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13. Juni 2019 – Ausgabe 25

 

Leserbriefe zu „Bis sie versinken“ von Marcus Jauer

Der Meteorologe Hermann Flohn schreibt in der „Zeitschrift für Erdkunde“ vom Januar 1941 (!!) aus dem Diesterweg-Verlag: „Er (gemeint ist der englische Ingenieur Callendar) findet dabei einen seit 1875 fortdauernden Anstieg der Temperatur um etwa 0,6°C, der bei Stadt- wie bei Land- und sogar Küstenstationen in völlig gleicher Weise stattfindet.“ Und: „Mit einem Fortschreiten dieser sehr langsamen Erhöhung der Temperatur über alle Klimaschwankungen kürzerer Wellenlängen hinweg muss gerechnet werden, ebenso mit entsprechenden Schwankungen anderer Elemente. Damit wird aber die Tätigkeit des Menschen zur Ursache einer erdumspannenden Klimaänderung, deren zukünftige Bedeutung niemand ahnen kann.“ Nach 80 Jahren wissen wir. Wir ahnen aber, dass wir klimapolitisch auch auf die USA, China und Indien angewiesen sind. – Günther Vogt

 

Gratulation zu einem aufrüttelnden Artikel, der wirklich jedem Leser zu denken geben sollte. Nun mögen die Ursachen des Klimawandels aber weiterhin vielen Menschen unklar sein. DIE ZEIT wäre aber nicht DIE ZEIT, wenn sie in der selben Ausgabe nicht auch gleich eine Antwort liefern würde: In Form einer verlagseigenen Werbebeilage zum Thema Kreuzfahrten. – Christoph Dingeldey

 

Das die Klimadiskussion der vergangenen 25 Jahre umfassend beschreibende Dossier belegt das Scheitern der bisherigen Klimapolitik zutreffend. Besonders wichtig der Nachweis von Julia Pongratz, dass die globalen Belastungen nicht erst Ergebnis der industriellen Produktionsweise sind; schon die Landwirtschaft der letzten Jahrtausende führte zu ökologischen Belastungen. Das Fazit dieses Dossiers, die Gesellschaft wisse nicht, wie es wirklich um das Klima steht, lässt sich jedoch nach Lektüre der vorstehenden Beiträge überhaupt nicht nachvollziehen. Wenn die führenden Vertreter und Vertreterinnen von Politik und Wissenschaft – die zitierten Angela Merkel und Hans Joachim Schellnhuber sind die besten Beispiele -, informiert sind, dann liegen damit gesellschaftlich relevante Erkenntnisse vor. Wahr ist: die jeweiligen Mehrheiten sind nicht bereit zu verzichten und die politische Klasse verschiebt die notwendigen, nein überfälligen Maßnahmen feige in die Zukunft. Das wird zum Scheitern der Zivilisation führen. – Dr. Dieter Schmidt-Sinns

 

Der Artikel liefert gute Einsichten, lässt aber die Frage nach der Bandbreite möglicher Ursachen für den beobachtbaren Klimawandel offen.

  • Natürliche Einflüsse wie Eiern der Erdachse und historisch seit einigen 1000 Jahren abwechselnd rund alle 500 Jahre eine Warm- und dann eine Kaltzeit sind auch zu beachten. Die letzte „kleine Zwischeneiszeit“ von etwa 1400 – 1850 führt dann aus natürlichen Gründen ab etwa 1840 zu einer inzwischen 175-jährigen Erwär­mung.
  • Die Weltbevölkerung 1840 betrug knapp 1,2 Mrd. Menschen und ist seitdem angestiegen auf heute 7,6 Mrd. und demnächst ab 2050 zu 10 Mrd. mit der Konsequenz ständig wachsenden Bedarfs an landwirtschaftlich nutzbaren Flächen, Siedlungsgebieten, Rohstoffen und Energie etc. Dieser „changed land use“ ist ein wichtiger zusätzlicher Faktor für den Einfluss des Men­schen auf das Weltklima (und sei es „nur“ wegen der veränderten Albedo).
  • Die wachsende Industrialisierung ab 1840 mit enormem Energiebedarf, dessen Wachstum zuerst praktisch von der Kohle, ab 1860 zunehmend auch vom Öl und regional unterschiedlich ab 1920 bzw. 1960 vom Erdgas getragen wurde, ergäbe mit der Freisetzung von sechs Treib­­hausgasen die dritte Einflusskomponente..

Mögliche veränderliche Gewichtungen oder Nicht-Linearitäten in diesem Strauß von „Ursachen“ sowie das bei drei ähnlich laufenden Ein­flussfaktoren kaum lösbare Identifikationsproblem bleiben im Artikel außen vor. Punkt (1) ist ja „igitt“, Punkt (2) wird wegen Unlösbarkeit ungern diskutiert: Merkwürdigerweise bleibt als einzige „Ursache“ Punkt (3) übrig! – Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele

 

Der Artikel zeigt auf, wie Politiker immer nach dem gleichen Verhaltensmuster agieren: Probleme bestreiten, vertrösten, dann wegdiskutieren, Arbeitskreise bilden und von der Lobby beeinflusste Reformen beschießen, die maximal einen kleinen Teil des eigentlichen Problems lösen. Und die nächste Regierung kassiert die Reformen wieder ein (Beispiel: Förderung von privaten Solaranlagen). So konnte man in der Vergangenheit z.B. in der Sozialpolitik die Bevölkerung leicht hinters Licht führen und trotzdem Wahlen gewinnen. In der Klimapolitik wird genauso agiert. Aber der Klimawandel als physikalischer Prozess lässt sich nicht hinters Licht führen. Das Klima hört nicht auf „gute“ Argumente. Der Politikstil hier müsste heißen: zielgerichtete Aktion auf wissenschaftlich fundierter Basis anstatt gestelztes Gelaber. Doch diesen Politikstil haben unsere Politiker leider generell nicht in Ihrem Repertiore.

In Ihrem Bericht fehlt allerdings ein ganz wesentlicher Aspekt. Nämlich das Bevölkerungswachstum auf unserer Erde. Zu viele Menschen sind die Ursache des Klimawandels aber wir diskutieren nur über die Symptome. Die eigentliche Ursache bleibt außen vor. Solange die Bevölkerung so rasch wächst wie derzeit wird die Wirkung von vielen Klimaschutzmaßnahmen neutralisiert. Erst wenn die Geburtenrate pro Frau weltweit unter 2 sinkt, können Klimaschutzmaßnahmen ihre volle Wirkung entfalten. Das ist leider ein Tabuthema und wird in nahezu allen Artikeln und Diskussionen über den Klimawandel verschwiegen. Die Industrieländer müssen liefern aber auch die Länder mit rasantem Bevölkerungswachstum müssen Ihren Beitrag leisten. Nur so geht der Deal. Leider fühlt sich dafür weltweit niemand verantwortlich. Nicht die UN und auch nicht die Kirche trotz Beratung des Papstes durch Herrn Schellnhuber.

Fazit: Es ist also zu befürchten, dass sich die Weltbevölkerung, nachdem sie Mitte des Jahrhunderts die 9 Milliarden überschritten hat, durch den Klimawandel und daraus resultierende Hungersnöte, Verteilungskämpfe, Kriege und Naturkatastrophen auf ein für die Erde erträgliches Maß von ca. 4 Milliarden reduziert. Diejenigen, die das alles überleben und bis dahin nicht versunken sind, werden dann in der Taiga wohnen und auf Grönland Wein anbauen. – Hans Wolf

 

Danke für diese Einsicht in den Teufelskreis aus politischer Angst vor dem Wähler, gesellschaftlicher Trägheit und der fehlgeleiteten Rolle von Wissenschaft. Vielleicht macht es sich Ihr Autor indes zu leicht, wenn er am Ende schließt, die »Gesellschaft« müsse endlich mal die Wahrheit erfahren, dann könne die Politik auch zum Handeln ermächtigt werden. Gerade das »es ist schon zu spät« wirkt bei Teilen des Wahlvolkes oftmals eher als Beschleuniger von Ignoranz und Trägheit. Da ist mir der Ansatz von Frau Pongratz sympathischer, der weniger Erfolg verspricht, dafür aber die Faktenlage und das überschrittene Zeitkontingent eben so darstellt, wie es ist.

Und eines sollte in diesem zu Recht angemahnten Zusammenhang von Wahrheit, Glaubwürdigkeit und Handeln vielleicht auch Ihrerseits bedacht werden: In einer Ausgabe dieses tiefgründige Dossier und ein paar Seiten weiter stolpert man über die mehrseitige Werbebeilage »Kreuzfahrtreisen«? Klar, Finanzierung muss sein, aber vielleicht gäbe es ja Mittel und Wege, andere Werbefelder zu erschließen? – Gunnar Krüger

 

„…warum es im Kampf gegen den Klimawandel scheinbar fünf vor zwölf ist“. Scheinbar ist hier das richtige Wort, denn es scheint nur so! Anscheinend ist es bereits fünf nach zwölf, denn wir können den bereits angerichteten Schaden allenfalls begrenzen. Die weltweite Gletscherschmelze und Eisfreiheit des Nordpolarmeers wird auf jeden Fall kommen, auch wenn wir es schaffen würden, den Status quo zu erhalten, was eher unwahrscheinlich ist. Treffen sich zwei Planeten. Sagt der Eine zum Anderen: Du siehst aber schlecht aus. Was fehlt Dir? Bist Du krank? Ach, sagt der Zweite: Ich habe Menschheit! Mach Dir nichts draus, sagt der Erste. Das geht vorbei! – Thomas Heller

 

Warum sagt das niemand offen?
Bei dem Versuch, das Dilemma von Politik und Wissenschaft in Bezug auf wissensbasiertem Handeln zu ergründen, wird wieder zu kurz gegriffen. Die „Zukunft des Planeten (so genau) zu beschreiben“ kann nicht auf den Klimawandel infolge CO² Eintrag reduziert werden. Vielmehr handelt es sich um ein unmittelbar mit dem Dasein des Menschen und seinem Handeln verbundenes Problem. Eine Fokussierung nur auf das Verbrennen von fossilen Brennstoffen greift zu kurz. Die Zukunft des Planeten bestimmt sich aus der Zahl der lebenden Menschen und deren notwendigen und erwünschten Bedarfe an Rohstoffen, Energie, Wasser und Boden, Grundnahrungsmitteln und Luxusgütern. Und selbstverständlich an den wirtschaftlichen und technischen Bedingungen, unter denen diese Bedarfe bedient werden. In dem Artikel wird nur einmal auf den direkten Zusammenhang zwischen der Zahl der Menschen und einer Temperatursenke zur Zeit Dschingis Khans hingewiesen. Und mit der Industrialisierung wird dieser Zusammenhang infolge der unverhältnismäßigen Steigerung der Bedarfe und der zur Deckung notwendigen Verfahren und Rohstoffe sowie Ressourcen immer erheblicher. Aber Schlussfolgerungen dazu bleiben bei allen interviewten Wissenschaftlern und der Politik allgemein aus. Diese Ursache wird öffentlich nicht angesprochen; im Gegenteil wird der gleiche Grundansatz zu systemisch notwendigem Wachstum der Wirtschaft und Produktion auch auf das notwendige Wachstum der Bevölkerung angewendet – und dann z.B. mit Generationenvertrag oder religiösem Lebenssinn begründet. Ohne Beschränkung der Bevölkerungszahl mit dem Ziel der Reduzierung über folgende Generationen wird die Zukunft des Planeten nicht gesichert werden können. Warum sagt das niemand offen? – Hans Henri Süthoff

 

Klimaneutrale Schliessung der CO2 Lücke durch Atomkraftwerke
Herr Oschlies stellt in diesem Dossier fest, dass weltweit 25 Atomkraftwerke pro Jahr gebaut werden müssten, um die Klimalücke zu schließen und zusammen mit anderen Maßnahmen den Temperaturanstieg in 30 Jahren auf 1,5 C zu begrenzen . Technisch sind 25 neue Atomkraftwerke weltweit pro Jahr machbar und mit internationaler Standardisierung irgendwann auch ökonomisch und passiv sicher. Daran muss weiter gearbeitet werden statt diese Technologie in Deutschland einfach wegzuwerfen. Der Artikel weist nüchtern fast nur in einem Nebensatz auf diese Option hin. Er gibt aber leider keine weiteren Empfehlungen. Kernenergie als eine Option wieder in Deutschland zu aktivieren, wäre eine konstruktive Maßnahme zur Lösung der Klimaproblematik. Die Grünen spielen diese Problematik nur populistisch hoch, lehnen diesem Lösungsweg aber ebenso wie die Medien ab. Auch die „Zeit“ sollte endlich die ideologischen Scheuklappen abbauen und diese Option nicht länger im Nebensatz lassen sondern mehr in den Mittelpunkt der Diskussion stellen. Andere Länder, wie China verfolgen den Weg schon heute. – Dr. Ing Peter Royl

 

Danke für den informativen Artikel. Wissenschaftler liefern Fakten, Politiker setzen diese nur bedingt in Gesetze um und Bürger wissen schlicht nicht, was auf sie zukommt. Oder à la Titanic: Der Ausguck meldet „Eisberg(e) voraus“, der Kapitän traut sich nicht, einen harten Kurswechsel zu befehlen, weil er keinen Druck von den Passagieren verspürt. Diese aber sind unwissend, da weitestgehend unter Deck befindlich. Als erste Eisbrocken an den Fenstern vorbeiziehen, bricht allgemeine Unruhe aus… Bis vor wenigen Jahren war allenthalben die Rede von einer Erwärmung um „2 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts“ und einem Anstieg des Meeresspiegels von „bis zu 80 Zentimetern“. Das klang irgendwie beruhigend. Etwa seit letztem Jahr dringen vermehrt andere Töne durch. Konsens scheint nun, dass bei den aktuellen Emissionen die 2 Grad bereits 2050 überschritten werden, danach die Temperaturen ungebremst weiter steigen und ein Anstieg des Meeres um bis zu 2 Meter wahrscheinlich ist. Und dass große Teile des Planeten, mit einer Wahrscheinlichkeit von 10 Prozent immerhin, ab 2050 unbewohnbar sein werden. So langsam dämmert uns the holy shit. Offenbar haben wir uns 30 Jahre lang praktisch nur mit Pillepalle beschäftigt. – Joachim Amann

 

Treibhaus oder Eishaus
Wir leben in einer Eiszeit. Eiszeiten werden in der Geologie so bestimmt, dass die Erdpole und die Hochgebirge vergletschert sind. Dies sind die Ausnahmen, denn während mehr als 95 % der Erdgeschichte war dort kein Eis. Weitaus höhere Temperaturen waren der Normalzustand. Das Holozän, unsere Jetztzeit seit ca. 12.000 Jahren, ist vermutlich eine Warmzeit (Interglazial) in der Würm-Weichsel-Eiszeit. Falls die Eiszeit zu Ende geht, kann es nur wärmer werden. Die zivilisatorischen Folgen wären beherrschbar. Wenn die Eiszeit anhält (wiederkommt), dann wäre dies das Ende jeder modernen Zivilisation auf der nördlichen Hemisphäre.

Treibhaus: Ohne Atmosphäre und ohne Teibhausgase darin wäre es bei uns ca. -18 °C kalt. Aktuell liegt der Anteil des Kohlenstoffdioxids (CO2) in der Luft bei 0,038 % oder 338 Teile auf 1 Mio Teile Luft (ppm). Etwa 96 % davon stammen aus dem natürlichen Kreislauf des Kohlenstoffes und ca. 4 % sind menschengemacht. Von den 4 % hat Deutschland einen Anteil von ca. 3 % oder 0,45 ppm. Da das Ausmaß von CO2 am Klimawandel keinesweg gesichert ist, ist der Einfluß Deutschlands auf das Klima grotesk gering. Ich rede nicht dem ungezügelten Ressourcenverbrauch das Wort. Die fossilen Brennstoffe sind endlich und können nur einmal genutzt werden. Aber daß der Mensch das Klima beeinflussen kann, das ist Hybris. – Bernd Bischoff

 

Die Frage, warum niemand dem Rat der Wissenschaftler folgt und politisch handelt, ist tatsächlich sehr kurz zu beantworten: Weil Menschen ihre Entscheidungen nur selten rational, sondern meistens affektbasiert treffen. Das wird in der Sozialpsychologie beforscht. Die aktuelle Aufwallung wird sich also bald wieder legen. 2015 hielt der US-Senator Jim Inhofe bei einer Senatssitzung einen Schneeball in die Höhe als Beweis dafür, dass es keinen Klimawandel gebe. Angewandte Denkverweigerung vom Feinsten! Wenn die Erde demnächst also von einer großen Wasserfläche bedeckt sein wird, dann ragt als letztes noch der ausgestreckte Arm des Senators mit dem Schneeball in der Hand aus dem Wasser. – W. Deimel

 

Für das nächste Mal könnten Sie, Ihren eigenen Aussagen folgend, den Artikel so gestalten, dass er gelesen wird. Nur wenn Informationen einfach verfügbar sind, werden sie die Gesellschaft erreichen – der Artikel moniert ja, die Gesellschaft werde von der Politik schlecht informiert. Ist es nicht viel mehr noch die Aufgabe von Zeitungen, zu informieren? Ein so langer Text, der sich über zwei unhandliche, große Seiten erstreckt, weder mit Hervorhebung des Wichtigsten, noch mit Zwischen-Überschriften, noch, was am wichtigsten wäre, mit anschauenswerten Bildern oder Diagrammen – wer ließt das, außer Leuten, die sich brennend für das Thema interessieren? Ich habe meinen Vater gefragt, der diese Zeitungsausgabe auf jeden Fall schon in der Hand hatte, ob er den Artikel gesehen hat. Er meinte, „Ja – worum gings da?“ Das ist doch schade um den Text. – Susanne Keller

 

Ein kleiner Beitrag zur CO2-Bilanz wäre nicht recycelbare (und Verbrennen ist kein Recyceln!) Kunststoffabfälle gereinigt zu deponieren. Ungefähr die Hälfte der Kunststoffabfälle Deutschlands, also ca. 6-Millionen Tonnen ergeben eine Ersparnis von ca. 18-Millionen Tonnen CO2. Und anderes Material wäre ja über das Beispiel hinaus auch deponiefähig. Der deutsche Sonderweg Müllverbrennung statt gut geführte Deponie hat eine schlechte CO2-Bilanz. Und Kunststoff lässt sich definitiv sicherer im Boden Deponieren als ungebundenes CO2. – Ulrich Karthäuser

 

ES FEHLT DER WILLE
„Warum folgt niemand ihrem Rat?“ Diese Frage im Untertitel von Jauers informativem Dossier bleibt leider ohne Antwort. Am Schluss resümiert Jauer, dass die Politik, um handeln zu dürfen, auf „ein Zeichen der Gesellschaft“ warte, dass aber „die Gesellschaft“ dieses Zeichen nicht geben könne, weil sie „nicht weiß, wie es wirklich um das Klima steht“. Und daraus folgert er: „Wenn niemand sagt, wie es ist, kann auch niemand danach handeln.“ Das ist eine hilflose und irreführende Auskunft. Denn es ist ja nicht so, dass die Gesellschaft, also wir alle, nicht wissen könnten, was sich mit der Klimakatastrophe anbahnt. Es ist vielmehr so, dass wir nicht wissen wollen, was wir seit Jahrzehnten wissen können. Was fehlt, ist der Wille. Je düsterer die Szenarios der Experten werden, desto stärker formieren sich in weiten Teilen der Gesellschaft massive Verweigerungshaltungen. „Massive denial“, davon lebt bei uns in Deutschland die AfD. Davon leben der Trumpismus und andere rückwärts gerichtete Neonationalismen. Diese massive Verleugnung äußert sich aber auch in der Verharmlosung ( „So schlimm wird’s wohl nicht werden!) oder zeitlichen Verschiebung ( „Ich erlebe das nicht mehr!“) oder in blanker Verzweiflung ( „Es wird Zeit, dass es uns nicht mehr gibt!“)

Der Weg vom Wissen zum Handeln geht über den Willen. Und dieser Wille wird nicht durch ethische Appelle geweckt und kultiviert, sondern durch Hoffnung, Risikobereitschaft, Empathie und beispielhafte Initiativen. Von diesen gibt es zum Glück eine ganze Menge. Und die erfreulichste ist der Aufstand der jungen Menschen in der Fridays for Future-Bewegung. Es gibt also genug „Zeichen“, um die Politik zu ermächtigen, die überfällige Transformationen in Angriff zu nehmen. – Dr. Geiko Müller-Fahrenholz

 

Vielen Dank für diesen sehr gelungenen, klugen Artikel, der das Problem auf den Punkt bringt, und mir die Frage beantwortet hat, warum es fünf vor zwölf ist, seit ich denken kann. Ich würde mir von der Zeit noch weitere, ebenso kluge und differenzierte Betrachtungen wünschen zu den Fragen, die sich daran anschließen: Angela Merkel, CDU und auch SPD werden für ihre Klimapolitik aktuell zurecht kritisiert. Immerhin hat Deutschland aber, wenn ich richtig informiert bin, den CO2-Ausstoß gegenüber 1990 um 30% reduziert, trotz Wirtschaftswachstums und Zuwanderung, die dafür sorgte, dass die Bevölkerung nicht schrumpfte, anders als von einigen erwartet. Wenn das allen Ländern gelungen wäre, wäre das Problem wohl kleiner und ließen sich womöglich noch etwas realistischere Szenarien entwickeln, um unter 1,5 Grad zu bleiben. Insbesondere sehr reiche Länder wie die USA und die Golfstaaten haben bisher wenig beigetragen. Was können Deutschland und die EU tun, wenn diese Länder weiterhin nicht umsteuern oder zumindest nicht so kräftig, wie es nötig wäre, was ja, wie ihr Artikel gezeigt hat, mehr als wahrscheinlich ist? Zölle auf CO2 erheben? Oder sich doch stärker für „Geo-Engineering“ öffnen, damit die entsprechenden Maßnahmen rechtzeitig erforscht und ggf. eingesetzt werden?

Der Artikel zeigt ja, dass wir den CO2-Ausstoß zwar dringend vermindern müssen, dass das aber wahrscheinlich nicht ausreichen wird. Müssten wir also nicht viel mehr Geld in Forschung zur CO2-Speicherung und zur Entwicklung klimaneutraler Technologien stecken? Müssten nicht möglicherweise bestimmte Dinge wie Autos, Flüge oder Strom rationiert werden? Mein Eindruck ist, dass der Klimaschutz auch deshalb nicht vorankommt, weil die Politik heute den Menschen nichts mehr zumuten möchte, nicht einmal, wenn das Schicksal der Menschheit auf dem Spiel steht. Früher mussten alle verzichten, wenn es galt, einen Krieg zu gewinnen. Kennedy sagte: Frag nicht, was der Staat für dich tun kann, sondern was du für den Staat tun kannst. Heute wird jede Stromtrasse, jedes Windrad, jede Anlage zur CO2-Speicherung zu verhindern versucht, oft erfolgreich. Würde die Atomkraft erst heute erfunden, würde es vermutlich nicht gelingen, ein einziges Kraftwerk zu bauen, der Bürgerproteste wegen. Wie wäre es mal mit dem Motto: Frag nicht, was der Planet für dich tun kann, sondern was du für den Planeten tun kannst. Außerdem würde ich mir von der Zeit Artikel zu dem Thema wünschen, wie wir das alles psychisch aushalten sollen. Wie gehe ich damit um, wenn ich jetzt schon (fast) sicher weiß, dass meine (aktuell kleinen) Kinder in einer Welt voller Dürren, Flüchtlinge und Hunger leben müssen? Wie soll ich nicht wütend werden, wenn ich selbst (schon vor Fridays for Future) fast nur noch Fahrrad fahre, Leitungswasser trinke und nicht fliege, aber um mich herum niemand verzichten mag? Wie die dauernden Artikel über die drohenden Folgen des Klimawandels ertragen, wenn weiter (auch in der Zeit) für Flüge, Kreuzfahrten und Konsum geworben wird, als gäbe es kein Morgen? – Swantje Notzon

 

Deutschland hat seine CO2-Emissionen von 1990-2018 um 27,6% reduziert und will mit einer weiteren Rückführung um 300 Mio Tonnen bis 2030 das Ziel „-55%/1990“ erreichen. Das ist lobenswert, aber auch mit riesigen Kosten für Bürger und Wirtschaft verbunden. KLIMA ist aber kein deutsches, sondern ein globales Problem. Über Deutschland ist die Atmosphäre aufgrund unseres umweltbewußten Verhaltens nicht besser als anderswo auf der Welt. Durch die Wind- und Wasserströmungen verteilen sich auch die Emissionen von USA, China und Indien um die Welt, so dass die CO2-Konzentration über Deutschland fast ebenso hoch ist wie über den USA, China, Indien, Afrika oder am Südpol. Die knapp 200 Staaten der Welt sitzen alle in demselben Boot. Sie können „untergehen“ oder das andere Ufer erreichen. Deshalb müssen a l l e Staaten – entsprechend ihrem Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen – an den zu treffenden Maßnahmen mitwirken. Die USA sind aber aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen und Indien + China haben im Vertrag Verpflichtungen zur Reduzierung der Emissionen erst ab 2030 übernommen (bis dahin werden sogar noch Steigerungen akzeptiert). Es ist doch widersinnig, dass sich die CO2-Emissionen von China und Indien bis 2030 noch um 3 Mrd. Tonnen erhöhen – vgl. CAT 11/2018, bei dem auch das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung mitarbeitet -, während die Bürger und die Wirtschaft von Deutschland riesige Kosten zum weiteren Umwelt-Wohlverhalten stemmen sollen. Wir sollen Vorreiter sein und die drei Staaten, die für 50% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sind, haben Vorrechte. Dies wird die Bereitschaft, „Vorbild“ zu sein, nicht beflügeln. Deutschland und die EU müssen sich daher lautstark dafür einsetzen, dass 
USA, China und Indien auf ihre Vorrechte verzichten. denn auch sie werden im Ernstfall zu den Verlierern gehören. – Andreas Tiefensee

 

Nun habe ich mir in ca. einer Stunde ihren Artikel „Bis sie versinken“ zum Thema Klimawandel zu Gemüte geführt. Gem. Textverarbeitungsprogramm hat mein geistiges Zentrum dazu 4’923 Wörter verarbeiten müssen, was einer Verarbeitungsgeschwindigkeit von 0.73 Sek./Wort entspricht und somit keineswegs das Attribut „oberflächlich“ erfüllt. Gem. Suchresultat des gleichen Werkzeugs kommt dabei das Wort „Wachstum“ nicht einmal vor, weder in Zusammenhang mit Wirtschaftswachstum noch mit Bevölkerungswachstum. Sind diese Faktoren derart unbedeutend für den Klimawandel, sodass diese nicht erwähnenswert sind oder haben diese beiden Wachstumsarten nun rein gar nichts mit diesem Thema zu tun? Eine ehrliche Antwort hierauf würde mein Interesse an künftigen Artikeln ihrer Zeitschrift massgeblich beeinflussen. – Günter Schmitz

 

Ich finde diese Klimahysterie unerträglich. Die Eiskappen der Erde (und damit auch alle von uns so geliebten Gletscher) sind in der Vergangenheit schon hundertmal geschmolzen – und wieder neu entstanden. Die mittlere Temperatur auf der Erde veränderte sich dabei um mehr als 10 Grad, der Meeresspiegel schwankte um mehr als 100 Meter und verursachte dabei entsprechend gravierende Veränderungen der Topographie. Glauben die Klimaforscher im Ernst, wir könnten diesen Prozess aufhalten (Stichwort 1,5 Grad-Ziel)? Welche Anmaßung! Die vor Emotionen und typisch deutschen Ängsten triefenden Artikel über die Schellenhubers dieser Welt folgen seit 25 Jahren immer derselben (Un-) Logik. Es ist fünf vor zwölf und wenn wir nicht handeln, dann kippt das Klima und dann kommt die Katastrophe. Welche Katastrophe können sie nicht sagen. Weil es gar keine Katastrophe geben wird! Es wird sich aber – und das scheint unausweichlich – die Erwärmungsphase, in der sich die Erde zurzeit befindet, weiter fortsetzen. Und dieser Prozess wird – ja, vom Menschen beeinflusst – etwas schneller ablaufen, als in der Vergangenheit. Aber die nächste Eiszeit kommt trotzdem, irgendwann. Wahrscheinluch in circa einhunderttausend Jahren.

Die Menschheit hat aber dennoch ein Problem und das ist die sich weiter ausdehnende Überbevölkerung. Wenn diese ungehindert so weiter geht und wir durch immer mehr Flächenbedarf für Städte, Infrastruktur und Agrarwirtschaft die Umwelt weiter zerstören, dann – ja dann – ist eine Katastrophe für die Menschheit nicht unwahrscheinlich. Wenn aber der Mensch einmal ausgestorben ist, wird sich die Natur schnell wieder erholen und die Evolution nimmt weiter ihren Lauf. Das ist doch wenigstens ein Trost! – Peter Breuninger

 

Der Artikel kann wohl als Darstellung der weitgehend finalen Meinungen unserer Eliten in Wissenschaft und Politik angesehen werden. Die Wissenschaft hat gezeigt, dass ein CO2-freies Energiesystem technisch und mengenmäßig möglich ist, der Ausstieg aus dem gegenwärtigen weitgehend fossilen Energiesystem jedoch nur mit einer massiven Kostensteigerung für die Konsumenten zu erreichen ist (andernfalls wäre das Problem längst gelöst). Sie vermeidet allerdings eine klare Aussage hierzu – im Artikel kommt das Wort Kosten nicht vor – und konzentriert sich auf Forschung zur weiteren Detaillierung der seit dreißig Jahren bekannten Sachverhalte.

Die Politik finanziert diese Forschung in der Hoffnung, dass doch noch Wege gefunden werden, die den Umstieg von den fossilen Energieträgern auf Solarenergie (oder Kernenergie?) ohne Kostensteigerung möglich machen würden. Auch sie vermeidet den Hinweis auf die Kosten um dem absehbaren politischen Desaster, resultierend aus der notwendigen massiven Besteuerung der fossilen Energieträger, zu entgehen. Das Problem, um das es geht, hat der Autor in den letzten Absätzen identifiziert und anhand einer von höchster politischer Ebene gegebenen Antwort zusammengefasst: „Das ist die Antwort, die noch gefehlt hat, um zu verstehen, warum es im Kampf gegen den Klimawandel seit 25 Jahren scheinbar fünf vor zwölf ist“.Josef Spitzer

 

Herzlichen Dank für den klugen Artikel. Wenn ich ihn richtig lese: Wir müssen also Mehrheiten schaffen. Aufgeklärte Mehrheiten, die den Politikern den Handlungsauftrag geben, den Klimawandel zu stoppen, der ehrlicherweise ja die größere Bedrohung für unseren geliebten, weil so unsagbar bequemen Lebensstil wäre als für den Planeten, dem der Klimawandel relativ egal sein dürfte. Wer aber ist wir? In dieser Frage steckt auch ein klarer Auftrag an alle Meinungsschaffenden in der Republik. Warum steht zum Beispiel die Geschichte des Klimapolitikberaters Oliver Geden, der erklärt, wie ungesund und folgenschwer das Verhältnis von Politik und Klimaforschung geworden ist, nicht auf Seite 1 der ZEIT? Eine solche Geschichte wäre doch ideal, um uns klar zu machen, wie spät es wirklich ist. Stattdessen steht sie auf ein paar Zeilen zusammengestutzt irgendwo im Dossier. Unsagbar schade. – Anna Müller

 

Der Hauptgrund für die irrationalen Umfrage- bzw. Wahlergebnisse sowohl der Afd als auch der Grünen ist meines Erachtens die zuletzt von Lobbygruppen sowie leider auch den Medien immer weiter befeuerte Klimahysterie. Daher sind eine Versachlichung dieser Debatte und insbesondere die Fokussierung auf die wirklich relevanten Themen dringend nötig. Stattdessen findet sich – wie enttäuschend – auch im Dossier der ZEIT-Ausgabe Nr. 25 nochmals die immer gleiche Polemik. Hoffnung macht jedoch ein Artikel im gleichen Heft. Gewissermaßen als Antwort lesen sich Zeilen von Martin Machowecz („Hier könnte Ihr Windrad stehen“). Praxisnah, unaufgeregt und ohne die so oft mitschwingende intellektuelle Moralkeule, genauso gehört die Diskussion geführt! Einer der besten Texte zur Thematik seit langem. Bitte mehr davon in dieser Zeitung, der Mut zu erfrischenden Sichtweisen abseits ausgetretener Pfade sollte Ihr Anspruch sein! – Jens Gottschall

 

Ich lese z.Zt. „Die Zeit“ probeweisese und stelle schon in der ersten Ausgabe dieser „Probe “ fest, daß ich mit Ihrem Dossier „Bis sie versinken“ einen der unkritischten Artikel vor mir habe, der über Wissenschaftler wie Schellnhuber und den Untergang der Welt berichtet.Sie sollten, bevor Sie über die bevorstehende Klimakatastrophe berichten, einmal auch kritische Stimmen berücksichtigen, die über den Mumpitz den u.a.Schellnhuber verbreitet anderer Meinung sind.Leider davon in Ihrem Artikel nicht ein Wort.!!! Ich empfehle Ihnen einmal auf der Seite:“ EIKE-Schellnhuber“ nachzuschauen, dort finden Sie bestimmt eine Menge Anregungen für einen gegenteiligen Beitrag, der kritische Leser bestimmt interessieren wird. Leider ist die Medienlandschaft nur noch „Greta“ und „grün“ ausgerichtet und verbindet kritische Stimmen sofort mit AFD und rechts. Ob ich die Zeit weiter lesen werde, entscheide ich nach meinem Probeabo. – Klaus Dänzer

 

Klimadaten und Alarmglocken – die die Klimaforscher schon seit mehr als zwei Jahrzehnten schrillen lassen – machen klar, wo wir uns inzwischen befinden Die harten Zahlen der Klimaforscher sind eindeutig: die Menschheit emittiert jährlich ungefähr 40 Milliarden Tonnen CO2. Bezüglich des Gesamtbudgets aller klimaschädlichen Emissionen, die noch ausgestoßen werden dürfen, um das zwei Grad Ziel einzuhalten, gibt der Weltklimarat ,wie auch der IPCC-Bericht, an, es dürfen ab 2015, dem Jahr des Pariser Abkommens, noch 890 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen werden. Die Verteilung auf einzelne Staaten ergibt nach einer Berechnung des Ökoinstituts für Deutschland [Charlotte Lorek, Lukas Emele, 18. Mai 2018 ] einen Anteil an der Gesamtemission von 10 Milliarden Tonnten CO2. Jährlich werden in Deutschland etwa 0,8 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen. Wenn die CO2-Emissionen weiterhin so hoch blieben, wäre der deutsche Anteil am 2-Grad-kompatiblen Budget bereits im Jahr 2027 ausgeschöpft. Für das 1,5-Grad-Ziel beträgt der deutsche Anteil am globalen Budget sogar nur 2,7 Milliarden Tonnen CO2. Deutschland hat seinen kompletten Anteil am 1,5-Grad-kompatiblen Budget seit 20. Mai 2018 aufgebraucht. Das bedeutet: ab jetzt emittiert Deutschland auf Kosten anderer, die umso mehr einsparen müssten, damit man global das 1,5-Grad-Ziel noch schaffen kann.

Die Dringlichkeit unseres Handelns und wie groß die Anstrengungen sein müssten, um tatsächlich Klimaneutralität zu erreichen, ist Inhalt des Artikels und ist deutlich dargestellt. Total unverständlich ist daher die Schlussfolgerung . Sie gipfelt in den Sätzen: „Die Klimaforschung hat der Politik Zeit verschaffen wollen, damit sie handeln kann, während die Politik auf ein Zeichen der Gesellschaft wartete, dass sie handeln darf. Aber die Gesellschaft kann diese Zeichen nicht geben, wenn sie nicht weiß, wie es wirklich um das Klima steht. Wenn niemand sagt, wie es ist, kann auch niemand danach handeln:“. Diese Quintessenz bleibt ein Rätsel, sie entschuldigt die bedrohliche Paralyse mit einer Verkettung von unglücklichem Zusammenwirken. Also warten wir weiter auf ein Wunder, oder auf die Hilfe eines “Grünen“ [Gottes]. Der weitere Temperaturanstieg hängt entscheiden davon ab, dass und wie wir handeln. Der Beweis, dass der Alarm der Klimaforschung in der Gesellschaft wahrgenommen wird, es also kein Problem des Wissens sondern ein Problem des Handelns ist, dafür gibt es zahlreiche Beispiele, wie zuletzt die Ergebnisse der Europawahl, oder die Volksinitiative “Tschüss Kohle“ in der Stadt des Hauptsitzes der ZEIT . – Klaus Schäfer

 

Wenn es nicht blasphemisch wäre, ich würde glatt ausrufen: Endlich mehr Diktatur wagen! – Sascha Herrmann

 

Mit grossem Interesse habe ich das Dossier gelesen. Ich muss dem Autor des Dossiers jedoch in einem Punkt korrigieren, nämlich der Aussage, „dass die Gesellschaft dieses Zeichen nicht geben kann, wenn sie nicht weiss, wie es wirklich um das Klima steht“: Die Aussage ist erstmal vollkommen korrekt, aber die Annahme, dass die Gesellschaft nicht weiss, wie es um das Klima wirklich steht, ist falsch: Wer es hören will oder lesen will, kann es mannigfaltig aus den Medien erfahren; es reicht auch der Blick aus dem Fenster, um festzustellen, dass das Klima sich verändert. Ich befürchte, dass die Mehrzahl der Menschen aus mindestens 2 Gründen es vorzieht, lieber weiterzumachen wie gehabt:
1) Solange es keinen 100%-igen Beweis für den Menschen- gemachten Klimawandel gibt, tue ich lieber nichts (Schutzbehauptung).
2) Die meisten Massnahmen zum Klimaschutz bedeuten persönliche Einschränkungen, mehr oder weniger gravierende Nachteile, die man vermeiden will.

Mein Kommentar dazu:
Zu 1: Wo erwarten wir 100 % Sicherheit, bevor wir etwas tun ? Diese vollkommene Sicherheit gibt es nirgendwo, das Leben ist voller Risiken, so dass wir aufgrund von Wahrscheinlichkeiten entscheiden und bewusst Risiken eingehen müssen.
Zu 2: Wenn man vor 25 Jahren damit begonnen hätte, Klimaschutzmassnahmen und die damit verbundenen Einschränkungen zu realisieren, hätte man moderater agieren können als heute, wenn man das gleiche Ziel verfolgt. Wenn wir noch 10 Jahre warten, wird entweder die Erreichung des Zieles unmöglich oder es werden drastische Massnahmen notwendig, die niemand will.

Nochmal zurück an den Anfang, nämlich die Aussage, dass die Menschen nicht wirklich wissen, wie es um die Erde steht: Mein Eindruck ist, dass die offizielle Meinungslage die ist, dass zwar grosse Probleme auf uns zukommen, dass aber kein Anlass zu Panik besteht, da wir das „Thema mit grosser Wahrscheinlichkeit in den Griff bekommen“, weil es eh nicht so schlimm wird, weil uns die Technik rettet, weil es bisher immer noch gutgegangen ist etc.. Damit wird die Bevölkerung eingelullt, da die Alternativen wie „keine Flüge mehr“ oder „weniger Autofahren“ eh so unattraktiv sind, dass sie die Wenigsten in Betracht ziehen. Wenn ich so weitermache, wiederhole ich die Worte diverser Autoren zum Thema „Klimawandel“ – „es ist alles gesagt, nur noch nicht von allen“. Und das Wesentliche: Da die Gesellschaft sich davor fürchtet, die Realität anzuerkennen und sich lieber in ein Schein-Paradies flüchtet, wird sie der Politik nicht oder zumindest nicht rechtzeitig das Signal geben, dass die Gesellschaft strenge Klimaschutzmassnahmen mit allen Konsequenzen unterstützt. Der mannigfaltig gegebene Hinweis, dass „der Einzelne eh nichts tun könne und die Politik agieren müsse“, ist eine dumme Ausrede dafür, selber nichts tun zu müssen.
Letzter Punkt: Wie fühlen sich wohl die Personen, die ein Leben gegen den Mainstream führen, die nicht fliegen, die am Wochenende zuhause bleiben, die den Fleischkonsum reduzieren etc. ? Man muss es aushalten können und zu seiner Überzeugung stehen, auch wenn die Umwelt es nicht versteht, warum man sich nicht mal einen USA-Urlaub leistet (von Trump mal abgesehen …). – Würth

 

Mit zeit-typischem Bemühen um empathisch-kritische Objektivität hat sich Marcus Jauer an ein schwieriges Thema herangetraut: Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Klimaerwärmung. Vielen Dank für diesen informativen Beitrag, der mich ein wenig ratlos zurücklässt. Ist es schon fünf nach zwölf und warum spüren wir die Katastrophe dann verhältnismäßig wenig? Die versprochenen heißen und trockenen Sommer? Dieses Jahr Fehlanzeige. Und was wäre die Lösung? Dass wir mit Klima-Engineering die Welt nicht retten können, ist schon länger bekannt. Frau Pongratz Forschungen weisen den einzig erfolgversprechenden Weg: Drastische Reduktion der Weltbevölkerung. Vielleicht sollten wir uns ein Beispiel an Japan nehmen, das die Überalterung für eine Reduktion der Bevölkerungsdichte nutzt, anstatt durch Zuwanderung die Bevölkerung noch zu erhöhen. Zynisch? Vielleicht weniger zynisch, als den Menschen zu versprechen, dass Klimarettung, Wohlstand, gutes Leben, Reise- und Niederlassungsfreiheit für alle einschließlich Wölfen, unberührte Natur, Bevölkerungswachstum und kompromissloser Naturschutz gleichzeitig zu haben sind.

Wir brauchen endlich eine ehrliche Debatte mit Klimaforschern, die zugeben können, dass ihre Modelle bestenfalls stochern im Heuhaufen sind. Auch wenn eine generelle Erwärmung offensichtlich ist, kann niemand wirklich vorhersagen, wie sich das Klima lokal verändern und welche Folgen das haben wird. Deshalb können diese Modelle auch nicht Grundlage politischen Handelns sein. Die Grünen versuchen aber, mit genau diesen Modellen Angst vor der Zukunft zu schüren, ein Verhalten, das sie paradoxerweise einer anderen Partei in einer anderen Sache auf Plakaten vorwerfen. Populistischer Aktivismus wie Förderung der Elektromobilität und des Fahrradverkehrs, Hambach-„Rettung“, Fridays for Future oder Preissenkungen im öffentlichen Nahverkehr sind klimatechnisch kontraproduktiv, wenn sie nur neuen, zusätzlichen Verkehr induzieren. Unsichere Prognosen erfordern aufmerksames Beobachten, situatives, angepasstes Handeln und bestenfalls selbststeuernde emissionsreduzierende Regelkreise, aber keine Festschreibung von staatlich gelenkten 20-Jahresplänen, an denen schon der Ostblock und die deutsche Energiewende gescheitert sind. Wir haben uns schon einige Alleingänge erlaubt und ich höre mit Schrecken wieder den typisch deutschen Ruf der blind macht für Pragmatismus und Realismus: Wollt ihr den totalen Klimaschutz? – Benno Blessenohl

 

Ein Dossier über die Klimakatastrophe; ein paar Seiten weiter ein „Spezial“ über Kreuzfahrten auf schwimmenden Plattenbauten, Umweltverschmutzern schlechthin. Wie passt das zusammen? – Angelika Adler

 

Hier noch einige Bemerkungen zu dem sehr informativen Artikel. Zu dem überdimensionalen Anstieg der Kohlendioxidkonzentration in der Luft ist die steigende Verbrennung fossiler Brennstoffe in den letzten Jahrzehnten der springende Punkt. Wir müssen uns allerdings fragen, warum dieser gewaltige Energieverbrauch mit dieser Folge derart zugenommen hat. Der Energiehunger wurde ausgelöst und dann unterhalten durch eine gewaltige Bevölkerungsexplosion. Die Erdbevölkerung stieg von Mitte des 20. Jahrhunderts bis jetzt von etwas mehr als 2 auf 7,7 Milliarden Menschen an. Der Stopp dieser explosionsartigen Vermehrung müsste ganz im Vordergrund bei der Senkung des Energiebedarfs und damit bei der Bekämpfung des Klimawandels stehen. Die Erdgeschichte zeigt es. In Vorzeiten bestand eine Kohlendioxidatmosphäre, die erst allmählich von den sich verbreitenden Bäumen in Sauerstoff umgewandelt wurde. Statt jetzt auf Anpflanzungen zu setzen, werden weltweit und bis jetzt noch ganze Wälder gerodet. Hier dazu nur eine Zahl: Eine 120-jährige Buche entzieht während ihres Wachstums der Luft etwa 13 Tonnen CO2, der Kohlenstoff wird in Holz und Blättern gespeichert, Sauerstoff abgegeben. Hier müssten sofortige Aufforstungsprogramme greifen. Ich bin kürzlich durch Brandenburg gefahren und habe jede Menge aufgelassener Äcker gesehen. Darauf müssten Bäume gepflanzt werden, gefördert durch entsprechende Subventionen. Nur machen wir endlich Ernst mit der Bekämpfung des Klimawandels. Worte sind genug gewechselt… – Dr. Werner Kohlhauer

 

In Ihrem sehr lesenswerten Artikel vermisse ich leider eine Beurteilung der Rolle der Medien in dem Problem den Klimawandel auf die Tagesordnung zu bringen. Sie gehen ausfuehrlich auf die Aufgaben von Wissenschaftlerinnen und Politikerinnen ein, aber haben nicht auch Journalistinnen eine Verantwortung? – Sabine Moehler

 

Und wieder ein Artikel, der uns keinen Schritt weiter bringt. Natürlich -ein paar interessante, utopische Details wie der Matterhorn-Vergleich sind neu, aber eben utopisch. Und dann noch ein Szenario, wie wir die Erwärmung um 0,3 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts senken könnten. Also bitte, wenn das kein Blick in die Glaskugel ist. 0,3 Grad in 80 Jahren: lassen Sie sich das einmal auf der Zunge zergehen. Also wer aufgrund dieser Zahlen sein Leben irgendwie ändert, ist einfach selber schuld. Ich denke nicht einmal, dass man die globale Temperatur mit dieser Genauigkeit messen kann. Ich lasse mich gern eines besseren belehren. Hören Sie auf, zu glauben, dass sich jetzt plötzlich etwas ändert, nur weil jetzt vermehrt geschrieben und demonstriert wird. Ich tippe auf die Utopie aus dem Jahre 1982 der Serie für Kinder „Es war einmal der Mensch“. Erschreckend, aber mir erscheint das näher an der Realität… – Ein/e Leser/in

 

Soviel Ehrlichkeit war selten. Man suche sich als ehrgeiziger Wissenschaftler das zukunftsträchtige Klimathema aus, postuliere eine wissenschaftlich willkürliche, aber politisch konsensfähige 2-Grad-Erderwärmungsgrenze und lasse die Klimamodelle rechnen bis das 2-Grad-Ergebnis stimmt. Parallel befeuere man Katastrophenszenarien und Lösungschancen gleichermaßen und erfreue sich an den sprudelnden Forschungs- und Subventionsmilliarden. Nur der wissenschaftlichen Wahrheit verpflichtet, sichere man sich die kritiklose Bewunderung des Publikums und kröne als moderner Heilsbringer das eitle Werk. Wahrlich ein einträgliches Geschäft mit der Angst und Sensationsgier der Menschen ganz auf der Höhe der Zeit. – Konrad Sauheitl

 

In Ihrem Artikel beschrieben Sie, wie Hans Joachim Schellnhuber die Kanzlerin Angela Merkel in Bezug auf Klimafragen beriet und auch ein offenes Ohr fand, sie war und ist als Physikerin in der Lage, Daten und Formeln, die er ihr präsentierte, direkt zu erfassen und nachzuvollziehen. Genau diese Erwartung hatte und habe ich auch an sie, ich bin zutiefst bestürzt darüber, dass Kanzlerin Angela Merkel anscheinend den sich aus den Zahlen des IPCC ergebenden Handlungsdruck ignoriert und so weitermacht, als sei nichts gewesen. Ich kann mir vorstellen, dass das Handeln von politischen Entscheidungsträgern von der Sorge um die nächste Wahl geprägt ist, dennoch halte ich den Schluss, zu dem Sie kommen, die Bürger_Innen Deutschlands seien nicht genug informiert über die Probleme, für falsch. Ich kann sagen, dass ich vor mittlerweile 30 Jahren das erste Mal in der Schule vom Zusammenhang CO2-Emmission und Erderwärmung gehört habe und danach immer wieder und dringlicher. Ich denke, Al Gores „unbequeme Wahrheit“ und Roland Emmerichs „The day after tomorrow“ dürften die Aufmerksamkeit eines Großteils der Menschen in den Industrieländern gefunden haben, vermutlich noch eines sehr viel größeren Teils der Menschheit, das Wissen ist also durchaus vorhanden.

Das Problem scheint mir eher darin zu liegen, dass vielen Menschen nicht bewusst ist, wie sehr ihr eigenes (Konsum-) Verhalten verantwortlich ist für das, was passiert, anders kann ich mir den SUV-Boom, die immer größer werdende Wohnfläche pro Kopf mit damit einhergehender wachsender Heizenergie und den immer größer werdenden Fleischkonsum, um nur ein paar Beispiele zu nennen, nicht erklären. Ich denke, die Psychologie menschlichen Verhaltens ist die treibende Kraft hinter dieser Ignoranz: „Mein Nachbar kauft ein größeres Auto? Dann darf ich das ja auch!“ scheint mir eine wahrscheinliche Hypothese zu sein, um diesen Widerspruch zu erklären. Aus diesen Betrachtungen leite ich folgenden Wunsch ab: Habt Mut, liebe EntscheidungsträgerInnen, uns BürgerInnen die Wahrheit zu sagen: Das Zeitalter des „es soll unseren Kindern (materiell) besser gehen als uns“ ist vorbei, weiteres Wirtschaftswachstum wird unseren Planeten für uns Menschen über kurz oder lang unbewohnbar machen, also tretet ein in eine Debatte, wie wir den dringend gebotenen Wandel gestalten wollen. Diesen Aufruf vermisse ich und freue mich, dass ihn die SchülerInnen der Fridays For Future-Bewegung formulieren. – Ein/e Leser/in


 

Leserbriefe zu „»Jeden Tag sterben Kinder, weil es zu wenige Pflegekräfte gibt«“ von Jana Gioia Baurmann

Der Artikel von Jana Gioia Baurmann trifft genau den Punkt: wegen des Pflegenotstands müssen lebensnotwendige Operationen am offenen Herzen mehrfach verschoben werden, mit dramatischen Folgen für die ganze Familie. Der Pflegenotstand auf Kinderintensivstationen zeichnete sich schon vor einigen Jahren ab, passiert ist bisher nichts. Eltern herzkranker Kinder berichten von ihren Erfahrungen mit verschobenen Operationen, z.B. eine Familie aus Ostfriesland: Die lebensnotwendigen Operationen meiner 3-jährigen Tochter werden immer weiter hinausgeschoben, auch auf die Gefahr hin, dass sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert. “Pflege-MitarbeiterInnen versuchen, den Personalmangel mit verstärktem Einsatz zu kompensieren und riskieren Burn-out bzw. „flüchten“ aus dem Beruf: „Weil ich meiner besten Freundin zusehen muss wie sie sich mit 24 Jahren fertig macht und kaputt arbeitet, keine Freizeit mehr hat und unter Dauerstrom steht.“ Ärzte/Ärztinnen weisen auf die Risiken und ihre moralische Zerrissenheit hin, mit denen sie wegen des Pflegemangel konfrontiert sind: „Wir mussten von unseren 10 Intensivbetten 4 sperren, nicht weil Räumlichkeiten oder Ärzten fehlen, sondern mangels Intensiv-Pflegepersonal. Das bedeutet, dass wir oft entscheiden müssen, welches Kind wir aufnehmen und behandeln und welches wir ablehnen–ein Dilemma, das schwer auf unserem ganzes Team lastet.“ Bitte unterzeichnen und teilen: Petition „Kinder in Gefahr-Pflegenotstand stoppen“: https://www.bvhk.de/kinder-in-gefahr-pflegenotstand-stoppen/ – Hermine Nock

 

Wie gut, dass Sie sich diesem so wichtigen Thema annehmen – und die Probleme dank der Grafiken auch für den eiligen Leser gut auf den Punkt bringen. Wie wünschenswert es wäre, wenn damit eine Diskussion über falsche Schwerpunkte im Gesundheitssystem angestoßen würden – ein System, in dem Krankenkassen beispielsweise Millionen für Homöopathie ausgeben, aber einst funktionierende Krankenhausstationen auch durch deren Druck kaputtgespart werden. Und schließlich: Wie schade, dass die Autorin nur mit den Vorgesetzten der Pflegekräfte gesprochen hat – aber nicht mit diesen selbst. Wir schreien heute – oft auch zurecht – auf, wenn reine Männerrunden über Themen sprechen, die auch oder vor allem Frauen betreffen. Wir schreien auf, wenn nur Nichtbehinderte über Menschen mit Behinderungen sprechen. Da sollte es uns auch wichtig sein, dass nicht nur Ärzte schildern, wie es den Pflegekräften geht – sondern diese selbst. Auch diese Sichtbarkeit ist wichtig, wenn die gesellschaftliche Achtung des Berufs steigen soll. – Simon Walter

 

Ich begrüße ihre Berichterstattung zum Thema des Pflegenotstandes in deutschen Kliniken. Ich selbst arbeite seit mehreren Jahren auf einer Intensivstation als Krankenschwester und kenne die Problematik sehr genau. Auch wenn die Aussagen der Ärzte sehr eindeutig und richtig ausfallen wundert es mich dass in ihrem Artikel keine Pflegekraft zu Wort kommt. Pflege benötigt eine größere Lobby und es muss klar werden was Pflege leistet. Gerne fällt auch der Satz „ toll was ihr macht aber ich könnte das nicht“. Doch wir können das! Sehr gerne sogar: motiviert und gut ausgebildet. Leider nützt das nichts wenn Stellen nicht besetzt werden können und die vorhandenen Pflegenden täglich über ihre Belastungsgrenze hinaus arbeiten. Ein Aspekt ist sicherlich auch die fehlende Prestige die unser Beruf mitbringt. Viele meiner Kollegen warten auf einen Studienplatz für Medizin oder orientieren sich anderweitig um. Ändern muss sich vieles damit es den Pflegenden besser geht aber sicher ist auch: der Beruf ist schön, ja sinnstiftend! Wir arbeiten im Team auf Augenhöhe und es wäre wunderbar wenn sie dies in ihrer Zeitung ebenfalls abbilden. Dankeschön. – Martina Belzner

 

Ich habe nach meinem Abitur die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester gemacht und bin direkt in die pädiatrische Intensivmedizin eingestiegen. Zum einen war da der Idealismus und die Herausforderung des Anspruchsvollen, zum anderen war es anfangs eine Feigheit, denn ich hatte als Schülerin Nachtdienst auf einer Kinderintensivstation erlebt und dachte: „Super, da bist Du als Pflegekraft nie alleine“. 15 Jahre habe ich das mitgemacht, mich in der Zeit zur pädiatrischen Intensivfachschwester ausbilden und so manches sausen lassen, weil ich in so einem Job ja immer 100% da sein musste. Verschlafen am Intensivbett eines Kindes? Um Himmels Willen.

Inzwischen bin ich da über 10 Jahre raus und Mutter. Würde mein Sohn Intensivpfleger werden wollen, ich würde es ihm verbieten. Schlimm, oder? Aber als Mutter wünscht man seinem Kind ein sorgenfreies Leben. Ich träume noch heute davon, Fehler gemacht zu haben, die Kinderleben kosten, dabei ist mir das gar nicht passiert. Heute lebe ich mit meiner Familie in einem wunderschönen Haus mit Garten, in dem ich sitze und meiner Autorentätigkeit nachgehe, schließlich hat mein Mann Geld verdient, da kann man auch vernünftig wohnen und leben. Und nicht nur das. Mein Mann hört in seinem Job (er ist 48) erstmal auf, die Abfindung, die die Firma bietet, ist zu verlockend. Für diese Summe hätte ich als Intensivfachschwester so ca. 15 Jahre arbeiten müssen. Tags, Nachts, Weihnachten, Silvester, Ostern, Pfingsten, Doppelschicht, weil es nicht anders geht und immer im Bewusstsein: eine Unaufmerksamkeit, und ein Kind stirbt. Nichts und niemand bekäme mich unter den Zuständen in den Krankenhäusern in diesen Job zurück. Als Atheistin bete ich trotzdem, dass mein Kind da niemals hin muss, ich würde keine Sekunde von seinem Bett weichen, wenn er überhaupt einen Platz bekäme – in einem der reichsten Länder der Erde. – Birgit Jennerjahn-Hakenes

 

Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Interessenverbände und auch die Medien sind sich hierzulande einig, dass der Pflegenotstand auch durch die fehlende gesellschaftliche Anerkennung des Berufsstandes hervorgerufen bzw. verschärft wird und dass an diesem Umstand dringend etwas geändert werden muss. Dass in Ihrem zweiseitigen Artikel über den Pflegepersonalmangel vier Ärzte zu Wort kommen, aber keine einzige Pflegekraft, zeigt eindrucksvoll, wie beruflich Pflegende noch immer wahrgenommen werden: als Hilfskräfte der Ärzteschaft und nicht als Angehörige einer eigenständigen Profession. Seit Jahrzehnten warnen Pflegekräfte vor dem immer dramatischer werdenden Pflegenotstand. Warum lässt man sie immer noch nicht für sich selbst sprechen? – Thomas Möller

 

Mit großer Spannung erwarte ich den Artikel, in dem sie ausschließlich Pflegekräfte zur Situation von Medizinern in deutschen Krankenhäusern zu Wort kommen lassen. – Katja Zeller

 

Vielen Dank für den Artikel zum Thema Pflegekräftemangel in Deutschland. Es ist dem Kinderarzt Herrn Sasse zuzustimmen, dass es ein Skandal ist, dass Patienten bei uns in Deutschland nicht versorgt werden können oder sogar sterben, weil es zu wenig Pflegefachpersonen gibt. Ganz nebenbei hat unsere Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel unser Gesundheitssystem gerade noch gelobt und als eines der besten der Welt bezeichnet. Die Aussagen in dem Artikel lassen berechtigte Zweifel daran aufkommen. Herr Sasse beschreibt, dass man den Pflegefachpersonen deutlich mehr bezahlen müsse. Das ist aus meiner Sicht und Erfahrung allerdings nur ein Aspekt und wird allein sicherlich nicht zu einer Lösung des Problems führen und junge Menschen begeistern, einen Beruf in der Pflege zu wählen. Die Generationen Y und Z haben hier deutlich andere Vorstellungen und Erwartungen. Das Gehalt ist nur einer von mehreren Aspekten und vielleicht nicht einmal der wichtigste.

In Deutschland ist die Pflege im Gegensatz zu anderen Ländern auch aufgrund der Geschichte nicht gut entwickelt, auch wenn sie ein hohes gesellschaftliches Ansehen genießt. Im Bereich der Pflegewissenschaft haben wir im Vergleich zu anderen Ländern einen deutlichen Nachholbedarf. Der Grund hierfür ist, dass es an hochschulischer Bildung und an differenzierten Aufgabenprofilen in der Pflege mangelt. Zum Beispiel konnte Deutschland an einer in der Zeitschrift „The Lancet“ veröffentlichten großen europäischen Studie zur Qualifikation in der Pflege (Aiken et al., 2014), der als „Aiken-Studien“ bekannten Untersuchung „Nurse staffing and education and hospital mortality in nine European countries: a retrospective observational study“, aufgrund unzureichender Voraussetzungen des deutschen Bildungssystems in der Pflege überhaupt nicht teilnehmen. Dass in Ihrem Artikel ausschließlich Ärzte zu dem Thema befragt werden finde ich unverständlich und ärgerlich. Es zeigt aus meiner Sicht, dass die Pflege nach wie vor nicht als eine eigenständige Profession wahrgenommen wird. Stellen Sie sich bitte ein umgekehrtes Szenario vor: zum Thema des Ärztemangels äußern sich ausschließlich Pflegefachpersonen – undenkbar. Es wird Zeit, dass Deutschland sich auf den Weg macht Pflegende nicht nur besser zu bezahlen, sondern auch ihre wichtige Bedeutung und Rolle in den unterschiedlichen Bereichen der Gesundheitsversorgung anzuerkennen. Hierfür müssen Pflegende mit entsprechenden Qualifikationen wie z. B. in den skandinavischen Ländern mit mehr und erweiterten Kompetenzen ausgestattet werden. Gerade eine zunehmende Kompetenzzuschreibung für Pflegende wird aber beispielsweise von Ärztevertretern massiv kritisiert und verhindert und auch hierdurch wird eine Verbesserung der Versorgungssituation verhindert. Eine Voraussetzung für die Übernahme erweiterter Kompetenzen in der Pflege ist eine hochschulische Bildung in der Pflege, die der Wissenschaftsrat bereits 2012 in seinen Empfehlungen zu hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitswesen (http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/2411-12.pdf ) aufgrund der zunehmenden Komplexität von Behandlungsanforderungen und der demographischen Entwicklung in Deutschland deutlich genannt und sogar beziffert hat. – Prof. Dr. André Nienaber

 

Es ist gut, dass Sie dieses wichtige Thema der für jeden im Krankenhaus Tätigen spürbaren Personalknappheit und enormer ökonomischer Ressourcenreduktion mehr in den Blick nehmen. Die beschriebenen Beobachtungen kann ich nur bestätigen. Die Schere zwischen Anspruch und Wirklichkeit geht weiter auf. Als Arzt wird man zunehmend mit rein ökonomischen Ansprüchen konfrontiert, Qualitätsoffensiven oder eine notwendige Standardisierung der Behandlung fallen dabei unter den Tisch. In Deutschland kann man als Patient an einzelnen Zentren Hightech-Medizin erfahren und gleichzeitig auf Station bei banalen medizinischen Problemen/Wünschen nicht adäquat versorgt werden. Dabei geht es um Fragen der Zuwendung, der Hygiene, der ausreichenden Aufklärung und der psychosozialen Betreuung, genauso wie um den fehlenden Monitor zur Überwachung bei Herzrhythmusstörungen. Wenn dabei mehr und mehr Kinder sterben, dann muss die von Herrn Sasse intendierte Frage, ob die knappen Ressourcen in dieser Notsituation nicht mit Zwang zu den Kinderkliniken geleitet werden, politisch beantwortet werden. Dabei fragt man sich als Arzt beim Lesen des Artikels warum bei der Beschreibung dieser unerträglichen Situation nur Ärzte zu Wort kommen. Sehen Sie die Pflege, wie viele Teile der Gesellschaft und Politik, nicht als echten Teil des Behandlungsteams? Allein mit dieser Auffassung ist ein Teil des Problems erklärt. – Benedikt Lenzer

 

Nicht nur im Deutschlanfunk war zu hören, dass z. B. im Kosovo sehr viele gut ausgebildete und wenn nicht deutsch, dann zumindest englischsprechende Pflegekräfte arbeitslos sind oder , um Geld zu verdiene , irgendwo zu jobben. Wann schaffen wir es endlich mal nicht nur Phrasen zu dreschen: Kinder sind unsere Zukunft“ sondern auch mal nicht an “ Kosten “ zu denken sondern an Menschen. Manchmal frage ich mich (Renterin) für was und wen und warum wir unseren Verstand haben. – Geelke Braun

 

Nochmal krasser und wütender : der Dinosaurier starb aus weil ihm die Ernährungsgrundlage irgendwannausging, der Mensch stirbt und muß sterben! weil er zuviel kostet?! Vielen Dank für die Entwicklung. – geelke braun

 

„sterbende Kinder“ ist eine wirkmächtige Titelzeile. Zwei Fragestellungen wurden im Beitrag nicht erörtert:
– Wieviel Pflegekräfte und Mediziner sind in der reinen Schönheitsmedizin gebunden und könnten wertvollere Arbeit leisten – z.B. bei Kindern?
– Wenn man den Pflegekräften mehr Bruttoentgelt zukommen lassen möchte, wer bekommt da zukünftig weniger Bruttoentgelt? Ist es der Radiologe, der Lehrer, die Verkäuferin und/oder der Sozialleistungsempfänger? – Frieder Dechant

 

Ich arbeite in der Erwachsenenmedizin, kann allerdings die für die Kinder-Intensivstationen geschilderte Situation für meinen Arbeitsbereich bestätigen – insbesondere was die massive Arbeitszeitvergeudung angeht, die jeden Tag durch die mühselige Suche nach Betten für die Neuaufnahmen zustande kommt. In der Erwachsenenmedizin haben wir es zudem oft mit Patienten zu tun, die wegen Besiedelung mit Problemkeimen isoliert werden müssen. Da es viel zu wenig Einzelzimmer gibt, führt dies praktisch täglich zu Umzugsaktionen, die die Schwestern noch zusätzlich belasten, und oft genug kann die erforderliche Einzel- oder Kohorten-Isolation gar nicht realisiert werden. Die Eindämmung multirestistender Keime durch konsequente Isolationsmaßnahmen bleibt somit ein Wunschtraum. Da bereits jetzt die Unterbringung (und ggf. Isolation) von Patienten kaum noch richtig klappt, ist es abzusehen, daß unser Gesundheitssystem hoffnungslos in die Knie gehen wird, wenn einmal eine größere infektiologische Herausforderung auf uns zukommen sollte (neue Grippe-Pandemie, Überschwappen einer Ebola-Infektion aus Afrika, …). Da wird kein Auge trocken bleiben!

Die schlechte Bezahlung der Krankenschwestern ist lediglich ein Grund für die Misere. Ein weiterer ist darin zu suchen, daß in den vergangenen Jahren die Krankenpflegeschulen fast nur noch Abiturienten angenommen haben – mit dem m.E. vorhersehbaren Resultat, daß ein erheblicher Teil der ausgebildeten Schwestern anschließend in Richtung Medizinstudium u.ä. entschwand. Ein erster Schritt, um solche Verluste zu begrenzen, wäre die Beschränkung(!) der Ausbildung auf Mittelschulabsolventen. Ein Teil der in Ihrem Artikel beschriebenen Misere beruht darauf, daß die Aufnahmekapazität einer Station neuerdings nicht mehr nach den vorhandenen Betten bemessen wird, sondern nach der Anzahl examinierter Pflegekräfte. Diese Pflegepersonaluntergrenzen (PpUG) sind kürzlich für Intensivstationen und einige wenige weitere Bereiche eingeführt worden und sollen Schritt für Schritt auf andere Bereiche ausgedehnt werden. Dies führt derzeit dazu, daß examinierte Krankenschwestern von noch nicht betroffenen Bereichen abgezogen und auf die Intensiv= stationen usw. versetzt werden, um die dort vorgeschriebenen PpUG einhalten zu können. Aus Gründen der Qualitätssicherung mag man die PpUG-Verordnung vielleicht gutheißen. Angesichts eines bereits jetzt bestehenden Pflegepersonalmangels führt deren Umsetzung allerdings dazu, daß auf den übrigen Stationen der Bestand an examinierten Pflegekräften noch weiter ausgedünnt wird – was der Qualität dort nicht gerade zuträglich sein dürfte. Oder es kommt im Gefolge solcher Personal= verschiebungen zu Stationsschließungen (so in dem Krhs, in dem ich arbeite.) Böse Zungen behaupten daher, die Einführung der PpUG just zu einem Zeitpunkt, wo bereits ein manifester Pflegepersonalmangel besteht, diene vor allem dazu, die sogenannte „Überkapazität an Krankenhausbetten“ mit der Brechstange abzubauen; die Qualitätssicherung sei nur ein Vorwand. Aber das sind natürlich böswillige Unterstellungen. Diejenigen, die in Deutschland eine Überkapazität an Krankenhausbetten sehen, argumentieren damit, daß viele im Krankenhaus erbrachte Leistungen auch ambulant durchführbar wären. Das ist im Prinzip zutreffend, aber graue Theorie. Aufgrund der zunehmenden Überalterung sind viele theoretisch ambulant durchführbare Leistungen in praxi bei einem alten, immobilen, multimorbiden oder dementen Patienten eben doch nur stationär realisierbar. Vor allem aber übersehen die Proponenten der These von der Überkapazität an Krankenhausbetten, daß der ambulante Sektor gar nicht so kann, wie er vielleicht möchte: auch dort werden die Kollegen durch eine Flut an bürokratischen Hemmnissen derartig belastet, daß sie oft bloß die einfache Grundversorgung realisieren können und auf komplexere Probleme mit dem Griff zur Kranken= hauseinweisung reagieren müssen. Schließlich argumentieren die Proponenten der Überkapazitäts-These mit Effizienzdaten. Richtig!

Unser Gesundheitssystem und speziell die Krankenhäuser arbeiten traurig ineffizient. Das ändert man aber nicht durch gewaltsamen Bettenabbau. Ein Grund für die Ineffizienz wurde kürzlich schon in der „Zeit“ thematisiert: der vorsintflutliche Informationsfluß zwischen den Gesundheitsversorgern. Hier scheitert die Lösung hierzulande an völlig überzogenen bzw. falsch akzentuierten Datenschutzbedenken. Gescheite EDV-Lösungen könnten aber auch innerhalb der Krankenhäuser erhebliche Effizienzreserven erschließen. Dieses Potential wird aber nicht genutzt: die Anbieter von Krankenhaus-Informationssystemen und die EDV-Abteilungen der Krankenhäuser haben alle Hände voll damit zu tun, die in immer dichterer Folge und immer kleinteiliger über uns hereinbrechenden Aktualisierungen von Abrechnungsmodalitäten, Dokumentationspflichten und sonstigen Regelungen EDV-technisch umzusetzen. Um die Nutzung der Krankenhaus-Informationssysteme zur Arbeitserleichterung (und damit: zur Effizienzsteigerung!) auszubauen, dafür bleiben dann nirgends Valenzen übrig. Es gibt im gegenwärtigen System auch überhaupt keine Anreize dafür. Ich könnte noch viel erzählen. – Dr. med. Christian Rudolph

 

Für die jetzige, durch Ressourcenmangel gezeichnete Krankenhausmisere gibt es keine „Schuldigen“, wohl aber Verantwortliche : die damalige rot-grüne Bundesregierung mit Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, die 2002-04 mittels des DRG -Fallpauschalengesetzes die deutschen Kliniken aus staatlicher Verant wortung entlassen und den Kräften des freien Marktes überlassen haben. Im Konsens mit der Krankenhausgesellschaft DKG und den Spitzenverbänden der Krankenkassen. Nachfolgende Bundesregierungen sahen angesichts des Kostenkontrollerfolges bis heute keinen Anlass zu einer Revision, die Ent- wicklung ging i.S. einer Einbahnstraße immer weiter in Richtung der heutigen Gesundheitswirtschaft, in der das Budget vor Patientenwohl rangiert. Politiker verschanzen sich hinter dem Wortlaut des § 12 SGB 5 : Wirtschaftlichkeitsgebot „Die Leistungen müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein.“ Artikel wie dieser helfen, den Veränderungsdruck auf die Gesundheitspolitik zu erhöhen. Vielen Dank ! – Prof.Dr.med.Ulrich Krause

 

Ich möchte Ihnen, Frau Jana Gioia Baurmann, für Ihr Protokoll zum Thema „Notfall Krankenhaus“ danken. Es lenkt das Augenmerk auf ein brennendes gesellschaftliches Problem, den sogenannten Pflegenotstand. Dieses lässt sich ohne Weiteres auf andere Fachbereiche übertragen und wird das deutsche Gesundheitssystem in den nächsten Jahren beschäftigen. Umso mehr verwundert es mich, dass sich in Ihrem Artikel ausschließlich Ärzte zu diesem Thema äußern (dürfen). Pflegekräfte stellen mit Abstand die größte Berufsgruppe in deutschen Krankenhäusern dar (nach Zahlen der Deutschen Krankenhausgesellschaft, https://www.dkgev.de/service/zahlen-fakten). Als Leser hätte ich erwartet, dass Sie als Journalistin an der Meinung von denjenigen interessiert sind, die tagtäglich die direkten, ausdrücklich beruflichen Auswirkungen des Pflegenotstandes tragen und kompensieren müssen. Pflegekräfte müssen für sich selbst sprechen können. Ein Protokoll mit einer Intensivpflegekraft, einer betroffenen Familie, einer Gesundheitsökonomin und einer Ärztin hätte das Problem aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. – Jonas Gund

 

Vor über dreißig Jahren entstand in der Uni-Klinik Düsseldorf bei Gustav-Adolf von Harnack die „Kinderstation“. Ein Buch, das zeigt, wie „normal“ die Kinder ihr Kranksein hinnehmen, zum andern, dass das Krankenhaus kein Ort des Schreckens ist, dass Kindern geholfen wird. „Reklame“ sozusagen.Der Grund für die Notsituation im Krankenhaus heute ist klar. Vor dreißig Jahren hatten kranke Kinder mehr Glück. – Ina Seeberg

 

Schon vor einiger Zeit habe ich mich zu einem anderen Artikel an sie gewandt. Damals ging es auch um ein Pflegethema und meine Frage war, warum sie über die Probleme der Pflege mit Ärzten reden? Im oben genannten Artikel ist es nun wieder so. Damals wies ich darauf hin, dass es nun zwei Pflegeberufekammern gibt (Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz), in Schleswig-Holstein bin ich auch Mitglied der Pflegeberufekammerversammlung, die als Ansprechpartner gerne angesprochen werden würden. Daneben gibt es den DBfK und andere Berufsverbände, die sich für die Interessen der Pflege einsetzen und mit Fachwissen bereitstehen können. Damals bekam ich die Antwort, dass die internen Strukturen es vorsahen, das bekannte Wege der Informationsbeschaffung genutzt werden sollten. Ich frage mich jetzt wieder: Warum wurde nicht die Stimme der Pflege gehört, um über das Problem zu berichten. Diese Frage soll kein Vorwurf sein, sondern ein ehrliches und auch selbstkritisches Interesse ausdrücken dafür, was schief läuft, dass Pflege nicht zu ihren eigenen Themen Stellung beziehen kann. – Thomas Jürs

 

Alle die sich zu Wort meldeten in diesen Artikel , bringen es auf den Punkt ! Ich habe von 1963 – 2007 in Münchner Kinderkliniken gearbeitet, davon 40 J. am Krankenbett in 3 Schichten wöchentlich. oder Tageswechsel. Familienfeindlich , für den überwiegend von Frauen besetzten Beruf. Ich möchte zu allem Gesagten folgendes einbringen, was den Pflegenotstand auch verursachte. Die Frauengeneration der Nachkriegsjahre ging in Rente. Die Not der Nachkriegsjahre hat krisensichere Arbeitsplätze gesucht. Wir haben das Ein- und Unterordnen als Erziehungsmuster erfahren. Wenig junge Leute , die eine gewisse Auffassungsgabe sprich Intelligenz mitbringen, sind un willig von anderen Berufsgruppen der Klinik eher wenig Wertschätzung zu erfahren Die Gruppe der Pflegenden ist die größte Berufsgruppe gewesen , ohne kompetente Pflege geht gar nichts. ,( außer dem Reinigungspersonal ) ist die Berufsgruppe die schlecht Bezahlteste und am wenigsten Geachtete .( Ausnahme ist die Tätigkeit auf den Intensivstationen )

Mit 40. J. Berufserfahrung, kann eine engagierte Pflegekraft mehr als gute Pflege. Eine gute Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen würde die Erfahrung einer Pflegekraft wert schätzen. Weit gefehlt. Nur wenige junge Assistentsärzte haben die Hilfestellung gerne angenommen ! Einige angehende Ärzte sind sich als Student im klinischen Praktikum schon bewußt, welche Stellung ein ärztlicher Mitarbeiter einnimmt. Ich habe in den 40 J. Tätigkeit bis zu meinem Abgang in die Rente Ignoranz und Arroganz von Seiten der Berufsgruppe ,die der Pflege in der Behandlungspflege weisungsbefugt ist miterlebt. Ich bin nicht verwundert, dass es den Kinderkliniken an Personal mangelt, evt. mangelt es unserer Gesellschaft an sozialdenkenden Menschen., die „dienen „ wollen ? “ Nehmen ist einfacher als Geben ! “ Angesichts der fehlenden Wertschätzung für diese Arbeit und der Unterbezahlung bleiben ausgebildete Pflegekräfte immer seltener bis zum Rentenalter in der klinischen Pflege tätig. Das ist nun das Dilemma , Hausgemacht ! – Chr. Zwickenpflug

 

Ich bin schockiert zu lesen wie weit die Missstände in der Pflege mittlerweile reichen, aber es überrascht mich nicht. Vor einigen Jahren habe ich ein 2-wöchiges Praktikum in einem Krankenhaus im Erzgebirge absolviert. Es war ein schulisch organisiertes Praktikum, ich war damals gerade 14 Jahre (9.Klasse) alt. Zwei Wochen lang habe ich den Alltag einer Pflegekraft miterlebt, zumindest soweit es nicht unter das JArbSchG gefallen ist. Aber selbst das ws ich dort gesehen habe war so prägend, das ich am ersten Tag als ich nach Hause gekommen bin, dacht das halte ich niemals 2 Wochen lang durch, wie schaffen das die Schwestern die das ihr Leben lang durchmachen. Klar am ersten Tag prasseln so viele Eindrücke auf einen ein, das man sagen kann: „ist doch klar das dur das gedacht hast“ aber ich war auch am Ende der 2 Wochen froh das es vorbei ist und ich das nie wieder machen muss. Die Schwestern und Pfleger sind den ganzen Tag von A nach B gerannt, teilweise war die Station völlig überfüllt. Die Patienten bekommen Frühstück verteilen für die Patienten, Visite mit den Oberärtzen, Patienten zu Untersuchungen bringen, von dort wieder abholen, Betten säubern usw. bis zum Mittagessen für die Patienten. Einige von ihnen konnten nicht selbstständig essen und müssen gefüttert werden. Eigentlich zu viele für das wenige Personal. Teils hatten das Pflegepersonal selbst keine Zeit eine Frühstücks- oder Mittagspause einzulegen und das bei einem 8h Schicht von früh um 6 Uhr bis nachmittags um 2 Uhr, wobei die meisten nicht vor um 3 aus dem Krankenhaus raus waren. Das in diesem Stress ein einfacher Satz wie „Guten Appetit!“ oder „Lassen Sie es sich schmecken.“ kaum einer Pflegekraft über die Lippen kommt, kann ich mittlerweile nachvollziehen, damals konnte ich es nicht. Ein Satz den man im Gehen aus dem Zimmer sagen kann, kostet keine Zeit, habe ich gedacht. Aber ich habe nicht weiter gedacht, viele von Ihnen hatten bereits den nächsten Punkt Ihrer schier Unendlich langen ToDo-Liste im Kopf und einfach nicht daran gedacht, das es eine kleine Freude für die Patienten ist einen guten Appetit zu wünschen. Einige der Patienten hatten mir gesagt, dass sie erfreut waren ein Guten Appetit gewünscht zu bekommen. Ich durfte damals lange nicht alle Arbeiten verrichten, die das Pflegepersonal machen muss. Ich durfte nur zur Hand gehen, aber selbst das waren manchmal so viele Kleinigkeiten, dass ich gar nicht wusste wo anfangen und wie einteilen. Mir viel es selbst am Ende der 2 Wochen schwer einen Satz wie „Guten Appetit“ fallen zu lassen, wenn ich wusste, dass ich selbst nur etwa 10min haben werde um ein paar Bissen meines Brötchens zunehmen bevor ein Patient gefüttert werden muss oder zu einer Untersuchung gebracht werden muss oder … oder … oder….. Ich habe immer eine Pause bekommen (wenigstens für 10min schließlich war ich erst 14 und alles andere hätte gegen das JArbSchG verstoßen), dennoch bei alldem was ich da gesehen habe, kann ich nachvollziehen, weshalb aus meiner (jungen) Generation kaum einer die Ausbildung zu Pflegekraft machen möchte. Abgesehen vom Gehalt, die Arbeitsverhältnisse sind eine Katastrophe. – Marie Dorn

 

Ich hätte diesen Beitrag eher in einer Boulevard – Zeitung (mit dem roten Quadrat und weißer Schrift) erwartet. Er ist reißerisch, polemisch, emotional, stellt die Selbstgefälligkeit des Autors in den Vordergrund und dokumentiert an vielen Stellen nicht die Realität. Kurz gesagt: Ihrer Zeitschrift nicht angemessen! Schon der erste Satz „Ich bin Arzt geworden, weil ich Leben retten wollte“, sollte nachdenklich machen. Ein Arzt, der behauptet aus diesem Grund diesen Beruf ergriffen zu haben, sollte seine Einstellung hinterfragen oder hinterfragen lassen. Herr Dr. Sasse stellt nur fest, gibt niemandem die Schuld und bei ihm in Hannover sei es auch nicht so.

Ich habe ca. 35 Jahre als studentische Nachtwache, als Medizinalassistent, als Assistenzarzt, als Oberarzt, Leitender Oberarzt und Chefarzt in Krankenhäusern mit mehr als 600 Betten im Bereich Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin usw. gearbeitet. Es ist mir nicht ein Fall in Erinnerung, dass Patienten wegen Personalmangels haben sterben müssen. Sicherlich gab es Engpässe, jedoch wurden diese mit organisatorischen Mitteln gelöst. Es kam vor, dass eine größere OP verschoben werden musste, weil kein Bett auf der Intensivstation verfügbar war. Sicher nicht gut für den Patienten, der nicht zu dem vereinbarten Zeitpunkt operiert werden konnte, jedoch haben diese Patienten dafür Verständnis gehabt, wenn wir ihnen erklärten, dass es um ihre Sicherheit ginge. Es bedarf eindeutiger Beweise, um eine so ungeheuerliche Behauptung aufzustellen, dass Kinder wegen Pflegepersonalmangels sterben würden. Diese bleibt Herr Dr. Sasse schuldig! Er behauptet weiterhin, dass die Gesellschaft beschlossen habe, dass das Gesundheitssystem zu teuer sei. Wie ist diese These mit der Tatsache zu vereinbaren, das jährlich mehr für diesen Bereich ausgegeben wird? Aus meiner Sicht gibt es hierfür mehrere vorrangige Gründe, die besonders auch durch Ärzte verursacht werden:

  • Kostensteigerungen durch den medizinischen Fortschritt (s. besonders die Onkologie)
  • die maßlose Preisgestaltung der Pharmaindustrie, besonders bei Innovationen
  • Reduktion der Normwerte (z.B. RR & BZ) und die damit verbundene notwendige angepasste Therapie
  • von Ärzten angeordnete sinnlose Diagnostik und Therapie (Knie- und Hüftprothesen, Herzkatheteruntersuchungen, Wirbel-säulenoperationen, Schulteroperationen, Knochendichte-messungen, Stoßwellentherapie usw.)
  • nicht indizierte Hospitalisierung bzw. zu lange Krankenhausaufenthalte im Vergleich zu europäischen Nachbarn
  • zu hohe Kosten durch immer noch zu viele Krankenhäuser, die teilweise den heutigen qualitativen Ansprüchen nicht gerecht werden.

Sollte der Hebel an diesen Punkten angesetzt werden, so bin ich davon überzeugt, dass in Deutschland auch weiterhin eine gute Medizin betrieben werden kann und auch potenzielle Kostensteigerungen durch Innovationen finanziert werden können.

Es wird immer Menschen geben, die „so wenig Zorn wie möglich“ in sich tragen wollen, die versuchen sich zu „entemotionalisieren“ um überleben zu können und die trotz aller Mahnungen und Selbstaufopferungen nicht erfolgreich sind. Es hat immer Ärzte gegeben, die mit dem „Leichentuch“ gewedelt haben. Verzweifelte und hilflose Aktionen, wenn Argumente fehlen. Diese Hiobsbotschaften hat es immer gegeben und es wird sie immer geben. Man sollte ihnen nur nicht das Podium geben, öffentlich unbewiesene Behauptungen aufzustellen. Dies verunsichert, macht zornig und wird vielen Menschen nicht gerecht, denen hier die Verantwortung zugeschoben wird (hier hält sich jedoch Herr Dr. Sasse vornehm zurück). Vorgesetzte und Medien sollten kritisch prüfen, ob so ein Text veröffentlicht werden sollte, die Verfasser sind wegen ihrer Frustration und ihrer Zermürbung möglicherweise hierzu nicht in der Lage. – Dr. Claus Clasen


 

Leserbriefe zu „Hier könnte Ihr Windrad stehen“ von Martin Machowecz

Mein ganz großes Lob für Ihren heutigen Artikel, in dem alles zu diesem Thema punktgenau gesagt wurde, so dass ich mir weitere Bemerkungen sparen kann. Ich selbst komme aus einem Dorf mit 1.000 Einwohnern, das ich allerdings schon vor mehr als 50 Jahren verlassen habe. Aus diesem Grunde habe ich Ihre Gedanken mit ganz besonderem Interesse aufgenommen. Zu gegebener Zeit werde ich entsprechenden Leuten bei Diskussionen Ihren Artikel zur gefälligen Kenntnisnahme um die Ohren hauen. – Werner Dau-Schmidt

 

Danke für diesen Artikel. Ich wohne im Kreis Paderborn, in dem über 750 Windräder stehen. Bei einer Gesamtzahl von etwa 30 000 heißt dies , dass jedes 40. Windrad der Republik im Kreis Paderborn steht. Die Landschaft sieht entsprechend aus. Glücklicherweise für mich, stehen nur 3 Windräder für mich sichtbar vor meinem Haus. Steht der Wind für mich – nicht für die Mühlen – ungünstig, höre ich das Geräusch der Schwungräder (Infraschall) bei mir im Haus. Teilweise klirren die Gläser im Schrank. Es stimmt, wir brauchen erneuerbare Energien, aber noch viel wichtiger wäre, dass wir anfangen würden nicht nur Strom zu sparen und nicht immer von allem mehr und alles besser, größer und schneller wollen. Vor allen Dingen sollten wir uns an unsere eigene Nase fassen, und nicht die veränderte Verhaltensweise von anderen erwarten. – Ute-Charlot Bergmann

 

Danke, daß Sie eine Lanze für uns Land-ser brechen! Man stelle sich nur einmal vor, im Frankfurter Zoo und im Palmengarten würden je 2 Windräder von der Größe des Messe- oder Fernsehturms errichtet. Die Silhouette, die Skyline von Frankfurt würde sich dadurch kaum verändern! Stattdessen aber „verschönern“, 60 km von dort entfernt, solche Monster die Höhen des Vogelsbergs! Manche Bergkuppe sieht inzwischen aus wie ein Igel mit überdimensionalen Stacheln! Von dort fließt der grüne Strom in die Metropole, das Wasser gleich hinterher! Derart vom platten Land alimentiert, läßt’s sich in der Stadt bequem grün leben – und wählen! Würde das Frankfurter S-Bahnnetz nordostwärts bis hin zu den Kleinstädten am Rand des Vogelsbergs ausgebaut werden: man könnte leicht auf das weitere Zubetonieren der Satellitenstädte für neuen Wohnraum verzichten! In unserem Dorf, das dann in der Nähe eines S-Bahnhofs läge, das – noch – eine Schule, einen Pfarrer und mich als Hausarzt im vorgerückten Rentenalter hat, gibt es leerstehende Häuser und Wohnungen, und der qm Baugrund kostet 40€ – dazu gratis saubere Luft, Vogelgezwitscher und Nachbarschaftshilfe! Doch so grün ist auch ein Grünenwähler nicht, daß er das heimelige Grau der Großstadt gegen das wilde Grün der Natur tauscht!?

Obwohl ich meine ersten Lebensjahre in einem kleinen ostthüringischen Dorf verbrachte, von dem aus ich mit wenigen Gleichaltrigen jeden Morgen, bei Wind und Wetter, 4 km durch den Wald in die Schule der nächsten Stadt laufen mußte/durfte (und mittags wieder zurück) und später in eine westdeutsche Großstadt umsiedeln mußte, bin ich nie ein „Dorfverächter“ geworden! Beruflich habe ich mich wieder für ein Dorf entschieden; kranke Menschen gibt’s schließlich überall! Rückblickend war das ein Fehler, denn von den Jungmedizinern will k(aum)einer mehr Landarzt werden! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Es ist immer gut, beide Seiten zu sehen. Es ist – das ist der springende Punkt – sogar notwendig. Denn so sehr der Beitrag dankenswerter Weise die Perspektive der (wenn auch etwas holzschnittartig pauschal als konservativ etikettierten) Landbewohner in den Fokus rückt, welche im politischen Diskurs vorgeblich ins Hintertreffen gerät, so sehr macht er es sich doch zu einfach und lässt sich zu Pauschalitäten hinreissen: „Je weiter man weg ist von einem Problem, desto kleiner sieht es aus.“ Zu kurz gesprungen, möchte man da einwenden. Denn demnach müssten hochemotionalisiert diskutierte Fragen wie diejenige der Einwanderung auf dem flachen Land keine Rolle spielen – sieht man doch, sagen wir, in der Lausitz deutlich weniger Migrantinnen und Migranten als in den Großstädten, wo das Phänomen weit vielschichtiger betrachtet wird. Und auch die vom Autor unterstellte „moralische Verächtlichmachung der Dorfbewohner durch die Stadtmenschen“ möchte man so nicht stehen lassen. Umgekehrt ließe sich doch dasselbe über eine solche der als „linksgrün versifft“ diffamierten Städter sagen, wie man es von weniger gut unterrichteten Provinzpolitikern (und -bewohnern) hört. Erst wenn beide Seiten zu Wort und beide Blickrichtungen ins Visier kommen, wird ein der Komplexität des Lebens gerecht werdender Schuh draus! – Rainer Schützeichel

 

Der Artikel ist so gut, dass er eigentlich in das Feuilleton gehört. Wie grüne Doppelmoral in Zynismus umschlagen kann, zeigt der Versuch, das „Containern“ zu legalisieren. Die, die schon gern mal ein paar Euro mehr ausgeben für nachhaltige, fair gehandelte Bio-Öko-Lebensmittel, würden dann selbstgerecht beschließen, dass sozial Schwache sich abgelaufene, chemisch behandelte und plastikverpackte Ware aus dem Müll fischen dürfen. Eine ethisch ernst gemeinte Haltung würde sich über diese Zustände empören, anstatt sie Normalität werden zu lassen. Man sieht ja an den „Tafeln“, wie schnell es selbstverständlich wird, dass sich Arme von Abfall anderer ernähren. Diese sozialen Unterschiede finden sich inzwischen in allen Lebensbereichen: Wohnen, Bildung, Gesundheit oder auch Kleidung. Der eine freut sich über ein billiges T-Shirt für fünf Euro, der andere trägt prinzipiell keine Textilien, die durch Kinderarbeit entstanden sein könnten, und Wollsachen nur von Schafen aus Weidehaltung… Und so weiter, und so weiter. Es gibt kein richtiges Leben im falschen. – Martina Winter

 

Besten Dank für Ihren nach meiner Ansicht ausgezeichneten, mich sehr beeindruckenden Beitrag. Es ist Ihnen nach meiner Einschätzung gelungen, den durchaus brisanten Inhalt sehr sachlich, konstruktiv, fair, an den Fakten orientiert darzulegen. Sollten Sie mir Ihre Email-Adresse mitteilen können, könnte ich noch einige Sätze für eine persönliche Stellungnahme nachfolgen lassen. – Wilfried Kunz

 

Ich bin ein EHEMALIGER. Aufgewachsen in einem kleinen Dorf in der Eifel flüchtete ich mit 19 in die Großstadt Köln. Weiter Stationen waren Alexandria (Ägypten) und Troisdorf bei Bonn. Seit 8 Jahren lebe ich in einem kleinen Dorf im Westerwald. Ich bin also kein radikaler Konvertit (guter Vergleich) sondern schätze sowohl das Dorfleben wie auch das reichhaltige Kulturangebot von Bonn und Köln. Außerordentlich beeindruckend finde ich die Selbstanalyse des städtischen Journalistentums in diesem Artikel. Die unsägliche Besserwisserei und Arroganz, die im TV zu sehen, im Radio zu hören und in vielen Artikeln zu lesen ist, gekoppelt mit einem fiktiven Erziehungsauftrag gegenüber der Landbevölkerung, ist derart abstoßend für mich, dass ich nur sehr selten Radio/TV – Nachrichten einschalte. Dass manche auf dem Land das Schimpfwort LÜGENPRESSE schätzen, ist durchaus logisch erklärbar. Wohin städtische Mittelschichtarroganz politisch führen kann, sieht man am Wahlerfolg von Donald Trump. Entscheidende Verantwortung liegt hier bei euch Journalisten! – Peter Wolf

In der jüngsten Ausgabe DIE ZEIT schreibt Herr Machowecz einen Beitrag : Hier könnte ein Windrad stehen. Ich habe selten einen so hervorragenden Artikel gelesen, der das Verhältnis Stadt – Land so exakt auf den Punkt bringt. Er ist sehr viel erhellender als so manche Soziologische oder politische Analyse. Wir sollten uns also nicht wundern, warum Brexitbefürworter, AFD Wähler, Le Pen Sympatisanten u.ä. in ländlichen Gegenden stärker vertreten sind. Ich danke sehr für den Artikel. (Ich selbst lebe in Göttingen, wo auch die Weltverbessserer reichlich vorhanden sind, die gar nicht erkennen wollen, dass z.B. die Pendler ein Auto brauchen. Stammen tu ich von einen 13-Seelen-Dorf! – Hans Bichler

 

Vielen Dank, Herr Machowecz, für die Bearbeitung der Stadt-Land-Problematik! Sie verdeutlicht die Entfremdung in unserer Gesellschaft und trägt zugleich Lösungsansätze in sich: Wir brauchen Aufmerksamkeit und Respekt für die gegensätzlichen Interessen und die Not, die sich dahinter verbirgt. Erforderlich sind Geduld, Wohlwollen und aufrichtiges Ringen um gute Lösungen. Alles weiche Faktoren, die sich nicht ohne weiteres messen und wiegen lassen, die nicht zwingend mit wirtschaftlichen Eigeninteressen vereinbar sind und nicht unbedingt kompatibel mit machtpolitischen Ambitionen! Aber darin liegen zu einem guten Teil Ursache und Lösung – unabhängig von politischer Couleur und Wohnort der Beteiligten. Es bleibt die gesellschaftliche und persönliche Herausforderung zu ermitteln, wo diese Werte verloren gegangen sind, sie zu pflegen und kommenden Generationen weiter zu geben – kurz, uns auf die tiefsten Grundlagen und Voraussetzungen einer vertrauenswürdigen Demokratie zu besinnen. – Johanne Schloen

 

Volltreffer und Bravo, Herr Machowecz. Ihr empathischer und provokant ehrlicher Beitrag hält uns den Spiegel vor und lässt eine äußerst vielfältige Gesellschaft erkennen. Diese wird nur dann nicht noch weiter auseinanderdriften und sich schlimmstenfalls zerfleischen, wenn wir mehr Toleranz für die Lebenswelt des anderen entwickeln, Vorurteile abbauen und uns besser kennenlernen. Den ersten Schritt sollten die tonangebenden Großstädter machen, denn ohne deren Anerkennung, dass es auch lebenswertes Leben außerhalb der Metropolen gibt und Einschnitte für den Klimaschutz kompensiert werden müssen, droht ein Teil der Menschen im Ländlichen der Demokratie verloren zu gehen. Die jüngsten Äußerungen des Alt-Bundespräsidenten Gauck gehen in dieselbe Richtung. Der Lackmustest dafür könnte die Gestaltung der Rückgabe von Erlösen aus künftigen Klimaschutzabgaben sein: Zweiteilung, höhere Rückgaben fürs Land wo die Infrastruktur klimafreundliches Verhalten erschwert, geringere für die Metropole wo es umgekehrt ist. Ansonsten nimmt der Zuzug in die Großstädte noch zu, verteuert das Wohnen dort weiter. Empfehlenswert kann für Großstädter vielmehr der Umzug in den ‚Speckgürtel‘ sein. Arbeit und Hochkultur bleiben per Bahn vom grünen Umland erreichbar, ohne dass sich junge Menschen zum Sklaven ihrer gemieteten oder gekauften Großstadtwohnung machen. – Stefan Goronczy

 

Eine hervorragende Reportage! Ich rege an, dass das Thema breiter behandelt werden sollte an relevanterer Stelle als im bunten „Z“. – Almut Sittel

 

Vielen Dank für Ihren Text, den ich uneingeschränkt teile. Ich wohne in Frankfurt am Main und versuche umweltfreundlich zu leben. Und dabei denke ich so oft: das geht nur, weil ich in einer Großstadt lebe. Beispiel Auto, das ich nicht besitze: der nächste Carsharingparkplatz ist 5 Minuten Fußweg entfernt, die nächste U-Bahn-Station 3 Minuten. Die U-Bahn fährt im Durchschnitt alle 10 Minuten, dort ist so gut wie immer Platz für mein Fahrrad. Ich arbeite im Schichtdienst und selbst nach dem Spätdienst gibt es eine S-Bahn, die mich nach Hause bringt. Und so weiter. Ich finde es positiv, dass bei den letzten Wahlen Klima- und Umweltschutz eine große Rolle gespielt haben. Es wäre jetzt aber ein großer Fehler, wenn die Politik nichts weiteres unternehmen und dabei zusehen würde, wie Stadt- und Dorfbewohner sich immer weiter auseinanderleben. Es wird viel über CO2-Steuer geredet und wenig über Infrastruktur, günstige (kostenlose?) Bustickets, Optimierung des Schienenverkehrs u.v.m.. Das sollte sich spätestens jetzt ändern. – Eleonora Chiappisi

 

Sollte sich ein Abo der ZEIT doch wieder lohnen? Kommen mehr Beiträge ins Blatt wie jener, von Martin Machowecz selbstkritisch geschriebene, kann man schon mal darüber nachdenken. Ich wünsche es der Redaktion. – Dr. Roland Bednarsch

 

Super, Herr Machwecz, endlich mal ein Pladoyer in dieser Sache. Habe selbst die Tour gelebt vom Dorf (Karow/Meckl.), Kreisstadt (Lübz), Bezirksstadt (Schwerin) und dann Erfurt und Berlin. Köpenick ist meine Heimat – also genau Land an der Stadt – Wasser, Wald, Natur, Kiez, Kleinstadt – natürlich weitgehend tourismusfern. Die Lebensferne vieler Städter ging mir schon immer auf den Zünder. Heutzutage so viel Gerede über Ökologie – und keine Ahnung vom Tier, vom Getreide, von unbehandelter Milch, von wildem Rettich oder gar Sauerampfer. Das gelte auch für Tierhaltung, Tierseele und Verantwortung für das Ganze rund um die Uhr. Für den Milchbauern, für den Kleinbauern, der seinen Boden pflegt und kennt und vieles vieles mehr. Die „revolutionären“ Kämpfer im Namen von „richtiger“ Moral gegen Jäger oder Schlachter triefen oft von Ignoranz gegenüber der Realität und ihrer Geschichte bzw.Tradition. Das Bauernlegen wegen der Industriealisierung von allem schafft altes Wissen und tiefere Kenntnis oft ab. Es ist grauenhaft, wie mit den Bauern, Fischern und auch privatwirtschaftlichem Handwerk und meinetwegen auch Mittelstand via Börse oder Politik seit Jahrzehneten umgegangen wird. Kreditwirtschaft, Lohn- und Preispolitik – Denken in Geld, am besten nur in Legislaturperioden und börsianischen Preiswetten auf noch zu Produzierendes zeigen deutlich, wer das Sagen hat.

Das Stadt-Land-Problem ist ein Kernproblem richtigen Lebens. Wie Stadt Leben abzieht, verwurstet, dominiert, kaputtmacht für „Kultur“, Spaß, Nachtleben, Versorgung rund um die Uhr ist seit dem Anbeginn großer Städte oft beschrieben worden. Und das alles sei ein menschlicher Naturprozess? In mir weigert sich Vieles, genau das zu glauben. Eigentlich wollte ich nur eine kurze Mail schreiben – und mich bedanken. Aber bei dem Thema (mehr davon!!) schreib ich mir Schaum vorm Mund. Nun ja. Da sollte per Brainstoarmin ne ganze Menge drin sein, um das Thema zu vertiefen. In den 80ern hat mich z.B. Rudolf Bahro beeinflusst mit seinem „Vom Krebs der großen Städte“. Jüngst war es Oswald Spengler (Jahre der Entscheidung“ von 1929/33). Einen kleinen Auszug, wenn recht ist:
Eine folgenschwere … Dummheit beginnt sich der Köpfe der Gebildeten…zu bemächtigen: „Der Arbeiter“ wird der eigentliche Mensch, das eigentliche Volk, der Sinn und das Ziel der Geschichte, der Politik, der öffentlichen Sorge. Dass alle Menschen arbeiten, dass vor allem andere mehr oder weniger wichtigere Arbeit keisten – der Erfinder, der Ingenieur (wie wird der gerade bei Siemens von den Pfennigfuchsern an die Wand gedrückt – Anm. M.K.), der Organisator, ist vergessen. Niemand wagt es mehr, den Rang, die Qualität einer Leistung als Maßstab ihres Wertes zu betonen. Nur die Stunden der gemessenen Zeit gilt noch als Arbeit. Und der „Arbeiter“ ist zugleich der Arme und Unglückliche, der Enterbte…, Ausgebeutete. Auf ihn allein werden die Worte Sorge und Not angewendet (siehe Martin Schulz Worte vom „hart arbeitenden“ Menschen – M.K.). Niemand denkt mehr an den Bauern wenigh fruchtbarer Landstriche, seine Mißernten, die Gefahren von Hagel und Frost, die Sorge um den Verkauf seiner Erzeugnisse, an das elende Leben armer Handwerker in Gebieten mit starker Industrie, an die Tragödien kleiner Kaufleute, Hochseefischer, Erfinder, Ärzte (auf dem Land! – M.K.), die in Angst und Gefahr um jeden Bissen täglichen Brotes ringen müssen und die zu Tausenden unbeachtet zugrunde gehen.
ebd. 207, S.110/11
Und wenn man diese Probleme global sieht, wird`s noch verschärfter, gerade angesichts alle Neonationalismen, die nur „ihr“ Volk im Schädel haben – ohne die Vernichtungen anderswo sehen zu wollen.
„Tear down the walls of Ignorance“ – Angela Merkel, 2019 – Mathias Kleinschmidt

 

Vielen Dank für diesen Artikel mit einer sträflich vernachlässigten Sicht auf unser Land, Herr Machowecz ! Sie lassen mich (Speckgürtelbewohnerin im Rhein-Main-Gebiet 🥺) sehr nachdenklich und auch ratlos zurück. Was ist zu tun ? Ich hoffe sehr, dass zahlreiche politische Entscheidungsträger -auch Vertreter*innen der von mir gerade gewählten Grünen- ihren Text lesen und sich vermehrt der Diskussion stellen. Die ZEIT sollte an dem Thema dran bleiben … passt sicher auch gut ins neue Ressort „Streit“. – Beate Lemmer

 

Ihr Artikel bringt einige sehr interessante Aspekte, aber bei manchen Argumenten folge ich Ihnen nicht. Das Ergebnis ist dieser eher laengliche Leserbrief (nur als Vorwarnung). Ihre Aussage „Je weiter man weg ist von einem Problem, desto kleiner sieht es aus“ beschreibt das Problem hervorragend. Aber in Teilen scheint er mir nur sehr einseitig auf die Probleme der „Provinz“ angewandt – vielleicht in Reaktion auf die entsprechende Anwendung durch Grossstaedterinnen. Zu meinen folgenden Anmerkungen ist zu sagen, dass ich in Landau in der Pfalz aufwuchs (ca. 47000 Einwohnerinnen), in Bonn studierte (damals ca. 250000), und danach in Heidelberg (160000), Baltimore (750000), Bamberg (77000) und Kiel (250000) lebte und arbeitete. Seit 2005 lebe ich in Muenchen. Aus eigener Erfahrung kenne ich also nur die alten Bundeslaender, aber nachdem Sie die Muenchner Situation zitieren, gehe ich davon aus, dass Sie Ihre Schlussfolgerung nicht fuer die neuen Bundeslaender ziehen.

Beim Wolf gebe ich Ihnen voellig recht – wenn erst die ersten Hunde oder Hauskatzen gerissen werden, wuerde sich die Stimmung in den Staedten schnell aendern. Ein Cafehausbesucher in Schwabing muss nicht das Ende des Braunkohlebergbaus oder ein Windrad vor seinem Cafe fuerchten. Aber auch die Wahrscheinlichkeit in Schwabing ein wenige Jahre altes Einfamilienhaus mit 150 qm Wohnflaeche und 1000qm Grund fuer ca. 300000 Euro zu finden (wie es mein Neffe in einem kleinen Ort am Rand des Pfaelzer Waldes tat) ist verschwindend gering. Statt dessen besteht die Chance sich die vorhandene Wohnung wegen der steigenden Mieten nicht mehr leisten zu koennen. Auch die Stadtluft hat nicht nur Vorteile. Die Leute auf dem Land fahren zum Arbeiten in die naechste Stadt und zum Shoppen in eine der Metropolen. Sie bemaengeln, dass diese Leute im Fall von Dieselfahrverboten nicht mehr mit dem Auto in die Innenstaedte fahren koennen. Schlagen Sie vor, dass die Menschen in den Innenstaedten sich mit der schlechten Luft abfinden, damit die Besucherinnen vom Land ungestoert zum Shoppen/Arbeiten fahren koennen, um danach wieder in ihre saubere Landluft zurueck zu kehren? M.W. betreffen Dieselfahrverbote vor allem die Grosstaedte, die im Regelfalle ueber Park&Ride Moeglichkeiten verfuegen. Und sollte beim Shoppen etwas zu Grosses oder Schweres anfallen, sind die Geschaefte normalerweise gerne bereit zu liefern. Darueberhinaus gibt es ja auch noch die oft beklagten Einkaufszentren auf der gruenen Wiese…

Sie erwaehnen, dass 70% der Deutschen in Gemeinden mit weniger als 100000 Einwohnerinnen wohnen. Ich fand aber in meiner persoenlichen Geschichte die Unterschiede zwischen Moerzheim bei Landau (<2000 Einwohnerinnen), wo meine Eltern hinzogen, und der Stadt Landau, wo ich vorher aufwuchs, viel groesser, als den Unterschied z.B. zwischen Landau (bzw. Bamberg) und Heidelberg, Bonn oder Kiel. Und ich glaube nicht, dass alle Menschen, die in Gemeinden mit weniger als 100000 Einwohnerinnen leben, sich mit den Menschen in der Doerfern enger verbunden fuehlen als mit jenen in den grossen Staedten. Man koennte die Linie also auch bei 20000 Einwohnerinnen ziehen, und damit ein Verhaeltnis 41% (kleine Gemeinden) zu 59% (groessere Gemeinden) erhalten. Mein Eindruck ist ausserdem, dass viele Bewohnerinnen der kleinen Orte um die grossen Staedte eigentlich Staedterinnen sind, die in den Staedten arbeiten und einkaufen, aber in ihrer Freizeit das grosse Haus/Grundstueck und die Ruhein den kleinen Gemeinden wollen. Dazu passt m.E. die Erwaehnung der Staus in Ihrem Artikel.

Vielleicht werden die Debatten in Deutschland von den grossen Staedten dominiert, aber Verguenstigungen wie die Pendlerpauschale oder der Eigenheimzuschuss nutzen den Bewohnerinnen der Grossstaedte eher nichts – die hoeheren Mieten, die sie zahlen, bleiben ihr Privatvergnuegen und ein Eigenheim koennen sie sich in den Grossstaedten eher nicht leisten. Wieso ziehen „alle“ in die Grossstaedte? Weil dort die Arbeitsplaetze sind? Wuerden 10% der Muenchner Einwohnerinnen ins Umland ziehen waeren die Strassen und der OePNV noch verstopfter. Mir ist nicht klar, wieso aus Ihrer Sicht die Provinzlerinnen, die in die Staedte pendeln, das kluegere Modell leben. Diejenigen, die in ihrem Ort eine Arbeit haben (also z.B. Baeuerinnen) tun das m.E. – die anderen belasten die Umwelt. Eine Loesung waere natuerlich die Arbeitsplaetze in die Provinz zu holen – aber dann wuerde dort die Landschaft verschwinden und die Hauspreise steigen. Zum Thema Kleinkariertheit kann ich nur sagen, dass sie mir ueberall in Deutschland begegnet ist – unabhaengig von Geschlecht, Religion, Wohnort und Bildungsstand. – Sabine Moehler

 

Ein sehr wahrer aber auch sehr trauriger Aritikel, sehr geehrter Herr Machowecz, Nur leider um etliche Jahre zu spät fürchte ich. Da Linke und Rechte auf Ihrem jeweiligen sektenhaften Deutungs- und Wahrheitsanspruch beharren, ist eine ernsthafte Diskussion über die verschiedensten Probleme in Deutschland schon seit geraumer Zeit nicht mehr möglich. Wenn dann noch zahlreiche Ihrer Kollegen einen unsäglichen, unerträglichen „Haltungsjournalismus“ an den Tag legen und damit die allgegenwärtige Diskursunfähigkeit verstärken , ist jeglicher Diskurs auf lange Zeit schier unmöglich. Eine Abkehr könnte nur in einer ersthaften Diskussion auf der Grundlage gegenseitigen Respekts, Achtung und Anerkenntnis von Meinungsvielfalt liegen. Dafür sehe ich momentan bei fortschreitender Polarisierung allerdings nirgends eine Chance. – Axel Jeske

 

Ihr Artikel hat mich geärgert weil er meines Erachtens die reinste Rechtfertigung für AfD Wähler ist und dafür gibt es einfach keine Rechtfertigung! Unsere Generation hat die letzten 40 Jahre die Umwelt im Übermaß strapaziert, das ist ja nun mal nicht nur meine Meinung sondern auch die nahezu aller Wissenschaftler. Es ist nicht 5 vor 12 sonder eher 12. Subjektiv nehme ich wahr, daß es bei uns, im beschaulichen Oberschwaben plötzlich Stürme in eine Intensität gibt, die ich von 30 Jahren so nicht erlebt habe, es gibt plötzlich Überschwemmungen, extrem heiße Sommer oder so wie diese Jahr unbeständige Sommer mit vielen Gewittern. Die Bauern haben Ernteausfälle. Was muss denn noch passieren?

Alle, gerade die Menschen auf dem Land nehmen das doch wahr. Wie kann man da reglmässige Urlaubsflüge nach Spanien oder Italien oder wohin auch immer rechtfertigen? Natürlich sind wir alle keine Heiligen aber jeder kann doch seinen Beitrag leisten, wir werden uns alle einschränken müssen. Das Dieselfahrverbot würde es nicht geben wenn die Bundesregierung schon lange auf hinweise reagiert hätte und gegen den Betrug der Autoindustrie eingeschritten währe. Wenn im Bundesverkehrsministerium ein Minister sitzen würde der den Bürgern wirklich helfen will währen die alten Diesel schon lange nachgerüstet. Die Umstellungen die wir brauchen werden teuer, noch teurer aber wird es wenn wir nichts tun. Und wer das bezahlen soll? Ich würde mal sagen, die die am meisten von der Zerstörung der Umwelt profitiert haben, ich denke das sind nicht die Menschen, die am Ende des Monats nicht wissen wie sie Ihre Rechnungen zahlen können. – Andreas Dill


 

Leserbriefe zum Titelthema „Jürgen Habermas zum 90. Geburtstag“

Als treuer Leser der ZEIT kann ich mich nicht erinnern, daß jemals einem lebendem Philosophen, Soziologen und umfassend argumentierendem Zeitdiagnostiker wie Jürgen Habermas eine solche Fülle geballter Würdigung illustrer Autoren aus der Wissenschaft und sogar der Politik zuteil geworden ist . Manchmal wird beklagt, daß das heutige Deutschland, anders als etwa Frankreich, nicht eine breite Szene öffentlich sich einbringender Intellektueller habe? Habermas widerlegt jedoch diese pauschale Einschätzung…und er ist ja auch keineswegs der einzige Top-Intellektueller , der hierzulande die öffentliche Meinung maßgeblich mitprägt. Jürgen Habermas ist ein herausragender Vertreter der zweiten Aufklärung. Während die erste Aufklärung noch in erster Linie am Individuum, dessen eigenem Erkenntnisvermögen und seinem Freiheitswillen sich festmachte, setzt die zweite Aufklärung mit einem sehr intimen Dialog zwischen Philosophie und Soziologie an den gesellschaftlichen Verhältnissen , national wie weltweit , an. Das Zentralthema der kommunikativ zu vermittelnden Vernunft kreist bei Habermas um die gesellschaftspolitische Verfassung der Spätmoderne und deren Bewußtseinszustand. Man kann sich vor der Denk-und Durchdringungskraft der Weltverhältnisse , wie Jürgen Habermas diese begreift, nur fast ehrfürchtig verbeugen. Nicht unähnlich der °Negativen Dialektik° bei Theodor W. Adorno , bleibt aber der Zukunftshorizont bei Habermas prinzipiell offen ,wenn auch die Rationalität des innergesellschaftlichen Diskurses den Hoffnungskeim in sich trägt, daß die rein instrumentelle Vernunft doch am Ende zu einer auch sittlichen Vernunft heranwächst. – Sigurd Schmidt

 

Ich wünschte, Habermas hätte den Beitrag von Gauck geschrieben. Leider ist Habermas ein Philosoph, der Zeit seines Lebens in letzter Konsequenz davor zurückgeschreckt ist, die dunklen Aspekte der ‚conditio humana‘ in seine Philosophie zu integrieren. Wie alle dezidiert linken Philosophen hat er sich nie von deren Grundirrtum befreien können, nämlich von der Auffassung, dass Konflikte aus (korrigierbarem) menschlichem Fehlverhalten, und nicht aus (sich stets reproduzierendem) Normalverhalten resultieren. Habermas bleibt für mich ein markanter Vertreter des Glaubens an die Erziehbarkeit der Welt durch gutes Wollen. Und ‚gut‘ ist auch bei ihm etwas anderes als ‚legitim‘. Herr Gauck beschreibt sehr schön, wohin es führt, wenn dies, ohne es stets aufs neue an den Interessen aller Menschen zu justieren, zur obersten Richtschnur politischen Handelns wird. Was mir in Habermas‘ Denkgebäude fehlt, ist eine Theorie des Handelns, wenn gar keine Kommunikation stattfindet, die den Konfliktparteien gleich nötig und wertvoll erscheint. Aber genau in diese Richtung geht die aktuelle Entwicklung in vielen Gegenden der Welt. Daran gemessen, sind Zeit und Geschichte bereits über seine Philosophie hinweggegangen.

Ohne sein Lebenswerk als gewiss bedeutender Philosoph insgesamt in Frage stellen zu wollen: Die Denkweise seiner Schule hat erheblich mit dazu beigetragen, dass die aktuelle europäische Politik im Angesicht einer Vielzahl neu oder wieder auflebender Konflikte, seien es zutiefst menschliche oder religiöse, seien es nationale oder geopolitische, kaum mehr als – theoretisch stringent begründeten – guten Willen, darüber hinaus jedoch nicht viel mehr als tiefe Ratlosigkeit anzubieten hat. – Matthias Wagner

 

Neun Seiten Habermas, das ist ja wohl etwas zu viel des Guten, bei allem Wohlwollen. Und warum wird nicht endlich einmal die oft geniale grafische Gestaltung der ZEiT gewürdigt? – Dr. Gerhard Schwinge

 

Hier meine eigene Erfahrung mit den Texten von Jürgen Habermas: Jürgen Habermas ist ein Paragon des akademisch-bürokratischen Jargons, für mich DER Paragon. Dauernd geht es um Kommunikation, doch es scheint als spreche niemand zu niemandem. Stattdessen verhandeln abstrakte Entitäten wie System, Funktion, Legitimation, Ideologie, Motivation untereinander über menschliche Angelegenheiten. Der Stil ist technisch, dennoch vage, unentschieden, emotionslos und repetitiv – eine Qual, zu lesen. Als Student dachte ich, das müsse so sein, ja, diese Lektüre sei eine Art Initiationsritual in höhere Sphären fortgeschrittener Intellektualität, und deshalb müsse sie etwas abstoßendes, ermüdendes und arrogantes haben. Wie konnte ich mich so täuschen! – Dr. Dietrich Klusmann

 

Niemandem in der Philosophiegeschichte ist es so gut gelungen menschliche Kommunikation so umfassend verständlich zu machen wie Jürgen Habermas. Jenes Handeln also, mit dem wir uns verständigen und schließlich auch koordinieren. Was ihm leider verborgen blieb ist, dass jenseits menschlicher Kommunikation auch andere Tiere, Pflanzen, Pilze und vor allem Mikroorganismen Zeichen verwenden um sich gemeinsam zu koordinieren und organisieren und zwar innerhalb und zwischen Zellen, Geweben, Organen und schließlich Organismen. – Dr. Günther Witzany

 

Sie nehmen den Mund reichlich voll. Bekannt unter den ausländischen Kollegen durchaus – mehr aber auch nicht. Ich weiß das! Als ehemaliger Weltreisender hat Jean-Paul Sartre einen viel größeres Echo ausgelöst. Ich könnte auch noch andere nennen, besonders aus den USA. Aber wenn die Betonung auf „lebend“ liegt, dann haben sie vielleicht eher recht. Meine Erfahrungen nach, wird Peter Sloderijk höher eingeschätzt. Michael Sandel aus USA würde ich auch aufführen wollen. Aber das ist nach meiner aktiven Zeit ein Thema gewesen. – Gunter Knauer

 

Die Welt befindet sich am Anfang ihrer vielleicht gewaltigsten Transformationsphase. Wir Menschen sind gefordert, die im Zeitalter der Aufklärung gewonnenen Erkenntnisse und Werte zu digitalisieren, wir brauchen neue Kompetenzen in allen Lebensbereichen. Und als wäre diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe nicht schon Herausforderung genug, müssen wir uns auch noch mit den „Begleiterscheinungen“ der fortschreitenden Globalisierung und eines zunehmend existenzbedrohenden Klimawandels (zumindest in manchen Zeitzonen der Erde ist natürlich schon später als fünf vor zwölf) auseinander- setzen. Für die damit einhergehende Aufklärung 4.0 also braucht es unbedingt höchst befähigte und progressive Vordenker. Einen wie den Ausnahmephilosophen Jürgen Habermas. – Matthias Bartsch

 

Ich stimme nicht mit Ihnen überein, dass Habermas der berühmteste lebende Philosoph ist. Wie sieht es aus mit:
Noam Chomsky
Alasdair Macintyre
Martha Nussbaum
Amartya Sen?
Ihr Artikel ist trotzdem niedlich. – Dipl. Ing. Hans Pfleiderer

 

Danke für die gelungene, facettenreiche Würdigung des Werkes und der Person Jürgen Habermas. In der Präzision und Genialität seines Denkens mag er der bedeutenste lebende Orientierungsgeber einer sozial- und geisteswissenschaftlich interessierten Elite sein, aber ein „Weltverbesserer“? Wäre eine solche heldenhaft anmutende Auszeichnung eines „Philosophen der Vernunft“ nicht wieder aller Vernunft? Und der Geehrte, möchte er so gesehen werden? Wie geht es ihm? Wie fühlt er sich, angesichts einer weltweiten, von einer geradezu emotionalen Sucht getragenen Begeisterung für Helden und starke Anführer, denen die Kategorien von Vernunft und Verstand nichtssagend sind, die sich Andersdenkenden nicht im Dialog stellen, sondern sie einsperren?

Menschen sind primär gefühlt in der Welt. Auch der emotionale Philosoph Habermas hat schon früh sein Denken emotional engagiert und mutig vertreten, und dennoch das „emotionale in-der-Welt-sein“ des Menschen aus seiner Philosophie ausgeklammert. Ein Zuviel der Vernunft? Nicht jeder findet zu allen Fragen Zugang. Der deutsche Philosoph Hermann Schmitz feierte letztes Jahr unbeachtet einer interessierten Öffentlichkeit seinen 90.Geburtstag. Seine Lebens-Leistung: eine eigene Philosophie, die der subjektiven Emotionalität eine zentrale Bedeutung zuweist. Wäre es nicht vernünftig, solche „genialen Typen“ würden miteinander reden? Lebendiger Dialog und „Die Zeit“ würde uns davon berichten? Ich weiß, dieser Wunsch ist von Gefühlen getragen……herzlichen Glückwunsch an Beide. – Jürgen Pilz

 

Ich habe mich sehr gefreut, als ich die neue Zeitausgabe mit der Ankündigung über einen größeren Artikel über Habermas bekommen habe. Ich wollte mich schon immer mal über diesen zeitgenössischen Philosophen informieren. Als langjähriger begeisteter Zeitleser und Fan Ihres Blattes muss ich Ihnen jedoch leider mitteilen, dass diese Artikel – aus meiner beschiedenen Sicht – nur für ein philosophisch gut geschultes Publikum geeignet sind. Ich verfüge über ein rudimentäres philosophisches Basiswissen von den vor sokratischen Philosophen bis zur Frankfurter Schule, eine universitäre Ausbildung und habe mir im Laufe meines Lebens drei verschiedene Berufe mehr oder weniger autodidaktisch angeeignet. Dennoch waren diese Artikel über Habermas beim ersten durchlesen leider zu 80% unverständlich. Nachdem ich mich einige Stunden mit Hilfe des Internets durch die ersten Artikel durchgebohrt habe, um wenigstens die groben Grundzüge zu verstehen, habe ich Ihre Zeitung zum ersten Mal so richtig entnervt zur Seite gelegt. Die Unverständlichkeit liegt aus meiner Sicht einerseits an den verwendeten Fachbegriffen, die man zwar schon mal irgendwo gehört hat, aber vermutlich nur einer sehr kleinen Bevölkerungsgruppe von der Bedeutung im Rahmen eines philosophischen Diskurses geläufig sind, andrerseits an nicht immer ganz einfachen Formulierungen. Für einen philosophisch gebildeten Leser mit Sicherheit ein hervorragender Überblick mit gutem Erkennungswert und Lustgefühl beim Lesen ( unser Gehirn schüttet ja Belohnungshormone aus, wenn ich als Experte einen Artikel über mein Fachgebiets ohne Mühe verstehe ), bei mir stellte sich nur das Gefühl ein, von dieser Diskussion bin ich hoffnungslos ausgeschlossen ( Freisetzung von Stresshormonen ). Ich befürchte, mit diesem Artikel erreicht die Zeit zumindest einen Teil Ihrer Leserschaft nicht, sehr schade, denn, und das ist das Wenige was ich verstanden habe und auch schon früher ahnte, dass Habermas einer der zeitgenössischen Philosophen mit großem Einfluss auf die Gesellschaft war und ist. Wäre es denn nicht möglich, einer solchen Artikelserie eine Seite ´Habermas für Anfänger‘ voranzustellen, im Tenor des Buches ´Kant für Anfänger´ , das mir zumindest eine Ahnung der Ideenwelt von Kant vermittelt hat. Ansonsten – Gratulation zu Qualität der Zeit, machen Sie bitte so weiter ! – Georg Frick

 

Das ganze Wochenende hat mich das Feuilleton der neuen ZEIT ins Freie begleitet, ins (oft nur trübe) Licht zwecks dem Vitamin D, das ganze Wochenende habe ich mich auf Gartenstühlen (divers) durch die i m m e r respektvollen, dem Jubilar teils widerstreitenden, teils zustimmenden oder eben beides: Hier ja, da eher nicht seine Sichtweise teilenden Geburtstagsgrüße einer internationalen Schar von Fachkollegen des Philosophen Jürgen Habermas, Philosophie- Professoren und Soziologen geackert. Geackert deshalb, weil ich mich mit der Fachsprache der Philosophen und Soziologen nie beschäftigt habe und Weil mir all die akademischen Begriffe, die in den Aufsätzen auftauchen, nicht geläufig sind. Aber: Einmal der Mühe des zwei- bis dreimal Lesens unterzogen, – heute sehe ich klarer. Sie müssen entschuldigen, aber: Da ich mit 20 Jahren nicht wollen sollte, was ich wollen wollte bzw. was ich glaubte, wollen zu dürfen (die Träume habe ich stillschweigend beerdigt) Habe ich erst eine Lehre gemacht. Sowas Praktisches eben. (Nochmal Punkt.) Und da ich dort damals, vor 50 Jahren, nicht nur mit den ersten Gastarbeitern in Kontakt kam, sondern auch mit Kollegen und Kolleginnen (von denen manche Freunde/Freundinnen wurden), die, man stelle sich vor, sowas Gab es auch – die nicht mal Abitur hatten… Kurz und gut (?): Damals habe ich mir ziemlich schnell das gymnasiale Gehabe und den unnötigen Gebrauch Von Fremdwörtern abgewöhnt. Der besseren Verständigung wegen. Im weitesten Sinne des Wortes. …Und bin nie mehr wirklich zurückgekehrt zur mir mittlerweile überflüssig erscheinenden Verkomplizierung Des zwischenmenschlichen Gesprächs durch Fremdwörter. Auch im später doch noch nachgeholten Studium wurde ich nicht warm mit so mancher sich affektiert Gebenden exzerpierenden Kommilitonin. Das Gezirpe, das Zirpen von Grillen und durch die Büsche tobenden flügge gewordenen Blaumeisen waren mir Näher und mehr wert. Und ich möchte nicht missen, das erlebt zu haben. So. Noch ist der blaue Himmel nicht ganz verdeckt von den weißen Wolkenbergen. Drum: Nochmal raus ins Licht. Nochmal besagtes Feuilleton mitgenommen. Nochmal studiert und nachgeschaut, wo da, zwischen all den Gedankengebirgen Natur und allgemein Menschliches sich versteckt. Es tut es nämlich. Sonst hätte ich aufgegeben. – Beate Schwärzler

 

Ja, das ist sie geworden: „Eine Würdigung aus aller Welt“. Ein wunderbares Geburtstagsgeschenk nicht nur für den Jubilar. Und eine großartige journalistische Leistung, eine solche Vielfalt von unterschiedlichen Sichtweisen und oft sehr persönlicher Erinnerungen hier versammelt zu haben. Die auch dann berühren, wenn Einwände benannt werden, welche die Titelbehauptung in Frage stellen: Natürlich wollte er (und alle, die so wie er oder ähnlich gedacht haben), die Welt verbessern. Aber ob ihm das gelungen ist, das bezweifelt sogar er selbst, wie entsprechenden „Zeugenaussagen“ zu entnehmen ist. Das entspricht nicht nur seiner intellektuellen Redlichkeit, sondern seinem bis heute wachen Blick auf die jeweils aktuelle Realität. Das erklärt zugleich die nahezu unbedingte Leidenschaft, dagegen anzukämpfen und die menschliche Vernunft mit Hilfe der Sprache zu verteidigen. Sogar mit der Bereitschaft, frühere Annahmen zu revidieren, um auch so seinen Glauben an diese Vernunft zu retten. Diesem Ziel dient wohl auch sein demnächst erscheinendes Riesenwerk, das den Siegeszug der Vernunft aus der Philosophiegeschichte (über 1700 Seiten) nachweisen soll. Eine solches Unterfangen und die dahinterstehende Leidenschaft ist bewundernswert und anrührend.

Bei der Frage allerdings, was und wer zu einer solch gewaltige Lebensleistung beigetragen hat, fällt auf, dass in der vorliegenden Würdigung jene Personen , die ihm am nächsten standen und stehen, weder erfragt oder gefragt noch gar gewürdigt werden. Dabei waren sie es doch, die ihm vorab das physische Leben, ganz sicher aber nicht nur damit auch das geistige ermöglicht haben: Allen voran – nach seiner Mutter, zu der wohl schon wegen seines Geburtsfehlers eine besondere Beziehung bestand – bis heute seine Frau, die in dem einleitenden und sonst so ausgewogenen ZEIT-Beitrag am Ende leider nur in der fast demütigenden Formulierung Erwähnung findet: „Das Ehepaar Habermas – demnächst seit 64 Jahren verheiratet – hat ein Faible für die abstrakte Kunst der Moderne …“ Ute Wesselhoeft muss eine starke Frau sein, wenn sie es so lange an der Seite eines leidenschaftlichen Weltverbesserers ausgehalten hat. In einer fast „klassisch“ anmutenden Ehe, die ihm seit ihrer frühen Heirat 1955 nicht allein „den Rücken freigehalten“ hat, wie es früher hieß, sondern zugleich eine wohl überaus kompetente Gesprächspartnerin war, schon seit den gemeinsamen Studientagen, er im 1., sie im 3. Semester (eines Studiums der Geschichte und Germanistik für das höhere Lehramt), Jahre vor der Heirat in finanziell weniger unsicheren Verhältnissen, die auch zu Kindern führen sollte. Es wurden bis 1967 drei, die sie wohl überwiegend allein großzog, weil er anderweitig beschäftigt war und erst bei Enkelkindern erkannt haben soll, was ihm bei den eigenen, die es alle in angesehene Berufe gebracht haben, entgangen war.

Hier könnte man der Versuchung erliegen, Eva Illouz zuzustimmen, die – soweit ich sehe – als einzige Habermas überwiegend ablehnt, weil er „der Rolle von Gefühlen … keine Rechnung“ trägt. Doch gibt es viele Hinweise darauf, dass es eher andersherum war und ist, er seinen Gefühlen in der Angst, von ihnen überwältigt zu werden, zuviel Rechnung trug und daher mit allen ihm zu Gebote stehenden Fähigkeiten und Kommunikationsmitteln die Freiheit der Vernunft verteidigte. Da wundert es einen gar nicht, wenn er in jenem frühen Beitrag für die FAZ vom 19.06.1952 als junger und bereits verliebter Mann schreibt: „Das Leben besteht eben nicht nur aus Orgasmen und Handlungen, die dieses vorbereiten.“ Gewiss zeigt er damit auch, wie klar er „bereits Vernunft und Verantworung im Blick hat“, so Alexander Cammann. Vor allem jedoch zeigt er mit solchen Formulierungen, dass er wusste, wovon er schrieb – von beidem nämlich, was das Leben ausmacht, weil er beides bereits mit einer geliebten Person erlebt hatte: das, was Luther „Erkennen“ (mit den Konnotationen von „kennen“ und „anerkennen“) genannt hat, ebenso wie seine „kommunikative Kompetenz“, die zu einem wunderbaren „Konsens“ führte, der drei Jahre später – ganz traditionell, wie damals üblich – mit dem „Bund fürs Leben“ besiegelt wurde, trotz aller damit verbundenen Gefahren. Einem Bund, der darüber hinaus und ganz unmodern bis heute gehalten hat. – Eckhard Heumann

 

Taugt ein Philosoph überhaupt zum (theoretischen) Weltverbesserer? Und wie und was soll er eigentlich an der Welt verbessern? Die Probleme dieser Welt, die werden von Tag zu Tag nicht kleiner, sondern ganz im Gegenteil. Das liegt aber nicht an der Welt selbst, das liegt nur beim Menschen, die auf dieser Welt „abhausen“, als gäbe es noch ein paar dieser Welten, in petto! Die Menschen, die vermehren sich ungebremst auf unserer Welt, aber unsere Welt, die will einfach nicht mitwachsen! Diese Welt ist nicht mehr zu verbessern, diese Welt wird eher, und das nur durch uns, ständig „verschlimmbessert“! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbriefe zu „Ein genialer Typ“ von Alexander Cammann

Der „geniale Typ“, Jürgen Habermas wurde von der Uni München abgelehnt, weil man offenbar erkannt hatte, welch ein Widersinn es ist, einen an der Zerschlagung der deutschen Universitäten im allgemeinen und am Hessischen Hochschulgesetz im besonderen maßgeblich beteiligten Neomarxisten mit der Erforschung der Wirklichkeit und der Lehre der Jugend zu beauftragen. Der „geniale Typ“ nahm ferner mit seinen theoretischen Schriften auf marxistischer Grundlage großen Einfluß auf die Studentenrevolte 1968 zur Zerstörung der deutschen Universität durch linksextreme Demokratisierung und Sozialisierung. Kurz, Ihr „genialer Typ“ war einer der Väter der Frankfurter Schule und ihrer zersetzenden Auswirkungen. – Ein/e Leser/in

 

Hervorragend, der Artikel von Herrn Alexander Cammann ! Vielleicht etwas zu umfangreich. Der weltbürgerliche Philosoph Jürgen Habermas glaubt an die Vernunft des Menschen und an die Widerstandskraft der Demokratie. Dieser Glaube ist vorbildlich und ein Weg zum Schutz der Freiheit/Demokratie. Aber die Praxis ? Zum Beispiel die deutschen Duchschnitts-KonsumentInnen haben seit etwa 1955 eine Art „Diktatur des Finanzkapitalismus“ erschaffen (auch Wortlaut von Stephane Hessel, Mitautor der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen, Buch EMPÖRT EUCH). Erschaffen wurde diese unsichtbare Diktatur mit maßloser/m (!) Überfluss/Luxus-Mobilität und -Konsum. Die Politik muss jetzt im Wesentlichen die Anforderungen der Wirtschaft erfüllen, sonst wird mit Arbeitsplatz-Abbau gedroht. Die Wirtschaft erfüllt und weckt die fragwürdigen Wünsche der KonsumentInnen.

Jetzt wird unfair auf die Politik geschimpft. Die Überfluss/Luxus-KonsumentInnen sind doch verantwortlich für die Folgen ihres egoistischen Lebensstils und hemmungslosen Konsums. Zum Beispiel nicht zwingend notwendige Klima/Gift-Gase, Umweltzerstörung, Ressourcen-Verschwendung und permanent wachsende Arm-Reich-Schere. Das Schlimmste ist das tägliche Überschreiten der Grenzen der Freiheit, weil dadurch die Freiheit zunehmend zerstört wird. Die Durchschnitts-KonsumentInnen brauchen doch nur dem kategorischen Imperativ von Kant zu folgen. – Aber z.B. Tourismus mit Verbennungsmotoren, Tiere essen und Mode sind doch wichtiger als ein Leben der Ur…Enkel in Würde. Das weltbürgerliche Fühlen, Denken und Handeln gemäß Habermas ist m.E. der einzige Weg zum Frieden. – Volker Freiesleben


 

Leserbriefe zu „»Denken ist eine irreduzibel freie Tätigkeit«“ von Richard J. Bernstein et al.

Zur Vollendung des neunzigsten Lebensjahres des Philosophen Jürgen Habermas findet sich in den verschiedenen Beiträgen unter anderem auch ein Zitat des dänischen Philosophen Søren Kierkegaard: „Das Individuum ist gerechtfertigt nicht durch originelles Tun, sondern wenn und weil es sich von einer ‚höheren Macht‘ geliebt weiß. Wenn es sich leidenschaftlich dem Glauben hingibt, ja seinen ‚Verstand verabschiedet‘ und weiß, dass sein in allem Tun ohnehin verfehltes ‚Selbstsein‘ unverfüglich geborgen ist.“ Zum Glauben braucht man sich allerdings ganz und gar nicht vom Verstand verabschieden. Beides gehört unbedingt zusammen, wenn Glauben faktisch begründetes Vertrauen heißt, wie er in der Bibel beschrieben wird.

Empirische Beobachtung, rationale Schlussfolgerung und auf Fakten basierendes Vertrauen lassen sich durchaus miteinander vereinbaren, wenn jedes dieser drei seine eigene Rolle ausfüllt. Zur Wahrheitsfindung ist es hilfreich, vorbehaltlos über gleichberechtigt zu behandelnde Erklärungsmodelle und deren Erklärungslücken zu diskutieren. Jedes Modell für sich betrachtet sollte das Recht bekommen, die vielfältige Wirklichkeit zu erklären. Für die Väter der modernen Naturwissenschaft wie Francis Bacon, Galileo Galilei, Isaac Newton, Robert Boyle, Johannes Kepler, Kelvin, Blaise Pascal, Maxwell, Michael Faraday, Gregor Mendel, Louis Pasteur und viele andere war es selbstverständlich: Gott hatte die Natur und ihre Beobachter geschaffen. Francis Bacon sagte, die Bibel sei das Buch des Wortes Gottes und die Natur sei das Buch der Werke Gottes. Inzwischen haben sich Welterklärungsmodelle herausgebildet, die dem Denken der naturwissenschaftlichen Pioniere widersprechen. Man könnte zum Beispiel dem Modell von einem Anfang durch einen rationalen Gott das Modell eines rein materiellen Ursprungs gegenüberstellen. Das Modell vom rationalen Anfang, wie ihn sich Bacon vorstellte, hat zum Beispiel naturwissenschaftliche Erklärungslücken beim entfernten Sonnenlicht und bei den Ergebnissen radiometrischer Messungen. Das materialistische Erklärungsmodell hat z.B. Schwierigkeiten, die historische Entwicklung der Sprachmorphologie vom Komplexen zum Einfachen, den Ursprung von völlig isolierten Sprachen wie dem Baskischen sowie ganz allgemein den Ursprung von Leben, Information des Lebens, Geist, Logik, Persönlichkeit, Gewissen, Moralgesetzen, Naturgesetzen, der mathematischen Beschreibbarkeit des Universums, seine Feineinstellung für kohlenstoffbasiertes Leben usw. zu erklären.

Beim Vergleich der Erklärungsmodelle wäre es notwendig, die praktische Relevanz für unser Leben zu betrachten. Dazu eine kleine Anekdote:
Vor etwa fünfunddreißig Jahren hat mir mein Ältester als kleiner Junge ungewollt zu denken gegeben, wie wichtig die Vollständigkeit von Kausalketten ist: Da ich außer Haus arbeitete und meine Frau sich zu Hause um die Familie kümmerte, kam er einmal auf eine nüchterne Idee, die etwa zu folgendem Gedankenaustausch führte: „Wenn der Vati stirbt, ist das nicht schlimm, aber wenn die Mutti stirbt, wer macht uns dann das Essen?“ Wir hatten ein gutes Verhältnis, aber er war wegen seines kranken Bruders oft mit Fragen der Krankheit und des Todes konfrontiert.

In diesem Fall hatte ihn seine natürlich begrenzte Beobachtung und Erfahrung zu der Annahme geführt, dass es bezüglich der Nahrungsbereitstellung für ihn keine notwendige und ausreichende Begründung für meine Existenz gebe. Um seinen Horizont auf diesem Gebiet zu erweitern, fragte ich ihn, was die Mutti denn benötige, um Essen zu machen. „Na, Gemüse, Kartoffeln, Fleisch“, war seine Antwort. „Und woher bekommt sie Gemüse, Kartoffeln und Fleisch?“ „Vom Aldi“, entgegnete er. „Und wie bekommt sie die Sachen da beim Aldi?“ „Sie legt sie in den Einkaufskorb.“ „Und darf sie die einfach so mitnehmen?“ „Nein, sie geht mit dem Korb zur Kasse.“ „Und was muss sie an der Kasse machen?“ „Sie gibt der Kassiererin Geld.“ „Dann darf sie die Sachen mitnehmen“, ergänzte ich. „Woher nimmt sie das Geld?“ „Aus dem Portemonnaie.“ „Und wie kommt das Geld ins Portemonnaie?“ „Sie kriegt es bei der Sparkasse.“ Warum geben die in der Sparkasse ihr das Geld?“ Soweit ich mich erinnere, musste ich dann etwas erklären: „Die Firma X schickt an die Sparkasse Geld, das für uns ist. Warum? Weil dein Vati für die Firma arbeitet. Und für seine Arbeit bezahlt die Firma ihm Geld.“ Aha, da kam dann doch noch der Vati ins Spiel. Also hatte er auch eine Existenzberechtigung. Weil mein Sohn zu Beginn des Gesprächs nur oberflächlich für ihn erkennbare Zusammenhänge zugelassen hatte, blieb ihn ein großer Teil der für ihn wesentlichen Wirklichkeit, die Funktion seines Vaters bei der Nahrungsbeschaffung, verborgen, und so deutete er die Wirklichkeit fehlerhaft.

Wir sehen die Wirklichkeit oft durch eine Brille, einen Filter. Manchmal hört man die Aussage, jemand sehe nur, was er sehen will. Es gibt unzählige Filter, durch die man die Wirklichkeit wahrnimmt. Man könnte sie aber zur Vereinfachung in zwei Arten einteilen:
a) Den materialistischen Filter, der angeblich nur experimentell untersuchbare Materie zulassen darf und für alles nur materielle Ursachen sucht und alle andere Erklärungen ablehnt und
b) Den umfassenden Filter mit rationaler Basis, der auch andere Ursachen zulässt und so ein vollständiges Bild der Wirklichkeit zulässt.

Mit einem rein materialistischen Filter, der nur auf dem experimentell Wahrnehmbaren beruht, erhält man kein komplettes Bild von der Wirklichkeit. Man muss zur Abrundung des Bildes immer wieder Annahmen über Dinge treffen, die nicht direkt wahrnehmbar oder experimentell überprüfbar sind und Erklärungen „aus anderen Filtern borgen“ (wie z.B. Multiversen, Dunkle Energie und Dunkle Materie). Hierzu gehören z.B. auch Annahmen, die der beliebig oft beobachteten Tatsache „omne vivum ex vivo“ widersprechen, und die Annahme der ungelenkten, blinden Entstehung, Höherentwicklung und Diversifizierung des Lebendigen, die den immer wieder beobachteten Grenzen der Anpassung und Variation widersprechen (die z.B. manchmal mit Grenzen von Tierfamilien verglichen werden können).

In der Wirklichkeit erleben wir viele essentielle Elemente, die wir gar nicht ursächlich erklären könnten und die gar nicht existieren dürften, wenn wir nur den materialistischen Filter zulassen: Menschenwürde und Menschenrechte, Leben, Geist, Bewusstsein, Identität, Zielorientierung, Denken, Sprache, Information, Gedächtnis, Vernunft, Kommunikation, Gewissen, Wahrheit und Wahrheitsliebe, Richtigkeit und Falschheit, Logik, die mathematische Beschreibbarkeit des Universums, die Naturgesetze, die Korrelation zwischen unseren Sinnen, unserem Gehirn und der Wirklichkeit, ethische Gesetze, Liebe, Freiheit, Hoffnung, Sinn, Einheit in der Vielfalt, Ästhetik und vieles mehr.

Und doch wissen wir, es gibt sie und sie sind auch unverzichtbar. Wenn wir ein möglichst komplettes Bild der Wirklichkeit bekommen wollen, können wir zu dem Filter (b) greifen, dem umfassenden Filter, der es nicht nur ermöglicht, dass wir alles grundsätzlich von Menschen Beobachtbare beobachten und rational einordnen können, sondern der auch einen rationalen Grund für die anderen nicht materiellen Elemente bietet, weil er es erlaubt, auch deren Existenz ausreichend und notwendig zu erklären und sie innerhalb unserer Grenzen möglichst mit objektiven und nachvollziehbaren Methoden systematisch zu beschreiben, zu untersuchen und einzuordnen. Ein lebendiges, geistiges, denkendes, sprechendes und mit uns kommunizierendes, vernünftiges, logisches, ethisches, schöpferisches, liebendes und uns persönlich und die ganze Welt und die ganze Menschheit erhaltendes, freies, für uns hoffendes, mitleidendes und sinntragendes, allmächtiges, allwissendes und allgegenwärtiges personenhaftes Wesen wäre eine adäquate, schlüssige Ursache für die naturwissenschaftlich wahrnehmbaren UND die naturwissenschaftlich nicht wahrnehmbaren Elemente unserer Wirklichkeit. Wenn dieses Wesen die Welt nach dem für ihn charakteristischen Eigenschaften und den Menschen als begrenztes, aber ihm ähnliches Wesen geschaffen hätte und u.a. in Form der Naturgesetze erhalten würde, wäre das eine notwendige und ausreichende Grundursache für ALLE beobachtbaren und erfahrbaren Elemente und eine notwendige und ausreichende Erklärung für die Tatsache, dass wir rational denken und Wissenschaft betreiben können.

Der Bestsellerautor Yuval Noah Harari nennt in seinem Buch „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“ eine weitere wichtige Prüfmethode, um feststellen zu können, ob ein Weltbild (eine Geschichte) real oder imaginär ist: „Wenn man irgendeine großartige Geschichte vor sich hat und wissen möchte, ob sie real oder imaginär ist, sollte eine der entscheidenden Fragen sein, ob der Held im Mittelpunkt der Geschichte leiden kann.“

Harari zitiert den großen polnischen Nationalpoeten Adam Mickiewicz, der Polen “den Christus der Nationen“ nennt, weil es so viel gelitten hat. Doch Harari stellt die Frage, ob eine Nation wirklich leiden könne, ob eine Nation Augen, Hände, Sinne, Zuneigungen und Leidenschaften haben könne. Ein Mensch könne leiden, aber Nation sei nur eine Metapher. – Jesus Christus hingegen, der zentrale Held der „Geschichte“ des Christentums, ist Mensch geworden, er hat gelitten, fürchterlich gelitten. Auf Grund seines eigenen Grundverständnisses vom Leiden müsste Harari seine atheistische Weltsicht überdenken. Der Held des atheistischen Weltbildes, die Materie, kann nicht leiden, also ist diese Geschichte imaginär. Der Held der christlichen Geschichte hat gelitten, also ist diese Geschichte“ sogar nach dem Kriterium Hararis real. – Gerhard Jahnke


 

Leserbriefe zu „Wenn es den Einheimischen zu bunt wird“ von Joachim Gauck

Es ist ein wahrer Genuss, von einem Mann, der das höchste deutsche Staatsamt bekleidet hatte, grundlegende und fundierte Analysen zu aktuellen politischen Strömungen zu lesen. Hier werden gesellschaftliche Erscheinungen beleuchtet, die jeder tagtäglich beobachten kann, wie z.B. Populismus und Liberalismus, deren Wechselwirkungen allerdings erst durch die überzeugende Untersuchung durch Joachim Gauck sichtbar werden. Alexander von Humboldts Erkenntnis für naturwissenschaftliche Zusammenhänge: „Alles hängt mit allem zusammen“ lässt sich durchaus auch im politischen Bereich anwenden.

Zudem ist es wohltuend, abseits von tagespolitischen Statements ideen- und zielloser Politiker, die von kurzfristigen Umfrageergebnissen und Wahlterminen getrieben sind, mit Sachverstand durchdachte strategische Beiträge zu finden. Ein bisschen erinnert mich der Artikel an den von mir sehr geschätzten Helmut Schmidt. – Hans-Joachim Fuhlbrügge

 

Nein! Nein! Nein! Ich bin es leid mit rücksichtslosen Monopolisten wie Bill Gates, Mark Zuckerberg et al. in einen „Globalisierungsgewinnertopf“ geworfen zu werden, nur weil ich nicht mit schwarz-rot-goldenem Klorollenhut auf dem Kopf rumlaufe und statt dessen auf zwischen- und überstaatliche Organisationen setze um weltweite Probleme zu lösen. Ich habe es satt, unter dem Stichwort „Neoliberalismus“ mit antisozialen Steuerflüchtlingen gleichgesetzt zu werden, nur weil ich eine offene, pluralistische, rechtsstaatliche Gesellschaft wünsche. Ich bin davon überzeugt, dass es möglich ist sowohl gegen einen neoliberalen Ausbeutungsglobalismus zu sein und trotzdem einem verantwortungsvollen liberalen, sozialen und ökologischen Internationalismus anzuhängen.

Als Altenpfleger bin ich vermutlich des Globalisierungsgewinnens unverdächtig. Ja, ich mache, so mein Konto dies erlaubt, alle zwei Jahre Urlaub; und – ich gestehe – ich mache diesen in Griechenland und nicht im Elbsandsteingebirge oder im „deutschen“ Südtirol. Wenn ich aber die Menschen um mich herum betrachte, dann dünke ich mich eher einer von vielen, eine Menge davon wohlhabender als ich, einige ärmer, aber alle zusammen bilden wir ein buntes Durcheinander der Mehrheit. Einer Mehrheit, die nicht in die Dichotomie rechter Demagogen und „Rechter-Mob-Versteher“ passt. Das Schwarz-Weiß-Schema dieser ist einfach falsch und gefährlich. Welches Sicherheitsrisiko gehen denn die „bodenständigen Sesshaften“ ein, wenn auch Homosexuellen die Möglichkeit zu heiraten, offensteht? Welche tatsächliche Beeinträchtigung erfahren sie? Sie verlieren einzig und allein die gesellschaftliche Erlaubnis auf andere runterzukucken, das staatliche Placet andere zu diskriminieren. Schon allein die Klassifizierung in „Any- und Somewheres“ ist griffig, plakativ, gut zu merken und komplett ohne Realitätsbezug. Auch „schnitzelvore Somewheres“ essen gelegentlich Bananen, derweil sich Grünkohl momentan world-wide zum In-Food entwickelt.

Niemand käme auf die Idee, die Wahninhalte eines Psychotikers ernst zu nehmen, nur um ihm selbst Wertschätzung zu signalisieren. Stattdessen wird der Versuch unternommen durch Therapie den verloren gegangenen Realitätsbezug wiederherzustellen. Warum also wird das von rechten Demagogen propagierte Diktum einer homogenen national(istisch)en Mehrheit von den „Rechter-Mob-Verstehern“ als gegeben akzeptiert, statt darauf hinzuweisen, dass jeder von uns in der einen oder anderen Hinsicht Teil einer Minderheit ist, dass das Ziel unserer Gesellschaft sein muss, die Interessen dieser Minderheiten gegeneinander abzuwägen, dass wir ein demokratisches Miteinander dieser Minderheiten benötigen und keine ochlokratische Diktatur einer vermeintlichen Mehrheit? Wenn dann die ach so unbeachteten „Wir sind das Volk“-bölkenden Pegidisten die Tribüne verlassen: Bitte schön!; wenn sie dagegen die „Spieler“ von der Tribüne aus attackieren: Dann gelten die im Rechtsstaat festgelegten Regeln – ggf. auch gegen den Widerstand Herrn Maaßens. – Hermann Thomsen

 

Ein Staat, der solche Repräsentanten und Verteidiger hat, braucht keine Feinde mehr! Wie in alten Zeiten sieht Gauck „Entwicklungen“ und „Tendenzen“ unabänderlichen physikalischen Gesetzen gleich, wie von Gott gegeben oder dem historischen Materialismus geschuldet. „Vorwärts immer, rückwärts nimmer!“ Dazu bemüht er weise Seher, die das alles schon lange im Voraus haben kommen sehen. Nein. Die Globalisierung ist profundes Menschenwerk. Sie ist die Folge aktiv betriebener langwieriger Änderungen in unseren Rechtssystemen, nicht allein dem deutschen. Die Gewinner sind nicht vom Schicksal geküsst sondern Begünstigte dieser Systemumstrukturierung. Cui bono? Die Verlierer sind nicht vom Schicksal vergessen sondern von den Akteuren, den aktiven Politikern. Cui malo? Während prekäre Demokraten wie Trump, Kaczyński, Gorban etc. diesen Missstand aktiv für sich nutzen, schauen die meisten europäischen Politiker wie Herr Gauck dem Ganzen passiv von außen zu als wären sie unbeteiligte Beobachter dieser „Entwicklungen“. – Klaus Debring

 

Er hat ja recht, der Herr Gauck: Populismus ist die Antwort auf den Erfolg des Liberalismus. Ob er es auch so meint, wie ich es verstehe? Für mich ist der Liberalismus die Denkrichtung, die dem Staat einen möglichst geringen Einfluss auf die Gesellschaft zuerkennen will. Und so redet er in seinem Text auch viel von Gesellschaft und Tendenzen und wirtschaftlichen Entwicklungen, aber der Staat als Regulativ kommt nicht vor. Es handelt sich bei diesem Liberalismus inzwischen eher um den Neoliberalismus, den manche Leute auch Raubtierkapitalismus nennen. Die Krise verdankt sich auch einem Rückzug des Sozialstaats in vielen Ländern, der sich von den Interessen der Wirtschaft hat vorführen lassen und in dieser Prioritätensetzung den Bedürfnissen der Bevölkerung nicht mehr gerecht werden konnte.

Beispiele in unserem Land:
einbrechende Schulsysteme,
Pflegenotstand
ein Wohnungsmarkt, der es den Spekulanten leicht macht, eine normale Wohnung zu einem Luxusgut umzugestalten, das sich viele nicht mehr leisten können,
Verödung ganzer Landstriche im Osten der Republik, die nicht durch eine Industriepolitik konterkariert wurde.

Für eine gerechtere Steuerpolitik zur Beschaffung der Mittel und gesetzliche Beschränkungen auf dem Wohnungsmarkt oder notwendige einschneidende Gesetze zugunsten des Klimas fehlt der Mut. Die Lobby sitzt schließlich im Bundestag. Und dagegen machen die Populisten nicht Front, sie suchen sich im Gegenteil einen anderen Büttel: den Flüchtling. Gauck redet von dem Gefühl der Entwurzelung der Einheimischen. Waren die Geflüchteten nicht auch Einheimische irgendwo, bevor sie durch Krieg und Not entwurzelt wurden? Alle die beschriebenen Verwerfungen sind menschengemacht und bedürfen menschlicher Anstrengungen, davon steht nichts im Artikel. Was für eine Funktion hat dieser Text, wenn man bedenkt, dass ein früherer Bundespräsident mit dem ganzen Gewicht seines Ansehens in den Tagen vor der Wahl in Brandenburg ein indirektes Verständnis für die Populisten veröffentlicht? Wer profitiert davon? Hat das Wort ‚Erfolg‘ nicht eine positive Konnotation? Verdienen die Populisten der AFD eine positive Konnotation? – Elke Neukirch

 

Herr Gauck kritisiert in seinem Text „das Bestreben, auch noch kleinen und kleinsten Gruppen Anerkennung zukommen zu lassen und ihnen Teilnahe zu ermöglichen“. Dies aber ist der Anspruch des Grundgesetzes. Denn Menschen- und Grundrechte gelten für jedes Individuum unabhängig von Gruppenzuschreibungen oder der Größe von Gruppen. Die negativen Folgen der Globalisierung müssen politisch gestaltet werden. Sie entschuldigen keine Abwertung anderer Personen. Den Liberalismus für den Populismus allein verantwortlich zu machen, ist eine sehr verkürzte Sichtweise. Darum Minderheiten ihre Gleichberechtigung zu verweigern, ist gefährlich und nicht mit den Grundrechten vereinbar. Dass die „Liberalen“ und „die da oben“ den „Einheimischen“ nicht zuhören und sie ignorieren würden, ist ein Mantra der Populisten, die Rede von den „Globalisten“ ein Begriff der extremen Rechten. Diese Rede verkennt all die Bürgerdialoge und anderen Angebote und Versuche von Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft, mit unterschiedlichen Menschen ins Gespräch zu kommen. Wer „unter seinesgleichen“ bleiben möchte und seine Heimat schon durch die Wahrnehmung der Diversität des Menschen bedroht sieht, kann sich genauso wie alle anderen in die Gestaltung des Zusammenlebens einbringen – oder es bleiben lassen. Niemandes Religion wird bedroht, niemandes Sexualität in Frage gestellt, niemandes Familie zerstört, wenn andere anders leben als die Mehrheitsgesellschaft. Toleranz und letztlich auch Akzeptanz anderer Lebensweisen sind von allen zu erwarten, auch von „Somewheres“. – Christine Böckmann

 

Ich gehöre zur Hälfte zu den multikulturalistischen, liberalen Weltbürgern und zur traditionellen Mittelschicht. Trotzdem begrüße ich voll uns ganz die Ausführungen von Gauck. Leider schlägt sich die Politik und auch der Journalismus, wie er von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, ganz auf die Seite der absoluten Liberalität und der Totaltoleranz. Ein Beispiel: Bei Fernsehübertragungen mit Publikum werden vorrangig Knutschereien von homosexuellen Paaren gezeigt. Das ist aber nur eine kleine Minderheit. Besser wäre Toleranz ohne diese perverse Zurschaustellung. – Ingomar Pritsch

 

Gauck schreibt richtig, Demokratie lebe von der Verständigung und der Toleranz unter Verschiedenen. Er schreibt auch ganz richtig, dass jeder Mensch zur Entspannung und Sicherheit einen Ort unter „Seinesgleichen“ braucht. Den gibt es für jeden(!) nur in einer pluralen Gesellschaft, wo z. B. auch der „sesshafte“ Schwule, der konservative Einwanderer und sogar der Weltbürger sein Milieu und damit seine Heimat findet. Das kann aber nur in Gegenseitigkeit funktionieren. Daher argumentiert Gauck inkonsistent, wenn er für Toleranz gegenüber die Forderung nach Konformität plädiert. Denjenigen, denen es „zu bunt“ wird, kann man bei allem Verständnis nur deutlich machen, dass auch sie – wie alle anderen – zu ihrem Recht kommen, so zu leben, wie sie möchten. Sie können aber nicht beanspruchen, dass alle anderen so leben wie sie selbst. Nicht Verschiedenheit an sich, sondern Konformitätsdruck führt erfahrungsgemäß zu Gewalt. Demokratie funktioniert nur dann friedlich, wenn alle deren „Buntheit“ aushalten. – Dorothea Schmidt

 

So what? Pastor, (Ex-)Präsident – ja, diese Rolle nahm und nimmt jener auch in seinem Beitrag ein, der aktuell die gesellschaftlichen Verhältnisse beschreibt, ohne dabei jemandem weh zu tun. Das, was Gauck wiederkäut, ist eine nette Zusammenfassung dessen, was Wissenschaft und Journalismus in den letzten Jahrzehnten als Befund unserer Klassengesellschaft zusammengeschrieben haben. Er scheint damit eine neutrale Position einnehmen zu wollen. Aber die gibt es nicht! Wenn er schreibt, die „Progressiven haben den Kontakt zu Mehrheiten verloren“, so verkennt er die Rolle derjenigen, die die Gesellschaft im Sinne der Emanzipation des Menschen vorantreiben wollen. Wer das will, hat niemals den Anspruch – es sei denn um den Preis des Populismus -, Kontakt im Sinne von Bejahung seiner oder ihrer Positionen durch die Mehrheit haben zu wollen. Nicht von der Mitte, sondern immer nur von den Rändern der Gesellschaft lässt sich das erkennen, was nach Veränderung schreit. Folglich kann auch nur von dort der Weckruf kommen. Der aber sollte nicht als Bedrohung, sondern als Chance gesehen werden. Insofern ist das, was Gauck schreibt, bestenfalls Selbstbeweihräucherung und in der Konsequenz dazu geeignet, jenen, die um den Bestand und den Fortschritt dessen, was emanzipatorische Herausforderung bedeutet, die Spitze ihres Engagements zu nehmen. Sollte Herr Gauck dagegen – wie ich annehme – ebenfalls davon ausgehen, dass wir von dem, was wir unter Emanzipation verstehen, noch weit entfernt sind, sollte man ihn fragen: Auf welcher Seite stehst du? – Joachim Geffers


 

Leserbriefe zu „Eine Hochzeit“ von GRN

33 Verwarnungen, fünf Bußgeldverfahren und Protzkarren, ist das der Maßstab dafür, es in Deutschland zu etwas gebracht zu haben? Ich hoffe dieser Beitrag ist nicht ernst gemeint. – Manuel Gotthardt

 

Den abschließenden Satz: „Dies ist ein Beispiel dafür, dass Einwanderer es in diesem Land zu etwas bringen können“ halte ich für zynisch, um nicht zu sagen schlechten Journalismus vor dem Hintergrund der überregionalen Pressemitteilungen über die stattgefundenen notwendigen Polizeimaßnahmen gegen Clan`s und ihre Mitglieder. – D. Dost

 

Was wollen Sie berichten? Hochzeit mit Autoposern? Hochzeit kurdischer Clans? Schiere Größe einer Hochzeitsgesellschaft? Aufzählung von Verkehrsvergehen? Der Nachsatz „Dies ist ein Beispiel dafür, dass Einwanderer es in diesem Land zu etwas bringen können.“ hat mich irritiert. – Götz Diers

 

Mir ist aufgefallen,dass GLINDE falsch eingeordnet ist.Es ist in Glinde/Stormarn passiert. – Spelsberg

 

Was Deutschland ausmacht, ist die Vielfalt. Durchaus vorstellbar ist ebenfalls, dass man hier Luxusautos tageweise mieten kann, manchmal auch von Verwandten und/oder Bekannten ausleihen kann. Wenn die Rede von hochgerüsteten Limousinen ist, stellen sich mir diverse Fragen, die bei mir auf jeden Fall Bedenken auslösen. Auch hier besteht eine Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten, die von manchen Einwanderern zu unguten Zwecken genutzt werden. – Ute Freitas

 

Erstaunlich, wie über das Land verteilt vielerorts fast gleichzeitig Einwandererwohlstand zutage tritt. Eine tolle Geste der Korsoteilnehmer auch gegenüber Firmen westlicher Nobelkarossen, landesweit ihre Produkte medienwirksam der Öffentlichkeit zu präsentieren. Für eine bewusste Wahrnehmung ist nun einmal ein entschleunigtes Fahrverhalten, gerade auf Autobahnen, umso wichtiger. Und beim um den Block „korsen“ verbinden die Teilnehmer geschickt den „Knalleffekt“ mit zusätzlicher Aufmerksamkeit. Die Polizei sollte in solchen Fällen doch etwas mehr Fingerspitzengefühl zeigen und den besonderen Ritualen anderer Kulturkreise trotz landeseigener Spielregeln (Gesetze) – für ein noch besseres Miteinander – mit mehr Toleranz begegnen. Schade nur ist die fehlende Recherche zur Zusammensetzung der Hochzeitsgäste. Vielleicht hätte das Ergebnis neben dem sichtbaren wirtschaftlichen Erfolg auch ein Beispiel für erfolgreiche Integration in der hiesigen Bevölkerung zutage gefördert. Oder habe ich da jetzt etwas falsch verstanden? – Wolfgang Becker-Hummler

 

In aller Regel empfinde ich die Beiträge unter PROMINENT IGNORIERT amüsant. Sollte das auch die Intention des Autors oder der Autorin des Beitrags der vergangenen Ausgabe gewesen sein, so wurde diese meines Erachtens massiv verfehlt. Zu sehr stört mich der unangemessene Sarkasmus in der Schlussfolgerung, dass man es als eingewanderte Person zu etwas gebracht habe, wenn man mit 600 Gästen Hochzeit feiert, von denen einige teure Autos fahren. Oder soll es gar so zu verstehen sein, dass Gäste einer kurdischen Hochzeit nur Migranten und Migrantinnen seien und Einwanderer es in Deutschland demzufolge zu etwas gebracht haben, wenn ihnen von der Polizei Verwarnungen und Bußgeldverfahren ausgesprochen werden? In jedem Fall ärgere ich mich über das Niveau! – Dr. Nanine Lilla

 

Auf der ersten Seite wird der kurdische Hochzeitskorso mit 33 Luxuslimousinen und 600 Gästen als Beispiel angeführt, daß es Einwanderer in unserem Land zu etwas bringen können. Entweder ist diese Aussage eine versteckte Ironie, was ich nicht glaube, oder aber an Naivität nicht mehr zu überbieten, denn es handelte sich bekanntlich um eine sogenannte Clan-Hochzeit mit teilweise dubiosen Besitzverhältnissen bei den PKW’s und unergründlichen Einnahmequellen und damit völlig ungeeignet, um darüber Witze zu machen, denn bezahlt haben das vermutlich völlig Unbeteiligte. – Egbert Stecher


 

Leserbriefe zu „Was ist Liberalismus, Herr Lindner?“ von Jochen Bittner und Tina Hildebrandt

…ismen sind Ideologien. Leider auch der ~ des Herrn Lindner. Er behauptet, seine Partei sei an Inhalten orientiert. Leider konnte ich seinen Antworten keinen einzigen konkreten realistischen Lösungsansatz für eines der angesprochenen Probleme erkennen. Nicht bei Firmenbeteiigungen des Staates, nicht beim Vermögensaufbau der wirklich Armen, nicht beim CO2. Ideologien helfen nicht beim Lösen von Problemen, sie schaffen nur zusätzliche und verhindern Lösungen. – Fritjof Möckel

 

Soweit mir bekannt, zahlt man auf Dividenden 25% Abgeltungssteuer und nicht 48,34% wie Her Lindner behauptet. Doch seis drum, die halbe Milliarde sind ja wohl schon netto (Ausschüttung von je …). Deutlicher wäre die Ungleichheit, die aus den Zahlen spricht folgendermaßen ausgedrückt: von diesen Beträgen könnten je 10.000 Haushalte ein Jahr lang gut leben! Oder ca. 2.000 Haushalte könnten sich locker bezahlbaren Wohnraum leisten, und die Häuser/Wohnungen wären bereits bezahlt – keine Schuldenfalle. Was macht ein einzelner Erbe mit dieser Summe? Kann man doch gar nicht ausgeben. Das Verhältnis stimmt nicht. Ein Mehr von 500 – 1000 fach wäre immer noch äußerst reichlich! – Stefan Conradi

 

Es ist unsachlich, den Facharbeiterlohn bei BMW mit dem Einkommen der Inhaber des Unternehmens zu vergleichen. Passend ist, die Bezahlung des Fachbeiters dem Gehalt seines obersten Chefs, dem BMW-Vorstandsvorsitzenden, gegenüberzustellen. Beide sind Angestellte desselben Unternehmens. Die Diskrepanz beim Entgelt für beider Arbeit ist übel genug. – Ralf Peter Wormsbächer

 

Ein interessantes Interview. Herr Lindner argumentiert mit dem Eigentumserhalt gegen eine erhöhte Erbschaftssteuer – mich überzeugt das nicht. Der Eigentumserhalt spricht gegen eine Vermögenssteuer. Im Erbfall wird den Eigentümern nichts genommen solange sie leben; die Erben werden erst Eigentümer. Lindner befürwortet, dass Risikobereitschaft, Fleiss und Können belohnt werden, aber der Erbfall setzt nichts davon voraus. Das Erben eines Unternehmens stellt die neuen Unternehmer auch unfaierweise so viel besser als Gründer, die ein Unternehmen erst aufbauen wollen. Wo jene hohe Zinsen auf Risikokapital aufbringen müssen, ist es den Erben schon zuzumuten, einige Jahre die Steuerlast einer Erbschaft abzuzahlen.

Zum Klimaschutz durch CO2-Reduktion schlägt Lindner vor, auf technische Innovationen zu setzen – das hätte man wohl so machen können, wenn man vor 25 Jahren damit begonnen hätte. Jetzt ist es aber Ernst, der CO2-Ausstoss muss schnell runter. Wird er nicht gedeckelt, kann zunehmende Effizienz durch mehr oder größere Geräte bzw. Mehrverbrauch wieder aufgefressen werden, wie es bei PKWs, häuslichen Stromverbrauchern, auch Wohnraum der Fall war. Und ein Verbrauchslimit dürfte Innovationen ebenso beflügeln. – Dr. Gunda Matschonat

 

Könnten Sie mir bitte erläutern, wie Herr Lindner auf den Wert von 48,34% für die Gesamtsteuerbelastung der Dividenen für die Familie Quandt kommt. Dieser Wert weicht deutlich von dem mir bekannten Wert für Kapitaterträge ab: 25% + Soli (+ ggf. Kirchensteuer) also in jedem Fall weniger als 30%. Werden Dividenden denn höher besteuert als andere Kapitalerträge? Das wäre mir neu.
Übrigens: Für Einkommen aus („echter“) Arbeit beträgt der Spitzensteuersatz 42% + Soli (+ ggf. Kirchensteuer), also mind. 44,31%. Mit Kirchensteuer kommt man dann auf ca. 48,3%, also ziemlich genau der Werit, von den Herr Lindner annimmt, dass er auf Dividenen fällig wäre. Vielleicht hat er da ja auch etwas verwechselt. In diesem Fall wäre dann meine Reaktion: Ein Schelm, wer … – Daniel Hartmann

 

In ihrem Gespräch mit Christian Lindner lassen Tina Hildebrandt und Jochen Bittner die Behauptung des FDP-Vorsitzenden unwidersprochen, die Quandt-Erben hätten auf ihre Dividendeneinkünfte 48,34 v.H. Steuer zu zahlen. Dies wäre zwar wünschenswert, auch wenn es die eigentlich diskutierten krassen Einkommensunterschiede nicht wirklich korrigieren würde, entspricht aber nicht geltendem Steuerrecht. Auf Dividendeneinkünfte sind lediglich 25 v.H. Abgeltungssteuer zuzüglich Soli und ggf. Kirchensteuerzuschlag zu zahlen. Das sind insgesamt maximal 28,875 v.H., deutlich weniger als behauptet und als die meisten der angesprochenen Facharbeiter nach Einkommensteuertarif auf ihre Lohneinkünfte zu zahlen haben. Dies richtig zu stellen wäre m.E. journalistische Pflicht gewesen, weil vielen Lesern die Feinheiten des Steuerrechts kaum bewußt sein dürften und weil man diese fake news dem Vorsitzenden einer BT-Fraktion nicht durchgehen lassen sollte. – Dieter Bütefisch

 

Wenn man sich die Ausführungen des Herrn Lindner zum Klimawandel zu Gemüte führt, fühlt man sich unweigerlich an die späteren Harry Potter Bände erinnert. Erwachsene an den zentralen Machtpositionen, allen voran das Ministerium, versuchen mit allen Mitteln, sich weiter vor der Erkenntnis zu schützen, dass das Böse längst da ist und unweigerlich zuschlagen wird. Alle Hinweise werden ignoriert, weggeredet, Warnende diffamiert und systematisch behindert. Ironischerweise sind es auch in der Fiktion vor allem tapfere Schüler und ihre Mitstreiter die dafür sorgen müssen, dass sich letztlich auch die beharrlichsten Leugner eingstehen müssen was ihr Unterbewusstsein eigentlich doch schon längst verstanden hat: Der Feind kommt ohne Gnade. Happy end in der Realität mehr als fraglich. – Lutz Dettmer

 

In der Antwort auf die Frage der ZEIT: Kann es nicht auch zu viel Ungleichheit in einer Gesellschaft geben und dem konkreten Beispiel der Dividenden-Ausschüttung an die Quandt Erben von je einer halben Milliarde Euro, meint Christian Lindner: „Die Quandts zahlen übrigens auf ihre Dividende 48,34% Gesamtsteuerbelastung“. Des Weiteren meint er: Die Steuern auf Dividenden sind Ich hätte gerne gewusst, wie er auf diesen Prozentsatz kommt. Nach meiner Kenntnis gehören Dividenden wie Zinsen zu den Einkünfte aus Kapitalvermögen. Der Steuersatz beträgt 25% + Solidaritätszuschlag 5,5% von 25% = 1,375% also gesamt 26,375%.

Der von Herrn Lindner genannte Steuersatz wurde von Jochen Bittner und Tina Hildebrandt – den Fragestellern – nicht hinterfragt. Auch die Aussage von Herrn Lindner: „Die Steuern auf Dividenden sind im internationalen Vergleich sehr hoch“, kann ich nicht nachvollziehen. Dabei wäre dieser Unterschied im Steuersatz gerade im Vergleich mit dem Gehalt eines Arbeiters bei BMW, der die Frage nach zu viel Ungleichheit untermauern sollte, besonders und zusätzlich wichtig. Oder bin ich da falsch informiert? Ich hoffe auf Klärung. – Barbara Nobs


 

Leserbriefe zu „Ende der Illusionen“ von Jörg Lau

Auch wenn Verlauf und Nicht-Ergebnis der Visite des deutschen Außenministers Heiko Maas in Teheran ernüchternd bis demütigend gewesen sein mögen, so hat sich die Initiative dennoch gelohnt. Die Welt und wir wissen nun endgültig Bescheid, dass die Europäische Union wenig bis nichts tun kann im Dauerkonflikt zwischen USA und Iran. Beide reden derzeit nicht einmal mehr direkt miteinander. Der Oberste Führer Ayatollah Ali Khamenei ließ den parallel zu Heiko Maas sogar mit Billigung von US-Präsident Donald Trump jüngst als Vermittler aufgetretenen japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe diesen wissen, jener sei nicht einmal einer Botschaft oder Antwort würdig. An die Europäer gewandt, verkündete Irans Außenminister Sarif gegenüber seinem deutschen Amtskollegen gleichzeitig, wer den Wirtschaftskrieg der USA gegenüber seinem Land unterstütze, könne nicht erwarten, sicher zu sein. Alles harter Tobak im explosionsgefährdeten Krisengebiet des Nahen Ostens. Die Dramaturgie wurde unterdessen noch gesteigert durch den vorsätzlichen Angriff auf zwei große Öltanker im strategisch wichtigen Golf von Oman. Durch ihn werden 40 Prozent des weltweit verschifften Rohöls transportiert. Der unmittelbare Anstieg des Ölpreises kann dem anderen Global Player Russland vordergründig nur recht sein. So erklärt sich auch die merkwürdige Zurückhaltung Wladimir Putins zur einseitig amerikanischen Aufkündigung des Atomabkommens der fünf Vertragsstaaten, darunter Deutschland, mit dem Iran. Zieht der Kreml doch in Syrien mit dem Iran bei der Unterstützung des menschenverachtenden Assad-Terrorregimes an einem unseligen Strick.

Betrachtet man die ohnehin bescheidenen Wirtschaftsdaten der drei straff autokratisch regierten Staaten Iran, Russland und Türkei, so ist zu erkennen, wie sich die dortigen Machtapparate allesamt an ihren Bürgern sträflich vergehen, was Wachstum und Wohlstand anbetrifft. Von Menschenrechtein und persönlichen Freiheiten ohnehin abgesehen. In allen diesen Ländern ist die Wirtschaftsleistung sowohl insgesamt, als auch pro Kopf – mit Ausnahme der jeweiligen regimetreuen Eliten – seit Jahren deutlich rückläufig. Brutto-Inlandsprodukt (BIP) und Kaufkraft sinken beständig, während die Inflation deutlich steigt. Für Muskelspiele auf internationaler Bühne wäre also eigentlich kein Platz und entsprechend eines demokratisch verantwortlichen Volkswillens auch nicht zu rechtfertigen. Das kleine Israel mit seinen gerade einmal neun Millionen Einwohnern erwirtschaftete beispielsweise 2017 ein BIP von respektablen 350 Millionen gegenüber des ausschließlich militärisch mächtigen Russland mit vergleichsweise wenigen 1,6 Milliarden US-Dollar-Dollar bei immerhin 140 Millionen Einwohnern. Vergleicht man Iran, Türkei und Deutschland mit ihrer nahezu identischen Einwohnerzahl von aktuell 82 Millionen, so beträgt das zuletzt für 2018 ermittelte BIP in dieser Reihenfolge 440, 765 sowie 3.700 Milliarden US-Dollar. Pro Einwohner gerechnet sind das für diese drei Länder 5.500, 9.300 und 48.000 US-Dollar. Dabei rangiert Deutschland hier sogar noch deutlich hinter kleineren EU-Ländern lediglich auf einem abgeschlagenen siebzehnten Platz der Weltstatistik.

Das ganze Weltgefüge ist heute so labil wie selten seit Ende des Zweiten Weltkrieges vor über 70 Jahren. Die Mullahs im Iran scheinen mit der Situation völlig überfordert. Zumal von Teheran aus Israel und Saudi-Arabien ebenso wie die USA als Erzfeinde ausgerufen werden. Hinzu kommt die Konflikte der Saudis mit Katar und dem Iran im Jemen. Iran zündelt weiterhin über die Hisbollah und Tausende von Raketen im Libanon, wie über Stützpunkte in Syrien und dem Irak. Spitzt sich die Situation weiter zu, können weitere Funkenflüge unkontrollierter Handlungen das gewaltige Pulverfass zur Explosion bringen. Ein Iran als weitere Atommacht verträgt der Weltfrieden nicht. Ein solches Szenario wäre weder für die arabische Welt, noch für die USA, Russland und Europa hinnehmbar. Unabhängig von einem Donald Trump und seinen Eskapaden ist Deeskalation ganz dringend angesagt. Sonst kracht’s bald unter unabsehbaren Folgen. – Jochen Freihold

 

Das war doch alles abzusehen. Deutschland hat einen Aussenminister der nicht schlechter sein kann. Das ist leider kein Einzelfall unter den Regierenden Politiker. Vielleicht noch eine Portion dümmer. Iran ist ein Staat der mit voller politischer Wucht mißachtet werden sollte. Und was macht Deutschland; wie fast immer, altruistische Frömmelei-Politik. Die unterstützen diesen Staat wo sie nur können und glauben immer noch an das Gute dieser Menschen. Die massenhafte Einwanderung dieser Menschen, die zugelassen und forciert worden ist, ist ein Zeugnis dieser saudummen Politik. – Gunter Knauer

 

Leider folgt dieser aktuelle Artikel den in westlichen Medien ueblichen vorab-Iran-Schuldzuordnung im Gegensatz zu Saudi Arabien: Hier noch einige Fakten zu der sehr differenzierten Situation:

– Teheran fuehlt sich ( mit Recht) als Schutzmacht der Schiiten, denn die im Stamm der Ibdn Saud Anfang des 19 Jahrhunderts entstandenen extreme sunnitischen Religion der Wahabaiten- heute Staatsreligion in Saudi Arabien- wurde bekannt durch die Ermordung von einige 1000 schiitischen Pilgern in Bagdad und ist als Ursprung des Taliban und auch des IS bekannt, der IS bringt auch heute Schiiten als „Unglaebige“ um!
– Unter diesen Voraussetzungen ist auch die Stellungnahme zu Syrien zu sehen, den die Minderheit der Alewiten als heutige Herrscher sind ein Zweig der Schiiten! Un was ist im Jemen? Die Bombardements der Saudis gegen die Schiiten bringen das Elend!
– Haben Sie schon einmal den Unterschied zum Leben im Iran und in Saudi Arabien erlebt? Z.B. sind im Iran ca. ein Drittel der Fahrzeugfahrer Frauen, das private Leben ist recht westlich – und wie sieht das in Saudi Arabien aus?
– Im Iran gibt es neben einer grossen christlichen Minderheit mi Kirchen auch ca. 35.000 Juden mit Synagogen; der Staat ist (aus mir nicht verstaendlichen Gruenden) gegen einen zionistischen Staat, aber nicht gegen andere Religionen. Und wie sieht das in Saudi Arabien aus?
– Heute spielt auch die Vorherrschaft am Persischen Golf eine wesentliche Rolle im Gegensatz zwischen Iran und Saudi- Arabien
Ich bin kein Freund des Mullahsystems im Iran, aber man sollte doch diese ausserordentliche Gemengelage im Nahen Orient differnentzierter betrachten! – Juergen Keller

 

Die USA, nicht der Iran, sind vertragsbrüchig geworden. Laus Coping-Mechanismus für die ohnmächtigen Europäer: Identifizierung mit dem Aggressor USA und Entwertung des Opfers Iran. Wenn dieser, mit dem Rücken zur Wand, nun tatsächlich Atomwaffen baut, um nordkoreanische Narrenfreiheit zu erreichen, dann war der Vertragsbruch der USA also gerechtfertigt? Sollte man in Europa nicht eher, prospektiv, deutliche Worte finden – dass man nicht bereit ist, einen neuen Krieg in Nahost mitzutragen. Der letzte, mit Lügen legitimierte, brachte Republikanern viel Geld ein, weil die Partei die Staatsaufträge mit Spenden bezahlt und so letztlich den Steuerzahler plündert. Der Region bescherte der Krieg Isis und Europa die Flüchtlingskrise, deren Handhabung durch Merkel der US-Präsident so verdammt. Wie lange noch werden wir diesem Spiel des Schurkenstaats USA zugucken? – Matthias Meindl

 

In der Ausgabe Nr. 25 schreibt Jörg Lau in dem Artikel „Ende der Illusionen“ über die unglückliche Vermittlungsinitiative von Außenminister Heiko Maas und kritisiert die Verengung der Deutschen Außenpolitik auf eine Erhaltung des Abkommens. Schließlich, so der Autor, sei das JCPOA tot.
Wenngleich, ich die Frage berechtigt finde, ob die Deutsche Außenpolitik nicht auf einem toten Pferd sitzt und es nicht an der Zeit ist abzusteigen, so finde ich die herleitenden Argumente des Autors sehr undifferenziert und verkürzt. Sie stehen auch im Gegensatz zu der vorherigen Berichterstattung der Zeit. So schreibt der Autor, das selbst die IAEA den Glauben an das Abkomen verliere und der Iran aufgrund seiner repressiven Politik nach innen (Menschenrechte) und aussen (Unterstützung von Assad und Nichtanerkennung des Existenzrechts Isreals) kein Staat sei für den man sich verkämpfen solle. Richtig ist doch aber, dass die agressive Außenpolitik der USA diesem Abkommen eine Absage erteilt haben, obwohl die IAEA immer die Einhaltung des Abkommens durch den Iran bestätigt hat. Was ich, vor allem durch Ihre Berichterstattung erfahren habe ist, dass es im Iran einen großen und jungen Teil der Bevölkerung gibt, die sich aus den Ketten der Mullahs befreien wollen und ein liberaleres Leben in der Weltgemeinschaft anstreben. Der Bruch des Abkommens durch die USA und die damit einhergehenden Sanktionen, stützen laut allen gängigen Iranexperten (auch aus Ihrer Redaktion) aber nur wieder die Hardliner. Insofern stellt sich doch die Frage, inwieweit die jetzige Situation eine Reaktion des Iran auf die durch die USA herbeigeführte Situation ist. Der Geist des Abkommen war ja zudem, dem Iran einen Weg der Kooperation zu öffnen und so einen politischen „Wandel durch Annäherung“ zu ermöglichen. All dies wird leider nicht benannt und ich finde dies etwas irritierend, dass der Autor leider den Eindruck vermittelt, die US-Amerikanische Außenpolitik sei hier durchaus nachvollziehbar und es deshalb an der Zeit sei, die deutsche Außenpolitik zu ändern. Vielmehr ist es doch diese amerikanische Außenpolitik, die in Zeiten von George W. Bush die Welt und den Nahen Osten destabilisiert hat und heute die westlichen Partner versucht als Geisel Ihrer Politik zu halten. – Martin Rode

 

Im Zusammenhang der Reise des deutschen Außenministers in den Iran erwähnt Jörg Lau dessen Weigerung, Israel sein Existenzrecht zuzugestehen. Es geht dabei nicht nur um strategische Machtphantasien um die Dominanz in der Region, sondern immer noch um den Mythos um die erwartete Rückkehr des seit ca. 1000 Jahren verschollenen 12. Imams als Voraussetzung für den endgültigen Sieg des Islam und die damit verknüpfte Zerstörung Israels. Na klar, dann könnte man sich endgültig über die auch im Islam erkennbaren jüdischen Wurzeln hinwegsetzen und sich als Sieger aller Zeitläufte, Religionen und Gesellschaftsmodelle feiern. Wenn man allerdings Weltgeschichte unvoreingenommen betrachtet, dann sind solche Siegermentalitäts-Mythen nicht mehr haltbar. Wer solche antiken Konstrukte zum unveräußerlichen Bestand seines Glaubens macht, hat die mögliche Bedeutung des Religiösen nicht verstanden. Anhaftungen an standardisierten Vorstellungen gleich welcher Art behindern nur zwischenmenschliche Verständigungen und führen als Absolutheitsansprüchen, also zu Totalitarismen – und die sind gegenwärtig nun wirklich nicht mehr zu gebrauchen. Die Schiiten sollten lieber zur historischen Aufklärung der Gründe für das Verschwinden des 12. Imams beitragen. Dann würde sich dieser Mythos nämlich ganz schnell auflösen. – Christoph Müller-Luckwald

 

Der Artikel braucht dringend Ergänzungen über die Aufzählung des iranischen Sündenregisters hinaus. Konflikte werden bekanntlich nur dort gelöst, wo sie entstanden sind. Eindeutig liegt der Ursprung bei der aktuellen Irankrise in Washington durch Trumps Kündigung des Atomabkommens samt seiner rüden Sanktionsmaßnahmen. Damit ist eine extreme Gefahrenlage für den gesamten Mittleren Osten entstanden. Außerdem befördert Trumps verantwortungslose Kurzsichtigkeit die innere Stabilisierung des iranischen Klerikalregimes. Und wenn man sich die Mühe macht, über die weiteren Ursachen der Misere nachzudenken: die ignorante und arrogante Rolle der USA gegenüber dem Iran war bereits zu Zeiten des Schahs (und davor) verheerend, vom amerikanischen Irrsinn der Golfkriege nicht zu reden. – Ludger Gaillard


 

Leserbriefe zu „Zuckerstreit: Vertritt die Ernährungsministerin einseitig die Interessen der Industrie?“ von Dietmar H. Lamparter

Es gibt eine jahrzehntelange unselige Tradition – die Minister für Ernährung und Landwirtschaft (neuerdings angeblich auch für Verbraucherschutz) begreifen sich in erster Linie als Cheflobbyisten der Großindustrie. Insbesondere die Landwirtschaftsminister alten Stils (Ertl, Kiechle) waren brave Erfüllungsgehilfen des Bauernverbandes, in dem die Großbauern das Sagen haben. Von der ehemaligen Deutschen Weinkönigin Klöckner, die – wie manches andere Kabinettsmitglied – ihren Posten in erster Linie der parteipolitischen Arithmetik verdankt, kann niemand im Ernst erwarten, dass sie primär die Interessen der Verbraucher im Blick hat. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Alle wollen wissen weshalb die etablierten Parteien aktuelle bei den Wählern im Senkel stehen und die Gründe dafür lagen lange nicht mehr so offen. Also Augen auf! Es sind nicht die jungen Blogger Frau Klöckner, die sprechen nur aus was ihre wichtigen Wählerschichten denken und nicht mehr ertragen wollen, sondern es ist die üble Klientelpolitik die Sie und andere (auch von der SPD) nicht mehr ertragbar machen.

Sie können ja sagen das es das schon immer gab, aber wie bei Ihrem Webeauftritt für Nestle bekommen es alle sofort mit, sind live dabei wenn sich „unsere“ Bundesministerin zum „Affen“ macht und die jungen Leute stellen mit Ihren Kommentaren dann auch mich bloß. Das ist für gestandene Wähler, insbesondere ältere weiße Männer, schwer zu ertragen, denn es hat überhand genommen. Manche Ihrer Statements sind Realsatiere, wirklich unglaublich! Kein wichtiges Thema wurde von Ihnen wirklich gelöst. Tierschutz? Nicht mit Ihnen, lass die Ferkel doch leiden! Umweltschutz? Wofür, Bayer hat doch schon genug ärger! Verbraucherschutz? Sie kleben noch an Nestle und merken nicht das andere Lebensmittelunternehmen schon bereit sind Verantwortung zu übernehmen – offensichtlich dümmer geht es wirklich nicht. Warum tun Sie das? Sie sind doch blitz gescheid!

Dazu schreiben Sie liebe Zeit, zuckersüße Texte die mehr den Skandal verniedlichen als das Versagen von Frau Klöckner an den Pranger zu stellen. Das erledigen die jungen Menschen die sicherlich auch blinde Flecken haben (der Einfluss des Internet auf den Klimawandel ist sicherlich ein gutes Thema). Wenn Sie weiter eine wichtige Stimme sein wollen müssen Sie versuchen faktenreich und LAUT Position zu beziehen. Sie fragen …ob sich der Kuschelkurs auszahlt… und übersehen Ihre eigene Anlehnungsbedürftigkeit. Es ist ein veritabler Skandal das unsere oberste Verbraucherschützerin aktiv und immer wieder wirklichen Verbraucherschutz verhindert! Wagen Sie endlich die Konflikte die den jungen Menschen keine Angst machen sonst wird Youtoube zu einem Leitmedium! Wollen wir Ihren Wirtschaftsteil der letzten Woche durchgehen? Alles nicht falsch, auch der Bahn Artikel oder der Lindner Text, aber vergleichsweise Zahnlos. Glauben Sie Frau Klöckner kratzen solche Texte? Warum Kuscheln sie mit Lindner? Das sind doch nur Platitüden. Ich mag Frau Hildebrand aber wie kann man die Behauptung…wir orientieren uns an Inhalten…gerade bei Herrn Lindner.. unwidersprochen stehen lassen? Bitte nehmen Sie, Frau Klöckner und die Zeit, die Aktuellen Entwicklungen endlich ernst und hören Sie mit dem Schmusen auf! – Benjamin Schubert

 

Was muß passieren, damit zuständige Leute endlich aufwachen? Riesige Lebensmittelkonzerne erzielen mit ihren leckeren Fertigprodukten (…) Milliardengewinne. Um das nicht zu gefährden, investieren sie in Lobbyarbeit. Das zahlt sich aus. Dabei liegt es auf der Hand – große Anteile der Bevölkerung sind übergewichtig oder gar adipös. Das Gesundheitssystem investiert Unsummen, um Erkrankte wieder halbwegs fit zu bekommen. Allerdings nur bis zur nächsten TK-Pizza. Die aktuelle Kennzeichnung ist nichts anderes als Verbraucherverdummung. Wer hat denn beim shoppen ständig Lupe und Taschenrechner zur Hand? Und wer verfügt zudem noch über das mathematische Verständnis, klitzekleine Schriftzeichen auf Verpackungen irgendwie deuten zu können? ROT-GELB-GRÜN versteht jeder! Nur so würden Hersteller zumindest mal Nachdenken, auf Zucker und Fette zu verzichten. Wir alle wären schlanker und gesünder. Auf Freiwilligkeit zu hoffen, ist mehr als naiv… – Achim Bothmann

 

Wer gerne kalorienschwere und sehr zuckersüße Süßigkeiten (fr)essen will, der wird auch diese kalorienschweren und zuckersüßen Süßigkeiten (fr)essen; ganz egal wie „dunkelrot“ die Kalorien-Ampel ist. Wenn der Mensch unvernünftig (fr)essen will, dann (fr)isst der Mensch auch so unvernünftig, schnurzpiepegal, wie schwer, wie mittelschwer oder wie leichtgewichtig dieser (fr)essende Mensch auch is(s)t! – Klaus P. Jaworek

 

Am 3. Juni hat die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner ein Video auf Instagram gepostet, in welchem sie sich positiv über Nestlé äußert, weil der Konzern eine Reduzierung von Zucker, Salz und Fetten in einigen Produkten vornehmen möchte. Ob und inwiefern Nestlé ein Unternehmen ist, das für eine gesundheits- und menschenfreundliche Unternehmenspolitik steht, sei zunächst dahingestellt. Was uns in diesem Zusammenhang empört ist, dass Frau Klöckner eine regelrechte Zensur der auf das Video folgenden Kommentare auf Instagram betreibt. Zunächst sei gesagt, dass sich niemand (im Netz) beleidigen lassen muss. Es wurden jedoch auch solche Kommentare gelöscht, die ausschließlich einen Bezug zur Sache, also der Frage, inwiefern Nestlé gleichzeitig als Vorreiter einer gesunden Gesellschaft und als rücksichtsloses Unternehmen zusammenpasst. Frau Klöckner ist als Politikerin in einem Beruf tätig, in dem sie stets mit Kritik zu kämpfen hat und haben wird. Diese Kritik schlicht und ergreifend zu löschen ist nicht nur schwach, sondern auch im Hinblick auf die freie Meinungsäußerung äußerst kritisch, da Frau Klöckner in den sozialen Netzwerken als Politikerin und damit als öffentliche(Staatorgan)und nicht als Privatperson auftritt. Nachdem je einer unserer Kommentare gelöscht wurde, die ausschließlich auf das Handeln von Nestlé in Bezug auf Palmöl, Tierversuche und das Abpumpen von Wasser in den ärmsten Regionen der Welthingewiesen haben, möchten wir uns hiermit Gehör verschaffen. Dieses Handeln stellt eine neuartige Art der Zensur dar. Ein nicht unerheblicher Teil der Meinungsbildung und auch des Meinungsaustausches findet heutzutage in sozialen Netzwerken statt. Das Löschen kritischer Kommentare kommt dem Schwärzen von kritischen Passagen einer Tageszeitung nah. Ein Meinungsaustausch wird verhindert. Lediglich positive Äußerungen bleiben bestehen. Dies verzerrt die Darstellung der Ansicht der Gesellschaft. Diese kritische Stellung zur freien Meinungsäußerung in den sozialen Medien scheint bei der CDU/CSU vermehrt vorhanden zu sein. Bereits am 27.05.2019 äußerte sich Annegret Kramp-Karrenbauerüber „Regeln für Meinungsmache“ im Internet. Diese zunehmenden Zensurversuche sollten auch seitens der TV- und Printmedien wahrgenommen und für den Rest der Gesellschaft zugänglich gemacht werden. Wir sind zwar alle drei Parteimitglieder der SPD/Jusos-Augsburg, unsere Kommentare wurden jedoch ohne jeglichen Bezug zur Parteipolitik der SPD, sondern als Privatperson abgegeben. Es soll nicht der Eindruck entstehen, wir würden uns allein aufgrund unserer Parteizugehörigkeit kritisch äußern. Wir zeigen uns besorgter denn je, seitdem wir selbst eine Zensur erleben mussten und uns die Partizipation am öffentlichen Meinungsaustausch, durch das schlichte Blockieren unserer Accounts, genommen wurde. – Claudia Egger, Céline Douce und Patrick Probst


 

Leserbriefe zu „Diese Küken müssen weg“ von Merlind Theile

Ihr Vorschlag des sog. Dritten Ausweges ist erneut ein Beispiel dafür, dass nicht der Zusammenhang zwischen Gesellschaft, Ökonomie und Ökologie verstanden wurde. Ihre Aussage: „Das Ergebnis wäre weniger Angebot, höhere Preise. Eier und Hühnerfleisch würden teurer. Es gäbe weniger Überfluss. Oder anders gesagt: weniger Abfall.“ Jede Verknappung von Nahrungsmittel wird durch Importe kompensiert. Die Regale werden niemals leer sein und der Produzent im Ausland wartet schon auf höhere Preise in Deutschland. Läuft gerade sehr gut mit Hähnchenfleisch aus der Ukraine, das über die Niederlande nach Deutschland importiert wird. Es handelt sich bei Geflügel, wie bei allen Grundnahrungsmitteln um Massenware, die dem Welthandel unterliegt. Sie könnten aber Recht haben, wenn nämlich mit protektionistischen Maßnahmen der Import verboten würde und die Sozialverbände die steigenden Lebensmittelpreise mittragen, ohne höhere Sozialleistungen zu fordern, und sie gleichzeitig Erzeuger finden, die das Spiel mitgehen werden. Das halte ich allerdings für eine Sci-fi-Sicht.

Die Landwirtschaft ist seit 50Jahren die Inflationsbremse der Bundesrepublik und der Garant für den Wohlstand der Industriegesellschaft. Ihre Sicht ist die alleinige ethisch-moralische Sicht, um Absolution gegenüber einer irgendwie höheren Instanz, zu erlangen. Ein kleiner Teil dieser Gesellschaft schafft es, ihre Moralvorstellungen vor die Existenz des unteren Drittels zu stellen. Ich finde das heuchlerisch und brandgefährlich. Der Siegeszug des Geflügels ist gegründet auf der Lebensweise der Gesellschaft: schnell, ubiquitär verfügbar, fettarm, immer gleiche Qualität, jung, hip….. Die Landwirtschaft folgt den Wünschen der Gesellschaft und Paternalismus oder nugging werden daran wenig ändern. Da müssen Sie schon ein anderes Volk ordern. Wenn Sie es schaffen, dass der Deutsche wie früher, wieder Schweineohren, – pfoten oder Schwänze verzehrt, dann müssen diese Teile nicht nach China importiert werden. Aber es wird nicht gelingen. Es sei denn, es gibt irgendwann mal eine Nahrungsmittelknappheit, dann frisst der Mensch wieder alles…..aber ob man sich das wünschen sollte? – Reinhard Seevers

 

Der Mensch darf weiter den „allmächtigen Schöpfer“ spielen, und für das arme maskuline Küken heißt das dann, ab in den Schredder, Hahn! – Riggi Schwarz

 

Sie haben keine Lobby, und sie fallen durch alle Raster. Irgendwie sind sie völlig nutzlos und total wertlos. Sie sind Tiere und werden so behandelt, als wären sie doch keine Tiere. „Bassdscho“ (Okay), sagen die Richter des Bundesverwaltungsgerichtes, und pfeifen auf das Tierschutzgesetzt! – Klaus P. Jaworek

 

In Sachen Tierschutz und Konsumverhalten sind viele Menschen leider keine denkenden und verantwortlich handelnden Wesen, sondern ignorante Feiglinge und verlogene Schwätzer. Aber die Zahl der Aussteiger aus dem System der Massenvernichtung von Artgenossen steigt! – Sascha Herrmann


 

Leserbriefe zu „Speck und Sühne“ von Britta Stuff

Viele Artikel der Zeit lese ich mit großem Interesse und beachtlichem Wissensgewinn. Doch bei manchen habe ich den Eindruck, dass sie als Lückenfüller dienen, wie z.B. „Speck und Sühne“… Aus meiner Sicht: Überflüssig!!! Was gibt es da eigentlich zu entdecken? …außer vielleicht einem alltäglichen, langweiligen Anklagen und Rechtfertigen. – Hartmut Gerhardt

 

Sie stellen zu Anfang die Frage: „MUSS ein Mann in der Rente für das zahlen, was er seiner Frau im Leben angetan hat?“ Nein, es gibt auch so etwas wie einen „Vorschuss, zum abarbeiten“, habe ich selber erlebt. Ich war verheiratet. Es war alles falsch. Und – hol mal dies, hol mal das. – Kommentar eines etwas entfernteren Verwandten: „Der muss ganz schön laufen.“ Ich durfte nicht Autofahren, nur gelegentlich. Das führte dann manchmal dazu, dass ich dann bei Veranstaltungen nichts getrunken habe aber sie dann doch gesagt hat: „Ach, ich fahre doch lieber selber.“ Und dann war es irgendwann doch zu viel, und ich bin gegangen. Dann ging es los: „Die Männer …“ und es stellte sich die selbe Situation ein, die ich in meiner Jugend erlebt habe: Meine Tochter (jünger) will nichts mehr von mir wissen, mit meinem Sohn telefoniere ich ab und zu. Mein Vater war gegangen, meine Mutter war nur noch Gift und Galle gegen ihn, ich habe mich indoktrinieren lassen und ihn auch gehasst, mein Bruder, älter, hatte ab und zu noch Kontakt zu ihm. Als „Nebenprodukt“ habe ich die Vergebung gelernt, weil ich gesehen habe, wieviel Zeit und Energie durch Hass und Unversöhnlichkeit verschwendet wird, etwas, das man auch in unserer Welt heute noch beobachten kann. Seltsam. – Hartmut van Bel

 

Normaliter lese ich die Gedanken von Ihnen und Ihren Mitschreibern/innen nicht. Keine Kritik. Ist einfach nicht meine Welt. Aber das Wort „Rente“ in der Überschrift erweckte meine Neugier. Mit Schmunzeln las ich Ihre Beobachtungen und Ihre Gedanken dazu. Ist Ihnen schon mal der Gedanke gekommen, dass Männer nicht Frauen heiraten, sondern den Abglanz ihrer Mütter? Und das Frauen nicht Männer heiraten, sondern ihre zukünftigen Söhne? Und wie ist das Verhältnis der Mütter zu ihren Söhnen? Die Kommunikation ist stets negativ konnotiert. „Räum dein Zimmer auf, wie siehst du wieder aus, putz dir die Zähne, mach deine Hausaufgaben, wasch dich, geh zum Friseur, dein Verhalten fällt auf mich zurück, etc.“ Und der Sohn liebt seine Mutter trotzdem. Muttermord wäre angemessen, ist aber gesellschaftlich nicht akzeptiert. Also heiratet er, was er kennt und gewohnt ist zu lieben. Eine Frau, die so ist wie seine Mutter. Wie seine Frau aussieht, wenn er ein paar Jahre mit ihr verheiratet ist, ist ihm völlig egal. Das Aussehen seiner Mutter ist ihm ja auch egal. Vielleicht sind dann ein oder zwei Kinder da. Dann ist die negative Kommunikation verteilt und er kann in verhältnismäßiger Ruhe sein Bier trinken und mit seinen Kumpels zum Fußball gehen. Die Gabe des selektiven Weghörens ist einem Mann genetisch gegeben und eine Frage des Überlebens. (Sowohl seines, als auch der Mutter und der Ehefrau.) Ich bin 73, meine Frau ist 15 Jahre jünger als ich. Wenn wir in Urlaub fahren, sagt meine Frau stets:“ Der einzige Mann auf unserer Urlaubsreise, der nicht mit seiner Mutter fährt, bist Du.“ Dann trage ich auch meine Hörgeräte. Danke für Ihren Eingangssatz. „Paar-Watching“ war für mich neu. Werde ich in meinen Sprachschatz aufnehmen. Seien Sie mir auf das Herzlichste gegrüßt und behalten Sie Ihren subtilen Humor. – Hartmut van Meegen

 

Heute habe ich eine neue Lieblingskolumnistin ENTDECKT. Liebe Frau Stuff, ich selbst bin kein „Rüdiger“ (kürzlich erst 65 geworden!), aber Ihr Text „Speck und Sühne“ ist einfach zum Niederknien. Bitte mehr davon! – Dr. Wolfgang Tzschaschel


 

Leserbriefe zu „Retouren: Wie viel Müll macht Amazon?“ von Marcus Rohwetter

Die Grünen propagieren Problemlösungen, die einem Faktencheck nicht standhalten, und bekommen dafür unbedachten Beifall: Bei dem Retourenwahnsinn handelt es sich nur marginal um ein Händlerproblem, es ist vielmehr ein Verbraucherproblem. Die Flut der Rückgaben belegt das: Verbraucher bestellen sich ihr eigenes Kaufhaus nach Hause und schicken dann die Hälfte zurück.

Die Recourcensünden beginnen aber nicht erst mit dem teilweisen Wegwerfen der zurückgeschickten Waren, sondern schon mit dem überflüssigen Hin- und Hertransport durch die vielen verschiedenen Zustellunternehmen, die täglich parallel die gleichen Strecken zurücklegen und den Verkehr und die Luft belasten. Das allerdings mögen die Grünen ihren Wählern so deutlich und umfassend offensichtlich nicht sagen. Eine gesetzliche Bremse dieser Auswahl-Bestellungen oder erschwerende Maßnahmen der Händler wären gerechter und ökologisch nachhaltiger als das Wegwerfverbot für den Handel und würde auch dem stationären lokalen Einzelhandel zugute kommen. Aber vielleicht reicht ja inzwischen auch die Einsicht der so umweltbewussten Jugend? – Uwe-Carsten Edeler

 

Die eigentlichen Probleme des Online-Vertriebes sind andere, schreibt Herr Rohwetter – nämlich: „Dort werden Millionen einzelne Produkte zu Millionen Endkunden einzeln hin- und hergefahren.“ Falsch! Sie werden eben nicht einzeln, sondern zu Hunderten ausgeliefert. Gerade darin liegt ein logistischer, und damit unterm Strich auch ökologischer Vorteil: Es fahren nicht Hunderte Kunden einzeln in ihren Pkws zum Händler, sondern nur ein Transporter macht die Runde zu Hunderten Kunden. – Stefan G. Wolf

 

Es ist schon krank, wie fahrlässig wir mit unserer Umwelt umgehen. Und alles nur aus BEQUEMLICHKEIT! Das tolle Internetz macht‘s möglich. Zwei, drei Klicks und wir haben etwas supertolles geshoppt. Um sicher zu gehen, bestellen wir bei Kleidungsstücken gleiche Artikel in verschiedenen Größen. Man weiß ja nie, wie etwas ausfällt. Eine Größe wird dann schon passen, den Rest schicken wir ungesehen zurück – kostet ja nix! Das ganze System muss geändert werden, die Kunden müssen dazu erzogen werden, zumKaufen von Kleidungsstücken wieder in Geschäfte zu gehen. – Achim Bothmann

 

Der Mensch bestellt mit der sicheren Gewissheit, dass er das Bestellte, vielleich gar ohne es zu öffnen, wieder zurücksenden kann oder auch zurücksenden muss! Der neue Freizeitsport heißt: „Rücksending“! Ups, Hermes, Deutsche Paketpost & Co. stehen „Gewehr bei (Gas)Fuß“ bereit, um die Rücksendungen wieder ordentlich zurückzusenden! – Riggi Schwarz


 

Leserbriefe zur Grafik: Erdbeeren „Frisches Früchtchen“ von Haika Hinze et al.

Mit Interesse habe ich die Seite gelesen, zumal ich mich beruflich mit Statistiken zu Obst und Gemüse beschäftige. Meine Dienststelle, die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, wird auch bei den Quellen erwähnt. Leider ist Ihnen bei den Angaben zur Überschrift „Wie Erdbeeren angebaut werden“ eine nicht unbedeutende Verwechslung unterlaufen.
84 % der Erdbeeren werden im Freiland angebaut und
16 % unter einer begehbaren Schutzabdeckung einschließlich Gewächshaus.
Nicht ganz klar ist mir des Weiteren das Ranking zur Rubrik „Was mit Erdbeeren gemacht wird“. Dort taucht auf Platz 2 Marmelade auf und auf Platz 6 Konfitüre. Aus Erdbeeren wird zwar umgangssprachlich „Marmelade“ hergestellt (vor allem im Hausgebrauch), rein rechtlich wird aber ein Unterschied gemacht. Aus Erdbeeren kann nur Konfitüre hergestellt werden, denn Marmelade ist den Zitrusfrüchten vorbehalten. Vielleicht sollten Sie in dieser Sache noch einmal bei Chefkoch.de nachhaken. – Hans-Georg Levin

 

Gehört präzises Formulieren denn nicht (mehr) zur Grundausbildung von Redakteuren? Da „wirft jeder Deutsche 90 kg Lebensmittel weg“ (AZ) oder „Jeder (auf der ganzen Welt?) isst 3 kg Erdbeeren“ (Zeit). Schlampiger geht’s doch nicht! Es ist ja wohl ein himmelweiter Unterschied ob „Jeder“ etwas tut oder ob im „statistischen Mittel Jeder“ etwas tut. Wenn „Jeder“ etwas tut, dann tut es auch der Redakteur, der es schreibt, und bei den zitierten Aussagen entsteht auch kein logisches Dilemma, wie das berühmte, wo ein Grieche sagt: „Alle Griechen sind Lügner“. – Dr. Heinz Gall

 

Ist die Erdbeere tatsächlich des Deutschen liebste Frucht („Strawberry Fields Forever“/The Beatles)? Könnte sein, aber ich glaube, dass der Deutsche noch lieber zur Billigfleisch-„Frucht“ greift, um sich damit sehr billig, und ganz ungesund dichtzustopfen. – Riggi Schwarz


 

Leserbriefe zu „Mein Fleisch ist aus Gemüse“ von Heike Buchter

Ihre Autorin Heike Buchter hat mich sprachlos gemacht. Eine ganz neue Erfahrung, daß das Fleisch jetzt aus dem Labor kommt. Wo halten die den die vielen Tiere…..? Die ganze landwirtschaftliche Tierwelt ist damit obsolet. Wer hat sich bloß diesen Schwachsinn ausgedacht. – Gunter Knauer

Ist jetzt die Stunde der „Zwischendurch-Veganer“, mit dem roten „Erbsen-Bete-Burger“, tatsächlich gekommen? Mit genügend Fantasie, schmeckt dieser rote „Erbsen-Bete-Burger“ auch nach Fleisch, nur der Preis dafür, der wird dem „Zwischendurch-Veganer“ nicht so richtig „schmecken“. Ob sich daher der „Zwischendurch-Veganer“ noch ein zweites Mal, diesen roten „Erbsen-Bete-Burger“ bestellen wird, das dürfte daher sehr ungewiss sein! – Klaus P. Jaworek

 

 

Leserbrief zu „Mein Fleisch ist aus Gemüse“ von Heike Buchter und zu „Was ist Liberalismus, Herr Lindner?“ von Jochen Bittner und Tina Hildebrandt

Haben Sie besten Dank für die 2 Artikel in „Die Zeit“:
a) Mein Fleisch ist aus Gemüse, S. 24, Stichwort … Biotech-Unternehmen Memphis Meats, künstliches Fleisch aus der Petrischale
b) Was ist Liberalismus, Herr Lindner, S. 19, Stichwort: … Ersatzprodukte für Fleisch, die ohne Tierhaltung aus Zellen gezüchtet werden.

Mit reichlich 30 Jahren eigener Erfahrung in der Zell-/Gewebekultur sowie Tierversuchen an Ratten + Mäusen (Forschung an Tumorzellen, als Kontrollen erheblich schwerer zu züchtende Normalzellen), sind Sätze wie „Fleisch aus der Petrischale bzw. ohne Tierhaltung“ nonsense pur! Maligne Tumorzellen (bei Muskulatur zB Myosarkome) können viele Wachstumsfaktoren selbst produzieren, trotzdem brauchen sie bovines Albumin, zB durch 7-10% Zusatz an Kälberserum (KS), besser Newborn calf serum (NCS). Eine Petrischale (10 cm Ø) liefert max. eine Teelöffelspitze Zellen (≠ Fleisch, s.u.), für ein 200g Steak wäre eine riesige Massenkultur (qkm) erforderlich. Schmecken würde die Muskelzell-Reinkultur wie Matsche, ein gutes Steak ist jedoch stets Mischgewebe (Muskel-, Bindegewebe, Blut usw.) das sich möglichst viel in der argentinischen Pampa aktiv bewegt haben sollte.
Im Ggs. zu Tumorzellen benötigen normale, gesunde Zellen Fetales Kälberserum (FCS), dh eine Massentierhaltung bei der hochträchtige Kühe geschlachtet werden um den ungeborenen Kälbern Blut zu entnehmen (ca. 5 l -> ca. 2 l FCS).

Weitere, nicht umweltfreundliche Faktoren in der Zellkulturpraxis:
Einwegplastik !! als teure Wachstumsgefäße, Entsorgung via Bio-Hazard-Tonnen
CO2-Begasung zur pH-Regulation erforderlich, geht letztlich in die Umwelt
Antibiotika ! vorbeugend, da teure Kulturen (Resistenzen werden mitgezüchtet)
Immerhin produzieren Zellkulturen kein Methan

Links
zu Basiswissen Zellkultur im Normalmaßstab (keine Massenkultur!)
http://www.fair-module-backend.int.live.fsnmm.de/media_pub/media/2327.PDF
FCS: https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/neuigkeiten/2489-nahrung-fuer-zellkulturen
Der weltweite Jahresbedarf an FCS für die Forschung liegt bei etwa 800.000 Litern. D.h., dass nach einer Schätzung der EBRA 1 – 2 Millionen Kälber pro Jahr weltweit sterben müssen – Dr. R. Kerler


 

Leserbriefe zu „Den Dänen gelingt es“ von Mariam Lau

Womit haben die dänischen Sozialdemokraten die Wahl gewonnen? Mit der „revolutionären“ Erkenntnis, dass ein Sozialsystem, bei dem die Zahl der Empfänger steigt, während die Zahl der Einzahler stagniert, zum Scheitern verurteilt ist. Daher gebe ich Ihnen Recht. Offene Grenzen oder funktionierender Sozialstaat – beides zugleich geht nicht. Die SPD sollte sich die Sozial- und Migrationspolitik ihrer dänischen Parteifreunde daher gründlich anschauen.

Da jedoch alles, was auch nur den leisesten Verdacht erregt, „rechts“ zu sein, von der Linken kategorisch abgelehnt wird, mache ich mir keine großen Hoffnungen. Ich kann die Einwände schon hören. Arbeitsstunden für Zuwanderer, die Sozialleistungen in Anspruch nehmen? Unmenschliche Zwangsarbeit! Einführung einer Kindergartenpflicht? Gefährliche staatliche Indoktrination! Keine Wohngegenden mit über 30 Prozent „Nichtwestlern“? Segregation von Deutschen und Ausländern! Leichtere Abschiebung von straffällig gewordenen Einwanderern? Billiger Populismus! Wenn die SPD eine Zukunft als Volkspartei haben will, muss sie sich dringend aller selbst auferlegten Denkverboten entledigen. Sonst sehe ich schwarz für ihre Zukunft. – Michael Pfeiffer

 

Der Kommentar von Mariam Lau spielt den Ball in eine falsche Richtung. Zum einen haben die dänischen Sozialdemokraten bei der Parlamentswahl zum Folketing gar keinen echten Sieg errungen, sondern lediglich ein Ergebnis eingefahren, das sich immer noch sehr nahe am historischen Tief von 2011 unter Helle Thorning-Schmidt befindet. Zum anderen ist es ebenfalls nicht neu, dass man in Dänemark von Personen von außerhalb für staatliche Hilfe eine Gegenleistung einfordert, da bereits ausländische EU-Studierende für ein Stipendium mindestens 10 bis 12 Stunden neben dem Studium für das Gemeinwohl arbeiten müssen. Deshalb sollte man eher davon lernen, wie das Land in anderen Bereichen voranschreitet, wie etwa bei der Digitalisierung, wo es schon seit über zehn Jahren ein funktionierendes eGovernment gibt, bei dem man nahezu alle Behördengänge online erledigen kann! – Rasmus Ph. Helt

 

Abgesehen davon, dass die Sozialdemokraten bei der Parlamentswahl in Dänemark nicht gewonnen, sondern 0,4 Prozentpunkte verloren haben und auf zwei Koalitionspartner angewiesen sind, die den Rechtsruck in der Migrationspolitik nicht mitmachen, sind die dänischen Genossen kein Vorbild für die SPD. Gehört zu den Grundwerten der Arbeiterbewegung nicht der Internationalismus? Hat sie sich nicht zur Solidarität mit den Schwächsten, auch mit Migranten, bekannt? Kann man den Auswüchsen des globalen Kapitalismus anders begegnen als durch internationale Zusammenarbeit? Sollten sich die Sozialdemokraten in der EU durch Nationalismus gegeneinander ausspielen lassen? Vor allem ist Mariam Laus Alternative – entweder Sozialstaat oder offene Grenzen – falsch: Migranten erhöhen das Bruttosozialprodukt und stützen die Sozialsysteme. Und Karl Marx hat keine Abschottung gegen die Proletarier anderer Länder gefordert. – Jürgen Thiede


 

Leserbriefe zu „Zum Glück chaotisch!“ von Uwe Jean Heuser

So kann man das auch sehen. Ich bin da nicht so optimistisch wie ihr Autor Jean Heuser, den ich sonst sehr schätze. Die Öffentliche Ordnung und Recht kann der Staat schon länger nicht mehr gewährleisten. Die ungeordnete Einwanderung in dieser Wucht kann der Staat nicht mehr händeln. Die Bundeskanzlerin hat uns Bürgern ein faules Ei ins Nest gelegt. Sie hat nicht zu Ende gedacht, welche Konsequenzen das für die Bürger und den Staat haben wird. Damit hat sie der AfD genug Futter geliefert um zweistellig zu wachsen. Von Europa ganz zu schweigen. Die Volksparteien, besonders die SPD, haben ihren Volkscharakter verloren. Europa wird deswegen nicht untergehen, das sehe ich auch so. Sie wird aber gegenüber den großen Weltstaaten an Einfluß verlieren und die Wirtschaft wird weiter geschwächt werden. Der Autor jubelt für meine Begriffe zu früh. Das dicke Ende steht uns noch bevor. Ich lebe ja auch in Singapur, einer der wohlhabendsten Staaten der Welt. Die Chinesen gehen dort ein und aus. Die werden das politische Modell übernehmen, wie ich hören konnte. Überhaupt werden die Asiaten von den Europäern völlig unterschätzt. Herr Häuser wird das wissen. – Gunter Knauer

 

Schön, dass Sie der Fuzzy- Logik des Brüsseler Neben- und Gegeneinander auch positive Seiten wie „Champions“ und Stabilität abschauen konnten. Traurig allerdings, dass Sie nicht darauf hingewiesen haben, dass damit auch Einfluss – und Machtlosigkeit verbunden ist – siehe Handyherstellung und Iran oder Ost-Ukraine oder Krim oder oder… Glücklicherweise findet sich ein paar Seiten weiter auf S 23 ein Beispiel aus der Praxis: mehrere deutsche (schwäbische) Mittelstands- Champions trugen extreme (selbstmörderische?) Risiken in der Entwicklung, obwohl es keinen EINZIGEN Gross-Abnehmer IN der EU gibt…. nur in Asien und den USA – und dass die Wertschöpfung zuerst in den Niederlanden, und dann ausserhalb der EU liegt… Soo werden eben nur die Anderen reich – und bei den deutschen Mittelständlern werden beim nächsten Forschungs-Fehlschlag die Übernahmeperspektiven diskutiert. Dann sind wir wieder über VC froh – und verlieren doch weiterhin…. Sollte unter der Rubrik WIRTSCHAFT nicht ein bisschen breiter -z.Bsp. auch zu Risiken – informiert werden?? Oder gar über Wirtschaftspolitik?? Ach ja – gibts ja keine… – Franz Berger


 

Leserbriefe zu „Eine Grenze, auch für die Kunst“ von Thomas E. Schmidt

Endlich ein Mann der Ahnung von der Sache hat. Der Brexit ist für England die richtige Entscheidung. Daran sollten sich auch andere EU-Mitglieder orientieren. Die EU ist eine Utopie, die nie funktionieren konnte. Der Treiber war Mal wieder Deutschland aus Furcht vor einen möglichen weiteren Krieg. Den es nie gegeben hätte auch ohne EU. Es wurde nur Geld versenkt. Nachkommen dieser Idee stammen allesamt von einer Kriegsgeneration, die aus Furcht des erlebten Krieges und deren Nachfahren betrieben wurde. Die EWG von Adenauer machte seinerzeit Sinn. Das hätte man beibehalten sollen und zwar so lange, bis Europa die Vorraussetzungen dafür mitbringt eine Union zu bilden. Der Epochenbruch in den 60er Jahren hat eine neue Generation hervorgebracht, die uns heute in all seinen Vorhaben zu schaffen machen und damit unseren Staat langsam aber sicher kaputt regieren. – Gunter Knauer

 

(„Teuere“) Kunst muss nicht unbedingt gefallen, („teuere“) Kunst soll weiter Geld bringen, die („teuere“) Kunst als Geldmaschine. Das Geld der Superreichen muss ungebremst hin- und herfließen können, und die „Geld-Kunst“ soll rentierlich sein, und soll weiterhin eine hohe Rendite erwirtschaften. Denn wer hat, der hat nie genug, der will immer und immer noch mehr haben. Daran wird auch kein „Brexit“ irgendwas ändern! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbriefe zu „Ein Herz für uns“ von Gesa Steeger

Auch wenn alleine schon die Überschrift „Ein Herz für uns“ suggeriert, dass es hier ausschließlich um selbstlose und nur hilfreich-positive Medizin handelt muss ich kurz:“ Stopp!“ rufen, denn ganz so lyrisch –traumhaft, wie im Artikel beschrieben ist es dann doch nicht. Und es geht nicht einmal im Ansatz nur um „Tierquäler oder Menschenlebenretter“, so eine Schwarz-Weiß-Malerei. Schade, dass Fakten der Gegenseite nicht genannt werden und auch generell die Studie nicht wirklich hinterfragt wird. Die Tierversuchs-Branche ist bekannt dafür, ihre angeblichen „Erfolge“ bei Tierversuchen als große Durchbrüche bei der Bekämpfung menschlicher Krankheiten medienwirksam zu vermarkten. AIDS, Krebs, Parkinson, Schlaganfall und viele weitere Krankheiten wurden im Tierversuch schon unzählige Male „geheilt“, doch dann hört man von den angeblichen Wundermitteln nie wieder etwas, weil sich herausstellt, dass sie beim Menschen nicht wirken. Tja, so ist es leider.

„Ethische Rechtfertigung sorgfältig begründet“ – in der Kommission sitzen doch genau die, welche…siehe Verkehrsministerium und Autolobbyisten, oder Landwirtschaftsministerium und Agrarlobbyisten…Ach- unzählige Vergleiche könnten gezogen werden. Herr Wolf und auch andere haben sich schon an der finanziell gewinnbringenden Tierquälerei versucht: Der „bahnbrechende Erfolg“, der in der publizierten Arbeit von Reichart und Kollegen angepriesen wird, ist das 6-monatige Überleben eines Pavians, in den das Herz eines genmanipulierten Ferkels transplantiert wurde. Diese Aussage, die in den Medien als Erfolg gefeiert wird, ist zu relativieren. In dieser Studie wurden insgesamt 14 Paviane eingesetzt, denen in 3 verschiedenen Ansätzen ein Schweineherz eingepflanzt wurde. Ein 6-monatiges Überleben konnte allerdings nur bei 2 von 14 Tieren erzielt werden, und das auch nur unter dauerhafter Verabreichung eines umfangreichen Medikamenten-Cocktails. Tja, so ist es leider.

Es wird hier tatsächlich ein archaischer Ansatz verfolgt und im Artikel Lob gepreist, der bereits seit Jahrzehnten vergebens Erfolg verspricht! Bereits 1999 wurde für 2010 die große Hilfe angekündigt?! Habe ich im Artikel gelesen…Sie merken es bestimmt gerade selbst!? Eigentlich sagt der Artikel ebenso, dass es wohl unmöglich ist: „Schimmer der Hoffnung“ –„…noch um Jahre verzögern.“, aber das Hohe Lied des umgebenden Textes suggeriert natürlich anderes! Tja, so ist es leider. Ein Bericht wert? Über Systeme mit patienteneigenen Zellen?! Das ist die Lösung. Zu einfach, zu kostengünstig und ethisch einwandfrei? Das Glück liegt oft so nah! Altbewährt, aber nicht überholt: Wer für Tierversuche ist, der weiß zu wenig darüber oder verdient sein Geld damit (Milliarden Steuergelder!!), bzw. möchte sich profilieren (Fachzeitschrift-Publikationen)!! Tja, so ist es leider.
Frage zum Verständnis: An Gehirn-Transplantationen wird nicht geforscht? – Eva Sieg

 

Zu ihrem Artikel stellt sich mir die Frage warum Sie, zu Recht, eine ethische Diskussion über den Nutzen von Tieren anstoßen wollen. Dabei jedoch sich ausschließlich auf die medizinische Nutzung beschränken. Mit keinem Wort erwähnen Sie die Nutztierhaltung für Lebensmittel. Bei dieser wird vlt nicht direkt an den Genen hantiert, doch die Zuchtlinen die massenhaft Hühnerbrüste und Eier hervorbringen sind ausserhab der Ställe genauso lebensunfähig wie die Schweine im Keller der Labore. Und letzteren geht es garantiert besser. Es werden in Deutschland täglich mehr Schweine für Discounter-Hackfleisch gezeugt, als Eber geboren und dann gleich entsorgt, als in einem Jahr für die Transplantationen benötigt werden würden.

Sie schreiben selbst das seit Jahrzehnten Schweine sterben um ihre Herzklappen in Menschen einzusetzen, was ist nun plötzlich anders das es einer Diskussion bedarf ob man Schweine derartig nutzen bzw Züchten darf. Ich wage zu bezweifeln das die Chirugen sich die Herzklappen beim Schlachthof besorgen, es werden also wohl schon Schweine gezielt für Xeno-Transplantate gezüchtet. Ändert sich etwas wenn man das Erbgut so verändert das die Abstoßungsgefahr sinkt? So richtig eine derartige Diskussion ist, sollte Sie eher grundliegend erfolgen: Wie wollen wir mit Nutztieren umgehen angesichts eines sich beschleunigenden Klimawandels? Die von ihnen vorgeschlagene eingeengte Diskussion ist, mit Verlaub, zu einem gewissen Grad ein Luxusproblem. – Timo Klingler


 

Leserbrief zu „… der meditierende Demonstrant?“ von Niclas Seydack

DANKE (!) für Ihren sehr wichtigen Artikel über Chinas Treiben bezüglich FALUN GONG. Es übertrifft jeden brutalen Horrorfilm, was sich mit Tötungen & Organraub , speziell seit den Massenverhaftungswellen ab 2000 / 2001, in China im Geheimen abspielte, und vermutlich noch heute im kleineren Maßstab dort abspielt. Danke dass Sie darauf aufmerksam machen! Man darf nicht nachlassen, diese Verbrechen anzuprangern , und zwar so oft, wie die Neue Seidensraße lang ist! – Paul Zendo


 

Leserbrief zu „Der Dealmaker“ von Felix Lill

Hören sie endlich auf mit dem Nationalen Gedankengut anderer Staaten. Japan wird es nicht zulassen, das fremde Menschen sein Land bevölkern. Das führt zur Instabilität. National denken, Bilateral handeln ist die intelligentere Lösung. Ich lebe auch in Singapur, das Vorzeigeland in ganz Asien und für Europa wäre das auch gefragt. Aber die Westeuropäer faseln zu viel von Menschenrechten. Thomas Mann hat schon zu seiner Zeit gesagt: „Die Deutschen verwechseln Politik mit Moral“. Deutschland ist darin der Weltmeister. Der heutige politische Zustand unseres Landes spricht Bände. Die Kinder und Jugendlichen bestimmen zwischenzeitlich die Politik. Verrückt hoch zwei. Die Wirtschaft in Deutschland rettet die Politik. Aber selbst das wird noch zerstört. Geht auch die noch baden, dann war’s das mit Deutschland und auch mit Europa. Und die Medien unterstützen diese Verrücktheit noch. – Gunter Knauer


 

Leserbrief zu „Robby, fass!“ von Josef Joffe

Der Titel allein hat schon genug aussagekraft. Ihr Autor ist göttlich für seine Formulierungen, immer mit einer kleinen Prise Sarkasmus. So blöd kann selbst kein Politiker sein, der das frohen Mutes vorantreibt. – Gunter Knauer


 

Leserbrief zu „Über die Unmöglichkeit, bei Ärzten oder Handwerkern einen Termin zu bekommen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Oft wird das Naheliegendste wird nicht erkannt oder verschwiegen. Weshalb sind Ärzte rar? Weil zu wenig ausgebildet werden, obwohl viele junge Menschen diesen wunderbaren Beruf gerne ergreifen würden. Weshalb werden zu wenige ausgebildet? Weil die Ausbildungsplätze begrenzt und teuer sind. Ich studierte (1954-59),da trug man einen nicht unerheblichen Teil der teuren Ausbildung selbst. Noch heute bin ich meinen Eltern, die dafür persönliche Opfer brachten, dankbar. Wenn man nun solche teuren Ausbildungsplätze nicht schaffen will, so muss man mit weniger Ärzten auskommen. Jeder von uns wünscht sich auch am Heiligen Abend einen kompetenten Arzt. Woher nehmen? – Dieter Höffler


 

Leserbrief zu „Trumps Hofjurist“ von Klaus Brinkbäumer

Wer bestimmt was Recht & Unrecht ist. Das ist die alles entscheidende Frage! Niemand ist dazu in der Lage. Auch nicht die Justiz. Was haben sich die Menschen in der Vergangenheit schon geirrt. Es kann sich immer nur um Meinungen handeln. Auch unsere Verfassung ist eine Niederschrift von Meinungen. Das ist das Desaster unseres Daseins. Die Menschen in der Vergangenheit haben sich mehr geirrt, wie hinlänglich bekannt ist. Und wie ist es in der Gegenwart – im Heute? Es zeichnet sich ab, daß wieder mehr irren als geglaubt. Ich oute mich. Ich wähle jetzt die AfD. Die einzige Partei die unser Land noch retten kann. Die Demokratie, zu Zeiten der Globalisierung, ist nicht mehr in der Lage dazu. Die Wanderung in die demokratischen Staaten von Millionen und Abermillionen bringt jeden Staat ins wanken. Selbst der stärkste Baum, wenn er Morsch wird, fällt eines Tages um. Trump will die USA befreien von einer Zuwanderung, wenn sie so weiter geht, weil der Staat eines Tages kolabieren könnte und schwächt. Er muß China die Stirn bieten können, wenn sein Land weiterhin eine Weltmacht bleiben will. Europa ist zu schwach, was sie sich selbst zuzuschreiben hat, um ernsthaft in der Welt der Politik ein Wort mitreden zu können. Die bringen es sogar noch fertig und richten unsere Wirtschaft auch noch zugrunde. Das ist meine Meinung! – Gunter Knauer


 

Leserbrief zu „Der New Yorker Psychotherapeut David Tripolina hat einen Wortschatz für Angeber zusammengestellt. Unter Pseudonym. Psychotherapeut ist er auch nicht. Ein hochtrabendes Gespräch“ von Urs Willmann

Eine besondere Spezies der Angeber stellen manche Sportjournalisten und deren Helfer, die sogenannten Experten, dar, ganz besonders im Bereich des Fußballs. Deren limitierter Wortschatz in Kombination mit einem Hang zur Nachplapperei führt zu einer roboterhaften Kunst- sprache: Statt offensiv (oder defensiv) sage „stehen hoch“ oder „stehen tief“, wird die ballführende Mannschaft angegriffen, nenne es „Pressing“ oder, besonders wichtigtuerisch, „Gegenpressing“, Chancen werden nicht herausgespielt, sondern „kreiert“, und man ist auch nicht konzentriert, sondern „fokussiert.“ Gute Spielerinnen oder Spieler haben „Qualität“, und die niederländische Nationalmannschaft heißt natürlich, Krone der Expertenrhetorik, „Elftal.“ Besonders blumenreich mögen es einige schreibende Journalisten: Sie bevorzugen, statt von Trainern, Fußbällen und Verträgen, von „Übungsleitern“, „Spielgeräten“ und „Arbeitspapieren“ zu fabulieren. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


 

Leserbrief zur Fotokolumne „WER BIST DU?“ von Florian Jaenicke im ZEIT Magazin

Als regelmäßiger Zeit-Leser sehe ich immer auch Ihre Fotos von Friedrich im Zeit-Magazin an. So wie auch jetzt gerade: Friedrich im Lokomat. Letzte oder vorletzte Woche stockte mir und meiner Ehefrau – im guten Sinne – der Atem: Es war ein Foto von Friedrich in einer Reha-Karre, die genauso aussah, wie die von unserem zweiten Sohn Ferdinand. Ferdinand ist Jg. 2008. Er leidet am sehr seltenen Bainbridge-Ropers-Syndrom, ist mehrfach-schwerbehindert – und hat vmtl. die gleiche Reha-Karre wie Ihr Friedrich. Gemeinsamkeiten verleihen Kraft und machen Mut. In diesem Sinne: Vielen Dank für Ihre Bilder jede Woche im Zeitmagazin. – Dr. C.-Alexander Neuling


 

Leserbrief zu „»Wir stehen unter Beschuss«“ von Anna-Lena Scholz

Niall Ferguson geht es so ähnlich wie sein Kollege der Psychologe und Autor Jordan Peterson, dessen Buch „12 Rules for life“ ich gelesen habe. Der auch zur höchsten Giftklasse der durchgedrehten Studenten zählt. Seine 12 Regeln in diesem Buch weist den Weg entlang jener schmalen Grenze zwischen Ordnung und Chaos. Er ist ein mutiger Mensch, der die Unis als radikal links einstuft. Der hält nicht hinter den Berg. Daran sollte sich Ferguson ein Beispiel nehmen. Wer soll denn sonst die hasserfüllten linken Studenten die Leviten lesen. Das ist in der gesamten Politik nicht viel anders. Und die Journalisten manipulieren ständig die Wähler. Auch die „Zeit“ kann das ganz gut, obwohl ich durchaus auch andere Beiträge gelesen habe. Konservativ ist heutzutage grundsätzlich für die Linken eine Krankheit die ausgemerzt gehört. Der Anfang war der Epochenbruch in den 60er Jahren. Demokratie ist nur dann eine Demokratie wenn alle in die gleiche politische Richtung laufen. Ich bin weder links noch rechts – ich-bin-ein Republikaner. Der seine Heimat liebt und Europa dazu. Sonst stirbt Deutschland und Europa jeden Tag ein bisschen mehr. Für ihre Autorin Anna-Lena Scholz, wie ich aus ihren Fragen entnehme, wird das vielleicht Neuland sein. Der Cambus hat die Studenten nicht politisch zu belehren, in welche Richtung sie parteipolitisch zu laufen haben. Das ist nicht ihre Aufgabe, und das muß deutlich gesagt werden. – Gunter Knauer


 

Leserbrief zu „Das Ende des Knotenbeutels“ von Andreas Sentker

Ich las Ihren Beitrag in der letzten Ausgabe. Sie haben durchaus den richtigen Ansatz. Ihren Ausführen folge ich weitgehend. Ob Plastik allerdings ‚sicher nicht das größte Problem‘ ist, das wir haben, sehe ich anders. Wenn ein Fischer seinen Fang aufschlitzt, sieht er mit Plastik verstopfte Mägen. Für ihn ist das schon ein fettes Problem. Zudem wissen wir nicht, wie sich Mikroplastik langfristig auf unseren Organismus auswirkt. Auf jeden Fall ist Plastik in messbaren Mengen in der Nahrungskette angelangt. Ich glaube, dass alle (!) Probleme, die wir derzeit haben, groß, sehr groß sind. Ob es ums Klima oder die Populisten dieser Welt geht, ob Egoismus und Ellenbogendenken mehr und mehr Raum gewinnen. Es ist eine riesige Herausforderung, der wir uns alle schnellstens stellen müssen! – Achim Bothmann


 

Leserbrief zu „Warum sprechen einen junge Menschen bei der Begrüßung nur noch mit »Hallo« an?“ von Ella

Sehr geehrter Herr Vater, diese Anrede muß sein in einem Anschreiben,aber lassen Sie Bitte die Kirche im Dorf wenn es um eine Begrüßung geht.Schlimmer wäre es,wenn sich Ihre Kinder Grußlos an den Tisch setzen.Mein Vater hat Diener gelernt und dies beim Konsul Herfuth in Markkleeberg ausgeübt.Er hat uns Kinder Höflich-,Pünktlichkeit und Manieren beigebracht.Aber er hat mir auch zu tiefster DDR Zeit erlaubt die Haare lang wachsen zu lassen.Er hat sich über jeden Besuch der Kinder und Enkel gefreut, auch ohne Begrüßungsformel.Meine Tochter hat mir letztens gesagt, Papa wir ticken anders, und haben wir nicht alle einmal anders getickt? Bleiben Sie locker ,Tschüß – Gert Weiß


 

Leserbrief zu „Super-Leonardo“ von Hanno Rauterberg

Endlich kommen sich der. „Salvator Mundi“ von Leonardo da Vinci und das „Salvator Bier“ aus München so nahe wie nur irgendwie möglich! – Andreas Pospischil


 

Leserbrief zu „Man wird vom Haus besetzt“ von Peter Kümmel

1992 hat man sich noch was getraut: der damals 30jährige (!) Frank Castorf übernahm die Leitung der Volksbühne und machte seine Sache über viele Jahre großartig. Seit es darum geht, jemand anderen als ihn zu suchen, vergisst man in der Politik aber wohl wieder, dass es auch Menschen unter 60 gibt, die außergewöhnliches Theater machen. Kleiner Tipp: Wenn man Frauen in die Überlegungen mit rein nimmt, wird der mögliche Pool sogar noch größer! – Ein/e Leser/in


 

Leserbrief zu „Sind Cornflakes Kunst?“ von Anne Backhaus

Sammeln ist eine Leidenschaft die nicht nach wertigem Gehalt fragt oder diesen für sich in Anspruch nimmt. Haben Sie Frau Griffiths mein Mitgefühl für Ihre verloren gegangenen, also von unkundiger Hand, der die Eigenschaft eines Sammlers oder einer Sammlerin fremd ist, weggeworfenen Eisstiele. Schreiben möchte ich, dass ich schon vor Jahren in der Main Klinik Ochsenfurt verrostete Kronkorken, vom Sammler im Straßengraben, unter Festzelttischen oder sonstwo gefunden, aufgehoben und dann in Rahmen hinter Verglasungen gebracht, die dann in der Eingangshalle und den Fluren an den Wänden präsentiert wurden, gesehen habe. Diese verrosteten Kronkorken haben keinen Materialwert.Sie werden aber durch die Zusammenführung und Insgesamtpräsentation in den Augen der Erstellers zu einem Arrangement und zu einem kulturellen Gegenstand mit künstlerischer Wertigkeit. Schon der Gedanke, dass sie mit Füßen getreten, zertreten wurden oder von Regenwasser überspült wurden, sonst wie Schaden nahmen und nun an den Wänden eines Gebäudes hängen dass von vielen Menschen besucht wird und angesehen werden können, ist doch sehr reizvoll. Weiterhin viel Glück beim Sammeln, Suchen und ganz wichtig, auch Finden. Sammeln oder Kaufen mit monetären Zielen nenne ich spekulieren. – Alexander Bernhardt


 

Leserbrief zu „Deutsche Bahn: Warum steht das Management plötzlich wieder unter Druck?“ von Claas Tatje

Wer mit der deutschen Bahn (nicht)fährt, der kann täglich sehr viel (Un)Angenehmes erleben. Der Bahnfahrer, die Bahnfahrerin könnte sich ständig mit der DB herumärgern; aber diese ständige Herumärgerei, die bringt absolut nicht ein, schon gar nichts für den Bahnfaher, den dieser (überflüssige) Ärger, der macht nur „alt und runzelig“, ist sehr frustrierend und irgendwie auch schrecklich nervtötend. Lachen, drüber lachen, ist gesund und hält erfrischend jung, denn Bahn(nicht)fahren ohne Ärger ist kein richtiges Bahn(nicht)fahren! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbrief zu „Die Aussteigerin“ von Paul Hildebrandt

In Ihrem Artikel über die Anastasia Bewegung haben Sie ganz offensichtlich ohne eigene Recherchen Nachplappereien aus dem Internet übernommen, was Lais Lernen betrifft. Damit stellen Sie tausende Eltern, die sich um eine hirngerechte Didaktik bemühen und hunderte Lehrer, die ihren Schülern das Lernen erleichtern, auf den Scheiterhaufen. Ob diese Art zu recherchieren der „Zeit“ entspricht weiss ich nicht, aber es erscheint so. Mich, als Vorreiterin vom Laislernen in Deutschland, hat niemand interviewt, auch den Begründer nicht. Er hat sich mehrfach öffentlich von Reichsbürgern, Nazis, Esoterikern, Shetinin und der Anastasia Bewegung distanziert. Die Belege stehen auf Facebook unter Laising-Freiburg, und auch im Anhang für Sie. Bedauerlich, dass die Zeitredaktion offensichtlich nicht mehr investigativen Journalismus unterstützt. Eine Timeline der Quellen zu recherchieren, die belegt, wer im Internet von wem abgeschrieben hat und welche „Journalisten“ das ungeprüft übernahmen, ist eigentlich ein Job, den Ihr Journalist hätte tun sollen.

Ein Österreichischer Sektenbeauftragter, die nie vor Ort war, hat leichtfertig ein Ferngutachten veröffentlich und Psiram, eine Sekte die sich dem Bekämpfen von alternativen Denkrichtungen widmet und inkognito wirkt, hat das übernommen und auf vielen verschiedenen Kanälen im Internet verbreitet. Sicher haben Sie eine Internetrecherche betrieben wie einige Kommunalzeitungen in Österreich auch. Gerne beantworte ich, als eine der bestausgebildeten Lais Kenner in Deutschland und Anwenderin und Ausbilderin von mehreren Hundert Menschen Ihre Fragen rund um die Didaktik und die Entstehung und Verbreitung vom Laislernen. Ich bitte um öffentliche Richtigstellung, denn mit diesem Artikel denunzieren Sie das Gros wohlmeinender Eltern und Lehrer ohne besondere Weltanschauung und verhindern eine Entwicklung in der Bildung, die ganz unübersehbar notwendig wäre. – Verena Matheis


 

Leserbrief zu „Stimmt’s?“ von Christoph Drösser

Der nordseekrabbenessende Mensch will nur „billige“ Nordseekrabben essen. Die deutschen Hygienevorschriften hingegen, verteuern jedoch diese Nordseekrabben relativ stark. Daher werden die Nordseekrabben z.B. nach Marokko gekarrt, da es in Marokko anscheinend keinerlei Hygienevorschriften gibt. Die Nordseekrabben bereisen, ganz unfreiwillig, die halbe Welt, um „billig“ bleiben zu können! Wieder daheim in Deutschland, bekitzeln diese „marokkanisch“ gepulten Nordseekrabben, endlich die Gaumen der deutschen nordseekrabbenessenden Menschen! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbrief zu „Madonna bleibt tapfer!“ von Jens Balzer

Ist Madame X (Madonna) wirklich diese Künstlerin, die sich ständig neu beweisen muss, und die sich ständig neu erfinden soll? Geht nicht, gibts nicht! Doch, Madonna ist jetzt Madame X mit Augenklappe, (vielleicht ach nur) auf Zeit! – Riggi Schwarz