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30. Oktober 2019 – Ausgabe 45

 

Leserbriefe zu „Wer brüllt, gewinnt“ von Holger Stark

 

Sehr treffend beschreibt Holger Stark die gegenwärtige Situation um die Meinungsfreiheit in unserer Gesellschaft. Ihm ist zuzustimmen, „dass etwas Goßes dabei ist zu verrutschen!“ Um dieses Rutschen aufzuhalten, kann mehr inhaltliche und personelle Diversität und Pluralität in den Medien durchaus einen wichtigen Beitrag leisten. Problematisch ist seine geforderte „klare Grenzziehung nach rechts außen und die Beharrung auf einem gesellschaftlichen Konsens.“ Hier wird eine Diskursgrenze eingezogen, die doch voraussetzt, dass die Begriffe Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus semantisch geklärt sind. Darüber besteht aber gerade kein gesellschaftlicher Konsens, solange Kritik an der Migrationspolitik sofort auf die moralische Ebene gezogen wird und die Kritiker unter Rassismusverdacht gestellt werden. Wenn solche Grenzen erforderlich sind, müssen sie heute neu bestimmt werden! – Armin Eisele

 

Das so selbstverständlich erscheinende Resümee von Holger Stark “Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus mögen nicht verboten sein, aber sie fallen unter jene “gemeinschaftsstabilisierende Formen der Selektion”, sprich: Ihre Tabuisierung gehört zur deutschen Demokratie.” ist leider nicht wirklich hilfreich, da nicht nur alle drei Begriffe einer allgemein gültigen Definition entbehren, sondern als Totschlag”argumente” häufig diskurszerstörend eindeutig missbraucht werden. – Dr. Hergen Heinemann

 

Sehr richtig das Fazit von Holger Stark: Meinungsfreiheit erfordert Reife im Umgang mit ihr.Wie diese Reife entsteht und zur Frage nach den Grenzen, die nötig sind, um jenen Dialog zu schützen, der für die freie Gesellschaft überlebensnotwendig ist, hier einige Gedanken: Reife ist das Ergebnis einer gelungenen Integration von Heranwachsenden in die Gesellschaft. Nur wenn die Sozialisationsagenturen (insbes. Familien, Kindergärten und Schulen) ein klares und zugleich lebendiges Verständnis von Grenzen haben, können diese in der Auseinandersetzung mit Heranwachsenden erfahrbar, verständlich und annehmbar werden. Dabei führt ein solcher Integrationsprozess aus dem Zusammenspiel von Individuation und Sozialisation auch zu gesellschaftlichen Lernschritten: Emanzipation, Reifung der Demokratie- und Diskurskompetenz. Wo allerdings Sozialisation per Konformitätsdruck (Mainstream, peer group pressure) auf einem starren Werte- und Normenkataloge (Political Correctness, Leitkultur-Modelle) basiert, entsteht statt Reife eine starre Identifikation mit Absolutheiten, eine sprudelnde Quelle für Gebrüll und Diskursintoleranz.

Die Herausbildung einer reifen Persönlichkeit verzögert sich in unseren hoch entwickelten Gesellschaften immer mehr (Retardierte Adoleszenz). Manche gehen in verantwortliche Rollen, ohne die nötige Reife erreicht zu haben, und leben im Schutze dieser Rolle oder im grenzenlosen Netz machtvoll ihre Unreife aus. Alle kennen Menschen, die sogar mit über 70 im Leben noch nicht gereift angekommen sind und Meinungsfreiheit nur einkanalig verstehen oder gar keine Meinung haben. Parteien sollen an der öffentlichen Meinungsbildung teilnehmen. Gerade SPD und CDU sind hier extrem schwach, nicht auf der Höhe der Zeit, eher ein Symptom für den Befund der Unreife. Meinungsfreiheit in Deutschland ist gefährdet– aber eben nicht nur von rechts und links, sondern gerade auch durch das Vakuum in der Mitte. Wenn die Mitte unserer Gesellschaft nicht reif ist, dürfen wir den Mangel nicht rechts und links verorten. Die Unschärfe der Mitte gibt dem Gebrüll erst den Raum. Die wenigen aus der Mitte, die sich mit freien Meinungen klar exponieren, baden stellvertretend diesen Mangel aus, wenn sie in den wachsenden Räumen der Diskursintoleranz mundtot gemacht werden. – Reinhard Koine

Mit Meinungsfreiheit ist eigentlich Meinungsäußerungsfreiheit gemeint. Denn die Gedanken sind ja frei und daher kann niemand verhindern, dass im Kopf eines Menschen auch hasserzeugende Gedanken auftauchen können und er wie allgemein üblich seine Gedanken nicht überprüft, sondern sie unbesehen für eine zu verkündende Wahrheit hält. Die Gesellschaft kann aber dafür sorgen, dass dieser Mensch das Gift hasserzeugender Gedanken nicht versprühen und andere damit anstecken kann. – Dr. Jens Lipski

 

„Wer brüllt, gewinnt“ – das ist die eineSeite der Menschheitsgeschichte. Aber mitten im Mahlstrom des erbarmungslosen Durchsetzens verschafft sich ein Pflänzchen des Realitätsbewusstseins und der Freiheit Bahn. Das ist die lange Wandlung von selbstherrlichen Machtstrukturen zu ersten Formen der Demokratie, einer realistischen Welterkenntnis und einer für viele Menschen nützlichen Wirtschaft, weitgehend auf jüdisch-christlicher Grundlage. Meinungsfreiheit kann zwar durch Meinungsaustausch gefördert werden, ist aber wesentlich verankert in dem Bemühen um Wahrheitsfindung, genauer Recherche, Beobachtung und Abgleich von Entwicklungen. Wir sollten uns fragen, welche Denkweisen im Reich der Ideen zu welchen praktischen Ergebnissen führen können. Es lässt sich manchmal nur im Nachhinein feststellen, welche Ideen und welches Verhalten wohin oder wozu führt. Nötig wäre ein möglichst objektiver Rückblick auf die Geschichte der Ideen. Wir sollten die großen Brüche in der Ideengeschichte auch von den Auswirkungen auf heute her beleuchten, z.B. die römisch-griechische Klassik, die uns wegen der großartigen Ruinen und Statuen so erhebend erscheint. Doch genaue Recherche zeigt, dem Großteil der Bevölkerung des Reiches ging es gar nicht so glänzend. Man schloss von der Erhabenheit der Bau- und Kunstwerke verallgemeinernd auf eine großartige Zeit.

Nicht so prachtvoll präsentierte sich das christlich beeinflusste, sogenannte „dunkle“ Mittelalter, aber es zeigte z.B. menschliche Fortschritte bei der Menschenwürde und den Menschenrechten, der Behandlung von Frauen, Kindern, Waisen, Sklaven, Kranken, Fremden und Alten. Mittelalterliche Denkweisen wie Gerechtigkeit und Ehrlichkeit, die auf christlichen Werten basierten, führten zu zahlreichen praktischen Erfindungen und deren Anwendung, zur Förderung des Eigentums, des Wertes der Arbeit, des ehrlichen Handwerks und Handels. Bürgerlicher Wohlstand stellte sich ein. Individualität, Freiheit und Gewaltenteilung konnten sich entfalten. Universitäten wurden gegründet und Voraussetzungen für die Verbreitung von Bildung und Naturwissenschaft, Technik und bessere Versorgung von vielen Menschen geschaffen.

Nicht die Verächter des christlichen Glaubens im 17. und 18. Jahrhundert waren die Wegbereiter für den intellektuellen, humanen, technischen, wirtschaftlichen und demokratischen Fortschritt, sondern die wirklichen Aufklärer waren Naturwissenschaftler wie Francis Bacon, Isaac Newton, Lord Kelvin, Johannes Kepler, Galileo Galilei, Blaise Pascal, Robert Boyle, Michael Faraday, Louis Pasteur, Gregor Mendel und viele andere, deren Leben und Werke im Vertrauen auf einen persönlichen, rationalen, kommunizierenden, liebenden, rettenden und verzeihenden Schöpfer ruhten. Genauere Untersuchung der Ideengeschichte kann zu berechtigter Hoffnung führen. Es gibt reale Möglichkeiten des Fortschritts in Bezug auf Freiheit, Individualität, Demokratie und gesellschaftlichen Ausgleich im Rahmen der Schöpfung und der christlichen Werte. Es muss nicht mehr gelten: Wer brüllt, gewinnt. – Gerhard Jahnke

 

Guter Artikel zum Thema Meinungsfreiheit und mangelnde Diskursfähigkeit.Herr Stark begeht leider den Fehler die Abgrenzung des Sagbaren nur nach rechts vorzunehmen womit alles vorher geschriebene entwertet wird. Es fehlt die Abgrenzung zum Linksradikalismus. Im übrigen den Antisemitismus nur dem rechten Lager zuzuordnen ist der zweite Fehler. Stark ist der nämlich auch unter muslimischen Migranten und der extremen Linken vertreten. – Peter Knappmann

 

Der Artikel analysiert den Sachverhalt richtig, greift aber an zwei Punkten zu kurz: Eine „Meinung“ hat auch etwas mit Wissen zu tun, Meinungsfreiheit damit auch mit einer argumentativen Begründung der Position und möglichen Belegen dafür. Ganz oft hört man nach Interviews auf der Straße im Fernsehen den fast hilflos wirkenden Schlusssatz: „Das ist meine Meinung“, weil nur eine These ohne Begründung formuliert wurde. Der vom Autor richtig empfohlene Diskurs hingegen ist nur möglich, wenn auf der Ebene der Argumente und Fakten miteinander gestritten werden kann und nicht nur auf der Ebene der (Hypo-)Thesen. Das würde auch dazu führen, dass Argumente und Fakten zur Meinungsäußerung führen und man sich empathisch mit den Argumenten der Gegenposition auseinandersetzen kann. Diese Form der inhaltlichen Auseinandersetzung sollte gesellschaftlicher Konsens sein. Der zweite Punkt betrifft die Anonymität im Netz: Man muss persönlich nicht für das Gesagte einstehen, kann sich den Fakten und damit dem Diskurs entziehen. An diese Stelle ist das „Künast“-Urteil in der Tat fatal, weil es nicht nur übelste Beleidungen hoffähig macht sondern auch die Notwendigkeit der inhaltlichen Auseinandersetzung beim Schreiber der Hasskommentare überflüssig macht. Eine Beschimpfung ist keine (begründete) Meinung. Auch darüber sollte Konsens herrschen. – Benedikt Hellenkemper

 

Bemerkenswert ist, dass der Autor an keiner Stelle präzise die Räume benennt, in denen das von ihm zu Recht beklagte „Gebrüll“ zu vernehmen ist. Ebenso fehlt meines Erachtens die Fragestellung, wann die beobachtete Entwicklung ihren Anfang genommen hat. Schade, denn ohne derlei Ursachenforschung bleibt das Beklagen der Missstände sicher folgenlos. In früheren Zeiten (also vor etwa fünfzehn Jahren) konnte ein einzelner Wirrkopf mit seinem Hass wenig gesellschaftlichen Schaden anrichten: vielleicht reichte es mal zur Zertrümmerung einer Kneipeneinrichtung. Heute hingegen stehen ihm und seinesgleichen mit den sogenannten „sozialen Netzwerken“ gewaltige Machtmittel zur Verfügung. Mit ihrer Hilfe kann der Hass in jeder gewünschten Dosis in den breiten gesellschaftlichen Diskurs eingebracht werden – und zwar ungefiltert, vollkommen mühelos und unter dem edlen Etikett der Meinungsfreiheit. „Soziale Netzwerke“ sind aufgrund ihrer vielfachen Vorzüge aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Dass sie auf mittlere Sicht dazu beitragen werden, die Regeln demokratischen Anstands in unserer Gesellschaft zu erodieren, müssen wir eben in Kauf nehmen. Oder? – Andreas Kostolnik

 

Dass Universitäten, Parteien, Vereine und die klassischen Medien noch wirkungsmächtig genug sind, um den Extremismus einzudämmen, wage ich zu bezweifeln. Die Radikalisierung erfolgt weitgehend im Internet – und da muss sie auch bekämpft werden. CDU/CSU und SPD wollen nun die angeblich sozialen Medien zwingen, Straftäter wie Beleidiger, Verleumder und Volksverhetzer anzuzeigen und nicht nur auf Antrag entsprechende Beiträge zu löschen. Das ist gut. Wirksamer wäre es freilich meines Erachtens, den Internetkonzernen unter Strafandrohung aufzutragen, dafür zu sorgen, dass auf ihren Webseiten erst gar keine Beleidigungen, Fake News, bezahlte Lügen innerhalb politischer Werbung u. Ä. veröffentlicht werden. Das scheint mir nicht unbillig zu sein: Jeder Privatmensch und jede Zeitung/Zeitschrift ist auf diese Weise für seine/ihre Webseiten verantwortlich. Warum sollte es bei den angeblich sozialen Medien anders sein? – Ulrich Willmes

 

Ich habe Ihrem Text entnommen, dass Sie die Frauen- und Bürgerrechtsbewegung als Wurzel der Einengung des Meinungskorridors beschreiben. Ich bin überzeugt: das Gegenteil ist der Fall. Dieses Engagement öffnet(e) den Diskurs für alle Teilnehmer*innen und Perspektiven und dringt auf einen respektvollen Ton. Ungeachtet dieses fundamentalen Miss-Verständnisses schätze ich Ihre Erinnerung daran, dass eine hohe Diskursqualität Aufgabe aller ist. Ein Teil von mir hofft immer noch, dass ich Sie falsch verstanden habe. Über eine Klarstellung freut sich – Friederike S. Bornträger

 

Auch dieser Artikel beinhaltet bei allen Bemühungen die einseitige Ausrichtung, die nicht erkennen will, dass sich in der überwältigend empfundenen Angst vor Meinungsäußerung die Erfahrung gesellschaftlicher Ächtung äußert. Seit mehr als einem Dezennium wird jede Meinung, die nur entfernt an konservative Einstellungen erinnert, auf einen stinkenden Müllhaufen geworfen zu Rassismus, Faschismus, Islamophobie. Sehen, Lesen und hören kann man nur die Werte des juste milieu/mainstream/PC, denn JournalistInnen haben nicht die Aufgabe der möglichst neutralen Berichterstattung, im Gegenteil, sie bestehen darauf, „Haltung“ zu zeigen (und mit dieser Bankrotterklärung den Namensgeber des Preises, den sie erhalten, zu desavouieren). Die Deutschen werden sortiert in „besorgte Bürger“ und „anständige Bürger“ (DIE ZEIT Nr. 36/2015) und nachdem man so die Mitte ausradiert hat, wundert man sich über die Polarisierung aufgrund der Lücke, die in der Gesellschaft entstanden ist. Die Fortsetzung der moralisch begründeten Diskursbeschränkung findet sich in der Meinungsherrschaft radikaler Minderheiten an den Unis (Frankfurt, Siegen, Potsdam, Berlin, Hamburg).

Die JournalistInnen hätten wissen können, dass sie in einer – allerdings großen – Blase leben (Reckwitz; Koppetsch; Malte Henk DIE ZEIT v. 10.3.2016: „Wobei wir, das muss ich zugeben, als Gruppe ziemlich homogen sind.“; Sonia Minich, WDR Chefredakteur, FAZ v. 31.8.2018 „… viele Journalisten ein linksliberales Weltbild haben…“; Raether DIE ZEIT v. 4.8.2016 ), aber sie haben es vorgezogen, auf die Nachweise (Oxford Reuter Studie 2019; Brenner Studie 2017: „… die ‚gravierenden Dysfunktionen‘ … von Journalisten … gar nicht als solche wahrgenommen …“) mit selbstgerechtem Hochmut zu reagieren (DIE ZEIT Nr. 30/2017: „Dies ist – in der Tat -nur eine Vermutung.“). Wieder einmal sind es die Brandstifter, die „Feurio“ rufen. Man muss ihnen zugute halten (Konservative sind fair), dass sie damit die Feuerwehr auf den Plan rufen könnten. Allerdings hat das Haus Deutschland so gravierende Brandschäden, dass es nur unter Mithilfe der VerursacherInnen im Wege tätiger Reue halbwegs instand gesetzt werden könnte. Wenn es dazu käme, hätte der Begriff „Resozialisierung“ einen neuen Inhalt bekommen. – Dr. Rolf Platho

 

Je komplexer eine Gesellschaft, umso mehr verstrickt sie sich in Widersprüche. Diese auszuhalten und aufzuarbeiten ist oft ein Leidensweg. Die Welt hat gegenüber der technischen und digitalen Entwicklung nicht nur einen sprachlichen sondern auch einen großen sozialen und kulturellen Nachholbedarf. – Walter Moritz

 

Was Herrn Lucke in Hamburg widerfahren ist, war vor 50 Jahren gang und gäbe an vielen deutschen Universitäten: studentische Gruppen unter Führung des SDS sprengten Vorlesungen der von ihnen als „Faschisten“ „entlarvten“ und dem verhaßten „Establishment“ verhafteten Professoren, besonders an den geisteswissenschaftlichen-, weniger an den medizinischen-, kaum an den naturwissenschaftlichen Fakultäten. Allein durch ihr lautstarkes Gebrüll erzwangen sie dort Diskussionen über von ihnen bestimmte gesellschaftspolitische Themen, die immer zu einer einseitigen Deklamation entarteten. Dabei „bewiesen“ sie mit abstrusen Beispielen, daß die Bundesrepublik ein kapitalistischer Ausbeuter- und Unterdrückerstaat sei, Mao und Ho Chi Minh dagagen sozialistische Lichtgestalten! Sprach man mit einem einzelnen dieser linksradikalen Gruppen, entwickelte sich zuweilen ein fruchtbarer Disput; der Gruppenzwang jedoch ließ bei ihnen alle Hemmungen fahren! Hätte Herr Lucke mit einem einzelnen der linksradikalen Störer diskutieren können, wäre es vermutlich zu einem halbwegs vernünftigen Gespräch wie etwa mit der Hamburger Wissenschaftssenatorin gekommen. Auch in der Politik sollten immer wieder Einzel- oder Kleinstgruppengespräche zwischen den unterschiedlichsten Gruppierungen geführt werden; dann bestünde eine gar nicht so kleine Hoffnung, daß das Radikale immer leiser und das Rationale immer vernehmbarer wird! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Im Titelthema „Meinungsfreiheit“ in der ZEIT Nr. 45 berichtet Autor Holger Stark über die Gefährdung der Meinungsfreiheit in Deutschland von „rechts“ und „links“. Er stützt sich auf jüngste Meinungsumfragen und berichtet u.a. von konkreten Fällen entsprechender Auseinandersetzungen zwischen Vertretern der beiden genannten extremen Denkrichtungen. Es sei eine gefährliche Spirale, die da in Gang gesetzt worden ist. Als in der Provinz lebender Normalbürger kann ich nicht erkennen, dass die Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik gefährdet sei oder es sie gar nicht mehr gäbe. Wenn Einzelpersonen gesellschaftlicher Randgruppen sich gegenseitig verbal und teils auch physisch bekämpfen, sind allein die gerichtlichen Institutionen der Republik gefragt. Etwas kritischer sehe ich dagegen die Schere im Kopf fast aller ModeratorInnen von Talkshows – auch so ein dussliger Anglizismus – die grundsätzlich die AfD und alles damit Zusammenhängende als unansprechbar behandeln und damit, durch die Sendeanstalten vorgegeben, zumindest eingeschränkte Meinungsfreiheit demonstrieren. Nur der Dialog kann zu konstruktiven Veränderungen führen, nicht dessen Unterdrückung. Auf die selbstgestellte Frage, ob sich die Spirale stoppen lässt, gibt Autor Stark leider keine Antwort. – Hans Anhoeck

 

Natürlich ist die Meinungsfreiheit in keinster Weise mehr gegeben, da eine Meinungsäußerung nur noch unter „Gleichgesinnten“ akzeptiert wird, auch die Begrifflichkeiten stimmen schon lange nicht mehr. Das ist aber nicht neu, nur einfach trauriger. Ich versuche mal eine etwas kulinarische Sicht auf die Dinge. Wo bitte finde ich noch ein schönes, scharf-pikantes „Zigeunerschnitzel“ auf der Speisekarte? Dürfen wir uns nicht mehr an unsere Kindergeburtstage mit „Mohrenkopftorte“ erinnern und an das Desert mit „Negerküssen“ in weißem und schwarzem Schokomantel? Nicht zu vergessen in den Abendstunden das Tröpfchen „Cröver Nacktarsch“, oder uns gar am Anblick eines herrlich süßen „Knackarsches“ von Aphrodite/Adonis… herrjeh HALT, nun bekommt irgendwer bestimmt Schnappatmung, doch Rettung naht, daß ist ja alles Gott sei Dank nur für Genießer und nicht für arm(e)selige, sackgewandete Wichte. – A. Jeske

 

Hervorragend ist der Artikel von Herrn Holger Stark. Er hat Recht, dass die Meinungsfreiheit gemäß Artikel 5 GG in Deutschland gefährdet ist. Das Recht der freien Meinungsäußerung ist Teil des Fundaments der Demokratie. In der Theorie ! — Aber wie sieht die Praxis aus ? Stephane Hessel (Mitautor der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen) schrieb glaubwürdig in seinem Buch EMPÖRT EUCH: Gegen die Diktaturdes Finanzkapitalismus …“ Könnte es vielleicht sein, dass wir (trotz der vom Durchschnittsbürger mit Überfluss/Luxus-Mobilität und -Konsum erschaffenen o.g. Diktatur des Finanzkapitalismus) über die Meinungsfreiheit noch verfügen, weil diese nichtsändern kann ? Ist unsere Meinungsfreiheit nicht nur noch ein Überdruckventil an einem Druckkochtopf ? Wäre das Überdruckventil nicht vorhanden, dann würde doch der Druckkochtopf (also das Volk) „explodieren“. — Jean-Louis Barrault sagte zur Meinungsfreiheit : “La dictature, c’est ferme ta gueule. La democratie, c’est causetoujours”. – Volker Freiesleben

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Reißwolf der Moral“ von Jens Jessen

 

Ihr Artikel ist ein sehr gutes Beispiel, wie durch endlose „Differenzierung“ der eigentliche Kern des Problems vernebelt wird. Oder hätten Sie sich auch entsprechend „differenziert“ über zwei Seiten ausgelassen, wenn Herr Handke statt des Völkermordes der Serben den Holocaust geleugnet hätte und vielleicht eine Grabrede auf Rudolf Hess gehalten hätte ( in Ermangelung der wahren Führer)? Eigentlich unfassbar.. – Dr Wolfgang Burkhardt

 

Mehr muss man zu diesem Thema nicht schreiben, besser und pointierter kann man es nicht. – Christian Zierenberg

 

Bei Jessen löst die Debatte um den Nobelpreis für Peter Handke die Sorge vor einer „Plüschwelt“ aus, in der nur noch geschrieben wird, „was die Polizei erlaubt“, und in der schließlich die ganze Literaturgeschichte dem „Reißwolf der Moral“ zum Opfer fallen könnte. Auch wenn man sich an diesen kulturpessimistischen Alarmismus inzwischen gewohnt hat, erscheint der Vorwurf der „Reinheitsfantasien“ hier besonders perfide: Schwärmt doch Peter Handke von der im Westen verloren gegangenen „Reinheit“ in seinem ohne Kenntnis der Landessprache zusammenfantasierten Traumort Serbien. Wer alles fordert in der Debatte eigentlich ein Verbot von Handkes Texten? Und welche eigenen Wertmaßstäbe setzt Jessen der von ihm kritisierten „gesellschaftlichen Moral“ entgegen? Fallen unter die Kategorie „Abweichung von der Norm“ zur Inspiration literarischer Werke tatsächlich gleichermaßen Monarchismus im 19. Jahrhundert (Balzac) und das Bestürmen von Wehrmachtssoldaten im besetzten Paris, doch bitte mehr Juden zu ermorden (Céline)? Sind halt alle so bisschen „Outlaws“ diese Schriftsteller?

Das gerade immer wieder und auch von Jessen herangezogene Beispiel Céline eignet sich besonders gut, um zu erklären, worum es den Kritikern der Auszeichnung Handkes geht: Muss man den Roman „Reise ans Ende der Nacht“ schreddern und verwerfen, weil ihn Céline geschrieben hat? Nein, muss man nicht und ja, man darf sich sogar an ihm begeistern wie zum Beispiel der jüdische Autor Philip Roth. Wäre es angemessen gewesen, den verurteilten Kollaborateur und fanatischen Antisemiten Céline nach dem Zweiten Weltkrieg mit einem Preis auszuzeichnen? Nein, wäre es nicht. Warum? Weil Preise notwendigerweise an Personen verliehen werden. Man kann Jessen also beruhigen: Niemand nimmt ihm die Literaturgeschichte im Allgemeinen und Peter Handke im Besonderen weg. Es finden einfach nicht alle gut, dass ein Preis für das „Vorzüglichste in idealistischer Richtung“ an jemanden verliehen wird, der – auch in seinen literarischen Werken – Massenverbrechen relativiert und Opfer verhöhnt. Man kann das natürlich auch anders sehen. Aber dann sollte man vielleicht auch einmal über die Perspektive der Opfer und ihrer Angehörigen nachdenken, bevor man sich über das „seelische Gleichgewicht“ der Handke- Kritiker lustig macht. – Christoph Huber

 

Wer sich über den Kult um solche Künstler wie Richard Wagner, Emil Nolde, nun Peter Handke ärgert, sollte aber doch wissen: Zeitgeist-Kunst bedeutet doch immer auch Geschäft, Gewerbe, Nimbus für die “Follower” und dem möchten sich die darin Eingewickelten nicht gern entziehen und schauen gnädig und verbrämend über Entgleisungen und menschenverachtenden Fanatismus “ihres” vergötterten Künstlers hinweg. Um aber die bis heute reichenden Nachwirkungen der verheerenden Balkankonflikte näher zu ergründen,ist das Werk von Slavko Goldstein “1941- Das Jahr das nicht vergeht.Die Saat des Hasses auf dem Balkan” aufklärend – dieses Buch beschreibt den überall ausartenden Nationalismus im 2. Weltkrieg mit den bis zuletzt furchtbaren Kriegsverbrechen, die zuletzt auch in Slowenien und Kärnten mit einem schrecklichen Finale (Bleiburg – Massaker) ein vorläufiges Ende fanden .

Vielleicht sollte man über diesen unsäglichen Täter-Opfer-Täter-Kreislauf und über daraus entstandene Folgen doch mehr nachdenken als nun wieder sittliche Verfehlungen irgendwelcher vergangener Autoren herbei zu zitieren und zu verharmlosen, wie es Jens Jessen in seinem Beitrag tut – ein verfilztes zusammenhangloses Gemisch um Moral der Gesellschaft, was im Zusammenhang um den Handke-Disput völlig am Thema vorbei geht – und die Pharisäer-Philister-Publikumsbeschimpfung geht am Schluß dann auch an der Sache vorbei: Text für den Reißwolf. – Gertrud Tammena

 

Auf die Gefahr hin, dass bereits alles von allen gesagt ist, hier der Versuch einer Fortführung des Gedankengangs von Jens Jessen zu der Frage „Dürfen Künstler alles sagen“: Wenn man die Frage des „Dürfens“ entlang moralischer Aspekte stellt, kann man Jens Jessen nur beipflichten. Wahrlich, wir leben in einer auf Konformität sich trimmenden Zeit, die Kunst moralisch einhegen möchte: Ausdruck von Unreife, von Sehnsucht nach heiler Welt, aber auch von Hilflosigkeit gegenüber dem entgrenzten Geschehen in den „sozialen Medien“. Eine weitere Dimension des „Dürfens“ ist das Recht: Eine Grauzone, wenn sich ein Künstler im Schutze seines passgenauen Freien-Kunst-Mantels politisch völlig verfehlt äußert. Eine Grauzone, wenn fragwürdige Politiker sich und ihre Politik mit dienender Kunst inszenieren. Ausschlaggebend dürfte hier die innerkünstlerische Dimension des „Dürfens“ sein: Subjektivität, die gerade auch mit Nonkonformität einhergeht, ist doch die wesentliche Kraft, aus der Kunst frei hervorgeht. Ja, wenn es einem Künstler gelingt, mit seiner künstlerischen Kraft Wahrheit hinter der Wirklichkeit zum Ausdruck, zur Sprache zu bringen, so ist es völlig egal, welche Durchdringung von Gesinnung, Lebenswandel und Schaffen ihn ausmacht. Wenn allerdings ein Künstler wie ein Auftragskünstler seine möglicherweise unzweifelhaft große künstlerische Kraft in den Dienst einer Idee oder Person stellt, um einen schönen Schein der Idee zu erzeugen und der Person zu huldigen, dann ist das Ergebnis heutzutage doch wohl eher keine gelungene Kunst. Ausweitung der Grauzone. Darüber muss Kunst- und Literaturkritik sprechen dürfen. – Reinhard Koine

 

Ich verfolge die Debatte über Handtke mit persönichem Interesse udn finde auch den untenstehenden Beitrag interessant, aber unzulänglich. Handtke ist ein „Wioederholungstäter“ aus Arroganz, Selbstverliebtheit und romatischer Duselei für das von Milosevic und Co zerstörte Jugoslawien. Er will er einfach der Wahrheit nicht ins Auge schauen. Ich habe schon 1996 an die SZ die nachfolgende Rede der nwg. Juristin Hanne Sophie Greve an die SZ geschickt und nie eine Antwort erhalten. Die Rede wurde nur auf Norwegisch veröffentlicht. Ich habe sie ins DeUtsche übersetzt und die Genehmigung von Frau Greve sie auf Deutsch ganz oder auszugsweise zu veröffentlichen. M.E. sind die Bosnien betreffenden Passagen unverändert gültig. Vielleicht sehen Sie eine Möglichkeit daraus zu zitieren:

„Auch wir, wenn wir gerufen werden“. Mit Demut und auch mit großer Freude nehme ich den FRITT ORD PREIS 1995 entgegen. Der Preis ist ein besonders fester Händedruck für mein und unser gemeinsames Streben nach Gerechtigkeit und Frieden mittels der Suche nach Wahrheit und der Anwendung juristischer Mittel. Das, was mich bei dieser Anerkennung mit tiefer Freude erfüllt und meine Einsatzbereitschaft für Menschenrechte stärkt, ist die Solidarität, die die Verleihung des FRITT ORD Preises für Visionen von unserer gemeinsamen Verantwortung für unsere gegenseitigen Grundrechte als Menschen und Mitmenschen ausdrückt. Solche Freude und Einsatzbereitschaft sind Zustände und Gefühle, die sich schwer mit Worten beschreiben lassen… Daher will ich lieber für die Anerkennung und Solidarität danken, indem ich meine Betrachtungen, die ich bei meiner Arbeit anstelle, mit Ihnen teile.

Unrecht zu erfassen und zu beschreiben, wird von denjenigen, die die Übergriffe begehen, sehr negativ gesehen – sie äussern sich häufig lautstark dazu – „Der Stein an Stefans Stirn – ist das Leugnen der Wahrheit“, schrieb (der nwg. Dichter) Henrik Wergeland. Umso erfreulicher ist es, dass der FRITT ORD Preis Anlaß ist, diese Funktion der Menschenrechtsarbeit ins Blickfeld zu rücken. Wahrheit ist das, was mit der Wirklichkeit übereinstimmt, was natürlich ist oder seine tatsächlichen Gründe hat. Echt, gebührend, ehrlich, rechtschaffen – um den Begriff anhand einiger seiner Merkmale zu beschreiben. Der Ausgangspunkt Mahatma Gandhis war es, an der Wahrheit als Grundlage für ethisches Verhalten und soziales Handeln festzuhalten. Er hob hervor, dass Gottes Wesen die ewige Wahrheit ist, die nur in Liebe und hingebungsvoller Arbeit für die Allgemeinheit verwirklicht werden kann – ohne Hass und ohne Gewalt. Er fügte hinzu, dass Friedfertigkeit auf Furchtlosigkeit aufbauen muss, nicht auf Furcht – die Feigheit steht dabei noch tiefer als die Gewalt. Das Ziel aller Arbeit gegen Gewalt ist es nach Gandhi, das Gegnerische zu beseitigen und nicht den Gegner. Auch in der christlichen Lehre ist Gott der Inbegriff des Wirklichen, des Seins und der Wahrheit.

Aristoteles unterscheidet zwischen „dem, was zuerst und besser in der Natur bekannt ist und dem, was uns zuerst und besser bekannt ist.“ In der Natur existiert die Ursache vor der Wirkung. Aber die Wirkung ist oft das erste in unserer Erkenntnis oder unserem Denken. Nachdem wir die Wirkungen kennnengelernt haben – Krieg und Tod, Leiden und Entsetzen – müssen wir versuchen, die Ursachen zu verstehen, um dem Unrecht entgegenzuwirken. Der Erkenntnis muß die Tat folgen. Die Wahrheit muß die Richtschnur sein. Alle Arbeit für die Menschenrechte kann fehlgehen, wenn man nicht auch die grundlegenden Fragen stellt. Es gibt keinen Gegensatz zwischen dieser Aufgabe und derjenigen, im Eifer des Gefechts, Gnade vor Recht sein zu lassen. Aber wenn man die unbequeme Frage nicht stellt, warum Unrecht geschieht, kann der Einsatz für die Menschenrechte zur Geisel werden, um zu garantieren, dass die eigentlichen Fragen nicht gestellt werden. Die Problemstellung ist eigentlich ganz einfach. Über milde Gaben spricht man mit Freude, aber Fragen sind eine quälende Herausforderung. Der brasilianische Erzbischof Dom Helder Camara drückte es so aus: „Wenn ich den Armen zu essen gebe, nennt man mich einen Heiligen. Wenn ich frage, warum die Armen nichts zu essen haben, nennt man mich einen Kommunisten“, – und das bedeutete, dass man ihn verleumden wollte.

Die Verleihung des FRITT ORD Preises ist an meine Arbeit für die Menschenrechte geknüpft, in der letzten Zeit besonders in der Beschäftigung mit den Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien und nicht zuletzt auch für die Flüchtlinge und vom Krieg Netroffenen in Kambodscha. In beiden Konfliktsituationen war es meine Arbeit, den Schutz von Menschen zu fördern, indem die Wahrheit dargestellt wurde. Kambodscha und Jugoslawien haben vieles gemeinsam. Auf ihre Weise sind sie die äusseren Punkte auf jede ihrer Seite, aber äußerste Punkte, die sich in ihrer Extremität berühren. Die Roten Khmer suchten die absolute Reinheit – die Hauptakteure im ehemaligen Jugoslawien ließen buchstäblich alles zur Hölle gehen, wenn es nur ihren eigenen Interessen diente. Lassen Sie mich Ihnen über beide etwas erzählen. Sie finden Kambodscha vielleicht am fremdartigsten. Dem Volk und dem Land gilt meine ganze Liebe. Dort ging ich den schweren Weg und lernte den Tod, das Leid und die Furcht kennen. Nicht als Worte; als die grosse Leere in den Augen derer, die zuviel gesehen haben; als den Hunger nach dem geringsten Zeichen der Mitmenschlichkeit und des Respekt für sich und andere. Die Verzweiflung, die sich in einem festsetzt, wenn nichts, was man macht oder machen konnte, nachdem erst einmal alles in die falsche Richtung lief, etwas Gutes für sich selbst und seine Nächsten bewirken konnte. – Das war eine Verzweiflung, die man bei sich selbst und bei den anderen erlebte. All das, was verloren ging an Leben und Gesundheit, seelischem Gleichgewicht und Sicherheit – was man nie mehr zurückrufen konnte: in Flüchtlingslagern und Gefängnissen, auf dem Schlachtfeld, in Bordellen und bei der Zwangsarbeit. Von den Gräbern zum Schreibtischjuristen – der Gesamteindruck war niederschmetternd. Er lehrte mich Demut gegenüber dem Leben, für das Leiden und den Tod anderer; und da ich selber leben durfte, versprach ich mir und meinem Gott, dass ich niemals schweigen wollte.

„Das Land des Lächelns“ „Süd-Asiens Reisschale“; heute ein kleines Land und Volk; einst das einzige große Reich zwischen Indien und China. Eine bemerkenswert reiche Kultur und Geschichte – die Tempelstädte und vor allem der Tempelkomplex Angkor gehörten zu den bedeutendsten Bauwerken der Welt. Einige Stichworte über dieses Jahrhundert. Französisches Protektorat bis 1953. Selbständig, neutral und nicht alliiert bis zum Vietnamkrieg, als das Land in den Kalten Krieg hineingezogen wurde. Danach zerrissen mit Hilfe der drei Großen – USA, China und die Sowjetunion – im Laufe von zwei aufeinanderfolgenden Jahrzehnten. Da es den Amerikanern in ihre Kriegsführung in Vietnam passte, bombardierten sie das kambodschanische Volk von 1969 bis 1973 mit mehr Sprengstoff, als er insgesamt im Zweiten Weltkrieg über Europa verwendet wurde, in die Hände der Roten Khmer, die eine marginale, linksorientierte Gruppe waren.

1970 Prinz Sihanouk wird mit Hilfe der USA durch einen rechtsorientierten Militärcoup gestürzt. 1970-75 Bürgerkrieg, 1975 die Roten Khmer kommen an die Macht, 1979 die Roten Khmer werden von Vietnam vertrieben, das die Gelegenheit nutzt, Kambodscha zu erobern. 1991 die fünf ständigen Mitglieder des VN Sicherheitsrates erzwingen ein Friedensabkommen, in dem beide Seiten, die der Roten Khmer im Exil und die der Gruppe, die Vietnam im eroberten Kambodscha an die Macht gebracht hatte, als vollwertige Partner behandelt werden. 1993 freie VN-überwachte Wahlen. Um das kambodschanische Volk steht es jetzt sehr schlecht. Personen mit Vermögen und/oder Bildung wurden in großer Zahl getötet, die Zurückgebliebenen sind in hohem Maße wie gelähmt. Kambodscha gehört heute in der Welt zu den Ländern mit den meisten einbeinigen Menschen… Kambodscha liegt an unterster Stelle fast aller internationaler Statistiken für Entwicklung oder an der Spitze aller negativen Kriterien.

Die Roten Khmer waren die ganze Zeit eine fanatische Gruppe in ihrem Streben nach dem absolut und nichtinfizierten Reinen. Sie brachten von Anfang an zum Ausdruck, dass man von einer Bevölkerung von ca. 7 Mio nur ca 1,6 Mio mit der rechten Gesinnung benötigen würde, um den Weg fortzusetzen, den sie eingeschlagen hatten, als sie das Jahr Null erklärten. Alles was bekannt war, war falsch und fremd bestimmt, es war sogar verwerflich zu reden – man hatte zu erscheinen und Befehle entgegenzunehmen, das war alles. Familienbindungen waren destruktiv, eine Mutter – Tante Kamerad. Und all das im Dienste der Gemeinschaft. Erhielt eine Gruppe von Menschen den Befehl, einen Deich von 10 m Breite, 5 m Höhe und x km Länge zu bauen und war sie damit bei Ablauf der Frist nicht fertig, wurde ihr eine Zeitlang das Essen entzogen, oder sie wurde in extremen Fällen kollektiv hingerichtet, weil sie dadurch, dass sie den Befehl nicht erfüllen konnte, die Revolution sabotiert hatte. Aß man eine Eidechse, die man gefunden hatte, war das Diebstahl und konnte die Todesstrafe nach sich ziehen.

Die Roten Khmer verhielten sich vollkommen destruktiv, aber sie sind immer noch in der Führung des Landes und seiner Opposition. Eine Änderung in der Verachtung des Menschens und seines Werts durch diese Partei ist nicht feststellbar, aber die Welt kümmert sich nicht mehr darum. Es wird wie eine innere Angelegenheit betrachtet – das war nur anders, so lange Großmächte ihre Interessen unmittelbar berührt sahen. Kambodschas Problem ist es, dass das Schicksal des Landes weitgehend von Personen bestimmt wird, die in jeder Bedeutung des Wortes außerhalb stehen. Das ist übrigens auch ein Problem für die Weltgemeinschaft, die ähnlich außerhalb stehende Führungen hat – faktisch der Wirklichkeit entrückt, die sie beeinflußen. Nach Aristoteles ist es die Absicht der Ethik, den Menschen zu lehren, wie Gefühle, Triebe, Wünsche und geistige Einstellungen „kultiviert“ werden können, die dem Menschen zunächst von Natur aus „gegeben“ sind. Das Handeln des Menschen ist beeinflußbar. Es ist nicht vorherbestimmt. Nicht nur Vernunft und Motivation bestimmen das Handeln des Individuums, sondern auch die Gefühle. Sowohl die Vorstellungskraft wie das Einfühlungsvermögen sind dabei von zentraler Bedeutung. Ohne diese zuletztgenannten Elemente der Empfindungen besteht die Gefahr, dass der Mensch in konkreten Situationen die moralische Dimension übersieht – d.h. er nimmt nicht wahr, dass es um das Wohl und Wehe anderer Menschen geht. Das ist grundlegend für eine harmonische Gesellschaft, in der wir das Beste fördern – die Möglichkeiten für ein gutes Wachstum – in uns selber und gegenseitig. Weisheit und Barmherzigkeit müßen Hand in Hand gehen. Ohne das eine oder andere wird die weitere Fahrt unstet werden.

Das menschliche Handeln und praktische Angelegenheiten sind nicht „formbar“ in dem Sinne, dass sie nicht eindeutig und ein für alle Male fertig sind, setzt Aristoteles fort. Die Forderung an diejenigen, die praktisch Urteile fällen, lautet eher, neuen Situationen mit offenem Sinn, mit Aufnahmebereitschaft und Phantasie zu begegnen und damit die Flexiblität und Sensivität zu fördern, die es ihnen erlaubt, so zu improvisieren, wie es die Situation verlangt. Der Gegenstand, die Situation und der Zusammenhang müssen unsere Urteilskraft formen: im voraus gefasste Lösungen sind niemals eine wirklich gute Alternative. Unsere Lösungen und mit ihnen die Hoffnung müssen in der Wirklichkeit verankert sein und in Bezug zu dem Durchführbaren oder Erreichbaren stehen – wenn es darum geht, einer Entwicklung ein neue und richtige Richtung zu geben. Folter und Terror sind ein Angriff auf unsere ganze gemeinsame Existenz und Zivilisation. Die Folter richtet sich meist gegen mutige Einzelpersonen, die sich gegen Unrecht und Unterdrückung wehren, um sie zu zerbrechen und ihre Umgebung zur Unterwerfung zu zwingen. Der Terror greift den allgemeinen Widerstandswillen direkt an. Am absurdesten, aber nicht minder wichtig wird diese Art der Vernichtung, wenn sie die Existenzgrundlage eines ganzen Volkes und alle Spuren seiner Anwesenheit in der Kultur und seine soziale Existenz vom eigenen Heim, der Bibliothek bis zum Kunstwerk, Heiligtum und Denkmal angreift.

Die Illusion, dass die Zeit in erster Linie kommt und nicht vergeht, kann zur Entschuldigung dafür werden, dass wir so selbstbezogen sind, so dass die Hoffnung, unser Sein könnte im Leben anderer Menschen zum Ausdruck kommen, nicht rechtzeitig erkannt wird. Das Leiden anderer heute kann mich nie gleichgültig lassen mit dem Hinweis darauf, dass neue Zeiten kommen, für die vermutet werden kann, dass alles so viel besser werden wird. Der Gang der Geschichte ist eine ständige Herausforderung an uns. Es ist unser Wirken in der Gemeinschaft und als einzelne Individuen, das die Geschichte formt. Wir können nicht ein paar Schritte zurücktreten, um darauf zu warten, dass die Dinge wieder auf ihren Platz zurechtgerückt werden, wie wir es wünschen. Unsere Existenz lässt uns im Guten wie im Bösen teilhaben, entweder durch unser Handeln oder durch unsere Untätigkeit. Wir können uns von dem, was geschieht, distanzieren, uns gefühllos stellen oder uns dahinter verstecken, dass das Geschehen mich auf jeden Fall nichts angeht. Aber das ist nicht die Art und Weise, wie wir als Erwachsene uns unserer gemeinsamen menschlichen Verantwortung stellen sollten. Unsere Bemühungen, eine Situation zu meistern, – als Einzelner und gemeinsam – müssen darauf gerichtet sein, eine menschenwürdige Gesellschaft zu schaffen, in der wir auch mit dem Unrecht ins Gericht gehen und die Verhältnisse nach Versöhnung und Frieden ausrichten.

Was im ehemaligen Jugoslawien geschehen ist, ist nicht nur ein Angriff auf die fundamentalen Rechte der Menschen dort, sondern auf unsere ganze Zivilisation, ihre Kultur und die Werte, für die wir alle stehen im Hinblick auf den grundlegenden Respekt vor dem Menschen an sich. Eine Absicht von Folter und Terror ist es, den Menschen so zu demütigen, dass er in Einsamkeit, Isolation, Schweigen und Passivität verfällt. Dasselbe könnte mit unseren Werten geschehen, wenn wir uns nicht aufgerufen sehen, unsere Stimmen gegen das Unrecht zu erheben, sondern akzeptieren, dass es aus politischen oder Gründen der Bequemlichkeit verschwiegen wird. Einer der führenden Kriegsphilosophen, Carl von Clausewitz, hat den bekanntenn Ausspruch getan: „Der Krieg ist eine Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“. Ein solche Einschätzung setzt allerdings voraus, dass es sich um etwas anderes und mehr als eine verbrecherische Absicht handelt, die mit kriegerischen Mitteln umgesetzt wird. Wenn man die meisten Ereignisse im ehemaligen Jugoslawien mit der eher neutralen Bezeichnung „Krieg“ verharmlost, ist dies fast ein Hohn.

Alle Seiten, die an den Zerstörungen im ehemaligen Jugoslawien beteiligt sind, haben Unrecht begangen. Aber es besteht inzwischen kein Zweifel mehr daran, dass die meisten Übergriffe von Serben begangen wurden, dann kommen die Kroaten als Nummer zwei. Die Bosnier – die multikulturellen und religiösen Gruppen unter der Führung in Sarajevo, in der die Muslime in der Mehrzahl sind – sind für die geringste Anzahl von Übergriffen verantworlich. Die drei Gruppen stehen auch in derselben Reihenfolge, was die Schwere und Systematik der Übergriffe anlangt. Radovan Karadzic‘ Gruppe der bosnischen Serben hat nie einen eigenen Staat proklamiert. Sie hat sich von der ersten Stunde an zu einer Staatengemeinschaft mit den Serben in Serbien unter Slobodan Milosevic‘ Führung erklärt. Ihr Ziel – nicht zuletzt unter massivem miliärischem Beistand von Serbien – war nie politische Kontrolle oder Oberhoheit als solche. Diese Gruppe hatte vor, rein serbische Gebiete zu schaffen, in denen es nur für Serben möglich sein sollte, zu leben. Man wollte dies vor allem dadurch erreichen, dass man die übrigen Einwohner in dem ehemals multikulturellen Gebiet zwang wegzugehen.

Karadzic‘ Serben hatten vor, die anderen Volksgruppen zu vertreiben, nachdem sie sie als Gemeinschaft gebrochen und des meisten beraubt hatten, was ihnen eine Zugehörigkeit zu ihrem Wohnort vermittelte. Diese Absicht war nicht politisch sondern verbrecherisch. Wovon wir hier sprechen ist das Erreichen eines gewünschten Ziels durch die Anwendung des total inakzeptablen Mittels des Völkermords. Es ist zu hoffen, dass die Weltöffentlichkeit dies verstehen und sich dann distanzieren und angemessen auf die Übergriffe von Karadzic‘ Serben reagieren wird. Als Gesellschaft sehen wir uns z.B. gezwungen, mit Flugzeugentführern zu verhandeln, wenn das Leben anderer Menschen in ihren Händen liegt. Das bedeutet aber nicht, dass wir mit der Voraussetzung verhandeln, nach der Flugzeugentführung den Entführern freundlich mit den Worten auf die Schulter klopfen: „Das war’s“. Wenn man nicht Unsicherheit und Aggression bewirken will, muß unsere Gesellschaft versuchen, die Verantwortlichen für ein Verbrechen wie eine Flugzeugentführung zur Rechenschaft zu ziehen. In noch viel höherem Maße gilt dies für das Verbrechen des Völkermords.

Der Begriff Völkermord umfasst ein Meer des Leidens und des Verlustes. Es ist tatsächlich der stärkste Begriff, den wir genau dafür haben. Als Mitglied der VN-Kriegsverbrecherkommission für das ehemalige Jugoslawien hatte ich eigentlich gedacht, diesen Begriff während meiner Tätigkeit in der Kommission nicht zu verwenden. Ehe ich eines Besseren belehrt wurde, glaubte ich, dass es zu schwierig wäre, so etwas zu beweisen, um nicht zu sagen, dass es unmöglich wäre, weil es nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmte. Aber es verging nicht sehr viel Zeit, ehe ich erkennen mußte, dass ich die Augen nicht vor der Wahrheit verschließen durfte. Das Gebiet Prijedor liegt im Nordwesten Bosniens. Es ist eine Gebirgsgegend, die durch den Fluß Sana durchschnitten wird, der vom Westen nach Osten in Richtung des Zentrums des Bezirk fließt, wo der Fluß abbiegt und weiter nach Süden verläuft. Die Flußniederungen und große Teile des angrenzenden Gebietes sind fruchtbar. Die Bevölkerung betrug nach der Volkszählung von 1991 112.470 Personen. Davon waren 44% Muslime, 42,5% Serben und 5,6 % Kroaten. Ferner lebten dort 5,7% Personen, die sich selber als Jugoslawen definierten und 2,2 % andere (Russen, Ukrainer und Italiener). Die Stadt Prijedor, die an der Biegung des Flußes Sana liegt, beherbergte ca. die Hälfte der Einwohner des Bezirks; die übrigen lebten im angrenzenden Gebiet in Kleinstädten, Dörfern und kleinen Ansiedlungen. Im April 1992 war die Bevölkerungszahl durch Nichtserben auf 120.000 angestiegen, die in dieser Gegend aus Nachbargebieten im Westen (Kroatien) Zuflucht gesucht hatten – aus ihrer Heimat aufgrund serbischer Gewaltanwendung vertrieben.

Die Führung in Prijedor war multikulturell und zwischen den Volksgruppen bestanden aufgrund vieler Mischehen, aber auch wegen des historischen Zusammenhalts im 2.Weltkrieg, starke Bindungen. Der Bezirk war das erste größere Gebiet, das von Partisanen befreit wurde. Die Einwohner gehörten mehr oder weniger den Partisanen an und mußten teuer dafür bezahlen. Das größte Kriegsdenkmal des ehemaligen Jugoslawien wurde in der Nähe errichtet. Die Nazis beseitigten – mit Hilfe der kroatischen Ustascha und serbischen Tschetniks – die Kontrolle der Partisanen über das Gebiet im Sommer 1943. Die Partisanen waren Serben, Kroaten und Muslime – damals wurden Muslime nicht als eigene Gruppe definiert, sondern Serben oder Kroaten bezeichnet, je nach dem, wer über sie redete und ob man sie brauchte, um die eigene Gruppe zu stärken oder die andere Seite zu schwächen. Der Völkermord 1992 in Prijedor konnte daher nur mit Hilfe von Serben von außerhalb der Region stattfinden. Das Gebiet hatte eine gesicherte wirtschaftliche Grundlage mit Landwirtschaft, Haustierhaltung, Waldwirtschaft und Industrie. Es war ein Verkehrsknotenpunkt, und der Tourismus erwirtschaftete beträchtliche Einnahmen. Heute liegt das Gebiet als Folge des serbischen Vorgehens und Plünderns weitgehend brach. Und zwar in so einem hohen Maße, dass sogar Serben (1995) die VN und das Rote Kreuz gebeten haben, ihnen zu helfen, wegzugehen, um bessere Lebensbedingungen zu erhalten.

Am 30.April 1992 übernahmen die Serben die Macht in Prijedor. Dies geschah, ohne dass ein einziger Schuß fiel. Die serbische Militärmacht wurde plötzlich nur überall zur Schau gestellt. In der Stadt Prijedor wurden die öffentlichen Gebäude im Laufe der Nacht unter serbische militärische Kontrolle gebracht. Strassenkreuzungen erhielten serbische Kontrollposten, auf strategisch gelegenen Dächern lagen serbische Scharfschützen. Radio Prijedor wurde von serbischen Militärs eingenommen und eine serbische Machtübernahmeerklärung über den Äther gesendet. Überall wehten serbische Fahnen. Noch ehe dies geschah, waren die Serben des Gebiets bis an die Zähne bewaffnet worden, während Nichtserben, die erlaubte Waffen besassen, diese weggenommen wurden. Das Gebiet wurde von der Umwelt abgeschnitten. Grosse serbische Verbände waren mit Beginn des Kriegs in Kroatien dorthin verlegt worden, andere, die aus Kroatien abgezogen wurden, nachdem es dort Anfang 1992 zu einem Waffenstillstand gekommen war, wurden auch dort stationiert.

Nach der Machtübernahme entließen die Serben den größten Teil der nichtserbischen Arbeitskräfte. Strenge Einschränkungen für die Bewegungsfreiheit der Einwohner wurden eingeführt. Die meisten Nichtserben blieben zuhause, um die weitere Entwicklung abzuwarten. Viele von ihnen nährten die Hoffnung, dass die neuen Machthaber nach der Übernahme der totalen Kontrolle die Bewohner bald wieder zu den Freuden und Sorgen des Alltags zurückkehren lassen würden. Als sich das Gebiet unter vollständiger serbischer Kontrolle befand und kein wie auch immer gearteter Kriegszustand in dem Bezirk und den angrenzenden Gegenden herrschte, begannen Karadzic‘ Serben unter der Führung von Serben, die nicht aus Bosnien-Herzegowina kamen, ihren Völkermord an den „Nichtserben“. Gebiet für Gebiet wurde mit schwerer Artillerie stundenlang beschossen. Danach wurden Sturmtruppen, die mehr oder minder aus Kriminellen zusammengesetzt waren und von Infanteriesoldaten geführt wurden, ausgesandt, Haus für Haus zu durchsuchen. Die Bewohner hatten meistens in ihren Kellern oder an anderen als sicher angenommenen Orten Zuflucht gesucht. Jetzt wurden sie gezwungen herauszukommen – die, denen es vergönnt war am Leben zu bleiben. Frauen, Kleinkinder und alte Männer wurden in eine Gruppe zusammengefasst. Die Männer im Alter von etwa 16 – 60 oder 65 Jahren in eine andere Gruppe. Viele Menschen wurden getötet, misshandelt oder auf verschiedene Weise gedemütigt – einige regelrecht abgeschlachtet. Es schien, dass es bereits in diesem Stadium ein Ziel war, soviel Blut wie möglich fließen zu lassen und so großes Entsetzen zu verursachen, dass die Bewohner für alle Zeiten diese Schreckensbilder von ihrer Heimat mit sich tragen würden, so dass sie sich gefühlsmäßig von ihr entfernten oder ganz mit ihr brachen. Tausende wurden bereits während dieser militärischer Angriffe auf Wohngebiete getötet.

Die Gruppe mit Frauen, Kinder und alten Männern wurde entweder direkt oder über Sammelplätze zum Lager Trnopolje gebracht, von wo die Serben sofort mit Deportationen begannen. Die meisten wurden in Gebiete unter der Kontrolle der zentralen bosnischen Regierung deportiert. Für die Deportationen benutzte man Lastwagen, Busse und Züge – Güterwagen, in die die Menschen wie Vieh gepfercht waren, wurden ebenfalls benutzt. Während der Deportationen wurde weder Essen nocht etwas zum Trinken verteilt, die sanitären Verhältnise waren katastrophal – keine Toiletten und kein Waschwasser – und in den überbelegten Lastwagen und besonders in den Güterwagons war nur minimal frische Luft. Einige der Kleinsten und Schwächsten überlebten die Deportationen nicht. Auch sonst war die Reise für die meisten eine einzige Erniedrigung. Mord, Misshandlungen und Vergewaltigungen waren an der Tagesordnung und die meisten wurden ihrer letzten Habe beraubt. In der letzten Phase der Deportationen wurden große Gruppen zu Fuß durch Minenfelder gejagt, während man über ihre Köpfe schoß und manchmal auch in die Gruppen hinein.

Die Männer gingen keinem besseren Schicksal entgegen. Für sie war überhaupt keine Zukunft vorgesehen. Von ihren Wohnungen ging die Fahrt zu den Todeslagern Omarska, Manjaca und Keraterm. Dort war bereits ein Teil der nichtserbischen Elite nach individuellen Verhaftungen/Verschwinden gebracht worden, noch ehe die militärischen Angriffe einsetzten. Etwa vierzig von ihnen waren Frauen. In den Todeslagern wurden die meisten Gefangenen sofort physisch und psychisch geschwächt, indem sie während der ersten Tage weder Nahrung noch Getränke erhielten, während sie gleichzeitig wie „Sardinen in der Sardinenbüchse“ ohne Zugang zu Toiletten und frischer Luft zusammengepfercht wurden. Hunger herrschte und Krankheiten breiteten sich rasch aus. Grausame Mißhandlungen und viele, langhingezogene Hinrichtungen reduzierten die Zahl der Gefangenen beträchtlich. Erst Anfang August 1992 wurden die grauenvollen Verhältnisse bekannt. Der Druck der internationalen Öffentlichkeit bewirkte, dass die Serben bald danach Omarska wie Keraterm schloßen. Schon im Oktober desselben Jahres ließen die Serben nach weiterem starken Druck der Weltöffentlichkeit die Überlebenden der Todeslager nach Kroatien evakuieren.

Im Juni 1993 gaben die serbischen Machthaber in Prijedor bekannt, dass die Bevölkerung von 112 470 Personen bei der Volkszählung 1991 um insgesamt 52 811 Nichtserben reduziert wurde: Ende März 1994 wurde mitgeteilt, dass weniger als 10 000 Nichtserben in Prijedor lebten. VN und Rotes Kreuz baten vergebens, diese Nichtserben evakuieren zu können. Mord, Mißhandlungen und Zerstörungen, die die Serben dieser Gruppe zufügten, konnten die ganze Zeit danach fortgesetzt werden. Die Zerstörung Prijedors geschah planmässig, systematisch und als eine großangelegte, einheitliche Operation, weder Zufälle noch unkontrollierte Banditen können darüber hinwegtäuschen. Etwas anderes ist es, dass lokale serbische Kriminelle und Asoziale systematisch benutzt wurden, um an dem Völkermord teilzunehmen. Aber ihre Rolle war untergeordnet und eher bescheiden. Die Umwälzungen in Prijedor geschahen in enger Zusammenarbeit zwischen serbischem Militär, Polizei und Politikern. Die Instruktionen, denen man folgte, kamen direkt aus Banja Luka und Pale. Der letztgenannte Ort unterstand Belgrad. Es ist daher kein Zufall, dass die höchsten politischen Führer, Karadzic, der Armeechef Mladic und der damalige bosnisch-serbische Innenminister Stanisic vom Gerichtshof in Den Haag angeklagt wurden.

Im Zweiten Weltkrieg ging es nicht zuletzt darum, ob es grundlegende Werte und Normen für das menschliche Zusammenleben gebe, die unter keinen Umständen verletzt werden dürfen. Der Verbot des Völkermords ist so eine absolute Größe. Es ist wichtig, daran zu erinnern, jetzt wo wir das 50jährige Jubiläum unseres eigenen Friedens und unserer Freiheit feiern (Norwegens Befreiung 1945). In Dankbarkeit sollte wir uns daran erinnern, dass Frieden und Freiheit aktiv geschaffen werden müßen. Eine rechtliche Aufarbeitung bewirkt, dass man sein Verständnis der Wirklichkeit behalten kann. Sonst wird es chaotisch: Wer ist wer? War eigentlich etwas falsch mit dem Opfer, hatte es provoziert, hatte es eine gewöhnliche kriminelle Handlung begangen, hatte es verdient, was mit ihm geschah? Gibt es eine Wahrheit oder ist alles gleich gut und schlecht? Ich betrachte die Arbeit, die der VN-Gerichtshof in Den Haag im Zusammenhang mit den im ehemaligen Jugoslawien begangenen Kriegsverbrechen leistet, mit großem Respekt. Die Erkenntnis der Wahrheit ist eine Voraussetzung dafür, den Mechnismus zu ändern, der das Unrecht hervorgebracht und möglich gemacht hat, und dafür, die Übergriffe zu beenden sowie eine Versöhnung herbeizuführen, die den Weg für einen zukünftigen Frieden bahnen kann.

Das innerste Wesen der Versöhnung ist die Wahrheit, d.h. die Gerechtigkeit – die Freiheit von Unrecht und Furcht – sowie eine Wiedergutmachung, soweit sich dies machen lässt. Als das Huhn krank war, ging der Besitzer zu einem Astrologen und erhielt den Rat, einen Ochsen zu opfern, sagt ein burmesisches Sprichwort. Hier sehen wir das Missverhältnis. Was steht eigentlich im ehemaligen Jugoslawien auf dem Spiel? Die wichtigste Dimension der Tragödie ist das Leid, das dem Menschen durch die Übergriffe zugefügt wird. Dann, dass sich die speziell rekrutierten Sturmtruppen zu verbrecherischen Freischärlern der übelsten Sorte entwickeln. Sie sind wie die Landsknechte des 16. und 17.Jahrhunderts, die wir u.a. aus dem 30 jährigen Krieg kennen. Es gibt bereits enge Verbindungen zwischen den Truppen und der organisierten Mafia und anderen Verbrechergruppen nicht nur im ehemaligen Jugoslawien, sondern u.a. auch in Italien, Spanien, der Ukraine und Russland. Es geht um viel Geld, das in diesem Krieg von denen verdient werden kann, die ohne Hemmungen an ihm teilnehmen und nur an den Profit denken. Diese Kräfte haben nichts durch einen Frieden zu gewinnen. Sie haben kein Interesse an einer wie auch immer gearteten Versöhnung, weil sie so ihr Handwerk immer von neuem fortsetzen können. Es ist eine enorme Herausforderung an die internationale Gemeinschaft, diese Entwicklung unter Kontrolle zu bringen, ehe sie uns über den Kopf wächst.

Mehrmals in der Geschichte hat die Weltgemeinschaft versucht, von der Realpolitik als einer Form der internationalen „Anarchie“ – hier ein Synonym für die Teile-und-Herrsche-Mentalität – Abstand zu nehmen. Die Stichworte seinerzeit waren Normen und gemeinsame Spielregeln. In unserem Jahrhundert ist dies nicht zuletzt unmittelbar nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg der Fall gewesen. Ist unsere eigene Zeit heute wieder auf dem Weg weg von Normen, wenn wir darüber reden, mögliche Lösungen zu „verhandeln“? Als ob dies unabhängig von zugrundeliegenden Normen zustande kommen könnten. Wie sollen z.B. die VN, die gerade dafür gegründet wurden, um Übergriffe mit den mörderischen und katastrophalen Folgen wie die Kriegshölle des Zweiten Weltkriegs zu verhindern, überhaupt als ideelle Gemeinschaft von Nationen bestehen, wenn der Völkermord in Bosnien-Herzegowina mit territorialer Souveranität belohnt wird, nur weil das als das einzig praktisch Mögliche erscheint. Solches Unrecht sollte nicht mit einem Friedensabkommen gutgeheißen werden. – Gewalt gebiert Gewalt, Unrecht noch mehr Unrecht. Sonst errichtet man eine Gesellschaft, deren ganzes Fundament in totalem Ungleichgewicht ist, die niemals Frieden hervorbringen kann – auch nicht nach innen. Die zugrunde liegenden Normen wären asozial und nicht geeignet, gegenseitigen Respekt, Zusammengehörigkeit und Solidarität hervorzubringen. – Das ist menschenfeindlich und steht im Gegensatz zu den grundlegenden Menschenrechten und dem Frieden.

Unter den jüdischen Weisheiten findet man die von Zusya von Hanipol, der im Jahr 1800 starb. Vor seinem Tod sprach Rabbi Zusya: „In der nächsten Welt wird man mich nicht fragen: Warum warst du nicht Moses! Man wird fragen: Warum warst du nicht Zusya?“ Jeder Augenblick hat seine in ihm wohnende Möglichkeit – es ist immer die nächstliegende. Die große Herausforderung ist es, vollkommen in seiner eigenen Zeit an seinem Platz und offen für neue Herausforderungen zu sein. Zwischen dem Menschen und dem Universum oder der Umwelt existiert ein unlösliches Band der Abhängigkeit – Beinflußung und Teilnahme. Alles ist in Veränderung und Bewegung. Nicht nur für die Jugend hat Nordahl Griegs Wort Gültigkeit: „Umgeben von Feinden, geh hinein in deine Zeit.“ Noch einmal mit Demut und Freude herzlichen Dank für die Ehre, die sie mir mit der Anerkennung des FRITT ORD Preises erwiesen haben. Der Preis wird mir bei der Arbeit für die Menschenrechte, sowohl als Quelle der Inspiration als auch finanziell weiterhelfen. Gleichzeitig ist es mein Wunsch, dass wir uns, wenn es um Meinungsfreiheit und die Suche nach der Wahrheit geht, leichter als Gemeinschaft um den Frieden zusammenschließen, „wenn wir gerufen werden“. Niemand lebt für sich allein oder ist unabhängig von anderen. Die große Herausforderung liegt darin, einen Ausweg zu finden, ehe alle Türen verschlossen sind. Die Zukunftsaufgabe liegt darin, das zu nutzen, was nicht ist. Der alte chinesische Philosoph Lao Tse drückt dies so aus:

„Dreißig Speichen laufen in einer Nabe zusammen, das, was nicht da ist, macht das Rad nützlich. Der Ton wird benutzt, um ein Gefäß zu formen, der Hohlraum im Innern macht das Gefäß nützlich. Türen und Fenster werden aus den Wänden geschnitten, das was nicht da ist, macht den Raum nützlich.“ Übersetzung Gudrun Steinacker. Anmerkung: Hanne Sophie Greve war von 1993 an Mitglied der VN – Kommission zur Untersuchung der Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien, der sog. Bassouni – Kommission. Sie hat für den im Mai 1994 erschienenen Bericht der Kommission die Fallstudie über Projedor verfasst. – Gudrun Steinacker und Hanne Sophie Greve

 

Es geht nicht um die Trennung von Politik und Kunst in der Literatur. Handke kann seine Privatverworfenheit (Wortlaut Jessen) gerne ausleben, wie er es für richtig hält. Er kann sie auch in seiner Literatur verarbeiten und dort die „Reinheitsfantasien“ (Jessen) der Gesellschaft anprangern. Wenn er aber den Massenmord in Sebrenica öffentlich verteidigt und beschönigt und durch unsägliche Äußerungen sich auch dann noch dazu öffentlich bekennt, nachdem der Internationale Strafgerichtshof für Jugoslawien in Den Haag seine Urteile gesprochen hat, dann geht es in der Kritik an Handke nicht um Moralismus. Was zu Recht angeprangert wird, ist schlicht und einfach die Verhöhnung der Opfer des Bosnienkrieges. Jessen meint in der Kritik die „prüde Plüschwelt des 19.Jahrhunderts“, zurückkommen zu sehen, aber es ist doch eher das veränderte Bewußtsein der öffentlichen Meinung, daß Kategorien der Menschlichkeit und Verstöße gegen sie keine Bagatellen der Weltgeschichte mehr sind und als solche nicht mehr hingenommen werden. Das Preisgeld Alfred Nobels, an dem Blut von Millionen Opfern klebt, findet in Handke einen „würdigen“ Preisträger. – Hermann Weber

 

Es dürfte künftig schwer werden, sich durch eine substanzielle Analyse oder Meinungsäußerung zum Verhältnis von Werk und Leben bei Künstlern hervorzutun, die diesen Artikel von Jens Jessen an Klugheit und Differenziert übertrifft. Jessen hat dazu gesagt, was dazu überhaupt richtigerweise gesagt werden kann. Deshalb ist dieser Artikel der Maßstab, an dem sich jede andere ernstzunehmende Äußerung zu diesem Thema von nun wird messen lassen müssen. So etwas gelingt nur wenigen und ist entsprechend selten; inhaltlich ist es Jens Jessen damit gelungen dieses Thema abschließend zu behandeln. Wer das ignoriert begeht mit Sicherheit einen schweren Fehler.- Thomas Stölting

 

Haben Künstler andere, vielfältigere Blickwinkel, Gefühls- und Fantasiewelten als sogenannte normale Menschen, haben sie Eindrücke, die sie zudem inspiriert und inspirierend darzustellen und zu gestalten vermögen? Bestimmt. Und zum Glück verfügen hervorragende Künstler über ganz besondere, vom Gewöhnlichen und Normativen abweichende Ausdrucksformen. Doch so sehr wir ihnen als geneigte Betrachter und Zuhörer ihrer Kunst eine beinahe unendliche, schonungslose Freiheit einzuräumen bereit sind, als (Mit-)Menschen erwarten wir sie selbstverständlich eingehegt in unserer zivilen Welt(Anschauung). Wie anders sonst könnten wir, die Nichtkünstler, unserer gesellschaftlichen Werte und verständigen Regeln denn auch remanent sicher sein? Zumal einige von uns, z. B. alert kritisierende Leserbriefschreiber, durchaus eine gewisse Ahnung um die eigene Vermessenheit einerseits und um die stete Ambivalenz des kollektiven Lebens andererseits haben (sollten). – Matthias Bartsch

 

Selten hat mich etwas so gefreut wie Ihr Artikel: „Im Reißwolf der Moral“! Ganz besonders der Schluss hat es mir angetan, in dem Sie sagen, dass die Gesellschaft schon immer Außenseiter und Abweichler als Sünder behandelt hat. Das gilt natürlich nicht nur für Künstler. Und die Moral ist auch ständig in Wandlung begriffen. Wenn man lange genug lebt, kann man da Veränderungen erfahren, ganz besonders intensiv, wenn man selbst einer Gruppe angehört, die der allgemeinen Missbilligung teilhaftig wird. Als Mutter von vier Kindern war ich das zeitweise und wurde als „Gebärmaschine“ und „Heimchen am Herd“ verspottet. Es hat sich geändert, ich erlebe es als Urgroßmutter. Eigentlich will ich Ihnen ein Gedicht schicken, datiert von 1884, verfasst von einem Dorfdichter aus meinem Heimatdorf. Ich schicke Ihnen eine Abschrift, ich besitze das Original, es ist aber sehr schwer leserlich. Ich kann es Ihnen einscannen, wenn Sie wollen. Was man damals für moralisch hielt und was für unmoralisch – sehen Sie selbst!

Bürgerausschußwahl/Was kürzlich ist bei uns geschehn/Das klinget dumpf und hohl./Wer dies getan, ist nicht weit her,/Den plagt die Dummheit wohl./Weil einer hat 5 Weiber gewählt/Zur Bürgerausschußwahl/Braucht man jetzt keine Männer mehr/In unserem Rathaussaal./Die Weiber schreien überlaut/Man hörts von fern und nah:/„Vivat, wir sind jetzt obenauf,/Wie in Amerika!“/Ein böser Bube treibt sein Spiel/Geheim, mit frecher List./Doch trauen darf er nicht zuviel/Daß man ihn nicht erwischt!/Wer wird wohl dieser Bube sein?/So mancher bei sich spricht./Wird Vielen in Gedanken sein,/Nur sagen darf mans nicht./Gedanken sind ja alle frei,/Sie zahlen keinen Zoll./Daß so a schlechte Lumperei/Man noch verhehlen soll?!/Und haben wir in unsrem Ort/So grundverdorbne Leut,/So sag ich künftig nimmermehr/Wo meine Heimat sei!/(Rechtschreibung beibehalten) – Erika Albert

 


 

 

Leserbriefe zu „Gleiches Rederecht für alle?“ Streit von Katharina Fegebank und Bernd Lucke

 

Um es gleich vorweg zu sagen: Katharina Fegebank, die grüne Wissenschaftssenatorin ist nicht ministrabel. Ihr fehlt es an exekutiven Sach- und Fachwissen, an für ihr Amt nötiger Rechtskenntnis. Und – was wohl weit schlimmer ist – sie redet ideologisch motiviert und macht sich im Interview auch dessen schuldig, was sie selbst angreift: Einseitigkeit, die zum Meinungsterror führen kann. Einseitigkeit, die in Echoräumen um sich greift. Aber der Reihe nach. Die Einstiegsfrage zeigt auf den Punkt: Gefährdung von Rede – und Wissenschaftsfreiheit an deutschen Universitäten. Die Titelfrage ergibt sich dann wie von selbst: Gleiches Rederecht für alle? Rede – und Wissenschaftsfreiheit bedingen einander. Wer Rederecht ideologisch motiviert einschränkt, gefährdet selbstverständlich die Wissenschaftsfreiheit. Diese Gefährdung ist zweimal dokumentiert: Die Antrittsvorlesung und die Mittwochs – Veranstaltung Luckes in der darauf folgenden Woche.

Zu Beginn des Interviews verurteilt Fegebank Übergriffe “aufs Schärfste”. Diese Verurteilung von Übergriffen fehlt aber in der gemeinsamen Verlautbarung von Universitätsleitung und der zuständigen Wissenschaftssenatorin Fegebank. Bei der Frage der Durchsetzung der Wissenschaftsfreiheit in der Lehre verstrickt sich Fegebank argumentativ. Dabei ist die staatliche Garantie der Lehre (Wissenschaftsfreiheit) doch von der zuständigen Senatorin zu verantworten. Stattdessen weicht sie aus mit Verweis auf unterschiedliche Positionen, die man “ertragen muss”, wie in der Verlautbarung nachzulesen. Allerdings stellt sich das, was sie als “Position” von Aktivisten bezeichnet, die man “ertragen muss”, in der Realität als übler Krawall heraus (Störmanöver mit “Nazis raus” und lärmende Dauerbeschallung). Ihr Hinweis auf ein Missverständnis. das bei Lesern der Verlautbarung liege, ist allerdings am Text der Verlautbarung als vorauseilendes Bekenntnis zur Legitimation der “Störer” der Lucke – Veranstaltung erkennbar. Krawall wird so zur legitimen Protestaktion uminterpretiert. Wörtlich heißt es dort: “diskursive Auseinandersetzung”. Notabene: So etwas schreiben die Universitätsleitung und die zuständige Senatorin, deren Pflicht es ist, Lehrveranstaltungen zu garantieren. Tatsächlich gibt es aber von Fegebank kein Eingeständnis ihrer Unfähigkeit, unmissverständlich zu formulieren, sondern:

“Wenn das erste Statement falsch verstanden wurde, dann ist das bedauerlich”. Auf der Uni -Website darf aber weiterhin mit Aussagen des ASTA gegen Lucke gehetzt werden, er habe rechtsradikale Strömungen in der frühen AfD geduldet. Auch als Lucke diese Vorwürfe entkräftet bzw. ad absurdum führt, wird dessen politisch motivierte Kritik an der Eurorettung, an unqualifizierter Zuwanderung, von Fegebank als “Delegitimierung der Demokratie” diskreditiert. Als ausschlaggebend dafür genügt ihr Luckes Hinweis, “dass der Vertrag zur Euro -Rettung so schnell durch den Bundestag gepeitscht wurde, dass die Abgeordneten ihn noch nicht einmal lesen konnten”. Jetzt kommt es zum Showdown. Lucke pointiert Fegebanks “Delegitimierung der Demokratie”, indem er die Senatorin mit der Frage nach seiner Verfassungstreue konfrontiert und sie zur Klärung um Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen ihn bittet. Eine Dokumentation der Entkräftung der gegen ihn vorgebrachten Vorwürfe habe er bereits dem Präsidenten und dem ASTA zur Verfügung gestellt. Er betont auch weiterhin seine Gesprächsbereitschaft. Unglaublich, aber wahr. Fegebank macht ihm den Vorwurf der Parteigründung (Vgl Art. 21 Abs. 1 Satz 2 GG), weil diese Partei “heute einen rechtsextremen Weg geht”.

Obwohl Lucke auf den Vorwurf nationalkonservativer Unterwanderung die AfD verlassen hatte, sieht Fegebank ihn in der Verantwortung für politische Veränderungen in der AfD nach seinem Abgang. Wenn mir mein Auto bei Kilometer 10.000 gestohlen wird, bin ich dann verantwortlich für das Auto, wenn es bei km 100.000 vom Weg abkommt? Im Fokus des Interviews steht das Thema Rederecht/Wissenschaftsfreiheit. Also geht es zum Schluss auch um die berühmt – berüchtigten Grenzen des Sagbaren. Nachdem Fegebank vergeblich versucht hatte, Lucke sprachliche Verfehlungen nachzuweisen, die den Krawallen, den z.T. gewaltsamen Angriffe gegen ihn Plausibilität verleihen sollten, wird endlich zum “Meinungsterror” von Linksaußen übergeleitet. Die von Fegebank als “Störungen” bezeichneten studentischen Krawalle, die statt dem Rederecht zu dienen, “Meinungsterror” ausübten, führen weiter zur Frage, welche Protestaktionen denn nun als legitim anzusehen seien. Und tatsächlich, hier kommt zum Vorschein, was bereits vorweg das Urteil über Fegebanks Qualifikation als Senatorin bestimmte: Fehlende Kompetenz in rechtlichen Angelegenheiten. Was gilt für diese Senatorin also – in der Universität, während einer Vorlesung, als legitimer Protest? “Natürlich kann da zum Beispiel jemand sitzen und stumm ein Schild hochhalten”, befindet sie (Nur nebenbei: Sind die Worte auf dem Schild egal?) Der naheliegende Einwand, dass heute Vorlesungen Raum lassen für Fragen, für eigene Statements, bietet sich hier an. Dazu Lucke: “Und wozu Transparente, wenn Gesprächsbereitschaft da ist”? Als Fegebank wieder einmal einen Entlastungsversuch in eigener Sache unternimmt, jetzt, um sich nicht zu den Lucke diskrimierenden Schmierereien an der Uni zu erklären, ist “Verrohung der Sprache”an der Reihe. An Hamburgs Uni geht’s aber nicht allein um Sprache, um deren Verrohung. Tatsächlich geht es hier um Meinungsterror von weit links, von linksaußen. – Klaus D. Lubjuhn

 

Mir ist völlig unverständlich, dass die Wissenschaftssenatorin und der Präsident der Hamburger Universität nicht dafür gesorgt haben, dass den Studenten von Anfang des Semesters an eine Alternative für die Pflichtvorlesung Makroökonomie II von Bernd Lucke angeboten wurde. Es war ja damit zu rechnen, dass es bei der Rückkehr des AfD-Gründers an die Universität zu Protesten kommen würde. Es hätte zur Deeskalation beitragen können, wenn die Studierenden der Volkswirtschaft nicht gezwungen gewesen wären, eine Pflichtveranstaltung bei Herrn Lucke zu besuchen. Es ist bemerkenswert, dass der AfD-Gründer im Zeit-Interview seine früheren Äußerungen von der „Entartung des Parlamentarismus“ und vom „sozialen Bodensatz“ , den die Zuwanderer bilden, auch heute noch verteidigt. Natürlich muss Herr Lucke seine Vorlesung ungestört halten können. Die Studierenden müssen aber auch die Chance haben, ihre Kenntnisse Makroökonomie II bei einer Alternativveranstaltung zu erwerben. – Winfried Wolf

 

Die Äußerungen von Frau Fegebank in dem Streitgespräch zwischen ihr und Herrn Lucke in der aktuellen Ausgabe der ZEIT Nr. 45 vom 30.10. 2019 lassen mich an der intellektuellen Redlichkeit unserer Wissenschaftssenatorin zweifeln. Statt ihm als oberste Dienstherrin einen ungestörte Vorlesungsablauf zuzusichern, wirft sie Herrn Lucke die Gründung der damals Eurofeindlichen AFD vor, die sich dann später zu einer rechtsnationalen, schließlich in Teilen völkischen Partei entwickelt hat, als Lucke ihr bereits den Rücken gekehrt hat. Fakten, die die Verfassungstreue von Lucke anzweifeln lassen, bleibt sie schuldig. Die Gründung einer Partei ist das Recht jedes Bürgers, die Partei verfolgte damals keine verfassungsfeindlichen Ziele. Andererseits grenzt sie sich nicht entschieden gegen Störer des Universitätsbetriebes ab, wenn sie ein gewisses Maß an Störung der Vorlesung in Luckes Fall zu akzeptieren scheint.

Während des Gespräches fühlte ich mich an die Zeit des Radikalenerlasses erinnert, wo man damals(in den 70er Jahren) links denkende Professoren mit Gesinnungsschnüffelei in eine Position manövrierte, die sie für die Lehre als ungeeignet erscheinen lassen sollte. Dies hat damals manchen Lebensweg nachhaltig zerstört und sollte nicht mit umgekehrten Vorzeichen wieder aufleben. Es ist wohl so, dass unsere Politik es versäumt hat, Leute wie Höcke und ihre Hintermänner in die Schranken zu weisen und so versucht man sich an Leuten wie Lucke. Die Freiheit von Forschung und Lehre sind essentiell für den Fortbestand der Dermokratie. Mit dem in dem Gespräch aufscheinenden Verständnis für diese Freiheit von Forschung und Lehre habe ich Zweifel daß Frau Fegebank diese unvoreingenommen verteidigt auch für Menschen, die politisch nicht ihre Position vertreten. Dies halte ich für fatal. – Dr. Michael Funck

 

Ich habe den Dialog zwischen Frau Fegebank und Herrn Lucke mit Interesse gelesen. Meine Hochachtung vor Frau Fegebank! Sie urteilt nicht vorschnell, erlaubt Zweifel und gibt Fehler zu. Herr Lucke, typisch Mann, hat aus seiner Sicht nichts, aber auch gar nichts falsch gemacht, die „anderen“ haben „seine“ AfD radikalisiert. Ach ja? Gerade ihm hätte es gut angestanden, eigene Fehler zu erkennen. Wir brauchen in der Politik Menschen, die reflektiert handeln und auch einmal Entscheidungen revidieren können. Ein Disziplinarverfahren gegen Herrn Lucke, von ihm selbst gefordert, ist absurd: Das gibt nur ihm und der ins rechte Eck abgedrifteten Partei eine neue Bühne. Richtig, dass Frau Fegebank das abgelehnt hat! – Barbara Epple

 

Manche verwechseln „seine Meinung nicht (mehr) äußern dürfen“ mit „andere nicht (hemmungslos) beschimpfen und beleidigen dürfen“. – Prof. Dr. Manfred Wespel

 

Die Position von Frau Senatorin Fegebank hatte ich fast so erwartet wie sie dann auch formuliert wird. Nach anfänglicher Zurückhaltung und erster Einsicht wird der Disput von ihr immer deutlicher von einerseits formalistischen – “ich kann diese Frage als Wissenschaftssenatorin nicht beantworten” “ich sehe dafür keine Notwendigkeit” – und andererseits politischen Entgegnungen – “Sie haben eine Partei gegründet, die schlimmen Entwicklungen den Weg bereitet hat.” – getragen. Insbesondere die politischen Antworten verraten m. E. einmal, wie wenig Frau Fegebank bereit ist, sich wirklich inhaltlich mit dem Standpunkt von Prof. Lucke auseinanderzusetzen. Ich habe mir nach mehrfachem Lesen vorgestellt, wir ihre Stellungnahme wohl ausgefallen wäre, wenn ein Redner ihrer politischen Provenienz auf diese Weise niedergebrüllt worden wäre…. – Gerd Hauth

 

Die Randalierer, die in letzter Zeit an verschiedenen Universitäten Lehr- und Vortragsveranstaltungen gesprengt und Dozenten bedroht haben, sind ganz überwiegend keine Wissenschaftler und sind erst recht nicht von wissenschaftlichen Motiven geleitet. Sie nutzen das Forum und die Freiheiten des Wissenschaftsbetriebes genauso skrupel- und hemmungslos wie die Hooligans, die Großveranstaltungen wie Fußball-Bundesligaspiele zum Ausleben ihrer Aggressionen missbrauchen, ohne dass sie auch nur im Geringsten an dem Sport, den sie durch ihr Gebaren massiv beschädigen, interessiert wären. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Es ist erschreckend, wie die grüne Wissenschaftssenatorin Frau Katharina Fegebank in dem Streitgespräch mit Herrn Lucke versucht, nur ihre Wahrnehmung als einzig richtige Darstellung gelten zu lassen. Gerade diese Art der linksgrünen Meinungshoheit führt an Hochschulen zu schlimmen Verwerfungen. Beispiel: Der angesehene emeritierte Gehirnforscher Prof. Wolf hatte jahrelang Vorträge an der Magdeburger Otto von Guericke-Universität gehalten. Seine Vorlesungen beim „Studieren ab 50“ waren in jedem Semester voll besetzt. Spaßig, verständlich, niemals aggressiv begeisterte er sein älteres Publikum. Im neuen Semester wurde ihm keine Gelegenheit mehr gegeben, Vorlesungen zu halten. Mit fadenscheinigen Begründungen wurde das erklärt, trotz Einspruch beim Rektor und auch beim Wissenschaftsminister. Vorausgegangen war ein Vortrag von Prof. Wolf, den er auf Einladung der Studentengruppe der AfD der Universität gehalten hatte und der von linken Studenten derart gestört wurde, dass der Vortrag abgebrochen werden musste, obwohl es in dem Vortrag um eine rein wissenschaftliche Darstellung der Funktion des menschlichen Gehirns ging.- Diese Art der linken Meinungshoheit führt leider auch zu einem eigenartigen Opportunismus an Hochschulen und zu nicht gewünschtem Wahlverhalten. – Georg Brandes

 

Vielen Dank für diese Streitgespräche, nichts ist nötiger für den Zusammenhalt in unserem Land wie eine Streitkultur, die den Namen auch verdient. Immer wieder tauchen in den Medien und den sozialen Netzwerken aus dem Kontext gerissene Zitate auf, die den politischen Gegner diskreditieren sollen und die Stimmung anheizen. Das sich auch Frau Fegebank dieser Praxis bedient und Herrn Lucke sinnzerstörend zitiert „ Zuwanderer Bodensatz der Gesellschaft/ Entartung des Parlamentarismus und Demokratie“ schockt mich als Grünenwählerin besonders. Kann ich denn niemanden mehr trauen? – Ellen Röttgen

 

Vielen Dank für die Übersendung des Streitgesprächs zwischen der Bürgermeisterin Fegebank und Professor Lucke. Hierzu sende ich Ihnen einen Leserbrief. Über einen Abdruck würde ich mich freuen. Mit Interesse las ich die Niederschrift vom Streitgespräch zwischen der Bürgermeisterin meiner Heimatstadt Fegebank und Professor Lucke. Ihre Leser können sich vorstellen, wen ich für den klaren Gewinner halte. Allerdings hat dieser nach meiner Meinung den Fehler begangen, eigene Fehler nicht zuzugeben! Für mich ist klar, dass wir liberalen Gründer bzw. frühen Unterstützer der einstigen „Europartei“ nicht nur die Unterwanderung durch die Rechtsradikalen zu spät bemerkt haben, wir hatten auch zu spät reagiert als wir es bemerkten.

Leider wurde weder von den Kontrahenten noch von der ZEIT der Beitrag der Medien zu der Unterwanderung der AfD angesprochen, einschließlich der Ihrer Zeitung. Unmittelbar nach Gründung der „Ein-Themen-Partei“ wurde sie erst von den Politikern, die den Argumenten gegen die vertragsbrüchige Eurorettungspolitik kaum etwas entgegenzusetzen hatten, und dann auch von der Mehrheit der Medien, in die rechte Ecke geschoben. So wurde auch ich, der vorher in der Öffentlichkeit als BDI-Präsident ein klares Image als Liberaler hatte, der sich als langjähriges Mitglied von Amnesty International immer wieder für Freiheit und Menschenrechte eingesetzt hatte und der die Globalisierung als Segen für die Menschheit propagierte, von den Medien als Chauvinist, Rechtsaußen und Nationalist abgestempelt. Völlig grundlos wurde uns schon damals Absurdes unterstellt: Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Homophobie u.a.m. Wir hatten uns, Lucke vorneweg, immer dagegen gewehrt. Aber das Etikett, einmal angeklebt, blieb nicht nur an der Partei heften, es wurde für bare Münze genommen und zog dann auch die entsprechenden Leute an. Als wir vor fast fünf Jahren aus der AfD flüchteten, erhielt ein anderer Europaabgeordneter und ich Morddrohungen einer „AFD ARMEE FRAKTION“ per Post. Verglichen mit der Reaktion auf die jüngsten Drohungen gegen Frau Roth und Herrn Özdemir war die Betroffenheit bei Behörden und Medien gleich Null. Auch die Angriffe gegen Professor Lucke und die Reaktionen darauf zeigen mir, wie unterschiedlich auf Terror von links und von rechts bei uns reagiert wird. Ich mag mir kaum vorzustellen, was in Hamburg los wäre, wenn eine „grüne“ Professorin von „rechten“ Protestlern so angegangen worden wäre wie Professor Lucke von der Antifa. – Hans-Olaf Henkel

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „63 % der Deutschen glauben, man müsse sehr aufpassen, wenn man seine Meinung öffentlich äußert“ von Jens Jessen et al.

 

Die Antwort auf die Frage, mit der Sie heute DIE ZEIT ankündigen, ist ganz klar „nein“. Jeder Mensch darf hier jederzeit und an jedem Ort meinen, was er will. Aber Sie meinen ja gar nicht die Meinungsfreiheit, sondern, wie Sie auch schreiben, die Freiheit, eine Meinung überhaupt und dann noch ohne sich selbst oder andere zu gefährden oder auch anderen zu drohen, äußern zu dürfen oder zu können, sei es mündlich oder schriftlich. Diese (Meinungs)Äußerungsfreiheit, ein kaum verwandter Begriff, ist, wie DIE ZEIT ausführen wird, nicht so selbstverständlich. Ich selbst habe aber vor allem Probleme mit der (Meinungs)Äußerungsmöglichkeit, ein anderer wenig verwandter Begriff. Damit meine ich die Möglichkeit, meine Meinung oder einen Sachverhalt, den ich für wichtig und auch für andere von Interesse halte, in kleiner oder großer Öffentlichkeit vortragen oder gar erörtern zu können. Ihnen steht DIE ZEIT zur Verfügung und Sie haben viele andere Möglichkeiten, ich nicht. – Prof. Dr.-Ing. Robert Seckelmann

 

Zu Ihren Berichten am 30. Oktober („Mund verbieten?“) über die Verhinderung von Vorlesung bzw. Vortrag in Hamburg und Göttingen sowie Jens Jessens Beitrag im Feuilleton sei angemerkt, dass leider das Fundament unserer demokratischen Ordnung erodiert, nämlich die Unterscheidung zwischen der Person (dem „Täter“) und der Handlung bzw. Meinungsäußerung (der „Tat“). Auch vor Gericht – sogar vor dem „Jüngsten Gericht“ Gottes, siehe Jesu Umgang mit der Ehebrecherin – stehen die Sünden (Taten), und bestraft wird nicht der Sünder (der Täter), für dessen Würde sich jeder Richter (gegen Tendenzen zur Selbstjustiz) zu interessieren hat. Hier erst beginnt die vielbeschworene Toleranz einer Gesellschaft: Wenn es den „Gegner“ schmerzt und schier unerträglich wird! Verschiebt sich also der Zorn von den widerstrebenden Meinungen bzw. Taten hin zur Gewalt gegen den Widerpart persönlich (und Verhinderung von Meinungsäußerung ist bereits Gewalt, wie schon Kinder in Schulen in allen Aufklärungsunterrichten zur Vermeidung von Mobbing lernen), zerstören Feinde der Demokratie unsere zivilisatorischen Grundfesten. Eine Ohrfeige einer Beate Klarsfeld, eine Torte gegen Sahra Wagenknecht, ein Eierwurf auf Helmut Kohl und eine Verhinderung eines Vortrags Lothar de Maizières sind Gewalttaten, weil sich diese gegen Personen richten; damit agieren die Attentäter nicht anders als ihre vermeintlichen politischen Gegner. – Halkert Sach

 

Mich stimmt es sehr nachdenklich, dass die Meinungsfreiheit dieser Tage als derart „gefährdet“ betrachtet wird. Womöglich verstehe ich auch Ihre Analyse nicht. Mir fehlt es vor allem an einer empirischen Grundlage, die die gefühlte Einschränkung belegt. Natürlich ist es bemerkenswert, wenn ein Prof in einer Uni nur unter Polizeischutz seine vorlesung durchführen kann. Allerdings waren es sonst nur 3 Vorfälle, die zufälligerweise in wenigen Tagen stattfanden. 3 sind ein Trend? Das würde ich hier nicht gelten lassen. Die Unkultur im Internet ist ebenfalls etwas, was sich seit Jahren entwickelt, die Polarisierung nimmt sicherlich zu, aber damit wird die demokratische Debattenkultur negativ beeinflusst – nicht die Vielfalt an Meinungsäußerungen. Dass diese nicht miteinander korrespondieren bzw. immer weniger dialogbereit sind, würde ich in sozialen Medien ebenfalls beobachten. Doch gerade dort ist Meinungspluralismus vorhanden, sogar in einer besorgniserregenden Breite.

Die Grenzen werden verschoben, hier wird sich geäußert so weit es geht, sodass unsere Gesellschaft die Grenzen des Sagbaren seit Jahren neu aushandelt. Dies leider nicht per rationalem Diskurs sondern häufig in emotional geführten Kleindebatten. Und wenn die drei prominenten Meinungsbildner schon als Beleg genannt werden, dann ist auch zu berücksichtigen, dass sie gleich darauf von Massenmedien eine Bühne geboten bekommen haben, um sich zu äußern. Wiederum mag dies keinen Hörsaal ersetzen, dennoch ist gerade für Multiplikatoren wie Herrn Luke die Möglichkeit gegeben, ihre Meinung sogar einem breiten Publikum mitzuteilen. Wie gesagt, mir scheint diese Debatte zu wenig Substanz zu enthalten, um tatsächlich eine Gefähdung der Meinungsfreiheit belegen zu können. Unsere demokratische Debatten sind es dafür umso mehr. – Julian Mertens

 

Zu Ihrem Titel am Reformationsfest („Meinungsfreiheit“): Ihr Titel wurde mein Predigtthema. Das Sonntagsevangelium erzählt am 3. November vom sozial geächteten, ungeliebten kleinen Zöllner und Betrüger Zachäus, bei dem Jesus zu Hause einkehrt und durch seine skandalöse personale Zuwendung die Umkehr des Sünders bewirkt. Jesus achtet jeden Sünder als Kind Gottes in seiner gottgewollten Menschenwürde und ächtet mit ihm gemeinsam (zu Hause beim gemeinsamen Festmahl!) die Sünde – das ist Erlösung. Gott unterscheidet zwischen der zu respektierenden und tolerierenden Person, die niemals ausgegrenzt, beleidigt, in der Ehre verletzt oder gemobbt werden darf (das wäre Gewalt), und ihren Taten bzw. Sünden, um die zünftig und derbe gerungen werden mag (das ist demokratische Streitkultur). Jesus hat niemandem Redeverbot erteilt, vielmehr aß und trank er mit den Verfemten, herzte und küsste sie; das erst führte zu einem Umdenken beim „politischen Gegner“. In welchem Parteiprogramm finden wir diesen Ansatz der Meinungsfreiheit heute wieder? – Pater Jose Manthara

 

Sehr geehrter Herr Giovanni di Lorenzo, in der Talk-Show mit Markus Lanz vom 31.10.19 haben Sie sich dafür eingesetzt, dass im politischen Diskurs abweichende Meinungen angehört und nicht pauschal ausgegrenzt und abgewertet werden sollten. Dieser Einstellung kann ich nur beipflichten, und ich fand es gut, wie Sie Ihre Ansichten dort so dargestellt und vertreten haben. Leider ist Ihnen als häufig zurecht bezeichneter „Meister der Zwischentöne“ dabei jedoch an einer Stelle ein Satz herausgerutscht, der m.E. doch ein hässlicher Misston war. Sie sprachen als Beispiel für abweichend geäußerte Meinungen z. B. bei Familienfeiern von einem „komischen Onkel, der die Ostgebiete wiederhaben wollte“. Ich schließe aus dem Kontext, dass es sich bei dem „komischen Onkel“ nicht um einen verbohrten Ewiggestrigen oder Nazi gehandelt hatte, sondern z. B. um einen Ostvertriebenen, der zusammen mit über 12 Millionen Leidensgenossen 1945 und danach aus seiner Heimat, in der seine deutsche Familie zum Teil seit über 800 Jahren lebte, aufgrund des perfiden Plans des Massenmörders Stalin und unter Billigung der Westmächte zugunsten von polnischen Neusiedlern vertrieben wurde.

Eine Frage: Was ist daran komisch, wenn ein Vertriebener mit seinem Schicksal hadert und leidet, für das er keine individuelle Schuld erkennen kann? Wo bleibt da die Empathie mit den Entrechteten und Geschundenen einer „ethnischen Säuberung“ in einer Größenordnung, wie sie in der Weltgeschichte vorher noch niemals stattgefunden hat? Eine vergleichende Denkaufgabe für Sie als Deutscher mit italienischem Familienhintergrund: Wie würden Sie es historisch und politisch bewerten, wenn z.B. Norditalien mit Florenz, Venedig, Padua,Triest etc. als Entschädigung und Wiedergutmachung für Mussolini und die Verbrechen des italienischen Faschismus von Italien abgetrennt und 1945 Österreich und Jugoslawien zugeschlagenen worden wäre, unter kompletter Vertreibung der italienischen Bevölkerung und mit Neuansiedlung von Österreichern, Slowenen und Kroaten? Sofern dann Ihr gen Süden vertriebener italienischer Onkel mit diesem Schicksal hadern sollte und wieder in seine angestammte Heimat zurück möchte, würden Sie ihn dann auch als „komisch“ bezeichnen? – Dr. Christian Gerth

 

Meine Anerkennung zur Wahl Ihres Titelthemas: Danach sind 63 Prozent der Deutschen davon überzeugt, dass man in Deutschland nicht alles öffentlich äußern könne. Wie wahr. Im Grundgesetz steht zwar anderes, angenehmeres, als wir in der Alltagsrealität in diesem geistig besetzten, gelähmten Land erfahren. Wehe, man schafft es, sich medienwirksam politisch unkorrekt zu äußern. Wenn Sie dieses Thema vertiefen wollen, dann wären Recherchen zum Schicksal jenes auch Ihnen bekannten früheren RAF-Mitglieds empfehlenswert. Bekanntlich wandelte er sich vom linken Saulus zum rechten Paulus – und auch seine Rechtsanwältin Scholz war nicht mehr zu retten… Besonderen Dank für den Beitrag von Katja Gloger zu Michael Gorbatschow – „Der Mann, der Gorbi war“. Dankenswert, dass man sich seiner so ausführlich innert. Doch eines verwundert den Leser, wenn in der vorletzten Spalte vom Jungen Gorbatschow geschrieben wird, dass er mit 12, 13 oder 14 Jahren vor einem Erschießungskommando der Wehrmacht und der SS zu verstecken war.

Ein doch damals unbekannter Junge aus eher einfachen Verhältnissen? Wenn – dann reichte ein Kommando und selbst eines wirkt im Bericht unglaubwürdig. Das sollte uns Frau Gloger noch genauer erklären. Wir wissen ja: Vae victis ! Frau Glaugers Schlußsatz, dass es keinen Weg zurück gäbe: „Man möchte ihm gern glauben. Und darf es nicht.“ Wie das? Gehört Ihre Autorin etwa zu jenen 63 Prozent? Zum Foto auf Seite 23 Wirtschaft: Die Geister, die er rief. Die neue Chefin der Europäischen Zentralbank erbt von ihrem Vorgänger eine völlig enthemmte Geldpolitik. Man hätte gern erfahren, welcher Hochgradloge jener so diskret lächelnde Herr Mario Draghi angehört. Hätte man seine Geldpolitik vor seinem Amtsantritt prophezeit – man wäre als Verschwörungstheoretiker niedergeschrien worden… – Peter Götz

 

Würde jedermann, gefragt oder ungefragt, seine wirkliche Meinung äußern, ich meine damit wirklich aussprechen, was er denkt, wäre das das Ende jeder Gesellschaft. Eine Gesellschaft lebt durch und von Konventionen. So gesehen war es immer schon riskant, seine (wahre) Meinung öffentlich zu äußern. Waren aber bislang Sanktionen nur im Freundeskreis, am Arbeitsplatz oder auch in der Familie zu befürchten, so hat sich das durch das Aufkommen der „asozialen“ Medien rapide geändert. Durch das Internet, von mir noch 2010 mit dem Beginn des arabischen Frühlings enthusiastisch begrüßt, entdeckten zuvörderst junge Leute in den arabischen Ländern die Freiheit. Das Ergebnis ist bekannt. Heute sehe ich das Internet, trotz unbestreitbar auch positiver Erkenntnisse, sehr kritisch. Schuld daran sind Facebook, Twitter etc., die es Menschen ermöglichen, ihre niederen Triebe auszuleben.

Ich habe vor gut 50 Jahren mal einen politischen Leserbrief in einer Tageszeitung veröffentlicht. Ich bin dafür am Telefon anonym massiv beschimpft worden. Es war einer, der sich die Mühe machte, zum Telefon zu greifen. Heute würde es wahrscheinlich Beschimpfungen und Drohungen hageln. Ja, es ist tatsächlich gefährlicher geworden, seine Meinung öffentlich zu äußern. Ich glaube auch nicht, da bin ich, sonst durchaus positiv denkend, äußerst pessimistisch, dass sich das ändern wird. Mit politischen, religiösen, weltanschaulichen Fundamentalisten lässt sich kein sachlicher Diskurs führen. Das Internet trägt per Saldo nicht zum Fortschritt demokratischer Freiheiten bei, sondern es gefährdet sie. – Udo Iffländer

 

Belustigt las ich heute morgen auf der aktuellen ZEIT die Überschrift, derzufolge 63% (?) aller Deutschen meinen, man müsse in unserem Lande mit öffentlichen Meinungsäusserungen vorsichtig sein. Unter denen, die sich so geäussert haben, mögen natürlich auch ein paar Linksextremisten sein, die das eher im Sinne einer Drohung „gegen Rechts“ verstanden wissen wollen. Die allermeisten aber dürften es anders gemeint haben. Ich frage mich (*), ob die ZEIT im zugehörigen Artikel wohl zu der naheliegenden Schlussfolgerung gelangt, dass diese (ca.) 63% – also nahezu 2/3 der Bevölkerung- Meinungen haben, die so weit ausserhalb des aktuell politisch korrekten Meinungskorridors liegen, dass sie sie – zur Vermeidung gesellschaftlicher Ächtung und/oder materieller Nachteile – lieber NICHT öffentlich äussern.

Oder liegt diese Möglichkeit GANZ ausserhalb des internationalsozialistisch verengten Denk-Korridors der ZEIT-Redaktion? Zumal ja – zugegeben – immer noch viele Wähler ihr Kreuzchen an altgewohnter Stelle machen. Brecht meinte, so verführen nur die dümmsten Kälber. Aber die Lemminge bilden sich ja anscheinend auf Grund ihrer Wahrnehmungen durchaus ketzerische, unsagbare Meinungen. Nur dass viele, viel zu viele, es angesichts der linksgrünen ideologischen Stalinorgeln nicht fertig bringen, aus ihrer Meinung die einzige logische Konsequenz zu ziehen. Lieber lassen sie sich im politkorrekten Trott wider bessere Einsicht ins Verderben führen. Mit meinen besten Wünschen für den weiteren Niedergang der „Qualitätspresse“. (*) Meine Neugier ist freilich nicht so gross, dass ich der ZEIT den Kaufpreis für eine Ausgabe in den Rachen werfen würde. Viel zu lange (bis vor ein paar Jahren) habe ich habe dieses Propagandablatt als Abonnent unterstützt. –Reiner Arlt

 

Mit großem Interesse habe ich die letzte Ausgabe der ZEIT gelesen, vor allem das Titelthema mit dem Streitgespräch zwischen Bernd Lucke und Katharina Fegebank und dem Artikel „Wer brüllt, gewinnt“ kamen für mich wie gerufen. Mein Name ist Nick Engelmann, ich studiere Politikwissenschaft und Soziologie an der Goethe-Universität in Frankfurt. In meinem Fachbereich der Gesellschaftswissenschaften erlebe ich fast täglich Bemühungen von einigen Teilen der Studentenschaft, gegensätzliche Meinungen zu tabuisieren oder als illegitim abzustempeln und so eine offene Auseinandersetzung auch mit kontroversen Standpunkten zu verhindern. Deshalb habe ich mich vorige Woche zusammen mit einigen meiner Mitstudenten entschlossen, etwas zu unternehmen und für den freien Diskurs einzutreten. Das Ergebnis ist: „Streitbar — Die Bewegung für offene, faktenbasierte Debatten“.

Wir verstehen uns als Gegenbewegung zu den genannten Tendenzen an deutschen Universitäten und wollen uns für den Austausch von gegensätzlichen Standpunkten im Sinne des demokratischen Zusammenlebens stark machen. Wir veranstalten wöchentliche Diskussionsrunden, bei denen im Vorfeld ein Thema abgesprochen und dann möglichst offen und kontrovers debattiert werden soll. Daneben sind auch weitere Aktionen geplant, z.B. größere Veranstaltungen mit Professoren, die in den jüngsten Ereignissen involviert waren. Wir stehen als Bewegung zwar noch am Anfang, sind aber davon überzeugt, dass es höchste Zeit ist, zu handeln. Gerne würde ich sie hiermit zu unserer nächsten Veranstaltung am Donnerstag, den 07.11.2019, um 16 Uhr im Seminarhaus des Campus Westend der Goethe Uni einladen, die thematisch an das Titelthema der ZEIT Ausgabe vom 30.10.2019 anknüpfen wird. Es soll um die Frage gehen, ob die Meinungsfreiheit und der offene Diskurs an der Goethe Universität und in der Gesellschaft bedroht sind. Bei Interesse und für mehr Informationen besuchen sie gern unsere Website auf www.streitbar.info. – Nick Engelmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie könnt ihr es wagen?!“ von Thea Dorn

 

Wie soll man die Contenance bewahren, wenn das Haus brennt und die Schaulustigen nur mit dem Kopf wackeln. Alle bisherigen Maßnahmen halten die Klimakatastrophe nicht auf. Was sollen die Kids denn für ihre Zukunft tun? Natürlich müssen sie die Biedermeier-Merkel- Gesellschaft aus ihrem Schlaf reißen. Sonst werden sie nicht einmal wahrgenommen. Gerade sie werden die Migration von Abermillionen erleben. Hunger, Elend, Krieg und Hitze eingeschlossen. Man muss es nur einmal zu Ende denken! – Dr. Herbert Zimmer

 

Frau Dorn hat einen in mancher Hinsicht stimmigen, dann aber auch wieder unzulänglichen und verkürzten Beitrag verfasst. Die Gegenüberstellung von respektvollem Gespräch auf der einen Seite, „Totschreien“ und Nicht-zu-Wort-kommen-lassen auf der anderen ist treffend. Auch die Kritik an der Blockade ist berechtigt. Es zeugt von Doppelmoral, wenn man die eigene kompromisslose Blockade von der Meinungsfreiheit gedeckt sieht, die andere Seite dadurch aber gar nicht zu Wort kommt. Wo Frau Dorn auch recht hat: Es wird oft mit zweierlei Maß gemessen. Menschen gucken sich nicht die Aktion an und fällen dann ein Urteil über die Aktivisten, sondern gucken sich die Aktivisten an und fällen dann ein Urteil über die Aktion (je nach dem, ob sie die Positionen der Leute teilen). Ich sympathisiere mit den Forderungen der Göttinger Aktivisten, doch ich verurteile die Form des Protests.

Dabei darf aber nicht vergessen werden: Die Blockierer haben das Recht zur Blockade und zur Verzögerung der Veranstaltung. Scharfer Protest muss erlaubt sein. Meinungsfreiheit konsequent zu Ende gedacht wäre dann aber, nachdem man die Aufmerksamkeit genossen hat, den Herrn de Maiziére sprechen zu lassen. Hier beginnen meine Probleme mit Thea Dorns Beitrag: 1. Sie stellt diese Möglichkeit nicht heraus, sondern impliziert, dass die Blockade grundsätzlich nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt sei (bei zeitlicher Begrenzung ist sie es mit Sicherheit!). 2. Sie bezeichnet die FridaysforFuture-Bewegung und ihre Positionen als „radikal“. Das gilt aber nur im Vergleich mit der Trägheit der üblichen Politik. Immerhin vertritt die Bewegung Positionen, die in der Wissenschaft schon lange Konsensforderungen sind. Man denke an Scientists for Future. Ist es wirklich so „radikal“, wissenschaftliche Ergebnisse in politische Forderungen umzusetzen? 3. Frau Dorn meint, es werfe „ein merkwürdiges Licht auf die Wissenschaftlichkeit der Klimawissenschaft“, „wenn regelmäßig betont werde, dass Angst oder gar Panik erkenntnisfördernde Faktoren seien.“ Was macht Frau Dorn sich für Illusionen? Dass Wissenschaft nur aus sich selbst motiviert ist, dass diejenigen, die Wissenschaft betreiben, nicht in der Realität leben? Natürlich sind die Menschen geleitet von einem Erkenntnisinteresse aus ihrer Wirklichkeit – wenn also Angst vor dem Klimawandel herrscht, überrascht es nicht, dass in diesem Bereich viel geforscht wird, dass hier ständig neues Wissen produziert wird. Das heißt doch nicht, dass dieses Wissen dann grundsätzlich weniger wert ist!

4. Frau Dorn spricht FridaysforFuture den „differenzierten, nüchtern abwägenden Blick auf die Wirklichkeit“ ab. Nun ja, sich die Klimaprognosen „differenziert und nüchtern“ anzuschauen führt vermutlich zu sehr ähnlichen Forderungen, wie die Bewegung sie stellt. Warum muss Frau Dorn sich als „Realpolitikerin“ inszenieren, wenn im Prinzip völlig klar ist, dass es so nicht weitergehen kann, dass die Versäumnisse der Politik (man denke an das Pariser Klimaabkommen und die Verfehlung der hier formulierten Ziele) uns noch lange verfolgen werden? Das „Nüchterne“ kann auch die Veränderung sein, nicht das Festhalten am status quo.
5. Frau Dorn schmeißt Antifa und FridaysforFuture implizit in einen Topf und kritisiert die gesamten Organisationen wegen einiger weniger Mitglieder. Weil einige Mitglieder einer Ortsgruppe, die wiederum wieder nur ein kleiner Teil der Bewegung ist und vermutlich auch nicht repräsentativ, der Bewegung als Ganze „How dare you“ entgegenzuschmeißen, da hat sie es sich leicht gemacht. – Linus Lanfermann-Baumann

 

Es ist peinlich, wenn eine Studierte Person sich öffentlich zu einem wissenschaftlichen Thema äußert, ohne auch nur die einfachsten Grundlagen studiert zu haben. Eine informierte und verantwortungsvolle Redaktion hätte Frau Dorn vor der Öffentliche Entblößung Ihrer völlige ignoranz bez. Klimawissenschaft bewahrt. Eine kurze Einführung in die Geschichte der Klimawissenschaft kann man lesen auf:https://en.wikipedia.org/wiki/History_of_climate_change_science.Ein kurzes Video über die Bahnbrechende Arbeit von Dr. James Hansen ist:https://www.youtube.com/watch?v=UVz67cwmxTM. Wenn man dann das Buch von Dr. James Hansen liest (“Storms of my grandchildren”) kann man ein Basiswissen erwerben um diese Dingen zu beurteilen. Das ist das Minimum, das von Studierte Menschen verlangt werden muss, bevor sie sich öffentlich zu einem Thema äußern. – Rick van Dullemen

 

Ein guter Artikel und ein gutes Plädoyer für einen offenen Geist. Der Satz: „Halte es nicht für ausgeschlossen, daß du dich irrst und dein Gegner im Recht ist.“, macht allerdings stutzig, bzw. zeigt wohl genau woran eine offene Debatte krankt. „Recht haben“, eine der wichtigsten Auszeichnungen für einen Deutschen. Das fängt im Straßenverkehr an, wenn man von anderen Verkehrsteilnehmern bis zur Gefährdung darauf hingewiesen wird, daß sie „Recht haben“ und es geht über die Klimadebatte, wo die einen „Recht haben“, daß die CO2-Steuer richtig ist und die anderen die Zertifikate für „richtig“ halten. Und es geht zu gesellschaftlichen Debatten, bei denen die einen „Recht haben“, daß der Markt alles richtet und die anderen „Recht haben“ mit einer Bürgerversicherung. Vor lauter „Recht haben“ wird vergessen zu diskutieren, eine Lösung zu suchen in der demütigen Erkenntnis, daß niemand die Wahrheit gepachtet hat und folglich keiner „Recht hat“. Wie weit könnte man kommen, wenn keiner mehr „Recht hat“ und im angeregten Diskurs Räume für Neues geschaffen würden… – Wolfgang Michel

 

Mit großem Interesse habe ich Ihr Titelthema als ganzes aber besonders o.g. Artikel gelesen! Ihre Sprache ist klar und erfrischend nüchtern. Besonders wichtig finde ich den Hinweis nicht mit zweierlei Maß zu messen! Genau das passiert nämlich ständig…und natürlich gespickt mit moralischem Anspruch auf ewige Gültigkeit. Wenn selbst öffentliche Beileidsmitteilungen nach einem Terroranschlag nur noch von denen stammen dürfen, die Frau Reschke für genehm hält (siehe Ihre Zeitung vor einigen Tagen), wird es schwer von gleicher und freier Rede zu sprechen. Dann wird gebrüllt…genau das mag Herr Stark zu recht nicht. – Oliver Schmidt

 

Abgesehen davon, daß auch ich es nicht gutheisse daß Menschen die eine andere Meinung vertreten daran gehindert werden zu sprechen finde ich es wirklich traurig mit welcher Abschätzigkeit über junge Menschen, die sich berechtigt sorgen um die Zukunft machen und dafür auf die Straße gehen geschrieben und gesprochen wird! Wer von einem „Haufen wohlstandsverwahrloster Kids“ spricht hat sich Bissher ganz offensichtlich nie die Mühe gemacht sich mit diesen jungen Menschen auseinanderzusetzen! Was mich aber wirklich immer wieder fassungslos zurücklässt ist die Aussage daß es sich um „Öko Radikalismus“ handelt. Nur ein Beispiel: die Fridays for Future worden einen Preis von 180€ pro Tonne co2 Ausstoß.

Das Umweltbundesamt geht davon aus daß die Kosten pro Tonne co2 180 Schaden verursacht. Andere Wissenschaftler gehen noch von viel höheren Kosten aus. Was ist jetzt also radikal daran, wenn gefordert wird daß derjenige der den Schaden verursacht diesen auch Bezahlen muß? Was ist denn die Alternative? Wenn 10€ angesetzt werden zahlt ja der Rest die Allgemeinheit. Ist das richtig? Ich habe nicht gehört, daß Fridays for Future das Autofahren verbieten will. Das währe wirklich mal radikal! 130 kmh auf der Autobahn- soll das Radikal sein? In Norwegen ist es 100 kmh, in vielen anderen Länder 120 kmh. – Andreas Dill

 

Da dies mein erster Kontakt mit Ihnen ist, sollte ich vorausschicken, dass ich Ihre Zeitung mit Interesse und Freude lese. Ich schaetze den langfristigen und tiefgruendigeren Fokus. Wie Sie sich denken koennen, ist der Grund meines Schreibens ein anderer: Der Artikel von Thea Dorn „Wie koennt ihr es wagen?!“ Ich moechte mich an Sie, in der Redaktion der Zeit, wenden und nicht an die Autorin: Mir scheint eine Zeitung (und hier insbesondere die Zeit mit ihren Projekten wie Deutschland spricht) ist in gewisser Hinsicht einer Social Media Platform nicht unaehnlich. Sie bietet eine Umgebung fuer politischen Diskurs. Eine solche Platform kommt, wie nun Facebook etc. schmerzlich lernen muss, nicht ohne redaktionelle Eingriffe aus. Auf Zeit Online werden regelmaessig Kommentare geloescht. Auch wenn Sie in der Ausgabe 45 die Meinungsfreiheit gross schreiben, werden Sie wohl nicht jedem uneingeschraenkt eine Platform bieten. Und vielleicht werden Sie auch dies hier nicht veroeffentlichen. Aber keine Sorge: Ich halte es nicht nur fuer ihr gutes Recht sondern fuer ihre Verantwortung.

(Weniger bezueglich welcher Meinung sie Raum geben, sondern vielmehr welche Debattenkultur sie unterstuetzen.) Nun, ich will Sie genau in diese Verantwortung nehmen, und fragen: Was hat Sie zur redaktionellen Entscheidung bewogen den Artikel von Thea Dorn zu veroeffentlichen? Welchen Beitrag zur Debattenkultur versprechen Sie sich davon? So transportiert Dorn mit ihrem Artikel, der sich vordergruendig um ihre Debatte mit Klimaaktivisten dreht, letztlich ihre Meinung ueber den Klimawandel und die sogenannten „Oeko-Radikalen“. In der ersten Haelfte des Artikels greift sie zwischen den Zeilen die Wissenschaftlichkeit klimatischer Modelle an. Nun, es stimmt: Humes Induktionsproblem bleibt bestehen. Wir wissen nicht, wie es wirklich kommen wird, bis es so oder so gekommen sein wird. Ich will nicht noch einmal aufrollen, dass es hinreichend Gruende gibt, sich Sorgen zu machen. Wenn also Dorn meint, dass es gut waere noch einmal die Gruende fuer die Sorgen von FFF zu ueberdenken,—anstatt sich mit Loesungsansaetzen auseinanderzusetzen—dann sollte sie eben diese Gruende offen darlegen und dies zum Thema ihres Artikels machen.Andererseits erinnert die ueberhebliche Verwunderung, dass man doch mit den Klimaaktivisten wirklich „zivilisiert“ reden kann an einen Kommentar, von Greta Thunberg: FFF zeigt sinngemaess auf das Feuer, das es zu loeschen gilt, und Thea Dorn bemerkt, dass man erstaunlicherweise wirklich mit den Aktivisten diskuttieren kann (anstatt sich um das Feuer zu scheren). Vor diesem Hintergrund scheint das anfaengliche Zitat ihres Freundes eher wie ein Trumpscher Re-Tweet. Sie hat es zwar nicht selbst gesagt, aber doch gemeint.

Die Zweifel an den Anliegen von Dorn nehmen zu, wenn in der zweiten Haelfte FFF, wohlbemerkt eine Bewegung, in Verbindung mit der ach so boesen Antifa gebracht wird. Abgesehen davon, dass dies eine unzulaessige Verallgemeinerung von einer Ortsgruppe auf die ganze Bewegung darstellt: Ist es nicht auch durch die Meinungsfreiheit gedeckt, wenn man ausdrueckt, dass einen erst die Polizei davontragen soll, bevor man einer bestimmten Person die Buehne ueberlaesst? Dorn insinuiert, in einem wie oben bemerkt problematischen Induktionsschritt, dass Bewegungen wie die Antifa oder FFF fuer ein Verbot einer Pegida-Demonstration oder eine Einschraenkung der Meinungsfreiheit waeren. Wie mir scheint, ist die empirische Basis hier deutlich schwaecher als fuer die Sorgen bezueglich des Klimawandels. Ich wuerde vielmehr annehmen, dass hier manche Bewegungen die moralische Pflicht einer Gegendemonstration saehen ohne dabei das Recht auf Meinungsaeusserung der anderen Partei in Frage zu stellen. Und dieser Haltung kann ich, solange der Protest gewaltfrei verlaeuft, durchaus etwas abgewinnen. Vielmehr entbehren Dorns unterschwelligen Verallgemeinerung und Insinuationen bezueglich FFF und Antifa einer empirischen Grundlage, als dass ihre Zweifel an der Klimakrise berechtigt waeren. Der Artikel scheint weder inhaltlich, noch der Form halber, ein wertvoller Beitrag zur Diskussionkultur zu sein. Auch regelmaessige Gaeste des ZDF sollten einer redaktionellen Pruefung unterzogen werden.– Arne

 


 

 

Leserbriefe zu „Mehr Ramelow wagen“ von Martin Machowecz

 

Sie haben natürlich vollkommen recht. Und anders gesagt, welche Wahl hat denn die CDU in Thüringen, wollte sie an die Macht zurück. Keine, also bleibt nur Die Linke. Und nun höre ich auch schon die Mahner und Warner. Die Linke ist doch quasi der Rest der SED, und die SED war doch quasi die „Volkspartei“ der DDR, und die DDR war quasi ein Unrechtstaat… usw. Blablabla. Unser Parteiensystem hat sich in den vergangenen 10 Jahren radikal verändert. Die Volksparteien des vergangenen Jahrhunderts gibt es per se nicht mehr. Einzig allein die CDU ringt noch um ihre Position in der Gesellschaft und in Deutschland. Sollte sie in Thüringen jedoch erneut auf ihre konservativen Wurzeln beharren und ihr Credo: Nein zur AFD und Nein zu Linken beibehalten, könnte dies vor allem in den neuen Bundesländern weitere Folgen haben. Ich kann der CDU nur wünschen, das sie ihre Komfortzone endlich mal verlässt und etwas neues und absolut total verrücktes wagt. Eine Koalition mit den brandgefährlichen Linken wäre so etwas. – Yves Pulst

 

Wer nichts wagt, der kann auch nicht gewinnen! Die AfD wird sich irgendwann einmal doch der Verantwortung stellen müssen, solange sie der „Frust- und Wechselwähler“, weiterhin so ungestüm wählen sollte! Falls die AfD andererseits mit der CDU/CSU, der FDP, der SPD, den Linken, den Grünen, oder oder oder… zusammenarbeiten sollte, dann werden diese „Frust- und Wechselwähler“, bei der nächsten Wahl, hoffentlich auch gleich wieder die Originale von CDU/CSU, FDP, SPD, Linken, Grünen, oder oder oder…wählen! – Klaus P. Jaworek

 

In gleich 2 Artikeln erwähnen Sie, dass man Björn Höcke einen „Faschisten“ nennen darf. Sie haben Recht. Dies darf man, muss man das aber? Es ist Ihnen doch sicher bekannt, dass der Begriff „Faschist“ von der SED inflationär verwendet worden ist. Auch heute wird er gerne auf politische Gegner angewandt. Andere Wörter sind „rechtsradikal“ oder einfach nur „rechts“. Laut einem anderen Gerichtsurteil darf man die Politikerin Renate Künast als „Geisteskranke“ oder „Schlampe“ bezeichnen. Käme die „Zeit“ jemals auf die Idee, Frau Künast als „Schlampe“ zu bezeichnen. Ich hoffe, dies dürfte nicht der Fall sein. – Rolf Schikorr

 

Bodo Ramelow ist sicher einer der am sozialdemokratisch sozialisiertesten Linken in Deutschland. Und etliche stilisierte Tabus, freilich nicht nur in der Politik, sind gewiss nur allzu oft Ausflüchte denkfauler Hardcore-Opportunisten. Doch auch wenn mir die Linken mit Herz und Verstand nicht nur insoweit deutlich näher sind als die Unsäglichen von der AfD, so bleibt festzuhalten, dass eine Koalition der CDU mit der Linkspartei programmatisch (derzeit) keinen trefflichen Sinn ergeben würde. Darüber hinaus hat die CDU mit ihrem außerordentlich schwachen Wahlergebnis eine Regierungsbeteiligung in Thüringen ohnehin nicht wirklich verdient. Von den wiederholten, überaus befremdlichen Auslassungen des dortigen CDU-Vizefraktionschefs Michael Heym hinsichtlich einer Zusammenarbeit seiner Partei mit der rechtspopulistischen, von Björn Höcke zudem faschistisch markierten AfD soll hier gar nicht weiter die Rede sein. – Matthias Bartsch

 

Mir fällt es zunehmend schwer, in Worte zu fassen und hinzuschreiben, was mir selber selbst-verständlich und vernünftig scheint. Als am Wahlsonntag, der Wahl in Thüringen, also vor acht Tagen, nachdem die Stimmen ausgezählt Waren und das niederschmetternde Ergebnis offen zu Tage lag, der Chefredakteur des ZDF, Peter Frey, davon sprach, „daß Weimar in Thüringen liegt“, „Wir“ aber mehr sind, da dachte ich, es müsse nun ein Ruck gehen durch das Land samt Politikern, daß sich nun die Demokraten, verdammt noch mal, über Trennendes hinweg zusammenraufen. Als am Tag darauf, am Montag, 28. Oktober 2019, der Vorsitzende der thüringischen Landtagsfraktion der CDU, (die so herbe Verluste einstecken mußte), Mike Mohring, sich zu Gesprächen mit Bodo Ramelow, dem amtierenden Ministerpräsidenten, bereit erklärte, nachdem rot/rot/grün eben keine Mehrheit mehr bekommen hatte, – da atmete ich auf.

Wenngleich mir seine Formulierung, daß die Regierung Ramelow „abgewählt“ sei, nicht schmecken wollte. „Die Linke“ hatte immerhin satte 31 Prozent der Stimmen bekommen. „Abgewählt“ nenne ich das nicht. Nach Mike Mohrings Besuch in Berlin und Beratung mit der Parteispitze nun schien das „Nein“ zu einer Regierungsbildung mit der Linken wieder unverrückbar festzustehen. Obwohl „Die Linke“ zusammen mit der SPD und „Den Grünen“ anerkannt gute Arbeit geleistet hatten In der letzten Legislaturperiode. Obwohl „Die Linke“ sich da als demokratiefest erwiesen hatte. Ich habe die Debatte dann nicht weiter verfolgt. Es gibt, – auch wenn’s brandwichtig ist – auch noch Andere wichtige Themen. Wenn man die letzten Äußerungen des bayerischen Ministerpräsidenten gehört hat, möchte man die Hoffnung verlieren, daß die CDU/CSU angesichts weitaus bedrohlicher Gefahren aufhören, sich an ihren Lieblingsgegnern abzuarbeiten. – Beate Schwärzler

 

Joggte heut im Wald so für mich hin und was kam mir da in den Sinn? „Ramelow for Bundeskanzler „ Aber NATO!!! Thüringen kann nicht austreten! Aufatmen, weiter laufen! Dank für diesen richtungweisenden Artikel! – Christel Depenau

 

Dieser Artikel beleuchtet genau das Dilemma der CDU und deren Definition einer bürgerlichen Partei. Wenn „die Ränder“ zusammen über 54% der Wählerstimmen bekommen, kann doch nicht mehr von Rändern gesprochen werden. Das alte Lied der Vergangenheitsbewältigung wird der Linken immer vorgesungen. Wie haben die Konservativen in der Adenauerzeit ihre Vergangenheit aufgearbeitet? Der engste Mitarbeiter von Adenauer war der Mitverfasser der Nürnberger Rassengesetze. Nie wurde der CDU deshalb die „Bürgerehre“ abgesprochen. Ohne die 68iger Bewegung wäre die menschenverachtende Nazidiktatur nie aufgearbeitet worden. Dies ist ausschließlich der Verdienst der Bürgerinnen und Bürgern außerhalb des konservativen Lagers. – Hubert Klemenjak

 


 

 

Leserbriefe zu „Schluss mit dem Kult der Exklusivität!“ von Stefan Heidenreich und Magnus Resch

 

Kunst wendet sich schon seit Jahren dem Piblikum zu!! Ort: Büdelsdorf, Zeit: Jedes Jahr von Juni bis Oktober, International Art Exhibition Nordart. Eine der größten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in Europa, die jährlich neu konzipiert wird und ausgewählte Künstler/- innen aus aller Welt präsentiert – international renommierte ebenso wie Newcomer! Es gibt einen Nord Art Preis und einen Publikumspreis!! – Inge Daniels

 

Ihr Artikel in der Zeit/Oktober 30./19 betrachtet leider nur die eine Seite der Medaille. Ich bin seit 20 Jahren selbständige Kuratorin und arbeite mit einer großen Gruppe internationaler Künstler.Innen zusammen. Angetreten bin ich vor 20 Jahren mit der Idee Kunst für ALLE zugänglich zu machen, über die Clubschiene, mit Essen und Trinken, dabei Bildende Kunst, Lesungen, Konzerte…nach 6 Jahren war ich Wirtin und nebenbei Kuratorin. Heute, nach 14 Jahren sprechen mich noch Menschen wegen des guten Essens und der netten Stimmung an, die Kunst blieb den wenigsten in Erinnerung. Vor 11 Jahren habe ich mit einer Gruppe von Künstler.Innen die Produzentinnen Galerie Schleifmühlgasse 12-14 in Wien gegründet. Unser Ziel, bessere Bedingungen für Künstler.Innen und Kurator.Innen, transparenz gegenüber Sammlern.Innen und Kunstliebhaber.Innen. Against all odds haben wir bis heute überlebt, unser Programm ist diskursiv, politisch, wild, experimentierfreudig. Wir machen aber auch immer darauf aufmerksam, dass wir ebenfalls käufliche Kunst vertreten, Bilder die sehr schön über dem Sofa hängen könnten. Unsere Preise sind nicht utopisch, wir machen seit 5 Jahren offene Umbauten/Aufbauten, ziehen die Passanten mit ein, reden mit den Interessenten, erläutern unsere Visionen, bieten Workshops für Kinder an, veranstalten Rahmenprogramme, Lesungen, Performances, Konzerte.

Wir können uns nicht über fehlendes Publikum beschweren, aber es gibt kaum Käufer, finanzielle Unterstützer, Sponsoren. Die öffentlichen Gelder werden immer weniger und die freie Kunstszene immer größer und auch stärker. Das Problem der exklusiven Kunstblase liegt nicht an den Künstler.Innen oder Kurator.Innen, es liegt auch an der Presse. Wer berichtet noch über off-Szenen ohne klingender Namen, wer hypt unbekannte Newcomer, nur weil sie/er gute Kunst machen? Der Kunstmarkt wird, wie Sie richtig feststellen, von den größten Galeristen (global ca 5), von Sammlern, die ihre Sammlung aufwerten wollen und von den Medien gemacht. Es interessiert hier ebensowenig wie im restlichen Leben, was die 90% der prekär lebenden Künstler.Innen bewegen, da können wir, meist auch prekär lebende Kurator.Innen machen, was wir wollen. Ganz im Gegenteil müssen wir immer mehr Bürokratie, Zensur Versuche von öffentlichen Stellen, weniger finanzielle Mittel und größere Erwartungen ertragen. Im Endeffekt sind dann bei Auslandsauftritten die Dinner nach der Vernissage wesentlich wichtiger und arbeitsintensiver als eine gesamte Ausstellung, die von A nach B transportiert wurde.

Ich könnte schreien vor Wut, weil ich miterlebe, wie dieses System in den letzten 20 Jahren immer Menschen verachtender, Künstler verachtender geworden ist. Wir dürfen uns wie die Cherry am Cupcake fühlen, jeder ist sauer, wenn er keine bekommt, im Endeffekt wird sie aber ausgespuckt. Dann noch kurz zu den Kunden, den Sammlern, den Schnäppchenjägern: 20% sind das Mindeste, was jeder für sich als smarter Sammler als Rabatt beanspruchen möchte und ausserdem kauft man doch viel billiger online oder posher in Basel, Hongkong oder Miami. Wie überall können wir das System und die Sackgasse in der wir stecken nur gemeinsam bewältigen und lösen. Was nutzt es, wenn wir, die off Szene, sich die Seele aus dem Leib brüllt, Projekte über aktuelle Themen machen, Kunst und Künstler.Innen zum angreifen sind, wenn das keiner bespricht. Ich glaube noch daran, dass wir als Künstler die Aufgabe haben seismographisch zu wirken, politisch zu arbeiten, Menschen aufzurütteln und zu begeistern, allein mir fehlt der Wille dass auch nur irgendjemand, der unterstützend helfen kann annähernd Interesse daran hat. Wahrscheinlich will man uns in Zukunft eher zum Schweigen bringen. Ich habe jetzt exemplarisch von einer der vielen auf der ganzen Welt existierenden wichtigen off Locations erzählt, durch meine Reisen und den vielen Kontakten in alle Teile der Welt weiß ich, dass wir alle das gleiche Problem und die Schnauze voll haben. Die Kunstszene hat auf vielen Ebenen verschiedenstes zu bieten, aber wir machen nicht die elitäre Kunstblase. – Denise Parizek

 

Endlich eröffnet die ZEIT eine Diskussion über den Kunstbetrieb! (…bei 67 Milliarden USD Jahresumsatz 2018 sollte man allerdings eher von globaler Kunstindustrie sprechen.) Ich finde das sehr gut und mutig! Der Gesprächsbedarf zum Thema ist enorm. In der Branche herrscht größte Verunsicherung, von der nur wenig nach außen dringt. Viele ertragen dieses System nicht mehr! Mit starkem Interesse habe ich daher das Interview mit dem Ökonomen Magnus Resch und dem Medientheoretiker Stefan Heidenreich zu Fragen des Kunstmarkts in Zeit Nr. 45 gelesen. Das Interview hat viel von dem bestehenden Unbehagen gut artikuliert, dagegen überraschten mich deutliche Denkfehler und Abwege bei diesen ausgewiesenen Fachleuten. Man merkt, daß sie das Kunstsystem nur von außen kennen. Kunstleistungen kann man nicht durch Mehrheitsentscheidungen bewerten, ganz im Gegenteil: jeder gute, wichtige Kunst-Beitrag muß sich zunächst gegendie Mehrheit behaupten und durchsetzen. Die im Interview kritisierte „Exklusivtät“ ist in Wirklichkeit die Isolation, aus der jede echte Neuerung kommt — das ist nicht nur in der Kunst so.

Man redet immer über die Künstler, man fragt sie nie selbst. Warum? Glaubt man, daß sie ihre Lage nicht objektiv genug beurteilen können ? Ob MONOPOL, FAZ oder ZEIT: Publizisten sind stets unter sich, wenn es um Kunst geht. Was wissen sie besser ? Der Moloch Gegenwartskunst beschäftigt auch diejenigen, die mittendrin stecken — so wie mich. Ich bin Maler und Grafiker, gehöre in das sog. „Mittelfeld“ des Markes: kein berühmter Name, aber in wichtigen Museen vertreten (Lenbachhaus München, Columbia University / NY, Akademie der Bildenden Künste, Wien, etc.) und von zwei Galerien repräsentiert. Auch ich habe meine Sicht der Dinge einmal zusammengefasst und erlaube mir, Ihnen diesen Text hier zu schicken. Ihre Zeit wird sehr bemessen sein — Sie werden meinen Text nicht veröffentlichen, aber gelesen haben sollten Sie ihn auf jeden Fall. Machen Sie bitte bei der ZEIT weiter mit dem Thema, öffnen Sie es für alle Teilnehmer, fürchten Sie sich nicht vor radikalen Stellungnahmen. Sie können mit großem Widerhall rechnen! – Ulysses Belz

 

Dieser Aufruf verdient breite und nachhaltige Beachtung, scheint er doch geeignet, gesunde Bewegung in die festgefahrene Situation der vom Markt, von reichen Sammlern und von diesen abhängigen Kuratoren dominierte Kunstwelt zu bringen, indem der Betrachter in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Nicht nur jedem Künstler sollte klar sein, dass ein Kunstwerk immer erst im lebendigen Dialog mit dem jeweiligen Betrachter vollendet wird, wobei es um viel mehr geht als nur ums Gefallen. Der Wert eines Kunstwerks liegt ausschließlich auf dieser Ebene. Ein erster Schritt zur Demokratisierung der Kunst seitens der Museen sollte darin bestehen, den gesamten Inhalt ihrer Depots dem Publikum in irgendeiner Form zu öffnen. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Demokratisieren wir die Musik. Western Country ist definitiv unterbelichtet in der öffentlichen Debatte. Die Songs werden zuweilen auch zu kurz, die guten 3 1/2 Minuten der 1990er-Jahre Pop-Songs sollten schon drin sein; hierfür könnte man beispielsweise einfach die jeweilige Bridge noch ein-zwei weitere Male wiederholen. Halleluhja von Leonard Cohen sollte man in G-Moll umschreiben (richtig: ich weiss nicht, in welcher Tonart das Lied ursprünglich geschrieben ist.), zudem sollte es nicht mehr, „Now maybe, there’s a God above“ heißen, sondern „There used to be a God above“; alternativ: „Today, there’s no more God above“. Und bei Wagners Tristan und Isolde könnte man den 2. Akt vielleicht herausstreichen; musikalisch ist er dem 1. Und 3. unterlegen, und so spart man sich die zweite Pause bzw. Bringt das Stück auf eine Aufmerksamkeits-gerechte Länge.

Und hier spricht eine ‚informed beholder‘ (8 Jahre Klassische Gitarre sowie Klavier-Unterricht; regelmäßige Opernbesuche; Kennerin der 1960er/70er-Jahre Musik-Szene). Die Forderung, die Kunst zu demokratisieren, ist gleichzusetzen mit der Forderung, die Philosophie zu demokratisieren; oder die Literatur. Oder sind diese bereits ‚demokratisch’, weil hier das ‚einfache Volk‘ – in der ihm vertrauten Sprache – sprechen, sich äußern darf, ohne dass elitäre Kuratoren eine Auswahl vorgeben? [Soweit ich weiss, wählen R. D. Precht und seine Kollegen ihre Themen selbst. Genau wie die Leser, die sich dazu entscheiden.] Zur Markt-Kritik: Ja, der Kunstmarkt ist aus den Fugen. Und das ist ein Problem. Welches allerdings eng vernetzt mit all den anderen Verteilungsproblemen dieser Welt verbunden ist. Kritisiert man den Kunstmarkt, muss man zuerst den Markt selbst kritisieren. Wie alle anderen Märkte auch, ist der Kunstmarkt ein Produkt des letzteren. Das bedeutet Branding (der Markt will es); Gewinnsteigerung, und Spekulation. Bezüglich Letzterer ist die Kunst zugegeben auf Grund ihrer verhältnismäßig relativen Preise besonders anfällig. Ein Vergleich üblicher EK- und VK-Werte würde allerdings ebenfalls überraschende Erkenntnisse bringen. Die Gründe dafür, dass Menschen bereit sind, für Kunst zuweilen solch abnormale Summen zu zahlen, liegen in der Kunst selbst und verweisen auf ihr irrationales und gleichzeitig geheimnisvolles Element. Welches zugleich auch ihr – ökonomisches – Alleinstellungsmerkmal ist.

Die Epizentren dieser finanziellen Auswucherungen liegen übrigens nicht in Deutschland, auch nur bedingt in Europa (Frankreich ausgenommen); sondern im mittleren Osten, dem neureichen China, und den vielen reichen Sammler der Vereinigten Staaten. In diese globale Entwicklung ist schwer einzugreifen; mit der Situation der Kunst in Deutschland (sofern man diese gesondert betrachten kann) hat sie jedoch wenig zu tun. [Ein weiterer Aspekt: Kunst war nie demokratisch. Ausgenommen die Höhlenmalereien von Lascaux oder die Ritus-Figuren der indigenen Völker Südamerikas. Bereits im antiken Griechenland jedoch haben die Statuen meist reiche Bürger der gesellschaftlichen Elite dargestellt, oder Gottheiten, womit ein religiöser Bezug gegeben wurde. Jener lässt sich auch für das nach-christliche Europa bis zum 19.Jahrhundert konstatieren (kein abrupter Bruch sondern eine allmähliche Loslösung der Kunst von der Religion bzw. Eine Hinwendung der Ersten zum Staat (insbesondere im Falle Deutschlands)). Die Kirche über das Mittelalter bis zur Aufklärung war als politisches Organ jedoch alles andere als demokratisch. Hiermit soll in keiner Weise der ermutigende, Trost-spendende oder schlicht hinreißende Wert insbesondere mittelalterlicher Kunst verneint werden. Jedoch wurde die Kunst auch hier von einer ‚Elite‘ in Auftrag gegeben und bestimmt. In Vergleich zu diesen Entscheidungsträgern sind heutige Kuratoren oftmals erstaunlich unabhängig.

Die enge Verbindung von Kunst und Markt sind ein Problem und führen an vielen Stellen gewiss zu ‚Interessen-Konflikten‘. Allerdings ist auch dieses Problem nicht neu. Es bleibt der/ die Künstler*in, der/ die für ihre Arbeit entlohnt werden muss und hierfür – gewissermaßen zwangsläufig – den Weg über den Markt gehen muss. Eine Betrachtung der zeitgenössischen Kunstlandschaft zeigt darüber hinaus erstaunlich viele markt-, system-, sozialkritische Positionen. (Worunter meines Erachtens die freie Form in der Kunst leidet.) Ja, ich bin sauer. Als Kunstgeschichts-Studentin kurz vor ihrem Master-Abschluss fühle ich mich mit der Forderung, die Kunst zu demokratisieren, wie sie im Artikel von Stefan Heidenreich und Magnus Rech formuliert wurde, all meiner erworbenen Kenntnisse beziehungsweise dessen Sinn/ Nutzen entledigt. Kunst ist eben kein Konsumgut wie all die anderen heutezutage, derer man sich bedienen kann, und nach kürzester Aufmerksamkeitsspanne ein Urteil dazu abgeben. Warum werden die Ausstellungs-Kritiken in Medien wie der Zeit, der Frankfurter Allgemeinen oder der Süddeutschen im Regelfall von Menschen des Fachs, Kunsthistoriker*innen oder – theoretiker*innen, oder zumindest Kritiker*innen mit langjähriger Erfahrung verfasst? Richtig: Weil Kunstbetrachtung auch eine Sache der Erfahrung ist, des in-Bezug-Setzen und Vergleichens. Und der aufmerksamen – d.h. offenen und interessierten – Beschäftigung. Viele der Museums- und Ausstellungsbesucher scheinen diese Aufmerksamkeit und das Interesse nicht aufbringen zu wollen (Nein, ich denke nicht, das 10-50 Sekunden dafür genügen).

Ich verurteile dieses Vorgehen ausdrücklich nicht. Woher soll das Interesse kommen, wenn die Kunstvermittlung im schulischen Curriculum mit an letzter Stelle rangiert? Kochen lernt man auch nicht beim Dosen-Öffnen. Kunst basiert auf Vermittlung. Die Menschen in den Museen hingegen scheinen oftmals nicht zu wissen, wie sie sich den Kunstwerken nähern sollen. Und Kunstwahrnehmung besteht nicht darin, eine Fotografie des Werkes anzufertigen (sofern die Resultate diese Bezeichnung überhaupt verdienen). Niemand erwartet, dass Schüler ab dem 16. Lebensjahr aus dem nichts die Regeln und Mechanismen des – deutschen – politischen Systems kennen. Dafür gibt es Politik-Unterricht. Das Fach ‚Kunst(-erziehung)‘ gehört allerdings seit längerer Zeit zu jenen Fächern, die bei Lehrer- oder Ressourcen-Mangel zuerst gestrichen werden, es ist an den meisten Schulen lediglich zweistündig, und zudem ab spätestens der 10. Klasse fakultativ (im Falle des Gymnasiums – hier spricht die geistige Elite).

Wenn wir die Kunst demokratisieren wollen, müssen wir sie zuerst ‚accessible‘ machen. Indem wir für aufgeklärte, mündige Betrachter sorgen. Das bedeutet Museumsgänge in der Schule von kleinauf (England und Frankreich geben hier hervorragende Beispiele); durchgehender, praktischer sowie theoretischer Kunstunterricht, am besten bist zur 10. Klasse. Und ein öffentlicher Meinungs-Shift, der der Kunst nicht mehr kontinuierlich den Vorwurf der Elite und Exklusivität macht. (Ja, eine erhöhte finanzielle Kulturförderung, welche die Kunst auch materiell allen ‚accessible’ macht, könnte auch noch in Erwägung gezogen werden.) Ansonsten endet das demokratische Kunsturteil in einem belanglosen und oberflächlichem Meinungs-Dropping. Alle, die die Kunst lieben, können daran kein Interesse haben. An dieser Stelle abschließen noch die Frage: Wer sind die zitierten „alle, die die Kunst lieben“ ? Alle, die ein Foto, oder am besten Hundert, von ihrem Ausstellungs-Besuch mit nach hause bringen; auf Instagram zeitgleich ein Selfie mit ihrem ‚Lieblings-Kunstwerk‘ posten; oder jene, die den freien Prosecco der Vernissagen ungemein schätzen? Mir scheint, die Kunst ‚ist‘ demokratisch. Oder sie ist so undemokratisch wie viele andere Lebensbereiche heutezutage auch. – C. Lümen

 

Als „unbekannter“ Künstler kann ich den Forderungen zu 100% zustimmen. Aber wie kann man es praktisch umsetzen? Der Künstler muss ja heute schonmal ein Diplom vorweisen, um als Künstler anerkannt zu werden. Eine Pappmasché-Stein-Hülle um den Kopf hilft wohl auch. Wie sollen Besucher entscheiden, was sie sehen wollen, wenn ihnen immer nur etwas vorgesetzt wird? Selbst kleine lokale Kunstnetzwerke halten sich für elitär und zeigen dem Besucher immer nur den eigenen Krempel. Um als „kleiner“ Künstler zu überleben, muss man selbst seinen Markt entwickeln und das herstellen, was auch etwas Profit abwirft. Ich nenne es „Auftragskunst“, und die eigene Kunst gerät zum Hobby. Ja, befreien wir die Kunst vom Exklusiven, nur wie? – Frank Nolte

 


 

 

Leserbriefe zu „Land unter“ von Marc Brost et al.

 

Herr Lothar Keller von RTL hat es zutreffend gesagt: „Die Zeit ist für diese GROKO stehen geblieben“. Das Ergebnis der Wahl in Thüringen zeigt doch weiter deutlich wo das Problem liegt – und nichts Anderes. Es ist die versagte Politik – ja Fehlpolitik in erster Linie dieser CDU in der Bundesregierung. Die Bürger in Thüringen drücken das doch mit diesem Ergebnis deutlich aus. Selbst wenn es jetzt schwierig ist wieder eine Mehrheit der Regierung mit Herrn Ramelow als Ministerpräsident zustande zu bekommen, da leider die SPD auch weiter verliert und die Grünen nicht zugelegt haben, ist trotzallem die Arroganz dieser Bundes-CDU nicht zu überbieten, jetzt dem dortigen CDU-Landesvorsitzenden Herrn Mike Mohring zu verbieten mit Herrn Bodo Ramelow Verhandlungen zu führen. Auch der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hat doch nach wie vor einen Schuß weg in seiner Argumentation keine dortige Koalition eingehen zu wollen. Vielleicht sollten die einmal darüber nachdenken, dass bei dieser Verhaltensweise doch die AfD-Partei sich darüber nur erfreut. Denn hier eine Mehrheit in einer Koalition zu bilden, müsste eigentlich im Interesse von CDU aber auch FDP sein um die AFD trotz der Zustimmung klein zu halten. Vielleicht müssen die Alle erst einmal von den Bürgern im Lande richtig gezeigt bekommen bei den nächsten Wahlen, was die sich überhaupt einbilden so aufzutreten. Und vom Sockel herunter geholt werden. Denn das Spiegelbild im Wahlausgang im Freistaat Thüringen zeigt doch auch deutlich welchen Unmut die Bevölkerung zur Politik der CDU zum Ausdruck bringen.

Das im Freistaat Thüringen doch einiges bisher positiv verlaufen ist, muss doch Herrn Bodo Ramelow als Ministerpräsidenten zugeschrieben werden. Er hat dort doch gute und solide Arbeit gemacht, dass kann doch wohl von Niemanden bestritten werden. Und zeigt doch sein Zuspruch in der dortigen Bevölkerung. Selbst wenn wir zwar auch kein Verfechter der Linkenpartei sind, aber man muss doch ganz einfach die Standort / Landesbezogene Situation betrachten und keine derartigen bonierten Vorurteile hinaustragen. In der Tat unfassbar – diese Selbstherrlichkeit und Arroganz ! Denn auch von Journalisten in der Presse wurde seine Arbeit und positive Zustimmung i der dortigen Bevölkerung Lobenswert erwähnt. Die CDU hat eine weitere große Schlappe für ihre Politik bekommen. Und so ist das doch auch in der Stimmungslage in ganz Deutschland. Und da kann auch ein CDU-Generalsekretär Ziemiak in bonierter u. arroganter Form wieder versuchen das alles schön zu reden wie er will. Die Menschen akzeptieren diese Politik nicht mehr!

Es sind zwar auch dort in Thüringen sicher noch einige Nachwehen aus der Wendezeit zur Wiedervereinigung vorhanden, aber es ist doch mittlerweile letztlich die Stimmungslage in ganz Deutschland. Und natürlich sind im Osten der Republik ob die Infrastrukturen, Digital-Netz, Einkommen-Verhältnisse, Renten usw. nach 30 Jahren immer noch nicht angeglichen an das Westniveau. Von daher fühlen sich viele Bürger doch als Menschen 2. Klasse. Große Teile in der Bevölkerung sind doch von dieser Regierung Merkel maßlos enttäuscht und das in ganz Deutschland. Es ist kein Vertrauen zu dieser Bundesregierung mehr in großen Teilen der Bevölkerung vorhanden. Ja – und die SPD – Partei hat es doch bisher nicht geschafft sich in dieser GROKO frei zu schwimmen mit einem klaren Sozialdemokratischen eigenständigen Programm sich durchzusetzen, was ja die CDUCSU in jeglicher Form auch blockiert.

Die Entwicklung zeigt doch auch hier im Ergebnis deutlich wie das Land gespalten ist. Es ist sicher erschreckend wie eine AfD auch in Thüringen unter einem solchen Rechtspopulisten Höcke im Ergebnis zugelegt hat. Die dazu gewonnenen Wähler der AfD-Partei sind aber auch hier leider nicht das Ergebnis dieser Populistischen / Rechtspopulistischen Politik. Nein – es sind zum großen Teil keine Rechtspopulisten, es sind die Protestwähler die sich mit dieser Politik der Bundesregierung unter Frau Merkel nicht mehr identifizieren können. Das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit wurde verspielt. Die Partei und GROKO ist mit sich selbst beschäftigt – und die Probleme der Bürger in der Gesellschaft werden nicht gehört. Es ist doch auch die soziale Spaltung in Deutschland, die Belastungen der Familien, Bürgerinnen u. Bürger. Aber auch die Belastungen des Mittelständischen Handels, Industrie u. Wirtschaft die zu Problemen im Lande führen. Auch in Zeiten in dem sich Gewitterwolken am Konjunkturhimmel abzeichnen und Deutschland Gefahr läuft in eine Rezession abzurutschen, hat diese Bundesregierung es nicht geschafft bei allen ankommenden Problem wie die Handelsstreitigkeiten und Strafzölle ein Konjunkturprogramm aufzulegen in Deutschland.

Ja – und es sind die Ergebnisse der sozialen gesellschaftlichen großen Probleme. Dort im Osten der Republik noch die unterschiedlichen Bezahlungen der Löhne, Renten, verlassene Wirtschaftsstrukturen usw. Und im Westen die hohen Belastungen mit diesem Mietpreiswahnsinn, wo Millionen von Familien, Bürgerinnen und Bürger keinen bezahlbaren Wohnraum mehr finden und den stets weiter irrsinnig steigen Strompreisen, Energie- / u. Nebenkosten- Umlagen für Mieter etc. Und insgesamt die großen sträflichen Versäumnisse in den Infra-/ u. Verkehrsstrukturen, Bildung, Pflegeeinrichtungen in Heimen u. Krankenhäusern usw. Um nur einen kleinen Bruchteil der großen Versäumnisse und dieser Fehlpoltik zu benennen. Und so lange die SPD keinen klaren eigenständigen Kurs fährt um damit wieder in die Erfolgskurve zu kommen wird die SPD bei den Bürgern weiter verlieren. Es ist nur möglich und das ist in der Tat so, wenn hier neue Entscheidungsträger in die Verantwortung kommen u. auf dem SPD-Parteivorsitzstuhl sitzen.

Aber es wird nicht funktionieren, wenn hier mit einem „halbseitigen Kurs“ wie mit einem Herrn Olaf Scholz das weitergehen würde. Das Haltbarkeitsdatum dieser GROKO ist doch längst überschritten ! Haben denn die Politiker auf der CDU-Ebene Merkel u. AKK auf der einen Seite und die Politiker auf der SPD- Ebene wie Scholz, Dreyer & Co. immer noch nicht erkannt und begriffen, warum der überwiegende Teil der Bürger mittlerweile sich von den Parteien entfernen ? Und wenn man wieder diesen Ausführungen von diesem CDU-Generalsekretär Ziemiak hört in der Berliner Runde nach dem Wahltag, dann – entschuldigen Sie bitte -, bekommt man doch als Otto-Normalbürger in der Gesellschaft das große kotzen. Dieser Mann ist genauso fern von der Realität der Pobleme im Lande, wie seine „Vorturner“ Merkel u. AKK. – R. Knapp

 

„Drachenbrut“ – so charakterisierte Wolf Biermann die „Linke“ vor fünf Jahren. Und er wusste, wovon er sprach. Wissen Sie, wovon Sie sprechen, wenn Sie diese Truppe als „demokratische Partei“ titulieren? – Michael Brabänder

 

Das Foto ist entlarvend: Frau Merkel macht ihre Raute und schaut entrückt in ihre eigene Wirklichkeit, die Parteivorsitzende schaut bewundernd auf ihre Mentorin und Mike Mohring kaschiert seinen Ärger, indem er sein Gesicht hinter einem Blumenstrauß verbirgt. Bilder können manchmal mehr aussagen als Worte. – Klaus Grieshaber

 

Yeah! Big Problems and no idea.Das Wohlstandsversprechen (nächste Generation hat mehr wie diese) gilt nicht mehr.Vielen geht es noch gut, wie auch ihr Herr Rudizco immer mal wieder statistisch beweist, manchen sogar etwas besser wie früher – aber eben mit ZWEI Gehältern; und auch das wird für viele schon knapp. Die Klimakathastrophe ernsthaft verhindern zu wollen heist Verzicht auf Wohlstand und trotzdem keine Chance im Angesicht von China, Russland, Trumps America, Brasilien usw. Das heist die Kombination Kapitalismus plus Energieverbrauch gleich Wachstum ist doppelt zu Ende.Und wenn wir das nicht endlich sagen, lügen wir weiter und das kann die AFD allemal besser: Klimawandel gibt es nicht und am zurückgehenden Wohlstand sind die Anderen schuld. – Dieter Herrmann

 

Die politische Landschaft in Deutschland steht angesichts des absehbaren Endes der Ära Merkel vor einer historisch einschneidenden Zäsur. Niemand kann heute sicher vorhersagen, ob die parlamentarische Demokratie, die diesem Land über viele Jahrzehnte Sicherheit beschert hat und der die Bürger ursprünglich ein tiefes Grundvertrauen entgegen gebracht haben, die schweren politischen Stürme überstehen wird. Es war als ein genialer Plan von Angela Merkel erdacht, nach dem desaströsen Wahlergebnissen für ihre Partei Annegret Kramp-Karrenbauer als Blitzableiter an die CDU-Front zu stellen, um die eigene Kanzlerschaft zu retten. Doch diesmal hat Merkel die Rechnung ohne den Wirt, sprich findigen Journalisten, gemacht. Denn diese haben Merkels vermeintlich genialen Schachzug durchschaut. Merkels Rückzug vom Parteivorsitz sollte Kontinuität vom Wandel symbolisieren. Die Volkspartei CDU, der das Volk zusehends davonläuft, wirkt nach 18 Jahren Parteivorsitz Angela Merkel tief verunsichert und wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen. Der Anspruch der CDU, das Volk in seiner Mehrheit zu repräsentieren, ist obsolet geworden. Die von Merkel auserkorene „Thronnachfolgerin“ Annegret Kramp-Karrenbauer ist ihren Ämtern nur begrenzt gewachsen, was ihr jedoch nicht zum Vorwurf gemacht werden kann. Die jahrelange asymmetrische Demobilisierung der anderen Volkspartei SPD durch Merkel hat bewirkt, dass die politische Mitte implodiert ist und die politischen Ränder stärker geworden sind.

Die SPD erstarrte vor Merkel wie das Kaninchen vor der Schlange, nicht fähig, Merkels Umklammerung zu entkommen. Die Union und die SPD vertraten nach dem zweiten Weltkrieg über Jahrzehnte überzeugend das große politische Ganze. Das verlieh der deutschen Politik ihre im Ausland so bewunderte Stabilität und Zuverlässigkeit. Dieses Gravitationszentrum ist nach 14 Jahren Kanzlerschaft Angela Merkel implodiert und niemand kann derzeit davon ausgehen, dass es sich je wieder zusammenfügt. In den vergangenen Wochen zeigten sich deutsche Politiker entsetzt über das Brexit-Chaos in Großbritannien. Premierminister Boris Johnson kann allerdings bei Neuwahlen voraussichtlich über eine stabile Mehrheit verfügen. Ähnliches kann man in der zunehmend an Weimarer Verhältnisse erinnernde Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland derzeit nicht behaupten. Rückblickend kommt man nicht umhin, Merkels Jahre im Kanzleramt und an der Spitze der CDU als Brandbeschleuniger für diese Situation zu betrachten. Merkel hat zur Sicherung der eigenen Macht zielstrebig die Unterschiede zwischen der Union und der SPD eingeebnet und die beiden Volksparteien somit austauschbar gemacht. Marken, die sich von der Konkurrenz nicht unterscheiden, bewirken bei den Wählern keine positive Identifikation. Je länger der politische Neuanfang in Deutschland nach Merkel auf sich warten lässt, umso höher wird der Preis für die Überlebensfrage der Volksparteien CDU/CSU und der SPD. – Alfred Kastner

 


 

 

Leserbriefe zu „»Dir werden die Eier abgeschnitten!«“ von Ingo Malcher und Claas Tatje

 

Ich habe verglichen : Die Überschrift ist unter dem Niveau der BILD-Zeitung vom 30. 10. 19. – Henning Schulke

 

Vielen Dank für die Artikel “ Dir werden die Eier abgeschnittenen“ und „Geld oder Liebe“in der Zeit vom 30. Oktober. Durch den Feiertag hatte ich Zeit auch diese zu lesen. So zeigen beide Artikel deutlich, dass es den vorgeblich nur weiblichen „Zickenkrieg“ genau so bei den Ziegenböcken gibt. Nicht das ich Thema oder Steitinhalt für die Vehemenz notwendig halte. Nein einfach zwei gut Gegenbeispiele. – Anke Schlingmann

 

Zwei kleine Korrekturen, einfach für noch sachlichere Artikel zukünftig gewissermaßen (und gewiss nicht als abzudruckender „Besserwisser“-Leserbrief): Sie schreiben „… Davon seien rund 75 Millionen Euro an Schulden und weiteren Kosten abzuziehen. Ergibt Pi mal Daumen einen Unternehmenswert von rund 425 Millionen“ Hier sind zwei sachliche Unsauberkeiten drin: 1. Der Unternehmenswert beläuft sich in Ihrem Beispiel auf 500 Mio, die 425 Mio sind dagegen der Eigenkapitalwert. Ganz grundsätzlich ändert sich der Unternehmenswert nicht mit der Verschuldung (OK, außer bei Überschuldung…). Der Wert einer Wohnung ändert sich auch nicht, wenn noch Schulden drauf sind. Das sind dann immer noch 10 € pro Quadratmeter. Bloß der Verkäufer bekommt halt weniger netto, wenn er noch Schulden abbauen muss (entspricht dem Konzept des Eigenkapitalwerts). 2. Schulden sind keine Kosten, sondern stehen in der Bilanz. Kosten (Aufwände der GuV) werden auch nicht bei der Unternehmensbewertung subtrahiert. Was vom Unternehmenswert abgezogen wird, um auf den Eigenkapitalwert zu kommen, sind noch sonstige als finanziell anzusehende Verbindlichkeiten, beispielsweise langfristige Rückstellungen. – Carola Kamuff

 

Für mich gehört dieser Artikel in das Ressort Streit. Wie gut hätte man erklären können, dass es in einem Konflikt keine Lösung gibt, wenn man ihn auf der falschen Ebene bearbeitet. Es geht den beiden Herren doch nicht wirklich um Geld, sondern, wie in den Bildunterschriften vermerkt, um Respekt und Ehre, und um Macht. Ein Fall, der sich im Rahmen einer Mediation konstruktiv lösen ließe, vorausgesetzt die Herren sind bereit und offen für Gespräche und Lösungen zum beiderseitigen Vorteil. Es könnten zwei Sieger vom Platz gehen, wäre der Weg nicht durch Sturheit und Starrsinn verbaut. – Sylvia Kupers

 


 

 

Leserbriefe zu „Ich lass mich lieber erschießen“ von Johannes Tuchel

 

Ich habe mich über den Artikel sehr gefreut und georg Elser positv zu gedenken. oft habe ich mich auch über die zeit geärgert und bin froh, jetzt positiv etwas zu sagen. – dirk kaufmann

 

Wegen der schon fast schon prophetisch anmutenden Vorausschau wohl aufgrund seines Gerechtigkeitsempfindens und seines Pazifismus ist George Elser m.E. der bedeutendste aller Attentäter in der NS-Zeit. Vor allem handelte er rechtzeitig. Ohne den Widerstand aus der Wehrmacht kleinreden zu wollen: War dessen Handeln nicht auch in überkommenem feudalem Elitedenken gegenüber dem fehleingeschätzten „Gefreiten“ begründet? Der damit verbundene Corpsgeist aus der Kaiserzeit wird die Verschwörung erleichtert haben. Was der „einfache“ Schreiner im Bürgerbräukeller gebastelt hat, hat funktioniert; aber leider auch die Falschen erwischt. Intelligent gemacht, Pech gehabt und aufrecht geblieben. Hut ab! – Dr. W. Thiel

 

Lieber Georg Elser, schon so oft mußte ich an Dich denken und dabei die Frage an Dich stellen: Was wäre gewesen, wenn es Dir gelungen wäre, Hitler, Göring, Göbbels und viele andere dieser Art zu erledigen? Nichts anderes als das was Du bist. Tot! Ermordet! Im Namen des Volkes! Den Völkern Europas aber wäre viel erspart geblieben. Was wäre, wenn es gelingen würde die Hetzer und Kriegstreiber der sogenannten westlichen Welt und deren angeblichen Verteidigungsbündnisses zu erledigen? Diejenigen, die gerade dabei sind, keine zehn Kilometer von der Grenze zu Rußland mit Kriegsgerät aller Art und Soldaten eine häßliche Drohkulisse aufzubauen? Nichts anderes als Dir zu Deiner Zeit. Denn denjenigen, denen es gelungen wäre, würde das gleiche wie Dir passieren. Sie wären in Kürze etwas tot! Ermordet! Von der Staatsgewalt! Und wiedereinmal im Namen des Volkes! Den Völkern Europas aber würde viel erspart bleiben. – Georg Haase

 

Johannes Tuchel gebührt ein herzlicher Dank für diese Charakterstudie des Georg Elser – arbeitet sie doch minutiös die psychische Ontogenese eines unabhängigen Charakters heraus. Neben anderen Eigenschaften (z. B. Fachkenntnisse) bedarf es eines solchen Charakters, um in der Lage zu sein, ein Attentat in dieser Form zu begehen, nämlich planvoll, wohlüberlegt und unter Einsatz des eigenen Lebens. Besonders zu schätzen ist, wie sehr Tuchel auch die Unabhängigkeit des Georg Elser betont – bis hin zur Ehelosigkeit. Persönliche – und auch materielle – Unabhängigkeit ist m. E. ein maßgeblicher Faktor, der das Attentat in der Form erst möglich machte. Unter diesem Aspekt möchte man dem Autor von „Wer brüllt, gewinnt“ – Holger Stark – zurufen: „Gut gebrüllt, Löwe“, aber wer z. B. die Diskussion um das Künast-Urteil sorgfältig verfolgt, stellt fest, dass ansonsten moderate Richter plötzlich „wegknicken“, was sogar für einen persönlichen Bekannten eines der Richter völlig unverständlich war. Wer – materiell oder über Familienangehörige – erpresst werden kann, wird sich schon zum Schutz der eigenen Kinder mit seiner Meinung zurückhalten.

Und wer – z. B. als Handwerker / Biobauer – wirtschaftlich von seiner unmittelbaren Umgebung abhängig ist, wird sich ebenso verhalten. Man muss es sich also leisten können, gegen „Hassbrüller“ standhaft zu bleiben. Beispiel: Als in unserer Gemeinde in guter Wohnlage ein Flüchtlingsheim gebaut werden sollte, gab es einen Sturm der Entrüstung – und anonyme Anrufe bei Handwerkern: falls man sich am Bau des Flüchtlingsheims beteilige, werde man dafür sorgen, dass keine Aufträge mehr plaziert würden (was absehbar zum materiellem Ruin führen würde) bzw. die Angehörigen mit Konsequenzen zu rechnen hätten. Ergo: den Luxus von Meinungs- und Handlungsfreiheit kann sich nur leisten, der ähnlich unabhängig wie ein Georg Elser ist – nur: wer möchte schon so leben? – Dr. Sabine Möller

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Geister, die er rief“ von Uwe Jean Heuser

 

Danke für Ihre blitzsauberen Informationen und deren Interpretation inkl. über die der Funktion der naiven Mehltau-Politik unserer Frau Bundeskanzlerin. Vor Verschwörungstheorien wird ja immer gewarnt, aber Herr Draghi als Abgesandter von Goldman Sachs ist mitnichten ein Einzeltäter. Und auch die genannte Bank vertritt strategische Interessen. Ich frage mich, wessen? Bitte klären Sie uns laienhafte Leser gelegentlich auf über die wahren Player der Welt(geld)Politik, die ich in den USA und zum nicht geringen Anteil in Israel vermute. – Gernot Henseler

 

Das was Sie schildern ist nur die halbe Wahrheit und überdies tendenziös, wenn Sie schreiben, dass sich Ökonomen „berauschen“. Sie haben mir einmal – zu Recht – vorgeworfen, dass ich in einem Leserbrief geschrieben habe, dass Sie sich über einen Aspekt „ausgelassen“ hätten. Strenge ist meines Erachtens eher ein moralischer Begriff, aber nicht dafür geeignet, ökonomische Theorien zu beschreiben. Da sollten Sie schon deutlich machen, welche Überlegungen der fachlichen Einschätzung Jens Weidmann zu Grunde liegen. Tatsächlich haben die europäischen Regierungen, allen voran die deutschen, es versäumt, den von der EZB geschaffenen zeitlichen Spielraum nutzen um durch politische und vor allem fiskalische Maßnahmen den Euro-Wirtschaftsraum zu stabilisieren. Draghi ist von der Politik in Stich gelassen worden. Und jetzt erdreisten sich genau diese Politiker, um von ihrem eigenen Versagen abzulenken den armen Sparer als das Opfer der Niedrigzinspolitik darzustellen. Da hätte ich schon erwartet, dass die ZEIT diese Zusammenhänge thematisiert.

Niedrige Zinsen und ein schwacher Wechselkurs des Euro haben ja noch andere Auswirkungen als steigende Immobilienpreise und Aktienkurse. Nämlich einen florierenden deutschen Exportsektor und damit eine sehr gute Beschäftigungslage in Deutschland. Oder wären Ihnen ein paar Euro mehr auf dem Sparbuch lieber als eine höhere Arbeitslosigkeit? Wenn wie zur Zeit der Staat, die Unternehmen und die privaten Haushalte sparen, kann sich kein höherer Zins bilden, denn dieser ist bekanntlich der Preis für das Geld. Und direkt kann die EZB nur den kurzfristig Zins beeinflussen. Eine Politik der steigenden Zinsen wäre zum Scheitern mit sehr unangenehmen Begleitumständen verbunden. – Rüdiger Weigel

 

Vollkommen zu Recht gehen Sie im weiteren Verlauf Ihres Artikels mit Draghi hart ins Gericht. Mit seiner, auch im Zentralbankrat der EZB umstrittenen Zinspolitik hat er die Lenkungsfunktion des Zinses völlig abgeschafft und damit zumindest in Deutschland eine Immobilieninflation verursacht, die uns noch lange quälen wird. Ob er Italien einen Gefallen getan hat mit der Möglichkeit zur vermehrten und leichten Schuldenaufnahme, bleibt abzuwarten. Ich glaube, daß Italien darunter noch lange zu leiden haben wird. Gestatten Sie mir noch einige Bemerkungen zu Ihrem Beitrag. Ist Frau Lagarde wirklich eine Spitzensanwältin gewesen? Wenn ja, wie kann sie dann sagen, daß, wenn sie das Wort Karlsruhe noch einmal hört, den Raum verläßt? Undiplomatischer und inkompetenter kann man das oberste Gericht eines befreundeten Staates und dessen Rechtssystem nicht beleidigen. Mir sträuben sich auch heute noch die Nackenhaare, wenn ich daran denke, daß an der Spitze der EZB jemand steht, bei dem die Gelpolitik nicht zur Kernkompetenz gehört. Ob sie eine aufgeschlossene und charismatische Managerin ist, bleibt abzuwarten. Ihre bisherigen Einlassungen zum Thema lassen das m.E. nicht unbedingt erwarten.

Ihrer Ansicht nach ist Mario Draghi ein hoch geachteter Praktiker. Darf ich daran erinnern, daß er dem obersten Leitungsgremium von „Goldman Sachs“ angehörte,, als diese Bank Griechenland mit zweifelhaften Tricks eine Mitgliedschaft im Euro verschaffte. Als Gouverneur der „Banca d`Italia“hat er sich auch nicht als Hüter einer Stabilitätspolitik ausgezeichnet. Was im Zusammenhang mit der Person Draghi das Attribut „charmanter Professor“ zu suchen hat, bleibt mir schleierhaft. Ob Zentralbanken Wirtschaftspolitik betreiben dürfen, hängt natürlich von der Gesetzgebung ab. Deutschland Jedenfalls ist mit der „Deutsche Bundesbank“, die dieses nicht getan hat, immer sehr gut gefahren. Bei seinem berühmten Auftritt in London 2012 hat Draghi weder beiläufig noch beruhigend gesprochen. Vielmehr hat er durch kriegerische und bedrohende Formulierungen die Spekulanten dieser Welt gewarnt und ist damit wie die Entwicklung gezeigt hat, erfolgreich gewesen. Wie korrespondiert der Halbsatz „obwohl die Zentralbank keine einzige Staatsanleihe kaufte“ mit der Aussage einige Absätze später: „Erst Ende 2018 kaufte sie (EZB) ihre vorerst letzten Anleihen“? Sie sagen richtig: Draghi hat aus seinem selbstherrlichen Danken nicht mehr herausgefunden. Das wird leider Deutschland und Europa noch viele Jahre verfolgen. – Klaus Grasenick

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Sound des Ostens“ von Nadine Ahr

 

Ich hoffe, meine Mail erreicht Sie über diesem Wege. Ich wollte mich einfach bei Ihnen für den Artikel „Der Sound des Ostens“ bedanken. Ich habe ihn heute morgen gelesen und dieses scheinbar kleine Thema, das ich erst beiseite legen wollte, hat mich tief berührt. Der Text war so voller Hoffnung und Enttäuschung zugleich, dass ich am Ende Tränen in den Augen hatte. – Laura Millmann

 

Ihr Artickel war sehr einfuehlsam und sensitive geschrieben. Er ermoeglichte mir, der als Hamburger seit 52 Jahren in Suedafrika lebt, einen sehr guten Einblick in das Leben im Osten Deutschlands in den letzten 60 Jahren. Vielen Dank und CONGRATULATION! Ein Stoff zum verfilmen! Mindestens so gut wie:“ DAS LEBEN DER ANDEREN“ – Carl-H. Schwinges

 

Wann ist man eigentlich „Ostdeutsch“? Ich bin zu DDR-Zeiten in Mecklenburg geboren und aufgewachsen. Ich wähle nicht AFD und auch nicht die Linke. Ich habe ca. 25 Jahre in verschiedenen Regionen Ostdeutschlands gewohnt, 6 Jahre im Ausland, 15 Jahre in Südwestdeutschland. Und wieso fühle ich mich überhaupt europäisch- ist etwas falsch bei mir gelaufen? Bin ich statistisch gesehen „ostdeutsch“ oder nur, wenn ich auf dem Seziertisch von Sozialwissenschaftlern liege? In 30 Jahren seit dem Mauerfall hat man anhand von Geschichten über verschiedenste Menschen ergründen wollen, was es bedeutete in der DDR aufzuwachsen. Das ist eine gute Idee, allerdings mangelt es an einem entscheidenden Punkt: man hat die Westdeutschen nicht unters Mikroskop geschoben um zu schauen, was sie mit der DDR und der Wende verbindet. Meine These: vielen war es genauso (un)wichtig, wie Ostdeutschen, weil es zunächst um ganz menschliche und existenzielle Fragen geht. Zum Beispiel, ob eine politische Veränderung einen direkten Einfluss auf mein Leben hat. Das hatte es für viele Westdeutsche nicht- warum also sollten sie (sofern nicht explizit befragt) eine reflektierte Meinung dazu entwickeln? Wenn ich mit interessierten Westdeutschen kommuniziere bin ich oft in der Rolle der Antwortenden auf Fragen, die sich auf mein früheres Biotop DDR beziehen.

Oft antworte ich dann mit einer Situationsbeschreibung, die für jemanden außerhalb der Sozialisation oft possierlich oder ganz fürchterlich klingt. Das würde vermutlich auch andersherum passieren, aber andersherum fragt man (ich eingeschlossen) selten, da ich lange davon ausging, dass sich ein Aufwachsen in der alten BRD mit dem Aufwachsen heute sehr ähnelt- ein Trugschluss. Die Krux ist ja, dass die DDR und auch die alte BRD so lange zurückliegen, dass Vieles auch deshalb merkwürdig anmutet- einfach weil es vor 30-40 Jahren stattfand. Fragen, die mich aktuell viel mehr bewegen als die nach meinen Wurzeln: was bewegt zum Beispiel einen Recklinghauser, die Linke zu wählen? Warum gibt es in Pforzheim eine AFD-Wählerschaft? Was eint einen Kieler mit dem Garmisch-Partenkirchener? Könnte es sein, dass die Sozialisation in einem Dorf auf Rügen völlig anders lief, als in einer Stadt im Erzgebirge? Die DDR war nicht Berlin, so wie „typisch BRD“ nicht Bonn war. Gibt es also möglicherweise den Untersuchungsgegenstand „den Ostdeutschen“ gar nicht, so wie es „den Westdeutschen“ nicht gibt?Welche Werte einen uns denn und wäre es nicht sinnvoll diese als „gesamtdeutsche“ Werte zu formulieren? Wer keine Werte kommuniziert braucht sich nicht wundern, wenn Ideologen leichtes Spiel mit platten Aussagen haben.

Was ich gelernt habe ist, dass niemand seine politische Einstellung per Geburtsurkunde erwirbt. Nicht mal über seine Familie- in meiner sind jedenfalls hüben wie drüben diverse Parteizugehörigkeiten versammelt. Was mich regelmäßig irritiert ist das – grade zu Jahrestagen – Befragen von (offensichtlich nicht typischen, da zahlenmäßig überschaubar) oppositionellen Ostdeutschen zu ihrer Erfahrung in der DDR. Ich suggeriere nicht, dass deren Erfahrungen kein wesentlicher Mosaikstein der Geschichtsschreibung ist. Aber eben auch nur einer. Die „Normalos“ wie DJ Schwani, der in der letzten ZEIT-Ausgabe porträtiert wurde beantworten daher viel mehr Fragen, die in der Tat geschichtsbuchrelevant sein dürften.

In keinem Satz wird zum Beispiel davon berichtet, dass die Sehnsucht nach Wiedervereinigung eine Rolle in seinem DDR-Leben gespielt hätte. Es war der Traum von der Freiheit und dem Reisen. Und das Erkennen, dass eine Diskrepanz zwischen Anspruch (Staat der Arbeiter und Bauern) und Realität (politische Clique mit Sonderrechten) bestand. Niemand, der nach der deutschen Teilung geboren wurde, konnte einen Wiedervereinigungstraum entwickeln, weil ihr/ihm die Erfahrung eines geeinten Deutschlands fehlte. Ich kann mich nach nichts sehnen, was keinen Herzenswert für mich besitzt. Habe ich persönlich mich nach England gesehnt? Oh und wie- ich wollte dort unbedingt studieren. Ich habe mich aber (ich bin ehrlich) nie nach einer bestimmten westdeutschen Stadt gesehnt. Die Wiedervereinigung hat mich persönlich total befremdet- so wie mich eine Vereinigung mit jedem anderen mir unbekannten Land befremdet hätte. Ich war viel zu lange nach 1961 geboren.

Ebenfalls sehr deutlich wurde am Beispiel des „Normalos“ Schwani, wie wenig im alltäglichen Leben der Staat (DDR: „das Machtinstrument der jeweils herrschenden Klasse“) präsent war. Es geht nicht um Verniedlichung, aber um Relation. Der Einfluss auf meine Reisefreiheit ist unbestritten, der auf meinen Lebensweg ist diskutabel. Dass meine Eltern keine Revoluzzer waren hat sicher nicht geschadet. Es hat aber dem Sohn des hochrangigen Armeeoffiziers in meiner Klasse auch nicht genützt, derselbige zu sein. Auf die EOS und ans Abi kam er jedenfalls dank mieser Noten nicht. Ich frage mich daher oft, was Mythos und Wahrheit ist. Mein Ergebnis: es gibt hunderte Erfahrungswelten, und jede Einzelne hat ihre Berechtigung. Ich kann meiner „gemischtdeutschen“ Tochter nicht vorenthalten, was für eine behütete Kindheit und Jugend sowohl ich (Ost) als auch mein Mann (West) hatten. Es fällt mir schwer von dem Landstrich, der mein Geburtsort und Teil meiner Kindheit und Jugend ist, im Kontext „Unrechtsstaat“ zu sprechen und ihr dann zu erklären, warum es heutzutage Familien unterhalb der Armutsgrenze gibt und Kinder, deren Bildung von der Herkunft abhängt. Gehöre ich deshalb zu den Nostalgie- und Jammerossis, oder habe ich einfach den Vorteil eines Systemvergleichs, der mir erlaubt in beiden die Finger auf Wunden zu legen und von Fortschritt zu träumen?

Ich wünsche mir für meine Kinder, dass insbesondere angesehene Medien ausgewogen und mit Geschichten über „normale Menschen wie du und ich“ über Historisches berichten. Es gibt kein Schwarz und Weiß, kein immer „Ja“ und immer „Nein“, auch nicht in der deutschen Geschichte. Wir tun gut daran, Andersheit zu respektieren und Kindern die Augen zu öffnen, dass das Leben kein Ergebnis ist, sondern ein Prozess, den wir alle mitgestalten müssen. Egal, ob Ost, West oder zugewandert. Denn eins habe ich (und deutlich weniger schmerzlich als all jene, die heute 55+ sind) gelernt: es gibt kein „für immer so und nicht anders“. – Cornelia Wolff

 


 

 

Leserbriefe zu „Brexit: Wem nützen Neuwahlen?“ von Matthias Krupa

 

Es gibt vieles in der Politik was nur schwer zu verstehen ist. Das hat die Politik so an sich. Für mich ist der politische Zustand in Deutschland noch viel schwerer zu verstehen. Irgendwann wird die Bundeskanzlerin, der wir fast alles „verdanken“, das Rathaus verlassen. Die ein Land gesellschaftlich hat verwahrlosen lassen. Eigenartiger Weise haben die Medien sie vor Angriffen geschützt. Und damit sind sie genauso verantwortlich, daß die AfD immer stärker geworden sind. Boris Johnson ist ein anderes Kaliber. Der scheut kein Risiko und maßregelt die EU, die sonst eine heilige Kuh in den anderen westlichen Staaten darstellt. So, wie sie aufgestellt ist, wird auch nichts mit der Union. Das sollte doch nicht so schwer sein, das zu erkennen. Nicht Johnson ist der Lausebub sondern die Union.

Und dann ist da noch sein Kollege Nigel Farage. Ja, der ist der schärfste Politiker aller Zeiten. Das Haus des Parlamentes ist ein verdammt demokratisches Haus, allein das zeigt wie Demokratie in England zu werke geht. Man stelle sich Mal vor; Frau Merkel steht Angesicht zu Angesicht Boris Johnson gegenüber. Die wüste gar nicht wo sie hingucken sollte. Vielleicht zeigt sie Johnson die Raute. Die soll ja ausdrücken; mir ist alles egal. Brexit gibt es nicht nur in England. Der ganze Osten ist brexiert. Die hält nur die Kohle davon ab. – Gunter Knauer

 

Die LibDems treten nicht mehr für ein zweites Referendum zum Brexit ein, sondern wollen im Falle eines Wahlsiegs Artikel 50 zurückziehen. Labour hingegen ist für die Neuverhandlung des Austrittsabkommens, über das in einem zweiten Referendum abgestimmt werden soll, wobei die Partei dann dafür werben wird, gegen das Abkommen zu stimmen. – Nils Reuter

 

It´s tea-time in UK! Abwarten und Teetrinken, denn wer zuletzt schlürft, der könnte auch der Wahlsieger sein. Ob es damit zum „Sieg“ reicht, das bleibt abzuwarten, doch der Tee ist bereits geschlürft! Der einfache „Sieg“, der bringt zu wenig, und alles wird weitergehen, so wie vor dem Urnengang! Eine Welt ohne dieses Brexit-Gezeter ist jedoch kaum mehr vorstellbar. Auf geht´s in die nächsten dreieinhalb Jahre; und dann wird die olle Brexit-Urne wieder ausgekramt. Und täglich grüßt das „Urnentier“…., it´s tea-time in UK, again! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Mann, der Gorbi war“ von Katja Gloger

 

GORBImag sich in manchen Entwicklungen getäuscht, manche strategischen Schwächen gezeigt haben. Niemand sollte indes vergessen, dass er die aller Welt geltende Bedrohung eines auch nach-Stalinistischen Stalinismus beendet hat. Wir Deutschen sollten ständig erinnert bleiben, dass wir unsere Wiedervereinigung einzig ihm zu verdanken haben. Seit Ewigkeiten schon irritiert es mich gewaltig, dass (jedenfalls nach meinem Kenntnisstand) noch in keiner einzige Deutschen Stadt – vorzugsweise Berlin – eine Straße oder ein Platz nach ihm benannt wurde. Was soll eigentlich all‘ die augenblicklich aktuelle Leisetreterei um das Stichwort der hierzulande garnicht so fremden und Jahrhunderte alten Tradition einer Freundschaft zu Russland – so sehr auch gerade wir Dytschen diese immer mal wieder gegenüber den Russen so schändlich verraten haben? – Hans von Schack

 

Für mich ist Michail Gorbatschow der bedeutendste lebende Staatsmann unserer Zeit. Mit seinem ungewöhnlichen politischen Mut, seiner Offenheit und Herzlichkeit hat Gorbatschow die Menschen weltweit tief beeindruckt und berührt. Besonders wir Deutschen haben dieser großartigen Persönlichkeit außerordentlich viel zu verdanken. Und darum räume ich gerne ein, nicht selten feuchte Augen zu bekommen, wenn ich über den Mann lese, der Gorbi war. – Matthias Bartsch

 

Wäre es nicht endlich Zeit, nach dem wichtigsten ausländischen Vater der deutschen Einheit, 30 Jahre nach dem Mauerfall, eine bedeutende Straße oder einen großen Platz in Berlin zu benennen. Es gibt bestimmt Straßen/Plätze in hervorragenden Lagen in Berlin, mit Name nicht so bedeutender Leute, die umgewidmet werden können. – Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbriefe zu „Extrem und mittendrin“ von Mariam Lau

 

Goethes „Zauberlehrling“ liefert ein zutreffendes Bild dafür, wie die AfD-Führung um Jörg Meuthen und Alexander Gauland voller Hilfslosigkeit agiert um ihren neofaschistischen „Besen“ Björn Höcke in den Griff zu bekommen. Der „Flügel“ in der AfD, als Auffangbecken für eine Wählerklientel am äußersten rechten Rand unserer Gesellschaft gedacht, wurde viel zu lange von der Parteiführung geduldet und gefördert. Es ging darum das Wählerpotential zu verbreitern und damit die Spannbreite der Interessenvertretung gezielt zu erweitern. In der gesamten Bundesrepublik, in allen Bundesländern, haben die mit der Wiedervereinigung, der neoliberalen Wirtschafts- und Sozialpolitik der 90-ziger Jahre, der Globalisierung und nicht zuletzt die mit der Flüchtlingspolitik verbundenen Probleme eine große Anzahl Unzufriedener hervorgebracht. Dieses Potential für die AfD einzufangen, dafür bot der populistische Demagoge besonders im Osten unseres Landes eine zuverlässige Gewähr. Aber nun, nach den Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen, bekommen die Spitzen in der AfD diesen Mann nicht mehr unter Kontrolle und sehen sich einer Vielzahl von Landesverbänden gegenüber, die seine Einhegung fordern. Er verschiebt das Bild der Partei in einen Bereich, den eine breite Basis der Partei nicht will und das ihr nur schaden kann. Einer frontalen und inhaltlichen Konfrontation vor den Landtagswahlen ging die Parteiführung aber aus dem Weg. Statt ein Verfahren zum Ausschluss aus der Partei zu betreiben und sich damit klar von verfassungsfeindlichen Thesen und Aktivitäten des „Flügels“ und seines kreidefressenden Spitzenmannes zu distanzieren, hofft man ihn auf den Parteitag im November in Braunschweig „domestizieren“ zu können.

Ist man wirklich so naiv in den Führungsgremien dieser Partei oder ist das nur wieder ein Bluff um eine „Bandbreite der Meinungsfreiheit in dieser Partei“ vorzutäuschen. Ein aus den Wahlen in den drei Bundesländern gestärkt hervorgegangener Höcke wird sich nicht eindämmen lassen, dass hat er seinen Anhängern in Cottbus drastisch versprochen. Auch glaubt er offensichtlich selbst daran, dass er das Charisma und das politische Potential hat, diese Partei autoritär im Stil eines neuen Führers zu führen. Es ist höchste Zeit, dass aufrechte Konservative in dieser Partei, wie der Aufruf der 100 AfD-Mandatsträger gegen Starrummel um Björn Höcke gezeigt hat, aktiv gegen den „Flügel“ Position beziehen und ihn parteiintern bekämpfen. Denn auch diese aufrechten Konservativen braucht eine funktionierende Demokratie für die politisch-demokratische Willensbildung. Dem Vormarsch von rechtsnationalen, menschenverachtenden, neonazistischen und gewaltbereiten Kräften und ihrem dummen Populismus muss entschieden entgegen treten werden. Dabei sollten alle demokratischen Kräfte, auch der anderen Parteien, diese Kräfte in dieser Auseinandersetzung auch unterstützen. Denn das undifferenzierte Draufhauen aller anderen Parteien als Bekämpfungsmodus gegen die AfD hat diese nur enger zusammenrücken lassen. Es wurde nicht berücksichtigt welche Differenzierungen es innerhalb dieser Partei gibt und wenig dafür getan durch sachliche Diskussion mit gemäßigten Kräften im Gespräch zu bleiben.

Nur durch eine klare Trennung vom „Flügel“ kann die AfD sich als eine glaubwürdige, konservative Rechtspartei auf dem Boden unserer Verfassung in der demokratischen Parteienlandschaft unser Republik langfristig etablieren und mitarbeiten. Unter dem verstärkten Einfluss eines „Brandstifters“ Höcke auf das Programm, die Strukturen und eine medienwirksame, populistische Öffentlichkeitsarbeit hat sie in unserem Parteienspektrum nichts zu suchen und muss mit allen Mitteln des Rechtsstaats und der breiten gesellschaftlichen Öffentlichkeit bekämpft werden. Währet den Anfängen und man glaube nicht, dass der sich schon von selbst ins Abseits manövrieren wird! Denn die Probleme sind auch im Westen vorhanden und latenten Rechtsextremismus, völkisches Gedankengut und Nationalismus gab und gibt es auch seit der Gründung in den westlichen Bundesländern und zeitweilig waren auch diese Kräfte schon mal sehr erfolgreich. Viel Erfolg dem in Hass und Zwietracht zerrissenen Hamburger Landesverband der AfD bei der internen Auseinandersetzung. Aber niemand soll sich in der Gewissheit wiegen das die acht Prozent Umfrage-Prognose auch bei den nächsten Wahlen eintreten wird! – Klaus-Dieter Busche

 

Politische Hydraulik – da hat ZEIT-Autorin Mariam Lau ja einen interessanten Begriff gefunden; ein Bild vom Strömungsverhalten der Flüssigkeiten. Man denkt an Pumpen, die Bewegungen antreiben. In diesem Sinne erscheint es nach ihrer Darstellung so, als sei die Weigerung des AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland, sich von „Äußerungen aus den eigenen Reihen zu distanzieren, die den Anschlag auf die Synagoge [in Halle] relativierten“, lediglich eine Art Trotzreaktion auf eine Aussage des SPD-Staatssekretärs Michael Roth. „Die AfD ist der politische Arm des Rechtsterrorismus“, hatte dieser gesagt. „Prompt“, so Lau, verweigerte Gauland „mit Berufung auf Roth als ein Mitglied der Bundesregierung“ die Distanzierung von haarsträubenden Äußerungen aus den Reihen der AfD. Hydraulik-Vergleich hin oder her, und auf wen oder was auch immer Gauland sich beruft; verantwortlich für das von ihm Gesagte und explizit nicht Gesagte ist er immer noch selbst – so wie jeder erwachsene Mensch. – Dr. Heide Richter-Airijoki

 

Die Diskussion, wie extrem oder mittig die AFD ist, mag für die Einschätzung der Gefährlichkeit dieser Partei und die Sicherheitsorgane des Staates von Bedeutung sein – sie ist aber untauglich, um die inzwischen ziemlich stabile Anhängerschaft dieser Partei zu verunsichern und die Attraktivität, welche die AFD bei ihnen genießt, zu verringern. Es mag ja sein, dass viele von ihnen Argumenten gar nicht mehr zugänglich sind, dennoch glaube ich, dass man sich viel mehr mit den Widersprüchen ihrer politischen Statements und Botschaften auseinandersetzen muss, als mit der Frage, wie rechts die AFD ist.

Eine Gelegenheit hierzu bietet z.B. eine im Artikel zitierte Äußerung des AFD-Abgeordneten Hartwig, mit der dieser die Verfassungstreue seiner Partei begründet: „Die Verfolgung dieses Ziels (die Forderung nach einer möglichst ethnisch homogenen Gesellschaft) mit demokratischen und rechtsstaatlichen Mitteln ist völlig legitim“. Welche Mittel sollen dies, bitte schön sein, in einer Gesellschaft, in der Millionen Nicht-Deutsche leben? Das Ziel ethnischer Homogenität lässt sich da nur durch Ausgrenzung, Diskriminierung und Vertreibung dieser hier lebenden Menschen erreichen. Was daran demokratisch und rechtsstaatlich sein soll, bleibt das Geheimnis des werten Abgeordneten. Und solange er mit diesem Widerspruch nicht konfrontiert wird, kann er sogar als Saubermann durchgehen, der angeblich in der eigenen Partei verfassungsfeindliche Umtriebe bekämpft. Die Schweiz hat übrigens mit dieser Strategie , die Widersprüche zwischen angeblicher Rechtsstaatlichkeit und der Ausgrenzung von Minderheiten offenzulegen, ziemlich erfolgreich: Die seit Jahrzehnten dominierende rechtspopulistische SVP wurde bei den letzten Wahlen abgestraft. – Dr. Dirk Kerber

 


 

 

Leserbriefe zum Politischen Fragebogen „»Ein schönes Steak gehört auf den Grill«“. Gespräch mit Tilman Kuban geführt von Tina Hildebrandt

 

Wenn Tilmann Kuban für eine junge, moderne CDU stehen soll, dann gute Nacht! Seine Antworten auf die gestellten 30 Fragen sind so vorhersehbar und so spannend wie der „Tatort“ vom Bodensee: schöne Landschaft und ein wenig Sprachcolorit, grottenlangweilige Dialoge! Optimist ist Herr Kuban natürlich und lieber dafür (wobei seine Partei meist lieber dagegen ist beim bedingungslosen Grundeinkommen , beim Tempolimit, bei der ökologischen Landwirtschaft usw.). Ein mutiger Dieselfreund, ein Steak auf den Grill (das muß man doch noch sagen können!) Wie schön, daß er sich wenigstens noch Gedanken macht, wo das Fleisch herkommt. Hallo! da braucht er nur seine Parteifreundin Julia-Dauerlächlerin-Glöckner fragen: Natürlich aus der Massentierhaltung, alles andere freiwillig. So jung und doch schon so alt . Herr Kuban garantiert ein weiter so und alles nicht so schlimm! – Helmut Sauler

 

Gerade wegen der Hochachtung,die ich für Sie hege, bin ich überrascht,ja enttäuscht über Ihre Antwort auf Frage 29 :Bei allem Verständnis und Respekt für Ihre ureigene,familiäre Sorge fände ich darüberhinaus die Angst angebracht,dass „UNSEREN Enkeln etwas Schlimmes passiert.“ Von meinem Standpunkt aus bedarf es keiner weiteren Argumentation. – Frank Bäumchen

 

„Fleischscham“. Für mich ein heißer Kandidat für das Unwort des Jahres! Was soll dieser moralisierende Zeigefinger? Flugscham, SUV-Scham und was kommt als nächstes? Welche Autorität entscheidet, für was man sich doch gefälligst zu schämen hat. Ist es der links-grüne Zeitgeist, der in den Medien überrepräsentiert ist? Oder ist es eine Expertengruppe, die mir bisher verborgen blieb? Ich denke, einseitige moralische Vorhaltungen bringen uns nicht weiter. Ich habe übrigens noch ein paar Scham Vorschläge: Schuhscham – Alle, die mehr als 15 Paar Schuhe besitzen. Kleiderscham – Alle, die mehr als 2,50 laufende Meter Schrank beanspruchen und gekaufte Artikel nach 1 oder 2 Jahren schon wieder aussortieren. Wohnungsscham – Alle, die mehr als 45qm Wohnfläche beanspruchen. Smartphone Scham – Wer sein Smartphone nicht mindestens 3 Jahre nutzt. Eventuell auch E-Bike Scham. Mit dem E-Mountainbike auf den Gipfel hat mit Öko sehr wenig gemein. – Dietmar Baier

 


 

 

Leserbriefe zu „Lange Pässe in die Neunzigerjahre“ von Oliver Fritsch

 

Ihr Autor zeigt Fußballverstand. Die Trainergilde dreht sich wie ein Karussell. Es ist völlig uninteressant wer wo trainiert. Es bleibt wie es ist. Nämlich grottenschlecht. Das ist nicht nur in der Wirtschaft so, sondern auch in der Politik und Bildung. Ein Blick ins Ausland würde reichen, um den Niedergang zu erkennen. Das tut aber keiner. Deutschland über alles, hat schon Mal zum Niedergang geführt. – Gunter Knauer

 

Ich weiß, dass ich es viele Menschen gibt, die das anders sehen als ich, und es passiert ja auch wirklich selten, aber ich ärgere mich jedes Mal unheimlich, wenn auf der Titelseite (!) der ZEIT ein Artikel über Fußball steht. In meinen Augen ist das eine schlimme Respektlosigkeit gegenüber all den wichtigen Ereignissen weltweit, die es ebenfalls verdient hätten, auf die Titelseite zu kommen. Menschen, die um ihr Überleben kämpfen. Umwelt, die zerstört wird. Unrecht, das begangen wird. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man diesen Dingen die dringend benötigte Aufmerksamkeit verweigern kann, um darüber zu berichten, dass die Bundesliga wieder spannend wird. – Milena Grünewald

 

Oliver Fritsch vergleicht, durchaus nachvollziehbar, die Qualität der Bundesliga mit der des deutschen Schlagers. Er hätte freilich auch kaum weniger zutreffend einen Vergleich mit der Qualität der Bundesregierung anstrengen können. Hier wie da gilt und wirkt offensichtlich eine Goethe’sche Weisheit: „Es gibt keinen größern Trost für die Mittelmäßigkeit, als dass das Genie nicht unsterblich sei.“ Jedenfalls müssen sich, was nun den deutschen Fußball anbelangt, die Bundesligisten keine allzu großen Sorgen mehr machen wegen einer eventuellen Überstrapazierung durch die Klub-WM à la Infantino, die demnächst ansteht. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „»Das ist doch ökologischer Irrsinn«“. Streit Marcus Holtkötter und Renate Künast

 

Anfang der 1960er Jahren wurde mir als Bauernsohn auf dem Gymnasium vorgehalten, dass die deutsche Landwirtschaft unrentabel sei, die kleinen Betriebe müssten aufhören, die verbleibenden sich spezialisieren, rentabler werden. Es wurde als Vorbild auf die ausländische, insbesondere die amerikanische Landwirtschaft verwiesen (in der Schülerzeitung von 1963 ist dies so beschrieben). Seit 1950 sind 90% der Betriebe gewichen, die anderen gewachsen – und dieser Prozess ist noch nicht zu Ende. Die Landwirte in der EU und damit in Deutschland – konkurrieren heute auf dem Weltmarkt mit den Farmern in Amerika und Australien. Dieser Prozess ist von den Regierungen und Parlamenten in Bonn/Berlin und Brüssel gestützt, teils forciert worden. Auch unter der Landwirtschaftsministerin Künast wurden neue, größere, rentablere Ställe mit Zuschüssen gefördert. Allerdings durften die geförderten Betriebe nach Fertigstellung des Stalles nur maximal 2Vieheinheiten pro Hektar halten (entspricht zum Beispiel etwa 4 Sauen mit Ferkeln). Vorher lag diese Grenze bei 2,5 Vieheinheiten.

Im Internet habe ich gesehen, dass Herr Holtkötter auf 130ha Landwirtschaftlicher Nutzfläche 250Sauen hält und die anfallenden Ferkel mästet. Damit dürfte er bei ca. 4 Vieheinheiten pro ha liegen. Nach §13 Einkommensteuergesetz in Verbindung mit Anlage 1 zum Bewertungsgesetz dürfte Herr Holtkötter 585 Vieheinheiten = 4,5 Vieheinheiten pro Hektar halten. Zur Förderung der „kleinen und mittleren Betriebe“ sind seit den 1950er Jahren für die ersten 20ha zehn Vieheinheiten, dann degressiv fallend, ab 100ha anderthalb Vieheinheiten pro Hektar zulässig. Ein 20ha Betrieb darf also 200 Vieheinhalten = ca. 400 Sauen halten oder ca. 1500 Mastschweine pro Jahr produzieren, obwohl er nur einen Bruchteil des nötigen Futters selbst erzeugt (erst recht beim Ertragsniveau der 1950er Jahre) und auch den Mist und die Jauche bzw. heute die Gülle auf dieser Fläche sinnvoll unterbringen kann.

An dieser Regelung hat auch die Ministerin Künast nichts geändert. PS: Auf dem Foto auf Seite 31 sind keine Ferkel, sondern Mastschweine zu sehen (schwerer als 50kg). Außerdem erwartete ich, dass in der Randspalte unter Holtkötter zumindest noch die Anzahl der Hektar, der Sauen und der Mastschweine angegeben sind. Sie haben zu wenige Leser, die dies interessiert? Wenn ich bedenke, wie viele Erklärungen Sie zum Beispiel zum Kunstmarkt gegeben haben, so frage ich mich, wie viele Leser Kunstgegenstände pro Jahr erwerben. – Adolf Ronnenberg

 

Danke für die Ausgabe vom 30. Oktober und die verschiedenen Artikel zur derzeitigen Auseinandersetzungskultur in unserer Gesellschaft. Ein besonders gelungene Beispiel ist das Interview von R.Künast und dem Landwirt M.Holtkötter, inhaltlich dicht, sachlich und aufeinander eingehend, toll. Was mir fehlt sind die nun einzuschlagenden konkreten Handlungsstrategien in Landwirtschaft und Politik. – Johanna Weber

 

Bitte keine Argumentation mehr für 10 %mehr Platz für Schweine, betäubungslose Kastration und Amputationsnotwenigkeit von Ringelschwänzen….Tierhaltung in Deutschland ist eine Katastrophe. Wir sind ein Zwei Personen Haushalt und kaufen 4 mal im Jahr Fleisch. Im Mai und im Oktober bekommen wir je einen Bauernhahn, der sein Leben im Freiland verbrachte, solange keine Aufstallungspflicht besteht. Jeweils 6 Portionen für 2 Leute liefert solch ein Hahn mit fast 5 kg. Und Suppe wird vom Rest gemacht. Zweimal kaufen wir je 3 kg Rindfleisch von Galloways, die der Schlachter ganzjährig auf der Wiese hinter dem Haus hält. So haben wir fast einmal wöchentlich Fleisch auf dem Tisch, das für unsere Begriffe einwandfrei produziert ist. Die Tiere hatten ein wertes Leben. Anderes Fleisch kommt nicht mehr auf den Tisch. Da essen wir lieber garkeins… – Michael Kiefhaber

 


 

 

Leserbriefe zu „Ehen gegen den Priestermangel“ von Raoul Löbbert

 

Sie schreiben, „dass verheiratete Diakone wesentlich seltener zu Tätern werden als Geistliche“. Diakone sind Geistliche. Bitte bedenken Sie dies in Ihren – guten – Ausführungen. Bei allem Verständnis für die spezielle Situation im Amazonas würde die prinzipielle Weihe zum Priester von ständigen Diakonen auch bedeuten, das Besondere des Diakonats zu überspielen. Mit der Wiedereinführung des ständigen Diakonats wurde die christliche Sozialarbeit durch die Weihe konstituiert. Das bedeutet, dass Caritas und Nächstenliebe ebenso wichtig sind wie Altar und Kult – eine wichtige Aussage für Katholiken! https://www.ardaudiothek.de/tag-fuer-tag-beitraege/katholische-kirche-raus-aus-dem-system-der-missbrauchstaeter/68230732. – Th. Hanstein

 

Zölibat bedeutet „ehelos“. In seiner erbrechtlichen Folgewirkung ist er zielführend, weil in seiner Konsequenz erbvernichtend. Darauf hätte Karl Marx kommen sollen (s. Kommunis-tisches Manifest)! Denn nur Nachkommen aus Ehen sind erbberechtigt! Jesus hätte Ehelosigkeit „vorgelebt“, heißt es von seinen Apologeten, den Zölibat erklärend. Das gewaltige, eingesammelte heilige Kirchenvermögen hätte über 900 Jahre unter den erbrechtlichen Ansprüchen seiner Kleriker nicht bestehen können, hätte sich aufgelöst ohne den Zölibat, der wirkungsvollsten Spielart der Erbvermeidung. Geht die „Lockerung des Zölibats, die Weltkirche verändernd“ nun vom weitgehend persönlich eigentumsfreien Urwald aus, und nicht vom klerikal besitzenden Rom? – Burkhard Breslauer

 


 

 

Leserbriefe zu „»Beten allein hilft nicht«“ von Evelyn Finger

 

Endlich unter ‚Glauben & Zweifeln‘ mal wieder ein lesenswerter Artikel. Ein Artikel, der sich wirklich mit Glauben und Zweifeln beschäftigt. Was sollen die vielen unsinnigen Artikel über Probleme der Katholiken. Die ‚Oberen‘ der Katholiken mit ihrer karnevalistischen Verkleidung sind doch ein Relikt aus dem Mittelalter und haben weder mit dem Christsein heute noch mit dem Volk der Katholiken was zu tun. Die Familie ‚Begrich’aus obigen Artikel atmet wirklichen Glauben und Zweifeln und Tasten nach Leben aus. Schade, früher las ich gerne ‚Glauben und Zweifeln‘. Hören Sie auf, liebe Zeit, von dem katholischen Unfug einer mittelalterlichen Kirche mit christlichen Elementen zu berichten. Viele Zeitleser werden sehr dankbar sein. – Gottfried Meyn

 

Ich bin in Mühlhausen geboren. Mein längst verstorbener Vater war dort kirchlicher Mitarbeiter und hat u.a. Christenlehre gehalten. Ich kenne ein wenig die Verhältnisse und bin dem Volke Israel verbunden, auch in schwierigen Zeiten. Die in der Rubrik „Glauben und Zweifeln“ zu Wort kommende Pfarrerfamilie hat sicherlich ehrenwerte Absichten, aber die Mittel erscheinen mir fragwürdig. Die gewählte jüdisch anmutende Kleidung des Großvaters aus dem Off erscheint mir gut verstehbar, während die angezogenen roten Socken des amtierenden Pfarrers mir mehr in die Richtung politischer Klaumauck abdriften. Ich habe Zweifel, ob letzteres entspannt. Eher denke ich, dass die roten Socken nicht dem Ernst der Lage gerecht werden. Man sollte einfach mit der Ramelowpartei das Gespräch suchen, ohne andere unnötig zu Reizen. Denn die ganze Sache ist keine Lachnummer. – Rainer Schmidt

 


 

 

Leserbriefe zu „Ich geiler Typ!“ von Bernhard Heckler

 

Ach wäre es aus der eigenen Perspektive immer so leicht einschätzbar. Bin ich durch Selbstverliebtheit tyrannisch genug, anderen meine Genialität zu beweisen? Oder kenne ich durch meine Selbstliebe auch meine Grenzen und kann damit anerkennend der Grenzen der anderen liebevoll diskutieren, um das Bestmögliche zu erreichen, mindestens zu konvergieren? Diese Liebe wird dem Menschen nicht geschenkt. Jeder ist ‚selbst‘ – damit gleichsam gewöhnlich und außergewöhnlich. Daraus Stagnation der Gemeinschaft abzuleiten, erwuchs mir aus diesem Artikel nicht. Eine eigene (womöglich doch begrenzte) Genialität selbst erkennend, kann sicher Großes entstehen lassen – toll! Wirkend wird sie doch nur mit und für andere. Bin ich nur selbst genial, der Beste und sowieso – dann gnade mir Nemesis. – Matthias Riedel

 

Die Psychologin in mir jubelt und rauft sich die Haare gleichermaßen. Welch herrliche Ermutigung einer gesunden Selbstliebe! Aber wie unnötig, dieselbe mit ihrer destruktiven Version, dem Narzissmus, zu verwechseln! Nein, wir brauchen keine beziehungsunfähigen Total-Egoisten. Ja, wir brauchen Selbstsicherheit, Mut und die humorvoll-liebevolle Betrachtung der eigenen Person. (Letztres schadet auch im Umgang mit anderen nicht.) Außerdem brauchen wir korrekte Fakten: Narzissmus ist nicht nur dann ein Problem, wenn der*die Betroffene leidet. Logischerweise ist auch das Leid des Umfelds ein Diagnosekriterium. Alles Gute – ob auf dem Weg auf die deutschen Bühnen oder sonstwohin. – Friederike S. Bornträger

 


 

 

Leserbriefe zu „»Mich wundert diese Debatte«“. Gespräch mit Sigmar Gabriel geführt von Klaus Brinkbäumer

 

Man muß nicht einem Ex- Außenminister und ehemaligen SPD-Parteichef nach Boston hinterherreisen um ein dünnes Interview in der Zeit zu veröffentlichen. Die Zeit hat gerade Gabriel in der Vergangenheit außerordentlich viel Raum geboten, warum? Als Parteichef hat er acht Jahre lang den Niedergang der SPD mitverursacht durch eine wirtschaftsfreundliche Politik, wie z. Bsp. dem faulen Kompromiß bei der Erbschaftssteuer, der Unternehmenserben praktisch steuerfrei stellt. Ein Schelm der Berechnung dabei denkt wenn Gabriel nun auf einen hochdotierten Posten der Automobilwirtschaft gehievt wird. Solange SPD und CDU solche Politiker haben die primär nach dem eigenen Vorteil schielen wird der Niedergang der Volksparteien nicht aufhören. – Günter Hebel

 

Ob Sigmar Gabriel noch weiter mit „seiner SPD“ möchte und kann, da sei einmal dahingestellt. Freiwillig hat er sich bestimmt nicht so absägen lassen, und diese Absägerei, die wird ständig weitergehen, und das nicht nur in der SPD. Sigmar Gabriel ist erst mal weg vom Fenster, und ein Leben, z.B. als „Autohändler“, das könnte doch auch ganz schön und „wertvoll“ sein. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Lebenslüge“ von Anna-Lena Scholz

 

Was für ein tendenziöser Artikel! Kein einziges Wort zu den, für Deutschland, seine Kulturinstitute, und seine Wirtschaft insgesamt zu schwachen Ergebnissen! So schwach und langsam, dass selbst politische Grossvorhaben wie Energiewende über ein Jahrzehnt verzögert werden… Kein Wort zu den Forschungsruinen von Nuklearenergie über Wasserstoffenergie, Gleichstromtechnologie, Energiespeicherung und Pharmalogie bis hin zur Landwirtschaft unter veränderlichen Klimabedingungen! Kein Wort zum Anreiz, sich eine Beförderung (im obersten Niveau) nicht ersitzen zu können, sondern für eine Professur von (oft) Kompetenten „ausgewählt“ zu werden! Dafür Plattitüden des 19. Jahrhunderts „sozial und kulturell zur Elite…“. Schon mal was vom zerstreuten Professor gehört?? Zeigen Sie doch mal die Branche auf, in der -wohlgemerkt in Deutschland- mit 42 Jahren SCHON im Verhältnis 1:6 die obersten 10% der Karriere erklommen werden können!! Vielleicht im Journalismus?

Ich empfehle, beim BMBF nachzufragen, mit welcher Laufzeit die dort geförderten Projekte ausgeschrieben – und dann abgeschlossen werden!! Und vergleichen die Auskunft mit Austria, Frankreich, Großbritannien und USA -gar nicht erst zu reden von Korea oder Japan. Dann haben Sie den Grund, warum alle Forschung, die innerhalb von 2 Jahren abgeschlossen sein muss, nicht an deutsche Universitäten gehen kann. Selbst mit Übersetzungen sind die Anderen schneller!! Nur das Patent ist dann oft auch weg…. zumindest für ausserhalb von Europa! Nur Ihr letzter Satz ist begrüssenswert: es gibt keine systematische Qualifizierung, sondern nur Sprungprozession nach der Pfeife zufälliger Auftraggeber! Und fast nur, wenn diese keine Patentrechte anstreben. Denn nur Veröffentlichungen bilden Ruf – und erst danach kommt die Berufung… – Franz Berger

 

Ich finde es sehr gut, dass endlich in der Öffentlichkeit bekannt wird, wie prekär die Arbeitsbedingungen an Universitäten sind. Gut, dass das auch im Kino thematisiert wird. Ich halte die Bayreuther Erklärung für ein Armutszeugnis, aber sie ist zumindest ehrlich. Es ist ein Skandal, dass so viele wissenschaftliche Mitarbeiter an Universitäten nur befristet beschäftigt werden. Dies mit Weiterbildung zu begründen ist völlig unsinnig. Jede Stelle unterhalb einer Professur dient angeblich nur der Weiterqualifikation. Genauso könnte man begründen, dass alle Stellen bei VW dazu dienen Vorstandsmitglied zu werden, und deshalb befristet werden müssten. Aus meiner Sicht wird die Ehrlichkeit der Bayreuther Erklärung (Befristungen müssen sein) oder hier und da die Schaffung von ein paar mehr unbefristeten Stellen am Grundproblem wenig ändern. Das Wissenschafts- und Hochschulsystem in Deutschland muss dringend grundsätzlich reformiert werden. Hier einige Vorschläge:

Der Ausbau von Studienplätzen und die Schaffung von neuen Studiengängen müssen sich auch nach dem Bedarf an Absolventen richten. Wenn in einem Fachbereich die Arbeitslosigkeit der Absolventen hoch ist (lässt sich anhand der Zahlen der Agentur für Arbeit feststellen), dürfen keine weiteren Studienplätze geschaffen werden, bzw. muss die Zahl abgebaut werden. Gute Studienbewerber haben dann wieder gute Chancen auf passende Stellen. Alle anderen studieren gleich etwas anderes und müssen nicht Jahre später umsatteln.

Wissenschaftliche Weiterqualifikation (Promotion) darf nur noch im Angestelltenverhältnis erfolgen. Alle Varianten, die dazu dienen dies zu umgehen (Stipendien, Werksverträge), müssen verboten werden. Es gibt Daueraufgaben an Universitäten, die auch dauerhaft vergeben werden müssen. Gute Lehre entsteht nicht dadurch, dass alle 3 Jahre ein neuer Doktorand das Seminar übernimmt und sich wieder neu einarbeitet. Das heißt, es muss mehr dauerhafte Stellen im wissenschaftlichen Mittelbau geben, die gute Lehre und Forschung sicherstellen. Projektstellen müssen auf ein sinnvolles Maß reduziert werden. 93 % des wissenschaftlichen Nachwuchses ist befristet angestellt. 7 % ist dann dauerhaft angestellt. Hier mal ein grober Überschlag: Vielleicht machen weitere 7 % Daueraufgaben, für die man sie entfristen müsste. Vielleicht qualifizieren sich 10 % für Aufgaben außerhalb der Hochschule. Die restlichen 75 % stecken dann in Projekt-Weiterbildungs-Qualifizierungswarteschleifen, die ihnen eigentlich nichts bringen. Sie könnten, anstatt sich in Uniprojekten, die sie nicht weiterbringen, abzuarbeiten, auch gleich in einen anderen Bereich umsatteln. Deshalb mein Vorschlag: 75 % der Projektstellen streichen. Großen Fördergeldgebern, wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft, sollten die Gelder für die reine Projektförderung deutlich reduziert werden. Das eingesparte Geld sollte stattdessen in die dauerhafte Grundfinanzierung der Universitäten gesteckt werden.

Ein so umgebautes Universitätssystem würde allen Mitarbeitern fairere Bedingungen bieten. Studenten und wissenschaftliche Mitarbeiter würden besser ausgebildet und hätten bessere Chancen auf passende Stellen. Der Forschungsoutput insgesamt würde sinken, allerdings würde die Qualität steigen. Viele junge Menschen würden keine Projektstellen an Universitäten mehr bekommen, dafür würden sie aber Aufgaben übernehmen, die sie langfristig weiterbringen. Der Nutzen ist dann volkswirtschaftlich viel größer. – Dr. Anke Krüger

 


 

 

Leserbriefe zu „Das kann nicht wahr sein“ von Daniel Müller

 

Wenn ich diesen und ähnliche Artikel über mutmaßliche oder tatsächliche Fehlurteile lese, wird mir angst und bange. Wer bewahrt mich im Ernstfall davor, allein aufgrund von Falschaussagen im Gefängnis zu landen? Woher soll ich als unbescholtener Bürger kompetente und engagierte Verteidiger kennen? Wer schützt mich vor ungerechten oder schlicht schlampig arbeitenden Richtern? Im beschriebenen Fall hätten meines Erachtens die Zweifel doch wohl groß genug sein müssen, um für die Angeklagten zu entscheiden. Mir ist nicht klar geworden, warum der Richter anders entschieden hat. – Ulrich Willmes

 

Ihren Artikel habe ich mit Interesse gelesen. Hinsichtlich des Inhalts hatte ich nach dem Lesen den Eindruck, dass hier ein Rechtsfall geschildert wird, in dem nicht nur Unschuldigen (Nowak/Kaminski) eine Freiheitsstrafe droht, sondern in dem auch mehrere entlastende Indizien für die Angeklagten im Rahmen der Prozesse auf nicht erklärbare Weise ignoriert wurden. Das ist erstmal erschütternd. Allerdings frage ich mich, was Sie mit Ihrem Artikel aussagen möchten. Allein einen bizarren Verlauf darzustellen, finde ich nicht ausreichend. Bei der Menge an Gerichtsverfahren ist es zwangsläufig so, dass ab und an Verfahren mit unwahrscheinlichen Verläufen (so wie der hier geschilderte Fall wirkt) passieren. Derartige Fälle in Szene zu setzen und gewissermaßen ihre Absurdität zu betonen, ist aber eher eine – wenn auch nicht sprachlich aber in inhaltlicher Konsequenz – reißerische zur Schausstellung als eine Analyse.

Im von Ihnen beschriebenen Fall hätte es mich sehr interessiert, warum denn nun die Strafverteidigung scheinbar unfähig war, das entlastende Material der Angeklagten Nowak/Kaminski, und warum die Richter dies nicht angemessen berücksichtigten, vielmehr außerdem die offenbar zu Verdacht Anlass gebende Vergangenheit des Herrn Pomme ignorierten. Dies zu untersuchen und ggf. zu analysieren hätte mir geholfen, den Fall besser zu verstehen. Nach dem Lesen Ihres Artikels stellt sich bei mir ein Gefühl ein, die Rechtsorgane des Staates hätten versagt oder sogar wissentlich falsch gehandelt. Ein gefährlicher Eindruck, der damit im Raum steht. Aus meiner Sicht wäre hier eine deutliche tiefergehende Untersuchung und Darstellung notwendig gewesen. – Christoph Schürmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Gestrandet in Zittau“ von Steffi Hentschke

 

Ich habe selten eine so schlecht recherchierte, subtil doppeldeutig und vorverurteilende Kolumne in der Zeit gelesen, wie die über meine ehemalige Heimatstadt Zittau. Warum werden das Rathaus, gebaut von Schinkelschüler Carl August Schramm, oder das durchaus beeindruckende Dornspachhaus, das Salzhaus oder das Zittauer Fastentuch nicht erwähnt? Letzteres immerhin das weltweit drittgrößte bekannte Hungertuch (nach Wikipedia). Und um die Autorin zu zitieren “die Wahrheit kommt vor dem Abstieg. Seit Mai ist die AfD im Kreistag stärkste Kraft”, ja tatsächlich. Aber die Wahrheit ist auch, daß mit Thomas Zenker die Stadt einen jungen, sehr agilen, modernen, liberalen und pro-europäischen Bürgermeister hat. Es gibt nicht nur eingestaubte Schaufenster, sondern auch eine beeindruckende Theateraktivität. Die Wahrheit ist wie so oft komplexer, aber eigentlich sollte das ja den Reiz eines guten und sorgfältigen Reports ausmachen. Es gäbe noch viele weitere Dinge zu erwähnen- aber ich würde vorschlagen, daß sich Zeitleser mal wirklich auf die Reise machen, um Zittau und die Oberlausitz entdecken. Ich wohne seit Jahren in Wien, aber ich kann nur sagen- meine alte Heimat ist eine Reise wert. Es gibt übrigens auch eine durchaus gute Zittau-Touristeninformation beim Rathaus. Und an die Autorin- besser recherchieren, Vorurteile ablegen und nochmal schreiben. – Kristin Tessmar-Raible

 

Sehr gerne lese ich Ihre Kolumne „Gestrandet in ….“, die mich oft auf die eine oder andere wenig bekannte und doch interessante Stadt aufmerksam macht. Erstaunt war ich allerdings bei der Lektüre des Artikels über Zittau vergangene Woche. Mit keinem Wort erwähnt die Verfasserin die weltbekannten Zittauer Fastentücher, die alleine schon eine Reise in diese Stadt der Dreiländerregion wert sind. Mag auch innerhalb der zwei Stunden des Rundgangs ein Blick ins Museum auf die Fastentücher zu viel Zeit kosten, so sollten potentielle Besucher zumindest darauf hingewiesen werden, diesen kostbaren Schatz nicht außer Acht zu lassen. – Dr. Regina Fitl

 


 

 

Leserbriefe zu „Die schönen Menschen von Dakar“ von Angela Köckritz

 

Danke für die Liebeserklärung an „Die schönen Menschen von Dakar“ von Angela Köckritz! Ich gestehe, ich war nie in Dakar, doch ich kenne viele andere afrikanische Großstädte. Abgesehen von Dakar-Eigenheiten und mit Nuancen könnte man diese wissende, einfühlsame und lebensverbundene Schilderung auch auf die Bewohner vieler anderer Metropolen in Afrika übertragen. – Joachim Oelßner

 

Sehr erfreut Ihre Liebeserklärung an DakarJenseits von Afrika zu lesen. Ich nehme die Gelegenheit, einigen Interessierten der 6 von mir betreuten Guineer (Conakry) und einem von Guinea-Bissao weitergeben zu können. Es gibt da z.T. verwandschaftliche und sprachliche Beziehungen zwischen diesen Nachbarschaftsländern. Auch haben einige vor Ihrer Flucht nach Europa im Senegal gewohnt. Wegen der Guineer stelle ich noch einmal die Frage, die ich die Redaktion gestellt habe, ob auf Ihren Plänen und in Ihrem Budget ein Berichterstattung aus Guinea möglich wäre ? Es gibt inzwischen ca. 8.000 Guineer in Deutschland, leider fast alle, bzw. die mir bekannten, auf Duldung, die gerne mal eine unabhängige Berichterstattung über ihr Land lesen wollen. Sie haben zwar Kontakt mit der Heimat/den Verwandten und gefärbten Berichten über das sehr preiswerte Internet-Telefon, aber eine neutrale Meinung würde einige interessieren. Je suis Africain, j’en suis fier ! Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbrief zu „Ein Problembär?“ von GRN.

 

Vorhin am Frühstückstisch, um 10 nach acht: Schon (auf)sprungbereit mit dem letzten Bissen Marmeladebrot in der Hand Wird die Post gebracht – mit der Neuen ZEIT. So allerherrgottsfrüh schon. Beim Augenstreifen über die Titelzeilen, über „Ehen gegen den Priestermangel“ Und „Mehr Ramelow wagen“ (Ja !!) doch als Erstes „PROMINENT IGNORIERT“ Gelesen… Beim „verbalen Harakir“ des Herrn Stoiber und „Söder, pass auf!“ Mußte ich so auflachen, daß der ganze Frühstücksraum aufgewacht ist. Ich auch. Definitiv. Mit Dank für das Lachen in ernsten Zeiten. – Beate Schwärzler

 


 

 

Leserbrief zu „Die Senkrechtpflanzer“ von Justin Wolff

 

„Wir müssen warten, bis die LEDs noch effizienter werden.“ Was treibt das Leben auf der Erde an? Bis auf ein paar exotische Ausnahmen an unzugänglichen Orten ist es das Sonnenlicht. Organismen, die Photosynthese treiben können, sammeln es ein, Organismen, die erstere fressen übernehmen es, dann werden auch die gefressen und geben es weiter … Genau das ist der Grund, warum die Erzeugung von Lebensmitteln nicht dort stattfindet, wo es nur wenige Mitesser gibt, sondern im Freien. Dort, wo die Sonne hin scheint. Die Annahme, es sei die Bodenfläche, die limitierend auf die Nahrungserzeugung wirkt, ist physikalisch zu kurz gedacht. Der Platz ist deshalb nötig, weil nur so die viele Energie eingefangen werden kann, die notwendig ist. Natürlich könnte die Menschheit versuchen, den Energiebedarf durch das Verfeuern von Sonnenenergie, die über riesige Zeiträume gespeichert wurde, zu decken. Aber das hat anscheinend Nebenwirkungen, die gerade für mächtigen Aufruhr sorgen … in der Natur genauso wie in der Gesellschaft. Was jedenfalls das kleinste Problem ist, ist der Strompreis in Form von Währungseinheiten. Die vertikale Nahrungserzeugung scheitert nicht am Geld. Sie scheitert am Energiestrom der auf die Erde trifft, an dessen Energiedichte und daran, dass eine stetig wachsende Menschheit zu viel von dem beansprucht, was für das ganze Lebenserhaltungssystem des Raumschiffs „Erde“ vorgesehen ist. Die Menschheit muss lernen, nicht weiter anzuschwellen … oder untergehen. – Hans List

 


 

 

Leserbrief zu „Asoziale Gepäckstücke“ von Francesco Giammarco

 

Dieser Text ist so schrecklich überflüssig, dass die Zeit, dies Ihnen zu schreiben, glatt von meiner verblassenden Jugend geraubt ist. – Oswald Kofler

 


 

 

Leserbrief zu „Wo Digitalisierung Jahrzehnte dauert“ von Burkhard Straßmann

 

Die Deutsche Bahn (DB), die weiß halt sehr genau was sie leisten kann oder besser, was sie nicht leisten kann; und das wird und soll auch genau so, wie gewohnt und nicht viel anders, in den nächsten Jahrzehnten, so abgeleistet werden. Alles wird, voll aus dem „Null-Punkt“ geschöpft werden und keiner soll sich absichtlich vor den Kopf gestossen fühlen. Irgendwie wird wohl alles so weitergehen; das mit den vielen Verspätungen und das mit den vielen Zugausfällen, und jeder davon Betroffene, der erhält dafür, ganz brav und ganz lieb, seine ins Herz geschlossenen „DB-Gutscheine“, für die nicht oder für die „fast nicht“ erbrachten Leistungen der DB. Die Deutsche Bahn hat sich eben, wie auch immer, trotzdem (sehr) bemüht! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Pubertier in Aremorica“ von Nina Pauer

 

Jetzt ist es also passiert. War ja mit zu rechnen. Nach Grimms Märchen, Pipi Langstrumpf etc. hat die heilige Inquisition der hysterischen, ironiefreien und humorlosen Superkorrekten ein neues Opfer im Visier: Asterix. Da helfen nur ein gut gebrauter Zaubertrank oder ein gezielter Hinkelsteinwurf. PS: Wie bitte geht „ungut schlucken“? – Kurt Eimers

 


 

 

Leserbrief zu „»Ich war nie geldgeil«“. Gespräch mit Matthias Reim geführt von Claas Tatje und Jens Tönnesmann

 

Beachtlich, das musst du erst mal nachmachen, und so hinbekommen, sechs Kinder von fünf Frauen! Ist da der Mann noch ein Mann, ohne dass er die Übersicht verliert? Matthias Reim (*1957), Sänger, Komponist und Vater ist neben Gunter Gabriel (1942-2017) Sänger, Komponist, Gitarrist und Vater, das Stehaufmännchen, und er steht sein Männchen einfach weiter. Er ging durch tiefe Täler, und er stieg als schwer gebeutelter „Sieger“ wieder auf, und dort macht weiter! „Ich bin tausend mal auf dich reingefallen, hast mich immer wieder rumgekriegt. Tausend mal hab ich mir gesagt tu´s nicht, doch mein Herz das hört ja nicht auf mich. Und auch diesmal sag ich wieder „Nein“, und auch diesmal redest du mich klein. Ich bin tausend mal auf dich reingefallen. Warum sollt´ es diesmal anders sein?“ (Refrain aus: „1000 Mal“, Sänger: Matthias Reim, Text/Musik: Horn-Bernges/Reim). – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Scheitert der Bildungsrat?“ von Thomas Kerstan

 

Es ist nur natürlich, dass die Landesfürsten sich nicht in ihre Fürstentümer dreinreden lassen wollen! Da wird schnell aus „Beratung“ auf “ Hineinregieren“ umgedeutet. Das müsste sich Karliczek nicht gefallen lassen – wenn sie denn entweder Durchsetzungsfähigkeit hätte oder ihr eigenes Ministerium in „ergebnisorientierte“ Forschungsförderung um- orientieren könnte. Für die Diskussion wie für den Hochschulzugang wäre ein Vergleich (mit Bewertung durch 3-5 Personen verschiedener Betroffenheit) der Abituraufgaben je Land und der zugehörigen Abiturnoten 2018+2019 ein erster -und ernster- Stein des Anstosses. Den könnte aber auch die ZEIT initiieren! Die ZEIT könnte sie aber auch interviewen, warum sie nicht ernsthaft vorangeht…. – Franz Berger

 


 

 

Leserbrief zu „Unter Zombies“ von Stefan Willeke

 

Boulevardstil und Privatabrechnungen im Feuilleton, das geht nicht. – Hansjörg Bumbacher

 


 

 

Leserbrief zu „Wenn Kunst die Lust befreit“ von Ursula März

 

Frau Nicodemus kennt schon meine Anmerkungen bei Flüchtigkeiten in Kritiken. Wunderschöner Film der extremen Ruhe, des gelebten Handwerks, der sich langsam entwickelnden Beziehung. Sie erwähnen, dass ein Diener nur 70 Sekunden zu sehen ist. Dieser – m.E. Bote des Bräutigams – taucht aber zweimal kurz auf: am Küchentisch sitzend und als er das Gemälde versandfertig zunagelt (hier mehr als 70 Sekunden). Die 6 – 7 Ruderer der Anfangsszene sind sicher 5 Minuten oder mehr zu sehen, der Bootsmann, den Marianne nach dem Weg fragt, ca. 1 Minute. Ich erwähne das nur so akribisch, da Sie mehrfach die 70 Sekunden betonen. Aber selbst insgesamt ca. 7 Minuten von 120 zeigen Männer in unbedeutender Unterlegenheit. Die Bootsleute helfen ihr ja auch nicht, die Kiste mit den Malutensilien zu bergen. Was mich wundert – und in keiner der sonst gelesenen Kritiken (epd film, filmdienst) erwähnt wird -, dass die Dienerin Sophie sowohl von Marianne als sozial ebenso Abhängiger als auch von Heloise als Herrschaft gesiezt wird. Tat man das 1770 oder falsche Übersetzung? Im Original doch sicher auch „vous“ und nicht „tu“? Und sie stickt zweimal – tat das nicht nur die Herrschaft? Die Dienerschaft eher Spinnen, Weben, Stricken, grobe Tücher nähen, heiße Wäsche auswringen, plätten, also grobe und harte weibliche Arbeit statt müßigem Sticken. Hat allerdings der abgebildete Rosmarin nicht eine Bedeutung als Abtreibungskraut?

Sophie isst ja sogar als Erste die von ihr zubereitete und servierte Mahlzeit noch vor Marianne oder Heloise, die ja dem Mahl nicht beiwohnt. Die Dienerschaft aß doch immer getrennt und auch sicher als Letzte. Hat sie kurz vor der Revolution schon privilegierte Stellung im Haus? Bei der doch sehr konventionellen Mutter (arrangierte Ehe) doch eher nicht, vielleicht bei der jungen Generation bei Abwesenheit der Mutter. Zuerst begleitet ja auch nur Marianne sie zur Abtreibung, dann erst Heloise. Sie hat ja auch seinerzeit die Schwester beim Spaziergang begleitet, als Dienerin und nicht als Gesellschafterin. Und sie nimmt an der Lesung der Orpheus-Sage nicht nur als Zuhörerin, sondern als aktiv Fragende und Diskutierende teil. Dieses Trio ist ja fast interessanter als das Liebespaar, dieser Frauen-Solidarpakt, Schichten sprengend. Nicht umsonst wird die Schauspielerin der Sophie im Abspann als Dritte v o r Valeria Golino genannt. Der Film beschäftigt mich seit nunmehr Montag in all seinen Dimensionen und Feinheiten. Beim Gemälde Heloises in Mailand legt diese ja den Finger auf die Seite des Buches, auf die Marianne ihre Aktzeichnung von sich platzierte, da schmunzelte ich. – Ulrike Schieckel

 


 

 

Leserbrief zu „60 Zeilen … Liebe“ von Peter Dausend

 

Ihre Texte lese ich immer gern. Aber diese Liebeserklärung an Lucien Favre kommt mehr daher wie eine Schmähschrift gegen Jürgen Klopp. Stellen Sie sich doch nur mal vor, eine neue „Flamme“ würde Ihnen ihre Liebe erklären, indem sie ständig von ihrem Ex-Lover spricht und Sie nur für das lobt, worin Sie sich von ihm unterscheiden! Nee – da gilt leider komplett: „Thema verfehlt!“ – Hanno Herzler

 


 

 

Leserbrief zu „Er sagt, sie sagt“. Aufgezeichnet von Sarah Levy

 

Es hat immer mit der eigenen Biografie, aber auch immer mit einer ganz anderen Biografie, vielleicht sogar einer noch ganz unbekannten Biografie zu tun, beim Sprung voll hinein in eine neue Beziehung. Der Mensch, der geht nie „ganz frei“ und unbelastet los, er bringt immer irgendeine Vorgeschichte mit. Die „Er sagt und Sie sagt“-Geschichten, die sind immer wieder höchst interessant und total lesenswert! – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbrief zu „Stein, Käse, Fleisch“ von Clemens Setz

 

Bitte mehr von Clemens J. Setz und mehr von solchen Kunst Beschreibungen!!! Ganz wunderbar wie lebendig der Stein wird und wie interessant auf einmal eine langweilige Ausstellung werden kann!! – Inge Daniels

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Wer hat’s erfunden?“ von Pia Bublies und Mats Schönauer

 

Die Auflistung der Patente hat gezeigt, wo der Wohlstand herkommt. Ich übertrage das Mal auf die Politik und der, laut Medien, Kandidaten für einen kommenden Kanzler oder einer Kanzlerin, die in der Politik ihr Brot verdienen. Demnach müsste Markus Söder der große Favorit aus Bayern sein. Ist er aber nicht – wird er aber nicht. Das lässt Deutschland und die Medien nicht zu. Mit Verlaub: Dafür sind die Deutschen zu blöd, wie die Soziologin Brigitte Witzer in ihrem Buch „Die Diktatur der Dummen“, schreibt. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Bedingt pflegebereit“ von Matthias Kalle im ZEIT Magazin

 

Auch in OWL Pflege-Zivildienst gemacht, auch Schnösel gewesen und Journalist geworden, habe ich geheult bei der Lektüre. Wunderbares Stück – ohne Todesfall, dafür mit viel Herzblut und freundlicher Lakonie. Ob ich auch noch einmal zurück soll für 14 Tage nach PB-Schloss Neuhaus – der Kaffee war ebenso schlecht. Herzlichen Dank für die großartige Lektüre-cum- Zeitreise. – Ludger Schadomsky

 

Das ZEIT-Magazin hat mir ganz besonders gut gefallen. Insbesondere der Beitrag von Herrn Matthias Kalle „Bedingt pflegebereit“. Solche Beispiele kann es aus meiner Sicht noch viel mehr geben, vielleicht werden da immer mehr Menschen erreicht und es begreifen immer mehr wie wichtig diese Arbeit ist und künftig noch mehr wird. Ich bin im Osten großgeworden und kann deshalb über „Zivi2“ und „Bufdi“ nur bedingt urteilen. Aber die Schilderung des leicht „überheblichen “ Abiturienten und seine heutige Sicht auf diese Situation haben mir sehr gefallen. Zu Ihrem Verständnis etwas zu meiner Person, ich bin 76 Jahre und seit mehreren Jahren ehrenamtlich im Pommerschen Diakonie-Verein in Greifswald tätig. Unter anderen 4x monatlich in einer Tagespflege und in einem Senioren-und Wohnzentrum , wo ich jeweils 1 Stunde mit dementen Menschen verbringe und Ihnen mit Geschichten erzählen ein wenig Abwechslung und Unterhaltung bringe.

Das macht mir „Riesenspass “ und die Pflegekräfte sind dankbar dafür. Vielleicht können Sie Herrn Kalle mein Schreiben weiterleiten. Nächste Woche werde ich das Zeit-Magazin mit in das Senioren-Zentrum mitnehmen und anregen, dass es möglichst viele Beschäftigten lesen. Alles Gute für Sie und weiter schöne Ideen für das Magazin. – Gerd Walter

 

Danke für den berührenden Artikel im Zeit Magazin Nr.45 von Matthias Kalle, dazu noch Martenstein…dann verzeihe ich die schrecklichen oberflächlichen Mode – Zeit Magazine! Vielleicht sollten wir alle mal zurück zu unseren Anfängen, vielleicht kann man dann besser beurteilen wo man eigentlich jetzt steht. – Renate Storch

 

Sie haben wieder wunderbar, einfühlsam und spannend von Ihren Erlebnissen, diesmal der Arbeit im Pflegeheim, erzählt. Mir fiel auf, dass die Raucher in Ihrem Bericht sehr präsent waren. Und mir fiel auch auf, dass Sie diese im entscheidenden Moment alleine ließen. Mein Kompliment! Denn immer noch erinnere ich mich an Ihren Beitrag über Ihre Raucherentwöhnung. Bleiben Sie tapfer! – Margrit Richter

 

Wieder einmal hat mich einer Ihrer Artikel im Zeit-Magazin völlig begeistert. Ihre pointierte Art , zu schreiben rührt mich und bringt mich gleichermaßen zum Lachen. Sie schaffen es wieder einmal, Jugendzeit und Erwaschsensein wunderbar zu verbinden. Das ist Ihnen seinerzeit bereits gelungen im Artikel über den Hausbau/kauf….( lange zurückliegend) und auch über Ihre Brillen. Sie sind ein jung gebliebener Erwachsener in dem Sinne, dass Sie sich mitgenommen haben ohne die Jugendzeit zu verklären, ohne jetzt noch auf jung zu machen. Das tut sehr gut. Sie zeigen auf, wie wichtig es ist für die Weiter/Entwicklung eines jeden-nicht nur jungen Menschen – den Kokon/Kosmos der Behütetheit und des Wohlgefühls immer wieder zu verlassen und sich einmal mehr von dem verstören zu lassen, was man eigentlich meiden möchte. Das bringt weiter als der Rückzug in eine enge eigene Welt ohne Korrekturerfahrung.Sie erweisen zudem denen Referenz, die einen wesentlichen Job in unserer Gesellschaft machen, der weder die angemessene Wertschätzung noch eine angemessenen Bezahlung erfährt und den man nur machen kann mit einem weiten Herz und der Freude daran, etwas für andere zu tun . Vielen Dank auch dafür. Ihr Artikel ist für mich einer der wesentlichen und dringend notwendigen Kontrapunkte zum Geschmeidigen/Gefälligen. Warten Sie nicht zu lange mit dem nächsten. – Birgit Finken

 

Ihr stellvertretender Chefredakteur, Herr Matthias Kalle, hat meinen Respekt für seine Entscheidung, sich statt des Wehrdienstes für den Zivildienst entschieden zu haben. Den Grund, den er aber u.a. dafür nennt, er wollte sich nicht mit Vollidioten ein Zimmer teilen, finde ich ungeheuerlich. Da sind wohl die journalistischen Pferde mit ihm durchgegangen. Ich habe mich, wie viele tausend Andere 1962 aus Überzeugung für den 18 monatigen Wehrdienst entschieden und gehöre somit zu den von ihm beschriebenen Vollidioten. Eine Entschuldigung an alle die sich für den Wehrdienst entschieden haben ist mehr als fällig. – Ernst-Dieter Honermeier

 

Mit großem Interesse habe ich den Erfahrungsbericht von Herrn Kalle gelesen. Als Physiotherapeutin, die seit über 20 Jahren in einer Rehaklinik arbeitet, habe ich jedoch vermisst, dass deutlicher auf die prekäre Situation in den deutschen Rehakliniken aufmerksam gemacht wird. Die Arbeitsbelastung für das Personal wird zunehmend größer, da die Patienten zunehmend pflege-und therapiebedürftiger werden. Gleichzeitig erhalten die Beschäftigten einen deutlich geringeren Lohn als die Kolleg/innen in den Akutkrankenhäusern, weil die meisten deutlich unter dem TVöD bezahlt werden. Die meist privaten Träger handeln profitorientiert und die niedrigen Kassensätze tragen zu dem geringen Lohn bei. Das führt dazu, dass hochqualifiziertes Personal in Akuthäuser abwandert, die Patientenversorgung erschwert wird und Hygienemaßnahmen leiden können. Über dieses aktuelle Thema (siehe „Eifelhöhenklinik) würde ich mir als langjhrige Zeitleserin einen ausführlicheren Bericht wünschen. – Gaby Wolf

 


 

 

Leserbriefe zur Fotokolumne „Wer bist du?“ von Florian Jaenicke im ZEIT Magazin

 

Vielen Dank für die berührende Fotoreihe von Florian Jaenicke. Die Bilder von Friedrich zeigen jede Woche wie wir auch sind: verletzlich, zweifelnd aber vor allem mutig, kämpferisch und liebend. – Bettina Stein

 

Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen für diese Fotos zu danken – selten habe ich eine so anrührende Lebensbeschreibung gesehen, die bei aller Problematik „das Talent zum Glücklichsein“ wunderbar illustriert. Wäre doch mehr von dieser Art der Menschlichkeit auf der Welt. Ich wünsche der Familie Jaenicke Kraft und Glück. – Christine Ahrens

 


 

 

Leserbrief zu „Über die Trennung zwischen Werk und Handwerker – und über die Schwierigkeit, überhaupt einen zu finden“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Mit dem Namen „Künstler“ sollten sie bitte vorsichtiger umgehen. Heute sind die Akteure im Fernsehen anscheinend alle Künstler. Die meisten sind es gar nicht. Es gibt nicht zu viele Künstler – eher wenige. Zahnärzte und andere Mediziner sind heutzutage auch schlecht ausgebildet. Ich habe 4mal den Arzt wechseln müssen. Politik von der Arbeit zu trennen ist schwierig. Alle schimpfen auf Merkel und die Medien behaupten immer das Gegenteil. Wie sie richtig schreiben, ist heute alles kompliziert und auch widersprüchlich. Allerdings würde ich Erdogàn engagieren – Hitler eher nicht. Trump würde ich besonders gern sehen. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Ich kam aus dem Nichts“. Gespräch mit Herlinde Koelbl geführt von Stephan Lebert und Annabel Wahba im ZEIT Magazin

 

Wenn ich die Bilder von der früheren Frau Merkel ihrer Fotografin betrachte, dann weiß ich, warum sie lieber keine Politikern geworden wäre. Warum hat sie Physik studiert, um dann doch in die Politik zu wechseln. Das war schon damals ein großer Fehler von ihr.Das hat sich heute alles bestätigt. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zum Wochenmarkt „Ein süßer Crumble“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Ich habe Ihnen schon mal vor Jahren begeistert ein paar Zeilen geschrieben. Jetzt endlich muss ich auch mal die Begeisterung meiner Gäste wiedergeben: „Es schmeckt wie bei Babettes Fest!“ Ich habe jeden Sommer ein Sommerfest und koche ausschliesslich nach Ihren Rezepten in Der Zeit! Der iranische Rindfleischeintopf mit Rhabarber und die Paste aus Roten Beeten sind die Partyrenner. Und das Lammkarree mit frischen Kräutern – das war Babette … Ich koche aber auch das ganze Jahr lang fast ausschließlich nach Ihren Rezepten. Spaghetti mit Safran und Butter, so simple und so köstlich! Gefühlt koche ich jedes Rezept nach, realistisch koche ich mindestens einmal in der Woche ein Gericht aus meiner Ræther-Sammlung. Und ja, ich reisse die Rezeptseite aus dem Magazin und hefte sie manuell in einen analogen Ordner. Das Blatt mit der Roten Beete Paste ist versaut und vergriffen, kann also gerne noch einmal veröffentlicht werden. Und sollte Die Zeit Ihre Kolumne irgendwann einmal absetzen, dann kündige ich das Abonnement. Richten Sie das bitte Ihren Arbeitgeber aus. P.s. Für die kommende Woche habe ich vom Wochenmarkt, Gemüse trotz Weihnachtendie Minestrone ausgewählt. Und heute wollte ich Hühnchen Frikassee machen, finde aber das Rezept nicht (gab es bestimmt auch schon bei Ihnen). Dann eben indisches Butterhühnchen. – Barbara