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5. November 2020 – Augabe 46

 

Leserbriefe zu „Geld ist im Übermaß vorhanden“ von Herbert Grönemeyer

 

Vielen Dank für die Veröffentlichung des wunderbaren Artikels von Herbert Grönemeyer zur notwendigen Solidarität für die Kunst- und Kultur-Szene, für die Menschen und Räume, die der Seele und den Gefühlen in der sonst rationalisierten kapitalistischen Gesellschaft Ausdruck und Raum geben und ohne die die Menschen oder was davon noch übrig bleibt in Depression und Sinnlosigkeit abrutschen, wie ja schon deutlich zu sehen und zu spüren ist. Trotz der zu befürwortenden Solidarität und Vorsichtsnahmen zum Schutz unserer Gesundheit darf aber die Solidarität nicht darin enden, sondern muss auch die von den ´Corona-Maßnahmen` in ihrer Existenz und damit letztlich auch in ihrer (psychischen) Gesundheit betroffenen Menschen umfassen. Diskussionen und eine Spaltung der Gesellschaft in ´system-relevant` und entsprechend ´system-irrelevant` ist nicht nur human-feindlich, sondern verursacht vor allem bei den ´nicht-system-relevanten` Menschen über die Angst vor dem Existenz-Verlust hinaus auch negative psychische Folgen.

Ich habe deshalb schon vor mehr als sechs Monaten einen Brief an unseren Bundespräsidenten geschrieben (siehe Anlage) – mit dem Vorschlag einen Fonds zu gründen für die Künstler, Kunstschaffenden und ´kleinen Selbstständigen`, mit dem sie durch die Corona-Zeit ´getragen` werden könnten, um später durch ihre Tätigkeit wieder andere ´tragen` zu können. Leider habe ich bislang – auch auf Nachfrage – keinerlei Reaktion oder gar Antwort erhalten. Daher möchte ich Ihnen meinen Brief zukommen lassen – als zusätzliche ´Stimme` für die, die nicht in ´system-relevanten` Großbetrieben arbeiten und dort über Kurzarbeitergeld oder Ähnliches unterstützt zu werden. Und als Plädoyer für ´Human-Relevanz` – statt System-Relevanz. Wir wissen, dass die Individualisierung ein Fakt, eine Folge unserer evolutionären Entwicklung ist – es wird meines Erachtens Zeit, dass dieser auch bei politischen Entscheidungen Rechnung getragen wird, auch um eine weitere Spaltung der Gesellschaft zu vermeiden. – Angela Stimmer

 

Die Erkenntnis, dass jemand der viel hat, jemandem ,der fast nichts hat, etwas abgeben soll, ist nicht neu. Diese Erkenntnis wird nur immer wieder durch Aufrufe, Demonstrationen , Lieder oder Theaterstücke neu verpackt. Ihr netter Artikel gehört auch dazu. Und immer wieder wird dieser Gedanke nicht zu Ende geführt. Welche Institution ( ! ) soll das Geld sammeln, welche Institution ( ! ) soll die Anträge auf Zuwendung bearbeiten, entscheiden und prüfen , wie soll die Ausstattung ( Gebäude, Personal) der Institution aussehen ? Spätestens hier ist Schluß mit der Barmherzigkeit und selbige wird von der Realität eingeholt. Daß ein großer Teil der gut gemeinten Gelder als Verwaltungskosten draufgeht wird großzügig ignoriert, ebenso die  sogenannten Ungerechtigkeiten  bei der Verteilung.

Mein Vorschlag ist einfacher, zielgerichteter,  effektiver und schneller. Die meisten von uns kennen die finanziellen Engpässe von Menschen ( Verwandten, Bekannten, Nachbarn), von  Familien vor Ort, von Frauenhäusern vor Ort, von Theatern vor Ort, von  Künstlern vor Ort oder Einmannbetrieben vor Ort. Wenn nicht, dann hat man die Möglichkeit  die örtliche Zeitung anzurufen, ( die wissen fast alles) das Sozialamt, die Sportvereine, den Künstlerbund oder andere örtliche Gemeinschaften. Hier gibt es Adressen von Menschen in Hülle und Fülle, denen man direkt, schnell und ohne Bittstellerei unter die Arme greifen kann.  Direkt zu unterstützen kann vielen Menschen sofort nützen.  Aber nicht wieder über nebelige, ungeordnete und unkontrollierbare Institutionen. Auch der  Aufruf über den Neidfaktor Arm/Reich – Geld ist im Überfluß vorhanden- ist nicht zielführend.

Sieh dich um und bleib nicht stumm. / Du wirst Menschen finden, die vor Armut fast erblinden. / Schenke ihnen ein Stück von Deiner Habe, nicht als Almosen sondern als Liebesgabe. – Reinhard Schmitz

 

Es lohnt sich, Herbert Grömemeyers Idee weiterzuentwickeln. Die Vorstellung, unsere Gesellschaft sei eine Art Familie, ist durchaus hilfreich. Allerdings: Der Vorschlag, nur einen Teil der Familie – sozusagen ein paar „reiche Onkels und Tanten“ – für die Hilfe der in Not geratenen Mitglieder hinzuzuziehen, könnte zu mehr Zwist und Missgunst führen und würde den Zusammenhalt in der Familie nicht wirklich fördern. Vielleicht passt der Vergleich unserer Gesellschaft mit einem Organismus besser: In diesem kann das Geld dem Blutstrom entsprechen, der alle Organe und Zellen versorgt und der im vitalen Interesse des ganzen Organismus nicht ins Stocken geraten sollte.

Übertragen auf unsere Situation würde das eher bedeuten: Jeder könnte – freiwillig – auf seine Art und nach seinen Möglichkeiten zur Aufrechterhaltung des Geldflusses beitragen. Was vor den Lockdowns in die z.Zt. geschlossenen Bereiche floss – Kultur, Gastronomie etc., ist nun frei und kann in eine Art Fond fließen. Bei mir als Rentnerin  gehen wohl vergleichsweise kleine Beträge in diese Bereiche. Sofort wäre ich jedoch bereit, diese Beträge zeitnah in einen solchen Fonds einzuzahlen. Wie dieser zu verwalten wäre, bleibt zu entwickeln. Und ein Anderer mag berechnen, was bei einem solchen Ansatz herauskäme. Es wäre vermutlich auch in nicht-finanzieller Hinsicht ein großer Gewinn für die Gesellschaft. – Susanne Schacht

 

Herbert Grönemeyer macht den Bittsteller und sieht bei   Reichen Geld im Überfluss vorhanden.um damit von  Corona und Lockdown gebeutelten Künstlern zu helfen. Meint er damit auch sich selber als Gesangskünstler? – Hans-Emil Schuster

 

Danke, Übermaß stimmt, leider ungleich verteilt. Großartige Werbung für die Kunst und die Künstler der Unterhaltung mit dem durchaus praktikablen Gedanken der Solidarität der Vermögenden, so selten es auch angehen mag. – Dr. Gernot Henseler

 

Sicherlich wäre es fatal, wenn nach dem Überwinden der Corona Pandemie -wann auch immer das sein wird- keine Kunst- und Kulturszene mehr da ist, die Wiederbelebt werden kann. Daher ist es sinnvoll diese mit staatlichen und stattlichen Mitteln zu unterstützen. Auch ist der Gedanke naheliegend, dass es diejenigen bezahlen sollen, die deutlich mehr als der Durchschnitt an Vermögen haben. Realistisch betrachtet wird aber eine Reichensteuer bzw. Einmalabgabe -wenn sie denn kommt und nicht im Parlament blockiert wird- über die Miete vermieteter Immobilien und niedrige Löhne sicherlich gegenfinanziert. D.h. egal wie es kommt, zahlen wird Durchschnittsbürger.

Was mich aber noch mehr als die Frage der Finanzierung bewegt, ist die Frage, warum die Gesellschaft (oder ein Teil davon) Menschen fürs Nichtstun bezahlen soll; egal ob Künstler, Gastromomen oder Fitnesstrainer. Ich denke eine Gegenleistung wäre fair. Ein Schauspieler kann auch in einem Altenheim  mit einer Lesung auftreten (nach negative Schnelltest), ein Drehbuchautor Deutschnachhilfe im Flüchtlingsheim anbieten, ein Bühnentechniker einem Schulhausmeister helfen die Aula aufzuhübschen und ein Restaurant-Koch kann in einem Altenheim kochen, damit das Personal  zusätzliche freie Tage hat und ein Künstler kann mit Dementen malen – die Liste ließe sich endlos fortführen. Arbeit ist genug da. Ergänzen Sie Ihren Vorschlag um ein Angebot – ich denke das erhöht die Chancen, dass er angenommen wird. Einfach dasitzen und um Geld bitten hat noch nie ein Problem gelöst. – Bernd Elend

 

Ich gebe Grönemeyer halb Recht, halb nicht. Er liegt falsch: Grönemeyers Forderung nach einem Kurzarbeitergeld für die Selbständigen in der Kulturbranche hat einen entscheidenden Fehler: Bevor ein Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld bekommt, muss er Beiträge im Rahmen eines sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisses gezahlt haben (SGB II Par. 98). Nur dadurch entsteht der Anspruch. Selbständige zahlen da nichts und dürfen daher auch nichts fordern. Für solche Fälle gibt es das SGB II. Es würde genügen, die Betroffenen hieraus zu finanzieren, mit der Erleichterung, dass die bestehende Krankenversicherung und die Wohnungsmiete ohne weitere Prüfung übernommen werden und auf einen vorherigen Verbrauch des evtl. vorhandenen Vermögens verzichtet wird. Wenn dann daneben noch unausweichlich weiterlaufende Betriebskosten (Miete, Leasingraten etc.) für Betriebe, die pandemiebedingt nicht arbeiten können, gezahlt werden, ist auch deren Zukunft gesichert.

Er liegt richtig: Seine andere Frage ist interessanter: eine Abgabe für diejenigen, die durch die Pandemie keine Einschränkungen erleiden, wäre sehr gerecht. Das betrifft sowohl die Einkommen, als auch die Vermögen. Der Maßstab können die Einkommenssteuererklärungen der nächsten Jahre sein. Ich gehöre zu denen, die keine Einschränkungen durch die Coronakrise erleiden, denn meine Rente kommt weiter pünktlich und ungekürzt. Kein Problem, wenn diejenigen, die 2020 und Folgejahre mehr versteuern als 2019 eine Coronazuschlag auf die Einkommenssteuer entrichten und ich habe auch kein Problem, wenn Vermögen außerhalb der selbst genutzten Immobilie extra besteuert wird. Natürlich muss das Geld allen Pandemiegeschädigten zugute kommen und nicht nur der Kulturbranche, auch wenn sie sich für noch so wichtig hält. Das wäre gerechter als eine Schuldenaufnahme und Verlagerung der Kosten auf unsere Kinder und Enkel. – Gerhard Wendler

 

So ist es!cHerbert Grönemeyer wünscht sich, dass sich die „circa 1,8 Millionen Millionäre“ in Deutschland „bereit erklären würden zu einer zweimaligen Sonderzahlung von zum Beispiel 50.000 bis 150.000 Euro, jeweils in diesem wie auch im nächsten Jahr“, denn dann „stünden ad hoc circa 200 Milliarden Euro pro Jahr zur Verfügung, um Existenzen zu sichern, Pleiten aufzufangen und Ängste zu mildern.“ Und wenn ich seine Ausführungen richtig verstanden habe, soll dieses Geld an „unsere Crews, Techniker, Bühnenbauer, Beleuchter, Trucker, Busfahrer, Caterer, Roadies, Aufbauhelfer, Toningenieure, Clubbesitzer, Veranstalter, Securities und viele weitere, ohne die alle Künstler hilf- und glanzlos sind“, insgesamt „ungefähr eine Million Beschäftigte und 10.000 Acts, Künstler und Künstlerinnen“, ausgegeben werden.

Abgesehen davon, dass ich diese Idee einer Umverteilung grundsätzlich sehr gut finde, die Beiträge aber eher prozentual als in absoluten Summen erheben (immerhin gibt es auch über 100 Milliardäre im Land (https://www.forbes.com/billionaires/), und die könnten dementsprechend auch das tausendfache beitragen) und nicht darauf warten würde, bis sich „die Wohlhabendsten bereit erklären würden“ (denn darauf dürften wir erfahrungsgemäß ewig warten) – ein sich aus diesen Zahlen ergebendes Jahreseinkommen von 200.000 € bzw. monatlich 16.667 € finde ich dann doch etwas allzu großzügig (auch wenn es für Herbert Grönemeyer vielleicht das persönliche Existenzminimum darstellt). Würde das Geld dagegen an alle Einwohner des Landes verteilt werden, hätte immerhin jeder 2.500 € jährlich oder gut 200 € pro Monat mehr in der Tasche, was zumindest die Bedürftigsten schon erheblich entlasten würde.

Und deshalb hier auch von mir einmal ein „grober Gedanke in eigener Sache“: Wir Arbeitslosen und auf „Hartz IV“ Angewiesenen sind vielleicht auch systemrelevanter, als viel denken. Nicht nur, dass wir als Drohkulisse die Arbeitenden („Arbeitnehmer“) bei der Stange halten, damit sie ihre eigenen teilweise höchst prekären Arbeitsverhältnisse möglichst klaglos erdulden; wir produzieren auch sehr wenig CO2, weil wir kaum Reisen unternehmen und uns oft auch kein Auto leisten (können), generell wenig konsumieren und auch nicht täglich hunderte Kilometer durch die Gegend pendeln, um dann in irgendwelchen Bullshitjobs irgendwelchen Wegwerfschrott produzieren.

Schöner noch wäre freilich ein von den Wohlhabendsten dieser Welt (bzw. anteilig von uns allen) finanziertes weltweites bedingungsloses und existenzsicherndes Grundeinkommen; dies würde nicht nur einige der drängendsten Probleme der Weltbevölkerung lösen und uns allen gemeinsam vielleicht noch ermöglichen, das Klima zu retten, sondern dann bräuchten auch Künstler nicht mehr „für Brot“ zu produzieren, sondern könnten ihre Begabungen frei nach Laune ausleben, wie alle anderen ebenfalls frei wären, wie Marx es schon vorhergesehen hat, „heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden“ (Die deutsche Ideologie. Marx/Engels, MEW 3, S. 33, 1846/1932). Aber das sind natürlich nur schöne Hirngespinste, denn da ist allemal noch die Verwertungslogik des globalen Kapitals davor. – Thomas Movtchaniouk

 

Falls der Millionär Herbert Grönemeyer vor dem Verfassen seines Beitrages für die von der Coronakrise arg gebeutelten Künstlerkollegen schon 150.000,00 Euro aus seiner eigenen Kasse gespendet haben sollte: Hut ab! Falls nicht: Bla, bla, bla… – Ulrich Poser

 

Ach wirklich? Aber bei den falschen Leuten? Der Wahl-Londoner „Grölemeyer“ ist einer der übelsten salonlinken Polemiker der deutschen Pop-„Kultur“-Szene. Sein Appell in der aktuellen ZEIT ist reine Zeilenverschwendung. Geht ihm jetzt finanziell der Arsch auf Grundeis? Der Goebbels-Imitator von Wien 2019 und Möchtegern-Diktator („Dann liegt es an uns zu diktieren, wie ´ne Gesellschaft auszusehen hat“), ein Hetzer und Spalter der Gesellschaft „gegen rächts“, sollte lieber bei seinen linken Freunden betteln gehen als uns Leser zu belästigen. Gibt es denn keine seriöseren zitierfähigen Stimmen aus der Kulturszene? PS: Eigentlich ist ein Zeit-Abo zu schade für solche Irrlichter. – Winfried Wolf

 

Der Artikel hat mich sehr berührt und die Idee von Herrn Grönemeyer finde ich gut.Wo sollte sich die Solidarität mehr zeigen als zum gegenwärtigen Zeitpunkt!Es sollte, wie von ihm geschrieben eine Selbstverständlichkeit und ein Zeichen der Solidarität sein, das unser doch sehr gut situierten Millionäre etwas aus ihrer Portokasse der Kunst zur Verfügung stellen, damit sie überleben kann.Es wäre mehr als beschämend würde sie auf Grund von Ignoranz,Egoismus und Überheblichkeit sterben oder verkrübeln!!Was machen wir als Gesellschaft ohne Kunst und Künstler??Wo holen wir uns die Streicheleinheiten für unsere Seelen und unser Wohlbefinden???Lassen wir die, die uns immer wieder aufs Neue mitnehmen in ihre Welt und uns verzaubern, nicht im Dunkeln und alleine stehen.Wier sind eine Familie, wir bekommen Geschenke und wir geben von Herzen Geschenke.Das sollte unsere jetzige Aufgabe als Gesellschaft in diesen Zeiten sein. – Jürgen Schlezak-Endriß

 

Nix Cultura – eine Melange aus Narzissmus und Profitdenken. In der „Zeit“ dieser Woche fordert der Stöhn-Barde Grönemeyer „die Reichen zur Solidarität mit den Kreativen“ auf. Ihm ist entgangen, dass die „Kultur“ mehrere Jahrhunderte benötigte, sich aus eben jener feudalen Bevormundung zu befreien, deren Wiederkehr er hier offensiv einfordert.  Hoffentlich nimmt keiner der üblichen Spekulanten diese Aufforderung ernst und verkauft auch nur ein einziges Bild aus seinen milliardenschweren (steuerbefreiten) Zollagern an europäischen Großflughäfen.

Die ständig wiederkehrende These, nach zwei Jahren Pandemie, sei die Kultur zumindest „kaputt“, wenn nicht gar verschwunden, ist ebenso dämlich, wie geschichtsblind. Vom Niedergang der attischen Seemacht und später Roms, über die Renaissance bis zu den beiden letzten Weltkriegen, lässt sich das genaue Gegenteil konstatieren: In und nach jeder massenwirksamen Krise, hat sich jeweils ein Umbruch vollzogen, der Gegenstand, Befassung, Stil und nicht zuletzt die soziale Zusammensetzung der Akteure keinesfalls zum Schlechteren neu gestaltete. Wer sind wir denn, jenen längst zur entleerten Hülle – und zur eigenen Karikatur verkommenen – großbürgerlichen Kulturbetrieb der Form nach zu verteidigen?

Die älteste Form der künstlerischen Darstellung (erste Beispiel vor ca. 20.000 Jahren), das Graffiti, erlebt zurzeit (auch aus der Perspektive seiner „Produktionsbedingungen“) ein absolutes Hoch. Die Literatur profitiert von jedem neuen Lock-Down nachhaltig. Auswahl und Qualität reproduzierter Musik jeder Art ermöglicht es den „Daheimgebliebenen“ endlich die Praxis ihres „regressiven Hörens“ zu überwinden. Wenn Theater und Konzertbühnen (die ohnehin von weniger als 3% der Einwohner bevölkert werden) nun mal vorrübergehend geschlossen haben, werden diese Kunstschaffenden sich wohl oder übel in den öffentlichen Raum bemühen müssen. Von den Straßenmusikern und Gauklern können sie dann nicht nur das Überleben lernen, die vermitteln ihnen dann auch – bei Bedarf – eine absolut notwendige und völlig neue Publikumserfahrung. Vor mir taucht ein desillusionierendes und deprimierendes Bild aus meinem alten Frankfurter Institut auf: das, der „intellektuellen Flaschenpost“. Ich drücke dann als Hartz-IV-Empfänger schon mal den Stopfen rein. – Rainer Lehmann

 

Mit Interesse habe ich H. Grönemeyers Artikel gelesen. Die Idee finde ich gut, leider habe ich im Text des kommerziell erfolgreichsten Musikers Deutschland (Wikipedia) nicht lesen können, dass er mit gutem Beispiel vorangeht und der erste ist, der dieses und nächstes Jahr je zwischen 50’000 – 150’000 Euro einzahlt. Aber wahrscheinlich hat er das Vergessen zu erwähnen. Schade, der Hinweis auf dieses konsequente Handeln hätte viele andere auch animieren können. – Jürg Frey

 

Ich vermisse in dem Beitrag, dass sich Herr Grönemeyer nicht sofort an die Spitze der Bewegung gestellt hat und sagt: “Ich gehe schon mal mutig voran und zahle in ein gesichertes Konto für die in Not geratenen Soloselbständigen eine Million€ ein und 2021 mache ich das nochmal.“ Da müssten sich doch die Klattens und andere der 1,8 Millionen deutschen Millionäre schofel vorkommen, wenn sie nicht desgleichen täten. – Oder sehe ich das ganz falsch und er ist selbst ein, wenn auch nicht in Not geratener, Soloselbständiger, dessen Umsätze zurückgingen und der Anspruch auf zumindest staatliche Hilfe hat. – Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, was ich in dieser Sache noch zu hören kriege. – Achim Kästner

 

H. Grönemeyers Anliegen, den in Not geratenen Künstlern finanziell über den 2. Lockdown zu helfen, in allen Ehren, aber doch nicht so! Es gibt gerade im Rock-Popbereich genügend Tätige, die im Geld schwimmen, locker mal einen Monat nur von den Mieteinnahmen ihrer Immobilien leben können, und in einer solidarischen konzertierten Aktion Kollegen und Kolleginnen problemlos unter die Arme greifen könnten, statt den Steuerzahler erneut zu belasten.

Viele leben finanziell gewaltig über ihre Verhältnisse und sind, wie es Keith Richards im Interview der gleichen ZEIT-Ausgabe formuliert, nur daran interessiert, mit Musik „Geld (zu) verdienen. Denen ist es egal, ob es um Erdnüsse oder Musik geht, Hauptsache, die Kasse klingelt … Wir sind übersättigt.“ Vor dem Hintergrund dieser realistischen Einschätzung ist es eher angesagt, dass sich einige sogenannte „Künstler“ und Musikgruppen selbstkritisch fragen, ob sie wirklich gesellschaftlich so relevant sind, wie es die blumige Aufzählung H. Grönemeyers suggerieren möchte (lässt Gehirne wachsen … göttliche, bodenlose Flucht ins unermesslich Unerklärbare?!), oder ob sie nicht doch besser beraten wären, einen anderen Beruf ergreifen, statt ihr ramponiertes Ego mit fragwürdigen Texten und musikalisch oft  lautester und simpelster Manier auf der Bühne auszuleben. – Hans-Otto Kaufmann

 

Mit Leidenschaft macht sich Grönemeyer zum Anwalt von Künstlern; als Leidenschaftlichen kennt man ihn, schätzt ihn wohl auch zu  recht. Als Anwalt scheint er mir nicht so geeignet. Ich weiß, dass ich mich mit einem Brief zum Thema Kunst und Kultur auf dünnes Eis begebe: Für beide fehlt die allgemein akzeptierte Definition. Daher kann man trefflich an einander vorbeireden, weil jede und jeder im Gespräch sein/ihr je eigenes Bild vor Augen hat. Trotzdem: Grönemeyers Versuch gleich zu Anfang, eine Art von „Usprungsbedeutung“ des Begriffs Unterhaltung vorzunehmen, muss ich als gescheitert erklären, denn heute hat „Unterhaltung“ nichts mit dem zu tun, was G. suggeriert.

Nein, Unterhaltung, Kultur, Kunst sind nicht lebensnotwendig, nicht systemerhaltend oder existentiell wichtig, sie sind Luxus. Alle Begründungen für den Wert von Kunst und Kultur, die der Verfasser anführt, mögen für einen kleinen, überschaubaren Kreis von Bürgern zutreffen, die große Mehrheit braucht das alles nicht, die hat ganz andere Bedürfnisse. Solche Sätz wie „Ein Land ohne die so unmittelbare Livekultur gibt und öffnet den Raum für Verblödung, krude und verrohende Theorien und läuft Gefahr, nach und nach zu entseelen.“ sind schlicht Unsinn, weil die „Livekultur“ für die meisten Menschen diesen sinnstiftenden,  beseelenden, rationalitätsfördernden Charakter nicht hat.

Sicher gibt es Menschen, die ohne Champagner, Golf, ein Konzert in der Elphi, ein Rockkonzert so dann und wann „nicht leben“ können,   Es sei jedem unbenommen, sich Luxus zu leisten, er wird dadurch kein schlechter Mensch, aber er sollte keinen Anspruch an den Staaat oder „die Reichen“ erheben, ihm diesen Luxus zu finanzieren, weder als Konsument noch als Produzent. Wer Kunst produziert, sollte wissen, dass er nicht systemerhaltend  arbeitet, sondern fürs zahlende Publikum; wenn das ausbleibt, hat er aufs falsche Pferd gesetzt. Übrigens: Die Idee, die „Reichen“ mehr zur Kasse zu bitten, finde ich gut. Mein Vorschlag: Besucher von Theatervorstellungen, Museen und Konzerten zahlen künftig das, was es kostet. Warum soll eine Stadt, ein Land, der Staat das Vergnügen von eingen Wenigen subventionieren? Schulklassen dürfen – zu Bildungszwecken – gern umsonst rein. – Georg Fritzen

 

Auch wenn Ihre Idee nicht schlecht ist, melde ich Bedenken gegen Ihren Vorschlag an. Leider sind wir in Deutschland, sodass sich eine direkte Verteilung dieser Beträge nicht ermöglichen lässt. Ich glaube, dass diese Beträge eine Minimierung erfahren, wenn sie denn gestiftet werden, und zwar durch Steuern und Bürokratie.  Der andere „Gegenpunkt“ ist Ihr Wunsch von einmaligen Zahlungen. Das, Herr Grönemeyer ist ein Wunschdenken, das ebenfalls eine solch große Aktion verhindert. Leider denken wir an die Sektsteuere, die vom Kaiser erhoben wurde, um Ubottsbau zu finanzieren. Die wird bis heute noch erhoben, obwohl über 100 Jahre alt. So wird eine gut gemeinte Idee zunichte gemacht.– Manfred Mengewein

 

Unbestritten hat Popstar Herbert Grönemeyer Recht, wenn er – wie schon zuvor zahlreiche andere KollegInnen – fordert, dass der Kulturszene in der Pandemie endlich wirkungsvoll und nachhaltig geholfen werden muss, sofern nicht ein großer kultureller Aderlass riskieren werden soll, der unter Umstränden Jahre braucht, bis er wieder kuriert ist. Die vermögendsten Menschen sollen mehr oder weniger zwangsweise für eine finanzielle Nothilfe herangezogen werden. Prinzipiell eine gute Idee, für die er auch von Monika Grüters Applaus bekommt, die auf diese Weise versucht, von ihrem bisherigen Untätigsein für die Kultur und ihre Systemrelevanz abzulenken.

Aber Herbert Grönemeyer bleibt in seinem Text, der sich bisweilen liest wie ein Mix aus seinen Liedern, bei seiner Rolle als selbst-ernannter Kultur-Anwalt. Dabei zählt aber auch er – wie Peter Maffay, Udo Lindenberg, Helene Fischer u.v.a. – zu den Vermögenden mit Millonen-Einkommen, also zu der besagten Gruppe, die er verpflichten will. Wie überzeugender wäre Grönemeyers Plädoyer geraten, wenn er mit gutem Beispiel vorangegangen wäre und etwa einen Hilfsfonds aufgelegt hätte, auf den er dann gleich schon mal 500000 Euro eingezahlt hätte. So fällt einem als Kommentar nur das erste Solo-Album von Keith Richards mit dem Titel „Talk is Cheap“ ein. – Bernd Schuknecht

 

Diese Idee finde ich sehr gut! Wir müssen unsere Kulturschaffenden und ihre Arbeit erhalten. Auch wenn ich nicht zu dem angedachten Spenderkreis gehöre, würde ich mich sofort beteiligen. Was ich sonst für Kultur ausgebe, würde ich für die Kulturschaffenden spenden. Einem Aufruf  „Großverdiener spenden viel ! Weitere Spenden sind willkommen.“ würden sicher Viele folgen. Wer organisiert das schnell und unbürokratisch? – Brigitte Nauhaus-Hofschen

 

Ich bin begeistert von Grönemeyers Vorstoss und möchte dies mit einem Leserbrief untersteichen! Geben ist schöner als Nehmen! Mit einem Ruhegehalt als pensionierter höherer Beamter (aus  B 6) lebe ich auskömmlich,  aber Reich sein ist vermutlich  anders. Ich könnte mir folgenden Beitrag zur Unterstützung Not leidender Kulturschaffender vorstelle: Einmalige Sonderzahlung in Höhe eines Monatseinkommens durch alle auskömmlich situierte Kulturgeniesser.

Das Geld kommt vorrangig denjenigen zu Gute, die nicht prekär, sondern versicherungspflichtig im Hintergrund beschäftigt sind und ohne die – wie Grönemeyer schreibt – „alle Künstler hilf- und glanzlos sind“.  Mit der Organisation/Auszalung dieses Solidarbeitrags würde ich  „meine“ adminstrativ gut aufgestelle Rentenversicherung beauftragen, die kann das!  Ob die wirklich Reichen diesem Vorschlag etwas abgewinnen können? Vielleicht dann, wenn über den geleisteten Solidarbeitrag – vergleichbar mit den täglichen Börsennachrichte vor der Tagesschau – berichtet wird? – Hubert Seiter

 

Ich danke Herbert Grönemeyer für seinen tief- wie weitsinnigen Appell. Doch gibt es weitere aus der Kunst entstandene Berufe, deren Leistungen wir Tag für Tag, auf Schritt und Tritt begegnen. Es sind all die vielen kreativen Leistungen wie die des Designs für die Formgebung von Möbeln, Produkten, Kleidung, Stoffmustern, die Gestaltung von Zeitschriften, Büchern, Plakaten, Kalendern, Leit- und Informationssystemen. Es sind die literarischen Leistungen von Drehbuchautoren und Journalisten, die uns mit Unterhaltung und Information versorgen. Die Fotografen, die uns die Welt ins Wohnzimmer holen, farbig machen und uns oftmals zum Staunen, Schmunzeln, Lachen oder Nachdenken bringen.

Es sind die Innenarchitekten, die uns unseren Lebensraum angenehm gestalten, ganz gleich, ob es sich um Büroetagen, Ladengeschäfte oder unser Wohnumfeld handelt. Es sind die Architekten, die, wenn man sie lässt, unseren Städten den einen oder anderen Augenkitzel liefern; die Regisseure, die uns mit Kurzweil versorgen und uns in die Filmwelt abtauchen lassen; die Beleuchter, Kameraleute, Toningenieure und Musiker, die dem Bild Ausdruck und Kraft geben; die Köche, die uns manch raffinierte Sinnesfreude servieren… Wie würde unsere Welt aussehen, ohne all das? Wie würde sie aussehen, wenn sie lediglich auf Effizienz, Gewinn und nackten Realismus ausgerichtet wäre? Was hätten wir vom Geld, wenn wir es nicht genießen können? Wer entwirft Häuser, Villen und Anwesen? Wer schmückt sie mit schönen Möbeln und Bildern aus? Wer kleidet die Schönen der Glamourwelt in edle Roben. Wo trifft man sich, wenn es kein Bregenz,  Salzburg und Bayreuth mehr gäbe, weil niemand mehr da ist, der inszeniert, schreibt und das Bühnenbild macht?

Und hier stelle ich mich an Herbert Grönemeyers Seite: Ohne die Kunst und all das, was aus ihr erwachsen ist, wäre unsere Welt grau, langweilig, öde. Sie wird in der Hauptsache von Freiberuflern, Soloselbständigen und kleinen Teams erbracht, und die stehen zurzeit mit dem Rücken zur Wand. Ihr Reichen dieser Welt, schaut auf diese Menschen. Lasst sie nicht im Regen stehen. Ihr würdet mit eurem finanziellen Beitrag nicht nur euer Image sondern auch eure Welt retten. Joe Ackermann hat die Frage nach der Rechtfertigung seiner Jahresbezüge einmal damit beantwortet, dass er mit seiner Leistung Werte schafft. Auch die Kunst schafft Werte. – Lebenswerte! – Hans Jürgen Wiehr

 


 

 

Leserbriefe zu „Alternativlos gibt’s nicht“ von Thea Dorn et al.

 

Vielen Dank für diesen Beitrag. Ich habe bisher an der „Zeit“ immer sehr geschätzt, dass große Themen oft von verschiedenen Seiten beleuchtet und betrachtet werden. Das gibt mir als Leser die Chance mir eine eigene Meinung zu bilden und fördert die Diskussionskultur, die die Grundlage unserer Demokratie bildet. In Bezug auf das Corona- Virus habe ich so einen offenen Diskurs lange vermisst. All die in diesem Artikel angesprochenen Aspekte und Meinungen gehören für mich unbedingt gehört, wenn man über sinnvolle Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung nachdenkt. Ich hoffe sehr, dass ich auch in Zukunft weiter kontroverse Meinungen zu diesem Thema in der „Zeit“ werde lesen können. – Inga Eggemann

 

Haben Sie ganz herzlichen Dank für die Veröffentlichung dieser so Not-wendigen Stellungnahmen. Angesichts massiven Widerstands der Justiz gegen die Maßnahmen und einer trotz der so tiefsitzenden Angst schmelzenden Zustimmung in der Bevölkerung ist diese Öffnung für andere Expertenmeinungen zur derzeitigen SARS-CoV-2-Situation in unserem Land eine Wohltat für die Demokratie. Wir sollten schnellstmöglich aus der Panik herauskommen, die durch eine entsprechende Fokussierung auf SARS-C0V-2 unter Ausschluss fast aller anderen Gefahren und der entsprechenden Aufbereitung und Weitergabe von Zahlen geschürt wurde.

Als eine sinnvolle Ergänzung schlage ich vor, für eine solche Zusammenstellung von Stellungnahmen, „Alternativlos gibt’s nicht 2.0“, Wissenschaftler um ihre Beiträge zu bitten, die zwar in der Fachwelt und in den alternativen Medien wegen Ihrer Expertise sehr geschätzt werden, in herkömmlichen Medien aber unverständlicherweise in den letzten Monaten zu wenig zum Zug kamen. Ich denke da z.B. an die Professoren Dr. John Ioannidis (Gesundheitswissenschaft, Statistik, Epidemiologie),  Dr. Martin Haditsch (Mikrobiologie, Virologie, Infektionskrankheiten), Dr. Stefan Homburg (Öffentliche Finanzen), Dr. Stefan Hockertz (Immunologie und Toxikologie), Dr. med. Sucharit Bhakdi (Mikrobiologie, Infektionsepidemiologie), Dr. Christian Schubert (Psycho-Neuro-Immunologie), Dr. Markus Gabriel (Philosophie), Dr. Matthias Burchardt (Bildungsphilosophie) und der Mediziner und ehemalige Politiker Dr. Wolfgang Wodarg und viele andere mehr.

Es ist natürlich wichtig, durch kontinuierliche wissenschaftliche Forschung nicht nur das Virus, sondern auch die Immunantwort des Menschen auf dieses Virus immer besser zu verstehen. Der weltweit bekannte Gesundheitswissenschaftler und Statistiker Prof. Dr. John Ioannidis sagte zu Beginn dieser Corona-Problematik, dass er sich daheim am Kühlschrank festschweißen würde, wenn die Letatilität oder Sterberate von SARS-CoV-2 wirklich so hoch wäre, wie offiziell angegeben wurde und oft noch wird. Da schon frühe Studien (z.B. die Heinsberg-Studie, siehe auch neuere WHO-Metastudie mit einem Durchschnitt von 0,23 % Letalität, Corona: Neue WHO-Studie überrascht Experten – So tödlich ist das Virus wirklich | Welt , gezeigt haben, dass die Letalität wesentlich niedriger liegt, ist auch die ganze Sachlage völlig anders. Die Grippe 2017/18 hatte eine Letalität von ca. 0,28% (siehe Berechnung unten).

Wir sollten jetzt als Staaten unsere ganze Kraft und alle Investitionen konzentrieren auf die Förderung der Immunität, den Schutz von Immunschwachen und die Wiedergutmachung der immensen weltweiten Schäden, die aufgrund undifferenzierter Anti-Corona-Maßnahmen zu verzeichnen sind. Schon im April schätzte die UN-Behörde ILO, dass 1,6 Milliarden Arbeitern der Verlust der Lebensgrundlage durch die Pandemie droht.  Seit März 2020 haben Politik und Medien den gesellschaftlichen Fokus ausschließlich auf das Virus-SARS-C0V-2 gerichtet. Unser wunderbares Immunsystem haben viele leider aus den Augen verloren. Das führt zu einer Art gesellschaftlicher Schockstarre und kognitiven Dissonanz. Informationen und Interpretationen von Fakten, die uns in unserer fixierten Vorstellung stören können, nehmen wir nicht wahr, verdrängen oder leugnen wir. Menschen, die diese Informationen anbieten, werden ignoriert oder sogar diskriminiert.

Entscheidend ist in diesem gesellschaftlichen Kontext dann nicht mehr die kontextsensitive Interpretation der Fakten, sondern allein die Macht. Wer die Macht hat bestimmt, was die Mehrheit denkt, und wer die Macht und die Mehrheit hat, hat „recht“. Ich glaube, das wollen wir in einer Demokratie doch alle nicht. Die ziemlich hohen Positiv-Testzahlen in diesem Herbst bei relativ niedrigen Zahlen von ernsthaft an Covid-19 Erkrankten zeigen doch vor allem zwei Dinge: EINE SEHR HOHE VORHANDENE IMMUNITÄT in der Bevölkerung, die das Virus besiegt  (z.B. kreuzreaktive T-Zellen-Immunität) und /oder SEHR HOHE TEST-UNSICHERHEIT. Cross-reactive memory T cells and herd immunity to SARS-CoV-2 | Nature Reviews Immunology   81 Prozent der Deutschen sind vermutlich immun gegen Sars-Cov-2 – Corona Transition   Coronavirus: Test for Covid-19 T cells immunity developed – BBC News  Wirtschaftsforum 2020 – Prof. Dr. med. Hendrick Streeck – YouTube. Das Virus wird auch angezeigt, wenn unser Immunsystem dabei ist, es zu besiegen!!!! Viele wirklich positive Testergebnisse sprechen also auch für die hohe Immunitätsrate gegen SARS-C0V-2 in der Bevölkerung!!!!!!

Prof. Streeck, einer der führenden deutschen Virologen und ein SARS-C0V-2-Experte mit Feldstudienerfahrungen (z.B. Heinsberg-Studie) machte beim Wirtschaftsforum deutlich: „Die wenigsten wissen, dass viele der respiratorischen Viren auch über die gleichen PCR-Systeme diagnostiziert werden und es kommt jetzt die Grippe-Saison. Rhinoviren sind im Aufmarsch, der banale Schnupfen, und wir werden es nicht mehr diagnostizieren können. Die Testungen werden explodieren, wenn wir nicht nur noch anlass- und symptombezogen testen …“. Seit Monaten wird«Wahrscheinlich drei Viertel falsch positiv» – mehr positiv Getestete, aber (…) – Corona Transition.

In beiden Fällen (Immunität und Test-Unsicherheit) sind viele Anti-Corona-Maßnahmen kontraproduktiv, verstärken die Panik, schwächen das Immunsystem und verursachen darüber hinaus irreversible  Folgeschäden. Laut der Statistik „Our World in Data“ – „Excess mortality during Covid-19 … Germany“ liegt in Deutschland insgesamt bisher keine Übersterblichkeit für 2020 vor. Die schwere Grippe 2017/2018 mit 25.000 Toten und 9 Mio entsprechenden Arztbesuchen (als offizielle Grundlage für die Zählung der Infizierten) wies eine Letalitätsrate von 0,28 % (Grippe 2017/18) auf!!  SARS-CoV-2 hätte laut der WHO-Aussage (siehe unten) ca. 780 Mio Infizierte und bei etwa 1,2 Mio SARS-CoV-2-positivgetesteten Toten eine Letalität von etwa 0,15 %  (der SARS-C0V-2 positiv Getesteten). WHO: Ten percent of world’s population may have had virus – YouTube Corona: Neue WHO-Studie überrascht Experten – So tödlich ist das Virus wirklich | Welt. Die WHO/Ioannidis-Metastudie zeigt etwa 0,23% Letalität (der SARS-CoV-2 positiv Getesteten) weltweit im Durchschnitt. Die WHO ist völlig umgeschwenkt, erkennt eine sehr niedrige Letalität an und appelliert vehement an die Staaten, die Strategie des Containments (Eindämmens) zu beenden: WHO: Lockdowns Make “Poor People and Awful Lot Poorer” | Boots & Sabers.

Die herrschende gesellschaftliche kognitive Dissonanz aufgrund des ausschließlichen Fokus auf SARS-C0V-2 führte dazu, dass die immensen menschlichen, gesundheitlichen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Folgeschäden der Anti-Corona-Maßnahmen nicht angemessen beachtet werden. Insgesamt gibt es laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) weltweit fast 3,3 Milliarden Arbeitskräfte (April 2020). Für fast jeden Zweiten bedeutet die Corona-Pandemie eine existenzielle Bedrohung der Lebensgrundlage.  Die arme Welt, die Werkbank der Industrieländer, wurde einfach fallen gelassen.

Unter dem Titel „Das Zombie-Experiment“ schrieb die WELT am 16. August 2020: „Die Untoten werden täglich mehr. Durch die seit März ausgesetzte Insolvenzantragsfrist könnte sich die Zahl der Zombieunternehmen [in Deutschland] nun auf 550.000 erhöhen.“ Die Auskunftei Creditreform warnt, dass bei einer Verlängerung der Aussetzung die Zahl der verdeckten überschuldeten Unternehmen noch auf 700.000 bis 800.000 (!!!) steigen könne. Das bedeutet den Zusammenbruch der mittelständischen Wirtschaft. Insgesamt werden die Kosten der Pandemie für Deutschland von Frau Merkel mit 1,5 Billionen angegeben. Das entspricht etwa dem vierfachen (!) Betrag des gesamten Bundesjahreshaushalts. Wer wird die unzähligen Leiden und Todesopfer jemals zählen können, die durch die undifferenzierten Maßnahmen weltweit verursacht wurden?

Was wäre zu empfehlen? 1. Der sofortige Abbau der Angst und die Beendigung der alleinigen Fokussierung auf SARS-CoV-2 und auf Testzahlen 2. Relativierung von SARS-CoV-2 im Vergleich zu sehr vielen anderen tödlichen Krankheiten und Gefahren. 3. Berücksichtigung, dass in Deutschland Jahr für Jahr etwa 950.000 Menschen an unterschiedlichen Ursachen sterben. 4. Der wirklich humane, professionelle und mit unseren Steuergeldern gut ausgestattete Schutz von Immunschwachen. 5. Die verstärkte Förderung des Immunsystems und die erweiterte wissenschaftliche Berücksichtigung der schon vorhandenen, langanhaltenden (z.B. kreuzreaktiven) T-Zellen-Immunität. John Lee – Studies show that 40% to 80% of people have T-cell cross-reactivity to this coronavirus – YouTube / COVID 19 Immunity Research. You could be IMMUNE to COVID – YouTube Bengaluru doctors develop test to detect warrior T cells, could determine who gets vaccine first

Viele Länder Ostasiens und Afrikas zählen teilweise 100 – 1000 Mal geringere Zahlen an Covid-19-Toten pro Mio. Einwohner als Industrieländer in Europa und Nordamerika mit sehr hartem Lockdown (siehe Worldometer-Statistik). Das spricht für vorhandene Immunität und gegen undifferenzierte Maßnahmen. Das Allerwichtigste dabei ist das sofortige Ende der Panikmache und die Rückkehr zu demokratischen Regierungsformen. Lachen und Freude stärken wissenschaftlich nachweislich das Immunsystem. In seinem Buch „The Beautiful Cure“ (Die schöne Heilung) schreibt der Immunologe Prof. Dr. Daniel Davis über die sehr gesicherte wissenschaftliche Evidenz, „dass Leute, die über lange Zeit unter Stress stehen, verstärkt unter viralen Infektionen leiden.“ Medien und Parteien müssten sich jetzt genau informieren und aufstehen, um den falschen Kurs schnellstmöglich zu stoppen und wieder zurück in die Demokratie zu steuern. Der Bürger kann und darf es in der Zeit der Notverordnungen und Grundgesetzeinschränkungen ja leider nicht mehr. “ – Gerhard Jahnke

 

Man stelle sich nur vor: neun Virologen diskutieren über die Probleme und Handlungsmöglichkeiten der deutschen Literatur. Würde die schreibende Zunft sich davon einen Erkenntnisgewinn erwarten dürfen? Wohl kaum. Umgekehrt aber halt man es für sinnvoll. Wäre es nicht besser, die zwei Seiten ZEIT dafür zu nutzen, den Lesen die Besonderheiten und Risiken einer exponentiellen Entwicklung nochmals zu verdeutlichen, denn viele haben es immer noch nicht verstanden. – Prof. Dr. Stefan Müller

 

Ich nehme es anders wahr: Es sind unter den Bürgern ganz überwiegend diejenigen, die die Corona-Maßnahmen als völlig unverhältnismäßig ansehen, die eben keine Diskussion zulassen und (Juli Zeh) mit „regelrecht aggressiver Unduldsamkeit“ reagieren. Und als Ärztin in der unmittelbaren Patientenversorgung geht die tatsächliche Meinungsvielfalt in der deutschen Presse mittlerweile immer wieder einmal über das, was ich nach einem langen Arbeitstag ertragen kann (aber muss, schon klar!): Da behauptet der Präsident der (meiner!) Bundesärztekammer plötzlich, dass Maskentragen nichts bringt, der in den Medien im Vergleich zu Prof. Drosten deutlich allgegenwärtigere  („ …es gibt in Deutschland nicht nur einen hervorragenden Virologen!“)

Prof. Streeck macht mitten im exponentiellen Anwachsen der Infektionszahlen und der Prognose, dass ab Mitte Dezember bei ungebremsten Anstieg die Intensivbetten belegt sind Vorschläge, wie wir die nächsten Monate mit dem Virus leben sollten- aber nicht, wie wir das exponentielle Wachstum ohne strengere Kontaktbeschränkungen  stoppen sollen. Und verschweigt  -man könnte es als konsequent ansehen- auch die Todeszahlprognosen, wenn wir seine „Strategie“ umsetzen würden. Und über zu wenig Verbreitung oder gar Zensur brauchen sich -dank der sozialen Medien-  nicht mal Mitbürger mit den wüstesten Verschwörungsmythen sorgen.

Schließen möchte ich mit dem Appell von Fr. Bongertz, der Vernunft des Einzelnen zu vertrauen. Das Ergebnis dieses Vertrauens sieht man leider in der derzeitigen Infektionslage: Hätten sich die Bundesbürger über den Sommer und Herbst an die geltenden Empfehlungen der Regierung gehalten und sich einfach noch ein paar Monate lang mehr Gedanken gemacht (ja, stimmt, ist anstrengend) , wie man trotz Maske, Abstandsgebot und Vermeidung von Innenräumen mit hoher Aerosolbelastung  Kontakt mit seiner Familie, seinen Freunden, seinen Arbeitskollegen halten kann , dann könnten unsere Kinder jetzt ohne Maske in die Schule bzw. überhaupt in die Schule, die Gastronomie und andere betroffene Geschäftszweige hätten ein Auskommen, die Künstler könnten vor einem (mit zunehmender guter Erfahrung wahrscheinlich größer werdenden) Rumpfpublikum auftreten und viele  Menschen könnten noch leben. So einfach ist das. – Dr.med. Agnes Maria Bitterlich

 

Das ist doch mal ein Beweis für gelebte Demokratie: Führende Intellektuelle und Künstler – des Establishments – fordern „echte Meinungsvielfalt“, im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, versteht sich. Jeder darf mitmachen. Außer Rechtspopulisten, Verschwörungstheoretikern, Querdenkern, Impfgegnern, schriftstellernden Abweichlern – und der AfD natürlich. – Klaus Lüßenhop

 

Uch schätze die Pluralität der Zeit sehr und deshalb auch die Zusammenstellung unter dem Titel „Alternativlos gibt’s nicht“ in der aktuellen Ausgabe. Aber: Vor Monaten, als die USA auf 50000 Coronaopfer zuliefen, kam mir die Idee, mal nach der Opferzahl im Vietnamkrieg zu schauen. Ich bin wohl nicht der einzige, der nach so etwas gesucht hat und fragte mich, wie eine Gesellschaft gestrickt ist, die so etwas einfach ignoriert. Am 3. Juni 1998 starben beim Bahnunglück in Eschede 101 Menschen. Die Medien haben tagelang ausführlich darüber berichtet. Jetzt sterben täglich mehr Menschen an Corona und …? Stellen Sie sich vor, am 4.Juni 1998 hätte die Tagesschau berichtet: „Die Bahn tut alles, um den Besuch von kulturellen Veranstaltungen und Familienfeiern aller Art möglichst wieder zu ermöglichen.“ – Joachim Sieben

 

Unter der Überschrift „Alternativlos gibt´s nicht“ zeigen neun Geistesarbeiter neun unterschiedliche kritische Sichtweisen auf den zweiten Shutdown. Neun Mahnungen, die gehört werden wollen. Neun gut begründete Positionen, die Geltung beanspruchen. Fast alles könnte ich als lesender Arbeiter unterschreiben. So viele Manifeste wie Autoren (nicht ein Manifest mit den Unterschriften möglichst vieler Prominenter): ein neues Format. Unmöglich, eine zusammenfassende Position aus den neun Statements abzuleiten. Ein Diskurs zwischen den Autoren müsste stattfinden. Man müsste sich einigen, sich auf einen Adressaten verständigen, den kleinsten oder größten gemeinsamen Nenner finden, Ziele definieren, Kernaussagen festlegen, ggf. Minderheitenvoten zulassen usw.

Das alles ist weder gewollt noch nötig, wo das Format die Metabotschaft ist: Pluralität. Vielfältige Vielstimmigkeit hat Relevanz. Und beliebig viele Stimmen ließen sich hinzufügen. Doch schon ergeben sich wieder Fragen: Gibt es Mindeststandards, um Relevanz im Rahmen der Vielstimmigkeit zuzulassen? Worum geht es überhaupt? Sind die Parlamente in Bund und Ländern sowie die Räte in den Kommunen die Orte, wo die Diskurse geführt werden sollten, um aus der Vielstimmigkeit mehrheitsfähige Positionen und schließlich Entscheidungen ableiten zu können. Entscheidungen, wie sie uns z.B. zum zweiten alternativlosen Lockdown vorliegen? – Reinhard Koin

 

Der Beitrag von Daniel Barenboim gefällt sehr. Unser Land kennt keine musikalische Bildung. Das hat mich schon immer bewegt. Die Lehranstalten kennen kaum noch musikalische Bildung. Ich erlebe es hautnah. Im Stundenplan meiner Söhne lese ich keine Musikstunde. Angeblich gibt es dafür kaum noch Pädagogen.  Jedenfalls ist es in NRW so. Alles wegen Lehrermangel. Verdummung ist bei der heutigen Generation damit vorprogrammiert. – Gunter Knauer

 

Die ZEIT hat nachgedacht. Endlich!!!! Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben. Leider seid auch Ihr viel zu lange im Strom der Panikmache mit geschwommen. – Ute Baumgarten

 

Ich habe mich sehr gefreut, dass DIE ZEIT in letzter Zeit auch kritischen Stimmen zum Umgang mit der Corona-Pandemie und zu der Umsetzung von Gegenmaßnahmen Raum gibt. das halte ich gerade in den Medien und der presse für eine ganz zentrale demokratiefördernde Haltung, dass wir den Diskurs mit allen Bevölkerungsgruppen pflegen. An dem Artikel „Alternativlos gibt es nicht“,der spannende diskutable Positionen enthält, hat es mich erstaunt und geärgert, dass keine Position von jüngeren Menschen dabei ist. gab es keine? haben Sie diese wichtige Bevölkerungsgruppe vergessen?  die jungen Menschen (Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene) tragen in dieser Krise sehr vieles mit ohne gefragt zu werden, sowohl emotional als auch beruflich, schulisch und körperlich. wir gefährden ihr Demokratieverständnis, wenn wir sie nicht hören und wertschätzend um ihre Meinung zum Umgang mit der Krise fragen!“ – D. Kreh

 

Viel, viel mehr solcher differenzierenden Stimmen unserer intellektuellen Nachbarn, am wünschenswertesten nicht nur in der ZEIT, sondern quer durch die Medienlandschaft, besonders in Tagesschau & Tagesthemen, in heute & heute-journal. Damit die Debatte endlich beginnen kann, die den ganzen Sommer über im Parlament hätte geführt werden müssen. Mit genau dieser Würze der Kürze, die Vielstimmigkeit ermöglicht – damit Lagom und Komşu sich ein Stelldichein geben können. – Volker Homann

 

Herzlichen Dank für den Artikel. Die neun Einzelstatements zu lesen war gewinnbringend für mich. Wir sind in einer bisher nicht da gewesenen Situation und auch mit dem Vertrauensvorschuss, den ich unseren derzeitigen Politikern im Kampf gegen die Pandemie entgegen bringe, ist das über den Statements platzierte Zitat von Helmut Schmidt „Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine.“ essenziell für mich.

Die Aussagen der neun Personen sind aus unterschiedlichen Blickwinkeln aufgenommen, ich kann sie mal mehr mal weniger nachvollziehen aus meiner eigenen Lebenssituation, aber sie bereichern meinen Blick und helfen bei der Einordnung der verschiedenen betroffenen Menschen und Bereichen – sei es der Alten und Schwachen, der Großfamilien, der abweichenden Meinungen oder der Musik, die für uns alle mehr oder weniger wichtig ist und vielleicht unterschätzt wird. Der Artikel regt an zuzuhören, Meinungen zuzulassen und voneinander zu lernen. Ich glaube es ist wichtig, die Ängste und Sorgen von allen zu hören und uns gemeinsam zu unterstützen, den besten Weg aus der Krise zu finden. Miteinander, nicht gegeneinander. Ich tue mein Bestes dafür. – Andreas Braun

 

Vielen Dank für die gute Idee, wohltuend differenzierten, klugen und besonnenen Stimmen Raum und Plattform zu geben! Wie aus den Beiträgen allzu deutlich wird, ist eine offene Corona-Debatte für unsere doch eigentlich aufgeklärte und demokratische Gesellschaft keine Selbstverständlichkeit. Ihre aktuelle Ausgabe zeigt, dass eine kritische Presse hier sehr begrüßenswerte und notwendige Anstöße geben kann. – Also gerne mehr „Adlerblick“, auch mehr eigene Recherche, z.B. zum Thema Impfung gegen Covid-19. Im Sinne des guten alten investigativen Journalismus, der wertvolle Informationen liefert und so einen wichtigen Beitrag zur individuellen Meinungsbildung einer mündigen Bevölkerung leistet. Dafür ein zusätzliches Dankeschön im Voraus! – Karin Panten-Lüthjohann

 

Da philosophieren neun Intellektuelle, darunter zwei Berufstheologen und eine Vefassungsrichterin(!), über den Shutdown , aber nicht einmal  wird das  Privileg der Kirche erwähnt, das bis zu unterschiedlichen Regeln bei Trauerfeiern (!) reicht. In der beiliegenden „C&W “ möchte ein sicher gutwilliger katholischer Bestsellerautor  gönnerhaft Raum und Spenden für Künstler zur Verfügung stellen und spürt betriebsblind nicht diese demütigende Arroganz der Macht seiner Organisation.  Umseitig erfährt man die Sonderrechte bei der Aufarbeitung des „Missbrauchs“ (seit 2010!) und eine Ausgabe vorher das anmaßende Verhalten eines Kardinals gegenüber dem damals amtierenden Bundespräsidenten.

Kein Wunder, wenn man die Besetzung der schwergewichtigen Räte (Rundfunk, Ethik) kennt und eine Regierung hat, deren Mitglieder unrepräsentativ ihren Eid zu über 90 % mit Bezug auf ein „höheres Wesen“ geleistet haben. Einen erstaunlichen Anspruch für die Kultur der Großfamilien gab es von einer Anwältin, obwohl manche bekanntlich nicht nur bei Covid-19 Sorgen bereiten. Auffällig, wie selten sich der Widerspruch zwischen der Regierungsforderung der Kontaktvermeidung und den Gottesdiensten in den Medien widerspiegelt. Wenn schon, dann vordergründig mit dem Hinweis der (angeblich – siehe Trauerfeiern) „strengen Auflagen“ – als ob das nicht für alle gilt. Zweifel an der grundrechtskannibilisierenden Privilegentscheidung, weil wohl peinlicherweise kein Argument zu finden ist, äußern ausgerechnet der Leiter der Passionsspiele Oberammergau (BR 08.11.20) und der Theologe Dabrock (Dlf 09.11.20).

Vielleicht haben wir zu viele evangelikale Entscheidungsträger, die weitere Strafen Gottes fürchten. Die christliche Wertegemeinschaft unter Führung des Weltregulierers USA in Sachen Währung, Handel, IT und Krieg mit dem Anhängsel G7 wartet schon 2000 Jahre auf ein Wunder und die Lösung des Theodizeeproblems, denn selbst der Stellvertreter Gottes auf Erden behauptet: „…dieses System tötet! …Dies ist nicht mehr mein Land, wenn… “ sagte die Bundeskanzlerin zu Zeiten der Flüchtlingskrise. Dies ist nicht mein Staat, wenn die Anbetung eines höheren Wesens systemrelevant (!) ist. – Dieter Beuschel

 

Nichts und niemand ist alternativlos – außer unserer Kanzlerin! Einem Patienten, der einen Eingriff ablehnt, sollte/muß der Arzt einen anderen, konservativen Behandlungsvorschlag machen, es sei denn, es liegt ein absoluter Notfall vor! Um einen solchen aber handelt es sich bei der Coronapandemie nicht! Gaststätten, die alle Abstands- und Hygienevorschriften einhalten, sollten geöffnet bleiben, ebenso Kinos, Konzerthallen und Theatersäle; Film, Musik und Schauspiel kann man auch mit Maske und Abstand zueinander genießen! Sonst droht die Kunst, die Lebensader unserer Bildung, zu verkümmern!

Auf Reisen kann man vorübergehend auch mal verzichten; schließlich beamt uns das Fernsehen auch den entlegensten Fleck unserer Erde ins Wohnzimmer! Grönemeyers Appell für einen Solidarbeitrag der Begüterten ist zu begrüßen; besser noch, alle würden sich daran beteiligen – freiwillig und jeder nach seinen finanziellen Möglichkeiten! Dann könnten sich über unsere gesellschaftlichen Gräben hinweg der Links- und der Rechtsextreme, der Fremde und der Patriot, der Hartz-IV-Empfänger und der Millionär die Hand reichen zur Abwehr eines gemeinsamen Gegners, der jeden gleichermaßen treffen kann! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Herzlichen Dank für eine solche Seite mit der Bandbreite von Argumenten. DAS wünsche ich mir auch für manch anderes Thema der Politik, wo man fürchten muss, dass es nur noch eine einzige Sichtweise auf ein Problem und/oder dessen konkreten Bearbeitungs- oder Lösungsschritte gibt. Ganz schlimm wird es, wenn dabei erkennbar Unsinn oder nur Symbolpolitik fabriziert wird, was ich ich persönlich auf Grund meines beruflichen Hintergrundes z.B. als Energie- und Umweltökonom bei einigen Themen immer wieder erkenne. Ein offeneres Diskussionsforum könnte ja auch für die Politik nützlich sein, damit sie vor möglichen Fehlern aus „Betriebsblindheit“ (Dies soll es ja auch hier und da geben!) rechtzeitig gewarnt wird.

Auch wenn es speziell um CORONA ging: Warum gibt es eine derartige Abwägung verschiedener Argumente nicht zu ähnlich interessanten Fragen? Begründungen und Instrumente der Politik sind auch bei anderen wichtigen Themen zu diskutieren! Vorschlag: „KLIMASCHUTZPOLITIK“ wäre z.B. für STREIT geeignet, um zwischen dämlichen Ideen (Stromspeichern im Netz à la Frau Baerbock), derzeit entweder unsinnigen (wie weitere Expansion der Photovoltaik mit 75 % ihrer Jahresstromerzeugung im Sommerhalbjahr und nur 25 % im Winterhalbjahr  , wo jedoch der Strombedarf systematisch fast 20 % höher liegt und abends (PV = 0!) eine zweite Lastspitze bis 80 GW   auftritt) oder sogar für das Klima kontraproduktiven Maßnahmen (Abholzung tropischer Regenwälder für Palmölanbau, so dass hier „CO2-neutraler Kraftstoff“ hergestellt werden kann) etwas mehr Klarheit zu schaffen. Heute wird bspw. jegliche Maßnahme akzeptiert, sobald sie das Etikett „Klimaschutz“ trägt. Dabei sichert die „gute Absicht“ keineswegs einen auch nützlichen Beitrag dazu. Also bitte auch „STREIT“ zu solchen Sachthemen der Politik! – Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele

 

Mit großem Interesse habe ich die neun Beiträge gelesen – und wurde sehr enttäuscht! Einzig in den Ausführungen des Medienwissenschaftlers Professor Bernhard Pörksen aus Tübingen, fand ich einige Gedanken, die auch mich umtreiben. Unbestritten ist, dass die Corona-Maßnahmen Großfamilien, vor allem, wenn sie aus anderen Kulturkreisen stammen, vor besondere Herausforderungen stellen. Das gilt auch für die Musik-, ja, alle Kulturtreibenden. Aber gibt es in unserer Gesellschaft noch irgendeine Gruppe, die gänzlich ‚jenseits‘ von Corona lebt, von keinerlei Einschränkungen betroffen ist, von den Corona-Leugnern einmal abgesehen? Ich denke, nein!

Ganz sicher lassen sich die Bundeskanzlerin, ihre Minister und die Ministerpräsidenten der Bundesländer ‚nicht nur von einem hervorragenden Virologen‘ beraten, sondern ihre Fachleute im Kanzleramt und in den Gesundheitsministerien von Bund und Ländern werden sie sehr genau über die unterschiedlichen Positionen, Ansätze und Vorschläge der verschiedensten Fachleute aus Virologie, Medizin und anderen Bereichen informieren. Auch die Lobbyisten werden, gerade in der jetzigen, schwierigen Zeit, alle Kanäle nutzen, um politische Entscheidungen in ihrem Sinne zu beeinflussen. Für Pluralität ist damit gesorgt. Es hört sich schön an, neben all den Fachleuten und solchen, die sich dafürhalten, auch noch ‚moderierte Ideenbörsen‘ einzuschalten. Demokratietheoretisch wäre es auch wünschenswert, neben dem Bundestag alle Landtage in die Entscheidungsfindung mit einzubinden.

Am Ende aber muss eine Entscheidung stehen – mitunter verdammt schnell! Und sie muss u.U. ganz schnell wieder verändert werden! Deshalb ist die aktuelle Lage, gerade jetzt im November, die ‚Stunde der Exekutive‘, basierend allerdings auf einem Infektionsschutzgesetz, das die Legislative so beschlossen hat – und ändern kann, wenn sie Bedarf sieht! Auch ‚schwillt mir der Kamm‘, wenn immer wieder Bezüge zur DDR oder gar zur NS-Diktatur hergestellt werden. Es gibt bei uns kein ‚Rede-‘ und noch weniger ein ‚Denkverbot‘! Im Gegenteil, ich wünschte mir, viele Menschen würden ihr ‚Gehirn‘ einschalten, statt den absurdesten Verschwörungsmärchen hinterher zu rennen! Der ‚Vernunft vieler Einzelner‘ vertraue ich durchaus. Probleme habe ich allerdings mit der Unvernunft vieler Anderer! Und dass uns, wie manche fordern, ‚mehr Gebote als Verbote‘ weiterbringen würden, bezweifle ich entschieden – nicht zuletzt, wenn ich an die vielen Demonstrationen der vergangenen Tage, Wochen und Monate denke. Eine Frage, die auch Professor Pörksen aufwirft, treibt auch mich um: Wenn wir in einem oder zwei Jahren zurückblicken, welche Antwort werden wir dann auf die Frage geben, welche Staatsform mit der Herausforderung Corona-Pandemie besser zurechtgekommen ist, die freiheitlich-rechtsstaatliche Demokratie oder das autoritäre System? – Erwin Beck

 


 

 

Leserbriefe zu „Bitte gefühlsmäßig abrüsten!“ von Hamed Abdel-Samad und „Hätte der Prophet das gewollt?“ von Abdel-Hakim Ourghi

 

Lieber Hamed Abdel-Samed, ich komme aus der bürgerlichen Mitte und bin ganz bei Ihnen. Mich müssen Sie also nicht mehr mahnen und bitten. Ich hoffe, dass jene Eliten, die immer noch nicht verstehen wollen, welche Gefahr vom Islamismus für ihre und unsere Freiheit ausgeht, endlich zur Vernunft kommen. Ihren Beitrag sollte man aus der ZEIT ausschneiden und ihnen unter das Kopfkissen legen. Danke für Ihre so klaren, mutigen und wichtigen Worte! – Regina Stock

 

Wie überaus beschämend, dass hier lebende aufgeklärte, kritische Muslime, die zu uns gekommen sind im Glauben, hier ihre Meinung frei äußern zu können, sich beklagen müssen, dass sie-wenn sie den Islam kritisieren- als islamophob angegriffen werden- ohne von uns Schutz vor ihren fundamentalistischen Glaubensbrüdern zu erfahren! Warum? Weil wir vor lauter Multikulturalismus, Political Correctness und Angst vor dem allgegenwärtigen Rassismus-Vorwurf zu unseren eigenen Freiheitswerten der Aufklärung nicht mutig stehen. Den kritischen Muslimen und uns würde es helfen, wenn wir endlich klarstellen würden, welcher Islam zu Deutschland, zu Europa gehört: der aufgeklärte. Der Artikel von Ourghi zeigt im übrigen deutlich, wie fahrlässig es ist, den fundamentalistischen Islam zu unterschätzen. Die -heutigen- barbarischen Grausamkeiten gegen Abweichler, Kritiker und Beleidiger des Propheten haben Methode- von Anfang an. – Irmgard Altstaedt

 

Zwei Artikel von erschreckender Überzeugungskraft: Angesichts der soziodemografischen Entwicklung in Deutschland kann ich mir nicht vorstellen, dass in Mitteleuropa zwei Generationen später noch ein freiheitlich-demokratisches Gemeinwesen bestehen wird. – Prof. Dr. Thomas Cirsovius

 

Vielen Dank für Ihre treffenden Analysen. Europa befreite sich mit dem Schwert vom Joch des Klerus, aber (noch) nicht von seinem Diktat. Es geht um die Macht über Denken und Fühlen von Kindern, Frauen und Männern. Was ist (Macht-) Missbrauch? Wer darf darüber mitreden oder richten? Diesen Kampf führen Männer, offen oder versteckt aber immer mit aggressivem Dominanzstreben und der Bereitschaft zur Gewalt über andere. Die „männliche“ Macht – Frauen kommen im orthodoxen Klerusen nicht vor – will die Vorherrschaft über die Gesellschaft.

Solchen traditionellen Eskalationsspiralen entkommen wir Männer nur, wenn wir uns selbst vom Ritus der aggressiven Männlichkeit befreien, uns mit unserer Weiblichkeit, dem Bedürfnis nach, Schutz, Toleranz und Ausgleich versöhnen. Dieses älteste Joch des Klerus können wir nur durch Selbstbeschränkung abwerfen. Erst wenn alle wirtschaftliche, gesellschaftliche, religiöse und politische Gremien und Funktionen zu 50% mit Frauen besetzt sind – Spitzenämter als Doppelspitzen eingeschlossen – wird effektivere Gewaltkontrolle möglich. Um unser Zusammenleben friedlicher und gerechter zu gestalten müssen wir mutig alle Macht paritätisch mit den Frauen teilen. Dem steht Nichts ausser unser Wille zum Frieden im Wege, sehen Sie R. Sapolsky, Gewalt und Mitgefühl, Rousseau mit Schwanz. – Klaus Siersch

 

Möchte ergänzen, woher nehmen Islamgläubige eigentlich ihre „Entrüstung“ über Mohammed-Karikaturen ? Die Karikaturen sind doch eine Reaktion und keine Aktion. Sie resultieren doch aus Bombenanschlägen im Namen des Propheten und sind also erst danach entstanden und somit bedarf es keiner weiteren Erklärung in einer aufgeklärten westlichen Gesellschaft. Wann registrieren das auch Linke in unserer Gesellschaft ? Kuschen bringt keinen Frieden! – Friedel Willmann

 

Vielen Dank für Ihren Artikel in der Zeit! Es macht mich sehr wütend, dass Menschen wie Sie, die ihren Glauben fortschrittlich leben und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt werben, Angst um Ihr Leben haben müssen. Hier muss die gesamte Bevölkerung, die Politik, wie die Zivilgesellschaft aufwachen und die Realitäten die Sie auch in Ihrem Artikel beschrieben haben zum Anlass nehmen, um kräftige Änderungen in Bezug auf den Umgang mit dem politischen Islam anzugehen. Keine Frage, die Verantwortung die wir alle als Deutsche durch die vergangenen Taten für die Gestaltung einer gerechten Gesellschaft und dem zurückdrängen des Rassismus haben, verstellt uns manchmal die Sicht für die Realität.

Wir dürfen die Finanzierung von religiösen Vereinen (egal welcher Glaubensrichtung) und auch die Ausbildung der Geistlichen, nicht anderen Staaten überlassen. Die Finanzierung der Geistlichen und Einrichtungen aller Religionen, die einen relevanten Anteil an der Bevölkerung haben sollte, staatlich organisiert werden. Hierzu müsste die katholische und evangelische Kirche auch einen angemessenen Teil von Ihrem gewaltigen Vermögen zur Befriedung einsetzen, das heißt abgeben. Ich habe eine Frage an Sie: Welche der politischen Parteien in Deutschland sehen Sie im Moment, die einen praktikablen Ansatz gegen den politischen Islam hat? – Oliver Genau

 

Zwei mutige Islamkundige halten – der DIE ZEIT sei Dank! – uns ach so aufgeklärten und auf Meinungsfreiheit pochenden Deutschen den Spiegel vor! Was müssen wir erkennen? Feigheit unter dem Deckmäntelchen der Toleranz; ein Ungewissen, das zuerst unsere freiwillig zensierten Worte weichklopft, später unsere Gedanken zurechtbiegt! Welches Bild aber werden wir in welcher Zukunft erst abgeben? – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Islamistische und sonstige Gefährder*innen, die nach den Erkenntnissen des Staatsschutzes / der Polizei zweifelsfrei vorhaben, Menschen anzugreifen / zu töten, müssen in Sicherheitsverwahrung genommen werden. Jene Personen, die die Gefährder*innen zu Gewalttaten motivieren, müssen vor Gericht gestellt und verurteilt werden. Soweit diese Menschen nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, müssen sie abgeschoben werden. Der Einfluss der orthodoxen Islamtheologie in Europa muss zurückgedrängt werden.

Islamische Lehrstühle müssen an staatlichen europäischen Universitäten vermehrt eingerichtet und mit Wissenschaftler*innen besetzt werden, die die historisch-kritische Methode anwenden, den Koran und Mohammed entmystifizieren/entidealisieren und den Koran als Glaubenszeugnis des fehlbaren Menschen Mohammed, nicht als unmittelbares Wort Gottes begreifbar machen. Die in Europa tätigen Imame und sonstigen islamischen Geistlichen müssen an diesen Lehrstühlen ausgebildet werden.   Muslimische Flüchtlinge dürfen nur noch dann geduldet oder gar eingebürgert werden, wenn sie zweifelsfrei vollumfänglich in Wort und Tat zu den Menschenrechten und zum Grundgesetz stehen.

Wenn sie dagegen z. B. Nichtmuslime oder Frauen oder Schwule für minderwertig halten und entsprechend (be)handeln, sollten sie Deutschland/Europa verlassen müssen.   Die islamistische und orthodox islamische Propaganda im Internet muss gestoppt werden. Deshalb sollten die Betreiber von Websites wie Facebook, Twitter etc. für die Inhalte ihrer Websites zivil- und strafrechtlich verantwortlich gemacht werden. Wer extremistisches, zur Gewalt aufrufendes oder motivierendes Gedankengut auf seiner Website veröffentlicht und verbreitet und damit Geld verdient, dass er auf diesen Webseiten Werbung anzeigt, sollte entsprechende juristische Konsequenzen zu tragen haben.   Wann endlich werden unsere Politiker*innen das Notwendige tun? – Ulrich Willmes

 

Der Hinweis in Text und Überschrift auf Gefühle ist mir zu pauschal. Gefühle haben schließlich Ursachen, Auslöser, Motive und eventuell auch Absichten. Und sie können – nicht nur in Bezug auf den Islam – auch verinnerlichte Konditionierungen sein, die sich als massenhaft manipulierte Räusche äußern. Zwar ist es tendenziell richtig, wenn Hamed Abdel-Samad aus aktuellem Anlass „die Gefühlsexplosionen von Muslimen in aller Welt, die ihren Hass auf Frankreich herausschrien“, deutlich kritisiert, man sollte dieses Phänomen aber nicht nur beispielhaft, sondern auch grundsätzlich und allgemein hinterfragen. Echte und positiv gemeinschaftsfördernde Gefühle kommen nirgendwo durch Manipulationen oder exklusivistische Vorgaben zustande. – Christoph Müller-Luckwald

 

Was hat denn der geschätzte Hamed Abdel-Samad nur? Nun, er hat, wie andere aufgeklärte Islamkritiker, nur völlig recht! Denn natürlich kann es nicht sein, dass „wir“ vermeintlich toleranten und klugen Zeitgenossen vor lauter überheblicher Strebsamkeit gesellschaftliche Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Intoleranz gefühlt zwar progressiv, realiter aber abstrakt „von der einen Seite auf die andere Seite packen“. Das macht weder die Gesellschaft gerechter, noch macht es sie friedlicher oder gar freier. Wenn wir sogenannten Linksliberalen also schon Diversität nachhaltig denken und einbringen (wollen), dann bitte dabei konsequent über den Tellerrand in alle Richtungen schauend, kritisierend, handelnd.

Ich habe mich immer schon in vielerlei (Lebens-)Kontexten sehr geärgert, wenn Menschen ganz offensichtlich unterschiedliche Maßstäbe an Wahrheit/Unwahrheit und Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit anlegt haben, weil es sonst nicht in „das Vorstellungs- und Wunschbildbild“ passen wollte. Mit Verlaub, diese Art von absurder, geradezu pathologischer (Politik-)Auffassung haben wir gerade im grellsten Licht der Öffentlichkeit vier Jahre lang „bestaunen“ müssen; konnten zusehen, wie viele Menschen sich sogar in einer Demokratie durch Narrative haben zu Narren machen (lassen). Kurzum: Machen wir endlich beide Augen auf, die uns der liebe Gott aus guten, offensichtlichen Gründen geschenkt hat. Denn wer die (weitere) Spaltung der Gesellschaft antreibt oder auch nur zulässt, legt die Axt an die Wurzel der Demokratie und des Rechtsstaats. Wie gesagt – Abdel-Samad hat völlig recht.

Im Übrigen ist die Diversität der Menschen in der heutigen Gesellschaft grundsätzlich ohnehin sehr ausgeprägt (und sie wird natürlicherweise eher größer als kleiner werden, ganz gleich, ob es etwa der AfD gefällt), so dass wir uns besser nach den mittels genauerem, also vernunftgeleiteten Hinschauen erzielten Erkenntnissen richten statt nach den gewöhnlich per Schubladendenken, Tunnelblicken und Hörensagen „ermittelten“. – Matthias Bartsch

 

Herzlichen Glückwunsch zu der Möglichkeit, auf Seite 60 der ZEIT zu aktuellen Problemen Stellung nehmen zu können. Die erneuten Morde der islamischen Fundamentalisten erinnern daran, dass dieses Thema weit oben auf die Tagesordnung der öffentlichen Debatte gehört. Allein in Frankreich wurden seit 2015 mehr als 270 Menschen von fanatischen Muslimen ermordet. Der Islam erhebt über die Religion hinaus den politischen Anspruch an alle Mitmenschen im Lande, sich nach seinen Vorstellungen „islamisch“ zu verhalten. Da sehr aktive und lautstarke Teile unserer Gesellschaft ihre Identität auf die negativen Aspekte ihrer Geschichte beschränken, wird  eine offene und ehrliche Debatte ohne Vorbehalte über die Ergebnisse der Aufklärung erschwert. Dennoch ist diese ohne falsche Rücksichtnahme auf Fanatiker und Fundamentalisten dringend notwendig.

Nur wenn die Ursachen der theologischen Auseinandersetzung zwischen fundamentalistischen, reaktionären  und laïzistischen (nur religiösen) Muslimen in den vom Islam dominierten und beherrschten Ländern und auch in Europa klar und eindeutig benannt werden, kann das religiös motivierte Morden auf längere Sicht eingedämmt werden. Die öffentliche Verbrennung von Ketzer der katholischen Kirche und von „ungläubigen“ Hexen auf dem Scheiterhaufen wurde nicht durch Toleranz, sondern durch die Aufklärung und durch die konsequente theologische Reformation erreicht.

Der Gedanke der konsequenten Laïzität (persönliche Gewissensfreiheit, Freiheit des Denkens jedes Einzelnen) entstand im 18. Jahrhundert (französisch: Jhdt des Lichts). Seit 115 Jahren ist er als Grundgedanke der Freiheit und als Staatsziel gesetzlich festgeschrieben. Dieser Gedanke ist Teil der europäischen Identität. In Deutschland wurde die dafür notwendige Säkularität bis heute nicht vollendet. Daher entwickelte sich der tolerante Umgang a) mit der Intoleranz fundamentalistischer Muslime, b) mit deren Ablehnung der Ergebnisse der europäischen Aufklärung.

In Japan weiß man, ein Volk ohne (die ganze) Geschichte ist ein Volk ohne Zukunft. Unser Weg in die Zukunft ist m. E. hier an einem Scheidepunkt angekommen. Wahrheiten sind oft unbequem, manchmal sind sie auch schmerzhaft. So entsteht in der Spaß- u. Wohlstandsgesellschaft teilweise eine Haltung  der „Schmerzvermeidung“. – Schmolling

 

Wollte Herr Abdel-Karim Ourghi mit seinem Artikel Angst vor und Hass gegen den Islam schürten? Sicher nicht. Aber Er gießt Öl ins Feuer in einer Zeit, in der seit Jahren die Gefahren religiöser Auseinandersetzungen und Attentaten in der Welt langsam und unaufhaltsam zunehmen und wachsen. Die Suren über Gewalt und Kampf im Koran kamen nur für eine Epoche in der die Gegner auch Gewalt angewendet hatten. Der islamische Theologe weiß sicher, dass einige Suren im Koran noch stehen aber seit hunderte von Jahren keine Verwendung mehr haben. Mehr gilt im Koran (Sure 5:32) „Wenn jemand einen Menschen tötet, so ist es, als hätte er die ganze Menschheit getötet“.  Vergessen ist der Satz des Prophet „Er ist ungläubig, wer satt schläft und sein Nachbar Hunger hat“ nicht nur muslimischer Nachbar, sondern ein Nachbar, ein Mensch.

In den ersten Jahren gingen die Menschen in Mekka hart und brutal mit den neuen Gläubigen. Auch der Prophet selbst musste aus seiner Stadt in der Dunkelheit nach Al-Medina fliehen, weil Stämme von Mekka geplant haben ihn zu töten. Als er aber nach 8 Jahren im Exil die Stadt Mekka mit seinen Kämpfer erobert hatte und die Mekkaner in Gefangenschaft kamen wurde keiner geköpft, sondern sagte er den bekannten Satz „Geht, ihr seid frei“. Ich, in Deutschland lebender Muslim seit über 40 Jahren, mache mir große Sorge um die Zukunft multireligiöser Gesellschaft. Terror und Gegenterror. Die bestialischen Attentate von Mördern und Kriminellen wie in Nizza und Wien vergrößern meine Sorge und meine Angst. Die Quellen der kämpferischen terroristischen Gedanken müssen ausgetrocknet werden. Liberale Muslime sind in der Verantwortung gegen die Radikalisierung zu kämpfen. Hass erzeugende Reden und Artikel zerstören den Traum von friedlicher multireligiöser Gesellschaft. – Dr. Riad El Kassar

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Kampf geht weiter“ von Josef Joffe

 

Die Überschrift hat mich überrascht. Erinnert sie mich an einen Ausspruch von Rudi Dutschke am offenen Grab von Holger Meins, der nach einem Hungerstreik gestorben war. – Absicht oder Versehen? – Rainer Antkowiak

 

In Ihrem Beitrag über den weiteren Verlauf der Präsidentschaftswahlen in den USA schreiben Sie, dass im Falle eines Patts das Unterhaus den Präsidenten wählt. Ein solcher Patzer (denn Sie meinen wohl das Repräsentantenhaus) sollte jemandem, der sich als Kenner des US-Systems ausgibt, nicht passieren, denn er untergräbt das Vertrauen in die folgenden Ausführungen. Beim nächsten Mal würde ich mehr Sorgfalt empfehlen. – Sabine Moehler

 

Die US Wahl: Ein bürgerliches Trauerspiel. Ein Wahlsystem aus dem 18. Jahrhundert. Das den Wählerwillen nicht wiedergibt. Da mehr Wahlmänner trotz weniger Wählerstimmen zum Sieg und Amt verhelfen können. Wen wundert es noch, dass ein Milliadär, von Papas Gnaden, ein trotziger, unerzogener Junge gefangen im Anzug und Körper eines US Präsidenten seiner Egozentrik, samt Familie, freien Lauf lässt. Wenn es nicht so traurig wäre müsste man Tränen lachen. Fazit = Wieder werden die „Vereinigten Staaten von Amerika “ von einem alten und reichen weißen Mann regiert. Egal ob es Jo Biden oder (was der Grundgütige verhüten möge) nochmal Donald Trump wird. Die amerikanischen US Präsidenten, das ist eine Geschichte voller ungelöster Probleme und Widersprüche. Ganz zu schweigen von der Frauenquote. – Felix Bicker

 

Josef Joffes Vertrauen in die politischen Mechanismen Amerikas in Ehren, aber glaubt er wirklich, dass die Probleme und die Spaltung des Landes von Trump oder Biden, von den Republikanern oder Demokraten gelöst bzw. aufgehoben werden können? Solange die Verteilungsfrage in den USA nicht ernsthaft gestellt wird – und dafür gibt es bis jetzt keine Anzeichen – bleiben die Amerikaner, von wenigen Ausnahmen abgesehen, unter der Käseglocke des amerikanischen Traumes, einer ideologischen Verblendung, die alle und alles durchdringt und einer Erneuerung des Landes im Wege steht. – Willi Goldstein

 

Ich finde es eine absolute Frechheit so einen Artikel von Herrn Joffe auf der ersten Seite und überhaupt zu veröffentlichen. Er bezeichnet den demokratisch gewählten Präsidenten der USA als gestört und verspottet ihn als bösen Clown. Was soll das sein? Seriöser Journalismus? Ist das ein neues Niveau in der seriösen Zeit? Es ist billig und zeigt keinen Respekt vor den vielen Millionen Wählern von Donald Trump. Es reicht, so etwas darf man mit dem Kauf Ihrer Zeitung nicht länger unterstützen. – Michael Warnecke

 

Endlich!!!!! Sie können sich gar nicht vorstellen, was das für eine Genugtuung in mir auslöste, als ich eben zum Frühstück Ihren Leitartikel zu diesem unsäglichen Menschen in den USA las. Endlich spricht mal jemand von den „Offiziellen“ Klartext! Endlich sagt jemand laut und deutlich, dass es sich bei diesem Typen um einen gestörten paranoiden machtgeilen Idioten handelt. Danke dafür. – Victoria Huber

 

Unabhängig von der Frage wer am Ende die Wahl gewinnt, muss man leider feststellen, dass sehr viel Menschen in Amerika Trump gewählt haben. Was sind das für Menschen? Welche Werte haben sie? Warum sind diese Menschen nicht in der Lage etwas, was nahezu die ganze (westliche) Welt verstanden hat, zu erkennen: Trump ist ein Narzisst, lügt und betrügt wie es ihm gefällt und hat keinerlei Anstand oder sonstige Werte. Ist das alles für diese Menschen kein Problem? Haben diese Menschen dieselben Werte wie Trump? Ich vermute, es liegt am amerikanischen Bildungssystem. Ich bin da jedenfalls ratlos. Allerdings ist auch das politische System in Amerika (nur zwei Parteien?) dringend reformbedürftig. Aber das werden die etablierten politische Machtblöcke in Amerika wohl zu verhindern wissen. – Ralf Baecker

 

Welch eine Fehleinschätzung des Autors zum Wahlverhalten der Trump-Anhänger. Dem „Twitter-Man“ sind keine „Wechselwähler von der Stange“ gegangen. Im Gegenteil, er gewinnt aus diesem Reservoir viele Stimmen dazu. Für 170 Millionen Amerikaner hat sich also kein Wind gedreht und eine Sehnsucht nach „Sammlung und Ruhe“ scheint für diese Gruppe auch nicht vorhanden zu sein – sie lieben das Trump-Chaos!

Der „böse Clown Trump“ hat diese Wahl verloren, aber seine Amtszeit wird kein „Ausrutscher der Geschichte“ bleiben. Bidens Jonglage-Nummer mit dem zerbrochenen Trump-Porzellan wird die Ränge vom Zirkus Vox nicht füllen. Der Direktor Murdoch wird schon bald eine Castingshow „Clown-Reloaded“ inszenieren. Der Gewinner schlüpft in das vorhandene Kostüm. Vielleicht variiert er die Rolle ein wenig moderater, um auch ein paar Lacher von den Demokraten zu bekommen. Die Mehrzahl der Amerikaner wird dieses Format begeistern denn: There´s no Business without Show Business! – Wolfgang Gehrmann

 

Dass es in den USA nach all dem offenkundigen gesellschaftspolitischen Missmanagement nicht zu einem Erdrutschsieg der Demokraten gereicht hat, weist vor allem darauf hin, wieviel Realitäts- und Kontrollverlust aufgrund Enttäuschung, Hass und Spaltung in der US-Gesellschaft existieren. Die sogenannten Establishments aller liberaler Staaten sollten spätestens hiernach – zum Schutze von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit – gewarnt sein: Vor Arroganz und Ignoranz, Opportunismus und verantwortungsloser Rhetorik.

Unredlich und autokratisch kurzsichtige (Lobby-)Politik fällt der Gesamtheit einer Gesellschaft früher oder später immer vor die Füße. Überdies muss uns Deutschen, uns Europäern, die außerordentliche Führungsunkultur des 45. US-Präsidenten in Wort und Tat sehr klar vor Augen geführt haben, was Demokratie (nicht) bedeutet; dass sich also jeder „auf seinem Posten“ über den Wert und die Würde dieser Staatsform stets bewusst ist. Denn Schaffung und Erhalt von Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit sind (notwendigerweise) ein gemeinsames gesellschaftliches Projekt. Unbezahlbar zwar, aber mitnichten unerreichbar. – Matthias Bartsch

 

Herr Joffe, wie naiv und einfältig kann man sein. Die Gefahr eines Bürgerkrieges ist gebannt und nun wird alles seinen rechtlichen und zivilisierten Gang gehen mit den Wahlen in den USA. Wie kann man diesen Donald Trump immer noch nicht ernst nehmen?! Seit Monaten bereitet er diesen Moment vor, weil er seinem Machterhalt alles aber auch alles opfert. Die republikanische Partei, die Demokratie, den Frieden im Land. Er kann gar nicht mehr anders, nachdem er sich zum Sieger aufgerufen hat, als wie ein wund geschossenes Raubtier bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen.

Und nun rufen seine Söhne auch den totalen Krieg aus und empfehlen dem Vater bis zum Tod zu kämpfen. Mit jedem Tag, an dem sich das Ergebnis verzögert, steigt die Nervosität und Trump heizt die Gewaltbereitschaft weiter an. Das ist seine Strategie. Mit welchem Leichtsinn will Josef Joffe davon ausgehen, dass dieser Funke keinen Brand entzündet. Und wenn Trump es schafft, die Entscheidung so lange hinauszuzögern, bis zur Deadline und dann die Bundesstaaten für ihn entscheiden, dann werden die Demokraten auf die Barrikaden gehen. Wir sind noch lange nicht am Ende, das Klima wird auf Monate vergiftet sein und ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass es zu Gewalt kommen wird. – Klaus Metzger-Beck

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Macht der Beleidigten“ von Evelyn Finger

 

Wie wäre es mal, nicht nur gewaltbereite Extremisten zu verurteilen, sondern auch mal anzuerkennen, dass gewisse Karikaturen durchaus beleidigend wirken können? Es ist ein feiner Grat zwischen „Meinungsfreiheit“ und „Anmaßung“ und durchaus ein Unterschied zwischen „Kritik“ und „Spott“. Käme jemand auf die Idee auf ein Marienbild im Petersdom zu urinieren und sich dabei auf die Freiheit von Kunst zu berufen? Waren die Strafen für ein derartiges Vergehen vor nicht allzu langer Zeit ebenso drakonisch? Es ist ein langer Weg in eine liberale Gesellschaft…

Auf Beleidigungen verzichten ist kein „Appeasement“ und auch keine Duldung von Terrorismus. – Björn Wulkop

 

Mit meinem muslimischen Arbeitskollegen habe ich das Freitagsgebet besucht. Weil ich die Sprache nicht kenne, fragte ich meinen Arbeitskollegen und fünf weitere Teilnehmer nach dem Sinn der Predigt. Alle Antworten waren gleich: „Ehe wir was falsches sagen, sagen wir besser nichts.“ Eine Angst-Religion? Auch lachen über Allah und Mohammed sind verboten, traurig. Auch gibt es die Richtung: Wir müssen unseren Gott verteidigen, kämpfen. Mein Gott, Jesus arbeitet mit Gnade ohne Leistungsdruck. Jesus hat eine Frohbotschaft, keine Drohbotschaft. siehe Franz Alt. Wir Christen erklären ALLEN MENSCHEN unser Friedensfest mit Advent, Ankommen, warten auf den Erlöser, bis Weihnachten. Lösen wir unsere Probleme untereinander mit einem gemeinsamen Friedenswillen.

Ändern wir die Blickrichtung! Bisher blicken wir in die Vergangenheit und belegen unsere mitmenschlichen Gedanken mit Bibelstellen. Die Vergangenheit ist nicht mehr änderbar. Machen wir das Gleiche wie Autofahrer, blicken wir nach vorne in die Zukunft und überlegen uns die Zukunft eine Weile voraus. Nicht die Vergangenheit beweist die Zukunft, sondern unser Handeln für die Zukunft! Wenn wir das Ziel „FRIEDEN“ im Kopf haben, wissen wir, wie wir handeln können. Hier ein einfacher, wichtiger Weg zum Frieden: Jesus ist unser Friedensbote für ALLE MENSCHEN. Jeder Christ weiß, das Weihnachten unser Friedensfest ist. Wir erklären den anderen Mitmenschen, dass wir Frieden wollen mit unserem Friedenswillen. Wenn wir das allen Menschen aller Religionen so übertragen, so dass sie das verstehen, ist das Ergebnis:   FRIEDEN grenzenlos. Frieden kann wachsen im Advent!

Kriege wurden bisher befohlen. Frieden wächst gemeinsam in den Köpfen der verschiedenen Menschen. Die meisten Menschen warten auf diese Erlösung! Herr erlöse uns von dem Übel: „Untereinander Kämpfen zu Müssen.“ Ohne Kampf fehlt der Krieg, es entsteht Frieden. Im Advent bereiten wir uns auf das geistige Wiederkommen der Herrn JESUS vor. Sein friedlicher Geist wächst wieder unter vielen nachdenkenden Personen. Wir lassen seine Friedensgedanken wieder neu wachsen. Wir arbeiten nicht gegeneinander, sondern gemeinsam zusammen. Konkurrenzdenken und Kampfmodus werden zur Kooperation. Mit vielen friedlichen Gedanken untereinander begrüßen wir den großen Frieden. Die Religion ist das Werkzeug zum Frieden für alle Menschen. – Josef Francken

 

Es ist sehr begrüßenswert, dass sich die ZEIT gegen die irrationale islamistische Logik wendet, wonach Schuld am Terror diejenigen haben sollen, die (durch Karikaturen oder schlicht ihre Lebensweise) die Terroristen provozieren, und sich klar zur Meinungsfreiheit bekennt, statt eine totalitäre, stets beleidigungsbereite Religiosität zu dulden. Dies bedeutet auch, berechtigte Islamkritik – sei es von Andersgläubigen oder liberalen Islamkritiker*innen – nicht als Muslimfeindlichkeit anzusehen. Es muss klar sein, dass diejenigen Islamgläubigen, die gegen Reformer aus den eigenen Reihen hetzen und ihnen nach dem Leben trachten, so dass diese sich nur noch mit Polizei- und Personenschutz frei bewegen können, die Toleranz der Gesellschaft (und die Förderung durch die öffentliche Hand) verwirkt haben. Wer das Recht auf Religionsfreiheit beansprucht, muss auch die Freiheit von liberalen Kritikerinnen und Kritikern in gleichem Maße in Wort und Tat achten. – Dr. Bernhard Hartung

 

Es ist sehr begrüßenswert, dass Sie sich dieses Problems angenommen haben. Jede Logik menschlichen Denkens und Handelns entwickelt sich aus der oft sehr unterschiedlichen Betrachtungsweise unserer Welt. Die Interpretation der Geschichte durch dominante Persönlichkeiten in den jeweiligen Gesellschaften spielen dabei eine entscheidende Rolle. Wer sich der Logik des Denkens und Handelns widersetzen will, muss sich mit dem Ursachen der sehr unterschiedlichen Betrachtungsweisen befassen. Diese sind im fundamentalistischen Islam zu finden. Bisher wurden diese Probleme verniedlicht, verharmlost auf die hinteren Seiten der Zeitungen und in die späten Abendstunden der Radio- und Fernsehprogramme verdrängt, wenn Menschen, die „den Laden am Laufen halten“, arbeiten oder nach getaner Arbeit ruhen oder „Spass haben“ müssen.

Susanne Schröter, Kennerin des Islam, hat am 08.11.2020 im rbb inforadio („Weltsichten“) treffend die Ursachen des Beleifigtseins der religiös motivierten Mörder in „Islam: Theologischer Kulturkampf um Lebensstile | Inforadio“ erklärt. https://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/weltsichten/202011/08/Politischer_Islam_Susanne_Schroeter.html

Ich hoffe, auf eine offene und ehrliche Debatte auch dann, wenn von den lautstarken konservativen Muslimen in Europa wie in den vom Islam dominierten/beherrschten Ländern überreagiert wird. Angst war noch nie ein guter Ratgeber. – Schmolling

 

Sich der Logik der Terroristen zu widersetzen ist genauso selbstverständlich wie sich über ihr absurdes Religionsverständnis zu wundern. Seit wann darf man den Glauben an einen Gott, hier besser gesagt gegen eine Religion, mit Gewalt und Mord durchsetzen? Die aufgeklärte westliche Kultur muss hier unmissverständlich ihre Positionen verteidigen, auch oder gerade deswegen, weil es die fatale Verbindung zwischen Religion und Politik vor allem in islamischen Ländern gibt. Wir hier in Europa hatten die Aufklärung, wodurch wir zwar nicht zu besseren Menschen wurden aber uns klarmachten, was Religion und Politik unterscheiden muss. Araber und Türken sind nicht dümmer als wir hier in Europa aber ihre fatale Vermischung von Politik und Glauben hat den Islamterrorismus geboren.  Das theologische Zentrum des sunnitischen Islam ist die Al-Azhar-Universität in Kairo.

Der Vatikan führte schon vor Jahren mit dem Groß-Imam der Universität einen Dialog zum Thema Bedrohung der koptischen Christen in Ägypten und der radikalen Auswüchse des Islam weltweit. Was ist daraus geworden? Man kann nur sehnlichst hoffen, dass als Ergebnis solcher interreligiösen Kontakte herauskommt, dass der Islam von seinen theologischen Autoritäten endlich auf unbedingte Friedfertigkeit festgelegt wird. Egal ob es sich um die sunnitische oder schiitische Richtung handelt. Die drei abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam schmücken sich doch mit demselben Gott, der nur durch die voneinander abweichenden Religionen verschiedene Namen trägt.  Auch huldigen sie anderen Propheten, wobei für den Islam wie für die Juden Jesus auch ein Prophet ist und nicht Gottes Sohn.

All diese Unterschiede können jedoch nicht begründen, eine Religion über die beiden anderen zu stellen und einen Alleinvertretungsanspruch ihres Gottes zu beanspruchen. Das lässt der gemeinsame Gott verständlicherweise nicht zu.  Man sieht, dass der Glaube an Gott und die Religion oft erschreckend verschiedene Ziele verfolgen. Gerade die Anhänger des Islam zeigen hier einen gefährlichen Mangel an Verständnis für den wahren Kern ihrer Religion die nicht als Waffe gegen verwandte Religionen missbraucht werden darf. Es wird also allerhöchste Zeit, dass sich Religionsvertreter auf höchster Ebene treffen, um auf die Unvereinbarkeit des radikalen Islam mit dem Glauben an Gott zu verweisen. – Klaus Reisdorf

 

Unsere Kultur hat sich auf Religionsfreiheit geeinigt, aber reicht das? Sie erlaubt jedem zu glauben, was er will, aber dazu gehört auch – wegen der Menschenwürde – dass Andersgläubige respektiert und deren Glaube und Gefühle nicht verletzt werden dürfen. Das geschieht aber unter Berufung auf die Meinungsfreiheit, insbesondere in Frankreich. Die Meinungsfreiheit ist ein Grundpfeiler unseres Gemeinwesens, darf aber den sozialen Rechtsfrieden nicht verletzen. – Friedrich Schorling

 

Dass nicht wenige Muslime beleidigt sind, wenn fast alle tonangebenden Medien einseitig die Terrorakte dem Islam anlasten, kann ich nachvollziehen. Würden man bei uns auch noch Meinungsfreiheit heranziehen, wenn  man entsprechend der Mohammed Karikaturen die französische  Nationalflagge besudeln oder jüdische Religionssymbole madig machen würde? Ganz vergessen Scheint die westliche Welt die völkerrechtwidrigen Kriege gegen überwiegend islamisch geprägte Mitmenschen in Afghanistan und im Irak vergessen zu haben. Hier handelt es sich um Terrorakte westlicher Machthaber, die mehrere Tausend Tote verursacht haben. Haben hier nicht auch islamistische Terrorakte ihre Wurzeln? Statt weiter gegen den Islam zu hetzen wäre es besser, dass zunehmend religionsverbindende Aktionen gefördert werden. Wenn immer noch zu wenig Frieden zwischen Konfessionen und Religionen spürbar wird, so liegt das vor allem an Unwissenheit und bequemen Vorurteilen.

Leider dominiert noch immer ein konfessionsbestimmer Religionsunterricht in unseren Schulen und meist über eine ganze Schulkarriere. Wäre da nicht auch ein religionsübergreifender Religionsunterricht sinnvoll, wo junge Leute voneinander lernen und schädliche Vorurteile überwinden könnten? Zumindest sollte in jeder Altersstufe über ein Jahr hinweg ein interreligiöser Unterricht für alle verpflichtend sein, so dass wenigstens vermeintliche Gegensätze, die oft auf Missverständnisse und Gedankenlosigkeit beruhen, nicht weiter wuchern können. Könnte so nicht auch so manch religiös motivierter Terrorismus vermieden werden?

Freilich müssten dann endlich auch die Vorsteher unserer Großkirchen, die sich lieber gegenseitig in Ruhe und Frieden lassen, selbst mit guten Beispielen vorangehen und sich nicht mit ihrer finanziellen Absicherung zufriedengeben. Ohne Friedensaufbau zwischen den Religionen wird es nicht mehr Frieden in einer zerrütteten Welt geben, die doch zum Überleben vor allem die universellen Energien der Religionen nötig hat. – Simon Kirschner

 

Nicht nur in den beiden genannten Beiträgen ist davon die Rede, dass Samuel Paty enthauptet wurde. Nun meine ich mich einerseits zu erinnern, dass er zunächst getötet und dass dann erst seiner Leiche der Kopf abgetrennt wurde. Andererseits meine ich, dass unter Enthauptung eine Methode der Tötung verstanden wird, nicht aber die einer Leichenschändung. Ich wäre für Ihre Meinung dankbar. Sollten Sie mir recht geben, rege ich an, dass zumindest die ZEIT im Rahmen guter journalistischer Praxis auf reißerische, aber unrichtige Begrifflichkeiten verzichtet. – Dr. Peter Scheibl

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Besser-Wisser“ von Peter Dausend

 

Als Kommentar zu dem wunderbaren Artikel ein Gedicht von Eugen Roth:

Ein Mensch, der lange schon bevor das Unheil kam, die Welt beschwor

Blieb leider völlig ungehört.

Dann kommt´s und alles schreit empört:

„Schlagt doch zuerst den Burschen tot –

Der hat schon lang damit gedroht. – Renate Backeshoff

 

Einen wichtigen Grund, warum Karl Lauterbach viele Aggressionen auf sich zieht, hat Peter Dausend nicht genannt. Karl Lauterbach war einer der wenigen, der einzige(?) überregional bekannte Politiker, der sich beim ersten Lock-down gegen einen Start der Bundesligen Fußball offen ausgesprochen hat. Daraufhin wurde ihm z.B. die recht fragwürdige Ehre zuteil, mit seinem Konterfei in einem der zuschauerlosen Stadien zu sitzen. Wir leben in einer schizophrenen Welt. Corona verdeutlicht das. Mit Verwunderung wird festgestellt, dass trotz der wachsenden Corona Zahlen, trotz der breiten Berichterstattung in allen Medien, die Bereitschaft  die notwendigen Regeln einzuhalten, bei den Bürgerinnen und Bürgern  in unterschiedlichem  Maße  zu beobachten ist. So gingen beispielweise ca.  20 000 Demonstranten gegen beschlossene Corona-Regelungen auf die Straße.

Ausführlich wird in allen Medien über die dramatische Zunahme der coronainfizierten Menschen berichtet und um Verständnis für ein verantwortungsbewusstes Handeln geworben. Man sollte annehmen, dass das Bewusstsein aller dadurch geprägt wird und für alle Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie volles Verständnis herrscht. Aber da ist noch etwas anderes, das auch in das Bewusstsein (oder das Unterbewusstsein) eindringt: Profisportler gehen in den Bundesligen ohne jede „social- distance“ beim Kampf um den Ball aufeinander los oder umarmen sich leidenschaftlich, wenn ein Tor erfolgt ist.  Viele Zeitungen zeigen Bilder davon. Im Fernsehen wird ausführlich über die bedenkliche Ausbreitung der Pandemie berichtet und nahtlos anschließend werden die Tore aus Bundesliga –Spielen und die Bundesligatabelle gezeigt.  Gerade für die junge Generation sind diese Gegensätze schwer auszuhalten. Bundesligavereine gehen unterschiedlich mit den Quarantäne- Maßnahmen um, die sonst von Gesundheitsämtern sehr schnell angeordnet werden. Die Labore beklagen, dass ihnen die Kapazitäten für Corona Tests ausgehen und Profikicker werden ständig kontrolliert?

Und schließlich unternehmen Bundesligamannschaft in der Champions-League all die Fahrten in Risikogebiete, in denen von Reisen dringend abgeraten wird. Schizophren:  Restaurants, Kulturstätten, Sportstätten etc. mussten schließen, ohne dass gefragt wurde, ob diese Unternehmen Insolvenz anmelden müssen. Wird da nicht offenkundig, dass die Politik mit unterschiedlichen Maßstäben misst und ein Politiker, wie Karl Lauterbach,einiges an Rückgrat zeigt? – Marie- Luise und Helmut Gattermann

 

Der omnipräsente Herr Lauterbach mag hier und da richtig liegen. Das bedeutet aber keineswegs, dass seine Sicht der Dinge am Ende stimmen wird. Längst nicht alle Epidemiologen teilen seine Einschätzung. Eine perspektivische Herangehensweise an die Pandemie ist in Deutschland nicht erkennbar, im Gegensatz zu Schweden. Dort blieben Kitas, Schulen, Läden, Restaurants usw. immer offen. Eine Maskenpflicht gibt es in Schweden nicht. Man hat sich auf den längerfristigen Umgang mit der Pandemie eingerichtet. Trotzdem liegen die Schweden in den letzten Monaten im Vergleich der Statistiken in einem ähnlichen Bereich wie Deutschland. Das ist nicht mehr zu leugnen.

Am Beginn der Krise haben allerdings die Schweden noch mehr geschlampt als wir, was sich an der großen Zahl der Verstorbenen (Alten-, Pflegeheime) ablesen lässt, aber – beschränkt auf das Frühjahr! Lauterbach, Söder, Merkel und die Medien versetzen seit März die ganze Nation in Angst und Schrecken. So verharren im Meinungseinheitsbrei sinnvolle Alternativen in Utopia. Hier hangelt man sich von Lockdown zu Lockdown mit der Vernichtung tausender Existenzen und ungezählten Verstorbenen, die aus Angst notwendige Arztbesuche unterließen oder überlebenswichtige OP’s absagten.

Es gibt auch Epidemiologen, die sagen, am Ende der Pandemie seien die Zahlen der Erkrankten und Toten überall in Europa vergleichbar – ob mit oder ohne Lockdown. Sollte es so kommen, was dann Herr Lauterbach? Es gibt im Vergleich Schweden-Deutschland aber einen weiteren großen Unterschied: die Schweden hören auf ihre Epidemiologen, aus freien Stücken ohne Zwangsmaßnahmen, nach denen sich die Deutschen offenbar förmlich sehnen.“ – Hans Ludwig Scherer

 

Beim Lesen Peter Dausends Lauterbach-Portraits beschleicht mich der Verdacht, dass die Bemerkungen über das Sozialverhalten des Politikers und Wissenschaftlers eher einen typischen Mangel an Kooperationsfähigkeit und Kooperationsbereitschaft der potenziellen oder tatsächlichen Kooperationspartner widerspiegeln als eine Unfähigkeit der ihrer bezichtigten Person. Nicht wenige Menschen, die sich kompetent und engagiert einer Sache widmen, werden dieses soziale Phänomen kennen.

Ganz egal, wie sie sich verhalten – es wird ihnen immer irgendetwas zugeschrieben, was den Überforderten entlastet: Erzeugung von Langeweile, Überforderung der Adressaten, Selbstinszenierungsdrang usw. bis hin zu bösem Willen. Herrn Lauterbachs Duldsamkeit und Humor, wie selbstverständlich seine überragende Fachkompetenz sind in meinen Augen bewundernswert. Ich möchte sie nicht missen und bin sicher, für den öffentlichen Diskurs sind diese Eigenschaften notwendig, ganz egal, wie die Person heißt, der sie zurecht zugeschrieben werden können. – Michael Janowski

 

Die verbreitete Ablehnung des Professor Lauterbach hat sich sicher nicht an seiner unbestrittenen wissenschaftlichen Kompetenz entzündet, auch nicht an seinen Vorhersagen zur Pandemie-Entwicklung, die im Übrigen von vielen mündigen Bürgern auch so oder ähnlich erwartet wurde. Auch ist sein asketisch-salzarmer Lebensstil einer großen Mehrheit der Bevölkerung sicher nicht bekannt und kann daher nicht als Aufhänger einer generellen Lebensfeindlichkeit seiner Corona-Verkündigungen herhalten.

Es ist vielmehr die Neigung zu einem Ausschließlichkeitscharakter seiner Kommentare, eine wenig erkennbare Empathie für die Nebenwirkungen der Lockdown-Maßnahmen und ein Mangel an Hoffnungsgeleit für den Weg durch die Krise, wie es ein Arzt seinen schwerkranken Patienten zukommen lassen sollte. Tatsächlich ist Prof. Lauterbach Arzt, aber neben der wissenschaftlichen Expertise bedarf es Nähe zur Lebenswirklichkeit der Menschen/Patienten, will man sie für eine Therapie gewinnen. Genau diese scheint ihm – wie schon bei seiner Bewerbung für den SPD-Parteivorsitz – nicht recht zu glücken.  Auf gar keinen Fall aber rechtfertigt dies Anfeindung oder Bedrohung. – Dr. Joachim Schüürmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Na dann bis Baldrian!“ von Antonia Baum

 

Hiermit haben Sie schon die Lösung für Ihr Problem von einem alten Mann mit viel Email-Erfahrung. Diese Anrede ist neutral und auch ehrlich, denn auch jemandem, den man nicht sehr schätzt, wünscht man doch keinen schlechten Tag !? Für ganz neutrale Nachrichten oder unpersönliche Adressaten geht es auch ohne Namensnennung, Will man es etwas persönlicher machen, könnte man evt. auch noch ein freundliches Adjektiv dazusetzen, aber das wäre schon ungewöhnlich.

Die Schlussfloskel im unpersönlichen Verkehr ist immer – Mit freundlichen Grüßen – . Auch das halte ich für weitgehend ehrlich; für unbekannte Empfänger sowieso, und auch dem Umsympathischen, oder dem man  eine Kritik, Abmahnung o.ä. geschickt hat, will man doch einen guten – und nicht etwa unfreundlichen –Stil unter zivilisierten Menschen signalisieren. Also, das muss schon sein. Ob Sie dies nun hilfreich fanden, oder nicht. – Ludwig Fensch

 

Wie wäre es  mit dieser Anrede  für E-Mails außerhalb des Geschäftlichen, zum Beispiel für Leserbriefe, wenn einem eine kleinere oder größere Arbeit gut, sehr gut oder noch besser gefallen hätte, es dennoch dieses oder jenes zu ergänzen, zu fragen oder zu bekritteln gäbe? (Mache ich übrigens hin und wieder ganz gern, weil ich die Zeit dazu habe und in der Annahme, dass hinter einer sympathischen Sprache und/oder einem ebensolchen Inhalt sich eine „Liebe sehr geehrte…“ Autorin finden wird.). Hier also könnte ich (79) mir vorstellen, dass Sie innerhalb Ihrer Schaffenszeit periodisch auf diese Thema zurückkommen werden. – Gernot Henseler

 

Vielen Dank für die Benennung der Probleme bei der Anrede, die mich umtreiben, länger schon als es E-Mails gibt. Die mangelnde passende Auswahl hindert mich daran, meine Botschaften abzusenden. Seid gegrüßt, A. und B, trug mir die Frage ein, ob das Wagner sei…. Ich finde keine Anrede, um Mitbewohner zu bitten, ihre Kippen nicht im Hof zu entsorgen oder Ausgänge nicht voll zu stopfen. Wie leicht ist es in der französischen Sprache, einfach Madame oder Monsieur zu sagen, aber Frau oder Herr, klingt nicht. Damen sind wir ja auch schon lange nicht mehr, merkwürdigerweise ist der Herr geblieben. Kurz, das Problem ist mit der Grußformel am Ende ebenso verflixt wie am Anfang. Mein Wunsch wäre es, Neues zu finden, erfinden, Ideen zu entwickeln. Für mich macht es übrigens den Wert der ‚ZEIT‘ aus, neben den tatsächlichen Zu- und Missständen perspektivische Optionen anzuregen. Ich würde mich sehr über Anregungen freuen. – Ulrike Meixner

 

 

War das schon das erste Fettnäppchen? Nein, denn ich meine die Anrede wörtlich. Gar nicht wirklich klar ist mir warum ich erst auf diese kleine Glosse von Ihnen schreibe. Sie war treffend und amüsant. Aber eben so ein nettes „Schmankerl“ (würde der Bayer sagen). Ich lese eigentlich alles von Ihnen mit stetig wachsender Begeisterung. Das ist eigentlich alles was ich kurz loswerden wollte. Ich freue mich schon auf morgen wenn die neue Zeit im Briefkasten liegt und hoffe, dass ich wieder etwas von Ihnen lesen darf. So und jetzt? Die Grußformel? Mmhh. Doch jetzt fällt mir etwas ein. Ist ebenso wörtlich gemeint wie die Anrede. – Fred Steinbach

 


 

 

Leserbriefe zu „Erst mal abgehakt“ von Merlind Theile

 

Die Abgeordneten der CDU, die der Fortsetzung der Menschen- und Tierquälerei in den Schlachthöfen ihren christlichen Segen geben, wissen genau, was sie tun: In der ZEIT vom 11. Dezember 2014 berichten Sie unter dem Titel „Schlachtordnung“ von den verheerenden Zuständen in den Schlachtfabriken und der kriminellen Ausbeutung rumänischer und bulgarischer Arbeitskräfte, die man mit der Unterschrift unter ein Papier, das sie nicht verstehen; zu Selbständigen macht, die man in Elendsquartiere sperrt und denen man möglichst noch den Lohn stiehlt.

In der ZEIT vom 7. Juni 2018 wird geschildert, wie eine gewissenlose Fleischmafia Amtstierärzte behindert und bei der Aufdeckung von Missständen bedroht. Es ist sogar vom Selbstmord einer Tierärztin wegen solcher Repressalien die Rede. All das war Herrn Heil im Frühjahr unbekannt? All das ist den Abgeordneten der CDU unbekannt und egal? Nun ja, die Herren sind ja lediglich ihrem Gewissen verantwortlich; und mit dem müssen sie ihr Tun ja vereinbaren. Da wäre ich gerne dabei! – Lutz Landorff

 

Schade, das Merlin Theile in „Erst einmal abgehakt“ die baden-württembergische Stadt Pforzheim nach Rheinland-Pfalz verfrachtet. Dadurch schwindet die Sicherheit, ob die anderen Behauptungen noch stimmen. – Rudolf Schlosser

 

Mit viel Gewinn lese ich wöchentlich die Zeit. Und ich bin sicher, dass die Beiträge gewissenhaft verfasst werden. Dennoch lassen sich Fehler natürlich nicht vollends vermeiden. Mir wäre nämlich neu, dass es in Rheinland-Pfalz ein Pforzheim gibt. Es gibt auf jeden Fall die bekannte Stadt Pforzheim zwischen Karlsruhe und Stuttgart, quasi an der Grenze zwischen Baden und Württemberg. Und ich weiß auch, dass in der Nähe dieser Goldstadt Pforzheim ein Ort Birkenfeld liegt. Dies sind kleine, für den Inhalt des Artikels unbedeutende Details. Aber generell gilt, dass die Glaubwürdigkeit von journalistischen Beiträgen auch von der Verlässlichkeit von Detailfragen abhängt. Ich muss mich bei Beiträgen mit mir bis dahin völlig unbekannten Informationen auf die Stimmigkeit der Angaben verlassen können. Nichts für ungut. – Michael Schreck

 

Was Sie im Artikel über die Haltung der CDU zum Arbeitsschutzkontrollgesetz berichten, ist ein typisches Beispiel für die unsoziale Politik der CDU, die sich stets und ständig nur nach den Interessen von Konzernen und Industrielobbyisten richtet. Angesichts der Empörung der Bürgerinnen und Bürger über die Zustände in der Fleischindustrie schien es der CDU opportun, Interesse an menschenfreundlichen Veränderungen zu heucheln, aber nun, da sich der Wirbel um das Thema gelegt hat, versucht die CDU klammheimlich, wirkungsvolle Gesetzesänderungen doch wieder aufzuweichen und zu verhindern.

Dieses Gebaren ist einer der Hauptgründe, warum die CDU für mich unwählbar ist.  Wichtige Schritte für ein besseres Leben der Menschen – sei es in der Arbeitswelt, im Klimaschutz, bei der Steuerpolitik, bei der Wohnungspolitik  – werden immer wieder den Konzerninteressen geopfert. Leider ist auch die SPD nicht in der Lage, sich in der GroKo durchzusetzen. Bei den wirklich wichtigen Themen geht sie immer unter, knickt ein und von den guten Ansätzen, die bei ihr vorhanden sind, bleibt nichts übrig. Ich hoffe sehr, dass der Einfluss der CDU nach der nächsten Bundestagswahl erheblich schwindet.

Da zu befürchten ist, dass womöglich in Friedrich Merz, der ja noch viel mehr für eine Politik des Wirtschaftslobbyismus steht, mehr Einfluss in der Partei gewinnt, würden derartige Fehlentwicklungen wie die von Ihnen beschriebene damit noch größer. Die Gesellschaft wundert sich zunehmend über soziale Spaltungen und das Anwachsen von Abstiegsängsten und sozialer Ungleichheit in Deutschland. Damit verbunden wird das Erstarken der unsäglichen AfD beklagt. Dass die industriefokussierte Politik der CDU für diese Entwicklungen massiv mitverantwortlich ist, wird bei der nächsten Bundestagswahl hoffentlich nicht vergessen. – Erika S. Becker

 


 

 

Leserbriefe zu „Auf sie kommt es jetzt an“ von Moritz Aisslinger et al.

 

Auf sie kommt es jetzt an. Jetzt, in der Pandemie, wo die Wirklichkeit durch ihre krisenhafte Zuspitzung unseren individuellen und gesellschaftlichen Alltag in Frage stellt. Jetzt, wo die Exekutive Entscheidungen getroffen hat, die den Rahmen für eine umfassende Anpassung an die veränderte Wirklichkeit stecken, um zugleich ein Maximum an Kontinuität zu ermöglichen. Ein waghalsiges Unternehmen unserer Regierungen.

Jetzt kommt es auf sie an: Die vielen Schnittstellenarbeiter, die für eine menschlich und sozial gelingende Adaption die konkreten Voraussetzungen schaffen. Das Dossier stellt fünf dieser Vermittler vor, die in ihren Aufgaben- und Handlungsbereichen die neuen Anforderungen aufnehmen und sich auf je individuelle Weise zuverlässig, umsichtig, kreativ und geduldig um gelingende Umsetzungen kümmern. Menschen, die unverhofft als Avantgarde am Puls unserer Zeit arbeiten. Die in Alternativen denken, Lösungen finden und ethisch handeln. Menschen, die ihr Bestes geben und wissen, dass es nicht auf sie, sondern auf alle anderen ankommt. – Reinhard Koine

 

Ich finde es nach wie vor wichtig, wertschätzend mit allen Personen, die sich um das Wohl der Gesellschaft bemühen und tagtäglich dafür einsetzen, die gebührende Anerkennung zukommen zu lassen. Allerdings kommt eine Berufsgruppe in der Berichterstattung aller Medien nie vor! Das sind die Erzieher*innen und Sozialpädagog*innen in den Jugendhilfeeinrichtungen und auf der Straße, die täglich einen sehr intensiven Arbeitsalltag erleben und dabei sehr eng mit den benachteiligten Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten. Ich fände es daher sehr gut darüber auch einmal etwas zu lesen, wer zu diese Berufsgruppe gehört. Zu jenen, die durch Corona auch sehr viel mehr zu leisten haben, da sie immer in der Verantwortung für Ihre Schutzbefohlenen stehen und Jugendhilfeeinrichtungen ja nicht in einen „Shotdown“ gehen können. Ihnen allen gehört eine angemessene Anerkennung und unser aller Dank. – Markus Johannes

 

Ich möchte Ihnen ein großes Lob aussprechen für diesen informativen Bericht über die Personen, auf die es jetzt ankommt: Menschen aus dem Dienst für die Öffentlichkeit mit ihren Alltagserlebnissen und Alltagsärgernissen. Es wird immer wieder deutlich, dass eines der größten Probleme hierzulande und heutzutage in der (zu) hohen Gewichtung individueller Interessen gegenüber denen der Allgemeinheit liegt: Maskenverweigerer oder Datenschützer (und demnächst Impfverweigerer) mögen sicherlich oft gute Gründe für ihre Position haben. Aber es kann in der jetzigen Situation nicht Priorität haben, lange über lästige Masken oder ungeschützte Daten zu diskutieren.

Es ist nicht die Zeit dafür das Braten einer Extrawurst. Im Moment besteht das vordringliche Problem für die Allgemeinheit darin, die Pandemie so schnell und so effizient wie möglich zu bekämpfen. Auch wenn dabei mal jemand eine Maske tragen muss, dem dies vielleicht wirklich nicht zumutbar ist. Oder wenn mal nicht ganz alle Daten so super geschützt werden wie in Nicht-Pandemie-Zeiten. Früher sagte man in solchen Situationen: Auf Einzelschicksale kann keine Rücksicht genommen werden. Zu Recht! – Carola Schülke

 


 

 

Leserbriefe zu „US-Wahl. Bis zur letzten Stimme“ von Amrei Coen et al.

 

Als geneigter Leser ist man über die Meinungen der Redakteure erstaunt. Frei nach Carlo M.Cipolla, „Le leggi fondamentale della stupide umana“, wird in dem Artikel ein Grundsatz erkennbar. Klugheit und Vernunft unterstellt, haben die Redakteure des Artikels Schwierigkeiten, sich das Verhalten eines US-Präsidenten ohne Regeln, Struktur und Seriosität vorzustellen. Erst recht nicht, wenn ein Typ wie Trump ein Maximum an Kohärenz bei all seinem Tun zeigt, eher suggeriert. Für Traum gelten keine politischen oder rechtlichen Bewertungen, sie müssen rein medizinisch verordnet werden. Wenn auch durch Erbe machtvoll ausgestattet, bleibt er ein durch Verhalten erkennbarer Dummkopf. Dummköpfe wie Trump sind deshalb so gefährlich, gar verhängnisvoll, weil kluge und vernünftige Zeitgenossen sich kaum ein solch dummes Verhalten in dieser vom Volk gewählten Position vorstellen, geschweige denn begreifen können. Dieses Phänomen ist nicht selten, historisch und auch heute ubiquitär gegeben. – Jürgen Dressler

 

Ein wirklich guter und gut zu lesender Artikel, vielen Dank dafür. Ich habe allerdings eine klitzekleine Anmerkung, die mir immer wieder auch in ZEIT-Artikeln auffällt und die mich ärgert: Wieso werden besonders bei Frauen in Artikeln immer äußerliche Beschreibungen mitgeliefert, die völlig unerheblich für den Inhalt sind? Beispiel bei Ihnen: Republikanerin Martina White. Da heißt es in einem unauffälligen Einschub: „White, blondierte Haare, manikürte Fingernägel, …“ Wozu dieser Zusatz? So sehen doch viele amerikanische Frauen in der Öffentlichkeit aus. Bei beschriebenen Männern dagegen fehlen solche Attribute. Hier beschleicht einen das Gefühl der alten, männlichen Gewohnheit Frauen besonders über das Äußere zu definieren – hat sich wohl auch in die journalistische Tradition eingeschlichen. Werfe ich Ihnen persönlich keinesfalls vor, aber ich wollte mal darauf aufmerksam machen. Solche „schlechten Gewohnheiten“  sollten einfach der Vergangenheit angehören. – Julia Molina

 

Donald Trump, der „45. (Noch)Präsident“ der USA benimmt sich zurzeit wie ein angeschossenes Tier, das ganz wild um sich schlägt, beißt, kratzt und auch sehr schlimme Verletzungen zufügen kann. Joe Biden kann im Augenblick nur eines tun, sehr beruhigend auf Donald Trump einzuwirken, der noch bis zum 20. Januar 2021 im Amt bleiben dürfte. Mit einer Schnell-Zähmung dürfte wohl kaum zu rechnen sein, eher im Gegenteil. Was uns ein Joe Biden überhaupt zu bieten hat, das wird er uns vermutlich erst im Januar des nächsten Jahres so ganz richtig zeigen können; nach seiner Amtseinführung, falls eben alles nach Plan laufen sollte. – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zu „Wo die Vielfalt sprießt“ von Christiane Grefe

 

Nur mal zur information: ein bienenvolk sammelt im jahr bis zu 60kg pollen. da reichen blühstreifen nicht. eine reichliche pollenversorgung ist sehr wichtig. mais ist aber schlecht – der pollen ist nutzlos für insekten. es braucht riesige blühflächen, damit sich etwas ändert. nur mal ein beispiel, das es gehen kann: ein biolandwirt hatte raps eingesäht – aber noch viel mehr. denn nachdem der raps verblüht war, blühte die kornblume, dann viele weitere blumen – ein riesiges blühendes feld von anfang mai bis ende juli. so wird etwas gutes für insekten getan. daneben braucht es dauerhaft große blühflächen – nicht nur für fünf jahre. denn zu beginn ist noch genug gift in dem boden, das die landwirtschaft in den jahren verbreitet hat. und was edeka macht ist absolut schlecht: denn sie bezahlen landwirte viel zu gering und wollen das nicht ändern. aber wenn nicht endlich für nahrung genug bezahlt wird, damit landwirte ohne zusatzgeld con der eu davon gut leben können, wird sich etwas ändern können. – Matthias Westerkamp

 

Seit 30 Jahren lese ich die ZEIT, in der Regel mit großem Interesse. Seit einigen Jahren fällt es mir jedoch immer schwerer, die Beiträge in Ihrer Zeitung zur Landwirtschaft in unserem Lande zu verstehen. Ich wuchs auf einem Bauernhof auf, erlernte den Beruf eines Landwirts, studierte Landwirtschaft und war in landwirtschaftlichen Betrieben, der Agrarforschung und der Agrarverwaltung tätig. Ein erster inhaltlicher Schwerpunkt meiner beruflichen Tätigkeit war die Flur- und Schlaggestaltung im Zusammenhang mit der Entwicklung landwirtschaftlicher Unternehmen in der DDR. In den 80er Jahren rückte die Erhaltung und Steigerung der Bodenfruchtbarkeit in den Vordergrund. Seit der Wiedervereinigung bemühte ich mich gemeinsam mit anderen Fachkollegen um die wissenschaftliche Auseinandersetzung zur Vereinbarkeit von ökonomischen und ökologischen Zielen der Landwirtschaft (heute: Nachhaltige Landwirtschaft). Von1993 bis 2020 analysierten wir dazu bundesweit landwirtschaftliche Betriebe (900 Auswertungen mit über 850.000 ha Fläche) mit einem Kriteriensystem zur Analyse und Bewertung der Umweltverträglichkeit (www.agrarfakten.de/Umweltverträglichkeit).

In Kenntnis dieser umfangreichen Analysen und in Anerkennung der Komplexität der landwirtschaftlichen Flächennutzung komme ich zu einer anderen Bewertung der heutigen Landwirtschaft, als ich diese in der ZEIT lese. Natürlich können wir – jeder aus seinem persönlichen Hintergrund – sehr unterschiedlicher Auffassungen sein. Meine Frage ist nur, ob eine auflagenstarke Zeitung polarisierend einseitig informieren soll. So setzte ich mich gemeinsam mit Kollegen mit Ihrem Artikel „Der Preis für unseren Geiz“ auseinander (www.agrarfakten.de/biologische-anbauverfahren).

Ihr aktueller Artikel erweckt erneut den Eindruck, dass die rund 300.000 Agrarbetriebe von der ZEIT erst darauf hingewiesen werden müssten, dass z.B. nicht nur Weizen, Raps und Mais anzubauen seien, sondern viele Kulturen. Die von uns hinsichtlich Umweltverträglichkeit analysierten Betriebe nutzen in der Regel wesentlich mehr Fruchtarten. Analysierte Betriebe aus Thüringen bis zu 15 Fruchtarten. Richtig ist, dass es Regionen in Deutschland gibt, in denen die spezialisierten Ackerbaubetriebe nur drei bis vier Fruchtarten nutzen. Betriebe können nur die Fruchtarten anbauen, die unter den konkreten Standortbedingungen wachsen und die auch verkauft werden können. Wer allerdings die Reduzierung der Tierhaltung fordert, bewirkt zwangsläufig eine weitere Reduzierung der Fruchtartenpalette.

Sie nennen Mischkulturen (Mais/Stangenbohnen) als einen Lösungsansatz.  Kleegras, Landberger Gemenge sind die wenigen Mischkulturen, die auch heute noch genutzt werden. Seit Jahrzehnten wurde immer wieder versucht, z.B. beim Mais durch Grasuntersaaten einen besseren Erosionsschutz zu erreichen. Der Mischanbau von Triticale und Ackerbohnen zur Gewinnung von Ganzpflanzensilage ist ebenso ein Beispiel wie der Anbau von Erbsen mit Getreide als Stützpflanzen. Leider ließen sich die Qualitätsansprüche an die Ernteprodukte mit diesen Mischkulturen nicht erfüllen. Die geschichtliche Entwicklung der Landwirtschaft beruht auf der Reduzierung der auf derselben Fläche gleichzeitig wachsenden Dauerkulturen (Grünland) über die Nutzung von Fruchtartenmischungen (Kleegras, Landsberger Gemenge, Mischgetreide) hin zum Reinanbau von jeweils einer Zielfruchtart im Ackerbau. Idealerweise werden im modernen Ackerbau in jährlicher Abfolge die Fruchtarten nacheinander angebaut, die in der Naturlandschaft gemeinsam auf der gleichen Fläche gewachsen sind. Der Unterschied besteht darin, dass die Naturlandschaft nur wenige Menschen ernährt und heute sieben Milliarden Menschen ernährt werden müssen. Im Übrigen ist die Begriffswahl Massenpflanzenhaltung mit der offensichtlich gewollten Assoziation zur Massentierhaltung (www.agrarfakten.de/Massentierhaltung) leider reiner Populismus.

Dass die moderne Landwirtschaft aus ökonomischen Zwängen ständig nach erhöhter Effizienz streben muss, bedeutet zunehmende ökologische Risiken. Deshalb suchen viele Landwirte und Agrarwissenschaftler seit Menschengedenken nach einem verantwortungsvollen Kompromiss  zwischen Effizienz und Umweltverträglichkeit. Unsere bundesweiten Analysen von Agrarbetrieben unterschiedlicher Betriebsform (Familienbetrieb, Genossenschaften) Betriebsgröße (17 bis 6000 ha), Wirtschaftsweise (extensiv bis intensiv) zeigen, dass alle Betriebe um den genannten Kompromiss ringen und dass es einem beachtlichen Teil der Betriebe gelingt, gleichzeitig effizient und umweltverträglich zu wirtschaften. Wann hat die ZEIT einmal über einen solchen Betrieb und sein Engagement berichtet?

Sie befinden sich mit ihrer Sicht auf die moderne Landwirtschaft im medialen verbreiten Mainstream. Dieser sieht  die gegenwärtige Produktionsweise der Landwirtschaft für den Großteil der Umweltprobleme verantwortlich. Er wünscht sich eine bäuerliche Landwirtschaft – wie vor ca. 80 Jahren – zurück, ohne zu bedenken, dass damit der heutige Nahrungsgüterbedarf nicht gedeckt werden kann und auch die Betriebe nicht lebensfähig wären. Deshalb bemühen sich erfahrene Landwirte und Wissenschaftler seit 2012 gezielt um die Vermittlung gangbarer Wege zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft (www.agrarfakten.de/wissenfuernichtlandwirte). Die Kenntnisnahme der www.agrarfakten.de könnte einen zielführenden Dialog zum Thema Nachhaltige Landwirtschaft auch in der ZEIT bewirken. – Prof. Dr. Gerhard Breitschuh

 

Der Bericht weckt Hoffnungen, mehr nicht. Solange die EU ihre Subventionspolitik nicht ändert, solange die nationalen Landwirtschaftsministerien nichts anderes sind als die verlängerten Arme der Bauernverbände und die Politik die bisher praktizierte Förderung von Monokulturen und Massentierhaltung trotz wissenschaftlich erwiesener katastrophaler Folgen für die Natur nicht stoppt, werden solche Beispiele privater Initiativen das Artensterben nicht aufhalten. Bezeichnend ist doch, dass der Bauernverband in dem knapp 500 Zeilen umfassenden Artikel nur einmal und eher beiläufig erwähnt wird, und das für den Schlamassel hauptverantwortliche Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft überhaupt nicht. Doch ohne deren Kooperation wird alles beim Alten bleiben. – Dr. Claus Doenecke

 


 

 

Leserbriefe zu „Aussortiert“ von Björn Stephan und Mario Wezel (Fotos)

 

Jeder Fall, in dem ein Kind einen falschen Förderbedarf diagnostiziert bekommt, ist eine Katastrophe. Der Behauptung, dass die Schulen Kinder, die besonders viel Arbeit machen, absichtlich in den Förderschwerpunkt GE einstufen, möchte ich als Sonderpädagogin entschieden entgegentreten. Es widerspricht dem Selbstverständnis jedes Sonderpädagogen und macht allein schon deshalb keinen Sinn, da mit der Entscheidung über den Förderbedarf und der Erstellung eines Gutachtens in der Regel ein „neutraler“ Sonderpädagoge einer anderen Schule beauftragt wird. Von den Förderstunden, die einem Kind mit dem Förderschwerpunkt GE zustehen, profitiert höchstens die Schule, an welcher das Kind beschult wird, nicht aber der Gutachter. Zu ergänzen ist: De facto findet die zusätzliche Förderung, die einem Förderkind zusteht, im Gemeinsamen Lernen (Inklusion) aus Personalmangel in der Realität leider oft gar nicht statt.

In meinem Alltag an der Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen mache ich die Erfahrung, dass Eltern sich immer öfter erfolgreich gegen die Zuschreibung des Förderschwerpunkts GE wehren. Da der Elternwille zählt, gibt es immer mehr Schülerinnen und Schüler, welche trotz deutlicher Defizite im kognitiven und lebenspraktischen Bereich unsere Schule besuchen, deren Bedürfnissen man trotz großem Aufwand dort aber kaum gerecht werden kann und die dort auch keinen Anschluss bei den anderen Schülern finden. Das verdrängen so manche Eltern, die ihrem Kind und oft vor allem sich selbst das Stigma des Förderschwerpunkts GE „ersparen“ möchten.

Aus der Tatsache, dass Zeki nach 4 Jahren Förderschule noch immer nicht seinen Namen schreiben kann, wird im Artikel geschlussfolgert, dies müsse an seinem Besuch der Förderschule liegen. Es gibt Schülerinnen und Schüler, welche ihren Namen auch nach mehr Jahren noch nicht schreiben können – egal, welche Schule sie besuchen! Nicht, weil sie nicht mit genügend gefördert werden, sondern weil ihr Förderbedarf sie in Teilen so einschränkt. So ist es auch wenig erstaunlich, dass ein Förderschwerpunkt GE so gut wie nie aufgehoben wird, wie es anklagend in dem Artikel heißt. Eine Behinderung ist per definitionem eine dauerhafte Beeinträchtigung und keine Krankheit, die „geheilt“ werden kann. Ich finde es schade, dass in ihrem Artikel die Feststellung eines Förderbedarfs mit der Beraubung von Bildungschancen gleichgesetzt wird. Die Möglichkeiten der besonderen Begleitung sowohl in der (Förder-)Schule als auch auf dem Arbeitsmarkt, welche die Feststellung eines Förderbedarfs für betroffene Kinder und Jugendliche ermöglicht, werden gar nicht dargestellt. – Elisabeth Nortmann

 

Seit ca. 10 Jahren begleite ich Grundschulkinder ehrenamtlich durch diese Zeit. Dabei bin ich dazu in den Familien. Immer wieder erlebe ich die Diskrepanz zwischen dem “ Lernstoff “ in der Schule, der angeblich nicht beherrscht wird und der tatsächlich vorhandenen Wissensneugier und der Eigenverantwortlichkeit in ihrem Sozialverhalten. Und dabei lerne ich auch immer wieder viel dazu. Zum Beispiel verschiedenste Arten sich Wissen anzueignen, die auch manchmal völlig außerhalb meiner Vorstellungen liegen. All das wird aber in der Grundschule wenig geschätzt. Das ins Leere gucken wird oft falsch interpretiert. Können wir in dem Moment in die kleinen Köpfe gucken. Wir wären erstaunt über die Ergebnisse. – Geelke Braun

 

In dem Artikel macht der Autor Björn Stephan dankenswerterweise auf einen eklatanten Skandal aufmerksam, der von der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird: Kinder, die früh als geistig behindert diagnostiziert werden und dann aus dieser Schublade nicht oder nur schwer wieder herauskommen. Insbesondere Kinder mit Migrationshintergrund sind nachweislich deutlich stärker gefährdet dieses Etikett zu erhalten als solche ohne. Dabei ist es aus meiner Sicht nicht der eigentliche Skandal, dass dies aus Leichtfertigkeit, Inkompetenz oder mangelnder Erfahrung geschieht, sondern die Tatsache, dass diese Einstufung trotz vorgeschriebener Überprüfung über Jahre hinweg aufrecht erhalten wird. Darauf hingewiesen zu haben ist ein wirklicher Verdienst des Autors.

Dann allerdings gleitet der Artikel, der stark begonnen hat, leider immer mehr in eine tendenziöse, bisweilen sogar suggestive Berichterstattung ab. Einige Belege für diese Kritik: Wenn Frau Cremer vom Netzwerk Inklusion mit dem Satz zitiert wird „Die Schulen üben zum Teil gezielt Druck auf Familien aus“ und der Autor sie so interpretiert, dass Kinder mit Lernschwierigkeiten heute häufig gleich auf ihre Intelligenz getestet werden, anstatt andere mögliche Ursachen für die Auffälligkeit in Betracht zu ziehen, so frage ich mich, woher diese rigorosen, undifferenzierten Einsichten stammen. Sicher nicht aus einer Studie! Als persönliche Einzelerfahrung möchte ich sie gar nicht in Frage stellen. Mit meiner langjährigen Erfahrung als Sonderpädagoge in der Inklusion haben sie nichts, aber auch wirklich nichts zu tun.

Ein anderes Beispiel: Der Autor lässt Frau Terpitz vom Verein Gemeinsam leben mit den Sätzen zu Wort kommen „Die Schulen stufen Kinder, die besonders viel Arbeit machen, absichtlich in den Förderschwerpunkt GE ein. Je behinderter die Kinder eingeschätzt werden, desto mehr Förderstunden bekommen sie“. Auch hier haben der Autor bzw. Frau Terpitz eher nach dem Motto „Eine starke Behauptung ist besser als ein schwacher Beweis“ agiert. Es mag zwar von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sein. Mindestens in NRW gilt jedenfalls bei der Zuteilung der Förderstunden laut Erlass das Prinzip der Budgetierung nach Zügigkeit der Schule nicht nach Fallzahlen.

Ein Letztes: In der Gesamtschau drängt sich in dem Artikel dem Leser der Eindruck auf, dass die falsche Einstufung von Kindern als geistig behindert auf Grund einer vorschnellen, unsauberen Diagnostik und einem langjährigen Beharren darauf die Regel sei und nicht die Ausnahme. Das ist mitnichten so! Ebenso wenig wie es der Fall ist, dass die Förderschulen per se unqualifiziert oder sogar ignorant arbeiten und alle Kinder dort in einer Sackgasse gelandet seien. Aus meiner persönlichen Berufserfahrung kann ich von einem Kind berichten, dass im ersten Schuljahr an einer Schule für Lernbehinderte gestartet ist, dann seinen Weg über Grundschule und Gymnasium gegangen ist und zur Zeit gerade als Jurist promoviert. Sicher auch das ist ein Einzelfall und nicht die Regel. Doch auch solche besonderen Lebensgeschichten gibt es. Die Wirklichkeit unserer Schullandschaft ist nicht schwarz oder weiß sondern hat viele Farben. Und auch die Inklusion ist bei sicherlich berechtigter Kritik an einzelnen Punkten ihrer konkreten Ausgestaltung vielerorts besser als ihr Ruf. – Norbert Franke

 


 

 

Leserbriefe zu „Wir haben es in der Hand“ von Claas Tatje

 

Wir haben es in der Hand von Claas Tatje. Primär liegt es daran, dass der Kunde den einfachen Weg sucht. Einheimische Produkte, die beim Bauern um die Ecke gekauft werden könnten, sind teurer, aber von besserer Qualität.  Leider kaufen die Menschen deshalb ein, weil die Supermärkte die Produkte günstiger anbieten.  Im Übrigen ist diese Ware immer verfügbar.  Es muss insoweit ein Umdenken erfolgen.  Die heimischen Produkte haben eine bessere Qualität. Lieber etwas mehr ausgeben und gesund leben.  Lange Transportwege dienen in keiner Weise dem Umweltschutz.  Der Verbraucher benötigt keine Ware, die in weit entfernten Regionen erzeugt werden.  Warum müssen wir im Winter Produkte kaufen, die im fernen Neuseeland produziert werden und per Flugzeug oder Schiff in den Supermarkt gelangen? Die Gesellschaft muss umdenken. – Karl Wetzel

 

Die Verbraucher*innen haben es meiner eigenen Erfahrung nach meistens eben gerade nicht in der Hand, bezüglich Klima-, Umwelt- und Tierschutz unbenkliche Produkte zu wählen. Bei Tomaten aus Marokko und Birnen aus Italien ist die Wahl oder Nichtwahl zwar einfach, wenn das Herkunftsland ersichtlich ist, aber bei komplexeren Lebensmitteln, z. B. Fertiggerichten, kann man von einer/m Berufstätigen wohl kaum erwarten, dass sie/er sich vor dem Kauf intensiv über das Produkt informiert.

Ich verweise bezüglich der Überforderung der Verbraucher*innen auf das direkt über Ihrem Kommentar abgedruckte Interview „Das ist unfair!“ mit dem obersten deutschen Verbraucherschützer Klaus Müller. Was Fleisch und Wurstwaren anbelangt, ist es sogar fast unmöglich, Produkte zu finden, zu deren Herstellung Tiere nicht gequält wurden (siehe z. B. http://www.biowahrheit.de/). Das gilt selbst für tierische Produkte von Biohöfen bei „vorbildlicher“ Tierhaltung: Auch dort werden z. B. Ferkel und Kälber sehr bald nach der Geburt von den Muttertieren getrennt, was eindeutig nicht artgerecht, sondern tierquälerisch ist.

Von unseren Politiker*innen erwarte ich, dass ihnen der Klima-, Umwelt- und Tierschutz wichtiger ist als möglichst niedrige Preise und dass sie entsprechend handeln. Leider macht z. B. Frau Klöckner das genaue Gegenteil, nämlich Klimawandel, Artensterben, Bodenverseuchung und Tierquälerei verlängern/fördern. Fakt ist, dass man in Deutschland Fleisch und Wurst generell nur mit schlechtem Gewissen kaufen kann, selbst in Bioläden, und zwar aufgrund des Versagens unserer zuständigen Politiker*innen. Ich möchte Fleisch und Wurst aber ohne schlechtes Gewissen kaufen und verzehren können! – Ulrich Willmes

 

In seinem Artikel schreibt Claas Tatje, dass zuletzt viel über den Agrarhaushalt der EU geschimpft worden sei, solche Debatten die Käufer*innen allerdings ratlos zurücklassen würden. Moment mal, frage ich mich da – wer könnte denn die Debatte um den Agrar-Haushalt so erklären, dass die Leser*innen danach nicht ratlos sind, sondern motiviert, für andere politische Mehrheitsverhältnisse zu kämpfen, wenn nicht gute Journalist*innen? Stattdessen adressiert Herr Tatje die Konsument*innen, die einfach mehr gesunden Menschenverstand bräuchten. Nun wüsste ich gerne, wieso ausgerechnet jetzt eine Agrarreform durch Konsument*innen befeuert werden sollte. Dass die sogenannte konventionelle Landwirtschaft verheerende ökologische Folgen hat ist schließlich seit Jahrzenten bekannt. – Arno Schmidt

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Mauer, die Schreie“ von Iris Radisch

 

Und norddeutsch knapp und stimmig: Großen dank für den Abdruck der Dankesrede von Iris Radisch. Dieser Text ist mal wieder eine sehr große Wohltat. – Thomas Busch

 

Seit Langem schätze ich Sie  bzw. Ihre „Aussagen“, Schriften etc. Nun habe ich gerade in der ZEIT Nr. 46 Ihre Rede „Die Mauer, die Schreie“ gelesen, in der Sie über die „Innere Bibliothek eines Menschen“ sprechen. Ein wunderbarer Text. Ich nehme auch eine bewundernswerte Ehrlichkeit wahr, wenn Sie Ihr Fremdheitsgefühl im Schreiben über Literatur erwähnen. Vielleicht verstehe ich das sogar. Vertraut sind mir auch Ihre „Hörerlebnisse“ z.B. im Zug, wenn Sie spüren, dass „die Sprechenden nicht selber sprechen, sondern ihren Text irgendwo ablesen…“ Wie oft erlebe ich das. Da ich seit geraumer Zeit in einem intensiven Gespräch mit meiner inneren Stimme bin, fühle ich mich von Ihrem Text bereichert und bestärkt. Haben Sie Dank dafür. – Inge Schneider

 

Großen Dank für Ihre veröffentlichte Dankesrede. Da sagen, ja bekennen Sie: “ Ich glaube, dass es diese universelle Stimme gibt und dass sie  j e d e r  Mensch unter dem Sprachmüll im Briefkasten seines Inneren finden kann, auch wenn es schwer ist …“ Sie sagen es so einleuchtend und selbstverständlich, wissend um die Mauern des „Vorgesagten“  (M. Walser), auch beengender Überbaus. Ich staune, staune über diese Formulierung. Es war doch auch Camu’s wissendes Empfinden, dass aus dem Sagbaren des uns Menschen auferlegten Absurden – ein zu erlebendes Freisein möglich ist.  Wahrhaben des Unsinnigen enthüllt Sinn! ? Und als Grenzgänger oder Fremder schlägt er nicht einmal Zelte auf im Reich einer Dogmatik oder eines ausgemachten Sinns, selbst wenn diese ein (ewiges) glückseliges Leben versprechen. Da bleibt er als Suchender und Fragender und Revoltierender seinem „Urschrei des Schreibens“, des zu Sagenden treu. Er gehört zu meiner inneren Bibliothek.

Dann Ihre Aussage, dass „die eigene Stimme der Stoff ist, aus dem alles andere kommt: eine Art Urschrei des Schreibens“. Diese Erfahrung ist mir zuteil geworden beim Hören von mich tief bewegender Musik (Schrei ist der Stoff, aus dem Klang hervorbricht…) und der Transfer zur Sprache und Stimme liegt nahe. In meinem Buchversuch : ‚Dem Schicksal staunend begegnen‘, sage ich, dass der Geburts-Ur-schrei der Anfang ist unserer sprachgebundenen Selbst-Erkenntnisfähigkeit. Ich lese Ihre Dankesrede bereits das 3. mal. Sie spricht so sehr zu meinem Gemüt, dass dieses nicht genug kriegt von dem Wie Ihrer Aussagen, die so stark sind, dass Haut und Haare mitverstehen.

J e d e r  M e n s c h , sagen Sie habe die Fähigkeit seine universale Stimme zu finden. Darf ich erweiternd sagen: Jeder Mensch hat die Fähigkeit seine Universalität zu entdecken – die Teilhabe am Gesamten / Ganzen. Ganz-Sein – in gotischen Buchstaben geschnitzt auf Holz – hat mich als Kind, das noch nicht lesen konnte, so fasziniert, dass ich fragte , was das denn heiße? Und es ist   d a s  Schlüsselwort für mein Leben geworden. Und brachte mich stets aufs Neue ins Staunen, wenn in Beziehungen sich Öffnung tat und existenziell erlebte Verlorenheit  aufbrach.- ich –  speziell auf mich zutreffend – engen Kirchenmauern entkommen bin. Die Gitterstäbe der an Sprache gebundenen Konditionierung lassen uns nur schwerlich erkennen, was sie bewirken. Péter Nádas – wie wahr! Und so engagieren wir uns für Befreiungsaktionen ohne zu merken, dass wir die Gefangenschaft längst akzeptiert haben und uns damit arrangieren, bzw. als Aktivisten im selben Butterfass mitstrampeln , das sie hervorgebracht hat. David Bohm – in seinem Buch  D i a l o g  führt diese Kreisläufe auf das fragmentierende Denken zurück, das Partizipation nicht ermöglicht.

Die Vision von einem dies  enthüllenden Resonanzfeld – sprich einer Dialoggruppe, die Innehalten und Stille nicht als Technik, vielmehr als Haltung von Offenheit praktiziert, bzw. zumindest zustimmt, dass der „Urschrei“  die Stille braucht, um ihn in Erfahrung zu bringen, sprang mir zur Seite. Doch kaum jemand setzt sich der Erfahrung und ihrer Verarbeitung aus. Die sprachbegabte aufgerichtete Kreatur Mensch, konfrontiert mit Zerbrechlichkeit und Absurdität des Lebens, braucht sie nicht dringend, nebst der Lektüre großer Bücher das Sprachereignis wirklichen ergebnisoffenen Dialogs? – Hanna Gaugler

 


 

 

Leserbriefe zu „Plötzlich verwundbar“ von Florian Gasser et al.

 

Wen haben wir das alles zu verdanken – der Kanzlerin Merkel. Und das alles ohne große Kritik. Ob das heute auch noch gehen würde.? In Österreich lässt sich ja trotzdem gut leben. Anders als in Deutschland. Österreich hat einen Kanzler der das möglich macht. Der leider verstobene Modezar Lagerfeld hat es auf den Punkt gebracht: „Wie konnte nur die Bundeskanzlerin Muslime unkontrolliert nach Deutschland einreisen lassen, obwohl sie wußte, dass der Islam die größten Feinde der Juden sind.“ Da gibt es nichts mehr hinzuzufügen. – Gunter Knauer

 

Wieviel religiös motivierte Mordfälle waren nötig, um die Medien aufzurütteln. Seit 2015 waren es allein in Frankreich nicht 260 wie in Ihren Beitrag genannt, sondern mehr als 270 Tote und eine Vielzahl Verletzter. Vom Leid der Hinterbliebenen spricht schon niemand mehr. Wer dazu bereit war und ist, konnte und kann ihn sehen, den theologischen Kulturkampf in den vom Islam dominierten und beherrschten Ländern. Diese Auseinandersetzung zwischen dem reaktionären, fundamentalistischen Islam, der stets seine Ansprüche politisch durchsetzen will, und den aufgeklärten, laïzisstischen Muslimen konnte jeder wahrnehmen.

Schließlich stehen letztere in Europa überwiegend unter Personenschutz vor ihren Glaubensbrüdern. Die Politik hat jedoch Angst vor einer Auseinandersetzung, vor einer offenen und ehrlichen Debatte, fürchtet die gewaltbereiten fundamentalistischen Muslimen. Sie biedert sich bei den reaktionären Muslimen an.   Diese Angst hat sich unbewusst auf lautstarke Gruppen unserer Gesellschaft übertragen. Wer Klartext redet, wird an der Ausübung seiner beruflichen Tätigkeit durch pogromähnlichen Klamauk gehindert. Künstler wie Lisa Eckhardt, Dieter Nuhr werden als Antisemiten, Klima-Leugner verleumdet. Es erfolgt kein Aufschrei, wo bleibt hier die demokratische Öffentlichkeit? Selbst bei Journalisten und Redakteuren ist aus meiner Sicht zuweilen die sachliche Berichterstattung in den Hintergrund getreten, der ewig gute Wille isst gefragt: „Die Identität des jungen Mannes ist rasch geklärt, Kuj­tim F. war ein 20-jähriger Österreicher, der auch die nordmazedonische Staatsbürgerschaft besaß.“

Offensichtlich handelt es sich beim Täter um einen Nordmazedonier, der auch die österreichische Staatsbürgerschaft besaß. Es ist ein kleiner Unterschied in der Aussage. Die Staatsbürgerschaft allein ist jedoch nicht die wichtigste Aussage über die persönliche Identität des Täters.    Um Probleme zu analysieren ist Sachkunde erforderlich. Diese kann man sich leicht aus den Medien erschließen. Sie muss nicht selbst erarbeitet werden. Frau Susanne Schröter, Frankfurt (Main) ist Kennerin des Islam. Sie hat die Ursachen des religiösen Terrors erklärt. Den Link zu ihrem Beitrag im Inforadio des Rbb sende ich Ihnen nachstehend: https://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/weltsichten/202011/08/Politischer_Islam_Susanne_Schroeter.html. – Schmolling

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Dieselmotor, der beim Fahren die Luft reinigt. Der Fortschrittsbericht“ von Burkhard Strassmann

 

Da hat Herr Strassmann also endlich das gefunden wonach Generationen von Wissenschaftlern seit Jahrhunderten suchen: das perpetuum mobile. Dieses immer weiter um sich greifende Gerede von der reinigenden Wirkung des Dieselmotors ist unerträglich und darf nicht unwidersprochen bleiben. Selbstredend weiss es Herr Strassmann besser, aber die Gefahr in der Verbreitung solche Mythen liegt darin, dass sich hinreichend viele „Opfer“ finden, die diesen Unsinn glauben. Die Luft wird durch den Verbrennungsmotor insbesondere von Sauerstoff „gereinigt“! Natürlich ist der zweifelsfrei hochentwickelte und Effizienz-optimierte Dieselmotor ein wahres Wunderwerk deutscher Ingenieurskunst und das meine ich ernst! Er ist sicher nicht die Ursache für das „Mobilitätsproblem“ unserer Gesellschaft. Diese liegt vielmehr in der Tatsache, dass der Dieselmotor völlig falsch eingesetzt wird. Er diente und dient als Alibi dafür, dass immer größere und schwerere Blechkisten, angeblich ohne jegliche negative Wirkung auf die Umwelt (ja im Gegenteil sogar mit reinigender Wirkung!) unsere Städte und Wege verstopfen.

Und nein, auch die Elektromobilität wird unser Mobilitätsproblem nicht automatisch lösen falls die Elektromotoren, wie insbesondere von deutschen Herstellern, in ebenfalls völlig überdimensionierte Karossen eingebaut wird, die dann für unnötige Fahrten um die Ecke genutzt werden. Als langjähriger Elektromobilist lasse ich daher mein Fahrzeug nach wie vor zu Gunsten des Fahrrades (nicht Elektro!) stehen und nutze es nur, wenn ich meine, dass es unbedingt nötig ist. In diesem Falle aber bin ich wirklich froh, dass ich die Ausdünstungen meines Mobilitätsbedürfnisses nicht direkt in das Gesicht meiner Mitmenschen (darunter insbesondere Kinder und Jugendliche) blasen muss. Jeder, der das Mythos von der reinigenden Wirkung des Dieselmotors immer noch glaubt, möge mit mir zusammen den nicht unerheblich steilen Berg in unserer Heimatstadt hochradeln und sich aufgrund der körperlichen Anstrengung sowieso schon um Sauerstoff ringend von den Luftreinigenden Dieselmotoren der überholenden PKWs inspirieren lassen. – Prof. Dr. Stefan Sinzinger

 

JAWOLL! – Leider jedoch etwas zu optimistisch: C.A.R.E.-Diesel ist derzeit nicht klimaneutral. Der zur Synthese nötige Wasserstoff wird immer noch aus Erdgas gewonnen, der Kohlenstoff aus Planzenölen und Fettabfällen. Erst wenn sämtliche für den Prozess nötige elektrische Energie regenerativ gewonnen wird und wenn der nötige Kohlenstoff vorher und möglichst direkt der Atmosphäre entzogen wurde, können wir von Klimaneutralität, genauer von CO2-Neutralität reden. Letzteres gilt zwar im Prinzip auch für Bio-Kohlenstoffquellen wie Pflanzenölen oder Fett-Abfällen, biologische Kohlenstoffquellen ist jedoch ein großer Nachteil zu eigen, nämlich ihr sehr hoher Flächen- und Wasserbedarf.

Die Raffinerie Heide hat übrigens derzeit ein Projekt zur Produktion von PtL-Kerosin laufen, mit CO2 aus der Luft oder aus Abgas-CO2 aus der Zementherstellung als Kohlenstoffquelle und mit Wasserstoff aus Elektrolyseuren, die mit Windkraft-Elektroenergie betrieben werden. Neben den von TOOLFUEL genannten C.A.R.E.-Diesel- und GTL-Tankstellen beliefert Shell in den Niederlanden noch mindestens 20 weitere Tankstellen mit GTL-Fuel, dies jedoch ausdrücklich als LKW-Kraftstoff. Shell mischt übrigens seinem V-Power Diesel bis zu 25% GTL-Fuel bei (Fischer-Tropsch-Destillat, siehe Zusammensetzungstabelle in beigefügtem pdf auf Seite 3). In Deutschland sind das meines Wissens 10 – 15% GTL, in den Niederlanden 0%. Hier wird GTL-Fuel aber auch als solcher angeboten. – Dr.-Ing. Franz Ulrich Häusler

 


 

 

Leserbriefe zu „Ich bin Muslim, mein Präsident heißt Macron“ von Ulrich Ladurner

 

Auch mein Arbeitskollege ist ruhiger Muslim ohne extremistische Gedanken. Auch die Kreuzzüge waren falsche Interpretationen des Glaubens. Die meisten Menschen wünschen sich Frieden. Daraufhin arbeite ich zu ! Wir Christen erklären ALLEN MENSCHEN unser Friedensfest mit Advent, Ankommen, warten auf den Erlöser, bis Weihnachten. Lösen wir unsere Probleme untereinander mit einem gemeinsamen Friedenswillen. Ändern wir die Blickrichtung ! Bisher blicken wir in die Vergangenheit und belegen unsere mitmenschlichen Gedanken mit Bibelstellen. Die Vergangenheit ist nicht mehr änderbar. Machen wir das Gleiche wie Autofahrer, blicken wir nach vorne in die Zukunft und überlegen uns die Zukunft eine Weile voraus. Nicht die Vergangenheit beweist die Zukunft, sondern unser Handeln für die Zukunft !

Wenn wir das Ziel „FRIEDEN“ im Kopf haben, wissen wir, wie wir handeln können. Hier ein einfacher, wichtiger Weg zum Frieden: Jesus ist unser Friedensbote für ALLE MENSCHEN . Jeder Christ weiß, das Weihnachten unser Friedensfest ist. Wir erklären den anderen Mitmenschen, das wir Frieden wollen mit unserem Friedenswillen. Wenn wir das allen Menschen aller Religionen so übertragen, so dass sie das verstehen, ist das Ergebnis:   FRIEDEN grenzenlos. Frieden kann wachsen im Advent !    Kriege wurden bisher befohlen. Frieden wächst gemeinsam in den Köpfen der verschiedenen Menschen. Die meisten Menschen warten auf diese Erlösung ! Herr erlöse uns von dem Übel: „Untereinander Kämpfen zu Müssen.“ Ohne Kampf fehlt der Krieg, es entsteht Frieden.

Im Advent bereiten wir uns auf das geistige Wiederkommen der Herrn JESUS vor. Sein friedlicher Geist wächst wieder unter vielen nachdenkenden Personen. Wir lassen seine Friedensgedanken wieder neu wachsen. Wir arbeiten nicht gegeneinander, sondern gemeinsam zusammen. Konkurrenzdenken und Kampfmodus werden zur Kooperation. Mit vielen friedlichen Gedanken untereinander begrüßen wir den großen Frieden. – Josef Francken

 

Nach einem islamistisch begründeten Terrorismus kommen üblicherweise bei uns Vertreter des Islam zu Wort, die schon gleich in der Einleitung als gemäßigt oder reformorientiert vorgestellt werden. So geschehen auch im Interview mit dem französischen Imam Tareq  Oubrou. Das Ergebnis  einer solchen Unterhaltung  ist im wesentlichen vorhersehbar: Beim Islamismus bzw. radikalen Islam handelt es sich um eine archaische, gehässige und gefährliche Randerscheinung eines ansonsten friedliebenden, aufgeklärten und weltoffenen Islam. Auf die Frage nach dem Begriff eines „französischen Islam“ und der Integration der Muslime in seinem Land gibt aber dann der Iman doch eine erstaunliche Antwort, die vielleicht etwas zu schön ist, um wahr zu sein. In Deutschland würde sie aber wohl sofort einen Shitstorm hervorrufen.

Es heißt da ganz schnörkellos: „Es gibt eine französische Kultur, und die Muslime saugen diese auf. Der Islam ist eine Religion, aber er nimmt die Kultur an, in der er gelebt wird. Die französische muslimische Kultur ist anders als die maghrebinische.“ Donnerwetter!   Da zeigt sich   jetzt schlagartig das Dilemma, in dem  all unsere  Integrationsanstrengungen stecken: Wie soll ein integrationswilliger Muslim bei uns die deutsche  Kultur „ aufsaugen“, wenn sie ihm gar nicht angeboten werden kann, weil es sie  nach Ansicht vieler Vordenker, darunter auch einer früheren Integrationsbeauftragten der Bundesregierung überhaupt nicht gibt. Eine landestypische Kultur scheint ausschließlich anderen Ländern vorbehalten zu sein. – Dr. Benno Übelmesser

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum gerade jetzt?“ von Yassin Musharbash

 

Herr Wildschutz fragt, ob die vier Terror-Morde der letzen Zeit etwas miteinander zu tun haben könnten. Und dann redet er um den heißen Brei herum. Dabei sind die Zusammenhänge doch mit Händen zu greifen. Dass Muster wiederholt sich immer und immer wieder, schon seit Jahren. Männer fliehen aus Gesellschaften, die durch ihre zugrundeliegende Weltanschauung geprägt sind, nach Europa. Und dann fangen sie an, genau die Weltanschauung, vor deren gesellschaftlichem Resultat sie fliehen mussten, mit Gewalt über unsere Gesellschaftsordnung zu stellen. Da liegt doch die Idee nahe, mal zu untersuchen, ob Männer, die in dieser Weltanschauung sozialisiert sind, einen Fluchtgrund haben, oder nicht doch eher ein Fluchtgrund sind. – Hans List

 

Ich wünsche Mir eine Welt wo die Menschenrechte über allem stehen! Religionen sollten Heimat bieten und keine Macht ausüben. Seit tausenden Jahren werden Religionen benutzt, um Krieg zu führen. Alle fanatisch gelebten oder gelehrten Anteile in Religionen stehen und handeln gegen die Menschenrechte. In allen lehrenden Büchern der unterschiedlichen Religionen, welche voll von Metaphern sind, gibt es irgendwelche Textstellen, die man missbräuchlich auslegen kann – da kann sich jede Religion irgendwo an die Nase fassen, alle haben „Dreck am Stecken“ und alle haben auch Tröstliches und Stärkendes zu sagen und zu geben.

Jede religiöse Lehre hat sich irgendwann und irgendwo über andere Menschen erhoben, sie als minderwertig oder als Tiere bezeichnet, sie geächtet oder versklavt. Kriege wurden geführt und Menschen abgeschlachtet – im Namen der Religion! Und jede Religionslehre könnte anders handeln – friedlich, menschlich, achtend. Ich wünsche mir ein Ampelsystem um die Welt menschlich und friedlich zu gestalten – §1 der Menschenrechte steht über allem – dann folgen die anderen Artikel. D.h. auch – die Anteile in den Religionen die diesem § widersprechen sind nicht erwünscht! Kritik, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit alles richtig – handeln denken und reden im Sinne des Gemeinwohls!

Alle Menschen – alle – sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren…!!! Eine Religion sollte Menschen eine Heimat bieten, ein Staat sollte für alle ein geregeltes Leben gewährleisten und alle Menschen sollten ihren Teil der Verantwortung übernehmen und sich gemeinsam mit dem Staat um das Gemeinwohl kümmern, dieses erhalten und – auch für das Wohl der Mutter Erde sorgen – unseren Boden für alles Leben! Ein gemeinsames Leben in Freiheit, Wohlbefinden und Freude! – Sarah C. Baumann

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Tarif für Doktoranden?“ von Gisela Kopp et al.

 

Wer unbedingt seinen Namen mit einem „DR“ zieren möchte, den soll man lassen. Aber ihn dafür auch noch bezahlen? – Hans-Emil Schuster

 

Als ich die Überschrift und die Aufmachung als Pro/Contra sah, freute ich mich als Doktorand auf halber Stelle, dass es das Thema Promotionsfinanzierung aus den akademischen Verteilern heraus geschafft hatte. Was mich dann an Entgegnungen las, frustrierte mich dann aber mehr als zu erhellen. Annette Julius‘ Antwort scheint mehr Nebenkerze denn sinnvolles Gegenargument: (1) Wenn man Nettoeinkommen von Stipendien und Vollzeitstellen vergleicht, dann unter Berücksichtigung von Sozialversicherungsbeiträgen auf beiden Seiten: Stipendieninhaber zahlen i.d.R. ca 18% vom Stipendium an die Krankenversicherung (bleiben netto 1271€, also etwa die Hälfte einer Vollzeitstelle!). Fehlen immer noch mehrere Jahre Einzahlung in Renten- oder Arbeitslosenversicherung und nach der Promotion der Anspruch auf ALG1.

(2) Es gibt jetzt schon an Hochschulen unterschiedliche Stellenprofile mit ganz unterschiedlichen Verpflichtungen in Lehre, Forschung und Gremienarbeit (z. B. WiMi im Drittmittelprojekt ohne Lehrverpflichtungen, WiMi auf Haushaltsstellen mit vollen/halben Lehrverpflichtungen in/nach Promotionsphase oder Lehrkräfte für besondere Aufgaben/Lektoren ohne Forschungsaufgaben) – warum da ein weiteres Stelleprofil einer Fördermittelgeber-finanzierte Promotionsstelle zu Verwerfungen führen soll, bleibt mir schleierhaft.

(3) Warum soll das Recht auf Teilzeit nicht auch auf die vorgeschlagenen Fördermittelgeber finanzierten PromotionsSTELLEN angewendet werden wird – wie durch die Frage impliziert, was mit denen sei, die in Teilzeit promovieren wollten? Dem Ganzen setzt Reinhard Jahn mit seiner Frage nach der Ausgestaltung des Tenure Track-Wesens in Deutschland die Krone auf: hier wäre ein klares Argument, warum DAS das drängendere Problem als die prekäre Promotionsfinanzierung sein solle, interessant gewesen. Das es noch viele weitere Probleme im prekären deutschen Wissenschaftsbetrieb gibt, ist unbestritten – hat aber rein gar nichts mit der Promotionsphase zu tun. – David Brehme

 


 

 

Leserbriefe zu „Absturzgefahr, Teil II“ von Ingo Malcher et al.

 

Der Kapitalismus schafft sich selber ab. Karl Marx, siehe „Akzeptanz“ Wenn ich 1/3 des Bruttosozialproduktes als Kredit aufnehmen muss, ist das eine Belastung der kommenden Generation ! Früher wurden ein Rentner mit fünf Arbeitenden erwirtschaftet, bald nur Einer. „ Warum konnte man früher leben, ohne alle heutigen Hilfsmittel ? Ist der Konkurrenzdruck nötig um uns gegenseitig zu schaden ?“ Mit unserer Produktivität brauchen wir nur 20 Stunden zu Arbeiten. Nicht die Maximierung, sondern die Minimierung von Verbrauch ist das Ziel.

Die Religion ist das Werkzeug zum friedlichen Zusammenarbeiten ! : Wir Christen erklären ALLEN MENSCHEN unser Friedensfest mit Advent, Ankommen, warten auf den Erlöser, bis Weihnachten. Lösen wir unsere Probleme untereinander mit einem gemeinsamen Friedenswillen. Ändern wir die Blickrichtung ! Bisher blicken wir in die Vergangenheit und belegen unsere mitmenschlichen Gedanken mit Bibelstellen. Die Vergangenheit ist nicht mehr änderbar. Machen wir das Gleiche wie Autofahrer, blicken wir nach vorne in die Zukunft und überlegen uns die Zukunft eine Weile voraus. Nicht die Vergangenheit beweist die Zukunft, sondern unser Handeln für die Zukunft ! Wenn wir das Ziel „FRIEDEN“ im Kopf haben, wissen wir, wie wir handeln können.

Hier ein einfacher, wichtiger Weg zum Frieden: Jesus ist unser Friedensbote für ALLE MENSCHEN . Jeder Christ weiß, das Weihnachten unser Friedensfest ist. Wir erklären den anderen Mitmenschen, das wir Frieden wollen mit unserem Friedenswillen. Wenn wir das allen Menschen aller Religionen so übertragen, so dass sie das verstehen, ist das Ergebnis: FRIEDEN grenzenlos. Frieden kann wachsen im Advent ! Kriege wurden bisher befohlen. Frieden wächst gemeinsam in den Köpfen der verschiedenen Menschen.

Die meisten Menschen warten auf diese Erlösung ! Herr erlöse uns von dem Übel: „Untereinander Kämpfen zu Müssen.“ Ohne Kampf fehlt der Krieg, es entsteht Frieden. Im Advent bereiten wir uns auf das geistige Wiederkommen der Herrn JESUS vor. Sein friedlicher Geist wächst wieder unter vielen nachdenkenden Personen. Wir lassen seine Friedensgedanken wieder neu wachsen. Wir arbeiten nicht gegeneinander, sondern gemeinsam zusammen. Konkurrenzdenken und Kampfmodus werden zur Kooperation. Mit vielen friedlichen Gedanken untereinander begrüßen wir den großen Frieden. – Josef Francken

 

Ein bedeutsames Thema ist Corona. In Ihrem Artikel gehen Sie u.a. darauf ein, dass der Staat der Gastronomie 75 % vom Umsatz des Vorjahresmonats erstatten wird. Hierzu habe ich einen Beitrag: Der monatliche Gesamtumsatz eines Gastronomen ergibt sich aus der Summe der ausgestellten Rechnungen. Diese Rechnungen setzen sich aus diversen Positionen zusammen, meist Speisen und Getränke. Die Preise ergeben sich aus der Kalkulation des Wirts. Die Kalkulation der Preise wiederum setzt sich, vereinfacht ausgedrückt, aus fixen und variablen Kosten zusammen – und dem Gewinn. Nun, die Bundesregierung wird der Gastronomie 75% des Vorjahresumsatzes im Schließungszeitraum erstatten. Wegen des Lockdowns. Zu klären wäre hier, ob hier der Nettoumsatz (ohne Berücksichtigung der Umsatzsteuer) oder der Bruttoumsatz gemeint ist. Hinzu kommt, dass der Gastronomie während des Lockdown keine variablen Kosten entstehen. D. h., wenn kein Gast kommt, kauft der Koch auch nichts ein, auch der Energieverbrauch sinkt dramatisch, Reinigungskosten fallen nahezu auf null etc. Auch die Getränke, die einen hohen Anteil am Umsatz bzw. der Rechnung haben, werden nicht verbraucht.

Fazit: Der Gesamtumsatz der Gastronomie enthält also eine Vielzahl von Positionen bzw. Kosten, die einen Wirt während einer Betriebsschließung nicht belasten. Diese Positionen, also die variablen Kosten, ebenso die Umsatzsteuer, die im Bruttoumsatz enthalten ist, dürfen nicht erstattet werden. Erstattungsfähig dürfen nur die fixen Kosten und der entgangene Gewinn sein. Eventuell auch in die Kalkulation eingepreiste Rücklagen beispielsweise für Instandhaltung. Eine geplante Erstattung von 75% des Umsatzes halte ich für viel zu hoch. Sollte es tatsächlich dazu kommen, wäre es für die Gastronomie ein Schluck aus der Pulle und für Klagen gäbe es keinen Anlass! – Peter Kräuter

 


 

 

Leserbriefe zu „wir wollen Teil eines Rudels sein“ von Ann-Kathrin Nezik

 

„Mehr Diversität in den Unternehmen“ – ja geht’s noch? Haben wir wirklich keine anderen Probleme? Corona, Trump, Putin, Öko, Klima? Da sitzt ein Satter vor einem reich gedeckten Tisch und jammert, die Gabel liege schief. Tellerrand, Ende des Denkens? – Dr. Wolfgang Hippke

 

Gestatten Sie mir eine spontane Reaktion nach Lesen des Interviews: Das Intelligenteste an dem Interview, so empfand ich, war Ihre Frage, warum Diversity nur über die Geschlechterfrage definiert wird. Ich könnte mir vorstellen, dass Frau Grohnert mit ihren analytischen Fähigkeiten gut in die Welt eines Winterkorn passen würde bzw. gepasst hätte. – Dr. Walter Engel

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Kunst, sich selbst ein Rätsel zu bleiben“ von Ijoma Mangold

 

Was ist daran eine Kunst ? Wenn man sich überlegt was für Dummheiten man so im Laufe seines Lebens gemacht.Das ist rätselhaft genug. Aber der Prpfessor  macht aus einer Mücke einen Elefanten. Ganz schön kokett. – Hans-Emil Schuster

 

Scheiße an sich selbst darstellen oder zu Sprache bringen zu wollen, ist unmöglich. Man kann zwar sagen, das ist Scheiße, wenn man auf einen Haufen Scheiße zeigt. Aber erläutert oder erklärt wird durch diesen auf Scheiße zeigenden Gestus nichts. Ich habe mich lange gefragt, warum Menschen sich dieses Auf-Scheiße-zeigenden-Gestus bedienen, der in Journalisten-Kreisen, die sich fälschlicherweise für denkende Menschen halten, sehr häufig anzutreffen ist. Journalisten verwenden diesen Gestus, um sich von literarischen Erzeugnissen, die sie politisch nicht zuordnen können, abzugrenzen, anders gesagt, sie wollen mit der politischen Scheiße, die ihr eigenes Weltbild auflöst und zersetzt, nichts weiter zu tun haben. Der rechte Journalismus zeigt zwar in erstaunlicher Beharrlichkeit und erstarrter Betroffenheit auf die Scheiße linker literarischer Erzeugnisse, und der linke Journalismus zeigt in abgeschwächter Weise in erlahmter und ermüdeter Betroffenheit auf die Scheiße rechter literarischer Erzeugnisse. Dass aber mit dieser doppelt an sich selbst ertöten Gestik endloser Nichtssagenheit nichts gewonnen ist, dürfte jedem klar sein, der einmal vor einem Haufen Scheiße stand.

Der größte Haufen Scheißen, der gegenwärtig produziert wird, ist in den so genannten Rezensionen zu finden, die ab und an noch in überregionalen Zeitungen zu finden sind. Ich sage ab und an, weil die massivste Staats-Krise, in der Deutschland, das sich fälschlicherweise für demokratisch regiert hält, seit Menschengedenken sich befindet, ein Eingehen auf etwas, was nicht an die epidemiologisch gesundheitspolitische Katastrophe heranrührt, als nicht denkbar oder nicht vorstellbar erscheinen lässt. Zu finden sind nämlich gedankenlose Rezensionen von Büchern, deren an sich geringes Intelligenzpotential die journalistischen Rezensenten vor nicht allzu große Hürden seiner Bewältigung stellt. So hat man sich der Mühe unterzogen, um Helmut Lethens Erinnerungs-Buch, das schon aus formalen Gründen keine Autobiographie sein kann oder will, »Denn für dieses Leben ist der Mensch nicht schlau genug« (Berlin 2020. 382 S.) einer Besprechung zu unterziehen, die ihre Leser versichert, dass der Autor an dem meisten „über die Sollbruchstellen seines [eigenen] Denkens“ entsetzt gewesen sein soll.

Was aber sind Sollbruchstellen des eigenen Denkens? So, wie ich das Wort ‚Sollbruchstelle‘ verstehe, soll dieser Ausdruck besagen, dass in einem Fabrikationsteil eine mechanische Bruchstelle eingeplant ist, die immer dann zu einem Bruch führen soll, wenn von ungeahnten Kräften das Fabrikationsteil einer Überbelastung seiner Funktionsfähigkeit ausgesetzt ist. Wenn man das Wort ‚Sollbruchstelle‘ auf das menschliche Denken anwendet, hieße das, dass in demselben, welches als Fabrikationsteil aufzufassen wäre, eine möglicherweise dynamische Bruchstelle eingeplant ist, die immer dann zu einem Bruch führt, wenn von ungeahnten Kräften das Denken selbst einer Überbelastung seiner Funktionsfähigkeit ausgesetzt ist. Sollbruchstellen des Denkens bezeichnen folglich Überbelastungen seiner dynamischen Funktionsfähigkeit. Kann aber ein Denken überbelastet werden? Nein. In dieser Formulierung wird erst erkennbar, dass das menschliche Denken vor Aufgaben gestellt werden kann und Fragen zu beantworten weiß, die die Überbelastungen des Lebens, in dieser Formulierung der Begriff ‚Belastung‘ erst einen Sinn ergibt, abzubauen und zu entkräften vermag.

Der Abbau der Überbelastungen des Lebens, dieses wäre die an die Gegenwart zu richtende Forderung, die nicht fortwährend auf Scheiße verweisen würde. Das Buch, mit dem Lethen eine gewisse Berühmtheit erworben hatte, lautet »Verhaltenlehren der Kälte« (Lebensversuche zwischen den Kriegen. Edition Suhrkamp. Bd. 1884. Frankfurt Main 1994. 300 S.). Es kann noch nicht einmal als ein oder sein grande œuvre bezeichnet werden, da es eher eine offene gelassene Lücke auszufüllen scheint, als dass der Versuch unternommen worden wäre, einen großen Theorie-Wurf platzieren zu wollen. Nichtsdestotrotz wird der ständig auf Scheiße verweisende rechts oder links sein wollende Journalismus nicht müde, zu betonen, dass dieses Buch in den neunziger, anstatt, wie es einzig richtig ist, in den hunderter Jahren erschienen ist. Wer in dieser völlig verkommenen Sprache, die auf die mißliche Lage eines Nichtdenken-Könnens hinweist, sich auszudrücken beliebt, der hat nicht begriffen, dass dieser vollkommen falschen Denklage ein Axiom des italienischen Mathematikers Giuseppe Peano (1858–1932) zugrunde liegt, das, in seiner gänzlichen Falschheit, besagt, dass Null eine natürliche Zahl sei. Das zweite Peano-Axiom besagt, dass der Nachfolger von Null die Eins sei. Das erste Peano-Axiom (man sollte wissen, was ein Axiom ist), dass Null eine natürliche Zahl sei, verkennt, dass die Null prinzipiell keine Zahl sein kann, weil Zahlen etwas zählen müssen oder sollen.

Die Null ist vielmehr ein nichtzählendes Zahlzeichen, keine Zahl selbst, die in der Zahl, deren Name zehn lautet, einen unausgesprochenen Übergang zu der zweiten Dekade bildet. Folglich kann auch nicht von den nuller Jahren eines Jahrhunderts gesprochen werden, weil es diese prinzipiell gar nicht geben kann, vielmehr muss richtiger Weise von den zehner Jahren eines Jahrhunderts gesprochen, womit für das gegenwärtige 21. Jahrhundert die Jahre von 2001 bis 2010 gemeint sind. Die hunderter Jahre des vorigen Jahrhunderts sind die Jahre 1991 bis 2000. Noch widerlicher und noch ekelerregender ist es, wenn Politiker behaupten, wir würden gegenwärtig an dem Anfang der zwanziger Jahre, anstatt an deren Ende leben, denn die zwanziger Jahre reichen von 2021 bis 2030. Ob wir sie noch sehen oder gar noch erleben werden, kann niemand sagen. Ich befürchte eher nicht.

Ich frage mich, wie Menschen sich die Blöße geben können, ständig auf den Umstand verweisen zu müssen, dass sie nichts als Scheiße in ihren Köpfen tragen. Wie gänzlich krank und vollkommen pervertiert muss ein Denken sein, das angibt, in den nuller Jahren sei das und das geschehen. Da es prinzipiell keine nuller Jahre geben kann, weil dieselben nichts zählen oder nichts zu zählen wissen und nichts zu zählen vorgeben, was zu zählen wäre, kann es auch nichts geben, was in ihnen geschehen wäre. In seinem keinem wirklichen philosophisch grundlegenden Denken zuzuordnen Buch soll Lethen einen „Stilgestus der Neuen Sachlichkeit, den er bei Bertolt Brecht und Carl Schmitt, bei Walter Benjamin, Walter Serner und bei dem Anthropologen Helmuth Plessner beobachtet“ habe, gepflegt haben.

Was bedeutet eine neue, gegenüber einer alten Sachlichkeit? Zeigen nicht bereits diese Formulierung und die Verwendung des Begriffes ‚Gestus‘ an, dass in ihnen etwas Manieriertes zu Sprache gebracht werden soll, das besser der Kunstgattung des Manierismus vorbehalten bleiben sollte? Wird mit Lethens Vorhaltung oder ungewöhnlicher Applikation des Manierismus an oder auf diese zurecht großen und bedeutenden Denker nicht deren Größe desavouiert oder decouvriert? Es lässt sich leicht behaupten, dass das bürgerliches Subjekt, mithin einer, der sagt, ich bin ein Bürger, ob er es aber in der Wirklichkeit ist, steht auf einem anderen Blatt, sich desavouiert habe, solange man sich selber nicht zu den Desavouierten zählt. Waren Bertolt Brecht, Carl Schmitt, Walter Benjamin, Walter Serner, Helmuth Plessner hingegen keine Desavouierten ihrer jeweiligen Zeit? Wohin der Blick fällt, Scheiße.

Mir fällt ein, dass Scheiße ein Trennungsprodukt ist, mithin der Darm zurecht als ein organischer Trennungsspezialist aufzufassen ist. Will ein bankeroter, zahlungs- und zählungsunfähiger Journalismus sagen, sehet auf die beschissenen Trennungsspezialisten, wie sie fortwährend mit ihrer Scheiße, die sie aus ihren verrotteten und verkommenen Gedärmen herausklauben, um sich werfen? 1994 hat Lethen die Nachricht erreicht, dass sich in dem Nachlass Carl Schmitts ein Exemplar der »alternative« (Zeitschrift für Literatur und Diskussion) einfand, in dem dieser Stellen aus Lethens »alternative«-Aufsatz (Zur materialistischen Kunsttheorie Benjamins. Bd. 10. Jg. 1967. H. 56/57. S. 225–234) unterstrichen hatte. Aus diesem Lektüre-Zusammenhang den Vorwurf des Antiliberalismus rekonstruieren zu wollen, verschließt sich der Erkenntnis der mitgeteilten Darm-Funktion, als Trennungsspezialist aufzutreten. Fazit: Scheiße bleibt Scheiße. – Joseph Lindenthal

 


 

 

Leserbriefe zum Politischen Fragebogen „“. Gespräch mit Felix Klein geführt von Paul Middelhoff

 

Wer in der Formulierung „jüdische Mitbürger“ ein Zeichen von Rassismus sieht, braucht sich über Abwehrreflexe nicht zu wundern. Würden Sie z.B. Vereinen und Parteien nahelegen, ab sofort nicht mehr von „jüdischen Mitgliedern“ zu sprechen, sondern auch hier vermeintlich ausgrenzende Worte durch eine analoge Umformung zu vermeiden? Auch und besonders als berufsmäßiger Anti-Antisemit sollten Sie überdenken, ob wirklich alles ein Nagel für ihren Hammer ist. Konsequenterweise müssten Sie das Wort „Mitbürger“ ohnehin komplett verbieten lassen, denn für wenn kann es aus Ihrer Sicht diskriminierungsfrei angewendet werden? Ich kann Ihnen versichern, dass ich mich viel mit Antisemitismus beschäftige. Aber an den Haaren herbeigezogene Wortspielchen wie das Ihre gehören nicht dazu. Die sind unnötig, ärgerlich und vor allem kontraproduktiv. – Dr. Christian Voll

 

Die Differenzierung in der Definition von Worten ist schon interessant (wichtig ist sie sowieso); und sollte gewiss zum Nachdenken anregen. So empfinde ich bei der Verwendung der Phrase „jüdische Mitbürger“ die Nennung der Religion grundsätzlich unangebrachter als das kritisierte „Mitbürger“ anstatt Bürger. Ich stolpere rhetorisch deshalb, weil ich mit der Präposition „mit“ regelmäßig das Zusammensein, das Vereinte, in einen gesellschaftspolitischen Kontext stellen möchte. Daher bevorzuge ich oftmals das Wort „Mitmensch“, um etwa klarzumachen, dass wir (der Mitmensch und ich als sein/ihr Mitmensch) zusammen als Teil dieser Gesellschaft für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, gegen Rassismus und Antisemitismus, wehrhafter und überzeugender eintreten können.

So oder so; klar ist leider, dass Gewalt in einer Gesellschaft zumeist durch den Missbrauch von Worten entwickelt wird. Und dass leider auch unter den vernünftigen Mitmenschen und gebildeten Bürgern nicht immer die notwendige Einigkeit besteht, Missstände in gleicher Weise zu deuten bzw. zu bezeichnen (geschweige denn die daraus resultierenden Probleme zu lösen). Allzu oft, so scheint mir, ist es „inhaltlich“ wichtiger, wer etwas sagt anstatt was ebenjener sagt. Kurzum, das Bewusstsein um die (vermeintlich) richtige Lesart macht uns zunehmend – trotz Willens zur demokratischen Verständigung – unsicherer, mitunter gar bewusstloser. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbrief zu „Wohin das Geld fließt“ von Jens Tönnesmann

 

„Wie schon im Jahr 2016 sind auch 2020 auf diesem Weg aus dem Umfeld deutscher Unternehmen rund drei Millionen Dollar geflossen.“ Geld der Kunden, gespeist aus überhöhten Preisen. Man sollte sich also überlegen, ob man einen Wahlkampf in den USA (oder woanders) unterstützen möchte und zugunsten welcher Partei, oder seine Produkte und Dienstleistungen woanders kaufen will. – Iman Schwäbe

 


 

 

Leserbrief zu „Wie weiter?“ von Heinrich Wefing

 

Ihren Beitrag habe ich mit großem Interesse gelesen, bis zu den folgenden Sätzen: „Die Obersten Richter…sehr darauf bedacht ist, den Eindruck der Unabhängigkeit und Überparteilichkeit seines Gerichts zu wahren“. Dieser Satz impliziert, dass es dem Chief Justice nicht darum geht, dass sein Gericht unabhängig und überparteilich urteilt, sondern nur darum, dies vorzutäuschen. Soll ich mir das so vorstellen, dass er eine Strichliste (oder moderner eine Excel-Tabelle) führt und bei den Urteilen überprüft, ob eine Entscheidung, in die eine oder andere Richtung mit dem gewünschten Eindruck übereinstimmt? Und dass die anderen RichterInnen sich seinen Vorgaben unterwerfen? Finden Sie nicht, dass das ziemlich nach Verschwörungstheorie klingt? Und hätten Sie den zweiten Satz im Falle eines demokratisch dominierten Gerichts auch so geschrieben? Da Sie dafür keine Belege liefern, vermute ich, dass es sich um Ihre persönliche Meinung handelt, die aber nicht als solche gekennzeichnet ist. Das fällt mir häufiger in ZEIT Beiträgen auf und ich frage mich immer wieder, ob die AutorInnen die Regel guten Journalismus, klar zwischen Fakten und Meinungen zu trennen, nicht kennen oder sie ihnen egal ist. Beides fände ich sehr bedenklich. – Sabine Moehler

 


 

 

Leserbrief zu „Aus dem Sturm gebohren“ von Claus Leggewie

 

Nachdem die Chinesen vorzeiten ihre berühmte Mauer gebaut haben, könnten die Einwohner von Bangladesh zum Eigenschutz  einen landumfassenden Deich errichten, der sie vor dem ansteigenden Meer, den Zyklonen und Tsunamis schützt. Das Wissen steht durch niederländische Deichbauer seit Jahren zur Verfügung, das Geld könnte aus der EU kommen als Ausgleich für die von uns verübten Klima-Schäden, und die Geologen könnten die erdgeschichtlichen Einsichten in das Wachsen der norditalienischen Po-Ebene beisteuern(um den Garda-See war ein Meer, an das eine ursprüngliche Salzfisch-Art noch heute erinnert). Professor Leggewie könnte mit seinem eindrucksvoll bebilderten Artikel einem bedrohten Volk einen Impuls für das nackte Überleben gegeben haben. – Dietrich Bauer

 


 

 

Leserbrief zu „Die Improvisationskünstler“ von Mark Schieritz

 

Die „Farbenlehre“ für die Zeichnung in Ministerien und der gesamten öffentlichen Verwaltung mag für Außenstehende sonderbar erscheinen; sie ist aber sehr praktisch, weniger wegen der Unterzeichnung als solcher, sondern wegen etwaiger Anmerkungen und Änderungen. Insoweit ist sie übersichtlicher als die Kommentar-Funktion in Word. Nach Auskunft eines älteren Kollegen zeichnen die Unterabteilungsleiter (UAbtL) braun, weil diese Hierarchiestufe nach dem Machtantritt der Nazis eingerichtet und mit strammen Parteimitliedern besetzt wurden, die den Auftrag hatten, „den Laden auf Vordermann“, sprich Parteilinie zu bringen.

Sollte dies zutreffend sein, so harrte ein weiterer Sachverhalt der Entnazifizierung. Nach einer Meinung der Organisationslehre gilt: Bei mehr als 800 Personen (Vollkräfte) in einer Organisationseinheit werden die Verbundvorteile durch die Reibungsverluste (z. B. Kompetenzstreitigkeiten) aufgehoben. Ich habe diese Meinung dergestalt modifiziert: Wenn im Organigramm/Organisationsplan in A3-Ausdruck die Bezeichnungen der „Kästchen“ nicht ohne besondere Sehhilfe (z. B. Lupe) lesbar sind, dann …! Probieren Sie es aus, beim BMF oder BMWi. – Walter Funk

 


 

 

Leserbrief zu „Der Zweifel. Feuerwehr für die nächste Pandemie“ von Elisabeth von Thadden

 

Ihren kleinen, aber feinen Weckruf habe ich gern gelesen, empfand ihn in der Abteilung WISSEN   und in seiner Kürze ausgesprochen pfiffig, danke. Mit einer freundlichen Überlegung zur internationalen Dimension: Alle wirklich großen Sorgen und Nöte des  Homo sapiens  und seiner Welt-Ordnung bedürfen bekanntlich der globalen Prävention, im Notfall der globalen „Feuerwehr“. Insofern hätte sich zum Stichwort Zweifel   resp.  Weltlebewesengesundheit   vielleicht ein beiläufiger Hinweis auf die Reformbedürftigkeit der etwas machtlos-schwerfälligen Funktionalität der Vereinten Nationen, speziell der World Health Organization (WHO) sowie der Food ad Agrikulture Organization (FAO) angeboten. (?) – Dr. Gernot Henseler

 


 

 

Leserbrief zu „Nur zwei Infektionen – bei Erzieherinnen“ Gespräch mit Sandra Ciesek geführt von Jan Schweitzer

 

Ich bin als Kitaleiterin in Rostock tätig und frage mich, ob dieser Artikel mich beruhigen soll und mir als Argumentationshilfe besorgten Kollegen gegenüber dienen soll. Kann ich ihn nutzen, um Eltern die Angst zu nehmen, dass sie eventuell wieder im Home-Office ihre eigenen KInder betreuen müssen? Ist es wirklich so, dass trotz witterungsbedingtem sehr viel längerem Aufenthalt in geschlossenen Räumen mit sehr vielen Kindern die Studienergebnisse begründeten Anlass zur relativen Sorgenfreiheit geben? Haben die steigenden Zahlen an viralen und bakteriellen Erkrankungen der oberen Atemwege und des Magen-Darm-Traktes bei Kindern und ErzieherInnen keinen Einfluss auf das Verhalten des Immunsystems im Falle des Kontakts mit dem Sars-CoV-2-Virus? Ist die rasch ansteigende Inzidenz, die schnell wachsende Zahl infizierter Erwachsener in der nass-kalten Jahreszeit tatsächlich vernachlässigbar? Sind die Studienergebnisse so interpretierbar?

Ich glaubte dies beim ersten Lesen nicht. Ich fragte bei den Machern der Studie an. Ich zitiere aus der Antwort: „Die Ergebnissen sind nicht auf ein anderes Infektionsumfeld mit hoher Inzidenz, oder auf ein anderes als das im Sommer 2020…in Hessen anwendbar“. Ich kann verstehen, dass Arbeitgeber Angst haben, die bei ihnen tätigen ArbeitnehmerInnen fallen wegen geschlossener Kitas erneut aus. Ich kann verstehen, dass Mütter und Väter Angst haben, wegen geschlossener Kitas der Doppelbelastung von Home-Office und Kinderbetreuung nicht ein zweites Mal gewachsen zu sein (bzw. erst gar nicht ihrer Arbeit nachgehen zu können, da Home-Office bei ihnen gar nicht möglich ist, und somit ggf. tatsächlich Lohnverlust und mehr drohen). Ich kann verstehen, dass Politik und auch Sie als verantwortungsvolle Journalisten noch die geringste Chance auf beruhigende Meldungen nutzen wollen, um Sicherheit zu geben. Hier ist es Ihnen nicht gelungen. Es hätte einer umfangreicheren Bewertung des gesamten Studienumfeldes bedurft und damit des Interviews, damit eine realistische Einordnung erfolgen kann. So aber bleiben Zweifel. Zweifel, dass bewusst und durchaus einseitig Komplexität reduziert wurde, um nicht sachgerechte Schlussfolgerungen ziehen zu können.

Ich hoffe sehr, dass im Frühjahr 2020 alle meine KollegInnen gesund, über die Maßen engagiert und fröhlich mit den Kindern in unserer Kita die Welt entdecken und wir vielleicht wirklich keine einzige Ansteckung in unserem Hause hatten, egal, ob von Kindern, Eltern, KollegInnen oder häuslichem Umfeld ausgehend. Und wenn, dass ALLE sie ohne Folgeschäden überstehen. – Jana Schubert

 


 

 

Leserbrief zu „Was sind die Vorteile des schlechten Geschmacks? Der akademische Rat“ von Metin Tolan et al.

 

Leider irrt sich Prof. Metin Tolan was den Anzug von Columbo angeht. Die grau-rosa Farbe nennt sich rosenholz und war damals, als die Filme gedreht wurden, todschick und absolut up-to-date. – Monika Forster

 


 

 

Leserbrief zu „Ey, Alter, ich arbeite beim ZDF“ von Lars Weisbrod

 

Jan Böhmermann ist m.E. der meist überschätzte Fernsehprotagonist der letzten Jahre.  Voll Ehrfurcht wird seit Jahren sein Namen genannt, erst als Geheimtipp, jetzt als Anchorman der Fernsehsatire. Endlich ein neuer Harald Schmidt! Dem will Böhmermann allerdings nicht nacheifern. Keine Angst! Dazu fehlen ihm Coolness, Wortwitz und die überlegene Distanz zum Zeitgeist. Geschmacklose Beleidigungen geifernd auszuteilen und die eigene korrekte Haltung wie eine Monstranz vor sich herzutragen, macht einen zum Prediger, aber leider nicht zu einem guten Satiriker. – Mia Herber

 


 

 

Leserbrief zu „Das selbstironischer Raubtier“ von Katja Nicodemus

 

Welch naive Begeisterung für einen Macho, der in permanenten Gewaltexzessen und dank vorhersehbar immer gerade rechtzeitig eintretender günstiger Umstände auch die brutalsten und skrupellosesten Bösewichte aller Couleur eliminiert, ohne dass er und seine Bügelfalten dabei Schaden nehmen oder das Toupet verrutscht, und dem zur Belohnung dann auch noch die tollsten Frauen in infantiler Dummchen-Pascha-Konstellation verfallen, das Ganze in einer nun schon viele Jahrzehnte laufenden öden Endlos-Schleife. Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass die von James Bond angewandte „License to kill“ genau das ist, was Terroristen von 9/11 über Anis Amri, den Mörder von Samuel Paty und den Killer von Wien für sich in Anspruch nehmen? Wird das „Raubtierhafte“ in Bond etwa dadurch geadelt, dass es von „Selbstironie“ begleitet und mit Whisky und Champagner zelebriert wird? – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 


 

 

Leserbrief zu „Siehe oben“ von Christian Schüle

 

Die beiden Herren auf dem Gratwanderweg scheinen sich verlaufen zu haben. Mit flehender Gebärde zeigt einer nach oben, aber da sind nur Wolken. Dazu sind die Herren schlecht ausgerüstet für alpine Abenteuer. Die falschen Klamotten und kein Rücksäckchen für ein Biwak. GPS müsste man haben, aber dafür sind die Herren in einem nicht passenden Jahrhundert. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Das wäre unser Jahr gewesen“ von Fatima Njoya und Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Nicht nur zur Illustration des Artikels auch auf den Seiten mit den Anzeigen ist das Heft übersät mit Luxuschronometern. Das erregt Neid. Gibt es Leute, die sich solche Sachen ums Handgelenk schnallen? – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Zu gut“ von David Krenz im ZEIT Magazin

 

Hätten die Hersteller des Superfesten Glases die Gelegenheit gehabt, den Film  „Der Mann im weißen Anzug“ (Alexander Mackendrick 1951) anzusehen, sie hätten weniger euphorisch auf die Erfolgsaussichten ihres Produkts geblickt. Es ist, als hätten sie den Film noch einmal in der Realität nachgespielt. – Reiner Durchholz

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Gleichgeschlechtliche Ehen“ von 1kilo (Infografik) und Matthias Stolz (Recherche)

 

Schimmert im letzten Satz ein wenig Hoffnung auf mehr weiße Flecken auf der Landkarte durch? Fühlt es sich entspannend an, nicht immer die Unterschiede zu betonen, sondern die Gemeinsamkeiten? Da ließe sich was machen. Nicht nur bei den gleichgeschlechtlichen Ehen. Wenn wir es schaffen, auch andere Unterschiede ausblenden, werden auch andere Landkarten weißer. Es geht ganz einfach. Warum sollten wir z.B. die Topographie so ernst nehmen? Ist das Niveau über Meereslevel wirklich so wichtig? Sollten wir in poitischen Landkarten überhaupt noch farbkodierte Landesflächen voneinander abgrenzen? Ist es denn noch zeitgemäß, Herrschaftsgebiete zu kennzeichnen, wo doch über all die gleichen Menschen leben? Wimmelt es nicht in allen Karten von lästigen Unterschieden und unnötigen Grenzen? Wäre es nicht das Allerschönste, wenn es NUR weiße Landkarten gäbe? Warum eigentlich das Meer noch vom Land trennen? Ist es nicht EINE Erde? Warum nicht einfach ein weißes flauschiges Wattebällchen? Die Karte der Karten? Dann wäre Weihnachten! – Christian Voll

 


 

 

Leserbrief zu Frag doch den Therapeuten: Hat sie sich gegen ihn gestellt?“ von Wolfgang Schmidbauer im ZEIT Magazin

 

Endlich traut sich mal jemand zu sagen, dass Fußgänger auf Gehwegen eine Behinderung darstellen – aber nicht nur dort! Auch in Grünanlagen, besonders denen mit den schmalen 1m-Wegen, und selbstverständlich in Fußgängerzonen! Die gehen einfach nicht weg! Da muss sich doch ein tapferer Familienvater gegen einen übergriffigen Bewaffneten und die Straßenverkehrsordnung zur Wehr setzen und seine kleine Familie schützen! Frau mit Kind auf Rad, er macht den Weg frei!  Und seine Frau steht ihrem Ritter nicht zur Seite! Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Was war nochmal Ihr Rat? Einlenken um des lieben Friedens willen? Was soll wem leidtun? P.S. Man kann Räder auch schieben. – Dr. Elke Nowak