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16. April 2020 – Ausgabe 17

 

Leserbriefe zu „Außen kalt“ von Bernd Ulrich

 

Ihr von Emotionen getragener Artikel sollte sich an den Realitäten messen lassen. Diese finden Sie z.B. auf ntv. Hier wird dargelegt, warum Eurobonds für die Wirtschaftsweise der italienischen Regierung wie ein „Brandbeschleuniger“ wirken können. Mich würde interessieren, ob Sie nach Durchsicht dieser Fakten noch immer zum Inhalt Ihres Beitrags stehen wollen. – Rüdiger Leins

 

Vielen, vielen Dank für Ihren Artikel. Hoffentlich liest ihn auch ihr Kollege Herr Heuser. – Rüdiger Weigel

 

Wenn aber die fleißigen Deutschen im nächsten Urlaub am Teutonengrill oder am Gardasee oder in Südtirol auf einmal nicht mehr so willkommen sind, dann geht das große Geschrei über die undankbaren Italiener los – typisch deutsch halt! Die Zwillinge Borniertheit und Arroganz sind wahre leibliche Kinder der Dummheit, aber denkbar schlechte Ratgeber. – Stefan Schissler

 

Die Argumentation von Herrn Ulrich, hat leider nicht das sonst von mir bei ihm geschätzte Niveau bei welchem auch bei konträrer Meinung bedenkenswert argumentiert wird. Beginnen wir mit dem Schluss „Die deutschen werden unter dem ESM so lange zahlen bist Italien gerettet ist“. Das könnte man m.E. als solidarisch und proeuropäisch bezeichnen. Hierdurch könnte der Artikel obsolet sein. Wie wird aber die vermeintliche Notwendigkeit der Corona-Bonds begründet? Die Italiener werfen uns die Scheiben ein (hat Herr Ulrich Angst um sein Ferienhaus oder sein Auto?) und, um es auf den Punkt zu bringen „dann haben sie uns nicht lieb“. Da da beschimpfen wir deutsche uns doch lieber selbst bevor es Salvini macht? Und dann noch der „Basta“-Argumentationstrick von Herrn Ulrich, Gegenargumente werden als „AfD-Einwand“ gebrandmarkt und somit tabuisiert. Herr Ulrich, so bitte nicht! Seien wir Europäer (alle), seien wir kompromissfähig, nutzen wir den ESM, finden wir für die italienische Seele einen schönen Begriff dafür, und beschimpfen wir uns nicht für unsere Eigenschaften, sondern reflektieren diese ausgewogen! – Thomas Steinbach

 

Dass wir „keine Nation“ sondern eine „Sekte“ sind und uns dann noch mit Calvinisten auf eine Linie bringen, haut dem Fass den Boden raus. Wenn Sie glauben mit EURO Bonds, EUROPA zu verbessern, sind Sie auf dem Holzweg. Wer bitte kauft schon Wertpapiere, die schon bei der Ausgabe mies sind? Wie erklären Sie denn , dem normalen Steuerzahler (Sektenmitglied) solch ein Risiko als verantwortliche Regierung? Nur damit es einigen Gut-Menschen warm ums Herz wird? Mit dem beschlossenen Hilfepaket der EU, immerhin 500mrd € und das ist erst der Anfang, sollte man schon einiges hinbekommen. Da braucht es keine EURO Bonds! – Ralph Bender

 

Meine Frau und ich hatten die Zeit schon mehrfach abonniert und jedesmal wieder abbestellt. Da Sie ja immer fleissig mit Probeabos werben, haben wir es nun noch einmal versucht. Heute kam die erste der 4 Gratis-Ausgaben und bereits nach dem Lesen des ersten, oben genannten Artikels, war mir sofort wieder klar, warum wir keine Freunde mehr werden können. In den letzten Jahren sind in Deutschland ja viele alte Prinzipien und Regeln aus politischem Opportunismus und „Regieren nach Demoskopie“ leichtfertig über Bord geworfen worden. Auf europäischer Ebene betreibt die EZB seit der Finanzkrise mehr oder minder unverhohlen eine illegale Staatenfinanzierung sowie Enteignung der nach Herrn Ulrichs Meinung so kaltherzigen deutschen Sparer und die Haftung Deutschlands für die Target Salden beträgt bereits rund 1 Billion EURO. Der EURO war ein politisch gewolltes aber ökonomisch nicht funktionsfähiges Experiment, das seit Jahren künstlich am Leben gehalten wird. Nun gibt es eine letzte rote Linie, die bislang noch nicht überschritten wurde und die symbolisch für uns „hartherzige“ Deutsche für Solidität und ökonomische Stabilität steht wie keine andere: die sog. Eurobonds. Es darf niemals, ich wiederhole niemals, dazu kommen, dass wir diese letzte Bastion nun auch noch aufgeben.

Vom insolventen Süden und Westen sowie ökonomisch ungebildeten Linken seit langem gefordert, sieht man nun die Chance, uns diese Eurobonds nun quasi durch die Hintertür unterzujubeln. Herr Macron ist auch sehr dafür, da die französischen Banken hohe Aussenstände in Italien haben. Wir stehen nun, bildlich gesprochen, vor jenem Junkie, der uns jeden Tag um eine höhere Dosis anbettelt und wir jeden Tag vor dem qualvollen Entscheidung stehen, sie ihm zu gewähren, um kurzfristig Ruhe zu haben (und langfristig den Tod des Junkies zu verursachen) oder aber den langen, harten Weg zu gehen, der schwer aber langfristig erfolgreich sein würde. Siehe Beispiele wie Portugal, Irland und ja, teilweise auch Griechenland. Eurobonds wären ja keine langfristig tragbare Lösung, sondern lediglich die Aufforderung an unsere lieben Nachbarn, immer noch größere Schuldenexzesse zu veranstalten. In den letzten Jahren gab es dort keine Reformen, die sogar Draghi immer wieder angemahnt hatte, sondern es wurde weiter Geld verprasst, das die EZB gedruckt hat („whatever it takes“) und die nächste Stufe wäre dann „die doofen Deutschen“ zahlen alles! Soweit darf es niemals kommen!

Bezeichnend ja auch, dass Italien hochmütig die angebotenen ESM-Mittel ablehnt – da müsste man ja plötzlich ordentlich haushalten und das würde auch noch kontrolliert. Der Hinweis von Herrn Ulrich, dass die Italiener diesmal nicht schuld seien, ist an Frechheit eigentlich kaum zu überbieten. Seit Ende des Krieges hat man quasi jedes Jahr eine neue Regierung gehabt, der marode Süden wird von der Mafia beherrscht, die italienischen Bürger haben in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten immer neue unsägliche Personen (Kriminelle wie Berlusconi, TV-Clowns wie Grillo oder Faschisten wie Salvini) an die politische Macht gewählt, es wurden nie Reformen durchgeführt, immer nur Geld verprasst, früher die eigene Währung massiv abgewertet, keine Steuern gezahlt, wenig und kurz gearbeitet und so weiter und so fort. Dass Italien bei der über Jahrzehnte angehäuften Verschuldung (130% des BIP) nun keinerlei finanziellen Spielräume mehr hat, ist einzig und alleine die eigene Schuld Italiens – und sonst von niemandem!!! Nicht Corona hat jetzt bösartigerweise die armen unschuldigen Italiener und Franzosen ins Elend gezogen, sondern die aktuelle Krise deckt nur viel schneller und schonungsloser die Probleme und Defizite auf, die sich über Jahrzehnte angehäuft haben. Und ja: wir doofen Deutschen waren fleissiger, haben gespart, Schulden abgebaut – und das alles nur, um nun erneut um diese Früchte betrogen zu werden???

Den anstrengenden Weg zu gehen, ist nun einmal nicht immer so lustig aber langfristig erfolgreicher. Man kann doch nicht alle Prinzipien der politischen Belanglosigkeit und Mode opfern. Für diese Bereitschaft, meistens den harten Weg zu gehen und nicht den Verlockungen rechts und links des Wegesrandes zu erliegen, werden wir Deutschen in der Welt bewundert und gehasst zugleich. Das war immer so und wir auch immer so bleiben. Aber das wussten die Römischen Besatzungstruppen in Germanien bereits vor 2.000 Jahren. Und nicht zu vergessen: der italienische Bürger besitzt im Durchschnitt ein wesentlich höheres pro Kopf Vermögen als der Deutsche. Finanziert über die Schulden des Staates Italien. Frech und unverschämt auch der Hinweis, Deutschland definiere sich nicht über seine großartige Geschichte, sondern „nur“ über den Fleiß seiner Bürger. Von großartigen Verdiensten „Deutscher“ (man nannte sie vorher halt „Preussen“, „Hessen“, „Sachsen“, etc.) in den Bereichen Kunst, Kultur und Wissenschaft wird hier nicht gesprochen aber darüber, dass die anderen ja ganz toll sind wegen des leckeren Essens und der schicken Klamotten. Deutschland entstand erst 1871 als einheitlicher Staat, da hatten Staaten wie Frankreich oder Spanien schon Jahrhunderte an „großartiger“ ausbeuterischer Kolonialgeschichte hinter sich gebracht. Klasse! An einem Punkt hat Herr Ulrich m.E. Recht (auch wenn seine daraus folgende Conclusio fasch ist): Deutschland sollte nun „das ökonomisch Vernünftige, politisch Gebotene und moralisch Erwünschte“ (wer auch immer definiert, was „moralisch erwünscht“ ist?) tun.

Das wäre aber aus meiner Sicht nicht, nun den vermeintlich einfachen Weg zu gehen, der ins Nirgendwo führen würde, ganz abgesehen davon, dass die anderen uns auch weiterhin nicht leiden können würden – auch wenn wir zahlten! Die Entscheidung darüber, wie es langfristig sinnvoll mit dem EURO weitergehen soll, wird ja seit Jahren nur aufgeschoben. Aufschieben ist menschlich und bei Politikern noch weitaus beliebter als sowieso schon. Die Frage ist: gehen wir fortan den „südlichen“ Weg oder unseren „nördlichen“ oder beenden wir das Drama und jeder geht seinen eigenen Weg!? Wenn etwas ökonomisch nicht dauerhaft zu halten ist, muss man auch die mögliche Alternative einer Abschaffung des EURO in der jetzigen Form zumindest einmal ernsthaft diskutieren. Dazu brauchen wir einen ernsthaften, harten Diskurs in unserer Gesellschaft. Es muss der Souverän darüber entscheiden, welcher Weg künftig beschritten wird. Es darf nicht sein, dass derlei weitreichende Entscheidungen mal wieder – wie es in den letzten Jahren Usus georden ist – einfach mal schnell am Parlament vorbei getroffen werden, um eben diesen Diskurs erst gar nicht zuzulassen. Das hat nichts mit Demokratie zu tun. Und ja: die Älteren unter uns wissen ja noch, dass Deutschland auch zu DM-Zeiten schon Exportweltmeister war. Und die Bürger eine starke, solide Währung mit hoher Kaufkraft in der Tasche hatten. Ich bin häufiger in der Schweiz – bei diesen Aufenthalten erinnere ich mich immer wieder gerne daran. Der Artikel von Herrn Ulrich ist nicht abwägend und inhaltlich neutral, sondern er versucht dem Leser einfach seine auf dem allgemeinen linksintellektuellen Mainstream basierende Meinung zu oktroyieren – das finde ich enttäuschend – zumal auf der Titelseite. – Klaus Bingel

 

Ich finde Ihren Kommentar leider nicht ausgewogen. Es gibt gute Gründe gegen sogenannte Corona -Bonds zu sein. Ich möchte das Pro und Contra an dieser Stelle nicht wiederholen. Nachfolgend einige Anmerkungen von mir. Wollen Sie mit dem Hinweis auf die AFD jede Kritik im Keim ersticken? Wieso arbeiten Sie mit Stereotypen? Hier der fleissige aber kaltherzige Deutsche, dort der warmherzige aber faule Italiener. Wer glaubt so etwas heute noch? Sie vergessen, für viele Menschen in Deutschland ist das Leben auch hart und anstrengend. Sehen Sie als gelungene Darstellung die Reportage Unterwegs in Deutschland auf Seite 17 ihrer Zeitung. Nach meiner Meinung wird vielen Bürgern Deutschlands recht viel vom Staat abverlangt. Als Beispiele Hartz IV, Rente mit 67, in Zukunft vergleichweise niedrige Renten. Dafür ist der Staat finanziell stabil aufgestellt. Das hat jedoch keinen geringen Preis. – Marko Becker

 

Ich teile Ihre Ansicht bezüglich „Corona-Bonds“ für Italien zu hundert Prozent. Das Grundproblem ist ein sehr menschliches. So wie Deutschland, Österreich, Holland etc. keine Schulden – so wird es kommuniziert – für andere Staaten haften will (auch noch für die schludrigen Italiener), so will der Norden Italiens (Lega Nord etc) auch nicht mit dem Süden Italiens solidarisch sein. Auch denke ich mir, sobald einige Oststaaten in der EU nicht mehr zu jenen gehören werden, die Milliarden-Unterstützungen bekommen, sondern selbst zu den Nettozahlern gehören, wird es mit der „EU-Solidarität“ sehr problematisch werden. Das ist – leider – die menschliche Natur. Das eigene Hemd ist mir näher als der Rock. – Elias Schneitter

 

Spare in der Zeit (das war die schwarze Null), dann hast du in der Not; aber mit Schulden, die andere begleichen, lebt’s sich natürlich angenehmer. Übrigens waren unsere Italien-Retter in der Regel keine Verfechter der schwarzen Null. – emer. Prof.Werner Koetz

 

39 Milliarden ESM-Hilfe ohne begleitende Maßnahmen für das italienische Gesundheitssystem: Ist das kein Angebot und hat Bernd Ulrich von diesem hart erkämpften Zugeständnis der EU-Finanzminister nichts mitbekommen? Er schreibt, Deutschland sei eine „Sekte“, die ihr „Fleißding“ nach außen erbarmungslos vertrete und die Italiener einmal wieder belehren müsse, wie man richtig wirtschaftet. Nichts von alledem ist wahr: Man ist Italien entgegengekommen und enttäuscht, dass die Hilfen nicht angenommen werden. Die Coronakrise wird von der italienischen Regierung instrumentalisiert, sie will endlich Eurobonds durchsetzen. Die Gesundheit ihrer Bürger scheint ihr weniger wichtig zu sein. Gemeinsame Bonds belasteten übrigens die Zukunft (auch die italienische) und die Populisten in den Geberländern wären die eigentlichen Gewinner. – Marlies Fitzner

 

Die von Ihnen wärmstens empfohlenen Eurobonds gleichen einer unbegrenzten Bürgschaft ohne Auflagen. Die Alternative , der ESM verlangt bestimmte sinnvolle wirtschaftliche Auflagen und ich glaube nicht, daß „die Italiener“ Deutschland und die anderen Länder in der EU, die auf dem ESM bestehen, deshalb hassen! Niemand kann voraussehen, ob Herr Conti, Herr Salvini oder wer auch immer die zukünftige Politik in Italien leiten wird. Es würde der Sorgfaltspflicht eines Hausvaters wiedersprechen Eurobonds einzuführen und erfreulicherweise würden die deutschen Wähler diese Fehlentscheidung abstrafen und die Politiker wissen das. Ihr „kalter Deutscher“ – Rainer Heukamp

 

Ihr Artikel, Herr Ulrich, ist schwer verdaulich. Ja, wir Deutschen wirken nach außen kalt. Aber nicht aus den Gründen, die Sie aufführen, sondern weil man uns kalt kommt. Ein ganzes Jahrzehnt lang hat man uns mit der Knute der Arbeitslosigkeit und der Peitsche von Hartz IV beigebogen, dass wir erst mal unser Dasein zu rechtfertigen haben – und zwar täglich – bevor wir irgendeinen Wunsch äußern dürfen. Und sei es nur der Wunsch, für erbrachte Leistung bezahlt zu werden. „Es gibt kein Frühstück für lau!“, hieß es, oder wie es ein amtierender Minister sagte: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.“ Und kaum haben wir uns in die Demütigungen gefügt, kommt raus, das gilt alles nur, wenn wir frühstücken wollen. Wenn andere frühstücken wollen, haben wir gefälligst den Tisch zu decken. Wir kriegen gesagt, dass wir zwar in die Rente einzahlen müssen wie nie zuvor, aber für den Lebensabend haben wir selber zu sorgen. Und dann kommen Leute, die genau dieses Geld ausgeben wollen – und wir dürfen nicht mal mitreden, wofür. Ständig wird von Solidarität geredet, aber immer nur als Einbahnstraße. Wir zahlen mehr Steuern als je zuvor, aber im öffentlichen Raum ist alles marode. Kein Geld, kein Geld.

Und wenn wir unsere Gemeinschaftskasse nicht bedingungslos hergeben wollen, dann sind wir … na ja, wegen der Geschichte eben. Ja, diese Seuche ist nicht Schuld der Italiener. Aber dass sie schon vor der Seuche eine Schuldenquote von 130% angehäuft haben, während wir unsere auf ein Maß runter gehungert (siehe öffentliche Infrastruktur) haben, das es uns nun erlaubt, etwas entspannter damit umzugehen, liegt an ihnen. Wenn wir nun unsere Altersvorsorge in die Bresche schieben sollen, dann aber bitte mit der Gewähr, dass es nicht in einem Strohfeuer verlodert. Mag sein, dass Europa unsere uneingeschränkte Solidarität braucht. Aber Europa wird irgendwann alleine weitermachen müssen, wenn unserer Solidarität nicht wenigstens darin erwidert wird, dass die Solidaritätsnehmer den Weg verlassen, der sie dorthin gebracht hat, wo sie sind. Das ist der Grund, warum wir die kalte Schulter zeigen. – Hans List

 

Der Artikel „Außen Kalt“ scheint mir doch zu kurz gegriffen. Man sollte zum Fleiß der deutschen auch noch die Liebe zur Selbstgeißelung hinzufügen. Aber zum Kern des Artikels. Selbstverständlich muss Solidarität mit den südlichen Ländern geübt werden und schnelle Hilfe tut sicherlich auch Not. Nur hat es keinen Sinn diese mit den Wahrheiten zu begründen, die sie hier aufgeführt haben und uns in ein schlechtes Licht rücken (daher die Selbstgeißelung). Man sollte daher auch erwähnen, dass die jetzt gewählten Instrumente schnell zur Verfügung stehen und eben (ESM) nicht mehr an die „fiesen“ Bedingung geknüpft werden. Die immer wieder medienwirksam zitierten Corona Bonds würden dem gegenüber wohl einige rechtliche Hürden mit sich bringen. Zugegebener Weise in diesen Zeiten scheint nichts mehr unmöglich und unüberwindlich. Müssen es im Übrigen auch immer wieder die Corona-Bonds sein, die eher zum Streit taugen, viel zu emotional beladen sind und auch zwei weitere Wahrheiten überdecken. Den Deutschen wurde in der Vergangenheit vorgeworfen zu viel Geld zu verdienen (Exportüberschuss). Jetzt, wo die Kassen wieder leer sind erinnert man sich daran, dass da im Norden noch ein Sparschwein sitzt, dass man jetzt gern in Anspruch nehmen möchte, weil man jetzt froh ist, dass früher die Überschüsse nicht verteilt wurden. Außerdem ist da noch die Sache mit der Zeit nach der Finanzkrise.

Mario Dragi hat für niedrige Zinsen gesorgt und damit einerseits das Wachstum der Sparbücher der Deutsche gesengt, weil keine Zinsen mehr gezahlt wurden. Das hätte den Deutschen zwar zu einem Umdenken in der eigen Anlagepolitik verhelfen können, aber das ist ein anderes Thema. Mario Dragi hat aber auch den südlichen Ländern, insbesondere Italien Zeit gekauft. Man kann und sollte hier vielleicht mal diskutieren (nicht jetzt!), ob die Zeit klug genutzt wurde. Womit wir natürlich wieder beim Lehrmeister Deutschland wären. Ein vertagte Situation also, aber nicht eine, die wir nur gesengten Hauptes ertragen müssen, denn ich glaube schon, dass geholfen wird, nur nicht so medienwirksam. Mir scheint wir sollten jetzt helfen, aber es muss auch eine Diskussion darüber stattfinden, was so in der Vergangenheit falsch gelaufen ist. Das Thema Solidarität ist keine Einbahnstraße. Europa lebt hiervon und kann nur dann überleben, aber eben nicht, wenn die Solidarität nur von den anderen gefordert wird. – Dirk Zoepffel

 

Wahrscheinlich ist es ja richtig, dass für den Zusammenhalt Europa und damit die Fenster der deutschen Botschaft in Rom unbeschädigt bleiben, Coronabonds unvermeidbar sind . Weil wir ein vereintes Europa sind. USA und die Schweiz sind ebenso in föderalen Strukturen vereinigt ,ohne dass die Teilstaaten bzw Kantone meines Wissens für einander einen Haftungsverbund beanspruchen. Wo ist da der Unterschied? – Hans-Peter Fette

 

Ihr Beitrag stimmte mich nachdenklich. Identifizieren sich die Deutschen tatsächlich vor allem mit ihrem Fleiß? Ich habe daran einige Zweifel. Ist nicht inzwischen feiern, abhängen, Spaß haben für einen Teil der Gesellschaft wichtiger als alles andere geworden. Dazu gehört aus meiner Sicht zwangsläufig auch die Begeisterung an der eigenen musterhaften Moral. Diese Begeisterung isst überbordend und auf sich selbst orientiert, dass der Blick für die Wirklichkeit verloren geht. Ein Beispiel war die Begrüßung der Flüchtlinge auf dem Münchener Hauptbahnhof im Jahre 2015/16. Vereine der Flüchtlingshelfer beklagen immer wieder erneut die Begrenzung des Zustroms von Migranten aus aller Welt auf die ungefähr 1,5 Mio. Menschen in den Jahren 2015/16 und danach auf höchstens 200.000 Migranten jährlich. Die Wirklichkeit der Armutsrenten, der Kinderarmut, der fehlenden 40.000 Lehrer, der teilweise maroden Infrastruktur in Deutschland verschwindet dabei völlig aus dem Gesichtsfeld.

Es ist Selbstüberschätzung, wer meint, Deutschland könne die Welt retten und jeden aufnehmen und in das hiesige Sozialsystem integrieren Eine offene und ehrliche Debatte über die Ursachen der Not auf der Erde und im eigenen Land wird vermieden oder auf leere, allgemeine Feststellungen beschränkt. Einige unbequeme Faktoren/Ursachen werden kurzerhand einfach vom Tisch gewischt. Bei dieser Begeisterung über sich selbst geht der Blick für die Wirklichkeit verloren. Die ölreichen und strenggläubigen arabischen Staaten leben im Überfluss, In Kuwait erhält jeder Staatsangehörige (Muslim) ein bedingungsloses Grundeinkommen unabhängig davon, ob er arbeitet oder nicht. Dazu kommen kostenlose Grundnahrungsmittel. Die Golfstaaten investieren in klimaschädliche Luxusbauten, finanzieren konservative Moscheevereine und den Neubau von Moscheen überall auf der Erde, wo sich eine Möglichkeit dazu bietet. Die Hilfe für ihre Glaubensbrüder überlassen sie den „Ungläubigen“. Ein Schalk, wem hier nicht ein Licht aufgeht. Da die Finanzmittel nicht wie Ölquellen fließen, kommt eine verantwortungsbewusste Regierung nicht umhin, Prioritäten zu setzen. Wen wir helfen und solidarisch sein wollen, werden wir das nicht überall können.

Also sollten wir uns nicht die öffentlichkeitswirksamsten Hilfen auswählen, sondern in der konkreten Zuständigkeit Deutschland und Europa bleiben. Wie anders kann die europäische Identität lebendig werden. Für die Migranten, ursprünglich aus Afghanistan, Pakistan, Iran, Irak, zuletzt aus der Türkei und nun auf den griechischen Inseln in der Ägäis wird Mitleid bekundet und Hilfe nach deutschem Standard gefordert.Über die von dem NATO-Partner Türkei in ihrem eigenen Land Syrien vertrieben Kurden (etwa 0,9 Mio. Menschen), Kinder, Mütter, Alte, verliert die deutsche Öffentlichkeit kaum noch ein Wort, kein Mitleid, keine Hilfe. Diese Zweifel, Fragen und das sich daraus ergebende Nachdenken ist weit verbreitet. Weder die Mehrzahl der Journalisten beobachten diese Tatsache, und weicht einer Debatte darüber aus. Beim Parteitag der SPD tummeln sich dagegen rd. 600 Journalisten und hoffen auf ein ausgefallenes Foto und/oder auf eine vermarktungsfähige Aussageeines eines Delegierten. – R. Schmolling

 

Im Zusammenhang mit der Griechenland Rettung hatte ein Herr Reitzle (seinerzeit sehr erfolgreicher Chef von Linde) – plausible Gründe angeführt, warum es – vor allem auch für Griechenland selbst – besser wäre, Griechenland aus der EU zu „entlassen“…er wurde, wie einige andere Leute die von Wirtschaft Ahnung haben, von Merkel & Co ignoriert. Dann hatte ein Herr Cameron – ehemals britischer Premier – vor einigen Jahren einen 10 Punkte Plan zur EU-Reform – er wurde von Merkel und Co. ignoriert. In der Flüchtlingskrise (2015/2016) ignorierte Frau Merkel alle anderen EU -Mitglieder. Diese dann im Gegenzug zu diesem Thema Frau Merkel – siehe das aktuelle Trauerspiel um die seit Monaten geplante Verteilung von ca. 1600 Kindern in der EU. …(davon aktuell 12 nach Luxemburg und 47 zu uns, das wollen wir jetzt nicht wirklich als Erfolg werten, oder?) Dann Brexit und jetzt Corona. Und spätestens mit dem „Eintritt“ von Corona in die EU und den Handlungen der verantwortlichen politischen Akteure von Nord bis Süd muss klar sein – das war`s mit der EU ! So kann und darf es nicht weitergehen !

Und – bitte – hören wir endlich auf, von Solidarität zu faseln! Die gab und gibt es nur, wenn es Geld gibt! Das haben die letzten Jahre immer deutlicher gezeigt und seit Corona sollte auch den hartnäckigsten EU Sympathisanten klar sein, dass die alte EU ausgedient hat! Machen wir Schluß damit! Nutzen wir mutig die Chancen, die sich durch die Verhandlungen mit Großbritannien über ein Handelsabkommen ergeben und weiten Diese gleich auf den gesamten Euro Raum aus. Und sollten daraus Lire, Peseten, französische Franc etc.folgen – na und? Wir sollen doch sowieso entschleunigen, die sogenannte „neue Realität“ – das hilft auch! Stellen wir die Vertrauensfrage – jetzt nach innen, ob diese unglaublichen Beschränkungen des öffentlichen Lebens gerechtfertigt waren und sind – bei 4500 Toten in ca. 4 Wochen mit einem Durchschnittsalter von 80 Jahren und fast alle davon vor erkrankt – und – im Vergleich dazu – ca. 24000 (!) Influenza Tote in Deutschland in den Wintermonaten vor 2 Jahren, die bis auf ein paar Randnotizen nicht wirklich interessiert haben.

Da überzeugt jetzt auch der Hinweis auf fehlenden Impfstoff nicht ! Und damit keine Mißverständnisse aufkommen, das hat nichts mit Verharmlosung zu tun (ich selbst bin 71 Jahre alt und damit „Risikogruppe“) – aber die Frage nach der Verhältnismäßigkeit stellt sich – dringenst ! Putin, Orban und Kaczynski sind offensichtlich diktatorische Politiker, aber was sich in den letzten 2-3 Wochen unter dem „Deckmantel Pandemie“ bei uns Bundes, Landes und Kommunalpolitiker an Eingriffen in persönliche Freiheitsrechte von uns Bürgern herausgenommen haben gehört spätestens jetzt – trotz aller gesundheitlichen Bedenken – auf den verfassungsrechtlichen Prüfstand. – Reinhard Mayer

 

Laut tönend hat sich noch jede italienische Regierung Ratschläge der europäischen Partner zu ihrer Haushalts- und Schuldenpolitik als Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten verbeten. Steht die Schuldentilgung an, ruft die gleiche italienische Regierung nicht minder laut nach euro- päischer Solidarität, sprich „Einmischung in ihre innere (Zahlungs-)Angelegenheit“. Zuverlässig wird dieses Lamento insbesondere von deutschen Argumentationskünstlern begleitet, die sich nicht scheuen, sogar die Exportquote Deutschlands zu bemühen, um Deutschland irgendwie an den Haushaltslöchern von Italien, Griechenland & Co zu beteiligen. Bei welchem Export-Anteil sollte die Grenze liegen, ab der eine Exportnation wie Deutschland eine nicht minder exportorientierte Volkswirtschaft wie Italien zu subventionieren hat? Dass Deutschland seine Exportgewinne als Reise-Weltmeister gleich wieder nach Italien, Spanien etc. zurück trägt, spielt in dieser Logik keine Rolle – weil …?

Es muss auch in der ZEIT bekannt sein, dass der durchschnittliche italienische Privat-Haushalt mehr Vermögen besitzt als der entsprechende deutsche Privat-Haushalt. Doch die Chance, an das Geld seiner Bürger zu kommen, schätzt der italienische Staat realistisch geringer ein, als via Europa ans Geld deutscher Steuerzahler zu gelangen. Nicht anders ist es in Frankreich, wo vor wenigen Monaten Streiks und Demonstrationen dem Präsidenten Macron aufgezeigt haben, dass er von seinen Bürgern keine finanziellen Zugeständ- nisse zu erwarten hat. Auch von dort wird der Ruf nach europäischer Solidarität immer lauter werden. Eine Sternstunde für Deutschland, den unausgelasteten „Retter der Welt“, mit den Steuergeldern seiner 66-jährigen Arbeiter Frankreich dabei zu helfen, auch weiterhin 55-Jährige in Rente schicken zu können.

Gerne noch ein Wort zur „naturgesetzlich“ einseitigen europäischen Solidarität: Man stelle sich vor, Bundeskanzler Helmut Kohl hätte Anfang der Neunziger Jahre seine damals 11 EU-Partner gebeten, bei der (finanziellen) Bewältigung der deutschen Wiedervereinigung zu helfen. 11 gestreckte Mittelfinger hätte er zu sehen bekommen, und besonders die italienische Regierung hätte ihm klargemacht, dass dies eine rein „innerdeutsche Angelegenheit“ sei. Ironie des Schicksals, dass in dieser Zeit unsere EU-Nachbarn ihre Exportquote nach Deutschland auf halsbrecherische Höhen katapultieren konnten. Natürlich ohne einen Spenden-Cent davon abzuzweigen. – Ernst Kaffanke

 

Ich finde, es reicht so langsam mit dem ewigen Märchen vom hartherzigen, bösen Deutschen, der nichts von seinem Reichtum an die armen Südeuropäer abgeben will. Der Ruf nach einer Vergemeinschaftung von Schulden innerhalb der EU kommt ja nicht nur aus Italien sondern u. a. auch vehement aus Frankreich. Unser westlicher Nachbar hat seine Staatsschulden in den letzte 10 Jahren auf 100% seiner Wirtschaftsleistung hochgefahren, in Deutschland ist die Verschuldung im gleichen Zeitraum von 80% auf unter 60% gesunken (nachzulesen in der selben Zeit- Ausgabe auf Seite 19). Es hat also wohl auch etwas damit zu tun wie man mit Geld umgeht und nicht nur mit den vom Verfasser etwas zynisch betrachteten Arbeitstugenden. Angesichts dieser Tatsache und zahlreicher anderer Ungleichgewichte innerhalb der EU wären einseitige Milliardentransfers das falsche Signal und gewiss kein Anreiz für hoch verschuldete Länder, es zukünftig besser zu machen. Der Verweis auf den ungeliebten aber bereitstehenden ESM- Fond ist somit folgerichtig. Ich widerspreche übrigens der Aussage des Verfassers, dass diese Corona- Krise das Schicksal der EU entscheiden wird, denn kein Ereignis hat den desolaten Zustand der EU bereits so transparent dargestellt wie die seit 5 Jahren andauernde Flüchtlingskrise. Auch in der jetzigen Corona- Krise wird die Androhung vom bevorstehenden EU- Untergang keine Wende zum Besseren bewirken. – Michael Deil

 

„jetzt ist Schluss mit lustig“, das kann ich auch sagen , nachdem ich ihren Leitartikel mehrfach gelesen habe. Allein das Vokabular, mit dem Sie über “ die Deutschen“ herziehen ist unterirdisch: Sekte, harmlose Schrulle, ein bisschen Borniertheit , Fleißkärtchen-Spiele – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Inhaltlich empfehle ich sich mit dem Begriff der“ Nation „nach Prof Münckler auseinanderzusetzen, ebenso könnte eine sorgfältige Analyse der politischen Systeme der letzten Jahre in Italien auch interessant sein. Es ist beschämend, dass eine so renomierte Zeitung sich einen solchen miserabel recherchierten Artikel leistet. Wenn ich jetzt ,Ihrem Beispiel folgend, meiner Wut ob solcher Unsachlichkeit freien Lauf ließe, könnte ich vermuten, dass Sie von der Mafia gesponsert wurden! Sorry! – Roswitha Geisbüsch

 

Ich hätte nicht gedacht, dass solch ein Kommentar voller bösartiger Unterstellungen und teilweise falscher Behauptungen von einem leitenden Redakteur der DIE ZEIT möglich wäre. Nur so viel: Das „reiche“ Deutschland hat ärmere Bürger als Italien. Das pro Kopf Vermögen der Italiener ist höher und der Median davon ist sogar mehr als doppelt so hoch als bei den Deutschen. Weiterhin hat Deutschland mit seine Bürgschaften im Rahmen der Eurorettung auch mit dazu beigetragen, dass die Renditen italienischer Staatsanleihen wieder auf einerträgliches Niveau sanken. 2017 als Italien vor der Zahlungsunfähigkeit stand hat Deutschland über den Target 2 Mechanismus für 364Mrd Euro gebürgt, das war mehr als der Bundeshaushalt von 329Mrd. – Axel Voß

 

Für etwas mehr Sachlichkeit hier ein paar Fakten: Italien hat als Gründungsmitglied der EU seinerzeit die Verträge mitgestaltet und unterzeichnet. Eine Vergemeinschaftung von Schulden einzelner Länder wurde aus gutem Grund ausgeschlossen. Bereits seit 2000 und in der Folge der Finanzkrise in 2008/2009 wurde den Deutschen ein hartes Sparprogramm zugemutet: – Bei Polizei, Justiz und im medizinischen Bereich wurden tausende Arbeitsplätze abgebaut, nur um ein paar wenige Beispiele zu nennen. – Die Bundeswehr ist inzwischen zur Lachnummer zurechtgestutzt. – Das Rentenalter wurde auf 67 heraufgesetzt. Ergebnis: Die Staatsverschuldung Deutschlands beträgt in 2020 knapp über 60% des BIP. Nun ja, der Deutsche hat nun mal nichts anderes zu bieten als Fleiß. Nun zu Italien: – Das Renteneintrittsalter liegt bei 62 Jahren. – Die Staatsverschuldung stieg von ca. 100% des BIP in 2009 auf aktuell über 130% . – Salvini wurde seinerzeit u.a. deshalb gewählt, weil er erpresserisch mit dem EU-Austritt drohte und den Italienern ein bedingungsloses Grundeinkommen versprach.

Wer sollte es finanzieren? – Nicht nur Salvini, auch sein Nachfolger Conte wird nicht müde, Brüssel und Deutschland mit Forderungen zu traktieren. Ich liebe Italien und die Italiener. 6,74 Millionen Deutsche (lt. Allensbach) verbringen jährlich Ihren Urlaub in Italien. Es ist eigentlich ein reiches Land, das aber seit vielen Jahren heruntergewirtschaftet wird. Aus Deutschland kommen 27% (!) der Gelder für den Rettungsschirm ESM. Das Geld steht Italien sofort und zu sehr zurückgenommenen Auflagen zur Verfügung. Wer als Gründungsmitglied der EU nun auf Kosten aller anderen auf Vertragsbruch besteht, statt den ESM in Anspruch zu nehmen, ist an Egozentrik und Borniertheit kaum noch zu überbieten. Wer im Zeit-Artikel mit Geringschätzung auf die „kalten“ Deutschen herabschaut, rügt die Falschen. Wenn Italien sich deutsche Exportgüter nur leisten kann, wenn es vorher von Deutschland Geld bekommt, kann man Italien die Güter besser gleich schenken. – Bruni Winkler

 

Herr Ulrich, der schon so viele kluge Dinge in der ZEIT geschrieben hat, lässt hier seine Seelenmassage dem falschen Patienten zukommen. Mit seinen Ausführungen zum Charakter der Deutschen, die angeblich andere Europäer für faul oder liederlich halten, baut der Autor einen Popanz auf, der schon lange mit der Realität nichts mehr zu tun hat. Verständnis und Sympathie der Deutschen für die Italiener dürften wesentlich größer sein als umgekehrt. Nur wird verständlicherweise die Sympathie der deutschen Politiker für den venezianischen Gondoliere, den neapolitanischen Tenor oder den freundlichen Pizzabäcker aus Bielefeld ihr Handeln weniger bestimmen als ihr Blick auf so manche von den Italienern gewählte Regierungen der letzten Jahrzehnte und vor allem auf die Probleme im eigenen Land.

Was nicht nur deutschen Politikern, sondern wahrscheinlich auch ihren meisten Landsleuten Schwindel verursacht und schlaflose Nächte bereitet, ist der Gedanke an die Verpflichtungen, die sich auch ohne Euro- oder Coronabonds in Zukunft für die Deutschen ergeben werden, so etwa aus dem Kampf gegen die Folgen der Coronakrise im eigenen Land, des Klimawandels sowie der vielen fluchtbegründenden Kriege und Menschenrechtsverletzungen in aller Welt, ganz zu schweigen von der im Rahmen der Eurokrise schon entstandenen Haftung in Milliarden- oder Billionenhöhe. Ein deutscher Politiker, der unter diesen Umständen weiteren Haftungstatbeständen zustimmen würde, ohne eine Absicherung, wie sie jeder seriöse Bankier oder ehrbare Kaufmann in vergleichbarer Lage verlangte, müsste sich eine Verletzung seines Amtseids vorwerfen lassen. Die europäischen Freunde sind nicht so naiv, das nicht zu wissen. Aber im Kampf um politische Vorteile, der auch unter Freunden stattfindet, mag das Außerachtlassen solcher Selbstverständlichkeiten Erfolg versprechen, vor allem, wenn es durch German-Bashing von deutscher Seite unterstützt wird. – Michael Fritzen

 

Vorneweg muss ich gestehen, dass Ihre Darstellung ausgewogen und reflektiert ist. Dazu ergänzen müsste man noch, dass nicht nur das „Tadeln“ und der „Zeigefinger“ von Seiten Deutschlands kommt. Nein, wie in der Griechenland-Krise werden die „Südländer“ (Noch mehr Stereotyp) Medien Angela Merkel wieder in Hitler-Dress darstellen und DAS kann man als Deutscher nicht mehr sehen: Egal ob geholfen wird oder nicht: Deutschland wird der ewige Böse sein. Und interessant: Geht es um Hilfe, wird NUR auf Deutschland geschaut, als ob es plötzlich kein anderes Land mehr in der EU gäbe. – Steffen Kaufmann

 

Die Idee der Corona-Bonds ist ja, dass durch die Vergemeinschaftung der Schulden die Zinsen für „schlechtere“ Schuldner nicht zu hoch würden. Wie wäre es denn, wenn man einen fiktiven Zinssatz der Corona-Bonds annehmen würde (z.B. 1 % für zehnjährige Anleihen). Staaten mit geringeren Anleiherenditen zahlen die Differenz in einen EU-Corona-Zinstopf (z.B. Deutschland mit aktuell ca. -0,4 % würden 1,4 % einzahlen), Staaten mit höheren Anleiherenditen dürfen sich die Differenz aus diesem Topf erstatten lassen (z.B. Italien mit 1,6 % erhalten 0,6 % Erstattung). Die Gretchenfrage bei Corona-Bonds für mich lautet nämlich „Wie hältst Du es mit der Tilgung?“. Ich fürchte bei Corona Bonds geht es nicht um niedrigere Zinsen sondern um „tilgungsfreie“ Anleihen. Solidarität bei den Zinsen fände ich noch in Ordnung (wobei sich da bei Herrn Scholz schon mit Recht die Nackenhaare aufstellen würden), eine Haftung für die Tilgung von neuen Billionenschulden ohne jedes Mitspracherecht zu übernehmen aber nicht mehr. Meine persönliche Konsequenz ist, dass ich nach dem Schreiben dieses Leserbriefes aufhöre, mir über Corona-Bonds Gedanken zu machen, sonst werde ich noch verrückt. – Johannes Heinz

 

In „Außen kalt“ gesteht der Autor B. Ulrich uns Deutschen gerade einmal den Nationalcharakter „fleißig“ zu, währendend andere Nationen Eigenschaften wie „Eleganz“ oder „Humor“ ihr eigen nennen. Von dem sagenhaften Reichtum, den wir uns erarbeitet haben, leider ohne Eleganz, sollten wir doch dringend etwas abgeben, weil wir sonst zu Recht als unsolidarisch oder gerne auch als Nazi bezeichnet und gehasst werden. Das musste dem deutschen Michel von einem Vertreter der kulturellen Elite doch dringend gesagt werden. – P.Grinzinger

 

Sie plädieren für Corona-Bonds, damit sich die notleidenden Länder billiges Geld leihen können. Warum werden als Argument immer nur die niedrigen Zinsen angegeben? Ein zinsloses Darlehen o.ä. wäre doch noch besser. Was passiert, wenn keine Rückzahlung der Bonds möglich ist? Fänden Sie es dann in Ordnung, dass Deutschland diese Schulden, zumindest einen Großteil, tilgt? Diese Möglichkeit wird von den deutschen Befürwortern der Corona-Bonds leider nie untersucht, obwohl ich die Wahrscheinlichkeit für groß halte. Darüber würde mich ein Beitrag interessieren . Im Übrigen frage ich mich schon, wo sich der ach so große Reichtum Deutschlands, der ständig angeführt wird, versteckt, wenn ich an Schulen, Straßen, Brücken etc. und an die Diskussionen über die Grundrente, Gehälter für die derzeitigen „Helden der Arbeit“ usw. denke. – Gerda Dörfler

 

Dieses abwegige und meines Erachtens skandalöse Pamphlet hat mir die Sprache verschlagen. Es ist doch mehr als absurd, den Fleiß der Deutschen als Sektierertum, unangenehme Eigenschaft und Schrulle des Volkes verbunden mit Borniertheit zu bezeichnen. Ich finde es unerträglich und zugleich beschämend, die „Fleiß-Prätention“ gerade der Nachkriegsgeneration auf diese Weise zu diskreditieren und insoweit deren Aufbauarbeit mit dem Hinweis auf den möglicherweise bevorstehenden Verlust ihrer Sparguthaben mehr oder weniger zu verhöhnen. Im übrigen hat Herr Ulrich bei seiner „Wahrheitsanalyse“ die wohl absehbare und unvermeidbare Tatsache unterschlagen, dassnämlichdie Deutschen solange zahlen, bis sie selbst ruiniert sind.- Dieter Kempf

 

Es ist vertrackt. Egal ob Finanzkrise, Flüchtlingskrise oder Coronakrise – jedes Mal ist der Süden Europas härter getroffen als der Norden. Und jedes Mal lässt der Norden europäische Solidarität vermissen. Reflexartig kommt aus Deutschland immer die gleiche Reaktion: ihr wollt nur unser Geld, das kriegt ihr nicht. Oder, etwas vornehmer argumentiert: ihr braucht die gegenüber Coronabonds höheren Zinsen als Leistungsanreiz (vgl. Uwe Jean Heuser in der ZeitNr. 16). Scham und Schande. Bernd Ulrich konstatiert nun, dass die Deutschen von den Südeuropäern als äußerst hartherzig wahrgenommen werden. Wahrlich kein Wunder. Zu Recht befürchtet er, dass Europa daran nun zerbricht. Er spricht sich klar für politische und ökonomische Vernunft und damit für Solidarität und Coronabonds aus. Und wie begründet er seine Hoffnung, dass Deutschland seine Politik ändert? Er meint, die Deutschen seien gar nicht so hartherzig und borniert, wie es den Italienern erscheinen muss. Er führt die restriktive Haltung Deutschlands auf den in der Nachkriegszeit erlernten Fleiß zurück. Auf solche Winkelzüge muss man erstmal kommen. Bernd Ulrich räumt selbst ein, dass man das nur als Deutscher verstehen kann. Aber in meiner Enttäuschung über Deutschland ist mir jeder Strohhalm recht, an den ich mich immer noch klammern kann. – Friedrich Thimme

 

In diesem Artikel bekommen dieDeutschen leider ungerechtfertigte Schelte, weil sie angeblich unsolidarisch gegenüber Südeuropa sind und nur nach Fleißkärtchen schielen. Warum wird nicht erwähnt, das eine gemeinsameVerschuldung (Corona-Bonds) der Euroländer , rechlich nichtvorgesehen ist. Coronaerkrante wurden nach Deutschland zur Behandlung gebracht. Am Artikelende -oh Wunder- wird die Schelte wieder relativiert und konstatiert, dass Deutschland über den ESM auch für Italien zahlt. Warum diese Achterbahn dier Argumentationen. Erste Aufwühlen der Emotion, dann wieder zurück zu Realität. Immerhin es wirdrelativiert. Aber erstmal eine Aufreißerüberschrift in die Welt setzen. Schade. – Dr. Eiben

 

Herr Ulrich wird beim nächsten Besuch in seiner Autowerkstatt dem 65-jährigen Werkstattleiter gerne erklären, dass ein großer Teil seiner Steuerzahlungen bald dafür verwendet wird, dass in Italien und Frankreich die arbeitenden Menschen schon mehrere Jahre früher in Rente gehen können, obwohl diese Länder diverse eigene Strukturprobleme seit vielen Jahren nicht auf die Reihe bekommen. Der in Ulrichs Augen leicht „verhaltensgestörte Deutsche“ soll es jetzt richten? Nur Mut beim Erklären derartiger Aspekte: Ältere Arbeitnehmer in Deutschland helfen doch gern! Bürger in Land A hat „eine Macke“ und ist bis 65,75 Jahre fleißig. Der Bürger in B denkt an sein bequemes Leben und sucht jemand anderes, der dafür mitbezahlt. Wenn man „Solidarität“ so versteht, dann geht die Euro-Zone oder die ganze EU tatsächlich bald kaputt. – Prof. Emeritus Dr. WolfgangStröbele

 

Vielen Dank für Ihren (mutigen) Artikel. Ich hoffe, dass viele Menschen ihn lesen und vor allem verstehen werden. Wenn ich allerdings manche Leserbriefe betrachte, die in dieser Ausgabe veröffentlich sind, habe ich daran große Zweifel. Vor vielen Jahren war auf der ersten Seite der „Zeit“ ein Spruch ausgedruckt: „Die wollen nicht unser Geld, wir wollen ihr Geld!“. Viele glauben es immer noch nicht… Jetzt wo die CDU so viel Zustimmung in den Umfragen erhält, könnte Frau Merkel über ihren Schatten springen. In Deutschland ist plötzlich die Begeisterung für sie so groß , dass man ihr eine mögliche Zustimmung zu den „Corona Bonds“ verzeihen würde. Wenn es ums Geld geht, werden in Deutschland strenge Maßstäbe angelegt. Solche Maßstäbe vermisse ich, wenn es um Werte geht: siehe Ungarn, Polen usw… Schade. – Robert Camboni

 

Ich lese die Zeit seit meiner Studienzeit in den frühen 90er Jahren und meine, dass die Zeit eine der wenigen ausgewogenen Wochenzeitungen ist. Ich zahle auch verhältnismäßig viele Steuern und gehöre zu jenen, die den Solidaritätszuschlag auch weiterhin zahlen müssen, eine extra Steuer, die erhoben wurde, als es Deutschland nötig hatte. Ich ertrage Ihr permanentes Werben um sog. EU Bonds bzw. „Solidarität“ mit Italien nicht mehr. Denn wenn es Italien wirklich schlecht ginge, wäre ich sogar bei Ihnen. Das ist aber nicht die Wahrheit, der Sie sich doch immer verpflichtet fühlen. Wieso Sie seit Wochen also dafür werben, Staaten wie Italien unter die Arme zu greifen, mit Corona Bonds, verstehe ich nicht. Es wäre doch zunächst Aufgabe der Italiener, sich selbst zu helfen, oder? Warum denkt da niemand dran? Warum fragt man Italien nicht, wieso das dort nicht gemacht wird? Wieso schreiben Sie in der Zeit nicht mal von den ökonomischen Wahrheiten in Italien. Der durchschnittliche Italiener hat etwa (je nach Statistik, dh ob man Immobilienbesitz einbezieht) 2-2,5 mal mehr Geld als der durchschnittliche deutsche Bürger. Demnach würde es also Sinn machen, wenn dort erstmal für 20 oder 30 Jahre ein Solidaritätszuschlag eingeführt wird, bevor wir hier in Deutschland, die wir seit Jahren durch die Niedrigzinsen – nicht allein wegen Italien seinerzeit nach der Finanzkrise – schleichend enteignet werden, uns solidarisch zeigen.

Man könnte die Bürger in Italien auch auffordern, pro Kopf etwa 20% der Summe zu bezahlen, die sie mehr Geld haben als wir Deutsche. Dann wären sie immer noch viel reicher als wir Deutsche, hätten aber ca. 14.000 EUR x 62 Mio bezahlt und damit die eigene Staatsverschuldung weit unter die deutsche Verschuldung gedrückt. Wenn man also in Italien die Steuern erhöht und auch umsetzt, was bei den hohen privaten Vermögen kein Problem wäre, könnten auch die Zinsen wieder steigen, um die deutsche Altersvorsorge zu retten. Schreiben Sie also bitte mehr zu der schleichenden Enteignung der deutschen Altersvorsorge, ausgelöst von der EZB, auch wegen der damaligen italienischen Finanzkrise, bevor Sie uns zur Solidarität mit Italien aufrufen. Denn als dumm wollen wir in der EU ja nicht auch noch gelten, oder? – F. Peter Mueller

 

Was hat sich denn der Bernd Ulrich da zusammen geschrieben? Es wäre gut gewesen, wenn er den Bericht von einem Mitglied seiner Wirtschaftredaktion hätte gegenlesen lassen.Seine Einlassung zur deutschen Exportweltmeisterei sind von Sachkenntnis ungetrübt. Insbesondere was Italien angeht hätte er wissen sollen, daß die deutschen Exporte nach Italien z.Zt. über den Targetsaldo von Deutschland selbst bezahlt werden. Ein Wort hierzu hätte dem Artikel gutgetan. Und seit wann werden Deutschlands „Gute Taten“ denn von der EZB via ESM vollbracht? Ulrichs Schimpfkanonade auf Deutschland ist völlig unangebracht. Einige Bemerkungen über die ständig wachsenden Targetsalden von Italien und Spanien, die mittlerweile eine Größenordnung von ca. 1 Billion € erreicht haben und von diesen Ländern wahrscheinlich nie ausgeglichen werden können, wären gut gewesen. Das Gleiche gilt für den nicht unbedeutenden ESM-Topf der für Europas Süden geschaffen wurde und von Deutschland mit ca. 30% mitgetragen wird. Und was ist mit der Gesamthaftung für die EZB? Hat es neben Deutschlnd noch andere EU-Länder gegeben, die Schwerst-Corona-Kranke aus Italien und Frankreich aufgenommen haben?

Eine Bewertung der undiplomatischen, rüden und unangebrachten Attacke des italienischen Ministerpräsidenten auf Deutschland wäre angebracht gewesen. Mit Torquato Tasso: Man fühlt die Absicht und man ist verstimmt. Bemerkenswert ist Ulrichs Interpretation der deutschen Nation. Oh , Verzeihung. Es gibt sie ja gar nicht. Schon mal vom römischen Reich deutscher Nation gehört? Ich versage mir Geschichtsuntericht und darf Herrn Ulrich die „Geschichte des Westens“ von Heinrich August Winkler empfehlen. Beim lesen der ZEIT frage ich mich jedes Mal neu, lohnt sich die Geldausgabe noch. Was ist auf diesem einstigen Qualitätsblatt gworden.? Der Chefredakteur scheint sich mehr für seine seichte Fernsehunter- haltungssendung zu interessieren und sein Stellvertreter trimmt währenddes die Zeitung zu einer Hauspostille der Grünen. Nur Nostalgie hält mich davon ab, nach mehr als 50 Jahren mein Abonnement zu kündigen. Der ganze Artikel ist,euphemistisch ausgedrückt, eine Zumutung für die Leserschaft. Helmut Schmidt hätte ihn so nicht durchgehen lassen. – Klaus Grasenick

 

Mal wieder so ein typischer Beitrag auf Seite, meinungsstark und faktenschwach. Im Wirtschaftsteil der ZEIT stand in der letzten Woche das glatte Gegenteil. Vielleicht sollten die Damen und Herren Meinungsmacher sich auch mal die Beiträge der Fachleute ansehen. Dabei haben wir schon in der schule den Satz gelernt: Besser borgen als bürgen. Die Mehrheit der Deutschen wollte ein Euro nicht und es zeigt sich immer wieder, dass sie und die Bundesbank recht hatte. Erst Kongruenz der Wirtschaftspolitik, der Renten- und Sozialversicherungen und dann eine gemeinsame Währung. Der Kompromiss mit allen Beteiligten bestand darin, dass jedes Land für seine Schulden selbst einsteht. In den ersten Jahren haben die Südländer erheblich vom Euro profitiert, da sie nunmehr günstiger Geld aufnehmen konnten, bis den Märkten Bedenken kamen, ob es mit der Tilgung wohl gutgehen könnte. Nun fordern sie im zweiten Schritt, dass andere für ihre Schulden bürgen um sich wiederum günstig verschulden zu können. Das alles ist ein altes Spiel und die Corana-Krise nur ein neuer Vorwand. Italien mag sein Geld ausgeben, wofür es will. Das ist sein gutes Recht. Nur es ist auch unser Recht, nicht dafür unbegrenzt haften zu wollen. Mal ganz abgesehen davon, dass die Corana-Krise alle Länder gleichermaßen trifft. – Hans-Jürgen Eißing

 

Der mit viel Herzblut geschriebene Beitrag fordert Eurobonds unter dem Etikett Corona-Bonds und damit die Haftung der deutschen Steuerzahler für Ausgaben anderer Länder, die sich nicht in ihre Ausgabenpolitik hineinreden lassen wollen, weil dies als Einmischung in ihre Souveränität empfunden wird. Deshalb lehnt Italien die bereitstehenden Gelder aus dem ESM ab, was auch in Italien teilweise als „kindisch“ kritisiert wird. Man will statt dessen lieber Corona dafür nutzen, um politischen Druck für die alte Lieblingsidee gemeinsamer Schulden aufzubauen. Eurobonds wären ein klarer Verstoß gegen die Europäischen Verträge, das Haushaltsrecht der nationalen Parlamente und den Grundsatz, dass Ausgabensouveränität und Haftung zusammengehören. Solidarität ist nicht die Verletzung vereinbarter Regeln. Man sollte nicht eine solche Hoffnung unterstützen, denn wenn Europa zerbricht, dann daran. Solidarität erfordert keine Schuldengemeinschaft und wird gewährt. Die indirekte Staatsfinanzierung durch die EZB durch Aufkauf italienischer Anleihen trägt auch dazu bei. – Diethelm Schroeder

 

Ihre Behauptungen und Anmaßungen über die Sicht der Deutschen auf sich selbst und die anderen sind anmaßend und frech. Wir unterstellen den Italienern weder mangelnden Fleiß noch sonst eine andere schlechte Eigenschaft. Dass die Deutschen Eurobonds, also eine gesamtschuldnerische Haftung ablehnen ist doch mehr als verständlich. Aber berichten Sie doch erst mal über die Art der Auflagen die Italien aktuell gemacht werden sollen, bevor sie uns ein schlechtes Gewissen einreden. Derzeit sollen nämlich so gut wie keine Auflagen gemacht werden. Lediglich in der Verwendung der Gelder ist die Cinque Estrellas Clique nicht frei.

Auch ich bin von der Corona-Krise betroffen. Die Marktaussichten für mein Unternehmen haben sich innerhalb sehr kurzer Zeit eingetrübt. Industrie-Projekte werden erst mal gestoppt, Kommunen verhängen aktuell Haushaltssperren oder agieren zumindest sehr zurückhaltend. Da muss auch ich prüfen, wie lange wir den mühsam aufgebauten Bestand an Fachkräften halten können. Bereits zu hören waren Politiker, die von den Unternehmern erwarten ihr Privatvermögen in das Unternehmen nachzuschießen, damit Arbeitsplätze noch etwas länger erhalten bleiben. Wenn ich aber Kredite bekommen möchte, muss auch ich die Karten auf den Tisch legen. Anhand meiner Zahlen und der Einschätzung über meine Branche bekomme ich dann ein Zinsangebot. Genauso ist es mit dem italienischen Staat. Der italienische Staat kann jederzeit am Kapitalmarkt Anleihen platzieren. Er ist frei in der Verwendung der Mittel und zahlt dafür den Marktzins. Garantieren andere den Kredit, dann dürfen sie wohl auch Auflagen machen.

Sie sollten vielleicht auch mal darüber nachdenken, dass die gegenwärtige Regierung Italiens schon vor Corona unverschämte Forderungen an die deutschen Steuerzahler gestellt hat um ihre Wahlgeschenke zu finanzieren, z.B. die Rente mit 58 und 35 Beitragsjahren. Mein Renteneintrittsalter beträgt 67 Jahre. Ich werde dann 41 Beitragsjahre und 6 Jahre selbstfinanziertes Studium in die Waagschale legen können. Der besonders langjährige Versicherte in Deutschland darf dann nach 45 Beitragsjahren mit 65 in Rente gehen. In Deutschland hat natürlich die Politik an dieser vor langem getroffenen Entscheidung auch herumgedoktert. Insgesamt aber waren das nur Nuancen. In Italien, das demografisch nicht anders dasteht als Deutschland hat Salvini zusammen mit Cinque Estrellas diesen Pfad verlassen. In Frankreich haben die Gewerkschaften eine Rentenpolitik, wie sie in Deutschland seit langem praktiziert wird immer erfolgreich abgewehrt ohne das sie die Finanzierung gesichert hätten. Herr Ulrich, es steht Ihnen frei ihr persönliches Geld nach Italien oder sonst irgendwohin zu verschenken. Aber stellen Sie doch nicht die in die Ecke der “Geizhälse”, die lediglich erwarten, dass sich die Schuldiger an die Kreditbedingungen halten. – Clemens Appel

 

Hätte Bernd Ulrich doch nur auf Peter Sloterdijk in der Zeit vom 9. April gehört: „Ich meine, man sollte sentimentale Menschen niemals mit geldpolitischen Angelegenheiten betrauen… Der Wohlmeinende verteilt Mittel, die er nicht hat, mit offenen Händen… es kommt mir vor, als ob zu viele Leute auf dem Gebiet der Finanzpolitik dilettieren.“ Sehr wahr! Ich reiche die Fakten gerne nach. Erstens: Italien drängte 1999 in die Währungsunion, obwohl die Konvergenzkriterien nicht erfüllt waren. Deutschland und die anderen Länder stimmten schließlich zu, aus Sentimentalität oder politischem Kalkül. Zweitens: Italien hat über mehr als zwei Jahrzehnte die Fiskalregeln der Währungsunion zum Schaden aller grob missachtet und damit europäische Solidarität verletzt.

Drittens: Italien hat weiterhin Zugang zum Kapitalmarkt zu sehr niedrigen Zinsen, dank Euro und EZB. Für gemeinsame Schulden fehlt schlicht die Grundlage. Viertens: Die Zinslast im italienischen Staatshaushalt ist, ebenfalls dank Euro und EZB, sehr gering, gemessen am Bruttoinlandsprodukt weniger als ein Drittel (!) so hoch wie Anfang der Neunzigerjahre. Fünftens: Die italienischen privaten Haushalte sind nach einer Untersuchung der EZB wohlhabender als die deutschen. Vor Hilfe der Partner wäre also eine einmalige Vermögensabgabe oder/und eine Zwangsanleihe für wohlhabende italienische Haushalte geboten. Sechstens: Das Prinzip Haftung und Kontrolle in einer Hand würde selbstverständlich auch bei gemeinsamen Schulden gelten. Das lehnt die italienische Regierung offenbar ab. Siebentens schließlich: Das von der Eurogruppe geschnürte Paket im Umfang von 500 Mrd. Euro ist großzügig und Ausdruck großer europäischer Solidarität. – Dr. Jürgen Pfister

 

Diese rabiate Kritik an der deutschen Grundstimmung hat vor über 200 Jahren der junge Friedrich Hölderlin in seinem Hyperion schon beschrieben: “Ich kann kein Volk mir denken, das zerrißner wäre, wie die Deutschen. Handwerker siehst du, aber keine Menschen, Denker, aber keine Menschen, Priester, aber keine Menschen(….) Die Tugenden der Deutschen aber sind ein glänzend Übel und nichts weiter.“ – Norbert Umlandt

 

Beim Artikel auf der Titelseite muss man schon zwei Mal schlucken: die Italiener sind dieses Mal wirklich nicht schuld an der Krise? Die sind natürlich nicht schuld am Corona-Virus, aber wer wenn nicht die Italiener ist schuld an deren miserablem italienischen Gesundheitssystem, welches vor kurzem in einem Artikel in dieser Zeitung noch als eines der besten der Welt gepriesen wurde (fussend auf einem undatierten Bericht der WHO von um die Jahrtausendwende herum). Und dass die Deutschen so oder so zahlen, das ist richtig. Aber wenn sie via ESM zahlen, dann kann man Italien vielleicht mal als Forderung auferlegen, endlich ein Steuersystem einzuführen, welches der EU gerecht wird. Und mit diesen Steuern kann dann auch ein Gesundheitssystem nebst Sozialkassen u.v.m. aufgebaut werden, damit nicht wieder ein einziges Land die EU ins Verderben stürzt. – Andi Pfaff

 

Toll, wie Herr Ulrich in der Zeit die Begleitmusik für Herrn Habecks Forderung nach „Corona Bonds“ spielt. Sieht nach abgestimmtem Verhalten aus. Herr Ulrich sollte sich beim Wirtschaftsfachmann und Kollegen U.J. Heuser sachkundig machen, bevor er die ideologischen Forderungen von den Grünen unterstützt. Jeder durchschnittlich Informierte weiß, dass die Lissabon-Verträge die Übernahme von Schulden anderer verbietet. Zählen Verträge nichts mehr ? Für Herrn Ulrich zählt offensichtlich auch nicht, dass wir die höchste Abgabenquote in Europa haben, wir bald bis 67 Jahren arbeiten sollen (wie sieht es in den anderen Ländern aus?), eine andere Verfassung etc. haben. Italien war schon vor der Einführung des Euros hoch verschuldet und hat wenig in den letzten Jahren getan, um Strukturveränderungen vorzunehmen. Corona bietet jetzt die Gelegenheit, alle Versäumnisse unter den Teppich zu kehren. Sollten die Eurobonds kommen, bedeutet das die Zerstörung Deutschlands und Europas – spätestens wenn von den Geldgebern zur Kasse gebeten wird. – Reimond Rohde

 

So, so, die Italiener sind nicht schuld an ihrer ökonomischen Krise. Sind die Deutschen daran schuld? Der Artikel suggeriert jedenfalls, dass wir Deutsche den Italienern helfen müssen, und zwar zu deren Bedingungen. Da wir das bisher nicht getan haben, hassen uns die Italiener, und das nach Meinung des Autors offenbar zu Recht. Abgesehen davon, dass Corona Bonds erhebliche ökonomische Risiken für die reicheren Länder beinhalten (dauerhafte Vergemeinschaftung von Schulden) frage ich mich, warum Herr Ulrich die Deutschen in die moralische Defensive drängt. Warum bekräftigt er alle Vorurteile, die man den Deutschen so nachsagt (erfolgsbesessen, überheblich, oberlehrerhaft)? Ist der Italiener der bessere Mensch? Solidarität ist meiner Meinung nach wie Nächstenliebe: Sie kann und sollte gewährt werden, aber einfordern kann man sie nicht. – Dr. Rainer Rebstock

 

Der Titel – Außen kalt – verrät bereits: Die große Spendenkultur, weltweites privates Engagement zahlreicher Deutscher in Form von Patenschaften, Unterstützung von Großprojekten u. v. m. sind nicht Bestandteil des von Herrn Ulrich skizzierten Charakters „der Deutschen“ – obwohl er ein „Solidarisch sein können“ zumindest „nach innen“ attestiert. „Wahr ist“ … , dass dieser Artikel nicht ein Faktum formuliert. Statt dessen erinnert er an überaus haltloses Biertisch-Geschwätz. Mit Kopfschütteln und Verärgerung habe ich diese Zeilen gelesen und eine innere Stimme gehört: Das ist sicher nicht der Zeit-Journalismus, der mich die Zeit vor langen Jahren abonnieren ließ … Zur „Ergänzung“ seiner Sicht deutscher Solidarität empfehle ich als „Außenwahrnehmung“ z. B. folgende Artikel der NZZ zu dieser Thematik: 16.04.2020: Armer Leuchtturm 09.04.2020: Die EZB hat Eurobonds längst eingeführt 28.03.2020: Staatsversagen im Zeichen von Corona Hier werden Fakten geboten! Auch guter innerdeutscher Journalismus hat hier einiges beizutragen. Dazu vielleicht ein wenig Finanz- und Wirtschaftsgeschichte der letzten 500 Jahre. – E. Weigt

 

Man könnte den Beitrag auf der ersten Seite als eines von vielen niveaulosen Pamphlete in Zeitungen mit einem Achselzucken beiseitelegen, wäre der Autor nicht ein stellvertretender Chefredakteur der ZEIT. Machen Sie sich einmal die Mühe, nicht schnell, sondern wirklich jeden Satz zu lesen, seine Aussage und die Gedankenführung nachzuvollziehen. Gehört es zur Wahrheit, dass die Deutsche Botschaft in Rom wohl nur wegen der Kontaktsperre nicht angegriffen wird? – Kann die deutsche Exportweltmeisterei (die Wortwahl enthält schon das Urteil) wirklich einpacken, wenn es Italien lange Zeit schlecht geht? – Deutschland eine Sekte? Na ja, wenigstens sind sie fleißig und haben Erfolg, Andere hingegen, so Ulrich, Misserfolg. Und dann kommt die Sache mit den Coronabonds. Hat Ulrich die ständigen Auseinandersetzung der Europäischen Kommission mit der italienischen Regierung vergessen, die gegen die Regeln solider Finanzierung verstieß?

Vergessen auch die Diskussion um Eurobonds, alles in jüngster Vergangenheit und noch vor Corona? Nun also fröhliche Auferstehung als Coronabonds, garniert mit dem drohenden Untergang der EU. Lassen wir uns nichts vormachen. Die geforderten Coronabonds haben wenig mit der Corona-Pandemie zu tun. Die trifft uns alle. Beim Einfordern von Coranabonds und bei der Zurückweisung von ESM-Mitteln geht es allein um nationale Interessen Italiens. Bei den deutschen Sektierern wäre Ähnliches freilich verwerflich. Das Geld muss ohne Auflagen kommen! Ich möchte nicht ernsthaft erwähnen, dass es dumm wäre, mit einem Junkie ein gemeinsames Konto zu eröffnen. Das würde, obwohl nur auf manche Regierungen gemünzt, unsere italienischen Freunde verletzen. Etwas eleganter verweise ich lieber auf La Fontaines Fabel „La Cigale et la Fourmi“. Nein, Europa wird nicht untergehen, wenn eines der immerhin Gründungsmitglieder nicht gut zurechtkommt.

Auch wir Deutsche waren einmal der Kranke Mann Europas, das ist noch nicht lange her, und haben uns daraus befreit. Hacken wir also nicht aufeinander herum. Jeder muss auch selbst tun, was notwendig ist. Dabei kann es bei den unterschiedlichen Lebensweisen der Völker bleiben, die Europa so liebenswert machen. Zurück zu Bernd Ulrich. Er weiß natürlich ganz genau, dass es nur ums Geld geht. Am Schluss bringt er es auf den Punkt: „Zahlen tun die Deutschen jedenfalls auch, wenn Deutschland seine guten Taten von der EZB via ESM vollbringen lässt. Das ist nämlich auch eine Wahrheit dieser Krise: Auch auf diesem Wege werden die Deutschen so lange zahlen, bis Italien gerettet ist.“ Warum diese Fixierung auf Deutschland? Woher kommt der blanke Hass auf Deutschland und die Deutschen? – Prof. Dr. Gernot Wendler

 

Man kann nur hoffen, dass sich die Bundesregierung nicht durch die von der italienischen Regierung und vieler deutscher Medien geschürte Deutschlandfeindlichkeit hinreißen lässt, der Einführung von Eurobonds zuzustimmen. Von wem ist eigentlich in dieser Krise Solidarität zu erwarten? Bedarf ein Land, dessen Bürger im Durchschnitt doppelt so vermögend sind, und von dessen Rentenniveau Deutsche nur träumen können, wirklich der finanziellen Unterstützung eines Landes, das mit seiner schlechten Netzinfrastruktur und seinen maroden Brücken und Straßen in Europa Berühmtheit erlangte? Italien muss von Deutschland nicht gerettet werden. Wenn Italien nun Hilfen aus dem ESM kategorisch ablehnt, hat es nicht wirklich Probleme zur Finanzierung der Coronafolgen. Trotz deutlich gestiegener Staatsschulden von 1,3 Bio. € im Jahr 2000 auf 2,2 Bio. € in 2016 sind die staatlichen Zinsausgaben Italiens sogar absolut gesunken.

Die Zinsausgaben fielen von 6,13 % des BIP in 2000 auf 3,96 % in 2016. Italien beabsichtigt schlicht die einmalige Corona-Gelegenheit beim Schopfe zu packen, jetzt endlich die Euroregeln zu seinen Gunsten zu ändern, um langfristig Eurobonds einzuführen, die seine Schulden zu Lasten weniger verschuldeter Euromitglieder, die ihren Bürgern die Annehmlichkeiten des staatlichen Schuldenmachens vorenthalten und Vorsorge betrieben haben, weiter verbilligen. Wenn es in dieser Frage in Europa wirklich um alles gehen sollte, dann nur weil wie in Ihrem Beitrag die Einführung von Eurobonds mit der moralischen Keule und voller Klischees zu der in Europa alles entscheidenden Frage überhöht wird. Europa, zu dem auch Nicht-Euromitglieder gehören, ist aber mehr als nur Eurobonds. – Frank Lamprecht

 

Mit großer Verwunderung las ich Ihren sehr moralisch aufgeladenen und überhöhten Artikel, der meiner Ansicht nach in allen Punkten falsch ist. Zum Punkt: „Arme Italiener, reiche Deutschen“ Nach de. statisika.com 2019 ergeben sich folgende Gegenüberstellungen: – der Anteil der Bürger in den eigenen 4 Wänden beträgt für a) die Italiener 72,4% b) die Deutschen 51,5%, d. h. ca. 41% mehr Italiener wohnen in eigenen 4 Wänden als Deutsche – für die Vermögensverteilung ergibt sich für a) die Italiener: Durchschnittsvermögen 165.000€ Median 96.000€ b) die Deutschen: Durchschnittsvermögen 135.000€ Median 33.000€, d.h. der Median der Italiener ist fast dreimal so hoch wie der Median der Deutschen. Zum Thema: „reiche italienische Rentner, arme deutsche Rentner“ In Italien liegt die Median Rente über dem Median Lohn, in Deutschland deutlich darunter. Die Rentenhöhe in Italien liegt bezogen auf das letzte Nettogehalt bei über 90%, in Deutschland bei ca. 48%. Des Weiteren liegt das Renteneintrittsalter in Italien mit offiziellen 62 Jahren weit unter dem Renteneintrittsalter in Deutschland (66 Jahren), in Wahrheit dürfte es sich jedoch nur auf 55 bis 60 Jahren belaufen.

Meine Frau ist Französin und hat noch 2 Schwestern in Frankreich. Beide Schwestern, die eine war im Krankenhauswesen und die andere in einem Labor tätig, konnten mit 50 bzw. 52 Jahren in Rente gehen bei einer Mindestrente von über 1.500€. Meine Frau arbeitete ab 1969 bei SKF als Sekretärin, anschließend als Chefsekretärin bei einer anderen Firma, erzog dann ab 1975 2 Kinder 14 Jahre lang groß und arbeitete dann als Exportleiterin für ein mittelständisches Dentalunternehmen (über 300 Beschäftige) ab 1989 bis zu Ihrer Verrentung im Jahr 2011 mit 63 Jahren – ihre monatliche Rente beträgt 860€!!! Zum Thema „Solidarität“: Sehr geehrter Herr Ulrich, wie Sie wissen, ist die Forderung nach Corona Bonds sehr schnell wohlfeil gestellt, ihre Einführung bedarf jedoch einer mehrjährigen Diskussions- und Bearbeitungszeit. Da durch diese Bonds die jeweilige Haushaltshoheit jedes Mitgliedslandes berührt ist, müssen diese Bonds von jedem Parlament der Mitgliedsstaaten erst einstimmig beschlossen werden. Da im Zeichen der Corona Krise die Regierungen und Parlamente auf längere Zeit nur eingeschränkt handlungsfähig sind, würde sich dieser Prozess auf Jahre erstrecken. Die 3 EU Hilfspakete (ESM, EIP und Kurzarbeiter Programm), die man Italien in einer Größenordnung von 540 Milliarden € angeboten hat, wären jedoch sofort greif- und abrufbar, da sie ja schon etabliert sind.

Italien hat jedoch wie ein trotziges Kind reagiert, dieses Angebot ausgeschlagen und auf Corona Bonds beharrt. Zum Thema: „Unterstützung der not-leidenden Länder“ Der ehemalige EZB Präsident Draghi, ein Italiener und Goldman Sachs Mitarbeiter, der mit Tricksereien, Gaunerreien und Betrügereien die Aufnahme der Griechen Anfang der Nuller Jahre in die europäische Währungsunion erst ermöglicht hat, hat mit seinen Billionen € schweren Staats- und Unternehmensanleihen Kaufprogrammen ab 2009/10 den italienischen Staat mit hunderten Millionen € gestützt und notdürftig stabilisiert. Dabei bewegte er sich so am Rande der EZB Verträge und seines Mandats, dass das Bundesverfassungsgericht dieses durch die Verträge nicht gedeckte Verhalten dem europäischen Gerichtshof zur Prüfung vorlegte. Auch für diese hunderte Milliarden € schwere, illegale Unterstützung des italienischen Staates muss der deutsche Steuerzahler haften! Dennoch ist die Staatsverschuldung Italiens in dieser Zeit durch Misswirtschaft und staatliche und politische Unfähigkeit auf 138% des BIP angewachsen (zum Vergleich: Staatsverschuldung Deutschland 58% des BIP). In den letzten 40 Jahren hat Deutschland erst 3 verschiedene Regierungen gehabt (Kohl, Schröder, Merkel), Italien hingegen hat in dieser Zeit dutzende Regierungschefs gewählt und anschließend verschlissen, die nur mit sich und der Vermehrung ihres Vermögens beschäftigt waren. Zusammenfassend kann man festhalten und damit die ganze Geschichte auch anders sehen und schreiben:

Deutschland hat wie kein anderes Land in Europa die europäische Union finanziell immer unterstützt, den europäischen Gedanken hochgehalten und die europäische Solidarität uneigennützig gegenüber den anderen gelebt. Sowohl vom Wohneigentum, als auch vom Medianvermögen wie auch von der Rentensituation her befindet sich Deutschland am unteren Ende der wichtigsten europäischen Länder, hat jedoch die größten Verpflichtungen für die anderen europäischen Staaten in höchster Solidarität zum Schaden der Deutschen immer geschultert. Im Vergleich zu Italien und Frankreich sind die Deutschen gemäß der EZB Median Vermögensstudie 2013 arm und belegen beim Vermögen den letzten Platz!! Der italienische Staat sollte erst einmal an seine reichen Bürger und Rentner gehen und dort Solidaritätsanleihen einfordern, ehe er Solidaritätsgelder von Deutschland verlangt. – Dr. rer. nat. Kurt Blaschke

 

Es ist keineswegs Kaltherzigkeit oder Borniertheit, wenn Deutschland nicht auf die Kreditwünsche einiger Euro-Länder eingehen will, die schon mit Erpressermethoden vorgebracht werden. Leider strickt der Verfasser mit an dem Bild vom Opfer Italien, das unverschuldet von der Corona-Krise überrollt worden sei und keine europäische Hilfe erfahre. Die verbreitete Reformunfähigkeit des Landes und den Mangel an notwendigen schmerzhaften Anpassungsprozessen an die von der entfesselten Globalisierung hervorgerufenen Veränderungen der Ökonomie werden übergangen. Beispiel: die gescheiterte Verfassungsreform unter MP Matteo Renzi 2016 oder die Justizrefom 2019. Das Land hat die dauerhafte Niedrigzinsphase nicht genutzt, um seine enorme Staatsverschuldung zu reduzieren. Es geschieht sogar das Gegenteil. Italien leistet sich eine jüngst beschlossene feudale Vorruhestandsregelung und ein verunglücktes Grundeinkommen. Ich empfinde es als dreist, wenn der italien. Ministerpräsident Conte jetzt die angebotenen Hilfen der EU nicht annehmen will, weil er die Corona-Bonds nicht durchsetzen konnte. Der Niedergang des Landes ist unvermeidlich und weitgehend selbstverschuldet. Es droht Italien ein Schicksal wie Griechenland. Da hilft auch keine Solidarität in Form von Corona-Bonds. – Frank Berger

 

Sie bedienen leider alle gängigen Klischees: die Deutschen sind bekanntermaßen zwar „fleißig“ aber auch mal „kalt“ , die Italiener „faul“ und „liederlich“. Derartige Beschreibungen nutzen nur den überall vorhandenen Populisten, niemandem sonst und sind außerdem mittlerweile langweilig. Sämtliche Entscheidungen in Europa sind in der Regel durch Kompromisse zustande gekommen, das wird auch dieses Mal so sein müssen. Das ist von allen auch so zu akzeptieren. Eine Gemeinschaft von Ländern mit unterschiedlichen Interessen lebt vom Kompromiss. Man kann Teil dieser Gemeinschaft sein, muß es aber nicht! Die Gemeinschaft kommt auch gut ohne diejenigen aus, die das nicht mehr wollen, siehe Großbritanien. Daran zerbricht Europa keineswegs.

Ein Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten, der Willigen und der Unwilligen ist bereits de facto Realität, man sollte sich dabei bei der Beschreibung nur etwas ehrlicher machen. Nur aus Ehrlichkeit kann auch nachhaltige ehrliche Solidarität erwachsen, eben keine vordergründige populistische Solidarität. Schon klar, wir sollen erneut zu einem zu großen Teil die Zeche bezahlen und den euopäischen Karren – zusätzlich zu unserem Eigenen – aus dem Dreck ziehen, warum eigentlich? Müssen wir uns die Liebe anderer erkaufen, und werden wir andererseits mit Liebesentzug bei „Fehlverhalten“ gemaßregelt? Dann sollte es uns aber wenigstens auch gestattet sein, uns noch ein recht gutes Stück weit zu zieren. Soviel Solidarität muß dann auch schon sein. Solitarität ist nämlich keine Einbahnstraße! – A.Jeske

 

Zur ausgewogenen Kommentierung gehörte es zu erwähnen, dass die heftigsten Gegner von Corona-Bonds die Niederländer und einige nordeuropäische Staaten sind, statt nur auf die Deutschen einzudreschen. Ebenso sollte betont werden, dass unser Finanzminister mehrmals öffentlich versichert hat, dass bei Inanspruchnahme des ESM-Fonds Italien die üblichen „Erziehungsmaßnahmen“ erlassen würden. Ist es so schwer, einen Kommentar ohne die ideologische Brille zu schreiben? – Dr. H. Böhm

 

Ich verstehe Sie und die ZEIT nicht mehr, dass Sie sich soweit zugunsten von Corona- oder gleich Euro-Anleihen engagieren. Das sieht so aus, dass ZEIT-Mitarbeitern eine Demo verweigert wurde und diese sich nun auf der ersten Seite den Zorn von der Seele schreiben wollen. Wir sollen nach Schema A erarbeitete Mittel für unsere italienischen Freunde, ja Freunde!, an diese weiter reichen, damit sie nach Schema B verfahren können und nur ja nicht Schema A übernehmen müssen? Wobei schon Schema B nicht vorteilhaft für Italien war. Wieso drängen Sie in der ZEIT, A-Kreditkarten an die B-Länder auszureichen? Es ist doch bemerkenswert, dass diejenigen, die Hilfe erwarten, vorschreiben wollen, wie diese Hilfe auszusehen hat. Und sogar ausschlagen, wenn sie ihnen nicht passt. Es ist doch auch eigenartig, dass die 5-Sterne-Partei, die treibende Kraft in diesem Spiel, und die Lega Nord, die wenig mit der EU am Hut haben, nur Geld von der EU haben wollen. Und, dass die sich dann an den WK II erinnern, obwohl Sie und ich vielleicht sündige Eltern hatten, aber mit den Entscheidungen und Taten dieser Zeit wenig zu tun haben.

Falsch ist es, Klischees als “Volkseingenschaften” fest zu schreiben. Es sind auch nicht “die Italiener” sondern das Führungspersonal von Lega Nord und den fünf Sternen, denen die Medien populistische Hetze leicht machen. Und wir sind nicht Calvinisten. Banken, deutsche und aber vor allem französische sind sehr an gemeinsamen Bonds interessiert, weil sie italienische Staatsanleihen halten. Ein anderes Argument, das in die aktuellen Fragen hinein spielt: Sollten wir nicht mit der extremen Geldvermehrung bremsen? Noch können wir uns in Deutschland etwas mehr verschulden. Wir kommen nach dem gegenwärtigen Stand auf 75 Prozent BIP. Schäuble hatte sich ja mit Ken Rogoff befreundet, der mit nicht ganz mathematisch abgesicherten Methoden auf optimale 90 Prozent gekommen war. Italien ist wohl auf 130 Prozent. Aber wir können doch nicht immer weitere offene und verdeckte Schulden anhäufen, über die EZB negative Target2-Salden, über EU-Programme und dann noch über die freie, zinsgünstige Ausgabe von Euro-Bonds. Damit Sie sich nicht auf die Argumentationschiene geraten, da melde sich jemand von anderen Parteien: Ich sehe mich linksliberal (Baum, Hirsch, Sabine L-Sch.). Fällt der Euro, fällt noch lange nicht Europa. Es muß sich aber neu finden. Die Visionen aus den 50er, 60er Jahren sind noch nicht erfüllt. Ende Text Eher betrübt als zornig, auf die „Z“-Seiten hätte der Artikel eher gepasst. – Gerhard Schroeder

 

Ja und da muss ich mich jetzt auch fragen, nach der Lektüre des Artikels „Außen kalt“ auf der Titelseite der ZEIT vom 16.4.2020, welche Art von Journalismus diese Krise hervorbringt (und auf die Titelseite der ZEIT bringt). Eine derart vereinfachende, stereotypisierende und auf „warmherzig“ versus „kaltherzig“ (was sich, wie wohl beabsichtigt, liest wie „gut“ und „böse“) reduzierte Darstellung einer so komplexen Frage, wie die absolut unbestritten notwendigen Finanzhilfen innerhalb Europas nachhaltig sinnvoll gestaltet werden können, gehört meines Erachtens auf die Kommentarseite. Allerdings finde es auch als Kommentar nicht in Ordnung, wenn zu Beginn des letzten Absatzes, kurz vor Schluss, jeder, dem jetzt ein Gegenargument oder auch nur ein ergänzender Aspekt auf der Zunge liegt, in offensichtlich abwertender Absicht die AfD-Ecke zugeteilt bekommt, bevor er beim Lesen seinen Gedanken zu Ende denken kann geschweige denn den Mund aufmachen könnte. An genau dieser Stelle beantwortet sich für mich die Frage, welche Art von Journalismus diese Krise auch hervorbringt: Traurigerweise eine, die sich in meinen Augen nicht mehr ihren berufsethischen Richtlinien verpflichtet fühlt. – Rita Nicola

 

Ich hätte mir bei genereller Zustimmung zum Tenor des Artikels allerdings gewünscht, daß Herr Ulrich – vielleicht auch nur in einem Nebensatz – aufArt. 125 AEU-Vertraghingewiesen hätte und angesichts der aktuellen Misere der EU vielleicht zur Diskussion gestellt hätte, aus der Not eine Tugend zu machen und endlich auch Phase 2 der Währungsunion anzugehen, um diese unsägliche Diskussion zu beenden !! – Michael Schulte

 

Forderung nach Corona-Bonds ist Aufruf zum Vertragsbruch Die Forderung einiger EU-Länder, jetzt Corona-Bonds einzuführen, ist ohne eine langwierige Änderung der EU-Verträge gar nicht möglich. Das Geld wird aber noch in diesem Jahr benötigt. Um die deutsche Bevölkerung zu beruhigen, wurde bei der Euro-Einführung der Artikel 125 im EU-Vertrag verankert, der die sogenannte No-Bail-out-Klausel enthält. Diese Nichtbeistandsklausel besagt, dass ein EU-Mitgliedsstaat nicht für einen anderen Staat finanziell haften darf. Deutschland machte sie 1993 zur Voraussetzung für den Beitritt zur Währungsunion. Der damalige Bundesfinanzminister Theo Waigel versprach hoch und heilig: „Wir übernehmen keine Schulden anderer Länder, wir werden keine Haftungsgemeinschaft.“ Und zu den Corona-Bonds meint er heute: „Gemeinschaftliche Anleihen setzten neben gemeinsamer Haftung auch gemeinsame Kontrolle der Haushalte voraus. Dazu habe ich nichts gehört, dass die Staaten dazu bereit sind. Fazit: Eine Gemeinschaftshaftung vorzuschlagen, heißt, offen zum Vertragsbruch aufzurufen.

Wenn der ital. Ministerpräsident Conte verkündet, Italien wolle keine europäischen Hilfsgelder, es sei denn Corona-Bonds, dann sagt das viel ! Man kann es auch Erpressung nennen. Das zentrale Problem von Ländern wie etwa Italien ist doch ihre enorme Staatsverschuldung (134% des Bruttoinlandsproduktes BIP). Nach den Maastricht -Regeln sollten es maximal 60 Prozent sein. Das Land könnte seine mit Corona-Bonds finanzierten Schulden zwar mit niedrigerem Zins bedienen, aber die Gesamtverschuldung des Landes stiege weiter. Dasselbe hätte der Vorschlag mit den ESM-Krediten zur Folge. Die ESM-Ausleihungen sind zudem vorrangige Kredite. Die gewaltigen Altschulden werden dann nachrangig und damit teurer. Eine höhere Verschuldung führt aber zu höheren Risikozuschlägen, was den Schuldendienst weiter erschwert. Was den hochschuldeten EU-Ländern, die trotz niedrigster Zinsen im Euro-Raum ihre Haushalte über Jahre nicht saniert haben, helfen würde, wäre ein (Teil-) Erlass ihrer Beiträge zum EU-Haushalt über mehrere Jahre. Die fehlenden Beträge müssten dann von den wohlhabenden Staaten wie Deutschland, Österreich u.a. übernommen werden. Billig wird das nicht. – Stefan Kaisers

 

Bernd Ulrich fordert, die Deutschen müssten – bedingungslos – ihre privaten Sparkonten zugunsten Italiens erleichtern. Auch ihm, sofern er es nicht verdrängt, dürfte nicht entgangen sein, dass die privaten Vermögen in Italien höher sind als in Deutschland. Das gilt für den Median wie für den arithmetischen Mittelwert. Und as gilt bei Betrachtung mit und ohne Immobilien. Vor diesem Hintergrund, scheint mir Bernd Ulrichs Forderung abstrus. Das Narrativ armes Italien und reiches Deutschland gewinnt auch durch ständige Wiederholung nicht an Wahrheitsgehalt. Wer die Vergemeinschaftung von Schulden fordert, muss auch ein einheitliches Steuer- und Abgabesystem fordern. Das eine ohne das andere wäre höchst ungerecht. Warum ist Ihnen alles Deutsche zuwider, Herr Ulrich? – Dietmar Baier

 

Man kann durchaus über das Für und Wider von Corona-Bonds streiten – aber dann doch bitte mit rationalen wirtschaftspolitischen und sozialpolitischen Argumenten. Selbstverständlich kann man auch mit der Außenwahrnehmung eines Landes argumentieren, denn das ist ein politischer Faktor. Aber Bernd Ulrich verlegt sich in seinem Artikel zu sehr darauf, eine „nationale Identität“ zu behaupten. Auch wenn er Teile dieser Passagen ins Ironische wendet, war für mich bei der Aussage „jedes Volk hat unangenehme Eigenschaften“ der Punkt erreicht, wo ich widersprechen möchte. Nicht Völker haben unangenehme (oder angenehme) Eigenschaften, sondern Menschen. Wenn Bernd Ulrich kulturelle Muster meint, die in einem bestimmten Land prägend sind, dann soll er das auch so nennen, statt einer Gesamtheit von Menschen unter der Bezeichnung „Volk“ einheitliche Eigenschaften zuzuschreiben. – Corinna Friesen

 

Nochmal so ein emotionsgeladener und faktenarmer Leitartikel, und Sie haben einen Abonnenten weniger. – Michael Molter

 

Welch ein Balsam, nach Lektüre des mit lauter schiefen Argumenten zurechtgestoppelten Leitartikels “Außen kalt” als Begründung für die vermehrte Nachfrage nach digitaler und Print-ZEIT von Giovanni Di Lorenzo lesen zu können: “Aber vielleicht hat es auch damit zu tun, dass sich Journalisten im Moment stark auf das Darstellende konzentrieren, auf das Analysierende und Erklärende, und das Kommentierende eher zurückstellen. Ich finde, nicht zu unserem Schaden.” Nicht nur im Hinblick auf “Außen kalt” empfinde ich das auch. Welch schiefe Argumentation: “…dass die Deutschen von außen, besonders aber von Süden her als äußerst hartherzig wahrgenommen werden.” …woran das liegt? …nicht an den …Italienern…” Soso, die italienischen Wahrnehmungen können nicht an den Italienern liegen. Und sinngemäß, weil die Italiener den ESM-Fonds nicht mögen, ist es die verdammte Pflicht Deutschlands, für Italien zusätzliche Risiken (zu den TARGET-Salden und den Anteilen an den EZB-Maßnahmen) auf sich zu nehmen; voraussichtlich in Höhe von ein bis zwei Bundeshaushalten (wenn man den ins Auge gefassten Wiederaufbaufond einbezieht).

Das soll “das für Deutschland ökonomisch Vernünftige, politisch Gebotene und moralisch Erwünschte” sein. Soll man seinen Kunden das Geld geben, damit sie unsere Autos kaufen können? Ist das politisch Gebotene nur außenpolitisch zu beurteilen oder auch innenpolitisch? Und kann es moralisch erwünscht sein, extremistische Hilfeversuche zu unternehmen, ohne das aus deutscher Sicht Vertretbare abzuwägen? Angesichts des Vorgesagten, kann man es nur als absurd ansehen, die “Rettung” Italiens als oberste Priorität zu setzen. Falls die EU nur mit Bedienung der Beutgreifermentalität seine Mitglieder bestehen kann, dann hat die EU dringenden Sanierungsbedarf. Es geht hier nicht um unterschiedliche Ansichten, sondern um einen Mangel an intellektueller Sorgfalt und einen überbordendem Aktivismus. Das ist auch für Kolumnen relevant. Dank an Di Lorenzo. Und Bernd Ulrich, quo vadis? – Dr. Hergen Heinemann

 

So ganz komme ich nicht dahinter, was Sie eigentlich sagen wollen. Es klingt nach verhaltener Befürwortung der Corona-Bonds. Ein eindeutiges Bekenntnis dazu kommt Ihnen dann aber doch nicht über die Lippen. Persönlich kann ich das gut verstehen. Wenn ich für die Schulden meines Nachbarn bürgen müsste, wäre mir auch ein bisschen unwohl. Es scheint kein unnormaler Vorgang zu sein, dafür ein wenig Mitspracherecht zu fordern. In einem warmherzigen Moment der Solidarität eben kurz auszublenden, welche Anreize man durch eine emotional erzwungene, aber nicht durchdachte Regelung setzt, kann rasch zu Ernüchterung und Wut auch auf der Geber-Seite führen. Warum also nicht die ESM-Fonds? Niemand verschuldet sich gerne, wenn er sich dafür reinreden lassen muss. Das Einräumen eines Mitspracherechtes als Gegenleistung für einen Kredit hat aber nichts mit einem „Schuldeingeständnis“ zu tun. – Dr. Christian Voll

 

Ist dies ernstgemeint oder Satire? Erstaunlich, dass es dieser Beitrag voll mit Halbwahrheiten und Klischees auf die Titelseite gebracht hat. Die Deutschen zu definieren über ihren Fleiß, den sie seit dem letzten Krieg an den Tag legen, ist lächerlich. Ich kann nicht erkennen, dass die jetzige Generation der Deutschen besonders fleißig wäre. Die Studenten aus dem europäischen Ausland, mit denen ich es zu tun hatte, waren durchweg fleißiger als viele ihrer deutschen Mitstreiter. Wenn ich an die vielen gesetzlich verbrieften Urlaubstage, die unzähligen Straßenfeste, die Bier- und Weinfestivals, die vielen deutschen Touristen im Ausland, die vielen Gastarbeiter im Hotelwesen und auf den Baustellen usw. denke, so frage ich mich manchmal, wer überhaupt noch in diesem Lande so richtig arbeitet. Den Erfolg der Deutschen aus dem Fleiß zu erklären ist genauso unsinnig, wie ihn aus ihrem Hang zur Pünktlichkeit, Gerechtigkeit, Ernsthaftigkeit, Humorlosigkeit (um nur einige weitere Klischees zu nennen) zu erklären.

Warum die deutsche Regierung sich weigert, mit Corona-Bonds für die Schulden anderer Staaten einzugestehen, hängt nicht damit zusammen, Italiener und andere auf diese Weise erziehen zu wollen, sondern weil Corona-Bonds und damit unbegrenzte Refinanzierungsmöglichkeiten für den Staatshaushalt mit dem EU-Vertrag und dem deutschen Verfassungs- und Haushaltsrecht nicht vereinbar sind. Andere EU-Staaten wie die Niederlande sehen das auch so – wollen wir diese auch als fleißige, erzieherisch-wirkendende Sekte definieren? Der Autor weiß das alles, dennoch übt er diese Polemik. Es wäre besser, in einem Beitrag auf der Titelseite die deutsche Position zu erklären als links-populistisch zu agieren und alte Feindbilder zu aktivieren. – Prof. Dr. B. Kaina

 

Ein bemerkenswerter Artikel aus der Feder eines stv. Chefredakteurs der ZEIT (u.a. „Deutschland ist keine Nation, sondern eine Sekte“). Ich teile die Auffassungen des Autors nicht. Richtig ist allerdings, es gibt auch in Deutschland nicht wenige Befürworter von Coronabonds. Allen ist die Auffassung zu Eigen, dass nur so die Einheit Europas gerettet werden kann. Das Gegenteil ist richtig. Durch eine Haftungsunion würden die euroskeptischen Kräfte nicht geschwächt, sondern gestärkt. Italiens Problem sind nicht die neuen Schulden, die durch die Coronakrise entstehen; Italiens Problem sind die alten Schulden. Schon bei der Einführung des Euro hatte Italien wegen zu hoher Staatsschulden nicht die Voraussetzungen für den Beitritt zur Gemeinschaftswährung erfüllt. Der deutsche Bundeskanzler Kohl hat entschieden, dass Italien als ein Gründungsmitglied der ehemaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) trotzdem den Euro erhält.

Außerdem war zu diesem Zeitpunkt sein persönlicher Freund Romano Prodi italienischer Ministerpräsident. Dafür hat Italien versprochen, die zu hohen Staatsschulden abzubauen. Bei diesem Versprechen ist es geblieben. Das hat nichts mit Fleiß der Bevölkerung oder dem Gegenteil davon zu tun, sondern mit verantwortlicher Politik und notwendigen Strukturreformen. Das würde ganz bestimmt nicht besser werden, wenn wie bisher, jedes Mitgliedsland allein über seine Ausgaben entscheidet, für die Schulden aber alle haften. Die Zinsersparnis würde bei Coronabonds/Eurobons für die verschuldeten Staaten überschaubar bleiben, weil die Finanzmärkte nach eigenen Regeln handeln. Aber darauf kommt es diesen Staaten nicht an. Entscheidend ist der Zugang zu Mitteln ohne Auflagen und die Mithaftung, insbesondere des größten Nettozahlers.

In dem Zusammenhang wird auch argumentiert, Eurobonds sind auch zu unserem Vorteil; denn wir Deutschen profitieren am meisten von der EU und wenn die EU zerbricht, kauft keiner mehr unsere Produkte. Also streben alle Staaten Osteuropas (Ausnahme Russland), alle Staaten des Balkans und die Türkei in die EU, damit Deutschland immer mehr profitiert. Diese Staaten haben doch mit dem „Europäischen Gedanken“ nichts im Sinn. Das kann man doch deutlich bei denen sehen, die den EU-Beitritt bereits geschafft haben. Die wollen das Geld aus Brüssel haben (alles Nettoempfänger) und ansonsten machen sie was sie wollen. Das Einstimmigkeitsprinzip macht es möglich. Die letzten Wochen und Monate haben überdeutlich gezeigt, dass in der EU nur noch um Geld gefeilscht wird. Ich bin ein großer Befürworter der EU; aber diese EU hat keine Zukunft.

Und das soll sich alles zum Besseren wenden, wenn wir Deutschen („ohne großartige Geschichte“) nach der Griechenlandrettung erneut einen Europäischen Vertrag brechen und auch die „No-Bailout-Klausel“ missachten? Aber vielleicht ist das ja auch alternativlos. Man darf gespannt sein, wie das weiter geht, nachdem mit Großbritannien der zweitgrößte Nettozahler ausgestiegen ist. Die Kommission hat große und teure Pläne und es wollen nur noch Nettoempfänger der EU beitreten. Wenn demnächst wieder in Zeitungen anderer Mitgliedsstaaten deutsche Spitzenpolitiker mit Hitlerbärtchen und Hakenkreuzarmbinde abgebildet werden, empfehle ich diesen Politikern einmal laut nachzudenken. – Franz Scheuer

 

Der Artikel „Außen kalt“ strotzt vor Kälte gegen die eigene, vor Verständnis für die italienische Nation. Wir haben demnach keine eigene großartige Geschichte. Mafiöses Italien, in beiden Weltkriegen Kriegstreiberin und Verräterin gegen Deutschland. Europäischer Sklavenhandel – ohne deutsche Beteiligung. Deutsche Geschichte auf 12 Jahre reduziert . Herr Ulrich : Kennen Sie z. B. Otto den Großen, das Toleranzedikt des Großen Kurfürsten? Deutschland seit 45 nur über „Fleiß“ definiert; das erkühnen Sie sich im Beethoven-Jahr zu sagen. In der Nachkriegszeit gab es freilich noch ein breites Bekenntnis zur deutschen Kulturnation statt Multi-Kulti. Italien nicht schuld an seinem Desaster? Schulden auf Schulden gehäuft, aber die Krankenhäuser völlig vernachlässigt. Herr Ulrich, Sie finden Hass auf Deutsche verständlich, weil wir EU-gerecht neue Schulden vermieden haben, nun aber die verjubelte Zeche der anderen nicht zahlen wollen. Täten Sie das, um falsche Freunde zu halten? Emutigen Sie nicht zur Verwöhnung? „Bis Italien gerettet ist.“ Es ist mit den Populisten so wenig zu retten wie mit angeblich alternativloser endloser Hilfe zur (hilflosen) Selbsthilfe. Der Ausweg wäre eine neue, nördlicher begrenzte EU mit großzügigen Assoziierungsabkommen. Sie würde Italien mit eigener Währung ertüchtigen. Übrigens lehnt auch Österreich Euro-Bonds ab. Aber Hitlers Geburtsland hat wohl eine Würde, die Sie dem dummdreisten deutschen Spießervolk absprechen. O tempora, o mores! – Hans-Jürgen Schmidt

 

Warum ich gegen Coronabonds bin? Weil pauschale Diffamierungen der Deutschen fehlende Argumente nicht ersetzen. Weil zu viel Schulden des Kreditsüchtigen nicht durch ein Mehr geheilt werden. Weil wir in Europa durchaus unterschiedliche Ansätze haben mit Schulden umzugehen. Weil Deutschland mit einem Verhältnis von Wohlstand zu BIP von 3,8 gegenüber Italien von 5,5 nicht wirklich vermögender ist (1). Weil z. B. das Renteneintrittsalter in Italien bei 62,5 Jahren liegt. Weil die Länder der EU auch sonst wirtschaftlich wenig gemein haben. Da ich Hilfe grundsätzlich gut finde, lassen Sie uns Italien Geld schenken, dann können wir wenigstens die Folgen kalkulieren. (1) Vgl. neueste Zahlen des Credit Suisse Global Wealth Reports. – Andreas Klingebiel

Klug nicht kalt.Sicher, Italiener, Spanier, Franzosen brauchen in der aktuellen „vermaledeiten Krise“ auch Geld, viel Geld, das diese sich über Kredite beschaffen müssen. verständlicherweise wollen sie sich diese nicht am Kreditmarkt beschaffen, da dort der Schuldendienst so hoch wäre, dass dieser die Handlungsmöglichkeiten einschränkte. Was aber spricht gegen eine Unterstützung durch den ESM- Fonds? Die „Spar- und Erziehungsmaßnahmen“ der Euro- Krise, wie der Artikel unhinterfragt unterstellt? Wohl kaum, denn aktuell würde der ESM- Fonds Gelder nahezu ohne Bedingungen zur Verfügung stellen. Allerdings – die zur Verfügung zustellenden Gelder wären Kredite. Es gäbe also Schuldner und Gläubiger. Letztere wären die Mitglieder des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), vereinfacht eine etwas kleinere EU, in der die Empfängerländer mitbestimmen können. Selbst Schenkungen wären nicht rein altruistisch. Solche wären nach deutschem Recht für die Beschenkten mit dem Nachteil einer Pflicht verbunden, sich groben Undanks zu enthalten.

Vorteil von Euro- Bonds wäre hingegen eine Schuldnergemeinschaft. Schuldner wären alle, beispielsweise auch Deutschland, Gläubiger die Käufer der Bonds. Im Fall von Gesamtschuldnerschaft lässt sich dies so auf den Punkt bringen: Die solventen Länder tragen die Schulden, die notleidenden Länder erhalten das Geld. Und dies wunschgemäß ohne Pflichten (unberücksichtigt anteiliger Haftung). Von einer Regelung des Umgangs mit den Schulden, also eine gemeinsame Finanz- und Wirtschaftspolitik, ist nicht die Rede. Das wäre dann in der Tat nicht solidarisch: Rechte ohne Pflichten sind bloßes Ausnutzen! Die Lösung kann nur in gemeinschaftlichem Handeln der Partner nach innen und außen liegen: Eben in einer Europäischen Union. Das Verbrennen von Europa- Flaggen ist das Gegenteil davon. – Bertram Schiebel

 

Nicht die Deutschen haben das mit den Coronabonds nicht verstanden, sondern SIE ULRICH haben es nicht verstanden. Wir sind nicht bereit für die SCHULDEN der Italiener zu haften. Die sollten mal ihr Sozialsystem auf das deutsche Niveau ändern. Renteneinstieg hier mit 67 Jahren, Italien 60 Jahre oder sogar früher; Rentenbetrag in Deutschland 46 % des vorherigen Einkommens, Italien ca. 80 % oder sogar noch mehr. Seit mind. 10 Jahren haben wir durch Draghi eine Nullzinspolitik. Wir deutsche Sparer haben jeden Tag eine Geldentwertung, auch durch die entgangenen Gewinne unserer Lebensversicherungen. Wohin geht das Geld nach Italien !!! Und wer sind die Profiteure in Italien, nicht die Bürger sondern die MAFIA. Das sind die harten Facts. Zum glück haben das auch die Holländer und die Österreicher erkannt. Bitte hören Sie auf mit solchem einfachen Populismus. TRUMP würde zu Ihrem Bericht sagen „FAKE NEWS“. Ich würde mich freuen, wenn Ihr Chefredakteur solche Berichte nicht mehr zulassen würde. Sie treiben mit solchen Kommentaren viele Bürger zur AFD. Solche Kommentare sind Wasser auf deren Mühle. In der Hoffnung auf eine objektivere Berichterstattung – W. Fritz

 

Wer schützt uns vor den unfachmännischen Äußerungen der Politiker, z. B. bei den Haftungen. Bloß Haftungen. Jeder Banker weiß, und ich war einer dreißig Jahre lang, dass eine Garantie unangenehmer ist als ein Kredit!!!!! Bitte begreifen Sie das. Einen Kredit kann man kündigen, wenn es brenzlig wird. Eine Garantie nie. Man kann nicht einschreiten, drohen oder warnen. Unterlassen Sie die Empfehlungen zur Unterstützung der europäischen Partnerländer! Sie, die Politiker, allen voran Frau Merkel, haben sich von diesen Länder über den Tisch ziehen lassen. Die EZB gehört nicht mehr zu Deutschland. Der Pool der Mittelmeeranrainer unter Frankreichs und durchweg gegen Deutschland und die Niederlande installiert, hat sich die EZB unter den Nagel gerissen und macht grenzenlos, gesetzwidrig Schuldenpolitik, bei der Deutschland, wie Sie so schön sagen, nur haftet. Es geht aber auch um bereits erlittene Schäden von Billionen nur gesetzwidrig angeordnete Niedrigzinsen zur Staatenfinanzierung Frankreichs, Italiens, Griechenlands und Spaniens.

Zinsverzichte machten allein bei deutschen Sparern Billionen aus. Für alle Zeiten verloren. Ebenso geschädigt, Lebensversicherungen, auch eine deutsche Besonderheit, ebenso geschädigt Stiftungen. Was wollen Sie Oberjournalisten noch kaputt machen. Wir, Deutschland, haften für Billionen italienische schlechte Anleihen, für Billionen schlechte italienische und französische Banken, was wollen Sie unseren Kindern und Enkeln noch alles aufhalsen? Der Deutsche Fiskus hat aus Niedrigzinsen so gut wie keine Vorteile, weil die Steuern auf Kapitalerträge ausgefallen sind, Lebensversicherung aufgeben mussten, betriebliche Altersversorgung in den Betrieben aufgestockt werden müssen (Lufthansa allein eine Milliarde). Die Rederei über Euro- oder Corona-Bonds ist unverantwortlich! Dann würden für die italienischen ungeheuerlichen Eskapaden 26 andere Länder direkt und unmittelbar haften, d. h. ohne Chance auf Einflussnahme oder Steuerung könnten die italienischen Gläubiger bei uns vor der Tür erscheinen und Zahlung verlangen! Wer hat denn von so einer Art der Verschuldung etwas davon?

Doch nur der auslösende Ursprungsschuldner (z. B. Italien). Ist das etwa Solidarität? Wo man so viel Geld wie man braucht ohnehin auf dem normalen Wege angeboten bekommt, obwohl man 10 Jahre unverschämte Klientelpolitik gemacht: Wähler beschenken und betrügen und über EU andere mit hin- einziehen. Das ist ital. Solidarität. Man fragt sich, was für einen Wirtschafts- und Rechtsverstand haben unsere Politiker, die es es schon hingekriegt haben, dass wir in der EZB keine Rechte mehr haben!, Schulden von Italien in Billionenhöhe durch Zinsverzichte abgenommen und Garantie überkommen haben und uns von diesem Land uns vorhalten lassen müssen, nicht solidarisch zu sein. Wer nicht solidarisch ist, ist Italien, seit zehn Jahren ungerührt höhere Staatsverschuldung und damit Gefährdung der ganzen EU. Was haben Sie bisher dazu gesagt.

Garantien gehören bei Unternehmen „unter den Strich“ der Bilanz und damit für den Kreditgeber mit zur Beurteilung der Bonität. Unter der echten deutschen Bilanz, nicht der des Haushalts, in dem allenfalls die Bedienungssummen stehen, ständen so viele Haftungen, dass jede Bank dem Institut den Kredit verweigern müsste. Es fehlen die künftigen und ansteigenden Verpflichtungen (Rücklagen) für die Zuge- wanderten aus der Welt und der EU (1,5 Billionen), die Beamtenpensionen (800 Milliarden), die Instandsetzungen inclusive. Bahn und Brücken(1 Billionen), die steuerlichen Rentenanspruchsteile (über 100 Mrd.), die Kosten der Klimapolitik, soweit nicht umlagerfähig: ? Billionen), die laufenden EU-Umlagen (? Milliarden). Mit anderen Worten, Deutschland müßte nach Wirtschaftsrecht schon heute Insolvenz erklären, da eine künftige Wirtschaftlichkeit zur Bedienung aller Haftungen und Garantien zwingenden Verpflichtungen nich mehr zu erwarten ist. Ab heute machen sich alle Politiker der Konkursverschleppung schuldig! – Christoph von Wrisberg

 

Die obige Ausgabe ist etwa die 450stigste ZEIT, die ich las. Ich las „Außen kalt“ zunächst ohne auf den Verfasser zu achten. Ich dachte: Welcher Hohlkopf hat das denn gechrieben?

Ich las nochmal, diesmal in Kenntnis des aus vielen Artikel geschätzen Verfassers. Meine Empörung stieg auch beim 3. Lesen. Wird die ZEIT erpresst oder bedroht, dass so ein hirnrissiger Blödsinn in der ZEIT erscheint? Der Verfasser macht sich stark für die Idee des gerade vor ein paar Wochen von zwei politischen Cliquen als 66. Regierungschef gewählten Juristen Conte, der jetzt auf Europa setzt und trotz aller Verträge mit der EU und ihrer Angebote von den „reichen Deutschen“ verlangt, was ihm und seinem Regierungsversuch paßt. Die 65. Regierung setzte noch unter seiner Leitung auf Russland und China. Die Äußerungen von Herrn Ullrich über die Deutschen sollten unter dem Aspekt der „Volksverhetzung“ geprüft werden, denn er greift unsere Menschenwürde an, in dem er uns als „Sekte“ diffamiert, uns verleumdet und böswillig verächtlich macht. Das hat das deutsche Volk 2020 nicht verdient! Derartige „Hetzjournalisten“ braucht Europa – und auch die Welt – nicht. Der italienischen Bevölkerung werden dieses Jahr wahrscheinlich die Touristen- und damit ihre Lebensgrundlage – durch Corona fehlen, der deutschen, die so heiß geliebten Italiener, ihre Strände, ihre Kultur und ihr Eis. Mir auch! – Josef Mettelsiefen

 

Ich bin erstaunt darüber, dass Sie es einem solchen Quergeist erlauben, seine deplazierte Meinung auf der Titelseite Ihres Blattes zu verkünden. Nicht so sehr, dass er während der Zeit der geschlossenen Friseurläden, in denen er seinen Kopf nicht für den Haarschnitte benötigen würde, dann wenigstens zum Denken verwendet hätte. Nicht auch darüber, dass er die Deutschen eben nicht leiden kann. Sondern darüber, dass er sich nicht sachkundig machte, bevor er mit seiner schräge Feder einen solchen Diskriminierungswust querlegen durfte. Er weiß eben nicht, dass über 300.000 Chinesen in Italien die teuersten Modelabel zu billigsten Dumpingpreisen herstellen müssen, damit diese dann unter den erlesenen Edelnamen im übrigen Europa, zu Spitzenpreisen verhökert werden. Damit wird Gewinn-maximierung für die privaten Italienischen Besitzer, dieser Textil-, und Modefabriken dauerhaft betrieben. Dass diese für ihr eigenes Land nicht sorgen, sondern gerade in besonders üppiger Manier für die Befriedigung des eigenen Egoismus leben, denen Solidarität ein verhasstes Fremdwort sei, weiß Ihr schräger Schreiberling nicht.

Dazu hätte er ja recherchieren müssen. Sprich, zumindest den Hauch von journalistischem Kalkül aufzuwenden gehabt. Jedoch hat er sich der italienischen, herzerfrischenden Egoismus-Mentalität, in kapitalistischer Vergessenheit, so sehr hingegeben, dass er noch nicht mal mehr Ursache und Wirkung erkennen kann. So verlangt er doch, dass ich als Deutscher Steuerzahler, der sich als werdender Europäer verstehen möchte, gerade die Haushalts-löcher zustopfen sollte, die eben jene Egoisten, nicht mit einem Cent (vormals Lira) zu schließen bereit waren und sind. Ich also soll für diese italienische Halsabschneiderei, gerade stehen. Und mich dafür von solchen nützlichen Idioten, wie dieser Schrägschreiberling, sich mit seinem Artikel ausdrückt, schon mal vorab mit voller desavoierender Breitseite, beleidigen lassen ? Er mag Kraft seines erzwungenen Friseurverzichtes, unter der Last seines Haargewichtes, noch zusätzlich am Denken, vor dem eigentlichen Schreiben, gehindert gewesen sein. Geben sie ihm deshalb freie Zeit, damit er zumindest einmal wieder klar zum Denken, dann zum Recherchieren und dann zum Formulieren kommt.

Und geben Sie, bitte einem doch fleissigeren Kollegen, der zumindest von deutscher Mentalität eine Ahnung hat, nicht nur von der perfektionierten italienischen Kapitalschinderei, die Feder in die Hand. Lassen Sie diesen Kollegen dann die Rechnung aufmachen, wie viel diese chinesischen Virusträger der deutschen Wirtschaft Schaden verur-sacht haben, wie viele Tote es, über Italien hinaus gekostet hat und veröffentlichen Sie doch, diese Rechnung, dann bitte auf Ihrer Titelseite. Diesen Betrag, so mögen Sie den irregeleiteten Schreiberlings-Tropf dazu aufklären mag der italienische Steuerzahlen dann bitte begleichen, bevor solche Leute von Corona-Bonds faseln dürfen. – H. Schumacher

 

Ich habe mich nach Ihrem Artikel „Außen kalt“ gefragt: Was will Herr Ulrich mit seinem moralischen Artikel bezwecken? Eine Zustimmung zu Eurobonds/Corona-Bonds mit gemeinsamer Haftung aller Euro Staaten? Solidarität ist essentiell innerhalb der EU. Ja, neben Vertrauen sehr wichtig in einer Gemeinschaft und wird auch von uns Deutschen jahrelang gelebt. Wir sind seit Jahrzehnten Nettozahler im EU Haushalt und zeigen auch jetzt in den letzten Wochen unsere Hilfsbereitschaft: mehrere Hundert infizierte EU Bürger auf unseren Intensivstationen, Beatmungsgeräte an Nato-Partner etc. Warum 9 Staaten (meistens im Süden gelegen) gegenüber 10 Staaten (u.a. Österreich, Niederlande, Finnland und Deutschland) unbedingt Eurobonds fordern, sollte meiner Ansicht nach besser in Ihrem Artikel analysiert werden.

Was sind die Vorteile und Nachteile der Euro Bonds? Welche weiteren möglichen FinanzInstrumente gibt es ? Erweiterter EU Haushalt, vielleicht gezielte Unterstützungsmaßnahmen (Gesundheitssystem)? Leider fehlt dies in Ihrem Artikel. Der Zinsunterschied italienischer Staatsanleihen gegenüber Eurobonds liegt bei ca 30-40 Millarden Euro. (bei einem Spread von ca 3%) Dies kann also nicht der Hauptgrund für die Auflage von Eurobonds sein. Somit ist wohl eher die Haftung der Grund für die Ausgabe der gemeinsamen Anleihen. Warum sollten deutsche Steuerzahler für italienische Haushaltspolitik haften? Großzügige Unterstützung für gezielte Maßnahmen, insbesondere in das ausbaufähige Gesundheitssystem. Sofort. Eine Art „Blankoscheck“ für den italienischen Staatshalt sollten wir nicht ausgeben. – Carsten Berk

 

Hier stimmt einiges nicht. Es geht um die Frage, warum Deutschland Vorbehalte gegen die Einführung von sog. Eurobonds oder hier „Corona-Bonds“ hat. Fraglich ist schon die Ausgangsthese, ob die Deutschen „…von Süden her als äußerst hartherzig empfunden werden“. Wenn die Deutsche Botschaft in Rom …“nur deswegen nicht attackiert“ wird, „weil niemand gegen die Ausgangssperre verstoßen möchte“, verkennt der Verfasser schon einmal das italienische Temperament, d. h. die Art, wie sich Empfindungen normalerweise ausdrücken, und das italienische stört sich an Vorschriften vergleichsweise wenig. Zum zweiten ist es nicht richtig, dass Deutschland Italien nicht helfen will, nur eben nicht mit Euro-Bonds, auf denen am Ende Deutschland allein sitzenbliebe, sondern mit den von den europäischen Ländern angesammelten ESM-Fonds, die man als schon vorhanden nutzen will, und dabei wird auch darüber nachgedacht, ob und wie man bei der Auszahlung auf die an sich notwendigen Bedingungen verzichten soll und kann, letzteres mit Rücksicht auf angebliche Empfindlichkeiten der Empfänger. Das wäre ein großzügiges Verhalten, und ob es verdient wäre, kann man durchaus unterschiedlich beurteilen.

Italien ist ein an Grundbesitz außerordentlich reiches Land, viel reicher als Deutschland, das nach dem Zweiten Weltkrieg etwa ein Drittel seines Territoriums bei gleicher Bevölkerungszahl verloren hatte. Nur versäumt der Staat, diesen Reichtum für das Gemeinwohl nutzbar zu machen, anders als Deutschland z. B. durch die Erbschaftssteuer. Drittens: Italien ist natürlich nicht schuldig an der Corona-Krise, da hat der Verfasser recht, wohl aber daran, dass Corona Italien mit solchen Auewirkungen trifft, und darauf kommt es hier an: nämlich weil es dem Wohlergehen seiner Bürger in Normalzeiten höheren Rang eingeräumt hat als der Vorsorge für Notzeiten. Weder das Krankenhauswesen noch die Staatsfinanzen sind halbwegs in Ordnung. Und dafür soll der deutsche Steuerzahler aufkommen?

Wie sollen unsere Politiker das den deutschen Bürgern erklären? Viertens: Die Hinweise auf den Fleiß der Deutschen sind eines eigentlich sonst so abgewogen urteilenden und seriösen Journalisten, wie des Verfassers, unwürdig. Den Fleiß gab es schon vor dem Zweiten Weltkrieg und hat den Deutschen danach nur geholfen, wieder auf die Beine zu kommen. Er hat durchaus einen kulturellen und moralisch-ethischen Ursprung, hat aber mit der disqualifizierenden Einordnung in Sekten nichts zu tun, und die Zuordnung zu Nationen ist an staats- und verfassungsrechtliche Normen gebunden, die in Deutschland eindeutig vorliegen und dem Verfasser mit Sicherheit bekannt sind. Was soll dann also dieser „geistige Klimmzug“, nur um Deutschland schlecht zu machen? Letztlich: Europa wird nicht daran zugrundegehen, dass Deutschland gegen Corona-Bonds Vorbehalte hat, sondern am Egoismus der Einzelstaaten, wie er sich auch jetzt in Italien mit seinen Ansprüchen an andere EU-Staaten, insbesondere an Deutschland, zeigt. – Hans-Georg Dusch

 

Der Autor schreibt zur möglichen Hilfe für Italien mit Corona -Bonds : „Deutschland würde zwar helfen, aber so, dass es dafür gehasst wird“. Der Gläubiger wird gehasst, wenn er Geld gibt, und auch, wenn er kein Geld gibt. Ich möchte lieber gehasst werden, mit dem Geld in der eigenen Tasche. – Wolfgang Burkhardt

 

Wer wollte dem in vielerlei Hinsicht sympathischen, aber seit Jahrzehnten von verurteilten Kriminellen, rechten und linken Populisten oder Spaßvögeln regierten und reformunfähigen Land Italien die Solidarität verweigern, wenn es um die Bewältigung der Coronakrise geht oder die Entwicklung strukturschwacher Regionen! Und dies nicht nur wegen dessen „einzigartiger Küche“ oder des eleganten Auftritts seiner Bewohner! Nur lösen Eurobonds oder ESM-Gelder ohne Vorbedingungen keines der strukturellen Probleme dieses Landes, sondern verhindern durch die Vergemeinschaftung der schon vor Corona immer weiter wachsenden Schulden dringend notwendige Reformen.

Zudem sind Eurobonds weder durch die bei der Einführung des Euro geschlossenen Verträge gedeckt noch in den Ländern, die für die südeuropäischen Staatsdefizite mithaften sollen, parlamentarisch durchsetzbar. Warum? Weil nicht nur die AFD, sondern glücklicherweise auch die deutschen „Volksparteien“ den Unsinn einer solchen Maßnahme erkannt haben. Es wäre Herrn Ulrich zu wünschen, dass er irgendwann aus seinem seit Jahrzehnten lustvoll getragenen Büserhemd herausfinden und das Ausgießen von Häme und Spott über die um wirtschaftliche Stabilität bemühten Politiker und Bürger dieses Landes unterlassen würde! Die Italiener werden ihn als Deutschen so oder so nicht mögen! – Dr. Gerhard Baur

 

Ich habe bisher immer die meisten mir zugänglichen Zeitartkel zu politischen Sachverhalten gelesen, zumal sie meist analythisch klug Kausalzusammenhänge für politisch besorgniserregende Fehlentwicklungen z.B. innerhalb der EU offenlegten und Lösungsansätze vorgeschlagen wurden. Nie habe ich mich daher genötigt gesehen, kritische Amerkungen zu machen oder gar empört einen Protestbrief an Ihre Leserbrief-Redaktion zu schreiben. Nach Lektüre des in Form und Inhalt provokativen Headline-Artikels „Außen kalt…“ Ihres stellvertretenden Chefredakteurs B.Ulrich habe ich mich aufgerafft, gegen die z.T. widerliche Polemik des Herrn Ulrich „Einspruch“ zu erheben. Es ist unstrittig, dass der durch die „covid-19-Pandemie“ besonders betroffenen italienischen Bevölkerung solidarisch geholfen werden muss. Aber fast alle EU-Staaten wurden von dieser aus China kommenden Virenseuche unvorbereitet getroffen, so dass in der Hektik der ersten Pandemie-Wochen den schwer bedrängten italienischen Kliniken nicht sogleich intensivmedizinische Hilfe angeboten werden konnte. Auch die frisch gewählte neue EU-Kommission unter der Leitung von der Leyens hatte naturgemäss in den ersten Wochen Anlaufschwierigkeiten, bevor sie nach Verhandlungen mit der neuen EZB-Präsidentin Lagarde der italienischen Regierung finanzielle Hilfsangebote unterbreiten konnte, um dem hochverschuldeten Land vorerst aus der Klemme zu helfen.

Die seit der großen Bankenkrise von 2008/09 und der nachfolgenden Griechenlandkrise erstmals angebotenen ESM-Kreditfonds- damals noch mit strengen Kreditauflagen- wurden jetzt sogar ohne Auflagen der italienischen Regierung von Conte angeboten, um für die weitere Verschuldung Italiens neue finanzielle Spielräume zu schaffen. Überraschenderweise wurde dies großzügige EU-Angebot von dem wohl unter dem Druck der populistischen „5-Sterne-Bewegung“ stehenden MP Conte kategorisch abgelehnt. Anstatt auf die z.Zt. schwierige Gemengelage der italienischen Politik rational einzugehen, solidarisierte sich der sonst so analythisch argumentierende Autor B.Ulrich mit der alternativlos vorgetragenen Forderung Contes, dass nur mit den auch schon vom spanischen MP Sanchez geforderten „Corona-Bonds“, für die fortan fast alle EU-Staaten (auch Deutschland) zu haften hätten, die schwere Schulden- last zu schultern wäre. Wenn sich v.a. Deutschland diesem wiederholt von Conte vorgetragenen Hilferuf widersetzen würde, dann dürften sich die Deutschen über den wachsenden Hass der Italiener nicht wundern.

Und nun erst recht in Fahrt, verstieg sich der stellvertretende Chefredakteur zu der Behauptung, Deutschland sei nach dem Weltkrieg – also nach dem Zusammenbruch des „Dritten Reichs“ keine Nation mehr, sondern hätte sich seit dem schwierigen Wiederaufbau nur noch dem kapitalistischen „Mammon“ und der „sektenhaften“ Arbeitsmoral „Ohne Fleiß keinen Preis!“ verschrieben. Einige Zeilen weiter bezeichnete Ulrich diese Arbeitsmoral – für viele Arbeitnehmer wohl – als „borniertes“ Mass aller Dinge, als die neue Werteordnung. Wenn sich das deutsche Volk nicht von dieser bornierten und egoistisch unsolidarischen Haltung verabschiedeten, dann würden die strukturschwachen EU-Staaten Südeuropas vollends den Anschluss verlieren und die EU auseinander- brechen. – Mit diesen polemischen Schimpfkanonaden hat sich der „cum ira et studio“ zu Werke gehende „Chefredakteur“ nicht gerade als Kenner der deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte gezeigt und sich m.E. auch als leitender Redakteur der „Zeit“ ins Abseits gestellt. – Ernst-Dieter Schütte

 

Aus dem Beitrag von Bernd Ulrich in der Ausgabe vom 16. April habe ich den Eindruck, dass er Deutschland und die Deutschen viel zu negativ sieht und auch die Problematik einer gemeinsamen Währung ohne eine zentrale fiskalische und politische Einheit zu haben nicht versteht. Deutschland eine lange Geschichte und bis auf die zwölf Jahre NS-Zeit, haben Deutsche viele Gründe auf ihre Wissenschaft, Literatur, Kunst, Musik usw. stolz zu sein. Fast alle anderen europäischen Länder hatten ebenfalls Epochen, auf die sie sich schämen sollten, zum Beispiel die Zeiträume des Kolonialismus in der die Ureinwohner der Kolonien brutal behandelt wurden, als auch die Zeiten als die Sklaverei ein wichtiger Wirtschaftszweig vieler Nationen war. Die Einführung des Euros erfolgte gegen den Rat der meisten Ökonomen, da eine gemeinsame Währung ohne vorher eine politische und fiskalische Einheit zu bilden nicht dauerhaft funktionieren kann. Vielleicht hätte der Euro eine Chance gehabt, wenn man die strengen Regeln des Maastricht-Vertrages nicht 2003 auf Drängen des damaligen französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac gelockert hätte.

Nach dem Maastricht-Vertrag sollten die öffentlichen Schulden der Mitgliedsländer maximal 60 % des nominalen Bruttoinlandsproduktes betragen. Im dritten Quartal 2019 betrugen die Staatsschulden von Italien jedoch eine massive 137 % des Bruttoinlandsprodukts. Im Vergleich war es bei Deutschland nur 61 % und für die Niederlande lediglich 49 %. Gleichzeitig war nach Schätzung der Crédit Suisse das Medianvermögen der Italiener aber fast US $ 92.000 pro Person gegenüber nur $ 35.000 in Deutschland und $ 31.000 in den Niederlanden. Es ist daher offensichtlich, dass es zwei Hauptgründe für Italiens finanzielle Probleme gibt, nämlich jahrelange Misswirtschaft der Regierung und ein Lebensstandard, der durch eigene Produktivität nicht gedeckt ist. Früher konnte man dieser Fehler durch regelmäßige Abwertungen der Lire ausgleichen aber mit dem Euro als Landeswährung ist dies nicht mehr möglich. Nun erwartet die italienische Regierung, dass die Bürger anderer Länder, die weniger Vermögen besitzen als Italiener, zur Hilfe kommen sollten. Der Widerstand von einigen Ländern in Nordeuropa hat nichts mit „Kälte“ zu tun, sondern ist eine verständliche Reaktion auf die Fakten. – Dr John F W Morgan

 

Ach, es gibt so viele Lieberlinge, die in der ZEIT schreiben, und immer wieder Andrea Böhm, die die Klügste ist – fast medienweit – wenn es um Afrika geht… und Bernd Ulrich mit seinem Leitartikel zu Europa, -aber den „Arsch“ oder desgleichen möge er NICHT wiederholen, der steckt mir noch unverdaut „im Ohr!“ – suse v schwanenflügel

 


 

 

Leserbriefe zu „»Im Grunde schreiben die Kolleginnen eine ganze Wählergruppe ab«. „Einspruch““. Streit von Alice Bota et al.

 

Ich frage mich schon seit längerem, ob es noch irgendeinen „Ur“-Deutschen gibt, und wer das überhaupt ist. Nach den vielen Völker-Wanderungen von Nord nach Süd, von Ost nach West, haben sich viele Völker vermischt. Somit ist Deutschland doch eigentlich längst „europäisch“ durchmischt. So denke ich, dass 90% aller Deutschen keine Probleme mit ausländisch klingende Namen haben. – Diese Gröhler und Dumpfbacken könnten daher selbst eine Migration haben, ohne es zu wissen. Es ist schon eine Schande, dass die Politik nicht mehr macht, als nur Betroffenheit zu zeigen. P.S. mein Geburtsname ist übrigens flämischer Abstammung. – Ute Koch

 

Nachdem ich dieses Gespräch dreier Redakteurinnen mit Giovanni di Lorenzo, moderiert von Dunja Hayali und Heinrich Wefering gelesen habe, bin ich verblüfft, welche Fakten unbeachtet bleiben. Zunächst überrascht schon die Erwartung, dass sich Gauck zu den Mordtaten eines offensichtlich seit langer Zeit an paranoider Schizophrenie erkrankten Stellung nehmen sollte, nur weil auch rechtsradikale Gedanken in seinem nur kurze Zeit einsehbaren Manifest enthalten waren. Es haben sich genügend Fachleute zu den Motiven des Attentäters geäußert, wobei (z.B. In der NZZ) darauf hingewiesen wurde, dass natürlich das Zeitgeschehen Einfluss auf Wahngedanken hat, dass aber bei solchen Leuten auch eine Reaktion Widerspruch dazu nicht selten vorkommt. Ich hätte erwartet, dass die frühere Einteilung Gaucks in Hell-und Dunkeldeutschland kritisiert wird, denn zumindest ist dies ein Form der Schwarzweißmalerei, die zu den wichtigsten rhetorischen Mitteln Hitlers gehörte. Man fragt sich auch, auf welchem Niveau der sonst zur Differenzierung fähige Chefredakteur der Zeit argumentiert, wenn er einen offensichtlich zur Selbstbeherrschung unfähigen Lehrer, der vermutlich von ihm zuvor schwer gereizt worden war, mit grotesken Äußerungen über Italiener zitiert.

Denn er weiß natürlich, dass solche Leute ungefährlich sind, weil ihre Emotionen eher Ausdruck von Hilflosigkeit sind. Das gilt vielfach auch für überschießende Reaktionen im Internet von Leuten, die – eine perverse Form der Naivität – glauben, sie könnten dadurch Entscheidungen von politischen Strategen beeinflussen. Diese verwenden zur Durchsetzung ihrer Ziele zwar durchaus auch Verbalinjurien, arbeiten aber meist mit den Mitteln der Irreführung durch Propaganda. Man verschweigt Fakten, diffamiert durch Begriffe, die nicht realitätsgerecht sind, oder macht positives Framing für die eigene Ideologie. Di Lorenzo könnte man entgegenhalten, wenn er von Rassisten und Extremisten spricht, dass dies auch Kampfbegriffe sind, die den politischen Gegner delegitimieren sollen. Z.B. hat Professor Streeck, der Sarah Wagenknecht bei ihrer Haltung zur unkontrollierten Einwanderung unterstützte und der gewiss nicht in das Raster solcher Begriffe fällt, auf diese Taktik deutlich hingewiesen.

Sie sollten auch wirtschaftliche Fakten nennen: Bund und Länder zusammen bezahlen nach gut belegten Berichten jährlich etwa hundert Milliarden für die Folgen der Einwanderung seit 2015. Laut wissenschaftlichen Studien sind die „Schutzsuchenden“ überwiegend Männer, die im Durchschnitt 60% mehr verdienen als der Rest in ihren Ländern. Es geht auch nicht nur um die Aufnahme von 50 Kindern aus den griechischen Lagern, sondern darum, dass diese als Ankerpersonen vorausgeschickt werden, um dann die Familie nachzuholen – zusätzlich zu 120 000 Migranten, die jährlich dazukommen, meist ohne Berechtigung. Dies alles ist als Dauerlösung und Endlosschleife angelegt und wird mit Propagandamitteln durchgesetzt. – Karl Seegerer

 

Über das vorgenannte Streitgespräch bin ich erstaunt, da ich die daran Beteiligten als durchschnittlich neutral betrachtet habe. Wenn der Ansatz zum diesem Streitgespräch dazu benutzt werden soll, zu einem besseren Menschen (Heiligen) zu erziehen, mag das Gesagte richtig sein, geht jedoch an der gesellschaftlichen Wirklichkeit vorbei. Jede Volksgruppe egal welcher Nationalität, Hautfarbe oder Religion nimmt Minderheiten nicht ohne Vorbehalte auf. Darüber können Schwaben in Berlin, Bayern in Württemberg, Ostdeutsche in Westdeutschland, und Vertriebene nach dem Weltkrieg usw. ein Liede singen. Nicht nur Herrn Di Lorenzo wurde vom Lehrer dikriminiert, auch meiner Ehefrau (Oberbayer) erging es 1954 wie vielen Kindern von Heimatvertreibenen so, als sie von Oberbayern/Böhmerwald/Ungarn usw. nach Württemberg kamen.

Warum Migranten als Minderheit besondere Rücksicht einfordern, ist durch die alltägliche Wirklichkeit nicht nach zu vollziehen. Wenn sich Muslimische Türken in Heilbronn zu Zeiten von Corone mit nicht genehmigten einhundert Menschen zu einer Beerdigung versammeln, dann ist das ein Grund (nicht rassistisch) diese muslimische Minderheit nicht zu mögen, wenn bei einem Begräbnis eines deutschen Freundes max. zehn Beerdigungsgäste zugelassen sind. Es wäre schön, wenn sich Migranten auch mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit auseinander setzten würden und nicht nur ihre, meist eingebildeten Benachteiligungen darstellen würden. Da würde der Blick auf vergangene und augenblickliche Lebensrealitäten in der BRD, bezüglich Demokratie, Grundgesetz und Religionsfreiheit, ganz gut helfen. – Willi Behle

 

Im Interview mit Dunja Hayali und anderen nennt sich die in Flensburg geborene Özlem Topcu Migrantin. Ist es denn so schwer, sich als Deutsche zu bezeichnen? In den USA sind auch Einwanderer stolz darauf, Amerikaner zu sein. – Rolf Schikorr

 

Die Diskussion bezieht sich auf viele von den Teilnehmern gewählte Einzelheiten unserer Gegenwart. Dabei geht m. E. der Blick für das Ganze verloren. IM Vordergrund sollten nicht persönliche Sichten stehen, sondern die Beobachtung aller Seiten eines Problems. Dazu gehört aus meiner Sicht selbstverständlich auch die Geschichte. Welche Probleme gab es mit Migranten aus den verschiedenen Ländern Europas in Deutschland? Wie integrieren sich Vietnamesen hier? Wie wird mit den Tausenden Toten und Invaliden des Islamistischen Terrors in Deutschland, Europa und in der Welt umgegangen? Warum lösen diese Opfer nicht die gleichen Proteste aus, wie die Karrikatur in einer dänischen Zeitung? Fragen über Fragen. Sie werden vor lauter Beschäftigung mit den eigenen Vorstellungen nicht wahrgenommen. Statt darüber offen und ehrlich zu debattieren, werden Vorstellungen von Gut und Böse, von akzeptabler und nicht hinnehmbarer Moral und Haltung geäußert. Dabei geht der Blick für das Ganze, für Zusammenhänge verloren. So sollen die Leser, Hörer und Zuschauer erzogen werden. Die Mehrzahl der Journalisten folgen diesem mainstream mangels selbständigen Denkens, aus Bequemlichkeit oder aus den Zwängen des Marktes heraus. – R. Schmolling

 

In dem Streit zwischen Giovanni di Lorenzo und den drei Zeit-Redakteurinnen, die Migrantinnen sind, geht es um Äußerungen bzw. fehlende Äußerungen des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck. Dabei ist im Hintergrund immer die Angst vieler Deutscher vor dem Wandel der Gesellschaft bzw. die Angst vor Überfremdung durch Flüchtlinge/Asylanten präsent. Dazu sollte man folgendes bedenken: In der deutschen Bevölkerung – vor allem in der älteren Generation – ist die genannte Angst (durch die Erziehung während der Nazi-Zeit) noch immer vorhanden. Aber auch viele jüngere Menschen ohne Nazi-Erziehung sind fälschlicher Weise der Meinung, dass eine gewisse „Reinrassigkeit“ (die deutsche Gesellschaft soll so bleiben wie sie im Moment ist) etwas Positives sei! Dem ist aber ganz und gar nicht so!! Dazu ein Beispiel aus der Saatgutzüchtung: Dort ist lange bekannt, dass nach einer gewissen Zeit reine Rassen in der Weiterzucht deutlich an Qualität verlieren. Daher werden immer wieder fremde Rassen eingekreuzt. Diese Mischlinge sind dann ertragreicher (Heterosiseffekt)! D.h., die Einführung fremden Erbgutes hat einen positiven Effekt! Diese Beobachtung kann man in gleicher Weise bei Tieren machen.

Hundemischlinge sind widerstandsfähiger/überlebensfähiger als reinrassige Tiere und dieser Effekt gilt natürlich auch für menschliche Populationen! Warum ist Deutschland in der Mitte Europas in langen Zeiten ein durchaus erfolgreiches Land gewesen? U.a. deshalb, weil immer wieder fremde Volksgruppen integriert wurden. Sorben in Sachsen, Dänen in Schleswig, Polen im Ruhrgebiet, Hugenotten in Berlin, Italiener, Spanier, Griechen, Türken usw.. Die Integration fremder Volksgruppen ist also unbedingt als wünschenswert anzusehen!! Statt bestimmte Meinungen der AFD-Anhänger zu tolerieren, sollte man ihnen lieber die Vorteile für die Erhaltung der deutschen Volksgemeinschaft durch Integration fremder Volksgruppen erläutern. Deutschland schafft sich nicht ab durch Integration, im Gegenteil sie erhält Deutschland! – Karl Feldmann

 

Die Bedrohung von rechts ist im Moment viel größer als die von links, wie Di Lorenzo richtig bemerkt. Daraus sollte die Konsequenz gezogen werden, dass der Staat die Rechtsradikalen genauso energisch bekämpft wie seinerzeit die RAF. Die Debatte heute krankt daran, dass die AFD pauschal als rechtsradikal eingestuft wird. Das erinnert mich daran, wie zu RAF-Zeiten auch manche konservativen Kreise versuchten, die SPD pauschal als linksradikal hinzustellen, indem sie sich auf linksradikale Äußerungen von einigen SPD-Mitgliedern beriefen. Der einzige Grund, warum die AFD noch nicht unter die Fünfprozentmarke gefallen ist, ist der ungeschickte Umgang der Medien mit dem Thema Migration.

Die AFD punktet bei vielen Bürgern damit, dass sie den Anschein erweckt und Angst davor macht, es drohe eine ungeregelte Masseneinwanderung. Inzwischen spricht sich jede Partei gegen uneingeschränkte Einwanderung aus und die Politik sucht nach Wegen, möglichst wenige Asylbewerber und Armutsflüchtlinge ins Land zu lassen. Aber im Kampf gegen die AFD wird nicht zugestanden, dass die frühere Frontlinie „offene Grenzen ja oder nein“ in der Realität keine Rolle mehr spielt. Diese irreale Front wird aber künstlich aufrecht erhalten in der Rhetorik derer, die Hass schüren und in Schablonen denken, indem sie pauschal ihre politischen Gegner als rechtsradikal beziehungsweise als Befürworter ungeregelter Einwanderung darstellen. Ich habe den Eindruck, dass es für viele am Streit der Extreme Beteiligte bequemer ist, mit einfachen Schlagworten zu hantieren, als sich die Mühe der Differenzierung zu machen und genauer hinzuschauen, warum die AFD gewählt wird. Erst dann besteht Aussicht, AFD Wähler mit Argumenten zu überzeugen und sie zu den vernünftigen Parteien zurückzuholen. – Dr. Hans-Joachim Schemel

 

Den Aufruf der drei Autorinnen („Der Präsident und Wir“) zu mehr Zivilcourage und Widerstand gegen den Rechtsextremismus möchte ich unterstützen. Wir sollten Beleidigungen jeder Art auf der Straße und im Netz unverzüglich auch als Ordnungswidrigkeit mit einer angemessenen Geldbuße und „Netzsperre“ belegen können! Ferner möchte ich Herrn Gauck in seinem Anliegen unterstützen, dass wir auch Argumente und Anschuldigungen der Rechten anhören sollten. In jedem Fall sollten wir aber – wie in dem Streitgespräch – im moderaten Ton miteinander reden, um Radikalen jeder Coleur zu zeigen: Es geht bei Meinungsunterschieden auch anders! – Heiner Drabiniok

 

Mit Interesse habe ich Ihr Gespräch mit Frau Bota, Frau Pham und Frau Topcu gelesen. Die Damen sind mir nicht sympathischer geworden. Sie erscheinen mir selbstbezogen und arrogant. Einen Mann wie Herrn Gauck in die rechte Ecke zu stellen, in der zu Unrecht auch die Herren Tellkamp und Rauch stehen, empfinde ich als Skandal. Das Politikversagen 2015 hat zur Stärkung der AfD geführt und zur Frustration weiter konservativer Kreise. Die deutschen Bürger müssen gewaltige Summen aufbringen, um die ungeregelte Zuwanderung abzufedern. Glauben die drei Damen in irgend einem anderen Land hätte es weniger Probleme gegeben? Nehmen sie auch zur Kenntnis, dass keineswegs alle Zuwanderer ein Gewinn für unser Land sind, sondern Parallelgesellschaften und eine Vielzahl krimineller Clans entstanden sind? Die Damen sollten mehr nachdenken und sich auch jenseits der feministischen Ecke informieren. – Hans Spichalsky

 

Das offene Streitgespräch zwischen Alice Bota, Khuê Phạm, Özlem Topçu und Giovanni di Lorenzo ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie guter Journalismus in Zeiten von Fake-News und den Rufen nach „Lügenpresse“ auch wieder die Menschen, die das Vertrauen in die Medien verloren haben, erreichen kann. Der Leser erhält einen Einblick hinter die Kulissen, erfährt offen und ehrlich wie die Journalisten fühlen, was sie denken. Man ist beim Lesen des Artikels selbst hin- und hergerissen, kann die Argumente beider Seiten sehr gut verstehen, um sich letztendlich eine eigene Meinung zu bilden. Ich danke Ihnen ganz herzlich dafür und wünsche mir mehr davon! – Yannick Seibert

 

Danke, dass sie das Gespräch noch einmal aufnehmen. Für mich war Joachim Gauck ein würdevoller und gerechter Bundespräsident. Selbst wenn er sich nicht öffentlich zu den (Mord-) Anschlägen in Hanau und Halle geäußert haben sollte, beschädigt das seine Integrität für mich nicht und tut es auch dann nicht, wenn er für mehr Toleranz nach rechts plädiert und Wählerinnen und Wähler der AfD zurückgewinnen will. Ein nicht unerheblicher Teil von Wählerinnen und Wählern entscheidet sich für die AfD. Überflüssig, auf die Wahlergebnisse letzter Landtagswahlen zu verweisen. Özlem Topcu sagt, dass Joachim Gauck und andere Politiker die Ängste und Sorgen mancher Menschen nicht bestätigen sollten, es gäbe einfach Zumutungen in der Welt. Abgesehen davon, dass es eine höchst individuelle Angelegenheit ist, was ein Mensch als Zumutung empfindet, die zu ertragen er bereit ist oder auch nicht und auch Frau Topcu sicher gehört werden möchte, macht sie es sich hier viel zu einfach. Genau diese Haltung, die auch manche Politiker einnehmen, hat der AfD vermutlich sehr viele Wählerinnen und Wähler beschert. Es muss möglich sein, Probleme, die die Migration auch mit sich bringt, offen zu benennen, ohne Angst haben zu müssen, als rechtsextrem diskreditiert zu werden.

Nur ein Beispiel: Nach den Ausschreitungen in Köln zu Silvester 2015/16 ist der Eindruck entstanden, dass sie vertuscht werden sollten. Womöglich aus der Angst heraus, dass sich ansonsten die Stimmung gegen Flüchtlinge und Migranten verschlechtern könnte. Kaum jemand hat damals Hannelore Kraft geglaubt, dass sie tagelang von diesen Ausschreitungen nichts gewusst habe. Damit hatte sie sehr viel Vertrauen verspielt und ich glaube, das wird wohl auch einer der Gründe gewesen sein, dass ihr die Wiederwahl zur Ministerpräsidentin nicht gelungen ist. Joachim Gauck ist nicht rechts, wenn er dafür eintritt, dass man Wählerinnen und Wähler von der AfD zurückgewinnen soll. Es wird viel Überzeugungskraft und Geduld erforden, damit es gelingen kann. Aber diese Mühe sollte es wert sein, ich stimme Giovanni di Lorenzo hier zu; ansonsten überlässt man sie den Populisten, die sich zusehends verfestigen und sogar noch erstarken. Hochgefährlich für unsere Demokratie. Keinesfalls sollten Deutsche mit Migrationshintergrund jetzt eigene Grenzen zu den „Almans“ ziehen. Damit würden sie sich selber ausgrenzen und unbewusst der AfD das „Geschäft besorgen“. Ausgrenzung ist das Geschäft der AfD, sie beherrscht es meisterlich und lebt geradezu davon. – Regina Stock

 

Wie mit AFD-Wählern umgehen, sie ernst nehmen oder mit Verweis auf die demokratischen Werte der Mehrheitsgesellschaft ausgrenzen? Antwort : Beides! So paradox es klingen mag, aber man muss diese Wähler zugleich in ihrer Grundmotivation, die sie von der Mehrheit trennt, ernst nehmen, ihre inhaltlichen Forderungen aber mit allem Nachdruck zurückweisen. Herr di Lorenzo irrt, wenn er sagt, dass man über die Fehler der Integrationspolitik reden müsse, um diese Wähler zurück zu gewinnen. Ja, diese Fehler gab es, und spätestens nach den Vorfällen der Kölner Silvesternacht sah eine Mehrheit in Deutschland nach der Willkommens-Euphorie des Sommers 2015 die Aufnahme von einer Million Flüchtenden in einem sehr viel kritischeren Licht. Diese Mehrheit der „Welcome-Enttäuschten“ wählt jedoch heute nicht AFD! Die AFD hat überhaupt keine inhaltliche Agenda, es nützt also nichts, ihr und ihren Wählern inhaltlich – und sei es nur rhetorisch – entgegenzukommen, weil das einzige Ziel, das diese Partei wirklich hat, die Aushöhlung der Demokratie und ihrer Institutionen ist. War es erst der Euro, kamen später die Flüchtlinge. Inzwischen arbeitet sich die AFD and der „Gesundheits-Diktatur“ ab.

Sie wird immer etwas finden, um die Wut und die Zwietracht anzufachen! Wer jetzt diese Partei wählt, teilt dieses Ziel und darf nicht bloß als Denkzettelwähler missverstanden werden. Schließlich wissen wir seit den 80er Jahren, dass 20% der Deutschen zu autoritären, rechtsextremen Positionen neigt. Dennoch muss man die Wähler in ihrer Grundmotivation versuchen zu erreichen. Letztlich, das ist meine These, fühlen sie sich kulturell oder sozial abgehängt und nicht gewürdigt. Nur eine Politik, die generell sensibel für Benachteiligungen aller Art ist, mit Betonung auf „aller“, kann diese Wähler vielleicht wieder für diese Gesellschaft gewinnen. Eine Politik, die nicht Minderheiten gegeneinander ausspielt oder Benachteiligungen nach Parteipräferenzen priorisiert, wo die CDU sich für die Rentner und Bauern, die SPD für Lohnabhängige und die Grünen sich für Schwule, Lesben und Migranten starkmacht. Nein – alle Arten von Benachteiligungen zugleich im Blick haben und dabei sich außerdem noch den Aufgaben stellen, die uns als Gesellschaft insgesamt aufgegeben sind: die Sicherung unserer ökologischen Lebensgrundlage und der Schutz der Menschenrechte. Das mag unmöglich erscheinen, aber um enttäuschte Wählergruppen für die Demokratie zurückzugewinnen, solle die Politik glaubhaft das Unmögliche versuchen. Ohne Mut zur Utopie wird es immer Menschen geben, die sich in ihre eigene Reinheits-Utopie zurückziehen. – Dr. Dirk Kerber

 

Bei einem Boxkampf gibt es Regeln, und einen Schiedsrichter, im Fußball sowieso, warum gibt es auf Ihrer Redaktionskonferenz keine Regeln? Warum keinen Schiedsrichter? Einen mit Trillerpfeife? Schade eigentlich! Heinrich Wefing: „Alice, Khuê, Özlem, Was hat Joachim Gauck falsch gemacht?“ Trillllllerpfifff, Spieleabbruch, Rote Karte, das ist eine Suggestivfrage, so etwas ist untere Schublade, eine Frageform, bei der die Befragten durch die Art und Weise der Fragestellung beeinflusst werden, in der suggeriert wird, Herr Gauck habe etwas falsch gemacht, darum geht es nicht. Ich persönlich hätte diese Konferenz sofort verlassen, einmal will ich nicht in so einer primitiven Form angegangen werden, viel mehr will ich auch nicht, dass in meiner Gruppe so primitiv argumentiert wird, ich werde dadurch unglaubwürdig, das will ich nicht. Schluß. Fertig. Zurück auf Los.

Wefing: „Am Abend … was hat Sie an dem Text der drei Kolleginnen geärgert?“ seltenes dämliches Geschwafel, Fakten: da wurden drei kleine Lichter eingeladen, und nach dieser Einladung meinen diese drei politischen Pygmäen, sie können den ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck vor ihren eigenen politischen Wagen spannen, sie glauben den ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck für ihre Meinung instrumentalisieren zu können, autsch, das tut weh, erst mal, kann Herr Gauck selber bis drei zählen, auch hat er in seiner langen Amtszeit einige politische Säue um die Häuser getrieben, selbst wenn er wolle, dieses Thema gibt argumentativ sehr wenig her, auch ist ein Bundespräsident zur politischen Neutralität verpflichtet, diesen drei Leuten sei gesagt: vorher ein Blick ins Grundgesetz wäre angebracht gewesen. Topçu: „… Aber ich finde, Gauck und andere Politiker sollten die Sorgen und Ängste nicht bestätigen, sondern sagen: Es gibt einfach Zumutungen in der Welt.“ Falsch. Der Bundespräsident ist zur politischen Neutralität verpflichtet. Fertig. Wiederholungen dieser Argumentation, nach dem Motto „kaputter Plattenspieler“ ergeben nach dem dritten Mal die Rote Karte. Bota: „… Für mich sind die rechtsextremen Morde in Hanau, der Anschlag auf die Synagoge in Halle …“

Sehr geehrter Herr Bota, ich ersetze mal Ihr Wort „rechtsextrem“ in „politisch“, rechtsextrem ist Ihre Vermutung, wobei Sie recht haben können oder auch nicht, politische Morde sind zum Beispiel der Mord an John F. Kennedy, Martin Luther King, Hanns Martin Schleyer, aber nicht die in Hanau, das sind Morde. Mehr nicht. Sie, Herr Bota, benutzen diese Morde, besser diese Opfer zur Untermauerung Ihrer politischen Meinung, das funktioniert nicht. Bota: „Wenn ich Zitate von … lese …“ Sehr geehrter Herr Bota, Sie sprechen da Hassmail an, ob der Mail-Schreiber intellektuell nicht in der Lage war, sich ordentlich auszudrücken oder ob er einfach nur keine Lust hatte, diese Frage haben Sie mir noch nicht beantwortet. Jede dieser Mails widerspricht Ihrer politischen Meinung. Wenn Sie das nicht wahrhaben wollen, von den Fakten in diesen Mails ablenken wollen, indem Sie die Persönlichkeit der Mail-Schreiber angehen, so machen Sie einen gewaltigen argumentativen Fehler. Sehr geehrte ZEIT-Redakteure, ich habe mit keinem Wort die politische Botschaft angesprochen, über die es hier geht. Nur Regularien. Schade eigentlich. Der Führungsgrundkurs: „Widerspruchsfreies Argumentieren“ ist anstrengend, lästig, zeitraubend, dazu noch teuer, nehmen Sie bitte da teil, stellen Sie bitte Regeln auf, auch einen Schiedsrichter, nicht vergessen: mit Trillerpfeife. Di Lorenzo: „Ich bin zu einer Zeit nach Deutschland gekommen, …“

Mal zu mir: Ich bin am 19.09.1951 von Wiesbaden (Landeshauptstadt des Landes Hessen) nach Stuttgart gekommen, hier lag die ganze Schule vor Lachen auf dem Schulflur, wenn ich nur den Mund aufmachte, mein rheinischer Singsang, in Deutsch eine Sechs, das Diktat in breitestem Schwäbisch: „Boohhof?“ äh „Bahnhof“, ich wurde gehänselt: „Hallo Säule“, verstand nichts, gemeint war kein griechisches Marmorteil sondern eine kleine Wildsau: Säu-le. Der schwerste Angriff der Alliierten auf Wiesbaden war am 02.02.1945, da lag ich in einem Luftschutzkeller in der Kapellenstraße, eine Stunde lang wurden achthundert schwere Bomben abgeladen, eine verfehlte nur knapp, die eiserne Kellertür flog mit Rahmen durch die Gegend, dabei ging es mir relativ gut, mein Bett stand im Keller, etwas von der Wand weg, damit der Wandputz und Mörtel nicht ins Bett fiel, das Kissen auf dem Kopf, nicht wegen der Bomben sondern wegen dem Staub der ab dem ersten Einschlag in der Luft hing. Mein Freund Siegfried erklärte es mir so: wenn Du den Einschlag hörst, ist Alles gut, dann lebst Du noch. Mein anderer Freund Horst hatte eine ganz liebe Oma, die hat mir immer was zugesteckt, er hatte es nicht so gut, er pennte mit Schuhen an, bei Alarm musste er raus aus dem Bett, drei Treppen runter, diagonal über die Straße sich in einen öffentlichen Bunker pressen, dabei einen Platz finden und die Mutter nicht verlieren.

Beim Treppe runter rennen ballerten sie an der Wohnungstür der Oma, bloß eines Nachts kam die Oma nicht mit, sie öffnete nicht, die Mutter fing an zu kreischen, aber als die ersten Bomben fielen, machte sie sich zum Bunker auf, damit sie da noch unterkam. Als nun der Angriff vorbei war, der Staub sich legte, so nach einer Stunde, als die Ersten den Bunker verließen, da war das Haus weg. Verschwunden. Mit Oma. Hat mir Alles nicht geschadet, ich hatte eine glückliche und sehr interessante Jugend, es gibt wenige, die im Liegestuhl im Garten gesessen sind und das brennende Frankfurt angeschaut haben, und das Flakfeuer um die amerikanischen Bomberverbände, die sich am Rhein orientierten, glücklich: die Anton-Gruner-Schule in der Lehrstraße wurde bei einem der ersten Angriffe getroffen. Auf den Stuttgarter Tanzveranstaltungen, Hausbällen, Tanzschulen war ich dann gern gesehener Gast, bekannt an allen Mädchenschulen, die perfekt tanzende rheinische Frohnatur in einer Stadt wo Pietisten zum Lachen in den Keller gehen. Di Lorenzo: „… diesen Itaker sollte man …“ Mein Klassenlehrer am Stuttgarter Karls-Gymnasium, Dr. Seyfert, giftete mich ähnlich an, anders als bei Ihnen, sehr geehrter Herr Di Lorenzo, hat mir das nichts ausgemacht. Nichts. Wie auch. Im Krieg großer Zampano, danach mickriger Schullehrer, ich hatte da nur Verachtung übrig, pure Verachtung, und je mehr ich ihn verachtete, umso mehr giftete er. – Ulrich Bosshammer

 

Interessanter Artikel, aber um das angesprochene Problem zu lösen hätte es eigentlich nur der Überschrift aus der Todesanzeige von Diez Hochleitner bedurft. ( gleiches Datum) Ich wiederhole: Solidarität, Toleranz und Zusammenarbeit sind Tugenden, mit denen wir den verschiedenen Formen von Gier oder Diskriminierung entschieden entgegentreten können.Dazu gibt es nur eine vernünftige Medizin: BILDUNG Leider wurde dies nicht angesprochen. – Jürgen Basler

 

Großartig: Zum ersten Mal versucht die ZEIT einen innerredaktionellen „Streit“ öffentlich vor ihren Lesern auszutragen. Und nicht nur mit einem Moderator der eigenen Redaktion, sondern auch einer offenbar mit Bedacht ausgewählten „auswärtigen“ Co-Moderatorin: Dunya Hayali, die allerdings in meiner Wahrnehmung zuweilen eher die Rolle einer Mitdiskutantin einnahm. Am Anfang schien das Verhältnis der streitenden Parteien rein zahlenmäßig fast 4 : 1 zu stehen. Doch war das auch am Schluss noch so? Wenn man hier z. B. allein auf die Anzahl und Länge der Redebeiträge schaut? Vor allem aber: Gab es eine wirkliche Klärung oder gar „Beilegung“ des eigentlich Strittigen – außer den überwiegend unstrittigen und sehr ehrenwerten Aussagen des „Chefs“ besonders gegen Ende des „Streits“? Mit welchen Gefühlen mögen die Beteiligten aus diesem Streitgespräch gegangen sind, insbesondere die drei „Kolleginnen“, die ihren Chef „enttäuscht“ hatten?

Es waren ja Gefühle, die zu dem Ganzen geführt hatten. Und die sind zwar ein wunderbarer Motor auch für rationale Reflexionsarbeit, können aber auch die Klarsicht behindern. Warum wurde eigentlich die Person des „Anstoßes“ nicht zu diesem Redaktionsgespräch eingeladen – z. B. per Videoteilnahme, ohne alle übrigen zu gefährden? Joachim Gauck wäre doch am besten in der Lage gewesen wäre, das eigentlich Strittige zu klären, wahrscheinlich am Ende sogar mit einer so wunderbaren Aussage wie: „Ja, es kann schon sein, dass ich mich in dieser Situation falsch verhalten habe. Das sollte ich in Zukunft anders machen. Vielen Dank für Ihren Einspruch!“ Fehler machen wir schließlich alle. Unsere Würde besteht darin, sie zu erkennen, anzuerkennen und zu korrigieren. –Eckhard Heumann

 

Den Beitrag finde ich gut, weil er eine Offenheit zu diesen Themen demonstriert, die aus meiner Sicht in Medienkreisen eher selten anzutreffen ist. Ich bin auch der Meinung, dass alle Diskutanten nicht nur interessante Gesichtspunkte angesprochen haben sondern auch damit absolut glaubwürdig sind. Diese Vorrede ist notwendig, weil ich den Umgang mit diesen Themen in der Presse und der Öffentlichkeit anprangern will. Dazu passt ganz gut, dass Sie die Kritik an Aussagen unseres Alt-Bundespräsidenten als einen Aufhänger genutzt haben. Dazu eignet er sich aus meiner Sicht sehr, weil auch Gauck, und nicht nur er, den Ton nicht finden, der von den AFD-Wählern bzw. -Interessenten auch wirklich verstanden wird. Was bei ihm wie auch bei vielen Presseveröffentlichungen fehlt, ist eine Eindeutigkeit, die auch AFD-Wähler verstehen. Frau Bota hat dies (auf S. 8 ungefähr in der Mitte) auf den Punkt gebracht: Von jemand wie Gauch erwartet man „eine Haltung, ein Wort“. Wenn man seine Äußerungen von damals noch einmal nachliest und sich dabei in die Rolle eines unzufriedenen Konservativen versetzt, der ja nicht gewohnt ist, Dinge allzu differenziert zu sehen, kommt man zu dem Ergebnis: Was wollte der eigentlich sagen? Bevor Sie mir jetzt fröhlich zustimmen, muss ich dem anfügen: Auch die Medien werden einfach nicht deutlich. Dabei wäre es leicht, mit derselben Penetranz, die den Rechten Wortführern eigen ist, bei Beiträgen zur AFD die Gaskammern im Hintergrund aufscheinen zu lassen. Es gibt ja inzwischen ausreichend AFD-Politiker, die entsprechende Aussagen gemacht haben. Warum wird diese Chance nicht genutzt?

Ein Grund ist natürlich immer wieder die Justiz. Die Pressekammern in Deutschland sind schwer einzuschätzen und das Presserecht ist diffus. Von engagierten Medien muss man aber auch erwarten können, dass sie ein Presseverfahren über zwei oder drei Instanzen durchzustehen bereit sind. Die AFD ist nicht nur eine rechte Partei, sondern sie ist eine Partei, in der führende Personen mehrfach als Rassisten, Nazis und Holocaustleugner aufgetreten sind. Wer diese Partei wählt, unterstützt das. Stattdessen wird das Thema in wolkigen Umschreibungen behandelt, die sich für manche Leser wie der Hinweis auf eine interessante Gruppierung liest, in der immer was los ist. Manche weiblichen Parteimitglieder werden in der derselben Personality-Rubrik geführt, in der auch Privates über Megan und Harry berichtet wird. Es ist natürlich richtig, dass man die AFD nicht einfach negieren kann. Das ist aber auch gar nicht der Punkt. Ganz im Gegenteil, sollte über die AFD intensiv berichtet werden. Je mehr berichtet wird, um so mehr Gelegenheiten gibt es, die tiefbraunen Hintergründe der AFD zu beleuchten. Wenn dann aber die entsprechenden Textteile von der Chefredaktion wieder gestrichen werden, dann ist natürlich wenig bis nichts erreicht. Mir fehlt übrigens seit längerem eine Fortsetzung der Berichterstattung über die heimlichen Geldgeber der AFD. – Helmut Kapferer

 

Giovanni di Lorenzo, einziger Kontra-Baß in einem weiblichen Blockflöten-Trio! Er bevorzugt die samtweichen Töne, die Damen spielen harmonisch, gelegentlich schrillen ihre Instrumente! So könnte ein musikkritischer Laie kurz die Talkrunde beschreiben. Was ihr gänzlich fehlt, ist ein ausgewiesener Konservativer! Wenn’s gestattet ist, würde ich unsere Gesellschaft gern einmal aus dem Blickwinkel eines konservativen Eingeborenen betrachten, der aber weder in der CDU noch der AfD eine Heimat hätte! Immerhin ist er seit über 50 Jahren regelmäßiger DIE ZEIT – Leser! Die drei Damen sind eine Bereicherung, auch wenn ich ihre Ansichten nicht teile! Sie haben die Freiheit unserer Demokratie und unsere gute Infrastruktur genutzt, um – ich nehme doch an – ihren Wunsch-Beruf zu erlernen und auszuüben. Probleme bereiten uns Clans, Parallelgesellschaften in vielen Großstädten und natürlich die fortdauernde Immigration aus Vorderasien und Afrika, deren Ende nicht absehbar ist!

Jetzt ist ein bißchen Fantasie gefragt: stellen Sie sich einmal vor, in Polen lebten mehr als eine Mio. Algerier, die überall dort, wo sie jetzt wohnen, den Bau von Moscheen, für ihre Kinder schulunabhängigen Religionsunterricht und nach ihren Wertvorstellungen zu leben wünschen, selbst wenn sich diese von den polnischen deutlich unterscheiden! Oder in Ankara gäbe es Stadtteile, in denen überwiegend Inder wohnen, mit Schulen, in die sich kaum ein türkisches Kind verirren würde! Oder in Vietnam käme es zu terroristischen Anschlägen, Vergewaltigungen und Übergriffen von indonesischen Flüchtlingen! Welche Stimmen würde man da wohl aus den betroffenen Ländern hören? Am Unverfänglichsten klänge da noch: so weit würden wir es gar nicht erst kommen lassen! Gelten für Deutschland andere Regeln? Der Über-Mut einer Kanzlerin, der den übrigen Europäern beweisen möchte, wie wir so ein Problem lösen; oder die Hoffnung auf eine nicht existierende europäische Solidarität; oder unsere besondere Geschichte, die uns dazu zwingt, bis zum St. Nimmerleinstag alle Asylbewerber aufzunehmen, egal, woher und in welcher Zahl sie kommen?

Über diese riesigen Lasten der Unterbringung und fragwürdigen Integration hinaus erwarten notorisch klamme europäische Staaten großzügige solidarische Hilfe von Deutschland und verbitten sich gleichzeitig unseren Rat für solideres Wirtschaften als oberlehrerhafte Maßregelung! Solidarität – mal hüh, mal hott! Manchmal ist man nahe dran, zum HB-Männchen zu mutieren; doch darauf warten Sie (die Talkrunde) ja nur: auf die Schreihälse, die Sie dann teilweise zu Recht, teilweise aber auch zu Unrecht in die rechtspopulistische und rassistische Schublade stecken können! Die vielen leisen und maßvollen Stimmen hören Sie in dem Gebrüll dann gar nicht mehr; doch, ich versichere Ihnen: sie sind die Mehrheit! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Angenommen, in einer Demonstration erhebt jemand den Arm schräg nach oben, dann müssten (nach Meinung der „Kolleginnen“) alle rechtschaffenen Bürger die Demonstration verlassen, auch dann wenn der Zweck der Demonstration akzeptabel ist. Natürlich sind die Vorgänge in Halle oder Hanau viel schwerwiegender, aber auch sie sind durch Einzelne verursacht. Und natürlich muss auf Halle und Hanau angemessen reagiert werden, aber solche Reaktionen können den Zielkonflikt nicht aus der Welt schaffen. Einerseits wäre striktes Abgrenzen nötig, um den Vertretern einer zweifelhaften Ideologie keine Bühne zu bieten. Andererseits gibt es Diskussionsbedarf zu Anliegen, die wichtig sind, obwohl sie auch von genannten Vertretern thematisiert werden. Die Lösung von Zielkonflikten besteht ganz grundsätzlich darin, ein gemeinsames höheres Ziel (hier etwa: gute Zukunft für alle) zu verfolgen. Topçu schreibt:

»Längst gibt es eine neue Generation von Einwanderkindern und –enkeln, gut ausgebildet, selbstbewusst und unversöhnlich, die nicht mehr verhandeln wollen, die aus Ärger und Enttäuschung ihre eigenen neuen Grenzen zu den >Almans< ziehen. Was ist mit deren Sorgen?» Doch über was wollen die Genannten verhandeln? Was verursacht ihren Ärger und ihre Enttäuschung? Worin bestehen die genannten Grenzen und was sind ihre Sorgen? Insbesondere würde mich interessieren, inwieweit sich ihre Sorgen von den Sorgen durchschnittlicher Bürger ohne Migrations-Hintergrund (aber vielleicht sozial benachteiligt und ohne ausreichendes Netzwerk) unterscheidet. Eines ist klar. Die Entwicklungen in vielen Staaten dieser Welt sind kritisch und es gibt dort ungelöste demographische und ökonomische Probleme, von Afghanistan über Syrien, Palästina, Nigeria, Algerien, Tunesien bis hinüber nach Venezuela.

Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, Vorstellungen zu entwickeln, darüber wie diese Probleme gelöst werden können. Diesbezüglich hat Özlem Topçu recht: „Von Offenheit haben nicht nur Migranten etwas – wir alle profitieren davon.“ Im Jahre 1991 gabs in der Schweiz einen offenenWettbewerb «Vision einer permanenzfähigen Weltgesellschaft» bei dem die Teilnehmer für die Jury anonym waren. Es gab vier Preis von je 8000 Sfr, von denen ich einen gewann (mit einem Beitrag von 29 Seiten). Die Jury schrieb dazu: «Nach Meinung des Preisgerichts stellen die vom Autor beschriebenen Modelle einer permanenzfähigen Geselsschaft sehr interessante Beispiele dar. Sie zeigen, dass die vom Wettbewerb angestrebte Zielsetzung … ohne weiteres als erfüllbar zu betrachten ist.» Da es nicht gelang, die beim Wettbewerb formulierten Ideen (in erweiterter Form), in einem Verlag zu veröffentlichen, nutzte ich BoD für mein Buch «Die Technik reicht nicht» (ist im Buchhandel erhältlich, aber ich schicke es auch gerne zum Selbstkostenpreis von 12€ zu), in dem ich als Techniker Lösungen vorschlug, die nicht nur auf dem technischen Fortschritt beruhen. Seit 2017 habe ich zu den Thesen des Buchs über 200 Leserbriefe geschrieben, von denen 166 auch veröffentlicht wurden (in insgesamt 8 Medien). Ich bin Techniker und mir macht das Entwickeln von Lösungen Spass (nicht nur von technischen und mathematischen). Aber vielmehr würde ich mich freuen über andere Vorschläge, wie das weltweite Problem der demographischen und ökonomischen Gräben gelöst werden könnte. – Dr. techn. Gernot Gwehenberger

 

Mir haben verschiedene Teile des Textes gefallen. Herr di Lorenzo hat erwähnt, Journalisten sollten nur in Ausnahmefällen Aktivisten sein, d.h. eine gewisse Distanz zu einem Thema haben. Weiterhin das Zitat von Frau Topcu: Es ist die Zeit für Razzien und Haftbefehle. Ich bin auch der Meinung von Herrn di Lorenzo und Frau Topcu, daß man Fremdenfeindlichkeit nie abschaffen wird, wobei ich sie aber nur im Extremfall Rassismus nennen würde. Bei meinen Auslandsaufenthalten von 1962-65 habe ich so etwas erlebt, war der Angehörige eines Staates, der den 2. Weltkrieg ausgelöst hat, vom Holocaust ganz zu schweigen. Eine entsprechende Zurückhaltung gab es auch, als ich als Protestant in ein rein katholisches Dorf in Deutschland zog. Die Erfahrung hat mich geschmerzt, aber es gab auch gegenteilige Erfahrungen.

Für mich ist es verständlich, daß man sich gegenüber dem Fremden und den Fremden zurückhält, das und die man erst kennen muß, bevor man sich gewöhnt und Vertrauen schenkt. Das Problem milderte sich oder verschwand, als ich in Ithaca bei einem Jubiläum von Cornell mit dem Glee Club die Missa Solemnis sang, beim Schaulaufen des Scating Clubs mit dabei war und mit meinem Hauswirt zu den American Football-Spielen ging. Und als ich mal im katholischen Kirchenchor des Dorfes mitsang, war auch dieses Problem erledigt. Nun darf ich zu dem Artikel der 3 Damen zurückkommen in einer der letzten Zeitausgaben. Er war in meinem Verständnis kein distanzierter Journalismus, sondern eine emotionale Äusserung, die ihnen dank der Meinungsfreiheit in unserer Verfassung zusteht. Daß dies in den Herkunftsländern nicht möglich oder schwierig ist, ist den Verfasserinnen bekannt. Sie ist für das Miteinander nicht hilfreich.

Stellen Sie sich vor, wie die emotionale Äusserung eines/einer Deutschen aussähe, deren Vater im Krieg gefallen ist, die in zertrümmerten Städten gelebt, in zerstörten Schulen unterrichtet worden sind und die Trümmer- und Hungerjahre der Nachkriegszeit erlebt haben und die Bedingungen mit geschaffen haben, die Deutschland für ihre Familien attraktiv gemacht haben. Wir haben alle etwas davon, wenn wir stattdessen versuchen herauszufinden und ein bißchen zu verstehen, was die Bürger mit ihrem verschiedenen Hintergrund bewegt. Und in diesem Sinne wünschen ich den Damen eine erfolgreiche journalistische Arbeit und unserem Staat, daß er sein Gewaltmonopol wahrnimmt und kriminelle rassistische Aktivitäten unterbindet. – Dr. Walter Engel

 

Als Leser,der qua Definition zu den Hochbetagten zählt, habe ich die Diskussion mit einigem Interesse verfolgt und mir nach eigener Vita dazu retrospektiv einige Gedanken gemacht. Während die drei Zeit-Journalistinnen für ihr Eintreten gegen Diskriminierung und Hass-Kommentare jeder Art uneingeschränkten Beistand verdienen, scheinen mir doch die Argumente des Chefredakteurs in allen anderen Aspekten von besonderer Bedeutung, die in der Sache keineswegs übersehen werden dürfen. Vor allem darf die Tatsache nicht aus dem Blick geraten, dass der originär deutsche Anteil der Bundesbürger bei 75% liegt,von denen der weitaus überwiegende Teil den Immigranten in gleicher Weise respektvoll gegenübertritt. Seit Beginn der Bundesrepublik 1949 haben die Regierungen das Land mit großem Erfolg durch viele Fährnisse zwischen Ost und West als Mitglied der transatlantischen Wertegemeinschaft geführt, und es ist der Regierung Kohl 1991 gelungen, die Siegermächte mit dem 2+4Vertrag für die deutsche Einheit zu gewinnen.Damit wurden 17 Millionen Menschen über Nacht zu freien Bürgern auf Basis des Grundgesetzes. Außerdem wurden viele Zigtausend Russlanddeutsche repatriiert,die nach vielen Generationen wieder in die alte Heimat kamen. Deshalb, mit Verlaub, sollte man dem Staatsmann Kohl, nun posthum nicht aus einer in ein vorgehaltenes Mikrofon gesprochenen Bemerkung eine solche Kritik nachrufen! Wir alle sind Teil dieser vielfältigen Gemeinschaft, sowohl hierzulande als auch in der EU und weltweit und müssen uns mit demokratischen Mitteln für unsere Interessen einsetzen, ohne jedoch erwarten zu dürfen, alle Ansprüche von Gesellschaft und/oder Politik wunschgemäß erfüllt zu sehen. – Heinz-W.Raderschatt

 

Der obige Artikel in derZeit Nr. 17/2020 Seite 8 ist ja ein seltenes Glanzstück des Journalismus. Da unterhalten sich sechs Journalisten auf zwei Seiten über die nicht getätigte Aussage eines Privatmannes. Daraus sollten sie eine Serie machen! Vorschlag für die nächste Nummer: die Affäre Neuer – warum nimmt Nico Kovac keine Stellung zu den Vorgängen beim FC Bayern? Externe Teilnehmer: Arnd Zeigler und Lothar Matthäus – Hartmut Wender

 

Nicht dass Sie sich mit folgender Aussage: „Die Medien sind ja im Moment in der Corona-Krise sehr erfolgreich, das ist einer der wenigen Lichtblicke. Wir werden online geklickt wie nie, auch die gedruckte Auflage verkauft sich sehr gut. Ich habe mich gefragt, woran das liegt. Sicherlich daran, dass die Bedrohung so groß ist. Aber vielleicht hat es auch damit zu tun, dass sich Journalisten im Moment stark auf das Darstellende konzentrieren, auf das Analysierende und Erklärende, und das Kommentierende eher zurückstellen. Ich finde, nicht zu unserem Schaden.“heftig in die eigene Tasche lügen. Kann es nicht ganz einfach daran liegen, dass die Leute wegen diverser Schließungen und Ausgangssperren zu Hause sitzen, eben nicht von morgens bis abends home office machen, wie sie das gerne nach außen darstellen, sondern weil es Ihnen langweilig wird, auf die Schnelle mal was anklicken wollen oder mehr Zeit zum Lesen haben? Ich halte diese „Simpel-Erklärung“ für weit naheliegender., denn so dolle sind die journalistischen Leistungen auch jetzt denn doch nicht; ich darf nur an den – guten – kritischen Artikel von Brost/Pörksen in ZON vor einigen Tagen erinnern. – Dr. Wolfgang Sass

 

Warum ist es laut „Zeit“-Chefredakteur di Lorenzo schlimm, mit einem Artikel „eine ganze Wählergruppe“ [der AFD-Wähler] abzuschreiben, während es okay sein soll, jahrzehntelang zehn Millionen Menschen im Land zu ignorieren, die von Bürgerrechten ausgeschlossen sind? Vielleicht, weil von der ersten Gruppe mehr Wirtschaftskraft ausgeht und diese für mehr Abonnements und Anzeigen gut sind? Denn zu-nächst einmal hat die Chefredaktion der „Zeit“ seit 50 Jahren ein Millionenheer von Mitbürgern abgeschrieben, an denen die Publikation als Minderheitenorgan kein Interesse hat: den wenig gebildeten Exgastarbeitern ohne Wahlrecht in Deutschland, garantiert keine „Zeit“-Leserinnen. Die Eltern der Redakteurinnen gehörten überwiegend dazu. Von daher ist deren Sensibilität für die arroganten Äußerungen Joachim Gaucks über Ex-Gastarbeiter, die nicht akzentfrei Deutsch sprechen, nachzuvollziehen und richtig.

Über zehn Millionen Menschen ohne deutschen Pass lebten 2017 in Deutschland, im Durchschnitt bereits 15 Jahre und 5 Monate – 10 Millionen Menschen ohne komplette Bürgerrechte, da mangels Pass vom Bundestags- und Landtagswahlrecht ausgeschlossen. Und die Chefredaktion des so liberalen, bürger-rechtemotivierten Blattes interessiert das jahrzehntelang nicht die Bohne. Hier, in der fehlenden Wahlmacht, liegt natürlich ein Grund der fortdauernden Ignoranz wichtiger Politikkreise. Wer diese Menschen missachtet, muss keine Wahlschlappen befürchten. An dieser zielgerichteten Ignoranz hat sich bis heute nichts geändert. Ähnlich wie Angela Merkel für die verknöcherte CDU darüber hinwegtäuschen sollte, dass Frauen dort wie auch im ganzen Land weiterhin kaum etwas zu melden und vor allem nicht gleichberechtigt zu verdienen haben, erfüllt di Lorenzo als Chefredakteur die Zeit-Leserschaft mit der Gewissheit, ihre Zeitung sei zwar weiterhin stilistisch konservativ und sprachlich elitär, dem Chefnachnamen nach jedoch offen für neuere Bürgergruppen: Leider ist jeweils das Gegenteil der Fall, die Aushängschilder wurden vorab hinreichend eingenordet und elitär sozialisiert.

Eine kurze Suche im Zeitarchiv ergibt, dass man schon 44 Jahre zurückblättern muss, lange vor di Lorenzo, um zur Frage eines Artikels zu stoßen „Wer darf wählen?“. In der „Zeit“ vom 27. August 1976 gibt der soeben zur Universität Hannover gestoßene und spätere Hamburger FDP-Vorsitzende Ingo von Münch darüber Auskunft: „Die fast vier Millionen Ausländer, die sich derzeit [1976!] in der Bundesrepu-blik aufhalten [sic! und nicht etwa „leben“; HSM] (jeder fünfte von ihnen schon seit mehr als zehn Jahren; 2,9 Millionen sind über 18 Jahre alt), nehmen nicht an der Wahl teil. Seit langem wird die Frage erörtert, ob Ausländern mit Wohnsitz im Bundesgebiet – besonders also den Gastarbeitern – das Wahlrecht zum Bundestag eingeräumt werden soll. Niemand kann exakt vorhersagen, wie sie wählen würden. Eine im vorigen Jahr veröffentlichte Untersuchung des Marplan-Institutes zeigt eine auffallende Distanzierung der Gastarbeiter von allen politischen Parteien. Deshalb ist kaum anzunehmen, daß die Politiker dieses heiße Eisen anfassen werden. Die Einführung des Wahlrechts für Ausländer wäre nur im Wege einer Verfassungsänderung möglich.“ Das schrieb die Zeit vor 44 Jahren, einen Artikel zu diesem Thema hat es meiner Kurzrecherche nach seitdem nicht mehr gegeben. Die von Münch erwogene Verfassungsänderung wäre derzeit einer Großen Koalition mit Stimmen von Oppositionsparteien gegen die AFD sicherlich möglich. Doch wer hätte in den vergangenen Jahren und Monaten, im Gegensatz zur intensiven Aufblähungsdebatte des Bundestags, etwas von einer Nachfrage nach solchen Wahlrechtsänderungen gehört? Etwa von der „Zeit“?

Der Autor dieser Zeilen hat – vergeblich – bereits 2002 vor dem Frankfurter Wahlamt an der Zeil (Innenstadt) gegen diese fortdauernde Diskriminierung demonstriert (s. Foto links sowie im Anhang). Zweieinhalb Monate wurde damals auch eine Zeitung herausgebracht, die speziell diesen Neubürgern versucht hat eine „Andere Stimme“ (Zeitungstitel) in deutscher Sprache zu geben. Leider hat auch unsere Eingabe für die Erklärung der Ungültigkeit einer Wahl unter Ausschluss von sieben Millionen Bürgern keinen Erfolg gehabt (s. Anlage). Meinem Eindruck zufolge hat sich der Zeit-Chefredakteur in seinen 50 Jahren in der Bundesrepublik in der Blase der gutsituierten Prominenten dieses Landes eingerichtet. Der Kontakt zu unterprivilegierten Schichten ist aus dem gediegenen Chefredakteursbüro vom Redaktionsgebäude am Hamburger Speersort wohl nicht mehr so einfach. – Dr. Haimo Schulz Meinen

 

Zu dem Artikel der Autorinnen sind ja schon viele Leserbriefe erschienen, zu dem Gespräch hierzu meine Erklärungen. 6 JournalistenI*innen , davon einer ohne „Migrationshintergrund, diskutieren über deutschen Konservatismus .und was rechts bedeutet. Woher wollen diese Frauen wissen, wie es in meiner Jugend war.? Zunächst ganz klar, mit dem „Fadenkreuz“ wird die Mitte definiert!. Alles andere beginnt dann rechts oder links davon. Wie weit man den Kreis von dem Fadenkreuz zieht, ist natürlich variabel. Und es ist nun mal in der Terminologie der Politik so, dass rechts „konservativ “ heißt, und links „sozialistisch“ Und wie immer verschwimmen Grenzern. Ich bin Jahrgang 1936, glauben sie mir, ich möchte die Nazizeit, einschließlich Höcke nicht haben. Aber nicht alle Argumente der AFD sind zu verurteilen. Wie wollen diese jungen Journalisten innen beurteilen, was nach „deutschen“ Werten konservativ ist? Ich habe in meiner Kindheit (Flüchtling aus Schlesien) nach dem Kriege Zeiten erlebt die deutliche besser waren in mancher Hinsicht.

Durch den Zuzug von vielen jungen Männer aus dem arabischen Raum sind die Verhaltensweise der Menschen untereinander sehr zum Negativen verschoben worden. Ich will auch nicht ausländerfeindlich sein, nein!!!. Aber in unserer Jugend lief keiner mit Messern rum, um andere zu verletzen (schon wieder so ein AFD Slogan), Frauen konnten abends unbesorgt nach draußen gehen, die Sprache war nicht so „fäkal“ beladen wie heute, aber auch Gerichte haben Beleidigungen, wie sie Frau Künast erfahren hat, erst gar nicht verhandeln müssen, da sie so nicht ausgesprochenen wurden und so weiter – Das ist absolut zu verurteilen, egal wer das ausspricht, Ich wünschte mir schon, dass mehrere Punkte der Aussagen der „Werteunion“ in der CDU im täglichen Leben Berücksichtigung finden würden. Würde, Anstand Verhalten untereinander, Respekt, Höflichkeit usw.. Werte die eigentlich selbstverständlich sind, aber in der Realität nicht immer vorkommen, „(fick dich, alte Fotze usw. usw.).

Ich lehne jeden Extremismus, von links wie rechts ab, leider wird der von links oftmals ignoriert, und was mich noch stört, die Arroganz mit der heute politische Ansichten dargestellt werden mit der Prämisse, das sie nur die wirkliche richtige Meinung haben, und alle anderen sind „blöd“. Viele Verkennen, wenn sie 10 % Wählerstimmen haben, dass sie 90 % eben nicht haben wollen. Um sich ein Bild von Deutschland machen zu können, sollten sie „Neukölln ist überall“ von Buschkowsky lesen, oder sich mit dem Selbstmord der Richterin Kirsten Heisig befassen. Ich bin glücklich, dass wir in Deutschland 75 Jahre Frieden haben, und hoffentlich meine Kinder und Enkel auch weiterhin haben werden. Es lebe die Demokratie, aber mit Achtung und Anstand. – Günter Schrader

 

Die Diskussion des ZEIT-Chefredakteurs Giovanni die Lorenzo mit seinen drei Redakteurinnen über deren Artikel vom 19. März benennt im wesentlichen nur die Symptome unserer gesellschaftlichen Spaltung und Verrohung. Die eigentlichen Ursachen werden kaum angesprochen. Denn: Im Kern geht es darum, wie wir uns mit unserem Land identifizieren können. Das Wir umfasst dabei alle, die in Deutschland dauerhaft leben wollen. Und der für eine Demokratie essentiell notwendige Zusammenhalt der Gesellschaft wird nur dann erreicht, wenn sehr viele sich mit unserem Land identifizieren können. Identifikationsstiftende Merkmale unseres Landes sind vor allem folgende: Die Grundwerte, die das Grundgesetz beschreibt und die auf den allgemeinen Menschenrechten beruhen, sind die Basis für unser gesellschaftliches und politisches Zusammenleben. Die festgelegten demokratischen Verfahren sollen gewährleisten, dass alle gleichen Einfluss darauf haben, wie im einzelnen das Zusammenleben aussehen soll. Mit anderen Worten: dass es bei uns fair und gerecht zugeht. Ein entscheidender Grundwert ist die durch verschiedene Grundrechte garantierte Pluralität unserer Gesellschaft. Wer auf Rasse, Hautfarbe, Herkommen oder spezielle Meinungen die Zugehörigkeit zu Deutschland definieren möchte, verletzt diesen Grundwert und verlässt den Boden unserer Demokratie. Denn dadurch werden selbstverständlich andere ausgegrenzt.

Politikerinnen und Politiker, Journalistinnen und Journalisten machen dies nicht immer ausreichend deutlich. Manche Äußerungen befeuern sogar noch solche Ausgrenzungen. Wo war der Aufschrei als ein nicht weißer Fußballnationalspieler als unangenehmer Nachbar stigmatisiert wurde oder eine deutsche Staatsministerin mit türkischen Vorfahren „nach Anatolien entsorgt“ werden sollte. Wie war es möglich, dass ein Jahrzehnt Rechtsextremisten unbehelligt mordend durch Deutschland ziehen konnten und trotz gegenteiliger Beschwörungen bis heute die Sachverhalte nicht ausreichend aufgeklärt sind? Es ist sicher wichtig, dass öffentlich den Opfern rechtsextremer Morde Mitgefühl gezeigt wird. Genauso wichtig ist es, dass Politik und Medien immer wieder deutlich machen, dass jede Ausgrenzung einer Personengruppe mit unseren demokratischen Werten unvereinbar ist. Solche Ausgrenzungsversuche wird es immer geben. Als Willy Brandt Westdeutschland mit dem Osten versöhnen wollte, schallte den Unterstützern der Ruf entgegen: „Geht doch nach drüben!“ Heute schreien Menschen bei der Ankunft von Asylbewerbern „Wir sind das Volk!“. Sich diesen Ausgrenzungsversuchen beherzt entgegen zu stellen, ist Aufgabe aller, die die öffentliche Meinungsbildung beeinflussen können. Wer sie befeuert, gefährdet die Demokratie. – Dr. Ortlieb Fliedner

 

Hinter dieser Kritik an Gauck und an allem, was irgendwie als rechtslastig gedeutet werden kann, steht eine weitgehend vergessene anthropologisch-kulturelle Polarität: nämlich das stets neu auszubalancierende Gleichgewicht zwischen Fortschritt und Bewahrung oder umfassender: zwischen Dynamik und Form. Die westdeutsche und westeuropäische Begeisterung für grenzenlose kulturelle Buntheit, Mobilität und Modernität ist für die reichen Trendsetter gut zu verstehen. Für die vergessenen oder langsameren Zonen und Geister ist diese Exotik eines hochmodernen Lifestyles eher der Grund einer Entfremdung. So stoßen zwei Welten mit konträren Bedürfnissen aufeinander. Wir bräuchten daher insgesamt mehr kulturelle Achtsamkeit und Wachsamkeit, die sich allen(!) Bürgern* und nicht nur den jungen, schicken und reichen verpflichtet fühlt. *… und allen EU-Staaten.Karlheinz Gernbacher

 

Ich bedanke mich bei der Zeit für das Streit – Gespräch mit den drei Autoren des Artikels in der Zeit vom 19.03.2020. Selbst hatte ich auch so ein Streitgespräch angedacht. Die Zusammensetzung ist exzellent auch das Niveau der Diskussion, so wie es sein muss, hervorragend. Die angesprochen Punkte wie die erweiterte Meinungsfreiheit, Kampf gegen Rassismus, links – rechts, Identität, Rolle der Presse wie der Zeit und die der öffentlich-rechtlichen Medien, Leben in Feindesland, AfD, verschiedene Generationen von Immigranten, alles sehr klar und einleuchtend. Vor allem bin ich beeindruckt von dem Engagement der Zeitredakteure, wie das Mitarbeiten an den Lichterketten und der „Hate – Poetry“. Ihnen gilt auch in Ihrer Vielfalt mein voller Respekt. Bei dieser Diskussion kam mir doch einiges zu kurz. Frau Topçu sagt, wir müssen mit vielen Zumutungen leben. Aber das gilt für alle Gruppen und alle Sichtweisen.

Für den einen sind Zumutungen die verweigerte Teilhabe und Gleichberechtigung, für den anderen ist es das autoritäre Verhalten und die Feindseligkeit gegenüber Frauen. Eine Gesellschaft aufzubauen, in der Toleranz lebt, wir merken es alle, ist komplizierter als angenommen. Viele neue (und alte) Gruppen müssen sich in Deutschland behaupten. So die Kinder gut integrierter Immigranten, hier der Gegenstand der Diskussion. Aber auch die, die (noch) nicht so gut integriert sind. Die verschiedenen in Deutschland lebenden und aus anderen Regionen stammenden, die Türken und Kurden, die Russen und Syrer. Alle bringen Ihre Kulturen und Religionen mit. Selbst, wenn sie sich ehrlich zur Verfassung bekennen, die Grundeinstellungen zum Leben werden in der Familie vermittelt und gelernt. Sie sind leider häufig konträr zur den, die hier gelebt werden. So prallen grundverschiedene Verhaltensmuster aufeinander. Häufig überlagert mit politischen Einstellungen. Links und rechts geben hier wenig Orientierung, obwohl das immer wieder versucht wird, auch hier. Mir erscheint die Diskussion auch eine Art Schlagabtausch zu sein.

Wir dürfen die nicht zurücklassen und jene auch nicht. Es fehlt mir – im Hintergrund – etwas die Idee und der Weg zu einer toleranten Gesellschaft. Müssten nicht einige auch mal einen Schritt zurückgehen und sehen, wo wir stehen und hinwollen? Andere können vorwärts gehen. Das ist die Diskussion. Auch die Zumutungen müssen auf den Tisch. Aber man muss nach Wegen suchen, um sie für alle oder wenigstens für die meisten erträglich zu machen. Beispiel: Der Aufbau demokratischer Denkweisen, der Wille zur Bildung, auch die stärkere Beteiligung von Frauen am Berufsleben kann doch erst mal nur innerhalb der eigenen Familie, Kultur und Religion angestoßen werden. Die eigene Ethnie muss das leisten und deutsche Gesellschaft muss diesen Weg unterstützen. Wenn das nicht gemacht wird, muss die jetzt entstehende Gesellschaft mit viel Hass rechnen. Den gilt es zu vermeiden. Danke für die vielschichtige Diskussion. – Hans Lazarus

 

„Einspruch !“„Im Grunde schreiben die Kolleginnen eine ganze Wählergruppe ab.“ „Müssen Konservative sich klarer gegen rechts außen abgrenzen – oder sind Deutsche mit Migrationshintergrund zu ungeduldig?“ „Drei ZEIT-Redakteurinnen streiten mit ihrem Chef über Grenzen des Erträglichen, moderiert VON DUNJA HAYALI UND HEINRICH WEFING. „Einspruch !“D a s ist ja mal eine gute Idee, d i e s e Form der Auseinandersetzung. Seit letzten Freitag Abend wende ich die mit Anmerkungen (auch des Protests) vollgeschriebenen zwei Seiten hin und her und weiß nicht, wo beginnen. Ich denke, ich wende mich da an den Chefredakteur Herrn Giovanni di Lorenzo persönlich, da ich mit seiner Argumentation am wenigsten einverstanden war. Sehr geehrter Herr Giovanni di Lorenzo, Sie verteidigen, gegen Ihre Kolleginnen und deren klare Begründungen, Joachim Gauck, den ehemaligen Bundespräsidenten dieses Landes vehement. Ich fürchte, d a bin ich auf der Seite Ihrer Kolleginnen. Wenn jemand Bundespräsident eines Landes war, also das höchste Amt bekleidet hat Und nach wie vor in der Öffentlichkeit steht, Reden hält, in Talkshows auftritt etc., und Bücher schreibt, von denen er ja auch will, daß sie gelesen und beherzigt werden, – D a n n kann und darf er zu solch schockierenden, unmenschlichen und diesen Staat In den Grundfesten erschütternden Mordtaten, wie sie in Halle und Hanau verübt wurden, nicht schweigen.

Ich verlasse mich da auf die Recherchen Ihrer Kolleginnen in o.g. Artikel. Selber war ich auf Reisen und habe die Nachrichten und Berichte aus Hanau in einer fremden Wohnung angesehen; zunächst auch unfähig, überhaupt irgendetwas dazu zu sagen. Die Opfer – die Hinterbliebenen der Mordopfer, selbst Opfer, b r a u c h e n in ihrer Fas- Sungslosigkeit und ihrem unsäglichen Schmerz wenigstens klare Worte, die ihnen zeigen, daß ihr Schmerz verstanden und mitgetragen wird, von hochrangigen Repräsentanten dieses Landes. Ihnen muß gezeigt werden, daß dieser Staat e n d l i c h r e a g i e r t, statt die Gewalt Von rechts links liegen zu lassen. Sie sagen (Spalte 3, Absatz 10:) „Ich weiß nicht, ob irgendjemand einen vernünftigen Zweifel daran hat, daß Gauck zu Hanau oder Halle nur die schärfste Abgrenzung und Verurteilung finden würde. Eben. Würde. Auch darum geht es hier: Die Würde der Opfer.Ihre Kolleginnen haben von ihm kein Wort zu Hanau und zu Halle gefunden. In dieser Position zählt nicht, m.E., was einer, eventuell, gesagt haben könnte, sondern was Er, wirklich, gesagt hat.. Einschub: Ich wußte lange nicht, ob ich das hinschreiben soll, was mir zu Gauck, auch aus per- Sönlichem Erleben, sonst noch einfiel. Jetzt tue ich es doch. Mit Hintergedanken. Vorab: Ich stecke ihn n i c h t in eine Schublade. Das tue ich selten 30. Juni 2010: Wahl des Bundespräsidenten: Joachim Gauck / Christian Wulff. Da war mein Interesse an Politik schlagartig wieder hellwach. Ich hatte, unfähig, das Weltge- Schehen lückenlos und aufmerksam zu verfolgen, von ihm doch viel gehört.

Mir gefiel, was ich Hörte, ich versprach mir von ihm einen gesellschaftlichen Aufbruch und mehr Demokratie. 30. Juni 2010: Um halb elf saß ich, ganz gegen meine Gewohnheit, vor dem Fernseher: Die Wahl Des Bundespräsidenten lief an. Als das Mittagssen kam, entschuldigte ich mich und zog, mit Kaffekanne und Wasserflasche unterm Arm einen Stock höher, wo auch ein Fernseher stand. Bis halb neun Uhr abends fieberte ich mit, sah und hörte mir alles an und hoffte, hoffte, daß… Doch, doch, die Bundeskanzlerin sah ich auch in ihrer Bank. Und hoffte.., – weil auch Parlamen- Tarier doch ihrem Gewissen verantwortlich sein sollen in erster Linie. Ich hoffte vergebens. Wenn auch, soweit ich mich erinnere, nur für knapp zwei Jahre. Am 18. März 2012 w u r d e Joachim Gauck dann doch noch Bundespräsident. Da ich auch in dieser Zeit ff. das politische Geschehen nur teilweise verfolgen konnte, mag mir Manches entgangen sein. Ich kann nur meinen Eindruck schildern und lasse mich gerne korrigieren, wenn ich im Unrecht bin. FREIHEIT war Gaucks großes Thema. FREIHEIT. Verständlich, wenn man lange in einem unfreien Land gelebt hat. Er meinte wohl vor allem die bürgerliche Freiheit. Aber:(FREIHEIT:)In den Jahren seiner Präsidentschaft war schon (s c h o n ?) viel und zunehmend die Rede von Umweltzerstörung. Klimakonferenz folgte auf Klimakonferenz. Von Gauck habe i c h n i c h t in Erinnerung, daß er Wesentliches dazu gesagt hat. Er reiste viel. Sein Wort hatte Gewicht in der Welt. !!

Er hätteEinfluß nehmen können. Unter diesem Aspekt hätte, m.E., der Begriff „Freiheit“ völlig neu diskutiert werden müssen. Wie gesagt, meine Informationen aus dieser Zeit sind lückenhaft. Korrigieren Sie mich.! Aber: Ketzerische Frage: Hätte er, als Bundespräsident, unsere Vorstellung von Freiheit in BezugAuf unsere Mitlebewesen, Tiere und Pflanzen und die Menschen auf anderen Kontinenten, denSüdlichen vor allem, öffentlich mit seiner Autorität als Präsident dieses Landes kritisch unter dieLupe genommenGlauben Sie, sehr geehrter Herrr Giovanni di Lorenzo, Daß dann, zwei Jahre nach Beendigung seiner „Regentschaft“ (18. März 2017) Sich um das Überleben dieses Planeten Sorgende sich noch so einen unglaublichen Bullshit: „Freie Fahrt für Freie Bürger“ hätten anhören müssen, wenn es wieder ein- Mal, fast routinemäßig schon, darum ging, halt, in Gottes Namen, a bizzle langsamer Zu fahren. (Für des Schwäbischen Ungewohnte: „A bizzle langsamer“ : Das Tempolimit ist gemeint.)

Aber: (FREIHEIT zum Zweiten:) Und jetzt wird es ganz persönlich:Als ich, im Herbst 2016, seit mehr als einem Jahr geschlossen untergebracht, weil man mich dabei Ertappt hatte, wie ich – in der Öffentlichkeit – laut (aber richtig und schön!) ein Lied aus Taizé sang (Im Dunkel der Nacht…), also im weitesten Sinne ein Kirchenlied (!), – Als ich, im Herbst 2016, während ich darauf wartete, daß mein Anwalt beim Bundesgerichtshof in Die Puschen kam,… – setzte mir jemand den Floh eines Gnadengesuches ins Ohr. Wenn man, ohne recht zu wissen, warum, eingesperrt wird, wenn die, die einem beistehen sollen, als da sind Verfahrenspflegerin und Betreuer, absolut gegen einen arbeiten, wenn Gericht auf Gericht einem sowieso keinen Glauben schenkt,… okay, dann versuchen wir es eben mal mit einem Gnadengesuch. Weil: Allmählich wurde ich ungeduldig. Und der nächste Winter stand vor der Tür. Ich schrieb an den Bundespräsidenten Joachim Gauck, einen, wie ich dachte, gläubigen Menschen (er war Pastor), der etwas von der suggestiven Kraft der Taizé-Gesänge verstehen müßte.

Und von FREIHEIT.Ich reichte ein Gnadengesuch ein.Dem ersten Mann im Staat, so dachte ich, dürfte es doch nicht einerlei sein, wofür man in diesem freienLand, in einem Rechtsstaat, eingesperrt wird. Der müßte sich doch für mich einsetzen.Dachte ich.Wochen später kam ein abschlägiger Bescheid.Hier möchte ich schließen; die Gesundheit fordert etwas Sauerstoff und Atemübungen und Bewegung. Falls mir nicht auch d i e s e Unterlagen entwendet wurden, kann ich gegebenenfalls eine Kopie des Gnadengesuches und des abschlägigen Bescheides nachreichen. Und falls die Aktualität mich nicht weiter überrollt, noch etwas nachreichen zur „Hate-Poetry“ in diesem Artikel. – Beate Schwärzler

 


 

 

Leserbriefe zu „In der Altersfalle“ von Heinrich Wefing

 

Für alte Menschen in Pflegeeinrichtungen ist das schwer zu verstehen, ich selber arbeite als Alltagsbegleiterin in einem Pflegeheim. Aber es betrifft nicht nur Alte. Weder in der Zeitung noch in den Nachrichten denkt jemand an die vielen Menschen mit geistigen Behinderungen in Einrichtungen wie Heimen, wohngruppen usw. Die dürfen auch nicht besucht werden. Mein Sohn ist geistig behindert, er kann nicht sprechen und nicht schreiben. Er liebt in einem Heim in Mölln. Wir können also nicht telefonieren oder schreiben. Und besuchen darf ich ihn nicht. Dafür habe ich Verständnis, aber wie geht er damit um und viele andere mit ihm? Wir hoffen alle auf ein baldiges Wiedersehen. – Brigitte Büttner

 

In dem Artikel wird u.a. in Berufung auf die ehemalige Verfassungsrichterin Frau Gertrude Lübbe-Wolff angeregt, dass rechtlich nichts dagegen spricht, gewisse Separationen und Kontaktbeschränkungen auf für Covid 19 anfällige Risikogruppen aufrecht zu erhalten. In diesem Zusammenhang wird insbesondere auf die Altersgruppe älter 75 Jahre hingewiesen. Vor dem Hintergrund der Historie in Deutschland ist es unerträglich, dass öffentlich wieder darüber diskutiert wird, bei der Überwindung der aktuellen Corona Krise selektiv zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen zu unterscheiden. Wenn in dieser Krise , in aktuell unterstelltem durchaus gutem Sinne, wieder die Möglichkeit eröffnet werden soll, den im Grundgesetz garantierten Umgang auf Gleichbehandlung aller Menschen zu unterwandern, öffnen wir wieder die Tore dafür, Regierungen auf Basis von beauftragten Statistiken die Ausschaltung unliebsamer Bevölkerungsgruppen zu erleichtern. Auf Basis von zielgerichteten Statistiken bestimmte beabsichtigte Zusammenhänge aufzuzeigen, ist einfach. Ist es nicht so , dass die Statistik, die für Corona eine höhere Gefährdung bei Personen älter 75 Jahre ausweist z.B. auch auf andere, nicht mit Corona in Zusammenhang stehende Krankheitsbilder zuträfe?

Stürze und Knochenbrüche mit mortalem Ausgang weisen zum Beispiel bei älteren Menschen gegenüber jungen Menschen wohl einen statistisch ähnlichen Verlauf aus. Könnte man nicht auf Basis aktueller Statistiken auch beliebige andere Gruppen als erhöhte Risikogruppen ausweisen, z.B. Männer gegenüber Frauen, bestimmte gefährdete Berufsgruppen gegenüber ungefährdeten etc.? Das klingt absurd, jedoch belegen diese einfachen Beispiele, wie mit angeblich neutralen Statistiken wunschgemäß einzelne Personenkreise gezielt ausgegrenzt werden könnten. Ziel unserer Verfassung war und ist es, die gezielte Diffamierung bestimmter Gruppen, wie unter der Nazi Herrschaft geschehen, auszuschließen. Wir sollten uns davor hüten, im Angesicht der Corona Krise solche Werte und Ziele aufzugeben. Es ist ermutigend, dass aktuell Frau Merkel und Frau Giffey diesen Überlegungen eine klare Absage erteilen. Offen bleibt aber die Frage, wie das unter anders orientierten Folgeregierungen gesehen würde. Das aktuelle Vorgehen in der Türkei, Amnestie für verurteilte Strafgefangene , mit Ausnahme politischer Gefangener zu gewähren, zeigt, wie schnell es zum Missbrauch kommen kann. Ähnliches gilt innerhalb der EU leider auch für Polen und Ungarn, wo von den Regierenden versucht wird, die Gewaltenteilung und die verbrieften Grundrechte des Einzelnen auszuhölen. – Ralf Rech

 

Der Beitrag von Heinrich Wefing lädt zu zwei Schlussfolgerungen ein: Erstens: Um Pauschalierungen wie „Alle Alten sind ein Risiko und gehören ausgesperrt“ zu vermeiden, bedarf es individueller Risikoeinschätzungen durch Mediziner. Sind diese dafür gerüstet? Das Ergebnis müsste man in Form des seit Jahren überfälligen digitalen Gesundheitspasses bei sich haben. Und sollte dann nicht mit jenen, die ein hohes Risiko bei Ansteckung tragen, über deren (Nicht-)Behandlungswunsch bei Ansteckung professionell gesprochen werden, wie es Medizinethiker fordern? Um nicht missverstanden zu werden: Alles ohne Verordnung, auf freiwilliger Basis.

Zweitens: Wenn endlich der Test zur Überprüfung vorliegt, ob -vielleicht unbemerkt- schon Immunität erreicht wurde, dann sind diese Menschen, wiederum auf freiwilliger Basis, hochgeeignet, um den Seelenschaden der Pandemie zu lindern: Besuche in Altersheimen und Krankenhäusern. Wiederum kann die Zivilgesellschaft einen wichtigen Beitrag leisten, um einem Abgehängtwerden ganzer Bevölkerungsgruppen entgegenzuarbeiten. Auch dies muss vorbereitet und staatlich unterstützt werden. Die Rückkehr in eine Normalität muss ein Rückzug aus Vorschriften und Verordnungen, wie sie jetzt notwendig sind, bedeuten. Alles Andere wäre fatal. – Henning v. Vieregge

 

Zu Beginn der Coronakrise hat das RKI berichtet, dass ca. 20% der Bevölkerung vom Coronavirus nicht betroffen werden. Das heißt im Umkehrschluss ca. 80% werden das Coronavirus bekommen. Das sind für Deutschland ca. 60 Millionen Bewohner. Stand heute nach 3 Monaten Krise gibt es ca. 150000 registrierte getestete Infizierte. Nach Untersuchungen und Angaben von Wissenschaftlern ist die Dunkelziffer der Infizierten um das 5-8 fache höher. Damit wären jetzt ca. 1 Million infiziert. Dies mit den Beschränkungen (Kontaktverbot und Schließungen) die seit mehreren Wochen gelten. Welches Konzept/Strategie plant die Regierung für die 59 Millionen noch nicht Infizierten Bürgerrinnen und Bürger wovon ein großer Teil aus alten Leuten bzw. Risikogruppen stammt? Wie sollen diese restlichen 59 Millionen durchseucht werden?

Alle bisherigen Maßnahmen dienen hauptsächlich dazu, nicht die Menschen zu schützen, sondern dafür zu sorgen, dass das Gesundheits- / Krankenhaussystem nicht kollabiert, obwohl Stand heute, viele Betten leerstehen und Krankenschwestern in nicht stark betroffenen Gebieten in Kurzarbeit geschickt werden. Bei einer Durchseuchungsquote von 1 Million Menschen in 3 Monaten benötigen wir mit den jetzigen Maßnahmen weitere 14 Jahre bis Deutschland coronaresistent wird. Somit kann die Krise nur eingedämmt werden und alte Leute bzw. Risikogruppen können erst wieder vor die Tür, wenn ein Medikament oder Impfstoff zur Verfügung steht. Sonst gibt es kein Ende der Einschränkungsmaßnahmen. Dies müssen die Politiker in aller Deutlichkeit mitteilen um ehrlich zu sein. – Dipl.-Ing. Lutz Küssner

 

Herr Wefing schreibt von 17 Mio über 65jährigen Menschen als „Sonderopfer für die Allgemeinheit“. Man mache sich aber bewusst, dass diese Menschen auch jetzt schon isoliert werden, nur dass sie nicht die einzigen sind. Ältere Menschen kommen mit einer Heim-Quarantäne bedeutend besser zurecht als Kinder. Kinder müssen raus, damit sie nicht permanent vor irgendwelchen Bildschirmen landen. Ich sehe eine immense nicht nur psychische Krankheitslast auf uns zukommen. Was spricht gegen eine Öffnung der Schulen und Kitas, um die junge Bevölkerung durchseuchen zu lassen, damit die Alten umso schneller geschützt sind? Dabei müsste man nach Schätzungen ein Drittel bis die Hälfte von gefährdeten Lehrern außen vor lassen. Aber trotzdem. Laut dem RKI steigt die Letalität erst über dem 70. Lebensjahr deutlich an. Diese Generation muss deshalb gesondert geschützt und behandelt werden, wie auch jene Menschen mit entsprechenden Grunderkrankungen. Eine Teil-Öffnung von Kitas und Schulen jedenfalls wird immer wieder zu Infektions-Ausbrüchen führen und damit erneuter Gefährdung der Risiko-Gruppen. Interessant wäre jetzt eine Statistik zur Letalität in der jüngeren Generation gegenüber derjenigen bei den Älteren, und zwar im Vergleich zur Grippe-Epidemie. – Dr. Martin Grau

 

Wie das deutsche Volk trotz undemokratischer Maßnahmen die Covid-19 Krise mit Solidarität und Disziplin bewältigt, ist sehr positiv. Die Medien überschlagen sich regelrecht und tragen nicht zur Beruhigung bei. Noch schlimmer verhalten sich einige Politiker. Man kann unsere Frau Bundeskanzlerin hervorheben, sie hält ihre Ansprach sachlich und ruhig, wenn etwas gesagt werden muss. Aber häufig ist das Gegenteilige der Fall. Der OB von Tübingen Boris Palmer ist dieses Gegenteil, er gibt immer wieder etwas zum Besten, was die Menschen regelrecht in Wut versetzt. Jetzt sollen pauschal alle Menschen der Generation 65 Plus beim Lockdown Exit weggesperrt werden. Ich bin nicht sicher, ob ihm klar ist, das viele Menschen dieser Altersgruppe sozial, mit Sitten der Enkel oder auch in Wirtschaft und Politik tätig sind. Der Präsident des Bundestages wäre direkt betroffen, oder schwebt ihm eine Mehrklassengesellschaft vor. Es ist unabdingbar das die Wirtschaft baldigst wieder anläuft. Ich halte allerdings diese Maßnahme von Herrn Palmer für inkompetent, unsozial und verfassungswidrig! Herr Sröbele ich wäre gegebenenfalls beim Gang vor das Bundesverfassungsgericht dabei! – Bernd Kramer

 

Dieser falsche Artikel braucht mehr als eine Richtigstellung. Der erste Fehler ist die Horrorzahl von 17 Mio. wegen ihres Alters betroffener Menschen. Mit 65 Jahren ist der moderne Mensch nicht alt. Ich hätte seinerzeit gegen solche Bezeichnung vehement protestiert. Einen der heutigen Zeit angemessenen Wert für den Beginn des „Altseins“ kann man wohl bei etwa 75 Jahren finden. Die namentlich genannten Zeugen im Artikel sind auch alle über 75 Jahre alt, und wenn man sich die Zahlen der covid19-Toten ansieht (Ob der Verfasser das wohl getan hat?), dann sieht man die mit Abstand größte Zahl beim Jahrzehnt 80-90 Jahre. Damit sinkt die Zahl der Betroffenen schon mal auf unter die Hälfte und liegt nur noch bei etwa 10% der Bevölkerung. Hinzu kommt, dass die meisten Todesfälle sich in Pflegeeinrichtungen und Altersheimen und bei Menschen mit Vorerkrankungen abspielen. Sicherlich gehen die Alten auch schon von sich aus weniger auf die Straße, und so bricht die Horrorstory von der Gefährdung durch Senioren in der Öffentlichkeit schon direkt in sich zusammen.

Wir haben es auch alle oft genug gelesen, dass selbst eine Stoffmaske zwar die Andern, aber nicht einen selbst schützt. Logisch gedacht, bedeutet das, wenn wir Alten in die Öffentlichkeit gehen, gefährden wir gar nicht so sehr die Jüngeren, sondern in erster Linie uns selbst. Wir haben wohl alle in unserem Leben schon Entscheidungen treffen müssen, welchen Gefährdungen wir uns aussetzen bzw. ihnen aus dem Wege gehen. Diese Verantwortung beanspruchen wir auch weiterhin für uns, und lassen sie uns schon gar nicht von einem Zeitungsschreiber mit seinen diskriminierenden Käfigzeichnungen absprechen. Es geht uns durchschnittlichen Senioren ja gut, und in materieller Hinsicht sind wir sogar Krisengewinnler. Die Pensionen und Renten einschl. der Erhöhung im Sommer kommen pünktlich, und auf der anderen Seite haben wir weniger Gelegenheit, das Geld auszugeben. Der Mangel an Kontakten besteht sicherlich, aber damit müssen ja Alle leben. Wir brauchen also kein Bedauern, aber auch keine Diskriminierung.

Ich selbst bin 86 Jahre alt und kann sehr gut für mich selber sorgen. Ich wohne glücklich, so dass ich alle Einrichtungen für das tägliche Leben einschl. Wochenmarkt in einem Umkreis von 10 Fußminuten habe. Also gehe ich auch regelmäßig, wenn auch nicht mehr als nötig, nach draußen und trage dabei, wie etwa 90% der Andern auch, keine Maske. Auch den Spaziergang am Rhein halte ich fast täglich für notwendig, gehe allerdings eher gegen Abend, wenn man fast niemand mehr begegnet. Ich rechne mir gute Chancen zum Überstehen der Pandemie aus, und missachte ganz bestimmt diesen üblen Artikel, den ich eigentlich der ZEIT gar nicht zugetraut hätte. Nun werden sie dies ja wohl nicht abdrucken, aber ich hätte noch Einen draufzusetzen: Wenn man nach einem erfüllten Leben so alt geworden ist, dann muss man ja mit seinem Abschied rechnen, und den wünscht man sich mit Anstand und in Würde. Die größte Furcht ist die vor einem langen, qualvollen Sterben, und beim Tod durch covid19 würde es wenigstens ziemlich schnell gehen! Aber solches äußere ich nur ganz selten, denn ist wohl schon reichlich makaber. – Ludwig Fensch

 

Ja, möchte ich mich dem Aufruf einiger prominenter Senioren anschließen, zuhause bleiben, damit die Jungen arbeiten gehen können. Klingt engagiert und solidarisch! Doch dann geht mir durch den Kopf, worauf wir Alten denn zugunsten der Jungen verzichten könnten: Kino, Theater, Konzert, Museum, nichts worauf nicht auch die Jungen derzeit verzichten müssten. Also nichts als heiße Luft! Die wirklich betroffenen sind die Alten in Alten- und Pflegeheimen, die sitzen in der „Altersfalle“. Mit dem Versprechen des besseren Schutzes müssen sie auf den Besuch ihrer Angehörigen verzichten, um dann doch massiv vom Coronavirus erfasst zu werden, weil keine vorsorgenden Testungen des Pflegepersonals stattfinden. – Eva Langhammer

 

Nach meiner Meinung geht es vornehmlich darum, Infizierungen zu verhindern. Träger des Virus können dabei durchaus Menschen sein, die keine Merkmale zeigen. Das ist keine Altersfrage. Deshalb werden auch Kindergärten bis auf weiteres geschlossen gehalten. Zeigen ältere Menschen eine vermehrte Tendenz zu schweren Erkrankungen, kann dies mit sogenannten Vorerkrankungen zu tun haben. Raucher schädigen bekannterweise Ihre Lungen (vorsätzlich). Sie gehören deshalb zur Risikogruppe. Doch alleine schon hoher Feinstaubanteil soll den Krankheitsverlauf beeinflussen. Altere Menschen neigen von sich aus, sich stärker zu schützen, jüngere meinen oft, ihnen kann der Virus nichts. Eine besondere gesetzliche Handhabung nach Alter dient nicht. Die Unterstellung, es ginge um Wählerstimmen, ist fast bösartig. – Johannes Barth

 

Der Artikel „In der Altarfalle“ von Heinrich Wefing in Ihrer letzten Ausgabe hat mich bestürzt. Der Grundsatz der Gleichheit aller BürgerInnen vor dem Gesetz wird hier hier weitgehend zugunsten eines der allgemeinen Gesundheit geschuldeten „sozialen Experiments“ mit der Beschneidung wesentlicher Grundrechte für bestimmte Bevölkerungsgruppen (sogenannte Risikogruppen, Nicht-Nicht-Infizierte ) aufgegeben. Eine so entstehende „Zweiklassengesellschaft“ lässt sich meiner Überzeugung nach mit der Verfassung nicht vereinbaren, selbst wenn die zitiere Verfassungsrechtlerin anderer Meinung ist. „Das wird für Streit sorgen“ Wie wahr! Ein Artikel, der auch die juristische Gegenmeinung dargestellt hätte, wäre ein guter Beitrag dazu gewesen. Im persönlichen Umfeld mit einer steinalten nahen Verwandten innerhalb der Wahlfamilie (alle zwischen Mitte 30 und 50) im beruflichen Umfeld erlebe ich gerade ein hohes Maß an Solidarität und eigenverantwortlichem Handeln nach der Maxime: „Jeder ist gleichermaßen Gefährder wie Gefährdeter.“ Es gibt eben auch eine Vernunft jenseits epidomologischer Sachkompetenz. – Gerd Brendel

 

Meine Fassungslosigkeit kennt keine Grenzen. Eine solche Diskussion hätte ich in Deutschland nie für möglich gehalten. Das Corona Virus stellt uns alle vor völlig neue Herausforderungen, das ist wahr. Aber wie kann jemand in einer demokratischen Gesellschaft auf die Idee kommen, dass die Menschen über –was war es noch gleich – 65, 70, 75—oder so- zugunsten der jüngeren Bevölkerung mit unlimitierten Kontaktsperren zuhause bleiben soll damit die Jüngeren arbeiten gehen können? Diesen 17 Millionen „Älteren“ wird damit jede Vernunft abgesprochen sich für den Erhalt der eigenen Gesundheit vernünftig zu verhalten und dazu zunehmend marginalisiert. Politisch war es schon lange so. Wenn man bedenkt, dass das letzte Drittel des Lebens , bestehend aus Rentenzeit, ev. krankheitsbedingter Hinfälligkeit und schließlich finaler Sterblichkeit besteht, muss ich mich doch fragen, was die Politik für diesen Teil der Menschheit bisher geleistet hat. Als Betreuung/Hilfe für die Oldies mit nachlassenden Kräften gibt es Heime mit unterbezahltem (aber meist sehr engagiertem ) Pflegepersonal.

Jetzt in der Corona Krise sind die dementen und bedürftigen Menschen dort absolut eingesperrt. Es gibt inzwischen Freunde, die nicht ins Krankenhaus bzw Heim gehen wollen aus Angst allein sterben zu müssen. Für diejenigen, die diese Pflege von zuhause aus organisieren wollen haben wir einen halbillegalen Service aus den östlichen Ländern und die sog. Sterbehilfe will uns vorschreiben wie wir abtreten wollen oder können. Und nun heißt es, wir sollen uns zugunsten der leistungskräftigen Jugend von den in unserem Alters sowieso geringer werdenden Freuden des Lebens selbstverständlich zurückziehen, weil wir ja sicherlich den Enkeln nicht das Leben verderben wollen ? Wie Sie sicherlich merken steckt in mir eine gehörige Portion Widerspruchsgeist. Die Altersgruppen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Jeder einzelne Mensch zählt unabhängig vom Alter. Wir brauchen Konsens, Mitgefühl, Selbstbestimmung , Freiheit. Und das gilt für alle. – Gisela Barg-Bryant

 

Ich finde unsere Politiker wirklich putzig. Unvergessen das naseweise „Wir schaffen das“ der Merkel. Nun sorgt sich Frau Giffey, darum, dass „wir eine Zweiklassegesellschaft aufmachen“ … Vielleicht geben Sie der Frau einmal den Artiel „Plötzlich Elite“ (DIE ZEIT nr. 15 S. 3). Dann merkt sie, einmal mehr, dass ihre Sorgen schon Realität sind! – Dr. S. Urmoneit

 

Der Artikel beleuchtet das strittige Thema, ob sich die gefährdeten Bevölkerungsgruppen zugunsten der jungen und Gesunden noch länger einschränken sollen. Dazu meint die Juristin Gertrude Lübbe-Woff, nach ihrer Auffassung spräche nichts gegen gewisse Separation und Kontaktbeschränkungen. Wer krank werde, womöglich die Behandlung auf einer Intensivstation brauche, nehme Kapazitäten in Anspruch, die die Allgemeinheit bereitstellt und die auch andere zum Überleben benötigen.Ich frage mich, ob sich wohl die Jungen beim Rasen mit Autos oder Motorrädern und bei der Ausübung „halsbrecherischer“ Sportarten Gedanken um die Kapazitäten der Krankenhäuser machen, die ja auch für meinen Herzinfarkt bereitgestellt sein sollten? In der Verwandt- und Bekanntschaft unserer Altersgruppe (65 bis 80 Jahre) war keiner auf irgendwelchen Narrentreffen und niemand in Ischgl.

Und wenn die Jungen derzeit nicht auf ihre Großveranstaltungen gehen, ist das bekanntlich nicht aus Solidarität, für die ich dankbar sein muss. Ich weiß beim besten Willen nicht, was die prominenten Senioren mit ihrem Aufruf vom Osterwochenende mit dem im Artikel zitierten Satz meinen, die Gesellschaft habe „Solidarität mit den Schwachen und Alten“ gezeigt. Jetzt sei es an diesen, „etwas von dieser Solidarität zurückzugeben“… In unserer fast ausschließlich jüngeren Nachbarschaft (18-50-Jährige) rundum konnte und kann ich seit Wochen keinerlei Solidarität der erkennen. Die italienischen Großfamilien ließen es sich nicht nehmen, die Osterfeiertage mit Verwandten von auswärts zu verbringen. Ebenso die Deutschrussen daneben und die Deutschen gegenüber. – Dieter Besuch & Rosemarie Ziegler

 

erfreulicherweise hat Herr Wefing sehr ausgewogen über die durch Covid-19 wahrscheinlich besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen geschrieben. Allzu unkritisch macht sich hingegen in vielen Medien mit der Verbr​eitung des neuen Corona-Virus ein fragwürdiger Risikobegriff breit. Das neue Virus war noch kaum erforscht, als blitzschnell Millionen von Menschen als „Risikogruppe“ abgestempelt wurden. Für wen sind sie denn das Risiko? Besonders undifferenziert werden alte Menschen in Deutschland dargestellt. Die Vorstellung, dass die „dankbaren lieben Alten“ ab 70 ausnahmslos ans Bett gefesselt sind und betüttelt, gefüttert und geschützt werden müssen, wird sattsam bedient. Ich als alte Frau lege keinen Wert auf diesen unerbetenen, entmündigenden Opferstatus, den ich als äußerst diskriminierend empfinde. Dabei wundere ich mich allerdings, wie klaglos die Zuschreibung „Risikogruppe“ von den möglicherweise durch schwere Krankheitsverläufe besonders Betroffenen akzeptiert wird. – W. Pietschmann

 

Der von Hans Bertram vorgeschlagene Weg ist ja wohl der einzig vernünftige. Warum wäre ein 40jähriger wie ein Schlot rauchender weniger gefährdend als ein 65jähriger sportlich durchtrainierter Mensch ? Das kann doch nur von Fall zu Fall entschieden werden. – Marianne Bernecker

 

Gefährdete Bevölkerungsgruppen: Alt gegen Jung, Behindert gegen Nichtbehindert, Reich gegen Arm, Krank gegen Gesund, Infiziert gegen Nichtinfiziert, Erste Welt gegen Dritte Welt, Sozial gegen Unsozial, Kirchen gegen Staat. Es war die Welt schon vor der Krise eine bedenkliche. Seit der Corona/Covid 19 Pandemie Krise ist die Welt verrückt geworden: Europa gegen Asien, Amerika gegen Europa. Die Krönung des Ganzen und Ausdruck echter Hilflosigkeit ist das im „vereinten“ Europa Land gegen Land vorgeht: Länder schotten sich ab und jedes Land betreibt eine eigene, unabgestimmte Krisenbewältigungspolitik. Wichtige Hilsmittel bitte möglichst nur für das eigene Land. In Deutschland ist es allerdings nicht anders: Bundesland gegen Bundesland. Ein Flickenteppich von Verordnungen, Anweisungen und kommenden Lockerungen.

Keine Einheit, z. B. verpflichtender Mundschutz in der Öffentlichkeit. Jede Landesfürstin und jeder Landesfürst benimmt sich wie eine absolutistische Herrscherin ein absolutistischer Herrscher und verkennt ein auf Zeit vom Volk oder Parlament gewählter „Volksvertreter“ zu sein. So sieht Solidarität in Zeiten von echten, schwierigen Krisen aus: Von Schicksalsgemeinschaften und/oder dem Schutz der besonders gefährdeten Teilen der jeweiligen Bevölkerung ist wenig zu spüren. Tägliche Sondersendungen helfen nicht solang dem Rat der Virologen nicht 1:1 gefolgt wird und nach nur 6 Wochen der wichtigen und notwendigen Beschränkungen das Ende des Shutdowns herbeigeredet wird. Spargelernte und Wirtschaftswachstum sind keine Ersatz für das Leben. – Felix Bicker

 

Nicht nur die 17 Millionen Alten sind in der Altersfalle. Es gehören auch die Menschen mit Vorerkrankungen dazu. Auch viele jüngere Menschen sind chronisch krank. Man denke nur an die geburtenstarken Jahrgänge, die jetzt alle Mitte 50 sind. Wer davon hat keine Vorerkrankungen? Manchen Politikern ist offensichtlich auch nicht klar, dass nur ein geringerer Teil ihrer Wählerschaft aus jungen, gesunden Menschen besteht. Und auch diese Eltern, Freunde etc. haben, die zur Risikogruppe gehören. Wenn man Menschen wie den Hamburger Rechtsmediziner Püschel hört, entsteht ohnehin schnell das Gefühl, dass wir dabei über sind. Wie auch bei Diskussionen über Herdenimmunität ganz schnell Gefühl der Ausweglosigkeit entsteht.

Diese Gruppe der potentiellen Risikofälle ist nicht homogen. Viele, vor allem ältere Menschen sagen, ihnen sei das egal, sie wollten auf die Kontakte nicht verzichten. Viele, die eigentlich sehr aktiv sind wollen einfach nur gesund bleiben und nicht irgendwann auf einer Intensivstation liegen. Alle diese Menschen, und wie gesagt, das sind nicht wenige, werden bei schrittweiser Öffnung nicht in die Läden strömen und konsumieren, Essen gehen, in Chören mitsingen, ehrenamtlich tätig sein, in diesem Jahr auch keine Feiern, Konzerte oder Theater mehr besuchen. Ich überlege z.B. meine Theaterabos für die nächste Saison vorsorglich zu kündigen. Berufstätige haben schlichtweg Angst, wieder zur Arbeit zu müssen. Menschen mit Kindern oder in größeren Hausgemeinschaften fürchten sich vor Schulöffnungen oder weiteren Öffnungen des sozialen Lebens. Wie will man uns alle schützen? Sicher, wir werden Eigenverantwortung übernehmen. Wir werden aber auch nicht tatenlos zusehen, wie wir gefährdet werden. Sollen wir uns also wirklich bis auf weiteres von allen sozialen Kontakten verabschieden? Rundum findet wieder ein Leben statt und wir sind außen vor?

Ich glaube, auch die Wirtschaft stellt sich das zu einfach vor. Es sind zu viele Menschen, die ihr Leben gerade völlig umstellen. Es geht nicht mehr so weiter wie gehabt. Wir fahren gerade in zu vielen Bereichen gegen die Wand. Wir werden nicht mehr so viel konsumieren. Wir merken nämlich gerade, dass es ohne sehr viel ruhiger ist. Wir müssen uns neu erfinden. Und dass wir irgendwie einmal an diesen Punkt kommen war uns doch auch allen klar. Also liebe Unternehmer, Politiker und andere versucht es bitte erst gar nicht, sondern helft mit, etwas Neues zu schaffen. Das geht nicht von heute auf morgen. Aber nutzt diese Chance! Teuer wird es ohnehin. Vielleicht braucht es auch einfach mal jüngere, die neuen Ideen gegenüber aufgeschlossener sind. – Birgit Deppe

 

Ich habe tatsächlich noch nie einen Leserbrief geschrieben, aber als zweifache Mutter bleibt mir beim Lesen mancher Artikel manchmal einfach die Luft weg, wie heute morgen wieder beim Artikel „In der Altersfalle“. Was ist denn mit der Kinderfalle??? In dieser ganzen Krise geht es fast nie um die Kinder. Sie haben einen gute Artikel über diese Gruppe verfasst, den Sie selbst mit „Die Unischtbaren“ betitelt haben, was schon alles auf den Punkt bringt. Sie bleiben in der Diskussion fast komplett unsichtbar! Jetzt geht es um die Öffnung der Schulen, Entlastung der Eltern und Abiture, die geschrieben werden müssen, aber fast nie darum, dass die psychosziale Entwicklung der Kinder, vor allem auch der Einzelkinder, wichtig ist. Warum diskutieren wir nicht mal darüber, was die Kinder gerade für riesige Opfer bringen? Es kann doch nicht sein, dass die Kinder in dieser Krise KEINE Stimme haben, nur weil sie keine Wähler sind!!!

Man nimmt den Kindern ihre Freunde,ihre Grosseltern, ihre Spielplätze, ihr Training und Turniere sowie die Freude in die Schule zu gehen! Bibliotheken sind geschlossen, Schwimmbäder sind geschlossen, Zoo und Tierpark sind geschlossen- alles auch für die Entwicklung der Kinder wichtige Einrichtungen. Denken Sie nur an die ganzen Kinder, die nicht mehr schwimmen lernen. Was bedeutet das für diesen Sommer? Damit sind noch nicht mal die gravierendsten Probleme angesprochen! Was ist mit den Kindern, die gerade Zuhause missbraucht, halb tot geprügelt werden? Was ist mit den Kindern, die nur vor dem Fernseher sitzen? Was ist mit den Kindern, die, weil z.B. die Arche geschlossen hat, zu wenig zu essen haben? Was ist mit den Kindern, die völlig isoliert nur mit Erwachsenen zu tun haben? Es kann doch nicht sein, dass Kinder überhaupt keine Stimme haben undfast niemand dies erkennt und thematisiert. Wir brauchen viel differenziertere Maßnahmen als bisher, um die Kinder zu schützen und sie nicht weiter zu traumatisieren. Gestern in einer Fernsehsendung erzählt eine 4-Jährige von ihrem Alptraum:

Sie hat geschaukelt und dann kam Polizei und sie musste eine hohe Strafe zahlen. Ehrlich jetzt? Da fällt Ihnen nichts Besseres ein, als einen einseitigen Artikel zur ISolation der Älteren zu schreiben? Jede Großmutter, jeder Großvater ist sofort bereit, auf etwas zu verzichten oder tut es sowieso schon, um den Enkeln wieder etwas mehr Freiheit zu ermöglichen, aber dazu braucht es eine Stimme, die das auch ausspricht. Denn die Kinder haben im Gegensatz zu den älterern Generationen am wenigsten Anteil an dieser Krise, die auch durch die Feierwut und das Immer-mehr-Wollen der vorherigen Generationen entstanden ist. – Kerstin Dahnken

 

Die ehemalige Richterin am Bundesverfassungsgericht Lübbe-Wolff wird mit den Worten zitiert „Wer krank wird, … nehme Kapazitäten in Anspruch, die die Allgemeinheit bereitstellt und die auch andere zum Überleben benötigen“. Sie übersieht (willentlich oder unwillentlich?), dass Ältere ebenso wie Jüngere, Kranke ebenso wie Gesunde zur „Allgemeinheit“ gehören. Sie sagt auch nicht, wer denn diese „anderen“ seien, deren Überleben wertvoller sei als das gesundheitliche (oder seelische?) Überleben ihrer Zielgruppe. Ihr scheint nicht klar zu sein, wie gut sich ihre Bemerkungen in ein Wörterbuch des Unmenschen übernehmen lassen. Die von Lübbe-Wolff benannte „Allgemeinheit“ dürfte wohl als die Gruppe der Gesellschaft verstanden werden, die noch im arbeitsfähigen Alter ist, noch Beiträge zum Wohl eben dieser Allgemeinheit leistet.

Von deren „Kapazitäten zum Überleben“ sollen dann die Rentner und Pensionäre wohl nichts in Anspruch nehmen, sind deren Beiträge zum Leben der Jüngeren (vom Windelwechsel über die Versorgung mit Wohnung, Essen und Liebe bis hin zur Ausbildung) doch längst verjährt. Die Literatur bietet Vorschläge zum Umgang mit denen, die nichts oder nichts mehr beitragen: Empfohlen sei zum Beispiel Lisbeth Jaroschs Roman über „Last Haven“, einen Staat, der seinen Menschen Sicherheit und Lebensqualität auch in schweren Zeiten bietet, jedenfalls solange, wie sie den Jüngeren und/oder Arbeitsfähigen nicht auf der Tasche liegen …. Die deutsche Geschichte hält ja auch Lösungen parat – der Begriff der „Schutzhaft“ bietet sich (inhaltlich ein wenig verändert) noch als deren mildeste an; es wird eine Zeit nach Corona geben, und dann werden in der jährlichen Grippesaison wieder etliche ältere Menschen einen Teil der Intensivbetten belegen – wie leicht man das doch im Namen der Allgemeinheit verhindern kann. – Dr. Dieter Haberstroh

 

Gerne informiere ich mich in diesen Wochen über die aktuelle Situation in der ZEIT, bin aber über Ihren Artikel „In der Altersfalle“ empört. Ich nehme diesen Artikel als Aufzählung von Positionen war, die Sie zum großen Teil unreflektiert abdrucken. Ich wünsche mir ein wesentlich differenzierteres Betrachten dieses Themas. Zunächst einmal haben alle Menschen ein Selbstbestimmungsrecht, ob sie Schutz möchten oder nicht. Die Schutzdisskussion halte ich für einen Vorwand, im Grunde geht es um die Wirtschaftlichkeit und Produktivität, was ja auch nicht generell falsch ist. Wenn Sie schreiben, daß Menschen über 75 am meisten gefährdet sind, warum dann die diskutierte Einschränkung ab 65 ?

Es gibt durchaus sehr viele 65-jährige, die produktiv für die Gesellschaft sind, die in Berufen arbeiten, in der Erfahrungen an die junge Generation weiter gegeben werden oder die selbständig in therapeutischen Berufen tätig sind und Menschen auffangen, die in dieser Krise psychisch abstürzen. Ist das nicht produktiv ? Sollen alle Politiker und davon gibt es nicht wenige, die über 65 sind in den „Käfig“ gesperrt werden ? Ich halte diese Diskussion für absolut unethisch, einschließlich des Vorschlages gesonderte Öffnungszeiten für über 65-jährige zu installieren und folge amüsiert der Darstellung einer Virologin in der Süddeutschen Zeitung, die dar gelegt hat, daß Männer weitaus gefährdeter sind an Corona schwer zu erkranken als Frauen. Vielleicht sollten die Männer noch ein bißchen länger zu Hause bleiben. – Erika Reineke

 

Dieser Artikel ist der Zeit nicht würdig. Es geht nicht um die Altersfalle, es geht um die Ernährungsfalle. Es ist doch interessant, dass es Menschen gibt, die merken gar nichts von Corona oder haben nur einen leichten Verlauf. Wer untersucht diese Menschen und erkundet warum das so ist? Niemand! In Hamburg wurden die Todesfälle untersucht und niemand ist an Corona sondern alle sind mit Corona gestorben. Gibt das gar nicht zu denken? Seit es Menschen gibt, gibt es auch Viren und Bakterien. Warum heute die Hysterie? Es lohnt der Blick in die Einkaufswagen der Menschen. Was wird gekauft? Industriell verarbeitete Lebensmittel. Frisches Obst und Gemüse selten. Es gibt eine tolle Dokumentation bei Arte: Dick, dicker, Adipositas. Das sagt doch alles. Kinder sind schon zuckerkrank. Männer und Frauen haben krankmachendes Bauchfett. Selbst der öffentliche Rundfunk hat mit der Sendung „Die Ernährungsdocs“ bewiesen, dass gute Ernährung Krankheiten heilt und vermeidet.

Und immer ist das Geheimnis unser Immunsystem. Wer spricht darüber es zu stärken in der Corona Krise? Fast niemand. Die Diskussion dreht sich um Medikamente (typische Symptom Behandlung) und Impfungen. Die Pharmaindustrie freut sich schon. Jetzt noch mal zu den Alten. Was bekommen die in Altersheimen zu Essen? Fisches Obst und Gemüse mit Vitaminen und Mineralstoffen? Eher ein Stück Kuchen zum Kaffee. Jeder Alte, der sich vernünftig ernährt hat ein besseres Immunsystem als der junge Raucher mit Übergewicht und Bauchfett. Wann geht die Diskussion endlich los, das unsere westliche Gesellschaft falsch ißt. Gespritztes Obst, viel Zucker, viel Salz und viel Chemie in Form von Farbstoffen und Geschmacksverstärkern. Dazu noch billiges Fleisch aufgepeppt mit Antibiotika und anderen Medikamenten. Rauchen und Alkohol lassen wir mal außer acht. Das brauchen wir alles nicht um gesund zu sein. Hallo Menschen aufwachen!! Wir selbst müssen was ändern. Vorschlag: Laden Sie die Ernährungsdocs mal ein, einen Artikel zum Thema Corona zu schreiben. Du bist was du Ißt!!. – RRottschalk

 

Besten Dank für Ihren sehr wertvollen Artikel. Allerdings muss ich den letzten Abschnitt etwas korrigieren: Auch jeder Genesene wie Immunisierte, keine Viren in sich Tragende, völlig Gesunde kann das tückische Virus verbreiten und muss deshalb selbstverständlich gleiche Vorsicht walten lassen, um nicht andere Menschen zu infizieren, nämlich durch die Verbreitung von Schmierinfektionen, die man unbemerkt durch Berührung mit derart kontaminierten Oberflächen aufnimmt und an anderer Stelle abgibt!

Vermutlich ist sogar der Anteil derart verbreiteter Corona-Infektionen größer als das durch Husten und dergleichen abgesonderte Virus. Ich zitiere Sie: „Es gebe schlicht keine Rechtfertigung….usw.“ bis Ende Ihres Artikels. Das ist so nicht zutreffend und ich bitte um Korrektur. Alle Menschen müssen sehr viel wohlüberlegter mit der Problematik des „Virus mit den vielen Namen“ umgehen. Ich hoffe, dass Sie mir zustimmen und erlaube mir, meine Meinung als die eines von dem Virusbefall gesundeten 85jährigen Lesers beizufügen, eines von jenen, „die heil durchgekommen sind“. – Gerhard Hestermann

 

Die Debatte um „Jung gegen Alt“ musste ja kommen, das deutete sich schon füh an, als immer wieder von der Risikogruppe, die es zu schützen gelte, die Rede war. Wenn man das Wort Risikogruppe nur oft genug hört, schaltet man irgendwann um: Es ist dann die Gruppe, die eigentlich die gefährliche ist, nicht die gefährdete. Schnell begannen die Diskussionen in diese Richtung zu laufen, eigentlich nur das logische Ende einer jahrzehntelangen Entwicklung: Zuerst wurde der Tod tabuisiert, dann die Krankheit, dann das Altern, jetzt die Alten selbst. Eine Juristin, die kürzlich gegen die Grundrechtseinschränkungen zu Felde zog, hält dies aber derzeit für die „Ruheständler“ angebracht, sie nennt sie nicht mal mehr Risikogruppe. Im Grundgesetz Art. 3 (3) darf man aufgrund von mehreren Merkmalen nicht benachteiligt oder bevorzugt werden, das Alter ist dabei nicht genannt. Im Allgemeinen Gleichstellungsgesetz in § 1 ist das sehr wohl benannt, aber das ist ein Gesetz für Erwerbstätige, also nur für die Relevanten. Sollte es tatsächlich zu weiteren, vielleicht dann auch längerfristigen Einschränkungen nur für „Ruheständler“ kommen, wird es natürlich sehr viele Ausnahmen geben. Man wird trennen zwischen Wichtigen und Unwichtigen, Prominenten und Nicht-Prominenten, Privatversicherten und Kassenpatienten. Der TV-Dreiteiler „2030 – Aufstand der Alten“ wusste das bereits 2007. – Hedwig Brengmann-Domogalla

 

Serösität in der Coronakrise: fast jedes Leben zählt Wäre es nicht so schmerzhaft, könnte man sich nur wundern, welche Blüten der Umgang mit dem Coronavirus in dieser Gesellschaft treibt. In „In der Alterfalle“ („Die Zeit“ No. 17 vom 16.4.20) bieten gut situierte Prominente mit Garten und Familie, vermutlich stabilem sozialem und kulturellem Netz, an, sich zurückzuziehen, um den Jungen ein unbeschwertes Leben zu ermöglichen. Solidarisch wird nun schon so definiert, dass man sich nicht in eine Bedürftigkeitssituation „bringen darf“, z.B. durch Ansteckung und Erkrankung, damit man anderen nicht den Platz am Beatmungsgerät wegnimmt. Ein Sterbekeks aus Solidarität, damit für die glücklichen Anderen alles so weiter gehen kann? Bis die/wir dann in der Situation sind, die Alten zu sein. Dieser Blick zeigt eine neoliberale Haltung, in der jeder für sein Schicksal selbst verantwortlich ist und Bedürftigkeit kontrolliert wäre und muss und nur die Fittesten überleben (dürfen). Deshalb riskiert soziale Ächtung, wer den vermessenen Abstand nicht einhält oder Maßnahmen kritisiert. Dass die podcasts der Enkel (Ansprache Frau Merkel vor einigen Wochen) nur eine kleine Gruppe von Alten erreicht, weil eine sehr große Gruppe weder über die Technik, noch die familiären Bezüge verfügt, nämlich die wachsende Anzahl armer Alter, die einen Zweitjob machen müssen, um über die Runden zu kommen, und dass eine große Gruppe von Alten sich schon zuvor isoliert, übrig und belastend (Kostenfaktor) fühlt, wird hier ausgelassen.

Wir wissen um eine hohe Dunkelziffer von verdeckten Alterssuiziden, die durch Mangelernährung und unterlassene Medikamenteneinnahme herbeigeführt wird. Dass Menschen Kontakt, Ansprache und Berührung benötigen, um nicht an einer banalen Erkältung zu sterben, ist durch die Hospitalismusforschung an Waisenkindern seit Spitz von hundert Jahren breit bekannt. Dass es Alte und Junge hochgradig ängstigt, weil vorübergehend (!) im immer nur einmaligen Sterben besser nicht die Hand gehalten werden kann, zeigt, wie die Welt aussehen könnte, die wir durch unseren Umgang mit dem Virus gerade zu denken üben und herzustellen drohen. Wir sitzen natürlich nicht alle im gleichen Boot. Die Sängerin oder die Journalistin, die z.T. nicht einmal ein gemietetes Büro/ Studio hat, kann mit dem einmaligen betrieblichen Zuschuss von 2500 E ihren Auftragsausfall über Monate nicht kompensieren. Die künstlerisch kreative, autonome, vielleicht auch gesellschaftskritische Gruppe Berufstätiger, wie auch Non-Profit-Organisationen, die Notleidende versorgt, nicht über Amazon zu beziehen ist und die nicht-mainstream-Themen in unserer Aufmerksamkeit hält, ist nun für ungewisse Zeit mit Existenzsorgen beschäftigt oder verschwindet sogar, was einen nicht einschätzbaren Verlust für unser demokratisches gesellschaftliches Leben bedeutet.

Aufhorchen lassen sollte uns doch, dass die Ursachensuche für das Auftreten des Virus in der öffentlichen Diskussion kanalisiert wird und rasch den Vorwurf des Unseriösen und der Verschwörungstheorie erhält. Was nützt das? Wir haben in Deutschland, wohl auch Europa, eine Generation lang keine Erfahrung mit Seuchen und anderen Katastrophen gemacht. Umso aufgeregter reagieren wir auf diesen Virus. Zum ersten Mal droht uns, unsere Art zu leben auf die Füsse zu fallen: seit Jahren, verschärft eingeleitet durch Agenda 2010, haben wir den Abbau der Pflegekräfte und die Privatisierung von Gesundheitsversorgung betrieben, was durch Handelsabkommen wie TTIP noch intensiviert werden soll. Am Gehalt von ErzieherInnen und Pflegekräften ist abzulesen, für wie wichtig wir die Versorgung von Menschen in unserer Gesellschaft halten. Wenn in dieser Situation Krankenhäuser einem erhöhten Aufkommen nicht gewachsen wären, wäre unser Umgang mit Bedürftigkeit beängstigend sichtbar geworden. Es ist ja nicht solidarisch, sehr viel mehr Ressourcen und Steuergelder in den Erhalt von Wirtschaftsunternehmen zu stecken, die unsere Lebensgrundlagen angreifen, aber es wiegt uns illusorisch in der Annahme, unsterblich sicher zu sein, konsumieren und ein buntes Leben gestalten zu können.

Während die Grundrente nun verschoben werden „muss“, haben viele Großunternehmen bereits ihre Kredite oder Subventionen erhalten. Während die kleine Niedriglohnbeschäftigte ihre gestundete Miete verzinst zurückzahlen soll!, steht die Automobilindustrie an, um mit Hilfe von Steuermitteln ihre neue SUV-Flotte doch noch vergünstigt abverkaufen zu können. Hier zeigt sich, dass wir weder in einem Boot sitzen, noch, dass jedes Leben zählt, noch, dass der Umgang mit der Krise wirklich als gute Chance auf Veränderung zum Guten genutzt wird, weil wir plötzlich sehen, „was wirklich zählt“. Viel mehr werden Grundgesetze ausgesetzt und humanitäre Grundideen in Frage gestellt. Dass nur vernünftig und seriös sein soll, wer sich auf den Wirkmechanismus des Virus und die Akzeptanz der Regeln konzentriert und dass alles andere als Verschwörungsidee abgewiesen wird, vergibt die Notwendigkeit einer Neuorganisation unseres Zusammenlebens und spaltet in die eine, vorgeblich „krisenmanagende, lösungsorientierte und vernünftige“ Gruppe derjenigen, die sich ganz auf den Umgang mit der Ansteckungsgefahr konzentriert, von der anderen, die kritisch nörgelnd und paranoid jammernd nur diese Gefahr kleinzureden versucht.

Solange die Geflüchteten in einer ohnehin unmenschlichen Situation, nun zusätzlich gefährdet, von uns nicht mit ins Gesamtbild integriert und umgehend versorgt werden, so lange Großkonzerne mit uns nicht ihre Boni, aber ihre Verluste teilen dürfen und ihre Abgasschleudern mit unseren Steuergeldern vergünstigt abverkaufen, wir ungebremst unser Grundwasser mit Nitrat verseuchen, mit dem nun deutschen Glyphosat die Böden vergiften und die Biodiversität zerstören, steuerlich weiterhin Atom- und Kohlekraft stützen und die sechs Notantibiotika in unserer hochsubventionierten Massentierhaltung eingesetzt werden, nimmt sich der Umgang mit diesem Virus nur als kurzfristige Panikreaktion aus. Hysterie wird aber der Klimabewegung unterstellt.

Niemand weiß, woran er/sie wirklich sterben wird. Es ist aber erstaunlich, wie angesichts der größten Gesundheits- und Lebensbedrohung für den von 97 % der WissenschaftlerInnen bestätigten Klimawandel angeblich kein Geld zur Verfügung stand und steht, und dies, obwohl auch diesbezüglich doch alarmierende Krisen in der ganzen Welt sichtbar sind. Wenn es uns und der Regierung wirklich um Gesundheit und „das Leben unserer Liebsten“ gehen würde, würden die IngenieurInnen bei Daimler und vergleichbaren Konzernen weiterhin nicht Autos, sondern Medizintechnik, alternative Energietechnik und clevere nachhaltige Produkte produzieren, anstatt unsere Steuern einzuheimsen und ihren Managern und AktionärInnen hohe Summen auszuschütten, die wir für den Umbau in eine nachhaltige Lebenssituation benötigen.

Unsere Regierung würde gegen Leerverkäufe an der Börse angehen und wie in Dänemark den o.g. Steuergebrauch konsequent ausschließen, um glaubwürdig zu bleiben. Unsere Leben sind nicht von diesem Virus allein bedroht, sondern durch unsere Entscheidung, was uns schützenswert erscheint. Die Menschen in Moria sind es nicht. Auch nicht die Kinder, die nun nicht in die Notbetreuung können, weil ihre Eltern keinen „systemrelevanten Beruf“ haben und die die nächste TherapeutInnengeneration beschäftigen werden. Wir sollten uns nicht damit beruhigen, wir befänden uns auf der sicheren und „vernünftigen“ Seite, wenn wir uns nun ganz auf diesen Virus zu konzentrieren, „solidarisch“ Mundschutz zu tragen und Abstand abmessen.

Wir sollten uns nicht regressiv, narzisstisch gekränkt und paranoid fühlen, wenn wir mit Unbehagen auf das Bemühen der Regierung reagieren, im Corona-Virus rationalisiert und abgespalten ein isoliertes Problem auszumachen, dem wir durch einen Impfstoff Herr werden können, damit dann alles weitergehen kann wie bisher, „als gäbe es kein Morgen“. Das wäre unseriös und verleugnete die Komplexität unseres Bedrohtseins, bis die nächste Dürre, der nächste mutierte Virus kommen. Wir sollten uns nicht gegenseitig als potenzielle Ansteckungsquelle fürchten, sondern uns unserer grundsätzlichen Fragilität bewusst werden und unsere Energie einsetzen, um die Webfehler im „Lösungspaket“ zu erkennen und genau dazu einen heilsamen Abstand zu nehmen. – Stefanie Mandel

 

Lasst uns Ältere mehr Verantwortung übernehmen!Seit Montag genießen wir gewisse Erleichterungen vom Corona-„Lockdown für alle“ – allerdings regional differenziert nach regional unterschiedlich eingeschätzten Gefährdungen. Warum wird nicht auch nach individuellen Gefährdungen differenziert? Der Lockdown gilt für alle – obwohl doch Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene durch Covid 19 nur gering gefährdet sind. Verlangen wir Älteren, Gefährdeteren, den Jüngeren nicht zu viel an Solidarität ab? Selbst KiTas und Schulen sind geschlossen! Diese Solidarität, die nicht unbedingt von uns Älteren, sondern von den verantwortlichen Politikern gefordert wird, hat für Jüngere zum Teil existenzbedrohende wirtschaftliche Folgen – für uns Rentner weniger. Den Politikern ist zu danken für ihre Sorge um uns Ältere – aber dürfen wir die Verantwortung für unser gesundheitliches Wohlergehen nicht ein wenig mehr selbst tragen? Die deutsche Regierung möchte keine Diskriminierung einer Bevölkerungsgruppe, möchte „die Alten nicht wegsperren“ –

ABER: Wir können selbst entscheiden, dass wir zu Hause bleiben, beim Einkauf Abstand halten, keine Partys feiern, kein Bierzelt, aber auch kein Konzert besuchen. UND: Wir können selbst entscheiden, ob wir im Falle einer schweren Corona-Infektion mit Lungenversagen beatmet werden möchten – mit all unseren Vorerkrankungen, in unserem hohen Alter, mit geringer Überlebenschance am Beatmungsgerät. In meiner Patientenverfügung steht seit langem, dass ich eine künstliche Beatmung ablehne, wenn es wahrscheinlicher erscheint, dass ich unter Beatmung versterbe als zu genesen. Wenn wir Älteren, Gefährdeten, für uns selbst Verantwortung übernehmen, übernehmen dürfen, werden die Intensivplätze für Jüngere, Fittere, nicht knapp werden. ALSO: Nehmt die jüngeren 4/5 unserer Bevölkerung nicht in Haft für die 17% Über-65-jährigen! Lasst die Jüngeren normal leben! Sie dürfen sich infizieren; sie dürfen die Infektions-Reproduktionsrate auf weit über 1 ansteigen lassen, solange diese Rate nur Jüngere betrifft! Sie sollen aber respektieren, wenn Gefährdete mit Mund-Nasen-Schutz signalisieren: Bitte zu mir Abstand halten! Und bitte: Motiviert Ältere und Gefährdete, die Verantwortung für ihre Gesundheit selbst zu übernehmen – und erlaubt es ihnen auch! – Prof. Dr. med. Hugo Segerer

 


 

 

Leserbriefe zu „8. Mai 1945“ von Alice Bota et al.

 

Endlich frei. „Wie sich …(Unsereines) Welt am 8.Mai 1945 veränderte“: Nicht mehr bei Bomberalarm in den Keller müssen. Nicht mehr am Stadtrand vor Tiefflieger in den Splitterschutzgraben stürzen. Nur für Besatzungsoffiziere aus der heil gebliebenen Wohnung weichen müssen; ohne Sack & Pack. Nur im Winter mit Schnee auf dem Deckbett zurecht kommen, den der Wind durch Fensterritzen in der Notunterkunft trieb. Britannien stählte seinen Widerstandswillen aus etlichen nazideutschen Bombardements und wähnte, deutschen Widerstand gegen den NS zu stärken, indem es reihenweise deutsche Wohngebiete in Brand bombte. Diesen Widerspruch verstehe, Wer will. – Ulrich J.Heinz

 

Wenn ich das Datum des 8. Mai 1945 schwarz auf weiß gedruckt vor mir sehe, bin ich immer sehr berührt. An diesem Tag wurde der Bruder meines Mannes, Jürgen Erich, in Kyritz/Prignitz geboren. Er hat die Tage nach Kriegsende nicht überlebt und ist am 29. Juni 1945 verstorben. Es gibt kein Foto und auch keine Lebensgeschichte zu berichten. Lediglich im Familienstammbuch ist sein kurzes Leben durch seine Geburtsurkunde und seine Sterbeurkunde bezeugt. Am 8. Mai 2020 würde Jürgen Erich seinen 75. Geburtstag feiern. – Rosemarie Ebbmeyer

 

Seit rund einem halben Jahr beziehe ich Ihre Zeitung als Printausgabe. Sie gefällt mir sehr gut mit ihren vielfältigen Beiträgen, so gut, daß ich wenn ich sie ausgelesen habe, Seiten weitereiche mit Hinweisen auf Artikel und Beiträge die ich für lesenswert finde und wir oft einen regen Meinungsaustausch darüber haben. Bei manchen Beiträgen sehe ich allerding, daß der Verfasser seine Meinung gerne als allgemein gültig dem Leser glauben lassen möchte. So der Leser selbst denken kann ist das kein Problem. In der Ausgabe s.o. bekomme ich leichtes Relotius Unbehagen. Die Autoren beschreiben, daß die Russen mit Kalaschnikowseinmarschierten, das kann so nicht gewesen sein, denn zu dieser Zeit war die rote Armee garantiert nicht mit Kalaschnikows ausgerüstet! Sehr schade, daß ich nun die Beiträge in der „Zeit“ im Unterbewusstsein immer hinterfragen werde ob gewollt oder ungewollt, es mit der Wahrheit nicht so genau genommen wird. – Rolf Schübel

 

Am 8. Mai 1945 befindet sich meine Mutter mit zwei Kleinkindern und meiner Großmutter in dem Dorf Moslandl etwas südlich von Amstetten. Die Flucht von Wien nach Deutschland endet für sie hier in der Besatzungszone der Sowjets, die Überquerung der Enns zu den Amerikanern haben sie nicht mehr geschafft. In ihren Erinnerungen schreibt sie: „Als die Vorräte aufgebraucht waren, blieb uns nichts anderes übrig als Euch Kinder zu den russischen Soldaten zu schicken und um etwas Essbares zu betteln. Da die Russen sehr kinderlieb sind, kamt ihr nie mit leeren Händen zurück. (…) Besonders schlimm wurde jetzt die Lage der deutschen Soldaten, die sich unter Lebensgefahr bis hierhin durchgeschlagen hatten und jetzt kaum noch eine Chance hatten, auf die rettende amerikanische Seite zu gelangen. Manche versuchten in ihrer Verzweiflung die Enns zu durchschwimen, was kaum einem gelang. So manches Mal klopfte es nachts an unsere Hintertür und ein flüchtender deutscher Soldat bat um Hilfe. Wir hatten schon alte Zivilkleidung bereit liegen, damit sie als erstes die Uniform ausziehen konnten. Und dann versuchten wir Folgendes:

Früh am Morgen zogen Frau Maier und ich ebenfalls alte Sachen an, banden uns Kopftücher um und die Männer bekamen alte Hüte, die möglichst viel vom Gesicht verdeckten. Alle nahmen Holzrechen, mit denen an den steilen Hängen das Heu gewendet wurde, auf die Schultern und so begannen wir mit klopfendem Herzen den Abstieg zur Brücke. Jetzt hing alles davon ab, ob die sowjetischen Militärposten, die die Brücke bewachten, auch glauben würden, dass wir auf der anderen Seite der Enns unsere Wiesen hätten, die gemäht werden mussten. Sprechen mussten Frau Maier und ich, denn die Männer waren meist gar nicht in der Lage auch nur ein Wort hervorzubringen, denn in den nächsten Minuten entschied sich ihr Schicksal. (…) Wir hatten wohl einen sehr guten Schutzengel, denn es glückte immer.“ – Ansgar Russell

 

Ich bin 1948 geboren. Meine Eltern, beide mittlerweile tot, verließen meine Geburtsstadt Wittenberge (DDR) 1960 in Richtung Westen mit den Stationen Bremen, Krefeld, Essen. Als 12 Jähriger wurde ich neugierig, wollte erfahren, was in der Kriegszeit passiert war aber ich bekam keine Antworten. Mein Vater war Pilot und erzählte nur eine Anekdote. Er wurde Ende 1944 abgeschossen, landete mit dem Fallschirm heil irgendwo im Rheinland jedoch mit vollgeschissenen Hosen. Eine junge, hübsche Frau nahm ihn in Empfang. Zwei Wochen nach dem Vorfall bekam er ein Paket mit seiner Unterhose, gewaschen und gebügelt. Sie hatte die Toilette verstopft. Ich bin sehr dankbar, dass ihre Dokumentation „8. Mai 1945“ so packend an Hand der sechs doch so unterschiedlichen Schicksale, gespickt mit den entsprechend politisch-historischen Wichtigkeiten, dargestellt wurde. Für mich sind viele atmosphärische Elemente gut nachvollziehbar. Sie passen irgendwie in meine Geschichte. Das Schweigen meiner Eltern über diese besondere Zeit wurde durch diesen Artikel nun doch durchbrochen. Wer weiß, was sie verdrängen mussten. – Jochen Koppelmeyer

 

Vielen Dank für diesen wirklich ausgezeichnet recherchierten und geschriebenen Artikel! Gerade als jemand, dessen Eltern den Krieg beide selbst nicht erlebt haben, der also nur einen sehr beschränkten persönlichen Zugang zu diesem Thema hat, rief mir der starke Fokus Ihres Artikels auf die Einzelschicksale seiner Protagonisten auf äußerst eindrückliche Weise die (un)menschlichen Aspekte eines Krieges in Erinnerung, der allzu oft heutzutage im Schulunterricht nur noch als „geschichtliches Großereignis“ abgehandelt wird. – Carl Guttmann

 

In dem alten „Putzger“, dem Historischen Weltatlas, den wir früher in der Schule benutzten, ging man von 40 Millionen Opfern des 2. Weltkriegs auf dem europäischen Kriegsschauplatz aus, Zivilisten und Opfer der NS-Rassenideologie mitgezählt. Schlimm genug. Später las man dann von 55, von 60 Millionen. Inzwischen ist man also schon bei „mehr als 75“ Millionen Toten angekommen, an denen allein „das Land, das diesen Krieg begonnen hat, die Schuld trägt“, gemeint ist natürlich Deutschland: ein perverser Wettlauf um immer höhere Zahlen. Wir sind eben auch, wenn es um Menschheitsverbrechen geht, mit weitem Abstand Weltmeister, da macht uns keiner was vor. Tatsächlich darf man von den 75 Millionen 20 bis 25 Millionen abziehen, die auf Rechnung der japanischen imperialistischen Aggression in China, Indochina und auf den Pazifik-Inseln gehen. Hitler-Deutschland war zwar mit Japan verbündet, aber was hatte es mit dem Massaker von Nanking oder den Atombomben auf Hiroschima und Nagasaki zu tun?

In dem alten „Putzger“, dem Historischen Weltatlas, den wir früher in der Schule benutzten, ging man von 40 Millionen Opfern des 2. Weltkriegs auf dem europäischen Kriegsschauplatz aus, Zivilisten und Opfer der NS-Rassenideologie mitgezählt. Schlimm genug. Später las man dann von 55, von 60 Millionen. Inzwischen ist man also schon bei „mehr als 75“ Millionen Toten angekommen, an denen allein „das Land, das diesen Krieg begonnen hat, die Schuld trägt“, gemeint ist natürlich Deutschland: ein perverser Wettlauf um immer höhere Zahlen. Wir sind eben auch, wenn es um Menschheitsverbrechen geht, mit weitem Abstand Weltmeister, da macht uns keiner was vor. Tatsächlich darf man von den 75 Millionen 20 bis 25 Millionen abziehen, die auf Rechnung der japanischen imperialistischen Aggression in China, Indochina und auf den Pazifik-Inseln gehen. Hitler-Deutschland war zwar mit Japan verbündet, aber was hatte es mit dem Massaker von Nanking oder den Atombomben auf Hiroschima und Nagasaki zu tun? – Alfred Hoffmann

 

„Es gibt wenige Tage, an denen die Grundbedingungen der Existenz für Zigmillionen Menschen zugleich neu definiert werden. An denen wie bei einem Urknall eine Welt entsteht, in der alles anders ist als zuvor: Wer ist mächtig, wer ohnmächtig? Wer hat eine Zukunft, wer nur eine Vergangenheit? Wer darf in Freiheit leben, wer nicht? Es sind Ausnahmetage der Geschichte, an denen alle spüren, dass etwas Altes vorbei ist – aber oft wird sich erst Jahre später zeigen, was genau das Neue ist, das beginnt.“ Dies sind Zeilen Ihres Berichtes über den 8. Mai 1945, an dem in Europa der Zweite Weltkrieg endet. Spontan hatte ich die erschreckende Vorstellung, dieser Text könnte exakt passen zum 8. Mai 2022, dem fiktiv ersten Tag einer coronafreien Welt. Vielleicht hätte es aber auch etwas Gutes. – Ulrich Niepenberg

 

Auf Seite 12 heisst es im Text: „Um die Ecke kommen Panzer gerasselt, dann marschieren Männer mit Kalaschnikows auf den Hauptplatz.“ 1945? Mit einer Waffe, die erst 1946 entwickelt und 1948 eingeführt wurde. Frag mich wie die russischen Soldaten an die rangekommen sind. Es ärgert, wenn Redakteure besonders schlau klingen und wie in dem Fall, unnötig sich mit nicht vorhandenem Waffenwissen profilieren wollen, damit der Text toll klingt. Es bewirkt das Gegenteil. Nach diesem Satz hab ich das Dossier aufgehört zu lesen, wer so arbeitet, dem glaub ich auch sonst nichts. Muss so was sein? – Stefan Kreutzer

 

Vielen Dank für diesen höchst lesenswerten und gut komponierten Beitrag! Er zeigt auf beeindruckende Weise, mit welch riesigen Herausforderungen die Menschen in und nach dem Zweiten Weltkrieg fertig werden mussten, welche Verluste sie zu verkraften hatten und wie sie unter schwierigsten Bedingungen ihre persönliche Existenz wieder aufbauten. Wenn eine Mutter im deutschen Fernsehen in Tränen ausbricht, weil die häusliche Situation wegen Corona so nervig ist und ihre Kinder doch auf so viel verzichten müssen, möchte ich ihr am liebsten diesen Artikel zu lesen geben. Wie ungleich besser geht es uns in dieser Corona-Zeit, jedenfalls in Deutschland. Ohne die derzeitigen Belastungen und Gefahren klein reden zu wollen: Ein Krieg mit ständiger Todesgefahr, Hunger, Terror und Millionen sinnloser Tode ist schlicht und einfach: schlimmer. Ich hoffe, dass möglichst viele Eltern (natürlich nicht nur sie) die Corona-Zeit nicht in erster Linie bejammern, sondern als eine Aufgabe erkennen, in der sie gemeinsam mit ihren Kindern neue Ideen und Kräfte mobilisieren und darin sogar eine neue Gemeinsamkeit entdecken können. – Monika Nolte

 

Wenn ich das Datum des 8. Mai 1945 schwarz auf weiß gedruckt vor mir sehe, bin ich immer sehr berührt. An diesem Tag wurde der Bruder meines Mannes, Jürgen Erich, in Kyritz/Prignitz geboren. Er hat die Tage nach Kriegsende nicht überlebt und ist am 29. Juni 1945 verstorben. Es gibt kein Foto und auch keine Lebensgeschichte zu berichten. Lediglich im Familienstammbuch ist sein kurzes Leben durch seine Geburtsurkunde und seine Sterbeurkunde bezeugt. Am 8. Mai 2020 würde Jürgen Erich seinen 75. Geburtstag feiern. – Rosemarie Ebbmeyer

 


 

 

Leserbriefe zu „Und was ist mit dem Klima?“ von Petra Pinzler

 

Da gelangt man so langsam zu der Erkenntnis, daß die Erde sich ein bisschen stemmt und wehrt gegen die Menschen und deren Tun? Die Erde hat mehr als 6 Mrd. Jahre existiert ohne Menschen und wird das auch noch lange Zeit weiter können – umgekehrt wird es schwieriger! Wann wollen die Menschen das endlich kapieren? – Stefan Schissler

 

Dass die Corona-Krise die CO2-Emissionen dieses Jahr um nur gut 5% senken wird, sollte eher aufrütteln als beruhigen. Um das 2°C-Ziel mit einer 66%-igen Wahrscheinlichkeit zu erreichen, müssten wir die CO2-Emissionen jährlich um 8% senken – ab sofort und bis auf Weiteres. Wir brüchten also anderthalb Coronakrisen pro Jahr, um zu unserem Glück gezwungen zu werden. Das verdeutlicht – besser als alles bisherige – den Paradigmenwechsel, der uns bevor steht. Ein bisschen weniger fliegen reicht nicht. – Dr. Christian Voll

 

Ihren Artikel möchte ich gerne noch um einen Aspekt ergänzt wissen, der mir in diesem Zusammenhang wichtig ist: Die konventionelle Landwirtschaft mit all ihren Mechanismen der Billig- und Überproduktion ist ein maßgeblicher Klimatreiber. Dies geht zu Lasten unser allerLebensgrundlagen wie sauberes (Grund-)Wasser, Luft und die paar Zentimeter fruchtbarer Bodenkrume, auf der Ackerbau betrieben werden kann. Corona zeigt uns, wie einfach es ist, mit staatlichen Vorgaben jenseits der bisher gekannten Liberaliltät, gar jenseits marktwirtschaftllicher „Erfordernisse“ die Marschrichtung vorzugeben. Wie einfach wäre es, die Massentierhaltung und die ausbeuterischen Prinzipien dieser brutalen Landwirtschaft schlichtweg zu verbieten. Ich wäre sofort dafür, den Landwirten, die bis dato davon leben, ein paar Milliarden Rettungsschirm-Euronen zu gönnen und ihnen den Umstieg auf eine tier- und menschengerechtere (biologische) Kreislaufwirtschaft zu subventionieren! Die daraus folgende Biodiversität wird sich positiv auswirken. Dass solch ein tsunamiartiges Ereignis wie Corona in dieser Beziehung zum Umdenken führt, wäre mein Appell an die Politik, die sich bisher nie traute, gegen die Lobbyisten zu agieren. Es geht nicht an, daß Konzerne wie Bayer, Monsanto und Syngenta die Welt und Aldi, Lidl, Rewe und Edeka Deutschland regieren. – Juliane Duvigneau

 

Die Natur holt sich, was sie braucht, wenn es nicht anders geht auch Corona-Menschenopfer, um ihr ökologisches Gleichgewicht wieder herzustellen. Die Ignoranz zu glauben, wieder zu alten Wachstumsraten zurückkehren zu können, bedroht die Menschheit. Beginnen wir zu verstehen: wir Menschen sind als Hüter der Schöpfung ein Teil der Natur und stehen nicht außerhalb der Entwicklungen!! – Walter Moritz

 

Auch Petra Pinzler erliegt in der Ausgabe von „Die Zeit“ vom 16.4.2020 der Versuchung, will sagen, dem Trend, den Samstag vor Ostern als Ostersamstag zu bezeichnen. Aber: Die Woche vor Ostern ist die Karwoche, folglich der Samstag der Karsamstag, die Woche nach Ostern ist die Osterwoche. Der Ostersamstag ist traditionell und religionsliturgisch der Samstag nach Ostern. – Thomas Lins

 

Corona und Klima: Zumutbarkeiten? Petra Pinzler weist auf Zusammenhänge zwischen der aktuellen „Coronasituation“ und dem Klima hin. (DIE ZEIT N° 17). Der Artikel beschä igt sich schwerpunktmäßig mit wirtscha – lichen und politischen Aspekten. Ich möchte ein paar Gedanken zum subjektiven Emp nden der Bürgerinnen und Bürger ergänzen. Die derzeitige Ruhe in nahezu allen Lebensbereichen ist eine gute Voraussetzung, sich ein paar Gedanken für die Zeit danach zu machen. Die verbindlichen Vorgaben und Empfehlungen der Behörden werden vom ganz überwiegen- den Teil der Bevölkerung als in der speziellen Situation „zumutbare“ Belastungen akzeptiert. Natürlich werden Einschränkungen nach Lebens- und Arbeitssituation unterschiedlich wahr- genommen, aber als notwendig akzeptiert.

„Und was ist mit dem Klima?“ ist der Beitrag in der ZEIT überschrieben. Niemand wird bestreiten können, dass die – ja allgemein bekannten – persönlichen Beiträge zur Begrenzung des Klimawandels weit weniger schwerwiegend ins Leben eingreifen als die aktuel- len Beschränkungen wegen Corona. Zum Beispiel sich weniger mit dem Auto, dafür mehr mit Fahrrad und ö entlichen Verkehrsmitteln in der Stadt bewegen, nicht für ein oder zwei Wochen Urlaub um die halbe Welt iegen, auf Autobahnen nicht schneller 110 km/h fahren (Empfeh- lung des Umweltbundesamts), weniger Fleisch essen, usw. Trotzdem werden sie von sehr vielen als „unzumutbare“ Belastungen empfunden und entspre- chend ignoriert: Jüngere Menschen werden den Klimawandel mehr zu spüren bekommen, als jetzt ältere. Das Risiko durch eine Coronainfektion geschädigt zu werden ist dagegen für die jetzt Älteren höher. Schülerinnen und Schüler werden wohl weiter nach Au ebung der Versammlungsverbote an Freitagen for Future demonstrieren. Aber könnten nicht auch die Erwachsenen einmal über- denken, dass sie auch mit weniger umweltschädlichem Verhalten ganz glücklich leben könnten? – Dr. Rudolf Deiml

 

Das die Corona-Krise die CO2-Emissionen dieses Jahr um nur gut 5% senken wird, sollte eher aufrütteln als beruhigen. Um das 2°C-Ziel mit einer 66%-igen Wahrscheinlichkeit zu erreichen, müssten wir die CO2-Emissionen jährlich um 8% senken – ab sofort und bis auf Weiteres. Wir brüchten also anderthalb Coronakrisen pro Jahr, um zu unserem Glück gezwungen zu werden. Das verdeutlicht – besser als alles bisherige – den Paradigmenwechsel, der uns bevor steht. Ein bisschen weniger fliegen reicht nicht. – Dr. Christian Voll

 

Als Vermittler bin ich für einige bekannte Umweltgerechtigkeits-Bewegungen aktiv. Leider kommen in dem Artikel die relevanten, zumeist jungen Akteure der Klimabewegung nicht wirklich zu Wort. Haben Sie Vertrauen, die „Jugendlichen“ scharren mit den Hufen, wann das nächste Kohlekraftwerk blockiert, die nächste Demo organisiert werden kann. Dass es ruhiger geworden ist, um die Klimabewegung rührt neben der Witterung vor allem von Solidarität und Verantwortungsbewusstsein der Beteiligten für das Leben im Allgemeinen, aber auch für jenes der „alten Umweltsau“ im speziellen. Die jungen Menschen werden wieder auf die Straßen gehen die Corona-Krise wird sie darin wissenschaftlich zusätzlich bestärken. – Steffen Laube

 

Die „Fridays-for-Future“-Gesellschaft die macht Gruppenurlaub in „Santa Corona“, und lässt dort (eben überall und weltweit) ganz einfach mal die Gruppen-Seele baumeln. Klima findet zwar weiter statt, aber das interessiert keinen mehr so gewaltig. Das Klima wird einfach nicht mehr beachtet, da gibt es ja schließlich viel wichtigeres zu tun. Beispiel Deutschland; hier ist die Politik ständig auf der Suche, nach Arbeitsplätze, die noch abzubauen wären, nach Events, die man dummerweise noch nicht abgesagt hat, nach Geboten, die allesamt in Verbote umzuwandelt sind. Was würden wir nur tun, wenn es keine Politiker gäbe, keiner missversteht uns besser, als dieser, auch noch von uns gewählte elitäre „Klüngel-Kreis“! – Klaus P. Jaworek

 

Wenn die Politik so weitermacht wie Herr Staatssekretär Thomas Bareiß von der CDU, wird nicht nur die Wirtschaft am Boden liegen, sondern wir alle. Oder kann sich Herr Bareiß eine solche Ignoranz erlauben, weil er für sich selbst und die Seinen bereits gut vorgesorgt hat? Vielleicht schon seinen Privatbrunnen bohren ließ in Anbetracht der Tatsache, dass wir auf eine katastrophale Wasserknappheit zusteuern oder eigene Treibhäuser unterhält zur persönlichen Grundversorgung in weiser Voraussicht der Versorgungsknappheit aufgrund der drohenden Bodenerosion und Trockenheit? –Gabriele Schmitt Oestrich-Winkel

 

Die Corona Krise scheint mir eine Folge unserer Lebensweise aufgrund der Globalisierung zu sein. Dabei hätte ich nur erwartet, dass in einigen Jahren etwas ähnlich Einschneidendes durch eine Klimakatastrophe erfolgt, ähnlich überraschend für viele, wie jetzt die Wucht des Virus. Unsere Lebensweise, z.B. die Vielfliegerei ist ursächlich dafür, dass das Virus sich so schnell verbreitet hat und wir so wenig Schutz davor hatten. Wir produzieren jede Kleinigkeit am anderen Ende der Welt und transportieren die Dinge mit Flugzeugen hierher, ob das nun Schutzmasken, Schutzkleidung oder Elektronik ist. Noch Ende März hatten sogar Arztpraxen kaum Schutzkleidung und mussten Termine absagen. Die Vielfliegerei ist dabei nur ein Beispiel. Wir hasten von einem Event, von einem Erlebnisurlaub zum anderen, bevor wir den letzten Urlaub richtig verdaut haben und einmal zu uns gekommen sind. Egal was wir dabei dem Klima und der Erde antun. Ich habe nur eine geringe Hoffnung, dass diese Krise Anlass dafür gibt, die Wirtschaft mit ihrem Wachstums-Credo in eine Postwachstumsgesellschaft aktiv umzugestalten, bei der wir weniger Gefahren und mehr Lebensqualität hätten. Eine klimaverursachte Katastrophe wird uns wohl in einigen Jahren ebenso unvorbereitet erwischen, wie jetzt das Virus. – Reinhard Döhnel

 


 

 

Leserbriefe zu „»Niemand kann sich abschotten«“ Gespräch mit Hauke Brunkhorst et al. geführt von Thomas Assheuer

 

Herzlichen Dank für die ausgezeichneten Diagnosen, Anregungen und Klarstellungen. Aus meiner Beratungsspraxis mit dem Methodenrepertoire „Industrial Engineering“ in Firmen aller Größenordnungen und in vielen Branchen möchte ich Ihnen noch folgende Ergänzungen liefern. 1. Siehe Kurzinformation an Familie Freunde und einen Partner siehe A.) 2. Bei allen Vorschlägen, die weltweit in vielen Staaten diskutiert wurden und dann zu harten Entscheidungen führten, gab es m.E. keine gründliche Abstimmung zwischen zentralen und äußerst dezentralen Funktionsträgern. 3. Dezentrales Einbeziehen bezog sich in der Regel nur auf Behörden, Organisationen und Wissenschaftler, nicht jedoch auf mündige Bürger und gut organisierte Firmen. 4. Dies mag damit zusammenhängen, daß man diesen extrem dezentralen Einheiten in gesamter Breite nicht genügend Vertrauen schenkte. Meines Erachtens ein teurer Fehler, weil es dadurch nicht zu einem breiten Brain-Storming kam. 5. Der in Punkt A.) genannte Forderungskatalog könnte m.E. folgendes Material enthalten: 5.1. Eine Einflußgrößengraphik nach Ishikawa (Fischgrätendarstellung) 5.2. Diese gewichten und immer auf den neueste Stand im Internet bringen 5.3. Gut durchdachte Entscheidungstabellen in Blockdiagrammform. 5.4. Ebenfalls im Internet Formulare, die jedes Unternehmen nutzen kann. 5.5. Mindestens eine App als Zugangsschlüssel für Firmen, Läden, Wohnungen.

5.6. Eine App, um flächendeckendes Desinfizieren zu überwachen usw. usw. usw, 6. Wenn wir nach guten Lösungen suchten, dachten wir uns Bewertungsmaßstäbe aus: 6.1. „Kostengünstig und schnell“ im Vergleich zu „teuer und extrem gut durchdacht“ 6.2. „Istzustand von uns. Regierungen“ im Vergleich zu „Ideallösung für mündige Bürger“. 7. Individuelles Konzept nach Vorschlag A.) wäre für die Beteiligten aufwändig. Dafür finanz.Ausgleich. Mit freundlichen Grüßen Diether Sieghart 08761 74988 A.) Diese Info verteilte ich an meine Familie und Freunde, vergaß aber sie mit Dir zu besprechen. Darfst Du jetzt bald Deinen Fahrradladen öffnen? Solche Gedanken sollten zur HWK und IHK als Forderung gebracht werden ! Wie es aussieht darf ich zum 27.4 wieder öffnen . Dein Schreiben werd ich mal zur HWK / IHK weiterleiten . Ein Kunde und Partner für energieautarke bezahlbare Hausbauprojekte, der einen großen Fahrradhandel betreibt, brachte mich auf folgende Idee: Unsere Regierungen und Kommunen sollten den in ihren Regionen ansässigen Firmen die Möglichkeit einräumen, selbst zu entscheiden wann und wie sie öffnen und weiterarbeiten, wenn sie einen Forderungskatalog dabei genau beachten. ZP hat mehr als 800 m² Einzelhandelsfläche, allerdings an einem Standort, an dem es bisher nie zu Parkplatznot, zu dichtem Publikumsverkehr und anderen Gefahrensituationen kam. Der hätte nie schließen müssen, büßte aber durch Schließung Umsatz ein. usw. usw.usw

P.S. C.) Erste Ergänzungen und Fragen durch weiteres Nachdenken und Zusatzinformationen: a.) Rückgriff auf Gedanken und Planspiele von Macchiavelli, aber besser orientiert an Menschenrechten und Menschenpflichten. b.) Prüfen, warum es gegen das schnelle Durchregieren (=Konsenskultur) wenig konstruktiv kritischen Widerstand, allenfalls populistisches Reagieren gab?. c.) Wie reagiert man auf widerstreitende Aussagen von Wissenschaft und Wirtschaft, wobei alle in Bezug auf Ihre Interessenlage Recht haben.? d.) Wie reduziert man emotionale Belastungen durch einen großen Teil der sozialen Medien (auch Fake-News + Verschwörungstheorien)? e.) Was kann gegen fehlende Nachhaltigkeit von Regeln, Vorgaben, Maßnahmen durch raschen Managerwechsel und Politikerwechsel getan werden? f.) Wie einigt man sich auf Maßnahmen oder Regeln, sodaß alle an einem Strang ziehen, wenn dies sinnvoll ist. g.) Da wo Einheitsregeln (‚Rasenmäher-Prinzip) versagen würden, müßte man alle Betroffenen da abholen, wo sie gerade stehen. Wer braucht wirklich Hilfe? h.) Realität sieht in jedem Hirn anders aus. Also mehr unterschiedliche Perspektiven in die Diagnose einbeziehen und eigenständiges kluges Handeln freigeben (Stichprobenkontrollen). i.) Nach dem Exit Manöverkritik breit und offen durchführen, um Rückfall in alte Verhaltensmuster zu verhindern. Gegensatz zwischen volatilen und trägen Teilen des Gesamtsystems. usw. usw. usw.

B.) Sehr geehrter Herr Assheuer, sehr geehrte Herren Professoren Brunkhorst, Münkler und Nassehi, herzlichen Dank für die ausgezeichneten Diagnosen, Anregungen und Klarstellungen. Aus meiner Beratungsspraxis mit dem Methodenrepertoire „Industrial Engineering“ in Firmen aller Größenordnungen und in vielen Branchen möchte ich Ihnen noch folgende Ergänzungen liefern. 1. Siehe Kurzinformation an Familie Freunde und einen Partner siehe A.) 2. Bei allen Vorschlägen, die weltweit in vielen Staaten diskutiert wurden und dann zu harten Entscheidungen führten, gab es m.E. keine gründliche Abstimmung zwischen zentralen und äußerst dezentralen Funktionsträgern. 3. Dezentrales Einbeziehen bezog sich in der Regel nur auf Behörden, Organisationen und Wissenschaftler, nicht jedoch auf mündige Bürger und gut organisierte Firmen. 4. Dies mag damit zusammenhängen, daß man diesen extrem dezentralen Einheiten in gesamter Breite nicht genügend Vertrauen schenkte. Meines Erachtens ein teurer Fehler, weil es dadurch nicht zu einem breiten Brain-Storming und geringeren Belastungen kam. 5. Der in Punkt A.) genannte Forderungskatalog könnte m.E. folgendes Material enthalten: 5.1. Eine Einflußgrößengraphik nach Ishikawa (Fischgrätendarstellung) 5.2. Diese gewichten und immer auf den neueste Stand im Internet bringen 5.3. Gut durchdachte Entscheidungstabellen in Blockdiagrammform. 5.4. Dazu im Internet Formulare, die jedes Unternehmen nutzen kann. 5.5. Mindestens eine App als Zugangsschlüssel für Firmen, Läden, Wohnungen. 5.6. Eine App, um flächendeckendes Desinfizieren zu überwachen usw. usw. usw, 6. Wenn wir nach guten Lösungen suchten, dachten wir uns Bewertungsmaßstäbe aus z.B: 6.1. „Kostengünstig und schnell“ im Vergleich zu „teuer und extrem gut durchdacht“ 6.2. „Istzustand wie jetzt“ im Vergleich zu „Ideallösung für mündige Bürger“. 6.3. Ideallösung wenigstens teilweise für mündige Bürger würde Demokratie stärken. usw.usw. usw. 7. Individuelles Konzept nach Vorschlag A.) wäre für die Beteiligten aufwändiger, als Normalprozess. Dafür finanz.Ausgleich, was aber kostengünstiger wäre, als die jetzige Rasenmäherlösung.. – Dipl.Ing. Diether Sieghart

 

Am Ende des globalen Wandels durch die noch kommenden Krisen wird eine Weltregierung stehen, um das Überleben der Menschheit zu garantieren. Die Weltmächte sollten deshalb vorausblickend kooperieren und die Uno stärken! – Walter Moritz

 

Sehr viele, interessante Gedanken zu der aktuellen Situation. Was ich aber vermisse, ist eine Bewertung was in dieser Pandemie anders ist als bei früheren. Ich denke die Form und Art der Anteilnahme insbesondere betreffend Informationsbeschaffung und virtueller Diskussion in sozialen Medien. Dies führt nach meiner Einschätzung dazu, dass vielfach in der Globalisierung ein Problem gesehen wird und dann eine Schuldzuweisung erfolgt. Zudem werden die Maßnahmen als nicht hinreichend kritisiert, daher sind die Wissenschaft mit nicht eindeutigen Empfehlungen und die Politik schuld. Vielleicht auch noch die Industrie, die keine Schutzmittel, Impfstoffe und Medikamente parat hat.

Nach meiner Beobachtung und persönlicher Erfahrung ist die Anteilnahme und der Trauerbewältigung unterschiedlich bei schicksalhaften Ereignissen versus Fremdverschulden. Bei Terroranschlägen oder Flugzeugabstürzen wie MH17 oder GermanWings als fremd verschuldeten Ereignissen gibt es eine breite Anteilnahme. Gleiches sehe ich aktuell, wenn Menschen auf USA, England oder Italien verweisen. Warum eigentlich nicht auf Belgien – dort ist die Sterblichkeit in Europa am höchsten. Ich vermute, bei den USA und England ist die Schuldzuweisung einfacher. – Klemens Minn

 

Herr Münkler hat, was Österreich betrifft, eher seine parteipolitische Sicht sprechen lassen. Das ist nicht das erste Mal. Sebastian Kurz hat alles richtig gemacht. Von unserer Bundeskanzlerin kann man das nicht unbedingt sagen. Der österreichische Kanzler ist für mich in Europa ein Vorzeigepolitiker, der seine Bürger am besten vertritt. Daran sollte sich unsere Bundeskanzlerin ein Beispiel nehmen. Besonders in der Haltung seiner Ausländerpolitik. Das unkontrollierte undemokratische durchwinken in der Flüchtlingsfrage wird sie bis an ihr Lebensende begleiten. Das war ein Jahrhundertfehler. Und die Behauptung; das eine schnelle Entscheidung von Nöten war, ist eine Schutzbehauptung des Kanzleramtes. Bayern hatte vorgeschlagen: Ankerzentren an der Grenze einzurichten, die Bayern wären dazu in der Lage gewesen. Das Verschweigen die Medien, wie so vieles, wenn es ihnen nicht in den Kram passt. – Gunter Knauer

 

Der entspannt distanzierte Blick auf eine aufgewühlte Zeit: Ein paar Trends. Ein paar schillernde Fragmente. Aber weit und breit kein Epochenwandel auszumachen. Ruhiger Puls. – Ein wenig erinnert das Gespräch an die Klimadebatten früherer Zeiten: Kein Klimawandel. Ruhige See. Zwischen „Klimawandel hat es schon immer gegebenen“ und „Wetter“ lassen sich alle Phänomene und Beobachtungen relativieren und unterhalb der Schwelle halten, ab der Konsequenzen unausweichlich wären. Die Oberfläche mag ruhig sein. Die Tiefenströmungen sind es nicht. Während die drei Gesprächspartner von Thomas Assheuer vergnügt die Trägheitsgesetze der Geschichte durchdeklinieren, erspüren Politiker den Puls der Zeit und fahren auf Sicht, wo an der Oberfläche noch nichts zu sehen ist. Die Strategen in den Unternehmen überlegen ohne Seh- und Gehhilfen, wo es lang gehen soll. Während die Geisteswissenschaft scholastisch Geschichte verwaltet, schreiben die Inhaber von Gestaltungsmacht Geschichte. Ein Plutarch hätte jetzt viel Arbeit. – Reinhard Koine

 

Auf die Frage von Thomas Assheuer, ob es sich bei der Corona-Pandemie um eine Epochenwende, um ein Geschichtszeichen oder nur um eine normale Pandemie handelt, antwortet Herfried Münkler mit seiner Wertung zurückhaltend, erkennt aber eine schwere Krise an. Ich möchte das konkreter formulieren: So wie die Jahre 1929 und 2008 in die Geschichtsbücher der Weltwirtschaft mit ihren Verheerungen eingegangen sind, so wird sich auch das Jahr 2020 mit der Corona-Pandemie und den aus ihr folgenden gesundheitlichen, wirtschaftlichen und finanziellen Schäden in das Welt-Gedächtnis tief einprägen. Ein Virus verändert die Welt und stellt ihre Bewohner im Ausnahmezustand der fast gleichzeitigen Quarantäne, der sich keiner entziehen kann, weil laut Herfried Münkler „der Versuch, Quarantänen durch das Hochziehen von Grenzen zu errichten, nicht funktioniert“, vor große existenzielle Herausforderungen.

Die bis dahin in vielen Bereichen dominierende Globalisierung mit ihrer Euphorie könnte an einem Wendepunkt angelangt sein und zumindest teilweise in eine De-Globalisierung münden, nachdem schon vor Corona der Multilateralismus vor allem durch Donald Trump großen Schaden genommen hatte und wir immer noch unter den Auswirkungen der Finanzkrise von 2008 leiden. Das Schachern der 23 Opec+-Staaten um die Herabsetzung der Ölfördermengen zur Erzielung höherer Erdölpreise mit seinem dürftigen Kompromiss zeigt unter anderem, dass die bisherige Weltordnung eher in einer Fortsetzung der Systemkonkurrenz als in einem Zusammenrücken der Nationen bleiben wird, auch wenn die Virusforschung in globaler Zusammenarbeit Fortschritte macht. Eine Quintessenz aus der gegenwärtigen Corona-Krise lautet:

Nach der Krise ist vor der Krise! Denn wir haben mit den Billionen-Rettungsprogrammen auf die noch nicht abgetragenen Schuldenberge der Finanzkrise 2008 eine neue Schuldenpyramide aufgesattelt, die eine schwere Hypothek für die Zukunft des internationalen Finanzsystems und der nachfolgenden Generationen bedeuten. Was wird das ständige Leben im Krisenmodus mit unserer Gesellschaft und der Demokratie machen? Wer diese Fragen und Probleme mit vernünftigen Lösungen beantworten kann, der ist wahrhaft nobelpreisverdächtig! Ein „weiter so“ darf es jedenfalls nicht geben! – Hans-Henning Koch

 

Dessenungeachtet: Die Staaten der Welt schließen ihre Grenzen. Nur die Lebensräume der noch verbliebenen indigenen Völker der Welt, vor allem Amazoniens, stehen wie seit ewigen Zeiten sperrangelweit offen. Und Corona wäre nicht die erste Epidemie, die von Nicht-Indigenen auf Indigene übertragen wird. Man weiß aber, auch das seit ewigen Zeiten, dass die sogenannten Eingeborenen kaum Abwehrkräfte gegen die Epidemien haben, und man hat dieses Wissen weidlich genutzt: In den sogenannten Indianerkriegen sind Indianer im Auftrag der englischen Krone systematisch mit Pocken infiziert worden.

Die sogenannten isolierten Völker haben auch heute noch keinen sehnlicheren Wunsch, als von unserem Teil der Welt abgeschottet zu leben. Im Angesicht von Corona müssten wir endlich erkennen, dass es weltweit einer Alternative zum bisherigen Umgang mit den indigenen Völkern bedarf: Eines unbedingten Schutzes ihres Lebens, ihrer Gesundheit, und das heißt letztlich ihres Lebensraums. Die Wirklichkeit sieht so aus: Milo Rau berichtet heute, am 31. März, im Interview auf ndr kultur, dass Präsident Bolsonaro und die Indianer“schutz“behörde FUNAI die Indigenen über Corona aufklären wollen. Milo Rau wörtlich: „was real heißt, dass sie angesteckt werden sollen“. Es ist unfassbar, dass die UNO Brasilien nicht endlich in den Arm fällt. Und dass uns Deutschen zu Brasilien nichts als Carneval und Christo und Kreuzfahrt auf dem Amazonas einfällt. – Klaus E. Margraf

 

Meine große Vorfreude auf das Gespräch von Thomas Assheuer mit meinen geschätzten Kollegen Herfried Münkler, Armin Nassehi und Hauke Brunkhorst wurde leider (fast) rundwegs enttäuscht. Das Leopoldina-Gutachten ist noch keine Woche alt, doch hier passiert ganz Ähnliches. Vier – fraglos kluge – Männer durchleuchten die Folgen der gegenwärtigen Pandemie. Der Männeranteil beträgt 100% (das toppt Leopoldina). Mehr noch: Die Beteiligten sprechen geschätzt 2 1/2 bis 4 Stunden unter anderem über gesellschaftliche Krisen, die Weltgesellschaft, unsere Verletzlichkeit, Solidarität und Menschenrechte und schaffen es, dabei so gut wie kein einziges Mal auf Frauen* und/oder Sorge und damit verbundene Ungleichheiten einzugehen (Hauke Brunkhorst erwähnt zwar auch dies nicht, aber zumindest ca. zwei mal Geflüchtete). Die Covid-19-Pandemie verschafft uns offenbar einen backlash bisher ungeahnten Ausmaßes. Als wäre nicht ungefähr die Hälfte der Menschheit weiblich, als wären nicht Frauen* und Sorge von der Krise besonders betroffen, und als gäbe es keine einzige weibliche Wissenschaftlerin*, die Substantielles zur Krisendeutung beizutragen hätte. – Prof. Dr. Christine Wimbauer

 

Das Gespräch von Herr Thomas Assheuer mit dem Politologen und den zwei Soziologen zeigt hervorragend, dass der Entscheid für eine neue Weltordnung nur zwei Möglichkeiten bietet; Ein internationales Zusammenrücken aller Nationen oder die Systemkonkurrenz einzelner Grossmächte. Politische und geographische Systeme, ob klein oder gross, haben sich seit Jahrtausenden konkurrenziert und immer ihr eigenes Wertesystem definiert. Ausgelöst durch die aktuelle Pandemie haben wir gesehen, dass alle national begrenzten Wirtschaftssysteme durch zu lange Transportwege und enorme Ressourcen-Abhängigkeiten belastet werden. Das bedeutet, dass wir unser Handeln in den eigenen Staat zurückbringen und Aufträge dezentralisieren müssen. Das Schimpfwort «America first» enthält eigentlich eine absolut gesunde Strategie: Jede Regierung, von West bis Ost, von Nord bis Süd, kann den Slogan «first» benützen, wenn es seine Erdbürger prioritär wirklich schützt und pflegt und als Nation stark macht. Politisch und wirtschaftlich haben 196 Nationen feste Grenzen. Wir müssen uns aber alle dazu ermuntern, diese konsequent einzuhalten.

Ein Zusammenrücken aller Nationen ist, auch das wissen wir inzwischen aus der Corona-Geschichte und den uns bedrohenden Klima- und Umweltfragen, ist unabdingbar. Herr H. Brunkhorst trifft den Nagel auf den Kopf: «Frieden, Klima, Wohlstand und Gesundheit sind globale allgemeine Güter, die nur durch internationales Recht, internationale Organisationen und internationale Menschenrechte gehütet werden können». Genau, wie Recht er hat. Für die Institutionalisierung und Verfassung dieser Rechte müssen wir Geopolitik global verstehen lernen und mit allen Ländern gemeinsam einen neuen starken Weltrat aufbauen. ( Buch: Trennen & Umverteilen, tredition Verlag, ISBN 978-3-347-05125-6) – C. Rohland

 

Ich freue mich, dass seit einigen Wochen in der ZEIT, aber auch in anderen Zeitungen, auch sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Corona-Krise entfaltet werden. Aus meiner Sicht haben die Sozialwissenschaften in ihrer Vielstimmigkeit hier viel anzubieten. Umso verwunderlicher ist es für mich, dass sich derzeit mit dem „Corona-Experten“ ein „männlicher Gelehrtentypus“ durchgesetzt zu haben scheint (so Mark Siemons in der FAS vom 19.4.2020). Auch fehlt mir bei der derzeitigen Thematisierung der Pandemie eine systematische Perspektive auf Care/Sorge. Sorge wird nicht in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung betrachtet. Besonders stört mich dies an dem sonst interessanten Gespräch „Niemand kann sich abschotten“. Hier diskutierten vier Männer über eine (möglicherweise) neue Weltordnung, ohne Care-Krisen auch nur in Betracht zu ziehen. – Dr. Mona Motakef

 


 

 

Leserbriefe zu „50 von 40.000“ von Caterina Lobenstein et al.

 

Den Artikel über minderjährige Flüchtlinge in den Lagern auf griechischen Inseln habe ich mit Interesse gelesen. Ich vermisse allerdings viele zur Beurteilung der Sachlage notwendige Informationen! Wie ist die Anwesenheit von Tausenden (!!) unbegleiteten (!!) Kindern und Jugendlichen in diesen Lagern zu erklären? Wie kam diese Masse Kinder und Jugendlicher bis auf die griechischen Inseln? Mit (teuren) Schleusern? Wo sind die Eltern bzw. Verwandten? Wie ist Ihre soziale Herkunft? Mehr als 90% Jungen? Aus welchen Ländern kommen sie? Sind das Kriegsflüchtlinge, politisch Verfolgte oder Migranten? Usw. usf… Es gibt viele Fragen… Wäre interessant, dazu etwas zu erfahren! – Gerhard Franke

 

Es ist sehr zu begrüßen, dass man nun beginnt, Hilfe für Flüchtlinge in Lagern mit unhaltbaren Zuständen auf griechischen Inseln zu organisieren. Es ist auch richtig, eine „Allianz der Willigen“ zu bilden, statt sich hinter osteuropäischen Ländern zu verstecken. Aber leider werden die völlig falschen Zeichen gesetzt. Die „armen Kinder“ die jetzt geholt werden, sind meist halbwüchsige Jungs. Offensichtlich ähnlich wie 2015, als zu einem großen Teil junge und jüngste Männer über der die Balkanroute kamen. Die meisten sind wahrscheinlich von Ihren Familien geschickt, um Wege der Migration zu finden. Aus verständlichen Gründen: Schlimme Zustände, Armut und Arbeitslosigkeit zu Hause und weil sie nicht zu diesen unseligen – in Bürgerkriege verwickelten – Militärdiensten wollen. Hat aber mit Asyl nur z.T. zu tun.

Und allein stehende junge Männer mit arabischem Hintergrund (ohne Frauen aus ihrem Kulturkreis) führen leider (wenn auch nur zu einem kleinen Teil) zu gesellschaftlichen Problemen und Ereignissen, die wiederum Wasser auf die Mühlen rechtsradikaler Parteien sind. Solange die EU nur im kleinen Hilfe leistet: Sie sollte m.E. Frauen mit kleinen Kindern aus den Lagern holen. Grundsätzlich hat die griechische Regierung recht, dass diese Aktionen nur dazu führen, dass immer mehr Menschen diesen Weg nach Europa suchen – man muss nur durchhalten, und da sind die Chancen für Jungs am größten. Es ist ein Trauerspiel, dass das Problem nicht europäisch angegangen wird. Wie kürzlich ein Manager im ZDF (bei Markus Lanz) erläutert hat, kann man in kürzester Zeit eine Containerstadt für eine große Zahl Geflüchteter errichten, in der wenigstens einigermaßen Humanität herrscht. Leute mit Erfahrung, wie man so was organisiert, gibt es in Deutschland. Und da die Geflüchteten ja verschiedene Berufe haben, entwickeln sich vor Ort Strukturen, die Leben einschl. Kinderbetreuung und Schule erträglich machen.

Auch wenn es leider oft lange dauert, bis man zurückkehren kann. Es müssen endlich humanitär vertretbare (europäische) Lager in der Nähe der Außengrenzen eingerichtet werden. Auch in Süditalien und Südspanien gibt es Gegenden, wo dies möglich wäre, wenn klar kommuniziert ist, dass es sich um europäisch finanzierte und organisierte vorübergehende Einrichtungen handelt. Warum wird keine wirksame europäische Amtshilfe zur raschen Abwicklung von Asylanträgen in der Nähe der Außengrenzen organisiert? Warum verhandeln europäische Länder einzeln mit den Herkunftsländern Geflüchteter? Die EU im Namen aller europäischen Länder – das hätte mehr Gewicht – und europäische Unterstützung der Herkunftsländer im Sinne eines europäischen Marschallplanes. Abschiebung bei „unberechtigtem“ Kommen ist ein europäisches Problem und Rückführungen – auch im Rahmen EU-Türkei-Abkommen – müssen als europäische Aktionen durchgeführt werden. Leider sind Härtefälle nicht immer zu vermeiden, wenn man klare Regelungen durchsetzen will – und das Thema nicht Rechtspopulisten überlassen will.

Griechenland darf nicht im Stich gelassen werden – finanziell muss Alles, was an den Außengrenzen passiert (und mehr), europäisch bezahlt werden. Bei der kurzfristigen humanitären Hilfe müssen die richtigen Prioritäten gesetzt werden: Frauen und Kinder können in Deutschland verteilt und betreut werden und sicher leben. Die es aus humanitären Gründen wirklich am nötigsten haben, müssen auf die „willigen“ Länder verteilt werden, ganz kleine Jungs auch – aber nicht halbwüchsige junge Männer (und z.T. „jünger“ gemacht, als sie wirklich sind). Dies ist kein Leserbrief sondern ein Beitrag für Ihre internen Diskussionen und Meinungsbildung in Ihrer Redaktion. Daher bitte nicht veröffentlichen. – Dr.-Ing. Werner Weigand

 

Wie am 18.04.2020 in den Medien berichtet wurde, fand vor der Abholung unbegleiteter Kinder und Jugendlicher in Griechenland eine Selektion durch Ärzte statt. Es wurden nur die Gesunden und Starken ausgewählt, in Sicherheit zu kommen. Die kranken Kinder und Jugendlichen wurden ausselektiert und zurückgelassen. Angesicht der Art und des Zustandes der Flüchtlingslager in Griechenland bin ich an dunkelste Zeiten der Deutschen Geschichte erinnert. Nach christlichem Weltbild gebührt gerade den Kranken und Schwachen die Erste Hilfe. – Jan Luyken

 

Natürlich sind alle Europäer aufgerufen zu helfen.Aber gibt es nicht eine sinnvollere Alternative als einen kleinen Teil der Minderjährigen über ganz Europa zu verteilen?Es wäre leichter ,wenn die Mitgliedstaaten der EU Mittel für den Bau von festen Unterkünften und der schulischen Bildung vor Ort in Griechenland zur Verfügung stellten.So könnten viel mehr Jugendlichen nachhaltig geholfen werden.Diese hätten dann Zeit über ihre Zukunftspläne nachzudenken.Auch Jugendliche sind keine Ware,die ohne Rücksprache auf Europa verteilt werden sollte, sondern haben ein Recht auf Mit- bestimmung über ihre Zukunft. Mit welchem Ziel wurde diese Minderjährigen von den Familien nach Europa geschickt?Auch eine solche Frage ist zu klären,da die Minderjährigen doch wohl selbst nicht die Schlepper von ihrem Taschengeld bezahlt haben.Vermutlich will dann die(Groß-) Familie über die Familienzusammenführung gefahrlos nachkommen oder gibt es eine andere Antwort? Übrigens zeigt das von den Autoren ausgewählte Foto kleine Mädchen mit Erwachsenen.Dabei handelt es sich bei den Minderjährigen meistens um alleinreisende männliche Jugendliche und nicht um kleine Mädchen.Und diese Gruppe soll nach Einschätzung der Autoren „angesichts der Corona-Pandemie um ihr Leben fürchten?“Was wird hier den Lesern für ein juornalistisches Niveau geboten.Hier fehtl Recherche,Tiefgang und kritische Distanz zu einem sensiblen Thema.Schade. – Ulrich Wasner

 

Gordischer Knoten der Nickligkeiten Luxemburg: Klein, im Vergleich 1 Einwohner auf 133 in Deutschland. Gebeutelt: Zuletzt 584 Corona Meldungen Je 100.000 Einwohner (der europäische Spitzenwert) im Vergleich zu 171 in Deutschland. Und dennoch beispielhaft großherzig: Wie angekündigt, nimmt Luxemburg 12 jugendliche Flüchtlinge aus den katastrophal überfüllten Lagern auf den griechischen Inseln auf, Deutschland zunächst ganze 47. Weitere acht Länder zögern trotz Zusagen wegen Corona. Luxemburg sendet Anfang März ein Signal aus – und trifft auf einen gordischen Knoten der Nickligkeiten statt auf europäische Solidarität. EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen zeigt zwar Anfang März martialisch Präsenz an der griechisch-türkischen Grenze gegen die Instrumentalisierung der Flüchtlinge als Faustpfand durch Erdogan.

Bei der vergleichbaren Instrumentalisierung der Flüchtlinge durch die griechische Regierung mit den Elendslagern auf den Inseln als Abschreckung reicht es gerade zu einem Helikopterüberflug – angeblich ohne dabei die Miene zu verziehen. In Deutschland beschließt der Koalitionsausschuss am 08. März grundsätzlich die Aufnahme von 1.000 bis 1.500 Flüchtlingen als angemessenen Beitrag in einer Koalition der Willigen. Auch CDU/CSU, insbesondere Horst Seehofer, begrüßen (zunächst) diese Einigung als Signal für Ordnung und Humanität. Es dauert einen ganzen Monat bis es die Bedenkenträger im Innenministerium und in der CDU/CSU im Hintergrund das Thema auf „Ordnung“ kleinreden und ein bloßes „Signälchen“ durchzusetzen. Man will ja – immer ganz ängstlich fixiert – nicht ohne weitere europäische Partner. Zu Führung gehört allerdings immer, selbst mit gutem Beispiel voranzugehen. Nicht „links blinken, rechts überholen“.

Der CSU-Staatssekretär im Innenministerium, Stephan Meyer, weist einerseits zu Recht darauf hin: „Wir haben nicht mehr allzu viele Chancen, ein gemeinsames Asylsystem zu schaffen“. Wie er mit seinem „Signälchen“ jetzt die weiteren acht europäischen Partner zu schnellem Handeln in der Sache überzeugen will, bleibt allerdings sein Geheimnis. Die fragen sich jetzt doch nur irritiert, wie ernst es Deutschland und der EU-Kommissionjetzt wirklich ist, um sich im Zweifelsfall eher zurückzuzuhalten.. Leider lassen sich hier auch die drei Redakteure der Zeit einfach blenden und zitieren mit Stephan Mayer nur die offiziellen Statements, statt auch auf das konkrete Regierungshandeln im Innenministerium zu achten. Etwas Spieletheorie zum Verständnis von politischen Abläufen würde da nicht schaden. – Martin Hommel

 

Ich lese Euch seit vielen Jahren und weiß Euren Journalismus – vor allem in der Ausgewogenheit – sehr zu schätzen. Leider ist der Artikel 50 von 40.000 unter diesem Aspekt ziemlich missglücktund und das, obwohl sogar drei Autorinnen daran beteiligt gewesen sind. Es ist hinreichend und längst bekannt, dass viele geflüchtete Kinder allein aufgrund deutscher Verwaltungspraxis nicht zu ihren Familien nach Deutschland kommen können und auch, dass die Verhältnisse in den griechischen Lagern eine humanitäre Katastrophe auf europäischem Boden darstellen. Neu ist aber, dass Horst Seehofer sich seit Monaten dafür einsetzen soll mehrere tausend minderjährige Flüchtlinge aufzunehmen. Vielmehr hat er sich erst Anfang März unter Eindruck eines womöglich scheiternden EU-Türkei-Deals erstmals dazu bereit erklärt. Nachdem die Zahl von 1500 geflüchteten Kindern im Raum stand, hat er es dann geschafft, diese Zahl im Bündnis mit neun weiteren EU-Staaten auf 350 zu reduzieren.

Vor diesem Hintergrund kann man die jetzige Aufnahmeaktion in der aktuellen „politischen Dynamik“ doch nur als Persilschein für Horst Seehofer erkennen. Und die ZEIT liefert mit ihrem unausgewogenen Artikel hierzu auch noch die Anzeigenfläche dafür! Es wäre spannend gewesen, zu wissen, worin die „politische Kraftanstrengung“ denn tatsächlich liegt, denn so offensichtlich wie der Artikel dies suggeriert ist das nicht. Nach welchen Kriterien sind die Kinder ausgesucht worden und welche Kinder mussten in den Lagern bleiben und warum? Und wieso nimmt man 47 Kinder über diesen öffentlichkeitswirksamen Weg auf, verweigert aber systematisch seit Jahren Kindern im Wege der regulären Familienzusammenführung die Überstellung nach Deutschland? – Lisa-Marie Rauschendorfer

 

Soviel Mitarbeiter für einen so schlechten, zynischen Artikel aufzubieten, alle Achtung. Leserbrief: Wir befinden uns zur Zeit zum Glück weder im Bürgerkrieg noch im Krieg um Toilettenpapier oder Atemschutzmasken. Die BRD befindet sich höchstens in einem „ medizinischen – sekuritärem Notstand“. Die vielen Helfer von Pflegekräften, Ärzten und Freiwilligen geben ihr Äußerstes, auch ohne Tagesbefehl und Flaggenparaden (s. DIE Zeit Nummer 16, S. 47 Vom 8. April 2020, Interview mit dem Philosophen Peter Sloterdijk). Die Stunde der Wahrheit, der Demokratie, der EU und der Solidarität schlägt nach Beendigung der Corona Krise. Der kostenlose Applaus für die vielen unterbezahlten, systemrelevanten Pflegekräfte und anderen sollte Ihnen spätestens dann in Euro heim gezahlt werden.

Die endgültige Abkehr von der „just in time“ Ökonomie und die Stärkung der eigenen ökonomischen Widerstandskraft, genannt Resilienz, in Form von gesicherten Lieferketten, der Versorgung mit ausreichendem Betten, gut ausgebildeten und bezahlten unverzichtbaren system relevanten Personen ist daher zwingend erforderlich. Eine verpflichtende einjährige Ausbildung zum Pflegehelfer nach dem Schulabschluss statt Militärdienst wäre sicherlich eine gute Alternative (s. Die Zeit Nummer 15, Seite 35 vom 2. April 2020 Interview mit Herrn Eckhard Hirschhausen). Die zähe, langwierige und hart verhandelte Rettung von möglichst 50 minderjährigen Mädchen aus den mit circa 40.000 corona gefährdeten Flüchtlingen auf wunderschönen, sonnigen, griechischen Inseln, steht im krassen Widerspruch zu umgehend eingeflogenen 40.000 Erntehelfern. In ihrem Artikel stellen Sie diesen politischen, grandiosen Durchbruch auch noch als politische Grosstat hin. Aprilscherze haben aber nur eine begrenzte Halbwertzeit. Dieser Zynismus ist keinesfalls zu überbieten.

Der unbekümmerte Spargelesser sollte wissen, dass dutzende, deutsche Großstädte und einige Bundesländer bereit sind Geflüchtete aufzunehmen um damit Humanität und Solidarität sichtbar zum Ausdruck zu bringen. Sie sollten es öfter betonen und hedrvorheben, denn dann würde Ihnen der Spargel vermutlich nicht mehr schmecken. Wir können nur hoffen, und sollten uns Tag täglich dafür einsetzen, dass die anstehenden, globalen Konflikte, speziell in Afrika und Südamerika durch Solidarität und finanzielle Hilfen und ohne Militär zu lösen sein werden, wie es Josep Borrell der de facto Außenminister der EU, einfordert (s.Die Zeit Nummer 17 Seite 6 vom 16. April 2020 Telefon Interview mit Josep Borrell). Nie wieder Krieg! – kurt-Dieter Jünger

 

Den Artikel habe ich so verstanden, daß der Umstand, daß wir 50 unbegleitete Minderjährige aufnehmen, ein Erfolg unseres Innenministeriums ist und wir unseren Innenminister dafür hochleben lassen müssen. Da insgesamt 1.600 junge, unbegleitete Flüchtlinge von zehn Ländern aufgenommen werden sollten, nehme ich an, daß Deutschland wohl ursprünglich im Falle einer paritätischen Verteilung mindestens 160 unbegleitete Minderjährige aufnehmen sollte. Eher anzunehmen ist, daß angesichts der deutlich unterschiedlichen Größe der beteiligten Staaten Deutschland einen größeren Anteil an Flüchtlingen aufzunehmen hätte. Deutschland erfüllt seine Verpflichtung also nur zu einem kleinen Teil und das obwohl diverse Städte und Landkreise die Aufnahme einer größeren Zahl von Minderjährigen und unbegleiteten Flüchtlingen zugesagt hatte.

Dementsprechend fällt es mir schwer hier einen Erfolg des Innenministeriums auch nur ansatzweise zu erkennen; es sei denn, man geht davon aus, daß in Zeiten der Corona-Pandemie jegliche andere Arbeit des Innenministeriums automatisch zum Erliegen kommen darf. Die Aufnahme von 50 unbegleiteten und minderjährigen Flüchtlingen ist ein moralisches Staubkorn, eine Ausrede, eine Ablenkung von dem flächendeckenden Versagen der Europäischen Union angesichts der Zustände in den Flüchtlingslagern. Lassen Sie es mich mit Remarque sagen: Wie sinnlos ist alles, was jemals geschrieben, getan und gedacht wurde, wenn die Kultur von zwei Jahrtausenden nicht verhindern konnte, daß diese Zustände in Flüchtlingslagern herrschen. – Volker v. Moers

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Land hält die Luft an“ von Hannah Knuth

 

Wer von einem Kleinunternehmer verlangt, dass er sich mit derGruppenfreistellungsverordnungauskennt, lebt nicht nur an der Wirklichkeit vorbei, sondern verhöhnt denjenigen, der um seine Existenz ringt. Das liegt daran, dass in den Wirtschaftsministerien Juristen das Sagen haben und nicht etwa Fachleute aus der Wirtschaft. Armes Deutschland! – Hans-Ulrich Wagner

 

Gestern las ich in der letzten Ausgabe vom 16.4.2020 den Artikel „Ein Land hält die Luft an“ über deutsche Unternehmen, die auf Hilfe warten. Er hat mich dazu angeregt, etwas positives zur Lage zu berichten. Als freiberufliche Autorin habe ich in Berlin das Corona-Soforthilfe-Programm in Anspruch genommen, und habe unbürokratisch und innerhalb von zwei Tagen 5000 € Unterstützung erhalten. Darüber informiert wurde ich über den bbk – den berufsverband bildender künstler*innen berlin. Dieser informierte und kommentierte die Hilfen zeitnah. Zudem zeichnet er sich durch die Nähe zur Verwaltung und Politik aus, die im Artikel so schmerzlich vermisst wurde. In den newslettern wurde vom SMS-Austausch mit Kultursenator Klaus Lederer berichtet und Tim Renner, Lederes Vorgänger war sich nicht zu schade, für die Künstler*innen einmal den Fragebogen der IBB-Investitionsbank durchzugehen und HIlfen zur Antragstellung zu geben. Hier haben Interessenvertretung, Politik und Verwaltung schnell und gut zusammen gearbeitet, wovon die Kulturschaffende und Kleinunternehmer*innen in Berlin profitiert haben. – Dr. Anna-Lena Wenzel

 

Auch ich habe die Luft angehalten, als ich las, dass eine Unternehmerin den Begriff „Liquidationsengpass“ nicht kennt. Und auch nicht danach googelt (Wikipedia) oder ihren Steuerberater kontaktiert, der sicher beim Ausfüllen des Antragsformulares geholfen hätte. Statt dessen: gar nichts tun oder alternativ darauf warten, dass „der Staat“ sich meldet. So wird das nichts. – JBautz

 

Ist das ihr Ernst? Sie fahren 4622km durch Deutschland um was festzustellen? Dass Corona zu Problemen führt? Dass die Leute um ihre Existenz bangen? Dass die Hilfe des Staats nicht oder nur verzögert ankommt? Du liebe DIE ZEIT, das kann ich in jeder Lokalzeitung lesen. Weil, ja weil es in ganz Deutschland so ist. Dafür muss man nicht über 4622km CO2 ausstoßen. Das mit dem Klima haben Sie noch nicht richtig verstanden. Schämen Sie sich! Übrigens: Eine Seite weiter „Wie beweglich ist der Kapitalismus?“ Ein Artikel vom Feinsten. Mit Erkenntnisgewinn und ohne unnötigen CO2 Ausstoß – Hans-Peter Krätz

 

In der aktuellen Ausgabe, Teil „Wirtschaft“, vom 16.04.2020 haben Sie einen Artikel, „Unterwegs in Deutschland“, zu Schicksalen von vorwiegend Klein- und Mittelstandsunternehmen veröffentlicht. Ich finde den Artikel gut, schön lesbar und informativ, wobei er sich naturgemäß auf ausschließlich tragische Beispiele fokussiert. Es gibt in Deutschland auch sehr viele positive Beispiele für eine erfolgreiche und schnelle Soforthilfe, die für eine dringende Motivationssteigerung im Land sicher auch eine Seite wert sind. Amüsant bis sarkastisch finde ich jedoch die Werbeanzeige auf der folgenden Seite der KfW für einen „Schnellkredit für den Mittelstand“. – Andreas Ludwig

 

Erst wird der Mensch zum „Auf-Teufel-komm-raus-Hochleistungskonsumierer“ hochgezüchtet, dann soll er ruckzuck von jetzt auf gleich zum stoischen Dauer-Stubenhocker degratiert werden. Ich mache mir wirklich große Sorgen um den „Ballermann“! Absagen sind einfach so was von geil!!! – Klaus P. Jaworek

 

Welch düsterer Beitrag. Es geht auch anders: Zehn Tage nach Antragstellung, war das Geld zur Soforthilfe auf dem Konto. Ich und mein kleiner Betrieb sind erst mal gerettet. Danke an die Bundesregierung, danke an die Landesregierung Baden – Württemberg. Ich bin mit dem Krisenmanagement zufrieden. GROSSES LOB! – Lutz Kommke

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Exitstrategen“ von Mariam Lau

 

Quo vadis Corona? Das Virus sei besiegt?Alles seien nur die Machenschaften von Systemveränderern? Solche Aussagen und und Videos kursieren, sogar Politiker schauen in diese Richtung. Die bisherigen klaren Fakten: COVID-19 ist ein neues Virus mit circa 0,3-0,7 prozentige Letalität. Die errechneten Zahlen ergeben sich aus dem zehnfachen der bisherigen gefunden infizierten beziehungsweise dem fünffachen , also der leiderimmer noch nicht eindeutig bestimmten Dunkelziffer. (Grundschulrechnung: zur Zeit 5000 Verstorbene auf 150000 bestätigt infizierte Patienten in Deutschland). Da es in den nächsten vielen Monaten noch keinen Impfschutz geben wird, bedeutet es, dass sich nach und nach immer mehr Menschen in Deutschland anstecken. Rechnet man das 60-70 % infizierte für eine Herdenimmunität reicht, dann müssen sich noch circa 60-65.000.000 Deutsche mit COVID-19 infizieren. Das hieße im besten Fall bei 0,3 % Letalität 195.000 Verstorbene und bei 0,7 % mehr als 400.000 Verstorbene innerhalb von ein bis zwei Jahren. Das Virus ganz auszumerzen könnte nur gelingen in Deutschland und weltweit, wenn man einen totalen Lockdown über eine längere Zeit schaffen würde.

Das hat noch nicht mal China oder Südkorea geschafft bislang. Es ist also eine ethische Frage, ob man die Gewichtung mehr in Richtung Verhinderung von schwersten Erkrankungen und tödlichen Ausgängen legt oder ob man die Auslegung Richtung schwerer wirtschaftlicher Depression mit all seinen Folgen auch für die physischen um psychischen Folgestörungen für Millionen Bürger in den Vordergrund nimmt. An diesem Punkt sind wir im Moment angelangt. Aus meiner Sicht sollte man einen Mittelweg wählen,der verhindert, dass es zu erneuten massiven Infektionsausbrüchen führt ,aber auf der anderen Seite in weiten Bereichen wieder einen annähernd normales Gesellschaftliches Leben ermöglicht. Das ist jetzt aus verschiedenen politischen Richtungen zu Streitereien kommt, dass man einfach alles wieder zügig öffnen soll und es ein Unsinn ist ,dass das Virus, was manche Leute für harmlos halten, oder als erledigt oder gar als verschwunden sehen, Ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten, wenn man den Blick auf die verschiedenen Hotspots in New York und Nord Italien wendet. Als Kinder und Jugendarzt, der sich über Jahrzehnte mit Infektiologie in der täglichen Arbeitbeschäftigt hat, ist das eine wissenschaftliche Lüge und Betrug. Aus meiner Sicht bei der Beobachtung der neuen Seuche sind wir bei der Stufe 4 angelangt: Die neuen Infektionen in Deutschland sind auf einem deutlich niedrigen Stand, man muss in den nächsten Monaten immer wieder versuchen kleine erneute Infektnester zügig einzudämmen.

Das Besondere an der Stufe 4 ist es ,jetzt immer mehr Sicherheit und Professionalität und damit ein besseres Gelingen der symptomatischen Behandlung bei schwersten und schweren cOVID-19 Infektionen zu erreichen. Besonders problematisch ist die Situation, dass fast jeder zweite beatmete Patienten versterben kann. Außerdem steht in dieser Phase an, in zahlreichen weltweit durchgeführten Studien Medikamente, Virustatika, Immunglobulin Gabe von Spenderseren zu einer sicheren standardisierten Medizin zu entwickeln, damit besonders die Patienten über dem 65. Lebensjahr, die weit mehr als 80 % der Lebensgefährlich erkrankten Patienten ausmachen, vor dem Tode zu retten. Auch darf man die weitaus größere Gruppe der schwer betroffenen Patienten, die eine Lungenentzündung haben und 2-3 Wochen schwer krank sind, zwar überleben, aber massiv eine Erkrankung durch machen.

Auch wissen wir Mediziner, die täglich mit Virus Lungenentzündungen umgehen, dass bei vielen Virus Lungenentzündungen im Anschluss an die Erkrankung eine deutlich erhöhte Anfälligkeit für bronchiale Infektionen und Asthmatische Reaktionen bestehen bleiben, oft über viele Jahre. Inwieweit diese Aussage auch für COVID-19 zutrifft ,kann erst in den nächsten Zeiten genauer beantwortet werden. Aber es ist davon auszugehen, dass schwer und schwerst Betroffene Patienten danach noch Jahre lang mit im Volksmund so genannten „empfindlichen Bronchien“ zu tun haben werden. Diese Phase 4 wird voraussichtlich bis Anfang nächsten Jahres dauern, dann kann Phase 5 mit Impfstoffen beginnen. Mein Fazit: Wir müssen unsinnige Diskussionen unterlassen, auch polemische und irreführende Auftritte in den Netzen, die das neue Virus für besiegt halten. Darüber hinaus ist es wichtig , das Virusgeschehen auf ganz niedrige Schwelle zu halten. Und das wichtigste insbesondere für unsere besonders Betroffene Gruppe der älter als 65-jährigen ist es, das im Laufe der nächsten circa zwölf Monate nicht Todesraten entstehen wie oben eingangs beschrieben! Für diesen Weg benötigen wir weiterhin eine klare politische Zielsetzung und Durchführung! – Dr. Wolfgang Adam

 

Das Foto auf der Seite sollte prämiert werden. Dummheit scheint eine natürliche Begabung zu sein. Hier drängen sich Hochbegabte auf dem Weg nach oben. Albert Einstein soll gesagt haben: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die Menschliche Dummheit; aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“ Oder wollen uns etwa Politik und Wissenschaft mit Abstands- und anderen Regeln nur für dumm verkaufen? Mit solchem Verhalten werden Appelle und Auflagen absurd. – K. Chudziak

 

Miriam Lau beschreibt mit feiner Ironie das bundesdeutsche Politgeschehen. Ein erfrischender Blickwinkel in angespannten Corona-Zeiten! – Walter Moritz

 

Wissen wir eigentlich, wer zu schützen ist? Die Querteilung der Bevölkerung in „> 60J. Hochrisiko, <60J. kein Risiko – naja bis auf die Kranken“ halte ich für praktikabel, da vergleichsweise gut zu kontrollieren, aber leider für unsinnig, wenn nicht diskriminierend! Schon lange warte ich auf „statements“ der verschiedenen medizinischen Fachgesellschaften, die sich festlegen, wer von den von ihnen vertretenen Kranken ein erhöhtes Risiko hat an einer schweren Covid 19 zu erkranken. Lediglich die Diabetologen stellten fest, dass ein gut eingestellter Diabetes kein erhöhtes Risiko darstellt. Bislang beherrschen Meinungen im Wesentlichen die Diskussion – die aber zu häufig als Fachwissen ausgegeben werden. Vieles in Bezug auf Corona weiß man nicht, das ist nachzuvollziehen; vieles kann man aus Vergleichen mit ähnlichen Viren „hochrechnen“ – sollte es deutlich so kennzeichnen. Nur der gut aufgeklärte Bürger verhält sich compliant. Ganz spannend wird es bezüglich der „Alten“.

Solange ich medizinisch denken kann, gelten die über 60Jährigen als immonologisch schwach. Wie alt sind die Studien, die dies belegen?? Bei Bismarck begann das Rentenalter mit 70 Jahren – ob gut beobachtet oder sozialpolitisch begründet, sei dahin gestellt. Seither hat sich die mittlere Lebenserwartung bei uns um 30 Jahre verlängert – gut verlängert. Inzwischen laufen 80Jährige den Macchu Picchu rauf und runter. Viele „Alte“ trainieren regelmäßig Körper, Seele, Geist, Sinne und ihr Immunsystem (!) durch jährliche Impfungen und ständigen Kontakt zu den Infekten ihrer Enkelkinder. Sperrt man diese „Alten“ , die keine wesentliche Erkrankung haben, vielleicht noch nicht einmal geraucht haben, über längere Zeit ein, werden ihre Fähigkeit mangels Anregung wegdämmern, auch ihre anzunehmende immunologische Kompetenz. Auch ihre nicht vorhandene wirtschaftliche Relevanz ist ein Trugschluss:

Fast das gesamte Ehrenamt wird durch sie erbracht, kostenlos. Sollen – zwar unterbezahlte- doch insgesamt teure Professionelle sie ersetzen? Diese Krise gibt uns viele hochinteressante Aufgaben auf, die auch mit klug angelegten Studien beantwortet werden sollten, nicht mit Hopplahopp-Studien über 14 Tage und Aussagen, die aufgrund von 29 Sektionen wesentliche Aussagen zu dem neuen Virus glauben machen zu können. Wir müssen einfach wissen, wovon wir reden. Dazu gehört auch das Tragen von Nasen-Mundmasken! Durch Empfehlung/ Verordnung werden sie nicht sinnvoller! Der verantwortliche Bürger muss wissen: Welche Maske bringt was? – Dr. Ursula Augener

 

Das Bildmaterial und der Text eines Artikels sollten sich in der Aussage unterstützen und ergänzen. Dies gelingt der Zeit in der Regel bestens! Auf der Seite Zwei der letzten Ausgabe ist Ihnen dies aber gänzlich misslungen. Das zentrale Bildmotiv von Jens Spahn mit Mitarbeitern der Uni-Klinik Gießen im Aufzug ist eher tragisch-komisch und konterkariert den guten und ernsten Text. Es macht gleichzeitig die anerkennenswerte Arbeit der Abgebildeten lächerlich und ist Wasser auf die Mühlen der kleinen Gruppe der Corona-Ignoranten. In der Heute-Show ist solch ein Bild akzeptabel in der Zeit unter der Rubrik: „Politik“ komplett fehl am Platze. – Wolfgang Gehrmann

 

Der Bundeskanzlerin sei Dank: Bleibt (beinahe) alles anders, und das ist auch gut so. Denn, darf man einer durch Experten der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren erstellten systemischen epidemiologischen Analyse der Covid-19-Epidemie vertrauensvoll Glauben schenken, dann wäre die Fortführung der bisherigen Kontaktbeschränkungen durchaus opportun gewesen. Flankiert durch die strikte Anwendung der inzwischen (hoffentlich) erlernten Abstands- und Hygieneregeln und eine mehrheitliche Nutzung der in Aussicht stehenden Corona-App könnte sich die im wahrsten Sinne des Wortes essentielle, effektive Reproduktionsrate relativ sicher bei 1 bzw. >1 etablieren. Bevor wir also „richtig“ anfangen mit dem Ende des Lockdowns, sollten wir permanent das Worst-Case-Szenario im gestrengen Blick behalten. Denn auch während der Corona-Krise liegt in der Ruhe die Kraft. Mehr noch, ebendiese Ruhe, genutzt für eine denkbar weitreichende Exit-Strategie, kann der Anfang einer neuen, den verfügbaren Ressourcen angepassten, entschleunigten Wachstumsstrategie sein. Dann ist die Corona-Krise der „Ground Zero“ für eine neue, zudem erhaltenswerte Normalität, weil dadurch die anvisierte sozial-ökologische Transformation einen signifikanten Anschub erhalten hat. – Ira Bartsch

 

In Ihrem Artikel „Die Exitstrategen“ (Die Zeit Nr 17, 16. April 2020) beziehen Sie sich auf ein Strategiepapier aus dem Bundesinnenministerium. Bis vor kurzem war mir nicht klar, ob es sich bei diesem Strategiepapier mit der Bezeichnung „Wie wir Covid-19 unter Kontrolle bekommen“, um ein echtes Strategiepapier handelt oder eben nicht. Da Sie sich nun, unter vielen anderen offiziellen Medien, auch auf dieses Papier beziehen und eine „Kernbotschaft“ daraus ermitteln, welche wie folgt lautet: „Erzählt den Leuten keinen Bullshit. Sagt ihnen, was da auf sie zukommt, nehmt dabei kein Blatt vor den Mund.“, habe ich mich dazu entschlossen dieses 17 seitige Dokument zu lesen. Nach dem Sie, die Ihrer Meinung nach relevante „Kernbotschaft“ dargestellt haben, stellen Sie die Frage, „Redet so ein Nanny-Staat?“

Und stellen anschließend die Vermutung auf, „dass viele Bürger die unverhohlene Hauptangst der Bundesregierung zu teilen scheinen: dass man zu früh aufmacht.“Kommt man aber auf Seite 13 zu den „Schlussfolgerungen für Maßnahmen und offene Kommunikation“ des besagten Dokumentes und dem Abschnitt 4 a „Worst case verdeutlichen!“, so findet man die Empfehlung: „Wir müssen wegkommenvon einer Kommunikation, die auf die Fallsterblichkeit zentriert ist. Bei einer prozentual unerheblich klingenden Fallsterblichkeit, die vor allem die Älteren betrifft, […]“. Diese Aussagen scheinen die offiziellen Zahlen zu zeigen. Hier wird also explizit empfohlen von relevanten Erkenntnissen, um die Lage einschätzen zu können (auch als Bürger), weg und hin zu einer Schockwirkung zu kommen, welche ein gewünschtes Verhalten in der Bevölkerung auslöst, mit der folgenden Aussage: „Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden.“ Soviel zu Ihrer „Kernbotschaft“:„erzählt den Leuten keinen Bullshit“!Anschließend folgen drei Punkte mit Handlungsvorschlägen, wie dies zu erreichen wäre. Im ersten Punkt wird davon gesprochen, wie zu verdeutlichen sei, dass Schwerkranke von Krankenhäusern abgewiesen werden, sprich eine Überlastung des Gesundheitssystems entstehe und Urängste des Erstickens sollen betont werden.

Es vergeht nun fast kein Tag, an dem nicht von offizieller Seite betont wird, dass die Überlastung des Gesundheitssystems gefährdet sein könnte! Nun, das ist wohl kein„Nanny-Staat“aber genauso wenig ist es eine geteilte unverhohlene Angst zwischen den Bürgern und der Bundesregierung. Hier handelt es sich um die Umsetzung einer Strategie durch die Bundesregierung aufgrund von Modellrechnungen, wie sie auch in diesem Papier beschrieben werden. Dass Krankenhäuser Kurzarbeit anmelden, sind reale Tatsachen, welche nicht die Modelle und Warnungen der Bundesregierung widerspiegeln. Auch das Bild in Ihrem Artikel unterstreicht die unterschiedliche Wahrnehmung der Gefahr von Politikern und Bürgern. Ein voller Fahrstuhl mit Politikern auf der einen Seite und das zum Teil ängstliche Ausweichen der Bürger beim Einkaufen, um Sicherheitsabstände einzuhalten, auf der anderen Seite. Das spricht nicht gerade von einer „geteilten unverhohlenen Hauptangst“.

Es scheint mehr eine unterschiedliche Wahrnehmung der Gefahrenlage zu herrschen mit entsprechend unterschiedlichen Verhaltensweisen! Hier könnte man nun mit Punkt zwei und drei weiterfahren, aber ich hoffe, dass erkannt werden kann, dass dieses Dokument durchaus verschiedene Seiten hat. Nach dem Lesen des 17 seitigen Dokumentes „Wie wir Covid-19 unter Kontrolle bekommen“ ist es mir nicht verständlich, wie Sie zu Ihrer „Kernbotschaft“ und den daraus folgenden Schlüssen gekommen sind. Ich empfehle jedem, der sich für diese Sache interessiert und genügend Kapazitäten hat, dieses Dokument selbst zu lesen und seine eigene Meinung dazu zu bilden. – Andreas Häring

 


 

 

Leserbriefe zu „Die mit dem Spürgefühl“ von Peter Dausend et al.

 

Ist es Ihre Masche, bei (fast) jeder sich bietenden Gelegenheit, die SPD schlecht zu schreiben, auch wenn sich der Artikel eigentlich nicht mit der Partei beschäftigt? Ich beobachte dieses schon seit längerer Zeit. So auch im Artikel über den Öffentlichen Dienst,dem ich als solchem nur beipflichten kann. Aber die Passage über Rudolf Korte, den Mann, der „wortgewandt erklären kann, warum die SPD schon wieder verloren hat“, ist in diesem Zusammenhang vollkommen überflüssig. Sie suggeriert aber dem Leser ein schlechtes Bild dieser Partei. Wollen Sie das? – Gerd Ahrens

 

Akribisch listen Sie in der zweiten Spalte auf, welches Bild der Bürger von unserer Administration hat. Ja, ich kenne auch einige Staatsangestellt, die super organisiert sind und einen außerordentlich guten Job machen, wie z.B. bei der Rentenversicherung in der Außenstelle auf „der Zeil“ in Frankfurt. Der überwiegen Teil der Staatsangestellten wie z.B. in Finanzämtern, Staats- oder Generalstaatsanwaltschaften oder Ministerien ist noch nicht einmal in der Lage nach einem Anschreiben den Eingang zu quittieren. Finanzämter speziell das in Frankfurt benötigen über ein ½ Jahr um einen Einkommensteuerbescheid zu erstellen und dann enthält dieser auch noch Fehler welche eine zu hohe Zahlung zur Folge haben. Staatsanwaltschaften verweigern Beweiserhebungen trotz vorliegender Anfangsbeweise und stellen Strafverfahren wegen Betrug, Veruntreuung und Erpressung einfach ein. Nach Außen wird dem Volk dann per Statistik einen ausgewogene Rechtsprechung suggeriert. Die nächst höhere Institution vermag keine Mängel zu erkennen. Ergebnis Rechtsbeugung Strafvereitelung.

Zu Strafanzeigen werde Eingangsbescheinigungen schon mal gar nicht erstellt. Und ich spreche hier nicht von Strafanzeigen per E-Mail, ich spreche von Strafanzeigen erstattet per Telefax. Ihr Bericht macht auf ich eher den Eindruck, dass Sie sich die Fragmente der Staatsorganisation herausgepickt haben, wo es einigermaßen gut geht. Im Gro zeigt sich in der Organisation bei den Mitarbeitern und natürlich auch den Ministerien eher, daß diese Leute vor denjenigen, die dafür sorgen das diese eine auskömmliches Einkommen haben und auch für Ihre üppigen Beamtenrenten sorgen keinen Repekt haben. Speziell die Staatsanwälte und Generalstaatsanwälte haben keinen Respekt vorm Grundgesetz, dem StGB, dem BGB, so erscheint es jedenfalls in Hessen. Und natürlich in Bezug auf Kapitalverbrechen werden Urteile nicht in der Finanzmetropole gesprochen, richtungsweisende Urteile werden in anderen Bundesländern gesprochen. – Ralf Schubert

 

Dieser Artikel macht es mir bzw. uns nicht leichter, die Zeit zu lesen! Er reiht sich einfach so in den, erlauben Sie die Bemerkung, „Hurra-Patriotismus zu Corona“ ein, schade! Arbeitsweise, Effizienz, Tempo und Qualität der öffentlichen Verwaltung werden hier besonders aus dem Innenverhältnis heraus „bejubelt“, schade, wo doch gerade „Corona“ zeigt, welche eklatanten Defizite insbesonders bez. medizinischem Wissen und Abläufen bestehen. Eigenverantwortete Recherche sollte bzw. könnte man eigentlich von einer dem Qualitätsjournalismus verpflichteten Zeitung erwarten. Eine Stellungnahme Ihres Chefredakteurs sehen wir als selbstverständlich an. – Margit und Ehrhard Barié

 

Sie beschreiben jene als Helden, die genau das tun, wofür sie bezahlt werden. Neiden soll ihnen dies niemand. Ihrer Pflicht nachzukommen, auch einmal am Samstag arbeiten zu müssen, ist dabei jedoch sicher kein unzumutbarer Preis für die nicht rar gesäten Privilegien jenes Berufsstandes. Im Beamtentum reißt die Sorge, für morgen keine Knete zu haben, vielleicht gerade einmal einen Grundschullehrer aus dem Schlaf. Ganz anders geht es derzeit dem großen Rest der Bevölkerung. Wer bei vollen Bezügen einmal ein Wochenende durcharbeitet, wird hier glorreich beklatscht. Die plötzliche wie unerwartete Steuerungsfähigkeit der Gesundheitsämter in hohen Tönen gelobt. Mit keinem Wort erwähnt wird dabei, dass diese in ihrer Überforderung auf Hilfe derer zurückgreifen, die die Krise derweil am härtesteten trifft. So sitzen allein im Aachener Gesundheitsamt seit fünf Wochen dreißig Medizinstudenten an den Telefonen. Sie sind einem Aufruf gefolgt, man brauche dringend vorgebildete Mitbürger. Unentgeltlich in Schichten von vier Stunden. Sie sitzen nun in einem Sweatshop-ähnlichen Callcenter und befragen Kontaktpersonen Infizierter.

Lassen sich häufig bepöbeln, nehmen sich Zeit und sogar jene Amtsträger in Schutz, die man dort am Hörer kritisiert. Das tun sie nicht nur gerne, sondern gleichermaßen an Sonn- oder den Ostertagen, während manch ein Staatsdiener seinen Jahresurlaub nimmt. Im Unterschied zu der von Ihnen porträtierten Gruppe, tun sie es aber nicht, weil sie es müssen. Sondern aus Pflichtbewusstsein und Hilfsbereitschaft. Gerade sie sind nennenswerter Teil des Systems. Ihr Artikel mag ein falsches Licht werfen auf den Schein reibungslos greifender Strukturen. Es ist ein Wir das hinter all dem steht. Wer derzeit bei seinem Gesundheitsamt anruft, hat keine schlechte Chance, eher einen Studenten, als einen Beamten am anderen Ende zu haben. Als Dankeschön hat sich das Aachener Amt derweil etwas einfallen lassen. Während Studenten die Einnahmen wegbröckeln, gibt es einen Tagessatz von satten 15 Euro. Ungeachtet, ob man vier oder acht Stunden gearbeitet hat. Sie nennen es amtstreu „Anerkennungspauschale“. Das ist doch mal Spürgefühl. – Simon Schophaus

 

Vielen Dank für den tollen Artikel, der sicherlich allen Menschen im öffentlichen Dienst aus der geschundenen Seele spricht. Wie oft wurde in den vergangenen Jahren durch negativ konnotierte Fremdzuschreibungen die Reputation des öffentlichen Dienstes mit Füßen getreten und wie oft wurden die unreflektiert in den allgemeinen Sprachgebrauch adaptierten verstetigten, anachronistischen Relikte der behäbigen, aufgeblähten und wenig leistungsfähigen Verwaltung, medial und bei jeder sich bietenden Gelegenheit im Freundes- und Familienkreis (scherzhaft bis bitterernst) beschworen? Und wie oft wurde dabei verklärt, dass die weniger unter dem beobachtenden Adlersauge der Öffentlichkeit stehenden, großen Wirtschaftsunternehmen teils ebenfalls noch verkrustete Strukturen mit elendig langen Entscheidungswegen haben, die auch für genügend Menschen, die sich dort einen Lenz machen, begünstigend wirken.

Niemand im öffentlichen Dienst fühlt sich als Held, erwartet für sich klatschende Menschen am Fenster oder Gehaltszuschüsse. Aber die Anerkenntnis des offenkundig divergierenden Dienstleistungs- und Qualitätsverständnisses zwischen Verwaltung und Bürger durch diesen Artikel tut gut und motiviert jede und jeden im öffentlichen Dienst, der auch außerhalb von Krisenzeiten sein oder ihr Bestes gibt, weiterzumachen. Die bisher oftmals aus Erzählungen wahrgenommenen Stereotype, die sich bei manchem durch eigene Erfahrung zur einzig erlebten Realität manifestierten, werden hoffentlich durch gute Arbeit in Krisenzeiten positiv überschrieben. Das weiterhin hohe Maß an Fleiß und Engagement darf von Menschen in einem krisensichereren Job von Menschen, die gerade von existenziellen Sorgen umgetrieben, erwartet werden. Es bleibt zu hoffen, dass der überfällige Reputationswandel des öffentlichen Dienstes auch durch den externen Impuls der Krise mit einem gesteigerten Innovationsmut zum selbstkritischen Bruch mit längst überholten institutionell-tradierten Strukturen in der Verwaltung weiter beflügelt wird. – André Hess

 

Über den Artikel habe ich mich zunächst sehr gefreut, schlieslich war ich 14 Jahre stellvertretender Leiter des Personals- und Organisationsamt der Stadt Heidelberg. Ich dachte schon, da wird nicht schon wieder das ewige Negativimage über den öffentlichen Dienst breitgetreten. Was aber dann kommt, hat mich maßlos geärgert. Die politisch völlig heruntergewirtschaftete Berliner Verwaltung mit ihrer Schlamperei und Mißmanagement ist kein Beispiel und schon gar nicht Behördenalltag in den Städten. Kommen Sie nach Heidelberg und Sie werden das Gegenteil erleben! Wenn überhaupt Wartezeit, dann vielleicht 20 oder 30 Minuten (natürlich spontan und ohne vorherige Terminvereinbarung). Sie werden aus einer Hand bedient: Anmeldung, KFZ-Zulassung, Umschreibung der Papiere, Kauf eines Stadtplans, Anmeldung zur Müllabfuhr etc. Diesen Service bieten wir dezentral in jedem Stadtteil an. Da fühlt sich niemand als „Held“, wäre aber schon zufrieden, wenn man die Arbeit schlicht und einfach anerkennt. Wir in Heidelberg brauchen keine Krise um bürgerorientierte Dienstleistungen anzubieten. – Günther Weist

 


 

 

Leserbriefe zu „Hausaufgabe“ von Christian Füller und Martin Spiewak

 

Nach dem Lesen Ihrer heutigen Ausgabe (16.04.2020) muss ich sagen, dass ich von Ihrer Recherche zum Thema Abschlussklassen enttäuscht bin. Zwar ist es wichtig, Schulen nach ihrer Meinung zu fragen, jedoch neben den Meinungen von Vertetern der Schulen ist es vor allem wichtig, auch die Meinungen von SchülerInnen heranzuziehen. Natürlich wurden die Meinungen der SchülerInnen nicht nur in Ihrer Zeitung komplett außenvorgelassenen, landesweit schreiben Zeitschriften über dieses Thema. Jedoch vergessen sie, erschreckenderweise oft, die Betroffenen, die SchülerInnen über ihre Meinungen, Sorgen und Probleme zu befragen. Ich bitte Sie, unsere Sorgen ernst zu nehmen und ich würde mich freuen, wenn Sie das Geschriebene zum Nachdenken anregt. – Bora Bilir

 

Ich finde, ihr solltet auch mal über die Kindergartenkinder berichten. Ich höre immer nur Schule, Schule, Schule. Ich verstehe nicht warum ihr nicht über die Kindergartenkinder berichtet. Ich finde es ist eigentlich doch eine viel härtere Zeit für die, weil ich die Schulkinder viel mehr Erfahrung haben mit Hausaufgaben und so. – Ein Leserbrief im Auftrag meines 6-jährigen Sohnes Jakob Beyer (Vorschüler)

 

Gerade lese ich mit Interesse diesen Artikel. Ein Thema was mir als berufstätiger Mutter seit Wochen unter den Nägeln brennt. Diese Recherche erfolgt aber aus völlig falscher Sicht. Hier entsteht der Eindruck, dass alles super läuft und die Krise eine echte Chance sei. Meine Erfahrung und auch die vieler anderer mir bekannter Eltern sieht völlig anders aus. Sie greifen nur Idealbeispiele auf, Einzelfälle, die mir bisher noch nicht begegnet sind. Meine Söhne, 12 Jahre in der 6. Klasse Gymnasium und 8 Jahre 2. Klasse Grundschule, haben bisher kaum bis gar keine Kontakte zu ihren Lehrern gehabt. Es gab einzelne Arbeitsaufträge, unterschiedlich je nach Lehrpersonal und nach Fach. Die Schulleitung scheint an beiden Schulen überfordert. Kaum kreativ und ohne Eigeninitiative wartet nur auf Anweisung vom Ministerium. Ich wünschte mir eine Recherche, die die Perspektive der Schüler und Eltern beleuchtet, die durch das Home Learning Programm beeinträchtigt sind und echte Erfahrungen gesammelt haben. Die Sicht der Lehrer ist zweitrangig. Und wie möchte ein Lehrer objektiv beurteilen, wie seine Schüler mit dem Home schooling Programm fertig werden? Sollte dieser Artikel ein versteckter Werbespot für das Kultusministerium sein? Ich bin zutiefst enttäuscht von soviel oberflächlichem Schöngerede… – Dr. Susanne Gaedt

 

In Ihrem Artikel Homeschooling – Hausaufage aus DIE ZEIT Nr. 17/2020, 16. April 2020 berichten Sie von vielen inspirierenden Beispielen wie digitales Lernen durch engagierte Lehrer in diesen turbulenten Zeiten gelingen kann. Oder es zumindest versucht wird. Und auf den Versuch kommt es an. Es ist mehr als natürlich, dass nicht alle digitalen Lernangebote von heute auf morgen reibungslos funktionieren, dass nicht jede Videokonferenz erfolgreich verläuft, aber alle Schulen täten gut daran, die bei vielen noch sehr ausgeprägte Schockstarre so schnell wie möglich hinter sich zu lassen und Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Bedingungen zu demonstrieren. Kreativität, Ausprobieren und das Lernen aus Fehlern sind dabei ausdrücklich erwünscht. Ein Aussitzen ist nicht mehr angebracht. Argumente, wie „wir benötigen ein einheitliches Vorgehen“ oder „die Situation hat uns plötzlich getroffen“, haben nach 5 Wochen Vorbereitungszeit ihre Wirkungskraft verloren.

In unserer komplexen, unsicheren und sich immer schneller drehenden Welt sind Adaptionsfähigkeit, Kreativität, rationale Chancen-Risikoabwägungen und eine Portion Mut nötiger denn je, um den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen. Die Corona-Krise wird nicht die letzte ihrer Art gewesen sein. Wie wollen Schulen ihren Schülern diese so wichtigen Kompetenzen vermitteln, wenn sie selbst das Bild eines schwerfälligen Tankers abgeben? Wenn digitales Lernen über Wochen hinweg aus einem Download von Aufgaben aus Google Drive besteht und keine Interaktion mit den Lehrern stattfindet, frage ich mich, was da schief gelaufen ist. Wenn der Direktor dann auch noch selbstbewusst in einer Elternmail ausführt, dass die Lehrer jederzeit ansprechbar seien und die Möglichkeit der Kontaktaufnahme per Email aber durch die Schüler nur in geringem Maße genutzt werde, begreife ich, dass er unter eigenverantwortlichem Lernen etwas anderes versteht als ich. Die alleinige Nutzung des Mediums Email erweist sich in diesem Fall als überholt und nicht zielführend. Zudem haben Schüler hier keine Holschuld, Lehrer aber sehr wohl eine Bringschuld, die über das Zusammenstellen von Wiederholungsaufgaben hinausgehen muss. Vielleicht haben wir mit unserer Schule einfach Pech gehabt.- Jennifer Bosch

 


 

 

Leserbriefe zu „Bloß raus hier!“ von Andreas Sentker

 

Ich beziehe mich auf Ihren Beitrag vom 16.04.2020 „Bloß raus hier!“, insbesondere auf den „1. Schritt: Zahlen kennen“. Sie sind der erste, mir bekannte Journalist, der die Frage nach der Prozentzahl, der mit Sars-CoV-2 infizierten Menschen, in Deutschland stellt. Ich hätte mir gewünscht, in Ihrem Artikel entsprechende Antworten zu finden und frage mich nach dem Grund der fehlenden Angaben. An Ihrem mathematischen Verständnis scheitert es sicher nicht. Bisher sind 0,17% (144340, siehe merkur.devom 19.04.2020) der Bevölkerung Deutschlands offiziell am Coronavirus erkrankt . Von den Infizierten sind 3,1 % (4547, siehe merkur.devom 19.04.2020) gestorben. Das sind auf die Gesamtbevölkerung gerechnet 0,005 %. Nur zum Vergleich: Die Grippewelle 2017/2018 forderte geschätzt 25.100 Tote (siehezeit.de>Wissen vom 30.09.2019), das entspricht 0,03 % der Gesamtbevölkerung und entspricht auf ein Jahr gerechnet, pro Monat 2091 Todesfälle. Bereits damals galt die Pneumonie als häufigste Komplikation.

Die vom Staat symbolträchtige Vorsorge in Form der Kontaktsperre suggeriert den Bürgern eine Sicherheit, die im Endeffekt wieder zu einer neuen Unsicherheit führt. Was passiert, wenn wir Ende des Jahres erneut mit einem neuen, unbekannten gefährlichen Virus konfrontiert werden, während für das Coronavirus immer noch kein geeigneter Impfstoff vorliegt? Beginnen wird dann wieder mit der Frage „Was ist, wenn…?“ und entscheiden uns im Anschluss erneut für ein Lockdown? In der Bevölkerung lässt sich eine zunehmend fehlende Risikokompetenz auf Grundlage mangelnder Reflektion und unbewältigter Angststörungen erkennen. Das Leben ist nun mal lebensgefährlich. Die Akzeptanz dieser Tatsache fällt den Menschen in unserer heutigen Welt zunehmend schwer. Die meisten streben nach der absoluten Sicherheit, die es nicht geben kann und nicht geben wird. Genau so verhält es sich mit der Gerechtigkeit.

Auch die ist nie zu 100 % möglich. Aufgrund der aktuellen Entscheidungen der Regierung droht tausenden Firmen die Insolvenz und Millionen Menschen die Arbeitslosigkeit. Ganz zu schweigen von den dadurch möglicherweise ausgelösten Depressionen und Suiziden. Stehen diese Maßnahmen in Relation zum tatsächlichen Nutzen? Als Leser der Zeit vermisse ich, nicht nur bei Ihnen, in der Berichterstattung über das Coronavirus kritische Fragestellungen zu den Maßnahmen der Bundesregierung im Umgang mit der aktuellen Situation und die Mitteilung der Corona-Fallzahlen mit den entsprechenden Prozentangaben, die eine Aussage über das Verhältnis der Infizierten zur Gesamtbevölkerung in Deutschland ermöglichen. – Marion Liu

 

Zur Zeit werden Krisenopfer und Krisenhelden identifiziert und deren matierielle Besserstellung verlangt. Die systemrelevante und riskant arbeitende Altenpflegerin bekommt einen Zuschlag von 1.500 Euro. Das Kurzarbeitergeld soll aufgestockt und seine Anspruchsdauer verlängert werden. Meines Erachtens sind aktuell nicht nur die Lebensmittelverkäuferin, die Krankenschwester und die Gesundheitsamtmitarbeiter systemrelevant, sondern auch die sich bereithaltenden Kräfte aus Industrie und Gewerbe. Alle Berufstätigen sichern unseren Staat, bürgen für die Zukunft und schützen die interdependenten Generationen. Deswegen aus gerechtigkeitstheoretischer Perspektive mein Vorschlag, Vollverbeamtung aller Arbeitenden. Siehe das bahnbrechende Werk des Philosophen und Professors John Rawls, a theory of justice, Oxford 1971/ Eine Theorie der Gerechtigkeit, Frankfurt a. M. 1975.

Die Verbeamtung wurde in weitgehend analphabetischer Zeit eingeführt, um das Gemeinwohlärgernis adeliger Privilegien zu brechen. Jetzt in durchalphabetisierter Gesellschaft sind wir alle gemeinwohlnotwendig. Deswegen die Ausdehnung der Verbeamtung. Sollten damit verbundene Kosten und Lasten den Staat überfordern und sprengen, und damit sich als gemeinwohlschädlich erweisen, könnten wiederum aus gerechtigkeitstheoretischer Perspektive die Verbeamtungen insgesamt abgeschafft und Risiken – nicht nur in der jetzigen Krise – gerechter verteilt werden. – Dr. Ulrich Reichmann

 

Ich empfehle der gesamten redaktion og. artikel insbesondere schritt nr. 6 „ganzheitlich versorgen“ zu verinnerlichen!! In D ist es sogar noch schlimmer, wir fällen nicht nur bäume, sondern der deutsche wald liegt aufgrund der anhaltenden dürren im sterben und wasser wird immer knapper. Im artikel heisst es „wir zerrütten ökosysteme und schütteln viren aus ihren natürlichen wirten“, die uns dann befallen!! weiter heisst es „der klimawandel und die vernichtung natürlicher lebensräume werden solche ereignisse (und auch andere äusserst bedrohliche) häufiger und bedrohlicher ausfallen. Das bedeutet im umkehrschluss: Klima-. Umwelt- und Artenschutz schützen auch uns menschen“ Es sieht leider so aus, daß die ZEIT die tragweite solcher aussagen nicht wirklich wahrnimmt bzw. verdrängt. Ich appelliere zum wiederholten male an die redaktion endlich über ihren „schatten“ zu springen und den ressorts wissen, wirtschaft usw. das wirklich überfällige kapitel „UMWELT“ hinzuzufügen, oder wollen sie warten, bis sich das thema bzw. die menschheit und die natur erledigt haben. Im moment sieht es ganz danach aus. Es geht jetzt darum, nicht immer nur die anfallenden katastrophen in allen facetten zu beleuchten, sondern darum, wege für eine lebenswerte zukunft von fauna, flora und unserer erde (unser zuhause) aufzuzeigen und einzufordern. Das ist jetzt die wahre Aufgabe der medien, alles andere ist schwäche. – Thomas Pfalzgraf

 

Mir graut jetzt bereits vor dem Ende der Corona-Krise, wenngleich aus ganz banalem Grund. Denn nachher haben es die meisten wieder mal schon vorher ganz genau gewusst (gilt natürlich auch für unsereins Leserbriefschreiber). Das Zuviel oder Zuwenig, das Zulang oder Zukurz an diesem oder jenem, währenddessen selbst kluge Köpfe ehrlicherweise nur im relativ Trüben fischen können bzw. konnten. Dieses unvermeidliche Besserwissertum haben all die, die sich, ob nun in gesundheitlichen, soziologischen, ökonomischen Fachbereichen oder ganzheitlich in der Politik gewissenhaft ihrer Verantwortung für Leib und Leben des Volkes stellen, schlichtweg nicht verdient. Umso erfreulicher und erfrischender indes liest sich die profunde Anleitung von Andreas Sentker. Danke dafür! – Ira Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Hier spricht die Risikogruppe“ von Cathrin Gilbert und Martin Machowecz

 

Wie eine Freundin von chinesischen Geschäftspartnern erfuhr, hat die chinesische Regierung allen Bürgeren geraten oder befohlen, wie auch immer, eine Rolle Toilettepapier bei sich zu tragen, um, wenn man sich schneuzen oder niessen muss, dies in ein Papierchen davon zu tun, und dieses dann wegzuwerfen oder ein Papierchen davon zum Türklinken säubern zu verwenden usw. Es hatte rein hygienische Gründe, was verständlich ist und Sinn macht. Zu uns gelangte wohl nur die Botschaft, Toilettepapier kaufen, aber nicht warum. – Brigitte von Stebut

 

Beim Lesen des Interviews habe ich mich sehr an einen Satz meines akademischen Lehrers erinnert: „Man kann alles unter drei Gesichtspunkten betrachten: dem naturwissenschaftlichen, dem juristischen und dem des gesunden Menschenverstandes.” Herr Ströbele ist sicher ein ganz exzellenter Jurist – aber Frau Berger hat doch mehr gesunden Menschenverstand. – Hansjörg Hahn

 

Sehr geehrter herr ströbele, leider erscheinen sie auch in der corona-frage so unbelehrbar und egozentrisch wie zu den 68‘er zeiten! Klagen können sie aber prima! – P.Roetzel

 

Frau Katzorke kritisiert Ältere, die sich nicht um ihre Gesundheit zu scheren scheinen und denkt manchmal, diese sollten erklären :“ich verzichte auf ärztliche Behandlung, wenn ich mich anstecke“. Wünscht sie das auch von Rauchern, rasenden Motorradfahrern und allen anderen, die Lebensrisiken eingehen? – Marianne Junker Netphen

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie beweglich ist der Kapitalismus?“ von Uwe Jean Heuser

 

Vielen Dank für die (wieder-) vielfältige Themenauswahl in der aktuellen Zeit-Ausgaben. In dem o.g. Artikel (auf S.19/Ausgabe 16.4.20) schildern Sie, dass Deutschland im Jahr 2019 zum 4x in Folge den größten Exportüberschuss aller Nationen erzielt. Leider habe ich keine Quellenangaben dazu gefunden und mich hätte sehr interessiert, von woher Sie diese Informationen bezogen haben? Ich würde mich sehr über eine Antwort mit der Quellenangabe freuen – vielen Dank für die Bearbeitung! – Simone

 

Da ich DIE ZEIT nach mehr als 50 Jahren Abo nicht mehr lese, hier meine Reaktion auf Zitate der „Pressestimmen“ in der Badische Zeitung: Wie lange will denn die mehrheitlich linksgrüne Riege der ZEIT-Journalisten noch ihre Mantra von den solidarischen Eurobonds herunterbeten? Kapiert denn nur einer dieser Redakteure, dass eine Verteilung dieser Gelder in Italien, Spanien oder sonst wo ohne einem entsprechenden Haushaltsvorbehalt der Wähler in den übrigen EU-Ländern zutiefst undemokratisch ist? Kann den hierzulande beispielsweise Mecklenburg-Vorpommern ohne die jeweilige Gesetzgebung des Bundes alleine darüber befinden, wieviel Kurzarbeitergeld ausbezahlt oder ab welchem Alter Rente in welcher Höhe gewährt wird? Hier wird doch einem Zugriff auf gemeinschaftliche Kassen nach Gutdünken der jeweiligen EU-Länder das Wort geredet, ohne dass diesem durch den Steuerzahler insgesamt in der EU Einhalt geboten werden kann! Ich weiss ja nicht, welche „Fleißkärtchen-Spiele“ im Rechnungswesen des ZEIT-Verlages veranstaltet werden …. aber der Vorgehensweise eines „ehrbaren“ Kaufmanns entspricht die erzwungene Mithaftung für gewährte Gelder durch den Gläubiger keinesfalls….. wobei noch zu erwähnen wäre, daß die bewährten Kaufmannsregeln von den „ach so liederlichen Italienern“ stammen! – Hans Hardenberg

 

Es wäre schön, wenn Sie die derzeit aus allen Kanälen erschallenden Lobhudeleien über das deutsche Gesundheitssystem ein wenig relativieren könnten – ebenso wie die Verrisse des italienischen Gesundheitssystems. Mir wäre das ein Anliegen, nicht nur weil mich 1973 eine OP in Italien gerettet hat, die es damals nach Aussagen des Chirurgen von der Universität des Saarlandes, der die Folgebehandlung übernahm, in Deutschland noch gar nicht gab, und weil ich 2018 im Cardarelli-Krankenhaus in Neapel in einer Nacht von Freitag auf Samstag im Hochsommer von einem Ärzteteam ein weiteres Mal in einer lebensbedrohlichen Situation gerettet werden konnte. Nein, ich möchte in Erinnerung rufen, dass seit Jahren das italienische Gesundheitssystem in den Rankings der WHO als effizienter eingestuft wird als das deutsche.

Für das Ranking von 2019 zeichnen verantwortlich ein Ökonom von der World Bank (Ajaj Tandon), ein Experte für Gesundheitsstatistik und –evaluation von einer Universität in Seattle (Christopher Murray), ein Ökonom vom Department of Health Systems, Governance and Financing der WHO, der früher mal an der Johns Hopkins School of Medicine tätig war (Jeremy Lauer), und ein Mann, der aktuell wissenschaftliche Projekte am Schweizer Tropen- und Public Health Institut an der Universität Basel leitet und der vorher 25 Jahre in verschiedenen Rollen und Verantwortlichkeiten für die WHO tätig war (David Evans). Ob sich die Herren wirklich irren? In Sachen Overall Efficiency liegt Deutschland nach ihren Analysen unter 191 Ländern auf Platz 25 und Italien auf Platz 2 (Paper zum download unter https://www.who.int/healthinfo/paper30.pdf). Dass Italiens Krankenhäuser durch die massiven Einsparungen in den letzten Jahren in Schwierigkeiten geraten sind, ist ein anderes Thema. Wenn Personal und Ausstattung fehlen, kann auch das beste System nichts bewirken. Wohin Einsparungen gepaart mit Kommerzialisierung der Medizin bei uns in Deutschland führen, ist bei aller Wertschätzung dessen, was gerade viele im Land tun, auch nicht schön.

Dass Krankenhäuser bzw. die sie betreibenden Gesellschaften ihre derzeit unausgelasteten Beschäftigten in den Abteilungen, die für Corona geräumt wurden, in Kurzarbeit anmelden, ist, wie ich finde, absolut inakzeptabel. Herzliche Grüße von einer, die gespendet hat für das Krankenhaus in Bergamo! Ach ja, und zu den Eurobonds: Wer sollte die denn ausstellen?! Hätte man nicht noch mehr erkrankte Menschen aus Italien, Spanien und Frankreich nach Deutschland einfliegen, beatmen und so Solidarität zeigen können? Und könnte man es finanziell nicht mit irgendwelchen Fonds versuchen? Das wäre psychologisch geschickt. Klingt so ähnlich wie Bonds und könnte einige italienische Gemüter beruhigen. Conte hat Salvini im Nacken; und dass die Coronakrise ihn wieder an die Macht spült, das wünscht sich doch niemand wirklich, oder?! – Prof. Dr. Angelika Groterath

 

Vielen Dank für Ihren prüfenden Blick auf den Kapitalismus im Lichte der Corona-Pandemie. In Ihren Augen geht es um die Wahrung des Gleichgewichts von Angebot und Nachfrage und um die innere Widerstandskraft der Wirtschaft durch den Aufbau von Reserven. Die von Ihnen dargestellten Verstöße gegen Balance und Resilienz sind in der ZEIT immer wieder aufgedeckt worden, Sie schreiben nichts Neues. Aber die Corona-Krise rückt eine alte Frage in ein völlig neues Licht: Ist der Kapitalismus in der Lage, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen (und nicht die Rendite)? Kann die Freiheit des Marktes ein menschenwürdiges Leben sichern? Die Bankenrettung 2008/9 argumentierte mit „too big to fail“. In der aktuellen Krise erweist sich, dass weit mehr Wirtschaftsbereiche so systemrelevant sind, dass sie unter staatliche Kontrolle gehören. Zur öffentlichen Daseinsvorsorge gehören nicht nur Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Medikamenten- und Hilfsmittelbereitstellung sowie das Attraktivmachen der Arbeit in diesen Bereichen.

Großunternehmen, v. a. global agierende, müssen zumindest daraufhin kontrolliert werden, dass sie ihre Verantwortung für das Gemeinwesen wahrnehmen, nicht nur die steuerliche. Staatsdiener – einschließlich der Regierenden auf allen Ebenen – haben geschworen, dem Volke zu dienen. Deren Aufsicht über Großunternehmen muss sich an der eidlichen Verpflichtung orientieren, nicht am Markterfolg, koste es, was es wolle (darunter auch Menschenleben!) Gleichwohl dürfen wir auf Marktwirtschaft nicht völlig verzichten. In kleineren Dimensionen hat dieses System schon immer sehr förderlich funktioniert.

Wenn in den kleinen und vielen mittelständischen Unternehmen die Tüchtigkeit, die Kreativität, das Engagement der Eigentümer und ihrer Mitarbeiter zu geschäftlichem Erfolg und persönlichem Wohlstand führen, so ist das gut und stärkt die Gesellschaft. Fortschritt findet sehr oft durch start-ups statt, obwohl in diesem Bereich auch das Scheitern dazugehört. Der Mut zu Krediten in diesem Bereich war (und ist) bei privaten Banken wenig ausgeprägt. Staatliche Förderung bedarf lediglich des politischen Muts, auch wenn nicht in jedem Fall die stimmenbringende Erfolgsstory zu erwarten ist. Sollte die Corona-Krise den politischem Mut zu grundlegenden Systemänderungen und entsprechender öffentlicher Aufgeschlossenheit führen, könnte man dem Virus wenigstens ein positives Moment abgewinnen. – Viktor Rintelen

 


 

 

Leserbriefe zu „Lasst die Seelsorger rein!“ von Evelyn Finger

 

Ich möchte auf eine weiteren Missstand aufmerkssam machen: Auch der Kontakt zu den Heimbewohnern eines Altenheims muss sehr bald möglich sein. Der persönliche Kontakt und nicht das Telefon erhalten die Beziehung zu dem vertrauten Menschen. Noch erkennt mich meine 92jährige Tante. Wenn man abwegen muss zwischen reiner Hygiene und menschlicher Nähe eines vertrauten Menschen, so wähle ich den Kontakt und hoffe, viele stimmen mir zu. Wie kann ich Druck aufbauen , Verbündete finden, die ebenso denken? – Helga Meyer

 

Die Kirche in Deutschland ist nicht mehr systemrelevant, das war sie wahrscheinlich auch vor Corona nicht mehr, aber jetzt ist es eindeutig. Sie hat ihre Chance verpasst in einer so bedeutenden, die Zukunft verändernten Krise für die Menschen, dort, wo sie am meisten gebraucht wird, da zu sein und sie in ihren Ängsten zu begleiten. Das ist nicht mehr aufzuholen. Wiederholt erkennt die Kirche die Zeichen der Zeit nicht, unterwirft sich als Behörde der Staatsgewalt und ist damit als Kirche, auch ihren eigenen Vertretern und Mitgliedern gegenüber, handlungsunfähig. Sie lässt die Menschen in ihrem Leid, ihren Sorgen und sogar ihrer Trauer alleine. – Dr. med. Birgit Leibbrand

 

Seit 23 Jahren arbeite ich als Krankenhausseelsorgerin, zur Zeit in einem Akutkrankenhaus und in einer Rehaklinik, beide in konfessioneller Trägerschaft. Die Vorstellung, als Seelsorgerin in dieser Zeit nicht bei den Menschen sein zu dürfen, ist für mich nahezu unerträglich. Vor einigen Wochen, als noch nicht klar war, ob es auch bei uns in NRW eine Ausgangssperre geben würde, hat mich eine Krankenschwester gefragt, ob ich denn auch schon eine Unabkömmlichkeitsbescheinigung hätte – ich sei ja schließlich unabkömmlich. Und damit ging es ihr vermutlich nicht unbedingt um meine Person, sondern auch um das, was ich als Seelsorgerin unausgesprochen mitbringe: die Botschaft „Ich bin bei euch alle Tage“ aus dem Matthäus-Evangelium, die auch in diesen Zeiten trägt. Ich werde von Angehörigen angerufen, die sich Sorgen um Ihre kranken Familienmitglieder machen, die sie nicht besuchen dürfen. Ich erlebe ältere Patienten, die weinend im Bett liegen, weil sie nicht verstehen, warum ihre Angehörigen sie nicht besuchen können.

Ich begegne den Mitarbeitenden, höre ihre Sorgen, trage mit ihnen die Anspannung dieser Zeit und die ethischen Fragen, vor denen sie sich gestellt sehen. Und das alles tue ich unter Wahrung der hygienischen Bedingungen, in Absprache mit den zuständigen Personen in meinen Krankenhäusern und in Kenntnis der Verantwortung, die ich habe. Auch ich habe von einem Chefarzt schon den Satz gehört „Eigentlich dürften Sie ja auch keine Besuche mehr machen…“ und auch die Unterstützung von kirchlicher Seite ließ zeitweise zu wünschen übrig. Zum Glück hat es bisher noch von keiner Seite Verbote gegeben, so dass ich mich weiterhin rufen lassen kann um Sterbenden beizustehen und mit Menschen ihre persönlichen Krisensituationen auszuhalten. Das ist meine Aufgabe als Seelsorgerin, auch und gerade jetzt. – Susanne Schneiders-Kuban

 

Ich danke Ihnen herzlich für Ihren Artikel zur Seelsorge in der jüngsten Ausgabe der ZEIT. Ich arbeite seit vielen Jahren als Pastorin im Krankenhaus, derzeit umfaßt mein Verantwortungsbereich das Klinikum Südstadt Rostock und das Hospiz am Klinikum Rostock. Auch mich bewegen – wie fast alle – die Fragen nach dem richtigen Maß, der Balance zwischen Sicherheitsabstand und lebensnotwendigem menschlichen Kontakt. Meiner Meinung nach reicht es nicht, als Kirche/n zu beten für diejenigen, die einsam und verlassen sterben. Obwohl auch das wichtig und gut ist. Wichtiger finde ich, als Kirche für die Wahrung der Grundrechte einzutreten, auch jetzt. Dafür, daß Menschen weder einsam und verlassen sterben noch einsam und verlassen leben müssen, soll sich Kirche einsetzen. So verstehe ich zumindest meinen Auftrag als Pastorin. Wir brauchen die Fragen nach dem richtigen Maß, finde ich.

Damit Menschen – auch alte Menschen – selbst entscheiden können, ob sie es für das geringere Übel halten, im schlimmsten Fall an Corona zu sterben – oder an Einsamkeit und Hospitalismus zugrunde zu gehen. Damit wirklich danach gefragt wird, ob „Hauptsache gesund“ tatsächlich der alleinige Maßstab sein kann oder Lebensqualität (dazu zählt sozialer und Körperkontakt unbedingt!) nicht auch Gewicht haben muß in der Argumentation, wieviel Distanz die einzelne Person einzuhalten bereit ist. Oder wieviel ihr aufgezwungen werden darf durch Verordnungen und Notfallpläne. Beerdigungen und Besuche am Sterbebett lassen sich nicht auf später verschieben. „Kein Körperkontakt“ in diesen Situationen ist eine lebensfremde Forderung. Noch ein anderes Thema: Besorgniserregend finde ich die Situation derjenigen, die sich am schwersten Gehör verschaffen können, der kleinen Kinder. Eltern in eher sorglosen Lebensumständen (eigenes Haus samt Garten oder große Wohnung mit Balkon, pädagogisch interessiert und mit Ressourcen wie Büchern, Liedern , Bastelmaterial etc ausgestattet) ) sind nach vier Wochen ohne Kindergarten / mit betreuende Oma auch schon angestrengt.

Aber was ist mit denen, die in engen Wohnungen eingezwängt sind, die nicht gewohnt sind, selbst zu kochen, vorzulesen, mit den Kindern zu basteln, Konflikte gewaltfrei zu regulieren? Deren Kinder jetzt noch nicht einfach mal draußen auf dem Spielplatz toben können? Wenn hier der Aggressionspegel steigt, sind die Kinder schutzlos ausgeliefert. Übersteigt nicht der potentielle Schaden sowohl für das einzelne Kind als auch für die Gesellschaft den potentiellen Schaden durch Corona ? Zumindest hier im Norden, wo die Fallzahlen bisher nicht dramatisch sind. Vorige Woche haben Sie dazu schon eine Diskussion veröffentlich, ich danke Ihnen dafür und bitte Sie, dieses Thema weiterhin in die Öffentlichkeit zu tragen. – Hilke Schicketanz

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir müssen die Herzen erreichen«“. Gespräch mit Josep Borrell geführt von Matthias Krupa und Ulrich Ladurner

 

Es beglückt, in der gegenwärtigen Krise eine tatkräftige und Mut machende europäische Stimme wie die des EU-Außenbeauftragten Joseph Borrell zu hören. Ach, wenn es doch möglich wäre, die Herzen der Bürger für die wunderbare, einzigartige Idee einer lebendigen und starken und vielfältigen europäischen Gemeinsamkeit zu gewinnen. Ach, wenn es doch gelänge, aus der augenblicklichen Düsternis der „sozialen Distanzierung“ in eine helle Welt neuer empathischer internationaler Solidarität im warmen Licht der Brüsseler und anderer Sterne aufzubrechen. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Danke für das Interview mit Herrn Bordell. Es sind für mich einige Bedenkenswerte Aspekte enthalten. Die Einschätzung zur EU ist nachvollziehbar. Sehr schön hat mir sein Bild vom Unterschied zwischen Apfel und Pfirsich gefallen. Gestört hat mich das Bild im Test dazu. Was wollen sie mir mit dem Blütenzweig sagen? Diese wird weder Äpfel noch Pfirsiche tragen, ja nicht Mal irgendeine andere Frucht! Es ist eine Zierkirsche – kurz schön im Frühjahr und dann unscheinbar durchs Jahr. Ist das ihr Bild von Europa, dass im Subtext vermittelt werden sollte? Gefällt mir gar nicht! – Anke Schlingmann

 

Auf diese großartige Idee hätte man auch schon ein bisschen eher kommen können-sollen-oder eben müssen. – Wolfgang Burkhardt

 


 

 

Leserbriefe zum Politischen Fragebogen „»Tränen erlösen«“. Gespräch mit Raed Saleh geführt von Lea Frehse und Asser Khattab

 

Für`s Klo?Ich dachte sofort an mich. Seid geraumer Zeit sehe ich mein Klopapier, im Gäste-WC gebunkert, so liebevoll an. Was andere Deutsche machen, läßt sich nur mutmassen. Ich habe das Gefühl, sie versuchen mittlerweile mit wissenschaftlicher Akribie herauszufinden, wie man Klopapier auch noch nützlich gebrauchen kann. Klar, als Nahrungsergänzungsmittel fällt es aus. Als Schreibpapier schwer zu gebrauchen, außer für Kassiber oder Gedichte in der Not. Der Drucker ist viel zu stolz, um so ein Papier bei sich durchzuziehen. Die Rollen bei den Zeitungsmachern sind so riesig, sie passen nicht ins Gäste-WC oder in den Keller. Also wird man jetzt experimentell in den eigenen vier Wänden tätig werden. Sieht ja keiner. Angesichts des Mangels an Schutzmasken, sie zu tragen kann ja nicht befohlen, sondern nur empfohlen werden. Deswegen: was kann das Klopapier leisten? Fangen wir an: Die Klorolle um den Kopf wickeln, Nase und Mund nicht vergessen (!), wieviel verträgt der Kopf (?), schließlich ist der Kopf verpackt, dann aber: who is who? Noch überzeugend?

Das Klopapier in Wasser einweichen. Geht gar nicht. Klebt zwar vorzüglich, aber im Gesicht nicht sicher. Eine Konstruktion bauen, ähnlich dem Halter auf dem WC, Rolle zum Bedarf einfädeln, die zu verwendende Menge abziehen, nach Gebrauch nicht einfach wegwerfen, sondern aufbewahren, trocknen, ggf. auf der Wäscheleine im Garten. Dem Nachbar ein Vorbild sein. Besser wird man ihn nicht erregen können. Das wird sich jedoch auch nicht durchsetzen. Was bleibt? Selber nähen. Gut, das Papier läßt sich ziemlich leicht falten. Aber womit kann ich binden. Zwirnsfaden, Wollfaden, Schnur, Seil oder Kette, hält doch alles nicht. Papierstreifen auf Papier hält nicht, Stoffstreifen, da hält die Naht nicht. Also wieder nichts. Klopapierhersteller, strengt euch an, wir brauchen euch dennoch! Und ihr unzähligen Näherin von Masken, gebt euer Bestes, wir werden euch noch länger brauchen! Es ist schon verrückt, einer gewinnt immer. – Burkhard Kunze

 

Ich muss gestehen, dass ich den politischen Fragebogen nicht mehr oft gelesen habe, da die interviewten Politiker/innen oftmals konfliktfreie Antworten gegeben haben, die wenig Bedeutsames enthielen. Dadurch entstanden wenig neue Erkenntnisse oder Denkanstöße, erst Recht nicht wurden die Gefühl der Leser/innen angesprochen. Ganz anders der Fragebogen mit Raed Saleh: Endlich ein Mensch der etwas Bedeutsames zu erzählen hat (was Politiker/innen auch haben) und der offen und ehrlich spricht! Und der in wenigen Sätzen, ohne intellektuelle Überhöhung, viele Weisheiten zu vermitteln weiß und dabei trotz wiedrigster Umstände, scheinbar immernoch einen moralischen Kompass und einen gut ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und Fairness hat. Vielleicht sollten wir dieses Interview regelmäßig lesen, denn es macht uns auf vieles Wichtige aufmerksam! Ich hoffe, dass künftig mehr solcher Gesprächspartner/innen für den Fragenbogen ausgesucht werden. Ein großes Lob an die beiden Autoren für die Auswahl des Gesprächspartners und das Interview! Danke Raed Khattab! Danke Lea Frehse! Danke Asser Khattab! – Philipp Lechtenberg

 

Der letzte „Politische Fragebogen“ mit Raed Saleh war wirklich das Highlight der Reihe ! Danke dafür. – Jürgen Elsner

 


 

 

Leserbriefe zu „In Gottes Namen, eine Frau“ von Wolfgang Thielmann

 

In Ihrem Artikel über die Bischöfin Jepsen sagen Sie „Doch erst 1958 wurde in Lübeck die erste Pfarrerin ordiniert.“ Am 14. April 2020 bringt die FAZ einen einseitigen Artikel von Christoph Markschies ‚Heiliger Geist und Zeitgeist‘, in dem es heißt: „Vor zwei Jahren wurde daran erinnert, dass …..Bischof Kurt Scharf am 12. Januar 1943 die ersten beiden Frauen zum evangelischen Pfarramt ordiniert hatte.“ – Elke Bossbach-Trog

 

Bischöfin Jespen ist für mich kein Thema .Und das kam so: ich bin getauft worden, ohne mich zu fragen. Als ich konfirmiert wurde, hatte ich schon die Märchengeschichten durchschaut,die man uns im Konfirmandenunterricht auftischte. Machte aber mit aus Feigheit, un zu Hause keinen Krach zu kriegen und wegen der Geschenke und der Esserrei. Bei der ersten Gelegenheit aus der Kirche ausgetreten wegen der Steuer und heute als Atheist auch seelig.- Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Das neue Normal“ von Mariam Lau et al.

 

Es ist eine schöne Bild-Idee. Aber stimmt der Bildtitel….? Die gute Nachricht, Sonnenstudios durften öffnen! Die schlechte Nachricht, Atemschutzmasken müssen trotzdem getragen werden! – Stephan Meyer

 

Was ist überhaupt schon „normal“? Der Duden 7. Auflage 2011, Nachdruck 2014 sagt dazu: „In dieser älteren, wertenden Bedeutung sollte das Wort „normal“ im öffentlichen Sprachgebrauch nicht mehr verwendet werden. Das gilt besonders dann, wenn es als Gegensatzwort zu geistig behindert gemeint ist.“ – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir befinden uns in einer steilen Lernkurve«“. Gespräch mit Gerd Antes geführt von Jan Schweitzer

 

Es hat mich sehr enttäuscht, dass eine erstmals wissenschaftlich fundierte regionale Studie auch in der ZEIT nicht an den Ergebnissen gemessen wird, die den Menschen ein wenig den Schrecken an dem gefühlten „Phantom Corona“ nehmen kann, sondern daran, dass sich das Team von Prof. Streeck das Recht herausgenommen hat, wegen ihrer Wichtigkeit schon die Zwischenergebnisse zu veröffentlichen. Wenn diese von Herrn Antes leider nicht genauer beschriebenen Ergebnisse als „nicht nachvollziehbar“ bezeichnet werden, halte ich es für den Leser für umso notwendiger, Herrn Streeck selbst dazu auch inhaltlich eine Stellungnahme einzuräumen. Im Internet hat er sich bereits zu verschiedenen Vorwürfen geäußert. Erschreckt haben mich dabei die von ihm erwähnten verletzenden Shitstorms gegenüber seiner Person, da er vor allem um nachweisbare Erkenntnisse am Ende der Studie bemüht zu sein scheint. Als neutraler Beobachter fragt man sich, was der eigentliche Grund für diesen massiven Widerstand gegen die dem Mainstream entgegenstehenden Zwischenergebnisse sein mag. – Martin Ningelgen

 

In der aktuellen Ausgabe veröffentlichen Sie ein Interview mit Gerd Antes, in dem dieser sich sehr kritisch mit der Heinsberg-Studie von Prof. Streeck auseinandersetzt. Es scheint doch Konsens zu sein, dass es zur Eindämmung der Pandemie darum gehen muss, möglichst viele Daten zu gewinnen. Warum man dann aber bereits bei der ersten Studie dieser Art nichts Besseres zu tun hat, als daran herumzumäkeln, bleibt mir unerklärlich. Wenn mir als interessiertem Laien die Ziele dieser Studie und ihre Ergebnisse hinreichend verständlich sind, ist es mir rätselhaft, warum sich Experten damit schwer tun. Ich kann mir das eigentlich nur erklären – und manches andere auch, was gerade so wahrzunehmen ist -, dass hier ein Jahrmarkt der Eitelkeiten stattfindet, auf dem bisher vor der Öffentlichkeit weitgehend verborgene Fachrichtungen um die Deutungshoheit ringen.

Statt sich zu fragen, warum nicht mehr Forscher oder z:B. das RKI auf die Idee gekommen waren, derartige Studien anzustellen, wird das wenige, was wir haben, auch noch madig gemacht. Wenn wir aber aus den Beschränkungen unseres Alltagslebens vernünftig herauskommen wollen, dann geht es doch nur, in dem wir über mannigfaltige Daten verfügen, die entscheidungsfähig machen. Jetzt z.B. die Reproduktionsrate als allein selig machend zu verwenden, (eine Rate, die vorgestern noch bei 1 und gestern auf einmal bei 0,7 liegen soll), halte ich, sowie ich die Berechnung dieser Rate verstehe, für wenig verantwortbar. Unangebracht fand ich übrigens auch in dem Artikel von Miriam Lau – deren Arbeit ich ansonsten sehr schätze -, die Arbeit an der Studie als nicht ergebnisoffen zu disqualifizieren. Das scheint mir eine Unterstellung zu sein, die schon etwas ehrenrühriges an sich hat. Jedenfalls würde ich mich sehr freuen, wenn Sie zur Objektivierung des Sachverhalts vielleicht auch die Gegenseite noch in einer der nächsten Ausgaben zu Wort kommen lassen. – Lothar Jeck

 


 

 

Leserbriefe zu „Austausch für alle!“ von Ulrich Grothus

 

Mal abgesehen vom umständlichen Text,in einer Sache liegt der Austauschfanatiker doch wohl daneben.Wer zu Hause Englisch lernt,behält seinen Akzent. Den behält der Austauschschüler oder Student auch. Eine Arbeitskollegin von mir lebt seit Jahrzehnten in den USA (Ostküste New York State,New Jersey,Vermont) und wird manchmal noch gefragt:“woher kommen Sie?“ – Hans-Emil Schuster

 

Der Autor Ulrich Grothus ist ein typischer Wissenschaftler, der „konservativ“ negativ besetzt. Egal wo man hinguckt, besonders bei den Medien, hat das Wort Konjunktur. Was ist das denn für eine Wissenschaft, die das Gute ins Schlechte umdreht. Unter dem Sozialismus, und das ist unumstößlich, sind die Bürger schlechter bestellt. Warum wird dann dennoch in der Wissenschaft diese Philosophie den Vorrang gegeben.? Das konnte mir bisher keiner plausibel erklären. Vor allen Dingen dann, wenn es in der Praxis nachweisbar ist, daß die konservativen Bundesländer besser aufgestellt sind. Bei Bayern ist es besonders deutlich. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbriefe zu „An der Perlenschnur“ von Christine Lemke-Matwey

 

Die wunderbare Frau Mallwitz äußert hier die verständliche Sorge, dass die digitalen kulturellen Angebote in der Coronakrise den „Tod des regionalen Publikums und Theaters“ zur Folge haben könnten. Doch nichts anderes als lebenserhaltende „Care-Pakete“ kann das Digitale auf Dauer bieten. Kunst, Musik, Tanz, Theater auf Bildschirmen sichern dem dankbaren Publikum zwar vielleicht das kulturelle Überleben, aber wir, die wir die künstlerische Vielfalt lieben, wissen, dass wir angewiesen sind auf den Herzklopfmoment, wenn man vor einem großen Kunstwerk steht, wenn der erste Ton im Orchester erklingt oder der Bühnenvorhang sich hebt, lechzen nach der gleichzeitigen physischen Präsens von Künstlern und Publikum. Wir fühlenalles Schöpferische –und das ist es, was den Mensch zum Menschen macht- nur, wenn wir uns ihm ausliefern in Gemeinschaft mit anderen.

Was wir auf Bildschirmen sehen, können wir analysieren, was wir im Theaterraum, der Konzert- oder Ausstellungshalle erleben, „atmen“ wir. Wir brauchen sogar die Momente einer Aufführung, in denen etwas misslingt, weil wir dann spüren, dass hier etwas „handgemacht“ und zerbrechlich ist, und wir werden noch Jahre von den Sternstunden sprechen, in denen plötzlich jenes Ferment im Raum schwebt, das uns die Besonderheit eines gelungenen künstlerischen Augenblicks vermittelt. Ich hoffe, dass die meisten ihre bereits erworbenen Karten und Abonnements behalten werden, und ich ahne, dass, wenn wir wieder losgelassen werden in eine hoffentlich noch immer vielfältige Kulturlandschaft, so manche Träne der Erleichterung, der Dankbarkeit, der Überwältigung vergossen wird. Was man lange entbehrt, weiß man desto mehr zu schätzen. – U. Bauermeister-Brock

 

Nach dem Artikel von Frau Lemke-Matwey möchte man sofort nach Nürnberg oder – noch besser – zu einem Auftritt mit Igor Levit fahren und dieser Frau zuhören. Ich möchte sie am liebsten gestern kennenlernen und von ihr viel über Musik erfahren. Denn ihre Vorträge sind wohl auch nicht zu verachten! Danke für den wunderbaren Artikel. An dem mich nur die Bemerkung Bachlers, sie ein “ sehr deutsches Mädchen“ zu nennen sehr ärgerte. Welch männliche Arroganz! – Ingeborg Lukowski

 


 

 

Leserbriefe zu „Das politische Objekt. Was tut sich da hinter der Maske?“ von Malin Schulz

 

Ich lese gerade den Artikel von Malin Schulz…. Und bin amüsiert, verblüfft, voller Hoffnung. Ich bin Asperger Autistin. Das was sie da umschreiben steht gleichsam für meine Welt. Für die Welt vieler Autisten. Wir befinden uns immer in dieser Welt voller Masken. Unsichtbarer Masken. Wenn jemand nachempfinden möchte, wie ein Teil unseres Dasein ist, dann kann er dies nun am eigenen Leib nachspüren. – Doreen Liebsch

 

Endlich kommt die Maskenpflicht auch nach Bayern, es wurde richtig Zeit dafür. Irgendwie lag das ganze schon förmlich in der Luft, und nachdem es auch der Landwirt, Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie im Kabinett Söder und stellvertretender Ministerpräsident von Bayern, und auch Parteivorsitzende dieser „Bonsai-CSU“ (=Freien Wähler) Hubert Aiwanger gefordert hatte, da konnte Markus Söder einfach nicht mehr anderes, als sofort, nach einer gewissen Brems-Verzögerung, zu handeln. Im öffentlichen bayerischen Nahverkehr und in den sonstigen bayerischen Geschäften ist die Maske zu tragen, ohne Rücksicht auf Verluste. Eines muss ich mich in diesen „hyper-gefährlichen“ Coronavirus-Zeiten aber schon fragen; wenn wir wirklich schon so lange und so nahe am gesundheitsgefährdeden Abgrund stehen sollten, wieso kommt dann diese „unsägliche Markerade“, erst am Montag, den 27. April 2020 auf uns alle zu! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Wer rettet den Spargel?“ von Jonas Seufert

 

Ich kann es nicht glauben: da lese ich den oben genannten Beitrag, und dieser endet damit wie Herr Seufert beschreibt, wie er Spargel klaut – und dann auch noch mit der Allerwelts-Begründung: das hab ich mir verdient. Wie armselig! Verdient hat Herr Seufert doppelt, einmal auf dem Feld, einmal durch diesen mittlemäßigen Beitrag. Wie schlecht zahlt die ZEIT, dass sich dieser Journalist von diesem Verdienst den Spargel nicht kaufen kann? Und nicht zu fassen, dass derjenige, der den Beitrag redigiert hat, nicht sein Veto eingelegt hat. Sind kleine Diebstähle nebenbei jetzt toleriertes Verhalten bei ZEIT Redakteuren? – Anuschka Eberhardt

 


 

 

Leserbrief zu „Vertrauensfrage“ von Jörg Lau

 

Vielen Dank für den optimistischen Artikel, der einen Wettbewerb zwischen autoritären und freiheitlichen Lösungen um drei knappe Ressourcen feststellt: Kompetenz, Solidarität und Vertrauen: „Das Virus stellt auch Autokraten vor ungeahnte Probleme – denn plötzlich schauen die Menschen anders auf die Politik.“ In den letzten Jahrzehnten ist es vielen aufmerksamen Beobachtern klar geworden: Die im Sinne des Humanismus so sehr erhoffte unaufhaltsame weltweite Entwicklung weg von autoritären Regimen und hin zur freiheitlichen Demokratie gibt es nicht. Die dazu erforderlichen verinnerlichten Wertvorstellungen, Eigenverantwortlichkeiten und darauf basierenden gesellschaftlichen Regelmechanismen hängen nicht allein von materiellen, gesellschaftlichen Größen ab. Zu einer freiheitlichen Demokratie ist außer der entsprechenden Struktur auch ein wertemäßiger gesellschaftlicher Nährboden nötig.

Wir leben in der Illusion, dass wir die christlichen Werte wie Menschenwürde, Menschenrechte, Gerechtigkeit, Wahrheit und Nächstenliebe, die uns ja in einem mehr oder weniger ausgewogenen Zusammenspiel Formen freiheitlicher Demokratie ermöglicht haben, zur Erhaltung derselben nicht mehr benötigen, nur weil sich sowohl Christen als auch Nichtchristen um diese Werte bemühen. Wir meinen, wir brauchen das Kreuzschiff nicht mehr, nur weil unsere Luxus-Kabinen so eingerichtet sind, dass es aussieht, als befänden wir uns in einer Villa mitten auf dem Land. Der Ende 2018 verstorbene Philosoph Robert Spaemann war überzeugt, dass man zwar durchaus wahre Urteile und Gewissensentscheidungen treffen könne, auch wenn man als Individuum nicht an Gott glaubt. Damit aber überhaupt Wahrheitsansprüche und sittliche Überzeugungen möglich sind, sei Gott als absoluter Bezug erforderlich, und wenn man Gott leugnet, leugne man damit die Grundlage aller Wahrheitsansprüche und aller sittlichen Überzeugungen und damit tendenziell diese Ansprüche selbst. Der Kampf zwischen autoritären Herrschaftsformen und liberalen Demokratien, zwischen Freiheit und Unfreiheit, spielt sich innerhalb der Länder ab, er geht mitten durch die Gesellschaft und tobt sogar in jeder einzelnen Gruppe und jedem einzelnen Menschen.

Um eine nachhaltige Demokratie aufrechtzuerhalten, sind organische, von unten nach oben wachsende gegenseitige Kontrollen und Ausgewogenheiten (checks and balances) erforderlich Wie solche Checksand Balancesbei der Entstehung der Demokratie wirkten, hat der weltbekannte Neurochirurg und frühere US-Präsidentschaftskandidat Dr. Ben Carson in seinem Buch “America the Beautiful” über die Grundlagen der Demokratie geschildert: „Als der Franzose Alexis de Tocqueville 1831 nach Amerika kam, um die Geheimnisse unseres enormen wirtschaftlichen Erfolgs zu entschlüsseln, war er von unserem Schulsystem so angetan, dass er ausführlich über das schrieb, was er als einzigartiges und mächtiges Instrument zur Förderung einer produktiven neuen Nation ansah. Im Gegensatz zu den Schulen in Europa lehrten die amerikanischen Schulen den Kindern Werte, wie er feststellte, und die Heilige Schrift wurde in den öffentlichen Schulen intensiv eingesetzt. In seinem Buch Über dieDemokratie in Amerikaschrieb er: ,Bei meiner Ankunft in den Vereinigten Staaten war der religiöse Aspekt des Landes das Erste, was mir auffiel; und je länger ich dort blieb, desto mehr erkannte ich die großen politischen Konsequenzen, die sich aus diesem neuen Zustand der Dinge ergaben. In Frankreich hatte ich immer gesehen, wie der Geist der Religion und der Geist der Freiheit in entgegengesetzte Richtungen marschierten.

Aber in Amerika fand ich, dass sie eng miteinander verbunden waren und dass sie gemeinsam über dasselbe Land herrschten. … Ich suchte den Schlüssel zur Großartigkeit und zum Geist Amerikas in seinen Häfen … in seinen fruchtbaren Feldern und grenzenlosen Wäldern, in seinen reichen Minen und dem riesigen Welthandel, in seinem öffentlichen Schulsystem und seinen Bildungseinrichtungen. Ich suchte ihn in seinem demokratischen Kongress und in seiner unvergleichlichen Verfassung. Erst als ich in die Kirchen Amerikas ging und hörte, wie von ihren Kanzeln flammende Predigten über Recht und Unrecht gehalten wurden, begriff ich das Geheimnis seines Geistes und seiner Macht. Amerika ist großartig, weil Amerika gut ist, und wenn Amerika jemals aufhört, gut zu sein, wird Amerika aufhören, großartig zu sein'“.

Soweit der Franzose Alexis de Tocqueville im frühen 19. Jahrhundert. Die Situation hat sich geändert, die Demokratie steht auf tönernen Füssen. Es hört sich an, als hätte Tocqueville damals vor fast zweihundert Jahren schon bis ins 21. Jahrhundert geschaut. Krisen können die Demokratie noch mehr gefährden. Christliche Formen und Äußerlichkeiten allein genügen nicht. Es empfiehlt sich, die christliche Grundlage, die uns den Wert des Individuums, die Menschenwürde, Menschenrechte, Freiheit und Demokratie nähergebracht haben, jetzt wieder ernsthaft zu berücksichtigen. Damit die Freiheit im neuerlich verstärkten „Wettbewerb um ein besonders knappes Gut, dem Vertrauen“ siegt, damit wir weiterhin in Freiheit ohne Chaos und in Ordnung ohne Tyrannei leben können. – Gerhard Jahnke

 


 

 

Leserbrief zu „Bud Spencer fällt durch“ von Ulrich Matthes

 

Weiß außer Ulrich Matthes denn niemand von den befragten Filmemacherinnen und -machern, was guilty pleasurebedeutet? „Das Leben ist schön“ oder Hitchcock?! Das einzige Peinliche an solchen Nennungen ist die Eitelkeit derer, die sich nicht zuzugeben trauen, dass sie nicht schon stil- und geschmackssicher auf die Welt gekommen sind. – Robert B.

 


 

 

Leserbrief zu „»Etwas ist faul im Staate D-Mark«“ von Iris Radisch

 

„Der Artikel zu Paul Celans 50. Todestag ist, meine ich, sehr aufschlussreich. Ich würde ihn gern ergänzen, auch wenn das seine Absicht, „neue“ Bücher vorzustellen, überschreitet. Ich denke aber, dass es nötig ist, in diesem Zusammenhang auf Klaus Brieglebs 2003 erschienenes Buch „Mißachtung und Tabu. Eine Streitschrift zur Frage: Wie antisemitisch war die Gruppe 47?“ hinzuweisen. Das Buch ist meinem Eindruck nach kaum rezipiert, füllt aber eine Leerstelle in der Diskussion zu dem Tod Celans. Nicht nur die Plagiatsvorwürfe, die ja schon 1961 von Reinhard Döhl widerlegt worden sind, sondern wohl mehr noch der Umgang der Gruppe 47 (Richter, Rühmkorf, Walser, Grass, Andersch, …) mit ihm hat Celan tief verletzt. Denn da war ein neuer Antisemitismus am Werk in Deutschland nach der Shoa, einer, der – der Vergleich liegt mir nahe – wie ein nicht erkannter Virus in dieser Gruppe schlummerte. Der Heineforscher Briegleb hatte 1997 in dem Buch „An den Wassern Babels“ die marranische Schreibweise Heines aufgedeckt, in der die jüdische Perspektive untergründig in seinen Texten mitschwingt (In meinem Buch „Der Schlüssel zu Heines Romanzero“ 2001 habe ich das ebenfalls nachzuweisen versucht). Diesen Virus findet Klaus Briegleb in der Gruppe 47, allerdings kaum versteckt, sondern offenkundig, und für Celan unerträglich.“ – Dr. Helmut Landwehr

 


 

 

Leserbrief zu „HAUSBESUCH bei Johannes B. Kerner“ von Moritz Herrmann

 

Ich bin jetzt schon gespannt, wann die erste Frau dran ist. Warum muss die hinten anstehen ? –Dodie Volkersen

 


 

 

Leserbrief zu „Das Ebola der Reichen“ von Andrea Böhm

 

Der Kontinent Afrika ist lange ausgebeutet worden und hat nie eine ehrliche Entwicklungshilfe erhalten. Zwar ist Geld in grossen Summen geflossen, und Viele Politiker haben sich damit zur Schau gestellt, wie viel sie doch für den Kontinent Zahlen und leisten. Man hat aber nie Bedingungen an Geldtransfers geknüpft, so dass Millionen von US und Euros in wenigen Taschen verschwunden sind. Wenn man dann Heute vom Schuldenerlass spricht, dann heisst das für all die Korrupten einen Freibrief Ausstellt, was mit Sicherheit nicht Sinn der Sache sein kann, denn die sagen sich dann „auf ein Neues“ Die Bevölkerung leidet weiter in Armut und in Bildungslosigkeit, worüber sich Die meisten bewusst sind. Übrigens aus Kenya erreicht mich gerade folgende Nachricht. Ich gebe mal einige Infos aus einem Bericht einer Bekannten aus Nairobi

1. Eine Gruppe von Menschen, die am Flughafen angekommen sind, wird über 23 Tage in Quarantäne gehalten, obwohl 2 x negativ getestet (die Leute müssen die Kosten der Quarantäne komplett selber bezahlen) 2. maximal eine Maske pro Tag möglich aber Regiertung kann bis zu 200 Euro Strafe bzw 6 Monaten Gefängnis verhängen, wenn keine Maske getragen wird. 3. Masken gibt es nur für Regierungsbeamte 4,WHO Geld das zum Kampf gegen Corona überwiesen wurde, kommt nicht bei den Leuten an. Die Kenyaner sagen WHO sollte besser kein Geld senden, damit die, die sich die Vorteile nehmen, keine Vorteile nehmen können. 5. Eine grosse Summe von WHO Geld wird verwendet um Musiker zu bezahlen, die für Coronakranke spielen Wenn man das so liest, dann kommen einem wirklich Zweifel, ob es richtig ist, die Schulden zu erlassen. – Manfred Mengewein

 


 

 

Leserbrief zu „Leere Betten, leere Kassen“ von Ingo Malcher

 

Das Lichtlein am Ende des „Corona-Tunnels“, das flackert nur noch ganz schwach, und der „Corona-Tunnel-Wächter“ am Ende des „Corona-Tunnels“, der hat weiter seinen stoischen „Corona-Tunnel-Blick“ drauf, und eventuell würde er am liebsten das schwache Lichtlein für immer unter seinen „Corona-Tunnel-Scheffel“ stellen wollen, vielleicht sogar „in guter Hoffnung“, dass es dort gleich von selbst und ganz freiwillig ausgehen möge! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Hoffen auf Heilung. Geht das auch schneller?“ von Ulrich Bahnsen und Edda Grabar

 

Landesvater unser in München, gepriesen werde dein Name. Deine Maskenpflicht komme. Hauptsache dein Wille geschehe, wie in Bayern so in Deutschland. Unser Oktoberfest verbiete uns. Und auch unser Tollwood-Festival, wir nehmen lammfromm, alles devot und geduldig hin. Sogar die Absage der Landesgartenschau ist richtig, aber lass´ für uns, die Fußball-Bundesliga „umhergeistern“. Schaff´ bloß endlich dies´ böse Grundgesetz, schnell und ratzekahlig ab. Dann kannst du noch freier schalten und walten; nach vollster Herzenslust, bis hin in alle Ewigkeit, oans, zwoa, g´suffa! *) *) eins, zwei, Prost! P.S.: Jedwede Ähnlichkeiten mit „irgendetwas“, entspringen einer blühenden Fantasie und wären voll aus der Luft gegriffen! – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Yesterday“ von Lisa Tegtmeier (Infografik) und Sven Stillich (Recherche)

 

Am 25. Juni 1967 da saßen wir vor der Glotze, und mit uns sahen cirka 400 Millionen Zuschauer mit ins „Rohr“. Die Beatles spielten für die Fernseh-Sendung „Our World“ live, „All you need is love“. Irgendwie hatte ich von diesen „Pilzköpfen“ etwas anderes erwartet; ich war richtig enttäuscht von diesem Song. 1967 sang „Scott McKenzie“ über „San Francisco (be sure to ewar some flowers in your hair)“, die „Rolling Stones“ waren nachtaktiv: „Let´s spend the night together“, „No milk today“ gab es von „Herman´s Hermits“, die „Monkees“ glaubten „I´m a believer“, die „Bee Gees“ bereisten „Massachusetts“ und „Nancy Sinatra & Lee Hazlewood“ befanden sich in „Jackson“. Deutsches Musikgut gab es von „Roy Black“ mit „Meine Liebe zu dir“ und „Frag´nur dein Herz“, „Peggy March“ hatte „Memories of Heidelberg“ auf dem Schirm und „Ronny“ wollte: „Lass die Sonne wieder scheinen“!

„Flower Power“ war ein Slogan, der späten 1960er und frühen 1970er Jahre, als Symbol für passiven Widerstand und gewaltfreie Ideologie; die „Hippies“ waren hip (=angesagt), ein neuer Lebensstil und die „Hippies“ waren sehr bunt gewandet, und so auch die „Beatles“. „Make love, not war“ prägte das Jahr 1967, die Friedensbewegung war einfach gegen den „Vietnamkrieg“! Wir sind in der Zeit, als die Beatles offiziell noch ca. drei Jahre, mehr oder weniger „Gemeinsamkeit“ vor sich hatten. „Es gibt nichts, was du tun kannst, das nicht getan werden kann, nichts, was du singen kannst, das nicht gesungenen werden kann. Nichts, das du sagen kannst, aber du kannst lernen, wie man das Spiel spielt, es ist leicht: Alles was du brauchst, ist Liebe…“ (aus: „All you need is love“ Text und Musik: John Lennon & Paul McCartney, 1967 in der Übersetzung) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „»Ich bin verunsichert«“ von Moritz von Uslar

 

Was ich mich in letzter Zeit, schon immer sehr ernsthaft gefragt habe: „Warum gibt es ein Kontaktverbot (freundlicher: Kontaktbeschränkungen) bei Personen, die in einem gemeinsamen Haushalt leben, nicht?“ Kann es denn sein, dass in diesem Haushalt, das Ansteckungs-Risiko einfach geringer ist, als irgendwo anders? Oder ist etwa dort der „Einzelstubenarrest“ schwerer durchführbar, sprich, einfach nicht kontrollierbar? Oder geht es in erster Linie doch nicht so stark, um die Gesundheit des Einzelnen, sondern doch nur um eine (vermutete) „Allgemein-Gängelung“ der Bürger durch das „Regime“? – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbrief zu „»Es bricht eine neue Phase an«“. Gespräch mit Katharina Grosse und Alicja Kwade geführt von Tobias Timm

 

Wir Künstler haben es jetzt einfach noch schwerer, in diesen Zeiten der „Coronavirus-Pandemie“. Es finden keine Ausstellungen mehr statt, alles wurde abgesagt, und nun fiel auch noch der „Tag des offenen Ateliers“ im Landkreis Roth, der am 16./17. Mai 2020 stattfinden sollte, aus obengenannten Gründen förmlich ins Wasser. Da ist es dann doch ganz schön und gut, wenn die künstlerische Kreativität trotzdem weiter vor sich hin blühen kann. Doch beim Thema Mund-Nasen-Schutzmasken (aus Künstlerhand), da habe ich trotzdem so meine Bedenken. Gott sei Dank besteht immer noch keine Maskentragepflicht bei uns hier in Bayern, aber was noch nicht ist, das könnte noch werden, fürchte ich! Kunst sollte, ja müsste, nach meiner Auffassung, immer politisch sein. „Anfangs hieß es, Corona wäre eine Tröpfchen-Infektion. Zwischenzeitlich müssen wir zwei Meter Abstand halten. Ich habe als Kind beim Kirschkern-Weitspucken keine zwei Meter geschafft. Jetzt kann das offenbar jeder ungeübte Erwachsene einfach so. Oder ist Corona doch ein Floh?“ (Leserbrief von Petra Bauer aus Erlangen, veröffentlicht in der NZ: „Leser kommen zu Wort“, am 15. April 2020) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Über einen Massenmörder namens Molotow – und die Geschichte seiner Frau Polina“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Erst einmal Dank für die Fakten zu Molotow und seiner Frau. Für mich ein weiterer Baustein zu dem unmenschlichen stalinistischen System, das ich verabscheue. Was mich gewundert und auch geärgert hat, ist die, am Schluss des Artikels geäußerte Gleich – stellung von Links – und Rechtsradikalismus. Es klingt so, als wären linke Positionen automatisch auch radikal. Selber in der DDR aufgewachsen, wurde mir dort eine reaktionäre Gesinnung bescheinigt, weil ich das System als Zumutung für denkende Menschen empfand. Im „ freien „ Westen verorte ich mich nun allerdings links. Die Zuordnung ist jedoch stark vereinfacht, weil viele Menschen andere Assoziationen dazu haben. Ist ein Kernkraftgegner oder Globalisierungskritiker linksradikal ? Die Rechte war immer radikal, hatte immer Nationalismus und menschenverachtende Diktatur in ihrem Programm.
Die Linke kommt vielfältiger und gespaltener daher. Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht hatten berechtigte Zweifel an Lenins Diktatur. Karl Marx postulierte die Freiheit des Einzelnen als Bedingung für die Freiheit aller. Stalin gab hingegen Hitler die Adressen und Namen all jener deutschen Kommunisten, welche mit seiner Politik nicht einverstanden waren, um sie aus dem Weg räumen zu lassen. Wer sich als linksdemokratisch versteht, muss damit ein Votum geben für für Weltoffenheit und Verantwortung. Hunger, Kriege und Ausbeutung von Mensch und Natur werden als wachstums – ideologisch bedingt, verstanden. Es hat mit der Frage zu tun, ob Wohlstand für Wenige diese Opfer rechtfertigen kann. Die Überwindung dieser Zustände ist mehr als eine Utopie. Ob die Demokratien westlicher Prägung eine Perspektive, außer Wirtschaftsliberalismus, anbieten können, muss sich noch erweisen. Wird dem Druck der Rechtsradikalen nicht standgehalten, braucht es keine Diskussionen mehr. – Hans-Ulrich Rammelt

 

Martensteins Geschichtsklitterung. Ich mag intelligente Ironie. Sie gefällt mir besonders gut, wenn sie Aspekte beleuchtet, über die ich noch nicht genug nachgedacht habe und wenn sie quer zu meinen vorgefassten Ansichten steht. Aber Martensteins Satz über Stalins Helfershelfer: „Im Gegensatz zu den Nazi-Mördern hatten diese Mörder juristisch nie etwas zu befürchten, nicht einmal zwei Jahre auf Bewährung“ ist eine dämliche Geschichtsklitterung. Ich bin in einem Nachkriegs-Deutschland aufgewachsen, in dem haufenweise Nazi-Mörder straflos herumspazierten und wo ihre und Spießgesellen bis in höchste Staatsämter gelangten. Dies zu leugnen, ist keine pfiffige oder provozierende Ironie, sondern schlichtweg falsch und dumm. – Michael Rux

 

Sie provozieren. Sie brechen ganz ungeheure Tabus – wie „rechtsradikal“ und „linksradikal“ gleichzusetzen. Hierzu eine Mahnung: Die jeweiligen Verschwörungstheorien unterscheiden sich doch frappant! „Linke“ wissen, dass das Kapital sich gegen uns verschworen hat, um seine Herrschaft zu errichten. „Rechte“ wissen bzw. wussten, dass das Judentum sich verschworen hat, heute eher DER ISLAM. Und dann die Waffenaffinitäten: Hier Molotow-Cocktails, dort Schlagringe, oder doch Brandbomben … Also, keine Gleichmacherei bitteschön! Nichtsdestoweniger meine Bitte: Ich bin mir sicher, Ihr Stuhl wackelt. Aber: BITTE MACHEN SIE WEITER. Lassen Sie sich nicht unterkriegen. Ich hassliebe die „Zeit“ seit Jahrzehnten, aber ohne Sie wackelt (bei mir) der Stuhl dieser Zeitung. Herzliche Unterstützungs-Grüße von einem alten weißen Mann mit Migrationshintergrund (bin von München nach Nordbayern geflüchtet). – Dr. habil. Roland Wagner-Döbler

 

Vorab : Dies ist meine allererste Lesermail. Martensteins defacto Gleichsetzung von links- und rechtsradikal ist in diesen Zeiten mit Hunderten von rechtsextremen Morden bestenfalls verharmlosend, wenn nicht geschmacklos. Wo hört liberal auf? Zumal sich die Frage stellt, ob Stalin und Co historisch betrachtet einfach unter „links“ rubriziert werden können. – N. Ewald

 

Vielen Dank, dass Sie nicht über Corona geschrieben haben! Ich freue mich schon auf den Tag, an dem ich das Wort Corona (Covid 19) nicht hören und lesen werde, aber das dauert ja noch eine Weile. – Deborah Poppowitsch

 

Die „Zeit“ tut sich immer wieder viel auf ihren „hanseatischen Liberalismus“ zugute und druckt auch Texte von Autor*innen ab, die gelegentlich peinlich weit aus dem liberalen Rahmen herausfallen. Ein paar Jahre lang haben wir gedacht, Harald Martenstein sei ein Liberaler, der amüsante Kolumnentexte schreibt. In den letzten Monaten kamen bei uns immer mehr Zweifel daran auf. Diese letzte Kolumne der vergangenen Woche hat uns dazu gebracht, doch einmal genauer hinzusehen. – Da ist zunächst die Kolumne selbst. Schon die einfachste Recherche zu den Stichworten „Molotow-Cocktail“ und „Molotow“ nur bei Wikipedia zeigt peinlich deutlich: Martenstein hat dort zwar nicht direkt abgeschrieben, aber sich doch gründlich bedient; es geht bis in die Formulierungen hinein. Dabei bleibt er jedoch, wie die Wikipedia-Artikel in diesem Fall leider auch, außerordentlich unterkomplex. Das hätte er bemerken können, wenn er auch deren Artikel über „Katyn“ genauer gelesen hätte – oder vielleicht sogar die beiden Bändchen von Victor Zaslavsky (2007, Wagenbach-Verlag) oder Thomas Urban (2015, C. H. Beck-Verlag).

Beide sprechen Molotow nicht etwa von seiner Verantwortung frei, machen aber sehr deutlich, dass Stalin und Berija die Haupttäter waren. Warum aber erzählt er dazu noch die Geschichte von Polina Molotow(a) – und diese auch noch unvollständig und sehr brüchig (wiederum mit Versatzstücken des eher sehr dürftigen Artikels über sie bei Wikipedia)? Er hätte bei Simon Sebag Montefiores Stalin-Buch (Am Hof des roten Zaren, Fischer-Taschenbuch, 2006) nachlesen können, der quasi die Boulevard-Ausgabe zu Isaak Deutschers Stalin-Biografie (deutsch 1962, Kohlhammer, Stuttgart) ist; dann wäre Polinas Geschichte nicht so eindimensional und rührselig als die eines bis zum Wahn überzeugten kommunistischen Puttchens ausgefallen („Wie groß muss Polinas Liebe gewesen sein?“). Man könnte sagen, er schreibe etwas nonchalant – besser wäre: Schlampig. Danach biegt Martenstein aber in die Zielgerade seiner Kolumne ein: „Molotow starb 1986 in Moskau, er wurde fast hundert, wie Hitlers Stellvertreter Heß, nur unter bequemeren Umständen“. – „Stalin und Molotow haben ihre Verbrechen meist mit der `faschistischen Gefahr´ gerechtfertigt, dabei paktierten sie selbst mit Hitler und ließen Tausende Nazi-Gegner liquidieren.

Heute ist es bei uns fast ein Tabubruch, `linksradikal´ und `rechtsradikal´ gleichzusetzen. Molotows Namen tragen heute etliche Bars und Clubs“. Martenstein führt eine ganze Reihe von logischen und historischen Kurzschlüssen in kaum mehr als 6 Zeilen vor. Zunächst: Was soll der Vergleich Molotows mit Rudolf Heß? Dass beide über 90 Jahre alt wurden, kann doch kein Maßstab sein – ? Richtig und unstrittig ist, dass Stalin Nazi-Gegner*innen in der Sowjetunion in einem Ausmaß ermorden ließ, das an das der Nazi-Morde erinnert. Die Geschichtswissenschaft weiß das und hat es nie etwa verheimlicht. – Gänzlich unvermittelt kommen dann die beiden Schlusssätze und die etwas verwirrende, durch nichts erklärte Aussage: „Molotows Namen tragen heute etliche Bars und Clubs“. Na und? Es gibt auch einen „Wodka Gorbatschow“ und einen Cocktail „Lumumba“, in Kreuzberg gab es schon vor der „Wende“ eine Bar „Intertank“ – auch Tabubrüche?

Es gibt womöglich eine Erklärung dafür, dass Martenstein sich jetzt plötzlich an die Hufeisen-Theorie von den „wesensähnlichen“ Extremismen heranpirscht. Schon im November 2014 hat Robin Detje in einem Artikel „Anschwellender Ekelfaktor“ einen massiven Angriff auf Martenstein und die ihm offenbar sinnesverwandten Journalisten Fleischhauer, Matussek und Poschardt ausgerechnet in der „Zeit“ veröffentlichen können; an diesen vier blieb kaum ein gutes Haar. Bemerkenswert ist, kurz auf einen Nenner gebracht, dass einige von ihnen „Renegaten“ sind, also früher „Linksextreme“, die jetzt – wie so viele andere, beispielsweise Götz Aly – ganz woanders stehen. So muss sich die „Zeit“ fragen lassen: Warum wird Martenstein weiter veröffentlicht? Warum bekommt ausgerechnet Ulf Poschardt im Wechsel mit Anja Reschke 14täglich eine Kolumne?

Ist das der hanseatische Liberalismus, den die „Zeit“ gerne pflegt? Als – z. T. schon seit Jahrzehnten – interessierte Leser fragen wir uns: Ist das ein Indiz für eine neue Strategie, Kunden/Leser zu finden und zu binden, die man zu brauchen meint, um eine Ausbreitung der offenbar ausgebrochenen Kurzarbeit zu vermeiden? — Und noch eine Zusatzfrage: Gilt das auch für den Elite-Zögling und „Zeit“-Journalisten Moritz von Uslar, der gerade erst dazu kam, seine katastrophale literarisch getarnte „akzeptierende Sozialarbeit“ in Zehdenick alias „Deutschboden“ in Buchform einfach fortzusetzen, obwohl ihm die aus Zehdenick stammende Autorin Manja Präkels nachgewiesen hat, mit welchen mörderischen Neonazis er sich so gerne gemein macht? – Dipl. Ing. Martin Klähn M.A. und Prof. Dr. Matthias Pfüller

 

Die allwöchentlich wiederkehrende Lektüre der Kolumne ihres Kollegen Harald Martenstein lässt mich in Zeiten von allgegenwärtiger Not und geforderter Solidarität ausrufen: Erlösen sie den Mann von seinen journalistischen Qualen! Ich verstehe, dass eine Zeitung einen streitbaren und verdienten Autor nicht einfach abschreiben sollte, bloß weil seine Meinung unbequem ist und aus dem allgemeinen Rahmen fällt – es herrscht Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt in diesem Lande, wie in ihrer Redaktion, und das ist ein hohes Gut. Andererseits haben wir die Botschaft von Herrn Martenstein mittlerweile alle sehr gut verstanden. In seinem aktuellsten Beitrag echauffiert er sich darüber, dass es in Deutschland fast ein Tabubruch sei, >>linksradikal<< und >>rechtsradikal<< gleichzusetzen. Ein trauriger Tiefpunkt im bunten Repertoire der „Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen“-Sätze von Genderwahn bis Fliegenschiss.

Im Schwerpunkt einer ihrer vorherigen Ausgaben (10/2020) belegen sie zudem mit engagierten Artikeln und fundierten Recherchen, warum eine pauschale Gleichsetzung der Gefahr von den politischen Rändern her (bezeichnender Weise nicht nur von Herrn Martenstein, sondern auch von führenden Politikern gerne so praktiziert) historisch und gegenwärtig eben nicht zutreffend und in der aktuellen politischen Lage sogar brandgefährlich ist – so zumindest verstehe ich Sie. Ob Sie sich den Luxus leisten wollen einen prominenten Druckplatz dauerhaft an jemanden zu vergeben, der peinlich verkappt gegen einen plump unterstellten links-grün-versifften Meinungsterrorismus anschreibt und dabei leider gar nicht witzig, sondern zunehmend verbittert klingt, bleibt natürlich Ihre Sache. Ich persönlich denke, dass Herr Martensteins ganz spezieller „Humor“ und der in dieser Kolumne gepflegte journalistische Stil sich in Positionspapieren der Werteunion oder im Vorwort zum nächsten Sarrazin-Bestseller ganz vortrefflich machen würden. Sie täten Ihrer kritischen Leserschaft und dem zunehmend zu Zynismus und Redundanz neigenden Autor einen großen Gefallen damit, ihn alsbald von der Last dieser Kolumne zu befreien! – Marko Čilić

 


 

 

Leserbriefe zum Wochenmarkt „SÜSSES HÜHNCHEN“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Mit der Post kam heute die neue Zeit. Wie immer schaute ich zuerst in das wunderbare Zeit-Magazin um zu sehen, was heute auf den Tisch kommen soll! Alle Zutaten waren im Haus – wollte heute eh Hähnchenkeulen braten – und was soll ich sagen das Rezept hat meinen Mann und mich umgehauen. Total lecker – habe nur noch etwas Salz zusätzlich hinzugefügt. Ich koche und backe häufig die Rezepte nach und mir fallen ihre kleinen versteckten „Fehler“auf. Seit langer Zeit will ich schon schreiben aber jetzt war es an der Zeit, denn es war so lecker. Das brauchen wir auch in dieser schwierigen Zeit. Weiter so!!! – Rita Binnewitt

 

Wie schön, dass ein Bild manchmal mehr sagt als 1000 (?) (fehlende) Worte. In der letzten Kolumne von Elisabeth Raether wird sehr schön beschrieben, wie man die Marinade (die nicht zum Marinieren dient) herstellt. Aber was man dann damit macht, das kann man sich nur anhand des hübschen Fotos denken. Wobei mir nicht ganz klar ist, ob die Süßkartoffeln auch bepinselt werden sollen. Mit herzlichen Grüßen und voller Vorfreude auf das Gericht am morgigen Sonntag – Peter Budde

 

Bei uns gab es heute „Gebratenes Huhn mit Weintrauben“. Ein geniales Rezept, wie anscheinend sehr, sehr viele Rezepte in Ihrer Kolumne. Mein Mann sagte spontan „auch was für mehrere Gäste „! Wir leben in der Provinz und ich liebe es, mit wenigen Mitteln (Zutaten)nicht provinziell essen zu müssen. Es macht Spaß, Ihre Kolumnen zu lesen. Deshalb habe ich mir jetzt Ihr Buch vom Wochenmarkt gekauft und das zweite auch noch bestellt. Als ich darin stöberte musste ich an meine Jugend in der DDR denken (Jahrgang 1954). Es gab damals bei uns eine Journalistin, die in verschiedenen Zeitschriften (Magazin und Sibylle)ebenfalls eine Kolumne schrieb. Ursula Winnington war als DDR-Bürgerin mit einem englischen Schriftsteller (Alan Winnington) verheiratet und durfte ihn auf seinen Reisen ins sogen. Nichtsozialistische Ausland begleiten. Sie brachte uns Rezepte mit, die man mit ein wenig Improvisation auch bei uns nachkochen konnte. Sie hat damals bei vielen jungen Frauen in der DDR Lust auf das etwas andere Kochen gemacht. Manche dieser Rezepte kommen hin und wieder immer noch auf unseren Tisch. Unkompliziert und oftmals raffiniert. In diesem guten Sinne sind auch Ihre Kolumnen eine wahre Entdeckung für mich, zumal wir nur sporadisch Zeitleser sind. Danke für Ihre Arbeit. Ich wünsche Ihnen, dass die Ideen immer sprudeln! – Heidi Ohl

 


 

 

Leserbriefe zu „DIE GUTE-LAUNE-KÖCHIN“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

 

Danke für das tolle Zitronenkuchen-Kurkuma-Rezept! Ich hab es gleich nachgebacken-schmeckt köstlich-meine entfernte Familie (Geschwister, Mutter) haben auch gleich Lust bekommen-nur vom Anblick! Und jetzt ist er schon so gut wie weg-bald nochmal backen, Danke, Danke!! – Inga Meyendorf

 

Ich muss sagen, die Aufnahme von Alison Roman, die mit beringten Fingern in der Speise rührt, verdirbt mir den Appetit. Und zwar bis hin zum Erbrechen. – Jan Kansy

 


 

 

Leserbrief zu „Ich brauche eine Rettung. EVA SICHELSCHMIDT“ Gespräch geführt von Ijoma Mangold im ZEIT Magazin

 

Mit Vergnügen lesen wir jede Woche DIE ZEIT, die ich donnerstags morgens aus dem Briefkasten hole. Zuerst nehmen wir uns das ZEIT-Magazin vor, meine Lebensgefährtin fängt immer hinten an, ich muß warten, bis sie mir etwas vorliest (ich komme mit der ZEIT eh immer erst nach ihr dran). Diesmal aber waren wir sehr unzufrieden mit der vorletzten Seite, die nun „Ich brauche eine Rettung“ heißt, und dies aus mehreren Gründen, ich nenne nur 2: 1. Es gibt mit Sicherheit VIEL dramatischere Probleme als das (oder die) von Frau Sichelschmidt. Firmen gehen pleite, Menschen verlieren ihre Arbeit UND womöglich zusätzlich noch nahe Verwandte, Freunde, Nachbarn durch Tod oder müssen sich selbst mit wochenlangen schweren Symptomen quälen. 2. Aber selbst wenn wir uns jetzt nur mal mit Buchautoren befassen wollen, gibt es schwerer wiegende Fälle: Autoren, deren Bücher jetzt erstmal gar nicht erscheinen, Autoren, deren Buch grad eben zu Beginn der Krise erschien, – wie genau meines, „Der Ruf der Kraniche“, es erschien im Goldmann-Verlag (www.bernhard-wessling.com/page-4) Frau Sichelschmidts Buch erschien 2 Monate (!) vor meinem, meines erschien am 23. 3.

Die Erstvorstellung sollte am 20. 3. erfolgen, sie wurde wenige Tage vorher abgesagt. Sämtliche weiteren Lesungen wurden innerhalb weniger Tage abgesagt. Als das Buch in den Buchhandlungen lag, wurden diese geschlossen. Die Zeitungen berichten nur noch über Corona, extrem geringe Medienreaktionen sind zu verzeichnen. Frau Sichelschmidt hat sicher keinen guten Termin für ihr neues Buch erwischt, aber 2 Monate mehr Zeit gehabt als ich für mein Buch. Mein Buch hatte Null Zeit. Bis auf wenige vereinzelte Möglichkeiten hatte mein Buch keine Chance, öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen. Natur- und Artenschutz sind jetzt mit Corona (absolut fälschlicherweise) komplett aus dem Sichtfeld verschwunden. So ist es vielen anderen Autoren ergangen. Ich möchte aber nicht jammern, wie Frau Sichelschmidt – ich würde gern an einer virtuellen Buchmesse teilnehmen, und sei es am heimischen Küchentisch sitzend, ja und, wo ist das Problem? Sie sagt, sie habe seit 2013 an ihrem Buch gearbeitet, nun sei die Arbeit für die Katz‘. Ich habe seit Anfang der 1980er Jahre an dem Thema geforscht (Kraniche – ihre Kommunikation, ihr Verhalten, ihre Emotionen uvam), über das ich in meinem Buch geschrieben habe – ist das alles nun für die Katz‘? Nein, ich muß halt schauen, wie ich mit meinem Buch trotz der derzeitigen Lage ein paar Menschen erreiche und ihnen so die Schönheit und die Wunder der Natur nahebringe, was ihnen in diesen depressiven Zeiten sicherlich helfen würde.

Und ich sage es noch einmal: andere Menschen haben GANZ ANDERE Probleme in dieser Zeit, wirklich existentielle Probleme, im Vergleich zu denen mein Problem und meine Enttäuschung lächerlich klein ist, Frau Sichelschmidts noch viel kleiner. P.S. ach, ich vergaß zu erwähnen: – Frau Sichelschmidt hatte innerhalb von 2 Tagen staatliches Unterstützungsgeld auf ihrem Konto; – ich bekomme eine monatliche Rente von 839 €, lebe ansonsten von Ersparnissen und normalerweise von einem monatlichen Technologie-Beraterhonorar eines Kunden in Indien, der nun wegen der Krise nicht zahlt; ich kann (und will) keine staatliche Unterstützung beantragen, es gibt viel mehr Menschen, die in ECHTER Not leben und WIRKLICH „eine Rettung brauchen“. – Dr. Bernhard Weßling

 


 

 

Leserbrief zu „SCHACH “ im ZEIT Magazin

 

Schon lange bin ich ein Fan Ihres Magazins: Erst die Heiratsanzeigen, dann Schmidtbauer und spätestens dann die Schachaufgabe!! Und natürlich lese ich auch Ihre Beiträge!! Sind Sie sicher, daß die Lösung stimmt: Turm g 7 habe ich auch gedacht. Aber dann paßt Ihre Lösung nicht. Oder bin ich zu blöd? PS: Hier herrscht seit der Krise absolute Stille. Was meine Sie wohl , wieviel Hamburger hier eine Wohnung oder eine Zeitwohnsitz haben. ABWARTEN!! – Achim Zeidler

 


 

 

Leserbrief zu „Trösten und Rösten “ von Luise Hoepfner et al. im ZEIT Magazin

 

Hallo Forsthaus Streliitz,die Leinsamen Chips sind ein Traum. Danke für das Rezept! – GA

 


 

 

Leserbrief zu „Gesellschaftskritik. ÜBER STARS IN DER ISOLATION“ von Heike Faller im ZEIT Magazin

 

Ihre Artikel gefallen mir sehr. Da ich älter bin, erinnere ich mich noch gut an Marie-Antoinette, auch an Ivanka Trump (also vom Namen) und an Prinz Charles und Madonna, oder auch an Beethoven, (Werbung für Heft Zeitgeschichte auf der gleichen Seite) aber Ann-Kathrin Brömmel verheiratete Götze sagt mir nun gar nichts – mea culpa, bin total out. – Brigitte von Stebut

 


 

 

Leserbrief zu „Heiter bis glücklich zu Hause“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

 

Das Tischgestell wurde von Egon Eiermann entworfen – kann man ruhig mal ausschreiben , statt abstrakt „ E2 „ ‚Modulor vertreibt ihn lediglich. Urheberrechtlich (den Urheber nicht zu nennen) ggf problematisch – sollten Sie mal prüfen. – Prof.G.Nalbach