EINWOHNER, NINUS EINES PROZENTSATZES FÜR VERBESSERUNG zB 10%. DIESE GUTHABEN WERDEN VIELE ARME NICHT AUFBRAUCHEN UND SO ENTSTEHT EIN REGER MARKT UND DIE BESSERSITUIRTEN KÖNNEN SICH BEDIENEN. IM DIGITALEN ZEITALTER DÜRFTE DIE AUSFÜHRUNG KEIN PROBLEM DARSTELLEN. ZUGUT ERINNER ICH MICH NOCH AN DIE LEBENSMITTELMARKEN NACH UND WÄHREND DES KRIEGES – GÜNTHER DÖLGER


 

Leserbriefe zu „Keusche Provokationen“ von Barbara Vinken

Vielen Dank für den spannenden Beitrag über muslimische Mode in der aktuellen Die ZEIT.

Ich möchte anregen, um zu diesem Thema eine breitere Perspektive sichtbar zu machen, die renommierte österreichische Filmemacherin, Historikerin und vielfache Buchautorin Anita Lackenberger zu einem Artikel oder Interview für die ZEIT einzuladen; u.a. hat sie auch einen Film über die Rolle von Musliminnen gedreht – Mode, Models und Muslima – Die Islamische Revolution der Frauen -, der mehrmals auch im österreichischen Fernsehen gezeigt wurde. – Gertrude Eigelsreiter-Jashari

Modest Fashion: das ist eine faszinierende Entwicklung, nicht nur in der Modewelt! Das Ergebnis des ungehemmten Profitstrebens westlicher Modelabel, das sich über alle religiösen, rituellen und sonstigen Bekleidungsbescheidenheiten souverän hinwegsetzt, hat de facto zu einer Situation geführt, in der alle Klarheiten beseitigt und viele Möglichkeiten offen sind. Das städtische Narrativ wird bunter und lebendiger und interessanter werden. Verwirrende Fragen tun sich auf wie zum Beispiel: Trägt diese Frau mit dem hübsch gestylten Kopftuch dasselbe gezwungenermaßen oder aus freiem Antrieb und falls letzteres: entsprechend ihren persönlichen religiösen Vorstellungen oder einfach aus Freude an dem schönen Stück (ein Kopftuch kann ja bezaubernd sein, und ich ahne, dass westliche Damen bald begierig nach solchen geheimnisvollen Accessoires greifen werden). Vielleicht wird ja Modest Fashion im Iran und anderswo zu einer fortschreitenden Befreiung der Frauen aus der Monotonie der schwarzen Kutten und von anderen Beschränkungen führen. Wenn Schönheit und Freiheit Hand in Hand gehen, dann sollten wir diese Moderichtung umtaufen in Fashion Unchained. – Ludwig Engstler-Barocco

Die schönsten und bestangezogensten Frauen dieser Welt sind für mich die Inderinnen in ihren Saris, dicht gefolgt von den Afrikanerinnen in ihren bunten Trachten – angemessen, authentisch und ausdrucksvoll gekleidet. Weder islamisch verhängt noch nuttenhaft ausgezogen – beides Kleidungsformen, die bei mir eher am anderen Ende der Werteskala rangieren. – Ulrike Burbach

Vielen Dank für die Illustration zum Artikel im Inhaltsverzeichnis. Es geht nicht um Religion, es geht ums Geldverdienen. Denn was soll Allah von einem Kopftuch halten, das mit Nikes „swoosh“ verziert ist? Nike war eine griechische Siegesgöttin, das Logo ist ihr stilisierter Flügel. Hoffentlich bleibt der Boxerin das ewige Feuer erspart! – Rolf Meyer

Trägt die Frau freiwillig ein Kopftuch, so ist das für mich in Ordnung, das kann dann auch gerne modisch gestaltet sein. Wird sie dazu gezwungen geht das garnicht. Einer Nonne verbietet man ja auch, hierzulande, nicht ihren Habit; was zur Ausübung ihrer Religion gehört. Verschleierungen wie Burka oder Niqab u.ä., also Kleidung, die das Gesicht verhüllt fällt für mich allerdings unter das Vermummungsverbot. Und eine Frau, die ein Stoffgitter vor den Augen tragen muss, trägt ihre eigene Gefängniszelle mit sich herum. – Thomas Miesel


 

Leserbriefe zu „Gegen die Einsamkeit“ von Martin Spiewak

Vielen Dank für den Beitrag. Als ehrenamtliche Mitarbeiterin der Telefonseelsorge interessiert mich das Thema sehr und ich habe den Artikel als erstes aus der neuen Ausgabe der ZEIT herausgezogen, um ihn zu lesen. Leider fand ich bereits in der ersten Spalte einen Fehler, der mich persönlich beunruhigt. Dort steht, Anrufer der Telefonseelsorge bräuchten einen konkreten Grund, um anzurufen. Das ist falsch! Ich bitte mit Nachdruck um Richtigstellung dieses Fehlers, da das Verbreiten solcher Fehlinformationen unsere Anrufer verunsichert und abschreckt. Jede Person darf jederzeit bei der Telefonseelsorge anrufen – um zu reden, zu schweigen, zu weinen, zu lachen, über Suizidgedanken oder über das Wetter zu sprechen. Das ist der Kern unserer Tätigkeit – jede*r ist immer mit jedem Anliegen oder Nicht-Anliegen als Mensch willkommen. Das gilt für alle Telefonseelsorgeeinrichtungen in Deutschland. Unser Auftrag und die Ausbildung der Ehrenamtlichen sind bundesweit einheitlich. – Ein/e Leser/in

Ein sehr wichtiges Thema. Die „Alten“ in unserer Gesellschaft, leben Einsam schon seit langer Zeit. Was hinzukommt ist der Alltag in dem sie nicht mehr zurechtkommen, das wird zu wenig beachtet. Sie werden schlicht und einfach mit dem Leben nicht mehr fertig. Die Jüngeren in der Gesellschaft lassen das alt sein auch spüren. Sie kommen sich überflüssig vor. Was das bedeutet, scheint der Gesellschaft nicht klar zu sein. Selbst mit der deutschen Sprache und dem Spezialwörtern sind sie überfordert. Es fehlt in der Politik eine Spezialabteilung für Einsamkeit. In England gibt es ein Ministerium für Einsamkeit – wie ich hörte. Das wäre auch bei uns überfällig. – Gunter Knauer

Ich lebe ganz bewusst gewählt mit meiner Großmutter in einem Haus, sie unten, wir oben. Somit haben wir alle unsere Privatsphäre, aber sind nie gänzlich allein. Sie bekommt meinen Sohn viel mit, freut sich über ihren Urenkel und unterstütz mich viel. So kann mein Mann gut seinem Studium nachgehen. Dann ist immer mal so dies und das, wobei ich ihr helfen kann. Für mich eine Kleinigkeit, für sie eine große Unterstützung: es kommt ein „schwieriger“ Brief, der sie überfordert mit so vielen Hinweisen, die sie verwirren, ich lese ihn und sage ihr, dass sie nichts weiter tun muss, weil der neue Stromanbieter sich um alles kümmert. Ich schaue kurz nach, welchen Bus sie nehmen muss, um pünktlich bei ihrem Arzttermin zu sein.
Und dann frage ich sie, ob wir mit bei ihr essen können, weil ich es wieder nicht geschafft habe zu kochen, da mein Sohn krank ist. Dies ist wiederrum für mich eine riesen Unterstützung und für sie eine Kleinigkeit und eine Freude.
Ich finde, so sollte es sein in den Familien. Es braucht mehr Zeit, aber das ist es wert! Oder sollte ich mehr arbeiten, aber dann eine Haushaltshilfe benötigen? – Ein/e Leser/in

Als Rätoromane erstaunt mich der large Umgang mit dem Reichtum der deutschen Sprache. Entgegen den neolateinischen Sprachen, die einzig das Wort seul, solo, sulet kennen, unterscheidet die deutsche Sprache zwischen dem Alleinsein und der Einsamkeit. I’m lonely, but not alone! Das Abhandeln der Einsamkeit auf der Ebene der fehlenden Gemeinschaft und der mitmenschlichen Kontaktes greift deshalb zu kurz. Man kann allein auch glücklich sein, die Einsamkeit hingegen weist auf die Sinnleere des Lebens, wie sie etwa Frankl entwickelt hat. Und hier öffnet sich in Zeiten des Konsums und der Unterhaltung ein weites, leider oft unbeackertes Feld, das sich mit sozialen Kontakten allein nicht beackern lässt. – Romedi Arquint

Zu dem Artikel möchte ich Sie auf eine Initiativer einer Gruppe junger Leute hinweisen, die in einem brandenburgischen Dorf zwischen Nauen und Brandenburg jeden ersten Samstag im Monat auf dem Gelände der dortigen Kirche im Rahmen des Programms „Kultur im ländlichen Raum“ Pizza backen und für das nötige Umfeld sorgen. Es steht allen Bürgern frei, dorthin zu kommen und auf Basis einer freiwilligen Spende, sich zu laben. Hier wird also auch ein lobenswerter Einsatz geleistet, der Kontakte möglich macht und gegen die Einsamkeit wirkt. Vielleicht berichten Sie sogar einmal darüber. Mehr Infos bei mir. – R. Ahrens


 

Leserbriefe zu „Die beste Zeit, ein Mann zu sein“ von Rudi Novotny

Lackmustest für echte Emanzipation und Gleichberechtigung
Wunderbar zu lesen, welche Möglichkeiten der Lebensgestaltung sich den Neuen Vätern, jenseits alter Rollenbilder, offenbaren! Halleluja! Dass sie die Kinder betreuen WOLLEN ist ja das wunderbar Neue, dass sie sich damit wohl und auch männlich erleben ist der Quantensprung. Als 1991 mein ältester Sohn geboren wurde, war ich rasch aus dem Männerkollektiven verabschiedet: Mittags mit Baby im Tragetuch in der Fußgängerzone… merkwürdig im Wortsinne. Die Frauen wollten mir tatsächlich Orden ans Revers heften für das, was sie schon immer taten. Nun gilt es für die Neuen Frauen zu zeigen, ob sie wahrlich emanzipiert und gleichberechtigt sind und damit auch wirklich umgehen können, jenseits aller überstandener Kämpfe um genau das. Für die finanziell unabhängige Frau, die nun auch noch einen Neuen Mann an ihrer Seite hat, könnte die Versuchung groß sein, bei zu großem Stress oder Konflikten in der Beziehung, diese – trotz Kindern und wegen Karriere und Selbstverwirklichung – aufzugeben, wissend, dass die Kids bei ihrem Mann in besten Händen sind. Bitte macht nicht dasselbe, was wir Männer immer schon destruktiv-falsch mit unseren Familien gemacht haben… Weggehen, statt zu reden, statt zu kämpfen, statt zu ringen, statt zu streiten und statt zu weinen um Lösungen jenseits von Egoismen und Narzissmen; für die Kinder und die eigene Familie… sie sind zerbrechlich und unbezahlbar… Bitte… Meine Kinder werden in diesem Jahr 14, 16, 18 und 28. Der Älteste geht längst seiner Wege, die Jüngeren drei leben bei mir. – Andreas Zöller

Eine Gruppe von Männern wird, wie so oft in Artikeln zu diesem Thema, wieder einmal mit keiner Silbe erwähnt: die der Trennungsväter, die sich auch nach der Trennung weiterhin mit um ihre Kinder kümmern wollen, aber nicht mehr dürfen. Die bei der Scheidung von der Mutter ihrer Kinder auch gleich von ihren Kindern geschieden wurden; gerade so, als hingen diese noch an der Nabelschnur und seien Leibeigentum der Mutter. Die von Jugendämtern und Familiengerichten zurück ins 19. Jahrhundert und in die ausschließliche Rolle des Geldverdieners zurückkatapultiert werden, oft inklusive der damals häufigen 60-Stunden-Woche, da ihnen von den Gerichten eine “erhöhte Erwerbsobliegenheit” aufgezwungen wird, damit sie genügend verdienen, um im Leben ihrer Kinder sich selbst durch ihr Geld, genannt Kindesbarunterhalt, ersetzen lassen zu dürfen. Denen zwar in langwierigen Gerichtsverfahren ein “Umgangsrecht” mit ihren Kindern zugestanden wird, das ihnen aber oft nichts nützt, da es für die Mütter meist keine Konsequenzen nach sich zieht, wenn sie sich über solche Gerichtsbeschlüsse hinwegsetzen und den Umgang boykottieren. Von denen daher viele ihre Kinder monate- oder gar jahrelang nicht sehen, bis Kinder und Väter einander völlig entfremdet sind und jede Chance für das Wachsen einer Vater-Kind-Beziehung dahin ist. Nachdem ein Fünftel aller Familien in Deutschland sog. Einelternfamilien sind, und in über 90% von diesen es der Vater ist, der fehlt, handelt es sich hier nicht mehr um eine verschwindend kleine Minderheit, die man ignorieren kann, sondern um eine Epidemie der Väterausgrenzung. Das ist die unerträgliche Doppelmoral in der Geschlechterdebatte: einerseits wird der Neue Mann gefordert, andererseits werden Heerscharen von Vätern, die genau das sein wollen, daran gehindert! Und das auch noch unter dem scheinheiligen Vorwand des Kindeswohls! – Torsten H Sommer

Mich hat an dem Artikel eine Sache gestört: Das Foto – wer hat das denn ausgesucht? Der Mann „schultert“ seine Aufgaben als Vater? Das Mädchen mit rot lackierten Fußnägeln und kurzem Kleidchen wirkt eher wie „Eroberung“ des Mannes. Finde ich ziemlich unpassend. – Katrin Stern

Seit langer Zeit etwas Ehrliches, Ernst zu Nehmendes und Offenes zum Thema Mann [Frau]. Sehr hoffnungsvoll, vielen Dank. Ich war selbst ein paar Jahre Hausmann, habe meine Frau mit drei kleinen Kindern in Urlaub geschickt, Intensivstudium. – Hans Joachim Hühner

So sympathisch ich Herrn Novotnys persönliche Einstellung zum Thema Männerrolle und Familie finde, so enttäuscht bin ich von diesem Beitrag. Die Jubelarie auf den „neuen Mann“ mag von Umfragen gestützt werden, doch hat der Autor jemals davon gehört, dass Menschen in Umfragen das eine sagen, im wirklichen Leben aber das andere tun? Mag sein, dass im Jahr 2019 80 Prozent der Deutschen finden, ein guter Vater solle möglichst viel Zeit mit seinen Kindern verbringen. Was aber sagt es aus, dass die Hälfte der geschiedenen Väter keinen Unterhalt zahlt und eine knappe Hälfte über die Jahre jeden Kontakt zu den bei der Mutter lebenden Kindern verliert? Mag sein, dass die übergroße Mehrheit beider Geschlechter findet, es tue einer Partnerschaft gut, wenn beide arbeiten. Tatsache ist aber auch, dass die meisten Deutschen bei einer Familie das Modell „Er verdient – sie verdient in Teilzeit dazu“ bevorzugen – mit den bekannten Folgen, was das Einkommen und die Absicherung im Alter angeht. Auch die ambivalente Haltung vieler Frauen wäre ein interessanter Aspekt gewesen. Für Frauen bedeutet die neue Männlichkeit vor allem, dass „er“ auch Schwächen und Unsicherheiten zeigt? Jobtitel egal? Der Autor sollte einmal die Probe aufs Exempel machen und einen normal aussehenden, sympathischen Freund mittleren Alters in einer Frauenrunde wahlweise als mittellosen Straßenkünstler, geschiedenen Hausmann oder Anti-Karrieristen mit Hausmeister-Teilzeitjob vorstellen. Wetten, dass die Damen -auch solche, die gerade unbemannt sind und gerne einen Partner hätten- sehr verhalten reagieren? Ganz anders, als wenn er denselben netten Freund als Lehrer, Software-Entwickler oder Lufthansa-Pilot vorgestellt hätte? Von einer Zeitung wie der „Zeit“ erwarte ich, dass sie diese blinden Flecken analysiert, statt Zuckerguss über das Thema zu gießen. – Ellen Daniel


 

Leserbriefe zu „»Geld lässt sich beliebig vermehren«“ von Kerstin Kohlenberg und Mark Schieritz

Wie einfach und leicht kann Ökonomie und Geldpolitik sein. Bei Anwendung der vorgeschlagnen Maßnahmen werden als Draufgabe auch noch kranke nationale Haushalte problemlos saniert. Diese Expertin gehört in unseren Sachverständigenrat. – Klaus Grasenick

Mir ist unverständlich, wie Sie das Interview mit der Ökonomin Stephanie Kelton unkommentiert abdrucken können. Schüler und Studenten können durch die Banalität der Aussagen von Kelton verwirrt und irregeführt werden. Es grenzt schon an unverfrorener Dummheit zu behaupten, dass das Geld im Computer entstünde und dass der Staat fast unbegrenzt über Geld verfügen könne, weil er es einfach drucken und unter die Leute bringen könne. Wäre dem so, hätten die Staatsführer dies schon längst getan (die Faschisten unter Hitler haben das Vermögen der Menschen mit ihrer Kriegspolitik vernichtet; wäre es bloßes Papier gewesen, wie das Interview suggeriert, dann wäre es für den kleinen Mann nicht schlimm gewesen). Der Vergleich der Volkswirtschaft mit dem Biber, der einen Damm bauen will und sich einfach Stöcke und Bäume am Uferrand zusammensucht, mahnt daran, dass die Quelle von Geld nicht der Drucker des Staates, sondern die produktive Arbeit seiner Staatsbürger ist, wie es Karl Marx, ein wirklich linker Ökonom im Gegensatz zu Kelton, überzeugend in seinem Werk „Das Kapital“ ausgeführt hat. Das Interview vermittelt dem leichtgläubigen Leser ihrer Zeitung, dass man nicht arbeiten müsse, um zu Geld zu kommen, sondern dass man es auf leichtere Weise erlangen kann – was für eine bestimmte Klasse von Menschen auf der Erde auch tatsächlich zutreffend ist. Diese Klasse will scheinbar nicht verstehen, dass die Aneignung von Mehrwert versiegen würde, wenn alle Menschen nicht mehr arbeiten würden. Da hülfe auch kein Staat, der verzweifelt seine Druckmaschinen anwirft, oder der Computer, dem Menschen unwissend Geld entlocken wollen (wie sollten Maschinen auch Geld gebären). Es wäre sehr hilfreich, wenn Sie in einer Ihrer nächsten Ausgaben eine analytische Entgegnung auf diesen Artikel veröffentlichen könnten. Ich glaube, dass sich viele Ökonomen finden werden!
PS: Kann es sein, dass die ZEIT in ihrem politischen und ökonomische Teilen an intellektueller und analytischer Schärfe verliert? – Holger Liebich

Das Intro unterm Euroschein auf S.19 zeigt, dass die Zeit „überhaupt nicht kapiert“ hat, wie die sog. Moderne Geldtheorie (MMT) funktioniert. Beim „Was wäre, wenn Staaten ihre Probleme lösten, indem sie mehr Schulden machten?“ kann man nur sagen: Bürger eines jeden Landes werden eine solche Idee nicht für gut halten. Kelton und die anderen Vertreter dieser Theorie werden damit in keinster Weise gerecht. Im Gegenteil sogar! Wenn ich das Interview aber lese, bekomme ich leider den Eindruck, dass Kelton nichts weiter als die „konventionelle“ Handhabe der Geldschöpfung (durch die Zentralbanken) modifiziert: Die Verschuldung sollte bloß bei einer höheren Inflation halt machen. Aber so ist MMT gar nicht gedacht! Sie sagt: Man könnte mit MMT Kriege finanzieren. Das ist richtig. Hitler hat seinen Krieg mehr oder weniger auch auf der Grundlage von MMT „gemacht“. Damals hieß das noch „Staatliche Theorie des Geldes“¹ und ist 1905 von Georg Friedrich Knapp entwickelt. Noch etwas: Kelton scheint Steuern etwa für eine Nebensache zu halten. Steuererhebung und deren Höhe ist bei MMT aber eine ganz wesentliche Komponente! Es geht nämlich entscheidend um das aufrecht erhalten der Zirkulation des Geldes, auf eine andere Weise eben als etwa Silvio Gesell sich das mit seinem sogenannten Schwundgeld vorstellte. – Rob Maris

Geld lässt sich beliebig vermehren, nur dessen Wert nicht, das wissen die Deutschen seit 1923, denkt man sich zunächst. Doch halt: Was wäre, wenn die Menschen in Deutschland nicht gewusst hätten, dass das Geld beliebig vermehrt wird? Wenn keine Geldscheine mit dem Aufdruck „1 Milliarde Reichsmark“ in Umlauf gekommen wären? Wäre dann die „wahrgenommene“ Inflation später oder gar nicht eingetreten? In Stephanie Keltons System geht es nämlich gar nicht um die sichtbare Geldmenge wie 1923. Es geht um eine für die Menschen zunächst unsichtbare Geldmengenvermehrung, die z.B. in Computern „verdeckt“ stattfindet. Die US-Ökonomin Stephanie Kelton ist sich sicher, dass sich so die Wirkmächtigkeit des Geldes beliebig vermehren läßt. Sie nennt das „Modern Monetary Theory“ (MMT). Wie funktioniert das? Stephanie Kelton zeigt dazu das Foto eines Biberdamms und fragt: „Wo hatte der Biber das Geld her, um den Damm zu bauen?“. Sie beantwortet die Frage selbst. Der Biber denke sich nämlich: „Da drüben gibt es Äste, die hole ich mir jetzt und baue meinen Damm.“. Und weiter: „… und wir Menschen, die Krone der Schöpfung, haben Beton und Arbeitskräfte und wir fragen uns, woher wir das Geld herbekommen?“, sagt Kelton. Ich möchte nun das Staudamm-Projekt der Biber auf den Menschen übertragen. Dazu braucht es statt der Äste den wertvollen „betonfähigen“ Sand zur Betonproduktion. „Unendlich“ vorhandener Wüstensand tut’s nicht, für den Beton. Der betonfähige Sand muss z.B. von Küstenlinien abgebaggert werden, z.B. in Afrika, z.B. in Nigeria, um dann per Schiff zur Damm-Baustelle in den USA transportiert zu werden. Wenn ich davon ausgehe, dass die USA den Sand nicht einfach nehmen, so wie die Biber die Äste, wird es zu einem Tauschgeschäft kommen: Der nigerianische Sand-Produzent erhält Dollars, der Kunde in den USA Sand. Und jetzt kommt der Clou: Der Sandkäufer muß die Geldvermehrung verdeckt anlegen, z.B. als Geldschöpfung im Computer. Würden die USA in Nigeria vor aller Augen eine Notenpresse aufstellen, die die Banknoten öffentlich frisch ausdruckt, würden schnell Zweifel aufkommen: Ist das Geld denn echt? Gibt es da vielleicht beliebig viel davon? Doch selbst dann würde es noch funktionieren, wenn irgendwo noch Menschen sind, die noch nicht wissen, daß das Geld nun unendlich vermehrt wird. Bei diesen Ahnungslosen würde der Sand-Produzent schnell seine frischen Dollars in Waren umtauschen. Das unendliche Geldsystem läuft, solange die Schnellen schnell und schlau sind und genügend verdeckt handeln und genügend Langsame nicht wissen, wie ihnen geschieht. Stephanie Keltons „Modern Monetary Theory“ der „unendlichen Geldvermehrung“ ist ein Schneeballsystem. – Wolfgang Alt

Die Lösung der Mietproblematik steht im Wirtschaftsteil: Der Staat sollte Schulden machen und bauen, bauen, bauen, solange bis die Miete bei niemandem mehr als 20 Prozent des Einkommens übersteigt. – Renzo Campialti


 

Leserbriefe zu „Blindgänger“ von Ulrich Ladurner und Michael Thumann

Auf Deutschland ist kein Verlass in dieser Frage. Humanität gegen Kriegseinsatz mehr ist nicht drin. Auf den ersten Blick ist diese Haltung ehrenwert. Für militärische, internationale Einsätze zu wenig. In der internationalen Verantwortung stehend, ein Armutszeugnis. Dann wäre ein Austritt aus allen internationalen Gremien ehrlicher. Ob das im Sinne des Vertreters ist bezweifle ich. Es lässt sich nicht alles mit Geld bezahlen und auch nicht mit humanen Handlungen. Ich weiß natürlich auch; Deutschland steht auf Grund seiner Vergangenheit im Zwiespalt. – Gunter Knauer

Die Überschrift „Blindgänger“ trifft die Situation des Verteidigungswillen für Europa auf den Punkt genau. Ich möchte hier zwei Aspekte ergänzen.
Ersten. Die Nato existiert seit 1949. Der amerikanische Präsident Tramp fordert seit über einem Jahr deutlich mehr Engagement der Europäer, vor allem von den Deutschen. Er liebäugelt mit einen Austritt aus der Nato. Verunsicherung und Unberechenbarkeit stehen auf der Tagesordnung. Die Angst und die Reaktionen der Europäer sind nachvollziehbar. Nur, es wird eine Zeit nach Tramp geben. Das kann in knapp zwei Jahren, oder in knapp 6 Jahren sein. Eine sich dann ergebende positivere Beziehung zwischen Amerikaner und Europäer ist eher wahrscheinlich. Und bis dahin sollte eine kluge Außenpolitik die Nato bestärken. Bei strategischen Fragen spielt die Zeit eine zweitrangige Rolle. Warten wir doch einfach ab .
Zweitens. Eine echte europäische Armee fordert die Kanzlerin Angela Merkel im EU Parlament. Eine echt mutige Forderung, wo sie doch seit 2010 der Bundeswehr einen harten Sparkurs verordnet hat, der zuerst einmal eine schnöde aber teure Nachrüstung erforderlich mach, um die Truppe wieder handlungsfähig zu machen. Unabhängig davon mag ich gar nicht über eine europäischen Armee mit europäischen Befehlsstrukturen ernsthaft nachdenken! Der Nato Vertrag enthält keine automatische Beistandspflicht, es sei an den Irak Krieg erinnert. Auch hier sage ich, warten wir doch einfach ab. Die Nato ist die beste Lösung. Wirtschaftliche Kooperationen auf dem „Verteidigungssektor“ waren und sind sinnvoll. – Walter Schroiff

Die Verwirklichung einer europäischen Armee, welche aufgrund höherer Schlagkraft und effizienter Kostenverteilung durchaus eine Legitimation hat, kann selbstverständlich nur durch eine hohe militärische Kooperationsbereitschaft der Mitgliedsländer realisiert werden. Doch diese Zusammenarbeit hat moralische Grenzen. Nämlich genau dann, wenn gemeinsame Rüstungsprojekte in von Diktatoren geführten Kriegen eingesetzt werden und für Gräueltaten sowie humanitäre Katastrophen mitverantwortlich sind. Causa Kashoggi und der Jemenkrieg sind aktuelle Beispiele. Für die Unstimmigkeiten der gemeinsamen europäischen Verteidigung darf daher nicht die Bundesrepublik verantwortlich gemacht werden, sondern die unmoralische Rüstungsexportpolitik europäischer Bündnispartner. – Dennis Heindorf

Gewinne für zivile Konfliktbewältigung nutzen
Unter Partnern braucht es Kompromisse – so auch beim Export europäischer Gemeinschaftsprodukte im Militärbereich. Aber die nach Deutschland fließenden Gewinne aus Rüstungsexporten in Krisen- und Kriegsgebiete müssen nicht in die Taschen der Aktionäre und in den deutschen Steuersäckel gehen. Die Bundesregierung kann die deutschen Exportgenehmigungen an die Auflage knüpfen: Die Gewinne werden abgeführt, um zivile Konfliktbearbeitung zu finanzieren. Die gesetzliche Grundlage hierfür wäre, wenn noch nicht vorhanden, über den Bundestag zu schaffen. Die Herstellerfirmen haben dann die Wahl: mit Auflage oder gar nicht. So lässt sich „das Geschäft mit dem Krieg“ einigermaßen kompensieren und gleichzeitig, wo sinnvoll, eine europäische Verteidigungspolitik voranbringen.

Verteidigungsfähigkeit gegenüber Russland ist das eine, ausgewogene Informationen zum europäisch-russischen Verhältnis sind das andere. Hier nennt Ihr Artikel interessante Zahlen: Russlands Rüstungsausgaben liegen unter einem Drittel derjenigen der EU-Staaten und unter einem Neuntel der US-Ausgaben. Auch wenn die Russen ihre Zahlen nach unten rechnen: Der Westen wendet offensichtlich ein Vielfaches der russischen Rüstungsausgaben auf. „Ausgewogene Informationen“ heißt auch: Nicht vergessen, wieviel der Westen mit seiner Hegemonialpolitik dazu beigetragen hat, dass die Ost-West-Entspannung der 1990´er Jahre beendet ist und Vorboten für einen neuen kalten Krieg (oder Schlimmeres) aufgezogen sind. Warum wird die Schuld im Medien-Mainstream einseitig Russland zugeschoben? – Michael Sadtler


 

Leserbriefe zu „Zum Wohl“ von Alice Bota und Özlem Topçu

In schlechter Gesellschaft
Die Autorinnen tragen ihr Anliegen vor und versuchen es mit Fakten zu untermauern. Warum allerdings gebrauchen sie dabei „alternative Fakten“? Warum begeben sie sich in unselige Gesellschaft durch Verbreiten solcher fake news? Der Satz, die Afd sie durchweg rassistisch („Seine Parteikollegen äußern sich offen rassistisch“) ist nicht nur undifferenziert, nicht nur polemisch, sondern in seiner Verallgemeinerung ideologisch und unrichtig. Und der Folgesatz erst recht: „.. verlassen den Plenarsaal des Bayerischen Landtags, wenn die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch spricht“. Jederman der das mitbekam weiß , dass es genau so NICHT war. Die Abgeordneten standen auf und verließen den Saal, als Frau Knobloch in ihrer Rede unvermittelt die AfD explizit als Gefährdung der freiheitlich-demokratischen Ordnung in Deutschland bezeichnete und sie so an den Pranger stellte. Das wollten/ konnten die Abgeordneten nicht ertragen und vollzogen diesen Schritt, wie es vermutlich die meisten an ihrer Stelle auch getan hätten. Der Satz der Autorinnen verschweigt dies geflissentlich, zerreißt den Kontext, insinuiert hier bewusst eine antisemitische Haltung – und schafft damit „fake news“. Mit journalistischer Schlampigkeit ist das nicht mehr erklärt- es ist vielmehr die ungewollte Demonstration der Richtigkeit der Thesen von Thea Dorn – die ideologische, illiberale und intolerante Grundhaltung, die sie monierte (und die wie eben aufgezeigt nicht einmal vor Unwahrheiten zurückschreckt) – besser hätten Frau Bota und Frau Topcu es nicht bestätigen können. Peinlich für die beiden! Und mal wieder eine schwarze Stunde für den Journalismus. – Karl-Heinz Grau

Vielen Dank für den Artikel und damit für die Replik auf den Text von Thea Dorn „Abrüsten, Avantgarde!“. Mich hat der Text von Frau Dorn noch lange nach dem Lesen beschäftigt und ich habe ihn im nahen Umfeld mehrfach nachbesprochen. Wie dort zu fordern, dass die weitere Emanzipationsarbeit zugunsten von Minderheiten ihrer Meinung nach ‚pausiert‘ werden soll, um der (wie auch immer definierten) Gruppe der ‚Konservativen‘ eine Überforderung zu ersparen, finde ich wirklich absurd. Ich muss sagen, dass ich aufgeatmet habe, als ich in der dieswöchigen Ausgabe eine Entgegnung auf Dorns Artikel von Alice Bota und Özlem Topçu vorgefunden habe. Und wie erfreulich zu sehen, dass sie in ihrem Artikel auch meinen zentralen Kritikpunkt der Sinnhaftigkeit der Karenz weiterer Emanzipationsbewegungen aufgreifen: „Wie lange wäre denn angemessen? Und wer sollte darüber bestimmen? Auch die Frage nach dem Sinn einer solchen Emanzipationspause lässt Dorn unbeantwortet.“ Um noch weitere Fragen zu stellen: Welche Folgen und Implikationen hätte wohl eine solche ‚Pause‘? Würde ein Aussetzen des Fortgangs des Diskurses nicht konkret die emanzipatorische Kraft bisheriger Errungenschaften für Minderheiten schwächen? Mit welchem Recht sollten Menschen legitimieren können, sich an die Herstellung gleichwertiger Chancen von Minderheiten und die Akzeptanz verschiedener Lebensentwürfe erst gewöhnen zu müssen und damit ihr abstraktes „Wohlbefinden“ über die Position der Menschen zu stellen, deren Rechte und gesellschaftliche Stellung gestärkt werden sollen? Danke auch für die Aussage: „Nun, es gibt kein Grundrecht darauf, keine Veränderung oder Überforderung im Leben zu erfahren“, bei der ich wirklich schmunzeln musste. – Theresa Bechtel

„Emanzipation ist erschreckend leicht abzuwickeln. Wenn Frauen, Migranten, Juden, Homosexuelle nicht bereit sind, sich mit dem Bestehenden zufrieden zu geben, dann auch deshalb, weil sie diese Gefahr kennen – anders als viele Vertreter der Mehrheitsgesellschaft.“ Statt immer wieder nur die gleichen, angeblich minderprivilegierten Bevölkerungsgruppen herunterzubeten, sollte man sie doch ein wenig differenzierter betrachten: „Migranten“ sind in ihrer überwiegenden Zahl Muslime, die, aufgerufen von islamischen Glaubens- und Heilslehrern, die „Emanzipation“ gerade der drei andern o. g. Gruppen wieder „abwickeln“ sollen! Ausgerechnet manche Links-Grüne, ja manche Feministinnen fordern sogar, man müsse dabei Rücksicht nehmen auf die kulturelle und gesellschaftliche Prägung der Immigranten! Sich stattdessen an die Regeln des Gastlandes zu halten – dies zu erwarten, ja zu verlangen – traut sich öffentlich kaum jemand! Es gehört kein besonderer demografischer Weitblick dazu, sich vorzustellen, welche Gruppe – ohne daß ein radikaler Politikwechsel vollzogen wird – in nicht allzu ferner Zeit die Mehrheitsgesellschaft stellen wird! Ob die Forderungen nach immer weitergehender Emanzipation und Toleranz so, wie sie an die jetzige, genauso lautstark dann auch an die künftige Mehrheitsgesellschaft gerichtet werden: daran darf wohl mit Recht gezweifelt werden! – Dr. med. Ulrich Pietsch

Bota und Topcu schätzen den Wahrheitsgehalt ihrer Zeitung nicht hoch ein, denn zu den Verboten, die Dorn und „die“ Konservativen „riechen“, brachte die ZEIT viele Beispiele.Wie die Redaktuerinnen behaupten können, man dürfe Komplimente über Dekolletés machen, ist angesichts des Falles Brüderle rätselhaft. Der Politiker verstieß gegen kein Gesetz, sondern gegen Verbote, die eine Minderheit aggressiver Feministinnen ungefragt im Namen „der“ Frauen“ aufstellt, und zur Jagd und Bestrafung von Brüderle führten. So wie ihm ergeht es vielen, die gegen Verbote, die in bestimmten Milieus wirkungsvoll produziert werden, verstoßen. Und wer darauf aufmerksam macht, behauptet, die Gesellschaft sei auf dem Weg zu einer totalitären Gesellschaft? Das läßt sich als linksliberaler Taschenspielertrick bezeichnen, mit dem Äußerungen, die all die behaupteten Fortschrittsleistungen kritisch hinterfragen, desavouiert werden sollen. Passend dazu das nicht nur unterschwellig sichtbare, sondern offen benannt Feindbild in diesem Artikel: der Konservatismus. – Karl-Heinz Eckert


 

Leserbriefe zu „Die Frau ohne Namen“ von Laura Cwiertnia

Von der Zeit darf ich, glaube ich, erwarten, dass die Instanzen des deutschen Strafprozesses zutreffend benannt werden und ein derart fehlerhafter Text nicht unredigiert oder schlampig redigiert veröffentlicht wird.
1. Berufungsverhandlungen in Strafsachen finden, gegen erstinstanzliche Urteile des Amtsgerichts, stets vor dem Landgericht statt. Also steht UP3 auch nicht „vor dem Oberlandesgericht Köln“ vor Gericht, sondern befindet sich eben nicht nur örtlich „in Saal 112 des Landgerichts Köln“. Und statt zu raunen, mit einem Urteil sei „in wenigen Wochen zu rechnen“, wäre es hilfreich gewesen mitzuteilen, wann weiter verhandelt werden wird bzw. wie viele Verhandlungstage angesetzt sind. Falls das der Autorin bekannt ist.
2. Der Satz „Vor wenigen Tagen wurde sie vorzeitig aus der U-Haft entlassen, für den Fall, dass der Berufungsrichter die Strafe reduziert.“ ergibt nicht nur juristisch keinen Sinn und offenbart Ahnungslosigkeit, nicht nur Unkenntnis. Ganz abgesehen davon, dass es „den Berufungsrichter“ nicht gibt: Es handelt sich um eine sog. kleine Strafkammer – Berufsrichter, zwei Schöffen. – Donay

Bezugnehmend auf den Artikel „Die Frau ohne Namen“ erlaube ich mir folgende Kritikpunkte:
1. Der Artikel ist inhaltlich fehlerhaft. Eine Berufungshauptverhandlung kann strafprozessual nicht vor dem Oberlandesgericht Köln stattfinden. Dieses wäre lediglich für eine Sprungrevision zuständig. Im beschriebenen Fall muss, da das Amtsgericht Kerpen erstinstanzlich zuständig war, das Landgericht Köln zur Berufungsentscheidung berufen sein.
2. Die redaktionelle Verortung des Artikels in der Rubrik „Wirtschaft“ erschließt sich mir schlicht nicht.
3. Inhaltlich gibt der Artikel keine Antwort auf die Frage „Was bewegt UP3?“. Er verliert sich vielmehr in einer anmaßenden Bewertung des Strafverfahrens vor dem Amtsgericht Kerpen, wobei die Autorin offensichtlich keinerlei juristisches Grundwissen aufweist. Die im Untertitel angelegte spannende Frage, wodurch die junge Frau zu einer radikalen Aktivistin wurde, bleibt dadurch unbeleuchtet. Schade! – Dr. Jens Stammer

Es gibt kein von Menschen gemachtes Gesetz, das über dem Leben steht. Es gibt keine Rechtfertigung für die Vernichtung der menschlichen Lebensgrundlagen. Das haben viele junge Menschen sehr klar verstanden, und sie werden die Hybris und Verblendung der Generation, die jetzt in der Verantwortung steht, nicht mehr hinnehmen. Dafür stehen auch der Hambacher Forst und die 23-jährige Australierin und Aktivistin ohne Namen. – Walter Moritz

Vorsicht geboten
Eine australische Architektin jettet nach Europa und will durch Klopfen auf einen Kochtopfdeckel zur Erhaltung des Hambacher Forsts beitragen. Sie sei sich anfangs etwas blöd vorgekommen, sagt sie. Ob sie das ist, kann ich nicht beurteilen. Ich rate aber Jedermann zur Vorsicht, falls die Absicht besteht, von der Dame UP3 ein Bauwerk entwerfen zu lassen. Ich würde für mich nicht einmal ein Baumhaus planen lassen. – Rudolf Müller


 

Leserbriefe zu „Stinkt so schön nach Schweiß“ von Ijoma Mangold

Schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben einen Artikel über Hornbach zu schreiben. Es wäre jedoch viel besser gewesen, es zu lassen oder wenn Sie sich die Zeit genommen hätten tatsächlich zu recherchieren. Dann hätten wir gar nicht in Südkorea anfangen müssen, sondern in Deutschland, genau wo der Werbespot ausgestrahlt wurde. Es wäre schnell klar geworden, dass es sich nicht nur um verärgerte Südkoreaner*innen handelt, sondern auch um Asiatisch-Deutsche und asiatisch-markierte Menschen und von der Petition her auch um viele andere Gruppen. Fangen wir doch mal mit ihrem „Asiate mit Super-Brain-Gesicht“ an. Haben Sie sich da an „wissenschaftlichen Rassismus“ orientiert oder woher kam die Bemerkung? Waren es die „Schädelforschung“ vom „Asiaticus Luridus“ oder dem „Mongoloid“ mit einer Kombination vom Klischee der Asiat*innen als Menschen gut in Mathe und Naturwissenschaften? Für mich sieht es stark nach einer Reproduktion von Stereotypen aus. Noch problematischer mit einer Analyse angelehnt an Rassentheorie, anders kann ich mir Ihre Analyse nicht vorstellen. Vielleicht wissen Sie auch oder anscheinend eher nicht, dass es eine lange Migrationsgeschichte von Asiat*innen hier in Deutschland gibt. Wir wurden Knoblauchfresser*innen genannt und na ja es ging eigentlich nie um den Schweißgeruch von Biodeutschen, sondern immer um unser stinkendes Essen und unseren Geruch, der beseitigt werden musste. Hätten Sie die Petition mal durchgelesen, wüssten Sie auch, dass es sich hier nicht um ein Hirngespinst von Koreaner*innen handelt und die Frage wer jetzt auf wen steht. Es geht darum, dass asiatische und asiatisch-markierte Frauen* im Westen, ja auch in Deutschland, mit dem Stereotyp als hypersexuelle und gehorsame Frauen*, die auf weiße Männer stehen, zu kämpfen haben. Besonders bei 400000 Deutschen, die jährlich u.a. nach Asien für Sextourismus reisen, ist es auch ein wenig lächerlich zu behaupten, es handele sich hier um einfaches Kopfkino. Kurz und knapp genau wegen diesem Stereotyp werden viele asiatische und asiatisch-markierte Frauen sexueller Gewalt ausgesetzt. Hornbach verfestigt diesen Stereotypen und anscheinend sie auch, nein noch schlimmer Sie bringen ja auch noch „Rassentheorie“ mit rein und reden Gewalt- und Rassismuserfahrungen von einer Minderheit klein. – Olivia Hyunsin Kim

Wenn man schon „erhebliches kulturelles Hintergrundwissen“ im oben genannten Artikel erwähnt sollte man zumindest so weit recherchieren, dass die entsprechenden Automaten mit getragener Unterwäsche von Mädchen in Japan auch jetzt noch ein alltägliches Bild darstellen. In den richtigen Vierteln Tokyos übrigens nicht im Sexshop aufgestellt, sondern im Eingangsbereich von Spielarkaden oder 24h-Märkten, die Preise sind erstaunlich niedrig und noch erstaunlicher ist das diese Automaten anscheinend so gut frequentiert werden, dass viele Produkte regelmäßig ausverkauft sind…. – Cornelia Commenda


 

Leserbriefe zu „Ärmelgraben“ von Josef Joffe

Die Beiträge von Josef Joffe sind für mich immer wieder eine intellektuelle Lehrstunde. Die Gepflogenheiten und die Sitzordnung des Unterhauses mit ihrem „Speaker“ zeigt mir schon, wie Demokratie in England umgesetzt wird. Das hat mich begeistert. Ich stelle mir vor, wenn unsere Bundeskanzlerin Auge in Auge mit ihrem Konkurrenten ihren „Mann“ stehen müsste. Dagegen ist unser Bundestag eine autoritäre, bürokratische Zwangsverwaltung. Die vorgestanzten Reden sind fast alle eher zum einschlafen, wie oft beobachtet. – Gunter Knauer

Mir gefällt der Begriff der “ meerumschlungenen Freiheit“… Vielleicht muss es ja kein Mythos bleiben. Wenn die Briten konsequent den Brexit vollziehen und es wagen, groß zu denken, wie es Angelsachsen im Allgemeinen ja können, dann stünde womöglich die Vision der Vereinigten Staaten der Welt vor ihrem inneren Auge und sie würden sich als Vorkämpfer der Einheit der Menschheit verstehen, einer Einheit in Freiheit und Vielfalt. Why not? Think big! – Marion Claus

Haben Sie bei der Beschreibung der Briten „brutal,grausam und menschenverachtend“ unter „realistisch“ eingeordnet? So war die Welt eben damals? Wie lange haben sie (die Briten) das meiste Geld mit Sklavenhandel verdient? und wie haben sie sich ihr „Weltreich verschafft“, sprich Kolonien erobert? Ja so war die Welt damals! Wie sagte Nietzsche doch so ungefähr?: Jahrtausende brutalster Zucht und Ordnung – gerechtfertigt im heutigen (Über-) Menschen also in Uns? – Na denn- Prost Mahlzeit! – Dieter Herrmann


 

Leserbriefe zur Deutschlandkarte „Abiturquote“ von Friederike Milbradt und Laura Edelbacher

Auch wenn ich Ihre Infografik zu den oben genannten Thema sehr interessant und den beigefügten Info-Text in Teilen nachvollziehbar fand, hat mich eins doch sehr geärgert. Sie behaupten, ohne weitere Hinweise oder Quellen, dass das Abitur in Bayern schwerer ist. Mich würde ernsthaft interessieren, wie sie zu dieser Aussage kommen? Gibt es dafür nachvollziehbare empirische Belege oder haben Sie den meiner Meinung nach üblichen Irrglauben übernommen? Regelmäßig höre ich nämlich (meist immer nur von Abiturienten aus Bayern und Baden-Württemberg, die extrem stolz auf ihr Abitur sind), dass sowohl das Abitur in Bayern oder Baden-Württemberg viel schwerer ist als in anderen Bundesländern. Nachvollziehbare Belege hat mir bis jetzt niemand geliefert. Vielleicht können Sie mir weiterhelfen. – Philipp Lechtenberg

Im aktuellen Zeit Magazin N.15 bezweifle ich die Aussagekraft der Deutschlandkarte zur Abiturquote an. Aus der Beschreibung lässt sich folgern, dass die Zahlen sich nicht auf die dort wohnenden Schüler und Schülerinnen bezieht, sondern auf die, die dort einen Abschluss machen. Im Landkreis Würzburg allerdings gibt es lediglich ein Gymnasium, d.h. es ist von vorneherein klar, dass dort fast niemand ein Abitur macht (da die meisten in Würzburg Stadt zur Schule gehen). Somit lässt sich nicht aus der Karte folgern, dass in Bayern weniger Schüler und Schülerinnen Abitur machen, als in in einem anderem Bundesland. – Luis Wachter

Mein armer Mann gehört zu jeden immerhin neun Prozent der männlichen Bevölkerung, die an einer Rot- Grün Sehschwäche leiden. Die letzte Deutschlandkarte (Abiturienten) hat ihn schier zur Verzweiflung gebracht, weil er die verschiedenen Grüntöne nicht unterscheiden konnte. Es sieht ja Ton in Ton sehr geschmackvoll aus, aber eine deutlichere Unterscheidung wünschen wir uns für diese Art von grafischer Darstellung schon lange. Und dass Ihnen genügend Farben zur Verfügung stehen, kann man an den dargestellten Schülern gut erkennen. (Das Nämliche gilt für Statistiken!) Helfen Sie uns bitte! – Karin Drexl


 

Leserbriefe zu „Im Zucchini-Funkloch“ von Elisa Schwarz

Bezeichnend ist, dass das grundsätzlich viel schnellere kabelgestützte Internet in Ihrem Artikel GAR NICHT erwähnt wird: warum verschweigen Sie, dass der diskutierte der Ausbau mit Funkmasten und -leistung bei einer umfassenden strahlungsarmen Verkabelung der „Funklöcher“ gar nicht erforderlich wäre ? Es rächt sich jetzt, dass die Mobilfunkindustrie die Strahlungsleistung ihrer Sendemasten nicht offen dokumentiert und diskutiert: sie könnte bei ordentlicher Vorverkabelung auf ein unverzichtbares Restmaß begrenzt werden ! – Dr. Dirk Bade

Zu der in Ihrem Beitrag erwähnten Sorge, dass elektromagnetische Strahlen schädlich sein können anbei ein aktueller Beitrag aus „Natur und Heilen“; bemerkenswert inbes. auch die Infos auf S. 32 oben, nach denen z.B. in Indien seit 2017 Mobilfunkmasten in der Nähe von Schulen, Spielplätzen und Krankenhäusern verboten sind. – Dr. Jochen Böhmer

Nachdem mich die Telekom mit dem besten Netz im Funkloch sitzen ließ, habe ich meinen D1 Mobil-Vertrag gekündigt. Inzwischen bin ich bei WinSim (Drillisch Online GmbH) und soweit zufrieden denn auch ohne LTE bin ich wenigstens erreichbar. Warum verpflichten wir unsere Provider nicht, einfach im Bereich der Funklöcher (oder generell ) Roaming zuzulassen? Das wäre eigentlich genauso einfach wie ein Tempolimit auf unseren Autobahnen zur CO² Reduktion umzusetzen. Kein Funkmast müsste gebaut werden um die „grauen“ Funklöcher zu stopfen. Der Netzausbau sollte in den Gebieten vorangetrieben werden wo es gar kein Netz gibt! Das ist wahrscheinlich auch „wider dem gesunden Menschenverstand“. Vielleich sollte mal ein 16jähriger Schüler unserem Minister Scheuer das vorrechnen: der Spritverbrauch steigt überproportional mit der Geschwindigkeit! Die Versteigerung der 5G Frequenzen kostet die Provider wieder mal Milliarden, die dann zum Netzausbau fehlen werden und die wir wieder einmal als Mobil-Kunde bezahlen werden – wir lernen nichts dazu – Gerhard Greisl


 

Leserbriefe zu „Über große Dramen, kleine Ärgernisse – und Strategien für die »Shithour des Lebens«“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

seit gefühlt 1oo jahren lese ich DIE ZEIT, seit gefühlt 8o jahren (zuvor stets entsorgt, weil als ‚leer‘ erachtet!) das ZEIT MAGAZIN, nachdem ich- eher aus versehen- an einem martenstein-text hängen blieb. seither lese ich fast immer zuerst den ‚martenstein‘, bevor ich lesezeit für DIE ZEIT finde, ergo: lieber mitbürger martenstein, selbst wenn ihr thema ab und an nur begrenzt zu geist(wort)reicher reflexion anlass gibt, gelingt es ihnen erfrischend, die sich ausbreitenden `zeitkrankenheiten` in ihrer kleinheit/peinlichkeit/bedrohlichkeit etc. zu zeigen, zu zeigen als das, was sie sind: klein,peinlich ,z.t. bedrohlich – und dies oft mit dem unabdingbar wichtigen witz/der entlarvenden ironie wie der fähigkeit, auch über sich selbst zu lachen, chapeau! wohltuend und ermutigend vor allem sind ihre anmerkungen zum ’netz‘ , das unübersehbar fast „jedem ameisengehirn erlaubt, seine unausgedachten gedanken- exkremente ins (sogenannte „soziale“???) netz zu schleudern:“(zit.nach einem kommentar eines kollegen zum stellenwert des netzes in der schule). – b.o.müller

(Fast) immer wenn ich mit meinem Hund Gassi gehe kriege ich Beschimpfungen. Mindestens aber böse Blicke. Ich lebe in einer sicheren und einigermassen funktionierenden Demokratie mit Korruption, hohem Lebensstandard und schönen Bergen. Und doch bin ich umgeben von Dauernörglern und Depressiven. Kürzlich hat sich ein Verwandter das Leben genommen. Ein weiterer steht kurz davor. Können Sie mir erklären, warum die Leute hierzulande so unzufrieden sind? Gäbe es wohl ein gutes Buch zu diesem Thema? Eine grosse Erheiterung ist auf alle Fälle ihr Text. Herzlichen Dank. Gibt es mehr davon? – Franziska Manz


 

Leserbriefe zu „»Wer schön nicht mehr kann leben«“ von Jutta Hoffritz

Diese elende Diskussion um die Sterbehilfe wäre längst kein Thema mehr, wenn die Bundesrepublik sich durchringen könnte, Gesetze zu haben wie in der Schweiz,den Niederlanden,oder Belgien,dieses Thema betreffend. – Hans-Emil Schuster

Potz Blitz! Da haben sich aber ein paar, der ganz Großen, sehr sehr viele und wirklich ganz große und nachdenkliche Gedanken gemacht, zum Thema Sterbehilfe, in jeder Lebenslage! Billy Joel, aus: „Only the good die young“ (1 Vers)
„They say there´s a heaven for those who will wait,
some say it´s better but I say it ain´t.
I´d rather laught with the sinners than cry with the saints,
the sinners are much more fun!

deutsche Übersetzung:
„Sie sagen, dass der Himmel für die ist, die warten,
manche sagen es ist so besser, ich sage es ist nicht so.
Ich würde lieber mit den Sündern lachen, als mit den Heiligen zu weinen,
die Sünder sind viel spaßiger.“
Was kommt danach? Egal wie wir auch im Jenseits ankommen werden, es bleibt jedenfalls weiter spannend! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbriefe zur Grafik: Bevölkerungsentwicklung „Einer von 7,6 Milliarden“ von Matthias Schütte und Claus Hecking

Die fiktive Biographie des Nigerianers Tayo interessiert nicht wirklich, zumal es unwahrscheinlich ist, dass er 99 Jahre alt werden wird. Es wäre weitaus sinnvoller gewesen, die Biographien heute agierender Politiker, die ja durch ihr politisches Wirken hätten Einfluss nehmen können auf das Bevölkerungswachstum, auf die Problematik des Bevölkerungsanstiegs zu projizieren. Als die Kanzlerin und der Vizekanzler geboren wurden, gab es gerade einmal ca. 2,7 Mrd. Menschen auf diesem Planeten. Im Laufe ihrer Ausbildung, ihres Berufslebens und ihrer politischen Tätigkeiten bis zur Jetztzeit haben beide in nicht mal einer Menschheitsgeneration fast jetzt schon eine Verdreifachung der Weltbevölkerung erlebt. Und wann war die je ein Thema in der politischen öffentlichen Diskussion, ja Herr Scholz als Finanzminister kürzt sogar den Etat des Ministeriums für Entwicklung, die einzige mögliche politische Stellschraube um auf die Problematik einzuwirken. – Klaus Schöpfer

Wenn das Klima menschengemacht ist und nur global verstanden werden kann, dann ist die Bevölkerungsentwicklung in Afrika die größte Belastung (s.a. Zeit vom 21.3.2019 über Kinderlosigkeit). Statt mit immensem Aufwand und zweifelhaftem Erfolg die Elektrifizierung des Verkehrs (CO2-Einsparungen bei der Erzeugung von Elektrizität durch Kohlestrom bzw. bei der Herstellung von Batterien ???) voranzutreiben, sollten die soziokulturellen Ursachen der Bevölkerungsexplosion adressiert werden, die unseren Planeten langfristig unbewohnbar machen. Über die Veröffentlichung der Grafik (deren Inhalt ich schon vom Economist kannte) bin positiv überrascht, da sie sicher auch die Immigrationsdebatte beeinflussen wird. Die Annahme, dass Tayo nach Nigeria zurückkehren wird, ist wenig wahrscheinlich. – Egon Kutz


 

Leserbriefe zu „Die Drohung reicht“ von Caterina Lobenstein

Leider halten Sie den Rückkauf der GSW-Wohnungen für eine gute Idee. Tatsächlich ist diese Idee denkbar schlecht, ihre Ausführung würde mehr schaden als nutzen. Die infrage stehenden Bestände von rund 50.000 Wohnungen haben einen Marktwert von ca. 6 Milliarden Euro. Dieses Geld würde in die Kassen der Aktionäre fließen. Es entsteht nicht eine neue Wohnung durch diesen an sich gar nicht zu bezahlenden Kraftakt. Zur Lösung trägt dieser Weg nichts bei. Übrigens liegen die von den landeseigenen Gesellschaften erhobenen Mieten nur 10 Prozent über denen, die die zu Recht viel gescholtene Deutsche Wohnen verlangt. Der Steuerzahler würde bei einem solchen Rückkauf mit buchstäblich irre viel Geld einen minimalen Effekt für eine überschaubare und bei Licht besehen zufällig ausgewählte Gruppe von Haushalten ausgeben. Flösse dieses Geld stattdessen in den sozialen Wohnungsbau , würde diese Summe zumindest theoretisch für 100.000 neue Sozialwohnungen ausreichen (Zugrunde lege ich dabei die Summe, die Berlin 2017 und 2018 durchschnittlich für Sozialwohnungen an Fördermitteln verausgabt hat). Das Berliner Wohnungsproblem wäre weitgehend gelöst.

Tatsächlich sind in den beiden letzten Jahren nur kümmerliche 7.000 oder 8.000 Sozialwohnungen entstanden. Die regierenden Parteien kommen nur deshalb auf ihre Verstaatlichungsideen, weil sie Angst davor haben, das Richtige zu tun. Wohnungsneubau ist nicht beliebt und stößt fast überall auf Anwohnerproteste. Da hält man doch lieber die eigene Klientel ruhig und lässt die, die eine Wohnung suchen, im Regen stehen. Die wohnen ja noch nicht, und wer weiß, wen die wählen würden. Dass es in der Berliner Wohnungsdebatte nicht mehr um Sachlösungen geht, sondern nur darum, sich mit immer radikalerem Unsinn zu überbieten, ist beispielsweise einem Bodo Ramelow jüngst aufgefallen. Das Getöse richtet sich an ein ideologisch einfach gestricktes Publikum. Darauf sollte man nicht hereinfallen. Besser wären Demonstrationen für mehr bezahlbaren Wohnraum. A propos Casino: Fragen Sie doch mal nach, wie viele Ihrer Leser mindestens eine Wohnung vermieten, und wenn ja, zu welcher Miete? Die Deutsche Wohnen nimmt in Berlin im Schnitt eine Kaltmiete von 6,70 Euro pro Quadrat. Vonovia und Co. liegen ähnlich. Ich würde darauf wetten, dass die Durchschnittsmiete aller von den Zeit-Lesern vermieteten Wohnungen darüber liegt. Wenn man von Casino sprechen will, sollte man dann doch lieber von Volkscasino sprechen. – Christof Hardebusch

Griff in die Mottenkiste
Die Lage auf dem Berliner Wohnungsmarkt ist schwierig, und nicht nur dort. Die Autorin meint nun, da sorge Enteignung für etwas mehr Gerechtigkeit. Was bitte hat das mit Gerechtigkeit zu tun? Das ist nur mal wieder der Griff in die Mottenkiste des Sozialismus. Enteignung. Verstaatlichung. Gab es doch schon mal im Osten Deutschlands. Hat es funktioniert? Nein. Entsteht durch Enteignung eine Wohnung mehr? Nein. Man schreckt sogar noch mögliche Investoren ab. Warum nimmt denn Berlin nicht das dann fällige Geld für die Entschädigung der Konzerne und baut damit Sozialwohnungen? Dann wäre etwas bewirkt. – Raimund Helbrich


 

Leserbriefe zu „Der Gott des Geldes“ von Simon Jaeggi und Kostas Maros

Ihr Artikel hat mich in zweierlei Hinsicht befremdet.
Jesus im Privatjet?
Erstens weil das geschilderte Verhalten der Pastoren bezüglich Geld auf mich absolut nicht biblisch wirkt. Jesus hat sich nicht bereichert, sondern alles gegeben. Er hat am Kreuz sein Leben gelassen für jeden von uns. Was für ein Gegensatz zu Privatjets, Limousinen und einem absurden Vermögen! In Matthäus 20, 25-28 steht: Da rief Jesus alle zusammen und sagte: „Ihr wisst, wie die Machthaber der Welt ihre Völker unterdrücken. Wer die Macht hat, nutzt sie rücksichtslos aus. Aber so darf es bei euch nicht sein. Wer gross sein will, der soll den anderen dienen, und wer der Erste sein will, der soll sich allen unterordnen. Auch der Menschensohn (Jesus) ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen. Er kam, um zu dienen und sein Leben hinzugeben, damit viele Menschen aus der Gewalt des Bösen befreit werden.“ Auch verspricht Jesus seinen Nachfolgern nie Wohlstand und gesellschaftlichen Aufstieg.
Zweitens hat mich sehr befremdet, dass der Autor von Pfingstkirchen im Allgemeinen schreibt. So weit ich weiss, sind in Kirchen, die der Schweizerischen Pfingstmission angehören, keine reichen Pastoren anzutreffen. Die Pastoren verfügen auch nicht über die Spendengelder, sind nicht speziell heilige Leute oder gar Mittler. Der Satz „Wie alle Pastoren der Pfingstkirchen gilt auch David Ibiyeomie unter seinen Anhängern als Mittler zwischen Himmel und Erde, durch den der Heilige Geist auf die Gläubigen wirkt.“ ist aus meiner Sicht schlicht falsch und schlecht recherchiert. Ich wünschte mir da mehr echte Recherche und ein genaueres Hinsehen. – C. Kunz

„Halleluja“, das also ist die Krone der Schöpfung im einundzwanzigsten Jahrhundert. Noch irgendetwas unklar? – Wolfgang Burkhardt


 

Leserbriefe zu „Er warnte früh vor dem Dieselbetrug. Später wurde ihm gekündigt. Ein Bericht vom Kulturkampf bei Bosch“ von Claas Tatje

Hier wird ein verdienstvoller Mensch mit alleridiotischsten rhetorischen Mitteln vorgestellt: „der vierfache Familienvater in seiner Doppelhaushälfte“ erscheint dem Leser als multiple Persönlichkeit, noch dazu „im Speckgürtel“. Claas Tatje ist sich wohl der Wirkung von ausgelutschten Metaphern nicht bewußt. Mich jedenfalls haben sie aus Ärger am Weiterlesen gehindert: dauernd gingen mir die vier Familienväter in zwei Häusern halbiert im Speckgürtel durch den Kopf. Das hat Karsten vom Bruch nicht verdient! – Günter Meyer

Aus meiner Sicht liegt es auf der Hand: Alle (!) haben und gelogen und betrogen. Es gibt eine Art Kartell einiger Automobilkonzerne und bzw. Zulieferer. Mutige Angestellte, die aufklären wollen, werden diffamiert und kurzerhand entlassen. Ich hoffe, dass dieser Sumpf trotzdem irgendwann trockengelegt wird und man Verantwortliche zur Rechenschaft zieht. Danke für Ihren überaus lesenswerten Bericht! – Achim Bothmann


 

Leserbriefe zu „Dunkelbraune Idyllen“ von Tobias Timm

Ganz klar, die Bundeskanzlerin sollte Noldes Bilde in ihrem Amt hängen lassen, sie jedoch mit Planen abdecken, auf denen Jonathan Meese seine Sicht auf das darunter befindliche Problem zum Ausdruck gebracht hat. – Erwin Ott

Die Lektüre des Artikels hinterlässt mich einigermaßen ratlos. Was will er uns mitteilen? Dass Frau Merkel im Kanzleramt keine Bilder des Malers Nolde hängen haben sollte, der der Naziideologie sehr nahe stand. Meines Wissens sind die Bilder inzwischen durch andere Expressionisten ersetzt worden. Dass Nolde kein „widerständiger“ Maler war, sondern um die Gunst der Nazis gebuhlt hat, ist auch hinlänglich bekannt. Aber er war eben sehr wohl auch ein verbotener Maler, genauso wie es Siegfried Lenz in der „Deutschstunde“ „popularisiert“ hat – was immer das heißen soll. Und dass 38 Werke von Nolde 1937 in der Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt wurden und über tausend von den Nazis aus den Museen entfernt wurden, das gehört doch auch zur Wahrheit, das kann man doch nicht einfach übergehen, jedefalls nicht wenn man im Feuilleton der ZEIT schreibt. – Magdalena Grambow


 

Leserbriefe zu „Gefährliche Bewerber“ von Elke Spanner

Ich führe selbst ein kleines Unternehmen und nach der Lektüre Ihres Artikels über die Bewerbungs-Betrüger frage ich mich, ob man überhaupt noch eine Stelle öffentlich ausschreiben kann. Es scheint unmöglich, einem Bewerber eine Absage zu erteilen, da aus jeder Absage natürlich eine Diskriminierung herauszulesen ist. Nur eine 63jährige farbige Transgenderfrau muslimischem Glaubens, mit Migrationshintergund und Rechtschreibschwäche, alleinerziehend und vorbestraft, scheint noch einstellbar, natürlich nur, sofern sie Brillenträgerin ist und ein angängiges Verfahren vor dem Arbeitsgericht erwähnt. Das ist polemisch, aber die Richtung der Rechtsprechung ist besorgniserregend.Irgendwann wird jemand auf Diskriminierung klagen, weil er abgelehnt wurde, da er keinen Diskriminierungsgrund liefern konnte, der ihm ein Recht auf Einstellung gibt. Wenn eine Auswahl unter mehreren Bewerbern nicht mehr möglich ist, wird für kleine Arbeitgeber, die sich keine Rechtsabteilungen leisten können, ist ein Bewerbungsverfahren zum unkalkulierbares Risiko. – Petra Heinen

Ich habe Ihren Artikel so verstanden, dass jeder, der nach einer Bewerbunbg eine Absage erhält, erfolgreich auf Schadenersatz klagen kann. Ich habe in dieser Beziehung die in der Zeit üblichen Details vermisst. Nach meiner Kenntnis wäre eine Klage nur dann erfolgreich, wenn die Absage eine Begründung enthielte, die das Alter, Herkunft, Religion usw. des Bewerbers/der Bewerberin zum Gegenstand hat. Eine Absage, wie etwa „….wir haben uns für einen anderen Bewerber entschieden“…dürfte keinen Klagegrund geben. Darf ich Sie in dieser Hinsicht um eine kleine Ergänzung bitten, oder ist jede Ablehnung klagerelevant? – Torsten Blankenhagen


 

Leserbrief zu „Vollkommen angstfrei“ von Klaus Brinkbäumer

Die Demokraten tun alles was sich Trump wünscht. Frauen auf dem Vormarsch. Die halbe Welt dreht sich um Frauen. Ein Blick nach Deutschland würde genügen, wozu Frauen in der Lage sind. Die sind sogar in der Lage, aus der Demokratie eine Autokratie zu machen. Wer heute in Deutschland noch von Demokratie spricht, scheint nie über einen Anfängerkursus hinausgekommen zu sein. – Gunter Knauer


 

Leserbrief zu „Das Duell mit China“ von Peter Bofinger

Zu den unverzichtbaren Attributen einer strategie-basierten Industriepolitik, die die Zukunft definiert und nicht nur die Gegenwart fortschreibt, gehört auch die Entwicklung einer Konterstrategie als Gegengewicht zu einem immer mehr metastasierenden chinesischen Einkaufsvorgehen. Der chinesische Masterplan identifiziert die 10 Bereiche, die entsprechendes Vorgehen zwingend erforderlich machen und das bald. – Herbert Beschmann


 

Leserbrief zu „Mit 66“ von Hans-Ulrich Treichel

Den nicht ganz so „flotten Dreier“ in der Berliner S-Bahn möchte ich mit einer bahntechnischen Erläuterung unterfüttern: Dem Bahnhof Lichterfelde-Ost (LiO) schließt sich stadteinwärts – wegen der Brücke über den Teltowkanal – ein 2,6 km langer eingleisiger Streckenabschnitt an. Die nächste Haltestelle Lankwitz besitzt deshalb nur ein Gleis und eine Bahnsteigkante. Die Züge müssen in LiO jeweils den aus der Stadt kommenden Gegenzug abwarten. Bei zehnminütiger Zugfolge treten oft „betriebsbedingte Verzögerungen“ auf. Nicht zu vergessen: Die beiden Weichen samt der Sicherungstechnik, die den eingleisigen Streckenabschnitt steuern, erdulden täglich „unendlich viele“ Schaltvorgänge. Irgendwann setzt jede Technik aus . . .Zufällig erlebte der Autor ein derartiges Ereignis, das ihm zur geschilderten Begegnung verhalf. – Joachim Conseur


 

Leserbrief zum Wochenmarkt „Soße mit Suchtpotenzial“ von Elisabeth Raether

Es ehrt Sie, dass Sie der leider völlig unterschätzten indonesischen Küche einen Platz im Zeitmagazin einräumen. Allerdings ist das Rezept so was von Banane, dass ich hoffe, es kocht keiner nach! Die Erdnüsse gehören mit Öl geröstet, dann zerkleinert und sanft weich gekocht. Gern auch mit Zitronengras (feingehackt, der weiße Teil des Stängels) und fein geschnittenen Kaffirlimonenblättern, angerösteten Schalotten, Chili und Knoblauch. Abgeschmeckt wird mit Salz, indonesischem Palmzucker (Gula jawa, nichts anderes schmeckt so malzig) und SüSSER Sojasauce, kecap manis! Salzige gehört da nicht rein. Und schon gar keine Kokosmilch! Das kann ich nach über 10 Jahren in Indonesien mit Sicherheit sagen. Ihr Autor sollte mal 10min googeln und sich ein richtiges Rezept suchen, und dann landet die Sauce auf Platz 3 seiner Lieblingsfarben (eine meiner Mitbewohnerinnen hat regelmäßig den halben Topf leergelöffelt …). Und für die Zukunft wünsche ich mir von der Zeit einen ordentlichen #Faktencheck, bevor Sie sich an ein weiteres indonesisches Rezept wagen, damit diese wunderbare Küche ihre angemessene Wertschätzung erfahren kann! – Georgia Wimhöfer


 

Leserbrief zu „Die Lücke im Osten“ von Jens Tönnesmann

Die Lücke im Osten iat auffällig ja. Und sie ist Symptom dafür, dass es der Osten keine Chance hat, aufzuholen. Wieviele Mittelständler aus dem Osten sind es denn unter den ersten 400, 300, 200? Vermutlich gar keine mehr. Bei Industrieunternehmen muss man nicht gucken. 123 Milliardäre in Deutschland. Keiner im Osten. So geht es weiter. Ich habe schon lange immer mal wieder ein Thema vorgeschlagen: Wieviel Geld fließt von Ost nach West durch Sozialkassen und Solidarität zwischen den Bundesländern. Und wieviel fließt zurück in Form von Gewinnen, Mieten, Zinsen etc, die im Westen Steuern zahlende Unternehmen und Eigentümer besitzen? Ich vermute, dass es netto keinen West-Ost Transfer gibt sondern dass der Westen mehr profitiert, als er gibt. Wie in anderen Entwicklungsländern auch ;-) Interessant wäre auch eine Bilanz der Vermögen nach der Einheit. Viele große Vermögen dürften nach 1989 rasant gewachsen sein, weil Vermögende von den Infrastruktur-Subventionen in den Osten profitiert haben über Aktienbesitz an großen Baukonzernen. Die Bürger und der Mittelstand im Osten dürften nicht in dem Maß profitiert haben. Aber das ist ja sehr komplex. Und vielleicht liege ich ja mit meinem Bauchgefühl völlig falsch. Ich würde mir immer noch wünschen, dass da mal intensiv geforscht wird. Ich weiß, das ist ein ganz heißes Eisen. Aber wer, wenn nicht die ZEIT könnte da dran? – Fritjof Möckel


 

Leserbrief zur Fotokolumne „Wer bist du?“ von Florian Jaenicke im ZEIT Magazin

Unser Friedrich heißt Jonas und ist mittlerweile 24 Jahre alt. Jede Woche auf’s Neue bin ich berührt von dieser Foto -und Textserie! Fast jedesmal denke ich: ja, genau so ist es, genau so fühlte sich das an, präziser und knapper und beispielhafter kann man das nicht ausdrücken. Vielen vielen Dank an Florian Jaenicke für diese wunderbare Reihe! – Gerhild Alf


 

Leserbrief zu „Die Unsichtbaren“ von Martin Klingst et al.

Die Zeit ist toll: Im Artikel heißt es „viereinhalbmal weniger als 2016.“ Für mich ist es ein mathematisches Rätsel! Wie kann ich von einem Berg der aus 10 Orangen besteht 45 Orangen runternehmen? Das ist ja ein biblisches Wunder! Oder können Sie mir es erklären? Übrigens: Machen Sie es einfach. Ich würde es auch gerne meinen Kindern erklären. Vielleicht wurde ja auch gemeint, dass die Zahl im Jahr 2016 4,5 mal so hoch war. Das könnte ich eher verstehen. – Ingolf Stange


 

Leserbrief zu „»Ich bekomme eh Prügel«“ von Jörg Böckem

So lange Sätze wie „Sohn eines polnischen Spätaussiedlers und einer Polin“ in Artikel auftauchen wird Rassismus in Deutschland allgegenwärtig bleiben. – Sarah Johannsen


 

Leserbrief zu „Auf verlorenem Posten“ von Cathrin Gilbert

Es ist doch kein Wunder, dass Jobs mit solchen Stellenbeschreibungen gewisse Menschen anziehen wie Motten das Licht: „Üppige Bezüge, angereichert mit fetten Spesen, versüßt mit Luxusreisen zu illustren Zielen, gelegentliche sonstige Zuwendungen (in der Regel unverzollt und unversteuert). Einzige Aufgabe: kritikloses Kopfnicken zu den Vorlagen der großen Führer des internationalen Sports wie z. B. den Präsidenten von Fifa, Uefa und IOC.“ Daher ist die Hoffnung, mit dem Abgang von Niersbach, Grindel & Co würde sich irgendetwas zum Besseren wenden, gleich Null. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


 

Leserbrief zu „Der Missbrauch ist normal“ von Jens Balzer

Auch Goethe ist ein gutes Beispiel dafür, dass Fans ihren Star selbst dann feiern, wenn er sexueller Gewalttäter ist. Denn er schrieb nach seiner Italienreise klar und deutlich: Die Knaben mag ich wohl, die Mädchen sind mir lieber; mag ich sie als Mädchen nicht mehr, dienen sie mir als Knabe. In Anerkennung seiner Leistung sind noch heute renomierte Institute nach ihm benannt! – Dipl-Betrwirt Günther E. Wyrwoll


 

Leserbrief zu „Humpelnde Demokratie“ von Özlem Topçu

Ob es in der Türkei jemals eine „richtige“ Demokratie geben wird, wer weiß? Eine „Schein-Demokratie“, die scheint es dafür schon länger zu geben! Aber vielleicht trügt auch bereits dieser ganze, scheinbare Schein! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbrief zu „Die »andere Türkei«“ von Can Dündar

Das ist einmal ein Artikel zum Aufatmen und Durchatmen. Sie schreiben (ich zitiere:) „Der Wahlkampf der Regierung wirkte, als ginge es nicht um eine Abstimmung, sondern als zöge sie in den Krieg“. Ähnlich kam mir der gerade beendete Wahlkampf in Israel vor, so wie er sich hier in den Medien darstellte. Nun scheint es so, als hätte sich die so ganz andere Strategie der Opposition in der Türkei ausgezahlt. Sie schreiben (ich zitiere:) „Statt auf die Polemiken einzusteigen, beobachtet die Opposition strategisch klug Erdogans Selbstmord launig aus der Ferne und versprach auf den Plätzen lediglich „Ruhe und Frieden““. Mir unbegreiflich, immer schon, wie Wähler sich von Hetzreden stimulieren lassen können. Umso erfreulicher, daß die, wie Sie es nennen „andere Türkei“ sich nun der Demokratie angenommen hat. Daß es damit, mit der Demokratie, wieder aufwärts geht in der Türkei, wünscht Ihnen und Ihren Landsleuten – Beate Schwärzler


 

Leserbrief zu „In der rechten Ecke“ Luca di Blasi

Mit größtem Interesse habe ich den Artikel von Herrn Luca Di Blasi über Sigmar Polkes ‚In der rechten Ecke‘ gelesen! Ich kann mich nicht erinnern, dass mich ein Artikel so eindrücklich für ein Kunstwerk begeistert hätte. Bravo! – Stephan Stehl


 

Leserbrief zu „Geld macht nicht tolerant“ von Elisabeth Raether

Welch interessante Erkenntnis der Studienautoren: Langsames Internet befördert also die Intoleranz. Haben die „Wissenschaftler“ noch nie etwas von Scheinkorrelationen gehört. Die obige Schlussfolgerung der Autoren ist auf dem gleichen Niveau wie beim klassischen Beispiel, einen kausalen Zusammenhang zwischen der Anzahl der besetzten Storchennester in einer Region und der Geburtenziffer herstellen zu wollen. – Herbert Walter


 

Leserbrief zu „Essen am Limit“ von Marcus Rohwetter

Das „Essen“ ist vielleicht noch lebensnotwendig, aber keinesfalls „erlebnisnotwendig“! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbrief zu „Ich kann meine Schwiegereltern nicht ausstehen. Was soll ich tun?“ von Ella

Schwiegereltern kann man/frau sich nicht unbedingt „ganz freiwillig“ aussuchen. Sie sind immer, das Anhängsel zum jeweiligen Partners, zur jeweiligen Partnerin. Falls es aber mit/zu den Schwiegerseltern eine (gute?) Beziehung geben sollte, dann sollten beiden Seiten ihre Möglichkeiten gründlich ausloten, um eine (gute?) Beziehung aufbauen zu können; gut auch eine „(gute?) Anti-Beziehung“ ist auch eine (gute?) Beziehung, aber doch nicht gerade „das Gelbe vom Ei“. Eine gewisse Toleranz im Leben, die sollte man/frau jedoch von beiden Seiten erwarten können, in unserer ach so super-modernen, aufgeschlossenen und weltoffenen Zeit. – Riggi Schwarz


 

Leserbrief zu „Hot Dog“ von Daniel C. Schmidt

wie sinnvoll ist es nach chicago zu fliegen und zurück für ihr halbseitiges geschwurbel über ein unbedarftes produkt ! – peter blaser