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18. März 2021 – Ausgabe 12

 

Leserbriefe zu „Gendert das Grundgesetz!“ von Klara Leithäuser

 

Frau Leithäuser appelliert an den Schrauben unseres Sprachgebrauches zu drehen um eine geschlechtergerechte Sprache zu entwickeln. Es entbehrt sicherlich nicht einer gewissen Komik, wenn Frau Leithäuser selbst schreibt „Jahrzehntelang hatten die Schweizerinnen für ihr Stimmrecht gekämpft“. Möchte Frau Leithäuser ernsthaft behaupten, dass jahrzehntelang nicht auch (männliche) Schweizer für das Stimmrecht der Schweizerinnen gekämpft haben? Ich rate Frau Leithäuser zu etwas mehr Gelassenheit. Das 21. Jahrhundert hat größere und wichtigere Herausforderungen als diejenigen, für die Frau Leihäuser sich hier eindrucksvoll einsetzt. – Jörg Mirbach

 

Das generische Maskulinum ist inklusiv und repräsentiert alle. Ist das wirklich so schwer zu verstehen? Mein 5-jähriger Sohn weiß das jedenfalls. Nie würde er auf die Idee kommen, das mit Lehrern nur die männlichen Lehrer gemeint sein könnten. Ich denke aber, Menschen wie Sie wollen es einfach nicht verstehen. Deswegen ist die Debatte auch eher ermüdend. Als Kinderarzt lebe ich sicher in keiner Blase und habe viele Kontakte mit allen Bevölkerungsschichten.

Niemand, aber auch gar niemand käme auf die Idee, das sogenannte Gendersternchen in seine Sprache einfließen zu lassen. Nach einer ausgiebigen Beschäftigung mit all den hoffnungslosen und destruktiven Alternativen halte ich das generische Maskulinum für zeitgerecht und modern. Der Ruf nach einem „Gendern“ des Grundgesetzes dient meines Erachtens eher Ihrer persönlichen Profilierung und mag einer gewissen Langeweile entspringen. Es gibt jedenfalls weitaus Wichtigeres zu tun, als sich in Endlosschleifen der Selbstbezogenheit zu verlieren. – Dr. Christian Voll

 

Nach der Lektüre des Artikels kommt man ins Grübeln und man fragt sich, wie angesichts unserer Probleme Pandemie und Klima ein Studium, auch noch der Politikwissenschaft, zu einer derartigen Erweiterung des Horizonts führt. – Dr. Walter Engel

 

Statt unseren gesamten gemeinsamen Grips zu bündeln, um drängende weltweite Menschheitsaufgaben zu lösen: Viruspandemie, Krebs, Klima- und Naturschutz, Überbevölkerung und Völkerwanderungen, vielleicht auch Verhinderung von Asteroideneinschlägen – verdrücken sich viele linksorientierte Landsleute lieber auf einen Nebenkriegsschauplatz, um dort die Mutter aller Scharmützel zu schlagen mit dem Ziel einer geschlechtsneutralen gendergerechten Gesellschaft! Dabei geht es ihnen nicht um tatkräftige Hilfe für bislang benachteiligte Gruppen, sondern ausschließlich um eine durchgegenderte Sprache! Das männliche Geschlecht wird aus dem Wortleib gerissen, das Loch gefüllt mit: *, :, _, I!

Die Verständlichkeit und damit die Verständigung nimmt immer mehr ab durch regelmäßig eingestreute Pausen, Knack-, Schnalz- oder Rülpslaute! Irgendwann wird sie deshalb abgeschafft und durch Englisch ersetzt, das nur das „the“ kennt. Es sei denn, die Engländer verfallen dem deutschen Genderwahn, schreiben und sprechen künftig: „theo man“ und „thea woman“! Warum kann man sich nicht stillschweigend darauf einigen, sich hinter jedem Hauptwort ein ungeschriebenes und ungesprochenes „m,w,d“ zu denken? Der Schüler schließt die Schülerin mit ein, sogar „das zu beschulende Wesen“! „Fuchs, du hast die Gans gestohlen…“ bedeutet auch: „Füchsin, du hast den Ganter gestohlen…“, wobei hier Versmaß und Melodie ein wenig holperig klingen!

Ich fürchte allerdings, der „Krieg der Sterne“ wird so lange weitergeführt, bis auch in den Schlußakt unseres Daseins ein Binnen-I hineingepreßt worden ist: wenn der, die, das To(e)dIn unsere Sprache endgültig den Garaus macht und sie beigesetzt wird neben Luther, Goethe, Helmut Schmidt,…, die laut vernehmbar in ihren Gruften grollen! Allen, die unsere Sprache ungegendert lieben, bleibt nur die leise Hoffnung auf ihre Wiederauferstehung am Jüngsten Tag! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Das Grundgesetz darf sicher als anspruchsvoller Text betrachtet werden, den Juristen auf die kleinsten Feinheiten zu untersuchen pflegen. Dabei ist mit Sicherheit klar geworden,an welchen Stellen das generische Maskulinum Anwendung gefunden hat. Daher halte ich es für völlig überflüssig, bei jeder Gelegeheit darauf hinweisen zu wollen,dass auch Frauen angesprochen sind.(zu schweigen von den Diversen,die es immerhin mit „d“ in fast alle Stellenanzeigen der Universitäten geschafft haben)Im übrigen vermute ich, dass die Genderaktivisten keinen gesteigerten Wert darauf legen, dass Gesetzestexte an allen Stellen von Betrügern auf Betrügerinnen, von Verbrechern auf Verbrecherinnen und von Mördern auf Mörderinnen erweitert werden. – P. Grinzinger

 

Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann erhoffen Sie sich von einer Umformulierung des Grundgesetzes den Abbau von Diskriminierung und Zugangshürden zu politischen und anderen Ämtern für Frauen. Scheinbar träumen Sie davon, dass Frauen auch in hohe und höchste politische Positionen Einzug halten – vielleicht sogar ins Bundeskanzleramt? Natürlich wird das, wenn überhaupt, nur nach einer „gendergerechten“ Neufassung des Grundgesetzes möglich sein, aber selbst dann kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Deutschland jemals eine Bundeskanzlerin haben wird…. –Michael Kobbe

 

Vielen Dank für diesen Beitrag! Hat mich an alte Zeiten erinnert, als ich mal zwischendrin statt in HH einige Jahre kurz hinter der Grenze im Landkreis Stade wohnte (nicht Verursachung, aber Anlass war an der Hotelbar in Samarkand gewesen). Da war ich dann bald im Gemeinderat Kutenholz, wo nach der Gemeindeordnung der Rat nur aus „Ratsherren“ bestand. Immerhin war die Verwaltung fortschrittlich genug, mich als Ratsfrau anzuschreiben. Politarbeit ging natürlich bis Hannover, und so hatten wir tatsächlich statt der Albrecht-Regierung dann bald Gerd Schröder und konnten damit endlich kostenfrei Schulbücher ausgeben. Dann wurde das wichtige Frauenministerium eingerichtet, zuerst mit Waltraud Schoppe, dann mit Christina Bührmann.

Da wir Sozis zur Mitwirkung an der neuen Landesverfassung aufgerufen worden waren, kam bald diese Verbesserung hinzu: Niedersächsische Verfassung, Vom 19. Mai 1993, Artikel 28, Aufgabe und Zusammensetzung (1) Die Landesregierung übt die vollziehende Gewalt aus. (2) Die Landesregierung besteht aus der Ministerpräsidentin oder dem Ministerpräsidenten und den Ministerinnen und Ministern. (3) Mitglieder des Bundestages, ………. Ein toller Fortschritt, und sogar der höheren Bundesebene mit der hochgeachteten Kanzlerin weit voraus! – Ilse Behrens

 

Ich kann die Forderung zur Neufassung des Grundgesetzes in einer geschlechtergerechten Sprache nicht nachvollziehen. Bisher habe ich nirgendwo gehört oder gelesen, dass sich signifikante Anteile der weiblichen Bevölkerung tatsächlich durch die Verwendung des generischen Maskulinums im Grundgesetz benachteiligt fühlen. In meinem persönlichen Umfeld haben Frauen zudem auf Nachfrage ausnahmslos erklärt, dass sie sich trotz der aktuellen Textform durchaus von der Verfassung repräsentiert fühlen und keinen Bedarf für Textänderungen sehen. Bevor das Grundgesetz gegendert wird, sollte also erst einmal geprüft werden, ob eine Mehrheit der Frauen in unserem Land das überhaupt möchte.

Derzeit kann ich jedenfalls nicht erkennen, wo die für eine Änderung des Grundgesetzes erforderliche Zweidrittelmehrheit in Bundestag und Bundesrat herkommen soll. Viel wichtiger wäre es aus meiner Sicht, endlich real existierende Benachteiligungen von Frauen zu beseitigen, insbesondere die oft immer noch ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen für die gleiche Leistung. Dazu ist allerdings deutlich mehr Aufwand notwendig als für sprachliche Neuschöpfungen. – Ingo Scholz

 

Ich gehe davon aus (Nein, ich bin mir sicher!) das alle Daten und Fakten in Ihrem Artikel richtig sind und zutreffen. Allerdings habe ich, je länger um das Gendern diskutiert wird, desto stärker den Eindruck, dass der Fokus auf das Wesentliche verloren geht. Unser Land, unser Europa und unser Planet haben gigantische Aufgaben zu lösen, vielleicht sollten wir uns konzentrieren und nach Paretos Gesetz verfahren, lassen wir mal die letzten 20% die zur wünschenswerten Lösung fehlen, einfach weg und erledigen die nächste schwerwiegende Aufgabe. Eine Frau kann Bundeskanzlerin werden. Wichtig und erledigt! – Torsten Heydrich

 

Die Väter und Mütter des Grundgesetzes haben in den Artikeln 1 bis 19 die Grundrechte in einer verständlichen Sprache vorbildlich formuliert. Darüber hinaus haben sie Begriffe wie „Bundeskanzler“ oder „Richter“ geschlechterübergreifend auf das Amt bezogen. Dies alles dient dem besseren Verständnis, das unter Gender-Deutsch nicht leiden sollte. Stattdessen kann ein einfaches Verfahren, das schon römischen Juristen bekannt war, helfen, nämlich ein Zusatz in einer Anmerkung: „Folgende Wörter einschließlich ihrer weiteren grammatischen Formen umfassen Personen männlichen, weiblichen und diversen Geschlechts: …“

Darauf folgen die im Grundgesetz vorkommenden Personenbezeichnungen, zum Beispiel Abgeordneter, Ausländer, Beamter, Bundeskanzler, Deutscher, Flüchtling, jeder, Mensch, Mitglied, Person, Präsident, Richter … Die vollständige Liste ist nicht lang. Die Wörter „Mitglied“ und „Person“ kommen im Gesetz am häufigsten vor. Sie umfassen auch Männer, sind grammatisch aber nicht maskulin. Das sollte Gender-Anhängern genügen. – Werner Keym

 

Gendern – als ob es nichts Wichtigeres gäbe… …jetzt fällt auch noch jemandem ein, das Grundgesetz zu ändern, weil die Bundeskanzlerin nicht im Gesetz vorkommt. Und außerdem soll das generische Maskulinum abgeschafft werden (siehe Bäcker-Diskussion) – das geht mir inzwischen dermaßen auf den Wecker, dass ich Pickel bekomme… Spaß beiseite: hat denn eine (schlaue und identitäre) Minderheit nichts Besseres zu tun, als sich solche Gleichheitsgedanken zu machen und einer deutlichen Mehrheit plötzlich Regeln aufdrücken zu wollen, über die sich früher kaum eine*r Gedanken gemacht hat (ich bitte, das Sternchen zu entschuldigen, es dient der Verzierung)?

Entstanden ist die ganze Diskussion in der Tat beim Thema Gleichheit und Gerechtigkeit in der Gesellschaft. Aber glauben die Protagonisten dieser Initiativen im Ernst, jemals mit Sternchen und Bundeskanzlerinnen eine gesellschaftliche Gleichberechtigung zu erkämpfen? Mitnichten. Erst, wenn Frauen, Minderheiten, Andersdenkende und –fühlende (und Männer!) in der Gesellschaft die gleichen Chancen und Rechte haben, wird sich diese Gesellschaft ändern können. Diese Aufgabe, die den eigentlichen Kern der Sache trifft, ist es wert, mit aller Kraft irgendwann einmal gelöst zu werden. Daran sollten alle arbeiten und mitstreiten, auch, wenn es aussichtslos erscheint.

Wie wäre es denn, wenn beipielsweise nur die Angehörigen sogenannter systemrelevanter Berufe mal vier Wochen zu Hause blieben? Nur mal so? Weil sie sich einig sind? Aber sie verdienen ja so miserabel, dass sich manche keine Gewerkschaftsbeiträge leisten wollen und können… auch zu schweigen von den Mitarbeiterinnen bei den Kirchen. Topfdeckelschlagen ist schön, es rührt die Seele an, aber es kommt nicht ein Cent mehr auf das Konto. Die meisten solcher notwendigen Berufe sind lebensnotwendig aber aus vermeidbaren Gründen völlig unattraktiv. Es liegt wie stets am Geld, an der Gier und an der Macht und mehr an Männern als an Frauen. An diesem Umstand ändern Sternchen und Bäckerinnen nicht das Geringste. Sie fördern nur Zoff und Unverständnis und verstellen den Blick auf das Wesentliche. – Gerhard Erdmann

 

Schade, dass die Autorin nicht verstanden hat, wie die deutsche Sprache funktioniert, genauso wenig wie die Schweizer, die den Frauen das Wahlrecht vorenthalten haben. Aber damit befindet sie sich in bester Gesellschaft. Das generische Maskulinum hat nichts mit dem Geschlecht zu tun. Es wird damit niemand diskriminiert, außer jemand möchte sich diskriminiert fühlen.

Die deutsche Sprache hat sich über Jahrhunderte entwickelt. Es gab keine frauenfeindlichen Männer, die irgendwann zusammengesessen haben und einsam die Entscheidung trafen, dass zur Stützung der patriarchalischen Strukturen die Sprache männlich sein müsste. Was jetzt geschieht, ist genau das Gegenteil: Sprache soll vom oben herab verändert werden. Spricht die Bevölkerung mit Kunstpausen, wie mittlerweile einige im Radio oder Fernsehen? Nein! Schreibt die Mehrzahl der Bevölkerung gegendert? Nein! Akademiker haben anhand von Assoziationstest die Behauptung aufgestellt, die deutsche Sprache würde Frauen diskriminieren. Dabei sagt ein Assoziationstest nichts über die Sprache aus, sondern darüber, wie ein Mensch denkt und fühlt. Trotzdem wird stets so getan, als sei es eine eherne Wahrheit, dass die deutsche Sprache Frauen diskriminiere.

Sprache soll Verständigung ermöglichen. Gegenderte Texte verkomplizieren sie, sind schwergängiger zu lesen und bringen vor allem keinen Erkenntnisgewinn. Es ist schon erstaunlich, dass bis vor ein paar Jahren jeder einen Text in ungegenderter Sprache verstehen konnte. Fiktion und Prosa und Lyrik haben wunderbar funktioniert. Derzeit wird mit Macht daran gearbeitet, dass dies bald nicht mehr der Fall ist. Schon jetzt ist nicht mehr klar, ob in einem Text, in dem das Wort „Richterinnen“ steht, wirklich nur Frauen gemeint sind, die den Beruf des Richters ausüben, oder ob der Autor Männer und Frauen meint und überzeugt ist, er hätte jetzt das generische Femininum gewählt. Was im Übrigen falsch ist, da es nur eine abgeleitete Form von „Richter“ darstellt. Bei dem Wort „Richter“ hat sich diese Frage nie gestellt. Damit war immer jeder Mensch gemeint, der ein Richteramt bekleidet.

Die Frage, die m.E. im Vordergrund stehen sollte, ist die des Erkenntnisgewinns und der beabsichtigten Aussage. Wenn das Geschlecht dabei wichtig ist, dann sollte es ausdrücklich durch die Form dargestellt werden, z.B. wenn man daraufhin weisen möchte, dass es viel weniger Programmiererinnen gibt als Programmierer und woran das liegen könnte. Wenn aber die Bedeutung von Programmierern für die Zukunft der Wirtschaft ein Thema ist, dann ist das Geschlecht irrelevant. Dann geht es um den Beruf an sich. Und eine Anmerkung noch zum erwähnten Duden. Der Duden ist kein Hüter der deutschen Sprache, sondern eine privatwirtschaftliche Firma, die mit der deutschen Sprache ihr Geld verdient und somit auch dem Zeitgeist folgt. – Ingo Gorski

 

Als großer Fan unseres Grundgesetzes und große Skeptikerin der Gendersprache kann ich den Artikel „Gendert das Grundgesetz!“ von Klara Leithäuser nicht unkommentiert lassen. Solch kleingeistige Wortklauberei bringt die Geschlechtergerechtigkeit nicht voran. Die Autorin schreibt: „Frau Merkel ist nach dem Grundgesetz der Bundeskanzler, ein Mann.“ Selten habe ich derart offensichtlichen Unsinn in der ZEIT gelesen. Die Kanzlerschaft von Angela Merkel ist doch der beste Beweis, dass es keiner verkomplizierenden Sprachformalismen bedarf, um einer Frau den Weg ins Kanzleramt zu ebnen. Dazu genügen Artikel 3 GG und eine Demokratie, die diesen mit Leben erfüllt, voll und ganz. – Melanie König

 

Da hat Frau Leithäuser aber noch einiges vergessen. Beispiele: * Artikel 2 (1): Jeder*/ jede* hat das Recht auf freie Entfaltung seiner */ ihrer *Persönlichkeit… * Artikel 3 (1): Alle Menschen *und Menschinnen*…. * Artikel 6 (3): Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten */ Erziehungsberechtinnen*… * Artikel 6 (4): Jede Mutter *und jeder Vater*…. * Artikel 8 (1): Alle Deutschen *und Deutschinnen*…. * Artikel 20 (4): Gegen jeden, der */ jede, die* es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen *und Deutschinnen* das Recht… * Artikel 54 (1): Der Bundespräsident */ die Bundespräsidentin* wird… * Artikel 60 (1): Der Bundespräsident */ die Bundespräsidentin* ernennt und entlässt die Bundesrichter */ Bundesrichterinnen*, die Bundesbeamten */ Bundesbeamtinnen*…

* Artikel 69 (3): (Besonders schön): Auf Ersuchen des Bundespräsidenten */ der Bundespräsidentin* ist der Bundeskanzler */ die Bundeskanzlerin*, auf Ersuchen des Bundeskanzlers */ der Bundeskanzlerin* oder des Bundespräsidenten*/ der Bundespräsidentin* ein Bundesminister */ eine Bundesministerin* verpflichtet, die Geschäfte bis zur Ernennung seines Nachfolgers */ ihrer Nachfolgerin* weiterzuführen. Liebe Leute, haben wir wirklich keine anderen Probleme? Und erklärt das Ganze mal einen Immigranten, der deutsch lernen soll! Ein Beispiel aus dem Polnischen: Da wird „Mann“ mit dem Begriff „Mężczyzna“ übersetzt (generisches Femininum). Und ich habe noch nicht davon gehört, dass ein Pole sich schon einmal darüber beschwert hat. Übrigens: Wenn ich (männlich) mal tot bin, möchte ich als „Leiche“ (nicht als „Leicher“) beerdigt werden. – D. Schuster

 

„Frau Merkel ist nach dem Grundgesetz der Bundeskanzler, ein Mann.“ Sagen sie mal, Frau Leithäuser, wie ernst wollen Sie eigentlich genommen werden? Sie bewegen sich doch im universitären Bereich. Also der Umgebung, von der aus gesellschaftliche Diskussionen gerne ihren Ausgang nehmen (》Unter den Talaren …《). Sie fordern, zumindest in Ihrem Beitrag, dass zwei Geschlechter explizit in unserer Verfassung explizit genannt werden. Aufgrund von Befindlichkeiten. Diese Befindlichkeiten, das wissen Sie als Studentin, gehen aber darüber hinaus und fordern die Berücksichtigung weiterer geschlechtlicher Ausprägungen, als den beiden, die 98% der Bevölkerung ausmachen.

Und viele der 2% sehen sich durch einen Genderstern nicht mehr lange hinreichend berücksichtigt und werden übermorgen eine abermalige, noch aberwitzigere Sprachveränderung fordern. Was ja vielleicht nicht mehr soo schwer ist, da sich ja die Sprache, wenn es nach Ihnen geht, ungeachtet ihrer Verständlichkeit, morgen ja schon gebeugt haben wird. Unseren Schatz namens Sprache ausserhalb von Motiven in ihrem inhaltlichen Bereich in dem von Ihnen vorgeschlagenen Maße, übrigens ja unnötigerweise, zu verändern, wäre ungeachtet ästhetischer Fragen unnötig bis ärgerlich. – Bernd Baginski

 

Der Sprachterror, mit dem – bar jeglicher demokratischer Legitimation – eine verbohrte Ideologenclique ganze Stadtverwaltungen, Universitäten, Zeitungen und Fernsehen überzieht, trägt reiche Früchte. Eine junge Generation, die ihr bisheriges Leben lang einer ständigen Gehirnwäsche ausgesetzt war, kann offensichtlich nicht anders, als nur noch den sattsam bekannten und zigfach widerlegten Genderunfug nach zu plappern! Auffällig ist hier die binäre Fixierung auf „Frauen und Männer“ und entsprechender Formulierungen für Amtsbezeichnungen, die „diverse“ Menschen total exkludiert.

All diese Probleme wären sofort gelöst, wenn man sich wieder auf die bewährten generischen Feminina und Maskulina zurück besänne, die alle Menschen (m,w,d,?) einbeziehen! Dies erspart uns lächerliche Sprachverrenkungen und Grammatik-Verhunzungen! Textpassagen wie „Frauen und Männer“ müssten durch „alle Menschen“ ersetzt werden! Die Autorin sollte sich dringend Grundkenntnisse der seriösen Linguistik des Deutschen aneignen. Aber Vorsicht! Lesen schadet der Ignoranz! – Rolf Wolfbauer

 

Ich bin besorgt. Besorgt um die Zukunft meiner Kinder und Enkel. Wenn die nachkommende Elite, dazu zähle ich Frau Leithäuser, das Gendern unseres Grundgesetzes als vordringliches Problem einstuft, sind die Relationen verschoben. Frau Leithäusers Generation ist in einer der freiheitlichsten und wohlhabendsten Gesellschaften aufgewachsen, die dieser Planet je gesehen hat. Da verschieben sich schon mal die Maßstäbe. Wirklich drängend ist doch die Frage, wie sich Deutschland und Europa in den nächsten 20-50 Jahren politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich behaupten und entwicklen wird.

China mit 1,4 Milliarden Menschen meldet zunehmend unverschlüsselt seinen Führungsanspruch auf allen Gebieten an. Dazu wird sich mit etwas zeitlichem Versatz Indien deutlicher zu Wort melden, gefolgt von Indonesien, Pakistan, Philippinen. Und dann ist da noch Afrika … Auf den Verlust der Bodenhaftung folgt in der Regel der harte Fall. Keine Hochkultur in der Geschichte der Menschheit währte auf ewig. Und die stärksten, wirkungsvollsten Zersetzungskräfte kamen in der Regel von innen. – Dietmar Baier

 

Klara Leithäuser beklagt die Anwendung des generischen Maskulinums im Text des Grundgesetzes, sie schreibt: „Frau Merkel ist nach dem Grundgesetz der Bundeskanzler, ein Mann.“ Da dies nicht der Fall ist, erstaunt, dass niemand die Wahl Angela Merkels als verfassungswidrig eingestuft und vor dem Bundesverfassungsgericht geklagt hat. – REINHOLD SCHRÖDER

 

So wie Klara Leithäuser kann nur jemand argumentieren, der die Veränderungen in der Gesellschaft in den vergangenen 70 Jahren nicht wahrgenommen und nur wenig Sinn für den Klang und die Schönheit der deutschen Sprache entwickelt hat. Wohin dies führen kann, war vor Kurzem in einer Fernsehdiskussion zu hören, in der eine bekannte deutsche Politikerin wörtlich sagte: „Ich bin ein Mensch, die immer versucht, die Dinge mit den Leuten zusammenzubringen.“ Was soll der Unsinn anzunehmen, „der Mensch“ oder auch „der Gast“ sei sprachliche Diskriminierung, weil Frauen nicht mitgemeint seien?

Heutzutage die Sprache des Grundgesetzes zu kritisieren, bedeutet, die Veränderungen in der Gesellschaft seit den Anfängen der Republik nicht wahrnehmen zu wollen: Es handelt sich beim Grundgesetz um einen historisches Dokument aus einer Zeit, in der es tatsächlich in vielen gesellschaftlichen Bereichen noch keine Gleichbehandlung der Geschlechter gab und das generische Maskulinum eine völlig akzeptierte Formel war. Darunter hat aber die gesellschaftliche Weiterentwicklung bisher nicht gelitten.

Was die sprachlichen Verrenkungen und die abstoßende Häufung der verschiedensten Doppelformen mit „-innen“ betrifft, so habe ich den Eindruck, dass sie die Ungleichheit der Geschlechter eher betonen als sie einzuebnen. Ich kann nicht glauben, dass die Verwendung des generischen Maskulinums politisch und gesellschaftlich zur Diskriminierung der Frauen führt. Außerdem vermeidet diese sprachliche Konvention grammatische Fehler: Beispielsweise bedeutet die gegenderte Form „die Ärzt*innen“, dass der männliche Plural „die Ärzt“ heißen müsste, und bei „die Patient*innen“ muss man sich mit der falschen männlichen Pluralform „die Patient“ abfinden. Was sagen Sprachästheten wie z.B. Schriftsteller dazu? – Karl H. Kirch

 

Die Forderung danach, im Grundgesetz ‚der Bundespräsident‘ um ‚die Bundespräsidentin ‘zumindest zu ergänzen, entbehrt nicht einer gewissen Absurdität. Als nächstes dann der Mensch/die Menschin? Ich bin jederzeit bereit für die Rechte von Minderheiten einzutreten; es kann und darf aber nicht sein, dass eine Minderheit der Mehrheit aufoktroyiert, wie sie zu schreiben und zu sprechen hat. Einer derartigen Verstümmelung und Massakrierung meiner geliebten deutschen Muttersprache (darf man Muttersprache überhaupt noch sagen?) werde ich mich vehement entgegenstemmen. Denn – wie vermutlich auch die meisten meiner Mitmenschen- bin ich kognitiv in der Lage, das grammatikalische Geschlecht von einem realen, wie auch immer gearteten Geschlecht zu trennen.

Für eine derart drastische Umstellung der Sprache der Dichter und Denker hin zu einer Stolpersprache und -schrift verlange ich mindestens eine Volksabstimmung. Im Übrigen kann ich als lebenslange Feministin nur konstatieren, dass die Kreation von Wortvariationen noch nie etwas an Frauenrechten geändert hat; und mit der derzeit vorgeschlagenen Variation geben wir uns lediglich der Lächerlichkeit preis. P.S.: Als logische Konsequenz dieses Versuchs der Verballhornung der deutschen Sprache habe ich -übrigens zum ersten Mal seit Jahrzehnten – selbstverständlich auch keinen neuen Rechtschreibduden gekauft. – Dr. phil. Katja Diegmann-Hornig

 

Dass Frau Leithäuser ein Geschichtchen vom Frauenwahlrecht der Schweiz erzählt und die deutsche Geschichte ignoriert, wundert mich doch sehr. In Deutschland und Österreich haben Frauen seit über 100 Jahren aktives und passives Wahlrecht. An der Entstehung des Grundgesetzes von 1949 waren auch Frauen beteiligt. In der jungen BRD gab es bereits Frauen im Ministeramt, als die Schweiz nicht einmal landesweit das Frauenwahlrecht hatte. Das generische Maskulinum im Grundgesetz sowie im allgemeinen Sprachgebrauch hat also keineswegs verhindert, dass Frauen in Deutschland hohe Ämter im Staat anstreben und erreichen können. Früher konnten Frauen zwischen dem grammatischen und biologischen Geschlecht unterscheiden und haben sich durch angeblich nur männliche Berufsbezeichnungen, die nach den gültigen deutschen Sprachregeln gleichzeitig neutral verwendet werden können, nicht ausgeschlossen gefühlt.

Wenn man alle Amtsbezeichnungen, die Frau Leithäuser offenbar stören, durch englische Begriffe (minister, chancellor, president usw.) ersetzt, kann man erkennen, das sie den deutschen Wörtern ähneln bzw. gleich sind. Deutsche und englische Sprache haben gleiche Sprachwurzeln. Der engliche „student“ wird ganz selbstverständlich als neutral akzeptiert. Der deutsche „Student“ wird von vielen nicht mehr so gesehen, seit die feministische Sprachkritik Männer und Frauen sprachlich auseinanderdividiert hat. Als das Grundgesetz formuliert wurde, waren Frauen nach den Regeln der deutsche Sprache eingeschlossen, und alle anderen möglichen Geschlechter sind es auch. Frau Merkel ist nach dem Grundgesetz kein Mann, sondern der lebende Beweis dafür, dass kein Änderungsbedarf besteht. Eher sollte man den feministischen Ballast in der heutigen Sprache löschen, das spart Druckertinte und Zeit beim Lesen. Das Grundgesetz zu gendern ist eine ganz schlechte Idee. Es zeugt von Geschichtsvergessenheit und Mangel an Wertschätzung für unsere Muttersprache. – Maria Christiany

 

Lesen wir doch das GG als historisches Dokument, nämlich aus einer Zeit, da die wenigen Mütter und die deutlich mehr Väter des GG noch unterscheiden konnten zwischen Form und Inhalt eines Worts und zwischen Genus (Grammatik) und Sexus (Biologie); der Begriff Gender war damals für den deutschen Sprachraum noch lange nicht entdeckt. Unklar bleibt, wie sich die Autorin das Gendern vorstellt. Die Doppelnennung Kanzler ünd/öder¹ Kanzlerin kommt mir zu umständlich vor; die Sonderzeichenkonstruktionen führen nicht wirklich zu einer gendergerechten Sprache, solange wir nicht schreiben (und sprechen!): Minister*innenpräsident*innen, Bürger*innenmeister*innenkanditat*innenberater*innen, Kanzler*inamt, Gäst*innenwirt*inschaft, meister*inlich, held*innenhaft, ausbürger*innen, gärtner*innen…

Zwei radikale Lösungen: 1. Die Neutralisierung des Genus: wir schaffen Maskulinum und Femininum ab, also: das Mann und das Frau, das Mensch und das Person, das Sonne und das Mond, das Meise und das Fink, das Schachkoryphäe und das Stripteasestar, das Josef und das Maria … … : Niemand kommt mehr auf die Idee, Genus mit Sexus zu verwechseln. 2. Einführung von Bengali als Staatssprache; denn in Bengali gibt es kein Genus. Das hat vor allem den Vorteil, dass sich schlagartig die Gendergerechtigkeit in unserer Gesellschaft – Kollateraleffekt der ganzen Sprachgenderei – auf das Niveau von Bangladesh verbessert. ¹ das ist ähnlich intelligent wie ein * oder ein : oder ein _ oder die obere Hälfte eines Binnen-I – Robert Kohl

 

Ich freue mich jedes Mal über die Beiträge zum Thema „Gender“. Ich warte darauf, wie auf die spannende Folge eines Fortsetzungsromans. Jetzt also das Grundgesetz. Ich hätte da einen weiteren Vorschlag: die Nachnamen! Welche selbstbewusste Frau kann sich heute mit z.B. `Eimermacher´, `Burmeister´, `Bachmann´ zufrieden geben?! Schließlich gibt es in anderen Sprachen seit je die weibliche Namensform (russisch, griechisch…).

`Bergfrau´, `Hegemeisterin´, kein Problem! Auch `Bäckerin´, `Fischerin´, `Krämerin´ – warum nicht? Aber bei `Barbier´? Nennt sich die Tochter … `Frisörin´? Wie aber sieht´s aus, wenn der Papa `Ganter´ hieß? Gans als Tochter? Oder er heißt `Hahn´? Ist sie dann `Huhn´ oder eher `Henne´? `Bock´ wird `Ziege´…? Hübsch ist der Fall von Papa `Knabe´, Tochter `Maid´. Oder eher `Madel´? `Franz´ wird zu `Franziska´, `Ulrich´ zu `Ulrike´, so weit wäre das klar. Aber `Kurt´? Oder `Horst´? Heißt einer Engler, sollte es für den weiblichen Nachwuchs wohl `Engel´ sein. Und bei `Adam`? Ich bin für `Eva´!

Es sind der Fantasie Grenzen gesetzt. Es muss ja doch eine Beziehung zu erkennen sein. Wenn man sich mit diesem Thema erschöpfend auseinander gesetzt hat, habe ich noch einen Fortsetzungs-Vorschlag: Welche brave Sau, zuständig für den Bestand der Art und das sonntägliche Filet, lässt sich gern (dreckiges) `Schwein´ schimpfen? Oder die fleißige Henne, die für Aufzucht und Omelette sorgt – ob sie gern als (dummes) `Huhn´ tituliert wird? Die edle Stute ein `Pferd´? Auch Tiere haben Rechte! – Maja Mantouvalou

 

Dieses Gegendere geht mir auf den Sack, es versaut die Sprache, Menschen sind für mich immer Frauen und Männer, ebenso wie Ärzte, Polizisten und Standesbeamte. Ändert das Grundgesetz : Frauen ind Männer sind gleichberechtigt ! Alles weitere macht die (weiblich !) Sprache unschön !!! – Hans Jürgen Krohn

 

Also, da kann man Klara Leithäuser nur bestätigen, und ich meine, irgendetwas stimmt nicht mit unserer Sprache. Dieses Thema muss man grundsätzlich angehen. Was wir im Grunde brauchen, ist eine neue Grammatik. Alle bisher bemühten Versuche – Binnen-I, Sternchen etc. – haben den Makel, dass die Geschlechter nicht gleichberechtigt auftreten. Es spukt immer noch die Schöpfungsgeschichte herum, die Erschaffung des Menschen: „Gott entnahm Adam eine Rippe und schuf daraus sein Weib Eva.“ So braucht man auch heute noch einen Lehrer, damit daraus eine Lehrerin werden kann.

Eine neue Grammatik könnte etwa so aussehen: Maskulinum | Singular: der Lehrer, Plural: die Lehreren, Femininum | Singular: die Lehrin, Plural: die Lehrinen, beide | – die Lehrenen, | oder: die Lehrens (wie im englischen). Hier sind die Geschlechter gleichberechtigt und unabhängig voneinander. Für den Plural wird ja oft schon die Zeitform, das Gerundium benutzt (die Lehrenden). Aber das trifft es nicht genau, damit sind nur die gerade in diesem Augenblick Lehrenden gemeint. Dieses Beispiel hier klingt natürlich total komisch und wird schwer durchzusetzen sein. Vielleicht hilft uns die Duden-Gesellschaft oder die Kultusminister-Konferenz weiter. Ich kann nicht glauben, dass dieses Problem unlösbar sein soll. – Otto Kanz

 

Schon lange frage ich mich, ob denn die Leute, die sich so sehr um die vermeintliche Gendergerechtigkeit bemühen, nichts Besseres zu tun haben als sich mit solchen Spitzfindigkeiten zu beschäftigen. Eine Gleichberechtigung von Mann und Frau oder einem anderen Geschlecht entsteht nicht dadurch, dass man an ein männliches Substantiv eine weibliche Endung hängt oder ein Sternchen einfügt und den (männlichen) Plural durch ein Partizip ersetzt. Jeder halbwegs intelligente Mensch weiß, dass unter Forschern, Schülern und Mitarbeitern, um hier nur einige Beispiele zu nennen, auch weibliche Personen und neuerdings auch LGBT-Personen sein können.

Stattdessen wird die deutsche Sprache durch Ausdrücke wie „Forschende“, „Lernende“ und „Mitarbeitende“ verschandelt, abgesehen davon, dass das Partizip eine augenblickliche Tätigkeit und nicht einen statischen Zustand beschreibt. Schlimm genug, dass sich schon der Duden-Verlag dazu hat hinreißen lassen, seine Wörterbücher „gendergerecht“ zu überarbeiten; nun soll auch noch eine Gesetzesänderung her. Den zeitlichen und finanziellen Aufwand, der mit dem Erstreben der vermeintlichen Gleichberechtigung verbunden ist, könnte man sinnvoller einsetzen. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass sich Frau Merkel jetzt fast 16 Jahre lang diskriminiert gefühlt hat. – Ulrike Forster

 

Glauben Sie wirklich das ein gegendertes Grundgesetz die gesellschaftliche Realität ändern wird? Meine Lebenserfahrung mit 35 Arbeitsjahren lässt mich stark zweifeln. Ich habe Ausbildung und Studium in der DDR absolviert. Dort gab es z.B. den Facharbeiter für Datenverarbeitung, jeder in der Berufsschule verband damit weibliche Jugendliche, genau wie bei den Facharbeitern für Schreibtechnik. Das generische Maskulinum verhinderte das nicht. Es sind nicht die grammatikalischen Artikel, die das gedachte biologische Geschlecht einer Personengruppe bestimmen, sondern die gelebte Erfahrung! Es wird die gesellschaftliche Realität abgebildet. Jeder weiß, dass die Person weiblich oder männlich sein kann. Und wenn mich jemand fragt wer unser Bundeskanzler ist, würde ich sebstverständlich antworten Frau Merkel und nicht wir haben keinen. Die Realität beeinflusst signifikanter die Sprache als umgekehrt. Wäre es nicht so, dürften DIE Männer in Deutschland längst keine mehr sein. – Axel Voß

 

Jetzt also das Grundgesetz. War ja nur eine Frage der Zeit, wann die Verfassung in den Fokus des Genderwahnsinns gerät. Seltsamerweise haben wir seit fast 16 Jahren eine Bundeskanzlerin, obwohl so etwas im GG angeblich nicht vorkommt. Darüber hat sich bisher auch noch niemand gewundert. Offensichtlich ist es doch so, dass die Menschen hierzulande das generische Maskulin zutreffend als grammatikalischen Oberbegriff verstehen. Vorschlag zur Güte: Wir benennen das „generische Maskulin“ um in „genus universale“.

Anlässlich des aktuellen Austritts der Türkei aus der Istanbulkonvention zum Schutz von Frauen noch eine Frage an Frau Leithäuser: Glauben Sie, die sprachlichen Spielchen einer elitären Gruppe von Bildungsbürgern bewirken irgendetwas Positives dort oder hier bei uns für die Frauen, die Opfer von (häuslicher) Gewalt sind? – Eike Weißenfels

 

Brillant! Es braucht den frischen, noch nicht durch Gewohnheit domestizierten Blick junger Frauen auf das Hier und Jetzt! Frau Leithäuser hat mir durch ihren persönlichen und fundiert recherchierten Artikel ermöglicht, vorher nicht hinterfragte sprachliche Gegebenheiten in unserem Grundgesetz neu unter die Lupe zu nehmen. Ich kann ihr Anliegen: „Gendert das Grundgesetz“ nur voll und ganz unterstützen. – Maria Damm-Klein

 

Gerne, aber findet bitte einen Weg ohne die Sternchen und die anderen unsäglichen Hilfskonstruktionen. – Willi Krebser

 

Seit einiger Zeit bemüht sich eine lautstarke Minderheit, die deutsche Sprache zu reformieren, um einen Beitrag zur Durchsetzung sehr erstrebenswerter gesellschaftspolitischer Ziele zu leisten. Daher habe ich diesen Beitrag mit Interesse gelesen. Die bisherigen Erfolge bei der Gleichstellung von Männer und Frauen in der Gesellschaft wurden nicht durch sprachliche Konstruktionen erreicht, sondern durch überzeugende Argumente und durch Bildung von Mehrheiten. Die Stadtverwaltung von Lommatsch in Sachsen ist nahezu vollständig von Frauen besetzt. Lediglich im Bauhof sind auch Männer beschäftigt.

Die Einwohner sind zufrieden, weil die Arbeit der Stadtverwaltung überzeugt. Das ist ein Weg zur Gleichstellung der Geschlechter. Die Arbeit der Bundeskanzlerin findet diese ungeteilte Zustimmung nicht. Dennoch geniesst sie eine Schutzstatus. Dieser hat verschiedene Ursachen, nicht zuletzt auch, weil sie eine Frau ist. Mit Männern in diesem Amt ging man schonungsloser und konsequenter um. Die Sprache der Freunde von Fremdwörtern , der gebildet erscheinenden Besserwisser wird von einem wesentlichen Teil der Gesellschaft nicht mehr verstanden.

Das zeigt sich z. B. darin, dass die Tagesschau auch in einfacher (verständlicherer) Sprache angeboten werden. Die aktivistischen Wortkonstruktionen von Eiferern widersprechen dem allgemeinen Sprachgefühl: Beispiele: die Lehrlingin, die Lehrling*innen, für die Lehrlinge*innen, der Beruf einer Schmiedin, sie diente zehn Jahre als Hauptmännin oder har als Hauptfrau, Feldwebeln, Gefreiter? sie ist Doktorin der Medizin? Ich meine, es genügt, von den Bürgern und Bürgerinnen, den Wählerinnrn und Wählern zu sprechen. Wer dazu zu bequem ist, sollte sich auf die allgemeine Bezeichnung eines Berufes beschränken, unabhängig davon, wer diesen ausführt, Mann, Frau, Trans-, Homo- oder Bisexuelle. – R. Renaux

 


 

 

Leserbriefe zu „Kreuzbrave Leut“ von Anna Mayr

 

So entspannt, wie der Artikel von Anna Mayr geschrieben ist, so groß das Risiko, dass ihre stichhaltige Ideologiekritik starke Aggressionen auslöst. Wo viele „Arbeitnehmer“ sich immer noch über ihre Arbeit definieren (Achtung: Identität!), die Arbeitsgesellschaft in der Krise ist (Achtung: Digitalisierung!), viele Existenzen gefährdet sind (Achtung: Pandemie!) und viele Parteien den Anschluss an ihre traditionellen Wähler verlieren (Achtung: Partikularisierung!), dringt der emanzipatorische Gehalt des Artikels möglicherweise nicht durch.

In der Arena des unübersichtlichen Kampfes ums Dasein öffnet Anna Mayr den rettenden Raum für jene marxsche Utopie, wo jeder nicht einen ausschließlichen Kreis der Tätigkeit hat, sondern sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden.So. Leserbrief fertig. Jetzt: Mal wieder das Klo putzen. – Reinhard Koine

 

Den Artikel „Kreuzbrave Leut“, verfasst im Bett, habe ich mit einigem Vergnügen gelesen. Ich selbst sitze im Schreibtischsessel und empfinde das Schreiben dieses Leserbriefs nicht als Maloche, wohl aber als Entäußerung von Lebenszeit und -energie. Und damit bin ich auch schon bei den Kernfragen Ihres Textes: Welche Bedeutung hat Arbeit für den Menschen und wie sollte Arbeit heutzutage gesellschaftlich organisiert sein?

Ihr Verweis auf die mittelalterliche Konnotation von „arebeit“ als Mühe, Plage, Not stellt einen historischen Entwicklungsstand gesellschaftlicher Arbeit fest. Damals mussten die Herrschenden mit lebensbedrohlichem Heldentum im Kriegsfall rechnen, alle anderen mit sämtlichen Spielarten tödlichen Kriegselends in ihrem (Arbeits-)Alltag. In kriegsfreien Zeiten war das kaum anders. Das säkularisierte Menschenbild der Moderne entwirft den Menschen als arbeitendes Wesen, denn die Gattung überlebt nur, wenn ihre Angehörigen die Natur ins Lebensdienliche umwandeln, also arbeiten. In diesem Stoffwechsel mit der Natur ist das materielle und kulturelle Dasein der menschlichen Gattung gewachsen. Der Reichtum der technischen und geistigen Errungenschaften fußt genau darauf.

Der Genuss dieses Reichtums ist auch heute noch denjenigen vorbehalten, die dazu genügend „Bettzeit“ oder sonstwelche Muße-Privilegien besitzen – also den Besitzenden. Maloche ist auch in unserer hochtechnisierten Gegenwart nicht ganz zu vermeiden, z. B. in Pflegeberufen. Da haben Sie Recht – und auch einen seit Marx- und Engelstagen genialen Vorschlag: Harte Arbeit wird leichter, „je mehr man sie teilt“. Der gesellschaftlich erarbeitete Wert dieser Leistungen müsste eben allen zugute kommen, so dass alle die Möglichkeit haben, das Dasein der arbeitenden Kreatur als Selbstentfaltung in alle Richtungen zu genießen. – Viktor Rintelen

 

Ich hoere aus dem lesenswerten Artikel deutlich den Ruf nach mehr Staat heraus. Warum spricht die Autorin nicht auch Eigenverantwortung und -initiative an ? Es gibt wertvolle, meist kostenlose, Weiterbildungsangebote zB Volkshochschule, gewerkschaftliche Fortbildung etc….man muss sie nur nutzen wollen. Also, statt nach Feierabend nur TV, Kneipe oder Fussball vielleicht auch mal Weiterbildung. Das erfordert zwar Anstrengung, aber kann auch weiterbringen, man muss nur wollen, also “eigenes Glückes Schmied”! Leistungsgesellschaft im besten Sinne. – H. Peter Krebs

 

Habe beide Berichte mit großem Interesse und Freude gelesen. zum 1.: Ihr Schlußsatz hat mich an das Gedicht „Faulheit ist der Humus des Geistes“ von Taddähus Troll erinnert. Dieses Gedicht habe ich 1976, da war ich noch Student, in der öst. Zeitung „Die Presse“ gelesen, es hat mir sofort gut gefallen. Ein Ingenieur soll ja die Technik dahingehend verbessern, das Leben leichter und komfortabler zu machen – aber da gehöre ich wohl zu einer Minderheit. Die Mehrheit will mehr und ewiges Wachstum bis zum ökologischen Kollaps. Meine Einstellung wurde damals auch durch das visionäre Buch „Aufbruch ins Paradies“ von Franz Günther Hanke, ein Chemiker, bestärkt.

Die Grundaussage von Hanke: die technischen Innovationen dazu nutzen, Arbeitszeit und Arbeitsdruck, bei Schonung der Resourcen, massiv zu senken. zum 2,: Das mit der Nähe sehe ich so ähnlich. Im direkten Umgang bin ich manchmal rasch beim Du. Aber im Schriftverkehr gefällt es mir nicht, gleich mit „Lieber Herr Uttenthaler“ angeschrieben zu werden. Früher war das „Lieber“ den nächsten Angehörigen und guten Freunden vorbehalten. Fallweise wurde es auch benutzt um eine Rüge einzuleiten – Mein Lieber ….. ! Manche Institutionen, meistens wohltätige, nehmen gleich das DU. Da habe ich schon so manche regelmäßige Spende eingestellt. – Manfred Uttenthaler

 

Die SPD war nie die Partei des „kleinen Mannes“. Der „kleine Mann“ ist eine Propagandafigur der rechten Parteien um sich beim „einfachen Volk“ anzubiedern. Im Gegensatz zum „kleinen Mann“ existiert das Proletariat tatsächlich. Es sieht heute nur anders aus. Diesen Wandel hat die SPD völlig verschlafen. Wie man am Steigerlied merkt hat die Partei vor lauter Tradition die Realität vergessen. Deutschland erwache? Nein, SPD schlaf aus! (Frei nach E. Kästner) – Olaf Goldschmidt

 

Mein (offener, ist ja Thema der Woche) Brief fällt knapp aus: Vielen Dank an Frau Anna Mayr, für ihren smarten, etwas bissigen und so wahren Text „Kreuzbrave Leut“ (Grüße aus dem Homeoffice, zwar nicht im Bett, aber in Jogginghose). Und an Frau Leithäuser, eine angehende Politikwissenschaftlerin, die, so mein Gefühl, noch viel bewegen könnte und sicherlich auch wird. Das Argument mit dem harten Thema „Frauenwahlrecht in der Schweiz“ trifft es auf den Punkt. – Polina Dekarz

 

Anna Mayr, ein Name den man sich merken sollte. Sie stellt die in einer Sackgasse ohne Wendeplatz befindliche Sozial-/Arbeitspolitik unseres gesamten Gemeinwesens dar. Sie stellt alle unsere Parteien und Institutionen an den Pranger und erschießt sie mit ihren eigenen zerfledderten hilflosen Argumentationen. Eine meisterhafte Blosstellung mit einer unverkrampften Ironie und Leichtigkeit, ohne mit dem Finger auf einzelne Vasallen des Kapitals deuten zu müssen. – H. Giller

 

„Malocher, das hat das vergangene Jahr gezeigt, sind in Deutschland größtenteils weiblich.“ Wer diesen Satz zu Beginn des Artikels liest, stutzt erst mal. Beim Wort Malocher fallen mir neben den aussterbenden Kumpels im Bergbau spontan ein: Möbelpacker, Müllwerker, Wald- und Werftarbeiter, auch Maurer, Dachdecker oder Bodenleger, überhaupt Arbeiter im Hoch- und Tiefbau. Und natürlich, in letzter Zeit besonders im Gespräch: Schlachthof- und landwirtschaftliche Saisonarbeiter. All diese Berufe sind jedoch gewiss nicht primär weiblich besetzt, ebenso wie etwa die Amazon-Fahrer, die die Autorin noch konkret aufführt, ja meistens männlich sind. Liest man weiter, so stellt man fest, dass Frau Mayr den Begriff „Malocher“ auf sehr eigenwillige Weise „umdefiniert“, um ihre oben zitierte Behauptung zu belegen.

„Malocherinnen sitzen hinter Registrierkassen und lassen sich von Kunden Viren ins Gesicht atmen“, bringt sie als erstes Beispiel für Ihren idiosynkratischen Malocherbegriff, den sie vor allem an der Wahrscheinlichkeit einer Coronaansteckung festmacht. Die plakative Formulierung suggeriert eine besondere Gefährdung von Mitarbeiter/inne/n des Einzelhandels, die jedoch in der Ansteckungsstatistik weit unten rangieren.

Ganz oben dagegen stehen dort Berufe in der Betreuung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen. So gesehen wäre der Schreiber dieser Zeilen also ebenfalls ein Malocher, weil er etwa die Hälfte des vergangenen Jahres Schüler in Präsenz unterrichtet hat und sich von ihnen „Viren ins Gesicht hat atmen lassen“. Eine solche Bezeichnung würde ich jedoch als völlig inakzeptable Anmaßung gegenüber Menschen zurückweisen, die wirklich malochen. Solche gibt es nämlich – siehe oben – durchaus noch. Geradezu grotesk mutet es an, wenn ausgerechnet die Autorin anderen, in diesem Fall der SPD, eine „krude Haltung zur Maloche“ unterstellt. Vielleicht ist es doch nicht so ratsam, solche Artikel vom Bett aus zu schreiben. PS: Dass Männer etwa doppelt so oft an Coronaviren sterben, scheint Frau Mayr nicht zu interessieren – passt halt auch nicht so recht in ihr Konzept … – Andreas Obrecht

 

Kompliment, Frau Mayr! Mit grossem Vergnügen habe ich Ihren Artikel gelesen. Scharfsinnig, klarsichtig und treffsicher haben sie den Begriff und die Bedeutung von Arbeit in unserer Gesellschaft seziert, mit sprachlicher Leichtigkeit und erfrischendem Tempo. Sie haben meinem diffusen Gefühl von «Hier stimmt doch was nicht.» Klarheit und Ausdruck verschafft. Danke! – Ilona Stolz

 

Der Artikel von Anna Mayr trifft voll ins Schwarze, obwohl er im Bett geschrieben wurde. Vielen Dank dafür! Die skandalöse Politik von CDU, SPD und leider auch den Grünen der letzten ca. 20 Jahre hat mit der Liberalisierung und der Schaffung eines ’schlanken Staates‘ viel Unheil angerichtet. Millionen Menschen arbeiten in prekären, miserabel bezahlten Jobs – schon der Name ‚Jobcenter‘ klingt für mich wie ein Hohn – und auf der anderen Seite verdient sich eine neue Oberschicht dumm und dusselig, angefangen bei den hochgeschätzten Fußballprofis mit Gehältern von bis zu 20 Millionen Euro pro Jahr, über einige Politiker, die sich mit Maskengeschäften ihren kargen Verdienst aufbessern müssen und der absoluten ‚Leistungselite‘, die sich über Milliardenvermögen freuen können und denen auf keinen Fall zugemutet werden kann, etwas für die Gemeinschaft davon abzugeben. Und dann kommt ausgerechnet die AFD daher und gibt vor, die Lösung allen Übels zu kennen. Absurder geht es nicht mehr!

Ein kleiner Beitrag, den jeder sich leisten kann, den wir seit Jahren machen und den ich allen nahelegen möchte: Gebt jedem Paketboten der privaten Lieferdienste 1-2 € pro abgeliefertem Paket. Ich finde es immer peinlich, wenn sie sich dafür auch noch bedanken. Wenn sich Herr Spahn, der letztes Jahr die Arbeit der im Pflege- und Krankenbereich Tätigen zu recht rühmte und ihnen einen kleinen Bonus versprach, das hinterher wieder mit fadenscheinigen Argumenten relativiert, sich selbst im Gegenzug eine Villa für mehr als 4 Millionen Euro kauft und gerichtlich gegen die Veröffentlichung des Kaufpreises vorgeht – ja, was soll man dazu noch sagen? Ich halte überhaupt nichts von Politikverdrossenheit und Politikerschelte, aber aber mein Eindruck ist, dass ein Teil der derzeit aktiven PolitikerInnen für unsere wertvolle Demokratie ungeeignet ist.

Ich habe es auch nach über 40 Jahre Zeitabonnent nicht verstanden, warum jemand, der Toiletten putzt, unseren Müll einsammelt oder sich um hilfsbedürftige Menschen kümmert, so wenig verdienen muss. Der Kapitalismus mag eine schöne Erfindung sein, aber den größten Nutzen haben leider diejenigen, die besonders clever und rücksichtslos sind und auch keinen Skrupel haben, unseren wertvollen und einzigen Planeten zu ruinieren. Unsere Politiker müssten den Mut haben, Gesetze zu erlassen, die eine gerechte und nachhaltige Lebensweise ermöglichen. – Joachim Pabst

 

Es freut mich zu lesen, dass die SPD nunmehr erkannt hat, dass nicht jede Arbeit besser als keine Arbeit ist und dass es Arbeiten gibt, die man besser Robotern überlassen sollte. Arbeitslosigkeit lässt sich immer vermeiden, wenn man die Menschen gemäß dem Bedarf und (!) ihren eigenen Wünschen weiterbildet oder umschult und sichere Jobs schafft, von denen man finanziell gut leben kann und mit denen man physisch und psychisch gut leben kann. Zum Weiterlesen: https://www.ulrich-willmes.de/arbeit.htmlDr. Ulrich Willmes

 

Sie sprechen erneut ein Thema an, das in die öffentliche Debatte gehört. Das begrüße ich. Es ist dringend erforderlich. Die Betrachtung der Arbeit ist überwiegend von der sehr unterschiedlichen Warte des einzelnen Betrachters abhängig. Zu Ihrer Differenzierung der Arbeit habe ich eine etwas andere Sicht. Harte, körperliche Arbeit wurde und wird von der Gesellschaft nur bedingt wirklich anerkannt. Wie sonst kommt es dazu, dass handwerkliche mit körperlicher Arbeit verbundene Berufe nicht mehr erstrebenswert sind. Die Mehrheit der nachfolgenden Generation will studieren. Dabei ist nicht das Fach entscheidend, sondern der „Stuhl“, der danach in Aussicht steht. Allein die Bezeichnungen Maloche und schuften bedeuten in m. E. neben dem Respekt auch eine mitleidige Degradierung dieser Tätigkeiten.

Sie hinterlassen einen bitterem Bei-geschmack. Dabei wird außer acht gelassen, dass nicht nur Bergleute harte, körperliche Arbeit verrichteten. Die Handwerker (Zimmerleute, Dachdecker, Maurer, Trockenbauer, Putzer, Stuckateure, Fliesenleger, Pflasterer, Tapezierer), Möbelpacker, Abfallentsorger, Erntehelfer (Spargel, Erdbeeren, Gemüse, Weinlese), LKW-Fahrer und viele Andere verrichten ebenfalls eine „zerstörerische“, harte körperliche “Arbeit. Dabei darf nicht vergessen werden, dass Tätigkeiten in der Verwaltung, gegebenenfalls in Heimarbeit (vergleichsweise im Bett“) ebenfalls zerstörerisch sein können, wenn sie Routinen beinhalten, die zur Überforderung führen.

Andererseits ist der Stolz des körperlich Arbeitenden auf das Geschaffene (Produkt) nicht zu verkennen. Das Ergebnis seiner Arbeit ist fast jeden Tag messbar. Ich habe beide Seiten kennen gelernt, die schwere körperliche Arbeit bis an die Grenzen des Leistbaren in der Landwirtschaft, im Bauhandwerk und die Arbeit als Ingenieur und die Arbeit in der Verwaltung. Trotz aller körperlicher Belastung waren meine Kollegen und ich stolz auf die geleistete Arbeit. Die nachfolgenden beruflichen Tätigkeiten waren überwiegend nicht an die reguläre Arbeitszeit gebunden. Feierabend war, wenn die Arbeit erledigt war. Der dadurch entstandene Stress war zerstörerische als die “Maloche“.

Allein Bei schöpferischen Tätigkeiten steht der zerstörerische Charakter der Arbeit nicht im Vordergrund. a Es sei denn, der Auftraggeber sitzt einem ständig im Nacken. Sie erwähnen das gegenwärtige späte Ende der Verherrlichung der körperlich harten Arbeit. Wie kommt es dann dazu, dass es seit langer Zeit in den oben erwähnten Berufe und Tätigkeiten bedenkliche Nachwuchssorgen gibt gibt. Diese Tätigkeiten sind nicht mehr erstrebenswert. Erst wenn diese Handwerker fehlen, wird hoffentlich eine Rückbesinnung stattfinden.

Was die SPD betrifft, beobachte ich eine lang anhaltende Entfernung von dem Grundgedanken der Sozialdemokratie. Hinzukommt das interne Gerangel um Posten und Pöstchen, um Sicherung der Perspektive im Bundestag. Dabei gerät die Wahrnehmung der Wirklichkeit Mehr oder weniger verloren. Arbeitende haben weder Vertreter im Bundestag noch Lobbyisten mit ganzjährigen Hausausweis für das Reichstagsgebäude. – R. Renaux

 

Ich möchte auf zwei, mehr als fragliche, Thesen ihrer im Bett liegenden Autorin des o.g. Artikels aufmerksam machen. Eingangs stellt sie die Behauptung auf, Malocher seien „das hat das vergangene Jahr gezeigt […] größtenteils weiblich“. Hierzu ein paar Zahlen, die man auch im Liegen gut lesen kann, und ein paar Eindrücke, die man gewinnt, wenn man aufsteht und z.B. den Müll runter bringt: Seit Jahrzehnten sind konstant um 80% aller Auszubildenden im Handwerk männlich, 95,7 % aller tödliche Arbeitsunfälle in Deutschland treffen Männer.

In Düsseldorf kenne ich nicht eine Müllwerkerin, ich habe vor einigen Wochen die erste Straßenfegerin gesehen, ich kenne keine einzige Kanalarbeiterin. Auf deutschen Autobahnbaustellen habe ich noch keine Bauarbeiterin entdeckt; Bauarbeiter sind z.B. die Malocher, die bei 40° im Schatten im Teernebel mit der Schippe hantieren, damit wir sie demnächst vollelektrisch plattfahren (ca. 1 täglich) Am Ende des Artikels kommt die geistreiche Autorin dann zur „Lösung des Problems“ Faulheit/Maloche: die City-Toilette oder weiter gefasst, der Roboter oder noch weiter, KI, und zu der zweiten, ebenso fraglichen Behauptung, in den angenehmeren-als-Toilette-Putzen Berufen hätten Roboter keine Chance: Erzieher – Lehrer – Pflegekräfte.

Also Erzieher lass ich noch halb gelten, weil Eltern sich sicher nicht einen vollautomatschen Kindergarten wünschen, in dem ausschließlich „Pepper“, der Softbank Roboter, sich der Kinder annimmt, während die Dame des Hauses sich schreibend ins Bett legt. Lehrer werden definitiv weitgehend durch Roboter ersetzt werden, darüber gab es schon vor mehreren Jahren einen Artikel im Spiegel, den leider gerade nicht finde, vielleicht kann ihre Autorin liegend recherchieren.

Aber das liegt eigentlich auf der Hand, dass KI hier besser und vor allem günstiger sein wird, als verbeamtete, ausgebrannte Lehrer in Frühpension. Und Pflegekräfte? Die auf jeden Fall, sicher nicht zu 100% aber wer könnte einen Dementen besser betüddeln als KI? Das liest man ja auch überall, nur Ihre liegende Autorin nicht. Was bleibt, ist die Frage, was der Artikel soll, außer das schlechte Gewissen der Autorin beruhigen, die sich bewusst ist, dass es ihr liegend besser geht als den meisten Malocher innen. Ich muss jetzt weiterarbeiten. – Berend Detsch

 

Das Wort Maloche hat eine Art morbiden Charme. Es scheint der Autorin jedenfalls brauchbar, und so weitet sie die Wortbedeutung freimütig aus. Letztlich wird alles Maloche, was nicht vom eigenen Bett aus erledigt werden kann, oder…? Irgendwie scheint eine relativ schlechte Bezahlung aber ebenfalls Teil der Definition zu sein. Aus der Tatsache, dass Intensivschwestern und Supermarktkassiererinnen im Corona-Jahr mehr Beachtung fanden als die Müllabfuhr und die Baubranche, schließt Frau Mayr, dass in der modernen Welt vor allem Frauen der Maloche anheim fallen. Es klingt auch danach, als würden alle Malocherinnen – denn nur um die scheint es zu gehen – ihre Gesundheit für das allgemeine Wohl aufopfern.

Ich war zuletzt nicht in Berlin einkaufen, aber bei uns, im dumpfen Niederbayern, sind Kassiererinnen (und Kassierer) durch ihre eigene Maske, eine Plexiglasscheibe und die Kundenmaske recht gut geschützt. Es ist gar nicht mehr so einfach, ihnen „Viren in´s Gesicht zu atmen“. Und unter einem Kind scheint die Autorin eher ein unangenehmes, schreiendes Etwas zu verstehen, welches die psychische Gesundheit seiner Betreuungsperson gefährdet. Vielleicht sollte man der sexuellen Aufklärung einen entsprechenden Warnhinweis über die seelischen Risiken beim Konsum dieser Quälgeister hinzufügen.

Was ist eigentlich mit der Oberärztin, welche ca. 70 Nächte im Jahr – zwischen ganz normalen Arbeistagen – in Rufbereitschaft schläft, und die weiß, dass sie sich jederzeit innerhalb kürzester Zeit aus dem Tiefschlaf (raus aus dem Bett!!) in einen Zustand befördern muss, der ihr erlaubt, bei intensivmedizinischen Notfällen vor Ort die volle Verantwortung über Leben und Tod zu übernehmen, inclusive einer eventuellen späteren Rechtfertigung ihrer Taten auch vor Gericht, die deswegen ohenhin schlecht schläft, auch wenn sie nicht geweckt wird?

Diese Oberärztin wäre eigentlich eine Bilderbuch-Malocherin, aber halt, sie ist wohl zu gebildet und verdient wahrscheinlich zu viel. Sie eignet sich nicht zum Opfer. Der entsprechende Oberarzt wäre ohnehin zu männlich, um in diesem Zusammenhang erwähnt zu werden. Zu den Ausführungen über die „krude Haltung“ der SPD zur Maloche, kann man vielleicht sagen, dass jedes Leben mit dem Tod endet. Zerstörung und Veredelung liegen daher ganz allgemein recht eng beieinander. Vielleicht wurde der Kumpel als Symbol dieser Banalität missbraucht, kann schon sein. Aber selbst der Tabakkonsum von Altkanzler Schmidt wurde ja manchmal als positives Markenzeichen gewertet. Aber stimmt, der war ja auch bei der SPD. Klar…

Frau Mayr feiert später den völlig neuartigen Ansatz, dass Menschen „also die theoretische Chance bekommen, etwas zu lernen, bevor sie etwas arbeiten müssen“. Ich musste das zweimal lesen, um zu glauben, dass es wirklich so da steht. Schule? Ist ein soziales Happening! Lernen ist später! Berufsausbildung? Eh nur eine Formalie! Gelernt wird später! Studium? Dient der Persönlichkeitsbildung! Gelernt wird später!

Frau Mayr führt den Spannungsbogen dann zu einem grandiosen Höhepunkt. Die Citytoilette löst alle wesentlichen Probleme. Doch irgendiwe fällt´s mir schwer, in der City-Toilette eine revolutionäre Neuerung zu erkennen. Waschmaschinen, Spülmaschinen, Staubsauger, professionelle Bodenreinigungsmaschinen, Straßenkehrmaschinen, Backöfen mit Pyrolyse, großindustrielle Anlagen – tausende von Erfindungen haben die Menschen von privater oder beruflicher Maloche befreit. Die City-Toilette ist eine kleine Spielart dieser Binsenweisheit. Auch für die lästige Maloche der Kinderbetreuung (vielleicht das Schrecklichste überhaupt…) wurde mit Hörspielen, mit dem Fernseher, und mit all den multimedialen Nachfolgern dieser Gerätschaften für eine effektive Entlastung gesorgt. Das geht zwar auf Kosten des Lernens, aber das Lernen, so haben wir vernommen, kann ja nach abgeschlossener Berufsausbildung oder nach dem Studium jederzeit nachgeholt werden.

Revolutionär wäre es eher, über Pflegeroboter zu reden, oder ob man wirklich echte Lehrer braucht, um die Schulzeit, die ohnehin keine „Chance“ zu sein scheint, mit Anstand verstreichen zu lassen. Persönlich bin ich dagegen, aber ich will mir auch nicht nachsagen lassen, dass ich Maloche befürworte und selbst nur im Bett liege (obwohl ich das gar nicht tue…) Aber Sie sehen schon, irgendwie habe ich nach ganz begriffen, was mir dieser Artikel sagen soll. – Dr. Christian Voll

 

Danke für den Artikel. Hat mir sehr gefallen. Gute Sprache, gute Mischung zwischen Tatsache und Meinung. Der Ort Ihres Schreibens gibt dem Begriff „Gut im Bett“ eine völlig neue Bedeutung. Schön. Was Olaf Scholz schreibt über Verteilungsgerechtigkeit und Beitragsgerechtigkeit ist der pure Hohn. Schauen Sie sich mal eine Lohnabrechnung an mit

€ 2.500,00 Gehalt und Steuerklasse 5. Da wird sogar der Arbeitgeberzuschuss zur Betrieblichen Altersversorgung mit Steuern belegt. Herr Scholz sollte den Mut aufbringen und vorschlagen, die ersten € 20.000,00 Einnahmen pro Jahr komplett ohne Steuern und Sozialabgaben zu belasten. Das wäre nicht nur gut für die vielen Arbeitnehmer, die in dieser Region verdienen. Denn endlich könnten sie von diesem Gehalt leben. Es wäre auch gut für den Konsum und/oder für das Ansparen von Vermögen. Und zusätzlich hätte Herr Scholz mit dieser Idee auch gute Aussichten, Kanzler zu werden. Viele Grüße aus Saarbrücken. – Hartmut van Meegen

 

1. Meritokratie ist das aktuelle Gesellschaftskonzept. Verdienste zählen. Dabei wird Leistung meistens parallel zum Bildungsstand gesehen. Der Universitätsprofessor erwirbt sich mehr Meriten als die Putzfrau, die sein Klo sauber macht. Beider Arbeit ist wichtig und hat ihren Wert. Wir müssen wieder lernen, die Würde jeglicher Arbeit anzuerkennen. Dabei geht es noch nicht einmal um die Entlohnung, auch wenn die gerecht sein muss. Dankbar für unverdiente Gnade besonderer Talente sollte man auch die wertschätzen, die einfach nur für uns malochen. Auch sie verdienen ihre Meriten.

2. Die von Anna Mayr ansatzweise beschriebene Meritokratie zersetzt und spaltet die Gesellschaft der Menschen. Absurderweise wird sie sogar christlich-religiös begründet: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!“ Seine Meriten verdient man also nicht durch Gnade, wie einst Augustinus oder Martin Luther postulierten, sondern durch eigene Leistung. Wenn nun Leistung gleich gesetzt wird mit Abitur, Studium und dem Anspruch auf ein entsprechendes Einkommen, dann hat deren Arbeit keine Würde mehr, die für die Drecksarbeit zuständig sind. Die putzen für die da oben die Klos, liefern Pakete aus, hüten die Kinder. Man sollte sich nicht wundern, wenn sie dann auch noch den falschen Heilsversprechern zujubeln.

3. Wir Meritokraten lesen die ZEIT. Wir hatten die Gnade guten Bildung, wahrscheinlich auch der behüteten Kindheit, dem Erfolg im Beruf und dem gesicherten Einkommen. Wir haben schon viel im Leben geleistet und uns die Meriten wohl verdient. Doch was ist mit denen, die nicht so viel Glück im Leben hatten, die von der „Schattenseite“? Wir müssen auch ihrer Arbeit Würde zusprechen, nicht nur als systemrelevant applaudiert in Corona-Zeiten, sondern darüber hinaus. Auch die Klo-Frau erwirbt sich Meriten, der Kopfschlächter und die Zeitungsfrau. – Werner Bohn

 

So, so, Sie glauben (wirklich?), daß diejenigen, denen das Leben zugedacht hat, die Klos ihrer Mitmenschen sauber zu halten, ohne weiteres (natürlich mit Hilfe eines Staates) einen beruflichen Switch z.B. zu einem erzieherischen, pädagogischen Beruf machen können? Mich deucht dieser Vorschlag arrogant und ich frage mich, welche der angesprochenen Mitmenschen oder Berufsgruppen diskriminiert oder welcher geschmeichelt werden soll. Diese Seite 3 ist für mich eine weitere Veranlassung, Ihre Zeitung (mein Prädikat: teilweise und des öfteren hochgestochen) nicht zu abonnieren. So. Text fertig. – Ludwig Pfefferle

 

Ich habe in der Zeit schon viele doppelseitige Artikel zum Niedergang der SPD gelesen. Aber so pointiert hat noch niemand das ganze Dilemma der Sozialdemokratie in einem Satz zusammenzufassen können: „[…] über die gerechte Verteilung der Arbeitsqualen sprachen sie nie, auch wenn das in der Dienstleistungsgesellschaft zum proletarischen Kernproblem wurde.“ Ein großartiger Beitrag, vielen Dank! – Jochen Schmähling

 

Bergleute bezeichneten sich – wie Anna Mayr berichtet – in einem Lied selbst als «kreuzbrave Leut». Zu Recht, denn harte Arbeitet bietet zwei Voraussetzungen für Wohlverhalten: Lebensunterhalt und wenig Freiraum für Aufmüpfigkeit. Bereits die Pharaonen wussten dies. Um ihren Untertanen beide Voraussetzungen «zukommen» zu lassen (zum Überbrücken der Zeit, in der naturbedingt die Landwirtschaft ruhte), liessen sie Pyramiden und Tempel bauen. Dass diese Arbeit gefährlich ist, ist eher hilfreich. Denn der zu besiegende Feind ist dabei die Unfallgefahr und nicht der Herrscher.

Probleme gibt es immer dann, wenn bezüglich beider Voraussetzungen eine Schieflage entsteht. Beispiele sind die Entwicklungen vor und nach dem Arabischen Frühling. Hohe Einnahmen aus der Ölindustrie behinderten das Aufkommen von alternativen Industrien. Diese Einnahmen reichten zunächst fürs Verteilen von Lebensgrundlagen. Ansehen wurde eher durch Beitrag zur hohen Geburtenrate erworben als durch erfolgreiche Berufstätigkeit. Als die Öl-Einnahmen sanken, führte das zu hoher Jugendarbeitslosigkeit. Extremistische Weltbilder boten Ersatz-Perspektiven, die bis hin zum Bürgerkrieg führten.

Das Problem wird durch den technischen Fortschritt verschärft. Denn durch diesen gehen einerseits Arbeitsplätze verloren. Andererseits verschärft sich die Konkurrenz im Bereich von Bildung und gut bezahlter Arbeit. Wegen Globalisierung gilt dies nicht nur für gut bezahlte Arbeit. Technischer Fortschritt und Globalisierung fördern eine Entwicklung, die mit dem Stichwort «The Winner takes it all» charakterisiert werden kann. Etwa in der italienischen Mode-Hochburg Prato ist die Produktion weitgehend an chinesische Unternehmen übergegangen. Dies auch weil «Just in Time»- Lieferung in grosser Stückzahl entscheidende Wettbewerbs-Vorteile bietet. Die erfordert jedoch einen einseitigen auf Maloche ausgerichteten Lebensstil, in dem Kultur und Lebensgenuss weniger Platz haben.

Im Idealfall können die sich so ergebenden Probleme durch die Förderung von zwei deutlich unterscheidbaren Bereichen im Arbeitsmarkt entschärft werden. Einerseits gibt es Bereiche in denen harter psychischer und physischer Einsatz nötig ist. Hier müssten Lösungen gefunden werden durch Verkürzen der Arbeitszeit und durch sonstige möglichst attraktive Bedingungen. Andererseits gibt es Bereiche in denen, um konkurrenzfähig zu bleiben, hohe spezifische Anforderungen gestellt werden (zum Beispiel Forschung, Bildung, Medizin, politische Verantwortung). Hier muss es ausreichend attraktive Einstiegsmöglichkeiten aber auch (im Falle des Scheiterns) Ausstiegsmöglichkeiten in den ersten Arbeitsbereich geben.

So können die negativen Auswirkungen des Prinzips «The Winner takes it all» (wirksam auf vielen Gebieten wie Leistungssport, Innovation, Kultur, Medien, Wissenschaft) reduziert werden. Eine weitere Notwendigkeit wäre das Anpassen des Lebensstils an die langfristig nachhaltig verfügbaren Ressourcen, um die nötigen Mittel für die angegebenen Massnahmen bereitstellen zu können. – Dr. tech. Gernot Gwehenberger

 

Der alles in allem lesenswerte Artikel weist leider auch ein paar Aussagen auf, die man so nicht stehen lassen kann. Zum einen behauptet die Autorin, „Malocher“ seien „in Deutschland größtenteils weiblich“. Sie bedient damit ein Narrativ, dass sich in den öffentlichen Diskurs in Deutschland inzwischen eingeschlichen hat, wenn nicht von interessierter Seite sogar bewusst eingespeist wurde. Vielleicht fallen jemandem, der am Schreibtisch oder, wie die Autorin, im Bett arbeitet, auch erst einmal die Angehörigen jener Berufsgruppen ein, mit denen sie oder er im Alltag zu tun hat, also Kassiererinnen oder Paketboten. Aber schon letztere sind vorwiegend Männer. Ganz unterschlagen werden die nicht weniger systemrelevanten und schlecht bezahlten Arbeiter auf dem Bau, bei der Müllabfuhr, in Schlachtereien, oder die Beamten von Polizei und Feuerwehr, um nur einige wenige zu nennen.

Zum anderen halte ich auch die Kritik an der SPD für nicht ganz stimmig. Dass sich die SPD nach dem Krieg gegenüber den Angestellten geöffnet hat, hängt vor allem damit zusammen, dass durch die zunehmende Mechanisierung in der Produktion hier immer mehr Arbeitsplätze weggefallen sind, die klassischen Arbeiter, nicht nur Bergleute oder Stahlkocher, sondern vor allem auch Fließbandarbeiter, also immer weniger wurden. Die SPD hatte also nur die Wahl, entweder langsam zu verschwinden, oder sich neue Wählerschichten zu erschließen. Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften kennen den Unterschied zwischen „Arbeitern“ und „Angestellten“ übrigens sehr wohl. Im Englischen spricht man von „blue collar worker“ und „white collar worker“. Hier wird vielleicht noch klarer als im Deutschen, dass diese beiden Berufsgruppen gemeinsame Arbeitsinteressen im Sinne eines anständigen Lohns oder Gehalts haben, die den Kapitalinteressen eines möglichst hohen Profits entgegengesetzt sind. Insofern war es für die SPD nur logisch, auch die Interessen einer zunehmenden Zahl von Angestellten zu vertreten.

Nicht zuletzt kritisiert die Autorin die Wertschätzung der Arbeit in Deutschland, die historisch auf das protestantische Arbeitsethos zurückgeht. Konsequenterweise sollte sie dann auch für ein bedingungsloses Grundeinkommen plädieren. Sowohl Teile der Grünen als auch der FDP vertreten diese Idee, allerdings in unterschiedlichen Formen. So läuft auch das Konzept der negativen Einkommenssteuer, das der neoliberale Vordenker Milton Friedman populär gemacht hat, darauf hinaus. Um die Menschen zum Arbeiten zu bewegen, müssten dann für harte und unbeliebte Tätigkeiten wohl höhere Löhne gezahlt werden. Gleichzeitig könnten sich mehr Leute selbständig machen, um ihre eigenen Ideen zu verwirklichen. Sollten Grüne und FDP tatsächlich gemeinsam an der nächsten Bundesregierung beteiligt sein, könnten sie ihre Verhandlungsmacht nutzen, um eine Reform der Grundsicherung in diese Richtung voranzubringen. – Dr. phil. David Egner

 


 

 

Leserbriefe zu „Gefährliche Nähe“ von Armin Pfahl-Traughber

 

Auf dem nebligen Terrain der „Identitätspolitik“ zeigt Armin Pfahl-Traughber, wie substantiierte Ideologiekritik geht, ohne den Gegenstand der Betrachtung unter einem Absolutheitsanspruch zu ersticken. Indem er im Hypothesen-Modus „Identitätslinke“ von „Identitätsrechte“ und „Soziallinke“ nachvollziehbar abgrenzt und vor dem Hintergrund konstitutiver Merkmale der offenen Gesellschaft Gefahren einer strukturellen Affinität von „Identitätslinke“ und „Identitätsrechte“ skizziert, entsteht ein Diskussionsbeitrag, der sich selbst sehr offen der Kritik stellt.

Die Komplexität des Beitrags lässt ahnen, wie schwer es ist, per theoretischer Aufklärung den Ausweg aus dem Fliegenglas zu zeigen, wenn innerhalb des Glases starke und verbreitete Identitätsbedürfnisse durch maßgeschneiderte „Sinnsysteme“ gestillt werden. Dringt der indirekte Appell von Armin Pfahl-Traughber, sich wieder der Aufklärung anzuschließen, überhaupt in das Fliegenglas vor? Die Frage bleibt, wie angesichts der Gefahren für die offene Gesellschaft Aufklärung praktisch wirksam werden kann. – Reinhard Koine

 

Bezeichnend ist der Fall von Frau Gorman und Frau Rijneveld. Frau Gorman war mit der Wahl von Frau Rijneveld mehr als einverstanden und hat sich geehrt gefühlt. Wie anmaßend von linken Aktivisten, sich hier über die Wünsche von Frau Gorman hinwegzusetzen und Frau Gorman für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Frau Rijneveld fühlt sich gezwungen, von der Übersetzung zurück zu treten. Genauso schlimm ist, dass andere Verlage diesen autoritären, moralisch aggressiven Stimmen auch noch Gehör schenken und Konsequenzen daraus ziehen. Wo soll das hinführen? Lange hat keine Strömung mehr für die Spaltung der Gesellschaft in feindliche Lager getan, als die Identitätspolitik. Ein Spiel mit dem Feuer. – Daniel Scheffler

 

Meines Erachtens eine ebenso zutreffende wie beunruhigende Analyse, aber warum schreiben Sie nicht einfach deutlich das Offensichtliche, nämlich dass Identitätslinke selbst rassistisch denken und handeln? Wer Schwarze wegen ihres Schwarzseins und Minderheitseins zumindest in den USA und Europa prinzipiell für besser hält als Weiße und Homosexuelle wegen ihrer Homosexualität und ihres Minderheitseins prinzipiell für besser hält als Heterosexuelle sowie – und hier kommen die inneren Widersprüche der identitätslinken Ideologie klar zum Vorschein – Muslime – auch frauenfeindliche und homophobe – allein aufgrund ihres Minderheitseins in den USA und Europa prinzipiell für besser hält als Nichtmuslime, denkt und handelt selbst rassistisch, weil er ohne individuelle Prüfung Menschen allein aufgrund einer Gruppenzugehörigkeit Eigenschaften und Wertigkeit zuschreibt. – Dr. Ulrich Willmes

 

Das Denken mit einer Zuschreibung im einfachen Politischen Links – Rechts-Schema zu verorten und einzuordnen , universelle Menschenrechte, Rassismus oder Identitäten sind Begrifflichkeiten, die Internationale Verfassungsnormen und in unserem Grundgesetz nach der Deutschen Geschichte umfassend unteilbare Menschenbilder unabhängig von einer Hautfarbe oder anderer äußeren Merkmale sind. Alles andere sind der untaugliche Versuch, die politische Geschichte zu Missbrauchen und neue Erzählungen zu schreiben. Amerika First und der Angriff auf das Capitol ist die Wirklichkeit und Wahrheit, was alles möglich ist im aufgeklärten Zeitalter der Moderne. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Vielen Dank für die sehr gute Zusammenfassung der mit linker Identitätspolitik verbundenen Probleme. Es stellt sich sicherlich für immer mehr Menschen die Frage, warum sollte man sich, wenn man nur auf Grund seiner Hautfarbe und Geschlechts, ohne eigenes Zutun oder Möglichkeiten der Einflussnahme, per Definition Schuld an verschiedenen Formen der Diskriminierung ist, sich gegen Unterdrückung oder für Gleichstellung einsetzen? Ich bin mir sicher, dass diese Art äußerst aggressiven und verblüffend autoritären Auftretens, genau das Gegenteil dessen bewirkt, was gewünscht ist. Langsam widert mich dieses segregierende Auftreten linker Identitätspolitik ähnlich an, wie das der populistischen und gefährlichen Rechten. Vielen Dank an die Zeit, dass sie ideologiefrei die Probleme dieser gesellschaftlichen Strömung offen anspricht und zur Diskussion bringt. – Walter Horms

 

Jetzt haben wir also eine Identitätslinke und eine Identitätsrechte. Zum Glück versucht der Autor, den Begriffsdschungel zu lichten. Nach seinen einleitenden Bemerkungen hätte ich mich bei den Identitätslinken verortet. Bei den sechs im folgenden beschriebenen Charakterisierungen finde ich mich allerdings nur rudimetär wieder. Und ich habe eine ganze Reihe von Bekannten, denen es ähnlich gehen dürfte. Das ist natürlich nicht repräsentativ, deshalb wäre es schon interessant, den ganzen Themenkomplex einmal empirisch untersucht zu sehen. Wie groß ist die Gruppe der Identitätslinken eigentlich und wie stark sind die vom Autor unterstellten Einstellungen dort ausgeprägt. Vielleicht hat Herr Pfahl-Traughber als Soziologe ja entsprechende Daten.

Ich lasse mich da gerne aufklären. Oder ist das Ganze nicht doch eher eine Debatte in den Feuilletons oder -wenn der Herausgeber der Zeit zur Feder greift- auch schon mal auf der Titelseite. Im Moment jedenfalls würde ich noch nicht ausschließen, dass wir es wieder mit dem bekannten Hufeisen zu tun haben: Wenn die Existenz einer Identitätsrechten nicht mehr zu leugnen ist, muss es doch wenigstens eine genau so gefährliche Identitätslinke geben. Vielleicht noch eine Anmerkung: Eine Identitätslinke, die gegen Diskriminierung kämpft und eine Soziallinke, die mehr Gerechtigkeit in der Gesamtgesellschaft will, müssen nicht nur „kein Gegensatz sein“; sie gehören zwingend zusammen. – Jürgen Schlachter

 

Bisher dachte ich, die größte Gefahr für dieses Land geht von Rechtsextremismus und Klimawandel aus. Aber du hast mir die Augen geöffnet. Schon länger bietest du mir Woche für Woche mindestens einen Artikel über die böse Identitätspolitik. Jetzt wache ich nachts manchmal schweißgebadet auf, weil ich in meinen Träumen von linken Studierenden gejagt werde. Oder heißt es Student*innen? Oh Gott, für diese Frage werde ich sicher bald geköpft. Solange uns die Gefahr von links aber noch nicht völlig überrollt hat, könntest du da ab und zu auch mal über was anderes berichten? Ich weiß, ich weiß, nichts ist so relevant und brandgefährlich wie diese Identitätspolitik. Jede Woche aufs Neue daran erinnert zu werden ist aber zu schrecklich und meine Nerven machen das nicht mehr lange mit. Vielen Dank! – Jakob Vogel

 

Über die Gemeinsamkeiten von linker Identitätspolitik und rechtem Denken müsste sich nicht der Verfassungschutz für diese antirassistischen Rassisten interessieren? Offensichtlich wollen sie ja die Ungleichbehandlung von Menschen (je nach Herkunft) und das widerspricht schon allein Artikel 1 des Grundgesetzes.Wir geistigen Kinder der Aufklärung sollten uns gegen diese Ideologen zur Wehr setzen. – W. Deimel

 

Die Beiträge von Armin Pfahl-Traughber und anderen Autoren der „Zeit“ übersehen einen wichtigen Punkt: Nicht die Minderheiten haben die Identitätspolitik erfunden, sondern die Mehrheiten. Strammer Nationalismus und das Recht, sich als Volk selbst zu bestimmen, statt von einer Adelsclique regiert zu werden, sind historisch zwei Seiten derselben Münze. Daher die Verwandtschaft von Rechts und Links in diesem Punkt. Wenn Minderheiten sich der Identitätspolitik bedienen, dann deshalb, weil ihnen die Mehrheit kein wirkungsvolleres Instrument zur Verfügung stellt, um Rechte zu fordern, die ihnen ohnehin zustehen.

Was wir hingegen wirklich brauchen ist eine Mehrheit, die Differenz als solche schätzt und respektiert. Den Weg dahin weisen manche Argumente, die Teil der Identitätspolitik der Linken sind: zum Beispiel, dass Schwarze in verschiedenen Ländern sich ähneln, nicht weil sie eine ähnliche Hautfarbe haben, sondern weil sich ihre Diskriminierungserfahrungen ähneln. Das ist ein relationales, antiessenzialistisches Argument – an dem ich auch noch Kritik zu äußern hätte; aber es ist ein Anfang.

Für falsch halte ich hingegen die Verwendung des Begriffs Kulturrelativismus bei Herrn Pfahl-Traughber – eine Verwendung, die auch in rechten Kreisen immer häufiger vorkommt. Kulturrelativismus bedeutet zunächst nur die Einsicht, dass man unvertraute kulturelle Kontexte nicht verstehen kann, wenn man sie nach den Selbstverständlichkeiten, Werten und Maßstäben der vertrauten Kultur beurteilt. Es ist die unverzichtbare methodische Voraussetzung für Wissen über fremde Gesellschaften, keine politische oder moralische Haltung. Natürlich kann man daraus die Kulturapologetik ableiten, die Pfahl-Traughber beklagt. Aber bisher wurde Kulturrelativismus vor allem als Mittel im Kampf gegen Rassismus, Kolonialismus und Imperialismus eingesetzt.

Ich frage mich daher, auf wen sich Armin Pfahl-Traughber bezieht, wenn er den Kulturrelativismus schmäht. Die wichtigsten Ethnologinnen zum Thema, z.B. Lila Abu Lughod oder Saba Mahmood, sind Kulturrelativistinnen und Feministinnen. Sie vertreten durchaus nicht den Standpunkt, Frauenunterdrückung in islamischen Gesellschaften sei entschuldbar. Ich biete Ihnen – ganz im Sinn der Aufklärung, die die „Zeit“ und Herr Pfahl-Traughber hochhalten – an, einen kleinen Artikel über Kulturrelativismus zu schreiben, damit diese missverständlichen Verwendungen nicht unwidersprochen bleiben. Auch in der „Zeit“ war das leider nicht das erste Mal. – Prof. Dr. Guido Sprenger

 

Ich muss gestehen, dass mich dieses ganze Thema zutiefst verstört. Wir haben eine Welt und eine Menschheit und wir können dies seit der Aufklärung so denken und formulieren. Wie man auf die Idee kommt, hinter diesen Goldstandard wieder zurückzufallen und Menschen dazu anhält, sich über ihre Hautfarbe, ihr Geschlecht oder sonst was zu definieren, ist mir vollkommen fremd. Ich wünsche mir für meine Enkelin mit deutsch-malischen Wurzeln, dass sie sich nicht darüber wird definieren müssen, dass niemand sie abfällig als Mischling oder, was ich nicht besser finde, als POC bezeichnet, sondern als den Mensch sieht, der sie ist und sein wird; der sich bemüht, die Welt für alle Menschen zu einem besseren Ort zu machen. – Dieter Schöneborn

 

Stimme der klaren Analyse von Herrn Prof. Dr. Pfahl-Traughber durchweg zu. Bereits in der Vergangenheit haben große Geister wie etwa Hannah Arendt oder Jürgen Habermas die prinzipielle Nähe zwischen linker und rechter Ideologie thematisiert. Die Anhängerschaften sind gewiss nicht austauschbar, aber die Parallelen in ihren antidemokratischen Macht- und Gestaltungsansprüchen sind überaus sichtbar. Umso erstaunlicher ist für mich, dass die sogenannte Identitätslinke bislang nicht deutlicher Widerspruch durch die sogenannte Soziallinke und sozialliberale Intellektuelle erfahren hat. Denn der Weg zu tatsächlicher und nachhaltiger Gleichberechtigung kann nur gemeinsam überzeugend und erfolgreich gegangen werden; jede Separation und Exklusion indes legt Steine auf ebendiesen Weg. – Ira Bartsch

 

Welch skuriles Bemühen links und rechts irgendwie („strukturell“) gleichzusetzen. Ich rate dringend die eigene Ideologieschen Anteile hinsichtlich einer Absolutsetzung der derzeitigen westlichen Weltanschauung zu überprüfen. Das Hohelied des Individuums und seiner Rechte, speziel das verabsolutierte Recht auf Eigentum im Hier und Jetzt ist ohne Zweifel die Fortsetzung brutalen Unrechts aus der Vergangenheit in die Gegenwart; und wäre, wenn man ihm denn wirklioch Allgemeingültigkeit zuspräche unter Einbeziehung der historischen Dimension geeignet die Forderung „Amerika den Indianern“ zu vertreten. Der Treppenwitz der Forderung der Hohenzollern auf Rückgabe ihres Eigentums zeigt wo wir stehen. Vermeintlich objektives Recht erweist sich bei näherem Hinsehen als Ideologie der Herrschenden. Die sich aus diesen Strukturen ergebende Ungleichheit (Diskriminierung) zu hinterfragen und mit dem universellen Wert der Gerechtigkeit abzugleichen ist Anliegen der Linken. – Dieter Herrmann

 

Jetzt haben wir also eine Identitätslinke und eine Identitätsrechte. Zum Glück versucht der Autor, den Begriffsdschungel zu lichten. Nach seinen einleitenden Bemerkungen hätte ich mich bei den Identitätslinken verortet. Bei den sechs im folgenden beschriebenen Charakterisierungen finde ich mich allerdings nur rudimetär wieder. Und ich habe eine ganze Reihe von Bekannten, denen es ähnlich gehen dürfte. Das ist natürlich nicht repräsentativ, deshalb wäre es schon interessant, den ganzen Themenkomplex einmal empirisch untersucht zu sehen. Wie groß ist die Gruppe der Identitätslinken eigentlich und wie stark sind die vom Autor unterstellten Einstellungen dort ausgeprägt. Vielleicht hat Herr Pfahl-Traughber als Soziologe ja entsprechende Daten. Ich lasse mich da gerne aufklären.

Oder ist das Ganze nicht doch eher eine Debatte in den Feuilletons oder -wenn der Herausgeber der Zeit zur Feder greift- auch schon mal auf der Titelseite. Im Moment jedenfalls würde ich noch nicht ausschließen, dass wir es wieder mit dem bekannten Hufeisen zu tun haben: Wenn die Existenz einer Identitätsrechten nicht mehr zu leugnen ist, muss es doch wenigstens eine genau so gefährliche Identitätslinke geben. Vielleicht noch eine Anmerkung: Eine Identitätslinke, die gegen Diskriminierung kämpft und eine Soziallinke, die mehr Gerechtigkeit in der Gesamtgesellschaft will, müssen nicht nur „kein Gegensatz sein“; sie gehören zwingend zusammen. – Jürgen Schlachter

 

Mit Interesse, aber auch mit Erschrecken habe ich Ihren Beitrag in der ZEIT-Ausgabe Nr.12/21 zur angeblichen Nähe zwischen „Rechter“ und „Linker“ Identitätspolitik gelesen. Wie Sie als Soziologe zu solch einer Auffassung gelangen ist mir ein Rätsel, m.E. ist dieser Vergleich nämlich höchst unangemessen, wenn nicht gar völlig falsch. Ich erlaube mir daher zu Ihren genannten Punkten kurz Stellung zu beziehen:

Die Grundthese Ihres Essays lautet: „Identitätslinke orientieren sich in Ihren Forderungen an Kollektiven und nicht an Menschenrechten und stehen somit Identitätsrechten nahe“ Ist Ihnen bewusst, dass Sie mit dieser Aussage bereits selbst ein Kollektiv aufstellen? Haben Sie etwa alle Argumentationen und Schriften von linken Vertreter*innen zu diesem Thema gelesen und analysiert um eine solche Aussage formulieren zu können? Ich bezweifle es. Und: Sind Sie sich bewusst, dass Sie selbst auch eine „Identitätspolitik“ vertreten, nämlich die der weißen dualen heteronormativen cis Mehrheit, die aber von ebendieser als eine solche gar nicht wahrgenommen wird, weil sie halt schon immer vorherrschender Konsens war?

1) „Individualitätsfeindlicher Kollektivismus“. Sie missverstehen völlig die Ziele und Grundlagen von sog. „Identitätslinken“ Gruppen: Diese betonen nämlich ganz und gar nicht das Kollektiv an sich, sondern vielmehr die Individualität von Personen verschiedener Minderheiten (BiPoC, LGBITQ*), deren einziges Kollektiv lediglich darin besteht, dass sie eine jeweilige für sich alleinstehende Minderheit zum kollektiven Mainstream der Gesamtgesellschaft darstellen!

2) „Essentialismus der Gruppenwahrnehmung“ . Die Mehrheitsgesellschaft gilt als diskriminierend, während Angehörige der Minderheitskulturen darin diskriminiert werden. Dem kann ich nur zustimmen, es entspricht schlicht den traurigen Tatsachen. Oder ist es Ihnen schon einmal passiert, dass Sie auf offener Straße allein wegen Ihres Aussehens bedroht wurden? Haben Sie allein aufgrund Ihres Namens schon einmal keine Wohnung oder eine Arbeitsstelle bekommen? Wurden Ihnen von wildfremden Menschen intimste Fragen zu Ihrer Sexualität gestellt?

Hatten Sie jemals Angst, wegen Ihres Aussehens oder Ihrer Geschlechtsidentität bei gesundheitlichen Untersuchungen unangenehm befragt oder gar nicht erst behandelt zu werden? Das sind nur wenige Beispiele tagtäglicher – unterschiedlicher (!) – Diskriminierungserfahrungen von Angehörigen einer Minderheit. Diese Erfahrungen sind die Grundlage, auf der „linke Identitätspolitik“ argumentiert, dass es eben unterschiedliche Gruppen in der Gesellschaft gibt und dass diese Ungleichheit eben nicht bloße Einbildung, sondern eine schlichte Tatsache ist.

Vor diesem Hintergrund ist es doch auch verständlich, dass Angehörige dieser Gruppen von weißenPersonen fordern, sich nicht mehr „aus Spaß“ (Karneval, Theater) diese Attribute anzueignen. Dahinter steht nämlich die simple Erfahrung Tatsache: BIPoC zu sein ist im Alltag kein Spaß! Und welchen Zweck hat denn das Überstreifen eines „Indianerkostüms“, wenn weder die stammesinterne Bedeutung des Federschmucks noch die der Bemalungen bekannt sind? Gar keine! Sie ist lediglich die Darstellung einer fremden, vielleicht faszinierenden Kultur, die aber letztlich nur die eigene weißeund kolonisierende Perspektive darauf vermittelt und daher nicht den gebührenden Respekt mitbringt.

3) „Bedeutungsanstieg ethnischer Zugehörigkeit „. Ja! Und dadurch wird nicht etwa die Spaltung der Gesellschaft betrieben, sondern die Individualität einzelner Personen als Angehöriger einer Minderheit gestärkt. Minderheiten, die ein Anrecht darauf haben, dass diese Unterschiede gesehen werden, diese dabei abernicht als Argument genutzt werden, um eine angebliche (naturalistische, rassistische) Unterlegenheit zu formulieren. Sie wollen daher auch nicht etwa „die Vorzeichen umkehren“, sondern die schlichte Anerkennung und Gleichbehandlung trotz aller Unterschiede! Siehe dazu Ausführungen zu 2).

Nebenbemerkung: „Rassismus“ gegen weißegibt es daher tatsächlich nicht. Es gibt Diskriminierung und auch gewalttätige Übergriffe von Schwarzen Personen auf weiße, ja natürlich! Aber diese sind dann nicht als „rassistisch“ zu bezeichnen, weil die Grundidee dieser „Lehre“ auf dem schlichten Prinzip basiert: die weißeHerrenrasse ist Menschen aller anderen Hautfarbe überlegen. Eine geeignete Begrifflichkeit für diskriminierende Übergriffe von Schwarzen Personen auf weißemüsste noch gefunden werden. Darüber hinaus geht es bei den Bezeichnungen „Schwarz“ (mit großem S) und weiß(klein, kursiv) nicht um die Farbe der Haut, sondern die jeweilige Lebenswirklichkeit, die damit verbunden ist. Eine weißePerson wird niemals wissen, wie es ist als Schwarze Person durch die Welt zu gehen – und umgekehrt genauso. Dies ist eine Tatsache und kann nicht einfach ignoriert werden.

4) „Kulturrelativismus“. Ja, verschiedene Kulturen existieren innerhalb einer Gesellschaft. Sie sind wichtiger Bestandteil der eigenen Biographie und können nicht einfach „ignoriert“ werden. Sie dürfen aber nicht zur Grundlage werden, um andere abzuwerten. (siehe Punkt 2 und 3). Egal ob dies nun innerhalb der eigenen Minderheit geschieht (wie etwa bei der Diskussion um Musliminnen) oder innerhalb des gesellschaftlichen Mainstream.

5) „Menschenrechtsrelativismus“. Da kann ich nur lachen, ich bitte Sie! Ich kenne keine Diskussionen, bei denen die Menschenrechtsverletzungen (z.B. Homosexuellenfeindlichkeit, Gewalt gegen Frauen) von irgendeiner Kultur/ eines Landes/ einer Religion in einer Linken Debatte nicht angesprochen und breit thematisiert wird. Und seit wann bedeutet ein „Mehr“ an Gerechtigkeit und Lebensqualität für Minderheiten, ein Verlust derselben für alle anderen? Was geht Ihnen persönlich denn z.B. an „Werten“ verloren, wenn Sie sich künftig an Karneval nicht mehr als „Indianer“ sondern als Astronaut*in verkleiden?

6) „gesellschaftliche Separierungstendenzen“ Siehe Argumente von Punkt 2 und 3. Das Ziel ist nicht die Spaltung der Gesellschaft, sondern die Anerkennung gleicher Rechte und Akzeptanz von verschiedenen Minderheiten innerhalb einer Mehrheitsgesellschaft – trotz aller Unterschiede. Und zu dieser Anerkennung gehören auch bestimmte Schutzräume, etwa Selbsthilfegruppen für diskriminierte Schwarze Personen. Als Angehörige*r einer Minderheit gibt die gemeinsame Homogenität ein Stück Sicherheit und erleichtert das Sich-Öffnen.

Die Anwesenheit einer weißen Person, selbst wenn diese einfach nur dabei sein möchte, weil sie vlt neugierig oder sogar ernsthaft interessiert ist, erschwert diesen Öffnungsprozess. Dies ist in diesem Kontext einfach zu respektieren. Selbiges gilt für Frauenhäuser, Hilfestellen für Opfer sexualisierter Gewalt etc. Fazit: Somit stehen sich „linke“ und „rechte“ Identitätsgruppen in keiner Weise nahe. Auch nicht formal! Das jeweilige Anliegen ist nämlich grundverschieden. Vielmehr stehen sich die Positionen der „rechten Identitätsgruppe“ und die der Mehrheitsgesellschaft nahe!

Überspitzt gesagt: Die Interessen von weißen heteronormativen cis Personen stehen dem Anspruch auf Kollektivität (auf bloßer Grundlage der zahlenmäßigen Überlegenheit in der Gesamtbevölkerung) dem Identitätsrechten Anspruch auf Herrschaft zu Gunsten eines nationalen Volkes wesentlich näher, als „Identitätslinke“ Gruppen es jemals könnten! Der Unterschied ist lediglich, dass keine „Nation“ die Grundlage dieses kollektiven Anspruches ist, sondern eben das Zusammenspiel von vielen Faktoren, die die Mehrheitsgesellschaft ausmachen: Duale Geschlechtsidentitäten, Heterosexualität, cis Identität und weiß sein. – Jasmin Mannschatz

 

Armin Pfahl-Traughbers Vorwurf gegenüber Identitätslinken, dass ihr Kulturrelativismus zu einem Antiuniversalismus führe, den sie mit Identitätsrechten teilten, verkennt, dass der kulturrelativistische Antiuniversalismus im Gegensatz zum rechten Antiuniversalismus auf Toleranz gegenüber der Pluralität und Diversität von Kulturen fußt. Der deutschamerikanische Ethnologe Franz Boas beschrieb seine kulturrelativistische Vision folgendermaßen: »Dann werden wir nicht nur lernen, die Vielfalt der Formen menschlichen Denkens und Tuns zu achten und zu pflegen, sondern werden auch alle Versuche ablehnen, ein einziges Gedankenschema ganzen Nationen oder gar der gesamten Welt aufzuzwingen, weil das die vollkommene Erstarrung bedeuten würde.« Der kulturrelativistischen Toleranz kann man vorwerfen, dass sie in Menschenrechtsfragen zu tolerant sei, aber sie kontrastiert zumindest zur rechten Intoleranz gegenüber andersartigen Kulturen. – Thomas Tews

 

Man kann Armin Pfahl-Traughber und der ZEIT nicht dankbar genug sein für diesen erhellenden Artikel, der sechs Auswüchse der immer bizarrer um sich greifenden Hydra „Identitätspolitik“ benennt, die Empathie und Menschlichkeit in unfassbarer Weise bedroht. Spätestens angesichts der weltweiten menschlichen Schicksalsgemeinschaft in der Corona-Pandemie hat die abstruse und fatale Theorie sich als abwegiges Konstrukt entlarvt, das eine Spaltung der offenen Gesellschaft intendiert. Universalismus ist das Gebot der Stunde. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Ich gewinne den Eindruck, dem Autor passiert genau das, was er beklagt: Er kritisiert eine Gruppe, der er eine Uniformität unterstellt, die sie nicht hat und wirft dieser konstruierten Gruppe dann vor, Gruppen zu konstruieren, die es in der behaupteten Uniformität gar nicht gibt. Da hilft meines Erachtens nur eine immer wieder sehr genaue, differenzierte Betrachtung und am besten immer die Bezugnahme, auf konkrete Äußerungen von namentlich genannten Menschen und was daran im jeweiligen Kontext bedenklich erscheint.

Darüberhinaus bin ich verblüfft, dass ein Fachmann für Extremismus- und Terrorismusforschung, der noch dazu für den Bund arbeitet, nicht verstanden hat, dass es Rassismus „gegen“ Weiße in der Tat definitionsgemäß nicht geben kann. Dabei ist das nicht so schwer zu verstehen. Rassismus ist nun einmal etwas, das von so genannten Weißen, also Menschen mit hellerer Hautfarbe und gleichzeitig ohne Oberlid-Falte, „erfunden“ wurde. Er bezeichnet eine Sichtweise, die ganz bestimmte Rassen annimmt UND diese mit Wertigkeiten verbindet. Die so genannte Weiße Rasse wird dabei für überlegen erklärt, alle anderen „Rassen“ für unterlegen. Die überlegene Rasse kann daher zwar Diskriminierungserfahrungen machen (z. B. Menschen in prekären Lebenslagen, Frauen, behinderte Menschen etc.), aber sie kann keine Rassismuserfahrungen machen. Diese kann sie nur ANDEREN antun, eben den als von ihr selbst als ANDERS definierten Menschen. Die Anderheit wird dabei an völlig belanglosen äußeren Merkmalen wie der Hautfarbe, der Haare, der Form des Augenlids, der Lippen, der Nase etc. festgemacht.

So lange man das nicht verstanden hat, kann man sich auch nicht einfühlen in Menschen, die allein aufgrund solcher äußerer Merkmale tagtäglich erleben, als minderwertige Menschen behandelt zu werden. Dass Herr Pfahl-Traughber, obwohl Fachmann, das noch nicht verstanden hat, zeigt meines Erachtens sehr schön, wie struktureller Rassismus wirkt. Denn es gibt nach meinem Eindruck beim Lesen des Artikel nichts, was darauf hinweist, dass der Autor Menschen mit nicht „weißer“ Hautfarbe als minderwertig betrachten würde.

Vermutlich täte man ihm mit einer solchen Unterstellung echtes Unrecht. Daher scheint mir die Wahrscheinlichkeit hoch zu sein, dass sein Unverständnis auf seinem eigenen Fachgebiet daher rührt, wie tief verwurzelt in unserem Denken Rassismus ist. So ähnlich wie die Überlegenheit von Männern gegenüber Frauen. Die meisten Menschen wollen solche Unterschiede nicht vertreten, behaupten sogar das Gegenteil, handeln und denken aber gleichzeitig anders, weil sie die Spuren der Geschichte in ihrem eigenen Sein noch gar nicht aufgespürt haben. Das kostet auch Mühe. Es ist ohne bewusste Bemühungen nicht zu schaffen.

Da spreche ich aus eigener Erfahrung und der vieler anderer Menschen. Ich freue mich inzwischen schneller zu merken, wenn ich mal wieder rassistische Gedanken habe. Ein Beispiel: Vor Jahren ertappte ich mich dabei, als ich eine Frau mit Kopftuch am Steuer eines Wagens sah, wie ich dachte, „die können auch Auto fahren?!“ und bin über mich selbst erschrocken! Dass mir dieser Gedanke überhaupt bewusst wurde, war aber gleichzeitig ein Grund zur Freude, denn es war ein Erfolg meiner Mühen, mir mein eigenes, unbewusstes rassistisches Gedankengut bewusst zumachen. Von selbst passiert das nicht! Und ändern können wir es erst und immer wieder nur, indem wir uns diese Mühe machen, es zunächst in uns selbst aufzuspüren. – Sibylle Riffel

 


 

 

Leserbriefe zu „Bremse ohne Not“ von Andreas Sentker

 

Vielen Dank für Ihren Artikel. Der ausschließlich politisch motivierte Beschluss, die Impfungen mit dem sicheren und wirksamen Impfstoff von AstraZeneca auszusetzen, war ein Bärendienst an der europäischen Impfstrategie und ist nicht geeignet Vertrauen in die Entscheidung en der politisch Verantwortlichen zu schaffen. Schließlich hat die deutsche Zulassungsbehörde PEI lediglich eine Empfehlung ausgesprochen, während die kritischsten Zulassungsbehörden der Welt (US FDA und UK MHRA) nicht Mal eine Empfehlung zum Stop ausgesprochen haben. Es ist leider Realität, dass auch schwere Nebenwirkungen auftreten können.

Ob 6 Fälle unter mehr als 20 Millionen sicheren Impfungen tatsächlich auf den Impfstoff zurückgeführt werden können, bleibt abzuwarten, eine Rechtfertigung für den Stop der Impfungen war dies nicht. Leider haben wir uns aber in Deutschland angewöhnt, maximale Freiheiten bei Null Risiko einzufordern. Beides zusammen geht nicht und ich als nicht berechtigter Steuerzahler würde mich lieber heute als morgen (?) mit dem AstraZeneca Impfstoff impfen lassen. Hoffen wir, dass sich Hr Drosten’s Befürchtungen, nicht bewahrheiten, dass sich die über 50 jährigen in nächster Zeit zur neuen Risikogruppe entwickeln. Es hilft nur Impfen und Testen. Alles andere ist Augenwischerei. – O. Lachmann

 

Im Folgenden sende ich Ihnen meinen Leserbrief zu Ihrem Artikel „Bremse ohne Not?“ von Andreas Sentker auf der Seite 1 der ZEIT vom 17.03.2021: Millionen von Lesern erwarten, dass der Pressekodex eingehalten wird. Zum Beispiel heißt es bei Wikipedia unter Punkt „2. Sorgfalt“: „Recherche ist unverzichtbares Instrument journalistischer Sorgfalt. Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in Wort, Bild und Grafik sind [mit] der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben.“ Und schon Punkt „1. Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde“ gibt die Grundlage für die Pressearbeit: Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse. Jede in der Presse tätige Person wahrt auf dieser Grundlage das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der Medien.“

Also ist jeder Medienschaffende dazu aufgerufen. Nicht nur diejenigen, die in den neuen Medien arbeiten. In hunderten von Kanälen und Blogs lässt man in den neuen Medien nun schon seit einem Jahr hunderte von unabhängigen Experten zu Wort gekommen, die in den alten Medien ignoriert und ausgegrenzt werden. Millionen von Menschen in unserem Land konnten sich dadurch umfassende und neutrale Informationen holen. Die „Corona-Problematik“ ist komplex. Das zeigt das neue Video mit dem Experten Prof. Dr. Hockertz: (14) Wie die Politik bei ihrer Impfstrategie mit dem Feuer spielt – Impfexperte Hockertz im Interview – YouTube Die Corona-Problematik umfasst im Hintergrund unbedingt die Entstehung und den Zustand der Weltwirtschafts- und Schuldenkrise: (4) Ernst Wolff: Die gewollte Zerstörung des Finanzsystems – YouTube

Ernst Wolff: Coronakrise, Finanzcrash, Profiteure, die WHO und die Rolle von Bill Gates – YouTube Alles Ablenkung für das neue Geldsystem | Ernst Wolff – YouTube (9) Max Otte: Corona als Mittel für den „Great Reset“ – und wie Sie Ihr Geld retten können. – YouTube Sie umfasst die Arbeit der alten und der neuen MEDIEN: Medien, Propaganda und Impfwahnsinn – YouTube Gottschalk nennt Staatsmedien „einfach katastrophal“ — RT DE Livestream Sitzung 12: Fehlanreize im System, Die Rolle der Medien II – YouTube Livestream Sitzung 09: Die Rolle der Medien – YouTube Sie umfasst die Situation der Demokratie: (14) Dr. Daniele Ganser: Corona und China: Eine Diktatur als Vorbild? (Basel 5. Februar 2021) – YouTube Wie sicher ist unsere Demokratie? Hans-Georg Maaßen für die WerteUnion am 17.07. im Europapark Rust – YouTube Menschen des Jahres 2020 1/3 „Aus dem normalen Leben in die Demokratiebewegung“ Aufzeichnung 4.11.20 – YouTube Corona-Einschränkungen :

Angela Merkel: „Dieses Virus ist eine Zumutung für unsere Demokratie“ Von Scheindemokratie zur offenen Diktatur – Politologe Hermann Ploppa im Gespräch – YouTube Medizinprofessor Schrappe: Zahlen des RKI sind „nichts wert“ – ZDFheute Medizinprofessor Matthias Schrappe: „Die Bundesregierung ist beratungsresistent“ – YouTube (3) Meinungsfreiheit & Demokratie sind in Gefahr – Bundesrat Ueli Maurer – YouTube Sie umfasst die weltweite Handhabung und Interpretation der PCR-Test-Verfahren. (23) Zu viele Ungereimtheiten: Autoren des Corman-Drosten-Papiers über PCR-Tests zunehmend unter Druck – YouTube WHO ändert Leitlinien für Nutzung von PCR-Tests — RT DE Wissenschaftler: PCR-Test unbrauchbar – reitschuster.de Rechtsanwalt belegt: Ohne PCR-Test keine Pandemie „Der SARS-CoV-2 PCR-Test kann keine Infektionen nachweisen“ | Der Mensch – das faszinierende Wesen PCR-Tests vor Gericht – Punkt.PRERADOVIC mit Mag. Gerold Beneder – YouTube

Sie umfasst die Darstellung der Zahlen und die Gefahr des Virus Medizinprofessor Schrappe: Zahlen des RKI sind „nichts wert“ – ZDFheute Offizielle Zahlen belegen unmissverständlich: Lockdowns töten Achgut.com, Kontrolle der Bevölkerung, Neue Fallzahlen, Panikmache, RKI, Robert Koch Institut, Wo ist die Pandemie, Wo sind die Kranken, Zahlen völlig ignoriert | Querdenken-761 Medizinprofessor Matthias Schrappe: „Die Bundesregierung ist beratungsresistent“ – YouTube Coronavirus: WHO joins the Great Barrington Declaration by condemning lockdowns Corona: Neue WHO-Studie überrascht selbst Experten – So tödlich ist das Virus | Welt Sie umfasst die Wirksamkeit unseres Immunsystems. Immunität statt Impfung – Diskussionsrunde von Respekt Test auf Corona T-Zellen nun auch kommerziell verfügbar „Impfentwicklung bei 80-90% Immunität der Infizierten ist Unsinn.“ – Prof. Bhakdi | VÖ: 13.07.2020 – YouTube Sie umfasst die Übersterblichkeit: (27) Samuel Eckert:

Sterbezahlen Deutschland – Was läuft schief, bei CORRECTIV? – YouTube Sterbefallzahlen weiter niedriger als üblich | MMnews „Keine Übersterblichkeit festzustellen“ – Lebenserwartung von Corona-Toten 2 Jahre höher als normal In Deutschland gibt es keine Übersterblichkeit – YouTube Sie umfasst die Auslastung unseres Gesundheitssystems. Covid-19: Auslastung der Helios Kliniken Keine Pandemie in Krankenhäusern! Explosive Studie zeigt – geringere nicht höhere – Auslastung von Krankenhäusern | Mitdenken-761 Sie umfasst die Wirksamkeit von Masken- und Lockdownmaßnahmen. NBER-Studie: Maskenpflicht und Lockdown brachten nichts – Corona Transition Sie umfasst die weltweit verheerenden Auswirkungen vieler Anti-Corona-Maßnahmen. Verlust der Existenzgrundlage: Laut Ilo bis zu 2 Milliarden Arbeitnehmer betroffen – n-tv.de Reale Daten aus 152 Staaten weltweit zeigen:

Lockdown-Maßnahmen verhindern (…) – Corona Transition Corona-Krise: Mehr Insolvenzen als nach Finanzkrise 2009 befürchtet Sie umfasst die wissenschaftliche Beurteilung der Impfstoffentwicklung. Chinesische Experten warnen nach Todesfällen in Norwegen vor BioNTech/Pfizer-Impfstoff — RT DE Sie umfasst die Berichterstattung über „Tote im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung“. Immunologe Prof. Dr. Stefan Hockertz warnt: 80.000 Tote wegen Corona-Impfung realistisch | Geimpfte in Israel haben eine 40 mal höhere Mortalität als Ungeimpfte – (…) – Corona Transition Schockierender Whistleblower-Bericht: Tote nach Impfung in Berliner Heim Israel und die Schweiz beklagen die ersten Toten nach den Impfungen | Mitdenken-761 Coronavirus-Impfstoff-News: 143 Briten sterben kurz nach Corona-Impfung! Behörde sieht keinen Zusammenhang | news.de Coronavirus News aktuell:

Drei Menschen sterben nach Corona-Impfung in Köln | news.de Schreckenschronik: Weltweit Infizierte und Tote kurz nach Covid-Impfung Tote nach Impfung in Norwegen: Plötzlich werden konkretere Informationen verbreitet – Vera Lengsfeld Tausende „unerwünschte Reaktionen“: COVID-19-Impfung mit vielen Nebenwirkungen — RT DE Risiko Impfstoff – immer mehr Tote? – 2020 NEWS (20) Die Corona-Impfung: Aussage Prof. Hockertz – YouTube BioNTech-Pfizer-Impfstoff: Mehrere Todesfälle nach COVID-19-Impfung – Heilpraxis Anlage Liste Impf-Folgen – Stand 3.3.2021.pdf – Anlage-Liste-Impf-Folgen-Stand-3.3.2021.pdf Umfrage: Ein Drittel gegen Corona-Beschränkungen und Impfungen | GMX Corona-Impfungen als größtes Humanexperiment der modernen Geschichte | Telepolis Senioren sterben nach Impfung – Zusammenhang zwischen Infektion und Impfung?

Sie umfasst die Entwicklung eines Gesamtbildes und Narrativs, das ALLE relevanten Zusammenhänge berücksichtigt und ihre Bedeutung erfasst. Narrative #28: Verdrängung unserer Sterblichkeit mit Dr. Paul Brandenburg – YouTube Narrative3: Die Corona-Pandemie – Tests und Zahlen – YouTube NARRATIVE #6 – Gespräch mit Prof. Sucharit Bhakdi. Alle Pläne zur Impfung müssen gestoppt werden. – YouTube Sie umfasst viele weitere lebenswichtige Themen, die leider von alten Medien nicht wirklich umfassend recherchiert werden. Es darf kein unabhängiger Experte ignoriert werden. Neue Medien, die zu wissenschaftlichen Themen Stellung nehmen, müssen nach ihrem wissenschaftlichen Inhalt beurteilt werden und dürfen nicht aufgrund von Vorurteilen ausgegrenzt werden. So stärken die Medien ein humanes MITEIANDER und beschreiben die BASIS für eine krisenfeste DEMOKRATIE. – Gerhard Jahnke

 

„drei Todesfälle auf 1,6 Mio Geimpfte“, womöglich ohne Bezug zur Impfung, sind eine unzulässige Verkürzung. „Eine offene Kommunikation auch möglicher Risiken ist eine Voraussetzung für eine hohe Impfakzeptanz in der Bevölkerung. Der Nutzen der COVID-19-Impfungen für die Gesundheit Einzelner und der Bevölkerung … hängt wesentlich vom Vertrauen in die Impfung ab“, schreibt das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) im letzten Sicherheitsbericht. Der für den 18. März 2021 angekündigte Sicherheitsbericht des Paul Ehrlich-Instituts zu Verdachtsfällen von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen mit den zugelassenen COVID-19-Impfstoffen wird leider erst in der kommenden Woche (22.03.2021 bis 26.03.2021) erscheinen (www.pei.de/sicherheit-covid-19-impfstoffe).

Doch schon der letzte Sicherheitsbericht für den Zeitraum 27.12.2020 bis 26.02.2021 hat es in sich: 12 000 aus Deutschland gemeldete Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen im zeitlichen Zusammenhang mit den Covid-19-Impfung bei 6 Mio. Impfungen 17 % der Meldungen wurden als schwerwiegend klassifiziert, also weit über 2000 Fälle Die Melderate betrug 2 pro 1.000 Impfdosen, also für die volle Impfung mit zwei Terminen 4 Promille. Bei angenommen 50 Mio. Geimpften in Deutschland dann 200 000 Fälle! Davon schwerwiegend (wobei die zweite Dosis i. d. R. heftigere Reaktionen hervorruft und dzt. mehr Erstimpfungen in der untersuchten Impfgruppe sind, also vorsichtige Schätzung:)

34 000 Personen mit schweren Impfkomplikationen, oft auch junge, die geringste Risiken durch Covid-19 gehabt hätten. Dabei sind die Geimpften bei Neuinfektion mit Covid-19 nicht einmal virenfrei. In der differenzierteren Analyse fällt der Impfstoff AstraZeneca, für den sich die ZEIT am Titelblatt der letzten Ausgabe stark macht, mit 0,76 % Impfkomplikationen gegenüber BioNTech mit nur 0,16 % auffallend schlechteraus (Werte für eine Impfung, nicht für die volle doppelte Impfung). mRNA-Impfstoffen Comirnaty (BioNTech Manufacturing GmbH), 5.378.703 Impfungen, 8.368 Fälle wurden zur Impfung mit Comirnaty gemeldet => 0,16 %COVID-19 Vaccine Moderna (MODERNA BIOTECH SPAIN, S.L.), 168.189 Impfungen, 484 Fälle an Impfkomplikationen zu dem COVID-19-Impfstoff Moderna => 0,29 % Vektor-Impfstoff COVID-19 Vaccine AstraZeneca (AstraZeneca AB), 363.645 Impfungen, 2.765 Fälle zu dem COVID-19-Impfstoff AstraZeneca => 0,76 %

Bin gespannt, ob der ZEIT eine differenziertere Publikationen gelingt und PEI-Informationen dafür auswertet, ferner analog der COVID-19 Krankheitsberichte spannende Einzelgeschichten der Impfkomplikationen erzählen wird und künftig analog der Diktion „Tote durch (und mit) Corona“ die Bezeichnung „Tote durch (und mit) Covid-Impfungen“ wählen wird.Dabei wird bei mRNA-Impfstoffen vs. die Nutzen-Kosten-Analyse für viele Bevölkerungsgruppen durchaus günstig für eine Impfung ausfallen, aber nicht für jede. – Dr. Johannes Reintjes

 

In der hiesigen Pandemiebekämpfung werden auf der einen Seite Menschenleben so hoch bewertet, dass ein Impfstoff disqualifiziert wird. Auf der anderen Seite die ständige Betonung von Wirtschaft, Arbeitsplätzen usw. zur Begründung von Lockerungen, als wären die damit geopferten Menschenleben nichts wert. Dazwischen ständige Berichte über vermeintliche oder tatsächliche Fehler bei der Strategie gegen Corona. Man stelle sich dieses Vorgehen nur mal bei einem Ausbruch von Ebola vor.

Die Sterblichkeit liegt in Entwicklungsländern bei rund der Hälfte der Erkrankten, in unserem besseren Gesundheitssystem vermutlich immer noch bei einem Viertel. Die Folge wären Millionen von Toten im Land von Robert Koch und Rudolf Virchow, im Geburtsland der medizinischen Hygiene. Mir fehlt für eine erfolgeiche Bekämpfungsstrategie gegen Seuchenausbrüche eine solide Risikobewertung, gefolgt von einer transparenten Kommunikation dieser Bewertung. – Dr. Peter Scheibl

 

Im Zug darf man die Notbremse ziehen, wenn eine akute Gefahr besteht, die nur durch den sofortigen Halt des Zuges abgewendet werden kann. Die Notbremsen im Zug sind mit dem Schriftzug „Missbrauch strafbar“ versehen! Das „unanfechtbare“ Pandemie-Duo „Merkel & Söder“, wollen jetzt die Notbremse ziehen, nein, die beiden sitzen nicht im Zug, und akute Gefahr droht auch nicht! Die beiden haben jedoch ein gemeinsames Faible, den „Inzidenzwert“, auf den sie ständig mit Tunnelblick blicken; die Inzidenz ist ihr „Baby“, ihr ein und alles. Diese Inzidenz soll nur besagen, wie viele Menschen über einen bestimmten Zeitraum hinweg neu erkrankt sind, d.h. aber leider für uns: „infiziert = krank“! Wie gesagt, notbremsen ohne Not ist Missbrauch, und der „wäre“ strafbar! – Riggi Schwarz

 

Zur deutschen Strategie für die Bewältigung der Pandemie stellen wir uns folgende Fragen: Was ist das Gemeinsame zwischen Impfstoffen und Toilettenpapier? Wir legen einen ausreichenden Vorrat an, da wir nicht sicher sein können, ob zum gegebenen Zeitpunkt (zweiter Termin) ausreichend Nachschub zur Verfügung steht. Was ist der Unterschied zwischen Impfstoffen und Toilettenpapier? Auch bei sehr aufwändiger Lagerung verliert ein Impfstoff täglich etwas von seiner Schutzwirkung. – Uli Hildebrand

 

Es ist die Märchenerzählung in unserem Staat und im Gesundheitssystem, wenig oder keine Daten zu erheben wg. Datenschutz oder Diskriminierungsschutz. Mit statistischer Auswertung von Daten, auch anonymen, lassen sich Fehler, mangelnde Erfahrung, Schlechtleistungen und eben auch Diskriminierung erkennen und lokalisieren. Das ist es was der dt. Beamte und Funktionär NICHT will. Dr. Robert Koch ist als Gesandter Preußens deshalb berühmt geworden, weil er in Hamburg gg. diese „Herrschaftsseuche“ das Seuchengeschehen analysiert und die Ansteckungsketten erkannt hatte. – H. Giller

 

Rosa Luxemburg sagte: „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“ und „Wenn wir die Bedingungen der Demokratie verändern, dann muss diese Veränderung selbst demokratisch sein, sonst wird sie autoritär und konterkariert ihren eigenen Anspruch.“ Ich gehöre zu den Menschen, die unzufrieden mit dem Corona Management der Bundesregierung, der Landesregierungen, der Kreistage oder der Oberbürgermeister sind. Corona ist eine Krankheit. Die meisten Maßnahmen sind unverhältnismäßig und unrechtmäßig. Maßnahmen, Verordnungen und Allgemeinverfügungen müssen sofort abgeschafft werden. Sie wurden nicht vom Bundestag, vom Landtag bzw. von Kreistagen oder Stadträten beraten und beschlossen.

Jeder, der es will, kann freiwillig eine Maske tragen, um sich zu schützen. Wer keine Maske tragen will, sollte respektvoll gegenüber den Maskenträger Abstand einhalten. Wer erkrankt ist sollte zu Hause bleiben, um mit ärztlicher Unterstützung wieder zu genesen. Für Eltern mit Kindern sind bezahlte Krankheitstage zu erhöhen. Schulen und Kindergärten sind sofort ohne Maßnahmen wieder zu öffnen. In Einrichtungen der Gastronomie, Kultur, Sport, beim Einkaufen oder in öffentlichen Einrichtungen darf keiner bevorteilt oder benachteiligt werden, der nicht getestet oder geimpft wurde. Ich beende hier meine Aufzählung von Vorschlägen und sage noch „Hände weg von unseren Kindern!“.

„Die Wut wächst“ ist ein Titel eines Buches von Oskar Lafontaine mit Signalwirkung. Das Gesetz des Marktes und das Recht des Stärkeren, so Lafontaine, können nicht die Maxime für unsere Zukunft sein. Die wirtschaftlichen, gesellschaftspolitischen und sozialen Auswirkungen stehen uns noch bevor. Wir brauchen Reformen, wir brauchen ein parteiunabhängiges Neues Forum, wir brauchen Runde Tische, die Parteien, Kirchen, Künstler oder Vertreter der Intelligenz zu dringend notwendigen Diskussionen zusammen führen. Wir brauchen keine Politiker, die Ängste schüren, wir brauchen noch mehr Medien, die frei berichten können und wir brauchen vor allem Politiker, die nicht dem Geld sondern den Bürgern gegenüber verpflichtet sind.

Man muss aufhören, Debatten zu moralisieren oder bewusst darauf auszurichten, Leute niederzumachen. Da bin ich ganz bei Sarah Wagenknecht, die sagte: „Wer nicht für mich ist, ist kein Andersdenkender, sondern ein schlechter Mensch.“ Das ist ein typisches Herangehen des linksliberalen Milieus. „Wer für eine Begrenzung von Zuwanderung ist, ist ein Rassist. Wer CO2-Steuern kritisiert, ein Klimaleugner und wer die Schließung von Schulen, Restaurants und Fitnessstudios nicht für richtig hält, ein Covidiot’.“ Wehret den Anfängen! –Wolfgang Kleindienst

 

Nun also die Überprüfung eines Impfstoffes, der nach 2 oder waren es sogar 3 (?) Tage „Überprüfungen“ wieder als „unbedenklich“ eingestuft wurde. „Unbedenklich“ ist wie so viele andere Worte ein dehnbares Wort geworden. Die „Überprüfungen“ ergaben, dass die vielen Krankheiten und Todesfälle unter gesunden relativ jungen Frauen wohl im Zusammenhang mit der zuvor erfolgten Impfung standen. „Unbedenklich“ bedeutet heutzutage, dass das Risiko, an Covid 19 oder seiner mutierten Tanten, Basen und Cousinen zu versterben, höher ist, deshalb… Langsam wird es mit der „Dehnbarkeit“ der Worte zuviel, wie ich finde. Es hätte gereicht, zu sagen, dass Impfungen zwar tödlich enden können, aber dass die viele Kohle, die hier gemacht werden kann, nun endlich gemacht werden sollte und die Leute besser nicht mehr so genau hinschauen dürfen.

Denn erstens ist die „Risikoabwägung“ eine merkwürdige Argumentationshilfe, wenn Impfungen junge Frauen töten, zweitens ist sie eine so deutliche Lüge (!!!), dass mir übel davon wird. Deshalb hier schnell eine echte Tatsache zum sogenannten „Risiko“ für jüngere Menschen, an Corona zu versterben: In Deutschland sind 387 Menschen unter 50 Jahren offiziell an Corona verstorben. 387 im Verhältnis zu ca. 83 Millionen Gesamtbevölkerung. Ihr könnt nun die Wahrscheinlichkeit ausrechnen, wie hoch genau das Risiko bei den Unter-50-jährigen liegt und dann die Zahlen veröffentlichen, um den vielen Lügen von Lauterbach, Spahn und Drosten etwas entgegenzusetzen, an denen ihr euch nun ein ganzes Jahr beteiligt habt.

Ach ja… Die „Impffolgen“ sind nur die – derzeit erfassten Folgen! Die echten Langzeitfolgen werden dann die vielen Impflinge in den nächsten Monaten und Jahren zu spüren bekommen, wenn die durch die Impfungen genetisch veränderten Körper nach einer Infektion ihre Abwehrreaktionen hochfahren und in nicht mehr endenden Kämpfen gegen die eigenen Organe dieselben Organe zerstören werden. Auch für diese Autoimmunreaktionen hat die Pharmaindustrie schon Antworten parat, für die Folgekohle wäre also gesorgt. Kürzlich wurde in Düsseldorf am Rheinturm eine Lichtinstallation angebracht, in der die Worte standen: „Impfung = Freiheit. Offensichtlich reicht eure Fantasie nicht mehr aus, um die Assoziation herzustellen zu dem Satz: „Impfen macht frei“. Ich denke, die Assoziation zu einem totalitären Satz einer anderen Zeit herzustellen, würde auch nichts mehr ändern, ihr wollt die Wahrheit ja offensichtlich nicht hören, aber rhetorisch sind wir nicht mehr weit weg von dieser „anderen Zeit“. – Frank Bruderek

 

Wie zynisch Herr Sentker die Todesfälle, die im Zusammenhang(!) mit der AstraZeneca Impfung stehen(selbst Lauterbach sieht diesen), bagatellisiert, ist kaum noch zu überbieten. Als“ Bremse ohne Not“wird die kurzzeitige Aussetzung des Impfstoffs betitelt. Haben die Angehörigen der staatlich zu verantwortenden Opfer etwa keine Not, oder die gerade geimpften Frauen, die in ständiger Sorge um ihre Gesundheit sind und waren. Das bezeichnet Andreas Sentker als „ein politisches Spiel mit kleinen Zahlen“. Seit einem Jahr wird jeder „Corona-Tote“ politisch instrumentalisiert und immer wieder der Hinweis, dass es auch junge Menschen treffen könnte. Gedenktage für die Toten sind angedacht. Doch was ist mit den Impftoten, diese haben sich doch auf staatliche Verordnung für das Allgemeinwohl geopfert.

Natürlich sieht Herr Sentker auch nicht die vielen anderen Lockdownopfer. Die in die Verzweiflung getriebenen Selbstmörder, die Schwerkranken , die aus Angst vor Covid 19 , aber eher vor Vereinsamung sich zu spät in Behandlung begeben haben. Wie könnte Herr Sentker das auch , wenn er Lockdowns bis zu einer Inzidenz von 10 (unrealistisch!) für erforderlich hält. Schaut man auf die vielen positiv Getesteten mit keinerlei Symptomen , fragt man sich, ob eine Impfung mit mehr als 10% starken Impfreaktionen so nützlich ist, oder ob die anfänglichen Bedenken gegen den AstraZeneca Impfstoff nicht allzu berechtigt sind. Alle sprechen plötzlich von der Sicherheit und der Wirksamkeit des Impfstoffs.

Auch der Weltärztepräsident, der sich allerdings vor einem Monat in der Rheinischen Post gegen den Impfstoff für medizinisches Personal und Ärzte aussprach ( RP17.2). Ist der plötzliche Meinungswandel von der Pharmaindustrie etwa protegiert. Diesen bitteren Eindruck hat man auch beim Lesen dieses Leitartikels. Zusammenhänge werden geleugnet, bestritten. Die Politik geht auf Sicherheit. Natürlich, weil weder AstraZeneca noch die Bundesregierung die rechtliche Verantwortung übernehmen wollen.

Und auch Herr Sentker übernimmt keine Verantwortung für sein menschenverachtendes Geschreibsel. Und seine Lösungen sind so einfallsreich, wie der Bundesregierung. Notbremse. Lockdown forever oder besser weiterhin junge Menschen für das Allgemeinwohl opfern. P.S. Einige meiner Bekannten und Noch- Abonennten der Zeit lesen aus Enttäuschung ihre politischen Seiten schon lange nicht mehr. Ein bald ehemaliger ZeitLeser. – Thomas J. Birgel

 

Konzept- und Planlosigkeit beim Krisenmanagement.Die Entscheidung der Bundesregierung im nationalen Alleingang, das Im­pfen mit AstraZeneca zu stoppen, war möglicherweise ein weiterer Fehler des Krisenmanagements. Es wurde versäumt, eine Abwägung zwischen den Vorteilen und Nachteilen eines solchen Stopps vorzunehmen und un­verzüglich zur Entscheidung die Europäische Arzneimittelbehörde EMA ein­zuschalten. Tatsächlich hat die EMA kurzfristig am 18.03.2021 den Impf-stoff rehabilitiert und seine Sicherheit und Effektivität bestätigt. Allerdings soll die Produktinformation mit einem Warnhinweis auf mögliche seltene Thrombosen in Gehirnvenen versehen werden. Auch die Weltgesundheits-organisation WHO plädierte für die weitere Nutzung des Impfstoffs.

Am vergangenen Montag, 22.03.2021 war wieder Corona-Gipfel unter Leitung der Kanzlerin in Ber­lin. Der Lockdown wird verschärft und bis zum 18. April verlängert. Ich bin mit dem Krisenmanagement der Bundesre­gierung zunehmend un­zufrie­den. Die Kanzlerin spricht von „impfen, im­pfen, impfen“, aber wie geht das ohne genügend Impfstoff, sie spricht von „deutscher Gründlichkeit, die durch Flexibilität zu ergänzen sei.“ Wer ver­steht das? Notwendig ist nach einem Jahr Erfahrung mit der Pandemie längst ein schlüssiges Kon­zept zu ihrer Eindämmung, um die jetzt in der dritten Corona-Welle durch die aggressiven neuen Virusvarianten wieder ansteigenden Infektionszah­len in den Griff zu bekommen.

Versteht je­mand, dass man nach Mallorca fliegen darf, aber nicht an die deutschen Strände an Nord- und Ostsee oder in den Schwarzwald mit geringen In­fektionszahlen fahren darf. Das Ergebnis des 12-stündigen Corona-Gipfels vom Montag war: Ruhetage – was ist das – und ein harter Lockdown über Ostern hinaus. Welche Kon­zept- und Planlosigkeit nach einem Jahr Pan­demie, keine Idee außer ein­sperren!? Jetzt warte ich darauf, dass die Kanzlerin als Ultima-Ratio-Lö­sung aller Probleme wieder ihren kategori­schen Imperativ ausruft: „Wir schaffen das!“ Als inzwischen Achtzigjähri­ger habe ich immer noch keinen Impftermin. Die zentrale Impfterminver­gabe ist weiterhin geschlossen.

Für die Union sieht es für die nächste Bundestagswahl im September 2021 nicht gut aus: Gier, Bereicherung und Korruption bei Unionsabgeordneten, schlechtes Pandemie-Management der Bundesregierung und jetzt auch noch Immobilien­geschäfte des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn in Millionenhöhe, die er verheimlichen wollte, und sein Ehemann Daniel Funke war möglicherweise an den Masken-Geschäften beteiligt. Auf diese Weise kann eine Managementkrise rasch in eine Vertrauens- und Regierungskrise übergehen. – Dr. Dietmar Keil

 


 

 

Leserbriefe zu „Was hält ihn wach? “ von Elisabeth Raether

 

Nomen est Omen. Diese Beziehung stellen Sie, Frau Raether, treffend in Ihrer fundierten Analyse des zögerlichen und unentschlossenen Verhaltens des unflexiblen Kanzlerkandidaten in spe der CDU dar, der starrsinnig seinen Plan unabhängig von sich ergebenden Notwendigkeiten verfolgt. Die überraschenden Wahlausgänge in BW und RP hätten eine sofortige Stellungnahme des Parteivorsitzenden der CDU mit profunden Erkenntnissen zu diesem Ergebnis erfordert, zumal die Partei nach der Wahl „in den Abgrund blickt“.

Wie kann Herr Laschet es einen Tag danach wagen, das Wahlergebnis zu bagatellisieren, dafür aber vom Koalitionspartner SPD und den anderen Parteien mehr Zusammenhalt in der Bekämpfung der Pandemie zu fordern! Wie gut ist es, dass es Parteivorsitzende wie Frau Esken, Frau Baerbock, Herr Lindner, Herr Walter-Borjans und Herr Chrupalla gibt, die nicht nur figürlich dem kugeligen Laschet etwas entgegenstellen, sondern ihre Stimme permanent mutig in den Medien erheben und ihre zielführenden Ideen „Mehr Masken!, Mehr Schnelltests!, Mehr Impfungen!, Schwarzer Filz!“ durch sich repetierende Auftritte den Menschen nahe bringen.

Besonders wichtig ist Ihre Feststellung, die Sie richtigerweise durch den Hinweis, es handele sich so oder so um eine Kopie und wäre keine Lösung für die CDU da absurdum führen, dass es nämlich 2 Monate nach der Wahl von Herrn Laschet zum Parteivor- sitzenden noch kein Wahlprogramm der CDU gibt. Und das 6 Monate vor der Bundestagswahl in einer Pandemie, deren die Menschen mehr als überdrüssig sind. Ein Unding! Da sei die SPD zurecht gelobt, die frühzeitig ihr Wahlprogramm und ihren Kanzlerkandidaten den Wählern präsentiert hat.

Mit Recht monieren Sie als Respektlosigkeit die fehlenden Antworten von Herrn Laschet auf dringende Fragen in der Pandemie. An der Spitze eines Landes werden Entscheider benötigt wie Herr Trump und Herr Bolsonaro, durch die Amerikaner und Brasilianer wissen, wie sie Covid-19 zu begegnen haben. Gerade in einer Situation wie in dieser gefährlichen Pandemie sollte Nationalismus, auch in der EU, zumindest diskutiert werden. Dafür gibt es gute Beispiele wie Trump, Orban und Kaczynski. Obwohl der Schlaf für unsere Spitzenpolitiker wichtig ist, braucht Deutschland wieder eine politische Führung, die Entscheidungen fällt und diese direkt transparent kommuniziert und die Menschen auch bei unangenehmen Vorgaben mitreißt. – Karl Gerhard Emmerich

 

Das Kanzleramt ist bald verwaist. Angela Merkel, die Lotsin, geht von Bord. Es wird eine neue Kapitänin oder ein neuer Kapitän gesucht. Wer steht zur Wahl: Frau Baerbock oder Herr Habeck, Herr Scholz, Herr Laschet oder Herr Söder? Die CDU/CSU hat die schwierigste Wahl schon vor dem Urnengang zur Bundestagswahl. Soll der CDU-Vorsitzende Armin Laschet, sein vermeintliches Vorrecht ausüben dürfen, oder soll der CSU-Vorsitzende Markus Söder, der nach aktuellen Umfragen die größeren Aussichten bei der Wahl hat, Kanzlerkandidat der CDU/CSU werden? Kann Armin Laschet denn Kanzler? Nach dem Umgang mit Krisensituationen in der Corona-Pandemie im Land NRW, als Ministerpräsident, kann man die Frage, ob Herr Laschet ein geeigneter Kanzler wäre nur mit „Nein“ beantworten. Es gab und gibt gerade in NRW kein stringentes Vorgehen gegen und mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie.

Armin Laschet hängt sein Mäntelchen zu oft und zu schnell in den jeweiligen Meinungswind der gerade herrscht ungeachtet der Sinnhaftigkeit. Klare Richtungsweidende Aussagen was dann im Kanzleramt anders und/oder besser laufen soll fehlen völlig. Auch weil es immer noch an einem Wahlprogramm mangelt. Armin Laschets jovialer rheinischer Tonfall wirkt eher einschläfernd als mitreißend. Man darf wirklich gespannt sein auf die Kanzlerkandidatenkür und das Wahlprogramm der CDU/CSU. Um es despektierlich zu sagen: „Armin Lass´et“! Die Bundes -und Landespolitik hat in den Zeiten der Corona-Pandemie viel an Vertrauen verloren. Die Bürgerinnen und Bürger die mit schweren Zeiten zu kämpfen haben müssen erkennen, dass einige der ziemlich gut alimentierten Volksvertreter das politische Amt als Selbstbedienungsladen zum eigenen Vorteil betrachten und leider auch danach handeln. – Felix Bicker

 

Ich stimme ihrer Autorin völlig zu. Das handeln der Regierung im Sinne einer Demokratie hat sich in Deutschland selbst aufgelöst. Die anderen EU-Staaten werden auch demokratisch geführt. Aber nicht so verblendet wie in Deutschland. Der Mensch steht im Mittelpunkt, und wenn die Demokratie dadurch Schaden nehmen sollte, kann ich nur sagen. Na und! – Gunter Knauer

 

“Was hält ihn nachts wach”, wenn der Eindruck vorherrschend wird, dass die gesamte Republik in mutlose Kurzatmigkeit und Geschwätzigkeit versinkt, anstatt zu handeln? Was, wenn eine bessere Zukunft im trägen Weiterso unsichtbar bleibt und sich selbst die politische Führung im alltäglichen Kleinklein verliert? Ja, dann muss es niemanden mehr wundern, wenn auch die Risikobereitschaft allgemein absinkt und herrschender Notlage nicht mehr gerecht werden kann.

Anstelle von Rückzug durch simples Impfverbot z. B., wäre mehr Phantasie und Tatendrang mit Blick aufs Ganze vonnöten um dieser Jahrhundert-Notlage weitblickender und störungsfreier zu begegnen. Deutschland ist dabei, seine Zukunft zu verspielen! Sträflich vernachlässigte Infrastruktur fehlt allenthalben und eine überbordende Bürokratie droht das ganze Land zu ersticken. Die politische Klasse verhindert klare Regelungen und erntet Skandale. “Wie will er Deutschland besser machen?” – Man sollte Ihn peinlichst fragen! Wer wäre besser dafür geeignet als die Vierte Gewalt? – Gerhard Otte

 

Röttgen ist der richtige Kandidat!Armin Laschet ist wahrscheinlich ein guter Vorsitzender, aber der falsche Kandidat für das Kanzleramt. Eigentlich erweckt er auch gar nicht den Eindruck, als wäre es sein größter Wunsch, Kanzler zu werden. Die Alternative Markus Söder ist für die CDU nicht so richtig attraktiv; außerdem ist er jetzt durch die Sauter-Affäre angeschlagen. Zu beiden gäbe es eine attraktive Alternative: Laschet sollte (mit oder ohne Merz) Röttgen als Kanzlerkandidaten vorschlagen. Dieser hat seit seiner Kandidatur für den CDU-Vorsitz durchgehend eine überzeugende Figur gemacht, mit seiner Statur und Erfahrung ist er für die überaus wichtigen internationalen Beziehungen der überzeugendste Politiker der CDU. – Dr. h.c.Christian Stubbe

 

Da hat offensichtlich Elisabeth Raether nicht ganz aufgepasst, als sie schrieb Armin Laschet sage nicht, wo seine politischen Schwerpunkte seien, wenn er ins Kanzleramt käme. Vor wenigen Tagen gab Laschet Ihren Redakteuren ein Interview, worin er genau über seine politischen Ziele in aller Deutlichkeit und Ausführlichkeit sprach. Sollte dieser Artikel etwa bereits ein Beitrag zum Wahlkampf sein? So etwas schadet der Zeit. – Karin Schwarze

 

Demokratie lebt gut von starken Alternativen in der Regierung und in der Opposition (die derzeit unter dem „Brennglas“ merklich gewordenen Befunde und Befindlichkeiten nehmen also nicht wunder). In Rheinland-Pfalz und in Baden-Württemberg heißen die starken, zudem überparteilich geschätzten Alternativen in den Regierungen Malu Dreyer und Winfried Kretschmann. Vergleichbare Persönlichkeiten, gleich welcher Couleur, wird es bei der Bundestagswahl absehbar nicht geben. Nicht zuletzt deshalb, weil sich die in Verantwortung stehenden Politiker aufgrund der Pandemie auf zunehmend dünnem Eis bewegen (müssen).

Die großen Kontrahenten vergangener Tage, die CDU und die SPD, befinden sich bundesweit noch nicht auf trüber Augenhöhe. Aber der Wunsch des Wahlvolks nach einem klaren „Update“ für dieses Land, durch das zweifellos ein politischer und insbesondere ein digitaler Ruck gehen muss, könnte die Union durchaus in die gewöhnlichen Niederungen des sozialdemokratischen Alltags entlassen. Und dann gäbe es womöglich die von der SPD nunmehr ausgemachten Mehrheiten jenseits der Konservativen. – Ira Bartsch

 

Verklausuliert schreiben Sie ‚Wir werden grottenschlecht regiert.‘ Worin ich Ihnen völlig zustimmen will. Das ist aber nichts Neues und es besteht die Möglichkeit, dass es unter Laschet so weiter geht, getreu dem Motto ‚Lieber nichts machen als etwas falsch machen‘. – Heinz Hegemann

 

Ganz offensichtlich ist die Krise der ehemaligen Volksparteien nun auch bei der CDU angekommen – meiner CDU, der ich seit über 30 Jahren angehöre. An das, was Merkel in ihrer bedachten und konsequent an einer in der großen Politik unüblichen friedfertigen Kommunikation orientierten Art an Vertrauen und Verbindlichkeit in wirre Zeiten hinüber retten konnte, scheint kein Nachfolger anknüpfen zu können. Hier sind die Heißsporne, die sich in der Rolle der tatkräftigen Macher gefallen (Merz, Span), deren Sensibilität (Span) und Realitätsbezug (Merz: „obere Mittelschicht“) zu wünschen übrig lassen.

Da ist der gute Taktiker und verbindliche Redner (Söder), der aber nicht zu erkennen gibt, wo er wirklich steht: Heute der liberal-konservative weltoffene Weltpolitiker mit kleinem „Königreich“ und gestern der kleinkarierte „wir sind wir“- und Abschottungspolitiker unter der Fuchtel von Seehofer. Was ist reine Taktik und was Überzeugung? Und an die Autorität, die Merkels unerschütterliche Person ausstrahlt, konnte AKK nicht heran. Wäre Laschet in den letzten Tagen sehr viel präsenter mit überzeugenden und staatsmännisch panikfreien Statements gewesen, wäre eine Tür aufgestoßen, darauf zu hoffen, dass der CDU/CSU der Abstieg in die Bedeutungslosigkeit erspart bleibt. Niemand hat im Rahmen der Merkel-Nachfolge für die großen Zukunftsthemen (z.B. Klimawandel, Menschenrechts- und Umwelt-Konzepte auch in der globalisierten Wirtschaftspolitik, Umgang mit zu großen Machtpotentialen in der Hand der Superreichen und Großkonzernen, Chancen und Risiken der Digitalisierung über das operativ-technische Vorhaben einer Breitbandversorgung hinaus!) überzeugende Ansätze mit hinreichendem Wirkungspotential formuliert.

Merkel konnte in Krisen inhaltlich punkten, weil sie als kluge und besonnene Taktikerin die Gunst der Krise erkannte und überfällige Änderungen angesichts der bedrohlichen Krise politisch durchsetzen konnte (u.a. Atom-Ausstieg und Energiewende, enorme Hilfsbereitschaft und Integrationskraft mobilisieren in der s.g. Flüchtlingskrise, Veränderungen gegen starke Beharrungskräfte in der Finanzkrise). Jetzt in der Pandemie fehlt ihr die persönliche Zukunft als Kanzlerin um noch viel zu bewegen.

Als beharrliche inhaltlich strategisch wegweisende Politikerin konnte Merkel nicht punkten, d.h. z.B. der Energiewende ging die Kraft aus, die Finanzwende war halbherzig, eine etwas chaotisch wirkende Abschiebepolitik verspielt derzeit viel Vertrauen. Hier wäre Raum für einen wohltuenden Wechsel – aber augenscheinlich hat keiner das Zeug überzeugend in diese Lücke zu springen. Und ein Stall voll ichbezogenen und eher kleinkarierten Möchtegern-Politikern vermasselt die verbleibenden Chancen der letzten Volkspartei durch Masken- und andere Skandale der Selbstbereicherung oder der persönlichen Profilierung. Wir werden uns wohl daran gewöhnen müssen, in einer Demokratie mit weniger Berechenbarkeit, weniger Solidität, weniger Handlungskraft und mehr Taktiererei in Regierungskoalitionen aus drei und mehr kleineren Parteien zu leben. Schade! Eine hohe Qualität geht verloren und Chancen werden verspielt. – Tilmann Wolf

 

Tatsächlich fällt es als nicht-CDU‘ler schwer zu verstehen, was sich die Partei von Herrn Laschet versprochen hat. Möglichst wenig Inhalt vielleicht? Herr Röttgen hatte zumindest genau die Ideen, die Herr Laschet vermissen lässt. Er hätte den konservativen Nerv wohl noch gut getroffen, und wäre zudem eine glaubwürdige Alternative für bisherige Grünen-Wähler gewesen, denen es mehr um die Ökologie und pragmatische Außenpolitik geht als um Gender-Ideologie und gesellschaftliche Unerziehung. Es ist mir ein Rätsel, warum Herr Röttgen in dieser Partei chancenlos war. Das ist jedenfalls kein gutes Omen. Und Herr Laschet wird sicher kein Kanzler. – Dr. Christian Voll

 


 

 

Leserbriefe zu „Politiker und ihre Nebenjobs“ von Petra Pinzler und Mark Schieritz

 

Um eine bessere Information die Bundes- und Landespolitik betreffend zu erhalten habe ich ein Probeabo der Zeit gewählt. Die Erwartungen waren hoch. Meinen Augen konnte ich jedoch nicht trauen, beim Lesen des Artikels über die Nebenbeschäftigung unserer Politiker. Wie kommen Sie auf die Idee zu behaupten, Herr Nüsslein habe sein Bundestagsmandat zurückgegeben. Dies ist mitnichten der Fall! Beim ZDF Ist ebenfalls ein solches Malheur passiert. Zufall? Oder der Versuch das Fortgesetzte Fehlverhalten ohne dass Ziehen von Konsequenzen, eines Abgeordneten weiterhin zu decken? – Annette Rieger

 

Gretchenfrage an die Leser( schwere Fassung) : Wie vielen Abgeordneten trauen Sie wirklich die Absicht zu, nur dem Wohl des deutschen Volkes zu dienen? Gretchenfrage an die Leser ( vereinfachte Frage): Wie vielen „christlichen“ Abgeordneten (CDU/CSU) und wie vielen Abgeordneten der „Partei der Besserverdienenden“ (FDP) trauen Sie diese Absicht zu?

Ihr trefflicher Bericht verdient eine Ergänzung: Erst als die Europäische Union keinen Ausweg mehr ließ, hat 2014 das deutsche Parament die Strafberkeit von Bestechung und Bestechlichkeit von Abgeordneten beschlossen. Die Begründung für das lange Sträuben ist lustig, dass nämlich gerade ein solches Gesetzt den Verdacht der Bestechlichkeit fördere. Was hätte Kurt Tucholsky dazu gesagt?:“Nanu, denk ich, nanu!“ – Lutz Landorff

 

Die Zunahme der Nebenjobs unserer Volksvertreter korrelieren offensichtlich mit den Ausgaben für die Anspruch genommenen und vom Steuerzahler finanzierten Beratertätigkeiten derselben. Es kann nur ein Schelm sein, der darin einen Zusammenhang vermutet. – Nils Draeger

 

Einen Nebenjobs macht man neben seinem Job her! Welcher Job nun mehr Job ist, und welcher Nebenjob nur Nebenjob ist, das dürfte wiederum nicht die Frage sein. Wer es sich leisten kann, neben seinem Job noch einen anderen Job nebenher machen zu können, der wird den auch machen. Wer als Politiker im Bundestag sitzt, der sitzt nicht dort, weil er sonst nicht zu tun hätte, weil es ihm fad ist (vielleicht); nein, dieser Mensch hat schon einen Job, bevor er den Bundestag als Politiker betritt, und in der Regel wird er diesen ersten Job weiter ausüben oder ausüben lassen, ganz nach Gusto. Ein „armer Schlucker“ dürfte wohl kaum irgendeine Aussicht haben, überhaupt als Politiker im Bundestag landen zu können! – Klaus P. Jaworek

 

An einem Satz in Ihrem Artikel habe ich mich besonders gestört: „Es gibt Mandatsträger, bei denen man sich fragt, wann sie angesichts ihrer Arbeit als Steuerberater, Geschäftsführer oder Aufsichtsrat eigentlich schlafen“. Der Satz müsste eigentlich so lauten: „Es gibt Mandatsträger, bei denen man sich fragt, wann sie angesichts ihrer Arbeit als Steuerberater, Geschäftsführer oder Aufsichtsrat eigentlich ihrer Tätigkeit als Parlamentarier nachgehen“. Dafür werden sie nämlich gewählt und großzügig aus Steuergeldern entlohnt. Künstler, Gastronomen, Kosmetikerinnen und viele andere haben in der Pandemie Berufsverbot, während Mitglieder des Parlaments sich daran bereichern. Aufgrund der Tatsache, dass dies legal ist, darf man sich über mangelndes Vetrauen in die Politik und rückläufige Wahlbeteiligung nicht wundern. – Bettina Klein

 

Wie abgehoben sind doch die Führungsetagen der Unionsparteien im Hinblick auf Einkommensverhältnisse in Deutschland, dass erst Nebeneinkünfte (die Betonung liegt auf „neben“) über 100.000€ überhaupt veröffentlicht werden sollen. Für den weitaus größten Teil der Wählerschaft ist dieser Betrag höher als das gesamte Familieneinkommen. Soll man wirklich denen ein Mandat geben, die offensichtlich etwas zu verbergen haben? Warum sollte jemand, der sich um ein öffentliches Amt bewirbt (bei wem, beim Wähler!), sein Vermögen, dessen Herkunft und seine Einkünfte nicht offenlegen müssen, wie das in vielen demokratischen Ländern Praxis ist. Mit Neid Debatte, was gerne als Argument angeführt wird, hat das überhaupt nichts zu tun, sondern mit Transparenz und Wahrhaftigkeit. – Josef Backes-Bey

 

Einkünfte ab 100.000 Euro ohne Anführungszeichen oder sonstige Distanzierung als „Nebenverdienste“ zu bezeichnen finde ich angesichts der sehr geringen Einkommen vieler Menschen in Deutschland ziemlich crazy. Es macht deutlich, dass viele Abgeordnete den Bezug zur Lebenswirklichkeit der meisten Wähler*innen vollständig verloren haben. – Dr. Ulrich Willmes

 

Ich sehe auffällige Parallelen in der Situation des Bundestages und der der arabischen Clans. Weil das deutsche Sozialsystem den gesunden erwachsenen Clan-Mitgliedern den anstrengenden Broterwerb erspart, können diese sich in ihrer endlosen Freizeit spektakulären Einbrüchen als lukrative Nebentätigkeit widmen. Weil das 83 Millionen-Volk der Deutschen sich protzig ein größeres Parlament leistet als das 15 mal so große Indien, ohne auch dessen vielfach größeren Probleme bearbeiten zu müssen, bedeutet das nichts anderes, als dass die Abgeordneten die freie Zeit, die Ihnen ihr hochdotierter “Halbtagsjob“ (vgl. Indien) lässt, durch Aufstockung mittels Nebentätigkeiten vergolden können. – Ernst Kaffanke

 

Das ist nicht zu Ende gedacht. Wer will schon dann Politiker werden, wenn der bis zum letzten Cent sich ausziehen muss. Der Wähler wird schaden nehmen. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbriefe zu „War es das wert?“ von Paul Middelhoff und Götz Schleser (Fotos)

 

Besser geht Journalismus nicht. Danke. – Eduard Schwöbel

 

Das ist wieder ein Beitrag, der mich wütend macht. Gauland hat sich nicht verrannt. Verrannt haben sich all die, die noch an den Weihnachtsmann glauben. Unser Land geht politisch einen falschen Weg. Das zeigt sich immer mehr. Auch sie werden eines Tages das einsehen müssen. Kein Land in Europa wird so schlecht regiert, wie unser Land. Das macht sich besonders an unserer Bildung fest. Die ist nämlich eine einzige Katastrophe. Die Soziologin Brigitte Witzer hat das in ihrem Buch „Die Diktatur der Dummen“ sehr deutlich beschrieben. Ich spreche von einer Idiokratie.

Die Unis in Deutschland waren die Wegbereiter für eine Ideologie, die nichts taugt. Die Medien, besonders die Elektronischen, verkehren ständig den tatsächlichen Zustand. Die Pandemie hat das ans Tageslicht geführt. Professor Sinn beschreibt das in seinem neuen Buch. Eine Bundeskanzlerin, die unkontrolliert Millionen von Ausländern in unser Land lässt, gehörte längst abgelöst. – Gunter Knauer

 

Gaulands Lebenszeit habe ich parallel erlebt, wir sind gleichaltrig, als Sachsen Nachbarn gewesen, kennen Kriegsfolgen und wissen aus der Schule, dass es in der Sowjetunion über 20 Millionen Opfer durch deutschen Totalitarismus gab. In den deutschen Bundestag wurden dazu Charlotte Knobloch und Danil Granin eingeladen. Gauland macht daraus seinen Vogelschiss und hat nun wirklich nicht mehr den Kopf zu verstehen, was mit den 12 Jahren verbunden ist, 65 Millionen meist Opfer. – Das Land leidet unter seiner intellektuellen Verirrung und dem Wirken seiner Tatworte als Waffen. Der Artikel ist moderat, er ist aber nötig, vielleicht auch auf Seite 6. Wiederholen Sie ihn auf Seite 99 in 20 Jahren, wenn Gauland hoffentlich keiner mehr kennt. – Hans-Heinrich Hoffmeister

 

Der ganze Bericht – zusätzlich garniert mit eigenartigen Fotos – war es auf keinen Fall wert, überhaupt zu erscheinen. Wie kann man einer „Fliegenschisspartei“ überhaupt so viel Platz in einer seriösen Zeitung einräumen. Wir Deutsche sollten doch aus unserer Geschichte einiges lernen. Auch die Geschichte Gaulands ist höchst uninteressant. Hätte gerne Ihre Argumente, warum so ein Bericht erscheint. Warum so eine Person – und auch die ganze Partei – überhaupt im Bundestag reden darf, ist mir ebenfalls rätselhaft. – Rudolf Spehr

 

Dass DIE ZEIT einen Politiker wie Alexander Gauland kritisch hinterfragt, das erwarte ich von ihr. Dass sie ihn auf auf 1 ½ Seiten zum tragischen Helden hochstilisiert, der – ach – so sehr darunter leidet, dass niemand mehr mit ihm zu tun haben möchte, obwohl er doch stets nur das Gute wollte (sogar Charlotte Knobloch respektiert er), das irritiert mich. Dafür wäre noch der Platz, den ein Vogelschiss auf einer Zeitungsseite eingenommen hätte, zuviel gewesen. – Professor Dr. Joachim Burgheim

 

Ja, war es das Papier wert – das kann man sich schon fragen bei Ihrem Verriss von Alexander Gauland. Sie schicken drei Tage vor dem Interview eine SMS, um Herrn Gauland als erstes davon in Kenntnis zu setzen, dass Sie jüdischer Abstammung sind. Was soll das? Bis jetzt glaubte ich in einer freiheitlichen Demokratie zu leben. In Wahrheit genügt es schon, sich dem Judentum verbunden zu fühlen, um seine Mitmenschen mundtot zu machen?! So wenig ich mit der AfD und deren Positionen anfangen kann, so sehr liegt mir die freie Meinungsäußerung am Herzen. Jene zu verunglimpfen, die demokratisch gewählt wurden, bedeutet, sich sogar unter deren Niveau zu begeben. Wenn Sie „schon lange zu dem Schluss gekommen sind, ganz normal Ihren Job zu machen, ohne zu verunglimpfen“, dann muss man bei diesem Artikel von „Thema verfehlt“ sprechen. – Marion Claus

 

Konservativ erzogen, gut ausgebildet, vielseitig belesen und politisch erfolgreich in jungen Jahren. An der Seite agierender CDU-Politiker gewachsen, so gewinnt Alexander Gauland die Ansicht, dass er die besten Voraussetzungen für einen systematischen Aufstieg in der CDU hat.

Als dieser geltungssüchtige und karriereorientierte Egomane aber aufgrund seiner Ansichten und Rechthaberei immer mehr mit den Granden der CDU auf Konfrontation gerät, endet der Aufstieg abrupt. Aus Zorn und tiefsitzender Rachsucht gerät er, der Erzkonservative und Nationalgeprägte, immer mehr in die rechte Ecke. Der realistische Kurs der Ära Merkel erscheint ihm als Verrat am konservative Markenkern.

Er ist nicht in der Lage Realismus und Selbstkritik zum Maßstab seines Handelns zu machen, nicht kompromissfähig und wird immer verbitterter und entwickelt einen massiven Zorn und Rachegedanken. Seit Jahren hat er das Ziel die CDU/CSU am rechten Rand zu schwächen und eine Alternative rechts der CDU/CSU als Partei zu etablieren. Auf diesem Weg ging ihm aber auch jegliche Einsicht für die Gestaltung seines letzten Lebensabschnittes verloren. Die Aggressivität und der Rachegedanke wurde zum treibenden Element seiner politischen Arbeit. Sein Spruch auf der Wahlparty der AfD zur letzten Bundestagswahl drückte für jeden sichtbar seinen Zorn, den Frust über die Länge des Kampfes bis zur politischen Krone seines Lebensweges, aber auch seine Rachsucht auf die CDU aus: „Wir werden sie jagen.

Wir werden Frau Merkel und wen auch immer jagen.“ Seit dem letzten Wochenende muss die CDU/CSU seit mehreren Jahren fürchten den nächsten Kanzler nicht zu stellen. Aber war es das wert? Er hat eine Etappe der Entwicklung der Republik mitgeprägt, aber er hat sich keine Verdienste um unser Land und seine demokratische Ordnung erworben. Nur destruktiv zu polemisieren und zu zerstören ohne eine Konzeption für eine konservativ-nationale Entwicklungsvariante im Bundestag als politisches Angebot aufzuzeigen ist zu wenig. Es bestätigt die Einschätzung von Walter Wallmann. Gauland versteht nichts von Politik.

Er ist nur ein konservativ-nationaler Krawallmacher. Daher ist nachvollziehbar, dass es um ihn herum immer einsamer wurde. Es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen würdigenden Eintrag im Geschichtsbuch der Republik geben. Da sind schon ganz andere rechte Politiker in den letzten 70 Jahren in Vergessenheit geraten. Daher war es das nicht wert, aber bei seiner Vita und Persönlichkeit konnte er nicht anders. Das ist die Tragik des Alexander Gauland. – Klaus-Dieter Busche

 

Menschen, die ihren Lebenssinn aus einem immer enger werdenden Konservativismus ziehen, laufen in einer modernen Welt fast zwangsläufig in eine Tragödie hinein. „War es das wert?“: Diese Frage kann man sich im Rückblick als alter Mensch stellen – oder bereits auch als junger. Der Unterschied: Einem jungen Menschen sind Korrekturen leichter möglich. Zeit und Kraft für einen Neuanfang sind da. Die Chance ist gegeben, Ziele erreichen zu können und den Erfolg sehen und genießen zu können. Vielleicht hat man im Leben diese Chance schon einmal genutzt. Aber je älter man wird, umso mehr schwindet diese Option.

Es gehört schon eine besondere Größe dazu, sich im Alter ein großes Scheitern einzugestehen und noch eine Korrektur im Leben vorzunehmen, ohne real die Zeit und die Kraft für einen Neuanfang zu haben. Vorher locken einfachere Möglichkeiten, sich selbst noch am eigenen Untergang aufzurichten, z.B. durch die Selbstsuggestion, im Kampf um das vermeintlich Wahre oder Gute der letzte Aufrechte zu sein. Hilfreich ist auch die Abgrenzung von anderen Alten, die auf der Höhe der Zeit sich weiterentwickelt haben. Die Illusion: Die anderen hätten sich entfernt und wären eigentlich diejenigen, die gescheitert sind. Und würden es nicht einmal merken. Man selbst dagegen wäre sich treu geblieben. – Der Preis für die Aufrechterhaltung dieser Illusion von Ehre ist zu hoch. – Reinhard Koine

 

Ich bin wahrhaft kein Freund der AFD, doch sollten Sie nicht auch Herrn Gauland ein wenig Würde lassen. Einen alten Mann vereinsamt darzustellen („alte Freunde rufen nicht mehr an, Teile seiner Familie haben sich abgewendet“) ist nicht fair, wenn Sie bedenken, dass Alexander Gauland nach seinem Studium unter einer schweren Depression litt. Das ist sogar gefährlich. Wenn ein Depressiver „eine Heimat suchte und sich selbst dabei verlor“, könnte der nächste Schritt nicht weit sein. Bewahren Sie bitte den nötigen Anstand und seien Sie auch gegenüber Andersdenkenden politisch korrekt. – Thomas J. Birgel

 


 

 

Leserbriefe zu „Entschuldigen Sie?“ von Francesco Giammarco und Jana Luck

 

Ich bin dankbar für Ihren Artikel, denn der laxe Umgang mit Vergebung treibt auch mich um. Eine wesentliche Antwort bleiben Sie in dem Artikel aus meiner Sicht schuldig. In Ihrer Untertitel-Zeile schreiben Sie: „ständig bittet jemand für irgendwas öffentlich um Verzeihung….“ – Wirklich? Genau hier liegt meines Erachtens genau ein Teil des Problems. Der unachtsame Umgang mit unserer Sprache. Die Schuld von mir nehmen, kann nur der- oder diejenige, bei dem/der ich Schuld habe. Ich kann das nicht selber bestimmen. Aus diesem Grund kann ich nur um Entschuldigung bitten, aber nicht wie selbstverständlich davon ausgehen, dass mir die Schuld auch erlassen wird. Allein in der wertschätzenden Formulierung „ich bitte um Entschuldigung“ liegt eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, dass der/die Empfänger*in dieser Botschaft auch dazu neigt, zu verzeihen. Indes „ich entschuldige mich“ die Hürde zu verzeihen, eher höher werden lässt. – Carsten Ulmer

 

Die klassische Aufgabe im Deutschunterricht kennt man: „Interpretieren Sie den lyrischen Text, den Dramenauszug, die Kurzgeschichte oder das Lied.“ Ich plädiere dringend dafür, dass ab sofort die Einleitung des Aufsatzes neben Titel, Autor, Epoche, Thema auch eine Vorab – Entschuldigung eines jeden Schreibenden verbindlich enthalten muss, um von vornherein klarzustellen, dass jegliche mögliche Verletzung, Diskriminierung, Beleidigung nicht bedacht, gemeint oder so gewollt war. Das wäre Rundum- Absicherung, aber ob`s jemand glaubt? – Silke Arlt

 

Der Titel des Artikels ist gut gewählt und trägt die Lösung des Dilemmas schon in sich. In meinen Augen besteht das Problem darin, dass in der deutschen Sprache der Vorgang des Entschuldigens vollkommen falsch reflexiv definiert ist („sich entschuldigen“) so kann das nicht funktionieren und es führt zu den beschriebenen Verrenkungen.

Richtig geht der Vorgang in 5 Schritten so: 1.) Der Sünder bekennt was er getan hat, 2.) Er bereut/er bedauert, was an Schaden entstanden ist, 3.) Er bietet gegebenenfalls Schadenswiedergutmachung an und 4.) Er BITTET um Entschuldigung („Entschuldigen Sie?“). Das alles ist vielleicht nicht einfach aber nötig. Wenn man diese vier Schritte aufrichtig und glaubwürdig gegangen ist, ist es am Geschädigten, 5.) Entschuldigung zu gewähren oder nicht … und so ist das dann: der Geschädigte entscheidet und der Übeltäter ist entschuldigt oder nicht, mehr kann er nicht tun und er hat danach ein Recht auf Frieden, so oder so. – Siegfried Dunkel

 

Im Artikel „Sorry“ – „Entschuldigen Sie?“ greifen die Autor*innen eine Zeiterscheinung auf, die ich schon seit einigen Jahren mit zunehmendem Unbehagen beobachte, nämlich den inflationären Gebrauch von Entschuldigungsfloskeln. Der Artikel bleibt weitgehend bei der Beschreibung dieses Phänomens, hinterfragt es aber wenig. Die Fragwürdigkeit dieser Entwicklung liegt doch darin, dass das ständige Entschuldigen – über Fälle von ehrlichem Bedauern hinaus, die es zum Glück auch noch gibt – kaum noch Einsicht in eigenes Fehlverhalten voraussetzt, vielmehr der Versuch ist, sich mit einer einfachen Bemerkung, die nichts kostet, – „Ich hab‘ nicht gemeint, was ich gesagt habe“ – vor Konsequenzen von Verhaltensweisen, die nicht gut „angekommen“ sind, zu schützen, was auch heißt, sich einer Verantwortung nicht stellen zu müssen.

Das eigentliche Problem scheint mir zu sein, dass die Entschuldigungspraxis oder Entlastungsunsitte in unserer Gesellschaft offenbar weitgehend akzeptiert ist. Ist das etwa ein Nebeneffekt, ein Kollateralschaden der postmodernen „Anything goes“ – Epoche, welche die Maßstäbe für Fehlverhalten und Toleranz verändert hat? Eine Entschuldigung ist immer nur eine verbale Beteuerung. Und wenn sie auch noch auf äußeren Druck zustande kommt, ist sie häufig nur eine leere Floskel. Mir ist diese fragwürdige Entwicklung besonders durch meine Beobachtung von Gerichtsprozessen in der jüngeren Vergangenheit deutlich geworden. Da kommt oft nur auf Drängen der Verteidigung ein schmales „Tschuldigung“ aus dem Mundwinkel, das dann aber erstaunlicherweise nicht selten eine euphorische Reaktion auf der anderen Seite der Anklagebank hervorruft: „Sie/Er hat Reue gezeigt!“.

Nein, solche Entschuldigungen drücken in der Regel keine Reue aus. Wahre Reue zeigt sich in Verhaltensänderungen. Dass die Praxis das Kriterium ist, erklärte schon vor ca. 2000 Jahren ein jüdischer Wanderprediger seinen Jünger*innen und verbat sich verbale Beteuerungen. Vielleicht sollte man die Floskel „Entschuldigung“ zeitweise mit einem Tabu belegen. Das könnte möglicherweise Vertrauenswürdigkeit und Wahrhaftigkeit in der Kommunikation wieder stärken. – Claus Kloppenburg

 

Wie soll das gehen, ich trete ins Fettnäpfchen oder schlimmer, und „ich“ entschuldige mich selbst? Wenn es ernst gemeint ist, mit Empathie, Respekt und zugewandt dann: ich bitte um Entschuldigung. Und zu der Äußerung- Juden- Entschuldigungen und wie lange soll man denn noch zu Kreuze kriechen?- es gibt für dieses Verbrechen keine bitte um Ent- schuldigung, das bleibt als Schuld und Mahnung. – Harald Rehn

 

Seit 13 Jahren lebe ich im Ausland, und mein Zeit-Abo ist mein Fenster zu Deutschland, welches ich sehr schätze. Nach mittlerweile drei Artikeln in zwei Ausgaben, die sich leidenschaftlich darüber aufregen, dass man wohl neuerdings nicht mehr sagen kann, was man will, und sich auch noch dafür entschuldigen muss, wenn man es tut, bin ich kurz davor, mein Abo zu kündigen.

Zuerst schreibt Herr Di Lorenzo einen langen Leitartikel über die „Auswüchse der Identitätspolitik“ („Wofür stehen wir?“). Dann regt sich Jochen Bittner als weißer Mann darüber auf, dass er als „privilegiert“ eingestuft wird und meint, es sei wichtiger zu betonen, dass es ja auch schwarze Menschen gebe, die rassistisch seien („Dein Mitbürger, der Unterdrücker“). Und schließlich schreiben Francesco Giammarco und Jana Luck einen langen Artikel darüber, wie lächerlich es sei, dass sich plötzlich jeder für alles entschuldigen müsse.

Wie bitte??? Habe ich was nicht mitgekriegt, oder ist es nicht eine gute Sache, dass Menschen sich nun endlich mal darüber Gedanken machen müssen, ob das, was und wie sie es sagen, anderen wehtun oder gar schaden könnte? Mir ist schon klar, dass das nicht so einfach ist, wenn man sein Leben lang sagen durfte, was man wollte, und nie selbst Opfer von Diskriminierung oder Beleidigung war. Und dass es nervt, dass die Menschen, die vorher immer schön ruhig waren, nun endlich den Mut haben, sich zu wehren. Aber da kann man ja mal mit klarkommen.

Mein Eindruck von außen ist zunehmend, dass Deutschland sich auf den Lorbeeren des Lobes, sich ehrlich und objektiv mit der Schuld der Nazizeit auseinandergesetzt zu haben, nun ausruht. Es reicht nicht, die Vergangenheit kritisch zu betrachten: auch heute gibt es in Deutschland Rassismus, und zwar nicht nur beim Abfackeln von Flüchtlingsheimen, sondern auch im ganz Kleinen. Jeder, der meint, er sei nicht rassistisch, sollte nochmal ganz genau nachdenken, und, ja, sich im Entschuldigen üben. Jahrhunderte von Unterdrückung gegenüber Minderheiten rechtfertigen Entschuldigungen. Sie rechtfertigen die extreme Empfindlichkeit gegenüber der Wortwahl. Sie rechtfertigen Demut. Mit Artikeln, die ganz klar gegen Political Correctness und damit eine Kultur stehen, die Einfühlsamkeit für alle fordert, positioniert sich Die Zeit in demselben Bereich, in dem sich auch Trump aufhält. Ich hätte mehr erwartet. – Viola Streich

 

Wahrscheinlich gibt es verschiedene Arten der Entschuldigung. „Entschuldigung!“, wenn einer dem anderen (wörtlich) auf den Fuß getreten ist, ist klar und gleich abgehakt. Problematisch wird es bei den Entschuldigungen, wenn jemand gegen die gesellschaftlichen Konventionen, die Moral oder den offenen, gesellschaftlichen Konsens verstoßen hat – wie beim Bayern3 Beispiel. In letzter Zeit haben diese Entschuldigungen mehr und mehr etwas von Selbstabsolution.

Man baut Mist und entschuldigt sich dafür, wenn man irgendeine gesellschaftliche Gruppe verletzt hat und dann soll es gut sein. (so wie der Evangelikale, der Jesus um Verzeihung für seine Fehler bittet und dann ist es gut. Ein weltliches „Gericht“ ist nicht nötig). Vielleicht nervt deswegen so viele Menschen das Schuldeingeständnis der Deutschen für die Nazizeit. Denn Schuld kann man nicht entschulden, sondern nur eingestehen. Entschulden und verzeihen geschieht durch jeden Juden, der heute hier lebt oder heute hier einwandert. – Wolfgang Michel

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir hatten nie einen Lockdown«“. Gespräch mit Audrey Tang geführt von Marc Brost und Katharin Tai

 

Herzlichen Dank für dieses in der gegenwärtigen Corona-Pandemie so wichtige und (wenn man bereit ist, vom Besseren lernen zu wollen) hilfreiche Interview! Es sollte Pflichtlektüre für jeden mit Coronapolitik und –entscheidungen befassten Politiker und sonst Verantwortlichen sein. Damit nicht eine hierzulande falsch verstandene Freiheit (Datenschutz geht vor Lebensschutz!) am Ende zu Narrenfreiheit wird, in der alle unfrei sind!

Lieber 1 % der Bevölkerung dauerhaft in Quarantäne (s. Boris Palmer, „Weniger Bedenken, mehr Taiwan“, DIE ZEIT v. 30.12.20) und alle anderen können sich frei bewegen als ein ganzes Land mit immensen wirtschaftlichen, sozialen, kulurellen und psychischen Schäden per Lockdown ‚eingesperrt‘. Ich frage mich, wie groß diese (schon jetzt teilweise irreparablen) Schäden noch werden müssen, bevor unsere Verantwortlichen bereit sind, d.h., die Demut haben, von den (demokratischen) Ländern zu lernen, die erfolgreich mit der Pandemie umgehen. Und den Mut, das in unserem Land auch um- bzw. durchzusetzen. – Hartmut Reibold

 

Obiger Artikel frustriert einen einmal mehr, zumal die Ministerin auf die Frage, was Deutschland denn in der Pandemie gut gemacht hätte gnädig auf unsere gute Impfstoffentwicklung hinweist. Zum in unserem Land so beliebten Datenschutz. Ein Gespräch neulich mit einem Juwelier ließ mich verwundert nachfragen: kauft ein Kunde ein Schmuckstück über 2000€, so muß er die Personaldaten des Käufers nebst Kopie des Personalausweises aufnehmen und an die BAFIN senden (Geldwäschegesetz). Es ist gut, dass wir der organisierten Kriminalität das Leben schwer machen, aber dann sollten wir doch bei unserem eigenen Gesundheitsschutz gleich Maßstäbe in punkto Datenschutz anlegen dürfen, zumal man diesen (wie zB Taiwan das tut) pandemieabhängig befristet lockern kann. – Dietrich Junker

 

Deutschland ist keine Insel, aber dennoch sollten Herr Spahn und die Ministerpräsident*innen Taiwans Maßnahmen für die nächste Pandemie genau studieren: Man kann sich offensichtlich vorbereiten und rechtzeitig das Notwendige tun statt von einem halben Lockdown zum nächsten halben Lockdown zu stolpern. – Dr. Ulrich Willmes

 

Der Westen hat bei der Pandemie-Bekämpfung mit elektronischer Kontaktverfolgung ein Problem, welches Taiwan nicht hat. Dieses Problem ist die Suggestivkraft eines zentralen Bilds in einem Buch, welches tief in das kollektives Bewusstsein und Unter-Bewusstsein des „Westens“ eingedrungen ist: Es ist der „alles sehende Teleschirm“ in dem Buch „1984“ von George Orwell. Dieses Vision fiel im biblisch geprägten Westen auf fruchtbarsten Boden, weil sie beängstigende Vorstellungen von einem allwissenden Auge Gottes auf uns „sündhafte Menschen“ hervorruft. Unter anderem deswegen klammern wir uns so ängstlich an unseren Datenschutz. – Günter Hess

 

Ich arbeite als Sozialarbeiter in verschiedenen Asylbewerberheimen südlich von Hamburg. Wird ein Bewohner auf das Corona Virus positiv getestet, als Kontaktperson identifiziert oder es wird beispielsweise aufgrund eines Corona-Falles die ganze Unterkunft unter Quarantäne gestellt, so engagiert die Kommune, unser Auftraggeber, umgehend zusätzliches Security-Personal – egal ob für die ganze Unterkunft oder nur einzelne Quarantänefälle. Das zusätzliche Sicherheitspersonal ist schnell zur Stelle und hat als einizigen Auftrag, die Bewohner am Verlassen der Unterkunft zu hindern. Also dafür Sorge zu tragen, dass die Quarantäne eingehalten wird. Ein Umstand, der von Beginn an für mich schwer auszuhalten war.

Denn: Käme ich in Quarantäne oder ein Kollege oder einfach die Kameraden aus der Fußballmanschaft eines Betroffenen (so vorgekommen) – niemand würde überwachen, ob wir uns an die Vorschrift auch halten oder ob wir uns auf dem Weg in die Quarantäne-Unterkunft unserer Wahl (!) nochmal ausgiebig im Supermarkt mit Nervennahrung eindeckten. Die Vorstellung zu Hause von öffentlicher Stelle in der Quarantäne überwacht zu werden empfinden die meisten hierzulande als Zumutung, als gefährlichen Übergriff in unsere Privatsphäre, manche als Diktatur oder Maßnahme eines autoritären Systems. Bei der Lektüre Ihres Interviews mit Audrey Tang, Ministerin in einem Land, dass ich schon aufgrund großer Unkenntnis, zumindest vorsorglich als eventuell autoritär einstufe, kam mir der Gedanke:

Eine 14-tägige, strenge, aber auch rechtlich klare Überwachung aller Menschen die unter Qurantäne gestellt werden in einem Land, könnte man vielleicht auch einfach als kluge Maßnahme zur Bekämpfung einer furchtbaren Pandemie sehen. Konformer mit meiner Vorstellung der allgemeinen Menschenrechte ist sie allemal mehr, als die gängige Praxis hier, die zwischen Menschen erster Klasse, an deren Verantwortungsbewusstsein man appelliert und Menschen zweiter Klasse, die man lieber überwacht, unterscheidet. – Frederik Mohr

 

Nach meinem Verständnis haben Sie eine Chance verpasst etwas für Taiwan zu tun, da dieses Land leider nicht aufgeführt wurde im Vergleich. In einer Ausgabe vor paar Wochen hatten Sie eine Lanze für Taiwan gebrochen (sehr gut!), aber in der Tabelle hätte es auch einen guten Platz (vermutlich in der Nähe von Südkorea) einnehmen können. Ich denke die Berichterstattung und das Bewusstmachen über die Existenz dieses kleinen Staates sollte wichtig sein und helfen, auch die deutsche/europäische Politik dazu zu bringen, Taiwan als eigenen Statt anzuerkennen.

Die Ein-China-Politik ist unfair. Seinerzeit hatte die Bundesrepublik auch diplomatische Beziehungen mit Statten, die ihrerseits die DDR als Staat anerkannt hatten. USA, Frankreich etc unterhielten Botschaften in Ostberlin. „Die Zeit“ als renommierte Zeitung kann hier viel beitragen, genauso wie man über den Blogger aus Saudi-Arabien berichtetet, damit er nicht in Vergessenheit gerät. Ich find dazu aber nichts mehr, leider, oder ist er jetzt frei? – Prof. Dr. Volker Abetz

 

lLider liest die Kanzlerin offensichtlich nicht die ZEIT. Vielleicht ist sie auch resistent gegen Denkanstöße, die ihr diese Zeitung immer wieder bietet. Ansonsten hätte sie im vergangenen Jahr bereits ihren Geist blitzen lassen und ihre Rchtlinienkompetenz genutzt, um die Vorschläge für ein Szenario des Ausstieg aus dem verordneten Stillstand des öffentlichen Lebens zu prüfen und umzusetzen (Masken, Tests, Impfstoffe). Stattdessen haben sich Frau Merkel und Herr Spahn in der Berichterstattung über die erste Welle der Pandemie in Deutschland vergleichsweise gute Werte lieferte, weil wenig getestet wurde. Das Lob und die Anerkennung des Auslands vernebelte möglicherweise die Köpfe und verführte zur Bequemlichkeit im Denken.

Die Bundeskanzlerin hat nicht erkannt, dass die Pandemie eine außerordentliche Gefahr für die Bürger darstellt. Außergewöhnliche Gefahren erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Mehr oder weniger harter Stillstand löst keine Probleme. Das Handeln der Bundeskanzlerin ist aus meiner Sicht untypisch für unser Land und unsere jüngere Geschichte. Ob Ludwig Erhard, Willy Brandt, Helmut Kohl, Gerhard Schröder oder Helmut Schmidt, sie alle hatten in außergewöhnlichen Situationen Ideen und Konzepte, um Probleme zu lösen. Darauf bin ich stolz. Die Politik des Moderieren, der Alternativlosogkeit, des „Fahrens auf Sicht“ ist dazu das Gegenstück – beschämend. – R. Renaux

 


 

 

Leserbriefe zu „86 Cent“. Streit von Rainer Robra und Joachim Knuth

 

Vor 25 hab ich als komparse fuer ARD/Tatort gearbeitet und hatte 100 DM verdient fuer 9 stunden arbeit…cash Im 2019 hab ich auch als komparse fuer ARD gearbeitet und fuer 10 stunden arbeit landeten 61 euro auf s konto Ich hoffe Thomas Gottshallk von anfang bis zu ende…. bei zb Wetten Das dass sein lohn schneller gestiegn war. So 86 cent extra gebuehr koennte bedeuten, mehr geld fuer die komparsen die fuer ARD und ZDF arbeiten was natuerlich als witz gemeint war – Brian Agro

 

Bei der CDU in Sachsen-Anhalt habe ich den Eindruck, das die die Wende verschlafen haben. Das Ost-West Gequatsche nervt nur noch. Die armen West-Berliner müssen den Ex-DDR 2 gucken. Und die Hamburger, Bremer, Niedersachsen und Schleswig-Holsteiner müssen sich den Rostocker Polizeiruf antun. Was wollt ihr eigentlich für ein Fernsehen haben? Staatsfernsehen wie in der DDR, aber schön regional wie im Westen? Mein Vorschlag wäre Ost-Fernsehen, Ost 1 und Ost 2. – Olaf Goldschmidt

 

Wirklich ein Streit um des Kaisers Bart. Information, Unterhaltung und mehr für 17,50 E. 18 Fernsehprogramme und bis zu 50 Hörfunkprogramme mit zahlreichen Auswahlmöglichkeiten nach fast jedem Geschmack. Dies bei eingeschränkter nervender kommerzieller Werbung. Und dann noch Streit um eine Gebührenhöhung von 86 Cent nach 4 Jahren! Haben wir keine anderen Sorgen?

Freunde in mehreren Ländern wären froh ein derartig qualitativ gutes und vor allem unabhängiges Medium in Wort und Bild empfangen zu können. Und wir wollen uns gewiss auch nicht kulturell und politisch einseitig in die Hände der Produkte aus dem Silicon Valley begeben. Ein starker öffentlich rechtlicher unabhängiger Rundfunk ist notwendiger denn je. Dazu gehört auch eine sichere Finanzierung. – Albert Hof

 

es ist schon erschreckend ,wie Sie versuchen, mit miesen journalistischne Mitteln den Streit um die Erhöhung des Rundfunkbeitrages ins Lächerliche zu ziehen und gleich auch einen Schuldigen benennen. Es geht nicht um 86 Cent, wie Sie es mit Ihrer plakativen Überschrift suggeriern wollen, sondern um einen Haushalt von rund 8 Milliaden Euro, die „öffentlich-rechtlich“gestaltet werden müssen. – Reinhard Schmitz

 

Um 86 cent mehr für den Rundfunk geht es natürlich nicht, in dem Ländchen BRD, das ich in einem Tag mit meinem 25 Jahre alten Kleinwagen bequem von Garmisch bis Flensburg durchmessen kann. 16 „Länder“ darin leisten sich nicht nur skandalös hoch bezahlte Rundfunk- Intendaten plus Entourage. Lustig, dass Herr Robra, Staatssekretär des wohl überflüßigsten Bundeslandes, das auf dem Reißbrett entworfene Sachsen – Anhalt, zu Rundfunkkosten äußert. ARD u. ZDF kann sich unser Ländchen noch locker leisten, aber 16 Länder schon lange nicht mehr, weder finanziell noch politsch. – Oswald Baumeister

 

Diesen Beitrag habe ich mit großem Interesse gelesen. Die Haltung der Verantwortlichen der ARD gleicht einer Parallelgesellschaft, die sich verselbstständigt hat. Sie schalten und walten losgelöst von der Lebenswirklichkeit der Gesellschaft, können sich nicht wirklich selbst kritisch reflektieren. Das Tarifgefüge jenseits von den Maßstäben des öffentlichen Dienstes ist für sie nicht diskutabel. Sie schielen auf die Einkünfte der Millionäre, denn denen sind sie intellektuelles Denken aus? oft überlegen.

Der Fernsehgarten auf Mallorca, Sendungen wie „Bitte nicht nachmachen“, sind das die Aufgaben der öffentlich-rechtlichen Sender, spiegelt sich hier das Intellektuelle Denken wider? Diese Frage trifft ebenso zu auf die Kriminalfilme mit täglich mehreren Toten. Für mich sind das Zeichen der Ideenlosigkeit und der Maßlosigkeit in einer abgeschirmten Blase mit einer ausgeprägten Eigendynamik.

Es beginnt mit der Verniedlichung der Mehrforderung von jährlich insgesamt etwa 415 Millionen Euro pro Jahr auf 87 Ct pro Monat und Haushalt (+ 5%). Die nächste Mehrforderung wird möglicherweise auf die Woche oder den Tag herunter gerechnet. Warum werden die Fragen des Alltags nicht in anspruchsvollen Spielfilmen verarbeitet? Müssen es fast ausschließlich seichte Serien und Krimis mit regelmäßig mehreren Toten Tag für Tag sein? Ist das die Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten? – R. Renaux

 


 

 

Leserbriefe zu „Liegen auf den Intensivstationen wirklich mehr Menschen mit Migrationshintergrund?“ von Amrai Coen und Martin Machowecz

 

Wer die im Titel genannte Frage erörtern will, darf sich um eine Definition des „Menschen mit Migrationshintergrund“ nicht drum rum drücken. Nur dann können Sie von Zahlen reden, nur dann kommt die Wissenschaft in´s Spiel. Alles andere bleibt Gefühl und Stimmung. Die diesbezüglichen Probleme sind bekannt, nicht erst seit der Diskussion um die Migrationsquote bei Berliner Beamten. Ich kenne z.B jemand, dessen Vater ist in Wien geboren. Migrationshintergrund? Irgendwie schon, oder? Aber das Geburtsjahr des Vaters ist 1942… Da war Österreich (bzw. die Ostmark) irgendwie deutsch. Also doch kein Migrationshintergrund? Oder trotzdem? Also bitte schön: Wie lautet ihre Definition? Sie selbst haben lautstark nach einer solchen gerufen. Sie dürfen die Antwort selbst geben. Warum soll das jemand anders besser können als Sie?

Mit jeglicher Definition teilen Sie die Gesellschaft jedenfalls in 2 Teile. Jeder Mensch gehört dann per Definition in eine von genau 2 Gruppen. Dazwischen ist ein tiefer, unüberbrückbarer Graben. Niemand darf die Gruppe wechseln. Die Kolonialmächte haben das ähnlich gemacht. Jeder Mensch wurde beispielsweise als Tutsi oder als Hutu klassifiziert. Wissen Sie, wie das ausging? Aber sagen wir, Sie tun es trotzdem. Sie fürchten sich nicht vor etwaigen Polarisierungen. Dann müssen Sie tatsächlich tabulos diskutieren. Neben der Frage, wer kränker ist und öfters stirbt, müssen sie die Gruppen auch hinsichtlich folgender Fragen gegenüber stellen:

1. Wer vermeidet nicht notwendige Kontakte außerhalb des eigenen Haushaltes konsequenter? 2. Wer hält bei notwendigen Kontakten mehr Abstand? 3. Wer trägt eher eine Maske, wenn der notwendige Abstand nicht eingehalten werden kann? 4. Wer trägt eher eine wirksame Maske? 5. Wer lässt sich schneller testen, wenn er Symptome verspürt? 6. Wer begibt sich eher in wirksame Quarantäne, wenn dies angezeigt ist? 7. Wer informiert sich konsequenter über Verordnungen, die zum Schutz der Bevölkerung erlassen wurden? Das ist nur ein kleiner Teil des Fragenkataloges, den es zu beantworten gäbe. Dabei sind die Grundregeln recht einfach. A wie Abstand H wie Hygiene A wie Atemschutz 3 Regeln mit jeweils einem Wort. Wer das nach einem Jahr Pandemie noch nicht begriffen hat, der braucht – ganz unabhängig von der Frage des Migrationshintergrundes – nicht unbedingt einen Streetworker, sondern eher einen Vormund.

Wer es begriffen hat, sich aber nicht dran hält, hat ein selbstverschuldet erhöhtes Infektionsrisiko – und gefährdet somit auch andere. Er ist selbst im Falle einer Erkrankung eher Täter als Opfer. Nach Auffassung vieler Menschen sollen Täter bestraft werden. Wollen Sie diese Diskussion also wirklich tabulos führen. Finden Sie es wirklich diskriminierend, wenn man diese Diskussion nicht führen will? Glauben Sie wirklich, da kommt etwas Gutes dabei heraus? Kann man Gesellschaften nicht besser einen, wenn man sie nicht ständig in gegensätzliche Gruppen unterteilt, die sich in der unvermeidlichen Schuldfrage gegenüberstehen stehen werden wie zwei brünftige Hirsche?

Vielleicht wollen Sie ja tatsächlich andere schützen, obwohl ich etwas Phantasie brauche, Ihnen das abzukaufen. Es sollte aber selbst dann für Sie ersichtlich sein, dass auch die undefinierbaren Menschen mit Migrationshintergrund es in den allermeisten Fällen selbst in der Hand haben, sich mittels der einfach verständlichen AHA-Regeln selbst zu schützen. Nicht immer sind andere schuld. Der wirksamste Schutz ist die Selbstdisziplin. – Dr. Christian Voll

 

Es ist die Armut, die krank macht. Dr. Celik hat vollkommen recht. Es leben viele Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, sie sind modern, konservativ, liberal, arm, reich, gebildet, ungebildet, sind zugehörig zu unterschiedlicen Milieus, international vernetzt und oft den digitalen Kommunikatinsformen sehr vertraut. Im digitalen Zeitalter, bei Menschen mit Migrationshintergrund ein Informationsdefizit zu vermuten, ist ein Ansatz der mit der Realität nichts zu tun hat.

Jeder bekommt in allen Sprachen aus den eigenen communities oder durch die öffentlichen Informationsschriften (BAMF) alle aktuellen Coronavorschriften vermittelt, Video oder leichter Sprache ergänzen das Angebot. Der Reichtum von immer weniger Menschen ist ein Tabu und die Macht, die von ihnen ausgeht. Arme Menschen mit und ohne Migrationshintergrund werden bald in grosser Zahl von ihren Entscheidungen abhängig seiner sind es schon. Wie hoch sind die jeweiligen Zahlen von Corona Erkrankten gemessen an ihrem Vermögen? – Ulrike Herrmann

 

Endlich einmal ein objektiver und ausgewogener Artikel zu diesem Thema, das leider immer wieder hinter vorgehaltener Hand angesprochen oder von den falschen Leuten ausgeschlachtet wird. Danke! – R. Wolf

 

Natürlich darf diese Frage kein Tabu sein und man muss sich mit diesem Thema befassen, wenn eine Umfrage zu dem (völlig wertfreien!) Ergebnis kommt, dass tatsächlich überproportional mehr Menschen mit Migrationshintergrund an Covid-19 erkranken und auf Intensivstationen behandelt werden müssen. Alles andere wäre unverantwortlich ist, denn es geht ja schließlich um Menschenleben. Diejenigen, die dieses Thema tabuisieren, weil sie eine Rassismus-Debatte fürchten oder diejenigen, die dieses Thema als solches schon als rassistisch empfinden, sollten sich doch einmal mit den tatsächlich charakteristischen Merkmalen von Rassismus auseinandersetzen.

Hier handelt es sich nicht um Rassismus und Rassismus aus welchen Gründen auch immer als Schlagwort zu nutzen, hilft nun niemandem. Weder den Patienten mit Migrationshintergrund, die auf den Intensivstationen liegen, noch den Menschen, die tatsächlich Opfer von Rassismus werden. Ein offener Umgang und Aufklärung sind dringend nötig. Streetworker wie Taman Noor (den ich natürlich nicht persönlich kenne) leisten hier eine unschätzbar wertvolle Arbeit und es sollte wirklich viel mehr von ihnen geben. – Regina Stock

 

In Ihrem Artikel fehlt eine, wenn nicht DIE wesentliche Bedingung für die zu beobachtenden Häufungen von schweren und tödlichen Coronainfektionen nach dem Risikofaktor „sehr hohes Alter“. Es ist die Genetik. Bestimmte Dispositionen (Varianten) bedingen die Intensitäten der Reaktionen des Körpers auf das Virus. Solche Dispositionen treten z. B. beobachtbar regional gehäuft (z. B. Gegenden Norditaliens, Ost-Mittelmeer-Raum, …) auf oder eben in Clans. Die so ausgestatteten Individuen sind aber auch mobil, sodaß die erbliche Herkunft der Disposition häufig nicht eingegrenzt, aber anhand des Aussehens vermutet werden kann. Allen gemeinsam ist eben die Disposition. Die sozioökonomischen Verhältnisse korrelieren, sind aber nicht so häufig kausal, wie vermutet/behauptet. – Ulf Hamann

 

Mit Interesse habe ich diesen Beitrag gelesen. Durch die Vermittlung der deutschen Sprache in den vergangenen fünf Jahren habe ich im Zuwanderermilieu Bekanntschaften geschlossen, Freunde und tiefere Einblicke in deren Welt gewonnen. Sie betrachten verschiedene Brennpunkte und ziehen daraus Schlussfolgerungen. Dadurch werden m. E. einige Aspekte unterbeleuchtet.

Zur Beantwortung der mit dem Thema gestellten Frage kommt es darauf an, in welchem Verhältnis der Anteil der Einwanderer (Patienten mit „Migrationshintergrund“) auf den Intensivstationen zum Anteil der Migranten an der Gesamtbevölkerung steht. Dabei kann der Migrationshintergrund der dritten Folgegeneration der Einwanderer nicht in Frage gestellt werden, wenn deren Sprachkenntnisse immer noch keine sprachliche Verständigung mit dem mit der Mehrheitsgesellschaft und dem medizinischen Personal ermöglichen.

Die Ursache eines erhöhten Anteils von Einwanderern auf Intensivstationen in der Armut und den beengten Wohnverhältnissen derselben zu sehen, halte ich nicht für sachgerecht. Beides, Armut und Wohnverhältnisse betreffen lt. Statistik sechszehn Prozent der Bevölkerung. Das trifft auch für die 570.000 Wohnungslosen in Gemeinschaftsunterkünften und für die 50.000 Obdachlosen, die auf den Straßen leben, zu.

Wer in geschlossenen Einwanderermilieus lebt, dort nur die Sprache seiner Eltern spricht, im Rundfunk und im Fernsehen nur die Informationen seines Herkunftslandes verfolgt, Schule und Ausbildung als Weg zur Teilhabe ablehnt, bekommt nur aus dritter Hand ungefähr mit, was jeweils angesagt ist. Hinzu kommt die Bindung an strenge religiöse Vorschriftenwerk, die strenge soziale Kontrolle dieser Regeln, wie es in lockerer Form auch in christlichen Kirchen gelegentlich zu beobachten ist. – R. Renaux

 


 

 

Leserbriefe zu „Wir haben die Freiheit“ von Wolfgang Schäuble

 

Wolfgang Schäuble hätte sich nach der Korruptionsaffäre vor 20 Jahren in einen Rüstungsindustrie-Aufsichtsrat zurückziehen sollen. Dass ich ihn heute als Präsident des Bundestages ertragen muss, macht mich wütend. Dass die Zeit ihm eine Plattform bietet, finde ich schade. – Otto Schlund

 

Haben wir die Freiheit, ein Bild der deutschen Freiheits- und Demokratiegeschichte so zu entwerfen, dass große Linien aus dem 19. Jahrhundert bis in unserer Zeit entstehen? Ist es zulässig, entlang großer Linien die tiefen Brüche in unserer Geschichte zu überbrücken und so bruchlose Kontinuitäten zu kreieren? Geht es vielleicht gar nicht um ein differenziertes Bild, sondern eher um ein geglättetes? Wie ordnen sich die verheerenden zwei Weltkriege, die von Deutschland ausgingen, in unsere Freiheits- und Demokratiegeschichte ein? Ist in Deutschland die Demokratisierung der Gesellschaft wirklich der Parlamentarisierung des politischen Systems vorausgegangen? War nicht das Gegenteil u.a. eine Ursache für den Erfolg des Nationalsozialismus?

Behinderten nicht Kontinuitäten aus der Nazizeit in der Nachkriegszeit weiter die Demokratisierung? Musste nicht die Demokratie von außen nach Deutschland hereingetragen werden? Darf unsere Geschichte so geschrieben werden, dass sie unser Selbstbewusstsein nährt? Gewinnen aktuelle Debatten durch eine identitätsgeleitetet Erinnerungspolitik tatsächlich an Tiefenschärfe? Soll nur an das Ringen um Freiheit und Einheit erinnert werden, nicht auch an das Ringen um Gleichheit? Wenn wir die Freiheit haben, wer ist wir? Jeder Einzelne? Oder gibt es einen engen Kreis von Befugten, die für uns alle diese Freiheit der Geschichtsschreibung stellvertretend ausüben? Gibt es Grenzen dieser Freiheit? Wer bestimmt diese Grenzen? – So viele Fragen. – Reinhard Koine

 

Bundestagspräsident Wolfgand Schäuble hat in seinem lesenswerten Artikel über die Geschichte des ersten gesamtdeutschen Parlaments, das am 21. März 1871 im Weißen Saal des Berliner Schlosses zusammentrat, an ein bedeutendes Ereignis erinnert. Sein Hinweis auf eine fehlende Ausstellung im Deutschen Historischen Museum weist zumindest darauf hin, dass die Reichsgründung vor 150 Jahren in der heutigen geschichtsvergessenen Zeit zumindest eine Würdigung verdient gehabt hätte. Auch Schäubles Anmerkung, dass es keine direkte Hinführung zum Nationalsozialismus gab („Vorherbestimmt aber hat dies den Weg in den Nationalsozialismus nicht.“), ist wichtig. Allerdings war der Reichstag trotz des fortschrittlichen Wahlrechts bis 1918 immer nur dritte Kraft: Zuerst kam der Kaiser, der Wert auf sein „Gottesgnadentum“ legte, danach kam der Reichskanzler (1871 Bismarck) und erst dann das Parlament. – Dr. Hans-Werner Johannsen

 

Mann kann aus der Geschichte des Deutschen Reiches und des Reichstags auch lernen, dass Personen sehr wohl Einfluss auf den Ablauf der Geschichte haben: Einerseits Wilhelm II, dessen Verachtung des Reichstags sprichwörtlich war. Andererseits der Abgeordnete Ernst Bassermann, der versuchte, im Rahmen der Möglichkeiten, die Zustände zu verbessern. Als gebürtiger Badener bin ich ein wenig stolz auf ihn, wie Wolfgang Schäuble sicher auch. – Peter Pielmeier

 

Meine Nahme is Lars Jönsson, Rentner in Aachen, Rheinland. Ihre Zeitung ist mein ,Kompanion, jede Woche, Ich danke Ihnen. März 18, 2021, Wolfgang Schäuble (edited by Hilmar Sack, mitarbeiter von Schäuble), Schäuble schreibst nicht selbst, auch ich, in meinem früheren Berufsleben, schreibte nicht selbst,,,we have ghostwriters… (hope reviewed by die Zeit as well): Sehr gute Artikel! One general comment on all your articles related to German 20th Century History: 1933-1945: Benutzen Sie bitte the term ,Die Deutschen,,,statt,Nationalsocialisten,. Dies ist sehr wichtig. Exorcising its past, is a German trauma, until end of time.

Read David Green,s book ,Dear Germany, (David Green, Chairman of the Royal Bank of London, former Thatcher minister, grew up in Western Germany, a Germanophile!, (like myself)…elaborates over ,why, Hitler (elected Bundeskanzler) when you people had Beethovem Bach, Goethe, Nitzsche etc….). Green attempts to penetrate the inner forces within the collective German psyche, combining the Bavarian romanticism with Preussian elitism; also see Michael Baigent,s book,The Secret Germany,. In Freudian terms, the vocabulary ,Germans, (1933-1945) is being used – by the Germans today – subconsciously, in order to distance and exorcise themselves – individually and collectively – from the crimes committed by the devil himself, incarnated as a German (unique in human history).

Therefore, please cease to use the term ,Nationalsocialisten,….all are Germans (incl forced collaborators in neighbouring countries. Hence, the distinction is paramount: always use the term ,German,..not,NS,. Recognise your collective moral guilt as Germans once and forever by using the correct (painful) terms. Germany as a state can never, until the end of the objective time as decided by God, walk away from having been incarnated by the devil, as Germans, not ,NS,. With such a recognition,,,ie,the Germans perpetrated the crimes, not using the term ,NS;, Die Zeit would lend further credibility to its happy readers, incl Hilmar Sack, who works with Schäuble, and obediently does what he is told to do (like my own former professional Abteilungsmitglieder), Danke für eine sehr gute Zeitung. – Lars Jönsson

 

Stimme dem werten Herrn Bundestagspräsidenten Dr. Wolfgang Schäuble zu: Um Gegenwart zu begreifen und Zukunft zu gestalten, um Werte und Umstände ordnen und einbringen zu können, dürfen wir gegenüber unserer Geschichte keine Ignoranz und Arroganz zulassen. Der deutsche Philosoph Odo Marquard hat diese Auffassung bekanntlich auf einen sehr prägnanten Nenner gebracht: „Zukunft braucht Herkunft.“ Denn was es bedeutet bzw. bedeuten kann, für eine (umfassende) Situation keinerlei Erfahrungswerte zu haben, macht uns allen nicht zuletzt die anhaltende Pandemie leider überaus schmerzhaft deutlich. Nehmen und bewahren wir uns die Freiheit, auch daraus zu lernen. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Manche können nur zeigen, dass es ihnen schlecht geht, indem sie ausflippen“ von Sonja Hartwig

 

Was für ein oberflächlicher und alle positiven und negativen Klischees bedienender Artikel. Nach 2 Wochen „Recherche“ meint die junge Frau ein Urteil abliefern zu können, was es bedeutet, in der Psychiatrie untergebracht oder dort angestellt zu sein. Sehr unsympathisch in der Sprache und flach geschrieben, reisserisch und einfach Pfusch einer ahnungslosen Möchtegern-Journalistin, die viel mehr plaudert als berichtet. Ärgerlich und überflüssig (auf zwei großen Seiten vertaner Platz). – Maria Koch-Peyberg

 

Vielen Dank für den ausgewogenen Artikel in der Zeit Nr. 12/ 2021: Aggression in der Psychiatrie. Wäre schön, der Artike trägt ein wenig zur Entstigmatisierung schwer psychisch kranker Menschen bei. Immer noch gibt es doch diese Berührungsängste (ähnlich beim Strafvollzug) und Tendenzen zur Abspaltung aus dem öffentlichen Bewusstsein. Dabei zeigt sich gerade hier, wie human eine Gesellschaft ist, in den Grenzbereichen menschlichen Handeln und Fühlens. Hochachtung für das Personal, das in diesem Artikel stellvertretend für viele zu Wort kommt. Beziehungs- und prozessorientiertes Arbeiten auch unter widrigen Umständen: das ist Menschenliebe!! Ein Lob auf unsere moderne Psychiatrie. – Franziska Schmid

 

DIeser Artikel schockiert und bestätigt gleichermaßen. Die „Patient*innen“ werden nicht nur anonym skizziert, sondern als Objekte psychiatrischen Handelns beschrieben. Patienten existieren als Diagnose aus der ICD-10-Schublade und treten jeweils als bemitleidenswürdiges Gewalt-Monster in Erscheinung, entschuldigt nur durch das Stigma der Krankheit. Das Personal begegnet Ihnen immer mit dem Machtduktus: „ich gesund – du krank!“ Wie soll da Beziehung entstehen oder funktionieren?

Wer Menschen so von oben herab behandelt, muss sich nicht wundern, wenn sie/er was auf die Mütze bekommt. Wenn mensch lernen muss, wie mensch unempfindlich wird, gegen einen Suizid, ist die Gewaltzunahme zwangsläufig und kein Wunder. Was sind das für Wesen, die so reden? Merken die noch irgendetwas? Es sind Menschen, die sich für Wenn „Deeskalation“ heißt, wie man übt, andere Menschen ans Bett zu fesseln und gegen den Willen des Menschen eine neurotoxische Vergiftung vorzunehmen, da kann nix gutes und schon garnichts gewaltloses herauskommen..

Wie und wo soll da Beziehung entstehen, wo mensch die Bedrohungen derartig bagatellisiert (er ist halt krank“) und/oder garnicht erst wahrnimmt. Es ist doch eine Binsenwahrheit, dass Menschen mit Aggressionen Angst haben. Statt auf die Ängste einzugehen und sie ernst zu nehmen wird „Sicherheit“ und „Deeskalation“ als para-militärisches Konzept geprobt. Es sind diesselben Weisskittel, die einem erklären, „die Inhalte von Haluzinationen interessieren uns hier nicht“ (so der O-Ton eines Oberarztes desselben Hauses zu einer/m Stimmenhörer*in, die/der offen war für ein „Maastrjcht-Interview“, ein Manual, mit dem Stimmen verstehbar werden) oder die tolle Werke zur Kritik der Mainstream-Psychiatrie verfassen, etwa unter dem Titel „Die Vermessung der Psychiatrie“, und in der Praxis als Ober-Arzt einer Akutstation Unterbringungsanträge und Fixierungsmaßnahmen am Fließband unterschreiben. Wenn solche Entscheidungsträger vom Fremdverstehen reden, da versagen mir beinahe die Worte. Die Bedrohung der Krankenhäuser wird durch StäB auch noch in den häuslichen Bereich getragen. Übrigens auf Druck der/s Gesetzgebers*in und nicht weil mensch sich in Kreuzberg oder Neukölln so ein humanes Konzept ausgedacht hat.

Das alles ist das Ergebnis mangelnder Wahrnehmung bürgerlicher Verhältnisse, der Auswirkung institutionalisierter Gewalt, der Individualisierung von Problemen, deren Ursachen klassistisch, rassistisch und sexistisch begründet sind. Null gesellschaftspolitische Reflektion. Das was dort gesprochen und geschrieben steht, kennzeichnet die Inklusor*innen und Exklusor*innen, jener Folterknecht*innen, die stets mit dem Schlüssel und dem Fixiermagneten hantieren und für die Offenheit und Vielfalt Fremdwörter sind. Legt Ihnen das Handwerk! Das hätten sie wirklich verdient! – Stephan B. Antczack

 

Bitte entschuldigen Sie, aber der o. g. Artikel von Frau Hartwig ist eine Katastrophe. Er ist in seiner Darstellung populistisch, einseitig und zeichnet ein falsches Bild des „gefährlichen psychisch Kranken“. Damit bedient er unreflektiert falsche Überzeugungen im Hinblick auf das Thema psychische Erkrankung und trägt somit zu einer weiteren Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in unserer Gesellschaft bei.

Bereits zu Beginn weist die Autorin darauf hin, dass Zitat: „solche Vorfälle“ sich nicht jeden Tag und auch nicht jede Woche ereignen, lässt aber durch diese Formulierung unerwähnt, dass sie insgesamt extrem selten sind. Zudem wird durch die Darstellung der Eindruck verstärkt, dass der Auslöser für Gewalt und Aggression ausschließlich auf der Seite der Patient_innen liegt. Das ist falsch und aus der Forschung wissen wir, dass es ganz häufig Interaktionen zwischen Mitarbeitenden und Patient_innen sind, die einem Konflikt oder auch einer Eskalation vorausgehen.

Wesentlich hierfür sind z. B. unterschiedliche Wahrnehmungen der Situation, die auch durch die Erkrankung (z. B Angst als Folge des Gefühls von Bedrohung) beeinträchtigt sein können. So wurde in den Untersuchungen gezeigt, dass Patient_innen sich im Vorfeld von eskalierenden Situationen oftmals nicht gesehen, nicht wertgeschätzt oder in ihrer persönlichen Freiheit begrenzt oder eingeschränkt gefühlt haben. Zu solchen Wahrnehmungen trägt auch das Milieu in den Institutionen nicht unerheblich bei.

Erfolgreiche Konzepte zur Vermeidung von Gewalt, wie z. B. das in Großbritannien entwickelte Safewards Modell, zeigen die unterschiedlichen Einflussfaktoren für die Entstehung von Gewalt auf und setzen daher an unterschiedlichen Punkten in der Praxis an. Ganz wesentlich geht es um Wertschätzung, Respekt, die positive Würdigung von Patient_innen und, im Sinne der Prävention, um die Förderung von Reflexionsfähigkeit beim Team (Nachzulesen z. B. bei Lang, Walter, Bordgwardt & Heinz, 2016: „Über die Reduktion von Zwangsmaßnahmen durch eine offene Türpositik“, Psychiatrische Praxis).

Darüber hinaus wird in dem Artikel mit keinem Wort erwähnt, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen viel häufiger Opfer von Gewalt sind, als Täter. Der Satz: „Die Starken, die Mitarbeiter, wurden zu den Schwachen, auf die die Patienten losgehen“ ist in dieser Form Unsinn und vollkommen unzutreffend. Damit wird nicht nur der immer wieder vorkommende Machtmissbrauch der Psychiatrie in der geschichtlichen Entwicklung ignoriert, sondern auch die nach wie vor machtvolle Position der Psychiatrie negiert. Das Psychiatrie machtvoll ist und auch die Mitarbeitenden nicht die „Opfer“ eines Systems sind, sondern ein aktiver Teil dessen, bestätigen nicht zuletzt in erschütternder Weise die schrecklichen Bilder des Teams um den Enthüllungsjournalisten Günter Wallraff zum Machtmissbrauch in einer psychiatrischen Klinik in Frankfurt.

Der Artikel zeichnet ein falsches Bild und berücksichtigt die Situation von Menschen mit psychischen Erkrankungen leider in keiner Weise. Daneben gibt es weitere stigmatisierende Aussagen, wie z. B. die Beschreibung „In den Zimmern: Depressive, Manische, Borderliner, Menschen mit einer Schizophrenie…“. In der gewählten Formulierung wird vollkommen außer Acht gelassen, dass es sich bei den Betroffenen Personen um Menschen mit der Diagnose einer Depression, einer Manie, einer Persönlichkeitsstörung und einer Schizophrenie handelt. Es handelt sich nicht um Merkmale der Person, sondern lediglich um Diagnosen, die von Medizinern zum Zwecke der Behandlung und Vergütung der Leistungen in unserem Versorgungssystem vergeben werden und die eben auch falsch sein können.

Es ist der Verfasserin insgesamt zugute zu halten, dass sie mit ihrem Artikel auch auf die z. T. sehr unzureichende personelle Situation in der Psychiatrie aufmerksam macht. Gerade im Hinblick auf die Anzahl der Pflegefachpersonen schneidet Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern wie z. B. der Schweiz, den Niederlanden oder Großbritannien schlecht ab. Zudem fehlen in Deutschland Konzepte für den Einbezug akademisch qualifizierter Pflegefachpersonen oder sind erst in Ansätzen vorhanden, um wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis der psychiatrischen Versorgung, wie z. B. aus der aktuellen S3- Leitlinie „Verhinderung von Zwang:

Prävention und Therapie aggressiven Verhaltens bei Erwachsenen“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), in die direkte Patientenversorgung zu übertragen. Dafür wäre aber eine differenzierte und weniger polarisierende Betrachtung des Themas erforderlich, in der z. B. neben den Professionellen auch die Psychiatrieerfahrenen zu Wort kommen. Leider bietet der Artikel von Frau Hartwig diese differenzierte Betrachtung nicht. Zum Abschluss noch eine Bemerkung zum Titel des Artikels. Leider ist es eine Realität in unserem Versorgungssystem, dass manchen Personen erst dann Hilfe angeboten wird, wenn es Ihnen richtig schlecht geht oder wenn sie, um die Überschrift zu zitieren, „ausflippen“. Auch hier wäre eine differenzierte und reflektierte Betrachtung wünschenswert. – Prof. Dr. André Nienaber

 

Der Artikel hat mich berührt. Ich bin tief beeindruckt über den Mut vor Sonja Hartwig, zwei Wochen vor Ort gewesen zu sein. Das nenne ich einen perfekten Seitenwechsel, der im „wie & was“ zu spüren ist. Gratulation, davon wünsche ich mir mehr! – Jörg Puttfarken

 

Wir äußern uns gemeinsam als ein Psychiater und eine Historikerin, die in ihrer Arbeit die Perspektiven von Psychiatrieerfahrenen und in der Psychiatrie Tätigen zusammenbringen:Gewalt polarisiert und befördert Denken in Opfer vs. Täter. Dem sitzt der Artikel auf, anstatt durch Recherche und Berücksichtigung unterschiedlicher Perspektiven zu informieren und differenzierte Diskussion anzuregen. Dies ist besonders bedauerlich, da es hier auf Kosten einer ohnehin diskriminierten Gruppe geschieht. Psychiatrie ist ein Ort, an dem vielerlei Gewalt Gestalt annimmt: Psychiatrie verwaltet Gewalt, übt Gewalt, erleidet Gewalt.

Diejenigen, die als „schwer psychisch krank“ in den Psychiatrien landen, sind zuvor statistisch überzufällig häufig Opfer von Gewalt, Missbrauch, Benachteiligung gewesen – Psychiatrie verwaltet insofern die psychischen Folgen von Gewalt in unserer Gesellschaft. Psychiatrie übt Gewalt, insofern Fixierungen, Medikation wider Willen, oder auch nur die Aussicht, ohne Einnahme von Medikation keine Unterstützung zu bekommen Gewalt darstellen – der UN Sonderberichterstatter spricht hier von Folter, und zwar mit Blick auf die Praxis in Deutschland.

Psychiatrie selbst wird damit häufig zur traumatischen Erfahrung. Schließlich auch die Gewalt, die Ihr Beitrag ins Zentrum stellt: die von Patient*innen ausgehende. Der Artikel bemüht sich nicht um Zusammenhänge. Ein Report über die Kolonialbeamten im „Dschungel“ vor 100 Jahren hätte nach dem gleichen Muster formuliert werden können (bespuckt, angebrüllt, usw. – wie halten sie es aus?) – Kolonialbeamten widerfuhr auch Gewalt von Indigenen. – Univ.-Prof. Dr. med. Sebastian von Peter und Elena Demke

 


 

 

Leserbriefe zu „War die erste Welle doch schlimmer als angenommen?“ von Annika Joeres

 

Ich frage mich, ob solch ein artikel zu einer zeit, zu der alle alle fedup mit coronaberichten sind – wirklich erscheinen muss? hätte das nicht besser in die zeit nach-corona gepasst, wenn aufgearbeitet wird? denn das wird es – und mit deutscher gründlichkeit werden entscheidungen, die getroffen wurden und noch werden, von vorne nach hinten und oben nach unten durchleuchtet und in frage gestellt. und der schuldige gesucht, denn es wurden und werden auch fehlentscheidungen getroffen, und dann wird an den pranger gestellt.

spahn sagte ganz am anfang der krise: wir werden hinterher viel verzeihen müssen – so ungefähr. DAS – wird dann große aufgabe sein, und zu allererst müssten sich das die medien fett auf die fahne schreiben, und im prinzip ständig und immer immer wieder darüber berichten und entsprechende artikel bringen. nur so kann diese erkenntnis und -weisheit- in ‚den deutschen an sich‘ sickern…. dennoch – finde ich DIE ZEIT nach all den jahren des lesens meinerseits immer noch gut und interessant – auch im zuwortkommenlassen von unterschiedlichen standpunkten – gerade das!!! – angelika wacker

 

Internationale statistische Vergleiche sind ein mehr als mühseliges Unterfangen, davon können die damit befassten Institutionen tage- oder gar wochenlang ein Lied singen. Aber, selbst wenn Ihre These stimmt und Deutschland „schlechter“ durch die erste Welle gekommen ist, warum scheint es auch danach in der zweiten Welle und auch jetzt noch in der dritten besser dazustehen als andere Staaten? Bei den Inzidenzwerten besser auch als z. B. Estland, das immer zum Musterland digitaler Verwaltung hochgelobt wurde! Mir drängt sich eine Erklärung auf:

Mögen andere Staaten auf dem Papier strengere Lockdowns gehabt haben, so haben sich vielleicht die BürgerInnen dieser Staaten weniger an diese Vorschriften gehalten als die vorschriftsgläubigeren Deutschen an die weniger strengen. Wir sollten bei allen Unzulänglichkeiten der deutschen Pandemie-Bekämpfung auch mal bereit sein, übersteigerte Selbstkritik zugunsten des Schätzens dessen, was gelungen ist, aufzugeben. Immerhin hat selbst DIE ZEIT im Dossier der gleichen Ausgabe endlich erkannt, dass wir nicht sicher sind, solange nicht alle sicher sind. Das lässt hoffen! – Udo Kroschewski

 

Zu Ihrem o.g. Artikel habe ich eine andere Meinung, und glaube , dass aus irrigen Annahmen falsche Schlüsse gezogen werden. Ich bin niedergelassener Allgemeinarzt im Kreis Pinneberg. Von Anfang an habe ich in meiner Praxis Corona-Teste abgenommen und für PCR-Untersuchungen in unser Labor gesandt. Dabei wurden wir von der KV gehalten, nur bei Kontakt zu Corona-positiven Personen, verdächtigen Symptomen oder Auslandsrückkehrern zu testen. Um diese Leistungen von der üblichen Kassentätigkeit abzutrennen, würden wir gehalten die Diagnose „U07.2“ zu codieren. Dieser Diagnoseschlüssel blieb bestehen, wenn der PCR-Test negativ blieb, wie bei der überwältigenden Mehrheit.

Fiel ein Test positiv aus, wurde “ U07.1″ zusätzlich codiert. Dazu muss man wissen, dass die Bundesweite Testkapazität schon in der 13. Kalenderwochen 2020 die Anzahl der Testanforderungen überstiegen hat! Interessante Grafik im Anhang. Folgerungen: Die Anzahl der Fälle mit „U07.2“ zeigt gerade nicht an Corona Erkrankte an. In Deutschland war sehr rasch eine große Laborkapazität für Corona-Monitoring vorhanden. Die immer vorhandene Dunkelziffer dürfte bei uns niedriger sein, als anderswo. Dass in Südeuropa und England höhere Todesraten in der ersten Welle auftraten, liegt eher an der Qualität des Gesundheitswesen und Bevölkerungsalter, als an unterschiedlicher Zählweise. Da ihr Artikel auf einer irrigen Zählweise der Erkrankungcodierungen beruht, würde ich mich über eine Gegendarstellung freuen. – Teja H. Lensch

 

Gestorben wird tagtäglich, auch wenn es diese „politischen Oberschlauberger“ aus dem Resort Pandemie-Politik irgendwie und ständig verhindern wollen! Da hilft kein Testen und kein Impfen, da sind auch sämtliche Hygienemaßnahmen niemals ein Hemmschuh. Wer das mit dem Geborenwerden und dem Sterbenmüssen so geregelt hat, der hat sich sicherlich auch etwas dabei gedacht; dieser wahre Schlauberger/meier! Man sieht in der Übersicht des Statistischen Bundesamt, wie so in Deutschland gestorben wird. Hier geht es im März 2016 los bis zum März 2021, von „Übersterblichkeit“ (ein schreckliches Wort) keine Spur. – Klaus P. Jaworek

 

Diesen Beitrag nehme ich zum Anlass, auf die Wirkung der internationalen Vergleiche der Bewältigung der ersten Welle der Pandemie vor mehr als einem Jahr und das internationale Lob für die Kanzlerin hinzuweisen. Welche Wirkung hatte wohl dieses Lob auf die Verantwortlichen in der Bundesregierung, auf deren Eitelkeit, Selbstzufriedenheit? Wer sich so bestätigt sieht, hat keine Veranlassung, sich und sein Verhalten in Frage zu stellen, noch größere Schritte mit Voraussicht zu konzipieren. Unter diesem Gesichtspunkt ist es verständlich,

– warum die Forderung der Vorsitzenden des Europäischen Ethikrates, Prof. Christiane Foppen, nach einem Ausstiegsszenario aus dem Stillstand des öffentlichen Lebens im März/April 2020 nicht beachtet wurde, – warum die Bedeutung der effektiven elektronischen Nachverfolgung der Infektionswege mit der Luca-App nicht unterstützt wurde, – warum Impfstoffe zögerlich geordert wurden, – warum die Möglichkeit der Eindämmung der Verbreitung des Virus durch Tests nicht erkannt wurde.

Angesichts dieser Tatsachen haben die Verantwortlichen auf lokaler Ebene, wie zum Beispiel in Tübingen und in Rostock die Zeichen der Zeit und deren Gefahren erkannt und daraus die richtigen Schlussfolgerungen gezogen. Die Erfolge sollten die Kanzlerin und den Gesundheitsminister beschämen. Hier erkenne ich jedoch weder Einsichten, noch Demut. – R. Renaux

 


 

 

Leserbriefe zu „Kamera an, Gesicht zeigen!“ von Thorsten Kerbs

 

Wegen ihres letzten Artikels würde ich sie gerne darauf aufmerksam machen, dass sie viel zu pauschal von Schülern *innen denken. Bei ihren Argumenten ist meiner Meinung nach, keine Vielfalt vorhanden. Sie werfen allen Schüler *innen vor, dass sie das Verlangen haben andere Schüler *innen zu sehen. Diese Aussage finde ich problematisch, da Sie wahrscheinlich kein Schüler sind und somit nur mit einer begrenzten Sicht auf den Online-Unterricht schauen. Ich (Schüler) und viele andere Schüler *innen wollen andere Schüler nicht sehen. In der Klasse sind nicht alle Freunde und das ist auch gut so. Deshalb verspüre ich und auch andere Schüler *innen, die ich gefragt habe, nicht das Verlangen andere Schüler *innen zu sehen.

Dies ist für den Unterricht nicht wichtig und würde entweder ablenken oder Hassgefühle erwecken. Außerdem will ich festhalten, dass die Schule nicht über den ganzen Tag geht. Es gibt Programme wie Discord, wo man sich mit seinen Freunden treffen kann und reden kann. Hier müsste man nicht leise und klein laut auf dem Stuhl sitzen, sondern könnte in einer geselligen Stimmung mit den anderen reden. Dort kann man auch die Kamera anschalten und der Vorteil ist, dass man nur vertraute Gesichter sieht und nur mit Menschen interagiert, welche man selbst auch mag. Auch gucken wir nicht auf schwarze Kacheln, sondern auf eine bunt gestaltete PP. Die Arbeit der PP würde untergehen, da die anderen Schüler *innen weniger ihrer Aufmerksamkeit auf die PP richten, sondern auf den Hintergrund der anderen Schüler *innen. Ich würde mir noch mal überlegen, aus welcher Position man eigentlich den Text schreibt. – Justus Wagner

 

Beim Lesen des Kommentars von Thorsten Krebs fiel mir auf, dass er hier aus seiner Sicht als Psychologe spricht und sich viel zu sehr verallgemeinert. Seiner These zur Folge blicken Millionen Jugendliche auf eine „gesichtslose Kachel“, jedoch kann sich auch die laufende Kamera auf die Internet- oder Computerleistung auswirken. Zumindest bei uns im Unterricht ist es so, dass auch oft der Lehrer / die Lehrerin einen Bildschirm teilt, damit man Themen gemeinsam erarbeiten kann oder der Bildschirm der jeweiligen Lehrkraft dann als Tafel für den Unterrichtsaufschreib zuständig ist.

Da nicht viele Schüler den Luxus einer ungestörten Natur im Haus besitzen, dabei spreche ich von denen, die entweder kein eigenes Zimmer haben, sondern sich eins mit dem der Geschwister teilen, die Familie im Homeoffice ist und es dort zu Geräuschen kommt oder das Kind noch keinen eigenen Computer bzw. ein fähiges Endgerät besitzt, denke ich, es ist angebracht, dass alle Schüler in der Besprechung stummgeschalten sind, da es sonst durch die obig genannten Gründe zu enormen Hintergrundstörungen kommt. – Loris Schedel

 

Es gibt wahrscheinlich durchaus Gruppen von Schülern, welche ihren Vorwürfen entsprechen, der Großteil ist allerdings anders. Schüler gehen zur Schule bzw. zum Onlineunterricht, um etwas zu lernen und nicht um zu ’schlafen‘. Schlafen kann man ja in der Nacht. Außerdem guckt man nicht auf, ich zitiere; eine gesichtslose Kachelwand, sondern auf die Powerpointpräsentationen der Lehrkräfte. Schüler haben auch nachmittags sogenannte Freizeit, in der genug Zeit bleibt, um ‚Fortnite‘ zu spielen. Außerdem würden angeschaltete Kameras den Unterricht grundsätzlich behindern, da die Verbindung des Unterrichts sich sehr verschlechtern würde. Ich will Sie mit diesem Text keinesfalls beleidigen, ich will lediglich klarstellen, dass es im Onlineunterricht nicht unbedingt so zugeht, wie Sie es in Ihrem Artikel beschrieben haben. – David Posvari

 

Thorsten Kerbs liegt nicht richtig, wenn er schreibt, dass sich die Schüler nicht mehr normal und ohne Filter zeigen können. Im Präsenzunterricht haben die Schüler schließlich auch keinen Filter und müssen sich normal zeigen. Er argumentiert, dass die Schüler nur auf eine Kachelwand blicken, jedoch kann man die anderen Schüler sowieso nicht sehen, wenn der Lehrer seinen Bildschirm teilt. Dazu kommt, dass bei angeschalteten Kameras oft ohne Erlaubnis Videos oder Bilder gemacht. Deswegen befürworte ich, dass die Kameras beim Unterricht ausgeschaltet bleiben. – Alisa Frey

 


 

 

Leserbriefe zu „Jetzt sind wir dran!“ von Andrea Böhm et al.

 

In der aktuellen ZEIT 12/18.3.21 wird im Dossier auf Seite 13 unten eine Weltkarte verwendet, deren Projektion die Nordhalbkurgel stark überbetont, was folgende Beispiele belegen (in Klammern jeweils die tatsächliche Fläche in Millionen km^2, gerundet): a) Die Fläche Grönlands (2,2) erscheint ca. doppelt so groß wie die von Indien (3,3) b) Die Fläche Grönlands (2,2) erscheint etwa so groß wie die von Australien (7,7) c) Die Fläche Russlands (17) erscheint größer als die von Afrika (30) Solche Projektionen sind Varianten der Mercator-Projektion, die sich im Zuge des Kolonialismus verbreitet haben. Sie gelten als „eurozentristisch“ und sollten nicht mehr verwendet werden.

Gerade im Hinblick auf das Thema „Impfdosen in armen Ländern“ sollte eine Projektion gewählt werden, die Länder im Bereich zwischen den Wendekreisen und auf der Südhalbkugel im Vergleich zur Nordhalbkugel nicht stark verkleinert. Folgende Alternativen sind geläufig: flächentreu: https://de.wikipedia.org/wiki/Peters-Projektion oder sog. „vermittelnde Varianten“, Kompromisse zwischen der Flächentreue und Winkeltreue https://de.wikipedia.org/wiki/Robinson-Projektion häufig in Wikipedia verwendet. Vorlage mit Staaten unter: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:BlankMap-World.svg Am meisten verwendet für allgemeine und thematische Weltkarten, https://de.wikipedia.org/wiki/Winkel-Tripel-Projektion wie z.B. in ZEIT-Nr 6/4.2.21, Seite 2: Reicht es für alle? Europa streitet über zu wenig Impfstoff …. – Heinz Ziegeldorf

 

In Ihrem Artikel „Jetzt sind wir dran“ vom 21.03. monieren Sie die restriktive Patentstrategie von Pharmakonzernen, die eine weltweite Verteilung der Impfstoffe gegen Corona verhindern. Dabei übersehen Sie welche entscheidende Rolle öffentlich geförderte Forschung für die Entwicklung dieser Impfstoffe gespielt hat. Die grundlegende Entwicklung von mRNA Impfstoffen erfolgte an der Universität von Philadelphia, die des Vektorimpfstoffes von Astra/Zeneca an der Universität Oxford. Die Gründer von BioNTech Uğur Şahin, Özlem Türeci forschten zu RNA vorher an deutschen Universitäten. Die Universität Philadelphia lizensierte das Verfahren an BioNTech, die Universität Oxford an Astra Zeneca.

Die Pharmaunternehmen profitieren in ganz erheblichem Maße von mit öffentlichen Mitteln geförderter Forschung, deren Ergebnisse sie dann mittels weiterer Patente, die auf diesen Erkenntnissen basieren, für sich sichern und Wettbewerber ausschließen können. Die entscheidende Schaltstelle für eine gerechte Verteilung von mit öffentlichen Mitteln entwickeltem Know-how sind also weniger die Pharmaunternehmen sondern die Forschungsinstitute. Dazu bieten sich zwei Strategien für die Forschungseinrichtungen an: einmal alle Entwicklungen, die auch nur eine Chance auf kommerzielle Nutzung haben, sofort zum Patent anzumelden oder die Forschungseinrichtungen publizieren ihre Erkenntnisse so breit, dass es Pharmafirmen nicht gelingt patentrechtlich eine Neuheit zu beanspruchen.

Um mit der letzteren Strategie zu beginnen, sie entspricht am ehesten noch der üblichen Praxis, dass das Produkt solcher Forschungsinstitutionen im Wesentlichen Veröffentlichungen sind. Was erforderlich wäre sich bei den Publikationen vom Gedanken leiten zu lassen, wie das entwickelte Know-how kommerziell genutzt werden könnte. Das setzt natürlich einen Weitblick voraus, sich Anwendungen vorzustellen, die derzeit noch nicht realisiert sind. Das weicht ebenfalls von der gängigen Praxis ab, nur das zu publizieren, was bereits untersucht worden ist und nicht was möglicherweise daraus einmal nutzbringend angewendet werden könnte. Das bedeutet ein Umdenken in der wissenschaftlichen Community, im Besonderen bei der Begutachtung von Veröffentlichung, im Review-Verfahren.

Diese weitgefassten Veröffentlichungen sind dann im günstigsten Falle neuheitsschädlich für alle Patentanmeldungen auf diesem Gebiet. Das heißt jeder kann das so publizierte Know-how nutzen, es steht jedem zur Verfügung. Nachteil dieses Verfahrens ist, dass es der Forschungsinstitution keine Erträge bringt, die die Forschungsaufwendungen zu mindestens teilweise wieder einspielen könnten. Der zweiten Strategie liegt der Gedanke zu Grunde, das Know-how als ein Produkt wie jedes andere zu betrachten, das einen Preis hat, das verkauft und gekauft werden kann. Das was im Neudeutschen als Intellectual Property Management bezeichnet wird.

Dazu wird das entwickelte Know-how nicht sofort publiziert, sondern es ist zu ermitteln, für wen dieses Know-how in Zukunft von Nutzen sein kann. Diesen potentiellen Nutzern kann dieses Know-how als Lizenz angeboten werden. Der Preis einer solchen Lizenz ist Verhandlungssache. Der andere Weg ist, für das entwickelte Know-how ein oder mehrere Patente anzumelden. Diese Patentanmeldungen werden nach achtzehn Monaten offengelegt und gegebenenfalls nach mindestens zwei Jahren als Patent erteilt. Diese Patente beinhalten ein Verbietungsrecht, d.h. niemand außer dem Pateninhaber darf dieses Patent nutzen. Es sei denn er erhält vom Patentinhaber eine Lizenz gegen eine angemessene Lizenzgebühr. Diese Lizenzen sollten dann nicht exklusiv einem Pharmaunternehmen erteilt werden, sondern allen, die daran interessiert sind zur Verfügung stehen. Die Lizenzgebühren leisten einen Beitrag für die geleisteten Forschungsanwendungen.

Nachteilig für den üblichen Forschungsbetrieb an Universitäten, wo ein Großteil von Forschungsarbeiten Master- oder Promotionsarbeiten sind, ist die Offenlegungsfrist von achtzehn Monaten. Hier könnte aber Abhilfe geschaffen werden, indem die Patentanmeldungen von den Prüfungs- oder Promotionsämter anerkannt werden, bevor eine Offenlegung erfolgt ist. Meines Erachtens dürfte es für den öffentlichen Forschungsbetrieb von Vorteil sein, wenn es weniger auf die Zahl der Publikationen ankommt, sondern mehr auf die Zahl und Qualität der Patentanmeldungen, die dann allen Interessenten lizensiert werden können. Im Bereich der reinen Grundlagenforschung wird eine weitsichtige Nutzenabschätzung naturgemäß schwierig bis unmöglich sein. Aber im Bereich der Pharmaforschung sollte das in vielen Fällen realistisch sein. – Dr. Bernd Willenberg

 

Zurecht verweisen die Autoren auf die Auseinandersetzung um Patente und Lizenzen, die wir vor über 20 Jahren in Verband mit HIV Medikamenten erlebt haben. Unabhängig von den völlig unlogischen Impfstoffnationalismen, die zu beobachten sind, ist diese Debatte erstaunlich und hinderlich, vor allem auf dem Hintergrund der weltweiten Beteuerungen zur Impfgleichheit. Abgesehen von den recht bürokratischen und aufwändigen freiwilligen Lizenzen gibt es andere Instrumente, die schon bei der Bekämpfung von HIV/Aids erfolgreich eingesetzt wurden. Hierzu gehört die Freistellungserklärung (non-assert declaration).

Diese wird vom Originalhersteller ausgesprochen und gestattet Generikaherstellern, ihr von der WHO präqualifiziertes Produkt in einer vorher definierten Ländergruppe, zum Beispiel allen Ländern mit niedrigem Einkommen gemäß Weltbank Definition, zu vertreiben. Erhöhte Verfügbarkeit von genügend Impfdosen bei gleichbleibender Qualität wäre die Folge. Man darf davon ausgehen, dass die Anwendung dieses bereits erprobten Vorgehens, möglichst in Verband mit einer verbesserten dezentralen Impfstofflogistik, bei einigen Generikaherstellern auf Interesse stoßen wird, zum Wohle benachteiligter Bevölkerungsgruppen weltweit. – Michael Rabbow, MD, Dr. med., MSc

 

Bei dem Vorstoß von Indien und Südafrika hinsichtlich eines „TRIPS waiver“ handelt es sich wohl eher um eine industrie- als um eine gesundheitspolitische Maßnahme. Es dürfte kein Zufall sein, daß sich hier ausgerechnet zwei Länder mit einer einflussreichen Generikabranche zu Wort melden, deren Umsätze auf der Nutzung der Forschungsergebnisse innovativer Unternehmen basieren – da sind Patente natürlich lästig.

Der Verdacht liegt nahe, daß es in Wirklichkeit um die Schaffung eines Präzedenzfalls geht, der Patentschutz auf innovative Therapeutika aufweichen soll, denn anders als im Fall der „small molecule“-Therapeutika zur HIV-Behandlung, die sich in jedem Hinterhoflabor nachkochen lassen, sind es im Fall der komplexen Corona-Impfstoffe nicht Patente, die die maßgebliche Hürde zur Produktion im großen Stil darstellen. Zudem verfügt der südafrikanische Platzhirsch Aspen Pharma, vielen noch im Gedächtnis wegen des Vorwurfs des Wuchers und der Kartellbildung durch die EU-Kommission und die englische Wettbewerbsbehörde im Jahr 2017, ohnehin bereits über eine Lizenz am Johnson & Johnson-Impfstoff, während in Indien mit Covaxin (Eigenentwicklung von Bharat Biotech) und Covishield (von The Serum Institute of India in Lizenz hergestellter Astra Zeneca-Impfstoff) aktuell zwei Produkte auf dem Markt sind, die mittlerweile in über 70 Länder exportiert worden sind.

Darüber hinaus befinden sich derzeit 6 weitere indische Kandidaten in der klinischen Prüfung, die Hälfte davon in Partnerschaft mit US-Unternehmen. Kaum plausibel, daß eine Aussetzung von Patentschutz hier zu einer schnelleren Verfügbarkeit der weltweit dringend benötigten Vakzine führen würde, auch wenn das Narrativ des internationalen Patentsystems als ausbeuterische Struktur noch so verführerisch sein mag. – Achim Fischer

 


 

 

Leserbriefe zu „Echtzeit! Langsamkeit! Aura!“ Gespräch mit Matthias Goerne und Matthias Schulz geführt von Christine Lemke-Matwey

 

Kunst und Zahnschmerzen haben gemeinsam, dass deren Vorhandensein präsent ist, jedoch das allmähliche Verschwinden zur Normalität wird. – Wolfgang Burkhardt

 

Ich bin beeindruckt: Der Figaro, ein Heilsbringer, der einen unschätzbaren Mehrwert für unser Miteinander liefert und meine Mitmenschen großzügiger, offener, empathischer macht. Offenbar haben Sie noch nie an einem beglückenden Abend mit Freunden, einem berauschenden Kinoerlebnis, einer glückselig durchtanzten Nacht oder einem erfolgreichen Schwimmtournier teilgenommen, denn sonst wüssten Sie aus eigener Erfahrung, dass neben den hochkulturellen auch viele andere Freizeitbeschäftigungen moralisch für wertvoll gehaltene Emotionen und Einstellungen erzeugen können. Solang Sie Ihre Tätigkeit meinungsstark und ahnungslos für so besonders wichtig halten, wird es hoffentlich immer Personen und Institutionen geben, die das kompensierend für besonders unwichtig halten, damit der Wirklichkeit Genüge getan ist. – Bettina Schmidt

 

Vielen Dank, Frau Lemke-Matwey, für Ihre bedenkenswerten Fragen/Einwände in diesem Gespräch! Bevor ich mir dazu einige weitere Anmerkungen erlaube, möchte ich als Kulturphilosoph/Komponist im Hinblick auf Moderne und Anthropozän zunächst zwei wichtige Differenzierungen vornehmen, die in diesem Gespräch zu kurz kamen: a) zwischen Kultur und Kunst; b) zwischen Interpretations- und Kreationskünsten.

1. a) Was Kultur angeht, so bezeichne ich sie in meinen Schriften als „Werte- und Intelligenzübertragungssystem“ (wobei es immer neuer gesellschaftlicher Debatten darüber bedarf, was Werte und Intelligenz im Kern bedeuten). Die Künste, die bekanntermaßen höchst unterschiedliche Gestalt annehmen können, sehe ich dagegen als „Freiheits- und Intelligenz-Energien“. Intelligenz – aus dem konkreten rationalen-emotionalen Wechselspiel unserer Gehirnregionen erwachsend – bedeutet, sich der Aufgabe zu stellen, sowohl als Individuen als auch als Menschheit nicht „zu dumm zum Überleben“ zu sein.

Intelligenz heißt,Zusammenhänge zu erkennen und angemessen mitzugestalten. In diesem geistigen Bereich haben auch Kultur und Künste ihren Platz. So gesehen geht es – wir Menschen sind Teilhaber des großen organismischen Selbstorganisationssystems, das Leben heißt! – sowohl mit Kultur als auch mit den Künsten um zentrale Fragen des Menschseins und des Weiterbestehens moderner Demokratie.

1. b) Dafür ist die Unterscheidung zwischen Interpretationskünsten und Kreationskünsten von Bedeutung. Der „Arbeitsauftrag“ der Interpretationskünste liegt in einer angemessenen Interpretation der Kreationskünste, zu denen im Bereich der Musik an erster Stelle Kompositionen gehören. Einer der wesentlichen „Arbeitsauf-träge“ von Kreationskünsten im Bereich der Musik besteht in zeitgemäßer musikalischer Vergegenwärtigung zukunftstragfähigen Geistes. Denn der Geist – ob positiv oder negativ – geht der Wirklichkeit voran. Angesichts des ungeheuerlichen Katastrophenpotentials von Moderne/Anthropozän (von Corona-Krise bis Klimakrise und modernem Totalitarismus) liegt darin eine enorm große Aufgabenstellung. Die Musik der Vergangenheit kann diese Aufgabe keinesfalls hinreichend lösen. Insofern benötigten gerade die E-Komponisten der Gegenwart jegliche Solidarität und Unterstützung. Doch sind sie derzeit quasi das allerletzte Rad am Wagen dessen, was gegenwärtig „Kultur“ genannt wird.

Der Grund dafür dürfte nicht zuletzt darin liegen, dass die gegenwärtige Kultur noch immer zutiefst von kulturellen Strukturen, Methoden und Intentionen geprägt ist, die insbesonders aus Kolonialismus, Nationalsozialismus und Realsozialismus herrühren. Während dieser Totalitarismen wurden Kultur und Künste mit der Verschleierung, Vertuschung, Verhübschung großer Menschheitsverbrechen „beauftragt“ und missbraucht. Entsprechende Verhaltensweisen, Gewohnheiten, Traditionalismen, „Virtuosen- und Interpretenhimmel“ (K.W.Streubel) sowie die übergroße Dominanz der Ablenkungs- und Unterhaltungsindustrie sind noch immer an der Tagesordnung.

D.h., die gegenwärtige Kultur hat – sowohl inhaltlich als auch strukturell – ein ernsthaftes Problem. Denn in ihrer gegenwärtigen Verfasstheit ist sie weder wirklich willens noch in der Lage, zeitgenössische kreationskünstlerische Antwortsuchen auf die großen Menschheitsfragen zu evozieren und gesellschaftlich angemessen zu kommunizieren. Ist diese Kultur zu dement, zu eitel, zu totalitarismus-affin? Ein „Schutzraum“ für Missbrauch bzw. rückständiges Denken? Wäre es dann nicht nahezu zwangsläufig und sogar begrüßenswert, wenn niemand mehr für sie „opponiert“ und ihr (wie den Kirchen) die Menschen weglaufen?

Sehr geehrter Herr Schulz, wir haben Sie und Ihren Vorgänger mehrfach kontaktiert* bzgl. der dringend notwendigen angemessenen Aufarbeitung der Totalitarismus-Verstrickungen Ihres Hauses. Sie engagierten dafür u.a. ausgerechnet die Nachkommen der Weimarer DDR-Musikforschung (die sich in alter Manier nachweislich der Verschleierung, Vertuschung und Verhübschung des totalitären SED-Kulturalismus bediente und auch die kulturelle Eliminierung z.B. meines Schaffens betrieb).

So war es wohl kein Wunder, dass auch für Aufführungen meiner kompositorischen Werke in den Programmen Ihres Hauses „natürlich“ kein Platz war. Zumal ich 2014 der hohen Ehrung von Hans-Pischner (der ein ehem. Nazi-Musiker, dann einer der höchstrangigen SED-Kulturfunktionäre und ehem. Staatsopern-Intendant war und die Freiheit der Kunst mit Füßen trat) widersprochen hatte, schließt sich für Sie eine Zusammenarbeit offenbar von vornherein aus. Ihr diesbzgl. umgängliches Schreiben ändert daran nichts.

Sehr geehrter Herr Goerne, Sie möchte ich fragen, ob sich Ihre (und die von Ihnen eingeforderte) gesellschaftliche Solidarität für Kunst und Kultur auch auf zeitgenössische KomponistInnen erstreckt. Leider hatten Sie es nicht nötig, auf die mehrfache Anfrage* bzgl. meines Reiner-Kunze-Zyklus (UA 2009 in Kooperation mit Deutschlandfunk im KMS der Berliner Philharmonie) zu antworten. Wir hatten versucht, Sie zu kontaktieren, weil wir Ihre Interpretationskunst hoch zu schätzen wissen.

Wahrscheinlich werden Sie als Weimarer einen ehemals Weimarer Komponisten wie mich nicht kennen. Und möglicherweise interessiert Sie meine Musik ebenso wenig wie hochkarätige Kunst von anderen ehemals ddr-oppositionellen Künstlern – z.B. Reiner Kunze, Jürgen Fuchs oder des großen Malerpoeten Kurt W. Streubel, der nach dem 2.Weltkrieg unmittelbar an den Ideen des Weimarer Bauhauses anknüpfte.

Mit seiner Kunst war Streubel in Thüringen einst der Auslöser der „Formalismusdebatte“ und wurde daher in der DDR jahrzehntelang als „Formalist“ verfemt und Stasi-Zersetzungsmaßnahmen ausgesetzt. Was das an – dauerhaft unbezahltem – künstlerischem Idealismus, an Mut und Durchhaltevermögen bedeutet hat! Heute ist seine Kunst noch immer kulturell eliminiert – auch dies ist ein unglaubliches Negativ-Indiz für den Zustand unserer Kultur. Sie stellten die Frage „Was ist uns Kultur wirklich wert?“ Darf ich Sie zurückfragen, was Ihnen Kultur wirklich wert ist (außer den – auch von mir verehrten – großen Komponisten der Vergangenheit sowie dem damit verbundenen „Virtuosen- und Interpretenhimmel“)?

Ja: Die demokratische Gesellschaft braucht ein „Aufstehen“ und „ein starkes gesamtgesellschaftliches Bekenntnis“ zu Kultur und zur Freiheit der Kunst. Denn Kultur konfiguriert die Gemüter und ist eine der wesentlichen geistigen Einflusssphären, die der menschlichen Gesellschaft zur Verfügung stehen. Als aufgeklärt-modernes „Werte- und Intelligenzübertragungssystem“ kann sie sogar als eine grundlegende Bedingung von Demokratie verstanden werden („Kultur um der Freiheit willen“ – Christian Meier). Genau deshalb kann sie aber keineswegs länger vor allem die Kunst vergangener Jahrhunderte und die Unterhaltungsindustrie meinen, denn dies würde früher oder später das Ende von Demokratie bedeuten. Und die gegenwärtige Kultur trägt hinreichend (bisher weitgehend unterdrückte) kreative Intelligenz mit sich, um auch mit Corona-Krisen umgehen zu können und große Katastrophen vielleicht sogar von vornherein zu vermeiden.

Während meine Kultur-Konzeption Interpretationskünste grundsätzlich mitdenkt, werden in Ihrer Kultur-Konzeption Kreationskünste wie die von Streubel, Jürgen Fuchs, Reiner Kunze oder auch meiner Wenigkeit offenbar weitestgehend ausgeblendet. Diese „versuchte kulturelle Eliminierung“ kann auf Dauer nicht gut gehen. „Die Pandemie gilt gemeinhin als Brandbeschleuniger“ sagten Sie, Frau Lemke-Matwey, und stellten die Frage: „Nimmt durch Corona auch die latente Legitimations- und Sinnkrise der Kultur stärker Fahrt auf?“

Ich selbst hoffe, dass diese „Sinnkrise der Kultur“ zunehmend als solche erkannt und damit begonnen wird, sie tatsächlich zu lösen, anstatt in ein „weiter und wieder so“ zu verfallen. Dafür habe ich seit Jahren eine Reihe von Überlegungen (bis hin zu integral-games.net) angestellt. Zumal ein „weiter so“ verheerend wäre, kommt es auch auf Sie, sehr geehrte Herren, und Ihre Institutionen an: Ob Sie dazu beitragen wollen, diese Institutionen angesichts von Moderne und Anthropozän so aufzustellen, dass sie Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit zu kommunizieren vermögen und somit Bestand haben, oder ob sie früher oder später in einem neuen Totalitarismus inklusive digitaler Totalüberwachung landen (s.a. China, Ungarn, Polen, Russland …).

Sieht man mal von Corona ab, dürften Sie sich in einem neuen Totalitarismus möglicherweise „weiter so wie bisher“ verhalten … Wollen Sie das wirklich? Sollten Sie stattdessen die Corona-Krise nicht nutzen, um sich zu besinnen und auch persönlich den wirklich großen Fragen unserer Kultur und ihrer Zukunft zu stellen und Ihre eminenten persönlichen Begabungen dafür einzusetzen? – H. Johannes Wallmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Kann Porsche das Klima schützen?“ Gespräch mit Oliver Blume geführt von Claas Tatje

 

Insbesondere in Zeiten der Corona Pandemie ist es notwendig die Zeit Wirtschaftsredaktion auf den Sicherheitsabstand bei Interviews hinzuweisen, denn im Gespräch mit Oliver Blume war dies augenscheinlich nicht der Fall. Stattdessen hat der Fragensteller auf dem Schoß seines Interviewpartners Platz genommen. Während die Überschrift eigentlich eine kritische Auseinandersetzung mit der Klimaschutzstrategie bei Porsche vermuten ließ, kommen erste Zwiefel bereits beim Lesen des Untertitels.

Wenn sich dann das Gespräch um die Veggietage in der Betriebskantine dreht, Platitüden wie der „lokal emissionsfreie Hybridantrieb“ kommentarlos verhallen, dafür das Gespräch aber nicht selbstständig auf den Einsatz von Rohstoffen mit zweifelhafter Klima- und Umweltbilanz gelenkt wird, braucht man nicht mal mehr bis zum erneut unkommentierten Schlussstatement Blumes vorzudringen „Klima, Unternehmen, Kundenträume – das passt alles zusammen“. Da ist nur zu resümieren, dass man für eine kritischere Berichterstattung zur Autoindustrie auch die Auto-Motor-Sport abonnieren kann. – Jörn Thomsen

 

Die Antworten des Porsche Chefs Blume passen zur deutschen Automobilindustrie, die gerade versucht per Mehrheitsbeschluss die Physik zu überstimmen. Neben der Hoffnung auf e-fuels aus nicht vorhandenem grünen Wasserstoff, wobei hier immerhin die Energieintensität angesprochen wird, sind vor allem die Aussagen zur Brennstoffzelle „fake news“. Das Argument mit dem Mehrgewicht ist bei Fahrzeugen wie dem Cayenne E-Hybrid mit 2410 kg Leergewicht und dem Porsche Taycan mit 2 300 kg Leergewicht schon interessant. Die derzeit in Deutschland käuflichen Fahrzeuge mit Brennstoffzelle kommen aus Japan und Südkorea und wiegen ca. 1 800 kg. Dies sind immerhin ca. 500 – 600 kg weniger und das wäre genügend „Luft“ für zusätzliche „Power“, wobei es nur fürs „Beschleunigen“ sicher auch intelligente Lösungen gibt.

Das „Unterbringen“ sollte doch für fähige Ingenieure kein Problem darstellen. Bei Fahrzeugen mit Brennstoffzelle dauert das Volltanken maximal 5 Minuten und man benötigt viel weniger Batteriekapazität. Die Umweltfreundlichkeit ist nachgewiesen wesentlich besser, aber es ist eine neue Technologie, die man nicht rechtzeitig entwickelt hat. Die Sache mit den e-fuels dient doch nur zur Rechtfertigung des Verbrenners und ist bei mindestens 3 x so viel benötigter „grüner“ Energie und einem nachgewiesenen schlechterem Wirkungsgrad des Verbrenners gegenüber der Brennstoffzelle unsinnig. Diese Entwicklung hat mit Klimaschutz nichts zu tun, zumal die Umsetzung nicht vor 2035 kommen könnte. Sowohl beim Thema Hybrid als auch beim Thema Brennstoffzelle und damit beim Umweltschutz „fährt“ die deutsche Automobilindustrie schon lange hinterher. – Prof. Werner Klement

 

Schwere Sportwagen für einen zahlungskräftigen Kundenkreis klimaneutral zu produzieren, ist kein Kunststück. Da darf der Sprit dann auch zehn Euro pro Liter kosten; „grünes“ Methanol aus Patagonien wird hierzulande in Synfuels umgewandelt. Und Strom an den Ladesäulen ist bilanziell regenerativ, weil Porsche entsprechende Windräder gebaut hat. Business-as-Usual mit gutem Gewissen. Die Frage drängt sich auf: Ist diese Schlaraffenlandstrategie verallgemeinerbar? Ist das, was zunächst im Motorsport zelebriert wird, hilfreich für die Gesamtentwicklung? Oder handelt es sich hier um eine Form des Energygrabbings für Betuchte?

Das Beispiel Porsche veranschaulicht ein sich abzeichnendes Problem: Die Eliten in Kultur, Politik und Wirtschaft beanspruchen einen Lebensstil, der ein Vielfaches der Naturschäden verursacht wie der ihrer Mitbürger. Technisch und ökonomisch ist dieser Lebensstil mit Leichtigkeit „grün“ zu gestalten. Hierfür werden aber intellektuelle, stoffliche und räumliche Ressourcen beansprucht, die anderswo fehlen. Produzieren wir nicht sehenden Auges eine weitere Spaltung unserer Gesellschaften? – Hermann Pütter

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Fahrstuhl mit Julian Reichelt“ von Cathrin Gilbert et al.

 

Der Bericht über Julian Reichelt und die „Bild“, verfasst von gleich drei Verfasser(innen), ist so erhellend wie eine Mondfinsternis. Bei der grünlinks-liberalen ZEIT hat die Abneigung zur „Bild“ die Feder geführt. Auf ZEIT online und gleich zwei ZEIT-Artikeln wird hier Quark breitgetreten. Leider konnten dem süffisanten Berichten aber keine nennenswerten Fakten beigefügt werden. – Dr. Bernhard Jung

 

Es gibt das Thomas-Prinzip. Es gibt das Peter-Prinzip. Wie nennt man das Prinzip, wenn die in einer Person schlummernden Energien erst dann vollständig freilegt werden, wenn die höchste Machtstufe erreicht wird? Wenn nur noch der blaue Himmel über jener Person ist und die Freilegung der Kräfte damit einhergeht, dass auch charakterliche Schwächen meist ungestraft und daher frei ausgelebt werden können? Es gibt viele Vornamen, die für dieses Prinzip passen würden. Ein männliche jedenfalls wird es sein. – Reinhard Koine

 

Zu den „Herren“ Reichelt und Dörr: Was, bitte, „reitet“ diese und andere offenbar armselige Egos, sich immer noch so aufzuführen? Allmachtssehnsucht? Gnadenlose Selbstüberschätzung? Haben Sie keine Mütter, Frauen, Töchter, die sie achten? Glauben sie, dass diese stolz auf sie wären? Kommt ihnen nicht in den Sinn, was für peinliche, um nicht zu sagen lächerliche Figuren sie abgeben? Ich bin mittlerweile 72 und immer wieder fassungslos über diese Sorte Männer, die ja wohl kaum eine Frau zu Hause haben möchte, oder? – Ruth Thiele

 


 

 

Leserbriefe zu „Schmutzige Universitäten“ von Nicholas Brautlecht

 

Besten Dank für diesen gut recherchierten Beitrag zu fast kriminellem Verhalten jener Verwaltungsbürokraten von Universitäten, die allein in den USA 600 Mrd. US$ in fossilen „endowments“ angelegt haben. Als ich in den vergangenen Jahren mit einem deutschen Akademiker (Dipl.Chem. Dr.rer nat, AfD- und Trump-Anhänger) einen heißen Maildialog pflegte, stellte ich bei Recherchen fest, daß einer der von ihm bemühten Klimaskeptiker, ein US-Professor, seinen Lehrstuhl und seine Forschungen von einem Öl-Multi finanziert bekam. Zu seinen „Testimonials“ gehörte auch ein US-Nobelpreisträger. Da er zu Beginn unseres Maildiskurses unter Cc: die Adressaten seiner kruden Mailbotschaften, immer mit der Bitte um Weiterverbreitung, aufführte, konnte ich erahnen, wieviel Follower er mit seinem Dr.Titel beeinflussen konnte.

Meine Weiterleitungen an Medien, in der Hoffnung Unterstützung und Anregungen zu bekommen, blieben unbeantwortet. Ob Totschweigen dieser Maulwürfe und Antidemokraten die bessere Strategie ist???? Sie bringen sehr beeindruckende Beispiele, wie US-Staatsbürger an solchen schmutzigen Universitäten beispielhaft, meist gegen eigene private Interessen handelten, um zum Umdenken anzuregen. Als Unternehmensberater mit Erfahrungen auch in Konzernbetrieben mache ich mir seit vielen Jahren Gedanken, auf welche Weise man in den obersten Etagen von Politik, Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung, Kirchen, Militär usw. die Akteure dazu bringen könnte Verantwortung ernsthaft zu übernehmen. Schmutzige Lobbyarbeit und Lobbyarbeit gegen das Gemeinwohl und gegen die Zukunft des Planeten müßten dabei ohne zu große Einschränkungen der Freiheit transparent gemacht und juristisch wirkungsvoll geächtet werden.

Eigentlich fehlt eine Vernetzung der Anständigen und Vernünftigen, um z.B. u.a. folgende Vorhaben öffentlich zu diskutieren, zu testen und durchzuführen: 1. Unterstützung seriöser Medien, um für alle Gesellschaftsschichten Information und Kommunikation zu optimieren, ohne Meinungsbreite einzuschränken und harte Zensur auszuüben. 2. Verpflichtung aller Unternehmen, die am meisten von Forschung und Wissenschaft profitieren, eine bedingungslose Zusatzabgabe für einen „endowment-Topf“ zu leisten, aus dem alle Universitäten nach transparenten Kriterien finanziert werden können.. 3. Alternativ oder ergänzend: Gleitendes Verändern der Finanzierung von Forschung und Wissenschaft in Richtung Steuerfinanzierung mit Maßnahmen die Konjunkturabhängigkeit zu reduzieren. 4. Überprüfung, wie man die jahrzehntelange Praxis „Gewinne privat zu kassieren und Schäden den kleineren und mittleren Steuerzahlern aufzubürden“ gerecht durch klare Spielregeln verändern kann? 5. Im Extremfall kann ich mir bei 4. vorstellen, daß jene Investoren und Akteure, die mit unsauberen Mitteln gegen die Allgemeinheit arbeiteten, dafür teil- oder vollenteignet und sogar zu Gefängnisstrafen verurteilt werden können.

Auch rückwirkend. 6. Für 4. und 5. müßten Top-Juristen und saubere Ethikräte auf Basis aller verfügbaren Daten über die schmutzigen Akteure Grundlagen für Gesetze ohne Schlupflöcher erarbeiten. Die Klimarisiken müßten dies rechtfertigen. 7. Für jene, die mit dem Argument arbeiten, daß in Zeiten der Globalisierung von der unsere Wirtschaft lebt, vieles nur gemeinsam mit allen Staaten der Welt, und deshalb sehr langsam realisierbar sei, Fahrpläne erarbeiten, die Vorkämpfer belohnen. 8. Von allen Unternehmen überprüfbare Öko- und Sozialbilanzen fordern, mit Vorgaben für das Einhalten der Klimaziele, sowie mit Belohnungen für echte Fortschritte. usw.usw.usw. Viele Ideen bei mir, sicher noch mehr und bessere in anderen Köpfen, die m.E. von allen Medien eingesammelt und zur Diskussion gestellt werden müßten? – Diether Sieghart

 

Es ist ja ganz nett, dass man sich Gedanken darüber macht, wie z.B. die amerikanischen Universitäten ihre endowments von bald knapp unter einer Billion Dollar oekologischer anlegen könnten als bisher. Ich mache mir allerdings Gedanken darüber, wie es überhaupt zu diesen Unsummen kommen kann und welchen Sinn man damit verbindet, wenn man schon nicht mehr weiß, wohin mit diesen angehäuften Vermögen. Da sind bei jenen überwiegend privat bewirtschafteten Universitäten zum einen die oft skandalös hohen Studienkosten, die sich entweder nur die Reichen für ihre Sprösslinge leisten können, oder die armen, aber engagierten, überwiegend weißen Schlucker, die sich für die notwendigen Kredite oft lebenslang privat verschulden.

Da sind aber auch die gigantischen Einnahmen über Patentrechte, die betriebswirtschaftlich von diesen Geldmaschinen einverleibt werden, statt sie sozialen Aufgaben zukommen zu lassen. Dieses Geld könnte man ja wesentlich häufiger auch dafür verwenden, weniger gut Bemittelte, aber dafür geistig umso vitaler engagierte Aspiranten mit Stipendien zu beglücken, als das in der Praxis geschieht. Aber nein, man sucht weiterhin die jungen Eliten in den Kreisen der Reichen, ganz im Sinn derjenigen Kreise, die sich hinter den Universitäten quasi als Shareholder verbergen.

Farbige und (Nachkommen der) Immigranten aus den südamerikanischen Fluchtländern sehen statt dessen gezielt in die Röhre, ganz im Sinn der kapitalistischen Wirtschaftsoligarchie, die das Bildungssystem systematisch in ihrem Sinn kanalisierend auch auf diesem Weg steuert. Denn die Ausgesperrten, wenn man sie an das Wissen heranließe, könnten doch die eigenen Vormachtstellungen untergraben. Es ist genau genommen pervers, was man heutzutage als Problem darstellt und vor allem, welche Schlüsse man daraus zieht, um den Egoismus und die Gier, die selbst vor elitären Bildungseinrichtungen nicht Halt macht, mit einer Decke aus scheinbar humanen Aktivitäten, in Wirklichkeit reinen Ablenkungsmanövern zu vertuschen. – Albrecht Seidel

 

Das ist nicht zu Ende gedacht. Wer will schon dann Politiker werden, wenn der bis zum letzten Cent sich ausziehen muss. Der Wähler wird schaden nehmen. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Stimmt’s? Im Traum sieht man nur Gesichter, die man schon kennt“ von Christoph Drösser

 

Na sowas aber auch, man sieht im Traum nur Gesichter, die man schon kennt. Ja was denn sonst? Was das Hirn da während des Schlafes zusammenbastelt, kann ja nur aus dem Reservoir kommen, das da angelagert ist.Also stimmt’s. – Hans-Emil Schuster

 

Zu Ihrem Text vom 18.3. fällt mir folgendes Ereignis ein, über das ich mich auch nach 60 Jahren immer noch wundere. Ich habe in meiner Jugend unter anderem auch in verschiedenen Jazzgruppen mitgespielt. Einmal auf dem gemeinsamen Heimweg mit einem anderen Musiker waren wir uns einig, dass wir ein Jazzstück spielen sollten, von dem uns aber während des ganzen Weges nicht die Melodie, sonder nur der Titel einfiel.

In der darauf folgenden Nacht wurde ich wach, nachdem ich im Traum ein Notenblatt gesehen hatte. Ich hatte es noch vor mir und es war sofort klar, dass dies das gesuchte Stück war. Das mir immer noch Unerklärliche daran: Wir hatten keine Noten, haben die Stücke immer nur nachgespielt wie sie wir z.B im AFN gehört haben. Ein Beispiel, dass man auch Dinge träumen kann, die man vorher nicht gesehen hat. Mit Dank für die immer wieder interessanten Beiträge. – Prof. Erwin Klein

 


 

 

Leserbriefe zu „Könnte auch schiefgehen“ von Mariam Lau

 

Die Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden Württemberg haben die CDU nicht weiter nach vorne gebracht-im Gegenteil – allerdings die Pandemie Krise ist sicher nicht an allem Schuld.Die CDU zaudert und zögert ganz wichtige Entscheidungen zu treffen.Wer wird Kanzler Kandidat und mit welchem Wahlprogramm soll er die Wählerinnen überzeugen ? Gut vorbereitet sind die SPD mit dem Vize-Kanzler

Olaf Scholz und die junge dynamische Doppelspitze der Grünen mit Baerbock und Habeck haben den notwendigen Rückenwind bekommen. Wer im Wahlkampf zu spät kommt, geht auch ein Risiko ein , den Wahlsieg im Bummelzug -Tempo zu verpassen. Die Masken-Skandale und ungenierter Lobbyismus treffen die CDU/ CSU zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Alles kann und nichts m uss, nach der Bundestagswahl sind wir alle ein bisschen schlauer. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

„Die Glaubwürdigkeit der Politiker war noch nie so gering wie heute. Das liegt nicht zuletzt an einer Gesellschaft, die in die Glotze guckt. Die Politiker reden nur oberflächliches Zeug in Talkshows, weil sie meinen, es sei die Hauptsache, man präge sich ihr Gesicht ein.“ (Helmut Schmidt, 1918-2015, deutscher Politiker (SPD) und Bundeskanzler (1974-82) Gemessen an Helmut Schmidt hat Armin Laschet wirklich nichts im Kanzleramt verloren. „Die Dummheit von Regierungen sollte niemals unterschätzt werden.“ (Helmut Schmidt, 1918-2015, deutscher Politiker (SPD) und Bundeskanzler (1974-82) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Eine Stütze der Kompanie“ von Martin Nejezchleba

 

Der KSK-Soldat hätte sein Munitions- und Sprengstoffarsenal in den hohlen Stamm der über 1000-jährigen Linde in Collm verlegen sollen! Kein Mensch wäre auf die Idee gekommen, es dort zu suchen! Selbst eine versehentliche Explosion hätte der uralte Baum , wie so vieles zuvor, wahrscheinlich überlebt! Immerhin hat der Garten von einem gründlichen kostenlosen Umgraben profitiert! Wäre es nicht nach alledem erfreulich, wenn das Städtchen Collm ein bißchen mehr touristische Aufmerksamkeit erhielte? Nicht von Waffennarren, sondern von dendrologischen Naturschützern! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Mit großem Interesse habe ich den obergenannten Artikel in der neusten Zeitausgabe gelesen. Dabei ist mir in der 5.Spalte im obersten Abschnitt folgender (geradezu Freudscher Schreibfehler ) aufgefallen: Sie schreiben:“ Die Bundeswehr will S. loswerden. Doch das ist manchmal gar nicht so einfach, schon öfter h a b e n s i c h rechtsradikale Soldaten erfolgreich gegen Entlassungen g e w ä h r t“. Gemeint haben Sie vermutlich g e w e h r t ( Partizip Perfekt von s i c h w e h r e n). Leider hat man dem erwähnten KSK-Elitesoldaten S. viel zu viel Freiheiten beim Umgang mit Waffen und Munition g e w ä h r t . Die Bundes w e h r sollte sich mit Entschiedenheit gegen die von Rechtsradikalen ausgehende Gefahr w e h r e n. – Dr. Andreas Weimer

 


 

 

Leserbriefe zu „Europa, halte dich raus!“ von Uwe Jean Heuser

 

Europa tu etwas! Der Analyse zum wirtschaftlichen Verhalten der USA und Chinas von Herrn Heuser kann ich zustimmen. Auch ist es leider so, dass sich Europa gegenüber Drittstaaten egozentrisch verhält, global gesehen ein politisches Versagen. Aber sich aus dem Großmachtkonflikt raus halten ist gleichbedeutend damit, sich auf Gedeih und Verderb in amerikanische Abhängigkeit zu begeben. Sicher ist zuzugeben, dass in vielen Weltstandards der Zug abgefahren ist und wir uns auf unsere Stärken (Auto, Maschinenbau, Werkzeugtechnik, etc.) besinnen sollten. Bei Schlüsselindustrien, die unsere Eigenständigkeit und Sicherheit maßgelblich mitbestimmen, ist jedoch eine politische Anstrengung unbedingt notwendig.

Hier wäre z.B. auch ein europäisches Google notwendig. Zum einen ist für die IT-Industrie eine Steuererhebung bezogen auf den Absatzort überfällig, zum anderen ist der Aufbau europäischer IT-Schlüsselsysteme prioritär zu unterstützen. In jedem Fall ist zu verhindern, dass zukunftsträchtige Start-ups wegen mangelnder Förderung von Unternehmen der Großmächte aufgekauft werden. Kurzfristig ist, bis wir auf eigenen Beinen stehen können, mit beiden Seiten zu kooperieren, damit wir im Spiel bleiben. – Wolfgang Clausmeyer

 

„Besser für uns, wenn die USA und China sich allein streiten“, so Ihre zunächst eingängige These. Mir ist es nicht egal, wenn Huawei an der Installation von wesentlichen Technologien in Deutschland mitwirkt .Dabei ist es unwesentlich,ob sich Huawei etwas zu Schulden hat kommen lassen oder nicht.Wesentlich erscheint mir die Frage,wie die reagieren, wenn Chinas Führer die eines Tages die Weitergabe von Daten (meine persönlichen sind mir egal) von Huawei verlangen.Glauben Sie im Ernst, dass die sich (erfolgreich!)dagegen wehren würden/werden? Sie führen an, dass europäische Firmen leiden,“die mitten in diesem Konflikt in Ruhe ihre Geschäfte machen wollen“.

China wird verstärkt Druck machen, dass Europa sich auf seine Seite stellt.Sicher ist Ihnen klar,dass China seit Jahren Druck für die Installation seiner neuen Seidenstrasse weltweit ausübt.Wir sitzen schon etwas am chinesischen Haken,wie der Zwang zum Technologietransfer bei europäischen Investitionen und verlangen von Wohlverhalten durch China zeigen. Wenn wir da zunehmend unfreier werden, was werden die dann mit uns machen? Man muss nicht Fan der Politik der USA seinem zu wissen, von welcher Seite die (grössere)Gefahr droht. Wenn Europa Geld in die Entwicklung und Produktion von Impfstoffen steckt, dann sollte man auch darauf achten, dass die Lieferketten Grossbritannnien -Europa in einem Gleichgewicht stehen oder nicht? Was wäre daran unfair?

P.S. Zu Recht stellen Sie fest, dass Europa kein „Unschuldslamm“ ist:“Brüsseler Agrarsubventionen berauben afrikanische Bauern ihrer Geschäfte“,“und so möchte ich ergänzen„treiben sie zur Annahme chinesischer „Wohltaten“.Klein/Normalbauern kämpfen in D eher vergeblich gegen die Förderung von Massenerzeugung . Soweit zu Europa als“ Hüterin von ökonomischer Fairness und Freiheit, auch wenn das erst werden soll. P.S.P.S.Auf S.3 des Tagesspiegels vom 22.3.kommt ein Unternehmer zu Wort,der mit Plagiaten aus China zu kämpfen hat. Weltweit kommen nach diesem Artikel die meisten Plagiate aus China und dort dagegen vorzugehen dürfte ziemlich sinnlos sein. – Hans-Georg v.Bechtolsheim

 


 

 

Leserbriefe zu „Wir zocken an der Börse“ von Jana Luck et al.

 

Immer wieder wundere ich mich über doch recht wilde Spekulationen in der Zeit, wenn es Finanzmarkt-Themen geht. Ich kenne Ihren redaktionellen Prozess nicht, aber ich würde vorschlagen, Sie sehen einfach mal davon ab alle Zusammenhänge selbst „ergooglen“ zu wollen. Nichts spricht gegen eine umfangreiche Online-Recherche. Aber man sollte vielleicht einfach ein paar Leute fragen, die davon was verstehen. Auch sind populär -„wissenschaftliche“ Bücher wie „Liars Poker“ oder „Flash Boys“ zwar interessant und können Teile zum Puzzle beitragen oder als Startpunkt dienen. Aber sie ersetzen nicht das Gespräch mit mehreren!!! Experten. Ein Beispiel aus dem „Wir zocken an der Börse“ Artikel: „….

Die so genannten Market Maker bezahlen Geld an Apps, damit die Aktienkäufe und -verkäufe durch ihre Hände laufen. Sie werden dann wiederum an Börsen tätig, um die Geschäfte abzuwickeln. Das Aktienorders an sich so viel wert sind, ist erstmal verwunderlich.“ Nein! Ist es nicht. Gebündelte Kauf- und Verkaufsaufträge von Kleinanlegern (Retail Order Flow) war schon immer bares Geld wert. Die Market Maker(MM), die Retail Order Flow kaufen, sind in aller Regel kleine und moderne Tech Firmen. Der Handel ist ausschließlich algorithmisch und vollkommen automatisiert. Von der Atmosphäre eher wie eine Silicon Valley/Start-Up Firma. Ein MM ist in etwa wie ein Gebrauchtwagenhändler.

Er kauft mehrere Autos an und verkauft sie wieder. Er verkauft ihnen auch ein Auto, dass er noch gar nicht hat und verspricht es zu beschaffen. Er ist aber nicht am Besitz von Autos interessiert. Da er sich nicht so für Autos interessiert und er ganz viele Marken und Modelle handelt, hat er nicht die Zeit sich mit aktuellen Neuigkeiten zu befassen, die jedes seiner Fahrzeuge betreffen könnten. Er weiß also nicht, ob eventuell auf den Social Media Plattformen gerade Nachrichten über Bremsversagen eines Toyota Modells kursieren, oder mehrere Großstädte ein anderes Modell für ihre Innenstädte gesperrt haben, oder die KFZ Versicherungen für ein weiteres Modell drastisch angehoben wurden…und und und.

Wenn er jetzt plötzlich mehr Autos von einem Modell zum Kauf angeboten bekommt als üblich und diese zu seinem üblichen Preis kauft, könnte es sein, dass er aufgrund der ihm nicht bekannten schlechten Neuigkeiten diese Fahrzeuge später mit hohem Verlust verkaufen muss. Analog könnte es sein, das wenn plötzlich ein Modell extrem nachgefragt ist, es einen Grund dafür gibt. Er hat diese Fahrzeuge zu billig verkauft. Dieses Risiko der Informationsasymmetrie ist für die MMs so relevant, dass es einen eigenen Namen in der Branche hat: das „adverse selection risk“. Bei jeder Kauf- oder Verkaufsorder weiß der MM nicht, ob es sich bei dem Gegenüber um einen „Informed trader“ handelt, der einen Informationsvorsprung hat.

Deshalb hat er auch große Angst Aktien über Nacht/das Wochenende zu halten. Er versucht am Ende jedes Handels Tages „flat“ zu sein. Alle seine Kauf- und Verkaufsaufträge sollten sich gegenseitig aufheben und er hält so keine Aktien mehr im Depot. Wenn sich ein Überhang in seinem Buch (quasi sein Depot) ergibt, muss er den Preis anpassen, damit er die Aktien los wird oder er seine ungedeckten Verkaufsorder decken kann. Das Gegenstück zu einem „informed trader“ ist ein „noise trader“. Ein noise trader handelt nicht auf Basis von fundamentaler Information, die die entsprechende Aktie betrifft. Er handelt um Liquidität zu bedienen (Urlaub, Kredit, ein Haus zu kaufen oder ein anderes Investment), um zur Diversifikation seine Position zu reduzieren und umzuschichten. Oder er handelt auf Basis von „Information“, die in Wahrheit keine ist. Ein Noise Trader hat keinen Informationsvorsprung gegenüber dem MM.

Deshalb handelt der MM gerne mit einem „noise trader“. Da ein Orderbuch aber anonym ist und große „informed trader“ ihre Position in viele kleine einzelne Orders aufteilen um ihre Intention zu verbergen, kann der MM nicht einfach auf die Positionsgröße schauen. Ein gebündeltes Paket an Orders von einem Retail Broker ist somit für den MM Gold wert. Diese Orders sind garantiert aus einer Gruppe vieler einzelner Individuen, die aller Wahrscheinlichkeit auch keinen Informationsvorsprung haben. Retail Flow sind „Noise trader“. Order flow dieser Art wird auch als „non toxic“ bezeichnet. Deshalb sind MMs bereit für Retail Flow zu bezahlen. Es erlaubt ihnen Positionen in ihrem Buch glatt zu stellen, ohne zu sehr am Preis ändern zu müssen. – Maggette

 

Meine Gratulation zu ihrem interessanten Artikel. Für mich als erfahrenen Banker und Jahrzehntelangen Kenner allerhand Betrugsmaschen, stellt sich jedoch eine ganz andere Frage: „Warum bietet ein Anbieter eine Leistung zu einem Preis an die zu diesem nicht kostendeckend ist.“ Angeblich durch Provisionen welche die „schlimmen Banken“ nicht erhalten oder heimlich einstecken? (Klassische Argumentation) Ein sicheres Gefühl, fundiert aus meiner Berufserfahrung, sagt mir, dass es ausschließlich um das einsammeln der Kundengelder geht. Dafür wird den Opfern (Investoren) nach bewährter Methode versprochen wonach sie sich am meisten sehnen.

Gewinn ohne Arbeit, sprich die GIER befriedigt, welche nicht zufällig eine Todsünde ist. So lange es mehr neue Kunden gibt (Mittelzufluss) als Gewinnmitnahmen funktioniert auch dieses Schneeballsystem. Eine wirkliche Abwicklung an der Börse oder gar der wirkliche Besitz der vorgetäuschten Papiere ist irrelevant. Ein EDV-Programm heuchelt alles gewünschte vor und irgendwann braucht der einzige Gewinner ( der mit der Idee) nur noch den Stecker zu ziehen. Dann gibt es noch nichteinmal Beweise.

Am Ende wird irgendwann das Gleiche passieren wie bei Wirecard oder der Greensill Bank und und und…… Milliarden Gewinne für die Betrüger. Verlusten für die kleinen Gierigen. Die Unternehmen werden nicht zeitnah beaufsichtigt und oft sind sie nicht in Deutschland ansässig und haftbar. Ein Paradies für International organisierte Betrüger. Ist das nicht der Stoff für eine noch bessere Story? PS: Einfach mal Schneeballsystem googeln. PPS: siehe auch „Gesetz der Wirtschaft“ von Ruskin – Ralf Lindner

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich bin nicht der Aufklärer«“. Gespräch mit Klaus Mertes geführt von Evelyn Finger

 

Pater Klaus Mertes gebührt diese hohe Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz als besonderer Dank ! Er hat mit seinem unermüdlichen Einstehen für die Werte seines Glaubens für alle von Sexgewalt betroffenen Minderjährigen in Kirchen , Vereinen, Schulen ,staatlichen Institutionen und sozialem Umfeld die verkrusteten Berge von Tabuisierung, Ignoranz,Begünstigung und Mittäterschaften versetzt. – Gertrud Tammena

 

Etwas merkwürdig die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz für den Jesuiten Klaus Mertens wegen seiner Verdienste um die Aufklärung sexueller Gewalt durch Priester. Selbstverständlich nicht deswegen, weil er ein mutiger Mann ist, sondern weil er als eine Art Einzelgänger im Dunstkreis von Kirchen und Schulen schwere Versäumnisse bei der Strafverfolgung von sexuellen Verbrechen aufdeckte, die der Staat der Aufklärung bzw. Nichtaufklärung jahrzehntelang dem kirchlichen Ehrgeiz zum Vertuschen überließ. Die Ärmsten der Armen in diesem unwürdigen Spiel von Machtmissbrauch, Ignoranz und Grausamkeit der Verantwortlichen in der Hierarchie einer mittelalterlich verfassten Kirche waren die Opfer von Priestern : Kinder und Jugendliche.

Die Kirche bediente sich einer infamen Methode -nicht die Opfer waren länger Opfer, sondern die Täter nahmen deren Rolle ein, die von einer scheinbar unantastbaren Institution wie der Kirche nun zu beschützen waren. Die echten Opfer und ihre Angehörigen wurden durch Psychoterror und Eiseskälte seitens der Kirche gezwungen, ihr Leid mit seelischen Verstümmelungen zu bezahlen. So wurden auf kriminell-sadistische Art die Opfer neutralisiert und tauchten einfach nicht mehr auf. Man merkt den Antworten des Paters an, dass er seine Kirche nicht pauschal verurteilen will, wohl auch um zu vermeiden, ganz zwischen die Stühle zu geraten.

Wenn die deutsche Bischofskonferenz ihn nicht zu einer Presseaufklärung über 5 Jahre Missbrauchsaufklärung einlädt wundert das niemanden mehr da es nur wieder beweist, wie einbetoniert eine zutiefst unchristlich, aber dogmatisch denkende katholische Kirche in machtbezogenen Strukturen verharrt und dabei verdirbt. Die unzähligen Menschen, ob Priester oder Laien, die im Namen der Kirche unendlich viel für bedürftige Menschen getan haben und tun, müssen gerechterweise mit der gebotenen Distanz zu ihrer sündhaften Amtskirche respektiert werden. – Klaus Reisdorf

 


 

 

Leserbriefe zu „»Lasst die Schulen in Ruhe!«“ Gespräch mit Heinz-Elmar Tenorth geführt von Thomas Kerstan und Martin Spiewak

 

Mich hat dieser Artikel an einigen Stellen richtig wütend gemacht. Herr Tenorth tut mir richtig leid, dass er lediglich kaum mehr als das 1,2-fache eines Gymnasiallehrers verdient und betont, dass vor ca. 200 Jahren sein Amtsvorgänger etwa 30 mal mehr erhielt… Hoffentlich zieht Herr Tenorth auch die Möglichkeit in Erwägung, dass dies nicht an der Senkung vom Salitär seines Postens, sondern an der Erhöhung der Entlohnung vom Lehrer liegen kann? Gerade ihm als Bildungshistoriker muss der Begriff des armen Dorfschullehrers eigentlich geläufig sein. Nebenbei bemerkt : Möglicherweise hat er den Tatort vom 21.3. „Wie alle anderen auch“ gesehn, damit er den Blick auf seinen Lebensstandart im Vergleich zu vielen arbeitenden Menschen in der reichen Bundesrepublik wieder gerade rücken kann.

Schlimer aber noch wiegen für mich die Aussagen, dass es in der DDR weniger Chancengleichheit für Arbeiterkinder gab als in der BRD und dass das Bildungssystem nicht einheitlich gewesen sei. Beides kann ich aus eigener Erfahrung nicht bestätigen. Im Gegensatz zum heutigen nur bürokatieerzeugenden, teuren förderalistischen Bildungssystem hatten alle Schülerinnen und Schüler der DDR stets den gleichen Wissenstand- der wohbemerkt um einiges höher war als vergleichbar heute. Das zeigen mir viele nachdenkliche Gespräche mit befreundeten Lehrern. Ich selbst berate seit über 30 jahren Unternehmen und höre regelmäßig aus allen Branchen, dass das Bildungsniveau der künftigen Auszubildenden jährlich nach unten geht.

Manche Unternehmen bieten sogar inzwischen ein halbes Jahr Nachhilfeunterricht an, damit sie überhaupt für junge Leute die Ausblildung starten können – das ist in einem Land wie Deutschland im Jahr 2021 eher beschämend und zeigt, dass das Bildungssystem der DDR um ein vielfaches besser war! Da hatte (fast) jeder nach der 10jährigen polytechnischen Oberschule ein solides Grundgerüst an Wissen, auf das man aufbauen konnte. Ich selber habe als Arbeiter-und Bauernkind 1982 mein Abitur machen können, in meiner Abitur-Klasse waren mindestens die Hälfte der Mitschüler ebenso aus einfachen Verhältnissen.

Und Abitur machten auch nur die Schülerinnen und Schüler, die auch wirklich sehr gute Leistungen erbrachten, das waren in meinem Umfeld drei von 60. Die anderen erlernten Berufe, da bin ich wieder bei Herrn Tenorth und pflichte ihm bei, dass dieser Bildungsweg ebenso Chancen für das Leben bereithält. Nicht jeder und jede sollte studieren, nur damit Papa und Mama zufrieden sind! – Gudrun Thieme-Schmidt

 

Danke, dass wenigstens in der Seitenspalte ganz unten die 1959 erfolgte Einführung der zehnklassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule (POS) auftaucht. Ansonsten glänzt das Interview von Seiten des illustrativ über sein schmales Gehalt jammernden Professors mit einer einseitigen altbundesrepublikanischen Sicht („… das katholische Mädchen vom Land als Symbol für den Bildungsnotstand.“), bis dann die (erwartete?) Breitseite kommt, was die DDR angeht. Deren Bildungssystem, „im Kern weder sozialistisch noch einheitlich“, endete mit weniger „Chancengleichheit für Arbeiterkinder als in der Bundesrepublik“, kurzum: „Refeudalisierung“!

Nun lassen sich, wie schon Peter Hacks erkannte, bestimmte feudale Züge der späten DDR nicht leugnen, aber eine solch krasse Behauptung kann doch nicht einfach so stehengelassen werden. Das muss der Mann doch begründen! Das müssen ihm die Fragensteller doch zumindest im Ansatz abverlangen. Genügt es denn, redaktionell als „Deutschlands bedeutendster Bildungshistoriker“ apostrophiert zu werden, um steile Thesen aufzustellen, die mit keiner Silbe hinterfragt werden? Könnte denn nach 30 Jahren geifernder Delegitimierung nicht endlich eine differenzierte Sicht Platz greifen? – Dr. paed. Lutz Behrens

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die Bilder müssen in Deutschland bleiben«“ von Stefan Koldehoff

 

Gerhard Richter (*1932) und Joseph Beuys (1921-1986) hatten beide eine Professur an der Düsseldorfer Kunstakademie. Im Jahre 1972 setzte sich Gerhard Richter mit den Künstlern Uwe Johnson, Heinrich Böll, David Hockney, Günther Uecker, Henry Moore, Richard Hamilton, Peter Handke und Martin Walser für Joseph Beuys ein, dem Johannes Rau (1931-2006)(Wissenschaftsminister von Nordrhein-Westfalen) die Lehrerlaubnis entzogen hat.

Joseph Beuys klagte gegen das Land NRW und er durfte nach einem jahrelangen Rechtsstreit bis zur Erreichung des 65. Lebensjahres sein Atelier im „Raum 3“ in der Akademie behalten und seinen Professorentitel weiter führen. Johannes Rau (SPD) war von 1999 bis 2004 der achte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Gerhard Richter ist in dritter Ehe mit der Malerin und Grafikerin Sabine Moritz (*1969) verheiratet, mit der er drei Kinder hat, und nebenbei regelt er gerade seinen Nachlass. – Klaus P. Jaworek

 

Arrivierte Kultur ist zumeist immer auch die Gegenüberstellung von Kunst, die sich arrivieren will – aus Popularitäts-und-Geldgründen, für Anerkennung und Exklusivität einer (möglichen) Unverwechselbarkeit… Persönliche ungewollte „Isolation“ kann man als unzugängliche Unbekanntheit nicht nur außengeschuldet benennen – vielleicht fehlt das zusätzliche Charisma, die Ausstrahlung, die Willenskraft der Durchsetzungen: tutti frutti di Artisti wird’s dann eng dort oben bei den Protagonisten in den Bestseller-Listen der Kunstverkäufe… Gerhard Richter oder Georg Baselitz belegen oberste Plätze in der weltweiten Verkaufshierarchie mit ihren Werken – warum auch nicht! Made in Germany!

Derartige anerkannte Kunst kann sich selbst auch in der langfristigen Zukunft nicht enttäuschen – und selbst wenn alles Abstrakte des Gewesenen die pinsel(un)feine Art krönen soll, weil erkannt wurde: dass das Darstellende eben in der Perfektion von früheren und zeitbeteiligten Meistern des Pinselhaares: noch übertrumpfender gemalt wurde – Ernst Fuchs und Rudolf Hausner sind gewesene Zeitgenossen, die besonderen Wert auf ihre Reputation des malerischen Perfektionismus legten; und benannten/bezeichneten in der Wiener Kunstakademie die mit anwesenden Kunststudenten der anderen, modernen Malklasse, abwertend: als „Pfuscher“… Mag sein, dass die Grundlage des handwerklichen Zeichnens: dann als Fundament gilt für die Ausweitung des Möglichen, und gebremst würde durch das anteilige Weniger-können zu dem konservativen Malen – und das ist ja auch mit den Augen des Betrachtens, letztgültig abmessbar…

Neo Rauch hat sich ja ebenfalls nicht durch seinen Neo-Realismus in einen unbekannten Rauch aufgelöst! Picasso konnte schon als Junge seinen Malervater erstaunen lassen, was sein Sohn Pablo doch alles drauf hatte an malerischer Perfektion – und er dann selbst das Malen aufgab, und „nur noch“ als Zeich(n)en- Lehrer in der Schule arbeitete… Legende oder Wirklichkeit? Der weltberühmte Picasso aber äußerte: „Ich konnte schon früh zeichnen wie Raffael, aber ich habe ein Leben lang dazu gebraucht, wieder zeichnen zu lernen wie ein Kind.“ Oder: „Jedes Kind ist ein Künstler. Das Problem ist nur, ein Künstler zu bleiben, während man erwachsen wird.“

Das mag man als Mensch und im sehr junges Dasein gerne hören wollen – andererseits ist es Koketterie: denn die entsprechende erweiterbare Wirklichkeit des Lebens ergibt erst die Themen und Sujets: Baselitz hätte sicherlich nicht „Die lange Nacht im Eimer“ als Kind gemalt und Picasso nicht seine sexuellen Triebhaftigkeiten zum Antrieb für seine erlebten Malerphantasien… Bleiben wir also auf dem Teppich, und wenn schon: auf dem fliegenden Teppich der Veräußerungen an Zeit, Raum und Irrealität… Der Galerist Kahnweiler jedenfalls hat diesem auch schon „alten Kind“ die noch farbenfeuchten Leinwände aus den Händen gerissen: weltweit waren dafür bereits die KäuferInnen vorhanden… Und Picasso hatte mal ein Schnellbild für ein Schloss eingetauscht – der Schlossherr war finanziell bestens damit bedient! Mehr Popularität geht nicht – alles wird zur Werbung, zur weltweiten Manifestation einer einzigen Person: des Künstlers Picasso!

Ansonsten geht viel Kunst weltweit unter, wird an der Peripherie „stranden“ und gilt dann unöffentlich-unpopulär als „Brotlose Kunst“… Der Kunst-Begriff l ́art pour l ́art: bezeichnet die wahrhaftigste Idealität des Kunstschaffens – unausgerichtet auf irgendwelche Erfolge nach außen: Scheiß ́ aufs Publikum, auf die Mainstream-Kultur, auf das banale Volk der Kunstlosigkeit! Und wenn ein Georg Baselitz seine öffentliche Aufmerksamkeit einstens durch einen erigierten Schwanz zu dem Gemälde „Die große Nacht im Eimer“ als einen Skandal verbuchen konnte, dann zeugt das von der Verklemmtheit der Gesellschaft – wie auch Gerhard Richters sogenannten „Skandalbilder“ letztlich keine Bedeutung haben, außer dass er über seine eigenen Bilder richtet und sich daran aufrichtet. Kunst ohne Sexualität ist so amorph, wie das Altern ohne den Tod…

Der erigierte Schwanz des Mannes ist die Aufgerichtetheit gegen den Untergang der eigenen Art und der Hinweis auf Existenz – anders läuft das sexuelle Theater nun mal nicht zu den Kopulationen besonders auch in unserer verfickten Lebenswelt der Kunst: in der alles nur noch auf diese Merkmale abgerichtet ist – und mit der Werbung zur Sexualität verkauft es sich bestens: der Markt schreit nach Erektionen und alles dreht sich um den Verkauf von Körpern zwischen den Geschlechtern: „Alle 11 Minuten verliebt sich…“ – Relativ attraktive, schöne Menschen werden präsentiert, fallen aus der Masse der Normalität heraus, sind „Gegenstandslos!“: Nichts als heiße Luft – und dann ab in die Gruft! Welch ein schönes Abbild der Pompadour – some years ago! Gerhard Richter: Ein Maler, der nicht mehr malt? Picassos Spätwerk, seine Mal-Lust an barocken Weiberleibern, gigantomanischen Körperaufbereitungen, Walküren: die ihm die altmännliche Luft zum Atmen nehmen – sollten sie von der Leinwand herabsteigen und ihn sich zur Brust nehmen…

Was soll ́s: über das Alter als Künstler zu stöhnen – der Pinsel steht nicht mehr, und fällt zudem aus der Hand… Andere folgen nach – die alte Garde stirbt weg: noch aber sind einige von ihnen anwesend: Gerhard Richter existiert seit 89 Jahren – „Die Bilder müssen in Deutschland bleiben!“ Es sind „malerische“ Zitate von vier „Birkenau- Bildern“ – also KZ-Varianten einer deutschen, schrecklichen Vergangenheit… Das „Metropolitan-Museum in New York“ wollte sie haben“ – diese Bilder sind Weltgeschichte des Homo sapiens, eines Menschentums: dass bis zur Bestie sich entartet. Die Kunst hat da keinen Millimeter an und in den Menschen verändert, seit Jahrtausenden nicht! Daran kann einerseits die Kunst mitbeteiligt sein, ganz sicher aber in dem schrecklichen Fall „Birkenau“- Auschwitz lag es an einem Mann, der sich einen Künstler nannte und zum Diktator und Massenmörder wurde…

Seither wissen wir, wie menschengefährdend verkrachte Künstlerexistenzen sich grauenvoll aufspielen können – aber ohne das Volk, dass mitmacht und mitschuldig ist: gäbe es einen solchen Massenmörder nicht in dem Wahnsinn unserer Menschenwelt – der doch selbst nie einen einzigen Menschen persönlich ermordet hat! Scheinbar auch nicht im staatlich sanktionierten Massenmorden des I. Weltkriegs – A.H. war da ein Meldegänger, der Befehle an die vorderste Front – auch unter Lebensgefahr – zu den Offizieren brachte… Was erlernt man in einem Krieg? Das Morden und dafür bekommt man Orden! Wer sich da als Richter zum Maler verfügt, wird „nomen est omen“ die Welt nicht verbessern können, diese aber zeitanteilig kunstvoll zu richten wissen! – Axel Manfred Rumpf von Mansfeld

 


 

 

Leserbrief zu „Schmorende Leidenschaft“ von Andreas Bernard

 

Als langjährige „Zeit“-Leserin war ich etwas überrascht über ihren Artikel zu „Kitchen Impossible“, den ich erfrischend bei der Lektüre empfand, auch wenn ich über die Abläufe der Sendung ganz anderer Meinung bin. Da ich bisher noch nie bei VOX reingeschaut hatte, zog uns letzthin auch nur Sepp Schellhorn als Gegner im Wettbewerb zu „Kitchen Impossible“. Ihre Darstellung von Mälzers „Koch-Format“ hat uns gleichzeitig amüsiert und verwundert, und mutet uns wie ein Kotau vor einem Promi an. Nach unserer Wahrnehmung ist Tim Mälzer, wo immer er auftritt, eine sog. „Rampensau“. Er schafft es einfach seine Mitspieler-, -*innen findet er wohl keine? – in die Kulissen zu schieben. Solch Verfahren mag in einer Sendung für ein Stündchen noch nett sein (bis es auffällt), doch „Kitchen-Impossible“ hat schließlich 3 (Drei) Stunden Länge!!!

Bei aller Liebe fürs Kochen: Wer soll das aushalten? Gut, dass es bei VOX genügend alberne Werbeblocks für die Pipi-Pausen gibt. Die Konzept-Idee von „K I“ ist reizvoll, da sind wir mit ihnen, Herr Bernhard, völlig d‘accord. Doch die Dramaturgie und den Zeitablauf finden wir schleppend und fragwürdig. Zudem empfehlen wir Herrn Mälzer ein Wortschatz-Training, denn schon 3. Klässler*innen wird beigebracht, Wiederholungen zu vermeiden. Auch im biederen Öffentl.-Rechtlichen Programm gibt es anregende Koch-Formate z.B. im WDR-Dritten: „Land und Lecker“. Hier waren aktuell vier Super-Herd-Mamsellen zu erleben, die mit viel Herzblut aus häufig ungewöhnlichen Zutaten innovative Gerichte kreierten und ihre Region dabei bestens präsentierten. – Angela Ortmanns-Dohrmann

 


 

 

Leserbrief zu „Wissenschaft oder innere Sicherheit?“ von Oliver Weber

 

Da es per grundgesetzlicher Definition keine Zensur in der BRD gibt, frage ich mich wie man das Kind nun nennt. – Iman Schwäbe

 


 

 

Leserbrief zu „Eine für alle, alle für eine“ von Jens Tönnesmann

 

Ihr blauäugiges Bild von WIKIPEDIA wird durch zahlreiche Beispiele von Unsinn oder Fake News widerlegt. Wenn sich Ad¬ministratoren mit einem „Künstlernamen“ und deren (Partei-)Freunde ebenfalls anonym zusammentun, lässt sich deren Geschwätz kaum mehr korrigieren. Kein normaler Verlag kann anonymes Gehetze oder dummes Zeug verbreiten: Es fiele ihm auf die Füße – und würde bald korrigiert. Wenn etwa ein Schulbuchverlag für die Oberstufe die Quotientenregel für das Differenzieren von Brüchen falsch darstellte, hätte das zu Recht Konsequenzen! Bei WIKIPEDIA besteht gerade bei politisch unangenehmen Fakten keine Chance auf Richtigstellung! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 


 

 

Leserbrief zu „Es muss schon immer Kaviar sein“ von Peter Dausend und Michael Thumann

 

Es muß schon immer Kaviar sein. Hören Mitglieder und Funktionäre betroffener Parteien irgendwann einmal auf, von Einzelfällen zu reden? – Ottmar Voll

 


 

 

Leserbrief zu „Der Zweifel. Die Breitseite des Eisbergs“ von Stefan Schmitt

 

Gestatten Sie, dass ich Ihr „unstrittig“ bestreite. Für Wasser haben Sie natürlich recht, aber ein Eisberg schwimmt ja nicht im oder auf Wasser, sondern im Meer, also einer Salzlösung, die eine größere Dichte als Wasser hat. So muss der sichtbare Teil auch weiter herausragen als ein Zehntel. – Klaus Schanne

 


 

 

Leserbrief zu „Besondere Thrombosen“ von Jan Schweitzer

 

Der Impfstoff mit der „Kraft des Affens“ von Astrazeneca, der darf vorerst nicht weiter verimpft werden, der steht kurzfristig auf irgendeiner „roten Warn-App“. Andere Impfstoffe, u.a. mit der Kraft der menschliches Leibesfrucht, die werden (groß)zügig weiter verimpft. Ob sie sich impfen lassen wollen, das bleibt vorerst noch ihnen überlassen, das bleibt ihre ureigene Entscheidung. Welcher Impfstoff in ihren Körper hinein verimpft werden soll, diese Entscheidung wird ihnen abgenommen, das entscheiden ganz (un)demokratisch andere Menschen. – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbrief zu „»Die Linke bietet keine Alternative«“ Gespräch mit Tom Segev geführt von Özlem Topçu

 

Die Frage, wie zeitgemäß demokratisch und jüdisch Israel eigentlich noch ist, beantwortet Tom Segev mit einer bemerkenswerten Aussage: „Jüdisch und demokratisch, das sind zwei Begriffe, die sehr schwer zu definieren sind.“ Nun, dass solche Begriffe nicht statisch, sondern wandelbar zu verstehen sind, und dass Demokratie kein Selbstläufer sein kann, sollte jedem Menschen klar sein. Und wenn Juden klären würden, was an ihren in der Thora dargelegten Gründungsmythen historischen Tatsachen entspricht, und was Erzählungen zur Stärkung ihres Glaubens und der Existenzsicherung sind, einschließlich reiner Symbolik und gemeinschaftsstärkender Rituale, dann könnte das eine Grundlage zum besseren Verständnis des Jüdischseins an sich und ein Beitrag zu kooperativerem Verhalten in der ganzen Region sein. Die immer wieder anzutreffende phänomenologischen Definition des Judentums bringt jedenfalls nicht weiter. – Christoph Müller-Luckwald

 


 

 

Leserbrief zu „Ischgl wär bereit. Gewesen“ von Christian Schüle

 

Ischgl hat nichts dazugelernt. Sein selbsternannter Außenminister, ein kaltschneuziger Gschaftlhuber. Etwas mehr Bescheidenheit angesichts der breiten Virusspur und der Gesundheitsschäden, die Ischgls Verantwortliche quer durch Europa hinterließen, wäre angebracht. Bleibt zu hoffen, dass es die anstehenden Prozesse richten werden. – H. Giller

 


 

 

Leserbrief zu „Die Odyssee des Oxford-Impfstoffs“ von Edda Grabar und Ingo Malcher

 

Wieder las ich in Ihrem Artikel von einer Erkenntnis zu AstraZeneca, von der ich einst hörte und die mir nicht mehr aus dem Kopf geht: Davon, dass bei einer veränderten Anwendung dieses Impfstoffes die Wirksamkeit verbessert werden konnte. Bei gleichzeitiger Reduktion der erforderliche Menge. Im Klartext: Wenn man in der ersten Impfung nur die halbe Menge einsetzt und für die zweite Impfung – dann mit voller Dosis – länger als 4 Wochen wartet (wie lange, wurde seinerzeit nicht gesagt), wird der Wirkungsgrad von ca. 70% auf ca. 90% verbessert.

Wenn das stimmt, wäre es genial: 4 Fliegen mit einer Klappe: Verbesserte Wirkung. Weniger Menge je Impfung = größere Abdeckung der vorhandenen Menge. Mehr Akzeptanz in der Bevölkerung. Nachvollziehbarer Zusammenhang: Reduzierter Stress des Körpers bei der ersten Impfung . Allein: Es fehlt die belastbare Bestätigung. Könnten Sie nicht mal eine professionelle Recherche durchführen? Wenn diese Optionen keine Motivation darstellen! – Reiner Schrader

 


 

 

Leserbrief zu „Die Klima-Idee: Flugzeuge werden auf Umwege geschickt, um Sprit zu sparen“ von Stefan Schmitt

 

Mit Interesse habe ich Ihren o.a. Beitrag gelesen – da ist wohl Einiges durcheinander geraten: 1. Im Gegensatz zum Luftraum z.B. über Europa oder Amerika gibt es für Flüge über den Atlantik oder den Pazifik keine fixen Flugrouten. Je nach Windsituation in den höheren Luftschichten werden die Flugrouten jeden Tag neu festgelegt. Die Flugpläne sind also bereits optimiert – der Konjunktiv erübrigt sich. 2. Massiv erhöhter Treibstoffverbrauch stellt sich dagegen ein, wenn die optimale Flughöhe nicht eingenommen werden kann. Vereinfacht dargestellt: Für jedes Gewicht der Maschine gibt es eine optimale Flughöhe > Je leichter der Flieger (durch den Spritverbrauch) wird, desto höher ist die optimale Flughöhe, und desto weniger Treibstoff wird pro Tonne Gewicht verbraucht. 3. Hier ist der Haken: Die optimale Flughöhe wäre z.B. Flugfläche 330 (rund 11 KM). Fliegt nun 5 Minuten vor mir eine andere

Maschine bereits auf Flughöhe 330, kann ich erst dann höher steigen, wenn eben diese Maschine die Flugfläche 330 nach oben hin verlassen hat. 4. Nun kann es vorkommen, dass ich z.B. wenig Fracht habe und deshalb bereits auf Flugfläche 370 Steigen könnte, jedoch warten muss, bis der Vordermann (mit voller Ladung) leicht genug ist, um höher zu steigen. 5. Wo immer Radar-Service vorhanden ist, nimmt mich der Fluglotse z.B. 15 Grad aus der Luftstraße und lässt mich auf die gewünschte Höhe steigen – über dem Nordatlantik gibt es leider kein Radar… Dies schreibt Ihnen ein alter Sack, der als Pilot in knapp 40 Jahren ein paar hundert Mal über den großen Teich geschippert ist. – A. Ditze

 


 

 

Leserbrief zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Dass 70 Prozent der Deutschen kein Verständnis für Landsleute haben, die jetzt Urlaub auf Mallorca machen, ist doch ohne Belang. Nicht auf die Zig Millionen, die nicht hinfahren, kommt es an, sondern auf die Zigtausende, die jetzt die Flugzeuge und Hotels füllen. Hotels und Airlines haben zwar umfassende Hygienekonzepte umgesetzt, aber man weiß doch, dass sich Menschen im Urlaub anders verhalten als im Alltag. Generell versuchen viele Menschen, Probleme im Urlaub auszublenden. Im Urlaub möchte man sich erholen, möchte dann auch Corona vergessen. Das führt dazu, dass die Vorsicht sinkt und die Infektionsraten steigen.

Und aktuell wollen diese Urlauber ja ganz bewusst raus aus der Corona-Situation in Deutschland. Mallorca könnte ein zweites Ischgl werden, und ich würde mich nicht wundern, wenn die Insel in drei Wochen wieder in einen harten Lockdown muss. Mit ihrer Entscheidung, die Reisewarnung des Auswärtigen Amts aufzuheben hat die Bundesregierung einen Mallorca-Boom auch noch leichtfertig angeheizt. Es ist naiv, zu glauben, mit bloßen Apellen einen Verzicht auf touristische Reisen zu erreichen. – Dr. Wolfgang Hachtel

 


 

 

Leserbriefe zu „Viel Arbeit, wenig Geld“ von Julia Friedrichs im ZEIT Magazin

 

Zu Ihrem hervorragenden Artikel lieferte die Anzeigenabteilung des ZEIT-Magazins – natürlich ungewollt – eine äußerst zynische Pointe: Die Anzeige „Residenzen – Premium-Wohnen im Alter“ (ein Leitfaden für exklusives Wohnen…) spricht eine etwas andere „Mittelschicht“ an. Ja, so weit geht dieberühmte Schere auseinander… – Hilde Wecke

 

Unter der Überschrift „Viel Arbeit, wenig Geld“ wird behauptet: „40% der Beschäftigten verdienen weniger als in den Neunzigerjahren“. Auch wenn diese Zahl einer seriösen Quelle entstammt, sollte sie doch kritisch hinterfragt werden, insbesondere wenn sie als Aufhänger gleich am Anfang des Artikels steht. Denn dieser Satz suggeriert gleich, daß von den ca. 45 Mio. Beschäftigten (2020) 18 Mio. weniger verdienen als in den 1990er Jahren, daß von denen, die damals schon beschäftigt waren, nun 40% weniger verdienen. Haben sie nicht an der Steigerung der Löhne teilgenommen, die laut Statistischem Bundesamt zwischen 1995 und 2020 von 1999€ auf 3092€ monatlich, also um mehr als 50%, gestiegen sind.

Auch gibt es im Hinblick auf die 40% durchaus andere Ergebnisse, z.B. hat die Bundeszentrale für politische Bildung unter www.bph.de/nachschlagen/zahlen und fakten/einkommensverteilung vom 14.10.2020 veröffentlicht, daß – bezogen auf die Durchschnittslöhne – zwischen 1991 und 2016 nur bei den untersten 10% eine Einkommensminderung (schlimm genug) zu verzeichnen ist, die übrigen 90% haben eine Einkommenssteigerung erfahren. Und nun?

Persönliche Befindlichkeiten sind das eine (und können auch in die Berichterstattung eingehen), sie sollten aber nicht die weiter gefaßte, oft auch differenziert dargestellte (statistische) Realität außer Acht lassen. Übertreibungen mögen zwar den medialen Aufmerksamkeitswert steigern, sind dem Wahrheitsgehalt aber zumeist abträglich. Kurz gesagt: Es geht nicht um den Inhalt des Artikels, sondern um die schlagwortartige Verwendung einer diskussionswürdigen Zahl als Aufhänger! – Prof. Dr. Jürgen Zeh

 

Ich stimme Ihrem wahrlich sehr gut geschriebenen Artikel in allen Punkten zu. Leider scheuen Sie sich aber offenbar, eine traurige Wahrheit auszusprechen: Während früher, wie Sie richtig schreiben, oftmals ein Gehalt ausreichend war, um einer Familie ein gutes Leben zu ermöglichen, müssen heute beide Elternteile in der Regel Vollzeit arbeiten und die Kinder ganztags betreut werden. Wenn man es überspitzt formulieren möchte, hat sich die Gesellschaft – und hier eben insbesondere die Frauen – unter dem Deckmantel der Emanzipation vor den Karren des Konsums und der medial gehypten Lebensansprüche spannen lassen. Die Folgen davon bekommen hauptsächlich die Kinder zu spüren, da sie nun ganztags in Betreuungseinrichtungen abgeschoben sind, anstatt dass zu Hause ein Elternteil mit dem selbst zubereiteten(!) Mittagessen auf sie wartet und für Sorgen, Trost und sonstige Zuwendungen den Kindern liebevoll zur Seite steht.

Heutzutage kommen realiter beide (Helikopter-) Elternteile erst spät zu den Schlüsselkindern nach Hause, gestresst, weil der Chef einen sauren Magen hat, und trotzdem will noch das Abendessen zubereitet werden. Flexiblere Arbeitszeit- und Rentenmodelle wären wünschenswert gewesen, z.B. sie und er wechseln sich alle paar Jahre mit der Vollzeit-Berufstätigkeit ab. Nachdem die Kinder aus dem Gröbsten heraus sind, arbeiten beide nur 50% oder bei Belieben mehr. Aber eben nur bei Belieben und nicht, weil es aus finanziellen oder konsumbedingten Gründen zwangsläufig sein muss. Jeder mag entscheiden, ob der Preis, den wir den Kindern und der damit verbundenen Gesellschaftsentwicklung hiermit aufbürden, gerechtfertigt ist. Sie werden ihn ihren emanzipierten (sic!) Müttern vielleicht irgendwann einmal um die Ohren hauen. – Dr. Martin Pour Nikfardjam

 

Ja, die in den 40er Jahren Geborenen konnten sich in vielen Fällen hocharbeiten. So what? Ihre Kindheit war in der überwiegenden Mehrheit nicht von Luxus, Urlauben mit der Familie (im Ausland, mehrmals im Jahr) , neuen Klamotten, Überfluss an Spielzeug, Kinobesuchen etc. geprägt. Eher schon von beengten Wohnverhältnissen, Grundnahrungsmitteln und Verschickung in Kindererholungsheime. Und bald danach stieß eine nicht ganz kleine Gruppe der Babyboomer mit oder ohne Studium vor verschlossene Türen, nur um sich fortan mit befristeten Tätigkeiten oder selbständig bis zur knappen Rente durchzuschlagen.

Sicher – die große Mehrheit fand sich in gutbezahlten Jobs und sicheren Beamtenpositionen wieder, aber erst nach entsprechendem Einsatz und Leistung und vor allem der richtigen Berufswahl. Wie schön, dass diese Generationen ihren in den 70er, 80er Jahren geborenen Kindern eine andere Jugend bieten konnten als die, die sie selbst erlebten und Mittel übrig haben, um diese zu unterstützen. Es gibt jedoch kein Naturgesetz, nachdem es ständig für alle aufwärts geht. So wie das römische Reich zerfiel, zerfallen Vermögen, stehen Menschen vor den Trümmern einer Existenz und mehr – das Leben ist ein Risiko. Von einem reichen Staat wie Deutschland erwarte ich deshalb einen fokussierteren Einsatz seiner Mittel für Chancengleichheit und individuelle Notlagen als Folge struktureller Umbrüche, Krisen und persönlicher Schicksale.

Das heißt: keine Anreize zu passivem Verhalten des Individuums und Konsumorientierung, Förderung der Lern- und Veränderungsbereitschaft und als elementare Voraussetzung: Bildung, Bildung, Bildung für alle!!! Das scheint mir immer noch die beste Daseinsvorsorge. – Mathilde Hammerschmidt

 

Aktuelle Probleme erscheinen wie eine steile Felswand vor einem, gelöste Probleme in der Vergangenheit wie ein sanfter Hügel. Ich gehöre zu „den unmittelbar nach dem Krieg (1946)in Westdeutschland Geborenen“, zur „goldenen Generation“, der der soziale Aufstieg gelang. Aber nur ein Teil meiner Kameraden aus der Volksschule verdiente mehr als deren Väter. Ein „Junge“ (Lehre, Umschulung, Pleite des Arbeitgebers) war Jahrzehnte arbeitslos, ein anderer auch ohne Umschulung. Es ging immer aufwärts? Unmittelbar nach meinem Diplom wurden die Gehälter für Promotionsstellen halbiert. Ich verzichtete schließlich auf die „Doktorarbeit“.

Nach der bestandenen Prüfung für den höheren Verwaltungsdienst gab es zunächst keine Verbeamtung, sondern mehrere zeitlich befristete Angestellten-Arbeitsverträge bei verschiedenen Arbeitgebern (also keine Kette). Ich war froh, als dann doch noch (1981) die Verbeamtung erfolgte. Dann Hausbau? Es war eine Zeit hoher Inflationsraten, besonders im Bauwesen. Der Preisanstieg bei Einfamilienhäusern pro Jahr war teils höher als mein Jahresgehalt. Da konnte ich nicht gegen ansparen, trotz 8,5% Zinsen auf Bundesanleihen. Aber mit „Muskelhypothek“ (= viel Eigenarbeit nach „Feierabend“, am Wochenende, im „Urlaub“) machte ich aus einem Haus, das „keiner“ haben wollte, ein „bewohnbares“ Domizil. Ja, die Immobilienpreise in bevorzugten Orten sind in den letzten Jahren stark angestiegen (den Rückgang auf dem „platten Land“, im Osten nach dem Wiedervereinigungsboom und vorübergehend auch in vielen in westdeutschen Städten erwähnen Sie nicht).

Doch beim geplanten Verkauf der eigenen Immobilie merkt man, dass etwa „altengerechte Wohnungen“ auch teurer geworden sind, man für ein älteres Haus keine neue Wohnung bekommt. Die 1980er Jahre waren ein turning point? Doch Ihre „Belege“ haben oft andere Bezugspunkte (vor 10 Jahren, 2010, 1995). Ich erlebte turning points in den „Ölkrisen“ 1973 und 1979. Der Wohlstand der in den 1980er Jahren Geborenen ist vielfach nicht höher oder gar niedriger als der der vorherigen Generation? Dass die Wohnfläche pro Person, auch von Personen mit geringem Einkommen, gestiegen ist, heute Zentralheizung, Bad, doppeltverglaste Fenster, Kupferrohre…Standard sind (1980 vielfach noch Ofenheizung, einfach verglaste Fenster, Bleirohre, die Wasserleitung im Winter bei längerer Abwesenheit einfror) ist für Sie keine Wohlstandsmehrung?

Die gestiegenen Kosten der Sozialversicherung haben für Sie nichts mit gestiegener Lebenserwartung, verbesserter Krankheitsbehandlung zu tun? Die Vervielfältigung der Fernseh- und anderer Programme, Internet, Telekommunikation, soziale Dienste werden wie selbstverständlich genutzt, obwohl sie keinerlei Bedeutung für die Nutzer haben, sie könnten auch genauo gut ohne diese leben? Die Vervielfachung des Kaufs von Kleidungsstücken, Schuhen, Fertigprodukten, coffee to go etc. ist ohne jeden Nutzen für die Käufer? Wofür kaufen gerade junge Leute all dies Zeugs? Noch eine Bemerkung: Mein Volksschullehrer um 1960 sagte immer wieder zur Klasse:

„Das Leben ist nicht wie im Fernsehen, glaubt das nicht“ (Er meinte vermutlich die Serie „Die Hesselbachs“, die viele mangels Fernseher gar nicht sehen konnten). Ein Produzent in der Traumfabrik soll sinngemäß gesagt haben, die Menschen wollen im Film nicht ihren Alltag sehen. Was besagen Serien? Ist Ihr Alltag schon in einem Film thematisiert worden? Meinen habe ich in der begrenzten Auswahl noch nicht wiedergefunden. Trotzdem verstehe ich Ihr Anliegen. – Adolf Ronnenberg

 

Julia Friedrich fragt «Warum kommen so viele, die sich zur Mittelschicht zählen, nicht mehr zu Wohlstand – ganz anders als ihre Eltern?» Friedrich erwähnt die wachsende Schere zwischen Arm und Reich seit den Achtzigerjahren «Ein Vorstand bekam damals im Schnitt 14-mal so viel wie seine Angestellten, mittlerweile ist es das 50-Fache.» Und obwohl «das Volkseinkommen seit 1980 pro Kopf um 53 Prozent gewachsen.» ist, geht die Erwartung fehl, dass die meisten «erwachsenen Kinder ihre Eltern irgendwann im verfügbaren Einkommen übertreffen.»

So naheliegend es ist, den «Aufstieg des Finanzkapitalismus» verantwortlich zu machen, so genügt das vermutlich nicht. Eine Erklärung dürfte darin liegen, dass der technische Fortschritt eine Entwicklung fördert, die mit dem Stichwort «The Winner takes it all» charakterisiert werden kann. Diese Entwicklung fördert zunächst mal die gewaltigen Unterschiede bei Einkommen und Besitz. Zu den «Winnern» gehören aber auch bevorzugte Industrie-Standorte, deren Einwohnerzahl wächst, während sie an weniger bevorzugten Orten (speziell im Osten) zum Teil dramatisch schrumpft. Das führt dann dazu, dass an einem Ort die Grundstückspreise dramatisch steigen und andernorts ebenso dramatisch zurückgehen. Übrigens, auf Fehlinvestitionen in Grundstücke ist der zweitgrösste Konkursfall in der Schweiz zurückzuführen (Untergang der milliardenschweren Erb-Gruppe). Das Prinzip «The Winner takes it all» war wohl auch am grössten Konkursfall der Schweiz beteiligt (Swissair-Grounding), der primär dadurch verursacht wurde, dass die Swissair marode Fluggesellschaften kaufte, die nicht konkurrenzfähig waren.

Auch die enorm gestiegenen Gesundheitskosten (höhere Lebenserwartung) gehen zu einem grossen Teil auf technische Fortschritte zurück, die von Technologie-Firmen erbracht werden. Die von solchen Firmen erbrachten Export-Erfolge bieten aber auch wieder die finanzielle Grundlage für die Förderung von Musik, die die Lebensgrundlage der von Friedrich beschriebenen Familie Weber liefert. Deren «hochbegabter Sohn» hätte vielleicht bessere Berufschancen, wenn er statt Musik als Beruf zu wählen, eines der MINT-Fächer studieren würde. Auch in der Kunst geht’s in Richtung «The Winner takes it all».

Schliesslich spielen auch demographische Entwicklungen eine Rolle, die am Anstieg der Sozialabgaben – «von 32 Prozent des Bruttoeinkommens im Jahr 1980 auf heute knapp 40 Prozent. Natürlich ist es stossend, dass «das obere Prozent mehr als ein Drittel des Gesamtvermögens hält.» Allerdings, würde ein Grossteil dieses Drittels breit verteilt, gäb’s noch mehr flüssiges Geld, die Zinsen würden noch mehr sinken und die Immobilien würden noch teurer. Auch die Umweltbelastung würde steigen, wenn mehr Geld verfügbar wäre für Flugreisen, Autos und Wohnflächen.

Weltweit gesehen, aber auch in Deutschland (Stichwort Migration) würde sich die Situation entspannen durch Anpassen des Bevölkerungs-Wachstums an die langfristig verfügbaren Ressourcen. Zu diesen gehören auch Wohnraum, die verfügbaren Arbeitsplätze und naturnahe Flächen als Orte der Erholung. So gesehen kommt man einer Antwort auf die eingangs gestellten Frage näher, wenn man sich fragt: «Warum hat sich die Umweltbelastung seit der Zeit unserer Eltern so massiv verschlechtert, obwohl sich unsere Eltern mehr Wohlstand erarbeiten konnten?» Eine Antwort könnte sein: Es gab mehr Arbeit pro Person, aber auch mehr Umwelt, weil es weniger Menschen gab. Und weil es weniger nötig war, Unnötiges zu produzieren, um die durch den Fortschritt verursachten Verluste an Arbeitsplätzen zu kompensieren. – Dr. tech. Gernot Gwehenberger

 

vielen Dank für diesen Artikel, der mir aus dem Herzen spricht. Ich trete seit Jahren für eine Erhöhung der Mindestlöhne ein und weise fast genauso lange auf die schleichende Enteignung der Arbeitnehmer durch die ständige Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge hin, die sich in den letzten 50 Jahren sogar fast verdoppelt haben. Bei einem Einkommen von € 3.000,00 brutto liegen die Sozialabgaben inzwischen bei über € 600,00 und damit auch deutlich über der bei Steuerklasse I anfallenden Lohnsteuer. Vor 50 Jahren blieben dem Arbeitnehmer gut € 300,00 mehr, was immerhin DM 600,00 entsprach.

Konträr dazu steht die Entwicklung der realen Bruttostundenlöhne in Deutschland seit 1970. Haben diese zwischen 1970 und 1979 noch im Schnitt um 4 % zugenommen, lag dieser Wert bereits 1991-1999 bei 1,0 % und hat sich in den kommenden zehn Jahren sogar weiter verschlechtert und lag bei 0,1 % p.a. Die reale Lohnsteigerung in den Jahren zwischen 2000-2009 lag also insgesamt nur bei 1,0 %; die Inflationsrate in diesen zehn Jahren aber bei 1,6 % im Schnitt pro Jahr. Die Lohnentwicklung hat in diesen Jahren also nicht ansatzweise mit der Inflationsrate Schritt halten können. Erst in den letzten zehn Jahren hat sich dieser Trend leicht gebessert und die reale Bruttolohnentwicklung liegt jetzt wieder knapp über der Inflationsrate.

Zutreffend stellt Ihre Autorin fest, daß das Einkommen in der unteren und mittleren Mittelschicht im Regelfall nur ausreicht, um die laufenden Kosten zu decken, aber nicht um Vermögen aufzubauen. So können sich die obere Mittelschicht und die Oberschicht im Verlaufe von einigen Jahren deutlich von den anderen Schichten absetzen, da deren Einkommen im Regelfall ausreicht, um neben der Abdeckung der laufenden Kosten auch Vermögen aufzubauen. Hinzu kommen oft profundere Kenntnisse von den Anlagemöglichkeiten, die damit auch bessere Renditen ermöglichen. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft somit immer weiter auseinander, da die obere Mittelschicht und die Oberschicht Vermögen anhäufen können, während die übrigen Schichten das verdiente Geld ständig für ihre laufenden Kosten vollständig wieder ausgeben müssen.

Diese Entwicklung hat aus meiner Sicht, was durch die Betrachtung der Entwicklung der realen Bruttostundenlöhne bestätigt wird, in denen neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts eingesetzt. Ihrer Autorin ist also auch hier nur zuzustimmen, wenn sie die achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts als das letzte Jahrzehnt ansieht, in denen Vermögensaufbau für alle Schichten noch möglich war. Ich halte die jetzige Entwicklung für bedenklich und bemühe mich, wie gesagt, schon seit Jahren dem entgegenzuwirken. Die Bundespolitik orientiert sich aber aus meiner Sicht mehr und mehr an dem Wohl großer Konzern als an dem einzelnen Arbeitnehmer.

Ich habe hin und wieder vorgeschlagen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, neben der Anhebung des Mindestlohnes auf mindestens € 12,00 pro Stunde, auch einen konzerninternen Mindestlohn einzuführen, der sich an den Vorstandsgehältern orientiert. So sollte aus meiner Sicht kein Mitarbeiter eines Konzerns weniger verdienen als einen bestimmten Anteil des Vorstandsgehaltes. Im Schnitt verdient ein DAX-Vorstand ca. fünf Mio. Euro im Jahr, der konzerninterne Mindestlohn läge dann bei z.B. einem Fünfzigstel des Vorstandsgehaltes und somit bei € 100.000,00 im Jahr. Denkbar sind mit Sicherheit auch andere Divisoren als 50. Aus meiner Sicht könnte man mit einer solchen Regelung gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – oder wie es laut Martenstein nun heißen muß: zwei Erbsen auf eine Gabel laden -, denn mittels einer solchen oder ähnlichen Regelung könnten sowohl die überbordende Höhe von Vorstandsgehältern im Griff gehalten als auch die konzerninterne Bezahlung von Mitarbeitern erhöht werden.

Darüber hinaus habe ich vorgeschlagen, die Steuerlast für siebenstellige und größere Jahreseinkommen drastisch zu erhöhen und eine Vermögenssteuer auf große Vermögen erneut einzuführen. Für problematisch halte ich allerdings, daß die Bundesregierung kaum geeignet ist, diese höheren Einnahmen gezielt auf andere Schichten umzuverteilen. Es ist eher wahrscheinlich, daß ein Großteil dieser Einnahmen nicht dort ankommt, wo er ankommen soll. Im Prinzip stehen wir damit vor einem klassischen Dilemma, denn prinzipiell sollte eine Umverteilung von Geldern aus hohen Einkommen oder großen Vermögen stattfinden; die für die Umverteilung zuständige Institution scheint dafür aber vollkommen ungeeignet. –Volker v. Moers

 

Vielen Dank für Ihren Artikel im letzten ZEITmagazin! Ich fand ihn informativ und sehr gut die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zusammenfassend. Nur kurios (und nicht Ihre Entscheidung vermutlich), daß darunter für Seniorenresidenzen geworben wird, die sich das Musiklehrerpaar aus dem Artikel sicher nicht wird leisten können. Diese Werbung scheint mir allerdings typisch zu sein für die ZEIT. Außerdem wollte ich gern anmerken, daß man bei dem wohlbekannten Spruch von Eltern „Euch soll es einmal besser gehen“ daran denken muß, daß er natürlich nicht unbegrenzt gelten kann. Meinen Eltern ging es z. B. schon so gut, daß ich mir gar kein Besser vorstellen kann, daß zugleich umweltverträglich wäre. Durch die Rückschritte der letzten Jahrzehnte haben wir da allerdings vermutlich wieder Spielraum. – Anja Koenen

 


 

 

Leserbriefe zu „Über den Kampf um mehr Sensibilität – und warum man besser nicht mehr zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Ist Martenstein jetzt auf den Hund gekommen? Nein, der heutige Artikel ist rattenscharf und hat mir altem, weißen Deutschlehrer viel Spaß gemacht. – Klaus Timmerbeil

 

In Ihrem Bericht über die Tätigkeit einiger, die deutsche Sprache von potenziell diskriminierenden Begriffen oder Redewendungen zu reinigen, erwähnen Sie die Bemühungen von Peta, Redewendungen zu beseitigen, die zu struktureller Gewalt an Tieren führen. Statt „mit jemandem ein Hühnchen rupfen“ sollte es „mit jemandem Weinblätter rollen“ heißen. Ich befürchte, das diese Sprachänderung in die Sackgasse führen würde. Es gibt ja genügend Menschen, die auch bei Pflanzen eine Art Seelenleben wahrzunehmen glauben. Die könnten mit dem „Rollen von Weinblättern“ in ihren Gefühlen verletzt werden. Da droht die Diskussion weiterzugehen. Möglicherweise wäre sie aber auch da nicht zu Ende:

Anfang der 80er Jahre lernte ich im Rahmen der damaligen Energiewendediskussion Klaus Michael Meyer-Abich kennen, Professor für Naturphilosophie an der Uni Essen. In seinem Buch Wege zum Frieden mit der Natur. Praktische Naturphilosophie für die Umweltpolitik. München, 1984, ging er der Frage nach, warum moderne Betonbauten oft so seelenlos wirkten. Er kam zu folgendem faszinierenden Ergebnis: Beton wird hergestellt, indem Steine zermahlen werden. Dabei geht naheliegender Weise die Seele der natürlichen Steine verloren. In Fortsetzung dieser Logik müsste man somit auch bei neuen Redewendungen das Seelenleben von Steinen respektieren. Konsequent müsste man den Menschen wohl ganz das Sprechen untersagen, um die strukturelle Gewalt in der Sprache endlich unmöglich zu machen. Aber wahrscheinlich, wie ich Menschen einschätze, lassen die sich dann Zeichen einfallen, die auch diskriminierend verstanden werden könnten. – Ulrich Waas

 

Herr Martenstein, ich bin Jahrgang 1952. Gott sei Dank! Ich freue mich immer wieder, wenn Sie sich ab und an an diesen „Auswüchsen“ abarbeiten und kann Sie nur ermutigen dran zu bleiben. Mit Ihrem speziellen Humor lässt sich dieser Irrsinn etwas leichter ertragen. – Klaus Prinz

 

Ich möchte mich für Ihre Kolumne bedanken. Wenn die Daumenschrauben des politisch korrekten Irrsinns mal wieder um eine schmerzhafte Umdrehung weiter angezogen werden, kann ich beim Lesen darüber lachen. Es gibt sicher noch viele Möglichkeiten, die Sprache moralisch zu optimieren, aber statt sich jedes Wort und jedes Sprichwort einzeln vorzunehmen, sollte man das Sprechen insgesamt verbieten.

Das wäre erstens einfacher, und zweitens erheben wir uns durch die Sprache unsensiblerweise über unsere Mitgeschöpfe, die sich dadurch vermutlich schon seit mehreren hunderttausend Jahren getriggert fühlen. In vielen Zusammenhängen sind Grunzlaute ja auch durchaus angemessen. Wie kann eine korrupte Organisation wie PETA, die sich laut Zeit-Artikel von Geflügelzüchtern dafür bezahlen lässt, über Verletzungen der Tierschutzbestimmungen wegzusehen, sich anmaßen, angeblich tiergerechte Sprachregelungen einzufordern? – Sabine Brandenburg-Frank

 

Wie immer habe ich mit großem Vergnügen ihren Artikel im Zeitmagazin gelesen und in diesem Fall etwas über die Empfindsamkeit kalifornischer Studenten gelernt. Nun habe ich eine Frage: Wird in Seminaren an kalifornischen Universitäten auch über deutsche Philosophen, wie z.B. Immanuel Kant, gesprochen, oder ist auch er bereits der erhöhten sprachlichen Sensibilität zum Opfer gefallen? – Karl Sassenberg

 


 

 

Leserbriefe zu „»Mir wurde oft gesagt, dass ich der erste richtige Schwarze in der Nationalmannschaft war, weil ich schwärzer aussehe als du«“ von Stephan Lebert und Stefan Willeke im ZEIT Magazin

 

Ich möchte mich bei Ihnen sehr herzlich für den Artikel im aktuellen ZEIT MAGAZIN bedanken und Sie hierzu beglückwünschen. Ich bin nur Fernseh-Fußball-Seher, weißhäutig, habe/hatte weder in der familiären, noch in der (früheren) beruflichen Umgebung, noch im Freundeskreis Menschen mit dunkler Hautfarbe, finde aber Ihren Zeitungsbeitrag richtig und wichtig! Auch der Tonfall, in dem Sie Ihre Erfahrungen mitteilen, ist (für mich jedenfalls) bewunderns- und bestaunendswert. Ich bin seit sehr langer Zeit ZEIT-Leser – offensichtlich zu Recht. – Eberhard Zillessen, Dr.med.

 

Ein interessantes Interview mit den beiden Fußballern, die ich noch persönlich habe spielen sehen. Nur eine Aussage der Fragesteller Stephan Lebert bzw. Stefan Willeke möchte ich korrigieren. „Die 9 war die Nummer von Gerd Müller“ (bezogen auf die Nationelf). Das stimmt so nicht. Die 9 war die Rückennummer von Uwe Seeler. Müller und Seeler spielten noch eine kurze Zeit zusammen. Müller als Mittelstürmer und sein legendärer Vorgänger Seeler wich auf die Flügel aus. Seeler mit der 9 . Müller bekam die 13, die er fortan auch behielt.

Ich weiß das, weil ich in den 70er und 80er Jahren als Spieler in der Parlamentsmannschaft der Hamburgischen Bürgerschaft mir die Nummer nach dem Torjäger aussuchte. Mein letztes Spiel war 1985 im Weserstadion. Die Hamburger Parlamentarier traten im Vorspiel Werder gegen den HSV gegen die Bremer Kollegen an. Jede Mannschaft durfte einen Gastspieler benennen. Bei uns war es Jürgen Werner, bei den Bremern der Oppositionsführer in Niedersachsen Gerhard „Acker“ Schröder. Ich spielte ein Halbzeit als Verteidiger gegen den späteren Ministerpräsidenten und Kanzler. Ich stoppte ihn oft mit der „Herberger-Sichel“. In der Pause nahm er mich verbal zur Brust: „Hey, Nummer 13, wenn du mich noch einmal foulst, gibt´s was in die Fresse“. – Peter Schmidt

 


 

 

Leserbrief zu „Wie kann ich selbst einschätzen, ob ich psychisch gesund bin oder nicht?“ Gespräch mit Thomas Auchter von Alard von Kittlitz im ZEIT Magazin

 

„Durch Worte kann der Mensch den anderen selig machen oder zur Verzweiflung treiben, durch Worte überträgt der Lehrer sein Wissen auf die Schüler, durch Worte reißt der Redner die Versammlung der Zuhörer mit sich fort und bestimmt Urteile und Entscheidungen. Worte rufen Affekte hervor und sind das allgemeine Mittel zur Beeinflussung der Menschen untereinander.“ (Sigmund Freud, 1856-1939, österreichischer Psychiater und Neurologe, Begründer der Psychoanalyse) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefzum Wochenmarkt „UND JETZT: CHEEEESE!“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Als seltenes Exemplar der Leser der Alpen-Ausgabe verwehre ich mich gegen die letztrangigen Umerziehungsversuche durch die „Kochrezepte“ im Zeit-Magazin, dieswöchig gipfelnd in gegrillten Käsebroten. Ich bekenne mich zu Kochexperimenten aller Art, aber diesen Speisetiefpunkt muss ich kategorisch ablehnen. Ist das alles was eine Qualitätszeitung zu bieten hat? – dr.manfred teiner

 


 

 

Leserbrief zu „Heiter bis glücklich“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

 

Beim Durchblättern des aktuellen Zeit-Magazins Nr. 12 habe ich unter ‚Heiter bis glücklich‘ die rote Fischtasche entdeckt. Diese hat mich sofort an eine Tasche erinnert, die mir meine Cousine vor ca 20 Jahren vermacht hat. Lange Jahre musste diese Tasche in einer hinteren Ecke meines Kleiderschrankes verharren, bis meine Kinder sie vor einigen Jahren entdeckt haben. Die Taschen sehen sich nun wirklich extrem ähnlich! – Simone Laux