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20. Mai 2020 – Ausgabe 22

 

Leserbriefe zu „Drrrringelllingeling“ von Andreas Sentker

 

Leider hört Ihr Leitartikel „Drrrringelllingeling“ genau dort auf, wo es spannend gewesen wäre, weiter zu denken. Sie fragen, ob wir „aus der“ – womöglich – „abgewendeten Katastrophe lernen“ werden. Ja, was sollen wir denn lernen? Künftig die „AHA-Formel zu beherzigen, wird für einen nachhaltigen Lerneffekt kaum ausreichen. Wenn „die Politik“ und „die Wirtschaft“ an der heute allgemein verbreiteten Art der Tierhaltung festhalten und das Gesundheitssystem weiterhin gewinnorientiert ausrichten, werden „wir“ gar nichts daraus lernen, ob wir Masken tragen, uns die Hände waschen oder Abstand halten oder dies irgendwann wohl vorschnell unterlassen. – Dr. Sebastian Urmoneit

 

Dieser Artikel ist wahrhaftig eine Zumutung: „Abstand, Hygiene, Alltagsmasken. Viel mehr ist nach den Lockerungen ohnehin nicht als individuelle Einschränkung geblieben.“ Die drastischen Beschränkungen von Kita-, Kindergarten-, Schul- und Hochschulbetrieb, die drohenden Pleiten von vielen Unternehmen, insbesondere Restaurants, Kinos, Hotels, Reisebüros, Veranstaltern und Akteuren in Theater, Kunst und Musik: Das sind für den Autor offenbar alles Kleinigkeiten. Sie bedeuten lauter schmerzliche individuelle Einschränkungen. Mir verschlägt es den Atem, dass man das vergessen oder kleinreden kann. „Hellwach bleiben“, Herr Sentker, aber bitte mit Umsicht und nicht in der Engstirnigkeit, die außer dem Virus nichts anderes mehr sieht. – Stefan Matuschek

 

Ihrem Artikel stimme ich fast ohne Einschränkung zu. Fälschlicherweise schreiben sie, dass neben der Beachtung der AHA Formel ohnehin kaum individuelle Einschränkungen geblieben sind. Aus dem Blick verloren haben sie die in unserer Gesellschaft lebenden Kinder, die sich nicht lautstark zu Wort melden und die dadurch, auch von ihnen, übersehen werden. Deren Leben ist aufgrund der Kontaktsperre sozial, emotional und in Bezug auf ihren Anspruch auf Bildung noch völlig eingeschränkt. Die „Öffnung der Schulen“ hier in NRW bedeutet im Alltag z.B. für einen 9-jährigen Schüler, dass er einmal wöchentlich, immer nur Mittwochs, 4 Unterrichtsstunden angeboten bekommt. Eine doch wirklich umfangreiche individuelle Einschränkung. – Monika Baunemann

 

Wir stehen dem Virus teils besser, teils schlechter gegenüber „als bei unserer ersten Begegnung“. Besser ist es geworden, weil a) seit der Privatinitiative im April (privates Nähen/Sponsoring und Tragen von „Alltagsmasken“ aus AH (Abstand und Hygiene) dank Alltagsmaske jenes AHA Erlebnis geworden ist, das zum Rückgang der Neuinfektionen zusätzlich (!) beigetragen hat. b) die Alltagsmaske zum Schutz aller (auch ihrer Träger selbst!) Potential für weitere Anordnungen/“dringende“ Gebote hat. c) die „Motivation, sich selbst (!) und andere zu schützen“, noch stärker wird, wenn erst mal auch der ARD-Teletext nicht mehr den Eindruck erweckt, die „Alltagsmaske“ bringe ihrem Träger selbst nichts, sondern dem aktuellen Stand der Erkenntnis von Wissenschaft/Empirie folgt, das heißt, ebenso wie die ZEIT auch die Bedeutungder Alltagsmaske publiziert, „sich selbst (! zu schützen.“ Ein Mehr an Alltagsmaske kann das kompensieren, was zwangsläufig mit jeder Lockerung schlechter wird, das „Abstand halten“. Schrittweise Lockerung muss sein, um das soziale und wirtschaftliche Leben wieder in Gang zu bringen und somit die Motivation für AHA bestmöglich zu fördern.

Das A & O der „AHA-Großkampagne“ des Bundesgesundheitsministeriums ist folglich: Mehr Lockerung gegen mehr Alltagsmaske. Ministerpräsident Haseloff erklärt im Fernsehen zutreffend, dass das Volk selbst die Alltagsmaske „von unten nach oben durchgedrückt“ hat. Um es sogar noch besser zu machen als bisher, geht es gewiss darum, mit der „AHA-Formel“ für eher mehr als weniger Alltagsmaske zu werben: Die Alltagsmaske hat sich eben nicht (!) als „nutzlos“, „lächerlich“ oder gar „schädlich“ erwiesen, sondern trägt zum Schutz anderer wie auch (!) zum eigenen (!) Schutz ihres Trägers bei. Ferner stehen wir m.E. deshalb besser da als anfangs, weil mit der heute größeren Laborkapazität auch (!) stichprobenweise Untersuchungen möglich sind, das heißt, ohne dass bereits vorhandene Symptome oder Kontakte mit einem Infizierten eine Untersuchung konkret indizieren. Schließlich mag es in Kürze noch besser werden, wenn eine schnellere Verfolgung neuer Infektionen qua App möglich wird und unsere Motivation u.a. durch eine Klarstellung/Aktualisierung des ARD-Teletextes in dem Sinne, dass die Alltagsmaske auch zum Selbstschutz beiträgt, noch so viel größer wird, wir nicht nur mehr Alltagsmaske tragen, sondern auch eine solche App zum eigenen (!) Schutz nutzen. Lasst uns mit Zuversicht dem „Weckruf“ der ZEIT folgen. – Frank Müller-Thoma

 

Wenn Andreas Sentker meint, es seien außer der AHA-Formel kaum noch individuelle Einschränkungen geblieben, übersieht er – wie auch leider die meisten Politiker – die Kinder, deren Leben mit diesen Regeln extrem eingeschränkt bleibt: nur wenig Präsenzunterricht, fast keine außerschulische Betreuung, kein gemeinsamer Sport mit Gleichaltrigen, kein Spaß beim gemeinsamen Spielen. Was nützt das Recht auf einen Kitaplatz, was nützt der Ruf nach mehr Ganztagsschulen, wenn diese Einrichtungen für das einzelne Kind nur an 1 oder 2 Tagen „offen“ sind? Wie lange noch sollen die Kinder auf ihr Recht auf freie Entfaltung verzichten? „Der Schutz der Gesundheit hat Priorität.“ Dies gilt aber nicht nur für die Gesundheit von Alten und Vorerkrankten, sondern auch und vor allem für die geistige und seelische Gesundheit der Kinder! – Ilga Forster

 

So, dann mache ich mich mal an den ersten Leserbrief meines Lebens – aber es ist wirklich zu arg : Andreas Sentker kommt in seinem Kommentar zur Überzeugung „Abstand, Hygiene, Alltagsmasken. Viel mehr ist nach all den Lockerungen ohnehin nicht als individuelle Einschränkung übrig geblieben“. Das freut mich für Herrn Sentker. Ich bin Hochschullehrer, ausübender Musiker ( Sänger, Dirigent, Chorarbeit ) und Vater von fünf Kindern – in jedem Bereich bestehen nach wie vor und wohl noch lange enorme Einschränkungen : in der Hochschullehre ( so man online-Unterricht etwa in künstlerischen Fächern nicht für selig machend hält ), in der Musik ( Probenarbeit weitgehend verboten, Konzerte und Theater verboten mit winzigen und unklaren Perspektiven, unzählige Musiker und Theaterleute arbeitslos und am Existzenzminimum ), in Schule und Kinderbetreuung ohnehin ( Grundschüler erhalten in Bayern nicht die Hälfte des eigentlichen Präsenzunterrichts, wie das Ministerium listig zu vermitteln sucht, sondern 25-30 % ). Von den psychischen und sozialen Belastungen vieler Kinder und Familien will ich gar nicht anfangen.

Ich kenne Legionen von Eltern, Musikern, Schauspielern, Gastwirten, Lehrerinnen und Lehrern, Kleinkindern, Schulkindern etc., denen Herr Sentker mit diesem verheerenden Satz besser nicht unter die Augen treten sollte. Wie will er deren Problemen begegnen, wenn er sie schlicht gar nicht sieht ? Vielleicht sollte er das in einer der nächsten Ausgaben mal klarstellen… Es ist dabei gar nicht entscheidend zu diskutieren, ob alle Maßnahmen nötig/richtig waren und noch sind. Mich verärgert die Arroganz und Ignoranz eines Leitartiklers, diese Millionen von Menschen in seiner Schreibstube einfach gar nicht zu Kenntnis zu nehmen. Was haben die sich denn so ? Aber wieso darf jemand in einer führenden Zeitung an exponierter Stelle sowas schreiben, ohne daß ihm zumindest ein gegenlesender Kollege oder jemand vom Lektrat sagt : Hey Du, das kannst Du nicht schreiben. Das ist zynisch. Und es ist vor allem durch und durch falsch. – Prof. Thomas Gropper

 

In seinem Artikel „Drrrringelllingeling“ formuliert Autor Andreas Sentker einen Weckruf, der u.a. auf der Behauptung beruht, 20 Prozent aller Corona-Infizierten würden so schwer erkranken, dass sie hospitalisiert werden. Zitat: „Vier von fünf Infizierten erkranken nur leicht, aber wer der fünfte ist, der mit schweren Symptomen im Krankenhaus behandelt werden muss, kann niemand sicher vorhersagen.“ Dieser statistische Wert (20 Prozent müssen ins Krankenhaus) ist grob falsch. Der reale Wert liegt im niedrigen einstelligen Bereich. Zur Begründung: Das Robert-Koch-Institut gibt täglich einen Situationsbericht zu SARS-CoV2 heraus und veröffentlicht darin auch die Zahlen hospitalisierter Patienten (https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Gesamt.html). Im Bericht vom 20.05.2020 heißt es dazu auf Seite 5: „Für 147.398 (84%) übermittelte Fälle liegen klinische Informationen vor. Häufig genannte Symptome waren Husten (49%), Fieber (41%) und Schnupfen (21%).

Für 4.348 Fälle (2,9%) ist bekannt, dass sie eine Pneumonie entwickelt haben. Eine Hospitalisierung wurde bei 26.221 (18%) der 147.385 übermittelten COVID-19-Fälle mit diesbezüglichen Angaben angegeben.“ Insgesamt sind dem RKI laut diesem Situationsbericht insgesamt 176.007 Infektionen bekannt (siehe Seite 1). Setzt man also die bekannten 26.221 Fälle im Krankenhaus mit der gesamten Zahl bekannter Infektionen ins Verhältnis, so ergibt das eine Quote von 14,9 Prozent. Dabei darf man davon ausgehen, dass es unter den Fällen, für die das RKI keine klinischen Informationen erhält, keine nicht-gemeldeten Hospitalisierungen gibt. Vielmehr ist es ja so, dass durch präventives Testen und das Verfolgen von Kontaktketten Infizierte ohne Symptome entdeckt werden, so dass es schlicht keine klinischen Informationen gibt. In einem weiteren Schritt gilt es jetzt, das Dunkelfeld einzubeziehen. Hier gibt es nur gewisse Anhaltspunkte, um dieses einzuschätzen. Die sogenannte Heinsberg-Studie ergab ein Dunkelfeld von etwa Faktor 10. Das RKI hat schon mal auf asiatische Studien verwiesen, bei denen von Faktor 11 bis Faktor 20 ausgegangen wurde. Bei der noch laufenden Studie in München „Prospektive COVID-19 Kohorte München (KoCo19)“ ist man zurückhaltend mit der Veröffentlichung von Zwischenergebnissen.

Auszug aus einer Medienveröffentlichung des Uni-Klinikums vom 19.05.2020: „Professor Michael Hölscher äußert sich zum Stand der Forschung: Im Augenblick untersuchen wir die Blutproben der Probanden. Da die Genauigkeit der Tests noch ungewiss ist, sind weitere Untersuchungen für jede einzelne Probe notwendig. Aus diesem Grund wäre es unseriös, vorläufige Ergebnisse zu kommunizieren. Aktuell halten wir an unserer ursprünglichen Schätzung fest, dass die Infektionsrate im unteren einstelligen Prozentbereich liegt.“ Angenommen dieser „untere einstellige Prozentbereich“ wird sich als richtig herausstellen (3 bis 5 Prozent), so läge der Faktor für das Dunkelfeld bei 6 bis 11. Für diese Berechnung nimmt man 3 bzw. 5 Prozent der Münchener Bevölkerung (insges. 1,5 Mio Einwohner), was Werte von 45.000 bis 75.000 Infizierte ergibt. In den Datenbanken der Gesundheitsbehörden stehen lediglich 6.681 bekannte Fälle (Stand heute, recherchiert über zeit.de). Um sicherheitshalber ganz konservativ zu rechnen, nehmen wir den niedrigsten Faktor (also 6) an, dann ergäbe das bezogen auf die RKI-Zahlen der bekannten Infektionen in Deutschland: 176.007 mal 6 = 1.056.042 tatsächlich Infizierte in Deutschland.

Setzt man nun die Zahl der hospitalisierten Covid-19-Patienten (26.221) ins Verhältnis mit der Grundgesamtheit aller tatsächlich Infizierten in Deutschland (ca. 1 Mio), so ergibt das eine Quote von etwa 2,5 Prozent. Fazit: Man darf davon ausgehen, dass eben nicht jeder Fünfte, sondern eher jeder Fünfzigste mit SARS-CoV2 Infizierte tatsächlich schwer erkrankt und ins Krankenhaus muss. Nun kann man dennoch die Meinung vertreten, ein Weckruf sei notwendig, damit sich kein Leichtsinn in der Bevölkerung entwickelt. Dies lässt sich aber nicht mit einer hohen Hospitalisierungsquote begründen, die es so gar nicht gibt, aber den Menschen ungerechtfertigt Angst macht. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie das Thema noch einmal aufnähmen und in der nächsten Ausgabe richtigstellen. – Nils Zeino-Mahmalat

 

In Ihrem Leitartikel schreiben Sie, „Viel zu schnell hat sich Angela Merkel aus der Debatte zurückgezogen und das Alltagsgerangel um Corona-Regeln den Ministerpräsidenten überlassen.“ Nicht die Kanzlerin hat sich zurückgezogen. Einzelne profilsüchtige und egomane Ministerpräsidenten haben Angela Merkel vor die Option des Verfassungsstreits bezüglich der Zuständigkeiten gestellt. Und Angela Merkel hat bewusst entschieden, dass dieser Verfassungsstreit das letzte ist, was die Bevölkerung jetzt verträgt. Dabei wäre es angesichts einer weltweiten Pandemie viel wichtiger und für verunsicherte und fragende Bürger wesentlich hilfreicher, wenn eine auch nur zu 70 – 85% richtige, dafür aber gemeinsame und einheitliche Vorgehensweise festgelegt würde, als dass einzelne behaupten, nur sie machten es nun in Bayern oder in Nordrhein-Westfalen zu 100% richtig. Wer glaubt, die Maßnahmen zu 100% richtig zu wissen, entlarvt sich selbst als Scharlatan. Leider gilt diese von Egomanie getriebene Zwietracht auch für Europa, und ganz besonders eklatant werden die Folgen solcher Selbstverliebtheit in den USA sichtbar, wo eine Person die Regierung führt, die schon vor Corona nur Präsident seiner Anhänger und nicht aller US-Bürger sein wollte und die Politik nur für sich und seine Lobbyisten betreibt. Die Menschen, die dadurch in Deutschland, in Europa oder in den USA, ohne dass es notwendig wäre, auf der Strecke bleiben, tun mir leid. – Dr. Klaus T. Kumpe

 

Abstand, Hygiene, Alltags Masken. Vielmehr ist nach all den Lockerungen ohnehin nicht als individuelle Einschränkung geblieben“ Entschuldigung? Wo leben sie? Es gibt keine Konzerte und keine Theatervorstellungen und wir Künstler wissen überhaupt nicht wann wir wieder arbeiten können und wovon wir leben sollen . Zuerst denken dann schreiben . – Katharina Böhme

 

„Abstand, Hygiene, Alltagsmasken. Viel mehr ist nach all den Lockerungen ohnehin nicht als individuelle Einschränkung geblieben.“ Wie kann es sein, dass dieser Satz auf der Titelseite der ZEIT steht? Hat der Autor noch nichts von Kita Schließungen und teilweisen Schulschließungen gehört? Und davon was das für einen Familienalltag bedeutet? Kennt er keine Gastronomen, keine Künstler, deren Gehalt sich auf 0Euro reduziert hat? Drrrringelllingeling! Hallo??? – Anna-Lena Goldbach

 

Das Klingeling würde ich Herrn Sentker wünschen, damit er seine Eindimensionalität und Panikmache endlich einmal reflektiert. Zum Beispiel gibt es keine abschließenden wissenschaftlichen Beweise für die Wirkungsweise der Aerosole. Viele Experten schätzen das Virus immer noch als weniger gefährlich ein. Wir haben es nicht mit einem Killervirus zu tun. Aber wer Angela Merkel als Schutzpatronin verehrt, die sich leider zurückgezogen und einem Haufen wilder Jungs das Alltagsgerangel überlassen hat, der braucht keine wissenschaftlichen Beweise, der vertraut darauf, dass Angela Merkel über uns wacht. Gute Nacht! – Herbert Freyaldenhoven

 

In der letzten Woche hatte ich den Eindruck gewonnen, die Zeit wäre zurück auf dem demokratischen und liberalen Weg gekommen, leider war dies ein Trugschluß. Wie der neuerliche Artikel zeigt, bleibt die Zeit offensichtlich doch dem Mainstream der Medien treu, Angst machen, Panik schüren und das alles mit Halb- und Unwahrheiten. Der Schluß in Heinsberg grassiere das Virus immer noch, ist unzulässig. Der anfängliche Ausbruch in Heinsberg hat nichts mit dem jetzigen Auftreten des Virus bei einem Paketzusteller zu schaffen, der genausogut in Hamburg sitzen könnte. Es ist Zufall, daß die Niederlassung in der Nähe von Heinsberg liegt. Gangelt und Hückelhoven liegen denn auch an verschiedenen Enden des Kreises und 20 km auseinander. Völlig spekuativ sind die Äußerungen dann, das Virus könne Folgeschäden an Organen und schwere Spätschäden verursachen oder die Übertragung durch die Luft sei einfacher als angenommen. Das hat nichts mehr mit sachlicher Berichterstattung zu tun, ähnlich wie die jetzt grassierenden Behauptungen, das Virus löse den morbus Kawasaki bei Kindern aus.

Wir sind hier im Bereich reiner Panikmache der Medien, die alleine der Auflagensteigerung dient, seriöse Berichterstattung ist das nicht mehr. Gehen wir mal zurück zu dem, was wir vor Ausbruch der Corona-Krise über Grippewellen wußten. Das Niedersächsische Landesgesundheitsamt schreibt im Sommer 2019 zur Influenza: „Die typische Grippesaison in Europa dauert von Dezember/Januar bis März/April. Während der jährlichen Grippewellen infizieren sich schätzungsweise 5–20% der Bevölkerung. Saisonale Influenzawellen verursachen in Deutschland jährlich zwischen 1 und 5 Millionen zusätzliche Arztkonsultationen, etwa 5.000 bis 20.000 zusätzliche Hospitalisierungen und bis 30.000 zusätzliche Todesfälle“ (https://www.nlga.niedersachsen.de/infektionsschutz/krankheitserreger_krankheiten/influenza/die-influenza-erkrankung-19370.html).

Also eine typische Grippewelle zeichnet sich danach in Deutschland durch mindestens 4.0 Mio. Infizierte und bis zu 30.000 Todesfälle aus. Danach sieht die Corona-Krise in Deutschland nicht ansatzweise aus und es nach wie vor unbelegt, ob wir dem dies dem Eingreifen der Bundesregierung zu verdanken haben. Tatsache ist, daß zwei der Länder mit dem rigidesten Vorgehen (Bayern und Baden-Wüttemberg) auch die höchsten Infektionszahlen haben. Es ist also noch fraglich, ob und welche Maßnahmen sich positiv ausgewirkt haben. Momentan belegen die Zahlen, daß das Virus abgeklungen ist, die Neuinfektionen liegen im dreistelligen Bereich und erreichen seit langem keine vierstelligen Werte mehr; eine völlige Ausrottung der Neuinfektionen ist illusorisch und wohl erst mit der Erfindung eines Impfstoffes zu erreichen.

Bis dahin haben wir eine neue Krankheit auf der Welt, mit der wir leben müssen. Wir leben auch bereits mit AIDS, Krebs und anderen Krankheiten seit Jahrzehnten. Die Erfindung eines Impfstoffes gegen Ebola hat vier Jahre nach der nachdrücklichen Aufnahme der Forschungen gedauert und der Impfstoff ist keineswegs das Gelbe vom Ei. Die Aufrechterhaltung von weiteren Zwangsmaßnahmen für vier oder mehr Jahre ist jedenfalls kein gangbarer Weg. Sie wäre im Verhältnis zu anderen Auswüchsen der modernen Gesellschaft auch unverhältnismäßig und rechtswidrig. Nach wie vor sterben mehr Menschen an Herz/Kreislauf-Erkrankungen oder an Alkoholproblemen, um nur zwei Beispiele zu nennen, als in der jetzigen Krise an Corona gestorben sind. Dennoch werden diesbezüglich keine konkreten oder ähnlich rigiden Maßnahmen getroffen. Nach wie vor ist das schlimmste Risiko für die Gesundheit Armut. Eine Armut, die unsere Regierung gerade für weite Teile der Bevölkerung in Kauf nimmt. Schon jetzt warnen die ersten Mediziner und Psychologen, daß die Folgen der Maßnahmen während der Pandemie schlimmer sein könnten als die Folgen der Pandemie.

Im April ist die Zahl der Arbeitslosen um 415.000 Menschen gegenüber dem Vorjahr gestiegen; die Zahl der Kurzarbeiter, die mit erheblichen Lohnverlusten zu kämpfen haben, geht in die Millionen – 10,1 Mio. Arbeitnehmer im April (https://www.arbeitsagentur.de/news/arbeitsmarkt-2020), die Zahl der Insolvenzen können wir noch gar nicht abschätzen. Die Lohnverluste bei Kurzarbeit liegen zwischen 40 und 33%, das bedeutet bei einem Einkommen von € 1.800,00 netto, was dem Durchschnittseinkommen entspricht, einen Lohnverlust von € 594,00 bzw. € 720,00. Mit dem verbleibenden Einkommen kommen diese Menschen dann nicht mehr aus. In weniger verdienenden Haushalten wird es zusätzlich zum Problem, daß die Kinder kein Mittagessen mehr in der Schule oder im offenen Ganztag bekommen. Die zusätzlichen Kosten für das Essen können dort, wo es eh schon knapp war, nicht auch noch aufgefangen werden, wie mir Mandanten berichten, die nun ihre Nachbarn mit Lebensmitteln unterstützen. Berichten Sie nicht über einsetzende Müdigkeit im Kampf gegen das Virus sondern berichten Sie über die Gefahren der Maßnahmen für die Schwächsten in unserer Gesellschaft und für die Demokratie. – Volker v. Moers

 

Ich kann das Wort Corona nicht mehr hören. Diesen Begriff gibt es im Übrigen gar nicht – es gibt Coronaviren, Sars-CoV-2 (diejenige Mutante der Coronaviren, die derzeit die Welt lahmlegt), und Covid-19, das ist die von dieser Mutante hervorgerufene Erkrankung. Die häufig schlampig angewandten Begriffe sind jedoch nicht das, was mich wirklich ärgert: Ich möchte von den Journalistenin Ruhe gelassen werden– dann könnte ich mich vielleicht sogar mit den Gegebenheiten abfinden. Aber sie können einfach nicht von diesem so ergiebigen Thema lassen, und so hat der Artikel von Herrn Sentker auf die Titelseite gefunden. Wozu aber ? Den mahnend erhobenen Zeigefinger brauchen wir nicht; die meisten sind verängstigt und verunsichert genug. Bahnbrechend neue oder definitiv gesicherte Erkenntnisse gibt es auch nicht, weshalb Herr Sentker auch bereits vielfach Berichtetes noch einmal wiederholt, versehen mit einigen Details und leider auch einigen Unschärfen, was den Informationsgehalt betrifft.

Das bräuchte man also auch nicht. Schwerer wiegt aber die Gedankenlosigkeit zu sagen, dass außer den Hygieneregeln, dem Abstands-und Maskengebot kaum noch individuelle Einschränkungen geblieben seien. Vielleicht sollte Herr Setzner definieren, was er als individuelle Einschränkung ansieht. Ich empfinde sehr Vieles als individuelle Einschränkung : Mobilitätsverbot, Verzicht auf kulturelle Veranstaltungen und persönliche Kontakte, die Freiheit, sich ungezwungen zu bewegen, wo und wann man das möchte. Die Einschränkungen, denen Schulen, Universitäten und Volkshochschulen unterliegen, sieht Herr Herr Setzner auch nicht – vielleicht fällt das unter kollektive Einschränkungen und wird anders gewertet. Bleibt noch als raison d’etre für diesen Artikel der Aufruf zum Wachbleiben – und schon fühle ich mich ein weiteres Mal belehrt, ermahnt, bevormundet. – Dr. Brigitte Pfeiffer-Guglielmi

 

1. Die Politiker lockern den Lockdown, aber die Arbeitslosenzahlen schnellen weiter ganz schnell nach oben. Jeder (Nicht)Arbeitslose ist (auch) ein Mensch, oft sogar ein Mensch mit „Anhang“. 2. Und was macht ein Mensch vor lauter Angst, Anstand und Abstand, wenn ihm das „Zipperlein drücken“ sollte? Richtig, er geht nicht mehr zum Arzt, den in der Arzt-Praxis, da könnte Corona ihn auflauern, ein totales Paradox. Und was macht der Arzt? Richtig, er macht irgendwann seine Praxis dicht, weil keiner mehr kommt, trotz Corona! – Klaus P. Jaworek

 

Ich begrüße sehr, dass die ZEIT in den letzten Ausgaben die aktuelle Not von Kita- und Schulkindern beleuchtet hat. Aber ist niemandem in der Redaktion aufgefallen, dass Andreas Senkter diese Berichte auf der ersten Seite der aktuellen Ausgabe konterkariert, wenn er behauptet, außer „Abstand, Hygiene, Alltagsmasken“ sei nicht viel mehr an individuellen Einschränkungen geblieben? Für tausende Schul- und Kitakinder ist der Alltag nach wie vor extrem eingeschränkt, denn sie dürfen seit Wochen nicht in ihr gewohntes Leben zurückkehren und sie bekommen – anders als viele weitere gesellschaftliche Bereiche auch keine Perspektive aufgezeigt, wann es denn wieder eine Art Normalität geben könnte (gern auch mit „Abstand, Hygiene, Alltagsmasken“).

Und auch die Eltern dieser Kinder leben mit extremen Einschränkungen weiter, denn – abgesehen von der enormen Belastung durch die Heimbeschulung, die in Deutschland an sich verboten ist – ist für Eltern von Kindern im Kita- oder Grundschulalter an eine geregelte Erwerbsarbeit überhaupt nicht zu denken, solange es nicht einmal die Aussicht auf eine verlässliche Beschulung bzw. Betreuung der Kinder gibt. Ich würde meine Gedanken hierzu gern genauer ausführen, aber auch meine Familie sitzt seit mittlerweile zehn Wochen zu Hause fest und wir versuchen, Arbeit, Beschulung von zwei Grundschulkinder und Betreuung eines Kitakindes unter einen Hut zu bekommen, was uns an den Rand der Belastbarkeit bringt. Für klare Gedanken fehlt daher die Zeit. Wir fühlen uns im Öffnungsprozess vergessen. Wahrscheinlich müssten wir viel lauter für die Belange unserer Kinder und auch von uns Eltern eintreten -aber wir sind schlichtweg am Ende unserer Kräfte. – Alexandra Popp

 

Ihr Artikel behauptet, dass außer der AHA Formel nicht sehr viel mehr individuelle Einschränkung geblieben ist. Ist das so? Fragen Sie mal Familien. Fragen Sie mal Kinder, die seit Mitte März zu Hause sind. Ohne Fußball, den gibt es nur für Profis. Ohne Freizeitangebote, ohne Jugendhäuser ohne Freibäder. Die Restaurant sind wieder voll, die Schulen immer noch leer. Viele Kinder nach wie vor, zumindest in Baden-Württemberg, immer zu Hause. Für viele Kinder steht noch nicht mal der Fahrplan, wann es überhaupt zurück geht. Irgendwann ab Mitte Juni.. Wahrscheinlich haben auch nicht viele Eltern Zeit, überhaupt solche Artikel zu lesen. Ich habe es gelesen und mich aufgeregt, dass ein Leitartikel der Zeit so an der Realität einer großen aber leisen Bevölkerungsgruppe vorbeischreibt. Ihre Zeitung thematisiert das Thema dann doch weiter hinten irgendwie. Ganz vergessen sind die Kinder und Familie also nicht. Aber ihr Leitartikel spiegelt die öffentliche (Nicht-)Debatte über den Zustand der Kinder in unserem Land. – Lisa Hamma

 

Die Grippenwelle 2017/18 forderte millionen Infizierten Patienten, ca, 25.ooo Opfer. 60.ooo Patienten seien damals zusätzlich in die Krankenhäusen gewesen. Diese Patienten/Opfer sind kaum ins allgemeine Bewusstsein gedrungen. Und jetzt plötzlich diese Panikmacher, diese Hysterie wegen Corona-Epidemie.Warum? Vielleich, weil die meisten Deutschen, wie Sie lieber Herr Sentker, ein HYSTERISCHER HOSENSCHEISSER sind? – Tomek Walter

 

Mag auch der Autor mit seinem Eingangsstatement, sein Leitartikel sei eine Zumutung, und dem Hinweis auf das Präventivparadoxon Unanfechtbarkeit für sich reklamieren, der gegenüber Widerspruch ebenso wenig zulässig ist wie gegenüber der Talkshow-Mantra, dass ja wohl Gesundheit vorgehe – wer will da widersprechen? – so fehlt der beschworenen Warnung vor der Infektionskatastrophe doch die Empathie für DIE Katastrophe, die als Folge des Lockdowns weltweit passieren wird und mit Abermillionen vernichteter Existenzen und Millionen vom Hungertod bedrohter Kinder alles virologische Räsonieren in den Schatten stellt. Dankenswerterweise berichtet DIE ZEIT nur wenige Seiten später davon. Physiker und Virologen mögen Wirkungen verfolgen, aber es gibt auch Nebenwirkungen. Unser Tun in Deutschland hat durchaus Folgen über die Grenzen des Landes hinaus und gebietet zumindest das Nachdenken darüber, ob wir mit Tunnelblick auf die Virusbekämpfung nicht am Ende das Kind mit dem Bade ausschütten. – Dr. Joachim Schüürmann

 

Schon wieder so ein unsäglicher Leitartikel. Was will Andreas Sentker, was will die Redaktion der Zeit erreichen? Panikmache, Werbung für einen Impfstoff? Erkrankt wirkliche jeder fünfte so schwer, dass er mit schweren Symptomen ins Krankenhaus muss? Das wären bisher in Deutschland 36000 Menschen gewesen.Können Sie diese Zahl belegen? Und dabei habe ich nur die bestätgten Fälle gerechnet. Geht man -und das tut jeder Vernünftige in diesem Land- von einer 10 mal höheren Dunkelziffer aus, dann dient dieser Artikel lediglich dazu, die Leser weiterhin zu verunsichern und die unsäglichen Massnahmen weiter zu rechtfertigen. Nach Ihrer Meinung wird es kein Ende der Abstandsregeln und der Maskenpflicht mehr geben, denn das Virus wird uns laut WHO immer begleiten. Vielleicht hat die Politik ja auch ihre Fehler früher eingesehen als Die Zeit.

Alltagsweisheiten wie, „dass sich Menschen in fast nur geschlossenen Räumen infizieren“, mögen für Sie ja neu sein, aber dem Zeit-Leser sind diese bekannt. Und von welcher abgewendeten Katastrophe sprechen Sie überhaupt. Die durch die “ Massnahmen “ erfolgten sozialen, finanziellen und kulturellen Katastrophen sind ja noch gar nicht absehbar. Von Todesfällen einmal ganz zu schweigen. Ihre Titelseite wird immer mehr zum Ärgernis. „Dringelingeling“ (Schämen Sie sich dafür nicht?). Das ist kein guter Journalismus mehr. Ich vermisse auch einen Artikel zur Affäre im Innenministerium. Fehlt dieser bewusst? P.S. Ich komme aus dem Kreis Heinsberg. Seit Ende Februar keine 50 Infizierte bei einem Toten in unserer Stadt (Wegberg). Dafür steht das Leben in Bildungs- und Kultureinrichtungen seit Monaten still. – Thomas J. Birgel

 

Ja, wir sollten sehr wachsam sein! Immer mehr Fakten und Indizien sowie Überblicke in der weltweiten Entwicklung der Corona-Epidemie und Krisenhandhabung sprechen für ein dringendes Vorgehen analog zur Heinsbergstudie und für die Auswertung und Umsetzung der Erkenntnisse aus vorhandenen und für die Durchführung dringend neuer Feldstudien. Sie sprechen für die wissenschaftliche Beobachtung der Erhöhung der Immunität unter Vermeidung von Hotspots und Superspreading events sowie schweren Symptomen. Jetzt erhärtet sich die wissenschaftlich begründete Einsicht, dass man auf Immunität setzen müsste, da die zweite Welle der Epidemie auch bei uns droht, weil nicht genügend Immunität vorhanden ist. Immunität und undifferenzierter Lockdown widersprechen sich natürlich. Schweden zum Beispiel hat trotz sehr problematischen Anfangssituationen wegen der Hotspots und des Superspreadings durch Skiorte und Altenpflegeeinrichtungen auf einen wissenschaftlich fundierten Weg (z.B. hohe Anfangsdosen vermeiden, die für schwere Krankheitsverläufe sorgen) der Immunisierung gesetzt und auch schon eine hohe Immunität (wahrscheinlich über 20 %) erreicht.

Unter Berücksichtigung der Bevölkerungszahl hat es zur Zeit kumuliert viel weniger Corona-Tote zu beklagen als die harten großen Lockoutländer wie GB, Italien, Spanien, Frankreich oder wie Belgien, und das Verhältnis wird mit erhöhter Immunität in Schweden höchstwahrscheinlich immer besser. Die erschreckenden Auswirkungen der Epidemie sind offensichtlich auf Hotspots, Superspreading-Ereignisse mit hohen Anfangsdosen und eine Überlastung des Gesundheitswesens konzentriert. Oft hat man z.B. Infizierte mit leichteren Symptomen in die Krankenhäuser und auf die Intensivstationen geschickt, wo sie massenhaft Schwerstkranke und Sterbende ansteckten. Im Regelverlauf, also ohne diese Ereignisse, scheint die Epidemie wohl aber auch ohne totales Lockdown relativ normal beherrschbar zu sein, wie es z.B. das Beispiel Hongkong zeigt. Oft genügt wohl die Einhaltung von Hygieneregeln und ein Abstandhalten, wie es auch bei Grippe völlig üblich ist. Jedoch mit den wahrscheinlich überwiegend erst nach dem Abklingen der Epidemie einsetzenden totalen Lockdown-Maßnahmen hat man viele anderen Krankheiten oft vernachlässigt und dadurch selbst bei uns viele Todesopfer und unsägliches Leid bewirkt.

Die Weltwirtschaft hat man in die Rezession und Millionen in Elend und Hungertod getrieben und die Schere zwischen Reichen und Armen noch mehr vergrößert. Das geschah und geschieht hier bei bei uns in der EU (die Folgen der Billionenkredite bzw. Zuwendungen zahlen letztendlich prinzipiell immer die Ärmeren und Ärmsten), aber auch besonders in armen Ländern mit schlechten Lebens- und Hygienbedingungen. Die westlichen Verantwortlichen sollten sich jetzt schnellstens mit den kritischen Wissenschaftlern versöhnen und gemeinsam einen durch Feldstudien (!!!) unterstützten Weg aus der Krise heraus suchen. Für die Eindämmung des Virus bei gleichzeitiger Erhöhung der Immunitätsrate sind wohl zeitnahe und relevante Feldstudien durchzuführen und die vorhandenen schon umzusetzen, um so länderspezifisch, d.h., spezifisch für den bisherigen Epidemieverlauf und die entsprechende Epidemiephase im jeweiligen Land) brennende Fragen zu beantworten und entsprechende gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Von Anfang an wurden Feldstudien wie die Heinsberg-Studie von Prof. Dr. Streeck vernachlässigt und Expertenmeinungen ignoriert, die ab einer gewissen Epidemiephase eine gesteuerte, gezielte Handhabung in Richtung hoher Immunität mit möglichst schwacher oder gar nicht vorhandener Symptomatik ermöglicht hätten.

Statt dessen hatte man zu sehr auf Angstverbreitung gesetzt. Außerdem hatte man weitgehend auf die Wirkung nicht spezifischer, also flächendeckender Isolation gehofft, ohne die verheerenden Folgeschäden ausreichend ins Kalkül zu ziehen. Man hat die durch Feldstudien gesteuerte Immunisierung zum großen Teil vernachlässigt. Da muss es leider nach wissenschaftlich nicht fundierten Lockerungen des Isolationsmodus ohne ausreichende Immunität wieder zu erhöhten Infektionsraten kommen. Ohne das Fundament von Feldstudien schaffen Lockerungen nicht den begründeten Optimismus und den erhofften zwischenmenschlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufschwung, weil man weiter in der Unsicherheit lebt, bis vielleicht in vielen Monaten und Jahren ein Impfmittel gefunden und wirklich solide validiert ist (aber dann ist der Virus vielleicht schon mutiert). Nun kann man sich nur bei den wissenschaftlichen „Verschwörern“ und den Opfern der Rundummaßnahmen entschuldigen, gemeinsam die Ärmel hochkrempeln und bereit sein, daraus zu lernen und den ärmeren Bevölkerungsschichten soweit wie möglich zu helfen.

Jetzt wird auch der ärmere und teilweise auch südliche Teil der Welt, der dem Winter entgegengeht, mit seinen unvorstellbar großen Problemen in Bezug auf Unterkunft, Lebensmittel und Hygienebedingungen sowie dem oft eklatanten Fehlen auch nur der Andeutung eines Gesundheitssystems von der Epidemie noch viel ungeschützter überwältigt. Tagelöhner und Arbeiter, die z.B. durch Lockdowns und Grenzschließungen ohne flankierende Maßnahmen usw. zu Millionen plötzlich ihre Arbeit verloren haben und oft zusammengepfercht zurückwandern mussten, haben unterwegs und in ihren Slums den Virus verbreitet. Wie schützt man jetzt die Millionen von Armen, die in beengten Behausungen und unter katastrophalen Hygieneverhältnissen existieren und kaum Abwehrkraft haben?

Es ist schwer vorzustellen, dass sich manche massgebenden Experten, trotz der technischen Hilfsmittel wie Simulationsprogrammme und elektronische Kommunikation nicht genügend Gedanken über die Gesamtausmaße der Krise gemacht haben. Jetzt ist unbedingt die dringende Zusammenarbeit aller relevanten Wissenschaftler z.B. unter rascher Durchführung und Anwendung aller relevanten Feldstudien und in weltweit konzertierter Aktion und Abstimmung nötig und auf das jeweilige Land, die jeweilige Region und die jeweilige aktuelle Epidemiephase anzuwenden. Dringeling!!! – Gerhard Jahnke

 

2. Coronawelle – na und? Für die Beurteilung der Gesundheitsgefahren durch das Coraonavirus sind weiniger die absoluten Infektionszahlen als die Gesundheitsfolgen der Infektion und deren Verteilung relevant. Diesbezüglich ist mittlerweile gesichert, dass die allermeisten der bekannt Infizierten (ca. 80%) sowie die vermutlich 10-mal so vielen unerkannt Infizierten und Geheilten (Dunkelziffer nach Streeck) keine oder nur erkältungsähnliche Symptome entwickeln, die innerhalb von 2 Wochen wieder schwinden. Wirklich gravierend und teils lebensgefährlich erkranken ca. 20% der erkannt Infizierten, überwiegend Ältere und Personen mit spezifischen Vorerkrankungen. Laut Robert Koch Institut sind z.B. rd. 90 % der an oder mit Corona Gestorbenen über 70 Jahre. Auf diesen Kreis der besonders Gefährdeter sind die Schutzmaßnahmen auszurichten. Wenn dieser Schutz wirkungsvoll ist, sind steigende Infektionszahlen unbedrohlich und weitergehende Einschränkungen der individuellen Freiheitsrechte und des sozialen Lebens unbegründet.

Vorrangig gilt es zu verhindern, dass die besonders Gefährdeten unvermeidbar in Situationen geraten, in denen sie der höchst gefährlichen Tröpfcheninfektionsgefahr ausgesetzt sind. An Arbeitsplätzen muss deswegen z.B. für einen Abstand von 1.5 – 2 m gesorgt werden. Da Unterschreitungen dieser Distanz nicht durchgehend zu vermeiden sein werden, muss zum Schutz dieses Personenkreises eine allgemeine Maskenpflicht in den Betrieben gelten. Sofern das Abstandsgebot prinzipiell nicht einhaltbar ist, müssen diese Personen von einer betrieblichen Anwesenheitspflicht befreit werden. Das gilt z.B. für ältere Erzieher/innen und Lehrer/ innen. Selbstverständlich sind auch Schüler/innen, deren Eltern besonders gefährdet sind, von der Schulpflicht zu befreien. In Bereichen, in denen das Distanzhalten ebenfalls nicht durchzuhalten ist, die aber für alle zugänglich bleiben sollen wie Geschäfte und öffentliche Verkehrsmittel muss ebenfalls eine Maskenpflicht herrschen, ggf. ergänzt durch Beschränkungen der Zugangszahlen.

Private Begegnungen, Restaurantbesuche, Veranstaltungen wie z.B. Kino, Theater aber auch Fußballspiele etc., die jeder nach seinen Vorsichtsvorstellungen gestalten oder meiden kann, dürften nicht mit generellen Verboten belegt werden. Ob sich jemand dort erhöhten Ansteckungsgefahren aussetzen will, liegt in seiner Eigenverantwortung. Das gilt auch für hochgefährdete und andere besorgte Personen, die i.d.R. derartige Situationen meiden werden. Für die anderen sind im Falle einer Infizierung die gesundheitlichen Beschwerden, wie gesagt, recht gering. Ein auch größerer Anstieg der Infektionszahlen, die sogenannte 2. Welle wäre demnach keine große gesellschaftliche Bedrohung. Sollten sich dennoch die Infektionszahlen örtlich als untragbar erweisen, dann können immer noch spezifische örtliche Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Kriterium für die Untragbarkeit könnte die Anzahl oder der Anteil der Hospitalisierten sein. Vorsichtshalber könnte man auch zunächst mit einer umfassenderen Lockerung der Restriktionen in ausgewählten Regionen beginnen und die Folgen beobachten.

Bedauerlicherweise haben Regierungen, viele Politiker und viele, auch öffentliche Medien augenscheinlich wenig Interesse an einer realitätsgerechten Darstellung der Sachlage in der Öffentlichkeit und an einer zügigen Rücknahme nicht mehr begründbarer Beschränkungen der individuellen Freiheitsrechte. Ihnen geht es mehr darum, die Angst vor dem Virus hochzuhalten. So beginnen die täglichen Nachrichten fast immer mit der Nennung der seit Beginn der Pandemie insgesamt Infizierten. Diese Zahl ist zwar völlig irrelevant für die Beurteilung der gegenwärtigen Lage, hat aber zur Angsterzeugung den Vorteil, dass sie zumindest ein wenig imposanter klingt als die Zahl der aktuell Infizierten (ca. 180 000 vs. ca. 20 000) und täglich immer weiter steigt. Das soll wohl eine stetig steigende oder zumindest gleich hohe Gefahrenlage suggerieren. Die Wahrheit ist dagegen, dass die relevante Zahl der aktuell erkannt Infizierten von über 70 000 Anfang April kontinuierlich auf inzwischen wenig erschreckende ca.20 000 gesunken ist. Vermieden wird auch, die absoluten Infektionszahlen in Relation zur Bevölkerungszahl zu setzen; denn das würde einen zumindest ungefähren Eindruck von dem geringen allgemeinen Infektionsrisiko vermitteln. So sank der Bevölkerungsanteil der aktuell Infizierten von Anfang April bis heute von ca. 0,8 Promille kontinuierlich auf ca. 0,2 Promille! Nimmt man die vermutete Dunkelziffer hinzu: von ca. 0,9 auf 0,3 Prozent. Schon gar nicht wird berichtet, dass die allermeisten Infizierten nur geringe gesundheitliche Beschwerden aufweisen, es also überhaupt keinen Grund zu Dramatisierungen gibt, solange die Hochgefährdeten geschützt werden.

Vielleicht wird diese alarmistische Informationspolitik betrieben, weil befürchtet wird, dass die Bürger die weiterhin notwenigen Vorsichtsmaßnahmen sonst nicht noch 1 bis 2 Jahre befolgen bis ein Impfstoff zur Verfügung steht. Diese Gefahr ist aber noch größer, wenn die Bürger die Schwarzmalerei nicht mehr ernst nehmen, dann auch den Sinn der notwendigen Regeln bezweifeln und diese nicht mehr befolgen. Die Lösung dieses Problems wären eher regelmäßige Informationsveranstaltungen, bei denen die verantwortlichen Minister die jeweilige Sachlage realitätsgerecht differenziert darstellen und die notwendigen Verhaltensregeln, die Beibehaltung von Restriktionen, deren Lockerung und gegebenenfalls Rücknahme immer wieder begründen und vor allem dabei zur öffentlichen Diskussion stellen. Auch muss der Staat regelmäßig darüber aufklären, welche der in den Medien, insbesondere im Internet kursierenden Informationen über die Epidemie richtig und falsch sind. Das darf er nicht den Medien überlassen. Die Bürger sind vom Staat als vernunftbegabt, Argumenten zugänglich und verantwortlich zu adressieren und nicht als Minderbegabte, die man zum gewünschten Verhalten manipulieren muss. Eine tendenziöse Informationspolitik bestärkt nur den Lügenpressenvorwurf, die Parteien- und Politikerverdrossenheit, das Florieren der abstrusesten Verschwörungstheorien und u.U. einen aggressiven Extremismus, wie er sich jetzt schon in Corona-Demonstrationen andeutet. – Prof. Dr. Dietmar Kahsnitz

 

Dieser Leserbrief soll in seiner Art weniger Kritik und direkte Rückmeldung zu einem bestimmten erschienenen Artikel der Zeit sein, als vielmehr ein großes Lob für die bisherige Berichterstattung im Rahmen der COVID-19 Pandemie. An der Stelle möchte ich aber auch einen Wunsch und Hinweis äußern: Gleichwohl sich am Anfang sehr viele Menschen an die Maskenpflicht insbesondere im ÖPNV gehalten haben und auch immer noch halten, nimmt die Bereitschaft bzw. das Verständnis dafür stetig ab. Dies resultiert nicht unbedingt im vollständigen Entfernen der Maske, sondern kann sich auch insofern zeigen als dass die Maske der Einfachheit halber ein Stück weit heruntergezogen wird. Die Nase liegt damit fast immer frei, und der angedachte Schutz für die Mitbürger ist nicht mehr gewährleistet. Sicher geschieht dies manchen Menschen unterbewusst und der Fehler wird nach kurzer Zeit wieder korrigiert. Gerade aber auch Menschen in den jüngeren Lebensjahren (Ü 50, ich bin 21) nehmen sich die Freiheit die Maske während der Fahrt so zu tragen oder gar ganz abzunehmen, was für die Menschen, die sich zu verhalten wissen, eine Zumutung ist und mir zumindest indirekt ein Gefühl der Ignoranz und Respektlosigkeit gibt. Vielleicht kann das Gegenstand eines zukünftigen Artikels von Ihnen werden?- Sebastian Käbisch

 


 

 

Leserbriefe zu „Die desinfizierte Gesellschaft“ von Bernd Ulrich

 

Man muss nicht an einen Gott glauben, um in der Coronakrise das Gefühl zu bekommen, da zeigt jemand mit erhobenen Zeigefinger auf die Menschheit. Corona ist wie eine Offenbarung, die der Menschheit nun klar macht, was in dieser Gesellschaft alles falsch läuft. Gerade der neue Skandal um die Schlachthöfe erweckt den Eindruck, als wolle jemand sagen „Schaut her! Hier habt ihr auch noch ein Problem!“ Hoffentlich gibt es genügend Menchen, die einen ähnlichen Eindruck teilen. Dann wäre doch so viel Gutes möglich! – Johanna Meyer

 

Für solche Artikel lese ich die ZEIT. Bernd Ulrich stellt die richtigen Fragen , denn tatsächlich haben sich die Medien und die Menschen angewöhnt nur noch einen Zeithorizont von ein paar Wochen (Urlaub) oder sogar Tagen (Kinderbetreuung) zu betrachten. Aber die Katastrophe fängt in der Tat jetzt erst an. Die weltweite Wirtschaftskrise werden wir alle noch zur Genüge kennenlernen. Und nun einer Gesellschaft, die durch Minderkonsum in die Krise rutscht, zu empfehlen zukünftig weniger zu konsumieren? Herr Ulrich hat ja recht, aber mit einem Wirtschaftssystem, bei dem der Konsum und die Steigerung der Wertschöpfung zur Conditio sine qua non gehört wird das nichts werden. Natürlich könnte man zwei Drittel der Waren eines Supermarktes als überflüssigen Müll in die Tonne kloppen. Und das gleiche gilt für Autos, Elektronik, Essen, TV etc. Was wir brauchen sind gesunde Lebensmittel, Kunst und Kultur, öffentlichen Verkehr etc. Aber damit bricht unsere Wirtschaft zusammen. Und deshalb bin ich schon ganz gespannt, wann die Diskussion endlich das letzte Diskussionsverbot, das letzte große Tabu beiseite schiebt und die Marxsche Werttheorie und Diskussionen um Planwirtschaft 2.0 losgehen! – Achim Hauck

 

Die wortgewaltigen Ausführungen von Bernd Ulrich treffen den Kern unseres Zeitproblems. Sie führen zu einer Einsicht, die mich auf eine Zukunft für meine Enkel hoffen lässt und mir Gelegenheit gibt, die letzten Jahre meines Lebens mit stiller Erwartung verbringen zu können. – Rolf Füßer

 

Danke Bernd Ulrich, der in diesem Artikel den Istzustand perfekt auf den Punkt gebracht hat. Wenn ich in anderen Artikeln vonLeuten lese, deren einziges Ziel das Wiederankurbeln der Wirtschaft wie in vorpandemischer Zeit ist, sträuben sich mir die Nackenhaare angesichts von soviel Ignoranz und Dummheit. – Eva Tophoven

 

Dass es ein kommunikativer Fehler der Regierung sein soll, den Bürgern die Wahrheit über die voraussichtliche Dauer der Einschränkungen nicht zu verschwiegen, halte ich für unhaltbar. Die Glaubwürdigkeit der Regierung leidet -mindestens langfristig- nicht unter der Wahrheit, sondern durch taktische Aussagen mit wechselndem Wahrheitsgehalt. Sie fördern Gerüchte und Verschwörungstheorien. – Siegfried Rose

 

Wieder ein ganz hervorragender Artikel Ihres Autors Bernd Ulrich! Ich habe ihn zur Lektüre einigen meiner Freunde und Bekannten empfohlen. – Dr. Wolfgang E. Fischer

 

Die Anmerkungen zu Politik und Gesellschaft von Bernd Ulrich – vornehmlich auf Seite 3 – lassen mich seit mehreren Jahren fragen, ob das noch Journalismus ist oder schon Religion. Axiomatisch wird in jedem Artikel die „schlechte“ Welt erfasst, in diesem Fall in einer merkwürdig unwissenschaftlichen, ja herbeigezauberten Kausalbeziehung zwischen Mensch und Virus, die deutlich machen soll, dass unser Dasein wegen falscher Entscheidungen auf der Kippe steht. Die menetekelhaft ausgemalte Katastrophe, als Strafe für falsches Handeln, läßt sämtliche Verbesserungen, die kluge Politik geschaffen hat, zum Beispiel eine deutlich erhöhte Lebenserwartung, die Ernährung von sehr viel mehr Menschen und das positive Zusammenwachsen vieler Menschen der gesamten Welt, links liegen, um jeweils ein kräftiges „kehret um“ verkünden zu können. Dabei scheint Herr Ulrich noch nicht zu wissen, ob er Prophet bleiben oder der Hohe Priester dieser verbesserten Welt sein will. – Dr. Ulrich Flotmann

 

1.) „Die desinfizierte Gesellschaft“ – Bernd Ulrich Lieber, sehr verehrter Herr Ulrich: wieder mal brillant geschrieben und gut analysiert, besonders der Absatz: (…..“wird schlechte Ernährung subvensioniert, ja oder nein? Wird Adipositas befördert, …….usw.) zeigt auf, welchen Problemen diese Gesellschaft gegenüber steht und es sieht nicht danach aus, als wenn die Vernunft sich verdoppelt…..mein Credo: Ullrich for president……aber das möchten Sie sicher nicht, ;-)verständlicherweise. Danke für diesen Artikel und für Ihre immerwährende Verlässigkeit auf sachliche Darstellungen. 2.) „Wir waren nie eine Demokratie“ – Interview mit Paul Auster – Klaus Brinkbäumer Daß Herr Auster soweit zurück geht (1964 Barry Goldwaters Kandidatur – kann mich noch gut erinnern) zeigt schon das ganze Dilemma auf, was danach folgte, aber einem noch nie so bewußt wieder vor Augen geführt wurde.

Wenn ein Intellektueller u. durchaus auch – wie ich finde – bodenständig-schreibender Autor, eine solch niederschmetternde Analyse seines Vaterlands auflistet, dann kann man schwerlich davon reden, daß andere „ausländische“ Kritiker der USA, die auf dieses Land blicken, sowas wie „Amerika-bashing“ betreiben, wenn sie ähnlicher Meinung sind. Das muß man erstmal alles widerlegen. Also ganz abgesehen von Mister 45. Und natürlich ist dieses unsägliche Wahlsystem die Grundlage des Übels. Da bin ich gottfroh über unser Wahlsystem. Danke für dieses aufschlußreiche Interview! 3.) „Die Unerhörten“ – Anna Mayr /Robert Pausch Herrlicher Artikel über Lindner von Gottes Gnaden. Man darf gespannt sein, wie lange das noch so geht. Da muß ich mal aufpassen, wenn besagte Herrschaften „im Vorwartestand“ im Bundestag reden.

Leider ist Frau Strack-Zimmermann keine Hamm-Brücher – aber deren Zeiten wären wohl heute auch vorbei. und 4.) Ein neuer Söder? : Miriam Lau ja, da reibt frau sich die Augen u. putzt die Ohren. Man kann es kaum glauben. Interessant wie das sich weiter gestaltet. Ich prognostiziere mal: noch wird zur K-Frage nichts Konkretes gesagt u. er hängt es tiefer als tief. Aber spätestens zum nächsten Wahlkampf wird man an ihm wohl nicht vorbei kommen. das zeichnet sich ab. Es würde mich nicht sehr wundern, wenn diesmal der „1. Kanzler aus Bayern“ käme. Und: erstaunlicherweise wäre mir mulmiger bei Merz (!). Schöne Darstellung. – Susanne Hüttner

 

Die Situation erinnert an Platons Höhlengleichnis: Die Weltgesellschaft blickt gebannt auf immer neue Schattenbilder an der Wand. Dabei sehen die einen dahinter singuläre Ursachen, und kämpfen dagegen an. Andere leugnen diese oder vermuten finstere Mächte. Die tatsächlich sich zusammenbrauenden globalen Risiken wollen jefoch die wenigsten wirklich wahrhaben. Und Politik verbraucht ihre Gestaltungskraft zunehmend im Krisenmanagement. Vor diesem Hintergrund bleibt die resiliente Gesellschaft wohl leider eine Illusion. – Alfred Bröckel

 

Wer soll denn die resiliente Gesellschaft aufbauen? Vielleicht Angela Merkel in einer 5. Amtszeit mit den Grünen und einer Cdu, einer Partei, die schon seit Jahrzehnten nur auf der Bremse steht, wenn es um ökologische oder soziale Belange geht? Hat Herr Ulrich schon realisiert, in welchem Wirtschaftssystem wir leben? Wer wird wieder die Richtung vorgeben, wenn die große Stunde der Coronapolitiker vorbei ist? Solange arbeitendes Geld besser dasteht als arbeitende Menschen, wird keiner die Systemfrage stellen. Die digitale Weltmaschine saugt vampirartig unsere Lebensdaten ab. Mit jeder Interaktion liefern wir den Prozessoren und Speicherchips mehr Daten, die sie uns in Form von Empfehlungen und Werbung zurückgeben. Etwas, das wir zu kontrollieren glauben, kontrolliert am Ende uns. Wir werden manipuliert und damit einher geht eine Aushöhlung der Demokratie. Klingt vielleicht wie Verschwörungstheorie, ist aber alltägliche Praxis. – Herbert Freyaldenhoven

 

Die Frage, wie wir uns künftig vor Pandemien schützen können, ohne unsere Freiheiten und unsere Wirtschaftskraft einzubüßen, gehört ins Zentrum der politischen Debatte. Bernd Ulrich hat vollkommen recht. Doch wo findet diese Debatte statt? Die wichtigsten Informationsquellen in den Corona-Monaten waren für mich Talk Shows. Zum Glück sind die deutschen Virologen nicht nur kompetente Politikberater, sondern auch in der Lage, sich verständlich auszudrücken. Dennoch halte ich Talk Shows für ungeeignet zur Erörterung so lebenswichtiger Fragen: Zunächst einmal handelt es sich um „Shows“ mit den Gastgeberinnen, die auch Namensgeberinnen sind, als ihren Stars. Die anderen Teilnehmer – darunter immer Politiker – sind „Gäste“, die – wie es sich gehört – schonend behandelt werden, damit sie wiederkommen. Die zumeist entspannt heitere Atmosphäre vermittelt den Eindruck, dass hier Angehörige einer Elite wichtige Dinge unter sich ausmachen. Wer sich davon ausgeschlossen fühlt, was leicht passieren kann, sucht nach anderen Welterklärern.

Mein Gegenvorschlag greift weit zurück in der Fernsehgeschichte zu einer Sendung mit dem Titel „Journalisten fragen – Politiker antworten“ als Inspriration. Meines Erachtes wäre es ein Fortschritt, wenn die Poltiker von Fachjournalisten befragt würden, die ihr Fragen stellvertretend für eine breites Publikum stellen und in der Lage sind, auf Antworten mit kompetenten (und bohrenden) Nachfragen zu reagieren. Die Fragesteller würden je nach Thema ausgesucht, sodass sich kein Personenkult entwickeln kann. Ihnen gegenüber säßen Politiker, die keine Gäste sind, sondern auskunftspflichtige Volksvertreter. Ich bin überzeugt: Je härter die Debatte in solchem Rahmen, umso friedlicher der Umgang auf der Straße. – Dr. Hans-Peter Basler

 

Bernd Ulrich analysiert die Wirkmechanismen und Hintergründe von Verschwörungstheorien meines Erachtens sehr zutreffend. Wahrheiten über „unlockerbare Einschränkungen“ „rutschen“ nur heraus, wahre „Kosten und Gefahren“ werden von Politiker*innen „vernuschelt“. Es entsteht folglich eine Lücke, wenn sich „Politik und Öffentlichkeit zu wenig mit jenen Kräften und Logiken auseinandersetzten, die immer wieder in die Notstände führen.“ Welche Kräfte sind das? Wie wird diese Lücke gefüllt? Die Folgerung, dass die Regierungpolitik durch ihr Verhalten an „Glaubwürdigkeit“ einbüßt, halte ich für gefährlich verkürzt. Denn die Regierung verliert ihre Glaubwürdigkeit nicht irgendwo, sondern bei den Bürger*innen. Sind die Bürger*innen nun so schlau, um die Lücke zu erkennen oder werden sie für zu dumm angesehen, um mit Unsicherheiten in Zeiten einer Krise belastet zu werden? Die Bürger*innen tauchen nur noch als „Gesellschaft“ auf, die sich verändert müsse, damit sie „besser gewappnet ist gegen Pandemien“. Um diese Wappnung zu gestalten braucht es viele kluge Menschen, die komplexe Situationen verstehen, Gehörtes analysieren und bewerten und ihr eigenes Verhalten sozial abgewogen entscheiden können und wollen.

Wer also jetzt beginnt, „eine resiliente, nachhaltige, schonende Gesellschaft aufzubauen“, der muss umfassend für eine bestmögliche Bildung unserer Kinder sorgen. Alle genannten Krisen sind auch Krisen des Bildungssystems, das soziale Ungerechtigkeiten reproduziert und viel zu viele Schulabbrecher*innen produziert. Krisen als Chance zu begreifen und ein Leben in einer komplexen, globaliserten Welt zu gestalten sind Fähigkeiten, die nicht von alleine entstehen, sie müssen erlernt und täglich geübt werden. Dies geschieht in der Schule und allen außerschulischen Lernorten. Hier kann und muss Neues gedacht und gemacht werden statt nur Altes zu reproduzieren. Diese Fähigkeiten scheinen unseren Genen weniger inne zu liegen, als sie kulturelle Errungenschaft sind. Ein nachhaltiges Miteinander zu leben kostet täglich Kraft, mehr Kraft als die eingangs erwähnte Lücke mit Verschwörungstheorien zu kitten.

Jede Schüler*in darin zu stärken, diese Kraft heute und als Erwachsene täglich aufzubringen, muss das Ziel unseres Bildungssystems sein. Seit vielen Jahren gibt es einen Begriff, der diesen Umstand beschreibt: Die Forderung der UNESCO nach BILDUNG für nachhaltige Entwicklung (BNE). Der sehr ambitionierte deutsche „Nationale Aktionsplan für BNE“ wird seit 2017 umgesetzt. Die Beharrungskräfte des deutschen Schulsystems scheinen aber derart groß zu sein und die sichtbaren Veränderungen bisher derart marginal, dass die Notwendigkeit einer Umgestaltung des Bildungssystems zur Stärkung der gesellschaftlichen Resilienz noch nicht einmal vom Autor mitgedacht wurde. – Dirk Wolf

 

Die Lektüre tat gut. Das mulmige Gefühl angesichts dessen, was passieren kann, weil Menschen eben so sind, wie sie sind, fand seine in Worten verfasste Begreifbarkeit in einem Leitmedium. Wir sollten den von den Autoren des Neuen Testamentes in Worte gefassten humanistischen Umstand „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ säkular sehr ernst nehmen. Damit aus Notstand kein Zustand wird, von dem nur einige wenige profitieren und der große Rest schweigend einer vielleicht autoritaristischen, zumindest jedoch autoritären Alternativlosigkeit folgt. – Volker Homann

 

Bernd Ulrichs Beitrag geht weit über Corona und ihre möglichen Kollateralschäden hinaus. Es ist eine brillant formulierte „Beschreibung des Zustands der Welt“. Besser als mit seinem Wortspiel: „Aus Notstand wird Zustand“ könnte man die drohenden Gefahren einer „Nebenfolgenblindheit“ nicht zusammenfassen. Ein großes Dankeschön für das Lesevergnügen! – Sven Herfurth

 

Kompliment, Herr Ulrich, für den analytischen Text. Ich sehe es genauso und sage es jedem, der bereit ist zu hören. Den Artikel werden wir bei uns auslegen, damit niemand sagen kann, er/sie hätte nichts gewusst. Drei Ergänzungen meinerseits: Eine große Mitschuld an der zu starken Ausdehnung der Weltbevölkerung tragen die Kirchen und Religionsgemeinschaften, welche ihren Gläubigen eine nicht zu intensive Population empfehlen müssen. Zweitens: Die Apokalypse hat mal vorbeigeschaut. Drittens: Der medizinische Aufwand war übertrieben und falsch; reine Sauerstoffzufuhr reicht statt lebensbedrohender künstlicher Beatmung. Den Hamburger Pathologen sei Dank. Erkenntnis, nicht nur meine: Der Mensch braucht die Natur, aber die Natur braucht den Menschen nicht. – Heinz Kellershohn

 

Die Artikel von Herrn Ulrich werden immer unerträglicher. Seine Behauptungen zur Globalisierung sind von so galoppierender Ahnungslosigkeit, dass man gar nicht weiß, wo man da mit Gegenargumenten anfangen soll. Man wünschte ihm Nachhilfe bei ökonomisch Versierten, z.B. bei seiner Kollegin Lisa Nienhaus, oder bei Christian Stöcker, der gerade im Spiegel eine sehr kluge Analyse dazu geschrieben hat. Aber Herr Ulrich analysiert ohnehin nicht, er predigt. Um eine Corona-Gesundheitsdiktatur zu vermeiden, möchte er eine vegane Ernährungs-/Öko-Religion durchgesetzt sehen – alle sollen so leben, wie er es als einzig richtig erkannt hat; alle sollen Gläubige werden, wie er es ist; wehe den Ungläubigen … Das hat diese Zeitung mit ihrer liberalen Tradition nicht verdient. Wenn es da nicht noch die Wefings, Jessens, di Lorenzos und ein paar weitere gäbe, ich würde mein über 45-jähriges Abonnement wohl doch mal kündigen … – Christiane Krieger

 

Danke Herr Ulrich. Endlich ein fundierter und umfangreicher Artikel, der dem komplexen Thema gerecht wird. – Günter Gärtner

 

Der brave Durchschnittsmensch, und davon soll es sehr viele geben, der wird niemals gegen die Obrigkeit aufbegehren. Dieser maskierte Monade, der ist zwar insgesamt gesehen doch (recht) unzufrieden mit dieser jetzigen Gesamtsituation, aber er bleibt brav, bleibt weiter lammfromm, und fügt sich, „da kann man nichts machen“; Maske rauf aufs Gesicht, Abstand halten und großräumig ausweichen. Irgendwann wird es schon wieder besser werden, drum nur nicht weiter auffallen, lieber kuschen! Der brave Durchschnittsmensch, der denkt nicht groß nach über ein Grundgesetz, das ihn eh noch nie interessiert hat; wenn es rund läuft, dann läuft es eben rund, und jetzt eiern wir gerade unrund durch die Gegend. „Die da oben, die werden schon wissen was sie mit uns zu machen haben.“ Ich hab nichts gegen die Impfpflicht, und diese Tracking-App, die macht das Kraut auch nicht wesentlich fetter! – Klaus P. Jaworek

 

Ich danke Ihnen sehr für diesen erfrischenden und beruhigenden Artikel. Erfrischend, weil Sie pointiert und klar die Dinge benennen ohne zu polarisieren. Beruhigend, weil ich Gedanken, die ich so ähnlich bereits auch gedacht hatte, so gut formuliert lesen konnte. Ich lebe in Ostdeutschland und habe genug von der DDR miterlebt um seit geraumer Zeit immer wieder sehr erschrocken zu sein, wenn ich Parallelen im Umgang mit Menschen, die eine andere Meinung haben, erkenne und miterleben muss, wie wir zusehends mit Verboten und Repressalien regiert werden und mir nicht mehr zugetraut wird, nicht nur am Wahlsonntag mündig genug zu sein um unsere parlamentarischen Vertreter zu wählen, sondern auch meinen Alltag und meine Lebensplanung selbstverantwortlich und frei zu gestalten.

Seit fast zwei Jahren fühle ich mich terrorisiert durch Nachrichten über den baldigen Untergang der Welt und das ökologische Desaster, in das wir geraten sind. Unbenommen, ich teile die Sorge um unsere Umwelt. Ich fühle mich terrorisiert durch polemische, spaltende, emotionale und unsachliche Berichterstattung, durch Meinungen anderer, die mir um die Ohren gehauen werden. Traut sich dann doch mal jemand zu widersprechen, wird er nicht mehr nur mit als Argument getarnten Verbalinjurien totgeschlagen sondern auch seine Existenz durch soziale Ächtung und wirtschaftlichen Bankrott bedroht. Die ersten Diener des Staates, die sich längst nicht mehr als solche verstehen, sondern als absolutistische Monarchen, mag die Scholle, auf der sie sitzen noch so klein sein, befassen sich mit Nichtigkeiten und der Pflege ihrer Eitelkeiten anstatt die relevanten Probleme sinnvoll anzugehen. Auch hier Parallelen zu alten Zeiten. Ich fühle mich terrorisiert durch Nachrichten über das Corona-Virus, dessen Existenz ich nicht leugne, gleichwohl aber der Ansicht bin, dass die Probleme, die durch das Virus direkt verursacht werden (ich fühle mit denjenigen, die einen lieben Menschen verloren haben oder selbst erkrankten) bei weitem geringer sein dürften als die wirtschaftlichen Folgen und die psychischen Belastungen, die das Lahmlegen der Lebensbereiche, die das Leben bunt und schön machen, haben werden.

Ich fühle mich auch durch den Zwang meine Aussagen relativieren bzw. ins “rechte Licht” rücken zu müssen damit auch ja alles richtig verstanden wird, terrorisiert. Ich habe die unvergleichliche Aufbruchstimmung nach der politischen Wende sehr genossen. Ich konnte mich einbringen, konnte mitgestalten, konnte meinen und sagen, was ich wollte. Musste und konnte aushalten, dass andere Menschen anderer Meinung waren. Ich habe seit längerer Zeit mit mir gerungen, die “ZEIT” abzubestellen, weil mir einige ihrer Autoren zu wenig selbstreflexiv, zu sorglos im Umgang mit unserer schönen Sprache und zu stromlinienförmig berichtet haben. Ursprünglich hatte ich Ihre Zeitung abonniert, weil sie meiner linksliberalen Weltsicht entsprach und dennoch ein buntes Potpourri aus Meinungen und Ansichten darbot. Ich hoffe sehr, dass Ihre Zeitung ihre alte Größe zurückerlangt, mutiger wird und nicht mehr nur mit dem Strom schwimmt. Die Zahl derer, die sich eine kritische, demokratische, sachliche und liberale Berichterstattung wünscht, ist größer als man denkt. – L. Hasse

 

Kompliment, Herr Ulrich, für den analytischen Text. Ich sehe es genauso und sage es jedem, der bereit ist zu hören. Den Artikel werden wir bei uns auslegen, damit niemand sagen kann, er/sie hätte nichts gewusst. Drei Ergänzungen meinerseits: Eine große Mitschuld an der zu starken Ausdehnung der Weltbevölkerung tragen die Kirchen und Religionsgemeinschaften, welche ihren Gläubigen eine nicht zu intensive Population empfehlen müssen. Zweitens: Die Apokalypse hat mal vorbeigeschaut. Drittens: Der medizinische Aufwand war übertrieben und falsch; reine Sauerstoffzufuhr reicht statt lebensbedrohender künstlicher Beatmung. Den Hamburger Pathologen sei Dank. Erkenntnis, nicht nur meine: Der Mensch braucht die Natur, aber die Natur braucht den Menschen nicht. – Heinz Kellershohn

 

„Das Zeitalter der Schonung hat – hoffentlich – begonnen.“ So endet die Analyse der realen Situation in der Corona-Krise bezüglich ihrer Ursachen, Auswirkungen, dringend notwendiger Veränderungen unserer wirtschaftlichen Tätigkeit, des sozialen Verhaltens sowie des Zusammenhalts in unserer Gesellschaft. Die Hoffnung stirbt zuletzt und daher muss man sich deutlich machen, dass zur Realisierung aller dieser notwendigen Veränderungen eine Veränderung der Prioritäten der kapitalistischen Wirtschaftsweise notwendig ist. Die Gewinnmaximierung muss durch ein Bündel von Zielen der einzelnen Unternehmen und der international agierenden Konzernen ersetzt werden. Denn die Orientierung am maximalen Gewinn hat die gegenwärtige Misere verschuldet gepaart mit der Forderung nach ständigem Wachstum. Das wird aber nur gelingen, wenn die Kapitalverflechtungen reduziert werden, damit man auch national notwendige Maßnahmen durchsetzen kann.

Lieferketten müssen verkürzt werden. Das ist ein sehr komplizierter Prozess, wenn man sich nur z. B. die weltweit verzweigten Lieferketten für komplexe moderne Arzneimittel ansieht. Neue Lagermodelle zur Stabilisierung der Produktionsprozesse und total veränderte Logistikprozesse mit Zwischenlager sind dringend notwendig, um die Störungsanfälligkeit der Produktion zu senken. Das wird konsequenterweise die Produktionskosten und die Fertigproduktpreise in die Höhe treiben. Weltweit ausgebaute Transportkapazitäten müssen zurück gebaut werden, die Schonung der Natur sowie ihre Hege und Pflege wird auch nicht zum Nulltarif und mit einer nur nationalen Kraftanstrengung möglich sein. An diesen wenigen Beispielen ist ersichtlich, dass das Zeitalter der Schonung einen langen Atem benötigt, weltweite Mitarbeit und Koordination erfordert und sich über mehrere Generationen erstrecken wird.

Angesichts der gegenwärtigen global agierenden Tendenz zur Priorisierung nationaler Interessen ohne Beachtung der internationalen Verflechtung der Staaten ist die Hoffnung auf ein Zeitalter der Schonung sehr ambitioniert. Nach Corona wird vieles anders sein, aber es wird kein total verändertes Umfeld für die Entwicklung unserer Mutter Erde geben. Man kann nur hoffen, dass der Trend zur Umkehr und Schonung weltweit erkannt, akzeptiert und mit realen Projekten schrittweise in Angriff genommen wird. Die nächste Pandemie kommt wie das Amen in der Kirche und wir sind dann hoffentlich im Sinne einer „desinfizierten Gesellschaft“ besser vorbereitet. – Klaus-Dieter Busche

 


 

 

Leserbriefe zu „Vom Recht, anders zu sein“. Gespräch mit Till Randolf Amelung et al. geführt von Martin Spiewak

 

Ich schreibe Ihnen diesen Leserbrief, da ich mich zu einigen von Ihnen und den Gesprächsteilnehmern verwendeten Ausdrücken im Artikel „Vom Recht, anders zu sein“ äußern möchte. Sie verwenden im einleitenden Abschnitt den Begriff „Geschlechtsumwandlung“, der meiner und der Meinung vieler Betroffenen nach unangemessen und irreführend ist. Wenn das innere mit dem äußeren Geschlecht nicht übereinstimmt, wird eine „Angleichung“ der äußeren geschlechtlichen Erscheinung und keine „Umwandlung“ angestrebt. Durch Hormonbehandlung oder Operationen wird kein Mann zu einer Frau und keine Frau zu einem Mann (und erst recht nicht „gemacht“). Ein Mann oder eine Frau gleichen damit ihren Körper ihrem wahren/inneren/gefühlten Geschlecht an. Auch den Ausdruck des „Geschlechtswechsels“, der in dem abgedruckten Gespräch von allen Beteiligten verwendet wird und den sie im Anschluss an das Gespräch erläutern, sehe ich kritisch.

Denn es findet nach einem Outing zwar ein Rollenwechsel statt, aber kein Geschlechtswechsel. Das biologische Geschlecht ändert sich nicht und das gefühlte auch nicht, sondern lediglich die gelebte Rolle. Das mag nach außen wie ein „Wechsel“ aussehen, aber der Begriff „Rollenwechsel“ trifft es meiner Auffassung nach wesentlich besser als „Geschlechtswechsel“. Ein Transjunge ist kein Mädchen, das ein Junge werden möchte, sondern ein Junge, der in einem weiblichen Körper steckt und als Junge wahrgenommen, behandelt und angesprochen werden möchte. Ein Transjunge möchte der Junge sein, der erist. Eine Person, die vermutet, ein Transjunge zu sein, weiter als Mädchen zu bezeichnen, wie Herr Korte dies in seinem ersten Beitrag tut, empfinde ich deshalb als verletzend. Stattdessen von „den Jugendlichen“ (wie Herr Romer) oder auch „dem Kind“ zu sprechen, wäre wesentlich angemessener. – Leo Kölsch

 

Ich begrüße Ihr Vorgehen, sich in regelmäßigen Abständen mit dem Thema Transidentität zu beschäftigen und diese in Form von Beiträgen in der ZEIT zu veröffentlichen. Im Gegensatz zu Ihrem letzten Artikel, fällt der aktuelle auch wesentlich differenzierter aus – er ist jedoch nicht frei von Ungenauigkeiten und polemischen Spitzen, durch welche Ihre eigene Ansicht auf dieses Thema deutlich wird, auch wenn Sie sich als Fragenstellender bemüht neutral und informierend geben (wollen). Dies fängt schon bei der Überschrift an „Vom Recht, anders zu sein“. Tatsächlich geht es in Ihrem „Streitgespräch“ aber um das Recht „wie alle anderen zu sein“ (also bestmöglich in die vorgefertigten Kategorien Mann/Frau zu passen) – und dies mit Hilfe von hormonellen und chirurgischen Maßnahmen zu erreichen. Ich setze den Begriff „Streitgespräch“ bewusst in Anführungszeichen. M.E. handelt es sich nämlich um kein echtes, ausgeglichenes Gespräch dieser Form. Es ist zwar lobenswert, dass Sie neben der medizinischen Sicht „von außen“ auch Herrn Amelung, als Vertreter der „Innensicht“ hinzu gebeten haben.

Da Herr Amelung aber selbst zugibt, dass er innerhalb der Community eine Außenseitermeinung vertritt, ist Ihr „Streitgespräch“ auf der Sachebene letzlich von einem Ungleichgewicht von 2:1 geprägt. Eine differenziertere Darstellung wäre möglich gewesen, wenn Sie zusätzlich noch eine weitere Person aus dem Kreis der Innenansicht geladen hätten, der*/die* eine konträre Meinung zu Herrn Amelung vertritt. Was mich darüber hinaus sehr geärgert hat: Ihre erneute Wortwahl der „Modediagnose“. Schon in der Vergangenheit haben Sie diesen Begriff verwendet, leider sind Sie auch diesmal nicht davon abgekommen. Ich verstehe durchaus, was Ihre Absicht ist. Sie wollen nachfragen, warum die Zahlen in den letzten Jahren so rabiat gestiegen sind – aber durch Ihre Wortwahl im Abstract lenken Sie die Intention des Lesenden schon vorab in eine bestimmte Richtung. Ganz zu Schweigen davon, dass der Begriff schlichtweg eine Diffamierung für jede*n Betroffene*n darstellt und einen Angriff auf das Selbstverständnis. Eine sachlichere Einführung in Form anderer Wortwahl wäre hier wünschenswert gewesen. Dies führt mich zu meinem nächsten Kritikpunkt. In Ihrem Artikel lassen Sie ausschließlich die beiden medizinischen Sichtweisen zur Sprache kommen. Herr Amelung ist zwar Sozialwissenschaftler, hält sich als solcher aber sehr bedeckt – zumal er eine „Außenseitermeinung“ vertritt.

In Ihrem Interview streiten sich also letztlich zwei Mediziner darüber, wann eine Geschlechtsdysphorie „echt“ ist und wann sie eine verdrängte Homosexualität darstellt resp. wann hormonelle/chrirurgische Maßnahmen angemessen sind. Zwischen den Zeilen lugt schlicht das generelle Problem hervor, das durch solche generellen Kategorisierungen hervorgerufen wird, in Ihrem Artikel aber nicht zur Sprache kommt! Eine interdisziplinäre Gesprächsrunde hätte auf diesen wichtigen Aspekt aufmerksam gemacht. Herr Amelung spricht zwar an, dass sich jeder so bezeichnen kann, „wie er mag. Gefährlich wird es, wenn es um medizinische Eingriffe geht. Es gibt Menschen, die nicht unter einer Geschlechtsdysphorie leiden, ihr Geschlecht aber dennoch wechseln möchten, samt Hormonbehandlung und Operation.“ Er offenbart hier, dass es auch innerhalb der Community Unstimmigkeiten zu diesem Thema gibt, die sich auch in Form von Kritik und Diffamierung äußern und die er von Vertrer*innen der Gegenseite wohl auch am eigenen Leib spürt. Durch das Fehlen dieser Gegenseite in Ihrem „Steitgespräch“ kommt jedoch diese andere Sichtweise gar nicht zur Sprache und das Problem der generellen und vorgefertigten Kategorisierung im Hinblick auf Geschlechter und Sexualität bleibt schlicht unausgeprochen.

Was solcherlei Berichterstattungen belegen, aber selbst gar nicht ansprechen ist die interdisziplinäre Erkenntnis der Gender Studies, dass Geschlechtsidentität eben nichts ist, was sich mittels vordefinierter Kategorien und Definitionen (etwa durch Bezeichnungen wie Trans, queer, homosexuell, heterosexuell etc.) allgemeingültig festlegen lässt. In Ihrem Artikel wird schlicht an der traditionellen Sichtweise festgehalten, dass es die beiden Geschlechtspole männlich und weiblich gibt und jemand entweder nur das eine, oder das andere sein kann/will. Obwohl an mehreren Stellen ebenjenes Problem der o.g. Kategorisierung durchscheint. So z.B. auch bei der Erörterung der Frage, wieso mehr Mädchen ihr Geschlecht wechseln möchten als Jungen. Herr Korte spricht den Druck und die gendertypischen Ideale/Rollenerwartungen an, die in der Gesellschaft vorherrschen und mit denen diese im Jugendalter konfrontiert werden. Dies erzeuge Druck und für viele sei trans, wie Herr Amelung ergänzt, möglicherweise eine „Fluchtmöglichkeit“. Nochmal: Das Problem von vorgfertigten Vorstellungen und Kategorien wird hier ganz deutlich aufgezeigt, als solche aber nicht benannt oder gar selbst problematisiert!

Im Zusammenhang mit der Frage, wieso mehr Mädchen als Jungen sich als trans identitfizieren und die Mediziner dazu noch keine Theorie haben, erstaunt mich diese Aussage doch sehr. Als Mediziner, die regelmäßig mit Trans*menschen konfrontiert sind und selbst Diagnosen aufstellen, sollte das Phänomen der Intersexualität nicht unbekannt sein. Es gibt hier mehr als 70 verschiedene Ausprägungen – und oft sind Betroffene phänotypisch eher weiblich als männlich. AEs ist daher nicht auszuschließen, dass einige – vielleicht sogar die Mehrheit – den Wunsch verspüren sich dauerhaft mit einem Gechlecht zu identifizieren und darin zu leben. Dies wäe m.E. eine Erklärung für das Ungleichgewicht. Was aber hier auch an dieser Stelle wieder beweist: Ein „Label“ (Intersexualität) schließt das andere „Label“ (Transidentität) nicht aus. Ebenso kann jemand der sich als trans versteht auch homosexuell sein.. Dies betont erneut das Problem von solchen vorgefertigten Katgegorien: Sie sind niemals für alle allgemeingültig.

Dies gilt im Übrigen auch für heteronormative cis-Menschen. Stellen Sie sich einmal selbst die Frage: Identifizieren Sie sich mit sämtlichen Vorstellungen, (körperlichen) Idealen, Verhaltensmustern und Rollenerwartungen, die gesellschaftlich an die kategorische Vorstellung „Mann“ geknüpft sind? Summa summarum würde ich mir weiterhin mehr Differenziertheit von Ihnen im Besonderen und vor allem weniger Bevormundung von anderen im Allgemeinen für dieses Thema wünschen. Transidentität gehört in seinem Kern zu den Gender Studies, die interdisziplinär angelegt sind und daher ist es m.E. ungenügend, nur die medizinische Sichtweise darzulegen. Eine interdisziplinäre Gesprächrunde wäre daher wünschenswert. Vielleicht nehmen Sie dies als Anreiz für kommende Auseinandersetzungen mit Transidentität… – Jasmin Mannschatz

 

Über ihren Dialog zwischen Herrn Romer, Herrn Korte und Herrn Amelung musste ich ein wenig schmunzeln. Ich arbeite psychotherapeutisch 10 Jahre mittlerweile in Einzeltherapie aber auch in Gruppentherapie mit transidenten Jugendlichen zwischen 11 Jahren und 23 Jahren. Sehr gewissenhaft und verantwortungsbewusst, wie es die Leitlinien vorschreiben begleite ich diese Menschen vom ersten Quten bis zu ihren Operationen. Von schnellen Entscheidungen oder verantwortungslosem Handeln sind diese Jugendlichen weit entfernt. 6 Monate mindestens vor der hormonellen Behandlung, 18 Monate therapeutische Auseinandersetzungen in Einzeltherapien oder Gruppen schaffen eine hinreichend gute Vorrausetzung, um überprüfen zu können, ob es sich um einen „Trans-Hype“ oder um eine sehr belastende Identitätskrise handelt. Ich glaube kaum. Dass ein Fis- Mensch sich alle diesen Fragen jemals stellt. Herr Korte und Herr Romer diskutieren so wie ich es in den betroffenen Familien erlebe. Gegensätzliche Meinung, der Eltern, der Familie, der Schule und dem sozialen Umfeld spiegeln sich in den Argumenten dieser beider Mediziner nieder. Es ist absolut richtig, dass vieles bzg. der Transsexualität noch nicht hinreichend geklärt ist.

Aber unsere Kinderrechte geben doch vor, jedes Kind, jeden Jugendlichen erstmals in Respekt und Würde in seinem Leiden anzunehmen und bestmöglich medizinisch und psychologisch zu unterstützen. Sie sind doch keine „Versuchskaninchen“ für medizinische Fragen. Ich gehe sehr behutsam, sensibel mit jedem einzelnen Kind oder Jugendlichen um. Ich eröffne damit den Raum , damit sich der oder die Betroffene mit einer halt und sicherheitsgebenden Beziehungsperson altersgemäß und adäquat mit dieser belastenden Problematik auseinandersetzen kann. Vorurteile, medizinische Verurteilungen oder sogar Kategorisierungen sind völlig fehl am Platz und werden dem Leiden dieser Menschen nicht gerecht. Es ist sicherlich therapeutisch die schwierigste Situation unsichere und widersprüchliche Prozesse begleiten zu müssen. Aber ich sehe, wie genau diese Haltung, vielen meiner mittlerweile über 40 Patienten ein neues Lebensgefühl vermitteln konnte. Dafür halte ich mit ihnen gern die Unsicherheiten der Medizin aus. – Heribert Kellnhofer

 

Dieser Zeit-Artikel lässt mit wütend und traurig zurück. Korte wird im Disput mit Romer ein sehr einseitiger „Zeuge“ aus der Community an die Seite gestellt, was dem Ganzen einen sehr unschönen Spin verleiht. Was dagegen leider komplett fehlt, ist die Stimme junger Transsexueller, um die es ja eigentlich gehen soll, oder zumindest eines Menschen (wie mir), der in früheren Zeiten auf eine sehr viel ablehnendere Welt/Gesellschaft gestoßen ist, und heute mit den nie mehr ganz ausradierbaren Folgen einer Pubertät und eines Lebens im falschen Geschlecht geschlagen ist. Das sollte der heutigen Generationen erspart werden. – Svenja Loderer

 

Nach über 30 Jahren eigener Behandlung transsexueller Menschen (mit über 1200 erwachsenen und seit 1998 über 300 minderjährigen Patienten) ist – wie für viele langjährig tätige Behandler – die primär biologische Verursachung dieses Erlebens unübersehbar. Es handelt sich vermutlich um eine Form der Intersexualität. Die enorm hohe Suizidversuchsrate inbesondere minderjähriger Betroffener, gravierende psychiatrische Komorbiditäten und desolate Lebensverläufe aufgrund des enormen Leidensdrucks verlangen nach kompetenter Diagnostik und frühestmöglicher Entlastung, die auch unter 18 Jahren pubertätsaufhaltende und im Verlauf geschlechtsangleichende körperliche Maßnahmen – mitunter auch bereits operative – beinhalten kann. Diese kategorisch für Minderjährige abzulehnen, ist unverantwortlich mit oft fatalen Folgen. Überblickt man über so viele Jahre den Bereich minderjähriger und erwachsener Betroffener, erkennt man, dass es keinen „Hype“ gibt.

Die Betroffenen haben schon immer – in einer eigenen Untersuchung von über 900 eigenen Patienten seit 1987 immerhin 85% – zu einem Großteil von einem bis vor das 7. Lebensjahr zurückreichendem Erleben berichtet und trauen sich jetzt – unter sich verändernden gesellschaftlichen und therapeutischen Rahmenbedingungen – einfach früher und mehr (Erklärungen zu möglichen biologischen Ursachen der sich darstellenden Geschlechterunterschiede – und die sog. „non-binären“ werden noch nicht einmal erwähnt – gibt es durchaus) Geschlechtsidentität – nicht Geschlechtsrolle – wird früh fest in der Persönlichkeit verankert und entsteht nicht irgendwie im Laufe eines späteren Lebens als Konstrukt. Hier hat Herr Korte etwas grundlegendes leider nicht begriffen. Die Tragik Betroffener liegt darin, nicht selten in dieser weise auf durch die Thematik überforderte Behandler zu treffen, die aus Angst, das Falsche zu tun, aufgrund mangelnder Kenntnisse und Erfahrungen das Richtige erst viel zu spät oder garnicht mehr tun können. – Dr. Michael Szukaj

 

Mit Interesse habe ich den Artikeln gelesen. Bereits im November 2018 habe ich einen Leserbrief zu einem ähnlichen Artikel (Zwischen Kopf und Körper) geschrieben und muss leider die selben Anmerkungen von damals quasi unverändert erneut machen. Schade, dass zu dem Interview erneut wie bereits 2018 keine pädiatrischen Endokrinolog*innen und Diabetolog*innen geladen waren. Wir sind zwar nur ein kleines Spezialfach der Pädiatrie, aber immerhin diejenigen, die die Hormontherapie dann bei den Patient*innen begleiten. Ein geeigneter Interviewgast wäre z.B. Frau Prof. Dr. Richter-Unruh, die zu diesem Thema z.B. auch politisch beratend tätig ist. Ich muss dem Kollegen Romer zustimmen. Er vertritt hier weitestgehend die offizielle Meinung der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie zu diesem Thema. Herrn Kortes Standpunkt ist ein ziemlicher Einzelfall und keinesfalls die in Deutschland empfohlene oder gängige Vorgehensweise. Wie bereits in meinem letzten Leserbrief, möchte ich hier meinen damaligen Standpunkt aktualisiert nochmals wiederholen. Bei Geschlechtsdysphorie kümmert sich (bzw. sollte sich kümmern) ein multidisziplinäres Team um die Jugendlichen, bestehend aus vielen Akteuren (u.a. Kinder- und Jugendpsychiater*in, Kinderendokrinolog*in, Chirurg*in etc.), welche gemeinsam, zusammen mit den Jugendlichen, jeden weiteren Schritt besprechen und planen.

Ein großes Problem ist, wie im Artikel angedeutet, dass man für die Behandlung der Geschlechtsdysphorie keine Genehmigung oder Erlaubnis braucht. Sprich jeder, der Interesse daran hat, darf die Patient*innen auch behandeln. Aus meiner Erfahrung heraus liegt hier das größte Problem. Als Kinder- und Jugendpsychiater*in braucht man sehr viel Erfahrung, um die einzelnen Fälle, wie in dem Artikel beschrieben, differenzieren zu können. Wer ist wirklich trans-, wer homosexuell oder anderes? Wir arbeiten mit einem sehr guten Kinder-und Jugendpsychiater zusammen, aber es kommt vereinzelt auch vor, dass sich Jugendliche bei uns zur Hormontherapie vorstellen, die z.B. bei einer/einem Erwachsenenpsychiater*in oder bei einer/einem unerfahrenen Kinder- und Jugendpsychiater*in gewesen sind. Bei diesen Patient*innen sind wir mit dem Start einer Hormontherapie zunächst sehr vorsichtig. Natürlich stimmt es, dass die Fallzahlen zur Zeit steigen, das mag auch an einem gewissen Hype liegen. Viele haben aber meist seit frühester Kindheit den Leidensdruck im falschen Körper geboren worden zu sein. Dass Jungen auch mit Puppen spielen und Mädchen auch Ritter (um es etwas überspitzt zu formulieren) und dass dieses Spielverhalten auch häufiger vorkommt, gehört zur Kindheit dazu. Wenn sich die Familien bei uns erstmalig vorstellen, ergibt sich aber meist ein Bild aus vielen Erlebnissen, die alle für sich genommen nicht auffällig sind, die aber auf Grund ihrer Häufigkeit und Kontinuität über viele Jahre seit dem Vorschulalter sehr eindeutig sind.

Erneut ein Kommentar zur Wortwahl. Man spricht nicht mehr von Geschlechtsumwandlung, sondern von Geschlechtsangleichung, z.B. auch von einer geschlechtsangleichenden Hormontherapie. In den Anmerkungen des Artikels taucht es auf, im Text kommt es leider nicht so gut rüber: Transidentität (meinetwegen auch Transsexualität) bezeichnet erstmal nur den Zustand: Ich bin ein Junge im Körper eines Mädchens, oder andersherum. Das ist für sich genommen gar nicht schlimm. Erst wenn sich daraus ein Leidensdruck entwickelt, spricht man von einer Geschlechtsdysphorie. Es ist hierbei genauso, wie Herr Romer es sagt: Es handelt sich nicht um eine Erkrankung. Herrn Kortes Aussage hierzu ist schlichtweg falsch. Zu Recht und zum Glück gelten Homosexualität schon länger und Transidentität seit Kurzem nicht mehr als Erkrankungen. Jetzt wird es zwar philosophisch, aber das Geschlecht der Jugendlichen ist eindeutig, der Körper (also das biologische Geschlecht und/oder das genetische Geschlecht) passen jedoch nicht dazu. Geschlecht ist nichts eindeutiges, es gibt z.B. auch Fälle von DSD-Patient*innen (disorders of sex development) die z.B. biologisch weiblich, aber genetisch männlich sind. Unser Verständnis von Geschlecht (Was ist Geschlecht? Wie wird Geschlecht definiert?…) ist im Umbruch, aber das führt hier zu weit. – Max Braun

 

Für betroffene Eltern ist es hilfreich, dass DIE ZEIT, als bisher einziges großes deutsches Medium, über dieses komplexe Thema immer wieder in angemessener Ausführlichkeit und Differenziertheit berichtet. Dass die explosionsartige Ausbreitung des Phänomens, weit überwiegend unter biolog. Mädchen, nun schon bei Transpersonen selber (Herr Amelung) Besorgnis auslöst, ist bezeichnend. Hat das Spahn-Ministerium dazu schon Forschung beauftragt? Denn ihr „Recht ‚anders‘ zu sein“, also kein kokettes Mädchen/draufgängerischer Junge zu sein, geben die Betroffenen leider auf. Stattdessen passen sie ihre Erscheinung mithilfe hochdosierter synthetischer Hormone (und später evtl. chirurgischer Kastration) an das andere Geschlecht an. In der Medizin wird über die Nebenwirkungen der Anti-Baby-Pille seit Jahrzehnten geforscht und debattiert. Wo sind Forschung und Diskussion über die Langzeitfolgen dieser *lebenslangen* körperfremden Hormone? Was passiert nach 15, 25, 35 Jahren mit dem Herzinfarkt-/Schlaganfall-/Krebs-Risiko? Wo ist der laute Ruf des (öffentlich geförderten) Personals von dgti, BV-Trans und Trakine nach dieser Forschung?

Wir hören immer wieder von trans-affirmativen Therapeut*innen und Psychiater*innen, dass es eine biologische Ursache von „Trans-Sein“ gebe. So begründen sie, warum sie ihr ‚therapeutisches‘ Handeln auf die wohlwollende Unterstützung der Transition beschränken. Und sie verteufeln das Hinterfragen der Geschlechtsdysphorie als „Konversions-Therapie“. Warum aber gibt es noch immer keine wissenschaftlichen Beweise für diese „biologischen Ursachen“? Und warum rufen diese Behandler, z.B. Herr Dr. Romer, nicht danach? Es müsste doch sein dringender Wunsch sein, zu erfahren, warum die Biologie hinter ‚Trans‘ sich in den letzten 10 Jahren so verändert hat, dass seine Patient*innenschaft komplett transformiert wurde: von ein paar Dutzend pro Jahr auf hunderte, von mehrheitlich biolog. Jungen zu etwa 75% biolog. Mädchen. Offenbar ist der Drang nach Wissen gar nicht so groß, weder in der Medizin noch in der Gender-Forschung. Vermutlich werden Erziehungs- und Medienwissenschaft die Antworten in ein paar Jahren geben. Inzwischen kann jedermensch auf den (ebenfalls explodierenden) Internetforen der “ Detransitioner“ fündig werden. Dort stellen hunderte ehemals trans-identifizierter Anfang-20-erinnen die immergleichen Fragen: Warum hat mich damals niemand hinterfragt? Warum hat niemand mir geholfen, zu verstehen, warum ich mich und meinen Körper so gehasst habe? Warum hat man mir nur eine Lösung angeboten: die medizinische Transition? P.S. Unser Netzwerk: Parents of ROGD Kids (Eltern von Kindern mit Rapid Onset Gender Dysphoria) Gender Dysphorie hat mehr als eine Ursache! https://www.parentsofrogdkids.com/wer-wir-sindLisa Müller

 

Ich habe gerade Ihren Artikel über transidente Jugendliche gelesen, und mir stehen die Haare zu Berge. Ich bin selbst Transmann und stelle mit Entsetzen fest, dass Sie so ziemlich jeden Begriff, den man im Zusammenhang mit dem Thema trans* vermeiden sollte, verwenden. Mit Begriffen wie «Geschlechtswechsel» oder «Geschlechtsumwandlung» (statt «Geschlechtsangleichung» oder –«anpassung»), «Wunschgeschlecht» (statt «gefühltem Geschlecht» oder «tatsächlichem Geschlecht») und vor allem so haarsträubenden Sätzen wie «der Junge, der ein Mädchen werden will» fördern Sie leider die weit verbreitete Annahme, dass das Geschlecht etwas ist, das man sich aussuchen kann, und verstärken somit den ohnehin schon belastenden und eigentlich völlig obsoleten Rechtfertigungsdruck von Transmenschen. Es verwundert mich, dass Herr Amelung oder Herr Romer diese Begriffe nicht kritisiert haben.

(Von Herrn Korte erwarte ich angesichts seiner Äusserungen nicht, dass er es wichtig findet, veraltete und irreführende Begriffe zu korrigieren.) …warum erwähnen Sie, dass «Betroffene die Begriffe «Transidentität» oder «Transgender» bevorzugen», schreiben aber im (Unter-)Titel gross «transsexuelle Jugendliche» und «das Geschlecht wechseln»? Ich finde, das ist, als ob man sagen würde: «Betroffene bevorzugen den Begriff «mobilitätseingeschränkt», aber wir nennen sie weiterhin «Krüppel». Ich habe keine Ahnung, was dieser Leserbrief bewirkt. Aber ich musste Ihnen einfach schreiben. Ah, eins noch: an den Fragen des Gesprächsmoderators Martin Spiewak habe ich nichts auszusetzen, die finde ich total super. – Yves Scherrer

 

Zunächst etwas für mich ziemlich Verstörendes; als alter ZEIT-Leser,Jahrgang 1950, habe ich wegen des obigen, im Betreff genannten, Artikels der ZEIT schreiben wollen. Ich gelange auf zeit online wo ich mich alternativlos für ZEIT mit Werbung oder Bezahlt-Lesen entscheiden muß ohne die Möglichkeit zu haben einen direkten Kontakt zu haben. Dies gelingt ansatzweise via impressum, wo dann allerdings der link Name nicht weiterführt. Auf der einen Seite das Bemühen via regionale Aktivitäten dem Leser näher zu kommen und dann dieser web-Auftritt, der m.Era. diese bemühungen konterkariert. Nun zum redaktionellen Beitrag, der Befremden auslöst. Zum einen… es gibt immer mehr transsexuelle Jugendliche a. genant werden Prozentzahlen aus Schweden – ohne absolute Zahlen Gesamtpopulation und „Anzahl der Wechselwilligen“ zu nennen.

Eine Steigerung von 10 auf 150 in absoluten Zahlen sind 1500% begründen m. Era. aber keine 2 Seiten in der print-Ausgabe, so das Gedankenspiel. Zahlenangaben pro Jahr, sozialisiert von anfang an in Schweden oder Migranten, hilfreich für mich als Leser. b. es wird vonTransjungen in Schweden gesprochen ohne im Text, habe ich dies überflogen? , das Thema Transmädchenzu erwähnen c. „für Deutschalnd fehlen bundesweite Zahlen“ von einem Trend zu sprechen erscheint verwegen. d. schön wäre es wenigstens die Zahlen für Deutschland genannt zu bekommen, bitte nicht nur Prozent sondern auch absolut, die „belastbar“ vorliegen und dann natürlich auch bezogen auf >Zeiträume. Eine Antwort von Martin Spiwak würde mich schon interessieren. – Robert Gfrörer

 

Das prinzipielle Recht der ‚Gender-Selbstbestimmung‘ ist gewiss ein zivilisatorischer Fortschritt. Allerdings wären m. E. voreilige Schritte fatal. Gesellschaftlich fixierte Rollenbilder mögen das Individuum zur geschlechtlichen Veränderung hin beeinflussen, wie ich befürchte; hätte die erfolgreiche Stabhochspringerin, die dann ein Mann wurde, sonst vielleicht auch eine glückliche starke Frau sein können? Spiegelbildlich betrachtet: Es war einmal ein sich in seiner Haut wohlfühlender schwacher Mann, offenbar weder schwul noch eine Geschlechtsumwandlung herbeisehnend. Eben dadurch erzeugte er verständnisloses Kopfschütteln – und das im Zeitalter eines zumindest langsam wachsenden Feminismus. Die allgemein herrschenden Vorstellungen, wie ein Mann, wie eine Frau ticken, fühlen könnte (leider wohl doch eher: sollte), scheinen mir auch heute nicht sehr phantasiebegabt zu sein. – Dr. Andreas Schäfer

 

Lassen Sie mich zu dem Artikel, insbesondere zu den Ausführungen von Herrn Korte folgendes Anmerken. Als ich mich mit Mitte 50 entschloss, mein Leben so zu leben, wie es meinem Innersten entspricht, als Frau, wurde ich aus meinem näheren Umfeld mit der Frage konfrontiert: wer hat die Diagnose (Transsexualität) gestellt. Mein Leben als Diagnose wahrgenommen zu wissen war damals sehr aufwühlend und niederschmetternd für mich. Jahre später sehe ich, wie besonders in München, Transsexualität weiterhin pathologisiert wird und ein Expertentum propagiert wird, das allein in der Lage sei, die Pathologie Transsexualität von anderen Pathologien abzugrenzen und entsprechend zu therapieren. Nein! Bitte glauben Sie mir: ich erlebe das für mich selbst und bei anderen transsexuellen Menschen, die ich als niedergelassene Ärztin vor, während und nach ihrer Transition oder auch ganz unabhängig hiervon als Internistin betreue: Der einzige Mensch, der eine sichere und wahre Aussage über das eigene Geschlecht treffen kann, ist dieser Mensch selbst.

Dies ist ein ganz elementares Bewusstsein, das sich nicht an äußerlichen Merkmalen, an speziellen Verhaltensweisen und schon gar nicht an der Form eines Chromosoms festmacht. Dieses Bewusstsein hat seinen Sitz tief im Innersten des Herzens jedes Menschen. Bitte hören Sie auf, von außen zu betrachten und eine Diagnose stellen zu wollen, einem anderen Menschen ein Geschlecht zuweisen zu wollen, das ihm fremd ist. Können Sie sich vorstellen, wie beschämend und demütigend es ist, einen fremden Menschen von der eigenen sexuellen Identität überzeugen zu müssen? Und dies vielleicht auch nicht zu schaffen? Und ja! Die Pubertät ist eine Zeit des Umbruchs im menschlichen Leben, eine Zeit voller Krisen. Auch ich hatte eine Essstörung in dieser Zeit, von der ich jetzt sage, sie war Symptom und nicht Ursache der Transsexualität. Bitte akzeptieren Sie transsexuelle Menschen jeden Alters in ihrem So-sein, ihrem Anders-Sein! Nehmen Sie sie ernst. Und ja, bitte unterstützen Sie pubertierende Jugendliche in allen ihren Sorgen und Nöten, aber schreiben ihnen nicht vor, in welchem Geschlecht sie zu leben haben. – Dr. Maria Kohl-Mancini

 


 

 

Leserbriefe zu „Freiheit auf Koreanisch“ von Wolfgang Bauer

 

Wolfgang Bauer schreibt im Zeit-Dossier „Freiheit auf Koreanisch“ über den Corona-Alltag in Seoul:„Wie selbstverständlich tragen die Menschen Masken.“ Das Foto zur Illustration dieser Aussage zeigt ca. 50 Restaurantgäste und Passanten,von denen gerade mal 2 Personen eine Maske tragen! Was habe ich übersehen?! – Hans-Georg Temme

 

Wenn in einem Artikel in einer kleinen Spalte in 4 Sätzen drei englische Wörter vorkommen, muss ich an den bekannten Journalisten Wolf Schneider und sein Buch ‘Speak German’ denken. Oder sollte es ein Hinweis sein, dass Bill Gates doch demnächst die Welt beherrschen möchte und schon mal seine Sprache publik macht? Ich nenne die Wörter: ‘Social Distancing’, eigentlich soziale Abgrenzung im Deutschen, hier wäre der exakte deutsche Ausdruck sicher eher (örtl.) ‘Abstand’ oder ‘Abstandhalten’ gewesen. Dann ‘Homeoffice’, Büro zuhause, man meint aber ‘Heimarbeit’ und ‘Lockdown’, das in meinem Wörterbuch keine Übersetzung findet, meint aber sicher ‘Einschränkung’, ‘Beschränkung’ oder ‘Sperre’. Wolf Schneider hat übrigens in seinem Büchlein beschrieben, dass bei einer Umfrage die meisten der Befragten das bekannte englische Wort ‘underdog’ falsch ins Deutsche übersetzten. Sollte uns das nicht zu Denken geben? Deshalb: Speak German! – Werner Kohlhauer

 

Ihren Artikel habe ich mit Interesse und Respekt ( auch ganz!) gelesen, und gebe ihm das Prädikat „brillant“. Nur ein winziger Verbesserungsvorschlag : Auf Seite 15,Spalte 2, letzter Absatz haben Sie die Berufsbezeichnung Arzt/Ärzte durch „Mediziner“ ersetzt. Das mag angesichts der transportierten Informationen und menschlichen Eindrücke als Peanuts erscheinen – ist es aber für die ca. 400 000 in Deutschland lebenden Kolleginnen und Kollegen nicht. Die Bezeichnung „Mediziner*in“ gibt es bei uns nicht (vielleicht in Korea ?). In deutscher Sprache ist Arzt*in mehr als „Mediziner*in“, der Titel umfasst außer der Naturwissenschaft auch die humanitären und humanistischen Implikationen. Nichts für ungut, schreiben Sie weiter – Prof. Dr.med.Ulrich Krause

 

Ihr Artikel war sehr interessant. Könnten Sie mir schreiben, was und wie die Botschaften auf Plakaten, in der U-Bahn, in Bussen etc. dargestellt und formuliert waren – natürlich auf Deutsch ? Dies könnte ja u.U. u.a. für unsere Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung interessant sein. Nach meinen Beobachtungen hält sich im spontanen Alltag wohl nur die Hälfte der Menschen an den empfohlenen Abstand, sondern nur ca. 1m – aus Gewohnheit. – Walther Moser

 

Wenn sich der Mensch bei uns obergängeln lassen will, dann geht er jetzt in den Biergarten, zeigt dort seine Visitenkarte, sein Führungszeugnis plus seiner Schufa-Auskunft vor, und wartet dann hoffnungsfroh auf die Platzeinweisung. Dort platzgenommen, misst er sofort nochmals den (Mindest)Abstand nach, nimmt seine Maske ab, und lässt sich von einer maskierten Bedienung, die desinfizierte Speisekarte und das eingeschweißte Einweg-Wegwerf-Besteck bringen; eben alles der Umwelt und Corona zuliebe. Ob nur eine bestimmte Menge an Alkohol konsumiert werden darf, das stand beim Schreiben noch nicht fest! Spätestens um 20 Uhr ist aber endgültig finito mit dieser geselligen Biergartenabstands-Romantik ala Freistaat Bayern. – Klaus P. Jaworek

 

Zitat: Wer die Quarantäne missachtet, muss bis zu 7500 € Strafe zahlen oder maximal ein Jahr ins Gefängnis. Dafür genießen alle anderen ihre Freiheit. Die überwiegende Mehrzahl der Menschen scheint überzeugt: Die Freiheit der Allgemeinheit muss die Gesellschaft sich erkaufen, indem Einzelne ihre Freiheit aufgeben.Diese Gedankengänge muss man in den Kontext zu deutschen Lockerungsdiskussionen und zu Leichtsinnigkeiten im Umgang mit der Krankheit setzen. Da wird für Freiheiten demonstriert und gleichzeitig erfolgen In einem Gottesdienst und bei einer „Restauranteröffnungsprobe“ zahlreiche Ansteckungen.

Zitat: Mr. Byun (Präsident des koreanischen „RKI“) weiß um die Ängste der Deutschen.“ Was ist wichtiger für die Gesellschaft, der Schutz der Privatsphäre oder der Schutz des Lebens?“ fragt er. Im Kampf gegen eine Epidemie müsse immer Freiheiten geopfert werden. Die Deutschen hätten sich für die Privatsphäre entschieden und dafür die Freiheit, ihre Wohnungen zu verlassen, geopfert. Die Südkoreaner hätten sich für ihre Bewegungsfreiheit entschieden und dafür befristet auf etwas Privatsphäre verzichtet (Tracing App). Das ambivalente Verhältnis zum Datenschutz ist schon beeindruckend: Für Instagram und Amazon „zieht“ man sich datentechnisch aus, aber eine wirkungsvolle Tracing App ist mit dem deutschen Datenschutzverständnis kaum machbar. In der gleichen Ausgabe wenige Seiten vorher sagt Paul Auster in einem Interview „USA hatte stets zwei konkurrierende Denkweisen: „Jeder für sich allein“ gegen“ Wir sitzen alle in einem Boot“. Medizinisch und statistisch ist erwiesen: Wenn Menschen einander helfen, geht es allen besser. Das ändert nichts daran, dass die erste Denkweise trotzdem gewinnen will: „Ich, ich, ich bin alles, was zählt.“

Hier manifestiert sich die Basis für den Kapitalismus, das gilt nicht nur für die USA sondern auch für die Bundesrepublik. In den ursprünglichen Konzepten der freien Marktwirtschaft stand bei Eucken noch die Sozialverantwortung des Kapitals. Darüber wird zwar immer wieder geredet, es gibt jedoch kein Konzept, das einzuklagen. So sucht man auch im Grundgesetz eine Passage, die z.B. an den kategorischen Imperativ oder die goldene Regel erinnert, vergebens. Wie man das auch regeln könnte, zeigt das Beispiel Südkorea: wer der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft nicht gerecht wird, muss mit drakonischen Strafen rechnen. Bei uns könnte das auch gehen. Beispiel: Wird ein Bürger von einem anderen verprügelt oder vorsätzlich verletzt, so kann und wird er den Angreifer verklagen. Wenn er aber von jemandem leichtfertig z.B. durch Missachtung von Quarantäne, Verzicht auf verfügbare Impfmöglichkeiten geschädigt wird, passiert nichts. Das Grundgesetz formuliert Rechte und Freiheiten des Individuums, aber keine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. – Dr. F. Kleiner

 

Mich beeindruckt, wie wirksam Südkorea das Sars-2 Virus bekämpft, ohne die Bewegungsfreiheit ihrer Bürger einzuschränken. Der Preis dafür ist eine massive Diskriminierung und Freiheitsberaubung der Infizierten für einige Wochen. Das ermöglicht die Freiheit aller anderen und ein nahezu ungestörtes Wirschaftsleben. Das ist nur möglich, weil Südkorea keinen Datenschutz kennt. Das will bei uns niemand. Der Autor merkt aber ganz richtig an, dass ein möglicher zukünftiger Diktator sich von Datenschutzgesetzen nicht aufhalten lassen wird. Wäre das denn bei uns anders? Wenn nicht, was würde uns dann unser vorbildlicher Datenschutz in solch einer Zukunft nutzen? Wenn man diesen Gedanken zu Ende denkt erhält man eine Antwort: Datenschutz muss verhindern, dass persönliche Daten für unbegrenzte Zeit gespeichert werden und so diesem Diktator in die Hände fallen können. Das kann man aber garantieren, indem man die Daten nach wenigen Wochen löscht. Wir schauen gerne nach USA und denken, dass die Amerikaner verrückt sind, kostet deren Fetisch Waffenbesitz doch jährlich Hunderten von Menschen das Leben.

Was wird ein Südkoreaner über uns denken? Handeln wir vielleicht ähnlich irrational und unser Fetisch Datenschutz kostet aktuell Hunderte von Menschen das Leben und verhindert die Freiheit aller? Was mich irritiert ist, dass eine befristete deutliche Beschneidung unserer Privatsphäre und des Datenschutzes zum Zweck der Bekämpfung von Covid-19 in unserem Land nicht einmal ernsthaft diskutiert wird. Eine wirksame Eindämmung von Covid-19 ist so unmöglich bzw. nur zum Preis einer teilweisen Freiheitsberaubung der Menschen und vieler weiterer Kollateralschäden in Gesellschaft und Wirtschaft. Handelt also die deutsche Politik und Gesellschaft irrational, oder wo ist mein Denkfehler? Warum gibt man den Menschen nicht ganz demokratisch die Wahl zwischen unserer bisherigen Krisenpolitik mit Freiheitsberaubung und vielen Hunderten von Millarden Euro Schaden für Bevölkerung und Wirtschaft, oder der koreanische Weg, ich nenne ihn hier mal Corona-Big-Brother, mit Verzicht auf Privatsphäre und Datenschutz in unserem umfänglichen Sinne für die Zeit der Pandemie. Ich wäre gespannt, wie sich die Mehrheit der Menschen entscheidet. – Dr. Andreas Risch

 

Ich habe nie viel von dem Begriff „Volkscharakter“ gehalten. Aber nach der Lektüre von Wolfgang Bauers dystopischem Artikel ahne ich warum und wie Nordkorea funktioniert. – Gundula Schmidt-Graute

 

Super interessant. Kann man diesen Artikel zur Pflichtlektüre für alle machen und sie zwingen, darüber nachzudenken? Mit ein wenig Zwang viel Freiheit erhalten. Es ist eben eine Güterabwägung… – Tim Böger

 


 

 

Leserbriefe zu „Mal richtig zuschlagen“ von Ingo Malcher und Marcus Rohwetter

 

Nehmen ohne zu geben wird uns doch täglich vorgelebt. Staaten fordern Hilfen von der EU, wollen im Gegenzug aber deren Grundregeln nicht erfüllen. Bürger wollen bei Bedarf Ersatz für kaputte Organe aber selbst nicht spenden. Oder sie fordern die Aufhebung aller Corona bedingten Einschränkungen und gleichzeitig den Anspruch auf einen Beatmungsplatz. Oder strengeren Naturschutz aber billiges Fleisch. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. – Dr. med. Donald Schramm

 

Die staatlichen Hilfen in der Corona-Zeit werden nicht nur von der Wirtschaft dreist genutzt. Im Windschatten der Corona-Krise wurde vom Landtag NRW am 1.04.2020 ein Gesetz beschlossen, mit dem die regierenden Parteien völlig legal Kosten der politischen Landschaftspflege dem Bürger aufhalsen. Gesetz zur Attraktivitätssteigerung des kommunalen Wahlamtesmit u.a. folgenden Bestimmungen: Wahlbeamte (z.B. Bürgermeister, Landräte, Oberbürgermeister, Spitzen der Kommunalverbände) erhalten wie bisher eine Pension ab 45 Jahren. Rückwirkend ab 01.01.2020 werden folgende Erhöhungen – neben den normalen Besoldungserhöhungen – beschlossen: · Bei Wiederwahl erfolgt ein Zuschlag von 8 % auf die Besoldung · die monatliche steuerfreie Aufwandsentschädigung wird von mindestens 223,- auf 787,- bzw. in der Spitze von € 542,- auf € 1.411,- erhöht. · Die Bürgermeisterbesoldung in NRW ist gestaffelt nach der Einwohnerzahl. Der tatsächlichen Einwohnerzahl wird nunmehr in Kurorten u.ä. die jährliche Anzahl der Gäste-Übernachtungen hinzuaddiert. Aufgrund dieser fiktiven „maßgeblichen Einwohnerzahl“ erfolgt jetzt die Besoldung. Bonmot am Rande: In der Gesetzesvorlage wurden die finanziellen Folgen des Gesetzes (für den Landeshaushalt) mit „keine Auswirkungen“ benannt. Richtig ist, dass die jährlich mindestens siebenstelligen Mehrkosten die Städte, Gemeinden und Verbände selbst tragen müssen. Wegen deren chronischen Unterfinanzierung werden diese letztlich über Zuschüsse finanziert vom Landeshaushalt. – Wolfgang Griepernau

 

Vielen Dank für Ihren Artikel „Mal richtig zuschlagen“, der mir aus dem Herzen sprach. Nur ein Satz störte mich:“In Brüssel indes verabschiedeten Bürokratenerstmals eine Richtlinie „zum Schutz der Gewässer vor Verunreinigung durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen“ …“. Es waren nicht Mitarbeiterinnen der Europäischen Kommission, denen hier im Vorbeigehen eine verbale Ohrfeige verpasst wird, die die Richtlinie verabschiedeten. Es war der Rat der Europäischen Union, also die Fachministerinnen aller Mitgliedstaaten, die die Richtlinie 1991 verabschiedeten: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:01991L0676-20081211&from=EN
Ich finde es unangemessen, wenn hier billige Zustimmung einsammelnd, mal eben die Stereotype der Gesichts- und Namenlosen Europa-Bürokraten eingesetzt wird, zudem sachlich auch noch falsch. Ich habe in meinem Berufsleben einige persönlich kennenlernen dürfen. Sie waren ausnahmslos kenntnisreich, höflich und ihrer Verantwortung sehr bewusst. – Reinhard Schmidt-Moser

 

Naiv zu glauben, dass im Land der Abstauber (Geiz ist geil) und Selbstgerechten (Wir haben es unsverdient) nicht auch bei allen Staatshilfen dreist zugegriffen wird – schließlich leben ganze Kleptokratien in Europa auch bestens von den (eigentlich zweckgebundenen) Geldern aus Brüssel. Eine „Branche“ haben Sie in dem Bericht jedoch vergessen: Das organisierte Verbrechen jeder Zunft ! Wenn wegen Corona die einschlägigen Geldwaschanlagen auch nicht laufen, müssen die Fixkosten trotzdem irgendwie bedient werden. Nachdem ich im Magazin die Seite „Ich brauche eine Rettung“ gelesen hatte, kam mir der Gedanke, dass viele Antragsteller/innen davon ausgehen, die Soforthilfen dienten zur Aufrechterhaltung ihres ureigenen (selbstgewählten!) Lebensstils und nicht der vorübergehenden Deckung der Fixkosten eines Betriebes ohne Einnahmen. Die Betreiber einer Tanzschule haben monatliche Kostenvon rund € 6.000,- sagt die Inhaberin (die diese zusammen mit ihrem Mann betreibt) und erklärt auch noch, dass allein die Miete der Schule mtl. schon€ 850,- beträgt.

Wenn ich die Fixkosten der Schule auf rund € 1.500,- hochrechne, verbleiben dann noch immer € 4.500,- Kosten der privaten Lebensführungdes Paares (selbst wenn 1 !! – oder 2 ? – Leasingfahrzeuge auf den Betrieb angemeldet sind, wird damit überwiegend privat gefahren). Da reichen € 9.000,- Soforthilfe wirklich nur 1,5 Monate zu „überleben“. Wer die Anträge weiter (als zum Ausfüllen nötig) gelesen hat, braucht sich in Zukunft auch nicht darüber zu ereifern, dass die Soforthilfen im Jahr der Auszahlung steuerlich hinzugerechnet werden – nicht als Einnahmen, sondern als Kostenerstattung – d.h. darauf sind möglicherweise (auch noch !)Steuern zu zahlen. Falls Sie das in einem der nächsten Artikel zum Thema einfliessen lassen, kann sich so mancher Bösewicht auch schon auf die Verfolgung durch die Finanzbehörden einrichten und die „Ehrlichen“ mögen uns das Wehklagen darüber in Zukunft doch bitte ersparen. p.s. Termin zur Wiedervorlage: Ab August 2021 werden viele Steuerbescheide für das Jahr 2020 erstellt… – R. Seemann

 

Verwunderlich ist ja zunächst einmal, dass man nicht so genau weiß, aus welchem Tiefkühlfach der Kuchen, von dem nun alle naschen wollen, überhaupt plötzlich auf den Tisch gekommen ist. Für den Großteil der Beschäftigten zum Beispiel in Krankenhäusern und Pflege waren seit Jahrzehnten eigentlich nur Kekse vorgesehen. Dank unseres komplizierten und ungerechten Steuersystems (und mit ein wenig krimineller Energie) werden nun einige in die Lage versetzt, sich vom Kuchen ein paar Bissen zu sichern. Die Lobbyisten allerdings haben in den letzten Krisen Erfahrung gesammelt, wie mein nicht kleine Gäbelchen, sondern gewaltige Tortenheber einsetzt, um den Kuchen zu verteilen. Es steht zu befürchten, dass auch diese Krise am Ende nur ein weiterer Baustein sein wird, um die Umverteilung von Unten nach Oben weiter auszubauen. – Dieter Schöneborn

 

Im Wirtschaftsteil der letzten Ausgabe gab es einen Bericht mit dem Titel: Mal richtig zuschlagen. Der hat mich doch total verblüfft. Seit einigen Jahren lese ich die Zeit, meistens gerne, vor allem Artikel von Herrn Rohwetter und Herrn Rudzio. Wie sie allerdings so etwas schreiben können, macht mich sprachlos. Was hat die Nitratrichtlinie mit Corona zu tun? Und was das Jahr in dem Christian Drosten, der Arme muss jetzt wohl für alles herhalten, Abitur machte, mit der damals verabschiedeten Nitratrichtlinie zu tun?? Dem flüchtigen Leser fällt nur auf: Bauern, Corona, Drosten, Nitrat – Bauernbashing ohne Ende. Ich bin seit 40 Jahren Bäuerin. Ich schreibe nicht über Sachen, von denen ich nichts verstehe. Sie möchte ich bitten, sich einmal über die Problematik der Nitratmessstellen zu informieren, nicht nur beim BUND und NABU. Sondern bei denen, die mit diesen Entscheidungen und deren Auswirkungen leben und auskommen müssen. Zum Thema Versorgungssicherheit: es war nicht klar, ob Erntehelfer für Spargel, Erdbeeren und all die anderen Leckereien, die nur mit Hilfe von Saisonarbeitern geerntet werden können, da sein würden.

Das Gleiche gilt für die Missstände bei den Werksverträgen. Auch die „ Bratwürstchenproduktion“ hat schnell ein Ende, ohne Arbeiter aus Rumänien, Polen und der Ukraine. Werksverträge gibt es aber ja nicht nur in der Fleischverarbeitung, Bauwirtschaft usw… Da bin ich voll einverstanden, wenn dieses zum Vorteil der Arbeitenden geändert wird. Was versprechen sie sich eigentlich davon, wenn unter der Unterschrift kriminell, unangebracht und dreist ein Berufsstand verunglimpft wird? Was schreiben wir dann bei den Journalisten, die ich eigentlich sehr schätze? Dumm, uninformiert und auf falsche Schlagzeilen aus? Die so wichtigen Pandemie-Hilfen werden missbraucht – das ist schlimm und gehört aufgedeckt. Ich habe von keinem Landwirt gehört, der etwas beantragt hat. Sie??? So, vielleicht konnte ich ja ihr Wolkenkuckucksheim ein bisschen erschüttern und sie kommen im wirklichen Leben an. – Iris Melcher

 

Vielen Dank für Ihren hochinteressanten Artikel über Betrugsfälle im Zusammenhang mit Corona-Hilfen. „ Mal richtig zugeschlagen“Der Kommentar der dazu nötig ist ist einfach der folgende:Wenn wir in unserem angeblich so effizienten Staat Daten nicht dezentral und über 30 Ministerien und Behörden verstreut hätten sondern in intelligenter Weise gesammelt, könnte mit einem Mausklick von einer Behörde, bei der ein Antrag eingeht, geprüft werden, ob zum Beispiel eine Gaststätte nicht schon im Januar geschlossen worden ist.Wir leisten uns mit unserer Ineffizienz immer noch die Dummheit, die dann jeder einzelne Steuerzahler ausbaden muss. Datenschutz und Privatsphäre sind bares Gold wert: für Betrüger!- Dr Rupp

 

Leider scheint sich bei der „Zeit“ die Familie Klatten/Quandt zu einem „Zielobjekt“ entwickelt zu haben. Nach dem Servieren von BMW als „Enteignungsobjekt“ an Herrn Kühnert (siehe Zeit-Interview), nach der Diffamierung durch den Zeit-Gastkommentator Gerd Koenen (der sich nach dem Inhalt seiner Ausführungen zu urteilen nie mit der BMW-Geschichte beschäftigt hat und dies als Hobby-Historiker), der „Verarbeitung“ im Grünen-Werbe-Interview mit Robert Habeck nun die Darstellung als Missbraucher staatlicher Hilfeleistungen. Was steckt hinter diesem System? Bucht BMW zu wenig Werbung in der Zeit oder geben Frau Klatten bzw. Herr Stefan Quandt kein Interview mehr? Oder werden hier nur greifbare Personen hinter einem Autokonzern für das Bashing gesucht? Wieso wird nicht Daimler, Porsche oder VW aufgegriffen, die ebenfalls Dividende für 2019 zahlen wollen? Das Land Niedersachsen, der Staat Katar oder der „Aktionär“ (allgemein) könnte doch auch herausgegriffen werden. Nein, dann doch lieber wieder die Familie Klatten/Quandt. Nun zu ihren Ausführungen im Speziellen:

Ich finde es doch ziemlich dreist unter der Überschrift „Mal richtig zuschlagen: Kriminell, unangebracht, dreist: Die so wichtigen Pandemie-Hilfen werden in vielen Fällen missbraucht“ die BMW-Dividendenzahlung zu bringen. Was verstehen sie unter dem Begriff „Missbrauch“? Eine moralische Kategorie? Was genau ist der „Missbrauch“? Google-Wörterbuch: (vorsätzlich) falsch, der eigentlichen Bestimmung o. Ä. zuwiderlaufend gebrauchen; in unredlicher, unerlaubter Weise [für eigennützige Zwecke] gebrauchen, benutzen Für alle Populisten: Kurzarbeitergeld ist eine gesetzlich geregelte und garantierte Versicherungsleistung, für die der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer in die Arbeitslosenversicherung einbezahlen. Dies sollte Mitarbeitern der Zeit-Verlagen, der nach meiner Kenntnis ebenfalls Kurzarbeit beantragt hat doch sicherlich wissen. Es ist keine Gnadenleistung! Es wird auch nicht nach ethischen bzw. moralischen Verhalten ausbezahlt. Oder wissen sie da mehr? In unerlaubter Weise (siehe oben)?

Das Kurzarbeitergeld wird zwar an BMW gezahlt, aber nur an die Mitarbeiter durchgeleitet (in realiter: nachträglich erstattet). BMW stockt auf 93% des letzten Nettoentgeltes auf! Ich hoffe, dies macht der Zeit-Verlag ebenso. Nach meiner Kenntnis hängen die Bonus-Zahlungen an die BMW-Mitarbeiter für 2019 an der Dividendenzahlung. Oder halten sie auch alle Mitarbeiter-Boni für kriminell, unangebracht, dreist? Wenn Missbrauch vorliegen sollte, rate ich ihnen eine Anzeige zu machen. Von Missbrauch spricht nicht einmal der linke Finanzpolitiker Fabio De Masi. Seine Meinung („unanständig“, „unverständlich“) kann man als linker Politiker vertreten, aber ihre journalistische Darstellung im Gesamtzusammenhang des echten Missbrauchs/Betrugs, verstärkt durch Sarkasmus („..für die Altersversorgung nutzen.“ Für die beiden Milliardäre Susanne Klatten und Stefan Quandt gilt dies sicher auch.) ist wirklich schwacher Journalismus. Gerne als Kommentar, aber nicht als journalistischer Artikel. BMW erhält keine Liquiditätshilfe, mit der dann die Dividende gezahlt würde (so wäre es bei Adidas gewesen). So nebenbei: Ist es für den Staat nicht besser, wenn BMW eine Dividende ausschüttet und die Aktionäre dafür ZASt/KESt/ESt bezahlen? In welcher Weise ist dem Staat geholfen, wenn BMW in diesem Jahr keine Dividende bezahlt? Noch kurz zu dem Fall TUI eine Anmerkung (HV-Dividenden-Beschluss am 11. Februar 2020).

Ich rate ihnen einmal in die „Zeit“ vom 11. Februar 2020 zu schauen. Sicherlich haben da die schlauen Wirtschaftsjournalisten der Zeit schon den shut down in der westlichen Welt ausführlich dargestellt mit den jetzt bekannten Folgen. Na, alle anderen waren nicht so schlau und haben das erste Großereignis (ITB) erst am 29. Februar abgesagt. Auch der Gesundheitsminister Vielleicht hätten sie ihr Wissen mal dem NRW-Ministerpräsidenten mitteilen können, dann hätte es nicht so viele Ansteckung im Karneval gegeben. Aber die Aktionäre der TUI mussten dies natürlich wissen! Wow, so was nenne ich doch einmal „Klugscheißer“-Journalismus. Ehrlich gesagt: Das Klatten/Quandt-Bashing der Zeit finde ich doch sehr gewöhnungsbedürftig und sehr fragwürdig. Da ich mich aber auch nicht daran gewöhnen will, habe ich mich entschlossen mein Zeit-Abo mit sofortiger Wirkung zu kündigen. – Jens Kruse

 

Die Wirtschaft -gemeint ist in erster Linie die große Wirtschaft der Konzerne, nicht familiengeführt- kennt doch nur Eines: Mark, Mark, Mark und nochmals Mark ! Bestes Beispiel des Zuschlagens hat man im Rahmen der Reform Agenda 2010 registrieren müssen; die Billiglohnmodelle wurden gierig aufgenommen, damit es „rund läuft“, d.h. ordentlich Gewinne gemacht werden konnten, was ja weitgehend gelang. Betrogen wurden die abhängig Beschäftigten und auch die kleinen Selbständigen, die sich an dieses „Hamsterrad“ anhängen mußten gem. dem Motto: Nur eine schlechte Bezahlung der Arbeit garantiert der Wirtschaft ieS satte Gewinne.. Wie war es bei „CUM-EX“: Wenn es gesetzlich sogar erlaubt ist (das Abzocken), warum denn nicht auch durch die Kleinen ? Bzgl. der Landwirtschaft ist es immer das gleiche Lamento. Ganz gleich, wie der Strukturwandel vonstatten geht: Der Sog. Bauernverband (der eigentlich der Lobbyist bezeichnet werden müßte bzgl. seiner stringenten Verbindungen zur vor- und nachgelagerten Landwirtschaft) hat immer ein Einspruchsrecht, wenn es um landwirtschaftliche Belange geht. Im Übrigen gibt es das Nitratproblem schon seit 1980. – Rainer Rehfeldt

 


 

 

Leserbriefe zu „»Für eine Entschuldigung sehe ich keinen Anlass«“ von Adam Soboczynski

 

Ich finde die Rüge von Herrn Klein Achille Mbembe betreffend berechtigt. Ungeachtet dessen, dass es zu jeder Äußerung und jeder Tat mindestens einen Widersprechenden geben wird, besaß Herr Klein den Mut, gegen die anwachsende Gemeinde sogenannter „Israel-Kritiker“ anzureden, die schon seit den Siebzigern behaupten, mit ihren Vorbehalten nicht den Staat Israel in Frage zu stellen, sondern dessen Regierung(en). Aus denselben Reihen der „Ich will doch nur meine Meinung sagen Dürfenden“ stammt die oft krude Verknüpfung gesellschaftlicher und/oder wirtschaftlicher Probleme mit einer imaginären zionistischen Weltverschwörung. Wir können noch nicht einmal sagen: „Wehret den Anfängen“, denn die Anfänge gab es schon direkt bei der Staatsgründung und waren keine Anfänge, sondern Fortsetzungen. Ich wünsche mir: „Wehret den unerträglichen Fortsetzungen.“ – Bettina Oehmen

 

Vielen Dank für den x-ten Artikel zum Streit um den Historiker Achille Mbembe! Aber da geht noch mehr. Um das Für und Wider noch differenzierter zu würdigen, könnte es unter der Rubrik „STREIT“ in allen Schattierungen ausgeleuchtet werden. Oder der unvermeidliche Martenstein könnte sich des Themas glossierend annehmen. Die Redaktion wird sicher noch weitere eigene Ideen dazu entwickeln. Ich freue mich jedenfalls schon auf den 25. Jubiläumsartikel zu Achille Mbembe. – Joachim Peters

 

Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung sieht KEINEN Zusammenhang zwischen israelischer Politik und Rassismus und Apartheid. Dann sieht er auch wohl keinen Zusammenhang zwischen Wasser und Nässe. Herr Klein, seines Zeichens Diplomat und Wissenschaftler, ist offensichtlich in einem in der Tat sehr wichtigen Thema zu differenziertem Denken und Sprechen nicht fähig und untergräbt fundamental die Glaubwürdigkeit des Amtes. Schlimmer noch: Er beschädigt auch das eigene Anliegen, gegen gruppenspezifische Menschenfeindlichkeit zu kämpfen, massiv. Damit erweist er Deutschland einen gewaltigen Bärendienst. Weil wahrscheinlich unbelehrbar, Entlassung sofort. – Boris Mitte

 

Israelbezogene politische Kritik ist m.E. ebenso zulässig wie verbreitet. Gegen den Staat Israel gerichtete Resolutionen finden in der Uno zuverlässig stabile Mehrheiten. An Kritik am soeben wieder vereidigten Premier, der sich gegenwärtig vor Gericht zu verantworten hat, gebricht es nach meinem Eindruck ebensowenig. Ich frage mich nur, ob der international ja deutlich vernehmbare Chor antiisraelischer Stimmen ausgerechnet aus Deutschland schmetternd verstärkt werden muss, dem als Urheber und Vollstrecker der Shoah vielleicht ein wenig leisere Zurückhaltung eher zu Gesicht stünde als das auch unter vielen deutschen Linksintellektuellen so beliebte Israel-Bashing, das die allseitige (und im Lande selbst täglich spürbare) Bedrohung des Landes vollkommen ausblendet. Als Angehöriger des (aus AfD-Perspektive) „linksliberalgrün-versifften Alt-68er-Milieus“ bin ich beileibe kein Anhänger des Likud, aber in der Gesellschaft der Ewiggestrigen und Unbelehrbaren auf der weit rechten Seite des politischen Spektrums mit ihren unverkennbar antisemitischen Parolen würde ich mich erst recht unbehaglich fühlen.

Wohlmeinende Israel-Kritiker sollten sensibel sein gegenüber bedenklichen Koalitionen. Zugegeben: ich bin nicht neutral. Als spätgeborener Angehöriger des Tätervolks mit epigenetisch ererbten Traumata (durch KZ-Erfahrungen mütterlicherseits, Exil-Erfahrungen väterlicherseits) verstehe ich diejenigen, die mit ihren Steuergeldern ungern anti-israelische Bewegungen wie den BDS unterstützt sehen. Den diesbezüglichen Beschluss des Bundestages finde ich daher nachvollziehbar. Schließlich bin ich auch nicht davon überzeugt, dass alle israelbezogenen Äußerungen unserer mit Preisen überhäuften ‚Meisterdenker‘ wie Achille Mbembe oder Judith Butler, auch sie bekanntlich eine glühende BDS-Propagandistin, einer unvoreingenommenen argumentationsanalytischen Überprüfung und diskursethischen Rechtfertigungspflicht enthoben seien. Wer so polemisch-überzogen austeilt, wie es Mbembe tut (zumindest seinen z.B. in der ZEIT von Ijoma Mangold oder Thomas Assheuer zusammengetragenen Zitaten zufolge), sollte vielleicht auf das eine oder andere Widerwort nicht allzu larmoyant reagieren.

Jemand von seinem intellektuellen Kaliber sollte das aushalten können und lieber überzeugende Gegenargumente vorlegen als nur die verfolgte Unschuld zu geben. Auch die jüngst erhobene Forderung des Verbots von Al-Quds-Demonstrationen wird von israelkritisch motivierten Intellektuellen heftig kritisiert. Ich habe auf solchen Demos in Berlin oder in London selbst so viele erschreckend menschenverachtende Morddrohungen und eklatant antisemitische Parolen gesehen, dass ich mich in der Tat frage, ob derlei noch vom Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt sei. Die Justiz hat hier inzwischen m.E. zu Recht gewisse Grenzen gesetzt. Ich wünschte, sie täte das auch genauso beherzt gewalttätigen Nazis und den übelsten Hetzern des AfD-„Flügels“ gegenüber. Die Hoffnung, Ignorieren allein würde sie zum Verstummen bringen, könnte trügen. – Univ.-Prof. Prof. h.c. Dr. Dr. Dr. h.c. Ernest W. B. Hess-Lüttich

 

Wenn die Bundesregierung schon meint, es bedürfe beim notwendigen Kampf gegen den Antisemitismus eines „Antisemitismusbeauftragten“, dann war auf jeden Fall die Berufung des bislang völlig farblosen Diplomaten Felix Klein eine grandiose Fehlbesetzung, wie sich im (nicht von Klein !) initiierten Streit um den Historiker und Philosophen Achille Mbembe erneut gezeigt hat. Klein hat nämlich erst reagiert, nachdem Exponenten der sehr aktiven Israellobby in Deutschland, der NRW-FDP Landtagsabgeordnete Lorenz Deutsch und vor allem Josef Schuster, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland (der seine Hauptaufgabe seit Jahren offenbar darin sieht, israelische Regierungspolitik in Deutschland zu vermitteln) versucht hatten, den geplanten Eröffnungsvortrag Mbembes bei der Ruhrtriennale zu verhindern und ganz nebenbei zum wiederholten Male die Absetzung der Leiterin dieses Festivals, Frau Stefanie Carp, zu fordern. Dass Klein seiner Aufgabe in keiner Weise gewachsen ist, zeigt sich schon an seiner permanenten Verwendung des Begriffes „antiisraelischer Antisemitismus“, einer Erfindung des israelischen Ministeriums für Strategische Angelegenheiten für seinen Kampf gegen die internationale BDS-Bewegung.

Ein völlig unsinniger und unwissenschaftlicher Begriff, der internationale Kritiker der israelischen Besatzungs- und Annexionspolitik (auch in Israel!) diskreditieren, delegitimieren und letztendlich mundtot machen soll. Es gibt nämlich keinen „antiisraelischen Antisemitismus“, sondern nur eine leider offenbar unheilbare Krankheit, Menschen aus dem Grunde zu hassen und ihnen die unsinnigsten Dinge zu unterstellen, weil sie Juden sind. Und Kritikern israelischer Politik, unter denen sich nicht nur zahlreiche hochangesehene israelische Intellektuelle, sondern auch viele in Deutschland lebende Israelis sowie deutsche Juden befinden, Antisemitismus vorzuwerfen, wie es Felix Klein seit zwei Jahren permanent tut, ist nicht nur absurd, sondern eine Zumutung. Wie diese Mann selbst.

P.S. Wer erlebt hat, wie Felix Klein vor gut einem Jahr bei einer Veranstaltung des Fritz Bauer Instituts an der Frankfurter Universität reagiert hat, als sein Koreferent, der brilliante Leiter des Jüdischen Museums Hohenems Hanno Loevy zu Klein sagte, er (Loewy) könne durchaus verstehen, wenn Palästinenser und Kritiker der israelischen Besatzungs- und Siedlungspolitik BDS unterstützen, und das dies auch viele regierungskritische Israelis täten, weiss, daß Felix Klein der notwendigen Antisemitismusdebatte intellektuell in keiner Weise gewachsen ist. Er schwieg, war sprachlos und verstand sichtlich die Welt nicht mehr. Sein dümmliches Nachplappern der These vom „antiisraelischen Antisemitismus“, einer Propagandathese des israelischen Ministeriums für Strategische Angelegenheiten“, die wissenschaftlich völlig unhaltbar ist, zeigt, daß dieser Mann eine Zumutung ist und – wie letzte Woche mehrere Dutzend sehr renommierte israelische Intellektuelle und Politiker zu Recht gefordert haben – schnellstens von seinem eh umstrittenen Amt entbunden werden sollte, damit er nicht noch mehr Schaden für das Ansehen unseres Landes anrichten kann. – Björn Luley

 

Aus Anlass dieses Artikels möchte ich Ihnen meine Meinung dazu darlegen. Der Felix Klein wurde von der Bundesregierung in sein Amt gehoben – folglich muss er die offizielle Meinung der Bundesregierung vertreten – er ist nicht unabhängig, wie er sich selbst darstellt. Die politik der Bundesrepublik Deutschland ist scho immer gewesen, dass jeder der den Staat Islael kritisiert in die antisemitische Ecke gedrückt wurde. Dabei wurde der kontinuierliche Landraub durch Israel befürwortet. Wenn Jemand, der die Warheit über die israelische Expansionspolitik sagt oder schreibt, ist er kein Antisemit! Die Geschichte des Staates Israel wurde in der Bundesrepublik Deutschland schimmer mit rosaroter Brille dargestellt.

Nie wurde über das Unrecht gegenüber den ehemaligen Landbesitzern im heutigen Israel , denen durch die englischen Bestzungstruppen nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches das Land einfach weg genommen wurde. Bin ich ein Antisemit, wenn ich die Geschichte genau nachverfolge, durch die der Staat Israel entstanden ist? Heute besteht der Staat Israel und ein zurück drehen des Rades der Geschichte halte ich nicht für richtig. Wennma aber die jetzige Politik der Israelischen Regierung n muss man davon ausgehen, dass es nie einen Palestinensischen Staat geben wird und auch nie geben sollte. Das wird duch die Bundesregierung Deurtschland und deren Antisemitismusbeauftrageten mit getragen und vorangebracht. – Rolf Geyer

 

Mit zunächst großem Interesse, inzwischen mit zunehmendem Unwillen verfolge ich seit einigen Wochen die Debatten um Achill Mbembe bzw, um den von Felix Klein vorgetragenen Antisemitismusvorwurf gegen ihn. Das in DIE ZEIT 22 vom 20. Mai 2020 veröffentlichte Interview zum Thema mit dem Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung hat mich nun bewogen, meinem Unmut Ausdruck zu verleihen. Zunächst halte ich es für grundsätzlich schwierig, wenn Herr Klein seine Aufgabe darin sieht, eine internationale Debatte um das Verhältnis von postcolonial studies zum Antisemitismus anstoßen zu müssen bzw. darin sein Verdienst zu sehen, dass die Debatte um Mbembe dies getan habe, weil Deutschland in diesem Zusammenhang sensibilisierter sei. Die deutsche Sicht ist und bleibt sicher immer eine andere, da sich nichts daran ändert, dass Deutsche die Auslöser, die Täter, des größten Zivilisationsbruchs der Menschheitsgeschichte waren.

Daraus abzuleiten, wir seien nun grundsätzlich die besser Sensibilisierten, um Antisemitismus in aller Welt aufzudecken, zeugt allerdings von einer schwer erträglichen Arroganz. Diese Haltung ist auch vor dem Hintergrund eines bedrohlich zunehmenden, sehr handgreiflichen Antisemitismus, der sich in Worten und Taten auf deutschen Straßen und Plätzen weitgehend unwidersprochen Raum verschafft (und den auch Herr Klein im Interview konstatiert!) kaum mehr nachvollziehbar. Es wäre höchste Zeit, den intellektuellen Elfenbeinturm dieser Debatte um Herrn Mbembe zu verlassen. Deutliche Worte des Antisemitismusbeauftragten zu den unsäglichen Missbräuchen des gelben Sterns sowie des Abbilds von Anne Frank auf T-Shirts bei den sogenannten „Hygienedemonstrationen“ habe ich bisher nicht wahrnehmen können. Unsere „besondere Erinnerungskultur“ (Zitate aus dem Interview mit Felix Klein) wird schal, wenn sie sich in intellektuellen Haarspaltereien erschöpft: es sei nicht darum gegangen, Herrn Mbembe „als Person zu stigmatisieren“; letztlich ging es darum, seine Person von der Ruhrtriennale auszuschließen.

Wie man an den Reaktionen auf herrn Kleins Einlassung gerade von Seiten jüdischer und israelischer Intellektueller sehen kann, ist der Blick auf die Politik des Staates Israel sowie auf die Formen, diese zu kritisieren, durchaus unterschiedlich. Es bleibt eine schwierige Frage, wo legitime Kritik endet, es besteht aber seit einiger Zeit die Tendenz, sehr früh den Antisemitismusvorwurf vorzubringen. Der Aufgabe, „die Öffentlichkeit für Antisemitismus zu sensibilisieren“, steht dies leider eher entgegen, weil die Problematik der Siedlungsplitik, der geplanten Annektierung von Teilen des Westjordanlandes für jeden und jede sichtbar ist und daher ein Schweigen dazu schwerfällt. Dass es aber mit dem oben beschriebenen Missbrauch der Symbole von Opfern der Schoah „ein Problem gibt“, das eine deutliche Wortmeldung des Antisemitismusbeauftragten erforderte, wird einer breiten Öffentlichkeit unmittelbar einleuchten und wird sehnsüchtig erwartet! Und dies hat aber auch gar nicht damit zu tun, irgend ein „Interesse“ zu verfolgen, den „Antisemitismus jeweils woanders“ zu suchen! – Eva Krone

 

Im Nachruf auf Rolf Hochhuth wird der ehemalige Intendant der Volksbühne im Zusammenhang mit den Verbrechen des Nationalsozialismus und Hochhuts Drama „Der Stellvertreter“ zitiert mit: „Es erinnert alle Beteiligten daran, dass sie sich entscheiden konnten und sich in der Tat entschieden haben, auch wenn sie sich nicht entschieden“. Eine Seite davor spricht der Antisemitismusbeauftragte unserer Regierung, es sei antisemitisch, alle Israelis in Haftung für israelisches Regierungshandeln zu nehmen. Stellen wir uns einen Nahen Osten der Zukunft vor, in dem friedliche demokratische Koexistenz herrscht und es gleiche Rechte gibt für alle seine Bewohner. Werden diese Menschen für ihre Vorfahren in Anspruch nehmen, nicht für ihre Regierungen verantwortlich gewesen zu sein? Warum sollten sie? Wäre ich Israeli, so fühlte ich mich durch Herrn Klein bevormundet und für zu Demokratie und Regierungskritik unreif erklärt. Schalom alechem, Dr. Klein. – Bärbel Blaum

 


 

 

Leserbriefe zu „Lasst die Skulpturen stehen!“ von Hans Kollhoff

 

„Lasst die Skulpturen stehen!“ – Ist dies ein Ruf, ein Appell oder ein Befehl? Jedenfalls sehr bemerkenswert, wie der Architekt Hans Kollhoff gleich zu Beginn seines Textes mit der Denkfigur der grundsätzlichen Hinnehmbarkeit von Geschichte den Diskutanten, die seinem Grundverständnis nicht folgen, jeden Geltungsanspruch entzieht. Hans Kollhoff sieht eine bereits erledigte Debatte, wo der ehemalige Senator für Stadtentwicklung Peter Strieder in seinem Artikel „Weg mit den Skulpturen!“ selbstkritisch eine fehlende Auseinandersetzung und Transformation im Hinblick auf die Olympia-Bauten und Skulpturen der NS-Zeit feststellt. Nach Hans Kollhoff wäre das eine völlig unnötige Auseinandersetzung, denn es sei der Beweis längst erbracht, dass in unserer Demokratie ein anderer Geist „herrscht“, auch wo wir in und mit Gebäuden der Nazi-Herrschaft leben. Dann lässt er den Gedanken folgen, dass die Bauten und Skulpturen eigentlich gar keine Nazi-Kunst wären, sondern herausragende Werke in einer europäischen, griechisch-römischen Tradition und damaligen global-übergreifenden Kunstströmung. Entstanden aus einem freien von Naziideologie völlig unbeeinflussten Geist.

Was dagegen unfreie Auftragskunst sei, macht Hans Kollhoff abschließend am Beispiel eines Deckengemäldes im Rockefeller Center deutlich. Mit dem Text von Hans Kollhoff ist aus meiner Sicht ein Zeugnis entstanden, dass – sicherlich ungewollt – die dringende Notwendigkeit der von Peter Strieder angemahnten Auseinandersetzung im Hinblick auf die Berliner Olympia-Bauten und Skulpturen geradezu unterstreicht. Es stellen sich u.a. folgende Fragen: Ist Kunst, die sich freiwillig in den Dienst eines totalitären Unterdrückungsstaates stellt, frei? Gerade auch, wenn sich die Kunstpolitik dieses Staates durch Bücherverbrennungen, Berufsverbote für nonkonforme Künstler, Schließung von Einrichtungen (z.B. Bauhaus) von Anfang an unmissverständlich als antisemitisch, rassistisch, freiheitsberaubend und repressiv zeigt. Kaum zu glauben, dass das Programm für das Olympiagelände in Berlin und dessen Realisierung so völlig unbeeinflusst von den Nazis geblieben sein soll. Was ist das für ein Geist, der sich mit seinen Hervorbringungen als derart anschlussfähig an den herrschenden Ungeist erweist? An den Ungeist des Germanen- und Führerkults, der Inszenierung von Massen, der Propaganda für den faschistischen Staat. Ist es nicht Aufgabe des Denkmalschutzes, den Erhaltungs- und Nutzungsansatz für das Berliner Olympiagelände auch unter den vorgenannten Fragen noch einmal zu erwägen? – Reinhard Koine

 

Es mutet doch seltsam an, nun von demselben Hans Kollhoff, der seinerzeit mit Verve (und Erfolg) den Abriss des Palasts der Republik und den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses gefordert hatte, zu lesen, Geschichte sei eben das, was geschehen ist, und man „wird sie nicht los, indem man ihre Monumente beseitigt“. Im Kern ist das sicher richtig. Und ob ein Entfernen der Skulpturen vom Berliner Olympiagelände – darum geht es in seinem Kommentar auf den Vorschlag Peter Strieders – der einzig denkbare Weg ist, sich mit Relikten von NS-Architektur auseinanderzusetzen, sei einmal dahingestellt. Allerdings wünschte man sich, dass ein solches Abwägen für alle historischen Epochen gleichermaßen geführt werde, aus denen den Nachgeborenen Bauten und Monumente überliefert worden sind. Warum hat Kollhoff nicht den baulichen Zeugnissen der DDR eine ähnliche Wertschätzung entgegengebracht, wie er sie jetzt für diejenigen der vorangegangenen Diktatur einfordert? Es bleibt ein Nachgeschmack, dass es eben doch nicht so wertneutral und objektiv abläuft in der architektonischen Auseinandersetzung mit der Geschichte. – Dr. Rainer Schützeichel

 

Hans Kollhoff spricht sich gegen den Vorschlag von Peter Strieder aus, das Olympiagelände in Berlin von den Skulpturen der NS-Zeit zu reinigen. Da kann ich Hans Kollhoff nur zustimmen. Peter Strieders Vorschlag ist geschichtsvergessen und damit verantwortungslos. Der Vorschlag ist – man verzeihe mir – sogar dümmlich. Ich bin 82 Jahre alt, sozusagen ein (Nach-) Kriegskind, und durfte in all meinen Jahren mancherlei Wendungen in der Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit, insbesondere der NS-Zeit, erleben. Inzwischen sollten wir froh und dankbar sein, dass wir in einer Demokratie leben, die auch das Vorhandensein von Monumenten aus einer unsäglichen Zeit aushält. Wäre es nicht eine bemerkenswerte Schwäche, wenn wir versuchen wollten, das Wissen um einen unrühmlichen Abschnitt unserer Geschichte durch Zerstörung von Monumenten vergessen zu machen. Das wäre ein sehr billiger Versuch, sich davon zu stehlen. – Harald Seidel

 

Wir erleben es seit Jahren immer wieder, dass in einem überbordenden Gerechtigkeitseifer von aktuellen oder ehemaligen Politiker*innen historische Fakten wenig oder gar nicht zur Kenntnis genommen werden. Gut, dass der Architekt Hans Kollhoff das bezüglich der Skulpturen auf dem Berliner Olympiagelände für uns aufklärt. Als hilfreich haben sich immer Tafeln mit Erklärungen erwiesen. – Dr. Hans-Werner Johannsen

 

Hans Kollhoffs Artikel „Lasst die Skulpturen stehen!“ in der „Zeit“ vom 20.05.2020, eine Replik auf Peter Strieders Aufruf, die NS-Skulpturen am Berliner Olympiagelände zu entfernen, darf nicht unwidersprochen bleiben. Man kann zum heutigen Umgang mit den Monumentalplastiken von Breker, Thorak & Co unterschiedlicher Meinung sein, aber sie als unpolitische Beispiele eines internationalen Neoklassizismus zu verharmlosen, wie dies Kollhoff versucht, widerspricht allem, was wir seit Langem über Entstehung, Funktion und zeitgenössische Rezeption dieser Werke wissen. So will uns Kollhoff allen Ernstes weismachen, dass bei der Architektur und Kunst der olympischen Spiele in Berlin von 1936, der wichtigsten Propagandaveranstaltung des 3. Reiches, von „Nazi-Kunst […] keine Rede sein“ könne. Untermauert wird dies von Kollhoff mit dem Argument, dass Architekt Werner Marchs Planungen für das Olympiagelände bereits 1928 begonnen hätten und allein „an der griechisch-römischen Antike orientiert“ gewesen seien. Dabei verschweigt Kollhoff, dass March seine Pläne nach Hitlers Machtergreifung auf dessen Druck gravierend ändern musste.

So bekam die ursprünglich verglaste Stahlbetonkonstruktion einen Panzer aus Muschelkalk und wurden die Bauten entlang einer triumphalen Mittelachse aufgereiht, die in den ehemaligen „Turm des Führers“ und die Langemarckhalle münden, um den Sport auf seinen Endzweck, den militärischen Totenkult der Nazis, auszurichten. Diesem Endzweck dienen auch die Skulpturen, deren Künstler von einer Jury ausgewählt wurden, der u.a. der Präsident der Reichskammer der bildenden Künste sowie Vertreter des Innen-, des Propaganda- und des Volksbildungsministeriums angehörten. Die Juroren nahmen auch Einfluss auf die Gestaltung der Figuren, damit diese dem NS-Rassenideal möglichst nahekamen. Dass es international auch andere Künstler gab, die in einem ähnlichen Stil arbeiteten, und einige der ausgewählten Bildhauer später noch monströsere Herrenmenschenstatuten geschaffen haben als für Olympia, ändert nichts an ihrem propagandistischen Zweck. Kunst – und vor allem die Auftragskunst einer Diktatur – entsteht nie im luftleeren Raum, und Kollhoffs Aussage, Arno Brekers „Siegerin“ sei „unberührt vom Gedankengut der Nationalsozialisten“, ist ungefähr so plausibel wie die Behauptung, Michelangelos Sixtina-Fresken seien unberührt von der katholischen Kirche.

Kollhoffs olympischer Entnazifizierungsversuch beruht aber nicht einfach auf historischer Unkenntnis, sondern verfolgt eine klare Agenda. Der Architekt möchte seine eigene Architektur, der man immer wieder eine faschistoide Tendenz vorwirft, in die gute Gesellschaft eines angeblich unpolitischen Neoklassizismus aufgenommen wissen. Dass ihm dies nur durch Verharmlosung faschistischer Kunst gelingt, wie er etwa durch die Anbringung eines antisemitischen Zitats von Ezra Pound an seinem Berliner Walter-Benjamin-Platz bewiesen hat, scheint ihn nicht zu stören. Mit der Verteidigung der olympischen NS-Skulpturen ist Kollhoff endgültig zum Alexander Gauland des deutschen Kulturbetriebs geworden. – Prof. Dr. Anselm Wagner

 

AnmutEs ist ohne Belang, wo Breker eingekauft hat; ob bei Rodin oder bei Brancusi; Breker bleibt ein Bildhauer ohne Verstand fürs Plastische; seine Arbeiten triefen von Mühe und von Peinlichkeit; gar Pein, wenn man denkt, wie lange seine Siegerin diese Armhaltung noch durchhalten mag; in den Händen kündet sich schon Spasmus an; dann kommt das Zittern. – Paul Zwirchmayr

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir waren nie eine Demokratie«“. Gespräch mit Paul Auster geführt von Klaus Brinkbäumer

 

Sollte der Satz : Auster: Ja, in seinen letzten sechs Amtsjahren,nicht : Auster: Ja, in seinen letzten sechs Amtsmonaten, beginnen? – Matthias

 

Im Interview mit Paul Auster muss ich lesen, dieser halte sich für „präpariert für plötzliche Krisen“. Hätte die Übersetzung vielleicht „vorbereitet“ heißen sollen? Präparieren tut man ja doch eher Tiere fürs Museum. – Otto Schnelzer

 

Der liberale Zeit-Leser ist natürlich geneigt, Paul Auster vollends zuzustimmen. Aber am Ende trägt dieser mit seinen Invektiven ebenso zur Spaltung der amerikanischen Gesellschaft bei, wie der viel gescholtene Mr. President. Vielleicht sollte Auster einmal die intellektuelle Komfortzone seiner Wohnung in Brooklyn verlassen und sich mit einem Rancher in den Black Hills von South Dakota unterhalten, der mit seiner harten Arbeit täglich dafür sorgt, dass Essen auf den amerikanischen Tisch kommt. Vielleicht kann dann eine Wertschätzung oder zumindest ein Verständnis für die Menschen entstehen, die von einem Pioniergeist beseelt sind und mit ihrer tiefen Skepsis gegenüber staatlichen Eingriffen stets nur „republikanisch“ wählen werden, egal wer kandidiert. Ein starkes Amerika wird es nur geben, wenn beide Seiten ideologisch abrüsten. – Harald Häusl-Graach

 

Wie dankbar bin ich Ihnen für das Interview (auf Seite zwei) mit Paul Auster im Nachgang zu dem packenden Artikel von George Packer in der Ausgabe vom 29.04. (ebenfalls Seite zwei), welchen ich – seltener Fall – zwei Wochen später zum zweiten Mal lesen mochte, mit ebensolchem Genuss wie zuvor. Ihre journalistische Sorgfalt hat Ihnen gewiss die schwere Aufgabe gestellt, beiden unzweideutigen Trump- und Zustandskritiken eine andere Sicht und Bewertung gegenüberzustellen. Um diese Aufgabe beneidet Sie wohl kein gesunder Geist. Trump, dieses wandelnde Guinnessbuch angemaßter Rekorde, ist krank, und Sie werden kaum einen Gesunden, des Schreibens mächtigen Apologeten für diese abnorme Persönlichkeit und ihr pathologisches Tun finden können.

Und der Umstand weltweiter Psychiatrisierung auf der Ebene höchster Staatsämter – denken wir außer an Trump an Assad, Kim Yong Un, Bolsonaro, Duterte, Orban, Kaczinski etc. – entschuldigt die Tatenlosigkeit der Wissenschaft ‚Psychiatrie‘ keineswegs, noch weniger die Paralyse der drei hier gefragten Staatsgewalten, die solche Devianten, wenn nicht bereits aus Gründen des Rechts hinter Gitter, so doch wenigstens in eine psychiatrisch-therapeutische Einrichtung weisen müsste, statt sie an den – unterschiedlich langen – Hebeln der Macht hantieren zu lassen, nachdem doch immerhin die vierte Gewalt Alarm gegeben hat. Die vormalige Psychiatrie hat Stalin, Hitler, Mao usw. nicht zu verhindern verstanden; das mag jemand mit dem wissenschaftlich unreifen Zustand damaliger Psychiatrie in der Wahrnehmung erklären wollen. Die Psychiatrie sollte ihren Wissenschaftsanspruch verfestigen, und die politische Welt sollte die Lehre von geistig-seelischen Großabweichungen ernstnehmen – zur Gesundung dieser ruinös kranken Welt! – Rof Mohr

 

Wenn das stimmt, dann kann man das auch auf Deutschland übertragen. Ich lebe vorwiegend in Singapur, dort ist manchmal Demokratie, aber nur dann, wenn es keinen Schaden anrichtet. Es gibt aber auch Zeiten, wo das nicht der Fall ist, dann wird autoritär durchregiert. Das hat dazu geführt, das sich Singapur zum sichersten Land entwickelt hat. Kriminalität gleich Null. Sauberkeit sucht seinesgleichen. Armut ist ein Fremdwort. Bildung kann nicht besser sein. So einfach ist das, wenn man nur will. Ergebnis meiner Erfahrungen. Die Demokratie ist ein artefakt. – Gunter Knauer

 

Donald Trump ist ersichtlich der schmerzhaft korrodierende Sargnagel für Amerikas Zuversicht auf eine existente Demokratie. Der Mann im höchsten Staatsamt verleugnet und verstößt ohne Unterlass (gegen) humanistische Bildung, Grundsätze und Werte. Mit dem 45. Präsidenten der USA ist bei allem realpessimistischen Zweifel an der Menschen Vernunft und Motivation etwas eingetreten, das ich nicht annähernd für möglich gehalten hätte: Dass es der vermeintliche westliche Wissens- und Aufklärungsfortschritt des 21. Jahrhunderts zulassen resp. ermöglichen würde, das (eigene) Volk einer derart infantil-destruktiven, verantwortungs- und würdelosen Machtentfaltung auszusetzen. In „the land oft he free“ müsste insbesondere während der Corona-Krise endlich ein Mindestmaß an Hegels „Einsicht in die Notwendigkeit“ gewonnen werden. Doch die mitunter willkürlich herrschende amerikanische Regierung könnte von ebendieser Einsicht leider nicht weiter entfernt sein als sie es seit geraumer Zeit ist. – Ira Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Wann sind wir pleite?“ von Mark Schieritz

 

– Bankrottes Deutschland – – Das britische Königreich beispielsweise hat seine nach den napolionischen Kriegen ruinierten Staatsfinanzen im 19.. Jahrhundert durch hohe Überschüsse saniert ?- Finanziell hatte sich GB hauptsächlich durch seine Importe aus China mit Seide, Tee und Porzellan runiniert, was am Schluß durch die Erschöpfung seiner Edelmetallreserven nicht mehr bezahlt werden konnte und man sich mit den Opiumkriegen, mit dem Ruin von China, wieder finanziell sanieren konnte. Parallelen bieten sich jetzt mit den von Mario Draghi eingeführten ‚whatever it takes‘ an, wobei er versäumte den Zahler zu nennen, was sich jetzt als die BRD herausstellt. Erhöht Deutschland noch die Zahllungen an den EU Haushalt, wie es ohnehin nach dem Brexit auf der Agenda stand, steigt unser Anteil auf über 30 %. Erläßt man den Tilgungsanteil, was angesichts deren ‚Bedürftigkeit‘ konsequent wäre, wächst der deutsche Anteil auf weit übetr 50 %. Denn nicht nur Italien sehen sich als Empfänger, sondern auch das hoch verschuldete Frankreich. Summiert man das Ganze des QE der EZB, dem geplanten ‚Marshallplan‘ für die EU, Target II, ESM ect., so dürfte das als die neuen Reparationszahlungen für eine Pleiteunion von Deutschland zu betrachten sein, wie nach dem Ersten Weltkrieg praktiziert und man nicht mehr lange warten muß, bis sich hier eine Bewegung gegen die Verfrühstückung der BRD etablieren wird. Mit dem Resultat, daß Deutschland am Ende noch einmal für den ‚Untergang‘,diesmal der ‚EU‘, die sich außerdem auch noch mit Rußland, in einem ruinösen finanziellen Wettkampf in der Ukraine angelegt hat. Dümmer geht’s nimmer! – Heinz Schroeder

 

Natürlich hängt unser Verschuldungspotential „nicht nur von der Summe ab“, wie Sie richtig schreiben. Momentan scheint die Anlage in „German Sovereigns“ sogar ein Schnäppchen zu sein. Nur in dem Maße, wie wir die Souveränität bis auf die Haftung aus der Hand geben, gegeben haben, und das durch EU Gremien übernommen wird, wird das Rating für die dann in EU-Hand liegenden Emmisionen – aber auch für unsere „Offerings“ – nachlassen. Der Effekt wird ausklingen – gleich, wie man zu dem suspekten Ratingwesen steht. Bei Firmen ist die Frage einfacher zu beantworten: Sie müssen Konkurs anmelden, wenn die Schulden das Eigenkapital übersteigen. Das ist festzustellen, wenn zuwenig „Masse“ vorhanden ist und mit zu erwartenden Einnahmen damit die Schulden nicht bezahlt werden können. Bei Staaten nimmt man als groben und sehr bedingt verläßlichen Maßstab von 60 Prozent vom BIP sollten nach den Maastrichtverträgen die Staatsschulden nicht übersteigen und die Neuverschuldung maximal drei Prozent betragen. Das wurde in der EU vielfach überschritten, ganz zu schweigen von den USA und Japan. Dabei ist das BIP kein Maßstab für „Eigenkapital“ – eher für die Summe der verschiedenen Zahlenströmen eines Jahres.

Natürlich, je mehr Geld hin und her fließt, desto leichter könnte man Gelder für Zinsen und Rückzahlungen der Anleihen „abzweigen“. Wie die Rating-Agenturen darauf reagieren würden – egal wie berechtigt, ist mit Grass „ein weites Feld“. Ein „Forscherteam“ vom IWF, Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff, vertritt mit einer umstrittenen Arbeit die These, erst ab 90 Prozent vom BIP würde die Verschuldung ein kritisches Ausmaß erreichen. Sie haben westliche Länder und Entwicklungsländer untersucht und die 90 Prozent-Grenze „bestimmt“. Das läßt die Effizienz einer Volkswirtschaft, die demokratische Reife und auch eventuelle Bodenschätze außer acht. Aber damit und mit Rogoff hatte sich der frühere Finanzminister Schäuble befreunden können, weil Deutschland, und nicht die EU-Südstaaten, wenigstens diese Grenze einhalten konnte. Aber jetzt nähern wir uns wieder dieser Grenze und Euroland insgesamt wird sie bald überschritten haben. Aus Sicht der Gläubiger, das sind Finanzinvestoren, Pensionsfonds und zunehmend Banken einschließlich der Notenbanken ist es wichtiger, ob ein Staat für die Bedienung seiner Schulden mehr Steuern einfordern und/oder Überschüsse durch Einsparungen erzielen kann. Hilfreich sind Exportüberschüsse und Bodenschätze. Notenbanken nehmen eine Sonderstellung ein, weil sie Geld ausgeben, „drucken“ und Marktpflege für die Anleihen betreiben können, ohne auf ökonomische Sinnfälligkeit achten zu müssen. Und sie tun das trotzdem. Frau la Garde und unser Finanzminister sind sich da einig. Ich meine der Euro spaltet Europa. Ich würde ein Schema wie beim ECU vorschlagen, bei dem alle Mitgliedsländer bei Bedarf ihre eigene Parallelwährung mit einem vereinbarten und gestützten Kurs haben können.

Das gibt den lokalen Finanzministerien frei Hand, in dem sich in ihrer lokalen Währung verschulden können. Dänemark ist da in einer Pole-Position: Sie haben seit Jahrzehnten einen Kurs von eng um 7,46 Euro. Aber DK könnte das morgen ändern, wenn es opportun erschiene. Mit den Eskapaden der EZB und den verschiedenen Rettungs- und Haftungsorgien haben sie wenig zu tun. Sie haben eine Entscheidungsfreiheit, die sie mit dem Euro verlieren würden. Witzig: Die Zurückhaltung der Dänen in Sachen Euro machte sich emotional an dem Problem fest, dass Ihre Margarete II nicht auf die »Rückseite« der Münzen und Noten gehöre… Warum hätte sich die EU nicht mit der Rückseite begnügen können? Zu einer EU-Verfassung ist es leider noch nicht gekommen. – Gerhard Schroeder

 

Der Staat ist nun mal weder die schwäbische Hausfrau noch irgendein Privathaushalt. Daher sollte die Regierung, zumal bei dem derzeitigen und absehbaren „Zinshebel“ mitnichten gegen die Krise ansparen, sondern mit der Krise investieren. Und zwar nicht nur quantitativ, sondern vor allem qualitativ durch die ohnehin notwendigen (digitalen und sozial-ökologischen) Transformationen. Die Ansage mancher Politiker jedenfalls, Steuern erhöhen zu wollen, führt gesamtgesellschaftlich in die falsche Richtung. Wir brauchen vielmehr eine „ökonomische Antidepressiva“, die uns im perspektivischen Denken und Handeln von den Ketten befreit, die uns durch die Auswirkungen des vermaledeiten Virus auferlegt worden sind. Zumindest so lange, bis der heißersehnte Corona-Impfstoff für alle, das heißt global, verfügbar ist. Danach könnte, wenn wir jetzt nicht übereilt Vernunft und Kontrolle verlieren, ein überaus kraftvoller Restart der Wirtschafts- und Finanzmärkte gelingen. Hoffentlich mit (systemrelevant) geschärftem Bewusstsein und Wertschätzungen. – Ira Bartsch

 

Ihr optimistisches Resumee zum Schluss Ihres Kommentars kann ich leider nicht teilen. Sie schreiben, auch wenn das Staatsdefizit derzeit rasant ansteigt – falls die Wirtschaft nicht komplett abstürzt und falls die Zinsen nicht deutlich steigen, dürfte sich die Staatsverschuldung auch ohne einschneidende Sparmaßnahmen oder Steuererhöhungen wieder unter Kontrolle bringen lassen.. Presseberichten zufolge steht der Wirtschaft eine noch nie dagewesene Insolvenzwelle bevor. Die sonstigen Unternehmen erwarten zum überwiegenden Teil einen signifikanten wirtschaftlichen Abschwung. Und die Zinsen dürften wegen der zu erwartenden Inflation – nicht nur moderat – steigen. Wie soll das ohne einschneidende Sparmaßnahmen oder Steuererhöhungen gehen? – Peter Zausch

 

Den Artikel „Wann sind wir pleite?“ fand ich sehr interessant. Er zeigt, dass solange die Zinsen niedrig und die Wirtschaftsleistung hoch sind, die Verschuldung akzeptiert werden kann. Obwohl Wirtschaftswissenschaftler zu sein, habe ich jedoch den Eindruck, dass die angegebene Formel für die Schuldenquote nicht richtig ist. Die Schuldenquote ist wie richtig beschrieben das Verhältnis der Staatsschulden zum BIP, also ein Quotient. Der Etatsaldo E ist die Differenz aus budgetiertem Haushalt und tatsächlichen Ausgaben und Einnahmen. Deshalb muss der Etatsaldo vom Zähler des Quotienten, also im wesentlichen vom Schuldenstand subtrahiert werden, d.h. die Schuldenquote ist (Schuldenstand – E) /BIP.

Mit anderen Worten, der Etatsaldo muss auch auf das BIP normiert werden. Dass noch der multiplikative Korrekturfaktor 1+Z hinzukommt, ist einzusehen, da die Schuldentilgung umso teurer wird je höher der Zins Z ist. Das ist ja eine der Kernaussagen des Artikels. Warum braucht man aber den Wachstumsfaktor 1+W im Nenner? Das Wirtschaftswachstum wird doch schon im BIP berücksichtigt? Der Artikel ist übrigens wortwörtlich, und ohne klar die Quelle oder den echten Namen des Autors zu nennen, auch bei Jean Pütz (https://jean-puetz.net/category/politik-gesellschaft) zu finden. Wie ist dies zu verstehen? – Thomas Mertelmeier

 


 

 

Leserbriefe zu „Rettet den Händedruck!“ von Jens Jessen

 

Wer seine Mitmenschen, weiblich oder männlich, dabei beobachtet, wie sie nach Verlassen des „stillen Örtchens “ das Waschbecken links liegen lassen, dem bereitet der Verzicht auf das Händeschütteln kein schlechtes Gewissen, im Gegenteil. – Wolfgang Felbinger

 

Selten habe ich so einen Schwachsinn gelesen, den ich aber zu Ende gelesen habe, weil er mich persönlich betraf. Alle Kollegen, also Nichtvorgesetzte, waren köstlich amüsiert über den Vergleich der Patscher des sogenannten Halbleiters eines öffentlichen Unternehmens mit einem toten Hering, der aber trotzdem bei aller Gelegenheit sein Armgliedende zum Schütteln ausstreckt. Dieser Leiter handelt im allgemeinen dumm und hinterfotzig. Der versagende Minister Maizière hatte seinerzeit behauptet, Händeschütteln gehöre zur deutschen Leitkultur. Dem habe ich widersprochen, denn in Germanien gibt es unterschiedliche Landsmannschaften. Im Norden ist durchaus verbreitet (gewesen?-schade), beim ersten Vorstellen und bei Verträgen die Hand zu geben, danach grüßt man sich auf Abstand. Etwas anders empfinde ich, wenn ich die Gelegenheit bekomme, die schlanke Hand einer schönen Frau berühren zu dürfen. Das tat ich mit Genuss bei der Einführung eines dunkelhäutigen Personalmitglieds. Der dumme Vorgesetzte aber benutzte meinen Einwand gegen des Ministers Leitkulturgeschwätz, mir eine Abmahnung wegen Rassismus zukommen zu lassen, unter sadistischer Begleitfreude des Restbeamten aus dem Personalbüro. Ich schäme mich für meine Geschlechtsgenossen, inclusive Ihnen, wozu tragen Sie eigentlich Ihren nordischen Namen, Herr Jessen? – Ralph Inselmann

 

In Ihrem Artikel sprechen Sie mir aus dem Herzen. Bedauerlich, daß Sie in den Ruhestand gehen; gerne hätte ich öfter von Ihnen gelesen. Darf ich den Vorschlag machen, daß Sie sich vorher noch einer Sache annehmen? Durch die Viruskrise erhielt die Anglisierung der deutschen Sprache einen deutlichen Schub. Home schooling, home office,sogar home cooking;social distancing, lockdown– alles Begriffe, für die man ohne Weiteres eine deutsche Entsprechung verwenden könnte, machte man sich denn die geringe Mühe, einen finden zu wollen. Ich habe englische Sprache studiert, ein Jahr in England verbracht, mag die Sprache und komme sehr gut mit ihr zurecht. Ich mag aber auch die deutsche Sprache, die hochdifferenziert ist, klangvoll, präzise und poetisch.

Unerträglich ist mir jedoch die ebenso vollkommen unreflektierte wie unnötige Übernahme von Vokabeln und Redewendungen. Meine Oma hätte wahrscheinlich sterben müssen, weil sie sich nicht mehr hätte ernähren können. Über dem Regal im Supermarkt ist conveniencezu lesen und ihren geliebten Kräutertee hätte sie nicht mehr gefunden, weil der jetzt herbal infusionheißt. Der Arzt hätte sich ihr nicht mehr verständlich machen können: Screening, impingement, COPD. Ganz schlimm: Eins-zu-eins-Übernahmen aus dem Englischen und daraus resultierend nicht nur schlechtes, sondern falsches Deutsch. Inkorrekte Präpositionen; es heißt „hilf mir mal bei….“ nicht „hilf mir mit …“, es heißt „um einen Vortrag zu halten“ nicht „für einen Vortrag“. Den vorläufigen Höhepunkt markierte eine Nachrichtensprecherin mit der Grußformel „Haben Sie einen schönen Abend“. Solches peinigt mich, aber schlimmer noch: Ich sprach darüber mit einem jungen Mann Mitte Zwanzig. Der zeigte sich überrascht; es war ihm nie aufgefallen. Falsch wird normal. – Klaus Unger

 

Zugegeben, ich bin Gesundheitswissenschaftlerin, angehippied war ich auch mal, und den Wandel einer Tradition fand ich schon oft begrüßenswert – entsprechend hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich das Händeschütteln für überbewertet halte. Aber mein Haupt-Unbehagen kommt bei Ihnen nicht zu Sprache – die Haptik: Ich finde das Händeschütteln in etwa so behaglich wie den Besuch einer öffentlichen Toilette. In 75% der Fälle ist es einigermaßen erträglich, und in 25% der Fälle ist es furchtbar, und zwar aus vielen Gründen: Viele Männer drücken Hände so fest (nicht nur Macron tut das), dass man – vor allem, wenn man Ringe trägt – noch stundenlang Druckstellen hat; Frauen hingegen schütteln oft auf diese fischige Art Hände, die so flau ist, dass man gleich ein Fitness-Studio-Abo empfehlen will; Dann gibt es die Schwitze-Händchen, sehr unschön, sowohl, wenn es meine eigenen sind, als auch wenn die anderen schwitzen;

Besonders scheußlich sind diese anzüglichen Händeschüttler, die einem beim Händeschütteln die Handfläche mit einem Finger kitzeln (allerdings ist mir das schon 20 Jahre nicht mehr passiert, entweder bin ich zu alt, oder das ist aus der Mode). Also, ich geh auf öffentliche Toiletten und schüttel Hände, weil ich muss, aber mit Freiwilligkeit hat das nichts zu tun. Und nach meiner nicht-repräsentativen Einschätzung sind es eher Männer, die das Händeschütteln bewahren wollen, während es eher die Frauen sind, die gerne verzichten. Keine Ahnung, warum das so ist. Mein Vorschlag zur Güte: Männer schütteln sich weiter die Hände, aber Männer schütteln Frauen nur die Hände, wenn die Frauen zuerst die Hand vorstrecken. Das nutzt auch den Männern, denn sie sollten bedenken, dass sie vielleicht schon unzählige Male einer Frau die Hand geschüttelt hat, die dabei an ihren letzten öffentlichen Toilettenbesuch dachte. Das will mann doch nicht. – Bettina Schmidt

 

Ihrem Plädoyer für den Händedruck herzlichen Dank! Nach gutem DIE ZEIT-Brauch wird Ihnen wohl schon in der nächsten Ausgabe ein Redaktionskollege Contra geben! Doch das ficht uns nicht an! In meiner jahrzehntelangen Arbeit als Hausarzt habe ich jedem Patienten, jeder Patientin die Hand gegeben – es sei denn, eine Muslimin hat mir den Handschlag verweigert (aus religiösen Gründen?); dabei war ich der – offenbar irrigen – Meinung, daß in Deutschland unsere Regeln und Gepflogenheiten ausnahmslos für alle gelten. Oder, jemand wollte seine Mikroben nicht an mich weiterreichen. Doch da entschied ich selbst, ob ja, ob nein – meist ja! Bisher steckte ich noch nicht in der Zwickmühle: „Mal sehen, was passiert, wenn Händewasch-Vorschrift und Wasser-Rationierung kollidieren“ (Bernd Ulrich – gleiche DIE ZEIT). Mit dem Begrüßungshändedruck, der zunächst Willkommen und Wertschätzung signalisiert, beginnt schon der diagnostische Prozeß: ist die Hand warm oder kalt, trocken oder schweißnaß?

Oft, in der kälteren Jahreszeit, staunten vor allem ältere Patientinnen: „Herr Doktor, sie haben aber schöne warme Hände!“ (Meinten wohl: „schön warme“) „Ich habe ja auch schon was getan!“ Ist der Händedruck fest oder sogar sehr fest (meinen „Schraubstöcken“ versuchte ich, nur die Finger zu reichen – gelang nicht immer!), indifferent, schlaff oder gar schwammig? Der Blick dabei nach vorne gerichtet oder zu Boden gesenkt? Der Handschlag bei der Verabschiedung – nur in Ausnahmefällen setzt er in den ungehemmten Redefluß eines Logorrhoikers einen spürbaren Punkt – soll ein drogenfreies Therapeutikum sein, soll aufmuntern und die Selbstheilungskräfte stärken: wird schon! Hab Geduld! Wir beide kriegen das gemeinsam hin! Manchmal muß man auch mal den Patienten in den Arm nehmen – auch die Patientin! Die selbstermächtigten Frauenbeauftragten können jetzt aufschreien und mich der Übergriffigkeit beschuldigen; nie hat das eine(r) je so empfunden! Soll ja auch eher die Ausnahme bleiben, sonst verliert dieses Heilmittel seine Wirkung!

Doch nicht nur der Handschlag verschwindet gerade, vielleicht sogar dauerhaft; ganz besonders vermißt man die Umarmung – aus Mitgefühl, gemeinsamer Freude, als Trost, aus Freundschaft und Liebe! Kinder, dann regelhaft nur noch aus der Retorte – oder gleich Verzicht auf Nachwuchs? Armes Deutschland, du entwickelst dich gerade zu einem berührungslosen Beliebigkeitsland! Paß auf, daß dir nicht auch noch deine Seele aus dem Leib gerissen wird wie ein alter, kranker Zahn! Heinz Erhardt, kurz-, aber hellsichtig, hat diese Vision vielleicht in folgendem Vierzeiler versteckt, den ich, hoffentlich korrekt, aus dem (bereits ergrauten) Kopf zitiere: Die alten Zähne wurden schlecht, Man begann, sie auszureißen, Die dritten kamen grade recht, Um damit ins Gras zu beißen! Oder war hier der Veganismus seine Vision? – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Rebell in Uniform“ von Helmut Donat

 

„Der Hass seines Vaters verfolgt Hans Paasche über den Tod hinaus: Er dichtet ihm ‚Krankheit‘ und ‚Verfolgungswahn‘ an“, schreibt der Historiker Helmut Donat ganz zum Schluss seiner lesenswerten Erinnerungsskizze – und übertreibt es leider auf diese Weise mit dem, was Nietzsche „verehrende“ Geschichtsschreibung nannte und durch eine „kritische Historie“ zu ersetzen begehrte. Denn: Paasche musste man nicht erst eine Krankheit andichten – er war krank, Syphilitiker wie Nietzsche, wie sein von Donat erwähnter Biograph Werner Lange 1995 anhand der Akten im Detail belegte und sein zuletzt bester Freund, der Linksnietzscheaner und Pazifist Walter Hammer in seinem Nachruf zugestand und man zuletzt sowohl in der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft(Heft 3/2020) sowie in derZeitschrift für Sozialpädagogik(Heft 1/2020) in einem von Micha Brumlik und dem Unterzeichnenden mitgestalteten Themenheft zum Schwerpunkt „Syphilis, Kolonialismus, Sozialpädagogik“ nachlesen konnte. Was daraus folgt? Nichts gegen Paasche, er bleibt verehrungswürdig, wie Donat im Einzelnen darlegte. Aber alles gegen Donat – denn Heldenverehrung hat noch niemandem genutzt und sollte in offenen Gesellschaften keinen Platz haben. Ob der Syphilitiker nun Paasche heißt oder Nietzsche. – Prof. Dr. Christian Niemeyer

 

Vielen Dank, dass Sie mir und sicherlich vielen Lesern mit Ihrem Porträt von Hans Paasche einen besonderen Mensch vorgestellt haben, dem man im Leben gerne begegnet wäre. Ich werde jetzt auf seiner „Spur“ bleiben und ihn auf meiner Positivliste ganz weit nach oben setzen. – Georg Jahn

 

Vielen Dank für den grundsätzlich informativen Artikel. Direkt im ersten Satz wird „das Gut Waldfrieden in der Neumark östlich der Elbe“ erwähnt. Als geographische Lokalisierung ist das nicht falsch. Allerdings liegen die weiter unten im Artikel erwähnten Orte Rostock, Berlin und auch Daressalam ebenfalls östlich der Elbe. Die Angabe „östlich der Elbe“ scheint daher weniger für eine Ortsangabe zu stehen, sondern soll offenbar eher das Ressentiment gegen „ostelbische Junker“ schüren. Und das direkt im ersten Satz! Ich würde mir eine weniger voreingenommene Herangehensweise an die wirklich interessante Person Hans Paasche wünschen. – Stefan Riesner

 

Soeben las ich (80) Ihren Text in der ZEIT Nr. 22 vom 20.5.20 über Hans Paasche, der mich tief berührt hat. Ganz im Sinne dieses Mannes empfindend, bedauere ich sehr, dass mir noch nie etwas über ihn untergekommen ist. Das ganze Land strotzt von namentlichem Gedenken an ausgemachte „Pfeifen“, schweigt jedoch viele wertvolle Menschen dagegen tot. Dabei gebührte Hans Paasche unbedingt Platz in den Schulbüchern aller Oberstufenschüler! Ich danke Ihnen sehr für diesen Beitrag, mit dem Sie dieser Persönlichkeit ins Bewusstsein heutiger Leser verholfen haben. Das stellt Sie für mich an Wertigkeit neben diesen wunderbaren Menschen. – Herma Brandenburger

 

Was ich in diesem Artikel vermisse, ist der objektive Blick des Historikers. Das Kaiserreich ist nicht Mordor, die Gefahr vom Kommunismus war real in dieser Zeit und der Spruch „Afrika den Afrikanern“ erinnert stark an den Auspruch „Deutschland den Deutschen“. Nationalismus besiegt man nicht mit Nationalismus, Aufklärung erreicht man nicht mit Undifferenziertheit und Tendenziösität. – Sebastian Röper

 


 

 

Leserbriefe zu „60 ZEILEN … LIEBE“ von Peter Dausend

 

Thomas Gottschalk ist Bamberger, nicht Kulmbacher. – Nina Anderl

 

Ich weiß nicht ob der Artikel von Ihrem Berliner „politischen“ Hauptstadtkorresspondenten noch unter den Oberbegriff „Streit“ gehört, eigentlich steht ja „Liebe“ in großen Lettern darüber ! Streiten könnte man sich als jemand der in die gleiche Altersgruppe gehört wie jetzt Thomas Gottschalk über den Tenor seines Artikels. Thomas G., wie kann man nur, hört wahrscheinlich wie der Unterzeichner am liebsten noch die Musik auch seiner späteren Jugend und, verzeihen Sie den altmodischen Ausdruck im digitalen Zeitalter, „legt“ diese in seinen Sendungen dazu ( noch) auf ! „Ungekämmter Beamtenrock“ welche Wortkreation für Interpreten, die doch nicht eher der frühen Jugend des Thomas G. den 60iger Jahren zuzurechnen sind, ACDC, Dire Straits etc. und dann die geckigen Wortspiele mit Land of confusionund Verdammt lang her,selten so gelacht, ein Klaus Meine wird den Ausdruck „Strafe“ für Freikarten eines Scorpionkonzerts nicht lustig finden, aber ein „politischer“ Korrespondent muß ja nicht unbedingt auch „Winds of Change“ mögen !

Aber Spass beiseite, Medien- und Kulturkritiker haben sich, so kann man sagen jahrzehntelang an Thomas Gottschalk abgearbeitet, man muss ihn nicht lieben, aber mir war der Artikel von Tobias Rüther in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom letzten Sonntag doch dem „Showmaster der Nation“ gerechter geworden als diese 60 Zeilen mit Häme darüber das auch ein Thomas Gottschalk älter wird und die Spitzeneinschaltquoten von/mit „Wetten dass“ halt Geschichte sind ! Viel Glück fürPeter Dausendfür seinen späteren „Abstieg“ vom Gipfel so er ihn noch erklimmt, er ist ja noch jünger als der „Dorian Gray“ aus Kulmbach -geboren ist Thomas G. allerdings in Bamberg ausweislich seiner Vitae – , vielleicht findet er wie gesagt seinen Gipfel noch, liest er später seinen heutigen Artikel dann gehören seine Augen vielleicht zu den „Zeitreisenden“ !

Ein weiterer Vorschlag für einen Beitrag nämlich zu einem weiteren Ü 70iger Peter Maffay, der sieht zwar nun allerdings eher altersentsprechend aus als der seinen „Preis zahlende“ Thomas Gottschalk, um welchen Preis es sich nun genau handelt habe ich den 60 Zeilen leider nicht so entnehmen können, das Alter ! P.S. Ja und warum zweifelt eine Dame mittleren Alters und „schnuckeligem“ Aussehen + Doppelnamen an, daß ein Christian Anders 1972 seine Platte „Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“ nicht selbst selbst gesungen hatte bei der Plattenaufnahme, auch in der ZDF Hitparade mußte live zu Playback der Musikbegleitung gesungen werden; Chapeau für die mutige Porschebeifahrerin, daß sie sich trotz der „Höllenfahrt“ den Text so gut merken konnte ! Mal sehen was sie bei der Fahrt nach/in Südtirol in diesem Jahr zu hören bekommt, vielleicht was aus dem o.a. Repertoire von Thomas Gottschalk oder es gab ja noch mehr von musikalischem Liedgut des jetzt leider abgedrifteten „Lanoos“ wie etwa „Der Brief“ über die am Boden zerstörten Elten ob des Ausbruchs der Tochter, sehr zu Herzen gehend ! – Norbert Sandermann

 

Leben so wie ich es mag, Leben spüren Tag für Tag, das heißt immer wieder fragen, das heißt wagen, nicht nur klagen, Leben so wie ich es mag. Und ich liebe manche Kämpfe, lieber Kampf als all die Krämpfe, davon kriegt man ein Geschwür. Und ich hasse Leisetreter, und die Obrigkeitsanbeter, sie können alle was dafür. Und ich liebe Diskussionen über Dinge, die sich lohnen, laß mich gerne überzeugen. Doch zu laschen Argumenten, so wie Sicherheit und Renten, will ich mich nun mal nicht beugen. Leben so wie ich es mag, Leben spüren Tag für Tag. Das heißt nicht nur alles schlucken, das heißt aufmucken, nicht ducken, Leben so wie ich es mag. Und ich haß´die Selbstgerechten, diese echten Schlechten, die ihre Kinder heut´ noch hau´n.

Dafür liebe ich die Raren, die sich ihren Stolz bewahren, denen kann man noch vertraun. Und ich hasse alle Zwänge, hasse Muff und Enge, und den Satz das tut man nicht. Lieber geh ich stets auf´s Ganze, nutze jede Chance, auch wenn mir´s den Hals mal bricht. Leben so wie ich es mag, Leben spüren Tag ür Tag, das heißt immer wieder fragen, das heißt wagen, nicht nur klagen, Leben so wie ich es mag. Es reicht nur für ein paar Runden, für uns Volk hier unten, und für jeden kommt der Tag, wenn sie mich dann dereinst oben, rügen oder loben. Ich hab gelebt, wie ich es mag. Leben so wie ich es mag… („Leben so wie ich es mag“, Text von Volker Lechtenbrink/Musik von Danny Flowers; LP: Leben so wie ich es mag, 1980) – Klaus P. Jaworek

 

Sehr schön wenn Sie als Autor dieses Artikel Englische Philologie studiert haben, passt auch sprachlich zu L. und L.A., für die richtige Verwendung der Redewendung „Kind und Kegel“ könnte aber Deutsche Philologie helfen, oder einfach Prof. Google: Wenn also Baby Archie Meghans Kind ist, dann müsste, laut Ihren Worten, Harry ihr uneheliches Kind sein, wenn Sie ihn als Kegel bezeichnen, was eben genau das bedeutet, und nicht etwas ihr Ehemann. Ich glaube nun wirklich nicht, dass Sie das glauben, auch nicht, dass er überhaupt unehelich geboren wurde, zumal die Ehe seiner Mutter Diana mit Charles noch aufrecht war, als er geboren wurde, wenn ich mich richtig erinnere. Naja, einfach geirrt, würde ich vermuten. Die Formulierung hat sich wohl entwickelt, um etwas, was als unschicklich galt, zu verdecken, und siehe da, es funktioniert fast zu gut. – Roland Hanak

 


 

 

Leserbriefe zu „So kann Europa noch gelingen“ von Uwe Jean Heuser

 

Uwe Jean Heusers Argumentation beruht zu wesentlichen Teilen auf einem Irrtum, der spätestens seit der sehr unterschiedlichen Bewältigung der Staatsschuldenkrise in Griechenland und Irland nicht mehr vorkommen sollte: Die Feststellung, dass die EZB viele Staatsschuldpapiere gekauft hat und diese Politik in der Corona-Krise fortsetzt, führt ihn zu der (falschen) Schlussfolgerung, die Notenbank sorge „hintenrum dafür …, dass alle gemeinsam für die Schulden der einzelnen Mitgliedsländer haften.“

Das klingt zwar plausibel, da die EZB damit ja zum Gläubiger der Staaten wird, deren Staatsschuldpapiere zu kauft. Anders als private Gläubiger (Banken etwa oder Investmentfonds), für die es unter Umständen existenzbedrohend werden kann, wenn große und/oder viele Schuldner nicht mehr zahlungsfähig sind, ist die EZB aber prinzipiell nicht von der Insolvenz bedroht – sie „macht“ schließlich das Geld. Es gibt also niemanden, der für ggf. nicht bediente Staatsschulden haften würde. Sie werden niemals die Staatshaushalte der übrigen EU- oder Eurostaaten belasten. Wenn man sich kritisch mit der Politik der EZB befassen will, wird man sich mit ihren möglichen Folgen für die Geldwertstabilität nach innen und außen auseinandersetzen müssen. Das Haftungsargument ist untauglich. – Ferdinand Burghardt

 

Ihr Autor Uwe Jean Heuser schreibt mal wieder glänzend über unsere missratene EU. Jetzt sollen sogar die bestraft werden, die mit Bürgers Geld vernünftig umgehen. Das hat schon eine besondere Qualität der Unverschämtheit. – G. K.

 

Nur ein Wort: Bravo. – Klaus Grasenick

 


 

 

Leserbriefe zu „Lauter Verräter“ von Paul Middelhoff

 

Ich möchte die Aussage Ihres Leitartikeln „Lauter Verräter“ aufgreifen und „ver-dichten“ (siehe Anlage), auch wenn Sie vermutlich Gedichte nicht als Leserbriefe abdrucken: FlügelkämpfeVon jeher war ein Übel der Höcke-Kalbitz-Flügel; er flatterte fatal höchst rechtsnational und konnt‘ erstaunlich wachsen im östlich-fernen Sachsen. Nun rupft ihn kühn der Meuthen: Wer wird für Kalbitz streiten? Beute der Hyänen?Meuthen, Quasi-Rettungstäter, gilt gleich als Parteiverräter; noch als Sieger nicht besungen, wird er nieder schon gerungen, angefallen von Hyänen, die sich schon als Sieger wähnen. – Klaus Lutterbüse

 

Die Entstehung der AFD ist mit der des Klu Klux Clan vergleichbar. Auch dort waren zwar ebenso überzeichnete, aber nachvollziehbare und überwiegend seriöse Gründe ursprünglich. Die weitere Entwicklung ist den Gründern und Sachwaltern des Clans ebenso entglitten wie bei der AFD. – Jürgen Dressler

 

Der Artikel erklärt den Absturz der AFD in Umfragen auf 10 Prozent damit, dass der Verfassungsschutz den Höcke-Flügel für rechtsextrem erklärt hat. Ich biete eine Alternative an: In der gegenwärtigen Corona-Krise punkten die Parteien des Regierungsbündnisses mit entschlossenem und erfolgreichen Krisenmanagement, während die Menschen erkennen, dass die AFD außer Phrasen und populistischer Meinungsmache nichts zu bieten hat. – Dr. Klaus-Dieter Beims

 


 

 

Leserbriefe zu „Sie haben nur noch sich“ von Jeannette Otto et al.

 

Ich agiere in Nürnberg im Ehrenamt als Nachhilfelehrer für einen 11-jährigen Grundschüler syrischer Herkunft mit schlimmem Migratenhintergrund exakt mit dem gleichen Sachverhalt, worüber Sie in Ihrer Ausgabe Nr. 22 vom 20.05.2020 berichten. Mich treibt die Sorge um, dass uns wertvolle Talente verloren gehen, wenn wir die Dinge im Schulsystem so laufen lassen, wie bisher. Ich bin überzeugt, dass man dringend ergänzend zum existierenden Schulsystem eine Plattform für jene lernbereiten und begabten Kinder und Jugendliche schaffen sollte, die jetzt in einem Umfeld aufwachsen, in dem sie ohne besondere Hilfe verloren sind. Dazu hatte ich auch den bayerischen Minister für Unterricht und Kultus Prof. Dr. Piazoli mit der als Anlage beigefügten Mail am 19.05.2020 angeschrieben. Eine Antwort des Landesministers steht wohl aufgrund der kurzen Zeitspanne noch aus. Und er mag mir verzeihen, diese Mail auch Ihnen zur Kenntnis gegeben zu haben. Doch eine Lösung des Problems drängt.

Anhang: Sehr geehrter Herr Minister, als ehrenamtlich für die Betreuung eines Grundschülers der Jahrgangstufe 3 der Holzgartenschule, Nürnberg, habe ich Kenntnis von Ihrem Schreiben. Dieses Schreiben veranlasst mich, Sie anzusprechen. Ich betreue seit Januar 2020 einen 11-jährigen Jungen mit syrisch-/jordanischem Migrationshintergrund. Er lebt mit drei Geschwistern und seinen Eltern seit 2017 in Nürnberg. Der Vater spricht trotz des mittlerweile mehrjährigen Aufenthalts in Deutschland nur wenige Brocken Deutsch. Er ist mit einem schweren Kriegstrauma belastet und de facto arbeitsunfähig. Die Mutter spricht nur arabisch, kein Deutsch. Von seinen beiden älteren Geschwistern, die die Mittelschule besuchen, erhält ‚mein‘ Schüler keine Unterstützung. Die Gründe hierfür kenne ich nicht. Die 8-jährige Schwester kann ihrem 3 Jahre älteren Bruder keine, seine Ausbildung fördernde Unterstützung geben. Mein 11-jähriges, intelligentes und ehrgeiziges Betreuungskind ist also auf die Unterstützung durch seine Lehrerin, die auch in Corona-Zeiten sehr gute Arbeit leistet, sowie auf meine ‚Nachhilfestunden‘ angewiesen. Bei meiner Betreuung werde ich immer wieder mit der Tatsache konfrontiert, dass meinem Betreuungskind elementares Alltagswissen fehlt, worüber seine Altersgenossen unabhängig vom sozialen Status verfügen. Der knapp 5-jährige Aufenthalt in einem der jordanischen Flüchtlingslager in der Zeit von 2012 bis 2017 ohne jeglichen Schulunterricht hat Spuren hinterlassen und dürfte die Ursache für die Defizite sein.

Mein Bemühen richtet sich folglich darauf, meinem lernbereiten Betreuungsjungen neben den schulischen Anforderungen, die seine engagierte Lehrerin vorrangig vermittelt, wenigstens einen Teil der Wissenslücken im Alltagsleben zu schließen. Zweifel am durchschlagenden, zeitgerechten Erfolg sind angebracht. Warum schreibe ich Ihnen das? Ich wende mich mit der Bitte an Sie, darüber nachzudenken, wie man ehrgeizige und intelligente (Migranten-) Kinder, die ohne die notwendige, familiäre Unterstützung sind, über ein spezielles Schulangebot unterstützen könnte. Unsere Gesellschaft würde dadurch auf lange Sicht fraglos profitieren, weil damit der Weg zu einer adäquaten, schulischen und beruflichen Ausbildung bereitet und ein Abgleiten in teure Sozialsysteme verhindert würde. Was mich mit betrifft, will ich versuchen, mit meinen 82 Jahren weiterhin mitzuhelfen, das mir Mögliche zu tun. – Harald Seidel

 

Mit Interesse habe ich (Lehrer einer sechsten Klasse) die drei Berichte zum Home-Schooling auf Seite 31 der aktuellen Ausgabe gelesen. Unter der Überschrift „Sie haben nur noch sich – Nayan packt die Wut“ berichtet Jeannette Otto im letzten Absatz, Nayan müsse sich um die Versetzung nach der sechsten Klasse trotz einer Vier keine Sorgen machen, denn „… alle werden versetzt, das hat die Behörde gesagt.“ Nayan sei „… mit der Entscheidung ganz zufrieden.“ Hier muss ich leider nachhaken: an Hamburger Stadtteilschulen (den ehemaligen Gesamtschulen) bleibt schon seit Jahrzehnten in der Regel niemand mehr sitzen, egal ob Corona oder nicht. Besorgt müsste der junge Mann in der sechsten Klasse eines Hamburger Gymnasiums sein, denn dort wird am Ende des Schuljahrs festgestellt, ob die Schüler*in am Gymnasium bleiben kann oder nicht (eine einzige Vier wäre übrigens dort auch nicht das Problem). Die Frage nach dem Übergang in die nächste Klasse wird auch am Gymnasium in Hamburg dann erst wieder nach der zehnten Klasse gestellt, in allen Klassen davor und danach kann Schüler*in auch hier nicht „backen bleiben“. So oder so gönne ich Nayan den Übergang in die siebte Klasse, bevor er nach der zehnten Klasse die gymnasiale Oberstufe betritt, sollte er sich jedoch noch um die Vier kümmern. – Eckhart von Glan

 

Wann endlich wird die ZEIT die Bezeichnung „sozial schwach“ für den nicht so begüterten Teil unserer Bevölkerung, also die ärmeren Menschen nicht mehr verwenden? Die drei Beispiele Ihrer aktuellen Schule-Seite machen deutlich dass es sich gerade um starke Kinder aus armen Haushalten handelt, keineswegs um „sozial schwache Familien“, wie die ZEIT schreibt. Sozial schwach sind doch eher diejenigen begüterten Menschen, die zulassen, dass es überhaupt Kinderarmut gibt. – Gerhard Lein

 


 

 

Leserbriefe zu „Kaum zu glauben …“ von Martin Nejezchleba

 

1974, als vor 46 Jahren kam Manfred Sack, angesehener Architekturkritiker der ZEIT an die Fakultät Raumplanung der Universität Dortmund. Der Anlass für den Besuch waren der ersten Absolventen eines neuen Studiengangs “Raumplanung” Seine Begeisterung über diesen ersten eigenständigen Studiengang für Raumplaner, also für die Ausbildung von Stadt- und RegionalplanerInnen hielt sich in Grenzen. Als Allesnichtswisser brandmarkte er ihr Wissen und Raumplanung als Bezeichnung der Disziplin gefiel ihm nicht besonders. Andererseits erkannte er durchaus Fähigkeiten, wie die „zu kooperieren, zu koordinieren. über Teilaspekte einer Planung nicht das Ganze aus dem Sinn zu verlieren. Im Idealfall ist er (der Raumplaner) so etwas wie ein Dirigent, der alle Instrumente handzuhaben verstehet, ohne sie gleich bis zur Konzertreife zu beherrschen, und obendrein in der Theorie unterrichtet ist, der eine Partitur gehorcht“.

Nun hat Martin Nejezchleba ín der Ausgabe der ZEIT vom 22.Mai 2020 über einen der Absolventen dieses Studiengangs, ausführlich und anerkennend berichtet, der, so scheint es nun sicher zu sein, den Bau des Flughafens am 3 1. Oktober dieses Jahres nach vielen Verzögerungen eröffnen kann. Ihm sei es gelungen woran andere vor ihm 14 Jahre lange scheiterten. Er war der richtige Mann am richtigen Ort. Er sei effizient, radikal pragmatisch und fleißig und er sei Ingenieur, so heißt es in dem Beitrag der ZEIT. Das Studium der Raumplanung in Dortmund hat die Grundlagen für seine spätere berufliche Tätigkeit geschaffen. Raumplanung als eigenständiges Studium war damals ein Experiment, das die Architektengilde mit großen Misstrauen betrachtet hatte, weil sie sich als die qualifizierten Stadtmacher betrachteten und die neue Konkurrenz befürchteten. Inzwischen haben allein in Dortmund über 4000 Studierende dieses Studium erfolgreich abgeschlossen und in der Praxis von Städten und Gemeinden Führungsrollen übernommen. Raumplanung wird inzwischen auch an anderen Universitäten in Deutschland angeboten, beispielsweise in Hamburg, Berlin, Kassel oder Kaiserslautern. Manfred Sack hatte recht: Engelbert Lütke-Daldrup hat bewiesen, was Raumplaner auszeichnet: ihre Fähigkeit zu kooperieren, zu koordinieren, über Teilaspekte einer Planung nicht das Ganze aus dem Sinn zu verlieren. Der nun bald geöffnete Flughafen in Berlin ist ein sichtbares Beispiel dafür. – Prof. Dr.techn. Dipl.Ing. Klaus R. Kunzmann

 

Die „Lufthansa“ nagt seit einiger Zeit recht kräftig am „Hungertuch“, und unsere politische „Corona-Crew“, die wollen auch mitnagen; dafür stellen sie dann ganz großzügig tonnenweise Hungertücher und die obligatorischen Mund-Nasen-Masken zur Verfügung, alles aber mit genügend Abstand, versteht sich. Ob diese „Luft-Corona-Hansa“ aber jemals auf dem BER landen, bzw. starten wird, das werden wir bald sehen oder auch nicht sehen. Trau, schau, wem; nein ich kann, und ich will es eigentlich nicht glauben, dass dieses Schmierentheater wohl endgültig vorbei sein soll. – Klaus P. Jaworek

 

Wegen des irren Planungs- und Bauverlaufes zum BER mit drei Eigentümern ( ! ) könnte man meinen: „Das Beste kommt zum Schluß oder Ende gut, Alles gut oder Was lange wärt, ward endlich gut“ – bzgl. des Dilemmas gibt es letztendlich ein gravierendes Statement: Es wurde gigantisch viel Steuergeld verbrannt (mind. 3 MRD Euro) aufgrund von Kompetenzwirrwarr, Eitelkeiten und Dummheiten. Das müssen sich die Herren (eine Dame war wohl nicht federführend) „ankreiden“ lassen ! Mit „Schwamm drüber“ ist das Nachspiel nicht ad acta zu legen ! Zu viele Investitionen der letzten dreißig Jahre haben die Steuerzahler über gebühr belastet. Da gäbe es fragen an die „Hohe Politik“ ! – Rainer Rehfeldt

 


 

 

Leserbrief zu „Der Zweifel. Kitas öffnen, aber wie?“ von Johanna Schoener

 

Sehr dankbar bin ich Ihnen für Ihren sehr guten Artikel, sehr dankbar bin ich der ZEIT, dass Sie die Kinder in diesem Land nicht aus den Augen verliert. Die Kleinsten sollen also wieder zurück in die Kitas… Jede Kita für sich steht so vor einem unlösbaren Dilemma. Den Begriff der „Massenkindhaltung“ halte ich für den ehrlicheren Begriff als „Kindertagesstätte“. Mit anderen Worten: Selbst in räumlich großzügigen Einrichtungen drinnen wie draußen, leben und lernen die kleinen Menschen unter großem sozialem, emotionalem und akustischem & hygienischem Stress. Die Gruppen sind viel zu groß!! Die Garderoben- und Hygieneräume sind zu klein. Natürlich gibt es Ausnahmen; ich habe ausgezeichnete räumliche Bedingungen kennengelernt… seltsamerweise nie bei den Garderoben… (Ausnahme: Kitas in Berlin-Spandau; dort hat jedes Kind einen eigenen Schrank.) Und sicher auch woanders (mit allen Schneeanzügen im Winter.)

Alle wissen es seit vielen Jahren: es gibt vor allem zu wenig Personal für die psychologisch so wichtige Bindungs- und Lernzeit der kleinen Menschen. – Notabene: Kinder haben keine Lobby. Dieses schreibt Ihnen ein zorniger Theaterpädagoge und Kitaleiter a. D, der mehr als zwanzig Jahre (in ca. 50 Vorschulen in Berlin, Lübeck, Osnabrück) gearbeitet hat und erleben konnte, wie sich Qualitätsverbesserung (Zertifizierung) auf dem Papier ereignet hat, nicht bei den Kindern. Und: – Beitragsfreiheit für Eltern hilft keinem Kind. — Was wird aus den (behinderten) Kindern…? – Warum geht u.a. die Verrohung in unserer Gesellschaft weiter? – Wir Senioren w/m sind wahlberechtigt, Kinder sind es nicht! Bleiben Sie bitte bei „den kleinen Lesern“ der Zukunft!! Kritisieren Sie bitte weiterhin die kinderfeindliche Politik in diesem Land! – Klaus Busch

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie sieht die Krise aus?“ Protokolle von Anika Meier

 

Mit Interesse seh ich die Kunst in der Zeit . Ihre Protokolle. Danke . Fand ich schön. Ich mache seit 2004 unter anderem Fotokunst in einem Raum , losgelöst vom Draußen , voller Distanz und Einsamkeit Bilder des Alleinseins. Reflektion, Distanz und Meditation dahin gehend , dass Menschen ausgeblendet wurden und ich allein im Raum weile und meine Fotografien erstelle. Ich denke , dass Corona Künstlerinnen und Künstlern nicht soviel ausmacht . Zum Thema fand ich es interessant mich mit meiner Seele bei anderen ebenso zu finden. Mit Freundinnen aus aller Welt zum Thema Corona … Seit einigen Wochen erstelle ich ein Projekt dazu. Es ist eine besondere Zeit . Bleiben Sie gesund. – Eva María Horstick

 

darf ich sie mal fragen, warum sie zu dem bestimmten thema die hochdotierten,,,etablierten künstler für einen beitrag fragen….frau jaune malt bilder, die mit 6o.ooo euro dotiert sind,,,,ich glaube die anderen künstler sind auch nicht die aus der hartz4 ecke, oder sich irgendwie hart durchbeißen,,und mit existenzminimum leben, die aber kunst machen und die kunst umtreibt….die im dunkeln sieht man nicht….und sie möchten diese menschen auch nicht wahrnehmen oder ihnen anerkennung zollen,,, sollen das doch die straßenmagazine machen,,,, ich finde das nicht schön,,ich finde das sehr elitär,,,,, was zahlten sie den herrschaften für diese beiträge oder gaben die künstler ihre werke umsonst oder für kleines geld ab?? ich würde mir wünschen, dass sie auch mal dorthin gehen würden, wo s wehtun kann, das leben….und die menschen nicht in gestylten wohnungen in prenzlberg oder friedrichshain leben….. wie sieht die krise aus….ich war wirklich nicht berührt von diesen seiten…. es ist von sehr abgehobenen künstlern…. und wenig beeindruckend aber hype,,,das kann man wohl sagen……. die im licht stehen die brauchen nicht noch stärkere lampen auf sich gerichtet,,,,sie sind fürwahr bekannt genug,,,,,in diesem sinne,,,,,gerne mal ganz woanders sich hin wagen… aber herzblut für kunst lebt dort auch……. – monika fischer

 

In Ihrer Rubrik in „Entdecken“ möchte ich auf den Artikel „Wie sieht die Krise aus?“ folgendermaßen reagieren: Gelingt es, dem Beitrag ein gewisses Interesse entgegenzubringen, dann kann man den Eindruck gewinnen, dass es darin um Erleben und das Inswerksetzten der „Krise“ durch die vorgestellten Künstler geht. Paul Klees These: „Kunst macht sichtbar!“ mag hierzu womöglich dienlich sein, ganz sicher jedoch Immanuel Kants ästhetische Kategorie des „kommunikativen Charakters der Kunst.“ In Kürze wiedergegeben, rät Kant, Vorsicht walten zu lassen bei der Formulierung ästhetischer Fragestellungen oder Antworten. Dabei kann es nie um Fragen gehen, ob etwas im Kunstwerk wahr oder falsch ist, weder gut oder schlecht. Ein Kunstwerk sei nie dem Wahrheitswert unterworfen oder sogar moralisch zu werten, wie es gegenwärtig gern in identitätspolitischen Debatten einfließt, ob beispielsweise ein Gemälde aus einem Museum entfernt werden muss, weil es moralisch verwerflich und diskriminierend gegen Frauen ist.

Kunst ist zweckfrei und entsteht im Erarbeiten aus Freiheit eines zweckfreien Zusammenspiels aller inneren Möglichkeiten und Unmöglichkeiten. Wird dagegen verstoßen, ereignet sich der sogenannte „ästhetische Sündenfall“, welcher die Kunst für einen Zweck benutzt. Beispielsweise ist die Forderung nach „gesellschaftspolitischer Relevanz“, welche in den 60er Jahren vehement eingefordert wurde, eine Forderung, die völlig irrig ist und sich jedoch bis heute hält und sich unterschwellig jetzt in dem Beitrag wieder findet. Der Kunsthistoriker Heinrich Lützeler setzte für unsere Zeit die richtige Forderung: „Wenn aber nun das Gesellschaftliche Mittelpunkt bleibt, so vermag die Kunst es in einem übergeschichtlichen Sinn mit zu teilen… Es ist also zu beachten, dass die Kunst einer Entzeitlichung des Sozialen fähig ist, in dem sie den übersoziologischen dauerenden Sinn eines soziologisch geprägten Ethos heraus formt.“ Der Philosoph Martin Heidegger schließt daran an und sagte in seiner Art: „Große Kunst verschafft uns Augen für etwas, für was wir vorher nicht sehen konnten. Kleine Kunst macht nur Formwandel von Bestehendem.“ Einer der frühesten Künstler, welcher das bereits vorbildlich umsetzte, war Rembrandt in seinem Gemälde:

„Die Anatomiestunde des Doktor Nicolaes Tulp“, 1632. Hier handelt es sich um eines der bedeutendsten Werke der abendländischen Malerei, mindestens vom Range der Mona Lisa, dem fatalerweise viel zu wenig Beachtung zu Teil wird. Rembrandt hält einen Moment des wissenschaftlichen Fortschrittes fest, welcher damals noch parallel mit humanem Fortschritt einher ging. In den Gesichtszügen der versammelten Männer spiegelt sich die gesamte Vielfalt seelischer Erregung wieder, von der sie zu tiefst ergriffen sind: eine Revolution! Etwas bisher nie Dagewesenes! Gerade so wie unsere Virologen allesamt heute dastehen! Diese vergaßen leider die Pathologie rechtzeitig zu befragen, denn: „öffnet die Toten, damit ihr etwas über die Lebenden erfahrt.“ Max Beckmann, welcher mit höchstem Respekt Rembrandt immer als „Gott“ bezeichnete, setzte in seinen Werken das Thema Kunst und Gesellschaft immer wieder in Szene und zwar genau so, wie es Lützeler forderte, beispielsweise im Rückgriff auf den Mythos.

Die im Artikel präsentierten Künstler und ihre Werke vermitteln dies nicht, sondern vermitteln die sattsam bekannte Kontinuität von Sinnverlust in den „Werken“ der Kunst. Sonst nichts. Diesem aktuellen Zustand des Kunstschaffens, setzte ich in meiner eigenen künstlerischen Arbeit beispielsweise mit einem monatlichen Newsletter etwas entgegen. Gezielt geht es mir darum, dass Kunstschaffen nicht von der Geschichte zu trennen, bzw. sie sogar zu negieren, sondern Geschichtliches zu kennen und es in Beziehung zu setzten zu dem, was uns Künstlern heute wichtig erscheint. Das ist kein Traditionalismus, sondern verlebendigte Tradition. Diese Newsletter, die ich mit dem Künstler und meinem Lehrer, Martin Rabe, zusammenschreibe, kann jeder auf meiner Homepage abonnieren: www.schoeni-sache.chSibylle Laubscher & Martin Rabe

 


 

 

Leserbriefe zu „WORTSCHATZ »Maien«“ von Manfred Semmler

 

In der „Zeit“ Nr. 22/2020 las ich in der Rubrik „Wortschatz“ den Beitrag von Manfred Semmler über „maien“. Den kannte ich in diesem Zusammenhang noch nicht, er erinnerte mich jedoch an die „Maien“ (das waren Birkenzweige mit frischem Grün), die meine Mutter in meiner Berliner Kindheit im Frühjahr, besonders zu Pfingsten, in die Vase stellte. – Editha Rochow

 

Im Hunsrück gibt es auch MAIEN , oder MAIJEN ( wie ich es immer schreibe ). Früher, damals, besuchten sich im langen kalten Wintermonaten, 2-3 Nachbarhäuser, wechselseitig, um Licht und Heizung zu sparen. Mann teilte sich auch die ZEIT ( Zeitung ) …. „Genommend! Genachd! Zeitung gebrachd!“ Unter der funzeligen Birne saßen die Frauen beim Spinnen, bis Lichtmess, 2. Feb. (Lichtmess, Spinnen vergess, morgens und owends im helle gess) . In der 2. Reihe saßen die Kinder, warm, während die Männer und Knechte drumherum saßen. Man ging auch auf Maij, besuchte in den Nachbardörfer bei Padd unn Good. Es war also recht gesellig, ohne Radio, TV, und Internet, aber auch sehr arm! Grüße aus Gemünden, Hunsrück, … – Emil

 


 

 

Leserbriefe zu „Donald gegen den Drachen“ von Jörg Lau

 

Ein wirklich sehr interessanter Ansatz. Ich möchte Ihnen jedoch empfehlen, den Folgeartikeln einige statistische Angaben beizufügen oder voranzustellen. Und zwar jeweils nach Ländern (die EU könnte man separat auch zusammenfassen): – Bruttosozialprodukt (vielleicht auch kaufkraftbezogen) – Installierte Kraftwerksleistung nach Quellen, konventionell, regenerativ, nuklear – Elektroenergieerzeugung nach Quellen, konventionell, regenerativ, nuklear – Autoproduktion – Produktion von – – Stahl – – Zement – – Metallen wie Kupfer, Aluminium, Titan, Wolfram, Gold – – Seltene Erden – Reis – Weizen – Soja – Schiffbauproduktion – Hochgeschwindigkeitsstrecken – Hochspannungsgleichstromübertragungsleitungen – Prokopfverschuldung – Staatliche Verschuldungsrate – Gold und Währungsreserven Um die Aussagekraft einer solchen Aufstellung zu intensivieren kann man mehrere Jahre berücksichtigen. Ich weiß, dass Journalisten nicht die großen Zahlenfans sind, insbesondere, wenn dann noch Giga, Mega, Milli und Femto hinzukommen. Aber es gibt nichts konkreteres als eine Zahl. Vielleicht ergeben sich einige Antworten auf die Fragestellungen der Folgeartikel von selbst. Übrigens: Die Reportage über Südkorea von Herrn Bauer war Spitze. – Dr. Manfred Trauselt

 

Jörg Lau zitiert aus einer repräsentativen Studie der Körber-Stiftung: «Während noch immer 37 Prozent der Deutschen enge Beziehungen zu den USA vorziehen, sehen 36 Prozent der Befragten enge Beziehungen zu China als wichtiger an.» Ein Grund ist vermutlich, dass China in steigendem Masse zugetraut wird, aktuelle Probleme besser lösen zu können als die USA. Aber woher kommen die Schwierigkeiten der USA beim Problemlösen? Der technische Fortschritt in den USA kommt zum Teil von der Initiative Einzelner, die erfolgreiche Firmen wie Apple, Microsoft, Tesla, Amazon, Google, Facebook gründeten. Der technische Fortschritt begünstigt das Kumulieren von Vermögen, schafft wenig neue Arbeitsplätze und öffnet so ökonomische Gräben. Viele Amerikaner haben keine Reserven. Moralische Unterstützung bieten Freikirchen, die zum Teil einseitigen Denkweisen verhaftet sind, was auch zum Wahlerfolg des nicht sonderlich wissenschaftsfreundlichen Donalds beitrug. China als Absatzmarkt ist wichtig für Europa.

China hat keine Migrationsprobleme wie die USA oder Europa, aber auch kein demographisches Problem wie Afrika. Im Gegenteil. China nutzt die ökonomischen Folgen der demographischen Probleme Afrikas, um sich Ressourcen zu sichern und um seinen Einfluss auf die UNO zu vergrössern. Gleichzeitig unterdrückt China die muslimische Minderheit der Uiguren. «Der am häufigsten genannte Haftgrund ……..ist ein Verstoß gegen Chinas Bevölkerungspolitik. Nach dem chinesischen Familienplanungsgesetz dürfen Uiguren in den ländlichen Gebieten jeweils drei Kinder haben, in den Städten nur zwei.» Ansonsten hat China (aus politischen Gründen) kein Interesse, weltweite demographische Probleme (zum Beispiel in Afrika) zu thematisieren. Die innenpolitischen Ziele der USA und Chinas sind ähnlich. Es gilt, den eigenen Bürgern Wohlstand und eine gute Zukunft zu sichern. Sieht man die Konkurrenz zwischen China und den USA vor dem Hintergrund der demographischen, ökonomischen und ökologischen Probleme der Menschheit, dann ist es wohl eher so, dass beide Konkurrenten kein Interesse haben, zur weltweiten Lösung der genannten Probleme beizutragen.

Für Europa ist der Immigrationsdruck grösser, auch wegen der hohen Sozialleistungen, die in Europa gezahlt werden. Aufgabe Europas wäre es, aus den Erfahrungen der USA und Chinas Schlussfolgerungen zu ziehen und weltweite Bemühungen zu unterstützen, welche nötig sind, die genannten Probleme weltweit unter Kontrolle zu bringen. Ein Grundsatz dabei könnte sein: Jeder Konsument schafft durch seinen Konsum Arbeit, hat also auch ein Recht auf Arbeit. Kann dieses Recht nicht eingelöst werden, hat er dennoch ein Recht auf Unterhalt. Jeder hat aber auch die Pflicht, beizutragen, dass der genannte Kreislauf funktioniert. Daraus ergibt sich die Forderung nach demographischer Verantwortung, damit die nötigen Transferleistungen (eventuell auch als Grundeinkommen) nicht auf ein Fass ohne Boden treffen. Wo nötig, muss die Geburtenrate gesenkt werden. Gegebenenfalls muss der Staat die lokalen Wirtschaft-Kreisläufe stärker unterstützten, um Arbeitsplätze zu schaffen. – Dr. tech. Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Rollen um jeden Preis“ von Claas Tatje

 

Mit Interesse habe ich ihren Artikel „Rollen um jeden Preis“ gelesen. In Ihrem Artikel moniert der Vorsitzende des Cargo-Gesamtbetriebsrat, dass zu wenig Lastwagenanhänger kranbar seien. Um LKW weg von der Straße auf die Schiene zu bekommen, wäre aber eine ‚Kranbarkeit‘ nicht zwingend notwendig, wenn man auf das ‚Truck Shuttle‘ Konzept, zurückgreifen würde. Bei diesem Konzept, es handelt es sich um einen begleiteten kombinierten Verkehr (KV), können LKW gleichzeitig, einzeln und unabhängig voneinander in geschlossene Spezialwaggons einfahren und einen Großteil ihrer Strecke mit hoher Geschwindigkeit vorbei an Staus und überfüllten Rastplätzen zurücklegen, während die Fahrer ihre Ruhezeiten einhalten. Das Konzept inklusive Wirtschaftlichkeitsrechnungen wurde bereits in Fachartikeln beschrieben. Hier ist auch gleichzeitig das Problem angesiedelt. Bis auf einen kleinen Teil der Fachwelt dürfte es den meisten Menschen unbekannt sein. Beim Versuch der Vorstellung des Konzepts beim Bundesverkehrsministerium gab es keine hilfreiche Antwort. Dort ist man nach wie vor fokussiert auf den Autoverkehr und fühlt sich für die Organisation des ‚Kombinierten Verkehrs‘ bei der Bahn nicht zuständig.

Auch beim Bundesumweltministerium erkannte man die mit innewohnende Umweltrelevanz nicht und verwies auf das Bundeswirtschaftsministerium. Von diesem gab es zumindest den Hinweis, dass ein solches Projekt bis zu 80 % förderfähig wäre. Der Betrieb wäre hochprofitabel. Es fehlt die Aufmerksamkeit entweder eines potenten Investors oder eines politischer Entscheidungsträgers. Seit mehr als einem viertel Jahr bestimmt ja ausschließlich das Corona-Thema unseren Alltag. So langsam scheinen aber auch die alten Sachthemen wie Klimawandel, Verkehrsbelastung, Elektromobilität, Gütertransport auf die Bahn, etc. wieder in die Schlagzeilen zu rücken. Ebenso ist die Rückkehr (Exit-Strategie) der Industrie nach dem Stillstand in einen irgendwie gearteten Normalmodus nun Bestandteil politischen Denken und Handelns. Die Sachthemen sind nach wie vor auch das Ziel des Truck Shuttle Konzeptes, gegen das wohl im Wesentlichen nur die Höhe der Investitionen sprechen. Diese Investitionen könnten aber auch aus anderer Sicht betrachtet ein wichtiger Bestandteil einer Exit-Strategie sein. Sie sind sowohl Umsatz für die ausführende Industrie als auch Lösungen für die anstehenden dringenden Sachthemen. Zum leichteren Vermitteln des technischen Konzeptansatzes habe ich einen Video-Clip (LINK) erstellen lassen, der die Funktionsweise einfach erklärt. Selbstverständlich stehe ich jederzeit gerne für weitere Informationen zur Verfügung. – Paul Bunzel

 

Synonym zum Desaster des BER steht die unfaßbare Dilettanz zur Situation der Dt. Bahn zu buche. Die infrastrukturellen Fragen bzgl. der Präferenz der „Schiene“ waren die Grundbedingungen, um zumindest die Straße, jetzt zunehmend auch den Inlands-Luftverkehr zu entlasten mit den Zielen der klimabedingten Anforderungen für gesundes Leben. Durch gravierende Managementfehler ist die Lage der Bahn in der Tat bis heute nicht entscheidend besser geworden, angeblich im Gegenteil mit hoher Schuldenbelastung und anmaßender weiterer Forderungen, Steuergeld zu „erpressen“. Die wirtschaftliche Regel Nr. 1 lautet: Mit einem vernünftigen Produkt soviel Umsatz (wie möglich) zu generieren, dass über gesetzte Kosten möglichst viel Gewinn erwirtschaftet wird.

Anscheinend kennt die Führung der Dt. Bahn die entscheidungen Prämissen zum Wirtschaften nicht, was man Erstsemestern schon abverlangt. Ein kleines „Bonmont“ an die Politik: Wie kann man so ein Desaster zulassen ? Die gleiche Dilettanz zeigt sich in der Vernachlässigung der sonstigen Infrastruktur wie zB die Reparatur von Straßen, Brücken (30 Jahre überfällig) und im Ausbau des schnellen Internets (mind. 10 Jahre überfällig). Da ist die politische Führung seit mind. 30 Jahren gefragt (schwarz-schwarz-schwarz … rot … gelb … grün) – und hat versagt ! Da ist es ja schon ein Glück, dass die Dänen fast allein den Fehmarnbelt-Tunnel finanzieren. – Rainer Rehfeldt

 


 

 

Leserbriefe zu „»Was vorhaben muss man«“ von Evelyn Finger

 

„Religion hat man eher ohne als mit der Kirche, die das immer nur Überflüssige ist, das Lebensgefährliche, das Menschen auf Mitmenschen Hetzende.“ „In Deutschland kann es niemals eine Revolution geben, weil es dort keine Intellektuellen gibt, die dafür ihr Leben einzusetzen bereit sind. Oder auch nur ihren Job. Mich selbst nehme ich nicht aus.“ „Nur der Dumme lernt aus Erfahrung, der Kluge aus der Erfahrung der anderen!“ „Pazifisten sind Menschen, die andere für sich kämpfen lassen.“ „In jeden System waren es immer nur die Ausnahmeerscheinungen die Bewegung ins Verkrustete brachten.“ „Ungestraft verachtet keiner die Politik.“ „Wer die Macht hat, hat immer zu lachen.“ „Wer schreibt ist stets verdächtig.“ Zitate von Rolf Hochhuth (1.4.1931-13.5.2020), deutscher Dramatiker – Klaus P. Jaworek

 

In Ihrem Nachruf auf Rolf Hochhuth erwähnen Sie, dass es der Zähigkeit Rolf Hochhuths zu verdanken sei, dass Berlin heute ein Mahnmal für den Hitler-Attentäter Georg Elser habe. Nach meinen laienhaften Erkundungen hat meine Heimatstadt Hamburg nicht einmal eine Strasse nach Elser benannt. Das finde ich sehr schade. Als unabhängige Zeit-Leserin (seit Jahrzehnten) habe ich versucht, das für Strassenbenennungen zuständige Staatsarchiv dafür zu interessieren. Ich wurde mündlich recht unfreundlich abgewiesen. Man habe jetzt andere Benennungsschwerpunkte. Dann habe ich auf einer SPD-Veranstaltung im Stellwerk Harburg Herrn Kultursenator Brosda gebeten, sich für eine Benennung einer Hamburger Strasse nach Georg Elser einzusetzen. Ich glaube aber nicht, dass ich als politisch interessierte „einfache“ Bürgerin mit meinem Anliegen Erfolg haben werde. Wäre es nicht möglich, im Hamburg-Teil oder auch in Ihrem Ressort eindringlich darau hinzuweisen, dass dieser Widerstandskämpfer auch in Hamburg öffentlich gewürdigt wird. – Helga Winzer

 


 

 

Leserbriefe zu „“Jemand muss vorangehen““. Gespräch mit Olaf Scholz geführt von Peter Dausend und Mark Schieritz

 

Das ist seit vielen, vielen Monaten eine konstruktive Aussage zu den politischen Zielsetzungen der Regierung und weit darüber hinaus für Europa, letztlich auch der SPD. Es werden nackte Nachrichten von der Absprache Merkel/Macron gesendet zu einer Absprache der finanziellen Unterstützung in den Ländern Europas – gleich zusammen mit kontroversen Stellungsnahmen. Aber kein Bürger kann unmittelbar erkennen, dass dahinter wirkungsvolle Planung und Zusammenarbeit, und am Ende (hoffentlich) eine Vision für Europa steht. Gut so, das erwarten wir! Und das brauchen wir ganz dringend bei allen täglichen Zumutungen der Kleingeister. – Detlef Geisendörfer

 

Vizekanzler Olaf Scholz ist einer der klügsten und vernünftigsten Politiker, den ich je kennengelernt habe. Das hat er schon in Hamburg gezeigt. Willy Brand war dagegen eine Eintagsfliege. Aus Anstand opponiert er nicht gegen Merkel, die nie eine Politikern war und ist. Die den Bürgern nur Unheil gebracht hat. Und die Medien lassen sie weiter rumwurschteln. Das ist das eigentlich Gefährliche für unseren Staat. Die Frau hätte sich lieber um den Posten von Margret Käßmann bewerben sollen. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Unerhörten“ von Anna Mayr und Robert Pausch

 

In schweren Fällen nennt man es wohl posttraumatische Belastungsstörung, jedenfalls bei Robert Pausch drängt sich die Frage auf, warum er, wenn es um FDP geht, allein Christian Lindner immer scharf aufs Korn nimmt. Dieses Mal insgesamt allerdings etwas milder im Ton, auch abgewogener – wohl wegen Anna Mayr? Dann aber: “Lindner, so sehen es in diesen Tagen viele in der Partei, ist verführt von dem Raum, der sich rechts von der Union aufgetan hat”. Ein böser, weil diskreditierender Satz, der aber rhetorisch verbrämt daherkommt. Hätten die Autoren nicht diesen rechten Raum präzisieren, konkretisieren müssen, damit ihre Volte nicht Gefahr läuft, Lindner ins rechtsextreme Abseits zu schreiben? Vielleicht fürchtete man aber, selber ins flache Wasser der Beliebigkeit zu geraten, die man gern anderen vorhält. Der Titel weist ungeschminkt auf die Intention der Autoren. Im Untertitel insinuiert man Unzufriedenheit “mit Lindners Kurs”. Um aber im Titel auf das laute Schweigen wichtiger Köpfe der FDP – Spitze zu verweisen: “Die Unerhörten”. Unterstellt wird von den Autoren, die sie fälschlich in die zweite Reihe stellen, dass sie “schweigen, um die Partei zu beschützen”.

Und man reibt sich die Augen – wieder einmal werden Wirkungen wie das Abrutschen der FDP in den Meinungsumfragen bemängelt, ohne dass Ursachen zutreffend benannt oder dem Publikum plausibel werden. Lindner wird als ein Wirtschaftsliberaler charakterisiert, der die Seite des politischen Liberalismus der FDP nicht bediente. Und wieder einmal werden die politischen Veränderungen seit 2008, seit 2015 – Globalisierungsfolgen wie Migrationsdruck (AfD), die Verlagerung auf intergouvernementale Politik in Europa (Kanzlerin Merkel) gar nicht erst in die Argumentation aufgenommen, wo es doch um Begründung mit belastbaren Fakten gehen muss bei einer Kritik ad hominem. “Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen”. – Klaus D. Lubjuhn

 

Es zeigt sich immer mehr: Die FDP erweist sich als kleinstes unter vielen großen und größeren Schiffen auf hoher See nicht als sturmfest. Dass nahezu zeitgleich Herr Theurer – nicht irgendwer in der Partei, sondern der stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Bundestag – das grüne Enfant terrible Boris Palmer seiner Partei einverleiben will und Thomas Kemmerich, der unglückselige Kurz-Ministerpräsident und Fraktionsvorsitzende im Thüringer Landtag, gemeinsam mit AfD-Vertretern demonstriert, zeigt, wie führungslos die FDP ist. Fast hat man den Eindruck, es könne dem FDP-Chef Lindner so gehen wie ehedem einem seiner Amtsvorgänger, dem zu früh verstorbenen Guido Westerwelle. Beide haben eine auf sie ausgerichtete FDP mit großem persönlichen Einsatz vor dem Untergang bewahrt, doch in den schwierigen Niederungen des politischen Alltags hatte Westerwelle an Glanz, Autorität und Meinungsführerschaft verloren, so dass sein Führungsanspruch nicht mehr haltbar war. Droht Lindner, der die historische Chance auf eine Jamaika-Koalition vergeben hat, ein ähnliches Schicksal wie Westerwelle? Noch ist kein ernstzunehmender Kronprinz in Sicht, doch das will nichts heißen. Letztlich ist auch Christian Lindner nicht alternativlos. – Karl-Albert Eßer

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Aus dem Netz ins Haus“ von Anne Gerdes (Infografik) und Christoph Drösser (Recherche)

 

Hier kurz meine Erfahrung mit Onlineshops in Corona Zeiten: Da ich kurzfristig neue Handtücher brauchte und die Geschäfte geschlossen waren meine erste online Bestellung bei Galeria Karstadt Kaufhof 6 Handtücher einer Marke in 3 verschiedenen Farben. Es folgten 1 Bestellbestätigung 3 Versandbestätigungen von 3 verschiedenen Geschäften eine pro Farbe. 3 Pakete an 3 verschiedenen Tagen mit Umverpackung und nochmals verpackten Handtüchern, 3 Lieferscheine plus 3 Rechnungen plus Werbung plus mehrere Gutscheine. Per email nochmals 3 Rechnungen und 3 Zahlungsaufforderung der abwickelnden Bank. Später 3 Zahlungsbestätigungen. Der Versand war kostenlos. Umsatz 56 €. 1. eine Umweltkatastrophe 2. Geld verdient man so nicht. 3. So was mache ich nie wieder. – Ralf Fäckenstedt

 


 

 

Leserbrief zu „PROMINENT IGNORIERT. Bußgeld“ von GRN.

 

Ich kann es nicht glauben. Da wird der Beschluss unseres Verkehrsministers, den Temposündern künftig höhere Strafsummen anstelle des alternativen (vorrübergehenden) Führerscheinentzugs aufzuerlegen damit begrüßt, dass dadurch die Kassen heller klingen. Was für eine banale Begründung, die verkennt, dass die Raser am effizientesten durch Entzug der Fahrerlaubnis beeindruckt würden. Denn: Keine Fahrerlaubnis gleich weniger Verkehrstote infolge zerstörerischer Raserei. In diesem Beschluss von A. Scheuer spiegelt sich erneut (Stichwort: Tempolimit) die „hässliche Fratze des Automobil-Lobbyismus“ wider. – Stephan Poser

 


 

 

Leserbrief zu „Tödlicher als das Virus“ von Andrea Böhm et al.

 

Die von den Autorinnen recherchierten Fakten über die indirekten Folgen des internationalen Lockdowns müssen uns in der Bundesrepublik beschämen: Wir diskutieren über eine „ Diktatur“ durch kleine Einschränkungen des Alltags durch Maskenpflicht und Wegfall von Konzerten, während in Afrika und Asien die Versorgung verarmter Bevölkerungsteile mit Lebensmitteln zusammenbricht,Schulkinder keine Schulspeisung erhalten und Impftermine ausfallen. Unser beschränkter Blick auf die Welt könnte nicht stärker verdeutlicht werden. – Wolfgang Hönnicke

 


 

 

Leserbrief zu „Wie starb Nelly?“ von Urs Willmann

 

In der Überschrift heißt es “ Einen Elefanten aus der Steinzeit haben Forscher ….gefunden.“ Nun begann die Steinzeit , die frühste Geschichte der Menschheit , vor 2.6 bis 1.5 Mill. Jahren. Unter dem Bild vom Fund des Elefanten von Schöningen heißt es, “ was von einem …Tier nach 300 000 Jahren übrig bleibt .“ Habe ich hier die Zeitabschnitte nicht richtig verstanden, oder bin ich hier einem zeitlichen Gedankensprung erlegen ? Vielleidht können Sie mich aufklären. – Reinhard Schmitz

 


 

 

Leserbrief zu „Aus Berührung wird Rührung“ von Albrecht Koschorke

 

Bin ich jetzt gerührt? Wär ja schön. Was wollen wir wirklich?…über die eindimensionale, banal-materielle Zweckwelt hinaus, als Mitschöpfer der Evolution, zur Erweiterung, Verbesserung, gegen Schwerkraft des Herzens und Trägheit der Seele? (Schiller). Alles hängt doch mit allem zusammen, unbegrenzter, gefrorener, materialisierter Geist, der sich selbst in den kleinsten Dingen zeigt…, „alles Sichtbare ist Illusion, allerdings eine sehr hartnäckige“, (Einstein). Öffnen wir uns dem ‚Wunder‘ der Quantenphysik! (Max Planck, 1900 !) Jetzt die Chance: Philosophie, Lebenskunde, Meditation, Mitgefühl, Yoga(=Einheit, Ganzheit), Kunst, Musik, Tanz, kurz: Seelenleben!…, im gesamten Zellsystem nachweisbar, (Patricia Lockwood, London 2013). Schon Dali fordert die „Inquisition der kosmischen Mystik in Demut !“ Ganz konkret: Unseren Lehrern 1o mal mehr Gehalt! Würde uns doch tief berühren, oder! – Niklas Delacroix

 


 

 

Leserbrief zu „Mhhh, schleck, mjam!“ von Götz Hamann

 

Was für eine sinnfreie Überschrift. Hoffentlich nicht stilbildend für die ZEIT. Was mich jedoch mehr beunruhigt, ist der Inhalt. Genau wie der entsprechende Wikipedia-Eintrag erweckt der Artikel den Eindruck, das Geschäftsmodell funktioniere ohne Arbeitskräfte. Aber noch wird das Essen nicht von Drohnen oder fahrerlosen LKW ausgefahren. Welche Personalpolitik betreibt das Unternehmen? Arbeitet es wie andere Plattformen mit Scheinselbstständigen, die am Ende pro Stunde weniger als den Mindestlohn verdienen? Sie erwecken den Eindruck, als bestehe es aus jungsdynamischer Führung, Geld, Marketing und Technik. Kein Satz über die Arbeitsbedingungen. Haben Sie denn danach gar nicht gefragt? Bitte nachtragen! – Sabine Hübner

 


 

 

Leserbrief zu „In diesem Wald leben Tausende unbekannte Viren“ von Fritz Habekuß

 

Sehr aufschlussreich und überzeugend die geweitete wissenschaftliche Betrachtung der Corona-Thematik im Artikel von Fritz Habekuss. Erst der dort angesprochene One-Health-Ansatz der WHO (die Überzeugung, dass die Gesundheit von Tieren, Menschen und Umwelt zusammengehören) scheint einen problemadäquaten Rahmen für die notwendigen umfassenden Analysen und die Entwicklung integrierter Sanierungs- und Aufbaukonzepte für unser künftiges Leben und Wirtschaften zu bieten. Hilfreich könnte sein, in einem geeigneten politischen Kontext diesen Ansatz als ZEIT-Leitartikel zu platzieren. Denn mit dem aktuellen Virologen-Bashing, der Öffnungs-Symbolpolitik, dem Wabern von Denk- und Erzählmustern aus der Verschwörungsabseits und dem Druck mächtiger Partikularinteressen verliert zurzeit das Corona-Thema seine wahre Substanz. Es geht immer noch darum, ein Narrativ zu entwickeln, von dem ein roter Faden und ein Sog ausgeht, dem sich niemand entziehen kann. Der One-Health-Ansatz der WHO wäre ein guter Ansatz, auch weil er nicht erst erfunden werden muss. – Reinhard Koine


 

 

Leserbrief zu „Unsere liebsten Spielplätze“ von Clemens J. Setz et al.

 

Nach verschiedenen Kritiken zu einzelnen Artikeln der vergangenen Monate, überlege ich nach der Lektüre der letzten Ausgabe tatsächlich ernsthaft, mich nach einer anderen Zeitung umzusehen. Ich hoffe aber immer noch, dass die Abnahme der Seriösität Ihres Blattes aktuell mit der Corona Krise zu tun hat. Anstatt die aktuell brisanten Themen wie Klimaschutz versus Automobil und Airline Hilfspakete oder Verschwörungserzählungen versus Bill Gates Biographie mit den Ihnen zur Verfügung stehenden journalistischen Möglichkeiten im großen Stil zu recherchieren und herauszubringen, lese ich von privaten Themen wie in der Klatschpresse. Das Thema Geschlechtsidentität empfinde ich ähnlich enervierend und penetrant wie das Thema Veganismus.

Wer was ist oder wer was isst, sollte doch einfach und selbstverständlich jedem selbst überlassen bleiben, anstatt mit ungefragten Statements dazu seinen Mitmenschen die Lebenszeit zu stehlen. Wo sind die Berichte darüber, was in der Welt vorgeht? Die Auseinandersetzung mit all den Veränderungen und Verbesserungen, die jetzt gedacht werden müssten? Von Klimaschutz, über soziale Berufe, Mütterrechte und Vätereinsätze („Gleichstellung“) bis hin zum Grundgehalt für alle?! Von der Organisation „der goldene Aluhut“ habe ich leider auch nicht durch Ihre Zeitung erfahren. Statt dessen Berichte von erwachsenen Menschen über ihre Lieblingscomputerspiele??? Gehts eigentlich noch?!!!!! Peinlich genug, dass die ihre Zeit damit verschwenden aber dass Ihr Blatt tatsächlich den Raum gibt sich öffentlich darüber auszulassen- oder gar danach gefragt hat? Dazu fällt mir wirklich gar nichts mehr ein. Sind die Herausgeber alle verhindert? Wer kümmert sich denn um die Redaktion? Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie aus der Corona Pause ins Journalistische Leben zurückkehren würden. – Bibijana Münch

 


 

 

Leserbrief zu „Die notwendige Denkerin“ von Alice Schwarzer

 

Ihren Artikel aus Seite 53, Feuilleton unter dem Thema Literatur habe ich zweimal gelesen. Es stimuliert positiv, wenn man in begrenzenden Freiräumen in Deutschland, diesen Artikel über Frau Simone de Beauvoir, in Bruchstücken, Ihr Leben mitgeteilt bekommt. Es lenkt vom Alltag ab. Ich kenne Ihre Artikelgeberin nicht. Frau Alice Schwarzer. Aber diese junge Frau schreibt doch schon ganz flüssig, talentbehaftet positiv. (Das mit dem Namen und Beurteilungsmerkmalen ist lieb gemeint) Nun zum Text: Liebe, Gleichberechtigung, Freiheit und Verantwortung. (Gemeint sind Frau und Mann) Doing Gender. Also : sehr geehrte Gäste und Gästinnen. Beim nächsten Artikel von Frau Schwarzer: Und bitte in der Aufklärung klarer, Frau Schwarzer schreibt: S.B. hatte Ihren ersten O. 1947 mit 38 Jahren. Die „W s“. Mehr Details? Warum dieser Leserbrief? Bitte Frau Schwarzer soll „ein ungeheuerliches Leben“ über Herrn Donald Trump schreiben. Geben Sie der Frau eine Chance. Viele freuen sich auf diesen akribischen Bericht. – Dipl.-Ing. Architekt Olaf Haagen

 


 

 

Leserbrief zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

 

Ich lese mich durch den Politik-Teil der ZEIT von dieser Woche – schwierige, kompetente Artikel in ungewöhnlichen Zeiten. Dann, Seite 9, kommt der Moment, wo man innerlich lächelt und im selben Moment nachdenklich wird: Rechts am Rand stehen die ‚Torten der Wahrheit‘ von Katja Berlin. Kommen Sie bitte nie auf die Idee,sich von denen zu verabschieden, solange Frau Berlin noch Ideen hat! Diese Momentaufnahmen sind so pointiert, so schön (böse) zugespitzt, so erhellend, so lustig, so treffend! Immer wieder ertappe ich mich dabei, dass ich denke: Ja, genau, treffender kann man das nicht sagen. Ich glaube, die Wirkung entsteht auch daraus, dass Katja Berlin eben nicht nur etwas sagt, sondern unter der Überschrift ihre Fragen, Begriffe, halben Sätze eben mit diesen Tortendiagrammen ‚garniert‘ und damit erst die eigentliche Verblüffung erzeugt. Ganz wunderbar und gleichzeitig immer wieder einen neuen, anderen Blick auf die Wirklichkeit ermöglichend! Könnten Sie nicht mal einen Werkstattbesuch bei ihr machen? Ein Interview mit ihr führen? Wie entstehen diese kleinen Kostbarkeiten? Vielen Dank an meine ZEIT für die fünfte Spalte auf S. 9 – und natürlich an Katja Berlin“! – Hans-Jochen Kreilos

 


 

 

Leserbrief zu „Jetzt die Zukunft erfinden“ von Stefan Brandt

 

Ich stimme Ihnen zu, dass wir alle entscheiden, wie es nach Corona weitergeht und dass innovative Beteiligungsformate erforderlich sind. Man muss diese jedoch nicht neu erfinden, denn es gibt sie bereits: Unter www.bahai.de finden Sie Kinderklassen, Juniorklassen und Studienkreise, die lokal vor Ort angeboten werden, um eine werte- und zukunftsorientierte Bürgerbeteiligung zu ermöglichen und zum Bau einer nachhaltigen und friedlichen Nachbarschaft und schließlich einer prosperierenden Gesellschaft beizutragen. Ich plädiere für ein Schulfach „Zukunft planen“! – Marion Claus

 


 

 

Leserbrief zu „Waffen für den Frieden?“ Streit von Alexander Lurz und Joachim Krause

 

Ich habe ihr Streitgespräch mit Herrn Krause mit Interesse gelesen. Ich kann ihre Argumente gut nachvollziehen, wünsche mir allerdings, sie würden sie weiter rational nachschärfen. Insbesondere das Schlussargument, der Vergleich zu Drogendealern an Schulen, bedient die Emotionen. Das ist auch wichtig. Auf dem Weg zum globalen Frieden, mit dem fernen Ziel einer kompletten Entwaffnung, werden wir leider Waffen brauchen. Der großen Herausforderung, die dauerhaften Verbündeten auf einer solchen bewaffneten Mission von den eventuellen Umfallen zu unterscheiden, haben sich die Diskutanten leider nicht gestellt. – Sven Prevrhal

 


 

 

Leserbrief zu „Er sollte sterben“ von Christian Parth

 

In dem o.g. Artikel finde ich-wie schon öfter in der Zeit- den Satz( Abschnitt 5), daß Walter Lübke „hingerichtet“ wurde.Ich weiß, Journalisten schreiben voneinander ab…“ Hingerichtet“ in diesem Zusammenhang finde ich unerträglich, legt es doch nahe , daß irgendwie die Rechtsprechung involviert, also es irgendwie auch richtig war. In dem Wort hingerichtet klingt das Recht ja an.Herr Lübke wurde ganz einfach und häßlich ermordet, as klingt aber dann nicht so pathetisch, wird dem Opfer aber gerecht, in dem Wörtchen steckt schon wieder das „Recht“ , merken Sie was? Sprache kann etwas auslösen, Sprache ist mächtig, dies hingerichtet ist Jargon der gewaltbereiten Nazi-Szene, ich hoffe, die Journalistinnen und Chefredaktion der Zeit sind sich dessen bewusst. Ich lese die Zeit seit ca meinem 13.Lebensjahr….und werde es weiter tun, wünsche mir mehr Sorgfalt. – Cornelie Diaz Cespedes

 


 

 

Leserbrief zu „Den Amazoniern droht ein Genozid“ von Karin Ceballos Betancur und Evelyn Finger

 

Es war an der ZEIT, den Genozidin Amazonien endlich anzusprechen. Danke für die beiden Artikel. In den 1980er Jahren hörte ich in Peru im Zuge der Terrorismusbekämpfung von Vertre­terInnen der Oberschicht so­wie innerhalb der Streitkräfte, indigene und andine Bevölke­rung seien ein Fortschrittshindernis, Chilenen, Argentinier sowie US-Amerikaner hät­ten gut dar­an getan, diese „Rassen“ auszurotten. Ich kann mir vorstellen, wie verbrei­tet diese Mei­nung eines gerechtfertigen Ethnozids in Brasilien heute noch ist. Wer so denkt, hat dabei gar kein schlechtes Gewissen. Vor vielen Jahren haben indigene Amazonasvölker sich entschieden, keinen Kontakt mehr zur restlichen Gesell­schaft ihres Landes zu haben. Ein wesentlicher Grund für die Ent­scheidung dieser sogenannten „no contactados“ war ihre Erfahrung, dass sie an von „Wei­ßen“ eingeschleppten Krank­heiten nicht nur starben, sondern nahezu ausstarben. Social Distancing hat es in Peru aus drei Gründen schwer: Das Bildungsniveau ist immer noch niedrig. Viele existenzsichernde Tätigkeiten sind ohne Nähe zu vielen anderen Men­schen kaum prak­tikabel.

Die peruanische Medien rücken Mangel an Medika­menten und medizinischem Gerät in den Vordergrund, so dass in der Bevölkerung der Ein­druck ge­stärkt wird, man sei dem Tod durch Corona hilflos ausgelie­fert, weil man von der Politik vernach­lässigt wird. Hätten Politiker sich zu Beginn der Coronakrise Gedanken darüber gemacht, wie viele informelle Tätigkei­ten weiter, aber anders ausgeübt werden könnten, damit Abstandhalten möglich ist, hätten sie anstatt das Arbeiten quasi „zu verbieten“ Hilfen für diese Umstellung bereitgestellt gestellt und sie propagiert, hätte Covid 19 sich weniger stark ausge­breitet. Falsch ist, dass QUECHUA eine Gruppe verwandter Sprachen ist. Es ist EINE SPRACHE mit verschiedenen Dialekten. Falsch ist auch, dass HARAKNBUT oder ASHÁNINKA Stämme sind. Es sind VÖLKER. Mit „die Quechua“ bezeichnet man in Peru entweder eine Gruppe von Personen, die Quechua spricht oder im Amazonas eingewanderte quechua­sprachige Ureinwohner aus dem Andenhochland. – Annette Holzapfel

 


 

 

Leserbrief zu „Mä-h-ä-h-äääh heißt: Komm her, sofort!“ von Maria Rossbauer in ZEIT leo, die Seite für Kinder

 

Bin Zeitabonnentin und schon 54 Jahre alt aber lese auch sehr gerne die Artikel in der Zeit leo. Habe so geheult am Ende der Geschichte von Weiti. Super! Dankeschön für diesen Artikel.Super. Ist eigentlich was für die Rubrik was mein Leben reicher macht! Ganz liebe Grüsse und dickes Danke!! – Sabine Kara

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Virus, ihre Leidenschaft“ von Jana Simon im ZEIT Magazin

 

Endlich kommt mit der Virologin Karin Mölling auch einmal jemand zu Wort, der nicht in die allgemeine Panikmache mit einstimmt und zugleich eine differenzierte Meinung vertritt. Man fragt sich, warum diese Stimme bisher nicht gehört wurde. Dem sind aus meiner Sicht lediglich noch wirtschaftliche Aspekte hinzuzufügen, die bisher ebenfalls kaum eine Rolle gespielt haben. Unterstellt, man hat durch die harten „Lockdown-Maßnahmen“ tatsächlich 100 Tsd Menschenleben gerettet (was niemand weiß und wahrscheinlich viel zu hoch gegriffen ist), dann steht dieser Zahl ein geschätzter wirtschaftlicher Schaden von mindestens 500 Mrd EURO gegenüber, wenn man die Steuerausfälle und die zusätzliche Schuldenaufnahme berücksichtigt. Daraus ergeben sich Aufwendungen von 5 Mio pro Menschenleben, zumindest 1 Mio, wenn man lediglich die Steuerausfälle von 100 Mrd berücksichtigt. Jeder, der jetzt Schnappatmung bekommt und meint, man könne Menschenleben nicht mit Geld aufwiegen soll sich angesichts dieser Zahlen fragen, ob unser Gesundheitssystem „im Normalfall“ derartige Aufwendungen überhaupt tätigt, geschweige denn hierzu in der Lage ist. Verantwortungsvolle Mediziner werden dies sicher verneinen. – Dr. Jörg Nunnenkamp

 

Mit Interesse habe ich den Artikel gelesen, vielen Dank für die Teilhabe an den interessanten Gedankengängen! Ich schreibe Ihnen als erfahrener Endodontologe in der Hoffnung, der Hauptperson des Artikels helfen zu können: Auf Seite 36 oben links -ab Zeile 13, Stand Anfang April 2020 – steht über Frau Mölling: „Noch dazu quält sie eine Zahnwurzelentzündung, sie nimmt hoch dosierte Antibiotika.“ Auf Seite 37, rechte Spalte, ab Zeile 16, Stand Mai 2020 ist zu lesen: „Ihre Zahnwurzelentzündung ist schlimmer geworden, sie nimmt starke Schmerzmittel, muss operiert werden.“ Soviel Expertise über Viren Frau Mölling fraglos besitzt, so viel Mangel an Information wird bei ihr zugleich auf einem den Viren ganz nah verwandten Gebiet, nämlich bei Bakterien offenbar: In ihrem Zahn besteht höchstwahrscheinlich – dies sagt der Artikel dem Fachmann – eine bakterielle Mischinfektion mit 10-20 verschiedenen Keimsorten. Und ihr Zahnmark lebt nicht mehr. Der Blutkreislauf besteht im pulpentoten Zahn nicht mehr.

Antibiotika können nicht dorthin gelangen, wirken also nicht. Zugleich schaden die häufig eintretenden Nebenwirkungen der Gesundheit. Die Infektion breitet sich weiter aus – nicht nur bei ihr. Immerhin – auch unter allen Lesern der ZEIT sind rein statistisch mindestens 50% persönlich mindestens einmal im Leben von einem endodontischen Problem betroffen. Dabei wäre die Lösung so einfach gewesen: Frau Mölling hätte einen Endodontologen aufsuchen sollen. Auch jetzt noch (soweit der Zahn nicht schon gezogen wurde) ist für Frau Mölling ein Endodontologe die beste Adresse zur Behandlung. Rasche Schmerzlinderung und zugleich langfristiger Zahnerhalt mit sehr gut verträglichen Methoden sind die tägliche Arbeit des Endodontologen. Hilfe bei der Behandlersuche bieten bundesweit VDZE – Verband Deutscher Zertifizierter Endodontologen www.vdze.deund DGET – Deutsche Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie www.dget.de

Wenn schon eine renommierte Virologin dies offensichtlich nicht weiß, wieviel Aufklärungsbedarf besteht dann erst bei der deutschen Gesellschaft allgemein? Wenn die ZEIT zur Aufklärung über das in Deutschland wenig bekannte Fachgebiet Endodontologie mit einem gut recherchierten Artikel beitragen will, werde ich das sehr begrüßen und unterstützen. Gern stehe ich einem Redakteur der ZEIT aus dem Gesundheitsressort im Fachgespräch Rede und Antwort. Für Detail-Information ist auch meine Website www.endodontologie-hagen.deverfügbar. Sie bietet reine Sachinformation ohne Werbung in für Patienten verständlicher Sprache – eher die Ausnahme unter Zahnarztseiten. Eine Bitte: Würden Sie bitte so freundlich sein, diese E-Mail an Frau Mölling und die Autorin des Artikels Frau Jana Simon weiter zu leiten. Danke! Frau Mölling wünsche ich gute Besserung! – Dr. Martin Eggert, M.Sc.

 

Immer wieder muss ich meine Bewunderung für einfühlsame Berichte ausdrücken, zuletzt in dem Portrait über die Virologin Karin Mölling im Zeit Magazin von Jana Simon. Es geht darin ja nicht nur über die wissenschaftlichen Arbeiten, sondern über das ganze LEBEN ! von Karin Mölling. Vielen Dank für diese einfühlsamen Einblicke. – Renate Storch

 

D i e M N B r e t t e t L e b e n u n d s p a r t M i l l i a r d e n ! Frau Professor Mölling stellt überzeugend fest: „Natürlich schützen Masken mehr als sie schaden.“ Dies gilt erst recht, wenn es aufgrund der notwendigen Lockerungen im öffentlichen Raum hier und da unausweichlich (!) eng wird. Die einfache Maske ist dann nicht mal mehr nur ein „zusätzlicher“ Schutz vor Ansteckung durch akut Infizierte, die keine Maske tragen. Vielmehr trägt die „einfache Mund-Nasen-Bedeckung (MNB)“ in solchen Situationen allein (!) zum (!) Schutzbeitrag ihres Trägers bei. Je mehr MNB, umso mehr auch Kompensation für das zwangsläufig steigende Risiko der schrittweisen Lockerung, um das soziale und wirtschaftliche Leben wieder bestmöglich in Gang zu bringen. Die Beurteilung von Karin Mölling deckt sich mit einer weiteren Feststellung aus dem Kreis jener Professorenschaft/Experten, die für renommierte Printmedien sowie auch im Fernsehen gefragte Gesprächspartner sind.

Eine solche Feststellung vom 24.Mai lautet aktuell: „Ja, ich kann mich durch einen Mund-Nasen-Schutz schützen. Dafür gibt es mehr und mehr wissenschaftliche Evidenz, und die Asiaten machen das ja auch sehr erfolgreich.“ Wo je noch heute der Mundschutz (MNB) als „nutzlos“/“lächerlich“ abqualifiziert oder à la ARD-Teletext publiziert wird, die Maske trage nicht/nie zum eigenen (!) Schutz bei, werden derartige Publikationen nicht von aktuellen wissenschaftlichen/empirischen Belegen begleitet. Ministerpräsident Haseloff stellt beim TV-Talk für die Anfang April begonnenen MB-Privatinitiativen samt ehrenamtlichem Nähen/Sponsoring anerkennend fest, dass die MNB, deren Anordnung anfangs einige irrtümlich für nicht rechtens hielten, nicht etwa von Länderregierungen/Kommunen initiiert, sondern aus dem Kreis der Bürger „von unten nach oben durchgedrückt“ wurde. Die MNB rettet Leben und spart Milliarden. – Frank Müller-Thoma

 

Endlich ist in der ZEIT der gesunde Menschenverstand zu Wort gekommen und es ist auch ohne Stigmatisierung als Verschwörungstheoretiker(in) oder Zyniker(in) erlaubt, Fragen zur Corona Pandemie zu stellen, indem die renommierte Virologin Karin Mölling in einem Portrait ihre Gedanken äußern darf. Leider wird deren beharrliches Nachfragen und schlüssiges Denken mit Interpretationen der Autorin zur Person Möllings unterlegt (z. B. „Wer Mölling vor dem Bildschirm sitzen sieht, gewinnt aber noch einen anderen Eindruck: Sie erscheint ziemlich allein“). Für mich sind diese Ausflüge in emotionale Befindlichkeiten überflüssig, tragen sie doch nichts zur Bewertung des von Mölling zur Corona-Krise Geäußerten bei. Oder sollten sie das etwa? – Dr. Ulla Beushausen

 

Gedanken zum Thema C. mittels Kopfrechnung. . Deutschland hat achtzig Millionen Einwohner. . Die werden achtzig Jahre alt. . Folglich sterben zweitausendsechshundert Bundesbürger pro Tag. . Das sind eine Million Bundesbürger im Jahr. . Wenn es so weitergeht werden es zehntausend C.-Tote im Jahr. . Corona erhöht also die Sterberate um ein Prozent. . Vielleicht werden es zwei Prozent. . Dann wäre die gesamte (einschl. Grippe) Übersterblichkeit 2020: Zwanzigtausend. . Übersterblichkeit Grippetote 2018/19: Fünfundzwanzigtausend plus Hitzetote. . Übersterblichkeit Grippetote über die Jahre: Zwischen null und fünfundzwanzigtausend. . Zusammenfassend gibt es bezüglich Corona/Deutschland keinen Grund zur Panik. . Aber auch stark betroffene Länder wie Italien haben die Kurve gekriegt. . Zu den großen Unterschieden in der Übersterblichkeit zwischen den Ländern fehlen mir gute Argumente. . Bezüglich Vergangenheit kann man fairerweise weder Medizin noch Politik einen Vorwurf machen. . Aber ab etwa ersten Mai sind alle gut informiert. . Darum einige vernünftige Forderungen: . Einschränkungen möglichst vollständig zurücknehmen. . Umfangreiche, auch verdachtsunabhängige Kontrollen. . Ab jetzt gehören alle zurechnungsfähigen, neu coronaerkrankten Personen bestraft. . Händedesinfektion und Masken beim Betreten von allen Läden, Restaurants, etc. .

Masken auf allen Bahnhöfen, in allen Verkehrsmitteln. . Strafandrohung tausend € (Korea 3500 €) und soweit als irgend möglich Kontrolle und Durchsetzung. . Wenn ich lese und höre was seit Januar 2020 alles verbreitet wurde und noch wird, komme ich zu dem Schluß, daß ein fließender Übergang zwischen seriösen, ernstzunehmenden Behauptungen und den Äußerungen der Verschwörungstheoretiker besteht. . Der DAX fiel von 12500 auf 8500 und steht jetzt wieder bei 11000. Das gibt in keiner Weise den Zustand der Industrie seit Januar 2020 wieder. . Wenn Corona vorbei ist, kommt auf Grund der Milliarden Gelddruckerei eine starke Inflation. Das merkt man schon jetzt beim Einkaufen. . Bei der folgenden Vermögensumschichtung sind vielleicht tatsächlich Verschwörer am Werk. Der Wert der Immobilien bleibt ja erhalten. . Eigentlich könnte man sich jetzt überlegen, was alles nicht notwendig ist. . Zweite Landebahn, Flugverkehr innerhalb Deutschland, Gaudiautoverkehr, Kleiderorgien, etc. . Aber wegen der jahrzehntelangen Fehlentwicklungen läßt sich unser übertriebener Luxus halt nicht schnell zurückentwickeln. . Habe ich noch etwas vergessen? – Helmut Bichler

 

Was haben larmoyante Details über eine Professorin – ihr schmerzender Zahn, ihre Ungehaltenheit(?), ihre Einsamkeit – in einem Interview mit dieser Wissenschaftlerin zu suchen? Einem Interview, in dem es um einen in irritierender Weise alle Regeln des gesellschaftlichen Lebens außer Kraft setzenden Virus geht. Soll Lesern Ihres Artikels subversiv Vulnerability oder eine Fragwürdigkeit dieser Wissenschaftlerin vermittelt werden? Es ist erstaunlich, wie ihr Blatt seit Wochen mehr oder minder eindimensional und dilettantisch berichtet oder auch angesehene Wissenschaftler beschmutzt. – Kerstin Ebert

 

Die Virologin Karin Mölling hätte ihre Freude an einem Staat, in dem ich auch lebe. Die Wundern sich auch über das panische Gehabe vieler Europäer. In Singapur gibt es so gut wie keine Pandemie. Das Schengen Abkommen hat das in Europa bewirkt und natürlich die starke Einwanderung von Flüchtlingen. Das wird von den Verursachern bestritten. Zusammengenommen mit der Dummheit hilft dann natürlich kein Medikament. Glück gehört aber auch dazu. Wäre dass Virus vor der Flüchtlingswelle über die Menschen hereingebrochen, was wäre das dann für ein Drama gewesen. Was besonders nervt, sind die viele Menschen in unserem Land, die sich alle als Ordnungshüter aufspielen. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Eine gute Tür“ von Martin Machowecz im ZEIT Magazin

 

Ihr Artikel beantwortet eine dringende Frage: Der zweite oder dritte Gedanke, der mir bei der Nachricht von dem Attentat in Halle kam war: Warum war die Tür nur so stabil? Vielleicht will eine jüdische Gemeinde ja unter sich sein und bringt dies mit einer stabilen Tür zum Ausdruck. Hoffentlich ist der Grund dafür bloß nicht die Angst vor den Deutschen! Mit größter Erleichterung erfahre ich von Ihnen, beides falsch: Es war der Denkmalschutz! Der verbreitet zwar manchmal Angst und Schrecken unter uns Bauherren, aber das ertragen wir gerne. Es war der Denkmalschutz, ein genialer Handwerker, der mit Freude für einen Auftrag an die jüdische Gemeinde solide Handwerkskunst abgeliefert hat und ein schwachsinniger Täter, der Gott sei dank nicht auf das Sperrholz gezielt hat. Ich hoffe diesem Thomas Thiele ist auch nur im entferntesten klar, wie sehr nicht nur seine Tür, sondern auch seine uneitelen Worte diesen „Vollhonk“ entwaffnen. Neben dem Mitgefühl für dessen tragische Zufallsopfer steht am Ende die Freude darüber, dass die Initiative für die noch sicherere Tür von Herrn Thiele und dem BKA ausgeht. Wenn die jüdische Gemeinde sich nicht selbst um ihre Sicherheit kümmern muss, dann ist es so wie es sein soll. Vielen Dank für die wichtige Recherche und die wunderbare Geschichte. – Heiner Gröschner

 

Mit großem Interesse und aufrichtiger Freude las ich den Artikel „Eine gute Tür“ im jüngsten Zeitmagazin. Ich war ganz angetan davon, wie Ihr Redakteur Martin Machowecz so einfühlsam den Tischler schildert. Wie all die Schwierigkeiten im Leben des Tischlers zur Sprache kamen und mit welcher Bescheidenheit und zugleich welchen ehrlichen Stolz Herr Thiele seine Arbeit schildert. Dafür danke ich Ihnen. Warum schreibe ich die Zeilen? Sicherlich weil der Artikel in vielfacher Hinsicht lesenswert ist. Mir geht es aber auch darum, dass ich mich immer freue, wenn ehrlich arbeitende Menschen gelegentlich zu Wort kommen, die noch solide Arbeit leisten und abliefern. Nur zu oft finden sich als „Werktätige“ sog. „Kreative“, Blogger, und Modepüppchen – auch in Ihrem Magazin. Geben Sie bitte öfter ehrlich arbeitenden Menschen eine Bühne; es gibt sie ja, ob z.B. Mauerer, Elektiker, Müllwerker oder Kassiererinnen. – Hans Bichler

 


 

 

Leserbriefe zu „Über Urlaubspläne im Rahmen des Erlaubten“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Ich stimme Ihnen allumfänglich, eigentlich zu allen Inhalten Ihrer Zeitkolumnen, zu, aber müssen Sie zum sicherlich löblichen Besuch Ihrer Mutter innerhalb Deutschlands wirklich ins Flugzeug steigen? Das ist doch aus vielen bekannten Gründen heutzutage nicht mehr zeitgemäß, auch wenn man vielleicht ein paar Stündchen 《einspart》, Zeit, die man im übrigen ja herrlich z.B. in der Bahn zum Artikel schreiben nutzen könnte, finden Sie nicht? – Dr. Otto Doermer

 

Mir scheint, Herr Martenstein hat die Brisanz der Klimakrise nicht verstanden. Oder warum fliegt er nach Hessen (ich nehme mal an, innerdeutsch?), um seine Mutter im Heim zu besuchen, und fährt nicht mit der Bahn? M.E. ein Armutszeugnis! Schöne Grüße von einer Vielbahnfahrerin ohne Auto aus Berlin! – Margret Rodi

 


 

 

Leserbrief zu „Gesellschaftskritik. ÜBER BABYNAMEN“ von Heike Faller im ZEIT Magazin

 

Ich liebe „Die Zeit“ und darin natürlich den unvergleichlichen Martenstein. Ein wöchentliches Highlight. Mal besser, mal schwächer aber immer lesenswert. Ebenso die „Gesellschaftskritik“. Aber eines muss ich unbedingt noch wissen bevor ich sterbe: Warum, warum nur, ist es allen deutschen Journalisten bei Strafe verboten irgendetwas gutes über Elon Musk zu schreiben ? Ob die Kritik nun dumpf und inkompetent ist (wie meistens) oder intellektuell verbrämt wie nun im ZEIT Magazin, es ist immer die gleiche Tonlage. Hätte Deutschland nur einen einzigen Unternehmer der nur halb so gut ist wie Elon, es würde um die gesamte Automobilindustrie anders aussehen. Vom Rest seiner Firmen ganz zu schweigen.

Warum also wird Elon immer nur herabgewürdigt ? Ist es common sense in der Branche Elon Musk einfach „Schei…“ zu finden oder ist das eine Richtlinienvorgabe der Anzeigenabteilung um die werten Kunden nicht zu verprellen ? Ich werde es nie erfahren, aber ich vermute es ist letzteres, leider. Da meine Frau ebenfalls Journalistin ist (allerdings im Heimtierbereich) vermute ich stark letzteres. SCHADE ! Der Mann ist einfach nur genial und sollte als Vorbild für unsere Jung- und vor allem Altunternehmer dienen und nicht als jemand an dem sich die etablierten Medien zu unrecht abarbeiten. Naja, das Abo behalte ich bei, auch wenn ich nun einmal mehr sehe das unabhängiger Journalismus immer mehr bröckelt. – Bertram Anderer

 


 

 

Leserbriefzur Deutschlandkarte „ERDBEEREN“ von Matthias Stolz im ZEIT Magazin

 

Ihre Deutschlandkarte hat mich heute doch irritiert: M-V ist mit „nur vereinzelter Anbau“ abgebildet. Dabei hätten Sie es bei einer Recherche in dem Archiv der ZEIT (Nr. 23/2018 vom 30.5. 2018) unter „Wer ist eigentlich dieser Erdbeer-Karl?“ von Alard von Kittlitz schnell gesehen: Hier im Nordosten werden soviele Erdbeerfelder betrieben wie in Bottrop, Landkreis Groß-Gerau und Landkreis Rastatt zusammen. Und Karl, bzw Robert Dahl kommt in diesem Artikel auch noch ganz sympathisch rüber. Grüße von der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst – übrigens bei uns kann man die Erdbeeren von Karl schon wieder direkt am Stand kaufen und genießen – regional eben.. – Ernst-Otto Kock

 


 

 

Leserbrief zu „Ich habe einen Traum “ mit Amili Targownik im ZEIT Magazin

 

Der Beitrag „Die Leute sehen dich und stempeln dich ab“ erinnerte mich an eine Begegnung vor Jahren mit einer jungen Frau, die von Geburt an blind ist. Sie ist Deutsche, aber da sie in Deutschland keine Chance auf eine ihren Fähigkeiten entsprechende Bildung hatte (sie durfte nur Sonderschulen besuchen), wanderten ihre Eltern mit ihr nach Amerika aus als sie 14 Jahre alt war. In Amerika machte sie Abitur, studierte Meteorologie, promovierte und als ich sie traf, bekleidete sie eine feste verantwortungsvolle Stelle als Wissenschaftlerin. Ist es nicht beschämend, daß wir hier in Deutschland oft so fahrlässig mit jungen Menschen umgehen, die eine Behinderung haben? Ich weiß, es gibt seit einiger Zeit bei uns Inklusion. Aber trotzdem glaube ich, daß wir noch sehr weit entfernt sind von einer Selbstverständlichkeit im Umgang mit Behinderten, die sich durch alle Bereiche – Ausbildung, Arbeitswelt, öffentliche Infrastruktur und öffentliches Leben, und allgemein den menschlichen Umgang miteinander – zieht. – Helga Nitsche

 


 

 

Leserbrief zu „Männer und Krise“ von Jana Hensel in der Regionalausgabe ZEIT IM OSTEN

 

Vielen Dank für Ihre so positiv-zugewandt formulierte, konstruktive Bitte an Markus Söder! Seine Äußerung in dem SPIEGEL-Interview, in Krisen werde oft nach dem Vater gefragt, verstehe ich indessen nicht als Rückfall in „alte Schubladen“, sondern als Rückbesinnung auf die Verantwortung des Vaters und Mannes, wie sie eigentlich sein sollte. Und die bedeutet nach meinem Verständnis: Da sein – nicht nur in den schönen Zeiten des Ehe- und Familienlebens, sondern gerade auch in allen Widrigkeiten und Schwierigkeiten; nicht flüchten, sondern standhalten, nicht den Kopf ‚hoch-halten‘, sondern ‚hin-halten‘. Mit Ihnen hoffe ich, dass die gegenwärtige Entwicklung die letzten 30 Jahre Gleichberechtigung nicht zurückwirft, sondern weiterführt. Und dazu würde sicher eine Verbesserung der Beziehungsstukturen im gesellschaftlichen Kernbereich beitragen (Wertschätzung, faire Absprachen, gerechte Aufgabenverteilung, der Mann übernimmt seine Verantwortung auch dort, wo sie ihm unangenehm ist). Das hülfe auch der Politik, ihre Hausaufgaben im Hinblick auf noch ungerechte gesellschaftlichen Strukuren zu machen. – Hartmut Reibold

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Du darfst dich schämen“ von Corinna Schöps et al. in der Beilage ZEIT Doctor

 

Heute möchte ich mich mal über dieses besondere Heft herzlich bedanken. Alle Themen haben mich sehr interessiert und zum Teil auch sehr bewegt. Das Thema „Scham“ hät mich besonders bewegt, weil ich oft das Gefühl habe, daß sich viele Menschen überhaupt nicht mehr schämen für Dinge die sie tun, bzw. sagen. – Ute Koch

 

Für die fulminante Darstellung der vielen Fassetten der Scham und deren Auswirkungen möchte ich mich herzlich bei der Autorin Corinna Schöps bedanken. Sehr interessant erschien mir auch die Darstellung des Scham- Aggressions- Zusammenhangs. Bzgl. des „Sündenfalls“ Adams und Evas möchte ich ergänzen, dass der Urmythos wohl die Entstehung des Bewusstseins der Menschheit und die damit verbundene Erkenntnis ihrer Sterblichkeit beinhaltet. Im selbständigen Denken erkannte die Kirche dann wohl die „Erbsünde“ und konnte so den Gläubigen die Schamesröte ins Gesicht treiben! – Heiner Drabiniok

 

Sie haben einen grossartigen Artikel in ZEIT verfasst. Ich bin sehr angetan und begeistert und habe darin – obschon ich mich mit dem Thema schon jahrelang befasse – viel Neues erfahren. Ich selbst habe ebenfalls einen Artikel zum Thema SCHAM verfasst, der in wenigen Tagen in einer transaktionsanalytischen Zeitschrift erscheinen wird. – Jürg Schläpfer

 

Ich gratuliere Ihnen zu einem sehr schönen „Du darfst dich schämen“-Text im Zeit-Doctor! Ein Aspekt, der den Text inhaltlich bereichern und abrunden könnte, fehlt mir allerdings. Das ist der Aspekt des Fremdschämens. Es soll etliche US-Amerikaner geben, die sich für das Verhalten ihres Präsidenten schämen, oder auch Bürger, bei denen sich das schamlose Verhalten rechtsextremer Mitbürger in ihrer Stadt in einer Form des Fremdschämens äußert. – Axel Haltenhof

 


 

 

Leserbrief zu „»VERGISS MICH NICHT«: DER MUND SPRICHT IN EIGENER SACHE“ von Andrea Böhnke in der Beilage ZEIT Doctor

 

Hauch des Grauens. Vielen Dank fuer den Bericht ueber Halitosis.(Mundgeruch). Als Zahnarzt durch viele Jahre habe ich mich fuer das Problem interessiert und habe auch die Erfahrung dass dass Problem im Bereich der Mundhoele liegt. Als meine Frau Halitosis bekam war der Verdacht auf Diabetes oder Stoffwechsel (Levaxin). Die Mundhygiene ist perfekt. Weder meine Tochter, ihre Zahnarztkollegin in der Praxis oder der Leiter der Klinik fuer Oralchirurgie haben de Ursache feststellen koennen. Als sie beim Arzt wegen Bauchschmertzen gewesen ist,wurde sie fuer Gastroskopie hingewiesen. Die Diagnose war Ulcus ventriculus (Magengeschwuer). Nach der Antibioticabehandlung ist der Halitosis verschwunden (aber nicht die Bauchschmertzen) Amateurdiagnose? – Finn Ola Skulstad