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27. Juni 2019 – Ausgabe 27

 

Leserbriefe zum Titelthema „Reisen ohne Reue“

Reisen ohne Reue, wo sind wir nur hingekommen. Da gab es eine Zeit, da war Geiz geil. Da zählte Konsum, wie Komasaufen, Shoppen in NY usw. Jetzt sollen eben diese Leute, die so angeworben wurden und wahrscheinlich gar nichts anderes kennen, auf einmal Reue zeigen. Jetzt sind diese Menschen das letzte Glied der Gesellschaft, oder wie Herr Gabriel sie eben bezeichnet hat, der Mob. Diese Diskussion ist mir einfach zu einseitig. Denn die Hauptverantwortung tragen die, die so etwas ermöglichen. Warum sollen Menschen auf einmal den Verzicht üben, viel zu viele müssen dies ohnehin. Wenn man gleichzeitig sieht, dass die Spitze der Gesellschaft keineswegs verzichtet, im Gegenteil. Nein, Menschen dürfen und sollen ohne Reue Urlaub machen, denn das steht ihnen doch zu. Aber ein Vergehen der nimmersatten Kapitalwelt ist es, ihnen zu erklären, man finde sein Glück nur in der Ferne. Den Menschen soll nun das Gewissen schlagen, warum?

Eine Billig-Airlines nach der anderen geht pleite, weil es jetzt auf einmal nicht mehr ins Konzept passt. Aber jeder will nicht unbedingt auf’s Radel umsteigen. Wir müssen die Freiheit haben, es aussuchen zu können. Wir sind noch niemals geflogen, haben es immer hinausgeschoben, jetzt scheint dieser Wunsch sich in Luft aufzulösen, weil es ja schädlich fürs Klima ist. Fragt einer nach den furchtbaren Kriegen, die geführt werden mit allen Waffen, die bestimmt niht gut fürs Klima sind, fragt einer, unter welchen Bedingungen Kobalt, seltene Erden usw abgebaut werden. Niemand steht auf und sagt, ich will kein E-Mobil, dass eine solche Batterie hat. Ich glaube ganz einfach, dass Sie Ihre Frage an die Verantwortlichen stellen müssen. – Lieselotte Schuckert

 

Wenn man sein Auto während einer Wartezeit von 3 Stunden im Stehen laufen lässt, scheint man das Gefühl „Reue“ nicht zu kennen. So erlebt, gestern, vor einer Fährüberfahrt über die Elbe in Glückstadt. Tage zuvor sahen wir zahllose Autos und Caravans mit Tempo über den riesigen Sandstrand der Nordseeinsel Römö in Dänemark brausen. „Reue“? Fehlanzeige. Meine Frau und ich latschten den mehr als einen Kilometer breiten Strand reuevoll vom Parkplatz bis zum Meeresstrand. Und fühlten uns angesichts der vorbeifahrenden, den Sand aufwirbelnden SUVs und Riesencaravans ganz schön blöd. Ist doch herrlich, sein Vehikel direkt am Wasser zu parken und sich auf Campingstühlen den Sonnenuntergang anzugucken. Schon mal was von Klimawandel gehört? Spätestens dann, wenn der Meeresspiegel die Insel überschwemmt, hört der Spaß auf. Glauben Sie im Ernst, auch der die Ökologiebewegung DIE GRÜNEN wählende Mensch zeigt Reue, bevor ihm nicht das Wasser am Hals steht? – Axel Spellenberg

 

Ich freue mich, dass sie dem Klima ein Titelthema gewidmet haben. Besonders das Zusammentreffen der verschiedenen Persönlichkeiten in Berlin hat mir gefallen, da die unterschiedlichen Perspektiven aufs Fliegen aufgezeigt wurden und sich der/ die Leser*in selbst herausfinden konnte, wem er oder sie am meisten zustimmt. Ich habe aber auch ein wenig Kritik. Ich finde es sehr unglücklich, dass direkt unter einem Artikel, indem Jemand mit der Bahn nach Barcelona gefahren ist und wunderbar aufs Fliegen verzichtet hat, eine Anzeige mit Werbung für sechs Reisen ist, die allesamt mit einem Flug zu bestreiten sind. Auf ihrer Anzeigenseite auf S. 58 wirbt ein Anbieter für Reisen, bei denen man für drei Nächte nach Finnland fliegt, um sich die Nordlichter anzuschauen. Das kann man ganz bestimmt nachhaltiger und bewusster gestalten und für diese Alternativen dann auch werben. Der Kurzbeitrag über die Fahrt nach Griechenland macht Lust mit der Fähre zu fahren und zeigt, dass man auch ohne zu fliegen weiter weg reisen kann. Allerdings hat mich ein wenig gewundert, dass die Autorin dies mit keinem Wort bemerkt. Es wirkt auf mich als gehe es ihr nur um eine Bequemlichkeits- und Komfortfrage. Ich denke, eine Grafik, die Klima-Daten und Fakten aufbereitet, hätte das Titelthema sehr bereichert. Denn aus den Artikeln konnte man zwar lesen, dass Fliegen unglaublich den ökologischen Fußabdruck belastet, es wäre noch fruchtbarer gewesen, so etwas mit Zahlen in Relation zu setzen und für den/die Leser*in visuell aufzubereiten. – Margarethe Finger

 

Sehr gerne lese ich Ihre Artikel, in denen Sie vielfältig über das jeweilige Thema berichten! Bei den Themen, die den „ökologischen Fußabdruck“ betreffen, ärgere ich mich allerdings über Hinweise, die sich meiner Meinung nach im realen Leben nur mit einer sehr hohen Leidensgrenze umsetzen lassen. Ich lebe in Berlin! Meine Ziele erreiche ich innerhalb der Stadt, auch bei größeren Entfernungen, mit dem Fahrrad! Ich genieße die Fahrten und dass ich, im Gegensatz zu anderen Verkehrsmitteln, die Natur mit Vogelgezwitscher und Düften sehr vielfältig wahrnehmen kann! Meinen mir zur Verfügung stehenden Dienstwagen lasse ich gerne zu 90 Prozent der notwendigen Fahrten zum Vorteil des Fahrrads stehen. Sehr gerne möchte ich auch in meiner Freizeit und bei längeren Ausflügen in das wunderschöne Berliner Umland die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Mit meiner Freundin nutzen wir für Fahrten am Wochenende die gemeinsame Monatskarte der BVG im Tarifbereich AB. Wenn wir aber z.B. mit der S-Bahn und den Fahrrädern nur drei Stationen über den Tarifbereich AB hinaus nach Potsdam fahren wollen müssen wir zusätzliche Fahrkarten für die Hin- und Rückfahrt (für jeweils nur drei Stationen) von zusammen 15,- Euro kaufen! (selbst bei nur einer Station ins Tarifgebiet C ist dieser zusätzliche Fahrpreis fällig)

Mit großen Unverständnis reagieren wir auch immer wieder, wenn wir trotz einer Monatskarte AB für die letzte Station zum Flughafen Schönefeld einen Ergänzungsfahrschein kaufen sollen! Wer dabei an Geldschneiderei und weniger an Ökologie und ein evtl. vorhandenes Verkehrskonzept für eine Metropole denkt, ist evtl. ein Schelm!? In unserem letzten Urlaub wollten wir entspannt mit dem Zug fahren und eine Radtour mit unseren eigenen Fahrrädern entlang der Donau zum Bodensee machen. Mit dem ICE hätten wir schnell und gut ohne Fahrräder Regensburg erreichen können! Für einen Fahrradtransport im ICE sind die begrenzten Plätze oder je nach Typ des Zuges die nicht vorhandenen Transportmöglichkeiten bekannt. Für Fahrten ohne ICE hätten wir ca. 9 – 12 Stunden mit zwei- bis dreimaligem Umsteigen benötigt! Nach unseren eigenen Recherchen im Internet haben wir die Idee der Reise in einem auf Bahnreisen spezialisierten Reisebüro prüfen lassen. Selbst die sehr erfahrenen Mitarbeiter des Büros haben die überaus komplizierte Anreise mit Fahrrädern mit der Bahn in Richtung Donau bestätigt! Eine Empfehlung war die Nutzung des Nachtzugs nach Basel um anschließend nach weiteren Zugwechseln irgendwann am Bodensee anzukommen. Wir haben unser Reiseziel schließlich nicht weiterverfolgt und sind mit dem Auto und den Fahrrädern auf dem Autodach nach Mecklenburg Vorpommern gefahren.

Diese Erfahrungen ließen sich beliebig erweitern! Sehr oft wurde schon über ausgefallene und überfüllte Züge zwischen der Ostsee und Berlin in den Medien berichtet! Fahrpreise von ca. 180,- Euro für 2 Personen ohne Fahrräder, zum Beispiel ins Erzgebirgsvorland, lassen uns immer wieder für das Auto entscheiden. Schade, der öffentliche Nahverkehr könnte eine entspannte und ökologisch korrekte schöne Anreise zu vielen Zielen bieten! Leider sieht die Realität nach unseren Erfahrungen jedoch ganz anders aus! Das große schlechte Gewissen bei der Wahl der Verkehrsmittel haben wir uns abgewöhnt! Wir versuchen täglich unseren Beitrag zum Umweltschutz zu leisten! Es darf aber auch ein wenig Genuss und weniger Entbehrung dabei sein! – Frank Hintzpeter

 

Anbei ein paar sommerliche Überlegungen zum Thema:
Wer sich behaglich fühlt zu Haus
der rennt nicht in die Welt hinaus
Weltunzufriedenheit beweisen
die vielen Weltentdeckungsreisen (F.Rückert)

In Rom, Athen und bei den Lappen
Da spähn wir jeden Winkel aus
Dieweil wir wie die Blinden tappen
Umher im eigenen Vaterhaus (Karl Simrock)

O du verfluchtes Reisen und Wandern
Dir dank ich meine Gicht
Dich überlaß ich anderen
Ich selber mag dich nicht! (Hans Reimann) – Winfried Kretschmer

 

Mit meinen gut 38 Jahren bin ich genau einmal hin und zurück geflogen. Hätte ich diese Geschäftsreise abgelehnt, hätte die Firma meinen Kollegen geschickt. In allen anderen Fällen fand ich eine Reisealternative oder habe ein anderes Ziel gewählt. Denn wer gibt uns das Recht, ein Vielfaches der 2,5 Tonnen CO2-Ausstoß zu verursachen, die das Umweltbundesamt pro Erdenbürger als verträglich erachtet? Sicher gibt es CO2-Kompensationsprojekte, doch oft erreichen sie nicht den berechneten Effekt und sind durch die Verlagerung der CO2-Ausgleichslast in Entwicklungsländer geradezu kolonialistisch. Auf Bahnreisen mit meiner mittlerweile fünfköpfigen Familie habe ich Norwegen, Polen, Rumänien, Süditalien und Spanien gesehen. Tiefe Fjorde, wilde Karpatenhänge, eine blühende Halbwüste im Frühling haben wir ebenso erlebt wie die ungeschminkte Seite verschiedenster Orte. Menschliche Vielfalt finden wir nicht nur in der Ferne, sondern vor allem auch in dem ethnischen und kulturellen Reichtum, den schon unsere heimische Großstadt bietet. Und wenn es mich wirklich für die eine große Reise auf einen anderen Kontinent zieht, kann ich als Europäerin mit geduldiger Planung das Geld und die Zeit aufbringen, mir diesen Herzenswunsch auch ohne Flug zu erfüllen. Sich stattdessen regelmäßig Nah- und Fernflüge zu gönnen, halte ich für kurzsichtig und egoistisch. Und das beliebte Verschieben der Argumentation von der eigenen Verantwortung auf andere Felder wie etwa die Politik, die Industrie oder den großen Plan für grundsätzlichen Wandel erachte ich schlicht als verlogen. Für den Vater, der mit seiner Tochter eine New-York-Reise erwägt, habe ich zwei Vorschläge: Nehmen Sie ein Frachtschiff – denn das fährt im Gegensatz zum Passagierjet auch ohne Sie – oder fahren Sie nach Warschau. Ein prägendes Reiseerlebnis ist Ihnen in beiden Fällen sicher. – Ines Allinger

 

In der „Schäm-dich-Ecke“ wird der Platz ziemlich eng, wenn alle „Stratosphären-verpester (Auto-Dieselzug-Schiff-Flieger-Reisende) sich dort schämen müssen. Er/sie kann sich natürlich mit einer CO2 Steuer wieder freikaufen. Heribert Prantl von der Süddeutschen nannte diese Steuer „modernen Ablasshandel“. Dies ist auch meine Meinung zu dieser Steuer. Den eine CO2 Bepreisung, auch für das Heizen, finde ich total unsozial, weil es genau die trifft, die sich kein subventioniertes E-Auto oder energetisches Haus/ Wohnung leisten können. Gut fand ich im Interview die Aussage von Katharina Schulze mit ihrem letzten Satz, „Entscheidend ist doch, dass du alles mit Maß und Vernunft tust“. Deshalb meine Bitte an die Medien: Viel weniger Katastrophenberichte und mehr Sachlichkeit. Wie sagte Jürgen Habermas, „Zwangloser Zwang des besseren Arguments“ soll der Kompass sein bei dem aufgeheizten Klima-Hype .Übrigens, wir machen seit über 30 Jahren weltweit Urlaub mit Haustausch. Wenn diese Art von Urlaub mehr genutzt würde, könnten viele Hotelburgen und Betonierung ehemals traumhafter Urlaubsziele vermieden werden. Deshalb werden wir uns auch für unsere nächste Reise nicht schämen. – Hubert Klemenjak

 

 

Leserbriefe zu „Fliegen Sie noch?“ von Stefanie Flamm und Dorothée Stöbener

Das Kernproblem wird entlarvt durch Frau Spitz’ Aussage, sie fahre mit einem Frachter oder beginne das Segeln, wenn ihr Lebensstil (aka: das Fliegen) zu teuer werde. Sie werde auf jeden Fall eine Möglichkeit finden, weiter zu reisen. Es zeigt sich: Uns fallen durchaus Alternativen ein, aber unser Verhalten zu ändern sind wir erst bereit, wenn’s an unser Geld geht. Argumente sind chancenlos. Wie arm ist das! Sapere aude! – Dr. Katrin Düringer

 

Kein anderes Thema als die „ Klimakrise „ wird mehr als jetzt in diesen Tagen deutschlandweit debattiert – Gipfel : es MUSS eine neue Steuer CO 2 her – der absolute Schwachsinn aller Zeiten ! Ihr Gepräch mit diesen Leuten – für wen stehen die : nicht für die Mehrheit derer im Land die täglich richtig arbeiten müssen , auf Fahrzeuge aller Art angewiesen und nicht dieser neunmal kluge Herr Grieme , der in seinem Leben noch nichts geleistet hat – Politschranzen wie diese Schulze , die wolllen der Mehrheit im Land neue Regeln verpassen – es ist der absolute Irrsinn der sich in diesen Hirnen gefressen hat ! Deutschlan d muß eine Vorreiterrolle einnehmen , daß ich nicht lache ! Lege man sämtliche 56 Millionen Fahrzeuge ab morgen stille und nichts wird sich auf dem Planeten ändern , schon garnicht das Klima ! Eine Zahl : Man sagt , verkündet, die CO 2 Moleküle haben sich seit den 80 iger Jahre nunmehr von ca. 380 PpM auf etwa 400 erhöht – wer glaubt denn das diese 20 Teilchen mehr oder weniger einen Einfluss auf die globale Atmosphäre haben ? – hier wird ein Popanz aufgebaut von Leuten die Angst vor den Zeiten einmal weniger PKW usw verkaufen zu können – der Markt ist voll – und da bietet doch eine neue Antriebsart neue Perspektiven , ob das nütze oder nicht …….. man kann es nicht glauben ! Eine ist gewiss , unsere Millionen von Mitmenschen werden langsam innne , was Ihnen da serviert wird und ich vermute , daß ein Teil derer die zum Wählen gehen keine Klimapropheten bevorzugen ….. – Klaus Schindler

 

(Fast) jeder Mensch, der dürfte es inzwischen auch wissen, dass es schon 12.05 Uhr ist, aber der Mensch tut weiter so, als habe er bereits das „12.00-Uhr-Schlagen“ vorsichtshalber überhört, und alles läuft weiter und weiter und weiter! Vielleicht gibt es ja doch noch eine andere, eine „Zweit-Welt“, die wir alle anfliegen werden, wenn die „Erst-Welt“ total abgewrackt darnieder liegen sollte. Im Hin- und Herfliegen und im „Sinnlos-Umher-Kurven“, da sind wir Menschen wirklich einsame Spitze, wir, das „Krönchen“ der Schöpfung! – Klaus P. Jaworek

 

An Menschen wie Herrn Borck und Frau Spitz wird eindrucksvoll deutlich, was ein Kernproblem in Sachen Klimaschutz ist: Diese Personen sind nicht bereit, ihre Lebensweise über ein kosmetisches Maß hinaus zu verändern, und benutzen diese kosmetischen Bemühungen als Rechtfertigung ihres ausufernden Lebensstiles. Das macht die Politik im Großen ganz ähnlich. Mir scheint, dass oft vergessen wird, dass auch die Rahmenbedingungen unseres Lebens frei wählbar oder zumindest veränderbar sind. So ist der oft gehörte Satz „Ich bin aufs Auto angewiesen“ genauso unwahr wie Herrn Borcks wunderbar geradeheraus formuliertes „Manchmal muss man fliegen, weil man keine Zeit hat, ein anderes Transportmittel zu nutzen.“ Nein, Herr Borck, gar nichts muss man, alles ist eine Frage der Priorisierung. Und sie priorisieren hochgradig egoistisch. – Martti Klockemann


 

Leserbriefe zu „Bis er platzt“ von Timo Lehmann

Schon Bundestagspräsident Lammert ist mit seinen Vorschlägen, den Bundestag zu verkleinern bekanntlich gescheitert, weil er versucht hat, für die nächste Wahl eine Änderung zu erreichen. Derartiges wird immer am vordergründigen Interesse der Abgeordneten scheitern, die prioritär ihre eigene Wiederwahl sichern wollen. Aber eine Verkleinerung des Bundestags läuft so oder so auf den Wegfall von Mandaten hinaus, Diskutiert werden verschiedene Verkleinerungsmodelle, diese werden von den Fraktionen auf eigene Chancen abgeklopft. Abgestimmt wird aber über eine Verkleinerung, die schon allein deshalb für die nächste Legislaturperiode keine Abgeordneten-Mehrheit finden wird. Nach der Kommunalreform in Baden-Württemberg haben viele Gemeinden die Erfahrung gemacht, dass eine Verkleinerung der Gemeinderäte bzw. die Modifizierung der Ortschaftsrats-Verfassungen möglich wird, wenn
Hony soit qui mal y pense. – Dr. Dietrich Kautt

 

Eine naheliegende Möglichkeit, die Zahl der Abgeordneten im Bundestag zu limitieren wir gar nicht erwähnt. Wir haben für Bundestagswahlen 299 Wahlkreise. Wenn jeder Wahlkreis genau 2 Abgeordnete entsendet, dann ist die Abgeordnetenzahl auf einem vertretbaren Niveau festgelegt. Diese je 2 Abgeordneten sollten per Direktmandat bestimmt werden, weil es keine höhere Legitimation eines Volksvertreters gibt als die Direktwahl. Die im Grundgesetz festgeschriebene Mitwirkung der Parteien an der politischen Willensbildung ist durch die logistische Unterstützung ihrer Kandidaten durchaus gegeben. Ja, es werden manche Parteien aus manchen Wahlkreisen keinen Vertreter in den Bundestag schicken. Na und, das ist heute auch schon der Fall – siehe 5%-Hürde. Und auch über die Parteilisten ist heute nicht jeder Wahlkreis durch einen Vertreter der Partei xy abgebildet, diese Aufgabe müssen die Kandidaten aus anderen Wahlkreisen mit übernehmen. Es würde sich für die Bürger also nicht viel ändern. Für die Parteien allerdings schon. Genau deshalb wird so ein Vorschlag wohl auch nicht in Erwägung gezogen. Die Vorbehalte gegen den Politikbetrieb sind ja nicht in Bausch und Bogen falsch. – Ein/e Leser/in

 

Vorschlag zur Verkleinerung des Bundestages: Die „Partei“ der Nichtwähler (zu der ich aus guten Gründen nicht gehöre) bekommt „erndlich“ ihre Sitze: leer! (aber sichtbar gemacht als Nichtwählersitze) Sofort hätte der Bundestag 20 – 30 % weniger Abgeordnete, und das bisherige – eigentlich gute – Wahlsystem könnte beibehalten werden. (Eventuelle Folgeprobleme sind lösbar.) Dann sehen die Nichtwähler 4 Jahre lang, was ihre Verweigerung wert ist: nichts! Und die vertretenen Parteien würden sich wahrscheinlich mehr anstrengen, um diese Sitze zu erobern. – Ewald Wannemacher

 

Nach einer Europawahl konnte ich als Wahlvorstand dem Landeswahlleiter die Bitte übermitteln, zukünftig wieder von 8h bis 18h statt bis 21h wählen zu lassen, wie es die engere Auslegung von § 40 Europa-Wahlrecht zulässt. Als Begründung führte ich an, dass die jüngeren Mütter unter den Wahlhelfern nach Ende der Wahl noch zwei Stunden beim Auszählen der Stimmen gebunden waren und erst um 23h fertig wurden; zu spät, um noch ihren kleinen Kindern „gute Nacht“ zu sagen. Die Bitte wurde gehört – und die nächste Europa- Wahl endete wieder um 18h! Demgegenüber ist es weit schwerer, Verbesserungen für die Wahl zum Deutschen Bundestag vorzuschlagen, wie Timo Lehmann richtig festgestellt hat mit seiner Frage „Warum bloß ist es so schwer, das Parlament zu verkleinern“? Eine praktisch denkende junge Tennisspielerin aus Kassel hat die Antwort darauf: Lasst alles, wie es ist, nur reduziert die Messzahl für den Bundestag um cirka 100 Personen, dann könnten durch das System der Überhandmandate auch cirka 100 Personen dazukommen, und alles bliebe im vertrauten Rahmen! – Dietrich Bauer

 

Warum ist es so schwer, den Bundestag zu verkleinern?
Die Antwort lautet: weil das Dogma der Einerwahlkreise nicht mehr zu der heutigen Parteienstruktur passt. Die meisten Wahlkreissieger sind nur noch „Wahlkreissiegerchen“. Mit welcher Berechtigung nimmt ein Wahlkreiskandidat mit 23,5% der Erststimmen ein ganzes Mandat in Anspruch und schwingt sich dann noch dazu auf, angeblich die Interessen eines ganzen Wahlkreises zu vertreten? Das ist zu einer lächerlichen Farce geworden. Die Heilung liegt in der Einrichtung von Großwahlkreisen, in denen viele Abgeordnete gewählt werden. Die Wähler haben dann mehrere Stimmen und vergeben diese an Personen, die auf den Wahlkreislisten der Parteien stehen. Die künstliche Trennung in Erst- und Zweitstimmen wird abgeschafft. Die proportionale Sitzverteilung im Bund und in den Großwahlkreisen wird auf der Grundlage der Personen- und damit Parteienstimmen festgestellt. Für intime Kenner der Materie: falls notwendig, vermittelt über den doppelten Pukelsheim. Die Zuordnung der Sitze an die Kandidaten innerhalb einer Partei in einem Großwahlkreis erfolgt gemäß der vergebenen Personenstimmen. Ob eine kleine Anzahl von Listenführern als vorrangig gewählt zu bevorzugen ist, kann diskutiert werden.

Noch nie hätten die deutschen Wähler soviel Mitbestimmung bei Bundestagswahlen gehabt: sie würden mehrere konkrete Personen wählen können, panaschieren und kumulieren eingeschlossen. Es läge an den Parteien, innerhalb eines Wahlkreises Kandidaten aus allen Landkreisen zu präsentieren. In der Debatte um das Wahlrecht wird oft die „personalisierte Verhältniswahl“ wie eine Monstranz vorangetragen. Mein Vorschlag würde die Personenwahl deutlich erweitern und die Proportionalität und die stabile Größe des Bundestags garantieren. Es gibt praktische Beispiele für ein solches System: das Wahlrecht in Hamburg, Bremen und in der Schweiz. Um konstruktive Nachahmung wird gebeten. – Oskar Hartmann

 

Wieso ist es in unserem Staat mal wieder nicht möglich wirklich sinnvolle Maßnahmen durchzuführen. Hier sind wieder Egoismen der Grund für handlungsunfähige Politiker. Es ist eine Gefahr für die Demokratie wenn durch zu viel Bürokratie und Handlungsschwäche unser Staat zu einen uneffektiven Debattierklub verkommt. – Hallitzky

 

Der Bericht über unseren übergroßen Bundestag ist deprimierend. Schon seit Jahren wird an einem Wahlrechtsgesetz, das unserer Verfassung entspricht, gearbeitet, aber bisher ohne Erfolg. Dies ist leider verständlich: der pure Egoismus der maßgebenden Politiker und die vielen Privilegien ! Ich vermute außerdem; für nicht wenige Bundestagsabgeordnete ist ihr Mandat eine gut dotierte Nebenbeschäftigung und dabei kann man noch einige Freunde als Mitarbeiter bestens versorgen. Gilt nun unsere Verfassung allgemein oder gilt sie nur für die ‚kleinen Leute‘, nicht aber für die Bundestagsabgeordneten. Hätten wir mutige Verfassungsrichter, so wäre dieser Missstand, der so viel Geld kostet und unserer Demokratie sehr schadet, schon längst beseitigt. Viele Wähler gehen nicht mehr zur Wahl – leider verständlich. Wer soll diese Egoisten auch wählen, die vor allem an sich und ihre Freunde denken. Dem allgemeinen Wohl verpfichtet – eine reine Floskel. – Josef Hanauer

 

Vielleicht sollten wir, das ganze (deutsche) Wahlvolk, gleich mit nach Berlin umziehen, und in den Bundestag, mit einziehen! – Riggi Schwarz


 

Leserbriefe zu „Alles, was rechts ist“ von Martin Klingst

Ich finde es eine vorsätzliche Verdrehung der Tatsachen, von einer liberalen Ordnung und der AfD als Gefahr zu sprechen. Genau so könnte man von einem Regen sprechen, der trocken ist und eine Gefahr darstellt. Frage mich nur, wem Sie mit derartigen Verdrehungen imponieren möchten oder -viel schlimmer- imponieren müssen. In den USA nennt man solche Leute „Presstitutes“. Mir ist mittlerweile klar geworden, dass Justiz und Polizei im Merkelland den selben „Herren der Ringe“ zu dienen haben wie all die Presstitutes. Jeder, der sich weigert, muss rechnen mit dem Verlust seines Jobs und seiner Karriere. Das sind unhaltbare Zustände, die nur „alles, was rechts ist“ ändern kann. – Peter Christian Vogl

 

Die Gefahr geht von der linken Szene aus. Das sollte endlich auch bei der heutigen Generation angekommen sein. Ihre Wochenzeitung hat darüber mehrfach berichtet. Ich lebe in NRW. Hier sind die sogenannten Heilsbringer abgewählt worden. Die CDU hat alle Hände voll zu tun, um den politischen Schuttberg abzuräumen. Die SPD mit ihren Koalitionspartner der Partei der Grünen, haben alles ignoriert was vernünftig gewesen wäre. Den Schaden den die beiden Parteien angerichtet haben, reicht für zwei Generationen. Eigentlich gehört noch eine dritte Partei dazu. Die größte Sendeanstalt, der WDR/NDR und die Süddeutsche Zeitung (Alpen Prawda) gehören ausserparlamentarisch dazu. Frau Wöhrmann von den Grünen, war für das Bildungsressort verantwortlich. Sie hat den größten Schaden hinterlassen. Und die Jungen in der Gesellschaft sind genau die Schüler die Frau Wöhrmann groß gezogen hat. Wer will das noch verstehen. – Gunter Knauer

 

Was ist daran so überraschend, wenn festgestellt wird, dass auch in Polizei und Bundeswehr rechtsradikales Gedankengut und Handeln zu erwarten ist. Umfragen und Wahlergebnisse sprechen von 13 bis 25 % AFD-Wählern. Natürlich auch bei Polizei und Militär. Ist es so undenkbar, dass sogar in Polizei und Militär Menschen eingeschleust werden, die versuchen sollen, Frustierten zu einer Einstellung zu bewegen, rechtsradikales Handeln zu decken oder gar zu unterstützen? Das muss mit aller Kraft aufgeklärt und entzaubert werden. Wir leben in Deutschland seit Kriegsende in einem demokratischen, oftmals nicht einfachen, aber von vielen bewunderten, gesellschaftlichen Miteinander auf Basis unseres Grundgesetzes. Das dürfen wir uns nicht zerstören lassen! – Udo Bauer

 

Vielen Dank für Ihren interessanten Artikel „Alles, was rechts ist“. Sie beschreiben dort u.a., wie es Soldaten und Polizisten im Beruf ergeht. Und Sie schreiben, dass die AfD auffallend viele Polizisten und Berufssoldaten als Mitglieder hat. Aus Ihrem Artikel lese ich vor allem heraus, dass Sie sehen, dass die Berufssituation Auswirkungen auf das Verhalten der Polizisten und Soldaten hat. Und Unverbesserliche müssen mit voller Härte des Strafgesetzes verfolgt werden. Die Zusammenhänge zwischen destruktiver Kindheit und Terror und Gewalt, werden leider in diese Zusammenhänge noch wenig diskutiert. Und es geht dabei nicht um eine Entschuldigung oder Rechtfertigung für die Täter. Das Strafgesetz ist wichtig, aber es reicht nicht aus. Es geht einfach darum, die wirklichen Ursachen zu sehen und damit neue Lösungen zu erarbeiten. Wissenschaftlich fundierte Studien zum Thema wurden von Sven Fuchs in seinem Buch „Die Kindheit ist politisch“ zusammengefasst. Er bringt eine neue wichtige Perspektive in dieses Thema. – Maria Sohr

 

Zu Ihrem Artikel kann ich nur sagen : Seit dem Tode Oury Jallohs 2005 in einer Polizeistelle in Dessau ist mein Vertrauen in die Polizei dahin. Ich möchte nicht aussprechen, was ich denke, aber was ich sagen kann, ist, dass nach den Presseberichten niemand der dortigen Polizei sich bemüht hat, an der Aufklärung des Falles mitzuarbeiten, so dass – zu meinem Entsetzen – auch die Justiz aufgegeben hat und den Todesfall unaufgeklärt lässt. – Ursel Heinz

 

Ist das so schwer zu verstehen?
Politiker und Medien fragen seit langem, warum es so aussieht, als ob der Osten nach rechts tendiere. Warum die AFD einen so hohen Anteil an der Europawahl geholt hat. Nun ist das nicht ein Problem des Ostens allein. Auch in westdeutschen Regionen erzielte die AFD z.T. recht gute Ergebnisse. Vielleicht hat der Autor jedoch mit seiner Analyse der Polizei und der Bundeswehr prinzipiell auch eine Antwort auf diese Fragen gegeben. Begonnen hat das im Osten alles schon direkt nach der Wende. Die Schnelligkeit, mit welcher die Treuhand die bestehenden Strukturen ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten der Bevölkerung zerstört hat. Westdeutsche Unternehmen und Privatpersonen, welche sich die Filetstückchen zu günstigsten Konditionen einverleibt haben. Der bis heute andauernde Ausverkauf von Flächen und Gebäuden an Kapitalkräftige „Investoren“. Eine Politik, welche die Energie im Osten verteuert und einzelne „Investoren“ bevorzugt. Und Versprechungen der Politik und immer wieder neue Versprechungen, selbst nach Wahlen mit einem deutlichen Minus. „Wir haben verstanden“ – ja was denn eigentlich? Wo bleibt die Vision, wo die Strategie und wo die Maßnahmen?

Da sitzt der Frust bei vielen sehr tief. Wie bei der Polizei und der Bundeswehr. Ist es bei der Polizei die Hilflosigkeit zusehen zu müssen, wie übergeordnete Stellen verhaftete Gauner wieder laufen lassen, ist es bei der Bevölkerung die Hilflosigkeit zusehen zu müssen, wie Politiker und Unternehmen für sich selbst sorgen und der Rest mit „Almosen“ abgespeist wird. Auch wenn im Osten sehr viel getan wurde hat man doch den Eindruck, dass dies überwiegend bei öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen erfolgte. Bei denen sich die Verantwortlichen dann gegenseitig auf die Schulter klopfen. Nicht weit weg sieht es dann aber immer noch so aus wie vor 30 Jahren. Dieses Ungleichgewicht, diese Schere, welche seit Jahren immer weiter auseinander klafft – sowohl im Westen, als auch im Osten – ist die eigentliche Ursache für das Erstarken der rechten Szene. Und die ersten Diskussionen zur Bewältigung des Klimawandels zeigen, dass dies auch in Zukunft so weitergehen könnte. – Klaus Manzke

 

In diesem Artikel werden Tatsachen verdreht! Unter anderem heißt es in dem Artikel: „Zwar meint die AfD. Die beste Verteidigerin der staatlichen Ordnung zu sein, aber sie hat damit eine andere als die liberale Ordnung im Sinn“
Woher nimmt der Autor das Wissen darum, welche tatsächliche andere Ordnung die AfD im Sinn hat? Weiter heißt es in dem Artikel sinngemäß, dass unsere Polizisten ihren Frust im Rahmen der Wahrnehmung ihrer dienstlicher Obliegenheiten u. a. auf „Ausländer“ abladen. Mit Verlaub, welche Ausländer und welche Art von abladen sind denn hier gemeint? Ist es nicht tatsächlich so, dass seit einiger Zeit eine spezielle Gruppe von Ausländern erst diverse früher nicht erforderliche Polizeieinsätze notwendig macht. Ist es nicht so, dass gerade anlässlich dieser Einsätze sich unsere Polizei bespucken, beleidigen, anpöbeln lassen muss und tätlichen Angriffen ausgesetzt ist. Das sie angewiesen sind stets deeskalierend tätig zu sein und gerade dieses Verhalten zu noch größeren Ausschreitungen gegen unsere Polizei führt. Wer z. B. nötigend den Straßenverkehr beeinträchtigt wird nicht zur Rechenschaft gezogen, in NRW verteilt man gegen solches Verhalten an unsere Neubürger mit Migrationshintergrund Flyer. Geht’s noch? Der Autor hätte aber völlig Recht wenn er meinte, dass die AfD eine andere Art von Liberalität im Sinn hat. Das Verhalten unserer lieben erst seit Kurzem hier lebenden Mitbürger mit Migrationshintergrund lässt keine andere Wahl, wenn man nicht will, dass sich dieser Staat und natürlich auch unsere Polizisten zum Affen machen lässt! Ist das zuvor Gesagte jetzt schon wieder rechts? – Ingo-Volkmar Altrock

 

Dieser Artikel hat mich derartig wütend gemacht, dass ich diesen Leserbrief schreiben muss. Es handelt sich wieder einmal um einen pauschalisierenden und nicht recherchierten Artikel Ihrer Zeitung. Sie benennen sehr wenige, unkonkrete Beispiele für eine Gefahr, die nach Ihrer Meinung derzeit von der Polizei ausgeht. Nur für diese kann ich hier Position beziehen. Ich arbeite seit 20 Jahren als Polizist in Berlin. Diese puren Unterstellungen, die Sie den Kolleginnen und Kollegen entgegenschleudern sind an den Haaren herbeigezogen, schlichtweg dumm und zeugen von einem eigenen tiefsitzenden Problem des Verfassers mit dem Staat und seiner Exekutive. Entgegen Ihrer Aussage stellen Sie alle Polizisten unter Generalverdacht und befeuern die ewig liberale Angst vor Staat und Überwachung! Wir leben im Jahr 2019. Das Internet ist außer für die Bundeskanzlerin für die meisten Menschen kein Neuland mehr. Alle besitzen Smartphones. Es gibt überall WhatsApp-Gruppen. Glauben Sie ernsthaft, dass offen zu Tage tretende rechtsextreme Gesinnungen, Bilder, Post, Tweets etc. von anderen Polizei-Kollegen „vertuscht“ werden? Glauben Sie, dass rechtsradikale Zeichen, Utensilien und ähnliches in Schränken von Dienstgruppen hängen, wo sich mehrere Menschen teilweise einen Schrank teilen? Es ist heutzutage nichts einfacher, als anonym solche Missstände anzuprangern und geeigneten Stellen mitzuteilen. Selbst wenn jemand sich zum Weiterleiten von irgendwelchen schwachsinnigen und extremen Mitteilungen verleiten lassen sollte, bekommt er sofort Gegenwind und Ärger aus allen Richtungen.

Ihre Aussagen zeugen davon, dass Sie sich offenbar noch nie mit einem Polizisten unterhalten haben bzw. für diesen Artikel gar nicht recherchiert haben. Sie haben von diesem Thema keine Ahnung! Um Dieter Nuhr zu zitieren: „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal…“ Wer wird Polizist? Weshalb werden Menschen Polizisten? Ganz bestimmt nicht, weil man autoritär gesinnt ist oder seit der Jugend mit Demokratie nichts anzufangen weiß. Befehle und gehorsames Handeln dienen der Sicherheit des Einzelnen im Einsatz und stehen darüber hinaus immer unter Vorbehalt. Bitte informieren Sie sich über die Remonstrationspflicht der Beamten. Die Menschen werden tatsächlich Polizisten, um eine sinnvolle Tätigkeit für die Gesellschaft auszuüben. Sie wollen Menschen in Not helfen. Sie wollen die Regeln überwachen, die sich dieser Staat gegeben hat und dem Wohl des Gemeinwesens dienen. Sie wollen auf der „guten Seite“ stehen. Dafür nehmen sie in Kauf, schlecht bis mittelmäßig bezahlt zu werden, von der Politik, den Medien und Teilen der Bevölkerung missachtet und nicht wertgeschätzt zu werden.

Sie schreiben von Frust, der bei den Polizisten entsteht und unterstellen, dass sich dieser Frust gegen „Ausländer“ und den „Staat“ richtet. Wie ist es aber tatsächlich? Was haben Ihnen die Polizisten erzählt, mit denen Sie gesprochen haben? Der Frust richtet sich zuerst gegen die Familie und sich selbst. Er mündet in familiären und psychischen Problemen und zu oft sogar im Suizid. 2015 haben Medien berichtet, dass die Suizidrate bei Polizisten doppelt so hoch sei, wie im Rest der Bevölkerung. Warum bloß? Das scheint keinen investigativen Journalisten zu interessieren. Wie gehen die Polizisten außerdem mit ihrem Frust um? In Berlin gibt es einen dauerhaften Krankenstand von 10% bei der Polizei. Viele schalten ab, ziehen sich zurück und machen „Dienst nach Vorschrift“. Diese Entwicklung wird mit sinnfreien Zwangsrotationen sogar noch verstärkt. Die Polizei hat ein extremes Problem mit ihrer Struktur und der Gesamtmotivation. Sie ist insbesondere im Bereich der Führungsebenen hoffnungslos veraltet, demotiviert und überfordert. Eine Durchlässigkeit gibt es nicht, Führungskräfte ziehen immer wieder Charaktere nach, die ähnliche Eigenschaften wie sie selbst aufweisen. Dazu gibt es anerkannte Studien.

Die Polizistinnen und Polizisten sind von ihrem Grundsatz her überhaupt nicht extrem politisch. Sie sind meiner Meinung nach sogar zu wenig politisch. Schauen Sie sich die geringen Mitgliederzahlen in den Gewerkschaften an. Denen wird nicht zugetraut, Dinge zum Besseren zu ändern. Da geht es nur um noch ruhigere Pöstchen. Und natürlich gibt es in der Polizei auch Menschen die Straftaten begehen. Es handelt sich ja (oder soll sich handeln) um ein Spiegelbild der Gesellschaft. Es gibt Polizisten, die kaufen Drogen, die misshandeln ihre Frauen, die besitzen Kinderpornografie, die stehlen oder begehen auch politisch motivierte Straftaten. Es handelt sich um einen sehr kleinen Teil der Polizisten, der nicht akzeptiert oder toleriert wird. Entsprechende Strafverfahren führen immer wieder zur Entfernung dieser straffälligen Menschen aus dem Polizeidienst. Ich lade Sie ein, gehen Sie zu den Polizeipräsidien in den Bundesländern oder bei der Bundespolizei. Ihnen wird sicherlich die Möglichkeit einer Recherche eingeräumt, sogar bis hin zu einer Hospitation auf einer Polizeistation oder einer Einsatzhundertschaft. Machen Sie sich ein Bild bevor Sie solche Artikel schreiben! Berichten Sie über die aktuellen Probleme bei der Polizei! – C. Bertani


 

Leserbriefe zu „Ist das denn so schwer?“ von Martin Spiewak

Der aus der föderativen Verfassung der Bundesrepublik resultierende Kulturföderalismus „produziert“ nun einmal – trotz Kultusministerkonferenz – den „Preis“, daß Abiturien/innen mit unterschiedlicher Wertigkeit ihrer Abiturnoten an die Universitäten drängen. Wie der Münchner Philosoph, Professor Julian Nida-Rümelin, nicht müde wird, zu sagen, gibt es in Deutschland die Schieflage, daß sich zu viele, für ein Hochschulstudium nicht oder weniger geeignete, junge Menschen bewerben, die unüberlegt, auch durch Beeinflussung ihrer Eltern und ihrer Umwelt , eine solide Berufsausbildung im Rahmen des Dualsystems ablehnen . Nida-Rümelin spricht wörtlich vom „ Akademisierungswahn“. In dieser Situation hilft auf Dauer nur, daß die Universitäten ihren Fakultäten das Recht ein räumen, fakultätsspezifische Aufnahmeprüfungen durchzuführen. Ein solches Verfahren existiert auch in vielen Ländern der Welt, insbesondere bei Universitäten mit dem Ruf , im Exzellenzcluster zu sein. – Sigurd Schmidt

 

Danke für Ihren Artikel „Ist das denn so schwer“ über das angeblich zentrale Abitur. Als Export- und Industrienation sollte Deutschlands Bildungssystem nicht nur national vergleichbar sondern international anerkannt sein. Mit dem Abitur kann man sich zwar fast überall bewerben (schließlich weiß kaum eine ausländische Universität um die innerdeutschen Qualitätsdisparitäten) aber so manch anderer Abschluss wird lieber gesehen. So werden zum Beispiel Schüler, die das IB, das International Baccalaureate, ablegen, international als extrem gut vorbereitet angesehen und mit offenen Armen empfangen. Das erklärt auch, warum viele Deutsche Schüler, wenn sie es sich denn leisten können, auf internationale IB Schulen flüchten. Deutschland ist eines der wenigen Länder, was den IB Schülern zusätzliche Auflagen auferlegt – dazu kommt, dass die von der KMK beschlossene Umrechnung in Abiturpunkte NC-Fächer mit dem IB zusätzlich schwerer zugänglich macht. So verschließt sich Deutschland hochqualifizierten Schülern während das Abitur immer weniger vergleichbar wird. Stattdessen sollte man sich an der international konstant hohen Qualität des IBs und seiner internationalen Ausrichtung orientieren, um das Abitur zukunftsfähig zu machen. – Hanna Gesang

 

Mit Erbitterung habe ist den Bericht über die Ignoranz und die Unfähigkeit zur Reform unserer 16 Landeskultusminister gelesen. Wenn so etwas in einem Unternehmen passieren würde, gäbe es im ersten Schritt eine Abmahnung mit Eintragung in der Personalakte aller 16 Arbeitsverweigerer, im zweiten Schritt die Kündigung. Genau so sollte es auch in der Politik sein. Es kann doch nicht angehen, dass 16 Bundesländer 16 unterschiedliche Prüfungsordnungen haben und dass mühsam abgestimmte Prüfungsaufgaben für alle, die in einem Pool für alle vorliegen, nicht eingesetzt werden.

Das beweist einmal mehr, dass Bildung nicht in die Verantwortung von Landefürsten gehört. Da sich die Landespolitiker als unfähig bzw. unwillig erweisen, die Bildung unserer Kinder bundeseinheitlich zu gestalten, gehört sie in die Hände des Bundesbildungsministeriums. Denn es steht zu viel auf dem Spiel! Föderalismus ist dann eine schöne Sache, wenn „Bürgernähe“ den Bürgern tatsächlich etwas bringt. Wenn persönlicher Egoismus von Landespolitikern an die Stelle von Bürgernähe tritt, muss gehandelt werden. Das gleiche gilt im übrigen auch für das Baurecht. – Ursula Schwarzer

 

Die Ausführungen von Martin Spiewak möchte ich um eigene Erfahrungen ergänzen. Wenn in einigen Bundesländern ca. 50 % der SchülerInnen eines Jahrgangs zum Abitur geführt werden sollen, dann kann das nur erreicht werden, wenn man entweder die Ansprüche an die Unterrichtsinhalte und deren Umsetzung absenkt oder durch zeitliche und methodische Ergänzung und Vielfalt die Unterrichtsqualität verbessert. Letzteres konnte ich in den vergangenen Jahren aber in der Gesamtheit nicht wahrnehmen. Ich habe 39 Jahre am Beruflichen Gymnasium in Mathematik den Leistungskurs ( oder neudeutsch „Kurs mit erhöhten Anforderungen“, ist gerade jetzt wieder revidiert worden ) in Niedersachsen unterrichtet. Dabei kann ich heute mehr Themen und Aufgabenbereiche benennen, die nicht mehr vorgestellt und geprüft werden, als solche die der aktuelle Themenkatalog beinhaltet.

Seit relativ kurzer Zeit werden im Zentralabitur die mathematischen Aufgabenstellungen in epischer Breite und linguistisch anspruchsvoll vorgestellt. Aber auch die Lesekompetenz seitens der SchülerInnen konvergiert in einer degressiv abfallenden Kurve. Da die SchülerInnen in der Mediengesellschaft nun sehr schnell erkannt haben, dass über online-petitionen wohl leichter eine bessere Beurteilung zu erreichen ist, verwundert mich der Aufschrei am Tag der schriftlichen Mathe-Prüfung kaum. – Jürgen Spankowski

 

Es ist erfreulich, dass Herr Spiewak endlich einer interessierten Öffentlichkeit kundtut, dass der Aufgabenpool, den das IQB in Berlin ausarbeitet und zur Verfügung stellt, ein bloßes und simples Angebot an die Bundesländer ist – sie KÖNNEN sich dort wie in einem Supermarkt bedienen, MÜSSEN dort aber nicht einkaufen … das wäre als Überschrift fettgedruckt sicherlich wichtiger gewesen, als die Frage, „ob das so schwer ist“. Wer die Arroganz kennt, die in den Kultusministerien der Länder vorherrscht, wundert sich nicht, dass die vergleichbare zentrale Abiturprüfung in aktuell vier Fächern ein reiner Etikettenschwindel ist. Man sollte der deutschen Öffentlichkeit einfach mal klar vor Augen führen, was Sache ist: Deutschland hat einen fürchterlichen Krieg angezettelt und ihn verloren. Nach 1945 war ein erneuter deutscher Zentralstaat absolutes Tabu, also zog man die föderale Karte! Aber was, bitteschön, sollte man den Bundesländern an wirklichen Kompetenzen geben? Sie können die Farbe der Uniformen ihrer Polizeibeamten bestimmen, ansonsten sind sie zahnlose Tiger, die freilich bisweilen viel Staub aufwirbeln – mit einer einzigen Ausnahme: Die Kultushoheit der Länder ist sakrosankt! Und die verteidigen die Länder bis auf den letzten Blutstropfen! Deutschland leistet sich mit der KMK und der absolutistischen Strukturen in Sachen Bildung einen Luxus, der seinesgleichen sucht. Man fragt sich, wie lange dieser Schlendrian noch weiter geht? – Franz Schneider

 

Als erstes muß eine andere Prüfung für kommende Lehrkräfte steh’n. Daran scheitert die ganze Debatte, wenn man nicht bereit ist, die Ursache zu verstehen und entsprechend zu ändern. Die Hochschulen sind dazu nicht in der Lage, wie hinreichend bekannt ist. Jetzt höre ich, daß das endlich öffentlich gemacht wurde. Ich weiß das schon seit über 20 Jahren. Die Politik hat sich dafür nie interessiert. Ich lebe in NWR, hier hat die Vorgängerregierung die Lehranstalten gegen die Wand gefahren und deswegen wurde sie abgewählt. Die Bildungsministerin Frau Wöhrmann von den Grünen hatte das zu verantworten. Brauchbares haben die Schüler nicht gelernt. Jetzt werden die Grünen umjubelt. Das mag versteh’n wer will. – Gunter Knauer

 

Die vielen Beispiele und Einsichten bezüglich der unterschiedlichen Abiturnoten in Deutschland gehen am eigentlichen Problem vorbei . Warum beschäftigt sich der Autor nicht mit der Frage, was eigentlich die „allgemeine Hochschulreife“ beinhaltet und aussagen soll. Drum mein Vorschlag : Es werden von einem beliebigen Zeitraum ( 15,10,5 Jahre..) alle Universitätsabschlüsse Deutschlands ( nicht Fachhochschulen ) registriert . Dann erfolgt eine Analyse bezüglich erzielter Note , Fachrichtung und, besonders wichtig, der mitgebrachten Abiturnote und dem Herkunftsland. So ergäben sich verschiedene Möglichkeiten der Interpretation : „bestes“ deutsches Schulsystem für Hochschulabschlüsse / beste Korrespondenz bezüglich der schulischen Fächer und der gewählten Fachrichtung und ein entsprechender Vergleich mit Absolventen aus dem Ausland. – Volkmar Kreuzer


 

Leserbriefe zu „Los komm, wir sterben endlich aus!“ von Nina Pauer

Es ist bedauerlich, dass Ihr schwarzweißmalerischer Artikel sich nicht mit den vernünftigen Schattierungen der antinatalistischen Bewegung auseinandersetzt. Statt den Antinatalismus mit Randerscheinungen und von der Boulevardpresse breitgetretenen Absurditäten, wie die des Inders, der seine Eltern wegen seiner eigenen Geburt verklagt, ins Lächerliche zu ziehen, wäre es wünschenswert gewesen, auch die rationaleren Stimmen der Bewegung zu Wort kommen zu lassen: Ist es denkbar, dass technische Innovationen und den Energieverbrauch reduzierende Verhaltensänderungen am Ende nicht ausreichen, die gravierendsten Konsequenzen des Klimawandels zu verhindern? Der Antinatalismus in seiner menschenfreundlichen, rationalen Variante ist das konsequente Weiterdenken der Geburtenkontrolle: statt mittels Verhütung die Kinderzahl und den Zeitpunkt der Geburt zu kontrollieren, entscheidet man sich bewusst, ganz auf Nachkommen zu verzichten. Dabei kann das Ziel nicht die Ausrottung des Homo Sapiens sein, sondern schlichtweg weniger Menschen im Interesse des Fortbestands der Menschheit. Mittel zum Zweck darf hierbei nicht das Stigmatisieren des Kinderwunsches sein, sondern die Abnahme des sozialen Drucks zum Kinderkriegen, der auf junge Paare nicht nur in traditionellen Gesellschaften ausgeübt wird. – Dominik Butz

 

Ihre Autorin sollte sich anderen Themen hinwenden. Es lohnt sich nicht. Greta Thunberg ist ein psychisch krankes Kind was eigentlich schon erwachsen ist. Der Klimawandel ist vom Erdenbürger unabhängig im Gang. Kein Mensch unseres Planeten kann den Wandel aufhalten oder besser gesagt, beeinflussen. Sinn macht er nur dann für Menschen, wenn er die Luft sauberer macht. Dafür müssen aber erst die wirtschaftlichenVoraussetzungen geschaffen werden. Alles andere ist nur heiße Luft. Die Politik hat das begriffen. Für mich ein Wunder, wo sie sonst fast alles falsch macht. Besonders mit der Einwanderung. Der Fall in Kassel wird nicht der letzte sein. – Gunter Knauer

 

Warum muss man, wie es so schön heißt, das Kind mit dem Bade ausschütten? Davon, dass einige Menschen auf Kinder verzichten, um die Erde nicht noch mehr zu belasten, wird die Menschheit nicht aussterben. Das droht ihr eher durch ungebremste Vermehrung. Ein Menschenleben auf CO2-Emission zu reduzieren ist zynisch, die Forderung nach vorgeburtlicher Einverständniserklärung gelinde gesagt unlogisch. Vielleicht führt die Diskussion aber dazu, Menschen, die sich gegen Kinder entscheiden, nicht als Egoisten zu denunzieren und mit zusätzlichen Steuern zu bedrohen, sondern dieses Lebensmodell als verantwortungsvoll zu respektieren. – Dr. Sabine Brandenburg-Frank

 

Verblüffend, wie die Autorin zwei grundverschiedene Weltbilder zusammenwirft und diskreditiert. Wo andere in unseren Gesellschaften sich mit mehr oder weniger schlechtem Gewissen klammheimlich fragen, ob gegen das rasante Wachstum der Weltbevölkerung vielleicht der ein oder andere Krieg oder die ein oder andere Epidemie gar wünschenswert sein muss – natürlich nicht in unseren Ländern! – ist der bewusste Verzicht auf eigene Kinder ein zutiefst politischer, moralischer und eben nicht „anderswo“ gesuchter Versuch, Zukunft zu gestalten – und damit das Gegenteil vom „Handtuchwerfen“ derer, die sich, bis zur Sinnlosigkeit verwöhnt, in irgendein „Nirwana“ wünschen. – Prof. Dr. Patricia Frericks

 

Ich habe keine Probleme mit einer solchen Einstellung, so lange die sogenannten Antinatalisten für sich selbst sorgen und nicht im Alter von den Pflegeleistungen und der Arbeit anderer Leute Kinder leben, worunter auch der Bezug von Renten- und Pensionsleistungen, sowie aller sonstigen Kapitalleistungen fällt. Denn allein die scheinbar so ewig sprudelnde Quelle der Rentenversicherung scheint eine derartige Haltung salonfähig zu machen, wenn man sich keine Gedanken macht, wer in Wirklichkeit den Topf Monat für Monat füllt. – Till Borchert

 

Ein hervorragend geschriebener Text, der mich zum Ende trotzdem zurückfragen lässt: Was ist plötzlich so schlimm an der Unschuld des Kindseins? Statt diese Unschuld einfach als das anzuerkennen was sie ist, nämlich etwas, das diesem Planeten enorm gut tun würde, bekommt sie einen derart schrägen Beiklang, dass sich mir die Nackenhaare sträuben. Sie haben doch die Ursache des Antinatalismus selbst ausgemacht, eine „tiefe Überforderung des Einzelnen“. Wären Sie doch genau da in die Tiefe gegangen und hätten an dieser Stelle weitergefragt: Was genau überfordert die Menschen und was sind die Ursachen dafür? Stattdessen bringen Sie das Kindsein selbst in Verruf. Ich finde das ein fatales Signal. – Dana Marietta Schuster


 

Leserbriefe zu „»Ordentlich Wind machen!«“ von Stefanie Kara

In Bezug auf zu hohe Luftfeuchtigkeit und zu hohen Kohlendioxidgehalt in der Luft haben Sie recht, da hilft ordentlich Wind machen, sagt mein Feuchtigkeitsmesser. Was die Temperatur betrifft, beziehen sich Ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse anscheinend auf die Verhältnisse in einer Wellblechbaracke. Ich lebe in einem Haus mit 36er Porotonmauerwerk, das die Wärme speichert und den Tages- und Jahresgang der Temperatur abmildert, die Spitzen bricht. Heute morgen, nach einer Nacht voller Durchzug, zeigt das Termometer ganz ohne Aberglauben draußen köstliche 17 Grad und drinnen immer noch 24 Grad. Abends waren es 25 Grad gewesen. Richtig ist aus meiner Erfahrung eine geschicke Mischung aus Lüften und Fenster schließen, alles zur rechten Zeit. – Anke Henz

 

Jörg Kachelmann vertraue ich. Den Medien schon lange nicht mehr. Nicht nur die Aufsätze ihrer Kollegen, mit wenigen Ausnahmen, sind teilweise haarsträubend. Ihre Kollegen geben sich große Mühe, das es noch im Rahmen bleibt. Die Ursache ist jetzt ans Tageslicht gekommen. Das wusste ich schon vor 30 Jahren. All die heutigen Journalisten sind von den Wissenschaftlern in den Hochschulen in die Irre geführt worden. Mit voller Absicht. Der politische Zustand in unserem Land ist Zeugnis genug. Heute behaupte ich; diese Zustände kann nur die AfD ändern. Ob sie auch organisatorisch in der Lage ist in einer Regierung mitzuwirken, weiß ich nicht. Auf jeden Fall täte es unserem Staat gut, wenn sie es könnten. Das wird bei ihnen in der Redaktion keiner verstehen wollen und das ist das eigentliche Dilemma. Wenn ich lesen muß, wie die Medien mit der AfD umgehen, dann zeigt mir das Unvermögen vieler Kollegen bis hin zum dogmatischen Denken. Das kenne ich alles aus der ehemaligen DDR. Das können sie auch in der jetzigen Ausgabe des Monatsmagazins „Cicero“ lesen. Das werden sie nicht gern hören wollen muß aber gesagt werden. Wer die geistige Größe von Peter Sloderdijk infrage stellt, zeigt seine wahre Gesinnung. Statt Habermas 3 Seiten zu widmen, hätten sie lieber Sloderdijk den Vorzug geben sollen. Ich verstehe natürlich auch, daß das bei ihnen durch den runden Geburtstag Habermas an erster Stelle stand. In 8 Jahren wird Sloderdijk achtzig, dann können sie das ja nachholen. Ich wünsche mir, mit Verlaub; daß die Wirtschaft richtig abschmiert, dann, erst dann , wird dem Spuk ein Ende gesetzt. Aber das wird kaum passieren. Eine kleine Delle reicht dafür nicht aus. Die Regierung, allen voran die Bundeskanzlerin, hat unseren Staat mit der großen Anzahl von Einwandern auf dem Gewissen. Ein Jahrhundertfehler, der kaum wieder gutzumachen ist. – Gunter Knauer

 

Das Interview bringt Behauptungen, die verwirren und keine guten Empfehlungen sind. Selbst einfachen Gemütern ist bekannt, dass bei Luftabkühlung der Taupunkt erreicht wird und Wassertropfen ausfallen – je kühler die Luft, desto weniger Wasserdampf kann sie aufnehmen. Dies gilt auch für heiße Luft, die durch geöffnete Fenster in Räume weht: Sie kühlt etwas ab und ist dann etwas mehr mit Wasserdampf gesättigt als draußen. Es wäre also ratsamer, ins Freie zu gehen, um trockenere Luft zu atmen. Wer dagegen die Fenster länger öffnet als für den Austausch durch die Atmung verbrauchter Luft unbedingt nötig ist ( das bekannte Stoßlüften für einige Minuten ), erhöht nicht nur die Temperatur, sondern auch die Ozonbelastung. Letztere kann gering gehalten werden, wenn vor allem frühmorgens gelüftet wird, wodurch auch die Raumtemperaturen weniger ansteigen als bei späterem Lüften. – Herbert Gratzl

 

Schnappatmung
Seine privatintime Reputation hat Herr Kachelmann schon vor geraumer Zeit verspielt. Dass er jetzt auch in seinem Kerngeschäft nicht mehr ernst genommen werden kann, beweist er mit seiner Anweisung bei tropischen Temperaturen „ordentlich Wind“ in der Wohnung zu machen. Wer bei 35°C im Schatten die Hitze auch noch reinlässt, statt die Wohnung über Nacht abkühlen und die niedrige Temperatur durch geeignete Maßnahmen wie Sonnenschutz und geschlossenem Fenster so lange wie möglich zu halten, der hat keine Ahnung kann von der Phasenverschiebung von Außenwänden: eine Phasenverschiebung von ca. 10 bis 16 Stunden gewährleistet einen optimalen sommerlichen Wärmeschutz, da die großen Hitzeeinträge des Nachmittags erst in den frühen Morgenstunden den Innenraum erreichen und mit der Nachtauskühlung (teilweise) kompensiert werden. Falls er bei diesen Erkenntnissen zur Schnappatmung neigt, kann ich ihn beruhigen: auch bei dieser Vorgehensweise ist kurzzeitiges Stoßlüften nicht verboten ! Bei Herrn Kachelmann kann man nur annehmen, dass der sein annehmliches öffentlich – rechtlich finanziertes Leben nur in klimatisierten Räumen zubringt und daher 35°C Raumtemperatur nur vom „Hörensagen“ kennt. – Peter Würth

 

Den Kompetenzgrad von Herrn Kachelmann kenne ich nicht, unterstelle ihn aber und das in hohem Maß. Konterkarierend sind seine Ausdrucksweisen, die eher volkstümlich anbiedernd wirken und die Versuche von Sachaussagen meist verfehlen. Eine 46-Tage-Vorhersage entspricht für einen solch langen Zeitraum doch eher einer 46-Tage-Prognose. Vorhersagen sind kurzfristig und unterscheiden sich daher in ihrer Genauigkeit erheblich von der Prognose. Herr Kachelmann unterstreicht dies selbst, in dem er von „es geht“ schnell wechselt auf „sind schon ganz brauchbar“. Und der Aberglaube mit dem Fenster verrammeln gilt natürlich nur für die südlichen Länder Europas, da sitzen alle Bewohner dann auf den Bänken vor der Haustür. Absurd wird es bei Aussage „…Ratschläge…im Internet…bringen alte Menschen um“. Das ist wenig zielführend, da die Definition von alt fehlt. Kaum so angemerkt, da werden aus alten Menschen ältere. Die Definition wird dann nachgeliefert: Oma und Opa im eigenen Saft. Ehepaare mit Kindern und Enkeln? Vermutlich. Wer sollte sonst Oma und Opa in deren Unkenntnis oder Unfähigkeit den Ventilator direkt vor die Nase stellen. Die Kinder sind ja bereist aufgeklärt, es ei denn sie sind Mediziner.

Besonders herabwürdigend ist die Bezeichnung „Bude“, die bei eigener Bequemlichkeit des Herrn Kachelmann im Eigenheim wenig empathisch vorgetragen wird. Die Schuldfrage für den Wahnsinn? Die Medien, die schwachsinnigen. Schwach ist es leider von der ZEIT, für ein Interview Platz herzugeben, der durch ein sinnvolles Interview auch mit humorvoller Sachaufklärung den Menschen hätten helfen können, unerträgliche Schwüle ertragbarer zu machen. – Norbert Geithner


 

Leserbriefe zu „»Klein-Gaby gegen die Staatsanwaltschaft«“ von Karsten Krogmann

Da erreicht eine hoch qualifizierte Anwältin, dass die Taten eines Massenmörders juristisch aufgearbeitet werden. Stellt sich mutig und engagiert gegen die Gleichgültigkeit des Systems, ist emphatisch, fleißig, akribisch. Gewinnt 85 von 100 Fällen. Und das ist dann die Überschrift dazu? Ernsthaft? Hätte Klein-Karsten die gleiche Überschrift gewählt, wenn es sich um einen Mann gehandelt hätte? „Klein-Klaus gegen die Staatsanwaltschaft“? Liest sich komisch… Oder hat die Wahl dieser Überschrift ein anderer Kleingeist getroffen? Und bitte nicht das Argument bringen, es handele sich um ein Zitat – jeder andere Satz aus dem Interview wäre als Überschrift besser geeignet gewesen, denn dieses Zitat umreisst ja offensichtlich und nachlesbar nicht mal im Ansatz dass, worum es Frau Lübben wirklich ging und was sie tatsächlich geleistet hat. – Sylvia Voß

 

Wenn ich diese Zeilen schreibe, weiß ich, dass sie nichts ändern werden, aber dennoch ist es mir ein Bedürfnis sie zu schreiben. Mein Mitgefühl ist bei den Angehörigen der Opfer, vor allem wenn man liest, wie viel sie vorher schon ergebnislos gekämpft hatten. Ich teile leider nicht die Meinung der Anwältin, dass so etwas in ZUkunft nicht mehr passieren wird, vielleicht nicht in diesem Ausmaß. Die Hierarchie im Krankenhaus macht aus den Mitarbeitern irgendwann nur Befehlsempfänger, die funktionieren. Auch wenn man einen Verdacht hat ist der so ungeheuerlich, dass man es gar nicht wagt, ihn jemadem mitzuteilen, es ist einfach mit dem Berufsethos einer Pflegefachkraft nicht zu vereinbaren. Ich möchte damit nichts entschuldigen,aber eine Fehlerkultur gibt es nicht, es wird geschwiegen. Ich möchte aber an die Politik und die Verantwortlichen in der Gesundheitsbranche appelieren, dass sie endlich etwas gegen die unerträglichen Zustände in den Krankenhäuern tun. Jeden Tag sind Patienten unterversorgt, jeden Tag passieren Fehler, die mit ausreichend Personal nicht passieren würden.

Ich habe in einem Berliner Krankenhaus gearbeitet und war verantwortlich für 4 Patienten, jeden Tag bin ich mit Panik zur Arbeit gegangen, dass ich etwas übersehe, nicht weil ich es nicht kann, sondern weil es nicht leistbar ist. Schon lange kann man nicht mehr gute Arbeit leisten, nur Notversorgung ist möglich. Ich habe die Pfelgedienstleitung gebeten, etwas zu ändern, z.B. Betten sperren, das würde nicht gehen, Berlin hat einen Versorgungsauftrag.Ich bekam Panik nur bei dem Gedanken, arbeiten gehen zu müssen, sodass ich kündigte und in ein Hospiz wechselte. Dort war endlich eine würdevolle, gute Versorgung möglich, sowohl medizinisch, pflegerisch als auch menschlich. Wie kann das sein, dass nur noch für Sterbende eine gute Versorgung möglich gemacht wird? Ich unternahm nach zwei Jahren einen erneuten Versuch und begann in einer Klinik, der ein guter Ruf vorauseilte, und hospitierte deshalb nicht, was sich als Fehler später herausstellte. Um es kurz zu machen, auch dort waren die Zustände katastrophal, aber ich wollte bleiben, sodass ich immer wieder das Gespräch mit der Pflegedienstleistung suchte. Wenn man zu zweit für 21 Patienten zuständig ist, und davon sind mindestens die Hälfte schwer krank, ist eine Unterversorgung unvermeidbar, die Leidtragenden sind die Pflegekräfte aber vor allem die Patienten. Nachdem ich mehrmals auf Fehler hinwies und um mehr Personal bat, wurde mir immer gesagt, das ist wirtschaftlich nicht drin, von oberster Stelle wurde dem Team gesagt, die Krankentage müssten sich aber 2019 reduzieren, kein Verständnis weder von der Pflegedinestleitung noch von der ärztlichen Leitung.

Nun das Ende war, dass mir geküdigt wurde, trotz des Personalmangels, mit mir sind dann noch zwei gegangen. Jetzt arbeite ich in einer Firma, und habe mich endgültig vom Krankenhausbetrieb verabschiedet. Viele Kollegen aus anderen Kliniken fangen jetzt in dieser Firma an, weil sie die Arbeitsbedingungen nicht mehr kompensieren können. Das System war vorher schon extem überlastet, und trotz der vielen Aktionen gegen den Pflegenotstand hat sich bisher keine Verbesserung gezeigt. Leider haben viele resigniert und machen jetzt etwas ganz anderes, weil sich das keiner freiwillig antut, wenn er eine andere Option hat. Manchmal dachte ich mir, auch gestern als ich Metropolis sah, es ist ein modernes Sklaventum, und die Opfer sind Patienten und Pflegekräfte, oder andere medizinischen Berufe. Das Schlimme ist diese Zustände haben mein Vertrauen in eine gut funktionierende Politik schwer erschüttert und wir als Pflegekräfte haben Angst, die Patienten von morgen zu sein, weil wir wissen wie viel schief läuft.

Ich war letztens bei einer Ihrer Veranstaltungen von Zeit doctor und war erschüttert, wie wenig Ärzte in Kommunikation geschult sind, dass sie sich angegriffen fühlen, wenn ein Patient unzufrieden ist, er fühlte sich als Opfer und hat verkannt dass derjenige der unzufrieden ist, das Opfer ist. Ich hätte als Anregung, dass Sie für eine solche Runde auch mal die Pflegekräfte mit auf die Bühne holen, wir sind nämlich diejenigen, die das Bindeglied sind und die Patienten dann aufklären, dass sie die Zusammenhänge verstehen. Einfach mal an den Berufsverband oder Pflegerat herantreten und einen Referenten engagieren. Leider hat die Unterversorgung in manchen Gebieten noch nicht dafür gesorgt, Gemeindeschwestern zu engagieren, Public health nurses oder family nurses, wie es in anderen Ländern selbstverständlich ist. Leider ist Deutschland ein Schlusslicht in dieser Beziehung im europäischen Vergleich. Nun das wars erstmal. Ich würde mich freuen, wenn mein Brief Aktionen auslösen würde oder vielleicht eine Sensibilisierung, denn es ist ein gesellschafftliches Problem. Wir sind in diesem Gesundheitssystem nicht mehr gut versorgt und wenn wir nichts für die Arbeitsbedingungen und das Gehalt für Pflegekräfte ausgeben.wollen, müssen wir mit den Konsequanzen leben.Schauen Sie sich Gesicher der Pflege auf Instagram an, da kommen Pflegekräfte zu Wort und alle schildern das gleiche. Ich bin dem Krankenhaus entflohen, aber leide mit denen die noch da arbeiten müssen und aber vor allem leide ich mit den Patienten die davon betroffen sind. – Christie Eidenschink

 

Seit Jahren schon berichten alle Medien redundierend und in epischer Breite über die NSU-Mörder und ihre 10 Opfer, noch ausführlicher jetzt über Lübcke und seinen Mörder. Ebensoviele Menschen hat Amri getötet bei einem einzigen Terroranschlag! Sie liefen zur falschen Zeit über den falschen Weihnachtsmarkt! Wer kennt ihre Namen, weiß vom Leid ihrer Angehörigen? 10 mal so viele hat Högel in einem Krankenhaus mit Injektionen umgebracht; nur durch das ZEIT-Interview kennen wir einen Namen der Ermordeten! Fahren die Medien nur auf Exotik und Prominenz ab? Oder sind rechtsterroristische Morde per se abscheulicher und verwerflicher als solche, die aus anderen (ideologischen) Beweggründen begangen wurden? Oder, ketzerisch gefragt: erahnt man hier vielleicht „Kollateralschäden“ einer völlig verfehlten Asyl- und Gesundheitspolitik, hält sich deshalb mit Veröffentlichungen eher zurück und spricht lieber hinter vorgehaltener Hand? All diese vielen Namenlosen müssen ein Gesicht bekommen; wir wollen Anteil nehmen an ihrem Schicksal, etwas erfahren über ihren, durch einen gewaltsamen Tod jäh beendeten Lebensweg, ihre Persönlichkeit, ihre Hoffnungen, Wünsche und Ziele, die sie noch hatten! Wie können wir sonst den Verlust ermessen, den nicht nur ihre Angehörigen erlitten haben, sondern der unsere gesamte Gesellschaft getroffen hat! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Wäre Klein-Gaby ein Herr Anwalt gewesen aus egal wie klein auch welchem Ort, hätten Sie es sich nicht nehmen lassen, den obwohl schon abgedroschenen David und Goliath als Überschrift zu wählen. Interessant, wie DIE ZEIT ihren Sexismus so unverhohlen offenlegt. – Ruth Balden


 

Leserbriefe zum Wochenmarkt „Auf Baiserwolke sieben“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

Nie hätte ich gedacht, dass mich Eines Ihrer Rezepte zu Tränen rühren könnte. Am Donnerstag würde ich eines Besseren belehrt. Meine im Februar leider sehr plötzlich verstorbene Schwiegermutter hat zur Johannisbeerzeit immer Träublestorten gebacken. Ein Rezept hat sie nicht gebraucht. In Ihrer Rezeptsammlung war jedenfalls keines. Sobald die Johannisbeeren bei uns reif sind werde ich Ihr Rezept ausprobieren. Danke. – Helene Hechtl

 

Vielen Dank für das Rezept im Zeitmagazin. Auch bei uns zu Hause geht der Träubleskuchen nie aus. Denn ich besitze glücklicherweise ebenfalls eine Sammlung von Lieblingsrezepten meiner Großmutter. Meine Großmutter wäre allerdings mit der Alufolie nicht einverstanden gewesen. Wir benutzen immer noch das bewährte Butterbrotpapier. Außerdem gab sie stets Hinweise wie z.B. die zwei überzähligen Eigelbe Verwendung finden. Und nun gehts bei uns mit den Stachelbeeren weiter. – Brigitte Ott

 

Mit großem Vergnügen lese ich immer Ihre Rezeptideen im Zeitmagazin -besonders interessiert die mit Gemüse. Doch mit dem Träubleskuchen aus der letzen Ausgabe haben Sie mich mitten ins Herz getroffen! Diesen Kuchen gab es immer am Geburtstag meines Vaters. Zuerst wurde er von meiner Großmutter (einer echten Schwäbin) gebacken, in der „schlechten Zeit“ schickte mein Großvater die Mandeln aus Sizilien,wo er nach dem Krieg stationiert war. Niemals, wirklich niemals, durften die Mandeln etwa durch Haselnüsse ersetzt werden! Später übernahm meine Mutter und noch später meine Schwester die Herstellung dieses Kuchens. Wer nie einen Träubleskuchen gegessen hat,mag das,was in den meisten Bäckereien als Johannisbeerkuchen angeboten wird, gut finden: eine glibbrige Schicht Johannisbeeren mit einer weiß-pappigen Baiserdecke. Die Kenner wenden sich entsetzt ab und hoffen, dass von irgendwoher jemand mit einem echten Träubleskuchen erscheint. Vielleicht steigen ja die Chancen,nachdem Sie das Rezept veröffentlicht haben. – Sabine Wohlfarth

 

Eine meiner liebsten Rubriken in der ZEIT ist die Ihrige im Magazin. Aber nun ist es an der Zeit, Ihnen zu schreiben, und zwar aus zweierlei Gründen:
– Warum ist auch bei Ihnen der erste Arbeitsschritt beim Backen das Vorheizen des Ofens? Selbst, wenn ich sehr schnell bin, ist der Ofen doch schon mindestens 20 Minuten heiß, bevor ich mein Blech hineinschieben kann.
– Warum verzichten Sie nicht auf das zugegebenermaßen praktische Backpapier? So ganz gesund ist das ja nun nicht (Resourcen!) und ordentliches Buttern der Form tut’s eigentlich auch. Vielleicht sollten wir das doch so machen, wie unsere Mütter und Großmütter (sic!).
Ich freue mich schon auf die nächsten Anregungen. – Dorothee-Charlotte Eren


 

Leserbriefe zu „Sie ist 13, er 51“ von Miguel Helm

Insbesondere als Psychotherapeutin wundere ich mich über die visuelle Darstellung der o.a. Newsletter-Dossier-Headline: Der Täter wird in seiner Identität durch den Balken auf seinem Portraitfoto geschützt, das Opfer aber bloßgestellt und der Öffentlichkeit dargeboten! Das ist doch verkehrte Welt?!? Mögliche Auswirkungen für das Opfer muss ich, denke ich, nicht weiter ausführen. Auch den verharmlosenden Titel, welcher nach Freiwilligkeit, Gleichstellung und Gossip klingt, ruft bei mir Verwunderung hervor. Ich hoffe nun, da ich keinen Z+ Zugang besitze und somit den vollen Artikel nicht gelesen habe, das dies alles ganz anders ist und meine Bedenken völlig unnötig sind. – Leonie Unkelbach

 

Die Überschrift ist Boulevard pur und zudem bezüglich des Inhalts unangemessen. Worüber geschrieben wird, ist keine Liebesbeziehung oder Partnerschaft, sondern ein Verbrechen: Sexueller Missbrauch an einem Kind in einem schweren Fall. – Elisabeth Kirchner

 

Eine dankenswerte, spannende als auch langweilige Leidensgeschichte, je nach dem. Der psychotische Täter schleimt sich ein, das nichtsahnende Opfer ist stolzfroh über die Lüge eines fürsorglichen Vater-Substituts, dann weiter….das Opfer überlebt, wird gerettet oder nicht, der Täter bestraft oder nicht. Und nun? Wird es immer möglich bleiben, eine Jugendliche „sanft“ zu entführen, unbemerkt zu erpressen? Wenn das Vertrauen verloren geht, kann es sich, wie bei der Streberin Maria auch, neuen Tätern zuwenden. Webt dabei trotzdem der Weber „ICH“ mit kreativen Figuren auf dem Webstuhl seines Schicksals, SICH SELBST? Sind alle guten bis schwierigen Begegnungen dabei das Lern-Material? Hoffentlich! – Jyrgen May

 

Man hat in dem Artikel im Dossier gemerkt, dass Sie versucht haben, das Geschehene sensibel und differenziert zu illustrieren. Das ist sehr schwer, Ihnen aber überwiegend gelungen. Der Inhalt des Artikels macht genau das mit mir, was es machen sollte. Die Geschichte ist ergreifend, informativ und lässt einen nicht mehr los. Aber: Was soll die Überschrift „Liebe oder Verbrechen?“. Der Missbrauch eines Kindes ist immer ein schweres Verbrechen. Diese Frage muss man nicht diskutieren und nicht auf die Titelseite der Zeitung drucken. Ich glaube nicht, dass Sie es nötig haben, solch einen reißerischen, unsensiblen Titel zu nutzen. Mich regt er jedenfalls im ersten Impuls nicht zum Lesen des Artikels sondern zum Überdenken meines Zeit-Abos an. – Malin Denkena


 

Leserbriefe zu „Verbotene Nähe“ von Anne Hähnig et al.

Der CDU (für mich als Atheist wegen des C nicht wählbar) wird mit der AfD genau das Gleiche passieren, wie der SPD mit der Linken. Die zunächst strikte Abgrenzung bröckelt Schritt für Schritt und irgendwann regiert man zusammen. Wohin das führt, lässt sich zum einen an den traurigen Resten der Sozialdemokratie ablesen und zum anderen an Ländern wie Polen und Ungarn, wo es national-konservative bis rechtsradikale „Demokratien“ im Endausbau zu besichtigen gibt. Beide extremen Parteien, AfD und Linke, haben ein mehr als schwieriges Verhältnis zu Freiheit und Demokratie. Während die Kommunisten sich jedoch eher in die Vergangenheit orientieren und sich nicht von ihrer (DDR-) Geschichte lösen können, hat die AfD die Abschaffung der liberalen Demokratie klar als Zukunftsziel im Visier. – Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl.-Inform. Andreas Zabel

 

Die diskursive (lancierte) Umgangskultur in der deutschen Politik und Gesellschaft erliegt einer zunehmend auch subkutan-toxischen Projektion. Jeder Demokrat, zumal jeder demokratisch gewählte Mitbürger, hat bei aller zugesicherten Unabhängigkeit und Meinungsfreiheit die moralisch-ethische und rechtliche Pflicht, in Wort und Tat für die Menschen- und Grundrechte einzustehen, antithetisches Verhalten konsequent festzustellen. Gedanken gleich welches Politikers und gleich welcher Partei, (wiederholt) demagogische Aussagen gleich welches Politikers und gleich welcher Partei zu „überhören“ oder gar „koalitionsfreundlich“ zu relativieren, binden fahrlässig Zeit und Kraft der Demokratie. Eine Partei ist eine politische Organisation (zuvorderst zwecks Meinungskooperation), nach innen und nach außen; ihre Identität und ihr demokratische Wille werden stets von allen Mitgliedern abgebildet. Auf einen diesbezüglich klaren, „kategorischen Imperativ“ sollten wir im Sinne unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, historischer Gewachsenheit und Erkenntnis keineswegs verzichten. – Matthias Bartsch

 

Was ähnlich bis (fast) gleich ist, das müsste doch auf den ersten Blick auch gut zusammenpassen. Es heißt aber auch, dass sich eigentlich die Gegensätze stark anziehen sollten. Achtung, Achtung, Achtung ihr Parteien, seit bitte, bitte, bitte, alle auf der Hut! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbriefe zu „Schönes neues System der Widersprüche“ von Adam Soboczynski

Sind das „Des Kaisers neue Kleider“ in moderner Form? Systemlosigkeit soll das neue System sein? Adam Soboczynski scheint selbst nicht daran zu glauben.- Die Führung der Grünen hat dazugelernt und fleißig kopiert: Statt Partei wollen sie eine Sammlungsbewegung sein (Macron); ihre Sprache ist bürgerlich höflich, wolkig, unerschütterlich freundlich (Merkel); ihre Politik nicht rechts, nicht links; flexibel und variabel, umarmend (Merkel). Und Armin Nassehi ist ihr Apologet. Er erinnert an die wohlmeinende Hausfrau, die ihrem Mann gerne abnähme, dass er auf seinem chaotischen Schreibtisch nach eigenen Aussagen alles zur rechten Zeit findet. Von der Verwunderung zur Bewunderung ist es auch bei Wissenschaftlern oft nur ein kleiner Schritt. – Johannes Kettlack

 

Das soll mir Mal einer vormachen. Einer für Alle – Alle für Einen! Das habe ich schon von Raiffeisen gelernt. Damit ist er groß geworden – der gute alte Raiffeisen. Wer das in der Politik hinkriegt ist ein Wunderkind. Oder ein Träumer. – Gunter Knauer

 

Vielleicht sollten die selbstverliebten Plappermäulchen mal ein Jahr mit Mindestlohn und Miete in Berlin arbeiten, dann würden sie wieder wissen was „links“ ist: Mindestlohn von 15 bis 20 Euro die Stunde. Und dann könnten sie Herrn Merz, Herrn Hüter oder Frau AKK fragen was die davon halten und dann wüssten sie wieder was „rechts“ ist. Übrigens; wenn tatsächlich alles so komplex ist, dass es nur noch studierte Intellektuelle verstehen, bleibt zwischen Elitendiktatur und Populismus wohl kaum noch Platz für Demokratie. – Dieter Herrmann


 

Leserbriefe zu „SPD: Kann diese Frau die Partei retten?“ von Peter Dausend

So lange das Plagiatsverfahren gegen Frau Giffey nicht mit einem vollständigen Freispruch endet, ist die Dame weder als Ministerin noch als SPD Vorsitzende tragbar. Die absolut überwiegende Mehrheit der Promovierenden, arbeitet sehr hart und unter vollständiger Einhaltung der Regeln der guten wissenschaftliche Praxis daran, neue Erkenntnisse in ihrer jeweiligen Disziplin zu erlangen und mit ihrer Dissertation den Stand der Forschung ein Stück weit voranzubringen. Gleiches gilt für die, die mit einer erfolgreichen Promotion die Fähigkeit zum selbstständigen wissenschaftlichen Arbeiten bereits nachgewiesen haben. Es ist ein unglaublicher Affront gegen diese Leute, wenn ihnen der zustehende Respekt und die Anerkennung verweigert wird, da in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, es käme in der Wissenschaft nicht so genau darauf an und außerdem könne man ja trotz ein bisschen Schummelei noch höchste Ämter bekleiden. – Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl.-Inform. Andreas Zabel

 

Mit ihrem aktiven Vorgehen gegen einen möglichen Verlust ihres Doktortitels begeht Frau Giffey gerade einen schweren Fehler: Es lässt sich mit aller Rabulistik und Verweisen auf irgendwelche ominösen Zitierregeln nicht aus der Welt schaffen, dass sie in ihrer Doktorarbeit gegen gängige Standards – nicht nur – bei wissenschaftlichen Arbeiten verstoßen hat. Noch besteht offenbar die Chance, dass dies in der Öffentlichkeit als lässliche Sünde eingeschätzt wird. Sie sollte sich aber daran erinnern, dass z. B. Guttenberg nicht nur über die Plagiatsvorwürfe gestolpert ist, sondern auch, weil er durch sein hartnäckiges Leugnen am Ende wie ein verstockter Lügner dastand. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Weder die SPD noch unsere gesamte Politik kann noch gerettet werden. Das gilt für alle politischen Beiträge. Ich habe mich mit den Wissenschaftlern intensiv beschäftigt, die nicht mehr gehört werden. Weise ich auf einige hin, wird es entweder überlesen oder überhört. Um es auf den Punkt zu bringen, es ist von der Politik so gewollt. Wie soll dann noch auf Dauer ein Staat existieren können. – Gunter Knauer


 

Leserbriefe zu „Fehlt hier das Geld?“ von Marc Brost und Mark Schieritz

So interessant teilweise die Äußerungen der Ökonomen waren, so schwierig ist es, immer wieder zu schauen: Wer von den 5en spricht da jetzt? Hier gibt es auch Aussagen, die an Talkshows erinnern. Schade. Viel besser sind Interviews einzelner Fachleute. – Angela Nölker

 

In dem sehr interesssanten Artikel habe ich allerdings vermisst, dass man das Finanzierungsmodell zur Krisenbewältigung vor ca. 10 Jahren nicht angesprochen hat. Die großen Industriestaaten haben damals ca. 13 Billionen Dollar (in US-Dollar gerechnet) in die Wirtschaftskreisläufe gepumpt. Dabei hat man den Finanzierungsanteil der jeweiligen Notenbanken akzeptiert und es hat sich auch, wie teilweise befürchtet, trotz der hohen Geldmengenanreicherung keine Inflation entwickelt. Im Gegenteil, bis heute schrecken immer wieder deflatorische Tendenzen. Dieser Weg zur Finanzierung von Infrastruktur- und Klimaprojekten -eventuell wie in oben genanntem Artikel angesprochen über eine private Gesellschaft-sollte diskutiert werden, wobei auch Gedanken der „Modern Monetary Theory“( bezüglich der überholten volkswirtschaftlichen Theorien) einfließen könnten. – Ein/e Leser/in

 

Vielen Dank für diese aufschlussreiche und interessante Diskussionsrunde! Zwei zentrale Stellschrauben beim Thema Schulden versus Investitionen sind: „Wie werden die Auswirkungen der Schulden gemessen?“ und „Wie können Investitionen langfristig gesichert werden?“ Bei der Messung könnte man anstatt den Schuldenstand die Zinslast im Verhältnis zur aktuellen Wirtschaftskraft verwenden (konkret z.B. den Quotienten von effektiver Zinslast zu Bruttoinlandsprodukt). Bei der Planbarkeit von Investitionen würde sich die Einrichtung eines zweckgebunden Finanztopfes als Puffer anbieten. Dieser wird jedes Jahr mit einem fixend Betrag vom Staat ausgestattet. Die jährlichen Abflüsse (Investitionen) dürfen den aktuellen Stand des Topfes nicht übersteigen. Nicht ausgegebenes Geld verbleibt im Topf und steht in den Folgejahren zusätzlich zur Verfügung. Auf diese Weise werden die Schwankungen bei den Investitionen reduziert. Die Planbarkeit für die Bauwirtschaft wird erhöht. Ein ähnliches Prinzip verwendet z.B. die Schweiz zur Sicherstellung der kontinuierlichen Investitionen in den öffentlichen Verkehr (FINÖV). – Gösta Niedderer


 

Leserbriefe zu „Frau Königs Kokon“ von Caterina Lobenstein und Marcel Maffei

Die Kernaussage des Artikels, dass die Berliner Mieten generell zu hoch sind, ist falsch, weil völlig undifferenziert. Dass die Wohnung von Frau König in 10 Jahren um 30% gestiegen ist, erscheint mir nicht „exorbitant“, zumal damit auch das Wohngeld gestiegen ist. Tatsächlich trifft die Wohnungsnot in Berlin vor allem zwei Gruppen: alteingesessene Berliner, die über Luxussanierungen aus ihrer vertrauten Umgebung verdrängt werden, sowie und ganz konkret die vielen Zuwanderer, die Berlin erst attraktiv gemacht haben. Anstatt über Enteignungen zu phantasieren – für die Berlin ohnehin kein Geld hat – sollte die Politik entschlossen die vielen tatsächlichen und rechtlichen Hindernisse beim Wohnungsbau aus der Welt räumen. Verglichen mit anderen europäischen Großstädten gibt es in Berlin vielfältigste Baumöglichkeiten: Baulücken, Nachkriegsbauten ohne Ende, hässlich und ineffektiv an den Altbaubestand „geklebt“, etc. Durch gezielte Aufstockung und Dachausbau könnten viele tausende Wohnungen relativ preiswert gebaut werden. Und falls die Wohnungsgesellschaften nicht mitziehen, wäre ein Baugebot, soweit es der Schaffung bezahlbaren Wohnraums dient, mit unserer Verfassung durchaus vereinbar. – Götz Drauz

 

Ich denke Frau König hat mit 57 qm zum einen für eine Einzelperson in der heutigen Situation eine zu große Wohnung und zum anderen bin ich überzeugt, sie wäre nicht auf Grundsicherung angewiesen, wenn sie während ihrer Selbständigkeit für die Rente freiwillig eingezahlt hätte. – Margit. Snedker

 

Ganz ehrlich habe ich inzwischen die Faxen dicke ob der Berichte über Haifisch-Vermieter. Wir können gerne einmal ein Interview vereinbaren, anlässlich dessen wir (eine kleine Eigentümergemeinschaft, durchaus links, durchaus verständnisvoll, auf jeden, auch ökonomisch unverantwortlichen Fall sozial) darstellen, wie wir in unserem eigenen Haus, in unserem ureigensten sozialen Umfeld gemobbt, ignoriert, beschimpft, bedroht und betrogen worden sind. Von wegen „Kosten abwälzen“, von wegen auspressen, von wegen Raubtierkapitalismus. Ich habe bisher vielen Menschen mit sehr prägnanten Beispielen nahe bringen können, dass Vermietung etwas für Kamikaze-Lebensentwürfe ist. Artikel dieser Art befördern das zusätzlich, und ich befürchte, dass das einer guten, durchmischten, sozialen Wohnumfeldgestaltung sehr abträglich ist. – Ein/e Leser/in


 

Leserbriefe zu „Eine gemalte Replik“ von Martin Machowecz

Ich habe die Aussage des Bildes zwar verstanden und auch gelesen, dass der Künstler sich im Text nicht selbst äußert. Aber mir ist nicht klar, warum der abgebildete Anbräuner drei Beine hat. Mein Gedanke, dass eine weitere Person hinter ihm steht, ergibt wenig Sinn, würde vier Beine erfordern und der Kreis über dem Nacken des Abgebildeten sieht mir mehr nach Schatten als nach einem weiteren Kopf aus. Ich kenne eine Skulptur mit drei Beinen, die eine schnelle Flucht symbolisierren sollen. Ist wohl ähnlich gemeint wie in einem Comic. Aber auch das ergäbe hier keinen Sinn. Ich würde mich also freuen, in der ZEIT demnächst über das dritte Bein des Anbräuners zu lesen. – Dr. Peter Scheibl

 

Vielen Dank für die sehr objektive Darstellung von Neo Rauchs Replik zu Wolfgang Ullrich, die mich empört und abgestoßen hat. Aus meiner Sicht hat sich Herr Rauch in seiner Replik heftig im Ton vergriffen. Ich finde es sehr schade um seine Arbeitszeit und Kunstfertigkeit, dass daraus nur eine ungehobelte Pöbelei entstehen durfte. – Sebastian Stehle

 

Der Anbräuner ist eine gemalte Diffamierung, die voll und ganz auf den Maler Neo Rauch zurückspritzt gewissermaßen. Das Ausmaß der privativen Unsäglichkeit wird deutlich, wenn man das historische Vorgängerprodukt vor Augen hat: Die Bauern, die in eine Papstmitra koten – ein Holzschnitt und Produkt der antipapistischen Haßpropaganda 1530/40. Genauere Daten sind in meiner Bibliothek in Heidelberg zu finden, hier in Italien habe ich den Holzschnitt geradenmal im Internet gefunden, Stichwort Bilderkampf Reformation. Dort Lit.verweis: Gisold Lammel, Der arm gemein Esel. Karikaturen der Reformationszeit. In: Ders., Deutsche Karikaturen, Stuttgart 1995. Hat Herr Rauch diesen Holzschnitt vielleicht sogar als Vorlage benutztt ?! Aber nein, es fehlen die Dietriche… – Dr. Paul M. Kästner


 

Leserbriefe zu „Wer aus allen Wolken fällt, ist selbst schuld“ von Wilhelm Schmid

Von einem Artikel in der Rubrik „GLAUBEN & ZWEIFELN, NACH DEM KIRCHENTAG“ und angesichts der Zitate von Angela Merkel und Nikolaus Schneider hätte ich Konkreteres zu Vertrauen und Glaubwürdigkeit mit Bezug zum Kirchentag erwartet. Themen hätte es genug gegeben. Erstes Beispiel: Armin Laschet, Ministerpräsident von NRW, durfte sich auf dem Kirchentag als gläubiger und glaubwürdiger Christ inszenieren – obwohl er im Fall Schulze Föcking offenbar wochenlang die Öffentlichkeit getäuscht und verheimlicht hat, dass er längst wusste, dass der angebliche Hackerangriff auf die u. a. wegen Tierquälerei in ihrem Familienbetrieb kritisierte Ministerin gar kein Hackerangriff war, sondern ein Bedienungsfehler eines Familienmitglieds der damaligen Ministerin (vgl. https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/pua-hackerangriff-schulze-foecking-ermittler-100.html). Ist ein solcher Politiker glaub- und vertrauenswürdig? Darf man sich da noch wundern, dass Politiker(inne)n immer weniger vertraut wird?

Zweites Beispiel: Auf dem Foto zum Artikel ist laut Bildunterschrift zu sehen, wie Luftballons für den Abschlussgottesdienst vorbereitet werden. Angesichts der inzwischen wohl allgemein bekannten Tatsache, dass Plastikmüll schädlich für Mensch und Tier ist und die Überreste von Luftballons für viele Tiere sogar in besonderem Maße lebensgefährlich sind (https://www.mdr.de/wissen/umwelt/luftballons-toedlichster-muell-meer-100.html), wundere ich mich schon, warum die Kirchentagsveranstalter trotz ihres behaupteten ökologischen Engagements Luftballons steigen ließen. Wo bleibt da die Glaubwürdigkeit? – Dr. Ulrich Willmes

 

Als Teilnehmer des DEKT und interessierter Leser der Rubrik Glauben und Zweifeln war ich sehr gespannt, auf einen Artikel mit der Ankündigung: „Nach dem Kirchentag“. Das Thema Vertrauen wurde auf dem Kirchentag unter vielen Gesichtspunkten bearbeitet und diskutiert. Dabei kam sowohl der persönliche Glaubensbezug als auch die Vertrauen unter gesellschaftpolitischem Gesichtpunkt vor. Auch der Hoffnungsaspekt in einer Zeit der Krisen, wurde behandelt. Es ging also um Vertrauen in einem ganz umfassenden Sinn. Davon ist nun aber in dem Artikel nichts mehr wieder zu erkennen. Da ist nur noch individualistisches Gesäusel. Auch die Argumentation lässt zu wünschen übrig. Ein Satz wie: „Misstrauen hat dort Sinn, wo es am Platz ist“ (völlig tautologisch) ist unter dem Niveau, das ich von der Zeit gewohnt bin. – Reinhard Wick

 

Schön, dass Sie dem Philosophen Wilhelm Schmid endlich einmal Platz in ihrem Blatte einräumen. Das sollten Sie öfters tun, denn sein Denken und Fühlen ist (im Gegensatz zu Habermas) alltagstauglich. Es bleibt mir allerdings verschlossen, warum Sie seinen klugen Beitrag ausgerechnet im Zusammenhang mit dem evangelischen Kirchentag bringen. Nur, weil er etwas über Wolken schreibt?? Er meinte wohl eher die Cloud und nicht die Heimat der Engel und Götter. Die Religionsgeduselei in ihrem Blatt geht mir inzwischen ein wenig auf Geist und Nerven. – Prof. Helmut M. Schmitt-Siegel


 

Leserbriefe zu „Stilles Erbe“ von Lilli Heinemann im ZEIT Magazin

Ihre Geschichte „Stilles Erbe“ erschütterte mich und mit tiefem Mitgefühl habe ich alles mehrmals gelesen, ja „meditiert“. Ich freue mich außerordentlich über Ihre kostbare Veröffentlichung, die ein transgenerational übertragenes, grausames Trauma so authentisch, überzeugend und liebevoll bearbeitet aufleuchten lässt und mir (und Ihnen) so viel zum Aufatmen geschenkt hat. Auf dem Photo Ihres Großvaters (Seite 30) sehe ich unmittelbar die warme Gütekraft in seinen Augen. Haben Sie diese auch übertragen bekommen? Schließlich werden auch die Stärken transgenerational übertragen. Kein Wunder, dass ich von der Geschichte sehr bewegt bin: Bei uns gibt es (wie in vielen Familien) auch solche generationsübergreifenden Traumata und Tabus (auch aus dem Krieg), deren fatale Folgen in der dysfunktionalen Familie meiner Eltern belastend und geheimnisvoll auf uns Kinder weiter wirkten. Die aber auch, zusammen mit den übertragenen Stärken, für meine Selbstentwicklung hilfreich waren! Allerherzlichsten Dank! – Jyrgen May

 

Vielen Dank für Ihre Recherche und Ihre persönliche Geschichte. Ihr Artikel hat mich sehr berührt und inspiriert und bestätigt. Es ist für mich alles logisch und nachvollziehbar. In unserer Zeit erkennen wir die transgenerationalen Traumatisierungen, und das ist sehr wichtig. Viele psychische Belastungen hängen damit zusammen und die betroffenen Menschen verzweifeln, weil herkömmliche Therapien ihnen nicht helfen, vor allem, wenn der Zusammenhang nicht erkannt wird. Auf diesem Gebiet beginnen neue Therapieformen den Betroffenen zu helfen. Die Schwierigkeit ist oft die Verknüpfung von verschiedenen Traumaursachen: z.B. transgenerationale Trauma und Bindungsstörungen und Krankenhausaufenthalt in der frühen Kindheit. Drei Traumata, jedes für sich muss erkannt und aufgearbeitet werden. Meist mit unterschiedlichen Methoden.

Ihr Artikel wird sicher dabei helfen, mehr Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass es diese Zusammenhänge und Wirkmechanismen gibt. Das wird viele erleichtern und sie werden sich selber ein Stück weit besser verstehen. Das wird insgesamt noch nicht ausreichen. Wichtig ist auch, dass bekannt wird, welche Therapiemethoden es für diese Themen gibt. Wenn Sie Interesse haben, auf diesem Gebiet weiter zu recherchieren (vielleicht machen Sie das ja schon), würde ich mich sehr freuen, von Ihnen zu hören. – Maria Sohr

 

Eine nahezu unglaubliche Geschichte, die uns die Autorin Lilli Heinemann präsentiert. Da ist ihr Großvater Wilhelm Hamelmann, einziges überlebendes Opfer eines der schlimmsten Verbrechen der deutschen Nachkriegsgeschichte und doch fähig zu Vergebung und Versöhnung. Und da ist die Enkelin, Ich-Journalistin, die Jahrzehnte später das Schweigen in der Familie bricht, schlaflose Nächte durchleidet und unter Tränen im Bremer Staatsarchiv recherchiert. Letzteres zumindest wäre nicht nötig gewesen. Denn schon vor sieben Jahren beschäftigte sich eine historische Arbeitsgruppe intensiv mit den Geschehnissen. Beteiligt war unter anderem das Evangelische Bildungswerk Bremen, und unterstützt wurde die Arbeit von Thomas Warnken, der seit 25 Jahren zu dem Fall recherchiert. Eine Ausstellung entstand, wurde in Kirchengemeinden, Schulen und im Bremer Landesparlament gezeigt. In der gleichnamigen Broschüre, („Versöhnung im Alleingang“, 42 Seiten stark), finden sich viele der Infos, die jetzt auch in Heinemanns Geschichte vorkommen. Als sie im letzten Jahr einen der Autoren der Broschüre, Helmut Dachale, um Informationen bat, kannte sie bereits den Inhalt. Selbstverständlich hat sie keinen Satz wörtlich übernommen. Warum also sollte sie auf Ausstellung und Broschüre verweisen? Nur weil damit die Basis für die geschichtliche Aufarbeitung des Falles gelegt worden ist? Muss doch nicht sein.

Noch eigenwilliger ist Lilli Heinemanns Umgang mit einem aktuellen Buch: Dachale / Momsen, Als Opfer zu Tätern wurden, Edition Falkenberg. Es ist etwa fünf Wochen vor dem ZEIT-Artikel erschienen, wurde öffentlich präsentiert und enthält neue Erkenntnisse und Sichtweisen zu dem Massenmord. Das Buch ist sowohl von der Autorin als auch von der Redaktion als Rezensionsexemplar angefordert worden. Lilli Heinemann wollte Monate zuvor sogar, dass ihr das seinerzeit noch unveröffentlichte Manuskript überlassen wird. Für ihre Master-Arbeit, nicht für ein journalistisches Stück, wie sie damals schrieb. Eine ziemlich ambitionierte Bitte, der leider nicht entsprochen werden konnte. Also ist auch das Buch in ihrem Artikel mit keinem Wort erwähnt.

Was allerdings auch andere Gründe haben könnte: Die Neuerscheinung gräbt tiefer, bezieht noch stärker Vorgeschichte und Hintergründe des Verbrechens ein, benennt Widersprüche und Ungereimtheiten des überaus komplexen Falles. So etwas passt anscheinend nicht zu einem Betroffenheits- und Ich-Journalismus, bei dem die Befindlichkeit der Autorin großen Raum einnimmt. Hätte Lilli Heinemann nicht wenigstens merken (und mitteilen) müssen, dass das „kleine grüne Buch“, aus dem sie mehrmals zitiert, alles andere als eine verlässliche Quelle ist? Auf dem Titel steht zwar „Tatsachenbericht“, es ist aber in erster Linie das Traktätchen eines tiefgläubigen Menschen, dem an so manchen Stellen die christlichen Gäule durchgegangen sind. Und im Übrigen ist genau diese Auflage erst 1995 erschienen, 16 Jahre nach Hamelmanns Tod. Lilli Heinemann, die angeblich das Schweigen bricht, verschweigt selbst so manches. Sie strickt weiter an der Legende einer Familiengeschichte. Aber in Wirklichkeit ist die Geschichte sehr viel mehr. Ein Lehrstück zum Thema Gewalt: Wie sie entsteht und wie der Kreislauf von Verbrechen und Vergeltung durchbrochen werden kann. – Helmut Dachale und Carsten Momsen


 

Leserbriefe zu „Nahost: Kann Trumps »Jahrhundert-Deal« funktionieren?“ von Jörg Lau

Danke für Ihre kluge Analyse des kürzlich von Jared Kushner vorgestellten USA-Nahostplans. Ich hatte mich gefragt, was diese Konferenz in Bahrain überhaupt bezwecken sollte, wenn die Israelis nicht eingeladen werden, und die Palästinenser sie boykottieren. Mit Ihrer Deutung, dass es darum ging, die beteiligten arabischen Staaten daran zu gewöhnen, eine weitere Realisierung palästinensischer Staatlichkeit nicht mehr zu betreiben, stimme ich überein.

Sie schreiben weiter von der „israelischen Besatzung, die seit 52 Jahren anhält“, und die ein „Ende“ finden müsse. Dass ein unilateraler Rückzug der Israelis keinen Frieden bringt, zeigt Gaza: unter alleiniger palästinensischer Kontrolle, keine Besatzung mehr, und dennoch ständig Raketenangriffe auf Israel. „Israelische Besatzung“ steht im palästinensischen und allgemeinen arabischen Sprachgebrauch für die Existenz des Staates Israel, dessen Zerstörung nach wie vor erklärtes Ziel der Regierungen in Gaza wie dem Westjordanland und (laut Umfragen) eines nennenswerten Teils der dortigen arabischen Bevölkerung ist. Dies dürfte allerdings wirklich hoffentlich ein „unerfüllbarer Traum“ bleiben. Ich bitte Sie, von einem unreflektierten Gebrauch des Begriffes „israelische Besatzung“ in Zukunft abzusehen. – Eberhard Schmiedeke

 

Eigentümlicherweise vermeidet Lau die zerstörerische Haltung der Palästinenser nur zu erwähnen. Lieber schlägt er in die hierzulande politisch-korrekte antiamerikanische Kerbe. Kein Wort über den anderen Fluchtlingen gegenüber privilegierte Stellung der Palästinenser, an die die meisten Gelder fließen, uber die Perpetuierung des Flüchtlingstatus. Aus eben dieser Perspektive kann man verstehen, dass die Amerikaner es diesmal anders versuchen. Denn die Europäer versuchen gar nichts, dafür aber, wie Lau, wortreich meckern können. – M. Pelc


 

Leserbriefe zu „Über die Wiederentdeckung eines Abituraufsatzes aus dem Jahr 1972“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Wer Ihre Glossen kennt und weiß, dass Sie über ein begeistertes Stammpublikum verfügen, wundert sich weder über Ihren Abituraufsatz noch über das Gutachten Ihrer Lehrer. Da hat sich offenbar nicht viel geändert. Mit Ihrem aktuellen Werk haben Sie allerdings dem Ausmaß Ihrer Selbstreferenzialität eine neue Krone aufgesetzt: Es geht diesmal weder um den kranken Hund noch um den kleinen Sohn noch um die (leider?) stramm sozialdemokratisch orientierten alten Eltern, sondern um einen von Ihnen persönlich verfassten Deutschaufsatz, und das hat den für Sie recht angenehmen Nebeneffekt, dass allein durch die Zitate von Ihnen und Ihren Lehrern ein beträchtlicher Teil des zu Papier zu bringenden Textes schon mal geschafft ist. Alles ordentlich gekennzeichnet nach jedweden Zitierregeln, so dass Sie außer einigen gelangweilten Lesern nichts zu befürchten haben. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Sie schreiben am Ende Ihrer wunderbaren Kolumne „Einer meiner Abi-Sätze von 1972 aber hat mich umgehauen: »Krieg ist eine Er-Lösung.« Falls jemand zufällig eine originelle feministische Kolumne braucht, hier ist euer Autor.“ Da habe ich gedacht, das ist ein Zeichen, denn seit Monaten überlegen wir im Ärzteblatt Sachsen, ob wir Sie wegen einer feministischen Kolumne anfragen könnten, aber, ganz ehrlich: wir haben uns nicht getraut (bei einem Salär von 50 € pro Seite, das wir zahlen, ja auch verständlich). wir bringen im August ein „Ärztinnenblatt Sachsen“ heraus in dem ausschließlich Artikel von und/oder über Ärztinnen geschrieben wurden, über Karriere, Kommunikation, Unterschiede in der Behandlung (wussten Sie, dass man eher überlebt, wenn man von einer Ärztin behandelt wurde? Die Evidenz ist noch nicht so ultragut, aber wenn es ein Medikament gegen Alzheimer mit solchen Studienergebnissen gäbe würden wir alle sofort Aktien der Pharmafirma kaufen!). wir alle im Redaktionskollegium lieben Sie und Ihren sehr kritischen Umgang mit den Auswüchsen des Feminismus (ich persönlich habe sämtliche Petitionen gegen die genderneutrale Sprache gezeichnet, die ich finden konnte. Sprache soll die Welt verändern? Die Realität wird die Sprache verändern und nicht umgekehrt, aber wahrscheinlich bin ich für manche Ideen einfach zu alt…). Und wegen Ihres geradezu imperativen letzten Satzes in der aktuellen Kolumne: hätten Sie Lust, eine Kolumne für das Ärzteblatt Sachsen zu schreiben? im Gesundheitswesen befinden wir uns in einer recht archaischen Kultur (die letzten beiden Bastionen hierarchischer Lebensformen sind die katholische Kirche und das deutsche Krankenhaus und ich halte sogar als Katholik die katholische Kirche für flexibler als das deutsche Krankenhaus…)? Problem ist, dass Redaktionsschluss der 20. Juli ist (wir hätten uns eindeutig vorher trauen sollen…). Wir würden uns unheimlich freuen!!!!! – Dr. Patricia Klein


 

Leserbriefe zu „Wenn die Paartherapie zu teuer wird“ von Antonia Baum

Es ist erschütternd, dass es Frau Roche gelungen ist, einen großen Teil der deutschen Medien so zu konditionieren, ja, manipulieren, dass sie nur ein neues Projekt (Buch, TV, …) ankündigen und dabei ein paar mehr oder weniger suggestive Vokabeln in Richtung Sex und Intimität („Fremdgehen“) fallen lassen muss, um damit sofort eine kostenlose Werbekampagne in Form von umfangreichen, groß bebilderten redaktionellen Beiträgen, meist als Interviews, geliefert zu bekommen. Allerdings scheinen ihr ein wenig die Ideen bzw. die schmuddeligen Stoffe auszugehen. In ihrem aktuellen Podcast soll es allen Ernstes ein großes Thema sein, dass sie sich vor dem Ausgehen regelmäßig sehr heftig mit ihrem Mann streitet. Vielleicht erledigt sich – auch angesichts der Ferienzeit – der Roche-Hype dann doch von selbst (und der Podcast wird vorzeitig eingestellt). Das müssten dann nur die Feuilleton-Redaktionen noch merken. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Wenn man jetzt auch die letzten Geheimnisse einer Ehe vor dem öffentlichen Publikum auskippt, um wieder ins Gespräch und in die Talkshows zu kommen, welchen Wert hat dann so eine Beziehung? – Karin Beck


 

Leserbriefe zu „Ein Veto für die Erde“ von Martin Klingst und Petra Pinzler

Ein Klimaschutzgesetz rettet die Erde nicht zwangsläufig.Papier ist bekanntlich geduldig. Das Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 und das EU Recht haben klare Vorgaben gemacht die jedoch bis heute nicht ernst genug genommen werden. Friday vor Future zeigt weltweit der Politik auf , dass es längst 5 nach 12 ist. Optimusmus ersetzt nicht fehlendes handeln und abwarten um in 20 Jahren ein weltweiten Konsens in der Klimapolitik zu erzielen ist eine fatale Fehlentscheidung.Die Erde wartet nicht auf die Menschheit,bis die Vernunft auch in Amerika bei Herrn Trump ankommt. Klimawandel sind mit der Technologie und weltweiten Wachstum der letzten 30 Jahre wesentlich durch Menschen verursacht. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Das Gutachten des SRU vom Juni 2019 wird in ZEIT unter dem Titel: „Ein Veto für die Erde“ im Rahmen eines Interviews behandelt. Die bisher vorliegende Kurzfassung des Gutachtens zeigt sowohl den bedrohlichen Zustand der Erde als auch die strukturellen Defizite der zum Handeln verpflichteten Politik. Der SRU weist auf die Schutz-Verpflichtung des Staates gegenüber der Umwelt und damit auf den Schutz der Lebensgrundlagen des Menschen hin, der „in seinem Kern als Bestandteil des fundamentalen Staatszwecks „Sicherheit“ anerkannt ist. Mit Hinweis auf Art.20a GG spricht der SRU das daraus legitimierte Vorsorgeprinzip zur Wahrung ökologischer Belastungsgrenzen an und empfiehlt folgerichtig das „umweltrechtliche Integrationsprinzip im Grundgesetz zu verankern“ – mit dem Ziel, die Belange des Umweltschutzes in allen umweltrelevanten Politikfeldern zu berücksichtigen. Die Interview-Fragen der ZEIT geben die problemumfassenden Aussagen des SRU-Gutachtens nicht wieder. Vielmehr suggerieren sie einen negativen Einfluss umweltrelevanter Gesetzgebung. Objektivität ist hier nicht erkennbar – oder darf man vereinfacht sagen: Thema verfehlt!
PS: Vielleicht hätte man besser Bernd Ulrich die Bearbeitung dieses sehr aussagekräftigen Gutachtens übertragen. – Peter Vollmer


 

Leserbriefe zu „Die Angst des Arztes vor KI“ von Jan Schweitzer

„Den Einsatz der Ki aber sollten sie als das sehen, was er ist: eine Chance, keine Bedrohung” lese ich da. Schön wär’s. Als Bedrohung wird allerdings nur die Gefahr von noch mehr Bürokratie genannt. Ich sehe da jedoch ein noch viel einschneidenderes Problem: Die auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Kliniken werden sich nicht die Chance entgehen lassen, das medizinische Personal zu reduzieren, wenn der Apparat die Diagnose macht. Eine menschlichere Medizin wird so nicht erreicht. Auch „Gegen eine solche Entwicklung müssen sich die Ärzte wehren” – und nicht nur die Ärzte, sondern auch die Politik. Übernehmen Sie, Herr Spahn! – Dr. Reiner Durchholz

 

„Arzt und Computer“ – das Thema ist fast so alt wie die EDV. Was hat man uns in den 80ern nicht alles versprochen, als der Computer nach und nach flächendeckend in die Praxen Einzug hielt: Wir hätten viel weniger (Büro-)Arbeit, mehr Zeit für die Patienten, mehr Freizeit (ja, wirklich!), mehr verbleibendes Einkommen, weil keine Abrechnungspositionen mehr vergessen werden könnten. Schon nach kurzer Zeit wurde jedoch klar, daß der Computer zum riesigen Zeitfresser in der täglichen Arbeit wurde und die ständigen Soft- und Hardware-Erneuerungen einer der großen Kostenblöcke in der Bilanz der Praxis. Und jetzt stellen Sie ernsthaft in den Raum, die KI könnte zur Konkurrenz für die Ärzte werden und deren Arbeitsplätze gefähren, weil sie „besser wird als der Mensch“. Vergangenes Jahr erschien im „New Yorker“ der Artikel eines amerikanischen Klinik-Arztes, dessen Arbeitsbelastung nach der Einführung einer komplexen Software so enorm zugenommen hatte, daß man ihm erst einen, dann einen zweiten Assistenten zur Seite stellen muße. Sonst wäre er überhaupt micht mehr nachgekommen.

Und wenn durch die KI tatsächlich ärztliche Arbeitszeit frei werden würde: bei der jungen Generation von Ärzten, zu der ich (leider?) schon lange nicht mehr gehöre, steht die work-life-balance ganz oben auf der Prioritäten-Liste. Die von Ihnen beschworene zusätzliche Zeit für Patienten müßte ja dem Life-Konto entnommen werden. Glaubt jemand ernsthaft, daß es so laufen würde? In meinem Leben und in unserer Welt ist durch den Computer und alle damit zusammenhängenden Techniken überhaupt gar nichts besser und schon gar nicht humaner geworden. Sollte es ausgerechnet bei der ärztlichen Arbeit anders gehen, würde mich das sehr überraschen. – Dr. med. Dieter Hörz


 

Leserbriefe zu „Bewaffnetes Ballett“ von Josef Joffe

Man kann annehmen, dass das Mullah-Regime einer kriegerischen Auseinandersetzung regelrecht lechtzt, um die Bevölkerung in seinem Sinne zu mobilisieren. Denn die Sanktionen greifen hart. – M. Pelc

 

Die nächsten Kanditaten für den Friedensnobelpreis dürften nun endgültig feststehen: „Donald Trump“ (Präsident der USA) und „Hassan Ruhani“ (Präsident des Iran). Die beiden aggressiven (Schein-)Krieger der „Droh-Worte“ und der „Ohn-Taten“, geben überraschend nach, und geben sich selbst wieder einmal mehr oder weniger lammfromm, und hinterlassen damit eine schwer verunsicherte Restwelt! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbriefe zu „»Unfassbare Mackerstrukturen«“ von Jörg Böckem

Mich treibt die Wut. Eine ganze Fußballseite mit der „symphatischen Sportexpertin“ Claudia Roth. Wer will das lesen? Es ist wie Sexualkunde-Unterricht beim Papst! Hiermit kündige ich zum nächstmöglichen Termin. – Günter Kramer

 

Männer spielen Fußball, und Frauen spielen Frauenfußball! Männer werden katholische oder evangelische Pfarrer, und Frauen werden evangelische Pfarrerinnen! Jesus war der Leiter eines („katholischen“) „Männerklubs“, zu dem die („katholischen“) Frauen, auch heute noch, keinen richtigen Zutritt haben! Männer spielen weiter Fußball, und Frauen spielen weiter Frauenfußball! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbriefe zu „Diven unter Verdacht“ von Andreas Sentker

Meinen Sie spitzen oder spritzen? – Thomas Rohweder

 

Der Artikel ist für sich genommen gut und interessant. Leider geht er komplett am Thema vorbei. Das Thema ist: WIR BRAUCHEN KEINE ERTRAGSSTEIGERUNGEN, da wir ausreichend Lebensmittel produzieren. Es geht darum sie anders zu verteilen, nicht bewusst zu vernichten, um Preise künstlich hoch zu halten, damit irgendwelche Schmarotzer reicher werden oder einfach (immerhin ein Drittel laut ZEIT) sie nicht wegzuwerfen. Solange wir so pervers sind Lebensmittel an Autos zu verfüttern während täglich 30.000 Kinder verhungern (und wieviele Erwachsene?) ergibt es keine Sinn noch mehr Nahrung zu produzieren. – Iman Schwäbe


 

Leserbriefe zu „Stinkt und schmeckt“ von Francesco Giammarco

Vegetarier*innen süffisant vorzuhalten, dass sie sich, weil sie nicht aus geschmacklichen, sondern ethischen und ökologischen Gründen auf Fleisch verzichten, für Fleischersatzprodukte interessieren, und ihnen gleichzeitig zu empfehlen, doch „einfach bei Kohl und Kartoffeln“ zu bleiben, ist ignorant und herablassend. Ein kritischer, aufklärender Artikel über die Jackfrucht ist sicher sinnvoll – und sicher möglich ohne solche arroganten Untertöne. – Dr. Katrin Düringer

 

Wir haben schon ein paar Mal von der „Jakobsfrucht“ genascht, um ganz erstaunt festzustellen, wie unterschiedlich diese „Jackfrucht“, so schmecken kann; mal nach Fleisch und mal nach Fisch, mal nach Burger und mal nach Kohlrabi! Wir hier in Deutschland, wir haben Kartoffel, Kohl & Co., und noch viel mehr! Wozu sollten wir da jedem dahergelaufenen Trend, hinterher hecheln. Die „Jackfrucht“ gedeiht in Indien und Umgebung, und dort sollte sie auch, eben vor Ort, verzehrt werden! Es gibt schon genügend Dinge, die rund um die Welt, auf „Welt-Reise“ geschickt werden, um wieder dort, wo sie einst losgeeiert sind, zurück zukehren! – Riggi Schwarz


 

Leserbriefe zu „Beckers Socken“ von GRN

Danke, großartiger Beitrag.
Boris Becker sollte eine Werte- und Interessengemeinschaft mit all den Bundesfinanzministern der BRD schliessen, die für Frau Merkel Steuergelder verwaltet haben, denn die wissen auch nicht, wohin all die Millionen verschwunden sind. Antwort: sollten es Börsen-Millionen gewesen sein, ist alles sonnenklar. – Peter Christian Vogl

 

Alles muss raus! Sogar die „erotische“ Besenkammer, kommt unter den Hammer! – Klaus P. Jaworek


 

Leserbrief zu „»Was man jagt, ist schon verloren«“ von Christine Lemke-Matwey

Danke für das spannende Interview mit Fr. Fassbaender. Ergänzend zur letzten Antwort von Fr. Fassbaender – Stichwort Sehnsucht: „Die Sehnsucht ist es, die unsere Seele nährt und nicht die Erfüllung. Und der Sinn unseres Lebens ist der Weg und nicht das Ziel“. – Günter Egle


 

Leserbrief zu „»Ich weiß alles über die Milz«“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

Ich komme aus Frankfurt und bin 14 Jahre alt. Ich habe ihren Artikel zu ihrer 12-jährigen Tochter im Zeitmagazin gelesen und musste sehr lachen, da ich auch seit langer Zeit die Serie verfolge und auch Ärztin werden möchte. Allerdings ist ihnen ein kleiner Fehler unterlaufen, auf den ich Sie gerne aufmerksam machen würde. Dr. Niklas Ahrend spielt nämlich nur in der Serie „In aller Freundschaft- die jungen Ärzte“ mit und gar nicht bei “ In aller Freundschaft“.😉 – Lilith Joneleit


 

Leserbrief zu „In ihren Händen liegt der Brexit„ von Jan Ross

Es ist sehr instruktiv, daß DIE ZEIT über ihren Redakteur Jan Ross einmal drei Repräsentanten der Basis der konservativen Tories zu Worte kommen läßt. Die tiefe Krise der Tories wird von Jan Ross – nach Analyse der von ihm geführten Interviews – letztlich im verkorksten Thatcherismus einer überzogenen De-Industrialisierung und einer unbedacht betriebenen Hypermodernisierung der Wirtschaft und Gesellschaft von Großbritannien aufgespürt. Viele Tories hätten einen ungebrochenen , geradezu inbrünstigen, Glauben an Kapitalismus und die individuelle Selbstverantwortung. Bedürftigen sollte nur mit freiwilliger materieller und emotionaler Zuwendung geholfen werden, der Staat habe sich aber der Umverteilung zu enthalten. Da sich in der Anhängerschaft der Tories sehr viele Ruheständler befinden, akzeptieren diese nicht einen gewissen Sittenverfall im Konsum – und Liberalisierungswahn. Diese Menschen wollen weiter in einer eher altbürgerlichen , letztlich altmodischen, Wertewelt leben. Man fühlt sich Kanada, Australien , Neuseeland und Südafrika 100 erte Male enger verbunden, als dem europäischen Kontinent , dessen Koordination aus Brüssel heraus als ab zu werfende Kontrolle empfunden wird. Allerdings hat – lange bevor die Ost-Europäer auf der „Insel“ zu Hunderttausenden als einerseits ökonomisch benötigte , aber letztlich kulturell doch wiederum unerwünschte Menschen auftauchten – schon in den 6oer und 7oer Jahren des vorigen Jh. mit der Verweigerung, früheren britischen Übersee-„subjects“ automatisch die Ansiedlung in Großbritannien zu erlauben, das Abschottungsbedürfnis der Engländer als Ober-Ethnie der Briten seinen genuinen Ausdruck gefunden. Es gibt zumindest bei den Tories und ihren Sympathisanten ein unstillbares Bedürfnis nach völliger Unabhängigkeit von den Weltläuften. Auf dieses Bedürfnis läßt sich aus kontinental-europäischer Sicht einfach nicht mit rationalen Argumenten reagieren. – Sigurd Schmidt


 

Leserbrief zu „Man sieht sich in Osaka“ von Matthias Nass

Man sieht sich in Osaka ??? Sehen sich Trump und 習近平 jeweils im Spiegel an oder machen sie eine Innenschau? Für die ZEIT finde ich es schrecklich, dass man Pronomen nicht richtig verwenden kann! Sie sind ja kein Bouelvardblatt! Es muss doch heißen „Man sieht einander in Osaka“, Platz genug wäre gewesen! – Barbara Schönegger


 

Leserbrief zu „Teure Pläne“ von TAT

Es wird Zeit, dass Steuerverschwender ihrer Ämter enthoben und zur Verantwortung gezogen werden. Zudem sind die – und das ist das Mindeste in derartig krassen Fällen – Pensionsansprüche zu streichen. Leider geht das nicht so einfach. – Helmut F. Schade


 

Leserbrief zu „Der Maulwurf der Vernunft im Hügel der Geschichte“ von Thomas Assheuer

Der Maulwurf der Vernunft im Hügel der Geschichte – ein entzückendes Bild! Im Artikel heißt es: „Doch was ermutigt den Maulwurf? Warum soll er an die Vernünftigkeit seiner säkularen Vernunft glauben? Auf Gott kann er sich nicht mehr verlassen, aber auf sich selbst offenbar auch nicht, denn zu oft schon hat die Vernunft ihre Irrtumsanfälligkeit unter Beweis gestellt.“ Und: „Für Habermas wäre schon viel gewonnen, wenn sich die Zivilisation an ihre Lernprozesse erinnert, pathetisch gesagt: an die Bildungsgeschichte des Geistes in der Auseinandersetzung zwischen Glauben und Wissen.“

Die Pioniere der modernen Naturwissenschaft Galileo Galilei, Kopernikus, Johannes Kepler, Francis Bacon, Isaac Newton, Blaise Pascal, Robert Boyle, Lord Kelvin, Gregor Mendel, Maxwell, Michael Faraday, Louis Pasteur und viele mehr hielten es für selbstverständlich, was J. Robert Oppenheimer sowie der Mathematiker und Philosoph Alfred North Whitehead auch im vorigen Jahrhundert bekannten: Das Christentum ist die Mutter der modernen Naturwissenschaft. Dank der Rationalität des Gottes, der sich den Menschen in der Bibel mitgeteilt hatte, besaßen die Naturwissenschaftler eine Basis für ihre Vorgehensweise: Jedes einzelne Ereignis kann zu den vorausgegangenen Ereignissen in einer Weise in Beziehung gesetzt werden, die allgemeine Prinzipien zum Ausdruck bringt. Die Kenntnis von einem redenden Gott war der absolute, objektive Rahmen für die Erforschung der Wirklichkeit und Wahrheit durch uns endliche, fehlerhafte Menschen. In einer vom Zufall regierten Welt – wie sie zum Beispiel die materialistische Evolutionslehre postuliert – wäre weder die Stetigkeit der Kausalität noch die Deckung unserer Wahrnehmung mit der Wirklichkeit zu erwarten. Das „Buch“ der Natur, das die Naturwissenschaftler erforschen, und das Buch der Bibel, das jeder Mensch objektiv lesen kann, befinden sich vollständig im Einklang, wenn sie nicht entstellt werden durch spekulative, philosophische Vorurteile, die größtenteils aus vorwissenschaftlichem Umfeld stammen – wie die evolutionistische Idee von der spontanen Entstehung des Lebens, die ja Pasteur schon im vorletzten Jahrhundert eindeutig wissenschaftlich widerlegt hat. Auch heute noch gibt es sehr viele führende Wissenschaftler, die aufgrund der überwältigenden Faktenlage ähnlich denken wie die Pioniere. Zum Beispiel Prof. James Tour, einer der hervorragendsten Chemiker und Nanospezialisten, dessen Video https://www.youtube.com/watch?v=zU7Lww-sBPg (The Mistery of the Origin of Life) die Verblüffung eines wirklichen Experten über ideologischen Starrsinn zeigt.

Die gesellschaftlichen Auswirkungen einer im Wesentlichen materialistisch ausgerichteten Weltanschauung möchte ich mit einem Vergleich aus der Physik illustrieren. Die Kavitation ist ein oft unbekanntes, aber sehr zerstörerisches Phänomen. Was genau passiert bei der Kavitation? Nach Bernoulli ist der statische Druck in einem flüssigen Medium umso geringer, je höher die Geschwindigkeit ist. Sinkt der statische Druck unter den Verdampfungsdruck dieser Flüssigkeit, bilden sich Dampf- oder Gasblasen – die in Zonen höheren Drucks dann mit sehr hohen Druck- und Temperaturspitzen kondensieren. Bei einer Kreiselpumpe ist der saugseitige Pumpeneintritt die Achillesferse. Die dort entstehenden Dampfblasen werden von der Strömung mitgerissen und fallen anschließend im Innern der Pumpe wieder schlagartig zusammen. Der dadurch entstehende Mikro-Flüssigkeitsstrahl richtet sich mit sehr hoher Geschwindigkeit und hohem Druck (bis zu 20 000 bar) auf die umgebenden Oberflächen – mit wenig erfreulichen Resultaten: Zerstörung der Bauteile der Pumpe (insbesondere Laufräder) infolge der Blasenimplosion; Veränderung der Pumpenkennlinie und damit des Betriebspunktes (bis zur völligen Unterbrechung des Förderstromes); starke Zunahme von Schwingungen (Körperschall) und Geräuschen.

Zum Beispiel beim Bau von Turbinen, Pumpen und Regelventilen muss man dieses Phänomen berücksichtigen und wenn man Wasser in einer Leitung transportiert und der Querschnitt durch die Drosselung eines Ventils eingeschnürt wird, erhöht sich die Geschwindigkeit des Wassers und verringert sich der Druck entsprechend. In diesem gedrosselten Zustand kann sich der Innendruck dabei bis auf den Verdampfungsdruck des Wassers bei Umgebungstemperatur verringern, so dass das kalte Wasser kocht und Dampfblasen bildet. Nach der Drosselstelle erhöht sich der Wasserdruck wieder und lässt die Wasserdampfblasen unter einer Druckbildung von bis zu Tausenden von bar zusammenfallen. Geschieht das in der Nähe von Material, kann es zu erheblichen Schäden kommen. Der postmoderne Mensch befindet sich an einer solchen Drosselstelle, die durch drei Phänomene gekennzeichnet ist:

  1. Konfusion: Im Vergleich ist es die rasche Veränderung von physikalischen Parametern wie Druck und Geschwindigkeit. Im Kulturellen wurde Historisches und Naturwissenschaftliches durcheinandergebracht. Man versuchte, die ursächlichen Rahmenbedingungen des Daseins rein naturwissenschaftlich zu erklären.
  1.  Reduktion: Der freie Querschnitt des Durchflusses wird erheblich reduziert. In der Gesellschaft kam es zur Reduzierung des erlaubten menschlichen Wahrnehmungsvermögens. Man meinte, allein von dem empirisch Beobachtbaren und dem menschlichen Verstand ausgehend alles erklären zu können. Der Mensch glaubte, in einem geschlossenen System von Ursache und Wirkung zu leben. Die Wirklichkeitswahrnehmung wurde durch diese Lehre in den Köpfen der gläubigen Anhänger stark gedrosselt.
  1.  Depression: Bei dieser Drosselung entstand ein Unterdruck, d. h. eine kulturelle Depression. Die Geschwindigkeit erhöhte sich, die Errungenschaften der Technik machten das Leben oft zu einer emotionalen Hetzjagd. Das ganzheitliche Denken der Menschen fiel weit unter „atmosphärischen Druck“ ab. Dabei kam es zur Verdampfung. Es bildeten sich Dampfblasen, das heißt alle möglichen phantasievollen Ideen und Ideologien, um dem Druck der Diskrepanz zwischen der Wirklichkeit und dem autonomen Verstand zu begegnen.

Aber irgendwann holt die Wirklichkeit selbst eine träumende Kultur ein. Nach der Drosselstelle wird der Unterdruck wieder abgebaut, der Druck steigt wieder an. Es zeigt sich bei einer längerfristigen Sicht: Die Reduzierung auf Materie und Verstand allein war pure Fiktion. Der Querschnitt erweitert sich, die Wirklichkeit hat uns wieder. Die Dampfblasen kondensieren und fallen unter fürchterlichem Druck zusammen (Implosion). Dabei entstehen gewaltige Schäden, wenn die Kavitationsblasen in der Nähe von kavitationsunbeständigem Material implodieren. In der Menschheitsgeschichte sind Wertezerfall, Chaos und Diktatur die Folge. Wie kann man Kavitationsschäden vermeiden? Zum Beispiel in einigen Fällen, indem man die Strömung so lenkt, dass die Blasen im materialfreien Raum implodieren. Für unsere Übertragung auf den Menschen als Individuum und auf die Gesellschaft bedeutet dies eine Lenkung durch den Hersteller und seine absoluten Werte. Oder man kann Kavitation vermeiden, indem man den Hinterdruck erhöht. In realen schwierigen Situationen wird man wieder realistischer.

Man vermeidet Kavitation manchmal auch, indem man Luft von außen an die gefährdete Stelle leitet. Atmosphärischer Druck verhindert Unterdruck. In meinem Beispiel könnte man diese Luft als die Freiheit der Gedanken sehen, die sich nicht auf Lehrsätze von Größen der Geistesgeschichte festlegen lassen, sondern weltanschauliche Prämissen selber empirisch und rational prüfen. Offensichtlich hat ein intelligenter Schöpfer das Universum und dessen Gesetze erschaffen. Wenn wir dieses Universum erkunden, können wir diese Gesetze und Zusammenhänge finden.

Am Ende seines Buches über die „Weltharmonik“ schrieb Johannes Keppler, einer der größten Astronomen aller Zeiten: „O Du, der Du durch das Licht der Natur das Verlangen in uns mehrst nach dem Licht Deiner Gnade, um uns durch dieses zum Licht Deiner Herrlichkeit zu geleiten, ich sage Dir Dank, Schöpfer, Gott, weil Du mir Freude gegeben hast an dem, was Du gemacht hast, und ich frohlocke über die Werke Deiner Hände. Siehe, ich habe jetzt das Werk vollendet, zu dem ich berufen wurde. Ich habe dabei alle Kräfte meines Geistes genutzt, die Du mir verliehen hast. Ich habe die Herrlichkeit Deiner Werke den Menschen, die meine Ausführungen lesen werden, geoffenbart, soviel von ihrem unendlichen Reichtum mein enger Verstand hat erfassen können. Mein Geist ist bereit gewesen, den Weg richtigen und wahren Forschens einzuhalten. Wenn ich etwas Deinen Absichten Unwürdiges vorgebracht habe, ich kleiner Wurm, im Sumpf der Sünden geboren und aufgewachsen, so sage mir, was Du die Menschen wissen lassen willst, damit ich meine Sache besser mache. Wenn ich mich durch die staunenswerte Schönheit Deiner Werke zu Verwegenheit habe verleiten lassen, oder wenn ich an meinem eigenen Ruhm bei den Menschen Gefallen gefunden habe in dem erfolgreichen Fortgang meines Werkes, das zu Deinem Ruhm bestimmt ist, so vergib mir in Deiner Milde und Barmherzigkeit …“. – Gerhard Jahnke


 

Leserbrief zu Ein Treffen mit Madonna in London“ von Christoph Amend und Christoph Dallach

Verstehe nicht, warum Sie sich auf ein 15min Gespräch einlassen?! Haben Sie es als Ihren Auftrag angesehen, Madonna in ihrer Wahrnehmung von Wichtigkeit zu bestärken? Oder haben sie einfach nichts besseres zu tun? – Heinz N. Fischer


 

Leserbrief zu „Vokabeln im Hitzestau“ von Susanne Mayer

Herrlich dieser Aufsatz. Die Autorin Susanne Meyer hat alles drauf was die Männer so von sich geben. Die Frauen haben längst das Terrain der Männer übernommen. Nur mit der Sprache hapert es ein wenig. Die Hosen unter den Schülern haben die Mädchen heute an. Die Jungs sind abgemeldet. Wenn man selbst 3 Jungs hatte, weiß man wovon man redet. Später dreht sich das Ganze. Die Männer übernehmen das Kommando. Ich wollte schon immer Mal wissen, was geht da in unserer Gesellschaft vor,? – Gunter Knauer


 

Leserbrief zu „»House of Cards für Arme«“ von Kolja Rudzio

Ihr Artikel beschreibt wunderbar warum es mit Frauen in Führungspositionen in Deutschland nichts wird. Sie scheitern an den Männer Seilschaften. Während diese nach Dienstschluss beim Bierchen zusammen hocken, die Strippen ziehen, sind die Frauen schon längst Zuhause und erledigen ihren zweiten wertvollen Job für unser Land, sind Hausfrau und Mutter, unbezahlt. Dann kommen die qualifizierten Frauen, keine Quotenfrauen, mit 20 % weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen, am anderen Morgen ins Büro und die Herren der Schöpfung haben ihren Job mit fadenscheinigen Gründen einem ihrer Kumpels zugeschoben. Wunderbare deutsche Führungswelt! – Gloria Ziller


 

Leserbrief zu „SUVs sind oft besser als ihr Ruf“ von DHL

Ach du liebe ZEIT: Die armen SUVs „oft“ besser als ihr Ruf!? Sind Sie sicher, dass Sie mit solchen Zahlen die richtigen Akzente setzen? Denn erstens: Im Schnitt 144,1 Gramm CO² bzw. lumpige 6,2 Liter. Glauben Sie das wirklich? – Zweitens: Die Vergleichszahlen bei unserem VW „eco up“ (CNG-Erdgas): CO²-Ausstoß und Gasverbrauch (Kosten pro kg seit einem Jahr unverändert bei 1,159€) liegen fast 50% darunter. – Drittens: Der Anteil der Erdgasautos an der Gesamt-PKW-Zahl ist verschwindend gering. (Wie beim VW-LUPO 3L, dem Verbrauchsweltmeister des Jahres 2000, den wir 18 Jahre lang zufrieden gefahren sind.) Woran liegt`s? Ein Blick auf die Anzeigen mit den „toll-schicken“ Karossen (extrem auch in der ZEIT) spricht Bände … – Herbert Grösch


 

Leserbrief zu „Schlammschlacht und Schlamassel“ von Martin Eimermacher

Es ist erschreckend, in welchem Umfang dem verdammten Antisemitismus durch undemokratisches Handeln mitunter selbst in einer Demokratie von hoher und höchster Stelle Vorschub geleistet wird. Umso mehr Respekt und Beachtung haben jene Menschen und Institutionen verdient, die im Umgang mit jüdischer Geschichte und der gegenwärtigen Politik Israels differenziert hinzuschauen und zu beurteilen wissen; die sich nicht von einer geradezu kategorischen Deutungshoheit vereinnahmen lassen. Wer dem Antisemitismus und auch dem vorgeschobenen Philosemitismus nicht weiterhin nur oberflächlich und kurzfristig begegnen will, der sollte endlich transparente Kritik einfordern (können). Denn genau das sind wir doch unseren jüdischen Mitbügerinnen und Mitbürgern schuldig. – Matthias Bartsch


 

Leserbrief zur Fotokolumne „WER BIST DU?“ von Florian Jaenicke im ZEIT Magazin

Gerne möchte ich Ihnen sagen wie berührend ich Ihre Fotokolumne „Wer bist du?“ finde. Für mich die beste Fotokolumne im Zeit Magazin der letzten Jahre. Vielen Dank, dass Sie uns Leser daran teilhaben lassen. – Johanna Schönwälder


 

Leserbrief zu „Politische Energie“ von Stefan Schmitt

Als ich im Herbst 2012 noch als Berater der BNetzA in Bonn einen Vortrag zu den absehbaren Problemen der Energiewende im Strombereich hielt (verspäteter Leitungsbau in den Süden, Reservekapazitäten, weiter Bedarf an fossilen Kapazitäten zur Sicherung bei Fast-Ausfall der EE-Kapazitäten, …) und die anwesenden BMWi-Mitarbeiter weitestgehend die Probleme ähnlich sahen, hoffte ich noch auf eine gute Strategie der Berliner Politik im Strombereich (welcher der sensibelste Energiebereich schlechthin ist – was offensichtlich sehr wenige wissen!). Dass inzwischen in Energiefragen ahnungslose Menschen den baldigen Ausstieg aus der (rückläufigen) Kohleverstromung fordern, war damals nicht abzusehen: Die BNetzA hat mehrere Jahre danach immer wieder fossile Kraftwerke vor der Still-Legung bewahrt und als „Winter-Reserve“ in Bereitschaft halten lassen; natürlich gegen eine Prämie. DAS half gegen Probleme bei DUNKELFLAUTE.

Die heutige Politik verlangt die Abschaffung der Löschflugzeuge, weil es keinen Waldbrand mehr geben darf. Dümmer geht’s nimmer! Für Sie zum Dazu-Lernen ein bisschen Text. Ab Spätsommer wird auch die 4. Auflage des Lehrbuchs „Energiewirtschaft“ mit zwei neuen Koautoren (Profs) Löschel + Rübbelke erscheinen. Da kann man das besser nachlesen. Es ist leider gruselig, wenn man nur von „Quacksalbern“ umgeben ist, welche auch noch Entscheidungen treffen, deren Konsequenzen sie mangels Verständnis nicht ahnen können. – Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele


 

Leserbrief zu „Seine Klage“ von Sonja Hartwig

Ein veritables Stück aus Absurdistan, leider ohne konkrete Nennung der Umweltorganisationen, die schon wieder einen gutgläubigen Menschen vom andern Ende des Globus für eine reichlich dubioses Gerichtsverfahren, eigentlich aber eher für eine publikumswirksame Kampagne instrumentalisieren. Angesichts der bekanntlich nach wie vor hypothetischen Annahmen zum Klimawandel könnte sich dieser juristische Schuss sich als Rohrkrepierer erweisen, wie vor zwei Jahren bereits der mit großem publizistischen Tamtam -auch in der ZEIT- von Germanwatch inszenierte Prozess eines indigenen Campesino aus den Hochanden gegen deutsche Stromkonzerne, der offenbar ergebnislos in Sande verlief.

Sollte der Fall aus Fidschi dieses Mal wirklich vor einem deutschen Gericht zugelassen werden, könnte der intendierte PR-Schuss auch nach hinten losgehen: vor Gericht könnte nämlich die Hypothese von der anthropogenen CO2-Emmission als möglicherweise nicht ausreichendes Indiz für den Klimawandel zurückgewiesen werden, denn ein rechtsfähiger Beweis dieser Hypothese steht nach wie vor aus. Unbestritten ist, dass lediglich 3% – 5% anthropogener Anteil an der zwischen Atmosphäre, Vegetation und Ozeanen als natürliches Phänomen zirkulierenden Gesamtmenge von CO2 nachgewiesen sind. Dass also angesichts der 95-97% einer natürlich entstehendem (und größtenteils wieder absorbierten) CO2-Menge ausschließlich der minimale anthropogene Anteil die Klimaerwärmung auslösen soll, dürfte einer juristisch geführten Beweisführung kaum genügen. Es könnte also durchaus sein, dass ein derartiger Prozess die Verengung des Klimageschehens auf den CO2-Faktor (Treibhausgas) als das vorführen könnte, was es bislang ist: eine bislang unbewiesene Hypothese, auf die sich die Mehrheit der scientific community geeinigt hat. Nach positivistischer Wissenschaftsauffassung gilt diese Hypothese aber nur bis zur noch ausstehenden Verifizierung – oder eben ihrer Falsifizierung. Juristisch gesehen wäre das also ein Indizienprozess: hard facts dazu (jenseits der theoretischen Klimamodelle) kann die Wissenschaft nach wie vor nicht liefern. Das Spektakel (bzw. die Kampagne) dürfte also ebenso im Sande verlaufen wie die Anden-Geschichte vor zwei Jahren. Weshalb bloß lässt sich die ZEIT schon wieder vor so eine klapprige Karre spannen? – Prof. Bernd Leber


 

Leserbrief zu „Stimmt’s?“ von Christoph Drösser

Das Argument des ADAC gegen ein generelles Tempolimit – es gebe schließlich bereits genügend partielle Tempolimits – ist gerade kein Argument dagegen, sondern macht die Notwendigkeit einer allgemeinen 130 Regelung erst deutlich. Es ist dieser Ziehharmonika-Effekt von freier und dann möglichst schneller Fahrt mit den zwangsläufig folgenden Abbremsvorgängen vor dem nächsten Tempolimit, der im Zusammen“spiel“ mit den anderen Verkehrsteilnehmern die Unfallrisiken potenziert. Vor allem hat noch niemand die Frage beantwortet, mit welcher maximalen Geschwindigkeit eines Fahrzeugs man zu rechnen hat, das sich im Rückspiegel nähert, wenn man auf der rechten Spur fahrend zum Überholen ansetzen möchte – muss man mit 200, gar 250 km/h rechnen, oder nachts mit vielleicht noch höherem Tempo? Es gibt ja keine Obergrenze für diese Freiheit. – Dr. Hanns-W. Hey


 

Leserbrief zu „Invasion im Iran“ von Thomas Speckmann

Herzlichen Dank für den fundierten Artikel. Ganz so unbekannt ist das Kapitel allerdings nicht. Es gibt übrigens einen Film französisch und sowjetischer Produktion aus dem Jahre 1981 „Teheran 43“, ( er wurde im Westen meines Wissens nicht gezeigt) der mit einer fiktiven Spionage oder Kriminalgeschichte zu diesem Thema spielt. Stars wie Alain Delon und Curd Jürgens wirken darin mit – wohl wenig heute nur noch bekannt, ähnlich wie die historischen Fakten, die bis heute zu Konflikten führen. – Brigitte von Stebut