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16. Juli 2020 – Ausgabe 30

 

Leserbriefe zu „Wie rassistisch sind Sie?“ von Bastian Berbner

 

Dieser Artikel hat mir viel über mich selbst aufgezeigt. Ich bin mir schon seit längerem bewusst, dass ich mich schwarzen Menschen gegenüber zwar bemühe, besonders freundlich zu sein, dass mir das aber viel mehr Kraft kostet als den meisten weißen Menschen gegenüber. Mir fielen beim Nachdenken darüber auch andere Vorurteile bei mir auf. So war ich erstaunt über mich selbst, als ich in Nordnorwegen erfuhr, dass die deutsche Wehrmacht von der Roten Armee vor sich her getrieben wurde und meinte, sich nur gegen sie wehren zu können durch verbrannte Erde und durch den Versuch, die Zivilbevölkerung zu vertreiben. Ich spürte, dass ich eigentlich erwartet hätte, dass die deutschen Soldaten doch die besten gewesen seien, obwohl ich doch nach den beiden Kapitulationen es hätte besser wissen müssen.

Auch war ich erstaunt über meine eigenen Gefühle, als ich erfuhr, dass Wissenschaftler in anderen Ländern schneller zu einem Ergebnis gekommen waren als deutsche Wissenschaftler, die an demselben Projekt gearbeitet hatten. Ich hatte innerlich erwartet, dass sie doch besser sein müssten als die in anderen Ländern. Was stecken in mir noch alles für Vorurteile und wie kann ich sie beherrschen und meinen „Elefanten“ umprogrammieren? Jedenfalls will ich mich darum bemühen! Gott sei Dank für diesen Artikel und Dank an Herrn Bastian Berbner und Die Zeit, die ihn veröffentlicht hat. Ich wünsche diesen Gedanken noch eine sehr weite Verbreitung. – Helmut Richter

 

Es freut mich, dass Sie das wichtige Thema Rassismus ansprechen. Die Forschung zum „implicit bias“, das durch den IAT nachgewiesen werden soll, gilt aber heutzutage größtenteils als diskreditiert. Als Folge der Reproduzierbarkeitskrise reichen einzelne Studien in der Psychologie schon lange nicht mehr aus, um gesichertes Wissen zu produzieren. Zwischen 2009 und 2015 sind vier verschiedene Meta-Studien zu dem Schluss gekommen, dass der IAT kaum Rückschlüsse auf das „explizite“ Verhalten der Menschen zulässt. Es ist nicht einmal wirklich klar, was genau der IAT eigentlich misst. Der Test ist so unzuverlässig, dass ein und dieselbe Person bei mehreren Testläufen vollkommen unterschiedliche Ergebnisse erhalten kann.

[1] Alles in allem ist „implicit bias“ eine zu einfache Erklärung für die keineswegs monokausalen Verwerfungen unserer Zeit. Wenn eine Ungleichheit beobachtet wird, zum Beispiel, dass die meisten Personen öffentlichen Interesses eine weiße Hautfarbe haben, dann gilt es, genau hinzusehen und nach den echten Ursachen zu suchen. Natürlich ist es für viele Unternehmen einfacher, ihre Belegschaft dem IAT zu unterziehen. Was wir aber sicher unterlassen sollten, ist, in Anbetracht der verbleibenden Probleme in einen neuen, strategischen Essentialismus zu verfallen und die Menschen wieder auf ihre Hautfarbe zu reduzieren, so wie es DiAngelo in ihrem Buch tut. Ihre Verachtung für den Individualismus und „den Westen“ (die sie, genau wie „racism“ und „white supremacy“, zu ihren Gunsten umdefiniert) ist keine Lösung.

[2] Ihre Rhetorik: Jeder Widerspruch zu ihrer Weltsicht ist Rassismus, und wenn eine Person dies infrage stellt, dann handelt es sich nur um eine weitere Manifestierung ihres Rassismus. Das ist kafkaesk und kontraproduktiv: Es hindert uns daran, Rassismus evidenzbasiert und selbstkritisch anzugehen — statt mit dem IAT und dem Glauben an eine unsichtbare Macht, die alles durchdringt. Quellen: [1] https://qz.com/1144504/the-world-is-relying-on-a-flawed-psychological-test-to-fight-racism/[2] Hier ein aufschlussreicher Erfahrungsbericht von einem von DiAngelo angeleiteten Diversity-Training. https://podcasts.google.com/feed/aHR0cHM6Ly9mZWVkcy5maXJlc2lkZS5mbS9iYXJwb2RjYXN0L3Jzcw/episode/MGViZmMyODAtZDhlNS00MDcyLThkOGUtNmUyODgwYWYyNzE5?hl=en&ved=2ahUKEwj7pPXLrJXqAhX7TDABHd4HAf0QieUEegQICxAE&ep=6Paul Reichert

 

Die Erkenntnis ist richtig, wir sind konditioniert. Unser Begreifen funktioniert so, das lässt sich psychologisch erklären. Lässt sich so ein Test nicht aber auch mit allen möglichen anderen durch Anderssein stigmatisierten oder auch zu unrecht diskriminierten durchführen? Es trifft doch auch schon Mädchen, Behinderte, Trans- u. Homosexuelle, Dicke, Schielende, Alte, Minderbemittelte, Religionszugehörigkeit… es reicht einfach im Kleinen schon irgendwie nicht dazu zu gehören. Vielleicht stellt sich die Stigmatisierung durch eine andere Hautfarbe nur deutlicher hervor, weil dunkle Haut auch deutlicher ist als eine Behinderung. Gegen Rassismus (welch Unwort- es gibt keine Rassen) hilft nichts. Jeder muss lernen sich wertzuschätzen, es erleben wertgeschätzt zu werden und entsprechend auch andere wertzuschätzen. Aber ich glaube Rassismus ist eine fatale Bezeichnung / Kategorisierung, die sich selbst erfüllt. Nennen wir es nicht mehr Rassismus und es fehlt das Wort und damit der Gedanke und damit die Tat und es bildet sich vielleicht ein Bewusstsein statt eine vorbelastete Haltung, die zu Gruppierungen von Haltsuchenden einlädt. – Sybil von Tirpitz

 

Die ganze Debatte um einen strukturellen Rassismus hat mittlerweile ein Maß an Absurdität erreicht, daß einem schwindelig wird. Und dieses Dossier zeigt das noch einmal in aller Deutlichkeit. Man kann doch nicht ernsthaft die Situation von Schwarzen in den USA mit ihrer Situation in Deutschland vergleichen. Und diese Situation wiederum ist eine völlig andere in Frankreich oder in Dänemark. Es gibt unterschiedliche geschichtliche Hintergründe, die Schwarzen in diesen Ländern haben unterschiedliche ökonomische und soziale Hintergründe. Es ist bezeichnend für die beleidigende Oberflächlichkeit dieser „Debatte“, wenn eben alles dann unter „strukturellem Rassismus“ abgehandelt wird.

Auf diese Art und Weise spart man sich die genaue soziologische und ökonomische Analyse, entwickelt einen unvalidierten pseudo-psychologischen Schnelltest und schwupp hat man die Ursache: die Weißen sind gewollt oder ungewollt böse, da fast alle Rassisten sind. So viel Unwissenschaftlichkeit oder Naivität tut schon weh beim Lesen. Aber noch schlimmer sind die Folgen dieser Herangehensweise in der Gesellschaft: eine falsche Analyse führt auch zu falschen Schlußfolgerungen, bekämpft die Ursachen nicht und bietet der Politik die gute Gelegenheit mal wieder eine billige Symbolpolitik zu betreiben. – Achim Hauck

 

Ich empfehle dringend eine eingehende Beschäftigung mit aktuellen FBI Studien zu der Fragestellung wer in den USA wen tötet. Das passt zwar leider nicht ins Narrativ, könnte aber helfen die realen Fakten irgendwann anzuerkennen ! Da so genau ein paar Schwarze aufgeführt werden, die durch Polizisten erschossen wurden, warum gibt es keine Namen von Weißen , die durch Schwarze getötet wurden ?!? Weil es sie nicht geben darf ? Es muss auch Jessica Withaker erwähnt werden, die kürzlich von schwarzen BLM Aktivisten erschossen wurde. Leider erfährt man davon rein gar nichts in der Zeit. Ja, in Deutschland sind die meisten Menschen weiß, sowie in Zentralafrika die meisten Menschen schwarz sind…wo ist das Problem ?!? Nein, Deutschland ist nicht schwarz, außer vielleicht des Nachts im Wald. Wollt ihr demnächst auch noch Tag und Nacht in eurem Antirassismuswahn abschaffen ? – Matthias Bolduan

 

Danke für den Artikel. Ich habe nur einen Einwand. Ressentiments, die sich auf Hautfarben beziehen, sollten nicht als Rassismus bezeichnet werden. Warum? Es gibt, wie der Autor selbst schreibt, keine Rassen, sehr wohl aber Rassismus. Die Entwicklung von Rassismus und Rassentheorien ist eng verknüpft mit der Geschichte des europäischen Kolonialismus und seinen Raubzügen. Rassentheorien dienten dazu, die Grausamkeiten eines gigantischen Systems von Menschenhandel und Sklaverei, auf dem der Reichtum Europas beruht, moralisch zu rechtfertigen (Vgl.: Menschenhandel – eine kurze Geschichte der Sklaverei, ARTE). Später, im Vernichtungswahn des deutschen Faschismus, diente er einem ähnlichen Zweck. Im gleichen Kontext taucht er auf allen Kontinenten und fast allen Kulturen auf, zum Beispiel in China, Korea oder Japan. Immer geht es um Angst und Macht. Rassismus ist primär ein politisches Phänomen, das sich im strukturellen Rassismus zeigt.

Dieser hat eine psychologische Dimension. Persönliche Vorurteile und Ressentiments, die sich auf Hautfarben beziehen, unterfüttern politisch motivierten Rassismus. Vorurteile und Ressentiments sind allerdings ein allgemein menschliches Phänomen. Alle, ausnahmslos alle Menschenblicken, geprägt durch unterschiedliche Erfahrungen und Ideen, mit Vorurteilen und Ressentiments auf die Welt. Einige davon sind mit der Farbe der Haut verbunden. Wir sollten affektbedingte Ressentiments und politisch motivierten Rassismus, der ein ideologisches System darstellt, genau unterscheiden. Rassismus kann bekämpft werden, wenn die Verheerungen, die er anrichtet(e) erkannt und anerkannt werden. Dazu gehört die Wut der Unterdrückten ebenso, wie die gespaltene Psyche der Unterdrücker. Mit Ressentiments wird die Menschheit jedoch bis ans Ende ihrer Tage umgehen müssen. – Jan Bleckwedel

 

Ihr Artikel „Wie rassistisch sind Sie?“ gefällt mir sehr. Die angeführten Studiens sind aufschlussreich. Ihr Fazit, dass die Erfahrung unsere unbewusste (Vor-)Einstellung prägt, sollte vielleicht noch etwas erweitert werden: Ich halte es für plausibel (es gibt dazu Studien mit Babys), dass ein gewisser „Rassismus“ bereits in unseren Genen angelegt ist. Sicher war es über eine lange Zeit der Menschheitsgeschichte ein evolutionärer Vorteil, auf Menschen, die nicht zur eigenen Gruppe gehörten, misstrauisch oder gar aggressiv zu reagieren. Auch für die weltweit verbreitete Homophobie wäre das eine mögliche Erklärung. – Horst Winkler

 

Manchmal frage ich mich, ob Autoren wie Bastian Berbner ihre eigenen Logikfehler nicht auffallen. Er schreibt es ja selbst, nur ca. 1 Millionen Menschen in Deutschland sind schwarz, also mehr als 1%. 2% im Bundestag zeigen also, wie durchlässig das Sytem ist, ich würde fast sagen, perfekt. Dass aber ausgerechnet bei der viel gescholtenen Heidi Klum die Quote mehr als erfüllt ist, hat mich sehr amüsiert. Spaß beiseite: Viele Beispiele aus dem Text sind natürlich gar nicht lustig. Ich frage mich dennoch, ob diese Herangehensweise auch nur ansatzweise etwas ändert. Ich glaube eher, das Gegenteil ist der Fall. Amerika sollte uns allen hier als abschreckendes Beispiel genügen. – Simon Chlosta

 

Wie in der Rassismusdebatte häufig zu beobachten, wird das, was lautstark beklagt wird, erst einmal selbst erzeugt. In diesem Psychologietest in der fünften Spalte wird erst weiß mit gut assoziiert und schwarz mit schlecht. Da das einigermaßen lange gemacht wurde, stellt sich logischerweise ein Trainingseffekt ein, der die Verhaltensumkehr schwierig macht. Was wäre wohl herausgekommen, wenn die umgekehrte Richtung als erste betrachtet worden wäre? Aber solche einfachen, plausiblen Überlegungen sind wohl von den Verfechtern der Rassismustheorie nicht zu erwarten. Vielleicht fehlt dafür einfach die Intelligenz, egal, ob bei Schwarzen oder Weißen. – Fritz Kronberg

 

Vielen Dank für das interessante Dossier und den Link zum Test, den es, wie ich feststellen konnte, auch noch für andere Kategorien, z. B. homosexuell/heterosexuell, gibt und an dem teilzunehmen eine sehr aufschlussreiche Erfahrung ist. – Nikolas Müller

 

Mit Aufmerksamkeit habe ich den Artikel gelesen: Besonders die Theorie des „Elefantenreiters“ finde ich einleuchtend, zumal ich als ehemaliger Reiter weiß, dass das Reittier oft schneller reagiert als dem Reiter recht ist. Dann kommen mir aber Zweifel: Die Theorie ist für „weiße Reiter“ aufgestellt worden. Wenn sie stimmt, müsste sie auch für Menschen gelten, die im Umfeld einer anderen Hautfarbe (vulgo „Menschenrasse“) aufgewachsen sind. Man weiß, dass bei Asiaten die „Langnasen“ und die „Schwarzhäutigen“ als Exoten gelten; rassistisches Denken? – Empfindet ein in afrikanischem („schwarzem“) Umfeld aufgewachsener und ausgebildeter Mensch die Weißen als anderswertige (welcher Wert?) „Rasse“? – Um im Bild zu bleiben: Der Elefant des nichtweißenReiters müsste dann wohl vor Weißenzurückweichen? Da ist die andere Theorie doch einfacher zu verstehen: Trotz 99,9 % gleicher Gene hat es die jahrhundertlange Erziehung geschafft, den weißen Menschen zum „Herrenmenschen“ zu (v)erziehen! – Hans Otto Pristaff

 

In dem Artikel “Wie rassistisch sind Sie„ im Dossier der gestern erschienenen „Zeit“ schreibt Ihr Autor Bastian Berbner: „Rein genetisch betrachtet, ist eine Herde Pinguine vielfältiger als die gesamte Menschheit“. Dies ist ein absolut schlagkräftiges Argument gegen die Annahme unterschiedlicher „Rassen“ beim Menschen. Ich möchte dieses Argument gern auch in meinem Bekanntenkreis verwenden. Einen Wert hat eine solche Aussage aber nur, wenn man sie belegen kann. Ich bitte daher um die Angabe einer entsprechenden Literaturstelle in einer angesehenen wissenschaftlichen Zeitschrift, in der dieses Ergebnisse veröffentlicht wurde, egal in welcher Sprache. – Henning Jahr

 

Die Natur hat die Menschen unterschiedlich gemacht. Selbst wenn die Gene fast identisch sind so erkennt doch jeder sofort ob z.B. ein Chinese, ein Afrikaner oder Europäer vor einem steht. Nun ist der Begriff Rasse historisch stark belastet und es ist verständlich ihn zu vermeiden. Da die Unterschiede bleiben, insbesondere im Aussehen, sollte man einen neutraleren Begriff wählen. Krampfhaft zu versuchen, die Unterschiede weg zu diskutieren führt zu nichts. Die Europäer und damit die Weißen haben in den letzten 300 Jahren Wissenschaft und Technik dominiert.

Dies hat sie in die Lage versetzt, einen hohen Wohlstand zu erlangen, die Welt zu „erobern“ und damit die Standards zu setzen. Die weniger Erfolgreichen mussten sich fügen. Vom Standpunkt der Nicht-Europäer ist dies bedauerlich, kann aber wohl kaum den Weißen zum Vorwurf gemacht werden. Letztendlich profitieren auch die Nicht-Europäer sehr stark von den erreichten wissenschaftlich-technischen Fortschritten; einmal wenn sie in „weiße“ Länder migrieren oder sich entwickeln wie z.B. China in den letzten 30 Jahren. Anderen Ländern in Afrika, Asien steht dieser Weg ebenfalls offen. – Ernst Lothar Helwig

 

Im Dossier „Wie rassistisch sind Sie?“ beschreibt Bastian Berbner wie er den IAT-Test macht und „vorurteilslos“ abschneidet, weil er kurz zuvor in Afrika viele positive Erfahrungen mit schwarzen Menschen hatte. Später wieder länger in Europa hat er wieder „Vorurteile“ gemäß des IAT-Tests. Ich halte die Interpretation, dass der IAT-Test eindeutig Vorurteile offenlegt, für fragwürdig. An B. Berbner kann man sehen, dass dieser Test die erlebt Wirklichkeit wiederspiegelt. Folgende Überlegung. Migration ist ein soziales Phänomen. Menschen durchlaufen wegen der Migration bestimmte soziale Phänomene. Wenn man z.B. viele geringqualifizierte Menschen aus einem Land holt, dann korreliert ein bestimmter Phänotyp mit bestimmten sozialen Phänomenen. Das Ergebnis nolens volens soziale Merkmale korrelieren mit ethnischen Merkmalen.

Der Status der türkischstämmigen Deutschen wäre vermutlich besser, hätte man einen Querschnitt der türkischen Bevölkerung nach Deutschland eingeladen, statt nur geringqualifizierte Menschen für das Fließband, um die man sich dann auch kaum gekümmert hat. Also rassistisch wirkende Äußerungen sind mitunter nicht unwesentlich ein Ausdruck von sozialen und politischen Verhältnissen und deswegen im Wesen unrassistisch. Diese Tatsache wegzudrücken, schadet den Betroffenen. Denn man muss ja nur darauf achten, dass die Vorurteile verschwinden, dann geht es allen gut. An den Strukturen der Migration und Integration muss man nichts ändern.

Aber man treibt auch die, die diese Realitäten wahrnehmen mit dieser Haltung in die Arme der extremen Rechten. Was Du sagt, ist eine Verzerrung im Kopf, aber nicht real. Wer lässt sich schon so etwas gerne sagen. Sichtweisen wie die von Bastian Berbner betreiben mit ihrer moralisch konnotierten Simplifizierung das Geschäft der extremen Rechten. Wenn wir die Denke ändern, ist alles gut. Mit der Realität müssen wir uns nicht auseinandersetzen. Wer die Realität nicht beachtet, bekommt eine polarisierte Gesellschaft, weil die Erfahrung eines Teils der Gesellschaft ignoriert und moralisiert wird. – Stephan Zitzmann

 

Der Text überzeugt durch Zweierlei: Zum Einen wird bestechend klar argumentiert, warum wir alle in Deutschland (und anderswo) eigentlich rassistisch sein müssten, zum Anderen ist er hervorragend geschrieben. Für mich ein Lesegenuss. – Ulla Beushausen

 

Hat eigentlich irgendwer den IAT-Test einmal in umgekehrter Reihenfolge durchgeführt? Vielleicht offenbart er ja gar nicht unsere Einstellung zu Menschen, welcher Hautfarbe auch immer, sondern unsere Fähigkeit und Bereitschaft, in kurzer Zeit umzudenken bzw. – fühlen. Sogar unser Elefant ist möglicherweise irritiert und damit langsamer, wenn er sein Futter nach einiger Zeit nicht mehr auf der einen sondern auf der anderen Seite seines Geheges findet. Auch scheint mir die Reihenfolge ziemlich gefährlich: Nachdem wir in einer ersten (Sieger-, bevorzugten, Pool-Position-) Phase gelernt und geübt haben, darauf konditioniert wurden, ‚weiß‘ mit ‚gut‘ zu verbinden, wird in der zweiten (Verlierer-, nachgeordneten, Test-) Phase geprüft, ob wir bereit sind bzw. wie lange wir brauchen, auch die andere Kombination zu akzeptieren.

Kann es sein, dass der Test die Einstellung erst erzeugt, die er nachher bestätigt? Zum anderen: Es stimmt, meine Lieblingslehrerin war weiß, auch meine Freundin und die erste große Liebe. Aber auch der doofe Physiklehrer, die blöde Zicke in meiner Klasse sowie alle Verbrecher, die ich als Kind – zum Glück nur – auf Bildern sah, waren weiß. Was in den 1960er Jahren ja sicher auch nicht verwunderlich war. Die ersten dunkelhäutigen Wesen meiner Kindheit waren · der Weise aus dem Morgenland namens Baltasar · eine Puppe – aus naheliegenden Gründen – ebenfalls Baltasar getauft · Jim Knopf Mein Elefant hat also gelernt:

Dunkelhäutige Menschen sind weise Männer in prachtvollen Gewändern oder niedliche kleine Jungs, sie sind durchweg männlich und heißen mit großer Wahrscheinlichkeit Baltasar. Ich verstehe den Grundgedanken Ihres Textes: Passt auf euren Elefanten auf! Das ist richtig und wichtig! Aber dem ist nicht gedient, wenn er mit fragwürdigen Tests und eigenwilligen Schlussfolgerungen untermauert wird. Im Gegenteil: Das macht Ihr berechtigtes Anliegen angreifbar. – Ortrud Mauk

 

Das Ergebnis des Implicit Association Test finde ich nicht verwunderlich, wenn der Autor mir vor Augen hält, wie positiv das Weiß, ja alles Helle positiv besetzt ist und das Schwarze negativ. Das findet sich für ich vor alle bei dem Gegensatzpaar Tag und Nacht. – Dass mir die Gesichter von Schwarzen nicht vertraut sind und ich mir die Gesichter kaum bis garnicht merken kann, ist mir schon länger bewusst. Das hat aber nicht nur damit zu tun, dass sie schwarz sind. Es gibt auch viele weiße Gesichter, auf die das in abgeschwächter Form zutrifft, wogegen ich mir Gesichter, die mir vertrauten Gesichter ähneln sehr gut merken kann. – Zum Test: Bei mir kam die Vermutung auf, dass die Probanden bei dem Test möglicherweise in Phase 1 vorprogrammiert werden und deshalb in Phase 2 ihre Schwierigkeiten haben. Um das auszuschließen, müsste eine Kontrollgruppe mit Phase 2 beginnen. – Franz Steffens

 

Ein bemerkenswerter und sehr interessanter Artikel: Persönlich finde ich ihn sehr gut und sehr lesenswert. Aufwerfen möchte ich dazu allerdings eine Frage, die gegenwärtig nicht diskutiert wird, und im Rahmen öffentlicher Diskussionen schnell als what-aboutism gewertet werden könnte: wer wäre eigentlich nicht rassistisch? In ihrem Artikel benennen Sie zB den Rassismus in China, den die Schlitzaugen anhand des Zugangsverboten für Neger zu McDonalds markieren. Wir Langnasen / Bleichgesichter / Kartoffeln haben sicherlich eine lange Tradition des Rassismus – andere „Rassen“ jedoch auch: der Ost-Asiat steht uns da nicht fern, auch was Über- und Untermenschen-Attributierungen angeht.

Und Schwarze womöglich auch nicht: ich spielte seinerzeit mit Begeisterung GTA San Andreas, Protagonist ist ein Schwarzer, und seine Gang ist sehr rassistisch, vor allem gegenüber den Hispanos/ Latinos. In der Realität ist wohl auch in den USA eine Hackordnungen vorhanden, welche Ethnien ihr Selbstbild gegenüber anderen Ethnien wertend definieren. Auch zeigt Ihr Artikel, wie Schwarze den weißen Rassismus antizipieren: wann werde man weiß? Ich befürchte: alle Menschen sind rassistisch, womöglich sogar die Eskimos (ich weiß: Inuit) oder die edlen, wilden Apachen. Aber es scheint Hoffnung zu geben, auf ein Happy End, wir für meinen GTA-Helden Carl (CJ), so auch für uns alle, und dann freut mich an Ihrem Artikel. – Florian Lahmann

 

Vorab möchte ich anmerken, dass ich Die Zeit bereits seit etlichen Jahren als Abonnent lese. Ich schätze die Ernsthaftigkeit, die Vielfalt und den sichtbaren Versuch, ausgewogen zu berichten. Ich lese gerne Die Zeit :) Nun zu Ihrem Artikel „Wie rassistisch sind Sie?“ Die Art und Weise wie dieser Artikel geschrieben ist, entspricht meiner Meinung nach nicht den oben zitierten Werten – insbesondere der ausgewogenen Berichterstattung. Allerdings ist der Autor damit ‚in guter Gesellschaft‘. Zunächst wird hier der Begriff ‚rassistisch‘ gleichgesetzt mit ‚Vorurteile haben‘. Das finde ich bedenklich, da wir die Differenzierungsmöglichkeiten unserer Sprache aufgeben. So gibt es wohl Niemanden, der nicht irgendwelche Vorurteile mit sich herumträgt. Deswegen sind aber nicht gleich Alle rassistisch! Außerdem setzt der Autor quasi als unumstößliche Wahrheit voraus, dass Vorurteile generell verwerflich und schlecht sind. Dies wird aber weder in diesem Artikel noch an anderer mir bekannter Stelle tatsächlich mal kontrovers diskutiert – warum eigentlich nicht?

Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch Vorurteile hat. Auf mich selbst bezogen bin ich mir dessen sicher. Dies hat verschiedene Ursachen. Da sind zunächst die quasi tradierten Vorurteile, die uns in unserer frühen Prägungsphase mitgegeben wurden. Außerdem gibt es noch die durch schlechte Erfahrungen ‚gelernten‘ Vorurteile und es gibt die von Anderen übernommenen Vorurteile. Es ist etwas zutiefst menschliches, Vorurteile zu haben. Auch denke ich nicht, dass das in irgendeiner Weise verwerflich ist.

Allerdings sollte jeder Mensch sich bewusst sein, dass er Vorurteile hat und sein tägliches Handeln sollte nicht von seinen Vorurteilen bestimmt sein, sondern es sollten Wertschätzung und Achtung im Mittelpunkt stehen. So kann ich durchaus Vorurteile gegen einen bestimmten Menschentyp haben, weil ich mit diesem öfter schlechte Erfahrungen gemacht habe. Im konkreten bedeutet dies vllcht., dass ich aufmerksamer und vorsichtiger bin, wenn ich auf genau diesen Menschentyp stoße. Aber ich kann sehr Wohl freundlich und wertschätzend auf diese Menschen zugehen. Daran kann ich nichts verkehrtes erkennen. Aber folgt man dem Artikel oder nur der allgemeinen öffentlichen Diskussion wäre dieses Verhalten bereits rassistisch!

Abschließend möchte ich noch einen Gedanken zu der Rassismusdiskussion des Autors anfügen. Ja, wahrscheinlich haben die meisten hellhäutigen Mitbürger Vorurteile gegen dunkelhäutige – jedenfalls, wenn man der strengen Definition des Autors folgt. Wie sieht es aber umgekehrt aus – haben nicht auch die meisten dunkelhäutigen Mitbürger Vorurteile gegen die hellhäutigen. Ist das besser? Ich würde es begrüßen, wenn unsere Gesellschaft diese Diskussion wieder mehr auf den eigentlichen Kern des menschlichen Zusammenlebens reduziert – lasst uns wertschätzend, offen und freundlich miteinander umgehen! Ich bin überzeugt, dass damit viele Menschen etwas anfangen können und sich viel eher positiv angesprochen fühlen als wenn ihnen irgendwelche verallgemeinernden Vorhaltungen gemacht werden. – Michael Wilfried

 

Über Jahrhunderte hielt die weiße Herrenrasse dunkelhäutige Menschen als Haustiere. Und jetzt fällt es schwer darin Menschen zu sehen. Warum sagen wir Schwarze, der schwarze Kontinent usw. ? Weil das negative Vorurteil schon in der Bezeichnung steckt. Der Unsinn fängt mit den Etiketten an, die wir daran kleben und für absolut halten. Deshalb finde ich People of Colour auch nicht besser als Neger. Die sind nicht farbig; oder bin ich farblos? Bezeichnungen sind auch Klassifizierungen. Menschen gibt es in dumm und schlau oder schön und häßlich usw. , aber nicht in schwarz und weiß. Das ist höchstens das Weltbild. – Olaf Goldschmidt

 

Den Eingangssatz dieses Artikels „Wäre die Welt ausschließlich vom Verstand regiert …“ ist man versucht fortzusetzen mit: „ … so würde ein Artikel wie dieser nicht geschrieben“. Die Mischung aus Pseudowissenschaftlichkeit, logischen Fehlern, unzulässigen Verkürzungen und Gleichsetzungen, Pauschalisierungen und Platitüden, die dem Leser hier zugemutet wird, ist mehr als ärgerlich, die Unzulänglichkeiten sind viel zu zahlreich, um auf diesem Weg auf sie einzugehen. Und das Ausmaß, in dem der Autor sein eigenes naives Schwarz-Weiß-Denken (sit venia verbo) in Sachen „Rassismus“ implizit dem Leser unterstellt, bei der Lektüre nicht als Beleidigung aufzufassen, stellt dessen Wohlwollen auf eine harte Probe. – Andreas Obrecht

 

Die obige Frage fragt mich nicht, ob ich „rassistisch“ bin, sie geht davon aus. Sie fragt nur noch nach dem „Wie“. Nach sorgfältiger Lektüre des vorliegenden Beitrags und der mir möglichen Selbsterforschung muss ich bekennen: Ja, auch ich bin „rassistisch“, war es und werde es immer sein – selbst wenn ich glaube, es nicht zu sein. Doch nicht weil ich zu den „meisten weißen Menschen“ gehöre, die davon „überzeugt“ sind. Davon können auch farbige Menschen fälschlich überzeugt sein, wie gerade jene ehrliche Harvard-Professorin beweist, die aus Südindien stammt und „im Sommer 1994“ ihre Überzeugung widerlegt sehen musste. Wie sie aber bin auch ich „rassistisch“, weil ich ein Mensch bin, der im Laufe seiner Evolution so geworden ist wie wir alle: einzigartig verschieden – infolge eines zwar gemeinsamen Genpools, aber unterschiedlicher Anpassungen zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten mit ihren jeweils anderen Lebensbedürfnissen und -interessen. Die können zu sehr egoistischen (Angst-)Gefühlen führen, die uns nur begrenzt bewusst werden und somit rational auch nur begrenzt kontrollierbar sind.

Das spricht unser „Ich“ nicht frei und sollte uns eher anspornen, unser Leben „selbstbewusster“ zu überwachen. Nur: Das betrifft uns alle und ist eben kein „Rassismus“, der sich mehr oder weniger an äußeren Merkmalen orientiert und „spätestens im Juni 2000“ von Bill Clinton für tot erklärt wurde. Ferner hat nicht nur die Genforschung inzwischen nachgewiesen: Der „Rassismus, die tödlichste Ideologie aller Zeiten“ hat „sein Fundament verloren“- die „Rassen“. Warum reden „wir“ dann aber immer noch und gerade jetzt verstärkt von „Rassisten“ und klar, auch „Antirassisten“? Die müssen nämlich mit aller Ernsthaftigkeit die „Rassisten“ bekämpfen, wozu erst kürzlich unser Bundespräsident aufrief. Tun „wir“ das nur aus Gedankenlosigkeit oder bequemer Sprachgewohnheit, weil ja alle zu wissen scheinen, was gemeint ist? Nein, oft sogar in allerbester Absicht! Allerdings ohne zu merken, dass ein solcher Sprachgebrauch das genaue Gegenteil dessen bewirken kann, was wir erreichen wollen: die Überwindung von „rassistischem“ Verhalten in unserer Gesellschaft. Wenn alle Welt vom „Rassismus“ redet, dann muss es doch auch die „Rassen“ geben. Das steht sogar in unserem Grundgesetz.

(Und viele wollen, dass dies so bleibt – nicht allein aus ehrenwerten Gründen, nämlich dem Respekt vor den vielen Vätern und den wenigen Müttern unserer Verfassung, die der Nazi-Ideologie zumindest einen grundgesetzlichen Riegel vorschieben wollten.) Oder war die Ermordung eines Schwarzen durch „rassistische“ Polizisten in den USA der entscheidende Auslöser für die weltweiten Folgen? Doch vielleicht zeigt gerade das Ausmaß dieser unvorhersehbaren Folgen: Es geht um mehr als solche Auslöser und „Rassismus“ im obigen Sinn; es geht um eine tief sitzende Angst, die in Krisenzeiten alle ergreift; es geht um die individuelle Selbstbehauptung vor tödlichen Gefahren, die auch und gegenwärtig vor allem menschengemacht sind. – Eckhard Heumann

 

Wahrscheinlich gehöre ich auch zu denen, die nur glauben, nicht rassistisch zu sein. Deshalb war der Artikel von Bastian Berbner sehr interessant, ja notwendig. Warum aber werden immer Parallelen zu den USA gezogen, wo die Situation seit Jahrhunderten völlig anders ist als hier? Wenn in deutschen Kleinstädten bis 2015 überhaupt keine schwarze Menschen lebten, ist es dann rassistisch, wenn ich jetzt Menschen mit sichtbar afrikanischer Abstammung frage, wo sie herkommen? Ist es rassistisch, wenn die Polizei bei Stichproben deren Ausweis /Aufenthaltsstatus überprüft, den einer vielleicht auch noch blonden Frau aber nicht? Leider fehlt die Angabe, welcher Anteil der Deutschen weiß ist. Ich weiß nicht, ob weiße Menschen mit 94% weißer Tatortkommissare wirklich überrepräsentiert sind, bei 74% von Germany’s next Topmodels sind sie wohl unterrepräsentiert. Also doch: schwarz gleich schön? – Ilga Forster

 

Es gibt also genügend Anlass, bei sich selbst mit dem Kampf gegen den Rassismus anzufangen. Aus dem Artikel von Bastian Berbner lernen wir, dass ein zuvor unbewusst etabliertes Muster allein durch eine später bewusst gebildete andere Überzeugung nicht verändert wird. Manchmal reichen leichte Erschütterungen aus und die subkutanen Muster übernehmen wieder voll und ganz die Regie. Wer kennt das nicht: „Plötzlich“ und unerwartet zeigt sich, dass jemand Rassist, Antisemit, Chauvinist ist. Das wahre Gesicht. Nur durch intensives Training lassen sich Muster verändern. Das Beispiel Muskeltraining ist aber meines Erachtens nicht sehr glücklich gewählt.

Geht es doch eher darum, sich etwas abzutrainieren, abzunehmen, leichter zu werden, ein gefangennehmendes Muster ab- oder aufzulösen. Ein paar Wiederholungen haben da keinen Effekt. Für ein nachhaltiges Training wird eine sehr große Motivation benötigt, um die nötige Geduld aufzubringen. Vielleicht ist die Perspektive verlockend, durch die Befreiung von angstgetriebenen Mustern tatsächlich ein freierer Mensch werden zu können. Und es ist vor allem nötig, in der frühkindlichen Entwicklung darauf hinzuwirken, dass sich derartige Muster erst gar nicht etablieren. – Reinhard Koine

 

Wann hören deutsche Haltungsjournalisten endlich auf, Rassismus immer nur als Einbahnstraße zu betrachten, in der ausschließlich Schwarze die Opfer sind? Im Weltbild des Autors kommen offensichtlich Millionen von Latinos, Asiaten oder Inder nicht vor, die ebenso wie auch Weiße latentem und unterschwelligem Rassismus ausgesetzt sind. Empfehle sehr das aktuelle Video im Corona-Zusammenhang, in dem ein Schwarzer einen alten Chinesen verprügelt. Schwarze stecken nicht nur ein, sie teilen ebenso ordentlich aus, auch in Deutschland. Und wann das letzte Mal ein Polizist einem Weißen das Knie in den Nacken gedrückt hat? Wir wissen es nicht. Aber nicht alle Cops sind per se weiß, und es sterben in den Staaten mehr Weiße durch Polizisten, wie selbst von denen über 100 im I. HJ 2020 im Dienst getötet wurden. Nur darüber berichtet niemand außerhalb des Counties, weil es nicht ins Weltbild passt. Habe selten einen rassistischeren Artikel gelesen wie diesen. Kehrt endlich wieder zur Realität zurück! – Ralf Cornelius

 

Ich habe Ihren Artikel zum Rassismus des Unterbewusstseins mit großem Interesse gelesen. Sie bauen ein logisches Konstrukt auf, indem sie neurologische Hintergründe mit testbasierten (IAT Race) Erkenntnissen untermauern. Von mir selbst hätte ich vermutet, wie Mazarin Banaji zur Gruppe der “Wohlmeinenden“ zu gehören, da ich keinerlei bewussten rassistische Gedanken gegenüber Afroamerikanern habe, mich aber für mein Unterbewusstsein nicht verbürgen kann. Ich habe den Test anschließend zweimal gemacht und wurde in beiden Fällen als nicht neutral eingestuft. Einmal ergab der Test eine Tendenz zur Bevorzugung weißer und das andere Mal zu schwarzer Hautfarbe.

Nach kurzer Recherche im Internet findet man bereits Hinweise und Artikel zu diesem bekannten Problem des Tests. Einigen Quellen zufolge wird sogar von Harvard Vertretern selbst bezweifelt, ob der Test überhaupt funktioniert. Durch die starke Stützung Ihres Artikels auf den kontroversen Test wirkt der Artikel im Nachhinein tendenziös – schade, denn ich glaube dass es den Unterbewussten Rassismus gibt. Aber genau diejenigen Leugner, die vom Gegenteil überzeugt sind und vielleicht sogar das Wort „Lügenpresse“ zum aktiven Wortschatz zählen, bekommen durch den Artikel somit weitere Pfeile für ihren Köcher. – Vincent van Roijen

 

Bastian Berbner behauptet: „Schwarze werden dafür diskriminiert, dass sie schwarz sind. Das ist die reine Wahrheit.“ Tatsächlich ist es aber so, dass Menschen mit einer dunklen Hautfarbe deshalb diskriminiert werden, weil die dunkle Hautfarbe fast automatisch die Vorstellung eines „Schwarzen“ in unserem Kopf hervorruft und diese Vorstellung eines „Schwarzen“ wiederum in der Regel mit den im Artikel genannten negativen Assoziationen verbunden ist. Selbstverständlich wäre schon etwas gewonnen, wenn die Vorstellung eines „Schwarzen“ mit positiven Assoziationen verknüpft würde. Aber eine wirkliche Befreiung vom Rassismus findet meiner Ansicht nach erst dann statt, wenn wir erkennen, dass es in Wirklichkeit keine schwarzen, sondern nur Menschen mit einer dunkleren Hautfarbe gibt und „Schwarze“ ebenso wie „Weiße“ nur in unserem Kopf existieren. – Dr. Jens Lipski

 

Dieser Artikel verdient Massenverbreitung! Ich hab ihn gestern gelesen, aufwühlend, Genial, innige Gratulation dem Verfasser Bastian Berbner! – Hubert Mandl

 

Als Psychologe wundert man sich manchmal, wie wenig die Menschen über die Beschaffenheit von Gemüt und Seele wissen. Da braucht es anscheinend eine gesicherte Studienlage, damit wir Elementares begreifen. Etwa dass Vielfalt dann leichter akzeptiert wird, wenn Vielfalt im Alltag existiert und an angenehme Erlebnisse gebunden ist. Um Rassismus zu bekämpfen, wird nun viel über den epidemischen Rassismus gesprochen und man fordert einen bunteren Alltag. Beides wird nichts verändern, weil zum einen das Reden über die traurige Wahrheit Schuldgefühle auslöst und man zum anderen ja nicht einfach hier und da schwarze Menschen in den Alltag streuen kann; damit die Weißen sich an sie gewöhnen. Die Lösung des Dilemmas ist aus psychologischer Sicht eine ganz andere. Menschen verhalten sich Menschen gegenüber mit größerer Wahrscheinlichkeit unterschiedslos freundlich, wenn sie selber in Kindheit und Jugend konsequent freundlich behandelt wurden. Und das ist in unserer Gesellschaft leider immer noch nicht ansatzweise der Fall.

Im Kindergarten werden Heranwachsende in einer bezüglich der Gefühle und des Sozialen hochsensiblen Lernphase von unzureichend ausgebildeten Erziehern zumeist eher verwahrt als betreut und sinnvoll beschäftig. Die Schule ist ein Ort, an dem Kinder nicht freudig ihrem individuellen Bildungsmaximum zugeführt werden, sondern an dem mit Eiseskälte Selektion vollzogen wird. Umgesetzt von Pädagogen, die in Studium und praktischer Ausbildung kaum etwas über Pädagogik gelernt haben. Schüler erleben in diesem Umfeld heute Angst vor Mobbing, sie verinnerlichen Ausgrenzung, fürchten den Verlust ihrer Gemeinschaft und um ihre Zukunft. Zudem überträgt sich die Angst der überwiegend ängstlichen Menschen auf sie, die sich wegen eines finanziell sorgenfreien Rentenalters dem Lehrerberuf zugewendet haben. Die Psychologie weiß schon lange, dass ein hoher Level an Angst feindselige Gefühle verstärkt. Wir sollten als Gesellschaft an dieser Schraube drehen, anstatt Erwachsene belehren zu wollen. Das hat schon, wie wir heute erkennen müssen, mit der Entnazifizierung nur sehr bedingt funktioniert. – Thorsten Kerbs

 

Teilen Sie bitte Ihrem Autor Bastian Berbner mit, dass ich am Ende des Lesens seines aktuellen Beitrags im Dossier den Tränen nahe war. Mehr als gelungen dieser Artikel. Ein Blick auf die bittere Tatsache – aber die Hoffnung auf Besserung bleibt. – Maximilian C. P. L. Riedel

 

Kultur des pauschalen Schuldigsprechens (Thema Rassismus)Die Lektüre der letzten Ausgaben der „Zeit“ hat meine Gedanken zu einer Kultur des pauschalen, sozio-historischen Schuldigsprechens, so will ich es einmal nennen, wieder in Gang gebracht und gebündelt. Der weiße Mann, so das neue Feindbild, dass immer wieder gern aktiviert wird, ist pauschal ein Rassist, wenn nicht bewusst, dann sodoch unbewusst, was noch schlimmer scheint und ihn in jeglicher Hinsicht disqualifiziert. Auch die Zuweisung von Schuld hat sich digital-medial globalisiert und spielt sich in einem weltumspannenden politischen Handeln genauso wie in der direkten zwischenmenschlichen Begegnung ab. Schuldzuweisungen werden in allen möglichen Diskursen zunehmend als Herabqualifikation des Gegenübers instrumentalisiert und das ist sogar noch besser möglich, seitdem Schuld scheinbar pauschal vererbt wird.

Da kann ich als deutsch/europäischer, linksliberaler, blonder Weißer, Beruf Lehrer/Künstler noch so sehr für demokratische Werte, Gendergerichtigkeit, Menschenrechte allgemein eintreten und auch in Berlin auf die Black-lives-matter-Demo gehen, in der Schule für Toleranz und interkulturelle Zusammenarbeit und weitere global goals einstehen, eins von meinen oben genannten Merkmalen lässt sich dazu benutzen, mir pauschal ein Mitspracherecht abzuerkennen. Als Deutscher habe ich eine Erbschuld am Nationalsozialismus, selbst wenn mein Vater am Kriegsende erst ein Kind war, mein Großvater mit Foltermethoden zum Wechsel von der SPD-Mitgliedschaft in die NSDAP gezwungen werden sollte und standhaft blieb, selbst wenn ich mit dem Impetus „Nie wieder Krieg, Rassismus, Antisemitus“ usw. erzogen wurde, selbst wenn ich im Beruf ohne Probleme mit Persons of Color zusammenarbeite und ein gutes Verhältnis pflege.

Schuld bin ich an der Benachteiligung von Frauen, wenn ich bei einer Stellenbesetzung nach den Kompetenzen einer Person frage, obwohl in meiner Berufssparte Frauen gefördert und quotiert sind und ich meine Partnerin in Ihrer beruflichen Laufbahn immer bestmöglich unterstützt habe (, wie auch sie mich.) Als Lehrer ist mir auch immer wieder mit diskriminierendem Verhalten begegnet worden, einfach aufgrund pauschaler, vorurteilshaft unterstellter Schuld. Kurz: Ich möchte nicht die Schuld tragen müssen für etwas, das mein Vater nicht und nicht mal mein Großvater getan hat. Ich möchte nicht unter einer kulturhistorischen Rassismusretourkutsche leiden müssen, weil ich auch einen solchen Rassismus von grundauf ablehne. Einer Zukunft ohne Rassismus werden wir uns mit der pauschalen Zuweisung einer Rassismusschuld nicht annähern. – Joachim Krieg

 

Soll ich mich jetzt schlecht fühlen? Wie manipulativ Sie vorgehen, sieht man an Ihren Zahlen. Sie schätzen die Zahl der Schwarzen in D auf über eine Million. Also großzügig betrachtet 1,5%. Dann deuten Sie einen Schwarzanteil von 98% (Bundestag), 94% (Tatort Kommissare), 74% (Top Model) als Ausdruck von systematischer Benachteiligung von Schwarzen. Ich empfehle noch einmal einen Blick in das Stochastik Lehrbuch fürs Abitur. Zu Ihren anderen Zahlen. Bei p=98,5% ist p für 10x dieses Ereignis in Folge immer noch bei 86%. Für 30x liegt p bei 63%. 30 weiße DAX Vorstandschefs sind deutlich wahrscheinlicher als ein oder mehrere schwarze Vorstandschefs.

Zum Ende des Artikels schreiben Sie, im Tatort gäbe fast nur weiße Kommissare. Das ist Unsinn. Lediglich 74% sind weiß, wie Sie an anderer Stelle schreiben. Der Anteil Weißer an der Bevölkerung ist aber deutlich höher. Weiße sind also unterrepräsentiert. Ihr wahres Ansinnen kumuliert im letzten Satz. Sie wollen ein nicht-weißes Deutschland. Weiß ist in Ihren Augen schlecht. Diese Art der Selbstbezichtigung muss sich moralisch gut anfühlen, ist aber nicht meines. Und ich lasse mir von Ihnen auch nicht den Schuh anziehen, ich sei ein Rassist. In meinen Augen haben Sie auf 3 Seiten eine Chance vertan. – Dietmar Baier

 

Es wird dargelegt, dass es keine Rassen gibt, weil sich alle Menschen genetisch so ähnlich sind. Als Argument gegen Rassismus ist das kontraproduktiv. Kein Rassist sagt doch „Ich mag keine Braunhäutigen, weil die genetisch so anders sind.“ Nicht die Genetik, sondern das Aussehen hat zur Etablierung von Rassen geführt. Die, die man bekehren will, werden sagen: „ICH SEHE DOCH, dass der braunhäutig ist! Wollt ihr mich für dumm verkaufen?“ Die Belehrung mithilfe wissenschaftlicher Erkenntnisse wird Widerstand auslösen, nicht Bekehrung, insofern das Gegenteil dessen, was man erreichen möchte. Das Argument mit der 99.9-prozentigen Übereinstimmung hat noch eine zweite Schwäche: Es unterschlägt, dass in dem restlichen Promille schließlich die Gene stecken, die die Hautfarbe bestimmen (vermutlich auch noch andere „Rassemerkmale“). AfD-Anhänger lassen sich nicht bekehren, indem man sie für dumm erklärt, bei Rassisten wird das auch nicht funktionieren. Der Weg von Frau Mahzarin Banaji dürfte erfolgreicher sein, weil er Einsicht bewirkt statt Unterlegenheit. – Prof. Giselher Propach

 

Der Artikel von Bastian Berbner (ZEIT, 30) zeigt, dass Menschen, die sich bewusst nicht für rassistisch halten, in ihrem Verhalten von rassistischen Vorurteilen beeinflusst werden. Dies ist ein guter Beleg für die Wirksamkeit des Unbewussten. Freud, der für das Verhältnis von Rationalem und Unbewusstem das Bild von Pferd und Reiter geprägt hat, wird hier nicht zitiert, stattdessen der amerikanische Sozialpsychologe Haidt, der das Bild „neu“ erfindet („Reiter und Elefant“). Freud hat das Bewusstsein als die bloße „Spitze des Eisbergs“ bezeichnet. Die aktuelle Forschung belegt eine zentrale Annahme der Psychoanalyse. – Prof. Dr. Falk Leichsenring

 

Ein Grundelement für die Interpretation experimenteller Daten ist, dass man alternative Interpretationen ausschließt, sonst besagt das Experiment nichts. Herrn Berbner scheint das fremd zu sein. Was die zitierten Haidt-Experimente zeigen, ist nur der angeborene – und überlebenswichtige – Schutzreflex gegenüber Fremdem, Xenophobie. Das braucht nicht einmal ein Mensch zu sein. Man bekommt das gleiche Resultat beim Vergleich von vertrauten Waldwegen und fremdem Gelände, von Fotos bekannter Freunde mit denen einer Motoradgang, eigene Schulklasse versus Parallelklasse, eigener Verein versus Konkurrenzverein. Spezifisch rassistisch ist daran nichts. Es geht auch nicht um die anderen per se – die sind einem oft egal –, sondern um Fremde in der eigenen Gruppe, z.B. ein Schüler, der aus einer anderen Schule hinzukommt: „my home is my castle“. Wir sind Gruppenlebewesen mit dem entsprechenden Verhaltensrepertoire. Äußere Merkmale können ein Kriterium der Abgrenzung sein, aber genauso Religion (Nordirland), Sprache, Verhalten oder andere Merkmale.

Was fremd ist, kann sich wandeln, wie der Autor selbst erfahren hat. Noch meinem Vater wurde nach dem Krieg die Versetzung von Hamburg nach Köln abgelehnt, weil er Protestant war. Als zu Beginn der Gastarbeiterphase über 10% der Einwohner Stuttgarts Italiener und Spanier waren, gab es die gleichen Spannungen wie heute bei uns. Heute nehmen wir Italiener und Spanier als vielleicht anders, aber nicht als fremd wahr. Die deutsch-französische Versöhnung nach langer Erbfeindschaft. Mandela nach der Apartheid. Doch schon Konrad Lorenz wusste auch: Wenn die geregelte Abgrenzung gegen die Fremden nicht funktioniert, kann sich „gegen die gruppenfremden Menschen ein so intensiver Hass [entwickeln], wie man ihn nur gegen Artgenossen und niemals gegen ein Tier … fühlen kann“. Die Völkervertreibungen nach den Weltkriegen, die Kämpfe nach dem Zerfall Jugoslawiens, Ruanda, Rohyngia, derzeit Äthiopien, europäische Nationen, die sich zu Corona-Beginn plötzlich gegenseitig die Schutzmasken nicht gönnen. Es ist ein altbekanntes Phänomen.

Südafrika ist ein Beispiel, wie wenig Fremdenfeindlichkeit mit Rasse zu tun hat. Ich kann als Weißer in Kapstadt nicht mit den VW-Bus-Taxis der Schwarzen fahren, das kann Rassismus sein. Mein Kenianischer Kollege, seit 20 Jahren dort ansässig, kann mit den Taxis fahren, solange er kein Wort sagt, sonst wird es gefährlich, dann wird er als ursprünglich Ausländer erkannt. Die häufigen fremdenfeindlichen Ausbrüche in Südafrika mit jeweils vielen Toten sind Bantu einheimisch gegen Bantu ausländisch. Und sollte sich eine schwarze Frau zu sehr für diese Ausländer einsetzen, kann ihr schon einmal eine „korrektive“ Vergewaltigung blühen, damit sie weiß, wohin sie gehört. Inländische Paarungen schwarz-weiß gibt es. Man darf sich zum Verständnis von Rassismus oder Fremdenfurcht nicht auf das Verhalten der WEIRD Gruppen fixieren, sondern sollte über den Tellerrand hinausschauen.

Zur angeblichen Nichtexistenz von Rassen, typischerweise bei uns behauptet, ohne zu sagen was man damit meint, sei nur angemerkt, dass in den USA kein Medikament zugelassen wird ohne vorherige Prüfung auf rassenspezifische Wirkungen (die es gibt). Und Haustierrassen der jeweiligen Art sind einander genetisch noch ähnlicher als die Menschen untereinander und zudem erst nach Beginn der menschlichen Tierhaltung entstanden, d.h. binnen maximal 10.000, häufig nicht einmal 200 Jahren. – Prof. Andreas Elepfandt

 

Es schein doch ein wenig weit hergeholt zu sein, dass jemand, der unbewusst eine bestimmte Farbe vor einer anderen bevorzugt, bereits ein verkappter Rassist ist. Eine instinktive Art Furcht vor der Farbe Schwarz könnte auch daher kommen, dass die dunkle Nacht unheimlicher ist als der helle Tag. Auch bei Test mit Personen, die noch nie jemand mit dunkler Hautfarbe gesehen haben, würden sich daher vermutlich vergleichbare Resultate wie die erwähnten ergeben. Auch bei vergleichbaren Tests bei denen es um Begriffspaare wie Jung und Alt, Grün und Rot, Osten und Westen usw. würden sich ähnliche Resultate ergeben. Im Übrigen ist schwarze Schokolade beliebter als weisse. Mal werden mehr schwarze Autos gekauft und mal wieder mehr weisse. Am Opernball in Wien gibt’s mehr schwarze Anzüge als weisse. Und sonnengebräunte Haut gilt eher als sportlich.

Interessant ist, dass im Artikel erwähnt wird, wie sich einzelne Gruppen von Menschen an unterschiedliche Umgebungen anpassen konnten. «So verschieden waren die Orte, an denen die Einwanderer jetzt lebten, dass ihre Körper sich daran anpassten.» Etwa hellere Haut im Norden, grössere Lungen in den Anden, Längere Beine in der Steppen Kenias, etc. Das funktionierte allerdings nicht so, dass beispielsweise die Hautfarbe von Generation zu Generation heller wurde. Die Evolution geht so, dass die weniger Angepassten weniger Nachwuchs haben und so allmählich von einer Mehrheit zur Minderheit werden und schliesslich verschwinden. Im Grunde genommen ist dieses Verfahren der Evolution ungerecht, irgendwie auch „rassistisch“.

Der technische Fortschritt erlaubte der Menschheit, dieses Verfahren auszuhebeln und gut angepasste Tierarten auszurotten oder angepasste Gruppen von Menschen an den Rand der Auslöschung zu bringen. Etwa die Sam (Buschmänner) in Afrika oder indigene Völker in beiden Amerikas. Die Ursachen waren das Anwachsen der Weltbevölkerung und wachsender Verbrauch von Ressourcen. Das Lösen der sich diesbezüglich ergebenden Bedrohungen für unsere Zukunft ist eine vordringliche Aufgabe, an der sich alle Menschen beteiligen müssen. Bei einer guten Lösung werden auch die im Artikel erwähnten Ziele eher erreicht, als bei einer Fixierung auf doch eher nebulöse Schuldzuweisungen. – Dr. tech. Gernot Gwehenberger

 

Ein exzellentes und sehr gelungenes Dossier haben Sie diese Woche mit „Wie rassistisch sind Sie?“ verfasst! Genau die richtigen grundlegenden psychologischen Experimente gewählt, die wichtigsten Werke und Problematiken erwähnt und all das weder ideologischen noch verurteilenden Tons, sondern sehr unaufgeregt und mit einem sehr schönen Lesefluss präsentiert. Und auch die Bilder sind wirklich stark. Schön endlich mal einen ausdrucksstarken Artikel zum Thema Weißsein und Rassismus zu lesen. Und der Schlusssatz so simpel wie genial als Herausforderung an jeden „Wohlmeinenden“ und Provokation für jede*n Ausländerfeind*in. Stark. – Julia Molina

 

Es geht weniger um den Inhalt des sehr wichtigen und wie ich finde sehr guten Artikels, sondern um eine Sprachliche Feinheit im englischen Wort „race“. Im Artikel wird in einem Zitat von Bill Clinton fahrlässig das englische Wort mit dem Wort „Rasse“ übersetzt. Das Missachtet aber die spezifische Konnotation und Vergangenheit die diese beiden Wörter im englischen und deutschen besitzen und sollte für eine adäquate Übersetzung niemals benutzt werden! Da das deutsche Wort „Rasse“ im deutschen eine biologische Konnotation besitzt – deren Grundlage im Zitat Bill Clinton gerade ja als endgültig widerlegt erklärt. Während das englische Wort „race“ eine sozial-konstruierte Dimension hat und deswegen auch als affirmative Selbstbeschreibung funktionieren kann. Gerade in einem Artikel über Rassismus sollte dies bekannt sein. Mit der Verkennung dieses Unterschiedes wird ein offensichtlich rassistischer Begriff in Deutschland wieder salonfähig gemacht. Ein besserer Begriff könnte „ethnischer Hintergrund“ sein, wie ihn der Autor auch später benutzt, wobei die deutsche Geschichte wenig bis keine Begriffe geschichtlich unbelastet zurückgelassen hat. – Balduin Eilmes

 

Zur Zeit glaubt DIE ZEIT, es sei an der Zeit, ein Thema so breit aufzurollen, daß jeder noch so verborgene Winkel grell ausgeleuchtet, jede noch so unscheinbare Facette durch das Vergrößerungsglas betrachtet wird! Alle hartleibigen Rassisten wird das kaum beeinflussen, einige, bislang jedem -ismus Abholde (Weiße) aber werden vielleicht Rassisten light, der ständigen einseitigen Anklage überdrüssig! Herrn Berbner, der oft schwarz sieht, wenn er einen Weißen erblickt, kann geholfen werden: dank der fortdauernden Einwanderung aus Afrika, aufgrund der Dominanz in der phänotypischen Ausprägung – mit unseren herkömmlichen Augen können wir die genetische Sequenz (noch) nicht sehen; sollen wir eher das Genom einer Rose bestaunen als uns an ihrer Blüte und ihrem Duft zu erfreuen? – beschleunigt durch die demografische Entwicklung wird er in naher Zukunft oft auch schwarz sehen, wenn er einen Schwarzen erblickt! Ich vermute, Sie sind noch jung; haben Sie einfach ein bißchen Geduld! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Es geht nicht unbedingt um Gene oder schwarze Haut, wenn andere mit Skepsis, Argwohn oder gar Ablehnung behandelt werden. Vielmehr mag man andere nicht– sei es ein Fremder oder ein Nachbar-, wenn der andere aus irgendeinem Grund missfällt. Schon hier braucht es Zeit und Offenheit, um Vertrauen aufbauen zu können. Bis dahin müssen wir uns mit Vorurteilen zufrieden geben. Die werden häufig seit Generationen in einer Gruppe transportiert. Basieren sie nicht bloß auf dem psychologischen Reflex, wonach stets der Andere schuld an der eigenen Misere ist, dann fußen sie womöglich auf Erfahrungen, die durchaus befremdlich waren, wenn sie eine Kultur oder ein Gruppenverhalten gespiegelt haben, welches nicht dem eigenen Weltverständnis, Idealbild oder Wertesystem entsprachen.

Auch, dass i. d. R. vereinfacht und verallgemeinert wird, scheint mir ein sehr menschliches Verhalten. Ich denke, es ist die Aufgabe aller Menschen, Vorurteile sowie die Ursache und Reaktionen auf spezifische Lebensumstände zu analysieren. Wer die Welt schlicht in Schwarz-Weiß und in Opfer-Täter aufteilt, zudem die Schuldfrage als bereits geklärt ansieht, und die Analyse der jeweiligen Geschichte und der zeitbedingten Charaktere nur der einen Seite zuweist, verhindert tendenziell den allseitig notwendigen Lernprozess. – J. Kirchhof

 

Der Autor vergibt leider die Gelegenheit, eine Gruppe positiv besetzter Dunkelhäutiger für Toleranz sprechen zu lassen: Farbige Musiker erfanden den Jazz, und sympathische „schwarze“ Künstler wie Count Basie, Wess Montgomery, Benny Carter usw. hinterließen uns unvergängliche Musikthemen und Plattenaufnahmen. Oder denken wir nur an stimmgewaltige Sängerinnen von Ella Fitzgerald über Nina Simone bis zu Sarah Vaughan ! Nach lebenslanger Auseinandersetzung mit dem Jazz vermute ich hinter jedem dunkelhäutigen Berliner vorsorglich einen Jazz-Begabten. So zähmte ich meinen unbewussten Rassismus, hoffe ich. – j. Conseur

 

Ein ganz hervorragender Beitrag von Bastian Berbner, aufklärend und hoffnungsvoll machend. Dabei überrascht das Resümee, dass man Rassismus begreifen und Antirassismus lernen kann, nicht einmal. Denn wir Menschen wissen aus höchsteigener (positiver wie negativer) Erfahrung, dass wir Erlebnisse mit Begriffen konnotieren. Es liegt in unserem zu 99,9 Prozent deckungsgleichen Erbgut, das freilich auch die gleichen Denk-und Handlungsprinzipien bedingt. Und uns eben leider auch – obgleich, Bastian Berbner hat es überaus bildend erläutert – zum ursächlichen Selbstschutz, vermeintlich Wahrgenommenes oberflächlich vermitteln und (rational unbegründet) auf verschiedene Seiten und Stufen stellen lässt. Also, schauen wir mit neuem und gestärktem Wissen (noch) genauer hin; der erbauliche Gedanke, dass wir alle demselben „Geburtsort“ entstammen, sollte uns dabei begleiten und helfen können. Vielen Dank für Ihren wunderbaren Beitrag. – Matthias Bartsch

 

Schwarzer Mann. Schwarzarbeit. Schwarzer Teufel. „Die Faszination des Bösen“?! Die „Verbrechen“-Serie der „Zeit“ mag ohne Frage fesselnd sein. Aber als Eigenwerbung mittig platziert in einem beschämend erhellenden Artikel über den unbewussten Rassismus in jedem von uns? Was bitte soll das unserem Elefanten sagen? Ist wohl redaktionell schiefgelaufen. Gründlich. – Manuela Boehden

 


 

 

Leserbriefe zu „Stoppt den Atomausstieg!“ von Rainer Moormann und Anna Veronika Wendland

 

Habe mit hoher Erwartung den Artikel gelesen. Habe leider kaum relevante Zahlen gefunden. Die 8.5 GW stehen in keinerlei Bezug zur deutschen Energiebilanz und zur CO² Bilanz!!! Sie befinden sich damit “in guter Gesellschaft” zu anderen Medien. In einer österreichischen Tageszeitung war vor ca. 15 Jahren auf der A4 Titelseite die Schlagzeile “Frankreich bezieht 50 % der Energie aus Kernkraft”. Es wurde lediglich das Attribut “elektrischen” weg gelassen. ….

Diese kleine Unterlassungssünde macht allerdings das Kraut ordentlich fett. Am Energieumsatz in europäischen Volkswirtschaften ist die el. Energie mit 18 – 20 % beteiligt. Also hat in Frankreich die Kernenergie einen Anteil von höchstens 10 %. In ihrem Artikel wird nicht einmal die Quote der Kernenergie an der el. Energie in Deutschland erwähnt. DIE ZEIT hat es also locker geschafft, die Qualität der österreichischen, kleinformatigen, Tageszeitung zu unterbieten –meine herzliche Gratulation! Kernenergie ist sehr Kapital intensiv, da steckt viel Beton und Eisen drinnen, daher hat auch die produzierte KWh aus Kernenergie einen deutlichen CO² Rucksack. – Manfred Uttenthaler

 

Für mich ein sehr interessanter Beitrag der beiden Autoren. Ich war eigentlich immer etwas skeptisch, ob das alles so richtig ist mit dem Atomausstieg. Der Beitrag bestätigt meine Bedenken. Die Politik hat sich damit keinen gefallen getan. Der Bürger wird jetzt erst recht den Politikern auf die Hände schauen. – Gunter Knauer

 

Kurzfristig gedacht kann die Laufzeitverlängerung vonKernkraftwerken CO2 einsparen. Doch zu welchem Preis? Im Falle einer Laufzeitverlängerung bedürfen vier der sechs laufenden Kernkraftwerke der zehn-jährlichen Sicherheitsüberprüfung (PSÜ). Es braucht massive Investitionen um den Stand von Wissenschaft und Technik zu erreichen. Diese werden sich in der von den Autoren vorgeschlagenen Laufzeitverlängerung von zehn Jahren kaum rechnen. Außerdem muss das Atomgesetz (AtG) novelliert und der Atomausstieg zurückgenommen werden. Das ist nicht ohne gesellschaftlichen Diskurs möglich.

Zusätzlich schlagen die Autoren die Enteignung der Betreiber vor. Damit einher ginge die Entbindung dieser von der Verantwortung und Finanzierung der Stilllegung, des Rückbaus und der fachgerechten Verpackung der radioaktiven Abfälle. Investitionen in erneuerbare Energieträger, Netze und Speichertechnologien sind sowohl kurz- als auch mittelfristig nachhaltiger und zukunftsfähiger. – Dr.in Friederike Frieß und Klaus Gufle

 

Für mich ist es unverantwortlich die sicheren, deshalb sehr teueren, Kernkraftwerke in Deutschland abzuschalten um dem Glauben an einer sicherere Zukunft nachzukommen. Das Gegenteil ist der Fall. Ohne gesicherte Stromversorgung sind zukünftige Verteilungskämpfe um fehlenden Strom unausweichlich. Aktuell lassen die Vereinigten Arabischen Emirate Kernkraftwerke bauen obwohl selbst genügend Gas- und Öl -noch- vorhanden ist. In Deutschland dagegen folgt man dem Irrglauben, durch Gaskraftwerke oder Auslandsstrom zukünftig den fehlenden Wind- oder Solarstrom ersetzen zu können. Leider wird erst durch Mangel-Stromwirtschaft ein Umdenken der derzeitigen politischen Klasse ermöglicht. Im ersten Schritt müssen die bestehenden Kernkraftwerke in Deutschland weiter betrieben werden. – Georg Schroeter

 

Was als CO2-neutrale Energiewende nach Fukushima ohne vorherige Machbarkeitsstudie politisch unserem Land oktroyiert wurde,muss man bis dato als ungeeignet für das Industrieland Deutschland einordnen. Sachgründe für den Ausstieg aus der emissionsfreien Kernenergie hat es keine gegeben,Fukushima war ein vorgeschobener,dessen Ursachen anderer Art waren. Wer das Dilemma derWindkraft,derenKosten,Ressourcenverbrauch,strukturellen Mängel,ökologischen Bedenken für Mensch und Fauna betrachtet,fragt sich,ob wir so jemals autonom energietechnisch existieren können werden.Das mit dem Russengas und dem Methanproblem,das selbst die Kanzlerin als gravierend bezeichnet,ist reine Augenwischerei! Ich hoffe,dass die nahe Zukunft noch andere politische Einsichten fördern wird,die diesen Irrweg von Energiewende angemessen korrigiert. Die exorbitant gestiegenen Stromkosten für die Bürger sind ein weiteres großes Ärgernis ohne Nutzen. – Heinz-W.Raderschatt

 

Hände weg vom Gesetz zum Atomausstieg!Diese Diskussion habe ich erwartet. Klimawandel, Sorgen um die Energie-Versorgungssicherheit, Gasabhängigkeit von Russland und stockender Ausbau der alternativen Energiegewinnung mussten dazu führen, eine der größten Errungenschaften der deutschen Politik des letzten Jahrzehnts und von Angela Merkel (die ich selbst nicht wähle, für den Atomausstieg aber lobe) irgendwann in Frage zu stellen. Dass dieser Vorstoß von einer Autorin und einem Autor aus dem „progressiven und ökologischen Spektrum“ kommt, überrascht mich total. Ich stimme zu: der Kohleausstieg kommt zu zaghaft und ob die Absicht ‚Wandel durch Gas-Handel mit Putin‘ funktioniert, ist wirklich fraglich. Dass aber die Entwicklung von ökologischen Strom- und CO2-Speichern durch eine Laufzeitverlängerung oder gar den – ich fasse es nicht – Neubau von AKWs befördert werden soll, ist kompletter Unsinn. Die Energiekonzerne werden alles tun, aber nicht den Profit der längeren Laufzeit von AKWs in Zukunftstechnologie investieren. Hände weg vom Atomausstieg! Ich bin bereit, eher Energie-Unsicherheiten als Tschernobyl- oder Fukushima-Erfahrungen in unserem Land zu akzeptieren. – Gerhard Paulus

 

Diese Veröffentlichung war eine Überraschung für mich! Ein Plädoyer für die Verlängerung der Kernkraftwerke in der ZEIT? Wow! Spät, wahrscheinlich auch zu spät, aber immerhin. Natürlich von Fremdautoren als Diskussionsbeitrag! Inhaltlich: Richtig und Kenntnisreich.Man merkt sofort, dass hier einmal Fachleute zu Wort gekommen sind, die sachlich und zurückhaltend formulieren. Wie lange wird unsere Gesellschaft noch brauchen, bis sie einsieht, dass der eingeschlagene Weg zur Energiewende nur eine gigantisch teure Phantomvorstellung ist, eine Geldvernichtung sondergleichen von Steuerzahlungen ,auch ganz wesentlich, von unseren (gewerblichen) Arbeitnehmern, die vom Eigenheim nur weiter träumen können, weil „ihre Steuern“ fehlgeleitet werden.Welch ungeheuren sozialen Wohnungsbau könnte man mit den hunderten von Milliarden € realisieren, die in eine nicht funktionierende Energiewende gesteckt werden?

Man muß doch nur die Augen öffnen und sich von diesen seichten Slogan „Kernkraft—nein Danke!“ einmal lösen, sachlich bleiben und feststellen, dass die Kernenergie verfügbar ist, CO2 -frei umweltschoned ist,in Deutschland sicher ,jederzeit Strom liefert. Wir hatten uns doch schon auf längere Laufzeiten geeinigt, bis Fukushima kam, was aber nur zu Anfang für Aufregung und Fehlentscheidungen führte (Laufzeitverkürzung d e u t s c h e r KKWs). Es wird höchste Zeit ,diese (politische) Fehlentscheidung zu revidieren und die Laufzeiten um mindestens 10 Jahre zu verlängern. Sonst bekommen wir keine Energiewende hin! – Werner Horstmann

 

Endlich mal ein Artikel, der mutig ein Problem angeht, das mich schon länger als Anhänger einer Klimaschutzpolitik beschäftigt hat. Da haben wir eine Stromerzeugung über Kernkraft, die CO2-freien Strom erzeugt. Und ausgerechnet diese Stromerzeugung wird 2022 stillgelegt, und muss dann dann von Erneuerbarem Strom ersetzt werden (auch CO2-frei). Das heisst, dass dieser Stromersatz für die Klimaproblematik das Resultat = 0 hat. Wie kann man unter solchen Umständen hoffen, das von der Regierung jetzt propagierte CO2 Reduktionsziel von 50% ( zu 1990 ) bis 2030 jemals zu schaffen ? – Günter Unseld

 

Das ist ein sehr guter, angesichts der aktuellen Klimadebatte, eigentlich überfälliger Artikel. Eine effiziente Speichertechnologie für den volatilen Strom aus Wind- und Sonnenkraftwerken steht auf absehbare Zeit in Deutschland nicht zur Verfügung und der HGÜ-Fernleitungsbau von Nord- nach Süddeutschland stockt erheblich – deshalb kann es sinnvoll sein – um die notwenigen und vereinbarten CO2-Reduktionsziele zu erreichen, die in Deutschland noch vorhandenen, CO2-armen Kernkraftwerke noch für einige, wenige Jahre weiter zu betreiben und statt dessen einige der sehr umweltschädlichen Braunkohlekraftwerke früher abzuschalten – beides wird ein Kraftakt sein! – Johannes Hohenthaner

 

Es hätte ein konstruktiver Beitrag zur Debatte sein können: Zwei Kenner der Kernenergie, eine Befürworterin und ein Kritiker, tun sich – besorgt über den menschengemachten Klimawandel – zusammen, um für eine Verlängerung der Laufzeit der bestehenden Kernkraftwerke zu werben und damit einen schnelleren Kohleausstieg zu ermöglichen. Leider schießen die beiden übers Ziel hinaus, indem sie Fehlbehauptungen über Stand, Potenzial und Naturverträglichkeit der erneuerbaren Energien anführen . Der Ausbau der Erneuerbaren ist nicht „aus ökologischer Sicht problematisch“, wie es in dem Artikel pauschal heißt. Die Gefahren von Windparks für die Biodiversität lassen sich sehr gut beherrschen, durch Planung und im Einzelfall auch durch Abschaltregelungen, Windkraft ist die erneuerbare Energie mit dem geringsten Flächenbedarf. Und Photovoltaik-Freiflächenanlagen lassen sich ohne weiteres so naturverträglich planen, so dass sie sogar einen Gewinn für die Biodiversität darstellen. Allein durch Umwandlung der Anbauflächen für Energiepflanzen (deren Monokulturen in der Tat kritisch zu sehen sind) in Photovoltaik-Freiflächen und ggf. teilweise in Windkraft ließe sich ein Vielfaches des Energiebedarfs Deutschlands erzeugen.

Geradezu skurril klingt der Vorschlag, bei geringem Fortschritt in Speichertechnologien wieder neue Kernkraftwerke zu bauen. Die Grundlast-liefernden Kernkraftwerke mit hohen Investitionskosten sind bei hohem EE-Anteil nicht mehr gefragt. Gefragt sind flexible Anlagen mit geringen Investitionskosten, die dürfen dann auch hohe Brennstoffkosten aufweisen, denn sie laufen ja selten. Ich teile die Sorge, dass die derzeitige politische Gemengelage auf eine Steigerung des Erdgasverbrauchs hinausläuft und den Kohleausstieg konterkariert, weil der Ausbau Erneuerbarer Energien stockt. Die richtige Antwort wäre aber: die Erneuerbaren Energien beschleunigt auszubauen, denn dann sinkt auch der Gasverbrauch und die damit verbundenen CO2-Emissionen. (Die Behauptung, dass Teillastbetrieb von Gaskraftwerken die „Emissionen erhöht“, wie es in dem Artikel heißt, ist Unsinn.). – Prof. Dr. Urban Weber

 

In meinen Augen ist das ein wichtiger und positiver Artikel. Auch ich stand viele Jahre der Atomkraft kritisch gegenüber. Erst nach dem Unglück in Fukushima habe ich mich intensiver mit dem Thema beschäftigt und meine frühere ablehnende Haltung geändert. Ich habe gemerkt, dass meine Angst vor jeglicher Radioaktivität weit übertrieben war, dass die Auswirkungen der beiden großen Unfälle viel kleiner waren als oftmals behauptet, und dass es durchaus gute Lösungen für das sogenannte „Atommüllproblem“ gibt.

Hinzu kam die klare Erkenntnis, dass allein mit „Erneuerbaren“ eine Abmilderung des Klimawandels und eine Verbesserung des Lebensstandards auch in südlichen Ländern, bei gleichzeitiger Bewahrung natürlicher Lebensräume nicht nur für Menschen, bei weitem nicht zu erreichen ist. Ich denke jetzt dass die Erhaltung und Weiterentwicklung der Kernenergie ein notwendiger Beitrag zur Problemlösung sein muss.

Nun gibt es eine Reihe von Klimaforschern und ökomodernistischen Umweltschützern die zu ähnlichen Schlussfolgerungen gekommen sind, z.B. auch die Grüne Partei in Finnland. In Deutschland scheint diese Entwicklung schwieriger zu sein, vielleicht auch wegen der historischen Verwurzelung der Umweltbewegung in der Anti-AKW-Bewegung. Ich freue mich, wenn die gemeinsame Schrift von Frau Wendland und Herrn Moormann dazu beiträgt verhärtete Fronten aufzulösen, und eine wirklich an Umwelt und Zukunft orientierte Diskussion in Gang zu bringen. – Dr. Markus Vester

 

Glückwunsch Ihnen und der ZEIT zu den ganz neuen Tönen in dem Artikel „Stoppt den Atomausstieg!“, dessen Anliegen ich unterstütze. – Dr. agr. Gernot Henseler

 

Es ist alles nachvollziehbar, was Sie sagen. Ich habe nur eine Frage. Die Erderwärmung hat begonnen, die Permafrost-Böden aufzutauen, und daraus entweicht nun in nennenswertem Umfang Erdgas. Das ist ein starkes Treibhausgas. Folglich wird die Erwärmung des Planeten noch eine Weile fortschreiten. Schon heute fallen immer wieder mal auch große Flüsse trocken. Wärmekraftmaschinen arbeiten nach dem Prinzip oberes Temperaturniveau, unteres Temperaturniveau, der Wärmestrom dazwischen wird teilweise in mechanische Arbeit umgesetzt. Das lebt davon, dass das ober Temperaturniveau oben gehalten wird und das untere unten. Für letzteres sind große Mengen kühlen Wassers nötig. Oder das obere Temperaturniveau muss abgesenkt werden. Andernfalls verbrennt das Kraftwerk. Jetzt kann bei Öl-, Gas- und Kohlekraftwerken genauso wie bei Solarkraftwerken die Wärmezufuhr relativ schnell gestoppt werden. Bei Atomkraftwerken geht das nicht, weil die Zerfallsprodukte mit ca. 10% der Kraftwerksleistung weiter heizen, und zwar für recht lange Zeit. Was passiert, wenn bei einem Atomkraftwerk das untere Temperaturniveau nicht unten gehalten wird, haben wie in Fukushima gesehen. Daher meine Frage: Wie stellen Sie unter allenUmständen sicher, dass das untere Temperaturniveau unten bleibt? – Hans List

 

Als langjähriger Zeit-Abonnent möchte ich mich für diesen Artikel bedanken. Es braucht zur eigenen Meinungsbildung einfach das Lesen unterschiedlicher Meinungen. Da ist so ein Artikel sehr hilfreich, insbesondere wenn er so kompetent geschrieben ist (inkl. Link zu vertiefter wissenschaftlicher Abhandlung!). Dafür bin ich gerne Abonnent! – Prof. Dr. med. Tobias Stupp

 

Endlich, jetzt trauen Sie sich wirklich einen vernünftigen Artikel über Klima und Energie zu schreiben. Seit vielen Jahren bin ich Abonnent und lese nur noch den Beitrag von Martenstein im Magazin. Nur meine Frau ist noch eifrige Leserin. Ohne Kernkraft ist die Energieversorgung in D nicht zu schaffen. Die vorhandenen Kernkraftwerke müssen unbedingt in Betrieb bleiben, schon damit Fachpersonal vorhanden ist, wenn uns zukünftig Russland oder China mit modernen Kraftwerken beliefert, wenn wir dann noch bezahlen können. – Gerhard Bleckmann

 

Der Text ist ein schönes Beispiel dafür wie mit unvollständigen Aussagen Leser manipuliert werden sollen. Die Umwelt- (also auch Klima)belastungen durch Abbau, Verarbeitung, Transport und jahrtausendelange Endlagerung der Kernbrennstoffe wird mal rasch unter den Tisch fallen gelassen. Wichtiger noch, dass es seit mindestens 40 Jahren die Lösung gibt dezentral Strom zu erzeugen. Bisher gehen rund 1/3 der Primärenergie der großen Kraftwerke als Leitungsverluste verloren. Das ist ein Einsparpotenzial, das weit über der Stromerzeugung der Atomkraftwerke liegt. und bisher von allen Regierungen sträflichst vernachlässigt wurde. Ich denke, es ist dem deutschen Wohlstandsbürger auch durchaus zuzumuten, dass er die Energie nur nutzt und nicht vergeudet. Ich habe die übliche Technik im Haushalt und mein Stromverbrauch liegt bei 40 % dessen, was in meiner Haushaltsgröße üblich ist. Wer sich nach Harrisbug, Tschernobyl und Fukushima sehnt, kann ja dorthin in Urlaub fahren. – Iman Schwäbe

 

Ihre Zeitung wird mir sympathisch; sie spricht Wahrheiten aus, die seit mindestens 20 Jahren auf der Straße liegen. Darüberhinaus werden weitere Tatsachen benannt, die ebenso lange mit Tabus belegt sind. Ich wünsche uns allen, dass daraus Handlungen erwachsen, die uns allen nützen. – Eberhard Anger

 

Es gibt wirklich sehr gute Gründe Atommeiler langfristig zu betreiben, die Stromerzeugung ist es nicht. Sonne und Wind können dem Bedarf zwar nur schlecht folgen, Atromkraftwerke sind aber eben auch nicht wirklich regelbar. Die deck(t)en „nur“ die Grundlast ab und laufen über 8000h im Jahr. Wichtiger ist da schon die Versorgung der Medizin z.B. mit Kontrastmitteln. z.B.: https://www.deutschlandfunk.de/versorgungsnotstand-bei-kontrastmittel.676.de.html?dram:article_id=27402Wenn Sie allerdings das Buch „Friedlich in die Katastrophe“ von Holger Strom aus dem Jahre 1977 lesen und die darin gemachten Vorhersagen bzgl. Entwicklung der Krebsraten, dann stellen sie fest, dass die 1977 befürchteten Entwicklungen ziemlich genau so eingetreten sind.

Was nicht eingetreten ist, ist die damals propagierte Hoffnung, Krebs „bald“ heilen zu können und so die negativen Begleiterscheinungen „In den Griff“ zu bekommen (zum Nutzen der Pharmaindustrie, versteht sich). Die Magazine machen uns aber heute, 43 Jahre später vor, dass wir selbst an den Krebsraten „schuld“ wären und uns nur richtig verhalten müssten um das Risiko zu senken. Ein Schelm wer böses dabei denkt. z.B.: https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/krebs/anti-krebs-kodex-das-sind-die-10-goldenen-regeln-mit-denen-sie-ihr-krebsrisiko-minimieren_id_10222269.htmlhttps://www.stern.de/gesundheit/krebs-vorbeugen–die-groessten-krebsrisiken—und-wie-sie-diese-vermeiden-8610006.html

Also: Ein AKW pro Kontinent sollte sowohl für´s Militär wie auch für die Medizin locker ausreichen, idealerweise betrieben von einer supranationalen Organisationen wie z.B. den UN. Dann wäre auch die Rüstungskontrolle geklärt, und in der Stromerzeugung, da würde Atom zurecht keine Rolle mehr spielen. – Sebastian Fontaine

 

Herzlichen Glückwunsch an die Chefredaktion der ZEIT, dass sie in ihrer aktuellen Ausgabe „Das Moormann-Wendland-Memorandum für eine neu aufgestellte Energiewende“ https://saveger6.de/ thematisiert hat und damit einer hoffentlich sehr breiten Leserschaft zukommen lässt! Besondere Anerkennung und Glückwünsche jedoch vorab an die Verfasser des Memorandums! Endlich wird von den Verfassern das angesprochen, was schon seit 2011 hätte längst angesprochen und begriffen werden müssen! Endlich werden Tatsachen angesprochen, die in der Politik wohl keiner hören will… Endlich wird deutlich und gut nachvollziehbar dargelegt, dass die aktuelle Energiewende, eine „Energiewende ins Nichts“ (Prof. Sinn) darstellt. „Wind- und Sonnenenergie liefern, anders als Kernkraftwerke, eben keine „gesicherte Leistung“,wie es in der Fachsprache heißt. Stattdessen füllen klimaschädliche Kohle- und Gaskraftwerke die Lücke!“

Dieses führt u.a. dazu, dass abgesehen von der CO2-Belastung durch diese erforderlichen neuen Gaskraftwerke extreme zusätzliche Investitionskosten entstehen! Eben um „Reserven“ in der Stromversorgung vorzuhalten, wenn „Dunkel-Flaute“bei den „volatilen Erneuerbaren“ herrscht, die nur irreführend so „betitelt“ werden. Die Bezeichnung „Erneuerbare Energien“ ist nicht im Sinne der Physik zu verstehen, da sich Energie nach dem Energieerhaltungssatz weder vernichten noch erschaffen, sondern lediglich in verschiedene Formen überführen lässt! „Stromspeicher, die zu spät kommen, sind keine. Daher läuft derzeit alles auf die Schaffung eines Gaskraftwerk-Parks als Sicherheitsnetz für die Erneuerbaren hinaus.“ Aus diesen Gründen ist dem Memorandum in jedem Fall vom Grundsatz her voll zuzustimmen! Die Laufzeiten der verbliebenen deutschen Kernkraftwerke sollten in jedem Fall um(mindestens) zehn Jahre verlängert werden!

Auch die Zusammenfassung des Memorandums trifft den Nagel auf den Kopf: „Im Grunde hat Deutschland es mit einem Doppelnotstand zu tun. Wir kämpfen mit dem Klimanotstand, doch es droht zugleich ein Versorgungsnotstand unserer Industrielandschaft, der schlicht der Saft ausgehen könnte – jedenfalls wenn dieser nahezu CO₂-neutral erzeugt werden soll.“ Beachtenswert und ebenso voll zu unterstreichen: „Hinzu kommt, dass der Ausbau der Erneuerbaren auch aus ökologischer Sicht problematisch ist. Der Naturschutzbund Nabu und das Umweltforschungszentrum Leipzig weisen schon heute auf die Gefahren von Biogas-Monokulturen und Windparks für die Biodiversität hin. Und in Zukunft bräuchten wir Anlagen von ganz anderen Dimensionen, als sie den Menschen heute vor Augen stehen. Um unsere Industrie CO₂-neutral zu machen, müssten wir ein Vielfaches des heutigen Stromverbrauchs erzeugen und teilweise speichern.“

An dieser Stelle möchte ich ergänzend auf einen meiner letzten „Rundbriefe“ verweisen und folgenden Beitrag: => Energieerzeugung der besseren Art – Die Kernkraft aufrichtig betrachtet https://www.eike-klima-energie.eu/2020/07/03/energieerzeugung-der-besseren-art-die-kernkraft-aufrichtig-betrachtet/ siehe auch:https://www.weltderfertigung.de/suchen/fachbuecher/energiewende/energieerzeugung-der-besseren-art.php Hier erfährt man u.a. etwas zu den BegriffenEnergiedichte, Energieeffizienz und den „Erntefaktoren“ der unterschiedlichen „Energiearten“. Siehe hierzu insbesondere auch: => Naturgesetzliche Schranken der Energiewende https://www.youtube.com/watch?v=Pzk1xPMi1o8

Zum Thema der Bigotterie, also Scheinheiligkeit vieler Politiker – hier insbesondere unserer Bundeskanzlerin – sei zum Schluss noch angemerktdie Aussage von Ramakrishna Paramahamsa (1836 – 1886), indischer hinduistischer Asket, Reformer und Philosoph, wird heute als Heiliger verehrt. „Sei nicht der Frosch im Brunnen. Der Frosch kennt nichts Größeres als den Brunnen, in dem er sitzt. So sind alle Frömmler! Ihnen gelten nur ihre eigenen Glaubenssätze.“ Ich hoffe, dass viele meiner „Follower“ das o.g. Memorandum aufmerksam lesen und „verinnerlichen“ werden! – Jens Möller

 

Es ist unglaublich, wie viel Geld für die sog. Energiewende in den letzten Jahren eingesetzt wurde und noch eingesetzt werden soll (Einspeisevergütung, Entschädigung der Energiekonzerne für den früheren Atomausstieg, Strukturhilfen für die betroffenen Braunkohleregionen) – und wie dürftig die Ergebnisse sind. Es ist ebenso unglaublich, wie ideologische Verbohrtheit sinnvolle und vernünftige Kompromisse verhindert. Da ist es gut, wenn gerade aus dem „linken“ Lager ein solcher vorgeschlagen wird. Endlich scheint Vernunft einzukehren in das Tollhaus bundesdeutscher Energiepolitik. – Rüdiger Hagens

 

Der Artikel „Atomausstieg stoppen!“ ist folgerichtige Konsequenz einer weitestgehend ahnungslo-sen Energiepolitik der letzten 9 Jahre. Kein Langfrist-Konzept, keine Idee, wie ein komplexes Stromsystem funktioniert und was Wind- und Photovoltaik können bzw. bei „blödem Wetter“ eben auch nicht. Was nützt es, wenn höhere Beamte, Bundesnetzagentur oder seriöse Energieforscher auf nahende Probleme hin¬weisen: Bei WIKIPEDIA steht doch, dass alles ganz easy wäre! Fakten: 1. Außer rund 2,5 % (= maximale Möglichkeiten der Pumpspeicherwerke) eines werktäglichen Be-darfs ist Strom großtechnisch bis heute nicht speicherbar. 2. An Winterabenden ab 17 Uhr ist immer die Stromernte aus Photovoltaik gleich Null und bei blö-dem Wetter sind Winderzeugungskapazitäten stundenlang nur zu 1 – 3 % minimal verfügbar. Auch bei einer Erhöhung der Wind- und PV-Kapazitäten bis 2030 um 145 % (Wind dann 150 GW = Mill. kW, PV 110 GW), wären 2 % der WIND-Kapazitäten 3 GW.

Bei Kälte läge insge-samt alle EE-Erzeugung stundenlang teils deutlich unter 16 GW. Die heute schon üblichen Spitzenanforderungen von über 80 GW steigen dank wachsender E-Mobilität abends auf 100 GW an . Was passiert dann wohl? Die beiden Autoren provozieren die bisher ahnungslose Energiepolitik mit einem denkbaren Aus-weg. Bestimmt haben sich das die „Grünen“ so vorgestellt! Die Entwicklung zu dieser Situation konnte jeder sehen, der Fakten lesen kann und dieses auch will. Und in Süd-Ost-Asien werden zahlreiche neue Kohlekraftwerke gebaut und demnächst in Betrieb gehen. Na dann! Selbst mehr als Verdoppelung der Wind- und PV-Kapazitäten bis 2030 brächte bei ähnlichen Wetterbedingungen 38 Stunden < 16 GW und über 55 Stunden < 25 GW (von 60 h). Die abendlichen Lasten alleine wegen 8,5 Millionen E-Autos steigen auf um 100 GW. WAS dann? Rechtzeitig vollgepumpte Pumpspeicherwerke können höchstens pro Tag 9 GW für maximal 4 Stunden mobilisieren, im Winter wetterbedingt häufig eher weniger. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Wendland und Moormann haben recht darin, dass der deutsche Ausstieg aus der Kohle zu lange dauert. Der freie Markt würde ein schnelleres Aus herbeiführen. Aber fossile Energien werden eben nicht nur geduldet, sondern sogar mit Subventionen gepäppelt. Verdienstvoll ist der Hinweis auf die Studie der Energy Watch Group zur Zunahme des Klimakillers Methan durch Verluste bei der Förderung und Nutzung von Erdgas (for allem Fracking-Gas). Die Subventionen für Erdgas und die Subention von „blauem“ Wasrstoff aus Erdgas sind also entschieden abzulehnen.

Aber dann wird es schräg: Wendland und Moormann wollen den Atomausstieg (noch einmal!) verschieben. Die immer noch laufenden sechs Atomkraftwerke gehörten zu den „technisch ausgereiftesten ihrer Generation“. Eine dieser Anlagen ist der Siedewasserreaktor Gundremmingen C. Mit seinem schlecht geschützten Abklingbecken und seiner unzureichenden Redundanz bei den Kühlmittleleitungen ist er sehr unsicher und wäre heute nicht mehr genehmigungsfähig. Nach dem rot-grünen Atomkonsens mit der Industrie wäre er bereits 2016 vom Netz gegangen. Er hat also bereits eine satte Laufzeitverlängerung erhalten. Wegen seiner Sicherheitsmängel sollte er sofort abgeschaltet werden.

Den Ausbau der Erneuerbaren bezeichnen sie als Gefahr für die Biodiversität. Die Mais-Monokulturen für Biogas zur Stromerzeugung sind in in der Tat nicht nur ineffektiv, sondern auch ökologisch kritisch. Bei der Windkraft unter den hierzulande real existierenden Bedingungen (sehr strenge Genehmigungsverfahren und Abschaltung von Windkraftanlagen in bevorzugten Flugzeiten sensibler Fledermaus-Arten) ist ein Verlust von Arten und daher eine Beeinträchtigung der Biodiversität nicht zu befürchten. Und Biogas sollte aus Abfallstoffen erzeugt und zur Wärmeversorgung und zur Schließung von Angebotslücken im Strombereich genutzt werden. Auch wenn Erdgas nicht die Zukunft sein kann, so ist sein verstärkter Einsatz (in bereits bestehenden und unausgelasteten!) Gaskraftwerken notwendig und verantwortbar, allerdings nur kurze Zeit. Denn, wie auch Wendland und Moormann schreiben, der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Bau von Speichern muss weitergehen bzw. verstärkt werden.

Jetzt schon zum zweiten Mal den Atomaustieg zu verzögern, wäre dagegen unverantwortlich und politisch verheerend. Ein schrecklicher Unfall kann jederzeit auch bei uns passieren. Und wer soll denn der Regierung glauben, dass die Atomkraftwerke dann wirklich abgeschaltet werden, nachdem sie schon den rot-grünen Atomkonsens mutwillig gekippt hat? Das musste sie zwar nach Fukushima „reparieren“, aber da dies nicht im Konsens mit der Industrie geschah, hat der Steuerzahler und die Steuerzahlerin dafür kräftig bluten müssen. Viel wäre schon getan,wenn die Subventionierung der fossilen Energie endlich beendet würde. Und natürlich muss die unsägliche 10H-Regel in Bayern umgehend fallen, die den Windkraftausbau im flächengrößten Bundesland praktisch komplett unterbindet. – Dr. Eduard Belotti

 

Danke, „ZEIT“, für diesen Notruf. Danke für den Mut, Scheuklappen abzulegen. Zur Rettung unseres Klimas müssen wir uns von dem verheerenden Schlagwort „Atomkraft- nein danke“ verabschieden. Ersetzen wir es durch „Kernkraft- unentbehrlich“. – Manfred Bauer

 

Was technisch plausibel klingt (Zeit vom 16. Juli 2020, Seite 11) wäre der größte politische Fehler dieses Jahrhunderts und die Fortsetzung des „Glücksspiels“ mit unberherrschbaren Nuklearkatastrophen. Darüber hinaus gibt es bis heute nicht einmal sichere Zwischenlager für radioaktive Abfälle und die ungelöste Endlagerproblematik macht die Kernkraft zur teuersten je betriebenen Energieerzeugung. Unwahr ist weiter die Behauptung, die erneuerbaren erreichten keine Energiesicherheit: das Gegenteil wurde mit Verbundkraftwerken mehrfach bewiesen; überregionale Ausregelung der durchaus umsetzbaren „100% Erneuerbaren“ macht Langzeitspeicher entbehrlich.

Deutschland kann das erste Industrieland ohne Kohle- und Kernkraft werden und diese Technik dann weltweit exportieren, wenn es die Politik nur will. Es wird Ihnen hoffentlich nicht gelingen, mit Ihrem Artikel den Druck zum Ausbau der Erneuernbaren und Ausstieg aus der Kernkraft wegzunehmen, die die größte energiepolitische Fehlentscheidung des letzten Jahrhunderts war. – Dr. Dirk Bade

 

Ich war entsetzt nicht nur über den Artikel „Stoppt den Atomasusstieg!“ von Rainer Moormann und Anna Veronika Wendland, sondern auch darüber, dass man die Atomenergie noch immer als „Klimaneutrale/CO2-neutrale Stromerzeugung“ weismachen will. Anstatt einzusehen, nachdem was in Fukushima passiert ist, dass die Atomenergie die gefährlichste Form der Energieerzeugung ist, wollen manche anscheinend, darunter leider Wissenschaftler und Doktortitelträger, die Klimaerwärmung mit noch gefährlicherem, risikoreichem Gift bekämpfen. Dabei ist es eine bekannte Tatsache, dass die CO2-Bilanz der Atomkraft nur dann neutral ist, wenn man ausschließlich die Phase der Stromerzeugung veranschlagt. Was hier nicht miteinbezogen sind die Faktoren wie Abbau und Anreicherung des Urans, Erzeugung der Brennstäbe, vor allem aber Deponieren der radioaktiven Abfälle und deren Transporte.

Wenn man alles mit berücksichtigen würde, wäre die CO2-Gesamtbilanz viel höher. Außerdem ist eine sichere Lagerung des Atommülls noch nicht in Sicht. In Deutschland werden jährlich noch immer fast 400 Tonnen plutoniumhaltiger Müll von existierenden AKWs produziert. Plutonium hat eine Halbwertzeit von über 24 Tausend Jahren, man weiß noch immer nicht, wie und wo man „sicher“ – und zwar langlebigen strahlenden Materialien entsprechend dauerhaft – lagern kann. Sowohl für die Suche danach als auch für die technische Umsetzung – später für den Betrieb und für die Instandhaltung – wird eine Unmenge von CO2 ausgestoßen – und die Gefahr der Strahlen werden trotzdem bleiben. Fazit: Man kann die Klimaerwämung NICHT mit der gefährlichen Atomenergie bekämpfen.

Es gibt keine Sicherheit in der Atomtechnologie, auch wenn kein Super-Gau passiert, hinterlässt man hochgiftige Abfälle für viele, viele Generationen. Und es ist eine Schande, dass die Zeit so ein Scheinargument wieder bringt, um angeblich das Klima und die „Versorgungssicherheit“ zu schützen! Wir müssen aber sowohl für das Klima ALS AUCH für die Sicherheit (sprich ohne zusätzliche menschenverursachte radioaktive Gefahren) sorgen!!! – Yû Kajikawa

 

Die Diskussion um den Ausstieg vom Atomausstieg ist nicht neu. So ziemlich jedes Jahr wird diese Idee von mehr oder weniger kompetenten Leuten in der Öffentlichtkeit angedeutet. Jeder diese Versuchungen wurde – zurecht- im Keim erstickt. Um es mal deutlich zu sagen: Es ist völlig, ob jetzt zwei Wissenschaftler ein Morandum veröffentlichen. Der Argumentation pro Kernkraft fehlt zudem die Grundlagen. Dazu Folgendes: Atomkraft ist mit Abstand die teuerste Erzeugung. Niemand ist bereit dafür den Preis zu zahlen. Über die Wirtschaftlichkeit schreiben die Autoren nichts. Es gibt keine Endlagerung. Die Zwischenlager sind hochgradig gefährlich und sie bleiben gefährlicher. Demzufolge sind eben 10 Jahre länger Atomkraft NICHT zu verantworten. Der Betrieb ist unsicher. Im dicht besiedelten Europa einen GAU?

Wir sollten alles dafür tun, um dieses Risiko auf Null zu bringen und nicht zu erhöhen. Hinreichende Versorgungssicherheit: Typische „German Angst“. Das Gegenteil ist der Fall. Die mittlere Ausfallzeit im elektrischen Netz ist auf einem historischen Tief, bei steigender Menge an erneuerbarer Energie. Das liegt vor allem am guten Engineering der ÜNB’s. Das Argument ist haltlos. Die CO2-Emissionsziele wurden, wenn auch Corona-bedingt, im Energiesektor quasi erreicht. Das schwarze Pferd ist mit Abstand der Verkehrssektor, wo man de facto Null Verbesserung in den letzten erzielt. Auch im Wärmebereich und in der Landwirtschaft hinkt man hinterher. Zudem sollte man bedenken, dass der Ausbau der EE in den letzten Jahren massiv behindert wurde-> wenn man irgendwo aussteigt, sollte man auch anderswo einsteigen!

Daran hatte es zuletzt gehakt. Speicher: Die Power-to-Gas Route ist technologisch bereit, hier ist man mitten im Up-Scaling der Anlagen. Deshalb gilt jetzt hier zu investieren und zwar auf industrieller Ebene mit geeigneten Rahmenbedingungen. Es ist schlicht und ergreifend falsch, dass es große Langzeitspeicher nur im Pilotmaßstab gibt. Die Autoren mahnen die politisch-schwierigen Abhängigkeit des Nord-Stream 2 Projekts bezüglich des Erdgases an. Das ist absolut richtig und muss gestoppt werden. Aber was glauben die denn, wo das Uran herkommt? Uran ist ausschließlich in Russisch-Ukrainischer Hand. Mehr Abhängigkeit geht nicht. Ganz zu schweigen, dass die Reichweite vom Uran schon sehr bald endet (35 Jahre sind in der Energietechnik nicht viel). – Jonas Waldhäusl

 

Endlich….. “Stoppt den Atomausstieg“!!!! Das war ja wohl längst überfällig. Statt ideologisch von vermeintlichen Experten getriebenes und von den Medien unreflektiert weiter getragenes Antiatomgesabbel endlich mal eine realistische Bestandsaufnahme zu den in Deutschland getroffenen Maßnahmen für den Klimaschutz. Die Diskussion zum Atomausstieg ist dringend aufzunehmen. Thematisieren müssen das die Medien. Der Rest folgt automatisch. Danke und weiter so, weil es sich für uns alle lohnt. – harald george

 

Es ist ja schön, wenn zwei Fachleute die Vor- und Nachteile von Atomenergie und fossiler Energie und ihrer Ersetzung sofort oder in nächster Zeit darlegen. Es wird aber peinlich, wenn dabei unhinterfragt davon ausgegangen wird, dass es Versorgungssicherheit geben muss. Versorgungssicherheit wofür? Für eine Wirtschaft, die immer weiter wachsen will? Für wen wachsen oder zumindest auf gleichem Niveau weiterarbeiten? Die Wirtschaft ist doch für die Menschen da, unsere weltweite Wirtschaft also für alle Menschen. Wo bleiben die Überlegungen für solch eine weltweite Wirtschaft, welche die Grenzen der Belastbarkeit akzeptiert? Sehr schwierig zu beantwortende Fragen. Aber rein technologische Überlegungen zeigen keinen Ausweg aus der drohenden Klimakatastrophe. – Michael Strake

 

Obiger Artikel spricht das aus, was ich mich schon lange frage, weil es absolut logisch ist. Wahrscheinlich haben die Politiker nicht den Mut richtig zu handeln, weil es nicht mainstreem ist. Was mich noch interessieren würde: Wie hoch ist aktuell die Menge an Atommüll, die zur Lagerung ansteht und um wieviel würde diese Menge steigen , wenn man von 10 Jahren Weiterbetrieb der aktuell noch laufenden Kernkraftwerke ausgeht. – Ulrich Hauser

 

Endlich wird dieses Thema angesprochen. Um die klimaschädlichen Emissionen zu reduzieren, ohne die Stromverfügbarkeit zu verringern, ist der Weiterbetrieb der AKW zu Gunsten eines schnelleren Kohleausstieg unabdingbar. Ja, Nuklearenergie hat seine Risiken, gerade aber die neueste und sicherste deutsche Technologie birgt die geringsten im Vergleich zu russischen oder chinesischen Anlagen, die ehrer schnell, schlampig und.mit fehlerhaften Materialien hochgezogen wurden und werden. Es muss endlich auf Bundesebene dieser Weg diskutiert werden. – Eberhard Goette

 

Anders, als es Ihre bisherige atomkritische Ansicht vermuten lässt, sprechen Sie sich in Ihrem Artikel in „Die Zeit“ https://www.zeit.de/2020/30/deutsche-klimastrategie-atomausstieg-co2-emissionen-bundesregierung/komplettansichtkritisch zum bereits beschlossenen Atomausstieg aus.

Das ist vor dem Hintergrund verwunderlich, dass Sie sich in der Vergangenheit kritisch zum Thema Zwischenlagerung von Atommüll im FZJ geäußert haben. Es gibt vielleicht einige positive Nebeneffekte durch die Nutzung von Atomkraft. Die von Ihnen gepriesene Einsparung von CO² zur Verbesserung des Klimas gehört aber mit Sicherheit nicht dazu. Dazu gibt es hinreichende Studien, die das Gegenteil beweisen. Aber die kennen Sie sicherlich. Das Totschlagargument gegen einen verzögerten Ausstieg aus der Atomstromproduktion haben Sie aber gar nicht erwähnt: Die fehlende Möglichkeit einer Entsorgung. Die Zwischenlagerstätten sind randvoll und es gibt noch gar keine Endlagerstätte in Deutschland. Und die kann es auch eigentlich zukünftig nicht geben, wenn man Leib und Leben der kommenden Generationen schützen möchte.

Wenn Sie schon befürchten, dass Russland ein problematischer Partner bei der Lieferung von Gas sein könnte, würde ich diesem Regime auch nicht unseren Atommüll zur Endlagerung anvertrauen wollen. So bleibt uns nur die Nutzung der Erneuerbaren Energien und vorübergehend auch der Gaskraftwerke und die Forschung und der Ausbau von Speichermöglichkeiten für den grün erzeugten Strom. Das Geld für die Nutzung von subventionierter Atomkraft sollte lieber zukunftsweisend investiert werden. Vor diesem Hintergrund möchte ich Sie bitten, zukünftig keine weiteren unsinnigen Äußerungen zum Thema Atomausstieg zu verbreiten. Informieren Sie sich stattdessen bitte besser und widmen Sie sich sinnvollen Themen.

Ich werde mein Abonnement von „Die Zeit“ überdenken, wenn ich mir das Wochenende vermiesen lassen muss bei der Lektüre. Ihr Beitrag hat auch nichts von einer Streitschrift, wie es das Zitat von Helmut Schmidt im Seitenkopf „Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine.“, vermuten lassen könnte. Dazu fehlt die gegensätzliche atomkritische Äußerung. Auch Herr Moormann als Mitverfasser des unsäglichen Textes wird von mir zu hören bekommen. Eine Kopie dieser E-Mail geht auch an „Die Zeit“, in der Hoffnung, dass Herr di Lorenzo als verantwortlicher Chefredakteur diese zu lesen bekommt. Mal sehen, wen ich noch alles anschreibe, damit so etwas zukünftig unterbleibt. – Henrik Sander

 

Vielen Dank an Frau Wendland und Herrn Moormann für Ihr Statement bezüglich Atomausstieg. Seit Jahren macht es mich in meinem ökologischen Bewusstsein und Wunsch unseren Planeten zu bewahren, fassungslos, dass atomare Energiegewinnung mit geringen Risiken im Jetzt (Deutschland ist weder See- noch Erdbebenregion.) und Fragezeichen in einer fernen Zukunft verteufelt und schnellstmöglich beendet wird, während die mit sofortiger und 100%iger Wirkung zerstörerische Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen weiterbetrieben wird. Mit Vernunft ist das nicht zu erklären. Deutschland steigt aus der Atomenergie aus und fährt dabei den Planeten gegen die Wand. Hoffentlich finden die Autoren bei den entscheidenden Personen Gehör. – Dr. Sonja Hyrenbach

 

Energiesparen statt Atomgefahren muss national wie international die Devise heissen Angemessene Bepreisung von gesamtem Energie- und Ressourcenverbrauch nötig Atomkraft muss Geschichte werden! Betrieb vorhandener und Bau neuer Atomkraftwerke (AKW) bzw. AKW-Reaktorblöcke bergen ein zu hohes, ein unverantwortlich unvertretbar hohes gesundheitliches Risiko. Unsere Volksvertreter müssen sich daher entschieden gegen den Bau neuer Atomkraftwerke in allen Nachbarländern wenden und zugleich aus den bekannten Gesundheits- wie Klimaschutzgründen den europaweiten Ausstieg aus den fossilen Energieträgern wie Kohle und Erdöl befördern. Ohne beherzten Einsatz für ein ressourcen- und energiesparendes Wirtschafts- und Konsumverhalten spielen Politikerbekenntnisse zu Atomausstieg und Energiewende sowie zum „Green deal“ nur als Lippenbekenntnisse eine Rolle.

Eine Notwendigkeit für neue Atomkraftwerke ist nicht gegeben, wenn man mit dem „Green deal“ die Grundvoraussetzungen für ein weiter funktionierendes Staatswesen in Zeiten von Klimawandel inclusive massivem Verlust an Biodiversität schafft. Wenn man zur Bewältigung dieser Zwillingskrisen, die zusammenhängen und zusammen gelöst werden müssen, einer resilienten Postwachstumsökonomie den Weg ebnet. Deren schlechte Eltern – Wachstums- und Konsumwahn – in ihrem Kinderwagen den Drilling Verteilungsungerechtigkeit und den Vierling Epidemie- bzw. Pandemie-Ausbrüche mitanschieben. Dass sich Menschen, die umweltverträglich leben wollen, nur Discounter-Billig- Milch und –Fleischwaren aus agrarindustrieller Intensivlandwirtschaft inclusive tierquälerischer Massentierhaltung aber keine Bio“– Lebensmittel oder energiesparenden Elektrogeräte „leisten können“, geht nicht an. Sie müssen mittels des ökologisch-sozialen Steuersystems zur angemessenen Teilhabe an einer ökologisch nachhaltigen Gesellschaft befähigt werden.

Dann tragen sie en passant durch ihr umweltbewusst-verantwortliches Handeln zur Vermeidung weiterer Schäden an Lebensräumen sowie am Klimaregime unseres Planeten bei. Und an diejenigen, denen verantwortungsbewusstes Leben kein Anliegen ist, kommt man nur „über den Geldbeutel“ ran. Wobei abrundend eine europäische Bürgerversicherung für mehr Gerechtigkeit sorgen und alle Einkommensarten gleichermassen für die Sozialversicherungsbeiträge heranziehen muss. Auch die höchsten Erwerbseinkommen tragen somit zur Finanzierung der Sozialsysteme in angemessener und gerechter Weise bei – und die prozentuale Beitragsbelastung für den Faktor Arbeit kann gleichbleiben oder sogar sinken. Das sind Grundvoraussetzungen zu einem wirklichen „Green deal“. – Johann Meindorfer

 

Die Planung des Atomausstiegs erfolgte zu einem Zeitpunkt als die in der Zwischenzeit formulierte Strategie der Elektromobilität noch nicht zur Diskussion stand. Der Strombedarf in der Zukunft ist nicht nur durch die Elektroautos enorm hoch, auch die unzähligen kabellosen Elektrogeräte im Haushalt, Garten und im Handwerk erfordern jeweils Ladegeräte in großer Anzahl. Smartphones mit energiefressenden Applikationen sowie die zunehmende Zahl der Tablets und Laptops benötigen Strom in hohem Maße. Und das alles mit Gasturbinen die vom Wohle des Herrn Putin abhängig laufen? Gaskraftwerke sind keine Zwischenlösung-wir dürfen uns nicht noch mehr abhängig machen. Um uns herum laufen viele Atomkraftwerke in einem deutlich schlechteren Zustand als die guten in Deutschland. Lassen sie uns mit den richtigen und guten Gedanken des Artikels einen neuen Meinungsbildungsprozess starten. Umsichtige Kommunikation ist hierzu sehr wichtig um die Emotionen der Atomkraftkontroverse in Grenzen zu halten. – Wolfgang Clas

 

Endlich spricht mal jemand aus berufenem Mund aus, was mir mein Bauchgefühl seit Jahren sagt. Jeder, der eins und eins zusammenzählen kann, muss erkennen, dass der Atomausstieg zwar richtig, aber unter den geschilderten Umständen dringend gebremst werden muss. Hoffentlich wird auch in Berlin die damalige Fehleinschätzung erkannt und mutig korrigiert. – Reinhard Daeschler

 

Ich teile Ihre Ansicht zum Atomausstieg, dessen derzeitige Planung nur dann zu rechtfertigen gewesen wäre, wenn konsequent der Ausbau und Speicherung der erneuerbaren Energie vorangetrieben worden wäre. In diesem Zusammenhang erinnere ich an den ZeitOnline -Artikel von Rainer Klute vom 1.10.2019 mit dem Titel Atomkraft, ja bitte! Wie bitte? Wäre nicht die dort beschrieben Technik ebenfalls ein Argument für die weitere Verwendung der Atomkraft, besonders mit Hinweis auf die stark verringerten Halbwertzeiten und die Verwendungsmöglichkeit des bisherigen Atommülls?? – Burckhard-Rüdiger Heinsohn

 

Ein mutiger, sachlicher Artikel. Endlich trauen sich Fachleute die Sache beim Namen zu nennen und sich nicht selbstunterwerfend dem Diktat der ideologischen und „klerikal auftretenden“- Zitat aus der Zeit- Atomgegnerschaft geschlagen gebent, sondern mit sachlicher Kompetenz ein Szenario beschreiben – jenseits jeglichen Dogmas- welches für uns nicht unwahrscheinlich ist. Sich abhängig machen von Putin und gleichzeitig der Kohle eine zu lange Übergangsfrist gebent, wird eine vernünftige Debatte über den Austieg vom Atomausstieg nicht öffentlich geführt, obwohl wie einleuchtend von Frau Wendland und Hernn Moormann berichtet diese notwendig wäre und zwar bald. – Karl Schwarz

 

Ihrem Artikel kann ich nur zustimmen. Wer die Klimafrage als das wesentliche Thema unserer Zeit begreift, kann nicht verstehen, warum die Nutzung der Atomenergie nicht langsamer auslaufen kann. Einer nur leicht zunehmenden Menge an unerwünschtem, radioaktivem Material, die das Klima nicht belastet, stünde eine wesentliche Reduzierung des klimaschädlichen CO2 gegenüber. Daß mit Merkel ausgerechnet eine Physikerin uns in diese Situation gebracht hat, macht nicht fröhlicher. – Dr. Walter Engel

 

Endlich spricht mal jemand aus berufenem Mund aus, was mir mein Bauchgefühl seit Jahren sagt. Jeder, der eins und eins zusammenzählen kann, muss erkennen, dass der Atomausstieg zwar richtig, aber unter den geschilderten Umständen dringend gebremst werden muss. Hoffentlich wird auch in Berlin die damalige Fehleinschätzung erkannt und mutig korrigiert. – Reinhard Daeschler

 

Jetzt haben wie gerade mal einen Plan, wie wir die Büchse der Pandora schließen könnten, kommt aus „Jülich“ ein Berufener der uns sagt, dass das nicht geht. Hier wird der Vorschlag gemacht die Atomkraftwerke länger am Netz zu lassen. Atomkraftwerke wie auch Kohlekraftwerke werden jedoch nur für den Grundlastbedarf eingesetzt. Solche Kraftwerke benötigen fast eine Woche Anlaufzeit bis sie störungsfrei arbeiten. Könnte diese Technik eingesetzt werden um die fehlende Sonne oder den Wind zu ersetzen? Nein! Mit einem Federstrich werden nebenbei noch die zusätzlichen Entsorgungsbelastungen abgetan. Dabei könnten unsere Lager- und Endlagerprobleme uns an Prof. Traube erinnern, der die Effektivität von Kernkraftanlagen wegen ihres Wirkungsgrades grundsätzlich in Frage stellte.

Betrachtet man also einen weiteren, etwas ferner realisierbaren Vorschlag aus Sicht der Effektivität, wobei ich als Ingenieur durchaus den Reiz von technischen Utopien bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen kann, die in aller Munde genannte Wasserstoff-Technologie. Zweifellos eine aussichtsreiche Technik! Erzeugt man also solaren Wasserstoff (fossile Brennstoffe ausgenommen) so ergibt sich bei Solarpanels ein Wirkungsgrad von 14% (bei höheren Temperaturen weniger). Beim Elektrolyse-Verfahren weiß man es heute noch nicht so genau. Hier führt der Weg vom Hofmann´schen Wasserzersetzer mit 4% zu Hochdruckdampf-Elektrolyseverfahren mit vielleicht 25%.

Warum man dann noch dessen Umwandlung in Methangas benötigt, dessen Freisetzung in die Umwelt problematisch ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Konkrete Technik wie gasbetriebene Spitzenlastkraftwerke, die schon länger erfolgreich im Einsatz ist, werden in Frage gestellt, zählen sie jedoch noch zu den umweltfreundlichsten thermischen Zentralanlagen. Ich frage mich, warum Pumpspeicherkraftwerke in der Diskussion kaum eine Rolle spielen. Hier handelt es sich um eine Technik, die seit 100 Jahren erfolgreich eingesetzt wird. Im Alpen- Bereich gibt es vielzählige Beispiele. Die nächstgelegene Anlage in meinem Lebensbereich ist der Edersee. Hier wird bei geringerer Netzauslastung mit dem verfügbaren Strom Wasser in ein höhergelegenes Becken gepumpt.

Benötigt man die Elektroenergie, so wird das Wasser abgelassen und erzeugt in Turbinen die benötigte Energie. Entsprechend dieser Anlage könnte in geeigneten stillgelegten Kohlebergwerken dieses Prinzip genutzt werden, indem man sie flutet. Zu Überflusszeiten nutzt man den Strom zum hochpumpen des Wassers in ein Becken und zu Bedarfszeiten wandelt man ihn zurück. Das alleine wird natürlich nicht die Lösung sein, sondern nur ein Baustein um die alternative Energie für uns besser verfügbar zu machen. Kernkraftwerke jedoch wie auch Kohlekraftwerke können hier nicht hilfreich sein. -Sie verhindern möglicherweise nur den Umbau zu einer regenerativen Energie. – Willi Hehrmann

 

           

 

 

Leserbriefe zu „Der Rotz der frühen Jahre“ von Elisabeth Raether

 

Es braucht kein Fantasia um zu erkennen, daß Kinder keine Betonklötze an den Füßen sind. Sie sind ganz einfach die Voraussetzung dafür, dass es unsere Gesellschaft auch morgen noch geben wird. Ohne Kinder kein (über-über-)morgen. Für diese Tatsache braucht es keine Quoten. Pluralismus bedeutet doch Unterschiede zu schätzen. Warum bemühen wir uns dann so, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu schleifen? Gleiche Rechte bedeutet mitnichten uniform oder androgyn! Kann es neben der Gender-Forschung auch eine über vernachlässigte Pflichten geben? Wenn wir erkennen, dass die Kindererziehung unsere vornehmste Pflicht ist, dann gilt das nicht nur für alle Geschlechter, sondern auch für Firmen und andere Institutionen. Vereinbarkeit von Familie und Beruf? So ein Käse, die Familie ist das Wichtigste. Wer sich darum kümmert, der leistet den wertvollsten Beitrag und das muss anerkannt werden, alles andere ist langfristig nachrangig, Punkt. – Sebastian Fontaine

 

Na dieser Text war wohl ein wenig hingerotzt… Kritik und kritische Anmerkungen zur Kita-Situation – sowohl im Zusammenhang mit Corona als auch grundsätzlich – ist sicherlich angebracht. Aber sollte bitte differenzierter dargestellt werden. Mit den Formulierungen wird ein Bild der Kitas gezeichnet, dass diese Stand heute reine Aufbewahrungsanstalten seinen. Geleitet von Erzieher*innen, die machtvoll über die raren Plätze entscheiden. Hier frage ich mich, wie sich wohl die tausende von Pädagog*innen fühlen, die Tag für Tag sich Gedanken über die frühkindliche Förderung unserer Kinder und mit toller Arbeit genau diese umsetzen. Das Problem sind die Anzahl der Plätze – aber nicht eine fehlende Qualität bei den Plätzen, die vorhanden sind. Und ja, es mag Einrichtungen geben, auf die die Beschreibung „fußkalte Hinterhofwohnung“ zutrifft. Aber auch das ist nicht die überwiegende Realität und eine Zuspitzung auf solche Bilder wirken auf mich eher wie Polemik.

Und dann kam in dem Artikel doch nochmal das auf, was ich an der ZEIT so schätze: ein neuer Aspekt, umfassende Beleuchtung des Themas. Was ist mit dem Umgang von infizierten Kindern? Nein, nicht mit Corona. Sondern unter Umständen mit einer ganz normalen „Rotznase“. Die Frage, wie wir mit solchen Themen in der Zukunft weiter umgehen wollen – endlich wird sie gestellt. Und an dieser Stelle hoffe ich auch auf die „neue Normalität“. Dass Menschen – Kinder wie Erwachsene – mit Erkältungssymptomen doch bitte 1-3 Tage zu Hause bleiben. Und sich auch die Erwachsenen nicht ins Büro schleppen, auf dem Weg dahin erst den U-Bahnwagen infizieren und anschließend im Großraumbüro kopfwehgeplagt den Helden mimen, den nichts umhauen kann – dafür aber zig andere Personen anstecken. Lasst uns lernen, dass Umgang in Gruppen und engen Lebensräumen auch Rücksichtnahme bedeutet – und das individuelle Ausleben einfach begrenzen wird. Danke für die Thematisierung, dieses wichtigen Themas – auch wenn ich die Art und Weise wirklich nicht gut fand. – Rainer Pietschmann

 

„Frauen sind eine Blutung auf zwei Beinen“ – stellen Sie sich einmal vor, was für ein Shitstorm über jemanden erginge, der das schriebe! (und zu Recht, wie ich finde). „Kinder sind ein Atemwegsinfekt auf zwei Beinen“ – das ist eine genauso widerwärtige Definition. Dass Ihnen das Lektorat so was durchgehen lässt, ja überhaupt, dass Sie so etwas denken, finde ich abscheulich. Es zeigt bei Ihnen genau die Haltung an, die Sie im Hintergrund Ihres an sich löblichen Leitartikels beklagen: Dass Kinder keine Lobby haben. – Hanno Herzler

 

Stellen wir uns ein Deutschland vor in dem zur Verteilung der Corona-Gelder die Familienministerin mit im Corona-Kabinett sitzen würde und nicht die Verteidigungsministerin. Dann wäre eine Fluggesellschaft und die Autoindustrie und weiter Industrien nicht „gepämert“ worden: 9 Milliarden für die Lufthansa und 2 Milliarden für die Familien. Arme Familien und arme Kinder würden vom Staat (Bund, Länder und Gemeinden) erkannt und es gäbe Hilfsprogramme die den Namen verdienten. Digitale Bildungsangebote würden arme Kinder (ohne Laptop oder iPad) nicht ausschließen. In Fantasien würde Politik auch auf Armutsforscher und Wohlfahrtsverbände und nicht so sehr auf Wirtschaftsweise hören. Das gehört aber wie ganz Fantasie zu einer unendlichen Geschichte bisher leider ohne Happy End. Chapeau Frau Raether=Sie beschreiben ein wünschenswertes Bild der Zivilgesellschaft und benennen die „Problemzonen“: Männerdominierte und männliche Politik, trotz einer Bundeskanzlerin, und Ignoranz und weiterhin Familienunfreundliche Politik zu Lasten aller Frauen und vor allem der Mütter und Kinder. – Felix Bicker

 

Ihr Artikel ist hervorragend, trifft die Sozialsparpolitik der GroKo ! Der Ansatz von NRW: mehr Geld für KiTa’s , Aus- und Weiterbildung des besser bezahlten Berufes, ist eine längerfristige Strategie, um Frauen aus der 3-Fachbelastung: Kinder, Haushalt , Beruf zu entlasten. Es ist unsolidarisch, für Frauen entwürdigend, wenn sie um das Recht ihrer Kinder betteln müssen! Zu einem kleinen Anteil trifft dies auch Männer, die Kinder, Haushalt und Beruf schultern müssen. Apropos Rotz: können Sie mit Olivenöl-getränktem Q-Tipp vor der KiTa aus den Nasen entfernen. Mit Olivenöl-getränktem Wattebausch gereinigte Analfalten lassen Stuhl vor der KiTa leichter abgehen . Intimpflege mit Öl-Watte verhindert Harnwegsinfektionen . – Bleibt trotzdem die Aufforderung an die Politik gerade bei Corona-bedingter Arbeitslosigkeit: qualitativ gute Ausbildung zu Sozial-Pädagoginnen/Pädagogen und Arbeitsplätze zu finanzieren. Mit Dank für Ihren Aufschrei ! – Helmut Wolschner

 

Sie schreiben von einem Utopia, also warum so bescheiden? Stellen Sie sich ein Deutschland vor, in der Fürsorge-Arbeit (für Kinder, Familien, Alte, Kranke) endlich als Arbeit anerkannt und bezahlt wird. Volle Rentenbeiträge! Keine Lücke im Lebenslauf! Bezahlte Fortbildung! Finanzielle Unabhängigkeit! Entscheidungsfreiheit! Nicht länger der Zwang zu vereinbaren, was unvereinbar ist: einen 100% Fürsorge-Job (unbezahlt) mit einem bezahlten Job mit 60-100% Pensum. Aber wie soll man sowas denn finanzieren? Wieso fangen wir nicht bei Einsparungen im Bereich der Bullshit-Jobs an, die sehr viel Zeit und Geld kosten, aber sehr häufig keinen Nutzen schaffen? Z.B. Im Management, in der Unternehmensberatung, in der Forschung. Das wäre ein utopisches Deutschland. – Prof. Dr. Claudia Reuter

 

Was erfahren wir? Frau Räther fantasiert. Frau Räther steht vor dem Burnout. Sie kennt sich in Lufthansa Lounges aus. Sie sucht nach der Rundum-Versorgung für ihre Kinder, weil sie sich für systemrelevanter hält als die Mütter und Väter, die als ErzieherInnen einen verdammt schweren Job machen. Eben nicht in einer Luxusumgebung arbeiten, es mit immer weniger Personal und immer mehr Kindern zu tun haben. Aber zu Frau Räther freundlich sein sollen: Schön, dass Sie da sind. Ein anderer Ansatz wäre wohl für die Autorin, den ErzieherInnen zu sagen: Schön, dass Sie in dieser Situation trotzdem noch für meine Kinder eine sichere Burg sind.

Dieser unsägliche Artikel, der es aus mir unnachvollziehbaren Gründen auf die Titelseite einer Großen (?) deutschen Wochenzeitung schaffte, ist unsäglich arrogant und eine Klatsche für alle, die in schwierigen Zeiten entgegen allen eigenen Ängsten ihre fachlich hoch qualifizierte Arbeit machen, nachdem sie selbst ihre eigenen Kinder in Windeseile auf die andere Seite der Stadt in deren Kita bringen mussten. Yuppie- Fantasien und mit einem Tenor geschriebne, der erahnen lässt, was passiert, wenn die Kita ein Kind trotz Erkältungssymptomen nicht nach Hause geschickt hätte, welches sich im Nachhinein als infektiös erwiese. Da ginge es aber dann zum Bussi-Anwalt des Vertrauens: Schön, dass Du da bist. – Dieter Wittbrodt

 

Vielen Dank für den wunderbaren Artikel für Kinder u Mütter auf Seite 1. Es wird mir aus der Seele geschrieben. Als Omi von wundervollen 4 Enkelkindern: 20, 17, 6 u 3,5 (ist eigentlich 8 und wird 4, wie er uns oft erklärt ) habe ich das ganze Dilemma von den Folgen der Pandemie von außen beobachten müssen u mich gefragt, wo um Himmels Willen die Behörden der Länder untergetaucht waren, anstatt mal klare Aussagen zu treffen. Jedes Bundesland verfügt über einen großen Behördenapparat zur Betreuung der Schulen und Kindergärten. Welch ein Potenzial . Was könnten dort Ideen entwickelt werden, um das größte und wichtigste Gut dieses Landes zu betreuen, auszubilden und zu unterstützen……. Andererseits habe ich auch sehen können, mit wie viel Engagement sich Lehrer u Betreuer in dieser Zeit den Kindern gewidmet haben. Kindern und Schülern sollte wöchentlich ein Artikel aus Seite 1 eingeräumt werden. – Ulrike Langer

 

„Je zuverlässiger die Kitas, desto freier die Frauen – Der Rotz der frühen Jahre“ ist ein Artikel auf Seite 1 der heutigen „Zeit“ übertitelt. (Diese Zeitung hat mich, als Beleg für „Meinungsfreiheit“ in Deutschland für Online-Kommentare gesperrt, danke dafür!) Stimmt die aufgestellte These? Es ist eine Frage der angelegten Wertmaßstäbe. Die Frau wäre wirklich „frei“, hätte sie gar kein Kind (durch Verhütung, sexuelle Enthaltsamkeit, fehlenden Partner, Unfruchtbarkeit) oder sich (per Abtreibung) gegen ihr Kind entschieden, was heute sogar bereits sozusagen als „Menschenrecht“ eingefordert wird. Leben gegen „Freiheit“. Schwierig, aber real. Das Leben ist ein Geschenk. Wären wir nicht einmal Baby und Kind gewesen, wären wir heute nicht da. Was hat uns – was hat auch die so um „Emanzipation“ kämpfenden Frauen, AutorInnen, PolitikerInnen in ihrer Kindheit bestimmt und geprägt? Was, wer hat uns auf den aktuellen, hoffentlich guten Lebensweg gebracht? Ich bin Mutter mit gerade erwachsenen Kindern.

„Damals“, um die Jahrtausendwende, war es noch normal, dass Kinder ab dem Alter der natürlichen Ablösung, mit 3 Jahren, in den Kindergarten kamen. Wer es wollte oder brauchte, konnte auch schon vorher einen Betreuungsplatz organisieren, es taten aber eher weniger Mütter. Eine gewisse „Voraussetzung“ für den Kindergarteneintritt war das Trockensein. Das ganz intime Wickeln – man überlässt es nicht so gerne anderen Personen. Ich habe die Zeiten mit meinen Kindern am Wickeltisch genossen, auch wenn es manchmal eklig roch und das Sauberputzen keine Freude ist. Und doch liebt man sein „Knuffelchen“, wie es ist, von ganzem Herzen! Und genießt, so möglich, die Nähe, Ruhe und Intimität (mit aller Gefahr auch zum Missbrauch, leider). Dann kam Frau von der Leyen, die 7-fache Mutter, CDU ins Familienministerinnenamt. Sie trieb die „Emanzipation“ massiv voran, indem sie, ich denke nicht sehr wissenschaftlich kritisch begleitet, erst den Betreuungsplatz ab 2, dann mit einem Jahr als „Norm“ und „Rechtsanspruch“ deklarierte.

Zu dem Zeitpunkt kam unser 2. Kind in die Schule und durch die „Ganztagsoffensive“ der CDU-Frau wurde in den hiesigen Grundschulen die bis dahin bestehende Wahloption der Bis-Mittags-Betreuung bis zur 6. Stunde abgeschafft. Es gibt bis heute nur „ganz(tags) oder gar nichts“, wechselnde Schulendzeiten, was jede Art von Erwerbstätigkeit, auch halbtags, massiv erschwert, oder täglich bis nachmittags. Da ich überzeugte „Halbtagsmutter“ bin, der das gemeinsame Mittagessen mit den Kindern als Zentrum des Tages wichtig ist – und als Start in den jeweiligen Nachmittag – wurde ich damals politisch aktiv, mich für Wahlfreiheit einzusetzen. Je kürzer die Dauer der Fremdbetreuung der Kinder ist, desto geringer ist das Risiko für die Kinder (da geht die Lehrmeinung auseinander, es hängt vom Millieu ab, in dem die Kinder leben) und auch die Kosten für die Allgemeinheit sind niedriger. Kinder brauchen Freiheit, freie und selbstbestimmte Zeit in sicherer, möglichst sensibel fördernder und anregender Umgebung, in Bindung, Sicherheit und Geborgenheit. Freiheit ist für mich der allerhöchste Wert – der natürlich „eingeschränkt“ wird durch die Realität und Notwendigkeiten der Existenz. GELD zum Leben ist fundamentale Notwendigkeit.

Das Geld zwingt zur Arbeit. Wünschenswert wäre es, dass die Arbeit tatsächlich Freude macht und einen ausfüllt, im Sinne von Beruf als Berufung. Was ist die „Berufung“ der Frau? Wo ist sie unersetzbar? Allein Frauen können schwanger werden und Kinder gebären, die die Zukunft der Menschheit und Gesellschaft sichern. Darum waren zu allen Zeiten „Fruchtbarkeitsgötter“ und -Rituale wichtig. Kinder sicherten früher das Überleben im Alter. Die Kinderzahlen waren damals höher, 5, 7 oder 10 Kinder waren keine solche Seltenheit wie heute. FRAUEN haben schon immer Gewaltiges geleistet, denn Kinder erfolgreich in das Leben zu begleiten, ist eine herausfordernde und verantwortungsvolle Aufgabe. Jedes Kind hat nur eine (genetische) Mama! Genau diese, in deren Körper es, aus „Liebe“ oder künstlich, entstanden bzw. eingepflanzt wurde (Leihmutterschaft u. ä. verändert die Situation aktuell.) Die Frau hat, wie alle (Säuge-)Tiere, instinktiv alle Voraussetzungen, für IHR KIND zu sorgen.

Das wird heute zunehmend weniger gewertschätzt. Es liegt an der Gesellschaft und Kultur, welche Stellung Frauen, Kindern, der Familie zugeordnet und gegeben wird. Wird das Wohl und Bedürfnis der Kleinen und Größerwerdenden geachtet – und wie wird es „definiert“? Diese Definitionen sind in der „modernen hiesigen Welt“ massiv im Wandel. Geborgenheit und sichere Bindung der Kleinen – wichtiger ist nun die „Freiheit“ und „Emanzipation“ der Frauen! Das ist Ideologie. Man könnte auch anders entscheiden. Was sind die FOLGEN und Konsequenzen dieser „Gesellschaftsentscheidung“ für die Kinder und erwachsen Werdenden, die Frauen, die Väter, die Familien, die Zukunft der Gesellschaft, des Staats? Gilt hier das altbewährte Motto „Erwerbsarbeit macht frei“? – Almut Rosebrock

 

Heute auf der Titelseite „Der Rotz der frühen Jahre“. Herzlichen Dank! Gerade in der Diskussion um eine Frauenquote in der CDU und andere Genderfragen ein toller Artikel für Seite 1. (Dreifache Mutter noch junger Söhne, berufstätig als Ingenieurin und in der „Freizeit“ an der Promotion arbeitend, dem täglichen Wahnsinn ausgesetzt:) – S. Linsel

 

Warum dürfen kleine Kinder nicht einfach zu Hause ihren Alltag leben, liebevoll von einem Vater oder einer Mutter ganz normal betreut werden? Nicht ein Kind unter vielen sein, das von wechselnden, oft nicht sehr gut geeigneten und motivierten jungen Frauen (die oft selber ihre Kinder wiederum fremdbestimmt aufwachsen lassen müssen) erzogen werden zu müssen? …. Warum bezeichnen Sie nur die Berufstätigkeit als Arbeit? Ist die Familienarbeit nicht genauso viel wert? Sie ist die Basis für eine Gesellschaft, die gut wachsen und gedeihen soll – nur leider bekommt man kein Geld dafür! – Anne Gäb

 

Danke, Frau Raether. Danke, danke, danke! – Dr. Kristin Lindemann

 

Im Alter von 25 schrieb ich vor etwa 40 Jahren meine Examensarbeit über die Rolle des gleichberechtigten Mannes in der Familie. Damals ging ich davon aus, dass sich bald in alle Familien, Männer und Frauen die Kinder, den Haushalt und die Berufstätigkeit gerecht aufteilen. Um so entsetzter bin ich, dass nun ausgerechnet in der Zeit ein Artikel auf der ersten Seite steht, wo die Frau von Ihnen ganz selbstverständlich als zuständige Person für `die Klötze am Bein´ dargestellt wird. Die Frau kann sich Ihrer Meinung nach also nur emanzipieren, wenn die Kinder bis abends fremdbetreut werden? Schade, dass niemand sieht, wie schön es für die ganze Familie ist, wenn Mann und Frau je nach Alter der Kinder mehr oder weniger reduziert arbeiten und die Kinder auch noch Zeit mir ihren Eltern verbringen können. Wieso denken Sie, dass es gut für Familien ist, wenn alle abends ko nach Hause kommen und dann noch den Haushalt machen müssen? Oder ist bei Ihnen dafür auch noch die Frau zuständig? – Dagmar Brandt

 

Mit Entsetzen erlebe ich, wie die „Zeit“, die wir seit bald 40 Jahren abonniert haben, kontinuierlich immer weiter ins Populistische hinabsteigt. In zunehmend mehr Artikeln werden persönliche Empfindungen und Meinungen der Verfasser/innen einfach trumpmäßig hinausposaunt, obwohl sie mit der weit überwiegenden Realität nicht übereinstimmen. Dies kenne ich sonst nur von einer Zeitschrift mit gleich kurzem Namen. Als Beispiel möchte ich nur aus zwei Sätzen aus o.g. genannten Artikel zitieren: „..hingerotzte Einrichtungen..“. Hier wird das Engagement und Ringen um bestmögliche Baukultur der für die Bauten verantwortlichen Techniker, zu denen ich auch gehöre, einfach negiert und ein paar Ausnahmen – vielleicht ca. 1% der Kindertagesstätten – als Normalfall hingestellt.

„Keine Mutter müsste sich vor der Kita-Leitung in den Staub werfen, sie bedrohen, bestechen, anbetteln…“ Wenn das die persönliche Erfahrung von Frau Räter ist, so hat sie mit 2. und 3. bereits Dinge getan, die strafrechtlich verfolgt werden sollten. In meiner Wahrnehmung vergiftet dieses populistische Rausblasen von vermeintlichen Tatsachen jede vernünftige Diskussion und trägt zur grassierenden Zunahme von hate speech. sowie falscher Diffamierung und Unterstellung in sozialen Netzwerken ihren Teil bei. Seriöser Journalismus ist mittlerweile in der „Zeit“ am Aussterben. – Rüdiger Schwalb

 

…… und wenn dann auch noch dafür gesorgt würde, dass denen, die den Frauen die Betonklötze von den Füßen meißeln – nämlich den Erzieherinnen und Erziehern – die die vollen Windeln wechseln und einen Großteil der elterlichen Erziehungsaufgaben übernehmen, ein Gehalt gezahlt würde, von dem sie leben – und für eine sichere Rente sorgen können – dann wäre Fantasia fast perfekt. – Kurt Esser

 

Es ist schon eine besondere Fantasie nötig, um die Kindergärten hierzulande als „fußkalte Hinterhofwohnungen“ zu charakterisieren, zu denen Kinder nur mit Tricks Aufnahme finden. Als Großeltern sind wir entsetzt über das Bild, das von Elisabeth Raether gezeichnet wird. In ihrem Beitrag kommt die Situation der Erzieherinnen nicht vor. Auch Mütter, die sich ihren Kindern widmen wollen, statt „etwas anderem“, werden ignoriert. Stattdessen wird von einer Befreiung der Frauen von Betonklötzen an den Füßen durch „zuverlässige Kitas“ gesprochen, die anscheinend Kinder mit Krankheitssymptomen aufnehmen sollen, auch wenn sie die Erzieherinnen und alle anderen Kinder anstecken. Berufsarbeit und das Leben mit Kindern zu verbinden, ist eine Herausforderung, die nicht auf dem Rücken der Erzieherinnen ausgetragen werden darf. – Imma und Dr. Dieter Seifert

 

Der süße Schmelz der frühen Jahre Je gleichberechtigter Frauen und Männer, desto süßer ist das WindelwechselnStellen wir uns ein realistisches Deutschland vor, in dem Mütter und Väter ihre Kinder nicht als Hindernis für ihre eigene Karriere betrachten. Sie widmen sich für einige Jahre aus innerer Überzeugung und mit Hingabe der vielleicht wichtigsten Aufgabe ihres Lebens. Sie stellen dafür das hehre Ziel der Selbstverwirklichung ein paar Jahre zugunsten der optimalen Entwicklung ihres Kindes zurück. Sie werfen sich nicht vor Kita-Leitungen in den Staub oder bestechen diese – mit oder ohne Gottes Hilfe. Sie freuen sich weder auf eine Begrüßung wie in der LH- Lounge noch laden sie ihre Kinder in Hinterhofwohnungen ab. In diesem Deutschland wechseln die Eltern die Windeln ihres Kindes ohne Nasenrümpfen, sondern tun das, was alle Lebenswesen für ihren Nachwuchs tun. Sie orientieren sich dabei an der Beobachtung anderer Säugetiere, ja selbst von Vögeln, die die Nester ihrer Jungen peinlich sauber halten.

Eltern in diesem paradiesischen Deutschland wissen und beachten, dass Kinder in den ersten Lebensjahren ihre sozialen Werte aufbauen, in denen die Familie an vorderster Stelle steht. Diese Eltern erkennen den Wert eines Kindes auch für ihr eigenes Leben und freuen sich auf weitere; so vermeiden sie Stress und genießen Ihr Leben bis zur Rente und danach ohne Burn-out. In einer Pandemie wissen diese Eltern, was ihre Aufgabe ist; sie bemängeln nicht das fehlende Wissen stattlicher Organe und fordern nicht staatliche anonyme Einheitlichkeit bei der Behandlung eines Schnupfens ein. Diese Eltern werden eine gesunde Deutschland-Utopie in jedem Fall besser verwirklichen als die ideale Kita oder der Staat. Dafür braucht es weder eine Quote für Männer noch für Frauen, sondern intakte Ehen gleichberechtigter Partner. – Carsten Börner

 

Kinder als „Betonklötze an den Füßen“? Na ja… – Dr. Werner Meier

 

Ich bin ein absoluter Freund ihrer „Schreibe“ und wurde heute Abend bei der Lektüre der ZEIT belohnt gleich schon auf der ersten Seite: Der Kita Bericht hatte etwas von der Zubereitung grünen Spargels, er hatte Biss! Die Art, mit welchen Intros sie die Mach-Empfehlungen ihrer Rezept- vorschläge einleiten gefällt mir ausgesprochen gut und ihre Artikel im Politik-Teil der ZEIT lese ich ebenfalls sehr gern, sie sind fast nüchtern sachlich aber so ganz nebenher deutlich akzentuiert, super! Und jetzt kommt’s Ich würde – über ein Foto in ihrem Kochbuch hinaus – sehr gern wissen, wer sich hinter dieser Schreibe, die mich so besonders anspricht, ver- birgt. Keine Bange, es ist keine platte Anmache, ich bin ein alter Knabe vom Jahrgang 1943. Sollte es mal Enladungen geben, in denen sich die Schreiber-Riege vorstellt, würde ich mir gern einen Zuhörer-Platz sichern wollen. – Abu Jordan

 

Frau Raether stellt sich ein „utopisches Deutschland“ vor, in dem Kindergärten „zahlreich und vom Staat großzügig ausgestattet“ sind. Den Vorteil sieht sie darin, dass dadurch sich Mütter „noch etwas anderem widmen“ könnten, „einer Arbeit zum Beispiel, der Sicherung der Rente“ wegen. Wenn ich mir ein „Fantasia“ vorstellen sollte, dann sicher nicht ein Land, in dem Frauen (und auch nicht Männer) gezwungen sind, zur Sicherung der Rente sich einer Erwerbsarbeit zu „widmen“. In meinem „Fantasia“ würde es auch zahlreiche und gut ausgestattete Kindergärten geben, aber dies nicht der Mütter wegen, sondern der Entwicklung der Kinder wegen. Zur Sicherung der Rente und zur Sicherung des (guten) Lebens (auch unter Pandemie-Bedingungen) würde es allerdings ein bedingungsloses Grundeinkommen von der Wiege bis zur Bahre geben. – Alfred Köth

 

Ich bin empört über Ihren Artikel auf der Titelseite der ZEIT vom 16. Juli 2020. Ihren Artikel empfinde ich als infam und eine Beleidigung für Erzieherin und auch Träger. Wissen Sie, wovon Sie reden? Haben Sie Kinder? Mussten Sie sich je in den Staub werfen, um einen Kindergarten- bzw. Betreuungsplatz zu bekommen? Sind Sie informiert, unter welchen Bedingungen pädagogische Fachkräfte arbeiten müssen? Für weniger Geld, als Sie wahrscheinlich monatlich verdienen! Manche Kinder kommen krank in die Einrichtung, weil der Arbeitgeber/Chef Druck ausübt und mehr als 3 Tag darf man nicht fehlen – die Konsquenzen sind hart! Und mit Verlaub: Kinder sind keine Atemwegsinfekte auf zwei Beinen! Kinder sind liebenswert und sind abhängig von den Eltern! Ich war 38 Jahre als Erzieherin und Leiterin in den unterschiedlichsten kirchlichen und städtischen Einrichtungen tätig, und sage Ihnen: „hingerotzte Einrichtungen“ mag es geben, aber ich habe keine davon gesehen – und ich war auch in anderen Einrichtungen aufgrund von Arbeitskreisen der Erzieherinnen.

Wer oder Was gibt Ihnen das Recht, in dieser negativen Art und Weise und öffentlich über die Erzieherinnen und Einrichtungen zu schreiben, und diese als ROTZ zu bezeichnen????? Der Großteil der Erzieherinnen bemüht sich täglich um die Kinder und Eltern oder Großeltern engagiert und freundlich zu begegnen. In den Gruppen werden morgens die Kinder einzeln und auch in der Gruppe freundlich begrüßt mit Sätzen wie: „schön, daß Du da bist – oder wir haben dich vermisst“ oder: bist Du wieder gesund?“ oder ….“hattest du schöne Ferien?“. Eine Gruppe besteht in der Regel aus 23- 25 Kindern, inklusive Ausländerkindern und auch Inklusionskindern. Mit Glück auch mit einer weiteren pädgogischen Mitarbeiterin. Wohlfühlen, sich angenommen fühlen, Freude, Respekt und gegenseitige Wertschätzung, sind ein wichtiger Baustein der pädagogischen Arbeit. Körperliche, geistige und seelische Erziehung – Herzensbildung – Lebenlernen und auf die Grundschule vorbereiten, ebenso Wissensvermittlung, sind einige Aspekte der Erzieherarbeit. Dafür lernen/studieren Erzieher/innen 3 Jahre und dazu ein Vorpraktikum und ein Anerkennungsjahr mit abschließendem Colloquium, um die staatliche Anerkennung zu bekommen. Meine Frage: Haben Sie denn davon „Basiswissen“, was Sie von Anderen erwarten?

Betonfüße hat keine Frau oder Sie etwa? Diese Ausdrucksform über Frauen ist sehr negativ und wenig wertschätzend. Arbeitende Mütter sind chancenlos dem Druck der Wirtschaft oder Chefs ausgesetzt und SIe mit Verlaub sind unfair allen gegenüber, die sich redlich bemühen, Kindern das zu geben, was ihnen zusteht und die Eltern nicht immer alleine schaffen. Zu Ihrer Information: Die Familiensituation hat sich seit 1950 wesentlich verändert. Es gibt keine Großfamilien mehr, wo Oma und Opa die Kinder hüten. Sehr bedauerlich ist es, diesen Artikel zu lesen. Ich empfehle Ihnen, sich selbst mehr Basiswissen anzueignen und eine gezieltere Recherche. Inhalt und Diktion Ihres Artikels werden dem postulierten Anspruch der ZEIT weder gerecht, noch sind sie angemessen. Dieses ist in letzter Zeit, auch bei anderen Artikeln, leider häufiger zu konstatieren. – Angelika Kampmann-Bastian

 

Ein unglaublich unkompetenter Artikel, der den engagierten Erzieherinnen und Einrichtungen eine klatschende Ohrfeige verpaßt – absolut unangemessen. Das ist unterste Schublade und der ZEIT nicht würdig. Frau Raether, da ist eine Entschuldigung angesagt. – Heinrich Domröse

 

Wenn Eltern heute von ihren Kindern reden, sprechen sie von Belastung – nun also noch von „Betonklötzen an den Füßen“. Dabei wissen sie offensichtlich nicht, wieviel die Kinder – schon die Allerkleinsten – leisten zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Auch ein zweites bekanntes Narrativ wird hier bedient: Die Frauen müssen entlastet werden. Stimmt, doch besser wäre, wir würden endlich in diesem Zusammenhang nur noch von der Verantwortung der Eltern(!) reden. Es muss bei uns normal werden, dass Eltern(!) kleiner Kinder Teilzeit arbeiten – und Karriere machen. Schon vor Jahren gab es eine Studie (1000 Unternehmen), die herausgefunden hatte, dass Familienfreundliche Unternehmen eine bis zu 17% höhere Produktivität in allen wirtschaftsrelevanten Bereichen hatten als herkömmliche! – Dr. Ursula Augener

 

Es sollte wohl eine Realsatire sein, was Frau Raether hier rausrotzte. In Anbetracht der großen Anstrengungen, die die öffentliche Hand in den vergangenen zehn Jahren zum Ausbau und zur Verbesserung der Kinderbetreuungseinrichtungen unternommen hat, ist eine solcher Beitrag nicht gerechtfertigt. Kommunen haben sich bis an die Grenze der Belastbarkeit begeben, viele auch darüber hinaus. Sie haben nicht nur massiv investiert und tragen die Kosten, sondern haben zumeist auch noch die Eltern von jeder finanziellen Belastung freigestellt. Mir drängt sich das Bild eines verwöhnten, mit Geschenken überhäuften Kindes auf, das jedes Maß verloren hat. – Dr. Günther Vieweg

 

Als Mutter von zwei Kindern (inzwischen zum Glück im Teenageralter) teile ich in gewisser Hinsicht die Vision von Elisabeth Raether. Auch in meinem Fantasia gibt es ausreichend, gute und bezahlbare Kitas. jedoch nicht in erster Linie wegen uns Müttern – den Kindern tut es einfach gut, wenn sie in ihrer Kita ein verlässliches und anregendes Umfeld (und natürlich ihre Eltern eine Sorge weniger) haben. Mal ganz abgesehen davon, dass Bildungsgerechtigkeit schon im Kindergarten beginnt.

Aber selbst die verlässlichste und im Umgang mit Rotznasen pragmatischste Kita ändert nichts daran, dass Kinder ja nicht nur Atemwegsinfekte bekommen. Magen-Darm-Viren, Streptokokken, ein gebrochenes Bein, bei „zwei bis drei Kindern“ summieren sich die Krankheitstage rasch, auch über das gesetzlich oder tariflich vom Arbeitgeber für diesen Zweck zugestandene Maß an Ausfall hinaus. Eine rüstige Oma ist nicht immer in der Nähe – da hilft am Ende nur eines: Vater und Mutter teilen sich diese Krankheitstage hälftig und zwar zumindest übers Jahr gerechnet. (Von all den zusätzlichen Terminen vom Elterngespräch bis zum Zahnarzttermin, die Eltern spätestens ab dem Schulalter auch noch mit ihren Kindern wahrnehmen müssen, mal ganz abgesehen.)

Bleibt die Mutter auf dieser Aufgabe (und womöglich auch noch auf dem Haushalt) alleine sitzen, dann fehlt es ihr ganz offensichtlich an Entschiedenheit, Verhandlungsgeschick und der Fähigkeit ein Ziel (in diesem Fall die faire Aufteilung der Ausfalltage) auch über längere Zeit im Auge zu behalten. Oder aber an der Bereitschaft, Verantwortung zumindest temporär auch mal an einen „Teamkollegen“ abzugeben. All das sind aber Fähigkeiten, ohne die auch im Beruf eine Führungsposition auf die Dauer nicht zu bewältigen ist. Selbst ohne den „Betonklotz“ Kinderbetreuung müssten sich die männlichen Kollegen wohl kaum vor ihr fürchten.

Unsere Generation hat die Chance, hinsichtlich der Rollenverteilung vieles neu auszuhandeln (und dazu, das muss man fairerweise zugeben, hat der Ausbau der Kinderbetreuungsangebote natürlich schon beigetragen). Der bestehende Fachkräftemangel in vielen Berufsfeldern wird diesen Prozess beschleunigen, sofern auch die Arbeitgeber ihre Rolle erkennen und nicht mehr einseitig nur Müttern sondern auch Vätern flexiblere Arbeitszeiten und Homeoffice zugestehen. Hier sind es im Übrigen oft die Väter, die sich ihrerseits wenig durchsetzungsfähig zeigen bei der Aufgabe, ihren Arbeitgebern entsprechende Rahmenbedingungen abzutrotzen.

In meinem Fantasia wird es daher schon bald nicht mehr Teilzeit-Frauen und Überstunden-Väter geben, sondern Eltern, die sich partnerschaftlich die nun mal nötige (und oft genug ja sehr bereichernde) Zeit teilen, die Kinder von ihren Eltern brauchen. Die sich gegenseitig in ihrem Fortkommen unterstützen (hoher Arbeitsanfall beim einen – Überstundenabbau beim anderen und dannn auch wieder umgekehrt) und ihre Fähigkeiten im Beruf zur Geltung kommen lassen.

Meine Kinder jedenfalls sind keineswegs Betonklötze – der Umgang mit ihnen hat bei mir (nicht nur softe) Skills geschärft, von denen ich im Beruf täglich profitiere. Flexibel zu sein, einen Plan rasch neu ausrichten zu können und gleichzeitig das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Kollegen bei Entscheidungen mitzunehmen ohne die eigenen Entscheidungskompetenzen aus der Hand zu geben. Einem aufgebrachten Gegenüber mit Gelassenheit und Humor zu begegnen und damit der Situation eine gute Wendung zu verleihen. Und vor allem: Die eigenen Kräfte einzuteilen.

Bildlich gesprochen sind es die Fähigkeiten eines Langstreckenläufers, die man sich in den Jahren der Kindererziehung und der Gestaltung einer Partnerschaft erwirbt. Die „Sprinter“, denen diese fehlen, lässt man so auf die Dauer dann doch hinter sich. In der Arbeitswelt der Zukunft werden daher nicht die Frauen die Männer überflügeln, sondern die Eltern, die (noch) Nicht-Eltern (und auch die, die zwar Eltern sind, aber sich dieser Aufgabe weitgehend entziehen). Wer darauf nicht warten möchte, sollte meiner Ansicht nach lieber eine „Aktive Eltern“-Quote statt eine Frauen- (oder Männer-)Quote in die Diskussion bringen. – Rut Alker

 

Seit vielen Jahren habe ich Sie abonniert, für meine Frau und unseren ältesten Sohn. Ich kann mich leider nicht so oft dieser Lektüre hingeben, da ich entweder arbeite oder Fachliteratur konsumiere, im Zweifelsfall habe ich mir jedoch vorgenommen 2 Bücher an sog. Schundliteratur (Science-Fiction/Fantasy) pro Monat zu mir zu nehmen, da ich dabei nicht soviel denken muss und herrlich amüsiere. Im letzten Artikel von Frau Raether S. 1, hat mich ein bisschen betroffen gemacht, wie Ihre Autorin mich als Mann beschimpft.

Vielleicht bin ich ja nur so eine (sagen Schülerinnen zu mir) „Pussy“, aber ich fühle mich davon bedroht. Männer sind also Betonklötze, an den Füssen der Frauen, die dann am Ende noch zum Untergang verdammt sind, nach Gebrauch durch mich entsorgt!? Unsere Familie besteht aus Mutter, Vater und drei Söhnen, allen Söhnen habe ich die Windel gewechselt wenn sie voll waren, allen dreien habe ich Griessbrei mit Banane gekocht, sie in den Kindergarten gebracht, abgeholt die Schullaufbahn mehr oder weniger begleitet und dabei verscuht ein „guter“ Mann zu sein. (Die Definition von guter Mann kenne ich nicht, aber mein ehemaliger Mathelehrer hat mich gelehrt, dass eine genaue Definition einer Sache sehr wichtig ist, da ansonsten alles sehr schwammig wird.)

Unsere Kinder sind von zwei Menschen gross gezogen worden, die sich dazu entschieden haben Kinder zu haben, ich habe den Eindruck, dies ist bei Ihrer Autorin nicht der Fall, sie ist anscheinend von einem Mann über den Tisch gezogen worden, entschuldigen Sie die Wortwahl, besser übervorteilt worden. Sie kommt mir dabei vor wie ein kleines Kind auf langer Autofahrt. Sie beschwert sich über fehlende Frauen in allen Bereichen. Ist sie benachteiligt? Der Anteil vonFrauen mit hoher Bildung ist weiterhin steigend, die Menge an Studentinnen übersteigt inzwischen deutlich die Menge der Studenten. Laut Statistik sind die Schulabschlüsse von jungen Frauen im Durchschnitt besser als bei jungen Männern (Statistiken sind falsch weil sie von Männern gefälscht sind!).

Eine allgemeine Hochschulreife bedingt zwei Fremdsprachen. Allen mir bekannten wissenschaftlichen Auswertungen nach, sind Frauen im sprachlichen Bereich den Männern djeutlich bis deutlichst überlegen, im mathematischen Bereich haben Männer leichte Vorteile. Warum gehört dann nicht auch eine zweite Naturwissenschaft zum Abitur?Welchen Schatz an Physikern, Chemikern, Biologen etc lassen wir uns aufgrund dieser 2-Sprachen-Regelung durch die Lappen (nein, nicht der Volksstamm der Samen) gehen? Ich bin der Betonklotz? Wie ich leider sehr oft bei Ihnen erfahren muss kann ich ja leider gar nicht denken.

Ich bewege mich auch nicht, deshalb haben Männer auch deutlich häufiger Übergewicht (Körpergewicht!) als Frauen. Aber Sie vergessen, dass ohne Beton viele Sachen nciht möglich sind, Häuser, Brücken, Schutz vor Naturgewalten zum Beispiel. Ich springe leider gedanklich gerne, deshalb finden Sie diese Zerrissenheit in meinem kurzen Brief. Zurück zur Reise, eine Gesellschaft ist immer auf Reise zum nächsten Ziel, dabei fragen nur kleine Kinder die ganze Zeit: “ Wann sind wir da?“ Gesellschaft ist nicht fixiert, Denken und Umdenken benötigt Zeit (wie Ihre Zeitung, ein Schelm wer Böses dabei denkt!), Steuern und Lenken führt zu Kursveränderungen, diese brauchen Zeit (schon wieder) um Wirkung zu haben, wir sind auf dem Weg. Zukünftige Generationenwerden dann profitieren.

Als ich von meinem Vater vor ca. 45 Jahren in den Kindergarten gebracht wurde (meine Mutter hatte wirklich Migräne), war ihm nicht so ganz wohl in seiner Haut, denn er wurde nicht belächelt sondern mehr als kritisch von den anderen Müttern beäugt, will der uns die Arbeit wegnehmen, oder will der unsere Kinder vielleicht… Männer wurden und werden oft unter Generalverdacht gestellt, alles Schlechte geht nur von Ihnen aus? Als unser 3. Sohn vom Stuhl fiel, musste ich leider zur Arbeit, meine Frau besuchte ddas Krankenhaus und die erste Frage die fiel: „Ihr derzeitiger Lebenspartner ist auch der Vater des Kindes?“ Nach der Überweisung in eine Kinderklinik (Gefahr einer Gehirnerschütterung), dort das gleiche Geschehen.

Seit den 80èr Jahren (da war ich noch doof wie heute) wissen laut Armutsbericht viele Menschen in Deutschland, dass Kinder Risiko nummer eins für Armut sind, insbesondere für Alleinerziehende (Männer tun dies auch ab und zu). Alle Familienministerinnen haben daran bisher nichts geändert. Ja, ich weiss, die männlichen Ministerkollegen haben diese Initiativen immer mit Übergewicht blockiert, ich glaube eine (ohne Gewicht !) davon sitzt deshalb in Brüssel als Kommissionsvorsitzende. Kleiner Einwurf (nicht witzig weil Männerhumor): Mann denkt, Gott lenkt (ist aber weiblich). Mein Leben wird reich durch unseren rational-denkenden (vielleicht?) Sohn, der sich in seinem Zimmer des Hauses meiner Frau hauptsächlich mit Wissen und Lernen beschäftigt ( der zweite und dritte Sohn befindet sich immer im Hauptkampfmodus), jedoch auf mein Zuruf (aus dem Garten meiner Frau):“Da ist ein Igel!“ sofort auf den Weg macht und einen Apfelschnitz für das Tier bereitet (wir haben den Igel noch ein bisschen beobachtet, es war herrlich!).

Bitte weniger Vorwürfe an Betonklötze, Vorwürfe prallen dort ab (gelegentlich werden sie reflektiert), dies ist aber eine Erkenntnis und kann zur Eskalation von Konflikten führen. Betonklötze lassen sich durchaus bewegen, aber nicht durch Vorwürfe, sondern konstruktive Herangehensweise, dabei werden grosse Massen (Übergewcht, wieder Männerhumor) in physikalische Energie umgesetzt (Kann auch durch Atomenergie Streit S.11, oder durch Photovoltaik auf Dach meiner Frau, mein Beitrag, ihre Rente). Die Vorwürfe sind in der Art des Vortragens wie von einem Kind, ausnahmsweise mal nicht-männlich, das sich darüber beschwert: „Der Andere hat viel mehr als ich bekommen“, dabei läuft blöderweise Flüssigkeit aus der Nase (dezent grünliche Färbung).

Unser zweiter Sohn kümmert sich übrigens für uns alle um den kommunikativen Bereich. Immer wenn Probleme computertechnischer Art anfallen, können meine Frau und ich auf diese Ressource zurückgreifen (Danke!). Und dann setze ich mich an den Kaffeetisch (habe gerade Maulbeeren gesammelt für Marmelade, muss ich später noch machen) und dann geniesse ich den frischen, noch warmen Kuchen, den unser dritter Sohn für uns gebacken hat. Schmeckt jedoch nicht nach Beton, eher nach Lufthansalounge (bin schon lange nicht mehr geflogen, ausser auf die Nase). Danke hier für die liebevolle Erziehung durch meine Frau, die für alle guten Dinge in meinem Lebend sorgt, ich war wie immer nicht da, nennt sich Arbeit. Bitte bevor sie den Vorschlaghammer rausholen, erst denken, dann nachdenken (und eine Nacht drüber schlafen), im Anschluss erst über Männer richten.

2. S. Glosse (Männerhumor) Persönlich glaube ich , dass viele nützliche Erfindungen (vonMännern) nur für die Bequemlichkeit der Frau erfunden wuden, z.B. Telefon, E-Mail, Radio, 2. Auto. Diesen Brief werde ich auch garantiert nich tmeiner Frau zum Korrigieren geben. Zum Abschluss kommend: zum wiederholten Male fühle ich mich von Ihrer Zeitung aufs Übelste angegriffen, sodass ich mich frage, warum ich Sie überhaupt noch lesen sollte? Leider kann ich mich noch nicht dazu entschliessen das Abonnement zu kündigen, da meine Frau so gerne Martenstein liest (kein Männerhumor), ihre weiteren Artikel interessant sind (Interview mit Frau vom Hamburger Hafen, ohne Hintergedanken). Viele Menschen verurteilen Populismus und Rassismus (wieder ein guter Artikel), sowie Sexismus, dieser geht aber in beide Richtungen nicht immer zu Lasen der Männer.

Frau Raether, zum Glück wird sich Ihr Fantasia bis ins Jahr 2100 einstellen, da bis dorthin die Bevölkerung in Deutschland laut Artikel im Spiegel (Bevölkerungsentwicklung, sehr interessant, was die Bildung nicht alles anrichtet) auf ca. 65 Mio Menschen reduziert, diese Zahk jedoch nur durch Zuwanderung erreicht werden kann. Dann gabs da noch die Sach emit der Biologie, beim Menschen können bisher nur die Frauen Kinder kriegen, dies wird offensichtlich von Teilen der Bevölkerung als Krankheit (Pandemie?) gesehe; ich als Betonklotz bin doch ein bisschen neidisch auf meine Frau, diese bedingungslose Liebe und Zuneigung unser Kinder werde ich nie bekommen.

Eigentlich ein guter Abschlusssatz, aber mir kamen noch ein paar Gedanken. Lufthansalounges sind, so glaube ich, nicht der richtige dauerhafte Aufenthaltsort für Kinder. Wir mussten uns auch nicht vor der Kita-Leitung auf den Boden werfen, im Gegenteil, wir haben mit „unseren“ Erzieherinnen und Erzieher (leider war dies nur einer) gesprochen, diese hoffentlich unterstützt und manchmal auch Verständnis für sie aufgebracht. Denn sie haben nicht nur ein Kind zu betreuen, sondern eine ganze Rasselbande. 1000€ (konnten wir uns nicht leisten) ausgeben für sein Kind, bedeutet eben auch mehr Betreuungsrelation. (Wissen Sie wieviel ein Platz in einem normalen Pflegeheim kostet?).

Aber wir leben eben auch nicht in einer Alles-Vorhanden-Grossstadt, sondern auf dem Ländle.

Derzeit beschäftige ich zwischen 9 und 11 Frauen, in Vollzeit, Teilzeit, Elternzeit und in Partnerschaft. Meine Mitarbeiterinnen (Angestellte klingt für mich so überheblich) haben eher Angst, dass ich an Burn-Out leiden werde, hier übrigens ein Artikel in Brigitte 1/2015 vom 17.12.2014 ab S. 126 lesenswert, der Artikel ab S. 122 ist auch (auch für Frauen) beachungswürdig, jedoch leider von einem Mann geschrieben (Männerversteher, glauben Frauen aber nicht!).

Now to something completely different, nachdem ich den Artikel von Frau Raether las (komische sprachliche Form), so habe ich gar keine Lust mehr sozialdemokratisch zu denken, da ich vermittelt bekomme, dass ich asozial sei (beute meine Mitarbeiterinnen ja aus), obwohl ich Menschen in Lohn und damit Brot stehen habe, die ich versuche als Partner (manchmal als Chef) zu begleiten auf ihrem Lebensweg. Jezt erfolgt wieder einmal ein Missbrauch von Buchstaben: PPS: Entschuldigen Sie bitte die schlechte Wortwahl, den ausfallenden Ton (warum eigentlich nicht einfallenden Ton?), bin leider hoffnungsloser Betonklotz. (Warum geht meine Frau mit sowas zu Bett?)

Vielleicht sollten Männer ja doch mal über die Konkurrenz der Frauen nachdenken und darüber wie mit Konkurrentinnen umgegangen wir. Angriff, Breitseiten, Brüskieren und Unterdrücken können wir, wenn Mann (hier richtige Wortwahl) die Geschichte betrachtet, ziemlich gut! (keine drei!!!, weil bringt nichts). Darüber dachte ich sind wir jedoch hinweg, Krieg gegeneinander ist die schlechteste Option. Leider war ich stinksauer und habe als ich diese einfache Aneinanderreihung von Buchstaben (Marcel Reich-Ranicki) geschrieben habe meine Söhne wie ein Betonklotz behandelt, dies tut mir leid. Habe versucht mögliche Orthograife anzuwenden, gelang aber wahrscheinlich nicht ganz, pardon. Quod erat demonstrandum (kommt aber aus der Mathematik, auch wenn`s Latein ist.) – Harald Hoffmann

 

Wieviel bittere Wahrheit liegt in dem herzerfrischend herausfordernden Text auf Seite 1 der ZEIT ! Brilliant auf den Punkt gebracht von Frau E. Raether, danke. – Traudl Holzapfel

 

In der letzten Ausgabe der Zeit Nr. 30 (16. Juli 2020) erschien auf der ersten Seite der Beitrag „Der Rotz der frühen Jahre“ von Elisabeth Raether. Die Autorin kontakariert mit dem letzten Abschnitt ihre völlig berechtigten Forderungen nach qualitativ hochwertiger Betreuung von Kindern in Kindertagesstätten. Kinder als „Betonklötze“ an den Füßen ihrer Mutter zu bezeichnen, verletzt die Kinderrechte, die fordern, dass bei allen Gesetzgebungs-, Verwaltungs- und sonstigen Maßnahmen öffentlicher oder privater Einrichtungen das Wohlergehen des Kindes vordringlich zu berücksichtigen ist, und degradiert Kinder zu Objekten. Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft und sollten auch gerade in den aktuellen Diskussionen um Corona-Maßnahmen mit ihren Bedürfnissen in den Vordergrund gerückt werden – nicht die Eltern. Ich bin entstetzt, dass eine derartige Verletzung der Kinderrechte auf Seite 1 der Zeit erscheinen darf – die volle Windel stört mich indessen gar nicht. – Tanja Kohwagner

 

Was um alles in der Welt hat die ZEIT dazu veranlasst, diesen Artikel – und noch dazu auf der ersten Seite (mich stört nicht die Erwähnung der vollen Windel, mich widert der Ton, der Stil des Textes an), – zu veröffentlichen? Wer Kinder mit Betonklötzen gleichsetzt, hat nichts verstanden! Und deren Text hat nichts in meinem Umfeld verloren! – Christine Klinkert

 

Die meisten Frauen haben mehr Einfluss darauf, ob und wann sie ein Kind bekommen, als die jeweils dazugehörigen Männer. Dabei stünde es ohnehin jedem Paar offen, Absprachen zu treffen, wer sich später um den entsprechenden „Betonklotz“ kümmert. Hier sollten wohl kaum der Staat oder andere gesellschaftlichen Institutionen mitentscheiden, oder …? Wenn ein Paar bezüglich der Kinderbetreuung kein Konsens zur beiderseitigen Zufriedenheit erzielen kann, sind in meinen Augen daher auch nicht die „Gesellschaft“, „der Staat“ oder „die Männer“ daran schuld. Auch wenn man einen Hammer hat, ist nicht jedes Problem ein Nagel. Und individuelle Verantwortung lässt sich nicht immer auf die Gesellschaft übertragen.

Aus der ärgerlichen Tatsache, dass es bislang keine brauchbare Regelung für die verlässliche externe Betreuung verschnupfter Kinder gibt (also für ca. die Hälfte des Jahres…), kann man jedenfalls schwerlich einen neuerlichen Beweis für die gesellschaftliche Unterdrückung der Frau ableiten. Hier spielen eher die Scheu oder Ignoranz der Entscheidungsträger eine Rolle, Verantwortung in diesem vermeintlichen Nebenthema zu übernehmen. In Bayern z.B. ist die Gesundheitsministerin eine Frau. – Dr. Christian Voll

 

Ich teile ihren Traum von Fantasia, aber warum sollte Fantasia nur den Frauen gut tun? Alle Familienmitglieder könnten davon profitieren. Es wäre doch so schön, wenn alles entspannter liefe. Themen wie Kinderbetreuung wären nicht hauptsächlich Frauensache, so wie es bei Ihnen anklingt. Das stört mich etwas. Corona hat leider gezeigt, dass in Punkto Kinderbetreuung und Karriereambitionen noch nicht alles zwischen Mann und Frau gleichgeschaltet ist. Kommt es Spitz auf Knopf muss die Frau wieder ran. Im Moment fühlt es sich daher eher nach Zomania an, in dem die Faultiere die Macht übernommen habe und alles in Zeitlupe läuft in Bezug auf Gleichberechtigung.

Ich finde es unpassend Kinder zu Betonklötzen an den Füssen von Frauen werden zu lassen. Sie haben doch am wenigsten Schuld an der Misere. Die Projektion auf die Kinder, die die ungleiche Verteilung der Kindeserziehung/-betreuung und den damit verbundenen Stress für die meist betroffenen Frauen ungerechter Weise als Belastung aussehen lässt ist unfähr! Ich träume von einem Fantasia indem Familien mit Kindern sich nicht zwischen Teilzeit / Hauptverdiener, und Karrierechancen / keine-Zeit-haben-für-Familie verlieren, sondern in dem wirkliche Gleichberechtigung herrscht und dies Freiräume für echtes Familienleben schafft. Also, wann genau kommt nun die Männerquote? – Maren Schittek

 

Meine Enkel gehen bzw. gingen in Kassel und Offenbach in die Kitas/Kindergärten. Die von Ihnen beschriebenen Extreme haben sie nicht erlebt, auch als meine Enkelin in Offenbach in der Kita das einzige deutschsprachige Kind war. Erlebt haben wir, daß Familien kranke Kinder schickten mit dem Effekt, daß der Gesundheitszustand der Gruppe schlechter wurde. Ihre Annahme, daß eine Familie mit 2 oder 3 Kindern und beiden berufstätigen Eltern allein mit der Unterstützung von guten Kitas/Kindergärten klarkommen könnte, ist nach unserer Erfahrung nicht realistisch. Und ob die anzustrebende Rente bei der niedrigen Geburtenrate sicher bleibt, ist abzuwarten. Eine Konkurrenz zu den Männern könnte positiv sein, wenn sie sich nicht in der eigenen Familie abspielt. Vielleicht hätten wir dann weniger Vorstandsvorsitzende wie Angermann, Winterkorn etc. Aber vielleicht ist auch das nur eine der vielen Illusionen. – Dr. Walter Engel

 


 

 

Leserbriefe zu „Falschfahrer“ von Felix Rohrbeck und Claas Tatje

 

Es gibt Ereignisse / Abläufe, die einfach nur ekelhaft sind! Der „rote Faden“, gestrickt aus Unfähigkeit, Korruptheit, Kumpanei mit der Auto-Lobby und schließlich vorsätzlicher Verschleppung ist weit länger als der von Seehofer 2013 bis Scheuer 2020!!! Unübersehbar Deutschland (und Europa) im täglich wachsenden Stau — (Die Slogans seit den 70-ger Jahren = Verkehr auf die Schiene— in blinder Gewinngeilheit erstickt…). Fröhlich werden Käse und anderes von Süd nach Nord, Ost nach west- und umgekehrt (dann oft gerne leer gekarrt). Und dann noch die immer fetteren Autos (SUV) auf unseren immer engeren Strassen= Geschäft ohne Gewissen. Ausfallzeiten, Menschenopfer, Öko-und Strassenschäden (über 80 % durch LKW), diese enormen volkswirtschaftlichen Kosten werden in gewohnter und gewissenlos- anmaßender Manier VERGESELLSCHAFTET, der davor erzielte Gewinn -z.B. von Speditionen und Firmen, die ihr Vorratslager in den LKW-Schlangen (just in time) auf den Strassen und Autobahnen verlagert haben, vergesellschaftet -s.o.- PRIVATISIERT!

Maut-Debakel und dazu nun noch (und leider absolut passend) STVO= Strassenverkehrsordungs – Debakel ! Kann ein Minister sooo unfähig-blöd sein!?! Leider offenbar JA – und doch auch NEIN, dazu noch diese beeindruckende Übereinstimmung in der selbstgefälligen Optik der Person Scheuer (wiewohl, der Wicht ist nur der willfährige Lakai…). Doch weshalb ist Scheuer noch im Amt? „Selbst enge Weggefährtenn aus der CSU oder dem Präsidium der CDU antworten darauf, sie hätten sich diese Frage auch schon gestellt “ so lesen wir. – Darauf fällt mir nur das Loriot -„Ach was“- ein! – Nein, er ist (als nützlicher Idiot) nur noch deshalb im Amt, weil sein „grober Unfug“ gewissen GEWISSENLOSEN Leuten gefällt und nützlich ist! Wenn ein „Holzweg“ SYSTEM-IMMANENT ist, und das Problem haben wir mit dieser Verkehrspolitik, dann hilft ein personeller Wechsel bei weitem nicht! Fachleute, unabhängig , also frei von (materieller und ideeller) Heuchelei, sie wären zu suchen…!!! Und GEGEN DAS SYSTEM ZU FINDEN!

Und passend zu alledem= STVO: Wir haben in Deutschland (der Blick u.a. auf Schweden sei hier erlaubt) ein völlig falsches Verständnis von Fortbewegung im öffentlichen Raum, gewinnorientiert gezüchtet von der Auto-Lobby= brutal-rücksichtsloser Status- und Drängler-Kampf um jeden Meter der Strasse, die zunehmend zum Schlachtfeld geworden ist- auch das hat einen ROTEN FADEN! Konnten wir doch schon vor mehr als 30 Jahren (z.B in der ADAC-Zeitung) zu einem neuen Automodell lesen: „Die Frontpartie wurde neu und aggressiver gestaltet“. SO LEGT MAN EINE LUNTE!!! Täglich zu erlebende Drängelei entspricht deckungsgleich dieser Aggressivität, der eben nur mit drastischen Strafen begnet werden kann! Die Polizei, fast machlos, lässt Scheuern im Regen stehen (mach mal deren Job, du Wicht)!!!. Scheuer, folgerichtig, torpediert genau das. (Vielleicht hat er einst, noch in seinen Windeln liegend den Slogen „FREIE BÜRGER FORDERN FREIE FAHRT“ via Nuckel eingesogen).

Er Kluge Weitsicht, Integrität und Format sind -gerade auch im Führen des Verkehrsministeriums – zwingend geboten, um endlich, ENDLICH!!! eine fundierte Strategie für eine Mobilität zu entwickeln, die uns diese Mobilität heute, morgen und in Zukunft sichert! Ein FROMMER WUNSCH! Doch da ist ein Hoffnungsschimmer: Aus diesem “ Niess-Tüten- Stall-Stall“ erwächst uns -ggf- ein (kreidefressender) Bundeskanzler ! – P.W. Anders

 

Vielen Dank für diesen Wirtschaftskrimi, den hoffentlich auch Markus Söder gelesen hat. Wenn er wirklich Ambitionen auf das Kanzleramt hat, muss er sich des Themas Maut schleunigst entledigen. – Dr. Hans Mewes

 

Falschfahrer? In dem gut recherchierten Artikel bleibt ein Aspekt beachtet:des Scheiterns der PKW-Maut unbeachtet:Wenn man davon ausgeht, dass A.Scheuer um die Risiken seines Vorgehens wusste und wissen musste,stellt sich die Frage, warum er dies Verfahren weiterverfolgt hat.Aus meiner Sicht handelt es sich bei ihm nicht um einen politischen Falschfahrer, sondern um einen kühl kalkulierenden Profiteur.Denn letztlich gewinnen die am Entwicklungsprozess beteiligten Firmen dank seines Agierens Riesensummen über längere Zeiträume,ohne dabei viel Arbeit zu investieren.Es sollte von daher nicht verwundern, wenn Herr Scheuer nach seiner Amtsaufgabe so oder so dankbar von besagten Firmen belohnt wird.Damit stünde er in der schönen Tradition von Schröder und Gabriel…. – C.Stellmacher

 

700 Millionen soll nun der Staat blechen für die verpatzte Mautgeschichte! Wieso eigentlich führt man nicht die Autobahnmaut doch einfach ein – aber für alle und nicht nur für Ausländer! Das wäre doch ein sehr nützliches Instrument zur Reduzierung des Verkehrs dort, und also im Sinne der so dringend geforderten Co2 Reduzierung! Wieso soll nicht bei uns funktionieren was in Österreich, Italien usw. seit Langem selbstverständlich ist? Dann bräuchte man nicht wieder Millionen Steuergelder zum Fenster hinaus werfen! – Rolf Wittig

 

Toller Plot für eine neue Polit-Serie. Alles da: Ein spannendes Hauptgeschehen im Schattenreich der Macht mit zunehmenden Verstrickungen und wachsender Schuld der Tatbeteiligten (Die vernachlässigten politischen Hautaufgaben treten nur als Nebengeschehen in Erscheinung, wodurch das Hauptgeschehen im Schattenreich zusätzlich Gewicht und Kontur bekommt). Ein barock-jungdynamischer Haupttäter als schillernder Möchtegern-Held, der zuverlässig in seiner Schurkenrolle bleibt (keine Wandlung) und dadurch einen ergiebigen Spannungsbogen trägt (Prinzip: „Wenn er fällt, dann auf die Füße“ in Kombination mit „Angriff ist die beste Verteidigung“). Ein Ermittler aus dem Bundesrechnungshof (Typ Antiheld), der als Gegenspieler des Haupttäters ungewollt zum Helden wird, indem er gegen alle Widerstände unbestechlich und beharrlich dem Gesetz, dem Volk und der Wahrheit dient.

Ein undurchsichtig verflochtenes Netzwerk (CSU, Bosse aus der Wirtschaft, Chefs von nach- bzw. zugeordneten Stellen oder Unternehmen). Ein Tatort (Bundesverkehrsministerium). Verschiedene Nebenrollen (Helfer, Imageberater, Politikvermarkter, Aufrechte, Eingeschüchterte, Beeinflusste, Zeugen). Ein Publikum, das als Staatsbürger, Wähler und Steuerzahler um Teil des Geschehens wird. Fortsetzung folgt. Alles ist möglich: „Aufstieg und Fall“ oder „Aufstieg, Fall und Wiedaufstieg“ oder „Aufstieg ohne Ende“. Im Abspann: Die Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten sind rein zufällig. – Reinhard Koine

 

Ich möchte meinen außerordentlichen Glückwunsch zu dem Artikel der beiden Redakteure aussprechen. Endlich nimmt sich mal jemand die Machenschaften von Herrn Scheuer an, der in unverantwortungsloser Weise, hart erarbeitete Steuergelder verschleudert. Der Artikel zeigt die miese Spur von Anfang an, lässt nichts aus und ist aus meiner Sichtweise hervorragend rescherischiert. Der Artikel lässt Personen zu Wort kommen, die im Hintergrund agieren und einige davon werden wohl noch ihre Sachen im Büro des Ministers zusammen packen müssen. Dennoch ist der Artikel nicht wertend. Allein das bedaf der Würdigung. Meinen „Kleinen Pulitzer-Preis“ haben die Autoren.

Ich hoffe sehr, dass die Beiden dran bleiben und auch genauso genau darüber berichten werden, was am Ende des Untersuchungsausschusses herauskommt. Aus meiner Sicht hat Herr Scheuer es allein Corona zu verdanken, dass er noch im Amt bleibt und weiter Unsinn treibt (Bußgeldkatalog). Der Fokus liegt im Moment auf anderen Dingen, nämlich der Bewältigung der Corona-Pandemie. Hoffentlich beruhigt sich das bald soweit, dass endlich erkannt wird, welchen Schaden der Verkehrsminister seinem Ministerium und dem Steuerzahler antut. „Nehmen Sie Ihren Hut, Herr Minister!“ – Lutz Herzog

 

Die CSU hat mit ihrem populistischen Plan, eine „Ausländermaut“ einzuführen, das Gegenteil von dem erreicht, was sie wollte: Die Kassen für den Straßenunterhalt werden leerer satt voller. Das von Stammtischparolen begleitete Vorhaben kostet uns Steuerzahler neben den bisher schon angefallenen Kosten nun bis zu 760 Millionen an Schadensersatz. Es wird immer klarer, wie inkompetent, selbstherrlich und undurchsichtig die CSU-Verkehrsminister, allen voran Herr Scheuer, gehandelt haben. Ein Rauswurf aus dem Kabinett und Strafanzeige erwartet man unter Frau Merkel leider vergebens. Die kleinkarierte Klientelpolitik der CSU („kein deutscher Autofahrer darf im Geringsten belastet werden“) verhindert nun für lange Zeit das legitime Ziel, alle Nutzer des deutschen Fernstraßennetzes an den Kosten zu beteiligen. – Arno Pfeifenberger

 

Habe mit Interesse den Artikel gelesen, war noch nie Freund der CSU, speziell der Herren Dobrindt und Scheuer. Der Inhalt lässt einem die Haare zu Berge stehen. Was mir aber fehlt: warum befriedigt der Artikel die Wut des Lesers kaum bis gar nicht? Warum wird das auf Seite 1 in drei Zeilen abgefrühstückt mit halbgaren, lächerlich wirkenden Aussagen „keine Ahnung“ „wegen Corona“ abgetan und es sogar dabei belassen? Ich will wissen, wer solche an Frechheit kaum zu überbietenden Aussagen angesichts der Schwere des Schadens und der Täuschung von sich gibt? Warum nennen Sie nicht Namen? Warum nur „Spitze der CSU“ oder „Präsidium der CDU“?

Das ist gefährlich, denn es nährt doch genau die Ressentiments, die gerade an der Demokratie knabbern und fressen, ja schlingen! Verdrossenheit, das Gefühl die da oben stopfen sich eh nur die Taschen voll – und nun auch noch offene Betrügereien und Vertuschungen? Das sind kriminelle Handlungen, die gehören bestraft! Nichts anderes! Warum bitte werden die Entscheider nicht konfrontiert und zu Stellungnahmen gezwungen? Minister werden entlassen von der Kanzlerin. Also bitte! Nicht wegducken und nur aufdeckende Artikel schreiben, gleich den Schritt weiter gehen und nach Konsequenzen fragen bitte! Wir haben 2020, weltweit beobachten die Bürger, wie Verantwortliche auf alle Prinzipien pfeifen und machen was sie wollen. Viel zu zahm. – Stefan Sczuka

 

Seit Jahren narrt uns das Verkehrsministerium, wirft Geld zum Fenster hinaus und keiner tut etwas. Es werden Verträge abgeschlossen, die sind so schlecht ausgearbeitet, um es freundlich auszudrücken, daß ich dazu schweige. Alles andere könnte man (n) nachher noch gegen mich verwenden. Das ist doch unglaublich und die CSU darf es immer wieder, mit neuen Gesichtern und alten verstaubten Rezepten, probieren. Der Grad der Unfähigkeit ist sogar nach dem „Peter Prinzip“ schon längst erreicht. Jahrelang werden die Interessen der Bayern bevorzugt behandelt, Umgehungsstraßen etc. Besonders in den jeweiligen Wahlkreisen der Minister. Auch so Aussprüche wie: Für die letzte Meile wird ein E-Roller benötigt. Stehen nur überall im Wege rum. Den meisten Mitbürgern würde es gesundheitlich besser bekommen, die letzte Meile, zu laufen. – M. Kersten

 

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, dauerbespaßt uns ständig mit seinen „naiven“ Dauerspäßchen, wie zum Beispiel mit dem Dauerbrenner-Spielchen „Wer zahlt-denn-nur-die-Mautgebühr-und-warum?“. Vielleicht sollte ihm irgendjemand mal ganz schoned darauf hinweisen, dass er eigentlich seine Brötchen in und mit der GroKo verdient. Gut, die Kanzlerin hat zur Zeit ganz andere Sorgen, und pendelt ständig zwischen Brüssel und Berlin hin und her, und lässt ihn deshalb einfach spielen. Andreas Scheuer politische Basisstation, die liegt in der CSU, und die ist im Freistaat Bayern beheimatet, und da heißt sein Chef Markus Söder, und der hat auch ganz andere Pläne, und lässt den „Andy“ ebenso weiter seine Spielchen spielen. Mit dieser Narrenfreiheit im Gepäck spielt er eben weiter, und „arbeitet“ eventuell schon an seinem nächsten Spielchen. Wie wäre es mit dem „GroKo“(Spiel), nur für „GroßeKomödianten“ geeignet? – Klaus P. Jaworek

 

Es ist schon traurig. Deutschland, ein angesehener Wirtschaftsstandort. Das Made in Germany, ein Siegel, das immer noch Bewunderung findet weltweit. Und erst unser soziales Netzwerk bestehend aus der gesetzlichen Krankenversicherung und vielen weiteren Unterstützungsmaßnahmen. Einfach toll. Oder doch nicht so toll. Denn was in den vergangenen Monaten und Wochen geschieht, lässt mich sehr stark zweifeln sowohl an Kompetenz als auch an eben gesagtem Standort.

Zuerst das Drama um Wirecard. Schon in der Berufsschule habe ich gelernt, dass es absolut keine Buchung ohne Beleg gibt. So dass natürlich die Frage aufkommen muss, wie 1,9 Milliarden Euro einfach 1. so verschwinden und 2. viel gravierender, erst in der Bilanz auftauchen konnten. Und wenn ich wiederum in den Medien lesen muss, das ein ehemaliger gechaster Wirtschaftsminister Lobbyarbeit für diesen zu dieser Zeit längst kaputten Konzern bei unserer Bundesregierung betrieben hat, fehlt mir eben zu diesem folgenschweren Ausgang jegliches Verständnis. Was war denn mit unserer BaFin los? Wieso haben die Wirtschaftsprüfer nicht viel eindringlicher gewarnt und reagiert? Und wieso wird einem gechasten Minister immer noch ein offenes Ohr geschenkt? Das geht doch nicht, liebe Leute. Das sind meine Steuergelder. Lieber Herr Altmeier, bitte bitte bitte, machen Sie Ihre Arbeit vernünftig. Sie sind ein Vertreter des Volkes und vertreten 82 Millionen Bürger in deren Namen. Da können wir doch eine gewisse Portion Integrität verlangen!

Und wenn ich nun Ihren Beitrag zum Thema Maut so verfolge und lese, bin ich schon wieder absolut sprachlos. 775 Millionen Euro verzockt wenn ich das mal so salop sagen darf. Und auch hier stellt sich natürlich die Frage, weshalb diese Betrügereien und Täuschungen niemanden auffallen. Wieso fragt niemand kritisch nach? Wieso darf Herr Scheuer mit einem einzigen Handschlag und einem einzigen Projekt so dermaßen viel Geld bewegen? Und aus welchen Gründen kann er Informationen vor dem U-Ausschuss zurück halten? Ohne Worte. Besonders unverständlich sind die Folgen. Wir Steuerzahler müssen bluten. Unsere Bundesminister werden maximal ihres Amtes enthoben oder treten zurück, um im Anschluss dann einen hoch dotierten Beratervertrag zu erhalten. Altmeier gleich CDU, Scheuer gleich CSU. Ich habe gehört, das ein CSU Minister heißer Kandidat für das Amt des Bundeskanzlers ist und das die CDU/CSU im aktuellen Wahltrend weit voraus liegt. Das sind doch mal tolle Aussichten für unsere kommende Bundestagswahl. –Yves Pulst

 

Was heißt hier Falschfahrer!? Die Pkw-Maut ist ein Fall für den Bundesgerichtshof. Nicht, was sie glauben, sondern der Verkehrsminister müsste das anstrengen. Manche Journalisten führen sich als Staatsanwälte auf als wäre es Gott gegeben. Die Medien haben ein neues politisches Feindbild erkoren. Es sind eigenartiger Weise immer konservative Politiker die die Medien auf’s Korn nehmen. Besonders nehmen sie sich Bayern vor. Die beiden Autoren scheinen von neutraler Berichterstattung nicht viel zu halten. Obwohl der Staatsvertrag, der in den 50er Jahren geschlossen wurde, das verlangt. Aber, da stehen sie nicht allein da, das zieht sich fast durch die ganze Branche. – Gunter Knauer

 

Am 20. Juli sehen meine Frau und ich den Enthüllungsfilm “Die Verlegerin” in der ARD. Hierbei geht es um die jahrelangen Vertuschungen und Lügen der US-Regierungen über die Chancen und Risiken des Vietnam-Krieges. Die New York Times und die Washington Post decken geheime Dokumente auf und publizieren sie gegen massive Widerstände aus dem Weißen Haus. “Gut, dass es da eine freie Presse gab, und hoffentlich gibt es so etwas nicht bei uns”, sage ich zu meiner Frau. Im Anschluss lese ich den Artikel “Falschfahrer” über die Tricks und Machenschaften des Verkehr(s/t)ministers Andreas Scheuer im Zuge der gescheiterten und für den Steuerzahler so exorbitant teuren PKW-Maut. Diesmal mein Kommentar: “Gut, dass es bei uns eine freie Presse wie ‘Die Zeit’ gibt, und ungeheuerlich, dass so etwas auch in Deutschland passiert.” – Thomas Lins

 

Das einzig Verbindliche an diesem hinlänglich auffällig gewordenen Verkehrsminister sind sein politisch stets unangemessenes Tempo und seine offensichtliche Navigationslosigkeit. Die sinnvollste und verhältnismäßigste Reform für unsere mobile und steuerzahlende Gesellschaft wäre deswegen der unverzügliche Amtsrücktritt von Andreas Scheuer. Um es noch klarer zu machen: Mit seinen dubiosen Fähigkeiten, seinem undemokratischen und schlichtweg unsolidarischen Verhalten, wäre Scheuer ein kongenialer Mann für das Gruselkabinett des Donald Trump. Im Kabinett Merkel indes ist dieser Minister mit seinem fragilen Verantwortungs- und Rechtsbewusstsein ein Totalausfall, paradoxerweise immunisiert durch ein Virus namens Corona. Es ist sehr an der Bundeskanzlerin, obgleich ohnehin an einer Vielzahl von nationalen und internationalen „Baustellen“ beschäftigt, Andreas Scheuer endlich den erteilten Freifahrtschein abzunehmen und ihn konsequenterweise aus dem bundesweiten Polit-Verkehr zu ziehen. Denn Rechtssicherheit und Steuergeld sind in unserer Demokratie mitnichten Manövriermasse für hasardeurische und parteipolitische Machtspiele. – Ira Bartsch

 

Wann, Frau Bundeskanzlerin, werden Sie Ihrer Verantwortung gerecht und entlassen diesen Verkehrsminister? – Christian Kahl

 

Vielen Dank für diese umfassende Darstellung der Causa Mautvertrag. Ich bin – bis auf diese Zuschrift – sprachlos und muss nunmehr annehmen, dass die BRD, zumindest was das Agieren des BMVI angeht, mit der Causa Mautvertrag auf dem Niveau der Bananrepublik angekommen ist. Das reiht sich ein in den sog. Dieselskandal, wo die aufsichtführende Behörde nicht merkt, dass sie (und danach die Käufer der Fahrzeuge) von der Autoindustrie schamlos beschissen wird und setzt sich fort in der Causa „Neuer Bußgeldkatalog“, wo hocheingestufte Juristen grundlegende Formalien bei der Erstellung von Gesetzen und Verordnungen ausser Acht lassen. Dieser Tage sah ich eine Karrikatur in einer Tageszeitung, die dieser Nachlässigkeit schlitzohrigen Vorsatz unterstellte und nach Ihrer Darstellung der Mautgeschichte bin ich geneigt, das für die Realität zu halten. – Ein Leser

 


 

 

Leserbriefe zu „Vorbeiflug der Dementoren“ von Robin Detje

 

Noam Chomsky ist ein „Verräter“, der nicht gegen Trump kämpfen, sondern den Status quo genießen will; so einen Unsinn hätte ich in der ZEIT nicht erwartet. Der Artikel von Robin Detje, der den Aufruf von Chomsky u.a. zum Schutz der Meinungsfreiheit als „herzlos“ und als „Verrat“ beschimpft, ist ein erschreckendes Dokument dogmatischer Intoleranz, das an die Zeiten des Stalinismus erinnert. Damals wurde die Kritik von Linken am realen Sozialismus mit dem Argument abgelehnt, sie diene dem gemeinsamen Feind; genauso argumentiert Detje. Dass an US-Unis und anderswo ein Klima herrscht, in dem eine offene Diskussion oft durch Denk- und Sprachregelungen eingeschränkt wird, bestreitet er mit dem läppischen Hinweis, dass niemand z.B. eine Firma gezwungen hätte, einen „politisch unkorrekten“ Mitarbeiter zu entlassen; als ob es nicht eben dieses in besagtem Aufruf kritisierte Klima wäre, das letztlich zu der Entlassung führte.

Nicht die Kritik des Aufrufs an dieser Intoleranz, sondern diese Intoleranz selbst schädigt die Bewegung gegen Trump. Wer sogar Statuen von Lincoln abreißen will und Bücher wie „Wer die Nachtigall stört“ aus dem Unterricht verbannt, diskreditiert die berechtigten Anliegen des antirassistischen Kampfes und gibt ausgerechnet Trump die Gelegenheit, sich als Verteidiger der Meinungsfreiheit darzustellen. Wer jede abweichende Auffassung als „Verrat“ betrachtet, will eine Welt wie in Orwells „1984“, wie sie die Gedankenpolizisten von Robespierre über Stalin bis zu ihren Nachfolgern heute immer angestrebt haben. – Matthias Schulze

 

Illiberale sind die Feinde der offenen Gesellschaft. Egal, ob diese rechts oder links stehen. Es ist notwendig zu prüfen, ob die Feinde eines Feindes Freunde sind – oder eben auch nur Gegner der Freiheitlichkeit. Natürlich gibt es kein Recht, diese Freiheit für unanständige Aussagen, für Beleidigungen oder Schlimmeres zu mißbrauchen. Aber Freiheit erfordert auch Toleranz, unliebsame Aussagen zu ertragen. Der seltsam sentimentale („deren … Geschäft die Menschenliebe ist“) und pathetische Artikel von Robin Detje lehrt einen in der Kunst der Toleranz, denn er scheint doch unanständiges, sogar ungerechtes Handeln von „ungezogenen“ Linken zu verteidigen und zu fordern – als angeblich notwendigen Kampf ums Überleben. Welch falscher Heroismus, der bedenkliche Assoziationen auslöst.

„Es gibt keinen Kampf für Gerechtigkeit, der jeden Augenblick gerecht ausgefochten wird“ schreibt Detje, und ich höre jemanden, der für das Gute (Omelett) ein paar Eier zerschlagen will. Nein, der Zweck heiligt keine Mittel und nein, die Liberalen verraten keine illiberalen Linke, sie standen und stehen auch nie an der Seite solcher falschen vorgeblichen Freunde. Für die offene Gesellschaft muss sich diese, müssen wir uns, gegen eine bigotte Gesinnungspolizei, rechts und links, wenden. Daher sollte der Aufruf der 153 Intellektuellen gerade von Journalisten mutig verteidigt und unterstützt werden. Bitte, liebe Zeit, arbeiten sie daran, denn die Zeit ist dafür gekommen. Unrecht muss geahndet werden, Unsinn wie diesen Artikel können wir ertragen. – Peter Tückmantel

 

Liberalen-BashingEinen Verdienst hat der Artikel: man kann sich nun plastisch die Argumentationsmuster in der russischen Revolution vorstellen, als die Bolschewiki die demokratisch gesinnten Revolutionäre ausbooteten. Was daraus geworden ist, weiß man. Ansonsten: hätte der Autor gelesen, was in der ZEIT der letzten 3 Jahre zu diesem Thema stand, er hätte erkannt, was für einen Unsinn er den 153 besorgten Intellektuellen unterstellt – und selber schreibt. – Gerhard Bronner

 

Robin Detje macht es sich in mehrfacher Hinsicht zu einfach, wenn er die Warnung von 152 Intellektuellen aus den USA vor einer illiberalen Linken als überflüssiges Pamphlet und den Liberalismus in seiner Gesamtheit als für eine offene Gesellschaft unbrauchbar abtut. Selbstverständlich ist gesellschaftliche Freiheit ein begrenztes Gut. Sie endet bekanntlich dort, wo die Freiheit der anders Denkenden beginnt. Da hift auch keine Relativierung linker Überreaktionen als „ungezogen“, noch des RAF-Terrorismus der 70er Jahre. Da helfen auch keine dramatisierenden Bilder von rechten Branstiftern und linken Whistleblowern.

Gesellschaftliche Offenheit wird durch fortlaufenden Dialog erreicht, durch das Ringen um Kompromisse und die Fähigkeit, diese Kompromisse als Ergebnis des demokratischen Prozesses auch zu akzeptieren. Sie wird nicht erreicht durch billige Versuche zur Polarisierung oder durch Vorwürfe von „Untätigkeit“, „Herzlosigkeit“ und „Verrat“ – das ist Sprache der 1930er Jahre. Im Heute steht die Linke vor denselben Herausforderungen wie alle politischen Strömungen: im Angesicht globalen Wandels konstruktive Handlungsanweisungen zu definieren. Eine Selbstdefinition durch reine Abgrenzung, wie sie hier zum Ausdruck kommt, wird ihr dabei nicht helfen. – Dr. Christof Lenz

 

Wie man den mit Bedacht formulierten klugen Text „Widerstand darf kein Dogma werden“ (DIE ZEIT Nr. 29/2020) als Pamphlet „gegen Menschen, die über sich selbst … bestimmen möchten“ lesen kann, ist mir völlig schleierhaft und ist rational wohl nicht zu erklären. Wie schön aber, dass Robin Detje seine Philippika in der ZEIT Nr. 30/2020 veröffentlichen kann, ohne befürchten zu müssen, in dieser Zeitung in Zukunft nicht mehr veröffentlicht zu werden. – Stefan Meyer

 

Unglaublich wie der Autor die Sichtweise verdreht. Der großen schweigenden Mehrheit ist der Hypermoralismus des Linken Denkraums schon lange ein Dorn im Auge. Wehren ist fast sinnlos da diese Haltung durch die Mehrheit der Medien unterstützt wird. So entsteht ein Klima des Gesinnungsterrors und der Denunziation. Robin Retje ist ein besonders gutes Beispiel dafür. – Peter Knappmann

 

Der Beitrag von Robin Detje hat mich verstört – und empört. Den Brief der Intelllektuellen zu Phänomenen der Einschüchterung, der Zensur, der Bilderstürmerei im Zuge der Identitätspolitik, von denen wir seit Monaten und derzeit gehäuft lesen können, als Verrat zu bezeichnen, ist unfassbar: Demnach wären die Kämpfe, die von benachteiligten Gruppen der Gesellschaft – durchaus zu Recht – geführt werden, vorbehaltlos zu unterstützen und alle Äußerungen, Forderungen, Aktionen grundsätzlich immun gegen jegliche Kritik? – Werner Braukmann

 

Denn offenbar hat er nichts gehört und mitbekommen von den genannten Auswüchsen als Hintergrund zum Aufruf der 153 Intellektuellen- die „Hexenjagden“ vor allem im akademischen und universitären Bereich, die aggressiven Kampagnen zu Zwangsumbenennungen, zur Zensur im Bereich der Kunst, auch der Bildenden Künste, die darin um sich greifende Intoleranz und Verweigerung eines inhaltlichen Diskurses- das alles fasst der Autor zusammen unter „Feminismus ist schön und gut, aber Hauptsache, Männer werden dabei nicht ungerecht behandelt. Und das N-Wort lassen wir uns nicht verbieten“. Man ist fassungslos…….. Selbstverständlich hat jeder Autor das Recht, standortgebunden zu formulieren und entsprechende Akzente zu setzen. Aber von der aktuellen Auseinandersetzung, worum es eigentlich geht, welche Werte auf dem Spiel stehen und worum gerungen wird, das erfährt man aus diesem Artikel mitnichten; er degeneriert eigentlich selber zu einem Pamphlet. Schade um den Raum, den die ZEIT ihm hierfür eingeräumt hat! – Karl-Heinz Grau

 

Der Autor fordert von den Dichterinnen und Dichtern, die den Appell der 153 Kulturschaffenden unterzeichnet haben, sie sollten „sich auch in die Schwarzen einfühlen können, die jetzt für ihre Rechte auf die Straße gehen“. Literarische Einfühlung von Weißen in PoC wird dagegen von der Linken als „kulturelle Aneignung“ geächtet. Wenn J.K. Rowling, eine der Unterzeichnerinnen, einen Shitstorm auslöst, indem sie twittert, anstelle der „gendergerechten“ Definition „Personen die menstruieren“ (die Frauen jenseits der Menopause ausschließt) habe es mal das Wort „Frau“ gegeben, dann kann sie sich zu Recht Sorgen um die liberale Demokratie machen, die aus gutem Grund darauf beruht, dass die Mehrheit die politische Richtung bestimmt und Minderheiten vor Willkür und Ungerechtigkeit geschützt werden, aber nicht darauf, dass Minderheiten der Mehrheit ihren Willen und ihre Weltsicht aufzwingen können. – Dr. Sabine Brandenburg-Frank

 

Ihr Artikel läßt mich ratlos zurück. Frau Rowling hat einen Brief unterschrieben, zusammen mit 152 anderen Personen. Sie stellen den Brief in „eine endlose Reihe von Pamphleten gegen die sogenannte politische Korrektheit“, deren Verfassern sie unterstellen, dass sie sich „das N-Wort .. nicht verbieten [lassen]“ mögen. Erfreulicherweise bleibt unklar, wer das denn ist, mit dem N-Wort. Wie ist ihr Text zu verstehen? Frau Rowling möchte sich das N-Wort nicht verbieten lassen? Oder einer der anderen 152 Unterzeichner? Und nur irgendein Verfasser eines dieser endlosen Reihe von Pamphleten, die Sie in Verbindung mit Frau Rowling bringen?

Es macht aber eine hüsche Reihe: Rowling – Pamphlete – N-Wort. Sie schreiben: „Es gibt keinen Kampf für Gerechtigkeit, der jeden Augenblick gerecht ausgefochten wird.“ Welche Überheblichkeit, welche Menschenverachtung spricht daraus. Mir graut es vor solchen Gerechtigkeitskämpfern. Ich denke, Sie fühlen sich auf der Seite der Gerechtigkeitskämpfer. Schade für die, die bei dem Kampf unter die Räder kommen. Die sollen sich nicht so haben, es geht ja um „die Gerechtigkeit“. Oder wie darf ich Sie verstehen? – Dr. Thorsten Bauer-Yang

 

Ich habe den Artikel von Robin zweimal gelesen und kann ihn nicht begreifen. Auf welches hohe Ross hat er sich geschwungen, um über eine Gruppe von Intellektuellen auf eine solche Weise von oben herab zu urteilen, sie übel zu verunglimpfen, ja zu verleumden. Beweist er damit nicht gerade das, was sie beklagen. Es ist erschreckend, ja verstörend, dass liberale, demokratische Menschen ihren Job verlieren, nur weil sie sagen, was sie denken. So etwas darf in unserer Gesellschaft nicht passieren und wenn es passiert, muss darüber gesprochen werden können. Aber die Strategie der Intoleranz lässt an nichts Gutes denken. Denn es sind ja keine Intellektuellen, es sind Dementoren – keine richtgen Menschen. Sie gehören schon nicht mehr dazu. – Susanne Albrecht

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Wolf – zum Abschuss freigeben?“ Streit von Kenny Kenner und Nina Krüger

 

Besser konnten die Interessen-Konflikte zum Thema Wolfkaum herausgearbeitet werden! Einerseits werden Nutztiere durch den Wolf bedroht und gerissen. Schafe dienen der Beweidung von Deichen sowie deren Befestigung und Instandhaltung gegenüber Sturmfluten. Heidschnucken erhalten die Lüneburger Heide und fördern indirekt in hohem Maße den Tourismus der Region. Wolfsberater Peter Pabel äußerte sich bereits vor Jahren: „Wenn der Wolf kommt verschwindet das Mufflonwild.“ 2017 zählte man noch bis zu 300 Exemplare des ältesten reinrassigen Mufflonbestandes in der Göhrde. Nach drei Jahren hatte der Wolf die Population gelöscht. Der Wolf lernt und greift die Beute mit dem geringsten Widerstand zum Beispiel in Gehegen, die ungenügend gesichert sind. Er lernt Elektro-Zäune zu überspringen, wenn das oberste Kabel keinen Strom führt! Eine Bestandskontrolle dient in diesen Fällen dem Allgemeinwohl.

Das Biohotel Kenners Landlust in der Göhrde zwischen Lüneburg und Dannenberg bietet Wolfswochen an, in denen ein Abenteuerteam mit Kindern unterwegs ist oder Wolfsberater Kenny Kenner seinen Gästen unterwegs ist. Neun Wolfswochen wurden 2019 angeboten. Dieses Geschäftsmodell dient einzig und allein dem Hotelier, wie sehr deutlich in der Argumentation zum Ausdruck kam. Hier stehen Allgemeinwohl gegen Privat-Interessen im ungleichen Kompetenz-Gleichgewicht. Sollte die Gegenüberstellung in Zeiten stagnierender Hotelnachfrage, wie im Hotel-Belegungsplan deutlich sichtbar, Interessen wecken für einen wölfischen Adrenalinstoß? Da wäre jedoch ein kompetenter NABU-Vertreter sicher glaubwürdiger gewesen. – Hans Jürgen Hahn

 

Erst wenn ein kleines Kind von Wölfen getötet worden ist, werden die sachunkundigen, idiologisch geblendeten Wolfsbefürworter wach. Niedersachsen ist jetzt bereits das Land mit der größten Wolfsdichte weltweit ! Hier muß zum Schutz der Nutztiere und Menschen regulierend eingegriffen werden. Über 3 Millionen € Steuergelder wurden bereits sinnlos für die Wolfsvermehrung ausgegeben. Der gesamte Wildtierbestand ( Rehe, Hirsche, Wildschweine , Fasane, Waschbären usw.) wird in der Kulturlandschaft Deutschlands seit über 70 Jahren erfolgreich im Gleichgewicht gehalten. ( Jährlich werden z.B. über 500 000 Wildschweine erlegt.) Der Wolf als Wiederankömmling muß dringend in das Naturgefüge in verträglicher Anzahleingegliedert werden. – Reinhard Schmitz

 

Man möchte fast hoffen, dass Schäfer dieses Streitgespräch nicht gelesen haben. Herr Kenner empfiehlt:“ Wer Herden nicht schützt, muss aufhören mit der Schafhaltung. “ Das dürfte ein Schlag ins Gesicht von Schäfern sein und gilt dann wohl gleich mit für alle anderen Tierhalter, deren Tiere auf Weiden stehen. So einfach ist es aber nicht. Seitdem der Wolf seinen Einzug in Deutschland gehalten und sich ungebremst vermehrt hat, werden die Schutzmaßnahmen für Weidetiere mehr und mehr verbessert und ausgebaut. Aber leider scheint das nicht immer zu helfen. Über die angerichteten finanziellen Schäden will ich gar nicht viel schreiben. Dafür gibt es ja praktischerweise „den Steuerzahler“, der diese über Entschädigungszahlungen an die Schäfer ausgleicht. Ob das immer reicht, mag dahin gestellt sein.

Ich habe nichts gegen Wölfe und finde es an sich schön, dass sie sich wieder angesiedelt haben. Aber der Wolf ist nicht das „bessere “ Tier. Was mich wirklich stört, ist, wie mitleidlos Wolfschützer über das Leid gerissener Tiere hinwegsehen mögen. Das sind keine „Schäden“, wie Herr Kenner es so unzutreffend wie ablenkend ausdrückt. Es handelt sich hier um schmerzempfindende Lebewesen, die qualvoll zu Tode kommen. Der Wolf kommt nun auch den Menschen näher. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich einen Bericht aus den neuen Bundesländern gesehen. Bewohner waldnaher Häuser beklagten, dass Wölfe sich mittlerweile in die Gärten wagten und offen zeigten. Diese Leute trauen sich kaum noch, ihre Kinder alleine nach draußen zu lassen. Sie haben Angst, da gibt es nichts zu beschönigen.

Und hier finde ich nicht, dass sich die Menschen den Wölfen anpassen müssen. Wenn sich die Wolfsrudel weiterhin unkontrolliert vermehren, wird es wohl darauf hinauslaufen, dass auch immer mehr Wölfe erschossen werden müssen. Herr Kenner sagt dazu „entnehmen“. Was ist ist das für eine Wortwahl? Warum sagt er nicht erschiessen oder töten (für den Wolf kommt es ohnehin auf das Gleiche hinaus)? Diese Frage (u.a.) hätte ich ihm gerne gestellt, wäre ich an diesem Gespräch beteiligt gewesen. – Regina Stock

 

Die jahrelangen Diskussionen für oder wider den Wolf in Deutschland werden nie enden, solange immer noch Menschen nicht erkennen, wie sich unser Land in den letzten Generationen verändert hat und entsprechend für Wölfe meist viel zu dic ht besiedelt ist. Wolfsberater Kenner hätte recht, wenn er es schaffen würde, auf 80 % unserer Straßen die Geschwindigkeit auf 3o Stundenkilometer zu begrenzen oder alternativ wolfssicher mit Zäunen zu versehen.Nicht genügen würde es, nur die Abbildungen auf den Warnschildern – springendes Reh gegen Wolf- an den Straßen auszuwechseln. Wer den Wolf bei uns wie zur Zeit sich ungebremst ausbreiten läßt, macht sich der groben Verkehrsgefährdung schuldig und verstößt außerdem gegen das Tierschutzgesetz.

Denn gerade ein Wolfsberater müßte wissen, daß kaum einer unserer Wölfe einen natürlichen Tod erwarten kann, sondern nur ein qualvolles Ende auf der Straße, verbunden mit großen Gefahren für menschliches Leben. Alle anderen immer wieder geäußerten Argumente erscheinen dagegen als Bagatellen. Der Wolf ist ein viel zu wertvoller Teil unserer Schöpfung , den man nicht zur Befriedigung persönlicher Utopieen mißbrauchen darf. – Bernhard v. Strenge

 

Manchmal, beispielsweise nach der Lektüre des Streitgesprächs mit Frau Nina Krüger und Herrn Kenny Kenner, wünsche ich mir solche märchenhaften Verhältnisse, wo Tiere reden, lesen und schreiben und auch Meinungen veröffentlichen können. Dann gäb’s vielleicht eine AWZ, eine Allgemeine Wolfszeitung. Diese würde unter der Überschrift „Zum Heulen“ das ZEIT-Streitgespräch aufgegriffen haben. Da wäre dann etwa zu lesen, dass eine deutsche Vertreterin des intelligentesten und rabiatesten Raubtiers, das die Erde je hervorgebracht hat, des Menschen nämlich, die Sorge geäußert habe, die mittlerweile auf 105 Rudel, d. h. auf schätzungsweise 1200 Tiere angewachsene Wolfspopulation in Deutschland, werde „irgendwann Menschen gefährlich werden“.

Der wölfischen Leserschaft würde mitgeteilt, dass in Deutschland 83 Millionen Menschen leben, die sich, wie bekannt, praktisch sämtliche Lebensräume aller anderen Lebewesen wie selbstverständlich angeeignet und sie, wenn nicht ausgerottet, so doch weitgehend in Nischen verdrängt hätten. Nichtmenschliches Leben habe schon längst kaum noch Chancen, sich außerhalb menschlicher Ansiedlungen artgerecht zu entfalten, sei aber dort nicht geduldet. Sogar Insekten seien mittlerweile vom Aussterben bedroht. Dennoch würde unter den Menschen, die gierig jeden Winkel des Planeten für ihre Städte, Straßen, Äcker, Industrien und für die Ausbeutung der Bodenschätze an sich gerissen hätten, eine irrationale Angst vor Wölfen gezüchtet, sodass die Wölfe fürchten müssten, in absehbarer Zeit wieder ausgerottet zu werden, wie schon einmal.

Leider sei, von Ausnahmen abgesehen, nicht zu erkennen, dass die Spezies Mensch, die überdies mit den eigenen Artgenossen genau so wenig zimperlich, so brutal umgehe wie mit anderen Lebewesen, bereit sei zu einer globalen Wende, aufgrund deren anderen Lebensformen selbstverständliche Achtung erwiesen und ihnen eine angemessener Anteil an dem begrenzten Lebensraum der Erde eingeräumt werde. Abschließend würde die Reporterin Nina Isegrim die Hoffnung äußern, dass, wenn die Menschen – als einTeil des Lebens auf dieser Erde – weiterhin nicht zur Selbstbeschränkung bereit seien, kleine und kleinste Lebensformen, wie etwa Viren, dafür sorgen könnten, die Spezies Mensch auf ein für die Vielfalt des Lebens, das Überleben des Blauen Planeten erträgliches Maß zu reduzieren. – Veit Schäfer

 

thema wolfsjagd,,,er ist weder selten noch bedroht…. bravo. da haben sie ja die richtige person,,eine redakteurin der zeitschrift jäger,,,,wunderbar,,,,gsd,,,auch den kenny kenner,… frau krüger in ihrem unendlichen hochmut als jägerin hat sicher großes interesse an wolfsjagden,,,,ich nehme da gern jemanden mit… na, denn auf ins baltikum…da ist es ja locker möglich…ein bischen mehr dürfen als alleweil rehe, und füchse und wildschweine bejagen,,, der wolf beobachtet uns und eines tages kommt er und zupft mich am pullover,,,dann ist es zu spät….ach hätte ich doch frau krüger in der nähe… danke herr kenner,,,,ihre argumente waren nachvollziehbar und nicht auf jägers freud aus,,,den wolf schießen zu dürfen,,,abgesehen von problemwölfen…

werden wir wieder sibirische verhältnisse hier bekommen…der wolf wird in die dörfer kommen und weh,,,passt auf die kinder auf,,,,angst wird geschürt und der jäger kommt als erlöser,,er erlöst uns von der angst,,,,,wolf, dunkles tier in dunklen wäldern……die märchen sind voller schrecken… es muss wege geben, um die schafe vorm wolf zu schützen, der mensch ist doch sonst nicht so blöde… die zeitschrift jäger,,,wunderbares blatt mit bestimmt hübschen fotos… vor sensiblen menschen muss man die sicher verstecken… übrigens fürchte ich mich mehr vor jägern als vor wölfen…. schießen und schaufeln,,,,ziemlich hässlich…aber nun ja,,, es gibt viel hässliches auf dieser welt… – m. hartmann-fischer

 

Je länger ich den Artikel gelesen habe, umso mehr festigte sich mein Gedanke: In welcher Welt lebt eigentlich Herr Kenny Kenner? Mit meinen fast 80 Lebensjahren kann ich mich noch sehr gut an die Zeiten kurz nach dem Weltkrieg 2 erinnern. Da war für viele Menschen allein das Sammeln von Beeren: Erd-, Him-, Blau-, Brom-, bis zu den späten Preiselbeeren eine bitter-notwendige Ergänzung für ein extrem schmales Nahrungsangebot von Familien mit Kindern. Die Beeren wurden gesammelt, getrocknet oder eingekocht, damit die Familie im Winter zusätzliche Vitamine hatte. In der Zwischenzeit hat ein reichhaltiges Angebot frischer Beeren über das ganze Jahr und eine Steigerung der finanziellen Mittel in vielen Familien diesem Sammeln eine mindere Bedeutung verschafft. Heute ist der Wald, vor allem in Stadtnähe, Naherholungsgebiet für die Stadtbevölkerung. Ein gepflegtes Wegenetz tut ein Übriges dazu.

Und der Wolf? Ach, sagt der Experte, der ist doch nicht schlimm. Da ergeht sich der Wolfsexperte in Schönfärberei. Ich glaube auch nicht, dass sich ein Wolf an einen Erwachsenen traut, noch dazu, wenn dieser Erwachsene, wie ich, nie ohne handfesten Stock im Wald unterwegs ist. (Wir müssen ja auch mit tollwütigen Füchsen rechnen). Wir leben nicht mehr im Mittelalter mit Wäldern, die mehrheitlich Dickicht waren. Gut geordnete Wege laden zum Spaziergang nicht nur nahewohnende Städter ein. Das Auto schafft uns auch in entfernte Waldbereiche.

Als Sohn eines Försters weiß ich auch, dass ein Raubtier wie der Wolf zunächst vorsichtig ist. Solange wir aber total freie und unbekümmerte Spaziergänge als Städter in nahen und auch fernen Wäldern unternehmen, ist eine bedingungslose Freigabe von Wäldern an den Wolf purer Leichtsinn. PS! Ich will auch keine solche Entschuldigungsantwort, wie die: Wer Kinder nicht schützt, muss aufhören mit Waldspaziergängen in unbekannten Forsten!! – Prof. Dr.-Ing. Georg Obieglo

 

Soweit mir bekannt ist, wurde in der gesamten „Wolfsdiskussion“ – auch hier – noch nie erwähnt, dass es in Deutschland jährlich etwa 50.000 Hundeangriffe auf Menschen gibt, teils mit schwersten Verletzungen, manchmal auch mit Todesfällen. Warum verschweigen das auch die Medien, wenn immer wieder Befürchtungen geäussert werden, Wölfe könnten Menschen angreifen? Bisher ist kein einziger Fall bekannt. – Karl Scherer

 

Die Meinung von Herrn Kenner ist ja so naiv. Glaubt er wirklich, dass es in einem dichtbesiedelten Land wie Deutschland es mit dem Wolf funktioniert? Es ist ja nicht die Frage, ob ein Wolf ein Kind anfällt, sondern nur wann! Frau Krüger hat in allen Punkten Recht. Die Frage, ob Wolf oder nicht, würde sich schnell erledigen, wenn die Wolfbefürworter die finanziellen Koste tragen müssten. – Achim Schindler

 

„Das werden die Wölfe entscheiden.“ Antwortet Herr Kenner auf die Frage, wie viele Wolfsrudel Deutschland verkraften kann. Fast möchte ich polemisch dagegenhalten: Sollen etwa auch die Mäuse entscheiden,ob sie sich in meiner Küche breitmachen? Auf den Vorwurf, wir hätten immer noch Rotkäppchen im Hinterkopf , wenn es um die Frage der Akzeptanz des Wolfes gehe, möchte ich erwidern: Ja, die Märchen und Mythen , die den Wolf als gefährlich darstellen ,die sind entstanden ,weil unsere Vorfahren eben diese Erfahrungen gemacht haben und weil sie in Konkurrenz um Nahrung mit dem Wolf standen. Dass jeder Mensch satt zu essen hat ,war jahrtausendelang auch in unseren Breiten nicht selbstverständlich. Und das ist es leider auch heute auf der Welt nicht. In diesem Zusammenhang mutet es mich schon dekadent an , das ein einziger Wolf uns Steuerzahler 4000 Euro im Jahr kosten soll .

„Dem Besitzer einer Schafherde zu sagen : „Wer seine Herde nicht schützt , muss aufhören mit der Schafhaltung.“ Halte ich für gelinde gesagt arrogant. Ich hoffe sehr , dass unsere Politiker zu einer Gesetzgebung finden , wie Frau Krüger sie vorschlägt , nämlich den Wolf kontrolliert zu bejagen , ehe er sich in unserem dichtbesiedelten Land noch mehr ausbreitet und sich vielleicht entscheidet, z.B. den Wanderer in der freien Natur in sein Beuteschema aufzunehmen. Wenn es dann und wann mal knallen könnte , würde sich der Wolf vielleicht entscheiden ,doch ein anderes Revier zu suchen – zum Wohle vieler Menschen und Tiere. – Erika Schlegel

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Weltmeisterschaft des Denkens“ von Andrea Böhnke et al.

 

Mit Interesse (und vielem Nachdenken ;-) habe ich die einleitenden Zeilen zu diesem Titelthema gelesen (mehr noch nicht) und war erstaunt, dass sich „das Denken“ wohl über 400.000 Jahre hin entwickelte. In dieser Zeit schaffte es der Mensch als Waffen- und Kraft-loses Wesen, allen anderen Wesen auf unserem Planeten überlegen zu werden. Der Löwe ist der Gazelle (oder was für Getier dort in der Savanne lebt) überlegen, der Mensch hat es sogar geschafft, dem Löwen „zu besiegen“. Was der Mensch allerdings bisher nicht schaffte (und es wohl auch nicht wird) ist, Wissens- und Handelns-stärker zu werden als der Mensch! Wie sonst wären Exzesse wir in Malle oder -um so vieles schlimmer- der Klimawandel zu erklären? – Michael Koehn

 

In diesen Artikel (S. 59, „Woher soll ich das wissen?“) hat sich ein Fehler eingeschlichen: „Wenn J in der Hütte übernachtet hat, dann kommt er mit einem Müllsack zurück“ Ist nach den Regeln der Logik äquivalent zu: „ Wenn er nicht mit einem Müllsack zurück kommt, hat J nicht in der Hütte übernachtet“. Es müsste also D überprüft werden, um die Wahrheit des Satzes zu bestätigen. Die Überprüfung von C hingegen wird notwendig, wenn der ürsprüngliche Satz gleichbedeutend gesetzt wird zu: „Wenn J mit einem Müllsack zurück kommt, hat er in der Hütte übernachtet“. Dies ist aber nicht die logische sonder die in der Praxis gängige Schlussweise. – Regina Kratzer

 

ZEIT nr. 30: entdecken s. 60 4. spalte oben: wenn ich A wende, ist ein Beleg für die Gültigkeit, wenn er mit einem Müllsack zurückkam. Kam er nicht mit Müllsack zurück, ist die These falsifiziert. Ich habe daher einen Informationsgewinn. (These kann richtig sein vs. These ist falsch.) Wenn ich C wende, bestreiten beide Ergebnisse nicht die Gültigkeit. War John in der Hütte, ist das ein Beleg für die Gültigkeit (aber kein Beweis für die Allgemeingültigkeit). War er nicht in der Hütte, sagt das gar nichts aus (ex falso quod libet). Ich habe daher keinen Informationsgewinn. (These kann richtig sein vs. These kann richtig sein.) Dann kann ich mir das Wenden des Zettels C auch sparen. Anders wäre es indes, wenn die These gelautet hätte: NUR wenn John in der Hütte übernachtet hat, kommt er von einer auswärtigen Übernachtung mit einem Müllsack zurück. – Christwart Conrad

 

Ich sehe die Sache mit den Müllsackberitchszetteln anders. 1. Logische Analyse Um die Regel „Wenn John in der Hütte übernachtet hat, dann kommt er mit einem großen Müllsack zurück.“ zu überprüfen müssen wir die Zettel A und D umdrehen – die andere Seite von C ist irrelevant. Wenn dort steht „John hat in der Hütte übernachtet“, gilt die Regel noch. Aber wenn dort steht „John hat nicht in der Hütte übernachtet“, gilt die Regel ebenfalls noch. Denn wir wissen (a => b) <=> ((NOT a) OR b) (siehe die Wahrheitstabelle auf [1]). Wenn das Implikat wahr ist, dann ist der Wert des Implikans egal – die Aussage ist wahr. Das ist auch sprachlich einleuchtend, denn die Regel macht ja gar keine Aussage über Johns Übernachtungen außerhalb der Hütte. Wir müssen aber die Rückseite von D lesen, denn die hat das Potential die Regel als nicht allgemeingültig zu entlarven, wenn nämlich dort steht „John hat in der Hütte übernachtet“.

Falls man die Regel nicht als Implikation sondern als Äquivalenz betrachtet (also statt a => b gilt a <=> b, „Genau dann, wenn John in der Hütte übernachtet hat, kommt er mit einem großen Müllsack zurück“), dann muss man alle Zettel umdrehen, da es für jeden Wert jeder Seite des Zettels jeweils nur einen erlaubten Wert auf der anderen Seite gibt, wenn die Regel gelten soll. Ich habe „wenn“ hier konditional interpretiert. Aber auch beim Versuch, „wenn“ temporal zu interpretieren, komme ich zu keinem anderen Ergebnis. 2. Hält sich John an die Regeln? Das kann mit Hilfe der Zettel nicht entschieden werden. Der Grund ist einfach: wenn John ohne Mülltüte zurückkommt, kann es sein, dass er bei seiner Übernachtung gar keinen Müll produziert hat. Umgekehrt kann trotzdem noch Müll in der Hütte sein, wenn er mit Tüte zurück kommt (weil z.B. nicht alles in die eine Tüte gepasst hat, die ihm zur Verfügung stand). (Außerdem wissen wir nicht, ob wir Alices Aufzeichnungen trauen können. ;-) Aber das ist nun wirklich haarspalterisch.)

Wir müssen also die Hütte nach Johns Besuch inspizieren. Finden wir Müll, wissen wir, dass John sich nicht an die Regel hält und reden ihm ins Gewissen. Finden wir keinen Müll, können wir vermuten (!), dass sich John an die Regel hält. Es hängt nun aber davon ab, wie misstrauisch oder vertrauensselig wir sind, denn wir wissen erst mal nur, dass sich John ein Mal an die Regel gehalten hat. Wenn wir die Inspektion mehrfach wiederholen und nie Müll finden, wächst unser Vertrauen (und auch die statistische Wahrscheinlichkeit), dass sich John an die Regel hält. Wo ist der Fehler? [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Implikation#Wahrheitsfunktionale_Implikationrobert klemme

 

Bei Aufgabe 3 des Sommerrätsels „Wer macht mich krank?“ müsste es korrekterweise heißen: Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand an Pseromalitis erkrankt [ist!], ist 0,4 Prozent. Ohne das fehlende „ist“ wäre die Inzidenz gemeint. Für die Lösung der Aufgabe benötigt man jedoch die Prävalenz. – Robert Glosemeyer

 

In Ihrem Artikel bringen Sie das Beispiel von Alice und John, der aus seiner Hütte mit einem Müllsack zurückkommt. Alice möchte ihre Regel „wenn John in der Hütte übernachtet, dann kommt er mit einem großen Mülsack zurück“ überprüfen. Sie nennen die vier Notizzettel, die Alice sich aufgeschrieben hat. Sie fragen, welche Notizzettel von Belang sind, um die von Alice postulierte Regel zu prüfen. Sie sagen, nach der formalen Logik seien die Zettel A und C relevant: A: John hat in der Hütte übernachtet. C: John ist mit einem Müllsack zurückgekommen. Dann formulieren Sie die Aufgabe um, so dass die Regel zu einem Gesetz wird. Nun seien A und D relevant, um zu prüfen, ob sich John an das Gesetz hält. D: John ist ohne einen Müllsack zurückgekommen. Ich bin etwas ratlos, mir will der Unterschied zwischen der „formalen Logik“ und der „praktischen Logik“ nicht aufgehen. Fangen wir damit an, dass Alice die Allgemeingültigkeit der Regel natürlich nicht prüfen kann. Sie müsste ja dauernd John überwachen, genaugenommen. Sie kann höchstens prüfen, ob die Regel in ihren Beobachtungen widerlegt wurde.

Aber gut, das wird haarspalterisch. Alice prüft die Allgemeingültigkeit ihrer Regel, indem sie sich die Notizzettel A und D anschaut, genauso, als wenn sie Johns gesetzteskonformes Verhalten überprüfen will. Es macht doch keinen Unterschied, ob Alice eine Regel aufgestellt hat und prüfen will, ob Johns Verhalten der Regel entspricht, oder ob eine Naturschutzbehörde die Regel als Gesetz erläßt und prüfen will, ob Johns Verhalten der Regel entspricht. Der Notizzettel C ist wertlos, was die Allgemeingültigkeit von Alices Regel über Johns Verhalten angeht: Wenn John mit einem Müllsack zurückgekommen ist, kann er in der Hütte übernachtet haben. Er kann aber auch irgendwo anders übernachtet haben. Oder unterliege ich einem Denkfehler? Können Sie mir bitte meinen Denkfehler aufzeigen? – Dr. Thorsten Bauer-Yang

 

Es ist mir schon öfter aufgefallen, dass immer dann, wenn Personen zur Illustration eines Titelthemas auf dem Titelbild landen, Frauen zu sehen sind. Attraktive Frauen natürlich, sex sells, so ist es halt. Aber jetzt, wenn es ums Denken geht – dann ist ein Mann zu sehen? Klar, kann Zufall sein, und klar ist es ja auch nicht so, dass Männer nicht denken können. Aber es ist ja auch nicht so, dass Frauen nicht denken können. Und in der Gesamtschau ist es, nun ja, auffällig. – Maria Hönig

 

Ich kann zwar schneller Denken und kombinieren, aber Ihre Fragen sind mir zu hoch. Durch Schwierigkeiten angestoßen bin ich jetzt bis zum Frieden auf der Erde angekommen. Ihr Ziel ist eine andere Erde, die gibt es nicht, auch nach Harald Lesch. Wir müssen unsere Erde neu gestalten. Der Startpunkt des Gedanken-Raumschiffs wird Berlin sein. Zum 3. Oktober feiern wir 30 Jahre Wiedervereinigung mit einem deutschen Friedensfest. Das verbreitet sich radioweit, über Grenzen. Der Schalter im Kopf jedes Menschen wird umgeschaltet vom Kampfmodus auf Zusammenarbeit mit Respekt und Achtung anderer Menschen. Das erzeugt eine neue Erde mit einem neuen Gedankengebäude. Alle Menschen sind gleichwertig und können nachdenken für Frieden mit einem Gewissen. Menschenrechte Artikel 1 – Josef Francken

 


 

 

Leserbriefe zu „Wohin mit 400.000 Schweinen, die nicht geschlachtet werden können?“ von Merlind Theile

 

Habe gerade mit großem Interesse Ihre Arbeit über die 400.000 Schweine gelesen. Ausgezeichnet! Darf ich ein paar zusätzlich Fragen und Anregungen notieren? 1. warum fragt niemand was die Bauern anstelle der Schweine produzieren können? Als ich vor 40 Jahren nach NRW zog, gab es 3 oder 5 Landwirtschaftskammer im Bundesland. Die hatten eine wichtige Aufgabe, nämlich die Arbeit der Landwirt zukunftsfähig zu machen. Man wurde damals wie heute nämlich Bauer, weil man das Land geerbt hatte, und nur sehr wenige Hoferben wurden zum studium der Agrarwissenschaften auf die Uni geschickt. Europa entstand und es gab gute Gründe, viele Kompetenzen auch aus diesem Bereich nach Brüssel zu geben.

Es gibt noch eine Kandwirtschaftskammer in NRW, in Münster. Dort wurde gerade wieder ein Schweinebaron zum Häuptling gekürt. Seit 5 Jahren lebe ich in Ostwestfalen, in Bielefeld und außer Erdbeer- und Spargelfeldern fallen Maisfelder rund um die Schweinemästereien auf. Regional; das kann man dann noch als Klimaschonend „verkaufen“. Ach ja, und einige wenige Landwirte haben auch vom „Blütenrandprogramm2 der EU gehört und setzen es „finanzneutral“ um. Besser als garnichts. Hier im Großraum Bielefeld gibt es viel Jungfamilienhaushalte, die sich gerne an den Programmen beteiligten, welche im Großraum Köln/Bonn immer mehr Fans findet. – Maria Heine-Büchner

 

Vielen Dank für die kühle, objektive Beschreibung der Fleischindustrie. Jeder solche Bericht sickert ins Unterbewusstsein ein und bewirkt langfristig wohl doch einiges. Unter diesem Eindruck wirkt Gesetzesaktionismus, wie etwa die Diskussion zum Mindestpreis für Fleisch recht bizarr. Warum nicht einfach den Gedanken bestehender Gesetze anwenden und die Regulierungen anpassen? Bei 0,75 Quadratmeter pro Sau kann ja wohl nur ein Zyniker von Tierwohl sprechen. Die Preise steigen dann automatisch. – Frank Hrebabetzky

 

Herzlichen Dank für diesen Artikel, der ganz klar dafür steht, was im Deutschen System absolut falsch läuft. Natürlich muss die Politik die Landwirtschaft retten und den armen Schweinezüchtern, die sich dermassen seelenlos verhalten unter die Arme greifen. Weder beim Klima, noch bei der Landwirtschaft oder anderen Sparten wird sich etwas ändern. Lobbyisten werden das schon schaukeln und da ist es egal, dass jeder Arbeiter aus dem Mittelstand in die Röhre schaut.

Wer hilft allen anderen Branchen? Immer werden Butterberge beseitigt, Milchseen unterstützt und nun soll die Politik die Schweine retten. Warum auch nicht, die Landwirte fahren oftmals ja schon viel günstiger Auto, weil sie subventioniert werden. Ach ja, da träumt so mancher Handwerker von der Politik, die ihm hilft. Da träumen viele Eltern und auch Alleinerziehende, dass auch ihnen ein Türchen geöffnet wird. Das allerdings sind eben nur Träumer. Die Politik unterstützt die EU, die Landwirtschaft, die Automobilbranche und alle Arbeitgebern die – Too big to fail – auf der Fahne stehen haben. Falls es Politiker gibt, die die Innenpolitik im Auge haben und wieder den Mensch an und für sich, ab da werden wieder mehr Menschen an die Urne gehen. – Martina Jud

 

Ihr Artikel ist realistisch. Doch muss ich gegen 2 Begriffe welche Sie im ZusammAnhang mit der Industrie Aufzucht verwenden. KONVENTIONELL Wenn die industrielle Tierhaltung KONVENTIONELL ist, dann war die 2, 6 Sauen Wirtwschaft was? Sie nennen den Produktionsleiter der …..KONVENTIONELLEN….Einhaltung, BAUER. Das ist kein Bauer das ist ein Produktionsleiter. Ein Bauer lebt mit seinen Tieren, kennt sie, kümmert sich um sie. Der Produktionsleiter will Ertraege. Gewinnmaximierung. Jetzt Absurd, Der Geschäftsführer eines Krankenhauses auch. Da schliesst sich der Kreis. – Julius Müller

 

… nur sind diese tierquälerische und unmenschliche Arbeitsbedingungen ja schon lange bekannt und eine „Riesenschweinerei“ Und was wird sich ändern? Man kann gespannt sein, wir sind alle aufgefordet an besseren Zu-und Umständen mitzuwirken. – Geelke Braun

 

Zur Schweinerei mit den Schweinen- da bleibt mir die Luft weg- der Appetit sowieso! Nun ess ich gar kein Fleisch-weil ich`s nicht mag- auffallend jedoch ist die Leere an der Fleischtheke im Supermarkt. Die Schweinemastindustrie ist schon Tierquälerei an sich- das, was folgt, wenn die übergewichtigen Sauen in den Transporter taumeln, mag ich mir gar nicht ausmalen. Wozu hat die Sau einen Schwanz? Muss die Natur doch gut eingerichtet haben- abkneifen ist sicher nicht artgerecht, die überzähligen Ferkel, die keine Zitze mitbekommen- Pech gehabt- wo kommen die hin? Vermutlich in einen „artgerechtenSchredder“! Möge Frau Klöckner sich doch mal eine Woche- sieben Tage- in einem Schweinemastbetrieb aufhalten, soll sie doch beim Verladen der fetten Fracht mithelfen, das Töten beobachten , anschliessend an den Tisch, wo Schwein um Schwein zu Kotteletts und Braten zerlegt werden. Nein, das tut sie nicht, das wird nix, weil sie vermutlich schon im Stall- beim Abkneifen der Ringel schwänze- die Flatter macht. Schade auch-für die Schweine! – Hildegard Reuter

 


 

 

Leserbriefe zu „Muss der Liberalismus an die Kette?“ von Kerstin Kohlenberg

 

Polarisierung zieht Polarisierung nach sich. Die von Trump und seinen Republikanern entfachte Dynamik lässt die Freiräume der offenen US-Gesellschaft immer enger werden. Unter Druck: Pluralität, Meinungsfreiheit, Freiheit von Lehre und Forschung, Diversität. Miteinander zu reden scheint sinnlos, wo das bessere Argument keine Chance hat. Der von Trump befeuerte gesellschaftliche Klimawandel ändert die Spielregeln für alle. Auch für seine Gegner. Perfide: Wer Trump auf Augenhöhe begegnen möchte, muss sich ihm gleich machen. Illiberalität greift um sich. Alle in den USA, die sich noch als Träger von Freiheits- und Gleichheitsrechten verstehen, spüren den wachsenden Konformitätsdruck: Entscheide dich! Wo stehst du? Dafür oder dagegen? Polarisierung, Demagogie, Manipulation, Agitation, Propaganda, Aufruf, Gegenaufruf. Keine Zeit für Nachsicht! Auch der Hass gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge. Auch der Zorn über das Unrecht macht die Stimme heiser. Ach, wir die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit konnten selber nicht freundlich sein. Reinhard Koine

 

Politik ist ja so schwierig … Bei den Begriffen „Identitäre“ und „Identitätspolitik“ muss man aufpassen, sie klingen so ähnlich und bedeuten doch das Gegenteil. – Ach ja, wirklich? Also: Die Identitären und die Identitätspolitiker sind die, wo die Ethnie wichtiger ist als der Mensch … Nur mal ein Gedankenexperiment. Nehmen wir an, die Nazis hätten Recht gehabt und die Juden seien alle Untermenschen oder sonst was Minderwertiges. Aber – eine Ausnahme gibt es immer. Kommen Sie, eine Ausnahme gibt es. Da kann jeder zustimmen. Also hätte die SS, bevor sie die Leute in die Gaskammer schickte, bei jedem einzelnen und in mehrtägigen freundlichen Gesprächen feststellen müssen, ob es sich nicht um die eine Ausnahme handelt. Und das bei allen sechs Millionen. – Die Mordgesellen wären heute noch nicht fertig mit ihrem Werk.

Da ich mehr AfD-Sympathiesanten kenne als ausländisch-stämmige Menschen oder gar Araber (keinen), kann ich mich nicht aufrichtigen Herzens vor die AfD-Leute stellen und sagen, „die sind alle gut“. Ich fahre Bus und Bahn mit den Ausländisch-Stämmigen, das war’s. Aber bereits da lässt sich sagen, dass die völlig untereinander verschieden sind, das es sich um unterschiedliche Menschen handelt. Es treffen immer nur einzelne auf einzelne; ein Mensch, ein Mensch, und noch ein Mensch. Und wenn man das bedenkt, wird eigentliche jede Diskussion hinfällig, die sich auf Gruppen bezieht, wirklich jede. Also: Araber. Polizisten. Grünen-Mitglieder. Und so fort.

Was aber wichtig ist, dass wir im Gespräch bleiben. Es war zum Beispiel der allererste Hitzesommer (ich glaube 2013), in dem ich, in Bus und Bahn, alles, was nur einigermaßen afrikanisch aussah, fragte, ob sie auch unter der Hitze so litten wie ich. Bis eine Frau mir sagte, sie fände es ebenso unangenehm wie ich, sie habe sich nämlich an das deutsche Wetter gewöhnt. Da wurde mir klar, dass das Sich-Gewöhnen schneller geht als ich dachte und dass ich hier geborene Kinder erst gar nicht fragen muss. Ich habe also damals blöde Fragen gestellt – die man heute womöglich als rassischtisch bezeichnen würde -, aber ich lerne ja dazu und werde klüger. Später, viel später, als mir jemand mit „Ein Dackel ist kein Schäferhund“ kam, habe ich mich daran erinnert und wusste, dass der Mensch anpassungfähiger und flexibler ist als ein Hund. Wir müssen im Gespräch bleiben. Auch wenn sich „Bio-Deutsche“ und Ausländisch-Stämmige dabei manchmal kräftig auf den Keks gehen und zurzeit die Stimmung zwischen den beiden Gruppen etwas gereizt ist. Im Gespräch bleiben, Fehler machen und daraus klüger werden. – Claudia Klingen

 

Es ist die alte Geschichte: Unterdrückte und Diskriminierte werden durch die Unterdrückung und Diskriminierung selten zu besseren Menschen, sondern nutzen gewöhnlich, sobald sie die Macht dazu haben, ihrerseits die Gelegenheit, tatsächliche oder vermeintliche Feind*innen auszuschalten oder zumindest mundtot zu machen. Das haben Nicht-Weiße und ihre weißen Unterstützer*innen z. B. hinsichtlich Herrn Shor gemacht. Sein „Verbrechen“: Er hat auf eine seriöse wissenschaftliche Studie hingewiesen, die nachweist, dass gewalttätige Demonstrationen dazu führen können, dass rechtslastige Präsidenten wie Richard Nixon oder Donald Trump gewählt werden. Herrn Shor ist Unrecht widerfahren. Dass Herr Detje dieses Unrecht offenbar für vernachlässigbar – oder vielleicht noch nicht einmal für Unrecht – hält, spricht nicht für sein Rechtsempfinden. Meines Erachtens sind Unrecht und Gewalt, die von Nicht-Weißen ausgeübt werden, nicht ethisch besser als Unrecht und Gewalt, die von Weißen ausgeübt werden. Auch berechtigte Wut ist meiner Meinung nach kein Freibrief für Verbrechen. – Dr. Ulrich Willmes

 

Menschen, die sich umfassende Kritik an bestehenden Verhältnissen auf die Fahnen geschrieben haben, laufen oft Gefahr, sich gegen die Kritik anderer zu immunisieren. Sie unterwerfen alles und jeden der Kritik, nur nicht sich selbst, denn ihre umfassende Kritik beinhaltet ihrer Überzeugung nach auch die Selbstkritik. So reagieren sie reflexhaft empfindlich mit Abwehr, wenn man ihren Standpunkt in Frage stellt. Während sie erwarten, dass sich der andere ihrer Kritik stellt, verdächtigen sie ihre Kritiker der Kurzsichtigkeit oder plumper Eigeninteressen – als käme das bei ihnen selbst nicht vor. Vielmehr leben sie in einem geschlossenen System der Selbstgefälligkeit und inneren Überlegenheit, genau das, was sie zu entlarven vorgeben. Das erinnert mich sehr an die Haltung von Pharisäern, mit denen sich bekanntermaßen sogar Jesus schwer getan hat. – Detlev Zirkelbach

 

Ein identitär begründetes Argument hat gewiss den objektiven Anspruch, gesagt und gehört zu werden, um einen notwendigerweise gesamtgesellschaftlich zu führenden Diskurs zu erweitern und zu vertiefen, Relevanzen zu verdeutlichen und verständlicher zu machen. Das Formulieren diverser und neuer Blickwinkel ist nicht nur legitim, es ist essentieller Bestandteil einer Demokratie. Um die Anerkennung von Form und Inhalt einer Sache und um die Durchsetzung ebendieser kann nun „oldschool oder neodiskursiv“ gerungen werden; ohne den rezeptiven Austausch rationaler wie emotionaler Informationen und ihrer verständig-nachvollziehbarer Filterung jedoch kann eine grundsätzlich zwingende Objektivierung (und sonach eine Liberalisierung) nicht erfolgen. Denn diese ist in einer freien, aufgeklärten und – hoffentlich zunehmend – gleichberechtigten Gesellschaft unabdingbar für einen nachhaltigen, deutungsgestützt breiten Konsens, der sich stetig überprüfbar bewähren muss.

Auch und gerade deshalb ist einer Demokratie im mindesten zu wünschen, dass sie sich nicht selbst angreifbar macht. Auf die öffentliche Degoutierung auffällig gewordener Egoismen, obgleich diese womöglich gesellschaftlich bedingte Defizite auswachsen und widerspiegeln, sei hingewiesen. Die maximale Prätention der Demokratie freilich ist, dass sich schließlich und endlich das klügste Argument gegen jedwede Disposition von willentlichem Unverständnis und deskriptiver Unverbindlichkeit durchsetzt. Nicht zuletzt das Wissen um gegenseitige Abhängigkeit zwingt uns vernunftbefähigten Menschen regelmäßig zu sozialen Kontakten, Interaktionen und Selbstreflexionen, die unter Anwendung gleicher Verbindlichkeiten gesellschaftlich einigende Motivationen und Perspektiven schaffen und stärken können.

Den Aufruf der Intellektuellen interpretiere ich hiernach derart, dass sie um die bewusste Wahrnehmung jener gesamtgesellschaftlichen Verantwortung ersuchen, die mit dem Ringen um (mehr) Freiheit einhergeht. Es ist das Bestreben, darauf hinzuweisen und bedenkenswert zu machen, dass eine radikale Entradikalisierung des alten Ungerechten zur Schaffung und Radikalisierung eines neuen Ungerechten verleiten und führen kann. Unbedingtes Ziel aber muss stets das Erreichen tatsächlich gleicher Rechte und Pflichten sein; weil nur so jedem Menschen die gleiche und größtmögliche Freiheit gewährt werden kann. Infolgedessen ist es freilich die Mitte der Gesellschaft, die breiter und konsistenter aufgestellt werden soll. Die Konstitution einer Demokratie verlangt allenthalben nach Konsens und Ausgleich. Ein Boot indes, das sich aufschaukelt, ganz gleich, aus welchem Grund und von welcher Seite, kann kippen – in zweierlei Richtung; beide sind dringlich zu vermeiden. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Kein Kämpfer für Recht und Freiheit“ von Wolfram Wette

 

Die Wertung, Historiker hätten mit der Legende, die daraus erwuchs – Rommel hätte zum Widerstand gehört – längst aufgeräumt, ist falsch. Nach für mich überzeugenden Beweiswürdigungen in den Werken von Lieb VfZ 2013, Seite 303 ff, ders. Die Welt 25.10.2018, Wissenschaftlicher Dienst des Deutschen Bundestages WD 2 – 3000-005/19 sowie in der Biographie von Remy „Mythos Rommel“ (2002) gehörte Rommel zum äußeren Kreis des militärischen Widerstandes. Die Formulierung, „das NS Regime drängte den Panzergeneral zum Suizid“ ist eine verharmlosende Umschreibung des erfüllten Tatbestandes, dass Rommel in mittelbarer Täterschaft (durch sich selbst unter der Tatherrschaft der Hintermänner) zum Nutzen des NS Unrechtsregimes und hierdurch auf Grund „anderer niedriger Beweggründe“ ermordet wurde.

Einen juristischen Zusammenhang der unter dem Kommando Rommels vergrabenen Minen mit den über Jahrzehnte beklagenswerten Opfern gibt es nicht. Rommel war nicht verpflichtet, die Minen beim Rückzug zu räumen. Eine solche Pflicht wäre auch unwirksam wegen des herrschenden Gebots, dass das Recht nichts Unmögliches verlangen kann. Am 15.10.2004 berichtete die FAZ vom Besuch von BK Schröder bei Ghaddafi. Schröder lehnte die verlangte finanzielle Entschädigung für die Beseitigung der Minen ab, sagte aber die Prüfung zu, wie Libyien bei diesem Problem geholfen werden könne. Das ist dann wohl auch der Stand von heute, der durch die Ergänzung des Rommeldenkmals nicht besser wird. Ich halte es für schlechten Stil, wenn ein Festredner – wie hier geschehen – das Wesentliche seines Vortrags eine Woche vor dem Festakt selbst veröffentlicht. – Dr. Peter Brause

 

Ein guter und kluger Beitrag von Herrn Wolfram Wette. Aber bitte, denken Sie doch nochmal nach über die Passage: „ …Wüstenkrieg … Dass er extrem verlustreich war… rund 840.000 Tote und Verletzte auf beiden Seiten, nicht eingerechnet die getöteten Bewohner Tunesiens, Libyens und Ägyptens.“ Das fällt in der Klugheit zurück, „beide Seiten“ ist Herrschaftsdenken, die Zahl 840.000 meint nur die europäischen Toten, die getöteten Afrikaner werden nichtmal beziffert. –Udo Spiegelberg

 

Es ist dem Umstand geschuldet, dass mich mein Schulweg täglich zweimal am Rommel-Denkmal vorbeiführte, wenn ich meinen Geburtsstadtgenossen nach dem Lesen Ihres Artikels in der ZEIT in Schutz nehmen möchte. Die vom Rommel-Biografen David Fraser berichtete Episode, in der Herr Rommel im Beisein von Herrn Hitler vorschlug, man könne doch mal einen Juden zum Gauleiter machen, um der schlechten Presse im Ausland über Deutschland entgegenzuwirken (Fraser, D.: Knight’s Cross. Harper, 1993, p. 132) belegt das, was man Erwin Rommel wirklich vorwerfen kann: Naivität.

Die Grausamkeiten Rommel’scher Kriegspraxis, die Sie Herrn Rommel zum Vorwurf machen: Nun ja, dann dürfte auch Claus Schenk Graf von Stauffenberg nicht traditionsbildend für die Bundeswehr sein. Auch er hat in Afrika gekämpft. Und es nicht überliefert, dass er sich dort gegen das Verlegen von Landminen engagiert hätte; übrigens eine taktische Methode, die auch in der Bundeswehr über Jahrzehnte zum etablierten Kriegshandwerk gehörte.

Rommel wollte unpolitischer Soldat sein. Sein Schicksal zeigt, dass dies unmöglich ist. Er ist daran zerbrochen. Sein Beispiel sollte gerade deshalb der Bundeswehr erhalten bleiben. Schneiden Sie Erwin Rommel nicht aus Tradition für unsere Streitkräfte heraus. Sie werfen ihn damit der harten Rechten, die sich gerade in die Bundeswehr hineinfrisst, zum Fraß vor. Sein Andenken geriete außer jeder Kontrolle. Das hat er nicht verdient. Und: Wem wäre damit gedient? – Jürgen Geisler

 

Wolfram Wettes Kritik an Rommel ist in ihrer gespielten Unwissenheit bezüglich der bekannte Fakten schon auffällig. Bekannt ist, dass Rommel eine ganz Reihe eindeutiger Befehle Hitlers, die der Abschreckung dienen sollten, immer wieder ignoriert hat. So geriet im September 1942 vor Tobruk ein Kommando der britischen Armee bestehend aus jüdischen Soldaten deutscher Herkunft, die (völkerrechtswidrig) in deutsche Uniformen gesteckt wurden, in Gefangenschaft. Rommel ließ sie nicht, wie gefordert, exekutieren, sondern überführte sie in italienische Gefangenschaft. Hitlers Kommandobefehl soll er sogar, so Rommels Stabschef Westphal, verbrannt haben.

Auch dem Befehl die sog. frei-französischen Soldaten, die nach der französischen Niederlage, trotz unterzeichnetem Waffenstillstand, in Nordafrika weiter gegen Rommels Armee kämpften und bei Bir Hakeim in deutsche Gefangenschaft gerieten, als „Freischärler“ zu erschießen, folgte er nicht. Gleiches galt für die Gefangenen des sog. „Jüdischen Bataillons“. Die gegnerischen britischen und amerikanischen Offiziere bescheinigten ihm bekanntlich eine ritterliche Kriegführung. Dass Rommel „todbringende Landminen“ eingesetzt hat, wie Wette moniert, gilt für alle Armeen der Welt, solange sie in der Verteidigung waren, um die eigenen Truppen vor dem ebenfalls „todbringenden“ gegnerischen Angriffen zu schützen.

Rommels Kritik an Hitlers Kriegsführung, anfangs allerdings noch verhalten, ist bereits seit Ende 1942 belegt. Sie nahm im Lauf der Kriegsjahre weiter zu, vor allem in den Monaten vor dem 20. Juli. Rommels direkter Untergebener, der Chef der 5. Panzerarmee, General Eberbach, sagte in Gefangenschaft zu seinen Kameraden – von den Briten heimlich abgehört -, dass Rommel schließlich keinen anderen Weg mehr gesehen habe, „als den Führer und seine engste Sippschaft möglichst schnell umzubringen.“ Das wusste, nach schwersten Folterungen der Männer vom 20. Juli durch die Gestapo, auch die NS-Prominenz. Hitlers Intimus, der Chef der Parteikanzlei Martin Bormann, notierte am 24. September 1944, dass der General v. Stülpnagel, der Oberstleutnant von Hofacker, der „inzwischen hingerichtete Neffe“ des Generalfeldmarschalls v. Kluge, Oberstleutnant Rathgens, sowie verschiedene der jetzt noch lebenden Angeklagten vom 20. Juli ausgesagt haben, dass „Feldmarschall Rommel durchaus im Bilde gewesen [sei]; Rommel habe erklärt, dass er der neuen Regierung nach gelungenem Attentat zur Verfügung stehen würde.

“ Goebbels bezeichnete Rommel bereits Anfang August 1944 in seinem Tagebuch als seine“schwerste menschliche Enttäuschung“ und notierte am 24. November 1944: „Stülpnagel hat die Beweise dafür erbracht, dass die Generalfeldmarschälle Kluge und Rommel bei der Putsch-Planung vom 20. Juli, wenn auch nicht bei dem Attentat gegen den Führer, mit beteiligt gewesen sind. Ich glaube, wir können dem Schicksal danken, dass beide durch den Tod abgegangen sind.“ Rommel wurde bekanntlich von Hitler vor die Alternative gestellt: entweder vor den Volksgerichtshof Roland Freislers (mit allen bekannten Folgen für die Familie) gestellt zu werden oder Selbsttötung. Rommel wählte die letztere. Sein Verhalten ist auch heute noch unserer Erinnerung wert. – Dr. Hans-Joachim Becker

 

Was für eine gute Geschichte – das Gegen-Denkmal in Heidenheim,! Ich wünsche Ihnen eine gute Rede zur Einweihung und eine gute Resonanz. Gegen-Denkmale sind m.E. Bausteine einer neuen Erinnerungskultur. Aufgrund dieser Überzeugung habe ich vor gut einem Jahr vorgeschlagen, in Berlin, vis-a-vis vom Staffenberg-Denkmal, eine Denkmal für die wegen Wehrdienstverweigerung hingerichteten ca. 270 Zeugen Jehovas zu errichten. Und der Vorschlag ist auf fruchtbaren Boden gefallen. – Klaus E. Margraf

 


 

 

Leserbriefe zu „»Er hat den Willen zur Macht“. „Ich schätze Schäubles Rat““. Gespräch mit Wolfgang Schäuble und Jens Spahn geführt von Marc Brost und Mariam Lau

 

Dieses Interview mit Jens Spahn und Wolfgang Schäuble stellt ein durchsichtiges Manöver dar, Jens Spahn als CDU-Vorsitzenden, wenn nicht gar als Kanzlerkandidaten zu küren. Wenn Herr Spahn den Rat von Schäuble schätzt, fragt man sich, ob er ihm auch geraten hat, höchstrichterliche Rechtsprechung weiterhin konsequent zu ignorieren. Die hehren Worte von Spahn: „Zur Freiheit gehört ein starker Rechtsstaat“, sollte er selbst auch beherzigen und nicht nur aalglatte Sprüche klopfen. Leider haben die Interviewer es versäumt, Herrn Spahn auf Artikel 20 Abs. 3 GG hinzuweisen, wonach auch die vollziehende Gewalt an Gesetz und Recht gebunden ist, er jedoch durch seine Anweisung an das Institut für Arznei- und Medizinprodukte (BfArM), keine Medikamente zur Sterbehilfe auszureichen, permanent gegen Urteile des Bundesverwaltungsgerichts vom 19.2. 2019 und des Bundesverfassungsgericht vom 26. 2. 2020 verstößt. Ein derartiger Rechtsbrecher sollte weder zum CDU-Vorsitzenden, geschweige denn zum Bundeskanzler gewählt werden ! – Dieter Peschke

 

Das Interview Spahn/Schäuble vermittelt zweierlei: Die CDU tritt in die Fussstapfen der Einheitspartei SED, ohne Wettbewerb, rein durch Selbstbehauptung und Selbstlob. Alternativlosigkeit als Aussicht. Dazu passen beide als gegenseitige Bauchtätschler und Ewigkeitspolitiker Schäuble mit Ziehsohn Spahn. Frauen kommen nicht vor. Sie sind bestenfalls Reproduktionsgestalten am Rande. – Waltraud Schade

 

Es IST von entscheidender Bedeutung, wer gerade als Gesundheitsminister in Deutschland amtiert und es ist richtig, wie Sie sagen: „ dass wir vor lauter Beschäftigung mit uns selbst nicht mehr erkennen….“. Wo waren Sie und was hat Ihr Ministerium gemacht, als Europa im Januar 2020 die ersten Meldungen aus Wuhan erreichten? Die drei wichtigsten Monate wurden verpasst. War es Ihr Wille zur Macht oder eine Art von Arroganz / Inkompetenz, die glaubte Worte und stramme Haltung könne Viren beeindrucken? 80 Millionen Ihnen anvertrauter Bundesbürger standen MASKENLOS und bar jeglicher Desinfektionsmittel einem viralen Feind gegenüber. Und noch jetzt werden geeignete Masken und Desinfektionsmittel als Mangelware gehandelt, so geht Marktwirtschaft! – Dr. Heinrich Camp

 

Ich würde Ihnen gerne ein paar Gedanken zum Interview mitteilen. Ich bin in Baden-Württemberg aufgewachsen und lebe seit fast 20 Jahren in Holland. Ich habe ca. 20 Jahre als Anästhesistin gearbeitet. Seit ca. 3 Jahren bin ich mir wieder des christlichen Glaubens bewusst und gehe in den Gottesdienst. Sie stellen die Frage, was ist CDU? Meine Antwort wäre, Politik ausüben auf dem Boden des christlichen Glaubens. Religion wird oft gleichgesetzt mit Dogmatismus, Radikalisierung oder Missbrauch. Man findet diese Elemente leider überall in der Gesellschaft. Unsere Gesellschaft leidet am Vervall der guten Werte. Unsere Gesellschaf ist geprägt vom Chrisentum über Jahrhunderte. Auch diejenigen sind geprägt, die behaupten, nichts vom Christentum wissen zu wollen.Kultur und Glaube kann man nicht voneinander trennen. Zum Christentum zurückzukehren bedeutet, seine eigenen Wurzeln wieder zu entdecken und Gemeinschaft zu leben.

Ein gläubiger Mensch achtet den andersgläubigen Menschen, sonst ist es Dogmatismus, Egozentrik. Das ist nicht im Sinne von Religion. Im Interview werden das Gesundheitssystem und die Wissenschaft gelobt. Ja, wir haben manche erstaunliche Entdeckungen gemacht. Seltsamerweise komme ich in letzter Zeit immer wieder zu der Erkenntnis, dass wir das Wesentliche schon sehr lange wissen, tausend Jahre. Das Gesundheitssystem, die Wissenschaft verleiten uns dazu zu glauben, dass wir Menschen alles machen können. Das ist ein fataler Irrtum. Man kann es an der Pandemie sehen. Gerade weil wir uns so benehmen, gerade deshalb werden wir mit solchen Probemen konfrontiert. Als Ärztin würde ich unser Gesundheitssystem nicht robust nennen.

Dieses System ist viel zu sehr ein Geschäft. Um es mit einem holländischen Sprichwort zu sagen, der Patient ist eine Zigarre, die geraucht wird zum Genuss des anderen und es bleibt nichts als Asche. Es gibt einen riesigen Mangel an christlicher Nächstenliebe. Ich denke, dass auch Verschwörungstheorien auf dem Irrtum beruhen, dass wie Menschen „machen“. Ein gläubiger Mensch weiss, ich kann mich anstrengen, aber ich kann nicht „machen oder kontrollieren“, es gibt immer etwas, das sich mir entzieht. Das ist keine Frage von Fortschritt, sondern Lebensweisheit. Vielen Dank für das Interview. – Eva Klein

 


 

 

Leserbriefe zu „Keinen Exorzismus!“ von Ijoma Mangold

 

Fehlt es dem Team des „Big City Club“ SPK vielleicht einfach ein wenig an, milde ausgedrückt, Ehrgeiz, Schwung und Dynamik? Dieser Eindruck drängt sich geradezu auf, wenn man den Werdegang z. B. des Präsidenten (61 Jahre, Prähistoriker) oder des Direktors der Neuen Nationalgalerie (62 Jahre, Augenoptiker) etwa mit der eindrucksvollen Vita des Direktors des Metropolitan Museum of Arts Max Hollein (51 Jahre, Guggenheim Museum, Fine Arts Museum, Schirn Kunsthalle) vergleicht. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Die ZEIT traut sich was. Bravo Frau Mangold. – Klaus Grasenick

 

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, schreibt Ijoma Mangold, habe „beschlossen, die Reformvorschläge zu umarmen“. Früher umarmte man geliebte Menschen oder auch die ganze Welt. Dann kam die Mode auf, Bäume zu umarmen. Mittlerweile umarmt man also Vorschläge. Und Preußen muss „adressierbar“ bleiben – als ob’s ein Brief wäre.

Sprachwandel ist etwas Natürliches. Dass seit einiger Zeit „umarmen“ und „adressieren“ auf den wesentlich größeren Bedeutungsumfang der englischen Verben „embrace“ und „address“ erweitert werden, hat seinen Ursprung vermutlich in unzureichenden Englischkenntnissen, aber das ist kein Grund, diesen Gebrauch von vornherein abzulehnen. Es würde mich aber interessieren, ob Textstellen wie die zitierten auf einer bewussten Stilentscheidung beruhen – und wenn ja, was die Gründe für diese Entscheidung sind. Liebe zu dieser invasiven Spezies, dem Englischen? Begeisterung für die Polysemie der englischen Verben? Wunsch nach einer Reform des Deutschen? Darüber würde ich auch gern einmal etwas im Feuilleton lesen. Vielleicht wäre ich dann eher in der Lage, mein persönliches Problem mit diesen Anglizismen zu adressieren und sie in angemessener Weise zu umarmen … – Susanne Hagemann

 

Zu den Strukturempfehlungen des Wissenschaftsrates: Arg verwundern muss, dass die Strukturempfehlungen des Wissenschaftsrates so ganz und gar an der verfassungsrechtlichen Problematik vorbeigehen. Dort wo man, im historischen Abriss, eine Auseinandersetzung mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 14.07.1959 hätte erwarten dürfen, wird lapidar vermerkt, das Gericht habe die Verfassungsmäßigkeit des Stiftungsgesetzes bestätigt.

Tatsächlich durchzieht es die seinerzeitige Karlsruher Entscheidung wie ein roter Faden, dass angesichts der Kulturhoheit der Länder die Stiftung als Bundeseinrichtung eine absolute Ausnahmeerscheinung sei, bedingt durch die höchst komplexe Lage der ehemals preußischen Kulturgüter in der Nachkriegszeit. Und vor allem ende die Ausnahmerechtfertigung spätestens mit der deutschen Wiedervereinigung. Oder anders gesagt ist die Stiftung seit der vor 30 Jahren so glücklich erreichten deutschen Wiedervereinigung verfassungswidrig. Es hätte schon die Wiedervereinigung als Verfassungsauftrag zu einer grundlegenden Reform verstanden werden müssen, auch und gerade im Hinblick auf das grundgesetzliche Bund-Länder-Verhältnis in Sachen Kultur.

Diese Vorgaben werden es schwer machen, die Stiftung im gegebenen Verfassungsrahmen als Bundeseinrichtung auf eine neue Rechtsgrundlage zu stellen. (Deswegen erfasst die Empfehlung, die Ressortzuständigkeit bei der BKM zu belassen, nicht die viel tiefer reichende Problematik). Es sei denn im Zuge einer Verfassungsänderung, für die im Übrigen manches spricht, als Voraussetzung zum Beispiel für einen Bund-Länder-Staatsvertrag. Dass sich die vielfältigen Inhalte der jetzt noch so genannten Stiftung nicht mehr als „preußischer“ Kulturbesitz verstehen lassen, ist offensichtlich, entwürdigt die kulturellen Errungenschaften unseres demokratischen Gemeinwesens seit der Beendigung des preußischen Staates per Kontrollratsgesetz Nr. 46 vom 25. Februar 1947.

Aus Sicht des kulturinteressierten Bürgers geht es auch um ein Demokratiegebot. Und eben nicht nur um eine eher verfassungstechnische Frage. Denn die Kulturhoheit der Länder rechtfertigt sich vor allem aus ihrer größeren Bürgernähe. Ganz und gar nicht bürgernah ist eine Stiftung, die ohne klare politische Zuordnung „zwischen den Stühlen“ angesiedelt ist, somit weit weg von der parlamentarischen Verantwortung der einen wie der anderen Ebene und dort ein nicht ausreichend demokratisch legitimiertes Eigenleben entfaltet. Das sollte dann auch allen Überlegungen für eine noch unabhängigere, bürgerfernere Stiftung Grenzen setzen. Bei aller Freiheit der Künste und Wissenschaften gehört die Kultur, seit den großen Theaterfestspielen und Liturgien im klassischen Athen, zum Wesen der Demokratie. Sie darf der demokratischen Gestaltung nicht entzogen werden, sondern ist deren vornehmste und schönste Aufgabe. – Guy Féaux de la Croix

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Bildersturm des Sultans“ von Evelyn Finger

 

Ihr Beitrag zur Nutzung der Hagia Sophia als Moschee sollte auch beim türkischen Präsidenten einige Emotionen hervorrufen; denn wenn „es dem Papst schmerzt“, gilt dies in Diplomatenkreisen als eindeutige Missbilligung einer Fremdhandlung. Mehr für den Religionsdialog als die letzten drei Päpste, insbesondere in Richtung Islam, wurde noch nie getan; diese Ohrfeige aus der Türkei schmerzt nicht nur Franziskus, sondern das gesamte Christentum inklusive Ostkirchen. – Cäcilia Kowalski

 

Hagia Sofia – die Istanbul PerspektiveBis 1890 war Istanbul eine mehrheitlich nichtmuslimische Stadt. Noch heute gibt es ein facettenreiches christliches und jüdisches Leben und viele Muslime und Säkulare schätzen gerade diese kulturellen Traditionen ihres Istanbuls von Herzen. Auch die Gezi-Park Bewegung war in diesem Sinne interreligiös. Eine der kreativsten Protestformen war ein muslimisches Fastenbrechen-Mahl (Iftar), das sich mit tausenden, nicht nur muslimischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch die ganze Istiklalstraße zog. Dieser Protest musste von Erdogan sicher zähneknirschend hingenommen werden. Der Schmerz um den Verlust eines spirituellen Ortes aller Religionen der griechischen und armenischen aber auch kurdischen und alevitischen Minderheiten ist nachvollziehbar, ich bin sicher in Istanbul wird er von vielen aufgeklärten Muslimen und fast allen Säkularen geteilt. Diese Solidarität gegen Erdogan bietet eine wichtige Perspektive für die Zeit nach ihm. – Michael Greißel

 

Ob die Hagia Sophia als Museum oder als Moschee „weiterlebt“ – entscheidend ist doch, dass sie seit ihrer Schändung und der Ermordung der darin befindlichen Christen im Jahre 1453 keine Kirche mehr ist. Hinwiederum: Sie ist das Wahrzeichen des Untergangs der Christenheit in ihrem Kernland. Und als solches ist sie durch die Umwandlung in eine Moschee noch stärker ins Bewußtsein gerückt. Sie hat, wie man heute im Deutschen sagt, ein Upgrade erhalten. Was können wir Christen in aller Welt nun tun? Was sollten wir tun? Wir sollten erkennen und lautstark fordern, es ist an der Zeit, alle von den Christen in Kirchen umgewandelten Gotteshäuser anderer Religionsgemeinschaften bedingungslos zurückzugeben. Und ebenfalls alle sonstigen geschändeten und entwendeten heiligen Orte und Gegenstände. Und es ist eine Frage der Ehre, dass wir Christen die von Christen umgewandelten Gotteshäuser nicht länger betreten – weder als Touristen, noch als Gläubige. – Klaus E. Margraf

 

Vielen Dank, dass DIE ZEIT diesem so wichtigen wie komplexen Thema eine ganze Seite widmet, die Sie detailreich und doch meisterhaft komprimiert gestaltet haben. Ihre Ansicht, dass das Museumsdekret von 1934 die Degradierung eines Gotteshauses war, teile ich nicht, sondern halte gerade das Gegenteil für richtig: Die göttlicher Weisheit gewidmete Hagia Sophia in Istanbul – zusammen mit dem Ensemble der Istanbuler Altstadt auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO verzeichnet – war ehedem fast 900 Jahre Kirche und nachmals fast 500 Jahre Moschee. Als sie im Jahr 1934 zum Museum erhoben wurde, war dies sicher Ausdruck des Laizismus, dem sich die junge Türkische Republik verschrieben hatte. Darüber hinaus war es ein Akt höchster politischer Klugheit, hinter dem sich getrost auch „göttliche Weisheit“ sehen lässt. Das kann man von der aktuellen Rückwidmung in eine Moschee schwerlich behaupten, die eher ein bedauerlicher kulturpolitischer Rückschritt ist. – Dr. J. Wachten

 


 

 

Leserbriefe zu „Hier fehlen Frauen“ von Matthias Geis und Tina Hildebrandt

 

„Nein und nochmals nein. Die Quote ist dummes Zeug“. Das geht alles zu lasten der Qualität. Frau Merkel hat leider ihre Meinung geändert. Es wäre vernünftiger gewesen, wenn sie beim „Zwangsinstrument“ geblieben wäre. Daß sie das geändert hat, ist eher dem Opportunismus zuzurechnen. – Gunter Knauer

 

Man kann zur Frauenquote eine Menge Positives anführen; genau so, wie man viel Kritisches dazu sagen kann. Für mich hat die Debatte, die sie hiermit wieder einmal befeuern, etwas eminent Künstliches, Aufgesetztes: für die Bürger ebenso wie für die Bürgerinnen geht es in erster Linie darum, dass gute Politik gemacht wird! Sie wissen selbst: Wir haben in der CDU so fähige Frauen wie Angela Merkel und Ursula von der Leyen – aber in Ministerämter sind auch Personen wie Anja Karliczek und Julia Klöckner gekommen, deren Kompetenz Sie in Ihrer Zeitung immer wieder anzweifeln. Und irgendwo dazwischen steht Annegret Kramp-Karrenbauer… Kurz, lassen Sie uns doch bitte über die Fähigkeiten von Menschen sprechen und nicht über ihr Geschlecht! Das wäre die einzige echte Art der Emanzipation. – Hanno Herzler

 

bei den Diskussionen um diverse Quoten finde ich eines immer besonders spannend: den angestrebten Prozentsatz. Warum geht es eigentlich um genau die Hälfte? Männer und Frauen sind nicht normalverteilt. „In einzelnen Landkreisen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns kommen rechnerisch weniger als 8 Frauen auf 10 Männer. “ Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechterverteilung Ich gehe also davon aus, dass es auch Landkreise gibt, in denen mehr Frauen als Männer wohnen. Gleiches gilt für alte/junge, dicke/dünne, kurz-/weitsichtige, …. Mir ist auch nichts bekannt, dass eine Partei darauf ausgelegt sein sollte in ihrer Mitgliederstruktur einen Querschnitt durch die Bevölkerung abzubilden, weder bei Geschlecht noch irgendwelchen anderen Merkmalen. Auch Ideen und Interessen sind nicht normalverteilt. Und wenn wir schon über eine Abbildung des Querschnitts der Bevölkerung in der Politik reden, dann fände ich z.B. einen Geschlechterüberhang gleich welcher Richtung im Bundestag wesentlich weniger kritisch, als die krasse Verschiebung der Berufsgruppen.

Warum keine Quote für Angestellte von Kindergärten und/oder Pflegeeinrichtungen? Das würde diese nicht nur aufwerten, sondern quasi „nebenbei“ das Geschlechterverhältnis ausgleichen und auch noch Politik in deren Sinne wahrscheinlicher machen. Familienwahlrecht wäre auch so ein Thema. Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Ich bin für eine fließende Quote: Ämter sollen primär entsprechend der Mitgliederstruktur vorgeschlagen werden, danach mal sehen wer sich überhaupt bereit erklärt. Die Gemeinde- und Ortsverbände schöpfen nicht mehr so aus dem Vollen und man kann nur mit den Mädchen/Jungen tanzen die da sind. – Sebastian Fontaine

 

Adenauer, Kohl, Merkel haben die CDU jeweils über viele Jahre hinweg geführt. Annegret Kramp-Karrenbauer, die sich selbst als „Quotenfrau“ bezeichnet, noch nicht einmal 2 Jahre. Für Spitzenpositionen in Politik, Behörden, Firmen usw. sind Fähigkeiten, Leistungsbereitschaft und Durchsetzungsvermögen unverzichtbare Voraussetzungen. Dadurch hat sich unser Staatswesen (ergänzt durch eine starke soziale Komponente) so erfolgreich entwickeln können. Nun forciert die CDU eine geschlechtsspezifische Quotenregelung. Aber wieso nur eine geschlechtsspezifische? Da können doch selbstverständlich auch andere Gruppen (siehe zum Beispiel Artikel 3 des Grundgesetzes), die sich nicht ausreichend im Verhältnis ihres prozentualen Anteils an der Gesamtbevölkerung vertreten fühlen, zu Recht ihre Ansprüche anmelden und versuchen durchzusetzen.

Da werden Gerichte bis hin zum Bundesverfassungsgericht zu tun bekommen. Der Verfassungsgerichtshof in Weimar hat sich bereits für eine Ablehnung eines Paritätsgesetzes entschieden. Das kann man auch für einen gesetzlich festgelegten Anteil in den Parlamenten erwarten. Das lässt das Grundgesetz nicht zu. Es spricht von Chancengleichheit, nicht von Ergebnisgleichheit. Auch Artikel 3 des Grundgesetzes sagt, dass „niemand wegen seines Geschlecht benachteiligt oder bevorzugt werden darf“. Die Lösung für Frauen kann doch nur sein: bildet Mehrheiten in den Parteien, zeigt, dass ihr keine Männer braucht, die zurückstecken sollen. Es gibt genug Beispiele von Frauen, die das bravourös geleistet haben und noch leisten ( übrigens auch Frauen mit Kindern!). – Udo Bauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Fünf Millionen“ von Mark Schieritz

 

Ein interessanter Artikel mit interessantem Ausblick. Vor dem Hintergrund des Euro-Rettungsfonds wäre es hilfreich eine europäische Perspektive miteinzubringen. Was bedeutet es für Europa, wenn Deutschland 5Mio Arbeitslose hat? Was kann D auf der europäischen Ebene tun, daß Arbeitslosigkeit nicht Überhand nimmt? Der Artikel denkt noch zu national, nicht innerhalb europäischer Verantwortung. – Wolfgang Michel

 

An das Diagramm, S.4, Nr. 30, als einzigen Kommentar zu schreiben: „November 2005: Angela Merkel wird Bundeskanzlerin“ ist einer der übelsten und ehrabschneidensten Kommentare Ihres Blattes in den letzten Jahren. Er insinuiert, daß der dramatische Abfall der Arbeitslosenzahlen von 2005 bis 2019 allein auf die segensreiche Tätigkeit der Frau Merkel zurückzuführen ist. In Wahrheit hat Frau Merkel weder 2005 noch irgendwann später irgendetwas zur Verringerung der Arbeitslosenzahlen beigetragen, es sei denn, es war bereits von der Regierung Schröder und den Sozialdemokraten mit der Agenda 2010 angestoßen oder sogar durchgesetzt. So macht man Demokratie kaput, Sozialdemokraten trauen sich heute, nach den Erfahrungen mit der Agenda 2010, nichts mehr zu! – Dr. H. Oetting

 

„……vor allem die Ausfuhren nach China und in die anderen Euro-Länder nehmen zu…“ Es ist erfreulich, dass China nun doch noch vor Karachibongo in die EU aufgenommen wurde. – Wolfgang Burkhardt

 


 

 

Leserbriefe zu „Furchtlosigkeit im Kopf“ von Alard von Kittlitz

 

Ja, es geht wohl bei dem ganzen weltweiten Fiasko, das wir zur Zeit erleben, hauptsächlich um Angst. Das Gegenmittel wäre wirklich „Furchtlosigkeit im Kopf“. Anhaltendes, mutiges Denken wäre wohl nötig, ein Hinterfragen der Geschichte. Zu offensichtlich ist es jetzt, dass eine riesige Umverteilung des Wohlstands und – in sehr vielen Ländern – des Notwendigsten zum Leben von unten nach oben stattfindet. Corona-Finanzcrash, Hedgefonds-Gewinne, Milliardenverschuldungen der Staaten, drohende Hungersnot für Milliarden Menschen sind hier nur einige Begriffe, die sorgfältig und sachlich zu untersuchen wären und gar nichts mit Verschwörungstheorien zu tun haben. Eine Weltwirtschaftskrise wie die jetzige ist ein Gewinn für die Superreichen.

Darüber müssen die offiziellen Medien berichten. Die Bundesanstalt für Politische Bildung stellt in ihrer Information zur Politischen Bildung Nr. 309/2010 fest: „Massenmedien haben die Aufgabe, die Öffentlichkeit zu informieren und Entscheidungsträgern die öffentliche Meinung kundzutun. Darüber hinaus wirken sie durch Kontrolle und Kritik an der Meinungsbildung mit.“Das ist gut so und wichtig. Und das bedeutet, Medienschaffende haben jetzt in dieser Krise die Ärmel hochzukrempeln. Wer diese Aufgabe wahrnimmt, ist nicht zu beneiden. Er muss sich laufend allumfassend informieren, auch die geschichtlichen Hintergründe verstehen und gegen den Strom schwimmen. Er sollte auch verstehen, wer wie durch Weltkrisen gewinnt.

Der weltweite Fokus wurde in den letzten Monaten auf das Virus SARS-CoV-2 gerichtet, mehr als jemals zuvor auf ein anderes tödliches Virus, von denen es sehr viele gibt. Dadurch wurde die Aufmerksamkeit von vielen Umwälzungen und Umverteilungen abgelenkt, die ohne die ausreichende Beobachtung durch die Öffentlichkeit vonstatten gingen. Die Folgen: Eine Vergrößerung der Schere zwischen Arm und Reich und deutliche Entwicklungen weg von der Demokratie. Nach Studienergebnissen scheinen bei SARS-CoV-2 je nach Land und Region sowie Altersstruktur, Zählweise usw. 0,02 bis 0,4 % der Infektionen tödlich zu verlaufen – vergleichbar mit einer klassischen mittelschweren Grippewelle. Das Corona-Fiasko scheint das Fiasko des modernen Menschen zu sein: Alles ist relativ, heißt eigentlich die Devise unserer Zeit – aber das gilt plötzlich nicht mehr, wenn man sich seiner eigenen Bedrohung bewusst wird und einem über Monate fast Tag und Nacht Angst gemacht wird.

Dann genügen relative Werte uns nicht mehr. Dann möchten wir alles mit der Wissenschaft beherrschen, auch den Tod. Wichtig wäre es, die Realität objektiv zu erfassen, wie es die Pioniere der analytischen Naturwissenschaft getan haben. Ihr christliches Welt- und Menschenbild ist die Mutter der analytischen Naturwissenschaft. Der moderne funktionale Pantheismus ist keine robuste, belastbare Grundlage für die moderne Wissenschaaft. Forscher wie Johannes Kepler, Isaac Newton, Robert Boyle, Blaise Pascal und auch später sehr viele andere naturwissenschaftliche Pioniere auf ihrem Gebiet wie James Clerk Maxwell, Lord Kelvin, Michael Faraday, Gregor Mendel und Louis Pasteur haben nach Gesetzen in der Natur gesucht und sie gefunden, weil sie an einen rationalen Schöpfer und Gesetzgeber glaubten.

Johannes Kepler, einer der größten Astronomen der Weltgeschichte, dankte dem Schöpfer in Seinem Buch Weltharmonik: „O Du, der Du durch das Licht der Natur das Verlangen in uns mehrst nach dem Licht Deiner Gnade, um uns durch dieses zum Licht Deiner Herrlichkeit zu geleiten, ich sage Dir Dank, Schöpfer, Gott, weil Du mir Freude gegeben hast an dem, was Du gemacht hast, und ich frohlocke über die Werke Deiner Hände. Siehe, ich habe jetzt das Werk vollendet, zu dem ich berufen wurde. Ich habe dabei alle Kräfte meines Geistes genutzt, die Du mir verliehen hast. Ich habe die Herrlichkeit Deiner Werke den Menschen, die meine Ausführungen lesen werden, geoffenbart, soviel von ihrem unendlichen Reichtum mein enger Verstand hat erfassen könnnen. Mein Geist ist bereit gewesen, den Weg richtigen und wahren Forschens einzuhalten.

Wenn ich etwas Deinen Absichten Unwürdiges vorgebracht habe, ich kleiner Wurm, im Sumpf der Sünden geboren und aufgewachsen, so sage mir, was Du die Menschen wissen lassen willst, damit ich meine Sache besser mache. Wenn ich mich durch die staunenswerte Schönheit Deiner Werke zu Verwegenheit habe verleiten lassen, oder wenn ich an meinem eigenen Ruhm bei den Menschen Gefallen gefunden habe in dem erfolgreichen Fortgang meines Werkes, das zu Deinem Ruhm bestimmt ist, so vergib mir in Deiner Milde und Barmherzigkeit …“ Das Buch der Werke Gottes (die Schöpfung) und das Buch der Worte Gottes stimmen überein. Das hatten die Pioniere der modernen analytischen Naturwissenschaft erkannt und das trieb sie an.

Und das tritt auch heute bei der Entdeckung der Großartigkeit des Schöpfers im Nano-, Mikro- und Makrokosmos noch unendlich intensiver zu Tage. Die Bescheidenheit und das ehrfürchtige Staunen der frühen Naturwissenschaftler wären heute noch weitaus angemessener als damals. Das hat sich überhaupt nicht geändert. Es wäre also nur realistisch und förderlich für die Freiheit von den Fesseln der Vorurteile, sich Gott wieder zuzuwenden und Ihn in seinem Wort zu suchen – den Fakten zu folgen statt den Vermutungen. „Ich habe in meinem Leben“, sagte Isaac Newton, einer der größten Naturwissenschaftler aller Zeiten, „zwei wichtige Dinge gelernt: dass ich ein großer Sünder bin und dass Christus ein noch größerer Retter ist.“

Jesus Christus ist von jedem Menschen nur ein Gebet weit entfernt. Auch neuere historische Forschungen bestätigen die Plausibilität der im Folgenden kurz dargestellten rationalen, gesamthistorischen Sicht. In der klassischen Antike und auch in anderen Kulturen herrschte kein Prinzip wie das der Gleichheit aller Menschen vor Gott und damit gab es keine Grundlage für Individualität, persönliche Identität, Rechte und Freiheit, die eine potentielle Werthaftigkeit und Gleichheit aller Menschen ermöglicht. Erst die damals häufig verfolgten Christen hatten in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt diese Prinzipien allmählich in die Denkweise des römischen Reichs durch Wort und Tat hineingetragen. So weichte der herrschende klassische kollektive Unterdrückungsmechanismus ein wenig auf.

Die Christen hatten Gott als Schöpfer, Souverän, und liebenden Retter durch ihr Miteinander auf der Basis der – heute historisch und archäologisch sehr gut bestätigten – Bibel persönlich kennengelernt und damit einen positiven Impuls ausgeübt. Ihr Gott war keine von Menschen ausgedachte Fiktion. Er ist ein Gott, der existiert, handelt und redet. Das Mittelalter war eine Zeit des Aufbruchs. Sie wurde effektiv, wenn auch sehr unvollkommen, vom Geist der Rationalität, Wahrheitssuche und Nächstenliebe beeinflusst, der im christlichen Glauben begründet war. Sie brachte technischen, wirtschaftlichen und kulturellen Fortschritt, der in der logischen Weiterentwicklung auch zur Entstehung der modernen Naturwissenschaft und der darauf basierenden Technologie führte.

Das achtzehnte Jahrhundert als eine Zeit der sogenannten Aufklärung und überschwänglichen Religionskritik spiegelt manchmal die auch in der Bibel ohnehin in überwältigender Weise vorhandene heftigste Kritik am Fehlverhalten der Menschen wieder.

Bei dem Zusammenspiel von christlichem Glauben und Naturwissenschaft denke ich z. B. an Wissenschaftler wie den britischen Sinologen Joseph Needham,der in seinem Forschungsgebiet, der chinesischen Wissenschaftsgeschichte, zur Erkenntnis kam, dass „der Westen trotz des früheren hohen Standes der chinesischen Wissenschaft diese am Ende überholte“ (Needhams Grand Question), und dafür „machte Needham die Einflüsse des Konfuzianismus und Daoismus verantwortlich (Ende Zitat Wikipedia Needham). Bestätigt wird das von Wissenschaftlern wie Larry Siedentop und Rodney Stark.

Aufgrund fundierter Forschungen von Spezialisten zeigen sie, dass christliche Grundlagen, wie die ursprüngliche Gottesebendbildlichkeit der Menschen und ihre Bestimmung der Gleichheit als Kinder Gottes, die in anderen Kulturen nicht ausdrücklich vorhanden waren, die Entwicklung von Individualität, Freiheit, Rationalität sowie Naturwissenschaft und Demokratie befördert haben. In anderen Religionen und Weltanschauungen konnte die analytische Naturwissenschaft trotz vorhandener hervorragender Technologien nicht „auf die Welt kommen“. Der Soziologe Rodney Stark, der die weitaus längste Zeit seines Berufslebens Agnostiker war, zitiert den Mathematiker und Philosophen Alfred North Whitehead: „Die christliche Theologie war für den Aufstieg der Naturwissenschaft im Westen von wesentlicher Bedeutung, so sicher wie nicht-christliche Theologien überall sonst die naturwissenschaftliche Suche erstickt hatten.“

In der heutigen Zeit bietet die rationale gesamthistorische Sicht das Potenzial für alle Menschen, Freiheit ohne Chaos und Ordnung ohne Tyrannei zu erfahren. Es ist förderlich, den Fakten zu folgen, wenn wir frei werden wollen von den Fesseln der Vorurteile. Frei sind eigentlich nur Gesellschaften, in denen ganz unterschiedliche fundierte Meinungen öffentlich deutlich vertreten werden und man gerade deshalb friedlich miteinander auskommt.Dann zwingt man dem anderen nicht seine Meinung auf, sondern jeder hat die Chance, seinen Horizont zu erweitern.

Das schließt die Abhängigkeit vom Schöpfer und den Tod mit ein. Der Materialismus als Weltanschauung ignoriert jedoch die Entsetzlichkeit des Todes. Das Fiasko entsteht, wenn der Tod uns selbst persönlich und öffentlich bedroht. In der evolutionistischen Weltanschauung ist der Tod die Grundlage für die Höherentwicklung des Lebens. Er ist eine Art Idol des Glaubens an die automatische Optimierung. Durch den Tod von Milliarden nicht angepasster Lebewesen soll die Höherentwicklung der Lebewesen bis zum Menschen und die Perfektion des Menschen stattfinden. Weltanschaulich-theoretisch also eine positive Sache, dem Tod von Milliarden verdanken wir angeblich unseren Entwicklungsstand.

Aber wehe, er bedroht uns selbst, öffentlich und persönlich. Dann schlagen wir um uns und wehren uns emotional und denken stark fokussiert unter Ausschluss anderer Aspekte. Die Bilder vom Abtransport von Särgen in Militär-LKWs in Bergamo zum Beispiel, deren wahre Bedeutung inzwischen aufgeklärt ist, trafen viele emotional. Sie hätten von den Medien realistisch relativiert werden müssen. Da es kaum Feuerbestattung in Italien gibt, waren die Bestattungsunternehmen nicht darauf eingerichtet, als der Staat im Zuge der Corona-Pandemie die Feuerbestattung anordnete. Deshalb musste das Militär helfen. Realistisch erforderliches Relativieren darf nicht als Frevel oder Verschwörungstheorie behandelt werden. Fehler! Es wurde kein Dateiname angegeben.Wir dürfen uns nicht von dem beherrschen lassen, was uns als Naturwissenschaft angeboten wird, aber nur Zahlen ohne umfassende Relationen, Aussagen ohne genaue Definition der Rahmenbedingungen enthält.

Naturwissenschaft ist etwas Wunderbares. Sie gibt uns Einblicke in die Natur der Schöpfung Gottes, in die Realität. Aber überhöhter Glaube an Medizin als strikte Naturwissenschaft kann sich zum pantheistischen Idol entwickeln. Von diesem Idol erwarten wir Schutz. Aber der Pantheismus kann das nicht, wie Heinrich Heine gegen Ende seines Lebens im Romanzeroschrieb: „Auf meinem Wege fand ich den Gott der Pantheisten, aber ich konnte ihn nicht gebrauchen. Dies arme träumerische Wesen ist mit der Welt verwebt und verwachsen, gleichsam in ihr eingekerkert, und gähnt dich an, willenlos und ohnmächtig. Um einen Willen zu haben, muss man eine Person sein, und um ihn zu manifestieren, muss man die Ellbogen frei haben. Wenn man nun einen Gott begehrt, der zu helfen vermag – und das ist doch die Hauptsache –, so muss man auch seine Persönlichkeit, seine Außerweltlichkeit und seine heiligen Attribute, die Allgüte, die Allweisheit, die Allgerechtigkeit usw. annehmen.“ Er spricht in diesem Zusammenhang auch davon, dass er „mit dem Schöpfer Frieden gemacht“ hat und von „seiner Heimkehr zu Gott.“

Wenn wir feststellen, dass wir, wenn wir nur auf die Kräfte der Natur vertrauen, letzten Endes auf uns selbst angewiesen sind, merken wir, dass wir uns selber schützen müssen und werden in unserer Hilflosigkeit leicht agressiv. Wichtige Hilfe und Leitplanken böten in dieser Situation allgemeingültige Werte, Richtig und Falsch, die der moderne Mensch aber theoretisch ablehnt. Die zehn Gebote, so meinen manche, seien nicht mehr gültig, aber wehe, man ist selbst betroffen. Niemand will selbst belogen, betrogen und bestohlen werden.

Wenn man merkt, dass man selbst betroffen ist, bekommt die naturalistische, materialistische Weltanschauung, der Stolz der Aufklärung als Basis für Freiheit und Demokratie einen erheblichen Knax. Das Buch “Corona Fehlalarm?” von Prof. Bhagdi, seit Wochen Spiegel-Bestseller Nr. 1, bietet jedem Medienschaffenden und Politiker die Chance, sich offiziell nicht immer leicht zugängliche Informationen im Zusammenhang zu beschaffen und zu einer historischen Wende hin zu mehr Realitätssinn in einem weltweiten Fiasko beizutragen. – Gerhard Jahnke

 

Vielen Dank für Ihren Artikel ‚Furchtlosigkeit im Kopf‘. Ich wundere mich seit langer Zeit, warum der im Christentum erzogene Mensch Angst hat, die Grenzen der zu Dogmen erhobenen Bibel-Erzählungen zu überschreiten. Ich möchte allen diesen Menschen empfehlen, die Bhagavad Gita zu lesen, die zeigt, wie der Mensch an sich selbst arbeiten kann. Denn nur dafür wurde er hierher geschickt. Da die Gita nie auf die 10 Gebote eingeht, vermute ich, dass sich das Moralverhalten mit der Zeit selbst reguliert und größere innere Welten schafft. – Annemarie Siefert

 

Wie steht es mit Ihrer Furchtlosigkeit im Kopf? Setzen Sie sich denn den Argumenten aus , die hinter solchen plakativen Sätzen stecken wie: Bill Gates hat Corona erfunden, die natürlich eine unstimmige Vereinfachung sind? Aber im Wissenszeitalter des Internet hat man die Möglichkeit zu recherchieren und sich zu informieren. Man kann z.B. auf die Seite vom MIT gehen und sich darüber informieren , was eine mRNA-Impfung ist oder ein Impfpass unter der Haut usw. Man kann sich für die Sponsoren und Investoren interessieren. Man kann auf offiziellen Seiten Vieles recherchieren, was einem so verschwörungstheoretisch anmutet und suchen, wo das Körnchen Wahrheit daran ist. Die Wertung, die man aufgrund seiner Recherchen trifft, wird in einem freiheitlichen Staat verschieden ausfallen dürfen , denke ich. Angela Merkel hat in ihrer Grundsatzrede im April ja gefordert, nur das zu glauben , was die offiziellen Medien zu Corona sagen. Ja, wir sind brave Bürger. Die Geschichte dürfte uns aber lehren , dass es stets die Minderheit im Widerstand war, die klarer sah. – D.Sandritter

 


 

 

Leserbriefe zu „Vom Hörsaal in die Notaufnahme“ protokolliert von Astrid Herbold

 

Bezüglich BAföG Problematik von Herrn Fattom! Ich hatte damals das gleiche Problem mit dem Lokalen BAföG Amt! Um den Antrag mehr Gewichtung zu geben wendete ich mich damals an das zuständige Landes Bafögamt, nach kurzer Zeit meldete sich der Leiter meines lokalen BAföG Amtes und natürlich wurde meinem Antrag stattgegeben, na also, geht doch! – Dr. med. Uwe Hecht

 

Das sind die besten Beispiele, um konkret an neuen Projekten zu arbeiten, die eben bestimmte Grenzsituationen abdecken. Der syrische Student z.B. -unter dramatischen Umständen nach Deutschland gekommen und sich vom Erstkontakt mit unserer Welt durchschlagend- hat extreme Probleme, noch dazu in „Corona-Zeiten“, sein Studium und damit sein Fortgang zu finanzieren. Hier ist nur der „gute Wille“ von Politik und Administration gefragt, um eine wichtige Förderregel (hier BAFÖG) abzuändern; da gibt es sicher ungeahnt viele Fälle, die ähnliches erleiden müssen.

Bzgl. der Forderung nach einem Fördertopf über 500 Mill Euro extra für die Hochschulen bin ich auf einen anderen Fördertopf mit anderer Summe gekommen: Bzgl. Der Corona-Pandemie und weiterer zukünftiger ungeahnter Pandemien (Die werden kommen ! ) sind Forderungen großer Summen adäquat, um alle Zusatzkosten weltweit zu bestreiten. Mein Ansatz ist der ein-prozentige Beitrag, ein permanenter, vom globalen BIP, dass bei ca 90 Billionen Dollar liegt. Natürlich obliegt dieser Betrag dann einer konsequent geführten und hundertprozentig kontrollierbaren „Kasse“ ….. – Rainer Rehfeldt

 

Ich bin froh für diesen Blick über die Schulter von drei Studierenden der Medizin, die im Frühjahr zu Zeiten der Höchstbelastung des Krankenhauspersonals durch Corona bereit waren, sich ohne Rücksicht auf die damit einhergehende eigene Gefährdung oder sonstige eigene Befindlichkeiten an vorderster Front einzubringen und zu helfen. Daher möchte ich meine Hochachtung gegenüber diesen engagierten jungen Menschen und all jenen, die jahrein, jahraus eine unterbezahlte und nicht besonders wertgeschätzte Arbeit in Krankenhäusern und anderen Pflegeeinrichtungen leisten, zum Ausdruck bringen. Und auf der anderen Seite meine Scham und Verärgerung über den Umgang der Politik mit diesem Thema. Der Hinweis von Frau Ennemost auf die von ihr hautnah erlebte und absolut nachvollziehbare Enttäuschung und den Ärger der Pflegekräfte, als diesen klar wurde, dass die einige Wochen zuvor vollmundig von Regierungsvertretern wie den Herrn Ministern Heil und Spahn versprochenen Sonderzahlungen i.H.v. 1.500,- € nun doch nicht an die Krankenpflegekräfte würden gezahlt werden.

So laut, wie diese zumindest in meinem persönlichen Umfeld goutierte und als längst überfällig betrachtete Anerkennung zunächst angekündigt worden war, so leise wurde die in einer Einmalzahlungen zum Ausdruck kommende „Wertschätzung“ wieder von der Politik zurückgenommen (übrigens genauso leise wie während der Corona-Hochphase mit Hunderttausenden von Bürgern, die nicht wussten, ob und wie die nächste Monatsmiete gezahlt werden solle, eine Rentenerhöhung von 3,4 % offenbar als Vorab-Wahlgeschenk für die ältere Generation im Bundestag durchgewunken wurde). Dieser Bonus für das Krankenpflegepersonal hätte ca. 2,5 Milliarden Euro gekostet – sicherlich ein beachtlicher Betrag, aber dieser ist den Volksvertretern die Leistung der, meinst weiblichen, Arbeitnehmer in einer absoluten Krisensituation offenbar nicht wert.

Dass dieser Betrag in etwa dem entspricht, was derzeit von den Vertragspartnern unseres Verkehrsministers als Schadensersatz für die geplatzte Pkw- Maut gefordert wird, soll nur am Rande erwähnt werden (s. „Falschfahrer“, Zeit Nr. 30). Aber letztlich wird es wohl so sein, dass dieser nicht unerhebliche Betrag für eine Nichtleistung an die Mautunternehmen wird gezahlt werden müssen, wobei Grundlage ein Vertrag ist, der (ebenfalls) zur Umsetzung eines Wahlversprechens (keine Koalition ohne Pkw- Maut) von Herrn Minister Scheuer sehenden Auges unter Verletzung geltenden deutschen und europäischen Rechts im Schnelldurchlauf geschlossen wurde und der damit von Vornherein zum Scheitern verdammt war. Mir persönlich wäre es lieber, diejenigen bekämen das Geld, die Leistung erbracht haben…. aber so ist es – wie leider so oft im Leben – auch dieses Mal nicht. – Dr. Petra Zimmermann

 


 

 

Leserbriefe zu „Vom Hörsaal in die Notaufnahme“ protokolliert von Astrid Herbold

 

Bezüglich BAföG Problematik von Herrn Fattom! Ich hatte damals das gleiche Problem mit dem Lokalen BAföG Amt! Um den Antrag mehr Gewichtung zu geben wendete ich mich damals an das zuständige Landes Bafögamt, nach kurzer Zeit meldete sich der Leiter meines lokalen BAföG Amtes und natürlich wurde meinem Antrag stattgegeben, na also, geht doch! – Dr. med. Uwe Hecht

 

Das sind die besten Beispiele, um konkret an neuen Projekten zu arbeiten, die eben bestimmte Grenzsituationen abdecken. Der syrische Student z.B. -unter dramatischen Umständen nach Deutschland gekommen und sich vom Erstkontakt mit unserer Welt durchschlagend- hat extreme Probleme, noch dazu in „Corona-Zeiten“, sein Studium und damit sein Fortgang zu finanzieren. Hier ist nur der „gute Wille“ von Politik und Administration gefragt, um eine wichtige Förderregel (hier BAFÖG) abzuändern; da gibt es sicher ungeahnt viele Fälle, die ähnliches erleiden müssen.

Bzgl. der Forderung nach einem Fördertopf über 500 Mill Euro extra für die Hochschulen bin ich auf einen anderen Fördertopf mit anderer Summe gekommen: Bzgl. Der Corona-Pandemie und weiterer zukünftiger ungeahnter Pandemien (Die werden kommen ! ) sind Forderungen großer Summen adäquat, um alle Zusatzkosten weltweit zu bestreiten. Mein Ansatz ist der ein-prozentige Beitrag, ein permanenter, vom globalen BIP, dass bei ca 90 Billionen Dollar liegt. Natürlich obliegt dieser Betrag dann einer konsequent geführten und hundertprozentig kontrollierbaren „Kasse“ ….. – Rainer Rehfeldt

 

Ich bin froh für diesen Blick über die Schulter von drei Studierenden der Medizin, die im Frühjahr zu Zeiten der Höchstbelastung des Krankenhauspersonals durch Corona bereit waren, sich ohne Rücksicht auf die damit einhergehende eigene Gefährdung oder sonstige eigene Befindlichkeiten an vorderster Front einzubringen und zu helfen. Daher möchte ich meine Hochachtung gegenüber diesen engagierten jungen Menschen und all jenen, die jahrein, jahraus eine unterbezahlte und nicht besonders wertgeschätzte Arbeit in Krankenhäusern und anderen Pflegeeinrichtungen leisten, zum Ausdruck bringen. Und auf der anderen Seite meine Scham und Verärgerung über den Umgang der Politik mit diesem Thema. Der Hinweis von Frau Ennemost auf die von ihr hautnah erlebte und absolut nachvollziehbare Enttäuschung und den Ärger der Pflegekräfte, als diesen klar wurde, dass die einige Wochen zuvor vollmundig von Regierungsvertretern wie den Herrn Ministern Heil und Spahn versprochenen Sonderzahlungen i.H.v. 1.500,- € nun doch nicht an die Krankenpflegekräfte würden gezahlt werden.

So laut, wie diese zumindest in meinem persönlichen Umfeld goutierte und als längst überfällig betrachtete Anerkennung zunächst angekündigt worden war, so leise wurde die in einer Einmalzahlungen zum Ausdruck kommende „Wertschätzung“ wieder von der Politik zurückgenommen (übrigens genauso leise wie während der Corona-Hochphase mit Hunderttausenden von Bürgern, die nicht wussten, ob und wie die nächste Monatsmiete gezahlt werden solle, eine Rentenerhöhung von 3,4 % offenbar als Vorab-Wahlgeschenk für die ältere Generation im Bundestag durchgewunken wurde). Dieser Bonus für das Krankenpflegepersonal hätte ca. 2,5 Milliarden Euro gekostet – sicherlich ein beachtlicher Betrag, aber dieser ist den Volksvertretern die Leistung der, meinst weiblichen, Arbeitnehmer in einer absoluten Krisensituation offenbar nicht wert.

Dass dieser Betrag in etwa dem entspricht, was derzeit von den Vertragspartnern unseres Verkehrsministers als Schadensersatz für die geplatzte Pkw- Maut gefordert wird, soll nur am Rande erwähnt werden (s. „Falschfahrer“, Zeit Nr. 30). Aber letztlich wird es wohl so sein, dass dieser nicht unerhebliche Betrag für eine Nichtleistung an die Mautunternehmen wird gezahlt werden müssen, wobei Grundlage ein Vertrag ist, der (ebenfalls) zur Umsetzung eines Wahlversprechens (keine Koalition ohne Pkw- Maut) von Herrn Minister Scheuer sehenden Auges unter Verletzung geltenden deutschen und europäischen Rechts im Schnelldurchlauf geschlossen wurde und der damit von Vornherein zum Scheitern verdammt war. Mir persönlich wäre es lieber, diejenigen bekämen das Geld, die Leistung erbracht haben…. aber so ist es – wie leider so oft im Leben – auch dieses Mal nicht. – Dr. Petra Zimmermann

 


 

 

Leserbriefe zum Politischen Fragebogen „»Nee, ich bin eigentlich kein Betrüger«“. Gespräch mit Peter Lohmeyer geführt von Tina Hildebrandt

 

Fünf Autoren, voran die beiden Vertreter des humanen, liberalen Islam, der Theologe Prof. Khorchide in Münster und Seyran Ates, Anwältin und Gründerin einer liberalen Moschee in Berlin bringen ihre Traurigkeit, ihre Wut und Empörung über die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee zum Ausdruck. Allein die Islamverbände hüllen sich in Schweigen. Das macht stutzig. Sind sie es doch, die mit großer Rhetorik die angebliche Islamphobie in Deutschland beklagen! Dabei muß man wissen, daß es bei ihnen um politische Verbände handelt, die im Auftrag von Erdogan agieren und von Ankara unterstützt bzw. finanziert werden.

Da ist es nur logisch, daß das OVG Münster diesen Verbänden den Status einer Religionsgemeinschaft im Sinne des Grundgesetzes 2017 aberkannt hat. Dieses Urteil hat das Bundesverwaltungsgericht zwar aufgehoben mit der Begründung einer weiteren Klärung, nämlich der Kernfrage nach der Verfassungstreue der Islamverbände. Hier sind berechtigte Zweifel angebracht.- Der Rechtsstreit geht also weiter. Seit über 20 Jahren prozessieren nun der Islamrat und der ZMD als kleinster Verband, mit seinem Vorsitzenden Aiman Mazyek. Ein einmaliger Vorgang! – Günter Riemer

 

Der Schauspieler Peter Lohmeyer „weiß noch genau“, dass die „Willy wählen“-Anstecker rot waren. So genau kann man sich irren. Die waren orange! – Robert Krick

 

Hier irrt sich Peter Lohmeyer: Obwohl er noch „genau“ weiß, wie die Willy-wählen-Buttons aussahen, stimmt seine Beschreibung in mehrfacher Hinsicht nicht. Zum einen war hinten dran keine Stecknadel sondern die buttonübliche Sicherheitsnadel, zum anderen, und das ist für die damalige SPD bezeichnend, war der Button ganz und gar nicht rot – eine Abbildung zeigt z. B. https://www.hdg.de/lemo/bestand/objekt/alltagskultur-button-willy-waehlen.htmlDie SPD wollte mit der Farbe rot auf gar keinen Fall mehr in Verbindung gebracht werden, sonder liebäugelte allenfalls mit einem Orange, das im Fall des Willy-wählen-Buttons zudem ausgesprochen blass ausfiel. Zumindest in Baden-Württemberg waren die Partei-Mitgliedsbücher zu dieser Zeit sogar blau(!) eingebunden. Kennzeichnete dies den Anfang vom Ende? – Udo Kroschewski

 


 

 

Leserbriefe zu „»Das ist ein Tabubruch«“. Gespräch mit Ottmar Issing geführt von Mark Schieritz

 

Zum Interview mit dem Grandseigneur und ersten Chefökonomen der EZB herzlichen Dank. Herr Kollege Issing unterschlägt in der ihm eigenen Bescheidenheit, dass in den ersten EZB-Jahren bereits der Name „Issing“ als Chefvolkswirt für besonders großes Vertrauen der Märkte sorgte. In Bezug auf seine Äußerungen zur derzeitigen EZB-Politik kann ich ihm nur zustimmen. Seit EZB-Chef Draghi und den Chef-Volkswirten Praet und jetzt Lane mit etwas getarnten „Euro-Bonds“ sind derartige Argumente leider seltener zu hören. – Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele

 

Wenn selbst ein so kluger Kerl wie Hr. Issing nicht versteht, worum es in 2 BvR 859/15 u. a. in der Auseinandersetzung mit EuGH (Große Kammer) C-493/17 ging, sondern darüber räsonniert, das (Bundesverfassungs-)Gericht begebe sich „in eine wissenschaftliche Debatte“, (was keine gute Grundlage für ein Urteil sei,) muss ich mal versuchen zu erklären, was in diesem Urteil drin stand bzw. warum das drin stand, was drin stand. Es ist nämlich wirklich toteneinfach. Es ist bloß die ganze Debatte daran vorbeigetrampelt; vor allem derer, die das ganze sofort und primär oder ausschließlich machtpolitisch aufgearbeitet haben („BVerfG hat überzogen“, „BVerfG hat sich überschätzt“, „verzockt“ gar, im „Machtpoker“ …)., oder gleich ganz mit der großen Keule: BVerfG schadet Europa, stärkt die PiS, usf. Alles Quatsch. Ja, die denken „auch“ politisch, das BVerfG IST ein Staatsorgan, ABER es ist seiner Kultur, seinem Selbstverständnis UND im täglichen Wirken primär ein GERICHT.

Und so muss man die auch verstehen – Dieses Gericht hat den EuGH gefragt: Ist die EZB-Maßnahme währungspolitisch, oder wirtschaftspolitisch? (WIR haben da nämlich Zweifel.) Antwort EuGH: Die EZB hat gesagt, die Maßnahme ist währungspolitisch, also ist sie währungspolitisch. (Meinetwegen noch das Schleifchen: „… zumindest wüßten wir nicht, warum wir der EZB das nicht glauben sollten, wenn sie das doch sagt.“) So. Und DAZU sagt nun das BVerfG: Nee, Freunde – das ist richterliche Leistungsverweigerung. So einfach könnt, dürft, sollt Ihr Euch nicht abspeisen lassen – Ihr müßt(et) SELBER prüfen, ja IST die Maßnahme nun währungspolitisch; oder ist sie wirtschaftspolitisch? (… denn davon hängt ja ab, ob sie in Unions-Kompetenz fällt, oder ob nicht.) (Dafür müßte man natürlich erstmal Definitionen aufstellen, dann subsumieren, etc., pp. Was Gerichte halt so machen; und was – das ist ganz wichtig – der EuGH sonst AUCH den lieben langen Tag lang macht!) Ihr könnt Euch nicht herstellen und sagen, nun, der Maßnahmenveranlasser hat sich auf den Kompetenztitel „Währungspolitik“ gestützt; ALSO glauben wir ihm das mal; sondern: Ihr müsst(et) PRÜFEN, ob dem so IST (und nicht nur: ob das OFFENSICHTLICHER Unsinn ist). Heißt: Das BVerfG hängt keiner bestimmten Lehre an, was Währungspolitik ist. Es hat auch nicht gesagt, es müsse bei der Prüfung das oder das herauskommen.

Auch nicht unterschwellig – wenn es so WÄRE, hätte Karlsruhe nicht vorgelegt. So ein breites Kreuz haben die, dass wenn IHNEN der Fall klar scheint, sie auch SAGEN: der Fall ist klar, da brauchen wir Luxemburg nicht fragen. Es ist bloß sauer geworden, und das kann ich persönlich sehr gut verstehen, dass sie als Antwort auf ihre Frage bekommen haben: Die EZB begründete ihre Maßnahme währungspolitisch, also war sie währungspolitisch. Dazu meinten sie: Nee, Freunde – DAS ist zu einfach, DAS ist zu kurz gesprungen. – End of Story! (Wenn SIe mir nicht glauben: schicken Sie meine Zeilen dem Hr. Voßkuhle, der sich ja auch schon bei Ihnen geäußert hat, und ich sage Ihnen: der wird Ihnen sagen, Genau – endlich mal einer der’s auf den Punkt bringt …) Und das ist auch richtig so (das ist jetzt meine Meinung zu alle dem), es ist nicht (begrüßenswerter) „judicial Self-Restraint“, wenn ein Gericht sagt, das prüfen wir nicht; sondern es IST Leistungsverweigerung – und da die deutsche Rechtskultur durch Hr. v. Danwitz ausreichend am EuGH vertreten ist, darf ich sicher sagen:

BEWUSSTE Leistungsverweigerung – wenn der Kompetenztitel nicht inhaltlich geprüft, sondern nur „wiedergegeben“ wird. Wenn das BVerfG das hätt durchgehen lassen, dann wäre eben wirklich zu Ende gewesen: es gäbe dann KEINE Rechtskontrolle mehr, ob die Union eine Kompetenz ausnutzt, die ihr aktiv und bewusst vom deutschen Gesetzgeber übertragen worden ist; es wäre der Selbstermächtigung (noch nicht einmal als bewußtem oder feindseligem Akt – einfach so als Akt überhaupt) Tür und Tor offen, wenn der EuGH nur prüft, ob das Unionsorgan sich auf einen Titel BERUFT (und nicht, ob zu Recht oder nicht zu Recht); und wir das BVerfG prüfen gar nichts (mehr). Das ist die Geschichte. – Christian Naundorf

 

Der Tabubruch wurde schon 2002 begangen. Seit die DM durch den Euro ersetzt worden ist, begann die Armut größer zu werden. Das war alles abzusehen. Die Wirtschaft hat sich mal wieder durchgesetzt. Für den Normalo war es eine Katastrophe. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Es geht auch ohne“ von Hannah Knuth

 

Ich habe den Artikel „Es geht auch ohne“ mit großem Interesse gelesen, da auch ich mich sehr für eine minimalistische Lebensweise interessiere und vermeide, überflüssigen Kram zu kaufen, den man nicht wirklich braucht. Denn das zeigt sich letztlich auch im Geldbeutel. Leider legt der Artikel unbewusst oder nicht ein Dilemma offen: Gerade die typische Leserschaft der ZEIT (eher gebildet und besserverdienend) spiegelt sich in den Protagonisten des Artikels wider, die sich den Minimalismus erst nach der eigenen Erfahrung des Über-Konsums leisten und leisten wollen. Protagonistin Nicole Weiß etwa, nachdem sie vom Chaos des Spielzeug-Überflusses ihrer Kinder überrumpelt wurde. Sie scheint finanziell noch die wenigsten Betuchteste des beschriebenen Tettnanger Stammtischs zu sein, wenn sie sich in Gesellschaft eines IT-Projektsmanagers, einer Sanitätshaus-Mitarbeiterin und der Inhaberin eines Friseursalons befindet.

Es wäre wünschenswert gewesen, für eine differenzierte Darstellung oder als Gegenpol auch andere, finanziell weniger privilegierte Menschen aus anderen sozialen Schichten zu Wort kommen zu lassen, die gerade im Anbetracht ungleich geringerer finanzieller Möglichkeiten den Minimalismus tätsächlich aus der Not, nicht aus dem Überfluss heraus für sich entdeckt haben. Denn bei dieser leider einseitig bleibenden Betrachtung bleibt leider auch die Leserschaft der ZEITin ihrer eigenen Filterblase gefangen. Dies ist auch als eine Anregung für die Fortsetzung der „Wende zum Weniger“-Reihe zu verstehen. Dieser Leserbrief eines mehrjährigen Abonnenten darf gern voröffentlicht werden. – Lutz Granert

 

Zur Serie „Weniger“ und Hannah Knuths „Es geht auch ohne“ Die Diskussion um „weniger“ ist mir fremd, weil ich schon immer wenig kaufe: Meine Eltern haben mich zur Sparsamkeit erzogen, man kaufte, was unbedingt nötig war, und billig. Irgendwann kauften wir viel bio, also teurer als nicht-bio. Ich mag es nicht, wenn Dinge zu Hause rumstehen, die ich kaum brauche, lebe somit schon lange minimalistisch, ohne das ich das Wort kannte. Ich habe irgendwann verstanden, dass meine Einkäufe dazu beitragen, dass Arbeitsplätze erhalten bleiben und manchmal auch, dass Natur geschützt wird. Wovon leben z.B. Näherinnen, Bauern oder Arbeiter, wenn andere z.B. weniger Kleidung, Bananen oder Handys kaufen? Immer entstehen und vergehen Arbeitsplätze. Die Gesellschaft kann versuchen, durch Bildung, Geld und andere Hilfen andere Arbeit zu ermöglichen.

Die kapitalistische Denkweise des Fortschritts ist mir fremd: immer mehr Geld bekommen, immer mehr ausgeben, immer mehr haben. Billig wird in Masse hergestellt und weggeworfen – ich fände es gut, weniger herzustellen, dafür mit mehr Zeit, teurer und es hält Jahre oder ein Leben lang. Ich würde gern so was kaufen, befürchte jedoch, bei teuren Sachen vor allem den Markennamen zu bezahlen, nicht den Arbeiter- und Naturschutz. Da nur wenige Langlebiges kaufen, ist es für die Wenigen teurer als wenn viele so kaufen würden. Als ev. Christ bin ich überzeugt davon, dass wir Menschen mit Käufen oder Besitz glücklicher werden wollen. Manche Käufe und Dinge machen Menschen zufrieden, aber immer begrenzt. Nur Gott kann Menschen zufriedenstellen, in diesem Leben begrenzt, im Leben nach dem Tod hoffentlich ganz. – Johannes Müller

 

Was wollen sie mit dem Beitrag erreichen.? Es gibt immer irgendwelche Sonderlinge. Mit der Zeit werden sie feststellen; es geht nicht ohne. Mein Rat wäre: Sie sollten sich zum Buddhismus bekennen und auswandern. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Mehr Wildnis wagen“ von Fritz Habekuß

 

Mit Schrecken lese ich , dass das BSP bzw. BRUTTONATIONALEINKOMMEN des Planeten Erde bei nur noch 8,75 Billionen Dollar liegt. Das entspräche in etwa dem BIP von Japan in 2 Jahren. Höchstwahscheinlich meinten sie 1,6 Promille, dann passt es nämlich, wenn man sich auf das BIP bezieht. – Markus Harder

 

Die Natur übernimmt Ökosystem-Leistungen. Noch haben diese Leistungen in keinen Leistungskatalog Eingang gefunden. Eine Abrechnung freiwillig erbrachter Leistungen ist grundsätzlich nicht vorgesehen. Alles umsonst. Was umsonst ist, hat keinen Wert. Dabei soll sich doch Leistung wieder lohnen. Kosten-Nutzen-Analysen können helfen, Abrechnungstabellen zu erstellen. Wie könnten wir die Natur bezahlen? Mit Naturschutz? Sehr großzügig: Das Honorar besteht aus dem Verzicht auf Zerstörung. 30 %. Ein guter Deal? – Reinhard Koine

 

Es ist einer der seltensten Zeitpunkte in der Geschichte, an dem wir uns befinden. Wir, die Bevölkerung der Erde, können einem unserer hellsten Köpfe, namentlich Albert Einstein, in einer Sache widersprechen. Als großer Anhänger von Fritz Habekuss traf mich seine Schlusszeile (im Bericht 》Mehr Wildnis wagen《, Die Zeit Nummer 30/2020) in vollster Überzeugung. 》Nicht jede Pflanze, jedes Tier, jeder Pilz hat einen Preis – aber jedes Leben einen Wert.《Wem dieser Satz zu esoterisch ist oder unsere Mitgeschöpfe zu sehr vermenschlicht sieht, der sollte diesen Satz in anderer Weise interpretieren. Und zwar so, dass der Wert jedes Lebens ebenso einen Mehrwert für den Menschen bedeutet.

Wem es zu weit geht, an die Existenz von Gefühlen und Bewusstseinsstrukturen bei Tieren und Pflanzen zu glauben, der sollte sich immerhin im Klaren darüber sein, dass es sich bei Kohle, Erdgas und Erdöl um jahrmillionenalte Überreste von Bäumen handelt. Jedem sollte klar sein, dass er im Winter nicht friert, weil es einst vom Menschen unbeschmutzte Wälder gab, die sich ohne den Druck der Forstwirtschaft in einem langen Prozess zu ebenjenen fossilen Energieträgern zersetzen konnten. Keiner muss an gehirnähnliche Strukturen in Bäumen, an träumende Eintagsfliegen oder Raben, die sich beim Namen rufen, glauben, wovon ich jedoch wohlgemerkt sehr stark ausgehe. Hier reicht es vollkommen aus, den Satz von Fritz Habekuss in eine menschenorientierte und sogar naturausbeuterische Richtung interpretieren zu können.

Nur mit ausreichend unbesudelten, naturnahen Ökosystemen kann die Menschheit ihren way of life weiterführen und nur mit mindestens 30 Prozent an Naturschutzgebieten weltweit können unsere Enkel, Urenkel und somit auch ein Teil unserer Gene die Zeit in einer bequemen Lebenssituation überdauern. Spätestens jetzt sollte jeder – egal ob Kapitalist, Naturfreund, Manager oder Vorschulkind – verstanden haben, dass wir, sei es auch lediglich für den zukünftigen Raubbau an der Natur, die Natur in Ruhe lassen müssen! Wenn wir das nicht schaffen, bestätigen wir Albert Einstein in seiner These, dass nur das Universum und die menschliche Dummheit unendlich seien. Die historische Chance wäre verspielt. – Benedikt Schwickert

 


 

 

Leserbriefe zu „»Das System ist auf Kante genäht«“. Gespräch mit Matthias Seestern-Pauly geführt von Johanna Schoener

 

Für das schöne Bild, das Elisabeth Raether auf Seite eins mit ihrer Fantasiereise in ein Land mit einer guten Kita-Versorgung in meinem Kopf erschaffen hat (es könnte so schön sein), war das Interview mit Herrn Seestern-Pauly wie das Aufwachen aus einem schönen Traum. Mir ist schon klar, dass die Basis von unserem materiellen Wohlstand die ausgefuchste deutsche Technik ist, die auf Knopfdruck funktioniert und die sich überall auf der Welt gut verkaufen lässt. Und mir ist auch klar, dass die Fachkräfte in der Industrie gut ausgebildet und entsprechend entlohnt werden müssen. Aber alle Menschen in diesem Land sind einmal Kind gewesen und werden bestenfalls auch einmal alt sein.

Die produktive Phase dazwischen, ist nur durch die sehr menschliche, nicht auf Knopfdruck funktionierende, manchmal sehr erfüllende und manchmal alles abverlangende Betreuung davor und danach möglich. Dass dafür kein Geld zur Verfügung steht, will mir nicht in den Kopf. Wieso muss der Vorsitzende der Kinderkommission(!?) des deutschen Bundestages, sich für die „flächendeckende Abschaffung des Schulgeldes und die Einführung einer Ausbildungsvergütung“ für ErzieherInnen einsetzen? Das tut ja weh beim Lesen, wenn das so unaufgeregt und randständig daher kommt. Vielleicht hier noch mal der Hinweis an Politik und Wirtschaft: dass die Arbeit mit Menschen unbezahlbar ist, darf nicht buchstäblich so verstanden werden. – Bernd Wallbaum

 

Selbst der winzigkleinste Verdacht, der könnte schon bald genügen, um daraus einen ultra lebensgefährlichen Tatbestand zu machen. Das würde dann für das örtlich zuständige Gesundheitsamt bedeuten: „Husch husch, ihr lieben Menschen, alle sofort ab in das bereitgestellte Lockdown-Körbchen“; „Klappe zu, Affe tot“. Der schwer coronadurchgebeutelte und total entnervte Mensch, der muss diese Spielchen solange über sich ergehen lassen, bis es einen brauchbaren „Corona-Impfstoff“ gibt; aber das kann noch richtig lange dauern! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Rühr mich an!“ von Elisabeth von Thadden

 

Ich lese das Unwohlsein in ihrem letzten Satz ob des gruseligen Menschheitsszenarios im „Abstandswahn“. Die wissenschaftliche Leistung der Heidelberger Forscher in Ehren, aber das wissen und fühlen wir auch so. Ich finde es sehr bedauerlich, dass Sie nicht den Mut aufgebracht haben, in aller Deutlichkeit zu schreiben: „Nein so wollen wir nicht leben!“ Und zu allem Überfluss muss dann auch noch die Maskenlösung als Pseudolösung herhalten — wer glaubt denn da dran? Die konditional verbrämte Wortwahl von Frau Ditzen steht für sich. Oh, Mann ich bin echt verärgert über die Zeit (Abonnent seit 1978!!) – Hans-Peter Schmid

 

Natürlich bezweifle ich nicht die wohltuende Wirkung freiwilliger körperlicher Berührungen. Aber wie ist es mit deren mittel- oder gar langfristigen Wirkungen? Lässt sich darüber etwas sagen? Dazu kommen unterschiedliche Berührungsangewohnheiten in unterschiedlichen Kulturen. Wenn häufige Berührungen traditionell verankert sind, können die m. E. auch zu einer Nivellierung von deren Wirksamkeit führen, so dass in erster Linie eine exklusiv bestätigende Funktion der Zugehörigkeit durch routiniertes Berühren entsteht.

Darüber hinaus gibt es neben der nonverbalen Kommunikation auch nichtkörperliche Berührungen. Je weniger fremd man sich selbst ist, desto weniger fremd sind einem auch andere und desto weniger abhängig macht man sich tendenziell von der Unbedingtheit körperlicher Berührungen – natürlich ohne totalitäre Ansprüche. Dann könnte es auch in Hamburger Redaktionszimmern nach einem solchen Ferngespräch, auf dem der Artikel beruht, angenehm statt unangenehm still werden. Die momentanen Abstandsregeln können und sollten jedenfalls auch zur Einstimmung auf mentale, atmosphärische (um nicht von Aura zu sprechen) und vielleicht sogar geistige Berührungen genutzt werden. – Christoph Müller-Luckwald

 


 

 

Leserbrief zu „Sechs Jahre Haft“ von Alice Bota

 

Ihre Russland-Berichterstattung ist tendenziös und verzerrt – schade bei einer so versierten Korrespondentin. Nur ein einziges Beispiel: Sie schreiben zur russischen Verfassungsreform: „206 Änderungen wurden festgeschrieben, die entscheidende: Er [Putin, R. W.-D.] darf bis 2036 Präsident bleiben.“ Das ist falsch, leider auch primitiv; es soll wohl Winkelzüge des Herrschers im Reich des Bösen bloßstellen. Aber keine einzige der 206 Änderungen „schreibt“ dies „fest“. Dies ginge schon deshalb nicht, weil auch in Russland nur Wahlen festlegen können, wer Präsident wird. Man muss keine „Feindsender“ (Russia Today und Ähnliches) anschauen oder hören, um zu dieser Einsicht zu gelangen:

Ich empfehle die Webseiten der Bundeszentrale für Politische Bildung (siehe unten) oder auch der Heinrich-Böll-Stiftung, lt. dieser: „In Moskau hat Präsident Wladimir Putin eine neue Epoche eingeleitet: Die wohlerwogene Machtübergabe an einen Nachfolger, der spätestens 2024 in Wahlen bestimmt werden muss.“ (https://www.boell.de/de/2020/01/17/nach-putin-ist-vor-putin) [21.07.2020] Gerne kritische Berichterstattung über Russland – aber nicht so -: xenophob. Ich habe es satt, stets Ihren Russland-Berichten „hinterher“ recherchieren zu müssen, um ein realistisches Bild zu erhalten.

P.S. Bundeszentrale für Politische Bildung: https://www.bpb.de/internationales/europa/russland/analysen/305199/kommentar-russland-eine-superpraesidentielle-republik-implikationen-eines-gesetzentwurfes-zur-verfassungsaenderung[21.07.2020] „Als wahrscheinlich drängt sich die folgende Lesart dieser Verfassungsreform auf: Mit der Erweiterung präsidialer Kompetenzen, dem Ausbau des präsidialen Einflusses über den Föderationsrat und der Einführung eines zusätzlichen Vetorechts gegenüber parlamentarischen Gesetzesinitiativen reagiert der Kreml auf die Protestwellen der Jahre 2018/2019, behält die Kontrolle über den Machtübergang 2024 und bereitet sich – vorsorglich – auf eine nicht zu Kooperationen bereite, ‚präsidentenunfreundliche‘ Staatsduma vor.“ – Dr. habil. Roland Wagner-Döbler

 


 

 

Leserbrief zu „Dem Stau entschweben“ von Dirk Asendorpf

 

Ihre Ausführungen möchte ich ergänzen: In Koblenz hatte man für die Bundesgartenschau eine Seilbahn über den Rhein, vom Rand der Festung Ehrenbreitstein an den Rand der Altstadt gebaut. Auf Wunsch der Einwohner wird sie für zunächst 10 Jahre weiter betrieben. Für die Menschen in den Wohnquartieren nahe Ehrenbreitstein, teils mit Jahreskarte, ist die Seilbahn ein Nahverkehrsmittel geworden, mit dem man schneller in die City kommt. – Adolf Ronnenberg

 


 

 

Leserbrief zu „Eins auf die Nase“ von Anne Hähnig

 

Niemand kann jedem Unsinn widersprechen, der in der „Zeit“ verbreitet wird. Dennoch starte ich einige wenige Versuche. Der erste: Auch in Jena hat es nie eine Maskenpflicht gegeben. Auch dort gibt es lediglich eine Mund-Nase-Bedeckungspflicht. Der zweite Versuch: Auch in Jena wird dem Corona-Virus nur auf zwei Wegen (notdürftig) der Weg in den menschlichen Körper versperrt, die Augen bleiben frei zugänglich. Der dritte Versuch: Mathias Pletz, Infektiologe am Uni-Klinikum in Jena, weist darauf hin, dass das Corona-Virus bleiben werde. Deswegen solle die „Maske“ zumindest in der Erkältungssaison Teil der Kultur in Jena werden. Von mir aus. Weimar habe ich schon immer schöner gefunden. – Heinz-Peter Tjaden

 


 

 

Leserbrief zu „Wert des Glaubens, Preis der Zwiebel“ von Özlem Topçu

 

Der politische Wert des Glaubens multipliziert sich mit der Anzahl der Gläubigen und dem Abstand zu weltlichen Wahrheiten und realem Wissen. Die daraus oftmals resultierende Bildungsferne ermöglicht misanthropischen Macht- und Rechthabern nicht nur eine Vielzahl an Möglichkeiten zum Gestaltungsmissbrauch, sie verkürzt den Weg dorthin spiegelverkehrt. Und ja, eine Politik, die darauf baut, ist hilflos und armselig. Gleichwohl wird sie in den meistens Ländern dieser Welt mehr oder weniger praktiziert. Denn es gibt leider nur wenige große Staatsführungen, die auf derartige Kleinmütigkeit und Schlichtheit verzichten können. – Ira Bartsch

 


 

 

Leserbrief zu „Massendemo trotz Corona. Warum sind die Israelis so wütend?“ von Richard C. Schneider

 

Die Bürger in Israel sollen mal schön dies Klappe halten, die sind keinen Deut besser als die Regierung. Es gibt viele Beispiele in anderen Ländern, wo fast alles so weiter läuft wie vor das Virus. In Singapur ist es zum Beispiel so. Auch in anderen asiatischen Staaten. Ich mache das an der Politik fest. Die haben schon immer ihr Land vor Einwanderung dicht gemacht. Deutschland wird durch die vielen Ausländer, da kann mir einer erzählen was er will, noch lange Zeit damit zu tun haben. Auch andere europäische Staaten und Amerika sind die Hochburgen von Corona. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Höllenritt auf hoher See“ von Marcus Rohwetter

 

Kreuzfahrtschiffe: was gibt es Besseres für Urlaubsvergnügen? Was das Herz immer begehrt – nichts bleibt dem Wunsch hier versagt! Dass man die Meere verdreckt und durch Landemanöver die Ziele, Nimmt gern in Kauf der Tourist, denn er hat ja bezahlt! Umwelt- und Klimaverpestung, Vernichtung von Flora und Fauna – Damit wird immer gewarnt, doch das vergällt bloß den Spaß. Kauft man sich doch zum Pauschalpreis in Freizeitpark ein gleich: Kino, Theater und Tanz, Nervenkitzel komplett! Schaukeln auf Wellen und Stürme daneben – frei Haus geliefert, Kultur- und Natur-Denkmal weltweit eröffnet dem Blick. Hauptsache: viel hat erlebt der eine, die andere auf Reisen – Reederei nur diktiert, was man geboten bekommt. Hirnlose Spaß-Jägerei und alles auf Kosten der Umwelt – Wann wann denkt Mann/Frau drüber nach, ob und wozu man das braucht! (Angeregt durch: „Höllenritt auf hoher See“, in Die ZEIT, Nr. 30/16. Juli 2020 , S. 24) – Prof. Dr. Eberhard Ockel

 


 

 

Leserbriefe zu „“Was machst du, Alter?““ von Johannes Dudziak im ZEIT Magazin

 

Sage und Schreibe 19 Seiten, knapp die Hälfte des Magazins – für wen und wozu? – Peter Birkholz

 

Heute habe ich es mal geschafft Die Zeit zu kaufen, das ist bei uns auf dem Dorf nicht soo einfach. So, und jetzt lese ich heute auf dem Titelblatt: Das Hörspiel, endlich erfahren wir mal dank Corona, was die Spieler auf dem Platz so sagen. Gut, nun geht es um das Spiel Dortmund gegen München, und ich bin – durch Geburt in Bremen verpflichtet – Werder Fan. Aber man muss ja auch über den Tellerrand gucken. Also fang ich an zu lesen….. Gott sei Dank bin ich als Werder-Fan ja geduldig und emotional stark belastbar; denn tatsächlich umfasst der Artikel über 10!!! Seiten, nämlich die Ausrufe ausgesuchter Spieler von der ersten bis zur letzten Minute, mit Nachspielzeit. Geht`s noch? ich bin froh, dass es auch einige wortkarge Spieler gibt, sonst wäre das Magazin wohl ein kleiner Brockhaus geworden.

Nein im Ernst, das finde ich doch etwas Verschwendung von Papier und Tinte. Zumal die Ausrufe nicht so sehr überraschen. Die hört man wohl auch in der Kreisklasse. Versöhnt haben mich allerdings die tollen Illustrationen zum Artikel von Berta Vallo. Die hätte ich auch gerne von den Werder-Spielern. Naja, vielleicht in der nächsten Saison. Endspiel Dortmund gegen Werder. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Mit sportlichen Grüßen an die Redaktion und den fleißigen Johannes Dudziak. – Marita Horwege

 

Seit vielen Jahren lese ich inzwischen Ihre Zeitung regelmäßig und jeweils bestimmt 95% der Beiträge. Ich fange immer mit dem Zeitmagazin an und freue mich an Martenstein und Prüfers Töchtern. Nur bei zwei Gelegenheiten wird das Heft zu 80% ungelesen weggeworfen. Das eine ist die Ausgabe mit dem Uhrenrätsel. Da sage ich mir dann aber, es gibt Leute, denen das Rätsel Spaß macht, und irgendjemand gewinnt sogar etwas, also gönne es Deinen Mitmenschen. Das andere ist die mit der Modefotografie. Die Bilder sind zu dunkel oder unscharf, um etwas zu erkennen, oder sie zeigen den Kopf einer Person und im Begleittext heißt es, die Socken seien von der Firma Falke. Wo da der Erkenntnisgewinn sein soll, erschließt sich mir nicht. Heute hat es mich allerdings außer der Reihe aus den Schuhen gehoben. 13 Seiten Wiedergabe von Gesprächsfetzen eines Fußballspiels? Was ist Ihnen denn da bloß eingefallen?

Ja, gut, allem Anschein nach gar nichts, wenn Sie mit solchem Unfug die Seiten füllen müssen. Das kann doch nicht mal für Fußballfans in dieser epischen Breite interessant sein. Wer sich für Fußball interessiert, hat das Spiel gesehen und den Text gehört. So erhellend sind die Satzbröckchen nicht, dass man sie auch noch lesen müsste. Ich hätte es verstanden, wenn Sie als Beispiel eine Seite oder vielleicht zwei wiedergegeben hätten. Ist denn wirklich auf dieser Welt nichts Wichtigeres, Schöneres, Interessanteres passiert, dass Sie das veröffentlichen mussten? Diese Seiten waren nicht nur überflüssig, sondern ein Ärgernis. Deshalb siehe den Betreff: von den 5,70 Euro hätte ich gern wenigstens 50 Cent zurück. – Chr. Lux

 

Um es mal vorweg zu nehmen. Ich gucke mir gerne Fußball im Fernsehen an. Gehöre aber nicht zu denen, die in Corona-Zeiten etwas vermisst hätten. Und jetzt das? Unglaublich! Das letzte Geheimnis ist gelüftet! Nach wochenlanger Recherche können wir jetzt lesen was Fußballspieler sich auf dem Platz zurufen! Echt jetzt? Echt jetzt? Echt jetzt? 13, 13, 13 Seiten? Geht nicht! Wirklich nicht! Aus! Aus! Aus! Ich bin raus! Machen Sie insgesamt weiter so – die Zeit und das Zeit Magazin sind großartig, aber das ging gar nicht! – Martin Roth

 

Dieses Heft 30/2020 können Sie sicher beim Guiness Buch der Rekorde einreichen: als schwachsinnigstes ZEIT Magazin aller Zeiten. (Hoffentlich!) Welchen ZEIT Leser glauben Sie denn, mit diesem „Beitrag“ ansprechen zu können? Schade nur um all die vielen Bäume, die für diese 20 Seiten Mist sterben mussten. – Dr. Rudolf Spiegel

 

So viel Schwachsinn: „Was machst du Alter?“ – über 16 (!) Seiten im Zeitmagazin (Nr. 30) – das ist eine Zumutung und kann nur an „Corona“ liegen. Es wäre ein Grund, die ZEIT zu kündigen! – Dr. Mechtild Hobl-Friedrich

 

Sie bringen im MAGAZIN auf 20 von 46 Seiten irgendein Fußballergestammel (einschließlich Bilder). „Geht’s noch?“ Das ist eine selbstherrliche erhebliche Missachtung des weitaus größten Teiles Ihrer Leser und das auch noch zu einem Normalpreis von 5,70 €/ZEIT – Claus Richter-Haffelder

 

Das sind etliche Seiten Papierverschwendung auf BILD-Zeitungsniveau. Von der ZEIT erwarte ich anspruchsvollere Beiträge. – Heidi Janke-Mohr

 

Endlich! Seit Jahren bemühe ich mich, Freunde und Bekannte davon zu überzeugen, Abonnenten der ZEIT zu werden. Ich verwies auf die interessanten Reportagen, Kritiken, Kolumnen in all ihrer Vielfalt, die Möglichkeiten, mit der ZEIT zu verreisen oder in ihrem Shop Exklusives zu kaufen, die anspruchsvollen Rätselseiten, humorvolle Beiträge und vieles andere mehr. Um es kurz zu fassen – ich war nicht sehr erfolgreich. Aber jetzt gibt es einen Bericht, der auch den letzten Skeptiker von der hohen Qualität Ihrer Zeitschrift überzeugen wird: Das HÖR- Spiel im ZEITmagazin vom 16. Juli. Zwischen den doch recht belanglosen Artikeln zwischen „Martenstein“ und „Prüfers Töchtern“ erfährt der geneigte Leser auf über 20 Seiten wie es auf dem Rasen wirklich zugegangen ist , kann nachvollziehen, was in den Spielern vorgeht, kommt zu Erkenntnissen, die ihm als Zuschauer im Stadion oder im Fernsehen verwehrt geblieben wären und hat in schriftlicher Form eine bleibende Erinnerung an dieses unvergessliche Spiel. Vielen Dank! – Klaus Friedrich

 

Das aktuelle Zeit-Magazin empfinden wir als den Tiefpunkt des Printjournalismus. Dafür sollten sie sich bitte demütigst bei ihren LeserInnen entschuldigen. Bitte nie wieder, anderenfalls wird 1 Exemplar der Zeit mehr künftig am Kiosk liegenbleiben… – Andreas Reinhard und Isabel wiemer

 

Das letzte Zeitmgazin war eine große Enttäuschung: Der Großteil des Blattes brachte die nicht sehr aussagekräftigen Sprüche der Fußballer. Wenn sich diese nur auf einige Seiten beschränkt hätten, mir solls Recht sein. Aber 16 Seiten damit zu füllen grenzt eigentlich an eine Zumutung für Leser und Leserinnen, die sich nicht dafür interessieren. Ich hoffe, dass die nächsteAusgabe wieder interessanter und abwechslungsreicher sien wird! – Brigitte Uhl

 

Das Hörspiel als Trauerspiel und absoluter Tiefpunkt. Komm,Komm! Zeit,Zeit,Zeit! Bravo. Jaaa! Oooh!Aargh! Outside,outside ! Mann,Mann,Mann,Mann! Zeit!Kein Abseits,weiter! Eyy!Au! Scheiße. Yo,Männer,was ist los mit euch? Originalzitate Die Zeit Es ist unglaublich, was das Corona-Virus alles anrichtet. Noch so eine Darbietung, dann war‘s das mit dem langjährigen Zeit-Abo. Schade um die wertvolle journalistische Arbeitszeit, die hierbei verschwendet wurde. – Martin Hoffmann

 

Ist „Das Hör-Spiel“ jetzt Ihr neues Niveau? 19 Seiten für „hochgradige“ Intelligenz! – U. Bloch

 

Mit Verwunderung habe ich das aktuelle ZEITmagazin durchgeblättert. Gespräche von Fußballern transkripieren? Dazu fällt nichts mehr ein. Etwas Sinnvolleres ist Ihnen im Sommerloch nicht eingefallen? Schade ums Papier und die Druckertinte. Zum Einwickeln der Kartoffelschalen reichts allemal. – Torsten Endruscheit

 

Ärgere mich, dass ich für so einen Schrottartikel, der das ganze Zeitmagazin füllt, Geld bezahle. – Lucia Maria

 

Die Lektüre der Zeit und insbesondere des Magazin gehört zu den großen Freuden des Lebens für unsere ganze Familie ( ..ja auch das 19 jährige Nesthäkchen liest mit und speziell die Ausgabe 29 bot viel Diskussionsstoff in der Familie..siehe Debattenkulturartikel ! ) Leider gibt es auch Ausnahmen…Die meider auch noch mehrseitige, dämliche Fussballerstory “ Was machst du Alter “ ist ein Negativbeispiel für Verschwendung von Druckseiten, mangelndem Informationsgehalt , fehlendem Mehrwert ..sind wir aus Versehen bei der Bildzeitung gelandet ??? Hoffentlich hat es sich nur um ein Sommerloch“ gehandelt..Wie immer tröstet der gute Martenstein..aber das war wirklich Verschwendung von Druckkosten.. – Familie Dres .Lederer

 

Zitat Müller: Yo, Männer, was ist los mit euch? … – Marko Dowald

 

Wir sind seit mehr als 5 Jahrzehnten treue und überwiegend zufriedene Abonnenten Ihrer Zeitung. Das ZEITmagazin hingegen hat uns schon mehrfach enttäuscht (aber man kann es nicht jedem recht machen). Dieses Heft Nr. 30 vom 16.07.2020 jedoch ist eine Zumutung! „Geheimnisse des Profifußballs“,12 Textseiten lang!! Selbst ein begeisteter Fußball-Fan muss doch bescheuert sein, diesen Artikel in seiner ausführlichen Länge zu lesen. Es entspricht jedenfalls ganz und gar nicht dem Niveau „unserer ZEIT“. – Dr. Hans und Anne Frielingsdorf

 

Das schlägt dem Fass den Boden aus: 20 Seiten Schwachsinn im Zeitmagazin Nr. 30. Der Redakteur bekommt wahrscheinlich auch noch Zeilengeld dafür, dass er diesen Schwachsinn abgetippt hat. Bisher habe ich mich nur über die „Uhrenausgabe“ des Zeitmagazin (Dekadenz in Reinform) geärgert, aber das Hörspiel toppt das noch ums Vielfache. Schade ums Papier. Eine Spende an die Aktion Regenwald wäre das Mindeste, um diese Papierverschwendung etwas zu kompensieren. – Tina Dorner

 

Oh Mann, ey. Was solln das, ey. Lasst den Blödsinn, ey. – Gregor Bauer

 

Dass Ihr Redakteur Dudziak wochenlang immer wieder ein und dasselbe Fußballspiel anhört (was Herr Amend auch noch als Recherchen bezeichnet), stimmt mich traurig und ich bemitleide ihn wegen der vergeudeten Lebenszeit. Dass er aus diesem Un-sinn eine mehr als sechsunddreißig (!) Spalten lange Ansammlung von belanglosen Wortwiederholungen zusammenschreibt, lässt mich an beider Verstand zweifeln und macht mich wütend. Wenn Sie aber ernsthaft erwarten, mit dieser Ungeheuerlichkeit Ihre Leserschaft zu erreichen, fühle ich mich persönlich beleidigt und habe offenbar die falsche Zeitung abonniert. – Irus Wunderlich

 

Das war endlich einmal ein Beitrag mit „Hand und Fuß“, das Spielergelabere im leeren BVB-Stadion, während der Partie gegen den FC Bayern München, einfach bühnenreif! Die Rockhits, die vor dem Anpfiff aus den Stadion-Lautsprechern tönten, da möchte wahrscheinlich selbst keine arme „Tönnies-Sau“ mehr freiwillig zuhören, denn dieser Tatbestand selbst, der könnte schon irgendwie, als Tierquälerei ausgelegt werden Ob ein Stadion mit Fans dann doch geschmacksverträglicher wäre, das wäre dann wieder so eine Frage des (guten) Geschmacks. – Klaus P. Jaworek

 

Seit vielen Jahren lesen meine Frau und ich als Abonnenten gerne Ihre Wochenzeitung “Die Zeit”. Neuerdings lässt allerdings die Qualität des Zeit-Magazins deutlich nach. Der krönende Abschluss war letzte Woche (Ausgabe 30) der 19-seitige Beitrag über Gespräche von Profifußballern während eines Spiels. Glauben Sie wirklich, dass das irgendjemanden aus Ihrem Leserkreis interessiert? Oder sollten etwa nur die Seiten gefüllt werden? Ich bitte Sie eindringlich, auf Ihr früheres Niveau beim Zeit-Magazin zurückzukehren. – Dr. Georg Bockmair

 

Auf 17 Seiten druckt das ZEIT-Magazin ab, was sich Spieler und Trainer während des Fußballspiels Borussia Dortmund gegen Bayern München zurufen. Von >>eye,eye!, bleib easy<< bis zu >>Scheiße<< (Hummels in der 13. Minute). Es mag sein, dass dies der üblichen Dramaturgie und Kommunikation bei einem Bundesligaspiel entspricht, die kein literarisches Niveau haben müssen. Welchen Erkenntnisgewinn oder Unterhaltungswert hat dieser Beitrag? Dies ist nicht das Niveau, das ich in 40 Jahren als Abonnent bisher gewohnt war. Ich bin enttäuscht. – Dr. Michael Vollert

 

Eingangs haben Sie unter der Überschrift „Fußball pur“ die Entstehung der Seiten 14-31 beschrieben. Vielleicht können Sie dem geneigten Leser dennoch „auf die Sprünge helfen“ und ihm erklären, welches besondere Leseempfinden ihn bei der Lektüre dieser Seiten ergreifen soll. Wenn Müller ruft „komm, komm, ab!“ und kurz darauf ruft: „Geh ab, geh ab“, und sich Kimmich in der Folge anfeuernd mit dem Ruf meldet: „Lauf durch Serge! Lauf durch. Lauf durch!“ und Müller diesen Ruf mit „King, King, King“ anfeuernd unterstreicht, dann frage ich mich erwartungsvoll, welche wortgewaltigen Einlassungen mich noch auf den folgenden Seiten erwarten. Lediglich meine französischen Sprachkenntnisse werden noch geprüft, wenn ich von Guerreiro zu Bürki den Zuruf „Tranquille“ lese und Pavard hinzufügt: „Allez, Coman!“

Meine ernsthafte Frage: Hat das CORONA-Virus auch schon den Journalismus befallen oder soll die Leidensfähigkeit des Lesers in diesen ungewöhnlichen Zeiten auf den Prüfstand gestellt werden? Geehrter Herr Amend. Wenn Sie mir antworten würden, würde ich mich freuen. Andernfalls mag es gut sein. Da das ZEIT-Magazin üblicherweise von der ZEIT begleitet wird, besteht für uns auch keine Veranlassung, unser langjähriges Abonnement zu kündigen. Das ZEIT-Magazin wäre jedoch insgesamt verbesserungsfähig. – Klaus Grieshaber

 

Ey, was machst du, Zeitmagazin? 17 Seiten Satz- und Worthülsen der Fußballgötter unserer Nation, die die wunderbare Vielfalt unserer Sprache demonstrieren? Soll uns dies wirklich interessieren? Die Verleihung der goldenen sauren Gurke steht jedenfalls unmittelbar bevor. – Elisabeth Vollert

 

Das ZEIT MAGAZIN Nr. 30 (Beitrag: Das HÖR-Spiel) brachte mich zu der Überlegung, ob ich mein Abo kündigen sollte. Solch eine Papierverschwendung für ein absolut unwichtiges Thema – mag sein, dass sich für die Veröffentlichung dieses Schwachsinns in einer Fußball-Zeitung Leser finden – ich bin mir jedenfalls sicher, dass so etwas nicht in eine seriöse Zeitung gehört. – Reinhard Rönnecke

 

Unsere (gewohnte) Welt steht am Abgrund, und nicht immer kann man ( ernsthaft ) darüber schreiben, weil das nicht alle aushalten. Manches Mal wünscht man sich auch etwas humoriges zu lesen. Aushalten musste ich den Bericht Das HÖR-Spiel im ZEITMAGAZIN. Da kann man als Fußballspiel-Besucher, ( falls man einer ist ) ja froh sein das man wegen des Lärms im Stadion nicht hört was sich die Spieler zurufen, oder schreien. Was in dem Bericht auf 21 !!! Seiten, plus zwei Seiten Cover, geschrieben steht stellt die Frage: Musste das sein? Es ist DADA RAP in Reinkultur, nicht humorig, nicht informativ, und man glaubt einer Truppe geistig Behinderter zuzuhören, oder Jugendlichen auf jedem x-beliebigen Bolzplatz auf der ganzen Welt..

Aber nein, es sind die Heroen der sogenannten Fußballkultur mit ihrer Philosophie, ihrem dürftigen Inhalt, und dem entsprechenden Vokabular. So etwas könnte man in einem Theaterstück der Sorte tragisch-komisch unterbringen. Danach gingen alle Zuschauer verwirrt nach Hause. So etwas zu steigern kann man nur mit einem Bericht über ein Fussballspiel, bei dem ohne Ball gespielt wird. Interessant zu lesen wäre, was in der Redaktionskonferenz besprochen wurde diesen Artikel so zu veröffentlichen. War das etwa eine Geisterkonferenz? Sind das schon Auswirkungen des Corona Virus, von dem man ja noch nicht genau weiss welche Körperpartien davon befallen werden? – Gert Besner

 

Jetzt muss ich Sie doch mal fragen, ob Sie in der häuslichen Corona-Quarantäne auch noch mit dem Ausfall Ihres Internetanschlusses zu kämpfen hatten, sodass ein fussballbegeisteter Volontär mit Hang zu expressionistischem Dadaismus 19 Seiten des wertvollen Zeit-Magazin-Platzes an Ihnen vorbei mit Fußballer-Sprechblasen füllen durfte? Haben Sie während der Zeit des heimischen Netzausfalls auch mal alle Tassen in Ihrem Küchenschrank gezählt? Und? Sind noch alle da? Klar, ich bin vom Land. Ich verstehe nicht immer das Metaphysische im Zeit-Magazin. Vielleicht können Sie das in diesem Fall nachliefern. Besser als das „Hörspiel“ finde ich dann noch immer 20 Seiten Werbung der Uhrenhersteller, der Handtaschenindustrie oder der Spitzenmodemacher. Machen Sie das nicht mehr? Herr Amend, die Corona-Beschränkungen sind doch gar nicht mehr so schlimm. Vermutlich auch in Hamburg nicht. Gehen Sie mal an der frischen Luft spazieren, den Kopf durchpusten. Sie wissen schon. – Günter Grießbach

 

Meine Frau und ich fühlen uns durch diese Magazinausgabe „verarscht“! – Dr. Ulrich Oelschläger

 

Als wöchentlich heiß erwartete Lektüre für kurzweiligen Zeitgeist und interessante Berichte und Anregungen, finde ich es fürchterlich, besagtes Magazin mit gefühlten 100 Seiten über niveaulosen Fußballkäse vorzufinden. ….Schade!!! Bitte dem Verantwortlichen vorlegen. Danke. – Stephan Lindner

 

…weiter,weiter ! Und was sagten die in der Umkleidekabine ? Was hörte man später an der Bar ? Nun wissen wir , was Profi-Fußballer bei Ihrer Arbeit so von sich geben. Also wirklich ! Müssen das gleich 13 Seiten „Text“ und 7 Seiten Bilder sein ? Schade um den Fleiß derer ,die das alles aufschreiben mußten. – Horst-Manfred Gerngreif

 

Ich lese jede Woche (Kioskkäufer) Ihre ausgezeichnete Zeitung. Um so fassungsloser bin ich, wenn Sie, wie im letzten ZEIT-Magazin, seitenlang das völlig sinnfreie und bedeutungslose Gequatsche von Fußballspielern abdrucken. Gleichzeitg bekomme ich von einem Kollegen den hervorragenden Artikel über sars2 in der online-Ausgabe zugesandt. Dieser Artikel müsste im ZEIT-Magazin erscheinen, nicht das nur papiertonnentaugliche „Hörspiel“. – Ulrich Knechtel

 

Ich habe mir mal wieder die Zeit gegönnt (Nr.30) für 5,70€ doch was ich dann im Zeit Magazin gesehen habe, über 20 Seiten Unsinnige Wortfetzen, Unfassbar. Wer genehmigt so etwas? Ich werde Die Zeit nicht mehr Kaufen – H.Schmidt

 

Jede Woche warte ich auf die neue „Zeit“ und freue mich über guten Journalismus. Passen da die über 20 Seiten „HÖR-Spiel im Magazin dazu? Genügt das Ihren Ansprüchen? Für uns waren diese Ergüsse ein Ärgernis. – Alois Ruess

 

Mir erschließt sich wirklich nicht, was den Verfasser zu diesem Artikel bewogen hat. Dass sich das sprachliche Niveau im Fussball überwiegend am unteren Level bewegt, war vorher schon klar. Für diese Erkenntnis hätte es den Aufwand für diesen “ Schwachsinn“ nicht gebraucht. Aber jetzt hat sich dem Leser die ganze Sprachwelt des Profifussballs erschlossen. Wenn ich über Kommandos wie “ Druck,Druck,Druck“, Benji , come oder Hintermann, Hintermann“ nicht informiert worden wäre, mir hätte wirklich was gefehlt. Zum Glück war im Magazin noch das Zeiträtsel, sonst hätte ich die Ausgabe sofort weggeschmissen. Ich hoffe, die Verantwortlichen des Magazins begeben sich baldmöglicht wieder auf das bislang praktizierte Niveau. Dieser Bericht ist weder mit “ Corona“ noch mit dem Sommerloch zu rechtfertigen. – Erwin Mittelberger

 

Selten habe ich mich über mein Lieblingsheft, was ich jeden Donnerstag wg Rezeptund Rätzel wie wild erwarte, so was von geärgert!!!! Was soll das Hörspiel, ich kann ja Spass vertragen! Aber diese Absonderungen über bezahlter und überbewerteten Menschen, so fuck! Entschuldigung vielleicht ist das ja auch die nächste Pflichtlektüre der ABI-Jahrgänge 2021 in Deutsch…………so what. – Hildegard Caspers

 


 

 

Leserbriefe zu „Über ein umstrittenes Wappen, den Umgang mit Klischees und die Message der Möhren“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Um ein kleines Gegengewicht zu den erwartbaren kritischen Reaktionen auf Ihre aktuelle Kolumne zu bilden, möchte ich mich bedanken für Ihre wunderbare Art zu schreiben. Sie schaffen es, scheinbar spielerisch, mit bissigem Humor und Esprit zum nachdenken zu animieren. Über Zeitgeist, Vielfalt im Denken und Sein und die schrulligen Seiten des Menschen. Nicht immer gelingt das gleich gut, aber diesmal war es klasse! – Dominik Klüppel

 

Ich schreibe Ihnen aus dem Blickwinkel einer vorvergangen Zeit, als der Knabe noch guten Gewissens für die armen Negerkindlein seine vom Taschengeld abgesparten Groschen in den Münzschlitz eines porzellanenen Nick-Negers werfen durfte. Er – nicht der Knabe! – hatte krauses Haar, dicke Lippen und einen bangemachenden stechenden Blick. Nun meinten Sie, im Möhringer Wappen sei „noch immer der Kopf einer schwarzen Frau abgebildet“. Da haben Sie die Altrassisten gegeißelt und sind selbst gendermäßig arg ausgerutscht.

Es ist nämlich keine Mohrin und auch keine Möhrin. Es ist ein Mohr, gerade so, wie die mittelalterbeflissenen Heraldiker des 19. Jahrhunderts sich einen solchen vorgestellt haben: mit krausem Haar und großen Lippen. Und gar: der Möhringer Moor hat auch Ohrgehänge. Der Wappen-Mohr, dem ich gelegentlich begegne, trägt einen Turban – und Ohrring. Ein örtlicher Journalist hat sich jüngst über diese Negerin mokiert. Aber ich danke dem treuen Kaffeeröster, der unbeirrt die Tüten für seinen hervorragenden Kaffee mit dem Logo bedrucken lässt, das ich seit meiner fernen Kindheit kenne. – JNB

 

Der Text von Harald Martenstein im ZEIT-Magazin vom 16.7.2020 ist ein gutes Beispiel dafür, sich mit bestimmten Problemlagen nicht weitergehend beschäftigen zu wollen, aber gleichzeitig den Anspruch zu erheben, urteilen zu können. Martenstein fordert dazu auf, die Bedeutung des Kontextes zu beachten, tut dies gleichzeitig aber selbst überhaupt nicht. Der tatsächliche historische und etymologische Kontext des Wortes „Mohr“ wird in keiner Weise zum Thema gemacht, denn dann würde Martenstein feststellen, dass der Vergleich mit dem Wort „Jude“ ziemlich hinkt. Das eine ist eine durchaus gebräuchliche Selbstbezeichnung, siehe „Zentralrat der Juden“, das andere eine jahrhundertealte Fremdbezeichnung von „nicht-weißen“ Menschen durch „weiße“ Menschen, die herabwürdigt und beleidigt. Das Wort „Mohr“ geht auf das griechische Wort „moros“ zurück, das heißt u.a. „dumm“ und „töricht“. Auch der Sprachgebrauch dieses Wortes ist historisch gesehen immer herabsetzend gemeint gewesen.

Es gibt in der deutschen Gesellschaft strukturellen Rassismus. Davon profitieren „weiße“ Menschen, „nicht-weiße“ werden diskriminiert. Das geschieht auf dem Wohnungsmarkt, beim Besuch von Behörden, im Kontakt mit der Polizei, im Bewerbungsverfahren oder bespielsweise im schulischen Bildungswesen. Die Ursachen hierfür liegen in einer jahrhundertealten rassistischen Tradition, die in Deutschland noch nicht genügend aufgearbeitet wurde. Zum Bespiel fristet die Kolonialzeit im Geschichtsunterricht der Schulen immer noch ein Nischendasein. Bestimmte rassistische Klischees bestimmten unsere Wahrnehmung der Welt, auch wenn wir das nicht möchten. Und das kann durchaus durch die Verwendung „klischeehafter“ Darstellungen „Nicht-weißer“ auf Wappen reproduziert werden.

Es ist völlig unangemessen, die Beschäftigung „weißer“ Menschen mit strukturellem Rassismus mit dem Ödipuskomplex zu vergleichen oder sich über die Forderung, das Wort „Mohr“ aus unserem Alltag zu tilgen, lustig zu machen. Das sagt mehr über die Bereitschaft Martensteins, sich mit Rassismus beschäftigen zu wollen, aus, als ihm lieb sein kann. Ich widerspreche Harald Martenstein entschieden. Welchen Beigeschmack ein Wort hat, hängt nicht unbedingt von der Einstellung der sprechenden Person ab. Wenn das so wäre, dann gäbe es keinen strukturellen Rassismus. – Michel Dobelmann

 

Bravourös!! Vielen Dank! – Katharina Kammerloher

 


 

 

Leserbriefzur Deutschlandkarte „TURTELTAUBEN“ von Johannes Palm im ZEIT Magazin

 

Wenn Sie sich schon mit Tauben beschäftigen und auch den Tierschutzbund Deutschland erwähnen erwarte ich in Ihrem Magazin eine korrekte und vorurteilsfreie Reportage. Aber wieder mal wird das uralte, l#ngst überholte der „lästigen Stadttauben“ wiederholt. Beim Tierschutzbund Deutschland e.V. läuft schon länger eine Kampagne – Respekt Stadttauben – die großartig ist und von der Presse kontinuierlich ignoriert wird. Diese Diskriminierung ist fast nicht zu händeln und auch der Tierschutz steht da machtlos gegenüber. Vielleicht schaffen Sie es ja, diese Seite des Tierschutzbundes aufzurufen und Sie werden ganz neue Erkenntnisse gewinnen. – Judith Held

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Ich liebe die Kolumnen über Ihre Töchter! Und die letzte über Ihren Sportversuch und Julis Kommentare fand ich wieder extrem gelungen – danke dafuer! Meine gesamte Familie und ich haben sehr gelacht! Und den Ponyhof, den Sie besucht haben, werden wir buchen, sobald meine Tochter (jetzt 5) alt genug ist. – Jenny L. Petersen