Lesezeichen
‹ Alle Einträge

17. April 2019 – Ausgabe 17

 

Leserbriefe zu „»Ich sagte dem Bischof: Wir lassen uns nicht kaufen«“ von Giovanni di Lorenzo

Das Interview mit dem Kriminologen inspirierte mich, mich mit dem Thema Macht in der kath. Kirche zu befassen, auch hinsichtlich des Umgangs mit dem sexuellen Missbrauch. Mir hilft hier nur noch Ironie.
Jetzt zum Text: Jesus, Gott Vater und der Heilige Geist wollten, dass die kath. Kirche ausschließlich und immerwährend monarchistisch, absolutistisch nach dem Modell des byzantinischen Kaiserhauses unter Konstantin aufgebaut ist und bleibt, so das Lehramt. Gemäß diesem Herrschaftsmodell kommt in der Kirche erst der Papst, dann die Kardinäle, dann die Bischöfe, die Priester, die Ordensleute und ganz unten die sog. Laien. Zu diesem Kirchenverständnis gehört seit dem Kirchenvater Augustinus, dass Sexualität nur zur Zeugung von Nachkommen zugelassen werden kann und alle anderen Praktiken Todsünden sind, und mit dem ewigen Höllenfeuer bestraft werden. Priester dürfen eigentlich, seit der Einführung des Zölibats, keinen Sex haben. Die Laien in der Ehe schon, aber man muss den Laien die Lust austreiben, sonst werden sie unregierbar. Da halfen zum einen die Drohungen mit der Todsünde. Hinzu kommt, clever wie Augustinus war, seine Erfindung der Erbsünde. Da seine theologischen Argumente nicht stichhaltig waren, bestach er den römischen Kaiser mit 80 numidischen Hengsten für seine Leibgarde. Dieser beeinflusste daraufhin den zögernden Papst, die Erbsünde in die Kirche einzuführen. Auf Betreiben von Augustinus veranlasste der Kaiser die theologischen Gegner von Augustinus als Ketzer zu verurteilen, ihre Schriften zu vernichten (Bücherverbrennung – kennen wir ja) und in die Verbannung zu schicken. Bei Augustinus können wir lernen, wie man erfolgreich Kirchenpolitik betreibt.

Später bekräftigte Thomas von Aquin noch, dass Ungetaufte gleich in die Hölle kommen. Nach Thomas von Aquin fügte die Kirche gnadenhalber für schuldlos Ungetaufte nach deren Tod den Limbus ein, ein Ort zwischen Himmel und Hölle. Eigentlich befreit die Taufe von der Erbsünde. Trotzdem gebären getaufte Eltern immer Kinder, die unter der Erbsünde stehen. So gründlich scheint die Taufe doch nicht von der Erbsünde zu befreien. Dann wurde, initiiert durch die iro-schottischen Mönche, nach und nach noch die Ohrenbeichte in der Kirche durchgesetzt. Das festigte die Macht des Klerus über die auf Gehorsam getrimmten Untertan, die Laien. Nur der Klerus hatte die Macht, von den Sünden loszusprechen. Den armen Laien, die aus Furcht vor der ewigen Verdammnis um das Seelenheil ihre verstorbenen Eltern, Verwandten und vor ihnen verstorbenen Kinder bangten, wurden nun gegen Geld, später nur noch durch bestimmte Gebete, Ablässe von den Sündenstrafen versprochen. Diese Lehren wurden in den folgenden Jahrhunderten durch Dogmen, Kirchenrecht und kath. Katechismus im Lauf der Zeit festgeklopft. Mit dem Unfehlbarkeitsdogma wurde die Neuscholastik, ein theologische System, das all die oben aufgeführten Lehren einschloss, quasi unhinterfragbar. Die Macht des Klerus über die Gewissen der Laien war gefestigt. Mit Ge- und Verboten konnten sie jetzt vom Klerus in die gewünschte Richtung gelenkt werden.

Doch es gab Gegenwind. Mit der Reformation gab es auf einmal ein alternatives Modell zur einen, heiligen, katholischen Kirche. Die Aufklärung beförderte das freie Denken. Mit den sich von der Kirche emanzipierenden Wissenschaften und dem steigenden Bildungsstand der Bürger wuchs der Kirche ein Gegenüber heran, das nicht mit Ge- oder Verboten und der Drohung mit der ewigen Verdammnis zum Schweigen zu bringen war. Das Lehramt fühlte sich auf einmal in der Defensive. Die Ergebnisse, vor allem der Naturwissenschaften, schienen den katholischen Glauben in Frage zu stellen und zu erschüttern. Um die Gläubigen vor der Bösen Welt mit ihren ketzerischen Gedanken zu schützen, verdammte das Lehramt die „Irrtümern“ der gottlosen Zeit, verbot den Katholiken bestimmte Bücher zu lesen, zwang die Priester zum Antimodernismuseid und überwachte die Einhaltung mit einem eigenen Geheimdienst, der direkt dem Papst unterstand. Der Prälat, der diesen Dienst leitete, arbeitet nach Abschaffung des Geheimdienstes später im Geheimdienst von Mussolini. Aus dieser Defensive, und dem Kampf gegen die „böse Welt“ kam das Lehramt nur kurz unter Papst Johannes XXIII. und dem 2. Vatikanischen Konzil heraus. Bereits mit der Pillenenzyklika von Papst Paul VI. wollte das Lehramt den Laien wieder vorschreiben, wie es mit der Sexualität umzugehen habe. Diesmal aber widersetzten sich die Laien mehrheitlich dem päpstlichen Verbot, die Verhütungspille zu nehmen. Das Verständnis von Sexualität des Lehramtes und der Laien war nicht mehr kompatibel. Drohungen mit der ewigen Verdammnis verfehlten ihre Wirkung.

Das Lehramt hatte überzogen. Es lebte in einer ganz anderen Welt, als die Laien. Die beiden nachfolgenden Päpste versuchten die Dynamik, die das 2. Vatikanische Konzil in der Kirche ausgelöst hatte, wieder unter Kontrolle zu bekommen. Es hagelte Verbote. Kontrolle wurde durch Denunziation ausgeübt. Unter Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation wurden über hundert Theologen weltweit gemaßregelt oder erhielten Berufsverbote. Die Laien, vom Konzil zu mündigen Gläubigen erklärt, litten z.T. sehr unter dem erneuten restriktiven Kurs des Lehramtes. Aber trotz aller Maßnahmen, das Lehramt hatte seine Autorität nicht nur über Sexualleben der Laien verloren, deren Beichtpraxis einbrach. Auch in anderen Glaubensfragen nahmen sich die Laien heraus, nach und nach ein eigenes Gewissen zu entwickeln, z.B. in der Ökumene. Konfessionsverschiedene Paare gehen gemeinsam zur Kommunion und zum Abendmahl. Die Drohung mit der ewigen Verdammnis wirkte nicht mehr bei den Laien. Auch gibt es zahlreiche Katholiken, die nicht mehr an ein Leben nach dem Tod glauben. Da die Laien nicht finanziell von der Kirche abhängig waren, verpufften die Appelle des Lehramtes. Dem Lehramt blieb nichts anderes übrig, über die böse Welt zu klagen, die es fertig gebracht hat, dass der Relativismus Einzug bei den Gläubigen gehalten habe. Der wahre Glaube sah das Lehramt extrem gefährdet und forderte daher eine Entweltlichung. Vielfach träumte der Lehramt vom heiligen Rest, der sich von den mehr oder weniger abgefallenen Christen abhebt und treu zum Lehramt steht.

Infolge des andauernden Missbrauchsskandals sind inzwischen auch die Bischöfe weltweit zerstritten. Sie können sich nicht einigen, wie mit dem Missbrauch durch Priester umzugehen ist, und ob und wenn ja, welche Reformen als Reaktion auf den Missbrauch in und für die Kirche erforderlich sind. Die ganze Situation der kath. Kirche erinnert mich an ein weltanschauliches System, das wir bis vor Kurzem noch in Deutschland vorfanden. Auch dieses System hielt sich für unfehlbar. Bezeichnenderweise begann die Parteihymne mit folgenden Worten: Die Partei, die Partei, die Partei hat immer recht …….. Das kommt mir so bekannt vor. Statt kirchlichem Lehramt gab es das Zentralkomitee der Partei. Die Partei war vom Ewigkeitsanspruch der eigenen Sache überzeugt. Dies wurde in dem Slogan deutlich: Die Partei in ihrem Lauf, hält werden Ochs noch Esel auf. Da die Partei immer recht hatte, brauchte sie auf die Realität nicht zu achten. Um das mehr oder weniger gläubige Volk zusammen zu halten und vom Aufmucken abzuhalten, gab es die Stasi. Und trotzdem passierte das, was keiner voraussah. Das System brach zusammen und existiert heute nicht mehr. Das sollte dem Lehramt eine Warnung sein. Ein Anspruch auf Vollmacht oder Macht ist keine Garantie für das Fortbestehen eines Systems in der bisherigen Form. – Hans-Albert Link

Herr Pfeiffer, vielen Dank für die Offenlegung der Wahrheit. Ich glaube Ihnen. Da wo man die Wahrheit vermutet, findet sie sich oft nicht mehr. Ich habe das ganze Procedere damals interessiert mit verfolgt; Zweifel kamen mir schon recht bald. Dank auch an Ihre Ehefrau, die Sie sicherlich in Ihrem Vorhaben unterstützt hat. – Klaus Prinz

Eigentlich bin ich mit der Katholischen Kirche „durch“, spätestens seit dem enttäuschenden vatikanischen „Missbrauchsgipfel“ tendiert mein Interesse an dieser Einrichtung mangels Aussicht auf „Besserung“ gegen Null. Doch nun, angesichts der Lektüre des Gesprächs mit Christian Pfeiffer, dem seit vielen Jahren als furchtlosem Kämpfer für Recht und Gerechtigkeit verehrten Kriminologen, ist die Erregungsschwelle wieder überschritten. Es tut gut, zu erleben, wie dieser Mann, der mir bei seinem öffentlichen Auftritt nach dem Scheitern des Forschungsvorhabens zum Missbrauch in der Katholischen Kirche wie ein „gefallener Held“ erschien, nun ohne Rücksicht auf zu schützende Drittinteressen endlich der Wahrheit zum Durchbruch verhilft. Es ist unfassbar, und doch von Christian Pfeiffer glaubhaft vorgetragen, was er den Kirchenvertretern vorwirft: von Zensur bis zur versuchten Nötigung. „Wir lassen uns nicht kaufen“, solche Worte erwarten wir von aufrechten Wissenschaftlern! – Dr. Ludwig Engstler

Wer sich mit der Kirche an einen Tisch setzt muss wissen, dass dort zwei Vertraute ideell dabei sitzen: Gott und Teufel. Im Vordergrund wird Gott adressiert, im Hintergrund lauert sein Gegenspieler. Alles was Gott nicht gefällig ist, wird als Teufelswerk deklariert. Einem Wissenschaftler geht dies nicht anders und er muss diese Erfahrung machen. Erfreut nahm ich zur Kenntnis, dass ein Wissenschaftler dies erkannte und in direkter Konfrontation weder Gott noch Teufel fürchtete. Doch in der Kirche behalten sie ihren Platz, der Geldbeutel des Teufels ist voll und Gott braucht keinen Obolus um zu überzeugen und um überzeugt zu werden. Es braucht jedoch Zeit und Erkenntnisfortschritt. Hilfreich ist hier die Biologie und Kindheitsphilosophie, jedoch keine Theologie. – Werner Bösen

Die katholische Kirche in ihrer inneren Struktur und den Mechanismen der Machtausübung ist genauso verabscheuungswürdig und skandalös wie jeder x-beliebige Konzern der versucht, skandalöse Fehler seiner Produkte unter den Teppich zu kehren und seine Kritiker mundtot zu machen. Auch der Vergleich mit totalitären Systemen, die freie Meinungsäußerung und Kritik niederschlagen um ein geschöntes Bild ihrer Einzigartigkeit zu konservieren, drängt sich bei dem Blick auf die Machenschaften des hohen Klerus auf. Was ist noch von dem Kardinal Marx als Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz zu halten der den Mißbrauchsskandal so steuern will, dass der Ruf der Kirche weniger Schaden nimmt als die Opfer von Priesterverbrechen erleiden mussten ? Verlogenheit und Skrupellosigkeit bestimmen die Vertuschungsversuche der Kirche. Wenn man Grundsätze und Gebote Jesus damit vergleicht kann man keinen Zusammenhang mehr zwischen katholischer Kirche und dem christlichen Glauben erkennen. Leider war die katholische Kirche noch nie in ihrer fast 2000 jährigen Geschichte offen und ehrlich gegenüber ihren Gläubigen. Sie setzte eher auf den Wahn, Gottes Gebote mit menschlichen Unzulänglichkeiten vermischen zu können um ihre Macht über die Gläubigen zu zementieren. – Klaus Reisdorf

Nach diesem Gespräch könnte man doch glatt an einer christlichen Gesinnung von Bischof Ackermann und Herrn Langendörfer zweifeln Papier schlägt Stein – Kalkül schlägt Glaube? – O. Voll

Warum bloß überraschen mich die Aussagen von Herrn Pfeiffer nicht? Warum darf die katholische Kirche sich so außerhalb unseres Rechtsstaates stellen? Und warum wird sie dafür auch noch mit Staatsgelder gefüttert? – Christian Kahl

Christian Pfeiffers unglaublicher Bericht ist ein Zeugnis protestantischer Aufrichtigkeit. Er wirft die Frage auf: Ist die Eigenmacht der kath. Kirche – potestas jurisdictionis ecclesiae – noch zu rechtfertigen? Mögen kirchl. Angestellte aussertariflich-niedere Löhne als frommes Opfer betrachten und hinnehmen: bei der Vertuschung des gemeinsten Verbrechens an wehrlosen Kindern hört jegliche Toleranz auf. Ein Staat, der diesem makabren Spiel iniativlos zusieht *), macht sich mitschuldig. Er kann sich kaum hinter einem Papier namens Konkordat verstecken. Dank an DIE ZEIT für dieses Interview!
*) Beim Abschluss des Konkordats 1933 blieb das Dt. Reich unnachgiebig, als der Vatikan forderte, nur kirchliche Trauungen seien anzuerkennen. Die in Ihrem Beitrag glaubhaft dargestellte Rechtsbeugung bzw. -Verschleierungen zwingen unseren Staat geradezu, gegen den o. g. Mißbrauch mit den gebotenen Mitteln offensiv vorzugehen. – Dr. Hans-Georg Fritz

Die Katholische Kirche will nur ihre „eigene“ Aufklärung, im Rahmen ihrer, erz-katholischen Vorgaben, betreiben! Wer sich dennoch mit der Katholischen Kirche anlegen will, der muss einen „langen Atem“ besitzen, das nötige „Kleingeld“ mitbringen, und Nerven aus Drahtseilen haben. Kirchenmänner scheuen in keinster Weise den Gang vor die weltlichen Gerichte. – Klaus P. Jaworek

Obwohl ich Protestant bin, habe ich das Interview angelegentlich gelesen. Auch ich verabscheue die Missbrauchsfälle in ihrer kirchen- und allgemeinrechtlichen sowie moralischen Art. Muss denn aber die ZEIT diesen Fall, zumal mit dem Chefredakteur als Gesprächspartner, in allen Einzelheiten und mit dem Schluss einer Konversion zwischen unseren Konfessionen so breit auswalzen? –Bei allem naheliegenden Zweifel sollten wir den Glauben unserer katholischen Mitmenschen nicht antasten. Wir sind doch alle Christen! – Prof. Wilfried Hammer

In Frankreich, den USA, Australien, Chile und weiteren Staaten werden Bischöfe und Kardinäle beim dringenden Verdacht, dass sie schwere Straftaten begangen haben – wozu auch das Vertuschen und Begünstigen von Straftaten anderer Priester sowie Nötigung und versuchte Nötigung gehören -, vor Gericht gestellt. In Deutschland dagegen können Generalvikare, Bischöfe und Kardinäle allem Anschein nach Straftaten begehen und anschließend selbst entscheiden, ob die Straftaten aufgedeckt und sie selbst vor Gericht gestellt werden oder nicht. – Dr. Ulrich Willmes

Ihr Interview mit Christian Pfeiffer bewirkte in mir eine vergleichbare fassungslose Reaktion wie die Nachricht von den Osteranschlägen in Sri Lanka. Ich kann sicherlich kaum abschätzen, welche Folgen die Veröffentlichung des Interviews mit Christian Pfeiffer für Sie und die Zeit haben werden, finde es aber außergewöhnlich mutig, Ross und Reiter detailliert zu nennen, allen voran Reinhard Marx als Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und Stephan Ackermann als Missbrauchsbeauftragten der katholischen Kirche sowie Josef Lange als Staatssekretär im niedersächsischen Wissenschaftsministerium. Ich bin als Bürger und Christ tief betroffen von dem Verhalten höchster Repräsentanten einer sich christlich nennenden Kirche sowie des Landes Niedersachsen und fühle mich solidarisch mit dem weiter wachsenden Aufbegehren der Missbrauchsopfer. Als mündiger Bürger schätze ich nun besonders Ihr journalistisches Engagement und werde der Zeit als Leser treu bleiben, obwohl meine Sehfähigkeit immer mehr nachlässt. – Walter Nabrotzky

Es ist nicht verwunderlich, dass die beiden Bischöfe alles dransetzten, die Macht Ihrer Kirche zu verteidigen. Aber dass sich Herr Pfeiffer ins 15. Jahrhundert zurückgesetzt fühlte stimmt bedenklich. Offensichtlich hat diese Kirche keine Einsicht und Absicht in die Veränderungen seit jener Zeit. Für welchen „Götzen“ fühlen sich diese „Götter“ verantwortlich? – Udo Quarz

 

Leserbrief zu „»Ich sagte dem Bischof: Wir lassen uns nicht kaufen«“ von Giovanni di Lorenzo und zu „Hassgift in Kinderseelen“ von Thomas Assheuer

Die Artikel „Hassgift in Kinderseelen“ und „Ich sagte dem Bischof: Wir lassen uns nicht kaufen“ gehorchen der Verantwortung die der Journalismus gegenüber der Öffentlichkeit hat! Beim letzten Artikel wird es Repressalien geben, von Seiten der kath. Kirche! Das ist leider heute der Preis für die Wahrheit! Mein größter Respekt daher Ihnen persönlich und Herrn Christian Pfeiffer. Ross und Reiter beim wirklichen Namen zu nennen muss einfach sein. Datenschutz meint etwas anderes! Jetzt könnte etwas losgetreten worden sein, das Missbrauch in Zukunft besser bekämpfen lässt! Und das haben wir wirklich nötig, wegen der vielen unschuldigen Kinder! Wir brauchen eine gesunde Jugend für eine gute Zukunft, und keine armen Opfer! Meine tiefe Verbeugung vor Ihrem Mut in Ihrer Arbeit! – Ein/e Leser/in


 

Leserbriefe zu „Als ob die Welt Feuer gefangen hätte“ von Elisabeth Raether und Hanno Rauterberg

DIE ZEIT ist eine Wochenzeitung und keine Tageszeitung. Niemand erwartet und möchte, dass sie tagesaktuell und reißerisch berichtet. Was also sollen die riesige Überschrift, das riesige Foto und die schnell geschriebenen Artikel zum Brand von Notre-Dame in Paris? Hätten Sie nicht ein paar Tage warten können, bis Genaueres bekannt ist? Ich erinnere mich noch mit Schaudern an Ihren Aufmacher zu dem von Günter Lubitz herbeigeführten Flugzeugabsturz! – Dr. Ulrich Willmes

Welt-Natur-Erbe wird vergessen
Die Flammen sind erloschen, der Rauch hat sich verzogen. Fast im Stundentakt laufen Geldspenden ein, die Milliardengrenze dürfte bald geknackt sein. Der Fehler des menschlichen Versagens ( Arbeiten auf exponierten Baustellen ) wird gefunden, der ein Weltkulturerbe beschädigt hat.Doch unsere Wahrnehmung ist gestört. Während wir also gottesfürchtig in die Rauchwolken starren, Schau-Lustig, brennen rund um den Globus tausende von Feuer und zerstören unwiederbringlich die Natur. Brandrodung im Amazonas, Elektroschrott in Ghana-Accra und der Müll ( mit Gold ) in den heimischen Müllverbrennungsanlagen. Das Welt-Natur-Erbe wird nicht beschädigt, nein, unsere Lebensgrundlage wird zerstört. Um das Bild abzurunden. Tausende von Fischen ringen nach Luft um zu überleben, aber sie verkommen unter einer Müll-Plastik-Plane. Wo sind also die Massen an Spontangeldgebern um diesen Irrsinn zu stoppen ? Eichenbalken sind mitverbrannt, auf einem Symbol. Reparatur fast unmöglich, weil wir keine ausgedehnten Eichenwälder mehr haben. 3-D Drucker stehen bereit, Säulen nachzudrucken, in Beton. Die göttliche Mahnung ruft zum Handeln auf. – Werner Gugetzer

Die Spekulationen über die Ursache des Brandes von Notre-Dame in Paris bringt ein Thema an die Öffentlichkeit, das scheinbar auch vielen Kirchenvertretern unangenehm ist :In den letzten Jahren mehren sich die Angriffe auf Kirchen und christliche Symbole im öffentlichen Raum. Auch in Deutschland gibt es immer häufiger Kirchenschaendungen, doch die meisten Fälle schaffen es gerade einmal in die Regionalzeitungen. Zahlen dazu werden von der Deutschen Bischofskonferenz nicht herausgegeben. Die Frage, inwiefern diese Entwicklung vielleicht auch im Zusammenhang mit einem religiös motivierten Kulturkampf zu bewerten ist, soll offenbar gar nicht erst aufgeworfen werden. Noch unangenehmer dürfte aber die Frage sein, warum Kirchenvertreter massive Angriffe auf Christen und ihre Symbole in Kauf nehmen, wenn es sich bei den Tätern um Muslime handelt. – Oliver Stumpf

Schock lähmt. Wo ist Trost zu finden? Hanno Rauterberg zeigt, dass die Ideen, mit denen das Zerstörte verbunden ist, weiterleben: die Architektur der Gotik in vielen großen Kathedralen überall in der Welt. Der Musik hat sie die erste Blüte der Mehrstimmigkeit geschenkt, die Voraussetzung einer unglaublichen Entwicklung dieser Kunst. Politiker könnten uns zeigen, was keine physische Zerstörung rauben kann. Oder sie können den Schaden begrenzen, indem sie in die Wege leiten, was sofort getan werden muss. Ein schlechtes Beispiel gibt uns der französische Staatspräsident Macron, indem er seinen Franzosen das Blaue vom Himmel verspricht: Wiederaufbau in fünf Jahren, schöner als zuvor. Hält er seine Franzosen für kleine KInder, die man so trösten kann: Weine nicht um deinen Teddy! Morgen kaufen wir dir einen schöneren. – Hans Dieter Clausen

Die Milliadäre (der Welt) „ablasszahlen“ jetzt Seit´ an Seit´, um sich die positive und wohlgesinnte „Gunst Gottes“, im Namen von Notre-Dame, zu erkaufen! Eine Kirche hat gebrannt, und eine ganze Nation dreht am (Hamster)Rad. Gelder für den Wiederaufbau fließen ohne Ende, und in anderen Teilen der Welt, da haben die Menschen nicht einmal mehr ein „Hungertuch“, um daran nagen zu können! – Riggi Schwarz

Notre Dame brennt und die weltweite Betroffenheit ist groß. Vielleicht ist Notre Dame auch ein Symbol für die Niedergang der katholischen Kirche! Der eventgierige Mensch hat wieder etwas Besonderes und etwas ganz Einmaliges zu beschauen; die Kriege der Welt, die tägliche Gewalt, die sind in eine Statistenrolle gedrängt, und solange man/frau nicht selbst betroffen sind, so kratzt das den Menschen nicht. Geld für den Wiederaufbau der Kathedrale gibt es anscheinend in Hülle und Fülle, und an frommen Sprüchen, da herrscht derzeit auch kein Mangel. Und noch eins, die katholische Kirche kann etwas durchschnaufen! – Klaus P. Jaworek

Die aufgeklärte Menschheit sollte froh sein, dass Gott dieses über die Jahrhunderte voller Ignoranz und Intoleranz in seinem Namen missbrauchte Fanal der Verdummung konfisziert hat. – Wolfgang Burkhardt

Nun ist das Bauwerk Kirche nach dem Verständnis der Kirchen aber doch heilig und das Haus Gottes. „Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt“, betete David im Psalm 26. Ob das Bauwerk aus Stein gebaut oder nur eine armselige Hütte ist, spielt für Gottes Anwesenheit ´offenbar´ keine Rolle: „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen“, steht in der Offenbarung des Johannes. Eine Hütte ist Notre-Dame wahrhaftig nicht, sondern, wie die großen gotischen Kathedralen, ein Meisterwerk der Baukunst. Weniger die Welt, der Dachstuhl, und mit ihm der hölzerne Dachreiter, hat Feuer gefangen, weil es vermutlich ein technisches Versagen gab. Leider hat Viollet-le-Duc seinen Turm aus Holz mit Blechummantelung bauen lassen, ein fataler Fehler des 19. Jahrhunderts. So konnte er ihn nur auf den hölzernen Dachstuhl des Kirchendachs montieren, infolgedessen mußte mit dem Dachstuhl auch der Spitzturm brennen und einstürzen. Fazit: nie wieder einen neuen Turm auf das Kirchendach setzen und mit diesem konstruktiv verbinden. Und niemals Stahlbeton, Stahl oder Leichtmetall, weil diese Baustoffe dem Mittelalter fremd waren. Stein und Eisen waren die gebräuchlichen Materialien, und die haben dem Brand von Notre-Dame in großen Teilen standgehalten. Es wäre nur ein weiterer fataler Fehler, aufgrund eines Architektenwettbewerbs eine moderne Materialversion zu wählen. Beton und Stahl sind hochgradig erosionsgefährdet, wie man von technischen Bauwerken wie Brücken hinreichend weiß. Unvergessen, der Einsturz der Stahl-Beton-Konstruktion der Morandi-Brücke Genua, eine Katastrophe, die mit einer Steinbrücke niemals geschehen wäre. Weniger sich trauernd, sondern auf die mittelalterlichen Techniken des Turmbaus besinnen, ist angesagt. Aber wie soll man das von der Modernität einer Architektengeneration erwarten, die keine Ausbildung darin hat und derzeit geradezu einen Feldzug gegen historische Bauwerke, Städte und Anlagen führt? Die eigentliche Trauerangelegenheit ist nicht die Brandkatastrophe von Notre-Dame – sie wird bald wieder neu erstehen – sondern die wie ein Feuer um sich greifende, tieftraurige Abrißwut gegenüber dem Alten und Schönen in der Kunst des Bauens. Das vom Menschen Zerstörte bleibt in den meisten Fällen unwiederbringlich verloren. – Axel Spellenberg

 

zu „Sie schwankt, aber sie geht nicht unter“ von Hanno Rauterberg

„Und manchmal kommt ein ernster Hergereister, / geht wie ein Glanz durch unsre hundert Geister / und zeigt uns zitternd einen neuen Griff“ (Rainer Maria Rilke). Die großen Kathedralen des Mittelalters waren wunderbare Gemeinschaftsleistungen von Baumeistern, Künstlern und Handwerkern aus ganz Europa. Der Wiederaufbau von Notre Dame nach der verheerenden Brandkatastrophe sollte als europäische Aufgabe verstanden werden, bei der jedes Land sein Bestes beiträgt, um das flügellahme Europa symbolisch als glanzvollen, strahlenden, lebendig-kraftvollen Phönix aus der Asche entstehen zu lassen. – Ludwig Engstler-Barocco


 

Leserbriefe zum Titelthema „Auferstehung“

Jetzt reicht’s! Was zuviel ist, ist zuviel! Nicht nur Titelbild und Leitartikel, sondern auch mein sonst so geschätztes Dossier und 3 weitere Beiträge zum christlichen Osterfest/Auferstehung/Glaube. Ich habe DIE ZEIT abonniert, nicht die Christ und Welt! Immer weniger Menschen in Deutschland haben einen Bezug zu kirchlichen Themen oder sind gläubig, das scheint in Ihrer Redaktion noch nicht angekommen zu sein. – Konstanze Burger

Der Zeitpunkt, an dem dieses Dossier erschienen ist, die Karwoche, und sein Titel legen ja nahe, dass die drei Geschichten etwas mit Ostern zu tun haben sollen. Aber was denn nur? Ich kann weder die Spur eines christlichen Gedankens noch eine religionskritische Überlegung – sie wäre genauso willkommen – in diesen „Ostergeschichten“ erkennen. Vielmehr offenbaren sie überdeutlich die Unfähigkeit der Autoren (und der Redaktion?), mit der zentralen Botschaft des Christentums heute noch irgendetwas etwas anfangen zu können. Die drei Geschichten sind ja interessant, eindrucksvoll, zum Teil ein bisschen schräg. Aber warum um Himmels Willen druckt die ZEIT sie an Ostern und nicht etwa an Fasching, im Sommerloch oder an Halloween? Oder sollten sich in den Berichten insgeheim neue Varianten alter Theorien über das Verschwinden Jesu aus dem Grab versteckt haben? Hat der Streckenposten Maria Magdalena den scheintoten Wüstenprediger mit Helferinnen heimlich aus dem Grab gezogen? Jesus als Junkie, dem die Römer ohne das Wissen seiner Anhängerschaft einen Neustart unter anderem Namen gewährt haben? Oder war Jesus, der dem Zweifler Thomas erlaubt, seinen Finger in die Wundmale zu legen, in Wahrheit der erste Klon der Menschheitsgeschichte? Was auch immer die Redaktion ihren Lesern mit dieser Osterbotschaft sagen wollte, sie darf sich getrost einen anderen Titel zu Herzen nehmen, der erst kürzlich die ZEIT schmückte: Wir waren mal schlauer! – Gerold Hofmann

Ich möchte an dieser Stelle der ZEIT zu der beachtlichen Niveausteigerung gratulieren, welche sie durch den Artikel „Das zweite Leben“ erfahren hat: Nicht nur werden wir glücklichen Konsumenten mit unglaublichen Details aus dem Leben (echter!) Menschen versorgt, nein, wir erfahren unter einer Unzahl anderer wesentlichen Fakten sogar, wie sie Handschuhe anziehen, daß sie ihre „Mama“ und ihre Hunde lieben, daß sie straucheln (wer hätte das gedacht?) und sich hernach alsbald wieder aufrappeln. All dies durchströmt in – jede Überforderung der Leserschaft vermeidenden – telegrammartigen Sätzen wohlig die Hirnwindungen der sonst von der elitären BILD-Zeitung überforderten LeserInnen. Und wer vom neuen Niveau so richtig partizipieren möchte, kann auch gar manche Kraftausdrücke entlehnen, deren man in der ansonsten ja so faden ZEIT viel zu wenige findet. Und selbst für freundliche Kundenempfehlungen ist gesorgt: Ja, genau, „Axe“ sprüht sich einer der Protagonisten auf die im Gefängnis womöglich verlotterten Achselhöhlen! Das Leben pulsiert; ach wie reich an unglaublichn Ereignissen ist es doch, derer wir hier in so lebendiger Form teilhaftig werden dürfen! – Dr. Bert Schneider

Der Klon eines gestorbenen Hundes; eine verunglückte Rennfahrerin, die durch eine gelungene Operation und den Glauben an sich selbst kurze Zeit nach dem Unfall wieder in einem Rennwagen fährt; ein drogensüchtiger Strafgefangener, der einer Versuchung zum Heroingebrauch widersteht – drei ergreifende Episoden, die die Sehnsucht nach neuem und verändertem Leben widerspiegeln und mit der Auferstehung in Verbindung gebracht werden, wie sie die Christen in diesen Tag feiern. Diese Auferstehung Christi nach Seiner Kreuzigung und Grablegung ist ein überwältigend gut dokumentiertes geschichtliches Ereignis mit einer ganz elementaren Bedeutung und Auswirkung für die ganze Menschheit. Petrus sagt: „Diesen Jesus hat Gott auferweckt. Wir alle sind Zeugen davon“ (Apg 2,32). Und in Apg 3,15: „Den Urheber des Lebens aber habt ihr getötet. Das ist der, den Gott aus den Toten erweckt hat.“ Durch diese Botschaft ist die frühe Kirche entstanden: Jesus ist von den Toten auferstanden. Die Faktenlage unter Berücksichtigung der Sicht der überwiegenden Mehrheit der sich mit diesen Fragen beschäftigenden Wissenschaftler – ob Agnostiker, Atheisten, Juden, Christen oder Experten mit irgendeinem anderen weltanschaulichen Hintergrund – ist überwältigend einstimmig. Die Auferstehung von Jesus ist historisch bezeugt und wurde schon sehr früh in der Kirchengeschichte verkündet. Der erste Korintherbrief 15,3-7 enthält ein christliches Glaubensbekenntnis, das nur wenige Jahre nach der Kreuzigung über Jesu Tod und Auferstehung informierte und dabei auch die Leute erwähnte, die ihn nach seiner Auferstehung gesehen haben: „Christus ist für unsere Sünden gestorben, wie es die Schriften gesagt haben. Er wurde begraben und am dritten Tag auferweckt, wie es die Schriften gesagt haben. Er ist dem Kephas erschienen, dann dem Kreis der Zwölf. Danach erschien er mehr als 500 Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch am Leben sind; nur einige sind schon gestorben. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln.” Die Nachfolger von Jesus waren bereit, für ihre Überzeugung, dass ihnen der auferstandene Jesus erschienen ist, zu sterben.

Viele oberflächlichen Versuche gab es im Laufe der Zeit, die historische Tatsache der Auferstehung Jesu Christi in Zweifel zu ziehen – Diebstahl des Leichnams durch die Jünger oder durch die Behörden, Legendentheorie, Theorie der geistigen Auferstehung, Halluzinationstheorie usw. – aber alle sind bei näherer Betrachtung wissenschaftlich völlig unhaltbar. Jesus hat sich durch Seine Auferstehung wirklich als Sohn Gottes erwiesen, der alle Menschen retten kann. Ursprung und Existenz der christlichen Kirche kann man ohne die körperliche Auferstehung von Jesus nicht verstehen. Inmitten einer feindlichen Umgebung waren die Jünger unerschütterlich von Seiner Auferstehung überzeugt und viele starben sogar dafür. Tiefgreifende Veränderungen in den Persönlichkeiten seiner Anhänger und die allmählichen positiven kulturellen und gesellschaftlichen Erneuerungen, die durch sie bewirkt wurden – Aufnahme ausgesetzter Kinder, Versorgung für Arme, Kranke und Waisenkinder, praktizierte Nächstenliebe aller Art, Ende der Gladiatorenkämpfe u.v.m. – sprechen eindeutig für die historische Auferstehung. Diesem Einfluss öffnen sich heute noch viele Menschen auf der ganzen Welt und erfahren dabei ein neues Leben. – Gerhard Jahnke

Na sowas? Da habe wohl was nicht verstanden . Oder? Ich sehe den Beitrag eher in dem Bereich von versüßen des Osterfestes mit Ostereiern und Hasen. Blasphemisch der auferstandene Hund und selbst die Geschichten von Simone und Matthias sind toll aber nicht als Beispiel für den Auferstehungs-mythos. Was hat es damit zu tun , was am Ostersonntag in den christlichen Kirchen mit den Satz „ er ist auferstanden, er ist wirklich auferstanden“, benannt wird. Da ist die „ZEIT“ wohl im Trend der Zeit gelandet. Na sowas! – Helmut Fuchs

Da gibt es einen jungen Menschen wie Greta Thunberg, dessen Engagement bewundernswert ist und hoffen läßt. Wenn man dann in dem Artikel lesen muß, wie konträr dazu sich diese anscheinend auf ewig gestrig eingestellte junge Frau verhält, die es auch nach einem schweren Unfall nicht lassen kann, aus lauter Jux und Dollerei auf Kosten der Umwelt weiterhin Autorennen zu fahren, ist das schon bedrückend! – Rolf Jensen

Wir genießen Pressefreiheit; Nadine Ahr und Björn Stephan dürfen oberflächliche Fallgeschichten von Sucht und Perversion schreiben und sich in irgendeinem Blatt ihre Leser suchen. Dass dieses Elaborat in der Osterausgabe der ZEIT, dazu unter dem Titelthema “Auferstehung” gedruckt wurde, verstört und empört mich zutiefst. Du liebe ZEIT, wie bist du bloß auf den Hund gekommen! – Margret Spannagel

Sie wollten etwas zum Thema Aufertehung schreiben? Das ist mutig und wenn es auf dem Titelbild erscheint weckt es das Interesse. Bei Lesen allerdings bekommt man den Eindruck, es geht Ihnen darum, zu zeigen, was Auferstehung alles nicht ist. Ein geklonter Hund hat jedenfalls mit Auferstehung nichts zu tun. Wenn Sie der Europäischen Wohlstandsgesellschaft den Spiegel vor halten wollten, ist Ihnen das gelungen. Denn es zeigt: Mit Geld geht alles. Wer genug auf dem Konto hat, kann sich alles kaufen. Er selbst und seine Kinder brauchen icht mehr um ein Haustier zu trauern, man kann sich ja ein neues Anschaffen. Geschäft kann man mit allem machen. Fragwürdig daran ist für mich nicht nur der berichtete Inhalt, sondern die Tatsache, dass es bereichtenswert erscheint. Was soll damit vermittelt werden? Das berichete Verhalten, ist ethisch nicht zu rechtfertigen. Fragwürdig finde ich darüber hinaus, die Kombination der einzelnen Berichte. Ich finde es am Rande der Beleidigung die Geschichte eines Mannes, der um seine Rehabilitätion kämpft auf eine Ebene mit einem geklonten Hund zu stellen. Dabei ist sein Beispiel dasjenige, von den dreien, das ich nicht als reines Luxusproblem einstufen würde. Wenn eine junge Frau Autorennen fährt, geht sie damit wissentlich ein erhöhtes Risiko ein. Wenn sie schwer verunglückt, ist das bedauerlich und traurig genug, aber es gibt Schicksale, die weit dramatischer zu sehen sind. Es gibt Menschen, die dann nicht mir in ein Auto steigen können und die trotzdem den Mut und die Kraft haben, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen. Nein unter diesem Titel der Zeit hätte ich mir etwas anderes erwartet. – Reinhard Wick


 

Leserbriefe zu „Es könnte so einfach sein“ von Uwe Jean Heuser

Im Artikel wird erwähnt, dass wir im Jahresdurchschnitt von 4,9 Millionen auf 2,3 Millionen die Arbeitslosigkeit gesunken sei.
Korrektur: Wir haben zurzeit 6,72 Millionen Arbeitslose und ca. 4,82 Millionen die in Hartz IV stecken also auch Aufstocker. Bis dahin ihren Artikel gelesen und nicht weiter. Was ich Ihnen beweisen kann, dass auf dem untersten Einkommenssockel das Arbeiten überhaupt keinen Sinn ergibt, weil in einer Partnerschaft einem die angebliche Lebensleistungsrente alles wieder weggenommen wird was dem Partner fehlt, wenn er in der Grundsicherung sich befindet. Arbeiten lohnt sich also nicht..!!!! Das System unter Hartz IV hat nur den Inhalt immer noch den Menschen bis aufs Blut zu kontrollieren und zu erniedrigen. Wir haben für eine bis heute zunehmende Größe von Menschen mehr eine Lebensleistungslüge zu bearbeiten als das man von einem Fortschritt sprechen kann. Des weiteren und das lässt sich bewiesen, das vom Jahr 2017 auf das Jahr 2018 z. B. 120 Personen in einem Sozialunternehmen gekündigt worden ist, weil sie ca. im Durchschnitt 20 bis 25 Prozent über dem Mindestlohn verdient haben. Im anderen Unternehmen konnte derselbe Personenkreis dieselbe Arbeit wieder aufnehmen, aber auf der Ebene des Mindestlohns. In einer ihrer Zeitungen worin Herr Riester Interview worden ist, gab die Bestätigung ab, dass für viele Millionen Menschen das Hartz IV – Modell große Nachteile erbracht hatte. Und ein weiteres Phänomen, dass wenn der Personenkreis von der Grundsicherung ins Rentenalter überwechselt das Gesetz vorgesehen hat, das für diesen einen Monat der betroffene Mensch sich eines Kredit bedienen muss. Weder der Sozialbürgermeister in Stuttgart Herr Wölfle noch die 24 Ministerien von Stuttgart, die angeschrieben worden sind, können dazu eine Abhilfe anbieten. Nur zum Verglich, dass der Klinikchef des Stuttgarter Klinkskandal von nicht Einhalten der rechtseitigen Kündigung mit Handschlag von jährlich 160 000 € Rente verabschiedet worden ist und der Berliner Flughafen soll seit beginn im Jahr 2006 bis heute bei 7, 3 Milliarden an Gelder verschlungen haben. Und so weiter, und so weiter….. Wenn Sie Lust haben können Sie sich melden…!!!!!! – Ulrich Hasenohr

U.J. Heuser ist offenbar nicht mit dem Begriff „Evaluieren“ vertraut. Eine bewährte Methode, eingeleitete Maßnahmen auf Wirkung und Nebenwirkung zu beurteilen. Das ist der Apfel. Dann setzt er dem Politiker ziemlich pauschal dem malenden Kinde gleich, der ohne groß zu reflektieren seine Zeichnung verschlimmbessert. Das ist die Birne. Kein vergleich! Zu Hartz-IV weiß Heuser zu berichten, dass „sich die Reform in der Realität bewährt“. Noch bevor man überhaupt von Äpfeln und Birnen spricht, sollte man zuerst mal makroökonomische Wahrheiten auf diese Reform loslassen. Eine lautet: Wenn alle Volkswirtschaften der Erde solche Reformen durchführen würden, hätte Deutschland nichts gewonnen. Das muss Heuser bejahen, denn er spricht selbst vom globalen Jobwettbewerb. Logisch auch, dass Deutschland „deutlich weniger Wirtschaftswachstum als früher“ brauchte, um Arbeitsplätze zu schaffen. Sogar ein Kind kann aber sehen, dass andere darunter leiden müssten, wenn er sich mehr Äpfel aneignet: Stichwort Export von Arbeitslosigkeit. Kannte Keynes schon. Da erübrigt sich eine Evaluierung, weil das von vorneherein hätte klar sein sollen.

Bei der Schuldenbremse ist eine Evaluierung durchaus berechtigt, zumal das Niveau der Investitionen in Deutschland im Vergleich unter den Industrienationen erstaunlich gering ist. Man merkt das an Brücken und Schulen die zerfallen. Es geht gar nicht darum, ob die Schuldenbremse funktioniert. Hartz-IV funktioniert ja auch. Es geht darum, eben auf Wirkung und Nebenwirkung zu untersuchen. Muss man die Schuldenbremse zum Beispiel nur unter der Voraussetzung beibehalten, dass die Besteuerung im Lande ohne nennenswerte Neuverschuldung erhöht werden dürfte? In den 25 Nachkriegsjahren gab es auch keine nennenswerte Staatsverschuldung. Eigentlich, wenn man heute die schwarze Null praktisiert, müsste die Steuereinnahmenquote zum BIP vergleichbar sein als damals. Sonst ist das Ausgabenvolumen gar nicht beizubehalten und wird es mit der Zeit unweigerlich große Probleme geben. Man muss sich das also gut überlegen. Evaluierung eben. – Rob Maris

Ja. Es könnte so einfach sein, wenn wir Bundesbürger es nicht mit einem extrem überbesetzten Bundestag zu tun hätte. Übersetzte Teams sind ein sehr heikle Angelegenheit und wir sehen ja auch, dass der Bundestag unfähig ist, sich hier auf ein gesundes Maß zu beschränken. Über 700 Bundestagsabgeordnete sind einfach zu viel, zumal jeder Parlamentarier sich auch irgendwie einbringen will und entsprechend Gestalten möchte. Ein „quantitativ gesunder“ Deutscher Bundestag in einer Stärke von ca. 500 Abgeordneten würde sicher auch hier und da verrückte Sachen machen, aber eben nicht mehr so viele wie im aktuell aufgeblähten Riesenparlament. „Maßhalten ist das beste!“ (Kleobulos Lindios, ca. 500 v. Chr.). – Ottfried Wallau

Der Artikel trifft in allem den Nagel auf den Kopf. Der sachliche und klare Stil ohne Polemik und Betulichkeit zeigte mir nach 2 Absätzen, dass das ein Mann geschrieben hat -leider!! – Ein/e Leser/in

Sie habe meine volle Zustimmung. Nur: Politiker denken an Wähler, nicht an Lösungen. – Helmut Brandes

Ein Vergleich (malendes Kind), der hinkt, eine seltsame Voraussetzung, (alles war gut), und eine kühne Schlussfolgerung (Veränderungen sind schlecht). Ein Jammer-Artikel, der nicht überzeugen konnte. Über die Annahme, einmal beschlossen war immer gut, wird sich Herr Heuser mit vielen Menschen streiten müssen. Da wir ein Teil eines europäischen und globalen Ganzen sind, sind ständige Veränderungen und Anpassungen völlig unerlässlich. Auch die sind nicht immer gut, das Auge des Betrachters und Betroffenen macht da Unterschiede. Aber die Notwendigkeit einer permanenten Anpassung an Veränderungen des Umfeldes und seiner Bedingungen sollte nicht beklagt, sondern gelobt werden. – Jürgen Nellen

Uwe Jean Heuser stellt die interessante Frage, ob sich eine Reihe von (wirtschafts-)politischen Fehlentscheidungen nicht auf eine Formel bringen lässt: die Neigung zur Verschlimmbesserung von vorausschauenden und wirksamen Reformen. Gut, dass Heuser den Blick lenkt auf Sternstunden politischer Entschlusskraft, die gemeinhin Politikern nicht (mehr) zugetraut wird: Die grün-rote Ökosteuer, die Hartz-IV-Reformen, die schwarz-rote Rente mit 67 Jahren und die in der Verfassung festgeschriebene Schuldenbremse. Tatsächlich ist es fatal, dass die Verteuerung von fossiler Energieverschwendung nicht konsequent fortgesetzt wurde. Aber die Grünen waren damals schon ihrer Zeit voraus und die damaligen anbebotsbedingten Ölpreiserhöhungen ließen den gesellschaftlichen Druck gegen eine zusätzliche sukzessive Erhöhung durch die Steuer so groß werden, dass Schröder und die SPD, für die die Ökosteuer ohnehin keineswegs ein »Herzensanliegen« war, entschlossen einknickten. Im Blick auf die Hartz-IV-Reformen bedauert Heuser bereits eine vergleichsweise kleine Modifizierung, die Verlängerung der Bezugszeit des Arbeitslosengeldes (ALG I) für ältere Arbeitslose. Das ist nun schon 12 Jahre her und hat offenbar der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands nicht geschadet. Was nutzt die Empfehlung, eine große Reform nicht zu verwässern, wenn es einen legitimen Streit um Gerechtigkeitsfragen und besondere Härten gibt? Warum sollte Politik nicht nachsteuern, Bewertungen vornehmen und Schlussfolgerungen ziehen? Wieder uneingeschränkte Zustimmung zu Heuser, wenn er die Rente mit 67, in vielen kleinen transparenten Schritten sich vollziehend, lobt! Aber muss man deshalb daran festhalten, dass eine Frau bzw. ein Elternteil für ein Kind, das vor dem 1.1.92 geboren wurde, nur 1 Jahr Erziehungszeit angerechnet bekommt, wenn es hingegen am 1.1.92 geboren wurde, 3 Jahre? Wenn die Mutter (der Vater) also in der gesamten Rentenzeit monatlich nur rund 32 € statt 96 € erhält? Gerade die krassen Sprünge, die man bei der Rente mit 67 vermieden hat, sollten bei der Mütterrente unantastbar sein? Die Schuldenbremse ist ein komplexes Thema. Hier kritisiert Heuser aber bereits die Kritik und keineswegs ihre faktische Rücknahme, er kritisiert eine Kritik, die vor allem warnen will vor dem Fetisch der Schuldenbeschränkung, der blind machen kann für vorausschauende Investitionen, etwa in Klimaschutzmaßnahmen, Bildung und digitale Infrastruktur, die man dann in der Tat in Ruhe wirken lassen sollte. Es bleibt also von der von Heuser angenommenen politisch-psychologischen Gesetzmäßigkeit verpfuschenden Eingreifens nicht viel übrig, nur die starke Hoffnung, dass Politik sich doch auch künftig noch zu Entscheidungen motiviert, die der Zukunft gewachsen sind. – Dr. Günter Renz


 

Leserbriefe zu „Eine Margherita aus Männerblut“ von Anna Gien

Mich springen die blicke der männer an, krallen sich in die jeansfalten zwischen meinen beinen, wenn ich die u-bahntreppe hinuntergehe. pfiffe und schnalzende rufe setzen sich auf mir fest. (…) Die übergriffe an mir bei tag und bei nacht sind unzählbar. dies ist nicht meine welt. ich will keine gleichberechtigung in dieser welt. ich will neben keines mannes brutalität und verkümmerung gleichberechtigt stehen. (…) Sexismus geht tiefer als rassismus als klassenkampf. – Verena Stefan

Danke, danke, dass dieser Artikel endlich gedruckt wurde. So wird mir als weißer arroganten Macho, der Zeit seines Lebens Frauen nach den von Frau Gien genannten Kriterien betrachtet, endlich die Offenbarung des wahren Feminismus zu teil. Ich akezeptiere untertänigst, dass ich in Zukunft die wegweisenden Artikel von Frau Gien im Zeitmagazin lesen darf. Vielleicht wird dann die Göttliche- das ist doch politisch korrekt ? – mir wegen dieser Buße einen Posten als Türsteher am Feminismushimmel zuweisen? – Ulf Hanel

Klowand-Rhetorik als Begründung für Frau Giens populistischen Geschlechterkampf
Ich bin nun 66, habe Tätigkeiten in Fabriken und der Bundeswehr sowie viele Jahre Berufsleben hinter mir: die von Frau Gien geschilderte Männersprache wird sicherlich in einer kleinen Gruppe ewig Pubertierender benutzt, spiegelt jedoch in keinster Weise unsere Gesellschaft als Ganzes wider, lediglich einen ihrer Randbereiche. Frau Gien greift sich somit die Sprache eines dünnen, nicht repräsentativen Männerspektrums als Begründung dafür, sich selbst in Klowand-Rhetorik zu suhlen und dies dann als Geschlechterkampf zu apostrophieren. Dies ist Populismus pur. Die tiefere Bedeutung von Emanzipation hat die Autorin offensichtlich nicht begriffen. Dass die ZEIT dieses geistlose Gebrabbel veröffentlicht, bezeugt ihren radikalen Sinn für Toleranz! – Alexander Rocholl

Das hat aber lange bei den Frauen gedauert. Endlich lassen sie die Sau raus. Das war sonst Männersache nur mit dem Unterschied, diese Sprache war nur in der Kneipe unter Männern zu hören. Wenn die Frauen was machen, dann total und öffentlich. Da können die Männer ihre Schwänze einpacken. Die Nuttensprache war den Männern vorbehalten. Jetzt werden ihnen die Titten um die Ohren gehauen. Das war überfällig. – Gunter Knauer

Einfach nur widerlich, ekelhaft. Quo vadis, ZEIT? Was wohl Helmut Schmidt zu diesem Artikel gesagt hätte, oder Gräfin Dönhoff? – Dr. Martin Lauterbach

Seit ich denken/reflektieren kann, bin ich Feminist, folglich bravo für dieses freimütige und sprachlich brilliante Bekenntnis zu einem aggressiven Feminismus, auch wenn mir Svenja Flaßpöhlers Sichtweise näher steht ……! Nach fünftausend Jahren Patriarchat kann ich verstehen, dass Lysistrata ihren Ton heftig verschärft. Dennoch frage ich mich, ob das alles so zielführend ist und ob es so sinnvoll ist, dass die gute ‚Zeit’ derart viel Platz für die Beklopptinnen und Bekloppten dieser Welt zur Verfügung stellt. Wie soll das weitergehen? Kommen hier nun auch alle Salafisten, Trumpisten, Pegidasten, Islamisten, Evangelisten etc. ausführlich zu Wort??? Ich habe bisher immer gedacht, dass sich Frauen von Männern durch Klugheit unterscheiden. Nun denn: mögen sie sich ihre „Margharita aus Männerblut mit einem Salzrand aus Pimmelschweiß“ schmecken lassen, ich bleibe bei meiner ‚Bloody Mary‘. Als erfahrener Psychotherapeut darf ich abschließend versichern, dass es genauso viele Wichser wie Votzen gibt. – Prof. Helmut M. Schmitt-Siegel

Ich nehme an Sie werden diese Mail nicht beantworten, ich möchte es aber nicht unversucht lassen, Sie um Auskunft über die Gründe solch einen Artikel zu veröffentlichen, zu bitten. Die beschriebenen Motive und Reaktionen der Feministinnen sind nichts neues, so wissen Sie das sicher noch präziser, das die Penetration des Mannes in der Popkultur schon vor Jahrzehnten verarbeitet wurde. Artikel wie diese sorgen bei mir für ein Achselzucken, bei vielen anderen Menschen erzeugen solche Texte aber Wut und Unverständnis, wie die Kommentare ja zeigen. Sie erzeugen Distanz… Vielleicht denken Sie als Redaktion wie auch Frau Gien so brutal und ideologisch und wollen einen «Kampf» gewinnen. Ich kann es mir aber nicht vorstellen und deswegen glaube ich, dass Sie Aufklärung vorleben sollten, anstatt sprachliche Gewalt zu inszenieren und gar zu rechtfertigen. Ich möchte Sie wirklich verstehen und möchte ich um eine kurze Aufklärung bitten, was Sie suchen. Vielleicht habe ich den Artikel missverstanden. – Steffen Kunkel


 

Leserbriefe zu „»Künstliche Intelligenzen überlegen nicht, was sie nach Feierabend tun«“ von Jochen Wegner

Der Betreff beschreibt die richtige Tatsache, dass KI-Systeme die Grenzen ihrer Kompetenz NICHT erkennen können. Sie liefern nur dort verlässliche Resultate, wo die „Wissensdomäne“ gut abgrenzbar ist (Seite 30 Ihres Artikels). Daher dürfen KI-Systeme an kritischen Stellen immer nur als Assistenten eingesetzt werden. Darüber hinaus wird man immer Vorsorge treffen müssen, dass komplexe KI-überwachte Systeme bei (Strom-)ausfall stets beherrschbar bleiben: dieses schon bei konventionellen Steuerungen unverzichtbare Gebot könnte etwa das „autonome Fahren“, das ja in Wirklichkeit netzgesteuert ist, komplett stoppen. Und während „menschliches Versagen“ noch versicherbar ist, wird die Versicherungswirtschaft Leistungen für Schäden durch KI gewiss ausschließen wollen. Die Attraktivität von KI-Einsatz bei Firmen wie Salesforce erklärt sich schon dadurch, dass sich dort der Erfolg von KI an Umsatzsteigerungen sofort messen lässt – während KI-Budgets anderswo nicht so einfach durchgesetzt und gerechtfertigt werden können. Und Prof. Socher verschweigt, dass auch beim „Deep Learning“ nur von vorhersehbaren Fällen gelernt werden kann: Unvorhersehbares ist nämlich nicht trainierbar ! – Dr. Dirk Bade

Die KI ist nicht ganz so harmlos wie sie Herr Socher darstellt. Er schreibt nur über eine Welt ohne Militär und der Rüstungsindustrie, was unrealistisch ist. Norbert Wiener meinte: „dass die eigentliche Gefahr der KI ist, dass solche Maschinen…von Menschen oder Gruppen dazu benutzt werden können, ihre Kontrolle über die Spezies zu vergrößern…“ Und jetzt passiert genau das, wie Wiener es beschrieben hat. Die künstliche Intelligenz wird für die Entwicklung von autonomen Waffen verwendet. Die autonomen Waffen müssen nicht ihre Zielfunktion verändern können, sie sind nur für einen Zweck entwickelt. Inzwischen gibt es Waffensysteme, die ohne menschliche Hand, autonom, agieren. Die Abkürzung dafür ist LAWS – Lethal Autonomous Weapon Systems (tödliche autonome Waffensysteme). Robotics Business Review vom 29.05.17 schrieb: „Bis zum Jahr 2025 sollen die weltweiten Ausgaben für die Automatisierung der Verteidigung $16,5 Mrd. erreichen, mehr als das Dreifache von $5,1 Mrd., die für Militär-robotik 2010 ausgegeben worden sind.“ Die US Army hat schon „Robotic and Autonomous System Strategy“ herausgebracht. Das Webzine „Monthly Review“ vom 20.02.18 brachte einen Artikel „Das US-Militär will bis 2025 mehr Roboter als Menschen haben”. Was den Turing-Test betrifft, ging es um herkömmliche (von Neumann) Computer, die nicht für die KI konzipiert wurden. Alan Turing hatte 1950 noch keine Ahnung von neuromorphischen Computern. Die Militärforschungsagentur DARPA unterstützt mit $100 Mio. das Programm SyNAPSE, eine neuromorphische Maschine zu bauen. Auch die großen IT-Firmen experimentieren mit solchen Computern, z.B. Microsoft, Google, Intel, Nvidia und die chinesische Suchmaschine-Fa. Baidu.

Der chinesische Präsident Xi Jinping ließ keine Zweifel über die Pläne von China. Im Juni 2017 hat China einen aggressiven Plan veröffentlicht, der soll ihre KI-Entwicklung bis 2025 um auf $59 Mrd. wachsen lassen. In der EU läuft ein Projekt AI4Reason (computer-gestützte Schlussfolgerung). Eric Horvitz von Microsoft Research meint, dass “in fünfzig Jahren unser Leben durch automatische Schlussfolgerungssysteme verbessert wird, die wir als “intelligent” betrachten werden“. Die Firmen Amazon, Microsoft und Google sind zwischen den Technologie-Firmen, die Tools für maschinelles Lernen entwickeln, um die datengesteuerte Entscheidungsfindung zu verbessern. Logisches Denken und gesunder Menschenverstand seien noch ungelöst aber es gibt sogar auch Forschung auf dem Gebiet „Commonsense reasoning“, z.B. bei den Firmen Luminoso Technologies und Nuance Communications in den USA, und es gibt auch das Open Mind Common Sense Projekt. Es kommt darauf an, wen man fragt, wann Maschinen die Intelligenz von Menschen erreichen. Ray Kurzweil, der seit Dezember 2012 Direktor des Engineering bei Google geworden ist, schätzt, dass es die menschen-ähnliche künstliche allgemeine Intelligenz bis 2029 geben wird. Ben Goertzel, Chief Scientist bei Hanson Robotics, meint bis 2026. Ryota Kanai, CEO von Araya Brain Imaging, meint bis 2030. Der japanische Milliardär und CEO des Tech-Gigants SoftBank Group, Masayoshi Son, der auch die Roboterfirma Boston Dynamics von Google kaufte, glaubt, dass die Computer bzw. Roboter nach 2050 intelligenter als die Menschen sein werden. – Igor Fodor

Auch ich gehöre zu den Menschen, bei denen „KI“ keine Endzeitstimmung weder auf wirtschaftlicher, kultureller, sozialer, politischer, medizinischer und, und, und, Ebene auslöst. Ihre Ausführungen bestärken mein Resümee, verzeihen Sie die markige Formulierung,: Die Maschinen sind dumm und können nicht denken (selbstverständlich). Ihre Frage, wie viele Menschen, sich in dem Raum mit den zwei frisch gebackenen Müttern aufhalten, unterstreicht das sehr gut. Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten, wie es wahrscheinlich schon anderen Lesern aufgefallen ist und Herr Wegner war wahrscheinlich zu höflich, Sie daraufhinzuweisen. Ca. 1,5% der Geburten sind Zwillingsgeburten (ich lasse die Wahrscheinlichkeit von Drillingen oder Vierlingen simplifizierender Weise aus). Eine intelligente Maschine oder ein intelligenter Mensch müßte also antworten: „Bitte konkretisieren Sie zuerst Ihre Angaben.“ – Dr. med. Th. Lukowski

Als langjähriger Abonnent der Zeit habe ich im Artikel „Künstliche Intelligenzen überlegen nicht, was sie nach Feierabend tun“ überraschend feststellen müssen, dass Abonnenten der digitalen Ausgabe besser gestellt werden. Für mich ist unverständlich, dass trotz des nicht gerade geringen Abo-Preises der Printausgabe diese kürzere Artikel und somit weniger Information enthält. Ist es ihr Ziel die „klassischen“ Leser zur Digitalausgabe zu nötigen, um vollständige Artikel zu lesen? – Matthias Rimek

Vielen Dank für das Interview mit dem sympathischen Richard Socher, den ich bisher nicht kannte. Wie in vielen anderen Publikationen entsteht allerdings auch hier der Eindruck, Deutschland sei auf dem Gebiet der KI hoffnungslos abgehängt. Deshalb möchte ich darauf hinweisen, dass auf dem wichtigen Gebiet der maschinellen Übersetzung mit Hilfe von Neuronalen Netzen ein kleines deutsches Unternehmen weit vor der angeblich übermächtigen Konkurrenz liegt. Vergleichen Sie einfach die unglaublich holprigen und oft falschen Übersetzungen der milliardenschweren Giganten mit denen dieses kleinen Unternehmens, das Deep Learning in seinem Namen trägt. Sachtexte werden nach meiner Erfahrung fast perfekt übertragen. Mit literarischen und poetischen Texten tut es sich noch schwer. Aber damit ist KI wahrscheinlich noch lange überfordert.
P.S. Ich habe keinerlei materielle Interessen in dieser Sache. Auf DeepL bin ich zufällig bei einer BI zur Rettung der Nachtzüge gestoßen. Mir fiel auf, dass die Texte dort sehr gut in mehrere Sprachen übersetzt waren und habe mich gefragt, wie diese kleine Gruppe das bewältigen kann. – Peter Krauss

Das Thema künstliche Intelligenz beschäftigt derzeit viele Gemüter. Im Interview mit Herrn Richard Socher wird eingangs die Frage gestellt, wie man einen Chatbot von einem menschlichen Gesprächspartner unterscheiden könne. Herr Socher gibt daraufhin das Beispiel „Drei Frauen sind in einem Zimmer, zwei davon sind Mütter und haben gerade ihre Kinder auf die Welt gebracht. Nun kommen die Väter der Kinder rein. Wie viele Menschen sind im Raum?“ Seine Antwort lautet sieben. Diese Antwort ist nicht zwingend richtig. Wenn die künstliche Intelligenz geantwortet hätte, sie wüsste es nicht, wäre sie präziser. Bei der unscharf formulierten Frage steht nichts davon, dass es sich nicht um Mehrlingsgeburten gehandelt hat. Kinder ist einfach nur Plural und kann sich sowohl auf die einzelnen Mütter beziehen als auch auf beide mit je einem Kind. Man kann nur hoffen, dass die Programmierung der KI präziser erfolgt, sonst wird sie keine Entscheidungen treffen können oder falsche treffen oder zum unpräzisen Menschen? – Thomas Struppe

Nicht die Künstliche Intelligenz macht mir Angst, sondern es ist eher die Künstliche Dummheit, die mir Sorgen bereitet. – Uwe Demmer


 

Leserbriefe zu „Was wirklich zählt“ von Evelyn Finger

Wenn Ratzinger sagt: „die moralisch verkommene Welt schuld sei“, dann hat er doch recht. Auch seine jüngeren Kollegen gehören teilweise dazu. Das ist nämlich auch von Ratzinger gemeint. Und auch das Kreuz in Bayern gehört dazu. Ihre Autorin Evelyn Finger ist mir bestens bekannt. Ich habe sie eigentlich in guter Erinnerung – als Stammleser der „Zeit“. Mit der Kirche scheint sie zu hadern. – Gunter Knauer

„Das kann man glauben oder nicht“ – schreibt Evelyn Finger im Leitartikel der ZEIT zum Thema Auferstehung und fragt dann nach dem Verhältnis der Kirche zur Welt. Klarer und deutlicher kann man am Wesen des christlichen Glaubens nicht vorbei gehen. Die Auferstehung Jesu ist der Inhalt des Glaubens. Paulus schreibt in 1. Kor. 15: Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen (Vers 19). Natürlich weiß der Apostel von der Schwierigkeit dieses Glaubens. Natürlich kennt er Gründe, diese Tatsache zu bezweifeln. Natürlich weiß er, wie schwer es ist, Konsequenzen aus diesem Glauben zu ziehen. In seinen Briefen kann man das nachlesen. Aber er verzweifelt wohl an der Umsetzung dieses Glaubens – nie aber an seiner Richtigkeit.

Genau das unterscheidet den Apostel von den meisten Menschen unserer ZEIT. Wenn wir mit einer Gegebenheit wie der Auferstehung Schwierigkeiten haben, dann zweifeln wir nicht an unseren Fähigkeiten. Wir schreiben einfach „Meine Auferstehung“ darüber und erzählen, wie Menschen unter schwierigen Bedingungen in dieses Leben zurück finden (ZEIT Dossier vom 17. April 2019). So können wir bei dem bleiben, was wir eh schon verstehen und müssen uns nicht mit etwas Neuem beschäftigen. Gerade das aber meint die Auferstehung Jesu nicht. Sie ist der Schritt in ein neues Leben und nicht die Rückkehr in das alte. Das gilt, auch wenn noch so viele Umfragen angeblich zeigen, dass auch die Mitglieder der Kirche nicht mehr an die Auferstehung glauben. Die wirklich wichtigen Dinge im Leben kann man nicht an Mehrheiten delegieren, man muss sie selbst entscheiden. – Wilfried Geyer

Frau Evelyn Fingers Artikel zur Glaubwürdigkeitskrise der Kirche wird für meinen Geschmack von allzu viel Optimismus getragen. Man lese das Gespräch mit Herrn Christian Pfeiffer, der den Missbrauch in der katholischen Kirche aufklären sollte. Man kann Frau Fingers Aussage, die Kirchen seien in der Welt heimisch, nach der Lektüre des Gesprächs mit Herrn Pfeiffer auch anders deuten: Wie in der Welt außerhalb der Kirchen kennt man sich bestens aus mit der Unterdrückung der Wahrheit, mit der Bedrohung und Nötigung derjenigen, die die Wahrheit ans Licht bringen wollen, mit der systematischen Vernichtung von Beweismitteln, und mit dem Versuch, den Verzicht auf die Wahrheit mit Geld erkaufen zu wollen, wie Bischof Ackermann dies getan hat. Und nach außen gibt man sich reumütig, aber nicht schuldbewusst, und verspricht umfassende Aufklärung. Wie will ich denn aufklären, wenn ich die entscheidenden Akten vernichtet habe? Für die Christen muss doch die Frage lauten: Was für eine Botschaft wollen denn diese Kirchenvertreter den Menschen noch vermitteln, wo sie doch permanent Jesus und sein Anliegen mit Füßen treten? Es gibt keine glaubwürdige Kirche mehr! In der Zukunft muss es ein Christentum ohne Kirchen geben! – Gerhard Lambertz

Ihre Artikel lese ich immer mit großem Interesse, meine aber, dass man religiöse Gedanken noch leichter verständlich machen kann. Sie beginnen mit den Worten „Was Ostern angeht“ und zitieren die oft gestellte Frage nach der Bedeutung des Kreuzes. Man kann dies eigentlich verständlich beantworten, ohne mühsame Glaubens-Anstrengungen. Meine Forderung, an alle Religionen übrigens: Nicht so viel glauben sondern mehr verstehen! Man sieht doch, dass Glaubenseifer große Schäden anrichten kann. Christus wurde im Elend geboren und starb im Elend. Er wird aufgrund seiner Einstellungen zur Welt symbolisch als Gottes Sohn bezeichnet. Das bedeutet für mich, dass Gott am Elend der Welt teilnimmt, mittendrin. Das ist der zentrale Gedanke für mich! Also ist Gott nicht oben im Himmel sondern unten hier auf der Erden, jedem Menschen ganz nahe, ein Teil jedes Menschen sogar. Auch die Natur ist Gottes. Das ist alles kein Geschwätz, sondern eine Aufgabe für jeden!. Wir müssen die Natur achten und das Gute in uns betonen, um ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen. Denn das Perfide (mithin das Teuflische) ist auch in jedem Menschen, was jeder weiß. Sehen wir zu, dass das Göttliche immer wieder die Oberhand gewinnt. Zusammengefasst bedeutet dies für mich das Kreuz, ein Symbol für sowas wie Einsicht und Weisheit. Das ist nüchtern und leicht verständlich. Und auch dies noch: Jesus muss nicht am Kreuz hängen, man nehme den Gefolterten endlich herunter. Kruzifixe sind oft grässlich und sogar kitschig. Die Detail-Angaben zu Weihnachten und Ostern und Pfingsten sind für mich unwichtig. Man weiß eh nicht so genau, wie es damals war. Der Hl. Geist ist dennoch ganz wichtig, allemal besser als böse Geister, die uns umgeben, täglich. Und die Auferstehung ist ebenfalls symbolisch, was mir genügt. Die Gedanken von Jesus haben nämlich Bestand, wie man sieht. Denken kann man auch an Tolstois Buchtitel „Auferstehung“. – Dr. Klaus Mengel

Der katholische „Heilige Vater“ verkündet, wie jedes Jahr, seine frohe Osterbotschaft, und die Aufklärungbereitschaft, den „katholischen Mißbrauchs“ aufzuklären und zu sühnen, die hat vorerst eine katholische Pause eingelegt, und liegt daher folgerichtig, bis auf weiteres auf Eis! – Klaus P. Jaworek

Ein offener Dialog zwischen Kirche und Welt/Welt und Kirche ist für die beiderseitige Sinnhaftigkeit und Daseinsberechtigung selbstverständlich unerlässlich, nicht nur zum höchsten aller Kirchenfeste. Der Aufsatz des Joseph Ratzinger zu den angeblichen Hintergründen des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche etwa hat bereits nach kürzester Zeit zu einem überaus regen Diskurs geführt. So weit, so gut. Leider erbringt der emeritierte Papst Benedikt XVI mithin den Beweis, dass hohe Intelligenz, großes Wissen und Telos mitnichten vor Dummheiten schützen, die einer beabsichtigten Verständigung und Restitution – in diesem Fall der Institution (s)eines Glaubens – zuwiderlaufen. Dazu fällt mir ein Zitat von Galileo Galilei ein, das die grundsätzliche Problematik einer allzu menschlich-profanen Deutungshoheit im und über den Glauben anspricht: „Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen.“ – Ira Bartsch

Herzlichen Dank für Ihren Kommentar. Diesem muss ich jedoch im letzten Punkt widersprechen. Die deutschen Kirchen, vor allem die katholische, sind im Jahr 54 nach dem II. vatikanischen Konzil, noch immer nicht in der pluralen Freiheit, geschweige denn im hier und jezt angekommen. Noch immer gibt es eine schwer auszuhaltende Priester Fixierung, als alleinige und letzte Instanz. Demokratie Fehlanzeige Rolle der Frau Fehlanzeige und andere Themen, wie eben auch sexual Moral. Diese Themen sind 50 Jahre alt und in der Zeit nicht besser geworden. wären die Kirchen in der Freiheit angekommen, stünden sie nicht da wo sie stehen: schrumpfend und überaltert (Zahl der Priesterweihen!, Durchschnittsalter der Priester, Zahl der Mitglieder der deutschen Ordensgemeinschaften und derer Mitglieder) Der großteil der heute fungierenden Priester und alle Bischöfe hat sich zu einer Zeit für den Beruf als Prister entschieden, da war der eiserne Vorhang noch zu. All diese Menschen müssten sich selbst, Ihr eigenen geistliches und weltliches Rollenverständnis komplett in Frage stellen. Wer kann das? Wenn die Kirchen von sich und Ihrer Botschaft überzeugt wären, würden sie sich z.B. von der Kirchsteuer lösen, damit wäre ein enormes Glaubwürdigkeits Hemmnis schon einmal bei Seite geschoben und Freiheit gewonnen. Insofern hoffen wir, dass der heilige Geist hilft und der neue synodale Prozess schnell kommt. Fristen wie bei der Würzburger Synode würde heute niemand mehr verstehen. – Boris Werner


 

Leserbriefe zu „Streiten bildet“ von Manuel J. Hartung

Was für ein Beitrag. Der Autor hat alles aufgeschrieben was in Deutschland im argen liegt. „Man sollte das ja noch sagen dürfen“ oder „Man darf ja nicht mehr alles sagen“. Denkverbote oder völlig daneben ist die ganze Kunst, die wir zu hören bekommen. Was ist das für eine armselige Gesellschaft. Ihr Autor Manuel J. Hartung verfügt über einen gesunden Menschenverstand, der bei den allermeisten abhanden gekommen ist. – Gunter Knauer

Während meiner Kindheit war Streit verpönt. Er galt als schlechtes Benehmen. Deshalb haben wir nicht gelernt, richtig zu streiten: Sachverhalte von mehreren Standpunkten anhand von Fakten zu beleuchten, die Vor- und Nachteile kritisch abzuwägen, Gesprächspartner auch bei unterschiedlichem Standpunkt ernst zu nehmen. Der Interessenausgleich bedarf deshalb Regeln. Der evangelische Bischof Wolfgang Huber sagte in einem Zeit-Interview : „Toleranz braucht auch Zurückweisung inakzeptabler Positionen. Sie ist nur dann ernst gemeint, wenn man das achtet, was dem anderen wichtig ist, aber zugleich weiß, was einem selbst wichtig ist.“ (Die Zeit vom 10. August 2017). Ich denke, das trifft es. Deshalb wünschte ich mir, dass das „richtige Streiten“ schon Kindern im Elternhaus und in der Schule vermittelt wird. Das könnte ein großer Nutzen für unsere Gesellschaft sein. – Peter Stöffges

Im Grunde betreffen beide Leitartikel das selbe: wir müssen streiten, um in Frieden mit einander leben zu können. Richtiges Streiten muss im Lehrplan der Schulen verankert werden, ebenso wie im wissenschaftlichen Bereich und bereits im Kindergarten. Die Wohlfühl- und Vollkaskoepoche hat diese Kultur leider fast zum Erliegen gebracht. Mit welcher Begeisterung habe ich in der Schulzeit der nach-68 er Jahre den Advocatus Diaboli in politischen Debatten gespielt; gerne wieder zur Überraschung meiner Freunde und politischen Mitstreiter. Bis heute eröffnet mir die ‚gegenteilige Betrachtung‘ eines Sachverhaltes immer wieder erhellende Einsichten. Ohne Streit keinen Frieden! – Eberhard Goette

Gratulation zu dem sehr guten Artikel. Hätte die Wissenschaft 1900 aufgehört, angebliche „Wahrheiten“ zu hinterfragen, gäbe es keine The­orie der Plattentektonik, Relativitätstheorie, Computer etc. Natürlich ist es eine „Zumutung“, wenn man Zwischenfragen auch von „Anfängerstudenten“ zulässt. Aber auf Dauer bekommt man nicht nur selbst manche gute Anregung, sondern auch ein Diskussionsklima, in dem niemand wegen sogenannter „dummer Fragen“ herabgewürdigt wird. Nur dort kann wissenschaftlicher Fortschritt gedeihen. Ein Teil der heutigen Studenten soll ja in einigen Jahren der wissenschaftliche Nachwuchs sein. Die heutige Entwicklung in bestimmten Gebieten verursacht mir große Bauchschmerzen. – Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele

Sie sprechen zurecht ein sehr ungutes Phänomen an, das nach meiner Wahrnehmung allerdings weder neu ist noch auf Universitäten beschränkt. Aber wissen Sie, mit welchem wohlig klingenden Modewort exakt dieses Phänomen typischerweise verklärt wird? „Haltung“. – Daniel Kemper

Gerne möchte ich ihrer Argumentation folgen. Trage ich bereits über mein Antlitz geworfen solch einen „Schneepflug-Daddy“ wenn ich frage, ob das Bild des Scheepflug-Daddys ein wissenschaftlich herausgearbeitetes ist? Ich vermute, es sind Boulevard und Stimmungsmache, oder? Warum sollten eigentlich nicht auch weitere Räume als der universitäre für Diskurs geöffnet werden? Das wäre doch großartig! In der Grundschule meiner Kinder gab es ein „Projekt“ über Insekten mit total schönen Outputs. Von der Perspektive „Insektensterben“ keine Spur zu sehen. Auf dem Verkehrstag schützten Menschen in Bundeswehruniform mit Militär-LKW die Kinder vor dem toten Winkel. Die Veränderbarkeit von Radwegen oder die Möglichkeit zur verpflichtenden Ausrüstung von LKW mit Abbiegeassistenten wurde nicht Thema. Statt Mündigkeit und Einflussnahme war Beschränkung auf Anpassung, Resilienz und „Wappnung“? Und statt Bildung war „ganz pragmatisch“ Qualifikation? Im Religionsunterrichts lernte mein Sohn alternativlos (!) den Gedanken kennen, Kriege könnten ja durchaus gottgewollt sein. Seine Frage „Was macht Militär auf dem Schulhof einer Grundschule“ verhallte im Sachunterricht hingegen über Jahre und blieb gänzlich unbeantwortet, als sei sie keine „echte Frage“ gewesen. Eigentlich sind doch sogar auch die Freitags-Streiks ein Ruf nach Diskurs, oder? Ich habe aber den Eindruck, die Universität könnte von u.a. Ihnen als einziger und exklusiver Ort des Diskurses gehandelt werden. Als gäbe es analog zum Bild der angeblichen „Frühsexualisierung“ von Kindern (die es zu verhindern gelte) auch eine Art „Frühdiskursierung“, die Kindern und Jugendlichen nicht zuzumuten sei. Demokratie und Aufklärung sind pfui für Kinder?

Mir scheint, Sie verwenden den Habermas-Begriff „das bessere Argument“ zweidimensional zur Verteidigung einer wenigerdiskursiven Haltung. Als ginge es Ihnen eher um eine Erweiterung des Sagbaren („Erweiterung der Kompromissfähigkeit und Frustrationstoleranz“ GEGENÜBER und „Flexibilisierung“ VON Grundrechten) und um Fixierung des Diskurses am exklusiven Ort Universität. Benennen Sie wenn, dann konkrete Fälle und Vorgänge. Und senken Sie den spaltend-verdrehenden und stimmungserzeugenden Zeigefinger gegenüber Menschen, für die fernab jeglicher Diktatur die Unschuldsvermutung gilt. Dieses Paradigma gilt noch! Also meine Frage war ja: „Bin“ ich solch ein „Schneepflug-Daddy“ und bei welcher wissenschaftlichen Publikation kann ich erlesen, was das ist? Bisher denke ich, dass ich meinen Kindern nicht etwas wegräumen, sondern ihnen im Gegenteil etwas einräumen will. Und dass das aber in der Tat durch eine kalte Mauer, heiße Stimmungsmache und auf Antlitzschleiern gemalte Bilder verhindert wird. Warum sollte jungen Menschen nicht gefolgt werden heraus aus der erlernten Hilflosigkeit? Lauter als den Ruf nach einem verkaufsoffenen Sonntag höre ich den Gesang aus einem und für einen demokratieoffenen Freitag. Und ach ja: Wenn Sie Diskurs an Universitäten möchten, sollten Sie meiner Erfahrung, meiner Meinung und meinem wissenschaftlichen Menschenbild nach für (Studien)Zeit/Raum, Begegnungszeit/raum, materielle Versorgung und Kooperationparadigma eintreten. Das ist nicht „Kuschel“, das ist lebendige Demokratie. – Mario Primavesi


 

Leserbriefe zu „Was, wenn ich Nein sage?“ von Ann Esswein

Zugegeben, es ist Utopie und widerspricht dem kapitalistischen Verwertungsstreben diametral. Aber eine Lösung des Wohnkonfliktes könnte so aussehen, dass der Investor sein unmäßiges Profitstreben ( für eine 2-Zimmer 1000 Euro Miete !) einmal zugunsten von Herrn Bilgic zurückstellt, ihm eine kleine Wohnung in dem geplanten Neubau anbietet und dafür nur eine Miete verlangt, die der Mieter tragen kann. Ob Herr Bilgic in dem neuen Schicki-Micki -Umfeld glücklich wäre, ob er sein Leben wie bisher dort fortsetzen könnte, ist eine ganz andere Sache. – Stefan Kaisers

Zu dem rührseligen Beitrag könnte man viel sagen, zB , dass immer andere schuld sind. Wie alt ist der Klient denn?Die Frage stell ich mir auch. Letzten Endes wissen wir, dass alles Scheitern mit Hilfe des ,,Staates“ gut ausgeht. Aber Frau Esswein sollte wenigstens das Wort Glas-Vitrine vermeiden. Schrecklich ,so etwas in der Zeit. Herr B kommt in diesem Stil sicher bald in eine neu renovierte Wohnung. – Werner

Der Bericht von Ann Esswein hat mich sehr berührt. Und ich würde mir einen Folgeartikel wünschen darüber, wie es weiterging. – Katrin Sorger


 

Leserbriefe zu „Menschheitsmythen“ von Josef Joffe

Sie schreiben u.a., dass die Israeliten mit dem Blut des Lammes ihre Türpfosten streichen sollten, damit der Todesengel vorbeiziehen sollte. Das stimmt, ist jedoch unvollständig, denn hinzu kam das Streichen des Sturzes. Interessant wäre jedoch den Leserinnen und Lesern zu erläutern, wieso mit dem Blut nicht irgend eine andere Stelle des Hauses gestrichen werden sollte; wieso gerade die Pfosten und der Sturz? Genau dieses Hintergrundwissen Juden und Christen zu vermitteln erscheint mir ein Mehrwert für Ihren Artikel, da dieses den meisten Gläubigen nie vermittelt worden ist. – Heribert Ossemann

Vielen Dank für diesen „Zeitgeist“-Artikel, dessen „Geist“ leider immer noch nicht im Bewusstsein der meisten Menschen heute angekommen ist. Eigentlich passt er auch besser in das Ressort „Glauben & Zweifeln“. Könnte er nicht ein Denkanstoß für eben dies Ressort werden, unter dem Titel „Menschheitsmythen“ eine Serie von Artikeln zu starten, die nicht nur zu den großen christlichen Festen und auch durch Angehörige anderer Religionen tolerant „aufklären“? – Eckhard Heumann

In Ihrem Artikel schreiben Sie „… Die grünen Kräuter beim Pessach-Mahl … stehen für die wiedererwachte Natur.“ Nach meiner Kenntnis sind diese Kräuter bittere Kräuter und symbolisieren die bitteren Sklavenjahre in Ägypten wie auch andere Speisen an diesem Fest. Falls diese Information stimmt, möchte ich Sie bitten, das in einer Ihrer nächsten Ausgaben klarzustellen, um Missverständnissen vorzubeugen. – Christiane Plewa


 

Leserbriefe zu „Und, was darf bei Ihnen noch auf den Teller?“ von Johannes Gernert und Sebastian Kempkens

Nachdem ich das Gespräch der vier Autoren verdaut hatte, bin ich gleich zu meinem Schreiner. Der sagte, wenn ich meinen Stuhl gut mit Algenöl einreibe, dann klappt das auch mit der Transplantation. Aber ich soll dabei auf keinen Fall mit Hafer- und Weizenkleie experimentieren, sonst kann es beim Intervallfasten zu langkettigen Konflikten zwischen Autophagie und Orthorexie kommen. Darauf jetzt erst mal eine Portion Pommes-Schranke. – Kurt Eimers

Ein elitäres Gefasel von Wichtigtuern.Für viele Deutsche stellt sich diese Frage nicht.DosenRavioli mit irgendeiner KetchupTunke vom Discounter,das war’s. – Hans-Emil Schuster

Meine Mutter, machte eine einzige Diät in ihrem Leben, und diese Diät, die war ihre „Lebensdiät“, damals so um 1959/1960, fing sie damit an, just in der Zeit, als ich gerade in die erste Schulklasse gekommen bin. „FdH (Friß´ die Hälfte)“, hieß diese zauberhafte „Zauberdiät“, und meine Mutter hielt sehr erfolgreich daran fest, zeitlebens eben. Disziplin ist alles, wenn man/frau etwas Großes im Leben erreichen will. Ich glaube, wer sich nichts „verkneifen“ muss, der bleibt trotz (s)einer Diät, immer gut drauf, denn einen wirklichen Verzicht auf liebgewonnenes, den gibt es nicht; es gibt höchstenes nur die Hälfte von allem. Meine Mutter, die fühlte sich seither pudelwohl in ihrer Haut, ihr Mann, mein Vater, der war mit der Welt „rundum“ zufrieden, und ich, ich war halt der kleine Schukbub, der in der ersten Klasse herumgurkte! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbriefe zu „Sein größter Irrtum“ von Holger Stark

Mein Mitleid mit Herrn Assange hält sich in sehr engen Grenzen. Holger Stark verwechselt in seinem Artikel etwas. Assange hat aus reiner Egomanie ohne jede Rücksicht Menschen mit seinen Veröffentlichungen gefährdet. Das hat nichts mit dem von Herrn Stark angesprochenen Aufklärungsinteresse zu tun. Die Informationen gehörten an die Öffentlichkeit, aber mit geschwärzten Namen. Assange darf sich nicht wundern, wenn er für sein Handeln nun die Konsequenzen tragen muss. Seine Informanten haben es zum Teil schon getan, wie Bradley / Chelsea Manning. Nun soll erfolgen. – Dr. Peter Winter

Der Artikel greift zu kurz. Journalisten nicht, aber auch sonst niemand, stehen über dem Gesetz, auch keine Regierung. Es kann notwendig sein, schwere Verbrechen (gegen die Menschlichkeit) auch durch „illegale Methoden“ zu stoppen. Gerade Deutschland hätte das in der Vergangenheit die schlimmste Katastrophe ersparen können. Deshalb ist das Recht auf Widerstand auch im deutschen Grundgesetz eindeutig festgehalten. Passwörter zu knacken ist in meinen Augen dann keine Grenzüberschreitung, wenn dadurch wesentlich schlimmere Grenzüberschreitungen aufgedeckt bzw. sogar verhindert werden können. – Hans Oehler

Am Morgen nach der Verhaftung von Julian Assange in der Botschaft von Ecuador sagte ein Professor der Rechte im Deutschlandfunk, dass Julian in den USA aus rechtlichen Gründen nur für das verurteilt werden könne, was im Auslieferungsantrag an England aufgeführt worden wäre, also für einen eher harmlosen Tatbestand. Aber! „Das Geheimnis ist im innersten Kern der Macht.“ schreibt Elias Canetti als Kapitelanfang in seinem Buch „Masse und Macht“. Mächtige schützen diesen Kern ihrer Macht deswegen seit jeher gemäß dem Wort von Mao Tse Tung: „Bestrafe Einen, erziehe Hundert“. Bei schmerzhaftem Verrat lautet die Steigerung davon: „Bestrafe einen Verräter maximal, erziehe hundert Mitwisser maximal“. Welche Priorität die Durchsetzung dieses Prinzips für die Mächtigen hat, und welche „Risiken und Nebenwirkungen“ sie dafür billigend in Kauf nehmen, wurde jenen „Hundert“ und der Welt- Öffentlichkeit vor nicht allzu langer Zeit vorgeführt und zwar beim Agieren der USA nach dem Verrat von Edward Snowden, und bei dem bewusst halböffentlich durchgezogenen Mordanschlag „Putins“ auf Sergei Wiktorowitsch Skripal in England. Ich finde daher die anfangs erwähnte juristische Stellungnahme zum Auslieferungsbegehren der USA lieb, aber nicht hilfreich zur Einschätzung der aktuellen Lage von Julian Assange. – Dipl. Math. i.R. Günter Hess


 

Leserbriefe zu „»Ich bin ein Spießer«“ von Tina Hildebrandt und Mariam Lau

Ich habe da ein paar Tipps – so von Spießer zu Spießer: Verwenden Sie Plastiktüten einfach mehrfach! Das geht! Reißfeste Plastiktüten halten bei pfleglichem Umgang sogar sehr lange! So schützen Sie die Brötchen vor Nässe und schonen zugleich die Umwelt und den Geldbeutel. Gleiches gilt für Kleidung, Möbel, PCs, Smartphones usw.: Je länger Sie ein Produkt benutzen und kein neues Teil kaufen, desto mehr schützen Sie die Umwelt und den Geldbeutel. Wenn Sie nun noch Bus und Bahn statt Auto fahren – ich selbst fahre kein Auto, nur mein Mann, und wir beide benutzen die Bahn, sofern es zeitlich vertretbar ist -, tun Sie schon viel mehr für den Umwelt- und Klimaschutz als die meisten anderen Menschen in Deutschland. Aber für die großen Dinge (CO2-Steuer, Abschaltung der Kohlekraftwerke, Entmachtung der Autobosse und der Agrarunternehmerfunktionäre etc.) sind natürlich schon die Politiker(innen) zuständig. – Dr. Ulrich Willmes

Vielen Dank für dieses anregende Interview. Einige Anmerkungen/Frageb seien erlaubt. Ich hoffe, alle Gesprächspartner haben das Dossier über Anton Hofreiter (Zeit N 16) gelesen und insbesondere das Dürrenmatt-Zitat bzw. Herrn Hofreiters daraus abgeleitete Maxime gewürdigt. Das individuelle Verbraucherverhalten eines Grünen zu kritisieren oder darauf „hinzuweisen“ (wie Herr Günther es herrlich neutral ausdrückt), mag dabei helfen, einen politischen Gegner herabzuwürdigen und einen relativen Gewinn in der Wählergunst einzuheimsen. Herabwürdigung ist ja ein gängiges Werkzeug im Wahlkampf. Sie ist jedoch kein konstruktiver Beitrag zur eigentlichen Problemlösung. In unserem Land herrschen gleiche Pflichten und gleiche Rechte. Ein Grüner hat dasselbe Recht wie ein Klimaleugner, ein Flugzeug zu besteigen. Solange er sich ernsthaft dafür einsetzt, das Fliegen teurer wird (also einen Preis bekommt, der widerspiegelt, was es uns kostet), bleibt er in meinen Augen gaubwürdig. Dass eine CO2-Bepreisung ein an sich einfaches und wirksames Instrument ist, um die Emissionen zu senken, pfeifen inzwischen die Spatzen von den Dächern. Dieser Gedanke ist nicht mehr besonders originell. Interessanter wären Herrn Günthers Ideen dazu, wie diese Bepreisung (für die es keinen endogenen Wirtschaftsmechanismus gibt) auf politischer, supranationaler Ebene umgesetzt werden kann. Denn nur dann kann sie ihr Ziel erreichen. Dies ist die eigentliche Herausforderung. Ein CO2-besteuerter Wirtschaftsraum der „Willigen“, welcher Produkten der nicht-teilnehmenden „Unwilligen“ beim Import nachträglich eine CO2-Steuer auferlegt? Oder anders? Hier könnte der selbsternannte „Macher“ Daniel Günther beim „Schnacken“ ruhig etwas konkreter werden.

Interessant wäre es, ob Herr Günther auch bei anderen zentralen Themen griffige Wirtschaftsmechanismen kennt, welche wichtige natürliche Ressourcen schonen. Wie zum Beispiel schützen Wirtschaftsprozesse die Artenvielfalt? Welchen Preis ordnen wir einer gefährdeten Art zu? Wie treiben wir ihn ein? Liegt der Wirtschaftsnobelpreisträger William Nordhaus komplett falsch, wenn er sagt: „Economics can contribute least in areas where we need it most.“ (aus „The Climate Casino“)? Wenn Herr Günther gute Ideen dazu hat, könnte er sie öffentlich preisgeben und hätte vielleicht noch größere Chancen auf einen Nobelpreis als Herrr Nordhaus sie jemals hatte. Herr Günther präsentiert nur eine sehr flaue Problem- bzw. Ziel-Hierarchie. Der Begriff einer „Conditio sine qua non“ sollte ihm bekannt sein. Ist eine friedliche Welt (ein gutes Ziel!) vorstellbar, wenn die durchschnittliche globale Oberflächen-Temperatur bis 2100 um 4°C oder mehr steigt? Können Menschen noch in Harmonie leben, wenn über 75% der Arten ausgestorben sein werden? Vielleicht hat Herr Günther die kurze Perspektive einer Wahlperiode zu sehr verinnerlicht, um diese an sich überschaubare Logik auch nach außen hin präsentieren zu können. Autobahnen zu bauen, um CO2 zu sparen, klingt irgendwie nicht sehr nachhaltig. Vielleicht kann Herr Günther auch über andere Wege nachdenken, wie sich Staus vermeiden lassen? Die von ihm favorisierte „Problemlösung“ erfüllt ohne Zweifel die üblichen Kriterien des Populismus: Einfache „Lösungen“ für komplexe Probleme. – Dr. Christian Voll

Vielen Dank für die Möglichkeit, der Innenansichten eines Ministerpräsidenten gewahr zu werden. Ist er nun ein junger Hirsch- oder Rehbock, dessen Geweih noch nicht verzweigt ist – der also noch in der Pubertät steckt, noch nicht gereift, schon gar nicht ausgereift ist? – Er hat das Urteil über sich selbst gefällt; im Inneren ist er eben ein Schlitzohr: Er versucht, den Originalen die Themen zu stehlen und seine Klientel zu schützen, damit weiterhin Ausbeutung der Schöpfung betrieben werden kann, und damit als verantwortlicher Ministerpräsident für die Bevölkerung eines ganzen Bundeslandes fehl am Platze – denn ein Platzhirsch wäre ausgereift. – Hanna Leinemann


 

Leserbriefe zu „Die Kokosnuss-Lösung“ von Mariam Lau

Egal was ich auch lese, die Frage, wie man mit den Ausländern umgehen sollte, taugen alle nichts. Ich bin viel in der Welt herumgekommen und kann sehr gut verstehen, wenn Wissenschaftler in den besagten Ländern, den Egoismus einiger EU-Länder beklagen. Wie soll ein Land ohne Eliten wieder auf die Beine kommen. Es wird weiter geschwächt. Und die wirklichen Probleme vergrößern sich. Westeuropa sollte verpflichtet werden, diese Menschen nach Ausbildung in ihre Heimat wieder zurückkehren lassen. Viele werden das auch akzeptieren. Heute wäre das auch vereinzelt schon möglich. Die EU muß Gesetze schaffen um das zu ermöglichen. Ausbildung ja, aber keine Integration. Die dauernde Klage, das Deutschland der Nachwuchs fehlt sollte kein Grund sein. Es ist zwischenzeitlich bekannt, daß der Nachwuchs brauchbares nicht gelernt hat. Was auch der frühere Präsident Dieter Lenzen von der Freien Universität, Berlin schon 2001 beklagt hat. „Brauchbares lernen und nochmals lernen“. Das wurde sträflich vernachlässigt. Die Partei, die das zu verantworten hat, ist hinreichend bekannt. Was soll daran falsch sein. – Gunter Knauer

Lernkurve bei Seehofer?
Die Hoffnung von Frau Lau trifft leider gar nicht zu, dass mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz und dem Geordnete-Rückkehr-Gesetz Bundesinnenminister Seehofer nun denjenigen geduldeten Flüchtlingen den Zugang zu einem Arbeitsplatz ermöglichen will, die keine Aufenthaltserlaubnis haben, aber sich bisher sich erkennbar um Integration bemüht haben. Das Geordnete-Rückkehr-Gesetz will in vielfältiger, oft in gegen geltendes Recht verstoßender Weise die Abschiebequote für nur geduldete Flüchtlinge erhöhen, und zwar unabhängig davon, ob die Flüchtlinge sich um Integration erfolgreich bemühen oder nicht. (Es ist auch kennzeichnend, dass aus Bayern nicht überwiegend straffällig gewordene Flüchtlinge abgeschoben werden, sondern nicht straffällige, oft sogar gut integrierte.) Auch das Fachkräfteeinwanderungsgesetz erlaubt den von Frau Lau angesprochenen „Spurwechsel“ nicht, da es für geduldete Flüchtlinge gar nicht gilt.

Für geduldete Flüchtlinge ist vielmehr das ebenfalls im Entwurf vorliegende Seehofer‘sche Gesetz über Duldung bei Ausbildung und Beschäftigung zuständig, das Frau Lau nicht erwähnt. Einleitend wird in diesem Gesetz zwar als Ziel formuliert, für Flüchtlinge, „die durch eine nachhaltige Beschäftigung ihren Lebensunterhalt selbst sichern und gut integriert sind (Beschäftigungsduldung), einen rechtssicheren Aufenthalt [zu] ermöglichen und eine Bleibeperspektive auf[zu]zeigen.“ Tatsächlich machen jedoch die (listig formulierten?) einzelnen Bestimmungen das Erreichen des formulierten Ziels weitgehend unmöglich, zumindest in Kombination mit der in Bayern seit 1917 vielfach geübten Praxis der Verweigerung einer Arbeitserlaubnis für Geduldete. § 60c des Gesetzentwurfs stellt zwar eine Duldung für 30 Monate in Aussicht, verknüpft diese aber u.a. mit der Voraussetzung, dass „der ausreisepflichtige Ausländer seit mindestens 18 Monaten eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mit einer regelmäßigen Arbeitszeit von mindestens 35 Stunden pro Woche ausübt“. Wenn jedoch bisher Geduldeten eine Arbeitserlaubnis verweigert oder – wie in Bayern vielfach praktiziert – eine bereits erteilte Arbeitserlaubnis wieder entzogen oder nicht verlängert worden ist, fehlt diese Voraussetzung für eine Beschäftigungsduldung zwangsläufig. Zusammen mit weiteren problematischen Bestimmungen wird so das in der Einleitung des Gesetzes formulierte Ziel (bewusst?) verfehlt. Letztlich schafft Seehofer eine bayerische Köpenickiade: Hast du keinen Aufenthaltsstatus, bekommst du keine Arbeitserlaubnis; hast du keine Arbeit, bekommst du keinen Aufenthaltsstatus. Wenn das eine Lernkurve bei Seehofer ist, dann aber nur darin, wie man die wahren Absichten verschleiert! – Dipl.-Phys. Ulrich Waas


 

Leserbriefe zu „Wenn das Wasser steigt“ von Andrea Böhm

Wenn ein Leser mit Verstand und durchschnittlicher naturwissenschaftlicher Bildung Ihren Artikel liest, kommt ihm das Grausen. Obwohl die globale Temperaturentwicklung den Voraussagen nicht entspricht, da diese trotz steigender CO2-Werte seit 18 Jahren stagniert, fallen Sie auf Horrormeldungen von Aktivisten herein. Dass Sie von der Materie keine Ahnung haben, zeigt Ihre zweifelnde Bemerkung zu CO2. Dieses Gas ist in der Tat die Grundlage allen Lebens. Die grüne Pflanze wandelt CO2 in Kohlehydrate: 6CO2 + 6 H2O > 6 C6H12O6+ 6O2, also Kohlendioxid plus Wasser = Stärke, Zucker und Sauerstoff. Auch Eiweiß ist ein Kohlenhydrat. Vollends irrig wird Ihr Beitrag, wenn über Holz aus Rumänien lamentiert wird, das zum grossen Teil als „biologisches“ Brennholz eingefuehrt wird, ehedem als ökologisch sauber deklariert. Und, bitte: Was ist „Dieselbenzin“? Sie sollten besser recherchieren, um überzeugend zu wirken! – Dil. Ing. W. Eckardt

In Ihrem Artikel „Wenn das wasser steigt“ behaupten Sie in Spalte 5 oben: „Wälder sind wichtige CO2-Senken, besonders artenreiche Urwälder, von denen Rumänien die größten Flächen in Euriopa hat.“ Die Aussage über den Flächenanteil Rumäniens in Europa ich richtig, die Teilaussage über die CO2-Senke muss bezweifelt werden. Wälder sind zweifellos große CO2-Speicher, ob sie auch CO2-Senken sind, hängt allein vom Nettozuwachs ab, denn vom Speichern beim Bruttozuwachs muss die Emisioon bei der Zersetzung abgezogen werden. Alte „Urwälder“ haben – soagr auch in den Tropen – meist nur eine sehr geringe Nettoproduktion, könnne also nicht als Senken dienen. (Bei einer geregelten Holzwirtschaft mit sofortiger Aufforstung und keiner Verwendung des Holzes als Brennmaterial sowie einer dauerhaften „Endlagerung“ unter Sauerstoffausschluss würden solche Nutzwälder besser als CO2-Senken dienen als natürliche Urwälder.) – Dr. Artur Behr


 

Leserbriefe zu „Omm“ von Johannes Gernert

Ich dachte kurz daran vielleicht zukünftig noch eine zweite Zeitung zu lesen, da mir manchmal nach dem Lesen der „Zeit“ ganz wehmütig ums Herz wird; da kam Ihr Artikel genau richtig: ich habe noch nie so gelacht beim Zeitunglesen. Bravo, das tat gut. Ich grinse immer noch. – Nicole Meyer

Erschrecken Sie nicht. Wenn ich morgens im Berufs/Schulverkehr mit meinem Fahrrad (~6km/h) fahre, denke ich oft: „Die sollten vielleicht ab und an mal ihr Wohnzimmer verlassen, dann verstehen sie uns, die lebhaften Fahrradfahrer, die manchmal doch Hand und Fuß am Rad haben müssen.“
P.S. Gelungene Grafik – Benno Hubert


 

Leserbriefe zu „Flammende Vorboten“ von Heike Buchter

Wenn PG&E jedes Jahr nur 15 Mrd. Dollar für Entschädigungen „verbrennt“ dann könnten sie jedes Jahr 16.666 km Erdkabel für 900.000 Dollar/km bauen und wären bei einem Streckennetz von 200.000 km in 12 Jahren mit dem kompletten Umbau auf Erdkabel fertig. Eleganter ist es natürlich, den kalifornischen Steuerzahler mit den jährlichen Entschädigungskosten zu betrauen. – Ingo Rennert

Der Gouverneur von Kalifornien heißt Gavin Christopher Newsom und weder Gain Newsome noch Newsom. – David Höffler


 

Leserbriefe zu „»Langsam sickert die Leere durch«“ von Cathrin Gilbert

Bei allem Können, Ruhm und Wohlstand ist Dirk Nowitzki ein Mensch wie du und ich geblieben. Seine natürliche Bescheidenheit und Integrität sind im besten Sinne unschlagbar, er ist als Persönlichkeit und als Sportler nicht nur körperlich ein ganz Großer und treffsicheres Vorbild. Nicht zuletzt seine im Interview abgebildete Fähigkeit, sich bestehenden wie anstehenden Lebens- und Rahmenbedingungen in kluger Weise bewusst zu sein, macht Nowitzki nur noch sympathischer. – Ira Bartsch

Unter dem Bild von Dirk Nowitzki muss es 9. April 2019 heißen und nicht 2015. – David Höffler


 

Leserbriefe zu“ Was droht der Weltwirtschaft?“

zu „Staatsverschuldung“ von Mark Schieritz

Generell stimme ich Herrn Schieritz zu, aber er hat (bewusst ?) vergessen, Japan mit ca. 230 % Verschuldung zu erwaehnen . Seit Jahren waechst dort die Verschuldung – doppelt so hoch wie Italien – und von Staatsbankrott nichts zu spueren. Dieses viel wichtigere Industrieland passt wohl nicht zu seinen Argumenten. Schade, bitte mehr Ausgewogenheit! – P. Krebs

 

zu „Handelsstreit“ von Heike Buchter

Wieder einmal “vergisst” Frau Buchter Tatsachen, die nicht in ihr Antiamerikabild passen: Jahrzehntelange viel hoehere EU Zoelle auf US PKWs als US Zoelle auf europaeische ! Ausgewogener Journalismus = Fehlanzeige , welch eine Schwaeche der ZEIT! – P. Krebs


 

Leserbriefe zu „Pfui Dübel!“ von GRN

13 Jahre ist der BER im Bau und wohl nach 14 Jahren noch nicht fertig. In Istanbul wurde nach 4 Jahren Bauzeit ein Großflughafen in Betrieb genommen. Ob in der Türkei gleiche Sicherheitsvorschriften gelten wie in Deutschland? Und sind Plastikdübel umgeben von Beton wirklich so brandgefährlich? – Dr. rer. nat. Christof Leitz

Der Brexit findet ab sofort auf dem Gelände des „BER(lin)“ statt! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbrief zu „Wann gibt es neue Minister in Berlin?“ von Marc Brost und Mark Schieritz

Es gibt keine neuen Minister in Berlin. Ihre Autoren haben das richtig beschrieben. Ich habe mich bei den jungen Leuten umgehört in unterschiedlichen Kreisen. Bei den Befragten steht Merkel ganz weit oben. Erstaunlicher Weise fällt der Name Lindner öfters. Grüne werden oft genannt. Die SPD kommt so gut wie gar nicht vor. Eher die AfD, und das bei Schülern auf der Gymnasium-Ebene. Frau Merkel wird auch wieder bei der nächsten Wahl antreten. Diese Frau hat keine ernstzunehmenden Widersacher. Sie ist noch jung für eine Politikerin. Die Frau war noch nie krank. Vielleicht wird sie die übernächste Wahl vorher beenden. Und dann wird sie den Stab an einen Menschen weitergeben, den noch keine Sau kennt. Ihnen, den Journalisten, traue ich nicht über den Weg, was die Vorhersagen betreffen. Die lagen fast immer schief. Meine Vorhersagen lagen bei über 90%. Beweis: Meine vielen Leserbrief…. Diese Entwicklung stinkt mir ganz gewaltig. Eine Hoffnung habe ich; wenn die Wirtschaft abschmiert – Tendenzen zeichnen sich heute schon ab. Und weitere Terroranschläge überzieht unser Land. Dann war’s das. – Gunter Knauer


 

Leserbrief zu „Wonder Woman meets Han Prolo“ von Peter Dausend

Die Bekleidung der Frau Bär ist doch sehr authentisch und entspricht offenbar genau ihrem Verständnis von ihrem Amt als Staatsministerin für Digitalisierung: statt „Laptop und Lederhose“ lieber „Latex und Lederhose.“ – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


 

Leserbrief zu „Welche Rechte Kinder haben“ von Lotte Glatt

Die Frage ist hinfällig und nährt die Zweifler. Klarheit schafft die Kindheitsphilosophie, die jedoch kaum präsent ist in Deutschland, denn hier fokussiert die Wissenschaft auf die Kindheitsethik und den Begriff des Kindeswohls, ein unbestimmter Rechtsbegriff und damit ein Schauplatz der Irreführung. Weiteres zur Stärkung von Kindern enthält mein ebook: in Deutsch unter:
https://www.epubli.de/shop/buch/Kinderrechte-und-Kindheitsphilosophie-Dialog-der-Generationen-Werner-Boesen-9783748520719/84482
sowie in Englisch unter:
https://www.epubli.de/shop/buch/Childrens-Rights-and-the-Philosophy-of-Childhood-A-Generational-Dialogue-Werner-Boesen-9783748521082/84519

Der Philosoph David Archard hat sich in seinem Werk Children Rights and Childhood (3. Auflage 2015) eingehend auch mit der Frage beschäftigt, wie sexueller Missbrauch verhindert werden kann. Auch wenn es keinen absoluten Schutz gibt, so kann durch vorbeugende Maßnahmen vieles erreicht werden. Archard sieht auch ein immenses Kostenproblem und versucht es daher mit einem moderaten Vorschlag eines Erziehungskonzeptes. In diesem Sinne sind auch meine Empfehlungen in meinem Werk formuliert. Die Basis muss die Verfassung bieten. Unser Grundgesetz ist derzeit noch in Artikel 6 durch den Mythos (das Märchen) des Elternrechts geprägt. Eine Irreführung, die zwar unser Bundesverfassungsgericht relativiert hat, doch es fehlt an Klarheit im Grundgesetz und einer kindgerechten Formulierung. – Werner Bösen


 

Leserbrief zu „Stimmt’s?“ von Christoph Drösser

Finger weg von diesem Thema.Die meisten Anhänger der Klima-Ikone Greta gesitzen wohl ein Smartphone. Was nun,Leute? Smartphone oder Greta? Aber Greta hat vielleicht selber so einen möglichen Verschmutzer in Vetrieb. Da wird’s eng. Aber Greta wird eine Lösung finden. The show must go on. – Hans-Emil Schuster


 

Leserbrief zu „Erst die Repression, dann der Kollaps“ von Laura Cwiertnia

Da schafft es Ihre Redakteurin, umfangreich über Nicarugua zu berichten und „vergisst“ doch glatt die Hauptursache des ganzen Übels namentlich zu benennen: Ein korrupter und raffgieriger Familienclan um den – so genannten – „Sozialisten“-Präsidenten Ortega. Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken. Bei Madura einige Kilometer südöstlich ist das genauso! – Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele


 

Leserbrief zu „Vergessen am Hindukusch“ von Wolfgang Bauer

Alle bisherigen Bemühungen zur Befriedung Afghanistans – von den vielen NGOs bis hin zu militärischem Eingreifen – sind Stückwerk geblieben. Zwar gibt es gute Ideen in einzelnen Bereichen, auch regionale Fortschritte, aber es fehlt ein globale Werte beinhaltendes Gesamtkonzept. Auch wenn das bestenfalls nur langfristig durchsetzbar sein kann, ist es m. E. die einzige Möglichkeit, die Ausgabsbedingungen für gesamtgesellschaftliche Normalisierungen dort zu formulieren. Ob das dann wirksam werden kann, hängt von der Einsicht und Bereitschaft der Bürger zu dessen Umsetzung ab. Und natürlich müssen alle vorhandenen standardisierten – sprich festgelegten – Gesellschafts-, Moral- und Modelle mitmenschlichen Zusammenlebens auf den Prüfstand der Hinterfragungen gestellt werden, um den Weg für Erneuerungen und Verbesserungen frei zu machen. Es ist also an der Zeit, an einem Gesamtkonzept zu arbeiten und/oder nach jemandem zu suchen, der das zumindest ansatzweise bereits vorlegen kann – wie gesagt: unabhängig von dessen schneller oder direkter Umsetzbarkeit. Antworten im Stil von Schnellschüssen auf die Frage: „Und was ist die Lösung?“ sind obsolet. – Christoph Müller-Luckwald


 

Leserbrief zu „Von wegen Souvenirs“ von Gunnar Lützow

Wenn das noch Joseph Beuys erleben könnte! Einer seiner famosen Ideen, die scheint jetzt ganz große Schule machen zu können. Nicht nur das (Kunst)Objekt der Begierde selbst, kann und sollte das große Geld bringen, nein sogar die Rechnung, der Bon, der Kassenzettel, aber nur mit des Künstlers Signet! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter – »Hast du nicht gemerkt, wie toll die Musik war?«“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

Ich bin begeistert von Ihrer Kolumne. Wie respektvoll und geistreich. Wie humorvoll und fein. Sie machen mein Leben reicher! Ich dachte heute früh, Ostersonntag, beim Kaffee auf dem Balkon, dass man Menschen wie Sie im Freundeskreis haben möchte. Und ich glaube, Sie sind ein toller Vater. Und ich mag jede ihrer Töchter. Gestern, ich helfe manchmal in der Theaterbuchhandlung EINAR UND BERT in Berlin aus, habe ich das Magazin aus meinem Rucksack gekramt und einer Kundin, die sich gegenüber dem Handyverhalten ihrer Kinder hilflos zeigte und Bücher kaufen wollte, ihre Kolumne gezeigt. Ich, als kinderlos Ledige, kann ja nicht so gut mitreden, aber ich vertrete natürlich gerne lautstark Meinungen. Und dafür beziehe ich mich dann gerne auf Fakten! :-) Die Kundin jedenfalls hat sich alles notiert und wird sich jetzt wahrscheinlich an Sie wenden. Ich glaube sogar, sie ist berühmt. Vielen Dank!
PS: Auch die Illustration von Aline Zalko wird nie langweilig. Bravo. – Susi Wirth


 

Leserbrief zu „Der Undurchschaubare“ von Peter Kümmel

Ja, ein großartiger Schauspieler und ein mindestens ebenso großartiger Text über ihn ! Vielen Dank dafür, Herr Kümmel. Sie müssen mir selbstverständlich nicht auf diese kleine Mail antworten … 😊 – Beate Lemmer


 

Leserbrief zu „Himmlischer Schlummer“ von Markus Flohr

Mit Interesse habe ich Ihren Beitrag zu den Sieben Schläfern gelesen. Gestatten Sie mir hierzu eine kleine Anmerkung:
Am Ende schreiben Sie, dass sich jedes Jahr am 27. Juni „eine bunte Gruppe“ trifft und gemeinsam eine Andacht feiert. In der Tat ist der 27. Juni der kirchliche Gedenktag der Sieben Schläfer, allerdings finden die Gottesdienste und die sonstigen Veranstaltungen in Vieux Marché immer um den 24. – 26. Juli statt (siehe Scan eines Handzettels aus dem Jahr 2015 in der Anlage). Außerdem ist die Kennzeichnung „Gruppe“ ziemlich untertrieben: die Teilnehmerzahl beträgt in manchen Jahren auch gut und gerne 1500 Menschen (das kann man schnell bei ‚Le monde‘ etc. googeln). Entscheidend aber ist meiner Meinung nach die Tatsache, dass diese Prozession von Christen und Muslimen schon seit dem Jahr 1954 gemeinsam veranstaltet wird. Der Islamwissenschaftler und Orientalist Louis Massignon hat sie seinerzeit ins Leben gerufen. Massignon war ja einer der entscheidenden Wegbereiter für die Konzilserklärung ‚Nostra aetate‘, in der die katholische Kirche ihr Verhältnis zu den anderen Weltreligionen neu definiert. Ich persönlich halte diese Erklärung für die folgenträchtigste Konzilserklärung überhaupt; sie ist in ihrer Wirkungsgeschichte noch viel zu wenig dokumentiert und die in ihr steckenden Möglichkeiten der Dialogs zwischen den Religionen sind längst noch nicht ausgeschöpft. Leider hat Louis Massignon die Frucht seiner Bemühungen um den muslimisch-Christlichen Dialog im Konzil nicht mehr erlebt, weil er 1962 starb. Im christlich-muslimischen Dialog suchen wir ja immer nach Möglichkeiten, das Gemeinsame zu bedenken und zu feiern und das Trennende so zu erklären, dass die Verständigung wächst. Und in der Tat ist die (zugegeben ja etwas abseitige) Legende der ‚Sieben Schläfer‘ ein kleiner Mosaikstein in der Palette der Dialogveranstaltungen.

Weitere Ausführungen zu Louis Massignon, zu dessen Lebenswerk viel zu sagen wäre, spare ich mir; langer Rede kurzer Sinn: Ich hätte mir am Ende Ihres interessanten Beitrages eine etwas wertschätzendere Charakterisierung der Wallfahrt zur Kapelle der ‚Sept Saints‘ gewünscht, außerdem die genaue Nennung des Ortes Vieux Marché (damit die vielen Bretagne-Touristen unter den ZEIT-Leser*innen dieses ‚trou perdu‘ überhaupt finden können) und natürlich die Erwähnung des doch pionierhaften Engagements von Louis Massignon im muslimischen-christlichen Dialog anhand des Legende der ‚Sieben Schläfer‘. – Wolfgang Funke


 

Leserbrief zu „Ein Glücksspiel“ von Johanna Schoener

Die Not der Eltern ist mit einem Kitaplatz nicht gelöst. Oft beginnt sie mit morgendlichen Konflikten ums Aufstehen, ums Frühstück, ums Anziehen. Diese wichtigen Alltagssituationen werden dann aus Zeitmangel oder Unsicherheit delegiert: an das Kind oder das pädagogische Personal der Kita. Haben sich die Eltern dann durch den Berufsverkehr zur Arbeit gequält, erreicht sie der Anruf aus der Kita, sie mögen ihr fieberndes Kind bitte umgehend abholen. Trotz gesetzlicher Regelung und Arbeitsfreistellung fällt es Eltern zunehmend schwer, ihr krankes Kind daheim zu betreuen. Ein Dilemma, das alle Beteiligten betrifft. In der Kita versuchen wir währenddessen, den Alltag von 20-25 Kindern im Alter von 2-6 Jahren verantwortungsvoll und möglichst anregend zu gestalten. Ist genügend Personal in der Gruppe und funktioniert auch die Zusammenarbeit gut, können wir uns um die individuellen Bedürfnisse von einzelnen Kindern kümmern wie die Sauberkeitserziehung oder Sprachförderung .Dabei helfen eine Leitung und Träger, die ihre Mitarbeitenden unterstützen, ausreichende Vorbereitungszeiten, gute Fortbildungen und Gestaltungsfreiraum gewähren. Einzelne Bundesprogramme reichen dafür nicht aus. So will Berlin u.a. die inklusive Bildung fördern. Alle Kinder sollen Zugang zu guter Bildung haben; im Orientierungsplan von Baden-Württemberg ist das seit 2011 verankert und wird umgesetzt.

Was einfach klingt, setzt eine bestimmte Vorstellung vom Kind und von erstrebenswerten Zielen voraus, mündet alltäglich in komplexen pädagogischen Interventionen. Sind die sichtbaren Rahmenbedingungen gut, können Eltern davon ausgehen, dass auch die pädagogische Qualität stimmt. Für sie bedeutet Qualität zuerst ein zuverlässiges Betreuungsangebot, das zu ihren Bedürfnissen passt. Eltern wollen, dass sich ihr Kind in der Kita wohl fühlt. Sie möchten mit ihren Fragen und Wünschen beachtet werden. Das alles ist nur zum Teil mit mehr Geld zu lösen und mit Beitragsfreiheit nicht zu befriedigen. Wie in der Bildungsfrage geht es auch hier um die Haltung, das Wissen und Können der pädagogischen Fachkräfte. Eine Ausbildung auf niedrigem Niveau ist dafür nicht zielführend. Was den Erzieherberuf für mich attraktiv macht? Die vielfältigen Begegnungen mit Kindern, Kolleg*innen und Eltern. Ein Spiel-Raum, den ich täglich mit den Kindern gemeinsam erkunde. Das gilt es bei der Anwerbung von Fachkräften zu vermitteln. – Bettina Dargel


 

Leserbrief zu „Sie ist wieder da“ von Fritz Habekuss

Sie ist wieder da, gemeint ist die Kegelrobbe, aber leider ist auch etwas anderes wieder da, der haarsträubende Fehler zur Problematik des Eintrags von Stickstoff- und Phosphorsalzen. Richtig ist, dass diese Stoffe das Wachstum von Algen fördern, völliger Blödsinn ist es jedoch, dass Algen Sauerstoff verbrauchen, nein, sie produzieren wie alle Pflanzen in der Fotosynthese diesen für die Atmung von Pflanzen und Tieren wichtigen Stoff. Das lernt jedes Schulkind! Etwas komplizierter ist jedoch das geschilderte Problem der Eutrophierung zu verstehen, man könnte auf der „Wissen-Seite“ aber erwarten, dass es korrekt erklärt wird. Der von den vielen Algen produzierte Sauerstoff bleibt nämlich nur teilweise im Wasser gelöst, der Rest wird an die Atmosphäre abgegeben und steht daher den im Wasser lebenden Destruenten für ihre Zersetzungstätigkeit nicht zur Verfügung – deswegen sinkt der Sauerstoffgehalt auf die bekannten kritischen Werte. – Rainer Strauß


 

Leserbrief zu „Savannenkönig“ von Daniel Hornuff

Ich würde gerne Ihren Kritiker kritisieren. Ein 8 jähriger Bub zeichnet eine wunerbare Idee. Die Natur wird wieder gesund, weil der König der Tiere, einLöwe sie schützt. Welch wunderbare Idee. Er sieht sich in der Verantwortungund erklärt auch gut, dass dadurch die Bäume wieder grün und das Wasser wieder sauber und blau wird. Jetzt kommt ein 37 jähriger Kunst und Designwissenschftler daher und „kritisiert“. In einer so wenig empathischen Art und Weise, dass ich Ihnen schreiben muss. Kinder die den Ernst der Lage erkannt haben und nach Lösungen suchen, werden lächerlich gemacht, anstatt sie zu bestärken und für Ihren Ideenreichtum zu loben. Herr H. mokiert sich über das karierte Papier, na ja, der Bub hat das nächste Blatt, das rumgelegen hat, genommen und hat drauflosgezeichnet und as war halt kariert. Herr H. findet den Löwen blass im Verhältnis zur Farbsättigung der Bäume und des Wassers. Genau das wollte Oskar doch ausdrücken und hat es auch so erklärt, die Bäume sind wieder richtig grün und das Wasser ist richtig sauber und blau. Herr H. hat also die Intention von Oskar so gar nicht verstanden.
Lieber Oskar,
ja es ist Kunst, was Du da gemalt hast, denn es hat eine gut verständliche Botschaft. So einen schönen Löwen hätte ich mit 8 sicher nicht malen können. Und ich geb Dir recht, was wir, die Eltern und Großeltern, Ecuh, den Kindern, als ehemals blauen Planeten hinterlassen, weil wir faul und geldgeirig geworden waren, ist eine Unverschämtheit. Ihr Kinder werdet hoffentlich aus unseren Fahlern lernen und findet neu und bessere Wege, gut in Harmonie mit der Natur zu leben. Dir alles Gute und dem Herrn Kritiker ein wenig mehr Herzensweisheit. – Aigner Christine


 

Leserbrief zu „Die rauchende Frau“ von Antonia Baum

Ist es um ‚Die Zeit‘ mittlerweile so schlecht bestellt, dass diese Qualitätszeitung, deren Abonnent ich seit vielen Jahren bin, sich mit Productplacement für Uber über Wasser halten muss? Oder hat Antonia Baum zu viele ‚hippe‘ Eigenproduktionen auf Netflix gesehen, in denen ‚hippe‘ Menschen permanent „let’s take an Uber“ in die Kamera rufen? Fühlt sich Frau Baum durch die Nutzung von Uber selbst ein wenig ‚hipper‘? (Eigenproduktionen einer hoch defizitären, um Marktmacht ringenden Plattform müssen von anderen noch defizitäreren Plattformen gesponsort werden. Das nennt man dann Kapitalismus.) Ich kann Frau Baum nur einen erhellenden Artikel aus der New York Times vom 27.03.2019 S. 7 ans Herz legen. Dort wird das Ausmaß der wie Krebsgeschwüre um sich greifenden ‚Plattformkapitalisten‘ eingehend beschrieben. Artikel wie jener bilden die Grundlage für Qualitätsjournalismus! – J. Wolters


 

Leserbrief zu „»Trennungen sind hart«“ von Peter Dausend und Jeannette Otto

Zitat Barley: “Es geht doch darum, die Situation der Trennungsfamilien insgesamt zu verbessern – zum Wohle der Kinder.“ Kindeswohl, ein Mythos wie das Elternrecht!
Vater und Mutter lernen die Kinder als eine Einheit kennen, als Eltern. Dieser Verbund wird getrennt kraft Entscheidung der Eltern. Da gibt es primär nur noch Zwecksetzung getreu dem Wohl der künftig getrennt lebenden Eltern. Die Kinder müssen die Trennungseltern erleben. Das ist mit „Wohl des Kindes“ dem Kind nicht mehr zu vermitteln und ist schlichtweg ein Mythos, ein Märchen mit Peter-Pan-Syndrom. Ein Kind ist inzwischen ein eigener Rechtsträger, das Bundesverfassungsgericht stellte klar, dass das „Elternrecht“ der Kindeswürde dienendes Recht ist. Insofern braucht das Kind auch seine eigenen Rechte, die es in der Erwachsenengemeinschaft geltend machen kann. Warum soll ein Kind nicht bei einem lieben Verwandten oder Nachbarn oder den genannten Pacs weiterleben? Beide Trennungseltern können eine zu starke Belastung für das Kind sein zumal wenn das Kind das selbst äußert. Doch das interessiert derzeit offenbar nicht. Ein Kind sollte das Recht dazu haben, entscheiden zu können bei welchem Verwandten oder einer Ersatzfamilie es bis zur Volljährigkeit und danach leben will. Doch das ist derzeit nicht vereinbar mit Artikel 6 Grundgesetz, das den Mythos vom „Elternrecht“ lebt. Folgerichtig schaffte das Mythos Elternrecht den Mythos Kindeswohl. Und Mythen (Märchen) sind zu schön um wahr zu sein als das sie aus der Welt zu schaffen wären. Auf das Mythos Elternrecht machte der Philosoph Philipp Montague aufmerksam. Ich bezeichne es als Fiktion wie auch das Kindeswohl. – Werner Bösen


 

Leserbrief zu „Auf der Suche nach dem lunaren Schrott“ von Dirk Asendorpf

Ihr Autor Dirk Asendorpf schreibt, keine der Mondlandungsstätten sei wieder besucht worden. Aber schon für die Mission Apollo 12 war die zwei Jahre früher gelandete Sonde Surveyor-3 eines der Ziele. Und tatsächlich konnten die Apollo-12-Astronauten Teile des Surveyor-Landegerätes abmontieren und zur Erde zurück bringen. (Wo die Untersuchung sehr interessante Ergebnisse erbrachte, die einen eigenen Artikel wert wären…) – Wolfram Beier