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27. Februar 2020 – Ausgabe 10

 

Leserbriefe zu „Bevor wieder Schüsse fallen“ von Giovanni di Lorenzo

 

Zu Ihrem Artikel vom 26.02.2020 „Bevor wieder Schüsse fallen“ gebe ich Ihnen Recht, dass nun wirklich endlich Maßnahnen ergriffen werden sollten. Allerdings muss ich Ihnen hinsichtlich der Art der von Ihnen vorgeschlagenen Maßnahmen unbedingt widersprechen. Sie schreiben, dass Strafverfolgung und Ächtung die Mittel der Wahl wären gegen Terrorismus. 1. Strafverfolgung: Als Staatsanwältin muss ich leider offenbaren, dass Strafverfolgung so gut wie gar nicht schützt vor weiteren Straftaten. Sie hat sicher zahlreiche Funktionen und Berechtigungen wie Schaffung von Ausgleich, ja auch Gerechtigkeit und Genugtuung. Aber den Verurteilten hilft sie sehr selten, zu einem gesellschaftlich anerkannten Weg zurückzufinden. Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass die präventive Wirkung von Strafverfolgung äußerst gering ist. Man stelle sich nur einmal vor, ob ein zur Tat entschlossener Hasser tatsächlich abwägt, welche Strafe ihm droht, sollte er gefasst werden. Niemand wird von der Tat nur deswegen Abstand nehmen, weil 15 statt 10 Jahre Haft drohen. Man muss also viel früher ansetzen, vor dem Tatentschluss.

2. Ächtung: Dazu empfehlen Sie außerdem die gesellschaftliche Ächtung von Menschen, die ihren Hass artikulieren. Ich kann Ihnen versichern, dass genau dieser Weg den geächteten Hasser erst recht zur Tat treiben wird. Schauen Sie sich die Täter einmal genauer an. Sie standen bereits außerhalb der Gesellschaft oder fühlten sich so. Eine Ächtung wirkt ähnlich wie strafrechtliche Stigmatisierung Jugendlicher. Sie gibt dem Geächteten erst das Gefühl, dass er sich an die gesellschaftlichen Regeln gar nicht mehr zu halten braucht. Er wurde ja aus dieser Gemeinschaft ausgestoßen. Das wäre das Feuer an der Zündschnur, das war es bereits nach zahlreichen unbedachten Äußerungen von Politikern, wie „Gesindel“, „rechtes Pack“ etc.
Vielmehr müssen wir die Hasser nach Kräften in die Gesellschaft wieder einbinden. Sie müssen das Gefühl von Teilhabe und Verbindlichkeit wieder erlernen. Dazu muss man bei den Jüngsten in der Gesellschaft ansetzen, darf aber niemanden vergessen. Warum leistet ein so reiches Land wie Deutschland sich die Vernachlässigung ganzer Gruppen. Warum werden Straßen gebaut statt sozialer Einrichtungen und diverser, vor allem schöner, lebenswerter Wohnviertel mit Kulturangeboten für alle? Es gibt kein einfaches Allheilmittel. Es braucht viele, vor allem soziale Maßnahmen. Auch demonstrative Solidarität mit gehassten Menschen vermittelt ein Bild von Verbundenheit. Vor allem wäre es hilfreich, wenn Medien endlich von dem Zug abspringen, der an jeder politischen Person Kritisierenswertes findet, statt die Sachthemen zu betrachten. Engagierte Menschen brauchen Unterstützung statt lupenhafte Suche nach Fehlbarkeit. So platt das klingt, Ächtung (auch Strafverfolgung) schürt mehr Hass. Es braucht Verbundenheit und, ja, vor allem die Vermittlung von Menschenliebe. – Eine Leserin

 

Hanau wirft viele Fragen auf, allen voran, wie der Täter zu seiner rassistischen Grundhaltung kam und wie man dem entgegenwirken kann. Es hat aber den Anschein, als würde die Diskussion weiterer Aspekte sofort zum Generalverdacht der Verharmlosung des rassistischen Motivs führen. Das ist schade. Ich würde auch gerne wissen: Wer war dieser Mensch? In welcher Weise hat er soziale Kompetenzen erlernt, oder warum hat er dies verpasst? Welche Rolle spielten Bildschirme in seiner Sozialisation, unabhängig davon, welche Inhalte darüber geflimmert sind? Werfen Taten wie diese nicht auch andere grundsätzliche Fragen auf? Erfahren die Kinder in unserem Gesellschaftsmodell noch eine verlässliche Zuwendung, die Ihnen das Erlernen von Empathie ermöglicht? Oder führt die Maximierung der individuellen Entfaltung von Sorgeberechtigten (bzw. Sorgeverpflichteten) dazu, dass einige Kinder durchs Raster fallen? Könnte es sein, dass diese Fragen am Ende so lästig sind, dass man sie lieber mit dem Vorwurf der Verhamlosung von Rechtsextremismus wegbügelt? – Dr. Christian Voll

 

Ihr Autor Giovanni di Lorenzo spricht am Ende seines Beitrages von einer Wende. Wie die auszusehen hat, beschreibt er, wie viele seiner Kollegen, ziemlich ausführlich. Das Rezept seiner Vorschläge ist keine wirkliche Wende. Schon der Vergleich mit England hat mit unseren Zustand nur wenig zu tun. Für mich ist die Demokratie und der Rechtsstaat in Deutschland schon verloren. Den Menschen in Deutschland wird ein Leben in Würde verweigert – gar unmöglich gemacht. England und seine Gesellschaft hat eine ganz andere Qualität. Der Brexit zeigt das deutlich. Der Niedergang der nationalen Staatlichkeit lässt sich an der Veränderung der politischen Institutionen und an der politischen Praxis Deutschlands feststellen.Das ist das Alleinstellungsmerkmal von Deutschland. Das gibt es in keinem westlichen Staat. Auch in Frankreich nicht. Ohne substanzielle Demokratie, wirksame Gewaltenteilung und Bestenauslese (das lese ich nirgendwo) in den Ämtern gibt es keinen Rechtsstaat.

Das zeigt sich fast jeden Tag. Auch der Vielparteienstaat ist ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Auch das vermisse ich. Aussergewöhnliche Zustände erfordern aussergewöhnliche Maßnahmen. Und die Legitimität der Vertreter des Volkes ist mehr als schwach. „Man kann heute nicht mehr alles sagen“ wie der Volksmund beklagt, hat eine gewisse Berechtigung. Die wichtigste Resource jeden souveränen Staates ist die Bildung, die man sträflich vernachlässigt hat. Die Länder, bis auf Ausnahme der Bayern und Sachsen, zeigt die ganze Qualität der Politik. Ich lebe auch in Singapur, dort steht bei den Politikern, die Bildung ganz weit oben. Umsonst ist Singapur nicht zum wohlhabendsten Staat geworden, und nicht nur das; Singapur ist auch das sauberste Land. Nein, mein lieber Freund, so wird nichts aus unserem Land. – Gunter Knauer

 

Während der Chefredakteur seinen Abscheu und Ekel vor den neuerlichen Gewalttaten ausdrückt, wirbt seine Stellvertreterin ganzseitig (S. 13) für die „Faszination des Bösen“. Er sucht Distanz zur Gewalt, fordert Zivilcourage, Ächtung und liebäugelt gar mit härteren Strafen. Sie fühlt sich magisch angezogen vom Bösen, in der Überzeugung, dass alle Menschen „von Natur aus Böse sind“ (siehe Zeit Titel No. 48, 2019). In welche Richtung soll die fundamentale Wende nun gehen? Es bleibt „das Böse“ einerseits unspezifisch und beliebig, gern auch konsumierbar, und gestattet es dem „Guten“, über Strafe, Ausgrenzung und Vergeltung zu befinden, und es zeigt sich andererseits – bedrohlich unvorhersehbar – ab und an in der konkreten Person des Terroristen. Diesem gilt dann alle Aufmerksamkeit. An ihm klebt und reibt sich der schockierte Bürger. Der Täter als teuflisches Faszinosum verführt dazu, die Tat auf die Person zu reduzieren.

Aber der Täter ist nicht die Tat. Die Frage, ob Terrorwellen „Ausdruck eines subversiven Zeitgeistes“, oder aber „die brutalstmögliche Provokation wider den Zeitgeist“ sind, ist, wie Herr Di Lorenzo betont, schwer zu beantworten. Klar scheint indes. Terror verbreitet Angst und Ohnmacht so effizient wie nichts anderes. Interessant wäre die Frage, ob es nicht die Angst und die Ohnmacht ist, in der auch der Terrorist sich wähnt (egal wie heldenhaft er aufzutreten versucht), und die er seinen „Mitbürgern“ aufzwingt. Wenn schon das Leben kein „Ponyhof“ ist, sondern allgemeingültig als ein „ewiger Kampf“ gedeutet wird, dann steht die Tür zur Destruktivität weit offen. Ohnmacht aber ist weder faszinieren noch „sexy“. Sie passt nicht in unseren Zeitgeist. Und sie lässt sich auch nicht bekämpfen. Wenn aus Ohnmacht Zuversicht werden soll, dann, da pflichte ich Herrn Di Lorenzo uneingeschränkt bei, kann dies nur als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe angepackt werden. – Jürgen Pilz

 

Ein großartiger Leitartikel von Giovanni di Lorenzo! Auch deshalb bin ich seit Jahren eine treue ZEIT-Abonnentin. Es ist Zeit für eine Wende – ja, und zwar sehr schnell. Allerdings habe ich ein sehr ungutes Gefühl, ob dies wirklich in allen (CDU-)-Politikerköpfen angekommen ist. Wenn kurz nach dem Hanau-Attentat am 25.02.2020 Friedrich Merz den Rechtsextremismus nur mit „Grenzen schließen und Bekämpfung der Clan-Kriminalität“ eindämmen will (dies hat er auch auf Nachfrage in der PK bestätigt), zweifle ich sehr stark an der Kompetenz dieses Herrn und am Willen, tatsächlich die Behörden-Strukturen ändern zu wollen. Ja, es gab auch diverse „Wandlungen“ von Politikern: Seehofer hat seinen unsäglichen Satz „die Migration ist die Mutter aller Probleme“ nicht wiederholt. Söder bedauert auch seine frühere Rhetorik. Nur: reicht das wirklich? Warum sagen die Politiker nicht deutlich, dass jede/jeder der die AfD wählt, Rechtsextremen den Boden bereitet, statt immer nur davon zu sprechen, dass man auf die „Sorgen und Nöte dieser Wähler“ eingehen muss.

Es kommt mir manchmal so vor, dass nur noch über das „Zurückholen“ von AfD-Wählern gesprochen wird. Warum haben die Innenminister de Maiziere und Seehofer so lange an diesem unsäglichen Herrn Maaßen festgehalten? Es müsste doch auch diesen Herren klar gewesen sein, dass er die offene „Nazi“-Flanke einfach ignoriert hat. Diese Blindheit gegenüber rechtem Terror hat sich wohl in großen Teilen des Verfassungsschutzes (und nicht nur dort) festgesetzt. Eine Wende hätte es spätestens nach dem NSU-Terror geben müssen. Die Politik hätte die Strafverfolgung (analog des Gesetzes in Österreich) verschärfen müssen. Das Ignorieren der rechten Szene vor allen Dingen von CDU/CSU-Politiker liegt jedoch noch weiter zurück. Nur ein Beispiel: Kurt Biedenkopf war von 1990 bis 2002 Ministerpräsident des Freistaats Sachsen. Laut seinen Einlassungen, die er auch noch in den letzten Jahren verbreitet hat, gab es in Sachsen „kein Problem mit ehemaligen Nazis“. Ich habe in den letzten Jahren aus der Politik nicht vernommen, dass dies eine grobe Fehleinschätzung war. Die Zerschlagung dieser „Alt- und Neu“-Nazi-Gruppierungen hätte direkt nach der Wende beginnen müssen. Vielleicht hätte man die Vernetzung noch eindämmen können. Giovanni di Lorenzo fragt, woher der Nazi-Terror kommt – einen Teil beigetragen hat meiner Meinung nach dieses „Verdrängen“. „Wann, wenn nicht jetzt“ ? – Diese Schlussfrage in Giovanni die Lorenzo’s Leitartikel hätte sich nicht nur die Politik schon früher stellen müssen. Jetzt ist es schon fast 5 nach 12. Also liebe Politik und Zivilgesellschaft: fangt endlich an! – Doris Assmann

 

Die Untaten des rassistisch motivierten Terrors waren und sind unvorstellbar. Hier zeigen sich die Folgen unzureichender Schul- und Bildungspolitik. Wie man Kinder und heranwachsende auf eine bestimmte Denkweise festlegt, zeigt ein Blick in die Schulbücher des muslimisch beherrschten Nahen Ostens. Der verbreitete rechte Terror ist in keiner Weise zu rechtfertigen. Er wirft Fragen auf. Welche Einflüsse haben diese Entwicklung verstärkt. Hat dar weltweite TError wirklich überhaupt keinen Einfluss auf diese schreckliche Entwicklung gehabt? – R. Schmolling

 

Danke, dass nun mal (leider) die Opfer der rechten Gewalt im Mittelpunkt stehen und nicht, wie sonst üblich, der oder die Täter. 182 Namen von Opfern hinter denen Schiksale stehen, trauernde Hinterbliebene: Zorn und Ohnmacht. Was ist seit 1990 geschehen um rechtsextreme, rechtsradikale Gewalt zu verhindern? Offensichtlich nicht sehr viel und ansonsten nur in hömoopathischen Dosen. Ist nicht jetzt, eigentlich schon immer, der Zeitpunkt im Alltag Toleranz, Mitmenschlichkeit und Weltoffenheit zu zeigen? Nicht nur die Politiker, ausser die der AfD, sind zuständig. Nach solchen „Greueltaten“, wie zuletzt in Hanau, gegen unsere Mitbürger werden Versäumnisse festgestellt und Besserung gelobt. Falsch! Wir müssen uns alle täglich hinterfragen: Wie hälst Du es mit Deinen muslimischen, jüdischen und allen Nachbarn die einen anderen als Deinen Glauben leben? Worte, wie von Herrn Höcke, können Unheil anrichten. „Aus kleinem Anfang entspringen alle Dinge“ (Cicero). Dann noch die „Unsozialen Netzwerke“ für angehende Täter mit Aufmerksamkeitsdefiziten und rechtsorientierten Tendenzen. Politik, Justiz und Verwaltung müssen nun endlich die Klappe vor dem rechten Auge abnehmen. Es ist Zeit für eine scharfe Wende kurz vor der Schussfahrt auf der braunen Piste. – Felix Bicker

 

Eigentlich ist diesem Artikel von Giovanni di Lorenzo nichts hinzuzufügen. Es wundert mich nur eines: Björn Höcke ist meines Wissens beurlaubter Lehrer für Geschichte. Auch als beurlaubter Lehrer, egal ob als Beamter oder Angestellter ,ist er der freiheitlich demokratischen Grundordnung unseres Grundgesetzes verpflichtet. Die in dem Artikel zitierten Aussagen von Björn Höcke lassen keinen Zweifel, dass er dieser Anforderung in keiner Weise entspricht; vielmehr ist aus diesen Äußerungen blanker Rassismus zu erkennen. Er müßte daher aus dem Beamten/Angestelltenverhältnis entlassen werden. Das wird an seiner rechtsradikalen Gesinnung zwar nichts ändern, aber es würde ein Zeichen gesetzt, dass solche Menschen in öffentlichen Dienst nichts zu suchen haben, geschweige denn später vielleicht wieder einmal Kinder zu unterrichten. – Karl-Hermann Windisch

 

Hetzmasse, Hasskriminalität, rechtsradikalerTerror – „nun sind sie halt da“. Ist das tatsächlich so oder war diese als epidemisch zu vermutende Entwicklung nicht vielleicht doch abzusehen? Hat man die Gesellschaft, speziell deren schlichte Reflexhaftigkeit sehenden Auges überfordert? Zum Beispiel mit einem Grundgesetz, das Freiheit ohne einklagbare Verantwortung formuliert; indem man die AfD wiederbelebt, speziell unsere selbstherrliche Frau Bundeskanzlerin, die Kontrollverlust mit „Wir schaffen das“ kommentiert und mit „Ich kann nicht erkennen, was ich hätte anders machen sollen.“!? Unnachahmlich auch die Energiewende von Merkels Gnaden, beginnend mit der Abschaltung der Kernenergie. Das alles macht einem Staatsvolk Angst, und Angst ist bekanntlich kein guter Ratgeber. Die Faktoren Angst und Unsicherheit hat eine kluge Staatsführung vorausschauend zu bedenken und ggf. zu korrigieren und nicht etwa noch bis 2021 auszusitzen. – Dr. Gernot Henseler

 

Da braucht es zwei Jahre und zwölf Tote bis Herr di Lorenzo Höcke gelesen und verstanden hat, wie dessen Vision fürs Vaterland aussieht und trotzdem kolportiert er noch das Narrativ von der AfD als der armen verführten Maid, zu schwach sich ihrer Peiniger zu erwehren (auch wenn AfD Vorsitzende bis jetzt immer Vorsitzende von Höckes Gnaden oder keine Vorsitzenden mehr waren). Der Grund dafür, dass sich Menschen wie ich in diesem Land nicht mehr sicher fühlen können, liegt in der Bereitschaft professioneller Meinungsmacher unsere Würde und unser Leben der vagen Perspektive der Reintegration „verirrter“ AfD Wähler zu opfern! – Philipp Höck

 

Ihre Analyse, dass Terror schon beginnt, wenn gehetzt, bedroht und verächtlich gemacht wird, ist überzeugend. Und dennoch hat DIE ZEIT Hetzern wie Bushido und anderen, die neben einem Antisemitismus auch einer kruden Männlichkeit mit massiver Verächtlichmachung und Bedrohung von Frauen das Wort reden, in den letzten Jahren große Plattformen gegeben. Selbst gebildeten und in dem Umgang mit Sprache geschulten Menschen ist es anscheinend schwer gefallen, die Grenze zwischen freiheitlichen Meinungsäußerungen und einer Aufweitung des Sagbaren hin zur Menschenverachtung zu ziehen. Es ist an der Zeit, dass wir alle sehr viel aufmerksamer werden und die Freiheit jedes einzelnen Menschen vor Hetze und Bedrohung – ob sie nun im Mantel der Kunst oder der politischen Meinung daherkommt – verteidigen. Hassäußerungen wegen des Geschlechtes sind nicht nur inakzeptabel, wenn sie sich gegen Minderheiten richten. #unhatewomen wäre ein guter Anfang. – Antje Langethal

 

Nach dem rassistisch motiviertem Terroranschlag von Hanau muss unser demokratischer Staat gegen Rassismus, Extremismus und Terror von Rechts entschlossener mit einer neuen Qualität und schärferen Sanktionen gegen die potentiellen Gewalttäter vorgehen, damit die Demokratie ihren Gegner die Wehrhaftigkeit klar macht. Es reicht nicht aus gegen rechtes Gedankengut mit Mahnwachen der Bürgerschaft, Erhöhung der Polizeipräsenz , zusätzlichem Schutz gefährdeter Objekte von Religionsgemeinschaften und staatlichen Einrichtungen und breiten Diskussionen der Gesellschaft diese rechte Gesinnung und ihr demokratiezersetzendes politisches Handeln zu bekämpfen.

Nach Studien, Recherchen, Umfragen und Wahlergebnissen kann man davon ausgehen, dass etwa 4-7 Prozent unserer Mitbürger populistischen Theorien anhängen sowie antisemitisches, rechtsextremistisches und terroristisches Verhalten akzeptieren, dulden oder auch sogar aktiv unterstützen. Diese Gruppe ist in sich politisch abgekapselt und kann durch Dialog nicht erreicht oder überzeugt werden. Die Homogenität dieser Gruppe stellt die größte Bedrohung unserer freiheitlich demokratischen Ordnung da. Durch politische Einflussnahme über die demokratischen Parlamente und kommunalen Vertretungen will sie unsere Ordnung von innen heraus destabilisieren, verändern und in eine autokratische Gesellschaftsordnung überführen. Das muss die Zivilgesellschaft mit voller Breite über Parteigrenzen hinweg verhindern und der Staat muss mit seinem gesamten Potential und allen gesetzlichen Möglichkeiten dieser Entwicklung entgegen wirken. Verfassungsfeindliches Verhalten von Vereinen und Vereinigungen muss konsequent zur Auflösung dieser führen und Täter von Gewaltakten muss die volle Härte des Gesetzes treffen.

Die Entwicklung des rechten Terrors im letzten Dreivierteljahr und die hohe Zahl von 182 Todesopfern seit 1990 durch Rechtsextremisten sind Ausdruck dafür, dass unser demokratischer Staat bisher nicht wehrhaft genug gegen diese Entwicklung vorgegangen ist. Wenn ein Höcke eine ruhendes Beamtenverhältnis hat, obwohl seine politische Tätigkeit gegen den Eid eines Beamten verstößt und er unsere demokratische Ordnung destabilisieren und ein autokratisches System errichten will, dann ist das unerträglich und dem steuerzahlenden Bürger auch nicht zu erklären. AfD-Mitglieder des Höckeschen Flügels, Sympathisanten dieser politischen Strömung sowie aktive Unterstützer (Großspender, Verlage, die publizistisch in der Richtung tätig sind, rechte Konzertveranstalter und Schulungseinrichtungen) müssen konsequent unter Beobachtung des Verfassungsschutzes gestellt werden. Angestellte und Beamte des Öffentlichen Dienstes aller Bereiche von Polizei, Bundeswehr und Polizei sowie auch der Sicherheitsdienste, des Verfassungsschutzes und des militärischer Abwehrdienst (MAD), die dem Flügel in der AfD öffentlich ihre Sympathie bekunden und sich nicht von den rechtsextremistischen, antisemitischen und rassistischen Positionen dieser Strömung der AfD distanzieren, müssen mit den Mitteln des Rechtsstaats aus dem Öffentlichen Dienst entfernt werden.

Wenn Rechtspopulismus und Rechtsextremismus in Parteien, Vereinen und Gruppierungen das Bild unseres Landes im Ausland weiterhin beeinflussen, dann wird dies unsere Glaubwürdigkeit im Kampf gegen dieses geistige Gift negativ beeinflussen. Unsere Wirtschaft wird Schaden nehmen und unsere Einflussmöglichkeiten in der Außenpolitik werden dramatisch eingeschränkt. Aus Sumpf wird nur fruchtbarer Boden indem man ihn trocken legt. Wer dies nicht tut, der darf sich nicht wundern, wenn er darin versinkt, statt blühende Landschaften zu gestalten.

Die Zivilgesellschaft und der Staat haben lange genug geredet und in politischen Dialogen versucht diese Entwicklung zu bremsen und zu stoppen. Jetzt ist konkretes und zielorientiertes Handeln auf der Basis unserer verfassungsmäßigen Ordnung notwendig. Die Mittel sind rechtlich vorhanden und müssen personell und wirtschaftlich wirksam mit aller Konsequenz eingesetzt werden. Einer verschwindend kleine Gruppe geistiger Wirrköpfe, politischer Abenteurer, rassistischer Demagogen und Geschichtsleugner dürfen wir nach 70 Jahren demokratischer Entwicklung keinen Raum zur Entfaltung und gesellschaftliche Gestaltungsmöglichkeiten geben. Ja, es ist Zeit für die Wende, jetzt aber nicht halbherzig, sondern mit voller Konsequenz unserer demokratischen Verfassung. – Klaus-Dieter Busche

 

„Terror beginnt schon da, wo gehetzt, …“ Wie wahr! Ich muß meinem Kommentar vorausschicken: Ich bin weder Mitglied, noch Wähler der AfD oder gar rechts von derselben befindlicher Organisationen. Ich habe auch nicht die Absicht daran etwas zu ändern, schon weil mir die Einstellung der AfD zur EU, dem einzigen mir bekannten erfolgreichen Friedensprojekt, das nicht auf Unterwerfung gründet, nicht gefällt. Gleichwohl ist der öffentliche Umgang mit dieser Partei ein Skandal. Ich lese und höre viel davon, daß Haß und Hetze zu verurteilen seien, und zwar unisono durch die komplette Medienlandschaft, wie auch von den etablierten Parteien, und zwar immer mit Zielrichtung auf die AfD. Nun erlebe ich in dieser Medienlandschaft und von den Parteien ein erhebliches Maß an Haß und Hetze, und zwar gegen die AfD, nicht aber von ihr gegen irgend wen. Es wird zwar permanent behauptet, sie täte ebendies, ich kann aber keine veröffentlichteoriginale Aussage finden, die das bestätigt.

Was eindeutig klar ist, ist daß diese Partei demokratisch verfaßt ist (ich habe mir nämlich erlaubt, das Parteiprogramm zu lesen, im Gegensatz zu vermutlich der großen Mehrheit ihrer Kritiker) und ihre Abgeordneten demokratisch gewählt sind. Trotzdem wird ihren Abgeordneten mit allen Mitteln verwehrt, an der parlamentarischen Willensbildung mitzuwirken. Die permanente Hetze zeigt Wirkung. AfD Abgeordnete werden bepöbelt und bedroht; sogar Gastwirte, die ihr ein Tagungslokal zur Verfügung stellen wollen, werden durch massive Drohungen zum Vertragsbruch gezwungen, und das alles unter dem Beifall der Medien. Daß die anderen Parteien dieses Verhalten zeigen, ist zur Not noch mit der Konkurrenzsituation zu erklären, aber gleichwohl ziemlich übel. Der Gipfel ist, daß ein demokratissches Wahlergebnis mit einem untadeligen Gewählten einfach so kassiert wird, weil die Wählenden der veröffentlichten Meinung nicht passen. Halten Sie das wirklich für eine Verteidigung der Demokratie? Wenn ja, wird Ihnen kaum jemand zustimmen, der denken kann und seine Meinung nicht aus der Presse bezieht. In der (schwachen) Hoffnung, wenigstens ein wenig Nachdenken erzeugt zu haben. – F. Kronberg

 

Ihr Artikel in der letzten Zeit zum rechten Terror hat mich leider nicht zufrieden gestellt. Aus meinen intensiven Studien zum Umgang mit den Rechten in der Weimarer Republik bin ich zu der Erkenntnis gekommen, das ein zu nachsichtiges Umgehen mit dem rechten Terror in die Katastrophe führt. Das gilt nach wie vor. Warum hat des Bundesverfassungsgericht es nicht vermocht, die NPD zu verbieten. Welches Argument spricht gegen ein Verbot, „weil die Partei zu unbedeutend ist“. Warum entschließt sich das Gericht nicht, die AfD vor die Alternative zu stellen, ihre Nazivertreter auszuschließen oder andernfalls als faschistische Partei verboten zu werden?

Die Taktik der AfD ist doch zu deutlich, sich durch ständige schwammige Korrekturen gegenüber ihren Nazivertretern als bürgerlich-konservative Partei zu verkaufen. Zudem fürchte ich, dass Mitglieder der NPD in der AfD Unterschlupf suchen, um weiter unangefochten ihre Hetze verbreiten zu können. Die Zaghaftigkeit von Parteien wie CDU und FDP gegenüber Rechten „kompensieren“ sie durch undifferenzierte Aggressivität gegenüber den Linken. Ich habe den Eindruck, dass vor allem die politischen Hirne im Westen überhaupt noch nicht verstanden haben, dass die Menschen nach 40 Jahren DDR ein anderes Denken mitbringen als ihre westlichen Parteigenossen. – Prof. Dr. habil. Regine Roemheld

 

Obwohl ich den Ausführungen von Herrn di Lorenzo in allen Punkten zustimme, fehlt mir doch eine gründlichere Suche nach den Ursachen für Fremdenfeindlichkeit, Hass, Terror. Bewegt man sich anteilig zu sehr auf der Wirkungsebene, ist die Gefahr groß, Gewalt erst mehr oder weniger leichtfertig zuzulassen, um sie danach zu bekämpfen. Für alle Menschen gilt, dass wir die Komplexität unserer Wirklichkeit nicht permanent im Bewusstsein behalten können. Um uns orietieren zu können, müssen wir sie gegebenenfalls auf erkennbare Muster und Abläufe reduzieren. Wenn man diese Reduktion allerdings nicht angemessen, sondern totalitär betreibt, kann man sich zwar einbilden, dass die dadurch entstandene punktuelle Konzentration Ausdruck von Stärke sei, aber das Gegenteil ist der Fall: Die Missachtung der Lebenskonstante, die Vielfalt und Zusammenhänge verkörpert, führt zu Isolation und der Instrumentalisierung von Wahrnehmung auf eine Bestätigungsfunktion übernommener Begriffe.

Das Fremde in uns selbst ist der Freiraum, der Kreativität ermöglicht. Entdeckungen, Erfindungen, Kultur und mehr wären ohne diesen Freiraum nicht möglich. Wer das versucht zu negieren, läuft vor sich selbst, seinen Herausforderungen und letztlich auch vor seinen Mitmenschen davon. Er lässt seine Welt von der Angst vor Lebendigkeit bestimmen, macht sie zum Programm und versucht, das durch martialisches Gehabe und entsprechenden Aktionismus zu kompensieren. – Christoph Müller-Luckwald

 

der attentäter /Hanau 19.2.2020/mutter habe ich erschossen/deine geliebte frau/mich habe ich erschossen/dein geliebter sohn/wein nicht vater sei nicht traurig/du kannst stolz auf mich sein/ich bin geworden : ich/ du tod erwarte mich – Udo Houben

 

Vielen Dank für den Artikel zu rechtsextremistischer Gewalt. Es ist in der Tat an der Zeit offen Stellung zu beziehen. Die „Zeit“ hat dies somit getan. Danke dafür! – Luzie Paulke

 

Ich möchte Ihnen mit diesem Schreiben meinen tiefen Dank ausdrücken für die äußerst lesenswerte Ausgabe Nr. 10 der ZEIT vom 27. Februar 2020. In einer Zeit, die gefühlt immer hysterischer, hektischer und vor allem oberflächlicher wird, tut es sehr gut, mit der ZEIT eine Wochenzeitung zu haben, die hier einen deutlich anderen Schwerpunkt setzt. Ihre Texte brauchen im wahrsten Sinne des Wortes Zeit: Zeit zur Recherche, Zeit die verschiedenen Standpunkte darzustellen, Zeit sich eine Meinung zu bilden, Zeit in einer respektvollen Sprache (und die Sprache respektierenden Art und Weise) zu schreiben und zu guter Letzt die Zeit des Lesers, die Texte zu lesen. Dies alles geschieht mit dem Ziel, dass ich mir als Leser selber ein Bild machen kann, dass ich neugierig werde und – noch wichtiger – meine eigenen Meinungen auch in Frage stellen kann.

Erlauben Sie mir stellvertretend einige Texte zu nennen, die mich in dieser Ausgabe besonders bewegt haben: di Lorenzo – „Bevor wieder Schüsse fallen“ Pausch – „Führung – aber wohin“ Schneider – „Der Bluff des Jahrhunderts“ Brinkbäumer – „ Der doppelte Mike“ Staas – „Links, Rechts Weimar?“ Interview mit Uwe-Christian Arnold von Evelyn Finger Sehr geehrter Herr di Lorenzo, Ihnen und Ihrer Redaktion noch einmal herzlichsten Dank für Ihre Arbeit verbunden mit dem inständigen Wunsch, dass wir alle (und ich möchte hier uns Leser auf alle Fälle mit einschließen) nicht müde werden, für einen kritischen, hinterfragenden, unabhängigen und vor allem neugierig machenden Journalismus einzustehen. Bitte bleiben Sie neugierig. – Martin Gleixner

 

Ist es ein persönliches Statement oder ein Kommentar von Herrn di Lorenzo? Der Artikel ist so nicht gekennzeichnet, aber meilenweit entfernt von ausgewogenem Journalismus. Die CDU ein Weltkulturerbe wie der Artikel suggerieren möchte? Eine demokratische Partei ja, natürlich, aber was soll die Lobhudelei? „…eine Partei, die sich sonst in jeder Notlage auf ihren Überlebenswillen verlassen konnte…“ – was ist damit gemeint? Dem NS-Regime, im Gegensatz zur SPD, keinen Widerstand entgegenzusetzen? Ja, es war die Vorläuferpartei, die Zentrumspartei, aber diese hat Hitler eine Zweidrittelmehrheit bei den Ermächtigungsgesetzen verschafft. Nach 1945 hatte die CDU überhaupt kein Problem damit SS-Leute und NSDAP‘ler in ihren Reihen zu haben. In der DDR mit der SED zu arbeiten und nach der Wende kein Problem mit vielen „Blockflöten“ in der Partei zu haben? Und welches Demokratieverständnis lässt sich aus der Aussage ableiten, das die CDU nicht den Fehler der SPD machen solle, „…wir wählen den, der am besten den Geist der Parteibasis versprüht. Dieser Geist ist für viele Wähler ein Schreckgespenst.“ Das nennt man Basisdemokratie was die SPD da gemacht hat. Ist Basisdemokratie für Herrn di Lorenzo ein Schreckgespenst? Zudem zeigen Umfragen, dass sich sehr wohl viele Wähler vorstellen können die SPD zu wählen, wenn diese sich wieder mehr „links“ positioniert.

Im letzten Absatz heißt es „…pseudopolitisches Geschrei an den Rändern.“ Am rechten Rand hätte ich ja verstanden, aber am linken Rand, sprich DIe Linke? Viele Positionen und Analysen der Linken sind äußerst zutreffend, sinnvoll und im Prinzip sozialdemokratisch, bzw. das, was die SPD einmal gefordert hat. Ich könnte (leider) noch weiter fortfahren mit weiteren Kritikpunkten, deren Beantwortung mich auch brennend interessieren würde, denn eine wirklich ausgewogene Analyse habe ich nur in den letzten acht Zeilen erkennen können. Ein kleiner Denkanstoß zuletzt: Die „Mitte“ ist nur ein Konstrukt und existiert in dieser Form in der Bevölkerung nicht. Ich finde den Begriff auch durchaus gefährlich, denn wer nicht „Mitte“ ist, gehört nicht dazu und produziert, Zitat „ pseudopolitisches Geschrei“. So wird mal eben ein guter Teil unserer Gesellschaft ausgeschlossen und zu Deppen erklärt. Ich für meinen Teil hoffe, dass ich so einen Artikel nie wieder in der „Zeit“ lesen muss, bzw. ich bitte um entsprechende Kennzeichnung als persönliche Meinungsäußerung o.ä. –Stephan Geisler

 

Ich bin enttäuscht darüber, dass selbst die Zeit das unwürdige Spiel der Rechtspopulisten und Erzkonservativen mitspielt und in den Artikeln über Rechtsterrorismus den Linksterrorismus erwähnt. Diese Relativierung halte ich für Gift. Ich kann mich auch überhaupt nicht erinnern, je in einem Artikel über die RAF eine Erwähnung von Rechtsterrorismus erlebt zu haben. Ist die Zeit etwa auch auf dem Rechten Auge zumindest getrübt? – Niels Benken

 

Herr di Lorenzo beklagt den Nazi-Terror und schreibt, es müsse „die Ächtung gegenüber jenen gelten, die sich als Politiker eines nationalsozialistischen Vokabulars befleißigen“, denn es könne „eine solche Diktion einen vermeintlichen Einzeltäter dazu animieren, sich als kämpfende Avantgarde des angeblich bedrohten Volkes zu fühlen.“ Lieber Herr di Lorenzo, reicht die Hetze von ein paar Politikern aus, Menschen zu Tätern zu machen? Oder ist es nicht eher die Tatsache, daß diese Politiker ihre Hetze millionenfach durch ihre Anhänger verstärken konnten, die dem Täter, wie Sie ja selbst schreiben, das Gefühl geben, aus einem bedrohten Volk heraus zu handeln? Muss unsere Aufmerksamkeit dann aber nicht in erster Linie diesen Anhängern gelten?

Lieber Herr di Lorenzo, ich verfolge die Berichte über den Populismus in Deutschland seit Jahren mit Sorge. Und meine Sorge wird immer größer, weil die „Zeit“ – wie auch in Ihrem Beitrag – entweder nur die Auswirkungen beklagt oder facebook, russischen Trollen oder der AfD die Verführung Millionen Deutscher vorwirft. Aber zu einer Verführung gehören auch Menschen, die sich verführen lassen! Bitte vervollständigen Sie Ihre Berichterstattung, in dem Sie sich mit ihnen auseinandersetzen: wer sind sie, welchen wirtschaftlichen und kulturellen bzw. Bildungshintergrund haben sie, wie informieren sie sich pollitisch, wie viele brauchen unsere Hilfe, weil sie es nicht besser wissen – und wie viele lassen sich verführen, obwohl sie es besser wissen müssten/könnten? Und was tun wir mit dieser Gruppe, außer sie endlich einmal deutlich anzuprangern? – Klaus Werner

 


 

 

Leserbriefe zu „Recht auf Tod“ von Heinrich Wefing

 

Aus Süddeutschland grüße ich Sie. Die Artikel zum Urteil des BVG´s habe ich mit Interesse gelesen. Bestimmend dabei sei die Entscheidungsfreiheit zu einem selbstbestimmten Tod gewesen. Der Arzt und Dozent Gian Borasio hat deutliche Worte gegen den Paragraphen 217 geäußert: „Es erhöhe das Risiko einsamer und gewaltsamer Suizide, es schüchtert Ärzte ein, die gefährdeten Patienten beistehen wollen und stellt die Angehörigen vor ein unlösbares Dilemma. Dieses Gesetz sei unmenschlich und verhindere die Selbstbestimmung am Lebensende.“

Angesichts dieser Argumente fällt es einem schwer, überhaupt dieses Urteil kritisch zu hinterfragen. Für mich gilt nach wie vor: Vornehmste Aufgabe der Ärzte ist zu heilen und nicht beim Töten zu helfen. Es ist besser an der Hand eines Menschen zu sterben, als durch eine Hand eines Menschen, auch wenn er die Rolle eines Helfenden einnimmt. Ich sehe einen Zusammenhang zwischen der Abtreibung eines Föten und jetzt der Zulassung der Selbsttötung eines Menschen mit ärztlichem Beistand. Beides wird mit dem Recht auf Selbstbestimmung begründet. Mir stellt sich die Frage: Warum in unserer Gesellschaft, sowohl die Abtreibung wie der Suizid am Lebensende aufgrund von Depressionen weithin als Tabu gilt? Sowohl die Mütter im Schwangerschaftkonflikt, wie die Sterbenden benötigen menschliche und fachliche Zuwendung, um es einfach zu sagen, benötigen liebende Zuwendung.

Aber genau die erfahren Notleidende immer weniger, weil die sie umgebenden Menschen, mit tausenderlei anderen Dingen beschäftigt oder gestresst sind. Um einem Notleidenden beizustehen benötigt es vor allem Zeit und Ruhe. Das andere ist: Eine hochtechnisierte Medizin erhält Menschen am Leben, die unter normalen Umständen längst gestorben wären. Hier würde ich positiv über das Recht auf Sterben anwenden. Meines Erachtens spielt in dieser Fragestellung der persönliche Glaube ein wichtige Rolle. Glaube ich an ein Leben nach diesem irdischen Leben, ist mein Leben in Gottes Hand, sowohl im Leben wie im Sterben, dann kann ich von dieser Erde gehen, getragen von der Hoffnung, mein Tod öffnet die Tür zu einem Leben in einer neuen Dimension. Das sind einige Gedanken, die mir als Theologen zu diesem Thema gekommen sind.

PS: Meine Frau ist Seelsorgerin in einigen Altenheimen. Ich bin auch von daher mit der Materie vertraut. Zitat: „Wenn aufgrund eines sozialen `Notstands` in der Familie zum Mittel Tötung als Befreiung von der Last der Pflege gegriffen werden müsste, sprechen solche Fälle nicht für die Zulässigkeit der Tötung, sondern gegen die Gesellschaf, die nicht genügend tut, um solche Notstände zu verhindern.“ Ulrich Eibach.

In der FAZ vom 3.3.08 war zu lesen: „Das Reisebüro für Lebensmüde“ – Ludwig A. Minelli, ein Rechtsanwalt und Journalist, hat den Schweizer Verein „Dignitas“ gegründet, der Beihilfe zum Suizid organisiert. Aussteiger werfen Minelli vor, er mache Geschäft mit der Verzweiflung. Von Ludger Fittkau. Eine weitere Frage wäre, inwieweit sich das Verhältnis Arzt und Patient verändert, wenn der Erstere auch Helfer zum Töten wird. Wie sind die Erfahrungen von Pflegedürftigen zu bewerten, z.B. in den Niederlanden, wo die aktive Sterbehilfe zum Gesetz geworden ist. Leidet darunter das Vertrauensverhältnis der Pflegebedürftigen in Ärzte und Pflegepersonal? – Dieter Loest

 

Die Menschlichkeit hat gesiegt.Das deutsche Grundgesetz (GG) ist menschlicher als die deutsche Bundesregierung und die Mehrheit des deutschen Bundestages, die „ihrem Gewissen folgend“ mit dem § 217 StGB (Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung) – „Lex Kusch“ – die Sterbewilligen und ihre Helfer für einen assistierten Freitod so verunsichert haben, dass die Menschen, die aus dem Leben scheiden wollten sich – wie in früheren Zeiten – wieder aus der Höhe in die Tiefe oder vor einen Zug werfen, einen anderen unwürdigen Tod suchen mussten oder unter großem Leiden und Schmerzen starben. Dank des Urteils des Bundesverfassungsgerichtes (BVerfG) vom 26.02.2020 erhält nun die Menschlichkeit des GG die ihm zustehende Bedeutung – denn das BVerfG hebt nicht nur den § 217 StGB auf und stellt so den Status quo ante wieder her: NEIN, das BVerfG hält – urbi et orbi – fest: «Dasallgemeine Persönlichkeitsrechtumfasst alsAusdruck persönlicher Autonomie ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben.Dieses Recht schließt die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen, hierfür bei Dritten Hilfe zu suchen und, soweit sie angeboten wird, in Anspruch zu nehmen.»

Das ist ein sehr gewichtiger Schritt – ein Donnerschlag – hin zu einer modernen konsequent laizistischen Gesellschaftsordnung. Es ist ein sehr gewichtiger Schritt weg vom immer noch grassierenden Obrigkeitsdenken hin zu selbstverantwortlichen, selbstbewussten Bürgerinnen und Bürgern. Es ist jedermann überlassen einer von ihm gewählten Gemeinschaft – wie die der römisch-katholische Kirche in Deutschland, wie die der evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands – anzugehören und sich nach deren Moralkodex auszurichten: kein Schwangerschaftsabbruch, kein Freitod. Jedermann kann in diesen Fragen nach seinem Gewissen entscheiden.

Aber der deutsche Staat, seine Organe – d. h. die Minister, die Parlamentarier, die Beamten und die staatlichen Angestellten (w./m.) haben diesem wegweisenden Entscheid ihres obersten deutschen Gerichts konsequent – «ohne Wenn und Aber» – zu gehorchen: «Das allgemeine Persönlichkeitsrecht gewährleistet das Recht, selbstbestimmt die Entscheidung zu treffen, sein Leben eigenhändig bewusst und gewollt zu beenden. »Quellen:Bundesverfassungsgericht (BVerfG): «Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung verfassungswidrig»; Pressemitteilung Nr. 12/2020 vom 26. Februar 2020; Link: https://www.bundesverfassun:gsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2020/bvg20-012.html; Kaja Klapsa: Moral steht nicht über dem Recht, in: Die Welt, 15. Januar 2020;

Link: https://www.welt.de/print/die_welt/politik/article205056530/Moral-steht-nicht-ueber-dem-Recht.htmlJürg Walter Meyer

 

Nun lese und schätze ich Ihre Artikel durchaus schon länger und fühle mich von der Ihnen spezifischen Eigenständigkeit Ihres Urteils oft sehr angezogen. Ich erinnere mich noch gut, wie Sie als einer der ersten (und unverdächtigsten!) im Herbst 2015 nachfragten, ob eine emotionalisierte Willkommenskultur das einzige Mittel der Wahl sei, um der Lage der Menschen in und aus Syrien gerecht zu werden. Ihr aktueller Artikel zum sogenannten Sterbehilfe-urteil aber verärgert mich zutiefst. Nun bin ich seit 25 Jahren Krankenhauspfarrer; das erklärt manches, auch an meiner Emotion: Was mich regelrecht verstört in einem differenziert liberalen Blatt wie der ZEIT, ist die Unterkomplexität, immer nur vorrangig das Autonomie-argument hochzuhalten, gar ein „Hochamt der Autonomie“ im Karlsruher Urteil zur sog. Sterbehilfe zu feiern. Streiten wir, meine Bitte, aber jetzt nicht philosophisch, sondern schauen wir phänomenologisch: Wo und wie geschieht denn Sterben in Deutschland? Sind die, im relativen Verhältnis, wenigen radikal Autonomie-fordernden das wirkliche Kern- Problem, die bislang nur in der Schweiz oder Holland ihren Ausweg sehen? Sterben in Deutschland ist, pardon meiner protestantischen Sprache, allermeist ein elend langweilig verborgenes Ding.

Meist sterben nämlich hochbetagte und immer öfter demenzerkrankte Menschen. Und, ja doch, viele haben – hart gesagt – den „Absprung“ verpasst und leben immer noch… ( das sind jetzt O-Töne..) Und, ach du liebe Güte, manche davon wiederum leben wunderbar und glücklicher denn je. Von den Nicht-demenz-erkrankten Hochaltrigen beten durchaus viele abends um Erlösung, um am nächsten Morgen denn doch verblüffend gerne und strahlend ihren Kaffee einzufordern. Das „Ding“ mit dem Sterben ist tüchtig komplex. Dann, neben den Hochaltrigen (take care for ageism!), haben wir in exponentieller Zahl Menschen mit schweren und schwersten Behinderungen, von Geburt an oder durch erworbene Erkrankungen. Vor 20 oder gar 50 Jahren wären die meisten längst tot. Was vor 80 Jahren war, wissen wir beide… Gut, und wir haben die schon öffentlich deutlich bekannteren Tumor-erkrankten, oft viel zu jung. Aber die halten sich überwiegend an dem berühmten Lebensfaden fest. Was mich oft sehr beeindruckt.. Und dann die Unfallopfer, deren Familien wirklich alles geben würden gegen die Härte des Todes.

Ja, und schließlich gibt es da noch eine weitere nicht-geringe Gruppe von Sterbenden: nämlich die wirklich real sich Suizidierenden, oft mit elend langen Phasen einer chronisch gewordenen Depression davor. Ganz zum Schluss, gibt es jene – Pardon, das ist jetzt emotional – Autonomie-massiv-einfordernden, die es mit allen Fasern nicht aushalten, dass sie abhängig werden könnten. Seit Jahrzehnten dominiert in den Medien – ich bleibe emotional – die Nummer mit dieser narzisstischen Betrachtung des Sterbethemas. Weil, logisch, 93 Prozent der auf der Einkaufsstraße Befragten spontan sagt, „nie an Schläuchen verenden zu wollen“. Logisch, ich doch auch nicht. Ihre Kollegen von der FAZ haben den Berichten zum Karlsruher Urteil immerhin klugerweise die Adressen der Telefonseelsorge mit auf den Weg gegeben. Ich will Ihnen jetzt nicht mit tollen Hospiz- Palliativ- Altenheimgeschichten kommen. Entweder kennen Sie die schon. Oder Sie haben jene über. (was ich zu einem ganz kleinen Anteil auch verstehen könnte, da zu kitschig oder zu billig ). Nein, Sterben ist nicht immer schön. Logisch!

Keiner meiner Kollegen (sorry, stimmt leider nur zu drei Vierteln!) predigt mehr herum, dass man Gott gehorchen und daher nicht „ihm“ ins Handwerk pfuschen dürfe. Vollends: Meine ärztlichen KollegInnen sind (ja, ich gestehe, nicht durch die Bank, aber unglaublich viele!!) oft genug Feinkünstler geworden, wo und wie sie am buchstäblichen Rad zu drehen haben auf den Intensivstationen und den internistischen oder geriatrischen units. Und mit den Familien reden. Und die Qualen des Dürstens im Blick haben. Ganz auf der Spitze: Eine aktuell politisch endlich(!) neu geförderte Pflege hat weit über Hospize hinaus Expertisen entwickelt, die letzten Lebenswochen bedeutend aushaltbarer zu gestalten. Das ist alles noch nicht flächendeckend. Und es kann auch nie mit dem Anspruch auftreten, alle vollends überzeugen oder gar glücklich machen zu können. Aber es ist eine kulturelle Meisterleistung, voller Blut und Schweiß und Tränen von Hunderttausenden!

Übrigens, darüber hinaus, auch noch mal Hunderttausende Ehrenamtlichen ! Ja, ich gehöre auch zu denen, die Angst haben vor der slippery slope auf Grund des sogenannten Sterbehilfe (in Wirklichkeit: Euthanasie/ im niederländischen Sinne!)Urteils und vor einem neuen kapitalistischen Blick auf den Lebens-wert. Davor, vor der nicht unberechtigten Klage über Slope und Euthanasie, davor aber rufe ich geradezu händeringend Sie und die doch ansonsten so wahrlich klugen und um Wahrhaftigkeit bemühten JournalistInnen (das meine ich bitter un-ironisch, vielmehr: wertschätzend!) unseres Landes auf: Guckt doch bitte genauer, wo und wie gestorben wird. Und wie es mit den Demenzerkrankten steht- und!!! was das ganze Sterbegerede mit den Dpressionserkrankten macht. (wozu es reihenweise Studien aus der Psychiatrie gibt!)

Beide Gruppen sind so unendlich viel größer als die radikal Autonomie-rufenden. Um der kulturellen Meisterleistung willen! Lassen Sie uns alle genauer, unbestechlicher, vielseitiger werden! Bitte!! P.S. Und wenn wir durch sind mit dem Deutschlandblick, gucken wir noch mal weltweit aufs Sterben, mit allen Dilemmata von der Ressourcenverteilung bis zur Autonomie-betonung…. Und danach schließlich reden wir – im schönen Sinne der Haupt-richtung Ihres geschätzten Blattes – wieder sehr viel vom Klima und vom Überleben unserer Menschheit.. – Hans Bartosch

 

In dem Artikel von Herrn Wefing – einem Journalisten mit gründlicher juristischer Ausbildung ! – fällt ein schlimmer Widerspruch auf. Einerseits soll die praktische Bedeutung des § 217 StGB „gering“ gewesen sein. Denn – so Wefing – es sei seines Wissens seit 2015 bis heute kein einziges Strafverfahren auf Grundlage des § 217 geführt worden. Mehrere Absätze weiter unten schreibt Herr Wefing jedoch: „Von der Strafvorschrift abgeschreckt wurden nämlich nicht nur Sterbehilfevereine …. . Auch viele Ärzte hatten aus Sorge vor Anzeige und Anklage die Begleitung von Sterbewilligen eingestellt …“ Wenn d a s keine erhebliche praktische Bedeutung war! Ich erwarte von einem juristisch vorgebildeten Journalisten, der für eine anspruchsvolle Wochenzeitschrift tätig ist, dass er logisch sauber und stringent argumentiert. – Dagmar Giffey

 

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Sterbehilfe ist ein Dammbruch. Anders als bei der Abreibung, die unter bestimmten Umständen straffrei bleibt, setzt das Verfassungsgericht die Autonomie des Menschen absolut. Heinrich Wefing spricht daher zurecht von einem „Hochamt der Autonomie“. Das Gericht sieht im Freitod eine letzte Konsequenz der wichtigsten Einzelvorschrift der Verfassung, der unantastbaren Würde des Menschen. Es läßt dabei aber außer Acht, dass auch dieser Einzelvorschrift die Präambel vorgeschaltet ist, die der Rechtssprechung insgesamt eine Verantwortung des Menschen vor Gott auferlegt. Die Autonomie des Menschen stößt da an Grenzen, wo sie das Leben antastet, das eine unverfügbare Gabe Gottes ist. Der Gottesbezug in der Verfassung ist mit dieser Entscheidung de facto außer Kraft gesetzt worden. Jetzt ist der Mensch und sein Wille mit Verweis auf die Würde das letzte Maß aller Dinge. Selbst an dieser letzten Grenze. Ich fürchte, das kann nicht gut gehen und wird die Würde des Menschen gerade nicht wirklich schützen. – Dr. Bernhard Olpen

 

Es ist also noch Verlass auf das Verfassungsgericht in Punkto saubere intellektuelle (geistige?) Arbeit bezüglich „Selbstbestimmung“ „Würde“ „Tod“.Die Frage ist warum andere, vermutlich intellegente Menschen zu anderen Ergebnissen kommen? Die Antwort heisst „Religion“. Sie ist eben das Kontra zu vernünftig, rational, intellektuell sauber. Der vorgeschobenen sozialpolitischen Argumentation, man würde Menschen zwingen in den Freitod zu gehen damit sie anderen (ihren Verwandten) nicht zur Last fallen ist, leicht zu begegnen: Kostenlose, kompfortable Pflegeheime und Palliativeinrichtungen. oh Gott! – das kostet Geld! So ist sie , die gute alte CDU, die jetzt alle gerne wieder haben wollen: Viel großes Werbe – Werte – Pallaver; nur kosten darf es eben nichts. – Dieter Herrmann

 

„Machtwort aus Karlsruhe: Der Sterbehilfe-Paragraf im Strafgesetzbuch ist nichtig “ Sieg für die Selbstbestimmung jedes einzelnen Menschen, der jetzt alleine in jeder Phase seines Lebens darüber entscheiden kann, nicht mehr leben zu wollen und dem dabei Hilfe gewährt werden darf. Diese Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts entspricht selbstverständlich damit auch dem Artikel 1 des Grundgesetzes, “ Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Aber der Grundkonflikt wird bei jedem einzelnen Menschen bleiben: zunächst der verständliche Wunsch nach möglichst langem, unbeschwerlichen Leben bis hin zur „Unsterblichkeit“. Wissenschaftler, Ärzte, Pharmaindustrie sehen hierin ihre Aufgabe. Wissenschaftler wollen herausfinden, was immer möglich ist, Ärzte sehen es als ihre Aufgabe an, unter Achtung des Selbstbestimmngsrechts des Patienten, Leben zu erhalten, die Pharmaindustrie hat auch ökonomische Gründe, beides zu unterstützen.

Hier steht – mit dem menschlich verständlichen Wunsch nach langem Leben und den Möglichkeiten, die Wissenschaft und Medizin bereitstellen – der von der Natur evolutionsgeschichtlich vorgegebene Weg des Geborenwerdens und des Sterbens im Sinne der Erhaltung der Art, entgegen. Und darin begründet sich der eigentliche, naturgegebene Sinn des Lebens. Wenn das gewährleistet ist, wird auf dieser Welt früher oder später gestorben. Erhalt um des Lebens willen gibt es nur bei Menschen. Wie sinnvoll ist das?! Es beinhaltet gesellschaftliche und finanzielle Explosionsgefahr bei Renten, medizinischer Betreuung, Pflege, sinnvoller Lebensgestaltung, Arbeitsfähigkeit usw.usw. Wie soll die zu erwartende Überbevölkerung versorgt werden? Oder soll sie durch Verzicht auf Kinder (wie in China) verhindert werden? Was wird da den kommenden Generationen zugemutet und wofür!? Richtig: wir alle wollen alt werden, auch sein?

Nach erfülltem Leben lasst uns ruhen, für immer….. Geben wir unseren materiellen Körper der Natur zurück, wie es nicht nur die Naturvölker gehalten haben ( die Innuit gingen ins Eis, um zu sterben, die Tibeter auf den Berg, die Wüstenbewohner in die Wüste). Sie alle wollten dem Kreislauf der Natur entsprechen-wie auch unsere Beerdigungsriten dieser Einsicht genügen. Diesen Konflikt muss jeder Mensch mit sich selbst ausmachen und seine Entscheidung, die seinem unbedingten Willen, freiwillig, eindeutig und dauerhaft entspricht, erfüllt werden von Menschen, die dazu bereit sind und denen nicht unterstellt werden kann, dass sie durch den Tod des Betroffenen Vorteile gewinnen wollen. Da sei der Gesetzgeber vor! Lassen wir die Wissenschaftler und Mediziner nicht alles machen, was möglich ist. Lassen wir uns ihnen ethische, moralische, religiöse und jetzt auch gesetzliche Grenzen aufzeigen und sie auch durchsetzen. – Udo Bauer

 

Wir gehören nicht uns selbst!Zum Urteil des Bundesverfassungsgerichtes über gewerbliche Beihilfe zum Suizid. Das Verbot Gewerblicher Sterbehilfe wurde nun vom Bundesverfassungsgericht aufgehoben. Die Befürworter argumentieren, die Menschenwürde verbiete es, einen Todkranken bis zum letzten Atemzug an Schläuchen und Kabeln dahin siechen zu lassen. Dabei setzen sie sich dem Vorwurf aus, unterschwellig Druck auf Schwerstkranke auszuüben, der Gesellschaft nicht „unnötig lange“ ihre Situation zuzumuten und endlich die „erlösenden Konsequenzen“ zu ziehen durch den Suizid. Die Gegner sehen eine Diskriminierung kranker Menschen, wenn durch die Beihilfe zur Selbsttötung proklamiert wird, ein Leben ab einem gewissen Punkt sei nicht mehr lebenswert und dürfe ausgelöscht werden.

Doch weshalb wünscht sich der eine, seinem Leben selbstbestimmt ein Ende zu setzen, wo ein anderer in derselben Situation für sich entschieden hat, diese letzten schweren Schritte des Lebens mit paliativ-ärztlicher und familiärer Begleitung bis zum ganz natürlichen Ende zu gehen? Und welche Haltung nehmen Gläubige denn nun ein? Christen leben gemäß 2. Korinther 5, 15 „nicht mehr für sich selbst, sondern für den, der für sie gestorben und auferweckt worden ist.“ Kirche hat als primäre Aufgabe, Menschen mit Gott ins Gespräch zu bringen, damit diese durch ihre bewusste Lebensübergabe zu Gotteskindern werden – sie ist somit buchstäblich eine wahre Geburtshelferin des Lebens! Wie sollte sie es je gut heißen, wenn „Gewerbliche“ nun rechtlich abgesichert zu Gehilfen des Todes werden?

Gott selbst ist der Türöffner zum Jenseits, und nur Er allein ist berechtigt, hinter unserem irdischen Leben abzuschließen! Es kann doch nicht sein, dass ich „in guten Zeiten“ ein Leben voll Dank und Gotteslob führe, nur um dann auf den letzten schweren Metern dieses Lob zurückzunehmen und durch einen Suizid öffentlich zu proklamieren, Gott hätte einen Fehler gemacht? Vielmehr soll jeder am Ende noch so schwache Atemzug ein Dank sein für das, was Christus bis zu Seinem letzten Atemzug am Kreuz durchlitten hat, um mir schon bald das Tor zur Ewigkeit zu öffnen! Denn wie schwer und unverständlich auch immer das Ende sein mag, so gilt doch für Christen das, was Paulus uns in Römer 8, 14 zuruft: „Wenn wir leben, leben wir für den Herrn, und wenn wir sterben, gehören wir dem Herrn. Im Leben und im Tod gehören wir dem Herrn.“ – Joachim Kretschmann

 

Nach intensiven Recherchen – bis in den Rechtsausschuss des Bundestages, Alten – und Pflegeheimen, Ärzteverbänden sowie der Kirchen usw. – hatte ich bereits vor Jahren den Eindruck, dass die Politik diese Entscheidung bewusst verzögert hat, da mächtige, vorgenannte Instanzen viel Druck aus üben, um eine Freigabe der Sterbehilfe zu verhindern, denn es geht dabei um sehr, sehr viel Geld. Abscheulich, wenn man bedenkt, um wie viel Leid, Kummer und Schmerz der Menschen es dabei geht. Den anhängenden Reim in Gebrauchslyrik bitte ich, in Ihrer Zeitung zu veröffentlichen.

Die Lüge über die SterbehilfePersönliche Freiheit, wo ist sie hier? Entmündigt werden Leute, es ist nicht nur der Pfaffen Bier, noch mehr blockt gierige Meute. Ärzte, Heime, Pharmazie, mästen sich an schrecklich Leiden, Milliarden scheffeln dabei sie, wollen Sterbehilfe meiden. Verpassen Schmerzes Therapie, auch, wenn man es nicht will, menschlich sei das, sagen sie, sie keifen es sehr schrill. Humanes Sterben ist nicht Recht, verkneifen sich das Grienen, der Leidende verliert Gefecht, man wird die Schmerzen „schienen“. Pumpt Menschen dann mit Drogen voll, so dass sie nur noch dämmern, hier wird Menschlichkeit zum Groll, weil sie sehnlichst Wunsch zerhämmern. Schlimm dazu der Seele Pein, die noch die Schmerzen fördern, das übergeht man hundsgemein, das ist schon so wie „ Mördern“. Richtig, dass das menschlich ist, arglistig man betrügt Charakter wurde stets vermisst, wenn das Geld die Welt belügt.Uwe Kaczmarczyk

 

„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ (Grundgesetz für die Republik Deutschland, Art 1 (1)) So steht es geschrieben, das ist die „graue Theorie“! Doch wie sieht es mit dieser Unantastbarkeit des Menschen im Alltag aus? Nicht nur Freundlichkeit und Höflichkeit, oft auch Streitereien und Streitigkeiten, bis hin zur Gewalt und hin zum Krieg sind Teile des menschlichen Lebens. Das Umgehen im Miteinander, das birgt viele Schwierigigkeiten, zum Teil auch Gefahren in sich, und hier „liegt der Hase schon im Pfeffer“, denn diese „Neckereien“, ob innerhalb der Familie, ob mit den Nachbarn und Bekannten, ob mit den Kollegen, oder ob auch mit dem „Fremden“, das sind diese „berühmten Kleinigkeiten“, die dann das „Fass zum Überlaufen“ bringen können. Wo fängt es nun an, dass eben diese Würde und die Selbstbestimmung nicht mehr so „unantastbar“, vielleicht schon sehr ziemlich fragil und angreifbar geworden sind? Das Leben verläuft einfach nicht einfach nur so, „Grenzen“ sind mehr und mehr fließend, als eintönig starr geworden, und (nur) dazu hat das Bundesverfassungsgericht sein richtungsweisendes Urteil gefällt. – Riggi Schwarz

 

Ein Mensch benötigt für seine „allerletzte Reise“, eventuell sogar noch fremde Hilfe und Unterstützung dafür; einen Menschen, der sich dessen ganz bewusst sein muss, dass er mit seinem Tun, einen Beitrag zur „passiven Sterbehilfe“ leistet, und dass er dadurch bereits mit mehr als „einem Bein im Gefängnis“ stehen könnte. Das jetzige Urteil des Bundesverfassungsgerichts enthält für den „sterbebereiten“ Menschen ein „Recht auf sein selbstbestimmtes Sterben“! Wo nun der „Haken an der Sache“ ist, oder ob es gar noch einen „Pferdefuß“ dabei geben könnte, das wird sich wohl erst im Nachhinein erweisen! – Klaus P. Jaworek

 

Nun endlich dieses Urteil.So weit,so gut. Aber was ist mit den Ausführungsbestimmungen? Wer,wo, wie ? Da muss aufgepasst werden.Die Gegner schlafen nicht und werden versuchen, das Urteil zu unterlaufen und zu verwässern.- Hans-Emil Schuster

 

Das Bundesverfassungsgericht (BVG) hat auf der Höhe der Zeit, mithin im Sinne einer aufgeklärten, säkularen Gesellschaft entschieden. Es respektiert den freien Willen eines Menschen, einschließlich der Freiheit zum Suizid. Das Recht des Sterbewilligen auf Selbsttötung steht im Mittelpunkt des BVG-Urteils, nicht die Sterbehilfe. Klar ist und bleibt, dass, wann immer es um Fragen von Leben und Tod geht, keine einfachen Antworten geben kann. Dennoch muss genauso klar sein, dass jeder Mensch das Recht hat, über sein Leben höchstselbst zu entscheiden. Damit einher geht die gesamtgesellschaftliche Pflicht, jedem Menschen ein würdiges Leben zu ermöglichen, zu dem natürlich auch das Sterben in Würde und Selbstbestimmung gehört. – Ira Bartsch

 

Wollen wir ernsthaft kranken Sterbewilligen, welche unsagbare Qualen erleiden müssen, einen möglichst sanften Tod mit der ungenügenden Begründung vorenthalten, dass es zu Missbrauchafällen kommen könnte, sie somit ihrem furchtbaren Schicksal ausliefern, während wir, auf der anderen Seite, Abtreibung u.a. mit dem Recht auf Selbstbestimmung entschuldigen? – Volker Kaufmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Diese 182 Menschen starben seit der deutschen Einheit durch rechtsextreme Gewalt. Ein ZEIT-Dossier über die Frage, warum der rechte Terror nicht aufhört“ von Moritz Aisslinger et al.

 

Eine sehr sehr gute Idee, den Opfern Ihren Namen zu geben. Aber warum muss in der Erklärung stehen: seit der deutschen Einheit. Warum schreiben Sie nicht einfach eine Jahreszahl hin. Ich assoziiere sofort, das es an der Einheit liegt. Und hoffe sehr, das ich nur eine Ausnahme bin. – Ines Schindler

 

Dieses Dossier ist aufseheneregend und berührend. Es macht so einen Unterschied, wenn die Anonymisierung der Opfer aufgehoben ist und sie mit Namen, Alter und Art der Ermordung und Ort des Mordes genannt werden. Was mich, die ich den rechten Terror immer voller Schrecken beobachtet habe, dabei doch überrascht hat, ist der Alterschnitt der Opfer – meist so jung, mitten im Leben aus diesem gerissen. Auch überraschend war die Anzahl der Opfer mit deutschen Namen. Ich habe einmal durchgezählt: Es waren 106 von den 182 Getöteten. Das ist insofern interessant, da ja immer geglaubt wird, in Gefahr seien nur die Menschen ausländischer Herkunft. In Gefahr sind eben darüberhinaus alle, die Gesicht zeigen gegen Rechtsextremismus.

Ich fände es schade, wenn diese Liste der Opfer als einmalige Botschaft an Zeitleser bald wieder vergessen würde. Im Gegenteil könnte ich mir vorstellen, dass dieses Blatt in Plakatform gedruckt und öffentlich verbreitet wid: In Schulen, in Gerichten, in Behörden und auf öffentlichen Lifasssäulen. Da ich zu alt zum Kleben bin, würde ich mich auch mit einem finanziellen Beitrag an der Sache beteiligen (bin allerdings nur Pensionärin, Lehrerin i. Ruhestand.) Vielleicht kann die‘ Zeit‘ zu einer einschlägigen Bürgerinitiative aufrufen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass man nach Vorbild einiger jüdischer Initiatoren, eine öffentliche Dauerlesungder Namen an prominenter Stelle in Berlin zu veranstalten( vorm Bundestag z. B.) Zusätzlich bin ich auch sehr beeindruckt von dem nachfolgenden Artikel in seiner Detailliertheit und Analyse. Vielleicht könnte die ‚ Zeit‘ dieses Dossier insgesamt zu einem Sonderblattzusammenfassen, das ebenfalls an die Schulen und auch an andere öffentliche Orte (Bundestag) gegeben wird. Es ist wahrhaftig Unterrichtsstoff, der viele andere Nachkriegsgeschichte ergänzt, wenn nicht ersetzt. – Elke Stumpf – Neukirch

 

182 Ermordete. In den jungen Bundesländern 77 Tote bei 16 Millionen Einwohnern, in den alten Bundesländern 105 Tote bei 67 Millionen Einwohnern. Das bedeutet das Vierfache im Osten. Im Osten alles Einzelpersonen. Im Westen: Lampertsheim 3, in Mölln3, in Solingen 5, in Bad Reichenhall 5, in Overath 2, in Heidenheim 3, in München 9 und in Hanau 9. Wie erklärt sich das? Nur durch Waffengebrauch? Wieso? – Dr. Johannes-Martin Kasper

 

Im o. g Dossier haben Sie sich augenscheinlich vertan. In der rechten Spalte, mittig, sind die Münchner Opfer aufgeführt, unter falschem Datum. Richtig ist der 22. Juli und nicht der 22. Juni 2016. Das weiß ich genau, weil das einen Tag vor meinem Geburtstag geschah und ich habe am 23. Juli Geburtstag. – H. Imhof

 

Ich habe den Artikel gelesen und dabei ist mir ein Buch eingefallen, dass ich ihren Journalisten empfehlen möchte: Hans-Joachim Maaz „Das falsche Leben“ . Der Psychoanalytiker Maaz beschreibt in diesem Buch die Hintergründe für unser Falsches Leben, dass wir alle führen, weil wir uns ständig anpassen. Bereits in früher Kindheit werden viele Informationen im Gehirn angelegt, die zu Hass gegen Jeden und Alles führen können. Das Schlimme daran aus meiner Sicht ist der Umstand, dass unsere Gesellschaft immer brutaler wird und eine Umkehr kaum möglich scheint. Vielleicht kann die „Zeit“ ein wenig mithelfen, auf diese Zustände hinzuweisen und vielleicht sogar dabei helfen, dass die Gesellschaft wenigstens darüber nachdenkt. – Jürgen Pastorino

 

Im „Dossier“ erweisen Sie den 182 Opfern rechtsextremer Gewalt in Deutschland eine ungewöhnliche Ehre. Dafür gebührt Ihnen ein besonderer Dank. – Zugleich erweisen Sie auch der Wahrheit die Ehre: Von den 182 Opfern wurden rund 85 Prozent getötet, bevor die AfD die politische Bühne betrat. Trotzdem wir diese Partei heute wie ein umstelltes Stück Wild von einer Meute aus Partei- und Medienvertretern verbellt, während diese zugleich Beißhemmungen haben, wenn es um die Kritik an den Regierenden geht. So kennzeichnete Ihr Chefredakteur Merkels undemokratische Anordnung, die Wahl in Thüringen rückgängig zu machen, als „vordemokratisch“, als ob es sich um einen Vorgang aus der Zeit des Wiener Kongresses handelte. – Johannes Kettlack

 

Die Vergiftung unserer Sprache vergiftet unser Denken. Die (a-)sozialen Medien sind voll von Hasskommentaren – und wohl jeder von uns denkt, er wäre besser als die anderen. Hasskommentare? Ich doch nicht. Ich schreib doch nur die Wahrheit. Sowas wird man ja wohl noch sagen dürfen! Oder gibt‘s hier etwa keine Meinungsfreiheit mehr…Ein Kommentar kommt zum anderen, die Worte werden drastischer, die Fronten immer verhärteter. Nicht jeder beherrscht die hohe Kunst, die schriftliche Kommunikation mit Empathie zu führen. Ist ja auch gar nicht so einfach, wenn man seinem Gegenüber nicht in die Augen blicken kann. Und noch viel schöner scheint es ja, das Elaborat der eigenen geistigen Tieffliegerei völlig ohne Adressat in den digitalen Äther zu rotzen. Und ehe man sich versieht, verbreitet man selbst Hasskommentare im Internet. Wer so mit seinen Eltern sprechen würde, hätte in so mancher Familie wohl längst eine schallende Ohrfeige kassiert. So aber bleibt die Vergiftung unserer Sprache ungesühnt. Die Aufregung wird immer größer und das Schreiben und Lesen beeinflussen das Denken – und das wiederum bestärkt das Handeln anderer. Und dann liegen Menschen auf dem Bürgersteig. Sie bluten. Und sind tot. – Bastian Till Nowak

 

Auf Seite 15 der aktuellen ZEIT-Ausgabe, auf der Sie die Namen der 182 durch rechtsextreme Gewalt gestorbenen Menschen auflisten, ist Ihnen ein Fehler unterlaufen: Die neun Münchner Opfer des Anschlags im Olympia-Einkaufszentrum kamen am 22.7.2016 um, nicht am 22.6., wie Sie schreiben. Ich weiß es genau, denn ich lebe in München, und der 22.7. ist mein Geburtstag. – Rudi Knop

 

182 Tote durch rechtsradikale Neo-Nazis. Unfaßbar! Das war mir und wahrscheinlich den meisten Menschen in diesem Ausmaß nicht bekannt. Das darf nicht in Vergessenheit geraten! Wir müssen etwas tun. Sofort! Nicht erst, nachdem dieser braune Abschaum die Macht ergriffen hat. Es kann schnell zu spät sein. Mein Vorschlag: Für jedes Opfer einen Stolperstein an exponierter Stelle des Wohnortes in den Boden einlassen. Eine Stelle mit hohem Publikumsverkehr. Unübersehbar! Aus Messing, damit er immer wieder blank geputzt werden muß und viermal so groß wie die derzeitigen. – Georg Haase

 

Und bitte, NIEMALS zu vergessen, was der damalige bayerische Ministerpräsident F.J.Strauss, damals 1969, gesagt hatte: Einn Volk, was diese wirtschaftlichen Leistungen erbracht hat, hat ein Recht darauf, von Auschwitz nichts mehr hören zu wollen. – Tomek Walter

 

Großen Dank für die Idee, den Opfern des Rassismus und Rechtsterrors einen Namen und teilweise auch ein Gesicht zu geben.182 Ermordete seit der deutschen Einheit. Mit Ihrer Darstellung helfen Sie, die Gesellschaft wachzurütteln. Die Seite mit den Namen der 182 Opfer war wohl die eindrucksvollste und wichtigste Seite, die ich in DIE ZEIT seit über 50 Jahren gelesen habe. Nochmals vielen Dank und weiter so. – Dieter Nier

 

Wieder und wieder sind wir entsetzt und wütend, traurig und verzweifelt. Wieder gedenken wir der Opfer und leiden mit ihren Angehörigen, wieder verurteilen wir Täter und Tat, Morde an Mitmenschen, aufs Schärfste. Wir kritisieren all die Dumpfbacken, die seit geraumer Zeit überaus bewusst und zielgerichtet diffamieren, spalten und hetzen. Aber das reicht ganz eindeutig nicht, um Leben zu schützen, um gesellschaftliches Verständnis und Miteinander zu fördern und zu sichern. Unser „Wehret den Anfängen“, das Entgegenwirken gegen die Eskalation von Gewalt, muss deshalb entschieden klarer, lauter und konsequenter werden. Das ist die Pflicht unseres Rechtsstaates, aber auch die Pflicht eines jeden Demokraten innerhalb und außerhalb der Parlamente dieses Landes. Überdies sollte den Extremisten und Demagogen klar sein, dass sie durch ihre perfiden Agitationen und rechtswidrigen Handlungen gemeinhin an dem Ast sägen, auf dem sie selber sitzen; denn wo kein Wille zu Humanität und Verständigung vorhanden ist, kann keinerlei friedvoller Zusammenhalt gedeihen. – Matthias Bartsch

 

vielen Dank für Ihren ausführlichen und interessanten Artikel über die Geschichte rechter Gewalt in Deutschland. Gerade bei einem solch wichtigen aktuellen Thema wundert es mich allerdings, dass Sie im Text ganz beiläufig das Wort Schwarzafrikaner benutzen, das aus dem kolonialen Weltbild hervorgegangen und eigentlich schon längst überholt ist.

Dazu möchte ich einen Text von „Der braune Mob“ zitieren, einer Initiative der bekannten schwarzen Publizistin Noah Sow, der Journalisten Informationen zu diskriminierungsfreier kostenlos bereitstellt: Der Begriff „Schwarzafrikaner“ dient dazu, alle Kulturen und Menschen, die originär in afrikanischen Ländern unterhalb der Sahara beheimatet sind, zusammenzufassen. Da eine solche Zusammenfassung jedoch geografisch und kulturell willkürlich ist, muss zur Beantwortung der Frage, weshalb und wie der Begriff dennoch verwendet wird, der Gebrauch des Wortes in der Sprache betrachtet werden. Dies lässt schnell erkennen, dass der Begriff „Schwarzafrikaner“ vor allem der Stereotypisierung dient: Zum einen verdeckt der Ausdruck die Notwendigkeit, afrikanische Kulturen ebenso wie die europäischen als divers zu verstehen und zu kommunizieren. Die Verwendung von „Schwarzafrikanisch“ ermöglicht es, über Kulturen zu schreiben oder vorzutragen, ohne über diese recherchiert zu haben, und trotz Unkenntnis vielseitige pauschalisierende Deutungen vorzunehmen.

Würde keine Unkenntnis vorliegen, so würde etwa differenziert werden, aus welchen Ländern oder Kulturen die betreffenden Personen/Erzeugnisse/Publikationen genau kommen – eine Informationsbeschaffung, die bezüglich europäischer Länder ebenso zumutbar ist wie sie auch eingefordert wird. Zum anderen fungiert der Begriff „Schwarzafrikaner“im Sprachgebrauch als Rückgriff auf biologistische Rassekonzepte -unter dem Deckmantel politischer correctness, weil vorgeblich auf rassistische Wortwahl verzichtet wird. Die veralteten wie kolonialen Rassetheorien werden im Wortsinn aber unmittelbar fortgeführt: durch die Verweigerung der Zurkenntnisnahme kultureller Diversität der benannten willkürlich konstruierten Gruppe, und durch die große Präsenz der pejorativen Konnotationen, die der Begriff „Schwarzafrikaner“ im sprachlichen und institutionellen Konsens der Mehrheitsgesellschaft de facto birgt.

Fazit: Die Vokabel „Schwarzafrikaner“ ist inhaltlich ebenso unpräzise wie „Weißeuropäer“. Der Begriff besagt weder, von welchem Land noch von welcher Kultur oder Sprache die Rede ist. Der einzige im Wort tatsächlich enthaltene Informationsgehalt ist „richtig schwarze Schwarze“ und damit rassifizierend. Der zunächst verdeckte, aber mit-kommunizierte Informationsgehalt ist, dass es sich um eine homogene Gruppe von Menschen handele, die nicht differenziert benant und behandelt werden muss. Dies sind deutliche Anzeichen für Diskriminierung und hegemoniale Diskursführung. Aus diesen Gründen raten wir davon ab, in Publikationen den Begriff „Schwarzafrikaner“ zu verwenden. Quelle: der braune mob e.V. – media-watch – schwarze deutsche in medien und öffentlichkeit info@derbraunemob.deAntonia Heesen

 

Ich möchte mit diesem Leserbrief zum Dossier, Seite 15, 27.2.20 Stellung nehmen und es ergänzen. Der 18jährige Pole Pjotr Kania ist am 6. November 1994 im hessischen Rotenburg von einem Bundeswehrsoldaten, der mit Reichskriegsflaggen-T-Shirt bekleidet und so als Neonazi erkennbar war, erstochen worden. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren gegen den Soldaten ein, der nach politischer „Belästigung“ durch das unbewaffnete Opfer in Notwehr gehandelt habe. Bitte nehmen Sie diesen Fall in ihre Liste auf. – Ulrich Sander

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Vorsicht – aber keine Panik!“ von Ulrich Ladurner et al.

 

ZEIT ist super und glaubhaft…. Aber eine Frage zum Virus habe ich schon: Sie sagen, die Krankheit kann nicht aufgehalten- aber eingedämmt werden….woher wissen Sie das?Ich würde es auch gerne wissen. Nur beruhigen hilft in dem Fall nicht… vor allem in welchen Mengenverhältnissen und Ergebnissen bewegt sich EINDÄMMEN und AUFHALTEN ??? Eher alles etwas teigig. Wie auch der Hinweis auf die nötige „fundamentale Wende“ gegen zunehmenden Terror.Fast so genau wie das Fridays for Future- Getöse. Man wird sehen, dass sich NICHTS Welt– und KLIMA ((!)-Bewegendes ändern wird. Leider. Terror wird nicht durch Strafen,Dauer-Berichte und mit Forderung gegen Hass und Hetze weniger, im Gegenteil. Je mehr berichtet, geweint und verurteilt wird, desto mehr wird der Terror aufgestachelt.Und das Klima retten? Dazu ist es eher schon zu spät. Die Menschheit wird sich anpassen müssen. Das wird die einzige Lösung sein- die Pole werden sicher wegen eine paar Elektroautos mehr und ein paar Kohlekraftwerken weniger wieder wachsen … – Ilse Schmeller

 

Mit großer Aufmerksamkeit verfolge ich die Erkrankunsgeographie dieses Virus. Dabei fällt mir auf, dass es aus Russland überhaupt keine Infektionsmeldungen gibt. Dabei hat doch Russland sogar eine gemeinsame Grenze mit China. DIE ZEIT ist meine Quelle des Vertrauens, darum meine Frage an Sie:Liegen Ihnen Informationen vor, oder recherchieren Sie bereits in dieser Weltgegend. Es macht mich skeptisch, dass sich das Virus nur in Richtung SÜd-Westen über die Welt ausbreiten soll. Vielleicht können Sie mir helfen meine Skepsis durch Information aufzulösen. – Sabine Ecker

 

„Kein Grund zur Panik“, so tönt es seit der Ausbreitung des Corona-Virus von allen Seiten. Das rät uns der Gesundheitsminister, das verkündet die Börse, so tönt der Risikoforscher Ortwin Renn, das verlautbart das Robert-Koch-Institut, das sagt auch der Direktor der Weltgesundheitsorganisation WHO wie auch die Kommentatoren und Kommentatorinnen Ihrer Zeitung und viele, viele andere mehr oder weniger Berufene. Dabei darf man sich nicht wundern, wenn tatsächlich sich so etwas wie Panik breitmacht, wird man so massiv und pausenlos von allen Seiten bombardiert. Dabei gibt es im Grund keine noch so schlimme Situation, in der Panik angebracht wäre, denn Panik beschreibt eine intensive Angst, in der Akteure die Selbstbeherrschung und die Beherrschung der Situation verlieren und damit die reale Gefährdung potenzieren.

Sollte es tatsächlich zu solch einer Reaktion kommen, dann muss man den Verantwortlichen und zum Teil auch den Medien eine gewisse Mitschuld geben, wurde doch anfangs alles sehr verharmlosend dargestellt, zu einem Zeitpunkt, wo man noch keine gesicherten Kenntnisse über Wesen und Verlauf haben konnte. So beruhigt man die Bevölkerung nicht: nicht schlimmer als die alljährlichen Grippeerkrankungen hieß es anfangs und im Kriegsjahr 1917/18 gab es schließlich 25 000 tödliche Influenzaerkrankungen. Inzwischen dämmert es langsam, dass es bislang keine Handhabe gegen das Virus gibt, es aggressiver als gedacht ist und auch keinerlei Absicht zeigt, sich geografisch einhegen zu lassen. Terminologisch ist seit gestern auch der Gesundheitsminister eingeknickt. Wir haben es nunmehr nicht bloß eine Epidemie, sondern eine Pandemie zu tun. – Romin Heß

 

Das Maß ist, leider, voll. Seit mehr als 30 Jahren habe ich die ZEIT abonniert. Sie war ursprünglich eine liberale, weltoffene Publikation mit qualitativ hochwertigem Journalismus. In den letzten Jahren ist sie aber zu einem erzieherischen Machwerk verkommen, bei dem nahezu jeder Artikel mit erigiertem Zeigefinger in ein „muss“ oder „darf nicht“ mündet. Alleine auf der Titelseite der ZEIT Nr. 10 „muss jeder Einzelne etwas beitragen“, „darf nicht ausgeliefert werden“ und „muss eine fundamentale Wende“ bewirkt werden. Das ist keine sachliche Berichterstattung mehr. Verbunden mit dem unsäglich hedonistischen Hauptstadtpamphlet namens „ZEIT-Magazin“ – in dem 14-jährige Mädchen als Models präsentiert werden, während gleichzeitig im Politikteil über Missbrauchsopfer schwadroniert wird – ist dies nicht mehr ertragbar. Mein ZEIT-Abonnement habe ich deshalb heute gekündigt. – Prof. Dr. Peter Henning

 

Erstaunlich, was im Zeichen der Corona-Krise auf einmal alles geht. Da werden nicht nur flugs Erkrankte isoliert, sondern auch Gesunde, aber potentiell krank, in Quarantäne gesteckt und ihrer Freiheitsrechte beraubt oder gleich ganze Regionen mit tausenden Mitbürgern in ihrer Bewegungsfreiheit einschränkt. Und alles, wie scheint, ohne Rücksicht auf Verluste. Erstaunlicherweise lassen es sich die Betroffenen bislang noch gefallen. Ich bezweifele nicht, dass die Maßnahmen notwendig sind. Aber warum ist es nicht möglich, mit ähnlicher Rigorosität bei einer verpflichten Masern-Schutzimpfung vor zu gehen? Der Masernvirus dürfte in seiner Gefährlichkeit dem Corona-Virus deutlich überlegen sein. Jedoch mit einer verpflichten Masern-Schutzimpfung tut sich Deutschland nach wie vor schwer, auch wenn jetzt endlich eine verschärfende Gesetzesänderung in Kraft tritt.

Was hier nicht alles angeführt wird, warum es angeblich nicht geht. Dabei sollten sich alle Impfgegner die Situation rund um das Corona-Virus ganz genau anschauen und sich klarmachen, wie stark sie von allen Geimpften und der daraus resultierenden Herdenschutzimmunität profitieren. Auch auf einem anderen Gebiet, der Vergleich mag hinken, zeigt sich eine erstaunliche Diskrepanz, wenn man sich den Aktionismus der Behörden in Sachen Corona im Vergleich zu den homöopathischen Maßnahmen zur Klimarettung anschaut. Dabei dürfte das Corona-Virus nach allem, was man weiß, zwar für den Einzelnen akut gefährlich sein, nicht aber für die Menschheit insgesamt. Die heraufziehende Veränderung des Klimas hat da meiner Meinung nach ein ganz anderes Potential. – Till Borchert

 

„Corona“ walzt sich weltweit durch die Welt, ohne Pass und ohne Visum. Das Coronavirus breitet sich einfach aus und macht nur dass, was es gerade machen will. Das Virus zeigt dem spaßbereiten Menschen, wo der Spaß enden kann! Der Mensch wiederum hat diesem Virus sehr wenig entgegenzusetzen, und wäscht sich daher vorsichtshalber ständig seine Hände. Nicht nur in der CDU geht dieser Machtk(r)ampf ungehindert weitert auch „Corona“ macht ganz global weiter auf mobil! – Riggi Schwarz

 

Fehlender Artikel zur Auswirkung des Corona auf die Umwelt: Zuerst wird monatelang nur über Umweltprobleme geredet, bis man von rundherum lauter „jetzt-erst-recht-auto-fahren“ zu hören bekommt, dann gibt es außer Corona im TV bei uns auch nichts anderes mehr. Jetzt frage ich mich langsam, wo bleibt jetzt der Missing Link der beiden Themen, nämlich daß ja durch diesen riesen Wirtschaftsgau der Chinesen ja eigentlich ja mal die Umwelt aufatmen kann und ob das längerfristige Konsequenzen oder Erkenntnisse ergibt. P.S. Grüße an den Herrn Martenstein, den ich immer als erstes lese. – Lisa Böckmann

 

Coronavirus – falsche Risikoeinschätzung!Du liebe Güte: Welch ein Drama wird um das Coronavirus gemacht. Verfolgt man die mediale Berichterstattung mit gesundem Menschenverstand, ist es kaum zu ertragen. Man könnte meinen, das Virus befällt vornehmlich unsere Gehirnzellen und verhindert klare, risikobasierte Gedanken. Alle haben Panik. Diese ist ernsthaft gerechtfertigt, jedoch weniger mit Blick auf das Virus als solches, als mit Blick auf die Gegenmaßnahmen, die derzeit von der Politik betrieben werden. Bisher geben Virologen und Politiker den Ton an, wenn es darum geht, die Folgen der Epidemie einzuschätzen. Ökonomen und Soziologen werden bisweilen in die Risikoeinschätzung kaum einbezogen. Sollten sie aber, dringend und so schnell wie möglich.

Wenn wir die ökonomischen und gesellschaftlichen Folgen in unsere Überlegungen zum Coronavirus miteinbeziehen, die durch die derzeitigen Präventionsmaßnahmen ausgelöst werden, ergeben sich nicht minder schlimme Konsequenzen für die Zukunft, im Gegenteil: Das Virus wird sich derzeitigen Einschätzungen der Virologen zufolge weiter ausbreiten, denn es ist hoch ansteckend. Auch die ergriffenen Quarantänemaßnahmen können dies nicht mehr verhindern, sondern maximal die Ausbreitung verlangsamen. Für diese marginale Eindämmung, die zunächst mit einer leicht geringeren Anzahl an Sterbefällen einhergehen würde, werden derzeit Schulen und öffentliche Einrichtungen geschlossen, Menschen mit Verdacht auf das Virus werden abgeschottet und Unternehmen müssen ihre Arbeit an bestimmten Standorten einstellen.

All dies hat massive Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft! Die wirtschaftliche Talfahrt wird weiterhin unkalkulierbare Auswirkungen auf den weltweiten Arbeitsmarkt haben. Infolge von Arbeitsplatzverlusst einhergehend mit finanziellen Problemen der betroffenen Menschen und als möglicher Konsequenz psychischen Leiden, könnte die Anzahl der Sterbefälle weltweit viel höher ausfallen, als bei einem Nichteingreifen. Es werden insgesamt viel mehr Todesfälle zu beklagen sein, wenn am Ende die durch Suizide hinzugerechnet werden müssen zu jenen, die durch die schnelle Ausbreitung des Virus ohnehin nicht verhindert werden können.

Wenn wir in eine Weltwirtschaftskrise stürzen, werden die Konsequenzen unkalkulierbar sein, in jedem Fall aber nicht geringer als ohne die ergriffenen Maßnahmen. Ich kann ansatzweise nachvollziehen, dass Politiker sich wegen der Öffentlichkeitswirksamkeit dazu bewogen fühlen, Maßnahmen zu ergreifen – beschleunigt durch die schnelle Informationsverbreitung und Panikmache über das Internet und die sozialen Netzwerke – bitte jedoch dringend darum innezuhalten und darüber nachzudenken, dass die Konsequenzen – nicht zuletzt auch die politischen – eines noch schärferen Rechtsrucks in vielen westlichen Ländern infolge einer Weltwirtschaftskrise dramatisch wären. Meine inständige Bitte an alle Medien dieser Welt: Verbreiten Sie die Botschaft aus diesem Brief und bringen Sie das Thema in die öffentliche Diskussion. Gerne bin ich bereit in Diskussionsforen zum Thema aufzutreten. Es ist mir ein aus Risikosicht sehr hohes Anliegen, diese Diskussion aktiv zu führen. – Anja Buchmann

 

Mit großer Sorge beobachte ich wie viele andere Menschen die Entwicklungen rund um den Corona Virus. Bitte greifen Sie die Ängste und Sorgen der Bevölkerung auf! Bitte geben Sie Ärzten, Sachverständigen und Virologen eine Stimme! In Italien sterben die Menschen und hier geht man zu Großveranstaltungen? Opfert denn die Bundesregierung 2-3 % der Bevölkerung? Wer schützt die Schwachen, die Alten, die chronisch Kranken? Wer??? Kann man da nicht einige Wochen auf Veranstaltungen verzichten und Grenzen für Besucher aus Risikoländern schließen? Wir wissen aus China, dass 15% medizinische Hilfe brauchen. Wie soll das möglich sein, wenn halb Deutschland erkrankt? Bitte wecken Sie Deutschland auf, auch wenn es zu Verunsicherungen führt. Ich hoffe sehr, dass Sie meinen Beitrag berücksichtigen, es geht vielen Menschen so. Bedenken Sie, auch Sie kann es treffen oder die Menschen, die sie lieben. – Martina Heitland

 

Jens Spahn, der Gesundheitsminister der GroKo und jetzt gleichzeitig der „Corona-Krisen-Manager-Nummer 1“, moderiert seine tägliche „Corona-Virus-Krisen-Show“ nun durchgehend auf allen „Kanälen“! Dabei „gibt“ er den wissenden „Möchte-gern-Kanzler-Onkel“, um damit bei dem doch sehr ängstlich gewordenen Menschen punkten zu können. Seine ständig aktualisierte „Grusel-Liste“ der neu infizierten Corona-Erkrankten, lässt er pausenlos über die Medien verbreiten. Im Grunde weiß bisher eigentlich kein Mensch so richtig Bescheid über die ganze „Corona-Chose“, aber jeder möchte trotzdem gerne seinen hausgemachten „Corona-Senf“ dazu mischen. Ürigens soll das „Hamstern“ wieder ganz große in Mode gekommen sein! – Klaus P. Jaworek

 

Es ist sehr bedauerlich, dass eine so hochwertige Zeitung wie die Ihre, sich auf die Panikmache in Sachen Corona-Virus herablässt und so viel von Ihrem kostbaren Platz dieser herbeigeredeten „Pandemie“ widmet. Es gibt genügend andere, wesentlichere Themen, die es verdienten, bei Ihnen auf dem gewohnt hohen Niveau diskutiert zu werden. Wieso drucken Sie nicht ein paar Vergleichszahlen in Sachen Grippeerkrankungen oder Todesfälle durch andere virale Erkrankungen ab – siehe z.B. https://www.worldometers.info/,dies würde wieder zu einer vernünftigen Relation führen. Es fehlt leider – noch – die Verhältnismäßigkeit. – Katharina Kutzmann

 

Hilfe, das Robert Koch Institut hat die Macht in Deutschland übernommen! Das sind bestimmt kluge Experten dort, aber sie sehen alles durch ihre medizinisch-virologische Brille. Sie haben weniger Ahnung von Staatspolitik, Lokalpolitik oder Wirtschaft. Es ist sicher gut, sie um Rat zu fragen, aber man darf ihnen doch nicht die Entscheidung überlassen! Ich beziehe mich auf die Auflage, die das Robert Koch Institut für die Leipziger Buchmesse gestellt hat: Jede/r Messegast müsse tagesgenau nachweisen, dass er sich in der letzten Zeit in keinem Risikogebiet aufgehalten hat. Das ist bei den vielen Veranstaltungen (die ja auch in der Stadt selbst stattfinden) einfach nicht machbar!

Die Leipziger Buchmesse war dank einer speziellen Taskforce schon sehr gut auf die Ausnahmesituation mit schärferen Hygienevorschriften vorbereitet. Außerdem kann jeder erwachsene Mensch doch selbständig entscheiden, ob er oder sie sich einer großen, internationalen Menschenmenge aussetzen will oder nicht. Aber ich fürchte, mündige Bürgerinnen und Bürger sind eh nicht mehr gefragt. Es gibt doch gesetzliche Regelungen, was im Falle von Epidemien oder Pandemien zu tun ist. Auch ist der Vergleich interessant: Während der Grippewelle gibt es jedes Jahr zwischen einigen Hundert und 25.000 Tote (in den anderen europäischen Ländern sind die Zahlen ähnlich), aber deswegen wurden meines Wissens noch NIE internationale Großveranstaltungen abgesagt oder Quarantäne verhängt.

Die meisten Corona-Infizierten bekommen hierzulande höchstens eine starke Erkältung, aber das Robert Koch Institut verhält sich, als wäre Corona die Pest! Und die Angstmache zeigt bei den Menschen Wirkung: Sie laufen den Arztpraxen die Türen ein (um dort zu erfahren, dass es noch keine Impfung gibt), sie machen Hamsterkäufe … Der Schaden für unsere Wirtschaft ist schon jetzt unabsehbar, und in meinen Augen wäre es leicht möglich gewesen, ihn gering zu halten. Man hätte nur von Anfang an betonen müssen, dass Covid-19 in den meisten Fällen nur eine leichte Erkrankung ist, anstatt immer wieder zu melden: ein Toter hier, Tote da. Dass ein Virus sich weltweit ausbreitet ist auch völlig normal, damit müssen wir leben. In Europa ist es gut möglich, sich zu schützen durch eine gesunde Lebensweise und vernünftige Hygienemaßnahmen. – Maren Aude

 


 

 

Leserbriefe zu „Kein Wort mehr zum Missbrauch? Doch!“ von Raoul Löbbert

 

Ich fürchte, etliche deutsche Bischöfe lieben die Institution Kirche sehr viel mehr als die Menschen und zumal als die Missbrauchsopfer, die sie immer wieder an das Versagen ihrer geliebten Institution erinnern. Um finanziellen Schaden von der Kirche abzuwenden, werden sie wohl auch weiterhin öffentlich Betroffenheit bekunden und Geld in Aussicht stellen, tatsächlich aber die Auszahlung nennenswerter Beträge so lange verschleppen, bis die meisten Missbrauchsopfer gestorben sind. Leider lieben auch viele kirchentreue Laien ihre Kirche offenbar derart, dass sie die Missbrauchsfälle am liebsten aus ihrem Gedächtnis streichen würden. So wie sehr viele Deutsche nach 1945 nichts von den Verbrechen der Nazis und der Wehrmacht wissen und hören wollten, so wollen viele Kirchentreue nicht an die Verbrechen ihrer „Hirten“ erinnert werden. An Hilfe seitens der Amtskirche und der Gemeindemitglieder ist deshalb meines Erachtens wenig zu erwarten. –Dr. Ulrich Willmes

 

Raoul Löbbert meint in seinem klugen Beitrag über den sexuellen Missbrauch, das Thema dürfe noch nicht zu den Akten gelegt werden. Ich stimme ihm lebhaft zu. Bei meinen substanzabhängigen Patienten beobachte ich regelmäßig, dass sie nicht saufen oder fixen, solange ihr Führerschein eingezogen ist. Sie fangen damit erst wieder an, wenn sie ihn nach glücklich bestandener Medizinisch-Psychologischer-Untersuchung (MPU) zurückbekommen haben. Die Unannehmlichkeiten, die Widrigkeiten und die Schande der führerscheinlosen Zeit liegen dann hinter ihnen und es ist alles „vergeben und vergessen“. Ein ähnlicher Mechanismus scheint mir beim Holocaust, beim sexuellen Missbrauch und beim Ergaunern von Doktorgraden vorzuliegen. Warum aber meint man, es müsse „irgendwann mal gut sein“? Man vergisst Fehltritte und Verbrechen so gerne, um sie wiederholen zu können. Damit dies nicht geschieht, dürfen sie nicht vergessen werden. – Prof. Dr. mult. Kurt Guss

 

Kirchliche Heuchlerei. Neben dem kläglichen Versagen der katholischen Kirche in Bezug auf Entschädigungen der Opfer besteht der noch übler Skandal in der Tatsache, dass die Täter straffrei davonkommen.2018 gab es nach einer von der katholischen Kirche initiierten Studie Mißbrauch an 3677 Minderjährigen durch 1670 Kleriker.In Bayern ist es in keinem Fall dabei zur Anklage gekommen.Es muß für die Opfer,deren reale Zahl wahrscheinlich wesentlich höher liegt, ein Schlag ins Gesicht sein,dass ihre Peiniger unbehelligt davonkommen und sich die Kirchenführung mit Mitleidsbekundungen schmückt.Es darf kein Ende der Aufarbeitung dieses Skandals geben,solange nicht alle Fälle ehrlich und offen geklärt sind . – C.Stellmacher

 

Man muss fast glauben, dass die Kirche sich mit ihren Opfern verwechselt da sie deren Schmerzen anscheinend auf ihr Leidenskonto verschiebt. Absurdes Verhalten einer Institution, die sich der göttlichen Gerechtigkeit verpflichtet glaubt aber oft nur das Gegenteil davon mit ihrer amtlichen Moral praktiziert. Es ist das Verhältnis der christlichen Kirchen zu Gott, das ja nur auf der Basis des Glaubens existiert, was immer Probleme entstehen liess. Gott schuf ja nicht die Kirche, sondern die Christen glaubten, mit der Schöpfung dieser Institution Gott stärker verpflichtet zu sein. Das dabei eine Grauzone entstand wo die Amtskirche nach Gutsherrenart über Recht und Unrecht befand (siehe Missbrauchsskandal) ist der Beweis dafür, dass die Verbindung zum christlichen Glauben und Gott nicht -oder nie- funktionierte. Die Kirche selbst mit ihrer mittelalterlichen Hierarchie und ihrer in Stein gemeißelten Theologie ist da bewegungs- und lernunfähig. Wenn nicht, ja wenn nicht irgend wann ein Luther der Moderne die Christenheit mit einer glaubwürdigen Kirche beglückt. – Klaus Reisdorf

 

Respekt, lieber sehr geehrter Herr Löbbert, aber die Fragen der Fragen stellen, geschweige denn beantworten Sie auch nicht: (1) Wie gelingt es der katholischen Kirche in Gänze, derart erfolgreich auf Zeit und Betrag zu spielen? (2) Wer hält gesellschaftlich, medial und politisch die schützende Hand über diesen fauligen „Anspruch einer zweitausendjährigen Moralanstalt auf ethische Überlegenheit.“ ?! (3) Wie erklärt sich die schwächelnde Barmherzigkeit Ihrer ansonsten recht unbarmherzigen Investigativ-Journalisten-Kollegen, Herausgeber inklusive, bezüglich massenhaftem priesterlichem Totalversagen? – Dr. Gernot Henseler

 

Trotz Empörung und Erschütterung über jeden neuen Fall , trotz Mitfühlen und Respekt vor dem zugefügten Leid bleiben mir immer dieselben Fragen, auf die in den Artikeln nicht eingegangen wird: 1) Warum haben keine Erwachsenen im Umfeld der Opfer damals eine Anzeige vor Gericht erstattet, die bei einer Verurteilung des Täters eine Entschädigung zur Folge gehabt haben müssten? 2) Warum wird eine Versetzung der mutmaßlichen, nicht verurteilten Täter (Unschuldsvermutung?) als Vertuschung bezeichnet. 3) Sind die anvisierten Entschädigungen/Anerkennungen vergleichbar mit den entsprechenden Zahlungen in zivilen Prozessen bei Missbrauch , Zwangsarbeit, Freiheitsberaubung und anderer Verbrechen? 4) Täter sind wie in anderen Fällen einzelne Menschen, die dafür verantwortlich sind, verurteilt und zur Rechenschaft gezogen werden müssten, und nicht ganze Organisationen. Aber diese Namen, oder Alias-Namen liest man selten. – Alois Lienhard

 

sie haben ja recht herr löbbert „kein wort mehr zum missbrauch? doch!“, dennoch passt der inhalt ihres artikels nicht so recht zur überschrift! scheinbar geht es ihnen mehr um finanzielle entschädigung denn um anerkennung des leids der opfer und noch wichtiger, zukünftig derartige übergriffe und das nicht nur in der kirche zu verhindern. hier, zum beispiel, könnte sich die kirche auch finanziell stark engagieren. es stellt sich die frage ob es nicht vielmehr darum geht, dass bei der kirche etwas zu holen ist. das führt mich zu der frage, wer entschädigt eigentlich die vielen opfer sexueller und anderer gewalt und übergriffe die nun gerade nicht der geistlichkeit zum opfer gefallen sind. haben die eventuelle weniger gelitten oder sind nicht so geschädigt und brauchen daher keine finanzielle entschädigung weil in diesen fällen etwa beim schädiger nichts zu holen ist. sollte da nicht die gesamtgesellschaft (der staat) einspringen. daher fordere ich: gleiches recht für alle!!- wolfgang kreipe

 

Es ist richtig: Unrecht darf nicht verschwiegen werden – auch nicht im Wiederholungsfall. Und ebenso richtig: Angerichteter Schaden sollte nach Möglichkeit wiedergutgemacht werden – auch wenn die Zahlung von Geldsummen an Missbrauchsopfer deren körperliche und seelische Schäden kaum heilen, bestenfalls lindern wird. Angesichts dieser erschütternden Vorfälle im kirchlichen Raum sollte sich jedoch kein Christ (ob Theologe oder Laie) entmutigen lassen, weiterhin die Frohbotschaft des Evangeliums zu verkündigen: In seinem Leben, Sterben und Auferstehen hat der Gottessohn Jesus Christus Gerechtigkeit und Barmherzigkeit perfekt in sich vereint. Beides bietet er in vollendeter Liebe jedem an, der danach verlangt: den Mühseligen und Beladenen ganz genauso wie den Schuldigen – konkret den Missbrauchsopfern genauso wie den reuigen Sexualtätern. Ich würde mich freuen, wenn ZEIT vermehrt über die guten Früchte berichten könnte, welcher der christliche Glaube auch noch heute mitten in einer säkularisierten Welt wachsen lässt. Nicht, um kirchliche Missstände kleinzureden, vielmehr im Interesse einer ausgewogenen Berichterstattung. Der Mitgliederschwund unserer Großkirchen dürfte mit Sicherheit auch auf ein zu einseitig negatives Bild von Christen in den Massenmedien zurückzuführen sein. – Angelika Krieser

 

Das Christentum gehört doch „auch“ zu Deutschland. Ob die „Kirche“ das so noch empfindet? Oder verwechseln manche in ihr Missbrauch mit „Dienst am Nächsten“?Christliche Nächstenliebe wird bei dieser Verschleppungspolitik mit Füßen getreten und ist mit Scheinheiligkeit noch milde ausgedrückt. Das Einfachste wäre doch, einige Jahre die Kirchensteuer in eine Stiftung für die Missbrauchsopfer abzuführen und die Opfer daraus zu entschädigen (Vorabzahlung/Darlehen/günstige Zinsen). Wenn’s nach der“Kirche“ geht, erfolgt eine Auszahlung nach den bisherigen Zeitabläufen, wenn überhaupt, erst zum St. Nimmerleinstag. – Peter Gwinner

 

Ganz herzlich möchte ich mich für den ausgezeichneten Artikel „Kein Wort mehr zum Missbrauch? Doch!“ bedanken. Mit dem Artikel sprechen Sie so viel Wahres aus und ich hoffe so sehr, dass wir Leser alle mutig sind, dieses Thema weiter öffentlich zu halten , um der Opfer willen. Sie schleppen die Last des Schweigens, wie Herr Matthias Katsch als Betroffener so eindringlich schreibt. Viel Mut und Kraft für Sie und Ihre Redaktion !!! – Monika Müller

 


 

 

Leserbriefe zu „Führung – aber wohin?“ von Robert Pausch

 

Den zweifelsohne größten Bedarf an politischer Orientierung besitzt ausgerechnet der Garant unserer Zivilgesellschaft und der Demokratie, erkennbar an seinem Votum für die demokratischen Parteien. Dieser überwiegende Teil unserer Gesellschaft hat aber im Gegensatz zu den Medien und Parteien längst erkannt, dass die AFD den „volksorganisch pathologischen“ Anteil der Gesellschaft – kaum noch heilbar – repräsentiert. Ein souveräner Staat erträgt auch seine faulen Teile, ohne sie ständig wahrnehmen und ersetzen zu wollen. Es ist deshalb dringend erforderlich, die politische und sachliche Neuorientierung von einer Betrachtung der Wirkungsfolge für extreme Positionen zu befreien. Man darf sich dann als selbstbewusster Teil der demokratischen Mehrheit und hinsichtlich seiner Bedürfnisse ernst genommen und trotz der überwiegenden Mehrheit nicht ausgegrenzt fühlen. Wir sind das gesunde Volk und die starke Demokraten und bekennen mit stetiger Wachsamkeit unsere kranken Teile, aber wir nennen sie auch so. – Jürgen Dressler

 

Die Überschrift des Artikels macht zweierlei zum Thema: 1.Wiewird politisch geführt oder könnte geführt werden? 2. Wohinkann oder soll geführt werden? Im Fokus der Beschreibung des „Wie“ steht die CDU. Meine Erwartung, dass die Betrachtung der Wohin-Frage zu einer Konkretisierung der inhaltlichen Ziele der CDU (vielleicht im Vergleich mit anderen Parteien) führen würde, hat der Artikel leider enttäuscht. Die Möglichkeit, politische Agenda inhaltlich klar und vergleichend aufzuzeigen, wurde nicht genutzt. Stattdessen vermutet der Autor, „dass es in der Führungsfrage weniger um die viel zitierte geistige Orientierung geht oder gar um Inhalte“. Die CDU wird als „Prozeduralpartei“ apostrophiert. Aber: „Statt Legitimation durch Verfahren gibt es lauter Verfahren, aber keine Legitimation.“ Die Unübersichtlichkeit der politischen Lage bedürfe einer Führung, die „Komplexitätsreduktion durch Zielstrebigkeit plus Entscheidungslust“ verspricht.

Dieses „Instrumentarium“ müsste genutzt werden, um Prioritäten zu benennen und Entscheidungen für konkrete Handlungen zu fällen. Davon ist inhaltlich aber im Artikel nichts zu finden, vielmehr reibe ich mir die Augen, wenn ich lese: „…um mit all dem Neuen fertigzuwerden, bedarf es womöglich einer doppelten Dosis des Alten: Ausgleich, Moderation, Abwarten“. Wenn mit dem zu bewältigenden „Neuen“ die aktuellen Probleme gemeint sind, z. B. Klimakrise, Immobilien- und Finanzspekulation, Steuerraub und -flucht, Dieselbetrug usw. usw., so werden mit der konservativen Weiter-so-Politik – nämlich „Ausgleich, Moderation, Abwarten“ – die Interessen der Renditesicherung und Besitzstandswahrung bedient. Das Gerede um Stilfragen vernebelt die Sicht auf die Klientelpolitik der Konservativen für die Privilegierten in unserem Gemeinwesen. – Viktor Rintelen

 

Ein aufschlußreicher Beitrag. Was will man auch sonst sagen, bei einer so dämlichen Bevölkerung und einer noch dämlicheren Politik. Viele Köche verderben den Brei gilt heute in der Politik wie nie zuvor. Die Parteienoligarchie ist keine Demokratie, sondern die Verfallserscheinigung der Republik. Die demokratische Legitimität der Vertreter des Volkes ist mehr als schwach. Das hat oder will keiner erkennen, ergo: wird weiter gestritten bis der Arzt kommt und der Bürger macht weiter was er will. Politik gehört abgeschafft – eine steile Behauptung. Dafür wird die Verantwortung der Verwaltung unseres Staates übergeben. Das muß ausreichen, um den Bürger zu zeigen was er zu tun und zu lassen hat. – Gunter Knauer

 

Der nächste Vorsitzende der Noch-Volkspartei CDU muss versöhnen statt spalten. Wer dabei an Friedrich Merz denkt, sollte sich klarmachen, wie dieser Mann von gestern jenseits von Finanz- und Wirtschaftsfragen „tickt“. Kann man von einem, der 1997 im Bundestag gegen die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe gestimmt hat, wirklich „Aufbruch und Erneuerung“ erwarten? – Dr. Ludwig Engstler

 

Dies ist endlich der beste einleuchtende Artikel zum Zustand der Politik JETZT. Dank an Robert Pausch ! – Renate Schwengers

 

Selten habe ich eine präzisere Analyse des Zustands der politischen Parteien und deren Spitzenvertreter wie die von Robert Pausch gelesen, wortgewaltig und auf das Wesentliche fokussiert. Prima! Political journalism at its best! – Michael Völpel

 

in einem Punkt Ihrer Analyse „Führung – aber wohin?“ möchte ich Ihnen gern : Sie schreiben über die Wahl der neuen SPD-Spitze: „Das größte und schönste Partizipationsfeuerwerk aller Zeiten hat die wohl wackligste Führung in der Geschichte der deutschen Sozialdemokratie hervorgebracht.“ Es war in der Tat ein groß angelegtes Projekt, nur war es offenbar nicht immer „schön“ (wenn man der Berichterstattung einiger Leitmedien glauben darf.) – Der Vorstand hat Olaf Scholz – der bei Anne Will dezidiert erklärt hatte, dass er nicht Parteivorsitzender werden will, weil sich das mit seinen umfangreichen Aufgaben als Finanzminister nicht verträgt – aufgefordert, sich zu bewerben und ihn dann massiv protegiert, nachdem Klara Geywitz als Ostfrau noch mit dazukam. – Der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert hatte die 80.000 Juso-Mitglieder aufgefordert, Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken zu wählen. Hinter den Beiden stand außerdem der mit 112.000 Mitgliedern stärkste Landesverband NRW.

Auch dabei hatte Kevin Kühnert die Finger im Spiel. Er hat sich für mich durch diese Strippenzieherei im Hintergrund vollkommen entzaubert. So benimmt sich kein Mann der Zukunft, das ist ärgerliche Vergangenheit. Außerdem ist es mir ein Rätsel, warum Kevin Kühnert sich für diese beiden Menschen – ohne Ausstrahlung und ohne bundespolitische Erfahrung – stark gemacht hat. Während der Regionalkonferenzen gab es offenbar für dieses Team vom Juso-Vorstand erarbeitete, freundliche „Elf-Meter-Fragen“, die per Email an die Juso-Landesverbände geschickt wurden. Leider sind die beiden vom Präsidium und den Jusos plus NRW bevorzugten Teams dann in die Stichwahl gekommen. Das Kalkül der Strippenzieher ist also aufgegangen. Aber das war „die alte SPD“, nicht die neue, die, die Sie in Ihrem Text ansprechen. Die war aufgrund der massiven Einflussnahme gar nicht zum Zug gekommen. – Ursula Schwarzer

 


 

 

Leserbriefe zu „Links, rechts, Weimar?“ von Christian Staas

 

Der Artikel warnt davor, Rechtsradikalismus zu relativieren, indem man ihn mit anderen Strömungen vergleicht. Selbstverständlich hat jede Strömung ihre typischen Charakterzüge, die man objektiv untersuchen sollte. Die Frage ist, woran misst man die Demokratiebereitschaft und –fähigkeit und woher kommt sie. Ein Bäcker beschwert sich bitter bei einem Metzger, weil das Kilo Fleisch, das sein Junge beim Metzger gekauft hat, nur 800 Gramm wiegt. Der Metzger lässt ihm ausrichten: ,Meine elektrische Waage ist kaputt. Da habe ich einfach das 1-Kilo-Brot, das ich bei dir gekauft habe, in eine Schale meiner mechanischen Waage gelegt und entsprechend das Fleischstück für dich zugeschnitten.‘ Man braucht also möglichst objektive Maßstäbe, relative und subjektive reichen nicht aus. Manche meinen, die zahlreichen kleinen griechischen Stadtstaaten der Antike seien eine Wurzel der Demokratie. Der Soziologe Rodney Stark schreibt in seinem Buch „Sieg der Vernunft“:

„Die klassische Welt lieferte zwar Beispiele für Demokratie, aber diese wurzelten nicht in der Annahme, dass alle gleich seien, sondern bezogen sich nur auf die Elite. Selbst als sie von gewählten Gremien regiert wurden, wurden die verschiedenen griechischen Stadtstaaten und Rom von einer großen Zahl von Sklaven unterstützt. Und so wie es das Christentumwar, das die von Griechenland und Rom ererbte Institution der Sklaverei beseitigte, so verdankt die westliche Demokratie ihre wesentlichen intellektuellen Ursprünge und ihre Legitimität den christlichen Idealen und nicht irgendeinem griechisch-römischen Erbe. … Jesus vertrat eine revolutionäre Auffassung von moralischer Gleichheit, nicht nur in Worten, sondern auch in Taten. … Paulus macht deutlich, dass die Gleichheit in den Augen Gottes Auswirkungen darauf hat, wie die Menschen in dieser Welt behandelt werden sollten, so wie Jesus es auch praktizierte. So wurde das Muster festgelegt. … Von diesem Punkt aus war es nur ein sehr kurzer Schritt zu der Feststellung, dass jedes Individuum Rechte hat, die nicht ohne triftigen Grund verletzt werden dürfen: die Doktrinen der Gleichheit vor dem Gesetz und der Sicherheit des eigenen Heims und Eigentums. Solche Doktrinen waren natürlich ein Gräuel für die Despoten.“

In seinem Buch Demokratie in Europaweist der Politikwissenschaftler, Historiker und Philosoph Larry Siedentop CBE auf den Ursprung der Idee der Gleichheit und seine Bedeutung für die Demokratie hin: „Wir kommen also auf die Idee der Gleichheit zurück. Wir müssen nun ihre Verbindung mit dem christlichen Glauben genauer betrachten. Denn wenn wir das nicht tun, werden wir das Wesen der modernen Demokratie, ihre Quellen und ihre Dilemmata nicht verstehen. Wenn wir sowohl die Idee als auch die Praxis der Demokratie in der Antike betrachten, stellen wir fest, dass sie eng mit der Annahme der „natürlichen“ Ungleichheit, d.h. mit dem Glauben an irreduzible Statusunterschiede, verbunden ist. … Es war der Einzug des Christentums,der diese moralische Neuausrichtung vollbrachte. Auf diese Weise lieferte das Christentum die moralischen Grundlagen der modernen Demokratie, indem es einen moralischen Status für die Individuen – als Kinder Gottes – schuf, der schließlich in einen sozialen Status oder eine soziale Rolle umgesetzt wurde.“

Der berühmte Neurochirurg und frühere US-Präsidentschaftskandidat Dr. Ben Carson schrieb in seinem Buch “America the Beautiful” über die Grundlagen der Demokratie: „Als der Franzose Alexis de Tocqueville 1831 nach Amerika kam, um die Geheimnisse unseres enormen wirtschaftlichen Erfolgs zu entschlüsseln, war er von unserem Schulsystem so angetan, dass er ausführlich über das schrieb, was er als einzigartiges und mächtiges Instrument zur Förderung einer produktiven neuen Nation ansah. Im Gegensatz zu den Schulen in Europa lehrten die amerikanischen Schulen den Kindern Werte, wie er feststellte, und die Heilige Schrift wurde in den öffentlichen Schulen intensiv eingesetzt. In seinem Buch Über dieDemokratie in Amerikaschrieb er: ,Bei meiner Ankunft in den Vereinigten Staaten war der religiöse Aspekt des Landes das Erste, was mir auffiel; und je länger ich dort blieb, desto mehr erkannte ich die großen politischen Konsequenzen, die sich aus diesem neuen Zustand der Dinge ergaben. In Frankreich hatte ich immer gesehen, wie der Geist der Religion und der Geist der Freiheit in entgegengesetzte Richtungen marschierten.

Aber in Amerika fand ich, dass sie eng miteinander verbunden waren und dass sie gemeinsam über dasselbe Land herrschten. … Ich suchte den Schlüssel zur Großartigkeit und zum Geist Amerikas in seinen Häfen … in seinen fruchtbaren Feldern und grenzenlosen Wäldern, in seinen reichen Minen und dem riesigen Welthandel, in seinem öffentlichen Schulsystem und seinen Bildungseinrichtungen. Ich suchte ihn in seinem demokratischen Kongress und in seiner unvergleichlichen Verfassung. Erst als ich in die Kirchen Amerikas ging und hörte, wie von ihren Kanzeln flammende Predigten über Recht und Unrecht gehalten wurden, begriff ich das Geheimnis seines Geistes und seiner Macht. Amerika ist großartig, weil Amerika gut ist, und wenn Amerika jemals aufhört, gut zu sein, wird Amerika aufhören, großartig zu sein'“.

Soweit der Franzose Alexis de Tocqueville im frühen 19. Jahrhundert. Es hört sich an, als hätte Tocqueville damals vor fast zweihundert Jahren schon bis ins 21. Jahrhundert geschaut. Der Metzger und der Bäcker aus meiner kleinen Geschichte weiter oben können sich natürlich beschimpfen und bekriegen. Aber sie können auch lernen, objektive Maßstäbe richtig anzuwenden und dann friedlich miteinander auszukommen. Demokratie sollte sich wieder auf ihre Grundlage besinnen. Sonst kommt es in der Regel nur auf die eigene Position an, wen man für demokratiegefährdend hält und wen nicht. Und es könnte passieren, dass man nur die eigene Position für objektiv hält, ohne sie zu hinterfragen. – Gerhard Jahnke

 

Guten Tag! Ja, das ist ein guter Tag, einmal wieder hervorragenden Journalismus zu lesen! Vielen Dank besonders der klugen Analyse von Chr. Staas. Rechtsterrorismus ist nun mal nicht gleichzusetzen mit Linksterrorismus. In Deutschland lernen wir gerade und leider nur sehr mühsam, dass rechtsextremistische Ideologen alles bedrohen, was uns allen, „genuin“ Deutschen und seit vielen Generationen Zugewanderten Frieden, Sozialen Ausgleich, Lebensrecht für alle, Inklusion und , ja auch, Wohlstand ermöglicht hat. Dies ist der Reichtum der Demokratie, die wie mit erheblich mehr Energie als bislang zu verteidigen haben! Ist sie erst zerstört, wird es kaum mehr möglich sein, sie wieder zu erlangen. Begreifen wir den Ernst, statt uns im „Klein-Klein“ zu verlieren. Träge zuzusehen, wie die Errungenschaften zerstört werden, für die große Köpfe in Zeiten der Diktaturen ihr Leben ließen,kann sich ein wahrer Demokrat, eine aufrichtige Verteidigerin der Menschenrechte nicht mehr leisten! Nochmals Danke! – Birgit Lallathin

 

Links, rechts, Weimar?Ihr Artikel ist super geschrieben,es gibt bei allem immer ein für und wieder. Die Bundesrepublik wurde von drei Parteien mehr oder weniger gut regiert.FDP,SPD und CDU CSU waren drei unterschiedliche Parteien,ihre Politik unterschieden sich durch unterschiedliche Programme. Wir hatten eine Parlaments-Demokratie die von den Väter und Mütter im Grundgesetz verankert wurde,sie wurde durch Volksbefragungen aufgeweicht mit der Folge,das alles abgelehnt oder Blockiert wird. Es ging stetig bergauf.Konflikte gab es auch zb. die Wiedereinführung der Wehrflicht,oder die Rente und Außenpolitik. Dann kamen die 68 mit ihrer Freiheit für alles und die Nazivergangenheit,wobei Adenauer nach dem Krieg sagte,wenn ich alle die eine Nazivergangenheit hatten von allen Ämter ausschließe,dann habe ich keine Leute mehr für die Verwaltung.

Danach kamen die Ostverträge die von der CDU CSU bekämpft wurden.( Egon Bahr war ein Verräter deutscher Interessen). Sie sind die Voraussetzung der Wiedervereinigung gewesen. Zur nachrüstungsdebatte 1983 wurde Demonstriert von Linken Gruppen,die Durchsetzung durch Bundeskanzler Schmidt gegen teile der SPD war richtig.Daraus und wegen Atomkraftwerke entstanden die Grünen,das Verhängnis nahm seinen lauf. Seit die Grünen 1983 im Bundestag sind,ging es Berg ab. CDU-CSU,SPD und FDP wollten Grüne Wähler zurückgewinnen,machten dabei immer mehr Grüne Politik. Arbeiter und Angestellte wurden ihrer Politischen SPD Heimat beraubt,die Pazifisten der GRÜNEN schickten als erstes deutsche Soldaten wieder in Auslandseinsätze, Zigarette nach der Arbeit wurde verboten. Die Gender-Politik mit Schwulen und Lesben wurde Legalisiert,jetzt werden Straßennamen geändert,Denkmäler werden wegen Nazivergangenheit umbenannt oder entfernt.Selbst Essengerichte muss man wegen Rassismus umbenennen. Erziehung in Schulen eine Katastrophe. Alles wegen Grüner Politik und CDU-CSU, SPD,FDP und Rote folgen solch einer Politik der angeblichen Toleranz nur wegen der Wähler.

Wobei SPD oder CDU-CSU Wähler die Welt nicht mehr verstehen,angesichts GRÜNER-LINKER Politik und ihre Stimme der AFD geben. In der Flüchtlingspolitik das selbe,man kann nicht unbegrenzte Flüchtlingsströme aufnehmen, die EU ist nicht gewillt Deutschland zu folgen. Brexit ist dann die Folge. Macron kündigt eine „Rückeroberung“ Frankreichs an,er will die Islamisierung seines Landes bekämpfen. Deutschland gibt derweil den Biedermann und bleibt Brückenkopf des politischen Islams in Europa. Wenn Deutschland weiter eine ROT-GRÜNE Politik (oder Klimapolitik) macht, isoliert sie sich von allen Staaten,Arbeiter und Angestellte machen diese Politik der entstehenden Arbeitslosigkeit nicht mehr mit und Wählen AFD oder eine andere radikale Partei und Weimar ist Präsent mit dem zerfall der EU. Die LINKS-GRÜNE Presse begleitet diese Politik mit. Was diese Linke oder Rote Hassparolen anrichten hat man heute wieder im Stadion von Hoffenheim erlebt. Toleranz ist selbstverständlich und vom Katholischen Glauben gegeben,aber man darf sich selbst nicht vergessen. – Jo.Gabriel

 

Ob die extremistische politischen Meinungsverschiedenheiten in einem Hufeisenförmigen Symbol verortet werden können, wird in diesem Beitrag extensiv diskutiert. Zunächst müsste aber diskutiert werden, ob dieses oder andere Symbole und Denkschablonen wie z.B. „links“ und „rechts“, die bevorzugt von den politischen Wissenschaften und der Soziologie zur Welterklärung bemüht werden, überhaupt tauglich sind. Alle möglichen Argumentationen werden aufgeführt. Aber man fragt sich, was sie zur dringend nötigen Lösung der beschriebenen realen Probleme beitragen können. Wie so oft vernachlässigen bzw. missachten die Politikwissenschaftler und Soziologen dagegen individuelle Aspekte. Politik ist einerseits für des Zusammenleben der Menschen nötig und wird andererseits von Menschen “gemacht“ und vertreten, deren Charaktere, Erfahrungen, Emotionen und Ansichten sich durch eine erfreulich große Diversivität auszeichnet. Der verständliche Ruf nach Gleichheit hat u.a. auch biologisch definierbare Grenzen. Im Extremfall wäre Gleichheit erreicht, wenn die Menschen nach Adam und Eva geklont wären. Wäre das ein Wunschvorstellung der „Linken“? – Dr. Dieter Karch

 

Vielen Dank für diesen hervorragenden Artikel. Der historische Rückblick macht ganz klar den Ursprung der unterschiedlichen Ideologien deutlich und bietet Argumentationshilfe. Ich hoffe nur, dass auch andere große Medien endlich die Kurve kriegen und dahin gucken, wo die echte Bedrohung unserer Demokratie steht. – Christa Eschmann

 

Wenn ich in einem eindeutigen biologischen Geschlecht mehr eine natürliche Vorgabe denn eine ungerechte „Fessel“ sehe, so befinde ich mich nach Meinung des Autors wohl bereits in den Reihen der Rechten. Folgerichtig will ich die Demokratie abschaffen oder den „homogenen Volkswillen“ durch einen „Führer“ durchsetzen? Ist es tatsächlich so einfach? Ist es – andersherum – obligater Bestandteil einer linken Gesinnung, den Menschen z.B. auch aus den „Fesseln“ seiner Artzugehörigkeit befreien zu wollen? Warum sollten genetische Grundlagen in dieser Frage plötzlich unangetastet bleiben? Wäre es nicht typisch links, dem Einzelnen eine Identität als Tier seiner Wahl zuzugestehen und zu ermöglichen? Wäre es schon „rechts“, an dieser Stelle die Stirn zu runzeln? Eine Polarisierung kann didaktisch zuweilen sinnvoll sein. Doch Herr Staas findet aus seiner teils absurd anmutenden Polarisierung nicht mehr hinaus sondern verliert sich in extremen und lebensfremden Kategorien. Er gründet eine an sich richtige Botschaft auf inakzeptable Prämissen und erweist seiner Sache damit einen Bärendienst. Die Rubrik „Geschichte“ ist zudem ein recht schmeichelhafter Rahmen für diese wenig hilfreiche Schrift. – Dr. Christian Voll

 


 

 

Leserbriefe zu „Neoliberalismus“. Gespräch mit Thomas Biebricher geführt von Mariam Lau

 

Der Diskurs über den Neoliberalismus greift zu kurz. Zum einen ist der Begriff bereits ein Widerspruch in sich, da bei einem fehlenden Regelwerk, an das sich alle zu halten haben, das Recht des Stärkeren gilt. Zum anderen wäre die Ideologie, die um die Jahrtausendwende in Deutschland einen großen politischen Zuspruch gefunden hat, angesichts von Ideen wie etwa der „Trickle-Down-Theorie“, wonach auch die Armen von Steuersenkungen für die Reichen profitieren würden, besser mit dem Wort „Neoegoismus“ umschrieben. Deshalb muss man hier in jedem Fall den Bogen weiter spannen, zumal sich auch das Bild vom „Homo oeconomicus“ nicht unbedingt bewahrheit hat, da der Mensch ein Sozialwesen ist und eher sein Wohlbefinden maximiert, was nicht immer im Einklang mit dem besten materiellen Nutzen stehen muss! – Rasmus Ph. Helt

 

Die Geschichte des Neoliberalismus ist kein geschlossenes Wirtschaftsmodell, sondern folgt dem Gedanken , dass die freie und unregulierte Marktwirtschaft der Garant für sozialen Wohlstand aller Menschen sorgt , Sicherheit und Freiheit verspricht. Die Finanz-Krise von 2007 / 2008 hat gezeigt, dass der Staat mit Steuermitteln eingreifen musste um die Banken zu retten. Neoliberalismus rettet nicht die Menschen, sondern schafft , die Vorraussetzung für den konzentrierten Finanz-Kapitalismus. Der Sozialstaat muss weiter zurück gedrängt werden, die Agenda 2010 wirkt bis heute nach,mit seinen negativen Folgen. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Das Interview benennt lobenswerterweise klar – wenn auch erst ganz zum Schluss – den einzigen Vorteil – größeres und teilweise preiswerteres Warenangebot – und die vielen Nachteile – mehr Arbeitsstress, mehr Arbeitsplatzunsicherheit, Abbau des Sozialstaates, weniger Lohn für Tätigkeiten, für die es viele Bewerber*innen gibt, demokratisch gewählte Politiker*innen quasi als Marionetten der Wirtschaftsführer*innen – des „Neoliberalismus“ für Arbeitnehmer*innen in Deutschland, den USA und anderen westlichen Ländern. Schließlich ging es den Deutschen, den US-Amerikaner*innen und anderen auch vor vierzig Jahren schon materiell gut – und emotional/psychisch wohl auf jeden Fall besser als heute. Von den Folgen des Konsums für Umwelt und Klima ganz zu schweigen! – Dr. Ulrich Willmes

 

Hinter dem Diskurs zum Begriff Neoliberalismus verbirgt sich nach meiner Wahrnehmung ein fundamentales Problem: Politiker jedweder Coleur haben – in unterschiedlichen Ausprägungen, aber in der Tendenz einheitlich – über Jahrzehnte den Argwohn des Wählers gegenüber „der Wirtschaft“ geschürt. In populistischer Manier hat man sich als Schutzschild gegenüber den Umtrieben dieses Wirtschaftsmonsters angedient. Die Wahrheit ist aber: Es gibt nichts demokratischeres als Wirtschaft unter marktwirtschaftlichen Bedingungen. Wenn mir bspw. das Gebaren eines Automobilherstellers missfällt, zieht es meines Wissens nach keine gewaltsamen Konsequenzen nach sich, wenn ich Produkte dieses Herstellers nicht mehr kaufe oder gar ganz auf Autos verzichte. Ich kann als Verbraucher jeden Tag aufs neue mein Wohlwollen oder Missfallen gegenüber den wirtschaftlichen Akteuren wirksam zum Ausdruck bringen.

Im politischen Raum kann ich nur alle paar Jahre oft fragwürdigen Bewerbern ein allenfalls vage umrissenes Mandat geben. Und wenn ich Militär, Straßenprojekte oder meinetwegen auch die Folgekosten der Migration nicht mitfinanzieren möchte, werde ich sehr schnell feststellen, dass das Zurückhalten von Steuermitteln drastischere Konsequenzen nach sich zieht als manches Tötungsdelikt. Es würde unserer Gesellschaft helfen, wenn Politikern der Zuspruch entzogen wird, die in unredlicher Manier „die Wirtschaft“ zum Popanz aufbauen. – Prof. Dr.-Ing. Thorsten Brandes

 

Diese unglaubliche Verengung auf die Frage günstiger Konsum versus soziale Gleichheit( gute Jobs ) soll das Forschungsergebnis von Herrn Biebricher sein? Für eine intellektuell so dünne Suppe sollte die Zeit nicht eine Seite verschwenden, gibt sie doch so nur den Mainstream wieder. Der Neoliberalismus erzeugt über den Wettbewerb ständigen Zwang zur Produktivität und Innovation. Genau das was gerade in Deutschland fehlt. Warum sind wir sonst bei allen Zukunftsthemen( G5,Digitalisierung, digitale Infrastruktur und Geschäftsmodelle….) hinten dran. Wir befinden uns im Spätherbst römischer Dekadenz und hinterlassen so unseren Kindern keine guten Perspektiven. – Peter Knappmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Zerreißprobe“. Streit von Karin Prien und Holger Stahlknecht

 

Bundesparteitagsbeschlüsse der CDU , wir müssen uns abgrenzen nach rechts und links auf allen politischen Ebenen ist ein wichtiges Signal im Inneren der Partei , der Wähler in Thüringen hat anders entschieden. Der Wahlsieger in Thüringen heißt, Bodo Ramelow , doch regieren kann und darf er trotzdem nicht. Die CDU respektiert nicht,dass der Wahlsieger auch den Ministerpräsidenten stellt,so jedenfalls sind die die Spielregeln und anerkannten demokratischen Gepflogenheiten. Erst die Partei und dann das Land, kann nicht als Blockade genutzt werden um eine demokratische Linke der heutigen Zeit ins Abseits zu stellen. Thüringen kann sich wiederholen und was dann ? –Thomas Bartsch-Hauschild

 

Herr Stahlknecht hat offensichtlich ein stark vereinfachtes Erinnerungsvermögen. Natürlich sind die Linken Rechtsnachfolgerin der PDS und die wiederum Rechtsnachfolgerin der SED. Nur er unterschlägt, daß die CDU im Osten Rechtsnachfolgerin der Blockpartei CDU-Ost ist, den Blockflöten also, die sehr wohl auch den antifaschistischen Schutzwall mit all seinen Erscheinungen und Abartigkeiten sehr wohl mitzuverantworten und unterstützt haben. Mit dem Finger nur auf die Linken zu zeigen ist nicht nur unredlich sondern auch historisch falsch, zumal drei Finger sowieso auf Herrn Stahlknecht selbst zeigen. Sehr geehrter Herr Bittner, sehr geehrter Herr Mania-Schlegel ich hätte mir gewünscht, daß Sie Herrn Stahlknecht explitzit auf diese Verantwortung hingewiesen hätten. Warum dieser wesentliche Aspekt „unter den Tisch“ gefallen ist, ist mir ein Rätsel. – A.Jeske

 

Die CDU soll endlich mal in ihre eigene Vergangenheit blicken: Kurt Georg Kiesinger war im Dritten Reich seit 1933 Mitglied der NSDAP. Das hinderte die CDU nicht daran, in 1966 zum Bundeskanzler und 1967 zu ihrem Vorsitzenden zu machen. 21 bzw. 22 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges. Und Kiesinger war nur einer von vielen. 30 Jahre nach Ende der DDR sollte die CDU vor diesem Hintergrund etwas entspannter auf Die Linke schauen. – Kurt Eimers

Thüringen – CDU, Linke und AfD Auch in der Politik gilt das Prinzip Ursache – Wirkung. Die AfD ist nicht vom Himmel gefallen. Sie ist das Ergebnis der Merkelschen Politik. Viele ehemaligen CDU- Wähler geben heute wegen der gesetzeswidrigen Grenzöffnung durch die Bundeskanzlerin und deren Folgen ihre Stimme der AfD. Für die Grenzöffnung bekam Frau Merkel auf dem CDU-Parteitag 2015 lang anhaltenden Beifall. Hätten die Delegierten ihr stattdessen die rote Karte gezeigt, die AfD wäre klein geblieben und die CDU hätte sich die Ohrfeige in Erfurt erspart.

Aber auch die Thüringer CDU hat Fehler gemacht. Als Hausbesitzer nahm ich an einer Demonstration gegen „Überhöhte Kommunalabgaben“ teil. Zu meiner Überraschung wurde diese von Politikern der Linken organisiert. Der anwesende Innenminister der CDU verteidigte die Kommunalabgaben. Ein Hauseigentümer berichtete, dass er über 140 000 Euro bezahlen sollte. In seiner Verzweiflung rief er in die Menge: „ Nicht einmal die Kommunisten haben das gemacht.“ Die Organisation der Demos durch die Linke war ein kluger Schachzug und hat ihren Aufstieg eingeleitet. Der CDU hat ihr unsensibles Verhalten viel Sympathie gekostet.

Wenn die CDU das Problem AfD nicht löst, wird ihr Einfluss im Osten weiter schwinden. Friedrich Merz sprach davon, ehemalige CDU- Wähler von der AfD zurückholen. Einige Atemzüge vorher nannte er sie allerdings Gesindel. Leute, die man beschimpft, kann man nicht zurückholen, das sollte er eigentlich wissen. Die AfD überall auszuschließen, hält Altkanzler Schröder für falsch. Es ist nichts anderes als Berufsverbot. Unter seiner Regierung hätte man die argumentative Auseinandersetzung mit der AfD gesucht. Über Schröders Krisenmanagement sollte die CDU nachdenken, wenn sie ihre verlorene Wähler zurückholen will. – Dr. Karl Hahn

 

„Die Zerreißprobe“ in Nr. 10 beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen der CDU und der LINKEN. Ich finde es seltsam, dass bei der Darstellung der DDR-Geschichte vergessen wird, dass das damalige System nicht allein vom Politbüro verantwortet wurde. In der DDR-Volkskammer hatte von insgesamt 500 Mandaten die SED 127 inne und die CDU immerhin 52. Die Wahlergebnisse zeigten regelmäßig, dass eine große Mehrheit – auch wenn mehr oder weniger unfreiwillig – die Regierung stützte. Nun – trotz berechtigter Kritik – allein die LINKE verantwortlich zu machen, ist bequem, aber nicht angemessen. – Heiko Reinhold

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer sind wir – und wie viele?“ von Marc Brost et al.

 

Wer sie sind und wie viele, wissen wir jetzt: Drei – Spahn, Laschet und Röttgen – sind oder waren Minister und tragen Mitverantwortung für die CDU-Politik der letzten Jahre. Kritik an dieser Politik wird gar nicht (Laschet), sparsam und indirekt (Spahn) oder nur teilweise (Röttgen) geübt. Wie sie einen Aufbruch bewerkstelligen wollen, bleibt ein Rätsel. Der vierte ist Merz, der seit 18 Jahren die Politik vom Rande aus beobachtet und kritisiert hat. Ihm ist die Wende zuzutrauen, wenngleich die Schärfung des Profils zu Verlusten auf der linken Seite führen kann. Genauso wichtig wie die Frage, wer der beste Kanzlerkandidat ist, sollte die sein, wer der bessere Oppositionsführer ist. Eine wirkliche personelle und programmatische Neuaufstellung der CDU wird nur in der Opposition gelingen und da wäre Merz die beste Angriffsspitze. – Johannes Kettlack

 

Das ganze Dilemma der CDU hat Frau Merkel zu verantworten. Sie hat alle potentiellen Nachfolger der Reihe nach weggebissen. Auch das sie sich noch einmal bei der letzten Bundestagswahl hat aufstellen lassen, war ein großer Fehler. Anstatt mit Würde abzutreten und loszulassen, musste sie sich noch einmal beweisen. Auch das sie nach der Hälfte der Zeit die AKK als ihre Nachfolgerin präsentierte war ein Fehler, das es von der Zeit her viel zu früh war. Nun gibt es ein Hauen und Stechen von vier Bewerbern. Das hätte vermieden werden können. Aber, hätte, hätte….. – Ute Koch

 

Wer sind wir – und wie viele! und Operation Kanzleramt. Die ganze Seite Zwei mutet mich an wie ein Tutorial für Karrieristen. „Wie kann ich möglichst effizient mein Karriereziel erreichen?“ Ja, ich hatte sogar – nebenbei bemerkt – kurz den ketzerischen Gedanken, Kemmerich in Thüringen habe sich nur wählen lassen, um nach drei Tagen Amtszeit sich ExMinisterpräsident nennen zu können und entsprechendes Salär (dem Hörensagen nach ca. 10 000,00 €) einzustecken, ganz im Sinne einer effizienten Karriereplanung.

Was ist los mit unseren Volksvertretern? Ich fühle mich nicht vertreten, sondern ich habe die klare Empfindung, dass ich als Bürgerin (mit einem netten Packet an existenziellen Problemen) nur Statist neben der Karriereleiter dieser Herren bin. Derartige Gedanken hatte ich weder bei Brand, Schmidt, Wehner und Co., nicht bei einer (SPD) Frau Hildebrand, ja nicht mal bei einem Franz-Joseph Strauss. Ich fürchte, diese Leute haben keine Überzeugungskraft mehr, weil sie keine Überzeugung haben. Politik ist zu einem Geschäft wie jedes andere geworden, was ja auch kräftig untermauert wird mit der Zweitkarriere der Herren in der Industrie. Ein grosses Trauerspiel. Ich wundere mich, dass sich noch irgendjemand wundert über die tiefsitzende Frustration in der Bevölkerung. – Laura R. Bauer

 

Alle wollen Führung, aber niemand will sich führen lassen? Dies bedeutet aber doch: Niemand will Führung, nicht einmal die radikale Rechte, so Robert Pausch. Tatsächlich erleben wir, dass Systeme von „Befehl und Gehorsam“ oder „Ansage und Loyalität“ oder „Beschluss und Akzeptanz“ heutzutage nicht mehr funktionieren. Die Grundströmung ist meines Erachtens nicht primär Führungssehnsucht sondern dem vorausgehend: Sehnsucht nach Mündigkeit bei den einen und im scharfen Kontrast dazu Sehnsucht nach Unmündigkeit bei den anderen.

Es gelingt der klassischen politischen Mitte immer weniger, diese Sehnsüchte zu absorbieren. Dies gilt insbesondere für die Sehnsucht nach Unmündigkeit: Unpolitische Menschen, die von der modernen, liberalen und immer komplexer werdenden Welt einfach nur unbehelligt bleiben wollen, gerade auch von den Risiken der Globalisierung z.B. Migration, Finanzenkrisen, Klimakatastrophe. Es macht es nicht einfacher, wenn diese Menschen die Aufkündigung der stillschweigend leidend ertragenen Konformität mit der Mitte paradoxerweise als ein Mündigwerden erleben, als Akt der Emanzipation. Endlich frei – so wie viele Briten den Brexit wohl empfinden.

Hier ist der sich ausdehnende Nährboden für alles, was wir als rechts kategorisieren: Von einer unpolitischen Haltung mit diffus rechtsgeneigten oder verschwörungstheorieaffinen Gesinnungsanteilen, über nationalistische, chauvinistische, geschichtsrevisionistische, rassistische, antisemitische Gesinnungen, Äußerungen und Handlungen bis hin zu rechtsextremistischer Gewalt. Wie das ZEIT-Dossier zeigt, war dieser Nährboden in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland nie weg, hat sich das Milieu der Retsextremisten in den vergangenen Jahren enorm erweitert.Damit dieser Nährboden nicht weiter anwächst, müssen z.B. auch die von der Sehnsucht nach einfachen Antworten getragenen Fragen eines nicht lesenden Arbeiters (oder Angestellten, Beamten, Selbständigen, Arbeitslosen…) in der politischen Mitte ein Antworten finden – nämlich z.B. zum Fragentypus „Kann man denn nicht einfach (oder endlich) mal…“ . Wir können auf Dauer nicht einfach davon ausgehen, dass Aufklärung eine Sehnsucht aller Menschen ist.

Die „Führungsfrage“ bei der CDU und die Frage wer sie ist und wer sie sein will, bringt das Dilemma der erodierenden Integrationskraft der Mitte auf den Punkt: Friedrich Merz bietet mit seiner Entschiedenheits-Rhetorik die Illusion der Entlastung der Bürger von den Zumutungen einer zu modernen, zu liberalen und zu komplexen Welt. Jedes Wort verspricht Erlösung und ist eine Einladung an die Bürger, sich vertrauensvoll unter seine Deutungshoheit weiter unmündig in der Mitte bequem einzurichten. Verführung, die Führung und Stärke suggeriert. Aber genau damit ist Merz eine Zumutung für jene, die sich nach Mündigkeit sehnen.

Norbert Röttgen dagegen ist mit seiner Diktion ein Angebot für die Sehnsucht nach Mündigkeit: Mehr Rationalität wagen. Laufen lernen. Endlich auf Augenhöhe mit unserer modernen und komplexen Welt Politik machen. Dem Regime der Rationalität mehr Raum geben: mehr Analyse, mehr Diskurs, mehr Konzeptionalität, mehr Wahrheit, mehr Wahrhaftigkeit. Aber genau damit ist Röttgen eine Zumutung für jene, die in Ruhe gelassen werden wollen, sich nach Unmündigkeit sehnen. Hinzu kommt: Weniger Röttgen bzw. mehr Merz fördert die Migration der Grünen in die Mitte und ihre Attraktivität für die Sehnsucht nach Mündigkeit.

These und Antithese: Merz und Röttgen. In den nächsten Wochen können wir unter dem Mikoskop in unserem kleinen Kosmos der Ratio und der listigen Geschichte bei der Arbeit zusehen. Dialektisch betrachtet sind Armin Laschet und Jens Spahn als Team die Synthese, die Aufhebung der unversöhnlichen Gegensätze, für die Friedrich Merz und Norbert Röttgen in der CDU und darüber hinaus stehen. Ob diese Synthese reicht, die Sehnsüchte nach Mündigkeit und Unmündigkeit als Volkspartei wieder stärker absorbieren zu können? Ob das reicht für die Wende, die Giovanni di Lorenzo mit Blick auf die wachsende rechte Gewalt fordert? – Reinhard Koine

 

Sie gehen einem langsam auf den „Senkel“, diese (vier) „Möchte-gerne-auch-mal-der-Kanzler-sein“, aus der CDU (Abteilung: Kindergarten); sie stolpern irgendwie weiter planlos herum, und finden deshalb nicht mehr heraus, aus ihrer „Traum(a)welt“! Diese vier Herren haben vielleicht schon vergessen, dass sich ihre Partei immer noch in der „GroKo“ befindet. Zu unserer Realität in Deutschland gehört nämlich seit gestern auch das „Coronavirus“, und darüber sollten sich unsere Politiker ihre Gedanken machen und langsam nach lebensnahen Lösungen suchen. Die CDU sackt weiter und weiter ab, in der Wählergunst, und deshalb wird der Mittelfranke Markus Söder (CSU=Schwesterpartei der CDU) eher Mininsterpräsident in Bayern bleiben wollen, als dass er als „Nobody“ in Berlin versauern könnte! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Zu wenig Körperkontakt“ von Antonia Baum

 

Ich möchte Ihnen sehr herzlich zu ihrem Bericht über das Gespräch und die Begegnung mit Klaus Theweleit in der aktuellen „Zeit“ gratulieren – großartig differenziert und vielschichtig. Ich schreibe Ihnen, um einen bestimmten Punkt hervorzuheben, und zwar die These des „Nicht zu Ende geboren Seins“ von uns Menschen. Das hat den systematischen Hintergrund der „physiologischen Frühgeburtlichkeit“, also der Tatsache, dass wir gewissermaßen unfertig und unreif mit neun Monaten geboren werden und das erste Lebensjahr darum in eine Art Übergangsstadium und großer Angewiesenheit auf die Betreuung und einer Art emotionale Koregulation bedürfen. Das ist auf der anderen Seite ein Hintergrund für die menschliche Kreativität, dass wir die die Welt unentwegt umgestalten wollen, damit sie der zu frühen verlorenen Heimat entsprechen soll. Diese Unfertigkeit und Unreife bei der Geburt ist der Hintergrund für die von Theweleit beschriebenen Phänomene. Durch die pränatale Psychologie sind diese Zusammenhänge heute noch viel klarer erfassbar. – Dr. med. Ludwig Janus

 

Allergrössten Dank für die Veröffentlichung des Interviews mit Herrn Theweleit ! Ich würde mich sehr freuen, wenn seine „Männerphantasien“ wieder vermehrt in’s öffentliche Bewusstsein gelängen. In meinem sind sie’s schon seit ca. 30 Jahren, als ich nachdrücklich begann, mich in Folge der Geburt meiner (unsere) Tochter, mein vorheriges Bild des Mann sein müssens heftig in Frage zu stellen; und dabei und zum Ablösen von alten Verkrustungen war Theweleit sehr förderlich. ich finde, dass seine Analysen weltweit anzuwenden sind, nicht nur in Bezug auf „deutsche Männerbünde“, denn für mein Empfinden ist das grausige Herumgeschnipsel an kindlichen Vorhäuten oder das Verstümmeln weiblicher Genitalien genauso verantwortlich für das Uniformieren zwecks Unterwerfung und folgender Kampfes“lust“. Ich hoffe zumindest, dass, obwohl die Welt weitestgehend noch lange eine von Männermacht gemachte sein wird, trotzdem eine Änderung zum Besseren, zu höherem Bewusstsein, zu einer zunehmend lebensfreundlichen Welt langsam-aber-sicher vonstatten gehen wird. Dank an Fr. Baum, Dank der ZEIT. – Wolfgang Maeser

 

vielen Dank für diesen hervorragenden Beitrag und Ihre mutige – und völlig richtige – Schlussbemerkung nicht nur zur Aktualität von Theweleits Buch, sondern auch zur impliziten Aufforderung, darüber zu sprechen, was an Gewalt-Ideologien attraktiv ist und was das mit jedem von uns zu tun hat. Die Reduktion menschlicher Destruktivität auf „zu wenig Körperkontakt“ in der Kindheit, greift sicher zu kurz. Sicher, frühe Kindheitserfahrungen bilden das emotionale Fundament der Persönlichkeit. Aber Rücksichtnahme, Mitgefühl, Gnade u.s.w. müssen auch als erstrebenswert angesehen und im Alltag gelebt werden. Was nicht gelebt wird ist schlichtweg nicht da. Sich auf eine „frühkindliche Konditionierung“ zum „guten“ Menschen zu verlassen, genügt eben nicht. Wo keine Gewalt ausgeübt wird, gibt es sie nicht. Sie steckt auch nicht in den Gehirnen von „bösen“ Tätern. Der Täter ist nicht die Tat. Verbrechen ist ein psychosoziales Phänomen (siehe auch Interview mit dem Forensiker Hans-Ludwig Kröber, Zeit Verbrechen No. 1/2018).

Beziehung und Verbundenheit kann sowohl durch Fürsorge als auch durch Machtausübung gelebt werden. Warum Männer oft zu letzterem neigen, bis hin zur finalen Machtdemonstration durch Gewalt, wäre eine solche spannende Frage über die es sich zu sprechen lohnen würde. Sprechen ist aber nicht gerade in. Aktuell vergeht kein Tag und kaum ein Thema bleibt von der alles überstrahlenden Metapher vom „Kampf“ verschont. Wer heute etwas verändern will, redet nicht lange rum. Er/Sie „kämpft“. So wie ich Ihren Beitrag über Herrn Theweleit`s Männerphantasien verstehe, werden sich Faschismus (und Rassismus, Antisemitismus, Misogynie….) nicht bekämpfen lassen, sondern wir müssen versuchen zu verstehen, wodurch sie für den Einzelnen attraktiv werden, um dann Bedingungen zu schaffen, die eine solche Attraktivität reduzieren. – Jürgen Pilz

 

Vielen Dank für das assoziativ mäandernde Interviewprotokoll, mit dem Sie das Schwebende und Unfass-bare der Thematik gut eingefangen haben und das so zum Protokoll einer echten Begegnung wurde. Theweleit steht nach 8 Umzügen immer noch bei mir im Regal über Nationalsozialismus. Alle paar Jahre denke ich, dass ich jetzt keine Lektüre mehr zum Thema kaufen (und mir antun) will, aber leider bleibt das Thema virulent. Auch für mich als sogenannte „Kriegsenkelin“, was ebenfalls zu einem Buch geführt hat. Ich hänge Ihnen mal meinen Beitrag zur Diskussion an. Vielleicht haben Sie ja auch Freude an diesem Essay – ebenfalls mit psychotherapeutischem Hintergrund. Hanau – oder die Dramaturgie des Dreiecks.Ulrike Blatter

 


 

 

Leserbriefe zu „Kleingeister im Größenwahn“ von Ulrich Ladurner

 

Das die EU auch Geld kostet und die verwöhnten Nettozahler davon profitieren wollen ist nichts neues. Die Britten als Einzahler fallen aus und das macht alles nicht einfacher. Doch die verschwenderische Subventionspolitik zur Sicherung der Exporte und Absatzmärkte in alle Welt sind nur zur Stärkung des Zusammenhaltes der EU gedacht. Die neue Europäische Sicherheitspolitik und NATO kommen noch hinzu. Es geht um mehr , als nur um “ Kleingeister“ , die eigene Haushaltslage mit Schwarzer Null ist keine spendable Situation. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Die von Ihnen genannte Summe von € 200 p.a. pro Bürger bereitet mir Verständnisschwierigkeiten. Ich vermisse bei den derzeitigen Haushaltsberatungen (und auch in Ihrem Artikel) Aussagen zu den finanziellen Folgen des Brexit. Die EU muß doch nach dem Austritt, dem Wegfall der Britten Milliarden sich neu strukturieren. Kann mir mal jemannd agen wieviele diser überbesetzten Bürokratie abgebaut wird. Wieviel EU- Verwalter sind eigentlich dann arbeitlos und somit über ? – Manfred Andresen

 

Welch ein gelungener Artikel von Ulrich Ladurner! Führt man seine Rechnung der monatlichen Belastung von ca. 200,- Euro für jeden Deutschen Bürger im Jahr weiter, so kommt man Ende auf eine tägliche Belastung von ca. 0,56 Euro pro Tag. Jeder Grundschüler würde eine solche Finanzierung befürworten. Scheinbar fehlt es hier den Berufspolitikern in Brüssel am nötigen Sachverstand und jeder für sich sollte einmal überlegen, ob er noch an der richtigen Stelle arbeitet. – Uli Müller

 

Wenn die EU scheitert, dann aber auch am Parlament. Nach über 20 Jahren Wahl-Abstinenz auf EU-Ebene bin ich im letzten Jahr wieder zur Wahl gegangen. Ich hatte es so verstanden, dass das Parlament „den Aufstand proben wollte“. Dabei sollte meine Stimme keinesfalls fehlen. „Wir stimmen nur für unseren gemeinsamen Kandidaten“, hatte ich verstanden. Auf diesen Machtkampf zwischen Parlament und Rat war ich gespannt. `Ein Weg zu mehr demokratischer Legitimation für die Kommission ´, so hatte ich mir das vorgestellt. Das wäre Sachpolitik, die vom Parlament ausginge. Schon am Tag nach der Wahl ging das Kandidatengeschacher wieder los. Die Abkehr von der Sachpolitik zur Politik, die vor allem darum kreißt, welche Positionen wie besetzt werden sollten, hatte nur 12 Stunden gedauert. Klar war, dass man so einem gewieften Taktiker nicht das Wasser reichen konnte. Es wird, wenn, wohl noch ein oder zwei Generationen dauern bis wirkliche Demokratie in der EU verankert ist. Die Chance ist leider auf längere Zeit vertan. – Heinz Bruns

 


 

 

Leserbriefe zu „Israels Spiegel“ von Tuvia Tenenbom

 

Danke für diesen wunderbaren Artikel, der die Vielschichtigkeit Israels auf den Punkt bringt. Da wir als Studenten einige Jahre in Israel verbrachten und Land und Leuten bis heute verbunden sind, kann ich nur sagen: Der Witz „Zwei Israelis, drei Meinungen“ gilt Gott sei Dank (Baruch ha shem) bis heute. Obwohl es eine politische Linie gibt, die vorgibt, Israel auf keinen Fall zu kritisieren, gibt es dort jede Menge Leute, die das doch tun; und zwar auf sehr intellektuelle und unterhaltsame Weise. Trotz der immanenten Bedrohungslage oder gerade deswegen witzeln die Israelis über sich selbst sowie über die Welt, erfinden sich immer wieder neu, zeigen einen Optimismus, der von der Geschichte eigentlich widerlegt und ad absurdum geführt wird und schenken sich der Welt, die das gar nicht zu schätzen weiß. Was wären wir ohne diesen intelligenten Humor, der sich selbst immer wieder in Frage stellt und uns dadurch eine Antwort gibt, nämlich: Nehmt euch nicht zu wichtig, aber wichtig genug, um überleben zu wollen. – Bettina Oehmen

 

Tuvia Tenenboms Masche ist bekannt. Er ist immer auf der Suche nach Antisemiten. Ein anderes Thema hat er nicht. Auffällig ist, er findet diese überall und schreibt darüber in Zeitungen und Büchern. Nebenbei rechtfertigt er dabei – meist in gewollt launig erscheinendem Ton – die Entwicklung Israels hin zu einer immer rassistischer werdenden Gesellschaft. Endpunkt könnte die Umsetzung des „Trump Deals“ sein: ein von einigen Israelis befürchteter Apartheidstaat. Tenenbom hätte nichts dagegen. Alle anderen sind ja sowieso Antisemiten.- Helmut Schmitz

 

Shalom Tuvia Tenenbom! Toda raba – Danke für Ihren Text „Israels Spiegel“. Mitte der 1990er Jahre habe ich an der Rehov Sheinkin gewohnt, fühlte mich als Teil des sympathischen Lebens der „Shalom ashav“ (Frieden jetzt) Bewegung, entlang der Cafes und kleinen Geschäfte dieser Strasse des Lebens, die in den Wochenmarkt Shuk Ha’Carmel übergeht. Gefolgt von dem Handwerkermarkt, zwei Mal wöchentlich, Verkäufer aus den Künstlerszene der Rehov Sheinkin. Dann haben die Rechten unter den wohlwollenden Blicken des Likud den damaligen Ministerpräsidenten Yitzak Rabin bildlich in eine SS Uniform montiert, Rabin wurde von einem der Rechten ermordet. Der unter Korruptions- und Bestechlichkeitsverdacht stehende Profiteur Netanyahu steht bis heute der Knesset vor. So, wie fast die AfD über den Ministerpräsidenten eines Bundeslandes in Deutschland entschieden hätte. Kürzlich war ich wieder in Tel Aviv. Rehov Sheinkin ist die gleiche Strasse, die Atmosphäre aber ist weg. Offenbar schon länger. Das alte Gebäude im Bauhausstil, in dem ich einst wohnte, ist Luxusappartements gewichen. Gegenüber liegt eine Apotheke. Im Fenster eine bebilderte Werbung für Kopfschmerztabletten, ein Mann mit einem Loch im Kopf. Das ist mein Bild der Rehov Shenkin von heute. Und auch heute sprengten Fadenkreuzplakate das Fussballspiel Bayern München – TSG Hoffenheim. Der Hass ist unter uns. Wir müssen für den Frieden kämpfen. – Steffen Reese

 


 

 

Leserbriefe zu „Virus essen Wirtschaft auf“ von Lisa Nienhaus und Mark Schieritz

 

Der stark „corona-verunsicherte“ Mensch hamstert in „Corona-Zeiten“ all das, was nur so zu hamstern geht. Er containert seine Bude, u.a. mit Seifen in der „Super-Mega-Großfamilien-Packung“ und natürlich mit Mundschutz in der „XXXL-Riesen-Packung“, richtig hackedicht voll und dicht zu. Ganz groß im Kommen dürfte bald ein „Tag- und Nacht-Dauer-Mundschutz“ mit dem coolen „Zipp-Reißverschluss-Mund“ werden. Fällt eigentlich ein (ständiges) Mundschutztragen schon unter das Vermummungsverbot? – Klaus P. Jaworek

 

Man könnte meinen, daß die Natur für die Gewalt, die Menschen ihr antun, nun hart zurückschlägt. Eigentlich ruft sie aber der Menschheit zu: Haltet inne! Wollt ihr weiter Eure Lebensgrundlagen zerstören? Lernt im Einklang mit Euch und der Umwelt zu leben! Europa könnte mit dem gebündelten Wissen, was gegen Klimawandel, für Umweltschutz, Gleichheit und Freiheit im Interesse des Gemeinwohls getan werden muß, voranschreiten. Was sind unsere Visionen von einembesseren Leben jenseits von Profitgier, Spekulationswahn, Ausbeutung und Konsumzwängen? Deshalb: Corona-Retreat for Future! – Walter Moritz

 

An dem simplen Phänomen der Hamsterkäufe und anderer Panikhandlungen in der Bevölkerung erkennen wir, wie wenig man der Politik traut. Und das zu Recht: Sie ist nicht fähig, Schutzmasken und Schutzkittel sinnvoll zu reglementieren bzw. vorzuhalten. Ohne diese aber ist im Ernstfall keine flächendeckende Versorgung durch medizinisches Personal gegeben. Ähnlich beobachten wir es z.Z. mit der Medikamenten-Versorgung von Patienten (Herstellung in Indien, China u.a.). Die Politik rechnet wohl nicht mit dem Ernstfall. Er wird auch nicht mit Corona kommen, aber dann kommt er mit dem nächsten Virus-Typ. Der Staat muss dafür sorgen, dass strategische Produkte wie medizinischer Bedarf und auch Infrastruktur wie z.B. der Bundesnetzausbau am einheimischen Markt hergestellt werden, auch wenn es langsamer geht und teurer wird. Das regelt nicht der freie Markt. Und außerdem ist Deutschland dafür reich genug. – Dr. Martin Grau

 


 

 

Leserbriefe zu „»Keinen Fußbreit den Bösen«“ von Caterina Lobenstein

 

In Ihrer Printausgabe vom 27.02.2020 ist im Artikel „Keine Fußbreite den Bösen“ über die folgende Wahl in der Slowakei. Eine kleine Korrektur von Nöten, weil im fünfen Abschnitt Orban als Präsident bezeichnet wird. Ich weiß, dass das sehr kleinlich ist, aber dies ist mir bei dem Lesen des Artikels aufgefallen und die Bezeichnung wirkt speziell. – Mike Geueke

 

„Die Slowakei gilt als liberaler Hoffnungsschimmer im Osten Europas. Nun könnte ein Rechtsextremer bei der Parlamentswahl triumphieren.“ Sehr geehrte Frau Caterina Lobenstein, erst durch Radio und Fernsehen erfuhr ich am Tag nach meiner Rückkehr aus Hamburg von den Wahlen in der Slowakei, durch Ihren Artikel von deren Brisanz. Das Gesicht der slowakischen Präsidentin Zuzana Caputovà auf dem Farbfoto über Ihrem Artikel Schaut ehrlich aus. Sie ist Anwältin und Umweltschützerin, stand an der Spitze der PS, einer Partei, die Sie „eine der wenigen linksliberalen Kräfte in Mittel- und Osteuropa“ nennen. Sie hat, diese slowakische Präsidentin, den Schutz von Minderheiten und die enge Bindung an Brüssel ins Zentrum ihrer Politik gestellt, will die Korruption bekämpfen und die Diskrimi- nierung der Roma, will die Gesundheitsfürsorge für bedürftige Menschen ausweiten – aber auch das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare. Das klingt doch alles gut, sehr gut und hoffnungsvoll. Mit: PS. „Keinen Fußbreit den Bösen“ – damit hat sie die Präsidentschaftswahl gewonnen. Wenige Tage vor d i e s e r Wahl nun hat sie Wegbegleiter von Ján Kuciak eingeladen, „Ján Kuciak“, man erinnere sich, diesem „27-jährigen Journalisten, der die Geschäfte Korrupter Regierungspolitiker aufdecken wollte und dafür mit seinem Leben bezahlte“. Wegbegleiter dieses ermordeten Journalisten, Journalisten und Studenten, die weiter- Machen nach diesem Mord. Die noch härter kämpfen. Für Jan. („All for Jan“) Sie dankt ihnen, die Präsidentin Zuzana Caputová, gibt jedem einzeln die Hand: „Danke, daß ihr die Apathie durchbrecht.“ „Danke, daß ihr der Gleichgültigkeit etwas Entgegensetzt.“ „Keinen Fußbreit den Bösen“ heißt auch und vor allem: Keine Stimme den Rechtsextremen und Populisten.“ Wenn die Menschen doch nachdenken und genau hinschauen würden, bevor sie ihr Kreuz Auf dem Wahlzettel machen. – Beate Schwärzler

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie von Zauberhand“ von Adam Soboczynski

 

Die Bilder, die jetzt in der renovierten Gemäldegalerie von – wie Sie schreiben von „Canaletto“ ausgestellt und zu sehen sind – sind von Bernardo Bellotto – genannt Canaletto, weil er Veduten wie Antonio Giovanno Canal genat Canaletto gemalt hat. Der Canaletto war nie in Dresden. aber Bernardo Bellotto. A.G.Canal geboren 1697 gest. 1768 Belletto war sein Neffe geb. 1722 in Venedig gest. 1780 in Warschau. Auch der RBB hier in Berlin hat das falsch berichtet. Die Dresdner nennen Ihren Maler gern Canaletto, ist aber nicht richtig. – Vera-Irene Rottmann

 

Sollte man der Gemäldegalerie im Semperbau nicht noch dringend empfehlen, die Sicherheitseinrichtungen, zur Beruhigung , noch einmal vom TÜV überprüfen zu lassen. Grund: Grünes Gewölbe Einen gestohlenen Canaletto kann man auf dem Kunstmarkt nicht verkaufen, aber zu Hause in der Bibliothek, fein ausgeleuchtet, aufhängen. – Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Bluff des Jahrhunderts“ von Richard C. Schneider

 

Von wem hat der Siedler 40 Quadratkilometer erworben? Wem hat er was bezahlt? Hat er eigentlich etwas bezahlt? Oder war es wie im Wilden Westen als die dortigen Siedler nur das Land Kennzeichen mussten was sie bearbeiten wollten? Wer übte denn vor 1967 die Souveränität dort aus? Bitte erklären sie den Bluff auf neutraler Basis. – Michael Schulcz Isernhagen

 

Der Bericht über den Friedensplan von Donald Trump enthält Details, welche charakteristisch sind für die Ursachen der dortigen konfliktbeladenen Situation. Der Israeli Schaul Avital besitzt laut diesem Bericht eine Dattelpalmenplantage. Ihm gehören 40 Quadratkilometer Land (4000 Hektare). Der überaus hohe Wert könnte allerdings auch ein Druckfehler sein. Seine rechte Hand ist ein eher unpolitischer Palästinenser. Er wünscht sich vor allem eine gute Zukunft für seine 7 Kinder. Die Zahl der Kinder von Schaul liegt nach einer indirekten Angabe über 2. Diese Angaben passen einigermassen zu den Zahlen in einer UN-Liste der Geburtenrate der Länder der Erde. Palästina hat nach dieser Liste eine Geburtenrate von 4.1. Das bedeutet eine Verdoppelung der Bevölkerung pro Generation. Israel hat eine Rate von 3.1. Das bedeutet eine Verdoppelung in zwei Generationen.

Aus diesen Angaben ergibt sich, dass eine Reduktion der Geburtenrate auf einen Wert nicht über 2 unerlässlich erscheint für eine gute gemeinsame Zukunft. Schaul Avital und seine Frau kommen ursprünglich aus Marokko. Auch das ist irgendwie typisch. Die Zuwanderung von Israelis aus arabischen Ländern lässt sich auch als eine Form des Bevölkerungsaustausches ansehen, die im Gegenzug auch die Aufnahmen von Auswanderern aus Palästina in andere Länder rechtfertigen würde. Ganz allgemein hat es den Anschein, dass es in Ländern mit homogener Bevölkerung leichter ist, die Menschen davon zu überzeugen, dass die Geburtenrate den langfristig verfügbaren Ressourcen angepasst werden muss. So haben zum Beispiel Bangladesch, die Türkei, Vietnam oder Aserbaidschan Geburtenraten von 2.1. Homogenität bannt die Gefahr eines demographischen Wettrüstens. Im Gebiet von Israel müsste (auch als Ersatz für demographische Homogenität) eine gemeinsame Weltbild-Komponente propagiert werden, welche die Notwendigkeit einer demographischen Anpassung an die langfristig verfügbaren Ressourcen aufzeigt. –Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Lasst mal locker!“ von Martin Machowecz

 

Nicht einmal die Zeit hat gelernt, diese Schlagzeilen „wird unsdas nicht gegönnt“ über den gesamten Osten auszuschütten. Wenn so eine Zeile gerechtfertigt sein sollte, müssten Recherchen ergeben haben, dass 51% der Brandenburger so denken oder?? Ich bin auch im Osten aufgewachsen und habe als 38-Jährige zur Wende nicht die besten Berufschancen gehabt, heute ist man mit 40 gut dabei. Aber angekommen bin ich trotz Rückschlägen schon lange wie übrigens viele, viele. Ich freute mich über den Bau des Tesla Werkes, als Umweltverbände dagegen klagten, war ich der Meinung:gut, eine Unterbrechung wird die Industrie vorsichtiger werden lasse, ich finde, es muss schon aufgepasst werden warum nicht auch von Leuten aus Bayern. – Brigitte Faber

 

Ihr Kommentar hat mich mal wieder zum Nachdenken veranlasst. Also der Reihe nach: Warum ausgerechnet ein bayrischer Umweltverband klagt? Gute Frage, zumal es in Bayern sicher genuegend aehnliche Faelle gibt, bei denen die Vorschiften grosszuegig ausgelegt werden. Dieser Verein richtet sich aber gegen die Energiewende insgesamt und sah damit wahrscheinlich eine gute Moeglichkeit mediale Aufmerksamkeit zu gewinnen. Ob man daraus nun Neid auf die Ansiedlung ableiten kann, ist mir nicht so klar. Ausserdem gab es ja auch einen Eilantrag der Gruenen Liga, bei der es sich laut Cicero um „einen bundesweit agierenden Umweltverband, der als „Netzwerk oekologischer Bewegungen“ in der DDR gegruendet wurde.“ handelt.

Und das Argument diese Verbands, dass naemlich eine Besserbehandlung vermieden werden soll, ueberzeugt mich – ich wuerde mir wuenschen, dass es aehnliche Klagen auch in anderen Faellen gaebe. Auch zeichnet sich Tesla m.W. nicht unbedingt durch gute Behandlung seiner MitarbeiterInnen aus – meine Hoffnung bei dieser Klage war, dass klargestellt wuerde, dass auch Tesla sich an die in Deutschland geltenden Regeln halten muss. Karriere nur in Hamburg, Muenchen oder Stuttgart: Ich frage mich wie Sie Karriere definieren. Wenn diese tatsaechlich nur in diesen Staedten moeglich sein sollte, dann muessen auch z.B. die BewohnerInnen des Saarlandes, von Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen etc. ziemlich weit umziehen – und selbst in Bayern liegt Muenchen gefuehlt ziemlich weit weg vom Bayrischen Wald oder Oberfranken.

Es handelt sich da m.E. weniger um ein Ost-West Problem als vielmehr um ein Problem zwischen reichen und nicht so reichen Gebieten. Und leider habe ich den Eindruck, dass sich die wirtschaftlich schwaecheren Regionen in Deutschland lieber gegenseitig Konkurrenz machen als zu ueberlegen, wie sie ihre gemeinsamen Interessen umsetzen koennen. Wie ueblich stoert mich die monlitische Beschreibung „der Westdeutschen“ und „der Ostdeutschen“ – als gaebe es innerhalb dieser beiden Bloecke keine Rivalitaeten und Vorurteile. Zumindest fuer „die Westdeutschen“ ist das eine Illusion. Ein Kommentar darf polarisieren – aber es gab Texte von Ihnen, die mich mehr ueberzeugten. – Sabine Moehler

 


 

 

Leserbriefe zu „Umweg nach vorn“ von Stefan Schmitt

 

Die 3 Argumente des Autors (fehlende H2-Tankstellen, Wirkungsgradprobleme, geringe Zulassungszah­len) sind merk­würdig, denn das erste und dritte könnte sich ja schnell ändern und das zweite gilt sehr bald auch für das gesamte Stromsystem mit volatiler Erzeugung + Batterie-E-Auto. Die Brennstoffzelle wird absehbar in jedem System benötigt. Dann heißt es: Strom aus Wasserstoff entweder als zentrale Stromerzeugung oder im Auto selbst. Natürlich ist die Betrachtung des gesamten Systemwirkungsgrads nötig! E-Autos mit Batterie unterscheiden sich zudem in mehreren Punkten von E-Autos mit Brennstoffzelle. Für das Batterie-Auto sind wegen des höheren Gewichts rund 65 kWh (bei sehr bald nötigen 40 % Anteil aus Zwischenspeichern mit Wiederverstromung über Brennstoffzelle im Stromsystem) Erzeugung / 100 km nötig.

Die Aufladung dauert je nach Ladestation mehrere Stunden bzw. erzeugt je nach Gleichzeitigkeit eine irrsinnig hohe Leistungsanforderung in kW: Pro Million Batterie-E-Autos etwa 2.500 MW abends; bei 10 Millionen E-Autos + 25 GW! Transport- und Verteilungsnetze samt Garagenanschlüsse (11 – 120 kW Anschlusswert!) für Batterie-Autos sind auch noch nicht vorhanden Für das Brennstoffzellen-Auto mit geringerem Gewicht sind nur 25 kWh/100 km im Fahrzeug nötig, wofür jedoch fast 100 kWh erzeugt werden müssen; immerhin 50 % mehr als bei Batterie. Der Wasserstoff ist dann aber speicherbar und schnell „getankt“. Die Stromerzeugung kann somit auf die echten „Überschuss-Zeiten“ der EE-Anlagen reduziert werden, weil daraus etwas Speicherbares erzeugt wird. Auch das Spitzenlastproblem abends wird stark entschärft. Nimmt man noch die Ökobilanz einer Batterie mit relativ geringer Lebensdauer dazu, ist noch keineswegs klar, welches System besser ist. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Stefan Schmitt führt drei entscheidende Nachteile für Wasserstoff als Sprit der Zukunft für Privat-Pkw an: Mangel an Tankstellen, geringe bisherige Zulassungszahlen und geringe Energieeffizienz. Die beiden ersten Punkte sind natürlich keine entscheidenden Nachteile. Man könnte sie beliebig für jede neue Technologie sinngemäß ins Feld führen, zum Beispiel auch für e-Kfz gegenüber Benzin und Diesel Verbrennungsmotoren. Es liegt lediglich am Willen von Politik und Autoindustrie diese Nachteile zu beheben. Lediglich die vergleichsweise geringe Energieeffizienz könnte sich als entscheidender Nachteil erweisen, es sei denn der Forschung gelingt es, diese deutlich zu steigern. Es wäre jedenfalls zu kurz gedacht, wegen der beiden anderen nur vermeintlichen Nachteile nicht weiter an der Verbesserung der Wasserstoffeffizienz zu arbeiten. – Dr. Werner Wierich

 


 

 

Leserbriefe zu „»Mann, habe ich gestunken!«“ von Viola Diem

 

Der umfangreiche Bericht über die Tätigkeit als Müllwerker/in bei der Frankfurter Müllabfuhr zeigt einmal mehr, wie es mit der Gleichberechtigung im Arbeitsleben zwischen Mann und Frau bestellt ist. Auf 382 Männer bei der Müllbeseitigung kommen nur 3 Frauen. Die Zahlen zeigen exemplarisch, dass wir noch weit von einer ausgeglichenen Quote entfernt sind. – Reinhard Schmitz

 

Zu Ihrem veröffentlichen Artikel „Mann, habe ich gestunken!“ hätte ich folgendes anzumerken. Ich bin 1954 in einer Kleinstadt an der Weser (Hoya) geboren und kann mich noch sehr gut an „unsere erste Müllfrau“ erinnern. Die gab es schon in den 50er Jahren. Gerhard Krüger hatte dazu in der Kreiszeitung Hoya vom 10.07.2012 folgenden Artikel veröffentlicht, den ich Ihnen gerne zukommen lassen möchte. Über die Veröffentlichung und Richtigstellung würde ich mich sehr freuen:

Müllfrau Ilse Siemann wurde in Hoya unter der Hand nur „Aschen-Ilse“ genannt. Wenn sie diesen Namen hörte, wurde sie zur Furie. Hoya – Von Gerhard Krüger . Müllabfuhr: Die Bundesbürger gelten heutzutage als die Mülltrenner in Europa. Kaum vorstellbar, dass die Geschichte der Müllabfuhr in Hoya erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann. Davor musste jeder selbst sehen, wie er seinen Abfall los wurde – meistens in Kuhlen oder Schlaglöchern in Feldwegen. Das Volumen war denn damals recht bescheiden. Plastikmüll fiel gar nicht an, Essensreste wurden an die in vielen Haushalten gehaltenen Schweine verfüttert. In den 50er-Jahren begann die Ära der Müllabfuhr in städtischer Regie. Stadtdirektor Otto Isenbeck beauftragte Heinrich und Ilse Siemann, die Abfälle der Hoyaer zu entsorgen. Dazu diente ein Pferdegespann mit zwei Kaltblütern, die einen Ackerwagen zogen. War das Gefährt voll, steuerte das Gespann Kuhlen in der näheren Umgebung an, um sich der Fracht zu entledigen.

Der Fortschritt der Müllabfuhr wurde 1957 eingeläutet: Die Siemanns bekamen einen großen, kugelförmigen, geschlossenen Müllwagen. Die Hoyaer mussten sich eine eiserne Mülltonne in der Turnhalle an der Knesestraße abholen. Sie passte genau in die Schüttvorrichtung des Müllwagens. Das Entleeren war ein Knochenjob. Zu Beginn ihrer Tätigkeit als „Sauberfrau“ und „Saubermann“ bekamen Siemans etwa 500 Mark im Monat. Davon mussten sie auch das Futter für die beiden Pferde kaufen. Damals gehörte Asche noch zum alltäglichen Abfall. Gas- oder Ölheizung gab es noch nicht. Und deshalb hieß Ilse Siemann bei allen Hoyaern „Aschen-Ilse“. Doch wehe dem, der sie so rief! Dann wurde Aschen-Ilse zur Furie. Sie war ein Hoyaer Original sondergleichen. Keiner konnte so fluchen wie sie. Und Aschen-Ilse redete grundsätzlich alle mit „Du“ an – ob normaler Bürger oder Verwaltungschef Otto Isenbeck. – Kirsten Schindler

 


 

 

Leserbriefe zu „Vorher/Nachher: Munch/Merz“ von Dieter Lanz

 

Sehr geehrte Redakteure der ENTDECKEN Seite (70) und speziell an die Verantwortlichen des ZEITSPRUNG Fotovergleichs in der Ausgabe No. 10. Bitte danken Sie Herrn Dieter Lanz für sein aufschlussreiches Nebeneinander der Bilder „Der Schrei“ von Edvard Munch und Friedrich Merz. Danke vielmals. – Georg Coulin

 

Tolle Idee! – Renate Schwengers

 


 

 

Leserbrief zu „Akademisches Sprungbrett“ von Astrid Herbold

 

23 Fristverträge an der Universität bis zur Lebensmitte brachte ein Kläger im vorigen Jahr vor ein hessisches Arbeitsgericht. Die Hochschulen für angewandte Wissenschaften dehnten im Mai 2019 durch „kluge Grundsätze für Beschäftigte unterhalb der Professur“ Fristgründe auf das Gewinnen von Berufserfahrung aus. Manche Fachhochschulen sichern die Lehre etwa hälftig durch Aufträge Aushäusiger als Ersatz für Stammpersonal. Die geringe Vergütung ist Auslagenersatz statt Lohn. Die Hochschulen sind für ihre Pflichtaufgaben zu schlecht ausgestattet. Die Promotionszeiten werden unnötig gedehnt, weil die angestellten Doctoranden umfangreich für Kernaufgaben eingesetzt werden – mehr als für ihre Qualifizierung nützlich. Die hohe Zahl befristeter Beschäftigung und deren Kürze ist im in- und ausländischen Vergleich ein Sonderweg der deutschen Hochschulen. Beide sind weniger durch Wissenschaft bedingt als durch kleinteilige Betriebsführung. Jenseits gezielten Qualifizierens ist es betrieblich Verschwendung, seine Leute durch unsichere Arbeitsverhältnisse abzulenken und das erlangte Berufswissen fallen zu lassen. – Ulrich J.Heinz

 


 

 

Leserbrief zu „Lesen Sie Brötchentüten!“ von Marcus Rohwetter

 

Eigentlich könnte ich fast zu jedem Beitrag Stellung beziehen. Ich habe mir das abgewöhnt, weil ich nur auf taube Ohren stoße. Was ihr Autor Marcus Rohwetter über das Brot schreibt. Lustig und zugleich zutreffend. Vom guten Brot haben nur die wenigsten Ahnung. Die Geschmacksnerven der Menschen reichen dafür nicht aus. Die stopfen alles in sich herein. Die meisten Bäcker backen nur Mehlpampe. Mein Bäcker in Düsseldorf ist eine große Ausnahme, der würde das alles in die Tonne werfen. Gegenüber meinem Bäcker hat ein „Konkurrent“ seinen Laden. Der steht den ganzen Tag am Schaufenster und guckt wie die Menschen alle bei meinem Bäcker hineinströmen. Ich lebe sonst in Singapur. Bei meinem letzten Besuch in Deutschland mußte ich feststellen, daß das Ladenlokal zu vermieten ist…. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Leitungsmangel“ von Anna Mayr

 

Zum Artikel Leitungsmangel von Anna Mayr in der Ausgabe vom 27. Februar 2020 möchte ich gern zwei technische Korrekturen vornehmen. 1. Verschlüsselung der DatenübertragungIm Artikel steht geschrieben: “Schließlich weiß dieses Kabel alles über mich. Mein Online-Banking-PIN, meinem letzten Tweet, meine Lieblingsserien.“ Das ist so nicht korrekt. Webseiten benutzt man heutzutage fast immer über das Protokoll HTTPS. Dadurch werden die Informationen bei der Übertragung von Browser zum entsprechenden Server sicher verschlüsselt. Aus dem Datenverkehr auf dem Kabel lassen sich die genannten Informationen damit nicht auslesen. Insbesondere Banken, Twitter und Netflix zwingen zu einer verschlüsselten Kommunikation über HTTPS. Bei der Benutzung von Webseiten ohne diese Verschlüsselung, also über das unverschlüsselte Protokoll HTTP, stellen Browser heutzutage eine Warnung dar.

2 Megabit/Sekunde(MBit/s) statt Megabyte/Sekunde(MB/s)Im Artikel ist von einem Vertrag mit einer Bandbreite von 16 MB/s, einer tatsächlichen Bandbreite von 3 MB/s und einer LTE Bandbreite von 497 MB/s die Rede. Ich vermute, hier hat die Autorin Megabyte mit Megabit verwechselt. Mit 3 MB/s lässt sich problemlos eine Serie in guter Qualität streamen. Mit 3 MBit/s nicht. Und 497 MB/s unterstützt das LTE Netz nicht. 497 MBit/s schon. Solche Fehlinformationen verwirren Leser nur noch mehr bezüglich technischer Spezifikationen und können zu einem fehlenden Vertrauen in die Informationssicherheit an der falschen Stelle führen. So haben es Benutzer weiterhin schwer wirkliche Gefahren für die Informationssicherheit klar zu erkennen. Deshalb wünsche ich mir, das ein solcher Artikel über Technik auch nochmal Inhaltlich geprüft wird. – Robert Beier

 


 

 

Leserbrief zu „Befreit euch!“ von Petra Holler

 

– befreit euch – Ist es nicht eher der Zwang an die jungen Leute, die Erwartungen anderer abzuarbeiten und wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden, sich als Versager zu fühlen? Deshalb solltet ihr euch immer auf euch selbst verlassen und im Rahmen euerer Fähigkeit selbstgesetzte Ziele ansteuern und vor allem sich bestimmt nicht darauf verlassen, was andere für euch tun können. Paddle dein Kanu selbst! (Sir Robert Baden-Powell) – Heinz Schröder

 


 

 

Leserbrief zu „Vertwittert“ von Ulf Poschardt

 

Einerseits ist H. Dr. Poschardt unbedingt zuzustimmen, „daß sich das Land in eine Richtung bewegt, die in der unseligsten Tradition der Deutschen steht“. Und ohne jeden Zweifel stellt die AFD in diesem Zusammenhang eine besondere Gefahr dar. Schließlich sind es ja vor allem auch Worte und Haltungen von deren Parteiführung und Parteimitgliedern, die zu solchen verabscheuungswürdigen Taten wie in Hanau geführt haben. Zuerst kommen die Worte, dann die Taten – das ist zweifellos die Kernbotschaft des Augstein-tweet und dem ist genauso unbedingt zuzustimmen, wie der berechtigten Sorge von H. Dr. Poschardt über die zunehmenden faschistischen Gewaltverbrechen in unserem Land. So weit so eindeutig.

Andererseits ist dem Kolumnisten unbedingt entgegen zu treten, in seiner äquidistanten Haltung zu rechts und links. Die kommt zum Ausdruck, indem er Augstein schon alleine deswegen kritisiert, daß Augstein den Linksterrorismus aus seinem tweet herausgelassen hat. Die unselige Hufeisentheorie spielt erstens den Gegner der liberalen Demokratie, wie der AFD in die Hände und verwischt zudem die gewaltigen Unterschiede zwischen offenem Rassismus, brennenden Flüchtlingsunterkünften, politischen Morden und Holocaust-Verharmlosung auf der einen Seite und einem linksextremen Milieu, dessen Einzelaktionen nicht zu akzeptieren sind, jedoch im Unterschied zum Rechtsextremismus keine tatsächlich demokratie- und gesellschaftszersetzende Auswirkungen angenommen hat. Nicht der Linksterrorismus gefährdet Demokratie, Rechtsstaat und gesellschaftlichen Zusammenhalt, sondern Rechtsextremismus sowie die AFD. „Nur durch maßlose Verzerrung läßt sich diese Gegenwart in den symmetrischen Abdruck eines Hufeisens zwingen“ (Christian Staas, Die ZEIT N°10/ 2020). – Hans-Jörg Glaß

 


 

 

Leserbrief zu „Immer näher“ von Harro Albrecht

 

Vielleicht hat sich der Mensch diese „Corona-Suppe“ gar nicht selbst eingebrockt, jedoch auslöffeln muss er diese „Suppe“ ganz alleine. In der ZDF-Talkshow „Maybrit Illner“ am Donnerstag (27.2.2020) zum Thema „Corona“, gab es außer „heißer Experten-Luft“ gänzlich (herzlich) wenig Brauchbares geboten; nur völlige Hilflosigkeit, (blinder) Aktionismus und eine gnadenlose Überforderung sind all und überall zu verspüren! Gegen die „Masern“ ist wenigstens ein „Kraut“ gewachsen, gegen die „Corona“ aber leider keines. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Vorsicht auf der Seidenstraße“ von Kai Gehring

 

Ihr Autor Kai Gehering ist zwar ein Grüner. Eine Partei die ich eigentlich weniger mag, aber vielleicht haben sie jetzt Mitglieder, die sich eher mit der Wirtschaft anfreunden können. Jedenfalls, was er über die Seidenstraße zu Papier gebracht hat, findet meine volle Unterstützung. Die genannten Politiker scheinen dazu nicht in der Lage zu sein. Ab das stelle ich fast auf allen politischen Feldern fest. Für mich ist die deutsche Politik unheilbar krank. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Operation Kanzleramt“ von Mark Schieritz

 

Ooops, gibt’s zwei Olaf Scholzes? In vom 27.02., auf Seite 4 unter „Operation Kanzleramt“ heißt es: „Politik machen also, wie Olaf Scholz sie stets gemacht hat: ordentlichund solide, auch wenn andere das für langweilig halten.“ Wäre Olaf Scholz schon 2017 Finanzminister gewesen, hätte er vielleicht die Rückforderung doppelt eingestrichener Steuergelder „vergessen“, wie zuvor schon im Dezember 2016 mit im Jahr 2009 abgerufenen „Erstattungen“ aus illegalen Cum-Ex-Geschäften i.H.v. 47 Mio €. … ordentlichund solide? Wäre 2017 nicht die „schwäbische Hausfrau“ noch im Sattel gesessen, drohten dem Fiskus – also der Allgemeinheit, die aus den Steuereinnahmen finanzierte Schulen, Krankenhäuser, Kitas etc braucht – auf gleiche Weise 56,4 Mio aus dem Jahr 2010 verloren zu gehen. €. … Olaf Scholzohne Wolfgang Schäuble ordentlichund solide?

Nun könnte man von der Vermutung des Vorsatzes absehen. Allein: Unter Olaf Scholz war der Hamburger Senat bereit, mit der Warburg-Bank einen Billigkeitserlass auszuhandeln, der zur Folge gehabt hätte, dass Warburg statt der noch fälligen 169 Millionen Euro Rückzahlungen an unrechtmäßig abgeforderten Steuergeldern nur 69 Mio zurückzahlen müßte. Diese absolute Ausnahmeregelung wird nur in Notfällen zur Vermeidung allergrößter Not bei insolventen Unternehmen gestattet. Hier ist folglich aktives Handeln erforderlich, um Steuergelder an ihrem eigentlichen Zweck vorbei in den Kassen jener zu belassen, die ohnehin viel haben und denen das Gemeinwohl am ….. vorbeigeht, weil sie glauben, nicht darauf angewiesen zu sein. … ordentlichund solide? Was mich am meisten wundert: Journalisten von Panorama und der Zeit trugen diese Informationen zusammen. Ich finde es schon komisch, dass O.S. vor diesem Hintergrund Finanzminister werden konnte (jemandem mit dieser professionellen Biografie würde ich nicht meine Portokasse anvertrauen!). Dass aber Kollege Mark Schieritz nichts von den Recherchen im eigenen Haus gewußt haben soll? Uns empfehlen, O.S. solle im Bund was bewegen? Bitte nur, wenn Warburg bezahlt! – Inis Schönfelder

 


 

 

Leserbrief zu „Runtergefahren“ von Carla Baum (Text) und Marian Lenhard (Fotos)

 

Und nun? Tatsächlich sind alle Mitarbeitenden und Studierenden an Hochschulen – und in Unternehmen – Sicherheitsrisiken, sofern sie Netzwerkzugang haben – und den haben wohl fast alle. Man müsste alle Anhänge und alle Links in E-Mails vor der E-Mail-Auslieferung manuell kontrollieren und den Gebrauch von USB-Sticks und anderen Speichemedien, die Schadsoftware enthalten können, verbieten oder unmöglich machen, um einigermaßen Sicherheit zu schaffen. Das ist nicht zu leisten und auch datenschutzrechtlich fragwürdig. Zudem können Mitarbeitende und Studierende dann immer noch Webseiten mit Schadsoftware aufsuchen, ohne von Phishing-Mails dazu verleitet worden zu sein. Man kann also nur immer wieder zur Vorsicht mahnen und dazu, sich ändernde wichtige Daten in kurzen Abständen und mehrfach zu sichern – und zwar außerhalb des Netzwerkes. Bislang weist noch jede komplexe Software Sicherheitslücken auf und ist also angreifbar. Der erfolgreiche Hackerangriff auf die Universität Gießen wird deshalb wohl keine Ausnahme bleiben. – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbrief zu „»Es gibt ein Recht auf letzte Hilfe«“ Gespräch mit Uwe-Christian Arnold geführt von Evelyn Finger

 

Das letzte Interview mit Uwe-Christian Arnold war das berührendste, was ich jemals in der Zeit las. Ich bin froh, daß in Karlsruhe in – hoffentlich komplett – seinem Sinn entschieden wurde. Welche Tragik, daß dieser Mann so früh erkrankte. Und nicht mehr lebt. – Ingeborg Lukowski

 


 

 

Leserbrief zu „»intransparente kackscheiße«“ von Hannah Knuth

 

Geht es noch schlimmer, Worte zu schreiben, die selbst als Zitat nicht schreibfähig sind. Und dann noch als Überschrift eines Artikels. Damit begeben Sie sich, auch zitiert, auf ein Niveau, welches ich nicht akzeptieren kann. Davon abgesehen, wen interessieren die Finanzen, wo es doch um wahrlich Ernsthaftes in Bezug auf Klimawandel gibt. Vielleicht ist das aber auch nur mein Generationenproblem. – Hans Ulrich Hoppe

 


 

 

Leserbrief zu „»Rock ’n’ Roll bedeutet nichts mehr«“. Gespräch mit Green Day geführt von Christoph Dallach

 

„Will kein amerikanischer Idiot sein. Will keine Nation, welche unter dem Bann der neuen Medien steht. Und kannst du den Klang der Hysterie hören? Die unterschwellige Hirnverblödung: Amerika. Willkommen zu einer neuartigen Form der Spannung in der ganzen fremden Nation. Wo alles nicht in Ordnung sein soll. Der Fernseher zeigt uns unsere Träume von morgen. Wir sind nicht diejenigen, die dem nacheifern sollen, das reicht für eine Diskussion. Gut, vielleicht bin ich das schwule Amerika, ich bin nicht Teil der Redneck-Tagesordnung. Jetzt macht jeder Propaganda und singt mit zum Zeitalter der Paranoia. Willkommen zu einer neuartigen Form der Spannung…. Will kein amerikanischer Idiot sein. Eine Nation unter Kontrolle der Medien. Informationszeitalter der Hysterie. Der Ruf erfolgt an das idiotische Amerika. Willkommen zu einer neuartigen Form der Spannung….“ (American Idiot von „Green Day“ (2004), Writers: Frank Wright, Michael Pritchard & Billie Joe Armstrong) Übersetzung: „Flopsi“ (2018). – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Ein mutmaßlicher Mafia-Pate aus Montenegro wird in Hannover operiert.“ von Caterina Lobenstein und Claas Tatje

 

Dass sich die bundesweite Presse für den Fall interessiert, ist nur zu verständlich, es verwundert aber die Art der Berichterstattung durch die ZEIT. In der Reportage über den Patienten aus Montenegro, gewinnt man fast den Eindruck, die Journalisten hätten das Bett mit dem Patienten geteilt, so nah waren sie dran. Der Chefarzt der Unfallchirurgie erhält ausführlich die Möglichkeit seine Beweggründe, die er öffentlich dargestellt haben will, zu erläutern. Eine kritische Würdigung der Gesamtlage bleiben die Autoren Caterina Lobenstein und Claas Tatje schuldig. Da hätten sie ein bisschen mehr recherchieren und auch andere Leute befragen müssen. Man sollte meinen, dass seit dem Auffliegen des Reportage-Hochstaplers Claas Relotius in den Chefredaktionen gerade diese Reportageform, die besondere Nähe auf Kosten einer kritischen Gesamtwürdigung eines Sachverhaltes konstruiert, in Verruf geraten sei. Aber weit gefehlt.

Der Chefarzt der Unfallchirurgie Krettek gefährdet durch seine Entscheidung, einen Patienten mit sieben Schussverletzungen elektiv aufzunehmen, seine eigenen Mitarbeiter und völlig unbeteiligte Patienten und Besucher der MHH. Er führt den Staat vor, der gar nicht anders konnte, als mit einem großen Aufwand für die Sicherheit dieses Mannes und seiner Ehefrau zu sorgen. Es gibt keine festgelegten Prozesse und Verfahrensschritte in der MHH, wie mit solchen Anfragen aus dem Ausland umzugehen ist. Der Chefarzt entscheidet allein, selbst wenn Mitarbeiter dies kritisch sehen. Das Präsidium wird erst informiert als die Polizeipräsenz nicht mehr zu übersehen ist. Eine Reportage über diesen Fall in einer sich als kritisch verstehenden Wochenzeitung wie der ZEIT kann sich nicht damit begnügen, eine solche Problematik auf einen individuellen Helferimpuls reduzieren zu wollen. Die Wirklichkeit ist komplizierter und verdient es dargestellt zu werden! – Dr. med. Thela Wernstedt

 


 

 

Leserbrief zum Politischen Fragebogen „»Vor allem egoistisch«“. Gespräch mit Franziska Giffey geführt von Peter Dausend

 

Ich lese sehr gern ihre Zeitung. Sie stecken sich hohe Ziele und wollen Standard setzen und auch einhalten. Vor allem ihre Initiative für Transparenz im Umgang mit Rechtextremismus und dem Umgang mit Attentaten. Wann ist die Herkunft wichtig und wann nicht, fand ich sehr beeindrucken. Sie wollen auch Vorreiter im Umgang mit der Benachteiligung von Frauen und LGBT-Menschen sein. Wollen neutral und informiert darüber berichten,. Was an sich nobel ist. Allerdings nicht immer klappt. Vor allem Männliche Kollegen sind offensichtlich nicht auf dem neuesten Stand was das bedeutet. Denn das fängt schon bei den Fragen eines Interviewpartners an!

Und von mir die Frage, würde man einen Mann die Frage stellen, ob ihn jemand küssen kann der eine andere Partei wählt?!?! Mit solchen Autoren und diesem Klickbait ist jede Mühe die Frauen unternehmen um Karriere zu machen sinnlos. Sie demonstrieren ein weiteres Mal, dass es nicht um Inhalte oder Überzeugungen dieser Person geht, sondern um Sexualität und wie diese damit umgeht. Ich bin wirklich enttäuscht und auch etwas aufgebracht, dass so etwas in der heutigen Zeit (was eine schöne Doppeldeutigkeit aufweist) in ihrem Hause überhaupt durch die Lektoratische Prüfung geht. – Martina Truschzinski

 


 

 

Leserbriefe zu „Mirko Borsche heizt im Büro einen raucharmen Grill an“ von Mirko Borsche im ZEIT Magazin

 

Offenbar ist Mirko Borsche ein Einfaltspinsel, der nicht weiss, dass er sich und andere in höchste Lebensgefahr bringt, wenn er Holzkohle in Innenräumen anzündet. Und offenbar gibt es in der Zeitmagazinredaktion auch weitere Einfaltspinsel, die seinen Text über sein lebensgefährliches Holzkohlegrillen im Büro gedanken -und ahnungslos ins Blatt gehoben haben. Ich bitte darum, dass Sie in der nächsten Ausgabe eine Korrektur bringen und dringen vor diesem lebensgefährlichen Hozkohlegrillen in Innenräumen warnen. Wollen Sie Schuld sein, wenn Zeitmagazinleser Mirko Borsche nachmachen und sich mit Kohlenmonoxid umbringen? p.s.: Sie sollten diesen Selbstmord-Text umgehend aus der online-Ausgabe nehmen. Er ist lebensgefährlich! Hier zu Information für Borsche und Ihre Redaktion:Artikel-Empfehlung aus der SZ-App: Kohlenmonoxid-Vergiftung – Gefährliche Glut. Die Deutschen grillen leidenschaftlich gerne – zur Not auch im Innenraum. Das ist keine gute Idee: Jedes Jahr erleiden Tausende Menschen eine Kohlenmonoxid-Vergiftung. https://sz.de/1.2650238 Udo Barske

 

Im Büro des Zeit Magazins werden Speisen auf einem Holzkohlegrill zubereitet , oh ha ! (oder vielleicht besser: ach du Scheiße !) Als wenn Rauch das Problem wäre ! Ein Holzkohlegrill emittiert jede Menge Kohlenmonoxid, und wenn man nachliest, welche geringen Konzentrationen Kohlenmonoxid in der Atemluft bereits tödlich sind, freut man sich doch, wenn das Zeit Magazin nächste Woche wieder in voller Schönheit erscheinen kann. Und die Idee mit der Laube ist auch gut. Am besten geschlossen und klein, kuschelig, und wenn man dann den Grill anschmeißt, Fenster und Türen schließt (es gibt auch kaum Rauch !), schläft man bald ein und wacht beim lieben Gott wieder auf (oder bei Allah ? Wer weiß das schon so genau …). Der Artikel liest sich fast wie ein Ratgeber für Selbstmörder. Weiterhin viel Spaß und bleiben Sie gesund. – Bernd Döring

 

Kriminell gefährlich, worüber er stolz berichtet! Unbedingt umgehend diesen groben Unfug als solchen warnend Zurückrufen!!! Sein Büro war groß, nur deshalb kam er einer ggf. tödlichen Kohlenmonoxidvergiftung vorbei. Nie von den immer wieder tragischen Vergiftungen durch solch naives Fehlverhalten gehört? Stellen Sie diesen leichtfertigen Bericht an prominenter Stelle richtig!!! Verbunden mit einer Entschuldigung für solch leichtfertige, zur Nachahmung verlockende Geräte-Testung!!! – Dr.med.R.Hölker

 

In meinen 40 Jahren bei einer großen Berufsfeuerwehr habe ich etliche CO-Opfer aufgefunden, behandelt und auch teilweise vergebens versucht, sie wiederzubeleben. Deshalb kann ich den Test des LotusGrill nicht unkommentiert lassen, und muß vor der Nutzung in geschlossenen Räumen ausdrücklich warnen. Auch bei diesem kleinen Verbrennungsprozess wird Kohlenstoffmonoxyd [CO] frei, welches von den Nutzern nicht wahrgenommen wird und in größeren Konzentrationen absolut tödlich ist. Eine technische Hilfe bietet nur ein spezieller CO-Warnmelder. Ob Pelletlager, Shisha-Bars oder bei Grillvorgängen: In großen Teilen der Bevölkerung ist nach wie vor zu wenig Wissen sprich Sensibilität zu dem Thema vorhanden. – Stephan Besche

 

Bislang hieß diese Rubrik bei mir immer „Dinge, die die Welt nicht braucht“, aber dieses Mal hätte es ja etwas werden können, eine Entscheidungshilfe für diejenigen, die nicht mit Kartoffelsalat, Grillschalen, Gemüse, Fleisch, Grillsoßenflaschen, Besteck, Tellern, Bier (in diversen Ausführungen – normal, glutenfrei, alkoholfrei…) und Einmalgrill in den Stadtpark ziehen wollen. Aber was ist das Ergebnis? Wir wollen einmal hoffen, dass das alles nicht gestimmt hat (ein verfrühter Aprilscherz? Ein zeitlich passender Karnevalsscherz?):

Im Büro gegrillt! Wirklich? Hat der Herr Borsche jedes Jahr nicht aufgepasst, wenn der Rauchmelder überprüft wurde? War er vielleicht gerade jedes Mal, wenn die Sicherheitsbelehrung für die Mitarbeiter stattgefunden hat, beim Rauchen draußen? Wer nur einmal bei einem Vortrag der Feuerwehr war, weiß: Menschen und Feuer gehen nicht gut zusammen. Beide wollen Sauerstoff, und das Feuer ist da ehrgeiziger. Deshalb macht man ja im Brandfall auch die Fenster zu, nicht auf, obwohl die Lunge so sehr nach Luft lechzt. Das Feuer braucht halt auch Sauerstoff, damit es so richtig lustig brennen kann. Und wenn es da brennt, was macht es mit dem Sauerstoff? Wer damals in der Schule war (und aufgepasst hat), hat gelernt: Was dabei rauskommt, ist nicht gesund für den Menschen. Bei jedem Feuer.

Was da jetzt so riecht in Ihrem Büro, Herr Borsche, hat sich von Ihrem netten Grillfeuer auf Ihren Büromöbeln und Aktenordnern angelegt, wie auch in den Lungen von Ihnen und Ihren Kollegen. Wie gesagt, ich hoffe, dass diese Grillparty nicht geschehen ist (was allerdings die ganze Rubrikreihe verdächtig macht). Ich hoffe auch, dass niemand nach dem Lesen von diesem bodenlosen Unsinn auf denselben dämlichen Gedanken kommt, nämlich in geschlossenen Räumen zu grillen. Feuerwehren, Krankenhäuser und Pneumologen haben schon jetzt genug mit der Tatsache zu tun, dass Menschen ihr Gehirn nicht bestimmungsgemäß verwenden. – Szusanne Kausche

 

Auf S.55 des oa „Zeit Magazins“ bespricht Mirko Brosche den Betrieb eines LotusGrills im Büro. Wie Fa. LotusGrill aber richtigerweise im den Bedienungsanleitungen anmerkt, ist der Betrieb von Holzkohlegrills in geschlossenen Räumen wegen der Gefahr der Entwicklung von Kohlenmonoxid aber lebensgefährlich! Zitate: Betreiben Sie den Grill nicht in geschlossenen und/oder bewohnbaren Räumen, z. B. Gebäuden, Zelten, Wohnwagen, Wohnmobilen, Booten. Es besteht Lebensgefahr durch KohlenmonoxidVergiftung https://lotusgrill.de/uploads/tx_lotuscontent/LG_Manual_V33_04.pdf– Warnung vor Verbrennung! – Warnung vor Erstickung! – Nicht in geschlossenen Räumen benutzen! https://lotusgrill.de/uploads/tx_lotuscontent/LG_Bedienungsanleitung_G600_V03_Screen.pdf

Ich halte es für wichtig, die Leser darauf hinzuweisen, dass hier versehentlich etwas berichtet wird, was nicht nur (wie in dem Artikel beschrieben) zu Geruchsbelästigung führt, sondern lebensgefährlich ist. In der Tat ist die Verwendung von Holzkohlegrills in geschlossenen Räumen eine relevante Todesursache (siehe https://www.google.com/search?q=holzkohlegrill+vergiftung) und wird sogar nicht selten zum Selbstmord angewendet. Ich grille selbst sehr gerne und es wäre sehr schade wenn das tolle Produkt der Fa. LotusGrill durch Nachahmer Rufschaden nehmen würde. Noch schlimmer wenn dabei Personen zu Schaden kommen. Schön, dass Herrn Brosche und seinen Kollegen nichts passiert ist. NB die im Artikel erwähnten Feuertöpfe in asiatischen Restaurants werden üblicherweise elektrisch betrieben. – T. Hauff

 

Im ZEIT MAGAZIN Nr. 10 testet Mirko Borsche einen Lotus- Grill, der damit beworben wird, dass er nahezu rauchfrei sei und deshalb auch in Innenräumen benutzt werden kann. Tatsächlich wird dieser Grill auf vielen Messen auch im Innenbereich vorgeführt, allerdings in großen Hallen mit vielen Tausend Kubikmetern Luftraum – dass das Ergebnis in einer Wohnung oder in einem Büro dann anders ausfällt, haben andere „Tester“ auch schon festgestellt. Dass der Ventilator des Grills, der die Holzkohle zum Glühen bringt, allerdings aufsteigenden Rauch „nach unten in das Gerät hinein“ saugen soll, behauptet noch nicht einmal der Hersteller – da ist Ihrem Kreativdirektor wohl die Kreativität durchgegangen. Aufsteigenden Rauch am Boden abzusaugen hat schon im Berliner Flughafen nicht funktioniert, und das batteriegetriebene Motörchen des Lotus Grills setzt natürlich auch keine physikalischen Gesetze außer Kraft. – Siegfried Orth

 


 

 

Leserbriefe zu „Strandschätze“. Fotos von Annette Apel im ZEIT Magazin

 

Die Abbildung auf Seite 43 (27.2.20), das Model Silvia L., im Zeit Magazin: Das füllt die psychotherapeutischen Praxen, die sich Tag ein, Tag aus mit magersüchtigen Menschen und deren Familien beschäftigen. Danke dafür! Für heranwachsende Jugendliche und Erwachsene wird die Abbildung wieder katastrophale Auswirkungen auf deren Körperselbstbild haben. Zum Kotzen! – Ute Diedenhofen

 

Ist es wirklich nötig, magersüchtig wirkende Frauen als Badeanzugträgerinnen auszuwählen? Ich suche in diesem Magazin ohnehin keinen Modeteil, wenn er dann noch in dieser absolut nicht mehr zeitgemäßen Form präsentiert wird, finde ich es doppelt ärgerlich. In der Hoffnung auf Verständnis über meine Verärgerung – Dr. Jutta Kunert-Kirchhoff

 

Als modebegeisterte Frau und eine solche ertragender Mann, lesen wir seit vielen Jahren das Zeitmagazin und freuen uns insbesondere über die Fotostrecken. Unabhängig voneinander ist uns in der Ausgabe Nr. 10 in der Accessoire Strecke das Foto einer völlig abgemagerten jungen Frau aufgefallen. Das Modell Sylivia L. auf Seite 43. Mein Mann ist Unfallchirurg und ich bin Krankenschwester, daher ist uns der menschliche Körper nicht völlig unvertraut. Die Rückenansicht zeigt eine Frau ohne Unterhautfettgewebe und Muskulatur. So sieht kein gesunder Mensch aus. Der BMI dieses Modells beträgt schätzungsweise 15 od. 16. Sie berichteten früher bereits über den Schlankheitswahn und über die Selbstverpflichtung in Frankreich und Spanien, keine Modells mit BMI unter 18,5 zu beschäftigen und veröffentlichen nun ein solches, für junge Menschen/ Menschen mit Eßstörungen völlig ungeeignetem und einem falschen Ideal huldigenden Foto. Was sagen wohl Tillmann Prüfers Töchter zu so einem Bild? – Susanne Grobe-Engl und Dr. Roland Grobe

 

Ich schätze Sie sehr, besonders ihr kluges und amüsantes Magazin hat es mir angetan. Um so heftiger sind mir die Sinne entgleist, als ich auf Seite 43 die Werbung für eine Bademode gesehen habe. Ich muss mit Ihnen doch wohl nicht über Frauenbilder,Essstörungen, oder den Einfluss von Mode und Modellen auf junge Mädchen und Frauen diskutieren. Soviel Unachtsamkeit schnürt mir wirklich den Hals zu…. bitte nie wieder so eine furchtbare Werbung in Ihrer Zeitung !!! – M.Pandorf

 

Eigentlich hatte ich vor ein Abo der Zeit anzulegen. nun muss ich mit Entsetzen das Foto einer Badeanzug-Werbung in einem völlig abgemagerten Modell sehen. die Grenze des guten Geschmacks wird unterschritten und die Würde dieser Frau, auch mit ihrem Wissen, herabgesetzt auf das Bild eines fast verhungerten Menschen, vergleichbar mit den Opfern der NS- Lager. abgesehen von der unästhitischen Wirkung. dieser Frau sollte medizinisch geholfen werden. sie sollten derartige Anzeigen aus ihrem Programm nehmen. – Maurizio Paul

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Frau an Bhagwans Seite“ von Erich Follath im ZEIT Magazin

 

Aus dem Beitrag geht deutlich hervor, dass Sheela sich in eine selbst gewählte Abhängigkeit zu hagwan/Osho begeben hat. Jemanden so aufs Podest zu stellen und anzuhimmeln deutet nicht gerade auf eine gesunde Psyche hin. Das sollte jeden Leser, mehr noch einen darin geschulten Journalisten, zu Vorsicht gemahnen und ihre Äußerungen kritisch betrachten und durch Recherche bei anderen Quellen auf den Prüfstand stellen lassen. Doch entsprechende Ansätze von Herrn Follath sind bestenfalls als halbherzig zu bezeichnen. Was mich nicht überrascht, ist bei ihm doch die selbe Aversion eggen Bhagwan/Osho zu spüren, die auch Sheela prägt. Da haben sich zwei gesucht und gefunden. Objektivität ist da natürlich nicht zu erwarten. – Iman Schwäbe

 

Mit großem Interesse habe ich Ihren lebendigen Bericht über BHAGWANs rechte Hand und TOP-Managerin im ZEIT MAGAZIN gelesen. Als ich am Ende Ihren Namen als Autor des Berichtes las, da dämmerte mir langsam, den Namen kenne ich. Und in der Tat: als Lehrer an der German-Swiss-International School (GSIS) hatte ich das Vergnügen von 1982 bis 84, Ihren Sohn Tobias (Wolny-Follath) in Klasse 11 (Klassenlehrer Maurice) in Geschichte zu unterrichten. Ich müßte nachsehen, welche Note er von mir bekommen hat, aber ich erinnere mich, dass er in Geschichte durchaus im Unterricht was beizutragen hatte. Ich kann mich nicht explizit erinnern, dass wir uns mal bei Schulfesten oder beim Elternabend oder an Sprechtagen kennengelernt haben, aber denkbar wäre das schon. Ich wußte von Ihrem Sohn, dass Sie beim STERN arbeiteten. (Aber das wußte ich bei jedem Schüler, wes Firma Kind er war.) Schön wäre es zu hören, wie es meinem EX-Schüler Tobias im weiteren Leben ergangen ist. Ich habe übrigens umgesattelt und bin Finanzmakler in Düsseldorf geworden. – Hubert Zimmermann

 

Statt von einem Besuch sollte Herr Follath von einer Abrechnung mit Sheela und dem damaligen Kult um Bhagwan sprechen. Die Schilderung seiner subjektiven Eindrücke und daraus resultiernen Gefühle ist legitim und überfordert den Leser nicht, seine eigenen Schlüsse zu ziehen. Unprofessionell und kontrakproduktiv wirken auf mich Formulierungen wie „verbrecherische Vergangenheit“, „nie Täterin“, „Ausflüchte“ und „eigene Dämonen quälen sie wohl nicht“. Insgesamt spricht er der Frau die Legitimierung für ihre derzeitige Aufgabe ab. In diesem Sinne spreche ich Herrn Follath die Fähigkeit für sauberen Journalismaus ab. – Inge Heid

 


 

 

Leserbrief zu „FAST ÜBERHÖRT“ von Nadine Redlich im ZEIT Magazin

 

Ich finde in der aktuellen Ausgabe wird der Werbung für den Plunder von Dior, Versace, Chanel u.s.w. übermäßig Raum geboten. Wenn man die Seiten wenigstens rausreißen könnte, ohne das ganze Heft zu zerfleddern. (Z.B. wie die Anzeigenbeilage in der ‚Prisma‘ – kann prima entsorgt werden.) Ansonsten lese ich das Magazin gerne. Insbesondere ist die neue Cartoonistin eine echte Bereicherung. (Ich muss immer noch lachen , wenn ich an die Szene mit den gefüllten Dinkeldoppelkeksen im Zug denke.) – Katrin Stern

 


 

 

Leserbrief zu „Das war meine Rettung. ANDREAS GUENTHER“ Gespräch geführt von Anna Kemper im ZEIT Magazin

 

Ich wollte nur einmal sagen, ich lese jeden Mittwoch Eure „Das war meine Rettung“- Kolumne & finde es ist so ein tolles Format! Ich liebe es wirklich sehr! So einfühlsam :) Hilft mir meine Perspektive zu erweitern! – Nina

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

wenn Ihre Tochter Deutsch als Schulfach meint, dann kann das wohl Martin Luther für sich beanspruchen. Er wollte, dass jeder die Bibel lesen kann, damit man sich nicht mehr von Priestern sagen lassen muss, was da steht. Da gibt es nämlich durchaus Interpretationsspielraum. Ich denke Ihre Tochter lässt sich auch nicht so gerne sagen, was wo steht und wie es gemeint ist. Deshalb wird sie sicher froh sein, dass Luther sich das ausgedacht hat. Und das mit „auf die Hucke“ wird bei jemandem, der schon fast 500 Jahre tot ist, sicher auch schwierig. – Dr. Jacqueline Henning

 


 

 

Leserbrief zu „Über den chinesischen Künstler Ai Weiwei und »die langweiligste, hässlichste Stadt, die es gibt«“ von Harald Martensteinim ZEIT Magazin

 

Drehen wir Ihren literarischen Spieß doch einmal um: ein Deutscher und ein Österreicher leben und arbeiten in Ankara. Der Deutsche schimpft laut und öffentlich: 80-90% der Türken sind Islamisten! Und der Österreicher schmäht: Ankara ist die häßlichste Stadt unter Gottes freiem Himmel! Die Reaktion der Türken?… Wahrscheinlich hielten sie die meisten von uns für angebracht und angemessen. Wie aber reagieren wir selbst auf ausländische Kritik? Am ehesten bestätigen und bestärken wir sie noch! „Unter allen Völkern haben wir das größte Naziproblem! Und ja, unsere Städte sind häßlich! Nach ihrer Bombardierung haben wir sie zu schnell und schnörkellos wieder aufgebaut, ohne Korrektur durch den Denkmalschutz! Damals sind auch zum Glück 100 000e Nazis ums Leben gekommen, sonst hätten wir heute weit über 90%! Doch, dank der unablässigen Einwanderung liberal und demokratisch gesinnter Menschen, Chi- und Libanesen, in unser braunes Dumpfbackenland, wird sich ihre Zahl prozentual stark verringern! Ex oriente (libertas et) lux!“ Mit freundlichen Grüßen! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbrief zu „“Ich würde mich nicht als Ostdeutscher bezeichnen«“. Gespräch mit Marco Wanderwitz geführt von Jana Hensel in der Regionalausgabe ZEIT IM OSTEN

 

Was der neue Ostbeauftragte WanderWITZ zur Ankurbelung der brachliegenden Landstriche in z.B. der Uckermark und Vorpommern plant (Rahmenbedingungen lockern, Genehmigungsverfahren ändern, Sonderklauseln einführen, Umweltstandards senken) kann er gleich wieder EINTÜTEN, da dies den bereits seit langem bestehenden Ausverkauf an ortsfremde Investoren bis zur Kolonialisierung erweitert und sicher nicht zu wachsendem Demokratieverständnis der noch hinterbliebenen Einwohnerschaft führt. Die intakte Landschaft ist das stärkste Argument dieser Regionen. Diese wird zu Zeiten der Energiewende in riesige Industriebrachen (Onshore-Windfelder, Solarparks, Energiepflanzenanbau für Biogasanlagen) umgewandelt und – angesichts der notwendigen Vervielfachung dieser Anlagen – zerstört!

Dazu passt die Forderung von Hamburgs Bürgermeister, dass Mecklenburg-Vorpommern beim Ausbau der Windkraft endlich vorankommen soll, damit Hamburg seine Wasserstoffpläne verwirklichen kann!!! Und das, obwohl M-V Schon jetzt ein Vielfaches des eigenen Strombedarfs aus EE-Anlagen produziert! Die Senkung von Umweltstandards führt zu nachhaltigen Schäden bei Artenschutz, Biodiversität, Boden- und Wasserqualität etc., die für das Überleben der Menschheit einen genauso hohen Stellenwert haben muß wie die Umstellung der Energieerzeugung. So frage ich mich, ob es bereits Pläne gibt für die Umsiedlung von kleinen Dörfern und Splittersiedlungen, die den Investierenden im Weg (s. Braunkohletagebau) und den Politikern zu teuer sind. – Manfred Linder

 


 

 

Leserbrief zu „Der Horror von Thüringen“ von Martin Machowecz in der Regionalausgabe ZEIT IM OSTEN

 

Im Beitrag „Der Horror von Thüringen“ (DIE ZEIT, Nr. 10) fehlt der wichtigste „Mitspieler“ in der Politikschocker-Aufzählung: die Medien, die fast unisono (und nicht uneigennützig) mit ihren Darstellungen nur einem genutzt haben – der AFD. – Dr. Hannelore Walther

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Besten wollen hierher“ von Jessica Nupen in der Beilage ZEIT Hamburg

 

Meiner Meinung nach ist Frau Nupens Beitrag nicht differenziert genug. Ihre Kernaussage, dass John Neumeier anderen Choreografen die große Bühne nicht überlässt, ist so nicht richtig. Es gibt Fakten, die durchaus das Gegenteil belegen. Drei Choreografen aus den Reihen der Compagnie, Marc Jubete, Edvin Revazov und Aleix Martínez, haben im letzten Jahr ihre Interpretation von Shakespeares Sonette in einer sehr zeitgemäßen und modernen Choreografie auf die große Bühne gebracht. Die bevorstehende Premiere von „The Winter´s Tale“ in der Hamburgischen Staatsoper, ein Shakespeare-Ballett von Christopher Wheeldon, einem der zurzeit gefragtesten jungen Choreografen der Gegenwart, belegt ebenfalls John Neumeiers Bereitschaft, dem Nachwuchs eine Chance zu geben. – Martin Sillem

 

Verwundert habe ich im Artikel „Die Besten wollen hierher“ vom 27. Februar den Vorwurf an John Neumeier gelesen, er würde die Bühne der Hamburgischen Staatsoper nicht für andere (Nachwuchs-) Choreografinnen und Choreografen öffnen. Für mich erschließt sich diese Meinung der Verfasserin nicht. Als regelmäßiger Besucher der Ballettvorstellungen an der Hamburgischen Staatsoper habe ich sofort eine Antwort auf die Frage der Autorin „Wer sind die neuen Köpfe im Hamburg Ballett?“: Es sind zum Beispiel Marc Jubete, Aleix Martínez und Edvin Revazov! Sie sind nicht nur regelmäßige Choreografen des etablierten Formats „Junge Choreografen“, sondern vor allem auch die Choreografen der Uraufführung „Shakespeare – Sonette“, welche die vergangenen 45. Hamburger Ballett-Tage eröffnet hat!

Es gibt sie, die „neuen Köpfe“: es gibt sie als Auftrags-Choreografinnen und Choreografen für die Ballettschul-Vorstellung „Erste Schritte“ – die alle zwei Jahre in der Staatsoper aufgeführt wird –, es gibt sie im Format „Junge Choreografen“ – das im März wieder mit Vorstellungen auf dem Spielplan steht –, es gibt Sie bei den Präsentationen der Ballettschul-Absolventinnen und Absolventen in der „Werkstatt der Kreativität“, und es gibt sie nicht zuletzt bei John Neumeiers Bundesjugendballett, das unter der Leitung von Kevin Haigen immer wieder junge Choreografie-Talente fördert, indem Auftragswerke vergeben, neue Stücke einstudiert und die jungen Tänzerinnen und Tänzer selbst choreografisch tätig werden!

„In allen wichtigen Ballettcompagnien auf der Welt (…) gibt es Resident Choreographers, die der Compagnie-Chef als Mentor betreut“ – Das mag stimmen, aber nicht alle wichtigen Compagnien auf der Welt haben einen Ballettdirektor und Intendant wie John Neumeier, der gleichzeitig ein derartig genialer und renommierter Choreograf ist. John Neumeier ist mehr als „Compagnie-Chef“, er ist mit vielen über den Kontinent hinaus erfolgreichen Kreationen zurecht Chefchoreograf des Hamburg Ballett! Er muss nicht „anfangen, auch anderen, jüngeren Choreografen ab und an die große Bühne zu überlassen“, er tut es bereits: Christopher Wheeldon (kommende Premiere „The Winter’s Tale“), Liam Scarlett und Krzysztof Pastor (Gastcompagnie Polish National Ballet bei den kommenden 46. Hamburger Ballett-Tagen), Hans van Manen (Gastcompagnie HET Nationale Ballet bei den 45. Hamburger Ballett-Tagen); um nur aktuelle Produktionen im Spielplan des Hamburg Ballett zu nennen. Freuen Sie sich, Frau Nupen, denn der Tag, „an dem er die zeitgenössische Szene (…) in sein Haus einlädt“ ist bereits da! Es bleibt dabei: John Neumeier ist eine große Bereicherung für Hamburg und öffnet die Bühne der Hamburgischen Staatsoper durchaus für andere (Nachwuchs-)Choreografinnen und Choreografen. – Dr. Peter Steven Dickstein

 

Als Zuschauer möchte ich emotional berührt, in Erstaunen versetzt und unterhalten werden, und das qualitativ hochwertig und mit Niveau. Das erlebe ich bei den Stücken von John Neumeier, immer und immer wieder! Bei sogenannten zeitgenössischen Stücken viel zu selten. Warum den Tanz an der Hamburgischen Staatsoper organisieren wie in anderen Städten (Stichwort Resident Choreographers)? Hamburg hat mit John Neumeier einen Leuchtturm der Tanzszene. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt. Warum sollte man das aufgeben und sich gleichmachen. Es wird beklagt, es gäbe keine anderen Choreografen an der Oper außer John Neumeier. Was ist z.B. mit Mats Ek, Marco Goecke, Yuka Oishi, Aleix Martinez, Christopher Wheeldon, Edvin Revazov, Marc Jubete, Nacho Duato? Mehr als 40 Choreografinnen und Choreografen habe ich gezählt, die es auf die Bühne der Staatsoper geschafft haben, mit John Neumeier an der Seite. Es gibt sie, die ganze Bandbreite des Tanzes beim Hamburg Ballett! – Bernd Nehls

 


 

 

Leserbriefe zu „»Viele sitzen vor mir und weinen«“ von Kilian Trotier in der Regionalausgabe ZEIT Hamburg

 

Auch in der Woche nach Hanau geht es also gnadenlos weiter, da ist auch die ansonsten doch so progressive „Zeit“ keine Ausnahme. Wieder einmal wird also einer nichtmuslimischen (vorzugsweise handelt es sich ja um Polizeibeamten, Lehrer und Erzieher) allein die Bühne bereitet, um in der immer selben Abfolge abwechselnd über den bösen Islam, den terroristischen und/ oder kriminellen Muslim sowie über die unterdrückte Muslimin zu berichten. Diesmal also weist eine anonym bleibende Lehrerin auf die gnadenlose Zwangsausübung von muslimischen Eltern gegenüber muslimischen Mädchen hin. Selbstverständlich kommen auch in diesem Bericht Muslime selbst wieder nicht zu Wort, sondern sie sind wieder einmal nur Objekte der vermeintlich neutralen Bewertung durch vermeintlich besorgte und lediglich auf Missstände hinweisende Dritte.

Muslime selbst, etwa unter gesellschaftlicher Gewalt und Diskriminierung leidende kopftuchtragende Musliminnen (schaun Sie sich doch mal an der Uni HH um), über eine unzulässige Einmischung durch Lehrer in ihr Erziehungsrecht unter dem Druck von Jugendämtern leidende Eltern von Muslimen (sprechen Sie doch mal mit den muslimischen Seelsorgern der Gemeinden), unter einem Generalverdacht und sich in einem Dauerverteidigungszustand befindliche Muslime (sprechen Sie doch mal mit den Jungs in Wilhelmsburg, Harburg und Osdorf) kommen selbstverständlich nicht zu Wort. Wieder einmal nicht. Sie haben keine Lobby, sie sind Freiwild und insbesondere sorgen sie nicht für eine höhere Auflage und eine höhere Einschaltquote. Da ziehen die standardmäßigen Quoten- und Auflagenbringer „Terror“, „Unterdrückung“ und irgendwas mit „Islam“ am Anfang am Ende (vorzugsweise mit einem Bild eines bärtigen Muslims oder einer kopftuchtragenden Muslimin) natürlich deutlich mehr.

Es ist diese Art von Berichterstattung, die querbeet von Bild bis Zeit und von Maischberger bis Illner seit nunmehr fast 20 Jahren erfolgt und die somit ihren erheblichen Beitrag zu einem verzerrten Bild über Muslime leistet. Dieses verzerrte Bild wiederrum bereitet immer häufiger den Weg zu Hass, Gewalt und Tod. Wann lassen wir das hinter uns ? Wen, wenn nicht Formate wie die „Zeit“, nehmen hierbei eine Vorreiterrolle ein ? Überraschenderweise werde ich nun den „Stern“ loben. Der dortige, aktuelle Leitartikel von Herrn Jörges ist hervorragend. – Kadir Katran

 

„…weiß ich, dass ich als Lehrerin nur dann mit einer Schülerin ernsthaft ins Gespräch kommen kann, wenn ich ihren Gesichtsausdruck sehe…“. sagt die Lehrerin, die sich einerseits an der Anonymisierung der Schülerinnen stört, sich andererseits selber in der Anonymität versteckt. Ich finde es bedenklich, wenn eine Lehrerin, bei der ein sehr großer Teil der Arbeit aus Kommunikation besteht, ihre Defizite in dem Bereich zum Maßstab machen will. Wenn sie immer das Gesicht sehen muss, kann sie nicht am Telefon kommunizieren und sollte hoffen, dass sie nie erblindet. Nach meiner Erfahrung kann das Nicht-gesehen-werden u. U. sogar die Kommunikation erleichtern. Nämlich dann, wenn Zeichen von Verlegenheit, Scham o. ä. unangenehm erlebten Gefühlen für den Gesprächspartner unsichtbar bleiben. Ich jedenfalls habe viele meiner besten und intensivsten Gespräche am Telefon geführt und gelernt, dass das sich-nicht-sehen-können die Sensibilität beim Hören schult. Schade, dass auch hier mal wieder keine Möglichkeit besteht einen Kommentar einzupflegen.Iman Schwäbe