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6. Februar 2020 – Ausgabe 7

 

Leserbriefe zu „Klartext for Future“ von Jutta Ditfurth

 

Eine Breite, welche über die eigene Meinung hinausgeht, ist für eine Zeitung ein gutes Zeichen. Allerdings sollte es dabei auch in einer Demokratie Grenzen geben. Frau Ditfurth zeigt sich als Person, die deutlich außerhalb des Grundgesetzes steht. Sie will die Marktwirtschaft (diese nennt sie wohl absichtlich stets Kapitalismus) und das „Privateigentum an Produktionsmitteln“ (wortwörtlich) abschaffen. Wohin solche Utopien von Marx, auf den sie sich beruft, führen, ist experimentel mehrfach erwiesen. Dieser Hasserin auf die bestehenden Verhältnisse eine ganze Seite einzuräumen, halte ich als absolut verfehlt. Ich kann dieser Frau nur einen mehrjährigen Zwangsaufenthalt

in einem DDR-ähnlichem System wünschen. – Dr. Günter Hackel

 

Als ehemalige Politikerin der „GRÜNEN“ weiß Frau Dithfurth: Kupfer oder Gold kann man recyceln. Für alte Sprüche aus den siebziger Jahren gilt jedoch: Auch recycelter Unsinn bleibt Unsinn!

Ich vergaß: Der real existierende Sozialismus war ja ein großes Vorbild in Umweltschutz mit offenen Uran-Müllhalden, dreckigen Braunkohlekraftwerken ohne jegliche Filtertechnik und miserablem Wir­kungsgrad, versauten Flüssen, etc. Und dass Karl Marx im gesamten „Kapital“ mit drei dicken Bänden einen einzigen „glorreichen“ allgemeinen Satz zur Natur geschrieben hast, macht ihn schon zum vorbildlichen „Ökologen“? Schlimmer geht’s wohl nimmer! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Mit einigem Erstaunen und leichtem Erschrecken habe ich das Pamphlet von Jutta von Ditfurth gelesen. Erstaunen, weil die Autorin offenbar nichts aus der Geschichte gelernt hat. Daß ein – angeblich – intelligenter Mensch heute noch „die Aufhebung des Privateigentums an industriellen Produktionsmitteln und ihrer Vergesellschaftung“ fordert, ist für mich rästelhaft. Die Geschichte hat bewiesen, daß diese Vorgehensweise weder die Freiheit des Einzelnen erhöht, noch die Ausbeutung von Mensch und Natur verhindert. Ausbeutung, Naturzerstörung und dergleichen hat es übrigens schon lange vor dem Kapitalismus gegeben, auch das ist verbürgt. Insofern ist Frau Ditfurths Analyse „an allem ist der Kapitalismus schuld“ offensichtlich völliger Unsinn !

Erschrecken verspüre ich, wenn jemand fordert, dass „die Menschen“ ihr „Bewußtsein“ verändern müssten. Ich kann, wie vermutlich auch Frau Ditfurth, nicht in die Zukunft sehen. Aber in die Vergangenheit ! Und dort hat sich gezeigt, daß das Bemühen einiger Menschen, das Bewußtsein vieler Menschen in ihrem Sinne zu ändern, meistens gescheitert ist und – wenn viele Menschen, vielleicht sogar die Mehrheit, diese „Bewußtseinänderung“ nicht mitmachen wollten – häufig genug in Umerziehungslagern, Arbeitslagern, Gefängnis und letztlich sogar Massenmord geendet hat. Es verwundert mich ein bißchen, daß die ZEIT einer Frau, die nicht mehr zu bieten hat, als „altlinke Kamellen“ aus der 68er Zeit (oder älter) aufzuwärmen, eine ganze Seite der ZEIT zur Verfügung stellt. Das ist nicht „for Future„, das ist überholte, lächerliche Klamottenkiste ! – Herbert Rein

 

Ich muss Ihnen energisch widersprechen. Ihren Forderungen nach Verstaatlichung der Produktionsmittel zu entsprechen hiesse zunehmende Gleichheit…. bei stetig sinkendem Niveau bis zur allgemeinen Verarmung. Fuer Sie als Deutsche ist es besonders einfach, zu dieser Erkenntnis zu kommen: Befragen Sie Ihre älteren Landsleute aus den neuen Bundesländern: Ueberlassen Sie es einem Zentralkomittee, eine Volkswirtschaft zu organisieren…….. In einem Zentralrat oder Volkskommissiariat konzentriert sich die geballte Weisheit eines Volkes, von der Produktion einer Schraube bis zur Abfassung eines Gesetzestextes. Noch ein Gedanke: Als die Menschheit auf 2 Mrd. angewachsen war (Ende des18. Jahrh.als es einem Arbeitsmenschen in der Tat erbärmlich ging) schrieb ein Herr Malthus vom Ende des Bevoelkerungszuwachses. Heute lebt ein solcher Mensch möglicherweise wie ein damaliger Manufakturbesitzer, und das bei 7 Mrd. Erdenbewohnern…. Dank des Kapitalismus! Meine Erfahrung (Jahrgang 1935): Staatliche Einschränkungen der I dividueiien Schoepferkraftt laehmen die Gesellschaft. – Wolfgang Eckardt

 

Wenn schon der Prämisse jegliche Evidenz fehlt, können die davon abgeleiteten und darauf aufbauenden Argumente und Thesen letztlich nur auf Irrwegen mäandern. „Wirkliche Freiheit .. existiert nur auf Basis sozialer Gleichheit“. Welche Gesellschaft, welcher Staat, der versuchte, soziale Gleichheit zu schaffen, hat dies ohne massive Einschränkungen der Freiheitsrechte seiner Bürger erreicht? Sozialistische Gesellschaften waren und sind immer auch totalitär. Menschen sind gleichwertig, ohne Wenn und Aber, aber sie sind nicht gleich bezüglich ihrer Interessen, Talente und Fähigkeiten. Weshalb, sofern in ihrer Freiheit nicht eingeschränkt, sich im Ergebnis Ungleichheiten einstellen. Wer Ergebnisgleichheit möchte, muss im Gegenzugdie individuelle Freiheit (massiv) einschränken. Ein demokratisches System mit einem regulierten und kontrollierten Kapitalismus, im Sinne einer sozialen Marktwirtschaft, dürfte in der Geschichte der Menschheit das bisher beste – sicher nicht das perfekte – Gesellschaftssystem sein. Kriterium sei hier das Produkt aus Individueller Freiheit und Wohlstand / Lebensqualität für den Einzelnen und die Gemeinschaft. Theoretische Utopien mögen ihre Berechtigung haben, solange sie pure Fantasy bleiben. Weitere Großversuche mit Gesellschaftsutopien, die historisch viel Leid und Unfreiheit für die betroffenen Menschen gebracht haben, müssen zwingend unterbleiben. – Dietmar Baier

 

Mit Freude stelle ich fest, dass die ZEIT auch einer radikalen Kapitalismuskritik Raum zum Argumentieren gibt. Konsequente Systemkritiker/innen wie Frau Ditfurth haben in der überregionalen Presse selten Gelegenheit, ihren Standpunkt auszuführen. Die Autorin beschreibt sowohl ein politisch-theoretisches als auch ein politisch-praktisches Dilemma der Kapitalismusgegner. Voraussetzung für die Vergesellschaftung der industriellen Produktionsmittel sei „die Veränderung des Bewusstseins“. Die Menschen leben einerseits in „kapitalistisch deformierten Gesellschaften“, sollen sich aber andererseits Alternativen vorstellen können, weil sie die historische Entstehung dieser Gesellschaften verstehen gelernt haben. Ohne eine tiefgreifende Aufklärung über „die rationale Verwendung der entfalteten Möglichkeiten“ ist eine demokratische Umwälzung der Produktionsverhältnisse jedoch nicht möglich.

Solange „der Markt“ mit der real existierenden Demokratie verwechselt wird, bleibt die Überwindung des Kapitalismus Utopie. Zu diesem politisch-theoretischen Dilemma kommt folgendes politisch-praktische Dilemma: Wer sich für die Befreiung von prekären Lebensverhältnissen, den Naturschutz, die Verhinderung der Klimakatastrophe usw. einsetzt, kann sich in vielfältigen Initiativen, Organisationen oder Bewegungen engagieren. Frau Ditfurth traut allem dem nicht die Fähigkeit zu, das Grundübel – die kapitalistische Produktionsweise – zu beseitigen. Ihre Beispiele von „Produktionsumstellungen“ über den „schnellen Ausbau der regenerativen Energien“ bis hin zur „Umstellung der Landwirtschaft“ stoßen „an die immer wiederkehrende Grenze der Aufklärung: die ökonomischen Interessen an der kapitalistischen Produktionsweise“. Schlimmer noch:

Viele „romantische Utopist*innen sind unpolitisch und denken nicht historisch. […] Oft genug in der Geschichte … haben Genossenschaften den Kapitalismus bereichert, anstatt seine Raubzüge wenigstens zu stören“. Fazit: theorieloser Aktionismus ist genau so wirkungslos wie praxisferne Theoriehuberei. Das erinnert mich an Hegels paradoxe Sentenz: „Wenn die Tatsachen nicht mit der Theorie übereinstimmen, umso schlimmer für die Tatsachen.“ Frau Ditfurths resignative Haltung findet Ausdruck in ihrem Satz: “Die Probleme drängen zur Lösung, aber die gesellschaftliche Situation ist unreif.“ Sie arbeitet an „Bewusstsein, Autonomie und Organisierung“, bezweifelt jedoch die Erfolgsaussichten, ja sogar die Förderlichkeit von alternativen Projekten (Beispiele s. o.) Auch wenn sich Frau Ditfurth von ihrem Vater, Prof. Hoimar v. Ditfurth, losgesagt hat, scheint dessen resignativer Buchtitel „So laßt uns den ein Apfelbäumchen pflanzen – Es ist soweit“ (1985) in ihrer Diagnose eine Fortsetzung zu finden. – Viktor Rintelen

 

Ihrem Artikel entnehme ich eine gewisse Aggression und den Wunsch nach Revolution…. „Die gesellschaftlichen Träger der Umwälzung formieren sich“ – tatsächlich! – allerdings auf friedliche Art und Weise (siehe unten angehängte Information). Es wird eine Umwälzung, eine Revolution geben, von unten, von der Basis, indem Menschen sich zunehmend in Nachbarschaften organisieren und dem exzessiven Konsum abschwören… Davon bin ich überzeugt… – Marion Claus

 

Eine ganze Seite hat ihnen die Zeit zur Verfügung gestellt – und sie haben beherzt zugegriffen, ihre marxistischen Ideale einmal mehr an den Mann und die Frau zu bringen. Was mich an ihrer Analyse so erbost, dass ich kurzerhand einen Leserbrief verfassen muss, ist die uralte Leier vom verwerflichen Kapitalismus, der als Ausbeutungssystem nun endlich, im Angesicht der Klimakrise nun aber ganz geschwind zu überwinden sei, ja regelrecht hinweggefegt gehört, durch was eigentlich, ach ja eine Revolution! Sie haben es richtig beschrieben, ihre Ideale sind seit den Siebzigern regelmäßig an den realen Machtverhältnissen gescheitert. Zum Glück. Sie hatten ja auch keine Chance den real existierenden Gesellschaftsweg, Sozialismus genannt, kennen zu lernen. Wir aus der ehemaligen DDR schon. Und wenn sie der Meinung sind, dass das die erstrebenswerte Zukunft sei, bitteschön, auf nach Venezuela, Kuba oder wohin auch immer.

Hier in Deutschland würde ich mir so einige gute Überlegungen in die Tat umgesetzt wünschen, eine einheitliche Gesundheitskasse zum Beispiel, ein gemeinsames Rentensystem ohne überzogene Beamtenpensionen für alle, einen öffentlichen Nahverkehr, der für alle nutzbar und preiswert wäre und die wesentlich höhere Besteuerung aller Einkommensmillionäre. Aber eine Revolution, die alle frei und möglichst auch noch gleich macht? Hoffentlich haben sie in diesem System dann auch noch genug zu essen und Spaß an ihren heruntergekommenen Behausungen. Kuba lässt jedenfalls grüßen. Bemerkenswert, dass sie sich als Spitzenkandidatin für ihre Partei für das Europäische Parlament aufstellen ließen. Sozusagen eine Revolution aus einer top bezahlten parlamentarischen Position heraus anstreben – das haben die Vordenker in DDR Zeiten auch schon gepredigt – Wasser und Wein, sie kennen das… Das Kümmerlichste ist jedoch, dass auf ihre marxistischen Einlassungen nicht eine einzige greifbare Idee erwächst – außer der ganz großen: Umsturz allerorten. Ich glaube darauf können wir gern verzichten! – Thomas Harnisch

 

Das kapitalistische System muss abgeschafft werden, nur so entsteht soziale Gleichheit, wird die Ausbeutung von Mensch und Natur beendet, so Ihr Tenor. Sie fordern die Aufhebung des Privateigentums an industriellen Produktionsmitteln und ihre Vergesellschaftung. Zu Recht beziehen Sie hier auch vorhandene Wohnungen mit ein, denn diese sind ja auch einmal gebaut, „produziert“, worden und müssen immer wieder erneuert werden. Als Beispiel für die Folgen des kapitalistischen Systems nennen Sie die Steigerung des Mietpreises von 300DM auf 1800€ für eine Wohnung innerhalb von 15Jahren (ein sehr extremes Beispiel!). Vor 15 Jahren hatten wir auch schon Kapitalismus, regierte (noch) Rotgrün im Bund. Gehen Sie noch einmal 55 bis 60Jahre zurück, da hatten wir eine Wohnraumzwangsbewirtschaftung, die formalen Eigentümer hatten praktisch keine Verfügungsgewalt über ihre Wohnungen; diese lag beim „Wohnungsausschuss“ der Kommunen.

Die Miete einschließlich Nebenkosten für die Wohnung Ihres Beispiels dürfte (wenn ich meine Einzelkenntnis von Hannover auf Frankfurt übertrage) bei 18DM im Monat gelegen haben. Nach und nach erlaubte der (CDU geführte) Staat eine Anhebung der Miete. Anfang der 1960er Jahre liberalisierte der CDU-Bauminister Lücke den Mietmarkt – nach zuvor verordneten kräftigen Mietanhebungen in 3 Stufen. Dies machte es dem Vermieter zum Beispiel möglich, die „Aborte“ vom Hof oder Keller in die einzelnen Wohnungen zu verlegen – eine deutliche Anhebung des Komforts (aber Rohstoffe für die Herstellung von Porzellan, Spanplatten, Rohre und Farbe wurden ausgebeutet; laufend Wasser von Wäldern und Äckern). Für Großreparaturen musste Kredit aufgenommen werden. Der Austausch von Blei- gegen Kupferrohre, von einfach verglasten gegen doppelt verglaste Fenster, von zweiadrigen gegen dreiadrige Elektroleitungen, der Einbau von Badezimmern, Zentralheizung etc. erfolgte vielfach durch Selbstausbeutung des Privateigentümers.

Das („Ahlemer“) Parteiprogramm der CDU und erst recht das damalige Parteiprogramm der SPD hätten ab 1949 eine andere Richtung der Wirtschaftspolitik und damit auch im Wohnungsbau bewirken können. Tempi passati. Können wir heute umsteuern? Wie könnte dies aussehen? Ein Beispiel: Das Regenwasser von den Dächern und Verkehrsflächen (einschließlich der befestigten Privatwege) wird weitgehend in Rohren auf schnellstem Wege in die Flüsse geleitet, erhöht dort die Hochwasserwelle und senkt den Grundwasserspiegel in den Städten. Trink- und Brauchwasser holen sich die Städte vorwiegend aus dem ländlichen Umland, unter Wäldern, Äckern und Grünland. Um 1900 vorhandene Trinkwasserwerke, Trink- und Badeanstalten in Großstädten („Klein Pyrmont“ in Hannover) sind oft längst geschlossen, wegen zu geringem Regen-Nachschub und Verseuchung des noch vorhandenen Grundwassers (Verursacher in Hannover: inzwischen geschlossene Chemiewerke).

Als klitzekleinen Beitrag zur Umsteuerung habe ich vor einem Jahr auf meinem Grundstück für die Versickerung des Regenwassers von ca.1000m² Dach- und befestigten Flächen vier Rigolen angelegt: auf insgesamt 60m² per Hand bis zu 2m ausgeschachtet, Filterkies und Folie eingebracht, Regenwasserrohre umgeleitet, die Gruben wieder verfüllt, die zuvor abgeräumten Flächen wieder bepflanzt, Plattenwege neu angelegt, vor 100 Jahren vergrabenen Müll und nicht mehr benötigte Erde entsorgt. Die Niederschlagswasssergebühr sank dadurch auf 0€ und damit auch diese Position in der Betriebskostenabrechnung für die Mieter. Als Vermieter habe ich die Grundmiete um exakt den gleichen Betrag erhöht, so dass sich die Gesamtmiete dadurch nicht veränderte. Soweit der privatwirtschaftliche Weg. Nehmen wir nun an, das Grundstück wäre vergesellschaftet, konkreter: gehörte allen Nutzern. Dann hätten diese Personen einmalig den doppelten Jahresbetrag der Niederschlagswassergebühr für das Sachmaterial (Kies, Folie, Rohre, Container, Pflanzen) und Arbeitsleistung aufbringen müssen.

Nutzer einer 2-Zimmerwohnung hätten ca. 25Stunden, Nutzer einer Garage ca. 20Stunden Handarbeit zu einem bestimmten Zeitpunkt, nicht irgendwann, leisten, vielleicht Urlaub nehmen müssen. Dies klingt überschaubar. Wie ist dies bei einer Komplettsanierung einer Wohnung? Beispiel: In den 1920er Jahren wurde ein 110m² großes „Kontor“ einer nicht mehr betriebenen Fabrik durch Zwischenwände (auf den vorhandenen Fußboden) in 3 Wohnungen aufgeteilt. Nach 60Jahren war der Fußboden abgenutzt, teils feucht, an 2 Stellen Schwamm (wurde erst beim Abbruch festgestellt). Eine Erneuerung des Fußbodens war erst nach dem Auszug der Nutzer möglich (der gegnerische Anwalt war anderer Meinung). Wo bleibt der Nutzer? Wer hat die Baukosten zu tragen, wer die Arbeitsleistung zu erbringen? Ich stelle es mir sehr schwierig vor, dies gesellschaftlich zu organisieren. Bisher sind fast alle Staaten, die dies versucht haben, gescheitert. Meines Wissens ist Nord-Korea übrig geblieben. Dieser Staat ist allerdings nicht als Hort der Freiheit bekannt (die verschwundenen Systeme waren dies auch nicht). –Adolf Ronnenberg

 

In „Schools Out“ einem französischen Film von 2018, gerade auf der Website „mubi“ zu sehen, gibt es einen schönen Satz, in dem eine Schülerin ihrem „linken“ Lehrer vorwirft, Kommunisten und Marxisten würden die unterdrückte Klassen gegen deren Willen verteidigen. Ich beziehe mich hierauf, will darauf hinweisen, dass auch ich, wie sie, aus bürgerlichen Verhältnissen stamme und meine persönliche Rebellion im Politischen suchte und eine bohème Lebensrealität wählte, mit Ziegenkäse im Mund gegen die Ölkriege demonstrierte. Dabei verkannte ich ästhetische Maßstäbe, die Geschichte, die Welt und die tatsächliche Lebensrealität niedriger sozialer Klassen. Ein Umdenken findet nicht statt. Ein querdenkendes Bewusstsein kann die Schönheit der Welt erkennen, wie sie einmal einmalig war aber auch wie sie sich veränderte, wie die Schere klafft, wie Diktatur, Cabaret, Sklaverei und der Amazonas koexistierten und wie jetzt greenwashing Unternehmen, die 50 Jahre Kohle auf drei Seiten Interview in der letzten ZeitAusgabe mit lässigem Slang und Verantwortungsentzug entschuldigen.

Jedoch soll dieses Bewusstsein keiner Illusion unterliegen mit der Vermeidung einer Plastiktüte (Plastiksackerl) eine anteilhafte Veränderung zu schaffen. Sie müssen verstehen, ich habe die genau gegenteilige Ansicht zu Ihrer. Ich respektiere die kaltblütige Entwicklung von Natur inklusive der des Menschen. Ich lehne mich allerdings auch auf gegen eine Entwicklung der Respektlosigkeit und Erstarrung. Ich vermeine nicht, dass Gegendemonstrationen, Biomärkte, Parteien innerhalb des Parteiensystems, rufe gegen den Kapitalismus in einer durch den Kapitalismus finanzierten Zeitschrift eine Veränderung bringen. Aber ich glaube, dass es materielle Veränderung durch Bewusstseinsveränderung gibt. Gegen Ängste hilft Liebe, Anerkennung statt Verweigerung und besonders eine Irrationalität gegen die rationale Welt, die Sie so bevorzugen, ist notwendig. Der Kapitalismus ist ein verhärtendes System.

Systeme drehen sich wie eine Spirale, sie sind selbsterhaltend, sie werden bevorzugt von Rationalismen gestützt. Im Gegensatz dazu steht das Chaos, ästhetisch, „unter“-bewusst, irrational wenn sie so möchten. Falls sie sich nach nächtelanger Kontemplation tatsächlich im Lager der Kapitalismus/ lSystemgegner wiederfinden wollen, sollten Sie Abstand davon nehmen dieses mit Gegenreden in dessen eigener Sprache zu unterstützen. Wenn man sich gegen das vorherrschende System stellen will, kann das nur durch das Sprechen einer alternativen Sprache geschehen, durch eine subversive Unterwanderung, durch Poesie, durch Hofnarrerie – Kikerikii, durch chaotisches Sein. Ihre Waffen scheint mir Öl, wie meine damals zur Zeit des Ziegenkäses, und jenes ist brennbar. Mein Tipp: sehen Sie die Welt mit Abstand, lächeln sie viel und versuchen sie mal den Ausspruch: „wir möchten in dieser Welt in Kooperation, anstatt in Konkurrenz miteinander leben“. Sie werden feststellen, es hilft nicht nur Ihnen. – Julian

 

Fassungslos bis verbittert stehen Grüne und FFF Aktivisten vor dem Stillstand bzw. dem Rückschritt in den Klimaverhandlungen seit 2015. Eine inadäquate Haltung, denn das sogenannte Versagen auf diesen Konferenzen findet seinen Ursprung in der, von diesen Kritikern unangetasteten Struktur unserer Gesellschaft. Weder existiert im nationalen noch im internationalen Rahmen,ein strukturell verankertes, gesamtgesellschaftliches Interesse, auf das sie sich beziehen könnten. In der kapitalistischen Gesellschaft stehen Unternehmen konkurrierend gegeneinander, ihre Mitarbeiter als Manövriermasse in dieser Konkurrenz benutzend. Auf staatlicher Ebene bringt es für keinen der maßgeblichen Staaten einen Vorteil Mensch und Natur zu schützen, geht das doch alles mit Auflagen einher, die die Attraktivität des Standorts für kapitalistische Unternehmen schmälern.

Aus dem gut erforschten und dokumentierten Allmende Dilemma, lässt sich ein Schluss ziehen: Greifen konkurrierende Einzelinteresse kapitalistischer Unternehmen auf die natürlichen und kulturell-zivilisatorischen Allmenden dieser Welt zu, werden diese Ressourcen zunehmend ruiniert. Nicht weil die Unternehmen von bornierten, unaufgeklärten Managern geführt werden, sondern weil sie dem privatwirtschaftlichen Einzelinteresse verpflichtet sind, dessen Erfolg sich nurin einer positiven Bilanz dokumentiert. Das ist kein Ausrutscher, den man einfach so, per Appell korrigieren kann, sondern das Wesen unserer Ökonomie, auf das es ankommt. Man sollte wissen wen man bekämpft, wenn man kämpfen will. – Michael Zschaeck

 

Die Mechanismen des Marktes durch menschliche Ideale zu ersetzen, wurde vielfach versucht. Alle Versuche scheiterten. “Edel sei der Mensch …“ er ist es nicht. Nicht der Mensch ist zu steuern, sondern dem Markt müssen Rahmen, Grenzen, Regeln, Stelldchrauben ( analog zum kybrrnetidchen Regelkreis) verpasst werden. Das geht nur im globaler Abstimmung der lokalen Ansprüche. – Renaux

 

Ich fass das mal kurz zusammen: Der Kapitalismus ist an allem schuld, deshalb ist die Abschaffung des Kapitalismus die Lösung für alles. Wie das geht? Das wird sich dann schon irgendwie ergeben. Na dann ist ja alles klar. – J. Rompel

 

Jutta Ditfurth fordert eine Revolution gegen den Kapitalismus: Weg mit dem System, das unser Klima ausbeutet. Durchaus interessant, doch das könnte dauern. Wie wäre es also mit Option zwei: Wir binden unseren Planeten in unser System mit ein? CO²-Preise, Verschmutzungsrechte, Wasserkontingente – Ideen gibt es, wie wir unsere Erde zu einer schmerzhaft teuren Zahl in den Bilanzen machen; sie zu einem Gut befördern, mit dem man sparsam umgeht. Warum werden sie kaum umgesetzt? Sicherlich finden sich die Antworten in den Lobbys dieser Welt, doch vielleicht fehlt der Politik auch noch die entscheidende Ermutigung von ihren Völkern. Nicht nur ein „Wir wollen Klimaschutz“, sondern auch ein „Wir sind bereit, unseren bisherigen Lebenswandel dafür grundlegend zu verändern“.

Denn wenn die Umwelt teurer wird, wird mutmaßlich auch unser Konsum teurer. Das lässt sich an vielen Stellen ausgleichen, doch der effektivste Schutz unseres Planeten ist dennoch ein allumfassendes ‚Weniger‘. Möchte die Politik das verhindern? Denkt sie ‚Klar wollen alle Klimaschutz, aber wenn der Konsum teurer wird, gehen noch viel mehr auf die Straßen als nur die Schüler‘? Vielleicht sollten wir klar kommunizieren, dass wir sehr wohl bereit sind, auch einen Wandel unseres Lebens in Kauf zu nehmen, wenn dafür unsere Erde geschützt wird. Vielleicht gibt es ja dann wirkungsvolle CO²-Preise. Oder müssen wir tatsächlich erst noch dazu bereit werden Danke, dass Sie immer wieder Artikel bringen, die den Rahmen der bekannten Diskussionen und der eigenen Filterblase sprengen und einen immer wieder zum Nachdenken und Verstehen anregen. Danke überhaupt für Ihre tollen Journalismus. – Carolin Riethmüller

 

Frau Ditfurth hat ihren Marx nicht vergessen. Vergessen aber hat sie, dass es im letzten Jahrhundert den Versuch der Erschaffung des neuen Menschen gab (mit den entsprechenden apokalyptischen Auswüchsen). Sie hätte ja Gelegenheit gehabt, die entwickelte sozialistische Gesellschaft mitzuformen, hat es aber vorgezogen, im ach so bösen Kapitalismus zu leben. Dafür habe ich Verständnis. Mich erinnert der Artikel an den Staatsbürgerkundeunterricht und auch an den Schwarzen Kanal des DDR-Fernsehens, alles ein bisschen plump…und dafür sollte sich „Die Zeit“ zu schade sein. – Matthias Leipner

 

Da kann sich Frau Dithfurth aber freuen, daß ihr die ZEIT ein Forum für ihre kruden Ansichten bietet. Wenn sie z.B. meint: „…nur unter der Voraussetzung der Aufhebung des Privateigentums an industriellen Produktionsmitteln“ könne es „soziale Gleichheit und Rettung der Natur“ geben, frage ich mich, durch welche Verhältnisse in den 70er und 80er Jahren eines der größten ökologischen Desaster in der damaligen Sowjetunion verursacht wurde, nämlich das Austrocknen des größten Binnensees der Welt, des Aralsees mit all seinen unermeßlich schlimmen Folgen für die dort lebenden Menschen und die Natur? Und wenn diese Dame die wichtige Frage stellt: „Wann und wie können wir, die wir wirkliche Freiheit für alle wollen, mit dieser Herrschaft ( des Kapitalismus B.L.) brechen?“ , muß Sie erklären, weshalb sie 2017 in Frankfurt/M unter einem Großplakat mit der Aufschrift: „Palästina, halts Maul!“ gegen eine Konferenz demonstrierte, bei der die 50 jährige Besatzung der Westbank und Ostjerusalems durch Israel thematisiert wurde. Klartext for Future? Der sieht anders aus! – Björn Luley

 

Die jungen „Fridays-for-Future“-Aktivisten haben eine klare Vision; gehen damit, laut Helmut Schmidt*), aber nicht zum Arzt, sondern sie wollen lieber weiter das Klima retten, oder noch einige (rettbare) Teile davon. Vielleicht ist es auch längst zu spät dafür, aber sie geben trotzdem nicht klein bei, sondern sie gehen lieber auf die Straße, und vielen damit gehörig auf die Nerven! Die Jugend hat einfach (noch) eine längere Lebenszeit hier auf Erden vor sich, und wir Alten, wir sollten diese „Fridays-for-Future“-Jugend voll bei ihrer Vision unterstützen. *) Helmut Schmidt (1918-2015), deutscher Politiker der SPD und fünfter Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“ (Helmut Schmidt im Jahre 1980) – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zu „Das bisschen Steuer“ von Mark Schieritz

 

Ihr Artikel hat mich verwirrt. Wenn wir von der Belastung der Steuerzahler prechen, sollten wir das gesamte Bild betrachten. Zu Ihrem Durchschnittssteuersatz von 21 % kommen weitere Abgaben für Kranken-, Plfegeversicherung, Solidaritätszuschlag, etc., so dass Ihre gesamte Abgabenbelastung bei knapp 50 % liegen dürfte. Da wird es für mich problematisch. Warum wollen Sie Gutverdiener höher besteuern? Durch die Erfindung der Prozentrechnung werden diese (bei gleichem Steuersatz) automatisch höher besteuert. Das reicht dem Staat aber nicht. Das ist Sozialismus. In der Bundesrepublik kommen 20 % der Steuerzahler für 80 % der Einkommensteuern in Deutschland auf. Da stimmt etwas nicht. Weiter frage ich mich, warum unser Staat 25 % Steuern auf Dividenden erhebt, die Aktien abwerfen, die von versteuertem Einkommen erworben wurden. Das ist ebenfalls Sozialismus. In Summe sind wir hier seit Jahren auf einem falschen Weg.Ich empfehle hierzu das Buch von Meinhard Miegel: „Die deformierte Gesellschaft – Wie die Deutschen ihre Wirklichkeit verdrängen“ (2002). – Michael Tepel

 

Warum nicht mal zu Abwechslung Steuern für ALLE senken ! Typisch ihre Forderung wieder mal die Steuern für die bösen,,Reichen „zu erhöhen. Nun zum Beispiel ich bin ein Selbständiger Unternehmer im Bereich Hausmeisterservice in München und habe mit mir 6 Mitarbeiter. Bereits jetzt zahle ich ohne Gewerbesteuer schon incl der sogenannten, ,Reichensteuer +Soll knapp 48%Einkommensteuer dazu kommen noch Gewerbesteuer die nicht auf die Est.anrechenbar sind. Macht zusammen über 53% Steuern! Die fleißigen sind in diesem Land die blöden solang sie sich vor den Karren spannen lassen ! Im Gegensatz zu meinen Mitarbeitern habe ich oft einen 18 Stunden Tag ohne Wochende. Jetzt werden sie sagen selbst schuld wenn er so blöd ist.Nun stimmt, aber wer finanziert den ansonsten unseren doch sehr sozial geprägten Staat wenn es diese dummen Idioten wie unsereiner nicht machen würde. Nur sollte man aufpassen das man das Rad nicht überdreht, das könnte nach hinten losgehen. Ich bin ,vielmehr war nur ein kleiner Hauptschüler vom Land. deswegen verzeihen sie mir ,das ich mich vielleicht direkt und nicht so gewählt wie ein Links- Intellektueller ausdrücken kann. Denken sie vielleicht mal darüber nach. In diesem Sinne nicht’s für ungut und es würde mich sehr freuen wenn diesen Leserbrief abgedrucken würden. – Robert Pazovsky

 

Aufgebrachte Whats-App-Nachrichten im Sekundentakt hat mir euer Artikel eingebrockt! Nach dem Lesen des Artikels „Das bisschen Steuer“ habe ich zufällig meinen „Gehaltszettel“ runtergeladen und mich ganz unschuldig gefragt, wie hoch eigentlich mein Steuersatz ist. Aber da waren die „21 Prozent“ – die 21 Prozent waren schon in meinem Hirn eingebrannt. Dann: Kurzschluss! Ungerecht! Ich zahle 42 Prozent! Mehr als doppelt so viel Steuern wie Familien, nur weil ich keine Kinder habe und vom Heiraten nichts halte? 21 Prozent!

Das habe ich dann einem befreundeten Paar mit zwei kleinen Kindern in unsere gemeinsame What App Gruppe gepostet. Eine Woge der Wut empfing mich. Die Freundin schreibt, sie arbeite letztlich nur für die Kinderbetreuung. Ihr Freund schreibt: Die ZEIT lügt! Später treffe ich meine Manager-Freundin mit Hausmann ohne Kinder. Sie sagt, ihr Mann muss immer die Steuererklärung machen, weil es gar kein Formular für die alleinverdienende Ehefrau gibt. Was? Sie sagt auch, dass Eltern viel opfern müssen in unserem heutigen System und dem ganzen Leistungsdruck. Ich fühle mich plötzlich wie eine abgehobene Besserverdienerin – oje! Dann fallen mir auch noch die Freunde in Berlin ein, die nichts für die Kinderbetreuung bezahlen müssen. Mir reichts! Ich habe mich als Arbeiterkind hochgearbeitet und mir hat damals auch niemand was geschenkt – nicht mal das Kindergeld!

Ok, Steuern sind ein komplexes Thema! Trotzdem frage ich mich, ob es noch Sinn macht, Steuern nach Lifestyle und Familienstand zu berechnen. Dieser Ansatz trennt die Menschen voneinander, hetzt sie gegeneinander auf und steckt sie in Kategorien. Es stimmt, Menschen mit Kindern brauchen Erleichterung, denn sie leisten einen Beitrag zur Gesellschaft. Gleichzeitig engagieren sich auch viele Kinderlose ehrenamtlich. Andere machen einer dieser Berufe, die unsere Gesellschaft am Laufen halten und mies bezahlt sind. Es gibt Jobs mit einem lächerlichen Mindestlohn, der nicht zum Leben reicht. Menschen, die sich in der Wissenschaft verdient machen und sich trotzdem von Jahresvertrag zu Jahresvertrag hangeln müssen. Rentner, die sich in Vereinen engagieren. Frauen, die seit Jahrzehnten die Lücke im Gehalt ruhig runterschlucken und wiederum andere, die mit Bull-Shit-Jobs ein Vermögen verdienen. Aber unsere Währung für die Steuerberechnung heißt: Ehe und Kinder! Warum wählt niemand mehr die SPD? Weil es Zeit wird, das System einmal ordentlich zu hinterfragen, durchzuschütteln, Verkrustungen niederzureißen, sich von der Familienvorstellung der 50er Jahre zu trennen und aufrichtig zu reflektieren, was Gerechtigkeit im Jahr 2020 in Deutschland bedeutet. – Heidemarie Isele

 

Ich würde mir sehr gern erklären lassen, in welcher Weise „die Familienverhältnisse bei der Festsetzung der Steuer berücksichtigt werden“. – Wie jeder Erwachsene hat auch jedes Kind Anspruch auf einen steuerfreien Grundfreibetrag. Den kann man durch Kindergeld ersetzen, was für die Mehrzahl der Arbeitnehmer günstiger ist. Das Kindergeld ersetzt aber nicht einmal ein Drittel der tatsächlichen Kosten für ein Kind, wie sie das Statistische Bundesamt (Januar 2018) ermittelt hat. Und das Ehegattensplitting gibt es fürs Heiraten, Kinder sind dafür nicht erforderlich. Die tatsächlichen Kosten für ein Kind liegen in 20 Jahren bei etwa 158.000 €, das Kindergeld ersetzt davon 49.000 €. Die Eltern müssen also für jedes Kind ca. 110.000 € aufbringen. Wenn die Mutter 30 oder 40 Jahre später 20 Jahre lang Mütterrente bezieht, bekommt sie davon 22.000 € zurück. Das ist ein Fünftel der ursprünglich aufgewendeten Kosten, , von Verzinsung gar nicht zu reden.

Und in der Regel reicht die Mütterrente bei weitem nicht, um das Defizit auszugleichen, dass sie hinnehmen musste, weil die Kinder ihre Verdienstmöglichkeiten eingeschränkt haben. Geradezu rührend ist Ihr Mitgefühl mit den „Arbeitnehmern mit etwas höherem Einkommen, die, wenn sie keine Kinder haben, nicht von Familienvergünstigungen wie der beitragsfreien Krankenversicherung profitieren“: Beiträge zur Krankenversicherung sind immer ein bestimmter Prozentsatz des Bruttoeinkommens. Nach dieser einfachen Regel kann ein Kind, dass kein Einkommen hat, niemals bei der Krankenversicherung beitragspflichtig werden. Und es wäre absurd, den Eltern zusätzlich zu allen anderen Lasten auch noch Krankenversicherungsbeiträge für die Kinder aufzubürden, zumal in dem weitgehend durch Umlage finanzierten System die Zukunft der Krankenkasse ausschließlich von nachwachsenden Kindern abhängig ist. – Dr. Jürgen Schröder

 

Sie schreiben u.a. „Kapitalerträge wie Dividenden werden hierzulande pauschal mit lediglich 25 Prozent versteuert…“ Dabei unterschlagen Sie den Solidaritätszuschlag von 5,5 Prozent auf die Steuer. Zufall oder Absicht? Lt. diverser Informationen im Internet soll der Solidaritätszuschlag auf Kapitalerträge übrigens auch zukünftig beibehalten werden, ist also von den Änderungen ab 01.01.2021 nicht betroffen. – Manfred Wiech

 

Ich denke, dass es die Pflicht eines Redakteurs ist , keine Halbwahrheiten, oder gar Unwahrheiten zu verbreiten. Zu den 42% Höchststeuern kommen 4,5% Soli -Wenn Erben von kleinen oder mittelständischen Unternehmen die übliche gesetzliche -Erbschaftssteuer zahlen müssten, würden viele von ihnen in Konkurs gehen. Die „ großzügigen Ausnahmeregelungen“ sind verbunden mit Weiterführung des Unternehmens ohne Personalabbau. Mittelständische Unternehmen stellen mehr als 50% der Arbeitsplätze und zahlen Steuern, im Gegensatz von zahlreichen DAX- Konzernen. -Kapitalerträge aus Aktienverkäufe nach einen Jahr, waren in der Vergangenheit steuerfrei. Die Pauschale von 25% plus 4,5% Soli waren ein Kompromiss. Halbwahrheiten und Unwahrheiten in den Medien ist nicht neu, aber das dieses in der letzten Zeit auch vermehrt bei der „Die Zeit „ geschieht, enttäuscht mich sehr. – Helmut Heisterkamp

 

Großes Lob an Herrn Schieritz, der ein oft populistisch falsch dargestelltes und komplexes Thema wie die Steuerbelastung differenziert und fundiert analysiert und zudem noch zielführende Handlungsempfehlungen gibt. Chapeau! Vielen Dank! – Wilfried Meister

 

Falls der Titel ihres obigen Leitartikel Ihrer letzten Ausgabe ironisch gemeint sein sollte, ist das nicht sehr lustig. Falls es der Autor ernst gemeint haben sollte, lebt er woohl auf einem anderen Planeten. Es sollte wohl auch Ihm bekannt sein, dass Deutschland in Europa an der Spitze der Steuerbelastung der Bürger steht und jedes Jahr Hunderte von Fachkräften und Leistungsträger das Land aus Steuergründen verlassen. Falls Herr Schieritz keine Steuerentlastung für sich möchte, ist das natürlich seine Sache, davon aber abzuleiten, dass der Mittelstand keinen Anspruch auf Steuervergünstigung hat und Besserverdiener stärker als bisher belastet werden sollten ist das linksgrüne Ideologie, die auf der Titelseite einer ansonsten sehr anspruchsvollen Wochenzeitung nichts verloren hat. – Walter Uhrmeister

 

Wie schön, dass dieser Aspekt auf der Titelseite gelandet ist. Sie haben aus meiner Sicht das Thema gut balanciert dargestellt. Ich möchte eine Facette deutlicher beleuchten – die Abgabenlast, meine Abgabenlast. Kurz zu meinem Hintergrund: Baujahr 1946 in Hamburg Schule in Bergedorf (10 Jahre), Lehre bei den Hauni-Werken in Bergedorf (3,5 Jahre), Studium im TTH mit Vorsemester in Bergedorf (3,5 Jahre), Arbeitsbeginn im März 1970 in Bremen, Arbeitsende mit dem 65. Lebensjahr Ende Mai 2011 in Bremen. Ich gehöre zu einer Gruppe privilegierter Menschen, denn ich habe drei Renten. Die staatliche Rente und zwei Betriebsrenten (Tabakindustrie und Automobilindustrie). Meine Krankenversicherung ist bei der Daimler BKK, ich bin verheiratet und habe zwei leibliche und drei Stiefkinder.

Ein aktuelles Zahlenbeispiel (Kalenderjahr 2019) der Betriebsrente Tabakindustrie, dem kleinsten Rente-Posten mit Steuerklasse 6: Jahres-Brutto 6.228,93 € Krankenversicherung 960,10 € Pflegeversicherung 189,93 € Steuer 518,96 € Summe der Abgaben 1.668,93 €, das entspricht 26,8 %Wenn Sie Interesse haben und mein Beispiel vertiefen möchten, lege ich gerne die Zahlen der beiden anderen Renten auf den Tisch. Ich zahle heute als Rentner mehr Krankenkassenbeiträge als zu den aktiven, einkommensstarken Phasen, weil dort die Bemessungsgrenze einen „Stopp“ macht. Bei der staatlichen Rente zahle ich wie ein Arbeitnehmer die Hälfte für KV & PV. Bei den Betriebsrenten zahle ich den vollen Satz für KV & PV jeweils allein auf nach oben offener Skala, denn die Kostendynamik treibt den Betrag und einen Deckel gibt es nicht. Dieser Aspekt ist ein Treiber der Abgabenlast und hat Potential zur Altersarmut beizutragen. – Jörg Puttfarken

 

Hinzuzufügen wären noch, die seit 2009 unveränderten Erbschaftsteuerfreibeträge, die bei derzeitigen Grundstücks- und Immobilienpreisen zu regelrechten Enteignungen bei einem Großteil der Erben von „Omas klein Häuschen“ führen. – Ralf Thois

 


 

 

Leserbriefe zu „Gut kühlen“ von Bernhard Pörksen

 

Das Volk murrt, und es beruhigt mich, dass es für die von Ihnen benannten Missstände Kommunikationswissenschaften und daraus resultierende Behandlungsmethoden gibt. Ich verstehe auch, dass Sie als ausgewiesener Fachmann für Medienwissenschaft diese fallweise angewendet sehen möchten. Wenn aber „Eine Empörung der nächsten (folgt)“, dann sollten wir als Gesellschaft primärnicht auf „Gut kühlen“ der vergifteten Debatten, sondern auf die Beseitigung der vergiftenden Ursachen für Empörung resp. Empörungswellen setzen. Ganz so wie der Klempner bei Wasserrohrbruch zunächst den Hauptschieber schließt und erst danach das gebrochenen Rohr repariert. Ohne das Gift/die Vergiftung von unserer Frau Kanzlerin‘ s Gnaden (siehe DIE ZEIT, Nr. 48, 21.11.2019, Seite 1: „Merkels Kanzlerschaft hat das Land ausgezehrt“) keine Hass-Seuche resp. keine Nährböden/Nährlösungen für seuchenhafte Eskalationen. Ihre Entgiftungs-Vorschläge wären dann auf die Trockenlegung der „…Hass-Seuche und…Angst vor dem Schwinden von Respekt und Rationalität“ zu richten. In dem vorgenannten Leitartikel nennt Marc Brost die Brennpunkte, um kommunikativ und durch tätige Aufarbeitung „die untergründig spürbare Zukunftsunruhe in konstruktive Bahnen zu lenken“. – Dr. agr. Gernot Henseler

 

Ein solcher Beitrag wäre besser in den elektronischen Medien aufgehoben gewesen. Die politische Überdehnung der Technokratie ist das Übel. Die überreizten Gemüder konnte man jetzt bei der Suche nach einem neuen Ministerpräsidenten in Thüringen sehr gut beobachten. Das hatte ich bisher so noch nie erlebt. Das Benehmen mancher Politiker hatte kindliche Formen angenommen als wären wir in einem Kindergarten und nicht im Parlament. Das hedonistische und narzisstische Verhalten mancher Politiker hat mich fast sprachlos gemacht. Die Politik scheint immer kindischer zu werden. Ich persönlich mache das an der schlechten Bildung fest. Wenn man selbst 3 Jungs großgezogen und eine bestimmte Zeit im Elternbeirat mitgewirkt hat, dann weiß man, wie das Verhalten der Lehrerinnen im Unterricht aussah. Und die Eltern zeigten kaum Interesse. Das Benehmen, der Anstand der heutigen Generation hat ohne Frage, um es vorsichtig auszudrücken, überflüssige Zustände geschaffen. Der frühere Direktor in Salem sah sich befleißigt darauf hinzuweisen; „ohne Autorität können sie keine Lehranstalt vernünftig führen“. Das sehe ich auch so. – Gunter Knauer

 

Hervorragender Artikel! Er ist eine wirklich hilfreiche Analyse im gegenwärtigen Kommunikationsdschungel! – Irmhild Knoche

 

„Wie kommt man da raus?“, fragt ein Autor. „Wie ließen sich Techniken der Abkühlung trainieren?“ Er rät, „Fehldiagnosen und Kommunikationsmythen“ zu überwinden. In der Diskussion Hass und Heiligkeitwird die Meinung geäußert: „Wer Ideen kritisiert, kritisiert nicht die Menschen, die ihnen anhängen. Das muss man trennen.“ Aber funktioniert das in der Praxis? Kann man Personen-Intoleranz und Sach-Intoleranz voneinander trennen? Das geht wohl nur anhand allgemein gültiger Werte und Maßstäbe. Es ist auch die Rede von der „Unterscheidung von Verstehen, Verständnisund Einverständnis“. „Und ist“, so fragt der Artikel Gut kühlen weiter, „wer dies vermag, deshalb automatisch einverstanden mit dem, was der andere sagt? Keineswegs.“ Man kann durchaus sachlich zum Ausdruck bringen, dass und warum man mit einer Weltsicht nicht einverstanden ist, ohne sie zu beschimpfen. Um Personen- und Sachtoleranz zu unterscheiden, um Personen wertzuschätzen, auch wenn man ihre Überzeugungen nicht für richtig hält, bedarf es einer entsprechenden sachlichen Einschätzung der Realität. Gehen wir von einem unpersönlichen Ursprung aus, gibt es – weltanschaulich konsequent – nur unterschiedliche Formen der Existenz, aber kein allgemein gültiges Gut und Böse. Das heißt, subjektive, willkürliche Wahrheiten werden absolut gesetzt und das bringt ein sehr hohes Konfliktpotenzial mit sich.

Bei einem persönlichen Urheber jedoch wären Existenz und Moral getrennt und man könnte zwischen Gut und Böse unterscheiden. Aber woher käme die Bosheit? Der Mensch könnte immer schon grausam oder böse gewesen sein, dann wäre die Person des Urhebers auch grausam und man wüsste nicht, woher das Gute kommt. Wäre aber dieser Urheber des Lebens gut, wäre das Böse nicht logisch nachvollziehbar. Wenn der Mensch aber gut geschaffen und dann böse geworden wäre, der Urheber ihn aber zum Bösen verändert hätte, könnte man sich diesen Urheber kaum als gut vorstellen. Allerdings könnte es die Möglichkeit geben, dass der Mensch sich in seiner freien Entscheidung freiwillig vom Urheber abgewandt hätte. Das würde vieles erklären. Der Urheber wäre gut. Eine Lösung für das Böse wäre durch eine Rückwendung denkbar. Es könnte gleichzeitig Gerechtigkeit und Barmherzigkeit geben, wenn der gerechte Urheber zwar seine moralischen Ansprüche beibehält, sie aber aus Liebe zu den Menschen selbst erfüllt. Eine Verbesserung der Situation wäre möglich. Es gäbe Raum für moralische Absoluta, z.B. in der Politik, Gesellschaft, Justiz usw. Das wäre eine Basis für die praktische Unterscheidung zwischen objektiven und willkürlichen, subjektiven Werten, zwischen Sach- und Personentoleranz.

Für einige Jahrhunderte war dieses Weltbild im Westen einflussreich und bot die kulturelle Grundlage, die schließlich ein Miteinander in Freiheit ohne Chaos und Ordnung ohne Tyrannei zumindest möglich machte. Leider verliert es sich im Westen in manchen Kreisen zunehmend, während es aber weltweit erfreulicherweise stark zunimmt – trotz großen Widerstands (ca. 200 Millionen verfolgte Christen jährlich zeugen davon sowie ca. 100-150.000, die wegen ihres Glaubens umgebracht werden). Im Artikel Gut kühlenheißt es zur praktischen Unterscheidung zwischen Sach- und Personentoleranz: „In einem Dialog, der diesen Namen verdient, muss man voraussetzen, dass der andere recht haben könnte und mit seiner Position (und als Person ohnehin) Wertschätzung verdient.“ Der Text wehrt sich auch gegen eine „Attacke auf die Person und den ,ganzen‘ Menschen.“ Nicht Frechheit und Überheblichkeit, sondern die besseren Argumente sollten überzeugen. Dabei hilft eine entsprechende Weltsicht. – Gerhard Jahnke

 

Ein bedeutsamer Grund für das Verstetigen absoluter Wahrheitsvorstellungen liegt in der endlosen Institutionalisierung politischer und gesellschaftlicher Themen durch ein Beauftragtenwesen und durch ein scheinbar wissenschaftliches Expertenwesen. Die Wirkungsfolge zeigt sich darin, dass eine gestaltende Politik sich mit Verweis auf diese Institutionen der eigenen Verantwortung entzieht. Die Institutionen verselbstständigen sich und führen, statt der Politik zu dienen, aus existenziellen Gründen ein eigenes politisches Dasein, was sie wegen möglicher Konflikte mit der Politik zu interessanten Partnern, sogenannten Experten, der Medien macht. Ich erlaube mir hier eine unseriöse Kommentierung zu diesen Experten ohne jegliche Verantwortung für ihre Beiträge: wissens- und verbalinkontinentes Verhalten auf Staatskosten. – Jürgen Dressler

 

Herr Pörksen diagnostiziert Fehldiagnosen und Kommunikationsmythen, aus denen Empörte offenbar reichlich Nahrung für ihre Empörung ziehen, ohne die Sinnlosigkeit ihres Tuns wahrzunehmen. Wer sich aber in den Techniken des Abkühlens übt, dem ist ein Ausstieg aus den endlosen und unergiebigen Empörungsschleifen möglich. Der Weg in eine gelingende Kommunikation ist frei. Empörend ist aus meiner Sicht allerdings, wenn Herr Pörksen die Empörten pauschal pathologisiert: negative Fixierung, schematisches Rezeptdenken, irreführende Dialoghoffnungen, falsche Ängste. Umso mehr, als er doch ein eigenes Leiden an den Anfang seiner Überlegungen stellt, ein Syndrom, das er rage fatigue nennt, Empörungserschöpfung, Wutmüdigkeit, diffuser Entrüstungsekel. Der Essay enthält ein einfaches Schema, um sich von diesem Leiden zu befreien. Hier das Rezept, das im Übrigen gleichermaßen Empörten wie Empörungserschöpften helfen kann:

Man begibt sich auf eine hohe Warte und schafft so die notwendige kühlende Distanz zu dem Betrachtungsobjekt, das als sprudelnd heiße Quelle des eigenen Leidens ausgemacht ist. Das Objekt der Betrachtung (hier: die Empörten) kann dann von oben herab leicht isoliert, pathologisiert und ruhiggestellt werden. Dies ist vorteilhaft, denn mit dem Wegfall der Subjektqualität entfällt auch die für eine gelingende Kommunikation notwendige wechselseitige Anerkennung von Geltungsansprüchen. Und so erübrigt es sich, miteinander zu reden, z.B. darüber, dass es auch objektive Empörungsanlässe geben kann. Dass Empörung eine Botschaft sein kann, die im Konzert der anderen Äußerungen sprübar fehlen würde, wenn sie nicht da wäre. Dass gerade Empörung eine wichtige Antriebskraft für notwendige Veränderungen liefern kann. Erschöpft stelle ich fest: Meine Empörungslevel ist gesunken, indem ich diesen Leserbrief geschrieben habe. Zurück bleibt das Gefühl, überempfindlich reagiert und Bernhard Pörksen missverstanden zu haben. Besser wäre gewesen, miteinander zu reden. – Reinhard Koine

 

Ja, Kommunikation ist mit das Schwierigste überhaupt… Ein Hoffnungsschimmer scheint mir der nachfolgende Bericht zu sein: Transcending differences through a unifying language | BWNS https://news.bahai.org/story/1386Marion Claus

 

Der Wahrheitsame ruhet in der Liebe. Zusammensetzen ist besser als auseinandersetzen. Sich erweisen ist besser als beweisen. – Hans Joachim Hühner

 

Danke den klugen Worten! In den 70ern im Sendegebiet des WDR lebend, hatte ich das Glück, ‚Treffpunkt Ü-Wagen‘ hören zu dürfen. Jeden Samstag drei Stunden lebhafte Diskussion vom Eigenurin bis zum Atomkraftwerk. Klug und respektvoll moderiert von Carmen Thomas, ging es auch hier immer um Verstehen – Verständnis – Einverständnis (oder Widerspruch). Ich wünsche mir dies als Motto unter dem Titel der ZEIT. Und darunter eine gute moderne Karikatur statt eines halbseitigen Teaser- Bildchens. Und da drunter Artikel, die in diesem Geist geschrieben werden. – Ingo Klamann

 


 

 

Leserbriefe zu „Darf sie das?“ von Sarah Pines

 

Was ist das denn nun wieder für eine hirn- und herzrissige, empathiefeindliche und letzten Endes inhumane Debatte? Für welche verlogene Moralpredigt erhebt da die altjüngferliche unbefleckte Gouvernante Political Correctness ihren betulichen Zeigefinger? Dürfen Angehörige einer Mehrheit nicht mehr ihrem Gewissen folgen und sich für unterdrückte oder benachteiligte Minderheiten einsetzen? Sind dem Kampf für Gerechtigkeit ethnische und gesellschaftliche Grenzen gesetzt? Muss die Bekämpfung des Antisemitismus den Juden allein überlassen bleiben? Theodor Fontanes „Effi Briest“ und Shakespeares „Othello“ auf den Müll- wenn nicht sogar Scheiterhaufen der Literatur? Gott bewahre uns vor dem missionarischen Eifer gar nicht so guter „Gut-Wichte“! – Ludwig Engstler-Barocco

 

Nein, das darf sie keinesfalls! Wir dürfen nicht akzeptieren, wenn jemand anderes als ermordete Juden über die Tötungslager der NS-Zeit schreiben. Niemand anderes kann es authentisch beschreiben, wie es ist, als Analphabet zu leben (ich nutze hier nur das Maskulinum, da es mir nicht zusteht, den weiblichen Part anzusprechen). Daher sollten wir auch umgehend beginnen, unsere Kulturelle Vergangenheit zu reinigen: Karl May darf nicht mehr unschuldigen Kindern offen stehen (von der Biene Maya gar nicht zu reden). All das könnte verbrannt werden, am 10. Mai? Oder sollten wir über diese „kulturelle Apartheid“ noch einmal nachdenken? – Michael Koehn

 

Ist es nicht das Wesen der Literatur, Einblicke in fremde Welten zu ermöglichen, in vergangene, zukünftige, parallele, innere und äußere, bessere, finstere und fantastische? Und lieben wir nicht Schriftstellerinnen und Schriftsteller dafür, dass sie, anders als wir, diese Welten beschreiben können, auch wenn sie ihnen selbst nicht angehören? Und heißt die Schauspielerin nicht so, weil sie eine Person spielt, und bewundern wir sie nicht, wenn sie uns das für 90 Minuten vergessen lässt? Selbstverständlich kann Kunst misslingen, und natürlich dürfen wir die Künstler dafür kritisieren – aber nicht dafür, dass sie es überhaupt versucht haben. Die Antwort kann also nur lauten: natürlich darf sie das! – Stefan Meyer

 

Haben die Befürworter eines “Verbots der kulturellen Aneignung“ihre Idee jemals bis zu Ende gedacht? Welche schreibende Person bliebe für die eine oder andere Erzählung übrig? Entweder wenige – die es bei fehlendem Schreibtalent hoffentlich unerzählt lassen. Oder niemand – man denke nur beispielhaft an die Krimi- oder historische Romanliteratur. Jedem fällt sofort ein fesselndes nichtbiographisches Buch ein, die es demnach nie hätte geben dürfen.
Es bedarf doch keines “Verbots“ festzustellen, dass eine Person ein Buchthema gewählt hat, von dem sie wenig bis keine Ahnung hat und/oder das sie sich recht peinlich aneignet. Lasst uns die konkrekte Umsetzung kritisieren oder belächeln und das Produkt links liegen lassen.

Insgesamt sagt (auch) dieser Ruf nach “Verbot“ so viel mehr über die Rufer als über das literarisch Verfasste. – Monika Bangert

 

Das „Verbot der kulturellen Aneignung“ hat m.E. nach Konsequenzen, die bisher nicht bedacht wurden. Die Lieblingsgattung der (deutschen) Konsumenten von Literatur und Film, also der Kriminalroman und Kriminalfilm dürfte demnach doch wohl nur noch von Personen geschaffen werden, die sich in das Genre aus persönlicher Betroffenheit einfühlen können, also Kriminellen, bei Mord also von Mördern. Die Gefängnisse würden sich in Schreibstuben umwandeln. – Dr. Rudolf Spiegel

 

Als Konsequenz des Verbotes Kultureller Aneignung gibt es nur noch Autobiographien. Alles andere wäre verboten. Auch wissenschaftliche Fachbücher gibt es nicht mehr, der Physiker darf ja nicht einmal versuchen, ein Teilchen zu verstehen. Beziehungen zwischen Menschen werden unmöglich, da sie auf Verständnis für den andern beruhen. Das ist Rassismus zur Potenz. Die Jim-Crow-Gesetze (gültig bis 1965!!) waren harmlos in Relation zu dem, was da auf uns zukommt. – Wolfgang Radhuber

 


 

 

Leserbriefe zu „Wo ist Mangi Meli?“ von Xaver von Cranach

 

Im Artikel „Wo ist Mangi Meli?“ aus der Ausgabe 07/20 heißt es „Mboros Suche begann Weihnach­ten 1977. Er studierte Igenieurwissenschaften an der Universität von Daressalam, der Hauptstadt Tan­sanias, und fuhr auf Besuch nach Hause ins Dorf Old Moshi zu seiner Familie.“ Dabei war Daressalam nur bis 1974 tansanische Hauptstadt, seitdem ist es Dodoma. Daressalam ist weiterhin der Regierungssitz des Landes. – Jonathan Lichtenfeld

 

In der langen Kolonialzeit der Europäer hatte der „weiße Mann“ die Gelegenheit erneut sein abscheulichstes Gesicht zu zeigen. Als Angehöriger der Herrenrasse sah er als rechtens an, die Völker in den Kolonien mit brutalsten Methoden zur Subordination zu zwingen. Wie treffend schrieb schrieb der Autor in der letzten Ausgabe des Magazins „Lettre International“, Nr. 127- Seite 61/62) . Zitat (teilweise ergänzt und verkürzt):: Die im Innersten Afrikas begangenen Greuel sind von einer Archaik, die an Episoden des 30jährigen Krieges und der spanischen Conquistadores….erinnern. Ihre Verwüstungen (durch die Kolonisatoren) fügen sich ein in ein Bild brutaler Mißhandlungen und millionenfacher Ausrottung indigener Völker, wie sie Briten unter anderem in Tasmanien und Indien, Belgier unter Leopold II., US-Amerikaner auf den Philippinen, Deutsche bei den Hereros, Franzosen in Afrika und Indochina und Europäer aller Nationen bei den Ureinwohnern Amerikas verübten. Völkermord folgte dem Auftreten der Europäer auf Schritt und Tritt.“ Und noch bedrückender die Stellunnahme von Césaire im Jahre 1948, dem erbitterten Ankläger des Kolonialsystems: “ …. dass Nazi-Deutschland nur im Kleinen auf Europa anwandte, was Westeuropa jahrhundertelang Rassen zumutete, die die Kühnheit oder das Pech hatten, ihm über den Weg zu laufen.“ Woher nehmen wir die Behauptung, ein christliches Abendland zu sein? – Prof. Dr. Horst Huckauf

 

Es ist schon unfassbar, dass erst mehr als hundert Jahre nach dem Ende der deutschen Kolonialherrschaft mit dem Völkermord an den Herero und Nama die Damen und Herren Kulturminister sich im März letzten Jahres zu einem Eckpunktepapier durchgerungen haben, wonach bei der Aufarbeitung des Sammlungsgutes aus „kolonialen Kontexten“ den menschlichen Überresten Vorrang einzuräumen ist. Dass diese pure Selbstverständlichkeit von den betroffenen Museen offensichtlich nicht mit dem nötigen Engagement betrieben wird, ist ein Skandal, wenn man weiß – und das macht Ihr Artikel sehr nachdrücklich deutlich –, wie lebendig sich die familiären, religiösen und magischen Verbindungen der im Zusammenhang mit irgendwelchen dubiosen Rassetheorien verschleppten Schädel und Gebeine mit der Herkunftsgegend erhalten haben. Den Nachkommen der betroffenen Stammesverbände den Einblick in die Archive zu verweigern „aus Respekt gegenüber den Toten“ ist mehr als zynisch. Wie wenig das Unrechtsbewusstsein bezüglich der deutschen Kolonialverbrechen noch Immer ausgeprägt ist, macht auch das Ehrengrab auf dem Poppelsdorfer Friedhof in Bonn für Lothar von Trotha, einen der Hauptverantwortlichen des Genozids mit Zehntausenden von Toten, deutlich. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Die Rückführung menschlicher Gebeine, die aus kolonialem Kontext nach Deutschland verbracht wurden, in die Herkunftsländer ist nicht erst – wie der Artikel suggeriert – seit der Debatte um das Berliner Stadtschloss ein politisches Thema in Deutschland: bereits 2011 – also vor neun Jahren – erfolgte die erste Rückführung menschlicher Gebeine aus der deutschen Kolonie Südwest-Afrika – zwanzig Schädel – aus dem Besitz der Berliner Charité an die Regierung Namibias. Im März 2014 folgte die zweite Repatriierung nach Namibia (32 Schädel und drei Skelette aus dem Besitz der Charité, der Universität Freiburg und anderen Institutionen).

Und im August 2018 folgte die dritte Rückführung (elf Schädel, fünf Skelette und andere mesnchliche Überreste). Deutschland bekennt sich also seit vielen Jahren zu der aus diesem Aspekt seiner kolonialen Vergangenheit folgenden Pflicht zur Rückführung. Namibias Regierung erkennt dies ausdrücklich an. Für weitere Rückführungen fehlt nicht der politische Wille, sondern die bislang nicht erfolgte – und leider selten mögliche – verlässliche und eindeutige Zuordnung der sich noch in Deutschland befindenden Gebeine zu einem Herkunftsort. Der Artikel beschreibt einige Probleme der Provenienzforschung anschaulich. – Christian M. Schlaga

 

Xaver von Cranach schreibt im Artikel „Wo ist Mangi Meli“ in der Ausgabe vom 6.2.2020 (S. 5), dass Herr Mboro in „Daressalam, der Haupstadt Tansanias“ studiert habe. Das ist zwar die größte Stadt in Tansania, die Hauptstadt ist allerdings Dodoma. – Isabell Böhm

 

Ich wage mich an das tolle Experiment meines ersten Leserbriefs meines Lebens. Normalerweise stehe ich auf dem Standpunkt, daß man seine eigene Meinung nicht so übermäßig hoch schätzen sollte, um sie aller Welt kund zu tun, aber nach Lektüre Ihres sehr schönen Artikels „Wo ist Mangi Meli?“ ergibt sich eine Frage, die mir so keine Ruhe läßt. Sie schreiben, daß der Häuptling erhängt wurde, sich dann in einem sechsstündigen Todeskampf befand und „einfach nicht habe sterben wollen, bis ihm ein deutscher Offizier in den Kopf geschossen habe.“ Dann sei sein Kopf nach Aussagen der Ehefrau und Großmutter entfernt und nach Deutschland geschickt worden. Wenn jetzt wirklich ein DNA-Abgleich stattgefunden hat, womit eigentlich? Natürlich liegen in vielen Museen viele tausend Schädel, aber der von Mangi Meli müßte ja nach Ihrer Aussage mindestens eine Schußverletzung aufweisen, wenn nicht zwei. Vor diesem Hintergrund sollten von den vielen tausend Schädeln, die nicht zuordbar sind, eigentlich nur wenige (Dutzend) übrigbleiben. Auf dieses Problem weisen Sie überhaupt nicht hin, oder habe ich das falsch verstanden? Es wäre sehr nett, wenn Sie mir da Klarheit verschaffen könnten. Ansonsten habe ich Ihren Artikel sehr interessiert genossen! – Dr. med. Marcus Schlichter

 


 

 

Leserbriefe zu „Rechnet mit allem“ von Niels Boeing

 

„Bei 10 Qubits gibt es 2^10 = 1024 mögliche Zustände, jedes zusätzliche Qubit vedoppeltdie Leistungsfähigkeit des Systems“. Das kann so nicht stimmen! Denn 2^10 = 1024 ist genau die Anzahl der möglichen Zustände die 10Binäre Bitsdarstellen können! Wo läge dann der Vorteil von Qubits. Wer auf so einem hohen Thron sitzt und den Leuten Wissen vermitteln will, der sollte sich 2^10-mal überlegen, was er schreibt! – Ludwig Endreß

 

Ich glaube, die bis dahin vielleicht aufwendigste Simulation der Geschichte hat, ziemlich zeitgleich mit der Erfindung des Computers, ein Hilfsengel 2. Klasse namens Clarence 1946 in Frank Capra´s Film „Ist das Leben nicht schön?“ in Auftrag gegeben (und berechnet wurde diese Simulation, die einem suizidgefährdeten Menschen das Leben retten sollte, tatsächlich im Himmel): Diese Simulation zeigt dem Protagonisten des Film, George Bailey, eine Viertelstunde lang – in der berührendsten Filmsequenz der Geschichte – die Welt, wie sie geworden wäre, wäre er nie geboren worden. Und ich vermute nun, die Nerds und Zahlenfreaks von Google, die den Quantencomputer gebaut und ihn ausgerechnet „Sycamore“ genannt haben, dürften diesen Film und auch diese Szene sehr gut kennen.

Darum frage ich mich gerade, ob der Quantencomputer Scamore nach genau 3 Minuten 20 seine Aufgabe abgearbeitet hatte – das wäre in der Tat ein wunderbarer Zufall – oder ob Sycamore nach 3 Minuten 20 absichtlich gestoppt wurde, und zwar, um zwischen der Filmszene und der wissenschaftlichen Großtat eine symbolische Korrespondenz herzustellen – und eine augenzwinkendernde Referenz an die Zahl 42 aus dem Universum von Douglas Adams: Die Wohnadresse von George Bailey in Frank Capras Film ist jedenfalls – sic – „320 Sycamore„! * Wenn Sie zu diesem von mir vermuteten Zusammenhang ad hoc mehr wissen, würde ich wirklich mich sehr freuen, wenn Sie mir dies schreiben könnten. Mir selbst fehlt leider im Moment die Zeit, und auch der Mut, der Sache selbst nachzugehen. Danke!

Aber wie auch immer, auch wenn Sie keine Zeit für eine Antwort finden, seien sie bitte versichert: Ich finde Ihren Artikel in jedem Fall sehr spannend – und vor allem dessen letzten Satz stimmig: Ja, vielleicht existieren hinter den bekannten Gesetzen der Physik „noch ganz andere Geheimnisse“. Apropos Zufall. Hier ist noch einer, und ich glaube es ist einer von der schöneren Sorte: Ich habe gerade diese Woche das Buch Ihres Kollegen von der ZEIT, Bastian Berbner, zu Ende gelesen, erschienen 2019 im Verlag C.H.Beck, „180 Grad, Geschichten gegen den Hass“ ist der Titel – und der Inhalt und die Aussage dieses Buches, das ich nicht zuletzt auch deshalb wirklich glänzend gelungen finde, korrespondiert meiner bescheidenen Meinung nach in ganz auffälliger Weise mit der Aussage des erwähnten Films von Frank Capra.

Nur ein Punkt hat mich an diesem Buch von Bastian Berbner irritiert, nämlich jene Rechnung, die er auf Seite 52 angestellt hat: Bastian Berbner schreibt da, dass es theoretisch „fast 10 Jahre“ dauern würde, wenn man mit ausnahmlos jedem Deutschen eine Stunde lang sprechen wollte, und nonstop und ohne zu schlafen durchmachen könnte. Täuscht er sich da nicht völlig, frage ich mich? Würde man, bei einer Stunde Gesprächsdauer, nicht fast „10.000 Jahre“ benötigen – eine Zeitspanne, notabene, die zufällig übrigens auch in ihrem Artikel genannt wird – um mit allen „83 Millionen“ Deutschen sprechen zu können? Aber vielleicht ist dieser Rechenfehler, der scheinbar vom Autor und vom Verlag übersehen wurde, und der merkwürdigerweise scheinbar auch keinem Kollegen von der ZEIT aufgefallen ist, eigentlich gar kein wirklicher Rechenfehler – sondern vielmehr ein augenzwinkernder Gruß aus einem anderen Universum… – Peter Jungwirth

 

Sicherlich werde ich nicht der einzige sein, der mit dem Kurzerklärungstext „Was ist ein Qubit?“ ein Problem hat. Die Aussage „Bei 10 Qubits gibt es 2 hoch 10 = 1024 mögliche Zustände, jedes zusätzliche Qubit verdoppeltdie Leistungsfähigkeit des Systems“ ist m.E. falsch. Die beschriebene Zustandsanzahlberechnung ist die des klassischen Bits. Die theoretisch korrekte Berechnung für Qubits wäre: unendlich Zustände für ein Qubit, unendlich hoch X Zustände für X Qubits. Dass sich dadurch aber auch entsprechend die Leistungsfähigkeit erhöht, ist eine gewagte Aussage. Dass sich die Speicherdichte entsprechend erhöht, steht außer Zweifel. Aber das mit der Leistungsfähigkeit im Gesamten gleichzusetzen, ist mutig bis technikgläubig optimistisch/übertrieben. – Stefan Zölfel

 

Auf der Seite 38 oben rechts wird in ein paar Worten das Qubit erklärt: es kann »nicht nur die Werte 1 und 0 annehmen, sondern auch alle möglichen Zwischenwerte«. Später heißt es dann: »Bei 10 Qubits gibt es 2^10 = 1024 mögliche Zustände« Ich verstehe das nicht: Die Basis 2 gibt doch die möglichen Werte an, die Anzahl der Ziffern, mit der ein Zahlensystem arbeitet. Bei einem binären sind das eben 0 und 1, bei einem Dezimalen 0,1,2,..9. Die Potenzbildung mit der Anzahl der Stellen ergibt dann die Anzahl unterscheidbarer Werte: Ein Binärsystem mit einer Stelle kann 2^1 = 2 (0, 1) unterscheidbare Werte abbilden. Ein Dezimalsystem mit 2 Stellen 10^2 = 100 (0..99). Kann ein Qubit nun alle möglichen Werte zwischen 0 und 1 annehmen (in meiner wahrscheinlich naiven Vorstellung also 0; … 0,1; …. 0,11; …. 0,111; …0,5623654764; … 0,999999999999; … ;1), so ist die Basis dieses Systems doch wohl Unendlich (∞), die darstellbaren unterscheidbaren Zustände bei 10 Qubits müssten also ∞^10 = ∞ (nehme ich mal an…) sein, oder?. Und nicht 1024, was die Anzahl der unterscheidbaren Zustände eines 10-stelligen Binärsystems entspräche: 2^10 = 1024. Ich bitte um Aufklärung. Was habe ich nicht bzw. falsch verstanden? – Volker Homann

 

In der Bildunterschrift zum Qubit ist ein Fehler unterlaufen: 2 hoch zehn, also 1024 Zustände kann man schon mit ganz normalen 10 Bits kodieren. – Manfred Krifka

 

a) zuerst vielen Dank an Fr. Braune von der Digital Schlichtungs Stelle: mir wurde durch meine Unfähigkeit jeglicher Nutzung der digitalen Zeit erst bewusst, wie veraltet (zumindest) ich auf den Unterschied zwischen kurzfristiger Verarbeitung — digital kein Problem –und längerfristigen DenkInhalten, zb eben die Zeit — mir offenbar nur auf Papier möglich –reagiere bzw. „gestrickt“ bin und für März bis Mai habe ich entsprechend der (13-Wochen-kurz-Abo) Vereinbarung je ca. 15,- notiert, allerdings sah ich im E-Mail von Herrn Esser, dass das jetzt doch nicht automatisch ausläuft sondern dass ich es nach der 11. Ausgabe (also ca. Mitte bis Ende Mai) explizit kündigen muss und (?) mein 13wAbo hat offenbar jetzt am 6. Februar (?) begonnen (statt am März) denn gestern bekam ich unerwartet Ausgabe 7/2020.

b) Druckfehler: in Seite 38 des Artikels „Rechnet mit allem“ über Quantencomputer (Ausgabe 7/2020 vom 6. Feb., S.37f.) ist ein kleiner Lapsus unterlaufen, dort steht neben der Abbildung eines Qubit (das ja frequenzabhängig fast unendlich viele Zustände haben kann) der Satz, dass 10 Qubit 2-hoch-10 = 1024 Zustände hätten: das trifft auf „normale“ 10-Bit zu (0/1-hoch-10) aber eben gerade NICHT auf Qubit, deren — vielfach mehr — Quanten Zustände (vielleicht nicht ideal auf einer Kugel Fläche darstellbar sind aber) in der Graphik dort durchaus anschaulich erscheinen. richtig müsste deshalb „10 BIT haben 2-hoch-10 = 1024 Zustände“ dort stehen (und nicht „QUBIT“) p.s. falls Sie die „81 Grad im Sommer“ thematisch aufgreifen sollten, bitte ich zu beachten dass es sich in der Berechnung dort (es ist eher eine dimensionale Abschätzung als eine exakte Berechnung) nur um die tatsächliche von Menschen verursachte ErdERWÄRMUNG/Energiezufuhr handelt, und dass CO2 bzw. Treibhaus Gase (NO2, NO3, CH4, FCKW etc.) keine Energiezufuhr sind sondern ZUSÄTZLICHE Erderwärmung durch VERHINDERN DER ABSTRAHLUNG ins Weltall bewirken https://eigenverlag.wordpress. com https ://schnulzenradio.wordpress. com https ://omaerklaert.wordpress. com https ://81gradimsommer.wordpress. com (CELSIUS!!) (Leerzeichen d.Linksbitte entfernen: eingefügt damitd.Mailnicht im Spam landet) (please remove those 2 blanks in the link address: I inserted them for preventing this mail from going into spam) – Dieter Blasl

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die AfD wurde unterwandert«. »Die ursprüngliche Partei ist tot«“ von Alexander Rupflin und Manuel Stark

 

Erschütternd! Bitte als kostenloses Exemplar an alle Haushalte in Deutschland verteilen! – Rüdiger Weigel

 

Betrachte ich mir die AFD vom Beginn an, war sie schon immer eine konservativ radikale also nach rückwärts gewandte Partei. Gegründet um den EURO als Währung abzuschaffen. Aber warum wollten Prof. Lucke und seine Mitstreiter dem EURO an den Rand. Ich denke der Grund war der Kontrollverlust, eine Währung die nicht mehr vom eigenen Staat kontrolliert wird, eine Geldpolitik in der der einzelne Staat kaum noch Eingriffsmöglichkeiten hat, die Deutsche Bundesbank nur noch als Akteur in der 2. Reihe. Die Geldstabilität droht von dritten unterwandert zu werden. Für Konservative und nationalstaatlich denkende Menschen ein Horror. Der Schritt vom radikal Konservativen zum rechtsradikalen ist sehr klein. Für beide gilt „Deutschland, Deutschland über alles ….“, die Werteunion der CDU und die AFD sind sich sehr nahe. Das Spannungsfeld innerhalb der CDU ist extrem. Doch warum schweife ich zur CDU ab. Ach so, ja, die CDU wird ebenfalls von rechts immer mehr unterwandert. Die Wählerbewegung und die der Protagonisten ist immer vorhanden und folgt immer politischen Entscheidungen sowie gesellschaftlichen Ereignissen.

Das Verbot der NPD hat den Boden bereitet die AFD durch die heimatlosen Rechten zu unterwandern. Die AFD als nationalistische Partei war demnach ein willkommenes Opfer. Bewegungen und Ängste zu ignorieren war schon immer ein fatales Fehlverhalten. Man stelle sich vor man schiebst eine Aufgabe und ein Anderer kommt und nimmt sich ihrer an. So geschehen durch die AFD. Folglich ist die AFD in ihrer heutigen Ausprägung ist das Ergebnis der Untätigkeit der etablierten, gemäßigten Parteien. Diese Parteien sind immer noch mehr mit sich und ihrer Effektenpolitik beschäftigt und über lassen den Extremen die Bühne. Eine tote Regierung die nur noch verwaltet aber nicht mehr gestaltet verstärkt die Wirkung populistischer Parteien. Sich hinzustellen und zu postulieren wir arbeiten mit denen nicht zusammen und selbst nichts tun geht nicht. Diese Parteien verlieren immer mehr an Glaubwürdigkeit. Die Wähler wenden sich von Ihnen ab. Also die Unterwanderung der AFD durch die radikalen Rechten ist nicht das Problem. Problematisch ist die mangelnde Fantasie und die Inaktivität der anderen Parteien. – Egon Wolfgang Lehmann

 

Ich möchte mich bei Ihnen für die äußerst aufschlussreiche Berichterstattung über die „ehemaligen“ AfD Mitglieder bedanken. Besonders aufschlussreich ist, – nach meinem Dafürhalten, – die Anfänge und die Motivation der „Ehemaligen“ zu verstehen, – um den „Richtungswechsel“, – besser einordnen zu können. Dafür gebührt Ihnen, – ich betone das gern n.e.,- mein besonderer Dank. Das Wichtigste scheint mir allerdings zu sein,- dass die politisch Verantwortlichen aller Parteien, – wo immer es erforderlich ist,- eine klare Distanz zu dem Flügel um B.Höcke erkennen lassen, – um durch klare Ansagen, – wie es heute heisst, – diese zu stellen, und die Wiedersprüche aufzuzeigen. Das würde,- so habe ich es verstanden, – eine Herausforderung und Geschlossenheit aller Demokraten bedeuten. Für die Menschen unseres Landes hoffe ich, – dass sie sich mit dem Parteiprogramm der AfD auseinandersetzen,- um zum Einen die Realität zwischen dem Programm und dem tatsächlichen Handeln, zu einer besseren Einschätzung zu kommen. – Marion Detzler

 

Ist es nicht beschämend für unsere Alt- und ehemaligen Volksparteien, daß nicht nur AfD-Aussteiger, sondern inzwischen Millionen Bürger bei ihnen weder Gehör noch Heimat finden? Wenn ihnen nur eine einzige ernstzunehmende Wahlalternative bleibt? Und dann, wenn sie sich dieses Recht nehmen, sofort von ebendiesen Parteien und den Mainstreammedien als Rassisten und Rechtspopulisten beschimpft werden – welch bequeme Ablenkung von eigenen Fehlern und Versäumnissen! Welch reinigendes Politgewitter dagegen, die eigenen Fehlentscheidungen einmal offen einzugestehen, sich bei den Bürgern dafür zu entschuldigen und zu beweisen, daß sie den Auftrag des Amtseids endlich wieder ernst- und zur Richtschnur ihres politischen Handelns nehmen! Dann kehrten vielleicht eine große Zahl sonst verlorener Söhne und Töchter zurück! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Gedanken zu einer Menschengruppe, die glaubt, eine Alternative zu Deutschland anbieten zu müssen: die sogen. AfD Die Brockhausdefinition zum Begriff „Alternative“ lautet: „Möglichkeit oder Notwendigkeit der Entscheidung zwischen zwei sich ausschließenden Möglichkeiten.“ Da die AfD sich als politische Gruppe versteht, will sie also unser deutsches politisches System, das seit 1945 als die unerlässliche Alternative gegenüber dem verbrecherischen nationalsozialistischen System, aufgebaut wurde, rückwärts gewandt, in ein solches zurückführen. Dem Jahrgang 1939 angehörend durfte ich seit etwa 75 Jahren bewusst erleben wie wunderbar sich unser Land aus einem höllisch-diktatorischen und inhumanen Gebilde wieder in ein menschenfreundliches, freies und liebenswertes Land verwandelte.

Als Sohn eines uneinsichtigen Nazi-Vaters lernte ich schon sehr früh, wie diese Altnazis ticken. Und heute schaudert es mich, plötzlich wieder die selben Töne meines Vaters aus den Mündern junger und geschichtsvergessener AfDler vernehmen zu müssen. Ihr alternativen Rechtsdenker, wollt Ihr wirklich statt einer menschlichen Politik eine unmenschliche? Statt einer demokratischen eine undemokratische? Statt einer liberalen eine unfreie Gesellschaft? Statt Menschenrecht Unmenschlichkei? Ihr lieben Wähler der AfD, wollen wir auf das verzichten, was Konrad Adenauer (1. Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland) begonnen hat, aufzubauen? Dürfen wir vergessen all die tollen Kräfte in unserer Gesellschaft und in der Politik, die unseren Staat wieder zu einem angesehenen Mitglied in der Staatengemeinschaft der Welt befördert hat?

Mit den politischen Mitteln einer Demokratie haben wir unser Land neu gestaltet. Dies gelang uns mit der Vernunft der Regierenden in politischer Verantwortung und Opposition. Zu allen Fragen gibt es in der Demokratie ein Dafür und auch ein Dagegen, wird gestritten, erwogen und dann abgestimmt. Denkt doch mal nach! Was soll denn die „Alternative zu Deutschland“ sein? Beteiligt Euch am politischen und gesellschaftlichen Leben, Parteien und Vereine gibt es doch genug. Brauchen wir da noch eine AfD? Ich bin übrigens traurig, dass Frau Kramm-Karrenbauer, nicht mehr weitermachen will im Gegensatz zu den Meuthens, Gaulands und Höckes. – Roland Graf

 

Der Analyse der ehemaligen AFD Spitzen-Mitglieder ist ausdrücklich zuzustimmen. Wie viele Anhänger einer liberal bürgerlich konservativen Mittelschicht hatte ich mir viel von der neuen Partei versprochen. Gibt es doch einiges in dieser Republik neu zu regeln und nach klaren ethisch-moralischen Grundsätzen neu auszurichten. Der deutsche Polit-Apparat ist im Kern handlungs- und entscheidungsunfähig geworden. Deutschlands Verordnungen und Gesetze die es „demokratisch“ jedem Recht machen wollen konterkarieren in der Praxis gerade die Ziele denen sie eigentlich dienen sollen. Man denke an Steuergesetze, Bauvorschriften, Umweltschutzverordnungen, Arbeitsschutzgesetze, u.a.m. die schon lange nicht mehr dem Schutz, der wirtschaftlichen Prosperität und der wohlverstandenen Vorsorge für die Mehrheit der Bürger dienen (innere Sicherheit, Schutz vor endemischen Krankheiten, Stärkung der Sozialsysteme und der Infrastruktur, ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Medikamenten, nachhaltige Energiewende) Vielmehr werden durch falsch verstandene Liberalität und Klientel-Politik „Marktchancen“ für die versammelte Ganovenschaft dieser Welt geboten.

Als Vorbilder dienen VW und die Deutsche Bank, bei denen offensichtlich Betrug zum Geschäftsmodell gehört. Auch die – unter Berufung auf den Bürgerwillen begründeten – Geschäftspraktiken großer Discounter-Ketten sind schändlich und haben mit dem im Handelsgesetzbuch definierten „ehrbaren Kaufmann “ nichts zu tun. Im Namen von „Wettbewerb“ und vermeintlicher Erhaltung von Arbeitsplätzen findet eine ungeheure Verschwendung von Ressourcen statt. Mit wenig Arbeitsplätzen realisierte, automatisierte Massenproduktion erzeugt riesige Überproduktionen auf dem Gebiet der Lebensmittel- und Getreidemittelproduktion, deren Herstellung und Entsorgung gewaltige Mengen an Energie verbraucht – von der Umweltbelastung durch Nitrate und Antibiotika ganz zu schweigen. 40 Jahre Politik des Aussitzens, unausgegorene Entscheidungen, Mangel an verantwortlicher vorausschauender Planung und Kontrolle, sowie Gesetze, die in ihren Auswirkungen in der Praxis zu lächerlichen, widersinnigen Situationen führen – dazu häufig noch zu horrender Steuermittelverschwendung in Form von fahrlässig in Kauf genommenen Schadenersatzzahlungen – schreien geradezu nach einer „Alternative“ in der Politik. Viele Bürger hofften, die AfD würde die notwendige Wende einleiten. Stattdessen befindet sich die AfD auf dem besten Weg ein „Vogelschiß der Geschichte“ zu werden. – Holger Matthiessen

 


 

 

Leserbriefe zu „Religiöses Symbol oder politisches Problem?“ von Evelyn Finger und Kilian Trotier

 

In welcher Welt leben Sie? Ich sehe beinahe täglich eine Frau in schwarzem Nikab in Wuppertal-Barmen inmitten der Fußgängerzone. Manchmal zusammen mit einem kleinen (!) Mädchen, ebenfalls in schwarzem Nikab! Ich jedenfalls finde diesen Anblick furchterregend. Und erinnert mich regelmäßig an einen maskierten Überfall. Ich frage mich, was Sie zu Ihrer verharmlosenden Frage verleitet? – Helmut-Martin Felbel

 

Nun muss ich Ihnen schon wieder schreiben. Der Artikel hat mir gefallen, insbesondere, weil hier Fachleute zu Wort kommen, die sich fundiert mit dem Thema auseinandersetzen. Als Kielerin habe ich die Kontroverse um die Studentin, die in der Uni die Nikab tragen will, mit verfolgt. Die Frau ist konvertiert und ich habe ihre Handlungsweise eigentlich nur als unnötige Provokation empfunden. Als völlig unverständlich empfinde ich es auch, dass manch linksliberale Kreise und sogar Feministinnen sich der Kritik an der Verschleierung so verschließen können. Auch manch Grüne tun sich selbst nur mit der Einschränkung einer Vollverschleierung in gewissen Situationen in der Öffentlichkeit schwer. Ist das eigentlich nur realitätsferne Naivität oder falsch interpretierte Liberalität? Letzteres steht zu befürchten. Ganz unbeachtet des religiös oder politisch motiviertes Diskurses zum Thema (Voll-) Verschleierung von Frauen gehört es für mich schlicht zum menschlichen Miteinander in einer freiheitlichen Gesellschaft, sein Gegenüber ins Gesicht schauen zu können. Und allein das schon schließt die Vollverschleierung aus. – Regina Stock

 

Ein wichtiger Aspekt bleibt unerwähnt: An einer Universität oder anderen Hochschule finden neben Vorlesungen auch Seminare, Projektarbeit und Prüfungen statt, wobei in Seminaren oder Übungen für den „Schein“ auch Diskutie­ren und Vortrag angesagt sind. Eine Prüfung an einer Hochschule verlangt die Identifikation durch gültigen Studentenausweis mit Foto. Ein Smartphone, verborgen im Umhang zwecks Kontakt nach draußen wäre auch verboten. Ein offener Arbeitsstil aller Beteiligten ist an der Hochschule genauso nötig wie das Unterbinden von Betrugsversuchen. Wer das als Student(in) oder Lehrende(r) nicht will, kann nicht an einer Hochschule arbeiten. Wie verfahren wir, wenn demnächst „eine Religionsrichtung“ erscheint, die das Verprügeln oder gar Steinigen „zu frecher“ Frauen vor­schreibt? DAS soll es ja im Nahen Osten auch geben! Gelten vernünftige Gesetze und Regeln einer Zivilgesellschaft oder doch eher 500 Jahre alte frei erfundene Interpretationen eines „Heiligen“ von noch älteren Verkündigungen? Ade Grundgesetz? – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Betr. S. 64 „Solche Kleidungsstücke haben keine Daseinsberechtigung“.Der Artikel wirft die Frage auf, was höher steht: Das Grundrecht der Gleichberechtigung oder jenes der Religionsfreiheit? Ganz einfach: ersteres! Weshalb? Noch bevor wir eine Religion annehmen bzw. durch Taufe, Beschneidung etc. oft ohne unser volles Bewußtsein aufgezwungen bekommen, werden wir hingegen zunächst einmal gleichberechtigt als weibliches, männliches oder auch drittgeschlechtliches Wesen geboren. Bei der Verschleierung wird die Frau übrigens nicht nur unsichtbar gemacht, sondern durch Bedeckung der Ohren auch schon auf rein physischer Basis daran gehindert, hundertprozentig (zu-)hören zu können, was sich vor allem an Schule oder Uni negativ auswirken kann. Je jünger das Mädchen, desto mehr vermutlich. Mit diesem physischen Aspekt wird allerdings interessanterweise nur selten argumentiert und es wäre einmal spannend, genau zu untersuchen, um wieviel Prozent die verschleiernden Kleidungsstücke jeweils das Hörvermögen reduzieren. Ich jedenfalls habe das Gefühl, nur noch die Hälfte zu hören, wenn ich meine Wintermütze über die Ohren ziehe, was ich deshalb nie tue… Mein Vorschlag: keinerlei Verschleierung und kein Kopftuch bis zur Volljährigkeit und auch danach nicht in Bildungseinrichtungen, staatlichen Institutionen , im Dienstleistungsbereich bei überwiegend Kundenkontakt und bei Berufen mit starker Vorbildfunktion. – Olivér Meiser

 

Als ich von den himmlischen Huris hörte, war mein erster Gedanke: Die armen Männer ! Jeden Tag müssen sie eine neue Jungfrau penetrieren, und dann, wenn die gerade Erfahrung gewonnen hat, ist sie schon wieder weg. Dann fiel mir der Zynismus dieser Vorstellung auf, denn in dem himmlischen Bild wird nach den Gefühlen der Frauen nicht gefragt. Vielleicht möchten die gar nicht wieder zur Jungfrau werden, vielleicht möchten sie weitergehende sexuelle Erfahrungen machen, oder vielleicht richten sich ihre sexuellen Wünsche gar nicht auf die männlichen Partner. Huris sind himmlische Wesen, doch was manr an dieser Vorstellung ablesen kann, sind die Wünsche und Träume der irdischen Männer, die sie auf diese himmlischen Wesen projizieren. Wenn nun die Vorstellung einer höchsten Seligkeit darin besteht, dass Frauen sexuell verfügbar sind, bis dato jenseitig, dann werden die – bis dato noch diesseitigen – Männer dafür sorgen, dass ihre irdischen Frauen dem himmlischen Ideal so nahe kommen, wie möglich: Weibliche Sexualität wird bewacht. Es ist das typische Bild in Begegnungsstätten für junge Leute. In solchen Einrichtungen dominieren die muslimischen jungen Männer. Die nicht-muslimischen männlichen Jugendlichen bleiben weg, denn für sie ist es langweilig. Muslimische Mädchen kommen nicht, und die wenigen nicht-muslimischen Mädchen, meist ich-schwach und aus prekären Verhältnissen, werden von den muslimischen jungen Männern als bequeme sexuelle Übungsobjekte benutzt. Ihren Schwestern und Cousinen verbieten die Muslime, in einer solchen Einrichtung zu erscheinen. Man kann Emanzipation nicht verzwingen und schon gar nicht durch gesetzlich vorgeschriebene Kleidungsordnungen herbei führen. Emanzipation muss wachsen und muss von den Frauen selbst geleistet werden und zwar in ihrer Kultur.. Das Klügste, was ich eine Muslima sagen hörte, war:

„Es kommt nicht auf das Kopftuch an, sondern auf den Kopf, der darunter ist.“ In unserem Land hat es ein Jahrhundert gebraucht, bis sich eine starre Sexualmoral lockerte, und dass diese Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist, zeigte der mühsame Kampf um die „Ehe für alle“. Denn, dieses Thema wurde ja nicht zufällig auf der Seite „Glauben und Zweifeln“ behandelt, auch in der christlichen Kultur war und ist Sexualtät mit religiöser Deutung verbunden. Emanzipation wird sich also immer mit dieser religiösen Deutung auseinander setzen müssen, und gesetzliche Regelungen können den Menschen ihre Gewissensentscheidungen nicht abnehmen. Gesetzliche Regelungen können sich aber auf die Unterrichtspläne der Schulen richten und verpflichten, die im Grundgesetz garantierte Gleichheit von Mann und Frau zum Thema zu machen und dann auch zu betonen, dass diese Gleichheit impliziert, dass beide Geschlechter dasselbe Recht auf sexuelle Selbstverwirklichung haben und dass Sexualität vielfältig ist. – Ursel Heinz

 


 

 

Leserbriefe zu „Was immer er will“ von Klaus Brinkbäumer et al.

 

Trump ist ein Thema für sich. Die Art und Weise wie er auftritt ist schon gewöhnungsbedürftig. Er ist ein schöner Mann, wenn man mal von seiner Frisur absieht. Die meisten Frauen mögen ihn. Was die Medien oft verschweigen ist die Frage, wer sind die Gegner. Ich stelle nichts großartiges fest. Die Dame der Demokraten macht eher den Eindruck einer Schaufensterpuppe. Kennedy wurde geliebt wegen seiner Frau und sein loses Sexualleben. Das hatte was. Clinton war nicht viel anders. Den Meineid den er geschworen hat war der Höhepunkt seiner Karriere. Dagegen ist Trump ein biederer Ehemann. Selbst die Lügen der Medien, da irrt ihr Autor, haben die Wähler erkannt und Trump noch stärker gemacht. Bei den Demokraten ist es ähnlich. Das Wappentier der Demokraten ist ein Esel, so ungefähr verhalten sie sich zur Zeit. Und hinzu kommt, die liebe zu den Frauen ist in den USA eher gebremst. Amerika muß erst neu geboren werden, ehe eine Frau ins Weise Haus einziehen darf. Alles Eigenschaften die ich mir auch für Deutschland gewünscht hätte. Aber das scheint in Deutschland unmöglich zu sein. Der Höhepunkt von Trump steht noch bevor, wenn er den Vorstand der AfD nach Amerika einlädt. Dann findet in Deutschland ein Erdbeben der Stärke 10 statt. Das wäre vielleicht gar nicht so verkehrt. Dann ist unser Land platt und kann kein Unheil mehr anrichten…… Das haut den stärksten Elefanten um. – Gunter Knauer

 

Armes Amerika! Es scheint doch nur noch eine Frage der Zeit, bis dieser Verrückte seine Anhänger auffordert, für die Aufhebung der Amtszeitbegrenzung des Präsidenten auf die Straße zu gehen. Bei den republikanischen Speichelleckern und Opportunisten wird er auch dafür genug Unterstützung finden. Dass zudem Josef Joffe als ausgewiesener „Kenner der USA“ während des letzten Wahlkampfes schrieb, die „Grand old Party“ würde Trump seine Grenzen aufzeigen, hielt ich schon damals als Nichtkenner der USA für naiv. Armes Amerika! – Heinz-Josef Fischer

 

Dass die USA auf dem „besten“ Weg sind eine Demokratur zu werden, ist allenthalben schlimm genug. Dass der Demokrator sodann Donald Trump heißt, mithin das verlässlich personifizierte Gegenteil eines klugen, gebildeten und integren Menschen und Politikers ist, dem die Parteifreunde ebenso verlässlich Absolution erteilen, muss jeden demokratischen Menschen erschaudern lassen. Der mächtigste Mann der freien Welt ist ein Sargnagel zu ebendieser. – Matthias Bartsch

 

Wieso dürfen amerikanische Präsidenten ohne ein medial erwähntes Verfahren im Anschluss einfach Menschen umbringen? Osama bin Laden, Soleimani – Julia Illert

 

Diesen Mann (Donald Trump?) mit einer weißen Friedenstaube in seinen Händen (Foto von 1985), den kann/muss man/frau einfach vertrauen, oder etwa nicht!? Der Donald Trump von heute, der ist der Präsident der USA, und ein rücksichtsloser „Hauruck-Politiker“, wie es in keinem Buche steht. Selbst ein Bein, das müsste und das könnte er sich nur selbst stellen. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „»Es geht um die Machtfrage«“. Gespräch mit Claudia Kittel geführt von Jeanette Otto

 

Ich bin entsetzt. Dieses Entsetzen kann ich schwer in Worte fassen. Deshalb benutze ich hier als Quelle Wikipedia und den Sexualwissenschaftler Gunter Schmidt. „Die Sexualwissenschaftler der Berliner Charite‘ bezeichnen Pädophilie als die ausschließlich oder überwiegende sexuelle Ansprechbarkeit durch vorpubertäre Kinderkörper“ „Nicht wenige Männer werden durch präpubertäre Stimuli (z.B. erotische Bilder) sexuell erregt “ „Sexueller Kindesmissbrauch kann unterschiedliche Motivlagen haben“. Gehören da nicht auch Fotos dazu? „Einschlägig verurteilte Pädophile unterliegen einer hohen Rückfallgefahr. Internationale Studien haben ergeben, dass die Rückfallquote bei ihnen zwischen 40 und 50 Prozent liegt “ „Kinder reagieren auf sexuelle Kontakte mit Erwachsenen individuell und sehr unterschiedlich. Solche Kontakte können bei den Opfern direkt oder indirekt eine psychosexuelle Traumatisierung bewirken „

Noch am 24.6.2019 berichtete Zeit online über „Pädophilie-eine sexuelle Neigung, die sich niemand aussucht“. Auszüge aus diesem Bericht: „Warum kommt es zu sexuellen Übergriffen auf Kinder von Menschen, die pädophil sind?“ „Erwachsene, die auf Kinder stehen! Ein Alptraum – nicht nur für Eltern “ Wie wahr, in meinem/unseren Fall nämlich auch für Großeltern. Wir haben zwei wunderbare Enkelkinder von 6 und 10 Jahren Ich möchte deren Traumatisierung nicht erleben, dann schließe ich ab mit dieser Welt. Warum zeigen Sie in Ihrem Bericht vom 6.2. „Es geht um die Machtfrage “ ein unbekleidetes, unschuldiges Kind in diesem Alter? WARUM? Wenn hierdurch auch nur ein Kind etwas erlebt, was es nicht erleben will und dadurch schwer traumatisiert wird, dann ist es eines zuviel! Ich bin entsetzt, zumal ein solches Foto überhaupt nicht im Einklang steht zu dem Inhalt des Berichtes/Interviews von Jeannette Otto. – Ulrich Niepenberg

 

Fr. Kittel behauptet, dass es sich beim Schule schwänzen um eine bloße Ordnungswidrigkeit handelt. Sie verkennt dabei aber, dass sich auch die Schulpflicht aus dem Grundgesetz herleiten lässt. Es fehlt die ausgewogene Betrachtung, dass mit Rechten auch Pflichten mit einhergehen. Eine vollgeschäftsfähige Person hat mehr Pflichten, aber auch mehr Rechte. So ist es die Pflicht der Kinder in die Schule zu gehen. Man kann nicht einerseits mehr Rechte für Kinder fordern und andererseits die Pflichten ignorieren. – René Karsubke

 

Ein Monatsmagazin schreibt: “ Die Politik wird immer kindischer“! Das stimmt! – Gunter Knauer

 

Die Titelüberschrift gefällt mir zwar nicht. In der Wertschätzung von Kindern darf es nicht um Machtfragen der Erwachsenen gehen. Und doch ist es leider so. Das bestätigen nicht zuletzt meine langjährigen Erfahrungen als Lehrerin in Schule und Hochschule. Partizipation von Kindern, Beteiligung an ihren eigenen Entwicklungsprozessen in einer Demokratie waren und sind Nischenthema. Offensichtlich beherrschen wir Erwachsenen es nur unzureichend, Kinder verantwortlich disziplinübergreifend Elternhaus, KiTA, Schule, zu schützen und in ihrer Entwicklung partizipativ zu begleiten. Stattdessen üben wir uns weiterhin in Machtgerangel, Deutungshoheit und unsicherer Weisungsbefugnis insbesondere wenn es um Gewalt an Kindern geht.

Insofern kann ich Frau Kittels Beitrag nur begrüßen und ihr Engagement für die Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz förderlich unterstützen. Kinder brauchen eine unabhängige Anlaufstelle mit Menschen, denen sie vertrauen, sie ernst nehmen, beteiligen und schützen. Erwachsene benötigen eine gesetzliche Grundlage als Wegweiser Kinder systematisch mehr in Entscheidungen einzubeziehen. . Leicht ist das nicht, die Perspektive eines Kindes einzunehmen. Aber es lohnt sich für uns alle. Bestimmt. Fangen wir also an. Lassen wir die Machtfrage hinter uns. – Dr. Dagmar Sommerfeld

 

Lasst doch die Kinder Kinder sein. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Wir schützen unsere Kinder und Jugendlichen mit dem Jugendschutzgesetz. Kinder und Jugendliche haften für Ihre Handlungen und Taten nur eingeschränkt und bis zu einem bestimmten Alter gar nicht. Das hat so alles seine Richtigkeit und Berechtigung. Wer nun Kinder mit Erwachsenen gleichstellen möchte, darf diese zweite Seite der Medaille nicht außen vor lassen. Rechte auf der einen sowie Pflichten und Verantwortung auf der anderen Seite bilden eine Einheit. Das Modell der völlig antiautoritären Erziehung von Kindern und Jugendlichenaus den siebziger Jahren, wurde später, zumindest von den allermeisten, als ein Irrweg, als ein Überschwinger, anerkannt. Kinder und Jugendliche benötigen Führung und Erziehung. Sie haben ein Recht darauf. Wir sollten sie nicht mit Ansprüchen an ihre Selbstbestimmtheit überfordern. Wie so häufig ist gut gemeint, nicht immer gut gemacht. – Dietmar Baier

 


 

 

Leserbriefe zu „Sehnsucht nach Plan B“ von Kolja Rudzio

 

Der Traum vom anderen Lesen. Bereits nach dem ersten Satz ihres Artikels ahnte ich, für wen er geschrieben ist. Bestverdiener und -ager, der im letzten Viertel seines Berufslebens, mit allen notwendigen Ressourcen top ausgestattet, nochmal etwas anderes machen möchte, am besten sinnlich und sinnvoll. Für die Quote noch eine weibliche Erfolgsgeschichte sowie eine glückliche Berufung. Für die Recherche ein spezialisierter Coach aus Altona der Kunden sämtlicher Branchen berät und damit ausschließlich Akademiker erster Güte meint. Das Ganze positionieren Sie im Ressort Wirtschaft. Was für eine elitäre Verblendung, liebe Zeit. Wen wollen Sie mit Ihrem Artikel abholen? Eine Ermutigung für Menschen, die Veränderungswünsche haben, aber beileibe noch weitere Risikofaktoren und Verantwortungen benennen können, weil sie sich ohne ein sicheres Netz trauen müssen, ist ihr Artikel wahrscheinlich nicht. Schade! – Frauke Meier

 

Das Problem in Deutschland( ob es auch in anderen westlichen Staaten so ist kann ich nicht beurteilen) sie können kaum jemand erreichen. Ich versuche in unserem Landkreis das Gesundheitsamt zu erreichen. Nicht für mich, sondern für eine ältere Dame. Hoffnungslos! Der telefonische Automat bittet um Anliegen und um Rückruf. Darauf warte ich seit 5 Wochen auf Antwort. Ich fahre zum Gesundheitsamt um das Problem endlich zu lösen. Die Zentrale konnte mir nur sagen, daß keiner im Haus ist. Ich hinterlasse wieder meine Telefonnummer – bis heute kein Rückruf. Die Privatfirmen verhalten sich nicht viel anders. Jetzt wissen sie warum soviel Menschen verzweifeln und krank werden. Besonders die älteren Bürger. Dieser Zustand schafft auch mehr Krimminalität. Das wird nichts mehr mit Deutschland. – Gunter Knauer

 

Die innere Schwelle für einen beruflichen Neuanfang ist gesunken, nachdem in vielen Unternehmen die intrinsische Motivation der Mitarbeiter für den Unternehmenserfolg immer wichtiger geworden ist: in der stetig wachsenden Dynamik verlieren klassische Stellenbeschreibungen, Hierarchien und Weisungsbeziehungen ihren Sinn. Die Mitarbeiter sollen wie ein Unternehmer denken und handeln, den Erfolgsdruck spüren, sich ganz mit Haut und Haaren in die Arbeit hineingeben, eigenverantwortlich agieren und weit über den Tellerrand hinausschauen. Von dieser „Scheinselbständigkeit“ ist es dann nur noch ein kleiner Schritt in die echte Selbständigkeit. Und zwar für eine Tätigkeit, für die man intrinsisch motiviert alles gibt, was man für nötig hält. – Reinhard Koine

 

Ich habe mich darüber gefreut, dass die ZEIT dem Thema Jobwechsel eine Titelgeschichte widmet. Das allein hat mich zum Denken angeregt. Danke dafür! Den Artikel selber erachte ich als peinlich PR-haft. Erfolgreiche Menschen berichten davon, wie sie es erfolgreich geschafft haben, in einem anderen Bereich erfolgreich zu werden. Das ist alles, was Ihnen dazu einfällt? Verläufe, die an ihrem Anfang kein finanzielles Wohlergehen stehen hatten, oder die sich schließlich nicht in Wohlgefallen auflösen, werden am Rande genannt, aber wieso nicht zumindest als eines von drei Fallbeispielen portraitiert? – Robert Fetter

 

Veränderungen sind immer möglich, ob freiwillig unfreiwillig oder ob unfreiwillig freiwillig. Ich hab einmal den Beruf zum „Industriekaufmann“ gelernt, dann wurde ich zum „Beamten“ ernannt! Irgendwann einmal, da habe ich meine künstlerische „Ader“ entdeckt. Jetzt bin ich im Ruhestand und ich „künstlere“ weiter und munter vor mich hin, und ich kann mir meine Arbeitszeiten im Atelier selbst vorschreiben. „Nichts ist unmöglich“, wenn man/frau einfach macht, oder wenn man/frau, mehr oder weniger einen unfreiwilligen Schubser in den „Allerwertesten“ verabreicht bekommt. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Wohin am Freitag?“ von Karin Ceballos Betancur und Hannah Knuth

 

Die Autorinnen behaupten das Volk wähle in einer Demokratie seine Repräsentanten. Das ist falsch. Die Parteien bestimmen, wer kandidieren darf. Daher repräsentieren die Kandidaten nicht das Volk sondern die Machtverhältnisse innerhalb der Parteien. – Horst Schwäbe

 

Das ist ene gute Nachricht, dass es immer weniger werden,die ihre Freitage damit verbringen,Greta zu huldigen. Die anderen dürfen weiter“greteln“. – Hans-Emil Schuster

 

fff am Leben halten: Radikal geschweige denn extremistisch: das geht in Deutschland gar nicht. Friedfertig plus Masse schon. Wir sind nicht Frankreich. Der Erfolg der Friedensbewegung enstand dadurch, zunächst den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden: für Frieden sind wir alle. Dadurch konnten dann parteiübergreifend Menschen jeder Couleur mit einbezogen werden. Auch Gewerkschaften und IG Metall und Kirchen. Das erhöhte den Druck auf die Regierung. Das erzeugte Gemeinschaft. Kaum einer der Teilnehmer wäre in der Lage gewesen, die konkreten Ziele zu benennen. Parole Friede(n)! reichte. Ein Ansatz: sämtliche Fridays for irgendwas Bewegungen zu bündeln. Einen simplen gemeinsamen Slogan entwickeln:

etwa: Schüler Eltern Großeltern science Kinder BEhinderte und Frauen Werden der Politik auf die Finger hauen.(oder: Wollen eine andere Zukunft aufbauen.) Klingt trivial, ich weiß. Und dennoch: ich behaupte, der Slogan müsste noch einfacher und kürzer sein. Stichwort: Bindung von unterschiedlichen Interessen und Gruppierungen. Aktivisten müssen die einfache Basis pflegen.. Sonst sind wir, wie bei den zunächst willkommen geheißenen Flüchtlingen, nur vorübergehend geeint als „die Guten“. Ich möchte nicht bei parents for future in Bonn lustige Klima Karnevalskostüme basteln. Wir könnten hingegen alle penetrant die räumliche Nähe zu Politikern und Konzernchefs suchen. Nur dadurch bliebe – verwerflich genug – die Presse dran… Eine leichte Form von Stalking in der Nähe politischer Promis: Verantwortlichen im Rahmen legaler, beharrlicher „Verfolgung“ auf die Pelle zu rücken, sehe ich als einen Weg. – Sonja Röder

 

Zuerst ein politischer Rausch der Jugend, gepaart mit Jugendslang und Festivalstimmung – jetzt Motivationslosigkeit und immer kleinere Demos bis auch diese nicht mehr stattfinden? Ich bin Salome Marte, 18 jährige Aktivistin bei Fridays for Future Bonn und kann irgendwie verstehen dass die Bewegung von außen so wirkt. Tatsächlich liegt der Rekordstreik im September eine Weile zurück. Und ja, wir sind frustriert. Wir streiken seit über einem Jahr. In diesem Jahr haben wir einiges erreicht, die Klimakrise ist zum wesentlichen politischen Thema geworden. Und trotzdem haben wir allen Grund frustriert zu sein. Nach den Feuern im Amazonas brennt nun Australien. Siemens unterstützt weiter den Kohletagebau. Die Bundesregierung hält sich nicht mal an ihre eigenen immer loser werdenden Ziele. Mit unserer bisherigen Form des Protests haben wir etwas erreicht, vielleicht sogar viel, aber einfach nicht genug. Deswegen gibt es berechtigten Frust, deswegen gibt es weniger Menschen auf den Demos (Dass es, wenn im Januar weniger Menschen auf die Straße gehen als im September auch andere Gründe haben kann, sei dahin gestellt. ) und deswegen werden teilweise sogar die wöchentlichen Demos vorerst beendet. Das heißt noch lange nicht dass wir weg vom Fenster sind.

Denn es braucht tatsächlich mehr als einen coolen Trend, ein paar neue Freunde und das Gefühl auf einem Festival zu sein um so weit zu kommen wie wir gekommen sind. Eigentlich ist es das Wesentliche was wir sagen, trotzdem glaubt uns scheinbar kaum jemand dass das tatsächlich der Grund ist wieso wir streiken: Die Klimakrise bringt uns alle akut in Gefahr. Und dagegen wird nichts getan was diese Zerstörung unserer Zukunft noch aufhalten kann. Und genau das ist der Grund wieso wir auf jeden Fall weiter machen werden und müssen. Wir haben schlicht keine andere Wahl. Wir können keine Erscheinung sein die „vielleicht auch schnell wieder auseinander (läuft)“. Wenn in diesem Sinne unsere Freitagsdemos „nichts“ bringen heißt das nicht dass wir aufhören.

Im Gegenteil, wir müssen so weitermachen dass wir gehört werden und dafür soweit wie nötig gehen. Wir atmen durch, wir rekapitulieren das letzte Jahr und legen mit gesammelten Kräften wieder los. Und ich will und werde nicht mehr zu den lieben jungen Menschen gehören, die ja irgendwie recht haben, die sich ja für etwas ach so wichtiges einsetzen und die man loben und dann wieder ignorieren kann. Mit denen man als Politiker*in sowie als Konzernchef*in mal redet um selber grün zu wirken. Im Gegenteil, ich hoffe auf die Bewegung der Bewegung, auf eine zweite, durchsetzungsfähigere Welle von Fridays for Future. Ich hoffe auf Protest der zu ignorieren schwer fällt. Jetzt erst recht. Mal sehn wie der aussehen wird. Ich hoffe Sie können mit meinem kritischen Statement zu Ihrem Artikel etwas anfangen. – Salome Marte

 


 

 

Leserbriefe zu „Kampf der Torten“ von Robert Pausch und Fritz Zimmermann

 

Ihr Artikel hat mich sehr interessiert und ich habe ihn mit Vergnügen gelesen, denn es war Wasser auf meine Mühlen. Vergnügen deshalb, weil ich seine Arroganz überhaupt nicht vertrage und seine Fehler ganz offensichtlich sind. Dazu anhängend von mir 3 eMails an die Berliner Zeitung wegen eines Artikels von Herrn Güllner und diesbezüglich auch an Forsa bzw. Herrn Güllner persönlich. Es erfolgten aber keinerlei Reaktionen darauf. – Wolfgang Schramm

 

Ergebnisse von Meinungsforschungsinstituten bereichern immer mal wieder die akustischen, visuellen und schreibenden Medien. Besonders vor Wahlen oder weitreichenden politischen Entscheidungen werden die Ergebnisse gern dargestellt. Auch wenn es zu einem Kampf der “ Tortenstücke “ zwischen Allensbach, Infratest, Forsa und Civey gekommen sein mag, so haben doch alle eines gemeinsam. Die veröffentlichen Ergebnisse werden von den aufgeklärten Bürgerinnen und Bürgern – vorsichtig formuliert – in Frage gestellt. Jeder weiß mittlerweile, dass man mit dem richtigen Zeitpunkt der Befragung, der Auswahl der Befragten und der richtigen Fragestellung ( Suggestivfragen), ein „gewünschtes“, repräsentatives Ergebnis erzielen kann. Wenn dann noch die politische Ausrichtung es Institutes hinzu kommt, kann man das, mit viel Aufwand zusammengestellte Zahlenwerk, getrost vernachlässigen. Die Meinungsverforscher sollten ihr Arbeit zur Meinungsbildung also nicht überschätzen und ein Streit darüber, welches Befragungsinstitut es am besten kann, erhöht nur den Misstauensfaktor. – Reinhard Schmitz

 

vielen Dank für diesen Beitrag über Meinungsforscher, der einige, jedoch nicht alle Schwächen in dieser Branche beleuchtet. Wenn ich Gelegenheit hatte selbst befragt zu werden, oder Fragen und Antworten lesen konnte, oder ein Interview mit jener alten Dame von Allensbach hörte, gewann ich den Eindruck von Influencern bedrängt zu werden. Was sie über Herrn Güllner schreiben verstärkt den Eindruck. Schon die Art der Fragen kann deutlichen Einfluß auf die Antworten haben. Ganz schlimm wird es, wenn der Befragte zwischen verschiedenen, vorfomulierten Antworten wählen muß , ohne eigene Antworten, abhängig von Einflußgrößen, (wenn, dann…;nur…; usw) frei formulieren zu können. Dazu kommt noch der Ermessensspielraum, die Ergebnisse der Befragung interpretieren zu können. Ob die Befragten nach Sinus-Milieu-Studien ausgewählt wurden, oder wie der Begriff „repräsentativ“ belastbar bewiesen werden kann, erschloß sich mir noch nicht.

Eigentlich müßte man Befragungen doppelt durchführen, nachdem die Fragen in einer einigermaßen repräsentativen Vorstudie mit zu Befragenden formuliert wurden, mit Spielraum für nicht eindeutige Antworten. Bei der ersten Befragung hat man es vermutlich nur mit wenigen sachkundigen Befragten, bzw. mündigen Bürgern zu tun. Die Sozialisierung, das Leben in der eigenen Blase, die bevorzugten Medien, Peer-Groups und viele andere Einflüsse spiegeln sich in den Antworten wider. Eine m.E. wichtigere zweite Befragung sollte erst stattfinden, nachdem man die gleichen Befragten sachkundig/mündiger gemacht hat. Dies nicht von oben herab, sondern neutral moderiert, auf das individuelle Informationsbedürfnis der Bürger eingehend.

Vor Jahren erfuhr ich von einer derartigen Doppelbefragung aus England, wo ein US-Professor mit neutral moderierenden Studenten eine Befragung zur „Todesstrafe“ durchführte. Bei der ersten Befragung die überwiegende Mehrheit für die Todesstrafe. Dann durften die Befragten sich mit Polizei, Kripo, Gefängnisdirektoren, Politikern, Mördern, Angeklagten, Opfern, Statistikern zu diesem Thema austauschen. Die zweite Befragung soll dann deutlich gegen die Todesstrafe ausgefallen sein. Als Unternehmensberater konnte ich mehrfach Befragungen meiner Klienten durch Profis überprüfen. Ein sehr deutliches Beispiel bei Fa. Eterna, Passau (Hemden/Blusen) Die Befragung betraf Probleme der Verpackung und Logistik. Ich marschierte mit dem Ergebnis der Profis zu betroffenen Großhändlern, Händlern, Endkunden, machte diese sachkundig. Mit dem Ergebnis der darauf basierenden zweiten Befragung, landete Eterna einen Volltreffer, der in den Folgejahren zum Standard in der Branche wurde.

Um Befragte sachkundig zu machen, muß die Wirklichkeit ohne „wenn“ und „aber“ korrekt abgebildet werden. Dies muß verständlich ausgedrückt werden, nicht in einer Fachsprache, die man nur als Verschwörung zur Ausbeutung von Laien betrachten kann. Auch gutgemeinte Ausdrucksweise von Akademikern erreicht viel zu oft den Normalbürger nicht. Journalisten sollten den Bürgern helfen, statt ihnen Frontalunterricht zu erteilen, vor allem, wenn es brennt und keiner die Ursachen durch richtiges Handeln bekämpft. Narrative können flankierende Maßnahmen sein, aber das Handeln nach Dialog mit den Bürgern nicht ersetzen. Bürger sollten nicht so über Medien informiert werden, daß sie pathologisch emotional reagieren.In der Schweiz, in den USA, in England sieht man, wie schnell Millionäre, Milliardäre oder von solchen unterstützte, rethorisch begabte Politiker den Weg zu einer sozial, ökonomisch, ökologisch und kulturell orientierten Marktwirtschaft ausbremsen und mit falsch verstandener Meinungsforschung (Cambridge Analytica) Wahlen manipulieren können. – Diether Sieghart

 

Eine interessante, nette Geschichte. Aber Statistik hat mit Zahlen zu tun und ich sehe in diesem Artikel keine Zahlen. Wie wäre es mit einer Statistik über die letzten 20-30 Jahre: welche Firma und welche Methode war am erfolgreichsten in den Voraussagen? So könnte sich der Leser eine eigene Meinung bilden. – dr. Salvatore Algieri

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die sind nicht dümmer«“. Gespräch mit Aladin El-Mafaalani geführt von Maximilian Probst und Arnfrid Schenk

 

Ich möchte an einige profunde Einsichten Jürgen Kaubes erinnern, zu denen dieser in seinem lesenswerten Buch „Ist die Schule zu blöd für unsere Kinder?“ (Berlin: 2019) gelangt: Wer von der Schule verlangt, dass sie den sozialen Aufstieg aller garantiert, überfordert sie und übersieht, dass es neben Bildungs- auch eine (oft genug verfehlte) Sozialpolitik gibt. Schule hat nach seiner Überzeugung primär Unwissenheit zu bekämpfen. Wenn sich daraus eine Minderung der Ungleichheit ergibt, umso besser! Lehrer befinden sich ohnehin in einer Double-Bind-Situation, weil sie Unterschiede einerseits fördern, andererseits Gleichheit herstellen sollen. Gesellschaftliche Gleichheit herzustellen ist jedoch noch nicht einmal politischen Revolutionen gelungen, wie sollte es da der Bildungspolitik gelingen? Man kann auch nicht über Ungleichheit klagen ohne eine kritische Auseinandersetzung mit der Berechnungsbasis von Ungleichheitsforschern, die die empirische Verteilung als Chancenverteilung interpretieren und die Enkel von Arbeitern, deren Kinder der Aufstieg gelungen ist, als Akademikerkinder einstufen, was den Erfolg als Misserfolg erscheinen lässt. Ja, Schule muss herkunftsblind sein und Lehrer müssen auf der Hut davor sein, sich bei ihren Übergangsempfehlungen von sozialen Vorurteilen leiten zu lassen.

Wer jedoch die Abschlussempfehlungen aus diesem Grund zugunsten von Aufnahmetest ersetzen will, muss sich bewusst sein, dass auch bei der Vorbereitung solcher Test finanzstarke Kinder im Vorteil sind oder gleich auf die Privatschule gehen. Kaube erinnert daran, dass sich Chancenungleichheit am wirkungsvollsten durch eine Stärkung der vorschulischen Bildung und der Grundschule bekämpfen lässt. Eine unliebsame Wahrheit in diesem Zusammenhang ist allerdings, dass ein bildungsungünstiger Habitus zu diesem Zweck ggf. geradezu gebrochen werden muss. Und solange es aus gutem Grund noch keine gesetzliche Grundlage dafür gibt, Eltern zur Teilnahme an staatlichen Egalisierungsprojekten zu zwingen, muss man ein gewisses Maß an Ungleichheit ertragen. Die Lösung besteht jedenfalls nicht darin, das Gymnasium auch noch zu schleifen; aus der Forderung nach Bildungsgleichheit kann allzu leicht auch Bildungsarmut erwachsen. Wichtiger als eine hohe Gleichheit der Abschlüsse ist eine hohe Beschäftigungsquote und niedrige Arbeitslosigkeit! – Marcel Haldenwang

 

Soziologe Aladin El-Mafaalanin thematisiert den Zusammenhang zwischen Gerechtigkeit und Bildung: In Deutschland gibt es «ein ungerechtes Bildungssystem, das Ungleichheit reproduziert. … Von 100 Akademikerkindern studieren 79, von 100 Nicht-Akademikerkindern 27.» Gegen Gerechtigkeit und Bildung ist nichts einzuwenden. Allerdings existieren bei den Themen „Gerechtigkeit“ und „Bildung“ Zielkonflikte. Ganz allgemein löst man Zielkonflikte, indem man (im Interesse aller) auf ein höheres gemeinsames Ziel zurückgreift und das wäre in diesem Falle das langfristige, gute Fortbestehen der Menschheit. Die erwähnten Zielkonflikte werden sichtbar durch Beispiele aus Oman, Südkorea und Syrien. Zunächst zum Oman. Zum Thema Bildung findet man im Internet unterm Titel «Das Sultanat und sein gutmütiger Diktator» das folgende Zitat (vom 17.12.2015): «Jedes Jahr strömen Zehntausende junge Omaner auf den Arbeitsmarkt, viele von ihnen mit einem Universitätsabschluss. Doch längst nicht alle Absolventen finden eine Stelle, die Arbeitslosigkeit ist hoch – vor allem unter Jugendlichen.» (20%). Die Geburtenrate ist 2.9. Im benachbarten Jemen betrug die Geburtenrate 2018 noch 4.2.

Das ergibt im Jemen ein Verdoppeln der Bevölkerung in einer einzigen Generation. Trotz guter Bildungsmöglichkeiten bewirkt die aktuelle Rate im Oman immer noch ein Verdoppeln in zwei Generationen. Bildung reicht also auch dort nicht fürs nachhaltige Begrenzen des Bevölkerungs-Wachstums. Dazu kommt, dass selbst im wohlhabenden Oman gute Bildung nicht allen Absolventen gute Arbeitsplätze sichert. Vermutlich sind diesbezüglich zusätzlich Beziehungen und Netzwerke nötig. Einen Weg zu mehr Gerechtigkeit zeigt die Situation in Südkorea. Dort erfolgt die Selektion über ein rigides Schulsystem, das zumindest theoretisch Chancengleichheit bewirkt. Der dortige Stress ist (wegen der Konkurrenz im Bildungs- und Berufsbereich) so enorm, dass die Regierung verboten hat, dass ab 22 Uhr Abend Nachhilfeunterricht erteilt wird. Die Jugendarbeitslosgkeit liegt bei 11%, die Geburtenrate ist unter 1, was eine Halbierung der Bevölkerung pro Generation bewirkt. Nun zu Syrien. Laut «Fischer Weltalmanach 1987» betrug damals die Analphabetenquote 42%. Im Oman war sie damals 75%. Der Vergleich mit Oman deutet darauf hin, dass die Bildungsmöglichkeiten damals in Syrien relativ gut waren. Dies legt nahe, dass die Katastrophe in Syrien nicht durch mangelnde Mittel für Bildung verursacht wurde.

Eine Ursache ist wohl eher der Mangel an Perspektiven, verursacht durch die hohe Geburtenrate und die Abhängigkeit des Arbeitsmarktes vom Erdöl, denn 50% der Ausfuhr beruhte auf Erdöl. Daraus ein paar Folgerungen. Die tiefere Ursache für das Zukunftsproblem der Menschheit ist das hohe Bevölkerungswachstum. Der Anteil Europas an der Weltbevölkerung betrug einst 30%, heute sind es 10%. Das heisst: hätte sich die der Rest der Menschheit nur so stark vermehrt wie die Europäer, dann betrüge die Weltbevölkerung nur ein Drittel der heutigen (30%/3 + 70%/3 = 100%/3) und der Klimawandel wäre weniger problematisch. Eine Ursache der geringen Geburtenrate in den Industrieländer ist das Bestreben der Eltern, ihren Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. El-Mafaalani fordert «alle Bildung müsste in der Schule stattfinden.» Für diese Forderung gibt es gute Gründe. Allerdings ist wie die Beispiele Oman und Syrien zeigen, staatliche Förderung nicht ausreichend geeignet, die Geburtenrate entscheidend zu senken. Denn wenn die Kosten einer grossen Familie vom Staat übernommen werden, fehlt eine Motivation zu verantwortungsvoller Familienplanung. Zum Schluss noch ein paar persönliche Erfahrungen.

Dass die anderen «nicht dümmer» sind, merkte ich zum Beispiel als ich knapp 17 war. Auf der Baustelle (Ferienjob) diskutierte mich ein Bäckerlehrling in Grund und Boden. Ich bin zwar Dipl.Ing und nach einer Diss. In Algebra auch Dr. der techn. Wissenschaften (TU Wien). Trotzdem bin ich auch heute noch schlecht beim Diskutieren. Vielleicht hätte ja jemand wie der Bäckerlehrling statt mir studieren sollen. Nun, ich bin kein Akademikerkind. Mein Grossvater konnte weder lesen noch schreiben (aber – wie meine Tante Maria sagte, gut rechnen). Als nicht erbberechtigter Bauernsohn hatte er erst mit 58 durch Kauf einer uralten Geusche und einiger weitverstreuten kleinen Landflecken die Möglichkeit zu heiraten. Grossmutter war damals 28 Jahre alt und hatte als Magd zwei ledige Kinder weggeben müssen. Mit 68 Jahren starb Grossvater.

Mein Vater hatte zwei Geschwister, die mangels ausreichenden Einkommens nicht heirateten, auf besagter Geusche wohnten und eine kleine Landwirtschaft mit drei Kühen betrieben. Mit 8 Jahren verbrachte ich – von der Caritas vermittelt – herrliche Ferien in einer Bauernfamilie mit vielen Kindern. Von 9 bis 14 Jahren verbrachte ich die Sommer-Ferien bei Tante und Onkel in der Geusche. Weit und breit waren keine anderen Kinder, dafür jede Menge Natur. Aber eben, mit Kühen kann man nicht viel diskutieren. Ich kann mich nicht beklagen. Dass nachgeborene Bauernkinder und arme Leute nicht heiraten konnten, war früher normal und wohl auch nötig, um die Geburtenrate den Ressourcen anzupassen. Auch heute ist es notwendig, vorhandene Erfahrungen (und viel bessere Mittel) zu nutzen, um das demographische Problem der Menschheit zu lösen. Es reicht nicht, Ungleichheiten zu thematisieren. – Gernot Gwehenberger

 

Leider muss ich Herrn El-Mafaalani widersprechen. Zwar mag es stimmen, dass Kinder aus armen Verhältnissen in der Regel nicht dümmer sind als andere Kinder, aber meine Erfahrung im Förderbereich einer Grundschule zeigt, dass, trotz intensiver Förderbemühungen durch die Schule., der Großteil dieser Kinder mit extrem schlechter Lese-und Rechenkompetenz in die weiterführenden Schulen wechseln. Und das liegt meiner Erfahrung nach in erster Linie nicht an mangelnden Angeboten und Maßnahmen der Schulen, sondern an der Einsatzbereitschaft der Eltern. Besonders in sozial Schwächen Familien wird der Erziehungsauftrag gerne an die jeweiligen Institutionen, sei es Kindergärten oder Schule, abgegeben. Besser wäre es vielleicht zu sagen, man entledigt sich gern jeglicher Verantwortung, dafür ist die Schule doch da! Kaum Eltern aus dieser Gesellschaftsschicht machen sich die Mühe jeden Tag mit den eigenen Kindern zu lesen und oder rechnen zu üben. (das soll nicht heißen, dass das zwingend im bürgerlichen und gehobenen Milieu anders sein muss) Ich musste über viele Jahre feststellen, dass den Eltern häufig die Bildung ihrer Kinder herzlich egal ist. Lieber Fernseher, Smartphone und Spielekonsole, weniger anstrengend für die Eltern, das ist leider die Realität. Fazit ist, es wäre fatal die Elternschaft weiterhin und immer mehr aus der Verantwortung zu nehmen. Wichtiger wäre es, Eltern, oder Menschen, die Eltern werden wollen, von Beginn an klar zu machen, dass sie damit eine grosse Verantwortung übernehmen und man sich dieser nicht einfach entziehen kann. – A. Fürwitt

 

Als in der Schule Arbeitender (Bereich Soziale Arbeit) stimme ich Professor El-Mafaalanis in vielen Punkten zu. Die Herangehensweise, statt einer Revolution Bestehendes zu verbessern erscheint mir ein legitimer Weg zu sein. Zwei Punkte gilt es mit Blick auf alle Erwachsenen – für deren Professionalität wie in ihrer Vorbildfunktion für Lernende – zu bedenken. Erstens: Wie im Interview erwähnt, sind viele Fachkräfte bereits „da“; viele von ihnen sind unmittelbar an Schulen tätig. Was oft nicht stattfindet ist die Zusammenarbeit aller. Viele arbeiten, ohne anderen „in die Quere zu kommen“. Mir sind Beispiele bekannt, da arbeiten Integrationslehrer seit mehreren Jahren mit einem Kind, aber weder Klassenlehrer noch Eltern wissen, was da überhaupt gemacht wird. Zusammenarbeit als anspruchsvolles und umfassendes Unterfangen, welches auch kritische (Selbst-)Reflexion beeinhaltet, sollte von pädagogischen Fachkräften sowohl gewollt als auch praktiziert werden. Dies erscheint mir zunächst eine Frage der Haltung zu sein.

Zweitens: Regelmäßige (und möglichst präventive) Supervision für alle im Bereich Schule Tätigen sollte Pflicht werden. Ich verstehe nicht, wieso das in einem so komplexen und stressreichen Arbeitsfeld kein Standard ist. Nach wie vor herrscht vor allem bei Lehrenden oft eine Einzelkämpfer-Mentalität vor, welche oft zu (unnötigem!) Stress für diese und die Lernenden führt. Schule als Lern- und Lebensraum aller sollte (muss?) Komplexität anerkennen, ermöglichen – und einen bewussten Umgang damit fördern. Ich sehe in beiden Punkten insbesondere Schulleitungen in der Pflicht, Offenheit und Haltung demgegenüber zu zeigen und mit MitarbeiterInnen Möglichkeiten der Umsetzung zu entwickeln. – Markus Jahn

 


 

 

Leserbriefe zu „Facebook, meine Periode und ich“ von Ann-Kathrin Nezik

 

Die Ergebnisse Ihrer Recherche überraschen mich nicht und wenn Sie bei Google oder Amazon ähnliche Recherchen anstellen könnten, erhielten Sie gewiss ähnliche Ergebnisse. Notwendig ist meines Erachtens eine staatliche und am besten supranationale Regulierung, Kontrolle und erforderlichenfalls zumindest finanzielle Bestrafung der Fast-Monopolisten, aber auch anderer datenschutzfeindlicher Unternehmen. Von selbst werden die Unternehmen mit ihrer Ausspioniererei und dem Verwerten der erbeuteten Daten – und Facebook und Twitter mit dem Veröffentlichen und Verbreiten von Hass, Hetze, politischen Lügen usw. – nämlich nicht aufhören, solange sie damit Geld verdienen können. Ethisch richtig wäre meines Erachtens auch, wenn alle staatlichen Behörden und andere mit Steuergeldern finanzierten Institutionen und Unternehmen Facebook und Twitter angesichts all ihrer Vergehen nicht mehr nutzten. Mehr zum Thema: https://www.ulrich-willmes.de/internetriesen-regulieren.html – Dr. Ulrich Willmes

 

Sie sind sich nicht zu schade sich mit so einer Überschrift zu entblöden. Als langer Abonnent über fast 30 Jahre finde ich das so nichtssagend und auch dumm, das ich erwäge, mein Abo nun doch zu kündigen. Ich kannte noch Gräfin Dönhoff, Theo Sommer und Helmut Schmidt und nun nur noch Schreiber Innen, nein, kleine Schmierfinken! Das mit Ihrem Facebook Account ist doch alleine Ihre unbedeutende Angelegenheit, die niemanden interessiert. Nehmen Sie mal mehr Abstand zu den westlichen, aber vermaledeiten IT Netzwerken. – Dipl.-Ing., Dipl.-Kfm. Hartmut Landwehr

 

Die Klagen über Facebook sind nicht neu. Aber es wird sich auch nichts ändern, denn das Geschäftsmodell funktioniert doch super und schließlich sind diejenigen, die sich beklagen auch nicht die zahlenden Kunden, sondern die Produktionsmittel. Kunden sind die, für die Werbung und Nutzerdaten zahlenden, Unternehmen und an deren Bedürfnisse orientiert sich der Anbieter. Dass der Nutzer am Ende ja doch wieder bezahlt, da die Werbetreibenden ihre Werbung ja in die Endpreise ihrer Produkte einpreisen sei dahingestellt. Die andere Möglichkeit wäre für die Nutzung einer Software zu bezahlen. Doch das wird sich, wenn man dies den Nutzern freistellt, nicht flächendeckend durchsetzen. Schließlich werden die meisten lieber Geld einsparen wollen und nehmen dann ein bisschen Unwohlsein in Kauf mit den schönen Nebeneffekt, dass man dann immer noch schön schimpfen kann auf das böse Facebook und die Politik, die nichts unternimmt. Oder man verbietet einfach allen Unternehmen das Sammeln und Auswerten von Nutzerdaten. Naiv? International nicht durchführbar? Vielleicht, aber so könnten sich alle ehrlich machen. Und war früher wirklich alles schlimmer, als wir noch für die Dinge die wir nutzen Geld bezahlt haben? – Carsten Wirth

 

Ich finde sie Autorin wirklich sehr naiv: 1. Das Internet heisst so (Netz) weil alles mit jedem vernetzt ist, steckt man irgenwo Informationen rein, kommen sie irgendwo anders wieder hoch. 2. Facebook ist bekannt für seinen schlampigen, wenig professionellen Umgang mit den Nutzer Daten. Ausserdem hat die Firma noch nie Skrupel gehabt, aus den Daten Profit zu ziehen. Es gibt keinen Grund und erst Recht keine Pflicht, sich bei Facebook anzumelden. 3. Bei jeder Kommunikation entstehen Metadaten, dass diese wertvoll sind ist altbekannt: die Diskussion über Vorratsdatenspeicherung geht genau darum und dauert schon Jahrzehnte. Was mich ein wenig erschreckt ist, dass die Autorin offensichtlich intelligent und gebildet ist. Sie hat sogar Erfahrung mit Social Media, sie hat ja ihre Bachelor Arbeit darüber geschrieben. Wenn selbst sie nicht in der Lage ist, eigenverantworlich zu handeln, haben wir ein Problem. – Peter Pielmeier

 


 

 

Leserbriefe zu „»Gleiche Bezahlung ist der wichtigste Schritt«“. Gespräch mit Henrike von Platen geführt von Kerstin Bund

 

„Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit“ ist die einzige berechtigte gesellschaftliche Forderung. Diese Forderung ist in Deutschland bei 6% der weiblichen Beschäftigten nicht erfüllt (Statistisches Bundesamt). Um dise Gerechtigkeitslücke müssen sich Tarifparteien, Betriebs- und Personalräte kümmern. Die in der Öffentlichkeit immer wieder zitierte Lücke zwischen Männer- und Fraueneinkommen von 21% ist das Ergebnis der Division des Gesamteinkommens aller Männer durch die Zahl der berufstätigen Männer und ebenso des Gesamteinkommens aller berufstätigen Frauen durch die Gesamtzahl der berufstätigen Frauen. Wenn man etwas von Statistik versteht und nicht nur polemisch-politisch-genderhaft argumentiert, heißt das: Es gibt mehr weibliche als männliche Grundschullehrer, mehr weibliche als männliche Kita- und Altenpfleger, mehr männliche DAX- Vorstände und- Aufsichtsräte und weniger Lufthansapilotinnen als Piloten. Schade bleibt auch, dass wir Männer keine Kinder kriegen und daher unsere Erwerbsbiographien von denen des anderen Geschlechts abweichen. Die Gerechtigkeitslücke ist 6% und nicht 21% und muss beseitigt werden. Statistische Grundkenntnisse bei Politikern und Finanzexpert(inn)en könnten nicht schaden und würden der Versachlichung dienen. – Dr. Adrian G. Schickler

 

Ich bin enttäuscht, dass die Zeit-Redaktion mit der unsachlichen – da unbereinigten – gender pay gap Zahl von 21% argumentiert (Abdruck der Statistik ohne ausreichende Erklärung). Zudem wird im Interview noch behauptet diese Zahl sei genauer als allgemein vermutet. 21% Prozent ist die unbereinigte gender pay gap, die den promovierten Informatiker mit der Friseuse vergleicht. Eine Diskussion auf Basis dieser Zahl ist unsachlich und unseriös. Denn wie sollte man diese Lücke jemals schließen? Soll etwa der promovierte Informatiker in Führungsposition per Gesetz auf das Gehalt der Friseuse zurückgestuft werden? Die bereinigte gender pay gap berücksichtigt diese Absurditäten. Das statistische Bundesamt kommt dann auf 6%.

Das IW rechnet noch genauer mittels Geschlechter-„Zwillinge“ (berücksichtigt also gleiche Ausbildung, gleiche Berufserfahrung, etc.) und kommt dann auf 2%. Die sinnlose Propaganda-Zahl von 21% wird benutzt, um vorzugaukeln, dass es Möglichkeiten einer gesetzlichen Regelung gäbe. Tatsächlich lenkt sie aber nur von einer sachdienlichen Diskussion ab. Viel besser wäre es, einen gesellschaftlichen Konsens zu finden, dass deutlich mehr Frauen gut bezahlte MINT-Fächer studieren müssen. Dieser wird sich aber nicht gesetzlich verordnen lassen. Oder wer möchte eine gesetzliche maximale Frauenquote von 20% etwa in der Veterinärmedizin? – Heiko Hamann

 

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – die „Zeit“ spendiert der Finanzexpertin Henrike von Platen eine ganze Seite, um groß und breit zu erklären, dass in Deutschland der Lohnunterschied zwischen gleich qualifizierten Männern und Frauen bei der gleichen Arbeit 21% beträgt. Erstaunt reibt sich der kritische Beobachter die Augen: Gibt es Tarifverträge, bei denen bei der Eingruppierung in die Tarifgruppen zwischen Männern und Frauen unterschieden wird? Hat der Friseur einen höheren Stundenlohn als seine gleich qualifizierte Kollegin? Wird die Bankmitarbeiterin mit abgeschlossenem BWL-Studium im 3. Berufsjahr niedriger bezahlt als ihr gleich qualifizierter Kollege, der im selben Jahr sein Studium abgeschlossen hat und mit ihr zusammen in die Bank eingetreten ist? Oder hat da jemand die Veröffentlichung des Statistischen Bundesamts zur Lohnlücke („Gender-Pay-Gap“) falsch verstanden oder falsch verstehen wollen?

Bei der Interpretation der Werte sollte berücksichtigt werden, dass es sich um den un­be­reinig­ten Gender Pay Gap handelt, der 2018 in Deutschland 21% betrug.Lt. Statistischem Bundesamt sind Aussagen zum Un­ter­schied in den Ver­diens­ten von weiblichen und männlichen Be­schäf­tig­ten mit glei­chem Beruf ver­gleich­ba­rer Tätigkeit und äquivalentem Bildungsabschluss damit nicht möglich. Aus dem Bericht des Statistischen Bundesamts kann Frau von Platen auch gleich die Erklärung dafür entnehmen, wo die Unterschiede herkommen. Frauen arbeiten öfter in Teilzeitjobs. Sie üben öfter niedrig bezahlte Jobs aus – z. B. im sozialen Bereich – und haben gleichzeitig seltener gut bezahlte Leitungspositionen. Nehmen sie dann noch öfter Auszeiten vom Beruf, um sich um die Erziehung der Kinder und der Pflege von Angehörigen zu widmen, geraten sie schnell gegenüber gleich qualifizierten Männern auch gehaltsmäßig ins Hintertreffen. An diesen Stellschrauben muss gedreht werden, und nicht der Weg zu einer Änderung mit dem plumpen Schlagwort „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ verbaut werden. – Horst Schiemann

 


 

 

Leserbriefe zu „Hass und Heiligkeit. Streit von Khola Maryam Hübsch und Ali Utlu

 

Ein alter Hut ihr Schmidtzitat. Ich will mich nicht über den Islam aufregen oder streiten. Ich will das er aus meinem Gesichtskreis verschwindet. Der hat in Deutschland nichts verloren. Ende, Schluss, Aus. – Gunter Knauer

 

Der Ausdruck „merde“ bezeichnet nicht nur Exkremente von Tieren. Viel häufiger wird er im Alltag für Ärger, Besorgnis, Scherereien benutzt. Das scheint der französische Islamrat und die Muslime dort noch nicht mitbekommen zu haben. Islamkritik verbietet der Koran und die Muslime Toten in ihrer Heimat die „Ungläubigen“. Die Beleidigung „Schlampe“ höre ich hier sehr häufig für aufgeklärte, emanzipierte Frauen. Der Algerier Kamel Daout, ein Moslem, hat Problem der Emanzipation der Frau im Islam klar und eindeutige erklärt. C‘est merde! Eine eigene Meinung haben, setzt eigenes Denken voraus. Das wird Muslimen mit dem mechanischen Auswendiglernen des Korsn ähnlich einer Gehirnwäsche bereits im Vorschulalter abgewöhnt. Meinungsfreiheit ist Muslimen ein Fremdwort. Religion ist Spiritualität und diese ist Privatsache.

Frau Hübsch trägt ihre Religion vor sich her, um sich von den schlechte Menschen abzuheben. Die Freiheit, das Recht meiner Ehefrau auf anonymen Aufenthalt in der Öffentlichkeit wird durch Kopftuchträgerinnen eingeschränkt. Jeder Moslem Betrachtet sie als weniger wert, als Schlampe. Es ist bedenklich, wenn eine Minderheit der Mehrheit ihre Religion, Regeln und Wertvostellungen Es sei ein Streit aufaufdrängen will. Das erlebe ich bei keinem Vietnamesen, Japaner, Chinesen . Nur die Minderheit der konservativen Muslime Erhebt dies„en Anspruch. “Nach ihrediesem Wesen soll die Welt genesen“ – dieser Spruch ist mir noch in sehr unangenehmen Sinne in Erinnerung. – Renaux

 

Es ist doch erstaunlich, welchen Stimmen die Zeit inzwischen ein Podium bietet. Da darf mit Frau Hübsch eine Vertreterin einer Sekte, die sich nach außen hin verfassungskonform gibt, aber wie so viele andere Strömungen des Islams u.a. eine radikale Geschlechterapartheit vertritt, eine Verschärfung des Blasphemieparagraphen fordern. Dies in einer Zeit, in der alle, die es wagen, eine regressive Religion zu kritisieren, inzwischen auch im Westen Angst um ihr Leben haben müssen. Es ist bezeichnend, dass Frau Hübsch die Frage nach der Legitimation von religionskritischen Karikaturen unbeantwortet lässt. Man darf gespannt sein, wer als nächstes in Ihrer Reihe reaktionärer Denkerinnen und Denker die Möglichkeit bekommt, seine Weltanschauung zum Besten zu geben. – Michael Göttert

 


 

 

Leserbriefe zu „Ich will werden wie diese Frau“ von Nadja Schlüter

 

Sehr irritieren dieses Verlangen.Im Schnelldurchlauf auf die 50.Weil da irgendwas besser klappt, berühmt zu werden ? Wer es bis dann nicht geschafft hat dem bleibt nur noch Marcel Proust ,Die Suche nach der verlorenen Zeit,welche man besser verbracht, hätte als im Zeittunnel in die Menopause zu rasen.- Hans-Emil Schuster

 

Treffer – genau das sind wir Frauen ab 50 selbstbewusst und auf neuen Wegen unterwegs. Es macht wahnsinnig Spaß die Freiheit zu haben, einfach zu machen. Gibt es Gegenwind – dann beflügelt er. Ich habe von Anfang an ganz bewusst meine Haare nicht gefärbt und abgewartet, was mein „Haupthaar“ dazu meint – es hat sich gelohnt. Ich habe zwei sehr ausgeprägte graue Strähnen ansonsten meine eigentliche Haarfarbe bis jetzt (56 Jahre) behalten. Genießen Sie Ihr jetziges Lebensalter – denn ein Vergnügen vor sich zu haben ist auch ein Vergnügen – in diesem Sinne herzlichen Dank für Ihren wunderbaren Artikel, den ich gerade verschlungen habe. – Beate Röhrs

 


 

 

Leserbriefe zu „WIE ES WIRKLICH IST … mit 32 Jahren noch Jungfrau zu sein“ von Barbara

 

Die sexuellen Probleme von Frau Barbara gehören in andere Gazetten, aber doch nicht in DIE ZEIT. Immerhin tröstlich zu lesen ,Barbara hat die Kurve noch genommen.- Hans-Emil Schuster

 

Ich vermute, Sie hätten sich sehr viel Kummer etc. ersparen können, wenn Sie sich an eine:n Psychotherapeuten:in gewendet hätten. – Ulrich Berns

 


 

 

Leserbriefe zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

 

Ich schreibe ganz gern einmal Leserbriefe, wenn mir etwas gefällt oder auch nicht. Über Ihre außerordentlich geistreichen Torten der Wahrheit habe ich schon so oft gelacht, über die heutigen drei wieder ganz besonders herzlich-herzhaft. Der Spaß ist eine ernste Sache. Daher möchte ich Ihnen für Ihre Pfiffigkeit und Sozialkompetenz in Form und Inhalt sehr herzlich danken. – Gernot Henseler

 

Mein Kompliment an Katja Berlin und ihre Torten der Wahrheit. Zuweilen sind sie aufschlussreicher und entlarvender als ein großartiger Artikel. – Norbert Schulz

 


 

 

Leserbriefe zu „Auch Nerds brauchen Ethik!“ von Eva Weber-Guskar

 

Ja, die Philosophie, die Sinnhaftigkeit des Programmierens muß unbedingt mit bedacht werden. Zu meiner Zeit gab es Programmierer*innen und Organisator*inn*en. Letztere waren verantwortlich für die Funktionalität, erstere für die technische Umsetzung (Beide übrigens frühe Möglichkeiten für “equal pay” für Frauen.) Ein vielleicht ergänzender Aspekt ist die Dokumentation. Da man Algorithmen, Roboter, Drohnen, etc ja schlecht vor den Kadi zerren kann, kommt es darauf an, aus der Dokumentation belegen zu können, welche Programmwendung problematische Entscheidungen resp. Verhaltensweisen mit Schadensfolge verursacht hat. Das kann ein Benutzer so gewollt haben oder ein Fehler hat sich beim Design oder bei der technischen Umsetzung ergeben. Transparenz in diesem Bereich erlaubt erst die ethische und ggf. juristische Bewertung. Das wird noch komplizierter, wenn es sich um selbstlernende Systeme handelt. Diese Systeme müßten die Entscheidungstabellen, die sich im Lernmodus ergeben, gleich synchron mit dokumentieren. Schon die wenigen Unfälle, in die autonom fahrende Autos verwickelt waren, zeigen, dass die rechtliche Aufarbeitung unbefriedigend sind. Nur die Hersteller können versuchen, den Ablauf zu rekonstruieren, verhalten sich aber bedeckt, wollen ihre Technik geheim halten etc. Hier wären umfassend dokumentierende Fahrtschreiber alá Flugschreiber zu fordern. Eigentlich sollten diese Autos nur auf Testgebieten zugelassen werden. Ich kenne das Dokumentationsproblem als ehem. Chefberater bei IBM, als die Banken ihre IT-Systeme der Niederlassungen und Töchter (sorry) fusionieren und zentralisieren wollten. Es wurden dann per “re-engineering” Hilfsprogramme entwickelt, die aus Maschinencode wieder in höhere Programmiersprachen entwickeln. Damit wird aber nicht die ursprüngliche Anwendungslogik rekonstruiert nur ermöglicht. Nachlässigkeit bei der Dokumentation kann verschiedenen Gründe haben: Eine Drittfirma kann sich die Abhängigkeit des Kunden dadurch erhalten. (SAP hatte damit lange zu leiden.). Entscheider wie etwa bei der Arbeitsagentur oder der Integration stützen sich gern auf „Systemempfehlungen“ der “Black Box” ab. Ursprünglich korrekte Dokumentation mag durch Anpassung einer Anwendung an neue Betriebssysteme oder Hardware vernachlässigt werden und nicht mehr stimmen. – Gerhard Schroeder

 

Eine besondere Freude war es den o.g. Beitrag in der aktuellen Zeit Ausgabe zu lesen. Insbesondere der Abschnitt …Diese Experten müssen zum Beispiel sehen, wenn Inputdaten in KI-Systemen zu diskriminierenden Entscheidungen führen, um dann die Daten, die eingehen, entsprechend zu verändern. Sie müssen verstehen, welcher Maßstab angewendet wird, um Fairness bei einer Auswahl herzustellen und sich bewusst sein, dass verschiedene solcher Maßstäbe einander ausschließen…..Denn als Initiatoren des Internationalen Förderpreises Women in Technology Scholarship von Zonta Internationalwar ich 2016 entsetzt über die veröffentlichten Berichte zu Vorurteilen in Algorithmen, die insbesondere Benachteiligte Gruppen, (Frauen, Dunkelhäutige, Migranten, Arme) noch weiter ins Abseits drängen. 2018 auf der International Convention in Yokohama wurde das Projekt Women in Technologygestartet.

In 2019 wurden die ersten Preisträgerinnen, die von fast 30.000 Mitgliedern von Zonta Internationalaus über 63 Ländern ausgewählt wurden, präsentiert. Mit dem Preis wollen wir nicht nur den weiblichen Nachwuchs fördern, sondern auch 30.000 Frauen, die sonst mit IT nicht viel zu tun haben, in die Auseinandersetzung mit diesem Thema bringen. Jede/Jeder sollte sich zumindest für die Grundsätze der Informationsverarbeitung interessieren. Die Preisverleihung der Preisträgerin Dr. Iuliia Pliushchaus Frankfurt fand gemeinsam mit der Goethe Universitätim Rahmen des Neujahrsempfangs der Frauen Netzwerke Frankfurt statt. Sponsoren des Preises waren die beiden Frankfurter Zonta Clubs sowie die Deutsche Flugsicherung. Frau Dr. Iuliia Pliushch promoviert derzeit nicht nur in Informatik, sondern hat vorher in Philosophie ihre Promotion abgeschlossen. Derzeit ist sie am Lehrstuhl von Prof. Dr. Visvanathan Ramesh des Center for Cognition and Computationals wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig.

In der Philosophie forschte sie über Selbsttäuschung, das sie in die Informatik für autonome Systeme übertragen will und hierzu auch im Bereich von neuronalen Netzen forscht. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie über die Arbeit unserer ausgezeichneten Preisträgerin berichten würden. Darüber hinaus ist sie auch ein hervorragendes Rolemodel für diese Disziplin. Immer noch gibt es viel zu viele falsche Vorstellungen in den Köpfen junger Frauen über die Möglichkeiten in der IT. Diversität bei der Dateneingabe für selbstlernende Systeme ist der Schlüssel zum Erfolg dieser Technik. Darüber hinaus wird im Herbst das Bewerbungsverfahren für die nächste Staffel starten, dann wollen unsere 130 Clubs in Deutschland wieder Bewerbungen für unser Stipendium erhalten.

Bildrechte liegen bei Kathrin Dassel. Auf dem Bild von Links nach rechts: Prof. Dr. Brigitta Wolff, Präsidentin Goethe Universität; Dagmar Nourney, Präsidentin Club Soroptimist Frankfurt-Vision, Louise Gerischer, Vizepräsidentin Zonta Club Frankfurt am Main; Dr. Gerolf Ziegenhain, DFS Deutsche Flugsicherung GmbH; Dr. Iuliia Pliushch, WIT Preisträgerin; Prof. Dr. Visvanathan Ramesh, Goethe Universität; Katrin Lowitz, Präsidentin Zonta Club Frankfurt II Rhein-Main –Katrin Lowitz

 


 

 

Leserbriefe zu „Wahnsinnig gute Gespräche“ von Bente Lubahn

 

Schade, dass Sie diesen interessanten Artikel mit einer unnötigen, vermutlich witzig gemeinten Überschrift entwerten. Es hilft weder Patient*innen noch Angehörigen, den Begriff „Wahnsinnig“ im Zusammenhang mit schizophrenen Störungen zu verwenden. Von der ZEIT erwarte ich mir ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl bei der Wortwahl. – Claudia Wagner

 

Was meinen Sie?Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel gelesen. In Ihrem Artikel ist, neben dem Hinweis auf die (unbefriedigenden) bisher üblichen pharmakologischen Verfahren bei Schizophrenie zwar beschrieben, dass „Psychotherapie eine gute Ergänzung zur medikamentösen Behandlung“ sei (Zitat Lincoln). Jedoch erwähnen Sie im gesamten Artikel nur die Verhaltenstherapie als „ergänzendes“ Verfahren. So komme ich zu der Vermutung, dass Ihnen die jahrzehntelangen Forschungen aus dem Bereich der Humanistischen Verfahren (HPT), insbesondere der Klientenzentrierten Psychotherapie (Gesprächspsychotherapie / GT) nach Carl R. Rogers nicht bekannt sind? Was meinen Sie?

Von den Medien – auch der ZEIT – ignoriert – oder nur unbemerkt?Das wäre sehr verständlich angesichts der Tatsache, dass diese Verfahren zunehmend durch die Vorgehensweisen des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie (WBP) wie dem Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) inzwischen zu 80% aus Lehre und Praxis hinausgedrängt wurden (und noch werden), so dass an Universitäten und in der psychotherapeutischen Praxis eine psychotherapeutische Monokultur entstanden ist, in der überwiegend nur noch VT als (zu lernende) Verfahren angeboten werden. Dahinterliegend geht es ja um die Frage, ob eine „Allgemeine Psychotherapie“ zu entwickeln sei, was sicher ein sehr spannender Ansatz ist, aber wenn in einem solchen Ansatz alles über VT gelenkt und von ihr vereinnahmt wurde, ist auch alles im Grunde „nur“ noch lerntheoretische (zurückgehend auf die 1te Welle der VT) und methodisch verankert.

VON der „Beziehung“ als demtherapeutischen Agens, VON dem humanistischen Menschenbild, dass dieser zugrundeliegen mussund VON derBedeutung der Person des Therapeuten für ein erfolgreiches Therapieverfahren ist da fast keine Rede mehr. Hört man den Klagen der Studenten im Fach zu – es ist faktisch so, dass 20% ihr VT-Studium abbrechen und viel mehr noch unzufrieden sind mit der VT (Zahlen müssten recherchiert werden), aber auch im VT-Studium bleiben, weil fast nur noch VT als für Therapeuten „existenzsicherndes“ Verfahren angewendet werden kann – dann frage ich mich schon, wohin schauen Sie, wohin schauen Journalisten auf diesem Wissensfeld? Dürfen sich Journalisten „gemein machen“ mit einem in Deutschland vor aller Augen praktizierten Lobbyistentum in WBP und GBA (beide Ausschüsse sind nahezu nur mit VT-lern besetzt) , dass als Ausnahmegeschehen (im Vergleich zu allen anderen europäischen und internationalen Ländern) nur hierzulande so „läuft“ seit dem PT-Gesetz (1999)?

Wie das passieren konnte?Ich habe Ihnen drei fachlich sehr fundierte Experten-Artikel angehängt, die nicht nur aufschlussreich sind, sondern vielleicht auch ein Impuls für Sie und die Redaktion WISSEN – und überhaupt DIE ZEIT sein könnten, hier (endlich) genauer hinzuschauen? ich würde es mir sehr wünschen. Journalistische VerantwortungWünschen alleine reicht natürlich nicht. So appelliere ich an Sie und Ihre Kollegen (!), dieses Thema nicht länger zu ignorieren, es zu recherchieren und hierzu zu berichten. Danke für Ihre Lesezeit und Ihr Interesse – und gern auch eine Antwort, wenn Sie Zeit dafür finden in der ZEIT. – Christa Kosmala

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich habe mich gerächt«“ von Kerstin Bund

 

Der Artikel beginnt mit einer Szene im Op, wo Frau Kiechle einen Mann mit fortgeschrittenem Brustkrebs und offensichtlich auch befallenen Achsellymphknoten operiert. Der Absatz endet mit der Aussage „…so routiniert kann man Leben retten“ Leider hat gerade beim fortgeschrittenen Mammacarcinom die Operation den geringsten Anteil am Heilungserfolg. Vielmehr ist Brustkrebs als systemische Erkrankung anzusehen, d.h. die Bedrohung für das Überleben der Erkrankung ergibt sich aus dem Risiko, dass Tumorzellen außerhalb der Brust (v.a. In Lunge, Leber und Knochen) Absiedlungen, Metastasen bilden. Deshalb ist gerade beim fortgeschrittenen Mammacarcinom (mit einem höheren Risiko für Metastasierung) der wichtigste Therapieansatz zur Erzielung einer dauerhaften Heilung eine systemische Therapie (Chemotherapie/antihormonelle Therapie/Antikörpertherapie ua) Ich kann ja nachvollziehen, dass eine Szene im Op für den Laien ein guter Aufmacher für einen solchen Pionierinnen-Artikel darstellt, aber gerade von der ZEIT erwarte ich eine umfassend gute Recherche im Vorfeld. Vor allem – der Artikel handelt von einer führenden Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der Forschung über Brustkrebs – hat sie den Artikel vorher zu lesen bekommen? – Dr. Eberhard Müller

 

Ihre ganzseitige Präsentation einer Karriere-Ärztin macht, was das Verhältnis zwischen Textlänge und inhaltlicher Dürftigkeit betrifft, Hausfrauen-Gazetten wie „Frau im Spiegel“ alle Ehre. Der unverständlich überdimensionierte Raum für die peinlich Model-hafte Ablichtung der gelifteten Dame hätte besser für mehr inhaltliche Substanz oder ein sich hier anbietendes Thema wie „Medien im Bann des Niveau-Verlustes“ genutzt werden sollen!Diese Form, die nur den „Promi“-Kult bedient, entwertet jedenfalls die Leistung der Frauen, die es geschafft haben, „Erste“ zu werden.- Beate Reissberg

 


 

 

Leserbriefe zu „DER UNNÜTZE VERGLEICH. Was kostet eine Tonne Heu in Thüringen?“

 

Ein schöner Vergleich, welchen Sie da machen. Aber welcher Parktarif am Flughafen Köln / Bonn soll für zwei Stunden 48 Euro kosten? https://www.koeln-bonn-airport.de/parken-anreise/infos-zum-parken.htmlOliver Kitter-Ohlms

 

Die 5,50 EUR für das Blatt waren nahezu rausgeschmissenes Geld. Ihre mir zugängliche Ausgabe nennt sich „DIE ZEIT IM OSTEN“ Da Thüringen zum Osten gehört, weiß ich jetzt wenigstens, dass lt. Seite 71 eine Tonne Heu in Thüringen 48,00 EUR kostet. Schön das zu wissen. Sonst war ihre gesamte politische Redaktion im Tiefschlaf und hat das Erdbeben am Mittwoch in Erfurt weder befürchtet, noch geahnt, nichts Faulendes gerochen und von nichts gewusst. Sind die Redakteure für diesen Bereich alle Landtagsabgeordnete von CDU und FDP? Die Abgeordneten wollen und Bürgern ja auch mitteilen nichts gewusst und nichts gewollt zu haben. Aus der Entfernung von 350 km war doch mit dem FDP-Kandidaten für den 3. Wahlgang zu erkennen, dass die „Eliten“ (Westimporte) von FDP, CDU und AfD einen Schlag gegen Moral und Anstand auf das politische Leben in Thüringen planen. Die Ausrede, dass der Blitz erst nach Redaktionsschluss einschlug gilt nicht. Sturm und Unwetter waren schon seit Wochen angesagt. Diese Wahl in der Ausgabe 7 total aus dem Blatt zu lassen ist schwach und zeigt aus meiner Sicht auch eine gewisse Feigheit. Dank und Gruß an Ihren Kollegen Christian Bargel von ZEIT ONLINE! Gehört der auch zu Ihrem Team? Sicher nicht! – Klaus Aßmuß

 


 

 

Leserbriefe zu „Hüter des falschen Friedens“ von Hanno Rauterberg

 

Hanno Rautenberg weist mit Recht daraufhin, daß „es zuletzt fast immer Aktivisten, Kritiker, Künstler waren, die die entscheidenden Debatten vorantrieben“. So war es nicht ein Kunstinstitut, sondern der Bildhauer Prof. Jürgen Weber (1928-2007) in Braunschweig der jahrelang mit einem Studententeam Zeitungen und Kunstmagazine nach Kunstausstellungsbesprechungen durchsuchte und sammelte, die Viten der Verfasser und der Ausstellungsveranstalter analysierte und feststellte, daß viele von ihnen im „3. Reich“ oft Spitzenpositionen im NS-Kulturbetrieb hatten, nun aber nach 1945 die größten Verfechter der Avantgarde und Abstraktion waren und wieder entscheidende Positionen einnahmen! Nachzulesen in den Büchern Jürgen Weber „Das Narrenschiff“ 1994 und „Die Entmündigung der Künstler“ 1981, wobei letzteres von großen Verlegern hochgelobt, aber aus Angst vor Repressalien, nicht von ihnen, sondern von einem Kleinverlag herausgebracht wurde. – Otfried H. Culmann

 

Nicht nur die Kunstszene „tut sich schwer“, sondern die ganze „bürgerliche Mitte“. CDU und FDP waren nach dem krieg Sammelbecken für Altnazis und dass ihnen noch Jahrzehnte später ein gewisser Herr Weizäcker erklären musste, dass der Sieg der Alliierten eine Befreiung war spricht Bände.Die gleiche Verteufelung von „links“ und „rechts“ ist Resultat jener Grundeinstellung. Die DDR war ein diktatorischer Staat, der seine Intressen mit Bespitzelung, Mord und Folter durchsetzte wie im letzten Jahrhundert alle Staaten, auch die westlichen Demokratien, dies getan haben (Frankreich in den Kollonien, die USA in Südamerika usw usw).Die demokratisch wie humanistisch geläuterte Linke von heute mit der AfD gleichzusetzen entspringt dem Schuldtrauma der „bürgerlichen Mitte“ Es wird beschönigt nach dem Motto: „Wir waren damals böse aber die anderen waren es auch und sind es heute noch“. Die Einmaligkeit des Deutschen Verbrechens wird nach wie vor geleugnet. Der Beweis scheint zu sein „es gibt uns noch“. Eigentlich hätte der deutsche Nationalstaat nach dem Krieg entgültig zerschlagen werden müssen, wäre da nicht der neue Konflikt des Jahrhunderts gewesen: Die „freie Welt“ gegen den furchterregenden bösen Stalin! Und da ist dann wieder dieses „war der nicht genauso böse wie Hitler“. – Dieter Herrmann

 


 

 

Leserbriefe zu „System-Infarkt“ von Matthias Nass

 

glauben Sie, dass es in Deutschland mit behördlicher Transparenz so viel besser steht? Auch hier haben Behörden oftmals kein Interesse an wirklicher Transparenz. Ich möchte hier an die ständig wiederkehrenden Skandale im Bereich der Lebensmittel verarbeiteten Industrie erinnern, wo Betriebe erst dann stillgelegt werden, wenn es anders gar nicht mehr geht. Auch der Skandal um die gesetzwidrigen Abschalteinrichtungen in Dieselmotoren, bei dem die Behörden immer noch geflissentlich wegschauen, sprich Bände. Whistleblower aus Behörden heraus müssen in Deutschland mit allerhand Repression rechnen. Stellvertretend sei hier an die Veterinärin aus Schleswig-Holstein erinnert, die Ende der 90er den BSE-Skandal aufdeckte. Sie wurde damals kaltgestellt und wurde ihres Lebens nicht mehr froh. Überhaupt aus der Tier erzeugenden Industrie wird allenthalben von Skandalen von Seiten der Medien berichtet. Die Behörden schweigen meist dazu, obwohl sie davon wissen müssten. Nein, von den Behörden ist auch hier nicht viel zu erwarten. Der Schutz der Unternehmen wird in der Regel höher bewertet als der Schutz der Bevölkerung oder der Tiere. Was uns von China hingegen unterscheidet, ist die freie Presse. – Till Borchert

 

Der chinesische Parteichef Xi Jinping hat keine Macht über das Coronavirus. Diesen ungeheuerlichen und widerspenstigen „Dissidenten“ kann er nicht so einfach wegsperren, umerziehen, und auf „Einheits-Partei-Kurs“ zwingen. Das Coronavirus ist glitschig wie ein Aal, und es windet sich wie eine Schlange in alle Richtungen, und es ist einfach nicht zu packen. Hier muss selbst der „große“ Parteichef passen, und er wirkt in dieser, für ihn doch sehr (un)gewöhnlichen Situation, vollkommen hilf- und „machtlos“. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Der faire Preis“ von Mark Schieritz

 

Mit Aufmerksamkeit und großem Interesse habe ich Ihren o.g. Beitrag gelesen und stimme mit einigen Feststellungen durchaus überein. Denn Mindestpreise ohne Mindeststandarts sind in der Tat keine Lösung. Genausowenig wie Steuern mit einem unüberschaubarem Verwaltungs- und Kontrollaufwand. Ich erlaube mir, nachfolgend in eine etwas tiefergehende Betrachtung mit einem Lösungsansatz einzusteigen. Ausgehend davon, dass z. B. die Preisbindung für Verlagsartikel den Autoren,Verlagen und Buchhändlern eine gewisse Marge sicherstellt, kann ich mir ein ähnliches abgewandeltes Konzept auch für die Erzeugnisse der Landwirtschaft vorstellen. Geht man davon aus, das man nur allein in der 1. Handelsstufe, d,h. vom Landwirt zum abnehmenden Händler, Getreide- und Molkerei-Genossenschaft, Schlachter und Schlachthof etc. für bestimmte Grundnahrungmittel (Milch, Eier, Schweine- und Rindfleisch, Kartoffeln und Gemüse etc.) einen RICHTPREIS festlegt.

der an bestimmte Kriterien gebunden ist. Dadurch hätte der abgebende Landwirt, der diese Kriterien, (bessere Haltungsbedingungen, weniger Gülle/Dünger und Spritzmittel etc.) bereits erfüllt, direkt den höheren Preis für seine Erzeugnisse zu erhalten. Und zwar ohne Umwege über Steuern und überbordende Zerwaltung, die zwangsläufig viel Geld kosten und den bei den Bauern ankommenden Betrag erheblich schmälern. Gleichzeitig stellt solch eine Regelung einen Anreiz sicher, wenn die Bauern zur Erfüllung der Kriterien investieren. Damit haben sie Aussicht auf höhere Einkommen und eine Planungsicherheit u.a. auch für die Finanzierung. Selbstverständlich sollten die Kriterien z.B. auch eine Betriebsgrößengrenze wie z.B. max. 250 bis 300 ha. beinhalten um die bäuerlich ausgerichteten Familienbetriebe hiermit gezielt und wertschätzend zu fördern. Die größeren landwirtschaftlich ausgerichteten Industriebetriebe sollten von dieser Richtpreisbindung ausgenommen werden, da hier der ungeliebte Export im Vordergrund steht. Es sei denn, dass von diesen die festgeleten Kriterien möglicherweise auch erfüllt werden.

Solch eine Richtpreisbindung ausschließlich nur für die erste Handelsstufe ausgelegt, schützt den landwirtschaftlichen Erzeuger, während die verarbeitende Lebensmittelindustrie und der weiterführende Handel bis hin zu den dominierenden Einzelhandelsgruppen in Ihrer Preisgestaltung nicht eingeschränkt werden.Zwangsläufig führt dies sicher zu den gewünschten höheren Abgabepreisen für die Verbraucher . Die Überwachung der Verarbeitungs- und Handelsbetriebe für die Einhaltung der Hygienestandarts etc. ist ja eh Sache der staatlichen Lebensmittelkontrolleure und wäre von solch eine Regelung nicht betroffen. Ich persönlich bin überzeugt davon, dass solch eine Richtpreisbindung als nationale Verordung, die zusammen mit allen beteiligten der Landwirtschaft, Regierung und gegebenenfalls Verbraucher- und Umweltverbänden verbindlich festgelegt wird, sehr viel effizienter sind als plumpe Mindestpreise oder sogar Steuern.Auch das EU- und Kartellrecht wird nach meiner Meinung nur marginal tangiert. – Friedrich Priehs

 

Wer über das nötige Kleingeld verfügt, der kann immer klug bis noch klüger daherreden, das hilft dem, der nicht über das nötige Kleingeld verfügt, herzlich wenig, bis überhaupt nicht großartig weiter. Wenn die Nacht zappenduster ist, dann bleibt die Nacht auch zappenduster! – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbrief zu „Ausschluss, einstimmig“ von Christoph Dieckmann

 

Auf dem Gruppenbild mit immerhin 2/zwei Frauen bei 23 Männern steht auch, rechts (Betrachterseite) von Egon Krenz, Günter Schabowski. Der Mann, der mit dem kleinen Wörtchen unverzüglicham 9. Nov. 1989, abends, eine Mauer öffnete und anschließend ein Regime zusammenbrechen ließ. – Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbrief zu „Das Letzte“ von FINIS

 

Wieder mal ein klasse Artikel. Den Energieversorgern geht es so schlecht, dass mal wieder etliche Preiserhöhungen anstehen. Jawohl, den Führungskräften muss es gutgehen. Ein paar Millionen Grundgehalt müssen mindestens sein, sonst kommen diese nicht über die Runden. Dafür zahlen wir doch gerne immer wieder und verstehen sofort die Preiserhöhungen. Die Ehefrauen, Kinder usw. haben auch derbe Ansprüche. Ein gutes Polo-Pferd gehört zum normalen Leben ja dazu. Ja, man kann den Sprit der Luxusjachten nicht mehr bezahlen. Au weia. Na, dann zahlen wir ebend die höheren Preise. Wir haben ja Mitleid. Warum soll der eine Manager nicht auch so eine Villa haben wie jeder andere auch bei den Energieversorgern? Ja, die Energieversorger sind Getriebene. Das darf doch nicht sein. Also zahlen wir „lieber“. ? – R. Steinki

 


 

 

Leserbrief zu „»Solche Kleidungsstücke haben keine Daseinsberechtigung«.“ Gespräch mit Daniel Günther geführt von Jochen Bittner

 

Herr Daniel Günther spricht von „einem Deutschland, in dem wir auf Freiheit…setzen“ und will Gleichzeitig den BürgerInnen die Freiheit nehmen die Kleidung ihrer Wahl zu tragen. Interessanter Freiheitsbegriff. – Iman Schwäbe

 


 

 

Leserbrief zu „Auch Hipster wollen ruhig schlafen“ von Martin Machowecz

 

Eben las ich den Artikel „Auch Hipster wollen ruhig schlafen“ von Martin Machowecz in der aktuellen Ausgabe. Als Leipzigerin, die sich noch gut an die letzte OB-Wahl 2013 erinnern kann, fand ich den Artikel nicht zufriedenstellend. Ich habe nicht mitbekommen, dass innere Sicherheit ein Thema in meinem Umfeld gewesen wäre – eher waren es die Mieten, das Klima und der Autowahnsinn in der Stadt. Vergleicht man die Zahlen der letzten Wahl (https://www.leipzig.de/buergerservice-und-verwaltung/wahlen-in-leipzig/oberbuergermeisterwahlen-in-leipzig/ergebnisse-der-oberbuergermeisterwahlen/#c31649) mit der von diesem Jahr zeigt sich, dass das Ergebnis der CDU gar nicht so stark angestiegen ist. Woran das liegt? Vielleicht daran, dass der junge smarte Gemkow einfach ganz anders daherkommt als der durch und durch unsympathische Law-and-Order-Ex-Polizist Horst Wawrzynski, der sich in meiner Erinnerung viel mehr mit den „linken Chaoten“ bekriegt hat. Ihre These zur inneren Sicherheit halte ich nicht für haltbar. Die Stadt ist so viel ruhiger geworden, seit die NPD nicht mehr ständig Kundgebungen gibt, der Moscheebau in Gohlis nicht mehr Thema ist und seit Legida nicht mehr montags die Stadt lahmlegt. Zu all den rechten Demos gab es nämlich immer reichlich Gegenwind mit entsprechendem Polizeiaufgebot. Die paar linken Straftaten, so schlimm sie sind, sind im Alltag nicht so präsent, wie es all die rechte Präsenz lange war.

Weder sind die linken Straftaten für ein breites Spektrum der Stadt bedrohlich, noch behindern sie einen so unmittelbar im Alltag. Schaut man sich das Wahlergebnis von der anderen Seite an, fällt auf, dass Jung deutlich an Zustimmung verloren hat, wobei Linke und Grüne etwa unverändert abgeschlossen haben. Vielleicht lag Jungs schlechtes Ergebnis auch an der unseligen Sparkassen-Geschichte, die ihm viele übel genommen haben? Oder daran, dass er im Vergleich zu früher müder wirkt? Daran, dass sich Menschen fragen, warum ein Mann, der mit 61 Jahren nochmal ein Baby bekommen hat, sich jetzt einen seiner Aussage nach 80-Wochenstunden-Job antun muss? Dass nach 15 Jahren es wieder an der Zeit ist, dass jemand aus dem Osten OB in Leipzig wird? Spannend wäre doch eher, zu analysieren, warum die Wahlbeteiligung so enorm gestiegen ist (nach meiner Berechnung lag sie 2013 bei ca. 40,2% bzw. rund 34% im zweiten Wahlgang). Wer hat davon profitiert? Welche Rolle spielt die AfD und woher kommen deren Stimmen? – Corinna Hohlweck

 


 

 

Leserbrief zu „Der Ton macht auch das Buch“ von Ursula März

 

Bitte verschonen Sie die ZEIT-Leser künftig mit Hinweisen auf und Rezension von „Literatur“ dieser Art! P.S.: ob die Autorin wohl schon einmal von Schwangerschaftserbrechen gehört hat? – Dr. Ulrike Denker

 


 

 

Leserbrief zu „Feuilleton? Hahahahaha!“ von Katja Nicodemus

 

Zur Performance von Sophie Rois entlang von Texten Marlen Haushofers schreiben Sie einen der Inszenierung insgesamt recht gewogenen Artikel. Darf ich dazu als Ösi ein paar Petitessen anmerken? Rois wurde in Oberösterreich geboren. Sie singt im Deutschen Theater eine seinerzeit wunderbar gelungene atmosphärische Übertragung von Bob Dylans Song “Like a Rolling Stone” durch Wolfgang Ambros ins „Österreichische“. Sie könnten damit in meiner Heimat regionale Revolten auslösen. Es gibt in Oberösterreich, Vorarlberg, Tirol oder Wien regionale Dialekte, welche auch die jahrhundertelange unterschiedliche Entwicklung unserer Bundeländer ausdrücken. „Allaan wie a Staan“ ist bloß ein auch in der damaligen BRD verkaufsfördernder und zugleich halbwegs verständlicher Songtitel. Ambros singt richtigerweise „Allaa wira a Staa“ – das ist Wiener Dialekt. Wenn im Stück eine Sahnetorte erklommen wird, heißt das übrigens in Österreich korrekt Schlagoberstorte. Das Wort Sahne wird in Tourismusregionen unseres Landes verwendet, um es deutschen Besuchern leichter zu machen und lästige Nachfragen zu vermeiden. In Wien wird das öfters als „Oaschkräuln“ (in den Popo hineinkriechen) empfunden und als Mangel an regionalem Selbstbewusstsein kommentiert. Sophie Rois kann leider schlussendlich – wie wir alle – nicht über den Berg gleich welcher Konsistenz kommen. Jedoch kurzfristig Gipfelsiege feiern. – Norbert Ehrlich

 


 

 

Leserbrief zu „Diese Männer haben die Geschäfte von Donald Trump durchleuchtet. Dafür zahlen sie einen hohen Preis“ von Ingo Malcher

 

Die beiden „Geheimdienstler Simpson und Fritsch“ sollten lieber mit Trump zusammenarbeiten. Das wäre produktiver und lukrativer. Trump wird geliebt in Amerika. Nur die Neidhammel und Demokraten wollen Trump mit allen Mitteln gefeuert sehen. Das Gegenteil wird eintreten. Trump macht die USA erfolgreicher als alle anderen Präsidenten vor ihm. Ideologie war noch nie ein guter Ratgeber. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Vertwittert“ von Anja Reschke

 

Ihre Zeitung lese ich immer mehr mit Abstand. Anja Reschke ist genau der Typ Frau, die in meiner unmittelbaren Umgebung keinen Platz hätte. Was würde sie denn den Bürgern aus der ehemaligen DDR zurufen, die ihre Freiheit durch den Ruf: „Wir sind das Volk“ erkämpft haben.? – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Krieg in Libyen: Scheitert der Berliner Friedensplan?“ von Michael Thumann

 

Wer geglaubt hat, ein von Deutschland initiierter Friedensplan – egal für welchen failed state – könne ersthaft Erfolg haben, der glaubt auch noch an den Weihnachtsmann oder daran, dass Zitronenfalter Zitronen falten. Deutschland ist (noch) wirtschaftlich stark, aber ein politischer und diplomatischer Zwerg. Das ist in etwa so, wie wenn Klein-Fritzchen versuchen würde, den aus dem Ruder gelaufenen Streit der buckligen Verwandtschaft am Weihnachtsabend zu schlichten. Ich schätze an Heiko Maas seine sonore Stimme. Aber diese schöne Stimme wäre besser eingesetzt beim Synchronsprechen oder bei Hörbüchern. Er taugt als Model, aber nicht als diplomatisches Schwergewicht. Was könnte Deutschland tun, um Druck auszuüben. Lasst uns einfach mal spinnen: Wie wäre es, wenn wir gegenüber Russland damit drohen, den Bau von Nordstream 2 zu verhindern? Wie wäre es, wenn wir Bin Salman, den Verbrecher aus Saudi-Arabien, als solchen benennen? Wie wäre es, wenn wir dem türkischen Sultan mit Wirtschaftssanktionen drohen oder dem Rauswurf aus der NATO?

Wie wäre es, wenn wir den Amerikanern drohen würden, Ramstein zu schließen, wenn sich die USA nicht für den Frieden in Libyen einsetzten? Wie wäre es, wenn wir uns als neutrales Land gerieren würden? Einfach so. Wie wäre es, wenn sich der Sicherheitsrat der UN über das Veto eines Mitgliedes einfach hinwegsetzen würde? Wer sagt eigentlich, dass das Vetorecht in Stein gemeißelt ist? So ist der Sicherheitsrat doch eine Lachnummer. Schafft ihn ab oder ändert die Regularien. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Unsere Bundesregierung limitiert sich nur selbst. Wo sind die Staatsmänner oder -frauen, die noch die berühmten Eier in der Hose (oder im Hosenanzug) haben? Wo sind Persönlichkeiten wie Winston Churchill, John F. Kennedy, Wehner, Schmidt, Brandt, Maggie Thatcher, Giscard d`Estaing, de Gaulle usw. usf. Wir sind leider nur noch umgeben von weichgespülten Karrieristen. – Bernd Riegsinger

 


 

 

Leserbrief zu „Nah am Virus“ von Harro Albrecht et al.

 

Ich bin geschockt, dass Sie sich zu der Aussage haben hinreißen lassen, es könne sich beim neuartigen Coronavirus um ein pandemisches Virus handeln, dass „den größten und gefährlichsten Influenza-Ausbrüchen in nichts nachsteht.“ Natürlich ist das theoretisch möglich, aber doch sehr sehr unwahrscheinlich. Es ist so unwahrscheinlich, dass man das meiner Meinung nach so nicht schreiben darf. In der vorigen ZEIT erinnerten Stefan Schmitt und Anna-Lena Scholz an den tatsächlich größten und gefährlichsten Ausbruch der Influenza, den der „Spanischen Grippe“. Diese tötete innerhalb von zwei Jahren 20-100 Millionen Menschen; das waren mehrere Prozent der Weltbevölkerung. Am Coronavirus starben – Stand 11. Februar – bisher etwa 1000 Menschen – zugegebenermaßen in kürzerer Zeit. Die Zahl der Neuinfizierten ging mittlerweile um ein Viertel zurück, was bei Redaktionsschluss für Sie allerdings noch nicht absehbar war. Ich würde mich freuen, wenn Sie Ihre Aussage in der nächsten Ausgabe relativieren. – Jörn Bullwinkel

 


 

 

Leserbrief zu „Es geht um den Universalismus“ von Thomas Assheuer

 

Zwar glaube ich, dass kein heterosexueller Mann die Nöte eines Schwulen in einer schwulenfeindlichen Gesellschaft – und häufig auch im eigenen schwulenfeindlichen Elternhaus! – vollständig nachempfinden kann, aber eine annähernde Einfühlung sollte schon möglich sein, denn schließlich sind wir alle Menschen mit im Wesentlichen gleichen Bedürfnissen z. B. nach Freiheit und Selbstbestimmung, aber auch nach Akzeptanz und Anerkennung. Wie sollten Schriftsteller*innen oder Schauspieler*innen oder Psycholog*innen oder auch einfach Eltern ohne Einfühlungsvermögen zurechtkommen? Auch die Menschenrechte würden logischerweise nicht für alle gleichermaßen gelten, wenn die Menschen ungeachtet aller ihrer Unterschiede nicht hinsichtlich ihrer Bedürfnisse grundsätzlich gleich wären. Übrigens bin ich schwul, gehöre also einer der diskriminierten Minderheiten an und darf schon deshalb das „Verbot der kulturellen Aneignung“ nach Lust und Laune kritisieren. – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbrief zu „Schwein gehabt“ von Merlind Theile

 

Die Quälerei vieler niederländischen Schweine, die findet jetzt stellenweise ein (un)jähes Ende. Der niederländische Staat subventioniert bereits den Ausstieg aus der „Schweine-Mast-Quälerei“. Sehr viele dieser Schweinemäster, die wollen tatsächlich dieses schweinische Kapitel ein für allemal beenden. Das wäre doch auch eine super Ausstiegsmöglichkeit, hier bei uns (in Deutschland), im Land des täglichen „Schweinebratens“, der Bratwürste, des „Schäuferle“ & Co. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „175 Jahre Knast“ von Kai Biermann und Holger Stark

 

Den Herren Biermann und Stark sei herzlich gedankt für ihre differenzierte Berichterstattung über die Festnahme und Haftbedingung von Herrn Assange. Das britische justizielle Verfahren kann ich nicht beurteilen, und persönlich kenne ich Herrn Assange nicht . Das Wesentliche für mich ist allein der Vorwurf an die Briten, dass Herr Assange vor einer Anhörung zu seiner Auslieferung an die USA in ihrem Gefängnis Belmarsh menschenunwürdigen Bedingungen ausgesetzt worden sei, die seine geistige und körperliche Gesundheit angegriffen hätten. Müsste jetzt nicht eine unparteiische Untersuchung über die Foltervorwürfe in Belmarsh durchgeführt werden ( nach der Antifolterkonvention)? Dieser Journalist hat die Öffentlichkeit über „mutmaßliche Kriegsverbrechen“ informiert und soll für sein Handeln verurteilt werden; wurden denn auch die angeprangerten Kriegsereignisse untersucht und Opfer entschädigt? Brauchen Whistleblower einen größeren Schutz? Unsere demokratischen Gesellschaften brauchen mutige Journalisten, die auch in Zukunft unbequeme Wahrheiten aufdecken! – Andrea Wöhling

 


 

 

Leserbrief zu „Ilons Reise ins Wunderland“ von Kathrin Buchmann

 

Ilons Reise ins Wunderland, „…ihren Namen kennen nur wenige.“ Als Student reiste ich regelmäßig per Autostopp oder Mitfahrgelegenheit. Dabei begegnete mir einmal eine junge Frau aus Hannoversch Münden, aufgewachsen in der einzigen Buchhandlung am Platze. Natürlich unterhielten wir uns ausgiebig über Bücher. Und waren uns schnell darin einig, dass Erzählungen von Astrid Lindgren am ehesten mit den Illustrationen von Ilon Wikland authentisch rüberkommen. Wenn Lyrik übersetzt werden muss, reicht es nicht aus, Wort für Wort vorzugehen. Die Verse müssen in einer anderen Sprache neu gedichtet werden. Sollte das gelingen, so nennt man es ‚kongenial‘. Ilon Wikland hat die Bücher Astrid Lindgrens kongenial in ihre Bildsprache übersetzt. Gedacht als zeitlose Würdigung abseits aller Geburtstage … Liebe Grüße aus Bullerbü! – Martin Wiener

 


 

 

Leserbriefe zu „Über Kunst und Aktivismus, den Stil der Berliner Taxifahrer und Undank als der Welten Lohn“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Ich mag die Beiträge von Harald Martenstein im Zeit-Magazin sehr. In seinem aktuellen Beitrag im Magazin No. 7 kommt ihm die Zuschreibung die Deutschen seien gleichermaßen „gehorsam“ und „ungehemmt“ widersprüchlich vor und er fragt, ob ein gehorsamer Mensch auf Befehl seine Hemmungen nicht hintanstelle? Ich dachte sofort, gehorsame Menschen können doch auf Befehl auch ganz ungehemmt sein. Der ganze Holocaust ist doch auf Befehl gehorsam und ungehemmt durchgezogen worden … alles wurde von den Tätern akribisch dokumentiert, auch die flotten Sprüche, mit denen der Vernichtungsapparat sich von 33 bis 45 brüstete. „Gehorsam“ und „ungehemmt“, das geht sehr gut zusammen, wie auch heute manch ungehemmter Zeitgenosse „Merkel muss weg!“ plärrt oder wegen „Oma als Umweltsau“ die Vertreibung ganzer Redaktionen fordert, weil irgendein Höcke es so will. Insofern leuchtet mir die Vereinbarkeit von „gehorsam“ und „ungehemmt“ durchaus ein. Wir Deutschen können das … – Martin Grundmann

 

Vielleicht hat der Künstler Ai Weiwei ein (angeblich) chinesisches Sprichwort verinnerlicht: „Warum hasst Du mich, ich habe Dir doch garnicht geholfen?“ – Diethard Mai

 

Wie schön, daß Sie endlich wieder zurück sind. – Heike von Holtz

 

Zur Kolumne von Herrn Martenstein möchte ich hinzufügen, dass Herr Ai Weiwei bestimmt lernfähig ist. Seine Betrachtungsweise, wie er die Deutschen sieht, mag ja rein subjektiv und vielleicht sogar künstlerisch ambitioniert sein. Aus diesem Blickwinkel heraus, bin ich sogar amüsiert über sein Statement. Dieser zum Popstar gekürte Dissident, der das Wechselbad von Unterdrückung im eigenen Land und dann die Angleichung an ein westliches System am eigenen Leibe überlebt hat, ist nun in Cambridge. Dort also umgeben von dem Brexitvirus, einem spätkolonialistischen Geschmäckle, dem ungebrochenen Stolz der wunderbaren Briten und natürlich Monty Python. Mal schauen, wie der Freidenker, Ai Weiwei, die Engländer „künstlerisch“ und „lernbereit“ interpretieren wird. Oh weia – bin ich gespannt.- Bernhard W. Rahe

 

Was denn nun? Sprechen wir von Nazis oder Narzissten. Herr Ai Weiwei spricht von letzterem. Und da hat er recht. Selbst in England gelebt, kann ich ihnen nur sagen; das wird Herr Ai Weiwei in England nicht vorfinden. England ist nicht nur wegen der EU ausgestiegen, sondern wegen Deutschland und ihren politischen und kulturellen Quatsch. Der Niedergang der nationalen Staatlichkeit lässt sich an der Veränderung der politischen Institutionen und an der politischen Praxis Deutschlands feststellen. Die wichtigste ist die Dekadenz Deutschlands. Demokratie und Rechtsstaat sind in Deutschland schon verloren. Das kann man am Umgang mit der AfD deutlich erkennen. In Deutschland müssen alle Menschen politisch in eine Richtung laufen um als Demokraten anerkannt zu werden. Den Menschen in Deutschland wird ein Leben in Würde verweigert. Das schlimmste für einen Menschen sind diktatorische Maßnahmen von Institutionen die dafür gar keine Legitimität haben. Was bitteschön soll daran demokratisch sein. Ich habe eher den Verdacht, in Deutschland wird Demokratie falsch buchstabiert. Wir sollten uns England als Vorbild nehmen, die Mutter der Demokratie und ihr nationales Bewusstsein. Das zu verstehen, dafür sind die Bürger heutzutage zu dämlich. – Gunter Knauer

 

Stimme mit Harald Martensteins Betrachtung des Ai Weiwei durchaus überein. Auch als Freigeist und freischaffender Künstler (oder halt Aktivist) sollte sich der Herr aus China mit allgemein gültigen Verfasstheiten und Maßstäben arrangieren können, so wie wir „Normalsterblichen“ eben. Das überaus schneidige Urteil über uns Deutsche mag indes nicht zuletzt einer künstlichen Selbsteinschätzung seiner Persönlichkeit geschuldet sein. Eines Unweisen Rat und Dank? Geschenkt! – Matthias Bartsch

 

Ihr Argumentationsfehler beginnt damit, dass sie von „Nazismus“ schreiben, Ai Weiwei aber „Narzissmus“ meint. Daraus leiten Sie dann den Begriff „Nazi“ ab, der eine ganz andere Bedeutung hat. Ich bin erschrocken darüber, wie oberflächlich sie arbeiten. Dass die Deutschen gleichzeitig gehorsam und ungehemmt sein können, hat man im Nationalsozialismus gesehen. Als gehorsame Menschen haben sie ungeheure Gräueltaten hemmungslos begangen. Da hat Ai Weiwei Recht: Gehorsame Menschen können auch bei dem Ausleben von Hemmungslosigkeit gehorsam sein. Besser wären Menschen, die nicht fremdenfeindlich, nicht gehorsam, nicht ungehemmt und auch nicht unhöflich sind. Statt süffisant über Ai Weiwei zu schwadronieren, sollten Sie mal darüber nachdenken was Kunst bewirken kann und soll. Das was Sie sonst noch so über Ai Weiwei schreiben, entspricht dem, was man so von Ihnen kennt. – Karsten Obersteller

 

Dass auch heilige Kühe wie Ai Wieweit von Harald Martenstein kritisiert werden, finde ich schon seit langem überfällig. Warum liest man so eine Kritik nicht in einem Artikel im Kulturteil. Drücken manche Autoren bei Promis beide Augen zu oder sind auf einem Auge blind? Wer es selbst so genau mit der politischen Korrektheit nimmt wie Ai Weiwei, muss sich vorhalten lassen, dass seine Äusserungen nach den gleiche Kriterien begutachtet werden. Wer alle Deutschen in Interviews in einen Topf wirft und sie pauschal als fremdenfeindlich und unhöflich bezeichnet, den kann man nicht ganz ernst nehmen, deshalb finde ich mehr als gerechtfertigt, dass sich seiner Harald Martenstein in seiner sehr präzisen Kritik annimmt. – Martin Sautter

 


 

 

Leserbriefezur Deutschlandkarte „E-SCOOTER“ von Matthias Stolz im ZEIT Magazin

 

Sehr nett, dass unser Kaiserslautern auch mal auf der Deutschlandkarte erscheint. Die Euphorie des Polizeipräsidiums Westpfalz dürfte sich inzwischen weitgehend gelegt haben. Die E-Scooter werden regelmäßig vom angetrunkenen Partyvolk genutzt, das in Kaiserslautern reichlich Mitglieder hat, am Wochenende gerne auch aus dem Saarland. Die Beschwerden der Polizei sind in der Rheinpfalz des öfteren nachzulesen. – Uta Spatz

 

In eure Deutschlandkarte hat sich eine kleine Ungenauigkeit eingeschlichen. In München sind (leider) alle aufgelisteten E-Scooter Firmen vertreten, auch die roten Flitzer von Jump. Bei Bedarf schicke ich gerne ein Beweisfoto :) – Valentin

 


 

 

Leserbriefe zu „HELMLICHE LEIDENSCHAFT“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

 

Ich hielt das Zeit Magazin schon immer fuer Papierverschwendung, demnaechst werde ich es beim Kauf der Zeitung beim Trafikanten lassen wie die „hochwertigen“ Papiertueten, die man in bestimmten Geschaeften und/oder Artikeln weiterhin als Teil des Einkaufs- und Produkterlebnisses ungefragt bezahlt und aktiv zurueckweisen muss. Diesmal bin ich doch im Magazin haengengeblieben und das bei Ihrem Artikel. Dem Gebabbel habe ich nichts hinzuzufuegen (siehe oben, ich bin wohl nicht Zielgruppe). Ich wollte Sie darueber informieren, dass der Helm nicht alternativlos ist: (erwachsene) Radfahrer, die ihren Kopf schuetzen wollen, koennen das auch mit einem Hoevding tun (hoevding.com). Sie koennen die/den naechsten Hoevdingtraeger/in fragen, ob das ein Modestatement ist – wenn sie/er Sie denn hoert, weil sie/er Musik in den Ohren hat oder weil er/sie gerade moeglichst schnell gegen die Einbahn flitzt… – Sumiko Morino

 

Hamburg ist doch gar nicht wo weit von Dänemark entfernt- bitte mal über den Tellerrand schauen! Vor ca. 12 Jahren gab es dort eine Aktion in Zusammenarbeit mit einer gemeinnützigen Organisation für Hirngesundheit (deren Namen weiß ich nicht mehr). Dänische Designer entwarfen witzige und schicke Designs für Helme der Marke nutcase-i-love-my-brain. Sie stifteten ihr Honorar und die Helme wurden in Supermärkten zu einem Preis von ca. 30 € angeboten. Wir fanden dort in der Gemüseabteilung (!) für unsere „Rüben“ zwei sehr coole Helme, mein Mann bekam einen in mattgrauem Strickdesign, meiner hatte ein Leopardenfellmuster, entworfen von Baum & Pferdgarten. Bei einem Unfall hat er mich sehr gut behütet, wurde danach aber ausgetauscht. Nun fahre ich täglich Wassermelone, ebenfalls von nutcase. Bekomme unterwegs viele Komplimente und es gibt auch Nachahmer*innen. Die Helme sind etwas größer und schwerer als andere, deshalb finden manche sie unpraktisch. Sie sind bei Regen oder starker Sonne aber gute Behüter. Die Belüftung ist erstaunlich gut. Sie werden in Dänemark sehr viel getragen. Es gibt eine Fülle von witzigen bis eleganten Designs! – Anna Müller-Nilsson

 


 

 

Leserbrief zu „»ES IST SCHWIERIG. SEHR SCHWIERIG!«“ Gespräch mit Chimamanda Ngozi Adichie geführt von Khûe Pham im ZEIT Magazin

 

Danke für das wundervolle Portrait nebst Interview von und mit Frau Ngozi Adichie im Zeitmagazin. Ich musste sofort an die jahrhundertealten Plastiken aus Nigerias kulturellen Hoch-Zeiten z.B. Der Ife Terrakotta Kopf aus dem 12., sowie der Benin Bronze Kopf aus dem 16. Jahrhundert denken. Welch eine frappierende Ähnlichkeit und Beweis für die großartigen Kulturen dieses jetzt leider fast völlig dem Öl Boom verfallenen Landes denken. – Kristof Schöber

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Glauben Sie tatsächlich, der sprichwörtliche Hahn im Korb hätte es zu seinem Macho- Image gebracht, wenn er im Korb zum Schlachten getragen worden wäre? Bitte prüfen Sie, ob die Informationsquellen in Ihrem Haushalt nicht einer feministischen Zensur unterliegen. Der Hahn, der, wenn er denn gut war, nicht fett wurde (um eine weitere Chauvi-Floskel zu gebrauchen ), ist natürlich im Korb zum Begatten der Hühner getragen worden, die auf ihrem Hof keinen eigenen Hahn hatten. Es wäre interessant zu erfahren, welche Gründe Ihre Quellen finden, eine Sau mit der Schubkarre zum Eber zu fahren. Nichts für ungut, vielleicht klammert ein Viertöchtervatergehirn solche Themen ja auch automatisch aus. – Hubert Berner

 


 

 

Leserbrief zu „PITTSBURGH 2020. Ein Fotograf, seine Stadt und die Wahl“ von Jake Reinhart im Zeit Magazin

 

Ich finde die Fotokolumne „Pittsburgh 2020 – Ein Fotograf, seine Stadt und die Wahl“ von Jake Reinhart super. Ich würde mir gerne einen Fotoband von Jake Reinhart mit diesen Fotos kaufen. Trotz intensiver Suche im Internet ist ein solches leider nirgends auffindbar (bzw. limitiert und vergriffen). Planen Sie eventuell einen Fotoband von Jake Reinhart in Deutschland herauszugeben? Oder können Sie mir bei meiner Suche weiterhelfen? – Markus Atzmüller

 


 

 

Leserbrief zu „SCRABBLE“ im ZEIT Magazin

 

Ich habe mir eben die Scrabble-Konstellation aus dem neuesten Heft angeschaut. Die Lösungen in den 90er-Punkten auf A15-G15 wie „MESMERN“, „MESNERN“, „MESNERS“, „MESSERN“ und „MESSNER“ waren gut zu finden. Es gibt jedoch auch noch das Wort „MENARCHE“ auf den Feldern A8-A15, das 150 Punkte ergibt. Dies nur als Anmerkung. Danke für Ihre immer wieder spannenden Konstellationen. – Stefan Schaible

 


 

 

Leserbrief zu „LEBENSGESCHICHTE“ im ZEIT Magazin

 

Ich danke Ihnen, dass Sie dem großen Idol meiner jugendlichen Tenniszeit, Gottfried von Cramm, ein kleines Denkmal gesetzt. Ich habe ihn in den frühen 50er Jahren noch als Davis Cup-Spieler und mit Budge Patty im Doppel bei den Internationalen Meisterschaften am Hamburger Rothenbaum erlebt. Zweimal gewannen die beiden. Gottfried von Cramm war auch Schirmherr und Sponsor des Bugenhagen Internats in Timmendorfer Strand und kam jedes Jahr Weihnachten mit Geschenken für die „Internatler“. Grund für seine Schirmherrschaft war wohl die Tatsache, dass unter den Schülern viele Sprösslinge alter Ostpreußischer Adelsgeschlechter waren (von Zitzewitz, von Finckenstein, von Gottberg, von Cramm, von Bonin). Ich bekam nichts zu Weihnachten, denn ich war „Externer“ der Oberschule Timmendorfer Strand, die 1947 gerade entstanden war. Ursprünglich waren Lehrer verschiedener Fachrichtungen zusammengezogen worden, um Soldaten die Möglichkeit zu geben, in einem Lehrgang ihr Abitur „nachzumachen“. Unter primitivsten Verhältnissen in den Räumenehemaliger Hotels begann dann die Geschichte des heutigen Ostsee-Gymnasiums. Es gäbe noch viel zu erzählen. – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbrief zu „Das war meine Rettung. Nach einer Kriegsverletzung war der Schriftsteller überzeugt, dass ihn nichts mehr töten kann“. Gespräch mit Meir Shalev geführt von Louis Lewitan im ZEIT Magazin

 

Die Linie zwischen dem „Jetzt“ und dem „Unjetzt“, die ist sehr dünn und ziemlich schmal. Das Leben vollzieht sich ständig auf diesem „Jetzt-Grat“, und das „Unjetzt“ ist wahrscheinlich immer sehr präsent. Wann beginnt eigentlich das „Jetzt“, und wie lange könnte überhaupt das „Unjetzt“ dauern? – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Lasst die Party ausfallen!“ von Jana Hensel in der Regionalausgabe ZEIT IM OSTEN

 

Hier möchte ich meine eigene Meinung zu 30 Jahre Wiedervereinigung kundtun. Es geht mir um Erfolg und Misserfolg einer in der Welt noch nie dagewesenen, fast gewaltlosen Zusammenführung über 45 Jahre getrennter Landesteile. Hier handelte es sich um den Versuch, Nord- und Südpol von einem Tag auf den anderen „unter einen Hut“ zu bringen. Ein großer Teil der Montags-Demonstranten wünschte das intensiv, weil man sich nicht länger mundtot und durch die Selbstschussanlagen an den Grenzen zu Westdeutschland in der DDR einsperren lassen mochte. Als täglicher TV-Zuschauer westdeutscher Sender und als Verwandter der „begünstigten“ Familienversion in Westdeutschland war man in diesen Kreisen auch informiert, wie das Leben in kapitalistischer, demokratischer Freiheit funktioniert. All jene DDR-Bürger, die gelegentlich nach Westdeutschland reisen durften, haben dann auch weitere Details mit nach Hause gebracht, auch die weniger erfreulichen.

Und dabei ging es u.a. darum, dass man dort ziemlich engagiert, korrekt und viel arbeiten muss, weil ein Unternehmen dort nur überlebt, wenn die Mitarbeiter gute Produkte herstellen, die gekauft werden und auch die ansässige Konkurrenz überleben. Das kannte man in dieser kommunistischen Zone nicht, vielleicht gleichermaßen wie in den übrigen Ländern des Warschauer Paktes. Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen, denn das Leben der Bevölkerungen dieser Mitgliedsländer war von Grund auf anders, denn diese hatten ja keine „vermögende“ Gemeinschaft gleicher Rasse in der freien Welt, die allmonatlich Geschenkpakete auf den Weg gebracht hatte und auch in vielen Fällen eigene kostbare Urlaubstage opferte, um die Verwandtschaft im Osten zu besuchen. Diese Besuche waren allesamt mit sehr perfiden Schikanen an den Grenzen verbunden.

Aber nicht nur das, denn jeder Besucher musste sich zusätzlich innerhalb von 24 Stunden bei der Polizeibehörde im Zentrum der Stadt und auch bei einem beauftragten Hausbewohner persönlich vorstellen und mit allen möglichen und unmöglichen Angaben veräußerlichen. Zum Thema Reisepraktiken, so war auch sehr erstaunlich damals zu hören, dass die Reisevorschriften für DDR-Bürger sehr unverständlich waren. Man durfte mit dem Trabi ein sogenanntes Bruderland nicht spontan z.B. am Wochenende oder in den Ferien ohne Visumbesuchen! Die Grenzen waren also immer dicht und misstrauisch bewacht. Dies trotz der offenkundigen Liebesbezeugungen der jeweiligen Regierungshäupter der kommunistischen Staaten durch den praktizierten Bruderkuss auf den jeweiligen Mund. –

Diese DDR hatte als einziges Mitgliedsland des Warschauer Paktes den Vorzug, direkt nach dem Zusammenbruch des Kommunismus mittels der sofort eingeläuteten Wiedervereinigung großzügig (und blauäugig aus meiner Sicht) als „neue Bundesländer“ aufgenommen zu werden. Alles menschenmögliche wurde ohne Wenn und Aber den ostdeutschen Bewohnern offeriert und viel Unterstützung durch abgesandte Fachkräfte und Spitzenmanager vor Ort geleistet, damit die neuen Bundesländer sich leichter in unser sehr gut funktionierendes Leben im Westen einfügen konnten. Denn in den späten 70er und 80er Jahren lief die Weltwirtschaft gut, und besonders bei uns im Westen. Wir hatten deshalb die Möglichkeit, hier sehr viel Vermögenswerte unserer Bevölkerung, und das sind ja die Werte, die wir selbst erwirtschaften, einzubringen. Und diese Werte gingen ja durch den Aufbau-Ost für immer verloren.

Denn wenn man z.B. das gesamte Straßennetz erneuern muss, das nur aus großen, gefährlichen Schlaglöchern und Autobahnabschnitten mit Kopfsteinpflaster bestand, so kann man sich vorstellen, wie die Steuer-Rücklagen in Nullkommanichts allein dafür aufgebraucht waren. Und das musste natürlich durch Steuererhöhungen für die westdeutsche Bevölkerung ausgeglichen werden, oder aber durch Erhöhung der ohnehin immensen Prokopf-Verschuldung. Dafür muss die Bundesbank ja bekanntlich Anleihen ausgeben, und die interessierten Bürger erwerben diese zumeist 10-jährigen Titel. Die Zinsen waren damals interessant, weil die Bürger diese festverzinsten Wertpapiere sonst nicht gekauft hätten.

– Als besonderes „Zuckerl“ wurden die vorhandenen Spareinlagen der DDR-Bürger 1:1 in die D-Mark umgetauscht, obwohl die DDR-Mark nur 1:6 oder 7 offiziell (wenn überhaupt, denn die DDR-Mark war keine offizielle Handelswährung) gelistet war. Es entstand ein Kaufrausch bei den Neubürgern, denn sie hatten alle einen großen Nachholbedarf an allen Handelsgütern. Das führte im restlichen, produzierenden Westdeutschland zu einer Konjunktur-Ankurbelung in allen Bereichen, einschl. der sehr verlogenen Versicherungsbranche. Hier wurden sehr viele fast kriminelle Praktiken angewandt! Auch die Reisebranche profitierte viele Jahre vom deutschen Fernweh, denn das war ein besonders leidvolles Thema für alle Ostdeutschen, denn wenn die Urlaubskarten von der Verwandtschaft aus allen Teilen dieser sehr hübschen Erde eintrafen, dann waren sicher nicht nur Fernwehgefühle vorhanden, sondern sicher auch oft Neid und Hass…

Es wurde von einer ehemaligen DDR-Buchautorin, wie im Briefkopf erwähnt, beklagt, dass nach oder bei der Grenzöffnung nicht genügend Ostdeutsche, z.B. auch keine deutschen Frauen, entsprechend vom damaligen Befreiungsbalkon aus präsentiert wurden. Das war gar nicht möglich. Die Grenzöffnung zu diesem Zeitpunkt war ein durch geheime Verhandlungen erzielter Erfolg, ohne zu wissen, wie es weitergehen würde. Es war gefährlich, denn man konnte sich auf allen Seiten vorstellen, dass damit ein Flächenbrand zum Ende des europäischen Kommunismus ausgelöst werden würde. Und auch später bei den wirklichen Beitrittsverhandlungen wurde nur eine Handvoll bekannter ostdeutscher Pseudo-Politiker der nationalen und internationalen Presse sichtbar gemacht. Es handelte sich nur um Parteigenossen dieses zentralen Politbüros, die allesamt nur das Parteiabzeichen stolz zur Schau trugen. Sie hatten keine entsprechende Ausbildung und sie konnten nicht einmal ordentlich artikulieren, d.h. die Ansprachen waren mehr als peinlich!

Es gab so gut wie keine ostdeutschen intellektuellen Persönlichkeiten, denn diese waren wohl damals vor der Schließung der DDR-Grenzen im Jahr 1961 weggegangen. Zu diesem Personenkreis gehört auch die Verfasserin dieser Dokumentation. Was hätten denn eingeschüchterte Bürger oder Dämagogen oder Stasi-Schergen auf solchen, neuartigen gesamtdeutschen Bühnen Zukunftsweisendes erläutern oder Geschichtsträchtiges beichten können? Aber hinter den geschlossenen Türen wurden die Situationen in allen Lebensbereichen dieser armen, maroden Bundesländer behandelt, unter Hinzuziehung der Restanten der DDR-Dirigenten, und zwar nachdem der Ist-Zustand ohne Verbrämung knallhart den westdeutschen Regierungsbehörden vor Augen lag. Es war so katastrophal, dass den Politikern aus Bonn wohl mehr als mulmig gewesen sein muss. Die zu 100% maroden und umwelt-gefährdenden Unternehmen einer nicht wirklich vorhandenen funktionierenden Wirtschaft mussten zum großen Teil stillgelegt werden, weil sie auch keine konkurrenzfähigen Produkte produzierten, die auf Binnen- und Weltmarkt nicht abgesetzt werden konnten. Es wurde in der DDR jährlich ein „Produktionsplan“ in diesen Unternehmen erstellt, wobei lautstark regelmäßig stolz laut in den Äther gerufen wurde, dass man das „Planziel“ schon wieder überschritten habe. Aber es wurde nie gefragt, ob dieser Artikel

überhaupt in dieser Überzahl benötigt wird. Angebot und Nachfrage regeln in der ganzen Welt die Produktion, nur nicht in der damaligen DDR. Man schaffte es nicht einmal, regelmäßig alle zum täglichen Leben erforderlichen, sehr einfachen Dinge vorrätig zu halten. – Meine Frage an dieser Stelle: Wissen das alle nach der Wiedervereinigung erwachsen gewordenen Ostdeutschen? Was wird den Kindern in der Schule aus der damaligen Zeit im Geschichtsunterricht berichtet??? Ich nehme an, dass es ein sehr großes Defizit an ehrlicher Berichterstattung dort gibt. Und das, weil sich die Alt-Kommunisten dort ganz offen in die wiedererstarkten Neu-Kommunisten verwandeln konnten. Da das Leben in einer freien Gesellschaft nur durch die eigene Arbeitskraft erfolgreich und lukrativ sein kann, so haben viele junge Menschen im Osten Probleme damit, weil die Eltern sich sehnsuchtsvoll an die wenig anstrengende Arbeitswelt in der DDR erinnern. Das möchten viele wiederhaben, ohne auf die Errungenschaften durch die freie Welt verzichten zu müssen. Die Kinder dieser Familien sind sicher vollkommen falsch orientiert und informiert worden, und das sind die Hartz-4-Macher.

Aber noch viel problematischer sind die Auswüchse, die sich still und heimlich in der ehemaligen DDR gebildet haben. Es ist eben die verlogene, dämagogische Verherrlichung der heilen, armen, unfreien Kommunisten-Alltagswelt. Diese Zeit des vermeintlich sehr guten nachbarschaftlichen Verhältnisses unter den Bewohnern wird sehnsüchtig herbeigewünscht. Das betrifft die Bürger, die im wiedervereinten Land nicht das gewünschte Leben gefunden haben. Aber diese Menschen verscheuchen vehement die tatsächlichen Umstände der damaligen Zeit. Man durfte nicht die leiseste Kritik am dortigen System äußern, denn es gab überall die Stasi-Spitzel, die sich mit ihrem Verrat an Nachbarn, Arbeitskollegen, Freunden und sogar direkten Familienangehörigen ein lukratives Zubrot verdienten. Das kann jeder Interessierte im eigenen Stasi-Ordner nachlesen. Die Empfangsquittungen über sehr häufig gezahlte 1000 Ost-Mark für eine besondere Verrats-Aktion befinden sich dort noch immer.

Und ich frage mich, wie man aufgrund dieser Tatsachen, die bis zum Ende des Bestehens unseres Planeten Erde in den Annalen der Geschichtsschreibung zu finden sein werden, erneut einen solchen lebensgefährlichen kommunistischen Staat einrichten möchte. Die Stasi hat sich niemals aufgelöst. In der Region Brandenburg hat sie ihre konspirativen Geheimburgen. Dort kann man in Ruhe die ignoranten westdeutschen Bundesländer in der damaligen Zersetzungsmanier unterwandern und alle wichtigen Ämter und Einrichtungen und Unternehmen besetzen, so dass allmählich gar keine Behörde mehr einen ordentlichen Dienst zur Verfügung stellt. Die entsprechenden Pläne dieser Stasi, die hauptsächlich, aber nicht nur, finanzieller Natur sind, gehen sehr weit.

Nach und nach wurden auch die Köpfe unserer früher recht ansehnlichen regierenden Politiker immer seltsamer, so dass ich wage zu behaupten, dass es sich dabei komplett um „Strohmänner oder –frauen“ handelt, weil die LINKE im Hintergrund, auch wenn sie eigentlich nicht zu SPD und CDU gehört, ihre Strippen zieht. Und ich frage an dieser Stelle Frau Hensel: Gehören Sie dazu? Oder haben Sie Ihre Kindheit in zu verschwommener Erinnerung? War Ihre Familie vielleicht „Wandlitz-dekoriert“? Ich möchte verstehen, wie man als intelligenter Mensch solch verschrobene, unrealistische Meinungen in einer freien Welt ansammeln kann. Sie haben lt. Ihrer Vitae doch Jahre im Ausland verbracht. Hat es Ihre Meinung über Freiheit und Zwangsdiktatur nicht verändert?

Nun, diese Frau, deren Foto mich sofort nachdenklich gemacht hat, wird sich mein Pamphlet sicher nicht durchlesen. Ich denke, dass sie in einer sehr ungesunden Welt lebt, denn Berlin ist so schlecht beurteilt in der Welt, wie nur wenige Städte in Europa. Mehr möchte ich hier nicht ins Detail gehen. Ich leide Höllenqualen, was mir aus dem Osten ständig drohend zugeflüstert wird. Wie lang wird das unsere westdeutsche Bevölkerung noch hinnehmen? Bis es zu spät ist? Man kann dann unsere ehemals schöne, ungefährliche und sichere Welt nicht wieder reparieren. Im Notfall gibt es nur einen Neustart von ganz unten, und das würde so lang dauern, dass wir Lebenden es nicht erleben werden. Und es würde viele Idealisten brauchen, um geduldig den Weg zu gehen, den das westdeutsche Volk gemeinsam nach dem Ende des 2. Weltkrieges gegangen ist….

Es grüßt eine ehemalige DDR-Bürgerin, die 6 Tage vor dem Mauerbau ungehindert den Weg in die Freiheit gewählt hat. Das war meine beste Lebensentscheidung. Jedes Jahr an diesem bedeutungsvollen Datum habe ich mir persönlich gedankt, für meinen Mut und meinen Willen, frei mein Leben zu gestalten. Denn man hatte mir nur wenige Tage zuvor eröffnet, wie meine Zukunft in Karl-Marx-Stadt aussehen würde, wenn ich nicht liniengetreu mich im Unternehmen unterordne, wobei mein fachliches Können unberücksichtigt bleiben sollte. Und einem sehr ehrgeizigen und vielseitig talentierten jungen Mädchen von 19 Jahren wurde damit jede Illusion für die Zukunft in der Heimat zunichte gemacht! Ich hatte bis vor wenigen Jahren das interessanteste, wenn auch anstrengendste Leben. Mit keinem Menschen der Welt möchte ich meinen Lebenslauf tauschen, es war wunderbar, in diesem schönen, wenn auch manchmal gefährlichen Garten Eden zu flanieren und Ausschau zu halten, was er noch für mich bereit hält…. – Barbara Starke-Geiger

 

Sie schließen mit der Analyse die ostdeutsche Provinz sei „entleert, überaltert, sozial prekär und stark vermännlicht.“ Dagegen empfehlen Sie für den gesamten Osten „höhere Einkommen, größere Möglichkeiten zum Vermögensaufbau, besseren Zugang zur Elite, vor allem junge, gut ausgebildete Männer und Frauen.“Das erscheint mir ein ziemlicher Widerspruch, denn alle naheliegenden Maßnahmen in dieser Richtung würden fast ausschließlich den Metropolregionen zu Gute kommen. Wenn es tatsächlich um die Provinz geht, wäre doch vielmehr eine klassische Strukturförderung das Mittel der Wahl, oder wie bringen Sie das zusammen? – Daniel Nitzpon