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23. Mai 2019 – Ausgabe 22

 

Leserbriefe zum Titelthema „Strache und die Fallensteller“

Der ZEIT ist eine exzellente Aufarbeitung der Geschehnisse rund um das österreichische „Ibiza-Gate“ gelungen. Eine so ausführliche, bedachte und unaufgeregte Analyse, die niemals ins Reißerische abbrach oder umgekehrt Sebastian Kurz´ Rolle beschönigen versuchte, ist meines Erachtens keiner österreichischen Zeitung gelungen. Diese Qualität sucht ihresgleichen und ist der Grund, warum ich, obwohl Österreicher, langjähriger und überzeugter ZEIT-Leser bin. Ausdrücklich möchte ich auch die Redaktion des Österreich-Teils miteinschließen: In vergangen Leserbriefen habe ich öfters eine gewisse politische Tendenz ausgemacht; dieses Mal jedoch muss ich fairer Weise anerkennen, dass die Artikel höchst professionell, neutral und lesenswert sind. Einzig skeptisch macht mich, woher Sie, Herr Riedl, so ausführliche Informationen über den Einfluss von Wilfried Haslauer und Johanna Mikl-Leitner auf Kurz´ Entscheidung haben. Hierzulande wird darüber, ohne Namen zu nennen, nur spekuliert. Allen restlichen Überlegungen im Artikel „Einer gegen alle“ stimme ich aber zu. – Leonhard Riemer

 

Anmerkungen zum gar nicht überraschenden Austria-Täuschungsmanöver – FPÖ-Chamäleon gibt sich >blau statt braun< u. fällt zurück auf das braune Idiom&Idol (als ob die freie Welt für Lug&Trug willkürlich anfällig wäre …): >Strache gestra(u)chelt<, sozusagen – man könnte sagen: in- u. extensive Lachnummern, script by real political life, tragic comedy as its best, u. das Mitleid, wenn sonst jmd. so tief fällt, bzw. daß der extrem rechte Höllensturz (sollte so jmd. je ein Engel gewesen sein können?) nur unausweislich offenkundig geworden ist, hält sich gelinde gesagt äußerst in Grenzen (ich hätte gar nicht gedacht, daß Schadenfreude in meinem Verhaltensrepertoire restemäßig gespeichert war); es kommt gegen alle akute Sinnverkürzung hinzu, daß im Spektrum der politischen Farbenblindheit bzw. -verblendung der geschwärzte >Kurzschluß< (dieser Kalauer grassiert m.E. z.Zt. zurecht) ohne Not (wenn man ad hoc eine unreife Ego- manie nicht unter Not, wohl unter Notdurft subsumiert) sich das politisch-kulturell in nichts zu verantwortende Schicksal ins Kabinettsstückchen geholt hat; denn es hat binnen dieser jetzt geschaßten anderthalbjährigen Chaotik/Havarie (obwohl Austria nicht am Meer liegt)/Irrfahrt (zumal die ganze ÖVP-FPÖ-Bagage zwischen Prominenz u. Proletentum fernab von jeder veritablen Odyssee waberte) größerenteils bereits in der Anlage dieses erzkonservativen bis faschistoiden Projekts so etwas wie gewollte Verfassungs-, Staats- u. Gesellschaftskrisen als Gründe für das jetzt akute Scheitern gegeben; so ist z.B. der fatal berüchtigte u. in nichts dementierte bzw. (nochmals) kurz&schlüssig abgemahnte Satz von so-called >Strache’s Hirn<, i.e. ex-Innen-Minister oder Mimikry gen. Kickl, wonach dies gelten soll: (Zitat) >Das Recht muß der Politik dienen und nicht umgekehrt.< symptomatisch eben dafür – bei Kenntnis der ganzen Motivik, Agitation, Ignoranz gegen alle intakte bürgerliche Zivilität u. vor allem partout der Haßgetriebenheit des extrem rechten Populismus (egal in welcher Schattierung) liegen diese Dinge per se im Erwartungsrahmen (woraus sich a priori das Eingehen einer wie auch immer aufklärerischen Koalition verböte, wenn man sich gegen allen politisch-moralischen Anstand nicht unverantwortlich schuldig machen will), nämlich: PR-cachiertes Deckeln von unverhohlenen Rechtsbrüchen durch Amtsträger/ebenso eiskalte Übergriffigkeiten unter der Fassade von Amt u. Rechtsförmigkeit/Unduldsamkeit u. Übererregtheit gegenüber dem ganzen in- wie externen Spektrum von abweichenden Meinungen/feindselige Abwehr aller Varianten von Konsens, Kompromiß, Dissens u. Differenz/ungehemmte Machenschaften hin zu einer gleichgeschalteten, hörigen u. einseitig mißbrauchten Medienlandschaft/Diskreditierung u. Diffamierung einer human-friedvollen Erinnerungspolitik – zumal angesichts von fast kollektiver Verstrickung in die nazistische Gewalt- u. Vernichtungsorgie/stattdessen das zynische, dümmliche, ressentimentgeladene Setzen auf Heimatduselei, falschem nationa- listischem Pathos, Schamabwehr u. obendrein die Fixierung auf den eigenen Spott über massenhafte unsägliche Leid des europäischen Judentums (zumindest hinter vorgehaltener Hand u. nicht nur unter Einfluß von schlechtem Wein u. Bierunseligkeit). * Umgekehrt (!): man/frau stellen sich vor, >Wien samt Austria< wären mustergültig-vorbildlich re-präsentiert durch beste Galions- figuren (die z.T. längst überlebt sind/oder die sich als Kulturträger gegen jede politische Verdingung verwahren würden usw.), u. zwar in einer Art Mega-Kultus-Ministerium (alle anderen Ressorts würden durch Experten (>idiots savants<) passabel bestellt): Sigmund F. (Ministerium für Seelenhygiene), Qualtinger (M. für >Scherz, Satire, Ironie u. die tiefere Bedeutung<), >Josef Hader spielt eben den< (kompetitives M. zu Qualtinger), Eva&Robert Menasse (M. zur Förderung der jüd.-chr.l. europ. Literatur innert der VER = vereinte europäische Republik)(u. viele andere Autorenschaften von einst&jetzt aus Austria) – nur um das Spektrum der besseren Österreich, das es wie bessere Deutschland unbezweifelbar gibt, anzudeuten, u. welches mentalitätsmäßig wohl immer aus der produktiv-künstlerischen Abarbeitung gegen diktatorialen/aristokratischen/obsessiven Machtmißbrauch entsteht?! – Konrad Böhle

 

Wer hat das Video produziert? Da muss man nicht nur an Geheimdienste denken. Ist denn noch niemanden die Ähnlichkeit mit „Wag the Dog“ aufgefallen? Hier wurde das gemacht, was bei jeder Fernseh– oder Filmproduktion gemacht wird: Ein Script geschrieben, das Personal gecastet, die Locations ausgesucht und ein kleiner Stab von technischen Helfern zusammengestellt. Natürlich erfolgte vor allem ein Casting von Strache und Gudenus, ohne deren Wissen, eine perfekte Besetzung. In Deutschland hat man wohl niemand gefunden, dem man eine solche Korrumpierbarkeit und Dummheit zutraute. Es ist also sehr gut vorstellbar, dass Idee und Ausführung im Bereich Film und Fernsehen zu suchen sind, und dass die kommerziellen Interessen im Vordergrund gestanden haben. Die Produktion war zwar finanziell aufwändig, aber nichts im Vergleich zu einer normalen Produktion. Der Wiener Anwalt Ramin Mirfakhrai und der Detektiv um Julian Hessenthaler (CEO der Fa. Konsic) waren nur bezahlte Mitwirkende, die auch im Vorspann/Nachspann erwähnt werden müssten. – Frank Becher

 

Natürlich verlegt sich die ZEIT nun erneut aufs Populisten-Bashing. Nur sind Ihre gesammelten Beispiele nun wirklich nicht besonders erhellend, um den Rechtspopulisten hohe kriminelle Energie nachzuweisen. Man muss nicht über Strache und seine Aussagen diskutieren. Nur sind sie aus meinen Augen eben das typische Denken eines modernen Politikers. Das politische Geschäft ist schmutzig, oppotunistisch und wird allein durch den Lobbyismus starker Wirtschaftsverbände kontrolliert, egal, was auch die ZEIT zu diesem Thema veröffentlicht hat. Der Wechsel von Politikern in die Wirtschaft ist Ausweis genug dafür, welche Interessen Politiker haben, um sich bestimmten Lobbystrukturen zu öffnen. Hinzu kommt das Interesse des Politikers, gewählt zu werden, weshalb er nicht danach entscheidet, was den Bürgern, dem Land oder der Gesellschaft hilft. Er entscheidet sich für den besten Weg, um in der Partei aufzusteigen oder um seinen Listenplatz zu sichern. Was sind die Entscheidungen des Kohlegipfels anderes als ein Geschenk für die Energieindustrie? Weshalb muss man 20000 Arbeitsplätze erhalten und dafür den Klimawandel vorantreiben? Weshalb hat man die Banken mit enorm viel Geld alimentiert, für Pflegerinnen oder Erzieher jedoch kein Geld übrig? Die Bahn wird kaputt gespart, der Lkw-Verkehr und die Lufthansa werden geschützt. Das hat etwas mit der Einflussnahme bestimmter Interessengruppen und der Angst der Politiker, gepaart mit Vorteilsannahme und Bestechlichkeit, zu tun.

Was uns zur Sache bringt: Der Bundestagspräsident und frühere Finanzminister genauso wie der ehemalige Bundekanzler in eine Parteispendenaffäre verwickelt. Angebliche jüdische Vermächtnisse in der Hessen-CDU. Von den Affären der CSU in der Ära Strauss und bis zu Stoiber gar nicht zu reden. Der Regensburger SPD-OB wegen Bestechlichkeit vor Gericht. Der SPD-OB von Hannover wegen Verdachts auf schwere Untreue zurückgetreten. Cem Özdemirs Meilen-Affäre. Möllemanns antisemitische Einlassungen und Finanzaffären. Pofallas und von Klaedens Wechsel von der Regierungsbank in die Lobbyabteilung von Großunternehmen. Elmar Broks Lobbyarbeit für Bertelsmann. Schröders Lobbyismus in Sachen Nord Stream für den „lupenreinen Demokraten“ Putin, der die EU stärker spaltet als die Einlassungen der Rechtspopulisten. Gerade hier muss man sich fragen, was an den Forderungen der AfD nach mehr Russland-Nähe verwerflich sein soll, wenn ein Ex-Bundeskanzler Putin einen Persilschein ausstellt. Ich denke, die Beispiele reichen, um nachzuweisen, dass die Causa Strache ein Problem der Politik an sich ist. Strache ist nur ein so wunderbarer Protagonist in dem veröffentlichten Video. Es würden sich aber problemlos eine ganze Reihe weiterer Politiker sämtlicher politischer Couleur finden, die in einem solchen Setting aus sich heraus gehen und ähnliche Aussagen tätigen würden. Das derzeitige System der indirekten Demokratie gehört grundlegend überarbeitet, auf nationaler wie europäischer Ebene. Mit den Politikern ist es mittlerweile wie mit den Sportlern bei Olympia: Bei den einen sollte man die Geldgeber, bei den anderen die bisher nachgewiesenen Dopingmittel einblenden, wenn man sie im Fernsehen zeigt. Sie als etablierte Zeitung sind viel zu nah an den Politikern dran, um deren Fehler und deren Abgehobenheit überhaupt noch erkennen zu können. Es fehlt Ihnen wie den anderen größeren Medien schlicht an konsequent kritischer Berichterstattung, gerade im Hinblick auf die größten Themen unserer Zeit (Klima/Umwelt, Infrastruktur, Mobilität, europäische Fortentwicklung). Und seien wir ehrlich: Eine Zeitung, die ihre Autoren zum Sushi essen nach Tokio und zum Hotdog essen nach Chicago schickt und die Werbung für Arktis- und Antarktis-Kreuzfahrten macht, nimmt das Klimaproblem zweifellos nicht ernst. – Dr. David Wolff

 

Die ganz rechten Rechtspoplulisten haben ihre eigene (ultrarechte) Rolle selbst überbewertet und überschätzt. Das „Ibiza-Video“ stoppt diesen rechten Vormarsch, dieser Rechtspopolisten, ganz jäh ab; die österreichische Demokratie hält vorerst. Wie es jetzt mit Österreich weitergehen soll, das hat (alleine) der Wähler in der Hand. – Riggi Schwarz

 

 

zu „Die Leere der Macht“ von Matthias Krupa

Danke für Ihren Artikel. Sie schreiben: „ ..bleibt sein politisches Profil unbestimmt.“ Es könnte doch sein, dass sich Politiker und damit die Politik zunehmend nicht mehr in Parteiensysteme aufspalten muss. Die Abgrenzung zur jeweils anderen Partei, lässt Politiker wie kläffende Hunde aussehen, die keiner mehr sehen und hören will. Bei der jetzigen Parteienlandschaft mit ihrem Profilierungswahn ist jede konstruktive Zusammenarbeit unmöglich. Das ist einfach out ! Es braucht Politiker die ein Bewusstsein ihrer selbst und keine Berührungsängste haben. Sebastian Kurz ist eine neue Art Politiker, nicht total identifiziert mit einer Partei und damit offen für Verbindungen aller Art um das herauszuholen, was gerade notwendend ist. – U. Albrecht

 

zu „Wer stellte die Falle?“ von Christian Fuchs et al.

Vielen Dank für diesen erhellenden Artikel. Ich habe ihn sehr gern gelesen. Allerdings: Was bitte sehr, ist eine Oligarchen-„Neffin“? Ist das so etwas wie eine Lands“männin“, oder, wie neulich bei „Aspekte“, eine „Vetterin“? Abseits der Diskussion über das Gendern gibt es mir zu denken, wenn nun sogar vorhandene Begriffe, wie in Ihrem Fall „Nichte“ oder bei „Aspekte“ „Base“ oder, meistens in Sportsendungen, „Landsfrau“ nicht benutzt und/oder vermännlicht werden. I Ich hoffe, dass es nicht so weit geht, dass in (hoffentlich ferner) Zukunft die Begriffe „Frau“ durch „Männin“, „Schwester“ durch „Bruderin“, „Mutter“ durch „Vaterin“ etc. etc.ersetzt werden. Absurd, nicht wahr? Genau wie „Neffin“. – Marita Kruckewitt

 

Vier Autoren-keiner merkt es -die „Neffin“ in Spalte 3 oben. „Leider konnten wir zu Ihrem Suchbegriff Neffin keine Übersetzung finden.“ sagt mir LEO, wo ich mich vergewissern wollte, ob ich die neue gendergerechte Sprachverhunzung verpasst habe. Bin ich also der „Nichter“ meines Onkels? Weiter so ? – H.Hagenguth

 

Sehr interessanter Artikel. Verwirrt hat mich nur „… nahmen der Anwalt und der Chef der Sicherheitsfirma an einem längeren Abendessen mit Gudenus in Wien teil, bei dem auch die vermeintliche Oligarchen-Neffin zugegen war …“ Dann war der Oligarch wohl der Tanter seiner Neffin? – Jörg Rothe

 

Ich habe nur eine Frage zur Verbesserung meiner deutschen Grammatik-Kenntnisse: Heißt die männliche Form der Oligarchin-Neffin der Oligarchin-Nichter? – Toni H. Hörmannsdorfer

 

Im Fall des Ibiza-Videos mit Herrn Strache, FPÖ, richtet sich inzwischen das mediale Interesse hauptsächlich auf Personen, die das im Video gezeigte Treffen vorbereitet und inszeniert haben. Dadurch wird die politische Brisanz verdrängt. Gerade von Ihrer Zeitung erwarte ich eine inhaltliche Recherche und Stellungnahme. – Dr. Peter Hamm


 

Leserbriefe zu „Die Heimsuchung“ von Hanno Rauterberg

Als in Weimar vor gut 20 Jahren das erste Mal ein paar solcher Würfel aufwuchsen, fand ich das toll. In der Stadt des Bauhauses! Ringsherum noch Kieshaufen, Baudreck, Brennesseln, tobende Kinder – ein wunderschöner Kontrast. Jetzt sind wir zugebaut mit den hässlichen Kisten und auf den 4 mal 6 Metern davor steht überall das gleiche blau-schwarze Trampolin, die gleiche hässliche Plastikrutsche und das gleiche gruselige Arrangement aus Gartenmöbeln plus Hightech-Smoker. Leise surrt dazu der autonome Rasenmäher. Für all das haben sich die Bewohner bis an ihr Lebensende verschuldet. Es kommt mir vor, als liefe ein gigantischer Wettbewerb: Wer baut sich das schickste Gefängnis? Natürlich auf eigene Kosten, klar. – Rudolf Heym

 

Mal wieder ein Brief, und: „wer schreibt, der bleibt“. Zumindest in Bewegung.
„Vor vielen Jahren zeigte ich einmal dem deutschen Architekten Walter Gropius meine Casa das Canoas, die ich für ein Waldgebiet oberhalb von Rio de Janeiro auf einem zum Meer hin abfallenden Gelände entworfen hatte. Nach der Besichtigung sagte Gropius zu mir: >>Ihr Haus ist sehr schön, aber man kann es nicht vervielfältigen<<. Diese Worte erschienen mir unglaublicher Blödsinn!…wenn man in Serie immer das Gleiche fertigt, ist man kein Architekt, sondern Handwerker: Meiner Auffassung nach ist Architektur nämlich Kreativität und als solche Kunst. Das gilt auch für Wohn- und Zweckbauten…wo steht denn geschrieben, dass >nützliche< Architektur hässlich sein muß?“ (Oscar Niemeyer in seinem Büchlein: WIR MÜSSEN DIE WELT VERÄNDERN). Nimmt man Gropius beim Wort, so war die Moderne nicht angetreten, die Architektur aus den Zwängen einer rationellen Fertigung zu befreien, sondern sie vielmehr ihr zu unterwerfen. Ein „gläsernes, leichtes Nichts, in dem die Grenzen von Innen und Außen überschritten würden“, das hatte Niemeyer mit seiner wunderbar leichten und heiter geschwungenen Casa das Canoas entworfen. Und eine solche kunstvolle Leichtigkeit und Schönheit erregte das Mißfallen des Bauhausgründers Gropius. Er war ein Rationalist durch und durch, Niemeyer aber schrieb: „Die Funktion, das heißt der Gebrauch, den man von einem Werk macht, ist nicht alles, auch Schönheit ist nützlich.“ „Vervielfältigen“ war Gropius´ Worten zufolge das Leitziel der Moderne, wen wundert es, wenn sich noch heute Stadtplaner und Architekten auf die von ihm erdachten und propagierten Grundsätze berufen? „Unglaublicher Blödsinn“, wie Oscar Niemeyer dazu schrieb, und: „Ich war verblüfft darüber, dass ein so intelligenter Architekt wie Gropius eine solche Ansicht äußerte, aber das Konzept, das er damit zum Ausdruck brachte, war eigentlich ziemlich klar.“ Das Konzept: der „Kistizismus“. – Axel Spellenberg

 

Polemik! – Andreas Benedikt Cleve

 

Welche Idee haben wir von den Sphären privat / öffentlich, von Mobilität, von Freiheit, von Gleichheit, von Gerechtigkeit, von Land / Stadt, von Erwerbsarbeit, von Produktion, von Kultur, von Natur, von Raum, Form und Farbe, von Schönheit, von Gesundheit, von Sicherheit, von Digitalisierung, von Wohlstand usw. – kurz: Welche Idee haben wir von der Welt, in der wir leben wollen? Einst hatte die Moderne – getragen von der Idee, eine bessere Welt zu gestalten – die Funktion aus den Fesseln einer ungültig gewordenen Tradition befreit. Nun erreicht die Dynamik der Entfesselung die Funktionen selbst: Infolge der fortschreitenden Fragmentierung und Entgrenzung unseres Lebens sind wir nicht mehr in der Lage, klare und übergreifend gültige Vorstellungen über die Funktionen und die Gestaltungsaufgaben unserer Zeit zu entwickeln. Eine integrale Idee ist nicht mehr möglich. Als kleinster gemeinsamer Nenner bleibt letztendlich das Organisationsprinzip des Kastens. Ein Ganzes, das mehr ist als die Summe der einzelnen Kästen, gibt es nicht mehr. Ins Leere gesprochen wäre der Appell von Hanno Rauschenberg, wenn nicht die Fridays for Future-Bewegung die Utopie eines besseren Lebens wieder ins Spiel bringen würde. Eine junge Generation will sich mit der hässlichen Perspektive einer Integration in eine immer unwirtlicher werdende Welt nicht abfinden. – Reinhard Koine

 

Sie haben ja Recht:
– selbst die Einzelhausbauten folgen in Hamburg derzeit vielfach einem völlig missverstandenen, vorgeblichen Bauhausstil;
– die Hafencity: in weiten Teilen ein Graus!
Aber: Kritik ist ja etwas Schönes, aber wie wäre es mit einer konstruktiven Form derselben? Ein wohl-durchgerechneter Gegenentwurf ist interessanter und wichtiger als Ihre Polemik, die die Preisentwicklung der letzten Jahre in der Baubranche ignoriert und nicht reflektiert, unter welchen Lebensbedingungen eine Vielzahl von Menschen in Hamburg vor 50 Jahren und im 19. Jahrhundert leben mussten. Der „einfache Arbeiter“ wohnte mit seiner Familie jedenfalls nicht in den von Ihnen gepriesenen Bauten der Gründerzeit! – Michael Krause

 

Bei dem Versuch Ihren Artikel „die Heimsuchung“ als ein gelungenes Stück humorvoller Gesellschaftskritik zu lesen, scheiter ich immer wieder. Warum? Es gelingt ihnen nicht, Ihrer abfällige Hochnäsigkeit, den freundlichen Kick zu geben, der für eine wirkliche reflektierte Betrachtung des von Ihnen herbeigeschrieben Problems erforderlich ist. Dadurch wird Ihr Text ärgerlich, Ihre Arroganz nervt und ich frage mich, wie ein so geblideter Mann wie Sie dazu kommt so einen Mist zu Papier zu bringen. Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen das die aktuellen Wohnungsbauten von den Bewohnern als hochwertiger „Wohnluxus“ empfunden werden können? Ihnen geht es ja um „Schönheit“, was immer das in Bezug auf die Fragestellung des Wohnen in der hochverdichteten Stadt für ein Kriterium sein mag und kommen mit unpassenden Beispielen, die alle von einer konservativen Retrobildung zeugen. Mühe um Sachargumente, die ein tieferes Verständis für die Problematik dokumentieren würden, fehlt komplett. Welchen Sinn hat Ihr Apell (der keiner ist weil ein sinnvoller Lösungsvorschlag fehlt)? Ich verstehe Sie nicht, dabei ist die Gestalltung unserer Städte ein wichtiges Thema und Sie verhunzen eine prominente Chance für einen substanziellen Beitrag! Überfällt Sie in Ihrer Eppendorfer Etagen Wohnung aus den Gründerjahren die linksliberale Depression die hier einfach einmal aufgeschrieben werden mußte? Missbrauchen Sie da nicht den Leser? Finden Sie Iglubauten oder Hundertwasserarchitektur „schöner“ als „Kisten“ (die ja auch besonders von Katzen geliebt werden). Sie haben sich des Themas ja schon öfter und auch schon qualifizierter angenommen und es gäbe viele wichtige Aspekte,die unbedingt diskutiert werden müssen und das nicht nur im Feuilleton! Aber doch nicht auf so einem beleidigtem Oberlehrer Niveau! Sie können es besser also tun Sie es! – Benjamin Schubert

 

Ihre Scheidung zwischen Bauhausmoderne und der heutigen Architektur ist – so glaube ich – nicht zielführend. (übrigens: Ich gehöre zur selben Generation wie Sie an und habe u.a. auch Architektur/ Kunstgeschichte/ Landschaftsdesign studiert.) Gerade das Bauhaus hat ja die einmalig in der Weltgeschichte großartige Erfindung der Fassade (die Antike hatte keine Fassaden!) zielgerichtet zerstört und das Bauen ganz archaisch wieder auf das Körperliche zurückgeführt. Deshalb sehe ich die Moderne als eigentlich antimodern an, denn das Fassadenschaffen ab 1400 n. C. war modern! Ihr Denken ist immer noch dem der 1960- 80er Jahre verhaftet. So läuft auch Ihre Kritik voll ins Leere! Übrigens liegt das Hauptproblem darin, dass die Gebäude nicht mehr der Strasse, also dem Allgemeinen, dienen sollen oder wollen, sondern primär und egozentrisch sich selbst darstellen wollen. Auch ein Menschen mit dieser Ambition hat kein Gesicht (Fassade), sondern lediglich eine Maske! Das Bauhaus setzte blanken Rationalismus (der das Totalitäre erst ermöglichte) durch, und dieses Prinzip ist auch noch heute ein kaltes Heiligtum der sog. Moderne- Hochbauarchitekten. An der Uni lernt man nichts anderes, und die Stadtplanung trägt seit nunmehr 100 Jahren faschistoide Züge, denn sie setzt seitdem (aus Auftragsgewinnungsgründen und Machtsteigerung als potentieller Star von Solitären) das Bauen vor das Planen. Soviel zum Niveau des Akademismus in diesem Bereich: es ist widerwärtig! – Rüdiger Willmann

 

Mit seinem leidenschaftlichen Plädoyer für eine andere Baupraxis rennt Hanno Rauterberg bei mir offene Türen ein. Höchste Zeit die Ideen, Bausteine und Kritik des Dortmunder Instituts für Stadtbaukunst endlich einmal zur Kenntnis zu nehmen und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies sollte eine Aufgabe für die neue Volkspartei „Die Grünen“ sein. – Markus Erich-Delattre

 

In „Die Heimsuchung“ stellt Hanno Rautenberg fest, dass die heutigen Bauten „ zum Verwechseln ähnlich: kantig und karg, Wohneinheiten ohne Charakter und Charme“ sind. Rautenberg spricht von „Wohnkisten ohne Charme“, „Geist des Containers“ und „normgerechte Einfallslosigkeit“. Als gelungenen Gegenentwurf sieht Rautenberg die Architektur Le Corbusiers und des Bauhauses, die „Häuser von der fein austarierten Komposition“ hervorgebracht hätten. An dieser Stelle muss ich entschieden widersprechen. Le Corbusiers bevorzugter Baustoff war der rohe Beton, der dem von ihm erschaffenen Baustil auch den Namen verlieh: Brutalismus. Le Corbusier war wesentlich an der „Charta von Athen 1933“ beteiligt, welche die städtebauliche Grundlage für die räumliche Trennung verschiedener städtischer Funktionsbereiche wie Arbeit, Wohnen und nicht zuletzt die Schaffung einer autofreundlichen Stadt zur Folge hatte. Als Architekt hat er selbst eine Reihe von hässlichen Betonklötzen gestaltet, wie seine Unité d’Habitation, wovon eine in Berlin steht. Mehr noch, Le Corbusier und seine Zeitgenossen wie Walter Gropius haben eine ganze Generation von Architekten geprägt, so dass brutalistische Gebäude auf der ganzen Welt hochgezogen wurden, die in den meisten Fällen im Rückblick nur als große, häßliche Betonklötze ohne Seele gesehen werden können. Nicht wenigen gilt Le Corbusier heute als geistiger Schöpfer der von Rautenberg kritisierten Wohnkisten und Container, die die Architektur der letzten Jahrzehnte bis in die heutige Zeit prägen. Nicht von Ungefähr bleiben Altbauten aus der Gründerzeit und insbesondere des Jugendstils mit ihren schönen Fassaden, genialen Grundrissen, hohen Decken, Stuck und Holzdielen für viele das Ideal eines gelungenen Baustils, da diese Gebäude Charme versprühen und die menschliche Seele berühren. Wenn Rautenbergs Suche nach einer Inspiration für zeitgenössisches Bauen seinen Blick in die Vergangenheit führt, so findet er Antworten nicht bei Le Corbusier sondern gute 30 Jahre früher im Jugendstil, dessen Leitidee das Verschmelzen von Kunst und Leben ist. – Martin Forster

 

Es handelt sich bei der Verhässlichung von Gebäuden, aber auch Gärten, tatsächlich um eine mutwillige Aktion, die keineswegs nur auf Bauvorschriften oder gewinngeile Unternehmer zurück zu führen ist. Der Gang den Hang hinauf vom Main weg durch eine Kleinstadt geriet neulich zu einem Marsch durch die Architektur. Alte Fachwerkhäuser, bunt und mehr oder weniger verziert, imposante Sandsteinvillen aus der Gründerzeit, ein wenig höher eine Mischung aus Jugendstil und frühem Bauhaus, dann noch weiter oben die schnell gebauten Häuser aus den Fünfzigern, zum Teil mit Flachdach und Glasbausteinen in großen gepflegten Gärten. Dann eine etwas wirre Zone mit Mietwohnungen und schließlich hoch oben, mit Blick übers Tal eine Ansammlung von seelenlosen weißen Kisten auf riesigen Flächen, mit grauem Granit und weißen Kieseln angelegte Psychopatengärten, Garagen gigantisches Ausmaßes und vier Porsche vor der Tür. They are put in little boxes, little boxes all the same hat Pete Seeger gesungen. Unfassbar. – Dr. Dieter Schöneborn


 

Leserbriefe zu „Das Grün sucht seinen Weg“ von Thomas E. Schmidt

Dieser Essay steckt voller Ressentiments. Der Autor mokiert sich über einige Erscheinungen bei der grünen Wählerschaft, ohne dass zu erkennen ist, wofür er selbst steht. Geschenkt, dass jeder sich Inkonsequenz in der persönlichen Lebensführung vorhalten lassen muss. Geschenkt, dass die grüne Partei gegenüber ihren Anfängen verbürgerlicht ist. Die Grünenwähler setzen „Trends“, heißt es, als ginge es um die Hosenlänge. Könnte der Zulauf für die Partei nicht auch etwas mit dem Zustand der Erde zu tun haben? Die Grünen gelten dem Autor als Verzichts- und Verbotspartei. Dabei liegt auf der Hand, dass unser westlicher Lebenszuschnitt die Welt zugrunde richtet. „Selbst wer für den Klimaschutz ist (sic!), staunt über die sozialen Folgekosten.“ Herr Schmidt wird noch viel mehr staunen, wenn weitergewirtschaftet wird wie bisher. Wohl wahr: „Ungestraft wird keiner Volkspartei.“ Ja, in der politischen Praxis werden oft sehr kleine Brötchen gebacken, werden Ziele verwässert, faule Kompromisse geschlossen. Aber so geht Politik, wenn sie sich Mehrheiten suchen muss. Hätten die Grünen ein fundamentalistischer Zirkel bleiben sollen? – Ernst Hofmann

 

Ihr Autor hat einen guten, inhaltsvollen Artikel geschrieben. Der Mann gefällt mir. „Ein Patent haben die Grünen nicht mehr“. Fast die ganze Welt ist auf diesem Tripp, und das ist auch gut so. Es hapert teilweise an der Umsetzung der Regierung. Auch das ist erklärlich. Das ist eines der schwersten Aufgaben der gesamten politischen Elite. Die Jugend ist zu unerfahren um das alles richtig einschätzen zu können. Die Staaten müssen weiterhin für Wohlstand sorgen um nicht aus dem Rathaus zu fliegen. Unser Zeitalter ist groß geworden durch Industrialisierung, die es in sich hat. Da wurde viel Umwelt zerstört. Das alles zusammenzubringen dauert für mich noch viele Jahre – wenn überhaupt. Das digitale Zeitalter könnte dabei helfen. – Gunter Knauer

 

In der Geschichte fehlt nur die Behauptung von Herrn Lindner, dass die Grünen letztlich auch das Auto verbieten wollten (Wahlveranstaltung der Parteivorsitzenden im Fernsehen zur Europawahl). – Christoph Zahrnt

 

Der Anfang des Artikels mag ja noch als Satire durchgehen. Schnell wird aber deutlich, dass der Autor seine Analyse todernst meint. Wenn sich einer einen Popanz erschafft (so wie Thomas E.Schmidt seine Vorstellung von den rigiden, missionarischen, lustfeindlichen Grünen) so spiegelt die Gestalt des Popanz ja oft Züge seines Schöpfers wider. Und auch die Witze, die man erzählt, sagen was über einen selbst aus. Schon klar, dass der Autor Veganer nur daran erkennt, dass sie sich ihm explizit als solche zu erkennen geben; von allein käme er nicht auf die Idee, dass sein genussfreudiges und lebensfrohes Gegenüber jemand sein könnte, der keine tierischen Produkte konsumiert. – Julia Jacobs

 

Es antwortet ein „linksgrünversiffter Gutmensch“ auf Thomas E. Schmidt. Versuchen Sie einmal das Ganze auf „Christlichsozial“ zu stricken…M.E. nach würde das auch prima passen, mit etlichen Austauschwörtern. Besonders gut bei den Sätzen: „Wenn ein Grüner /Christsozialer es wirklich ernst meint, kann er eigenen Standards/Bibel/Grundgesetz nie entsprechen. Immerfort missachtet er etwas…“ Kann es nicht sein, dass in beiden Gruppen eben „nur“ Menschen agieren mit all ihren individuellen Schwächen? Gleichwohl bin ich lieber ein s.o. und versuche, möglichst „grün“ zu leben. Christsozialen, die weder die Nächstenliebe/Menschenwürde, Achtung vor der Natur etc. noch „Eigentum verpflichtet“ gemäß handeln, misstraue ich dagegen zu tiefst, erst recht, wenn dazu Waffenverkäufe an kriegsführende Diktaturen kommen und Autokonzerne wie Banken als schützenwerte systemrelevante Monster behandelt werden. Der Internetbenutzer Rezo hat es doch gut gesagt, dem kann auch eine 72 Jährige wie ich zustimmen. – Ingrid Kube

 

Sie werden für diesen Artikel einen medialen shit-storm ernten. Denn die Toleranz endet dort, wo das Gutsein beginnt. – Martina Winter

 

Es ist schon ein eigen Ding, Ihre feine, philosophische Provokation und auch giftige Soziologie der ‚Grünen‘ zu bewerten. Man fragt sich auch, welche Lebenseinstellung der Autor haben mag? Fakt ist, die Grünen sind Ihnen und uns doch seit langem vertraut. Neben etlichen schrillen Ideen haben sie seit viele Jahren eine eindeutige Zielsetzung: Sie warnen vor den Folgen der Klimaentwicklung, der Ausbeutung unserer Erdressourcen mit den Ursachen der technische geprägte Wachstumsideologie, den unregulierten Kapitalmärkten und einem auf die Dauer irrealem Wohlstandversprechen. Nicht zuletzt wegen der wissenschaftlich Begründung der Umweltrisiken gewinnt diese Erkenntnis jetzt mehr Nachhall bei dem nachdenklichen Teil der Gesellschaft. Das ist und wird ein mühseliger Veränderungsprozess. Nicht etwa, weil es der Gesellschaft an Fähigkeit und Möglichkeiten mangelt. Die beharrenden Kräfte von Wirtschaft, Politik und ihren unfreien, machtgeprägten Denkern sind das Hemmnis für zielorientierte evolutionäre Veränderungen. Sie werden einwenden, welche Ziele? Eigentlich einfach zu beantworten: Eine lebenswerte Umwelt für Sie, uns, die kommenden Generationen. Keiner sagt, dass es einfach ist, die gegebene kulturelle Abhängigkeit und Gewohnheiten in Frage zu stellen und zu ändern. Jeder von uns ist in seiner individuellen Lebenssituation ‚zu Hause‘. Aber es lohnt sich heute und für die menschliche Zukunft, die eigenen Verhaltensweisen und Freiheiten zu durchdenken und seinen persönlichen ökologischen Fußabdruck zu setzen. Zu viel grüne Ideologie‘? Nein, hoffentlich zukunftsbewahrende Entwicklungen, die von uns vermutlich mehr verlangen, als wir eben zur Zeit wahrhaben wollen oder ahnen. Ich wünsche Ihnen Offenheit und Mut. – Detlef Geisendörfer

 

Mit Verlaub, es gibt auch die, die den Umweltschutz wirklich ernst nehmen. Die das Leben genießen, trotzdem und dabei bestmöglich auf die Umwelt achten und andere nicht belehren, wenn sie dies nicht tun. Die freitags für die Zukunft demonstrieren und sich nicht von einem Elternteil mit dem SUV in die Schule fahren lassen. Dieser Beitrag klingt für mich irgendwie bitter, wie von einem Fensterbrett gebruddelt, und ist ein Affront gegen alle, die sich wirklich bemühen, „grüner“ zu leben und mit dem Herzen dazu beizutragen, die Welt ein klein wenig besser zu hinterlassen. Einfach weil es ihnen ein wichtiger Wert ist. – Birgit Prodinger

 

Angesichts vielfach erwiesener Ahnungslosigkeit in Energie- und Umweltfragen sollte den Grünen das Regieren erspart bleiben. Ihr Träumen von angeblich heute schon funktionieren­den Techniken sowie Unkenntnis der bei der Bundesnetzagentur abrufbaren Fakten zur erneuerbaren Stromerzeugung und deren riesige Probleme bei „Dunkelflaute“ (stundenweise unter 10 % liegende erneuerbare Kapazitätsverfügbarkeit) führt direkt in den großen Black-Out nach 2023! Wo sind Mitte der 20er Jahre die für eine wachsende Abendspitze bei Kälte + Dunkelflaute nötigen 60 – 70.000 MW konventioneller Kraftwerke? Abgeschaltet trotz rückläufiger Einsatzstunden? Ihre jetzige Wähler-Zustimmung wäre futsch, wenn diese harten Tatsachen zum Tragen kommen. Oder die Grünen verkünden: Wir waren es nicht! Dann halt „böse Mächte“ wie Wetter! – Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele


 

Leserbriefe zu „Deutscher Kopftuchstreit“

Ich habe den Koran gelesen. Komplett, in der allgemein anerkannten deutschen Übersetzung mit Anmerkungen und Erläuterungen von Hartmut Bobzin. Auch mit einem großen Teil der Hadithe habe ich mich auseinandergesetzt. Darüber hinaus habe ich seit vielen Jahren persönliche Kontakte in eine der deutsch-türkischen Communities, die sich ja durchaus unterschiedlich darstellen, und führe dort viele Gespräche. Viele der Mitglieder der Communities haben den Koran lediglich auf Arabisch gelesen, weil das angeblich auch zu den religiösen Pflichten gehört, wohlgemerkt ohne die Sprache zu verstehen. Sie verlassen sich auf die Aussagen von Imamen, die oft von Ankara gesteuert sind (Ditib). Im Koran steht nichts, aber auch wirklich gar nichts davon, dass Frauen Kopftücher tragen sollen/müssen/dürfen. Lediglich den Frauen des Propheten wird nahegelegt, sich zu bedecken, wenn sie das Haus verlassen, damit sie in der Öffentlichkeit als solche erkannt werden. Von Kopf und/oder Haar ist auch dabei nicht die Rede. Und das wars auch schon zu dem Thema. Nur in einem der fünf Beiträge auf der Seite, bezeichnender Weise dem des einzigen Mannes, Abdel-Hakim Ourghi, wird diese Tatsache klargestellt. Diesen hätten Sie optisch hervorheben sollen, um damit zur Verbreitung beizutragen. Denn solange sowohl Musliminnen und Muslime selbst, als auch Andersgläubige sowieso, über eine religiöse Vorschrift diskutieren, die gar keine ist, hat jegliche Diskussion einen falschen Zungenschlag und geht damit in eine falsche Richtung. – Marita Kruckewitt

 

Fünf Artikel befassen sich mit dem Kopftuch, das ist sehr erfreulich, denn dieses Thema wird uns mit Recht nicht loslassen. In allen fehlt leider ein wichtiger Aspekt. In der Sure 24/31 heißt es, dass die Frauen „ihre Reize nicht zur Schau tragen “ sollen. Wenn sie es tun, werden sie zum schuldigen Täter. Sie verführen den Mann, er ist das schuldlose Opfer, weil er seinen Sexualtrieb nicht beherrschen kann. Wird sie deswegen vergewaltigt, ist sie schuld, nicht er. Was ist das für ein trauriges Menschenbild, das dem unsrigen völlig entgegengesetzt ist. Dazu kommt, dass das Kopftuch ein Kampfsymbol des IS und des politischen Islams ist. Nicht umsonst ist das Kopftuch in vielen islamischen Ländern absolute Pflicht. Jede Kopftuchträgerin, ob sie es weiß oder nicht, ob sie es will oder nicht, und was auch immer ihre Motivation ist, macht sich zum Propagandamittel, zum Kämpfer für den radikalen Islam, dem erklärten Kämpfer gegen unsere westlichen Werte. Das sollte man bei der Kopftuchdebatte bedenken. – Hans J. Dehning

 

zu „Lieber faire Debatte als strenges Verbot“ von Evelyn Finger

Ist eigentlich mal jemandem aufgefallen, wie wir uns einschränken würden, käme es zu einem Kopftuchverbot? Keine Kopftücher als Schutz vor Regen und Kälte mehr. Auch wenn dies heute eher unmodern ist, so kann ich mich gut an eine Zeit erinnern, als dies gang und gebe war. Keine Kopftücher mehr als modisches Accessoir. Ist eigentlich mal jemandem aufgefallen, dass sich die Kleidung fundamentalistischer Christinnen, wir nenne sie gemeinhin Nonnen, kaum von der der fundamentalistischen Muslima unterscheidet? Warum tolerieren wir die selbe Kleidung bei den einen und verdammen sie bei den anderen Frauen? – Iman Schwäbe

 

Vom „Recht auf Erziehung“ ist die Rede – was soll das heißen? Dass Kinder beschnitten, getauft, mit Kleiderordnung und Essensverboten belegt werden dürfen, als seinen sie Eigentum? Gilt das Grundgesetz nicht für Kinder, haben sie keine eigene Menschenwürde? Beinhaltet Religionsfreiheit wirklich das Recht, Kindern eben diese Freiheit nehmen zu dürfen? Ich meine, Erziehung ist kein „Recht“. Sondern eine treuhänderische Pflicht. Sie endet da, wo die Entfaltung der Persönlichkeit des Kindes beginnt. – Gerhard Rieskamp

 

Ihren Beitrag über den Streit um das muslimische Kopftuch in der Öffentlichkeit habe ich mit Interesse gelesen. Sie erwähnen verschiedene Betrachtungen und Meinungen zu diesem Thema. Für eine unvoreingenommene, objektive Betrachtung dieses Themas sind m. E. alle dazu gehörenden Tatsachen zu berücksichtigen. Wer über den Islam spricht, sollte ihn nicht nur oberflächlich kennen. Eine weich gespülte Seite iim Netz „islamfatwa.de (Islam gegen Extremismus)“ bietet einige Einblicke. Die “Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands“ und andere konservative islamische Verbände in Deutschland verweigern sich dieser unvoreingenommenen Betrachtung. Sie werden daher auf lange Zeit hier nicht integrierbar sein. Die deutsche Öffentlichkeit verweigert sich mehrheitlich der Auseinandersetzung mit Problemen, wenn es um den Islam geht. Die Hintergründe für das religiöse Kopftuch sind:

  • das vom Propheten Mohammed proklamierte Prinzip der Unterwerfung (arabisch: “Islam“),
  • die vom Propheten Mohammed festgelegte („gottgewollten“) Rollen von Männern und Frauen im irdischen Leben. Danach Soll der Mann die Frau und seine Kinder versorgen und seine Ehre schützen. Die Frau hat den Haushalt und die Kinder zu versorgen und dem man stets zur Verfügung zu stehen und zu gehorchen. Der Mann soll die Frau kontrollieren.

Aufgeklärte Muslime wie Necla Kelek, Seyran Ates, Hamed Abdel-Samad in Deutschland, Kamel Daoud in Algerien, Chahdortt Djavann (eine Iranerin, die wegen des Kopftuchzwangs aus dem Iran nach Frankreich floh) und viele Andere bezeichnen das in der Öffentlichkeit getragene Kopftuch als das, was es ist, ein Instrument der absichtlichen Abgrenzung/Ausgrenzung von der schlechten, bösen, unreinen übrigen Gesellschaft. Ob K. Barley (SPD), A. Kramp-Karrenbauer oder andere Politiker auf der Spitze ihrer Karriereleiter tatsächlich tiefgründig über den Islam Informiert sind, ist mehr als zweifelhaft. Dabei erinnere ich mich an die in meinen Augen naive Antwort der Frau Merkel auf die Äußerung einer Wählerin (CSU-Mitglied) vor der letzten Bundestagswahl, sie habe Angst vor einer Islamisierung. Frau Merkel riet ihr sonntags in die Kirche zu gehen, bibelfest zu werden und die Bildgeschichten der Kirchenfenster erklären zu können. – Welch eine kluge Weitsicht, welch eine realistische Vorstellung von der Zukunft. Für eine faire Debatte fehlen einfach die Voraussetzungen. – R. Schmolling

 

zu „Nicht religionsmündig“ von Nurhan Soykan und zu „Männerherrschaft“ von Abdel-Hakim Ourghi

Abdel Hakim Ourghi hat Recht, aber Nurhan Soykan hat auch Recht. Ich würde mir wünschen, dass der patriarchale Druck, der hinter dem Hijab (vulgo: Kopftuch) steht, endlich weicht und die muslimischen Männer sich Vers 24:30 des Korans zu Herzen nehmen: „Sage den gläubigen Männern, dass sie ihre Blicke senken und ihre Keuschheit wahren sollen.“ Wenn die unverschleierte Frau nicht mehr an sich als Sexualobjekt gesehen wird, wird das Männern und Frauen guttun. Nichtsdestotrotz ist der Hijab eine religiöse Tradition. In unserem freiheitlichen Land sollte man einem religiösen Gebot nicht mit einem entgegengesetzten Zwang entgegentreten, das ist unwürdig. – angela paap

 

zu „Hey, ich bin religiös“ von Johanna Rahner

Danke, Frau Prof. Rahner, für die (unfreiwillige) Demonstration, wohin die „gendergerechte“ Sprache uns mittlerweile führt. Wir gewöhnen uns ja gerade mühsam daran, dass uns bloß nicht mehr ein „Studenten“ über die Lippen kommt- denn der Vorwurf der „sexistischen“ Sprache und Diskriminierung etc ließe nicht lange auf sich warten! Stattdessen liest man bei Ihnen, wie es geht: „Meine Erfahrung mit weiblichen muslimischen Studierenden in Tübingen…“- wunderbar! Früher hätte man einfach und kurz von „muslimischen Studentinnen“ gesprochen -aber selbst das ist heute offenbar ein „no go“- man kann eigentlich nur noch den Kopf schütteln und sich aus dem öffentlichen Diskurs verabschieden- was ich mir hier noch einmal verkneife. – Karl-Heinz Grau


 

Leserbriefe zu „»Auch wir haben uns vom Zeitgeist infizieren lassen«“ von Peter Dausend und Mark Schieritz

Es gibt neben dem von Herrn Steinbrück erwähnten Buch „Der Preis der Ungleichheit“ von Stieglitz ein weiteres Buch zum Thema Ungleichheit, das die Folgen der Ungleichheit sehr ausführlich behandelt: „Gleichheit: warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind“ von Pickett und Wilkinson. Es ist erstaunlich wie weitreichend die Folgen von ungerechter Verteilung sind und wie viele Bereiche des Lebens davon betroffen sind, wie sie in ihrem Buch zeigen. Bei einer gerechteren Verteilung hätten wir mit großer Wahrscheinlichkeit auch keine Probleme mit rechtsradikalen Parteien und Gruppierungen, weil es sie dann nicht gäbe; um nur einen, wenngleich sehr wichtigen Aspekt zu erwähnen. Erstaunlich auch, dass Pickett und Wilkinson feststellen konnten, dass in ungerechten Gesellschaften letztlich auch die mit den hohen Vermögen nachteiliger leben als in gerechten. – Oskar Luger

 

Offenbar erkennen immer mehr Politiker(innen) der SPD, dass von der SPD erwartet wird, dass sie dafür sorgt, dass alle Menschen in Deutschland ihr Auskommen haben. Das ist ja leider nicht selbstverständlich: Schließlich gab es auch Zeiten, in denen ein SPD-Kanzler und seine Minister massiv zum Anwachsen des Niedrigstlohnsektors beitrugen und gleichzeitig die Steuern für Wohlhabende und Reiche senkten. Bei der Erbschaftssteuer anzusetzen scheint mir vernünftig und leistungsgerecht zu sein, denn kein Erbe hat für sein ererbtes Vermögen etwas geleistet. Falls es sich um Unternehmen bzw. Unternehmensanteile handelt, die vererbt werden, könnte der Staat das für die Erbschaftssteuer aufzubringende Geld im Unternehmen belassen und jedes Jahr seinen Anteil am Unternehmensgewinn kassieren. Bei Mietshäusern, die vererbt werden, könnte er entsprechend verfahren. Richtig fände ich es auch, ungerechtfertigte Mietsteigerungen bei Neuvermietungen und ungerechtfertigte Kündigungen wegen (vorgetäuschten) Eigenbedarfs (vgl. Sie z. B. https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/mietwohnungen-eigenbedarfskuendigungen-nehmen-dramatisch-zu-a-1268257.html) zu unterbinden. Viele Mieter(innen) müssen inzwischen befürchten, mittels ungerechtfertigter Eigenbedarfskündigungen auf die Straße gesetzt zu werden. Bezahlbare Ersatzwohnungen gibt es ja kaum. Hier besteht meines Erachtens dringender gesetzlicher Handlungsbedarf. – Dr. Ulrich Willmes

 

Daß weniger die Einkommensverteilung sondern eher die Vermögens“verteilung“ in der Bundesrepublik zu ungleich ist und eine höhere Erbschaftssteuer anstelle einer Vermögenssteuer ein Korrekturinstrument sein könnte, hat der ehemalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück in der ZEIT stringent dargelegt. Die Vermögenssteuer ist bekanntlich durch einen BVerfG-Beschluß ausgesetzt und würde auch bei einer Wiedereinführung zu beträchtlichen Kapitalabflüssen aus Deutschland führen. Allerdings würden auch von einer erhöhten Erbschaftssteuer unerwünschte Signale ausgehen, weil es zweifellos auch in diesem Fall zu Kapitalverlagerungen ins Ausland käme, was allerdings bei Immobilien und Betriebsvermögen nicht möglich wäre, weil diese zuvor verkauft werden müßten. Es ist zweifellos richtig – wie Steinbrück diagnostiziert – daß immer mehr Bereiche unserer Lebens- und Arbeitswelt Renditekalkülen unterworfen werden. Die Verdinglichung erstreckt sich auch auf die Natur. Nur kann man die Geldwirtschaft mit ihren Implikationen nun einmal nicht zurückdrehen wollen. Aus gutem Grund werden Verteilungsfragen, wie Steinbrück ausführt , in Deutschland „mit spitzen Fingern“ angefaßt, weil die Kollateralfolgen von Eingriffen in die Vermögensverteilung nicht überschaubar sind. Hingegen kann der Gesetzgeber durchaus bei extremen Einkommens- bzw. Boni-Exzessen mit einer Deckelung der Bezüge schon einen gewissen Ordnungsrahmen schaffen. Implizit plädiert Peer Steinbrück dafür, die Ausuferungen des Casino-Kapitalismus innerhalb eines sich verselbständigenden Neoliberalismus zu begrenzen. – Sigurd Schmidt

 

Das ist alles zu dünn was Steinbrück zu Tage fördert. Das kennt man sonst von ihm gar nicht. Geschenkt! Die SPD ist eine gewesene Arbeiterpartei, die Zeiten sind aber vorbei. Jetzt kommt ein junger Spund der auf Verstaatlichung setzt. Ich kann dafür kein Verständnis mehr aufbringen. Wenn er seine Partei weiter schädigen wollte, dann hat er sein Ziel erreicht. – Gunter Knauer

 

Peer Steinbrück hat recht. Die SPD hat sich zu sehr verengt auf Frauenpolitik, Kampf gegen Rechts und Sozialpolitik. In anderen Politikfeldern ist sie nicht wahrnehmbar. Wem fällt ein SPD-Wirtschaftspolitiker ein? Er verlangt deshalb zurecht „Doppelbotschaften“. Botschaften an das akademische, gutsituierte, weltoffene Milieu und ebenso auch an Menschen, die Angst haben vor dem sozialen Abstieg, vor Überfremdung und davor, abends im Dunkeln nicht sicher nach Hause zu kommen. Anzusprechen sind darüber hinaus die Umwelt- und Klimabewussten. Einzelne Personen können aber nicht alle Bereiche gleichzeitig glaubwürdig abdecken, sondern die Flügel der SPD müssen wieder anständig zum Wohle der Partei zusammenarbeiten. Im Moment bietet sich folgendes Bild: Nahles (überfordert) und Scholz (sieht sich schon als nächsten Bundeskanzler) verzichten aus Angst vor Machtverlust darauf, Talente wie Gabriel und Schulz einzubinden, während Kühnert ungestört zulasten der Partei seine Karriere plant. – Volker Müller

 

Wenn Ex-Politiker zu aktuellen Themen befragt werden, erinnert das immer ein bisschen an die Altinernationalen beim Fußball. Erst werden die eigenen Erlebnisse ausführlich erzählt und dann folgen ein paar Allgemeinplätze zur derzeitigen Situation, natürlich nicht ohne Hinweis darauf, dass früher alles härter/schwieriger/anstrengender/besser war. Diesmal also Peer Steinbrück. Dessen Idee: Erbschaftsteuer rauf. Er geht dabei von einem Zugewinn für den Fiskus von etwa 8 Mrd. aus. Steinbrück ist dabei ganz Sozialdemokrat, die ja immer viel Interesse daran haben, den Leuten immer mehr Geld aus der Tasche zu ziehen, um es dann im Gießkannenprinzip im Boden versickern zu lassen. Aber Steinbrück hat natürlich ein putziges Streichelkätzchen zur Hand, mit dem er die Steuer rechtfertigt. Damit soll die ach so schlechte und darbende Bildung in Deutschland finanziert werden. Die skandinavischen Länder seien da viel spendabler (2 Prozentpunkte der Wirtschaftskraft mehr!). Nun muss man sich zunächst die Frage stellen, ob es um die Bildung in Deutschland tatsächlich so schlecht bestellt ist, immerhin ist Deutschland die Lokomotive Europas und Exportweltmeister und ganz vorn bei den Patentanmeldungen. Können also nicht nur Ungebildete in Büros, Werkhallen und Amtsstuben sitzen. Ferner gibt es sehr viele Gründe für Bildungserfolg. Ein ganz wesentlicher Faktor ist dabei der Spracherwerb. Hinzu kommen die Ansprüche und Einschätzungen der Eltern ihre Kinder betreffend. Betrachtet man nun die in internationalen Vergleichen gemessenen Schulerfolge, zeigt sich, dass die CDU/CSU-geführten Länder tendenziell besser abschneiden als die SPD-geführten. Dabei ist weiter festzustellen, dass auch ärmere Länder wie Thüringen durchaus gute Schulleistungen zeigen (trotz mittlerweile Linke-Ministerpräsident). Es scheint hier also neben strukturellen Unterschieden vor allem systembedingte, also eindeutig politikgemachte Probleme zu geben.

Steinbrück weist darauf hin, dass die Erbschaftsteuer den Ländern zugute komme. Hier ist nun auf die Verteilung von Reichtum in Deutschland zu achten. Die reichen Länder im Süden (BY, BW), Hessen und Hamburg hätten vermutlich höhere Erbschaftsteuereinnahmen zu erwarten. Nun schneidet allerdings Bayern seit Jahren mit am besten bei den internationalen Vergleichstests ab (nationale Vergleiche werden von den Kultusministern ja seit Jahren erfolgreich vermieden). Welchen Vorteil hätte Bayern also von einer höheren Erbschaftsteuer? Weiter schneiden die ostdeutschen Länder Sachsen und Thüringen sehr gut ab, in denen es eher wenig zu holen geben dürfte, liegt doch die durchschnittliche Erbschaftshöhe in Sachsen am Ende der Ländertabelle. Wem soll die Erbschaftsteuer für die Bildung also tatsächlich etwas nutzen und was soll damit finanziert werden? Man kann sich ja damit keine neuen Milieus kaufen, also beispielsweise nicht Neukölln oder den Wedding entvölkern. Ferner macht es auch wenig Sinn, Schulen zu sanieren und ein paar neue Lehrer einzustellen, wenn außerschulische Bildungsangebote fehlen. In vielen Kommunen wurden die Leihbüchereien geschlossen oder kaputt gespart. Nun besagt jedoch eine einfache Statistik, dass mit der Zahl der Bücher im Haushalt der Ausbildungsstand und damit das spätere Einkommen korrelieren. Wenn man den Kindern in ärmeren und/oder bildungsfernen Haushalten jedoch die Chance nimmt, sich über die Bücherei mit Büchern zu versorgen, hilft die Investition in Lehrer auch nicht. Dabei darf auch auf die Hattie-Studie und den dort festgestellten Einfluss des Lehrers auf den Lernerfolg verwiesen werden. Es kommt also mehr darauf an, wer Lehrer wird und in welchem Umfeld er als Lehrer arbeitet, als auf die Zahl der Lehrkräfte und deren Ausbildung.

Das alles weiß Herr Steinbrück offenbar nicht. Es interessiert ihn auch nicht. Als Sozialist, der er trotz Banklobbyistendasein ja weiterhin ist, geht es ihm ja vor allem um Gleichmacherei unter der roten Fahne der sozialistischen Brüderlichkeit. Mehr Geld für alle bedeutet für ihn weiterhin mehr Gleichheit. Natürlich lebt er selbst ein wenig anders, aber das hat er sich natürlich durch die jahrelange Fronterfahrung auch verdient. Man kann nur dankbar sein, dass es seit Schröder für keinen Sozi mehr an die Regierungsspitze gereicht hat, dann sähe es gesellschaftspolitisch noch schlechter aus als mit der Wurstelmutti. Und die ZEIT stellt natürlich keinerlei kritische Nachfragen, vermutlich wieder mit Verweis auf Autorisierungsprobleme. Dabei wird natürlich der eine Sozi (Dausend) den anderen Sozi (Steinbrück) nicht in die Pfanne hauen. Sonst gibt es wieder Anschiss aus Moskau. Manche Dinge ändern sich eben nie. – Dr. David Wolff


 

Leserbriefe zu „Hornhaut auf die Seele!“ von Stephan Porombka

Alles, was übertrieben betrieben wird, tut nicht gut, so auch die Achtsamkeit. Herrlich satirisch beschreiben Sie Mitmenschen die sich einbilden, das Prinzip Achtsamkeit verstanden zu haben. Der größte Irrtum ist, dass es hier um Nabelschau und eine neue Form von Egoismus geht. Ganz im Gegenteil. Aber das scheint am Ende scheint Ihres Artikel auf: die wahre Definition: wenn Sie so wollen ist Neunsamkeit die echte Achtsamkeit- unaufgeregt, gelassen, diskret. Also besser Hirnhaut statt Hornhaut auf der Seele! – Sabine Henke

 

Gelassen wehre ich mich gegen den umgedeuteten Achtsamkeitsbegriff von Herrn Porombka, der bis zur humoristischen Zwölfsamkeit reicht. Der Professor spricht meistens über die Unachtsamkeit innerhalb der Psychopathologie von intensitativer Wahrnehmungs- und Auffassungsstörung, sowie eines hypersensiblen Bedeutungsbewusstseins. Warum er derart absurd über Krankheitswerte spotten musste, ist mir schleierhaft, es sei denn, der Autor schrieb für sarkasmuslüsterne ZEIT-Leser und hat selbst Hornhaut auf der Seele. – Jyrgen May

 

Mit Unverständnis habe ich Ihren Artikel gelesen. Der Autor beschimpft in totaler Unkenntnis den Begriff „Achtsamkeit”. Und das ist mehr als ärgerlich. Achtsamkeit heißt gerade NICHT „Ich, ich, ich in der Mitte der Welt”. Achtsamkeit meint unmittelbares Wahrnehmen OHNE das Ich mit all seinen Wertungen und Vorurteilen einzuschalten. In gelebter Achtsamkeit geht es darum, das plappernde Ich radikal beiseite zu lassen und die Situation, so wie sie ist, wahrzunehmen. Mehr nicht. Deshalb kann es bei wirklich achtsamen Menschen gar nicht – wie der Autor schon fast boshaft unterstellt – zu „blanken Aggressionen” oder „dramatischen Rückkopplungen” kommen, „wenn mehr als drei Achtsame im Raum sind”. Das ist völliger Blödsinn! Facbook, Twitter und Co. können somit auch keine Schlachtfelder für Menschen sein, die Achtsamkeit leben. Die Radikalisierungen, die der Autor hier durchaus zutreffend beschreibt, gründen keinesfalls in der Achtsamkeit, sondern vielmehr in hysterischer Aufmerksamkeit – oder wie immer man dieses Ich, ich, ich!-bezogene Verhalten begrifflich fassen mag. Die Idee der Achtsamkeit oder genauer die Anwendung von Achtsamkeit verneint gerade dieses hysterische Geplapper. Achtsamkeit ist, Gewohntes und Routiniertes immer wieder neu anzuschauen und zu erleben, und alle Wertungen und Einteilungen des Ich aussen vor zu lassen. Was für viele Menschen leider kaum auszuhalten ist.

Auch der Autor scheint mir damit so seine Probleme zu haben. Einem Professor sollte man aber einen saubereren Umgang mit Begriffen und Grundannahmen abverlangen dürfen. Achtsamkeit ist keine texttheoretischer Phrase, sondern benennt einen Moment praktischen Erlebens. Dieses ist ihm in seiner Schreibstube offensichtlich noch nicht widerfahren. Daher eine kleine Übungshilfe: Nehmen Sie eine Nuss, Bohne oder Erbse in die Hand oder schneiden Sie einen Apfel in Hälften und betrachten Sie eines davon intensiv für 3 Minuten – ohne vorgefasstes Wissen zuzulassen! Einfach im intensiven Betrachten und Überraschenlassen versinken. DAS ist erlebte Achtsamkeit. Sollten Sie diese drei Minuten intensiver Betrachtung aggressiv machen, gründet dies in anderen Problemen, denen Sie sicherlich nachgehen sollten. Fragen Sie Ihre Arzt oder Apotheker. Die Achtsamkeit dafür zu strafen, ist aber dumm. Ansonsten gilt ein alter Spruch Dieter Nuhrs, der mir bei der Lektüre sofort durch den Kopf schoß: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten. – Holger Lindner

 

Als ich ihren Artikel las, ist mir ein Foto, aus ihrer erfrischenden Kolumne in der Zeit/Chance, wieder in meinen Geist gekommen: Wie sie die großen alten Meister als kleine Snacks servierten. Genauso ist es auch mit der Achtsamkeit. Sie ist nur ein kleiner Teil einer sehr alten Leere, der aus dem Kontext der alltäglichen Übungen gerissen ist. Die zunehmende Sensibilisierung ihrer Wahrnehmung im gegenwärtigen Moment ist ein großer Schritt auf dem Weg der eigenen Befreiung, aber es ist eben nur ein Schritt! Achtsamkeit ist Teil einer ewig andauernden Übung, mehr nicht. Ihre Verwirrung darüber, unseren alltäglichen, verwirrten Geist genauer zu erkennen, kann ich sehr gut verstehen. Um diesen Knäuel der Verwirrung zu klären, müssen sie aber auch die nächsten Schritte machen! Am besten wäre es, wenn sie sich einen wahrhaftigen buddhistischen Lehrer suchen. Jon Kabat Zinn hat die Lehre der Achtsamkeit in seiner MBSR Methodik extrahiert, um seinen Patienten ihre heilende Wirkung zukommen zu lassen. Er hat damit vielen Menschen sehr geholfen. Aber die Gier der Menschen hat daraus ein großes Geschäft gemacht und mit zeitgerechten Marketingmethoden wurde daraus ein Milliardenmarkt geschaffen, auf dem die Wurzeln und Verzweigungen der wahrhaftigen Lehre abhandengekommen sind. Erkunden sie die Wurzeln und deren Zweige und Sie werden sehen, dass Sie keine Neunsamkeit, oder was auch immer, brauchen! Ich wünsche Ihrem so lebendigen Geist weiterhin viel Freude beim Erkunden! – Andreas Hagn

 

Herr Poromka hatte so seine Probleme mit der Achtsamkeit, wie sie seiner Wahrnehmung nach im Lande im Schwange ist – ihn selbst bis zum Veröffentlichen seines Berichts eingeschlossen. Seine Lösung: die Neunsamkeit, die durch Hornhaut auf der Seele charakterisiert sei. Schlichter und weniger prosaisch hätte man sagen können, man solle sich selbst und die anderen nicht so wichtig nehmen. Dann bliebe natürlich nur noch, sich selbst daran zu halten, was Herrn Poromka im Beitrag nicht mal ansatzweise gelingt. Ich frage mich allerdings auch, ob man das einem Professor für Texttheorie und Textgestaltung vorwerfen kann. – Winfried Göbler

 

Ob Herr Porombka das Wesen der Achtsamkeit geistig wirklich durchdrungen hat? Ob er sie, zumindest in weiten Teilen seines Artikels, nicht etwa mit einer Aufmerksamkeitsstörung verwechselt? Oder ob Achtsamkeit nur den Anlass bietet für eitles Wortgeklingel? – Joachim Peters


 

Leserbriefe zu „Der digitale Patient“ von Dirk Asendorpf

Dirk Asendorf schlägt in seinem Artikel vor, alle Gesundheitsdaten zentral zu speichern und kann nicht verstehen, warum so wenige Leute in Deutschland davon begeistert sind. Das ist sehr naiv. Die Missbrauchsgefahr ist nicht das eigentliche Problem. Wenn die Daten erst einmal vorliegen, wird man gute Gründe vorbringen, warum sie auch zu anderen Zwecken gebraucht werden sollten. So ist es mit den Bewegungsprofilen aus der LKW-Maut geschehen, und so wird es mit den Patientendaten sein: Polizei und Sicherheitsdienste werden Zugriff bekommen, sicher ist sicher. Wenn Sie dann eine seltene Blutgruppe oder einen seltenen Gendefekt haben, kann es Ihnen durchaus passieren, dass Sie aufgrund der zufälligen Übereinstimmung einer Straftat verdächtigt werden, und bei einigen solchen reicht alleine der Verdacht aus, um Ihre bürgerliche Existenz zu zerstören. Bleibt also zu Hoffen, dass die Einführung des gläsernen Patienten, wenn sie nicht durch die mit der Wahrung der Grundrechte betrauten Gerichte gestoppt werden kann, an der massiven Obstruktion durch Patienten und Mediziner scheitert. – Prof. Christoph van Wüllen

 

Die immer neuen Projekte zur Digitalisierung im Gesundheitswesen und die wortreichen, aber sinnentleerten und unrealistischen Ankündigungen des Gesundheitsministers sind lächerlich. Schon die Vernetzung der Praxen und Krankenhäuser funktioniert nicht. Das KV-Safenet, angeblich mit einem Sicherheitssystem ausgestattet, „auf das selbst die Amerikaner neidisch sind“ (KV-Vorsitzender Hamburg), wurde zugunsten der Telematik-Infrastruktur eingestampft, die natürlich noch viel sicherer ist. Trotz immens hoher Kosten gibt es aber für die Ärzte keinen Gewinn daraus: Eine Arztbriefübermittlung ist hierüber nach wie vor nicht möglich. Per Post dauert es zu lange, ist aufwändig und teuer (Erstattung der Portokosten durch die Krankenkassen: Seit Jahren 55 Cent!) und erzeugt einen überflüssigen Papierwust. Also werden die Briefe weiterhin gefaxt, gerne direkt aus der Software über Internetfax. Soviel zur Datensicherheit! Aber sicherer sind die unterschiedlichen App-Angebote der Krankenkassen bestimmt auch nicht… – Dr. Rüdiger Werbeck

 

Wir Deutschen schauen ja gerne auf andere von oben herab. Bilden uns was ein auf Demokratie, Wirtschaftskraft, Sozialsystem. Aber im Gesundheitssystem sind wir weit abgehängt. Unseres ist ein kostspieliges, wenn nicht sogar das teuerste der Welt; aber längst nicht das effektivste. Schon die Fallpauschale war eine große Eselei. Das Gesundheitswesen, genauer der Umgang mit den Patientendaten, in Estland ist nicht nur beispielhaft und wert es zu kopieren. Sondern es rettet auch Leben. – Thomas Miesel

 

So kommt es, wenn man die Interessengruppen machen lässt, anstatt seine Pflichten als Politiker(in) zu erfüllen und zu regieren: Alles wird zerredet und nichts passiert. Vielleicht will und kann Herr Spahn, der immerhin Kanzler werden möchte, etwas daran ändern. Außerdem sollte er sich schnellstens – nämlich vor einer deutlichen Zunahme der Todesfälle – darum kümmern, dass immer häufiger lebenswichtige Medikamente in den Apotheken nicht vorrätig und auch auf absehbare Zeit nicht lieferbar sind. – Dr. Ulrich Willmes

 

In Ihren Artikel stellen Sie die rhetorische Frage: „Warum kommt das Projekt in Deutschland seit 20 Jahren kaum voran? Dazu möchte ich als seit Jahrzehnten niedergelassener Internist folgendes anmerken.
1. Der Vergleich Estland und Deutschland ist sinnlos. Deutschland hat hundertmal mehr Einwohner. Zu dem hatte Estland kein Gesundheitssystem, während dies bei Deutschland seit 150 Jahren der Fall ist. Natürlich können Sie in einem winzigen Land, dessen Einwohner zur Masse in einer einzigen Stadt leben sehr einfach etwas neues etablieren. Wenn schon müssen Sie Deutschland mit einem anderen großen zentraleuropäischen Land vergleichen
2. nur mal am Rande: es gibt keinen digitalen Patienten! Alle Menschen sind analog.
3. Jetzt zur Ihrer Frage: Warum kommt das Projekt nicht voran. Es ist die Verantwortlichkeit! Jeder Behandler muß die ihm vorgelegten Unterlagen vom ersten bis zum letzten Wort lesen. So sagt es die Rechtssprechung! Übersieht er etwas, handelt daraus falsch und unterläßt Untersuchungen oder Behandlungen steht er für die Folgen straf- und haftungsrechtlich ein. Wie soll ein Vertrauensverhältnis funktionieren, wenn ein Patient entscheiden kann, was der Arzt lesen darf und was nicht?
4. Ich empfehle folgenden Selbstversuch: Sammeln Sie alle privaten und betrieblichen Kontoauszüge, Rechnungen, Quittungen, Briefe vom Finanzamt u.ä. über ein Jahr im Schuhkarton. Nehmen Sie sodann 10 Schriftstücke willkürlich heraus und bringen Sie den Karton dann zu Ihrem Steuerberater. – Dr.med. Stefan Heinrich

 

Mir fehlen die Worte: 16 Jahre und 2 Mrd. EUR und am Ende kein Ergebnis. Warum müssen wir für Deutschland das Fahrrad noch einmal erfinden, wenn die Esten es schon längst erfunden haben und der Praxistest bestanden ist? Ein erfolgreiches Europa heißt für mich auch, dass wir Wissen und Erfahrungen austauschen, um bei Entwicklungen in einer immer komplexeren und komplizierteren Welt Schritt zu halten und auch Kosten überschaubar zu halten. Warum schauen sich unsere Politiker, also auch Herr Spahn, nicht in Europa um und lernen von den Erfolgen anderer Länder? – Sylvia Kupers


 

Leserbriefe zu „Aus dem Tresor!“ von Heinrich Wefing

Ist die Unauffindbarkeit vom Orginal des Grundgesetzes vielleicht kein Zufall ? Deutschland verdankt Teile vom Grundgesetz den Besatzungsmächten. Ein Umstand der mehr erklärende Öffentlichkeit verdient. Mit Ausnahme des Beitrags von Giovanni di Lorenzo im Hamburger Abendblatt vom 22.05.2019 ist jedoch davon nichts zu erfahren. Siegermacht USA, mit ihrer Demokratiekompetenz, war beteiligt am Fundamentbau der „Heiligen Schrift“ unseres Rechtsstaates. Natürlich nicht zur „Belohnung“ für Kriegsverbrechen, sondern zur Verhinderung einer Ausdehnung des Kommunismusses. Hierrüber fiel auch in der interessanten ARD Diskussion mit Andreas Voßkuhle „Im Namen des Volkes“ kein Wort. Gegenwärtig mag es, vor allen Dingen bei jüngeren, etwas verpönt sein, positiv über Amerika zu reden. Zu Zeiten des Wiederaufbaus genoß keine Besatzungsmacht mehr Sympathie als die des uncle sam. – Klaus Grahl

 

Lobpreisungen auf das Grundgesetz dominieren die Medienwelt. Das Beste am Grundgesetz sei der Artikel eins. Wer kennt das nicht, das Bekenntnis zur und für die Menschenwürde. Näher danach fragen, ob es für alle gleichermaßen gilt, warum so wenig getan wird für Millionen, denen Menschenwürde täglich verwehrt und genommen wird, Tendenz steigend, da hört es schon auf und es beginnt der allgemeinste, nichtssagende Politsprech. Gilt Artikel eins für Menschen, die Sorge und Angst um ihre Wohnung und die Bezahlbarkeit haben? Gilt er für Menschen, die Sorge und Angst haben ihre Pflege im Alter nicht bezahlen zu können, Kinder zu belasten und nach ihrem Arbeitsleben zu Bettlern gemacht zu werden? Gilt Artikel eins für Kranke, die Sorge und Angst haben ihre Medikamente und Behandlungen nicht mehr bezahlen zu können? Gilt Artikel eins für Menschen, die trotz Arbeit in Armut leben und von ihrer Arbeit nicht leben können?Gilt Artikel eins für die immer mehr werdenden Rentner, die Flaschen sammeln müssen un d an Armentafeln zu sehen sind? Gilt Artikel eins in allen Fällen, wo Menschen zunehmend in soziale Nöte geraten, ihre Menschenwürde verletzt wird? Was ist es für eine Menschenwürde, welche ist gemeint, wenn sie nicht für alle Menschen unabhängig von Haut-farbe, Religion, Nationalität, ob Flüchtling, Asylbewerber oder deutschester Deutscher? Wen und was werden Politiker für alles das zu Schuldigen erklären? Warum reden sie so ungern über den unermeßlichen Reichtum weniger und der wachsenden Armut von immer mehr Menschen?

Das „Beste am Grundgesetz“ sollte dringendst mal näher erklärt werden. Sollen und müssen wir allesamt daran nur glauben, hoffen, dafür beten, oder ist es ein realer Anspruch jedes Menschen, der dem Grundgesetz unterliegt? Ständige Postulierung des Grundgesetzes in allen wunderbaren Artikeln ist das eine, die Umsetzung in der Praxis, dem Prüfstein aller Theorie, ist das andere. Wunderbare Artikel des Grundgesetzes bekennen sich zu Frieden, dazu, keinen Krieg mehr von deutschem Boden zuzulassen, keine faschistischen Tendenzen zu dulden uvm.. Wie steht es darum nun konkret mit dem besten Grundgesetz der Welt? 70 Jahre Grundgesetz sollte vor allem diesen Fragen gewidmet sein. – Roland Winkler

 

Soeben stellen sich mir bei der Lektüre des Beitrags „Aus dem Tresor!“ auf der Titelseite Ihrer jüngsten Ausgabe die Nackenhaare. Da ist von einer „Glasvitrine“ (sic!) die Rede. Nun sind bekanntermaßen Vitrinen, wie jeder Lateiner weiß, immer aus Glas. Die „Glasvitrine“ entspricht also dem runden Kreis. Hat das der Textchef nicht entdeckt? Schade, sprachliche Qualität sieht anders aus. – Klaus Kresse

 

Das Grundgesetz ist in der Tat ein Glanzstück deutscher Geschichte und wir, die wir in diesem Land leben, dürfen stolz und froh darüber sein. Und mit eben dem Wissen und Gewissen, das in unsere Verfassung eingeflossen ist, sind wir aufgefordert, unsere rechtsstaatliche Demokratie und soziale Freiheit wahrzunehmen und weiterhin zu gestalten. Daher hat Heinrich Wefing recht, das Grundgesetz sollten wir nicht nur allenthalben in Denkweite, sondern durchaus auch in Sichtweite haben. – Matthias Bartsch

 

Zur Zeit, da wimmelt es nur so von (h)ausgemachten Kennern, Experten und Sympathisanten des Grundgesetzes. Vielleicht hat das auch mit dem Jahr 1949 zu tun! Wer von uns, hat bis dato (23. Mai 2019) überhaupt schon irgendwann einmal, das Grundgesetz in Händen gehalten, darin geblättert, oder gar darin gelesen? – Klaus P. Jaworek


 

Leserbriefe zu „Billig kommt teuer“ von Ingo Malcher

Die als „Analyse“ betitelte Polemik über die Fernbusse reizt mich schon sehr zum Widerspruch: Der Fernbus ist bekanntermaßen eines der umweltfreundlichsten Verkehrsmittel, auch besser als die Bahn! Wie kommt Hr. Malcher dann darauf das die Nutzung von Bussen eine ökologische Verkehrswende verhindert?? Das Argument, dass die billigen Preise Verkehr erzeugen, kann ich nicht nachvollziehen: Wer setzt sich schon freiwillig für einen Kurztrip 12 Stunden in den Bus von Hamburg nach München, nur weil es gerade so günstig ist? Und die Einhaltung von Arbeitsschutz und Kartellrecht ist nicht ein spezielles Problem der Busunternehmen. Falls hier etwas im Argen liegt, fehlt es an der Durchsetzung von Vorschriften und nicht an der Gewissenhaftigkeit des Fahrgastes. Und sollte Flixbus als Monopolist irgendwann bösartig die Preise erhöhen, dann habe ja die Kleinen wieder eine Chance, auf den Martk zu kommen… Übrigens bin ich noch nie Flixbus gefahren. Auch ich mag die Bahn lieber. – Gerhard Buchmann

 

M. E. hängt die ökologische Auswirkung einer Flixbusreise ganz wesentlich davon ab, ob der Reisende vom Zug oder vom Auto weggelockt wird. Haben Sie dazu Zahlen? – Iman Schwäbe

 

Danke für die Analyse zu Flixbus – auch wenn mir der mehrfache Verweis auf die Umweltschädlichkeit des Busses etwas übertrieben vorkommt. Busse verbrauchen wenig im Verhältnis zur Zahl der Fahrgäste, und die Bahn fährt auch nicht ohne vorher erzeugten Strom. Gibt es zum Energieverbrauch pro Fahrgast eigentlich Untersuchungen für Bus und Bahn? Aber die Hauptfrage ist doch: Was macht unser Bundeskartellamt? Ich dachte, genau gegen solche Monopolisierungen wie jetzt bei Flixbus müsste es sich wenden? – Hanno Herzler

 

Ein Flix-Bus-Ticket für den Flix-Bus: Hamburg-München, kostet knappe 30€. Nun, es könnte Menschen geben, die diese Strecke wohl täglich und freiwillig fahren wollen? Das Flix-Bus-Unternehmen bietet als Alternative, auch das Flix-Bus-Ticket: Hamburg-München an! Wie würde sich wohl die Umwelt, zwischen „flixen“ oder „railen“, entscheiden? – Riggi Schwarz


 

Leserbriefe zu „Darf man das?“ von Giovanni di Lorenzo

Der richtige Kommentar zur richtigen Zeit
Applaus für Di Lorenzos Leit-Kommentar „Darf man das?“. Verteilt ihn an Schulen und an diejenigen erwachsenen Bürger, die jedem und allem kritiklos hinterherlaufen und die Fehler immer nur bei anderen sehen. Heute, am 23.5.19, feiern wir den 70. Geburtstag unseres Grundgesetzes. Darauf können wir stolz sein. Es sollte uns täglich anspornen, unsere Rechten aber auch Pflichten als mündige Bürger wahrzunehmen. Di Lorenzos Kommentar ist dazu der richtige Kommentar zur richtigen Zeit. Lassen wir seine Worte nicht wirkungslos verhallen. – Giesbert Karnebogen

 

Kurz‘ außergewöhnliches Regierungsexperiment ist exzeptionell gescheitert, womöglich mit Auswirkungen über Österreichs Grenzen hinaus. Denn der Beweis, dass Rechtspopulisten demokratisch verliehene Macht ebenso demokratisch repräsentieren und einsetzen für das Volk, dessen Namen sie eigentlich gar nicht hoch genug halten können, wurde mitnichten erbracht. Vielleicht öffnet IbizaGate dem einen oder anderen Wähler für die Zukunft also doch noch die Augen darüber, dass Demokratie und Rechtsstaatlichkeit niemals und nirgends selbstverständlich sind. Das wäre nicht zuletzt ein Verdienst der sogenannten vierten Gewalt; denn die wusste und durfte, was sie tat. – Matthias Bartsch

 

Zur Europawahl 2019
Wenn ein Volk seit Jahren seine aktuellen politischen Informationen aus Talkshows mit den ewig gleichen Gesichtern, sein historisches Bewußtsein aus Trödel-Vertick-Sendungen, sein Umweltbewußtsein aus „Giraffe, Panda & Co“, sein Rechtsempfinden aus Gerichtsshows, seine kulinarischen (Sekundär-)Genüsse aus Koch-Shows und seine Eindrücke von sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheit aus skripted-reality-TV bezieht, dann wundert mich das Ergebnis der jüngsten Wahlen zum Europäischen Parlament nicht. – Volker Glab

 

Leserbriefe zu „Darf man das?“ von Giovanni di Lorenzo und zu „Alles Einzelfälle“ von Mohamed Amjahid et al.

Obwohl das Wort Volksveraschung deftig klingt, ist es viel zu harmlos. Es ist die totale Volksverachtung der Populisten, eigentlich will und braucht man das Volk nicht, es stört nur bei den Absprachen. Die Populisten sind überall in Europa gleich und auch einig in ihren totalitären Zielen, ob Österreich mit Ungarn eine K+K-Autokratie 2.0. plant, ob Salvini von der Inkarnation Moussolinis träumt usw. Alle lassen sich vom Zar Putin hofieren und finanzieren. Das Volk merkt nichts oder will nichts merken. Vielleicht ist diese Ignoranz des Volkes das grössere Übel, dass man gerade diesen Typ von Politiker heute will, ja sogar verehrt. Trump ist die Blaupause. Die EU ist nur noch Zuschauer, Handlungsspielraum gäbe es genug. Aber man muss sich nur den Kommunikant Weber neben einem Salvini, Orban oder Erdogan vorstellen! – Wolfgang Scheer


 

Leserbriefe zu „»Ich bin ein Angriffsziel«“ von Jana Simon

Im Interview mit Shermin Langhoff stellen Sie, nachdem es vorher um die Erstarkung rechter und rechtsradikaler Positionen in der deutschen Politik und Gesellschaft gegangen ist, die Frage: „Sehen Sie ähnliche Tendenzen auch auf der linksideologischen Seite?“ Ich beobachte seit einiger Zeit, dass es Journalist*innen heute offensichtlich für obligatorisch halten, bei der Beschäftigung mit rechtsradikaler Politik auch nach einer eventuellen Bedrohung von links zu fragen. Ich halte das für unbegründet und gefährlich. Unbegründet deshalb, weil, wie Frau Langhoff erklärt, linke Positionen nicht die Menschenrechte infrage stellen und allermeistens auch nicht die grundlegenden Prinzipien der Demokratie. Und diese Infragestellung ist ja der Grund, warum wir so viel über den Aufstieg der Rechten sprechen! Gefährlich ist es, weil, wie es drei Seiten vorher Herr Probst erklärt, die Aufmerksamkeit der Leserschaft auf eine politische Position gelenkt wird, die „ohnehin schon die öffentliche Aufmerksamkeit dominiert“: Nämlich das Narrativ der Rechten, dass die größere und eigentliche Gefahr für die Demokratie von Linksradikalen ausgeht. Der Journalismus hat sich an dieser Stelle schon von der Desinformation der Rechten verwirren lassen. Da ist es letztendlich kein Wunder, dass auch die Frankfurter Professorin Susanne Schröter eine gemeinsame Querfront vom „linken, feministischen Milieu“ und Islamisten herbeifantasiert. – Jonathan Jaschinski

 

Mit Unbehagen habe ich mal wieder das Unwort „Wir-Gefühl“ gelesen, das in der Vermächtnis-Studie der zentrale Parameter war. Ist Ihnen nicht bewußt, dass dieser Begriff in die Lingua Tertii Imperii (LTI – Victor Klemperer), also in die Sprache des 3. Reiches einzuordnen ist? Wohin diese kollektive Psychose geführt hat, wissen ja alle und können es neuerdings wieder entdecken. Meine Bitte: seien Sie genauer und achtsamer. – Dr. Sigrid Jürgensen

 

Die beeindruckende Intendantin Shermin Langhoff erwähnt in dem Interview von Jana Simon ihre Mutter, die viele Jahre in Deutschland gelebt und noch nicht einmal Wahlrecht gehabt habe. Langhoff vermisst die Geschichten der Hinzugekommenen. Ich vermisste sie auch. Vor dreißig Jahren traf ich hin und wieder Türken, vor allem türkische Kinder. Wie leben diese Menschen in Deutschland? Der Frage ging ich in einem Buch nach. Ich begleitete die Familie in ihre Heimat, die Bergarbeiter – Stadt Zonguldak. Auch diese sollte man im Idealfall kennen. Kein Thema zum Politisieren…Ich habe Türkisch gelernt. Den türkischen Mitbürgern bedeutet das mehr als eine Höflichkeitsgeste.Ich meine, über Menschen, die in unserm Land leben, gerufen oder nicht, muss man Bescheid wissen. – Ina Seeberg


 

Leserbriefe zu „Frauen vor dem Sprung“ von Peter Dausend et al.

Ich las eine sehr gute Analyse! Kompliment! Ich hätte es nicht besser schildern können. Ich hoffe, dass ich in der nächsten Ausgabe über eine hohe Beteiligung an der Euro-Wahl lese. Ich hoffe, dass – wie in den Niederlanden – die Rechten herbe Verluste einfahren. Für die Zukunft wären weitere Kühnerts (weiblich und männlich) nicht schlecht. Also junge Politikschaffende, die Visionen haben und etwas reißen wollen. Bei Friday for Future gibt es tolle Nachwuchs-Aktivisten, die weltweit (!) für das Klima kämpfen. So kann‘s gehen. Und warum nicht auch bei anderen, wichtigen Themen? Es gibt leider genug… – Achim Bothmann

 

Es scheint geradezu rührend, wie sich die Herren M.Geis und B.Ulrich bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr ( s.Nr. 8: 14.2.“Wacht auf, verdammt“) den sozialdemokratischen Parteiführungskopf stellvertretend zerbrechen und um gute Ratschläge nicht verlegen sind. .. Ich bin seit 40 Jahren SPD Genosse und recht entspannt bei dem Gedanken, entweder zügig – dieses Jahr – oder erst 2021 die Vorsitzende Andrea Nahles ersetzen zu müssen. Vielleicht sollten Sie als Journalisten darüber nach denken, welchen Anteil die Medien am zugegebenermaßen mediokren Erscheinungsbild der SPD in der Wahrnehmung der Bürger haben. – Prof.Dr.med.Ulrich Krause

 

Annegret, Angela und Andrea, das politisches „A-Frauen-Trio“ vor dem großen Sprung in die Bedeutungslosigkeit. AKK ist schwer verunsichert und will deshalb die Meinungsfreiheit beschneiden, Dr. Merkel lässt ihre Merkel-Raute rotierenden, falls es brenzlig werden könnte, und Frau Nahles ist ständig beleidigt und will die SPD abschaffen! Kreativ, Politik zu machen und zu gestalten, das sieht dann doch irgendwie etwas anders aus. – Klaus P. Jaworek


 

Leserbriefe zu „Er sagt – Sie sagt“ von Sarah Levy

Es gab bisher zwei Lieblingsrubriken in der ZEIT für mich: Quengelzone und Stimmt`s.

Getrennt befragt hat gute Chancen als Dritte in den Bund aufgenommen zu werden. Es war wirklich köstlich zu lesen, in welch unterschiedlichen Universen zwei Partner leben können. – Iman Schwäbe

 

Im Leben kann es eigentlich keine Gleichberechtigung geben, weil es im Leben einfach nichts „Gleiches“ gibt! Mann und Frau sind sehr verschieden. Jedes menschliche Paar kann zwar so tun, als ob, und sich täglich und redlich damit abmühen, aber ohne Kompromisse wird es im Leben niemals gehen, und das Nachgeben, das Zurückstecken, das sollte unser „täglich Brot“ sein. Eine lebenslange Aufgabe, die beide, irgendwie auf die Reihe bringen müssen, ohne dass sich dabei ein Partner total aufgeben muss. – Riggi Schwarz


 

Leserbriefe zu „Der Plan des Herrn Hänggi“ von Florian Gasser

Ach hätten wir doch auch in Deutschland Menschen, die sich unter Inkaufnahme erheblicher persönlicher Nachteile für den Klimaschutz einsetzen! Aber ich muss gestehen, dass ich selbst ungern in diesem Ausmaß Verzicht leisten oder gar meinen Arbeitsplatz aufs Spiel setzen würde. Aber vielleicht werden CDU/CSU und SPD nach Analyse der Ergebnisse der Europawahl nunmehr mit ihrer jahrzehntelangen Beschwichtigungspolitik zugunsten vor allem der Kohle-, Stahl- und Autoindustrie sowie zugunsten der Schweinemäster und -ersticker endlich aufhören und radikal umsteuern! Auf freiwilligen Verzicht im erforderlichen Maße oder auf irgendwelche technischen Wunderinnovationen sollte man jedenfalls wohl besser nicht hoffen. – Dr. Ulrich Willmes

 

Der Artikel beschreibt eine sehr interessante Initiative, von der es mehr geben sollte. Meine Kritik richtet sich also keineswegs gegen den Text, aber gegen das illustrierende Bildpaar des Steingletsches von 2011 und 2015: Die großen Gletschervorstöße der Neuzeit waren eine Folge der Kleinen Eiszeit, die bekanntlich um 1900 endete. Seither sind die Gletscher – jedenfalls in Europa – stark zurückgegangen. Dafür ist seit Ende des 19. Jhd. einerseits sicherlich die zu Ende gehende Kleine Eiszeit und vermutlich auch die menschengemachte Klimaänderung verantwortlich, wobei man leider die jeweiligen Anteile wissenschaftlich nicht gegeneinander abgrenzen kann. Es ist aber bekannt, dass vor der Kleinen Eiszeit die Siedlungs- und Nutzungsgrenze in den Alpen höher lag als heute. Beim Rückzug der Gletscher nach der Kleinen Eiszeit sind z.B. Reste ehemaliger Schwaighöfe zum Vorschein gekommen, die beim neuzeitlichen Gletschervortoß überfahren worden waren. Daraus folgt, dass die Gletscher vor der Kleinen Eiszeit längst nicht den Umfang und die Länge gehabt haben als bis Ende 19. / Anfang 20.Jhd. Die wesentlich geringe Vergletscherung vor der Kleinen Eiszeit kann aber nun sicherlich nicht als Folge der heutigen, menschengemachten Klimaerwärmung gedeutet werden. Aufgrund dieses Hintergrundes sind die Bilder unpassend, weil sie einen Kausalzusammenhang nahe legen, der so nicht besteht. – Dr. Artur Behr


 

Leserbriefe zu „»Ich verschiebe den Zeitpunkt, aber nicht das Ereignis als solches«“ von Britta Stuff und Henning Sussebach

Danke für dieses tief bewegende Interview! In der von Professor Hallek geleiteten Klinik wurde ich vor kurzem von akuter Leukämie geheilt. Ihn selbst habe ich in den Wochen nur einmal getroffen; seine im Interview offenbarte Auffassung vom „Sinn des Lebens“ begegnete mir jedoch täglich auf Schritt und Tritt. In Verbindung mit höchster fachlicher Kompetenz wurde sein dienendes Prinzip vom gesamten Personal auf allen Ebenen erlebbar gemacht. Für mich als erfahrenen Kollegen entspricht Hallek dem Idealtyp des guten Arztes und er ist ein großartiges Vorbild, wie wir Ärzte es heute so nötig haben! – Prof. Dr. med. Martin Fendel

 

Man kann Professor Hallek nur bewundern, wie souverän und mit welcher Geduld er Fragen zu seiner Person, seinen Patienten, seiner Rolle als Arzt beantwortet hat. Auch die absurdesten Fragen hat er nicht einfach so stehen lassen, wie die: Ist Ihr Job nicht, den Tod abzuwenden? Auf welchem Planeten lebt jemand, der so eine Frage stellt? Dass er oder sie sich erst von Professor Hallek sagen lassen muss, dass der Tod unausweichlich ist. Und welches Verhältnis zur Wahrheit hat jemand, der sagt: Man möchte Sterbende doch anlügen und sagen: Alles wir gut. Von so einer Person möchte ich im Ernstfall, wenn es um den Abschied vom Leben geht, verschont bleiben. – Hans-Georg Imhof


 

Leserbriefe zur GRAFIK: Ruhende Tiere „Schlaf gut!“ von Matthias Schütte und Urs Willmann

Pferde können im Liegen nicht richtig atmen und sterben daher sehr schnell. Ich glaube so nach ca. 20 Minuten sind sie tot. Das ist der wahre Grund, weshalb sie im Stehen schlafen. – Iman Schwäbe

 

Die Abbildung der Seeschwalbe ist keine Küstenseeschwalbe sondern eine Flussseeschwalbe. Seit der Rechtschreibreform gibt es eine wunderbare Eselsbrücke: Drei – sss – Schwarze Schnabel Spitze. Die Flussseeschwalbe hat 3 S im Namen. Unter der Seite Wissen, – Wissen -, darf das eigentlich nicht passieren. – Dr. Klaus Bangert


 

Leserbrief zu „Ich, Du, Er, Sie, Es“ von Judith Luig

Ich habe letztes Jahr mein Abitur gemacht und den Sexualkunde-Unterricht als sehr antiquiert, vollkommen hinter der Zeit zurückgeblieben erlebt. Es ging allein um Sex und Fortpflanzung, nicht eine Minute um Sexualität. Es wurde nichtmal über Homosexualität geredet, sondern nur über den Akt zwischen Mann und Frau. Was es alles über Sexualität zu wissen gibt, haben mich nicht die Lehrer, sondern Freunde und das Internet gelehrt. Das Meiste habe ich durch den Zeit-Podcast „Ist das normal?“ gelernt. Man könnte einen der (bei uns in Niedersachsen üblichen) drei Sexkunde Blöcken durch das Hören dieses Podcasts ersetzen und die Jugend wüsste endlich Bescheid. – Maik Niederstein


 

Leserbrief zu „Salatschüssel Deutschland“ von Tomasz Kurianowicz

Wenn Jan Plamper in seinem Buch „Das neue Wir“ uns zu einer positiven Sicht der Zuwanderung bringen will, stellt er sich selbst eine Falle, indem er mit der Auswanderung von Deutschen nach Übersee beginnt. Zwar entlastete die Auswanderung Deutschland und Europa, aber für die Vorbewohner Amerikas und Australiens, Indianer, Indios und Aborigines, war sie ein großes Unglück. Und heute dürfen wir nicht nur an die guten Folgen von Zuwanderung für Kultur und Wirtschaft, sondern auch an ihre Umweltschäden wie Bodenversiegelung, Zerstörung von Grünflächen sowie Klimaveränderung denken. – Erika Reiber


 

Leserbrief zu „Und raus bist du“ von Robert Pausch und Britta Stuff

Vielen Dank für den ausführlichen und anschaulich geschriebenen Bericht. Es gibt auch Gegenstücke zu Herrn Huber. Beispielsweise unser nun nicht mehr antretender Oberbürgermeister Ulrich Maly oder Friedrich Merz von der CDU. Es gibt halt Leute, die haben Boden unter den Füßen, stehen im Leben, sind beruflich erfolgreich und betätigen sich dann einige Zeit lang als Politiker. Manche länger, manche kürzer. Und dann gibt es noch Leute, die waren schon immer Politiker und wollen es ewig sein und wenn es nicht mehr geht kommt der große Weltschmerz um die Ecke und denkt nicht daran, sich ihrer Sucht anzunehmen. Dabei könnten sie sich andere nützliche Tätigkeiten suchen. Es gibt viele Gebiete, bei denen Rentner ihr Erfahrungswissen einbringen können. Allerdings müssen Sie vorher gelernt haben, loszulassen, sonst nerven sie nur noch ihre Zeitgenossen. Ich möchte nur ein Beispiel nennen: die vielgerühmte Integration unserer neuen aus dem arabischen Raum kommenden Mitbewohner erfordert viel mehr Arbeit und Mühe als von den meisten Politikern angenommen. Ohne ehrenamtliche Helfer, manchmal auch regelrechte Paten, geht das nicht. Caritas, AWO, Malteser, wie sie auch heißen mögen, können das nicht alleine stemmen. Von der zwangsläufig überforderten öffentlichen Verwaltung ganz zu schweigen. Aber dann gehen sie lieber wieder an die Schule – pardon – Universität und wollen immer noch schlauer werden – vor lauter Angst gegen ihre vermeintlich zunehmende Bedeutungslosigkeit. – Gerhard Krohmer


 

Leserbrief zu „Ach, Europa“ von Josef Joffe

Ich habe ein paar Mal die aktuelle Kolumne von Herr Joffe gelesen. Der Anfang und das Ende gefallen wir und sind richtig. Warum aber mittendrin diese Unterstellungen bzgl. Herrn Macron: „der Griff in die deutsche Kasse“ usw,. Viele Politiker und viele Journalisten tun so, als ob Herr Macron nur auf das Geld der Deutschen (also auch mein Geld) abgesehen hätte. Frau AKK hat die Vergemeinschaftung der Schulden abgelehnt, die Herr Macron in seinem Brief nicht erwähnt hatte (Wir haben den Text in deutscher und französischer Sprache gelesen). Das Ganze ist auf die Ebene von „Fake News“ zu stellen. Dass die Kanzlerin nicht antwortet und Frau AKK lächerliche Antworten auf Vorschläge vom französischen Präsidenten gibt, ist ein Armutszeugnis der deutschen Politik. Ich hätte erwartet, dass eine Kolumne diese Vorgehensweise kritisiert, und nicht dass diese „Erfindung“ wieder kommentiert wird mit Worten, die Populisten würdig sind. Und was das Geld betrifft: Frau Merkel hat immer dafür gesorgt, dass Deutschland, vor allem dessen Wirtschaft nicht zu kurz kommt. (Ich bleibe höflich) Dafür ist Europa hängen geblieben… Bei dem Verhalten deutscher Politiker und mancher Journalisten könnte man den Eindruck gewinnen, dass Frankreich der Feind von Deutschland ist und nicht der Hauptpartner. Deutschland trägt eine große Verantwortung, was die Entwicklung in Europa betrifft. Weitermachen, wie in den letzten Jahren bedeutet: Frau Le Pen freut sich riesig! – Robert Camboni


 

Leserbrief zu „Friedlich“ von GRN

Zu diesem Artikel über die Pannen der Bundeswehr, insbesondere den letzten Satz, möchte ich im wahrsten Sinne des Wortes Protest einlegen. Ich hoffe doch sehr stark, dass, auch wenn alle Gerätschaften der Bundeswehr funktionierten, nie aber wirklich nie wieder Krieg von deutschem Boden ausgehen wird. So wie eigentlich von keinem Boden Krieg ausgehen sollte. – Ein/e Leser/in


 

Leserbrief zu „Du siehst aus, wie ich mich fühle“ von Petra Wegner

Harald Martenstein scheint in der Tierwelt einen Doppelgänger zu haben. – Ludwig Leßmann


 

Leserbrief zu „Stimmt’s?“ von Adelheid Stechemesser

Mir scheint, das ist ein viel zu wenig erforschtes Gebiet. Wenn man sich alte Filme oder Tonaufnahmen aus den 1920er Jahren oder früher anhört, war die deutsche Aussprache wesentlich anders als heute. Es wurde fast gesungen beim Sprechen und das R wurde aus Freude gerollt. Teilweise findet man diese Sprechweise (Stichwort Heinz Rühmann ) auch noch in den späten 1940ern, siehe jetzt aktuelle Tonaufnahmen zum Grundgesetz. Diese Sprechweise des „SingSangs“ ist mehr und mehr verschwunden. Heutzutage wird „sachlich“ gesprochen, d.h. hauptsächlich nüchtern und oft mit heruntergedrücktem Kehlkopf (fragen Sie einen professionellen Sänger, was das heißt). Gerade bei z.B. weiblichen Nachrichtensprechern oder Moderatoren findet man die Unsitte, die Stimme tiefer machen zu wollen als sie ist. Das klingt wohl sachlich, nimmt aber den „SingSang“ aus der Sprache. Mit heruntergedrücktem Kehlkopf kann man nur ein Rachen-R sprechen, kein Zungen-R. Hören Sie sich mal weibl. und männl. Nachrichtensprecher im Radio und Fernsehen an und hören Sie, wie unnatürlich gesprochen wird. Vergleichen Sie das mit der Aussprache aus den 1920er Jahren und es fällt ein eklatanter Unterschied auf. Meine, nicht wissenschaftlich hinterlegte, These ist: daß mit der neuen, sprachlichen Nüchternheit eine Distanz zur Schuld des Nationalsozialismus gesucht wird. Klingt weit hergeholt, aber wer sich sprachlich ändert, distanziert sich. Ob das nun zum Vorteil der deutschen Aussprache gereicht, ist eine andere Frage… Meiner Meinung nach, nein. Die „alte“ Aussprache war so lebhaft und gefühlvoll (Willi Birgel, Theo Lingen etc.) da ist etwas verlorengegangen. – Wolfgang Michel


 

Leserbrief zum Wochenmarkt „Radieschen radikal“ von Elisabeth Raether

In diesem „Radieschen Radikal“ – Rezept-Artikel beschreibt Frau Raether, wie sie auf dieses Rezept gekommen ist – gefunden in einem englisch-sprachigen Kochbuch. Nun hat nicht jeder Mensch ein solches zur Hand, will es sich kaufen – wo? Bei Amazon. Denn „im Laden“ ist dieses Buch nicht zu erhalten – wenn doch, dann bitte ich dringend um ZEITnahe Auskunft. Deutschsprachige Waste-Bücher sind auch zu kaufen – in der Buchhandlung – oder auch leihweise für wenig Geld (dafür mit Ausweis) in den vielen städtischen Büchereien. Oder weiß Frau Raether nichts davon? Wie dem auch sei – ich meine, der ZEIT, und speziell dem ZEIT-Magazin, täte es gut, sich in den Beiträgen auch nach Kauf-Hinweisen im und aus dem deutschen Raum umzusehen – ein Weg in die Anzeigenabteilung könnte schon helfen: auf Seite 9 ist wenigstens ein Hinweis unten rechts, wo/wie über die „Agentur Für Deutschland“ die italienischen Möbel käuflich zu erwerben sind. – Susanne Fricke


 

Leserbrief zu „Patriarchat in beigen Jeans“ von Susanne Mayer

Auch ich habe mich über ihre Autorin Susanne Mayer amüsiert. Im Verhalten finde ich mich teilweise wieder. Ich kann das bestätigen, die Frauen sind die größeren Schweine, wenn es um Ordnung geht. Das habe ich nie verstanden. Woher kommt die Fahrlässigkeit. Wenn ich an meine Mutter denke, die in unserem Haushalt ein lebenlang für Ordnung gesorgt hat, was prima geklappt hatte, dann bin ich ratlos. Ich war Mal ein Saunagänger und darüber hatte sich der Meister immer furchtbar aufgeregt. – Gunter Knauer


 

Leserbrief zu „Kein Cognac, keine Havannas“ von Caterina Lobenstein

Kürzlich war ein Bericht über Führungskräfte von EU-Beamten zu sehen, wo gesoffen und geraucht wurde. Übertrieben gesagt. Rotwein ist ja auch nicht verkehrt. Aber was die Korruption betrifft hat Herr Lehne recht, wenn ich andere Informationen hereinziehe. Die EU ist weit entfernt von Korruption. Bei den Ländern ist das fast täglich der Fall. Und das weis ich nun aus eigener Erfahrung sehr genau – auch Deutschland. Da hilft auch kein investigativer Journalismus. – Gunter Knauer


 

Leserbrief zu „Entscheidet jetzt das Internet, was man an der Uni sagen darf?“ von Maximilian Probst

Ihr Autor sollte sich das Buch von Jordan B. Peterson, 12 Rules for Life, anschaffen. Der Psychologe steht bei den Linken in der höchsten Giftklasse. An den Unis wurde eine radikale linke Politik gelehrt, und das schon seit 40 Jahren. Maximilian Probst sollte das eigentlich wissen. Warum hält er damit hinter dem Berg. Der Beitrag kommt mindestens 30 Jahre zu spät. Das Internet hat das in der Tat noch beflügelt ist aber nicht der alleinige Grund. – Gunter Knauer


 

Leserbrief zur Fotokolumne „WER BIST DU?“ von Florian Jaenicke im ZEIT Magazin

Vielen Dank dafür, dass die berührenden Bilder und Texte von Florian Jaenicke mir jede Woche aufs Neue den Blick öffnen. Ich wünsche der Familie alles Gute. – Claudia Wagner


 

Leserbrief zu „In der Völkerbude“ von Doreen Borsutzki und Matthias Krupa

Einen guten Tag und ein Riesenlob den Graphikern, die uns mit Ihren einfallsreichen und übersichtlichen Darstellungen komplizierte Bereiche der Politik (in diesem Fall die Institutionen in Brüssel und Straßburg) verständlich machen. – Sven Herfurth


 

Leserbrief zu „Wem die Straße gehört“ von Mariam Lau

Just in der Woche, in der Mariam Lau in der ZEIT die arabische Clan-Szene in Berlin-Neukölln anhand der TV-Serie „4 Blocks“ als eine Art Migranten-Bullerbü zu verharmlosen sucht, wird bekannt, dass mein alter deutsch-libanesischer Freund Ralph G. in Berlin unter Polizeischutz gestellt werden musste: einer der Clan-Chefs im Libanon hatte nach einer dort ausgestrahlten TV-Sendung über Ralphs Analyse der hierzulande seit den 70er Jahren gehätschelten arabischen Clan-Szene in den sozialen Medien massive Drohungen -einschließlich Aufforderungen zu Gewalttaten- verbreitet. Die Sicherheitsbehörden jedenfalls nehmen das ernst genug, umfassenden Polizeischutz und damit auch Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit dieses seit langem bestens integrierten deutschen Mitbürgers zu verordnen. Die überwiegend kriminellen Clans dagegen lässt die von jenen so wahrgenommene deutsche „Beutegesellschaft“ (diesen Begriff hat Ralph G. geprägt) seit über 40 Jahren weitgehend unbehelligt und unterstellt nach wie vor eine mittlerweile völlig absurd gewordene Verfolgungssituation im Libanon. Statt kriminelle und sonst auffällig gewordene Clan-Mitglieder in den Libanon (oder in ein Drittland) abzuschieben, müssen sich Kritiker der Szene mitten in Berlin unter Polizeischutz begeben. Ein weiterer Beweis dafür, dass der Grünen-Politiker Salomon mit seinem Diktum von Berlin als dem „nicht funktionierenden Teil Deutschlands“ recht hat. Keine Spur von Multikulti-Bullerbü, Frau Lau! – Prof. Bernd Leber


 

Leserbrief zu „Wie viele Rothkos braucht ein Museum?“ von Stefan Kobel

Ein Kunstmuseum dürfte genügend Bilder haben, der größte Teil dieser Werke, der muss sowieso, in den geheiligten Depot-Hallen des Musentempels, (s)ein Eremitendasein führen. Zum Rothko, falls ein solches Gemälde vorhanden sein sollte, dann würde dieses bestimmt, mit an der attraktivsten Wand im Kunstmuseum hängen. – Klaus P. Jaworek