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30. Juli 2020 – Ausgabe 32

 

Leserbriefe zu „Nichts ist in Stein gemeißelt“ von Maximilian Probst und Ulrich Schnabel

 

Ist es nicht Bekunden des Offensichtlichen, zu schreiben „Nichts ist in Stein gemeißelt“, wenn schon der Physiker Richard Feynman sagte „Wissenschaft ist Kultur des Zweifels“? Der Reaktorunfall von Fukushima war eine Überraschung? War es nicht eher die „Truthahn-Illusion“? Sie zeigt, wie schwierig Wahrscheinlich-keitsprognosen sind, insbesondere bei der Risikoabschätzung. Man tendiert oft dazu, falsche Schlüsse zu ziehen. Hinter der Truthahn-Illu- sion steckt die Vorstellung (um nicht zu sagen Hoffnung), unbekannte Risiken ließen sich berechnen.

Man weiss genug über Risiken, man hat sie aber einfach ignoriert. Man fragt sich, welche Sicherheitsvorkehrungen in Fukushima getroffen wurden, wo 6 Reaktoren aneinander gereiht sind, wo der Brennstoff des Reaktors 3 ein Gemisch von Uran und Plutonium ist. Das KKW ist nicht allzu weit entfernt vom Ballungsraum Tokio mit 37 Mio. Einwohnern gebaut! Es gibt dort nur wenige Straßen und Eisenbahnlinien, die man in einem Notfall als Fluchtwege benutzen könnte. Das Horror-Szenario ist durch Menschen gemacht! Und man hat nicht genug Straßen, um Beton zur Einbetonierung der Reaktoren zu bringen… Und jetzt werden Menschen für die Ignoranz in Japan mit ihrer Gesundheit und Ihrem Leben bezahlen! Ist es nicht verantwortungslos, ein Kernkraftwerk mit 6 Reaktoren direkt am Meeres-ufer zu bauen, in einer Region mit häufi- gen Erdbeben?

Und wenn ein Erdbeben am Meeresboden passiert, dann erzeugt es einen Tsunami. Das wissenschaftliche Wissen veraltet, wird überholt. Es ist unbeständig, kurzlebig, temporär, wie Alfred Whitehead bemerkte. Auch der Wissenschaftsphilosoph Paul Feyerabend sagte: „Die Geschichte der Wissenschaft wird auch weiterhin nachlässig, schlampig und grundsätzlich irrational sein im Sinne, dass sowohl ihre Behauptungen als auch ihre Verfahren korrigierbar sind, fortwährend verändert durch Erfahrung.”

Es stimmt m.E. nicht ganz, „ob sich atomare Teilchen wie punktförmige feste Objekte verhalten oder wie unendlich ausgedehnte Wellen, hängt nicht zuletzt davon ab, ob man sie beobachtet oder nicht“ wie die Herren Probst und Schnabel meinen. Es ist gleichzeitig beides: es wurde das erste Mal in der Schweiz an der EPFL – Ecole Polytechnique Federale Lausanne 2016 von Fabrizio Carbone beobachtet. Die Fachzeitschrift Naturevom 2.7.2008 schrieb: „Das Ergebnis ist eine Warnung, dass unser Verständnis wie die klassische Realität ent- steht, naiv sein kann, sagt Vlatko Vedral, ein Quantenphysiker, damals an der Uni. Leeds, jetzt Professor an der Uni. Oxford. Es sagt uns, dass wir wirklich nicht annehmen können, dass Messungen die Realität kreieren, weil es möglich ist, die Effekte der Messungen auszura- dieren und von neuem zu starten.“ Außerdem haben Kazuhiro Yokota, Takashi Yamamoto, Masato Koashi und Nobuyuki Imoto von Uni. Osaka 2009 eine „interaktionsfreie“ Messungsmethode entwickelt, bei der man mit dem Quantensystem nicht interferiert und deswegen kann man die „spukhafte Fernwirkung“ direkt beobachten.

Die Herren Probst und Schnabel haben nicht erwähnt, dass es eine sog. „schwache“ Messung gibt, in dem die Quanten-„Unkollaps“-Hypo- these verifiziert wurde. PhysicsWorldvom 3.8.2012 schrieb: „Die Theorie der „schwachen“ Messung – das erste Mal vorgeschlagen und ent- wickelt von Aharonov und seiner Gruppe 1988 – diktiert, dass es möglich ist, ein Quantensystem „schwach“ zu messen und manche Informa- tionen über die Eigenschaften (z.B. die Position) zu erhalten ohne die komplementäre Eigenschaft (Impuls) und deshalb die zukünftige Evo- lution des Systems beträchtlich zu stören. Obwohl die Menge der Information, die für jede Messung gewonnen wird, winzig ist, gibt ein Durchschnitt von mehrfachen Messungen eine präzise Abschätzung der Messung der Eigenschaft, ohne ihren finalen Wert zu verstellen.“ Mit Sicherheit existieren Religion und Wissenschaft miteinander: Im 20. Jhrt. gab es Wissenschaftler, die gleichzeitig Jesuitenpatres waren: Georges Lemaitre, ein Astrophysiker, der als Begründer der Urknalltheorie gilt, und Timothy Toohing, der 2001 gestorben ist, war sogar ein praktizierender Teilchenbeschleuniger-Physiker. Im Vatikan (und in Arizona, USA) betreiben Jesuiten sogar das eigene Observatorium des Vatikans. Außerdem hat der Vatikan seit 1931 eine eigene Päpstliche Akademie der Wissenschaften.

Umgekehrt flüchteten am Ende des 20. Jahrhunderts manche Wissenschaftler sogar zurück zur Religion, z.B. wurde in England der theoretische Physi- ker John Polkinghorne anglikanischer Priester. Die Kirche will selbst entscheiden, was ist göttlich und was weltlich (wissenschaftlich), und wo ist die Schnittstelle zwischen den beiden: Es gibt auch den Templetonpreis, mit ihn werden Verdienste an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Religion ausgezeichnet. Unter den Trägern sind auch der Physiker Freeman Dyson 2000, John Polkinghorne 2002, einer der Erfinder des Lasers Charles Townes 2005 und der Astronom Martin Rees 2011. – Igor Fodor

 

Die Autoren wären gut beraten gewesen, vor dem Verfassen ihres gemeinsamen Textes einmal den Artikel von Markus Gabriel „Jetzt mal realistisch bleiben“ zu lesen. Die Aussage, in den Geisteswissenschaften sei man schon im 19. Jahrhundert zu der Erkenntnis gelangt, dass nicht die eine, wahre Wirklichkeit gibt, möchte ich mit Markus Gabriel ebenfalls als „postmodernen Unsinn“ bezeichnen.

Was Probst und Schnabel beschreiben, ist die für Wissenschaft konstitutive Kontroversität. Und ich bin überzeugt, dass viele Menschen, die keine akademische Ausbildung haben, zum ersten Mal in ihrem Leben mit dieser Kontroversität konfrontiert und vielfach überfordert waren. Das führt dann leider zur Verunsicherung: „Die einen sagen das, die anderen das Gegenteil, nichts Genaues weiß man nicht.“ Nicht zu verwechseln ist diese gebotene Kontroversität jedoch von der postmodernen Verwechslung von Faktum und Meinung. Das Virus ist eindeutig, eindeutiger, als es den postmodern gestimmten Zeitgenossen lieb ist. Ich hätte nie gedacht, dass das Virus des Relativismus’ und Postfaktischen einmal so um sich greifen würde!

Und symptomatisch dafür ist auch, dass nicht wenige Zeitgenossen den Begriff der Verschwörungstheorie ablehnen, weil alle Theorien gleich gültig seien und es sich verbiete, eine Theorie derart negativ zu konnotieren und als unwahr zu klassifizieren. Und auch wenn es ihnen nicht bewusst sein mag, atmet auch Probst und Schnabels Text den Geist des Poststrukturalismus, nach dem es so etwas wie die objektive Wahrheit (eines Satzes) nicht länger gibt. Ich wurde dieser Tage auf eine Passage aus Camus‘„die Pest“ aufmerksam gemacht:

„Wenn ein Krieg ausbricht, sagen die Leute: ,Er kann nicht lange dauern, es ist zu unsinnig.‘ Und ohne Zweifel ist ein Krieg wirklich zu unsinnig, aber das hindert ihn nicht daran, lange zu dauern. Dummheit ist immer beharrlich. Das merkte man, wenn man nicht immer mit sich selbst beschäftigt wäre. In dieser Beziehung waren unsere Mitbürger wie alle Leute, sie dachten an sich, oder anders ausgedrückt, sie waren Menschenfreunde: Sie glaubten nicht an Heimsuchungen. Weil die Plage das Maß des Menschlichen übersteigt, sagt man sich, sie sei unwirklich, ein böser Traum, der vergehen werde.

Aber er vergeht nicht immer, und von bösem Traum zu bösem Traum vergehen die Menschen, und die Menschenfreunde zuerst, weil sie sich nicht vorgesehen haben. Unsere Mitbürger waren nicht schuldiger als andere, sie vergaßen nur die Bescheidenheit und dachten, dass ihnen noch alle Möglichkeiten offenblieben, was aber voraussetzt, dass Heimsuchungen unmöglich sind. Sie schlossen auch weiterhin Geschäfte ab, bereiteten Reisen vor und hatten eine Meinung. Wie hätten sie da an die Pest denken sollen, die der Zukunft, dem Reisen und dem Gedankenaustausch ein Ende macht? Sie glaubten sich frei, und keiner wird je frei sein, solange es Geißeln der Menschheit gibt.“

Camus‘ Analyse ist aktueller denn je: Die derzeitige Pandemie und das zur Unzweideutigkeit neigende Virus kränken unser Freiheitsgefühl, sie sind viel zu apodiktisch, viel zu sehr Setzung als unserem postmodernen Mindset lieb ist. Die politischen M a ß n a h m e n sind tatsächlich Resultat von Abwägungen – und Kompromisse auszuhandeln ist ja das Kerngeschäft von Politik –, das V i r u s selbst aber ist eindeutig, eindeutiger, wie gesagt, als es dem postmodern gestimmten Zeitgenossen lieb ist.

All das bedarf in der Postcorona-Zeit dringend der Aufarbeitung; meine To-Do-Liste ist jedenfalls inzwischen ziemlich lang. Schon jetzt aber möchte ich Probst und Schnabels Analyse dezidiert widersprechen: Kontroversität ja, Verwechslung von Tatsachen mit Meinung nein! Bereits vor 70 Jahren formulierte Hannah Arendt so überaus treffend in Bezug auf die Deutschen: „Der wohl hervorstechendste und auch erschreckendste Aspekt der deutschen Realitätsflucht liegt jedoch in der Haltung, mit Tatsachen so umzugehen, als handele es sich um bloße Meinungen.“ Wie wahr ist dieser Satz erst Recht in Zeiten des sehr eindeutigen Coronavirus’! – Marcel Haldenwang

 

„Nichts ist in Stein gemeißelt“: Doch? Ich schätze insbesondere Ulrich Schnabel für eine wissenschaftliche Recherchen sehr und schreibe trotzdem „doch“,- warum? Ich stimme allem zu, was über die wissenschaftliche „Wahrheiten“ geschrieben steht, habe ich doch selbst über Jahre einen Streit mit einem Kollegen gehabt. Beide hatten wir das selbe Datenmaterial und beide haben wir es konträr interpretiert mit wechselndem Zuspruch. So ist die Wahrheit der Wissenschaft,- sie ist wie beschrieben komplex und gewiss zerbrechlich. Es gibt aber jenseits der Wissenschaft eine Wahrheit: Die „Gewissheit“. Jahrelang und auf meiner Website habe ich von der „metrischen Kommunikation“ geschrieben. Was meint das? Es gibt im Weltwissen und der Wissenschaftswelt die Tatsache der Messbarkeit. Diese ist nicht nach Popper falsifizierbar, weil sie nicht auf Experimenten beruht, sondern auf messbaren Fakten.

Diese können z.B. Naturereignisse sein. Dazu zählen die Evolution, Tag und Nacht, die Jahreszeiten, die Lehre der Atome bis hin zur ungewissen Quantentheorie, die aber immerhin messbar ist und andere Phänomene, für die eine unbestreitbare metrische Gewissheit für die Menschheit besteht. Dies können aber auch wissenschaftliche metrische Übereinkünfte sein auf Grund nicht falsifizierbarer „Messungen“, die eine Gewissheit im Zusammenleben der Menschen schaffen. Klassisches Beispiel ist der „Urmeter“ (1799 in Platiniridium gegossen und in Paris aufbewahrt) ohne den die moderne „Vermessung der Welt“ nicht mehr eine Gewissheit wäre. 1983 wurde er neu definiert mit der Lichtgeschwindigkeit (deren Vermessung auch nicht falsifizierbar ist). Zu dieser metrischen Gewissheit gehören das tägliche Wiegen, die Statik der Architektur, die Erzeugung von Strom, die Berechnung der Raumfahrt und vieles andere, was in unserer Welt kommuniziert , konstruiert und verifiziert ist.

Die Dimension „Zeit“: Damit bin ich bei metrischen Fakten. Fakten, die uns heute wichtig sind, werden in der Dimension “Zeit“ interpretiert. Unsere reale Alltagswelt , wird als eine Reihe von Zeitabschnitten interpretiert, die nicht falsifizierbar sind, sie sind in einem messbaren Zeitraum „gewiss“ und wohl auch wahr. Sie sind metrisch unveränderbar und können nur von neuen Fakten überholt werden. Das aktuelle Gegenteil dieser Gewissheit sind „Fakenews“. Biologie, wie aus der Covid-19 zu lernen, ist zu komplex, um Wahrheit und Gewissheit metrisch zu vermitteln,- deswegen ist soziales Leben in Ländern und Kontinenten zerbrechlich. „In Stein gemeißelt“ ist nur die metrische Welt. – Prof. Dr. med., Prof. biol. h.c. Dieter Hesch

 

Ich habe mit Interesse und noch mehr Erwartung Ihre Analyse „Nichts ist in Stein gemeißelt“ zur Halbwertszeit von naturwissenschaftlichen Aussagen in der letzten ZEIT gelesen. Ob Sie mit Ihrem Vorhaben auch einen Kontrapunkt zur derzeitigen Anti-Corona-Bewegung in Teilen der Bevölkerung liefern konnten, bezweifle ich. Als Naturwissenschaftler war ich enttäuscht über die Herangehensweise und das Fazit Ihre Analyse. Ich hatte den Eindruck, dass Sie das „Nichts-ist-auf-Dauer-gestellt“ der Geisteswissenschaften (Sie nennen das zu Recht „Sprachspiele“) nun auch auf die Naturwissenschaften anwenden wollten. Als Paradebeispiele werden die üblichen Verdächtigen wie die Quantenphysik herangezogen, also physikalische Theorien, mit denen die Vorstellungen der Vorläufer, die an geeignetem Handwerkszeug scheiterten, überwunden wurden. Es fehlten nur noch die Hinweise auf die Astrologie oder die Alchemie.

Nun mag es sicher solche Beispiele geben, die sind aber für die modernen Naturwissenschaften kaum noch konstitutiv. Das gilt auch für die Virologie. Es ist nicht anzunehmen, dass der chemische Aufbau und die biochemischen Wirkmechanismen von Viren noch einmal einer grundlegenden Revision unterzogen werden müssen. Diese Zusammenhänge und deren materiell-chemische Basis sind real und hinreichend geklärt. Natürlich werden diese Kenntnisse ständig erweitert. Auch dass das Periodensystem der Elemente irgendwann einmal nicht mit mehr dem Wasserstoff beginnen, sondern enden wird, damit würde ich mit 100%iger Wahrscheinlichkeit nicht mehr rechnen. Das sind elementare, experimentell bewiesene Zusammenhänge, die nicht mehr mit der Popper‘schen Falsifikationslogik relativiert werden können und schon gar nicht mit einem pseudoherrschaftsfreien Diskurs.

Von Immanuel Kant stammt der Satz: „Die Natur steht unter dem Verstandesgesetz“, womit er andeuten wollte, dass unsere Vorstellungen über die lebende Natur subjektiv sind, somit der Deutungshoheit des Menschen unterliegen. Sorry, das hat aber nichts mit Naturgesetzlichkeiten zu tun. Hier müssen die Philosophen nacharbeiten. Die biochemischen Wechselwirkungen von Viren mit körpereigenen Verbindungen sind chemisch analysierbar und können Menschen objektiv krank machen und sogar zum Tode führen. Letzteren kann man noch theologisch falsifizieren, steht damit aber auf sehr dünnem Eis. Auf die objektive Basis seines Fachwissens hat Herr Drosten in seinem hörenswerten Podcast immer wieder hingewiesen. Er hat das ganze Arsenal von Methoden und gesicherten Erkenntnissen vor einer aufnahmebereiten Zuhörerschaft ausgebreitet.

Gleichzeitig hat er sich stets davor gescheut, Prognosen oder gar Handlungsanleitungen für die Politik abzugeben. Er war sich der Komplexität des Themas und seiner eigenen fachlichen Beschränktheit bewusst. Wenn er doch einmal dazu gedrängt wurde, dann immer im Konjunktiv (und als „Privatmann“). Da aber im heutigen ressentimentgeladenen Journalismus aus einem „es könnte sein, dass…“ sofort ein „es wird sein“ oder „er hat gemeint, dass…“ gemacht wird, ist es kein Wunder, dass ein Teil der Bevölkerung skeptisch auf die Virologie und die anderen Naturwissenschaften schaut und auf die öffentlichkeitswirksame Widerlegung wartet, gemäß des Mottos Ihres Artikels „irgendwann zerbrechen alte Wahrheiten“. Herr Drosten hat oft davor gewarnt, dass der politische Journalismus, und dazu würde ich auch Ihren Artikel zählen, die naturwissenschaftlich korrekte Analyse nicht versteht und sogar missbraucht, um mittels gezielten Falschhörens Aufmerksamkeit und Skandale zu generieren.

Echte naturwissenschaftliche Forschung bezieht sich immer auf verifizierte bzw. verifizierbare Ergebnisse der Vergangenheit, während sich die meisten Medienvertreter mittlerweile als Propheten fühlen. Die Zukunft ist kontingent! Naturwissenschaften waren schon immer eine mentale Nötigung für Geisteswissenschaftler und Journalisten. Der Schriftsteller Stendhal hat das in einer Randbemerkung gut erfasst: „Nun erzähle ich noch eine Geschichte, dann werfe ich nur noch mit x und y um mich“. Aus x und y lassen sich keine Geschichten destillieren und darüber kann man auch keine langen Zeitungsartikel verfassen. Da Menschen aber gern Geschichten hören und erzählen, in denen naturwissenschaftliche Fakten in Mythen, Metaphern und Allegorien aus Mangel an Kenntnissen ertränkt werden, kommen am Ende sogar noch die gesicherten Ergebnisse der Virologie unter die Räder und mit ihnen das Vertrauen der Menschen in den einzig gangbaren Ausweg aus der Krise. Ich hätte mir eine kenntnisreichere Analyse in der ZEIT gewünscht, die nicht die gesicherten Resultate der Naturwissenschaften anzweifelt, sondern vielmehr das (gestörte) Verhältnis der meisten Medienvertreter dazu in den Blick nimmt. – Armin Börner

 

Die Autoren vermischen die die unterschiedlichsten Wissenschaftsbereiche, um zu zeigen, dass wissenschaftliche Erkenntnis nicht absolut ist. Diesem trivialen Ergebnis wird niemand widersprechen und selbstverständliche gilt es auch für die Naturwissenschaften. Hier aber machen die Autoren aber einen entscheidenden Fehler: Sie vergleichen die Unschärfe der Quantenmechanik mit Problemen der Psychologie und überhaupt der nur vorläufigen und keinesfalls objektiven Wahrheit in der Wissenschaft generell. In der Quantenphysik gibt es aber ganz klare Ergebnisse, Experimente lassen sich exakt vorausberechnen und große Bereiche der Technik funktionieren genau so, wie sie von den Formeln der Quantenmechanik beschrieben werden. Auch die Unschärferelation ist weder mathematisch noch experimentell ein Problem. Problematisch ist lediglich, dass wir uns quantenphysikalische Vorgänge nicht bildlich – oder vielleicht sogar gar nicht – vorstellen können. Dies darf aber nicht vermengt werden mit der auch am Ende des Artikels angesprochen Tatsache, dass wissenschaftliche Erkenntnis generell nicht absolut und nur vorläufig wahr ist. – Gernot Prünster

 

Sind politisierte Menschen automatisch politisch mündig? Und geht politische Mündigkeit der allgemeinen Mündigkeit wirklich voraus? Wenn Sie 16-Jährige für volljährig erklären würden, wäre Ihre Meinung zumindest in sich schlüssig. Warum traut sich niemand der Befürworter eines Jugendwahlrechts auch an dieses Thema? Doch ein bisschen Skepsis im Hinterkopf? Oder Kinder in diesem Alter? Wenn man die berechtigten Interessen von Minderjährigen nur dadurch schützen könnte, dass man Ihnen das Wahlrecht zuteilt, würde ich alle Menschen wählen lassen, schließlich können auch Grundschulkinder recht vernünftige Sachen sagen. „Kindermund tut Wahrheit kund“ würde ich unterschreiben. „Kinderhand wählt fürs Land“ eher nicht…

P.s.: es ist nicht sehr freundlich, Andersdenkende im Rahmen Ihrer Eingangsfloskel pauschal als ignorant und jugendfern darzustellen. Schließlich behaupte ich auch nicht, dass Sie sich nur deswegen fürs Wahlrecht ab 16 einsetzen, um sich selbst jung fühlen zu können. – Dr. Christian Voll

 

Wenn wir uns in der Welt der Biologie bewegen gilt folgender Imperativ: „Nichts in der Biologie macht Sinn außer im Lichte der Evolution“, dieses Credo stammt von Theodosius Dobzhansky (1900-1975) aus dem Jahre 1973 und trifft genau den Kern, warum wir nicht wissen können, wie sich das Virus kurzfristig, mittelfristig oder überhaupt in den nächsten Jahren verhalten wird. Die Begründung für diese Unmöglichkeit ist sehr solide in Stein gemeißelt und heißt: Evolutionstheorie. Zugegeben, manche in Stein gemeißelte Inschriften können im Laufe von Jahrzehnten oder Jahrhunderten auch verblassen oder unleserlich werden (Äthertheorie des Lichts), aber dazu gehört auf keinen Fall die Evolutionstheorie. In den vergangenen mehr als 160 Jahren blieb Darwins Hauptwerk immer gut leserlich, im Gegenteil, es wurde immer besser lesbar. Es ist überhaupt bisher die langlebigste wissenschaftliche Theorie.

Das geniale Prinzip der Evolution, das Charles Darwin (1809-1882) und Alfred Russel Wallace (1823-1913) am 1.Juli 1858 als erste schriftlich formuliert und in der LinneanSocietyveröffentlichten und vorlesen ließen, soll jetzt ganz kurz erklärt werden. Die Evolutionstheorie beschreibt das Wechselspiel von Variation, hervorgerufen durch Mutationen, also der zufällig auftretenden Abweichungen vom Original, und der Selektion, der Gegenspielerin des Zufalls. Selektion ist die Auswahl von veränderten, aber fortpflanzungsfähigen Nachkommen, also der Überlebenden von ideal Angepassten, bekannt unter dem Schlagwort Survival of the Fittest. Der Soziologe Herbert Spencer (1820-1903) schlug Charles Darwin diese griffige Formulierung vor, die er dankbar übernahm. Das geniale Prinzip erklärt bisher am einfachsten, wie es zu den vielfältigen, erstaunlichen, oft auch ungewöhnlichsten Anpassungen bei allen Organismen, vom kleinsten Einzeller bis zum Menschen, gekommen ist und weiterhin kommen wird.

Aber auch die immer von einer Wirtszelle abhängigen Viren, wie das Corona Virus, verändern sich durchaus im Laufe der Zeit, oft sehr schnell, durch eine oder mehrere Mutationen. Wenn sie sich vermehren können, sind sie ebenfalls ausreichend gut angepasst. So kann SARS-CoV-19 sich von einem jetzt sehr gefährlichen Virus zu einer wirklich harmlosen Variante entwickeln. Parallel dazu passt sich das Immunsystem des Wirts an und kann das Virus nach kurzer Zeit zur Strecke bringen. Allerdings wissen wir bis heute nicht, wie die für den Menschen positiven Mutationen aussehen werden, und wie hoch die Wahrscheinlichkeit für ihr Eintreten ist, und ob das Ereignis überhaupt auftritt. Vor allem die letztere Erkenntnis ist eben sehr beunruhigend.

Allerdings ist es durchaus möglich, aber kaum nachzuweisen, dass bereits etliche Menschen von Natur aus mit einer Resistenz gegenüber dem Corona-Virus ausgestattet sind. Wenn man diese Varianten kennt, dann hätte man eine Orientierung für das weitere Vorgehen zur Entwicklung einer Therapie. Um auf den ausführlichen Beitrag zur Wissenschaftstheorie von Maximilian Probst und Ulrich Schnabel zurückzukommen, hier der Kern meiner Aussage. Genau dieses Wechselspiel von Zufall und Notwendigkeit bewirkt die Unsicherheit in der Handhabung des SARS-CoV-19 und warum es schwierig sein wird, effektive Vakzine oder Medikamente zu entwickeln. Es ist nicht auf irgendeine Unsicherheit in der Theorie selbst zurückzuführen, warum es oft in der Biologie zu unterschiedlichen Aussagen kommt, die aber jede für sich korrekt sein können, sondern es liegt einfach im Wesen der Eigenschaften lebender Organismen und meistens an den recht unterschiedlichen Beobachtungs-standpunkten, die vorher oft nicht eindeutig gegenseitig zwischen den Wissenschaftlern verständlich gemacht wurden und so zu den beschriebenen Widersprüchen führen.

Hier noch eine Anmerkung zur Erforschung der neurobiologischen Vorgänge beim Menschen, die im Artikel unter Punkt 5 angesprochen werden: „Die menschliche Natur ist das undankbarste Forschungsobjekt was man sich denken kann: Sie ist widersprüchlich und mehrdeutig, beeinflussbar und individuell höchst unterschiedlich.“ Das ist aber nicht verwunderlich, denn in der Wissenschaft achtet man immer darauf, dass der Experimentator, der Mensch, selbst keinerlei Einfluss auf das zu messende Objekt ausübt. Man benötigt also einen externen Beobachter als Experimentator, was in der klassischen Physik und Chemie in der Regel kein Problem darstellt. In den Untersuchungen zum Menschen wird aber häufig dieses Prinzip verletzt, vor allem in den psychologischen und den soziologischen Wissenschaften. Der Experimentator, ein Mensch, ist fast immer selbst Bestandteil eines Versuchs am Menschen, daher entstehen häufig die unklaren Aussagen. Am deutlichsten wird es in den Sozialwissenschaften, zum Beispiel bei Umfragen zur Beliebtheit von Politikern.

Sie korrelieren immer mit der medialen Präsenz. Ist ein Politiker beliebt, dann spiegelt es eigentlich nur die positive Berichterstattung über ihn wider. Die meisten solcher Umfragen sind daher nichts weiter als ein Leistungsnachweis für die Aktivitäten der Massenmedien (Politbarometer im zdf), also die Ergebnisse liefern auf keinen Fall belastbare wissenschaftliche Aussagen von hohem Wert . Wenn das Verhalten des oder der Menschen untersucht werden soll, dann kann das nur wieder durch den Menschen selbst geschehen, und führt daher zwangsläufig zu Mehrdeutigkeiten und Widersprüchen. Wer für dieses Thema recht ausführliche Texte benötigt, sei auf die verschiedenen Vorträge (aus den Jahren von 1908-1941) von Max Planck zum Thema: „Vom Wesen der physikalischen Erkenntnis“ aus dem Jahre 1944, verwiesen, als Book on Demanderhältlich. – Adam Sedgwick

 

Danke für diesen hervorragenden Artikel. Beginnend mit der paradoxen Überschrift schildert er umfassend das Dilemma der Wissenschaft: Das Publikum will garantierte Wahrheiten und bekommt „conjectures and refutations“ (Popper). Ein paar kritische Anmerkungen verbleiben: Nach den unter 4. dargelegten Gegebenheiten scheinen Wirklichkeit und Wahrheit sich in Nebel aufzulösen. Dem stimme ich nicht zu: Ohne das Vorhandensein einer menschenunabhängigen Wirklichkeit und Wahrheit ließe sich Wissenschaft nicht sinnvoll durchführen. Wir können uns allerdings nie sicher sein, ob unser derzeitiges Wissen eine wahre Beschreibung der Wirklichkeit ist.

Wie im Artikel am Anfang von 2. bei der Aussage zu CO2 schön illustriert, kann als falsch erachtete Erkenntnis später doch wieder richtig sein – und noch später vielleicht wieder falsch … Die menschliche Vorstellungskraft und die menschliche Sprache liefern nur Bilder und Modelle die sich im lebendigen Austausch mit der Welt bewähren oder scheitern können. Und das ist der Unterschied zu den Verschwörungsgläubigen (bitte nicht immer wieder -theoretikern!), hier gibt es kein Scheitern! – Udo Kroschewski

 

Unter der Zwischenüberschrift „4. Die Illusion der Objektivität“ suggerieren Sie, dass wissenschaftliche Erkentnisse von politischem Standpunkt, Religion, Kultur, Geschlecht usw. abhängig sind. Das trifft zumindest für naturwissenschaftliche Erkenntnisse – meines Erachtens aber auch für gut belegte und begründete geisteswissenschaftliche Erkenntnisse – nicht zu, auch nicht für die Quantenphysik. Insbesondere ist es bestens belegt und logisch nachvollziehbar, dass Hygiene, hinreichender Abstand und Impfungen – sofern es einen wirksamen Impfstoff gibt – die Ausbreitung von Infektionskrankheiten meistens wirksam unterbinden. Das ist keine Frage der Perspektive, sondern einfach eine vielfach belegte und gut erklärbare Tatsache. Wer also das Gegenteil behauptet und entsprechend handelt, sagt und verbreitet die Unwahrheit und gefährdet sich selbst und andere Menschen. Daran gibt es nichts zu deuteln. – Dr. Ulrich Willmes

 

Will die Wissenschaft auf andere Weise als die Religionen Bedeutung erlangen, darf sie nicht von letztgültigen Wahrheitsbehauptungen ausgehen. Darauf hinzuweisen ist gut und wichtig. Glaubwürdig werden die Erkenntnisse der Wissenschaften aber nicht allen Erstes deshalb, in dem sie letztlich als das Ergebnis des Schaffens von fleißigen und angepassten Wissenschaftlern verstanden werden, wo durch eine Mehrheitenmeinung und einem anständigen „tracking record“ der Wahrheitsgehalt sichergestellt werden soll.

Die Unlust auf sich ständig ändernde Erkenntnisse, kann mit falschen Erwartungen der Laien an die Wissenschaft begründet werden. Sie kann aber auch ein Hinweis darauf sein, das insbesondere die Naturwissenschaften nicht ausreichend bedenken, dass sie Quantitäten (Stoffe, Hormone, Moleküle) vermessen, aber zu Qualitäten (Gefühle, Kuscheln, Geist) Aussagen machen, und diese als „Erkenntnisse“ präsentieren, und gesellschaftliche Erwartungen bedienen. Das ein „Kuschelhormon“ gar nicht „kuscheliger“ macht, hat die Zeit kürzlich (No 25/20) ausführlich beschrieben. Vielleicht wird in Punkto Erkenntnisgewinn ja noch einiges möglich sein, wenn Naturwissenschaftler endlich ihre überhebliche Distanz gegenüber den Geistwissenschaften aufgeben, mit ihnen kooperieren, und den Unterschied von Quantität und Qualität beherzigen würden. – Jürgen Pilz

 


 

 

Leserbriefe zu „Sollen wir diese Flagge zeigen?“ Streit von Tammo E. Mintken und Theo Sommer

 

Eines Tages wird China so mächtig sein, dass es sich Taiwan einfach einverleibt. Dann werden die Demokratien der Welt, oder was davon übrig ist, ein wenig maulen und klein beigeben. An diesem Tag werden die Autokraten der Welt wissen, dass sie von nun an jeden Angriff auf die Demokratie zur „inneren Angelegenheit“ erklären dürfen. Zu was würde Herr Sommer an diesem Tag raten? Wann ist es zu spät, ihn zu verhindern? Denn die Erhaltung des Status Quo wird China nie akzeptieren. – Guido Sprenger

 

Den Vorschlag Tammo E. Mintkens, Taiwan anzuerkennen, hält Theo Sommer „für einen Ausfluss gesinnungsethischer Verantwortungslosigkeit“. Das hat mich geärgert. Die Gesinnungsethik ist nämlich nicht per se verantwortungslos, auch wenn Max Weber dies mit der Unterscheidung „Gesinnungsethik“ und „Verantwortungsethik“ suggerierte. Die große, oft unterschlagene Schwäche der so genannten Verantwortungsethik ist, dass die Folgen, die sie abschätzt, in der Zukunft liegen, also nicht sicher vorhersagbar sind. Das heißt, wenn die Bundesrepublik und die Europäische Union aus strategischen Gründen nichtdie klare (gesinnungsethische!) Botschaft sendet, die Menschenwürde ist unantastbar, kann dies genauso gut von Parteidiktaturen als westliche Ohnmacht ausgelegt werden und deren aggressive Hegemonialpolitik bestärken. Meiner Meinung nach passiert gerade genau dies! Die aktuelle deutsche Politik erweckt nicht nur gegenüber China den Anschein von Erpressbarkeit (unser Wirtschaftswachstum!), sondern auch gegenüber der Türkei (die Flüchtlingsströme!). – Dr. Eva Steinherr

 

Respekt vor der Lebensleistung von Theo Sommer! Doch sein „Nein“ zur Anerkennung von Taiwan im dozierenden Stil dem Philosophen und Theologen Tammo Mintken mit Max Webers Unterscheidung von „Gesinnungs-„ und „Erfolgswert“ zu beginnen, um dann schließlich doch nur bei „erst kommt das Fressen dann die Moral“ zu landen, ist enttäuschend und auch nicht gerade originell. Gleichwohl zeigt es eben die weitverbreitete Haltung, eine gut laufende Wirtschaft ist entscheidend, deren Zwängen sind wir ausgeliefert. Wir können gar nicht anders – aber wir wollen auch nicht anders. – Prof. Dr. Christoph Walther

 

Die Anerkennung von Taiwan durch Deutschland wäre der Beginn einer Auseinandersetzung mit China und würde selbstverständlich nicht nur eine selbstbezogene Symbolaktion zur Pflege unseres guten Gewissens bleiben können. Wäre diese Aktion nun tatsächlich als bewusster Einstieg in einen Konflikt gemeint, kann sie nur in ein großes Scheitern für Deutschland münden. Druck erzeugt Gegendruck. Bei einem so mächtigen Gegner wie China: keine Chance für Deutschland. China muss im Grunde aber gar nichts machen und das abhängige Deutschland einfach ins Leere laufen lassen: Deutschland bringt sich mit dem eigenen Druck selbst zu Fall. Man hat nichts erreicht, die Niederlage offenbart die Schwäche und man wird nicht mehr ernst genommen.

China begeht zurzeit doch selbst den Fehler, Druck zu entfalten. Z.B. in Honkong. Das bietet nun umgekehrt die Chance, China am eigenen Druck sich verausgaben oder gar scheitern zu lassen: Chinesische Kampfkunst. Druck ist ein Zeichen von Schwäche und bietet vermeintlich schwachen Gegnern unverhofft geeignete Optionen, um selbst Riesen straucheln zu lassen. – Reinhard Koine

 

Eines Tages wird China so mächtig sein, dass es sich Taiwan einfach einverleibt. Dann werden die Demokratien der Welt, oder was davon übrig ist, ein wenig maulen und klein beigeben. An diesem Tag werden die Autokraten der Welt wissen, dass sie von nun an jeden Angriff auf die Demokratie zur „inneren Angelegenheit“ erklären dürfen. Zu was würde Herr Sommer an diesem Tag raten? Wann ist es zu spät, ihn zu verhindern? Denn die Erhaltung des Status Quo wird China nie akzeptieren. – Guido Sprenger

 

Es gibt auf der Welt nur ein einziges China, Taiwan ist von alters her ein unabtrennbarer Bestandteil des chinesischen Territoriums. Das Ein-China-Prinzip ist allgemein anerkannt, inklusive der Vereinten Nationen sowie der deutschen Bundesregierung. Am 25. Oktober 1971 verabschiedete die 26. VN-Vollversammlung mit überwältigender Mehrheit die Resolution 2758, mit der die Regierung der VR China als einziger legitimer Vertreter Chinas in den VN anerkannt und mit allen gesetztlichen Rechten ausgestattet wurde. Auf der Basis des Ein-China-Prinzips hat China inzwischen mit 180 Ländern auf der ganzen Welt formelle diplomatische Beziehungen aufgenommen.

Die Taiwan-Frage gehört zu den inneren Angelegenheiten Chinas und zu den Kerninteressen Chinas, berührt das nationale Gefühl der chinesischen Bevölkerung, hat in keinerlei Weise etwas mit „Demokratie“ zu tun. Die nationale Einheit ist am besten durch eine friedliche Wiedervereinigung in Form von „Ein Land, zwei Systeme“ zu realisieren. Wir sind immer noch bereit, mit unseren besten Willen und größten Mühen anzustreben, die Perspektive auf eine friedliche Wiedervereinigung aufrechtzuerhalten. Die separatistischen Bewegungen sind unweigerlich zum Scheitern verurteilt.

Erfreulicherweise mangelt es nicht an vernünftigen Stimmen in Deutschland,aber wir müssen auch wachsam bleiben auf Stimmungsmache für eine unverantwortliche Option. China hat vormals konsequent Deutschlands Streben nach nationaler Einheit unterstützt und hat somit allen Grund zu erwarten, in Frage der Einheit Chinas seitens der deutschen Regierung wie auch des deutschen Volkes das gleiche Verständnis und die gleiche Unterstützung zu erhalten. Sprecherin der Botschaft der Volksrepublik China in der Bundesrepublik Deutschland: Tao Lili

 

Die Argumentation von Herrn Sommer verstehe ich zwar, halte aber die Kritik an der Position von Herrn Mintken für nicht gerechtfertigt. Die Einordnung in Verantwortungs- oder Gesinnungsethik halte ich hier für zumindest problematisch, schon deshalb, weil sich beide Bereiche auch im Sinne von Realpolitik gar nicht prinzipiell voneinander trennen lassen.

Einen Punkt des Dilemmas möchte ich herausgreifen: Die nicht nur von China immer wieder zu hörende Ablehnung angeblicher Einmischungen in innere Angelegenheiten sollte grundsätzlich und wenn nötig in scharfer Form als nicht hinnehmbar zurückgewiesen werden. Wer so argumentiert, definiert die Grenzen seines unmittelbaren Einflussbereichs als Grenze des Universums bzw. der Wirklichkeit.

Und wenn die wirtschaftlichen Beziehungen mit China mal vom obersten Platz verschwinden und den Menschenrechten untergeordnet werden, dann ist das erstens ein beidseitiger Prozess und zweitens wird es wohlhabenden Menschen global gesehen nicht schaden, wenn sie den Gürtel als Beitrag zu mehr Gerechtigkeit mal enger schnallen müssen. Na ja, ich hab gut reden, schließlich bin ich ein ziemlich schlanker U-80-Bursche. Und ob wir die Flagge Taiwans zeigen, sollte jedenfalls nicht am Anfang der Überlegungen zu zukünftigen Entwicklungen stehen. – Christoph Müller-Luckwald

 

ich bin entsetzt. Und je öfter ich Ihre Einlassungen lese, umso schlimmer wird es. Sie reden hier der Appeasementpolitik der 1930er Jahre das Wort. Dabei sollten doch gerade Sie, als promovierter Historiker und Zeitzeuge, bemerkt haben, dass das Wegschauen, Dulden, sich Einlullen lassen der Westmächte erst Europa und dann die ganze Welt in eine Katastrophe und das schlimmste Inferno führte, dass die Erde je erleben musste. Es war genau das gleiche Muster welches jetzt China anwendet. Erst aggressive Rhetorik, dann leisere verständnisvolle Töne, um dann doch Gewalt auszuüben, wenn alle wieder zur Tagesordnung übergehen und nicht mehr genau hinschauen.

Man denkt ja gemeinhin, die Menschheit würde mit der Erfahrung klüger und aus der Historie lernen und die Hand vor der nächsten heißen Herdplatte zurückziehen. Dem ist wohl nicht so. Erdogan marschiert einfach in Nordsyrien ein und will jetzt vor Zypern nach Öl bohren. Putin nimmt sich die Krim (als Realpolitik goutiert von den Genossen Platzek und Gysi) und die Ostukraine. Netanjahu und Vorgänger besiedeln das Westjordantal und lenken Flüsse um. Und was geschieht denen? Nichts!

China indes will gleich seine eigenen Spielregeln für die Neuordnung der Welt nach chinesischem Muster, frei nach dem Motto: Orbis non sufficit – durchsetzen. Mal sind es die japanischen Senkaku-Inseln, dann Seegebiete vor Vietnam und Thailand, weit außerhalb chinesischer Hoheitsgewässer auf die Peking „Ansprüche“ erhebt. Jetzt erstickt Xi Jinping die Demokratie im eigenen Land und in Hongkong endgültig und droht Taiwan immer mehr unverhohlen mit Krieg. Und Sie, mittendrin oder nur dabei?

Herr Sommer, es geht hier um die Stärke des Rechts. Nicht um das Recht des Stärkeren. Sonst können wir uns die ganzen Veranstaltungen wie die UNO und Human Rights Watch in New York, das UNHCR in Genf, das Kyoto-Protokoll ja sowieso und den Internationalen Gerichtshof in Den Haag auch komplett sparen? Bei einem Punkt bin ich aber an Ihrer Seite. Wir brauchen wirklich dringend eine eigenständige europäischen Außen- und Wirtschaftspolitik. Dabei sind unsere freiheitlichen europäischen Werte aber unverhandelbar. Sie lauten Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung, Demokratie, Presse- und Meinungsfreiheit. Und daraus folgen: #Free HongKong, #Free Taiwan und nicht zu vergessen, #Free Tibet. Stimmen sie mir zu? – Dirk Mrotzeck

 

Was für eine Dreistigkeit. Reagiert doch der deutsche Außenminister auf die Verschiebung der Wahlen in der chinesischen Sonderverwaltungszone Honkong mit Suspendierung des Auslieferungsabkommens. Unglaublich. Mischt der sich doch glatt in die inneren Angelegenheiten Chinas ein. Das wird Folgen haben! Ja Herr Sommer, so dreist sind wir. Und nun warten wir mal ab, zu was die Musterdemokratie nun ausholt. Gesinnungsethische Verantwortungslosigkeit könnte auch vorausschauender Erwartungshorizont genannt werden. Wie heute den Uiguren und Tibetern mitgespielt wird ist ein Vorgeschmack dessen, was ohne deutlichen Stopp alle erwartet; Chamberlain lässt grüßen.

Unser NATO Partner USA ist unter Trump nicht berechenbar. Exportweltmeister Deutschland als machtpolitischer Gegenpol nicht nur militärisch viel zu schwach. Wir müssen endlich begreifen, dass wir freiheitlich demokratische Lebensverhältnisse weder zum Nulltarif noch ohne machtpolitische Potenz behalten können. Dazu brauchen wir die Vereinigten Staaten von Europa. Und zwar jetzt und nicht irgendwann. Noch ist es dazu nicht zu spät! – Wolfgang Giesler

 


 

 

Leserbriefe zu „Schützt Leben, nicht Daten!“ von Wolfgang Bauer

 

Es bleiben immer die gleichen Fragen und es fehlt meist der kühle Kopf. Wenn man den Blick auf Schweden lenkt, ist selbst dort nicht zu erkennen, dass es sich bei Covid-19 um ein maßloses Killer-Virus handelt. Hierzulande ist jeder Tote, der positiv auf das Virus getestet wurde, ein Corona-Opfer, ohne dass es einen Obduktionsbefund gäbe. Es wird sehr fahrlässig mit Zahlen operiert und Presse, Funk und Fernsehen beschwören stetig das Schreckgespenst der Pandemie und sorgen somit für ein beständiges Klima der Angst. Auf diesem Boden sprießen dann die Möglichkeiten, die Rechte der Bürger einzufrieren, mit der Gefahr, sie dauerhaft zu verlieren, da die Regierung die Anforderungen für eine Lockerung der Maßnahmen ständig neu definiert, zuletzt: Freiheit erst, wenn ein Impfstoff vorhanden ist.

Die Verhältnismäßigkeit ist lange schon verlorengegangen und es ist fragwürdig, demagogische Schützenhilfe zu leisten, indem man plötzlich den Datenschutz zu unserer Bedrohung erklärt. Wenn wir aufrichtig rechneten, hätten wir eine medizinisch fundierte Statistik der Corona-Opfer und parallel hierzu eine Aufstellung der Opfer der ergriffenen Maßnahmen. Vielleicht zeigt sich dann, dass es einen moralisch besseren oder schlechteren Weg nicht gibt. Das eröffnet die Möglichkeit, unsere Entscheidungen wieder mit mehr Sachlichkeit, Umsicht und Weitsicht treffen. – Peter Heydecke

 

Vielen Dank, Herr Bauer, Sie bringen es auf den Punkt! Während des Lockdowns wurden so viele Rechte eingeschränkt, mit hohen wirtschaftlichen sowie psychischen Schäden von Klein bis Alt – nur der Datenschutz galt als heilig. Wer hat diese Prioritäten gesetzt, wer wurde dazu befragt? Mir ist Datenschutz durchaus wichtig, bei Facebook bin ich bewusst nicht. Aber im Gegensatz zu potenziellen weiteren Lockdowns würde ich viel lieber eine bessere Nachverfolgung der Infektionsketten durch Zugriff auf persönliche Daten bevorzugen. In klar begrenztem rechtlichen Rahmen, wie Sie es ja schon wunderbar vordefiniert haben. – Carola Kamuff

 

Der Artikel spricht mir aus der Seele. Möchte ihn mit folgenden Daten erhärten: Südkorea, mit Sicherheit ein demokratisches Land, rettet mit Daten tausende Leben. Bei 52 Millionen Einwohnern zählt man bis dato 300 Corona-Verstorbene und das ohne Lockdown. Auf uns hochgerechnet wären das 500. Wir haben aber 20 mal soviel. Der Erfolg ist auf konsequente Datenauswertung zurückzuführen. Warum wird das nicht thematisiert und noch besser so auch hier gemacht?! – Hubert Müller

 

Mit den meisten Punkten Ihres Artikels stimme ich überein. Was die Warn-App betrifft, möchte ich Folgendes bemerken: Die App kann nur auf Smartphones genutzt werden.Ein Teil der Bevölkerung besitzt jedoch lediglich ein Telefon-Handy. Viele der in Betrieb befindlichen Smartphones sind nicht kompatibel, da das Betriebssystem (nach 5 Jahren!) veraltet ist. Sollen sich all diese Leute neue Geräte kaufen ? Dies zu der mangelhaften Verbreitung der Corona-App. Zur praktischen Nutzung :

Angelpunkt ist ein positiv Getesteter. Dieser musssich dies auf seiner App vom betreffenden Gesundheitsamt mit einem QR-Code attestieren lassen. Dazu sind meines Wissens die meisten Ämter nicht in der Lage. Stimmt das ? Funktioniert alles, sollte die App Bluetooth-Signale aussenden. Die Signale erscheinen auf den Apps der sich in der Nähe aufhaltenen Menschen. Nun sollten sich diesefreiwilligtesten lassen. Wer hat das gemacht ? Wie sind die Zahlen ? Ich gehöre zu denjenigen, die Corona ernst nehmen, die generell am gesellschaftlichen Diskurs teilnehmen, jedoch am nicht kompatiblen Betriebssystem gescheitert sind. – Otto Senst

 

Ich bin ebenfalls der Meinung, dass der Schutz von Leben und Gesundheit Vorrang vor dem Datenschutz haben sollte. Aber noch wichtiger als die Nachverfolgung von Infizierten scheint mir, die Ansteckung selbst weitestgehend zu verhindern. Es ist beängstigend, wie wenig nicht einmal die bestehenden Vorschriften bezüglich Abstand und Mund/Nasenschutz eingehalten werden. Sowohl in den öffentlichen Verkehrsmitteln als auch noch schlimmer in den Restaurants. Kaum eine Bedienung trägt eine Maske, die Gäste schon gar nicht, auch nicht beim Reinkommen oder beim Gang auf die Toilette. Ein einziger Supermarkt, den ich kenne, ist vorbildlich, aber bei den meisten trägt das Personal niemals Masken, auch nicht wenn es im Gang arbeitet oder für sich privat einkauft. In diesen Läden macht natürlich auch niemand die Kunden auf die bestehende Tragepflicht aufmerksam.

Denken die Leute denn gar nicht mit? Es geht nicht nur um Leben und Gesundheit von uns allen sondern auch um massive Schäden für unsere Wirtschaft. Die Mitarbeiter in der Gastronomie können doch nicht wollen, dass wieder alles geschlossen wird. Schon jetzt ist es so, dass ich persönlich sowohl die öffentlichen Verkehrsmittel meide als auch viel weniger auswärts essen gehe als ich gerne würde, weil bei mir Sicherheit vorgeht. Mir ist mulmig zu Mute, wenndie Bedienung im Restaurant oder jemand neben mir am Kühlregal keine Make trägt. Anders als Sie es einleitend schreiben, bin ich das Maskentragen und das Abstandhalten auch überhaupt nicht müde. Im Gegenteil ist es mir in Fleisch und Blut übergegangen. P.S. Meine Beobachtungen beziehen sich überwiegend auf Supermärkte in Weißensee und Restaurants in Weißensee und Prenzlauer Berg (alles Berlin). – Frank Götze

 

Es bleiben immer die gleichen Fragen und es fehlt meist der kühle Kopf. Wenn man den Blick auf Schweden lenkt, ist selbst dort nicht zu erkennen, dass es sich bei Covid-19 um ein maßloses Killer-Virus handelt. Hierzulande ist jeder Tote, der positiv auf das Virus getestet wurde, ein Corona-Opfer, ohne dass es einen Obduktionsbefund gäbe. Es wird sehr fahrlässig mit Zahlen operiert und Presse, Funk und Fernsehen beschwören stetig das Schreckgespenst der Pandemie und sorgen somit für ein beständiges Klima der Angst. Auf diesem Boden sprießen dann die Möglichkeiten, die Rechte der Bürger einzufrieren, mit der Gefahr, sie dauerhaft zu verlieren, da die Regierung die Anforderungen für eine Lockerung der Maßnahmen ständig neu definiert, zuletzt: Freiheit erst, wenn ein Impfstoff vorhanden ist.

Die Verhältnismäßigkeit ist lange schon verlorengegangen und es ist fragwürdig, demagogische Schützenhilfe zu leisten, indem man plötzlich den Datenschutz zu unserer Bedrohung erklärt. Wenn wir aufrichtig rechneten, hätten wir eine medizinisch fundierte Statistik der Corona-Opfer und parallel hierzu eine Aufstellung der Opfer der ergriffenen Maßnahmen. Vielleicht zeigt sich dann, dass es einen moralisch besseren oder schlechteren Weg nicht gibt. Das eröffnet die Möglichkeit, unsere Entscheidungen wieder mit mehr Sachlichkeit, Umsicht und Weitsicht treffen. – Peter Heydecke

 

Forderung eingehen den Datenschutz abzuschaffen, da können wir lange diskutieren, denn im Grunde existiert er sowieso nur als scheinheilige Alibihandlung in ein Gesetz gegossen,dass allen nur viel Geld gekostet hat, aber den Datenschutz nicht wirklich gefördert hat. Ich brauche mir nur anschauen welche Werbung mir täglich auf den sozialen Medien präsentiert wird, mir gruselt es richtig. Ich denke, das kennen wir inzwischen alle. Was ich aber wirklich erschreckend finde, ist das sie wirklich folgenden Satz schreiben und ihnen den niemand herausstreicht: „Denn jeder der das Virus in sich trägt, gefährdet Leben“ Sie unternehmen nicht einmal den Versuch dies zu relativieren!

Ich will jetzt keine Argumente vorbringen wie gefährlich oder ungefährlich dieser Virus ist, das würde ich nur in einem persönlichen Gespräch, von Herz zu Herz wie wir im Zen sagen, aber ich möchte versuchen ihnen die Tragweite solcher Sätze aufzuzeigen, wieviel Angst und Schrecken durch solche Sätze in den letzen Monaten erzeugt wurden. Zum Beispiel der Bericht einer Jugendpsychiaterin, die letzthin einen dreijährigen Jungen in ihrer Praxis hatte. Dieser Junge versuchte ihr die Käfer auf seinen Händen zu zeigen, die für ihn und alle anderen so gefährlich sind, dass man sie töten muss, aber er schafft es nicht. Natürlich war weit und breit kein Käfer zu sehen. Oder der zehnjährige Sohn einer Freundin, der inzwischen mehrere Panikattacken hinter sich hat, weil er Angst hat sich anzustecken und damit seine Großeltern zu ermorden. Nur zwei kurze Beispiele, die sich inzwischen unzählig häufen.

Das Leben ist lebensgefährlich, sagte schon Erich Kästner. Wenn wir in ein Auto einsteigen gefärden wir prinzipiell auch Leben und ich könnte hier viele weitere Beispiel anbringen. Oder gehen wir ein Stück weiter: Es ist nicht nur das Virus das Leben gefährdet, sondern auch Sie mit ihrer unbedachten Schreibweise! Wir wissen alle nicht was unsere Worte anrichten, darum sollten wir sehr vorsichtig sein! Ganz abgesehen von der ganzen Medienhysterie, die rund um Covid-19 entstanden ist und die inzwischen so eine große Kluft in unsere Gesellschaft gerissen hat. Denken sie bitte lieber daran, wie wir das wieder einen können! Nützen sie dafür ihre Streit Seiten! Das Narrativ des bösen Virus hilft keinem! – Andreas Hagn

 

Was Sie in Ihrem Beitrag beschreiben und fordern, sollte selbstverständlich sein, das Tracing ermöglicht werden! Ich befinde mich in häuslicher Quarantäne, da ich Erkältungssymptome aufweise. Am Montag ließ ich einen Abstrich machen. Am vergangenen Wochenende weilte ich in Berlin. Allerdings nicht wegen der DEMO gegen die Coronamaßnahmen – davon wusste ich zunächst gar nichts. Ich kann nicht nachvollziehen, warum diese Menschen auf die Straße gehen. Schließlich ist unser aller Leben bedroht. Und das Ganze ist kein Spiel! Wann geht das endlich in diese Köpfe hinein? Die Unvernunft weniger, die Ihre Freiheitsrechte eingeschränkt sehen, gefährdet uns alle. Wahrscheinlich braucht es erst einen Bußgeldkatalog mit empfindlichen Strafen. – Achim Bothmann

 

Ein „systematisches“ Tracing, wie es der Autor beschreibt und wie es in Südkorea umgesetzt wird, stellt einen schwerwiegenden Eingriff in unsere Grundrechte dar, vor allem in unser Recht auf informationelle Selbstbestimmung und unser allgemeines Freiheitsrecht. Diese Grundrechte gelten nicht absolut, sie können zum Schutz der öffentlichen Gesundheit eingeschränkt werden. Aber ein Eingriff bedarf sowohl einer rechtlichen Grundlage, als auch einer Rechtfertigung. Im Rahmen dieser Rechtfertigung stellt sich vor allem die Frage nach der Verhältnismäßigkeit eines verpflichtenden Tracings und einer zwingenden, staatlichen Quarantäne. Wie ist zu entscheiden, wenn wir Leben und Gesundheit einerseits und Datenschutz und Bewegungsfreiheit andererseits gegenüberstellen? Tracing ist einevon mehreren möglichen Antworten auf diese Frage, aber es existieren andere, mildere Mittel, um das Virus zu bekämpfen, und diese Mittel haben sich bereits als effektiv erwiesen:

Die Zahl der Neuinfektionen ist zunächst zurückgegangen, das Gesundheitssystem nicht kollabiert. Zwar sind wir trotz dieser bisherigen Erfolge im Kampf gegen Corona an einen Punkt der Ratlosigkeit gelangt, doch ein Tracing in der vom Wolfgang Bauer vorgeschlagenen Form, greift in unverhältnismäßiger Weise in unsere Grundrechte ein und widerspricht unserem gesamten freiheitlich-demokratischen System. Grundsätzlich muss ein Tracing die ultima ratio bleiben und – sollten alle anderen Mittel erschöpft sein – anders ausgestaltet werden, und zwar so, dass es mit unseren Grundrechten konform geht. Bis dahin gilt es, bewährte Maßnahmen zu verbessern und ergänzende Maßnahmen hinzuzufügen, um einen neuen Shutdown zu verhindern. – Ricarda Muggenthaler

 


 

 

Leserbriefe zu „Welche Strategie?“ von Jan Schweitzer

 

Mehr und mehr Länder benutzen, zur Einstufung einer Region als Covid-19 Risikogebiet, Deutschlands Grenzwert von 50 Fällen pro 100 000 Einwohnern kumulativ über die letzten 7 Tage. Dieses Kriterium ist jedoch problematisch, da es nicht die Unterschiede in der Anzahl der regionalen Teste sowie in den nationalen Teststrategien mit einberechnet.

Eine Region, die einen höheren Prozentsatz ihrer Bevölkerung testet als eine andere, wird normalerweise auch mehr Covid-19 Fälle finden. Ein Beispiel wäre der Unterschied zwischen Deutschland und Luxemburg. Luxemburg wurde vor Kurzem von Deutschland als Risikogebiet eingestuft, mit drastischen Konsequenzen für Pendler und Urlauber. Aber ist dies aus gerechtfertigt? Kumulativ über die letzten 7 Tage wurden in Luxemburg ungefähr 130 Fälle pro 100 000 Einwohner gefunden, während in Deutschland 4 Fälle pro 100 000 Einwohner gefunden wurden. Jedoch testet Luxemburg täglich ungefähr 1,5% der Bevölkerung, während Deutschland nur 0,09% der Bevölkerung testet. Wenn man also annehmen würde, dass in Deutschland prozentual genauso viel getestet wird wie in Luxemburg, dann würden in Deutschland ungefähr 68 Fälle gefunden werden. Wenn Luxemburg soviel testen würde wie Deutschland, wären es 7,5 Fälle in Luxemburg. Somit müsste auch Deutschland als Risikogebiet eingestuft werden, wenn man so viel testen würde wie in Luxemburg. Andersrum wäre Luxemburg kein Risikogebiet mehr, wenn man dort so wenig testen würde wie Deutschland.

Dazu ist es wichtig, dass Unterschiede in nationalen Teststrategien in Betracht gezogen werden. Deutschland testet fast ausschließlich in den eigenen Risikogebieten, was die Anzahl der Fälle pro Test erhöht verglichen mit Luxemburg, wo eher breit durch die Bevölkerung getestet wird. Dazu kommt, dass innerhalb von Deutschland durch die Teststrategie regionale Asymmetrien entstehen. Regionen, in denen z.B. vermehrt jüngere Leute leben, und dadurch mehr asymptomatische Fälle vorherrschen, werden weniger getestet und haben deshalb eine geringere Wahrscheinlichkeit als Risikogebiet eingestuft zu werden. Die Anzahl der Fälle in diesen Gebieten könnte jedoch insgesamt höher sein als die anderer Regionen, in denen vermehrt ältere Menschen leben, die oftmals schwerwiegendere Symptome vorweisen, und deshalb auch vermehrt getestet werden. Diese beiden Punkte, also Unterschiede in den nationalen Teststrategien sowie in der Anzahl der regionalen Teste, bedeuten, dass der Grenzwert von 50 Fällen pro 100 000 Einwohnern nur dann Sinn macht, wenn er auch dementsprechend angepasst wird. – Prof.Ingmar Schumacher

 

Vielleicht liegt es ja gar nicht an der fehlenden Strategie der Politiker, sondern an der mangelnden Intelligenz unserer egoistischen Spaßgesellschaft. Als Politiker wäre ich fassungslos darüber, mit welcher Leichtsinnigkeit all das, was schnell, relativ unbürokratisch und teuer erkauft wurde, ohne Hirn durch das vermeintliche Recht auf Urlaubsreisen und einem „zurück zur Normalität“ zunichte gemacht wird. Wenn der nächste Lockdown dann kommt, wird das Gejammer wieder groß sein! Viele Menschen konnten es sich noch nie leisten, in den Urlaub zu fliegen/ fahren. Und da gibt es Menschen, die jetzt dringend „raus müssen“, weil sie dieses Jahr schon auf 2 Reisen verzichten mussten, deren Leben keins ist, wenn sie sich nicht sinnlos besaufend irgendwo zusammendrängen und das dann „feiern“ nennen?

Es ist auch beim momentanen Stand von Corona möglich, sich mit Freunden zu treffen, zusammen zu sitzen, ja sogar zu feiern – im ursprünglichen Sinn dieses Wortes. Restaurantbesuche, Ausflüge, radfahren, schwimmen, wandern, Sport, lesen, Filme gucken, zusammen neue Gerichte kochen – alles möglich. Glücklich natürlich der, der vielleicht einen Garten hat, aber mit etwas Initiative kann jeder etwas unternehmen, niemand muss in seinen vier Wänden versauern. Kreativität statt gedankenloser Konsum!

Und die Medien könnten dies fördern, nicht mit Artikeln wie diesem, oder dem Titelfoto samt Überschrift der Zeit Nr. 31 (Wann kehrt die Freiheit zurück?), mit Gejammer wie „wir sind es müde“ (Schützt Leben, nicht Daten) den Datenschutz zu opfern, sondern zu warnen, zu appellieren und den Menschen die Konsequenzen ihres Verhaltens vor Augen zu halten. In vielen Bereichen kann jeder selbst entscheiden, welches Risiko er eingeht und wie er selbst sein Leben schützt. Es fehlt hier nicht an politischer Strategie – vielleicht konnten sich die Politiker soviel Dummheit vom Volk gar nicht vorstellen – es fehlt an Hirn und Vernunft jedes einzelnen. – Heike Dedic

 

Berlin, Frankfurt, Nürnberg – überall das selbe Bild: Mehr als holpriger Start der Tests für Urlaubsrückkehrer aus Risikogebieten an Flughäfen. „Muß ich mich testen lassen – Wo überhaupt – Bezahlen – Rechtsgrundlage?“ Teure Corona-App fehlerhaft. Alters- und Pflegeheime, Flüchtlingsunterkünfte, Fleischfabriken, Gemüsehöfe: Testen erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Wie ist das alles möglich in einem so hochorganisierten Land? – Peter Dressler

 

Das ist wie jedes Jahr wenn Weihnachten urplötzlich und völlig überraschend vor der Tür steht. Ebenso die langfristig geplanten Sommerferien aller Bundesländer, die auf einmal da sind. Macht hoch die Tür das Tor macht weit es ist immer noch Coronazeit. Strategie, d. h. genaues, planvolles Vorgehen mit definierten Zielen ist, trotz guter Ansätze in der Vergangenheit, derzeit in der Bundes- wie Landespolitik leider wegen der Urlaubsheimkehrer, aus welchen Gebieten auch immer, gar nicht erkennbar. Reagieren statt agieren ist auch angesichts steigender Infektionszahlen kein probates Mittel, allenfalls eine vorläufige Bankrotterklärung. Tests für alle Urlaubsheimkehrer sind notwendig. Egal wer sie bezahlt. Die Freiwilligkeit muss angesichts der vorherrschenden Pandemie überdacht werden.

Wer prüft und kontrolliert die Einhaltung notwendiger, angeordneter Quaratänemaßnahmen? Personal, das beklatscht wurde und immer noch unterbezahlt, wenn überhaupt vorhanden ist? Ein neuer Lockdown muss unbedingt vermieden werden. Es ist für die kleinen und mittleren Betriebe, für die Kulturschaffenden und die vielen „Einzelkämpfer/innen“ wohl schlicht nicht mehr möglich eine weitere, langfristige Auszeit unbeschadet zu überstehen. Eine „zweite Welle“ muss durch geeignete Maßnahmen im Vorfeld verhindert werden. Sollen Kitas und Schulen Bundesweit Prüfzentren für das weitere Vorgehen werden? Alle Politiker sind nun gefordert mit Weitblick und Sachverstand (hierzu gibt es eine Anzahl glaubwürdiger Fachleute) alles Notwendige kurzfristig, also schnellstens, zu veranlassen und die Durchführung akribisch zu prüfen (auch hierfür gibt es vorhandene Kompetenz). – Felix Bicker

 

Meine Meinung zu Herrn Schweitzers gut gemeinten Beitrag auf Seite eins ist, dass wir außer keinen zweiten Coronawelle auch keine zweite Hysteriewelle benötigen. Der Kampf gegen diese Pandemie funktioniert durch „Learning bei Doing“. Das hat doch der Minister Spahn mehrmals betont und das scheint doch im allgemeinen der Konsens hierzulande zu sein. Diese Aufgeregtheit, die aus den Worten des Herrn Schweitzers spricht, ist kontraproduktiv. – Boris Bogunovic

 

Beim nächsten Shutdown wünsche ich mir, ,daß auch diesmal die Alten und die Kinder „ geschützt“ werden. Aber anders als beim letzten Mal sollte man diesmal die Hasadeure, die Unbelehrbaren, die Partygänger und die Mundschutzmuffel in Schutz(haft) nehmen. Zur Durchsetzung dieser Strategie wäre der von den Gesundheitsämtern kreierte Begriff der „ Berufsquarantäne“ sicher hilfreich. (funktioniert in den Pflegeberufen vorzüglich solange man keine Kinder hat) Sanktionen bei Verstößen wären zum Beispiel ,außer einem saftigen Bußgeld: Ausschluß der Behandlungskosten bei einer Covid 19 Infektion durch die Krankenkassen, Verlust des Kurzarbeitergeldes für die Zeit der Inkubations- und Quarantänezeit, 14 Tage unbezahlten Zwangsurlaub. Keine Bange liebe Mitbürger im Alter zwischen 25 und 45 Jahren und kinderlos .Für sie wird immer gesorgt sein.solange es Mitbürger gibt die ihre Freiheit.ihre berufliche Existenz und auch Ihr Leben, zu Gunsten von Ihrer persönlichen Freiheit , aufzugeben bereit sind. – Beate Spautz

 

Die verpflichtenden Corona-Tests für Reisende aus Risikogebieten kommen zu spät. Die steigenden Zahlen der Corona Infektionen belegen das und es war absehbar. Ganz streng genommen müssten sogar alle Ein-Rückreisenden aus dem Ausland getestet werden. Die Leute, die wild auf Mallorca gefeiert haben, konnten einfach wieder einreisen und müssten auch künftig nicht getestet werden. Das Virus war ja nie „weg“. Durch den Shutdown konnten die Infektionen eingedämmt werden. Die ersehnten und nötigen Lockerungen waren und sind nur möglich durch Einhaltung der auferlegten Schutzmaßnahmen (AHA – Regeln). Ein Beispiel: Meine Schwester und mein Schwager sind letztes Wochenende aus Indien zurückgekehrt, nachdem sie dort wochenlang fest saßen. Mit einem der “ Repartierflüge“, die von der Lufthansa angeboten und von der deutschen Botschaft in Indien vermittelt werden. Rückholflüge gibt es ja nicht mehr.

Im Flughafen von Bangalore wurde Ihnen dreimal die Temperatur gemessen, ins Flugzeug ging es nur mit Mund- Nasenschutz, Gesichtsschild und Schutzkleidung. An Bord erhielten sie ein Merkblatt des Bundesgesundheitsministeriums, in dem sie darauf hingewiesen wurden, dass sie nach der Einreise aus einem Risikogebiet grundsätzlich verpflichtet seien, sich unverzüglich in die eigene häusliche Quarantäne zu begeben, diese 14 Tage beizubehalten und sich bei der zuständigen Gesundheitsbehörde zu melden. In Frankfurt am Main Flughafen gab es keine weiteren Kontrollen und es wurden auch keine Daten zu der weiteren Heimreise erhoben. Meine Schwester und mein Schwager sind der Aufforderung gefolgt und konnten ziemlich schnell aus der Quarantäne entlassen werden, nachdem sie freiwillig einen Corona-Test gemacht hatten und das negative Ergebnis dem Gesundheitsamt vorlegen konnten.

Ob alle anderen Mitreisenden aus diesem Flugzeug diesen Vorgaben/Anweisungen auch nachgekommen sind? Ich weiß nicht, Herr Schweitzer, ob die Entscheidung zu verpflichtenden Corona – Tests aus dem Hinterzimmer gekommen ist. Richtig, da ist nichts Neues auf Deutschland zugekommen. Aber es wurde auf Freiwilligkeit gesetzt. Das hat nicht funktioniert, deshalb jetzt die Verpflichtung. Was beispielsweise ist an der Anweisungen aus dem vorgenannten Merkblatt des Bundesgesundheitsministeriums denn so schwer zu verstehen? Nichts. Der Fehler war aber offensichtlich, dass nicht weiter kontrolliert wurde, ob diesen auch Folge geleistet wurde. Die geforderten Maßnahmen an sich sind richtig. Genug Menschen haben sich aber nicht danach gerichtet, sei es aus Bequemlichkeit, Leichtsinn, Uneinsichtigkeit, die Beweggründe mögen unterschiedlich, im Einzelfall vielleicht sogar verständlich sein. Nur, dem Corona-Virus ist das egal. Ehrlich gesagt, ich sehe auch nicht, wo noch soviel Klärungsbedarf liegen soll.

Als allererstes müssen wieder die Schutzmaßnahmen sorgfältig eingehalten werden. Die jüngste Corona- Demonstration in Berlin zeigt es deutlich, es gibt Menschen, die man nicht erreicht, da kann man reden, wie man will. Siehe auch das Treiben auf den „Partymeilen“. Ist es denn so schwer, eine Mund-Nasen- Bedeckung zu tragen und Abstand zu halten? Es ist lästig, ja, aber dennoch kann man zusammen sein und seinen Spaß haben. Ich kann dieses Gerede darüber bald nicht mehr hören. Die Schutzmaßnahmen sind unbedingt nötig und m.E. auch hinnehmbar. Nicht hinnehmbar ist es jedoch, dass ein zweiter Shutdown mit fatalen Folgen riskiert wird, nur weil einige (wenige) zu leichtfertig, uneinsichtig oder unvernünftig sind. Dazu steht viel zu viel auf dem Spiel und Leidtragende werden dann wieder alle sein. Die erste Probe steht an, die Sommerferien enden nach und nach, die Kinder sollen wieder in die Schulen. Leicht gesagt: Aber ist es wirklich möglich, Strategien für jedes neues Szenario zu entwickeln, das die Corona- Pandemie noch abfordern wird? Ich weiß es nicht, Herr Schweitzer, wir haben es alle mit in der Hand. Das ist sicher. – Regina Stock

 

Kommet zuhauf und lasset euch testen, damit diese Infektionszahlen wieder rasend schnell und positiv in den Himmel hineinwachsen können; staunet weiter „Bauklötze“ über diese doch sehr überraschende Tatsache, ihr Damen und Herren im RKI (Robert-Koch-Institut). Der „Covid-19-Test“ muss für den willigen Menschen zur angehmenen Pflichtübung werden, der unwillige „Test-Muffel“, der kann dagegen nur durch drastische Zwangsmaßnahmen zur einem Umkehrdenken „verpflichtet“ werden. Besonders hier in Bayern, da dürfte bald an jeder Ecke im Freistaat, mindestens eine dieser Teststaion stehen. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Der bessere Amerikaner“ von Kerstin Kohlenberg

 

In eurer neuen Ausgabe ist das Frontthema betitelt mit „der bessere Amerikaner“??? Ich kann ja verstehen, wenn derartige „Phasen“ auf der Titelseite der Bildzeitung stehen, aber bei der ZEIT? Wir versuchen seit geraumer Zeit den Menschen darzustellen, dass es keinen „Afrikaner“ gibt. Oder, den „Europäer“. Das sind geographische Merkmale, also Lebenszonen. Ist der Guatemalteke „Amerikaner“? Der Venezuelaner … . Wenn Sie ganz einfach und bequem das Wissen erweitern möchten, was ist ein Amerikaner – und es ist dann bestimmt mit Vorsicht zu geniessen – dann sehen Sie in Wikipedia nach:

„Ein Amerikaner ist eine feine Backware aus Mehl, Zucker, Ei und Fett sowie Milch oder Wasser.“ Ups. Gibt es überhaupt „Amerikaner“ in ihrem Sinne? Also, es wäre sehr angebracht, und sehr zeitgemäß, wenn Sie über Menschen die in den Grenzen des Staates USA leben, diese als USAmerikaner zu betiteln. Herr Biden ist kein Amerikaner im Sinne von Wikipedia und auch nicht im Sinne der Millionen Menschen, die außerhalb der USA auf diesem Kontinent leben. Vielen Dank. – Christian Wein

 

Biden, der bessere Amerikaner …behauptet DIE ZEIT. In Wirklichkeit dient Biden den linken Demokraten nur als Trojanisches Pferd für Bernie Sanders. – Ein/e Leser/in

 

Voltaire sagte: « Die Politik ist das Mittel prinzipienloser Leute Menschen ohne Gedächtnis zu regieren.“ In diesem Zusammenhang muss man sich Fragen, ob die Zeit Redaktion unter Gedächtnisschwund leidet. Joe Biden gehörte der Obama Regierung an, die Kriegsverbrechen im Sinne der UN Charta beging, also Libyen überfiel und Syrien destabilisierte. Dieser Mittäter, der in nie gekannten Ausmaß Verdächtige ohne Prozess per Drohne Töten ließ und Kollateralschäden billigend in Kauf nahm, bekommt nun in Die Zeit einen wohlwollenden Artikel gewidmet- als „Hoffnungsträger“ (sic!), der sich eigentlich in Den Hag verantworten sollte. Zählen denn die UN Charta und Menschenrechte gar nichts, wenn es gilt einen flapsigen Präsidenten zu verjagen, dem ein ökonomischer Krieg lieber ist, als ein Schießkrieg? Joe Biden ist eine Marionette der Rüstungsindustrie und wird den ersehnten Krieg gegen den Iran endlich beginnen. Europa wird die Konsequenzen tragen müssen. – Klaus Rabba

 

Man muss nicht immer alles am Ende doch noch gut finden. Man darf es auch mal scheiße finden. So auch, dass wir in einer Welt leben, in der ein Kandidat nur deswegen Chancen hat Präsident zu werden, weil sein Gegenüber ein Faschist, Vergewaltiger und Psychopath ist und damit schlecht für die Bekämpfung einer Pandemie ausgerüstet ist. Joe Biden, dessen Policyvorschläge keineswegs progressiv sind, wird höchst wahrscheinlich gewinnen und ich bin froh darüber. Es ist trotzdem schrecklich! – Michael Hißen

 

Ihre Autorin scheint nicht gut informiert zu sein. Trump wird die Wahlen wieder gewinnen. Um so mehr die Medien und Demokraten auf Trump einschlagen, um so mehr Stimmen wird er bekommen. Die Deutschen Medien haben aktuell Biden schon als Sieger erkoren. Der liegt angeblich seit vor Trump. So kann man die Leser auch belügen. – Gunter Knauer

 

Ich lese ihn erst noch, aber im Grunde ist dieser Beitrag sinnlos. Jörg Biden wird nicht Präsident werden, egal wie. Und ein besseres Amerika wird es nicht geben, es wird schlechter, von bereits niedrigem Niveau kommend. Obama war ein Unfall und seine Rolle als Hoffnungsträger sahen ohnehin nur die Europäer so. Amerika hatte 2016 die Chance, vermutlich hätten die Demokraten eine Mülltonne aufstellen können und sie wäre gewählt worden, eine Frau, das war ihnen zu viel. Jetzt hat die Welt Trump, und das geht auch nicht mehr weg. Egal, wer das Amt nach dem Gelben Toupet übernimmt. – Michael Seitz

 

Wir haben uns doch so an Donald Trump und an seine gewöhnungsbedürftige, ungewöhnliche Art gewöhnt, und damit soll bald wieder Schluß sein, eigentlich ganz unvorstellbar! Wir vermissen den jetztigen Präsidenten, jetzt schon ganz schmerzlich! Hoffentlich passen dem Neuen, Joe Biden, die alten abgetragenen Präsidentenschuhe von Donald Trump, die er im Weißen Haus sicherlich weiter auftragen oder abtragen muss, je nach belieben? Ich stelle mir gerade vor, Markus Söder gibt seinen „Arbeitsplatz“ als Ministerpräsident hier in Bayern auf, um nach Berlin zu enteilen, und um dort die (bald) „vakante“ Stelle des Bundeskanzlers annehmen. Das ist schlichtweg unvorstellbar, aber schön wäre es doch, wenn er hier in Bayern „ganz weit weg vom fränkischen Fenster“ wäre! – Klaus P. Jaworek

 

Joe Biden, der bessere Amerikaner. Wer, der leidlich noch bei Trost ist (zudem geübtermaßen kindbekannte Tierarten zu unterscheiden vermag) und über ein Minimum an demokratischer Selbstachtung und Wertschätzung verfügt, wollte diese Aussage verneinen. Selbst vor dem überaus expressiven Hintergrund, dass die widrige Außerordentlichkeit der Trump’schen Präsidentschaft dem Kandidaten Joe Biden zu einem nicht unerheblichen Stimmungs(leih)vorteil gereicht. Doch allein, dass überhaupt noch Zweifel an dem Namen des zukünftigen Präsidenten bestehen, zeigt, wie es um die demokratischen Parameter in den USA bestellt ist. Wohl selten zuvor war das Land der Freien und die Heimat der Tapferen so weit entfernt von sich selbst. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum immer gegen die Juden?“ von Jens Jessen

 

Warum immer gegen die Juden? Mit Interesse habe ich in der aktuellen Ausgabe den Beitrag von Jens Jessen über die jüdische Künstlerin Ilana Lewitan gelesen. Er hat mich über meine eigenen Begegnungen mit Jüdinnen und Juden nachdenken und feststellen lassen, dass meine Sympathien ganz mit und bei den Juden sind, wo immer ich ihnen in meinem nun doch schon langen Leben begegnet bin. In Deutschland während des Kriegs geboren, konnte ich nichts von den Greueltaten mitbekommen haben, die Deutsche an Juden verübten. Mein pazifistischer Vater wurde zur Wehrmacht Eingezogen, völlig ungeeignet für das Kriegshandwerk, hätte er doch eher in die Luft geschossen, als auf einen Menschen gezielt. Er geriet in polnische Kriegsgefangenschaft. Eines Nachts befindet er sich mit zwei weiteren Häftlingen in Begleitung eines Wachmanns auf dem Weg in die Unterkunft.

Er bemerkt, dass die beiden anderen davonrennen und muss sekundenschnell entscheiden, ob er auch flüchten oder mit dem Wachmann in die Unterkunft gehen sollte. Er flüchtete auch und wird auf dem Weg nach Hause von polnischen Familien versteckt und geschützt. Eines Tages, als ich bei meiner Mutter in der Küche war, kam ein Mann herein, den ich nicht kannte. Es war mein Vater. Dennoch trage ich mein Leben lang diese Schuld mit mir herum, auch wenn ich seit vielen Jahren in der Schweiz lebe und heute nur noch Schweizer bin. Als junger Mensch besuchte ich London und lebte dort in einem jüdischen Haus, in dem auch Ruth lebte, Ruth Singer, das schönste Mädchen, dem ich in meinem ganzen Leben begegnet bin. Sie hatte ein ebenmässiges Gesicht, wunderschöne dunkle Augen, einen hellen Teint mit Sommersprossen darauf. Nicht so viel später – auf einer 7monatigen Reise mit der Vespa ums Mittelmeer herum – begenete ich in Alexandria ebenfalls einer bildhübschen Jüdin, in die ich mich verliebte. Und schliesslich als im 1962 in Jerusalem durchs Mandelbaumtor vom jordanischen in den israelischen Teil von Jerusalem fahren wollte, war Niemandsland. Der jordanische Grenzbeamte nahm meinen Pass und ging zu seinem israelischen Kollegen, um ihn zu fragen, ob sie mich einreisen lassen würden.

Hätte ich Jordanien mit meiner Vespa verlassen und den Ausreisestempel im Carnet de Passage gehabt, hätte ich nicht mehr zurückkehren können. Der Israeli liess mich aufgrund meiner Jugend einreisen, worauf ich einen Monat lang im Kiboutz Kfar Blum, im Dreiländereck Israel/Jordanien/Syrien lebte und arbeitete. Mit jungen Juden aus aller Welt erntete ich Orangen, erlebte eine Hochzeit mit, deren Trauung unter einem Baldachin an einem Arm des Jordanflusses stattfand, das anschliessende Fest im Chadar Ochel (Speisesaal) war gespickt mit humorvollen Beiträgen der Hochzeitsgäste und natürlich mit Musik. Schliesslich nach Jahren in Zürich arbeitend und lebend, habe ich das Männerbad entdeckt, in dem Lehrer mit ihren Judenbüebli baden gehen. Es ist eine der Zürcher Flussbadeanstalten, von denen es einige gibt. Sie liegt am Schanzengraben in der Sihl, wo abends die Riminibar öffnet, an der dann auch das andere Geschlecht zugelassen ist. So ist das in Zürich. Unweit meines Büros am Hechtplatz liegt die Frauenbadeanstalt in der Limmat, in der sich tagsüber nur Frauen sonnen und baden dürfen, doch am Abend dürfen auch die Männer an der Barfussbar einen Drink nehmen. – Martin Hoch

 

Adam, wo bist du? Jens Jessen lässt uns in seinem Artikel „Warum immer gegen die Juden?“ daran teilhaben, was er tief unten versteckt im Keller des Ägyptischen Museums in München gefunden hat: Eine Installation von Ilana Lewitan mit gestalteten und arrangierten Fragmenten aus der Schoah und der Judenverfolgung, die unter der Frage „Was wäre, wenn Jesus im Jahr 1938 gelebt hätte?“ die menschliche Versuchung zur Ausgrenzung als anthropologische Konstante erscheinen lässt. Aus sozialpsychologischer Sicht nicht überrschend. Aus historischer Sicht erschreckend. Aus religiöser Sicht notwendig. Aus künstlerischer Sicht sehr mutig.

Als Ausstellungsbesucher ist man gewohnt, ein distanzierter, souveräner und zugleich gut begleiteter Betrachter zu sein. Hier im Ägyptischen Museum in München geht der Ausstellungsbesucher als Mensch in die Tiefe und nimmt unbegleitet das eigene Leben mit. In der suchenden Bewegung entlang bekannter Fragmente wandelt sich der Besucher zum Teilnehmer an einer unbekannten Liturgie und verliert sich. Allein. Wo bist du? Man ahnt, dass man selbst gemeint ist und nimmt die Frage schließlich mit nach draußen. Etwas fehlt in dieser vergänglichen Installation: Die Antwort. Die Antwort findet jeder nach dem Ausgang aus dem Museum im eigenen Leben. – Reinhard Koine

 

Sie stellen eine große Frage – die ich (79) mir ebenfalls zeitlebens stelle, ohne dass Sie diese indes beantworten. Übrigens ein in der ZEIT immer wieder zu beobachtender Verstoß gegen gute journalistische Praxis. Was, bitte, können Sie mir darauf antworten? – Dr. Gernot Henseler

 

Im Beitrag über die bestechenden Arbeiten von Ilana Lewitan unter dem Titel „Warum immer gegen die Juden?“ steht die Ausgrenzung zur Debatte. Also Grenzen ziehen: Ich bin innerhalb, du bist draussen. Du bist nicht so wie wir, du bist ein Aussenseiter; du als Schwarzer, Fremder bist ein passivesOpfer meiner Ausgrenzung. Auf derselben Seite, gleich nebenan, spricht Rabbi Homolka vom Bund Gottes mit Israel. Der exklusive Bund mit dem ‚auserwählten‘ Volk stellt eine aktiveAusgrenzung dar. Wir, eine Minderheit, sind auserwählt worden, alle anderen nicht, die ganze übrige Welt nicht, ihr alle seid ja Nichtjuden.

Das erinnert mich an meinen verstorbenen Cousin, der selbstbewusst verkündete: Wir gläubigen Christen wissen, wo wir nach dem Tod hinkommen, im Himmel sitzen wir nämlich nahe beim Thron Gottes! Eine religiöse Gruppe reklamiert für sich Exklusivität, Logenplätze neben dem Thron. Eine Minderheit grenzt sich selber aktiv gegenüber den Anderen aus. Wir, eben die Anderen, sind ausgeschlossen. – Eduard Widmer

 

Wenn man die suggestive Überschrift zu dem Artikel „ Warum immer gegen die Juden ? “ liest, dann stellt sich fast zwangsläufig die Frage, wer behauptet das, und ist es nicht auch ein Verschulden der Juden selbst, und das man sogar meinen könnte, sie beschwören es herauf mit ihren anhaltenden Anklagen über ihr erfahrenes Leid das vor über siebzig Jahren beendet wurde. Heute sind zahllose Städte Deutschlands mit den sogenannten „ Stolpersteinen „ übersät, mit Mahnmalen, und Gedenkstätten, und nicht enden wollenden Berichten in allen Medien, in Talkshows, und mit Stellungnahmen des Zentralrates der Juden, die sich einmischen, und agieren wie eine ausserparlamentarische Opposition.

Und nun kommt auch noch die zerschossene Tür von Halle als weiteres Mahnmal hinzu, obwohl dabei kein jüdischer Gläubiger, aber zwei andere, unschuldige Opfer erschossen wurden. Aber die vergisst man zu erwähnen weil sie nicht jüdischen Interessen dienen. Sie wollen mit all diesen Aktionen überdecken das sie ein grosses, ungelöstes, humanitäres Problem mit Palästina haben, wo sie sich nicht als Menschen zeigen die Interesse an den Nöten anderer haben. Sie möchten Palästina am allerliebsten totschweigen, wie nicht existent. Wenn sie anstelle ihrer gegenwärtigen Haltung, und ihrer unmenschlichen Politik, eine Charme- Offensive mit Palästina starten würden, dann käme die weltweite Kritik an ihnen zu einem jähen Ende. Das beantwortet dann auch die oben gestellte Frage, sie wäre unnötig. Die deutsche Aussenpolitik sollte die fragwürdigen Herren in Jerusalem eindringlich dazu auffordern ihre Positionen zu überdenken, in ihrem eigenen Interesse.

Wenn Frau Ilana Lewitan in ihrer hoch gelobten Ausstellung im ägyptischen Museum in München in ihrem Hauptwerk eine Gestalt in KZ – Kleidung an ein Kreuz gestellt hat, als Symbol für den Tod von Jesus, dann sieht man dort einen „ kopflosen „ Juden, und ohne die Hände und Füße an denen er ans Kreuz genagelt wurde. So genau stellt sich die jüdische Politik der vergangenen Jahrzehnte dar, „ kopflos „ nur an sich selbst interessiert, immer während jammernd, und anklagend. Symbolsprache ist eine Ausdrucksform mit der man wohl überlegt umgehen sollte, denn sonst kehrt sie sich leicht um, und verrät die Absichten die dahinter stehen. – Gert Besner

 

Allgemein gesagt richten sich jegliche Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit gegen deren Vertreter selbst. Sie bevorzugen standardisierte Punkte zur Definition ihrer eigenen und der Menschheitsgeschichte. Damit lassen sie die weitaus größten Teile ihrer Individualität und ihrer Kommunikationsmöglichkeiten ungenutzt. Warum aber immer gegen die Juden? Antworten darauf sind sehr komplex. Zumindest kann man aber, wie die jüdische Künstlerin Ilana Lewitan, dazu beitragen, dass sich dem Thema niemand entziehen kann.

Konkret geht es als Ansatz auch um Definitionsfragen des Judentums. Dazu zweierlei Anmerkungen: Herr Homolka erwähnt in dem Interview den „Bund Gottes mit Israel“. Geschichtlich hat das seine Berechtigung, aus heutiger Perspektive sollte man allerdings fragen, was damit gemeint sein könnte. Dann kann man zu dem Schluss kommen, dass dieser Bund ein wesentlicher Bestandteil der Motivation des damaligen Israel zu seiner Existenzsicherung und -berechtigung war. In meinem Buch „Die gemeinsame Wirklichkeit“ habe ich diesen Vorgang übrigens detailiert beschrieben. Zweitens erwähnt Herr Jessen den „Auszug des Volkes Israel“. So ist es in der Thora berichtet. Allerdings hat dieser Auszug so nicht stattgefunden. Es ist eine Erzählung als Beitrag zum Verständnis der geschichtlichen Situation der Juden zur Zeit der Verfassung der Thora.

Was also bleibt als Deutung des Antisemitismus? Die Verkörperung der Ideen und Intentionen des Judentums aus und in eben diesem Volk lässt sich als Mutter der daraus unter Mitwirkung der griechischen Mythologie und des Zoroastrismus hervorgegangenen Religionen Christentum und Islam verstehen. So entstanden Streitigkeiten um die mütterliche Reinheit und Originalität. Aus heutiger Sicht: Bei Leuten, die vom Ganzen des Menschseins – einschließlich dessen Unzulänglichkeiten – und der Komplexität von Wirklichkeit gar nichts wissen wollen.

Wer bei einer solch verkürzten Weltdeutung bleibt und vielleicht sogar dafür kämpft, gerät natürlich wie Pubertierende in einen Orientierungskonflikt bezüglich seiner weiteren Lebensplanung. Hier: Im Judentum soll die immerwährende Mutter meiner eigenen Weltdeutung begründet sein? Ablehnung! Aus dieser Blockade speisen sich alle Formen des Antisemitismus. Was durch die gerade beschriebene Verkürzung von Wirklichkeit auf ein paar kontrollierbare Punkte ein schweres Versäumnis ist und zu totalitären Mustern führt. Und Juden sollten in dem Zusammenhang ihren Anspruch auf eine generelle Sonderrolle in der Menschheitsgeschichte aufgeben. – Christoph Müller-Luckwald

 

Die gerechte Beantwortung dieser unendlich würdelosen Frage hätte fürwahr etwas göttlich Erlösendes. Denn dann würden wir Menschen uns wirklich – qua Glaube und/oder weltlicher Rechtswürdigung – gegenseitig im Menschsein begreifen (wollen und können!). Wahrhafter Glaube an Gottes Schöpfung erkennt an, dass jedwede Diskriminierung oder gar Gewalt gegen eines seiner Kinder nichts anderes als die Verachtung seiner (der durch ihn vorgegebenen) Werte ist. Und darum hat Ilana Lewitan völlig recht, dass sich die Ausgrenzung eines Menschen gegen alle Menschen richtet. Den besten und sichersten Weg zu (mehr) Gerechtigkeit mögen wir weiter diskutieren. Aber an dem Irrsinn und Wahn menschlicher Geistigkeit und Geistlichkeit gibt es für mich leider keinerlei Zweifel; und eben das lässt mich sehr zweifeln.

Bezüglich des vermeintlichen „Empathieverbots“, zur Frage also, ob wir Menschen, aus welchen Gründen auch immer, uns gegenseitig die Empathie(-befähigung) einschränken oder gar versagen sollten: Wehe uns, das als allgemeingültig und, wie so oft, ohne Differenzierung, zu betrachten. Wer Mitgefühl und Interesse und also Erkennen an dem Sein des anderen (mithin dessen Identität) ablehnt, lehnt einen nicht unerheblichen Teil höchst notwendiger zwischen- menschlicher Verständigung, Dialektik und sonach Respektanz ab. Der Mensch würde als das soziale Wesen, das er (nun mal) ist, abnorm handeln resp. weiters abnormer handeln. Schlimmer noch, die Regelhaftigkeit der daraufhin verfassten (neuen) Normen mag ich mir nicht vorstellen. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Bismarck oder Haftbefehl?“ von Dmitrij Kapitelman

 

Seit meiner Studentenzeit bin ich treuer ZEIT-Leser. Ich schätze die dargebotene Meinungsvielfalt und die tiefgründigen Beiträge sehr. Bisweilen reibe ich mir allerdings verwundert die Augen, ob der abstrusen, inhaltsleeren und einfach nur überflüssigen Beiträge. „Bismarck oder Haftbefehl“?Soll das ein Witz sein? Soll das Progressivität ausdrücken? Oder nimmt der Beitrag sich selbst nicht ernst? Nicht genug damit, dass die Bilderstürmerei in den USA und anderswo jegliches Maß verloren hat. Jetzt leisten sie auch noch in der ZEIT dieser moralischen Besserwisserei Vorschub, in diesem Fall besudeln sie das Andenken einer der großen deutschen Staatsmänner.

Auch stößt mir die die inflationäre Verwendung von Anglizismen in Ihrem Blatt zunehmend auf. Wieso wird in einer deutschsprachigen Zeitung eine Veranstaltung mit dem Titel „House of Pharma & Healthcare – Digital Week“ angezeigt? Das verstehe wer will. Bleibt mir nur die Hoffnung, dass sie sich nicht auch noch an der allgemeinen Sprachverhunzung beteiligen und Gendersternchen einführen… – Stefan Martin

 

Bitte vermeiden Sie es, Menschen wie den Rapper Aykut Anhan so unreflektiert darzustellen, wie es Felix Sauer und Dimitrij Kapitelman passiert ist. Auch wenn er als einer der erfolgreichsten Musiker Deutschlands vorgestellt wird: Erfolg alleine rechtfertigt nicht allgemein sichtbare Verehrung, wie sie in Form der Benennung von Straßen deutlich wird. Aykut Anhan inszeniert sich als „…Mann mit Migrations- und ohne Bildungshintergrund, der Frauen und Schwule hasst und zum Gewalthandeln neigt.“ (siehe Quelle). Seine Mitteilung an sein Publikum ist von seinem Hedonismus geprägt. Zum Erlangen seiner Ziele sind aus seiner Sicht auch illegale Wege zulässig.

Zusammenhalt gibt es – wenn überhaupt – nur in einer engen, geschlossenen Gemeinschaft, die misstrauisch, ablehnend und verächtlich auf eine Gesellschaft blickt, die von Vorneherein als ablehnend empfunden und dargestellt wird. Damit betreibt er Segregation und Ghetto-Bildung und arbeitet Ansätzen zur Integration entgegen. In einer Stadt wie Offenbach ist das fatal! Junge Menschen werden durch Aykut Anhan darin bestärkt, dass Anstrengungen im Rahmen dieser Gesellschaft vergeblich sind. Stattdessen werden kriminelle Aktivitäten verharmlost oder verherrlicht und zum Mittel der individuellen Aufwertung. Durch den Artikel in ZEIT N°32 erfährt Aykut Anhan eine soziale Aufwertung, die völlig unangemessen ist. Das Zitat stammt aus einem Artikel in „Allgemeine Zeitung Mainz Rheinhessen Am Wochenende“ vom 18 Juli 2020, S.36: „Wird Schuss zum Karrierekick?“ von Prisca Jourdan und Michaela Kriewitz. – Thomas Wartusch

 

Eine Zumutung, völlig ohne Information! Für einen Heftpreis von 5.70 € erwarte ich gut recherchierte Artikel und kein Bilderbuch. Ich denke an eine Kündigung des Abonnements. – Dr. Martin Kunze

 

Kolonialist Bismarck: Geschichtsklitterung im Namen des (vermeintlich) Guten ist Mainstream; sie wird nicht aufzuhalten sein. – emer. Prof. Werner Koetz

 

Der Vorschlag, die Bismarkstrasse in Offenbach in „Haftbefehlstr.“ umzubenennen, reizt ja geradezu nach Kommentaren, aber Ihre lustvollle Schilderung in der letzen Zeitausgabe war umwerfend. Habe selten einen Zeitungsbeitrag so genossen, vielen Dank Herr Kapitelmann. – Klaus Lang

 

Alle Erinnerung an Bismarck und die Hohenzollern sollten ausgelöscht werden. Sie waren, zusammen mit der Profitgier der Hafenstadt,nicht nur für den deutschen Kolonialismus verantwortlich ,sondern überzogen unabhängige Länder in Deutschland und Europa mit Angriffskriegen und legten mit dem vom Zaun gebrochenen Krieg mit Frankreich den Grundstein für die fatalen Ereignisse des 20. Jahrhunderts. Die Siegessäule und das „Brandenburger Tor“ sind übrigens keine Symbole der Freiheit, sondern der Unterwerfung friedliebender aber reicher niederländischer Städte! Zu Offenbach: Warum die Straße nicht nach einem der zahlreichen jüdischen Opfer aus. dem Rhein-Main-Gebiet benennen? – Heinz Wolf

 

Vielen Dank für diesen Artikel, dem es (wie so oft in der „Zeit“) gelingt, dazu aufzurufen, den eigenen Standpunkt zu überdenken und grundsätzliche Fragestellungen anzuregen. Ich fragte mich zum Beispiel, warum sogar ich als Bayer mich plötzlich dazu herausgefordert sah, ausgerechnet Otto von Bismarck bzw. eine Bismarckstraße zu verteidigen. Aus einer Kritik am europäischen bzw. deutschen Kolonialismus heraus das ziemlich diametrale Gegenteil, nämlich die für ein eher begrenztes Milieu relevante (und alles andere als unumstrittene) Rapkultur herausheben zu wollen, die als Bannerträger der Ausgegrenzten und Benachteiligten verstanden wird, scheint mir in vielerlei Hinsicht verfehlt. Die relativ korruptionsfreie, effektive deutsche Staatsverwaltung und eine damit verbundene Rechtssicherheit führt sich eben durchaus auch auf Bismarck zurück – genauso wie die Idee einer staatlichen Sozialfürsorge, die sich so nur in sehr wenigen Ländern wiederfindet.

Ich denke, dass dies auch für Zuwanderer anschlussfähige Grundwerte wären. Meiner Ansicht nach wird dies auch durch Verbrechen des Kolonialismus nicht in Frage gestellt, denn man müsste dabei bedenken, was andere Kulturen und Nationen aus einem vergleichbaren extremen Machtungleichgewicht (wie dem, das sich im 19. und 20. Jahrhundert zwischen europäischen und nichteuropäischen Staaten herausgebildet hatte) machen würden bzw. gemacht hätten. In der speziellen Gangsta-Rapkultur, die Haftbefehl anscheinend kultiviert, kann ich keine anschlussfähigen, positiven Grundwerte erkennen. Wenn man Kritik üben will an rassistischer Ausgrenzung – die es in einem auf Grundwerten basierenden deutschen Staat nicht geben darf – und ein Zeichen setzen will, dann sollte es mehr Özdemir- oder Özoguzstraßen geben. Aber man sollte nicht das Kind mit dem Bade ausschütten und sich mit Bismarck von dem verabschieden, was die notwendige Grundlage jeder freien Gesellschaft ist: die „spießige“ deutsche Normentreue und die von einer „kleinkarierten“ Verwaltung garantierte Verfahrensgerechtigkeit. – Andreas Breitruck

 


 

 

Leserbriefe zu „Väter, wo seid ihr?“ von Ines Schipperges

 

Hier!, meine Lebenspartnerin würde rufen: Ha-Ha-Ha! Die Frau gehört an den Herd und der Mann bringt den Herd zum kochen. So gehört sich das. Und wenn Kinder im Haus sind, dann ist das die Aufgabe beider. Eine Gesellschaft ohne Familien ist eine Gesellschaft ohne Zukunft. Die Linken wollten sie ganz abschaffen. Heute sind sie dafür bestraft worden. Heute haben sie fertig. Das Lumpenproletariat ist die Ausnahme. Die machen weder das eine noch das andere. – Gunter Knauer

 

Immer, wenn ich mit jungen Frauen sprechen, sagen sie mir, sie wollen unbedingt eine Weile zu Hause bleiben, wenn sie ein Kind bekommen. Anschließend würden sie gerne halbtags arbeiten. Das sagen sie, unabhängig davon, was der Lebenspartner verdient. Meist ist es für sie unvorstellbar mit einem Mann zusammen zu sein, der weniger verdient als sie. Es sind also nicht nur die Väter, die sich ändern müssen. Das, was Väter sollen: Wertschätzung für die Zeit mit den eigenen Kindern, muss Frauen unwichtiger werden. – Bettina Lemke

 

Der Artikel arbeitet einen wichtigen und ungemütlichen Kernaspekt in der Debatte um Väter und Elternzeit heraus: Ohne die entsprechende innere Haltung, nämlich das wirkliche Wollen, die wirkliche Bereitschaft, sich trotz ausgesprochener und unausgesprochener Widerstände dem oder der Vorgesetzten gegenüber als Elternzeit-Vater zu positionieren, wird keine noch so ausgefeilte politische Optimierung der Elternzeit die Väter von heute wirklich emanzipieren. Dabei wäre es genau eine solche Bereitschaft, die eine veritable Solidarität mit den Müttern ausmachen würde. – Dr. Sonja Lienhart

 

Ihren Artikel „Väter, wo seid ihr?“, las ich gerade meinem Mann vor. Korrekterweise müsste ich sagen meinem Lebensgefährten und Vater meiner Kinder, denn wir sind seit 23 Jahren unverheiratet. Immer wieder sind wir beide überrascht, wie weit auch 2020 noch die meisten Elternpaare von einer gleichberechtigten Aufteilung der Bereiche Erwerbsarbeit, Kinder und Haushalt entfernt sind. Als wir 1999 Familie gründeten, haben wir uns eine Menge Gedanken zu diesem Thema gemacht und den Versuch, eine solche Aufteilung hinzubekommen, unternommen. Die Idee war ungefähr folgende: Jeder bestimmt selbst über seine Erwerbs-Tätigkeit, Anzahl der Arbeitsstunden und damit auch Einkommen. Es gibt getrennte Konten sowie ein Gemeinschaftskonto, auf das jeder den gleichen Betrag zahlt und von dem alle Familienausgaben bestritten werden. Die Betreuung der Kinder wird hälftig aufgeteilt, ebenso die Hausarbeit.

Jeder sollte die gleiche Verantwortung haben, die gleichen Rechte und Möglichkeiten. Keiner sollte sagen können: „Ich arbeite für uns alle“, oder „An mir bleibt die Kinderversorgung hängen!“ Beide sollten für alle Bereiche zuständig sein müssen und dürfen, sich ebenso der beruflichen Entwicklung widmen können, wie mit den Kindern zusammen zu sein. Jeder hatte die Freiheit, über seine „Freizeit“ selbst zu bestimmen. War der eine an 2 Wochentagen ab 16.00 Uhr (Kindergarten- bzw. Schulschluss) bis „Heia“ für die Kinder zuständig, konnte der andere entscheiden, zu arbeiten, Hobbies nachzugehen oder abends Freunde zu treffen und umgekehrt.

Häufiger haben wir die Zeit jedoch zusammen als Familie verbracht, wobei allerdings klar war, wer der Zuständige (Abendessen machen, Wickeln und Waschen, zu Bett bringen) war – der jeweils andere konnte entscheiden, wozu er oder sie Lust hatte. An Freitagen oder am Wochenende gab es sowohl gemeinsame als auch geteilte Zuständigkeiten. Heute sind wir 20 Jahre, einiges an Erfahrungen, etliche Gespräche, Diskussionen und Auseinandersetzungen weiter. Wir haben unser Familienmodell unseren Bedürfnissen angepasst und weiterentwickelt, erleben es bis heute als „Freiheit für jeden von uns“ genau so wie „echte Partnerschaft“. Wir teilen nicht die Aufgabenbereiche untereinander auf, sondern teilen uns stattdessen hälftig jede der Aufgaben. Das verringert den Druck, der entstehen kann, wenn man einen Teil alleine meistern muss.

Kilian ist 20 Jahre alt und schon seit zwei Jahren zum Studium ausgezogen, Kira ist gerade 18 geworden und hofft auf einen Studienplatz in Medizin. Mein Mann Martin leitet eine Internet- und Werbeagentur, ich bin niedergelassen als Psychologische Psychotherapeutin. Wir leben in der Kleinstadt Kempen bei Krefeld, wo wir kein anderes Paar kennen, das so eine Aufteilung praktiziert – auch 20 Jahre später (noch) nicht. Freunde und Bekannte haben unser Vorgehen mit Skepsis betrachtet, die „Aufteilerei kompliziert“ gefunden, aber oft auch, vor allem die Frauen, mit Neid oder Bewunderung reagiert. Wir finden, dass es unglaubliche Vorteile hat, als Familie so zu leben und dass es für unsere Zufriedenheit notwendig war.

Wir hatten immer mal überlegt, ein Buch darüber zu schreiben. Vor einigen Jahren fand ich dann eines zum Thema in der Buchhandlung. Erst hatte mich der unsägliche Titel „Papa kann auch stillen“ fast abgeschreckt! Auch Stefanie Lohaus und Tobias Scholz haben versucht, sich „Kind, Job und Abwasch“ untereinander aufzuteilen. Auch sie haben sich – sogar in Berlin! – damit ziemlich allein gefühlt. Ein entscheidender, in unseren Augen wichtiger Punkt war jedoch, dass die beiden sich nicht den Erwerb des Familieneinkommens hälftig geteilt haben. Wir haben den Eindruck, dass unser 20 Jahre altes Familienmodell aktueller denn je ist. – Birgit Schmitz

 

Die in Ihrem Artikel genannten Zahlen überraschen mich nicht! Ich nehme gerade das dritte Mal Elternzeit (1. Kind 5 Monate, 2. Kind 3 Monate plus 4 Monate Teilzeit, 3. Kind 4 Monate). Wir haben es immer geschafft einen Monat gemeinsam für Familienurlaub zu nutzen, ich habe dann im Anschluss immer die Kita-Eingewöhnung gemacht. Ökonomisch hätte ich zwölf Monate Elterngeld beantragen müssen und meine Frau nur zwei Monate, denn auch wenn ich einen sehr guten Job habe, verdient meine Frau deutlich mehr. Da wir nicht auf Elterngeld verzichten können und für meine Frau weniger Elternzeit nicht in Frage kam, konnte ich nicht mehr nehmen.

In der ersten Elternzeit habe ich mich oft wie ein Held gefühlt, der einzige Mann weit und breit, der fünf Monate Elternzeit nimmt, oft der einzige Mann auf dem Spielplatz und im Schwimmkurs oder auch der einzige der sich im Biergarten einen Brei warm machen ließ. Beim zweiten und dritten Kind war ich nur noch glücklicher Vater und habe jedem zu verstehen gegeben, dass es ganz normal sein kann. Das Problem der geringen Zahlen liegt sicher auch darin begründet, dass Männer eben doch oft den besseren Job haben und nicht jeder so privilegiert ist, auf einen größeren Teil zu verzichten. Das viel größere Problem ist aber immer noch die Erziehung und die Erzieher der aktuellen Elterngeneration.

Es gibt immer noch viel zu viele Männer, die als Alphatiere erzogen wurden und zu viele Frauen, die zu einer defensiven Hausfrau und Mama erzogen wurden, oder die diese Rolle gerne einnehmen. Viele meiner männlichen Freunde und Kollegen äußern Bewunderung, nur um sich dann zu erklären, warum das in Ihrem Fall nicht geht oder auch ganz offen, dass sie das nicht wollen. Kinder werden für die Karriere gebraucht oder um die Frau glücklich zu machen, aber alleine für eine Zeit für Ihr Kind verantwortlich sein wollen die wenigsten.

Hier würden mich noch weitere Zahlen interessieren. Wie viele Väter waren wirklich alleine in Ihrer Zeit verantwortlich und wie viele haben nur Urlaub gemacht? Wie ist die demografische Verteilung nach Alter, Bildung, Wohnort, etc.? Bis zu einer wirklich emanzipierten Gesellschaft mit gleichen Chancen und gleicher Bezahlung ist es noch ein weiter Weg und Freiwilligkeit funktioniert leider nicht. Das Elterngeld nur noch auszuzahlen wenn beide die gleiche Zeitspanne nehmen, halte ich für einen wundervollen Vorschlag, mit den C-Teilen der Regierung erscheint mir dies aktuell aber nicht umsetzbar. – Martin Eickelkamp

 

Ich kann das Gejammere der Frauen bald nicht mehr hören. Mein Mann und ich teilen uns die Erziehung unserer beiden Kleinkinder und die Erwerbsarbeit 50:50 auf. Wir haben beide dafür unsere Ingenieursstellen auf 60% reduziert. Ich würde sagen wir leben sehr gleichberechtigt. Nichts desto trotz muss ich gestehen, dass ich die von ihnen beschriebenen Tätigkeiten wie Arzttermin, Geburtstagskuchen, etc auch weitgehend alleine manage. Ich muss aber auch erwähnen, dass es mein Mann ist, der sich um die Wartung sämtlicher Geräte in und um unser Haus kümmert, der die Autos in Stand hält, den Rasen mäht (um nur ein paar Punkte aufzuzählen). Alles in allem kommen wir wohl auf die gleiche Zeit an unbezahlter Arbeit. Dass mein Teil eher „Care“ und seiner eher handwerklicher Natur ist stimmt. Aber es ist beides unbezahlt. Und ich muss zugeben, dass mir mein Teil definitiv mehr Freude bereitet als es sein Teil würde(und umgekehrt). Und ich denke wir sind nicht das einzige Paar dass es sich deshalb so aufteilt… Aber von Männern die sich über ihre handwerklichen Zusatzaufgaben beschweren ist nie etwas zu lesen. – Julia Spreng

 


 

 

Leserbriefe zu „Rechtslastige Juristen“ von Joachim Wagner

 

Je mehr ich Ihre Sorge resp. „drängende Frage“ um das statistische Ausmaß, sprich die Verhältnismäßigkeit der Rechtslastigkeit und Verfassungs(un)treue unserer Richter und Staatsanwälte in toto verinnerliche, desto mehr Unbehagen erzeugt mir Ihre Arbeit unter dem generalisierenden Titel „Rechtslastige Juristen“. Die von Ihnen belegten Faktenbasis erscheint mir ganz einfach zu dünning für eine ganzseitige Arbeit in der Kategorie RECHT&UNRECHT. Sie laufen Gefahr, den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben und damit Zweifel an Ihrer eigenen Verfassungstreue zu schüren. – Dr. Gernot Henseler

 

Vielen Dank für Ihren interessanten Artikel über Juristinnen und Juristen auf rechten Abwegen. Es heißt dort, dass in den Landtagen keine Richterinnen und Richter für die AfD sitzen. Das ist nicht richtig. Jedenfalls in Niedersachsen war der Abgeordnete Emden vor seiner Zeit als Abgeordneter Richter: https://www.landtag-niedersachsen.de/fraktionen_mitglieder_wp18/,cms_id,1707,fraktions_id,111,abgeordneten_id,202780.htmlDr. Katharina Held

 

Der Beitrag zeigt, wie es um Deutschland bestellt ist, und das nicht erst seit das Virus unter uns weilt. Unser Geschäftsmodell hat auf der ganzen Linie versagt. Wirtschaft top, Politik ein Flop. Man kann zur AfD stehen wie man will. Ich sehe in ihr die einzige Partei, die man als Opposition bezeichnen kann. Alle anderen Parteien, ausgeschlossen die Linken, sehe ich nicht als Opposition an. Die wollen alle den gleichen Weg gehen. Und die Bevölkerung ist zu dumm gemacht worden, um sie ernst nehmen zu können. Ich habe das alles hautnah mit meinen Kindern erlebt. – Gunter Knauer

 

Recht so, dass rechtslastigen Bewerbern für die Justiz besonders auf den Zahn gefühlt wird. Ob Die Zeit mit gleicher Inbrunst auch anderen politischen Strömungen auf der Spur ist? Da wurde unlängst Frau Borchard In den Verfassungsgerichtshof von Mecklenburg Vorpommern berufen. Die Dame ist bekennendes Mitglied der antifaschistische Linken, die noch immer der untergegangenen DDR nachtrauert und Ergebenheitsadressen an ihre Gesinnungsgenossen in Kuba und Venezuela absondert. Aber das sind wahrscheinlich eher lässliche Sünden. – Christoph Schönberger

 

Ich befürchte, es geht gar nicht um die formale Beziehung zur oder Mitgliedschaft von Richtern oder Anwälten in der AfD. Entscheidend ist das, „was unten/ hinten rauskommt“! Das vom rechten Gedankengut geprägte Urteil. Warum sollten sich Rechtsextreme durch formale Mitgliedschaften im Vorfeld outen und Kritik aussetzen? Das Ergebnis zählt! Und dies gilt meines Erachtens längst nicht nur für die Justiz, sondern für viele andere öffentliche Bereiche von der Bundeswehr bis zu den Schulen. Inzwischen deutet sich wieder an: „Der Schoß ist fruchtbar noch…“ – Reinhard Kniepkamp

 


 

 

Leserbriefe zu „Eingebildete Vermögen“ von Anna Mayr

 

Es ist nicht das Reizwort „Vermögensabgabe“, was mich zu dieser Mail bewegt, sondern der Schluss Ihrer Kolumne: „Ich bin sehr strikt gegen eine Vermögensabgabe. Meiner Meinung nach wäre es viel effektiver, das Erben abzuschaffen.“ Soll das ein Witz sein? Wollen Sie nicht ernst genommen werden? Die Abschaffung des Erbens läuft auf eine generelle Enteignung hinaus. Wenn jeder nur auf Lebenszeit über Besitz verfügen kann ohne die Möglichkeit, durch Testament oder gesetzliche Erbfolgeregelung zu bestimmen, in wessen Hände der Besitz übergehen soll, dann ist dieser Besitz kein Eigentum. In diesem Fall ist der Staat der alleinige Eigentümer aller Vermögenswerte und staatliche Organisationen bestimmen, wer über welchen Besitz wie lange verfügen kann. Halten Sie diese Art von Sozialismus für erstrebenswert? – Sulamith Samuleit

 

Vielen Dank für den treffenden Bericht. Auch in meinem Umfeld merke ich oft, dass auch Angehörige der unteren Mittelschicht Angst vor einer Vermögenssteuer haben. Bei den Erbschaften würde ich unterscheiden in „Betrieblich“ und „Privat“, damit im Todesfall eines Betriebseigentümers die Substanz der Firma nicht gefährdet wird. Also betriebliche Substanz erhalten, private Erlöse der Einkommenssteuer (eventuell auf 10 – 20 Jahre verteilen) unterwerfen. Die Einkommenssteuer sollte stark progressiv sein. In den USA hat es angeblich einmal 90 % Grenzsteuer gegeben – ich würde für 100 % plädieren!

Alles was ein monatliches Nettoeinkommen (Lohn + Zinserträge + Aktien + Erbschaften ++++ ) von 50 Tausend EURO übersteigt, ist zu 100 % an den Staat abliefern. Da bekanntlich die Gier meist mit dem Reichtum zunimmt, ist ein kleinerer Grenzsteuersatz (z. B. 90 %) zu wenig. Wenn ein gewiefter Finanzjongleur von einer zusätzlich „verdienten“ Million noch 100.000 EURO behalten darf, so wird er zugreifen. Auch bei 100 % Grenzsteuer werden die Konzerne noch genug tüchtige Manager finden. Die Gier nach Wachstum würde vielleicht etwas kleiner werden, das wäre für die Umwelt sehr positiv. – Manfred Uttenthaler

 

Wie recht Sie doch haben, besitzen doch die reichsten 10% Deutschen 56% des Geldvermögens (ohne Versicherungen), was 2,2 Billionen EUR ausmacht. Die fiiskalischen Folgen der Corona-Krise für den deutschen Staatshaushalt könnten locker durch eine jährliche Vermögensabgabe von 5% über 10 Jahre finanziert werden. Dazu wird es aber nicht kommen, weil dieser einfache Zusammenhang in allen Mainstream-Medien – und dazu zähle ich in diesem Fall auch die ZEIT – im Grunde genommen totgeschwiegen wird. Bei den privaten ist der Grund offensichtlich: deren Eigentümer wären betroffen. – Rüdiger Weigel

 

Urlaub, 8 Uhr Morgens mit einem heißen Tee auf der sonnigen Terrasse und dazu ihr Artikel: köstlich! – Frank Philipp

 

Entschuldigung, dass ich nochmal schreiben muss, aber zum Einen fühle ich mich geehrt, dass Sie mich in ihrem Text erwähnen oder haben noch mehr Leserinnen Angst um ihre Eigentumswohnung? Zum Anderen möchte ich richtigstellen, dass mein Gefühl, zu dem vermögenderen Teil der Bevölkerung zu gehören, nicht der „Selbstüberschätzung“ entspringt, sondern den Statistiken, die ich Ihrem Hausblatt, der ZEIT, entnehme. Darin wurde mir des Öfteren bescheinigt, dass ich mit meinem mittelmäßigen Gehalt, wie ich finde, und „Vermögen“ zu den reichsten 10 Prozent der Bevölkerung gehöre. Daher beruhigt es mich enorm zu hören, dass mir trotzdem nichts weggenommen werden soll, da es bei der Vermögensabgabe nur um die 1% der Superreichen gehen soll.

Vielen Dank, Frau Mayr, das ist gut zu wissen. Siehe Zitat: „Zu den einkommensreichsten zehn Prozent zählt, wer als Single mindestens 3.440 Euro netto verdient. Paare ohne Kinder und Paare, deren Kinder bereits ausgezogen sind, gehören ab einem Haushaltsnettoeinkommen von 5.160 Euro zu der Gruppe der reichsten zehn Prozent. Grundlage der Berechnungen ist das Sozio-oekonomische Panel (SOEP).“ – Hajnalka Kovac

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein kalter Bürgerkrieg?“ von Adam Soboczynski

 

Vielen Dank für Ihren Beitrag zur Lage im DLA. Der ZEIT bin ich (69) jseit meiner Schulzeit als Leser verbunden. Erlauben Sie mir eine Anmerkung: ich finde es, behutsam formuliert, ungewöhnlich und verstörend, dass Sie, offenbar im Ernst, von „Untergebenen“ und „Untergebenenführung“ schreiben. – Dr. Peter Theiner

 

Der Beitrag stimmt sich ein in die vielen Kommentare die uns nicht weiterbringen. Die Gesellschaft ist krank. Das ist das ganze Geheimnis. Und ansonsten sind alle westlichen Länder gespalten. Das hat eine Demokratie so an sich. Nur in Singapur, gibt es das nicht. Das Paradis auf Erden. Ich lebe auch dort. Die kennen keine Ideologie. Die kennen nur falsch oder richtig. Das gibt es noch auf dieser Welt. – Gunter Knauer

 

Sicherlich hat Trump das Polarisieren nicht erfunden. Sicherlich ist auch der Hinweis berechtigt, dass Trump bereits im Präsidentschaftswahlkampf 2016 eine polarisierte Gesellschaft vorgefunden hat. Er liegt mit seinem Tun also im Trend. Und innerhalb dieses Trends mag auch die Logik der zunehmenden Polarisierung noch ohne Trump erklärbar sein. Gleichwohl trägt Art und Maß der wachsenden Polarisierung doch seine ganz persönliche Prägung, die selbst auch viele Republikaner abstößt. Außerdem gibt es in der Logik der Entfaltung von Trends auch den Punkt, wo Quantität in Qualität umschlägt. Logisch, dass eine zunehmende Polarisierung in eine Eskalationsstufe mündet, mit der das gewohnte Fahrwasser in der Entwicklung verlassen wird. Trump hat das Zeug, diesen Punkt beschleunigt erreichen zu können.

Wer hier etwas ändern will, müsste die Ursachen der wachsenden Polarisierung in den Blick nehmen. Die Mega-Identitäten sind doch nur Symptome und tragen die Gründe für ihr Entstehen nicht in sich selbst. Der Verdacht liegt nahe, dass die Hauptursache darin liegt, dass Gewinnmaximierung (für wenige) und Wohlstandsentwicklung und -sicherung (für viele) sich entkoppelt haben. Zugleich erzeugt die fortgesetzte Gewinnmaximierung wachsende Risiken (Klima, Ressourcen, Globalisierung), die nur politisch und nur international gelöst werden können. Darauf ist eine Politik, die sich nur als Flankierung der Gewinnmaximierungsinteressen versteht, nicht vorbereitet. Was tun? – Reinhard Koine

 

Ihren Artikel in der Zeit Nr. 32 habe ich mit großem Interesse gelesen und ich teile viele der Ansichten und Schlussfolgerung. Nur: warum kann der Umbau einer Partei zur „Weltanschauungsorganisation“ nur aus dem Extremen kommen? Für mich geht es bei dieser Frage darum, ob andere Lebensweisen akzeptiert werden und somit kann die Reihenfolge auch umgekehrt sein. In der ersten Stufe, wird uns das „richtige“ Essen (vegan!) oder die „richtige“ Fortbewegung (elektrisch! öffentlich!) in der „richtigen“ Geschwindigkeit (120!) vorgeschrieben und die Nichtanpassung mit Herablassung geahndet. Das „richtige“ Wählen wird von uns in der nächsten Stufe erwartet – Regierungen aus anderen Parteien werden als undemokratisch gebrandmarkt und somit Zweifel an deren Legitimität geschürt. Auch eine Partei mit einem eher kleinen extremen Anteil kann versuchen einer Gesellschaft ihre Weltanschauung überzustülpen. So nimmt eine negative Entwicklung ihren Ursprung in der Verfolgung hehrer Ziele. – Frank Philipp

 

Ezra Kleins Buch ist eine gute Analyse, wie die Amerikaner ihr Wahlverhalten und ihre nicht-politischen Identitäten einander anpassen, und wie daraus gravierende politische Probleme entstehen. Diese Probleme sind nicht rein amerikanisch: Die Lage in Europa unterscheidet sich weniger, als Sie am Ende Ihres Textes nahelegen. Man darf nicht vergessen: In Amerika gibt es viele konservative Republikaner die sich von Trump abgrenzen. Dies zeigt, dass die Mega-Identititiesnicht allumfassend sind. In seinem letzten Kapitel schreibt Klein, in den USA gäbe es gut funktionierende Lokalpolitik, wo auch Republikaner und Demokraten unideologisch kooperieren.

Europa ist genauso polarisiert. Aber: Amerika ist bipolar, Europa ist multipolar! Das ist ein Hauptproblem für die Neuen Rechten, sie positionieren sich zu widersprüchlich. Zum Beispiel gibt es Zwist zwischen der spanischen Vox und der italienischen Lega Nord, weil die Lega den katalanischen Separatismus unterstützt. In Europa sind die Mega-Identititiesteilweise stärker ausgeprägt als in Amerika. In Ungarn und Polen finden wir Prototypen von Ein-Parteien-Staaten. Hier attackiert Kleins Negative Partisanshipins Leere: Orban, Duda und Trump hetzen gegen ein liberales Establishment und links gerichtete Mainstream-Medien, die die nationale Identität verschmutzen wollen; in Ungarn und Polen existieren diese schlichtweg nicht, in den USA schon.

In Deutschland wurden oft die Grenzen ausgetestet wie viel man mit autoritären Ideologen flirten kann. Die Freundschaften zwischen Schröder und Putin sowie Seehofer und Orban zeugen davon. Zurzeit haben die Rechtsaußen keine Chance in die Regierung zu kommen. Dies verdanken wir der verhaßten Großen Koalition, die durch Frau Merkel zusammen gehalten wird. Nach dem Ende der Ära Merkel sehe ich keinen Grund, warum diese politische Stabilität so weitergehen sollte, zumal sie in der gegenwärtigen demokratischen Welt einmalig ist. Je nachdem wie die Union sich neu aufstellt, holt sie auch die Wähler von der AFD zu sich. Die Mega-Identitiesder AFD und CDU-Wähler überschneiden sich jetzt schon; dies stelle ich immer wieder beim Besuch meiner Universität fest. – Axel Kölschbach Ortego

 


 

 

Leserbriefe zu „1,67 Euro für einen Kühlschrank“ von Doreen Borsutzki et al.

 

Als Betroffener könnte ich viel an den Berechnungen und dem Ist-Zustand bemängeln. Gut finde ich, dass für Alkohol und Zigaretten nichts ausgeschüttet wird. Auf Kosten der Allgemeinheit die Menschen vergiften und die Kosten der Krankenkassen zu steigern wäre Hirnrissig. Ich vermisse in dem Beitrag die Diskussion der Kirchensteuer. Meines Wissens wird sie noch immer an die reichen Kirchen abgeführt, wenn man KEIN Mitglied einer Glaubensgemeinschaft ist. Das Geld sollte wirklich den Hilfeempfängern zu Gute kommen. – Iman Schwäbe

 

Der Aufmacher hat mich angeregt, den Artikel aufmerksam und mit Interesse zu lesen. Mir fiel sogleich mein Kühlschrank ein, der mir seit über zehn Jahren treue Dienste leistet. Von Harz IV hätte ich also in den zehn Jahren 1,67 mal 120 = 200,40 € bekommen. OTTO würde mir eine Gefrier-Kühlkombination der Marke Hanseatic für 175,45 € frei Haus liefern. Muss ich dann 24,95 € zurückzahlen? Jetzt wollte ich es genau wissen. Was bekommt ein Harz IV Empfänger, 27 Jahre, verheiratet, 2 Kinder unter 5 Jahren. Wegen der Kinder arbeitet die Frau nicht. Grundbetrag für sich und seine Frau (2×389 €) 778,00 € 2 Kinder unter 5 Jahren (2×278 €) 556,00 € Miete 85 qm (behördlich festgelegt), für Hamburg sicher höher 588,00 € Zuschuss Heizung und Strom 200,00 € Berechtigung für Tafel (Lebensmittel für 10 € pro Tag) 300,00 € Gesamtunterhalt 2.422,00 € Das Kindergeld entfällt bzw. wird auf die Leistung für Kinder angerechnet.

Auf Antrag können zusätzliche Leistungen bewilligt werden, wie Hilfen für Möbel etc., später in der Schule Klassenfahrten, Nachhilfe etc. Dem stellte ich einen Ingenieur aus dem Fachgebiet Logistik gegenüber (gleiches Alter, gleicher Familienstand, ebenfalls 2 Kinder gleichen Alters). Das Geld für sein Studium hat er sich durch verschiedene Nebentätigkeiten verdient. Monatsbrutto (Tarifgehalt) 3.666,70 € Lohn- und Kirchensteuer – 300,59 € Rentenversicherung – 341,00 € Arbeitslosenversicherung – 44,00 € Krankenversicherung – 284,17 € Kindergeld (2 mal 204 €) + 408,00 € Gesamtgehalt 3.104,94 € Davon ab Miete (da nicht berechtigt, keine Sozialwohnung, aber außerhalb der Stadtgrenzen noch günstig bekommen), daher – 588,00 € Heizung und Strom ebenfalls wie beim Harz IV Empfänger – 200,00 € Da außerhalb wohnhaft Monatskarte HVV notwendig – 171,60 € Bleiben übrig für Lebensunterhalt, später Klassenfahrten, Nachhilfe, Möbel, Kleidung etc. 2.145,34 € Der Ingenieur fragt sich nun: „Warum soll ich morgens um 6 Uhr aufstehen, wenn ich doch ohne Arbeit jeden Monat 276,66 € mehr in der Tasche hätte? – Dieter Galinski

 

Ich bin doch etwas enttäuscht darüber, dass Sie den gut recherchierten Artikel, mit dieser heruntermachenden Überschrift „ 1,67 für einen Kühlschrank“ ins Lächerliche ziehen. € 439,– pro Monat + Wohnungsmiete incl. Nebenkosten für eine Alleinstehende Person sind etwa insgesamt € 1000,– pro Monat ohne die unentgeltlich zur Verfügung gestellten Leistungen bilanzieren zu wollen. Bei einer alleinerziehenden Frau mit drei Kindern kommen bereits € 953,– an Kindergeld, Wohnungsmiete incl. Nebenkosten € 1000,– + Grundsicherung € 439, insgesamt € 2392,– pro Monat zusammen, wobei hier die unentgeltlichen Leistungen mit mindestens € 200,– pro Monat zu bewerten sind. Ich finde, das Deutschland stolz auf diese Sozialfähigkeit sein kann. Ihre Überschrift hätte lauten sollen: „ sind für doch einmal stolz auf unseren Sozialstaat“. – Gert Lahnstein

 

Seite 21: Anzeige der Auto-Marke mit dem Stern: „EQ – Vollelektrisch und voll flexibel im Abo für nur 799€ im Monat“ Seite 22: „Betrag zur Deckung existenznotwendigen Konsumbedarfs für Hartz-IV-Empfänger: 439€ im Monat“ Ich liebe Ihre (unbeabsichtigten?) Denkanstöße! – H. Baumann

 


 

 

Leserbriefe zu „Diskriminiert dieser Automat Schwarze?“ von Rosa Thoneick

 

Zu dem sehr interessanten Artikel von Rosa Thoneick habe ich eine Bitte /Frage. Die Autorin schreibt u. a., dass seit der Entwicklung des Farbfilms Filmchemie und Entwicklungsverfahren auf das Weißsein ausgerichtet waren und es z. B. zusätzlicher Beleuchtung für Fotos bei anderen Hautfarben bedurfte. Ich finde dies sehr spannend, da ich bei meiner bisherigen Beschäftigung mit der Geschichte der Fotografie noch keine diesbezüglichen Hinweise gefunden habe. Gibt es dazu weiterführende Literatur/Quellen, in denen dieser Aspekt detaillierter dargestellt wird? – Matthias Hög

 

„Garbage In, Garbage Out“ ist eine Phrase aus der Informatik, die besagt, dass eine Software noch so gut sein kann, wenn Schrott rein kommt, kommt auch nur Schrott heraus. So was lernt ein Informatiker im ersten Lehrjahr. Ein Foto ist ein 3-dimensionaler Gegenstand auf einem 2-dimensionalen Papier abgebildet, das geht nur mit Kontrast. Zwischen Weiß und Schwarz sollen Abstufungen vorhanden sein. Ein Informatiker, der eine Bleistiftlinie um sein System zieht, zieht diese Linie genau durch die Linse des Fotoapparaten, und diese Linse ist dann die Schnittstelle seines Systems zur Außenwelt. Fertig. Wenn jetzt jemand ein Gesicht vor diese Linse hält, ein Gesicht in dem der komplette Kontrast auf die letzten zwanzig Graustufen vereint ist, und der dann meint, das System sei rassistisch, der spinnt. Wenn da nichts ankommt, ist das System nicht schuld. Künstliche Intelligenz ist niemals rassistisch.

Die Software hat niemals Schuld. Es hat sich langsam herumgesprochen: der Hammer hat keine Schuld, wenn ich mir auf den Daumen haue, auch ein Küchenmesser hat keine Schuld, obwohl ich eine Journalistin damit erdolchen kann, leider hat sich diese Binse nicht weiter entwickelt, obwohl Software ein Werkzeug ist wie jedes Küchenmesser auch. Schade. „Der Automat hat ein Problem mit meiner Hautfarbe“ – eine erschreckend dümmliche Aussage, wenn durch die Fotolinse kaum Kontrast kommt, kann der Automat leider nichts dafür. „Und weil Künstliche Intelligenz heute mit darüber entscheidet …“ – Diese Aussage ist falsch, es entscheidet immer noch ein Mensch, obwohl Software heute besser entscheidet, als es Menschen können.

„Denn die Technik … wird von Menschen programmiert“ – eine überaus dämliche Argumentation, der Programmierer hat sich genau an sein Pflichtenheft gehalten, er hat das gemacht, was von ihm verlangt wurde. „… keine Probleme … als sie eine weiße Maske aufsetzte“ – vollkommen richtig, es ging dann mehr Kontrast über die Schnittstelle. „… der Staat hat die verfassungsmäßige Verantwortung seine Bürger vor Diskriminierung zu schützen“ – eine erschreckend dümmliche Aussage, wenn durch die Fotolinse kaum Kontrast kommt, kann der Staat leider nichts dafür. „…“, „…“, „Die Diskriminierung in der Fotografie hat eine lange Geschichte“ – das ist Verschwörungstheorie, ohne jegliche Grundlage. „Es wäre wichtig, automatische Systeme so zu gestalten … erklären, wie die Software zu ihren Entscheidungen kommt“ – was hinter Tomtom steckt, nennt man Problem des Handlungsreisenden, das ist theoretische Informatik vom Feinsten.

Das schnallen in Deutschland wenige Leute. Also, einen kleinen Aufkleber an dem Automat anbringen, der Alles beschreibt. Absurder geht es nicht mehr. Garbage In, Garbage Out https://de.wikipedia.org/wiki/Garbage_In,_Garbage_Out Kontrast https://de.wikipedia.org/wiki/Kontrast Schnittstelle https://de.wikipedia.org/wiki/Schnittstelle Problem des Handlungsreisenden https://de.wikipedia.org/wiki/Problem_des_Handlungsreisenden Theoretische Informatik https://de.wikipedia.org/wiki/Theoretische_InformatikUlrich Bosshammer

 

Die Überschrift Ihres Artikel hat beim Durchblättern schnell mein Interesse geweckt, aber leider bin ich von der Informationsdichte doch arg enttäuscht. Am Ende hat man den Eindruck, dass nur wieder ein Missstand angeprangert werden soll, alles in einem empörten Tonfall wie es aktuell die Mode ist, aber ohne der Ursache auf den Grund zu gehen. Niveautechnisch haben Sie sich leider nicht von einem x-beliebigen Facebook-Post abgehoben. Warum gehen Sie nicht darauf ein, dass die „Vorurteile“ der Maschine vor allem aus der Eintönigkeit der Trainingsdaten herrühren? Den Ansatz dazu bringen Sie, aber führen die Erläuterung nicht zu Ende.

Die Verfügbarkeit von gut verschlagworteten Trainingsbildern ist nun mal bei weißen Menschen deutlich besser, die zumeist ökonomischen Gründe dafür können die Entwickler von Passfotomaschinen auch nicht ändern. Es klingt am Ende so als wären die Entwickler halt alte weiße Männer, die rassistisch sind und Ihren Rassismus in die Maschine verpflanzt haben…aus reiner Bösartigkeit. Die Reaktion der Behörde war natürlich ziemlich unsouverän und über die Sachmängelhaftung hätte man sicherlich den Hersteller nachbessern lassen können, denn einen signifikanten Anteil der Bevölkerung konsequent nicht zu erkennen, geht natürlich gar nicht. – Christian Faulhammer

 

Das ist doch alles verrückt, was ihre Autorin da schreibt. Unabhängig davon, gehe ich ohnehin lieber zum Fotografen. Bei meinen vielen Reisen, weiß ich, daß ich oft Passbilder benötige. Ich trage ständig Passbilder bei mir. Nachtrag: Was machen denn die Afrikaner und die vielen Schwarzen in den USA ? – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Sein Schüler wollte ihn erschlagen“ von Friederike Oertel

 

Zuerst einmal möchte ich Herrn Wittow meinen Respekt aussprechen. Auch seine Haltung zur Nationalität, dass diese geplante Tat die Tat eines Menschen und keiner Völkergruppe zuzuordnen ist. Die im Artikel beschriebenen Statistiken sind nach meiner Einschätzung nur die Spitze eines Eisberges. Welche Schule gibt gerne ihre Vorkommnisse preis. Auch ich bin als Oberstufenlehrerin schon mit einem Messer bedroht worden und manche Schüler habe eine sehr kurze „Zündschnur“. Wenn die Gewaltpräventionsstelle unserer Schule hin und wieder die Zahl der zu bearbeitenden Fälle in der Konferenz mitteilt, kann man sehr wohl eine stete Zunahme registrieren. Nach meiner Wahrnehmung werden die ehemaligen Respektspersonen (Pfarrer, Arzt, Bürgermeister, Lehrer) heute in keinster Weise mehr toleriert.

Im Gegenteil, auch Notärzte, Polizei, Feuerwehrleute ect. erleben immer wieder An- und Übergriffe. Wer heute Regeln einfordert, kann sich warm anziehen. Wenn Sie als Lehrer Vereinbarungen mit Eltern treffen, wie im Falle eines Regelverstoßes, und das sind dann keine Pillepalle Verstöße, zu verfahren ist, können Sie sicher sein, dass die Eltern diese Vereinbarungen nur in den seltensten Fällen mittragen. Die Eltern suchen überall Schuldige, nur ihren Sohn holen sie nicht ab, wie vorgesehen. Sie übergehen meine Einschätzung und sehen keine Veranlassung der Mithilfe. Auch sehe ich, dass die Gewaltbereitschaft zugenommen hat, die oftmals durch Eingreifen in Konfliktsituationen z.B. auf dem Pausenhof durch Lehrpersonen oder weiterer Personen eingedämmt oder geschlichtet werden kann.

D.h, wir sind sensibilisiert, nicht aber, dass die Kinder und Jugendlichen noch genauso friedfertig wären. Ich denke, das ist ein falscher Schluss, der da gezogen wurde. Sollte ich mit meinen Einschätzungen nach über 40 Jahren Berufserfahrung falsch liegen, dann wäre dies sehr erfreulich. In meinem Bekanntenkreis, zu dem auch Lehrer aus anderen Schulen und Schulformen gehören, höre ich eher die Tendenzen wie ich sie beschrieben habe. – Marion Dingeldey

 

Der Beitrag trägt nicht dazu bei, daß sich solche Taten in Zukunft nicht mehr abspielen. Verharmlosung ist der falsche Weg. Ich wäre knallhart in solchen Fällen. Die gehören weggesperrt – wie auch Altkanzler Schröder gefordert hat. –Gunter Knauer

 

Was hat der Satz: „Siebzig Prozent der Schüler haben hier einen Migrationshintergrund.“ mit der beschriebenen Tat zu tun? – Eva Tophoven

 


 

 

Leserbriefe zu „Verliert Boris Johnson die Schotten?“ von Jan Ross

 

Seit dem 23. April war Boris Johnson für DIE ZEIT kein Thema mehr, obwohl er seitdem die größte Krise seiner Amtszeit durchmacht und das Vertrauen des Volkes verloren hat – so schnell wie noch kein Wahlsieger vor ihm. Jan Ross übersieht, dass der Nationalismus, den Boris Johnson in der Brexit-Kampagne angestachelt hat, ein spezifisch englischer war. Wenn die Mehrheit der Engländer für den Brexit ein Auseinanderbrechen des Vereinigten Königreichs in Kauf nehmen will (nur 35 bzw. 31 Prozent fanden 2018, dass der Verlust von Schottland oder Nordirland ein zu hoher Preis wäre), braucht man sich nicht zu wundern, dass die Schotten und die Nordiren, denen die Werte der EU wichtiger sind, den „Little Englanders“ Goodbye sagen. Die vergangenen drei Jahre haben das Vereinigte Königreich so weit zurückgeworfen, dass das Haltbarkeitsdatum des schottischen Unabhängigkeitsreferendums von 2014 (“mindestens eine Generation“) abgelaufen ist. – Jürgen Thiede

 

Danke für diesen erhellenden Beitrag! – Volker Homann

 

In „UK“*) könnte es bald noch unangenehmer werden. Jetzt droht vielleicht sogar bald ein „innerbritischer Brexit“, denn die Schotten wollen erneut versuchen, den Flottenverbund UK“ zu verlassen, bevor alles endgültig abzusaufen droht. Die Schotten wollen „die Schotten dicht machen“ und sie wollen nur eines, so schnell als möglich raus, aus dem total ungeliebten Gebilde, das wir unter dem Namen „Vereinigtes Königreich Großbritannien“ kennen. *) United Kingdom. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Unverständliche Zerrüttung“ von Alexander Cammann

 

Dem höchst erstaunlichen Zusammenwirken von Kuratorien, Ministerien und Stiftern verdankt das Deutsche Literaturarchiv seinen Aufstieg vom schwäbischen Literatur-Heiligtum auf der Schiller-Höhe in Marbach zum Zentralinstitut des literarischen Lebens in Deutschland (und im Exil). In schöner Eintracht stehen da Gründerbauten mit Parkanlage und Fernblick neben der „Brutalarchitektur“ eines modernen, unteridrdischen Archivbaus, besucht von Forschern und Studierenden aus dem In- und Ausland. Allerdings: Seit Jahren macht das DLA nicht nur durch spektakuläre Ankäufe und wissenschaftliche Aktivitäten auf sich aufmerksam, sondern auch als Probebühne für ‚genialische‘ Ausstellungsmacher, neuerdings auch für hochfliegendes Projektmanagement. Ist es dann so unverständlich, wenn die auf 250 wissenschaftliche Kräfte angewachsene Mitarbeiterschaft nach geordneten Verhältnissen im Innenbetrieb ruft, eine langfristige Personalpolitik und teilnehmende Leitung fordert? Höchste Zeit für eine Generalversammlung zum geordneten Strukturwandel. – Prof. Dr. Hans Altenhein

 

nur weil eine gewisse fachliche Qualifikation für das Literaturarchiv in Marbach vorgelegen hat, wurde Frau Sandra Richter für die zukünftige Leitung vom der Schillergesellschaft ausgesucht. Häufig, allzu häufig, wird bei der Besetzung von Stellen mit Leitungsfunktionen eine Qualifikation nicht hinterfragt oder vollständig vernachlässigt: die der Personlführung und Organisation. Man (!) geht einfach davon aus, dass bei geeigneter fachlicher Qualifikation „der Teil“ sicherlich auch noch mitbedient werden kann. Ein ganz großer Irrtum, wie das Beispiel Sandra Richter zeigt. Wenn es in Marbach künftig zukunftsorientiert , kollegial und konfliktarm weiter gehen soll, empfehle ich Frau Richter dringend Seminare, Kurs oder workshops zu besuchen, die sich intensiv mit dem Thema Personalführung und Organisation beschäftigen. Auch die Ausbildereignungsprüfung ist hier sehr hilfreich und umfassend. Ansonsten sehe ich keine Zukunft für das Literaturarchiv mit der jetzigen Leiterin. – Reinhard Schmitz

 

Wenn Frau Richter den gleichen Ductus wie Sie verwendet ist es nicht verwunderlich, dass die Mitarbeitenden des Literaturarchives in Marbach unzufrieden sind. Untergebene gab es vorgestern. Hoffentlich bedient sich Frau Richter eines zeitgemäßeren Führungsstils. Es würde mich schon interessieren, welche Qualifikationen die erfolgreiche Forscherin im Bereich der Mitarbeiterführung vorzuweisen hat. Veröffentlichung von Sachbüchern gehört nicht dazu. Fingerspitzengefühl, Sensibilität und Emphatie schon eher. Ob es daran liegt? Die entstandene Zerrüttung wird dann schnell verständlich. – Stefan Anzer

 


 

 

Leserbriefe zu „Geld und Gier“ von Dieter Thomä

 

Gier ist sehr weit verbreitet und drückt sich meist in Geld aus. Gier und Geld allein reichen meines Erachtens aber nicht aus, um den Wirecard-Betrug erklären zu können. Hier aus anderen Businesswelten ein Erklärungsmodell, das möglicherweise auch auf den Wirecard-Fall passen könnte. Eine Arbeitshypothese: Die für den Betrug verantwortlichen Manager sind pubertierende Jungs, die in Körpern von erwachsenen Männern rollenkonform auftreten und mit diesem Anschein die nach erfolgversprechenden Geschäftsmodellen lechzenden Investoren überzeugen konnten. Überschießendes Selbstbewusstsein erschien als visionäres und wagemutiges Unternehmertum, Neigung zu Extremen und fehlende Akzeptanz von Grenzen beeindruckte als hohe Risikobereitschaft, Coolness und Pokerface wurden als Seriosität und Professionalität interpretiert.

Da diese Jungs aber tatsächlich nie im Leben angekommen sind und kein Verantwortungsbewusstsein ausgebildet haben, konnten sie im realen Businesskontext und ausgestattet mit Macht und mit dem Geld der Investoren ihre pubertäre Sehnsucht nach Geltung, Größe und Dominanz umso wirksamer im ganz großen Maßstab ausleben. Natürlich haben auch sie ihren Erfolg in Geld gemessen. Aber im Kern ging es ihnen immer nur um das Gefühl von Größe, abgeleitet aus der erfolgreichen Blendung der ganzen Welt. Sie wollten nur spielen. Erfolg macht aber blind. So haben sie den Zeitpunkt verpasst, wo ein Umstieg von einem Spiel in ein verantwortliches Agieren vielleicht noch möglich gewesen wäre. Sie sind nie wirklich erwachsen geworden. Nun können sie Urlaub vom Leben nehmen und haben Zeit und Gelegenheit, Robert Musils Mann ohne Eigenschaften zu lesen. – Reinhard Koine

 

Wirecard – nur die Spitze eines EisbergesWie bekannt ermittelt die Staatsanwaltschaft im Falle Wirecard wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs, Untreue und Marktmanipulation. Es geht um mutmaßlich ergaunerte Summen von weit über 3 Milliarden Euro. Der Wirecard Chef Braun und zwei weitere Vorstände sitzen in Haft ein weiterer ist flüchtig und soll sich nach Russland abgesetzt haben. Der Betrug soll schon 15 Jahre andauern, ohne dass sich irgendeine Aufsichtsbehörde darum gekümmert hat. Im Gegenteil haben die verantwortlichen Ministerien weggeschaut und die Kanzlerin hat bei Auslandsreisen für das be-

trügerische Unternehmen geworben. Ein klassischer Fall von einem nackten Kaiser, der auch noch über und über von Unrat bedeckt ist und den doch alle angehimmelt haben. In unserem kapitalistischen System sicher kein Sonderfall aber vielleicht wegen seiner Dimension doch bemerkenswert. Es gibt Wirtschaftswissenschaftler, die große Vermögen oft in enger Nähe zu Wirtschaftskriminalität verorten. Und die Beispiele dafür sind zahlreich. Untreue, Betrug, Unterschlagung, Wirtschaftsspionage, Urkundenfälschung, Bestechung, Steuerdelikte, Geldwäsche oder wie im Falle von Wirecard Buchführungs- und Bilanzmanipulation.

Man braucht nicht bei der italienischen, russischen oder chinesischen Mafia vorstellig zu werden, deren Vermögen auf Drogenhandel, Prostitution, der Verschiebung von Sondermüll oder Hackerangriffen basieren. Autobauer haben die Abgaswerte manipuliert, Banken haben über Jahre betrogen. Doch sie sind nur die kleine Spitze eines Eisbergs namens Wirtschaftskriminalität. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG unter rund 700 deutschen Unternehmen kommt zum Ergebnis, dass die Wirtschaftskriminalität in deutschen Unternehmen deutlich ansteigt. So ist danach die Zahl der Fälle um 13 Prozent gestiegen. Und bei großen Unternehmen sieht es sogar noch schlimmer aus: Dort waren sogar 73 Prozent betroffen. – Conrad Fink

 

Zur Illustration dieses Artikels hat man eine Allegorie aus dem 17.Jahrhundert hervorgesucht.Warum die Menschen damals das harmlose Amphiebium als habgierig ansahen, bleibt dem heutigen Betracher im Dunkel der Historie. Bis auf eine eher lustige Verbindung. Der Frosch hat nähere oder weiter erntfernte Verwandte wie Unken, Lurche,Salamander, und auch Kröten. Da erschliesst sich dem heutigen Betrachter die Lösung. Der Frosch,allegorisch gesehen ,sitzt auf seinen Kröten.Das Wort,was die heutige Umgangssrache, für Geld sagt.- Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Party ist vorbei“ von Jens Balzer

 

„Die Planeten röcheln, die Sternchen weinen heimlich, und die Helden, sie stehen immer nur im Weg. Scheinwerfer auf die Öden, Überwachungskameras für den Rest. Alles liegt im Sterben und zwar zurecht, per Kopsibolter*) ins letzte Gefecht! Die Party ist vorbei, lass´uns tanzen! Und den Soundtrack zum Untergang basteln wir uns selbst, auf unserem Fahrradweg to hell. Die Statisten verlassen das sinkende Schiff, die Touristen ziehen weiter. Auf dem Trümmerfeld ist jetzt endlich Platz und es wird irre exklusiv. Aufgestanden in den Ruinen! Helm auf zum Gebet! Gläser in die Luft!

Bis keiner mehr steht. Gut, dass die Welt sich dreht. Die Party ist vorbei, lass´uns feiern! Mit Spielfreude ins Verderben. Wir stoßen an auf unsere Beschwerden. Hier kommt das Dreamteam: Offene Wunde und salziger Finger, niemand kann sich ihm entziehen. Es regnet Asche wie Konfetti. Die Clowns sind auf Sendung, es ist alles paletti. Eine Welt verglüht, und es ist schön ihr dabei zuzusehen. Die Party ist vorbei, die Party ist vorbei, die Party ist vorbei… Endlich geht es wieder bergab.“ *) Purzelbaum („Die Party ist vorbei“ von der Band „Muff Potter“ aus dem Jahre 2009) – Klaus P. Jaworek

 

Vermutlich stimmt Vieles, es Sie schreiben. Aber: Es waren immer die gut Situierten, die den Restriktionen aller Art in ihrer Heimat entgehen konnten. Für weniger Wohlhabende – auch Einheimische – waren Clubbesuche wohl eher unerschwinglich. Auch Festivals, Konzerne etc. Ich hoffe, das ist ihnen bewusst. Und ich wünschte, das würde auch ZEIT-Lesern immer wieder unter die Nass gerieben. Vielen ist das wohl auch nicht klar. Für einen sehr großen Teil der Bevölkerung in Deutschland und einen noch viel größeren in älteren Ländern hat die Party nie angefangen. – Fritjof Möckel

 

Utopie? Clubs als Orte rauschhaft entgrenzter Freiheit bei gleichzeitig maximaler Sicherheit? Das utopische Potential, das Jens Balzer einer gelungenen Clubnacht zuschreibt, war schon vor Corona eine großer Selbstbetrug. Im Unterschied nämlich zu organisch pulsierender Musik befreien die maschinengenerierten sounds und beats der heutigen Clubszene den Körper eben gerade nicht zu sich selbst. Vielmehr unterwerfen unerbittlich starre Rhythmen in überwältigender Lautstärke die Hirnströme und vegetativen Rhythmen der Tänzer einem Diktat, das bei den Tanzenden zwar zuverlässig die ersehnten Glückshormone ausschüttet, tatsächlich aber freiwillige Unterwerfung bedeutet. Noch vor 50 Jahren waren Clubs Orte, an denen wir zu live gespielter Jazz- und Rockmusik tanzten. Wir liebten es! Das andere nannten wir „Diskothek“. – Christoph Haas

 


 

 

Leserbriefe zu „Jetzt mal realistisch bleiben“ von Peter Neumann

 

Korrektur: logarithmisch -> algorithmische. – Thorsten Hapke

 

Wenn ich die These eines moralischen Fortschritts vor dem Hintergrund von bereits in der Antike ausgemachten philosophischen Erkenntnissen über tugendhafte Wahrheiten betrachte, so sehe ich keinen neuen moralischen Realismus, zumindest keinen, den ich als (positive) Fortentwicklung begreife. Zum einen wegen der grundsätzlichen Überzeugung, dass wir Menschen als solche zwar mittels Vernunft dazu befähigt sind, Moral zu (er-)kennen und anzuwenden. Als solche aber beinahe ebenso unfähig sind, Moral frei von Vorurteilen und Egoismen stetig anzuwenden und somit moralische Vorstellungen, Zusagen und Ansprüche angemessen zu realisieren. Zum anderen halte ich die (vermeintlich) progressive Anpassung von Moral wie etwa in der Corona-Krise für soziologisch temporär bedingt.

Begründet in einer erhöhten Vigilanz und Vulnerabilität, subjektiv wie objektiv vermittelt durch äußere Gegebenheiten und Entwicklungen, die neue Unsicherheiten und Ängste und auch die aktive Kompensation ebendieser schaffen und fördern. Entfallen oder integrieren sich diese ausschlaggebenden emotionalen Kräfte in unseren menschlichen Lebensalltag, generieren wir wieder die „alt-gefällige“ Moral. Denn, wäre sich der Mensch den objektiven Beweis einer gedeihenden oder gar höheren Moralität über die jahrtausendealte Strecke seines Seins nicht schuldig geblieben, würde er im 21. Jahrhundert n. Chr. wohl kaum noch gewaltsame Auseinandersetzungen erdulden und führen. Für Fatalismus sollten wir Menschen uns gleichwohl keine Zeit nehmen (lassen), denn die Möglichkeiten, moralische Intuitionen auch im Alltag zu realisieren, sind längst nicht ausgereizt. – Matthias Bartsch

 

Der Aufruf, realistisch zu bleiben, entspricht in Zeiten, in denen die Irrealität einer verordneten Bedrohung, die keiner wahrnehmen kann, dem Zuspruch eines Erhängten, bleiben sie gesund. Eine ähnlich unsinnige Äußerung, ob man wissen könne, was richtig (oder falsch) sei, klingt, als ob einer sagen würde, ob man wissen kann, ob einer, der sich mit einer geladenen Pistole gegen den Kopf schießt, tot ist. Man könnte antworten, ja, wenn er richtig gezielt hat, nein, wenn er nicht richtig gezielt hat. Wobei es nur eine Frage der Zeit ist, dass auch ein nicht richtiges Zielen zu einem Exitus führt. Was richtig oder falsch sei, was gut oder böse, was rechts oder links, was Lust oder Leid, das muss der Mensch nicht erst lernen, es ist ihm, man kann es nicht anders ausdrücken, mit in die Wiege gelegt.

Von dem bedeuten französischen Theologen Henri de Lubac wird erzählt, dass er bei dem Verlassen eines Pariser Bordelles einem Herzinfarkt erlegen sei. Als ich das las, erschrak ich unwillkürlich, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieser überaus bedeutende und geistreiche Gelehrte sich in einem Bordell zu Vergnügungszwecken aufhalten sollte. Jeder Mensch muss so reagieren, wie ich es tat, denn es ist falsch, es ist ein Übel, dass, nicht nur ein katholischer, Geistlicher einem Bordell einen Besuch abstattet, außer in seelsorgerlicher Hinsicht.

Unser, Leibniz würde sagen, angeborenes Wissen (idées innées, diesen Begriff verwendet auch der Leibniz-Antipode Descartes) ermöglicht es uns erst, so etwas wie eine Ethik oder eine Moral-Lehre oder Moral-Philosophie auszubilden, hätten wir dieses uns angeborene Wissen oder diese uns eingeborenen oder uns eingegebenen Ideen nicht, dann wären wir vollkommen hilflos unseren uns rudimentär verbliebenen Instinkten ausgesetzt, die bekanntlich nicht so weit, wie bei Tieren, reichen. Von dem alten Kant wird erzählt, dass er, nachdem er seinen Besuch in sein Haus eingelassen hatte, höflicher Weise stehen blieb und wartete, bis sich sein Besucher gesetzt haben würde.

Dieser aber blieb gleichfalls stehen, wartend, dass Kant sich setzen würde. Beide folgten verschiedenen Höflichkeits-Regeln, die eine besagt, dass sich der Besuch vor dem Besuchten auf seinen Stuhl niederlassen darf, die andere besagt, dass sich ein Jüngerer nicht vor einem Älteren niedersetzen darf. Hätte einer, Kant oder sein jüngerer Besucher, den Mut nicht aufgebracht, wenigstens eine Regel zu brechen, würden sie noch heute so dastehen.

Auch für unsere Gegenwart, die von einem katastrophalen Versagen der Politik angesichts einer irreparabel gewordenen Naturzerstörung gekennzeichnet ist, wissen wir dezidiert, was ein situativ adäquates richtiges oder falsches Tun und Handeln ist, dass wir aber das, was richtig ist, nicht ergreifen, liegt an dem Umstand, dass die Politik es unterlässt, zu bekennen, dass sie uns in die Irre geführt hat. Auch angesichts einer Epidemie weiß jeder, besser gesagt, müsste eigentlich jeder wissen, was er zu tun oder zu lassen hat, denn kein vernünftiger Mensch setzt sich willentlich einer sein Leben bedrohenden Gefahr aus. Woher aber dann diese maßlose Hysterie, in der die Politik sich willkürlicher Weise anmaßt, die Freiheitsrechte des Menschen für eine unbestimmte Zeit aufzuheben?

Auch diese Freiheit ist dem Menschen angeboren, wenn sie ihm untersagt wird, ist er kein Mensch mehr, er wird zu einem Tier degradiert, mit dem man willkürlich verfahren kann. Ein Gemeinwesen, das in willkürlicher Weise, nicht in gesetzlicher Weise, die Freiheitsrechte der Bevölkerung aufhebt oder nur einschränkt, verkommt zu einer Verbrecher-Bande, denn auch eine gesetzliche Einschränkung oder Aufhebung der zivilen Freiheit, wie sie in dem Dritten Reich geschah, wie sie heute in China geschieht, gleicht einem Verbrechen, denn Freiheit ist die Grundlage des Rechts. Nur wo Freiheit ist, kann das Recht gedeihen und sich entfalten.

Wir, das heißt, meine Generation, haben geschworen, dass wir es nicht so weit kommen lassen, wie in dem Dritten Reich, in dem zuerst die zivilen Freiheitsrechte beseitigt werden mussten, bevor Menschen, nicht nur jüdische, nicht willkürlich, sondern gesetzlich, ermordet werden konnten. Wir, die wir diesen Schwur leisteten, müssen nun mitansehen, dass, wie 1933, die gleichen Freiheitsrechte von denen, die sich anmaßen, sich Politiker zu nennen, eingeschränkt oder aufgehoben werden. Die Anmaßung der Politik besteht in dem unausgesprochenen Wahn, für etwas Gewähr leisten zu wollen, für das kein Mensch die Gewähr übernehmen kann.

Kein Mensch kann die Gewähr übernehmen, dass, wenn der gesellschaftliche und der wirtschaftliche Waren-Verkehr universell geworden ist, die Gefahr einer Ansteckung, die in der gleichen Weise, wie ein universell gewordener Waren-Austausch, exponentiell ansteigt, nicht besteht. Diese Gefahr besteht, sie bestand bereits vor Jahren, und man wusste um diese Gefahr. Man wusste und man weiß, dass gegen Epidemien kein Kraut gewachsen ist, dass Menschen, die sich vor ihnen in gar keiner Weise eschützen können, von ihnen getroffen werden können.

Die informelle Lüge, dass Epidemien Pandemien seien, muss aus demjenigen Grunde aufrecht erhalten werden, da es anders nicht begründet werden kann, dass der politische Entzug der bürgerlichen Freiheitsrechte die ganze Bevölkerung (das besagt das griechische Wort Pandemie: das ganze Volk) trifft. Wäre die gegenwärtige Epidemie wirklich eine Pandemie, müsste die ganze Bevölkerung von ihr befallen sein, was aber augenscheinlich bei weitem nicht der Fall ist. Pandemisch ist die Hilflosigkeit der Politik, die suggeriert, dass alle Teile der Bevölkerung, in notwendiger Weise, betroffen sind (Indikativ), sie müsste richtiger Weise sagen, betroffen sein könnten (Konjunktiv).

Aber auch dieses Betroffen-sein-können ist eine Lüge, denn nach einem halben Jahr Ausnahmezustand dürfte jedem klar sein, dass die gegenwärtige weltweit agierende Epidemie nur einen äußerst geringen Teil der Bevölkerung in einer Weise befällt, dass man sagen kann, der Befallene ist ernsthaft erkrankt. So weit ich aus meiner eigenen Erfahrung sprechen kann, ich lebe mit meinen Angehörigen zwischen Essen, Dortmund und Bochum in einer Region, die als Ruhrgebiet Bezeichnung gefunden hat, muss ich sagen, dass ich bisher noch von keinem einzigen Menschen von Nahem oder Weitem gehört habe, dass er von dieser Epidemie befallen worden sei.

Der Zuruf der Bewahrung eines Realismus müsste der Politik gelten, denn diese hat jeden Boden unter ihren Füßen verloren. Wenn wir genau hinsehen, ist, nicht erst seit dem Ausbruch der Epidemie Dezember 2019 in China, die westliche Politik in einen Schockzustand, in eine tödliche Erstarrung, geraten, deren ausgesprochene Symptomatik sich an der Rolle der USA zeigt. Die USA mussten ihren uneingeschränkten und uneinschränkbaren Anspruch, Hegemonial-Macht der westlichen Welt zu sein, in dem Augenblick ablegen, als sich deren Staats-Ideologie des ökonomischen Kapitalismus 2008/09 selbst ad absurdum führte. Seit dieser Zeit, schematisch seit 2010, sind die USA politisch tot und erledigt, sie sind gänzlich irrelevant geworden, wer sich mit ihnen befasst, wird selbst von dem Strudel erfasst, der alles mit sich in den Abgrund reißt.

Ihr derzeitiger Präsident, Gott gebe, dass er bald in den Ruhestand geht, ist nicht der Grund, dass die USA politisch ein für alle Mal an ihr Ende angelangt und erledigt sind, er ist die unmittelbare Konsequenz, dass sich die einst stolzeste und würdigste Nation sich selbst durch die maßlose Überdehnung ihres Finanzsystems in den politischen Selbstmord getrieben hat, denn wer Selbstmord verübt hat, muss nicht beweisen, dass er noch lebt. Es ist hier nicht der Ort über die Rolle Chinas, das jetzt zu erkennen gibt, wer es wirklich ist, sich Gedanken zu machen, denn ich glaube, dass es, über kurz oder lang, an seiner eigenen selbstgewählten Größe zerbrechen wird. Auch über Russland sollt man sich keine Gedanken machen, es hat seine Zeit, die an Grausamkeit diejenige des Dritten Reichs bei weitem in den Schatten stellt, gehabt.

Was bleibt? Europa. Und mit dieser Idee, wennanders es aus der Gosse, in der es sich augenblicklich befindet, herausgezogen werden soll, die Idee des abendländischen Menschen, der in Wahrheit ein experimentum mundi ist. Ethik, Mathematik, Politik, Metaphysik, Ästhetik, Logik heißen die hauptsächlichen rein philosophischen Disziplinen, welche durch dessen platonische Ideen-Gebung hervorgebracht worden sind. Sie wieder in den Glanz ihrer Wirksamkeit zurückzuversetzen, wäre eine lohnende Aufgabe. Wer anders, als Philosophen sollten sich dieser Aufgabe verpflichtet fühlen? Einer von ihnen ist der Philosoph Markus Gabriel, der gegen den Drachen, der sich postmoderner Unsinn nennt, ankämpft. Herr Gabriel, sein erzengelgleicher Name prädestiniert ihn geradezu zu diesem Unternehmen, kämpft gegen diesen Unterwelt-Drachen mit den Mitteln des moralischen Fortschritts.

Der moralische Fortschritt nämlich ist diejenige Instanz, die, wie der Zauberer aus dem Hut das Kaninchen, die universalen moralischen Werte hervorzaubert, die, wie Herr Neumann meint, „wir […] Menschen […] aufdecken und […] als richtig erkennen können“. Für Menschen in eine Sprache, die des Sanskrit nicht mächtig sind, übersetzt, hieße das, Menschen können universale moralische Werte aufdecken (in dem Sinne von detegere oder superimponere?), also entdecken und dieselben als richtig erkennen. Noch einmal. Menschen können moralische Werte, die universal sind, entdecken und sie als richtig erkennen. Wow. Das muss man erst einmal verdauen, was dieses Perversions-Chinesisch bedeuten soll.

Es bedeutet, erstens, dass Menschen moralische Werte, die universal sind, entdecken können. Wo können Menschen diese moralisch universalen Werte entdecken? Bei sich zu Hause oder in Schlachthöfen oder in Bordellen oder auf Kreuzfahrtschiffen oder in syrischen Flüchtlingslagern oder in Hong Kong oder nachts? Zweitens. Wenn wir diese universalmoralischen Werte entdeckt haben, wie lauten sie? Lauten sie Nächsten-Liebe, Gerechtigkeit, Wahrheit? Eher nicht, denn diese müsste man nicht eigens entdecken, sie liegen bereits offen da, dass sie Anwendung finden. Drittens. Wenn wir diese universalmoralischen Werte, die keinen Namen tragen, entdeckt haben, was machen wir dann mit ihnen? Wir essen sie auf, wir vergraben sie, wir verstecken sie, wir besprechen sie, wir verbannen sie, wir malen sie schwarz an, damit auch Farbenblinde sie erkennen können, wir zerreißen sie, wir erwürgen sie.

Viertens. Wenn wir diese universalmoralischen Werte, die keinen Namen tragen, entdeckt und sie in unserem Garten vergraben haben, was stellen wir dann an? Wir erklären das Vergrabene als richtig. Es war richtig, dass wir diese universalmoralischen Werte, die keinen Namen tragen, entdeckt und sie in unserem Garten vergraben haben, weil sie uns keiner mehr klauen kann. Das würde auch den Sinn universalmoralischer Werte, die keinen Namen tragen, erklären, dass man sie verstecken und vergraben kann, damit sie von niemandem gestohlen werden können. Das ist ein lustiges Spiel. Wie und wo vergrabe ich meine universlamoralischen Werte, damit niemand sie mir wegnehmen kann?

Gott sei Dank, dass es Menschen, wie den Philosophen Markus Gabriel, gibt, die derartige Spiele zu erfinden wissen, das Vergraben-Spielen universalmoralischer Werte, das Sich-schämen-müssen der Opferbereitschaft, die zweifelsohne einem Werte-Relativismus geschuldet bleibt. Ich würde sagen, es ist nicht nur richtig, sondern es ist überaus gut und sinnvoll, dass ich den aufgefundenen Universalismus der Werte in meinem Garten vergaben konnte, wie anders hätte ich mich meiner relativen Opferbereitschaft nicht schämen sollen?

Jener erzengelgleiche Drachenbezwinger hat die Wirklichkeit bezwungen, der keiner entfliehen kann, indem er behauptet, dass erst eine übermittelte Wirklichkeit wirklich sei. Das hieße, wirklich sei, was nicht wirklich ist. Da ist mir Blumenberg lieber, der sagt, wirklich sei, was nicht unwirklich ist. Blumenberg hat das Dritte Reich, auf das sein Wirklichkeits-Begriff Anwendung findet, erlebt, er ist mit erheblichen seelischen Verletzungen, an denen er zeit seines Lebens litt, aus jener Tyrannei hervorgegangen, Gabriel hat den Merkel-Relativismus miterleben müssen, auf den sein moralischer Wirklichkeits-Begriff angewendet werden muss. – Joseph Lindenthal

 


 

 

Leserbriefe zu „Unter einem Dach“ von Lea Frehse und Maria Klenner (Fotos)

 

Gerade als die ersten Meldungen über die Explosion im Libanon im Radio kamen, habe ich den Artikel von Frau Frehse und Frau Klenner gelesen. Ich hoffe, den beiden geht es- den Umständen entsprechend- gut. Ich bin selbst mit meiner Familie gerade nach über drei Jahren Ausland (SA) zurück gekommen. Große Politik ist das eine – kein Thema für viel Optimismus in Südafrika- aber das Leben der Menschen und ihre Geschichten das andere. Das macht das ganze Elend persönlich und nachempfindbar … Deswegen hatte mir der Artikel wahrscheinlich gefallen. Ich hoffe sehr, den beiden ist nichts passiert. An das gesamte Team: eine hervorragende Zeitung für mich ich genieße jetzt, dass ich immer eine aktuelle Zeit bekomme – vielen Dank an alle! – Nicole Albert-Jens

 

Gerade habe ich den Artikel „Unter einem Dach“ von Lea Frehse gelesen, da hörte ich die Nachricht von der schrecklichen Explosion in Beirut. Welch eine Katastrophe! Wie mag es Ihnen, Frau Frehse, wie mag es den Bewohnern des gelben Hauses ergangen sein, wie mag es Ihnen allen gehen? Über ein Lebenszeichen, eine Schilderung des Erlebten und der Probleme, die Sie nun bewältigen müssen, in Beirut und speziell im „gelben Haus“, würden mich (und mit mir bestimmt viele Leser/innen) sehr interessieren. Vielleicht wäre eine Hilfsaktion (in welcher Form auch immer, finanziell oder als persönliche Aktion…) für die Bewohner des gelben Hauses möglich/sinnvoll?! Vielleicht können wir von hier aus etwas für sie tun?! Sie sollen wissen, dass ich/ dass wir sehr besorgt sind und viele gute Wünsche und Gedanken nach Beirut schicken! – Petra Lexuth-Thomä

 


 

 

Leserbriefe zu „Drum prüfe, wer sich an sie bindet“ von Ingo Malcher et al.

 

Jede(r), der/m danach ist, kann sich aufs Fahrrad schwingen und losradeln, wo es ihm oder ihr gerade am besten passt – und das ist sehr oft nicht die Straße. Für Fußgänger stellen sie mit weitem Abstand die größte Gefahr dar – selten fürs blanke Leben, aber täglich für Leib und Nerven. Niemand hält sie auf oder zieht sie zur Rechenschaft – husch, fahren sie einfach davon. Theoretisch gibt es Schutzräume für Fußgänger, de facto nicht mehr. Fußgänger haben keine Lobby. Sie stellen auch keinen Wirtschaftsfaktor dar, vergleichbar mit 4,23 Milliarden €. Lästiger weise sind sie einfach nur – da: die Mehrheit, eigentlich: alle. Das wird noch nicht einmal erwähnt. – Dr. Elke Nowak

 

Fantasie-Bilanzen: Wirecard ist nur der Anfang Wirecard hat seine Bilanzen nicht geschönt, sondern gefälscht. Laxe Bilanzregeln schaffen eine Grauzone, die das erst möglich machen. Um derlei zu verhindern, müssen wir zurück zum deutschen Prinzip des ordentlichen Kaufmanns. “Herr Dr. Küchler, bitte benutzen Sie Ihre Firmenkreditkarte nicht”, sagte der Chefbuchhalter der Berliner LIPRO AG in einem Conference Call im Mai 2001. Der Herr Doktor Vorstandsvorsitzende des Software-Herstellers weilte gerade in China, und ich saß als angeheuerter Berater in der Berliner Zentrale. Ab diesem Moment arbeitete ich nur noch gegen Vorkasse. Ein paar Tage später war der Insolvenzantrag gestellt. Das Unternehmen war schon beim Börsengang am legendären neuen Markt pleite. Erst als der Wirtschaftsprüfer Arthur Andersen sich weigerte, die Bilanz zu testieren, war der Spuk vorbei. Küchler hatte ein Geschäft in die Bilanz geschrieben, bei dem die russische Tochtergesellschaft Software im zweistelligen Millionenbereich verkauft haben soll. Doch ein Kaufpreis ist nie geflossen.

Geschickter agierte der Vorstandsvorsitzende der Porsche AG, als der sich anschickte, sukzessive Volkswagen zu kaufen. Mit jeder Tranche stieg der Preis der Aktie. Der höhere Wert steigerte das Eigenkapital und damit die Kreditfähigkeit. Mit dem aufgenommenen Geldern konnten mehr VW-Aktien gekauft werden, was wiederum den Kurs steigerte. Wäre Wiedeking nicht die Finanzmarktkrise dazwischen gekommen, die Übernahme Davids durch Goliath wäre ein Spaziergang gewesen. Die Familie Porsche/Piech hält heute mehr als 50 Prozent. Simulierter wirtschaftlicher Erfolg Üblerweise kam der Stratege dabei auch noch unter die Räder. Familienpatriarch Ferdinand Piech, der gleichzeitig dem VW-Aufsichtsrat vorstand, wurde Wiedeking zu mächtig. So wurde ihm mit der Freistellung gedankt. Diese Strategie ist hoch gefährlich. Wenn die Aktienkurse sinken, schrumpft automatisch das Eigenkapital, und das Unternehmen hat plötzlich keine Sicherheiten mehr für die aufgenommenen Kredite zu bieten.

Die Insolvenz ist dann unausweichlich. Wirecard simulierte wirtschaftlichen Erfolg mit Luftbuchungen. Erleichtert hat das das sogenannte Fair Value Prinzip, nachdem alle Anlagen zum gegenwärtigen Wert ausgewiesen werden sollen, um den wahren Wert des Unternehmens nach außen erkennbar zu machen. Das ist im Prinzip eine gute Idee, öffnet aber den Manipulationen Tür und Tor und bringt den Wirtschaftsprüfer in die Bredouille, wo die Grauzone aufhört und die Strafbarkeit anfängt. Weil er den Prüfungsauftrag gerne behielte, drückt er oft genug ein Auge zu.

Das Fair Value Prinzip entstammt der amerikanischen Bilanzkultur und ist Grundsatz für die US-Bilanzregeln. Und je mehr deutsche Konzerne es schick fanden, ihre Aktien an der New-Yorker Wallstreet zu notieren, desto mehr fand es Eingang in die Bilanzen deutscher Unternehmen. Im deutschen Handelsgesetzbuch “HGB” war dem ordentlichen Kaufmann vorgegeben, seine Vermögenswerte nach dem Niederstwertprinzip zu bilanzieren. Aktien etwa nicht zum gegenwärtigen Kurs, sondern zum Kaufpreis, mit dem sie erworben wurden. Wesentlicher Grund ist der Schutz der Gläubiger und der Geschäftspartner.

Das schränkt die Kreditwürdigkeit ein und vermeidet das künstliche Aufblähen der Bilanz. Wirecard hätte keine Luftbuchungen vornehmen können, sondern reale Umsätze nachweisen müssen. Und Porsche hätte die VW-Aktien zum Kaufpreis bilanzieren müssen und hätte sie nicht beim selbst verursachten Anstieg aufwerten dürfen. Das Schneeballsystem wäre nicht möglich gewesen. LIPRO hätte es nicht mal an die Börse geschafft. Längst nicht mehr vorhandenes Eigenkapital vortäuschen Es wird oft übersehen, dass Fair Value nicht nur die Bilanzen der Unternehmen löchrig macht wie Schweizer Käse. Es bläht auch die Bilanzen der Banken auf, die so in jeder Wirtschaftskrise von den notleidend werdenen Krediten übermannt werden und deshalb in eine Schieflage geraten, aus der sie dann nur der Staat durch das Anwerfen der virtuellen Notenpresse vermeintlich retten kann.

Das Ganze erinnert fatal an “des Kaisers neue Kleider”. Nun versucht der vermutliche Kanzlerkandidat der Splitterpartei Deutschlands (SPD) und Bundesminister der Finanzen, Olaf Scholz, durch eine Verschärfung der Finanzmarktregeln Betrugsfällen wie Wirecard zu begegnen und seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Vermutlich kann er kein Englisch. Sonst hätte er ja die Artikel in der Financial Times lesen können, die diesen Betrug schon lange aufgedeckt hatten. Hier der Link zum Dossier der Briten. Lesen hilft.

Ich hätte auch einige Beispiele vorzutragen, bei denen durch Dreiecksgeschäfte mit Tochtergesellschaften und Beteiligungen, Bewertungen von nicht geflossenen Kaufpreisen und Umsätze oder Scheinumsätze längst nicht mehr vorhandenes Eigenkapital vorgetäuscht wurde. Aber da die Liquidität im Zweifel immer noch dazu reicht, einen Anwalt zu beauftragen, der großzügig Aufforderungen zur Abgabe einer Unterlassungserklärung verschickt, müssen die hier unbenannt bleiben. Sagen wir es so: Viele Bilanzen sind auf Schönwetter gebaut. Wenn – wie jetzt durch Corona – Wind aufkommt, wird das eine oder andere Kartenhaus einstürzen. Dass der Bund die Pflicht zur Insolvenz ausgesetzt hat, macht die Sache nicht besser. Denn die Unternehmen werden in der Frist nicht das notwendige Eigenkapital herbeischaffen, das sie schon im vergangenen Jahr eigentlich nicht hatten.

Gelegenheit macht Diebe. Als ich bei der Bundeswehr war, wurde hart bestraft, wer seinen Spind nicht richtig verschlossen hatte. Das verleitet zum Kameradendiebstahl. Das Fair Value Prinzip ist der offene Spind der Finanzbranche. Es verstößt gegen die Gebote der Bilanzwahrheit und der Bilanzklarheit. Deshalb ist die Rückkehr zu konservativen Grundsätzen, die die Werte vorsichtig einschätzen und möglichst nur auf realen Transaktionen beruhen, dringend. Das würde die Wirtschaft krisenfester machen. Dafür müsste Scholz nicht mal die Gesetze ändern. Das HGB gilt nach wie vor und wird einfach ignoriert. Der Ignoranz muss man nur ein Ende machen. – Jürgen Brockschläger

 


 

 

Leserbriefe zu „70 ZEILEN … LIEBE“ von Franziska Giffey

 

Von mir gibt es noch ein paar Zeilen Liebe dazu: Für Ursula von der Leyen, die zusammen mit Angela Merkel die CDU so verändert hat, dass sie meine Partei bleiben konnte. Und für Sie, liebe Frau Giffey: Sie strahlen etwas aus, dass sich junge Frauen unbedingt zum Vorbild nehmen sollten: Durchsetzungskraft gepaart mit viel Herzenswärme. Weibliche Führung eben. – Constanze Kraus

 

Ich drucke mir gerade die aktuelle ZEIT aus und mein Blick fällt auf den Artikel: 70 Zeilen Liebe, dieses mal von Ursula von der Leyen. Ich habe ihn noch nicht gelesen, aber mir viel ein, dass ich vor nicht allzu langer Zeit (genauer 29.7.20, ZEIT NR 32) eine Hohes Lied von Frau Giffey auf Frau von der Leyen gelesen habe. Auch in Ihrer ZEIT! Und nun eben Frau von der Leyen auf Frau Wiener? Ich frage mich warum? Gehen Ihnen die Autoren aus? Zu den beiden Damen, die die Gastbeiträge geschrieben haben. Oder haben schreiben lassen: Frau Giffey schwärmt von einer Frau (v.d.L), die sich nachweislich nicht gerader in ihren Ämtern positiv hervor getan hat: Sie hinterließ eine desaströs ausgestattete Bundeswehr, betrog den Steuerzahler um einen ganzen Batzen Geld für eine Beratungsfirma, die gut verdient, aber wenig beraten hat. Entsprechend des Mechanismus‘ mußte sie nach Brüssel entsorgt werden, wo sie sich nun erneut bewähren muß. Nach letztlicher Erfahrung habe ich das wenig Hoffnung auf Erfolg.

Sie bekommt nun tatsächlich Platz in der ZEIT, sicherlich auch noch gegen Honorar. Frau Giffey ihrerseits hat sich auf dem Berliner Kommunalparkett sicherlich Erfolge erarbeitet, ist der Rolle als Familienministerin aber nicht sonderlich gut gewachsen. Sie agiert nicht, sie reagiert nur. So sollte es nicht sein, es geht eher darum, Zustände zu ändern. Fast ein „Versagen“ kann man ihr vorwerfen, wenn man an die Corona-Problematik erinnert. Erst als Verbände und Ehrenamt darauf aufmerksam gemacht haben, eindringlich und mehrmals, dass häusliche Gewalt in einer solchen Situation programmiert sind (es kam ja auch so), erst da hat sie es thematisiert. Und jetzt merkt sie wohl, dass der Schuh zu groß ist, und will wieder zurück ins Land Berlin… Ich weiß nicht, ob ich diesen Damen Platz einräumen würde. – Angela Trothe-Voß

 


 

 

Leserbriefe zu „Auf dem Hügel der Ungewissheit“ von Christine Lemke-Matwey

 

Das Foto Ihrer Musikredakteurin in Bayreuth hat mich sehr gefreut. Als alter, weisser Mann habe ich oft Probleme beim Verständnis junger Menschen, insbesondere Frauen. Auf den ersten Blick fällt es mir schwer, Ihre Mitarbeiter*in einzuordnen: Figur, Frisur und Kleidung lassen keine einfache Zuordnung erkennen, aber halt, der knöchellange Rock zu den Sneakers verrät eindeutig: Frau! – Peter Pielmeier

 

Bitte, seien Sie gewiss, Wagners Musikdramen, der Hügel, Bayreuth in toto, die Gemeinschaft der Wagnerianer werden Ihre Häme überleben und Ihnen und Ihrer Gilde als ewig sprudelnde Quelle für weitere Brotarbeiten erhalten bleiben. – Dr. Gernot Henseler

 


 

 

Leserbriefe zu „Schluss mit den Kassenspielertricks!“ von Marc Widmann

 

Politiker betreiben völlig gefahrlos (für sich selbst!) seit Jahren professionelle Geldvernicht-ung zu Lasten des Steuerzahlers – siehe Maut-Pleite und die Folgen und viele weitere Fälle in den Schwarzbüchern der Rechnungshöfe. Zu Ihrem Bericht zur Nichtprüfung von Steuerbetrug mit Kassensystemen will ich aus Land und Bund noch zwei interessante Fälle anfügen: Im Rhein-Main-Gebiet wurde auf Anordnung von Leitern zuständiger Finanzämter im Rotlichtmilieu jahrelang garnicht geprüft („das sei den Beamten/Innen moralisch einfach nicht zumutbar“ war die Begründung – honi soit qui mal y pense !).

Das angeblich älteste Gewerbe der Welt ist tatsächlich ein solches und damit rundum steuerbar in Einkommen- , Umsatz- und Gewerbe- Steuer (von der Art der Tätigkeit käme ggf. noch Vergnügungssteuer hinzu!); viele dieser Fälle dürften inzwischen verjährt sein… Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur Besteuerung von Renten und Pensionen wurden diese im Jahr 2015 plötzlich zu 50% steuerpflichtig – die Besteuerung wird jährlich in Schritten angehoben und soll in 2040 dann 100% erreichen. Damit wären auch gutbetuchte Bestandsrentner wieder in der Steuerpflicht gelandet; zur Sicherung der Besteuerungsgrundlagen wurde ein eigenes Amt gegründet, das Bundesamt für Finanzen. Dorthin melden alle Auszahler von Renten, Pensionen und auch von Leistungen aus Versicherungen (z.B. aus Riestersparverträgen und der betrieblichen Altersversorgung) jährlich die Summe der Zahlungen mit Namen und Steuer-ID-Nummern: Also ein kurzer Weg bis zum Wohnsitzfinanzamt der Empfänger und deren Besteuerung?

Weit gefehlt! Auf Anordnung von ganz oben wurde bisher der Zugriff der Steuerbehörden auf Bestandsrentner weitgehend verhindert – da sieht die CDU wohl ein Risiko für einige Stimmen ihrer Stammwähler – und da im Land fast immer irgendwo Wahlen stattfinden, ist das auch so geblieben! Verhindert wurden (und werden!) damit Steuereinnahmen in beachtlicher Höhe aus den hohen Renten der WirtschaftsWunderJahre; der klassische Kleinrenter (ohne weitere Einkünfte) wäre ja wegen der Freibeträge verschont geblieben. Vielleicht greift der Fiskus in Zeiten leerer Kassen ja bei den Erben dieser Rentner zu: Das wissentliche Nichterklären von Einnahmen kann als Steuerhinterziehung verfolgt werden – bis zu 10 Jahre in die Vergangenheit! Damit kann man als Erbe auch ungewisse Steuerschulden als Nachlass erhalten und sollte im Todesfall nicht nur das Testament, sondern auch die letzten Steuererklärungen suchen… – R.Seeman

 

Sie treffen mit Ihrem Kommentar den Nagel auf den Kopf! Seit Jahren versuchen die Lobbyisten aus Gastronomie, Handel und Handwerk mit aller Macht die Einführung der Bonpflicht und nichtmanipulierbaren Kassensysteme mit Erfolg zu verhindern. Zuletzt mit der lächerlichen Kampagne über Umweltverschmutzung durch Kassenbons. Erstaunlich ist, dass gerade jetzt durch die Coronakrise die Einführung wieder verzögert oder sogar verhindert wird. Wenn ich das richtig beobachtet habe, haben gerade die militant auftretenden Unternehmen gegen die Einführung der Bonpflicht als erstes die Unterstützung des Staates durch den Lockdown eingefordert und bekommen. Eigentlich unverschämt. Unglaublich auch wie sich die verantwortlichen Politiker in dieser Sache verhalten.

Allen voran Bundeswirtschaftsminister Altmaier, der diese Kampagne massiv unterstützt und ganz naiv behauptet, dass der Schaden durch umweltzerstörerische Bons größer ist als der Nutzen durch mehr Steuerehrlichkeit. Natürlich ist es verlockend für diese Branchen, selbst zu bestimmen, ob und wieviel Steuern am Jahresende bezahlt werden. Das wünschen wir als Arbeitnehmer uns auch. Allerdings sind Auskünfte über unsere Einnahmen schon beim Finanzamt, bevor wir unsere Steuererklärung abgegeben haben. Eigentlich wäre es an der Zeit, diese diskriminierende Steuererhebung durch das Bundesverfassungsgericht klären zu lassen. – Rudolf Mayländer

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Menschenfreund“ von Sigmar Gabriel

 

Nach diesem – aus meiner Sicht – unnötigen Tönnies-Fauxpas ein sehr guter Nachruf auf einen großen, Deutschen Politiker. Danke Herr Gabriel. Es geht doch ;-) – Achim Bothmann

 

Ich bin als Zeitabonnent entsetzt! Der Verfasser des Nachrufs auf Hans-Jochen Vogel (aktuelle Ausgabe) heißt Sigmar Gabriel. Das hätte nie passieren dürfen, auch nicht mitten im Sommerloch. Ich schulde das dem Verstorbenen, dass ich dagegen protestiere. Ein Armutszeugnis! Sigmar Gabriel berät die Deutsche Bank und vor allem Tönnies, einen ganz skrupellosen Arbeitgeber, von dem Sie auch berichteten. Das hätte Herr Vogel nie getan. In der Demokratie herrscht Meinungsfreiheit, klar. Aber Sie machen sich nicht die Mühe nach einem geeigneten Verfasser zu suchen. Gabriels Artikel ist außerdem sehr schlecht, ganz schnell in die Tasten gehackt, wahrscheinlich unterwegs, und wird dem Verstorbenen in keiner Weise gerecht.

Herr Vogel hätte sicher gegen Gabriels Beraterfunktion bei Tönnies protestiert, wenn er dazu gesundheitlich noch in der Lage gewesen wäre. Doch die Tage der SPD sind gezählt. Sie hat ihren letzten aufrechten Kämpfer für die Arbeiterschaft, Herrn Vogel, verloren. Gabriels Beraterfunktion bei Tönnies wird ihr bei der nächsten Bundestagswahl viele Stimmen kosten, so dass sie von der Bildfläche verschwindet. Damit Herr Gabriel Einblick in den Fabrikalltag bei Tönnies bekommt, sollte er zu den von Tönnies gezahlten Löhnen am besten mal vier Wochen dort als Schlachter arbeiten und in den zur Verfügung gestellten „Wohnungen „wohnen. Das wird er kaum durchhalten. – Marcus Schrömer

 


 

 

Leserbriefe zu „Freiheitsströmung“ von Alice Bota

 

Wenn ich es richtig verstehe, so sollen die virtuellen Illusionen, die Netflix gewinnorientiert gegen Geld verkauft, den jungen Menschen einen Begriff von Normalität vermitteln, der sie hin zu einer besseren Wirklichkeit trägt? Diese Art von Hoffnung gruselt mich… – Dr. Christian Voll

 

Auf der Seite 1 der aktuellen Zeit habe ich in den 30 Jahren selten solch primitiven Plunder gelesen. Billigste Polemik gegen die Russen und ein Hochjodeln des Kapitalismus; wo wir doch alle genau wissen, dass dessen Zeit mit Sicherheit abgelaufen ist. Und das auch noch mit billigster Reklame für Netflix. Ist DIE ZEIT denn auf das Niveau der Gelben Schundliteratur (Gala und co.) für tuttelige Weiber abgesunken. Ich muss gestehen, dass ich Form der „Wissensvermittlung“ und „Bildung“ grundsätzlich ablehne. Genau so wie alle Formate von „Tookshows“. L. Und an dieser Front arbeitet neuerdings die “DIE ZEIT“ sklavisch mit. Frau Bota, suchen Sie sich bitte eine neue Stelle, meinethalben bei der GALA. Marion Dönhöff und Helmut Schmidt drehen sich im Grabe um. Und dann wird auch noch die fragwürdige sogenannte „freie Sexualität“ zur all selig machenden Religion für die „ach so prüden“ Russen hochgejodelt.

Ich erinnere Sie an die Tutti-Frutti-Zeit in der ehemaligen BRD. Diese Zeit war für intellektuelle Deutsche peinlich, für den Pöbel jedoch Honigseim. Was war das Resultat: Ballermann und im Nachgang ein Jungbrunnen für das Auferstehen von Corona. Schauen Sie zurück und erinnern Sie sich bitte an Zeit von vor 1968 in der BRD: Da baten ernsthaft Berliner Gymnasiasten Willi Brandt, den Bürgermeister von West-Berlin um „Bumszimmer“ in den Schulen zur schnellen Befruchtung deutscher Maiden. Herr Lorentz, Ich nehme an, dass Frau Bota für Desinformation in DER ZEIT zeichnet und Pädophilie und Pornographie für den Fernen Osten Russlands vorschlagen will. Die Russen haben zu viele Erfolge und müssen mittels billiger Pressepropaganda sturmreif geschossen werden. Anfangs der 70’er schlugen übrigens die Urgrünen vor, „Pädophilie für Alle“ freizugeben. Ist es das, was wir uns nicht nur im Fernen Osten sondern auch in Europa wünschen?

Ich hoffe und glaube Frau Bota, dass Sie noch keine Kinder haben. Dann würden sie sicher erst denken und dann schreiben. Lesen bildet, schauen Sie sich doch die sichergestellten Videos von den Kinderschändern an. Nicht blind und unwissend dem Mammon hinterher laufen um Mille zu machen und so das private Bruttosozialprodukt steigern. Die Entgleisungen auf der ersten Seite in der aktuellen Zeit schreibe ich dem Sommerloch zu, sie wird sicher auch wieder vorübergehen, sie wird wie Tutti-Frutti im Orkus verschwinden. Vorschlag: Eine Seite zu Cum/Fake und eine zum Versagen unserer Politikasper zu Wirecard …

Wikipedia Ende der 1960er Jahre wurde in der Zeit ein Artikel des damaligen Feuilleton-Chefs Rudolf Walter Leonhardt veröffentlicht, der dazu aufrief, Pädophilie freizugeben.[15] 1976 veröffentlichte die Zeit einen Artikel des Hamburger Pädagogen Karlheinz Lutzmann, in dem er Pädophilie zumindest im Ansatz relativierte.[16] Jahrzehnte später bat der damalige stellvertretende Chefredakteur Theo Sommer um Entschuldigung dafür, damals nicht sensibler gewesen zu sein.[17] – Bernhard Borchers

 


 

 

Leserbriefe zu „Weltmeisterschaft des Denkens“ von Andrea Böhnke et al.

 

Als langjährige Abonnentin aus dem Süden kann ich nicht verstehen, warum die Weltmeisterschaft des Denkens nur bis 21.08.2020 läuft. Hier im Süden beginnen die Ferien ja erst. Menschen wie wir, die ab 22.08. Urlaub haben und dann die Urlaubszeit so schön mit familiärem Rätseln verbringen könnten, werden nicht berücksichtigt. Warum kann der Einsendeschluss nicht einfach am Ende aller Sommerferien in Deutschland sein? – Ulrike Engelhard

 

In dem interessanten Artikel scheint Ihnen im Beispiel zur Unterscheidung formaler und praktischer Logik ein Fehler unterlaufen zu sein. Für beide sollte die richtige Antwort zur Überprüfung der logischen Wenn-Dann Aussage die Lösung A+D sein, denn das Prinzip ‘ex falso quod libet‚ der formalen Logik besagt, dass bei Nicht-Eintreffen der Voraussetzung als Resultat alles mögliche erlaubtist. Im konkreten Fall C kann man dagegen gar nichts folgern: Wenn John mit seinem Müllsack zurückkommt, kann er, muss aber nicht zwingend, aus der Waldhütte kommen. Er könnte auch von zu Hause kommen oder sonst wo gewesen sein – eine Überprüfung ist nicht möglich. Das liegt daran, dass in der formalen Logik ‘X-> Y’ equivalent list mit ’nicht Y -> nicht X’. Aus Y selbst kann man dagegen nichts folgern! – Dr Thomas Walther

 


 

 

Leserbrief zu „Gesicht gewahrt“ von Matthias Krupa

 

Den Rechtsstaat finde ich gut und auch, dass die EU sich mit Polen und Ungarn auseinandersetzt. Dennoch ist mir oft unwohl, wenn die EU Polen und Ungarn so verklagt oder warnt. Ich wünsche mir, dass mehr darüber gesprochen wird, warum diese beiden Länder solche Gesetze beschließen und welche Rolle zum Beispiel Deutschland dabei gespielt hat, dass es so kam. (Hängt der Nationalismus damit zusammen, dass Polen z.B. geteilt wurde? Da hat auch Deutschland einen Anteil dran; Deutschland ist verantwortlich für Verbrechen der Wehrmacht.) Und dass die EU sowie alle Mitgliedsstaaten mehr an eigenen Schwächen arbeiten, auch denen des Rechtstaats, und das deutlicher öffentlich ansprechen: Zum Beispiel über das zu schwache EU-Parlament, über zu viel Rassismus in der Polizei, über Personalmangel in der Justiz und die Frage, ob Menschen, die ohne Fahrschein die Bahn benutzen und keine Geldstrafe zahlen können, ins Gefängnis müssen (meines Erachtens wären Sozialstunden besser oder wenn Schwarzfahren zur Ordnungswidrigkeit würde).

1,67 für einen Kühlschrank Die Überschrift finde ich traurig reißerisch, denn meines Erachtens suggeriert sie, dass nur dieser Betrag vorgesehen ist. Doch wie jeder, der Einkommen hat, über Monate oder Jahre spart, so muss auch ein Empfänger von Arbeitslosengeld (Alg) einen langen Zeitraum sparen (wir wissen, es heißt nicht Hartz IV, so heißt nur das Gesetz). Sicher sind 1,67 Euro pro Monat immer noch sehr wenig. Als Hauptinhalt des Artikels sehe ich, dass die Höhe des Alg überwiegend politisch bestimmt wird und kaum objektiv festzustellen ist. Dem stimme ich zu, denn Menschen kaufen sehr verschieden. Mir ist besonders wichtig, inwieweit Alg dazu hilft, Arbeit zu suchen und inwieweit es dazu verleitet, nicht arbeiten zu wollen. Ich suche empirische Studien (z.B. Umfragen) dazu. Georg Löwisch: Wir sind Papst An Ihrem Artikel ge- und missfällt mir einiges, einen Satz kommentiere ich: „Der Moment, in dem ein Bischof die Angst verliert“, so ein Zeitpunkt fehle der evangelischen Kirche, meinen Sie. Wovor haben protestantische Bischöfe Ihrer Meinung nach Angst und was täten sie oder was sollen sie tun, wenn sie mehr Vertrauen und Mut bekämen?

Beide Kirchen haben schon viele kleine Schritte versucht, um mehr Menschen zu überzeugen, so hat es z.B. Hanna Jacobs beschrieben im Artikel „Lasst uns Abschied nehmen“ in „Christ und Welt“ vom 02.07.2020. Frau Jacobs spricht sich für eine noch kleinere Kirche aus, die mit sehr wenigen bezahlten Mitarbeiter*innen auskommt, so habe ich sie verstanden. Ich vermute, das ist nötig und wird nötiger. Ich als ev. Christ finde das verrückt: Wir Christen sprechen vom bestmöglichen Geschenk: einem Gott, der Liebe ist, Zufriedenheit vor dem Tod verheißt und Glück nach dem Tod – und immer weniger Menschen sind neugierig darauf oder lernen das kennen. Dabei kämpfe ich selbst damit, dass ich Gott sehr wenig wahrnehme und über einiges in der Kirche traurig bin. Freilich bewundere ich manche (teils befreundete) Christ*innen und am ehesten an solchen Menschen bemerke ich Gott. – Johannes Müller

 


 

 

Leserbrief zu „Schluss mit dem betreuten Vorlesen!“ von Janine Funke und Elisabeth Heinemann

 

Gerne lese ich als betroffener Dozent, dass das präsenzlose Semester mehr oder wenig erfolgreich abgelaufen ist. Es stört mich allerdings zutiefst, daraus pauschal einen Abgesang auf ‚betreutes Vorlesen‘ (ein geradezu verunglimpfendes Zitat aus dem Artikel) abzuleiten. Wäre das Selbststudium so ein Erfolgsmodell, hätte man längst aus Kostengründen Hochschulen umstrukturiert. Aus unseren Erfahrungen in den Ingenieurswissenschaften vermissen die StudentInnen zuallermeist den Diskurs und den Austausch mit KommilitonInnen UND DozentInnen. Digitale Formate ermuntern gerade nicht zum Nachfragen. Wenige StudentInnen kommunizieren viel, aber die überwiegende Mehrheit bleibt stumm. Die Anzahl der Interaktion trotz eines weitreichenden Angebots sind deutlich geringer als in einer 90-minütigen ‚Vorlesung‘. Der Anteil derer, die in einer Prüfung sitzen, mit denen man nie ein Wort oder eine e-mail ausgetauscht hat, ist erschreckend groß.

In der vielgeschmähten Präsenz-Vorlesung ist es den DozentInnen möglich, auf das ‚Publikum‘ zu reagieren und aus den Reaktionen der StudentInnen abzuleiten, ob eine Vertiefung, Wiederholung oder Nachfragen notwendig ist. Man kann auch Einzelne ‚aus der Reserve locken‘ oder in ein Gespräch nach der Veranstaltung verwickeln. Ohne Präsenz ist dies ungleich schwieriger. Es liegt am Engagement der DozentInnen und nicht nur am Format, in wie weit das Lernergebnis der StudentInnen einem am Herzen liegen. An welche Veranstaltung Ihres Studiums oder der Schulzeit können Sie sich denn am besten erinnern? Wohl die, bei der die Persönlichkeit der DozentInnen und LehrerInnen Sie am meisten beeindruckt hat.

Es steht leider zu befürchten, dass diejenigen von einer Erweiterung der Wissensvermittlungsformate profitieren werden, die mit einem Studium in Präsenz oder durch andere Formate ohne Präsenz kein Problem haben. Leider ist aber unter meinen KollegInnen genauso zu spüren, dass es berechtigte Sorgen um diejenigen gibt, für die eine persönliche Führung und eine Spiegelung Ihrer Kenntnisse an den der KommilitonInnen und DozentInnen für den Studienerfolg unheimlich wichtig sind. Erfahrungen anderer DozentInnen aus anderen Ländern, die online-Lehre schon länger betreiben, unterstreicht dies. Nur weil es ‚modern‘ ist muss es nicht besser aber auch nicht schlechter sein. Aber wir sollten genau darüber nachdenken, ob wir hier durch das Umschwenken auf Online-Formate die aufgrund der Herkunft bestehende Ungleichheit der Bildung in der Gesellschaft verstärken kann. Dafür trägt die Hochschule die Verantwortung. – Prof. Christian Stemmer

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Erkenne den Elefanten“ von Katharina Menne (Recherche) und Matthias Schütte (Infografik)

 

für wie dement halten Sie Ihre Leser? Der Informationsgehalt der Tabellen in Ihrer Graphik strebt gegen Null. Hier sind insbesondere die angegebenen Zahlen zur Demenz gemeint. Die Aussage, dass bei durchschnittlich 900 Neuerkrankungen pro Tag im Jahr mehr als 300.000 Fälle auftreten, ist an Trivialität nicht zu überbieten. Was bedeutet denn eigentlich die Zahl 900 Neuerkrankungen. Ist diese Zahl geschätzt? Sind es diagnostizierte Erkrankungen in Altersheimen? Sind es getestete Erkrankungen? Sind es gemeldete Erkrankungen? Es fehlt jedenfalls eine nähere Beschreibung, und ohne bessere Erklärung ist diese Zahl wohl nutzlos.

Das gleiche gilt für die Zahlen bei den verschiedenen Alterskategorien (abgesehen davon, dass ich diese Zahlen in keiner der angegebenen Quellen wiedergefunden habe). Was bedeuten denn diese Zahlen? Eine Erläuterung fehlt vollständig. Wo bleibt denn da Ihre Qualitätskontrolle? Allein die Form der Darstellung der Tabellen hätte alle Alarmglocken läuten lassen müssen. Alles auf die „Souveränität“ der Autoren zu schieben, ist eine billige Ausrede. Deshalb sollten Sie immer Ihre Graphiken auf Richtigkeit, Vollständigkeit und Widerspruchsfreiheit prüfen, oder sie der Boulevardpresse überlassen. – Theodor Schlickmann

 


 

 

Leserbrief zu „Rivalen der Quantenmechanik“ von Leander F. Badura

 

Die Gewinnung von Stickstoff durch das Haber Bosch Verfahren hätte kaum dazu geführt, die Ernährung der Weltbevölkerung zu sichern. Es geht um bioverfügbaren Stickstoff in oxidierter oder reduzierter Form. Es ist so, dass das Haber Bosch Verfahren Luftstickstoff unter hohem Druck katalytisch zu NH3 synthetisiert. Dieser entstandene Ammoniak wird in einem weiteren Schritt zu NO2 und letztlich zu Salpetersaeure oxidiert . Zusammen mit weiterem Ammoniak entsteht dann bioverfügbarer Stickstoff in Form von Ammoniumnitrat, welcher als Adblue in Flüssiger Form im KFZ oder als Ammonsalpeter als Granulat auf dem Acker zum Einsatz kommt. – Markus Harder

 


 

 

Leserbrief zu „WIE ES WIRKLICH IST … mit 97 Harfe spielen zu lernen“ Aufgezeichnet von Luisa Thomé

 

Meine ‚Zeit´ finde ich jeden Donnerstagmorgen pünktlich um 6:30 Uhr vor der Haustüre liegend. Schon vor dem Frühstück stöbere ich darin und sah unter der Rubrik ‚Wie es wirklich ist‘ das Bild einer Harfe. Vor einem Monat war von meiner befreundeten Familie der Harfenbauer Hermann Veeh verstorben. Er war Landwirt, Entwickler der Veeh-Harfe und Firmengründer, Träger des Bayerischen Verdienstordens. Jetzt lese ich; wie seine Klänge weiterklingen, vor dem Alter keinen Halt kennen. Der 102 jährige Herr beschreibt; wie er vor fünf Jahren dieses Instrument erlernt hat. Mit Kopien dieses Artikels für meine Familie in der Tasche begegnete ich meiner ehemaligen Kollegin, die das von mir im Pflegeheim eingeführte Musizieren mit der Veeh-Harfe übernommen hat. Zum Abendausklang ertönen auch dort Harfenklänge . – Elisabeth Oloff

 


 

 

Leserbrief zu „ZEITSPRUNG. Fachwerkhaus 1980/2019“

 

Nicht nur Jürgen Mathäss gefällt das Dorf Hunsbach im Elsass: es wurde gerade zum schönsten Dorf Frankreichs in der gleichnamigen TV Sendung auf France3 gewählt. – Peter Pielmeier

 


 

 

Leserbrief zu „Ihre Wut, sein Gewinn?“ von Klaus Brinkbäumer

 

Die Medien in Deutschland sind die wirklichen Kriegstreiber. Das hat alles Methode. Ihr Autor wird das wissen und wenn er es nicht weiß, dann wird es Zeit zur Schulbank zurückzukehren. Der Staatsvertrag mit dem Rundfunk in den 50er Jahren beinhaltet ausdrücklich, daß die Medien sich gegenüber politischen Aussagen neutral zu verhalten haben. Das wird seit vielen Jahren sträflich verletzt. Parteipolitik ist das Prinzip der Medien. Wenn man sie darauf hinweist, dann wird das alles verharmlost. Ehe sie sich ständig als Saubermann hinstellen, sollten sie zunächst ihren eigenen Stall sauberhalten. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Hass 2.0“ von Holger Stark und Fritz Zimmermann

 

Wenn es überhaupt Personen geben sollte, die an einer Persönlichkeitsstörung mit „paranoiden dissozial und emotional instabilen Anteilen“ leiden, dann sind es die, die solche Gutachten erstellen, und evtl. noch viel mehr die, die diesen Gutachten glauben. Noch immer scheinen für unsere Justiz der Täter wichtiger zu sein, als die Opfer. Die Kuschelbehandlung der rechtsextremen Banden muss endlich aufhören. Das könnten die Innenminister durchsetzen, die gegenüber den Staatsanwaltschaften weisungsbefugt sind, warum tun sie es nicht? – Willy Klein

 


 

 

Leserbrief zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

 

Die von Ihnen präsentierten Tortensegmente sind in der Realität nicht disjunkt. Die korrekte Ergänzung zum rot gefärbten „Erfolgs-Segment“ wäre vielmehr „Misserfolg“. Nach Aussagenlogik heißt die Verneinung des Satzes in der ZEIT: „Strengt ein Mensch sich nicht an, wird es Menschen geben, die keinen Erfolg hatten.“ Nicht mehr und nicht weniger! Aber Logik ist schwer. Schon rein logisch wäre der Satz „Jeder Mensch, der sich anstrengt, wird es schaffen.“ unsinnig. Dann müsste jeder Sportler Olympiasieger oder Deutscher Meister werden etc. Somit bedeutet das Wörtchen „kann“, dass es nur eine wahrscheinliche Möglichkeit des (größten) Erfolges gibt.

Ergo kann es nur darum gehen, dass man die eigenen Wahrscheinlichkeiten für „Erfolg“ (wie immer man das misst) durch Anstrengung erhöhen kann. Ich weiß aus eigener Erfahrung als Diplom-Mathematiker (mit sehr umfangreich studiertem Nebenfach VWL), dass die Wahrscheinlichkeit, ein Mathe-Diplom ohne Anstrengungen zu erreichen, extrem niedrig ist: Von etwa 100 Mitstudierenden in meinem Uni-Jahrgang waren in jeder der verschiedenen Vorlesungen bzw. Seminare jeweils mindestens 95 % zu härtester stundenlanger Arbeit „gezwungen“, um den Stoff zu durchdringen und an Beispielaufgaben zu verstehen.

Somit hätten Sie für Diplom-Mathematiker („Erfolg“) eine Torte, wo fast jeder sich anstrengen musste, viel¬leicht der Eine weniger beim Thema „Stochastische Prozesse“, die Andere weniger bei „Funktionalanalysis“ etc. Es wird nach meiner persönlichen Einschätzung unter 10.000 vielleicht eine(n) Diplom-Mathematiker_in geben, welche(r) sich fast nicht anstrengen musste. Wenn diese Person so genial geboren wurde (wie der englische Mathematiker Alan Turing, der zum britischen Kriegserfolg beitragen konnte, daran aber zerbrach), kann man nur gratulieren! Also ist fast allen die eigene Anstrengung gemeinsam: Letztlich auch diejenigen, die trotz eigener Anstrengung den Studienabschluss nicht erreicht haben.

Spieltheoretisch sähe das für Mathematik-Studenten wie folgt aus (Zahlen erfunden).    Ergebnis Diplom          Ergebnis Studienabbruch Anstrengung80 %            20 % Keine Anstrengung          0,01 %99,99 % Und wenn jemand Zeit einsetzt oder auch „Anstrengung“, um sich gesellschaftlich oder politisch zu engagieren, oder sportliche Ziele zu erreichen, oder beruflich (nicht nur für sich, sondern auch für ein gutes Team) zu erreichen, kann es auch bei gutem Einsatz immer noch zwangsläufig Fehler geben. WAS nennen Sie „ES geschafft zu haben“ und WAS wollen Sie mit Ihrer Torte aussagen? Auf English heißt das: “Garbage in, garbage out!“

Oder wollten Sie nur Stimmung gegen Leistungsorientierung (ob in Sport, Beruf, …) machen? DAS fände ich nicht sehr witzig: Ich war neben meinem Beruf z.B. 9 ¼ Jahre Berater der BNetzA, 12 Jahre im Vorstand eines Sportvereins tätig, 8 Jahre im Vorstand (davon 4 Jahre Vorsitzender) des Heimat- und Kulturkreises in Münster-Roxel, Vorstandsmitglied in 2 Bürgerinitiativen (Verkehrsberuhigung, Umweltschutz), sportlich mit meiner Frau im Finale einer Deutschen Meisterschaft (SEN II A, Standardtanzen) etc. etc. und habe 16 Drittmittel-Projekte an der Universität (DFG, VW-Stiftung, …) erfolgreich bearbeitet, Lehrbücher produziert etc. DAS alles war als Arbeit oder Training oder Koordinierung anstrengend, aber man bekommt unendlich viel zurück. Empfehlen Sie etwa ein Leben als Couch-Potato? Oder noch besser: Wir glauben ab sofort nicht nur an den lieben Gott, sondern der Einfachheit halber auch an unsere Regierung (wie beim russischen Präsidenten Putin)? Selber denken strengt an, wie bereits vor 200 Jahren Kant wusste! – Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele

 


 

 

Leserbrief zu „Vernetzung gefährdet“ von Anna Mayr

 

Erst einmal herzlichen Dank für den informativen Artikel bezüglich der organisatorischen Schwierigkeiten des sog. Sofortausstattungsprogrammes. Ein Satz darin hat mich sehr gewundert und ich freue mich über eine Rückmeldung, auf welche Quellen sich der Inhalt stützt. Im Vorlauf geht es um die Kinder, die durch die Schulschließung „verlorenen“ gehen könnten. Also faktisch um arme und armutsgefährdete Kinder. Und dann steht da: „Deren Eltern zwar Zeit haben, aber kein Geld und keine Geduld.“ Das mit dem Geld ist ja schon geklärt, woher stammen aber damit verknüpften Ideen des „Zeithabens“ und „Keinegeduldhabens“? – Dr. Lars Anken

 


 

 

Leserbrief zu „Ein Land will frische Luft“ von Olivia Kortas

 

Smog-Probleme insbesondere als Folge von Inversionswetterlagen in Polen werden nicht durch Treibhausgase wie CO2, Methan, Lachgas etc. verursacht, sondern durch schlechte Umweltfilter oder Katalysatoren, welche Schwefeldioxid, Stickoxide oder Stäube nicht genug abscheiden. Diese schaffen kein Klima-Problem für die Erde, da sie nicht jahrzehntelang in der Atmosphäre bleiben. Wichtig ist, „ein gutes Gefühl“ beim Leser zu schaffen, auch wenn man vieles durcheinanderbringt: Strom ist ein Bruchteil der Endenergie, muss aber erzeugt werden, Smog kann auch durch Autoverkehr entstehen, durchschnittliche Anteile an der Stromerzeugung sagen gar nichts aus etc.

Zur INFO: Durchschnittswerte über ein Jahr (44 %; zweite Jahreshälfte nur 41,8 %) sagen überhaupt nichts aus hinsichtlich der „Leistungsfähigkeit“ der überwiegend volatilen Stromerzeugung. Da Strom immer noch nicht großtechnisch „speicherbar“ ist (Pumpspeicherwerke mit maximal 2,5 – 3 % Beitrag zum Tagesbedarf an Erzeugung müssten vorher durch hochgepumptes Wasser „aufgeladen“ sein und deren Kapazitäten sind in Deutschland praktisch ausgereizt) nützt ein „großartiges EE-Stromaufkommen“ von 60 % an guten Sommertagen im Mai oder Juni gar nichts, wenn an grauen und fast windstillen Winter- oder Herbsttagen der EE-Stromanteil unter 18 % liegt und die mobilisierbare EE-Kapazität teils unter 10.000 MW = 15 % der benötigten Leistung liegt. Dann müssen 85 % der Leistung in MW sofort zuverlässig aus konventionellen Kraftwerken kommen. Ansonsten: Black-Out!- Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 


 

 

Leserbrief zu „Er läuft und läuft und läuft“ von Claas Tatje

 

-》Ebit macht frei《, also? Bei Volkswagen? Ich befürchte, dass ich mich im Jahre 1942 befinde! So eine Anspielung geht gar nicht! Gewinne in Milliardenhöhe mit sechs Millionen unschuldigen, systematisch ermordeten Menschen zu vergleichen ist wohl das zynischste und ekelhafteste, was die Überlebenden des Holocausts heute hören können. Denen, die im Zuge der Massenvernichtung alles verloren haben, gehört mein tiefster Respekt und mein tiefstes Mitgefühl. Herr Diess vergleicht die Leiden der Steuerabfuhr also mit den Leiden eines Zwangsarbeiters? Die Kritik möchte er nun nicht verstehen? Da hilft nur noch eine Sprache! Wie wäre es mit einer Spende in Höhe von 6 Millionen Euro für die Aufrechterhaltung des Mahnmals Auschwitz-Birkenau? Am besten in 1€-Stücken, zuvor abgezählt, damit ihm bewusst wird, wie viele einzelne Opfer dieser Ausspruch auf dem Gewissen hat. – Benedikt Schwickert

 


 

 

Leserbrief zu „WORTSCHATZ: Plötze“

 

Dieser Leserbrief hat mich an Ähnlichkeiten in meiner Kindheit erinnert:Mein Vater redete eher Hochdeutsch, als die Umgebung, in der er als Flüchtling aus Schlesien angekommen war und auch schneller,als die Franken.Wenn wir als wilde Kinder eine Zurechtweisung und ein Aufhören, mit was auch immer gesagt bekamen,war das“Aus und Sarotzig“Erst als Erwachsene habe ich meinen Vater mal nach diesem“Zauberwort“gefragt.Er war erstaunt und antwortete,dass dies einfach „Aus und die Sache hat sich“ heisst. – Gudrun Scheithauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Über eine enttäuschte Liebe und Haltung im Journalismus“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Ihr Artikel zu Meinhardts Buch spricht meine tiefe Enttäuschung,meinen Zorn an unserer Presse und den Medien an.Denn die selten und dann minimale Erwähnung der wirklichen Probleme unserer Gesellschaft wie Asylantenkriminalität , Verachtung unserer freiheitlich-demokratischen und mühsam erkämpften Gesellschaftsordnung , unserer seit Jahrzehnten erwiesenen demokratischer Polizei,unserer Behörden findet nur als Palliativ statt,wenn überhaupt,falls nicht die „“ kleine „“ Lokalpresse solche Vorfälle einfach nicht totschweigen kann wegen der Miterlebnissphäre der lokalen bürger.Es ist erschreckend,daß viele Leserbriefe zu diesen Themen weder gedruckt noch zur Kenntnis genommen werden,wobei sich besonders ein Herr Prantl unrühmlich hervorgetan hat,selbst wenn man ihn persönlich anschrieb.Aber das Gebot der Höflichkeit ist ja weitestgehend verschwunden,wobei die Vorwürfe gegenüber der Presse immer deutlicher ,aber von deren Verantwortlichen einfach mißachtet werden.Ich befürchte,daß wir auf einem falschen Wege sind,wenn kritische Kommentare – und sei es nur in Leserbriefen ,etwas anderes bleibt dem Leser ja nicht – nicht diskutiert werden,sondern verschwinden.

Man sollte einmal statistisch auflisten,wieviele kritische Leserbriefe den anderen gegenüber eingehen – wieviele dann gegenüber den anderen veröffentlich werden als Konzession,um das kritische Gesicht zu wahren. „ Leserbriefe „ sind nicht gekränkte Eitelkeit,sondern für mich der Beweis dessen,daß ich nicht zu denen wie 1930-33 gehören will die nicht schweigend geduldet,,sondern sich zumindest geäussert haben,selbst wenn es für den vielzitierten Papierkorb ist.Wir alle wissen von Vorkommnissen,wie islamische Migranten Polizistinnen,Lehrerinnen und Beamtinnen gröblichst beleidigt und mißachtet haben,ohne daß irgenwie geartete konsequenzen veranlaßt wurden Ich schließe mit dem berühmten,selten heutzutage gehörten Spruch „ Videant consules ne quid res publica detrimenti capeat.“ Im sinne dieses senatus consultum ultimum wünsche ich Ihnen weiterhin die Möglichkeit,sich öffentlich und kritisch zu äussern. – Dr. Wolfgang Miege

 

Danke, danke für Ihre Kolumne in der neuen ZEIT (Nr.32). Vor Kurzem erst habe ich die Zeit (wieder) abonniert, weil es für mich sehr wichtig ist, verschiedene Meinungen zu lesen, mich damit auseinander zu setzen und schließlich auch eine eigene zu entwickeln. Es ist nicht nur schade, sondern beängstigend, wenn Journalisten kündigen, weil es heutzutage immer weniger möglich ist, vom Mainstream abweichende Meinungen zu äußern, bzw. nicht Meinungen, sondern sogar Denkmöglichkeiten! Ich hoffe sehr, dass ich wenigstens in der ZEIT weiterhin auf unterschiedliche Meinungen, Blickrichtungen, Diskurse…. stoße.

Noch eine Anmerkung zu einem anderen Thema: Mit Interesse sehe ich bei WISSEN I die Überschrift „Demenz“, statt eines Artikels dazu finde ich eine Infografik. Schade. Infografiken nehmen mittlerweile einen großen Platz in der ZEIT ein, ich habe nichts gegen Infografiken, aber bitte nicht ganzseitig und nicht ohne in einen Text eingebunden zu sein. Zur Zeit überwiegen noch die zu lesenden Seiten und ich hoffe sehr, dass dies so bleibt. – Ulrike Rix

 

Die Kolumne von Harald Martenstein wird nicht von ihm persönlich gelesen – oder täusche ich mich? Haben sich seine Stimme und sein Ausdruck so wesentlich verändert? Martensteins Kolumne hören zu können ist ein wesentlicher Grund „Die Zeit“ herunterzuladen! – Martin Luchsinger

 

Habe das Zerreißen des Buches von Herrn Meinhardt gelesen , sofort fiel mir der Spruch ein, großer Weisheit, den Splitter im anderen Auge sehen, jedoch den Balken im eigen Auge nicht. Ohne viel wenn und aber , kann das Resümee des Buches auf- die Zeit – übertragen werden. Im Mainstream, in bester Gesellschaft der Journaille, die massive Hass Inszenierung, gegen 50% der Amerikaner. Trump ist für jeden Schandtat gut, ob schriftlich oder optisch, einfach nur scheußlich, was da passiert. Corona, nur die Nachricht des regierungsnahen Prof. Droste wird veröffentlicht. 30 Prof, oder mehr, gleicher Güte, aber vollkommen anderer Meinung, werden verheimlicht. Wie wollen sie sich und ihre Medienkumpane aus der Affäre lügen, wenn die Herbst-u. Wintergrippe die Zahlen in die Höhe schnellen lassen? Um Schweden ist es in der Journaille still geworden, aber logische Schlussfolgerung, beste oder bessere Ergebnisse, als bei unserer Hype.

Von Gretas Märchen bleibt bei realistischer und ernster Betrachtung, nichts über, und auch hier werden andere Forscher und Prof mundtot gemacht. Was treibt sie, resp.n diese Zeitung, andere Gedanken, Gesellschaftsschichten, Prof. und Experten zu verleugnen, ist das Orgasmus oder andere niedrige Instinkte. Alle an einen Tisch, ist die einzige richtige Antwort der Medien. Wer traut sich das zu fordern, evtl. die NZZ. Würde auch ihr schwerfallen, alle Massenmedien, dazu zählt auch die Zeit, würden über sie herfallen und verdammen und unfair zerreißen. Habe lange über diesen Satz nachgedacht, glaube aber es ist nicht falsch beobachtet. Angst bekomme ich erst bei der Überlegung, die Nazis und ihre Presse, Journaille, haben auch alle Andersdenkenden ausgeschaltet, die z. Bsp. vor Krieg und Schreckensherrschaft gewarnt haben. Bin sicher, DDR2 will doch wirklich keiner haben, obwohl mir die ehemalige Sek. für Agitation und Propaganda, massiv Furcht einjagt! – J.Schulz

 

Danke für Ihre „Kolumne“. Ich bin in Ihrer Meinung voll bei Ihnen; aber Sie als bekannter und anerkannter Journalist hätten auf dieses unsägliche Phänomen ruhig etwas schärfer und intensiver reagieren können. Sie haben Ihre Kritik in „Watte gepackt“! Das Buch von Herrn Meinhardt habe ich mir bestellt und bin sehr neugierig. Als hätten Sie es geahnt – heute (1.8.20) wird der Kabarettist Herr Nuhr für unangepasste Ansichten und seiner Haltung wegen „an den Pranger“ gestellt. Ich frage mich nur von wem? Das müsste mal geklärt werden! – Klaus Prinz

 

Auf Ihre Frage: „Das Land teilt sich, wieder einmal, und verwandelt sich in etwas, wofür ich noch keinen Namen weiß „, wie wäre es mit- DDR zwei Punkt Null? – Wolfgang Burkhardt

 

Ich habe ein paar Einwände gegen Ihre Kolumne „Über eine enttäuschte Liebe und Haltung im Journalismus“. Ich kann gut verstehen, dass Sie den Qualitätsverlust deutscher Zeitungen beklagen, und ich kann Ihnen da nur zustimmen. Aber war es nicht umgekehrt, waren nicht zuerst die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die Auflagenkürzungen, die Sparmaßnahmen – und erst dann und dadurch wurden die Zeitungen schlechter? Bei Ihnen klingt es so, als würden die Zeitungen deshalb weniger gekauft, weil sie schlechter wurden – anstatt umgekehrt. Das klingt mir ein bisschen nach einer rosa Journalistenbrille. Außerdem zitieren Sie Birk Meinhardts Frage, warum die Demonstranten von Chemnitz keine Stimme bekommen hätten, mit dessen Unteron, hier würden Meinungen, und zwar „keineswegs radikale“, unterdrückt.

Als Journalist. wissen Sie sicher, dass die Proteste in Chemnitz keineswegs spontan waren, wie Sie es darstellen, sondern von Rechtsradikalen organisiert. Natürlich ist es skandalös, dass die Menschen, die dort mitmarschiert sind, von der öffentlichen Meinung schon ignoriert wurden, bevor sie von den Rechten als ihr Fußvolk gekapert wurden. Das anzuprangern, wäre 2010 oder-12 wichtig gewesen – nachdem Ideologiestrategen wie Maaßen oder Höcke die dortige Wut für sich instrumentalisiert haben, ist es dazu zu spät. Überhaupt, was Birk Meinhardt betrifft: Ich kannte ihn nicht, aber ich fand nach ein paar Minuten Googeln diesen: Artikel: https://uebermedien.de/51341/haltung-statt-wirklichkeit-ein-ehemaliger-redakteur-bricht-mit-der-sz/, der die Sache differenziert beschreibt.

Ihren Text empfand ich dagen als oberflächlich und einseitig – eben typisch „Haltungsjournalismus“. Natürlich verlangt im Zeit-Magazin jetzt niemand tiefe Recherche. Da ich Ihr Buch „Romantische Nächte im Zoo“ besitze, weiß ich aber, wie gut Sie schreiben können und wie treffsicher und trotz der Kürze gar nicht oberflächlich Ihre Texte oft sind. Bitte schreiben Sie wieder so, persönlich und mit genauem Blcik – und halten Sie sich fern von den Einflüsterungen der Kollegen und des politischen mainstreams, der Ihre Texte nur schlechter machen kann. – Martin Schönemann

 

Es grenzt an Wunder, das sie, lieber Herr Martenstein, noch nicht gefeuert sind. Das kann nur ihr Chefredakteur Giovanni du Lorenzo beantworten. Er ist Backbord wie Steuerbord unterwegs. Das zeichnet ihn aus. Ja, ihre Kollegen*innen bei der Konkurrenz sind alle Seekrank. Die bewegen sich fast alle auf der Backbord-Seite. – Gunter Knauer

 

Herr Martenstein hat wieder einmal Recht, genau diesen Trend kann man auch bei uns beobachten. “ Dieser einseitige Haltungsjournalismus erreicht das Gegenteil dessen was er bezweckt,…..usw…“ Ich lese gern und oft Zeitungen, bin aber immer schneller fertig da es ständig mehr gibt was mich nicht mehr interessiert. Bei Feiern habe ich beobachtet, wenn ich gefragt werde woher ich dies oder das weis und den Namen der Zeitung nenne, keiner kennt sie, keiner liest sie. Ich verkehre nicht mit Dummköpfen sondern ganz normalen Leuten. Dieses Geschrei, wenn es ein neues Problem gibt schreckt einfach ab. Das gleiche ist im Fernsehen bei ARD und ZDF zu beobachten. Oder denkt Herr Kleber wirklich, wenn er empört seine Augen aufreißt glaubt ihm jemand was er sagt? Das alles kennen wir im Osten und da zieht man sich besser zurück und sagt nichts mehr. Das wird wirklich gefährlich. – Liane Hampel

 

Als langjährige ZEIT-Abonnentin danke ich für den Abdruck und rege an, die Entwicklungen bei der SZ auch ZEIT-intern zu diskutieren und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Denn seit Jahren ist DIE ZEIT auf dem gleichen Weg: 27 Kolumnen, Grafiken etc. – von „Prominent Ignoriert“ bis „Lost and Found“ (inkl. C&W und Magazin) – mal peinlich, mal charmant – nur leider kein solider Journalismus. Infantile Überschriften und kindliches Erstaunen „Warum wir (trotzdem) ….“ „Aber kann er/sie/es….?“ könnten ebenso ersetzt werden wie beliebte aber (sorry) alberne „Selbstversuche“.

Da wichtige Themen wie Klimawandel, Gründe für Flüchtlingsströme, notwendige gesellschaftliche Veränderungen, Visionen etc. nicht ernsthaft diskutiert werden, drängt sich die Vermutung auf, dass auch in der ZEIT unbequeme Artikel nicht gedruckt werden. Bedenkbar wäre auch die Ressourcenverschwendung beim Druck des Zeitmagazins (# 30: Was machst du, Alter?, der regelmäßigen Mode-/Uhren-Magazine) und bei der Aufforderung zum sinnfreien Konsum (Wasserflaschen von Collina Strada für USD 90 + Versand aus USA? – ein Label für „climate awareness“????) Die Liste ließe sich leider fortsetzen… – daher die dringende Bitte an die ZEIT zu echtem, manchmal/meistens unbequemen, aufwendig recherchierten Journalismus zurückzukehren und sich einzubringen in die zukunftsorientierte Debatte. – Sigrid Halbe

 

Schön fand ich den Exkurs zu den Eichhörnchenrezepten. Nun wohne ich in einer Gegend in der Waschbären eine Plage sind (Hessen-Südniedersachsen). Ich habe schon öfter überlegt, ob es nicht auch feine Rezepte für Waschbärensuppe oder -braten gibt. Die vielen Waschbärenmützen kann man in den lauen Wintern kaum mehr auftragen. Bisher werden die Waschbären von Jägern erschossen und im Wald liegen gelassen. Wahrscheinlich ist das Fleisch von Waschbären viel gesünder als das von Tönnies und eine gute Tat wäre es auch. – Norbert Heinrich

 

ich bin selbst Leser der Süddeutschen und der Zeit. Ich bin froh, dass ich diese Tageszeitung und diese Wochenzeitung lesen kann. Ich behaupte einmal, dass die Begründung für die Aufkündigung des Abo von Herrn Meinhardt tiefer liegen. Enttäuschung, persönlicher Frust oder doch nur wieder einer von den Ossis, die nur meckern, denen man nichts recht machen kann, die gnadenlos alles, aber auch alles, was ein westdeutscher Politiker oder Industrieller unter Würdigung ihrer gnadenlosen Moralmaßstäbe falsch gemacht haben könnte, niedermachen. Beispiel: Durchschnittsrenten ( für die Frauen im Osten um etwa € 200,– höher als im Westen), Mieten: im Osten um 1/3 durchschnittlich niedriger als im Westen, Sprechen Sie einmal mit einem Ossi über diesen beiden Punkte. Dann wird ihnen aber etwas um die Ohren gewatscht, dass Ihnen Hören und Sehen vergeht.

Aber den Journalisten der Süddeutschen Parteilichkeit zu unterstellen oder zu lamentieren, dass man Angst vor dem Schreiben habe ( wegen der „ Haltung“ oder Parteilichkeit) Ist doch lächerlich. Hier wäre es doch wirklich einmal interessant zu wissen, welche nachweisbaren Beispiele Herr Birk Meinhardt tatsächlich anführen kann. Oder ist es nicht einfach so, dass er nur enttäuscht darüber ist, dass nicht alle so „ tanzen“, wie er es gerne möchte. Ich habe in meinem Leben genügend Konvertiten kennen gelernt. Diese Menschen sind meisten zu feige, für eine Haltung zu kämpfen. Aber, wenn sie sich einmal aus Enttäuschung abgewandt haben, kennen sie nur noch Gnadenlosigkeit. Mich würde schon interessieren, was Herr Meinhardt von der Zeit meint, ob er auch Angst haben müsste, für die Zeit zu schreiben? Wahrscheinlich werden mir Herrn Meinhardt in Kürze auf der „rechten Seite“ wiederfinden. – Gert Lahnstein

 

Sie erzählen in Ihrer Kolumne von Birk Meinhardt, der zweimal den Kischpreis gewonnen habe, und erwähnen Claas Relotius und wundern sich, warum Relotius „mit erfunden, aber politisch erwünschten Geschichten zum Superstar der Reportage aufstieg“. Ich bin kein Experte auf dem Gebiet, und ich will es auch nicht werden. Aber nach dem, was ich in Wikipedia über Egon Erwin Kisch lese, war er auch nicht gerade ein Freund der exakten Wahrheit und dazu auch noch ein Journalist mit „Haltung“, wie sie vermutlich sagen würden: „Wegen seiner Nähe zum Kommunismus und seines teilweise freien Umgangs mit Fakten wurde er [Kisch] stets auch kritisch bewertet.“ Aber dafür war er zu seiner Zeit der Superstar der Reportage. Mir scheint, dass der Relotius dem Kisch mehr ähnelt als der Meinhardt, der den Kischpreis gewonnen hat.

Welch hübsche Ironie. Es ist natürlich hübsch, wie Sie die Wendung „politisch erwünscht“ in Ihren Text hineinwinden. Man spürt förmlich, wie das Bundeskanzleramt beim SPIEGEL anruft und die Chefredaktion zwingt, den nächsten Artikel von Relotius ins Blatt zu nehmen. Die Aufzählung der erfundenen Artikel und Relotius in der Wikipedia hat mich daran erinnert, dass ich offenbar dem einen oder anderen auch aufgesessen bin. Einer der Artikel war über einen Mann, der in drei Jahren einen Angriff einer Schlange, eines Hais und eines Bären überlebte. Diese Häufung von Zufällen hat mich damals sehr beeindruckt – war aber wohl etwas übertrieben. Nur eines ist mir noch immer nicht klar: Was ist an dieser Geschichte „politisch erwünscht“? – Dr. Thorsten Bauer-Yang

 

Ich lese Ihre Kolumne immer gleich am Anfang jeder ZEIT-Ausgabe. „Über den Tod…“ wirkte – mit Verlaub – zusammengeschustert, und ich nehme an, dass Ihre Leser – ich jedenfalls – bei DEM Thema etwas mehr Tiefgang bei Ihnen vermuten dürfen? – Dr. Gernot Henseler

 

Diese Worte treffen genau meine Erschütterung was den „freien?“ Journalismus in unserem Land angeht. Nicht nur die Süddeutsche sondern ganz allgemein Zeitungen in Deutschland werden in ihrer Berichterstattung immer einseitiger. Ich liebe das Format Zeitung seit mehr als 30 Jahren, habe mich jetzt schweren Herzens entschieden darauf zu verzichten, um mich nicht jeden Morgen zu ärgern. Schade, dass auch „die Zeit“, in einer hochbrisanten Zeit, fast ausschließlich dem „Mainstream“ folgt. – Kornelia v.Vacano

 

Ich dachte, ich sei der einzige – der mit seiner „Süddeutschen“ gebrochen hat. Ich habe sie, die ehemals geliebte, „nicht mehr ertragen“ – den Tonfall des Besserwissens, die Betroffenheitsprosa (manchmal raunend, manchmal süffig – Relotius-Stil), die Versuche, Unpassendes auszublenden. Ich weiß natürlich, es gibt immer noch großartige Artikel. Aber jetzt weiß ich auch: Ich bin nicht allein. Danke – auch für den Buchtipp. – Dr. habil. Roland Wagner-Döbler

 


 

 

Leserbriefe zu „»Eine Welt, begraben unter Asche«“ Fotos von und Interview mit Paolo Pellegrin geführt von Christoph Amend im ZEIT Magazin

 

In den Bildern von und dem Interview mit dem Fotografen Paolo Pellegrin werden die Folgen des Klimawandels in Bild und Wort drastisch dargestellt. Bei allem Respekt vor der Arbeit von Herrn Pellegrin frage ich mich, ob es in diesem Zusammenhang nötig ist, dass ein Fotograf aus Europa einen Kurztrip nach Australien macht (im Interview ist die Rede davon, dass er Mitte Februar hinfliegt und noch im Februar zurückkehrt). Sicher ist es gut und wichtig, wenn uns diese erschreckenden Bilder erreichen, aber es würde mich wundern, wenn es nicht auch in Australien einige talentierte Fotografen gäbe, die uns mit Bildmaterial versorgen könnten. Sicherlich gibt es viele Leute, die aus weniger edlen Motiven durch die Weltgeschichte jetten, doch ich zumindest habe die Weisheit verinnerlicht: You have to be the change that you want to see in the world. – Hauke Karliczek

 

An Paolo Pellegrin und Christoph Amened, es gibt eine wichtige Idee Die Probleme auf dem Globus können durch Zusammenarbeit Gelöst werden. ! ! ! Die Bilder in schwarz – weiß sind sich richtig. Das Bild: Farne in Mallacoota, Victoria ist leider nicht farbig, weil der Farn neu gewachsen ist, also die Natur neu wächst. Frieden ist möglich und der Universalschlüssel zum Lösen unserer Probleme. I like you ! Wir achten uns gegenseitig ! Das reicht für Frieden ! Unsere vielfältige Kriese auf unserer Erde: lösungsorientiert, radikal. Jeder Mensch macht den Anderen kaputt, keiner kommt alleine weiter. Wir brauchen eine Lösung, die allen Menschen gerecht wird. Eine Botschaft, die alle Menschen erreicht, auch über Radio + Internet.

Die Lösung ist so einfach, dass man erst etwas überlegen sollte, warum nicht gleich so. Der Kampfmodus wird nicht mehr gebraucht. Lieber Mitmensch, Europäer, Weltbürger Wer hat noch den Überblick bei den vielen Problemen auf unserer Erde ? Hölderlin sagt: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ Jeder Mensch macht Feler, immer fällt etwas herunter. Das war dann eben Newton schuld, der das Fallgesetz erfand. Vorab ein Versuch mit Pferden: ( mit etwas gemeinsamen Geist ) Ich habe Futteräpfel für Pferde mitgebracht. Ich nehme nur einen Apfel und gehe damit auf die Pferdegruppe auf der Koppel zu. Das schnellste Pferd erhält den Apfel. Die Enttäuschung bei den anderen Pferden war deutlich zu Erkennen. Diese Reaktion gibt es auch bei Menschen. Nennen wir den Apfel für uns Menschen, Frieden und Freiheit, auch in der Presse und unserer Meinungsvielfallt -freiheit. Deutschland zuerst, wir sind das schnellste Pferd mit dem Apfel. Doch alle anderen Wünschen sich auch Frieden.

Der Friedensgedanke verbreitet sich über Radio und andere Informationsmöglichkeiten. Es gibt keinen Weg zum Frieden, heißt nur, ich kenne den Weg noch nicht. ( Gott erlöse uns von den vielschichtigen Übeln.) Jeder Mensch, der der Meinung ist und nachdenkt sagt: „Zusammenarbeit ist besser als Kampf zwischen uns Menschen !“ Jeder Mensch kann den Anderen erlösen von dem Übel : Kämpfen zu müssen. Dazu reicht ein Anlächeln ! ! ! Angst vor dem Mitmenschen fällt einfach weg. In Deutschland ist Zusammenarbeit schon sehr häufig der Fall. Eine kleine Änderung erzeugt großen Erfolg, technisch unmöglich. Wir als Menschen brauchen nicht zu kämpfen, wir können uns gegenseitig achten und respektieren. Einmal bitte anlächeln und es gibt eine Lösung für die Probleme ! Der Friede Gottes, unter Menschen, ist höher als jeder Zaun und jede Mauer zwischen Menschen.

Die Berliner Mauer war 4m hoch, Israel hat eine von 8m Höhe, in Nordamerika verdoppelt sich die Mauer fast noch einmal. Wenn die Mehrheitsmeinung wichtig ist, fehlt nur noch die Information vieler Menschen durch Verbreitung ! Frieden auf dem Globus ist das Ziel, gefeiert mit einem Friedensfest von ganz Deutschland aus, am 3. Oktober ? ! !Das Vorbild ist die friedliche Wiedervereinigung vor 30 Jahren. Wir reden über Frieden in Deutschland, das spricht sich rum. Dieser Friedensgedanke ist mindestens 2.000 Jahre alt. – Josef F.

 

„Da fliegt mir doch das Blech weg. Die anderen steh´n dumm herum und glotzen einfach dumm!“ (aus: „Das Blech“ von Spliff, Text und Musik: Reinhold Heil, 1982) Das sind schon sehr extrem-große Extreme, diese „Geschichten“ im Zeit Magazin. In der Nummer 30 nur totales bundesliga-(un)taugliches Gelabere der BVB- und FC Bayern-Spieler, dass einem förmlich das Blech um die Ohren fliegen müsste. Jetzt, in der Nummer 32, die Fotos aus Australien von Paolo Pellegrin. Diese gehen mir dann durch „Mark und Bein“, und ich möchte nur noch lauthals schreien. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefezur Deutschlandkarte „EHRENDOKTORTITEL“ von Johannes Palm im ZEIT Magazin

 

Zeit meines Gymnasiallehrerdaseins empfahl ich meinen Schülern die Lektüre Ihres Blattes zur Besserung der Kenntnis deutscher Orthographiekonventionen und Wortbildungsnormen. Und siehe da, sie folgten, versuchten sie es doch immer wieder mit dem Präteritum „begang“ von „begehen“, wie es ihnen Herr Johannes Palm heute wieder in unvergleichlicher Eleganz vorlebt. Auf der Deutschlandkarte des Zeitmagazins 32, 2020, fehlt ab heute nur noch das ZEITmagazin als der erste virtuelle Ort der Ehrendoktortitelverleihung. – Günter Meyer

 

Ihre Interpretation der rückläufigen Adoptionen ist nicht richtig. Durch eine befreundete Familien weiß ich, dass seit einigen Jahren den leiblichen Müttern von einer Adoption abgeraten wird. Die Kinder kommen dann als Dauer-Pflegekinder in die Pflegefamilie. Die Pflegefamilien würden sicher oft eine Adoption bevorzugen, aber durch den Status Pflegekind soll der Kontakt zur leiblichen Mutter stärker aufrecht erhalten werden. Und obwohl die Kinder wie nach einer Adoption dauerhaft in der Pflegefamilie leben, tauchen sie so natürlich nicht in Ihrer Deutschlandkarte auf. – Stefanie Jungkurth

 

Dass vorwiegend Männern Ehrendoktortitel verliehen werden, muss nicht verwundern. Männer ehren Männer. Der testosteron-getrübte Blick auf Frauen wird – sollte er überhaupt bewusst werden – dann gern den Frauen selbst angelastet. Das hat ‚ehrwürdige Tradition‘ seit Adam und Eva. Leider zeigt Ihre Grafik nicht, für welches prozentuale Verhältnis die Grafiksymbole stehen. Vor einigen Jahren verlieh die Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld den Ehrendoktortitel an Friederike Mayröcker. Die Grafik gibt für Bielefeld jedoch nur männliche Geehrte aus Naturwissenschaften/Technik und Jura/Wirtschaftswissenschaften an. – Dr. Marlene Müller

 


 

 

Leserbriefe zu „Heiter bis glücklich“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

 

Wer seinen Flüssigkeitsbedarf bevorzugt mit alkoholischen Getränken deckt, der mag den Genuss gewöhnlichen Wassers nicht besonders attraktiv finden. Wer aber Wasser als „das langweiligste Getränk der Welt“ bezeichnet, hat offensichtlich ein ernstes Problem und sollte sich möglichst rasch in ärztliche Behandlung begeben. Wasser ist bekanntlich die Grundlage allen Lebens und wer es als Getränk gering schätzt oder gar durch andere Flüssigkeiten ersetzt, sollte die wenigen grauen Zellen, die ihm verblieben sind, dazu nutzen, noch rasch seinen ‘Letzten Willen‘ zu verfassen. – Dr. Claus Doenecke

 

Wasser trinken nur cool zu finden, weil es aus einer Glitzerflasche kommt, ist doch etwas für Snobs und etwa so, wie wenn ein neunjähriges Mädchen auf ihre pinke Barbietasse besteht, oder?! Und wer Wasser als das langweiligste Getränk der Welt bezeichnet, hat wahrscheinlich einfach noch nie z. B. die vitalisierende Wirkung des ersten Schlucks Wasser nach dreistündigem steilen Aufstieg an einem Berg in den Alpen erlebt. Das ist dann nämlich ein echter Moment aus der Rubrik „Was mein Leben reicher macht“, den man nicht wieder so einfach vergessen würde. Probiert es doch einfach mal aus. – Dr. Christian Scharf

 


 

 

Leserbrief zu „SCHACH“ im ZEIT Magazin

 

Der dargestellte erfolgreiche schnelle Damengewinn bei Verbleib der Dame auf der 4. Linie stellt sich nicht ein, wenn der weiße Springer auf g5 geopfert wird, um der weißen Dame den Rückzug auf f3 und damit die 3. Linie zu eröffnen. Gleichwohl ist das Spiel für Weiß verloren. Mir fehlt ein Hinweis auf diese Entwicklung… – Richard Lücht

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Seit Jahren habe ich ein bedenkliches Gefühl beim Artikel „Prüfers Töchter“ hinten im Magazin. Zwar sind die Texte gut geschrieben, sowohl stilistisch als auch inhaltlich anregend und prima. Aber mich stört doch ein wenig, dass das Persönlichkeitsrecht der Töchter tangiert ist. Für die erwachsene Tochter mag das angehen, aber für die Kinder ist es sehr fragwürdig. Es werden eben doch eine Fülle von Informationen ausgebreitet, die nicht jeder Mensch von sich in der Öffentlichkeit verbreitet haben will. Und man kann die Infos nicht mehr einsammeln. Und jetzt beim letzten Mal, wo es um die langen Badezimmeraufenthalte von Greta (13) geht „Ich bin gleich fertig!“ – also wirklich, wer will das von sich selbst in der Öffentlichkeit lesen? Und man kann versuchen, Salben und Schminke als harmlos darzustellen. Aber vielleicht macht Greta ganz andere Sachen, und schützt die Salben vor, wer weiß das?

Will man wirklich riskieren, dass Greta zu einem beliebigen Zeitpunkt ihres späteren Lebens von unfreundlichen Leuten mit ihren Badezimmeraufenthalten aufgezogen wird? Also ich schlage vor, dass man diese Seite einstellt. Schlichtweg abschafft. Denn der Reiz der Texte ist das Private, und genau das sollte zumindest von Kindern nicht ausgebreitet werden. Die Idee ist zwar gut. Früher hätte man keine Bedenken gehabt, da hatten Kinder ja kaum Rechte. Aber heute wirken die Nachteile bei der Beeinträchtigung des Persönlichkeitsrechts der Töchter doch gravierend. Soll man doch ein Paar darstellen, also erwachsene Leute. Dazu haben Sie ja schon das Interview eines Paares. Das könnte man ausbauen. – Dr. Jochen Mallison

 


 

 

Leserbriefe zu „Aufstand der Freizeitkapitäne“ von Frank Drieschner in der Regionalausgabe ZEIT HAMBURG

 

Zunächst einmal herzlichen Dank, dass die Zeit Hamburg über die Überlegungen des Forums Tideelbe berichtet die Dove Elbe für die Tide zu öffnen. Der Artikel unterstellt, dass die Öffnung der Dove Elbe einige (wohlhabende) Freizeitkapitäne betrifft, die ihr beschauliches Revier verlieren. Dem ist nicht so: Betroffen sind Landwirte, Gärtner, Bootsvermieter, Werften, Ruderer (mit Regattastrecke und Olympiastützpunkt), Kanuten, Paddler und vor allem tausende Hamburger Naherholungssuchende, die nach Feierabend und am Wochenende an die Dove Elbe strömen.

Mit Öffnung der Dove Elbe wäre eine schnelle Verschlickung des Flusses mit giftigen Sedimenten aus dem Hafen vorhersehbar. Außerdem ist die Maßnahme für das Sedimentmanagement im Hamburger Hafen nahezu wirkungslos, wie das Bundesamt für Seeschifffahrt undHydrographie in einer Studie für das Forum Tideelbe simuliert hat. Insofern ist der Widerstand der Betroffenen und der Politik im Bezirk Bergedorf nur zu verständlich. Ein intaktes Naherholungsgebiet zu zerstören, um für geschätzte 250 Mill. € eine wirkungslose Maßnahme umzusetzen, kann auch nicht im Interesse „der Hamburger“ sein. – Karsten Schütt

 

Ein sehr einseitig „recherchierter“Artikel zu dem Thema. Insgesamt wird dieser gigantische Eingriff in ein funktionierendes Ökosystem und in die Lebensqualität und die Existenz vieler Menschen als Lappalie dargestellt und jeglicher Protest als ein Luxusproblem ins lächerliche gezogen. In der Politik, angeblich lediglich vertreten durch die AfD und eventuell die CDU. Daß diese kleine Gruppe von Jachtbesitzern hier nur stellvertretend für die fast 14000 Menschen demonstriert haben, die eine Petition für den Erhalt der Dove -Elbe unterzeichnet haben, darunter viele viele Hamburger, wird mit keinem Wort erwähnt.

„Etliche kleine Nachteile“ nennt er z Bsp die 3 Kilometer lange Spundwand die entlang des bisher naturbelassenen Böschung errichtet werden soll, die zusätzliche Fahrrinenvertiefung, die Verfüllung des Eichbaumsees… „Der Biber muss umgesiedelt werden“ als ginge es bei diesem Naturschutzgebiet um ein einzelnes verirrtes Wildtier, das man nur an einem anderen Bachlauf aussetzen müsste. Wer diese Naturschützer sind, mit denen er gesprochen hat, die sich eine Bereicherung für den Umweltschutz durch diese Bau-Maßnahmen versprechen, wird nicht offengelegt. Handelt es sich bei dem Wort „Naturschützer“ doch nicht um eine geschützte Berufsbezeichnung.

Man fragt sich ob der Verfasser sich die Mühe gemacht hat, sich erstens selbst ein Bild vor Ort zu machen und zweitens, woher er seine Informationen bezieht. Auf jeden Fall legt er hier selbst offen, dass man diese Baumaßnahmen vor allen Dingen als ein Alibi-Unterfangen versteht, um in Ruhe weiter den Elbschlick in der Nordsee verklappen zu können. Hamburg hat also seine Hausaufgaben gemacht. Seht her. Dass diese Aktion Kosten zwischen geschätzten 350-500 Millionen Euro verursachen wird verschweigt er genauso, wie er jegliche Informationen darüber vermissen lässt, wieviel sich unabhängige Experten eigentlich von diesen Maßnahmen versprechen. Wie spürbar wäre denn die Erleichterung für den Hafenbetrieb, wie lange würde der Effekt, so vorhanden, anhalten, wo die Elbvertiefung doch immer weiter fortschreiten soll? Ich habe noch in keinem anderen Medium einen solch unreflektierten und tendenziösen Beitrag zu dem Thema gefunden. Das hat nichts mehr mit Qualitäts-Journalismus zu tun. – Birgit Brandis

 


 

 

Leserbrief zu „War das ein würdiger Prozess?“ von Hauke Friederichs und Brigitta Huhnkein der Regionalausgabe ZEIT HAMBURG

 

Die Richterin in der Urteilsbegründung: „Sie waren einer der Gehilfen in dieser Hölle.“ Was ist mit denen, die diese Hölle erst ermöglicht habe? Die NSDAP-Wähler der ersten 30er Jahre? Die Führungskräfte der Großdeutschen Wehrmacht, die nach 1945 wieder in Rang und Würde kamen? Bruno D. war vom ersten Schultag an der NS-Ideologie und der NS–Pädagogik ausgesetzt, deren Ziel der gefühllose, gehorsame „Herrenmensch“ war. Wie soll er da als 17-Jähriger in der Lage gewesen sein, sich anders zu verhalten, als der eingangs erwähnte Personenkreis, der ja auch ohne Mitgefühl skrupellos gehorchte? – Albrecht Hauter

 


 

 

Leserbrief zu „Schule könnte so toll sein“ von Oskar Piegsaet al. in der Regionalausgabe ZEIT HAMBURG

 

Es ist schon ein Graus mit der Schule! Wie Ihr Autor richtig schreibt: Alle reden mit, wie dummerhaft auch immer. Da wird mal wieder die mangelnde Vorbereitung auf das Berufsleben bejammert. Um welches Berufsleben geht es denn da? Pflegeberufe? Gebäudereiniger? Oder gar Journalisten? die Liste lässet sich bliebig verlängern. Alle weiterführenden Schulen in Hamburg machen Berufspraktika und Berufsorientierungswochen verpflichtend. Hätte man sich beim „Schulbarometer“ mal schlau machen sollen. In Iher Sammlung von Vorschlägen kommt nur eine Lehrerin zu Wort, und das zu einem Nischenthema – aber natürlich politisch korrekt. Und ein Schüler, der die Abschaffung der Privatschulen fordert. Und natürlich darf das Klima nicht fehlen.Wie schon gesagt, jeder darf mal. Ach ja, der Zitronensäurezyklus. Hat der nicht was mit Stoffwechsel zu tun, vielleicht auch geistigem? – Bernd Guth

 


 

 

Leserbriefe zu „100 JAHRE SALZBURGER FESTSPIELE“ von Joachim Riedl et al. in der Regionalausgabe ZEIT Österreich

 

Kritik ist ok,aber es ist mehr als peinlich,wenn Herr Riedl nicht einmal den richtigen Vornahmen von Wilhelm!! Furtwängler (2x falsch Friedrich !!)weiß oder verwechselt?! Traurig. – Dr. Albert Hetzenauer

 

Ich bin sicher nicht der einzige Friedrich Furtwängler Beanstander. Wilhelm Furtwängler hat zwar 4 Vornamen aber keinen Friedrich. Den Friedrich von Nietzsche ihm zu unterschrieben gilt auch nicht, denn der kann noch kein Nazi gewesen sein. – Dr. Manfred Holzleitner