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31. März 2021 – Ausgabe 14

 

Leserbriefe zu „Oster-Unruhe“ von Robert Pausch

 

Lohnt sich ein Leserbrief? Ich glaub’s nicht recht. Eigentlich führt er zu nix. Wöchentlich, wenn ich die Zeit aufschlage, könnte ich den nächsten schreiben. Jetzt doch mal wieder zur oster unruhe. Da wird der „Vertrauensverlust“ beschrieben und herbeigeredet. Da werden Politiker mit Haltungen belegt, die sie im Original nicht haben, die man als Journalist hineininterpretiert. Wenn ich die Originale im Zusammenhang höre, klingen sie oft anders als die herausgegriffenen – eklektizistischen – Zitate in – jawohl auch – ZEIT, SZ, FAS. Auch im angesprochenen Artikel wird nicht auf eigene Rolle , hier der Zeit , eingegangen, die bemüht scheint, den Verdruss herbeizuschreiben. Es scheint die selbstgestellte Aufgabe zu sein, jeden kleinen dissenz aufzuspüren und herauszuschreien.

Was ist eigentlich die „Strategie“ der Zeit ? Und braucht der _“ mündige“ Bürger eigentlich die Strategie der Regierung, um sich vernünftig zu verhalten? Braucht man den Führer? Frau merkel wurde von Journalisten auf der Pressekonferenz zum Astra stop gefragt, was sie denn zu tun gedächte, verlorenes Vertrauen wiederherzustellen. Sie war höflich. ICH hätte zurückgefragt, was denn die MITVERANTWORTLICHE Presse (für die vertrauensschwäche) aus eigenem Antrieb zu tun gedächte.Fazit: Der eigene Anteil , der ZEIT, der Bürger, kommt mir zu wenig vor! – Dr. U. Pfaff

 

1. Robert Pausch (Ostern-Unruhe) 2. Matthias Geis / Bernd Ulrich (Halb sog sie hin) Leider destruktiv Populäre Rundumschläge breiten sich schneller aus als Virusmutanten und halten nun auch in der ZEIT Einzug? Die beiden oben aufgeführten Artikel empfinde ich in Inhalt und Ton beschämend – und viel schlimmer – sie helfen niemandem weiter; im Gegenteil, lassen sie doch Leserinnen und Leser statt harmlos „mütend“, eher bedrohlich wütend zurück. Mit teilweise reißerischen Formulierungen und in zuweilen schrillen Bildern wird rück- wie vorwärts blickend ein Schreckenszenario skizziert.

Wen soll das weiter bringen? Im Ressort „Streit“ hätte ich mir Ähnliches gefallen lassen, mit sachlichem Pro und Contra. Nicht aber in diesen unwürdigen Mecker-Versionen. »Nur wer nichts macht, macht nichts falsch« (u.a. Michael Frese über die deutsche Furcht vor Fehlern). Meine Vorfreude auf die Osterausgabe der ZEIT hat sich nach Lektüre der beiden prominent platzierten Artikel schlagartig verflüchtigt. Das können Sie wirklich besser! – Beate Lemmer

 

Die Schlussfolgerung, dass das Vertrauen in die Regierung massiv schwindet, und dass dies eine Gefahr für die Demokratie darstellt, ist natürlich vollkommen zutreffend. Die Ursachenanalyse von Herrn Pausch greift jedoch zu kurz. Wo keine Strategie ist, kann auch keine beerdigt werden. Es ist kein grundsätzliches Problem, wenn Regierende ihre Handlungsweisen anpassen oder Beschlüsse zurücknehmen. Dies würde auf einen Lernprozess hindeuten. Ein solcher ist jedoch über das ganze letzte Jahr hinweg nicht zu erkennen, und das ist meines Erachtens nach auch der Hauptgrund für den Vertrauensverlust. Unsere Regierung begegnet der Pandemie mit maximaler Einfallslosigkeit.

Wir diskutieren jetzt im Wesentlichen die gleichen Maßnahmen, die schon vor einem Jahr die Pandemie brechen sollten. Ein zweites Mal das gleiche zu probieren und auf einen anderen Ausgang zu hoffen ist idiotisch. Hätten wir gezielt Daten erhoben, könnten wir Gefahren jetzt beziffern. So gesichert, wie Herr Pausch es darstellt, ist die Rolle der Schulen als Pandemietreiber meines Wissens nach lange nicht. Wir wissen schlicht nicht, wie stark offene Schulen zur Ausbreitung des Virus beitragen. Wie bedeutend ist die Rolle beispielsweise im Vergleich mit Büroarbeitsplätzen, Großfleischereien, Supermärkten, öffentlichen Verkehrsmitteln, Friseuren, Außengastronomie, Bordellen oder Altersheimen?

Mit entsprechenden Daten ließen sich, auch ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie, Maßnahmen gut begründen. Außerdem wären längst überfällige Diskussionen zu Kosten und Nutzen einzelner Maßnahmen möglich und mit Fakten untermauert. Dass Herr Kretschmer die Schulen trotz steigenden Inzidenzen öffnet, ist zu begrüßen! Rechtfertigt der Kollateralschaden immenser Bildungsdefizite einer ganzen Generation den zweifelhaften Nutzen von Schulschließungen? Was ist falsch an „kreativen Öffnungen“, insbesondere wenn diese mit wissenschaftlichen Studien begleitet würden? Daten erheben, in einem offenen Diskurs Risiken und Nutzen abwägen, und klug aber vorsichtig öffnen – das verdiente es, Strategie genannt zu werden. – Prof. Dr. Oliver Ebenhöh

 

Einer der besten (und treffendsten) Leitartikel, die ich je in der ZEIT gelesen habe. An dieses Niveau reicht sonst nur Bernd Ulrich heran! Chapeau! – Stefan Martin

 

Ich mag die Zeit, aber heute haben Sie es geschafft mich zweifach mit der Titelseite vor den Kopf zu schlagen: 1. Die Schulen seien Treiber der Pandemie? Ohne Abwägung der Nachteile der Schließung?? Es gibt wahrlich überzeugendere Gründe SPD nicht zu wählen. 2. Einen so irrationalen , unausgegorenen, seltsamen Artikel über den Tod – was soll das? Ist die Zeit so mit den Kirchen verbandelt, dass sie sich in der Pflicht sieht, so einen – sorry – „Blödsinn“ auf der ersten Seite zu schreiben? PS: Erst der Ärger über die Titelseite und dann die Begeisterung auf S.6f: So sehen neue Grundrechte aus! – Dirk Wütherich

 

Mein Name ist Evelyn Bokler und ich bin seit 2005 ohne Unterbrechung Abonnentin der Zeit. Sie hat mich während meines Politikstudiums ebenso begleitet wie zu meiner Promotion und nun zu meiner Habilitation. Nach 16 Jahren hervorragender journalistischer Berichterstattung ist es mir ein Anliegen, mich bei Ihnen für die hohe Qualität Ihrer Zeitung zu bedanken. Wenn ich Beiträge wie den aktuellen von Robert Pausch „Oster-Unruhe“ (nur ein Beispiel von vielen) lese, dann ist das die reinste Freude. Auch wenn ich – natürlich – wahrlich nicht immer mit den Autoren übereinstimme (was schlimm wäre), so schätze ich die kluge Argumentation und sachliche Abwägung, wenn es um die jeweiligen Standpunkte geht. Bitte machen Sie weiter so! – Dr. Evelyn Bokler-Völkel

 

Diese völlig zutreffende Bilanzierung einer versagenden politischen Handhabung der Coronakrise kann auch allgemein für die Regentschaft Merkel gelten. Sie war gerade in der Großen Koalition dauerhaft gegeben, aber von zeitgleichen ökonomischen Erfolgen im Land überdeckt. Die deutsche Innenpolitik hat in der Ära Merkel keine Perspektiven erzeugt und ist damit Teil der allgemeinen Saturiertheit geworden. Warum sollte sich Merkel als gelernte Physikerin von der Erkenntnis des jeweiligen Seins zur Formulierung vielschichtiger Ziele begeben. Sie folgt damit dem Ziel der einäugigen Wissenschaft, Abwägungen sind ihr und ihren politischen Partner zuwider. – Jürgen Dressler

 

In Ihrem Artikel „Oster-Unruhe“ beziehen Sie sich lediglich auf die Erkenntnisse der Virologen. Alles andere blenden Sie aus. Ausserdem scheinen Sie ungefiltert eine Sichtweise anzunehmen, die die „Null Covid’Strategie“ impliziert. Nirgendwo kommen die Versäumnisse der letzten 8 Monate, meines Erachtens sogar Versagen, der Regierung zur Sprache die Deutschland in diese Situation gebracht hat. Nämlich scheinbar „alternativlos“ nur noch massive Einschränkungen der Bürgerrechte zu beschließen.

Wo bleiben die “ kreativen Öffnungsideen“ die mit Sachverstand und Konsequenz durchgesetzt werden? Wo bleibt die Möglichkeit der digitalisierten Nachverfolgung? Gesundheitsämter arbeiten immer noch im wesentlichen wir vor der Pandemie. Wo bleiben durchdachte Teststrategien (jetzt immerhin in Anfängen erkennbar)? Wo bleibt ein pragmatisches und mutiges Impfkonzept dass den Namen verdient?

Wo bleibt das Verständnis für die berechtigten Sorgen und auch ja ‚“ Lebenshunger“ vieler Menschen? Die Folgen dieses seit mehr als 5 Monaten bestehenden Lock down werden in vielen Teilen dramatisch werden. Es sind viele Menschen (je nach Umfrage) für gut begleitete Lockerungen. Es handelt sich dabei nicht um Unvernünftige, Unverbessliche und „Covidioten“. Zudem ergibt sich unbedingt die so selten (oft nur in Gerichten) gestellte Frage der Verhältnismäßigkeit.

Corona wird Tote fordern, ob mit oder ohne Maßnahmen: in Abwägung aller Folgen stellt sich eher die Frage mit wieviel Toten kann und will eine Gesellschaft leben ( darüberhinaus Untersterblichkeit Februar 2021). Zusammenfassend halte ich die bisherige Strategie der Regierung für ein Fehlen von Mut, klar kommunizierte Zielsetzung und Angst vor Verantwortung und Fehlern. Ich gehöre aber mittlerweile auch zu denen die „der Meinung sind dass keine Partei in der Lage ist mit dieser Krise fertig zu werden“. – Dr. Lorenz

 

Pauschale OsterunruheJa, wir haben Meinungsfreiheit. Aber ein Artikel mit lauter polemischen und falschen Behauptungen gehört nicht auf die Titelseite der ZEIT. Der Artikel fängt schon an mit „alle fragen sich“. (Wirklich alle?) Im Weiteren wird aufgelistet, dass man nun die CDU, die SPD, die Grünen und die FDP nicht mehr wählen kann. (Das ist also dann die Empfehlung, die AfD zu wählen, denn für die Linke würde die ZEIT ihre Titelseite ja wohl nicht hergeben?) Dann wird behauptet, dass „die Politik“ (wer?alle Politiker?) behauptet hätte, dass sich die Seuche nur mit Nachverfolgen der Kontakte bei einem Inzidenzwert unter 50 unter Kontrolle bringen lässt. (So ist Polemik aufgebaut: Etwas behaupten das nicht stimmt und es dann lächerlich machen) – Reinhard Heuer

 

Der Autor berichtet über die nachgewiesene Unfähigkeit der Politik, mit den Herausforderungen der Corona- Pandemie angemessen fertigzuwerden. Das Arbeitgeber-bashing hätte ich gern ergänzt gesehen um die Bemerkung, daß es den politisch Verantwortlichen , warum auch immer, nicht gelingt,die Gesundheitsämter zu verpflichten, an den Wochenenden eine Notbesetzung einzusetzen, um durchgehend korrekte Zahlen zu der Pandemie zu melden. – Klaus Grasenick

 

Obwohl ich ein langjähriger, treuer und zufriedener Zeit-Leser bin, stehe ich heute leider kurz vor der Kündigung des Abos. Die aus meiner Sicht recht einseitige und meinungsgeladene Berichterstattung von Herrn Ulrich zum Thema Klima kann ich noch ertragen aber die Titelseite der aktuellen Ausgabe raubt mir doch die Fassung. Zwei Leitartikel zum Thema Corona verzerren nicht nur die Realität sondern geben sie falsch wieder. Ich habe mir den Spaß gemacht das Politbarometer anzuschauen. Wie der Autor Herr Pausch darauf kommt dass „die Zahl derer die sich […] härtere Maßnahmen wünschen, in die Höhe schießen” ist mir schleierhaft, da laut Politbarometer vom 26.03.2021 (https://www.forschungsgruppe.de/Aktuelles/Politbarometer/) eine Mehrheit von 54 % die Rücknahme des geplanten Shutdowns über Ostern (Osterruhe) begrüßt hat.

Auf der gleichen Seite lese dann noch von Herrn Greiner: “[…] Tag für Tag Menschen sterben Menschen am Virus, alte wie junge”. Da seit Mitte Februar die Sterbefallzahlen unter dem Durchschnitt liegen (https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/sterbefallzahlen.html) und die grösste Altersgruppe in der Verteilung der Todesfälle mit Coronavirus, die der zwischen 80 – 89 Jahren (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1104173/umfrage/todesfaelle-aufgrund-des-coronavirus-in-deutschland-nach-geschlecht/) ist, dann werden für mich hier schon “alternative Fakten” dargestellt. Meine dringliche Bitte an Sie und ihre Zeitung: mehr Fakten und weniger Meinung im Politik und Wissens-Ressort. – Dr. Thomas Jaekel

 

Ihre Betrachtung kennzeichnet zutreffend die gegenwärtige Situation in unserer Gesellschaft. Erlauben Sie mir dazu bitte einige eigene Gedanken. Handeln setzt bekanntlich Denken voraus. Wer handeln will, muss sich den Sinn seines beabsichtigten Handelns bewusst werden. Frau Dr. A. Merkel hat vor ihrem Griff nach dem Vorsitz in der CDU in bemerkenswerter Offenheit ihre persönlichen Stärken öffentlich bekundet: „Meine größten Stärken sind, …. dass ich, wenn es Not tut, Dinge laufen lassen kann, schweigen kann und auf Ende abwarten kann.“

Bei der Analyse de Arbeit der Bundeskanzlerin wurde diese Tatsache geflissentlich übersehen. Die von den Medien repräsentierte Öffentlichkeit umgab die Bundeskanzlerin mit einem Schutzmantel. Dieser ließ wirkliche Kritik an der Bundeskanzlerin „alternativlos“ zum Tabu werden. So hat sie mit mal mehr, mal weniger halbherzigem Stillstand ein langes Jahr das Ende der Pandemie abgewartet. Mehr fiel ihr, getreu ihrem Erfolgsmotto nicht ein.

Die Zuversicht der Frau Dr.Merkel in ihre „persönlichen Stärken“ verhinderte die Bildung eines ständigen interdisziplinären Krisenstabes, der abgestimmtes Handeln vorbereiten kann. Im Hochgefühl ihrer Macht kreierte sie jenseits des GG die MPK unter ihrem Vorsitz. Frau Merkel und die Ministerpräsidenten und -innen glauben, einen den erwähnten Krisenstab ersetzen zu können. Da das in den vergangenen zwölf Monaten nicht gelang, schicken sie Task Force los, um Versäumtes nachzuholen. – R. Renaux

 

Herrn Pausch ist zu danken, daß er die immer noch sehr große, aber eher stille Masse der Menschen ins Blickfeld rückt, die von Anfang an bereit war und immer noch bereit ist, auch große pandemiebedingte Einschränkungen zu akzeptieren, wenn es denn helfen würde, die Pandemie in den Griff zu kriegen. Diese Menschen opferten sehr viel und mußten dabei erfahren, daß sich z. B. die Industrie auch den kleinsten Zumutungen für das Allgemeinwohl dank erfolgreicher Lobby-Arbeit komplett entziehen konnte, daß andere Lobbyverbände aus der Wirtschaft durch ihr lautstarkes Geschrei immer wieder notwendige Schritte verzögern und/oder verwässern konnten und damit ganz nebenbei den Schaden für die von ihnen vertretenen Branchen wie Handel oder Gastronomie noch massiv vergrößert haben.

Diese Menschen blickten und blicken fassungslos auf eine Politik, die die schlechten Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern mit „kontrollierten“ Öffnungen ignoriert und genausowenig auf die Gründe der Erfolge derjenigen europäischen Länder schauen, die die zweite und dritte „Welle“ mittlerweile sehr viel besser als Deutschland gemeistert haben. Es scheint aber zuviel verlangt, von Ländern wie Spanien und insbesondere Portugal lernen zu wollen.

So sind diese Menschen, wenn denn die Corona-Politik das Kriterium der Entscheidung ist, in der Tat „heimatlos“, denn der einen Partei, die eine absurde Ignoranz gegenüber der Pandemie an den Tag legt, stehen alle anderen großen Parteien gegenüber, die durch politische Kurzatmigkeit, Lobbybeeinflussbarkeit, Realitätsverweigerung und ideologischem Dogmatismus („Schulen müssen offen bleiben“) gepaart mit einer erschreckenden Ineffizienz des staatlichen Handelns in die Situation geraten, die Pandemieeinschränkungen ständig verlängern müssen, weil die Zahlen nun mal so sind, wie sie sind und das Virus mit seinen Mutationen immer noch beste Bedingungen für die Ausbreitung hat. – Wolfgang Hoepfner

 

Robert Pausch bringt es auf den Punkt. Ich hätte es auch nicht besser sagen und fragen können: „Wen, bitte sehr, sollen wir denn nach diesem allgemeinen Politikversagen im September wählen“. – Sven Herfurth

 

„Wen sollen die Enttäuschten wählen?“ fragt Robert Pausch und verläuft sich vorhersehbar im Lamento über Fehler der politischen Kaste. Das unsicherheits- weil virusinduzierte Wechselspiel zwischen Bürgern und Politik gerät ihm aus dem Blickfeld. „Die wollen nur gewählt werden und hängen das Fähnchen nach dem Wind“ ist der beliebte Vorwurf an die Politik. Es sind aber doch wir Bürger, deren vornehmstes Recht das Wahlrecht ist. Wenn aber wahlrelevante Teile der Bürgerschaft (obwohl nur eine Minderheit) die Herausforderungen durch das Virus leugnen bzw. kleinreden und die Glaubwürdigkeit offizieller Fakten zu Fallzahlen bezweifeln, dann nährt das die Krise.

Denn die politischen Entscheidungsträger können diese Gruppierung nicht Kräften überlassen, die in unverantwortlicher Weise die Verunsicherung für sich zu nutzen suchen. In der Folge wurden Kompromisse eingegangen, die ein An- und Abschwellen der Krise und eine zunehmende Auszehrung beförderten. Wer der Politik keine Lernkurve zugesteht, ist scheinbar immer im Recht. Politik, die vorrangig Fehler zu vermeiden sucht, darf sich über Auszehrungserscheinungen nicht wundern. Das Beklagen eines (auch von der Presse) mit zu verantwortenden Vertrauensverlustes hilft da nicht weiter. – Dr. Wolfgang Hirsch

 

Ich bin noch immer „Frau aller meiner Sinne“ und alle Corona-Quatschologen, die können mich mal kreuzweise. Ich kann deren Quacksalberei einfach nicht mehr hören, und Quatsch mit Sosse mag ich nicht essen, da esse ich lieber meine „After-Eight-Box“ ratzekahl leer. – Riggi Schwarz

 

Das ich so einen Artikel noch einmal in der ZEIT lesen darf ist ein schönes Ostergeschenk. Sie haben die ganze Misere völlig zutreffend analysiert und schnörkellos beschrieben. Kein Satz zuviel, nichts fehlt. Ich teile Ihre Analyse komplett und unterschreibe Ihren Artikel, denn dem ist nichts aber auch gar nichts hinzuzufügen. Doch eine Bitte habe ich schon. Machen Sie doch bitte eine Person von Rang und Namen ausfindig, die diesen hervorragenden Artikel unseren Regierenden in Bund und Ländern merkbar, sichtbar und absolut nachhaltig so um die Ohren haut, daß es wehtut! Aber bitte sehr geehrter Herr Pausch, es eilt, sonst verlängert sich das Elend noch mehr! – A. Jeske

 

Ich bin zwar naturwissenschaftlich ausgebildet, jedoch in Sachen Pandemie (Virologie, Statistik etc.) genauso Laie wie die meisten Bürger und wohl auch die weit überwiegende Anzahl Ihrer Leser. Wenn ich gelegentlich versuche, mir über den einen oder anderen Aspekt der Pandemie ein genaueres Bild zu verschaffen, indem ich online recherchiere, so finde ich immer ein mindestens facettenreiches wenn nicht widersprüchliches Bild. Für jemand, der das nicht professionell betreibt, ist es ungemein schwierig, seriöse und unseriöse oder wenigstens fragwürdige Quellen zu unterscheiden.

Vermutlich liegt das auch daran, dass das Geschehen rund um diese Pandemie äußerst komplex ist und keine voreiligen Schlüssen zulässt. Umso mehr überrascht es mich, dass Herr Pausch so genau weiß, was Sache ist. So sehr, dass auch kein Raum für Differenzierung bleibt. Um nur ein kleines Detail herauszugreifen: „Sie [die Politik] öffnet die Schulen, obwohl gut belegt ist, wie sehr sich das Virus hier verbreitet.“ Auf der Webseite der Tagesschau lese ich dagegen in einem Beitrag vom 25.2.2021, also recht aktuell: „Schulen sind eher keine Pandemie-Treiber“. Berichtet wurde hier über eine Untersuchung des RKI.

Ich muss gestehen, dass ich angesichts dieser sich krass widersprechenden Aussagen doch recht ratlos bin. Und das ist eher die Regel als ein Einzelfall. Und mir scheint, dass jeder, ob Journalist oder Politiker oder Bürger, sich gerade die „eindeutig belegten“ Aussagen heraussucht, die ihm am besten passen. In meinen Augen wäre es die Aufgabe eines guten Journalismus, dieses Wirrwarr zu hinterfragen und von mir aus auch gerne die eigene Ratlosigkeit einzugestehen. – Henrik Rentz-Reichert

 

Wie schon am Anfang der Pandemie von manchen Menschen vorausgesagt, ist die zunehmende Politikverdrossenheit, die sich zur Zeit einstellt, tatsächlich eine der gefährlichsten Folgen von Corona. Allenthalben kann man nun lesen: die Bundeskanzlerin müsse auf den Tisch hauen und sich endlich durchsetzen. Leider gehen die Meinungen der Menschen und der Politikerinnen und Politiker jedoch auseinander, und in der vorigen Ausgabe der Zeit konnte man einen werbenden Artikel über die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, lesen, weil sie sich in der Corona-Frage entschlossen der Kanzlerin entgegenstelle. Wie also soll das Auf-den-Tisch-Hauen aussehen? Am Rande bemerkt, hat Winfried Kretschmann in Baden-Württemberg die Schulöffnungen jetzt zurück genommen. Es war seine Gegenkandidatin von der CDU, Susanne Eisenmann, die diese in ihrer Wahlkampagne durchgesetzt hat, die Wahl endete aber für die CDU in einem Desaster. – Mechthild Dierlamm-Harth

 

Der Zuspruch der Bevölkerung schwindet, nicht nur weil Entscheidungen widersprüchlich sind , immer wieder das gleiche lamentiert wird und viel versprochen wird, sondern niemand (!) in Regierung und Opposition intelligente Konzepte zum Umgang mit Corona und dem schnellen Überwinden der Beschränkungen in Erwägung zieht, wie z.B. der Einsatz von Apps (z.B. „luca“) zur frühzeitigen Erfassung von Infektionsfällen und der Möglichkeit Kultur und Geschäfte zu öffnen. Das alleinige setzen auf den Impferfolg ist angesichts von Mutationen sehr schmalspurig. Bei bestehendem Impfstoffmangel hat England es vorgemacht wie man damit umgeht:

In Großbritannien wird abweichend von den Hersteller-Empfehlungen aus dem Mangel heraus fast nur eine Impfung verabreicht, die mittlerweile nachweislich über 54 % der Bevölkerung einen Schutz vor schweren Verläufen bietet (nur 8 % sind vollständig geimpft). In GB sind somit mit 36 Mio. Impfdosen 55 % vor schweren Verläufen geschützt und in Deutschland mit ca. 19 Mio. Dosen 12 % der Bevölkerung. Allein die Verlängerung des Impfabstandes zur 2. BioNTech-Impfung auf 12 Wochen könnte vielen Menschen schwere und vielleicht tödliche Verläufe ersparen. Warum setzt sich kein Politiker für eine Verlängerung des Intervalls zur zweiten Impfung ein (dann würde nebenbei auch die etwas leidige Diskussion um „Previlegien“ von vollständig Geimpften zurückgedrängt werden).

KEIN Politiker zeigt hier die Führungsstärke, uns in ein neues gesellschaftliches Leben mitCorona zu führen. Denn auch mit umfangreichen Immunisierungen wird Corona und seine Mutationen über den Sommer hinaus unser Leben bestimmen und einschränken. Im Moment machen nur Bürgermeister wie Boris Palmer berechtigte Hoffnung, in absehbarer Zeit wieder an gesellschaftlichem Leben teilnehmen zu dürfen. Man bleibt da nur noch ratlos. – Dr. Peter Gülden

 

Natürlich sollten die Wähler der Regierung weglaufen. Tun Sie aber nicht, wie die Wahlergebnisse in Baden-Würtemberg und Rheinland Pfalz zeigten. Einer bis in die Spitzen korrupten CDU sollte eh keiner mehr trauen. Von der SPD ganz zu schweigen. Das ewige Hin und Her in der Coronapolitik, die verzweifelt gesuchten Horrorszenarien, um jede noch strengere Massnahme zu begründen, sind nicht gerade ein erfolgreiches Konzept für glaubwürdige Politik. Auch die von seiten der Politik und Ihrem Kollegen A. Sentker Verharmlosung des Astrazeneca Impfstoffs sind nicht gerade geeignet für das dringend benötigte Vertrauen in die Politik und die Medien. Und warum glauben Sie, wünschen sich immer mehr Bürger (falls das stimmt) immer härtere Massnahmen?

Vielleich, weil sie nach einem Jahr noch immer denken, die starke Frau wird es schon richten und dann ist wieder alles „normal“. Jetzt mal kurz und hart und dann lassen wir uns alle impfen und dann… Doch für Millionen Menschen, die in der Gastronomie und im Kulturbetrieb arbeiten (und viele andere) sieht die Sache anders aus. Sie haben seit einem halben Jahr (!) Berufsverbot und viele davon haben keine Einnahmen mehr. Die sind schon seit langem unzufrieden und das mit gutem Recht. Und Sie als Medienschaffende tragen eine Mitschuld daran, dass diesen Menschen der Lebensmut abhanden kommt. Sie schreiben es gebe, eine Repräsentionslücke für (virologische) Vernunft und staatsbürgerliche Treue. Nein, davon hatten wir im vergangenen Jahr schon mehr als genug. Politik sollte immer etwas mehr sein als bloßes Verbieten und Virologie, das sollte Ihnen doch auch klar sein. Perspektive statt No Future, aber auch Die Zeit ist nach über einem Jahr Corona keinen Schritt weiter.

Abgesehen davon, dass man mit allen Mitteln versucht, einen oder mehrere Impfstoffe unters Volk zu bringen. Wie gross ist denn die zu erwartende Überbelastung des Gesundheitswesens wirklich? Und ist die Sterblichkeit nicht trotz aller Mutationen stark rückläufig? Es tut mir leid, aber bei den aktuellen Inzidenzwerten (stagnierend) verstehe ich die Aufregung nicht. Ja es ist Ostern und daher wird weniger getestet. Warum dann nie der Umkehrschluss, denn es wird ja seit Wochen erheblich mehr getestet. Resigniert und von der etablierten Politik entfernter denn je ein enttäuschten Zeit-Leser . – Thomas J. Birgel

 

Stammt der Artikel wirklich von Ostern 2021 oder haben Sie in 2020 geschrieben und erst jetzt veröffentlicht? Ich sitze, in dem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, in einem Kaffeehaus in Dornbirn, Vorarlberg. Alle Tische mindestens zwei Meter voneinander entfernt. Alle Gäste COVID-frei mit aktuellen Tests oder Bestätigungen über neutralisierende Antikörper. Ansteckungsgefahr: Zero. Meine Frau unterrichtet in diesem Moment ihre vierte Klasse in der Volksschule (Grundschule) Schwarzach. Sie ist, zum Glück aller, seit Wochen geöffnet. Ansteckungen bisher: Zero. Belegung der Intensivbetten in Vorarlberg: gegen Zero. Alles zusperren ist eine Lösung, sie ist die einfachste – und primitivste. – Johannes Hefel

 

In ihrem Artikel haben Sie beschrieben, dass die verschiedenen politischen Parteien keine wirksame Strategie hatten und haben, um die Zahl der mit dem Sars-CoV2-Virus Infizierten dauerhaft zu reduzieren. Alle bisher vorordneten Formen eines allgemeinen Lockdowns haben nicht zum Ziel geführt. Daß es eine wirksame Alternative gibt, zeigen die Maßnahmen, die z.B. in Taiwan, Südkorea und China angewandt wurden: im Wesentlichen sind es – die wirksame Isolierung der Infizierten und, – die effektive Überwachung der Menschen, für die eine Quarantäne ausgesprochen wurde.

Weder die Isolation der Infizierten noch die Einhaltung der Quarantäne werden in Deutschland effektiv überwacht. Taiwan und in Südkorea haben gezeigt, daß beides auch in einem demokratisch regierten Land möglich ist. Mit Hilfe einer Handy-basierten Ortung oder einer anderen verfügbaren Technologie, die während der in der Regel 2-3-wöchigen Krankheits- oder Quarantänephase eingesetzt wird, ist es möglich, die betroffene Person kontinuierlich zu lokalisieren und Verstöße gegen die im Infektionsschutzgesetz aufgeführten Maßnahmen umgehend zu erkennen und zu ahnden.

Gleichzeitig ist sicherzustellen, dass die betroffenen Mitbürger während der Phase der Isolation ausreichend mit Lebensmittel und den für den täglichen Bedarf notwendigen Waren versorgt werden. Auch dies wäre sicher in Deutschland zu gewährleisten. Die dafür notwendigen Mittel wären viel geringer als die, die derzeit für die verschiedenen Anti-Coronamaßnahmen aufgewendet werden.

Die effektiv überwachte Isolation der Infizierten und der Menschen in Quarantäne wäre auch wirksam bei Mutanten, gegen die (noch) kein Impfstoff verfügbar ist. Sie könnte auch eingesetzt werden, wenn in der Zukunft eine andere Virusinfektion auftreten wird. Letztendlich geht es darum, bei derzeit weniger als 1% der Bevölkerung (Infizierten und Kontaktpersonen in Quarantäne) effektiv zu verhindern, dass sie den Ort der Quarantäne verlassen und damit die restlichen 99% der Bevölkerung zu schützen. Es ist für mich nicht verständlich, dass dieser Weg der Pandemiebekämpfung bisher (noch) nicht von den politischen Parteien diskutiert und umgesetzt wurde. – Priv.Doz. Dr. med. Anton Daul

 


 

 

Leserbriefe zu „»Endlich unser Europa«“. Gespräch mit Ferdinand von Schirach geführt von Heinrich Wefing

 

Sechs neue Grundrechte für Europa – was für ein revolutionärer Gedanke. Hier verkämpft sich wieder mal ein Intellektueller an Scheinproblemen. Nichts an diesen sechs „Grundrechten“ ist wirklich neu, nichts davon bisher ungeregelt. Im Gegenteil: mit neuen Rechten verhält es sich wie mit den Milliardenbudgets der Bundesregierung für Bildung…solange der bestehende Rahmen nicht ausgeschöpft werden kann, ist es absolut nutzlos, diesen noch publikumswirksam zu erweitern. Vielmehr sollte man das Problem von der anderen Seite her denken. Es mangelt uns in Deutschland (und Europa) nicht an Grundrechten, sondern vielmehr an bürgerlichen Grundpflichten. Mit der Wehrpflicht wurde eine der letzten Bürgerpflichten gestrichen…und seither ist nichts besser geworden. Eine Gesellschaft von pflichtlosen Rechteinhabern wird auf Dauer nicht überlebensfähig sein. – Jörg Schimmel

 

Mit der Initiative „Jeder Mensch“ geht Ferdinand von Schirach in eine neue Rolle: Hatte er bisher als Schriftsteller die Grenzen des bestehenden Rechts entlang konstruierter Fälle mit einem realistischen Hintergrund ausgelotet, so initiiert er nun die Entstehung von neuen Grundrechten und in der Folge von sich ändernder Realität. Nach der zuspitzenden Aufarbeitung zurückliegender Stoffe rücken nun die Zukunft und unser Handeln im Gegenwartssetting in den Blick. Da der bestehende Rechtsrahmen längst den Anschluss an unsere entfesselte Welt verloren hat, brauchen wir zwingend neue Grundrechte mit einer entsprechenden Reichweite.

Unsere repräsentativen Demokratien können aus eigener Kraft diesen neuen verfassungsrechtlichen Rechtsrahmen nicht schaffen. Die Zivilgesellschaft ist gefragt. Der Schriftsteller wird dabei zu einem Beteiligten mit aufklärerischer Absicht, zu einem Mentor der Bürgerinnen und Bürger, den eigentlichen Akteuren. Aus der Frage „Wie würden Sie entscheiden“ wird die Frage „Wie möchten Sie leben“. Der fiktionale Stoff entfaltet sich in der Realität. Ein kühnes Projekt. – Reinhard Koine

 

Dieser Artikel „Endlich unser Europa“, das Gespräch mit Ferdinand von Schirach, geführt von Heinrich Wefing, berührt stark: Das ist der allerwichtigste Artikel, den ich seit langer Zeit gelesen habe! Es ist als hätte ich auf diese Initiative gewartet. Denn ich wusste, ich wäre ja gern „Europa begeistert“. Jedoch wenn ich all die wirtschaftlichen Verflechtungen der Politik sah, dann war da kaum noch etwas von Begeisterung. JETZT sehe ich Licht am Tunnel. Diese Initiative JEDER MENSCH werde ich durch meine Talente und Netzwerke unterstützen. An Europa sollten – müssen – wir weiter bauen. Danke für dieses Gespräch mit Ferdinand von Schirach. – Beate Nagel

 

Alle Staaten gewähren Transfer-Entscheidungen duch ihre Währung. Dadurch etablieren Staaten einen monetären Referenzrahmen für das Denken. Unsere Transfer-Entscheidungen betreffen zwei Wirklichkeiten: den Gütermarkt und den Finanzmarkt. Hr. Ferdinand von Schierach möchte mit europäischen Grundrechten eine dysfunktionale Wirtschaft korrigieren. Der Erfolg erscheint mit Zweifelhaft, da wir trotz Menschenrechte ungleiche Löhne für gleiche Arbeit haben. Und da unsere Fiskalpolitik zwischen Staaten eine asymmetrische Konkurrenzbeziehungen schafft. Und da unserer Referenzrahmen produktionsorientiert ist und nicht Lebenszyklen priorisiert. Wenn wir eine dysfunktionale Wirtschaft korrigieren wollen, wäre eine Währungsreform aussichtsreicher. – Matthias Losert

 

„Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.“ Ferdinand von Schirach als Jurist will die Probleme der Welt mit Recht und Gesetzen lösen. Ich bin skeptisch: politische und wirtschaftliche Interessen dominieren nicht nur die Parlamente und oft die Justiz. Mein Lieblingsbeispiel: das Vergiften des Grundwassers und der Insekten ist verboten, trotzdem geschieht es seit langem und noch für lange Zeit. – Peter Pielmeier

 

Das Interview und die Informationen auf www.jeder-mensch.eu haben mich überzeugt, dass hier ein neuer, zeitgemäßer Hebel geschaffen werden soll, der dem Wohl der Menschen in Europa sehr dienlich sein wird. Ich habe mich der Initiative angeschlossen und tue mein Bestes, um Sie/sie zu unterstützen. – Dr. Christian Voll

 

Die Idee, Menschenrechte für die EU der modernen Zeit gemäß zu definieren halte ich grundsätzlich für gut und werde nach gutem Nachdenken die Petition, vielleicht, unterschreiben. Was mir bei dieser Idee viel zu kurz kommt ist, dass die Menschen in dem Zusammenhang dringend auch an ihre Pflichten erinnert werden müssen: Weniger Konsum, weniger Autofahren, Schutz der Demokratie durch Zuwendung und sachliche Diskussion mit dem Ziel, Lösungen zu finden. Was nützen Rechte, wenn unsere Erde irgenwann unbewohnbar ist? – Thomas Schmitter

 

Ich bin für Frieden statt Krieg, gesund statt krank, satt statt hungrig und lebendig statt tot. Nun gebt mir Einen, den ich verklagen kann, wenn dies nicht eintrifft! – emer. Prof. Werner Koetz

 

Denn die Gemeinschaft der Wissenschaft hat einen Impfstoff entwickelt. Gott hat wie immer schweigend zu geschaut. Er vertraut auf sein menschliches Ebenbild und dem Wesenskern das Selbstvertrauen für die Welt Gemeinschaft hervorzurufen. Trost und Hoffnung liegt im Geist des Handelns mit der Kraft auf das Gute Ende. Der Mensch hat die Gabe sich selbst zu retten, durch das Geschenk an den Lebenswillen. Glauben ist nicht wissen- aber ohne wissen- ist der Mensch vollends dem Tod ausgeliefert. Die Endlichkeit hat immer einen Neu – Anfang, ein natürlicher Lebensprozesses allen irdischen Daseins. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Dieses Interview habe ich mit Interesse gelesen. Hier wird ein überlegenswerter Denkanstoß gegeben. Die aufgeworfenen Fragen bedürfen einer offenen, unvoreingenommenen Debatte. Am Ende dieser Debatte sollten die Argumente abgewogen und Antworten gefunden werden. Von vornherein sich auf eine Änderung der Verfassung festzulegen, ist aus meiner Sicht Aktionismus. Dieser legt sich auf ein konkretes Ziel fest und droht sehr leicht, den Blick für die Zusammenhänge zu verlieren.

Die Grenze zwischen Aktionismus und Fanatismus ist unscharf und Fanatismus verleitet bekanntlich zur Blindheit. Die Verfassung ist die Grundordnung unseres Staates. Sie gibt die Staatswirklichkeit wieder. Mit Gesetzen wie Sozial-, Bau-, Straf- und weiteren Gesetzbüchern werden die Grundrechte in der Praxis umgesetzt. Der französische Diplomat und Politiker Chateaubriand hatte bereits Mitte des 19. Jahrhunderts erkannt: „Nicht die Gesetze bestimmen die Aufgaben, sonder die Aufgaben die Gesetze“! Diese Gesetze müssen der sich verändernden Aufgaben der staatlichen und gesellschaftlichen Wirklichkeit angepasst werden.

Die hier geforderten weiteren Grundrechte sind den bereits im GG erfassten Grundrechten zuzuordnen. Sie können in eine europäische Charta eingehen, die von den Mitgliedern der EU ratifiziert wird. Wenn es um eine Anpassung des GG an die Staatswirklichkeit geht, sollte eine Debatte darüber geführt werden, ob – die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen, – der Gedanke der Aufklärung, – die Grundgedanken der Laïzität von der Gewissensfreiheit des Individuums und – die Trennung von Kirche und Staat Eingang in das Grundgesetz finden sollten. Letzteres erscheint mir besonders wichtig.

Die fehlende Trennung von Kirche und Staat führt für jedermann sichtbar zur eklatanten Verletzung der Menschenwürde, zur Missachtung der Menschenrechte, zu Tod und Elend der Menschen. Diese Klarstellung ist daher aus meiner Sicht im besonderen Maße geboten, insbesondere auch deshalb, weil sich in Deutschland im Laufe der letzten Jahrzehnte weitere Religionen etablieren, die ihre Ansprüche anmelden. Niemand sollte sich sorgen, dass er oder sie oder deren Kinder einem sozialen Druck von einer religiösen Gemeinschaft in Deutschland ausgesetzt sein wird. – R. Renaux

 

Zu den neuen Grundrechten hätte ich eine kleine Ergänzung: Artikel 7: Jeder Mensch hat das Recht auf die Pflicht, sich an der Umsetzung dieser Grundrechte zu beteiligen.Dr. med. Katja Walesch

 

Wenn sich die Idee von Ferdinand von Schirach verwirklichen ließe, wäre das eine großartige, historische Errungenschaft. Ich habe über die angegebene Website gleich etwa 20 Unterschriften „auf den Weg gebracht“. – Sven Herfurth

 

Dankbar, dass sich nachdenkliche Menschen um das Schicksal unseres Kontinents sorgen und die EU mit neuen Ideen beleben wollen, habe ich den Aufruf unter jeder-mensch.eu unterschrieben. Was nun die „neuen Grundrechte “ betrifft, kann ich nicht umhin festzustellen: unvollständig und unsystematisch. Wer die EU retten und ihre Bürger begeistern will, darf gerne grundsätzlicher werden. Mein Katalog sähe so aus: Jeder EU-Bürger hat das Recht auf eine demokratisch gewählte Unionsregierung, auf eine friedensbewahrende Politik, die nur die Verteidigung der Union erlaubt, auf eine gesunde Umwelt, auf digitale Selbstbestimmung, auf transparente Regierungsverlautbarungen, auf Widerstand gegen digitale Versklavung, auf menschenwürdige Dienstleistungen und Produkte und auf Klage vor europäischen Gerichten gegen Verletzung dieser Grundrechte. – Johannes Kettlack

 

Was für ein großartiger Artikel! Ist es denn vorher noch niemandem aufgefallen, dass das Verfassungsrecht von 1948 nachgebessert und auf die Welt von heute zugeschnitten werden müsste? Dass nicht die Welt-Konzerne unser Leben bestimmen dürfen, die Verseuchung der Umwelt beendet werden muss und eine einklagbare Gleichbehandlung aller Menschen gesichert werden muss!? Dass es an uns liegt, es zu ändern? Das Buch „Jeder Mensch“ (v. Schierach) für 5 € werde ich morgen kaufen und mich auf der Website www.jeder-mensch.eu eintragen und alle Freunde und Bekannte darauf hinweisen.

– Bitte, liebe ZEIT-Leser, tun Sie es auch. Wenn ich meine Begeisterung zu dem Thema zum Ausdruck bringen solllte, kommt mir der Satz „Schierach for Präsident“ in den Sinn: Ein Mann mit Herz und Verstand, der denkt und handelt und sich für das Wesentliche auf der Welt (Europa) engagiert. – Denn: Eines Tages ist die Pandemie vielleicht im Griff, – aber dann sind die Umweltprobleme, das Kriegs- und Flüchtlings-Elend und der Hunger in der Welt immer noch da. – Ilse Kämmer

 

Der Schriftsteller und Jurist Ferdinand von Schirach hat Grosses vor. Er will EU-Bürgern ein einklagbares Anrecht auf gesunde Umwelt, faire Produkte und den Schutz vor Manipulation durch Digitalkonzerne sichern. Dazu schlägt er neue Europäische Grundrechte vor. Eine seiner Beweg-Gründe ist, dass die Zeit nicht stehen blieb seit Formulierung der Menschenrechte: „Die Menschenrechtskonvention kennt noch nicht einmal den Begriff «Umwelt»“. Entsprechend lautet auch Artikel 1 der «neuen Grundrechte»: „Jeder Mensch hat das Recht, in einer gesunden und geschützten Umwelt zu leben.“

Daraus allerdings ergeben sich Widersprüche und Fragezeichen. Mit „Jeder Mensch“ sind nicht nur die Europäer gemeint. Warum dann die Bezeichnung «Europäische Grundrechte»? Ausserdem, selbst dann, wenn sich die Europäer mustergültig verhielten, wäre damit das besagte Recht nicht gesichert. Um dieses Recht durchzusetzen müssen weltweit die Verantwortlichen in die Pflicht genommen werden.

Aber wie soll das geschehen? Sämtliche Rechte, die von Schirach vorschlägt, können nur durchgesetzt werden, wenn entsprechende realisierbare Pflichten formuliert sind. Im Vordergrund beim Realisieren stehen Anforderungen an die Technik und weniger Anforderungen an die Justiz. Nachdem diese Pflichten formuliert sind, müssen die entsprechenden Verantwortungen verteilt werden. Das ist zumindest beim ersten Artikel nicht einfach, denn es sind Massnahmen erforderlich auf so unterschiedlichen Gebieten wie Demographie, Ökonomie und Ökologie. Angesichts der entsprechenden weltweiten demographischen, ökonomischen und ökologischen Gräben gibt es da Zielkonflikte.

Typisch für deren Ursachen sind die Widersprüche innerhalb der allgemeinen Menschenrechte und zwar zwischen einerseits dem Menschenrecht auf Eigentum und andererseits den Menschenrechten auf Lebensunterhalt (z.B. Asyl, Familiengründung, soziale Sicherheit, Arbeit, Erholung, Essen, Unterkunft und Medizin, Bildung). Selbst erarbeitete soziale Sicherheit und selbst erarbeitetes Eigentum ist nur dann ausreichend geschützt, wenn das Recht auf Familiengründung nur so weit in Anspruch genommen wird, wie es die lokal verfügbaren Ressourcen erlauben. Auch das Recht auf Arbeit ist, wie die hohe Jugendarbeitslosigkeit in vielen Staaten des Südens zeigt, nur durchsetzbar, wenn das Bevölkerungswachstum an die vorhandenen Ressourcen angepasst wird.

Nichtanpassungen führen zu etwas das mit dem Stichwort «Tragik der Allmend» charakterisiert werden kann. Das Gegenmittel wäre ein in vernünftigem Ausmass genutztes Recht auf Eigentum. Solange keine weltweit zur Nachhaltigkeit führende gemeinsame Weltsicht mit allen Konsequenzen formuliert und zur Wirkung gebracht wird, solange führen thematisch und lokal begrenzten Formulierungen von Rechtsansprüchen zu keiner ausreichenden Lösung. Vielmehr besteht die Gefahr, dass unerfüllbare Erwartungen geweckt werden und notwendigen Massnahmen nicht die notwendige Aufmerksamkeit gegeben wird. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Zu Artikel 4-Wahrheit: „Jeder Mensch hat das Recht, dass Äußerungen von Amtsträgern der Wahrheit entsprechen “ Wer bemisst den Wahrheitsgehalt jener Amtsträger, welche Sonntag für Sonntag, und gern auch ‚mal zwischendurch, die unbefleckte Empfängnis, Wasser zu Wein und zu Ostern auch, ist von den Toten auferstanden,verkünden? – Wolfgang Burkhardt

 

Wie klar und pragmatisch der Strafverteidiger und Schriftsteller 6 neue und wichtige Grundrechte für Europa formuliert. ‚Umwelt‘, ‚Digitale Selbstbestimmung‘, ‚Künstliche Intelligenz‘, ‚Jeder Mensch hat das Recht, dass Äusserungen von Amtsträgern der Wahrheit entsprechen‘, ‚Globalisierung‘, ‚Grundrechtsklage‘. Viele Bürger Europas ängstigen sich vor der „Neuen digitalen Welt“, vor den Auswüchsen der Globalisierung und vor Google, Facebook und Co. Eine tolle Idee, dass Jeder auf www.jeder-mensch.eu seine Stimme abgeben kann, um diese Grundgesetzergänzung zu ermöglichen! Damit wird nicht nur für mehr faire Produkte und Schutz vor Manipulation gesorgt, sondern überhaupt unsere Demokratie, Freiheit und Menschenwürde gestärkt! Auch wird dadurch die „Europäische Idee“ wiederbelebt. Einzelländer bewirken global nichts mehr! – Klaus Jacobi

 

Vorweg: „Höre“ dem werten Ferdinand von Schirach gerne beim Sinnieren, Abwägen und Formulieren zu, etwa bei klugen Diskussionen im Rahmen sogenannter Talkrunden. Indes habe ich mich – als juristischer Laie – beim Lesen der neuen Grundrechte (rein rhetorisch) gefragt, ob es diese Grundrechte genau genommen nicht schon längst gibt. Dass ebendiese jedoch nicht konsequent und universal, auch nicht in ganz Europa, in praxi zur Anwendung kommen.

Was also veranlasst zu der guten Hoffnung, dass unsere mal mehr, mal weniger objektiv belastbaren Rechtsstaaten inklusive richterlicher Unabhängigkeiten die neue Grundrechtecharta wie deklariert in vollem Umfang mittragen würden? Daher mit Verlaub: Das vorgestellte Projekt entbehrt gewiss weder Sinnhaftigkeit noch Grundlage, aber es „fühlt“ sich an wie Populismus. Wie positiver, qualifizierter Populismus allerdings. – Matthias Bartsch

 

Artikel 1 der neuen Grundrechte sollte besser von “Mitwelt” sprechen statt “Umwelt”. Wie lange denn noch wollen wir so tun, als besäße die Menschheit alles und alle Anderen nichts? Macht die Schlachthöfe und Tierversuchslabors dicht. Legt die Fangflotten still. Stoppt euer Wachstum. Zuvorderst reklamiere ich mein Grundrecht auf friedliche Beziehungen zu allen Spezies der Erde. Einen Massaker-Planeten, dessen nichtmenschliche Bevölkerung in einem fort vertrieben, gefangen gehalten, abgeschlachtet wird, weil sie einer skrupellosen eingebildeten Herrenspezies als Ressource dienen soll, hätte ich nicht gebucht. – Ute Esselmann

 


 

 

Leserbriefe zu „»Mich stimmt der Glaube heiter und gelassen«“. Gespräch mit Bernd Deininger geführt von Evelyn Finger und Kilian Trotier

 

Richtig umfangreich könnte ich als ehemaliger Katholik aus dem Münsterland zu Ihren Artikeln Stellung nehmen. Aber heute nur dies: Die Frage, glaubst du an Gott, ist für mich und möglicherweise für viele andere so nicht richtig gestellt. Für mich müsste die Frage so oder so ähnlich lauten: Glaubst du an einen Gott, wie er innerhalb der (christlichen) Religionsgemeinschaften dargestellt wird? Da wäre meine Antwort ein klares Nein. Die Frage, ob ich glaube, dass es sonst etwas gibt, was man unter dem Begriff Gott fassen kann, wäre dann die nächste. Oder ist das zu kompliziert für eine Umfrage? – Harald Butscheid

 

Als ich heute die Zeitung “Die Zeit” kaufte fiel mein Blick sofort auf die Titelseite “Leben ohne Glauben”. Nicht nur in der heutigen Zeit ist es schwierig mit dem Glauben an Gott zu leben. Konsum, viele Hobbys, viel Reklame, viele anderweitige Angebote machen es dem Menschen nicht einfach an Gott und Jesus zu glauben. In zwei kleinen Gedichtbänden habe ich zum Ausdruck gebracht, was Gott für eine Bedeutung hat. Und so schicke ich Ihnen davon 2 Gedichte: Glaube, Liebe, Hoffnung, so oft gesagt und doch so falsch verstanden. Der Glaube an dich, mein Herr, hält uns fest im Leben. Die Liebe, mit der du uns umgibst und uns zur Seite stehst.

Die Hoffnung, dass du uns führst und lenkst und wir vertrauen dürfen auf dich, mein Herr. Glaube, Liebe, Hoffnung so oft gesagt und doch so falsch verstanden Nicht zu glauben, an das, was vergeht. Nicht zu lieben, was vergänglich ist, nicht zu offen, was nicht besteht. Glaube, Liebe, Hoffnung, so oft gesagt und doch so falsch verstanden. Oft ist es nur ein Gedanke, der dem Herzen Unruh schafft, doch du mein Gott, bist es, der wieder Frieden gibt. Oft ist es nur ein Gedanke, der das Band der Liebe zerstört, doch du mein Gott bist es, der Licht und Freude gibt. Oft ist es nur ein Gedanke, der alle Hoffnungen ins Wanken bringt, doch du mein Gott bist es, der den Ausgleich im Leben schafft

Oft ist es nur ein Gedanke, der nicht erkennt, was vorne ist, doch du mein Gott bist es, der mich zum richtigen Start führt. Ebenso möchte ich gerne eine Wegweisung mit meinem Artikel “Jesus Nachfolge” geben und ersuche Sie, dies auch, wenn es möglich ist, zur Veröffentlichung zu bringen. Vor einiger Zeit habe ich auch ein Buch/Manuskript verfasst, mit über 200 Seiten, das sich mit dem Gedanken Gottes befasst. Wenn Sie daran interessiert sind, dann ich Ihnen dies gerne zusenden. Den Artikel “Jesus Nachfolge” finden Sie im Anhang dieses Schreibens:

Jesus Nachfolge: Wenn Juden sich als Gottes Volk hervorheben wollen, oder auch Christen als Gotteskinder, dann sollten sie sich mit dem Satz befassen: „So rühme dich nicht, denn nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.“ Nazareth war eine unbekannte kleine Stadt im galiläischen Bergland und es war die Grenze zur hellenistischen Welt und daher kommt auch das Wort: aus Galiläa kommt kein Prophet und doch war es Jesu Heimat. Jesu wurde auf Hebräisch Josua genannt und es war ein alter Name mit der Bedeutung „Gott ist heil.“

Es ist möglich dass Joseph, der Vater von Jesus ein verarmter Nachkomme aus dem Geschlecht von König David war. Jesus lebt als Kind mit der Thora und nach dem mosaischen Gesetz. Da Jesu auch der Erstgeborene war und es auch Sitte war, dass jeder Erstgeborene Gott gehörte, musste er durch eine Opfergabe binnen eines Monats losgekauft und Gott geweiht werden. Die damalige Auffassung war: „Man muss das Kind mit der Thora mästen wie einen Ochsen, den man im Stall mästet.“ Und so wuchs auch Jesu auf. Er ging zur Schule und später lernte er das Handwerk seines Vaters um zum Lebensunterhalt beizutragen.

Auch sein Cousin Johannes wurde im gleichen Stil erzogen, sein Vater übte das Priesteramt aus, während Jesus Vater ein Handwerker war. Als Johannes seine Tätigkeit als Täufer begann, war es die Zeit vom Kaiser Tiberius im 15. Regierungsjahr, später auf das Jahr 28/29 n. Chr. datiert. Das Volk der Juden stand zwar unter römischer Herrschaft und es lehnte die Besatzungsmacht ab, doch konnten sie an ihrem Glauben festhalten.

Johannes war ein Entschlossener im Glauben. Er predigte hart auch gegen die Obrigkeit und forderte die Menschen auf, ihre Sünden zu bekennen. Seine Stimme war: „Wer seine Sünden bekennt und getauft ist, der darf später hoffen, dem künftigen Zorn Gottes zu entrinnen.“ Bei Johannes dem Täufer galt die strenge Regel, der Mensch darf sich nur Gott nähern, wenn er Gott würdig und getauft ist. Bei Jesu gilt die Gnade und Liebe Gottes. Er ist weder fanatisch noch exzentrisch, wie Johannes, sondern er ist ein Wanderlehrer. Bei Johannes mussten die Sünder zu ihm kommen. Jesus ging zu den Menschen. Jesus hat auch keine geordnete Lehrtechnik ausgeübt und auch keine geplanten Predigtreisen unternommen und auch nicht nach der Schulmethode der Rabbiner in der Gesetzeslehre die Menschen unterwiesen.

Er hat ganz einfach geredet und auch gepredigt wie es sich ergab. Jesus spricht den einzelnen Menschen in seinem Gewissen an. Auch gründet er keine religiöse Organisation und will auch nicht die Menschen gefügig machen und gleichfalls den Glauben erzwingen. Jesus redet mit den Menschen nicht über Gott, sondern er spricht ihnen Gottes Barmherzigkeit zu und handelt danach. Ein Schriftgelehrter will die Schrift auslegen und dabei werden die verschiedenen Lehrmeinungen abgewogen. Auch hat Jesus in seinen Reden immer das Wort AMEN verwendet und damit seine Vollmacht deutlich gemacht. Jesus war mit all seinen Gefühlen ein Mensch und war in geheimer Weise mit Gott verbunden, indem er mit ihm eine Einheit gebildet hat.

Gott lässt nicht über sich verfügen. Er kann, wenn er will, ringsherum aus den Steinen Abrahams Kinder erwecken, die keine steinernen Herzen haben. Israel oder Gottes Kinder haben zwar die Verheißung, aber keine Garantie. Viele Menschen erkannten durch die Predigten von Johannes ihre Sünden und ließen sich taufen. Auch Jesus ließ sich aus dem Gehorsam heraus taufen, obwohl er keine Sünden hatte.

Um sich auf seine weiteren Aufgaben vorzubereiten, ging Jesus in die Wüste. In der Stille hat er zu Gott gebetet. In dieser Zeit fastete er, um Gott nahe zu sein. Nach einer Zeit hatte er Hunger und in dieser Zeit versuchte Satan die Schwachheit zu seinen Gunsten auszunützen. Er forderte Jesus auf, von den Zinnen des Turms zu springen mit den Worten: „Er wird deinetwegen seinen Engel den Befehl geben, und sie werden dich auf Händen tragen, dass du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.“ Das ist die Versuchung das Wort Gottes herauszufordern und die Macht Gottes unter die Magie zu stellen. Satan gibt sich nicht mit der Ablehnung zufrieden und versucht erneut Jesus unter seine Macht zu stellen, indem er ihm ein Weltreich, Kontinente, Kulturen, Staaten, Macht verspricht. Auch fordert er Jesus auf, Wunder zu vollbringen, indem er die Steine zu Brot verwandeln soll. Jesus erkennt die Gedanken Satans und vertreibt ihn aus seinem Blickfeld. Jesus ist kein Mann, der ein Verführer ist, so wie Satan. Er macht die Menschen nicht zu seinem Werkzeug und will sie nicht unter seine Macht stellen um sie damit ihrer Freiheit zu berauben.

Jesus wird Hungernde auch mit Brot speisen, aber nicht als sozialer Machthaber. Er wird Brot teilen, was er von Gott bekommen hat. Jesus ist kein religiöser Magier, der Wunder vollbringt. In seinen Reden lässt Jesus die politischen und sozialen Verhältnisse außen vor. Es geht ihm nicht um die Veränderung der politischen Verhältnisse, sondern um die Veränderung und Einstellung der Menschen. Auch sollen die Menschen nicht mehr vor Gott weglaufen und sich von oberflächlichen weltlichen Dingen beeinflussen lassen, sondern sie sollen an den Maßstäben Gottes festhalten.

Gott ist auch nicht da, wo man ihn in den Himmel hebt, sondern er ist da, wo der Himmel in den Herzen ist. Wir sollen Gott, den wir Vater nennen, nicht als weltlichen Verwöhnvater sehen, der seine Kinder verwöhnt und auch nicht als strengen Vater, der seine Kinder züchtigt um gehorsam zu erlangen, sondern ihn als Vater annehmen, der seine Kinder liebt und lenkt. Gott ist der Schöpfer, der den Samen spendet für das Leben.

Jesus lebte den Glauben, während im Alten Testament der Glaube ein Anbetungsglaube war, der mit vorgeschriebenen Gesetzen die Menschen lenken sollte. Durch Jesus erfahren wir, wie Gott wirklich ist und nicht wie die Schriftgelehrten es bestimmen wollen. Jesus selbst hat sich nicht in den Vordergrund gestellt, sondern hat immer auf Gott hingewiesen. Er hat als Mensch alles durchlebt. Er war zornig über die Händler im Tempel, er war traurig über den Tod seines Freundes Lazarus, er hatte Angst vor der Kreuzigung, vor dem Leid, er hat geweint über die Stadt Jerusalem.

Auch hat er die Einsamkeit ertragen. Wir können zwar Jesus nachfolgen, doch wir sind keine Nachfolger im Sinne eines Amtes oder die einen Posten übernehmen, wie im weltlichen Sinn der Nachfolger als Sohn des Vaters. Petrus war zwar der Nachfolger, auf dem eine Nachfolge gebaut wurde, doch er war auch nicht Jesus, sondern „nur“ der Verwalter, der eine Aufgabe übernommen hatte mit Schlüsselübergabe und somit kann man sich in die Nachfolge Jesu stellen lassen und gleichzeitig untersteht man dem Vater und doch ist es eine andere Sache als die Nachfolge eines Geschäftes oder Unternehmens.

In Jesus erfahren wir, wie Gott wirklich ist und nicht wie die Schriftgelehrten es bestimmen wollen. Er zeigt uns, dass Gott die Menschen in ihrer Menschlichkeit versteht und auf sie auch eingeht. Jesus lässt sich auch nicht von den Gefühlen beirren, sondern er behält den klaren Blick, um den anderen zu erkennen. Satan ist auf die Gefühle des Menschen eingegangen, um diesen dann in seinen Bann zu ziehen. Er hat die Gefühle des anderen Menschen benutzt. Jesus hat die Gefühle der Menschen im Gegensatz dazu verändert um sie in die Nähe Gottes zu bringen.

Auch tat Jesus nichts, um Eindruck auf irgendein Publikum zu machen und er wies die Menschen in ihrer Gedankenlosigkeit zurecht, wenn diese sagten: „Guter Herr“ oder “guter Meister“, weil er sich nicht als guter Meister empfand und auch nicht zum Götzen gemacht werden wollte. Jesus hat die Menschen aufgefordert: „Kehrt um, ändert euren Sinn, das ist das Evangelium, die Botschaft von Gott.“ Er sieht die Menschen, wie sie herumirren, wie Schafe, die keinen Hirten haben oder die einen Hirten haben, der sie in die Irre leitet.

Auch war Jesus ein frommer Jude und kein jüdischer Patriot. Gott nachzufolgen war ihm wichtiger als politische Macht. Er war für jedermann da. Und bei Jesus ist nicht das römische Reich der Feind, sondern die Unheilmacht des Bösen. Jesus wollte auch nicht die politische – ökonomische Situation der Juden im römischen Reich verbessern, sondern er wollte den Menschen Gottes Reich näher bringen und Gottes Worte vermitteln. Durch Gleichnisse in Bildern des Alltags brachte Jesus Gottes Zuspruch zum Ausdruck.

Manchen Menschen bleibt trotz aller Beziehung zu Jesus Gottes Offenbarung verschlossen, denn es heißt schon in den alten Schriften: „Mit den Ohren werdet ihr hören und werdet nicht verstehen und mit den sehenden Augen werdet ihr sehen und es nicht erkennen“, denn jeder versteht von Gott nur so viel, wie er verstehen möchte. In seinen Gleichnissen verwendet Jesus auch oft das Wort vom Kleinsten, das bedeutet der kleinste Samen unter den Kräutern wird den größten Ertrag bringen, so wie das Senfkorn, das das größte wird. Es wächst ohne Einwirken des Menschen. Auch ein Sauerteig dehnt sich ohne Einwirkung des Menschen aus. Das Unkraut wächst auch mit dem guten Samen und so ist es auch, dass frommer Eifer mehr schadet als er Gutes tut.

Wer mehr haben will, als die Worte und Taten von Jesus, der verfällt in das Reich der Versuchung und erkennt nicht die Liebe Gottes. Es reicht nicht aus, eine emotionale Bewunderung gegenüber Jesus zu haben, um in das Reich Gottes zu kommen. Es heißt auch, da wo euer Schatz ist, da ist auch das Herz. Entweder Gott oder die Güter der Welt, die wichtiger sind und dabei verwirkt man sein Leben und die Nähe Gottes. Jesus ist daher auch nicht auf die Welt gekommen, um den Menschen in erster Linie körperliche Heilung zu bringen. Das tat er zwar, doch vornehmlich geht es ihm um das Seelenheil und die Verkündigung vom Reich Gottes.

Die Menschen, die Jesus in seiner Nachfolge ansprach, hatten damals ein sicheres Auskommen und gute Grundlage. Sie waren Fischer und hatten einen Beruf und eine Familie. Er hatte mit seinen Jüngern einen Kreis von Schülern, um sie in die Pflicht für Gott zu rufen. Jesus wählte seine Jünger selbst aus und berief sie und handelte nicht so wie die Rabbiner mit ihren Schülern, die nur nach dem Gesetz ausgebildet wurden. Auch hatte Jesus die Frauen höher gestellt, als die damalige Zeit des Judentums den Frauen zugestand. Die Frauen waren bis zur letzten Stunde Jesu an seiner Seite, während die Männer weggelaufen sind und sich versteckt haben. Die ersten Zeugen nach der Auferstehung Jesu waren Frauen und nicht Männer. Jesus hatte sich den Frauen offenbart. (Es ist eine Umkehr vom Paradies: Adam versteckt sich vor Gott und schiebt die Frau als Täterin vor und Jesus setzt die Frau in ein anderes Licht und spricht zu Petrus: du wirst mich leugnen)

Frauen waren im damaligen Judentum nicht gleichberechtigt wie im heutigen Sinne, so dass die Männer in der Synagoge Gott, den Herrn mit den Worten priesen: „Gepriesen sei, der mich nicht als Heide geschaffen hat. Gepriesen sei, der mich nicht als Frau geschaffen hat. Gepriesen sei, der mich nicht als Ungebildeter geschaffen hat.“ Für Jesus zählten diese Worte nicht. Er stellte die Frau als ebenbürtig dem Manne gegenüber, denn sie haben vor Gott die gleiche Stellung wie die Männer. Ebenso wurde Jesus von keinem Priester gesalbt, sondern von einer „minderwertigen Frau“.

Er hat sich schützend vor die Frauen gestellt. Heutzutage versuchen Frauen es dem Mann gleichzutun, in dem sie dem Mann auf die Schulter klopfen. Doch das ist nicht im Sinne Jesu und Gottes. Keiner soll über dem anderen stehen, um sich hervorzuheben noch zu unterdrücken oder zu benutzen. Auch soll die Liebe nicht käuflich sein, denn dadurch entsteht die Abhängigkeit und Missachtung der Gefühle. Ein Geschenk aus Liebe ist die Höherwertung des Anderen und nicht die Anerkennung für irgendwelche Dienste.

Im Laufe der Geschichte hat sich die Frau die Gleichberechtigung und Anerkennung des Mannes erkämpft, doch das ist nicht im Sinne Jesu und Gottes. Diese Gleichstellung ist aus dem Drang und der Unterwerfung der Frau entstanden und nicht aus der Ebenbürtigkeit gegenüber dem Mann. Die Frau ist im Laufe der Zeit in die Rolle des Mannes geschlüpft, um die Gleichwertigkeit zu erlangen. Es sind dadurch die Rollen vertauscht worden. Jesus hat die Frauen unterstützt, doch nicht, um sie in einer Höherwertung über den Mann einzusetzen. Da Jesus ein Jude war, der von sich behauptet, nur für die verlorenen Schafe des Hauses Israel da zu sein, hatte er am Anfang seiner Wanderjahre sehr große Schwierigkeiten mit „Heiden“, bis er auf eine Frau traf, die ein krankes Kind hatte. Und er heilte nach dem Drängen der Frau das Kind mit den Worten: „Dein Glaube hat dir geholfen.“

Jesus kann auch solche Menschen als seine Nachfolger bezeichnen, die von ihrer Nachfolge gar nichts wissen. Doch sind diese Menschen „Gesegnete“, d.h. wenn Jesus sagt: „ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben.“ Und wenn diese Menschen sagen: „wann haben wir das getan“, weil sie sich keiner Tat bewusst sind. Zu denen, sagt Jesus: “was ihr dem Geringen gegeben habt, das habt ihr mir getan.“ Und genauso ist es umgekehrt. Wer Taten der Barmherzigkeit und nicht des Ruhmes und Anerkennung tut, ist ein Jünger Jesu, auch wenn ihm gar nicht bewusst ist, dass er gute Taten im Namen Jesu getan hat. Jesus reißt mit seiner Gegenwart den Zaun oder die Mauer der Religion ein, die den Menschen in das Gesetz Gottes stellt. Auch ist Jesus kein Kumpan, dem man auf die Schulter klopft, sondern er ist ein Licht auf dem Weg.

Im Judentum gab es 613 Gebote und Verbote. Jesus hat auch kein Weltverbesserungsprogramm angestrebt um eine Veränderung herbeizuführen, sondern er hat die Menschen in die Gnade und Ordnung Gottes geführt. Bei Jesus soll auch die Liebe nicht zur Selbstverwirklichung führen, sondern zur Nächstenliebe in der Hingabe an Gott. Nicht die Eigenliebe ist vorrangig, bei dem jeder seine Wünsche mehr liebt als in der Nächstenliebe in Not und Leid helfend zu sein. Auch nicht die Wunscherfüllung in der Nächstenliebe soll zum Ausdruck kommen, sondern eine Hilfestellung des notwendigen Geschehens. Wo die heilende Liebe zum Ausdruck kommt, da entsteht die Nähe Gottes. Jesus nimmt auch nicht das Recht zur eigenen Schriftauslegung in Anspruch, sondern er ist erfüllt vom Gottes Geist. Ebenso will Jesus auch nicht, dass wir blind gehorchen, sondern wir sollen auch unseren Verstand gebrauchen.

Der Unterschied von der Gesetzgebung am Berg Sinai durch Moses und der Bergpredigt von Jesus ist, dass Gott für ein bestimmtes Volk, das in ein fernes Land zieht für eine Ordnung und gesittetes Leben mit einem Gesetz sorgt. Jesus lehrte die Menschen, ohne dass er sich an eine vorgeschriebene Ordnung oder Gesetz gehalten hat. Bei Moses am Berg Sinai gilt das Wort: Du sollst. Jesus wendet sich von diesem Wortlaut ab, damit die eigennützigen Vorschriften der Gesetzeslehrer die Menschen nicht knechten. Ebenso sagt er auch: „nicht jeder, der Herr, Herr ruft, wird in das Reich Gottes aufgenommen, sondern der, der den Willen Gottes tut.“

Am Ende der Zeit Jesu beginnt sich nach den „Erfolgsmeldungen“ doch das Volk abzuwenden und Jesus fragt seine Jünger: „Wollt auch ihr fortgehen?“ Jesus weiß, dass er in seinem Auftrag auf Menschen angewiesen ist und darum sendet er seine Jünger aus. Jesus selbst will sich nicht als Offenbarer Gottes darstellen und gebietet seinen Jüngern dies weiter zu sagen und will dadurch auch nicht in die politischen Missstände eingreifen. Er weiß, welches Schicksal er erleiden muss, es ist wie im Gleichnis von dem Weinbergbesitzer, der seine Boten in den Weinberg schickt, um den Ertrag abzuholen.

Als Jesus mit seinen Jüngern die letzte Mahlzeit vor seinem Tod einnahm, war es ein gemeinsames Essen und nicht nur ein Essen mit Brot und Wein, wie es heutzutage als Ritual in den Kirchen nachempfunden wird. Es war ein gemeinsames Fest mit Austausch im Gespräch. Bei Jesus und in der nachfolgenden Urgemeinde war das Abendmahl ein Sättigungsmahlessen, während im Laufe der Zeit es zu einem Kultmahl wurde und dadurch auch die Eucharistie zum kultischen Mittelpunkt, bei dem sich die Gemeinde unter Leitung der Priester um den Altar oder Tisch scharen.

Wenn die Menschen auch in Erwartung des Erscheinens von Jesus sind, so gelten doch die Worte: dass ein Tag von Gott wie tausend Jahre sind und tausend Jahre wie ein Tag. Da die Zeit der Wiederkunft Jesu auf sich warten ließ, ist aus der Nachfolge Jesu eine kirchliche Laufbahn entstanden und die Kirche zu einer Institution in der Welt geworden, die oft hinter dem Reich Gottes zurück bleibt und die Kirchengeschichte wird zur Menschenerzählung und daher sollte man immer darauf achten, was Gottes Wille und Jesu Führungsstil ist. – Ingeborg Rehm

 

Ein Leben ohne Glauben ist zwar möglich, aber für viele Menschen unvorstellbar. Es gibt Augenblicke im Leben eines Menschen, wo ihm der Glaube Kraft, Hoffnung und Trost gibt, und alles andere ihm sinnlos erscheint. Es gibt Momente, wo einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird und man das Gefühl hat, alles hat keinen Sinn mehr. Da hilft einfach nur der Glaube an eine höhere Macht. Mir hat es jedenfalls geholfen. – Ute Koch

 

Religion ist nichts als Illusion, mit der die Hoffnung vieler Menschen verknüpft ist, ihre kindhaften Wünsche nach Anleitung, Schutz und Trost würden dadurch in Erfüllung gehen. Nicht wenige Mitbürger ersehnen sich anscheinend eine Quelle, aus der sie Orientierung und Daseinsfreude schöpfen können. Hingabe und Verehrung oder Glaube an etwas können gesund sein, wenn nicht behauptet wird, dass dies der einzige Weg zur Glückseligkeit ist und dass alle ihn gehen müssen. Religion kann auch schädlich sein, weil sie von besseren psychologischen Problemlösungen im Leben ablenkt. Wem Kunst, Philosophie und Wissenschaft etwas geben, braucht keine Religion – und ist trotzdem ein wertvoller Mensch. – Dr. Helmut Klingenfeld

 

Eine wichtige Frage – nicht nur vor Ostern und zumal in dieser Krisenzeit! Doch warum verbinden „wir“ mit dieser Frage meist sofort den Glauben an „Religion und Kirche“? Schon der erste Beitrag im Ressort „Glauben und Zweifeln“ scheint die Antwort zu wissen: „Woran du dein Herz hängst“ – Das hängt nämlich bei „uns“ zumindest vor allem an dem christlichen Glauben und dem „2000 Jahre alten Versprechen, dass der Tod nicht das letzte Wort hat“. Ein schöner, ein verführerischer Glaube, der auch heute noch von vielen geteilt, ja sogar wiederentdeckt wird. Obwohl doch schon der große Martin Luther mit seinem obigen Spruch nicht unbedingt den christlichen Glauben gemeint hat, weil „jeder einen Gott“ habe „(notfalls auch Götzen)“. War hier Luther möglicherweise bereit, seinen reformatorischen Glauben aufs Spiel zu setzen?

Vielleicht ist es an dieser Stelle hilfreich, bei der Verwendung des Begriffs „Glauben“ klar zwischen der Glaubensfähigkeit und den Glaubensinhalten zu unterscheiden. Dann könnte schon auf die Titelfrage der ZEIT ziemlich zuverlässig geantwortet werden: Ein Leben ohne unsere Fähigkeit zu glauben, ist undenkbar. Sie erst ermöglicht spezifisch „menschliches“ Leben. Das ist – nach allem, was wir wissen, – verbunden mit unserer Bewusstwerdung, unserer Fähigkeit zu denken und entsprechend zu handeln, um „erfolgreicher“ als alle Lebewesen zuvor überleben zu können. Dabei ging es – wie Luther wohl richtig mehr gefühlt als ausgesprochen hat – zunächst einmal gar nicht um irgend einen Gott oder Götzen oder die viel spätere Philosophenfrage nach dem „Sinn“ unseres Lebens. Sondern ganz einfach um eine viel drängendere Frage: Wer oder was hilft mir beim „nackten“ Überleben? Wem kann ich dafür wirklich vertrauen? Erfahrungsgemäß konnten das nur andere Menschen sein, die nächsten „Angehörigen“, reale Mitmenschen usw.

Der „strafende“ oder „liebe“ Gott kam erst dazu, als ein zu großes Vertrauen (in fehlbare Menschen) enttäuscht wurde. Und als auch dieser „Glaube“ nicht die Erwartungen erfüllte, kamen „aufgeklärte“, „moderne“ Glaubeninhalte hinzu – bis hin zu unserem Glauben an „die“ Wissenschaft heute. Die kann zwar auch bitter enttäuschen, mahnt uns jedoch immer wieder selbst, sicher geglaubtes Wissen anzuzweifeln, wie es „Die Urknallforscherin“ im gleichen Ressort tut. Was wir glauben, ergibt sich also aus der konkreten Situation, in der wir jeweils leben. Das ist oft höchst subjektiv und schwankend, widerspricht auch unserem Sicherheits- und energiesparenden Gewohnheitsbedürfnis. Doch erklärt es zugleich die Langlebigkeit von „bewährten“ Glaubensvorstellungen, sie garantierenden Institutionen, Ritualen, Bräuchen usw..

Andererseits lässt uns die Anpassungsfähigkeit von Glaubensinhalten sowohl persönlich wie in der Gemeinschaft selbst in Pandemiezeiten auf flexible Weise überleben. Solange unser „Herz“ mitmacht, also den Vertrauensvorschuss in seine Glaubensvorstellungen nicht verliert. Bei „Realangst“, die „gesund ist“, funktioniert das, wie Psychoanalytiker Bernd Deininger in seinem Beitrag „Mich stimmt der Glaube heiter und gelassen“ erklärt, weil es „echten Trost nur außerweltlich gibt“. „Angstneurosen“ dagegen bedrohen unsere Entscheidungsfreiheit, die wir dann gern „notfalls auch Götzen“ übertragen und noch weit Irrationalerem. – Eckhard Heumann

 

Mein Name ist Ralf Huber. Ich bin 54 Jahre alt, Pastorensohn, gläubiger Christ und bin im Jahr 2008 aus der Kirche ausgetreten. Nachdem Kirchenaustritt bekam ich sehr zeitnah Post von der für mich zuständigen Kirchengemeinde. In dem Schreiben teilte mir der Pastor mit, dass ich durch meinen Kirchenaustritt auch etliche Rechte verloren hätte, so dürfte ich u.a. nicht mehr das Amt des Paten ausüben. In meinem Antwortschreiben teilte ich dem Pastor mit, dass ich nach wie vor der Pate von drei Kindern sei, einem Patenkind in Deutschland, einem Patenkind in England und einem Patenkind in Bolivien. Und diese würde ich im entsprechenden Notfall selbstverständlich christlich erziehen. Dazu bräuchte ich keine Kirche.

Der Glaube ist völlig unabhängig von Religion und Kirche. Ich sehe Religionen äußerst kritisch. Die weitaus größte Mehrzahl an Kriegen, Krisen und Terror hat religiöse Hintergründe. Ich sehe auch die Kirchen, speziell die katholische Kirche, äußerst kritisch. Was haben Kreuzzüge, Inquisition im Mittelalter oder auch der tausendfache Missbrauch von Kindern, Jugendlichen, Frauen und Männern durch Vertreter der Kirche mit Gott zutun? Nichts.

Ich brauche weder eine Religion, noch eine Kirche, um zu glauben. Ich spreche mehrfach am Tag mit Gott, d.h. ich bete. Ich danke nicht nur vor den Mahlzeiten für das Essen, das ich habe, ich spreche auch laut beim Autofahren mit Gott. Ich spreche beim Spaziergang, unter der Dusche oder im Schaumbad mit Gott. Ich danke am Morgen für den Schutz in der Nacht und am Abend für sichere Fahrten mit dem Auto, für Essen und Trinken, für Gesundheit, für schöne Begegnungen mit Menschen und für den Schutz gegen das Böse. Immer, wenn ich das Gefühl habe, ich möchte jetzt mit Gott sprechen, tue ich es. Dazu braucht es keine Religion und Kirche. Gott hat keine Sprechzeiten. Gott hört immer zu.

Sie schreiben, dass 55% der Deutschen an Gott glauben. Sehr interessant wäre die Frage, wieviele Menschen die Existenz von Gottes größtem Widersacher, dem Teufel, auf dem Zettel haben. Wer wissen möchte, wieviel Einfluss das Böse auf die Welt hat, braucht sich am Abend nur die Nachrichten im Fernsehen anzusehen. Elend, Krieg und Terror, Hass und Hetze, all das ist an der Tagesordnung. Und das alles ist der Einflussbereich des Bösen, des Teufels.

Was bedeutet Glaube? Für mich ist Gott der Einzige, der allmächtig ist. Gott, der Schöpfer, hat alles gemacht, das Weltall, die Sonne, die Erde, alles Leben auf unserem Planeten und auch uns, jeden Einzelnen von uns. Und selbstverständlich hat Gott die Macht, eine Frau auch ohne Sex und künstlicher Befruchtung schwanger werden zu lassen. Gott ist größer, als alle Wissenschaften.

Jesus Christus konnte Tote zum Leben erwecken, Blinden wieder Augenlicht geben, Krüppel heilen, 5000 Menschen mit ein paar Fischen und Broten satt machen oder auch dem Sturm auf dem See Genezareth befehlen, aufzuhören. Selbstverständlich war das so. Wenn nicht Gottes Sohn, wer sonst sollte diese Dinge können?

Ob sich mein Glaube durch die Pandemie verändert hat? Nein, mein Glaube hat mich aber sehr gut durch die Pandemie gebracht, mit Ruhe und Gelassenheit. Ich desinfiziere meine Hände, lüfte, reduziere meine Kontakte auf ein Minimum und vertraue auf Gott, dass ich nicht krank werde. Wichtig ist, das eine zu machen, ohne das andere zu lassen. Dazu die kurze Geschichte von Mohammed, der sich nachts in der Wüste schlafen legt und Allah bittet, er möge doch bitte auf sein Kamel aufpassen, damit es weder gestohlen wird, noch von alleine wegläuft. Da kommt ein Stimme vom Himmel und sagt:“Mohammed, das mache ich gern, aber anbinden mußte Du es schon!“ Gottvertrauen und einen tiefen Glauben zu haben ist wichtig, aber dabei bitte nicht die Hände in den Schoß legen und nichts tun.

Meine letzten Worte vor dem Schlafengehen kommen von dem großen Christen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer: “Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarte ich getrost, was kommen mag. Du, mein Gott, bist bei mir, am Abend und am Morgen, und ganz bestimmt an jedem neuen Tag.“ Gott und „guten Mächten“ zu vertrauen und sich von Ihnen geschützt und behütet fühlen, das ist Glauben. Für diese Liebe, dieses Vertrauen und diese Verbundenheit zu Gott und Jesus Christus braucht es keine Kirche und keine Religion. Das alles kann jeder Mensch auf Erden haben, zu jeder Zeit und überall. – Ralf Huber

 

Alles Leben auf unserer Erde strebt nach Lebenserhaltung, zumindest bis der eigentliche, biologische Sinn des Lebens erfüllt ist: Erhaltung der Art. Danach wird gestorben. Naturvölker früherer Zeiten haben diesen Zyklus akzeptiert. Doch seit Menschen Leben erhaltende und nachdenkende Fähigkeiten entwickelt haben, war Krise progammiert: wieso sterben müssen!? Und was kommt danach? Da Menschen keine tröstende Antwort finden, wurden Gott, Götter erschaffen, die den Menschen ein Leben auch nach dem Tod ermöglichen können. Der Glaube daran hilft, den unerträglichen Gedanken zu verdrängen, dass nach dem Tod nichts mehr sein sollte. Und die Pandemie macht jetzt die schwer zu ertragende Sterblichkeit bewußter und damit Menschen glaubensbedürftiger, dass mit dem Tod nicht alles vorbei sein möge. – Udo Bauer

 

Was würde Gott zu Corona sagen, der ja im Kirchenlied dafür gelobt wird, dass er alles „so herrlich regieret“? Die Corona-Katastrophe stellt uns wieder einmal vor das Problem der sogenannten Theodizee, der „Rechtfertigung Gottes“. Hat Gott uns willentlich das Virus geschickt? Warum sollte er? Um die Menschen zu strafen? Für ihre Sünden? Das wäre höchst ungerecht, denn es leiden und sterben Schuldige und Unschuldige. Außerdem dürfte man dann eigentlich nichts gegen die Krankheit unternehmen, denn man betet ja: „Dein Wille geschehe“. Dann hätte Gott selbst dafür gesorgt, dass am die Gotteshäuser geschlossen bleiben mussten und dass viele Priester starben, die selbstlos die Todkranken betreut haben und deren Gebete nicht erhört wurden. Wenn Gott aber gegendas Übel „Virus“ ist, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder er kann es nicht verhindern, dann ist er nicht allmächtig. Oder er könnte es verhindern, will es aber nicht, dann ist er nicht gütig.

In dem Roman „Die Pest“(1947) von Albert Camus geht es genau um dieses Thema. Der Priester Paneloux predigt zunächst, die Pest sei eine Strafe Gottes, später mildert er dies ab – angesichts der schreienden und sterbenden Kinder – und geht den Weg eines verzweifelten Glaubens, das heißt, sich Gottes Willen ganz zu überlassen, selbst wenn er unverständlich war, … sich mitten in das Unannehmbare hineinstürzen und in die Erniedrigung. Die Hauptfigur des Romans, Dr. Rieux, der mutig gegen die Seuche kämpft, sagt hingegen, es sei vielleicht besser für Gott, wenn man nicht an ihn glaubt und dafür mit aller Kraft gegen den Tod ankämpft, ohne die Augen zu dem Himmel zu erheben, wo er schweigt. Das entspricht genau der Camus’schen Existenzphilosophie. Paneloux stirbt an der Pest, zuvor lehnt er ärztliche Hilfe ab. Dr. Rieux überlebt… – Manfred Lauffs

 

Ganz wichtig fand ich die Bemerkung von Herrn Deininger zu seinem Gottesbild des liebenden und nicht strafenden Gottes. Gott sollte man bitte schön nie und nimmer fürchten! Gott ist das Leben. Seine innerste Essenz. Er erlässt keine Gebote, die bei Nichtbefolgung üble Strafen verlangen würden. Der schreckliche Begriff der Sünde macht nur Sinn, wenn man darunter all das versteht, was das Leben und unsere Lebendigkeit behindert oder gar beschädigt. Es liegt in unserer Verantwortung, uns unsere Regeln selbst zu geben und zu schauen, ob sie taugen für ein erstrebenswertes Leben. Alle Religion gehört auf den Prüfstand einer aufgeklärten Eigenverantwortlichkeit: nützt das tradierte Regelwerk dem Leben oder nicht?

Wir sind nicht die Marionetten eines Gottes, der auf Erfüllung bestimmter Rituale pocht, sondern wir sind von ihm beschenkt mit Eigenverantwortung. Deshalb ist es auch unsinnig zu fragen warum hat Gott dieses und jenes zugelassen? Weil die Gestaltung unseres Lebens eben in unseren Händen liegt. Dabei können wir jederzeit auf ein göttliches Reservoir von unendlicher Liebe und unendlicher Intelligenz zurückgreifen, wenn wir uns denn dafür entscheiden. Unter steigenden Füßen wachsen Stufen, so hat Kafka das formuliert.

Wir alle tragen ein im Grunde genommen unfehlbares Wertesystem ins uns, das uns das Ziel von Liebe, Vertrauen , Wertschätzung, Mitleid und Fürsorge jederzeit vor Augen führt, wenn wir das denn zulassen! Der Dalai Lama hat darüber ein wunderbares Büchlein geschrieben, für alle Menschen, ob gläubig oder nicht. Ich möchte derzeit keine Kirche oder Sekte oder andere Vermittler zwischen mir und meinem Gott, meinem Leben, haben! Auch mich stimmt mein Glaube “ heiter und gelassen“. – Dieter Walchner-Gläser

 

Die Überschrift des Interviews hat mich sehr angesprochen. Der Glaube an Jesus Christus, die Gewissheit, dass ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre (Heidelberger Katechismus), stimmt auch mich heiter und gelassen! Schon seit vielen Jahren bete ich im Hinblick auf meine Todesstunde mit dem Liederdichter Spitta, „dass ich fröhlich zieh hinüber, wie man nach der Heimat reist“. Allerdings ist die Begründung für Deiningers Gelassenheit eine völlig andere als meine und sein Vorhaben, seinen Patienten die Vorstellung von einem strafenden Gott austreiben zu wollen, m. E. mehr als fragwürdig.

Man kann selbstverständlich eine solche Meinung vertreten, doch entscheidend ist, ob sie mit dem biblischen Zeugnis und der Selbstoffenbarung Gottes an uns Menschen übereinstimmt. Was wir von Gott wissen, wissen wir aus der Heiligen Schrift. Was aber lehren das Alte und Neue Testament über Gott? Und wie dachte die christliche Kirche in den zurückliegenden Jahrhunderten darüber? Im Mittelalter lag in Theologie und Verkündigung ein Schwerpunkt auf dem richtenden Gott. Die Gläubigen hatten Angst vor den Strafen Gottes und waren bestrebt, durch Wallfahrten und Ablasshandel ihre Sündenstrafen zu minimieren.

Auch Martin Luther suchte als katholischer Mönch über Jahre verzweifelt den gnädigen Gott. Nachdem er ihn in Jesus Christus gefunden hatte, wurde in der neu entstandenen evangelischen Kirche das einseitige Gottesbild der mittelalterlichen Theologie aus gutem Grund zurechtgerückt. Die reformatorische Theologie lehrte eine ausgewogene Sicht der Gerechtigkeit und Liebe Gottes. Seit der Epoche der Aufklärung jedoch ging die reformatorische Sicht von Gericht und Gnade und einem in den Weltlauf eingreifenden Schöpfer nach und nach verloren und ein deistisches Gottesbild, ein „praktischer Atheismus“, wurden vorherrschend, nach welchem ein Einwirken Gottes auf das Weltgeschehen nicht zu erwarten sei.

Immer mehr Theologen begannen nun einseitig die Gnade und Liebe Gottes zu betonen und vergaßen seine Gerechtigkeit und Heiligkeit. Bis heute hält diese Entwicklung an. Der heilige, die Sünde strafende Gott ist nahezu abhandengekommen. Die Vorstellung, dass er Menschen, die gottlos leben und nicht bereit sind umzukehren, straft, passt einfach nicht zum heutigen Wohlfühlchristentum und wird deshalb gemieden. Ein Blick in die Bibel zeigt jedoch, dass dieses moderne Gottesbild genauso falsch (weil einseitig) ist wie das mittelalterliche vom strafenden Gott. Mit einem falschen Gottesbild aber verliert der Mensch letztlich Gott selbst. Er hängt dann einem Nicht-Gott, einem Götzen, an. Und sobald Katastrophen über ihn hereinbrechen, schwindet der Glaube an Gott völlig, denn wie kann ein allmächtiger und gütiger Gott Leid zulassen? Das richtige Gottesbild ist also überlebenswichtig für den christlichen Glauben.

Die Heilige Schrift offenbart uns unmissverständlich: Gott ist zwar heilig und gerecht und straft unbußfertige Sünder; doch denen, die von ihren sündigen Wegen umkehren, erweist er seine Liebe und Gnade und vergibt ihnen ihre Schuld um Christi willen. Gott ist jenen Menschen gnädig und vergibt denen, die ihre Sünden aufrichtig bekennen und lassen. Kurzum: Das Gottesbild, wie es die Heilige Schrift uns zeigt, hat wie eine Münze zwei Seiten: Gott ist zugleich heilig und gnädig, er ist zugleich Gerechtigkeit und Liebe in Person. Wie Eltern gegenüber ihren Kindern bei deren Ungehorsam streng sein und Strafen verhängen können, so handelt auch Gott mit seinen Geschöpfen. Dass sowohl Eltern wie auch Gott keine Freude daran haben, Strafen zu verhängen, braucht hier nicht betont zu werden, und wer liebt, fügt nicht gerne Leid zu (vgl. z. B. Hes 33,11).

Sobald wir das reformatorische Gottesbild, das biblisch fundiert ist, wieder zurückgewinnen, können wir auch Katastrophen wie die Corona-Pandemie oder die Zerstörung Deutschlands 1945 geistlich richtig einordnen: Es handelt sich um Weckrufe für gottvergessene Generationen, die dem Schöpfer nicht mehr für das tägliche Brot danken, seine Gebote übertreten, über alles Heilige spotten und so leben, als ob es ihn gar nicht gibt. Psychologen, erst recht aber Pfarrer, die mitten in einer der seit dem Zweiten Weltkrieg größten Krisen der Menschheit behaupten, Gott strafe die Menschen niemals und füge ihnen nie Leid zu, haben nicht nur den Boden der Heiligen Schrift verlassen, sondern müssen auch als Verführer bezeichnet werden. Denn anstatt die Menschen zur Umkehr und Buße anzuleiten, verhalten sie sich wie die falschen Propheten im Alten Testament. Diese predigten auch „alles wird gut!“ (vgl. Jer 14,13f.; 23,16f.), obwohl Gott das Gegenteil durch seinen wahren Propheten Jeremia verkündigen und kommen ließ.

Zu sagen: „Gott ist in der Krise bei euch; macht euch keine Sorgen“, ist zwar auch richtig und nötig, wird dem Ernst der Lage und der Botschaft der Bibel aber nicht gerecht. Als Jesus Christus seinen Predigtdienst auf Erden begann, lautete seine Botschaft: „Kehrt um!“ Genau das brauchen wir heute: Eine Umkehr zu Gott und seinen Geboten, den rettenden Glauben an Jesus und sein stellvertretendes Kreuzesleiden! – Marcel Haldenwang

 

Zum Thema Sehnsucht vieler Menschen nach einem starken Vater bemerken die Zeit-Journalisten : „Damit sind sie in der Kirche doch gut aufgehoben. Was spricht gegen Gott als Vaterersatz ?“ Die Journalisten machen dabei den Fehler und werfen Gott und die Kirche in einen Topf ! Erstens gibt es für die Christen einen Gottvater aber auch noch die Gottmutter Maria. Maria ist nur Mensch aber der Vater Jesus ist Gott. Diese Ungleichheit der Eltern Jesus war leider auch eine solide Grundlage für das Geschlechterverständnis der Kirche. Und vielleicht auch die in der Journalistenfrage verborgene Vorstellung, dass die Bedeutung des Vaters weit über die der Mutter hinausgeht. Zweitens ist der Begriff Vater gerade jetzt durch die Kirche selbst in Misskredit geraten da dort Priester Sexualverbrechen an Kindern und Jugendlichen verübten die vielleicht in den Geistlichen einen Vaterersatz sahen.

Wichtig bleibt, dass zwischen Gott und der Kirche kein kausaler Zusammenhang besteht -wenn, dann nur im Glauben der Menschen an den Gott, Gottessohn und heiligen Geist. Die Kirche ist nur eine von Menschen geschaffene Institution deren Gründer die Jünger Jesus waren. Auch wenn die katholische Kirche den Papst in der Nachfolge Petrus sieht da der von Jesus als sein Nachfolger auf Erden bestimmt wurde, entsteht dadurch keine direkte Verbindung der Kirche zu Gott. Deswegen : Wenn Gott als Vaterersatz dienen sollte wäre die Kirche die falsche Stelle um ihn dort um einen Vaterersatz zu bitten. Wichtig die Aussage des Theologen und Psychoanalytikers Deininger zum Glauben und seine Knebelung durch den berüchtigten kirchlichen Dogmatismus.

Die kirchliche Institution Glaubenskongregation schreibt den Gläubigen viel zu oft vor was kaum noch mit dem christlichen Glauben zu vereinbaren ist. Die Glaubenskongregation als Zentralbehörde der römisch-katholischen Kirche ist zu einem reinen Machtinstrument degeneriert und lässt sich gut mit dem ideologischen Instrumentarium der kommunistischen Parteien vergleichen. Es ist schon verblüffend wie ähnlich die katholische Kirche und der Kommunismus sich in ihrem totalitären Anspruch gegenüber ihren Gläubigen und Unterdrückten verhielten.

Heimlich schienen sich beide als ihre Lieblingsfeinde zu respektieren. Wenn die katholische Kirche nicht den gleichen Verfall und Absturz in die Bedeutungslosigkeit wie die meisten kommunistischen Regimes erleiden will muss sie sich schleunigst grundlegend reformieren. Nicht zu vergessen sind die vielen Menschen, egal ob Priester oder Laien, die im Namen der Kirche unendlich viel Gutes getan haben. Nur mit dieser unverzichtbaren Basis kann die Kirche sich glaubhaft erneuern. Unabhängig davon bleibt der Glaube an Gott eine unveränderliche Konstante im Leben vieler Menschen. – Klaus Reisdorf

 

Zuerst habe ich das Interview gerne gelesen, denn die Erklärungen waren einleuchtend. Aber letzte Absatz hat mich doch sehr irritiert: „Wer sich jetzt darüber aufregt, dass er nicht shoppen und im Café sitzen kann, verhält sich wie ein Kind, dem man das Spielzeug weggenommen hat. Es ist das regressive Gefühl, alles sei ganz furchtbar. Es fehlt nur noch, dass wir uns auf den Boden werfen und trampeln.“ Das mit dem Shoppen ok, denn über den Konsumwahn in unserer Gesellschaft kann man tatsächlich streiten. Aber die Schließungen führen zu mehr online shopping. Das ist eine Zukunft, die ich mir nicht wünsche.

Aber den Wunsch, im Café/Restaurant zu sitzen als regressiv und kindlich abzutun, kann offenbar nur jemand, der weil er Familie hat, die ihn versorgt und noch im Beruf mit ausreichend Kontakten versehen ist. Kann er nicht verstehen, dass das für allein Lebende, denen niemand einfach so einen Kaffee kocht, ein Mittagessen serviert und auch abends für einen gedeckten Tisch sorgt, existenziell für sein seelisches Wohlbefinden sein kann, sich einfach mal im Restaurant verwöhnen zu lassen, unter Menschen zu kommen? Für mich ist das fast genauso schlimm, wie die Eltern, die beim ersten Schnee mit ihren Kindern Schlitten fahren, als „vergnügungssüchtig“ zu bezeichnen, wie ich gelesen habe. Und: ist nicht der Titel des neuen Buches „Verstehen statt verurteilen“? Das finde ich in dem zitierten Abschnitt leider nicht wieder! – Wilma Mohr

 

„Das Bedenkliche in unserer Zeit ist, das wir noch nicht denken!“ (Martin Heidegger, 1889-1976, deutscher Philosoph) Ich habe eine sehr lange Zeit, mit meiner mittlerweile verstorbenen Ehefrau, in Nürnberg gelebt. Meine Ehefrau hatte Bernd Deininger ganz gut gekannt, und ihn als einen Menschen beschrieben, der immer ein offenes Ohr für den Mitmenschen gehabt hat. Auch ich würde mich als einen gläubigen Menschen bezeichnen wollen, dem sein Glaube, auch durch sehr schwere Zeiten hindurch geholfen hat. Genauer beschreiben lässt sich dieser Zustand des „Glaubenkönnen“ eigentlich nicht weiter.

Es ist daher sehr gut, wenn es Menschen gibt, die anderen Menschen, wie auch immer, helfend zur Seite stehen können. Dieses Talent, das scheint Dr. Bernd Deininger, bereits in die Wiege gelegt worden zu sein. „Der Mensch muss außer dem Mitleid für andere auch Rücksicht für sich selbst haben.“ (Siegmund Freud, 1856-1939, österreichischer Psychiater) – Klaus P. Jaworek

 

Leben ohne Glauben ? Was für ein anmaßender und diskriminierender Titel! Der Mensch wird mit dem bedingungslosen Glauben an seine Eltern geboren, dass sie ihn lieben und für ihn da sind. Das liegt in unserer DNA genauso wie der Glaube und die Liebe der Eltern an ihre Kinder. Dieser Glaube macht einen wesentlichen Teil des Glücks aus, das Menschen später dann auch in einem Partner suchen. Ein Gottesglauben ist dafür nicht erforderlich. Inzwischen führt eine Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland ein erfülltes Leben mit dem Glauben an die Liebe zwischen den Menschen, ohne dafür an einen Gott zu glauben.

Es ist deshalb an der Zeit, das Wort Glauben von der Vereinnahmung der Religionen zu befreien und zwischen Gottesglauben und dem Glauben ohne Gottesbezug zu unterscheiden. In den Medien scheut man gegenwärtig nicht davor zurück, die deutsche Sprache zu verballhornen, damit sich nur kein Geschlecht „übergangen“ fühlt. Beim Wort Glauben diskriminiert man jedoch ohne Bedenken diejenigen, die keinen Gottesglauben benötigen, um mit einem starken Glauben an ihre Eltern, Kinder und Partner ein erfülltes Leben zu führen und darin auch den Sinn des Daseins zu erkennen. – Wolfgang Lüdge

 

Vielen Dank für dieses sehr aufschlussreiche und erfreuliche Interview. Zum Thema: Ohne Glauben geht es eben nicht, auch wenn der sich nicht unbedingt auf traditionell religiöse Werte beziehen muss. Aber schlimmer als eventuelles oder temporäres „Leben ohne Glauben“ ist wohl: Glauben ohne Leben – tendenziell. Das tritt dann ein, wenn der Glaube von unseren irdischen Gegebenheiten abhebt, sich also verselbständigt. Ein Effekt, den man bei Extremisten und Exklusivisten à la Kreationisten, Evangelikalen und jeglicher Sorte von Ultrareligiösen beobachten kann. Die blockieren nicht nur sich selbst, sondern versuchen auch noch, Entwicklungs- und Entfaltungspotenziale anderer zu behindern. – Christoph Müller-Luckwald

 

Ja, denke ich, auch Christsein ohne Glauben. Dass wir vor Gott gerecht seien allein durch den Glauben, dass wir „im Glauben stehen“ können, dass der Glaube aber auch ein Geschenk sei – und was nicht alles im Lauf der Jahrhunderte gelehrt worden ist: es sind Gedanken einer christlichen Binnenwelt. Mein Christsein ohne Glauben umschreibe ich mit LAUSCHEN SUCHEN STAUNEN Lauschen auf das Geheimnis des Lebens, auf die unlösbaren Rätsel; auch auf den Reichtum meiner christlichen Tradition… Suchen nach einem Anfang und einem Ziel, d.h. nach einer möglichen Schöpfungs-Intelligenz und nach einem möglichen Ende dieses Lebens…

Staunen über die unermesseliche Vielfalt des Seins… Die Kehrseite der Medaille gehört dazu: SEUFZEN FRAGEN ZWEIFELN Seufzen über leidvolles Leben – und die engen Grenzen meines Wahrnehmens… Fragen an meine christliche Tradition und was anders werden sollte, damit aus dem Motto von Glaube, Hoffnung und Liebe ein stimmiger Akkord wird… Zweifeln über die Möglichkeit, dass die Menschen einen Weg zum Frieden und zur Freiheit finden können… Diese Sätze hätte ich gern Hans Küng geschrieben. – Paul Gerhard Langenbruch

 

Natürlich ist mein Glaube in meinem nachfolgenden Gedicht mühsam, weil es dem menschlichen Bewusstsein nicht möglich ist, sich selbst als restefrei ausgelöscht zu denken. Gegen diese Sperre hilft nur ein Glaube, der das menschliche Denken übersteigt. Da haben es die Christen in meinem 2. Gedicht einfacher: Tod cogito ergo sum Ein Luftzug stellt auf den Flaum meiner Hand. Ich aber bin nicht. Ich war nie. Ich bin tot.

Sie flüstern gedämpft im Ring um mein wächsern werdendes Fleisch und verteilen diskret dort mein Gut. Ich aber bin nicht. Ich war nie. Ich bin tot. Die Fliege putzt ihre Flügel gedankenverloren auf meinem geschlossenen Lied. Ich aber bin nicht. Ich war nie. Ich bin tot. ca. 2000 ? Günter Hess. Die Letzten beim Wein Ein wenig verschieden klingt doch die Fröhlichkeit dieser Christen spät abends beim Wein als ob es das Böse in uns und um uns nicht gäbe. Doch sind auch die Dinge im Letzten sehr einfach Wenn eine Hand existiert, in der wir geborgen sind ca. 1990. – Günter Hess

 

Auch bei mir eskalieren beim Lesen der Zeit immer wieder die Gefühle. Ihr Interview mit Bernd Deininger war angenehm zu lesen und ich teile viele seiner Ausführungen.Was ich jedoch nicht glaube ist, dass das Coronavirus den vielen tausenden Antilockdowngegnern grosse Angst bereitet. Diese haben Angst um ihre Existenz und um den Erhalt der Demokratie. Diese Leute legen nicht die stoische Gelassenheit eines Dandy an den Tag, der sich im Stile Ernst Jüngers im Bombenhagel bewegt. Gut beschrieben hat Deininger die Entstehung der Angststörung: „Ich muss mich unterwerfen, nur dann werde ich geliebt.“ Auch,dass im Namen Gottes Angst gesät wurde, ist gut erkannt. Aber warum denkt Deininger nicht konsequent weiter.

Denn „Mutti Merkel“ betreibt seit einem Jahr eine Angst-und Panikpolitik im Namen eines allgegenwärtigen Virus. Ich möchte Angela Merkel sicherlich nicht mit Gott vergleichen, aber ihre Machtphantasien sollten auch Herrn Deininger zu weit gehen. Wenn wir uns zudem ihrer Restriktionspolitik nicht unterwerfen, werden wir bestraft. Kritiker werden beschimpft, „unterwürfige“ Gastronomen und Künstler, Veranstalter (Hygienekonzepte) und brave Bürger werden gemassregelt und nach protestantischen Duktus zur Selbstkasteiung (Kontaktbeschränkung) genötigt. „Es liegt an jedem Einzelnen“ ist zudem das Abgeben von politischer Verantwortung.

Es geht nicht darum, dass Menschen versorgt wollen werden und sie nicht ins Cafe dürfen oder shoppen dürfen. Es geht bei vielen Menschen um den Verlust ihrer Existenzgrundlage und daher um Leben und Tod. Es ist schön, wenn Bernd Deininger mit 75 Jahren noch immer einen hochdotierten Job hat, andere Menschen leiden an dieser Krise bis zum Suizid. Da ist sein letztes Statement :“fehlt nur noch, dass wir uns auf die Erde werfen und strampeln“ nur noch eine zynische Unverschämtheit. – Thomas J. Birgel

 

Zur Zeit „hänge ich mit dem Lesen der ZEIT hinterher“, 2-3 Bücher kamen mir dazwischen. Aber Ihre Wochenzeitung kann man auch über Wochen lesen – von vorne bis hinten; alles darin ist lesenswert und qualitativ wertvoll. Eine große ZEITung widmet sich einem großen Thema – Klasse. Nach Leben ohne Glauben ? habe ich zunächst für mich das Fragezeichen durch ein Ausrufezeichen ersetzt, da die heutige Welt diese bequeme Betrachtung zulässt. M. E. bedingen jedoch beide einander. In einer früheren Ausgabe haben Sie sehr gut auf einem Zeitstrahl die beiden Lebensperspektiven dargestellt – die Entstehung aus dem Nichts per Zufall und das Wirken eines Propheten.

Ich habe mich für den Glauben an Gott, gegen den Glauben an den Zufall entschieden. ( Auch wenn der Rheinländer die Überzeugung vertritt „me wes jo net, wofür me et noch ens jebruche kann“. Glauben ist mehr. So antwortete einmal der kleine polnische Papst aus Krakau auf die Frage eines Reporters (s. kleines weißes Buch …) Woher er die Kraft für sein Amt, seine Arbeit und seinen Glauben nehme ? – „ich glaube nicht, ich weiß“ Das wirkt. Für mich ist wichtig: Mich beeindrucken die überlieferten Glaubenssätze, ich glaube nicht an die Kirche. M. E. glauben wir alle – manche leider nur nicht an die wichtigen und richtigen Dinge. Siehe oben zur Bequemlichkeit.

Sie tragen mit Ihrer Recherche und Publikation dazu bei, die derzeit 2 albernsten Sätze zu entlarven „ alles ist gut und alles wird gut“. / Schauen Sie in die Welt – es ist nicht alles gut und es wird auch nicht alles gut. Gut das die ZEIT auch immer noch über die schönen Seiten des Lebens berichtet. Genug der Philosophie. Es wird dunkel in einem Bonn, das heute einen Wintertag erlebte. Bitte bleiben Sie alle in Hamburg und Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in aller Welt gesund. – Bernd Ritter

 


 

 

Leserbriefe zu „»Menschen, die die Freiheit, Demokratie und Menschenrechte lieben, fragen nicht danach, ob jemand schwarz ist oder weiß«“ von Joachim Gauck

 

Ich erwarte ja nicht, dass Sie nur Artikel veröffentlichen, die meiner politischen Meinung entsprechen. Dann würde ich stattdessen die TAZ abonnieren. Gute Idee eigentlich, vielleicht mach ich das. Was ich aber ernsthaft erwarte: Eine ausgewogene Berichterstattung. Bis vor kurzem schien es mir üblich, zwei Meinungsstücke einander gegenüber zu stellen um beide Blickrichtungen abzudecken. Bei den Stücken zur Identitätspolitik kann Ich das nicht entdecken. Es geht immer nur dagegen. Ob dann Joachim Gauck oder ein anderer alter weißer Mann unwidersprochen seine Ignoranz ausbreiten darf, ist dann auch egal. Ich würde wirklich erwarten, dass eine Redaktion wie die Redaktion der Zeit das Thema ernsthaft behandelt und sich nicht in diesen populistischen Mainstream der Opfer-Umkehr einreiht. – Isabell Gemmer

 

Die Gedanken von Joachim Gauck bleiben in dem Reflex seines eingangs selbst geäußerten emotionalen Protestes gefangen. Sie folgen der Struktur „ja, es gibt das Problem des Rassismus, aber…“. Hinter jedem „aber“ folgt jeweils eine Hauptaussage, die als pauschalisierend oder relativierend zumindest missverstanden werden kann. Daraus ergibt sich das Problem, das der Text eher mit Beifall von der falschen (rassistischen) Seite rechnen kann als von der richtigen (antirassistischen) Seite. Freiheit, Demokratie und Menschenrechte werden so abstrahiert, dass Antirassismus stets Gefahr läuft, freiheitsfeindlich zu sein.

Selbst wenn in einem wissenschaftlichen Kontext die Aussage richtig sein könnte, dass Skepsis gegenüber allem Fremden eine anthropologische Konstante sei, so schwächt sie im hiesigen Kontext doch den Geltungsanspruch antirassistischer Positionen ab. Wie sollen Menschen, die aufgrund ihrer Hautfarbe immer wieder Diskriminierungserfahrungen machen, einen solchen Satz lesen? Die etwas überraschende Pointe am Ende des Textes: Haltung sei unabhängig von der Hautfarbe. Sicherlich schließt die von Joachim Gauck gemeinte Haltung auch Antirassismus ein. – Hoffentlich ist es mir gelungen, mich nicht von emotionalen Reflexen leiten zu lassen. – Reinhard Koine

 

Ach Herr Gauck, wieso machen wir es so kompliziert? Ihr – sicher gut gemeinter – Artikel ist mal wieder so deutsch im Sinne „jetzt will ich es aber mal richtig korrekt aussprechen!!!“. Schreiben Sie doch einfach „die Menschenwürde ist unantastbar“ Punkt. Gibt’s nichts mehr zuzufügen. Wäre allerdings ein wohl etwas kurzes Statement für den older Statesman, ich weiss. –Kai Scheuermann

 

Vielen Dank für diese fundierte Aufarbeitung des Themas Identitätspolitik und den gefährlichen Irrungen dieser gesellschaftlichen Strömung. Leider ist die Debatte dermaßen ideologisch aufgeladen, dass Argumente nicht mehr wahrgenommen werden. Man kann Herr Gauck und seine Einlassungen ja einfach diskreditieren, da er als alter weißer Mann angeblich automatisch auf der Seite der Unterdrücker ist, ungeachtet seiner Verdienste und wahren Gesinnung. Man kann nur noch mit dem Kopf schütteln. – Walter Horms

 

Vielen Dank, ein sehr entlarvender Blick auf die Ideologie der Identitätspolitik. – Daniel Scheffler

 

Genauso ist es! Ich gehöre auch zu denen, die sich an die Erbsünde erinnert fühlen, und zwar schon, nachdem ich Jochen Bittners Beitrag „Dein Mitbürger, der Unterdrücker“ in der Ausgabe 11 gelesen hatte. Herr Gauck nimmt dieses Begriff ebenfalls auf und stellt sich in die Reihe derjenigen, die sich der Rassismus -Debatte mit Vernunft und Inhalt annehmen. Das ist aller Ehren wert und wichtig, denn wenn diese am Ende dazu führt, dass Menschen allein dadurch zu Feindbildern gemacht werden, weil sie weiß sind, wird es gefährlich. Das wäre dann tatsächlich auch Rassismus in Reinkultur.

Leider steht zu befürchten, dass manche „hardcore“ Aktivisten der Critical Whiteness intellektuell nicht mehr zu erreichen sind. Sie haben längst den Weg der Vernunft verlassen und erkennen nicht, dass man Böses nur mit Gutem überwinden kann. Allen anderen (auch hier in Deutschland), denen wirklich an Freiheit, Demokratie und Menschenrechten gelegen ist, müssen sich dieser Fehlentwicklung in der Rassismus-Debatte entgegenstellen. Ansonsten sind diese Werte gefährdet. Ja, hier ist Haltung gefragt und kein falscher Opportunismus. – Regina Stock

 

Dass der im Osten gedemütigte Mann den Westen mal wieder bejubelt und gegen Kritik verteidigt ist deutsche Normalität seit dem Mauerfall. Alle Menschen waren schon immer böse – wir auch – was solls? Stimmt. Aber meistens sind die Herrscher gegen die Beherrschten besonders böse. Und die Herrscher waren nicht erst seit dem 20igsten Jh. sondern schon weit vorher (wann hat Kolumbus Amerika entdeckt?) die weissen Europäer, später zum Teil auch Amerikaner genannt. Dass sie sich dabei auch gegenseitig abgeschlachtet haben ändert daran nichts, dass sie den Kommunismus erfunden und exportiert haben auch nicht.

Die Leuterung ist sicher großartig, wenn auch nicht immer ganz freiwillig. Die Menschenrechte für alle sind sicher der biherige Höhepunkt im Fortschritt der Zivilisation. Was bleibt sind die Machtverhältnisse: Amerika, Australien und Neuseeland gehört den Europäern und Eigentumsrechte sichern den weissen eine stabile Vorherrschaft all around the world, bis auf neuerdings China (und schon länger Japan). Dass die Poc (Peoples of color) , wenn sie mal wieder keine Wohnung und keinen Job finden sagen „Jetzt reichts aber mal“ wird unser Oberossi ertragen müssen. – Dieter Herrmann

 

Mit Interesse habe ich Ihren Beitrag in der ZEIT gelesen. Und obwohl Sie wichtige und richtige Punkte bzgl. des historischen Gesamtzusammenhangs von Unterdrückung und Diskriminierung genannt und dargestellt haben, muss ich Ihnen widersprechen, da Sie das Grundanliegen von Personen, die Rassismus als Problem in unseren Gesellschaften kritisieren, nicht gänzlich verstanden haben. „Beginnen wir mit der Sprache. Spielt sie doch eine nicht unwesentliche Rolle bei den augenblicklichen Diskussionen um weiße Dominanz.“, schreiben Sie. Und weiter: „Nach diesem Verständnis verfügen Weiße in unserer Demokratie über keinerlei Sonderrechte, die ihnen der Gerechtigkeit halber entzogen werden sollten. Vielmehr geht es darum, die faktischen Ungleichheiten aufzuheben, die Nichtweiße trifft, obwohl die von der Verfassung gestützt dieselben Rechte haben.“

Der Inhalt Ihrer Ausführung bzgl. der Rechtslage ist korrekt. Nicht aber die Bezeichnungen. Sprache ist wichtig, das sagen Sie selbst. Ich frage Sie daher, wieso verwenden Sie die Begrifflichkeiten „Weiße“ und „Nichtweiße“ – anstatt die Selbstbezeichnungen Black/ Schwarz oder BIPoC (Black/ Indigenous/ People of Colour)?

Dies geschah whsl nicht in böser Absicht, sondern aus Unwissen heraus. Indem Sie nämlich all diese Menschen aus unterschiedlichen Kultur- und Herkunftskreisen unter der Bezeichnung „Nichtweiß“ zusammenfassen, reproduzieren und bestätigen Sie eben genau jenes privilegierte Weltbild, das weißenPersonen immer vorgeworfen wird und was sie ja eigtl. in Ihrem Beitrag widerlegen möchten: Die „weiße“ Bevölkerung ist die Normerscheinung; alle anderen Personen, die (aufgrund ihres Aussehens) nicht als „weiß“ bezeichnet werden können, werden dann schlicht als „Nichtweiß“ bezeichnet.

Und hier liegt die Krux: Diese Menschen werden nicht mit etwas bezeichnet, was sie als Person oder als Mensch auszeichnet, sondern eben mit einem Mangel beschrieben, einem Negativum, weil diese Personen offensichtlich niemals das Aussehen eines „Weißen“ erlangen können. Ab wann ist eine Person denn eigtl. „weiß“ genug um als „Weißer“ bezeichnet zu werden? Gibt es da einen Richtwert? Eine Skala, einen Farbabgleich wie bei der Wahl einer Wandfarbe? Dass Sie eben nicht die Selbstbezeichnungen BIPoC/ Schwarz für Ihren Beitrag gewählt haben, sondern andere Begrifflichkeiten zeigt leider – bei allem Respekt – dass Sie weder das Anliegen von den betroffenen Personen verstanden noch sich ausreichend fundiert mittels Literatur aus der Betroffenenperspektive darüber informiert haben.

Hätten Sie dies getan, dann würden Sie verstehen, worum es bei den Debatten um Rassismus und Critical Whiteness wirklich geht – und was es mit ebenjenen Bezeichnungen auf sich hat. Es geht bei den Bezeichnungen weiß, Schwarz, BIPoC nämlich eben nicht rein oberflächlich um das Aussehen bzw. die Farbe der Haut (wie Ihre gewählten Bezeichnungen „Weiß“/ „Nichtweiß“ nahelegen), sondern es geht um das Lebensgefühl, um die Erfahrungen die das entsprechende Aussehen mit sich bringt – und diese Erfahrungen sind bei BIPoC eben immer noch von Rassismus geprägt: Eine Frau, die beim Bezahlen in einer Drogerie von der Kassiererin als Diebin bezeichnet wird, weil nach ihrer Meinung der („deutsch“ klingende) Name auf der Kreditkarte der Kundin, nicht zu deren Schwarzem Aussehen passt.

Eine andere Frau, die in der Öffentlichkeit häufiger auf Englisch angesprochen wird als auf Deutsch, weil automatisch davon ausgegangen wird, dass sie entweder Touristin oder Geflohene sein muss. Eine Familie, die aufgrund ihres „nichtdeutsch“ klingenden Nachnamens keine Wohnung findet, weil die Vermieter*innen Vorurteile haben und befürchten, sich Mitnomaden anzulachen. Ein junger Schwarzer Mann, der auf öffentlichen Plätzen prozentual viel häufiger polizeilich kontrolliert wird, als sein weißergleichaltriger Freund, obwohl sich beide genau gleich verhalten haben.

All dies sind Beispiele von alltäglichem Rassismus. Sie sind nicht so „schlimm“ wie gewalttätige Übergriffe oder gar letale Handlungen wie bei George Floyd. Aber dennoch legen sie alltägliche Probleme und Erfahrungen offen, mit denen weißePersonen nicht konfrontiert werden. Und darum geht es u.a., wenn von Critical Whiteness die Rede ist! Es geht nicht um „Schuld“ oder ein permanentes Auftreten im Büßerhemd, weil man ja selbst gar nichts für sein „Weiß“-Sein kann. Nein, es geht einfach um das schlichte Bewusstsein dieser Tatsachen, dass Rassismus als „Lehre“ als Ideologie noch immer in den Köpfen unserer Gesellschaft vorherrschend ist und auf subtilste Weise zum Ausdruck kommt.

Und als solchen gibt es auch keinen „Rassismus gegen weiße„. Ja, es gibt Übergriffe und Diskriminierung von Schwarzen oder BIPoC auf weißePersonen. Aber das ist dann kein „Rassismus“, dafür müsste erst noch eine geeignete Begrifflichkeit formuliert werden. Aber „Rassismus“ ist das nicht. Die Idee des Rassismus ist eine Ideologie, die darauf basiert, dass es eine „weiße Herrenrasse“ gibt, die über allen anderen Menschen steht; Menschen, die eben „Nichtweiß“ sind.

Die Leiderfahrungen von den einen Menschen sind ohnehin nicht vergleichbar mit denen von anderen Menschen. Daher macht es auch gar keinen Sinn, die Weltkriegskarte zu ziehen und zu sagen „die Mehrheit der Opfer waren weiß!“ Das ist genauso sinnlos wie irgendetwas mit der Schoah vergleichen zu wollen. Das ist unmöglich, denn nichts war so vergleichbar grausam wie die Schoah. Sie wollen keine „Hierarchie der Opfer“ aufstellen. Indirekt konstruieren Sie das sprachlich aber doch, indem Sie ausgerechnet an einem einzigen Punkt, nämlich bei der Unterdrückung von „Weißen“, die Selbstbezeichnung People of Colour für die Unterdrückenden verwenden – ansonsten aber danach durchgängig wieder von „Weißen“ und „Nichtweißen“ sprechen. Wieso tun Sie das?

Ich finde das Anliegen Ihres Beitrags sehr lobenswert und Sie haben natürlich völlig Recht, wenn Sie davor warnen, kein „holzschnittartiges“ (sprich duales) Geschichtsverständnis zu vertreten sondern auf die Differenziertheit der historischen Sklaverei oder des Kolonialismus aufmerksam machen wollen. Dennoch können Sie Rassismus und Diskriminierungen (völlig egal mit welcher Motivation) nicht miteinander gleichsetzen, wie in Ihrer Argumentation geschehen. Weil sie eben zu unterschiedlichen Lebenswelten gehören, die auch niemals gegenseitig erfahrbar werden können. Sie und Ich werden z.B. als weißePersonen niemals erfahren, wie es ist als Schwarze Person im Bus komisch angesehen zu werden…

„Die Unterschiede auszuhalten […] ohne die Abweichungen des anderen zum Vorwand für Abwertungen zu nehmen.“ Mit diesem Zitat von Toni Morrison schließen Sie Ihren Beitrag und fassen damit letztlich das Kernanliegen von BIPoC und Critical Whiteness völlig korrekt zusammen. Ich würde mir nur für Ihren nächsten Beitrag wünschen, dass Sie in der Wahl Ihrer Bezeichnungen und Begrifflichkeiten mehr Respekt für diese Unterschiede zeigen, indem Sie die Selbstbezeichnungen wählen – und nicht eine rassistische Stereotype reproduzieren. – Jasmin Mannschatz

 

Aus meiner Sicht kommen wir am Ende des Artikels zum Dreh- und Angelpunkt: Gauck sagt, die Skepsis gegenüber allem Fremdem sei offensichtlich eine anthropologische Konstante. Ich denke, er hat recht. Aber entscheidend ist: Was ist jeweils für uns „fremd“? Und können wir unsere eigene Wahrnehmung, unsere Definitionen, hier „umschulen“? Ich glaube ja, und darauf sollten wir hinarbeiten. Als ich in den Siebziger- und Achtzigerjahren in einem ländlichen Kreis in Rheinland-Pfalz aufwuchs, galten Menschen mit schwarzer Hautfarbe als „fremd“ – man konnte eigentlich immer sicher sein, dass es sich um Angehörige der dort stationierten US-Streitkräfte handelte. Allerdings gab es in meinen neun Gymnasialjahren an meiner Schule immerhin schon einen einzigen Schüler mit schwarzer Hautfarbe – er sprach mit pfälzischem Akzent.

Ich glaube, schon da hätte mir klarwerden können, dass es unsinnig ist, Menschen aufgrund der Hautfarbe als „fremd“ zu definieren. Aber das galt ja als normal. Und umgekehrt: Als ich im Kindergarten war, gab es dort ein Mädchen mit starker Neurodermitis. Bei einem Kreisspiel weigerte ich mich, ihr die Hand zu geben – ich fand ihre raue Haut zu unangenehm. Daraufhin wurde ich von der Kindergärtnerin streng aufgefordert: „Du gibst ihr sofort die Hand! Das ist ein ganz armes Mädchen!“ Für mich war sie aber die „Fremde“ gewesen. Durch die Rüge lernte ich um. Ich frage mich aber, was geschehen wäre, wenn wir in einer Welt lebten, in der Menschen mit Neurodermitis als die „Fremden“ gelten.

Dann hätte die Kindergärtnerin mich vielleicht gelobt; Erwachsene hätten womöglich gefordert, dass Leute mit „rauer Haut“ doch unter sich bleiben sollen… Wie gut, dass mir schon damals klargemacht wurde, dass das selbstverständlich nicht so sein soll. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit sollten wir uns selbst und unsere Kinder auch bei anderen Kategorien, anhand derer man Menschen in Gruppen einteilen kann, daran erinnern, dass niemand „der Fremde“ ist, weil wir alle Menschen sind. – Corinna Friesen

 

Das ist leider eine Klage an eine integere Wochenzeitschrift, von der man glaubt, dass sie auf schwierige Fragen eine Antwort geben kann. Eine dermaßen arrogante und von der Treffsicherheit seiner Begriffe überzeugte Haltung von Joachim Gauck ist für mich empörend und unerträglich. Die Attribute „weiße“ und „nichtweiße“ Menschen klingen in meinen Ohren wie „weiß“ und „unweiß“, also „weiß“ ist die Norm, „unweiß die Abweichung davon. Die Nationalsozialisten sprachen bei der Euthanasie von „unwertem Leben“. So denken „Herrenmenschen“ mit all ihren Privilegien. Dazu gibt es bei Herrn Gauck auch noch „nichtweiße Länder“, das klingt ja geradezu wie Flecken auf „der weißen Weste“ des europäischen Kontinents. Ich halte das für rassistisch! Wie kann man sowas drucken? Mir wäre sehr daran gelegen, auch die Meinung von Herrn Gauck dazu zu hören. Auf keinen Fall möchte ich mit meiner Meinung allein gelassen werden. – Dr. Gabriele Werner

 

Diese Argumentation und den dargestellten Standpunkt kann man nur uneingeschränkt zustimmen; es wäre gut und richtig, wenn sich unsere Politiker und alle Verantwortlichen diesen Artikel zu Herzen nehmen und befolgen würden. – Thomas Weißenborn

 

Der Titel hat mich an folgende Geschichte erinnert: Ein Bauer geht zum Sonntagsgottesdienst. Seine Frau ist fürs Mittagessen zuständig und fragt beim Essen ihren Mann, über was der Pfarrer gepredigt habe: «Über die Sünde» Ja und was habe er denn da gepredigt. «Er ist dagegen!» Die Geschichte fiel mir ein, als ich den Titel las. Wir alle sind gegen die Sünde und fürs Gute, also auch für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte. Das Problem ist, dass es diesbezüglich Zielkonflikte und Widersprüche gibt, und dass Opfer der eigenen Gruppe hoch bewertet werden, während Opfer, die nicht ins eigene Schema passen, eher ignoriert werden.

Joachim Gauck gibt mehrere Beispiele für letzteres. Aber das ist nicht alles, es geht eben auch um Zielkonflikte. Zielkonflikte löst man, indem man ein übergeordnetes Ziel, eine übergeordnete Aufgabe definiert. Die aktuell wichtigste Aufgabe ist: Wir müssen uns so aufführen, dass auch unsere Nachkommen eine heile Erde besuchen können. Denn wir sind nur Gast auf dieser Erde.

Der wichtigste Bereich, in dem wir diese Aufgabe missachten, betrifft die Demographie: Denn die Zahl der Menschen hat sich in den letzten hundert Jahren vervierfacht. Im Internet gibt es eine Weltbevölkerungsuhr (www. dsw. org), mit der kann man ermitteln, wie viele Menschen es an einem beliebigen Datum gab. Aktuell sind es 7.859 Millionen. Gibt man das Datum vor 100 Jahren an, dann erhält man 1.951 Millionen, das ergibt eine Zunahme um den Faktor 4.03 in 100 Jahren. Dieses Wachstum und seine Fortsetzung bedrohen offensichtlich die Möglichkeit, dass auch unsere Nachkommen eine heile Erde besuchen können.

Das Versagen bei der genannten Aufgabenstellung schadet unseren Nachkommen in mehrfacher Weise. Es befördert Konflikte (Syrien liefert ein Beispiel). Es fördert aber auch den Rassismus. Schon aus der Bibel ist ersichtlich, dass Frieden zwischen Nachbarn ausreichend Platz benötigt. Vgl. zum Beispiel 1.Mose 13,9: «Da sprach Abram zu Lot: Es soll kein Zank sein zwischen mir und dir und zwischen meinen und deinen Hirten….Willst du zur Linken, so will ich zur Rechten, oder willst du zur Rechten, so will ich zur Linken.»

Es ist eine spezielle Form von Rassismus, wenn man um diese Tatsache weiss, aber seine eigenen Gene (bzw. seine Lebensart) im Vergleich mit den Genen anderer für so übermässig wertvoll hält, dass man es gerechtfertigt sieht, durch einen zu hohen Beitrag zur Geburtenrate eine gute gemeinsame Zukunft zu gefährden. Ein zu hohes Bevölkerungswachstum ist aber auch der Chancengleichheit im Wege. Es ist leider eine Tatsache, dass Menschen mit dunkler Hautfarbe öfters auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt benachteiligt sind. Dies liegt aber auch daran, dass auf diesen Märkten die Nachfrage das Angebot übersteig, was wiederum am zu grossen Wachstum der Welt-Bevölkerung liegt. Es ist daher unausweichlich, dass es Benachteiligte gibt, auch unabhängig von der Hautfarbe.

Die Zukunftsprobleme der Menschheit können nur gemeinsam gelöst werden. Wir sind daher aufgefordert, zu den tieferen Ursachen der Probleme (also auch des Rassismus) Stellung zu nehmen, und uns dafür einzusetzen, dass die Verantwortung so verteilt wird, dass dies Anlass zu erfolgversprechenden Lösungen gibt. Eine Kollektiv-Schuldzuweisung für Weisse ist dabei ebenso abzulehnen, wie eine Kollektiv-Entlastung der Eliten von Entwicklungsländern, in denen die zu hohe Geburtenrate die Lebensgrundlagen ruiniert. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Bin sehr einverstanden mit dem überaus umsichtigen und „vom Ton her“ versöhnlichen, nicht zuletzt daher lesenswerten Beitrag unseres ehemaligen Herrn Bundespräsidenten Joachim Gauck. Obgleich bereits in der Überschrift das Grundsätzliche zu diesem für unsere demokratische Kultur außerordentlich wichtigen Thema genannt worden ist. Denn in der Tat, wer sich der Werte der Demokratie und des Rechtsstaats bewusst ist, an dessen Vernunft die Aufklärung und die Lebenseinsichten also nicht folgenlos vorbeigegangen sind, der weiß diese staatliche Grundordnung zu schätzen.

Und der tut mit daran, ebendiese Errungenschaften im Sinne des Humanismus zu bewahren und zu verteidigen. Für sich, aber auch für die anderen. Wissend, dass eine wahrhafte und funktionierende Demokratie der Rechte (und Pflichten) aller bedarf; dass nicht zuletzt jedweder Machtmissbrauch, jedwede Form der Ungerechtigkeit und Diskriminierung die demokratische Verfasstheit aller schwächt. Und ja, Liebe ist nicht ausgeschlossen. – Matthias Bartsch

 

Dem ehemaligen Bundespräsidenten gebührt wirklich Dank für diesen abgewogenen, zum Mit- und Nachdenken anregenden Beitrag, der vieles mit Bedacht wieder in ein angemessenes Licht rückt. Dank auch der ZEIT, die diese Überlegungen an exponierter Stelle in ihrer letzten Ausgabe veröffentlicht hat. – Burckhardt Großbach

 

Es läuft etwas grundsätzlich falsch in Deutschland, wenn sich Politik und Medien mehr für die lesbische Jesidin in Berlin interessieren als für den Bankangestellten in Oer-Erkenschwick oder den Autowerker in Stuttgart, die ihr Leben finanzieren. In diese Kritik beziehe ich die ZEIT ausdrücklich ein. – Christopher Hagen

 

Von der Relativierung der Kollektivschuld des deutschen weißen Mannes über die Versklavungen durch muslimische Piraten bis zur natürlichen Skepsis des Menschen gegenüber Fremden: Wer außer dem Ex-Bundespräsidenten dürfte das so behaupten, ohne als political incorrectoder gar als rechts zu gelten? –Günther Hoffmann

 

Wenn die Völkerwanderung von Süd nach Nord, ausgelöst durch Dürre, Kriege, fehlende Geburtenregelung, weiter anhält – wovon auszugehen ist – bleibt sie der bedeutsamste Anlaß für „weißen Rassismus“! Weil sich dadurch aber auch Europa fundamental verändert, wird ein „andersfarbiger Rassismus“ entstehen und sich ausbreiten! Warum nur verbindet man den Wunsch nach Bewahrung der angestammten Heimat immer mit nationalistischem=rassistischem Gedankengut? Warum können es nicht auch Freunde der Vielfalt der Völker sein, die das große, vielfarbige Mosaik der Nationen unserer Erde erhalten wollen?

Wenn seine Steine sich farblich immer mehr angleichen – glaubt man dann wirklich, der Rassismus würde schon von alleine verschwinden? Statt eines schwarzen und weißen entsteht dann ein dunkel- und hellgrauer Rassismus; people of dark brown- gegen people of light brown colour! Spätestens dann wäre es höchste Zeit, daß ein zorniger Zeus seine Blitze zwischen die Streithähne schleudert, um sie an ihre Pflicht zu erinnern, die Buntheit und Vielfalt unserer Erde, soweit es sie noch gibt, zu schützen und zu bewahren und von jeglichem -ismus zu befreien! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Digital, aber gut“ von Uwe Jean Heuser

 

Ich halte es für eine seltsame Entwicklung, wenn nun auch „Die Zeit“ entgegen ihrer eigenen Leitlinien damit anfängt den Genderstern einzuführen. Zum einen entspricht dies nicht der grammatikalisch korrekten Sprache, noch ist der Genderstern soweit genutzt, dass es darüber Konsens gibt. Es ist aus meiner Sicht eine traurige Entwicklung, dass man den Lesefluss einer Minderheit opfert, von der ich nicht sagen kann, ob es sie überhaupt gibt. Auch mit Leserrinnen und Lesern werden alle angesprochen. Nur weil die Protagonisten gendern bedeutet dies nicht, dass sich die Zeit diesem Unfug im geschriebenen Wort anschließen muss. Inhaltlich kann ich zu dem Artikel nichts sagen, da ich keine Artikel lese in denen der Lesefluss derart gestört ist. – René Karsubke

 

Es ist absolut grausam dass auch bei Ihnen jetzt in den Artikeln, wie z.B. im Text von Uwe Jean Heuser „Digital aber gut“ die Unsitte mit dem saublöden Sternchen Einzug hält. Die deutsche Sprache so zu verhunzen, entspricht entschieden nicht dem Niveau der Zeit! Lassen Sie das bitte künftig sein, solche Texte sind nicht lesbar! – Thomas Weißenborn

 

Ich wollte gerade Ihren Artikel in der Zeit über die digitale Welt und den Beitrag von Frauen für eine bessere Datenwelt lesen. Beim ersten Sternchen kam ich ins Stocken. Beim zweiten dachte ich, Sie wollen provozieren und aufzeigen, dass Gendersternchen den Lesefluss beeinträchtigen. Mein nächster Gedanke war: „Dann passt aber doch die Überschrift überhaupt nicht zum Inhalt des Artikels …“ – Aber nein, auch Sie sind in diese Gender-Sackgasse abgebogen?! Vor einigen Wochen wurde in Ihrer und meiner Zeitung ein Artikel von Eugen Ruge zum Thema veröffentlicht. Den sollten Sie lesen. Ich möchte in Zukunft gern weiter Heuser-Artikel lesen. In die Gender-Sackgasse werde ich Ihnen nicht folgen. Kehren Sie um, bitte! Was in Ihrem Artikel drin steht? – Keine Ahnung. Wenn ich im Korridor unfreundlich empfangen werde, gehe ich nicht in die gute Stube. – Heiko Schultz

 

Ganz abgesehen vom Brechreiz, der den geneigten Leser überkommt, wenn er sich durch diese Gender-Sternchenwüste quält, so fällt in all diesen durchgegenderten Artikeln doch immer ein gleichbleibendes „Stilmittel“ auf: neben all den Landwirt*innen, Verbraucher*innen und Bürger*innen bleiben Täter komischerweise immer Täter. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Desweiteren: wenn man sich am Ende des Artikels mit Verweis auf die Autorinnen quasi fürs Gendern entschuldigt, sollte man es doch einfach lassen. Sonstige Rechtschreibschwächen in den Originalartikeln der Autorinnen hätten Sie doch sicher auch nicht einfach übernommen. – Jörg Schimmel

 

Seit fast 30 Jahren habe ich die Zeit abonniert. Jetzt in der Zeit Nr. 41 hat mich fast der Schlag getroffen: Artikel „Digital, aber gut“, in dem Uwe Jan. Heuser auf das unselige Gendern übergegangen ist. Ich hielt d „Die Zeit“ immer für eine niveauvolle Zeitung und in gewisser Weise auch für richtungsweisend. Wird die Redaktion in Zukunft auch die deutsche Sprache durch die unzumutbare Verunstaltung „bereichern“? – Ich kann mir nicht vorstellen, dass die vier intelligenten Frauen, von denen der Artikel handelt, auf diesem Unsinn bestanden haben. – Sollten in Zukunft alle Artikel in der Zeit mit den kleinen Leseblockierungen des Genderns gespickt sein, werde ich mir das Lesen nicht mehr antun. Fazit: 1 Abo weniger. – Dr. Armin Boebel

 

Mit Freude habe ich heute den Artikel „Digital, aber gut“ von Uwe Jean Heuser gelesen – sehr spannendes und tolles Thema. Bis zu dem Absatz, in dem der Autor schreibt: „Die 32-jährige Informatikerin zeigte, wie künstlich-intelligente Systeme bei der Gesichtserkennung die Farbigen und die Frauen links liegen ließen“ Hier muss mehr Sprachsensibilität im antirassistischen Sinn her! Der Ausdruck „Farbig“ entstammt der Zeit des Kolonialismus und verweist auf die Unterdrückung von BpoC sowie PoC durch Weiße. Es handelt sich um eine Fremdbezeichnung, daher völlig unpassend für den Artikel, einen Journalisten sowie auch allgemein. Wie ironisch, dass der Artikel von Gerechtigkeit handelt.

Der Diskurs über Selbstbezeichnungen von Menschen of Color ist ja nun doch äußerst präsent, wer sich die Mühe macht, findet Quellen diesbezüglich. (selbst bei zdf Tivi gibt es einen Beitrag zu diesem Thema, u.a. Mit Erläuterung, warum der Gebrauch von „farbig“ problematisch ist) Ich würde mich freuen, wenn Sie mein Feedback an den Autor des Artikels weiterleiten könnten – damit ich seine Texte in Zukunft auch bis zum Ende wertschätzen kann und nicht weglegen muss. – Stefanie Schweizer

 

Zunächst vielen Dank für ihren Artikel. Es wird höchste Zeit dass die sozialen Aspekte der Digitalisierung näher beleuchtet werden. Was meiner Einschätzung nach zu wenig Beachtung findet ist die Frage der Finanzierung. Lediglich in zwei Projekten wird erwähnt, dass sie entweder durch Ehrenamtliche getragen oder durch staatliche Forschungsfelder gefördert wurden. Das kann der Realität in der Softwarebranche nicht Rechnung tragen. Die bestehenden Plattformen haben ihre Position nicht zuletzt durch bahnbrechende Innovationen im Bereich der Softwaretechnologie und des Webhosting erreicht. Gute Software kostet Geld, das Betreiben von Rechenzentren ist ebenfalls nicht billig.

Bei Google und Facebook sind diese Kosten durch Werbeeinnahmen gedeckt. Bei Amazon steht eine kommerzielle Plattform dahinter. Wenn Netzwerke geschaffen werden sollen, die eine Nutzung der Daten für Werbezwecke ausschließen, so müssen entweder Dienstleistungen verkauft werden, oder es muss eine Finanzierung durch die öffentliche Hand sichergestellt sein. Eine Debatte über Kosten und Nutzen von angeblich freien online Diensten ist überfällig. – A. Finkbeiner

 

Eine gute Zeitung, leider nervt sie in letzter Zeit: Genderunfug. Da der Genderunfug anscheinend kein Ende nimmt habe ich mich entschlossen mich insofern davor zu bewahren, daß ich unter anderem die ZEIT nicht mehr lese. Das Lesen der Texte wird durch die umständlichen Genderverdoppelungen langweilig und anstrengend. Wenn man Selbstverständlichkeiten sprachlich zweimal aufführt füllt man einen Text mit Unnötigem und zwingt `Leser´ dazu sich mit Langweiligem zu beschäftigen. Früher sagte man: „In der Kürze liegt die Würze“ und es ist ja auch eine Gabe einen Sachverhalt in wenigen treffenden Wörtern darzustellen. Wenn das gelingt ist es eine Freude einen solchen Text zu lesen. Mit den Verdoppelungen wird es zur Qual.

Früher sagte man „Freunde“ und natürlichen waren auch weibliche „Freunde“ dabei. Ich bin mal gespannt wann man Geschwisterinnen sagen soll und wann das Bürgermeisteramt Bürgermeisteramt-und-Bürgermeisterinnenamt genannt werden muß. Oder solche Sätze wie „Er oder sie gehen über die Straße“. Puh ! Das ständige Überlesen unnötiger Füllwörter macht das Lesen so anstrengend, daß ich lieber darauf verzichte. Wer nur einen kleinen Artikel am Tag liest, schafft das wahrscheinlich, aber als Vielleser geht das nicht mehr.

Ich habe auch schon Blüten gelesen wie: <Wenn der Psychotherapeut oder die Psychotherapeutin zu ihrem Klient oder ihrer Klientin oder seinem Klient oder seiner Klientin sagt, er oder sie solle doch mit seinem Partner oder seiner Partnerin oder ihrem Partner oder ihrer Partnerin über die Behandlung sprechen, damit bei Rücksprache der Psychotherapeut oder die Psychotherapeutin informiert ist, was der Partner oder die Partnerin darüber denkt…> So verhunzt man eine Sprache.

Würde man Frauen gerecht bezahlen und auch ansonsten fair behandeln, könnte man auf die Verbalhornung der Sprache ja verzichten. Aber das ist ja nicht in Aussicht. Ich glaube dieser Genderunfug kam aus den USA. Das machte ja Sinn, denn dort darf man nicht mehr Neger sagen, aber töten darf man sie noch. Gleichberechtigung und Gleichbehandlung von Frauen unbedingt Ja, aber die Schönheit, Einfachheit, Geschliffenheit und Anmut einer Sprache sollte unangetastet bleiben. Mit dem Genderunfug kämpft man an der falschen Stelle. Sprache sollte man verfeinern, angenehmer und ansprechender gestalten, nicht verhunzen.

Es gibt dafür auch schon Beispiele: „Der eine oder die andere“ kann man in diesem Sinne sagen. Trotzdem bleibt eine weitere Schwierigkeit: Die weiblichen Formen sind fast immer länger. Dann wird auch ein Satz langatmiger. Das verhindert für eine Übergangszeit (10 Jahre) nur die weibliche Form zu nehmen. Und immer von verlängerten Worten wie Wissenschaftlerinnen, Ärztinnen zu lesen, ist es auch nicht. Wenigstens ein bißchen praktikabel, wenn´s denn unbedingt sein muß, finde ich noch bei Aufzählungen gut: „ Bei dem Treffen von Psychologen, Ärztinnen, Psychiatern und Wissenschaftlerinnen ergab sich …“ Also in diesem Sinne bewahre ich mich in Zukunft vor schlimmen Texten. – Thomas Krämer

 

Kann bitte Jean Heuser die Kriterien benennen, nach denen er mal die Bürger zu Bürger*innen gendert (4 mal) und sie mal ohne Geschlechtsappendix belässt (5 mal)? Wenn er wie seine Leser und die zitierten Francesca Bria, Julia Kloiber und Aline Blankertz unter „Bürgern“ alle Leute unabhängig von deren Geschlecht versteht, kann er getrost auch an den anderen Textstellen die *innen weglassen. Fußgänger*innen und Utopist*innen braucht es schon gar nicht. Es ist zu hoffen, dass die gleichzeitig mit der Corona-Pandemie aufgetauchte Sternchen-Epidemie sich zusammen mit dieser in absehbarer Zeit verflüchtigt. – Dr. Jürgen Sellschopp

 

Ich verstehe nicht, warum Sie nun auch beginnen oder es zulassen Texte durch „Sternchen“ (*) unleserlich zu machen. Es ist sehr schade, wenn Sie mir als langjährigen Abonnenten damit die Freude am Lesen nehmen. Muss das sein? Wenn dies zum Standard wird, muss ich mir überlegen, ob ich für etwas, dass mir keine Freude mehr macht – schlimmer noch, mich verärgert – auch noch bezahlen soll. Neben der Möglichkeit meine Meinung auf diesem Weg zu äußern und auf Einsicht zu hoffen, bliebe mir dann im anderen Fall nur noch mein Abo zu kündigen. Das wäre sehr schade! – Klaus Prinz

 

Gerade habe ich versucht, den Artikel „Digital, aber gut“ zu lesen. Leider bin ich nicht bis zum Ende gekommen. Ich wurde immer wieder abgelenkt durch die Formulierungen mit dem Gender Sternchen. Für mich liest sich das wie ein ständiger Stolperstein… Letzten Endes habe ich mich anderen Artikeln zugewandt… Ob das nun der Sinn war, wage ich zu bezweifeln… Ich habe das Gefühl, dass die Verfechter dieses Sprach Stils damit genau das Gegenteil erreichen. Was ist gewonnen, wenn Leser im Textfluss unterbrochen werden? Die Verkomplizierung der Sprache scheint mir kein geeignetes Mittel zu sein, um eine Botschaft zu transportieren. – Matthias Hiller

 

Mit großer Verwunderung, aber auch Besorgnis habe ich bei der Lektüre Ihres Beitrags – die ich übrigens nach dem zweiten Absatz abgebrochen habe – zur Kenntnis genommen, dass nun scheinbar auch die ZEIT stückweise von ihrer bis- herigen Politik abzuweichen und, in diesem Fall offenbar auf Betreiben der „sprachgerechten“ Protagonistinnen des Artikels, das unsägliche „Genderstern- chen“ in seine Texte einzubauen beginnt. Bislang war dies nur in einigen (weni- gen!) Leserbriefen (ich verwende hier bewusst das generische Maskulinum) so- wie in themenbezogenen Beiträgen im Streit-Ressort der Fall.

Ich möchte mich hier nicht umfänglich zum Für und Wider „geschlechtergerechter“ Sprache und Schreibweisen äußern, denn das haben vor mir auch in dieser Zeitung schon zahl- reiche andere Autorinnen und Autoren sowie Leserinnen und Leser getan (die geschlechtsgerechte Doppelformulierung mit „Knigge-Vortritt“ der jeweils weib- lichen Form finde ich an dieser Stelle angemessen). Die sachlichen und dabei zu- meist auch fachlich begründeten Argumente der ablehnenden Seite überwiegen dabei nach meinem Dafürhalten klar gegenüber den häufig gefühls- und „gesell- schaftstrend“getriebenen Beweggründen der Befürworter. Es ist zudem ziemlich eindeutig, und wird in allen auch nur halbwegs repräsentativen Meinungsumfra- gen immer wieder bestätigt, dass die überwiegende Mehrheit der deutschspra- chigen Bevölkerung dem „gendergerechten“ Schrieb und Sprech ablehnend ge- genübersteht. Auch bei der sich zu diesem Thema äußernden Leserschaft der ZEIT, die ja nicht gerade als gesellschaftsrepräsentativ bezeichnet werden kann, lese ich diese Meinung mehrheitlich heraus.

Mir ist schon seit einiger Zeit aufgefallen, dass sich hierzu im Redaktionsteam der ZEIT verschiedene Lösungsansätze herausgebildet haben – die einen sind mehr und die anderen etwas weniger gut gelungen. Immer aber entspricht am Ende das geschriebene bzw. gelesene noch dem gesprochenen Wort. Dass sich der Autor dieses Artikels bei dem Gespräch mit den vier abgebildeten Damen (oder war hier vielleicht das eine oder andere „Sternchen“ dabei?) offenbar auch noch mit einer „gendergerechten“ Aussprache konfrontiert sah, macht es sicher- lich nicht besser. Zumindest empfinde ich persönlich es jedes Mal als anstren- gend, wenn ich mich mit solchen bewusst überkorrekten Gesprächspartnerinnen (in den allermeisten Fällen handelt es sich hierbei um junge Frauen) unterhalte – bei meinem Arbeitgeber, einem deutschen Bundesunternehmen, gibt es davon leider auch immer mehr. Der optischen Verrenkung folgt hier dann auch noch die akustische.

Ich finde es sehr bedenklich, wie sich dieser eindeutige Minderheitentrend ge- gen die breite Mehrheitsmeinung von oben herab in jüngster Zeit immer weiter ausbreitet und sich alle, die sich dem nicht anschließen möchten, einem unterschwelligen Vorwurf ausgesetzt sehen. Dem lieben Frieden Willen, und weil Haltung und Prinzipientreue in der heutigen Zeit eh nicht mehr en vogue ist (oder heißt das mittlerweile „on woke“?), schließen sich leider auch immer mehr Leute diesem „Trend“ an – was aus mangelnder Überzeugung zum einen nicht besser und zum anderen grammatikalisch dann häufig auch noch falsch ist. Es wurden ja schon diverse historische Parallelen zu dieser Entwicklung gezogen – meist enden sie in der Zeit der absolut nicht gendernden aber im Vergleich zum Westen deutlich geschlechtergerechteren DDR.

Ich möchte noch einige Jahr- zehnte weiter zurückgehen – dies bewusst auch ein wenig provokativ: Als sich vor nunmehr bald 90 Jahren die politischen Zeichen in Deutschland immer ein- deutiger in eine ziemlich dunkle Richtung zu entwickeln begannen, merkte man dies auch schon ziemlich früh sowohl im gesprochenen, aber auch geschriebe- nen Wort – der Teufel steckte dabei oft im Detail. Wo schriftliche Korresponden- zen im öffentlichen, aber auch privaten Bereich zuvor noch förmlich (und aus heutiger Sicht oftmals veraltet) beispielsweise mit Grußformeln wie „Mit dem Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung“ oder „Mit vielen Grüßen bin ich Ihr ergebener…“ endeten, tauchten immer häufiger Schlussformeln auf, die oft nur aus zwei Wörtern bestanden – in Anlehnung an die aus meiner Sicht lächerliche „N-Wort“-Rumdruckserei will ich sie hier als „H.H.“ oder „S.H.“ bezeichnen.

Auch diese wurden zu Anfang vornehmlich von einer eifernden Minderheit verwen- det, breiteten sich aber immer weiter aus (ob nun aus zunehmender politischer Überzeugung oder, siehe oben, des „lieben Friedens“ willen), bis man schließlich, wenn man sich als vermeintlicher Querulant weiterhin diesem „Trend“ versagte, mit schwerwiegenden beruflichen oder sogar darüber hinausgehenden Konse- quenzen rechnen musste. So weit wird es im Falle der „gendergerechten“ Spra- che hoffentlich nicht kommen – wobei berufliche Folgen offenbar schon jetzt vereinzelt nicht mehr ausgeschlossen werden können. Übrigens wären diejeni- gen, die heute zwar inhaltlich nicht sonderlich überzeugte aber doch brave „Mit- läufer“ sind, seinerzeit selbstverständlich alle im aktiven Widerstand gewesen…

Um es zum Ende zu bringen: Ich hoffe sehr, dass dieser Artikel nicht auch bei der ZEIT einen Trend einleitet, dem ich als an gut recherchierten Inhaltenden inte- ressierter Leser nicht würde Folge leisten wollen. Denn ich möchte mich nicht auch noch in meiner Freizeit mit der optischen (und akustischen) Verballhornung meiner Muttersprache auseinandersetzen müssen. Dies reicht mir bereits auf der Arbeit (siehe oben) oder beim (unwilligen aber eben nicht regelmäßigen und zudem kostenlosen) Lesen quartalsweise erscheinender Magazine mancher Wis- senschaftsgesellschaften und Nichtregierungsorganisationen, in denen ich Mit- glied bin. Auf der Leserbriefseite wird ja immer mal wieder mit der Aufkündigung langjähriger ZEIT-Abos wegen vermeintlicher inhaltlicher Fehlentwicklungen ge- droht – das finde ich häufig überzogen und zum Teil lächerlich.

Da ich aber, wie gesagt, lieber auf (durchaus sicherlich auch weiterhin sehr gute) Inhalte verzich- ten würde als mich bei jedem im Text verwendeten Sternenkonstrukt aufs Neue zu ärgern, wäre die Kündigung meines eigenen, nun schon bald sieben Jahre währenden Abonnements auch für mich eine mögliche wenn auch sehr bedau- erliche Konsequenz, die ich schon seit einiger Zeit für den befürchteten Fall in Betracht ziehe, dass bei Ihnen aus so einem Einzelfall zunächst ein Trend, dann eine „Bewegung“ und schließlich womöglich eine offizielle Vorgabe von oben werden würde. Die 270 Euro für das Jahresabo (plus 30 Euro für das digitale Zu- satzabo) wären mir nämlich definitiv zu viel, um dafür dann vielleicht nur noch die wöchentliche Martenstein-Kolumne zu lesen. Er zumindest wird mit Sicher- heit bis zum Ende gegen diesen gendersprachlichen Irrsinn anschreiben! – Dr. Tobias Feldt

 

Als langjähriger und begeisterter Zeitleser dachte ich des Lesens mächtig zu sein. Nun kam ich beim Lesen Ihres Artikels (Nr.14,Seite 21) so oft ins Stolpern, dass ich, trotz des interessanten Themas, lesenderweise nur bis zur „Ampel für Fußgänger*innen“ kam und mir dann darüber den Kopf zerbrach, ob auch Hunde oder Kinderwagen eine Fußgänger*innenampel benutzen dürfen: sicher, dass das * sie mit einschließt? Meiner Meinung nach formt die Realität das Bewusstsein und nicht eine verunstaltete Sprache. „Die Zeit“ hat es doch bitte nicht nötig, diesem Zeitgeist hinterherzuhecheln. – Wolfram Ries

 

„*Weil die deutschsprachigen Protagonistinnen in ihrer gesprochenen wie geschriebenen Sprache „gendern“, schließt sich dieser Artikel an, heißt es im Nachspann. Weil die deutschsprachigen Protagonistinnen in ihrer gesprochenen wie geschieibenen Sprache „gendern“, musste ich leider trotz mehrfacher Lese-Versuche die Lektüre dieses sehr interessant erscheinenden Artikels abbrechen. Der Gedankenfluss stockt bei jedem Stern, jeglicher Sinnzusammenhang wird zerstört. Ob damit dem in der Überschrift ausgewiesenen Ziel einer „Netzgesellschaft für alle“ gedient ist, erscheint mir mehr als zweifelhaft. – Michael Stille

 

Jetzt haben sich die Sterne also auch in die Artikel der ZEIT eingeschlichen (siehe “Digital, aber gut“ von U. J. Heuser), obwohl man diese Verzierung eigentlich auf die Leserbriefe beschränken wollte. Andauernd stolpert man nun bei der Lektüre über diese Sterne und muss sich dann die Augen wischen, um wieder auf das behandelte Argument zurückkommen zu können. Muss jetzt auch die ZEIT unbedingt den Modeerscheinungen hinterherrennen? – Prof. Michaela Böhmig

 

Jetzt ist DIE ZEIT also bei der gegenderten (Schrift-)Sprache angekommen. Schlimm genug, dass jetzt teilweise schon in den Nachrichten diese Stottersprache verwendet wird. Nun muss sich auch die altehrwürdige ZEIT diesem unsinnigen Zeitgeist mit dieser verhunzten Sprache anschließen. Ich bin schockiert. Braucht es zu viel Druckerschwärze oder Zeit statt „Nutzer*****………innen“ oder genauso schlimm „NutzerInnen“ zu schreiben: Nutzer und Nutzerinnen, wenn es denn unbedingt nötig sein muss. Man kann die Sprache ja noch weiter verschandeln, indem man von „Nutzenden“ spricht oder schreibt. Auch statt Arbeiter und Arbeiterinnen am besten von „Arbeitenden“ oder, auch gut, von „Lernenden“ und „Lehrenden“ spricht. Auch diese Unsitte greift immer mehr um sich!

Ich lese seit meiner Studentenzeit Ihre Zeitung. Das sind nun über 45 Jahre. Sie denken nun sicher, ich bin also ein alter Mann und daher recht unflexibel. Da mögen Sie recht haben. Aber lesen Sie z.B. einmal den Artikel „Kritik der Gendersprache“ von Dr. Gerald Mackenthun. Der zeigt, dass das grammatische Geschlecht „der, die, das“ mit dem biologischen Geschlecht „Mann, Frau“ fast nichts zu tun hat. Es gibt dazu unzählige Beispiele z.B. die Katze (als Gattung) schließt auch Kater mit ein und was ist mit: das Pferd (?) oder das Weib (?) als Neutrum? Sollten in der ZEIT immer mehr Artikel in Gendersprache verfasst sein, sehe ich mich gezwungen, auch nach so langer Zeit, Ihre Zeitung zu kündigen! – Horst Weippert

 

Mich stören die Gender-* im Uwe Heuser Artikel, Zeit Nr 14. „digital, aber gut“ so sehr, dass ich den Artikel nicht lesen mochte. Bitte verzichten Sie auf diese Art von Wort-Verhunzung in Ihren Artikeln. Schreiben Sie die deutsche Sprache, wie sie ist. Bitte bedenken Sie , dass ein Großteil Ihrer Leserschaft nicht jung und aufgeschlossen für erzieherisch motivierte Änderungen sind. – Volker Kohlhase

 


 

 

Leserbriefe zu „Weg, aber nicht fort“ von Ulrich Greiner

 

Neben dem kommerziellen Osterhasen, und der Eiersuche und Geschenken ist der Tod und die Auferstehung das was das Osterfest eigentlich ausmacht und somit zu dem höchsten Fest im Jahreskreis der Kirche gehört. Jesus ist von den Toten auferstanden, vielleicht war er nur „Scheintot“. Aber heutzutage ist für viele das wichtigste, dass es im Frühjahr ein paar freie Tage gibt. Was von jedem/jeder Toten bleibt ist nicht nur vom Glauben abhängig, sondern auch von den „Hinterbleibenden“. Aber richtig und wichtig ist ebenfalls, dass der jeweilige Glaube Trost geben kann.

Die Vorstellung das nach dem Tod noch was ist, was kommt, ein Wiedersehen denkbar und ein Dasein ohne Schmerzen, Ärger, Bedrängnis, materielle und geistige Not denkbar ist macht Hoffnung und mindert teilweise auch die Angst vor dem Tod. „Das Hohelied der Liebe“ vom Apostel Paulus (1. Korinterbrief, Kapitel 13) = Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen. Das ist in verschiedenen Ausformungen in allen Religionen das Credo und die Triebfeder mit dem Tod geliebter Menschen umgehen zu können. Glaube und Hoffnung sind derzeit ganz wichtig um diese „Weltliche Komödie“ auszuhalten und an einen „Umgang“ mit dem Virus zu denken der zu einer Art von Normalität, über Testen und Impfen, führt. Was dann ja auch direkt zu viel weniger Toten durch Covid 19 beitragen würde. – Felix Bicker

 

„Ostern ist das Fest der Auferstehung“, heisst es im Artikel. Wenn man bedenkt, was der Tod und die Auferstehung Jesu Christi bedeuten, zeigt sich in diesem historischen Ereignis eine überwältigende Hoffnungsbotschaft mitten in dieser uns zur Zeit beherrschenden und im Hintergrund bedrohenden Finanz- und Schuldenkrise. Der Wirtschaftsjournalist Ernst Wolff beschreibt die Funktion der jetzigen Gesundheitskrise in diesem Zusammenhang. Alles Ablenkung für das neue Geldsystem | Ernst Wolff – YouTube Die Staaten sind hoffnungslos überschuldet. Das aktuelle Geldsystem droht u.a. durch ungezügelte Spekulation und Gier jeden Augenblick zu kollabieren.

Ein weltweiter finanziell-medial-militärisch-digitaler Komplex von einigen Gläubigern strebt deshalb mit Hilfe verschiedener Methoden und Narrative der Panikmache und der Verunsicherung, wie z.B. dieses Virus, ein digitales Zwangszentralbankgeld mit kompletter Steuerung der Menschen an. Doch ein Schuldenschnitt bietet nach Wirtschaftsprofessor Christian Kreiß den besseren Ansatz für Demokratie und Bürger. Größte Krise seit hundert Jahren: Jetzt hilft nur noch ein radikaler Schuldenschnitt Zu einer friedlichen Lösung bedarf es der richtigen Fragen und der umfassenden Aufklärung aller Beteiligten, die ein Narrativ zum Platzen bringen und die Wirklichkeit hervorleuchten lassen.

Hans-Georg Maaßen, der ehemalige Leiter des Verfassungsschutzes, stellt wie Tausende von Experten und Millionen besorgte Bürger lebenswichtige Fragen in dem folgenden kurzen Video: (28) Hans-Georg Maaßen hat 4 kritische Fragen zu Corona, die nie beantwortet werden. – YouTubeIn der Wirtschaftspraxis ist bei finanziell gefährdeten Firmen der SCHULDENSCHNITT in Form des außergerichtlichen Sanierungsvergleichs ja bekanntermaßen ein sehr wichtiges und bewährtes Mittel, um Insolvenzverfahren und größere Schäden abzuwenden. Er ist auch für Gläubiger vorteilhaft. Das Christentum, auf dessen Wertebasis das Streben nach Gleichberechtigung, Individualität, Demokratie, Objektivität, Wissenschaftlichkeit, Gerechtigkeit und sozialem Handeln entwickelt, ausgeprägt und erhalten wurde, basiert auf dem Prinzip des Schuldenschnitts.

Ostern, das größte Fest der Christenheit, erinnert uns daran, dass Gott selbst diesen Schuldenschnitt für uns „insolvente“, überschuldete Menschen bewirkt und angeboten hat. Als Mensch kam Er auf diese Erde und starb als der Gott-Mensch Jesus Christus für unsere Schuld. Wenn wir diese Tatsache für uns persönlich annehmen, können wir schuldenfrei mit Ihm neu anfangen. Das ist ein überwältigendes Vorbild für einen demokratischen Schuldenschnitt und Neustart aufgrund umfassender Aufklärung, Offenheit und Transparenz. – Gerhard Jahnke

 

Ostern ist für die Einen das Fest der Auferstehung, vorausgesetzt, sie halten diese noch nie nachgewiesene Auferstehung nach drei Tagen des „Totseins“ für möglich. IN diesem Falle wird jedoch unterschlagen, dass der Mensch nicht mit „Geist“ geboren wird. Das Denken entwickelt sich durch die Erziehung und durch die soziale Einbindung des Individuums in die Gesellschaft.

Mit kruden Beispielen versuchen Kleriker die Existenz des „Geistes“, der nicht an Materie gebunden ist, zu beweisen. Ein ehemaliger Physiker, ein Naturwissenschaftler, namens Gill beweist die Existenz des Geistes, indem er seinem gläubigen Publikum einen Laptop vorführt. Er stellt dessen Gewicht fest, löscht anschließend das Betriebsprogramm auf dem Computer, das geistige Produkt vieler Tausend Menschen. Danach wiegt er den Laptop erneut, der Laptop hat immer noch das selbe Gewicht. Den Kindern im Waldkindergarten wird an Hand der Entwicklung der Kartoffelpflanze erklärt, dass man das Wachstum der neuen Knollen nicht beobachten kann, man muss daran glauben und der Glaube wird wahr.

Das menschliche Bewusstsein, das Denken und die Erkenntnis ist an das Leben gebunden. Die geistigen und die materiellen Ergebnisse dieser Seite der menschlichen Existenz leben nur so lange fort, wie sie in der Erinnerung bewahrt werden. Ostern ist daher ein Fest des Frühlings, des Aufatmens angesichts der höher steigenden Sonne, des Erwachens der Natur und der damit verbundenen Erwartung der Menschen.

Der Gedanke der Laïzität wurde in Frankreich geboren. Die Trennung von Kirche und Staat war die Folge des Grundgedankens von der Freiheit des Individuums. Dieser Grundgedanke führte bereits 1789 zur ersten Erklärung der Menschenrechte durch die Nationalversammlung der französischen Republik. An dieses Jahrhundert des Lichts, der Aufklärung sollten wir uns erinnern. Sie gilt es, in Erinnerung zu behalten. – R. Renaux

 

„Teutsche Journalisten / Sind weich wie der Dreck. / Kaum trifft sie der Schlegel, / Ist ihr Kopf auch schon weg.“ (Joseph Görres) Hier bedeutet das Adverb ‚weg‘ so viel wie ‚fehlend‘, ‚abhanden gekommen‘. „Nur fort, du braune Hexe, fort.“ (Johann Wolfgang Goethe) Hier bedeutet die Partikel ‚fort‘ so viel wie die Aufforderung an ein faktitiv oder fiktitiv Daseiendes, dass es sich entfernen möge.

Bezogen auf Tote, können diese prinzipiell weder weg noch fort sein. Tote können a) keinem abhanden gekommen sein, da sie entweder dem griechischen Mythos zufolge in ein Totenreich (Hades) hinüberwechseln oder ihre Seelen zufolge dem durch Platon vorgebildeten christlichen Logos sich an einem von Gott bereiteten Ort befinden, harrend des göttlichen Gerichtes, das die einen zu einem ewigen Leben, die anderen zu einem überaus grausamen ewigen Sterben bestimmt. (Das letztere ist, nach Görres, teutschen Journalisten vorbehalten, infolge der maßlosen Schamlosigkeit ihrer gequälten Lügen, die sie über die namenlose Physikerin verbreitet haben, die die ostdeutsche Rächerin Kohls ist, was jene hätten erkennen müssen.)

Tote können aber auch b) nicht einfach fortgehen. Wohin sollten sie denn gehen? Tot sein bedeutet, nicht länger Herr seiner Sinne und seiner geistigen Regungen zu sein. Um irgendwohin fortgehen zu können, bedarf es aber des Entschlusses zu einem Aufbruch. Woher aber soll dieser Entschluss stammen, wenn es keine Instanz giebt, die einen vorgefassten Entschluss zu vollstrecken hat? Denn der Tod ist das Ende jeder menschlichen Möglichkeit. Das Ende der menschlichen Möglichkeit aber, wie das Evangelium Jesu Christi lehrt, ist der Anfang der göttlichen Wirklichkeit. Des Menschen Tod ist der Anfang Gottes, das ist der Inhalt des Evangeliums.

Jenes physische Tot-Sein setzt aber die Unsterblichkeit der menschlichen Seele, wie sie der platonische Phaidon lehrt, voraus. Der physische Tod hat die psychische Unsterblichkeit des Menschen zu seiner Bedingung, denn Gott hat den Menschen, wie es Genesis beschrieben wird, als einen psychischen Menschen, nicht als einen physischen, geschaffen, dessen innerer Abfall von Gott, genannt Sündenfall, ihn erst zu einem physischen Menschen umgestaltet hat. Sowohl der platonische als auch in hervorragender Weise der christliche Logos (vgl. Proleg. ad Evang. sec. Iohannem) geben Zeugniss von der Unsterblichkeit der menschlichen Seele, die kein erster oder zweiter Tod (vgl. Apok. Iohannis) je wird tangieren können.

Es könnte für die Moderne, deren Charakteristikum die Totalität ihres Glaubensabfalles von Gott ist, die, aus unserer Perspektive offensichtlich vollkommen falsch gestellte, Frage aufkommen, ob an diese logos-, nicht mythoshafte Unsterblichkeit der Seele zu glauben sei, damit dieselbe sich für das irdische Leben als faktitiv darstellen lasse. Das ist zu verneinen, denn der christliche Glaube wird nach dem Hebräer-Brief als ein Hoffen auf Dinge, die nicht sichtbar sind, beschrieben.

Ἔστιν δὲ πίστις ἐλπιζομένων ὑπόστασις, πραγμάτων ἔλεγχος οὐ βλεπομένων. ἐλπίζειν bedeutet expect, hope, ὑπόστασις heißt support, substance, steadiness, assurance, βλέπειν πράγματα bedeutet look at deeds, matters (hier verneint) und ἔλεγχος heißt proof, test, in summa: Der christliche Glaube ist ein Hoffen, Erwarten des himmlischen Beistandes, des göttlichen Wesens, des wirklich Beständigen, der von Gott gegebenen Zusicherung und ein Sehen auf himmlische Handlungen und himmlische Sachen und Dinge, die keiner irdischen Prüfung unterliegen können.

Sterblichkeit aber, wie Unsterblichkeit, fallen nicht unter diese Bestimmung, die der Hebräer-Brief den Gläubigen an die Hand giebt. Der das Evangelium Glaubende, sowohl Jude, wie Heide, wie Paulus betont, damit ihr jeweiliges Jude- und Heide-Sein ablegend und zurücklassend, soll nach dem Hebräer-Brief nicht auf das Irdische sehen, zu diesem Irdischen Tod und Sterblichkeit des Menschen gehören. Der Glaubende weiß, dass sein Seele, die unsterblich ist, wie Platon evident gemacht hat, insofern der Mensch nicht mehr auf den Mythos verpflichtet ist, sondern dem Logos folgt, an einem Ort sich befindet, an welchem die Schrecken des Todes sie nicht ergreifen können. In diesem Sinne erscheint „ein Fortleben der Toten“, wie teutsche Journalisten zu behaupten pflegen, als der abscheulichste, ekelerregendste, widerlichste Schwachsinn, der außerhalb des Abschaums der namenlosen Physikerin, die Kohls ostdeutsche Rächerin ist, zu denken wäre. – Joseph Lindenthal

 

Die Frage, was von uns nach dem Tod bleibt, wenn wir diese Welt verlassen, bedingt für mich die Frage, was wir vorfinden, wenn wir mit der Geburt in diese Welt eintreten. Es ist die Welt, die von all denen gestaltet wurde, die vor uns gelebt haben. Insofern beantwortet sich die Frage, wo der „Geist der Toten“ lebt für mich so: Er bleibt in dieser Welt und wir alle sind aufgefordert, während unseres Lebens dazu beizutragen, sie für die Kommenden zu einer besseren Welt zu machen. Vielleicht lohnt es sich, darüber nachzudenken. – Monika Baunemann

 

Regelmäßig zu Ostern lesen wir in der ZEIT von der frohen Botschaft der Evangelien. Im Bemühen um die Anschlussfähigkeit des christlichen Glaubens an das moderne Weltverständnis, suchen die Autoren stets nach hilfreichen Metaphern für die Wunder der Auferstehung und Himmelfahrt Christi. So bezeichnet Ulrich Greiner die Himmelfahrt Christi als einen Gestaltwandel von der materiellen zur geistigen Existenz des Menschen. Nun meine ich, dass die „Geheimnise des Glaubens“, so verbuchen Theologen das Nichtverstehbare in der christlichen Glaubensbotschaft, nicht das entscheidende Hindernis für die Anschlussfähigkeit der Glaubenslehre an das aufgeklärte Bewusstsein sind. Es sind vielmehr die quasi axiomatischen Fundamentalannahmen der christlichen Heilsbotschaft, die den Einspruch eines nachdenkenden Verstandes provozieren.

So fragt dieser z.B., welchen nachvollziehbaren Grund kann es geben, dass der Mensch vor Gott so abgrundtief schuldig ist, dass nur der Opfertod von Gottes eigenem Sohn, ihn vor der von Gott selbst verhängten, ewigen Verdammnis, retten kann? Solche Fragen betreffen die impliziten und expliziten Grundannahmen des christlichen Glaubens die ins Bewusstsein dringen sollten, bevor man sich der kirchlichen Lehre anheim gibt. Kritische Auseinandersetzungen über solche fundamentalen Zumutungen des christlichen Glaubens finde ich leider in keinem Feuilleton, auch nicht in der ZEIT. Diese Kritik gilt auch dem Artikel von Herrn Ulrich Greiner. – Hans Stahl

 

Ich bin Ulrich Greiner dankbar, dass er der heute üblich gewordenen Unterstellung, der Glaube an die Auferstehung Jesu habe nur in den Köpfen seiner Anhänger stattgefunden, sei eine bloße „nachösterliche“ Idee, ein viel überzeugenderes Konzept von Auferstehung entgegenhält, wonach jeder Mensch eine unsterbliche Seele hat und eines Tages von Gott selbst auferweckt werden wird. Das biblische Konzept ist aber revolutionärer, als es Ulrich andeutet, und unterscheidet sich deutlich von allen antiken Vorstellungen zum Thema: Christen glauben, dass das Grab wirklich leer war, dass Jesus auch l e i b h a f t i g auferstanden ist. Und aus diesem Grund sehen sie auch dem Tag ihrer eigenen Auferstehung erwartungsvoll entgegen, weil Gott auch sie eines Tages wie Jesus auferwecken und mit einem neuen Leib, einem Auferstehungsleib (vgl. 1. Kor 15,44), ausstatten wird.

Mein lieber Bruder im Herrn, Joseph Ratzinger, hat es m. E. sehr gut auf den Punkt gebracht: „… die Geburt aus der Jungfrau und die Auferstehung aus dem Grab, in dem Jesus nicht geblieben und nicht verwest ist. Die beiden Punkte sind ein Skandal für den modernen Geist. Gott darf Ideen und Gedanken wirken, im Geistigen – aber nicht an der Materie. Das stört. Da gehört er nicht hin. Aber gerade darum geht es: dass Gott Gott ist und sich nicht nur in Ideen bewegt. Insofern geht es bei beiden Punkten um das Gottsein Gottes selbst.

Es geht um die Frage: Gehört ihm auch die Materie? … Insofern sind diese beiden Punkte – Jungfrauengeburt und wirkliche Auferstehung aus dem Grab – Prüfsteine des Glaubens. Wenn Gott nicht auch Macht über die Materie hat, dann ist er eben nicht Gott. Aber er hat diese Macht … So ist er als Schöpfer auch unser Erlöser.“ Joseph Ratzinger Benedikt XVI., Jesus von Nazareth. Prolog. Die Kindheitsgeschichten (Freiburg: 2012), S. 65. – Marcel Haldenwang

 

Danke für den interessanten Artikel zu Ostern. Doch wo anders sollten die Toten wohnen als in unseren Herzen? In diesem Sinne: Nachträgliche Ostergrüße. – Dr. med. Katja Walesch

 

Mit Interesse habe ich, Christ und ev, Theologe, Ihren Leitartikel in der aktuellen ZEIT gelesen über das Weg-sein, ohne das man fort ist. Sie schreiben (1) im Anschluss an den alten Auferstehungshymnus „Christ ist erstanden“, dass wer das ernst nehme, einen starken Glauben habe. Ich möchte es so formulieren: wer das ernst nimmt, glaubt. Wer das ernst nimmt, dass dieser Jude aus Nazareth für sich in Anspruch nahm, Gottes Herrschaft auf Erden zu starten in seinem Leben, Predigen, Wirken, dann hingerichtet und von Gott auferweckt und damit bestätigt wurde, wer das ernst nimmt, dass dieser Jesus das Schaufenster des unsichtbaren Gottes ist (Johannes schreibt, Jesus sagte einmal, wer mich wirken sehe, sehe Gott wirken), wer all das ernst nimmt, der ist Christ und glaubt.

(Glauben im Sinne eines unbedingten, existentiellen Vertrauens und Sich-an-Vertrauens an Jesus Christus, den Sohn Gottes. Also mehr als nur etwas für wahrhalten.) Denn ohne diese Auferstehung vor knappt zwei Tausend Jahren gäbe es weder das Christentum, die Kirche noch Ihren lesenswerten Artikel. Jesus von Nazareth wäre mit seiner Gruppe eine kleine Randnotiz in der Religionsgeschichte der Levante gewesen. Wäre das Christentum eine Dartscheibe, die Auferstehung Jesu wäre das Bull’s Eye. Alles andere folgt, wird aber irrelevant ohne Auferstehung. Vor allem: Es geht nicht darum, wie stark man das glaubt. Kein Mensch kann aus eigener Kraft und Entscheidung glauben (Kleiner Katechismus Martin Luthers, dritter Artikel), entscheidend ist, ob man glaubt. Sich also existentiell verlassen auf diesen Gott Jesu Christi. Oder nicht.

Was ich als Bürger der Bundesrepublik aus der Sicht eines Verfassungspatriotismus (Religionsfreiheit, positiv und negativ) ebenso ok finde. Als Christ und Theologe wünsche ich mir aber, dass alle Menschen ins Schaufenster Gottes schauen und liebgewinnen, was sie dort sehen – um das Bild von oben noch einmal zu strapazieren. (2) Sie schreiben sodann, dass dieser Gedanke der Auferstehung unterstelle, dass ein Mensch nicht nur aus Materie, sondern auch aus Geist bestehe. So könnten Menschen auch nach ihrem Tod weiter (in ihren Werken) fortleben, in einer Art geistiger Existenz, was „die meisten Kulturen“ glaubten. Sie führen Platon an als Gewährsmann für den Gedanken, dass der Geist der Toten lebe (es wäre bei ihm die psyche, übersetzt mit „Seele“).

So ein Gedanke mag platonisch nachvollziehbar sein. Ich würde wetten, dass viele Menschen, Kirchenmitglieder oder nicht, ähnlich denken. Der Mensch besteht aus Körper (griech. soma) und aus der Seele (griech. psyche). Ersterer stirbt, die Seele ist aber unsterblich, sodass Menschen geistlich weiterleben. Aber die Autoren der biblischen Schriften und die ersten Christen denken die Anthropologie, die Lehre des Menschen, anders: Die Autoren des Neuen Testaments dachten als Juden über das Menschsein, wie ihre Schreiber-Kollegen der Schriften, die wir heute Erstes oder Altes Testament nennen. Der Mensch wird nicht zweiteilig gedacht, sondern dreiteilig: er besteht aus Fleisch (hebr. basar), was also den Körper meint. Der zweite Aspekt ist der Lebensodem (hebr. ruach, was auch mit Geist übersetzt wird), den Gott dem Menschen einhaucht.

Dritter Aspekt des Menschen ist die näphäsch, die entsteht, wenn Atem zum Fleisch kommt und eine sich selbsterhaltende Macht ist, die im Schlund oder unter der Zunge lokalisiert vorgestellt wurde. (Mein Hebräisch-Dozent sagte uns, wenn wir die Luft anhielten, wäre das, was sich nach kurzer Zeit meldete, diese näphäsch.) Oft meint dieses Wort „Leben“, Luther übersetzte es häufig jedoch mit „Seele“. (Der Klassiker zu dem Thema: Wolff, Hans Walter (1973): Anthropologie des Alten Testaments, München.) Gut für uns heute ist, dass der Körper nicht als Feind des Eigentlichen, der Seele angesehen wird wie bei Platon (soma sema, sagte er, der Körper [soma] als Gefängnis [sema] [der Seele]). Über den Neuplatonismus kam viel Leibfeindlichkeit in das Christentum bzw. wurde Leibfeindliches Denken verstärkt.

Schwierig für uns heute indes ist die Frage, wie Auferstehung zu verstehen ist, wenn sie nicht Wiederbelebung und auch nicht ein Fortleben einer unsterblichen Seele meint. Die ersten Christen waren Juden und dachten: wer tot ist, ist tot. Ganz. Die näphäsch als Leben(sprinzip) hat aufgehört, weil der Lebensodem (Geist) den Körper verließ. (Daher auch die Redeweise, dass etwas seinen Geist aufgegeben habe, im Sinne von kaputt sein. Der Toaster hat den Geist aufgegeben und ist hinüber, er lebt nicht geistlichfort. Wer den Geist aufgegeben hat, ist tot. Oder kaputt, wie der Toaster.)

Unter „geistlich“ (pneumatikos) verstehen die Texte des Neuen Testaments und die ersten Christen das Wirken von Gottes Geist in ihnen und in der Welt. Und damit meint geistlich nicht primär eine andere Sphäre, etwa nach dem Ableben des Menschen, sondern Gottes innerweltliches Wirken und dessen Auswirkungen im Menschen, aber eben unter Zeit und in der Materie. (Wie schwierig und menschlich-systematisierbar das ist, zeigen auch die Berichte in den Evangelien: Jesus isst mit den Jüngern [LK 24], kann aber durch Wände gehen.)

Entscheidend: Als Jesus starb, war er tot. Nur er blieb es eben nicht. Er ist auferweckt worden, so Glauben es Christen jeglicher Prägung und Richtung seit knapp zweitausend Jahren, und darin ist Jesus der Prototyp von Gottes neuer Schöpfung. Das ist in der Tat für uns Menschen heute das Schwierige, das Fremde und Herausfordernde: Wie sollen wir uns diese neue Schöpfung, dieses Auferstandene vorstellen? Es ist ganz und gar körperlich gedacht. Der Körper wird verwandelt. Der Körper ist wichtig, es ist unser Körper, er wird wieder unser Körper sein, nur eben anders (daher äschern Juden ihre Toten auch nicht ein, wie die Christen es lange auch nicht taten, aber das ist ein anderes, interessantes Thema).

Ich sehe ein, dass das alles eine sehr steile These ist: Gott wird Mensch, stirbt, wird auferweckt, ist danach durch den Geist Gottes gegenwärtig und erfahrbar für viele, sendet, gibt Kraft, Hoffnung, schafft Liebe, zieht Menschen in seinen liebevollen Bann und verspricht allen, die in ihm den tiefsten Grund allen Seins, die göttliche, überfließende, sich schenkende Liebe erkennen, dass sie werden, was er schon vor zweitausend Jahre wurde: auferstehen, transformiert, leben, als eine neue Schöpfung. Der Tod ist besiegt. Eine steile These, ja. Aber eine wunderbare. – Gregor Mathee

 

Der Artikel präsentiert ein Sammelsurium von religionsgeschichtlichen Hinweisen und subjektiven Empfindungen. Der Verfasser setzt alles dran, den christlichen Glauben lächerlich zu machen. Zitat : „Der Sieg über den Tod … ein frommes Märchen.“ und dann – mit Bezug auf das Kirchenlied „Christ ist erstanden“ : „Wer das glaubt, der muss schon einen starken Glauben haben.“ Das heißt doch nichts anderes als : Wer kann so dumm sein, das zu glauben ? Und es geht weiter: „Ein Tod am Kreuz – wie kann der grausam Hingerichtete drei Tage im Grab liegen und danach weiterleben?“ Abgesehen davon, dass Jesus nach den Berichten der Augenzeugen nicht „einfach weiterlebte“, schießt der Verfasser ein Eigentor, wenn er im weiteren Verlauf des Artikels sagt, dass die Wissenschaft lehrt, was beweisbar ist, damit aber „nicht das letzte Wort gesprochen“ sei.

Was ist denn dann das letzte Wort und wer hat die Autorität über das letzte Wort ? Zurück: Wer war bzw. ist denn so dumm, diese Botschaft weiterzugeben und sogar sein Leben dafür aufs Spiel zu setzen? Ich denke dabei zum Beispiel an Martin Luther King, an Dietrich Bonhoeffer und die Tausenden von Christen, die heute in Indien, China, dem Iran und anderen Ländern der Verfolgung unter Lebensgefahr ihren Glauben bekennen (siehe Berichte von Open Doors). – Waren bzw. sind sie dumm? Im Iran gibt es eine beindruckende Hinwendung zum christlichen Glauben-trotz brutalster Verfolgung durch schiitische Moslems. Was gibt diesen Christen den Mut, Jesus als den Gekreuzigten und Auferstandenen zu bekennen?

Der Autor vermag die Texte nicht richtig zu beurteilen, weil er nicht weiß, nicht erfahren hat, was christlicher Glaube in seinem Wesen ist, nämlich ein persönliches Vertrauensverhältnis zu Gott, das geweckt worden ist durch die Zusagen Gottes, die durch den Heiligen Geist eine schöpferische Kraft haben. So liegt der Autor auch haarscharf daneben, wenn er formuliert, dass die Emmausjünger Jesus „animierend“ finden. Das Entscheidende lässt er aus, nämlich dass Jesus ihnen den Heilsplan Gottes in aller Ausführlichkeit erklärt und sie ihn dadurch – zusammen mit dem Brotbrechen – als den erkennen, der er ist: der versprochene Messias Israels. Der objektive Maßstab ist für eine sachgemäße Beurteilung dieser Themen ist und bleibt das Wort Gottes, die Bibel. Dass das „Fest der Auferstehung“ nur der „besondere Fall menschlicher Vorstellungen vom Jenseits“ sei, wird den Tatsachen von Jesu Leben, Wirken, Tod und Auferstehung nicht gerecht.

Diesen Artikel, der in seiner Oberflächlichkeit und Mangel an Kenntnissen der „Zeit“ nicht würdig ist, auf der ersten Seite der Osterausgabe zu veröffentlichen, wirft auch Fragen in Bezug auf die Redaktion auf. „Die Zeit“ wird mit diesem Artikel ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht. Sie will u.a bestens informieren, sodass man sich ein eigenes Urteil bilden kann, die Hintergründe sorgfältig ausleuchten, damit man komplexe Zusammenhänge besser verstehen kann. „Weg, aber nicht fort“ ist verwirrend und einseitig. – Dieter-Eckhard Schröder

 

Ihr Leitartikel bestärkt mich in meinen idealistischen Ambitionen und zeigt mir deren Gegenwartsbezug auf. Meiner Erfahrung nach werden zeitlebens energetische Kopien erschaffen, die auch nach dem Ableben bestehen bleiben und uns begleiten. Wahrgenommen werden diese von 800 Millionen Menschen, welche nach Aussage meines Arztes Schizo sind und unter Anderem deren Stimmen hören. Sie haben, meiner Meinung nach, Zugang zu der metaphysischen Welt, die Sie beschreiben. Diese Sphären thematisiere ich seit 2019, aus dem Produkt Design kommend, künstlerisch. Zu sehen und lesen in meiner online Galerie : www.outsidein. org. uk/galleries/silke-wolff , dort bei search: metaphysical .

Gerne möchte ich damit die Öffentlichkeit erreichen um unsere Kultur mit dem nicht Physischen zu bereichern. Für ein gesundes Selbst- und Fremd – Verständnis des erweiterten Bewusstseins. Als Mittler zwischen den Welten. Mit einer gesellschaftlich bejahende Akzeptanz derer, die Phänomene wahrnehmen, welche nicht naturwissenschaftlich nachweisbar sind. Vielleicht gar ein harmonisches, respektvolles Miteinander von Diesseitigen und Jenseitigen. Meiner Wahrnehmung nach sind viele energetische Persönlichkeiten (Energeti, -te, -tos) an einem konstruktiven Kontakt zu den Biologischen interessiert. Finden sich hierfür Gleichgesinnte ? Würden Sie einen Artikel über meine Kunst verfassen ? Gerne gebe ich Auskunft. – Silke Wolff

 

Der Sieg über den Tod, den das Evangelium verkündet, scheint nicht mehr zu sein als ein frommes Märchen. So heißt es im Artikel angesicht der zahlreichen Coronavirustoten am Ende des ersten Absatzes. Jesus sagte bei seinem Abschied am Abend vor seinem Sterben: „Wer an mich glaubt, wird nicht sterben“ (Joh. 11,26). Und ähnlich an anderer Stelle: „Ihr werdet den Tod nicht schauen.“ Kann Jesus, so muss man sich fragen, wirklich gemeint haben, dass Menschen, die an ihn glauben, nicht mehr sterben werden?

Im christlichen Glaubensbekenntnis, im sog. Apostolischen Glaubensbekenntnis, heißt es von Jesus, dass er gekreuzigt, gestorben und begraben wurde, hinabgestiegen in das Reich des Todes und am dritten Tage auferstanden von den Toten. Bis in die 40er und 50er Jahre des letzten Jahrhunderts hieß es noch im kathol. Glaubensbekenntnis: hinabgestiegen in die Hölle. Sind dann nicht Reich des Todes und Hölle Synonyme? Und müssen dann nicht, wenn in der Bibel von den Toten die Rede ist, die im Reich des Todes gemeint sein?

Und gibt es nicht dann einen Sinn, wenn Jesus verheißt: „Wer an mich glaubt, wird leben“? Nicht das Leben auf dieser Welt ist gemeint, sondern das in der jenseitigen, der geistigen Welt, im Reich des Lebens, dem Himmel, und nicht mehr im Reich des Todes. Die alten Griechen sagten – der große Platon ist im Artikel ja auch erwähnt –, dass jeder Sterbliche zurück in den Hades, die Unterwelt, käme. Seit Christi Erlösungstod ist, ist der Himmel wieder offen. Das war die Erlösung, die Jesus Christus uns gebracht hat. Das war die frohe Botschaft, auf Griechisch das eu angelion, die dann verkündet werden konnte. – Dr. Bernhard Dufner

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die Leute sind doch nicht dumm«“ Gespräch mit Karl Lauterbach geführt von Cathrin Gilbert und Tina Hildebrandt

 

Dass Sie das informative Interview mit Herrn Prof. Dr. Karl Lauterbach mit dem Rubrum „Unterhaltung“ präsentieren, zeigt mir, dass die Zeitung in Zeiten von Corona ihren tiefgründigen Humor nicht verloren hat. Professor Lauterbach ist ein ehrenwerter Mann und hat in dieser aufgeregten Zeit an Profil gewonnen. Seine geäußerten Ansichten überzeugen. – Reinhard Hausmann

 

„Na, Frau Dr. Merkel nur Mut, dann krempeln Sie doch bitte mal den Ärmel hoch, da kommt schon die Nadel, und pieks ist sie im Arm! Na, hat das wehgetan?“ AstraZeneca, das Vakzim mit der Kraft des Affens, jetzt besonders geeignet für den reifen Menschen, ab 60! Kurz vor dem 70. Geburtstag soll dann definitiv damit wieder Schluss sein, so eine Info aus „Chaos-Astra-Impf-Club“ von heute, die vielleicht auch noch morgen gültig sein könnte! Die Herren Spahn und Lauterbach können wieder gehen, diese beiden sind leider noch nicht reif genug für AstraZeneca! (Sprechblasen: „Gott sei Dank noch einmal mit einem blauen Auge an Astra vorbeigeschlittert.“) Das Affentheater geht trotzdem weiter und wir warten den nächsten harten Knockout, äh, Lockdown in diesem ewigen Dauer-Lockdown-Gebamsel, ab! – Klaus P. Jaworek

 

Die Zeit ist jetzt also ein Forum für den großen Einflüsterer, für die Alarmsirene (di Lorenzo) für den omnipräsenten Gesundheitsökonomen Karl Lauterbach. Ein Mann, der nahe an der Macht, seine Warnungen ausspricht, Horrorszenarien entwirft, sich mit Wissenschaftlern umgibt, natürlich nur wenn sie eine „ähnliche Einstellung“ haben wie er, und natürlich viel zu viel redet, findet leider bei Ihnen zu wenig Widerspruch. Liebe Frau Gilbert und liebe Frau Hildebrand (übrigens haben wir auf dem gleichen Gymnasium Abitur gemacht) ,“die Leute sind doch nicht dumm“, wie Karl Lauterbach selbst sagt. Seine Empörung über Georg Nüßlein mag zwar eine gute schauspielerische Leistung sein, aber viele Bürger wissen auch um die Geheimhaltung von Lauterbachs Zuwendungen im Aufsichtsrat der Rhönkliniken (2011) .

Und sie wissen auch von den Studien, die er im Auftrag der Pharma für den gefährlichen Cholesterinsenker Lipobay anfertigt hat (2001). Auch heute gehört er in vorderster Reihe zu den Verharmlosern des AstraZeneca Impfstoffs, ohne dafür wie damals die Verantwortung zu tragen. Stattdessen Panik (Intelligenzverlust nach Covid 19, bei Jens Spahn mag das ja tatsächlich zutreffen) , Überwachungsphantasien bis in die Privatsphäre, Forderung immer härterer Massnahmen. Und warum? Bestimmt nicht weil ihn die Gesundheit der Menschen interessiert (siehe Hungertote aufgrund der Lockdowns), sondern lediglich aus Machtinteresse und bester Beziehungen zur Pharmaindustrie.

Denn ein solches Desaster wie beim Impfstoff gegen die Schweinegrippe wollen unsere Regierenden nicht mehr erleben. Also Weiterimpfen bis nichts mehr da ist und ab und zu die Altersgrenzen korrigieren. Warum darüber kein Wort? P.S.: Die von Lauterbach immer wieder geforderten Ausgangssperren machen ja -wie das Beispiel Holland zeigt- enorm viel Sinn. – Thomas J. Birgel

 

Bescheidenheit ist auch eine Tugend, Herr Lauterbach! – Dr. Carsten Trinitis

 

Ich hätte das Interview mit Herrn Lauterbach jetzt nicht gebraucht, denn außer seiner wohltuend klaren Äußerung zum Impfversagen der EU steht da nix drin, was meine Meinung zu ihm ändern könnte. Allerdings wird auch dies zu keinerlei Konsequenzen führen. Ein Krähe hackt der anderen.. und so… Sie kennen den Spruch.

Allerdings sollte die Wissenschaft auch daran arbeiten, eine Impfung gegen Dummheit zu entwickeln, denn diese scheint mir eine fast ebenso große Bedrohung der Menschheit zu sein, wie dieses Drecksvirus, die sich ebenso pandemisch auf diesem Planeten verbreitet. Wenn jemand – wie eben hier Herr Lauterbach – Personenschutz benötigt, weil er seine Meinung sagt – die nicht jedem gefallen kann und muss – dann läuft hier etwas komplett aus dem Ruder. Und was macht ein Großteil unsere Politiker? Natürlich nichts. Ist doch das einfachste. Die Pension in einer Höhe, die jedem Normalverdiener die Tränen in die Augen treibt, ist ihnen doch sicher. – Annette Haagen

 

Eine ganze Seite „Lauterbach“…… jetzt reicht es, überlege, mein Zeitabo zu kündige! – W. Wagner

 

Es ist überaus erfreulich, dass Karl Lauterbach von der ganz überwiegenden Mehrheit der Leute mittlerweile nicht nur als kategorischer Überbringer schlechter Nachrichten gesehen wird. Und dass man ihm (hoffentlich) ob seiner fachlichen Expertise, seines Engagements und seiner bemerkenswerten Kommunikation – inklusive „Nehmerqualitäten“ – endlich unvoreingenommen und differenziert zuhört.

„Sagen, was ist“, diese Augstein‘sche Grundregel, die freilich innere Überzeugung und Haltung voraussetzt, gilt mitnichten nur für guten Journalismus. Abseits von (zu viel) Optimismus und Pessimismus gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungswerte. Und die Vernunft, die uns sagt, dass sich missliebige Realität nicht allein dadurch beeinflussen lässt, indem wir sie mitunter leidenschaftlich gern ignorieren. Deshalb: Ehre, wem Ehre gebührt. Und Karl Lauterbach gebührt sie. – Matthias Bartsch

 

Herr Lauterbach mimt seit einem Jahr bezüglich Covid-19 den Wadenbeißer der Nation. Wenn ihm bekannt war, das deutsche Wissenschaftler in Deutschland wie in den USA Impfstoffproduktionsfabriken erstellen wollten, warum hat er sich nicht dafür eingesetzt. Der Punkt geht an Donald Trump, der damals dafür zuständig war und nicht an unsere Regierenden und auch nicht an Herrn Lauterbach! Wenn dies auch hier niemand hören will! – Bernd Kramer

 

Als Arzt gehöre ich zu den Menschen, denen die Gefährlichkeit von COVID-19 tagtäglich präsent ist. Daher unterstütze ich auch ausdrücklich die von der Bundesregierung und den Ministerpräsidenten beschlossenen Lockdown-Maßnahmen. Mit blankem Entsetzen hat mich aber die Äußerung des immerhin einer Regierungsfraktion angehörenden Kollegen Herrn Dr. Lauterbach in seinem Interview erfüllt, aus „teilanonymisierten Handydaten“ lasse sich ableiten, da seien „Handys in Wohnungen zusammen, die man normalerweise nicht“ sehe. Dabei kam in mir die drängende Frage auf, wie und welche Daten da auf welcher Rechtsgrundlage erhoben werden, wenn offenbar detaillierte Bewegungsprofile analysiert wurden.

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung ist unveräußerlich und darf auch dem berechtigten Ziel der Pandemie-Bekämpfung nicht geopfert werden. Ich würde mich daher entschieden gegen jeglichen staatlichen Versuch verwehren, höchst persönliche Lebensbereiche der Bürgerinnen und Bürger auszuspähen! Ich bitte die ZEIT, deren gründliche journalistische Arbeit ich als jahrelanger Abonnent sehr schätze, dieser Frage nachzugehen. – Prof. Dr. med. Jens D. Rollnik

 


 

 

Leserbriefe zu „Bitcoin verbieten?“ von Lisa Nienhaus und Stefan Schmitt

 

Die Stahlindustrie mit Bitcoins schürfen vergleichen ist nun ja wohl der falsche Ausgangspunkt liebe Lisa. Nun aus Stahl wird maybe ein Schiff oder ein Stahlgerüst gebaut, beim Bitcoin ersetzt all die verbrauchte Energie nur mein geliebtes, dreckiges Bargeld. Interessant wäre gewesen Verhältnis weltweite Smartphone Nutzung versus Bitcoin schürfen. Ich gönne jedem z.b. Iraner, jedem auf der Welt, einen kleinen Nebenverdienst durchs Bitcoin schürfen. Wieviele Menschen mit Stromzugang und ein paar alten Computern zur Verfügung machen das bei sich zu Hause ? Und bitte, sags mir kleine Maus, wo stehen und schwimmen denn eigentlich all die großen Server. – Ellen El Malki

 

An Herr Schmitt hätte ich die Frage: Wie genau produziert Mining von Bitcoin CO2? Soweit ich weiß passiert das nicht durch Schürfen von Bitcoins sondern beim Herstellen des Stromes den die Mining Farmen verbrauchen. Was genau kann das Netzwerk für den globalen Strom Mix? Welche Schuld trifft das Bitcoin Netz daran das es zu wenig regenerative Energie gibt? Bitcoin zu verbieten weil er Strom verbraucht der CO2 produziert ist wie Elektroautos schlecht zu reden weil der Strom Mix nicht stimmt. Das ist wie Luft-Wasser Wärmepumpen zu kritisieren weil der Strom Mix nicht stimmt.

An Frau Nienhaus die gleiche Frage: Warum sollte ein Miner CO2 Zertifikate kaufen die der Strom Anbieter doch kaufen sollte um seine Verschmutzung zu betreiben? Kritik ja, aber nicht mit solch einem undurchdachten und irgendwo aufgeschnapptem Blödsinn! Die echten Pros und Cons werden nicht einmal erwähnt. Da frage ich mich ob beide Autoren sich länger als drei Google suchen mit dem Thema beschäftigt haben…

In Deutschland gibt es die CO2 Steuer, die muss weltweit kommen. Nicht das Verbot eines Stromverbrauchers der sich wegen seiner dezentralen Natur nicht abschalten lässt. Es gibt nirgends einen bösen Konzern der verklagt werden kann um Bitcoin zu verbieten. Es gibt nicht den einen Server der abzuschalten wäre. Da der Erfinder unbekannt ist hilft nicht mal diesen zu verhaften um Nachahmung zu verhindern. Ein weltweites Verbot von Mining würde nur die großen Farmen schließen, das Mining ginge im Keller Ihres Narbarn weiter. Das kriminalisieren wird das Problem nicht beseitigen. Wie das Verbot den Anbau und Konsum von Marihuana nicht verhindern konnte und kann. – Sascha Buchenthal

 

Ich kann das Plädoyer von Frau Nienhaus für Bitcoin nicht nachvollziehen. Als Expertin für Währungsfragen sollte sie eigentlich wissen, dass Bitcoin keiner der Drei Eigenschaften einer Währung (Zahlungs und Tauschmittel, Wertaufbewahrung und Rechnungseinheit) erfüllt. Die sogenannte Währung ist zudem extrem volatil und dient vor allem Spekulanten, illegalen Geschäften und als Lösegeld bei Erpressungen. Über 95 Prozent von den Bitcoins sind in der Hand von 2 Prozent der Konten. Zudem gibt es viele Nachweise für massive Kursmanipulationen – die sogenannte Stablecoin Tether wird genutzt, um dem Kurs von Bitcoin in die Höhe zu treiben. Ich finde es daher unfassbar, dass Frau Nienhaus diese sogenannte Währung unterstützt und sich sogar anmaßt Bitcoin mit Stahl und Chemie zu vergleichen. Im Gegensatz zum Bitcoin können wir ohne Stahl und Chemie nicht leben. Es wird höchste Zeit solche scheinwährung zu verbieten. – Venkat Rao

 

Vielen Dank für das sehr informative Streitgespräch. Dadurch habe ich das System Bitcoin erstmals in den Grundzügen richtig verstanden. Bislang hatte ich mich damit nur ganz am Rande beschäftigt, weil es für mich persönlich als Geldanlage zu spekulativ ist. Gleichwohl bin ich gegen ein Verbot von Bitcoins. Mündige Menschen sollten selbst entscheiden können in was sie investieren möchten. Grundsätzlich finde ich wird zu schnell nach Verboten gerufen. – Marko Becker

 

Am Ende des Artikels heißt es … Und der jenige, der Bitcoins mit Wasserkraft herstellt, zahlt keinen Aufschlag. Da landet man wieder bei den Tesla und co. Wir fahren e-Autos und alles ist gut – vielleicht ist ein 3 Literauto, ein kleineres E-Auto oder kein Auto das was es sein muß. Meiner Meinung nach kommen wir ohne einsparen nicht aus. Wir haben bei weiten nicht genügend Ryclingmöglichkeiten (Baterien) und nicht genügend erneuerbare Energie.

Den in der Stadt lebenden Bitcion-Besitzern ist es sicher egal, ob ein Dorf mitten in einem Windpark liegt und die Naturschützer springen bei den tausende geplante Wasserkraftanlage sicher auch nicht vor Freude in die Luft dann heißt es wir brauchen doch wieder die gute alte Kernkraft (Bill Gates freut sich) damit wir den Reichtum von einzelnen in Bitcoins krisensicher haben. Über die Co2 Zertifikate nach zudenken empfiehlt sich sicher auch. Den Teslar wirtschaftet ja vor allem mit diesen. – M. Hagewald

 

Ein Aspekt fehlte in der Diskussion um den Bitcoin: Geschickte „Schürfer“ erbringen für unsere Gesellschaft nicht nur keinerlei Leistung sondern schädigen sie sogar (Stromverbrauch), sie verschaffen sich aber Zugriff auf das Vermögen dieser Gesellschaft. Eine solche leistungsfreie Vermögensaneignung ist nicht zuletzt ein Baustein für die schleichende Transformation unserer Gesellschaft in eine Plutokratie, die man auch als Neo-Feudalsystem bezeichnen mag. Der Vergleich mit den stromverbrauchenden Stahlwerken ist dagegen nicht statthaft, denn diese liefern uns eine Gegenleistung, nämlich konkrete Produkte – wenn auch nicht selten solche von fragwürdigem Nutzen. – Dr. Wolfgang Salzert

 

Was sind Bitcoins genau, wie und wo bekommt man sie und was kann man damit machen? Ich weiß es nur ungenau. Aber, NEIN, nicht verbieten! Dass führt nur dazu, dass Wege gesucht werden, diese Verbote zu umgehen. Die Politik muss nicht handeln, sondern das Handeln begrenzen, Regeln festlegen: UND ZWAR – Bitcoins-Besitzer müssen unter sich bleiben, es darf kein öffentliches Geld dafür ausgegeben werden. Und wenn man für Spielgeld einen Tesla bekommen kann – warum nicht?!

– Der Handel mit Bitcoins muss wie Glücksspiel behandelt werden: Lotto darf ja auch jeder spielen, aber niemand ist vor Verlusten geschützt. Kein Mitleid für die, die Verluste machen! Kettenbriefe (bei denen auch die Früheinsteiger Gewinne machen) sind allerdings auch verboten. – Wenn es eine WÄHRUNG ist – hat dann die BAFIN nicht mitzuentscheiden? – Bitcoins müssen (HOCH!) besteuert werden (wie übrigens der Hochfrequenzhandel, Amazon, Google, Facebook etc. endlich auch!), und alle Gewinne sind wie solche zu behandeln (Sozialabgaben, Steuern etc.) – Die CO2-Abgabe muss in zum Ausstoß angemessener Höhe deutlich erfolgen – und alles dies SOFORT! Allerdings hinkt das Beispiel „Stahlproduktion“ gewaltig, denn hier werden wenigstens reale Sachwerte produziert. – Rolf Jacob

 

Bitcoin hat eine außergewöhnliche Legende auf die viele Menschen bereits reingefallen sind. Ich halte Bitcoin für die größte Betrugsmasche aller Zeiten. Allein die Historie der Entstehung, die Begrenzung auf 21 Millionen Einheiten und die vollkommen fehlende Kontrolle über diese Angaben sind Grund genug von Betrug auszugehen. Jedem Nutzer sollte klar sein, das ganze System kann problemlos manipuliert werden. – Tino Winkler

 

Die Argumentation gegen das Verbot des Bitcoin lässt einen rational denkenden Menschen vorerst sprachlos und dann erbost zurück! Es beginnt mit dem Vergleich des angenommenen Wertes der Stabilität( sic !) des Bitcoin mit dem realen Wert von Stahl, Chemie, und Pharma für die Gesellschaft und gipfelt im Vorschlag man möge den verursachten Klimaschaden der bei der Schürfung entsteht etwa durch den Kauf von CO2-Zertifikaten abgelten. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen könnte man doch Wasserkraft benutzen – eine grüne Form der Energie die offensichtlich nach Meinung der Autorin für nichts Nützlicheres benötigt wird. Hält die Autorin die Leserschaft für so dumm, oder glaubt sie selbst an das was sie schreibt ? – Wolfgang Gräsel

 


 

 

Leserbriefe zu „Keine Deals mit Völkermördern!“ von Aaron Rhodes und Jianli Yang

 

Ohne Anklage kein Urteil: fördert u. a. Europa durch den Klimawandel einen Völkermord? Ist unser Tun besser als China? Wer ist ohne Sünde? Was ist notwendig, um eine dysfunktionale Wirtschaft zu korrigieren? – Matthias Losert

 

„Wandel durch Nichthandel“. Ein künftiger Umgang mit China nach diesem Motto ist für die Menschenrechte der Chinesen und deren Minderheiten sicher weit effektiver als unsere bisherige Praxis „Handel mit Selbstverleugnung“ auch wenn unsere Industrielobbyisten abkotzen werden. Natürlich wird es uns auch etwas kosten, Moral gibt es eben nicht zum Nulltarif. – H. Giller

 

Als Präsident der FOREF sind Sie ein weltbekannter Vertreter von Menschenrechten und Religionsfreiheit. Deshalb hat mich der Grundton Ihres anti-China Beitrags „Keine Deals mit Völkermördern“ sehr erschreckt. Völkermord, schlimmste Menschenrechtskatastrophe der Gegenwart, Vergleich der deutschen Nazi-Vergangenheit mit Konzentrationslagern in China!! Rechtfertigt Ihre Kompetenz, die Entwicklung Chinas korrekt zu beurteilen, wirklich derart schwerwiegende Angriffe? Selbst wenn Ihr Kalkül, das Sie offenbar mit China als einem „systemischen Rivalen“ verbinden, richtig sein sollte, stellt sich die Frage, wem eine solch aggressive, gegen die derzeitige chinesische Politik gerichtete Polemik nützt – der Akzeptanz der Menschenrechte im asiatischen Raum und der Religionsfreiheit vermutlich kaum, sondern eher im Gegenteil?!

Sehr geehrter Herr Dr. Rhodes, Ihr Wort hat Gewicht und das bedeutet, Sie tragen ein hohes Maß an Verantwortung für Ihre, über viele Medien verbreiteten Ansichten. Glauben Sie ernsthaft, dass Menschenrechte und Religionsfreiheit für die Uiguren durch einen solchen Text befördert werden, insbesondere, wenn sie Ihnen auch dazu dienen, das Investitionsabkommen CAI zwischen Deutschland und China nieder zu machen? Reichen die Erfahrungen eines kalten Krieges mit der damaligen Sowjetunion denn nicht aus?

Bei aller Notwendigkeit, die politische Lage so ungeschminkt und klar zu sehen, wie irgend möglich, wäre es für alle Seiten hilfreich, Wege aufzuzeigen, wie die Großmächte und solche, die es wieder werden wollen, in Frieden miteinander auskommen können. Braucht unser Planet nicht endlich einen Grundton des Miteinanders und des Ausgleichs? Sie, sehr geehrter Herr Dr. Rhodes, haben dafür die Erfahrung, die Stellung und die Gelegenheit. Bitte versäumen Sie nicht die Möglichkeit, in diesem Sinne zu handeln, ganz gleich, ob unter dem Banner der Menschenrechte, der Religionsfreiheit oder anderer Ziele. – Dr. Dietmar Blohm

 

Für einen solchen exzellenten Blick auf Deutschland brauch man scheinbar einen religiösen Hintergrund. Das Christliche im Logo einer Partei reicht da offenbar nicht. Deutschlands Strategie war lange Jahre auf Wachstum und Rendite ausgerichtet, was zählt da schon faire Bezahlung oder gar Menschenrechte. Erfolge im weltweiten Wettbewerb und führend in der Globalisierung prägte die Unternehmenspolitik. Ganz vorne spielte die deutsche Autoindustrie als Schlüsselindustrie und Technologieführer.

Sie führte die deutsche Regierung an der Leine, um ihre Interessen in Brüssel durchzusetzen. Als das nicht mehr reichte, mobilisierte alles technische Know-how, um die Regeln zu umgehen bis hin zum vollendeten Betrug. Bis zuletzt war die Unterstützung des Verkehrsministeriums grenzenlos. Nach wie vor wird die Industrie direkt oder indirekt mit Subventionen gepäppelt. Den Bürgern zu helfen gegen die steigende Übermacht von Großkonzernen etwa durch ein Unternehmensstrafrecht wie in den USA ging die Regierung nicht an.

Die scheinbar grenzenlosen Chancen bei Wachstum und Gewinn in China konnten die deutschen Autofirmen nicht wiederstehen und bauten dort eine Fabrik nach der anderen, allen voran VW. So konnten in den letzten 15 Jahren die deutschen Hersteller an der weltweiten PKW-Produktion (Stückzahlen) bei 20% halten, gemessen an der Wertschöpfung wahrscheinlich noch mehr. In Deutschland fiel der Anteil gleichzeitig von 10% auf 6%. Was haben die Deutschen nun von den diesen Erfolgen, eigentlich wenig. Die Gewinne gingen bei VW und BMW vor allem an steinreiche Familienclans. Bei Daimler ist die Streuung besser, da halten Kuwait und Chinesen lediglich 20% am Aktienkapital.

Während die Zahl der Arbeitnehmer in Deutschland von 2005 bis 2020 um knapp 6 Millionen (15%) stieg, waren es im Fahrzeugbau im selben Zeitraum 60.000. Die Technologieführerschaft ging inzwischen auch verloren und die Abhängigkeit von China ist extrem, so dass sich CEOs für kritische Bemerkungen entschuldigt. Die Globalisierung hat ihren Zenit überschritten und die Pandemie hat viele Schwächen in Deutschland offenbart. Vielleicht hilft die Krise, Werte nicht nur als Lippenbekenntnis zu reklamieren sondern sie auch zu leben und durchzusetzen! Mit einer solchen Haltung ließe sich auch die EU im Bewusstsein der Bürger stärken. – Dr. Bruno Kesseler

 

Die Vergangenheitsbewältigung in Deutschland scheint sich auf Belanglosigkeiten zu beschränken: etwa auf Appelle der Kultusminster*innen, am Telefon den Buchstaben N mit ‚Nathan‘ zu verdeutlichen, statt mit ‚Nordpol‘, weil letzteres aus der NS-Zeit herrühre. Der Einhaltung der Menschenrechte als Konsequenz aus der NS-Zeit dienen derartige Nervereien nicht. In dem Artikel der Autoren Rhodes und Yang wird die ganze Worthülsen-Heuchelei mit Hinweis auf die China-Politik hervorragend verdeutlicht: „Rund um den Globus sind viele Menschen verwirrt, warum eine deutsche Regierung, die so sehr bemüht ist, sich von den Schrecken der Nazivergangenheit zu distanzieren, scheinbar so wenig an Konzentrationslagern in China auszusetzen hat und warum sie so sehr daran interessiert ist, einen im Grunde faschistischen Staat als Partner zu gewinnen.“ – Prof. Dr. Thomas Cirsovius

 

In moralischer Hinsicht kann ich da nur laut ja sagen. Sozusagen auf der Ebene der abstrakten Einsicht. Schaue ich auf die deutsche Abhängigkeit als Exportland von China, dann sieht es doch komplizierter aus. Was würde es bedeuten, wenn wir zwar moralisch sauber da stünden, aber dafür keine Handelsbeziehungen zu China hätten? In 2020 ist die deutsche Autoindustrie nur dank der Chinageschäfte erfolgreich über die Runden gekommen. Wer will wirklich für hehre moralische Einsichten den deutschen Wohlstand aufs Spiel setzen? Wohl kaum jemand. Deshalb kann ich mir in Richtung China von Seiten der EU wirklich nur ein paar nahezu symbolische Sanktionen vorstellen. Wer will wirklich den Ast absägen, auf dem er sitzt? Hat Deutschland den Mut, das ehrlich und offen zu kommunizieren? – Alfred Schultz

 

Gehen uns die globalen Handelspartner aus. Mit Rußland sind die Beziehungen auf einen Tiefsstand gesunken. Schaffen wird das jetzt auch mit China? Es leben ca. 10 Mill Uiguren in China. Sie sind islamistisch geprägt. Der Ursprung der völker-un-rechtlichen Verfolgung begann vor Jahren nach Unruhen und Anschlägen. Man könnte es auch Terrorismus nennen. Es gab und gibt Unabhängigkeitsbestrebungen der Uiguren. China hat eine autokratische Staatsstrucktur, die Methoden zur Konfliktbekämpfung anwendet, die mit dem westlichen Demokratieverständnis wenig zu tun haben. China betreibt mit den „Konzentrationslagern“ eine Umerziehung zum „guten Chinesen“ . Man kann es einen “ kulturellen Völkermord“ nennen.

Es ist verwerflich, aber nichts wird China davon abbringen. Die außenpolitische Doktrien Helmut Schmitd’s waren grundsätzlich auf Nichteinmischung ausgelegt. „Kein Belehrung von außen, weder in China noch anderswo“. KEINE DEALS MIT VÖLKERMÖRDER. Diese Schlagzeile ist nicht nur populistisch sondern auch gefährlich. China war nach dem zweiten Weltkrieg eines der ärmsten Länder der Welt. Heute ist China die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. Nur gut funktionierende international Beziehungen können Menschenrechtsverletzungen letztendlich verhindern. – Walter Schroiff

 

Der Hehler ist genauso schlimm wie der Stehler“. Dieser Satz aus meiner Kinderzeit hat auch heute genausoviel Gültigkeit wie damals. China hätte nie eine solche Machtposition in so kurzer Zeit erreichen können, wenn nicht, unter anderen, die Auto- und die Bekleidungsindustrie ihren Beitrag dazu geleistet hätten. Schlußendlich sind es aber wir, die Endverbraucher, die es in der Hand haben mit unserem Kaufverhalten Einfluß zu nehmen. – Brigitte Klever

 


 

 

Leserbriefe zu „Woran du dein Herz hängst“ von Evelyn Finger

 

Sie haben in Ihrem Artikel „Woran Du Dein Herz hängst“ in der österlichen Ausgabe darüber geschrieben, ob ein Leben ohne Glauben möglich ist. Ich bin dahin geraten, weil eine Frage vorne auf der Titelseite mich dorthin geführt hat. Schließlich lebe ich ohne Glauben. Ich habe auch große Freude an diesem Leben. Und das gerade weil ich weiß, das es endlich ist und ich mich auf Wesentliches konzentrieren muss (so um die 50 wurde mir das klar). Seit ich mir eingestanden habe, dass es jederzeit vorbei sein kann (so um die 60) genieße ich mein Leben sogar noch mehr. Allenfalls das Gefühl, dass die Nachkommenden es wahrscheinlich schlechter haben als wir, stimmt mich hie und da melancholisch, aber nicht immer, denn ich kann ja mithelfen etwas dagegen zu tun. Denn, das ist schon länger meine Überzeugung: Kein höheres Wesen wird uns retten, jedenfalls sollte man nicht darauf warten.

Jetzt muss ich bei Ihnen lesen. „Kann man ohne Glauben leben? Nein!“ Sie begründen das anschließend. Über ihre Argumente kann man sicher auch streiten. Aber wichtiger als logische Feinheiten ist Empirie: ich existiere, mir geht es gut und das, wie ich glaube, nicht auf Kosten meiner Mitmenschen. Also kann ich Ihnen versichern. Doch! Es geht! Religiöse Menschen reagieren auf diesen Sachverhalt ganz unterschiedlich. Manche zweifeln und relativieren ihre apodiktischen Aussagen, manche glauben, dass ich und meinesgleichen tief im Herzen unglücklich sein müssen und darüber bewusst lügen oder ihr Unglück in ihr Umbewusstes verdrängen.

Manche, zum Glück immer weniger Gläubige bringen diejenigen um, die nicht existieren dürfen. Zu diesen Leuten gehören Sie sicher nicht, das glaube ich mal. Aber, ein subtiles Unbehagen schleicht sich schon bei mit ein, wenn so etwas in der Zeit steht. Dagegen muss man etwas tun, denn ich glaube nicht, dass sie solche Gefühle auslösen wollen. Also habe ich Ihnen diesen Brief geschrieben. – Dr. Rüdiger von der Weth

 

Habe den Artikel mit großem Interesse gelesen, finde das Thema sehr wichtig. Was mir im Artikel fehlt? Wenn eine Wahrheit angesprochen wird, sei sie allgemein gültig oder eine Person speziell betreffend, und wenn diese Wahrheit im Moment wichtig ist für die angesprochene Person, dann gibt es oft eine körperlich wahrnehmbare Mitreaktion, in Form von spürbarer Entspannung, ein Gefühl von innerer Ruhe.ein kribbelndes Fliesen in den Beinen,oder anderen körperlichen Stellen. Diese Mitreaktion wird , wenn sie wahrgenommen wird, als Bestätigung erlebt für die Richtigkeit der Aussage. Oft meldet sich eine Stimme im Inneren, die sagt: stimmt, stimmt. Wir sind also nicht so sehr auf den Verstand angewiesen. Sollten uns mehr auf den Körper konzentrieren, das wäre auch „mit dem Herzen sehen“. – Arend Just

 

„Kann der Mensch ohne Glauben leben? Nein!“ fragt und antwortet Evelyn Finger. Mit Bedacht und Entschiedenheit halte ich dagegen: Der Glaube, an was auch immer, im Kern an eine übermenschliche Erscheinung, ist überflüssig, wenn der Mensch erkennt, dass er Gott ist und niemand über ihm steht. Das ist eine erschreckende, aber auch befreiende Sicht. Glauben müssen wir nicht, uns verantworten vor uns und anderen aber sehr wohl. Die ernüchternde, aber auch erhebende Erkenntnis, dabei letztlich auf sich allein gestellt zu sein, ist wahrlich nicht neu. Hilf Dir selbst, so hilft Dir Gott…

Es wäre also klug, Fragen nach der Entstehung des Universums und seinem Schöpfer in die zweite Reihe zu stellen und sich stattdessen auf die pragmatische, vernünftige Haltung zu besinnen, dass wir es selbst in der Hand haben, durch Worte und Taten das Lebenswerte lebenswert zu gestalten – und darin Trost zu finden. Es muss nicht etwas über allem, vor allem und nach allem geben. Für die Zeit, die wir auf diesem Planeten haben, reichen Verstand und Empathie – und so etwas wie eine unerschütterliche Grundhaltung: sich Mühe mit sich und den Anderen zu geben und sich jederzeit irren zu dürfen. Aber bitte nicht zu glauben, man müsse an etwas glauben. Meinetwegen kann man diese Haltung Gottvertrauen nennen. – Eckhard Hooge

 

LEBEN OHNE GLAUBEN. Jesus bzw. Joshua war eine historische Persönlichkeit, die im letzten Moment vom Kreuz gerettet wurde und nicht von den Toten auferstanden ist. Dieser und die weiteren Grundpfeiler der christlichen Religion wie die jungfräuliche Geburt des Herrn und die „Himmelfahrt“, ohne die eine Heimkehr in die göttliche Dreifaltigkeit nicht möglich war, wirken im Lichte der Erkenntnisse zum unfaßbar komplexen Universum und der Entstehung und Evolution des Lebens geradezu lächerlich. So betrachtet, existiert offensichtlich kein Gott. Daher sollten wir nicht nach dem nicht vorhandenen Jenseits schielen, sondern möglichst ressourcenschonend und entspannt unser Leben genießen, denn wir haben nur eins. Frohe Ostern! – Dipl.-Ing. Heinz Flattinger

 

Daß sich ohne Gott gut leben läßt, ist keine Erkenntnis der Aufklärung, das weiß schon das Evangelium (z.B. Lukas 6,25; 12,18 f.; 16,19) und auch das Alte Testament (z.B. Psalm 73,3; Jeremia 12,1 f.). – Simon Gerber

 

Die Sache mit dem Glauben ist einfach, wenn man von folgendem ausgeht: Wir sind nur Gast auf dieser Erde und müssen uns daher so aufführen, dass auch unsere Nachkommen eine heile Erde besuchen können. Damit haben wir eine Aufgabe, unser Leben hat einen Sinn, unabhängig davon, wie lange uns der Aufenthalt gewährt wird. Es ist auch sinnvoll, anzunehmen, dass es eine höhere Macht gibt, die uns den Aufenthalt ermöglicht hat und mit der wir in einer Beziehung stehen.

Um das zu können, ist es sinnvoll, dieser einen Namen zu geben, üblicherweise Gott. Ausgehend von dieser Sichtweise lassen sich viele Probleme lösen. Im Bereich der Religionen: Allen Religionen ist gemeinsam, dass sie an einen barmherzigen Gott glauben. Aus der Barmherzigkeit ergibt sich, dass es im Sinne Gottes ist, dass wir die eingangs genannte Aufgabe erfüllen. Auch im Bereich von Demographie, Ökologie und Ökonomie ergeben sich daraus Schlussfolgerungen, aus denen sich ergibt, war nötig ist, diese Aufgabe zu erfüllen und so der Menschheit eine gute Zukunft zu sichern.

So wäre es falsch anzunehmen, der Sinn des Lebens wäre, am Lebensende auf viel Besitz oder auch auf viele Nachkommen blicken zu können. Denn aus entsprechenden «Erfolgen» können Probleme resultieren, die einem positiven Beitrag zur genannten Aufgabe im Wege stehen. Nicht richtig dürfte es sein, sich auf Grund besonderer Eigenschaften als auserwählt zu betrachten und sich daher nicht um die genannte Aufgabe kümmern zu müssen. Allerdings ändert sich im Laufe der Zeit die Schwerpunkte bezüglich dessen, was zu tun ist, um die Aufgabe zu erfüllen. Religionen und Wissenschaften müssen daraus die richtigen Schlüsse ziehen. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Der rote Faden in diesem Artikel ist wohl die Frage : Kann der Mensch ohne Glauben leben? Dazu äußern sich vier/fünf Personen, eingestreut finden sich Informationen bzw. Äußerungen der Autorin zu diesem Thema. Ich merke einiges an: 1. „Die Kirchen kranken so sehr an sich selbst, dass sie unfähig sind, die Nöte im Land zu lindern.“ Was für eine Behauptung! Haben Sie, Frau Finger, einzelne Gemeinden bereist, um solch eine Behauptung aufstellen zu können? Die „Kirche“ als Ganzes tröstet doch nicht, sondern es sind immer einzelne Gemeinden, einzelne Pastoren und Gemeindemitglieder, auch Seelsorger auf christlichen Konferenzen oder im Rahmen christlicher Programme, bei denen auf Anruf Menschen mit Nöten an Seelsorger weitervermittelt werden.

Ich wünsche Ihnen einen weitherzigen Blick, damit Sie das wahrnehmen , was sich in der christlichen Szene, seien es die Volkskirchen oder Freikirchen, zum Wohl der Menschen immer noch tut. Stattdessen unterstellen Sie Söder und Bedford-Strohm , auf Oster- Präsenzgottesdienste zu bestehen, weil sie damit den „Verdacht“ … „zerstreuen“ wollen, „dass die Kirche nicht mehr an sich selbst glaubt.“ 2. „Der moderne Mensch braucht keinen Glauben, der ihn kleinmacht und seiner Freiheit beraubt.“ Eine Freiheit, wie sie Christen verstehen, ist nicht möglich ohne die entschiedene Bindung an Gott. Jesus sagt in Johannes 8:31 f. : „Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird Euch frei machen.“

Die Freiheit eines Christenmenschen schließt die Befolgung der Gebote Gottes ein. Wo diese mit Füßen getreten werden, der Mensch gegen Gott rebelliert, muss Gott Grenzen setzen. Und das erleben wir zur Zeit. Ja, „Gott erschüttert zur Zeit die allgemeine Selbstgewissheit.“ (Markschies). Das schließt nicht aus, dass wir die Kranken und die Ängstlichen trösten und ihnen Gutes tun. Ich rede hier von Gott, aber selbst das ist für Sie nicht mehr selbstverständlich. Zitat: „Dass es etwas gibt, das über allem, vor allem und nach allem gilt. Früher nannte man das Gott.“ Kann man auf ein „Etwas“, auf etwas so Anonymes sein Leben bauen, seine Zukunft, seine Hoffnung? Und hier schließt sich gleich an : 3. „Dieser Glaube ist kein Für-wahr-Halten von Wundern.

Es ist ein Vertrauen, das größer ist als wir.“ Diese Formulierung besagt doch, dass ich nicht mehr mit Wundern rechnen kann, Gott nicht um sein Eingreifen bitten kann. Das stellt den christlichen Glauben wirklich auf den Kopf und hat mit der Bibel absolut nichts mehr zu tun. Es geht doch nicht um ein „Für-wahr-Halten“ von Wundern, sondern darum, dass Gott in unser Leben, sogar in das Leben eines Volkes eingreift, wenn wir ihn ernstlich darum bitten. Es geht auch um Gottes Führung im Leben des einzelnen Menschen, um Heilung in der Krankheit, um Trost im Sterben, um Gewissheit seiner Zuwendung und Liebe. Es geht dabei immer wieder auch darum, dass ich Schuld einsehe und bekenne und demütig werde. (2. Chronik 7:13f.)

Daraus aber erwächst eine Freiheit wie sie z.B. Martin Luther King, Dietrich Bonhoeffer und viele andere erlebt haben, Menschen, die sich nicht einfach dem jeweiligen Mainstream angepasst haben, sondern -an Gott und sein Wort gebunden – die Zivilcourage hatten, dagegen aufzustehen, sich nicht dieser Welt gleichzustellen, wie es der Apostel Paulus in dem herrlichen Kapitel 12 des Römerbriefs sagt. Schlussbemerkung : Sehr geehrte Frau Finger, Der rote Faden in Ihrem Artikel ist „Kann der Mensch ohne Glauben leben“. Angemessener fände ich die Frage : „ Kann es sich der Mensch leisten, ohne Gott zu leben?“ Wohin hat sich unser Land bewegt, als wir nach der Aufklärung in die neue Zeit hineingegangen sind? (Aufklärung , soweit sie die Lösung des Menschen von Gott selber beinhaltete, nicht, soweit sie dazu anregte, mündig zu werden gegenüber irdischen Autoritäten.) Wie konnte es geschehen, haben sich viele gefragt, dass das Land der Dichter und Denker in seiner Mehrheit Adolf Hitler gefolgt ist, dass es sich aktiv bzw. passiv am Holocaust beteiligt hat?

Wie kann es sein, dass ein „aufgeklärtes“ Volk – ein Volk nach der Aufklärung – heutzutage die Würde des Menschenlebens nicht achtet und die Schöpfungsordnung Gottes in Bezug auf Mann und Frau auf den Kopf stellt? Können wir es uns leisten – so frage ich-, ohne Gottes Segen, ohne seinen Schutz, ohne seine Hilfe , aber auch ohne seine Gebote zu leben, d.h. auch ohne seinen Trost , der über den Tod hinausreicht und der dem , der ihm vertraut, die Gewissheit des ewigen Lebens gibt ? Der Glaube, wie ihn Jesus versteht und durch den Heiligen Geist vermittelt, ist ein Geschenk, die Einladung in die persönliche Gemeinschaft mit Gott.

Etwas Besseres gibt es auf dieser Welt nicht. Wie bei einer Ehe reichen Mutmaßungen, Spekulationen und mehr oder weniger geistreiche Überlegungen als Grundlage der Beziehung nicht aus. „Ohne Gott geht es in die Dunkelheit, mit IHM gehen wir ins Licht“, so hat der christliche Liedermacher Manfred Siebald, Professor für Amerikanistik an der Gutenberguniversität in Mainz schon vor Jahrzehnten gesungen. – Dieter-Eckhard Schröder

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Pflanzplan“ von Stefanie Flamm

 

Auch Pflanzen verdienen sorgfältige Recherche! Auf Seite 68 des ZEIT Magazins, sieht man keine Grünlilie, sondern eine Agave und über deren Humor lässt sich nur spekulieren. – Katja Wiesenthal

 

Ihren Artikel habe ich sehr amüsiert gelesen. Dem meisten kann ich sehr gut zustimmen. Dem Dilemma mit dem Aufsitzmäher haben wir uns durch einen Mähroboter entzogen, auch sehr innovativ, aber nicht halb so laut. Vielleicht wäre das auch etwas für Ihren Mann. Aber mit einem haben Sie Unrecht: Den Tomaten bekommt es sehr gut, wenn sie wieder dort landen, wo sie schon im letzten Jahr (oder schon immer) standen. Anders als viele andere Pflanzen (Petersilie ist da sehr empfindlich!) sind Tomaten „selbstverträglich“, sie lieben es geradezu, in ihren eigenen Ausdünstungen zu stehen. Nur Mut, probieren Sie es aus! Wir, meine Frau und ich, gärtnern seit fast 40 Jahren mit wachsender Begeisterung, seit einem Jahr noch intensiver, seit wir in Rente sind. Also, ran an die Beete! – Holger Heymann

 

Sie schrieben beunruhigt : „Oder die Tomaten landen wieder dort, wo sie im vergangenen Jahr schon standen, was ihnen auch nicht bekommt.“ Ich kann Sie bezüglich dieser Sorge absolut beruhigen, denn Tomaten wachsen gerne ewig am gleichen Standort. Diese Tatsache habe ich auch erst 2015 erfahren und seitdem im Samengarten von Eichstetten am Kaiserstuhl Jahr für Jahr selbst erlebt. (Auch dass man Tomaten sehr tief pflanzt, ihnen eine dicke Mulchdecke aus Heu und am besten ein Dach über den Kopf gibt und sie dann gar nicht mehr zu gießen braucht.) Probieren Sie es aus! – Jutta Strebel

 

Zwiebeln sind natürlich keine Doldenblüter! Meinem Vertrauen in die ZEIT wurde ein weiterer Stoß versetzt, nachdem ich neulich lesen“musste“, dass der Polarstern der hellste Stern am Himmel sei. In meinem Chaosgarten gibt es keinen Pflanzplan, die Pflanzen kommen dahin wo noch Platz ist. Sie schreiben ja ganz richtig „die Hälfte wird eh nichts“. – Ulrich Chemnitz

 

Ich möchte Sie als Gärtnerin daraufhinweisen, dass die Angabe von Stefanie Flamm in Ihrem aktuellen Artikel „Der Pflanzplan“ das Gemüse Lauch ein Doldenblütler sei falsch ist!! Lauch gehört zu den Allium-gewächsen; ist also der Zwiebelfamilie angehörig. – Kristina Fennekohl

 

Da mir schon öfter Fehler in den Artikeln von Stefanie Flamm aufgefallen sind, wollte ich Sie kontaktieren. Dieses Mal gibt es folgende Fehler: „Oder die Tomaten landen wieder dort, wo sie im vergangenen Jahr schon standen, was ihnen auch nicht bekommt.“ –> Tomaten sind die große Ausnahme. Sie vertragen ihren eigenen Dunstkreis sehr gut! Dies kann ich aus 9jähriger Erfahrung berichten und meine Gartenbuchquelle anführen: Marie-Luise Kreuter “ Der Biogarten“(blv)

„Auf Zwiebeln dürfen keine Möhren folgen, denn beiden sind Doldenblüter.“–> Zwiebeln sind keine Doldenblüter, sondern Zwiebelgewächse(Allioideae). Zwiebeln und Möhren kann man also bedenkenlos miteinander kombinieren und werden in jedem Gartenbuch als optimale Kombination dargestellt – sowohl in Mischkultur als auch nacheinander, was die Autorin dann auch wieder zwei Zeilen weiter aufführt. Generell wirkt der Gartenbericht immer sehr pessimistisch, was ich sehr schade finde. – Mandy Walker

 

Im Pflanzplan von Stefanie Flamm stecken viel Fehler Zwiebeln und Möhren sind nicht beides Doldenblütler, Zwiebeln gehören zu den Liliaceae. Und Tomaten wachsen sehr gerne immer an selben Ort! – Rainer Strauß

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie viel Lockdown ist ein Leben wert?“ von Armin Falk

 

Natürlich werden Menschenleben auch in Deutschland mit einem Preis versehen. Aber es geht nicht nur um diesen Preis, wenn Politik handelt oder untätig bleibt. Wir haben z. B. in den letzten 20 Jahren auch dann noch Unmengen an Geld für die Bekämpfung der BSE ausgegeben, als Erfahrungen aus England und der Schweiz das geringe Risiko für den Menschen deutlich gemacht haben. Erkrankungen durch Salmonellen, Campylobacter usw., die jährlich zu Tausenden von Erkrankungen und Dutzenden bis Hunderten von Todesfällen führen, werden dagegenmit weitaus geringerem Aufwand bekämpft.

Der Politiker handelt eben nicht nur zum Schutz von Bürger und Gesellschaft, sondern zu einem erheblichen Anteil zum eigenen Vorteil medienwirksam. Zur Vermeidung von Toten durch Corona die Wirtschaft einzuschränken macht eben genauso unbeliebt wie zur Vermeidung von Toten im Straßenverkehr gegen des Deutschen liebstes Spielzeug Auto vorzugehen. Uns Bürgern werden die hier vorgenommenen Risikobewertungen verheimlicht, obwohl sie offen kommuniziert gehören. Schließlich wollen wir vor allen Gefahren für Gesundheit und Leben gleichermaßen geschützt werden. – Dr. Peter Scheibl

 

Man sollte mal die Menschen selber fragen für wie viel Geld sie bereit sind ihr Leben sofort zu beenden. A) wenn sie das Geld vererben könne, b) wenn sie es nicht vererben können. Ich finde es zumindest fairer die Betroffenen selber zu Wort kommen zu lassen, statt ihnen als Außenstehender einen Wert zuzumessen und danach über ihre Köpfe hinweg zu entscheiden. Was in dem Beitrag völlig fehlt, sind die nichtmonetären Kosten. Dazu gehört insbesondere das Leid der Angehörigen und Freunde, die einen geliebten Menschen verlieren. Den Wert eines Menschen findet man nämlich niemals im Portemonnaie, sondern in den Herzen. – Iman Schwäbe

 

Dieser Artikel macht Mut – eine neue Sachlichkeit, ein Anfang das Unaussprechbare unter dem Teppich hervorzuholen, über Fakten und Vergleiche zu reden, die mit der alles erschlagenden Ethik-Begründung ähnlich Kant von vornherein abgewürgt werden (der Autor äußert sich ja auch ähnlich vorsichtig). Dieses „Kopf in den (ethischen) Sand stecken“ verhindert den Ansatz einer sachlichen Analyse, die dringend als Basis für eine zielgerichtetere und den Blick auf das Große und Ganze gerichtete Ethikdiskussion nötig wäre. Und was unsere Staatenlenker wohl auch bräuchten und einfordern sollten. – Erhard Walter

 

„Dass das Leben keinen Preis hat, ist ein Ammenmärchen. Leider“ Der erste Satz ist wahr. Der zweite nicht. Denn was hautsächlich fehlt, ist eine ehrliche Diskussion über die Verteilung der endlichen Ressourcen. Bei der Verteilung der Mittel innerhalb des Gesundheitswesens sind nur Extrembeispiele klar: wenn die fünfjährige Melanie mit Gendefekt, die sonst sterben würde, mit nur einer Spritze eines neuen Genmedikaments wieder gesund und dann 80 Jahre alt werden könnte, darf dieses Medikament gerne 200.000 Euro kosten. Und der demente 80 jährige Herr Meier mit Tumorleiden im Endstadium bekommt keine Herztransplantation. Aber was ist mit den Grenzfällen? Da ist doch die Gefahr, dass zufällige Entscheidungsgründe (Privatpatient? Belegung der Station? Laune des Sachbearbeiters bei der Krankenkasse?) einen zu großen Einfluss gewinnen.

Da wäre der Ansatz des qualitätskorrigierten Lebensjahres, wie es in England vom NHS praktiziert wird, hilfreich: eine medizinische Maßnahme, die das Leben verlängert, darf pro Jahr Lebensverlängerung bei voller Gesundheit bis zu 30.000 kosten, bei eingeschränkter Lebensqualität der gewonnenen Lebensjahre entsprechend weniger. Dass wir uns als Deutsche mit diesem Ansatz bei unserer Geschichte schwertun, ist klar und gut. Nur werden diese Entscheidungen (Lohnt sich das noch?) in deutschen Krankenhäusern täglich tausendfach gefällt. Und da wäre die konsequente Berücksichtigung der Kosten für ein gewonnenes qualitätskorrigiertes Lebensjahr zumindest eine Entscheidungshilfe.

Gehen wir aus dem Gesundheitswesen in die weite Welt, erscheint mir ein rein pekuniärer Ansatz zu kurz. Um bei dem Beispiel Tempolimit/Verkehrstote aus dem Artikel zu bleiben: Erhöhen wir die Höchstgeschwindigkeit in der Stadt auf 100 km/h, kann sich das vielleicht kostenmäßig rechnen. Aber kein Mensch geht mehr spazieren, und alle sind verängstigt. Da scheint mir das Konzept des Bruttonationalglücks aus Bhutan vielversprechend: jede staatliche Maßnahme soll dazu führen, dass sich das durchschnittliche Glück in der Bevölkerung vermehrt. Dieses wird dort regelmäßig in Befragungen ermittelt.

Und damit wären wir wieder bei Covid19: selbst wenn sich eine zu frühe Öffnung nach der Berechnung der verlorenen qualitätskorrigierten Lebensjahre vielleicht rechnen mag, tut sie es vielleicht unter der Betrachtung des Bruttonationalglücks nicht. Alle verdienen Geld, aber jeder hat einen Freund, dessen Angehöriger an Covid-19 gestorben ist. Und alle sind unglücklich. Eine faktenbasierte und ergebnisoffene Diskussion ist von Nöten: Wir machen das oder das, und soundso viele Menschen werden sterben oder chronisch krank. Wollen wir das, oder wollen wir das nicht? – Dr. Frank Schröder

 

Es wird das Beispiel mit dem gekaperten Flugzeug angeführt. Und es wird kategorisch ausgeschlossen, dass es abgeschossen werden dürfe, weil nicht ein Leben gegen ein anderes aufgewogen werden darf. Aber diese Begründung ist falsch. Was passiert mit den Menschen im Flugzeug, wenn es abgeschossen wird? Sie sterben. Was passiert mit den Menschen im Flugzeug, wenn es nicht abgeschossen wird? Sie sterben. Was passiert mit den Menschen im Ziel der Terroristen, wenn das Flugzeug abgeschossen wird? Sie leben.

Was passiert mit den Menschen im Ziel der Terroristen, wenn das Flugzeug nicht abgeschossen wird? Sie sterben. Was also wird gegeneinander aufgewogen bei der Entscheidung, Abschuss oder nicht Abschuss? Das Leben der (z.B. 300) Menschen im Flugzeug gegen das der (z.B. 3) Menschen im Ziel der Terroristen? Nein, die Menschen im Flugzeug sind so oder so in wenigen Minuten tot. Über die wird gar nicht verhandelt. Deren Schicksal steht nicht zur Debatte. Es geht nur darum, ob die (3) Menschen im Ziel gerettet werden sollen oder nicht. – Hans List

 

Vor Corona gab es nach meiner Erfahrung zwei Arten der Wahrnehmung des Todes. Er war entweder ganz privat, für die Betroffenen sehr schmerzhaft, aber eine Erfahrung die jeder von uns aber nur selten im Leben macht. Oder der Tode versteckt sich hinter der grp0ßen Zahl in einer namenlosen Statistik der Verkehrstoten, der Krankenhauskeimtoten oder der Hitzetoten. Im Ergebnis verdrängen wir den Tod also weitgehend, wahrscheinlich auch ein Selbstschutz, denn in allererster Linie leben wir ja.

Und eine Gesellschaft und ihre Politik können in ihrer Verantwortung für das große Ganze nicht auf jeden einzelnen Toten achten, da geht es um die große Zahl. Bei der Frage des „Aufrechnen wirtschaftlichen Insolvenzen mit Todeszahlen“ gilt es zunächst einmal eine sprachliche Ungenauigkeit zu korrigieren. Das Verb „relativieren“ bedeutet nicht „verharmlosen“, sondern „etwas in Beziehung, in ein Verhältnis setzen“. Und damit sind wir bei der Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen auch in Bezug auf ein so schweres Thema wie den Tod.

Wenn Dänemark tatsächlich bis Ende Mai alle über 50jährigen geimpft haben sollte und die Infektion dann laufen lassen würde, dann kann man das unverantwortlich finden. Was würde das für deutsche Verhältnisse bedeuten, was bedeutet eine Ansteckung für die Alterskohorte 0 bis 49 Jahre? In dieser Gruppe leben hier gut 45 Millionen Menschen, jährlich sterben hiervon etwa 30 000 Menschen. Zum 30. März 2021 (alle Quellen: statista.de) gab es 75.881 Coronatote, in der Altersgruppe 0 bis 49 waren es 636 Menschen, 0,8 % der insgesamt an Covid-19 Verstorbenen. Die allgemeine Sterbewahrscheinlichkeit liegt für diese Altersgruppe demnach bei 0,068 %, die Sterbewahrscheinlichkeit an Covid-19 aber bei 0,0014 %, um den Faktor 48 niedriger.

Eine mögliche Begründung für den dänischen Weg könnte also sein: Wenn die Sterbewahrscheinlichkeit an Covid-19 so deutlich unter der allgemeinen Sterbewahrscheinlichkeit in dieser Altersgruppe liegt, dann ist die Öffnung im gesamtgesellschaftlichen Interesse vertretbar. Dann wäre dieser Weg nicht zynisch, sondern einfach nur rational. – Michael Weilandt

 

Die Überschrift fragt, wieviel Lockdown ein Leben wert ist und am Ende wird festgestellt, dass arme Menschen grundsätzlich kränker sind und weniger Zugang zur Gesundheitsversorgung haben? Grundsätzlich mag ich Artikel, die beim Thema bleiben. Deswegen orientiert sich mein Kommentar an der Schlagzeile. Im Winter 2017/2018 gab es ca. 25.000 Menschen, die an oder mit Grippe starben. 2020/2021 ist die Grippesaison praktisch ausgefallen. Wenn die Einschränkungen, die man der Gesellschaft für ein Menschenleben oder auch nur ein Menschenlebensjahr auferlegt, unbegrenzt sein sollen, so müsste man auch ohne Corona zumindest jeden Winter einen kompletten Lockdown verhängen. Ab jetzt und für immer. – Dr. Christian Voll

 


 

 

Leserbriefe zu „Halb sog sie hin“ von Matthias Geis und Bernd Ulrich

 

In der Corona-Bekämpfung zehrt der Staat das Element auf, von dem er lebt: Vertrauen. Das Scheitern der staatlichen Bekämpfung des Corona-Virus wird der CDU als Staatspartei zugerechnet. Dabei ist „Staatspartei“ nur der schönende Schleier, unter dem die CDU ihren wahren Kern schon immer tarnt: Machterhalt auf der Vertrauensbasis „Wir schaffen das“ (ohne das ihr etwas merkt). Das Corona-Virus hat den Schleier gelüftet. Sichtbar wird eine geschwächte CDU, die keine Vertrauen mehr findet. Angela Merkel hat ein Gespür dafür, dass der Vertrauensvorschuss nahezu auf null gesunken ist. Auch Ralph Brinkhaus und Norbert Röttgen wissen dies. Sie gehören zu den wenigen in der CDU, die eine eigene vertrauensstiftende Substanz aufbauen wollen (und könnten).

In einer Demokratie keine Katastrophe: Solche Erneuerung geht nur in der Opposition. – Im Corona-Virus hat die CDU ihren Meister gefunden: Das Corona-Virus als zehrender Parasit legt das zehrende Verhältnis der CDU zu gewachsenen Vertrauensbeständen, zu parteifremden Inhalten und Erfolgen (z.B. der SPD) und zur Machtinhaberschaft selbst (z.B. Kanzlerbonus) frei. Winfried Kretschmann sollte sich keine Sorgen über eine Bundes-CDU machen: Zurzeit ist Regieren Mist, Opposition ein Segen (jedenfalls für die CDU). Und andere dürfen auch mal. – Reinhard Koine

 

Die Bilanz von 16 Jahren Merkel als Bundeskanzlerin hat in den letzten 12 Monaten mit dem Umgang des Coronavirus die bisherige Strategie im Konsens mit allen Entscheidungsebenen Bund, Länder, Kommunen gut durch die Krise zu kommen. Viele Köche verderben bekanntlich den Brei, die Wahlergebnisse der CDU in Baden Württemberg Rheinland Pfalz und Hessen zeigt, Wahlen gewinnen bekannte Persönlichkeiten, die Partei Farbe oder das Wahlprogramm ist nicht entscheidend für die Stimmabgabe. Merkel geht und die CDU CSU fällt in das „Schwarze Loch“ bei der Bundestagswahl im September, die Dynamik der „Grünen – Mitte“ mit Zukunft, scheint attraktiv und vielversprechend zur richtigen Zeit. Corona hat die CDU / CSU fest im Griff und braucht kein Polit- Barometer. – Thomas Bartsch Hauschild

 

in Ihrer durchaus massiven Kritik an der Corona-Politik der Bundeskanzlerin schwingt immer noch mit, dass sie bis zum Ausbruch der Pandemie doch einen ziemlich guten Job gemacht habe. Ist es Ihrer Aufmerksamkeit entgangen, dass es vier Merkel-Regierungen in bald sechzehn Jahren nicht gelungen ist, eine Steuerreform geschweige denn (noch dringender!) eine Reform der Altersversorgung zustande zu bringen? Haben Sie übersehen, dass unter ihrer Richtlinienkompetenz allein im Verkehrs- und Verteidigungsministerium Hunderte von Millionen von Steuergeldern verprasst worden sind, davon ein nicht geringer Teil für ebenso überschätzte wie überforderte „Berater“?

Bringt es Sie nicht ins Grübeln, dass die Verkehrsminister Dobrindt und Scheuer mit fast nichts anderem beschäftigt waren als mit dem Versuch, eine unsinnige PKW-Maut durchzusetzen – ein Projekt, von dem „die mächtigste Frau der Welt“ zuvor gesagt hatte, dass es mit ihr keine PKW-Maut geben werde? Macht es Sie nicht stutzig, dass Frau Merkel noch dreißig Jahre nach Einführung des Internets behauptet hat, es sei „für uns alle Neuland“? War es da nicht geradezu folgerichtig, dass ihre Regierungen das für die Zukunft unseres Landes enorm wichtige Projekt der Digitalisierung gegen die Wand gefahren und uns diesbezüglich auf den Stand eines Entwicklungslandes gebracht haben?

Übersehen Sie vielleicht die gravierenden Fehler in der Finanzaufsicht (Cum-Ex, Wirecard, Greensill) verbunden mit Merkels Unfähigkeit, die Position des Präsidenten der Europäischen Zentralbank mit einem Deutschen zu besetzen (um Herrn Macron gefällig zu sein, hat Frau Merkel ihren Berater Jens Weidmann gleich zweimal vor den Kopf gestoßen). Undsoweiter undsofort. Bis vor kurzem hieß es noch allenthalben „Wir werden sie vermissen.“ Erstaunlich, dass vielen erst durch eine Katastrophe wie Corona bewusst wurde, in welchem Zustand Frau Merkel unser Land und ihre Partei hinterlässt. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Ihren Beitrag habe ich mit großem Interesse gelesen. Ihrer Analyse füge ich meine eigene Beobachtung hinzu. Frau Dr. A. Merkel hat vor ihrem Griff nach dem Vorsitz in der CDU auf die Frage nach ihren Stärken in bemerkenswerter Offenheit geantwortet: Meine größte Stärke ist, … „dass ich, wenn es Not tut, Dinge laufen lassen kann, schweigen kann und auf Ende abwarten kann“. Dieses Erfolgsrezept ist in ihrem politischen Handeln immer wieder zu erkennen. Erst nach ihrem eigenen Eingeständnis, nicht „zu Ende“ gedacht zu haben, wagen die die Öffentlichkeit repräsentierenden Medien, in einer offenen Debatte auf dieses Verhalten hinzuweisen. Handeln setzt bekanntlich Denken voraus. Die Konfrontation mit einer Pandemie erfordert die Schwarmintelligenz, d. h. einen interdisziplinären Krisenstab, der ständig die Entwicklung beobachtet und abgestimmte Vorschläge für bestmögliches Handeln erarbeitet.

Im Hochgefühl des ständigen Lobes ihrer Politik und des Ausbleibens offener, ehrlicher Kritik setzte die Bundeskanzlerin als Entscheidungsorgan ihre Konferenz mit den Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen ein. Diese konnte den erwähnten Krisenstab nicht ersetzen. Der Schutzmantel der Alternativlosigkeit Merklicher Politik und die damit verbundene Hofberichterstattung, wenn es um die Bundeskanzlerin ging, wurde erst gelüftet, als die Kanzlerin selbst einen Fehler eingestand. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Öffentlichkeit aus dieser Vereinnahmung durch den nächsten Kanzler, die nächste Kanzlerin entzieht. – R. Renaux

 

Das Titelthema der ZEIT „Leben ohne Glauben“ ist seit fast einem halben Jahrhundert ein immer noch sehr aktuelles Forschungsthema der Soziobiologie. Sehr bald entstand dort die Evolutionäre Religionstheorie: Religiosität ist ein evolutionär gebildetes Verhalten und somit ein Vorteil für das Überleben von Menschen, vielleicht sogar eine notwendige Bedingung. Diese Aussage ist stärker als jede mir bekannte theologische Aussage über den Glauben von Menschen. Sie ist inzwischen sehr breit empirisch belegt, in der soziobiologischen Literatur ebenso wie übrigens auch in den historischen Wissenschaften. Und heute kann man sie allenthalben bestätigen: Esoterik, Quantentheologie, Verschwörungstheorien, indische und fernöstliche Gurus, Ratgeber für allerhand Unfug bis hin zum Fußballkult. An all diesen religiösen Klimbim hängen Menschen ihr Herz.

Nur wenn es wirklich ernst wird, 1933, 1945, 1989 in Leipzig, 2021 mit der Corona-Epidemie, dann trägt das alles nicht mehr so richtig und man erinnert sich an unsere Kirchen. Aber die leiden bis heute unter der urchristlichen Sünde, die sie einst begangen haben, nämlich den Glauben zu dogmatisieren, von Paulus bis zur Glaubenskongregation. Die hebräische Bibel und auch noch Jesus, der Jude, haben Geschichten vom Glauben erzählt, die tradiert und verändert werden und lebendig bleiben. Die christliche Dogmatik jedoch reißt unseren Glauben aus der lebendigen menschlichen Geschichte, aus ihrer Evolution also heraus und endet in Sprachlosigkeit.

Von all dem in der ZEIT unter dem Titelthema „Leben ohne Glauben?“ kein einziges Wort, wie kann das sein? Unwissen? Oder folgt man dem main stream der deutschsprachigen Theologie, in der die Evolutionäre Religionstheorie überhaupt nicht gelitten ist? Sehr schade, die Beiträge (bis auf das Gespräch mit Bernd Deininger) bleiben an der Oberfläche, unter der es doch so vieles zu verstehen und zu bewirken gibt. – Dr. Jürgen Schnakenberg

 

Glückwunsch zu Ihrer Analyse des Zustandes der CDU bis hin zur „Dialektik“ des MP Kretschmann mit seiner Art von Politik in BW (auch wenn ich Nachhilfe zu Skylla und Charybdis brauchte). 2 Anmerkungen meinerseits: 1. Herr Laschet ist wohl sehenden Auges in sein Dilemma geraten – er bedarf keines Mitleids. 2. Sie schreiben: „Aber erst mit dem Niedergang der SPD nach Schröder…“; ich würde „nach“ mit „durch“ ersetzen, da sich die alte Dame mit ihm ein Trojanisches Pferd zugelegt hat. – Dieter Tandler

 

Der Beitrag hatte Biss ! – Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbriefe zu „Raus aus dem Dampfzeitalter!“ von Matthias Kleiner

 

Wir erfüllten den Traum vom Fliegen. Nicht in dem wir inhärente Naturkräfte leugenen – sondern verstehen. Strom kann auch ohne Dampf erzeugt werden: Wir könnten Wärme mit Legierungen in Magnetismus umwandeln, wir könnten Magnetfelder kreisförmig anordnen, wir könnten mit wandernden Magnetfelder einen Generator antreiben und so Strom erzeugen. Dadurch wäre ein Wirkungsgrad von ca. 90% möglich. Wenn wir alle Dampfantriebe umstellen, könnte der Kohlenstoffausstoss um die Hälfte gesenkt werden. – Matthias Losert

 

Bitte einmal zurücktreten! Diese Aufforderung kann auch an Herrn Kleiner gerichtet werden, damit die Themen besser im Zusammenhang betrachtet werden können. Es ist ja leicht, Forderungen an andere zu stellen, aber schwierig, sie auf sich selbst zu beziehen. Es lässt sich wohl noch leicht Einigkeit darüber herzustellen, dass es darum geht, Energie nicht zu Lasten unserer Atmosphäre, in der wir alle leben, zu erzeugen. Wieso der Fusionsreaktor im Widerspruch dazu steht, ist Herrn Kleiners Geheimnis.

Der Wirkungsgrad eines Fusionskraftwerks ist doch wohl vergleichbar mit dem eines Kohlekraftwerks, unter diesem Aspekt gibt es keinen Unterschied, wohl aber unter dem Aspekt der Erzeugung von CO2. Wenn es der „Preis“ für eine CO2-freie Energieerzeugung ist, dass man keinen wesentlich besseren Wirkungsgrad hat, was spricht dann dagegen, ihn zu bezahlen? In solchen Zusammenhängen wird auch gerne folgender Aspekt ausgeblendet. Die Menge der aktuell erzeugten Energie ist ganz beträchtlich. Wird diese Energiemenge der Sonneneinstrahlung und indirekt auch damit der Windenergie entzogen, wer kann denn sagen, dass so etwas ohne Auswirkungen auf unsere Atmosphäre bleibt?

Wenn man Bezug auf die Erdwärme nimmt, was doch einen gewissen Widerspruch zur Verteufelung des „guten alten Dampfzeitalters“ darstellt, so wird dabei gerne und wohlweislich nicht auf das Problem der Akzeptanz eingegangen, wobei verschwiegen wird, woher die Erdwärme kommt. Nein, einerseits für Nutzung von Wärme eintreten, andererseits die Nutzung von Wärme als antiquiert abqualifizieren, sowie für Energieerzeugung mit unabsehbaren Folgen für unsere Umwelt plädieren, das ist eine wenig überzeugende Argumentation. Hier würde es sich lohnen, die Zusammenhänge genauer zu betrachten. Also, bitte etwas mehr Distanz zu den eigenen Ideen. – Dr. G. Zeyer

 

Raus aus dem Dampfzeitalter – ja bitte … aber bitte nicht mit Technologien, die noch älter sind: So ist Archimedes schon daran gescheitert, die römische Flotte mit Solarenergie in Brand zu setzen, und schon Don Quichotte hat die Windmühlen mit der Lanze attackiert – und von solchen Techniken, die schon vor Jahrhunderten unzureichend waren – von der Tötung von unzähligen Vögeln, Fledermäusen und Insekten ganz abgesehen – soll die Rettung aus den Energieproblemen des 21. Jahrhunderts kommen? Immerhin ist der Beitrag von Herrn Kleiner mit Verweis auf die Bauzeit sachlich und pragmatisch – aber: wenn wir die AKWs vor zehn Jahren nicht gestoppt, sondern weitergebaut hätten, wären die neuen heute fertig.

Und wenn man Herrn Kleiner 2019 gefragt hätte, wie lange es dauert, einen Impfstoff gegen ein neues Virus zu entwickeln, hätte er gesagt, „mindestens zehn Jahre“. Als es aber wirklich eilte, gelang es in weniger als einem Jahr – d.h. wenn wir energisch wollten und müssten, würden wir auch neue AKWs viel schneller hinekommen. Aber wie wäre es, wenn Herr Kleiner, den ich als hervorragenden Wissenschaftler kenne und schhze, sich zur Energieversorgung im 21. Jahrhundert mal was ganz Neues einfallen ließe? – Dr. Joachim Welz

 

Die Frage, welche Technologien „den CO2-Ausstoß in den nächsten 20 Jahren drastisch reduzieren können“ stellt der Autor bezüglich Kernfusion und Kernspaltung und behauptet, diese beiden Technologien gehörten wegen ihrer Methode der Wärmeumwandlung zum „Dampfzeitalter“, aus dem man „raus“ müsse. Ein Carnot-Wirkungsgrad von höchstens „vielleicht 50%“ sei möglich. Das ist theoretisch falsch, und auch in der Praxis sind moderne Gas- und Dampfkraftwerke deutlich besser. Aber kann der Wirkungsgrad überhaupt zum k.o. Kriterium werden?

Ja, wenn der benötigte Brennstoff zu ineffizient verbrannt und damit zu knapp oder im Vergleich zu teuer wird. Brennstoffe für Kernspaltung wie für Kernfusion sind aber reichlich vorhanden und keine wesentlichen Kostenelemente. Wind und Sonne sind ebenfalls reichlich und sogar kostenlos verfügbar; deshalb ist auch hier der (bei Photovoltaik sehr niedrige) Wirkungsgrad per se kein entscheidender Faktor.

Herr Kleiner behauptet auch, Strom von „vor allem Wind und Sonne“ könne als „gesicherte Leistung“ jetzt schon ans Netz gehen. Tatsächlich aber ist das Kernproblem dieser beiden ansonsten vorzüglichen erneuerbaren Technologien, dass sie tages-, jahreszeitlich und mit dem Wetter schwanken und nur eine geringe „gesicherte Leistung“ erbringen. Deswegen spricht u.a. das Freiburger Solarinstitut ISE davon, in Deutschland Wind- und Photovoltaik mit einer Leistung zu installieren, die 4 – 6 mal höher ist als unsere Spitzenlast an Strom.

So soll Überschußstrom zur Abdeckung wind- bzw. sonnenschwacher Zeiten erzeugt werden. Dieser muss aber für längere (auch saisonale) Zeiträume gespeichert werden, was zukünftig über chemische Energieträger (z.B. Wasserstoff) erfolgen soll, aber einstweilen in einem relevanten Maßstab noch nicht möglich ist. Diesbezüglich ist die Behauptung also falsch. Durch die notwendigen Umwandlungen landet man übrigens bei Wirkungsgraden deutlich unterhalb der von Herrn Kleiner als zu gering erachteten des „Dampfzeitalters“.

Zum Beitrag von Kernfusion und Kernspaltung in den nächsten 20 Jahren bemerkt Herr Kleiner, Kernfusion werde noch nicht zur Verfügung stehen. Das ist bekannt; warum aber nennt er den Beitrag der Kernspaltung nicht? Denkt er nur im engen nationalen deutschen Kontext, nicht einmal im europäischen (ohne den das deutsche Stromsystem schon heute zusammenbrechen würde) und schon gar nicht im weltweiten? Kernspaltung hat einen Anteil (2019) von gut 10% bzw. 2.500 Terawattstunden an der globalen Stromproduktion. Gleichauf liegen derzeit Wind und Sonne, deren Anteil erfreulicherweise rasant wächst.

Allerdings, da sie wenig gesicherte Leistung liefern, werden sie den nach wie vor dominanten fossilen Kraftwerkspark noch lange mit sich schleppen müssen, bis dessen notwendige Funktion teils durch die erwähnte Langzeitspeicherung und globalen Netzausbau ersetzt werden kann, teils auch durch Kernkraft und regelbare erneuerbare Stromerzeugung z.B. mit Erdwärme. Auf letztere weist Herr Kleiner hin, obwohl sie genau wie solarthermische Stromgewinnung nach seiner merkwürdigen Einteilung der Technologien ins obsolete „Dampfzeitalter“ gehört.

Der Klimawandel wird weit über die nächsten 20 Jahre hinaus das beherrschende Problem der Menschheit sein. Deshalb werden sich Fragen nach Kernspaltung, Kernfusion und anderen CO2- minimierendenTechnologien weltweit noch vielfach stellen – und sicher auch andere Antworten erhalten. Forschung und Entwicklung brauchen so viel Dampf wie möglich! – Prof. Dr. Hardo Bruhns

 

Der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft plädiert für einen Ausstieg aus dem „Dampfzeitalter“, da der Wirkungsgrad bei der Umwandlung von Wärmeenergie über Dampf in kinetische und danach in elektrische Energie nur 50% beträgt (Carnot-Prozess). Es ist schwer zu verstehen, dass dieses Argument dafür ausschlaggebend sein soll, aus der „Dampftechnologie“ auszusteigen und stattdessen z.B. die Wind- oder Solartechnik zu benutzen. Wird als primäre Energiequelle die Sonne betrachtet, und nutzt man diese Energie zur direkten Erzeugung von Elektroenergie über Photovoltaik, kommt man – nach Aussagen von Wissenschaftlern aus der Leibniz-Gemeinschaft – über einen Wirkungsgrad von 25 – 27 % nicht hinaus (derzeit liegt dieser Wirkungsgrad nur wenig über 10%).

Was an Wirkungsgrad gegenüber dem Dampfzyklus verlorengeht, muss durch größere Flächen an Solarpaneelen ausgeglichen werden, um gleiche Elektroenergiemengen zu erzeugen. Ist dies tatsächlich die Intention für das Ausstiegsszenario aus der Dampftechnologie gewesen? Oder liegt es schlicht nur daran, dass Photovoltaik-Anlagen viel einfacher genehmigt werden als andere, auf der Nutzung von Wärme beruhende Anlagen? Übrigens, für die Windenergie (deren Berechtigung sich auch nur aus Luftdruckgegensätzen ableitet, die durch Sonneneinstrahlung entstehen) dürfte sich der Wirkungsgradverlust im Endeffekt ebenfalls deutlich bemerkbar machen. – Dietmar Zappe

 

Ihren Artikel „Raus aus dem Dampfzeitalter“ habe ich gelesen, und da schreiben Sie wörtlich: „Die gleiche gesicherte Leistung kann bei erneuerbaren Technologien – vor allem Wind und Solar – jetzt schon nach etwa zwei bis drei Jahren ans Netz gehen.“ Da habe ich dann erst mal nach dem Datum geguckt, 31.März, das ist ja ganz dicht am 1.April, aber im weiteren wird deutlich, als April-Scherz war das doch nicht gedacht. Wenn man mit dem Namen Leibniz verbunden ist, einem der großen deutschen Philosophen und Naturwissenschaftler, dann darf man sich so einen Fehltritt eigentlich nicht leisten. Bei dem, was Wind und Solar liefern, ist eigentlich nur eines wirklich sicher, es ist eben keine gesicherte Leistung. Damit ist kaum etwas so deutlich verschieden, wie die Leistung eines Kernkraftwerks im Vergleich zu der der sogenannten „Erneuerbaren“.

Schon vor einer Reihe von Jahren hat Prof. Sinn in seinen Vorträgen deutlich darauf hingewiesen, wenn man das vergleicht, so vergleicht man nicht Apfel mit Birnen, sondern Apfel mit Eiern (Original Sinn), oder wie ich sage, man vergleicht Äpfel mit Katzenfutter. Deswegen spricht man ja auch von „Flatterstrom“, Wackelstrom oder Fake-power. Die Volatilität der sog. „Erneuerbaren“ ist ein bis heute ungelöstes Problem. eine Lösung ist noch nicht einmal im Ansatz erkennbar, das macht diese Technik für ein Industrieland wie Deutschland eigentlich wertlos. Ich frage mich nur, gibt es denn in Ihrer Gemeinschaft niemanden, der sich ein bisschen in Technologie auskennt und der Sie auf solche Fehler aufmerksam machen kann ? Ich kann Ihnen anbieten, in Ihrer Gemeinschaft mal einen Vortrag zu halten, Thema etwa: „Energiewende ins Nichts, mit Sonne und Wind in die Katastrophe.“

Auf diesen grundsätzllichen Fehler (die mangelnde Sicherheit) hat gerade jetzt noch einmal der Bundesrechnungshof hingewiesen. Mit den sog. „Erneuerbaren“ (Energie ist nicht erneuerbar, der Begriff ist schon falsch, man spricht besser von „Umgebungsenergien“) hat man Versuche gemacht, unter „best-case-Bedingungen“, auf drei Inseln, diese Versuche sind alle kläglich gescheitert. Ich habe dazu einen Film gemacht: „Drei Inseln / drei Pleiten“, ich kann Ihnen ein Exemplar übersenden. – Peter Würdig

 

Wie kann das Alter einer Technologie ein Argument gegen ihre Verwendung sein? Sind demnach Eisenrad und Schiene schlechter als Gummireifen und Asphaltdecke? Elektromotor schlechter als Otto- oder Dieselaggregat? Buch schlechter als Microfiche? Was war nochmal ein Microfiche? – Joachim Wuttke

 


 

 

Leserbriefe zu „Rettung auf dem Teller“ von Andreas Sentker

 

Es ist ja mal ein Anfang. Aber was nützt die finanzielle Unterstützung der – hoffentlich immer größer werdenden Zahl der – Biobauern, wenn die Verbraucher es nicht raffen? Wenn die Verbraucher weiterhin glauben, ohne Fleisch kann man nicht leben. Vor allem ohne billiges Fleisch. Solange der Verbraucher nicht die Wende will, solange er es noch erträgt, dass Schweine und Hühner Mastanlagen „produziert“ werden wie ein lebloser Gegenstand, solange wird sich nichts ändern. – Annette Haagen

 

Ich möchte nur kurz eine Rückmeldung zum letzten Absatz zum Artikel „Rettung auf dem Teller“ geben. Ich stimme zu, wenn die Konsument*innen weniger Fleisch essen, dass sie ihren persönlichen CO2-Abdruck verringern würden. Jedoch bezweifle ich, dass durch weniger Fleischkonsum in Deutschland die Landwirtschaft an sich eine bessere Klimabilanz bekommt und dass sich der Tierschutz von alleine bessern würde. Denn heute schon produziert die Industrie mehr Fleisch und Milch als in Deutschland konsumiert wird, dass sie exportiert werden müssen. Außerdem fehlt mir als Konsument die Transparenz beim Einkauf, weil die Fleischindustrie und der Handel uns gerne im Unklaren hält oder wenig Auswahl anbietet.

Mittlerweile gibt es das Tierschutzlabel und ich versuche möglichst immer Biofleisch zu kaufen (wir essen bereits schon weniger Fleisch, wie der deutsche Durchschnitt). Aber häufig kann ich nur max. Stallhaltung für Geflügel erhalten, wenn ich beim Rewe um die Ecke (zu Fuß) einkaufe. Um aber Bio-Geflügel zu bekommen müsste ich per Bahn oder Auto in die Stadt zu einem Bio-Supermarkt fahren. Also habe ich die Wahl zwischen Tierschutz oder Klimaschutz, und werde mit dem Dilemma alleine gelassen. Schlimmer noch, mir als Konsument wird die Verantwortung zugeschoben.

Dabei möchte ich aber beides, Klimaschutz und Tierwohl, wofür ich auch mehr zahlen möchte. Und deswegen fehlt bei allen Lebensmitteln ein Klimalabel, was durch die Politik veranlasst werden müsste (denn Freiwilligkeit funktioniert in der Lebensmittelindustrie nicht so gut, siehe Nutri-Score, Zucker- und Fettreduzierung, Tierwohl, etc.). Diese Diskrepanz fehlt mir im Abschnitt um die Konsument*innen. Und dir Verantwortung kann nicht auf den deutschen Konsument*innen abgeladen werden, denn der Export kann dann weiterhin boomen. – Benjamin Sicking

 

Als Landwirt frage ich mich immer wieder, wie Politik, Wissenschaft und auch die NGO´s den Begriff klimaneutrale Landwirtschaft definieren. Mit meiner Arbeit kann ich, und da spielt es keine Rolle ob ich konventionell oder ökologisch wirtschafte, auf natürlich Weise klimaschädliches CO₂dauerhaft im Boden speichern (Humus) oder vorübergehend in den Nahrungsmittel -oder Energiekreislauf einbringen. Ich trage zwar zur Milderung des Klimawandels bei, benötige und verbrauche dafür kohlenstoffhaltige Ressourcen (z.B. Diesel), kann mir aber beim besten Willen keine ausgeglichene Klimabilanz für meinen Betrieb vorstellen. – Wolfgang Behrendt

 

Ich beziehe mich in diesen Leserbrief auf Ihren Artikel vom 31.März 2021. „Rettung auf dem Teller“ Diesen Leserbrief (weiter unten) habe ich an unsere Kreiszeitung gesandt. Der erste Abschnitt trifft Ihren Artikel nicht direkt. Ich könnte mir vorstellen das die ZEIT die gleichen (…unser Ernährungsverhalten nicht ändern,dann wird es dramatische und teure Klimafolgen geben so die Meinung von UBA Präsident Dirk Messner) – Argumentation nutzt. Deshalb habe ich einige Gedanken zu diesem Thema formuliert. Der zweite Abschnitt bezieht sich auf Ihre Äußerung,..Eine Abkehr von der Massentierhaltung gelingt nur mit einer Abkehr vom Massenfleischverzehr (eine neue Umschreibung!!!) Vielleicht ist es möglich den kenntnisarmen Leser diese Zusammenhänge auch aus der Sicht des Landwirtes zu erklären.Denn der Landwirt bezieht sein Einkommen aus der Fleischproduktion .Die genannten EU -Prämien sind für einige Betriebe überlebenswichtig.Eine Umschichtung in die zweite Säule würde die Landwirtschaft nur geringfügig unterstützen.

Halbieren wir unseren Verbrauch an Fleisch , so ergibt sich eine Einsparung von 26.5 Millionen Tonnen CO2 eq. Bezogen auf den gesamten Klimagasausstoß im Jahr 2020 von ca 720 Mill. to., reduziert sich der CO2 Ausstoß um 26,5 Mill.to. auf gesamte 695 Mill. to. Nun wird der halbierte Fleischverzehr ersetzt durch Fleischersatzprodukte. Diese erzeugen in der Herstellung natürlich auch CO2 Emissionen.Wenn dieser Fleischersatz nur ein drittel CO2 eq emitiert ,so reduziert sich die gesamte Einsparung der Fleischproduktemissionen um ca. 8,5 Mill. to. auf 18 Mill.to.

In der Rindfleischerzeugung wird der Methanklimaeffekt im CO2 Fußabdruck mit eingerechnet. Alle planzenfressenden, Zellulose verdauenden Tiere beherbergen in ihrem Verdauungssystem Acheen als Helfer.Diese uralten Mikroben leben z. B. im Pansen und nutzen den Wasserstoff,den der Stoffwechsel des Rindes als Abfall hinterlässt.Die Acheen nutzen den Wasserstoff in Verbindung mit CO2 für ihre Energiegewinnung .Es entsteht Methan ,der dann aus dem Maul der Tiere entweicht. Dieses Methan wird mittelfristig wieder durch chemisch,physikalische Reaktionen der Atmosphäre in CO2 umgewandelt , daß dann wieder von der Pflanze aufgenommen wird. . Vereinfacht gesagt,Rinder fressen Gras , Mais etc.

Diese Pflanzen entzogen in der Wachstumsphase der Atmosphäre CO2,Stichwort Fotosynthese. Dieser natürliche Vorgang ist erdgeschichtlich älter ,als der moderne Mensch (Homo Sapiens). Ein immerwährender stetiger Kreislauf.Für den Anstieg des CO2 Gehaltes in der Atmosphäre von vorindustrielle 0,028 %,auf heute 0,04 % (Tendenz steigeng )sind diese Tiere nicht verantwortlich.Diese Tatsache würde im Ergebnis die Bedeutung des Einsparungsefektes der Fleischkonsumhalbierung noch weiter verringern. Die Äußerung im besagten Artikel des UBA Präsidenten Dirk Messner :Aber wenn wir nichts tun ,unser Ernährungs -und Konsumverhalten nicht ändern , wird es dramatische und sehr teure Klimafolgen geben,….“ ist übertrieben und entspricht nicht den Tatsachen.

„Wir müssen in Deutschland die Massentierhaltung reduzieren…..“Was ist Massentierhaltung? Ganz einfach ,es wird eine Masse von Tieren gehalten. Es gibt Regionen in Deutschland, die eine hohe Viehdichte zeigen.Entstanden ist diese Nutztierhaltungsdichte durch ein erfolgreiches landwirtschaftliches Unternehmertum.Ziel dieser Unternehmer war und ist es, sich den steigenden Einkommen der übrigen Wirtschaft anzupassen. Hier mit dem Schlagwort Massentierhaltung im abwertenden Sinn zu sprechen , entspricht nicht der tatsächlichen Situation und ist wenig hilfreich. 2002 existierten in Deutschland noch 108.000 Schweinehalter.Die Anzahl der Tiere je Betrieb wurde im Durchschnitt mit 244 Schweinen angegeben.Bis 2020 sank die Anzahl der Tierhalter auf 20.000 Betriebe. Bei gesunkender Gesamttierzahl in Deutschland erhöhte sich die Bestandsgröße im Durchschnitt je Betrieb auf 1.240 Tiere .

In der Rinderhaltung ist dieser Trend gleichläufig . Ursächlich entstehen in Regionen mit sehr hoher Nutztierhaltungsdichte Probleme mit der Gülle .Dies bezieht sich nur auf diese Regionen . Es existiert in der deutschen Landwirtschaft kein Gülleproblem , jedoch ein Verteilungsproblem.Jährlich fallen in Deutschland ca 260 Millio. to. Gülle an, würde diese auf die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche von 16.5 Mill HA verteilt ,entspricht das einer Menge von 16,25 to /Ha.Hieraus errechnet sich ein Stickstoffanteil pro Ha von etwa 70-80 kg . Der Roggen z.B entzieht dem Boden bei einem Ertrag von 80dt/Ha 156 kg/N.DerStickstoffanteil der Gülle (erzeugt in der Nutztierhaltung) ,deckt nur die Hälfte des Stickstoffentzuges der Nutzpflanzen, die auf der gesamten landwirtschaftlichen Fläche wachsen, ab. – Claus Mahnken

 

die meisten Konsument*innen werden meines Erachtens nur dann ihren Massenfleischverzehr ernsthaft einschränken, wenn sie dafür erstens gute Gründe sehen und zweitens in ihrem Bemühen durch deutlich höhere Fleischpreise „unterstützt“ werden. Die Verzichtsgründe müssten ihnen unsere Politiker*innen auf der Basis der Erkenntnisse der Wissenschaftler*innen überzeugend erklären. Gleichzeitig müssen die Fleischpreise steigen, denn der Geist ist zwar meist willig, aber der Wille oft schwach. Wenn unsere Politiker*innen die nicht artgerechte und also tierquälerische Massenhaltung von Nutztieren verbieten und das Verbot auch tatsächlich kontrollieren lassen würden, wenn sie die Einfuhr von Fleisch aus nicht erwiesenermaßen artgerechter Tierhaltung untersagen und auch tatsächlich verhindern würden und ebenso die Einfuhr von Futtermitteln aus Ländern, in denen dafür der Regenwald vernichtet wird, wäre schon viel gewonnen. Aber etliche unserer Politiker*innen schielen leider lieber auf Umfrageergebnisse oder vermeintliche Wähler*innenmeinungen oder vertreten Partikularinteressen der Agrar- und Nahrungsmittelindustrie als dass sie das tun, was zum langfristigen Wohl der Gesamtbevölkerung wirklich notwendig ist. Und eine Reduzierung des derzeit übermäßigen Fleischkonsums wäre nicht nur wegen des Klimaschutzes, des Umweltschutzes, des Naturschutzes und des Tierschutzes geboten, sondern täte den Deutschen auch gesundheitlich gut. – Dr. Ulrich Willmes

 

Die Forderung von Herrn Sentker („Mehr Umwelt- und Tierschutz sind überfällig“) ist richtig, seine Schlussfolgerung aber ist falsch! Wenn weniger Fleisch verzehrt würde, ginge mehr in den Export, an der Massentierhaltung änderte sich nichts. Das gelingt nur durch Verbote, zur Not auch gegen die EU. – Albrecht Hennemann

 


 

 

Leserbriefe zu „Der lange Abschied“ von Hubert Seipel

 

Der Abschied des Westens vollzieht sich nicht nur in der deutsch-russischen und der westeuropäisch-russischen Beziehung, sondern wird sich wegen des missionarischen Anspruchs und Eifers Europas, als einzig wahre Richtigkeit zu gelten, auch auf die Beziehungen zu Asien, Afrika und Nord- und Südamerika beschleunigend auswirken. Der Globus wird nach über 400 Jahren europäische Belehrung eine kulturelle Bedeutungsverschiebung insbesondere nach Asien und Afrika zum Nachteil Europas erfahren. Sie ist für eine Stabilität Europas sehr viel dramatischer als es die ökonomischen Folgen seien werden. Es wird auch das Ende der EU verstetigen. – Jürgen Dressler

 

Etwas verärgert nahm ich Ihren Beitrag zu Kenntnis. Lawrow ist einer der übelsten Kreml-Demagogen. Sein Umgang mit dem „Fall Lisa“ ist nur einer von vielen Belegen dafür. Sie beschreiben seine Positionen erstaunlich verständnisvoll. Sogar seine Nebelbomben zum Staatsverbrechen an Nawalny verbreiten Sie. Sicher erhalten Sie dafür viel Beifall von den Altlinken. – Horst Winkler

 

es gibt offensichtlich ein Problem im Verhältnis des deutschen und des russischen Staates. Dieses Problem ist nicht vom Himmel gefallen, es hat Ursachen. Diese darf niemand aus den Augen verlieren, der nach einem Ausweg aus dieser Krise der Beziehungen sucht. Wenn man ohne dem maßgeblichen russischen Präsidenten der Sowjetunion waren die Abrüstung der Mittelstreckenraketen, der Abbau des Eisernen Vorhangs und die Wiedervereinigung Deutschlands nicht denkbar. Ausgangspunkt war Gorbatschows Vorschlag von dem „gemeinsamen Haus Europa“.

Russland ist in diesem Sinne den ersten Schritt gegangen. Die westlichen Politiker konnten sich von ihren Denkschablonen nicht trennen. Sie nahmen jede Gelegenheit wahr, um gemeinsames Handeln in Europa zu verhindern. Das geschah so rigoros, dass nicht einmal der Versuch unternommen wurde, nach Alternativen zum verständlichen Verlangen der Osteuropäer nach Gewährleistung ihrer Sicherheit zu suchen. Man stelle sich vor, ein einziges europäisches Mitglied der NATO wäre eine vertragliche Bindung mit Russland zur Gewährleistung seiner Sicherheit eingegangen. Die arrogante Einschätzung Russlands als Regionalmacht durch Obama und die widerspruchslose Gef olgschaft der übrigen Mitglieder der NATO offenbart, in welchen Kategorien die Spitzenpolitiker im Westen denken und handeln.

Wer dem teurem Frekking-Gas mit Schiffstransport über ca. 8000 km dem Vorzug gegenüber Erdgas aus Europa über eine Pipeline de Vorzug gibt, kann meines Erachtens nicht das Wohl des deutschen Volkes im Sinn haben. Diese Politiker brechen ihren Amtseid. Mit amerikanischen Trekking-Gas kann außerdem nur gerechnet werden, solange der Eigenbedarf der USA gedeckt ist. Der Stopp der Ausfuhr von Impfstoff hat das offen gelegt. – R. Renaux

 

Es ist schon erstaunlich, mit welcher Milde und welcher Nachsicht die russische Politik und Herr Lawrow hier ins Licht gerückt werden. Herr Lawrow mag ein – wie der Autor mit kaum verhohlener Bewunderung schreibt – erfahrener Politiker sein. Vergessen wird leider, dass er die Lüge und die Verdrehung von Tatsachen zur Kunst erhoben hat und gnadenlos zur Desinformation einsetzt. Ganz im Sinne seines KGB-erfahrenen Chefs im Kreml. Man denke nur an den Abschuss von MH-17 mit über 200 Toten und der hanebüchenen russcischen Propagandakampagne zur Verschleierung der russischen Verantwortung dafür. Der Sound des Artikels passt zu den Russlandfreunden in Deutschland, die von der AfD bis zur Linken stets bemüht sind, das Treiben in Moskau zu verharmlosen. Man sieht förmlich das zufriedene Schmunzeln im Kreml ob der devoten und naiven Deutschen, die fröhlich in diese Falle hineinlaufen. – Götz Fuhrmann-Rüdlin

 

„Merkels PR-Manöver hat Wladimir Putin nicht nur überrascht, es hat ihn persönlich getroffen“ — ich finde, wenn hier etwas ein PR-Manöver ist, dann ist es dieser bemerkenswerte Text von Hubert Seipel, der neben Gabriele Krone-Schmalz und Alexander Rahr, um die es heute schon etwas still geworden ist, einer der unermüdlichsten Apologeten des russischen Präsidenten bleibt.

Ich habe Schwierigkeiten damit, dass der Autor dem Leser nahelegt, man möge doch Mitgefühl mit einem russischen Präsidenten haben, der enttäuscht ist, nicht dafür gelobt zu werden, dass er Nawalny habe ausfliegen lassen (nach gescheitertem Mordversuch). Zumal inzwischen zwei von drei russischen Ärzten, die damals an der ersten Hilfe beteiligt waren, auch einen unerklärlich frühen Tod gestorben sind.

Wenn Seipel das so sieht — meinetwegen. Aber muss die ZEIT diesen, pardon, Propagandatext drucken, in einer Woche, in der Nawalny in Hungerstreik getreten ist und die NATO alarmiert ist, weil die Russen Truppen in unüblicher Menge an der ostukrainischen Grenze spazierenführen? Desavouiert es nicht die KollegInnen Alice Bota, Michael Thumann und andere, die unter nicht unerheblichen Risiken für sich selbst seit Jahren aus der Ukraine und aus Russland präzise, einfühlsam und wahrheitsgetreu berichten? – Dr. Constanze Stelzenmüller

 

Hochinteressant und schlüssig, so lese ich Ihren Artikel aus der Feder eines Putin und Lawrow Verstehers. So schreibt man über Freunde, wenn man wiederkommen will. Besonders Urgestein Lawrow muß sich geehrt fühlen, seit Ewigkeiten das Gesicht eines Aussenministers. Ich kenne keinen Politiker der ihm im Verdrehen von Fakten und ohne erkennbare eigene Meiniung das Wasser reichen könnte. Diesem Herrn würde ich kein Wort glauben. – Manfred Förste

 


 

 

Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

In meinen Augen ist der Artikel eine weitere (überflüssige) Huldigung an Merkel. In Wirklichkeit war es (wieder ein mal) das Ziehen der Reißleine, was hier zu sehen war. Damit hatte sie tagelanges Gezeter und schließlich Rücknahme der Entscheidung, nach öffentlichem Druck, verhindert. Und die Schläue das zu erkennen, hat sie ja. – Heinz Hegemann

 

Das Klügste, was Angela Merkel nach dem Schlamassel mit der Osterruhe tun konnte, war die Übernahme der Verantwortung und das Aussprechen einer Entschuldigung: Den Kritikern war der Wind aus den Segeln genommen, die Bewunderer überschlugen sich in Ergebenheitsadressen („Respekt!“). (Ähnlich geschickt reagierte sie nach dem Fiasko mit dem weinenden Flüchtlings- mädchen Reem – es folgte das gefühlige „Wir schaffen das!“) So einfach geht das. Aber es genügt den Merkel-Apologeten offenbar nicht, dass die Kanzlerin (oder gar nur ihr Spindoctor) einfach mal wieder clever war – es bedarf einer Verklärung von geradezu historischem Ausmaß („Größe“ – bei Ihnen immerhin eine Nummer kleiner: „Format“). – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Das ist wieder einmal sehr grenzwertig, was der statistikgläubige Dausend mit seinem FDP-Bashing in die Welt setzt! Und begriffen hat er bis heute noch nicht, daß die damals amtierende geschäftsführende Kanzlerin lediglich mit KGE Sondierungen aufnahm und CH.L. auflaufen ließ! Was glauben Sie, warum der grüne Kretschmann in BW nun ausschließlich mit der Union verhandeln will? Ganz klar, weil letztere ohne jegliches Rückrat dem grünen Old Man zu Kreuze kriecht! Das ist Herrn Rülke von der FDP nicht passiert – hat aber wohl in diesem Fall auch keine Rolle gespielt! Schade, den Artikel haben nun mal Sie selbst vergurkt! P.S. Das ist übrigens genau der Grund, warum ich DIE ZEIT so sehr „liebe“ ….Pinzler, Schieritz, Dausend, Ulrich ….. linksgrüne Corona am Redaktionstisch. – Hans Hardenberg

 

„Sie hat sich sofort entschuldigt, persönlich entschuldigt………Dass ein dämlich bedrucktes T-Shirt…“ Wenn ein Mensch „sich entschuldigt“, und dies womöglich auch noch „in aller Form“, so ist das sprachlich und inhaltlich nicht korrekt. Er/sie kann nicht Schuld auf sich nehmen und diese dann selber wieder abladen. In jedem Fall muss er/sie um Entschuldigung ersuchen bzw. bitten. Genauso, wie um Verzeihung oder Vergebung. Sonst hieße es ja analog „ich vergebe mir in aller Form“.

Der Begriff „dämlich“ ist, etymologisch gesehen, sexistisch. Im Mittelhochdeutschen lauteten die Bezeichnungen für Angehörige höherer sozialer Schichten „her“ (m.) bzw. „dam“ (w.). Daraus entwickelten sich die Adjektiva/Adverbien „herrlich“ und „herrisch“, wbl. „dämlich“ und „damisch“ (österr. für „irre“). Nbb.: Die ahd. Wortstämme für „Mann“ und „Frau“ waren „men“ und „wib“. Aus ersterem wurden die „Menschen“ abgeleitet. Frauen waren somit, pointiert gesagt, in der deutschen Sprache von Anfang an gar nicht vorgesehen. – Manfred Stepany

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Märchen- Enkel“ von Stefan Willeke

 

Warum nur? Drei Seiten Dossier für die arme Wurst Rainer H.? Ein bekloppter Nazi-Nachkomme und seine Allüren … ja ist denn schon Sommerloch? Sie schreiben doch sonst so herrliche und wirklich relevante Texte … – Lutz Jäger

 

Vielen Dank für dieses offensichtlich hervorragend recherchierte Dossier. Ich glaube, dass dies mein erster Leserbrief ist. Ich möchte keine ausschweifende Meinung kundtun. Nur einen Hinweis: Borderline-Syndrom! Alles, was Sie schildern passt nach meiner Kenntnis über dieses Persönlichkeitsstörung (ich bin allerdings kein expliziter Fachmann für psychische Erkrankungen). Vielleicht lesen Sie ja mal kurz darüber nach. – C. Gebhardt

 

Dieser aufrichtige Artikel weist sehr anschaulich darauf hin, wie wichtig „komische Gefühle“ doch sind: Zweifel beispielsweise ist eines der wichtigsten menschlichen Gefühle. Das hat mit Bauchgefühl, Instinkt und Darmhirn zu tun. Störungen gehen vor – man sollte seine komischen Gefühle immer ernst nehmen – und deren Benennung immer wieder suchen und üben. Dann ließen sich viele Mißverständnisse vermeiden. – Dr. med. Katja Walesch

 

Abstruse Story.Was sollte diese abstruse Rainer-Höß-Story? Unser aller kollektives Gewissen wieder einmal wachrütteln? Wer soll da profiliert werden, der Täter-Enkel mit seinem fürchterlichen Familienschicksal und seinem (möglichst lukrativen) Aufarbeitungswillen oder der demonstrativ gewissenhafte Journalist? Was haben wir Leser davor? Die Erkenntnis, dass mit allem, aber auch wirklich allem historisch-individuellem Scheißdreck Profit gemacht wird oder gemacht werden kann? Wissen wir das nicht schon längst? Es gibt auch andere, seriöse „Vergangenheitsbewältigungs-beispiele“ (s. Ferdinand von Schirach, in derselben ZEIT-Ausgabe). – Gérard Carau

 


 

 

Leserbriefe zu „Alliteration sticht Rhythmus“ von Frank Heibert

 

Wie kommt es, dass eine Rezension über ein Langgedicht, die zur Zeit viel stärkere Kontroverse über die Frage einer gendergerechten Übersetzung, die dieses Gedicht seit Wochen ausgelöst hat, so vollkommen untangiert lässt? Die Diskussion kommt mit keinem Wort vor. Das mutet seltsam an, denn man erwartet, dass darauf Bezug genommen wird. Dieser Zusammenhang wäre sehr viel interessanter gewesen, als eine relativ unergiebige Rezension, die sich in einer 3/4 Seite quasi nur über 4 Zeilen des Gedichtes und deren Übersetzung auslässt.

Oder wäre es nicht sehr viel spannender gewesen, das Übersetzertrio zu Wort kommen zu lassen und diese zu befragen, was denn deren inhaltliche Ambitionen oder Verlagsvorgaben waren, die zur Übersetzung des Gedichtes geführt haben? Gerade bei einem Gedicht, gerade bei diesem Gedicht, das auch von der Performance Amanda Gormans lebt, kommt es doch gerade auf den Rhythmus und die Betonung an, die in dieser Übersetzung komplett verloren geht. Eine Übersetzung dieses Langgedicht, muss von vornherein versagen. Darüber hätte uns das Übersetzertrio sicherlich mehr Aufschluss gegeben, als die vorliegende Rezension.

Aus meiner Sicht wäre es klug gewesen, keine Übersetzung dieses Gedichtes zu veranlassen, als besser eine kommentierte Ausgabe anfertigen zu lassen, die zum einen auf die inhaltlichen Bezugnahmen, als auch auf die sprachlichen Idiomatien des Originals eingeht, als auch auf die Problematik einer Übertragung ins Deutsche oder in einen andere Sprache. Hans Wollschläger, der äußerst fundierte Übersetzer/Überträger von James Joyce’ »Ulysses« hat diese Problematik mal »üb’ ersetzen« genannt, neben dem italienischen Bonmot »traduttore traditore«, der Übersetzer ist auch immer ein Betrüger.

Dies mag bei den meisten Büchern die in andere Sprachen übertragen werden, zu vernachlässigen sein, aber bei Texten, die im Original sprachliche Besonderheiten aufweisen, muss man einen Weg finden, wie sich das Original adäquat übertragen lässt. Und das ist gerade bei Gedichten eine viel größere Hürde, da Gedichte quasi »absolute Sprache« sind. Dieses Unterfangen das Gedicht innerhalb von nur ein paar Wochen zu übersetzen, kann quasi nur scheitern. Ein Rezensent im Deutschlandfunk Kultur hat kürzlich gesagt, die Übersetzung würde sich lesen wie ein Gesetzestext. DAS kann wohl kaum der Anspruch einer Übertragung von einer Sprache in die andere sein, oder?! – Daniel Sauthoff

 

Zur deutschen Übersetzung von The Hill We Climb kann ich in leichter Abwandlung eines Satzes von Marlon Brando in Apokalypse Now nur sagen. „Ich habe das Grauen gelesen, des Grauen.“ Die bewundernswert leidenschaftliche und inhaltlich sehr berührende Botschaft der Lyrik von Amanda Gorman steht und fällt mit ihrer Präsentation und konnte letztlich wohl nur am 20. Januar nachmittags unter dem Eindruck der Ereignisse vom 6. Januar wirklich erlebt und vernommen werden. Das von den drei Damen als „Übersetzung“ produzierte Gestammel, bei dem natürlich auch die alleinerziehende Mutter (single = ledig, unverheiratet !) nicht fehlen durfte, ist einfach nur peinlich. Das kommt dabei raus, wenn jemand versucht, ob nicht doch geht, was doch nicht geht. – Bernhard Langlotz

 

Sehr interessant, der Artikel zu gutem Übersetzen. Er kam wie gerufen um meine Gedanken dazu zu erweitern und zu bereichern. Aber was ihm gefehlt hat: eine Erwähnung des Poetry Slam! Wenn auch Spoken-Word-Poetry aus Amerika kommen mag, so ist sie auch hier, unter dem Namen Poetry Slam, eine fest etablierte Szene. Und warum ist das wichtig? Weil ich, 26 Jahre alt, schon seit 10 Jahren in engem Kontakt mit diesem Genre bin. Und weil mir deshalb „Wortspiele nicht augenzwinkernd zu setzen, sondern ernsthaft zum Argument zu machen“ als etwas ganz Normales vorkam. Sehr spannend also, wie der Blick des Autors den meinigen erweitert, zu dem „was vor mir war„. – Jana Hickmann

 

Die englische Sprache besticht zwar nicht durch Melodik, wie es die romanischen Sprachen tun; das Gute an Shakespeares Sprache ist aber ihre Vieldeutigkeit. Das fängt schon beim Erkennen der Wortart an: Ist es ein Verb, ein Substantiv oder ein Adjektiv? Das Englische besticht durch die sinnlich zupackende Direktheit und die brillante Vielschichtigkeit seiner Bedeutungsnuancen.

Es geht gar nicht nur um die Präferenz entweder von Sinn oder Sinnlichkeit, wie es Herr Heibert zu bedenken gibt, beim Übersetzen von Poesie, hier von Amanda Gormans Gedicht „The Hill We Climb“, sondern es geht um den Gehalt an Geistigkeit, der elaboriert werden muss. Meine Version der vier Zeilen lautet so: Wir hielten der Bestie tapfer stand/Wir lernten, dass Stille halten nicht gleich Frieden ist/Und Werte und Wahrnehmung dessen, „was nun mal so ist“,/Sind nicht immer wahrhaftig.

Zuletzt möchte ich noch Kritik an der Debatte um die „political correctness“ üben: Ein wahrer Übersetzungskünstler muss nicht mit einer ähnlichen Lebenserfahrung aufwarten können, geschweige denn mit einer bestimmten Hautfarbe oder etwa gar dem „passenden“ Geschlecht. Übersetzung sollte kein Handwerk sein, es bedarf nur eines kongenialen Künstlers. Kunstfreiheit! – Martina Heer

 


 

 

Leserbriefe zu „Nicht fallen lassen!“ Gespräch mit Sandra Scheeres und C. Katharina Spieß geführt von Jeannette Otto und Johanna Schoener

 

Was soll der schiefe Vergleich der „Wissenschaftlerin“ zwischen den Milliardenaufwendungen für Kitas und Schulen einerseits und den noch höheren Aufwendungen für die „Rettung der Lufthansa“ andererseits? Wer bzw. was wurde denn bei der Lufthansa gerettet: Unter anderem viele tausend Arbeitsplätze, hinter denen viele tausend Familien mit vielen tausend Kita-Nutzer*innen und Schüler*innen stehen! Äpfel mit Birnen vergleichen: Sieht so seriöses wissenschaftliches Arbeiten aus? – Roland Recebs

 

Als berufstätige, alleinerziehende Mutter kann ich mich über die Ausführungen von Frau Scheeres über nur wundern. „Bei uns in Berlin“, so Scheeres, „konnten neben Kindern von Eltern mit systemrelevanten Berufen auch Kinder von Alleinerziehenden in die Notbetreuung gehen“ – und dies „von Anfang an“. Dies betreffe auch Eltern, die im Homeoffice arbeiten mussten und die Betreuung ihrer Kinder damit nicht vereinbaren konnten.

Dies war keineswegs „von Anfang an“ so geregelt. Von Mitte März bis Ende April musste ich, wie so viele, Job und Kinderbetreuung simultan und in Personalunion wuppen. Als dann die Notbetreuungsregelung auch auf Kinder von Alleinerziehenden ausgeweitet wurde, öffneten sich weite Interpretationsspielräume: Home office, so sagten mir die Erzieherinnen der Tagespflegeeinrichtung meines Kindes, sei eine Form häuslicher Betreuung, und diese sei in jedem Falle vorzuziehen. Das zuständige Bezirksjugendamt bestätigte mir dies, erkundigte sich, wie ich es denn bisher gehandhabt hätte, und resümierte eiskalt: „Bislang ist es doch auch gegangen.“

Ohne das Verständnis meiner Vorgesetzten und die Solidarität meiner Kollegen wäre in dieser Zeit gar nichts mehr gegangen. Nur mit deren Rückendeckung konnte ich mein Kind schließlich doch in die Notbetreuung bringen, über deren zeitlichen Umfang die Erzieherinnen übrigens nach eigenem Ermessen entschieden – während das Bezirksjugendamt weiterhin die volle Verpflegungspauschale einstrich. Nein, Frau Scheeres, bei uns in Berlin sind die Dinge leider nicht ganz so glatt gelaufen, wie Sie das darstellen. – Dr. Heike Muranyi

 

Ich wünschte dass die Redakteure eher die Familien sprechen lassen würden, als die gleichen „Experten“ die seit Monaten gleich argumentieren! Auch hier bei Frau Scherees! Mehr als ganz viel Rechtfertigung und am Ende Parolen! Bei Frau Spieß erkenne ich auch nichts Neues! Und wie gehts jetzt Kinder und Familien!? Es gibt eine Umfrage: das ehrt Sie. Der Rest ist wirklich Wiederholung aus den letzten Diskussionen! Als Pädagoge und Wissenschaftler der täglich mit Kinder arbeitet kann ich Ihnen sagen: Für viele Familien ist die Situation katastrophal! Mehr kann ich gar nicht dazu sagen! – Said Boluri

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wer Geld hat, steckt es in Immobilien«“. Gespräch mit Samih Sawiris geführt von Lea Frehse

 

1) Wirtschafts-Ressort, mit höchst politischer Brisanz!! Als Kapital-Überschrift (Geld und Immobilien), das ich fast überblättert hätte!? Das aber alle andere ist, als nur Geld. Welch ein genial gelungenes, erweckendes Interview!!! Mit einem christlichen Baulöwen, der in Ägypten durch die Mangel gegangen ist und lernte, mit landesüblich politischen Querelen gekonnt umzugehen. Ein menschenfreundlicher Unternehmer der klug und offen sagt, wie es geht! Und was Deutschland schon begreift und was noch nicht!!! Das ätzende Flüchtlingsproblem so lösen!!! Eine Info-Bombe!!! Ist das Interview Team/ die Redaktion sich dessen bewusst!!? Und das sollte Zeit ausbauen!! Das sind >>augenöffnende, goldene Interviews! Insbesondere den derzeitig chaotischen >>Libanon betreffend. Dieses >>Rezept fehlt auch dort, wie weltweit. Also doch noch ein funktionierender Kapitalismus!?

Das Thema unseres einseitig verkorksten Westens, seiner sog. Demokratien! Fragen Sie doch einfach nach, wie er und entsprechend andere, wenn es sie gibt, vergleichsweise das sieht, sehen. Mehr solch praktisch und weitblickende Leute interviewen. Und nicht nur im Nahen Osten!!! Sei Rezept ist scheinbar einfach und so selbstverständlich: Das Ganze sehen, Geben und Nehmen mit Augenmaß und nicht umgekehrt. Warum nicht auch bei uns und überall!? Das sollte detailliert näher untersucht und publiziert werden! 2) Das Schleswig-Interview (Zeit 13/21) gefiel mir auch. Eine mutige, tapfere Frau. Auch wenn sie sich mit dem Corona-Schulprogramm scheinbar vertat. – Aber Corona treibt uns alle im Kreis! Und wir sollten uns abgewöhnen, alles mit der Goldwaage messen zu wollen. Bis auf die Masken-Lumpereien natürlich. – Ich sagen es Ihnen allen, der Himmel spielt hier mit unserem eingebildeten Stolz. Und ich meine zu erkennen, dass wie alle in unserem bislang viel zu einseitig, materiell, wiss. Selbstverständnis erschüttert werden sollen. Also lernen wir vor allem wieder >>bescheidener zu werden, in unseren materiellen Ansprüchen vor allem (mein Aufruf). Das will der Himmel sehen. >>Und unser >>Ostern ist ja üblicherweise ein gar so oberflächlich lustiges Osterhasenfest. Anstatt an Gott und über ihn/ sie/ es nachzudenken, oder!?

– Wie das der Anfangsartikel zu beschreiben versucht. Denn der >>Tod ist doch eigentlich immer und überall, täglich dabei. Nur verdrängen wir das, in zu fröhlichen Zeiten! – Und was will uns Gott damit (mit dem Tod) sagen? Denkt an das Danach, die Ewigkeit! – Und das Dort ist auch relativ einfach zu beschreiben! Wir leben so weiter, wie bisher. Nur ohne alle Unterhaltung! Stink-langweilig für Materialisten. Weil sie nur noch ihre stetig verblassenden Erinnerungen haben, nur noch das leben. Eigentlich, geistig tot sind. Als Scheintote. Die nichts Weiterführendes mehr haben. Dem gegenüber der geistig Wache und nicht Gottesferne, sich weiter entwickelt, je nach Offenheit!?? Und es gibt beliebig viel Himmel, für die Gläubigen.

Denn Gott ist gerecht, und zwar vollkommen. Aber die egoistisch Stumpfen werden ganz auf sich, ihre Stumpfheit zurück geworfen. Bis sie merken, wie dumm das materielle Rennen war und ist. Und dann kommt auch schon versuchsweise etwas Hilfe. Ist das gerecht!? Ist es! Wir leben also weiter! Aber wie verschieden!? Und Jesus tat sich leicht, zu erscheinen. Mit dem vergeistigten Körper. Den er, seiner Jünger wegen, sichtbar machte. Aber auch verschwinden konnte, nach Belieben oder durch Wände gehen konnte. Also, Spukmärchen stimmen sogar manchmal, etwas.Ist aber unwichtig, oder!? – H. Langlet

 

„Irgendwann brauchen sie alle eine Wohnung“ , die sie sich nicht leisten koennen, weil sie keinen Job und keine Zukunftsperspektive haben. Ist ihnen zum bevoelkerungswachstum nicht eine kritische frage eingefallen? Da muessten doch alle Alarmglocken laeuten , denn das ist doch ein sehr wichtiger grund, warum es in solchen laendern nicht vorwaerts geht. Aber das Problem wird bei uns ja nicht einmal thematisiert, geschweige denn angegangen. Wir warten lieber, bis es zum buergerkrieg kommt und nehmen dann die fluechtlinge auf. – Siegfried Wittmann

 

Ich will gar nicht auf den Inhalt des Beitrages eingehen. Ihre Autorin ist eine typische Frau, wie man sie überall in Deutschland trifft. Die vielen armen Menschen – wer hilft ihnen nur. Europa mit seiner Demokratie hat weltweit keinen Bestand. Deswegen muß sie nicht in Gänze abgeschafft werden. Sie muß nur erneuert werden. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Enttabuisiert den Vergleich!“ von Michael Rothberg und Jürgen Zimmerer

 

Wenn ich höre, wie im Fernsehen von Nazi-Deutschland gesprochen wird, löst das in mir den Gedanken aus, dass der Sprechende von einem Nazi-Deuschland spricht, das in einem Paralleluniversum existiert und in keinem Kontext zur Bundesrepublik steht. Als ob nach der Gründung der Bundesrepublik die Nationalsozialisten einfach verschwunden wären. In Wircklichkeit waren sie ein Teil der Gesellschaft der neuen Bundesrepublik, daran konnte die Entnazifizierung auch nichts ändern. Die Jahre 1933 bis 1945 sind Teil der deutschen Geschichte und können nicht dekontextualisiert werden. Und sie sind ein Teil der Menschheitsgeschichte. So, jetzt zum Artikel: Ja, der Genozid an den Juden ist beispiellos. Auf Englisch: unparalleled. In der Menschheitsgeschichte gibt es weitere Genozide. Bis heute hatte ich noch nie gelesen, dass jemand ein Ranking erstellt hätte. Auf wikipedia habe ich dann dies gefunden:

“Komparative Genozidforschung ist eine Wissenschaftsdiziplin, die sich mit der Untersuchung planvoller Massentötungen an Menschen befasst (auch Demozid oder Genozid genannt. Als Gründer der Völkermordforschung gilt der polnisch-jüdische Anwalt Raphael Lemkin.” “Seriöse Völkermordforscher betonen deshalb das Singuläre jedes einzelnen historischen Faktums, das als Völkermord bezeichnet werden kann; besonders im Sinne der zukünftiger Völkermorde halten sie es aber für sinnvoll und sogar notwendig, Kategorien zu erarbeiten, die strukturelle Vergleiche möglich machen. “ Strukturelle Vergleiche sollen also für die Wissenschaft möglich sein. Wenn diese Forschung darin resultiert, Genozide zu verhindern, schließe ich mich dieser Meinung an.

Desweiteren ist die Verwendung des Begriffs Holocaust meiner Meinung nach nicht ganz unproblematisch. Shoa oder Genozid wären angebrachter. Jedenfalls sollte es eine öffentliche akademische Diskussion geben, wie man mit der deutschen Geschichte umgeht. Und da sollten auch Historiker anderer Staaten mitdiskutieren. Das war’s. P.S.: Off-Topic: Über die Ermordung von psychisch erkrankten Menschen durch die Nationalsozialisten wird wenig gesprochen oder gedacht. Es gibt in manchen Krankenhäusern in der Psychiatrie sogar noch eine Karl Bonhoeffer Station. Karl Bonhoeffer hat mit seinen Gutachten Menschen sterilisieren lassen. – Johannes Lenz

 

Vielen Dank für den wunderbar differenzierten Artikel von Michael Rothberg und Jürgen Zimmerer! Es war mir ein großer Trost, diesen klugen, sachlichen und fundierten Text nach dem Artikel von Herrn Gauck zu lesen, der mich sprachlos zurück gelassen hat. Wie schwierig es doch offensichtlich ist, sich selbst und den eigenen Motivationen auf die Spur zu kommen, wenn es um Schuld und Verantwortung, um Macht und Ohnmacht geht. Die Fähigkeit und der Wille, sich in (ganz) andere Menschen einzufühlen und deren Perspektive für eine Weile einzunehmen zu versuchen und dabei ernst zu nehmen, was sie aus dieser Perspektive sagen, scheint mir eine Voraussetzung dafür zu sein. – Dr. med. S. Riffel

 

Michael Rothbergs und Jürgen Zimmerers Kritik an der gegenwärtigen deutschen Erinnerungskultur, die die absolute Unvergleichbarkeit des Holocausts postuliert, teile ich. Zu Recht weisen die Autoren auf die Wurzeln des Holocausts im deutschen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion (1941–1944) hin, in dem nicht nur 2,4 Millionen sowjetische Jüdinnen und Juden, sondern insgesamt 15,2 Millionen sowjetische Zivilistinnen und Zivilisten starben (Christian Hartmann, Wehrmacht im Ostkrieg, 2. Aufl., München 2010, S. 789). Angesichts dieser Zahlen überrascht die marginale Rolle, die der deutsche Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion in der Erinnerungskultur der Bundesrepublik Deutschland spielt.

Gleiches gilt für den genozidären Kolonialkrieg der deutschen »Schutztruppe« in Deutsch-Südwestafrika gegen die Herero und Nama (1904–1907/08), in dem Zimmerer »einen wichtigen Schritt hin zum nationalsozialistischen Vernichtungskrieg« sieht (Jürgen Zimmerer, in: Jürgen Zimmerer/Joachim Zeller (Hg.), Völkermord in Deutsch-Südwestafrika, Berlin 2003, S. 60). Diese verbrecherischen Kriege sollten neben dem Holocaust ihren Platz in der von Rothberg und Zimmerer geforderten »multidirektionalen Erinnerung« finden, ganz im Sinne der von Jean-Luc Nancy formulierten »Gleichheit der Einmaligkeiten« (Jean-Luc Nancy, Die Erfahrung der Freiheit, Zürich/Berlin 2016, S. 93). – Thomas Tews

 


 

 

Leserbriefe zu „Genug gedroht!“ von Ingo Malcher

 

Es ist erstaunlich, dass nun endlich auch einige der Hintergründe genannt werden, warum USA und UK bei der Impfung einen Vorsprung gegenüber der EU haben. Sie schreiben u.a. auch über die wichtigen Lipide, die zur Herstellung der mRNA-Impfstoffe essentiell sind. Ich denke Sie sollten einmal mit Fachleuten/Verantwortlichen bei Merck in Darmstadt über dieses Thema sprechen. Ich bin sicher, dass Sie dort noch interessante Informationen erhalten könnten, die Ihr Denken und Schreiben beeinflussen könnten. Einfach machen! Übrigens die weltweite Lage wird mit Sicherheit nicht verschlimmert werden, wenn die EU ihre Impfstoff-Importe und -Exporte aus/nach USA und UK transparent macht. – Dr. Peter-Jürgen Kramer

 

„America first“ ist auch bei Joe Biden die Ultima Ratio, nicht nur was die Impfstoff-Herstellerei betrifft! Joe Biden, der 46. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika setzt voll auf eigene Impfstoffe und gibt daher dem Schmuddel-Impfstoff von AstraZeneca einen Korb. Nun gut, wer da in Deutschland „auf Teufel komm raus“ durchimpfen will, aber nicht über genügend an Sera verfügt, der muss eben eine Impfschlappe nach der anderen hinnehmen. Wenn´s um Sera geht, dann bleibt jeder Egoist, nach mir eben die Impf-Sintflut, was soll´s! – Klaus P. Jaworek

 

Sie haben offengelegt, dass es in dieser Pandemie schon lange nicht mehr um den gemeinsamen Kampf gegen eine weltweite Seuche geht. Wie in anderen Bereichen, sind sich Regierungen selbst am nächsten. Und warum sollte es bei den Vakzinen anders sein? Mir gibt es für ein künftiges Miteinander allerdings Hoffnung, dass wir hierzulande nicht sagen ‚Deutschland zuerst‘, sondern gemeinsam mit der EU Impfstoffe bestellen und verteilen. Vor dem Hintergrund, dass 36 Staaten dieser Erde, bisher keine einzige Impfdosis erhielten, jammern wir wegen des nur langsam fortschreitenden Impfgeschehens trotzdem auf hohem Niveau. – Achim Bothmann

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich werfe meine Angel aus«“. Gespräch mit Judith Wiese geführt von Charlotte Parnack und Roman Pletter

 

Die in dem Interview mit Judith Wiese in einer Frage gebrauchte Formulierung “…als einzige weibliche Vorständin” (Ironie?!) hat mich in meinem Entschluss bestärkt, Artikel nicht weiterzulesen, sobald der Text wegen “Genderitis” ungenieß(les)bar wird. Falls das dazu führen sollte, dass nichts Lesenswertes mehr übrig bleibt, muss ich mein Abo kündigen. – Erika Damm

 

Die ZEIT fragt Judith Wiese, Personalvorstand Siemens: „Wo wäre für Sie, etwa mit Blick auf die Menschenrechtsverletzungen in Hongkong oder an den Uiguren der Punkt erreicht, an dem Siemens keine Geschäfte mehr mit China macht?“ Frau Wiese antwortet: „Für uns ist es ganz wichtig, dass in unseren vier Wänden, also unseren Werkshallen und Büros, (…) Menschenrechte und unsere Werte gewahrt bleiben.“ Dann rutscht dieser Pudding die Wand runter. – Kurt Eimers

 

Es ist sehr zu begrüßen, dass Frau Wiese Gelegenheit in der ZEIT bekommt, sich und ihre Vision als einflußreiche Managerin bei Siemens zu präsentieren. Leider drängt sich aber -wie so oft- der Eindruck auf, daß Frauen in mächtigen Positionen in Deutschland eher als Erfüllungsgehilfen der nach wie vor etablierten männlichen Ü55 Führungselite und derer Interessen auftreten. Frau Wiese konnte mich durch dieses Interview nicht vom Gegenteil überzeugen- zu wenig Innovation, zu viel konservativer Mainstream und ein durchweg standardisierter Personalersprech zeugen von hoher Professionalität und einer sehr ausgeprägten Überangepasstheit an die herrschenden Verhältnisse. Ich bin der festen Überzeugung , daß wir nicht per se mehr Frauen in Führungspositionen brauchen, sondern einen neuen, humanistischen, innovativen und individualistischen Führungsstil, der weniger auf noch mehr Hierarchie sondern auf Inklusion und Mitbestimmung setzt. – Tanja Bischof

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir waren vielleicht zu satt«“ von Mariam Lau

 

Wer braucht schon Politiker, wenn die Politik gut ist Schon wieder geht es in der CDU um die Frage, wer wird die gr0ße Volkspartei ins Kanzlerrennen führen. Erneut fallen die Umfragewerte. Und schon wieder fragt man sich, wieso klappt das alles nicht so wie es früher einmal geklappt hat. Die Lösung ist wahrscheinlich weit umfangreicher, als dass man sie in einem Leserbrief zusammenfassen könnte. Jedoch liegt auf der Hand, dass man diese in der Mitte der Wählerschaft findet und nicht bei irgendwelchen grenz-rechten Verschwörungstheoretikern oder einem Antifaschisten aus dem Hamburger Schanzenviertel.

Aber was ist der entscheidende Unterschied, mit welchem sich Grüne, Linke und auch AFD von den Volksparteien abgrenzen. Bei den Grünen ist es schon lange nicht mehr der „Öko-Terrorist“ der auf den Schienen die Castor-Transporte blockieren will und auch die AFD ist politisch gar nicht mal so weit von der CDU entfernt, wie es auf den ersten Blick scheint. Zumindest von einem Teil der Christ- Demokraten. Bei CDU und auch SPD geht es im grundlegenden nicht mehr um Politik, um Themen und Ansichten, es geht um Politiker.

Man liest natürlich überall, dass immer mehr der Mensch gewählt wird und nicht das Programm, aber genau darin liegt der Fehler. Menschen regieren zwar ein Land, aber politische Lösungen findet man nur wenn verschiedene Ideologien und Meinungen in Debatten aufeinander treffen. Während Söder, Laschet und Scholz ihre eigenen kleinen Machtspiele gegeneinander austragen, muss ein großer Teil der Wähler die Namen „Annalena Baerbock“ und „Dietmar Bartsch“ wahrscheinlich erst einmal googeln. Bei den Grünen aber ist man sich der politischen Richtung bewusst. Ob das bei der CDU momentan genauso ist, kann ich nur bezweifeln. Natürlich kann auch ein einzelner Mensch Massen bewegen, aber vor allem gegen Ende der Pandemie zeigt sich, dass die Politik zählt, die Ansichten und die Herangehensweisen und nicht der Mensch. – Timo Hauch

 

Alles überflüssiges Gerede. In den Reihen der CDU/CSU gibt es ein Mitglied, der im jetzigen Zustand unseres Landes genau der richtige Mann wäre. März wäre der Mann der Stunde. Wer denn sonst. Nicht Söder (der dreht sich zu schnell), nicht Laschet. Ich wäre noch wagemutiger, Philipp Amthor, das größte politische Talent. Ihm traue ich fast alles zu. Nachteil: Die Medien machen da nicht mit. Eigentlich ein unmöglicher Zustand. Sarrazin hatte recht: „Deutschland schafft sich ab. Das tun sie gerade. – Gunter Knauer

 

Worte – Worte – Worte – wer soll noch glauben, was uns Politiker an Vorhaben unterbreiten, die der Wähler als bare Münze nehmen und per Wahl ihre Macht erhalten soll? Wer soll Parteien und Politikern noch vertrauen, die sich durch jahrelange Blockade eines Transparentgesetzes und durch Schweigen über politisch beschämendes Treiben ins Zwielicht manövriert haben? Wer soll Regierende noch ernst nehmen, die in der Lage sind, in der Pandemie mehr als zwei Kontakte in der Öffentlichkeit zur Rechenschaft ziehen zu lassen aber tausende Kontakte ohne Maske hinnehmen? – Ottmar Voll

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Leben ohne Glauben?“ von Evelyn Finger et al.

 

Wichtig genug um regelmäßig dem Finanzamt Rechenschaft über meine Einkünfte abgeben zu müssen bin ich; nicht so wichtig jedoch, dass man mich als Bürger wie eine berühmte Persönlichkeit zitieren müsste. Dennoch schicke ich Ihnen einen Gedanken, den ich „ins Reine geschrieben“ habe. Als Musiker durfte ich gerade noch am vergangenen Sonntag einen Kantaten-Gottesdienst spielen und musste dabei ganz besonders über ‚Glauben’ nachdenken.

Ganz besonders, da sich herausstellte, dass für die Christengemeinde alle wichtigen Gottesdienste und Rituale an Ostern auf einen recht dünnen Kompromiss gestutzt werden und weil ein Gläubiger während des Schluss-Chorals ‚Komm o Tod, du Schlafes Bruder‘ in Ohnmacht fiel. Gott sei Dank(!) nur für wenige Minuten. Nun der eigentlich Grund meines Schreibens. Ich fasste meine Gedanken passend zu Ihrem aktuellen Titelthema so zusammen: „Ich bin weder Christ noch Atheist; doch wenn der existierende Alltag keine Zeit mehr zum Glauben zulässt, dann hat er uns in die Irre geführt.“ In diesem Sinne schöne Ostertage, frohe Weihnachten und alles Gute für das kommende Jahr. – Sven Holger Philippsen

 

Was für ein anmaßender und diskriminierender Titel! Der Mensch wird mit dem bedingungslosen Glauben an seine Eltern geboren, dass sie ihn lieben und für ihn da sind. Das liegt in unserer DNA genauso wie der Glaube und die Liebe der Eltern an ihre Kinder. Dieser Glaube macht einen wesentlichen Teil des Glücks aus, das Menschen später dann auch in einem Partner suchen. Ein Gottesglauben ist dafür nicht erforderlich. Inzwischen führt eine Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland ein erfülltes Leben mit dem Glauben an die Liebe zwischen den Menschen, ohne dafür an einen Gott zu glauben.

Es ist deshalb an der Zeit, das Wort Glauben von der Vereinnahmung der Religionen zu befreien und zwischen Gottesglauben und dem Glauben ohne Gottesbezug zu unterscheiden. In den Medien scheut man gegenwärtig nicht davor zurück, die deutsche Sprache zu verballhornen, damit sich nur kein Geschlecht „übergangen“ fühlt. Beim Wort Glauben diskriminiert man jedoch ohne Bedenken diejenigen, die keinen Gottesglauben benötigen, um mit einem starken Glauben an ihre Eltern, Kinder und Partner ein erfülltes Leben zu führen und darin auch den Sinn des Daseins zu erkennen. – Wolfgang Lüdge

 


 

 

Leserbriefe zu „Gewaltige Impotenz“ von Thomas Melzer

 

Dass Sexualstraftäter selten verurteilt werden, ist kein „Glaubensbekenntnis“, sondern Fakt und statistisch belegt, siehe: Kriminologe Christian Pfeiffer hat in seiner neuen Publikation Daten und Erhebungen der Jahre 2014 bis 2016 ausgewertet. „Von Hundert Frauen, die vergewaltigt werden, erlebt nur etwa eine einzige eine Verurteilung“, hat er herausgefunden. „Das liegt daran, dass 85 Prozent der Frauen keine Anzeige machen, und dann gibt es folglich auch keine Verurteilungen. Und von den 15 Prozent die übrig bleiben, werden letztendlich nur 7,5 Prozent der Täter verurteilt. Das ist indiskutabel.“

Hinzu kommt die ebenfalls statisch belegte traurige Tatsache, dass jeden 3. Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordet wird. MDR: Täglich versucht ein Mann in Deutschland, seine (Ex-)Partnerin zu töten. Jeden dritten Tag findet ein solches Verbrechen tatsächlich statt. Angesichts zunehmender Fälle klagen Aktivisten über zu milde Strafen für Täter. Dieses Schmierentheater, das Thomas Melzer beschreibt, ist wohl die Ausnahme, die die Regel bestätigt, und der ZEIT unwürdig. – Hajnalka Kovac

 

Das zentrale Argument für Ihre Verurteilung Herrn Kunzes scheint mir darin zu bestehen, dass Sie Frau Tasche als bedrängt-bedrohte Person sehen, die das Recht in Anspruch genommen hätte, Herrn Kunze Rechenschaft über ihren Zeit-Plan zu verweigern. Nun hat, wie aus Ihren Darlegungen hervorgeht, Herr Kunze Frau Tasche tatsächlich bedrängt und bedroht. Aber Frau Tasche ist keineswegs das wehrlose unschuldige Opfer gewesen, als die Sie sie behandelt haben. Wieviel Unanständigkeit gehört dazu, sich von dem aktuellen Partner die Fahrt zu dem eigenen Ex-Partner bezahlen zu lassen und wieviel Skrupellosigkeit und emotionale Gewalt kommt darin zum Ausdruck, während einer Inhaftierung des eigenen Partners eine Beziehung mit dessen Bruder anzubahnen?

In Ihrer einseitigen Verurteilung nur des Mannes ohne Rücksicht auf den üblen Charakter der Frau offenbaren Sie für mich eine Voreingenommenheit, die sich problemlos in die herrschende Mentalität der aggressiv-konfron- tativen Linie des Feminismus einordnen ließe. Die Ebene der psychisch-emotionalen Aggressivität wird willkür- lich ausgeblendet, obwohl sie längst nachgewiesen ist von der Sozial-Psychologie, der Neurologie, der Individual- Therapie. Dort wird eben auch die Frau als Beziehungs-Täterin sichtbar. Das gehört genauso in den öffentlichen Diskurs wie die männlichen Formen der Gewalt. Und gerade die Recht- Sprechung könnte dieser aufgeklärteren Sicht zum Durchbruch verhelfen. – Axel Boldt

 


 

 

Leserbriefe zu „Alle mit allen verbinden“ von Bernhard Pörksen

 

Eine schöne Geschichte zu Ostern. Bernhard Pörksen skizziert „The Well“, eines der ersten sozialen Netzwerke, als etwas Ursprüngliches, gut und rein. Wie im Urchristentum mittels Zeugenberichten noch ein konkreter Bezug zu Jesus und seiner Auferstehung gegeben war, so lassen sich rund um die Entstehung von The Well wundersame authentische Geschichten erzählen. In beiden Fällen blicken wir auf eine erfolgreiche Globalisierung zurück, die zugleich in der Entfernung von den Ursprüngen jeweils auch Verfallsgeschichte ist. Ein Unterschied: Die Zeugen von The Well können heute noch befragt werden. Sie wirken wohl aber weniger durch Worte, vielmehr durch ihr gutes Beispiel. Bernhard Pörksen hat es aufgeschrieben. Eine Einladung zur Nachfolge. – Reinhard Koine

 

Abstruse Story.Was sollte diese abstruse Rainer-Höß-Story? Unser aller kollektives Gewissen wieder einmal wachrütteln? Wer soll da profiliert werden, der Täter-Enkel mit seinem fürchterlichen Familienschicksal und seinem (möglichst lukrativen) Aufarbeitungswillen oder der demonstrativ gewissenhafte Journalist? Was haben wir Leser davor? Die Erkenntnis, dass mit allem, aber auch wirklich allem historisch-individuellem Scheißdreck Profit gemacht wird oder gemacht werden kann? Wissen wir das nicht schon längst? Es gibt auch andere, seriöse „Vergangenheitsbewältigungs-beispiele“ (s. Ferdinand von Schirach, in derselben ZEIT-Ausgabe). – Gérard Carau

 


 

 

Leserbriefe zu „Künstliche Winde“ von Tobias Timm

 

„Wie lange soll ein Bauwerk physisch überleben?“ muß die Frage vielmehr heißen. In Frankfurt und Düsseldorf sind die Opernhäuser nach nicht einmal 60 Jahren marode und abbruchreif. Dem neuen Museum des 20. Jahrhunderts gebe ich keine 60 Jahre, weil heutzutage noch mehr auf Verschleiß hin gebaut wird. Das betrifft sowohl die Bau- als auch Haustechnik. Da Sanierungen in der Regel zu kostspielig sind, wird der Abbruch von Gebäuden vorgezogen. Die Kunst kann zwar mehrere Künstlerinnengenerationen oder tausend Jahre überleben, der moderne Museumsbau allenfalls ein bis zwei Architektengenerationen. Dann muß sich die Kunst einen neuen Aufbewahrungsort suchen. Nicht nur das Museum des 20. Jahrhunderts Berlin wird zu einem Klimakiller, nahezu jeder Neubau ist es. Daher hatte ich dem Bauherrn einen ökologisch vernünftigen und hinsichtlich der Lebensdauer nachhaltigen Neubau als Alternative vorgeschlagen.

Außenwände werden traditionell aus dicken Ziegelmauern errichtet, Decken mit Ziegelsteinen gewölbt oder in Holz konstruiert (Fotos). Natürliche Lüftung ersetzt die moderne Technik, Wände und Lehmputze schaffen ein ausgleichendes Klima und puffern Feuchte. Nicht zuletzt öffnet sich ein an den Uffizien Florenz angelehnter innerer Säulengang perspektivisch zur Nationalgalerie Mies van der Rohes (Foto). Das ist nämlich das Hauptproblem – der Neubau des Museums des 20. Jahrhunderts steht als Solitär eines gigantischen Satteldachs in krassem Widerspruch zu Mies´ strenger Architektur einerseits, der verspielten Moderne von Scharoun´s Philharmonie auf der anderen Seite – da passt nichts zusammen.

„Millionengrab, Klimakiller“ und „Scheune“ – „Ich kenne nichts Erbärmlicheres, als wenn eine verfehlte Sache nicht wieder zerstört, und nach besserer Einsicht hergestellt wird, sondern als Schandfleck im Ganzen bleiben muss, bloss weil sie bereits so und so viel Zeit und Geld gekostet hat, und die Aenderung vielleicht noch einmal so viel kosten würde“, schrieb der berühmte Gartenarchitekt Fürst Pückler-Muskau im Jahr 1834. – Axel Spellenberg

 

In der aktuellen Ausgabe der Zeit beschreibt Tobias Timm in dem Beitrag „Künstliche Winde“ einen Teil der aktuellen Debatte um das Museum des 20. Jahrhunderts in Berlin. Der Energieverbrauch des Gebäudes wird dort mit 450 Kilowatt pro m² und Jahr angegeben. Das ist ein wichtiger Hinweis, denn was im ersten Moment Common Sense zu sein scheint – nämlich die Tatsache, dass bei Gebäuden dieser kulturellen Tragweite, die Frage nach Energieeffizienz und Nachhaltigkeit in der Regel ausgeklammert werden kann- lohnt beim zweiten Blick einer vertieften Betrachtung:

Diese Haltung folgt offensichtlich dem Narrativ, gestalterisch hochwertige, bedeutungsvolle Bauwerke, könnten nicht gleichzeitig ökologisch sein. Es herrscht noch immer die Meinung vor, übermäßige Anforderungen an Nachhaltigkeit schränkten die gestalterische Freiheit ein. Ein Entwurfsprozess – vor allem bei hoch anspruchsvollen Gestaltungsaufgaben- könne ökologischen Fragen keine gesteigerte Aufmerksamkeit schenken. Was für ein Unsinn. Das widerspräche allem, was Architektur leisten kann und -in Anbetracht von Ressourcenverknappung und Klimawandel- auch leisten muss. Und gerade Gebäude von großer Sichtbarkeit und Relevanz, dürfen sich nicht auf wenige, selektierte Entwurfsparameter beschränken. Die Fragen an Städtebau, Ästhetik, Materialität, Raumklima, Gebäudetechnik und Klima- und Ressourcengerechtigkeit, stellen sich beim Entwickeln eines Gebäudes nicht nacheinander, sie sind vielmehr immanenter Bestandteil ihrer Selbst und müssen parallel verhandelt, synchronisiert und in Balance gebracht werden.

Wir müssen uns fragen, warum wir uns mit so wenig zufriedengeben? Der Entwurf hätte Beispiel sein können für das, was Architektur heute für die Zukunft leisten muss. Dann würde die Kunst des 20. Jahrhunderts in einem Gebäude des 21. Jahrhunderts präsentiert. Diese Chance wurde verpasst. Stattdessen wird das Museum nun, als ein Architektur-Relikt des vergangenen Jahrhunderts in die Geschichte eingehen. Das ist schade, denn die präsentierte Kunst wird auch Fragen an die Zukunft stellen, während das Gebäude in die Vergangenheit blickt. – Jörg Finkbeiner

 


 

 

Leserbriefe zu „Nena und die schrägen Pfeile“ von Alard von Kittlitz

 

Dankeschön für das Wiedersehen mit der wichtigen Regel von dem Regen und der nassen Straße. Darf ich diese um eine fast noch wichtigere Kleinigkeit ergänzen? Sie stammt von einem Professor während meines Ingenieurstudiums, der sich die Zeit nahm, uns neben seinem eigentlichen Stoff die Hintergründe der Logik nahezubringen: „Wenn die Straße nass ist, muss es noch lange nicht geregnet haben“. Das mag zwar überwiegend der Fall sein, aber neben den natürlichen Ausnahmen wie Tau oder Reif gibt es noch einige andere denkbare wie leckende Wasserleitungen oder vorausfahrende Lkw. Und es besteht die Möglichkeit von Ursachen, an die bisher noch niemand gedacht hat.

Er hat uns zukünftige IngenieurInnen davor gewarnt, bei Problemlösungen nur die vermeintlich naheliegende Umkehrung des logischen „Vorwärts“-Pfeils im Blick zu haben. Auch die Geisteswissenschaften wären bei den derzeitigen absolutistischen Diskussionen nicht schlecht beraten, das im Auge zu behalten. Unbestreitbar sind viele Weiße rassistisch veranlagt, aber weiß zu sein führt nicht zwingend zu einer rassistischen Veranlagung. Eine falsche Schlußfolgerung wird nicht dadurch richtiger, dass sie in 99% der Fälle ja richtig gewesen wäre. – Ulrich Haag

 

Womit Herr von Kittlitz recht hat: „Der modus ponensist eine sehr einfache Schlussfigur“ der elementaren Logik. „Wenn A, dann B“, so versucht er diese Regel in Worten zu beschreiben und offenbart damit ein geradezu groteskes Nichtverstehen derselben. Genauso schief geht die darauf folgende etwas ausführlichere Erklärung nebst der Kurzform in formaler Schreibweise: „(A)→(B)“. Tatsächlich sagt der modus ponens: „Wenn B aus A folgt und A gilt, gilt auch B“ oder in Kurzform: „(A(A→B))→B“.

Seit langem wünsche ich mir, dass Journalisten eine minimale Grundausbildung in logischem Denken genießen mögen, um ihren Lesern wenigstens den allergröbsten Unfug zu ersparen. Der angesprochene Artikel, dessen Autor ja anscheinend sogar zwei Klausuren in Logik bestanden haben soll, lässt zum einen diese Hoffnung zweifelhaft erscheinen. Andererseits illustriert er auf erschütternde Weise das Argumentationsniveau, das insbesondere die Coronadebatte des vergangenen Jahres kennzeichnet. – Andreas Obrecht

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Urknall-Forscherin“ von Jonas Weyrosta

 

Unbestreitbare Naturgesetze: Alles hat einen Anfang und aus einem Nichts kann nichts entstehen. Aus Pflanzenfasern ist diese Zeitungsseite entstanden, aus einer Eizelle und einem Samenfaden entsteht menschliches Leben. Doch auch die Fasern einer Pflanze, die Eizelle und der Samenfaden haben einen Anfang, sind aus etwas entstanden, was vorher existiert haben muss. Auch der Urknall muss einen Auslöser gehabt haben. Wie kann dann aus dem Nichts das Universum entstanden sein?

Die die menschliche Vorstellungskraft übersteigende Frage, das ewige Paradoxon lässt sich ohne Relativitäts-, Quanten- oder Stringtheorie lösen: Wenn am Anfang das Nichts steht, wenn am Anfang nichts war – die absolute Leere – dann gab es am Anfang auch keine Naturgesetze, also auch nicht das unbestreitbare Naturgesetz, dass alles einen Anfang haben muss, dass aus Nichts auch nichts entstehen kann. Die Negierung dieser Naturgesetze hat zur Folge, dass es nicht eines Anfangs bedarf, damit etwas entsteht, dass aus dem Nichts doch etwas entstehen konnte. – Norbert Berger

 

Wenn die Wissenschaft das „lineare Denken“ überwindet, wie die Urknall-Forscherin Anna Ijjas fordert, dann müsste sie auf ein rekursives Denken kommen, das in der Religion schon lange gegeben ist. Schließlich kommt „religio“ von „Rückbezug“. Und wenn die Physik dann auch noch versteht, was Information ist und dass Information ohne die (heilige) Dreieinigkeit von Sender, Empfänger und Informationsfluss nur sinnlose Entropie ist, dann wird es die Physik sein, die auf einen rekursiven Monotheismus hinsteuert, eine selbstinteragierende Ganzheit: Der/die/das EINE schickt sich selber immer wieder in verschiedenen Rollen und Gestalten auf die Bühne der Raumzeit. Und dann ist jeder Informationsfluss ein lebendiger Impuls des EINEN, der einst sagte. „Wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, dann bin ich mitten unter ihnen.“ – Franz Richter

 


 

 

Leserbriefe zu „Junge Lust am Gestrigen“ von Jens Balzer

 

In Ihrem Beitrag „Junge Lust am Gestrigen“ schreiben Sie unter anderem über den vielfach auf TikTok stattfindenden Trend „Dark Academia“. Offenbar bin ich, 48 Jahre, langsam etwas alt, aber die Beschreibung dieser dunklen Ästhetik löste in mir sogleich einen Reflex aus in der Art…ist doch nix Neues. Mit nahezu denselben Worten ließe sich die Gothic/Dark Wave-Szene und ihre ästhetischen Vorlieben seit Anfang der 90er Jahre umschreiben, wenn auch noch ohne Online-Profile und etwas mehr Schwerpunkt auf der Musik.

Bereits in den 90ern wurde in Szenemagazinen wie Zillo oder Orkus eine Vielzahl von ausufernden Bekanntschafts/Grußanzeigen geschaltet, in denen die jungen „Szeneanhänger*innen“ nach Gleichgesinnten suchten und ebenso Literaten und Philosophen wie Nietzsche, Schopenhauer, Kierkegaard, Goethe oder Oscar Wilde als ihre Interessen nannten. Hier und da gab es derartige Verweise auch bei einigen Bands: The Cure zitierten/verwiesen auf Kafka oder Camus, Bauhaus auf Nietzsche, Das Ich auf Gottfried Benn. Es gibt sogar eine Band names Goethes Erben, die ihren Stil mal als Musiktheater beschrieb. Ich mag mich irren, aber die Die Gothic-Szene wurde wohl

nie ersthaft im Feuilleton der großen Wochenzeitungen behandelt. Größtenteils vielleicht zu Recht, wie ich inzwischen finde: Zum Teil kitschiges, esoterisches Pathos, Weltschmerz und Abgründiges um seiner selbst Willen, elitärer Gestus und eine zu einseitige Welt-Einstellung. Dennoch: Vielleicht ist/war nicht alles schlecht daran. Die Beschäftigung junger Leute mit Klassikern der „ernsthaften“ Literatur und Philosophie, wenn auch z. T. aus Gründen eines Lebensgefühls, ist bestimmt nicht ohne Nutzen und einige wenige Musikformationen aus dem Bereich Post Punk/Gothic/Dark Wave mit einem gewissen Gehalt wären vielleicht doch mal eine (kritische) Behandlung in Die Zeit wert wie z. B. Joy Division, Bauhaus, ein wenig Cure oder Deine Lakaien aus Deutschland. – Okko Wilts

 

Ein interessanter Artikel ! Leider beschäftigt sich Jens Balzer zu sehr damit diese neue Bewegung über ihr modisches Äusseres zu definieren. Sollte die Hinwendung zu den alten griechischen, sowie den neuzeitlichen Philosophen wie Schopenhauer und Nietzsche tatsächlich eine Leitlinie der Dark Academia sein, ist dies ein faszinierender Kontrast zu einer aus Unerfahrenheit und Nichtwissen heraus verängstigten „Fridays for Future“-Jugend. Ein Umstand der mir durchaus Beachtungswürdig erscheint! Lässt es doch hoffen, daß hier eine Jugendbewegung entsteht, die sich erst einmal bildet, bevor sie laut, nach Veränderungen schreiend, auf der Straße herumläuft und die Schule schwänzt.

„Die Reiche der Zukunft sind die Reiche des Geistes.“; sagte dereinst Winston Churchill. Wenn dies eine Devise der Dark Academia sein sollte, könnte man tatsächlich annehmen, daß, durch die Teilnahme inländischen Protagonisten, für Deutschland in der Zukunft die Chance bestehen sollte nicht noch weiter in das Mittelmaß abzurutschen. Das unser Land wieder zu einer Schaffenskraft zurückfindet, für die man es in weiten Teilen der Welt (zu Recht) einmal bewundert hatte, als das Land der Dichter und Denker und der großartigen Ingenieursleistungen.

Zudem scheint die Bewegung das Potential zu haben diverse unterschiedliche Gruppierungen zusammenzuführen die bisher eher durch gegenseitige Ausgrenzung auffallen. Obwohl sich die Subkultur eher der historisch weißen Ästetik des literarischen Kanons der westlichen Welt widmet, interessieren sich auch People of Colour, sowie Immigrant*innen und Muslim*innen für die Dark Academia. Eine interessante Entwicklung zur globalen Verständigung, die notwendig sein wird um die aufkommenden Probleme der Menschheit in den Griff zu bekommen und letztendlich vielleicht sogar zu lösen. Mit etwas Glück könnte also mehr hinter Dark Academia stecken als nur ein neuer Modetrend. – Hans Hävekeuser

 


 

 

Leserbriefe zu „Kölle Schalom!“ von Anne Baum

 

Über acht Jahre war ich Ausgrabungsleiter in der Stadt Köln und konnte seit 2007 als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats die Ausgrabung des jüdischen Viertels um Synagoge und Mikwe verfolgen. Die intensive Bautätigkeit während des ganzen Mittelalters aber auch die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs waren auch hier als deutliche Störungshorizonte zu fassen. Der in ihnen zu findende, oft wenig frundreiche Schutt verleitete daher bei älteren Notgrabungen, ihn nur flüchtig zu untersuchen und als `Grabungsschutt´ für Rückfüllungen zu verwenden. Der Umsicht und Sorgfalt des in dem Artikel leider nicht genannten Grabungsleiters Dr. Sven Schütte ist es zu verdanken, dass dieser Schutt geborgen, gesiebt und die darin enthaltenen, unscheinbaren Bruchstücke von schiefernen Dachziegeln gewaschen wurden. Im Mai 2011 waren 16 687 Fragmente gesichtet.

Vor allem bei schräger Beleuchtung konnte man bei 151 Fragmenten eingeritze hebräische, deutsche und lateinische Texte sowie einige einfache Zeichnungen erkennen: Namenslisten, Schreibübungen aber auch Zeilen aus einem erotischen Ritterroman. Ein Fund, der einen einzigartigen, intimen Einblick in das alltägliche Leben des Kölner jüdischen Viertels gewährt und der zu den wichtigsten Ausstellungsobjekten des künftigen Jüdischen Museums gehören wird. (Lit: Sven Schütte, Marianne Gechter, Von der Ausgrabung zum Museum – Kölner Archäologie zwischen Rathaus und Praetorium, Köln 2011, S. 100-105. ISBN Nr. 978-3-9812541-0-5) – Prof. J. G. Deckers

 

Der Artikel von Frau Baum „Kölle Shalom!“ ist sehr interessant und gut geschrieben. Die Passage zum Laubhüttenfest ist aber sprachlich fehlerhaft. Der Feiertag heißt Sukkot – eine Laubhütte dagegen ist eine Sukkah. Der für die Riesenlaubhütte benutze hebräische Plural Sukkot würde bedeuten, dass es mehrere XXL Laubhütten gibt. – Nina Cohen

 


 

 

Leserbriefe zu „Was Mallorca von Malente trennt“ von Heinrich Wefing

 

„Ein solches Reiseverbot müsste konkret und nachweisbar gegen die Pandemie helfen…..,“ schreiben Sie in Ihrem Beitrag. Laut vieler Wissenschafler*innen hat der Klimawandel (verursacht durch Flugreisen, Fleischkonsum usw.) u.a. Pandemien zur Folge. Es wird wohl nicht viel nützen, nur diese Pandemie im Blick zu haben. Reisen mit dem Flugzeug sollten aus beruflichen Gründen erlaubt sein. Ansonsten sollte für jede/n ein begrenzetes Kontingent an Flugmeilen (zeitlich befristet, beispielsweise für einen Zeitraum von zehn Jahren) bezüglich Urlaube möglich sein. Würden wir uns freiwillig vernünftig verhalten, wären wir vermutlich gar nicht in dieser Situation. – Eva Gruber

 

Auch wenn mir die Lektüre Ihrer Zeitung auch an diesem Osterwochenende mal wieder große Freude bereitet hat angesichts der ausgewogenen und fundierten Berichterstattung, muss ich doch meinen Frust über die Entwicklungen der letzten Wochen in Form eines Leserbriefes loswerden: Darf die Bundesregierung Reiseverbote erlassen? Sie tut es de facto doch schon! Während sich Rechtsexperten noch darüber auslassen, dass Reiseverbote für urlaubswillige Mallorca-Reisende „juristisch heikel“ sind und aller „Rechtsgrundlage“ entbehren, habe ich bereits meine Reisepläne zu Ostern von Innsbruck/Tirol kommend nach Fulda/Hessen canceln müssen.

Grund: Zug fällt aus, behördliche Maßnahmen. Ich hatte mit meinem Arbeitgeber in Tirol bereits alles geregelt. 14 Tage Urlaub für die Quarantäne bei den Eltern in Hessen („Raustesten“ nicht erlaubt, weil vorhergehender Aufenthalt in einem „Virusmutationsgebiet“) waren genehmigt. Nach der Rückkehr wäre ich abermals zehn Tage in Quarantäne gewesen, hätte in der Zeit aus dem Homeoffice arbeiten dürfen. Und der Corona-Test vor der Ausreise aus Tirol war sowieso selbstredend.

Und dann wurden mit Mitte März die verschärften Einreisebestimmungen nochmal verlängert. Kein Zug querte zwischen 14. Februar bis 28. März die Grenze zwischen Tirol und Bayern. Wer kein Auto besitzt, kam in dieser Zeit aus Tirol nicht heraus, deutsche Staatsbürgerschaft hin oder her. Zeitgleich wurde aber darüber diskutiert, ob deutsche Flugreisende ihren Urlaub auf Malle wahrnehmen dürfen. Naja, zumindest eine Testpflicht nach der Rückkehr sollte eingeführt werden. Mit Verlaub, aber was soll dieser Pandemie-Schwachsinn?!

Seit einem Jahr nehme ich die Corona-Maßnahmen stoisch gelassen hin, sie dienen schließlich dem Allgemeinwohl. Lange habe ich auch sehnsüchtig über die Nordkette Richtung Deutschland geschaut, so viel gradliniger wirkten doch die Entscheidungen der deutschen Regierung, als sie das in meiner Wahlheimat Österreich sind. Aber mittlerweile kämpfe selbst ich, die ich an den demokratischen Staat und sein Funktionieren glaube wie andere an den Heilland, mit Wut im Bauch über diesen gewaltigen Mangel an Weitsicht, den unsere politischen Vertreter*innen dieser Tage beweisen. Egal, auf welcher Grundlage all diese Entscheidungen beruhen, sie machen für uns Bürger*innen nur noch bedingt Sinn. Und das empfinde ich offen gesagt als fatal. Mögen „die da oben“ doch bitte zur Räson kommen… – Carlotta Schlosser

 


 

 

Leserbriefe zu „Ganz schön viel Wumms“ von Kerstin Kohlenberg

 

Die Sache mit dem Alleinunterhalter Donald Trump, die hatte wenigstens noch eine gewisse Komik. Sein Nachfolger Joe Biden, der meint aber alles komischerweise ganz bierernst! Ohne Witz! – Riggi Schwarz

 

Die Rubrik vermittelt den Eindruck als habe es bisher In den USA kein Kinder- und Arbeitslosengeld gegeben. Das ist sachlich falsch: Unter Biden wurde es erhöht bzw anders strukturiert. Bitte um Korrektur. – H. Peter Krebs

 


 

 

Leserbrief zu „Belagert von der eigenen Armee“ von Jan Roß

 

Russland und Myanmar: Die neue Allianz der Autokraten Myanmar ist eng mit China verbündet, doch im Moment kann die Militärjunta vor allem auf Russland zählen. Wladimir Putin geht es um mehr als die Macht in dem Land. Aha so läuft der Hase der Westen wetzt wieder die Messer will das Land Myanmar an sich reißen militärisch und wirtschaftlich. Westmedien sind wieder voll mit Schlagseiten das Tausende Kinder erschossen wurden wird aber verheimlicht das es nicht Kinder sind die Brandbomben in ihren Rucksäcken haben wir müssen sofort einmarschieren. Der Ami setzt die ganze Welt in Brand nachher spielt er den Feuerwehrmann die Drecks Arbeit macht die CIA die alte Taktik des Amis so ist es auch mit Syrien. – Wolfgang Wahl

 


 

 

Leserbrief zu „»Ich kann Politiker nicht zur Vernunft zwingen«“. Gespräch mit Peter Maurer geführt von Lea Frehse

 

Die Überschrift dieses Beitrages weckte mein Interesse. Schliesslich träumen Politiker davon, den Politikern anderer Länder zu ihrer eigenen Vernunft zu zwingen. Das ist bisher in keinem Fall von außen gelungen. Trotzdem wird es immer wieder versucht, mit Worten, Sanktionen und sogar mit Gewalt. Diese Tatsache ist wohl dem Kulturschock geschuldet, den Politiker durch ihren ungeheuren Zuwachs an Macht erleiden. Dieser Umstand und der Politikbetrieb in der abgeschlossenen Welt der Macht scheint die eigene Vernunft ebenfalls einzuschränken. Die Selbstüberschätzung der Politiker zeigt sich darin, dass sie meinen, die inneren Verhältnisse anderer Länder erfassen und richtig deuten zu können. Das war stets ein Irrtum (Vietnam, Irak, Syrien, Libyen). Änderungen vollzogen sich stets von innen heraus (Sowjetunion, die osteuropäischen Länder, Südafrikanische Union, Algerien). – R. Renaux

 


 

 

Leserbrief zu „Gesprächsstoff: Hydroxylapatit“ von Katharina Menne

 

Es ist keine Schande etwas nicht zu verstehen, aber fuer eine Journalistin (besonders wenn diese „schwerpunktmäßig Wissenschafts- und Hochschulthemen bearbeitet“) es ist eine Todsuende, schlecht oder gar nicht recherchiertes Halbwissen zu veroeffentlichen. Und natuerlich fuer den/die (Ressort-)Verantwortliche(n), der/die sowas duldet. 27 mal 16 cm fuer eine hingepfuschte chemische Formel (das sollte es ja wohl sein?) und dahingeschwaetze 11 Zeilen Text – oje oje ojemine. Hydroxylapatit ist ein dreidimensionaler Festkoerper, den man nicht durch eine „pseudo-Formel“ wie im Blatt darstellen kann. Da stimmt auch gar nichts (zugegeben – immmerhin den Ladungsausgleich haben Sie hinbekommen).

Eine Suche im web haette Ihnen in wenigen Minuten Dutzende von serioesen Quellen geliefert (ich haenge mal eine auch schon ueber 20 Jahre alte Publikation hier dran, die zeigt, dasz schon die Strukturchemie bei weitem nicht so einfach ist, wie dargestellt. Von der Biomineralisation mal ganz abgesehen). Wenn man im Physik und Biologiestudium aufgepaszt hat, dann sollte eigentlich auch den Unterschied zwischen 2D und 3D kennen. Nein? Sehen Sie sich doch mal das anhaengende Bild an (produziert in 3 Minuten mit VESTA: http://jp-minerals.org/vesta/en/). Und Fragen kostet ja nichts.

Einen Chemiker Ihres Vertrauens finden Sie bestimmt unter www.uni-<irgendwo>.de. Vielleicht gabs im „Wissen“ Teil einfach noch ein groszes Loch, und man musste schnell noch irgendwas hineinpappen? „Schreibnse mal noch paar unterhaltsame Zeilen dazu, in 10 Minuten gehts dann in Druck“? No problemo. „Dem kann man mit Fluoriden aus der Zahnpasta vorbeugen“. „Wir nehmen einfach eine groeszere Schrift, dann faellt die Leere nicht so auf.“ So bitte nicht. Gibt es keinen Resortchef, der/die solche Plattitueden verhindert? „Gespraechsstoff“ kling gut. „Lachplatte“ trifft es besser. – Hubert Wadepohl

 


 

 

Leserbrief zu „Künstliche Winde“ von Tobias Timm

 

In der aktuellen Ausgabe der Zeit beschreibt Tobias Timm in dem Beitrag „Künstliche Winde“ einen Teil der aktuellen Debatte um das Museum des 20. Jahrhunderts in Berlin. Der Energieverbrauch des Gebäudes wird dort mit 450 Kilowatt pro m² und Jahr angegeben. Das ist ein wichtiger Hinweis, denn was im ersten Moment Common Sense zu sein scheint – nämlich die Tatsache, dass bei Gebäuden dieser kulturellen Tragweite, die Frage nach Energieeffizienz und Nachhaltigkeit in der Regel ausgeklammert werden kann- lohnt beim zweiten Blick einer vertieften Betrachtung: Diese Haltung folgt offensichtlich dem Narrativ, gestalterisch hochwertige, bedeutungsvolle Bauwerke, könnten nicht gleichzeitig ökologisch sein. Es herrscht noch immer die Meinung vor, übermäßige Anforderungen an Nachhaltigkeit schränkten die gestalterische Freiheit ein.

Ein Entwurfsprozess – vor allem bei hoch anspruchsvollen Gestaltungsaufgaben- könne ökologischen Fragen keine gesteigerte Aufmerksamkeit schenken. Was für ein Unsinn. Das widerspräche allem, was Architektur leisten kann und -in Anbetracht von Ressourcenverknappung und Klimawandel- auch leisten muss. Und gerade Gebäude von großer Sichtbarkeit und Relevanz, dürfen sich nicht auf wenige, selektierte Entwurfsparameter beschränken. Die Fragen an Städtebau, Ästhetik, Materialität, Raumklima, Gebäudetechnik und Klima- und Ressourcengerechtigkeit, stellen sich beim Entwickeln eines Gebäudes nicht nacheinander, sie sind vielmehr immanenter Bestandteil ihrer Selbst und müssen parallel verhandelt, synchronisiert und in Balance gebracht werden.

Wir müssen uns fragen, warum wir uns mit so wenig zufriedengeben? Der Entwurf hätte Beispiel sein können für das, was Architektur heute für die Zukunft leisten muss. Dann würde die Kunst des 20. Jahrhunderts in einem Gebäude des 21. Jahrhunderts präsentiert. Diese Chance wurde verpasst. Stattdessen wird das Museum nun, als ein Architektur-Relikt des vergangenen Jahrhunderts in die Geschichte eingehen. Das ist schade, denn die präsentierte Kunst wird auch Fragen an die Zukunft stellen, während das Gebäude in die Vergangenheit blickt. – Jörg Finkbeiner

 


 

 

Leserbrief zu „Alle mit allen verbinden“ von Bernhard Pörksen

 

Eine schöne Geschichte zu Ostern. Bernhard Pörksen skizziert „The Well“, eines der ersten sozialen Netzwerke, als etwas Ursprüngliches, gut und rein. Wie im Urchristentum mittels Zeugenberichten noch ein konkreter Bezug zu Jesus und seiner Auferstehung gegeben war, so lassen sich rund um die Entstehung von The Well wundersame authentische Geschichten erzählen. In beiden Fällen blicken wir auf eine erfolgreiche Globalisierung zurück, die zugleich in der Entfernung von den Ursprüngen jeweils auch Verfallsgeschichte ist. Ein Unterschied: Die Zeugen von The Well können heute noch befragt werden. Sie wirken wohl aber weniger durch Worte, vielmehr durch ihr gutes Beispiel. Bernhard Pörksen hat es aufgeschrieben. Eine Einladung zur Nachfolge. – Reinhard Koine

 


 

 

Leserbrief zu „Not made in Germany“ von Jana Luck

 

Es ist einfach zum Mäusemelken, die Made-in-Germany-Formel spielt höchstens nur noch die zweite Geige im weltweiten Pandemiekonzert. Wir feiern fröhliche Urständ in Good-Old-Corona-Germany und die Corona, eine frühere Eva, die lacht sich einen Ast im Adamskostüm und uns schallend aus. Wir alle machen einfach auf halblang mit FFP2 Made in China im Gesicht, werben weiter für die AstraZeneca-Verimpfung und freuen uns des Lebens. Das alles trotzdem noch so wunderbar klappt, wie es gerade klappt, das liegt an uns, vielleicht auch am Lockdown oder am Shutdown oder auch nur daran, dass wir alles so brav und lieb hinnehmen, wie es gerade befohlen wird.

Wären wir doch nur einmal so ein klitzekleines bißchen, so schlitzohrig, wie dieser brave Soldat Schwejk des tschechischen Schriftstellers Jaroslav Hasek:: „Das hab ich mir nicht gedacht, dass sie einen unschuldigen Menschen zu zehn Jahren verurteilen wern. Dass sie einen unschuldigen zu fünf Jahren verurteilt ham, das habe ich schon gehört, aber zehn, das is bißl viel.“ „Schwejk, Jesusmaria, Himmelherrgott, ich erschieß Sie, Sie Rind, Sie Ochs, Sie Idiot, Sie. Sind Sie blöd?“ „Melde gehorsamst, ich bin blöd, Herr Oberlajtnant.“ Zitate von Jaroslav Hasek (1883-1923) aus seinem Roman „Der brave Soldat Schwejk“. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Verdammt, wo bleibt die Ware?“ von Jens Tönnesmann

 

Am 18.2. habe ich Anzeige erstattet, weil mich jemand beim Kauf über ebay Kleinanzeigen betrogen hat. Die Polizei hat bis heute nicht geantwortet. ebay Kleinanzeigen hat jede Hilfe verweigert. Meine Bank hat das Geld kostenfrei zurück gebucht. Das habe ich der Bank des Betrügers zu verdanken. Fazit: Im Großen und Ganzen bekommt man als Geschädigter (fast) keine Hilfe. Da wundert es mich nicht, dass die Täter so zahlreich und rege sind.

Der Fairness halber sei gesagt, dass fast alle meine Käufe und Verkäufe über solche Plattformen reibungsfrei verlaufen sind. Dennoch bevorzuge ich Partner in der Nähe, damit Geld und Ware bei einem Treffen ausgetauscht werden können. Eine fehlende Anrede sehe ich nicht als verdächtig an. Nach meiner Erfahrung haben 98 % der Menschen, die mir im Internet begegnen keinerlei Kinderstube. Sie grüßen nicht, rotzen Satzfragmente hin und antworten einfach nicht. – Iman Schwäbe

 


 

 

Leserbrief zu „Love is in the air?“ von Karin Ceballos Betancur et al.

 

Sie muten ihren Lesern allerhand zu. Die Teenagerstory hätten sie sich sparen können. Oder fehlt es ihnen an Themen. Das kann ich mir aber nicht vorstellen. Gerade jetzt während der Corona-Pandemie. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „FOLGE 14: WER IST EIGENTLICH … Generalleutnant Tanneberger?“ von Gabriel Proedl

 

Mit diesem Artikel ist DIE ZEIT beim Boulevard und den Jokes zum 1. April angekommen. Bei sovile Ungereimheiten wurde man/ich geradezu mit der Nase darauf gestoßen, wie sich der Verfasser -nicht sehr überzeugend- bemühte, DDR-Historie zu verarbeiten. Ist der Verfasser das Pseudonym eines Redakteurs in Ihrem Hauss ? Leipziger Büro, wegen der Nähe zum damaligen Geschehen ? – Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbrief zu „Auf der Suche nach der verlorenen Passion“ von Wolfram Goertz

 

Danke für den interessanten Artikel! Stimmt die Vermutung, daß das Wiener Publikum um 1905 Mahler nicht als Dirigenten von Bachs gesistlichen Chorwerken leiden wollte, dann war es offenbar seiner Zeit voraus und stand schon mitten in unseren aktuellen Debatten um Identität, Identitätspolitik, Kultursenisbilität usw.: Wenn es problematisch ist, daß „Weiße“ Sushi und Tortillas zubereiten oder Texte schwarzer Autorinnen und Autoren übersetzen, dann konsequenterweise auch das, daß jemand mit jüdischen Wurzeln die Matthäuspassion dirigiert. – Simon Gerber

 


 

 

Leserbriefezum Wochenmarkt „FRÜHLINGSSUPPE MIT ERBSEN“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Die „ Frühlingssuppe mit Erbsen“ ist sicherlich köstlich und das Geschirr sieht wunderschön aus – leider wurde schon vor Jahren festgestellt, dass in der grünen Farbe auf dieser Art von Geschirr Blei enthalten ist. Daher sollte es nicht mit Lebensmitteln in Berührung kommen. – Dagmar Lerchner-Klein

 

Das war wieder ein tolles Rezept! Danke! – Birgitta Porfetye

 

Da Sie ja bekennenderweise aus Heidelberg stammen, erlaube ich mir, Sie aus eben dieser Stadt (in der wir seit mehr als 30 Jahren wohnen) herzlich zu grüssen und Ihnen ein paar schöne Ostertage zu wünschen! Seit langem lese ich Ihre Beiträge im ZEITmagazin und habe mich oft davon inspirieren lassen bzw. nachgekocht, was Sie vorgeschlagen haben! Haben Sie herzlichen Dank dafür! Die Ostersuppe gibt’s dann nächste Woche…. – Wolfgang Hagmann

 


 

 

Leserbriefezur Deutschlandkarte „KONFESSIONEN“ von Matthias Stolz im ZEIT Magazin

 

Religiöse Vermischung durch Heirat war nach Kirchenrecht lange verboten, so schreiben Sie. Es war verpönt, so habe ich es früher gehört. In der Zwischenzeit habe ich die Kirchenbücher eines Dorfes (Wiedensahl, dem Geburtsort von Wilhelm Busch) abgeschrieben und stieß dabei vereinzelt auf Mischehen: siehe unten und in der Anlage auf Seite 2. Es waren wohl eher „Durchreisende“, die nur kurze Zeit im Dorf sich aufhielten. Aber Mischehe war ab 1870 (oder früher?) möglich. Ein im Dorf geborener Heiratswilliger stieß im weiten Umkreis nur auf evangelisch Getaufte. Ein Handwerksgeselle aus dem Dorf hätte zwar auf seiner deutschlandweiten Wanderschaft katholische Mädchen kennenlernen können. Aber diejenigen, die in ihren Geburtsort zurückkehrten, brachten keine katholische Braut oder gar Frau mit. Erst im/ nach dem 2.Weltkrieg kamen viele Ausgebombte (u.a. aus Köln), Flüchtlinge und Vertriebene (insbesondere aus Schlesien) nach Wiedensahl, die „anders“ waren.

Ich selbst habe im Januar 1970 geheiratet. Meine Frau gehört zu einer sogenannten Sekte. Beim Standesamt war dies überhaupt kein Problem. Im Trau-Vorgespräch sprach der Pastor (der mich in meinen Jugendjahren kannte) zwar von einer Genehmigung („Formsache“), dies beeinflußte aber nicht das Gespräch. Der damalige Konventual in Loccum und spätere Landesbischof von Berlin, Martin Kruse, erteilte die Genehmigung – wie ich später erfuhr. – Adolf Ronnenberg

 

Ihre drei Deutschlandkarten, die die demographische Verteilung von Katholiken und Evangelischen in den letzten 120 Jahren dokumentieren, sind sehr aufschlussreich. Leider sind Ihnen im begleitenden Text zwei gravierende Fehler unterlaufen. 1. Nicht 1648 mit dem Westfälischen Frieden, sondern 1555 mit dem Augsburger Religionsfrieden wurde die konfessionelle Geschlossenheit der deutschen Territorien festgelegt. Die Landesherren hatten das Recht, sich für die altgläubige katholische oder die lutherische „Religion“ zu entscheiden, die Untertanen hatten dem Bekenntnis des Landesherren zu folgen. Doch sollten andersgläubige Untertanen ohne Schaden an Ehre und Gut mit Weib und Kind auswandern dürfen. 1648 wurde eben dieser Religionszwang beseitigt. Die Gewissensfreiheit wurtde in Geltung gesetzt.

Die Andersgläubigen konnten wohnen bleiben, allerdings durften sie ihre Konfession nur privatim in einem Bethaus ausüben oder in einer Hausandacht. 2. 1917 wurde in der katholischen Kirche mit dem Codex Juris Canonici das Kirchenrecht neu geordnet. Es verbot nicht die Mischehe zwischen Katholiken und Evangelischen, im Gegenteil: Es erlaubte sie, verbunden freilich mit mehreren Auflagen: Der evangelische Partner verpflichtete sich, vom katholischen Partner jede „Abfallsgefahr“ fernzuhalten, dieser war seinerseits verpflichtet,“in kluger Weise“ um die Konversion des Ehepartners „besorgt“ zu sein.

Beide mußten die katholische Taufe und Erziehung der Kinder versprechen. (c 1061f) 1970 – im Gefolge des 2. Vatikanischen Konzils – regelte Papst Paul VI. in seinem Motu proprio Matrimonia mixta die Mischehenfrage sehr viel liberaler. Dispens zur konfessionsverschiedenen Ehe wird erteilt, wenn sich der katholische Ehepartner bereit erklärt, „die Gefahren des Abfalls vom Glauben zu beseitigen“, und wenn er verspricht, sich nach Kräften zu bemühen, die Kinder in der katholischen Kirche taufen zu lassen und im katholischen Glauben zu erziehen, soweit das in seiner Ehe möglich ist. – Dr. Wolfgang Stoffels

 


 

 

Leserbrief zu „FAST ÜBERHÖRT“ von Nadine Redlich im ZEIT Magazin

 

In den letzten Wochen fand ich keine Zeit, um eben diese zu lesen. Was ich mir aber nicht habe nehmen lassen: Jede Woche im Magazin in „Fast überhört“ reinzuspinxen. Was soll ich sagen? Mein Geld ist allein dafür schon bestens angelegt. Immer wieder unfassbar komisch, menschlich, zum Kugeln, zeichnerisch auf den Punkt gebracht. Und immer auch ein bisschen Spiegel für mich selbst. Ein Lichtblick in diesen absurden Zeiten. Vielen, vielen Dank dafür! Und für alles andere natürlich auch … – Wiebke Joester

 


 

 

Leserbrief zu „Über glückliche Ignoranten und einen Weg, das Impfdebakel zu beenden“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Herr Martenstein schreibt: „Die Schwester der Ignoranz heißt übrigens Pragmatismus“ – So ist das mit dem Gendern und den vielen neuen Geschlechtern, die man in den letzten Jahren erfunden hat. Früher war DER Pragmatismus noch der Bruder der Ignoranz, heute ist er die Schwester. – Iman Schwäbe

 


 

 

Leserbrief zu „RAUMZAUBER“. Gespräch mit Beata Heuman geführt von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Vielen Dank für das interessante Interview mit Beata Heuman im aktuellen Zeitmagazin. Es ist immer ein Genuss, aktuelle Tendenzen von Innenarchitektur und Interior Design hier wort- und bildreich vorgestellt zu sehen. Als Lehrende der Innenarchitektur bin ich jedoch etwas bestürzt über die Leichtigkeit, mit der Sie mit den Begriffen Innenarchitektur, Design und Architektur umgehen. Und fühle mich daher „genötigt“, ein paar Dinge kurz anzumerken. „hier erklärt die Innenarchitektin…“ Beata Heuman ist als Interior Designerin tätig. Sie ist keine Innenarchitektin. Innenarchitekt*in ist (in Deutschland) ein geschützter Beruf (wie Architekt*in auch), der eine Eintragung in der Architektenkammer voraussetzt. Im Englischen man sie / kann sie sich selbstverständlich als Interior Designerin bezeichnen, da dort der Beruf nicht geschützt ist.

„Sie haben nie Design oder Architektur studiert“. Diese Frage ignoriert komplett (ebenso wie Beata Heumans Antwort), dass Innenarchitektur bzw. Interior Design ein eigener Studiengang ist, der für eine Tätigkeit in der Innenarchitektur/im Interior Design ausbildet. Auch wenn man diskutieren könnte, ob britische Interior Design Studiengänge raumgestalterischer orientiert sind als die auf den geschützten Beruf der Innenarchitekt*in hin ausbildenden Innenarchitekturstudiengänge in Deutschland, so haben beide eine lange Tradition und ein eigenständiges Profil gemeinsam, das sie von Architektur und Design unterscheidet.

Als kleinere Disziplin, die vor allem an Fach- und Kunsthochschulen unterrichtet wird, steht Innenarchitektur in Deutschland tendenziell im Schatten von Architektur und Design. Als großes und relevantes Medium wäre es schön, wenn die Berichterstattung im Zeitmagazin zu Entwicklungen und Orten, an denen Interior Design und Innenarchitektur eine große Strahlkraft haben, auch begrifflich noch deutlicher zu einer Stärkung der Sichtbarkeit und des Verständnisses dieser Disziplin beitragen könnte. – Prof. Dr. Carola Ebert

 


 

 

Leserbrief zu „ALLES MUSS WEG“ von Heike Faller im ZEIT Magazin

 

Woher wissen Sie, dass seit 10-15 Jahren die Menschen ihre Wohnungen aufgeräumt halten? Von den Fotos in den sogenannten sozialen Medien? Oder von Erhebungen oder Befragungen? Oder von den Beschäftigten in Speersort? Auf dem von mir verwalteten Grundstück sind aufgeräumte Wohnungen eindeutig in der Minderheit. Eher ältere Personen bemühen sich. Eine Mutter bedrängt ihren längst erwachsenen Sohn immer wieder, seine Sachen in Ordnung zu halten. In meinen bald 5 Jahrzehnten Verwaltertätigkeit hat der Hang zur Unordentlichkeit zugenommen, gerade bei den jeweils jungen Personen.

Heute haben auch Geringverdienende immer mehr Zeugs und schmeißen relativ wenig weg, so meine Beobachtung. Im erweiterten Kreis gibt es Personen, die einen Teil ihres Krimskrams in eine (Doppel-) Garage auslagern und bis fast unter die Decke stapeln. Für diese Personen ist die Hörzu, der Fokus, die Einkaufshilfe, die Tageszeitung von vor 20 bis 30 Jahren noch von Wert, kämen aber im Bedarfsfalle gar nicht an das gesuchte Objekt heran, da es irgendwo in dem großen Haufen liegt, ohne irgendein Regalsystem oder eine andere Ordnung; auf den Kisten steht von einer früheren Verwendung etwas anderes als Inhalt der Kiste ist.

Ich leere gerade einen 35m² großen Lagerraum, 2 -3 m hoch gespapelt, da der Ex-Mieter in über einem Jahr (Kündigung, Räumungsurteil, Gerichtsvollzieher) überhaupt nichts entfernt hat. Oder soll ich von dem Messi in der Nachbarschaft schreiben, der vor ein paar Jahren in seiner Wohnung verbrannte? Die Rettungskräfte kamen zunächst gar nicht an ihn heran. – Adolf Ronnenberg

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Ihr Artikel „Wir sind eben nicht so wichtig“ trieb mir die Tränen in die Augen – durchgehalten bis zum Schluss: „Papa, machst du mir trotzdem ein Pausenbrot?“ – danach war es vorbei. Das Gefühl von Ohmacht, Mitleid, das eigene Gefühl, was machen unsere Kinder (8.Klasse & EF/10.Klasse Gymnasium) durch? Was empfinden sie bei all den Festlegungen wie, wer und wann in die Schule gehen darf? Es schmerzt zu wissen, dass sie all die Begegnungen im Schulalltag, den „zufälligen“ Austausch, die ach‘ so nervigen Erlebnisse nicht erfahren dürfen. Digital? Online?

Ich habe Ihre Beschreibungen über Greta’s Schulzeit während der Pandemie sehr nachempfunden. Es hat mir in dem einen, letzten Moment gezeigt, wie sehr ich es vermisse – das Lachen, Genervtsein unserer Kinder, wenn sie aus der Schule kommen und sich auslassen über all die Unbequemlichkeiten, Kontakte, Erlebnisse – und dabei nie ahnen konnten wie es sein wird, wenn über allem ein Pandemieleben steht, dass ihnen die Freiheit des sozialen Miteinanders in ihrer Jugend nehmen wird: ihre Schulzeit. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute, bleiben Sie gesund und den Leser*Innen der Zeit erhalten. – Familie Kleindopf

 


 

 

Leserbrief zu „»Das war eine Exotenrolle«“. Gespräch mit Christoph Dieckmann geführt von Jana Hensel und Martin Machowecz in der Regionalausgabe ZEIT IM OSTEN

 

Herzlichen Dank für das Interview mit dem von mir hochgeschätzten Christoph Dieckmann. Seine Texte habe ich wegen ihrer klaren und einfachen, dabei nie simplen Sprache immer bewundert. Dieses Interview hat mir aber wieder bewusst gemacht wie froh ich war, dass die von mir schmerzlich erlebten Zeiten ideologischer Instrumentalisierung von Sprache vorbei zu sein schienen. Leider ein zugegebenermaßen etwas naiver Trugschluss. Trotzdem hatte ich gehofft, dass Ihre Redaktion standhaft genug und Ihre Autoren souverän genug wären, sich dem Diktat der political correctnesszu widersetzen. Die letzte Ausgabe der ZEIT hat mich nun aber endgültig eines Besseren belehrt. Also heißt es nach inzwischen wohl 25 Jahren Abschied nehmen. Die Kündigung des Abonnements ist bereits abgeschickt. – Hans-Christian Schink

 


 

 

Leserbrief zu „Der Güggeli-Boom“ von Sarah Jäggi in der Regionalausgabe ZEIT Schweiz

 

Im Artikel über Hühner heisst es: “Weil den Hühnern, anders als den Kühen, keine methanhaltigen Gase entweichen.” Aber Hühnerkot setzt Methan frei (Hackstein & Van Alen 1996, Saengkerdsub et al. 2007; was auch in Treibhausgas-Bilanzen berücksichtigt wird, z.B. ICPP 2006). Im Blinddarminhalt von Hühnern wurde in mehreren Studien Methan nachgewiesen (Marounek & Rada 1998; Marounek et al. 1999, Tsukahara & Ushida 2000, Saengkerdsub et al. 2006). Der Eindruck, dass bei der Hühner-Produktion überhaupt kein Methan anfällt, ist nicht korrekt. Bei der Beurteilung der Klimabilanz sollte auch eingehen, ob ein Tier mit für Menschen verzehrbarer Nahrung gemästet wird (z.B. Getreide) oder ob es für Menschen nicht verzehrbare Futter (z.B. Gras) verwertet.

Literatur: Hackstein JHP, Van Alen TA (1996) Fecal methanogens and vertebrate evolution. Evolution 50:559-572; IPCC (2006) Intergovernmental Panel on Climate Change. Guidelines for national greenhouse gas inventories. Vol. 4. Agriculture, forestry and other land use. Ch. 10. Emissions from Livestock and Manure Management. 10.1–10.87; Marounek M, Rada V (1998) Age effect on in vitro fermentation pattern and methane production in the caeca of chickens. Physiol Res 47:259-263; Marounek M, Suchorska O, Savka O (1999) Effect of substrate and feed antibiotics on in vitro production of volatile fatty acids and methane in caecal contents of chickens. Anim Feed Sci Technol 80:223-230; Saengkerdsub S, Kim WK, Anderson RC, Nisbet DJ, Ricke SC (2006) Effects of nitrocompounds and feedstuffs on in vitro methane production in chicken cecal contents and rumen fluid. Anaerobe 12:85-92;

Saengkerdsub S, Herrera P, Woodward CL, Anderson RC, Nisbet DJ, Ricke SC (2007) Detection of methane and quantification of methanogenic archaea in faeces from young broiler chickens using real‐time PCR. Lett Appl Microbiol 45:629-634; Tsukahara T, Ushida K (2000) Effects of animal or plant protein diets on cecal fermentaion in guinea pigs (Cavia porcellus), rats (Rattus norvegicus) and chicks (Gallus gallus domesticus). Comp Biochem Physiol A 127:139-146. – marcus clauss