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18. Juni 2020 – Ausgabe 26

 

Leserbriefe zu „Der neue Bildersturm“ von Jens Jessen

 

Die neuen „Denkmäler“ (die keine sein sollen) sind bereits gemacht! Archaisch, aus Stein, bunt bemalt und ohne Sockel – immer auf Augenhöhe mit dem Betrachter. In der Auswahl: – Die Kunstaktion „Rettungsgasse“ /2019, – die langen Flure in Wuhan, – Polizeieinsatz in Hongkong, – der (platte) Fußball, – Gelbwestenprotest, – australische Brandbekämpfer (erschöpft) ; die Skulptur anlässlich der Tötung von George Floyd ist noch in Arbeit – Ulrich A. Fay

 

Mein Anti-RassismusVorweg: Man muß Bismarck nicht mögen, aber wegen des Kolonialismus sollte man nicht die vielen Bismarck-Denkmäler umstürzen. Da steht eher Wilhelm II im Fokus. Bismarck war zunächst dem Kolonialismus und schillernden Figuren wie Adolf Lüderitz skeptisch gegenüber, wollte ihretwegen keinen Konflikt mit Großbritannien anzetteln. Trotzdem wurde unter ihm Deutschland zur viertgrößen (nach Fläche) Kolonialmacht, in Berlin, auf der Kongokonferenz 1884/1885 wurde Afrika unter den Kolonialmächten aufgeteilt. Ich würde am heutigen Sitz des Bundestags die Lettern „Dem Deutschen Volke“ abschrauben. Den ehemaligen Reichstag hat Wilhelm II, der größere Kolonialismus-Fan, nicht aus seiner Privatschatulle finanziert, sondern aus Steuern – die Immobilie ist „unser“. Mich stört auch die Referenzierung als „Reichstag“. Zerstören würde ich Denkmäler und andere Erinnerungen an diese Zeit nicht. Städte mit viel Kolonial-Material (einschließlich der Reichtagsinschrift) sollten das in Museen und auf Wiesen zusammen bringen und dort in den richtigen Kontext stellen.

In Bremen 1932 wurde das „Reichskolonialehrendenkmal“ zum Antikolonialdenkmal umgewidmet. Das ist ein sinnvoller Ansatz. Dass die koloniale Aufarbeitung erst langsam ihren Weg in die Diskussion ums Humboldt-Forum gefunden hat ist eine Ironie der Geschichte. Man konnte sich immer schon mit dem Thema beschäftigen, aber anders als in den Nachbarländern kam Kolonialismus bei uns seltener in der Politik und in den Medien vor. Das scheint sich zu ändern und das ist gut so. Die eigentliche Frage ist, wie offen die ehemaligen Kolonialmächte mit ihrer Vergangenheit umgehen. Das tun sich alle schwer. Rassismus bedeutete, die Menschen in den Kolonien geringer zu schätzen. Selbst der gute Albert Schweizer sah die Intelligenz der Schwarzen auf maximal auf dem Niveau eines 14-jährigen. Das war Unwissenheit, aber auch gern hingenommene, lange gepflegte Überlegenheit.

Die angemessene deutsche wie europäische Afrikapolitik wäre friedliche Zusammenarbeit und fairer Handel. Da sind noch Zweifel auszuräumen. In den USA gibt es klassische Ungerechtigkeiten zwischen den Bevölkerungsgruppe: Bei Justiz und Polizei sowie – weniger bekannt – bei dem Wild-West-Genre. Ein Viertel der Cowboys waren schwarz – in den Filmen tauchten sie nie auf. Diese Diskussion einfach auf unsere Verhältnisse zu übertragen führt zu falschen Schwerpunkten. Witzig: als 1968 Dahrendorf und Dutschke auf einem VW-Dach mit Studenten diskutierten übernahmen sie eine Stilistik von McNamara und einem US-Studentenführer Jahre zuvor. – Gerhard Schroeder

 

„Ernsthafter, glaubwürdiger Antirassismus ist keine Sache gelehrter Seminare, sondern robuster Politik und Polizeiarbeit – und einer gesellschaftlichen Ächtung, die weit über akademische Zirkel hinaus verstanden werden kann.“ Sehr geehrter Herr Jessen, diesem Zitat aus Ihrem Artikel „Der neue Bildersturm“ aus ZEIT No. 26 kann ich fast vollends zustimmen. Im Gegensatz zu Ihnen finde ich es jedoch genau deshalb nicht naiv, wenn Robert Habeck von einem „Verlernen“ des Rassismus spricht – ich assoziiere damit nicht bloß „Anti-Rassismus-Seminare“, sondern letztlich einen kollektiv-gesellschaftlichen Transformationsprozess. Dabei sollten alle Ebenen von Rassismus adressiert werden: die epistemische, die institutionelle und die personale (nach Ina Kerner 2009, Differenzen und Macht). Sie haben deswegen völlig Recht Einseitigkeit zu beklagen, wenn man sich nur auf die institutionelle („struktureller Rassismus“) oder epistemische („Seminare“) konzentriert und die personale (Rassist*innen) dabei ignoriert.

Ihre These, die Konstatierung von strukturellem Rassismus führe zur nebulösen Schuldzuschiebung an Systeme und entlaste so die Verantwortung des Einzelnen, kann ich aber nicht so ganz gelten lassen. Es ist in meinen Augen richtig und notwendig, realexistente systematische Diskriminierung (z.B. auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt) anzusprechen, nur so kann ein Problem überhaupt verändert werden. Natürlich, der Bezugspunkt des Systems ist dabei immer ungreifbarer als es konkrete Personen sind. Ein*e einzelne*r Rassist*in ist scheinbar schneller „neutralisiert“, als ein rassistisches System, das liegt in der Natur der Sache. Das macht es aber nicht weniger notwendig, auch die strukturellen Ursachen abzuschaffen. Denn alle Ebenen (s.o.) sind in meinen Augen gleich wichtig. Selbst wenn alle potentiellen, rassistischen Straftäter*innen im Gefängnis sitzen würden, gäbe es weiterhin epistemischen und institutionellen Rassismus, der Menschen in der Gesellschaft träfe.

Deswegen: Das „System“ dient nur dann als Alibi-Ursache und Schuldverschiebung, wenn gleichzeitig alle anderen Ebenen ignoriert werden. Darum: Nicht Einseitigkeit ist angesagt, sondern Integration. Deswegen stimme ich Ihnen weiterhin zu, dass dies eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, nicht nur die von Menschen, die sich als „schwarz“ bezeichnen. Anders als Sie kann ich jedoch den Widerspruch verstehen, wenn diskriminierte Menschen und Verfechter*innen der Critical Whiteness- Studien zur radikalen Selbstreflexion weißer Menschen aufrufen und gleichzeitig verlangen, dies dürfe kein ausschließlich „weißes Thema“ werden. Fakt ist, dass weiße Menschen einfach kaum Rassismus-Erfahrungen machen. Deswegen gebietet schon dieses Nicht-Erleben und Nicht-Wissen eine gewisse Demut in der Herangehensweise. Wenn man verstehen will, wie Rassismus auf individueller Ebene wirkt, sollte man die fragen, die es durch Selbsterfahrung (leider) wissen müssen, alles andere wäre ignorant.

Ich glaube, manch radikale Forderung, die besagt, dass Weiße sich doch bitte aus diesem Thema raushalten sollten, kommt gerade aufgrund der systematischen Benachteiligung und Unterdrückung von diskriminierten Menschen zustande. Stuart Hall benannte in diesem Zuge ein sogenanntes Repräsentationsregime – also die jahrhundertelange, systematische, diskursive Marginalisierung von schwarzen Menschen, die zu einer Fremdzeichnung geführt hat, über die sie nicht mitbestimmen konnten – weil Weiße es verhindert haben, entweder durch distinkte Personen, aber eben auch durch ein gesellschaftlich und politisch eingefahrenes System. Deswegen finde ich den Verdacht der Gefahr der weißen Bevormundung und der Aneignung des Themas Rassismus durch Weiße (siehe Kritik an ausschließlich weißen Talkshowrunden zu dem Thema) völlig legitim. Viele befürchten, dass sie wieder einmal nicht zu Wort kommen, dass nur über sie gesprochen wird, anstatt sie von sich.

Und das ist absolut nicht fair oder gleichberechtigend. Dass die aktuellen Proteste aber gleichzeitig besonders für Weiße, als Teil einer diskriminierenden Gesellschaft, der Anlass zur Selbstreflexion sein sollten, leuchtet ebenfalls ein. Was hingegen stimmt, ist in meinen Augen, dass eine wutentbrannte Schuldzuweisungsmoral an alle Weiße und die radikale Abgrenzung hiervon keine gute Lösung sind, denn so baut man nur die Polarisierung weiter auf. Ziel sollte es doch sein, nicht übereinander zu reden, sondern miteinander. Allerdings: Hier greift ein von Hannah Arendt benanntes Dilemma: Wenn schwarze Menschen Jahrhunderte lang diskursiv benachteiligt wurden, sich selbst nie wirklich darstellen konnten, sondern stattdessen immer von anderen dargestellt wurden, können sie dann bei Subversion nicht nur als das, was ihnen zugeschrieben wurde, antworten?

Verstehen Sie mich nicht falsch: Sie haben völlig Recht, insgesamt sollten wir uns einsetzen für ein „All Lives Matter“, das würde fragwürdige Identitätspolitik, die meist zur Abgrenzung und nicht zum Miteinander führt, untergraben. Wenn Schwarze aber mit rassistischen Zuschreibungen als „Schwarze“ gebrandmarkt wurden, ist es dann nicht auch legitim und verständlich, dieses Schwarzsein umzucodieren, sich selbst definieren zu wollen, eine eigene Identitätspolitik damit betreiben zu wollen? Und wenn es nun „All Lives Matter“ hieße, würde dann nicht die systematische Diskriminierung in der Darstellung von Schwarzen verwischt? Hier greift das „Differenz-Dilemma“: Da, wo Unterschiede benannt werden, werden sie zugleich erzeugt. Da wo Unterschiede nivelliert werden, geht die Sensivität für reale Differenzen (auch als Gegenstand von Diskriminierung) verloren. Ich würde es so sagen: In diesem historischen Moment, wo es besonders um die Diskriminierung von schwarzen Menschen geht, sollte „Black Lives Matter“ im Vordergrund stehen. Wenn es allerdings um allgemeinen Rassismus in der Gesellschaft geht, sollte das Motto besser „All Lives Matter“ lauten – denn Sie haben ja Recht, dass auch andere Minderheiten in Deutschland rassistisch diskriminiert werden.

Weiterhin möchte ich mich zu Ihrer Kritik an der „Akademisiertheit“ der Rassismuskritik äußern. Wie gesagt, ich stimme Ihrem Zitat von oben zu. Rassismus kann nicht nur auf akademischer Ebene bekämpft werden, es muss stattdessen eine Neuausrichtung des gesamten Gesellschaftssystems geben, von der Polizei, über die Ämter bis hin zur sozialen Ächtung. Doch ich komme erneut auf die diskursive Marginalisierung zurück. Wie die Literaturwissenschaftlerin Gayatri C. Spivak anmerkt, ist es für diskriminierte, unterdrückte Subjekte extrem schwer, eine eigene Lobby aufzubauen, sich Gehör zu verschaffen, sich selbst darzustellen. In öffentlichen Diskursen gelingt dies in vielen Fällen leider nur über eine akademische Voraussetzung, über eine Intellektualität, die einen erst autorisiert, öffentlich (z.B. in Talkshows) sprechen zu können.

Von daher finde ich es nur logisch, dass die Diskurse zum Thema Rassismus, bei denen auch schwarze Menschen teilnehmen, fast ausschließlich akademischer Natur sind. Langfristig reicht das natürlich nicht, aber wie Sie sicherlich wissen, waren die meisten semi-friedlichen Gesellschaftstransformationen durch soziale Bewegungen/Revolutionen erst einmal mit einem intellektuellen Fundament unterfüttert, welches diese in die Öffentlichkeit brachte (Kubanische Revolution, 68er Proteste usw.). Ob es dann von der zugegeben sehr kleinen, akademischen Blase nachhaltig in die Gesellschaft hineindiffundiert, darüber entscheiden am Ende Bürger*innen und Politik gemeinsam. – Julia Molina

 

Das Wort Bildersturm in Ihrem Artikel weckt Erinnerungen an das, was auf geistig-kulturellem Gebiet nach 1945 in der Sowjetischen Besatzunszone/DDR erfolgte. Die Begriffspaare wie kapitalistisch-sozialistsch, fortschrittlich-reaktionär ersetzten über lange Zeit differenzierende Beurteilungen von Personen der Geschichte, der Kultur und Wissenschaft, und dazu gehörten nicht nur Preußen, Bismarck oder Nietzsche! Wenn der angesehene Romanist Victor Klemperer in den fünfziger Jahren in seinen Vorlesungen an der Humboldt-Universität Berlin über einen Schriftsteller mit einer sehr widersprüchlichenVita sprach, so pflegte er Conrad Ferdinand Meyer zu zitieren: Ich bin kein ausgeklügelt Buch, ich bin ein Mensch mit seinem Widerspruch. Dieses Wort gilt auch heute noch – es ist kein Freibrief für die bekannten Verbrecher und Schreibtischtäter, aber es sollte uns vor ideologisch oder tagesaktuell verengten Urteilen bewahren helfen. Niemand vermag heute zu sagen, ob unter der Flagge des Kampfes gegen Rassismus nicht nur Denkmäler gestürzt werden, sondern ohne Rücksicht auf künstlerische oder literarische Qualität auch Werke der Kunst und Literatur der Verurteilung anheimfallen. – Dr. Karl Klaus Walther

 

Ich schreiben Ihnen aus Anlass des im Feuilleton der aktuellen Ausgabe der ZEIT erschienenen Artikels „Der neue Bildersturm“ von Jens Jessen. Wieder einmal haben Sie hier Herrn Jessen eine Plattform und eine prominente Platzierung geboten, um absoluten Nonsens zu verbreiten. Diesen Artikel in der ZEIT lesen zu müssen hat mich wütend und fassungslos gemacht. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sich die BIPOC in ihrer Redaktion und Leser*innenschaft fühlen, wenn sie mit solchen Worten konfrontiert werden. Das die ZEIT einen Artikel veröffentlicht, der unter der Prämisse „All Lives Matter“ (und das ist ja nur die Spitze des Eisbergs hier) steht, ist mehr als nur enttäuschend. Ich weiß nicht, was genau Herr Jessen mit seinem Artikel bezwecken wollte, aber was er am Ende unter Beweis stellt ist höchstens seine eigene Ignoranz und White Fragility. Schon der Untertitel des Artikels ist bestenfalls irreführend.

„Der Kampf gegen Rassismus erreicht die Kultur“, steht hier. Debatten um Rassismus werden im Kultursektor schon seit Langem geführt, sei es im Bezug auf die Restitution von Kunstwerken, die unter zumindest fragwürdigen Umständen in westlichen Besitz gelangt sind, das neu wieder aufgebaute Humboldtforum in Berlin oder die strukturelle – JA, STRUKTURELLE – Benachteiligung von PoC im Kunst- und Kulturbetrieb (hierzu schrieb die Künstlerin Adrian Piper bereits 1990 einen inzwischen kanonischen Essay). Das jetzt Statuen fallen ist also keine plötzliche Entwicklung, hier entlädt sich ein schon lange brodelnder Konflikt.

Schon im ersten Absatz wird dann auch schon deutlich, wie Herr Jessen sich generell zu Thema positioniert. Während er die Empörung in Reaktion auf die letzten Morde an Schwarzen durch weiße Polizisten als „entgrenzt“ bezeichnet, verharmlost er rassistische Bräuche von weißen Menschen als „Nostalgietraditionen“. Ich muss mich doch fragen, ob er die Reaktionen auch als „entgrenzt“ bezeichnen würde, wenn es sich bei den Getöteten um Weiße handeln würde.. In Bezug auf das gestürzte Denkmal für Edward Colson in Bristol schreibt er weiter, dass dieser jahrhundertelang als Wohltäter gefeiert worden war. Die Frage, die er hier allerdings ausspart, ist: Von wem? Jahrhundertelang mussten PoC in westlichen Ländern damit leben, dass ihre Unterdrücker durch diese Denkmäler gefeiert wurden. Weiße haben sich nicht weiter darum geschert oder dies sogar unterstützt.

Trotzdem Jessen immerhin den Anstand besitzt zumindest Cecile Rhodes als „eine der scheußlichsten Gestalten der britischen Kolonialgeschichte“ zu bezeichnen, zeigt er anschließend direkt wenig Verständnis dafür, wenn auch Denkmäler in Kritik geraten, die Menschen gewidmet sind, welche an der Abschaffung der Sklaverei beteiligt waren. Vielleicht sollte sich der Autor mal fragen, ob es wirklich gerechtfertigt ist, jemandem eine hohe Ehre zu erweisen, der das absolute Minimum an Menschlichkeit gezeigt hat und ein Stück Papier unterzeichnete, das ein Unrecht beendete, welches seine eigenen Landleute überhaupt erst in die Welt gebracht haben. Wenn dass die Anforderung für ein Denkmal ist, dann herzlichen Glückwunsch!

Letztlich unternimmt Herr Jessen noch den Versuch die Denkmäler zu retten, indem er sie als Mahnmale bezeichnet. Inwiefern das Abbild einer fürchterlichen Person, errichtet auf einer hohen Säule, über den normalen Menschen schwebend, als Mahnmal fungieren soll, ist mir ein Rätsel. Möchte man Mahnmale errichten, so sollte man diese den Opfern widmen, nicht den Tätern. Will man ein Denkmal errichten, dann sollte es Widerstandskämpfer*innen zeigen und nicht Tyrannen. Denkmäler werden nicht einfach Mahnmale, nur weil das ja irgendwie praktischer wäre.

Weiter bezeichnet Herr Jessen dann Robert Habecks Aussage, man solle Rassismus verlernen, als „naiv“ und wagt zu bezweifeln, dass dies überhaupt möglich sei, „wenn das Lehrmaterial weg ist“. Auch diese Aussage macht deutlich, wie wenig Jessen überhaupt versteht von dem Thema, das er hier behandeln möchte. Das Lehrmaterial zu Rasissmus findet sich nicht in Denkmälern, die diesen reproduzieren. Es sollte sich finden in den Geschichtsbüchern (die diesbezüglich mehr als dringend ein Update bräuchten) und es findet sich in den Schriften und Berichten derer, die seit langer Zeit gegen diese Missstände in unserer Gesellschaft kämpfen. Ich kann an dieser Stelle Herrn Jessen nur empfehlen, sich diesbezüglich mal etwas schlau zu machen und z.B. die Werke von W.E.B du Bois, Frantz Fanon, bell hooks, Audre Lorde, Toni Morrison oder Angela Davis, um nur ein paar zu nennen, zu lesen. Hier könnte er dann auch gleich anfangen, seinen eigenen internalisierten Rassismus zu verlernen. Selbiges gilt für Jessens Kommentar zur Streichung des Begriffs „Rasse“ aus dem GG. Niemand geht davon aus, wie der Autor unterstellt, das Rassismus durch diese Streichung auch aus der Gesellschaft verschwindet. Jessen allerdings verkennt hier (bewusst oder unbewusst) die Macht von Sprache, was mich gerade bei einem Journalisten doch verwundert.

Natürlich lösen Rassisten sich nicht einfach in Luft auf, wenn man das Wort „Rasse“ streicht, aber sie lösen sich noch weniger in Luft auf, wenn man dies nicht tut. Wem ist denn geholfen, wenn das Wort bestehen bleibt, das offensichtlich so dort nicht hingehört und viele Menschen in ihrer Würde verletzt? Der Autor kommt nun folgend wieder zu dem zurück, was er zu Beginn vermutlich u.a. auch mit „Entgrenzung“ meinte. Es werde ja nicht einmal mehr Halt gemacht vor eigentlich „guten“ Menschen, die nur mal irgendwas von „höherrangigen Rassen“ (Churchill) gefaselt hätten. Herr Jessen, ich bitte Sie! Die rassistischen Ansichten eines Premierministers als „Gefasel“ abzutun ist gefährlich. Würden sie selbiges heute bei Trump tun? Jemand mit so viel Macht und Verantwortung faselt nicht einfach, er handelt dementsprechend. Und Bismarcks Anteile an der deutschen Kolonialgeschichte sind nun auch wirklich schwer von der Hand zu weisen. Herr Jessen beklagt, dass das Abreißen von Statuen Lehrmaterial vernichten würde und versucht dann im selben Artikel solche Handlungen unsichtbar zu machen? Das finde ich mehr als fragwürdig!

Mit Jessens letztem Schlag wird dann aber auch ersichtlich, warum das alles. Nachdem er ganz nebenbei den revolutionären Charakter der aktuellen Bewegung in Frage stellt, behauptet er dann sie entferne sich von einem „mehrheitsfähigen Kampf gegen manifesten Rassismus, manifeste Gewalt und Diskriminierung und dringt in jene Zone des Verdachts vor, in der auch das Unscheinbare, Zufälige oder kaum Sichtbare zu ahnden ist“. Wow! Hier liegt also des Pudels Kern. Was ist denn ein mehrheitsfähiger Kampf gegen Rassismus, Herr Jessen? Einer, der für Sie möglichst bequem ist? In dem sie nicht ihre eigenen Privilegien mal hinterfragen müssen? In dem man immer mit dem Finger auf den Anderen zeigen kann und sagen:

„Der ist ein Rassist, aber mit mir hat das alles nichts zu tun!“? Und wer bestimmt denn ihrer Meinung nach, was „manifester“ Rassismus ist? Sie, der als weißer Mann noch nie von Rasissmus betroffen waren? Erneut kann ich Ihnen nur raten, sich erstmal zu informieren, zu epistemischer Gewalt und Mikroaggressionen zum Beispiel, bevor sie darüber urteilen, welche Rassismuserfahrungen relevant sind und welche nicht. Dann verstehen Sie vielleicht auch langsam besser, das struktureller Rassismus sehr real ist und PoC auch in Deutschland sich jeden Tag mit ihm konfrontiert sehen. Und dann könnten Sie auch verstehen, dass es durchaus möglich ist als weiße Person zu verstehen, „wie viel Gift unbemerkt eingesickert ist“. Das ist nämlich gar nicht so unmöglich, es erfordert eben nur ein aktives Zuhören, Hinterfragen, Verlernen. Das ist harte Arbeit, natürlich. Aber es ist notwendige Arbeit und ohne sie kann Rassismus nicht besiegt werden.

Herr Jessens schreibt weiter, seine Hautfarbe könne man ja nunmal nicht ändern, niemand könne der „unterstellten“ Schuld deswegen entkommen, und so könnten ja „Weiße“ den Kampf gegen Rassismus gar nicht unterstützen. Auch hier wird einfach nur deutlich, wie viel der Autor nicht verstanden hat oder verstehen wollte. Die Schuld ist nicht unterstellt, sie ist real. Und wenn man ihr entkommen will, dann liegt genau dort auch schon ein großes Problem. Man muss nicht aktiv rassistisch sein, um von einem rasisstischen System zu profitieren. Niemand verlangt, dass Weiße ihre Hautfarbe ändern. Was aber verlangt wird, ist dass Weiße endlich zuhören, wenn Betroffene über Rassismus sprechen und dass sie die bereits erwähnte Arbeit leisten ihre eigene Position in diesem System zu hinterfragen und aktiv anti-rassistisch zu werden. Wer der Schuld entkommen will, der möchte offensichtlich diese Arbeit an sich selbst schlicht und ergreifend nicht leisten.

Jessens krude, und teils schlichtweg faktisch falsche, Argumentation, spitzt sich dann in seine „all lives matter“ These zu, die wenig überraschend auch absoluter Quatsch ist. Wenn Jessen „All Lives Matter“ als weiße Solidaritätsbekundung versteht, und sich dann wundert, das niemand das gerade hören möchte, dann wundert mich hier langsam gar nichts mehr. Wir brauchen Black Lives Mattergenau deswegen, weil eben nicht alleLeben zählen in unserer Gesellschaft. Niemand möchte mit BLM sagen, das andere Leben nicht zählen. Aber andere Leben sind eben nicht gefährdet wie die von Schwarzen. Ich frage mich wirklich, wie man das immer noch nicht verstanden haben kann und wie die ZEIT diese absolut fehlgeleitete und unreflektierte Meinung so abdrucken kann! Das halte ich nicht nur für falsch, sondern auch für gefährlich! Letztlich möchte ich noch auf Jessens Einstellung zu strukturellen Rasissmus zu sprechen kommen. Dieser ersetzt nicht, wie der Autor es behauptet, die Verantwortung, die jeder individuell in der Gesellschaft zu tragen hat. Struktureller Rassismus ist keine Entschuldigung für individuelles Verhalten und wieder muss ich mich fragen, wo Herr Jessen diese Vermutung überhaupt her nimmt?

Niemand entschuldigt den Nazi von nebenan, den AfD-Funktionär, den Polizisten, der eine schwarze Person ermordet hat. Auch das machen doch die Proteste der letzten Wochen mehr als deutlich. Es scheint mir, dass der Autor nicht versteht, das Rassismus auf mehreren Ebenen in der Gesellschaft exisitert und das er auf allen Ebenen bekämpft werden muss. Mehr noch scheint es sogar der Fall zu sein, das Jessen sich mit dem in Frage stellen des strukturellen Rassismus nur selber freisprechen möchte. Rassisten sind dann eben nur die „Individualtäter“, die Nazis, die Anderen. Wenn man bezweifelt, dass es strukturellen Rassismus gibt, kann man sich auch leicht davon freisprechen selbst von ihm profitiert zu haben. Aber genau dieser Mythos des Individualtäters ist gefährlich. Es handelt sich nämlich eben nicht nur um Einzelne, die falsch handelt, sondern um ein ganzes System, das dies möglich macht.

Ich habe in den vorangegangen Absätzen versucht deutlich zu machen, warum ich den Artikel von Jens Jessen so abscheulich finde. Ich frage mich, ob zu einem anderen Thema auch ein Artikel veröffentlicht worden wäre, der so offensichtlich Ahnungslosigkeit zeigt. Würde man da nicht sagen: Das ist schlecht recherchiert? Denn das ist der Artikel von Herrn Jessen in jedem Fall. Der Autor hat nicht die geringste Expertise, was das Thema angeht und verbreitet falsche und gefährliche Argumentationen, die Sie nun vielen Leser*innen diese Woche zugänglich gemacht haben. Ich bin schwer enttäuscht und wütend darüber, dass Sie diesen Artikel publiziert haben. Ich fordere, dass Sie in Folge einen Artikel veröffentlichen, der diese Argumentation entkräftigt und dass Sie in Zukunft Menschen über dieses Thema schreiben lassen, die tatsächlich Ahnung davon haben! Ansonsten werde ich sicher nicht die einzige Abonenntin sein, die Sie durch solche Artikel verlieren werden! – Johanna Engemann

 

Vor weniger als hundert Jahren wurden in Deutschland Bücher verbrannt und „entartete Kunst“ entfernt. Egal welche Ideologie dahintersteckt, wehret den Anfängen! Wir brauchen Handwerker und keine Horden von Geistes wissenschaftlern die die Deutungshoheit für sich beanspruchen. – Dr. Bernd Ahne

 

Ich habe mir soeben Ihren Artikel “Der neue Bildersturm” durchgelesen, welcher in der Kategorie “Anti-Rassismus” deklariert ist. Zuerst einmal möchte ich Ihnen danken, dass Sie König Leopold II. als scheussliche Gestalt des Kolonialismus erwähnt haben. Dies wird leider noch allzu selten erwähnt und direkt benannt. Beim weiteren Lesen des Artikels war ich dann jedoch mehr und mehr verwundert, erschrocken und schlussendlich enorm enttäuscht, da dieser Artikel Rassismus reproduziert, obgleich er ja Anti-Rassismus als Überschrift hat. Ich verstehe, dass das eine große Behauptung ist. Deswegen werde ich diese im Folgenden begründen. Grundverständnisse Rassismus ist ein soziales Phänomen. Ich nehme an, dass wir uns in dieser Kategorisierung noch alle einig sein werden. Rassismus wird also von Sozial-Forscher*innen und Anthropolog*innen erforscht und auseinander genommen. Selbige haben bereits seit mehreren Jahrzehnten ausführlich in vielen Studien (international) dargelegt, dass es bei Rassismus um soziale Hierarchien geht.

So ziemlich jede*r Rassismusforscher*in wird Ihnen im Gespräch innerhalb von kürzester Zeit bestätigen, dass sich die Rassismusforschung um die Erforschung sozialer Hierarchien (Machtverhältnisse) dreht. Begriffs-Definition “Rassismus” Rassismus fängt also nicht erst an, wenn jemand einer Gewalttat zum Opfer fällt (wie Ihr Artikel klar suggeriert). Macht-Strukturen innerhalb von Gesellschaften sind weitaus differenzierter, als das. Soweit mir bekannt, ist die strukturelle Machtkomponente ein etabliertes Verständnis im Bereich der Rassismusforschung. Bildungsauftrag Solche Gegebenheitenn sollten – meiner Meinung nach – von einer seriösen Zeitung in die Berichterstattung bei so tiefgreifenden Themen miteinfließen, um die Bevölkerung durch Beiträge in brisanten Themen zu bilden. Persönliche Meinung Ich möchte Ihnen nicht ihre persönliche Meinung absprechen, Herr Jessen. Diese ist ja ihre Privatsache. Aber sobald Sie sich als Journalist in den öffentlichen Raum begeben und in einer Zeitung schreiben, von der die Leser*innen ausgehen, dass das was Sie schreiben gut recherchiert und wissenschaftlich fundiert ist, möchte ich klipp und klar die Abgrenzung Ihrer persönlichen Meinung von wissenschaftlichen Erkenntnissen kommuniziert bekommen. Ihr Artikel hat dies gänzlich unterlassen und daher den Anschein erweckt, als entspräche Ihre persönliche Meinung über das Thema “Rassismus” irgendwelchen wissenschaftlichen Ansprüchen, oder Standards.

Machtverhältnisse, die sich in der Sprache ausdrücken Wenn Sie dann suggerieren, dass sich die antirassistische Bewegung im Kreis dreht und jetzt – nach 10 Jahren – wieder bei der “Annahme eines »strukturellen« Rassismus” angelangt ist, fängt der Artikel an, jegliche wissenschaftlichen Hintergründe gänzlich zu ignorieren und es wird deutlich wie wenig der Autor vom aktuellen Rassismus-Diskurs wirklich verstanden hat. Gegebenheiten aus Rassismusforschung & Aktivismus, die im Artikel nicht verstanden wurden: dass es bei Rassismus um soziale Hierarchien geht, was gemeint ist mit “Weiß-Sein als ein soziales Konstrukt” (also: inwiefern als Weißer Mensch von aussen gelesen zu werden die Erfahrungen prägt, die ein Mensch im Leben macht), was der Hintergrund zum Titel “Black Lives Matter” ist und weshalb dieser explizit so gewählt ist, inwiefern Rassismus ein System ist, welches Struktur hat und was der Unterschied zwischen “internalisiertem Rassismus” und “einem Rassisten” ist, dass rassistische Handlungen nicht gleich physische Gewalttaten sind, dass Rassismus in der Sprache, Literatur und im Denken keine VERMUTUNG ist, sondern ein wissenschaftlich (!) erforschbares soziales Phänomen darstellt, wieso Rassismus sowohl durch individuelle Verantwortung, ALS AUCH durch strukturelle Veränderung abgebaut werden muss

(Zitat: “Die Entlastung des Bürgers von individueller Verantwortung … macht auch die begeisterte Aufnahme, die der antirassistische Kampf in den USA hierzulande findet, zumindest fragwürdig.”), inwiefern das Ertrinken von hunderten Schwarzen Menschen im Mittelmeer jährlich etwas mit rassistischen Systemen zu tun hat, dass die meisten Schwarzen Aktivist*innen sich dafür aussprechen, dass Weiße Menschen nicht in der Schuld (die sie eventuell empfinden) verharren, sondern mithelfen, (Macht-)Strukturen zu hinterfragen und zu verändern, dass durch den Freiheitskampf einer von Rassismus marginalisierten Gruppe alle anderen marginalisierten Gruppen profitieren können (muslimische, türkische, jüdische Mitbürger*innen, …).

Recherche. Solche Un-Verständnisse erwarte ich von der Klatschpresse, jedoch nicht von einem Magazin Ihres Formats. Das sind alles Dinge, die die Rassismusforschung bereits wunderbar dargelegt hat. Und um das alles zu verstehen, reicht es bereits ein einziges gutes Buch einer*s Rassismusforscher*in zu lesen. Legitimität des Artikels / Anmaßung Ich sage nicht, dass dieser Zeitungsartikel eine “illegitime Anmaßung” darstellt, weil der Autor Weiß ist. Ich sage, dass er eine Anmaßung darstellt, weil der Artikel enorm schlecht recherchiert ist, ihm maßgebende Grundverständnisse fehlen, er keinerlei Bildungsauftrag erfüllt und er darüber hinaus auch noch zur Spaltung der Gesellschaft in “wir gegen die” beiträgt.

Rassismus-Reproduktion im Artikel. Jetzt wird es um die durch Rassismus etablierten Machtstrukturen in der Gesellschaft gehen und darum, wie diese im Artikel reproduziert wurden. Ich werde die Rhetorik ein wenig auseinander nehmen und auf weit verbreitete, alt eingesessene Stereotype und Vorurteile eingehen: Schwarze Menschen werden im gesamten Artikel als Opfer dargestellt. Kein einziges Wort wird darüber verloren, wie intensiv (und auch erfolgreich) sie sich gegen Ausbeute behauptet haben in der Menschheitsgeschichte. Sie werden als die (zum großen Teil) gewalttätigen Extremisten dargestellt, die unreflektiert Denkmäler zerstören und sich nicht mal ein bisschen Zeit für “selbstkritisches Innehalten” nehmen. Dass wir uns bereits seit Jahrhunderten immer wieder in extrem intensivem “selbstkritischem Innehalten” üben, bevor wir in die Aktion treten, wird dabei total aussen vor gelassen.

Dies reproduziert das Narrativ des ureflektierten, wilden Schwarzen, welches ein zutiefst rassistisches Narrativ ist und in der gesamten Kolonialgeschichte immer wieder heruntergebetet wurde. Es wird die ganze Zeit von “Verdacht” gesprochen und davon, dass uns Dinge rassistisch “erscheinen” – als ginge es um unsere persönliche, individuelle Meinung (geht es nicht!), die “sehr subjektiv und über-emotional” ist. Auch dies ist ein rassistisches Narrativ: Die vermeintliche über-Emotionalität und der Mangel an Objektivität Schwarzer Menschen generell, und spezifisch diesem Thema gegenüber. Auch dafür muss man nur einmal googeln und wird Quellen finden, die man recherchieren kann. Dass Sie sich im Artikel selbst als Weiß identifizieren und dann am Ende Schwarzen Menschen sagen wollen, wie falsch es doch ist, sich als Geisteswissenschaftler*in gegen Rassismus einzusetzen, schlägt leider in die selbe Kerbe.

Erinnern Sie sich, dass ich oben dargelegt habe, dass Rassismus ein Phänomen ist, welches zur Etablierung und dem Erhalt sozialer Machtstrukturen existiert? Zu suggerieren, dass Schwarze Menschen einfach zu … (?ja, zu was denn? zu realitätsfremd? zu ängstlich?, zu faul?, zu dumm?…) sind, um sich in “Untersuchungsausschüssen” zu betätigen – wo man “wirklich etwas erreichen kann”, anstatt “nur Kunstwerke zu hinterfragen” – zeugt von einer Arroganz und Ignoranz einer enormen Größenordnung. Der Fakt, dass Sie nicht inne halten und erst einmal überlegen, WESHALB sich Schwarze Menschen wohl vorzugsweise eher in Geisteswissenschaften engagieren und nicht dort, wo Sie denken, dass es wichtig und richtig ist, suggeriert, dass Sie nicht anerkennen, dass wir einschätzen könnten, wie wir am effektivsten zur Besserung der Situation beitragen können. Glauben Sie wirklich, dass sich die Betroffenen in Geisteswissenschaften engagieren würden, wenn bei der Polizei oder im Gericht, oder in der Politik effektivere Wege wären, Rassismus abzubauen? Und wenn ja, wieso glauben Sie, dass Sie selbst den effektiveren Weg sehen können und einschlagen würden, und wir nicht? Was bringt Sie dazu diese Annahme so öffentlich zur Schau zu stellen?

Dass Sie dann auch noch sagen, dass wir daher keinen “ernsthaften, glaubwürdigen Antirassismus” betreiben (Sie es also besser wissen, als Jahrhunderte des Aktivismus und der Forschung Schwarzer Menschen und anderer Wissenschaftler*innen), suggeriert, dass Sie davon ausgehen, wir wären weniger Intelligent oder fähig, als Sie. Und das kann ja gerne Ihre private Meinung sein. Aber es macht mich fassungslos, dass so etwas von der Zeit gedruckt wird. Solch (mehr oder weniger) unterschwellige Botschaften sind Teil des Problems, nicht Teil der Lösung! Schwarze Körper für pseudo-anti-rassistische Zwecke gebrauchen Zu guter letzt: für all diese Reproduktion von Rassismen dann auch noch das Bild einer Schwarzen Frau als Maskottchen zu mißbrauchen ist eine enorm dreiste Frechheit und Überschreitung jeglicher Grenzen. Meine Forderung an die Redaktion Klar kann und darf jede*r seine Meinung sagen. Von einer Zeitung Ihren Ausmaßes, erwarte ich jedoch, dass fundierte wissenschaftliche Verständnisse hinter Ihren Recherchen stehen. Und damit sind Sie ebenso in der Pflicht, wie die Journalist*innen, die Sie engagieren/beschäftigen.

Wenn es noch niemanden in Ihrer Redaktion gibt, der/die solche Muster der Sprache entdecken und feedbacken kann, dann erwarte ich, dass Sie sich jemanden besorgen, der/die diese Fähigkeiten besitzt. (Es sei denn Ihre Zielgruppe sind ausnahmslos Weiße Menschen, die Rassismus nicht verstehen wollen. Dann kann ich selbstverständlich nachvollziehen, weshalb es nicht notwendig ist, solche Narrative vor Veröffentlichung zu erkennen und ggf. zu meiden.) Wie kann es sein, dass sich in einer grossen Zeitung, die sich regelmäßig mit sozialen Themen beschäftigt, solche Artikel nicht erst einmal von Mitarbeiter*innen geprüft werden, die spezialisiert sind auf das Thema Rassismusforschung? Ich habe erst kürzlich mit der Zeit zusammen gearbeitet und weiss daher, dass es normalerweise einen sehr gründlichen Faktencheck gibt für die Artikel. Was ist hier passiert? Wird das bei dem Thema “Rassismus” nicht als notwendig empfunden, wissenschaftliche Erkenntnisse in die Recherche einfließen zu lassen? Das kann ich mir nicht vorstellen. Ist es ok bei diesem Thema unwissenschaftliche Meinungsmache zu unterstützen?

Ich kann mir nicht erklären, wie es dazu kam, diese Darstellung als reflektiert einzuschätzen. Beim besten Willen nicht. An Herrn Jessen Ich erwarte nicht von Ihnen dass Sie Texte schreiben, um irgendwem nach dem Mund zu reden. Ganz und gar nicht. Kritik kann ja sehr konstruktiv sein. Ich erwarte aber von Ihnen, dass Sie recherchieren, um zu verstehen, und schreiben um aufzuklären, nicht um zu delegitimieren durch die Verbreitung von Halb-Wissen und veralteten Definitionen. Klar hat Ihre Meinung Daseinsberechtigung und Wert, dies jedoch innerhalb eines wissenschaftlichen Kontextes im Rahmen ihrer journalistischen Tätigkeit. Dieser Kontext hat mir gefehlt in Ihrem Artikel. Abschließend Ich habe versucht ruhig zu bleiben beim Schreiben dieses Feedbacks. Ich verstehe, dass Kritik in Deutschland nur ankommt, wenn diese so emotionslos wie möglich transportiert wird. Ich bin jedoch erzürnt. Ich wünsche mir von Ihren Journalist*innen das Knowhow, einen Bildungsauftrag für das deutsche Volk in diesem Thema tragen zu können. Dafür muss mensch nicht Schwarz sein. Das können auch Weiße Menschen sehr gut und sehr kritisch, ohne sich klein machen, oder schuldig fühlen zu müssen.

Das wünsche ich mir von Ihnen, denn das würde ich als gut recherchierte Berichterstattung empfinden. Ich hoffe, Sie halten meine Wut aus und können meine Kritik trotzdem annehmen. Ich will Ihnen nichts böses. Aber ich möchte den Diskurs in eine konstruktive Richtung gelenkt wissen. Dieser Artikel hatte leider eine gegenteiligen Wirkung. P.S.: Ich habe diese Email auch als Kopie an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes geschickt, um diesen Diskurs offiziell zu machen und klar zu stellen, welche Tragweite das Ganze hat. Ich möchte, dass die Gesamtgesellschaft versteht, dass es uns eben nicht (wie Herr Jessen meint) darum geht, Menschen zu beschuldigen, anzuklagen und zu verurteilen, sondern darum, Gehör zu finden und Anerkennung der Wissenschaftlich etablierten Verständnisse flächendeckend zu erreichen. – Martin Lorenz

 

Den gefühlsrohen AFD- Wähler hinterm Schrebergartenzaun … auch das ist arroganter Rassismus, lieber Herr Jessen. Wissen Sie eigentlich, wie viele Bürger türkischer Herkunft hinter solchen Schrebergärtenzäunen Gemüse ziehen und ihre Kinder spielen lassen? – Dr. Bernhard Jung

 

Ist es nicht schön, dass wir in einer Welt Leben in dem wir Rassismus Nazis zuschreiben können und alle anderen sich selig mit dem Gedanken in den Schlaf wiegen können kein rassistischen Verhaltensweisen an den Tag zu legen weil man Farben ja nicht sehen soll. Denn struktureller Rassismus ist nervig und gleicht Selbezichtigungsritualen evangelischer Gemeinden“. So ein wunderbares Plädoyer gibt es ja gerade nachzulesen in ihrer aktuellen Titelgeschichte. Denn der Weiße Autor findet Nazis, vertreibt man nicht in dem man allen die Schuld gibt und tagtägliche rassistischen Handlungen, die „People of colour“ erlebt haben, müssen der Gefahr des nationalsozialistischen Gedankengut erstmal untergeordnet werden. Denn davon gibt es ja viel mehr ja viel mehr und Schwarze sind halt einfach in der Minderheit in Deutschland.

Wahnsinn. Ich bin schockiert und sprachlos und werde das allen meinen Freunden zukommen lasse. Ich hoffe dem Autor blüht ein richtig schöner Shitstorm. In einem aufgeklärten Medium wie der Zeit so einen Artikel zu veröffentlich ist hochgradig peinlich und nicht tragbar. Ich werde ab sofort mein Abonnement kündigen. Denn wenn sich ihre Perspektive lediglich auf die der 40-Jährigen Weißen Männer beschränken, ist es an der Zeit Platz für andere Medien zu schaffen in dem man Dinge differenzierter behandelt. Ich würde empfehlen, dass ihre Redakteure sich zum Thema Rassismus weiterbilden: Denn Überraschung: es ist kein Widerspruch gegen strukturellen Rassismus vorzugehen und gleichzeitig gegen rechtsradikales Gedankengut. – Diana Alemann

 

Mal wieder ein Artikel eines „alten weißen Mannes“, der die Vorurteile gegenüber dieser „Gruppe“ weitgehend bestätigt. Schade. Sichtlich nicht gelesen hat Herr Jessen Chimamanda Ngozi, Kübra Gümüsay, Noah Sow, Karim Fereidooni, … Schade. Klar, es gibt – wie überall bei Protesten und bei Versuchen, starre Strukturen zu lockern – unschönes, unpassendes und übertriebenes Handeln. Das ist bedauerlich und nicht zu beschönigen. Und es ist zu diskutieren, wo genau die Grenzen des Sinnvollen liegen. Manches aus Maxim Billers jüngstem und brillanten Artikel in der ZEIT trifft meines Erachtens auch hier in Teilen zu. Herr Jessen unternimmt nun den altbekannten Versuch, die Übertreibungen zum Anlass zu nehmen, gleich das gesamte Unterfangen infrage zu stellen. Struktureller Rassismus ist aber keine „Wahnidee“.

Vielmehr liegt genau im strukturell und institutionell verankerten Rassismus die Ursache dafür, dass alle bisherigen Versuche, gegen den sichtbareren Rassismus vorzugehen, gescheitert sind. Ebenso wie alle Versuche einer Gleichbehandlung von Frauen und Männern bislang daran gescheitert sind, dass die Aufdeckung der zugrunde liegenden Strukturen erst begonnen hat. In beiden Feldern sind es bevorzugt alte weiße Männer, die sich beständig dagegen wehren und sich hinter tausend fadenscheinigen Gründen verstecken. Ich lese die ZEIT übrigens mit großem Vergnügen, obwohlihre Redaktion sich so ambivalent und damit leider extrem rückständig gegenüber genderneutraler Sprache verhält. Solche Veränderungen brauchen eben Zeit und viele Generationen. – Dr. Sibylle Riffel

 

Auch mich hat die aufkommende Debatte über Rassismus zu einer intensiven Beschäftigung mit dem Thema in den vergangenen Wochen geführt. Jessen verkennt die Kontroverse um „all lives matter“ als das Nichtzulassen von Empathiebekundungen Weißer. Dabei gibt es doch eine Bewegung in der Weiße willkommen sind, die ebendas zum Ziel hat, nämlich „Black lives matter“. Genauso wie beim Feminismus geht es hier nicht darum ein Überlegenheitsanspruch von Frauen oder Schwarzen zu manifestieren, sondern die benachteiligte Gruppe zu benennen. Deswegen ist die Namensgebung wichtig und richtig so und jede Beharrung auf „All lives matter“ zeugt von oberflächlichem Verständnis der Debatte.

Dann erkennt er institutionellen Rassismus als Phänomen an, nur um diesen abzutun zugunsten von individuellem Rassismus. Kein Mensch, der sich gegen institutionellen Rassismus wendet, spricht sich gegen individuelle Verantwortung oder Strafverfolgung aus. Man kann gerne eine Debatte über das sehr interessante Argument der historisch gewachsenen deutschen Affinität für überindividuelle Schuld führen, ohne dafür aber jegliche systematische Erklärung zu entwerten. Deswegen ist nicht jede kulturelle transformation überflüssig. Ist sich Jessen nicht bewusst das Kultur unser Denken mitformt? Und das schreibe ich nicht als Gesellschaftswissenschaftler. Sich danach noch einen Appell zum richtigen Umgang mit Rassismus anzumaßen ist absurd. – Tim Stadler

 

Na ja – diese Runde wird erst mal schwarz – weiss gespielt. Dem jetzt die ganze bunte Vielfalt engegenzusetzen ist schon ein bischen sehr relativistisch. Dann doch Lieber gleich die Totale: Die Anderen sind auch nicht besser, sprich Indianer, PoC, Juden usw sind auch nur Menschen. Und das war’s dann: DER MENSCH IST DAS PROBLEM! Möglicherweise sollte dem Prozess seiner Zivilisation der Vorrang gegeben werden vor dem liberalen Phantasma einer Freiheit – gegen den Anderen (Wettbewerb – Konkurrenz – Unterdrückung – Erniedrigung – Krieg). – Dieter Herrmann

 

Endlich – endlich! – weist mal jemand deutlich darauf hin, dass die selbsterklärten BekämpferInnen des „Rassismus“ selbst die besten VerteidigerInnen des Rassebegriffs sind, den sie doch so gern gestrichen sehen wollen. Denn auf subtile Weise brauchen sie ja die diskriminierende Vorstellung von einer „Rasse“, um ihren Gegnern genau diese Diskriminierung vorwerfen zu können; sonst funktionierte der Vorwurf einfach nicht. Es ist Jens Jessen sehr zu danken, dass er den „Rassismus“-Begriff auf die Füße eines individuellen Verhaltens stellt, das dann auch individuell inkriminiert und belangt werden kann. Und er macht schön deutlich, dass die ganze Aufregung um Symbole, Monumente und Benennungen vor allem eine akademische Schicht umtreibt, die sich gern im Raum von Symbolen, Monumenten und Benennungen aufhält, aber offenbar nicht gern woanders. Sehr hilfreich fürs klare Denken wäre, wenn der Begriff „Rassismus“ als Vorwurf gegen andere grundsätzlich aus den öffentlichen Debatten gestrichen würde. – Joachim Schieb

 

Nein, rassistischen Gegenwind habe ich bei meinen vielen langen Aufenthalten als „Ausländer“ nicht erfahren. Einmal, 1994, stand ich nachts im Taifunregen mit dem Aachener Oberbürgermeister, Dr. Jürgen Linden, in Tokyo vor dem Akasaka Prince Hotel in Tokyo. Der wurde langsam sauer, weil kein Taxi bei uns anhielt, wohl aber bei den japanischen Gästen. „Warum nimmt uns keiner mit?“ fragte er mich leicht aufgebracht. „Weil wir Ausländer sind! Bei denen weiß man nie. Können die zahlen, kotzen die ins Auto …“ war meine Tokyo erfahrene Antwort. Und einmal, 1996, hatte es in der Nacht vor dem Abflug von Tokyo so einen Viertelmeter geschneit und ich musste einen ziemlich abenteuerlichen Weg mit verschiedenen Bahnen nach Narita suchen, gefühlt als einziger gai-jin unter 10000 Einheimischen. Da wurde es doch ziemlich eng für mich.

Einen Big Bang möchte ich in Tokyo nicht erleben, da würde man deutlich erfahren müssen, dass man so überhaupt nicht dazu gehört. Richtig schlecht behandelt wurde ich als Ausländer eigentlich nur einmal, 2009 in Südafrika. Damals versuchte ich eine Ausstellung zur Angewandten Kunst im Süden Afrikas zusammenzustellen und nach Deutschland zu bringen. Kein Termin mit dem Department of Arts and Culture wurde eingeladen, und der Minister vom ANC war schon recht hochfahrend zu mir. Na ja, dachte ich mir, so muss das nach Jahrhunderten von englischer und niederländischer Fremdbestimmung wohl sein. Aus der Ausstellung wurde nichts, aber ich tröstete mich mit einem hervorragenden Rotwein, mit dem eine der ersten schwarzen Winzerinnen, Ntsiki Biyela, dort für die Stellekayo Winery in Stellenbosch große internationale Preise gewonnen hat. – Prof. Dr. Ulrich Schneider

 

Ihr Titel Der neue Bildersturm verspricht etwas anderes, als ihr Artikel dann tatsächlich zu leisten schafft. Seit einigen Tagen wird in den Medien vermehrt von einem neuen Bildersturm gesprochen, verglichen werden die aktuellen Geschehnisse auf einer performativen Ebene mit den Umwälzungen der Reformation. Die ideologischen Unterschiede beider Bewegungen bleiben aber unbesprochen – absichtlich? Anstatt jedoch diesem Leitgedanken zu folgen, ist ihr Artikel eine Momentaufnahme Ihrer persönlichen etischen Auffassung der Bewegung, die, wendet man emisches Vokabular des Diskurses an, aus der Perspektive von white fragility geschrieben ist. Dies wird deutlich, wenn Sie den Sklavenhandel zum Problem der Länder des Westens und der arabisch-islamischen Welt emporheben, als ob sie sagen wollen würden:

„Wir sind aber nicht die Einzigen, die daran beteiligt waren!“ #white fragility. Dass sie jedoch selber in dieser narrativen Polarisierung von Nord und Süd, Weiss und Schwarz, Opfer und Täter gefangen sind, das durchzieht Ihren ganzen Artikel: Wenn Sie schreiben, dass diese Kulturrevolution nur ein Ding der Nordhalbkugel sei. Wenn Sie schreiben, dass eine der Ideen hinter der Bewegung sei, maximale Schuld auf die Schultern der Weissen zu laden.

Viele wichtige Aspekte des Diskurses gehen durch Ihre schlechte Recherche verloren. Der Artikel reproduziert einzig Ihre weissePerspektive auf einen Sachverhalt, von dem Sie, das wird aus ihrem Artikel deutlich, leider nichts verstehen. Struktureller Rassismus, zum Beispiel, wird nicht so verstanden, wie Sie dies wiedergeben. Und aus ihrem Artikel gewinnt man den Eindruck, als ob Rassismus als etwas gedacht werde, was weisse Menschen Schwarzen Menschen zufügen. Dabei ist die Sache viel komplexer. Und würden sie die Komplexität der Sache im Ansatz verstehen, dann wäre Ihnen klar, dass es in der aktuellen Bewegung in Deutschland nicht nur um die Schwarze deutsche Bevölkerung geht. Rassismus betrifft alle nicht-weissen Bevölkerungsteile Deutschlands.

Das was gerade in Deutschland und der Welt passiert nennt man Widerstand. Und Widerstand ist in seiner Theorie das Auflehnen gegen Macht. Widerstand hat nicht das Ziel erfolgreich zu sein, Widerstand will sein, muss sein. Widerstand geschieht aus intrinsischer Motivation heraus. Dass jedoch ein weisser Geisteswissenschaftler wie Sie die Gelegenheit bekommt in Deutschlands zweitgrösstem Wochenblatt eine ganze Seite Bilanz zu dieser Widerstandsbewegung zu schreiben, ist der Beweis der vielleicht nötig war um zu zeigen, gegen welche tief sitzenden Probleme sich die Bewegung richtet. – Emine Ari

 

Struktureller Rassismus meint keineswegs, Rassismus sei bei hellhäutigen Menschen angeboren oder unvermeidlich, sondern, dass er tief in unserer Kultur verwurzelt ist, wir deshalb ALLE zu rassistischen Affekten/Überzeugungen neigen und Weiße, weil sie mit Alltagsrassismus sehr viel seltener konfrontiert sind i.d.R. weniger darüber nachdenken, sprich diesen Affekten öfter nachgeben. Ein Beispiel: Wir Christen malen seit mehr als 1500 Jahren unseren Messias weiß an, laufen jeden Sonntag in die Kirche, um uns ihm zu Füßen zu werfen und kommen nicht auf die Idee, darauf zu reflektieren, was es mit unseren Überzeugungen macht zu glauben Gottes Sohn könne selbstredend nur blütenweiß gewesen sein. P.S.: Das Wahre, Schöne, Gute gewinnt seine Substanz zum Glück nicht aus der moralischen Integrität seiner Schöpfer. Wir können die historischen Verdienste von Churchill, Kant, Jefferson, Gandhi etc. also weiterhin rühmen, nur die kritiklose Heldenverehrung sollten wir angesichts ihres Menschenbildes lieber zusammen mit dem Nationalismus, den sie befeuern soll, als überkommen entsorgen! In der Hoffnung, dass Polemik gegen Minderheiten sich nicht als USP der ZEIT etabliert. – Philipp Höck

 

Ich glaube hier müsste man einige weitere Faktoren berücksichtigen, z.B. sollte man den Slogan „Black families matter „ weitaus mehr in den Vordergrund bringen. Hier liegt nämlich ein Hauptproblem , dass Black-Africans in der American success story so weit unten stehen , und auch kaum aufholen, weil einfach zu viele Kinder durch Mütter ohne Väter erzogen werden. Diese Kinder haben also oft schlechte Karten , wenn sie in die Schule gehen. Da fehlt es an Disziplin, und wohl auch an Motivation. Das müsste viel mehr herausgestellt werden. Warum geschieht dies nicht ? Weil es unpopulär ist ?

Ausserdem waren nicht nur die Südstaatler für die Sklaverei verantwortlich, sondern auch grosse Teile der New England Elite. Einige der grossen Universitäten wurden durch Philantropen bedacht, die ihre Vermögen auch durch Sklavenhandel, ja sogar durch erzwungenen Opiumhandel in China unverdient eingeheimst haben. Einer dieser war der Grossvater von Franklin Roosevelt !!! Auch einige der Gründer von der Brown University sind durch Sklavenhandel reich geworden. Aber nicht nur dort !!! Seltsamerweise hört man nie , dass im 19.Jahrhundert amerikanische Clipper oder Freibeuter, billiges Opium in der Türkei aufkauften, und dann von dort nach China transportieren, wo die Briten den Opiumkrieg gewonnen hatten.

Die Amerikaner profitierten von dieser „Marktöffnung“, und die beiden Importeure duldeten einander. Man könnte also folgern, dass das sogenannte Special Relationship bereits damals anfing. Damit will ich es belassen . Sie sollten jedoch nicht immer der Westen sagen, wenn man einzelne Hauptschuldige hervorheben müsste. Eine Art „ j `accuse“ . Es ist natürlich einfacher wenn man eine Kollektivschuld verteilen kann so wie dies hierzulande meist gehandhabt wird, nach den Nazi-greueln. – Rolf Klotzbucher

 

Der Autor bleibt leider einen eigenen Vorschlag schuldig, wie mit den fraglichen Denkmälern umzugehen ist bzw. wie genau er es sich vorstellt, aus diesen ein Mahnmal werden zu lassen. Darauf zu hoffen, dass sich der Blick der Betrachter auch ohne Mithilfe ändern wird, erinnert an die Vorschläge, die man kleinen Kindern im Fall von Albträumen macht: Denk einfach an was Fröhliches. Das kann ja wohl kaum die Lösung sein. Das schließt ja nicht aus, dass sich anstelle von Demonstranten demokratisch legitimierte Institutionen mit der Frage nach dem Umgang mit diesen Denkmälern befasst und dabei auch zu differenzierten Lösungsvorschlägen und Fall-zu-Fall-Abwägungen kommen. Nur die fraglichen Denkmäler einfach unbehelligt zu lassen, ist geschichtsvergessen. – Gabriel Kos

 

Es ist fürwahr schwer, einem Menschen aus guten Gründen ein beständiges Denkmal zu setzen, ob nun ideell oder gar plastisch. Wir leiden aus menschlicher Kurzsichtigkeit allzu oft an fehlerhafter Diagnostik, die fatalen historischen (Zwischen-)Ergebnisse daraus sind zwar oftmals bekannt, aber selten vollumfänglich aufgearbeitet. Seien wir also überaus vorsichtig bei der Entscheidung, wem oder was wir – privat wie öffentlich – ein Denkmal errichten; und seien wir ebenso vorsichtig bei zeitgenössischen Revisionen ebendieser. Kein Mensch ist, zumal „nachträglich“, auch nur annähernd frei von Fehl und Tadel, entkräftende Zwietracht und Bruchlinien stecken offenkundig in unser aller Genen. Aber lassen wir die Denkmale grundsätzlich als Zeitzeugen stehen, die es achtenswert sind. Auf dass über das, was sie ihrerzeit gegeben und genommen haben, gestritten, aufgeklärt, gelehrt und gelernt wird. – Matthias Bartsch

 

Der Täter ist nicht die Tat und so kann auch Rassismus nicht auf den Rassisten reduzierte werden. „Robuste (meint der Autor „harte“?) Politik und Polizeiarbeit“ wird deshalb vor Rassismus ebenso wenig schützen, wie das Schleifen von Denkmälern. Ja, die Rassisten als justiziable Personen sind das „grausame“ Problem – aber dazu gehört auch der Rassismus als Phänomen, z.B.: als Wahnidee. Warum trennen, was zusammen gehört? Weil sich Ideen nicht verhaften lassen? Weil Denken als Akt menschlicher Freiheit gilt, und somit selbst der eigenwilligste Irrsinn „Immunität“ genießt? Vielleicht kann Rassismus gar nicht bekämpft werden. Als Phänomen ist er kein verwundbarer Gegner. Er zeigt sich immer nur dann, wenn er „praktiziert“ wird, oder jemand etwas für rassistisch erachtet. Rassismus kann nur überwunden werden, kann „sich erübrigen“, wenn er keine Attraktivität mehr verspricht. Kann! Um dahin zu kommen ist eine Diskussion über das, was rassistische Strukturen sein sollen, und welche Bedeutung solche Strukturen für die Entfaltung von Phänomenen haben, wichtig. Der Beitrag von Herrn Jessen ist dazu ein lesenswerter Einstieg. – Jürgen Pilz

 

Sie schreiben: „Die Entlastung des Bürgers von individueller Verantwortung hat eine unselige Tradition…“, die in der „Rede von einem >strukturellen< Unheilszusammenhang“ besteht und „auf einer übermächtigen, gleichwohl fatalen Gedankenfigur des 20. Jahrhunderts“ beruht, weil sie „in den sogenannten totalitären >Systemen<…, den Handlungsspielraum des Einzelnen begrenzt sah und darum von dessen Mitschuld schwieg“. Diesen Befund möchte ich aus leidvoller eigener Erfahrung bestätigen und zugleich ergänzen: jene „übermächtige“ und „fatale Gedankenfigur“ ist eine zutiefst menschliche „Verhaltensfigur“ keineswegs nur des 20. Jahrhundert, die sich aus „unserem“ sozialen Miteinander mit all seinen widersprüchlichen Emotionen ergeben hat. Wie sehr und inwiefern lässt sich an einem besonders bekannten und daher besonders wirkmächtigen Beispiel zeigen, dem Leben Richard von Weizsäckers und seiner berühmten Rede von 1985.

Aus Anlass seines 100. Geburtstags am 15. April und der Rede unseres derzeitigen Bundespräsidenten zum 8. Mai, die 35 Jahre später, also etwa drei Generationen nach jenem Tag der „bedingunglosen Kapitulation“ bzw. „Befreiung“, direkt Bezug nimmt auf die Rede seines Vorgängers damals, habe ich jene Rede noch einmal gelesen und eine faszinierende Bestätigung Ihres Befunds gefunden: die glänzend durchdachte Rede eines wirklichen „Bundespräsidenten“ mit einem nahezu perfekten „Schuldbekenntnis aller Deutschen“ in Gegenwart und Zukunft, weil die, wenn selbst ohne Schuld, das Erbe der Väter anzunehmen und zu tragen haben; ein „Schuldbekenntnis“, das dennoch niemanden ungetröstet zurücklässt, auch nicht den Redner selbst, der ja „jung und an der Planung und Ausführung der Ereignisse unbeteiligt“ war.

Nur einige „Rechte“ waren wirklich unzufrieden; sie vertraten – allen voran F. J. Strauß – noch immer und bereits damals unvergessene Ansichten aus deutscher Vergangenheit, wie sie die AfD heute vertritt. Aus Göttingen, wo Richard von Weizsäcker nach seiner späten „Fahnenflucht“ im April 1945, die ihn vor der Kriegsgefangenschaft bewahrte, schon im September desselben Jahres beginnen konnte, die Grundlagen für seine zweite Karriere zu legen – in seinen Worten an anderer Stelle: „ein wahrer Lebensglücksfall“. – Eckhard Heumann

 

Ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, sämtliche Filme zu verbannen, die rassistische Klischees verbreiten. Wo wird die Grenze gezogen? Auch müssen Filme und Bücher in ihrem historischen Zusammenhang beurteilt werden. Der Roman „Vom Winde verweht“ ist aus dem Jahre 1936, drei Jahre später kam der Film in die Kinos. Als 12jährige „Leseratte“ habe ich das Buch verschlungen. Und war pikiert über die Darstellung der Schwarzen. Das hat mich bewogen, mich über den Hintergrund des Buches und des Filmes zu informieren, über die Situation der Schwarzen in den USA und der Bürgerrechtsbewegung. Dennoch liebe ich den Roman und den Film bis heute und kann gleichzeitig die naive Verharmlosung der Sklaverei registrieren und verurteilen.

Alte Filme und Bücher strotzen nur so von Stereotypen und Vorstellungen, die in der der jeweiligen Zeit als „normal“ galten. Der Film „ Rate mal wer zum Essen kommt“ aus dem Jahre 1967 nimmt rassistische Vorurteile auf die Schippe. Gleichzeitig ist der Film zutiefst sexistisch, denn die (weiße) Tochter des Hauses sieht ihre Rolle an der Seite ihres zukünftigen (schwarzen) Ehemanns darin, diesen bei seiner Karriere zu unterstützen. Eigene berufliche Ambitionen hat sie nicht. Wenn Sexismus auch als Kriterien genommen wird, Filme zu ächten, dürfen nur noch Tierdokumentationen gezeigt werde. – Katrin Stern

 


 

 

Leserbriefe zu „Jung gestrauchelt“ von Martin Machowecz

 

Philipp Amthor ist kein Leichtmatrose im politischen Berlin – trotz seiner jungen Jahre. Gerade als Jurist muss er reflektieren können, was politisch korrekt ist oder was nicht. Fehlt ihm diese Einsichtsfähigkeit, dann ist er für das Amt eines Ministerpräsidenten gänzlich ungeeignet. Da hat sich leider wieder einer von der Macht des Geldes verführen lassen oder er wollte schlichtweg zum Kreis illustrer Typen wie Hans Georg Maaßen oder zu Guttenberg dazuzugehören. Beides kann karrierebeendend sein. – Karl-Albert Eßer

 

Was bitte ist an der Geschichte tragisch? Wer in die Politik geht, sollte bereit sein zu dienenund das nicht mit Ver-dienenverwechseln. Wenn Herrn Amthor offensichtlich das Gespür fehlt, was sich gehört und was nicht, dann ist das nicht tragisch, sondern schlicht dumm. Da hilft auch kein Prädikatsexamen. Volkes Diener ist kein Volks-Verdiener! – Bruno Fey

 

Als fast regelmässiger Leser Ihrer Zeitung schätze ich Ihre gut recherchierten, ausgewogenen und sehr stark vom Mainstream abweichenden Artikel sehr. Die zwei Berichte über Hr. Amthor passen dazu aber leider gar nicht. Ganz sicher hat da jemand einen (großen?) Fehler gemacht, der aber bereits mit reichlich reißerischer Begleitmusik in sehr vielen Medien ausgebreitet wurde. Alleine das macht diesen Fall eher zu etwas für weniger anspruchsvolle, andere Blätter. Dann stimmt m. E. die Relation Schwere des Vorgangs und Aufmerksamskeitwert/Prominenz der Darstellung in keinster Weise zusammen. Ich will nichts beschönigen, aber das hat er mit der kurzen Amtszeit/Politikverantwortung nicht wirklich verdient. Das sieht eher nach „Niedermachen eines evtl nicht überall beliebten Hoffnungsträgers“ oder „Einstimmen in das allgemeine Geheul“ aus. Aber Profis suchen sich dafür Gegner und nicht Opfer aus. Ich freue mich auf die anderen Artikel. – Lorenz Semper

 

Ich erinnere mich nicht, ob auch DIE ZEIT das Bild von Philipp Amthor als Hoffnungsträger verbreitet hat. Ich habe mich jedenfalls im Herbst schon gewundert, welche Bedeutung diesem unbeschriebenen Blatt zugemessen wurde. Ich habe in den fast sechzig Jahren, in denen ich mich für Politik interessiere, zu oft erlebt, dass hochgelobte Aufsteiger mit hehren Ansprüchen an andere, tief gefallen sind. Dem Gedicht vom letzten Jahr füge ich vier Verse zur Aktualisierung und als Rat an den jungen Mann an: „Er wartete nicht lang am Tor/der hochgelobte P. Amthor/Auf dem Platz spielt er im Sturm/beim Schach wär er der rechte Turm/Gemessen an Auftritt und Gebaren/wirkt er mit seinen jungen Jahren/mit Anzug und mit Bügelfalten/schon wie einer von den Alten/Öffentlich ist er der Meinung/ seine altbackene Erscheinung/passe zu ihm genau/Wie das bunte Rad zum Pfau/Er will mit bürgerlicher Tugend/Vorbild sein für unsre Jugend/Die aber hat es satt/dies vorgeführte Geschliffene, Glatt/Erfolgreich hat der Mann studiert/Hat er auch schon pubertiert? -Gut für Philipp Amthor wäre/ begönne er heute eine Lehre/als Gärtner erführ‘ er, dass sein Rücken/ihm auch ermöglicht, sich zu bücken“ – Johannes Kettlack

 

Es geht nicht nur um Herrn Amthor und dessen offenbar stark ausgeprägtes Erwerbsstreben (er ist ja u. a. auch noch für eine Rechtsanwaltskanzlei mit Honoraren von bis zu 3.500 Euro im Monat tätig), sondern um die Grundsatzfrage, was so ein Abgeordneter nebenbei anschaffen darf und davon gegenüber dem Bundestag deklarieren muss. Es ist ein Unding, dass z. B. Aktienbezugsrechte (Stock Options), die seit Jahren bei vielen Unternehmen zu den ganz normalen Bestandteilen der Vergütung zählen, hierbei unter den Tisch fallen. Als Wähler fragt man sich, wie viele Berufe (Direktor in NYC, Rechtsanwalt, …) ein Bundestagsabgeordneter wohl zusätzlich ausüben kann und darf. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Jung naiv Glaubt der junge Zeit-Journalist Martin Machowecz etwa allen Ernstes, dass die „Mentoren“ Merz, Schäuble, Seehofer und Spahn es ihrem Schützling Amthor anders vorleben als wie er es nun von ihnen abgeguckt hat? Sich in der Öffentlichkeit um die Kleine Frau sorgen und im „Privaten“ Kontakte in und Geldflüsse aus den Konzernzentralen zu haben? Machwecz hätte es in diesem Zusammenhang erwähnen MÜSSEN, dass alle CDU-Bundestagsabgeordneten seit einem Jahrzehnt ein öffentliches Lobbyregister verhindern, wie es fast alle fortschrittlichen europäischen Demokratien schon eingeführt haben. Machowecz verharmlost die Verbandelung von Deutschlands Dauer-Regierungspartei und den Wirtschaftsbossen, indem er Amthors Geschichte als Ausrutscher eines Emporkömmlings suggeriert, über den dieser nur „öffentlich nachdenken“ soll, anstatt sich dafür „wie es sich gehört“ förmlich zu entschuldigen – und sich für das Lobbyregister einzusetzen. – Sebastian Koerner

 

Die Medien machen wieder mal eine Staatsaktion draus. Ihr Beitrag hat Mal wieder vieles auf den Punkt gebracht. Philipp Amthor hat ähnliche Qualitäten wie der Kanzler Kurz in Österreich. Das sollten auch seine Gegner honorieren. Die SPD hat mit Olaf Scholz ein ähnliches Schwergewicht. – Gunter Knauer

 

Da kommt so ein kleiner, naseweiser Besserwisser und Schlauberger daher, so ein Politikerklärer ohne große Lebenserfahrung, hat aber zwei Nachteile: er heißt nicht Kevin Kühnert sondern Philipp Amthor und ist CDU-konservativ. Damit ist die Jagd eröffnet! Was als Journalismus getarnt ist, als Aufklärung und Information, ist wieder einmal faktisch und sprachlich eine üble Hetzjagd mit dem Ziel eines Schlachtfestes. Nee, Kinder, macht doch bitte die ZEIT nicht zur BILD. Die Würde des Menschen… Ihr wißt schon. – Lutz Bauermeister

 

Zu Ihrem Beitrag über Philipp Amthor: Sachkritik ist angebracht, um in einer gesunden parlamentarischen Demokratie Moral und sittliches Verhalten einzufordern. Es häufen sich jedoch die Beispiele dafür, dass unsere Medien jedes Maß und jede Mitte verlieren, indem der überbordende Umfang und Stil einer kritischen Berichterstattung im keinem Verhältnis zum kritisierten Sachverhalt steht; beim Bundespräsidenten Wulff blieb im Sinne des Moralversagens ein Bobbycar übrig. Amthors „Fall“ – vermutlich durchgestochen von der eigenen Partei, der Neid lässt bitter grüßen – prangt im aktuellen „Spiegel“ auf Seite 1 (!) sowie mit Photo im Inhaltsverzeichnis; in Ihrer Ausgabe füllt sein „Fall“ die prominentesten Seiten eins und zwei – gar mit halbseitigem Farbphoto. Genügt nicht ein sachlich-nüchterner Bericht im Mittelteil? Dort stehen üblicherweise dann die Nachrufe – also die Rücktritte der wenigen charismatischen Politiker, die in unserem Land nicht mehr ihrer Berufung folgen können oder wollen – aber nicht, weil sie eklatant moralisch versagt haben, sondern weil manche Presse hysterisch Bagatellen aufbauscht und dabei die Person samt Familie in Abgründe stürzt.

Mein Patenkind Dr. Alexander Neuling hat seine juristische Promotionsarbeit „Information als Inquisition“ überschrieben, auch um den tiefen Fall seines Vaters Dr. Christian Neuling zu dokumentieren. Wer erleben muss, dass vor einem ordentlichen Gerichtsurteil, bis zu dem in Demokratien die Unschuldsvermutung (im Zweifel FÜR den Angeklagten) gilt, eine soziale Ächtung medial wirksam inszeniert worden ist, weiß vielleicht, was eine Vorverurteilung ist. Wenn selbsternannte Richter die Urteile über Verdächtige sprechen, anstatt dies der Justiz zu überlassen, gleicht dies einer inquisitorischen Form der Selbstjustiz, weil hinterher der „guten Ruf“ Geschichte ist – semper aliquid haeret. A. Paul Weber hat mit seinem Werk „Das Gerücht“ eindrucksvoll verewigt, womit sich eine zivilisierte Gesellschaft nicht zufrieden geben kann und darf, weil genau auf diese Weise nicht mehr Gerichte Recht sprechen, sondern Medien und Zivilpersonen, die einen Verdächtigen bereits gehängt haben, bevor es zu einem Prozess kommt. – Felix Evers

 

P.Amthor mag man ins Gedächtnis rufen, was uns allen F.von Schiller ins Stammbuch geschrieben hat: „Nicht an die Güter hänge dein Herz, die das Leben vergänglich zieren, wer besitzet, der lerne verlieren und wer im Glück ist, der lerne den Schmerz“ (Aus: Braut von Messina) – Winfried Kretschmer

 

Guten Tag, bei dem „Fehler“, den Philipp Amthor gemacht hat, handelt es sich nicht um ein einmaliges Versagen sondern um ein Defizit im Charakter, das mehr als einen Politiker „auszeichnet“*. Man nennt es auch mangelnden Anstand. Gepaart mit Habgier führt es zu unethischem Verhalten bis zu Käuflichkeit. * Ich könnte Ihnen ein Dutzend nennen. – Sven Herfurth

 

Einmal mehr eine beschämende Bestätigung, wie kümmerlich die Personaldecke im Grunde genommen wohl bei allen im Bundestag vertretenen Parteien ist. Als Kandidaten bleiben nur noch diese windigen, vollends abgehobenen, selbstsüchtigen, selbstgefälligen Opportunisten, Streber, gierigen Faulenzer, Schwindler… mit Überlegenheits-Dünkeln übrig. Wer hat mir denn den überhaupt, und zunächst einmal als Kandidat für die Wahl in eine solche verantwortungsvolle Aufgabe präsentiert? Als Wähler hätte ich wohl schon bei der Kandidatenkür meine Vorbehalte anzumelden gewünscht. – Und wenn ich keine mir geeignet erscheinenden Kandidaten präsentiert bekomme, bleibt mir – recht besehen – doch nichts anderes übrig als Wahl-Abstinenz.

In dieser verantwortungsvolle Aufgabe überzeugt doch nur jemand, der wirklich schon mal was zuwege gebracht – nicht grad‘ nur das windige Prädikats-Studium – dafür aber bereits mal Verantwortung auch für Andere hatte – in einem Unternehmen, im öffentlichen Einsatz, in sozialen Projekten, etc. In genau diesen Schwachstellen unseres politischen Lebens liegen die Ursachen für die inzwischen geradezu existenzgefährdende Politik-Verdrossenheit in weiten Kreisen unserer Bevölkerung. Solche Vorstellungen von Demokratieund Repräsentanz sind es, die den Feinden der Demokratie so offensichtlich in die Hände spielen. Es wird höchste Zeit, dies mangelhafte System zu überdenken – doch dann unter Ausschluss des aktuellen Parteien-Systems. – Hans von Schack

 


 

 

Leserbriefe zu „Nie waren wir einander so nah“ von Alard von Kittlitz

 

Was für ein wunderbarer Beitrag! In „Nie waren wir einander so nah“ spricht Alard von Kittlitz wichtige Aspekte an, die so vielseitig sind wie das Konzept Freundschaft selbst. Egal, welcher Definition von Freundschaft man am ehesten zustimmt und so abgedroschen es auch klingt – wie in anderen Lebensbereichen gilt m.E. auch hier das Prinzip „Qualität vor Quantität“. Zwar begegnen wir durch zahlreiche moderne Kanäle und Möglichkeiten in unseren Leben wohl mehr Menschen als Menschen zu anderen Zeiten, mehr Menschen als früher könnenüberhaupt Freundschaften schließen. Aber mehr „Herzensfreunde“ haben wir dadurch nicht unbedingt … – Melina Aboulfalah

 

85% der (erwachsenen) Deutschen sind gute Freunde wichtig. Haben sie auch tatsächlich alle gute Freunde? Und sind sie (fast alle) für die Familie da und haben sie gleichzeitig eine glückliche Partnerschaft? Wie schaffen sie das alles neben Ausbildung/ Beruf, Verein, Sport, Ehrenamt, Partei etc? Und was ist mit den 15%, für die Freundschaft nicht wichtig ist. Aus welchem Grund? Einen möglichen Grund nennen Sie: sie haben keine Zeit, „nutzlos rumzuhängen“ (Das soll Freundschaft sein?) Leibeigene und Arbeiter hatten nicht das Glück, so zu leben, schreiben Sie. Was ist mit Bauern, Handwerkern, Knechten, Mädgen, Gesellen, Tagelöhnern etc. (noch vor 2 Jahrhunderten lebten 80% der Deutschen in Dörfern)? Gab es zwischen diesen keine Freundschaften, trotz geringer Zeitfenster? Das gemeinsame Lernen von Schülern oder Studenten, das gemeinsame Werkeln im Garten, am Haus, hat für Sie offenbar nichts mit Freundschaft zu tun, eher das Biertrinken in der Kneipe. Erweist sich wahre Freundschaft nicht eher in der Anspannung, wenn man anpacken muss, „in der Not“ (wie ein Sprichwort sagt)? Oder gilt dies in der (weltweiten) „Speersort-Blase“ nicht? – Adolf Ronnenberg

 

Haben Sie vielen Dank für Ihr Essay über Freundschaften. Die Lektüre hat mir viel Freude bereitet. In dem Foto mit Ihren Freunden habe ich Sie als deutlich jünger identifiziert als ich nach dem Text erwartet hatte. Als einer, der gut fünfundzwanzig Jahre älter als Sie ist, darf ich Ihnen versichern, dass zumindest ich die gleichen Erfahrungen gemacht habe, wie Sie. Ich zähle es zu den herausragenden Privilegien meines Lebens, dass ich mit meinem besten Freund seit nunmehr über 50 Jahren gemeinsam durch das Leben gehen darf. Rückblickend erfüllt unsere Freundschaft die Kriterien der „wahren Freundschaft“ im aristotelischen Sinne. Natürlich ohne, dass uns dies von Anfang an oder auf halben Wege bewusst gewesen wäre. Es gäbe noch eine ganze Reihe von Facetten zu beschreiben, wie die Asymmetrie von Freundschaft und der Umgang damit. Auch dies zu beleuchten, dazu haben Sie bestimmt noch Gelegenheit in den Jahren, die noch kommen. Gleichzeitig leben mein Freund und ich jeweils in dreißigjährigen Partnerschaften mit unseren Ehefrauen. Glücklicherweise zwingt uns niemand zu einem Ranking … Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude an Ihrer journalistischen Tätigkeit, Beruf im Sinne von Berufung … – Thomas Werner

 

Ich möchte mich sehr bei Herrn von Kittlitz für das so gelungene Dossier zum Thema Freundschaft bedanken. Die unterschiedlichen Fragen, Überlegungen, Blickwinkel hierzu und seine Offenheit, der Leserschaft auch eigene Erfahrungen anzuvertrauen, haben mich nachdenklich gemacht und berührt. Privat und in meiner Arbeit als Psychoanalytikerin erlebe ich ähnlich, wie hilfreich gute Freundschaften sein können, aber auch, wie schwer der Verlust derselben einen trifft und das Fehlen von FreundInnen Menschen einsam und unsicher macht. Herzlichen Dank an den Autor! – Stefanie Kuhn

 

Lieber Alard, obwohl ich Sie nicht kenne, fühle ich mich Ihnen durch Ihren Artikel, die Beschreibungen ihrer Freundschaften, egal ob Corona oder nicht, sehr nah.. in dem in dieser Zeit entstandenen Vakuum um uns und den neu errungenen digitalen Freundschaften, verdichtete sich auch bei mir eine große Sehnsucht nach alten Freundschaften. Diese aufzufüllen, neu aufleben zu lassen und geliebte Menschen, die nicht ständig meinem persönlichen Universum folgen und parallel begleiten konnten wieder zutreffen. Ich wollte nachspüren, ob da immer noch was ist, oder nie weniger war?! – Renana Born

 

Mit grossem Interesse, Genuss und Freude habe ich soeben Ihr Dossier über Freundschaft „verschlungen“. Schon der Einstieg….mitten aus dem Leben… machte mich neugierig, wie es weitergehen würde. Der Ausflug in die Geschichte der Freundschaft, nicht „dröge“, wie man bei uns im Sauerland sagen würde, sondern spannend geschrieben und gut recherchiert. Ihre persönlichen Beispiele und auch die von Annegret und dem todkranken Teenie-Mädchen haben mich sehr angesprochen und ins Nachdenken gebracht über meine „echten“ Freunde. Ich gebe zu, dass ich vor dem Lesen nicht darauf geachtet habe, wer der oder die Autor/Autorin ist…. witzigerweise habe ich das mittendrin nachgeholt…. an der Stelle, als Sie schrieben dass Sie nicht wüssten, was Sie davon halten sollten, dass alle Ihre Freunde männlich wären…..:-) :-) Herzlichen Dank für Ihr informatives, persönliches, sehr ansprechend geschriebenes Dossier! Ich finde: Echte Freundschaft ist ein Grund zum Gott sei Dank sagen! Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich alles Gute und ich freu mich auf weitere Dossiers und Artikel von Ihnen. – Sabine Langenbach

 

Den ziemlich am Anfang des Dossiers platzierten Satz: „Freundschaft ist Liebe – das ist weniger eine Erklärung denn eine Tautologie, eine Umformung derselben Sache.“ möchte ich auch auf den auf der Titelseite verwendeten Begriff „Freie Liebe“ anwenden: auch eine Tautologie. Oder hat jemand schonmal etwas von erzwungener oder irgendwie abhängiger Liebe gehört? Wenn Ja, dann ist eigentlich wohl was anderes gemeint. Abhängigkeiten sowohl in Freundschafts- als auch in Liebesbeziehungen, die gibt es schon, aber die Aufgabe besteht gerade dann darin, sich daraus zu befreien. Und Freundschaften sind – wie der Text zeigt – ein gutes Übungsfeld zur Vermeidung von Zwängen und funktionalen Abhängigkeiten. – Christoph Müller-Luckwald

 

Der Autor bleibt sehr in der Oberfläche stecken, ohne das Phänomen der Freundschaft wirklich tiefer bestimmen zu können. Allein die Auswahl seiner Worte ist missverständlich: dass man gemeinsam „rumhängt, „endlos“ „labert“, „irgendwelchen Quatsch“ macht, „Unfug“ redet, Filme guckt, spazieren geht etc., darin erschöpft sich die Freundschaft doch nicht. Labern kann man mit einem Bekannten auch, spazieren und Filme schauen ebenfalls… Aber, dass man sich beim Freund, bei der Freundin völlig aufgehoben fühlt, sich aussetzen kann, ohne Angst zu haben, dass er / sie mir Böses tun wird, ehrlich und offen sein zu können und all dies auch dem Freund vom Herzen gewähren kann, das zeichnet doch Freundschaften aus. Nicht dass man labern kann, sondern dass man offen und ehrlich über alles Mögliche und Unmögliche miteinander sprechen und reden kann, ohne Angst zu haben, der andere würde das ausnutzen, gegen einen verwenden, oder einen auslachen etc. das bestimmt Freundschaften.

Wichtig ist auch das intensive Gefühl für einander da zu sein, Verlässlichkeit, Aufmerksamkeit, Aufgehobensein, ohne dass man einen Vertrag o.ä. unterschrieben hätte. In Freundschaften rechnet und berechnet man nicht, man tut etwas ohne eine Gegenleistung zu erwarten und man erfreut sich am Dasein dieses einzigartigen Menschen, man freut sich und leidet mit ihm. Es geht nicht um „rumhängen“ und „Unfug reden“, sondern es um das Mit-teilen, das Geteilte ist das, was gemeinsam ist; eine gemeinsame Wertgrundlage muss gegeben sein, was nicht heißt, dass man immer derselben Meinung ist. Vieles wird in dem Beitrag nur angestreift, aber nicht in ihrer Bedeutung und Grundlage weiter erörtert, das ist schade. An vielen Stellen werden Kategorien verwechselt, oder falsche Schlussfolgerungen gezogen (so z. B. wird von der „Autonomie“ auf Regellosigkeit in der Freundschaft geschlossen, was schlicht falsch ist. Es gibt Regeln, die man nicht mal absprechen muss, die in natürlicherweise da sind.)

Freundschaft ist eine Bindung aus Freiheit. Diese Bindung und die Freiheit nähren die Liebe und die Nähe zueinander. Die Freunde müssen nicht einmal am gleichen Ort wohnen oder in der Nähe sein, und dennoch sind sie uns nah; es ist eine geistige Nähe, „Wahlverwandtschaft“ (Goethe). Der Autor spricht vom „Glück, die Freunde um sich zu haben“, geht aber darauf nicht ein, worin dieses Glück besteht und gründet. Eine philosophische Reflexion hätte die angeschnittenen psychologischen Studien und die empirischen Erfahrungen wesentlich unterstützen können. – Evrim Kutlu

 


 

 

Leserbriefe zu „»Uns schaut man nicht mehr hinterher«“. Gespräch von Jackie Thomae und Ijoma Mangold

 

Eine kleine, bemerkenswerte Episode habe ich im Urlaub in Böhmen erlebt. Wir waren in der freien Natur unterwegs und trafen bei einer kurzen Rast einen Tschechen. Er sprach Deutsch, ich mangelhaft Tschechisch. Wir stellten uns vor, in der folgenden Unterhaltung meinte ich, Hochdeutsch zu sprechen. Er sagte mir auf den Kopf zu, ich käme aus meiner kleinen Stadt mit 90.000 Einwohnern in Deutschland. Er habe dort zwei Jahre gearbeitet und kenne daher die regionale Einfärbung meiner Aussprache. Der freundschaftlichen Begegnung tat das keinen Abbruch. Jeder wusste, wo er seinen Gegenüber einordnen konnte. Ganz im Gegenteil, dadurch entstand eine gewisse Vertrautheit im Umgang miteinander. – Schmolling

 

Tausend Dank für o.a. Artikel, zeigt er mir doch klug und auch amüsant, dass die Stimme der Vernunft sich hin und wieder durchsetzen kann. Hoffe, dass ich ihn bald auf Facebook verlinken kann. – Heinz Schulz-Wimmer

 

Zu ihrem Beitrag hätte ich auch eine interessante Feststellung zu machen: Ich bin von Hause aus ein Jazzer, der ohne diese Musik kaum leben kann. Die einzige Kultur, die Amerika aufzuweisen hat. Im Storyville in New York ( bekannteste Jazzlokal) habe ich in den 50er Jahren schon Charly Parker mit Billie Holiday und vielen anderen Jazzgrößen (John Gillespie, Coleman Hawkins, Max Roach u.v.a.) Unvergessliche Zeiten waren das für mich. Mit Max Roach ( Drummer) habe ich mich sogar angefreundet. Was ich nie verstanden habe, ist die Tatsache, das fast die halbe Welt Rassistisch nach Amerika unterwegs war. Ich kenne viele Bundesstaaten, weil ich in Sachen Jazz auch über das Land verstreut mir Konzerte angehört habe. Nur in New Orleans habe ich das nicht feststellen können. Ich glaube aber, die jetzige Generation wird das spätestens in 20 Jahren vergessen machen. – Gunter Knauer

 

Welch wunderbares Interwiew! Warum kommen Menschen wie Frau Thomae und Herr Mangold nicht viel öfter zu Wort in der unglaublich einseitigen Diskussion über Rassimus und andere Ismen? Ich habe oft geschmunzelt und mich sehr gefreut über die erfrischende Art, die Alltagsfragen zu reflektieren. Viele Menschen tun so, als handele es sich sofort um Rassimus oder Diskriminierung, wenn man jemanden anspricht, der etwas aus dem Rahmen fällt. In einer überwiegend weißen Bevölkerung fallen dunkelhäutige oder asiatische Menschen mehr auf, genauso aber besonders große Menschen (wie in meiner Familie) oder besonders kleine, Menschen mit besonderen Namen, besonders dicke oder besonder dünne Menschen etc. Dabei stellt sich auch die Frage: Wollen denn alle Leute unbedingt nur unauffällig in der Masse verschwinden?

Wohl kaum. Und es liegt einfach in der Natur des Menschen, neugierig zu sein. In Afrika fallen die Weißen besonders auf – kommt dort auch die Frage nach Rassismus auf? Natürlich muss man gegen herabwürdigende Äußerungen und Diskriminierung im Alltag und in der Arbeitswelt vorgehen – aber die selbsternannten Hüter der Antidiskriminierungsdebatte sind m.E. oft nicht anderes als engstirnige und unsichere Menschen. Und dass an den Universitäten eine Auseinandersetzung mit widerständigen Ideen und Argumenten immer öfter unterbunden wird von Anti-Diskriminierungs-Demonstranten – das führt in jedem Falle zu weniger als zu mehr Toleranz in der Gesellschaft. – Dr. Babina von der Heydt

 

Als ich zum ersten Mal hörte, daß der Ausdruck „Mulatte“ mit einer negativen Bedeutung behaftet ist, war ich überrascht und kann es bis heute nicht nachvollziehen. Mulatten sind oft sehr schöne Menschen und tragen zwei Kulturen in sich. Das verspricht Intelligenz und besondere integrative Fähigkeiten. Ist es der Neid der Bleichgesichter, die sich in der Sonne braten lassen, um zumindest auch ein bißchen „Brown Sugar“ zu werden?! – Walter Moritz

 

Das ZEIT-Gespräch mit Ijoma Mangold und Jackie Thomae war für mich in diesen Zeiten (anti-) rassistischer Aufgeregtheiten in Deutschland das ZEIT-Highlight in dieser Ausgabe. Diese Art von persönlicher und intellektueller Souveränität -und auch noch wunderbarem Wortwitz- würde man sich im allgemeinen Diskurs dazu öfter wünschen. Hat bzw. kann halt nicht jede(r). Grund genug jedenfalls, den Roman von Jackie Thomae und die Autobiographie von Ijoma Mangold zu lesen. – Prof. Bernd Leber

 

Ein interessanter Artikel von zwei anscheinend gut Emanzipierten ! Was ich jedoch nicht begreife ist, dass niemand auf den afrikanischen Teil seiner Person eingeht, auch wenn man den vielleicht nie gekannt hat. Die Mehrheit interessiert so etwas. Ausserdem hätte ich gerne mehr über die Namensgebung gehört. Wenn ich mir einige der bekannten Namen ansehe, auch aus dem Sport, dann stelle ich fest, dass es wohl die Väter waren, die die Richtung vorgaben. Wurden die Mütter überhaupt gefragt ? Da haben manche -oder sogar viel zu viel – Namen ausgesucht, die für die Zukunft der Kinder nicht gerade gut sind. Ein normaler Name ist m.E. gut für die Integration. Warum wird darüber nie geredet ? Warum fragen Sie nicht die Väter und die Mütter, was diese sich dabei dachten ? Da fehlt doch etwas in der Wahrnehmung !!!! ich könnte mir vorstellen, dass viele Väter gar nicht mehr vor Ort sind. Auch das wird fast nie erwähnt.

Das weiss man wohl viel besser in den USA, während man dies hier unter den Teppich kehrt, wie so viele andere Dinge. Eines Tages wird man wohl drüber sprechen müssen, weil dies ja auch die Zukunft der Betroffenen einwirkt. Ich könnte mir vorstellen, dass da auch nicht alle glücklich sind, wenn sie noch ihren Namen erklären sollen. Übrigens, in den USA werden diese immer exotischer , aber Namen sind nun mal oft Schall und Rauch, und es der Charakter und die Leistung , die meistens zählen. PR alleine reicht nicht ! Ich vermute Sie wissen was ich meine, aber keiner traut sich so richtig an dieses Thema heran. Das finde ich gar nicht gut !!! – Rolf Klotzbucher

 


 

 

Leserbriefe zu „Roboter können keine Moral“ von Richard David Precht

 

Ich stimme in den meisten Punkten mit Precht überein, insbesondere betreffend die fundamentalen Unterschiede der Motivationen von Mensch und Maschine, die sich aus der sehr unterschiedlichen Herkunft ergeben. Auch wenn es schwer ist, den Einfluss von Ratio und Affekt auf die Moral quantitativ zu schätzen, so dürfte doch stimmen, dass die meisten moralischen Entscheidungen eine affektive Basis haben. Allerdings widerspreche ich der Aussage, „Vernunft allein gebiert keine Moral“. Denn die allgemeinen Menschenrechte und die daraus abgeleitete utilitaristische Ethik sind in der heutigen Form ein Ergebnis der europäischen Aufklärung und basieren somit hauptsächlich auf der Vernunft. Der zweite Kritikpunkt betrifft die Behauptung, beim autonomen Fahren verstoße der Lösungsversuch in einer Dilemmasituation gegen das Grundgesetz. Das ist abstrus. Ein moralisches Dilemma wie im bekannten „Trolley Problem“ (in der modernen Fassung von Philippa Foot) erzeugt eine Situation, die man juristisch wohl als übergesetzlichen Notstand bezeichnen würde – egal was man tut (oder nicht tut), jemand kommt zu Schaden. Hier zu behaupten, dass eine Abwägung der betroffenen Menschenleben unzulässig ist, bringt zwei Probleme.

Erstens ist die Menschenwürde nie absolut zu sehen und der Schutz der Würde zweier Menschen führt oft zu Kollisionen, die eine Abwägung erfordern. Und zweitens, auch Nicht-Handeln hat Konsequenzen. Konkret, soll das autonome Auto also im Unfall-Konflikt nicht ausweichen, sondern immer geradeaus fahren? Auch DAS ist eine Entscheidung! Ein Verbot des Abwägens führt also nicht zu dem gewünschten Ergebnis, sondern macht die Sache nur willkürlich. Ein moralisches Dilemma führt definitionsgemäß zu unerfreulichen Denkergebnissen, sonst wäre es ja kein Dilemma. Mit Denkverboten kommt man dem aber nicht bei, das ist eine Scheinlösung. Man kann dem aber auch Humor abgewinnen wie in dem Dialog zwischen Auto und Fahrer in Marc-Uwe Klings Buch QualityLand. – W. Deimel

 

Zu dem sehr lesenswerten Gastbeitrag von Richard David Precht hätte ich folgende Anmerkungen: Herr Precht ist einer der wenigen echten Häretiker der neuen Religion des Digitalismus. Diese neue Religion dringt mit ihren Erlösungsversprechen in die sinnentleerten Wüsten des bisher vorherrschenden Merkantilismus und Konsumismus ein und findet weltweit immer mehr Anhänger. Die konfessionelle Vielfalt der neuen Glaubenslehre reicht von den infantil-verkitschten Paradiesbildern einer Digitalministerin über die liberalen Konvertiten, die ihren tradierten Wachstumsglauben retten wollen, bis hin zu den Allmachtsfantasien der Sicherheitspolitiker, denen Bilder aus China feuchte Träume bescheren. Dort ist der Digitalismus bereits zur Staatsreligion aufgestiegen. Wie Herr Precht richtig ausführt, liegt die Bedenklichkeit der Entwicklung nicht in ihrer ehrfurchtsvoll gehuldigten Disruptivität, sondern in der schleichenden Überformung unserer sozialen Umwelten und der damit einhergehenden unmerklichen Verschiebung unseres Wahrnehmungs- und Urteilsvermögens, den Shifting Baselines. Es braucht mehr solcher Häretiker, die ihre Thesen an die Türen der digitalen Kathedralen nageln. – Till Buchmann

 

Es ist abwegig von IT-Systemen zu erhoffen, sie würden eines Tages moralische Dilemmata lösen, die Menschen seit Jahrtausenden nicht lösen konnten. Als wäre es nur eine Frage der Rechnerleistung. Ob und wie in einer akuten Dilemma-Situation ein automatisert gesteuertes Auto entscheiden soll, ob das Kind oder der Rentner überfahren werden sollte, oder ob und wie in den unterdessen realen Cyberkriegssituationen Drohnen entscheiden sollen, ob ein Mensch erschossen wird oder nicht, das sind Fragen, die der Mensch beantworten muss. Aber was hilft es, wenn Precht dieses zutreffend zu Papier bringt? Was ist der notwendige folgende Gedanke, wenn klar ist, dass IT-Systeme und auch zukünftige Rechnerleistung niemals dem Menschen moralische Entscheidungen abnehmen können? Dann ist die Hauptaufgabe, Lösungen zu finden, wie wir, jeder Einzele und wir als Gesellschaft, in den moralischen Entscheidungen dauerhaft und zuverlässig involviert bleiben. – Klaus Eßer

 

Es würde mich brennend interessieren, wer in der “KI-Branche” die von Herrn Precht beobachtete Fantasie von einer nahen Superintelligenz befeuert. Als Mitglied der Enquete-Kommission “KI” des Bundestages habe ich davon noch nichts bemerkt. Wenn sich das nur auf PR-Leute wie Elon Musk bezieht, dann ist das ein sehr verkürzter Blick. Ich stimme zu, dass viele Ethik-Debatten weder von philosophischem, noch technischem Sachverstand geprägt sind. Dazu gehört leider auch das Reiterieren des Trolley-Dilemmas beim autonomen Fahren. Das ist genau so wirklichkeitsfremd wie seinerzeit die Frage beim Kreiswehrersatzamt: „Würden Sie als Pazifist auf den Vergewaltiger Ihrer Freundin schießen?”. Es gibt wahrlich interessantere Fragen rund um KI und die Zukunft, in der wir leben wollen. – Dr. Aljoscha Burchardt

 

Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel über KI gelesen , und ich schreibe Ihnen, weil sie auf die Allmachtsfantasien hinweisen, die wie ich glaube, den gesellschaftlichen Diskurs mächtig beeinflussen. Wie schon H.E. Richter in den 70ger Jahren mit seinem Buch „der Gotteskomplex“ hingewiesen hat: Nachdem der Glaube an einen allmächtigen Gott geschwunden ist, will die Menschheit selbst allmächtig (und narzisstisch) werden – als neustes Beispiel an der Corona-Pandemie (bzw. der übertrieben Angst weltweit): die übertriebene Idee, dass die moderne Medizin verhindern könne, dass Menschen sterben müssen, und das wichtiger sei, als alles andere! Zufällig bin ich vor kurzem gestoßen auf einen Kollegen von Ihnen, Manfred Frank, (1982, bei Suhrkamp) in seinem Buch „Der kommende Gott“ über die Aktualität der Renaissance der Mythen; mir scheint, dass Politiker (besonders die Populisten) erfolgreich das Bedürfnis vieler Menschen bedienen, (die in Wirklichkeit viel Angst vor der Zukunft haben und sich überfordert fühlen) nach einfachen Beruhigungen, z.B. dass die Klima-Krise in Wirklichkeit gar nicht existiere. Leider und erschreckend finde ich, dass viele Politiker damit erstaunlich erfolgreich sind und deshalb gewählt werden, als wenn sie allmächtig wären, die Probleme lösen würden und den Geängstigten „Ihre Würde“ zurückgeben würden! „Make America great again!“ – Dr. med. Carl Rothenburg

 

Als passionierter Schachspieler kann ich sagen, dass es im Bereich des Schachs bereits künstliche Intelligenz gibt, die die kognitive Leistungsfähigkeit des Menschen schon so weit übersteigt, dass gegen ein Schachprogramm kein Mensch, und sei es auch der weltbeste Schachspieler, auch nur den Hauch einer Chance hätte, eine Partie zu gewinnen. Mit Hilfe eines dieser superstarken Schachprogramme, die man sich auf das Smartphone laden kann, ist es einem Spieler, der es mit der Schachmoral nicht so ernst nimmt, möglich geworden auf sehr hohem Niveau zu betrügen. Um einem Betrüger auf die Schliche zu kommen, muss man ihn in flagranti, z. B. auf der Toilette, erwischen oder nachträglich anhand der gespielten Züge entlarven, indem man sie mit denen vergleicht, die in den jeweiligen Stellungen ein Computerprogramm gemacht hätte. Wenn der Prozentsatz der Übereinstimmungen so hoch ist, dass er der Spielstärke des Spielers nicht entspricht, liegt mit großer Wahrscheinlichkeit ein Betrug vor. Nun, die Schachprogramme sind nur für relativ wenige Menschen von großer Bedeutung und was das unmoralische Verhalten betrifft, ist es nicht das Computerprogramm, das betrügt, sondern ein Mensch.

Wenn ich aber die Geschichte der Schachprogramme zurückverfolge, hat sich auf diesem Gebiet eine Entwicklung vollzogen, die vor wenigen Jahrzehnten so gut wie niemand für möglich gehalten hätte. Säße ich am Schachbrett einem Roboter gegenüber, den ein Japaner liebevoll wie einen Menschen gestaltet hat – die Japaner sind ja bekannt dafür, dass sie möglichst lebensecht wirkende Roboter lieben – dann könnte ich zuweilen vergessen, dass ich einem Roboter gegenübersitze und ihn mit einem superintelligenten menschlichen Schachspieler verwechseln, zumal er auch in der Lage wäre, Züge stimmlich zu kommentieren oder, bei entsprechender Programmierung, sicher in der Lage wäre, auch über schachhistorische Ereignisse aller Art ein Gespräch mit mir zu führen. Nur wenn ich bei der „Unterhaltung“ den Schachbereich verließe, würde ich merken, mit was für einem „Wesen“ ich es eigentlich zu tun habe. Ich bin mir deshalb im Unklaren darüber, was ich von Herrn Prechts Aussage „Wer glaubt, dass tote Rechenmaschinen Geist, Bewusstsein oder Gefühle entwickeln, hat nicht mal entfernt verstanden, was Geist, Bewusstsein und Gefühle sind.“ halten soll. Ist es nicht auch so, dass die Wissenschaften bis jetzt noch nicht geklärt haben, was Geist, Bewusstsein oder Gefühle sind, wenn auch die Gehirnforschung große Fortschritte gemacht hat.

In der Bibel haucht der Odem des Schöpfers einem (toten) Lehmklumpen Leben ein, ist der Mensch vielleicht wie ein Schöpfer dabei eine tote Rechenmaschine zu verlebendigen, auch wenn es dafür einer Steckdose (Stromquelle) bedarf? Die tote Rechenmaschine bietet dafür jedenfalls ein ständig und exponentiell wachsendes Potential. Ich denke, dass sich das, was sich beim Schachspiel ereignet hat, auch in fast allen anderen Lebensbereichen abspielen wird. Das neueste Schachprogramm ist ein selbstlernendes Programm namens AlphaZero, das sich allen früheren Schachprogrammen als überlegen erwiesen hat. Ein selbstlernendes Programm hat es vor einiger Zeit geschafft, den Weltmeister im Go-Spiel in jeder Partie zu schlagen. Das hatte man auch lange Zeit deshalb für unmöglich gehalten, weil die Zahl der möglichen Spielzüge im Go-Spiel noch bei weitem größer ist als beim Schachspiel. Überall wo Intelligenz verlangt wird, werden die Geräte bzw. Roboter schon in recht naher Zukunft (in wenigen Jahrzehnten) mit ihrer künstlichen Intelligenz den Homo sapiens in den Schatten stellen. Ich vermisse, dass Herr Precht an der Stelle, wo er die Entwicklung der KI zur allumfassenden Superintelligenz bezweifelt, erörtert, was er unter Intelligenz versteht.

Albert Einstein gilt als Inbild hochgradiger Intelligenz. Sein Konterfei mit der wuscheligen Haarpracht ist z. B. im Internet oft neben einem angeblich von ihm stammenden Ausspruch wie „Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein.“ zu sehen. Es verblüfft mich immer wieder, wenn die Intelligenz von irgendwelchen Prominenten mit der von Einstein verglichen wird. Einstein, der nie an einem Intelligenztest teilgenommen hat, wird ein IQ von 160 zugeschrieben, den etwa 1 Prozent der Menschheit aufweist. Ab einem IQ von 140 gilt man als genial und befindet sich laut der BILD-Zeitung in der Gesellschaft von Rowan Atkinson (Mr. Bean) mit einem IQ von sagenhaften 178, von Bill Gates, der einen IQ von 160 haben soll oder der von Schauspielerin Sharon Stone, die einen IQ von 154 habe. Was sagt uns das? Ein IQ, der dem IQ von Einstein gleichkommt oder höher ist, sagt so gut wie nichts darüber aus, ob er zu dem befähigt, was dieser außergewöhnliche Mensch oder andere Geistesgrößen geleistet haben.

Menschen wie Einstein zeichnen visionäre Ideen aus, die oft schon früh in ihrem Leben auftauchen und mit großer Leidenschaft und Beharrlichkeit und oft genug gegen den heftigen Widerstand ihrer Umgebung unermüdlich verfolgt werden. Angeregt durch populärwissenschaftliche Bücher von Aaron Bernstein und Felix Eberty interessierte Einstein sich schon als Jugendlicher besonders für das Phänomen „Licht“. Er selbst drückte seine Art zu denken mal folgendermaßen aus: „Probleme kann man nie mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ Es geht also bei großen wissenschaftlichen Leistungen oft um eine unkonventionelle Herangehensweise, die Mut verlangt, weil man in Auseinandersetzung mit den Vertretern vorherrschender Denkweisen gerät, die durchaus Leute mit sehr hohem IQ sein können. Es ist wohl deutlich geworden, dass es schwierig ist „Intelligenz“ zu definieren, geschweige denn eindeutig zu messen. Es steht aber außer Frage, dass der Mensch wegen seiner kognitiven Fähigkeiten zu dem Erfolgsmodell der Evolution geworden. Durch diese kognitiven Fähigkeiten ist es auch zur Entwicklung von moralischen Vorstellungen kommen, die das Zusammenleben der Menschen regeln.

Mit kognitiven Fähigkeiten meine ich nicht nur intelligentes Verhalten, sondern nicht zuletzt, dass Menschen (In der Regel sind es aber zu allen Zeiten nur relativ wenige!) in der Lage sind neue Weltanschauungen zu entwickeln, Perspektivenwechsel durchzuführen, so dass sich beispielsweise „plötzlich nicht mehr die Sonne um die Erde dreht sondern umgekehrt“. Das hat eben nicht nur mit Intelligenz zu tun, denn ein Buschmann kann in der Kalahari-Wüste unter seinen Lebensbedingungen genauso intelligent sein wie ein Mensch in New York und beide hätten doch große Probleme in der Welt des jeweils anderen zurechtzukommen. Auch die Moral ist nicht allein eine Frage der Intelligenz. Wie viele Menschen mit hochgradiger Intelligenz waren zu großen Verbrechen fähig! Durch die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins, die sich an den kognitiven Fähigkeiten des Menschen im oben angeführten Sinne (aber auch an dessen höherer Intelligenz im Vergleich zu anderen Lebewesen) ablesen lässt, ist es zu einem Zivilisationsprozess gekommen, der auch höhere moralische Vorstellungen zur Folge hatte. So hat die Gewalt unter den Menschen stetig abgenommen und ist umso geringer je demokratischer eine Gesellschaft ist (s. z. B. das monumentale Werk von Steven Pinker „Gewalt“).

Ein Computer kann, auch wenn er, wie ich meine, in wenigen Jahrzehnten dem Menschen in allen Bereichen intelligenzmäßig überlegen ist, keine neuen Weltanschauungen hervorbringen, aber schöpferischen, unkonventionellen Menschen dabei helfen Paradigmenwechsel herbeizuführen. Die künstliche Intelligenz „wird auch keinen eigenen bösen Willen entwickeln, um die Menschheit zu knechten oder auszulöschen.“ Sie kann aber für „böse“ Zwecke missbraucht werden, um, das Beispiel China führt es uns vor Augen, z. B. einen nahezu perfekten Überwachungsstaat zu ermöglichen. Da die künstliche Intelligenz meiner Meinung nach in nicht allzu langer Ferne in unserem Alltag eine so große Rolle spielen wird, ist es unerlässlich schon jetzt über „ethische Programmierungen“ nachzudenken, die Herr Precht für eine Illusion hält. Diese „ethische Programmierung“ hängt von dem Zivilisationsgrad einer Gesellschaft ab, der sich in entsprechenden Gesetzen ausdrückt. Diese Gesetze spiegeln nicht das wider, was Menschen „gefühlsmäßig“ für Überzeugungen, Haltungen oder Weltanschauungen haben. Die Verfassung und die sich aus ihr ergebende Gesetzgebung einer liberal-demokratischen Gesellschaft bedeutet nicht, dass alle Staatsbürger/innen eine der Verfassung entsprechende Gesinnung haben. Sie spiegeln den allgemeinen Zivilisationsgrad einer Gesellschaft wider, der in der Regel viel höher ist, als der vieler ihrer Mitglieder.

Deshalb ist es für die „ethische Programmierung“ irrelevant, ob das Gefühl unserem Verstand vorausgeht. Die Benutzung von künstlicher Intelligenz bei Waffen, bei Bewertungen von Straffälligen, bei der Besetzung von Arbeitsstellen sollte aus ethischen Gründen, die sich aus unserer Verfassung ergeben, streng hinterfragt und eventuell verboten werden. Ein beliebtes Beispiel von Herrn Precht ist das selbstfahrende Auto, dass in eine Dilemma-Situation geraten könnte, wenn es z. B. um die Entscheidung geht, ob ein älteres Ehepaar oder eine Mutter, die einen Kinderwagen schiebt, in einer nicht mehr vermeidbaren Situation überfahren werden soll. Diese Situation darf gar nicht erst entstehen und gerade künstliche Intelligenz kann das verhindern, was für einen Menschen moralisch und technisch unlösbar ist. Das selbstfahrende Auto muss „ethisch“ so programmiert sein, dass es sofort anhält, sobald es in eine Dilemma-Situation gerät. Wenn das nicht möglich ist, was ich nicht glaube, dürfen solche Autos nicht zugelassen werden. Eine entsprechende Software in einem nicht-selbstfahrenden Auto könnte schon jetzt viele böse Unfälle abwenden, indem sie „merkt“, dass eine Gefahrensituation entsteht und den Wagen mit entsprechenden Vorwarnungen anhält.

In früheren Zeiten wurden Dilemma-Situationen nicht selten dadurch gelöst, dass Menschen ihr individuelles Leben gaben, um das Weiterleben der Gemeinschaft, der sie angehörten, zu gewährleisten. Das halten wir heutzutage für antiquiert, weil unsere Moralvorstellungen sich parallel zu technischen Fortschritten geändert haben. Das heißt nicht, dass nicht noch der „alte“ Adam bzw. die „alte“ Eva in unserer Psyche ein Wörtchen mitreden, aber nicht so, wie Herr Precht es darstellt. Die menschliche Moral ist für ihn „ein Ensemble von irgendwie nützlichen, instinktiven Handlungen und Haltungen. Vernunft allein gebiert dagegen keine Moral.“ Das mag für viele einzelne Menschen mehr oder weniger zutreffen. Moral ist aber nicht nur eine individuelle, willkürliche Angelegenheit, sondern sie ist vor allem auch eine Sache der Gemeinschaft, der ein Individuum angehört. Diese Moral bzw. ein Bündel von Moralvorstellungen haben stets eine zeittypische Ethik geformt, die in Gesetzen zum Ausdruck kam/kommt, durch die im Laufe der Geschichte das menschliche Zusammenleben immer vernünftiger und humaner geregelt wurde/wird. Subjektivität spielt in der Tat für den Menschen eine zentrale Rolle.

Sie kommen deshalb nicht selten zu Urteilen und daraus erfolgenden Handlungsweisen, die den ethischen Grundsätzen zuwiderlaufen, die in unserer Verfassung niedergelegt sind. Das macht Rechtsprechung so schwer, die stets berücksichtigen muss, aus welchen Gründen (s. Prechts Beispiel von den Abtreibungsgegnern) bzw. in welchem Maße oder ob überhaupt mit Absicht gegen ethische Grundsätze verstoßen worden ist. Die meisten Menschen sind meiner Meinung nach selbst in einer liberal-demokratischen Gesellschaft, gemessen an ihren ethischen Vorstellungen, nicht auf dem Niveau der Verfassung. Das heißt, sie sind mehr oder weniger nicht frei von Vorurteilen bis ernsthaften Ressentiments gegenüber Menschen mit von der Norm abweichender Hautfarbe oder Geschlechtsorientierung, stören sich an deren religiösen Ausrichtungen, hadern mit der Political Correctness gegenüber Frauen, Kindern, Behinderten u.a. Die ethischen Prinzipien, die in unserer Verfassung zum Ausdruck kommen, gehen weit über jene hinaus, nach denen ein David Hume oder Immanuel Kant sich richteten. Beide waren z. B. Anhänger der Todesstrafe, auch wenn Kant für die Höchststrafe vergleichsweise niveauvoll argumentierte.

Die Ethik, die unserer Verfassung zugrunde liegt, beruht meiner Ansicht nach auf objektivierenden Aussagen, die also nicht von persönlichen Gefühlen oder Wünschen bestimmt sind, wie Herr Precht meint. Die künstliche Intelligenz, die keine Ethik hervorbringen kann, lässt sich aber „ethisch programmieren“ im Sinne der hohen Moralvorstellungen, wie sie in liberal-demokratischen Gesellschaften im Laufe der Geschichte entstanden sind. Diese „ethische Programmierung“ ist umso notwendiger, weil die künstliche Intelligenz unaufhaltsam in alle menschlichen Lebensbereiche vordringen wird. Wenn dies nicht geschieht, wird es noch verstärkter, als es bisher der Fall ist, zum Missbrauch dieser Technik kommen. Die Unmoral wird zunehmen, die Auseinandersetzungen zwischen Kosmopoliten und Nationalisten, Rechten und Linken, werden sich vom Internet immer mehr auf die Straße verlagern. Die bisherige Ethik berücksichtigt noch nicht ausreichend die Natur, die Welt der Pflanzen und Tiere bzw. noch gar nicht die künstliche Intelligenz. An einer Stelle des Essays sagt Precht:

„Über Jahrtausende hat sich der Mensch als das ‚Andere der Natur‘ definiert. Angesichts von Maschinen, die bestimmte kognitive Leistungen von Menschen übertreffen, müssen wir nun lernen, den Menschen als das ‚Andere der künstlichen Intelligenz‘ zu sehen.“ Meiner Ansicht nach war der Mensch anfänglich lange Zeit Teil der Natur, was sich noch im Leben und den Mythen heutiger Naturmenschen widerspiegelt. Durch wachsende „Weltaneignung“ mittels Technik (= Herstellung von Waffen und Werkzeugen, Ackerbau und Viehzucht, Entwicklung von Schriften, Buchdruck usw.) entstand/entsteht ein immer größerer Gegensatz zwischen Mensch und Natur, der mit immer größeren Entfremdungsprozessen verbunden ist. Deshalb taucht/e immer wieder in der Menschheitsgeschichte der Wunsch nach einem „Zurück zur Natur“ auf.

Durch das Eindringen der künstlichen Intelligenz in alle möglichen Bereiche wird die Verdrängung von Natur aus der Lebenswelt der Menschen noch bedrohlicher werden und selbst die immer fatalere Verdrängung der analogen Welt überhaupt scheint sich anzubahnen. Der Mensch droht unter den Einfluss einer ihn überall umgebenden künstlichen Intelligenz zu geraten, was ihn auf die Dauer psychisch krank machen würde, wenn er nicht selbst zu einem Cyberwesen wird … Die Aufgabe einer neuen Ethik muss darin bestehen, die Verbindung des Menschen zur analogen Welt nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern diese für sein Existenzempfinden, seine Lebensintensität fundamental wichtige analoge Welt mit ihrer noch reichen Natur zu schützen und zu bewahren, soweit sie nicht leider schon unwiederbringlich verloren ist, wobei ihm die künstliche Intelligenz sehr helfen kann. – Dirk Visser

 

Braucht die Menschheit mehr künstliche Intelligenz (KI) um langfristig zu überleben? Die Species der Schildkröten jedenfalls hat hunderte Millionen Jahre überlebt, ohne dass es sich bei Schildkröten um Intelligenzbestien handelt. Aber kann man Schildkröten diesbezüglich mit Menschen vergleichen? Nun, wichtige Erlebnisse teilen sie mit uns Menschen: Nahrungsaufnahme (Konsum), Sex, Sammeln von Erfahrungen. Es sind dies Erlebnisse, die auch fürs Überleben der Menschheit wichtig sind. Zum Beispiel Sex: Wohl das grösste Problem der Menschheit liegt auf dem Gebiet der Demographie, sichtbar durch Vervierfachung der Weltbevölkerung in hundert Jahren oder durch die demographischen Gräben, etwa den Graben zwischen Südkorea und Niger (Geburtenraten unter 1 in Südkorea und über 7 im Niger).

Die schwierigste Aufgabe angesichts solcher Gräben ist das Verteilen der Verantwortung, um Voraussetzungen für eine gute gemeinsame Zukunft zu schaffen. Womöglich wäre es sinnvoll diese Aufgabe KI zu übertragen. Diese müsste beauftragt werden, bis ins Detail darzulegen was (unter Wahrung der Menschenrechte) nötig ist, der Menschheit eine gute Zukunft zu sichern. KI hätte wohl auch die nötige Autorität, weil sie keine sekundären, eigenmächtigen Ziele verfolgt, sondern nur dem primären Ziel verpflichtet ist. Durchsetzbar wäre dieser Weg etwa indem (eventuell erzwungen durch katastrophale Entwicklungen) die Menschen vor die Wahl gestellt würden zu wählen, zwischen einem Leben a la Huxleys «Schöne Neue Welt» oder einem Leben in einem von Bürgerkriegen zerfressen, und in den Bereichen Ökonomie, Ökologie, Demographie total demolierten Land. Natürlich müssten in dieser Variante von «Schönen Neuen Welt» jede Menge Sicherungen eingebaut werden und Ballast abgeworfen werden.

Nachdem es Diktatoren zeitweise gelungen ist, grossen Völkern ihren Willen aufzuzwingen (und sie so in moralische und existentielle Katastrophen zu führen), wäre es doch denkbar, mit KI einen Weg zu einer Regierungsform zu finden, die ebenfalls mit KI der Menschheit das langfristige Überleben sichert. Richard David Precht sagt: «Roboter sind keine moralische Wesen. Sie werden deshalb den Menschen nicht ersetzen.» Aber KI kann aufzeigen, was getan werden muss, damit die Menschen langfristig (es müssen ja nicht die Millionen Überlebensjahre der Schildkröten-Spezies sein) moralische Vorstellungen realisieren kann. KI ist letztlich ein Werkzeug, mit dem sich aber auch schwer wiegende Aufgaben lösen lassen könnten, die die Menschheit anscheinend überforden. – Dr. tech. Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie gefährlich ist China?“ Streit von Mathias Döpfner und Kishore Mahbubani

 

Als Herold demokratischer und unternehmerischer Freiheit versucht Herr Döpfner China als „Top-Down-Diktatur“ darzustellen. Fakt ist, dass China sehr erfolgreich politische Top-Down-Diktatur mit kapitalistischer Bottom-Up-Freiheit kombiniert und so Marx vom Kopf auf die Füsse gestellt hat. China und seine Führung könnten nicht so erfolgreich und breit im Volk verankert sein, wenn sie die wohlstandsmehrenden Kräfte seiner Wirtschaft politisch von oben zügeln wollte. China hat verstanden, dass Wirtschaft SO nicht funktionieren kann und seine Lehren aus dem „Pleite-Ende“ des Warschauer Pakts gezogen. Natürlich verliert der Rest der Welt mit steigender Macht und Wohlstand im Reich der Mitte an Bedeutung und Honk Kong wird seine auf imperialistischen Opium-Kriegen basierende Freiheit „natürlich“ schon vor dem offiziellen Vertrags-Ende einbüssen, völlig egal, welche verbalen Schlachtrösser Trump, Johnson oder EU-Europa in den Medien präsentieren. Ein Ableger der im Lauf ihrer Geschichte immer wieder sehr opportunistischen „Bild-Zeitung“ ist in China nicht nur unerwünscht sondern auch völlig aussichtslos. – Martin Bode

 

An der Schlüsselbemerkung von Döpfner, „zwischen freien und unfreien Gesellschaften zu unterscheiden“, erkennt man die anmaßende Unversöhnlichkeit und den missionarischen Übereifer von Europäern, trotz weniger kultureller, zivilisatorischer und demokratischer Lehrjahre dem Rest der Welt seine Sicht der Dinge als richtungsweisender globaler Maßstab anzutragen. Dieses hat Mahbubani zutreffend als arrogant bezeichnet und Döpfner als schlichten Lobbyisten entlarvt. – Jürgen Dressler

 

Autoritäre Systeme sind zum Scheitern verurteilt. An diesem Punkt sind sich Mathias Döpfner und Kishore Mahbubani einig. Im Anschluss an diese Einmütigkeit wäre eine interessante Frage gewesen: Was ist angesichts dieser Gewissheit im Umgang mit autoritären Systemen – z.B. mit China – eine kluge Politik von Europa? Die Zementierung und der Ausbau von präsidialer Macht in China – wie auch in Russland, in Ungarn, in der Türkei, in Weißrussland, in Nordkorea, in Brasilien und in den USA – soll zwar große und ewige Stärke zum Ausdruck bringen, ist aber durch die Bindung der Macht an eine sterbliche Person eine enorme Schwäche. So können z.B. die zunehmend aggressiv auftretenden Hegemonialbestrebungen Chinas bereits als Vorbote eines Machtzerfalls angesehen werden. Wachsende Aggressivität ist ein Zeichen von schwindender Stärke.

Genährt wird diese Schwäche auch aus der logischen Falle, dass in der Perspektive der eigenen Überhöhung ein Übergang langjährig aufgebauter Macht auf eine andere Person oder Struktur nicht angelegt ist. Außerdem: Die vielen unkritischen Geister im direkten Umfeld der Macht erzeugen nur für den Moment durch Huldigung die Illusion von Stärke. Es fehlt Kritik als wahre Kraftquelle. Unentwegt die Wahrheit verdrehen und mit den dabei erzeugten Widersprüchen umgehen zu müssen, kostet ungeheuer viel Kraft und führt nie zum angestrebten Ziel. Aktuell zeigt auch allein schon die Bedrohungen durch das unbeherrschte Coronavirus den „großen“ Führern ihre Grenzen.

Wenn die Führung in China sich an die chinesische Denktradition der polaren Kräfte Yin und Yang erinnern würde, dann wäre die Einsicht möglich, dass Absolutheiten absolut unhaltbar sind und dass in der freien und ausgleichsuchenden Wirklogik von Yin und Yang auf Fülle (Machtfülle) die Leere (Machtzerfall) folgen wird. China führt sich mit der einseitigen Dominanzorientierung quasi selbst an die Schwelle zum Zerfall. Diesen Prozess klug zu begleiten (nicht zu befeuern, aber auch nicht dagegen anzuarbeiten) ist die große Herausforderung Europas – im Hinblick auf China und auch auf die USA. China und die USA helfen zurzeit Europa, sich zu finden. Ein Geschenk, keine Gefahr! – Reinhard Koine

 

Es ist wunderbar diese Zeitung von vorne bis hinten zu lesen, auch wenn mir oft die Zeit dafür fehlt. Ich weiß ja nicht wie es Ihnen damit geht, auch so Resort übergreifend alles zu lesen, aber in der letzten Ausgabe war ich doch sehr fasziniert von den Parallelen der beiden Artikel: STREIT „Wie gefährlich ist China“ WIRTSCHAFT Amazon „Die unheimliche Maschine“ Beschreibt nicht Hr. Döpfner in seinen Einschätzung China betreffend zugleich auch ein monopolistisches System wie Amazon? Werden in China nicht doch viele „Erfolge“ mit den immensen Wachstum und mehr an Wohlstand (Kundenzufriedenheit) mit absoluter Führung (Unfreiheit) der Menschen erkauft, und wie lange geht das noch gut?

Und sind die „Visionen“ von Jeff Bezos nicht frappieren ähnlich dem Führungsstil von Xi Jinping? Und Ja Hr. Mahbubani, es ist richtig nicht alleine an die Überlegenheit des westlichen Politik-Modells zu glauben, denn am Ende ist es die Marktmacht und die Käuflichkeit der Kunden welche den Weg des faktischen aufzeichnen, leider! Da bin ich abschließend doch wieder einmal sehr glücklich, ein EU-Bürger sein zu dürfen und hoffe auf eine selbstbewusstere EU… ….War auch ein Artikel in der Zeit #26-2020 „Vorsicht, doch bissig“. Vielen Dank für Ihre tolle Arbeit mir beim Nachdenken zu helfen und bleiben Sie wie Sie sind! – Stephan Meyer

 

Wie wirklich Westen ,,frei“ ist, hat doch deutlich der Fall US-Whistleblower Edward Snowden, gezeigt! Er hat politiches Asyl IN RUSSLAND ERHALTEN!!! – Tomek Walter

 


 

 

Leserbriefe zu „War’s das?“ von Marc Brost et al.

 

709 vom Volk gewählten Abgeordneten im Deutschen Bundestag stehen 865 Lobbyisten, mit Hausausweisen für den Deutschen Bundestag (gegenüber zur Verfügung, für Beurteilungen bei Gesetzentwürfen etc.) parat. Diese Lobbyisten stehen für rund 400 Verbände und Unternehmen. Da stellt sich doch die Frage: Wer vertritt das Volk bei Fragen, z. B. Umgang mit der Pandemie, Verteilung der Milliarden für die diversen Hilsfonds usw. usw. usw. Warum Herrn Amthor verurteilen und über Konsequenzen nachdenken, wenn sowieso die Lobbyisten bestimmend auftreten und somit vor allem Dax-Unternehmen vieles, sehr vieles steuern und daher mitbestimmen. Muss dann nicht dem Finanzminister, dem Wirtschaftsminister und einigen, wenn nicht gar allen Regierungsmitgliedern, die gebotene Unabhängigkeit und der Blick auf das Wohl des ganzen Volkes abgesprochen werden? Wo bleibt da die Herrschaft des Volkes? – Felix Bicker

 

Warum nehmen Abgeordnete eigentlich Nebenjobs an? Abgeordnete sind in einem besonderen Masze der Bevölkerung verpflichtet von der sie gewählt worden sind und dafür auch bezahlt werden. Entscheidungen sollten vor diesem Hintergrund, deren Erkenntnissen und deren Gewissen getroffen werden. Nebenjobs haben bei einem gewählten Abgeordneten, ich rede von den Vollzeitparlamenten, und der Aufgabenstellung eigentlich überhaupt keinen Platz. Wenn die Abgeordneten darüber hinaus Geld verdienen wollen, kann das folgende Ursachen haben: Erstens, die Diäten sind zu gering um den Job richtig ausführen zu können. Zweitens, der Job ist so locker, dass man da jede Menge nebenher arbeiten kann. Drittens, einige bekommen einfach den Hals nicht voll. Erstens könnte ich mir ganz gut vorstellen. Wenn man den Job wirklich ernst nimmt und sich zu allen Themen eine eigene und unabhängige Meinung bilden will damit man seiner Gewissensverantwortung genügt und so eine Entscheidung auch den Wählern erklären kann, muss man erheblichen Aufwand betreiben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle Abgeordneten das wirklich tun. Ausserdem muss die Höhe der Diäten auch eine ausreichende Widerstandskraft gegen Beeinflussung von Lobbyisten erzeugen. Dazu sind die derzeitigen Diäten ganz sicher nicht ausreichend.

Zweitens kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Drittens kann ich mir sehr gut vorstellen. Resumee: Erstens: Wir statten die Abgeordneten mit widerstandsfähigeren Diäten und sonstigen finanziellen Absicherungen aus. Denn, lassen wir die Neiddebatte über zu hohe Abgeordnetendiäten einmal aussen vor, wenn die Abgeordneten unabhängig und nicht unter Beeinflussung finanzierender Lobbyisten entscheiden würden, wäre das für alle von erheblichem Vorteil und würde sicher auch in der Staatskasse am Ende für Mehrwert sorgen. Zweitens: Nebenjobs für Abgeordnete werden grundsätzlich und ohne Ausnahme verboten. Verstöße werden mit mindestens mit 5 Jahren Gefängnis ohne Bewährung bestraft. Und die Abgeordnetenrente ist auch weg. – Willi Krebser

 

Es zeigt sich einmal mehr, wie wichtig die seriöse Aufklärungsarbeit der freien Presse ist, um Licht in das Dunkel zu bringen, wo Netzwerke, Seilschaften, Clans und Clubs ungestört agieren und ihr Unwesen treiben wollen. Ein Segen für die kritische Öffentlichkeit, für die politische Kultur, für unsere Demokratie. Vielleicht auch ein Segen für Philipp Amthor? Rettung vor falschen Freunden, gerade noch rechtzeitig, bevor er ein Alter erreicht hat, das unehrenhaftes Verhalten mit dem schmerzhaften Verlust der Ehre bestraft? Möglicherweise gelingt es noch, den Bruch in seiner Biographie in persönliche Reifung zu wandeln: Durch eine Art von Immunisierung, die garantiert, dass er sich nicht ein zweites Mal im Irrgarten unseriöser Aktivitäten verläuft. Damit wäre er als Politiker ein Gewinn für unser Land.

Bisher konnte Philipp Amthors Kultivierung von Seriosität und Gediegenheit als seltsamer und möglicherweise authentischer Ausdruck seines Wesens verstanden werden. Oder als wirksame Selbstvermarktung mit einem altersgruppenuntypischen Alleinstellungsmerkmal. Oder vielleicht auch als clevere Überanpassung, um sich eine karrierefördernde Zugehörigkeit zu einflussreichen Old-School-Milieus zu sichern. Was auch immer es war: Durch die Aufdeckungsarbeit der freien Presse bekommt der Eindruck von Seriosität unübersehbare Flecken. War das Glatte nur Tarnung, Verkleidung, Täuschung? Vielleicht Selbsttäuschung? Und aus dem Versuch, die eigene Karriere zu fördern, wird eine Wegbereitung für obskure Interessen, für dunkle Geschäfte, für rechtsnationale Milieus? Jedenfalls hat Philipp Amthor den Schaden, während die falschen Freunde sich in Deckung bringen. Merke: Hüte dich vor „Freunden“, die eine beschädigte Ehre haben und in Haltung, Auftreten und Sprache sich allzu geschliffen und gediegen geben. Vorsicht vor makellosen Oberflächen. Keine Leistung ohne Gegenleistung. Manus manum lavat. Die Chance: Das muss es nicht gewesen sein. Der Kairos ist da. – Reinhard Koine

 

Der verhältnismäßig junge Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor steht vor der ersten großen Herausforderung auf seinem Weg einer der erfolgreichsten und einflussreichsten Politiker unserer Zeit zu werden: eine Lobby-Affäre. Diese wird ihm aber langfristig eher nicht schaden. Sucht man auf Instagram nach “Philipp Amthor”, so tauchen neben seinem offiziellen Account, auf welchem er nette Bilder von sich aus seinem idyllischen Wahlkreis am Oderhaff postet, eine Vielzahl von sogenannten Meme-Pages mit ihm als Thema auf. Scrollt man sich durch diese Seiten durch, welche von Unbekannten geschaffen wurden und teilweise über 20.000 Follower haben, so kann man schnell entdecken, dass die Großzahl dieser Konten sich nicht auf hämische Art und Weise über ihn lustig machen – nein, im Gegenteil – sie schaffen Amthor-Memes, welche ihn zwar auf die Schippe nehmen, jedoch nicht mit dem Ziel ihn niederzumachen, sondern mit dem Ziel ihn als jungen, politischen Sympathieträger darzustellen, welcher alles und jeden im Bundestag fertig macht – ein konservativer Politiker, wie man ihn sich in Superhelden-Comics wünschen würde – erschaffen mit dem Humor der Generation Z. Junge Zielgruppe: Check.

Bleibt man auf Instagram, so finden sich dort auch diverse Nachrichtenseiten. Da Meldungen über Amthor jedoch nicht kontrovers genug für Trolle sind, findet man unter diesen vor allem die Meinung der breiten Gesellschaft – und diese gibt sich erschreckend gelassen. Kommentare, welche von jungen Usern verfasst wurden befassen sich meist nicht mit der Meldung an sich. Sie geben lieber den Wortlaut von bekannten Philipp-Amthor-Memes wieder und ernten dafür die meisten Likes. Weitere Kommentare werden von älteren Usern abgegeben und teilen erstaunlich oft die Meinung der Politiker der CDU-Elite: “Er ist noch jung, da macht man Fehler” – Nein. Amthor ist nicht “jung und macht noch Fehler”. Er ist ein gestandener Abgeordneter und eiskalter Politiker, welcher seine steile Karriere durch berechnende Intrigen und kalte Gewissenlosigkeit vorangetrieben hat. Und nun sitzt er vom Volke gewählt und bezahlt im Bundestag und bekommt trotz einer fünfstelligen Monatsdiät nicht genug und lässt sich Luxusreisen von einer amerikanischen Firma bezahlen, von welcher nicht einmal klar ist, was sie überhaupt macht. Doch Gabi, die dritte Buchhalterin aus der unteren Mittelschicht, weiß seine Politik zu verteidigen. Jung verdrängt, alt relativiert. Politik gefällt das.

Aber diese Haltung scheint offenbar das Gewissen der Mehrheit der Deutschen zu prägen. Die Instagram-Kommentarsektion hat nämlich – sofern botfrei – immer Recht. Denn an der Wahlurne zählt jede Stimme gleichviel. Und bei einem derartigen gesellschaftlichen Denken braucht man sich auch nicht über die 40 Prozent für die CDU in Umfragen zu wundern. Also was ist jetzt mit Philipp Amthor? Was? Der meint das alles gar nicht so und ist eigentlich ja auch ein ganz feiner Bursche? Ja lol ey. Und, wenn es so weiter geht wohl bald auch Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern. Spätestens 2031. Danke dafür Instagram. – Angelo D’Angelo

 

Ein junger Mann, konservativ, strebsam und eitel auf Anerkennung , Zuspruch und eine steile Karriere fixiert, strebt in der CDU zielgerichtet nach oben. Aber statt diesen „Hoffnungsträger“ in seiner persönlichen Entwicklung zu führen, verführen ihn Karriereristen, EX-Geheimdienstler und alte konservative Männer mit einer Bindung an eine obskure Firma und der Einbindung in ein konservatives Netzwerk. Die Ziele und das Wirkungsfeld der Firma sowie des Netzwerkes sind für Außenstehende schwer zu durchschauen. Aber der junge Mann wird mit Privilegien, Aufsichtsratsposten und „geldwerten Vorteilen“ fest eingebunden und auf Linie gebracht. Die Blauäugigkeit von Phillip Amthor ist angesichts seiner juristischen Ausbildung und seiner langjährigen Einbindung in die Strukturen der CDU unverständlich.

Aber die entscheidende Frage ist doch, was wollen diese Männer mit der Firma Augustus Intelligence und ihrem konservativen Männerbund erreichen und wozu brauchen sie dazu diesen jungen Politiker auf ihrem Weg? Dies sollte im Rahmen der Aufarbeitung der Affäre und der Initiative zu einem Lobbyregister des Deutschen Bundestages geklärt werden. Denn es muss das „Geschmäckle“ der Käuflichkeit von Abgeordneten ausgeräumt werden, damit diese Verbindung einer dubiosen Firma mit deutschen Abgeordneten nicht neue populistische Aversionen gegen die demokratischen Organe unseres Staates provoziert. – Klaus-Dieter Busche

 


 

 

Leserbriefe zu „Acht Lehren aus der Pandemie“ von Eva Illouz

 

Ja, was können wir aus der Corona-Krise lernen? Wenn wir uns die Entwicklungen in den unterschiedlich handelnden Staaten anschauen, drängt es sich auf, dass es am Wirkungsvollsten war, Städte oder Gebiete frühestmöglich gezielt zu isolieren und epidemierelevante Großveranstaltungen abzusagen. Weitere differenzierte und spezifische Maßnahmen hätte man wohl nur nach den Ergebnissen zeitnaher wissenschaftlicher Begleitung durch Konsens und Diskurs aller relevanten Experten auf der Basis aller erforderlichen Feldstudien wie z.B. der von Heinsberg durchführen sollen, um so, auch im Hinblick auf künftige Pandemien, nicht angstgetrieben, sondern evidenzbasiert zu handeln und somit menschliche und gesellschaftliche Nöte, die jetzige Weltwirtschaftskrise, gigantische Umverteilungen und politische Umwälzungen für Hundertmillionen von Menschen zu vermeiden und gleichzeitig die tödlichen Folgen des Virus maximal eindämmen zu können. – Gerhard Jahnke

 

Die Autorin zieht manche bedenkenswerte Lehre aus der Corona-Pandemie und schreibt dabei im allgemeinen so, dass sie in beeindruckender Weise zumindest die gesamte westliche Welt, aber auch weitere Länder in den Blick nimmt. Vielfach stimme ich ihr zu. Im Hinblick auf ihr – ziemlich vernichtendes – Urteil über das Verhalten religiöser Menschen jedoch merkt man, wie wenig ihr die Situation in Deutschland (aber nicht nur dort) vor Augen steht. So stellt Eva Illouz im letzten Abschnitt ihres Artikels fest: „Das Verhältnis zwischen säkularen und gläubigen Menschen wird nie wieder dasselbe sein“. Als Beispiele für Letztere führt sie sodann „die Evangelikalen in den USA“, „Trump“, „die Gläubigen“ sowie „die Ultraorthodoxen in Israel“ an. Sie zeigen bekanntlich „wenig Respekt für die Wissenschaft, führen ein abgeschottetes Leben und hören nur auf die Empfehlungen ihrer Priester und Rabbiner.“ Damit tragen sie – im Unterschied zu der von ihr in der Folge sehr positiv beurteilten „säkularen Öffentlichkeit“ – im Hinblick auf Corona eher selber zum Risikopotential bei als zum verantwortungsvollen Umgang mit der Krise.

Mich betrübt, dass hier wie so oft ein aufgeklärter Glaube gar nicht vorkommt, dass vielmehr gewisse Repräsentanten einer aggressiv-ignoranten, ja in diesem Fall tatsächlich richtig gefährlichen Religiosität als DIE „gläubigen Menschen“ schlechthin dargestellt werden. (Ausgerechnet einem Donald Trump dieses Etikett anzuheften, ist übrigens besonders abwegig!) Ist der Autorin entgangen, wie hierzulande und anderswo gerade die Kirchen ihr Gemeindeleben sofort und ohne Abstriche auf „Corona-Bedingungen“ umgestellt haben, bis hin zu echten Schmerzgrenzen wie z.B. gravierenden Einschränkungen sogar in der seelsorglichen Begleitung Sterbender? Die Kirchen in Deutschland müssen sich mittlerweile geradezu des Vorwurfs erwehren, sie hätten in viel zu großem vorauseilendem Gehorsam Auflagen akzeptiert, die sie eigentlich im Sinne ihres Auftrags, bei den Menschen zu sein, hätten zurückweisen müssen!

In der Tat passen Abstandsregeln und Teilnahmebegrenzungen nicht zu „einladender Gemeinde“. Dies alles wurde und wird jedoch akzeptiert aus Rücksicht auf die Schwachen in der Gesellschaft, zumal niemand weiß, ob er oder sie nicht auch früher oder später zu dieser Gruppe zählen wird. Und: In den Kirchen wurde man kreativ, wie man es gerade dort kaum für möglich gehalten hätte! Neue Formen, die digitale Welt und Manches mehr wurde entdeckt, um im Respekt vor den durch Corona entstandenen Notwendigkeiten dennoch und jetzt erst recht den Glauben zu praktizieren. Und wir wollen Vieles davon in die Zeit nach Corona mitnehmen. DAS sind die „gläubigen Menschen“ der Gegenwart, die diese Bezeichnung m.E. verdienen. Menschen, die freilich Eva Illouz leider nicht im Blick hat. – Jörg Zimmermann

 

Die Autorin behandelt Lehre Nr. 8 – „Das Verhältnis zwischen säkularen und gläubigen Menschen“ sehr undifferenziert. Wenn sie das Verhalten fundamentalistischer Gruppen zu Recht kritisiert, sollte sie zumindest erwähnen, dass sich die großen Kirchen und ihre Mitglieder von Anfang an solidarisch mit den Schutzmaßnahmen der Regierung gezeigt haben und zeigen. Sie erweckt den Eindruck, als ob die Mehrheit der Gläubigen „wenig Respekt gegenüber der Wissenschaft“ zeige und sich religiösen Autoritäten kritiklos unterordne. Wer aktives Mitglied einer evangelischen oder katholischen Kirche in Deutschland ist, erlebt das Gegenteil: Ermahnungen zur Solidarität, Sachaufklärung in kirchlichen Medien, erhebliche Beschränkungen im praktischen Gemeindeleben – vor allem aber einen enormen Einsatz für Kranke und Alte, freiwillige Hilfsaktionen von Jugendlichen, erfindungsreiche Initiativen im Corona-Alltag. Bitte unterscheiden: „Die“ Gläubigen“ gibt es ebenso wenig wie „die“ Säkularen“. – Monika Nolte

 

Mit großem Interesse habe ich den Artikel der Autorin Eva Illouz mit ihren Analysen zum Umgang der Gesellschaft und der politischen Führungen mit der Pandemie und deren Folgen gelesen. Der Darstellung im letzten Punkt muss ich allerdings deutlich widersprechen, da darin offensichtlich die große Zahl von Menschen, für die ihre Religion und Spiritualität in ihrem Leben besondere Bedeutung haben, mit Evangelikalen in Amerika und Ultraorthodoxen in Israel gleichgesetzt werden. Die Mehrzahl dieser Menschen, die sog. Gläubigen, stehen mit beiden Beinen im gesellschaftlichen Leben. Sie sind genauso an dem „Echtzeit-Experiment“ beteiligt wie die Säkularen. Die großen Kirchen in Deutschland haben verantwortungsvoll die staatlich angeordneten Maßnahmen umgesetzt. Sie haben mit medialen Angeboten, in denen sie das Zusammenrücken und die Hilfsbereitschaft der Menschen gewürdigt und selbst dazu aufgerufen haben, vielen Trost, Hilfe und Stärkung vermittelt. Diese Menschen mit Evangelikalen in Amerika und Orthodoxen in Israel in einen Topf zu werfen ist ungerecht und entspricht keinesfalls den Realitäten in unserer Gesellschaft. – Dr. Hans-Gerd Lehmann

 

Die Gegenüberstellung säkularer und religöser Menschen im letzten Absatz des Artikels finde ich befremdlich und ärgerlich. Danach gibt es entweder religiöse Extremisten oder eben Säkulare, als gäbe es den riesigen Mittelbau derer nicht, die einfach nur ihrer Religion (noch) anhängen, in der sie sozialisiert sind. Schlimmer noch: Angeblich sind nur die Säkularen so selbstlos, die Corona-Maßnahmen auf sich zu nehmen. Das ist ein unglaublicher Vorwurf an alle gemäßigt religiösen Menschen. In meiner Kirche darf bis heute nur eine begrenzte Anzahl von Messbesuchern zum Gottesdienst, Singen ist immer noch verboten. Ich denke, es wäre eine Untersuchung wert, ob maßvoll religiöse Menschen, die an etwas Anderes als an das Prinzip Gesundheit glauben, nicht besser durch diese Krise kommen als Säkulare, eben weil sie aus ihrer Religion Zuversicht schöpfen. – Hedwig Brengmann-Domogalla

 


 

 

Leserbriefe zu „Endlich verbunden“ von Anna Mayr et al.

 

Ist die hochgelobte Corona-Warn-App wirklich top oder doch eher ein Flop? Sie weiß ja nicht von selbst, wer infiziert ist, sondern der/die Betroffene muss sich outen und es eingeben, damit andere gewarnt werden, wenn sie sich in dessen Nähe aufgehalten haben. Nur, wer infiziert ist, hat zuhause zu bleiben. Oder verleitet sie ihn/sie vielleicht, trotzdem hinauszugehen, weil er/sie ja die Warn-App hat? Das wäre ein Verstoß gegen die Quarantäne. Außerdem haben viele ältere Menschen, die besonders gefährdet sind, gar kein Smartphone und können die App nicht nutzen, sie wären in diesem Fall umso mehr gefährdet. Mein Smartphone läuft auf Windows, dafür gibt es die App nicht, also auch Fehlanzeige. – Annegret Benz

 

Der Erfolg der Corona-App erscheint mir mehr als zweifelhaft, weil allzu viele Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit sie ihren Zweck erfüllt: Millionen von Menschen müssen grundsätzlich über die Fähigkeit und Bereit- schaft verfügen, diese App einzusetzen. Dazu gehören ein geeignetes Smart- phone, eine hinreichende App-Affinität und das Vertrauen in den Datenschutz. An dieser Hürde dürfte der Einsatz der App schon bei sehr vielen Personen scheitern. Infizierte Menschen müssen Corona-positiv getestet sein und dieses Testergebnis in die App eingeben – erfahrungsgemäß sind nicht alle Menschen gewohnt und bereit, ihre Erkrankungen zu kommunizieren; für viele, die das Smartphone lediglich zum Telefonieren benutzen, dürfte auch die Eingabe eine mehr oder weniger große Hürde darstellen. Hinzu kommt, dass mit zunehmender Lockerung der Corona-Bestimmungen auch das Gefühl, man müsse zum Schutz und zur Bekämpfung nicht mehr allzu viel aufwenden, zunehmen wird. Mit dieser App zielt man mit einer technologischen Kanone auf sehr kleine Spatzen. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Millionen von Menschen wollten diese Corona-Warn-App und Millionen von diesen Menschen haben sich diese Warn-App regelrecht aufschwatzen lassen, ohne vielleicht wirklich zu wissen, was sie damit anfangen können, wollen, sollen oder müssen! Unsere Bundesregierung hat hierzu schon eine ganz tolle (Vor)Arbeit abgeliefert, damit diese „Spiele-Warn-App“ nicht vom Start weg zum Ladenhüter werden könnte. Und die findigen „Warn-App-Designer“, die bohren bestimmt längst schon ganz vergnüglich in ihren „goldenen Nasen“ herum; natürlich nur unter Einhaltung der gängigen Hygienevorschriften. – Riggi Schwarz

 

Der Artikel zeigt, mit welchem Aufwand die App ins Leben gerufen wurde. Allerdings macht die Praxis deutlich, dass das Ganze offensichtlich nicht zu Ende gedacht wurde und insoweit der erwartete Erfolg ausbleiben dürfte, bzw. das angestrebte Ziel verfehlt wird. Wie viele andere, musste auch ich feststellen, dass sich die App nur auf den neuesten Smartphones installieren lässt. Mein Smartphone gehört zwar nicht zu den neuesten Modellen, ist aber dennoch für die meisten Zwecke völlig ausreichend und zufriedenstellend, mit zahllosen Apps von carsharing Firmen über Banken bis Bahn und Navigations Apps, nur um ein paar Beispiele zu nennen. Das macht deutlich, dass es keinen wirklichen Grund gibt, die Corona App auch für ältere Smartphones zu entwickeln.

Schon aus Gründen der Nachhaltigkeit weigere ich mich, mir ständig das neueste Modell anzuschaffen , zumal allein die Herstellung eines Smartphones extrem CO 2 intensiv ist, von weiteren Klimaschädlichen Aspekten ganz zu schweigen. Wer also auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit setzt, kann sich über dieses Konstrukt nur wundern. Sollten daher hier nicht noch entsprechende Nachbesserungen erfolgen, damit die App auch auf älteren Smartphones installiert werden kann, ist sie bereits jetzt zum Scheitern verurteilt, da neben denen, die die App ohnehin ablehnen auch diejenigen, die im Sinne des Klimas und der Nachhaltigkeit handeln wollen, sie nicht nutzen können, so dass der für den zu erzielenden Erfolg erforderliche Prozentsatz von NutzerInnen nicht erreicht wird. – Anne Oster

 

Endlich offen manipulativ! Schon bei der Überschrift zum Artikel „Endlich Verbunden“ habe ich zuerst auf der oberen linken Ecke nachgesehen, ob dort „Anzeige“ steht – aber nein, das Titelthema einer der wichtigsten Rubriken der Zeit macht – ohne dies zu kennzeichnen – Werbung für das Gesundheitsministerium (oder für SAP oder für das RKI) und die Corona-Warn-App. Dass diese App zu Recht von sehr vielen Menschen kritisch gesehen wird, zeigt schon der falsche Name, denn die App warnt nicht vor Corona, sondern vor Menschen, die positiv getestet wurden, deshalb infektiös sein könnten und sich davor in der Nähe des App-Benutzers aufgehalten haben könnten. Rechne ich die ganzen Konjunktive des letzten Satzes in die Zahl der derzeit tatsächlich infizierten Fälle (mehr oder weniger um die 10000) dann komme ich auf ein Verhältnis von möglichen Fällen, die angezeigt werden könnten, das auf jeden Fall jenseits der Zahl 1 : 100000 liegt.

Also wäre es mit etwas Glück möglich, dass mir die App EINE Gefahr anzeigt, wenn ich in ein vollbesetztes Fussballstadion gehe, in dem alle Anwesenden schon bei der App angemeldet sind! Aber nein, die Unsinnigkeit dieser App wird im Artikel nicht thematisiert, es wird eine zuckersüße Geschichte von Alltagshelden erzählt und wie diese in kürzester Zeit (natürlich ohne finanzielle Interessen) dieses tolle Werkzeug geschaffen haben, das uns alle schützen wird. Wer keine Zeit oder Lust hat, diesen – im günstigsten Fall – überflüssigen Artikel zu lesen, dem wird noch ein Bild angeboten, welches dann der Grund für die Kündigung meines Abos war: In einem lauschigem Biergarten werden uns 3 Personen angezeigt, es wird offen gelassen, was diese Leute auszeichnet: Entweder soll gezeigt werden, dass sie die App haben – das würde nicht zum Tenor des Artikels passen, denn wenn so wenige die App haben, kann man sie sofort vergessen. Oder, und das ist die offensichtliche Absicht, sollen die positiv Getesten angezeigt werden, und hier beginnt die infame Panikmache: Ein derartiges Verhältnis von Gesunden zu Kranken gibt es noch nicht einmal – die Betroffenen mögen meinen Vergleich entschuldigen – im Moment in einer brasilianischen Favela.

Selbst in den härtesten Lockdown-Zeiten war jedes europäischen Land meilenweit von einem solchen Verhältnis entfernt, und deshalb ist das Bild so dreist manipulativ. Der Gipfel des Ganzen ist die abgebildete Personengruppe, über die ein kritischer Mediziner gesagt hat „sie solle besser einen Helm als einen Mundschutz aufsetzen, denn das Risiko, von einem aus dem Himmel herabfallenden Backstein erschlagen zu werden sein weit aus höher als durch den Corona-Virus getötet zu werden“. Vielleicht kann ich ja mit diesen Zeilen etwas Nachdenken anregen, bis dahin beobachte ich die Aussagen der Zeit lieber als Nicht-Abonnent. Mein Abo habe ich heute gekündigt. – Markos Pavlidis

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Einverleibung“ von Richard C. Schneider und Özlem Topçu

 

Zweierlei Maß. Sieger schreiben die Geschichte und sie diktieren die Friedensordnung. Die Deutschen mussten dieses historische Prinzip am eigenen Leibe erfahren, als ihnen nach dem 1. Weltkrieg 13 Prozent und nach dem 2. Weltkrieg 24 Prozent des Staatsgebiets weggenommen und von den Siegermächten annektiert wurden. Die internationale Staatengemeinde empfand diese harte Bestrafung als gerechte Sühne für die beiden Kriege, die von Deutschland entfesselt worden waren. Israel wurde seit seiner Staatsgründung 1948, die auf einen Beschluss der Vereinten Nationen zurückging, fünf Mal von seinen arabischen Nachbarn mit Krieg überzogen. Mit knapper Not konnte das gebeutelte Land seine staatliche Existenz verteidigen. Im Sechstagekrieg 1967 besetzte die siegreiche israelische Armee Ostjerusalem, das Westjordanland, den Gaza-Streifen, die syrischen Golan-Höhen und die ägyptische Halbinsel Sinai. Während sich die Israelis wieder aus Sinai und Gaza zurückzogen, halten sie seither das Westjordanland und die Golanhöhen besetzt. Für meine Begriffe hat Israel einen schwerwiegenden historischen Fehler begangen, als es 1967 darauf verzichtete, das ganze Westjordanland zu annektieren.

Hätte es damals diesen Schritt getan, wäre er längst vergessen. Die Palästinenser hätten sich entscheiden können, ob sie mit kultureller Autonomie in Groß-Israel leben oder in ein arabisches Land ihrer Wahl auswandern wollen. Im Kernland Israel leben zur Zeit ca. eine Million Araber. Sie stellen damit 17 Prozent der Bevölkerung. Sie sind in die Gesellschaft voll integriert. Bei Meinungsumfragen geben sie immer wieder zu erkennen, dass sie das Leben in Israel einem Leben in einem arabischen Land vorziehen. Das kann einen nicht verwundern. Sie genießen in Israel Freiheiten und Chancen, von denen die Araber in den umliegenden Staaten nur träumen können. Sie nehmen am Wohlstand des Landes teil, der nicht unerheblich ist. Im Westjordanland gibt es leider keine unabhängigen Meinungsumfragen. Journalisten haben stichprobenhaft Palästinenser befragt, was sie von einer Annexion des Westjordanlands durch Israel halten. Hinter vorgehaltener Hand gaben sie zu erkennen, dass sie sich davon eher eine Steigerung ihres Lebensstandards erhoffen. Von der korrupten Autonomiebehörde, die internationale Hilfsgelder in private Taschen umleitet, sind sie bitter enttäuscht. Als israelische Staatsbürger könnten sie nämlich regelmäßig wählen.

Völkerrechtlich sind Annexionen umstritten. Wenn sie nach einer Aggression gegen einen Nachbarstaat erfolgen – siehe die Eroberung der Halbinsel Krim durch russische Truppen – , sind sie illegal, weil völkerrechtswidrig. Sind sie jedoch Resultat eines Verteidigungskrieges, der dem Land von einer ausländischen Macht aufgezwungen wurde, können sie legitim sein. Die Einverleibung eroberten Staatsgebiets kann dazu dienen, einen Schutz-Kordon um das eigene Land zu legen, der eine weitere Aggression erschwert. Sie kann auch dazu dienen, den aggressiven Gegner entscheidend zu schwächen, um Wiederholungsgelüste zu zügeln. Der letzte Fall trifft auf Israel zu und hätte die Annexion des Westjordanlandes gerechtfertigt. Das Problem ist, dass man an Israel stets andere (höhere) Maßstäbe anlegt als an den Rest der Welt. Wer spricht noch über die illegale Einverleibung Tibets durch China im Jahre 1951? Wer wird in zehn Jahren noch von der Krim reden? „Frechheit siegt“ gilt auch in der internationalen Politik – nicht aber für Israel. In Israel verbeißen sich Aktivisten der ganzen Welt, es steht wie ein rückfälliger Delinquent unter Dauerbeobachtung. Natürlich ist dabei viel Neid im Spiel.

Israel gehört auf vielen Gebieten, so in Industrie, Landwirtschaft , (digitaler) Technik, Militärtechnik und Medizin, zu den führenden Ländern der Welt. Die arabischen Nachbarn hingegen verharren in einer rückständigen Basar-Ökonomie und in lähmenden Gewaltphantasien. Israel weiß, dass es sich bei der Verteidigung der staatlichen Existenz nur auf sich selbst verlassen kann. Auf allzu viele Freunde kann sie in der Welt nicht zählen. Selbst die Deutschen, die nicht müde werden, die Verteidigung der Staatlichkeit Israels als „deutsche Staatsraison“ zu bezeichnen, gelten bei vielen Israelis als unsichere Kantonisten. Nach dem Holocaust waren sich die Juden der Welt in einem Ziel einig: Nie mehr Opfer sein! Man kann Israel nur alles Gute wünschen und dass es dieses Versprechen auch in Zukunft halten kann. – Rainer Werner

 

Jahrzehntelange Vermittlungsbemühungen um eine Zweistaatenlösung im Israel waren bisher vergebens und die Situation scheint aussichtslos. Währenddessen werden immer weiter neue jüdische Siedlungen im Westjordanland gebaut und tragen zur Verschärfung der Konfliktlage bei. Die Palästinenser und Israelis rücken dadurch örtlich immer enger zusammen, während eine Zweistaatenlösung in immer weitere Ferne rückt, bis zur Aussichtslosigkeit. Es wird höchste Zeit den Nahostkonflikt zu beenden. Man könnte mit etwas gutem Willen von beiden Seiten eine einfache Lösung herbeiführen: Angenommen alle Palästinenser erhielten einen israelischen Pass. Ok, man könnte sagen, dass sich damit Israel Palästina einverleiben würde. Aber dem wäre mitnichten so. Die Palästinenser wären israelische Staatsbürger mit allen Bürgerrechten. Sie dürften wählen und sich zur Wahl aufstellen lassen. Die Knesset wäre größer und politisch etwas bunter, aber alle zögen an einem Strang für ihr Land. Eine Aussage wie: Hier die Palästinenser, dort die Israelis, wäre bedeutungslos. Es gäbe nur eine Nation. Keine Mauer, keine Raketenangriffe, keine UN-Sondersitzungen mehr. Das Völkerrecht mit sich im Reinen. Alle Staaten, die sich bisher um Frieden in Nahost bemüht haben, könnten sich besser den wirklich dringenden Problemen zuwenden wie z.B Klimaschutz, Energiewende, Bürgerkrieg.

Was die Palästinenser wollen ist doch ein eigener Staat, souverän und völkerrechtlich anerkannt, mit einem stabilen arbeitsfähigen Parlament in der Hauptstadt Jerusalem, zusammengesetzt mit Abgeordneten aus freien Wahlen, außenpolitisch und wirtschaftlich respektiert. Das könnten sie alles haben und noch viel mehr, oder würde irgendjemand glauben, dass Palästina jemals eine Atommacht werden würde? Und die Israelis ihrerseits hätten das Westjordanland nicht nur zu 30 Prozent, keinen Konflikt mehr mit den Palästinensern und keinen Ärger mit der UN wegen ihrer Siedlungspolitik. Die Region würde florieren. Vielleicht ist das nur eine Utopie, aber jede Seite würde viel mehr gewinnen als verlieren. Ziel ist doch ein friedliches Zusammenleben und die Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen. Man muss sich nur trauen, setzt euch an einen Tisch. – Stefan Klehr

 

Mir stellen sich folgende Fragen: 1. Kann bzw. soll es noch Staatsräson der Bundesrepublik Deutschland sein, die Sicherheit eines Landes zur deutschen Staatsräson zu erklären, das bewusst und gewollt seine Sicherheit gefährdet (die Annexionen können bildlich geschrieben das Entzünden der Lunte zum Pulverfass sein – das passende Bild ist abgedruckt) und die Gefährdung der deutschen Sicherheit in Kauf nimmt? Meiner Erinnerung nach begann der internationale Terror 1972 mit dem Anschlag von Palästinensern während der Münchener Olympiade in Folge des Sechstagekrieges von 1967 und der Besetzung palästinensischen Gebietes, so dass nicht von der Hand zu weisen ist, dass sich Palästinenser jetzt wieder radikalisieren.

Mir fällt in dem Zusammenhang auch noch das Stichwort „Nibelungen-Treue“ ein, die 1914 mit zum Eintritt des Deutschen Reiches in den von Österreich-Ungarn begonnenen Ersten Weltkrieg führte. 2. Warum soll es (weiterhin) keine EU-Sanktionen gegen Israel geben, wenn es seine Pläne zur Annexion des Westjordanlandes in noch weiterem Umfange, als bisher geschehen, verwirklicht, obwohl die EU seit sechs Jahren Sanktionen gegen Russland praktiziert wegen der Annexion der Krim im Jahre 2014? 3. Man wird wieder die besondere Verantwortung Deutschlands ansprechen. Frage: Kann man rückwärtsgewandt die Zukunft gestalten? – Hans-Günter Reither

 

Von mehreren Studienreisen nach Israel und Palästina habe ich einen Eindruck von der Situation und den Menschen. Ich bedauere die Palästinenser, wenn das Realität wird, was in dem o.g. Beitrag beschrieben wird. Was mich empört, sind die beiden Bilder, die viele vorhandenen Vorurteile zu bestätigen scheinen. Netanjahu: Ein zwar trickreicher und korrupter, aber letztlich erfolgreicher Staatsmann, der nur das Beste für sein Land will und letztlich auch bekommt. Die Palästinenser: Steinewerfende und Autoreifen anzündende vermummte Chaoten, denen die Annexion sogar ein besseres Leben bieten kann. Dagegen habe ich die Mehrheit „der“ Palästinenser als Menschen kennengelernt, die vor allem Frieden wollen und die die Schikanen der israelischen Besatzung mit erstaunlicher Geduld – oder ist es Resignation? – hinnehmen. „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Wenn der Artikel versuchte, wenigstens ein Minimum an Verständnis für die Palästinenser zu vermitteln, dann sind die beiden Bilder mehr als kontraproduktiv. Schade. – Rosemarie Wechsler

 


 

 

Leserbriefe zu „Die unheimliche Maschine“ von Ann-Kathrin Nezik

 

Wenn ich als Kunde die Amazon Hotline anrufe, spreche ich mit einem kompetenten Mitarbeiter, der sich bemüht, mein Problem zu lösen, gleichgültig ob Amazon oder ich selbst die Ursache des Problems ist. Wenn ich bei anderen deutschen Online-Händlern anrufe, lande ich in einem Call Center, dessen Mitarbeiter ihre Aufgabe darin sehen, alle Beschwerden abzuwimmeln. – Peter Pielmeier

 

Ich weiß nicht, was mit solchen Aussagen bezweckt wird, Amazon wäre„unersetzlich“. Es ist sicher richtig, dass Amazon eine markbeherrschende Stellung hat, die der Konzern gnadenlos ausnutzt.Trotzdem kann man fast alles, was Amazon bietet, auch über andere Online-Shops beziehen – nur eben nicht über einen. Das Gerede von „unersetzlich“ und „unentbehrlich“ stärkt die Marktanteile und Marktmacht von Amazon eher noch, weil es noch die letztenKonsumenten zur „unheimlichen Maschine“ treiben könnte. Dass Amazon ein Fall fürs Kartellamt ist, kann man auch anders sagen. – Dr. Eberhard von Faber

 

Eingebildete Menschheitsbeglücker wie Jeff Bezos, Mark Zuckerberg oder Bill Gates versuchen alles Mögliche, um sich die Liebe der Weltbevölkerung zu erkaufen. Vielleicht versuchen sie es mal ganz ohne Geschäftssinn und verzichten auf ihr ganzes Vermögen außer einem „Notgroschen“ von 1 Milliarde Dollar. Nach dem letzten Bloomberg Billionaire’s Index vom 21.6.2020 würde inzwischen das Vermögen der vier reichsten Männer der Erde reichen, um das Vermögen der ärmsten Hälfte der Weltbevölkerung zu verdoppeln! Je nach Zählweise waren dazu vor zwei Jahren noch 26 bis 40 Milliardäre nötig. Was macht Jeff Bezos mit seinem Geld? Er kauft sich nicht einfach eine Sammlung von Armbanduhren, die Hunderttausende Dollar wert ist. Er baut sich gleich eine 10.000 Jahre laufende Uhr für 240 Millionen Dollar. Nein, Jeff Bezos wird nicht geliebt – weder von seiner geschiedenen Frau noch von seinen ausgebeuteten Mitarbeitern, und schon gar nicht von Steuer- und Wettbewerbsbehörden. Vielleicht begreift er das, wenn der Beatles-Song „Can’t Buy Me Love“ in den Verkaufs- bzw. Streamingcharts von Amazon Prime nach oben schnellt. – Markus Schilling

 

Der Artikel führt in erschreckender Weise vor Augen, wie die „Krake Amazon“ die soziale Marktwirtschaft systematisch aushebelt und das Bürgerrecht auf digitale Selbstbestimmung außer Kraft setzt. Hierfür ein weiteres Beispiel: Vor einiger Zeit beschlossen wir, uns ein modernes Fernsehgerät („smart-tv“) anzuschaffen. Der örtliche Einzelhändler bot uns verschiedene Modelle an, wir entschieden uns für ein Gerät der Marke „Grundig“. Als wir das Gerät in Betrieb nehmen wollten, mussten wir feststellen, dass wichtige Funktionen (streaming-Dienste, Zugriff auf Mediatheken usw.) nur dann genutzt werden konnten, wenn wir uns mit einem Konto bei Amazon registrieren lassen. Der zu Rate gezogene Händler bezeichnete den Vorgang – m. E. zu Recht – als „Unverschämtheit“, von der er bislang keine Kenntnis gehabt habe. Die Firma Grundig bestätigte auf Anfrage, dass eine Registrierung bei Amazon Voraussetzung sei für eine volle Nutzung des Geräts.

Das aber bedeutet, dass Amazon über meinen Computer Zugang zahlreichen persönlichen Daten (e-mail-Adresse, Anschrift, Telefonnummer, Alter, bevorzugte Sendungen usw.) bekäme, dass ich mit Werbung überschüttet und Amazon seinen servern und streaming-Diensten automatisch neue Kundschaft zuführen würde. Die Marktmacht von Amazon gegenüber Einzelhandel und konkur­rierenden Medienanbietern würde weiter gestärkt. Die Datenschutz-Richtlinien etwa der Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten würden durch die Hintertür außer Kraft gesetzt. All dies will ich nicht und kann deshalb mein neues smart-TV nur als konventionelles Fernsehgerät nutzen. Es wird höchste Zeit, dass die Politik, insbesondere die Europäische Kommission, Amazon in die Schranken weist – sofern sie dazu überhaupt noch in der Lage ist!! – Dr. Wolfgang Fischer

 


 

 

Leserbriefe zu „Abgehoben“ von Claas Tatje

 

Wenn ein Ryanair-Fan im April klimaschädlich – aber Hauptsache billig! – nach Spanien fliegen will und im Mai ebenso klimaschädlich schon wieder nach Griechenland, dann hat er wahrlich eine schwerere Strafe verdient, als jetzt nur auf sein Geld zu warten! Bevor er jetzt jedoch empört aufschreit, sollte er vielleicht doch lieber den Gutschein nehmen: Denn sonst gibt es nach Barauszahlung aller Stornos vielleicht keine RyanAir mehr. Eine Pointe, die mir persönlich sogar gefallen würde… – Karl Ulrich Würz

 

Das in diesem Artikel der Lufthansa angelastete Verhalten bei der Rückerstattung des Flugpreises kann ich nicht nachvollziehen. Zumindest konnte ich kein unkorrektes Verhalten feststellen. Mit Schreiben vom 12.05.2020 (normales Schreiben per Post, keine e.mail) habe ich für meine Ehefrau den von ihr geplanten Flug storniert und die Rückforderung von weniger als 500,00 € geltend gemacht. Mit e-mail vom 03.06.2020 ging bei mir schon die Zusage der Rückerstattung ein. Tatsächlich erfolgte dann die Gutschrift auf meinem Konto am 16.06.2020. Nach meinem Dafürhalten ist damit, unter Berücksichtigung der Postlaufzeit und der Vielzahl der zu bearbeitenden Vorgänge, der Zeitraum für die Erledigung durchaus angemessen. Die in dem Artikel erwähnte Frist von einer Woche wäre, so sie überhaupt so in irgendeiner Verordnung enthalten sein sollte, absolut illusorisch, zumal auch nicht klar ist, von welchem Zeitpunkt an die Frist zu laufen beginnen soll. – Gert Krais

 

Einseitig „Fluggesellschaften schulden ihren Passagieren Milliarden Euro. Doch sie zahlen einfach nicht.“ Mit diesem Untertitel zeichnet der Autor, der im Text auch von „der Branche“ spricht, ein Bild, das mir zu einseitig ist. Ich habe ganz andere Erfahrungen gemacht: Ich wollte mit KLM Ende März nach China fliegen. Wegen des drohenden Reiseverbots rief ich bei der Hotline der Airline an, wo ich sofort sehr freundlich auf die Möglichkeit hingewiesen wurde, online durch Anklicken des Grundes „Health Situation in China“ den Flug zu stornieren. Bis das Geld erstattet wurde, dauerte es einige Zeit – was ich aber in der aktuellen Lage nicht erstaunlich fand. Vorbildlicher Service von KLM – es geht also auch anders! – Klaus Westermann

 

Abgehoben ist der absolute Wille vieler Passagiere weniger Geld für ein Flugticket bezahlen zu wollen, als die Taxifahrt zum Flughafen kostet. Zum Vergleich: Dortmund – Malaga – Dortmund Hin- und Rückreise Zug (u.a. öffentliche Verkehrsmittel) Kosten: zw. 900 und 1400€, Dauer: ca. 60 Std. Auto ( ohne Maut, etc.) Kosten: ca. 300€ Dauer: ca. 50 Stunden Flug: 135€, Dauer: ca. 4 Stunden 40 Diese Absurdität wird inzwischen in der Gesellschaft als gegeben angenommen. Und sicherlich wird es keinen einzigen Fluggast in „finanzielle Nöte“ stürzen, sollte er seine 135€ nicht umgehend erstattet bekommen. – Svenja Gräfin von Keller

 


 

 

Leserbriefe zu „Berge, Meere, Virus“ von Stefan Schmitt

 

Wenn man heutzutage eine TV-Nachrichtensendung sehen will, kann man minutenlang den Eindruck haben, irrtümlich ein Reisemagazin angeschaltet zu haben – es gibt kaum Dringlicheres und Wichtigeres, als Reiselustigen beim Abflug nach Mallorca zuzuschauen. Da sitzen sie nun dichtgedrängt in ihren geliebten Ferienfliegern und sind schon vor dem ersten Eimer Sangria bei Ballermann ausgelassener Stimmung. Das Geschrei wird groß sein, wenn die ersten Urlaubsgäste Corona-positiv getestet werden und die Touristik-Unternehmen und Luftfahrtgesellschaften ihre vagen Versprechen, den Rücktransport durchzuführen, nicht einhalten. Zugleich muss sich der Kunde im Supermarkt weiterhin aus Abstandsgründen mit einem Einkaufswagen durch den Laden kämpfen, auch wenn er nur eine Packung Milch aus dem Kühlregal holen will, und die Bundesregierung präsentiert eine mit großem Aufwand und zu hohen Kosten endlich fertiggestellte Corona-App, deren tatsächlicher Nutzen von vielen Unwägbarkeiten abhängt. Paradoxe Corona-Welt. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Ein Wort vorweg: S.1 und S.2 für den geldgierigen Wicht Amthor! Geht’s noch???? Jetzt aber zum Artikel von Stefan Schmitt: Wie lange müssen Ihre aufgeklärten Leser noch die unsägliche Panikmache der ZEIT ertragen? Man kann das Gequatsche von “zu früh”, “zu forsch”, “Achtung: Zweite Welle” und so weiter, und so weiter nicht mehr ertragen. Manchmal denke ich, Karl Lauterbach ist in die ZEIT-Redaktion aufgestiegen. Ist er das?? Oder sind seine Job bei ARD und ZDF schon ausreichend? Auch Herr Schmitt muss doch endlich einmal merken, dass sämtliche Kassandra-Rufe des “Rudeljournalismus” (Jörges) nicht nur ungehört verhallt sind, sondern auch von der Wirklichkeit vollständig widerlegt wurden. Wir werden einfach mit dem Grippe-Virus aus der Covid-Gruppe weiterleben – wie schon mit vielen Viren zuvor. Und auch wenn Schmitt & Co. noch so viel Panik zu verbreiten versuchen – ein Großteil Ihrer Leser wird sich davon nicht beeindrucken lassen. Werden Sie doch endlich wieder normal! – Dr. Peter Michel

 

Ich denke, dass wir inzwischen gelernt haben müssten mit Sprache behutsam umzugehen. Und was lese ich auf der Titelseite der Zeit? Da steht etwas von Superspreadern, Virenschleudern und Superansteckern. Damit werden Menshen bezeichnet. Wie ist das möglich? – W. Pietschmann

 


 

 

Leserbriefe zu „PROMINENT IGNORIERT. FC Bayern“ von HBK

 

Echt jetzt? Was muss der Redakteur doch für ein schlechter Verlierer sein. Den Verein kann man sicherlich kontrovers diskutieren und ja, die Bundesliga mag fad geworden sein. Aber sollte sich dieser Vorwurf nicht eher gegen die anderen Vereine richten, die das zulassen? – Nadya Nasser

 

Da stand man aber unter mächtigem Abwatsch-Bedürfnis. Was will uns dieser hochintelligente „Glückwunschkommentar“ denn sagen? Wenn er wenigstens süffisant-humorig verfasst gewesen wäre… Wie kindisch und kleinkariert muss man sein, um einen solchen Stuss loszulassen – und auch noch auf der Titelseite! Chapeau, ZEIT. Jetzt habt Ihr es uns aber gezeigt. Hoffentlich geht´s dem Schreiberling nun besser nach so viel Anti-Bayern-Dampf, den er ablassen durfte. Ich meinerseits hätte mich für jeden anderen – nach Punkten anscheinend verdienten – Dauersieger sehr wohl auch freuen können. – Christine Käser

 

Alles ganz Normal! Der FC Bayern München bleibt weiter deutscher Dauer-Profi-Fußball-Meister, die Fan haben trotz Dauerkarten, „Stadionverbot“! Die Künstler üben für den Ernstfall im tiefen Keller. Abstand, Maske und Hygienewahnsinn bleiben „ewig und drei Tage“. Wir alle warten ungeduldig auf den nächsten „Lockdown“, doch die Warn-App, warnt uns einfach nicht! „Bis dann, liebe Leit´, bleibt so manches heit´, und für die ganze nächste Zeit, very-very, very-very light!“ – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Muss i denn …“ von Michael Thumann

 

In Ihrem Beitrag gemäss Betreff vermisse ich die umfassende, unvoreingenommene Darstellung aller objektiven Tatsachen, die einer Bewertung des Streits vorausgehen sollte. In diesem Sinne stellt sich die Frage nach der Vergleichbarkeit der Verteidigungsausgaben der USA und ihrer Partner in der NATO. Die amerikanischen Militärausgaben sollten auch ins Verhältnis gesetzt werden zur Größe ihres verhältnismäßig dünn besiedelten Territoriums (33,2 Einwohner/km2). Deutschland (231,9 Einwohner/km2), ohne Territorien in Übersee, ist mit den USA nicht vergleichbar. Was den Wirtschaftskrieg der USA um Absatzmärkte für das umweltgefährdende und sehr teure Frekking-Öl anbetrifft, versuchen die USA die von Ihnen im besonderen Maße gepriesene freie Marktwirtschaft zu unterminieren. Eine größere Einmischung in innere Angelegenheiten eines Landes ist kaum noch vorstellbar. Wo bleibt der Aufschrei gegen diese Ungeheuerlichkeit?? – R. Schmolling

 

Eigentlich sollten Sie’s besser wissen, sie waren ja lange genug in Moskau. Ihr unterschwellig positionierter Vorschlag zur Rettung des „Bündnisses“ wäre also größtmögliche Unterwürfigkeit, noch mehr Geld für Waffen ausgeben und sich von überteuertem Fracking-Gas abhängig machen?! Ist das Ihr Ernst?! Sie meinen, es ist legitim, dass die USA in über vierzig Ländern überall auf dem Globus Soldaten stationiert haben?! Ist es für Sie auch selbstverständlich, wenn ein Staat seine Geschäftsinteressen mit Mafia-Methoden durchsetzt?! Man mag das so sehen, aber nur wenn die Instanz nicht internationales Recht, sondern das Drohpotenzial von zehn Flugzeugträgern ist. Es bleibt festzustellen: – Diese Art von Wirtschaftssanktionen sind illegal! – Das Zwei-Prozent-ZIel der Nato hat keinerlei Rechtsverbindlichkeit und es ist auch völlig unnötig, da es das Bedrohungsszenario durch Russland definitiv nicht gibt. P.S. zu Ihrer Kenntnis:https://www.bundestag.de/resource/blob/505886/e86b5eecc480c0415bff0d131f99789f/wd-2-034-17-pdf-data.pdfDer Rest Ihrer Replik bedarf keiner Diskussion, da Ihnen die Aussagen Ihrer Beiträge entweder nicht erinnerlich sind oder Sie Ihre Leser für gänzlich naiv halten. – Jens-Ulrich Koch

 


 

 

Leserbriefe zu „Er wird es“ von Peter Dausend und Mark Schieritz

 

In diesem Artikel wird uns der ach so solide „Sozial“demokrat Scholz als kommender Kanzlerkandidat seiner Partei angekündigt – oder soll ich sagen an gedroht? Offensichtlich hat dieser Herr aber eine Vorliebe für „Geschäftsleute“, die sich mit Hilfe von Leerverkäufen auf Kosten der Allgemeinheit in großem kriminellen Stil und entgegen der Rechtsprechung bereichern. Als Bürgermeister von Hamburg hat er (zusammen mit seinem damaligen Finanzsenator und heutigem Bürgermeister Peter Tschentscher) verhindert, dass z.B. die Warburg Bank 50 Millionen Euro an zu Unrecht erhaltenen Steuerrückzahlungen aus CUM-EX-Geschäften zurückzahlen musste. (50.000.000 Euro; davon hätte man viele Pflegerinnen in HH bezahlen können.) Er sorgte dafür, dass die Verjährung der Forderung, auf die er von „kleinen Finanzbeamten“ wiederholt hingewiesen worden war, eintrat.

Wie man zurzeit der Presse entnehmen kann, sind derzeit etliche international tätige „Investoren“ dabei, gezielt darauf zu wetten, dass die wirtschaftliche Krise noch schlimmer wird, weil sie genau daran richtig viel Geld verdienen wollen. Das Mittel zum Zweck sind dabei wieder sog. Leerverkäufe von Wertpapieren. Ein Unternehmen, das dabei gut mitmischt, ist die „Heuschrecke“ Blackrock des Herrn Merz. In Frankreich und sogar in Italien hat man deshalb Leerverkäufe verboten. In Deutschland allerdings nicht. Und wer verhindert dies hier ganz maßgeblich? Erstaunlicherweise dieser „grundsolide“ und „echte Sozialdemokrat“ Olaf Scholz in seiner Eigenschaft als Finanzminister. Auf die Frage einer Journalistin, warum er in Deutschland Leerverkäufe nicht auch verbiete, gab er nur ein ellenlanges Gewäsch von sich, das die Frage nicht beantwortete. Wahrscheinlich würde sich Herr Scholz in einer Regierung mit oder unter Herrn Merz bestens verstehen. – Dr. Rudolf Spiegel

 

Na also, warum nicht gleich so? Und, warum musste überhaupt dieses verschroben anmutende Gespann Saskia Esken/ Norbert Walter-Bojans zur Parteispitze der SPD gewählt werden? Olaf Scholz wäre hier schon der Richtige gewesen. Man kann nur hoffen, dass die SPD tatsächlich so klug ist, Olaf Scholz zum Kanzlerkandidaten zu nominieren und sie dürfte sich glücklich schätzen, wenn er auch will. Mut braucht er auf jeden Fall, denn die Aufgabe, die SPD aus dem Tal der Tränen, was ihre Zustimmungswerte betrifft, zu führen, ist schwer und er weiss ja auch, was ihm bevorsteht, sollte er kein Erfolg haben. Noch ein Rat an die SPD: Schickt bitte Kevin Kühnert während des Wahlkampfes auf eine lange schöne Weltreise. – Regina Stock

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Hörsaal zu Hause“ von Jan-Martin Wiarda

 

Mein Hörsaal war schon in den 60er Jahren mein Wohnzimmer. Aus beruflichen Gründen konnte ich damals keine Universität jahrelang besuchen. Ich dachte mir, die Professoren lesen ja auch nur aus der vorhandenen Literatur ab. Alles was die Professoren an Literatur zur Verfügung hatten, habe ich mir auch besorgt. Wer hätte das gedacht, daß das nochmal aktuell wird. – Gunter Knauer

 

Der informative Artikel von Jan-Martin Warda „Im Hörsaal zu Hause“ über die digitale Lehre an den Universitäten während der Corona-Pandemie kann nicht (ganz) unwidersprochen bleiben. Der Artikel differenziert zu Recht zwischen den verschiedenen Fächern und nennt solche mit hohem und solche mit weniger hohem Praxis­anteil. Das und vieles andere wird zutreffend, angemessen und fair dargestellt, soweit ich es aus der Sicht eines einfachen Dozenten, der keinem Leitungsgremium angehört, beurteilen kann. Nicht ganz fair oder zumindest im Ausgangspunkt nicht richtig recherchiert sind aber die Seitenhiebe auf die „großen“ Universitäten. Warda möchte seinen Leserinnen und Lesern weismachen, die kleinen Hochschulen, namentlich die Fachhochschulen, kämen besser mit der digitalen Lehre zurecht. Ich hoffe, dass die Fachhochschulen zurechtkommen; aber für die Universitäten gilt das sicher in nicht geringerem Maße.

Als Professor an einer der größten Unis in Deutschland darf ich berichten über ein vielbesuchtes Fach, das allerdings keine Praxisanteile hat: Wir haben an der Kölner Jura-Fakultät unsere Studiengänge innerhalb von wenigen Wochen komplett auf den digitalen Betrieb umgestellt: Vorlesungen (ich selbst habe ein wöchentliches Webinar mit über 300 Studierenden und Meetings – das kleinere Format bei Zoom für Gruppen unter 300 Teilnehmern), Examenskurse, Seminare – alles online. Es werden Videos hochgeladen (teilweise von früheren Vorlesungsterminen, weil wir die ja schon seit Jahren aufzeichnen, um Studierenden auch von zu Hause den Zugang zu ermöglichen), Fragestunden auf Zoom abgehalten, um in Zeiten ohne persönliche Kontakte sicherzugehen, dass wir die Studierenden nicht abhängen, aber selbstverständlich auch Prüfungen. Die allermeisten Klausuren werden online geschrieben; wir promovieren und habilitieren in virtuellen Disputationen.

Unsere Bibliotheken fehlen den Studierenden – keine Frage; aber zum Glück konnten wir große Teile des Bestands schnell online zur Verfügung stellen. Denn die Digitalisierung war auch hier schon weit fortgeschritten. Und auch für die Klausuren, die im Präsenzbetrieb stattfinden müssen (weil es für einige von ihnen rechtlich vorgeschrieben ist), gab es eine Lösung: Die Leitung der Uni hat die Kölner Messehallen angemietet. Es bleibt nach wie vor viel zu tun. Aber die Aussagen, für eine große Uni mit 50.000 Studierenden sei so etwas „undenkbar“ (auf S. 36) und „je größer die Uni, je traditioneller ein Fach, desto schwerer fällt die digitale Spontanrevolution“ (S. 35), sind falsch. Im Gegenteil: Mir scheint, eine große Uni wie die, an der ich arbeiten darf, hat die Kraft, die Mittel und auch die Ideen, um eine möglichst gute digitale Lehre anzubieten. – Univ.-Prof. Dr. iur. Dr h.c. Stefan Muckel

 


 

 

Leserbriefe zu „Er sagt. Sie sagt“ aufgezeichnet von Sarah Levy

 

Eine europäische Akademikerin nach der Menopause, die das nötige „Kleingeld“ hat für Künstliche Befruchtung und den Unterhalt einer Beziehung dieser Art. Es gibt wohl gar keinen Grund mehr, irgendetwas nicht zu machen. Geld regiert die Welt. Ob Sportler überall in der Welt gekauft werden oder Retortenkinder in Auftrag – das ist wohl die neue „All You Can Eat Mentalität“ derjenigen, die es sich leisten können. Wenn es die Zeit/DIE ZEIT einmal wieder erlaubt, sollte Künstliche Befruchtung etwas umfassender thematisiert werden mit all ihren Aus- und Nebenwirkungen. Ein Kommentar von Precht sollte nicht fehlen. – H-S Krausz

 

Wo die Liebe so hinfällt, nur dort kann sie wurzeln und gedeihen; da spielt dann auch ein riesiger Alterunterschied keine Rolle mehr. Bei Sabina und Ary, da ist diese Liebe auf ganz fruchtbaren Boden gefallen, davon zeugt wohl auch der Familienzuwachs, die Drei auf einen Streich! – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbrief zu „Warum?“ von Nataly Bleuel und Fabio Bucciarelli (Fotos)

 

Dieser Artikel hat mich schon sehr berührt. Da kommen Wut, Entsetzen, Mitgefühl, Sorge und Trauer in einem hoch, wie noch nie im Leben. Danke, dass einige der betroffenen Familien darüber geschrieben haben, was mich fassungslos macht. – Und hier in Deutschland? Da wird schon gejammert, wenn sie nicht in Urlaub fahren können, wie bisher. Verkehrte Welt! Wer hilft diesen Familien mit ihrer großen Trauer fertig zu werden? Ich bin sehr bedrückt, aber froh, dass ich das lesen durfte. Ich wünsche diesem schönen Land bessere und schönere Zeiten. – Ute Koch

 


 

 

Leserbrief zu „Sorglos verschuldet“ von Felix Lill

 

In dem genannten Artikel verweisen Sie auf die ungewöhnlich hohe Staatsverschuldung in Japan hin. Diese Aussage ist richtig und sie ist falsch. Ich möchte dies am Beispiel Deutschland zeigen: Ich bin Deutscher und beziehe eine Altersrente. Meine Rentenansprüche habe ich durch Beiträge in die Rentenkasse erworben. Irgendjemand schuldet mir diese Rente, aber diese Schuld taucht in keiner Statistik auf. Würde man alle Versorgungsansprüche von Arbeitnehmern der Staatsschuld zufügen, so wäre die Verschuldung etwa dreimal so hoch wie sie offiziell ausgewiesen ist (stand vor einigen Jahren im Kölner Stadtanzeiger). In Japan sind die Verhältnisse anders. Es gibt keine staatliche umlagefinanzierte Altersrente. Die Bevölkerung nutzt das Ansparmodell. Arbeitnehmer zahlen Beiträge an private Rentenversicherungen ähnlich wie viele Freiberufler in Deutschland. Im Laufe des Erwerbslebens kommt dabei ein ansehnlicher Geldbetrag zusammen.

Mit dem Erreichen des Ruhestandes wird das angesparte Geld dann verrentet, das heißt in monatlichen Beträgen aufgezehrt. Die Rentenkassen legen die eingehenden Beiträge in sicheren Papieren an und damit sind primär Staatsanleihen gemeint. Dies führte in den vergangenen Jahrzehnten dazu, dass immer genug flüssiges Geld da war, um Anleihen des Staates zu platzieren. In Deutschland schuldet mir also der Staat meine Rente ohne dass er diese Schuld ausweist. In Japan schulden die privaten Rentenkassen ihren Mitgliedern die Rente und das Geld liegt in Staatsanleihen vor und wird offen als Staatsschuld ausgewiesen. Praktisch kommt es auf Gleiche hinaus: wird der Staat zahlungsunfähig, ist in beiden Fällen das Geld weg. In der Praxis ist also die Verschuldung in beiden Ländern vergleichbar. Es besteht jedoch die Gefahr, dass unsere Politiker mit Bezug auf die offiziell wesentlich höhere Verschuldung in Japan weiter Misswirtschaft betreiben. Ich möchte Sie bitten diesen Sachverhalt klarzustellen. – H.-W. Nientiedt

 


 

 

Leserbrief zu „Profite ja, Freiheit nein“ von Katharin Tai

 

„Und der Westen sieht zu.“ – Ich hatte gehofft, diesen Satz westlicher Herrschaftsmentalität in der ZEIT nicht lesen zu müssen, nun haben Sie ihn doch geschrieben. Was erhoffen Sie damit? Die westliche Welt der Eroberer, Sklavenhalter und Ausbeuter (bis zum heutigen Tage) mischt sich doch wahrlich pausenlos überall ein, weltweit und ohne Vollmacht, mit Krieg und Erpressung, Belagerung, Mord und Folter. Für den Westen ist die Welt klar in Freunde und Feinde (der USA) eingeteilt. Die Feinde müssen wie damals die Indianer mit rauchenden Colts unterworfen und bekehrt werden.

Ein schönes Beispiel für diese Denke, die der Welt einfach das Recht abspricht, anders zu sein als wir, eigene Interessen zu haben und andere Wege zu gehen, steht in derselben Ausgabe der ZEIT im Interview mit Herrn Döpfner. Ich meine, wir haben viel vor unserer eigenen Tür zu kehren, sehr viel sogar. Und wir werden nicht ewig die Herren der Welt sein. Vielleicht brauchen wir dann auch jene Länder als Freunde, die wir heute bekämpfen. Wir können nur hoffen, dass diese sich dann uns gegenüber nicht so verhalten werden, wie wir es ihnen seit Jahrhunderten vormachen. – Klaus Landahl

 


 

 

Leserbrief zu „Hoffen auf Heilung. Bin ich Blutgruppe 0?“ von Ulrich Bahnsen

 

Mit Interesse habe ich Ihren Artikel:“ Bin ich Blutgruppe 0?“ gelesen. Leider erfährt man nicht, wie es sich mit den restlichen Blutgruppen verhält. Ich habe nämlich die Blutgruppe AB. Vielleicht können Sie verstehen, dass man sich nach der Lekrüre des Artikels so seine Gedanken macht. – Marianne Foersch

 


 

 

Leserbrief zu „»Mozart gehört allen«“. Gespräch mit Brandon Keith Brown geführt von Christine Lemke-Matwey

 

Es wird sich nichts ändern. Es gibt Dinge im Leben, die gar nicht geändert werden sollen. Was mich aber besonders gestört hat, ist das vorgehen der Bundeskanzlerin in der Flüchtlingsfrage. Der Modeschöpfer Lagerfeld hat dazu etwas sehr intelligentes gesagt: „Frau Merkel hat die größten Feinde des Judentums nach Deutschland geholt“. Es war nur eine Frage der Zeit bis der Rassismus wieder aufflammt. Ein nie wieder gut zu machender Fehler. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Der Irrweg in uns“ von Tomasz Kurianowicz

 

Da gebe ich meinem konservativen Herzen einen Ruck und kaufe mir DIE ZEIT und siehe, mich erfreut, was ich lese. Bis zu o.a. Artikel, wo es heißt ‚“Darf oder sollte man mit Rechten reden? AfD-Politiker zu Talkshows einladen? Mit Nazis eine Sitzbank teilen?“‚ Ob die Frage angebracht ist, sei dahingestellt. Ich finde, auf jeden Fall sollte man das tun. Vielleicht hilft es. Weniger passend die notorische Gleichsetzung von Rechten und AfD (statt nur von deren rechtsextremen Figuren) mit Nazis. Mit dieser Gleichmacherei entwertet der Autor das berechtigte Anliegen seines Artikels, sich künstlerisch mit rechtsextremen Charakteren zu befassen. Warum können wir in Deutschland nicht endlich, wie z.B. in Frankreich von la gauche et la droite, von Rechten und Linken reden, ohne die Rechten sofort mit Rechtsextremen gleichzusetzen? – R. Majchrzak

 


 

 

Leserbrief zu „»Tragisches Missverständnis«“. Gespräch mit Harald Uhlig geführt von Mark Schieritz

 

Die weltweite Debatte gegen Rassismus und andere Diskriminierungen befindet sich vielerorts kurz vor dem Siedepunkt oder darüber hinaus. Das ist einerseits gut, weil darin die große Chance besteht, dass sich an den würdelosen Zuständen gesellschaftlich herabgesetzter und ausgegrenzter Mitmenschen endlich und beständig Mehrerlei zum Besseren ändern kann. Das ist andererseits nicht gut, weil die für einen substanziellen dialogischen Diskurs wichtige Tonlage kaum eingehalten, in Ausnahmezuständen allzu oft maß- und mittellos agiert wie reagiert wird. Eine sachdienliche, zielorientierte Dialektik unter Verzicht auf jedweden Subtext indes muss (möglich) sein, sonst scheitern nicht nur tiefergehende Aufklärung und Verständigung. Vielmehr potenzieren sich Missverständnisse, Verletzungen und Separationen. Und es gibt bekanntlich Themenbereiche, die gesamtgesellschaftlich schlichtweg zu groß und zu wichtig sind, als dass sie mit rhetorischen Mitteln bedient werden sollten. Nicht zuletzt das dürften die von Prof. Dr. Harald Uhlig geschilderten Erkenntnisse ziemlich deutlich gemacht haben. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbrief zu „Prominent promoviert“ aufgezeichnet von Theresa Palm

 

Sie gaben bei den 2/3 Promovierenden in Medizin vergessen zu erwähnen, dass es dort besonders leicht und schnell geht. Die Medizin will es nicht ändern, dass die Promotionsarbeiten dort im Vergleich zu zB Chemie fast nur Proseminarumfang haben. Man kann nicht umhin, hier ein Missverhältnis zu sehen. – Alois Lienhard

 


 

 

Leserbrief zu „Jenseits der Dunkelziffer“ von Andreas Bernard

 

Leider sind mehrere Schlüsse im Bezug auf die Dunkelziffer bei der Corona-Krise, die Sie ziehen, fehlerhaft und Vergleiche, die Sie anstellen, irreführend. Zusammengefasst: Sie mögen soziologische Schriften kennen, aber können offenbar die Bedeutung der Dunkelziffer im vorliegenden Fall nicht richtig einordnen. Zunächst zur unsauberen Verwendung des Begriffs „Dunkelziffer“: die Unsicherheit von Hochrechnungen einer (möglicherweise nicht ganz) repräsentativen Stichprobe auf die Gesamtbevölkerung hat nichts mit einer Dunkelziffer zu tun. Beim Beispiel Corona ist das Problem, dass es aus verschiedenen Gründen schwierig bis unmöglich ist, eine repräsentative Stichprobe zu finden. (Insgesamt geringe Fallzahl macht die statistische Ungenauigkeit enorm groß, wenn nicht sehr sehr viele Tests gemacht werden. Außerdem ist die Dunkelziffer kein konstanter Faktor multipliziert mit den bekannten Infektionen.)

Nun zu Ihren teils gefährlich falschen Fehlschlüssen: 1. a) „hohe Dunkelziffer = milderer Verlauf -> spricht für Lockerungen“Gehen wir zunächst davon aus, dass – wie zu Anfang der Epidemie – nur symptomatische Patienten getestet werden und bekannt sind. Dann umfasst die Dunkelziffer alle nicht- symptomatischen Infizierten. Ist diese hoch, so bedeutet das natürlich, dass die Krankheit für die Gesamtbevölkerung nicht so tödlich ist. Aber für die Ausbreitung des Virus bedeutet es riesige Vorteile, denn so ist unentdeckte Weitergabe des Virus möglich – auch an Personen, die dann schwer erkranken. Genau dies ist bei SARS-CoV-2 der Fall. Eine aktuell hohe Zahl asymptomatischer und nicht getesteter Personen (=Dunkelziffer) spricht daher nicht für Lockerungen, sondern für Lock-Down. Der Erfolg des Lock-Downs bei der Eindämmung des Virus liegt genau darin begründet, dass die Dunkelziffer durch den Lock-Down heruntergedrückt wird. Denn die unwissentlich infizierten, aber dennoch infektiösen Personen sind während des Lock-Downs genesen, ohne das Virus weiterzugeben. Aktuell ist die Dunkelziffer also deutlich geringer als im März, steigt aber wieder durch Vorgänge wie in Gütersloh.

Wenn Sie danach fragen, wie groß die Dunkelziffer denn nun eigentlich sei, zeigt das Ihr Unverständnis, denn die Dunkelziffer ist zu jeder Zeit an jedem Ort unterschiedlich. Hauptgründe dafür sind 1. unterschiedliche Anzahl und Inzidenz von Tests 2. ergriffene/ nicht ergriffene Maßnahmen zur Eindämmung des Virus (die alle die Dunkelziffer drücken). 2. b) „Dunkelziffer = Freiheit/sozialer Kitt“ Während im sozialen Miteinander und vielleicht auch bei geringfügigen Vergehen das Nichtwissen sozialer Kitt sein mag, ist die Übertragung auf die Dunkelziffer bei Corona zynisch. Hier geht es um Menschen, die unwissentlich das Virus auf andere übertragen, die dann wiederum daran sterben können. Den sozialen Kitt, der daraus erwächst, kann ich nicht erkennen. Ich hoffe, Ihnen hiermit die Sache etwas klarer gemacht zu haben. – Dr. rer. nat. Alexander Hunger

 


 

 

Leserbriefe zu „Über ein altersschwaches Auto, aggressives Gehupe und starke Vorbehalte gegen Elektrofahrzeuge“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Als ZEIT-Abonnent seit 25 Jahren lese ich Ihr Kolumne seit vielen Jahren jede Woche mit Vergnügen. Besonders Sie haben es wirklich nicht nötig, sich in die wachsende Riege der Journalisten mit weniger als rudimentären Englisch- kenntnissen einzureihen, die glauben, in jedem Artikel den Globetrottel heraushängen lassen zu müssen. PUBLIC VIEWING heisst Leichenschau !!! Warum nicht ‚Rudelglotzen‘ ?? Was ist schlecht an der deutschen Sprache ? Diese Sprachpantscherei, die leider nicht nur in der ZEIT, sondern auch in der SZ z.B. immer mehr um sich greift, tut weh. Ansonsten: Weiter so ! – Gerald Ernst

 

Es tut mir weh ihren Artikel über das altersschwache Auto und Vorbehalte über Elektrofahrzeuge zu lesen. Eine derart gestrige Meinung zum wichtigen Thema der Elektromobilität habe ich lange nicht gehört und beim besten Willen nicht von Ihnen erwartet. Bei aller Liebe, dann auch noch eine Abneigung gegen Windräder. Jetzt habe ich tatsächlich das Gefühl Sie sind alt und verbittert. – Frank Martini

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Frontfrau“ von Wolfgang Bauer im ZEIT Magazin

 

Ausgezeichneter Artikel zur Bürgermeisterin in Afghanistan. Es zeigt wie verworren die Situation ist. Aus einem wunderschönen Land, dem Hippie Paradies der 70 ger Jahre wurde eine Tragödie . Der Hintergrund scheint Gier zu sein und Unverständnis vor allem in der westlichen Welt. – Marianne Werner

 

Bleibt zu hoffen, dass Zafira Ghafari und andere für ganz Afghanistan etwas bewegen können: Weg von übernommenen Standardisierungen, hin zu mehr Bereitschaft zum Dialog und gegenseitigem Vertrauen. Aber es wird sehr langsam gehen, denn die dortigen Weltbilder sind tief in den afghanischen Stämmen und Ethnien verwurzelt. Gesamtgesellschaftlich ist es längst an der Zeit einzusehen, dass politische, moralische und religiöse Werte nicht mit Absolutheitsansprüchen vom Himmel fallen, sondern in jedem Fall auf situative Verhältnisse von uns Menschen bezogen sind. Das gilt auch dann, wenn man glaubt, dass bestehende Werte göttlichen Ursprungs sind. Das Ganze darf kein Geschacher um angeblich beste, aber leider erstarrte Muster und Figuren sein. Also: Aufwachen Afghanistan! Und das hat nichts mit west-östlichen, muslimisch-christlichen oder anderen Polarisierungen zu tun. Die sind Konstrukte. Wer sich auf Religion beruft, sollte sich auch Gedanken darüber machen, was die überhaupt sein könnte, sprich eigene Erfahrungen machen anstatt vorgegebene Konzepte zu übernehmen. Letzteres entspricht einer Haltung von Passivität, womit man eigene Entwicklungen blockiert. – Christoph Müller-Luckwald

 


 

 

Leserbrief zu „Die Künstlerin Barbara Kruger gestaltet den ZEITmagazin-Doppeltitel“ von Christoph Amend im ZEIT Magazin

 

Der von der Künstlerin Barbara Kruger gestaltete ZEIT-MAGAZIN-Doppeltitel finde ich ausgesprochen passend für die CORONAZEIT. Jede Zeile spricht mir aus dem Herzen. Danke hierfür. 2. Thema: Gesellschaftskritik : ÜBER LIKES, von Peter Dausend. Über Donald Trump ist schon sehr viel gesprochen, und eben soviel geschrieben worden. Aber dieser Artikel ist einfach Spitze. Dem ist nichts hinzuzufügen. Das viele Amerikaner diesem Präsidenten noch zujubeln, ist mehr als verrückt. Großen Dank an den Redakteur. – Ute Koch

 


 

 

Leserbrief zu „Im Maybach durch Offenbach“ von Moritz von Uslar im ZEIT Magazin

 

Wieder einmal – wie häufig bei Berichten über Frankfurt – wurde bei der Reportage von Moritz von Uslar im letzten Zeitmagazin mein Lokalpatriotismus geweckt. Frankfurt besteht nicht nur aus Bankentürmen und Drogenmilieu! Frankfurt ist die liberalste, kosmopolitischste Stadt Deutschlands. Mit einer Vielfalt an Kultur – Museen, Künstlerateliers, Theater, Musik – die ihresgleichen sucht. Mit einer Vielzahl von Parks und Grünflächen mitten in der Stadt, die eine hohe Lebensqualität bieten. In welcher Stadt findet man einen Fluss, an dessen Ufer die Museen wie auf einer Perlenkette aufgereiht sind? Wo man von den Brücken aus die Skyline bewundern und auf Schiffen, in Cafés und Cocktailbars am Ufer den Sonnenuntergang genießen kann? Übrigens: Ausländerfeindlichkeit ist in Frankfurt kein Thema. Es gibt keine „Ausländer“, in der Stadt leben Menschen aus 170 Nationen, die sich bunt mit „Einheimischen“ oder anderen Nationalitäten mischen, „sichtbare“ Ausländer wie Schwarzafrikaner neben Engländern, Franzosen, Schweden. Bei zukünftigen Berichten über Frankfurt (und Offenbach) würde ich mir etwas mehr Differenziertheit wünschen. – Rita Hummel

 


 

 

Leserbrief zum Wochenmarkt „GNOCCHI, EINFACH UND GUT“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Soeben habe ich die Ricotta-Gnocchi gemacht und bin hingerissen….. ein genial einfaches Rezept und das Ergebnis, in Salbei-Butter geschwenkt ist einfach nur himmlisch! Vielen Dank! – Birgit Michallik

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Ihre Geschichten über Ihre Töchter finde ich sehr unterhaltsam. Auch ich (70 und im besten Oma-Alter) habe einen Schneetiger, der mein Kopfkissen belagert. Der ist allerdings lebendig und verreist nicht gern. Herzliche Grüße auch an Ihre Töchter! – G. Scholzen

 


 

 

Leserbrief zu „Ich habe einen Traum“ mit Keedron Bryant im ZEIT Magazin

 

Ich träume nicht, sondern gehe Schritt für Schritt. Wenn man sich das Weltgeschehen ansieht, möchte man vieles ändern ! Es scheint unmöglich eine Lösung zu finden. „ Wir können aufhören einander zu hassen und zu töten ! ! “ Doch diese Lösung ist sehr einfach. Ich sollte wissen, dass mein Gegenüber auch freundlich gesinnt ist. Das erreiche ich nicht durch Kampf, Krieg, sondern durch ein Friedensfest von Deutschland aus, radioweit. Das ist der Universalschlüssel zum Lösen vieler Probleme. Wir dürfen, sollten zusammenarbeiten ! ! Das Vorbild ist die Wiedervereinigung. Etwas Heiterkeit : Treffen sich zwei Planeten, sagt der eine: „ Du siehst aber schlecht aus.“ Antwort : „ mir geht es nicht gut.“ Der eine : „ Was ist den los ?“ Antwort : „ Ich habe homo sapiens.“ Der eine : „ Das kenne ich, das geht auch vorbei.“ Es gibt ein neues Medikament: Corona forte Verschreibung durch einen Arzt für Planeten : Dringend erforderlich ist ein Friedensfest, Einnahme zweimal täglich, mindestens 30 Tage. Ohne Risiko, ohne unerwünschte Nebenwirkungen. Die Zulassung wurde vor 30 Jahren in Berlin genehmigt. Das Wort „FRIEDEN“ gibt es in vielen Sprachen . – Ein Friedensliebhaber