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8. April 2021 – Ausgabe 15

 

Leserbriefe zu „Konservative Muslime in den Bundestag!“ von Bülent Güven

 

Anlässlich des o.a.Artikels ist mir wieder einmal aufgefallen, wie verbissen alle gesellschaftlichen und politischen Themen mit Religionen verbunden werden. Gab es da nicht die Trennung von Kirche und Staat? Und was ist aus den Rechten und Interessen der nicht glaubenden Bürgern geworden ? Die inzwischen seit Jahren schwindenden Zahlen der praktizierenden, bezw.derjenigen die auch die antiken Regeln eines Glaubens konsequent leben, stehen in keinem Verhältnis zu ihrer Medienpräsenz. Auch die Berichterstattung über Migranten erschöpft sich größtenteils in Diskussionen über religiöse Praktiken und Ansichten.

Leider auch in dieser Zeitung. Ich wünschte mir deutlich mehr Artikel,in denen auf die säkulare Ausrichtung unserer Demokratie geachtet wird und weniger auf die religiösen Hintergründe der Menschen. Wir möchten im Sinne der Gleichberechtigung den Begriff der Rasse aus dem Grundgesetz tilgen, reduzieren gleichzeitig aber alle Menschen auf ihre Religion. Vielleicht mögen Sie Ihre Artikel auch einmal aus der Sicht eines Atheisten lesen und bewerten? – Ines Hubold

 

Ich möchte gern die Muslime fragen, was sie über andere EU-Länder denken. Wenn sie das tun würden, werden sie sagen müssen, in Deutschland leben wir dagegen in einem Schlaraffenland. Und das ist wegen des Geldes geschuldet. Die Wahrheit bleibt, wie so oft, auf der Strecke. Deswegen wäre es ratsam, die Wohltaten nur an Einheimische zu zahlen, wie das andere Staaten auch tun. Damit wäre das Ausländerproblem gelöst.

P.S.: Das gibt es in keinem Staat in der EU. Frankreich schmeißt sie eher raus. Wer hätte das gedacht. Es war aber bitternötig. In einer bestimmten Region haben die Muslime ihren eigenen Staat gebildet. Deutschland sollte sich schleunigst auch dazu entschließen. Sonst werden sich die Deutschen nur noch als Randgesellschaft wiederfinden. – Gunter Knauer

 

Herr Güven nennt selbst den Grund für die Feststellung, dass wenige Menschen, die er als „Mitte Muslime“ bezeichnet, im Bundestag sitzen: Diese seien der Türkei „loyal verbunden“. Versteht es sich nicht von selbst, dass die Abgeordneten des Deutschen Bundestages der Bundesrepublik Deutschland loyal verbunden sein sollten? – Konstantin Chytiris

 

Ich habe ihren artikel mit interesse gelesen leider kann ich ihre standpunkte nicht teilen. ich weiss nicht welche staatsangehörigkeit sie haben, aber sie leben anscheinend lieber in Deutschland statt in der Türkei. das sehe ich positiv! sollten sie aber mit ihrer wahlheimat hadern, so steht es ihnen in deutschland ja absolut frei sich anders zu entscheiden. nur wenn sie und manche ihrer landsleute sich auf eine opferrolle zurückziehen wollen, so ist das wenig hilfreich, nicht für sie und nicht für uns. ich habe türkischstämmige, liebe,menschen in meinem umkreis und die sind nicht so weinerlich, die packen einfach an!! aber wenn sie mal in form eines t-kontos vergleichen, warum sie lieber in deutschland leben, sollte ihnen bei ihrem intellect sofort klar werden das die türkei mit ihrem jetzigen staatspräsidenten nur das prädikat “ diktatur “ und „nationalistichem staat“ bekommen kann. das ist nicht ihr fehler, aber auch hier gilt, wenn ihnen das angenehmer ist, dann s.o.!

nun noch meine meinung zu religiosität: weltethik? ja, immer!!!! aber religion, christlich, muslimisch, jüdisch, buddistisch und wie die anderen asiatischen und animistischen religionen heissen, sollten für einen aufgeklärten, intelligenten menschen keine rolle mehr spielen!!! bevor sie wieder weinerlich werden, denken sie bitte daran, sie konnten ihre meinung vor einem millionenpublikum ausbreiten, also nehme ich mir als individuum das recht ihnen meine meinung zu sagen. – klaus j clemens

 

Konservative, klerikale Muslime als U-Boote der etablierten Parteien in den Bundestag einziehen lassen, damit konservative muslimische Menschen eine Vertretung haben? Geht’s noch? Wir haben ein Grundgesetz, Parteiprogramme und Delegierte, die Kandidaten bestimmen. Der Arm der Türkei ist über Ditib in Deutschland eh zu lang. – T. Schilling

 

Vielen Dank für diese ehrliche Stellungnahme! Sicherlich können Muslime erwarten, dass die deutsche Mehrheitsbevölkerung akzeptiert, dass sie, soweit weiblich, Kopftuch tragen, wäre doch andernfalls die viel beschworene Toleranz gegenüber dem Islam lediglich eine Phrase. Dass jedoch die Zustimmung zur derzeitigen türkischen Politik im östlichen Mittelmeer und in Syrien gelinde gesagt ein erhebliches Karrierehindernis „in den etablierten Parteien“ darstellt, sollte wiederum Herr Güven akzeptieren. Sollte diese im Übrigen nicht konservative, sondern destruktive, türkische Außenpolitik tatsächlich unter in Deutschland lebenden Muslimen mehrheitsfähig sein, bleibt nur zu hoffen, dass diese „Mehrheitsmuslime“ von politischem Einfluss weiterhin ferngehalten bleiben. – Dr. Christian Schäfer

 

Eigentlich hat er ja Recht der Bülent Güven mit seiner Forderung. Voraussetzung wäre jedoch, dass jeder Muslim, der sich um ein öffentliches Amt bewirbt, vorher schriftlich erklären muss, dass für ihn, die Verfassung der BRD über allen islamischen Ge- und Verboten und der Scharia steht. Eigentlich hätte man von jedem Muslim, von jeder Muslima spätestens dann diese Erklärung abverlangen müssen, wenn sie unsere Staatsbürgerschaft begehren. Denn das ist ja gerade das Problem des Islam, dass viele seiner Prinzipien mit unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung nicht vereinbar sind. – Rolf Schülli

 

Ein türkischer sogenannter Mitte-Muslim muss natürlich seine Religion ausüben dürfen und seine Frau darf auch Kopftuch tragen, wenn sie selbst davon überzeugt ist. Aber von einem Vermittler erwartet man auch überzeugte Kritik an einem Präsidenten Erdogan, der alle Menschenrechte mit Füßen tritt und Deutschland und seine Repräsentanten aufs Übelste beleidigt hat. – W. Scheer

 

Konservative Muslime in den Bundestag! Noch haben wir die Bilder im Kopf wie Erdogan unsere Europäische Komissionspräsidentin auf einem Sofa platziert, da muss ich auch noch diesen Artikel in der Zeit lesen. Die Frage, wer sich hier eigentlich mehr blamiert hat: Frau von der Leyen, weil sie sich diese Respektlosigkeit gefallen lässt oder Erdogan, weil er immer wieder die gleichen Spielchen versucht, selber Wertschätzung fordert, mit Abwertung aber nicht nur europäische Spitzenpolitiker behandelt sondern auch noch die letzten demokratischen Strukturen in seinem Land zerschlägt. Dass die Istanbulkonvention, die Frauen schützen sollte ihm dabei nicht passend für sein Land erschien, wen wundert es…..

Und diesen konservativen Strukturen soll jetzt über Einbeziehung von mehr konservativen Muslimen in den Bundestag mehr Stimmrecht verschafft werden?? Herr Güven versteht sich als der AKP nahestehend aber nicht als Erdogan Lobbyisten und kreiert für sich den Begriff des „Mitte-Muslimen“. Nein danke! Die katholische Kirche stellt sich gerade als eine von Machtmissbrauch, Frauenhass und Missbrauch von Kindern zerrüttete, überlebte Institution dar. Was einige Politiker nicht daran hindert, sich als Zugehörige zu outen. Ich fordere ein Land in dem mehr Laizität gelebt, denn patriarchale Religiösität geheuchelt wird. Und im Bundestag möchte ich keine Diskussionen, ob Kinder, weil sie weiblichen Geschlechts sind, vom Schwimmunterricht befreit werden können und ob das Heiratsalter der türkischen Kultur entsprechend doch wieder auf 14 Jahre gesenkt werden muss.

Von meiner Sichtweise ist Herr Güven nicht in der Mitte sondern ziemlich weit rechts und dabei zu versuchen, das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Wir haben ein Grundgesetz, in dem Frauen und Männer gleichberechtigt sind. In den letzten Jahren bin ich häufig gefordert und auch aufgefordert dieses Grundgesetz zu verteidigen. Es sind die Religionen und auch der Islam, die das Rad zurückdrehen will was Gleichberechtigung, den Schutz von Frauen und Kindern, Humanität auch gegenüber Tieren angeht. Unser Grundgesetz garantiert die Religionsfreiheit. Religion kann im Privatbereich zelebriert werden. Ich möchte keine religiös begründete Gesetzgebung im Parlament der BRD! Von keiner Religion!

Ich fühle mich bedroht von Scharia Rechtssprechungen, ich möchte nicht im Mittelalter landen. Nein, ich erlebe, die Mehrzahl der Muslime ist nicht der Meinung von Herr Güven. Viele fühlen sich von konservativen Ummamitgliedern unter Druck gesetzt und bedroht. Oft werde ich von Muslimen angesprochen weshalb wir die Mädchen in der Schule und in der Pubertät nicht mehr schützen und ihnen nicht die Möglicheit geben in diesem Land gleichberechtigt und frei wie ihre Brüder zu leben. Ich schätze deshalb die säkularen Muslime, die sich auch kritisch mit ihrer Religion auseinandersetzen und das Grundgesetz als die Basis dieser Gesellschaft akzeptieren. Wenn Herr Güven meint wir müssten hier als Gesellschaft unsere Wir- Vorstellungen weiten, so lade ich herzlich dazu ein doch bei sich selber zu beginnen. ( Hier ist in den letzten Jahren so viel geweitet worden, das einiges mir schon gefährlich ausgeleiert erscheint. Ich denke da an die Dehnbarkeit des GG…..)

Der innerer Spagat des Herrn Güven zwischen AKP Nähe und Kritik an dem Einwanderungsland BRD lässt einige unreflektierte blinde Flecken vermuten. Herr Güven befindet sich in einem Land, in dem Vielfalt möglich ist, sicher hat er Gründe hier zu leben und nicht in der Türkei. Mögen er die Freiheiten nutzen, Unzulänglichkeiten verzeihen, dankbar sein für Demokratie, Menschenrechte, Tierschutz und auch dafür seine Meinung in dieser Zeitung veröffentlicht zu wissen. Dankbarkeit weitet auch das Denken und macht zufrieden. – B. Sentker

 

Es ist nett von Ihnen, in der letzten ZEIT-Ausgabe vom 8. April Herrn Güven Gelegenheit gegeben zu haben, seine Meinung zur Repräsentation der sogenannten „Mitte-Muslime“ zu äußern; und es ist gut, dass das im Ressort STREIT geschieht. Denn seine Position verlangt einen Widerspruch. Zunächst weicht Herr Güven lange Klagen hindurch der Frage aus, warum denn wohl diejenigen, die er „Mitte-Muslime“ nennt, so wenig in Politik und Medien repräsentiert sind. In seinem letzten Absatz gibt er sich aber dann doch ungewollt die Antwort darauf – durch einen Widerspruch, der ihm unterläuft:

Er fordert von Deutschland, „eine weltoffene, plurale und demokratische Gesellschaft zu sein“; und das sei nur gewährleistet durch eine stärkere Beteiligung konservativer Muslime. Es ist bezeichnend, dass ihm der darin liegende Widerspruch nicht auffällt; denn der konservative, der politische Islam, dem er anhängt, ist das Gegenteil von weltoffen, plural und demokratisch. Allein schon durch sein erratisches Gottesbild, das sich fundamental vom christlichen unterscheidet, ist diese Denkart des Islam nicht in der Lage, die Werte zu begründen, die Herr Güven für sich einfordert. Eine Gesellschaft, die solchen Strömungen mehr Repräsentation bietet, wird nicht mehr lange eine „weltoffene, plurale und demokratische“ sein. – Joachim Schieb

 

Seit fünf Jahren stehe ich im Kontakt mit Migranten aus Ländern, die vom politischen Islam beherrscht werden. Hier erteile ich Sprachunterricht und helfe in verschiedenen Fragen des Alltags. Mit einigen von ihnen bin ich über viele Jahre befreundet. Wir tauschen uns auch über die Wirklichkeit des Lebens in ihren Herkunftsländern aus. Ihrer Forderung, konservative Muslime gehören in den Bundestag, kann ich mich nicht anschliessen. Dagegen steht, dass Deutschland zwar durch die Herrschaft des Christentums in seiner Geschichte geprägt wurde, dennoch heute ein säkularer Staat ist.

Nicht die Religionen bestimmen unsere Gesellschaft, sondern die Freiheit des einzelnen Bürgers, des Individuums, die dort endet, wo andere Menschen in ihren eigenen Freiheiten eingeschränkt werden. Niemand hat das Recht, Sonderrechte für dich oder für eine Gruppe zu beanspruchen. Woher leiten Sie den Anspruch ab, dass konservative Muslime, insbesondere Freunde Erdogans in den Bundestag gehören? Wir leben nicht unter der Alleinherrschaft eines Einzelnen (Sultan, Kaiser, König Präsidenten oder Diktators, sondern in einer Demokratie. Die mit Symbolen öffentlich bekundeten Sympathien des Präsidenten Erdogan für die Moslembruderschaft, die türkischen Grauen Wölfe und sein Umgang mit den Menschenrechten finden keine breite Zustimmung in der deutschen Gesellschaft. Nicht alle Türkinnen und Türken kommen nach Deutschland, weil sie den gesellschaftlichen Verhältnissen in der Türkei entfliehen wollen. Die hiesige soziale Versorgung und andere wirtschaftliche Überlegungen sind ebenfalls Anlass, die Türkei zu verlassen.

Dass die Islamisten und die Befürworter des Islamischen Staates ihre Wurzeln im konservativen Islam haben, ist bekannt. Jeder kann das nachvollziehen, wenn er sich mit der Religion des Islam und mit dem Koran beschäftigt. Wenn der politische Islam hier keine Mehrheiten findet, müssen Sie sich damit abfinden. Das sind die Regeln der Demokratie. Weder der Bundespräsident Steinmeier, noch die Bundeskanzlerin haben die Macht eines Herrn Erdogan, Parteien oder Gruppen in den Bundestag zu holen oder als Feinde des Staates auszuschließen. Die Männer unter den konservativen Muslimen stellen den sehr dehnbaren Begriff der Ehre über die Menschenrechte des Individuums, insbesondere die der Frau. Das bedeutet für Deutsche einen Schritt zurück in die Zeit vor mehr als dreihundert Jahren. Die Mehrheit der Menschen will das nicht. Deshalb verbieten das auch die heute geltenden Gesetze.

Die gesellschaftliche Entwicklung in Mitteleuropa führte vor mehr als dreihundert Jahren zum Prozess der Aufklärung, zur Befreiung von der Herrschaft der der Religion über den Staat und die Gesellschaft. Das ist der Grund, warum die deutsche Gesellschaft Necla Kelek, Seyran Ates, Abdel-Hakim Ourghi, Muhanad Khorchide, Nasr Abu Zaid, Ahmed Mansour, Hamed Abdel-Samad und viele andere Muslime der deutschen Gesellschaft näher stehen als konservative Hassprediger in einigen Moscheen in Deutschland. Da der dehnbare Begriff der Ehre im besonderen Maße bei konservativen muslimischen Männern über die Menschenrechte des Individuums gestellt wird

Glauben Sie, dass den Vorstellungen der konservativen Muslime von den Menschenrechten, von der Stellung der Frau in der Gesellschaft in Deutschland mehrheitlich zugestimmt wird? Da Sie offensichtlich die deutsche Geschichte kennen, wissen Sie, dass es hier bereits sehr lange Einwanderung gab. Hugenotten, Polnische Bergarbeiter, niederländische Siedler, Italiener, alle haben sich in die hiesige Gesellschaft integriert. Es gibt genügend Beispiele, wo Zuwanderer in bedeutende politische Ämter gewählt wurden. Beim Blick in das Örtliche Telefonbuch wird diese Tatsache an den vielen polnischen und französischen Familiennamen deutlich. – R. Renaux

 

Leider unterschlägt Bülent Güven ein paar Grundsätze seines Klientels der konservativen, streng-religiösen Türk*innen wie totale Intoleranz gegenüber religiösen und nationalen Minderheiten; Verehrung für einen der schlimmsten Despoten des 21. Jahrhunderts sowie Leugnung von Völkermord (an den Armeniern und Assyrer/Aramäern). Gerade aufgrund der deutschen Geschichte finde ich den Einzug von Völkermord-Leugnern in die Parlamente keinen Ausdruck von Toleranz und Weltoffenheit. (Autor des Buches „Die Opferrolle. Der Islam, seine Selbstinszenierung und die Werte der Aufklärung“:) – Klemens Ludwig

 

Eine politische Unterrepräsentation der großen Zahl von Muslimen in Deutschland ist problematisch. Deshalb ist politisches Engagement von Muslimen wichtig und zu begrüßen. Herr Güven beleuchtet jedoch leider nur seinen Blickwinkel und blendet aus, dass es im Kern nicht um die Frage geht ob jemand (praktizierender) Muslim ist oder nicht. Das von ihm genannte Beispiel der Türkei zeigt m.E. das gesamte Konfliktfeld aber auch worin die Lösung bestehen sollte. Die türkische Politik, dominiert durch Präsident Erdogan, zeichnet sich durch massive Beleidigungen, Provokation, Aggression und Werte aus die in krassem Gegensatz zu denen Deutschlands stehen. Jüngstes Beispiel: Eklat im Umgang mit der EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen.

Wenn sich viele Türken oder türkischstämmige Deutsche bei uns zu ihm, seinen Werten und seiner Politik loyal erklären steht dies im krassen Gegensatz zu Deutschland mit seinen Werten und seiner Politik. Aus diesem Widerspruch entsteht Misstrauen und ohne Vertrauen kann doch niemand ernsthaft auf (politische) Unterstützung setzen bzw. diese einfordern. Diesen Widerspruch können nur die betroffenen Menschen auflösen, in dem sie glaubhaft machen, dass sie dem Land in dem sie leben (Deutschland) gegenüber loyal sind und, dass man ihnen vertrauen kann. Andererseits liegt es an uns allen nicht zu generalisieren und allen Deutschen (politische) Teilhabe zu ermöglichen, ganz egal ob sie konservative Muslime oder sonst was sind. – Dr. Jan Wölz

 

WOHLFEILES WUNSCHDENKEN. Ein wohlfeiler Herr Güven, seines Zeichens bis vor kurzem Vizevorsitzender der der AKP von Erdogan nahestehenden Union Internationalen Demokraten (UID), allein letzteres schon ein Euphemismus der besonderen Art, sieht in Islam- Kritikerinnen, wie Necla Kelek und Seyran Ates, die selbst Musliminnen sind, eine Vergiftung der gesellschaftlichen Athmosphäre im Land. Die Kausalität wird von solchen türkischstämmigen Politikern einfach auf den Kopf gestellt, und man erwartet tatsächlich, dass die deutsche Öffentlichkeit das auch so sieht. Wie lebens- und realitätsfern gehen solche Leute durch’s Leben ?

Grundätzlich scheint für sie zu gelten: Was die türkische Regierung tut, ist per se gut ! Hilft es wirklich, sich als „Mitte-Muslim“, der religiös und seinem Herkunftsland emotional bis loyal verbunden ist, vermutlich mit Doppelpaß ausgestattet, der Teilnahme am deutschen parlamentarischen System zu empfehlen ? Dazu bedarf es m.E. vor allem eines deutlich artikulierten Abstands vom türkischen Alleinherrscher, sowie Loyalität und emotionale Verbundenheit mit Deutschland, weil solche „Mitte“-Muslime ansonsten jeden Anspruch auf politisches Mitspracherecht auf parlamentarischer Ebene verwirkt haben. In welcher deutschen Partei möchte Herr Güven denn wohl mit seiner Nähe zu Erdogan reüssieren ? – Thomas Schröder

 

Herr Bülent Güven wünscht sich eine intensivere Beteiligung von türkisch stämmigen Personen in den deutschen politischen und parlamentarischen Gremien, insbesondere im Bundestag. Er beklagt vor allem, dass Muslime nicht dem Anteil der muslimischen Bevölkerung entsprechend an der politischen Willensbildung beteiligt werden. Die Gründe dafür kennt und benennt er auch: Das Vertrauen in die politische Führung der Türkei ist für mich und praktisch alle Mitbürger in Deutschland diskreditiert. Da auch die Moschee-Gemeinden durch den Einfluß der DITIB vom türkischen Staat gelenkt wird, kann auch in diesem Punkt kein Vertrauen aufgebaut werden.

Ich kann verstehen, dass Herr Güven aufgrund seiner Vita – in der Türkei aufgewachsen – und scheinbar wenig in der deutschen neuen „Heimat“ integriert, sich in Deutschland fremd fühlt, vieleicht sogar angefeindet. Ich selbst habe in den siebziger Jahren noch zu Zeiten des Apartheid Regimes in Südafrika gelebt und habe damals auch auf zwei Schutern tragen müssen. Um sein Problem zu lösen, sucht er einen Weg. Den benennt er: „Als Mitte-Muslim türkisch-stämmig, religiös und seinem Herkunftsland emotional bis loyal verbunden“. Was bitteschön ist „Mitte-Muslim“? Ein bischen Islam?

Aber da Herr Güven auch tolerante und integrations willige Muslime wie die Frauen Kelek und Ates als „islamkritisch“ ablehnt , bleibt als Alternative nur, dass der Islam sich erst weiter ausbreiten muss, was natürlich Wasser auf die Mühlen von AFD und Co. wäre. Die vorherrschende Stömung des Islam und so wird es uns durch den türkischen Erdogan vorgeführt, kommt einer totalitären Ideologie gleich, die in alle Lebensbereiche eingreift. So erachten Muslime oftmals ihr religiöses Regelwerk als bindender als das Grundgesetz. Wie soll da Vertrauen zu den Muslimen entstehen, um ihnen politische Verantwortung zu übertragen? – Norbert Wohlfahrt

 

Wieso geben Sie dieser Aufforderung so viel Raum? Ich brauche keine konservativen Muslime im Bundestag. Oder wollen Sie auch konservative Christen im Bundestag? Jeder, der hier lebt muss wissen, dass Religion in der Politik keine große Rolle spielen sollte, auch wenn einige Abgeordnete religös sein sollten. Wenn Herr Güven meint, dass konservative Muslime in den Bundestag gehören, muss er sich selbst drum kümmern und das genauso machen wie ich es machen müsste, wenn ich in den Bundestag wollte: in eine Partei eintreten oder eine gründen, und dafür sorgen, dass ich die nötige Mehrheit bekomme.

Bekomme ich die nicht, habe ich im Bundestag nichts verloren. Dann bleibe ich halt angeblich unterrepräsentiert, was ja meist nur ein Gefühl der Zu-kurz-gekommenen ist. Also, er kann es nach unseren demokratischen Regeln versuchen. Das Recht steht ihm ohne Zweifel zu, aber nur so! In der gleichen Ausgabe Ihrer Zeitung würdigen Sie den großen Theologen Hans Küng, über den man sich kräftig streiten kann, nur mit einem Einspalter. Wer lesen kann, der lese… – Wolfgang Reiffer

 

Ich finde es wunderbar, wenn sich die Deutschen türkischstämmige Politiker möglichst Erdogan-feindlich und islamkritisch wünschen. Was denn sonst? Die Politik des türkischen Präsidenten verletzt die Menschenrechte in mehrfacher Hinsicht, angefangen mit den willkürlichen Verhaftungen von Journalisten und Oppositionspolitiker bis zum Einmarsch in kurdische Gebiete in Syrien und Unterstützung von islamistischen Milizen, um nur die wichtigsten Punkte zu nennen. Wie Umfragen zeigen, stellt eine sehr große Anzahl der in Deutschland lebenden Muslime die Scharia über das Grundgesetz.

Und da wundert sich Bülent Güven, dass eine skeptische Haltung gegenüber seinen sogenannten “ Mitte-Muslimen“, seiner der AKP nahestehenden und streng islamischen politischen Gruppierung besteht. Die Vorbehalte sind insbesondere berechtigt, wenn man die Definition Bülent`s für „Mitte-Muslime“ hört: türkisch-stämmig, religiös und ihrem Herkuftsland emotional bis loyal verbunden. Es gibt genügend Beispiele, dass Migranten -auch Muslime- in der Politik Karierre machen können nach den Spielregeln der Demokratie, weshalb sich dieser Beitrag selbst entlarvt. – Hans Dieter Wolf

 

Vielen Argumenten des o. g. Artikels kann ich zustimmen. Wenn jedoch der Autor als Funktionär der „Union Internationaler Demokraten“ ausgerechnet die Akzeptanz unserer türkischen Mitbürger für ihren Staatsapräsidenten Erdogan einfordert, macht mich das fassungslos. Ist ihm wirklich nicht bekannt, dass Erdogan seit Jahren immer mehr demokratische Grundrechte abbaut, den türkischen Richtern ihre Unabhängigkeit raubt und den Rechtsstaat und die eigene türkische Verfassung mit Füßen tritt? Eine kritische Haltung gegenüber diesem Staatsoberhaupt mit einer antitürkischen Einstellung zu verwechseln zeugt wirklich nicht von ausreichendem Differenzierungsvermögen. – Dr. Horst-A. Kukuck

 

Die SPD in Hamburg ist nur zu beglückwünschen, dass sie Bülent Güven nicht als Kandidaten für die Bürgerschaftswahl aufgestellt hat. Seine Auffassungen sind mit der verfassten Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland unvereinbar. Bei uns gilt die Trennung von Staat und Kirche. Für die Volksvertretungen sollten Bewerber nach ihrem Einsatz für die Interessen aller Bürger aufgestellt und gewählt werden werden und nicht nach denen einzelner Religionsgemeinschaften. Ein Mann, der im türkischen Präsidenten Erdogan keinen Diktator sieht, gehört nicht als Volksvertreter in unsere demokratischen Institutionen. – Dr.-Ing. Peter Güldenpfennig

 

Kann man dem ehemaligen Vizevorsitzenden der Union internationaler Demokraten UID, einer Vorfeld- und Lobby-Organisation der türkischen Regierungspartei AKP, die Selbstbezeichnung als konservativer Muslim durchgehen lassen? Nach der Einschätzung des Bundesamtes für Verfassungsschutz sind die Ziele der UID unvereinbar mit unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Die AKP hat mit als Grundlage die Gehorsamsideologie der türkischen Muslim-Brüder (Millî Görüş).

Diese Gehorsamsideologie ist Teil des durch die Kalifen aus Machtinteressen manipulierten Islam. Bis heute ist sie in der patriarchalen islamischen Gesellschaft stark verankert. Wir haben vor rund 40zig Jahren eine junge Türkin bei uns aufgenommen und abgeschirmt, die die Selbstermächtigung geprobt hat. Deshalb haben wir Erfahrung mit der patriarchalen islamischen Gesellschaft, die nicht nur bei den frommen Muslimen verbreitet ist. Unsere bundesrepublikanische Gesellschaft fußt auf den Prinzipien der Aufklärung. Die befreiende Emanzipation aus kollektiven Zwängen und damit die Selbstermächtigung des Individuums gehören zu unseren zivilisatorischen Errungenschaften.

Die Zahlenangabe, dass 70% der türkischen Migranten fromme Muslime sind ist schlicht falsch. In Baden-Württemberg gehören ungefähr 16% (Studie 2018) einer Moschee-Gemeinde an. Beim Rest handelt es sich um Kultur-Muslime, vergleichbar den Karfreitagschristen bei den beiden christlichen Kirchen. Einen Bundestagskandidaten der den reaktionären politischen Islam der Muslim-Brüder und der AKP vertritt kann eine demokratische Partei aus Selbstachtung nicht aufstellen. – Ulrich Soller

 

Sie tragen Ihre Forderung vehement vor und meinen damit „Mittel-Muslime“, die Sie als türkischstämmige religiöse Deutsche beschreiben, die ihrem Heimatland emotional bis loyal verbunden sind. Dagegen ist nichts einzuwenden; aber zu einer politischen Agenda dieser Mittel-Muslime äußern Sie sich nicht konkret. Stattdessen unterstellen Sie „den“ Deutschen, dass sie sich türkischstämmige Politiker möglichst Erdogan-feindlich und islamkritisch wünschen. Ihrer Meinung nach sind türkischstämmige Mandatsträger überproportional aus der Gruppe der Aleviten und Kurden vertreten. Warum stört Sie das so sehr?

Dafür aber kein einziges kritisches Wort an der Politik von Präsident Erdogan. Das hinterlässt bei mir leider viele Fragen, welche Politik Sie im Bundestag von türkischstämmigen Politikerinnen und Politkern vertreten sehen wollen. Ich stamme aus der liberalen Mitte und halte es für durchaus legitim, sich kritisch zu Erdogans Politik zu äußern. Das hat nichts mit Feindlichkeit zu tun und ich halte es für ebenso legitim, ihn eben nicht als Repräsentanten einer liberalen Demokratie zu sehen. Und der jüngste Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention dürfte nicht nur aus der Sicht jeder Frau kritikwürdig sein (nur ein Beispiel).

Ich bedauere es übrigens genauso sehr wie Sie, dass sich offenbar gerade muslimische (türkischstämmige) Jugendliche ausgegrenzt fühlen und manche von ihnen sogar aggressive Minderwertigkeitskomplexe entwickeln, so sollte es nicht sein. Einige Gründe dafür nennen Sie. Aber man sollte auch hier einen Blick auf den Einfluss von Präsident Erdogans werfen. Ich erinnere an seine unsäglichen Nazi – Vergleiche auch in Richtung Deutschland oder auch an seine teilweise unerträglich respektlosen Äußerungen zu deutschen (türkischstämmig oder auch nicht) Politikerinnen und Politikern. Aus meiner Sicht trägt auch er damit zu einer Entfremdung von Jugendlichen von dem Land, in dem sie geboren und aufgewachsen sind, bei. Für mich persönlich spielt es übrigens keine Rolle, ob Mandatsträger glauben (oder auch nicht) oder welcher Religion sie sich zugehörig fühlen. Mir geht es um die Politik, die sie vertreten. – Regina Stock

 

Zum Beitrag Ihres Autors Bülent Güven einige Anmerkungen: Als Tareq Alaows seine Kandidatur in einem Wahlkreis meiner Heimat bekannt gab bzw, bekannt geben ließ, war er kein deutscher Staatsbürger und er ist es meines Wissens immer noch nicht. Zudem sollte er von den Grünen in einem Wahlkreis nominiert werden, den er nicht kennt und in dem ihn niemand kennt. Das alles finde ich bemerkenswert und vermittelt stark den Eindruck eines wohlinszenierten Medienereignisses. Und dann zu den Anmerkungen ihres Autors Güven, ihn selbst betreffend:

Nein, ein in Deutschland lebender Mensch mit Migrationserfahrung muss nicht notwendig das Land, das er verlassen hat, kritisch betrachten. Ein demokratischer Politiker, der sich um ein Mandat im Bundestag oder einem anderen beliebigen Parlament Deutschlands bewirbt, sollte allerdings, so ich ihn wählen soll, fähig sein, die aktuellen Zustände in der Türkei als bedenklich zu bewerten. Das hat nichts mit Diskriminierung und der Frage zu tun, ob er oder seine Vorfahen einstmals aus der Türkei stammen.

Die Gründe für eine solche von mir als Wähler eingefordertem Haltung sind aufgrund der dortigen Menschenrechtsslage ebenso eindeutig wie vielfältig, dass ich sie hier im einzelnen nicht erörtern kann. Und was die Frage des Kopftuches betrifft: Warum trägt er es nicht auch, wenn seine Frau es tut. Aus meiner Sicht ist das Kopftuch ein fragwürdiges Symbol sexistischer Diskriminierung. Guven mag und darf das anders sehen. Aber er sollte meine Sicht nicht mit dem Verdacht auf eine migrationsspezifische oder islamophobische Disktiminierung einer möglichen Kandidatur verknüpfen. – Dr- Martin Wachtel

 

Nach einigen Äußerungen von Herrn Güven in diesem Artikel, der sich selbst als Mitte-Muslim bezeichnet, kommen Zweifel auf: Würden Mitte-Muslime ihren Frauen grundsätzlich politische Betätigung erlauben oder ihnen wenigstens zugestehen, politisch in Erscheinung zu treten? Würden sie sich dafür einsetzen, dass in Moscheen grundsätzlich auf Deutsch gepredigt wird? Würden sie sich für ein Kopftuchverbot von minderjährigen Musliminnen in Schulen einsetzen?

Steht für Mitte-Muslime das Grundgesetz über der Religion? Sollten sie um deutliche Antworten verlegen sein, sollte klar sein, dass Mitte-Muslime noch an sich arbeiten müssten, um besser im Bundestag sichtbar zu werden. Keine klaren Positionierungen in solchen Fragen sind es auch, die dem rechten Spektrum Protestwähler zuführen. Die von Herrn Güven abgelehnte Türkin Necla Kelek zeigt, wie ein wirklicher Mitte-Islam aussehen könnte. – Jörg Weddigen

 

Ich bin als ein Alevit und als sozial demokrat aus Hamburg sehr irritiert,dass ein Akp-Lobbyst und Islamist Bülent Güven aus Hamburg sein Propaganda unter dem Deckmantel „konservativer Muslim“ bei der Zeitung die Zeit treiben kann. Als ein Akp-Politiker(er hatte sich bei der akp beworben um als Bürgermeister,später Abgeordnetenkandidat der akp aufgestellt zu werden) teilt er nicht die universallen Werten der Sozialdemokratie. SeinePartei Akp diskriminiert systematisch und rassistisch Aleviten,Kurden und kooperiert mit rechtsradikalen Grauen Wölfen. Auchauf dem deutschen Boden versuchte die Akp-Regierung es zu verhindern,dass die Alevitische Gemeinde in Deutschland Staatsverträge unterzeichnet.

Sie freuten sich ,dass Ditib und Schura(Milli Görüs ist hier der dominante Mitglied)solche Verträge unterzeichnen aber beschwerten,dass die Aleviten auch dieselben Rechte bekommen. Alevitische Kinder werden in der Türkei zum Zwangsislamunterricht(sunnitisch) gezwungen,bei allen Staatsposten systematischdiskriminiert. AlsParteimitglied Kandidat von Akp hat er sich nie über diese rassistische Politik beschwert,sogar die Personen aus seiner Studienzeit erzählen,dass e r Massaker an Aleviten in Sivas rechtzufertigen versuchte. In Deutschland wurden Alevitische Politiker in den Landestag und Bundestag gewählt,nicht weil sie Aleviten waren,sondern,weil sie die Werte der demokratischen Partein geteilt,in diesen Parteien engagiert gearbeitet haben und qualifiziert waren.

Es ist ein unberechtigter Vorwurf,dass die Menschen benachteiligt werden,weil sie beten. Esist individuelle Entscheidung,ob man betet oder nicht oder anders bettet. Dasist kein Kriterium. Einerseitsislamistische Politik von Erdogan und sytematische Menschenrechtsverlwtzungen zu verteidigen,anderseits mit Grauen Wölfen zusammenarbeiten und in den deutschen demokratischen Parteien Karriere machen. Das darf nicht sein. DiePartein müssen ihre Werte und Prinzipien verteidigen,wenn nicht werden sie ihre Glaubwürdigkeit verlieren. – Baykal Arslanbuga

 

Ich lese als Bürger dieses Landes den Artikel des Bürgers Bülent Güven und verstehe, warum er von einer Partei in Hamburg nicht als Vertreter vorgesehen wurde. Ich selbst würde ihn, nach diesem Artikel, auf keinen Fall wählen. Der Grund ist das, was er sagt und nicht Islamfeindlichkeit oder Rassismus. Dabei sind die Verallgemeinerungen in seinem Text nicht einmal ausschlaggebend, die können von unausgereiften Ideen stammen oder nicht zuende gedachten Argumentationsketten, obwohl ich da von politischen Vertretern schon mehr erwarte. Ebenso verhält es sich mit der Heranziehung von Aussagen Dritter, die weder Mitautoren des Artikels sind noch ordentlich zitiert wurden. Nein, wenn der Rest des Artikels meine Zustimmung finden würde, könnte ich ihm nach weiteren Nachforschungen und Verifizierung seiner Aussagen insgesamt zustimmen.

Nun aber der Hauptpunkt, warum ich Herrn Güven, stünde er zur Wahl, nicht wählen würde. Er subsummiert das Kopftuchtragen seiner Frau unter seine eigene Religiosität. Er sagt, dass er abgelehnt worden sei, weil u. a. seine Frau Kopftuch trage und dieses Kofptuchtragen schließlich gängige Praktik eines gläubigen Muslims sei. Nein, das Kopftuchtragen kann aus meiner Sicht nur Praktik einer gläubigen Muslimin sein und hat als Argument in dem Artikel nichts zu suchen. Das wäre nur ein Argument, wenn seine Frau den Artikel geschrieben hätte und sie sich beschwert hätte, dass Herr Güven aufgrund ihres Kopftuchtragens abgelehnt worden sei. Sobald er aber dieses Argument in jener Weise bedient, zeigt er sich als patricharchischer Mann, den ich, als Mann, der für Gleichberechtigung steht, in politischen Ämtern nicht sehen wollte.

Ich möchte noch die Grundtendenz des Artikels kritisieren. Ich sehe Herrn Güven sich darin selbst als anklagendes Opfer darstellen. Zu einem fehlenden Zugehörigkeitsgefühl gehören in meinen Augen zwei, eben auch, weil ein Gefühl noch lange kein Argument in einer Anklage ist, aber auch weil die Sicht einer Seite stets die der anderen verlangt. Die Anklage gepaart mit der Einseitigkeit wirkt weinerlich auf mich. Brammelsusen sehe ich eher nicht als Prototypen politischer Gestalter. Er wäre also, nicht nur aufgrund der Aussagen selbst, sondern zudem auch aufgrund dieser Tendenz nicht wählbar für mich.

Ich glaube, den konservativen Muslimen tut er mit diesem Artikel in ‚Die Zeit‘ keinen Gefallen. Er bedient Vorurteile, die er selbst kritisiert. Ich trete nicht in die Falle, nun in der Kritik des Artikels des Herrn Güven eine Bestätigung jener Vorurteile zu suchen, nur weil der in Ausprägungen die Vorurteile bestätigen könnte. Das ist ein Fall, und ich habe Muslime in meinem Leben gelesen oder sogar kennengelernt, die ich nicht nur als politische Gestalter anerkennen würde, manche, darunter Vertreter beiderlei Geschlechts, achte ich hoch. – Marcus Gerdes

 

Der Forderung von Bülent Güven nach mehr konservativen Muslimen in den Bundestag stimme ich zu, seiner Argumentation aber nur teilweise. Die angeführten Beispiele von Ausgrenzungen kompetenter Muslime für politische Ämter sind beschämend. Ich sehe allerdings auf beiden Seiten standardisierte Identitätsmuster, die eine substanzielle Auseinandersetzung zu kurz kommen lassen – und das ist immer defizitär.

Es wäre also angebracht, ohne unumstößliche Vorgaben oder gar Vorurteile miteinander zu kommunizieren. Auch die Statistik sollte nicht unhinterfragt bleiben: Wenn Herr Güven beispielsweise erwähnt, dass 70 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime gläubig sind, dann sollte die Frage erlaubt sein, ob er da Zugehörigkeit mit Glauben bzw. traditionell religiös verstandenen Ritualen gleichsetzt. Und wenn man im Diskurs mal gar nicht mehr weiterkommt, dann sollten sich die Beteiligten auf ein gutes Glas Wein verabreden. Das empfiehlt jedenfalls der Koran in Sure 16, 67. Ist natürlich nur eine der Möglichkeiten lösungsorientierter Verständigung. – Christoph Müller-Luckwald

 

In der Bundesrepublik gilt die Trennung von Staat und Religion. Das ist gut so, und dieses Rad darf auf keinen Fall zurück gedreht werden. Genau in diese Richtung aber argumentiert Herr Güven. Er redet von Mitte-Muslimen und meint den Erdogan Isalm. Gleichzeitig benutzt er Begriffe wie weltoffen und demokratisch. Welch ein Widerspruch. Wir brauchen keine Muslim-Quote in deutschen Parlamenten! Wehret den Anfängen. – Dietmar Baier

 

Ein traditionelles Familien- und Frauenbild, die „emotionale und loyale“ Verbindung zum Herkunftsland und das diffuse Gefühl, weder anerkannt noch repräsentiert zu sein: Schreibt Bülent Güven hier über „Mitte-Muslime“ oder AfD-Wähler? – Andreas Zeder

 

Nein, mit jedem Satz macht Herrn Güven deutlich, warum es keine – nach seiner Interpretation – konservativen Muslime im Bundestag braucht! Auch seine Definition von ‚Mitte-Muslimen‘ müsste aufgrund seiner Ausführungen hinterfragt werden. Jemand, der alle Vorzüge eines freiheitlichen, offenen Rechtsstaates genießt, empfindet die Erwartung an muslimische Personen in Deutschland, insbes. mit politischem Anspruch, als Zumutung, eine zumindest skeptische Haltung gegenüber den Untaten – außen- sowie innenpolitisch (Details sind jedem politisch Informierten bekannt) – eines türkischen Autokraten einzunehmen, sondern preist im Gegenteil die Loyalität von Türkischstämmigen demgegenüber. Er beklagt die Problematik hierzulande mit kopftuchtragenden muslimischen Frauen und unterschlägt den frauenverachtenden Zwang zum (mind.) Kopftuchtragen in vielen islamischen Ländern mit schärfsten Strafen bei Unterlassung. Er diffamiert (lt. H. Güven sog.) liberale Muslime wie Frau Kelek und Frau Ates mit den Worten, sie seien z.T. islamkritisch!

(Kritik also unerwünscht, liberal wird wohl als Schimpfwort betrachtet.) Er nennt in diesem Zusammenhang zwei muslimische Frauen, aber keine (liberalen) muslimischen Männer, die hier in der Öffentlichkeit stehen und die es Gott sei Dank auch gibt. Er verliert kein Wort über die Bedrohungen und Anfeindungen von radikalen (in seinen Augen konservativen?) Muslime gegenüber liberalen muslimischen Personen, die Polizei-/Personenschutz erforderlich machen. Leider neigt man (ich) nach Lesen dieses unsäglichen Artikels dazu, dass Herr Güven die radikale Haltung einiger Muslime gutheißt und dies mit dem Adjektiv konservativ zu überdecken versucht (wünschte sehr, ich liege falsch).

Das Problem eines mangelnden Zugehörigkeitsgefühls entsteht auch durch die Verweigerung zu vieler Muslime, die Werte des Landes, in dem sie leben, anzuerkennen. Die von ihm zitierte Gefahr, dass in Deutschland das Rad der Geschichte zurückgedreht werden könnte, besteht vielmehr in dieser Haltung von Muslimen, die ein friedvolles Miteinander zunehmend erschweren. Muslime, die sich gegen eine radikale Islamauslegung einsetzen, werden von radikalen Muslimen zum Schweigen gebracht (s.o.). Es sind eben nicht nur die von H. Güven zitierten Rassisten und Dumpfdeutschen, sondern auch die Dumpftürken, die an der Ausgrenzung Schuld haben. Schulbildung wäre in diesem Zusammenhang vielleicht auch noch ein wichtiger Punkt.

Keinem wird in Deutschland die Religionsausübung verwehrt (im Gegensatz zu vielen islamischen Ländern), aber eine Grenze muss gezogen werden, wo es um nicht akzeptable Ideologie geht (von der nach wie vor existenten Frauenunterdrückung bis hin zu den sog. Ehrenmorden, aber auch die generelle sog. Ehre von muslimischen Männern, die für westliche Länder nicht nur mittelalterlich anmutet, sondern oftmals mit dem hier geltenden Recht unvereinbar ist).

Die von H. Güven angesprochene Rolle von Muslimen als Kulturvermittler zwischen Europa und der islamischen Welt wäre sehr zu begrüßen. Ein Schritt in diese Richtung wäre vielleicht der Einsatz von Muslimen in der Türkei gegen die Ausgrenzung von Christen, Kurden, Aleviten und sonstigen Minderheiten. Gerne aber auch ein Aufbegehren gegen Anfeindungen liberalen Muslimen gegenüber hierzulande.

Es gilt: keine Toleranz für Intoleranz (für alle Seiten). Leider spricht aus diesem Artikel absolut keine (Selbst-)Reflexion, keine (Selbst-)Kritik. Einen Ausgleich zu finden, wäre hilfreich, scheint aber nicht die Intention von Hr. Güven zu sein. Aus allem spricht das Unverständnis für die hierzulande geltenden Werte und damit eben auch das einhergehende Unverständnis, das Muslimen teilweise widerfährt; dafür aber ein Einfordern uneingeschränkter Anerkennung islamischer ‚Bräuche‘. Eine ungute Haltung! Gott bewahre uns vor einer derartigen Geisteshaltung im Bundestag. Es gibt dort schon genug Probleme. – U. Siegmund

 

Die übliche Opferrolle der Muslime. Wenn Senir Sahin schon der CSU, der Christlich Sozialen Union, beitrat, warum ist er dann nicht zum Christentum konvertiert? Und ist Herrn Güven nicht klar, dass unser Parlament nicht auf einer Religion basiert? Und die Alltagsdiskriminierung der muslimischen Jugend! Wenn da jemand diskriminiert, dann sind es diese Jugendlichen, die sich zumeist frauenfeindlich, homophob und gegen die deutsche Kultur äußern. Aber das interessiert den Autoren nicht. Hauptsache, er kann seine Lobbyarbeit für Erdogan betreiben und einen fundamentalistischen Islam in Deutschland propagieren. Das Ganze dann auch noch als ‚Mitte-Muslime‘ zu etikettieren, ist schon dreist. – Detlev F. Neufert

 

Was ist denn in Sie gefahren ? EIn Propaganda -Artikel für einen Erdogan-Fan, der den konservativen Islam feiert ! Kein kritisches Wort über die Zustände in der Türkei, kein Wort zur katastrophalen Außenpolitik der Türkei, die ja unter anderem in den Jahren 2013/14 den IS unterstützt hat. Kein Wort zu den Vorgängen in islamischen Ländern gegen Christen, Liberale, Homosexuelle etc. Ich bin fassungslos und total enttäuscht. So etwas in der “ Zeit“ lesen zu müssen, macht einen wirklich sprachlos! – Friedhelm Horn

 

Ob Armin Laschet ein geeigneter Kanzlerkandidat ist, weiß ich nicht. Als Historiker ist er allerdings ungeeignet, wenn er im Zeit-Interview behauptet, der Reichskanzler Joseph Wirth hätte gesagt: „Der Feind steht rechts“. Wirth sprach von einem „Feind, der sein Gift in die Wunden eines Volkes träufelt.“ Dann meinte Wirth: „Dieser Feind steht rechts.“ Wo sieht Laschet denn im Bundestag Menschen, die ihr Gift in die Wunden des deutschen Volkes träufeln? Die konservativen Abgeordneten von CDU, CSU, FDP oder AfD kann er wohl nicht meinen. – Rolf Schikorr

 

Die Parteien – gemeint ist wohl vor allem die CDU – sollen Listenplätze für Kandidaten aus der Gruppe der von Güven so genannten „Mitte-Muslimen“ („türkisch-stämmig, religiös und ihrem Herkunftsland emotional bis loyal verbunden“) zur Verfügung stellen, um deren Repräsentation in den Parlamenten zu fördern. Ich halte diese Forderung für völlig unangemessen. Wie kommt jemand dazu – der unser Land offenbar attraktiver findet als sein Herkunftsland, denn er hat ja die Wahl seines Lebensmittelpunktes – diese Privilegien zu fordern, das allen Spielregeln demokratischer Willensbildung widerspricht?

Seine Antwort: „Fehlende Repräsentation, verbunden mit Alltagsdiskriminierung, macht besonders muslimische Jugendliche empfänglich für die Propaganda von Fundamentalisten und Nationalisten.“ Weil sich also Fundamentalisten (türkische Islamisten?) und Nationalisten (AKP? Graue Wölfe?) in die bundesrepublikanische Politik einmischen, um die gekränkten türkischstämmigen Jugendlichen aufzumischen, muss die Mehrheitsgesellschaft den roten Teppich für Repräsentanten ausgerechnet der „Mitte-Muslime“ ausrollen – wohl kaum die Vorbilder freiheitsliebender Rechtsstaatsverteidiger? Wie viel Selbstverleugnung wird uns da zugemutet?

Es ist übrigens die gleiche Argumentationsfigur wie sie die AfD gerne verwendet: Mit Verweis auf den vermeintlichen Opferstatus wird mit doppelten Standards operiert und werden maßlose Forderungen aufgestellt; anders wäre der gesellschaftliche Frieden nicht zu sichern. Herr Güven, halten Sie sich an die demokratischen Spielregeln dieses Landes und machen Sie Ihren Einfluss auch und gerade bei türkischen Jugendlichen geltend, dann werden wir ganz allmählich eine friedliche Symbiose aller Deutschen mit den unterschiedlichsten Identitäten erleben! – Michael Dipper

 

Die Menschheit steht vor grossen Herausforderungen. Diese betreffen Ökonomie, Ökologie und Demographie. Güven hat Recht: Konservative Muslime können wesentliche Beiträge zu Lösungen leisten. Denn Probleme und Lösungen betreffen auch die Religionen. Dabei gilt: Politiker sollen gewählt werden, weil sie erfolgversprechende Lösungen unterstützen und weniger aufgrund einer Gruppen-Zugehörigkeit. Bülent Güvens Forderung «Konservative Muslime in den Bundestag!» muss vor diesem Hintergrund gesehen werden.

Muslime, Juden und Christen haben den Glauben an die Barmherzigkeit Gottes gemeinsam. Dieser Barmherzigkeit entspricht der Wunsch, dass die Menschheit noch lange gut fortbesteht, was wiederum nur bei angemessener Geburtenrate möglich ist. Die Notwendigkeit von diesbezüglichen Verhaltensänderungen ist unmittelbar einsichtig. Ein Blatt Papier lässt sich nicht beliebig oft falten. Nach sieben, acht Mal ist Schluss. Ähnliches gilt fürs Verdoppeln der Zahl der Menschen. Diese Zahl hat sich in den letzten hundert Jahren vervierfacht. Wird das Bremsen von der Natur eingeleitet, hat das brutale Konsequenzen für alle, egal von welcher Religion. Nötig ist ein Paradigmenwechsel: Wir sind nur Gast auf diesem schönen Planeten und daher verpflichtet, diesen Planeten unseren Nachkommen unversehrt zu überlassen. Diese Forderung gilt für Gläubige aller Religionen und für Nicht-Gläubige.

Es gibt aktuelle Vorbilder. Der Industriestaat Südkorea (kein Einwanderungsland) hat eine Geburtenrate knapp unter 1. Würde ähnliches weltweit gelten, dann würde sich langfristig die Zahl der Menschen in jeder Generation halbieren und wesentliche Probleme um die Klimakrise aber auch um weltweite andere Krisen wären gelöst. Es gibt historische Vorbilder. Dazu zwei Beispiele. Die Südseeinsel Tikopia konnte mit rigorosen Methoden jahrhundertelang ihre Bevölkerung konstant halten: Nur der älteste Sohn durfte Kinder haben. Ähnliches galt für buddhistische Dörfer im Himalaja. Der älteste Sohn übernahm den Hof. Die jüngeren Söhne wurden Mönche. Heute gibt’s dafür fairere Formeln. Das Beispiel zeigt aber, Religion und Verantwortung für eine nachhaltige Geburtenrate sind vereinbar.

Anpassen der Geburtenraten an die verfügbaren Ressourcen ist auch nötigen, um den Zielkonflikt zwischen den Zielen Wirtschaftswachstum und Konsumverzicht zu lösen. Konsumverzicht, aber auch Umstellen auf umweltfreundliche Energie bedeutet, dass Länder, die wirtschaftlich vom Ausbeuten von Bodenschätzen (z.B. Öl) abhängen, ihre Bevölkerung nicht mehr ernähren können. Das macht Transferleistung nötig. Damit diese nicht auf ein Fass ohne Boden treffen, muss verantwortungsvolle Elternschaft gefördert werden. Das Anpassen der Geburtenrate an die vorhandenen Mittel ist auch aus einem weiteren Grund nötig: Durch den nötigen Konsumverzicht gehen Arbeitsplätze verloren. Etwas in Richtung Bedingungsloses Grundeinkommen ist nötig. Es besteht dabei die Gefahr, dass als Ausgleich für die verlorenen Perspektiven, die der Arbeitsplatz bietet, Perspektiven genutzt werden, die die Geburtenrate erhöhen. Daher ist die genannte Forderung nötig.

Nicht hilfreich ist dabei eine Anregung des türkischen Präsidenten, die Türken sollten im Inland 3 Kinder haben und im Ausland 5 Kinder. Dies ist kein nützlicher Beitrag zur von Güven beschriebenen «Rolle von Kulturvermittlern zwischen Europa und der islamischen Welt.» Erinnert sei, dass die Syrische Katastrophe vor allem durch hohe Geburtenraten (hohe Jugendarbeitslosigkeit und fehlende Perspektiven) initiiert wurde. Auch die Krisen in vielen Ländern z.B. von Afghanistan bis Tunesien und in den Jemen haben ihre Ursache in hohen Geburtenraten und daher hoher Jugendarbeitslosigkeit. Ansonsten wäre die von Güven genannte «Rolle von Kulturvermittlern» erwünscht, insbesondere beim Unterstützen des genannten weltweit notwendigen Paradigmenwechsels. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Für mich ist es überhaupt nicht verblüffend das sich Aleviten und Kurden überproportinal in der deutschen Politik engagieren. Menschen die in Ihren Herkunftsländern religiös ( Aleviten, von Jesiden ganz zu schweigen) oder auf Grund Ihrer ethnischen Zugehörigkeit ( Kurden ) ausgegrenzt, um nicht zu sagen drangsaliert, werden,setzen sich hier in Deutschand, wo sie keine Repressalien fürchten müssen, für einen sozialen laizistischen Staat ein. Für Herrn Güven sind möglicherweise nur sunnitsche „Bio“-Türken richtige Moslems. Ich wünsche mir als Agnostiker das alle Religionen ausschließlich im privaten Bereich ausgeübt werden, aber bis dahin ist es noch ein lange Weg bis die Schriftgelehrten aller Religionen keine Falschinformationen mehr verbreiten. – Andreas Bollhorst

 

Es ist nicht sehr erstaunlich, dass nach den Frauen auch andere Bevölkerungsgruppen ihre Repräsentation den in Parlamenten kritisch hinterfragen. Wer glaubt, es wäre dabei mit dem Anteil von Muslimen getan, wird spätestens hier eines Besseren belehrt. Herr Gülen schaut ärgerlich auf den „überproportionalen Anteil der Gruppen der Aleviten und säkularen Kurden an den Mandatsträgern mit Wurzeln in islamischen Ländern“. Wenn wir im Bundestag eine rechnerisch korrekte Repräsentation der Geschlechter, der Ethnien, der Religionen, der sexuellen Orientierungen, der einzelnen Altersgruppen und der sozialen Schichten haben wollen, so müssen wir dafür lediglich unsere Demokratie opfern. Wollen wir das? – Dr. Christian Voll

 

O.g. Artikel in der Rubrik „ Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine.“ aufzunehmen ist genau richtig! So wünsche ich mir DIE ZEIT. Als nicht richtig empfinde ich, dass dieser Streit dann nicht sichtbar wird, sondern irgendwo weit hinten in die Leserbriefe oder wohin auch immer verlagert wird. Der Artikel ist nämlich schwere Kost. Gut, dass Sie sichtbar machen, dass diese Perspektive unter unseren islamischen Mitbürgern vertreten wird. Sie ist völlig inakzeptabel! Wir müssen es ihnen sagen!

Herr Güven fordert die bessere Repräsentation im Bundestag von türkisch-stämmigen, religiösen Muslimen, die Ihrem Heimatland emotional und loyal verbunden sind. Wie bitte? Und diese Forderung kommt von einem türkisch-stämmigen, AKP-regierungstreuen Muslim, in dessen Heimat selbst Einheimischen, den Kurden, die Repräsentation nicht nur verwehrt wird, sondern die sogar als gewählte Repräsentanten wegen Landesverrats bzw. Staatsgefährdung hinter Gitter wandern.

Mit dieser Meinungsaussage liefert Herr Güven eine wasserdichte Begründung, dass wir uns über eine türkisch-stämmige, islamisch-religiöse 5. Kolonne Gedanken machen müssen. So geht die wünschenswerte Integration unserer muslimischen Mitbürger ins Auge! Sehr geehrte Damen und Herren von der Reaktion, gut, dass ich sowas bei Ihnen erfahre. Schlecht, richtig schlecht, dass Sie solchen Aussagen so einfach unkommentiert eine Bühne bieten! – Klaus Feldmann

 

Leicht konsterniert habe ich den Artikel von Bülent Güven gelesen. Wissen Sie,wem Sie da ein Forum gegeben haben?Ich war zunächst sprachlos, dann habe ich Bülent Güven gegoogelt und all das gefunden, was ich vermutet hatte und nie in Ihrer Zeitung erwartet hätte. Die UID ist lt.tagesschau.de vom 3.12.2020 eine fragliche Organisation, die ebenso wie die ihr nahestehenden „Grauen Wölfe“ vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Herr Güven wurde trotz Unterstützung von Erdogan durch einen noch Radikaleren aus dem Amt gedrängt.Ein Mitglied steht für die Aussage: „Mit jemandem , der kein Moslem ist,kann man keine Freundschaft schliessen“.,usw. Da wäre ich doch vorsichtig,diesem Herrn eine ganze Seite in der „Zeit“ diesem Herrn zu gönnen. Aber wir sind ja liberal! – Dr.Beate Kutlar

 

Bei allem Verständnis für den Wunsch nach Partizipation bleibt Bülent Güvens Beitrag ärgerlich. Dass wenigstens meiner (Lehrer)-Erfahrung nach bereits der Mainstream-Islam (Güven spricht von „Mitte-Muslimen“) im Gegensatz zur Mainstream-Glaubenspraxis anderer Religionen Züge von Fundamentalismus trägt, unterläuft nun mal so hübsche Wunschvorstellungen wie die von den Muslimen als „Kulturvermittlern“ zwischen Europa und islamischer Welt. (Religiös) Konservative in den Bundestag? Hm. Ich meine, der hat momentan andere Streit-Baustellen. – Michael Neuner

 

Der Wunsch von Bülent Güven ist verständlich, deutsche Muslime stärker in den Parlamenten vertreten zu sehen. Aber wenn man seinen Artikel liest, wird auch klar, warum das nicht ohne weiteres gelingt. Parteien wollen gewählt werden und streben deshalb nach Mehrheitsfähigkeit. Die Mehrheitsgesellschaft in Deutschland ist ehemals außereuropäischen Kulturen gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen. Die christliche Tradition ist sicher noch ein verbindendes Element für viele Menschen in Deutschland, aber jeder lebt nach seinen eigenen Vorstellungen, Deutschland ist ein säkularer Staat.

Dem steht in Deutschland die muslimische Gemeinschaft gegenüber, die stark durch die weitgehend von Erdogan bzw. Ditib betriebenen Moscheen und Koranschulen geprägt ist, die die individuelle Selbstbestimmung ihrer Interpretation des Koran unterwerfen. Natürlich lieben die türkisch-stämmigen Mitbürger ihr Heimatland, wie sollte es anders sein. Ich arbeite selbst für die Türkei in Istanbul und liebe das Land und schätze die türkischen Kollegen. Aber ein relativierender Blick auf Erdogan ist hier bei uns nun mal kaum mehrheitsfähig. Erdogan steht in Deutschland und Europa für Menschenrechtsverletzungen gegenüber Journalisten, Andersdenkenden, Frauen, ethnischen Minderheiten usw..

Man denke auch an die Tiraden gegen Frankreich und Macron. Ich habe jedoch noch nie seitens muslimischer Gruppen in Deutschland – übrigens auch nicht von muslimischen Freunden, wohl aber von Türken in Istanbul – eine unmissverständliche Distanzierung mit Verweis auf das deutsche Grundgesetz oder allgemeine Menschenrechte wahrgenommen. Auch der Autor sagt nichts zu diesem Problem. Das ist – glaube ich der Grund dafür – dass die Mehrheit in Deutschland auch den „Mitte-Islam“ als Parallel-Gesellschaft wahrnimmt, die sich nicht mit anderen Kultur-Elementen zu einer Gemeinschaft weiterentwickeln will.

Die christlich geprägten Deutschen haben das Gefühl, dass die Mehrheit der Muslime in Deutschland im Zweifel den Koran gerne über das Grundgesetz stellen würde. Auch wenn dieses Bild auf viele türkisch-stämmige Mitbürger gar nicht zutrifft, so werden sie dennoch nicht von den großen Parteien aufgestellt, denn eine Differenzierung ist hier kaum möglich. Die Demokratie funktioniert trotzdem, jeder Mitbürger kann eine Partei gründen. – Dr.-Ing Friedrich Curtius

 

Warum dieser tendenziöse Titel im Zeit-Magazin No 15: Ihr Ernst, dass Sie jetzt Bundeskanzler werden? Er ist so, wie die Fragen im Interview: respektlos und zum Teil frech. Man merkt die Profilierungssucht des Journalisten. Alle Achtung an Herrn Laschet, sich so geduldig mit Ihnen einzulassen. Ich würde Ihnen kein Interview geben! Der Titel suggeriert doch, dass Sie, die Redaktion oder wer auch immer dafür verantwortlich ist, sich über eine KANZLERKANDIDATUR VON HERRN LASCHET LUSTIG MACHEN. Damit fangen Sie Wählerstimmen aus einer bestimmten Richtung, was sich für eine überparteiliche Zeitung verbieten sollte. – Prof. Dr. Bernd Kaina

 

Ich habe ihren artikel mit interesse gelesen leider kann ich ihre standpunkte nicht teilen. ich weiss nicht welche staatsangehörigkeit sie haben, aber sie leben anscheinend lieber in Deutschland statt in der Türkei. das sehe ich positiv! sollten sie aber mit ihrer wahlheimat hadern, so steht es ihnen in deutschland ja absolut frei sich anders zu entscheiden. nur wenn sie und manche ihrer landsleute sich auf eine opferrolle zurückziehen wollen, so ist das wenig hilfreich, nicht für sie und nicht für uns. ich habe türkischstämmige, liebe,menschen in meinem umkreis und die sind nicht so weinerlich, die packen einfach an!!

aber wenn sie mal in form eines t-kontos vergleichen, warum sie lieber in deutschland leben, sollte ihnen bei ihrem intellect sofort klar werden das die türkei mit ihrem jetzigen staatspräsidenten nur das prädikat “ diktatur “ und „nationalistichem staat“ bekommen kann. das ist nicht ihr fehler, aber auch hier gilt, wenn ihnen das angenehmer ist, dann s.o.! nun noch meine meinung zu religiosität: weltethik? ja, immer!!!! aber religion, christlich, muslimisch, jüdisch, buddistisch und wie die anderen asiatischen und animistischen religionen heissen, sollten für einen aufgeklärten, intelligenten menschen keine rolle mehr spielen!!! bevor sie wieder weinerlich werden, denken sie bitte daran, sie konnten ihre meinung vor einem millionenpublikum ausbreiten, also nehme ich mir als individuum das recht ihnen meine meinung zu sagen. – klaus j clemens

 

Für mich ist es überhaupt nicht verblüffend das sich Aleviten und Kurden überproportinal in der deutschen Politik engagieren. Menschen die in Ihren Herkunftsländern religiös ( Aleviten, von Jesiden ganz zu schweigen) oder auf Grund Ihrer ethnischen Zugehörigkeit ( Kurden ) ausgegrenzt, um nicht zu sagen drangsaliert, werden,setzen sich hier in Deutschand, wo sie keine Repressalien fürchten müssen, für einen sozialen laizistischen Staat ein. Für Herrn Güven sind möglicherweise nur sunnitsche „Bio“-Türken richtige Moslems. Ich wünsche mir als Agnostiker das alle Religionen ausschließlich im privaten Bereich ausgeübt werden, aber bis dahin ist es noch ein lange Weg bis die Schriftgelehrten aller Religionen keine Falschinformationen mehr verbreiten. – Andreas Bollhorst

 

Herr Güven beschreibt das Rezept für eine misslingende Integration. Das Zurückdrehen der Fortschritte und Reformen unserer Bundesrepublik seit 1945 durch rückwärtsgewandte Muslime der ersten, zweiten und dritten Generation ist das Gegenteil einer erwünschten Einbindung in unsere Gesellschaft. Es bringt unsere Gesellschaft nicht weiter, wenn die Machokultur a la Erdogan durch Einzug in den Bundestag hoffähig gemacht wird, sondern nimmt jeden Anreiz zur Integration. Es würde nur ein muslimisches Pendent zur AfD geschaffen – und an der haben wir schon genug zu tragen. – Bernhard Frölich

 

Ein Lob an den Autor. Sie, Herr Güven, haben die Problematik äußerst präzise beschrieben. Leider scheinen „Mitte-Muslime“, die eigentlich die Mehrheit der Muslime in Deutschland repräsentieren, irgendwie ein Störfaktor zu sein in den Parteilandschaften und in den Medien. Viele bevorzugen eher assimilierte Parteifreunde bzw. assimilierte “ Pseudo-Experten“ wie Necla Kelec, Hamed Abdel-Samad oder Bassam Tibi.

Ich denke das dies auch damit zusammenhängt, dass in der Gesellschaft zunehmend alles was mit monotheistischen Religionen (Christentum, Islam) zu tun hat, nicht akzeptieren zu wollen. Daher spielt auch das „C“ in den Unionsparteien keine Rolle mehr. Denn die wenigsten sind in diesen Parteien christlich praktizierend. Dennoch bringen Sie es mit Ihrem letzten Satz auf den Punkt: „Wenn die Volksparteien weiter mit den Mitte-Muslimen fremdeln, haben sie ihren Namen nicht verdient.“ Denn die „Mitte-Muslime“ sind ein Teil Deutschlands, ob man es wahr haben möchte oder nicht. – Inan Khan

 

Danke für Ihre interessanten Ausführungen. Mir scheint es dass wir im Westen die Religion Islam stark mit der islamischen Kultur des nahen Osten in Verbindung bringen. Diese Kultur kommt im Westen oft archaisch und rückständig an, was man ja zum Teil auch mit Kennzahlen objektiv belegen kann (Anzahl Patente, Universitäten, internationale Unternehmen, Exportprodukte,…). Das wirkt nicht attraktiv. Daher stelle ich mir die Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, wenn Angehörige der wie Sie sagen Mitte-Muslime stärker dazu beitragen würden einen modernen, aufgeklärten und durchaus religiösen Islam im Westen zu etablieren, der sich klar zu den West-Europäischen Werten bekennt. Die christliche Kultur war in Europa vor 500 Jahren auch vergleichsweise archaisch und rückständig, das würde die heutige Mehrheit auch nicht mehr attraktiv finden.

Sie beschreiben auch eine emotionale und loyale Verbundenheit der Mitte-Muslime zum Herkunftsland. Das sehe ich in diesem Zusammenhang problematisch, wenn dadurch der Eindruck entstünde, dass Mitte-Muslime die aus westlicher Sicht archaische und rückständige Kultur des nahen Ostens unserer Kultur vorziehen würden. Es müsste Ihnen also gelingen diesem Eindruck stark entgegenzuwirken. Es ist doch klar, dass man zu jemandem weniger Vertrauen hat, wenn man nicht weiss, auf welcher Seite er steht. Das scheint mir auch der Punkt zu sein, warum man in grösseren Parteien wie CSU und SPD Vorbehalte hat Mitte-Muslime als Kandidaten aufzustellen.

Ich fürchte, dass die Mitte-Muslime hier eine grosse Aufgabe hat, die sie liefern muss. Das wird nicht von allein entstehen. Um bei Ihrem Beispiel zu bleiben: Sie als Mitte-Muslime müssen sich in die Talk-Shows hinein-claimen! Es ist ja nicht erforderlich jede bornierte Randgruppe zu überzeugen, aber eben die normale bürgerliche Mehrheit. Ich würde mich sehr freuen, wenn der Mitte-Muslime dieser wichtige Schritt gelänge und wünsche Ihnen dazu viel Erfolg! – Christian Voss

 

Ich bin entsetzt, dass Die Zeit einem Mann ein Forum zu bieten, der offensichtlich nicht auf dem Boden der Demokratie steht und den man durchaus als Verfassungsfeind einstufen kann. Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, war Güven stellvertretender Vorsitzender der UID, einer Organisation, die der Verfassungsschutz als verfassungsfeindlich ansieht und die mit diversen ebenso verfassungsfeindlichen Organisationen verhandelt ist.

Güven steht Erdogan offensichtlich so nahe, dass dieser ihn als Vorsitzender der UID herausgesucht hat, dann aber doch lieber den „Grauen Wolf“ Kus installiert hat, nachdem Güvent offenbar nicht mehr wollte. Sollten Ihnen diese Tatsachen nicht bekannt gewesen sein und Güvents SPD-Mitgliedschaft Sie beeindruckt haben, dann hätte eine kurze Recherche Sie eines besseren belehrt. Hier ist etwas Lesestoff: https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr/akp-graue-woelfe-koeln-101.html

https://www.abendblatt.de/hamburg/article209882711/Das-Netzwerk-des-Hamburger-Erdogan-Mannes.html

Auch wenn Güvent wohl eher zu den gemäßigten Personen bei der UID gehört, so ost diese Gruppe mitverantwortlich für die Stimmung, die in gewissen Kreisen in Deutschland vorherrscht und zumindest zu Drohungen auch gegen kritische Politiker geführt hat. Die UID arbeitet mit, dass das Klima vergiftet wird. Und einem Repräsentanten dieser Organisation geben Sie die Möglichkeit auch noch in Ihrer Zeitung zu werben?! Ich möchte keine Texte von Extremisten, gleich welcher Couleur, lesen. Ich bin sehr gespannt, von Ihren Beweggründen zu hören. – Holger Beuttler

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Land der schweren Geburten“ von Anna Mayr

 

Frau Mayr beklagt, sicherlich zu Recht, dass die unfassbare Bürokratie den schlechter gestellten Bevölkerungsgruppen schon seit längerem erhebliche Probleme bereitet und dass viele Bürger erst durch die Coronakrise mitbekommen, wie dysfunktional der Staat bereits ist. Dieser Umstand ist meines Erachtens nach jedoch eine direkte Folge davon, dass die Politik – und hier sind es eben vor allem die linken Parteien – durch immer neue Gesetze und Verordnungen eine Einzelfallgerechtigkeit zu schaffen versucht, die schlichtweg nicht erreichbar ist. Prominente Beispiele sind hier das Bau- und Steuerrecht, die beide schon lange breite Teile der Bevölkerung von Gerechtigkeit ausschließen, in dem sie die Herstellung bezahlbaren Wohnraums verhindern bzw. Steuervorteile nur gutverdienenden Experten gewähren. Die FDP als einzige Partei, die das immer wieder anprangert, hat leider den Schwanz eingezogen, als sie die Chance gehabt hätte, in einer Jamaika Koalition in die richtige Richtung zu wirken. – Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl.-Inform. Andreas Zabel

 

Diese richtig beschriebenen Zustände sind traurig für unser Land. Aber noch erschütternder ist das Ganze vor dem Hintergrund des CDU-Slogans der vergangenen Wahl:“Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben.“ Wann um Himmels Willen hören die endlich den Schuß? Wann endlich stellen die Politiker den Bürger – ihren Kunden – und nicht die Selbstbereicherung in den Mittelpunkt ihres Wirkens? – Christian Kahl

 

Sie haben mir so aus der Seele gesprochen. Die Demütigungen durch staatliche Institutionen haben das Leben meines Mannes und von mir in den letzten Jahren geprägt. Da ist das Vertrauen weg. Ich will es kurz machen,ohne Einzelheiten. Die schlimmste Demütigung ist die Agentur für Arbeit und die ignoranten Mitarbeiter, die gerne mal Sprerren vehängen. Fordern, nicht fördern.Dann kommen Standesämter, die nicht möchten, dass sie einen Fremden heiraten, Banken, die sie immer wieder einladen und einen Kredit zusagen und dann doch ablehnen und der Bankberater dämlich grinst.

Oder Nachhilfestudios für die Kinder, wo die Kinder wg Anfeindungen nicht mehr hin wollen. Sie aber trotzdem lt Gerichtsbeschluss zahlen müssen, dieses auch tun und dann nach 10 Jahren ein Gerichtsvollzieher vor der Tür steht, obwohl kein Betrag mehr offen steht. Wir empfinden den Staat immer mehr als Drangsalierer und wären froh,wenn er uns einfach nur in Ruhe lassen würde. Übrigens, hüten Sie sich vor dem Finanzamt, die dulden keinen Aufschub, auch wenn sie im Recht sind. Die fackeln nicht lange und pfänden das Haus weg. Aber die Mitarbeiter dort können den Kilometerstand eines Autos nicht vom Preis für das Fahrzeug unterscheiden. Das ist eine wahre Geschichte!!!! Aber die führen sich auf wie die Fürsten. – Annette Heißmann-Akinola

 

Anna Mayr nervt. Anna Mayr hat nicht immer Recht. Aber Anna Mayr ist das Beste, was Ihrer Zeitung (und mir als Leser) seit langer Zeit passiert ist. – Stefan Middendorf

 

Ich bin sehr verwundert darüber, wie viel Platz der Autorin Mayr von der ZEIT eingeräumt wird. Früher war das nicht weiter wild: Da durfte sie im ‚Entdecken‘-Teil seitenweise über die Wichtigkeit von Sprachnachrichten, über das Aufhübschen ihres Instagram-Profils oder über irgendwas mit Pferden schreiben. Diese Belanglosigkeiten taten niemandem weh. Mittlerweile wird ihr aber bereits zum wiederholten Mal unter ‚Politik‘ die Möglichkeit gegeben, eine komplette Seite mit ihren Verschwörungstheorien zu füllen: dass ‚Deutschland die Armen braucht, um zu funktionieren‘ („Der Wert des Nichtstun“, August 2020) und – aktuell – dass ’niemand ein grundlegend anderes System‘ möchte. Das schmerzt dann aber doch schon sehr. – Arne Henningsen

 

Der Staat soll helfen,seine Bürger fühlen sich allein gelassen, in vielen Fällen ist das die letzte Rettung und ein Ausweg. Doch die vielen Beispiele besonders in der Pandemie einseitig ausgestattet bei den Wirtschaftshilfen- wer viel finanzielle Verluste macht, bekommt auch viel vom Staat erstattet, wer Hartz IV bezieht,bleibt dabei. Das ist nicht Staatliche Gerechtigkeit , sondern die Trägheit vollständige Verantwortung zu übernehmen, notwendiges handeln für und in jedem Einzelfall für gestern, heute und morgen. Das Grundgesetz gilt für alle deutschen Staatsbürger – nachweislich staatlich vorsorgen, ist nicht vor dem Gericht einklagbar, um damit durch ein Gesetz im Bundestag endlich Abhilfe zu schaffen. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Ich hatte schon oft Schwierigkeiten mit dem Begriff, aber nach der Lektüre dieses Artikels kann mir jemand schlüssig und nachvollziehbar erklären was „Soziale Marktwirtschaft“ eigentlich sein soll? – Wolfgang Michel

 

Da wird nun auch in der ZEIT richtig „gelanzt“. Der Text erscheint hysterisch und eindimensional, das Gesamtbild völlig entstellt. Allein die Formel „Deutschland ist zwar noch kein failed state …“ (aber eigentlich schon) ist an Torheit kaum zu überbieten. Gehört der Beitrag noch zum seriösen Journalismus? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier ein klarer Fall von „Rezoisierung“ vorliegt. Als Leser erwarte ich keine schriftlichen Wutausbrüche, sondern nüchterne Analyse! – PD Dr. Dariusz Adamczyk

 

Anna Mayr konfrontiert die Menschen, die anlässlich Corona nun plötzlich Staatsversagen beklagen, mit dem eigenen Versagen, nicht wahrgenommen zu haben, dass Staatsversagen für viele schon sehr lange Teil ihres Alltags und ihres ganzen Lebens ist. Vor den Augen dieser sich jetzt Empörenden breitet sie eine ganze Reihe von bisher offenbar nicht gesehenen Ungerechtigkeiten aus. In ihrer Sprache bleibt Anna Mayr immer nah dran an den ungerechten Verhältnissen und vermeidet dabei sowohl moralisierendes Anklagen als auch distanzierende Metabetrachtungen. Stilistisch erreicht sie damit, dass das Unrecht quasi für sich selbst spricht.

So kommt auch die lähmende Perspektive des eigenen Versagens zur Sprache, wohin das Unrecht gedrängt und ohnmächtig gehalten wird. Dabei kündigen die Menschen, die in ungerechten Verhältnissen leben, die Solidarität auch mit denen nicht auf, die nun erst in der Pandemie für sich feststellen, Opfer von „Staatsversagen“ geworden zu sein und zuvor allerdings sich der Solidarität mit den in Ungerechtigkeit Lebenden entzogen haben. Abschließend steigt die Autorin wieder in ihren Text ein, indem sie eine Lanze für die Demokratie bricht und aus dem eskalierenden Begriff Staatsversagen den Überdruck herauslässt. Dann steigt sie aus demText aus, indem sie den Staffelstab an die direkt angesprochen Leser weitergibt. Mit diesem Artikel ist Anna Mayer ein innovativer Beitrag zu einem kritischen Journalismus gelungen, der die Welt nicht nur interpretieren, sondern auch verändern möchte. – Reinhard Koine

 

Sie stellen fest, in Deutschland werden seit Langem viele Menschen mit ihren Sorgen alleingelassen. Sie beschreiben das „Staatsversagen“ in unterschiedlichen Bereichen. Und Sie beschreiben, dass Menschen sich in bestimmten Organisationsstrukturen eingerichtet haben, die sie nicht hinterfragen oder verändern wollen, solange sie sich darin wohlfühlen. Heute würden sich auch Menschen über Entscheidungen des Staates beklagen, denen es eigentlich recht gut geht, die selbst für sich sorgen können. Politisch seien diese Menschen bisher wenig in Erscheinung getreten. Die Kluft zwischen Staat und Bürgern, die ich zwischen den Zeilen Ihres Beitrages beschrieben sehe, trägt sicher wesentlich zum allgemeinen Frust der vermeintlichen ca. 80 Millionen Bundeskanzlerinnen und Bundeskanzler bei.

Wie könnte die Kluft überwunden werden, damit aus den gefühlten Lagern der politisch Handelnden und den von politischen Handlungen betroffenen Menschen wieder eine Gemeinschaft wird? Wie können benachteiligte und privilegierte Menschen in Entscheidungen eingebunden werden, die unser aller Leben betreffen? Sie sprechen m. E. zu recht von einem Interessen- und Machbarkeitskonflikt, der politisches Handeln schwierig macht. In der Schweiz, wo ich das Glück habe zu leben, höre ich wenig bis nichts von Staatsversagen, obwohl auch hier viele Menschen Sorgen haben, wie sie ihre existenziellen Probleme lösen können. Auch hier sind viele Menschen auf Leistungen der sozialen Sicherungssysteme angewiesen.

Einen wesentlichen Unterschied zu Deutschland sehe ich in der direkten Bürgerbeteiligung an politischen Entscheidungen auf unterschiedlichen Ebenen. Die Entscheidungswege brauchen zwar in der Regel längere Zeit, es werden aber Lösungsvorschläge erarbeitet, bei denen Interessen- und Machbarkeitskonflikte aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und die Bevölkerung in die Entscheidungsfindung per Abstimmung eingebunden werden. Das Rad muss also nicht neu erfunden und ein grundlegend anderes System muss nicht durch Diskurse über den Kampfbegriff „Staatsversagen“ herbeimeditiert werden. Es gibt durchaus funktionierende Beispiele, an denen man oder frau sich orientieren könnte. Manchmal hilft es, einmal über die Landesgrenze hinaus zu schauen. – Dr. med. Johannes Pangritz

 

Danke sehr für diesen Beitrag; und DANKE für die Zeit überhaupt, eine sehr tolle und sehr lesenswerte Zeitung. Dieser, im Betreff, angeführte Beitrag hat mich sehr berührt. Ich schreibe schon seit fünf Jahren an meinem Buch: „Das Schmetterlingsbuch – ein Aufruf für eine andere Wertegesellschaft“. Grundsätzlich haben wir in Deutschland wie auch wohl bei mir zuhause, Österreich (ich wohne in Salzburg) das gleiche Problem, und wohl auch in den meisten Staaten der EU, ja auf der Erde. Aber in Europa tuts am meisten weh: Eine vorgebliche Demokratie, derweil erodiert das ganze System schon seit Jahrzehnten unter dem Neoliberalismus bzw. Postneoliberalismus in eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Oligarchie!

Die Politik wird schon seit Jahrzehnten, mit steil steigender Entwicklungskurve, für die Wohlhabenden und den „Schreienden“ des Staates gemacht bzw. der Rahmen für diese Gruppen optimiert. Familien mit Kindern, Schwache, Arme, Alleinerziehende, Otto-Normalbürger…all diese Bevölkerungsgruppen werden schon seit Jahren nicht mehr „bedient“. Der Staat versagt auf allen Ebenen. Wir entwickeln uns als Gesellschaft in einen sehr gefährlichen, absoluten Dipol! Da die Reichen, die die sichs gerichtet haben, die Profitmaximierer, die Schreienden, die Opportunisten, mit ca. 30% in Summe.

70%, die große Mehrheit der Bevölkerung sind abgehängt worden. Es gibt keine Mitte mehr. Und wenn doch wird sie zusehends kleiner. Und sie ist nur mehr „Kredit – finanziert basierend“!!! Die Leute können von der Arbeit schon lange die mehr leben! Eine Frage: warum wird dieser wichtigste Beitrag meiner Meinung nach in Ihrer derzeitigen Ausgabe nur auf Seite 8 gebracht? Schon besser als in Österreich…; hier werden solche Beiträge wenn überhaupt erst ab Seitenzahl 20, 30 publiziert….! Warum nicht auf Seite 1!?? Warum nicht mit einem dringenden Appell versehen?! Warum bringen dies nicht mehr Zeitungen? Weil sie wohl alle von Reichen gesteuert werden und besitzt werden! Die wollen so was nicht hören und lesen. Zumindest nicht auf Seite 1! Nochmals Vielen herzlichen Dank!

Aber eine Bitte vor Allem: Bleibt bitte an diesem Thema!!!!!!!!!!!! Mit Berichten auf Seite 1! Das Bild mit dem Kind ist sehr bezeichnend! Nämlich…am meisten leiden unsere Kinder darunter! Sie sind die größten Verlierer unserer Gesellschaft, die Reichen und die größten Egoisten dagegen die größten Gewinner! Sehr bezeichnend! Wie schaut es aus mit der Kinderarmut in diesem Lande!??? Es ist frustrierend: Je mehr Reiche es in diesem Lande gibt, je mehr sich der Reichtum konzentriert, bzw. akkumuliert, desto mehr verliert die Gesellschaft als GANZES!!!!!!! Und vor allem Dingen die armen Kinder!!

P.S.: Die Politik versagt…sie macht nur mehr Politik für die 30 Prozent! Sie ist abgehoben und hat kein Ohr mehr beim Volk und bei den einfachen Familien Die Politiker sind nihiilistisch und abgehoben und nur mehr auf Ihren eigenen Vorteil bedacht! Und das System der Lobyisten in Brüssel auf den Ebenen der COREPER I und COREPER II ist wohl intransparent und eben nur ein System den Einfluss der Reichen und der Konzerne in Europa zu zementieren! Es ist ein Europe der Konzerne und der Reichen und KEIN Europa für die europäischen, normalen, Bürgerinnen und Bürger! Leider…. – Harry Kasmin-Schmutzer

 

DIE ZEIT mit diesem Artikel liegt aufgeschlagen auf dem Tisch. Ich gehe erstmal flanieren, das schöne Wetter nutzend. Ich sehe die schönen teuren Fahrzeuge, die fahren oder stehen, welch ein Vermögen auf den Straßen. Ich sehe die fröhlichen Pärchen mit Zweithunden, SUV´s mit offenen Kofferräumen, die halbvoll mit Tiernahrung beladen sind, ich seh das riesige Warenangebot für ein wahres Luxusleben. Dann zuhause, lese diesen Beitrag, für den ich mich herzlich bedanke, und bekomme eine depressive Stimmung.

Ja, es gib sie, all die Unsichtbaren. Es ist zum Haareraufen, ich möchte aber nicht verzweifeln. Nur, wo liegt die Lösung? Hoffentlich nicht als böser Schein mit den nächsten Wahlen und der AfD. Das Einzige was bleibt ist das Vertrauen, dass wir Bürger im neu gewählten Bundestag, mit starken demokratischen Parteien, wieder kluge Köpfe vertreten. Also zur Wahl gehen. Und: ein Maß an Urvertrauen behalten. – Erich Röber

 

Sie legen erneut den Finger in die Wunde. Die Liste der Versäumnisse der Regierenden ist sehr umfangreich. Diese Fakten werden aus den offenen, unvoreingenommenen Debatten herausgehalten. Sie kommen nicht auf den Tisch. Frau Merkel hat 2002 in bemerkenswerter Offenheit bekannt: Meine größte Stärke ist ….“dass ich, … wenn’s Not tut, … Dinge laufen lassen kann, schweigen kann und … auf’s Ende abwarten kann!“ Das war eine neue „Qualität“ in der Bundespolitik, auf Sicht fahren und abwarten, sich sonnen auf eine scheinbar gute Politik, die sich an den schlechtesten Beispielen gemessen hat. Angesichts des günstigen Ergebnisses des Vergleichs mit Italien, Frankreich, Britannien und anderen wurde vermieden, die Vergleichbarkeit der Fallzahlen zu prüfen. Nichts wurde unternommen, um die Aussagekraft der Fallzahlen im Zusammenhang mit der Anzahl der durchgeführten Tests, die Erfassung der Daten an Wochenenden zu verbessern.

Im Bewusstsein der Macht verlässt sich die Kanzlerin auf die Konsultation von Experten. Statt dessen sollte sie, wie bei offenen Fragen üblich, eine ständige Katastrophenkommission einsetzen, in der alle von der Pandemie betroffenen Bereiche der Gesellschaft vertreten sind. Solange die durch die Pandemie verursachten Probleme nicht bewältigt sind, sollte dieser interdisziplinäre Kommission als Denkfabrik, als Think-Tank Vorschläge für wirksame Massnahmen erarbeiten. Was soll ich von Politikern halten, die als Quereinsteiger mit Stärken wie die der der Kanzlerin mit ihrer Richtlinienkompetenz alles allein entscheiden wollen, die ihr Handeln von vornherein als alternativlos bezeichnen? – R. Renaux

 

Seit langem verstehe ich nicht, warum viele die Ära Angela Merkels als gut bezeichnen. Auch Herr Cohn-Bendit und Herr Leggewie „gehören zu denen, die Merkels Abtritt nicht ohne Bedauern und Sorge sehen.“ (Seite 4) Danke für den so wichtigen Artikel von Anna Mayr. Hoffentlich erleben die Kinder eine bessere (politische) Zukunft! – Klaus Busch

 

Mit zunehmender Bestürzung habe ich den Artikel von Anna Mayr über das von ihr so titulierte „Staatsversagen“ und die „massive Ungleichheit“ gelesen. Viele der von ihr genannten Aspekte sind sicherlich richtig. Aber das gezeichnete Bild ist zu einseitig. Was mir in der aktuellen Pandemie inzwischen fast die größten Sorgen bereitet, ist die massiv um sich greifende Unzufriedenheit mit dem sogenannten „Staat“ und die daraus resultierende Unsicherheit und Staatsverdrossenheit. Der Grund dafür ist, daß nur noch über das berichtet, was nicht funktioniert und dies endlos ausgebreitet wird, statt auch einmal das darzustellen was funktioniert.

Zunächst einmal wird übersehen, daß nicht der „Staat“ für die Einschränkungen verantwortlich ist sondern das Virus. Desweitere frage ich mich nach der Lektüre des Artikels, wo denn hier der mündige Bürger bleibt. Das hier gezeichnete Wunschbild entspricht nach meiner Auffassung einem Staatsgebilde, in dem der Bürger komplett betreut und damit auch überwacht wir. Aber wollen wir das wirklich? Siehe China oder Taiwan? Und auf die Frage, weshalb in der Politik nicht auf den Journalismus reagiert wird kann ich zu diesem Artikel nur sagen: Weil keine Lösungen dargestellt werden.

Denn es ist ja so einfach nur aufzulisten was alles nicht funktioniert! Statt am Ende des Artikels noch weitere Synonyme für das sogenannte „Staatsversagen“ aufzulisten, hätte ich mir hier konkrete Verbesserunsansätze gewünscht. Statt dessen wird mit einem solchen Artikel die allgemeine, nicht nur durch die sozialen Medien hervorgerufene Unzufriedenheit und Unsicherheit weiter verstärkt und im schlimmsten Fall weitere Bürger zur populistischen Parteien getrieben. Was momentan nötig ist, ist ein verantwortunfsvoller, ausgewogener und lösunsorientierter Journalismus. – Claudia Plötner

 

Tatsachen, Vermutungen, Verallgemeinerungen…in einem „Aufsatz“ zusammengerührt – und schon wird deutlich: wir leiden an Omni-Staatsversagen. Ist das so? Die Symptome sind weitgehend beschrieben. Doch wer lässt uns mit unseren Sorgen allein? Richtig, der Staat. Das sind wir! Wir, die wir mit unserem täglichen Verhalten das Wirtschaftsmodell des Homo Oeconomicus bestätigen: Nutzenmaximierung als Konsument, Gewinnmaximierung als Produzent. Eine Umschreibung lautet sinngemäß: „Wenn jeder für sich denkt, ist an alle gedacht!“ Welch ein Irrtum. Die Fakten: Gefährdung bzw. Zerstörung der Lebensgrundlagen, Spaltung der Gesellschaften, globale Ungerechtigkeiten….

Unsere westlichen Überfluss-Ziele, unser Handeln sind mit Ansprüchen verbunden, die die planetarischen Gesetzmäßigkeit und unsere geistig-sozialen Potentiale ignorieren. Wir betreiben umfassend Wissenschaft und geben uns Empfehlungen – und handeln zu oft doch nicht danach. Wir urteilen individuell über alles – ohne selten über ausreichende Beurteilung-Kompetenz zu verfügen. Darüber sollten wir nicht die Augen/Gedanken verschlossen halten. Wir sind der Staat! – Peter Vollmer

 

Der Artikel von Frau Mayr passt gut zu dem folgendem Artikel über die AfD. Natürlich ist es populär einen „All you can eat“ -Staat zu fordern. Jeder/m Bürger/in bis zu Tür (oder vor den Fernsehsessel/Smartphone-Sofa) die staatlichen und sozialen Wohltaten zu bringen. Auf dieser Welle surfen AfD, Linkspartei und leider auch Teile der SPD und der Grünen. Aber ein solidarischer Staat ist kein Wunschbrunnen. Ein solidarischer Staat schöpft aus dem Produktivquellen der Gemeinschaft, in Deutschland heißt dies, mehr als 50% des Bruttoinlandsproduktes gehen in den Sozialtransfer (Rente, Gesundheit, Soziallasten usw.). Wer daraus mehr schöpfen möchte muss entweder mehr reintun oder ihn umbauen. Aber ohne Leistung funktioniert das nicht. Gute Sozialpolitik hat immer beide Seiten, Transfer und Erwirtschaften, im Blick. Gute Bürger/innen sollten dies nicht nur wissen, sondern auch verstehen. – Thomas Berard

 

Hoffe, Sie haben inzwischen einen Hausarzt gefunden! Nach der Lektüre Ihres Artikels könnte es allerdings passieren, daß er Ihnen die Leviten liest; doch dazu später! Ihre Schilderung des „Staatsversagens“ klingt gelegentlich flapsig: wenn „ganz Deutschland schnaufend aus dem Sessel fällt“, vom Staat ge“failt“, der ihm „immer wieder die gleichen Maßnahmen aufeumelt“, der es allerdings „vorher noch 300 Seiten Antragsformulare ausfüllen läßt“, was „immer von den Ehefrauen erledigt“ wurde! „Das ist wirklich blöd jetzt.“ Doch „über dem gesamten Geseufze“ vergißt es schon mal, „daß Politik wirklich eine schwierige Kiste ist.“ Sei’s drum!

Doch nun zu Ihrem Satz über das Impfen in Hausarztpraxen und den möglichen Folgerungen, die Sie daraus ableiten: „Allerdings wären dann heute sicher viele Ärztinnengatten geimpft, während viele 90-jährige einfach gar nicht mehr wären.“ Sollte Ihr neuer Hausarzt männlich und hetero sein, wäre sein Lebenspartner eine Arztgattin, die er hoffentlich schon geimpft hat! Meine Frau, 70, hat als MFA (früher Arzthelferin) mit mir, 75, bis vor einem Jahr gemeinsam fast 40 Jahre lang in unserer allgemeinärztlichen Praxis gestanden, mitten im Mikrobenaerosolnebel aus hustenden Mündern und triefenden Nasen; wir haben trotzdem allen Patienten die Hand gegeben, keine Masken getragen und keinen Abstand gehalten!

Vielleicht hat uns eine stille Feiung so lange durchhalten lassen? Jetzt aber kämpfen wir gegen eine Pandemie, gegen ein neues, noch wenig bekanntes Virus, das schnell mutiert und uns deshalb vor ganz andere Herausforderungen stellt! Die Impfung hierzulande läuft nicht einfach so ab, daß der Patient seinen entblößten Deltoideus durchs Sprechzimmerfenster streckt, seinen Pieks bekommt und fröhlich von dannen läuft! Er muß befragt, aufgeklärt, auch geimpft, eine halbe Stunde nachbeobachtet, und es müssen Berge von Papier bearbeitet werden! Eine Grippeimpfung ist dagegen ein Spiel mit dem Kinderrotkreuzköfferchen! Jeder impfende Arzt läuft täglich Gefahr, sich mit dem Virus zu infizieren und Ehepartner und Familie anzustecken!

Wenn sie nicht gleich zu Beginn mitgeimpft werden, kann das Halt bietende Netz zwischen Arztpraxis und Arzthaushalt schnell reißen, und dann: gute Nacht, Patientenbetreuung und Impfung! Übrigens kenne ich eine ganze Anzahl fitter über 90-jähriger und einige wesentlich jüngere hochgefährdete Ärztinnengatten und Arztgattinnen! Da der Hausarzt die Risiken seiner Patienten am besten kennt, sollte er auch die Impfreihenfolge festlegen! Zum Schluß noch zu Ihren Alternativbegriffen für das „Staatsversagen: mir gefällt das Wort „Staats-Eumeligkeit“! Es klingt genauso vielversprechend wie nichtssagend und eignet sich daher bestens für die derzeitige (Pandemie)Politik! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Zu dem sehr begrüßenswerten Artikel. …dass alle „die quasi im „Dunkeln “ sitzen keine Häme zeigen war schon immer so. Weil sie alltäglichere Sorgen haben und wenig Zeit , z.B. auch keine ZEIT lesen. Um sich vielleicht auch a.G. solcher Recherchen zu solidarisieren um mehr ans „Licht“ kommen zu können und gesehen und be- und geachtet zu werden. – Geelke Braun

 

Welch ein großartiger, sarkastischer Bericht von Anna Mayr. Hintergründig und mit Witz. Diese Staatseumeligkeit wird zu oft getragen von wahltaktischen Überlegungen. Für die Zukunft lässt mich hoffen, dass es mehr und mehr junge parteilose Bürgermeisterinnen und Bürgermeister zwischen 30 und 40 gibt, die nicht wahlpolitisch schachern und „rumeumeln“, sondern kleine und mittlere Kommunen durch ihre Ideen und ihr Engagement wieder interessant machen. Sich um Leerstände kümmern, um neue Schulen und Kitas und um bezahlbaren Wohnraum für die Menschen, die Frau Mayr in ihrem Super-Artikel besonders angesprochen hat. – Ulrich Niepenberg

 

Politik und auch Sozialpolitik werden in Deutschland größtenteils von Menschen bestimmt, die selbst erfolgreich sind – z. B. als Bundestagsabgeordnete und/oder als Lobbyisten – und von denen sich die meisten offenbar nicht vorstellen/eingestehen können, dass Erfolg nicht nur auf eigener Leistung, sondern auch auf glücklichen Umständen beruht. Entsprechend führen sie Misserfolg in der Regel auf Faulheit und/oder Dummheit und nicht auf unglückliche Umstände wie arme/bildungsferne Eltern, Krankheiten, Unfälle usw. zurück, an denen oder deren Folgen der Gesetzgeber / die Verwaltung etwas ändern könnten und sollten.

Selbst bei den Linken und Grünen gibt es offenbar nur relativ wenige Politiker*innen, die die Erfahrung von verheerenden Misserfolgen, Schicksalsschlägen und eben von gravierender Hilfsbedürftigkeit gemacht haben. Und da die Hilfsbedüftigen ihre Interessen offensichtlich nicht selbst bzw. nicht wirkungsvoll vertreten können, unterbleibt die Hilfe, die sie benötigen. Solange in den Parlamenten und Verwaltungen fast ausschließlich die erfolgreichen Vertreter*innen der Interessen der Erfolgreichen die Gesetze und Erlasse bestimmen, werden die Hilfsbedürftigen weiterhin kaum Hilfe erhalten. – Dr. Ulrich Willmes

 

Ich möchte mich einmal bei Ihnen für Ihre regelmäßig sehr klugen und scharfen Analysen rund um das Thema Arbeit, Arbeitslosigkeit, Staat und Gerechtigkeit bedanken. Auch Ihr letzter Beitrag reiht sich in diese Veröffentlichungen ein und legt einmal mehr schonungslos die bittere Wahrheit dar, was passiert wenn Menschen in Deutschland „durch das Raster fallen“. Ein Raster, das nur allein darauf ausgelegt ist, wie gesund, wie leistungsfähig und wie produktiv eine Person als potentielle Arbeitskraft im Kapitalismus ist. Diejenigen, die all dies als Voraussetzung mitbringen, werden unterstützt. Wird jedoch eines der genannten Kriterien nicht erfüllt, siehts düster aus… und wie Sie schreiben: die Liste ließe sich beliebig erweitern.

Nach meinen Erfahrungen und die aus meinem familiären Umkreis wären das zb. Keine Möglichkeiten der Überbrückungshilfen für den Übegang von Studium zu Dissertation: Bafög fällt weg, weil die Ausbildung abgeschlossen ist – Arbeitslosengeld wird auch nicht ausgezahlt, weil mensch als „Student*in“ eingeschrieben ist – aber für die Krankenversicherung gilt der Student*innentarif nicht mehr, weil das eigtl. Studium ja abgeschlossen ist. Stattdessen 200€ Selbstversicherung vom 450€ minijob abdrücken. Der Rest reicht für die Miete wenn mensch Glück hat. Sowas wie Essen oder NK werden überbewertet… Ein Irrsinn!

Oder Gesundheitsprüfungen für BU- und Pflegeversicherungen, die letztlich nur Personen absichern die keinerlei Vorgeschichten haben. Psychische Erkrankungen sind ein K.O. Kriterium – völlig egal ob die Person in den letzten Jahren erfolgreich an einer Bewältigung gearbeitet hat. Und staatliche Alternativen sind nicht vorgesehen – tritt der Fall der Berufsunfähigkeit oder der Pflegebedürftigkeit ein, sind solche Menschen völlig auf sich selbst oder die familiäre Unterstützung zurückgeworfen. Arbeitslosigkeit und „Nutzlosigkeit“, wie in der Utopie Qualityland so treffend formuliert wurde, werden als Drohszenarien in diesem Leistungssystem ganz bewusst aufrecht erhalten und reproduziert: Struggle of life. Nur die harten kommen in den Garten – oder an eine BU. Sozialdarwinismus vom Feinsten.

Es läuft sehr viel falsch in unserem Staat, und das schon sehr lange. Die Pandemie deckt diese Sachen kurzfristig auf, aber ich fürchte danach wird sich leider nichts groß ändern… Dies zeigt ja schon, wie mit den Pflegekräften und dem medizinischen Personal umgegangen wird. Was nützt das Klatschen vom Balkon? Davon kann sich eine alleinerziehende Person auch keinen Kühlschrank füllen… Liebe Anna Mayr, bleiben Sie weiter so kritisch und aufmerksam, schreiben Sie auch nach der Pandemie solche Beiträge und halten Sie uns, der deutschen Gesellschaft, damit den Spiegel vor. – Jasmin Mannschatz

 

„Staatsversagen“ ist der massive Vorwurf von Anna Mayr. Sie nennt allseits bekannte Beispiele dafür: Klima, Flüchtlinge, Klassenmedizin, Mietwucher … Alle schon vor Corona evident. „Journalisten berichten andauernd über Dinge, die nicht funktionieren.“ Ja! Wir lesen, sehen, hören – und leben weiter in unserem bequemen Alltag. Wir Meritokraten sind ja nicht betroffen. Manchmal regt sich das schlechte Gewissen, und wir machen eine kleine Spende für einen guten Zweck. Doch die Zustände bleiben. „Die im Dunkeln sieht man nicht,“ textete Bert Brecht. Da geht einem das Messer in der Tasche auf. Zumindest in Gedanken. – Werner Bohn

 

Ihr Artikel ist ein Beispiel dafür, dass im modernen Journalismus Meinung wichtiger ist als Wissen. Durch eine kurze Internetrecherche hätten Sie erfahren können, dass der Begriff „Staatsversagen“ nicht „aus der rechtsextremen Ecke“ kommt, sondern aus den Wirtschaftswissenschaften, wo er seit fast hundert Jahren für suboptimale Ergebnisse staatlicher Eingriffe in den Markt verwendet wird. (Übrigens gibt es als Pendant dazu auch das Marktversagen.) – Michael Kobbe

 

Vielleicht täuschen Sie sich ja auch und viele wollen diese“massive Ungleichheit“ Sie sei ja sogar gerecht! – Leistungsgerecht. „Leistung muss sich wieder lohnen“ so das Credo von liberal bis konservativ, selbst wenn sie nur darin besteht zu erben. Daraus gehen dann die „guten Familien“ hervor, in denen „Leistungsträger“ geboren werden, die dann in der Lage sind zu „führen“ – „Verantwortung zu übernehmen“. Ihr Status muss sich deutlich von dem des „gemeinen Volkes“ unterscheiden, sonst hauen sie einfach ab und investieren ihr Vermögen wo anders. Der Hauptwert des Konservatismus ist die Differenz. – Dieter Herrmann

 

Niederschmetternd ist die Liste der Versäumnisse, die Frau Mayr zu Recht beklagt. Dennoch versagt hier nicht der Staat, sondern sein Personal: die Politik. Und in Demokratien ist es nun mal Aufgabe der Bürger, sich um ihr „Staatspersonal“ zu kümmern, es mit organisiertem Widerstand zu konfrontieren oder notfalls ein besseres zu wählen. – Alfred Bröckel

 

Ich schreibe sehr selten Leserbriefe. Deshalb ist mir dieser besonders wichtig. Ich danke Ihnen herzlich für Ihren o.g. Artikel J wie auch für alle anderen, die ich von Ihnen las. Bin jetzt 68 J. und seit etwas mehr als 1 Jahr in Rente. Habe mein Berufsleben damit verbracht eine soziale Einrichtung auf- und auszubauen, mich sozialpolitisch und verbandlich (PARITÄT) zu engagieren und Brücken über die sozialpolitischen und bürokratischen Bermudadreiecke zu bauen, die es 60% unserer Bevölkerung massiv erschweren ein würdiges Leben zu führen in unserem prinzipiell reichen Land, in dem leider immer noch nur die wirtschaftlich verwertbaren Menschen als echte Bürger und „Leistungsträger“ zählen.

Eine ergänzende Anekdote. Letztes Jahr brach politische Freude darüber aus, dass sich die Zahl der Analphabeten um fast 1 Million reduziert hat( ca.6,5Mio.). Wir hatten immer in diesem Land ca. 7,5 Millionen Menschen mit entsprechendem Handycap. Es werden aber immer nur die Menschen zwischen 15-64 Jahren erfasst. – Verwertbarkeit – . Sind alle ab 65 J. verschwunden?! Bleiben Sie am Ball! Es hat sich viel verbessert in den letzten Jahrzehnten, leider immer nur Stückwerk, da sich die grundsätzlichen Haltungen kaum veränderten. Die Problematik der Pflege ist seit 50 Jahren bekannt. Tja… – Martin Kraus

 

Die politischen Analysen von Anna Mayr sprechen mir aus der Seele und ich freue mich, in der letzten Zeit viel von ihr zu lesen. Seit vielen Jahren arbeite ich als Sozialpädagogin in der kommunalen Jugendhilfe und sehe genau die Probleme, die sie beschreibt. All die Menschen, die das „Staatsversagen“ auf den verschiedenen Ebenen am eigenen Leib erfahren, resignieren oder wandern in Protestbewegungen ab – beides können wir uns als Gesellschaft nicht leisten. No one left behind gilt auch für unser Gemeinwesen. – Daniela Braungart

 

Immer wieder bin ich begeistert von Ihren Artikeln über Sozialstaat, Sozialpolitik, soziale Ungleichheit. Sprachlich verständlich und gründlich recherchiert, anders gesagt: journalistisch sehr gute Arbeit: Gerade in dieser Pandemiezeit nehmen Sie die Menschen in den Blick, geben Ihnen eine Stimme, die schon in „normalen“ Zeiten auf der Verliererseite stehen. An dieser Stelle möchte ich aus sozialwissenschaftlicher Sicht keine erneute Aufzählung der Missstände vornehmen. Es ist gut, immer wieder die Finger in die Wunden zu legen. Sie zeigen am Beispiel des bayrischen Lokalpolitikers sehr gut auf, Kreativität und Änderung der Blickrichtung können enorme Kräfte zur Abmilderung sozialer Ungleichheit und Krisensituationen bewirken.

Nur ist leider das konservative bzw. neoliberale Menschenbild festgeschrieben! Probleme werden zwar benannt, allerdings dem Individuum nicht nur angelastet, sondern in seiner Kraft- und Hilflosigkeit auch noch zur Beweisführung aufgefordert. Auch die SPD scheint es schon einige Zeit vergessen zu haben, für soziale Gleichheit zu kämpfen. Dass es in der SPD doch noch Politiker*innen gibt, die sich dafür einsetzen, zeigt sich bei unserem Arbeitsminister Hubertus Heil. Ich bin zwar vor einiger Zeit aus der SPD ausgetreten, allerdings muss ich ihn in dieser Krisenzeit loben. Zu Fragen ist auch, wo da die christlichen Kirchen ihre Stimme erheben. Die Caritas der kath. Kirche verweigert sogar die Zustimmung zum Tarifvertrag in der Pflege.

Ich denke da an Lukas 17.19 – die Heilung eines Blinden bei Jericho. Jesus fragt: „Was willst Du, was ich für Dich tun soll? Zu recht verweisen Sie darauf: Verwaltung ist kompliziert, Gerechtigkeit ist kompliziert, Menschen sind kompliziert! Ich denke: Alternativlos gilt nicht, für alles gibt es eine Lösung. Sehr geehrte Frau Mayr, herzlichen Dank für Ihr journalistisches Engagement und Ihren Mut. Machen Sie weiter so. – Hiltrud Hillebrand

 

Vielen Dank für den sehr guten und überfälligen Artikel. Auch ich gehöre zu der Gruppe, die sich seit Jahren an den Strukturen und verschiedenen Entscheidungsebenen zerrieben haben. Ich füge einen Aspekt hinzu, der mir persönlich sehr wichtig ist. Ja, es gibt Menschen, die von diesem Staat im Stich gelassen werden. Sie haben einige Gruppen genannt. Dazu kommt die große Gruppe der Menschen mit einer psychischen Erkrankung. Seit Anfang der 2000-er Jahre sind sowohl die Ambulante psychiatrische Pflege als auch die Soziotherapie als gesetzliche (sogenannte) Regelleistungen verankert. Beides Leistungen, auf die jeder erkrankte Mensch einen gesetzlichen Anspruch hat und die von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden müssen.

Nur hat leider der Gesetzgeber keinen Einfluss darauf, dass die Krankenkassen diese Leistungen auch angemessen vergüten müssen. Verträge von den Kostenträgern mit den Leistungserbringern werden dann auch noch so gestaltet, dass unerfüllbare Anforderungsprofile an das eingesetzte Personal gestellt werden. Der Effekt: diese Leistungen gibt es so gut wie nicht in Deutschland. Tausendfaches Leid, Chronifizierung, möglicherweise Selbsttötungen werden von den Vertreter*innen der Kostenträger wissentlich in Kauf genommen. Dem Gemeinsamen Bundesauschuss ist dies bekannt. Allen Akteuren ist das ungeheure Ausmaß der Unterversorgung und der damit verbundenen Konsequenzen bekannt. Der Gesetzgeber hat in guter Absicht einen gesetzlichen Anspruch für erkrankte Menschen festgelegt. Für die Umsetzung und Finanzierung sind dann hier die Krankenkassen zuständig. Wie kann es sein, dass sich diese dann weigern können, bzw. Kniffs und Tricks zur Verhinderung finden?

Ganz unterschiedliche Ebenen unserer Gesellschaft konterkarieren (aus welchen Gründen auch immer) wichtige gesellschaftliche Vorhaben. Die jetzige Pandemie zeigt uns das mehr als deutlich. Ich habe nach über 40 Jahren Arbeit im Gesundheitswesen (Psychiatrie) resigniert aufgegeben. Die Veränderungen haben sich nicht in dem Sinne gezeigt, wie mit der Psychiatrie Reform in den 80-er Jahren angenommen. Insofern kann ich persönlich schwer mit Begriffen wie Staats-Eumeligkeit etc. leben. Für mich versagt hier unser Gemeinwesen auf wichtigen Ebenen – mit zum Teil fürchterlichen Konsequenzen für einzelne Menschen. – Helmut Thiede

 

In Ihrem Artikel „Im Land der schweren Geburten“ erwecken Sie den Eindruck, dass alles besser laufen könne für die Bürger, wenn der Staat „aufsuchender“ auftreten würde. Meine erste Assoziation war die der „Heimsuchung“. Sie ignorieren völlig, wie lange es in der Neuzeit gedauert hat, die Ketten der autokratischen Staatsherrschaft zu sprengen, seien es die der vormodernen Strukturen des Feudalismus oder diejenigen der pseudo-progressiven Diktaturen des Sozialismus.

Eine Welt, in der alles vom Staat organisiert wird, wäre eine tote Welt, denn das Leben vollzieht sich in einem Wechselspiel von Gestaltbarem und Nicht-Gestaltbarem, von Kalkulierbarem und Unkalkulierbarem. Unsere Welt ist also – im linear kausalen Sinne – nicht steuerbar. Der Versuch, durch Staatsdominanz den Unwägbarkeiten des Lebens ein Schnippchen zu schlagen, wäre insoweit von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Im Übrigen hat die Freiheit in unserer Gesellschaft einen Preis, den zu zahlen jeder bereit sein muss, der eigenständig leben will: die Selbstverantwortung! – Christian F. Olejnik

 

Vielen Dank für Ihren Artikel, Sie haben mir aus der Seele gesprochen und ich hoffe, dass ihr Beitrag Resonanz findet. Für mich persönlich ging der Vertrauensverlust in den Staat mit dem Versuch einher, einen Nicht-EU-Bürger zu heiraten und nach Jahren der transnationalen Fernbeziehung ein gemeinsames Leben in Deutschland aufzubauen – ein schier unmögliches Unterfangen. Noch haben mein Verlobter und ich nicht aufgegeben, aber es ist ein frustrierender, zermürbender, uns weit in die Verzweiflung hinein treibender Kampf gegen eine kafkaeske Bürokratie, die nach jedem eingereichten Dokument drei weitere einfordert, zuweilen auszustellen von Stellen, die pandemiebedingt geschlossen oder unerreichbar sind ( und natürlich stets übersetzt, legalisiert, beglaubigt, in dreifacher Ausfertigung). Da ich bisher viel Glück hatte im Leben (hoher Bildungsgrad, sehr gute Abschlüsse, eine gute Stelle), war ich nicht darauf vorbereitet, dass von staatlicher Seite meine privatesten Lebensentscheidungen derart sabotiert würden.

Zugleich treibt mich (und mein ähnlich fassungsloses Umfeld) seit dieser Zeit die Frage um, wie staatliche Stellen eigentlich in anderen Fällen mit Menschen umgehen, die dem Staat in einer (tatsächlichen oder vermeintlichen) Bittstellerposition begegnen. Die Frustration, die Wut und die Ohnmacht, die, wie Sie es auch schildern, Empfänger staatlicher Hilfen erleben müssen, Asylsuchende, oder auch Menschen wie die Angehörigen der NSU-Opfer, die von staatlichen Institutionen eine gründliche Aufklärung der Verbrechen einforderten, bekommt mit einem Mal eine neue Plausibilität und erscheint geradezu greifbar. Solche Schicksale erscheinen nicht länger als bedauernswerte Einzelfälle, sondern als Systemprobleme, die eine Lösung verlangen.

Dass die Pandemieerfahrung, wie Sie es darstellen, ein neues Licht auf staatliches Handeln wirft und dieses kritisch hinterfragt, sollte daher auch von politischer Seite nicht Anlass für reflexhafte Sorge (Angst vor dem Vertrauensverlust in den Staat und vor extremistischen Tendenzen) sein, sondern für offene Selbstreflexion und institutionelle Selbstkritik – sowohl bei Staat und Behörden als auch bei uns als Staatsbürger*innen. Dass all diese Missstände in politischen Debatten so selten vorkommen, sollte uns allen zu denken geben. Herzlichen Dank Ihnen für Ihren Vorstoß, und der Redaktion für die Veröffentlichung. – Jasmin Daam

 


 

 

Leserbriefe zu „Ist die EU zu doof?“ von Mark Schieritz

 

Ihrem Theaterbild würde ich gerne ein Flugzeugbild beifügen. Nimm Dir zunächst selbst eine Maske. Wenn Du Dir selbst geholfen hast, dann kannst Du auch anderen helfen. Das Impfdesaster in einen moralischen Triumph umzuwandeln, ist ein ehrenwert-trotziger Versuch, Schaden von der EU abzuwenden. Die erhoffte Pole Position in der nächsten Pandemie ist dabei allenfalls eine Taube auf dem Dach des Empire State Building. Und bei dem von Ihnen postulierten Nullsummenspiel macht es auch hinsichtlich künftiger Mutanten wenig Unterschied, wo genau die Pandemie weiter grassiert. Man kann es drehen und wenden wie man will. Die europäische Idee ist nicht unbedingt attraktiver geworden, und gegen den britischen Boulevard wird schwer anzustinken sein. Herr Biden hat dagegen verstanden, dass man Erfolge braucht, um seine Ziele nicht nur träumen sondern auch umsetzen zu können. Wir sollten jedenfalls in die Lipid-Produktion einsteigen, finde ich… – Dr. Christian Voll

 

Worum geht es beim Impfen? Um hohe Impfquoten, damit Gaststätten wieder öffnen können? Nicht zunächst und vor allem um den Schutz von Menschen vor Infektionen, schweren Erkrankungen und Tod? Letzteres wird im Artikel nicht einmal erwähnt! Ob jemand, der auf eine Impfung wartet, um sich und andere zu schützen, und nicht „wie gebannt auf die Impfquoten“ schaut, sondern besorgt auf die Infektionszahlen und den eigenen Kalender, noch ohne Impftermin, sich trösten lässt durch eine „Erzählung…, die den Kampf gegen das Virus als globale Aufgabe begreift“? – Bettina Ziegler

 

In seinem Artikel über die Corona-Impfstrategien mit dem Titel „Ist die EU zu doof?“ suggeriert Mark Schieritz, dass Länder wie Großbritannien und Israel ihre Impferfolge der Tatsache zu verdanken hätten, dass sie sich bei der Vergabe der Impfstoffe vordrängelten und der EU dadurch Impfstoff wegnahmen. Diese Argumentation ist aus zwei Gründen falsch. Erstens hat es die EU versäumt, rechtzeitig den Ausbau von Produktionskapazitäten durch Abnahmegarantien zu fördern, um so eine ausreichende Produktion nicht nur für die EU sicherzustellen.

Die dadurch entstandene Knappheit führt in einer Marktwirtschaft dazu, dass die Verteilung des knappen Guts über die Zahlungsbereitschaft reguliert wird. Während Großbritannien für den Biontech-Impfstoff pro Dose 17 Euro zu zahlen bereit ist, gibt die EU nur 12 Euro aus. Für den Moderna-Impfstoff zahlt Großbritannien im Durchschnitt mehr als 30 Euro pro Dose, die EU dagegen nur die Hälfte. Die Impferfolge von Großbritannien und Israel sind also schlichtweg Ausdruck einer höheren Zahlungsbereitschaft. Die EU war nicht zu doof, sondern zu geizig. Dass Mark Schieritz in seinem Artikel die Rolle des Preismechanismus mit keinem Wort erwähnt, lässt eine erschreckende Unkenntnis ökonomischer Zusammenhänge erkennen. – Dr. Christoph Kind

 

Wenn „über den Tellerrand schauen“, solidarisches Denken (hoffentlich auch bald für die Armen dieser Welt), Begreifen von Zusammenhängen, Vorausschauen mit doof gleichgesetzt werden (hören Sie sich nur die unsinnigen Kommentare der AfD an), dann bin ich gern doof. Ihr Artikel hat mir aus dem Herz gesprochen. –Ulrich Fleischer

 

Ihr Beitrag beschäftigt sich mit einem sehr aktuellen Thema. Es betrifft alle. Daher habe ich denselben mit grossem Interesse gelesen. In meiner Wahrnehmung hat sich die von Frau Merkel selbst erklärte Alternativlosigkeit ihrer politischen Entscheidungen wie ein bleierner Schleier über die EU gelegt. Der ständige Vergleich der Situation in Deutschland mit Ländern, wo es schlechter geht, wird hinsichtlich der Vergleichbarkeit der Daten nicht hinterfragt. Die Kanzlerin lässt sich durch diesen Vergleich zur Untätigkeit verleiten, mal mehr, mal weniger teilweisen Stillstand.

Fest steht, die Pandemie ist eine ernste Bedrohung. Das haben nur wenige Politiker wirklich erkannt, verinnerlicht und danach aktiv gehandelt wie z. B. Joe Biden, Boris Johnson, Benjamin Netanjahu, Südkorea, Taiwan und einige andere). In Europa verliert sich die Öffentlichkeit und die Politik in Debatten über „Impf-Nationalismus“, angeblich nicht zu gewährleistenden Datenschutz bei der digitalen Nachverfolgung der Infektionsketten und beschränkt sich 15 Monate lang auf die Beobachtung der Fallzahlen der Ansteckungen an Hand fragwürdiger Daten mit wenig tatsächlicher Aussagekraft. Im Bewusstsein ihrer Macht neigen die politischen Repräsentanten der Staaten dazu, selbst den Ausweg aus der Krise zu finden. Diese Selbstwahrnehmung hindert sie daran, an Stelle der Konsultation der Experten einen ständigen interdisziplinären Krisenstab, in dem alle Bereiche der Gesellschaft vertreten sind, zu organisieren. Dieser Stab kann als Denkfabrik, als Think-Tank die Argumente der verschiedenen Betroffenen abwägen und brauchbare Vorschläge entwickeln.

Da Führung fehlt, vagabundieren m. E. die Ideen ins Absurde. Verfügbare Impfstoffe sollten gleichmässig über alle Länder verteilt werden, um die Pandemie zu bekämpfen. Vom Impf-Nationalismus ist die Rede, wenn jemand diese These nicht teilt. Statt Initiativen zu unterstützen, die z. B. die digitale Verfolgung der Infektionswege vorantreiben (Luca-App), werden Steuermittel mit der Gießkanne verteilt. Wozu gibt es eigentlich eine Regierungsbeauftragte für die Digitalisierung? Die Mehrheit der Politiker vertraut nach wie vor auf die größten Stärken der Bundeskanzlerin. Diese hat Frau Merkel 2002 selbst so definiert:

Meine größte Stärke ist ….“dass ich, … wenn’s Not tut, … Dinge laufen lassen kann, schweigen kann und … auf’s Ende abwarten kann!“Das war eine neue „Qualität“ in der Bundespolitik, auf Sicht fahren und abwarten. Wurden dennoch Entscheidungen getroffen, führten diese regelmäßig zu Milliarden Euro Mehrausgaben, die bei dringenden Aufgaben (Bildung, Digitalisierung, Breitbandnetz usw.) bis heute fehlen. Das hat Frau Merkel als Bundeskanzlerin wiederholt so gehandhabt. Die unkontrollierteMigration wurde später als Notwendigkeit zur Sicherung des Bedarfs an Fachkäften gerechtfertigt.

Bisher wurde kein Schritt hin zu einer kontrollierten Einwanderung unternommen. Frau Merkel „fährt auf Sicht“, „denkt lange nach“ , „muss zu Ende denken“. Außer „alternativlosem“ Aktionismus geht daraus leider keine wirkliche Strategie hervor. Sie hat es geschafft, eine offene unvoreingenommene Debatte von vornherein zu ersticken. Diese bequeme Geisteshaltung des „die Dinge laufen Lassens, des Schweigens und des Abwartens auf das Ende der Dinge“ hat breite Teile der Öffentlichkeit erfasst. Politik hat jedoch die Aufgabe zu gestalten. – R. Renaux

 

Bei all den kosmopolitischen Träumereien und mürrischen Blicken Richtung Großbritannien vergisst der Autor, dass es hier nicht um die Ausfuhr von Plüsch und Plunder geht, sondern um Menschenleben. Jede aus der EU exportierte Impfstoffdosis kann im schlimmsten Fall die Infektion und den Tod eines betagten Familienangehörigen bedeuten. Diesen Gedanken vor Augen, lohnt es sich definitiv, im Theater als erster aufzustehen. – René Klauer

 

Chapeau, Herr Schieritz. In der von Corona beherrschten Zeit sind wir Tag für Tag Negativmeldungen ausgesetzt. Inzidenzien, Todesfälle, Impfstoff, Lockdown… Viele meinen alles besser zu wissen, kommentieren jedes Komma bestimmter Corona-Regeln, halten diese nicht umfänglich ein. Wir alle sollten etwas mehr Demut walten lassen. Denn eines ist klar: Wir brauchen eine bestimmte Richtung und können die Pandemie nur gemeinsam besiegen. Da kommt Ihr Beitrag genau richtig und betrachtet alles aus einer anderen Sicht. Der Theatervergleich ist übrigens super!! – Achim Bothmann

 

Wie viel PUTIN steckt eigentlich im russischen Impfstoff Sputnik? SPutnik. SpUtnik. SpuTnik. SputnIk. SputNik. So viel PUTINsteckt mit Sicherheit im russischen Impfstoff Sputnik! – Klaus P. Jaworek

 

Eine gute ausgewogene Analyse zum Corona-Impfen von Herrn Schieritz. Bleibt die Frage: Warum entwickeln wir nicht selbst die Lipide für die Nanopartikel der Impfstoffe? Und die Anmerkung: ein paar Monate bis zur weitgehenden Durchimpfung müssen wir noch ausharren – mit nicht neuen Regeln, sondern mit E i n h a l t e n der Regeln. Ich begegne immer noch Leuten, die sich unnötigerweise mit Freunden oder Kollegen im geschlossenen Raum aufhalten. – Dr. Martin Grau

 

Meinen tiefempfundenen Dank fuer Ihre Beitraege zum Thema Corona. Endlich einmal sachliche Beitraege, die informieren, die Aspekte beleuchten, die ansonsten untergehen, und die nicht auf Biegen und Brechen versuchen zu polarisieren!!! In der derzeitigen, hektischen bis hysterischen Situation war es eine Wohltat Ihre Berichte zu lesen. Diese waren sicher nicht einfach zu schreiben, da sehr viele verschiedene Informationen zusammen getragen und aufbereitet werden mussten. Aber ich wuensche mir die Zeit haette mehr solcher Artikel und weniger Kaffeesatzleserei und Meinungsmache. – Sabine Moehler

 

Nein, wir sind nicht doof ! Als Mainzerin würde ich Ihnen einen Orden verleihen, weil Sie dieses leidige Problem mit den Zuschauern aufgegriffen haben, die vor den anderen aufstehen, man nichts mehr sieht und somit seinen bezahlten Sitzplatz im Stehen benutzt. Hier in Mainz nicht im Theater, sondern davor und zwar am Rosenmontag die Tribüne. Die Korporationen in vorderster Reihe machen stets den Anfang, sodass die anderen Zuschauer zwingend mit aufstehen müssen – helau!

Nun zu Ihrem eigentlichen Artikel: Endlich klärt mal einer auf und straft all die Besserwisser und Bedenkenträger – Partner wie Opportunisten – mit Realitäten und Hintergrundwissen. Alle politisch Verantwortlichen, sei es in Deutschland, der EU oder anderswo haben fähige Köpfe und sind auch in der Lage eine solche Katastrophe richtig einzuschätzen. Mit vorhersehbaren Schwierigkeiten umzugehen und notfalls gegenzusteuern. Alle die zurzeit in der Schusslinie stehen machen einen schweren Job. Unser Gesundheitsminister, Herr Spahn, betonte vor Monaten nicht zu Unrecht: „Wir werden uns am Ende viel verzeihen müssen“! Eigentlich sehr wahr und weitsichtig. Mit Ihrem Bericht haben sie klar und eindeutig die Vorgehensweise der Regierungen mit den Herstellern, die Verteilung in der EU und Lieferungen an andere Länder aufgezeigt. Auch wie aufwändig die Herstellung von Impfstoffen eigentlich ist und was an Logistik dahintersteht.

Wer nicht in der Verantwortung steht hat gut kritisieren und Schuld zu verteilen. Gerade das brauchen wir jetzt nicht, wir brauchen Politiker und Menschen die uns beistehen und uns Hoffnung machen. Es würde mich nicht wundern, wenn sich am Ende bei aller Tragik dieser Pandemie herauskristallisiert, dass EU und Deutschland gar nicht so schlecht abgeschnitten haben. Während ich diese Zeilen geschrieben habe hat mich „Antonio Vivaldi“ begleitet – “Le Quattro Stagioni“. – Birgit Jochim

 

In der durchaus respektablen Analyse wurde leider vergessen, die vielen Corona –Toten in Deutschland und der EU zu erwähnen, die durch eine bessere Beschaffungsstrategie hätten vermieden werden können, von den enormen wirtschaftlichen Schäden einmal abgesehen. Eine konsequentere und weniger zögerliche Order von Impfstoffen zu Pandemiebeginn, hätte zudem die Produktion schneller in Gang gebracht und mehr Impfstoffe für die EU müssten nicht auf Kosten Großbritanniens erfolgen. – Dr. Bernhard Jung

 

Unser Kampf um einen Impftermin: Anfang Januar wurde eine Anmeldung zur Corona-Schutzimpfung für Risikogruppen möglich. Ich bin 81 Jahre alt, wohnhaft in Gaggenau und rief daraufhin auf der einzigen bundesweit verfügbaren „hotline“ 116117 mehrmals täglich an, stets vergeblich, da besetzt. Nach mehr als drei Wochen am 28.1. hatte ich erstmals Erfolg. Nach Beantwortung zweier Fragen wurde ich zu der zuständigen Stelle in meinem Bundesland, Baden-Württemberg, weitergeleitet. Man konnte mir keinen Termin geben, empfahl mir aber einen Versuch online über impfterminservice.de. Dort erhielt ich zwei zwölfstellige Bestätigungscodes für die erste und zweite Impfung.

Erfreut dachte ich, nun bin ich ja wohl erfasst und erhalte Nachricht, ging aber zur Sicherheit täglich online auf impfterminservice.de, dort wurde ich in mein Bundesland weitergeleitet und nach meiner Berechtigung gefragt, die ich mit meinem Bestätigungscode nachweisen konnte, erhielt aber stets die Antwort es stünden keine Termine zur Verfügung. Ich versuchte es weiter parallel über 116117 und impfterminservice.de. Da in der Zwischenzeit viele meiner Alterskollegen in Berlin und Hessen bereits ihre Impftermine hatten, versuchte ich es parallel wieder einmal auf 116117 und kam durch. Ich wurde mit erlesener Freundlichkeit und haarsträubender Inkompetenz bedient.

Als erstes erklärte man mir, dass mein Bestätigungscode völlig wertlos sei, den könne ich vergessen, es gäbe keine Termine, aber auf eine Warteliste könne man mich setzen. Dem stimmte ich freudig zu. Die nächste Frage war, wo ich geimpft werden sollte. Ich hatte eigentlich einen Vorschlag erwartet in der kindlichen Annahme, dass mein Gesprächspartner eine Übersicht habe, wo und wie eine Impfung am schnellsten möglich sei. Ich schlug das Kurhaus in Baden-Baden vor. Ich hörte dann, wie mein Anrufpartner auf einem anderen Telefon mit Baden-Baden verhandelte, leider ohne positives Ergebnis. Das gleiche geschah danach mit dem weiter entfernten Bühl. Es wurde mir klar, dass ich es mit einem liebenswürdigen hilfsbereiten, aber leider landeskundlich und geographisch minderbemittelten Gesprächspartner zu tun hatte. So schlug ich ihm dann Karlsruhe(Schwarzwaldhalle) und Rheinstetten (Messe Karlsruhe) vor. Er ging auf diese ihm wohl neue Erkenntnis ein und das Spiel über das parallele Telefon wiederholte sich. insgesamt dauerte das Telefongespräch über 20 Minuten, leider ohne positives Ergebnis.

Ich kam für mich zu dem Schluss, dass die hotline 116117 wie auch impfterminservice.de vermutlich nur dazu dienen, den älteren Risikopersonen die Hoffnung auf eine Impfung bis zu ihrer Ansteckung und Ableben durch Corona zu erhalten. Immerhin habe ich eine Rechnung angestellt wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, eine Auskunft über 116117 zu bekommen. Bei einer durchschnittlichen Anrufdauer von 5 Minuten (alle meine auch späteren Anrufe dauerten länger) komme ich bei 100 parallelen Telefonen in jeweils 16 Bundesländern bei 7 Tagen rund um die Uhr (24) auf 12x24x7x54x16x100=174.182.400 Anrufe im Jahr. Wenn 50 Millionen Bürger anrufe, haben sie in etwa 4 Monaten die Chance, einmal durchzukommen und eine ablehnende Antwort zu erhalten. Es ist mir allerdings klar, dass diese Rechnung schon deshalb nicht stimmt, weil bis dahin einige verstorben sein werden.

Mit meinen bescheidenen Ideen zu Programmierung und Datenverarbeitung habe ich mir gedacht, man könnte das Problem doch ganz einfach lösen. Man gibt online Alter, Personaldaten und Adresse ein. Diese Information wird automatisch mit Datum abgespeichert, vielleicht noch mit einer mit dem Datum korrelierten laufenden Nummer versehen und dann werden nach Eingangsdatum automatisch die Termine vergeben. Für vorrangig zu behandelte Systemrelevante und Vorerkrankte könnte man an die Nummer einen Buchstaben anfügen, wie „s“ für Systemrelevante, „v“ für vorerkrankte und für gesunde Alte „g“ wie Grufti. Doch, o Wunder! Am 17.3., 45 Tage nach meinem ersten erfolgreichen Anruf, erhielt ich die freudige Nachricht, ich könne mich am 23.3. impfen lassen. Ich erhielt einen neuen Bestätigungscode, was erneut zeigte, dass die Vergabe am 28.1. eine sinnlose Hinhalteaktion war.

Nun habe ich aber noch ein anderes Problem, Meine Frau hätte ich gerne auch geimpft, sie war aber Ende Januar erst 79 Jahre und 9 Monate alt. Bei jedem Anruf und online-Kontakt wurde mir kategorisch bedeutet, sie könne sich erst nach ihrem 80.Geburtstag im Mai zur Impfung melden. Dies wurde mir auch noch mitgeteilt, als bereits die Impfung von 70plus angekündigt war. Auf impfterminservice.de muss man als erstes die Frage beantworten, ob man impfberechtigt ist und dazu wird dann eine Liste eingeblendet.

Nach dieser Liste ist meine Frau nicht impfberechtigt. Auf meine Frage am Telefon, was ich denn tun könne, sagte man mir, ich sollte einfach anklicken, dass meine Frau impfberechtigt sei, also eigentlich eine klare Lüge. So kam nun auch meine Frau an ihren zwölfstelligen Bestätigungscode, von dem ich aber aus eigener Erfahrung weiß, dass er völlig wertlos ist. Bis heute, am 11.April spielt nun meine Frau dieses hoffnungslose Spiel. Ich selbst habe keine Lust und Absicht, ohne meine Frau etwas zu unternehmen und bin damit weiterhin, wenn auch freiwillig aus Solidarität, in meinen Aktivitäten sicher weit über den meinen zweiten Impftermin am 7.Mai blockiert.

Um Vermutungen über Demenz, oder elektronisch-kommunikative Inkompetenz zuvorzukommen, sollte ich vielleicht hinzufügen, dass ich vor einer Woche an einer wissenschaftlichen online-Konferenz in Sankt Petersburg teilgenommen, einen Vortrag mit Diskussion, auch zu den Vorträgen meiner Kollegen, bestritten habe. Daran kann es also nicht liegen. Was mein Bundesland betrifft, so stimmt es leider nicht, dass man dort alles außer Hochdeutsch kann. Auch organisieren kann man nicht, dafür aber gute Autos bauen. Da Gruftis wie ich aber keine neuen Autos mehr kaufen, leidet zumindest diese wichtige Branche nicht unter dem Impftermindesaster. – Dr. Uwe Eichhoff

 

Um Ihre Frage zu beantworten: Leider, ja. Sicher, es wäre wünschenswert, wenn sich die Welt angesichts der weltweiten Krisenlagen zu einem mehr solidarischen Vorgehen verständigen würde, zumal das aktuelle Verhalten das Risiko birgt, Impfstoff resistente Mutationen hervor zu bringen. Die Realität ist leider eine andere. Die Impfstoffversorgung ist zu einem makabren Machtspiel verkommen. Die EU mag für ihr Verhalten zwar gute Haltungsnoten bekommen. Da sie aber weder in der Lage ist, wie China das Virus einzudämmen, noch ein vergleichbares Impftempo vorlegt wie die USA, droht sie am Ende mit leeren Händen da zu stehen. Was also bringt es der EU ein gutes Vorbild sein? – Till Borchert

 

Schönen Dank für Ihren Artikel. Ich habe dazu zwei Anmerkungen: 1. Nichts kann das Versagen unserer Regierung kaschieren die deutsche Bevölkerung bestmöglich mit Impfstoff zu versorgen und schnellstmöglich zu impfen. 2. Der von Ihnen beschriebene Ausweg aus dem Dilemma wird nicht funktionieren, da sowohl die EU-Kommission als auch die deutsche Regierung dafür „zu doof“, sind wie Sie schon in der Überschrift fragen. – Günter Hebel

 

Ein gut verständlicher Artikel, der zumindest eine Erklärung für unsere derzeitige prekäre Impfsituation anbietet. Danach profitieren wenige (UK, Israel) und Egoisten (UK, USA) von einer altruistischen Haltung vieler (der EU) bei der Verteilung von Impfstoffen. Nur zu dumm, dass diese Vielen dazu vorher nicht um ihre Zustimmung gebeten wurden. Die innenpolitschen Konsequenzen eines wahrscheinlich daraus entstehenden Vertrauensverlustes in die EU durch große Teile der EU-Bevölkerung („…warum bekommen Nicht-EU-Staaten etwas von uns, solange es bei uns kritisch ist?“) scheinen dem Autor (und der EU) wohl entgangen zu sein… – Gregor Paulmann

 

Ihren Bericht vom 8. April 2021 kann ich nur zustimmen. So kann Europa in Zukunft überleben. Seit Beginn der Impfmöglichkeiten stört mich die Diskussion, dass Europa bzw. Deutschland versagt hat. Als Aktienanleger und früher „Bänker“ kann ich z.B. Ihnen sagen, welche Aktien Sie vor einem Jahr hätten kaufen sollen. Welche Aktien aber in einem Jahr am meisten steigen kann ich Ihnen nicht sagen. Deshalb ist die Empfehlung doch, auf mehrere „Pferde“ = Aktien zu setzen. So machen es auch die „Profis“ auch. Fondmanager verteilen das ihr anvertraute Kapital auf verschiedene Aktien. Das hat Europa doch auch bei der Bestellung der Impfstoffe getan.

Soweit ich recherchiert habe, hat Europa dann wohl mehr auf Curevac gesetzt. Curevac ist dann in Rückstand geraten. Dies liegt sicher auch daran, dass der Mitbegründer Ingmar Hoerr im letzten Jahr mit einer Gehirnblutung ausgefallen ist. Die Presse wie z.B. Focus kritisiert dann noch, Geld vom Staat bekommen und nicht geliefert. Neueste Info heute aber, dass Curevac eventuell im Mai bzw. Juni die Zulassung für ihren Impfstoff erhält. Leider denken nicht wie in ihrem Artikel beschrieben, dass die Pandemie nur gemeinsam bekämpft werden kann.

Ich bin sonst überhaupt kein Leser, der auf Artikel antwortet. Lese aber gern die Artikel Online auf meinem Smartphone. Übrigens war ich früher Aboleser der Zeit. Sie ist mir allerdings zu „Groß“. Mann muss sich ja Fast auf den Fußboden legen, um die interessanten Artikel zu lesen. Was halten Sie davon, ob die Zeit nicht mal darüber nachdenkt, das Format in Magazinformat zu ändern. Das Handelsblatt hat es auch geändert. Aber Ihr Artikel hat mir richtig gut getan! – Dieter Jürgens

 

Danke, liebe ZEIT für diesen Artikel! Die Tatsache, dass der EU von breiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit schlechte Impfstoffbeschaffung vorgeworfen wird, während statt dem schädlichen Nationalismus von Großbritannien und den USA, ihre Impfquote eine Beachtung findet, empfinde ich als unerträglich. Wir Europäer exportieren die Hälfte des hier produzierten Impfstoffes, um der Pandemie auch global entgegenzutreten und mit großen Beiträgen zu Covax den Schwachen zu helfen. Einer solchen Union der Menschlichkeit und Weitsicht anzugehören, erfüllt mich mit Stolz und ich wünsche mir, dass wir Deutsche verstehen wie sehr die Europäische Integration in unserem Interesse ist und nicht, dass wir uns über sie erheben. – Felix Krehbiel

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Angst vor dem Volk“ von Hedwig Richter und Bernd Ulrich

 

Mit freiem Blick auf die Realität erreicht eine interessegeleitete pragmatische Politik Problemlösungen, ohne sich mit übergeordneten Prinzipien und historischen Bezügen zu belasten. Irrtümer sind möglich, Korrekturen leicht umsetzbar. Verantwortungsgeleitete Politik dagegen basiert auf allgemeinen und aus der Geschichte abgeleiteten Prinzipien. Irrtümer sind belastend und Korrekturen erhöhen die Verstrickung. Deutsche Politik ist traditionell angesiedelt in einem Zwischenreich: weder pragmatisch noch verantwortungsgeleitet. Eine krude Synthese: Sie hat ein taktisches Verhältnis zu Prinzipen, um die je eigenen Interessen zu verfolgen, ohne dies offenkundig werden lassen zu wollen. Hedwig Richter und Bernd Ulrich versuchen die daraus resultierende Ambivalenzen sowie die fehlende Konsistenz und Stringenz der deutschen Politik zu erklären, indem sie eine veraltete angstnährende Geschichtsdeutung als Basis für verschiedene anachronistische politikleitende Paradigmen skizzieren.

„Angst vor dem Volk“ muss niemand mehr haben. „Das Volk“ ist jahrzehntelang mit Wohlstandsversprechen und Wahlgeschenken als Objekt der Politik sediert worden. In diesem Zuge hat es sich in eine lose Verbindung von Individuen fragmentiert. Es ist als Kollektiv nicht mehr lebendig und als Objekt nicht mehr erreichbar. Spätestens mit der Pandemie und der Klimakrise verlieren die Individuen nun auch noch ihre Objektqualität. Sie mutieren zu rationalen und natürlich teils auch irrationalen Subjekten und ebensolchen Agenten der Geschichte. Pandemie und Klimawandel wirken wie Katalysatoren, die Bürgerinnen und Bürger aus den tiefen Ebenen der Unmündigkeit in ein höheres Verantwortungsniveau transformieren.

Dies ist der entscheidende Paradigmenwechsel, den wir gerade erleben. Die Bürgerinnen und Bürger sollten als mündig werdende Träger von Verantwortung auch mündig werdende Träger der deutschen Geschichte sein dürfen. Die Politik muss lernen, uns die Zumutungen unserer Zeit zuzutrauen und mit uns auf Augenhöhe zu kommunizieren. Dann wächst unsere Demokratie. Dann schaffen wir das, auch mit dem Ballast unserer furchtbaren Geschichte, den wir nie ablegen können werden. – Reinhard Koine

 

Wenn Meinung zum Argument wird, ist Wissenschaftlichkeit gefährdet – aber man weiß so auch, was und wen man mit Sicherheit nicht lesen muss. – Dr.-Ing. Michael Heinrichowski

 

Die Deutschen seien in der Welt ein Ärgernis – höre ich von weisen Menschen. Da ist was dran. Wer viel in der Welt herumkommt, weiß ähnliches zu berichten. Unsere Geschichte wird uns ständig verfolgen. Jetzt begeht man wieder einen Fehler. Andere Nationalitäten aufnehmen, war durchaus ein guter Weg. Aber das in dieser Form, in der Größenordnung war wieder ein erneuter Fehler. Das deckt sich wiederum, mit der Kritik; die Deutschen neigen auch zu Übertreibungen. – Gunter Knauer

 

Deutschland hat seine eigene Geschichte hinter sich gelassen – zwei Weltkriege in Europa verursacht – nie wieder Krieg und Demokratie verteidigen mit einer Parlaments Armee, ist ein Pfeiler, ohne Angst zu haben vor dem eigenen Volk. Die neuere Geschichte ist eine andere, die Weltweite Coronapandemie und Menschen Leben retten ist die Verfassungs- Aufgabe zum Schutz des Lebens. Die kollektive Herausforderung sich an Regeln zu halten, die hat jedes Land und seine Bevölkerung in eigener Verantwortung zu lösen, das gelingt nicht überall gleich gut. Gemeinschaftssinn ist notwendig um gegenseitige Anerkennung im Alltag zu erfahren, was Mensch sein wirklich ausmacht. Wir sind das Volk…ist auch ein Teil jüngster Deutscher Geschichte. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Beleuchtet wird u.a. das Verhältnis der Bürger zu ihrer Armee und deren kläglichem Zustand, und dabei fällt der Satz: „Das Nichtwollen versteckt sich im Nichtkönnen“. Genial formuliert! Sollte man in Granit meißeln und vor der Hardthöhe aufstellen. – Ernst-Peter Nawothnig

 

Die Aussage dieses Artikels muß man einschränken. Sie entspricht vor allem der Westdeutschen Sicht auf unsere Vergangenheit. Die DDR kannte eine andere Erzählung. Da stand man automatisch auf der richtigen Seite der Geschichte. Die nationalsozialistische Vergangenheit war eben Vergangenheit. Die Zukunft hieß Sozialismus. Das ist wahrscheinlich auch ein Grund für den Graben zwischen „Neufünfland“ und dem „richtigen“ Deutschland. Erstens gibt es zwei nationale Erzählungen, und zweitens hat die BRD nur sich selbst als Deutschland begriffen.

Die DDR war eben immer nur die SBZ. Wenn wir also von Deutschland in der Zeit nach 1945 sprechen, muß man bedenken das es zwei deutsche Staaten gab. Der eine in den Westblock eingebunden, der andere in den Ostblock. Weder der eine noch der andere stand auf der „richtigen“ Seite. Der Eiserne Vorhang ging eben mitten durch Deutschland. 40 Jahre Teilung haben beide Seiten sehr voneinander entfremdet. Auch wenn sie sich langsam abgeschliffen hat, ist die Entfremdung nicht völlig verschwunden. – Olaf Goldschmidt

 

„Und auch bei Corona tanzt die Politik bis heute um das Volk herum wie um einen brodelnden Vulkan, stets darum bemüht, den Lockdown etwas weniger hart zu gestalten als nötig und die Lockerungen früher beginnen zu lassen, als es aus naturwissenschaftlicher Sicht geboten wäre.“ Es wird die Gastwirte (Hoteliers, Ladenbesitzer, freien Künstler etc.), die gerade nach fast mehr als halbjährigem Dauerlockdown um ihre Existenz kämpfen, interessieren, dass sie gerade vom deutschen „Selbstverwöhnungsgebot“ profitieren. Ich habe selten in der ZEIT einen derartigen Unsinn gelesen. Siehe zu dem Thema auch die gleiche Ausghabe, Seite 12. – Dr. Klaus-Dieter Beims

 

Ich bin seit Jahrzehnten ZEIT-Abonnent und – leser (trotz oft viel zu langer Artikel), schätze die Zeitung wegen ihrer Ausgewogenheit und dem Bemühen um Differenzierung. Aber dieser vom stellv. Chefredakteur mitgetragene Beitrag ist denn doch reichlich einseitig, provokativ und inhaltlich dürftig. Ein großer Sonderwegs-Popanz wird hier aufgebaut – aber wer vertritt denn das alles tatsächlich, was da behauptet wird? Mit steilen Thesen kommt man in unserer Medienöffentlichkeit schnell in die Schlagzeilen. Hedwig Richter ist das erfolgreich gelungen, wie man in den vergangenen Wochen beobachten konnte. Auf Dauer wird sie sich damit aber keinen Gefallen tun. – Prof.(em.) Dr. Christoph Kleßmann

 

Ein überkommenes und einseitiges Verhältnis zur deutschen Vergangenheit bremse die Politik bis heute. Mit dieser vollmundigen Überschrift beginnt ein Artikel, der suggerieren soll, dass bis heute die deutschen Politiker und Politikerinnen aus lauter Angst vor dem Volk eine schwächliche, inkonsistente Politik betreiben („Selbstverwöhnungsgebot“), immer befürchtend, die Menschen in Deutschland seien ständig in der Gefahr, politisch über den rechten Rand zu kippen. Das ist insofern falsch, als die sogenannte Sonderwegsthese nie behauptet hat, es gebe eine solche „historische Genetik“ der Deutschen.

Die Verfasser verbinden hier ein Faktum – dass es nämlich in der Geschichtswissenschaft früher eine These gab, die den Nationalsozialismus aus einer autoritären Tradition des 19. Jahrhunderts herleitete – mit abenteuerlichen Schlussfolgerungen: dass nämlich diese schon lange nicht mehr vertretene These „die Deutschen“ dauerhaft zu potentiell Rechtsradikalen erklärt habe und die unter dem Einfluss dieser These sozialisierten Politiker, die heute im Amt sind, von dieser These quasi gehirngewaschen worden seien. Deswegen trauten sie sich nicht, die echte und richtige Politik zu machen, indem sie die Bundeswehr aufrüsten und so Europa stark machen.

Das klingt mehr nach einem Plot für eine Sci-Fi-Serie als nach seriösem politischen Journalismus. Wie mit „Halbwahrheiten“ die Wirklichkeit manipuliert werden kann, indem aus Faktischem ein irreales Szenario abgeleitet wird, hat kürzlich Nicola Gess eindrucksvoll demonstriert (Verlag Fröhliche Wissenschaft, Berlin, 2021). Der Artikel von Richter und Ulrich ist ein Musterexemplar einer solchen Vermengung von Fakten und Fiktion. Es wäre Zeit für eine kritische wissenschaftliche Debatte in der ZEIT!! – Dr. Karl-Reinhard Kummer

 

Wir sind etwas irritiert. Meinen Sie wirklich, die deutsche Politik weicht vor dem Volk zurück, damit man ihr nicht fehlenden Respekt vor den Opfern des Zweiten Weltkrieges somit der Nazizeit und deren Folgen nachsagen könne. Der sog. deutsche „Sonderweg“ als Rechtfertigung der deutschen Eilte für ihr Handeln? Welch ein Missverständnis. Spätestens seit dem Mauerfall war er Geschichte. Uns scheint, Sie suggerieren einen längst durchlöcherten nur noch in rudimentären Ansätzen vorhandenen Gedanken, um ihn würdevoll und eloquent begraben zu können. Haben die Deutschen also das differenzierte Denken verlernt? Wir können nicht sehen, dass die Gesellschaftspolitik und die Ausrichtung der Bundesrepublik und deren Institutionen so einseitig geworden sind? – Drs. Gerda und Hans Lazarus

 

Steile Thesen in Frageform zu formulieren ist unseriöser Boulevard-Journalismus. „Die deutsche Politik“ -wer soll das sein? Frau Merkel? Sie hat „Angst vor dem Volk“. Aha. Und es gelingt ihr nicht „eine einsatzfähige Bundeswehr zu schaffen“ – Schuld ist – nach Frau Richters Ansicht – die These vom deutschen „Sonderweg“, die angeblich zu einer „Hysterisierung [?] und Lähmung der Bundesrepublik beiträgt.

Die Demokratiedefizite der Reichsverfassung von 1871 und des wilhelminischen Deutschland sind in der historischen Forschung hinreichend beschrieben worden. Mit ihrem Versuch, das Deutschland Wilhelms II, für die „Moderne“ in Anspruch zu nehmen, fällt Frau Richter weit hinter den erreichten Forschungsstand zurück. Die Tatsache, dass die Parlamentarisierung des Reichs 1918 von der militärischen Führung angesichts der Niederlage erzwungen wurde, dürfte in den westlichen Demokratien jedenfalls ziemlich einzigartig sein. Die „Sonderwegsthese“, an der Frau Richter sich seit einiger Zeit abarbeitet, „unterschätzt“ keineswegs „die besondere Konstellation, die dann konkret den Nationalsozialismus ermöglichte“, vielmehr beschreibt sie genau diesen Zusammenhang.

Absurd ist ihre These von der „militaristischen Selbstgefährdung“ und das „Gebot der Selbstverwöhnung“, die sich -so Frau Richter- „seit Jahrzehnten ein episches Schattenboxen zulasten einer funktionierenden Armee“ liefern. Und die Frage, wozu die Armee gebraucht werden könnte, stellte sich keineswegs „erst nach dem Fall der Mauer“ – aber sie stellte sich nach dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums neu und anders. – Rüdiger D. Barnbeck

 

Thank you for your article in der Zeit this week. I must say, I learned one piece more of excellent German language grammar vocabulary. Yes, we have ,Angst für den Deutschen,! Respectfully, your attempt to de-demonise the singularity, barbarie and unprecedented (until the end of our objective time as decided by our dear Lord) cruelty committed by the ;Germans, under the leadershipt of the democratically! elected Bundekanzler Hitler, (not ,Nazis, but yes, Germans), comes across as a futile attempt to exorcise your own past in as neutral terms as possible. For us, who suffered family deaths caused by the Germans!, they were perpetrated by the Wehmacht, Gestapo, SS and the German state, by Germans, please do not change the former term to ,Bundeswehr,.

We have America, England and Russia to thank us all, incl that I am allowed to express my opinion in this note to you. Thank God. We will never trust the German state, Steinmeier gets this, through his humility. And please, may Wehrmach stay under NATO control, otherwise I would emmigrate. P.S.: Please read Sir David Green, ,Dear Germany, (eine liebeserklärung zu Deutschland and Michael Baigent,s Bio over Stauffenberg-……a delve into the German psyche histrically…. – Lars Jönsson

 

Ich halte den Begriff der deutschen Schuld für falsch. Individuen können schuldig sein, aber nicht pauschal und undifferenziert ganze Gruppen und Völker. Nachgeborene können weiterhin eine Verantwortung tragen, aber keine Schuld. Die Benutzung von Begriffen wie Volk und Nation überrascht, stehen diese in „linksliberalen“ Kreisen doch eher auf dem Index (cancel culture). Und wer ist damit überhaupt gemeint, in einem Utopia der offenen Grenzen, der bedingungslosen Zuwanderung? Vermutlich gehören lediglich die „Biodeutschen“, bevorzugt die alten weißen Männer und mit Abstrichen ältere weiße Hetero-Frauen, zur Gruppe der Schuldigen.

„Und die Deutschen selbst? Selbstverständlich bleiben sie ein Volk mit Eigenschaften, auch mit sehr negativen …“ Allenthalben wird vor Pauschalisierungen gewarnt und jede Zuschreibung einer Eigenschaft zu einer Gruppe, ist mit der Gefahr des Vorwurfs des Rassismus verbunden. Aber 80 Millionen Deutschen pauschal negative und nervige Eigenschaften zuzuschreiben, soll in Ordnung sein. Mir fehlt hier die Stringenz, stattdessen sehe ich ideologische Beliebigkeit. – Dietmar Baier

 

Mit den Hintergrund-Informationen zum obigen Thema stimme ich vollständig mit den Autoren überein. Ein wenig weniger akademisch würde ich sagen, dass die Ängste aus den Generationen-Wechseln nach den forschen und aggressiven 1968igern zur Gegenreformation der „Null-Bock“ – Generation in den 1980igern und der Spaßgesellschaft nach 2010 geführt haben. Merkel war die Quittung in ihrer beispiellosen Konsenspolitik mit der freien Wirtschaft, so dass sich die Behörden-Bürokratie ins Nichsttun zurückziehen konnte. Diese hatte tatsächlich Angst, durch jedwede Aktivitäten und Initiativen Fehler machen zu können. Dazu zähle ich auch die Abschaffung der Wehrpflicht. Unsere Generation hatte Anfang der 1960ige Jahre bei der Wehrpflicht noch aggressiven Vorgesetzten der ehemaligen Reichswehr zu gehorchen. – Rolf Waller

 

Danke für diesen Artikel! Er räumt mit zentralen „Erzählungen“ zum Deutschsein auf. Die „Urerzählung“ vom deutschen Sonderweg ist ein Reflex auf eine selbstverschuldete Katastrophe, die zugleich das größte Staatsverbrechen beinhaltet: Holocaust und 2. Weltkrieg. So einzig dieses Verbrechen auch war, es war Teil eines weit gefaßten geschichtlichen Prozesses, der in der Tat manches relativiert, aber zugleich auch sichtbar macht, was und warum es so geschehen ist. Also: Kein Sonderweg, aber eine besonders große Monstrosität.

Sie beweist nicht, dass Deutsche besonders anfällig seien für die NS-Ideologie, sondern dass auch zivilisierte Europäer, wie es die Deutschen waren, dieser Ideologie verfallen konnten. Sie hatte auch auf viele andere Staaten, Gruppen und Einzelpersonen dramatischen Einfluß, in Großbritannien genauso wie in Frankreich, Schweden oder Italien; ja, sogar und auch heute noch in den USA. Deutschland ohne dieses Trauma wäre eine wirklich befreite Nation, die selbstbewußt und selbstkritisch für sich selbst und Europa Verantwortung übernehmen kann. – Wolfgang Philipps

 

Warum die Politik in Deutschland Angst vorm Volk habe ? Schon mal gehört wer der Souverän hier im Lande ? Gut , daß so mancher Politiker Angst vorm Volk hat , sonst würden die machen was sie wollten — das Grundgesetz und das Volk sind die Garanten, daß es in Deutschland friedlich bleibt ! Man stelle sich vor die Politik Deutschlands würde eine Volte um 180 ° treffen , etwa sich neutral erklären, aus der NATO ausscheiden , eigene Landesverteidigung neu ausrichten und das im Auftrag des Volkes – die Katastrophe – schlimmer denn Chernobyl – dann würden alle Mitspieler in der Weltarena erst recht vom deutschen Sonderweg klagen !

Dieses Szenario ist ja auch nicht neu , und einen Anflug dessen hat ja einst ein Kanzler Schröder verfochten . Aber wie die Meinungen verschieden , war es auch ein Verteidigungsminister mit seinem Slogan : „ Deutschland wird am Hindukusch verteidigt „ – Halt ! Europa oder gar Amerika ? Jetzt wo die siegreichen Amerikaner Afghanistan verlassen – nach 20 Jahren Heldenkampf , dämmert es dem Volke was für mutige Politiker wir haben und wenn man so hinhört das Volk die Schnauze voll vom Verteidigen hat ! Man kann die Dinge auch anders betrachten : Kann man sich fragen zu welchem Zweck das Narrativ vom deutschen Sonderweg tönt und aufrecht gehalten wird – möglichst bis ins Jahr 3000 ?

Denkbar wäre eine Art von moralischer Haftung für politisch-wirtschaftliche Wiedergutmachung , als Ersatz für eine umfassende Einhegung wie es einst der Versailler Vertag beabsichtigte . Heutzutage verbergen sich dahinter knallharte geopolitische Interessen , wie seit je her , besonders die der USA und seit 1945 die Bündnispartner einbindet . Besonders Deutschland deren politisch intellektuelle Elite sich der These des Sonderwegs verpflichtet fühlt und deren Herolde landauf , landab nicht müde verkünden , es sei gerade billig deutsche Soldaten – „GERMANS at the FRONT „ an Händeln zu beteiligen die uns garnichts angehen ! Das Volk macht NICHT alles mit – und schon garnicht glaubt es den Erklärungen von hochbezahlten Politprofessoren wie dieser pfiffigen Frau Richter ! Die Dame sollte sich mal fragen lassen wer ihr denn das Gehalt in ihrem Job in München bezahlt – die Bundeswehr – oder gar das Volk ?

Das Volk möchte in Ruhe gelassen werden – der Einzelne in diesem Verbund noch weit mehr . denn er hat nur EIN Leben ; und der „höchste Lohn“ sei fürs Vaterland zu sterben , das ist doch das Verlogenste was sich kranke Gehirne ausdachten und heute etwa der Begriff der FREIHEIT in diesem Sinne verhunzt und verraten wird ! Ihre beiden Autoren : Ich frage mich haben die gedient ……. – Klaus Schindler

 


 

 

Leserbriefe zu „Jetzt ein Schnitt“ von Heinrich Wefing

 

Erst vor 2 Jahren haben wird dem Grundgesetz zu seinem 70. Geburtstag gratuliert. Auch DIE ZEIT war der Meinung, dass sich unser förderales System bewährt hat. Heinrich Wefing fordert in seinem Artikel „Jetzt ein Schnitt“ dazu auf, dieses bewährte System zu verlassen. Die Argumentation dafür ist erschreckend schwach. Die Zeit der MPK ist tatsächlich vorbei. Das Ergebnis davon kann aber nicht sein, dass ab sofort „durchregiert“ wird. Und was soll der Hinweis, dass ein Regierung abgewählt werden kann, wenn sie ihre Arbeit nicht gut macht? Das kann sie auch ohne diesen schwerwiegenden Eingriff in das Grundgesetz . Das zentralistische System hat unseren Nachbarländern auch keine Vorteile gebracht. Daher bleibt dieser Artikel einfach nur eindimensional und populistisch. – Dirk Hupka

 

Endlich mal jemand, der mir aus der Seele spricht. Ich (Jahrgang 1950) habe bereits vor 1 Jahr in meinem Umfeld gesagt, daß wir einen gesundheitlichen Notstand haben und deshalb andere Spielregeln gelten müssen. Dort traf ich auch vielerorts auf gewisse Skepsis. Wer will bei 77.000 Toten bestreiten, daß wir einen Notstand haben ? Kein Mensch redet davon. Entsprechend dem Gedanken der Notstandsgesetze gehören alle Entscheidungsbefugnisse in die Hände eines Gremiums in Berlin, bestehend aus wenigen Fachleuten, der Bundeskanzlerin und wenigen Politikern. Diese Entscheidungen müssen zeitnah und dann für alle Bundealänder und dürfen nicht wieder zerquatscht werden.

Aus meiner Sicht hat unser föderales System völlig versagt. Ich möchte zwar auch nicht in China leben, aber in dieser gefährlichen Zeit hat China einen super Job gemacht – aber das darf man ja bei uns nicht sagen. Wo wäre China mit unserem System: (17 mal so viele Einwohner) die hätten ca. 1,3 Millionen Tote und bekämen keine Entscheidungen zustande. Man kann auch mit 1,4 Milliarden Menschen nicht regieren wie ein Dorfvorsteher. Bisher hatte ich gegenüber unserer Regierung immer ein gewisses Urvertrauen. Dies leider total verschwunden ! Problem nur: wen wähle ich denn jetzt ? – Harald Michelsen

 

“Dass es so nicht weitergehen kann, haben mittlerweile fast alle Beteiligten gesagt, nur nicht, wie es weitergehen soll” schreiben Sie. Stimmt, und das gilt genauso fuer die professionellen Besserwisser von den Medien. – Hermann Weigmann

 

Ein Symbolträchtiges Bild als Aufmacher der ZEIT Nr. 15. Angelehnt an Salvadore Dali: Beständigkeit der Erinnerung, auch die Zerrinnende Zeit oder die weichen Uhren. Alles trifft mehr oder weniger auf die bisherigen Entscheidungen der Politik in den Ländern und/oder im Bund zu. Es fehlt leider immer noch eine Beständigkeit der getroffenen oder zu treffenden Maßnahmen zur effektiven Pandemiebekämpfung. Seit mehr als einem Jahr ist so viel Zeit verronnen auch weil sich die Entscheidungsträger beharrlich nicht an die sinnvollen Empfehlungen der erwiesenen Fachleute halten und ihr eigenes Süppchen kochen (viele Köche…). Am schlimmsten (obwohl man es nicht glauben mag) die „weichen Uhren“.

Da die nächste MPK abgesagt wurde ist es Zeit, dass die Kanzlerin, nun endlich, das Geschehen übernimmt und im Sinne des Infektionsschutzgesetzes, mit den Fachberatern abgestimmte, Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung veranlasst. Mit hoffentlich breiter Zustimmung des Bundestages. Es ist nicht wichtig, zur Vermeidung von Kranken und Toten und abgehängten Alten, Einsamen und den vielen Schülern und Studierenden, Auszubildenden und den anderen Betroffenen, seine wertvollen Ressourcen an Machtkämpfe für eine Kanzlerkandidatur zu vergeuden. Wichtig ist nur und vor allem das gegen Null tendierende „Vertrauen“ der Bevölkerung zurück zu gewinnen. Ohne diesmal richtige und richtungsweisende, fachlich gestützte, Entscheidungen zu treffen und diese 1 zu 1 umzusetzen wird es wohl nicht klappen. Egal ob das was dann wirklich hilft das Pandemiegeschehen einzudämmen Brücken-Lockdown oder Sonst wie heißt. Vom weiteren schnellen Impfen all derer die es wollen mal abgesehen. Nur so kann das Virus besiegt werden. – Felix Bicker

 

Ich habe wieder einmal das Gefühl, eine Regierungszeitung statt einer unabhängigen demokratischen Wochenzeitung zu lesen. Kaum meldet sich die Kanzlerin bei Anne Will zu Wort, kritisiert Armin Laschet , fordert mehr Macht für den Bund, sind die Medien wieder treu auf Regierungskurs. Lange Zeit hat sich die Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten herumschlagen müssen, jetzt braucht sie endlich nicht mehr zu nörgeln bis sie ihren Dauerlockdown bekommt. Wir befinden aber seit November („es ist ja nur der November „) schon in einem solchen. Das sollte doch auch der Zeit klar sein. Zudem fragt man sich: wer hat denn bei der letzten MPK den „Fehler“ der „Osterruhe gemacht?

Und nun sollen wir dieser Frau alle Macht über unsere Freiheit (Recht auf Arbeit -sie scheinen gar nicht zu wissen, wie viele Menschen um ihre Existenz fürchten , Recht auf Bildung , Recht auf Unversehrtheit…) in die Hand geben? Nein! Wäre es nach der Kanzlerin gegangen hätten wir wahrscheinlich auch die Sommermonate 2020 im Lockdown verbracht („Öffnungsdiskussionsorgien“). Auf welchen Druck sich die Kanzlerin von ihrer in der MPK trotzig durchgesetzten „Osterruhe“ wieder verabschiedete, will man gar nicht mehr wissen. Aber dass sie nach ihrem Auftritt bei Anne Will nur noch zeigen will, wer hier im Land das Sagen hat , ist schon traurig genug.

Dass Sie allerdings diesen Kurs unterstützen ist mehr als bedenklich. Und zudem, Sie haben ja Recht, dass zwei Wochen verstrichen sind, in denen sich nichts getan hat. Abgesehen davon, dass die Bevölkerung wieder in Angst und Schrecken versetzt wird, aber vor allen Dingen auch Angst vor den politischen Entscheidungsträgern hat, die mit immer härteren Maßnahmen drohen. Das Warten darauf zermürbt viele Menschen nur noch mehr (konnte man das als DDR -Politikerin schon lernen ?). Und angesichts der anscheinend so hochdramatischen Lage hört man von Angela Merkel nichts. Das ist mehr als seltsam. Und Armin Laschet, der sich durch einen sogenannten Brückenlockdown retten wollte, hat sich nun selbst erledigt.

Das Autoritäre steht ihm wohl nicht. Die CDU ringt jetzt mit allen Mitteln um ihre Haltung, um Machtpositionen in der Zeit nach Angela Merkel. Gott, möge es diese Zeit auch wirklichen geben! Das aufgeblasene aber unterwürfige Gehabe der CDU wirkt aktionistisch. Es ist die Zeit, Fehler einzugestehen, auch mit Konsequenzen (z.B. für Jens Spahn) und für alle (wirklich Alle!), die sich mithilfe der Coronamassnahmen (Masken und wahrscheinlich auch Tests und Impfungen) bereichern und bereichert haben . Also eine CDU, die im freien Fall versucht, ihre Haut durch Autorität zu retten? Das ist mehr als gefährlich und nicht begrüßenswert. Also, vielleicht etwas weniger PRAWDA und dafür wieder mehr ZEIT. – Thomas J. Birgel

 

Wenn die Hütte brennt, dann muss die Hütte sofort gelöscht werden oder man wartet zu bis die Hütte in Schutt und Asche liegt. Die panischen Pandemie-Politiker drohen und schwingen heute die Corona-Keule, aber richtig „losgeknüppelt“ wird damit erst am kommenden Montag! Alles wie gehabt, alles halb so schlimm, immer wieder das gleiche Inzidenzen-Gefasel, langsam dürftte auch der Allerletzte wissen, aus welcher Richtung „Corona, das Murmeltier“, ständig grüßt! – Klaus P. Jaworek

 

Der Feststellung, dass die Entscheidungsprozedur der Ministerpräsidentenkonferenz zu Corona so nicht weitergehen sollte, kann ich nur zustimmen – zumal sich nur eine der beteiligten Personen dafür klar entschuldigt hat. Allerdings sollte bei der jetzt angestrebten Änderung des Infektionsschutzgesetzes mit weiteren Vorgaben nicht vergessen werden: Es bleibt nach Art. 85 GG bei der sog. Auftragsverwaltung, d.h. der Bund kann den Ländern zwar Vorgaben machen, aber wie die Umsetzung durch die Landesbehörden erfolgt, liegt bei den Ländern.

Z.B. kann der Bund nicht die Landespolizei direkt anweisen. Wie mühsam das dann sein kann, hat sich z.B. in den 1990er Jahren bei der Anwendung des Atomgesetzes gezeigt, bei dem auch die Auftragsverwaltung gilt. Das Land Hessen (j. Fischer) entwickelte damals den „Ausstiegsorientierten Gesetzesvollzug“, der im Kern dem geltenden Gesetz widersprach. Bis Vorgaben oder Weisungen des Bundes (K. Töpfer) umgesetzt wurden, hat es teilweise lange gedauert, manchmal kam es erst nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts.

Auch beim Infektionsschutzgesetz wird deshalb eine schnelle Umsetzung von Maßnahmen nur funktionieren, wenn ein ausreichender Grundkonsens zwischen Bundesregierung und Landesregierungen gegeben ist und nicht von Landesregierungen aus wahltaktischen Gründen Obstruktionspolitik betrieben wird. Insofern wird sich an der Grundsituation mit der Erweiterung des Infektionsschutzgesetzes tatsächlich nicht so viel ändern. Wir müssen also darauf hoffen, dass die mit der Änderung verbesserte Möglichkeit, den „Schwarzen Peter“ für ungeliebte Maßnahmen nach Berlin zu schieben, für die Ministerpräsident:innen ausreicht, um sich kooperativer zu zeigen. Ein direktes und damit schnelles Durchregieren des Bundes würde eine Grundgesetzänderung voraussetzen, die illusorisch ist. – Ulrich Waas

 

Es drängt sich der Eindruck auf, dass sich die Bundesländer aus machtpolitischen Gründen bei allen Ansätzen von Vorschlägen gegen Corona gegenseitig blockieren. Mittlerweile hat ein Großteil der Bürger unseres Landes die Faxen dicke. Es fällt schwer, noch irgendeine Ankündigung zu glauben. Glänzen tut unsere Regierung allenfalls durch Unfähigkeit, wobei keiner mehr Lust hat, diesen Quatschköppen überhaupt noch zuzuhören. Zumal sie ohnehin schwerpunktmäßig mit Kanzlerkandidaturen beschäftigt sind. Corona scheint bei ihnen zum sekundären Prozess zu werden. Irrenhaus Deutschland!

Und dann hört man zudem, dass Hunderttausende Impfdosen schlicht weggeworfen werden, weil die Entnahmeanzahl aus den Ampullen vorgeschrieben ist. Reste müssen vernichtet werden. Ich konnte es nicht fassen, als ich über das Fortwerfen von Impfdosen las. Wieso zieht man diese allesbestimmende Corona-Bürokraten nicht aus dem Verkehr? Und mit ihnen jene Juristen, die Maßnahmen der Bekämpfung kippen, weil ihnen der medizinische Verstand völlig zu fehlen scheint. Man kann in diesem Ausnahmezustand die Denkschärfe und das Urteilvermögen nicht einzig durch die juristische Brille betrachten. Irrenhaus Deutschland! – Kurt (Curd) Nickel

 

Es reicht. Es geht hier um unser Leben und um unsere Gesundheit, und nicht um die Änderung der StVO. Die Kakophonie der politisch Verantwortlichen ist unerträglich. Der Bund hat das Recht und die Pflicht, die Richtlinienkompetenz an sich zu ziehen und die dafür bereits bestehende Rechtsgrundlage zu erweitern. Traurig, dass dieser formale Schritt vor allem deshalb notwendig ist, weil sich viele Entscheidungsträger*innen nicht an ihre eigenen Beschlüsse und Vereinbarungen halten. Weil ihnen Anstand, Solidarität und Verbindlichkeit zunehmend abhandenkommen.

Aber auch die Bundesregierung hat deutlichen Nachholbedarf, was Geschlossenheit und Gleichklang angeht. Sie muss sich auf ein Maßnahmenpaket verständigen, das keine falschen Rücksichten nimmt, wenn es wirksam sein soll. Dazu gehört auch der von der SPD geforderte Eingriff in die Unternehmen mit Testpflicht, klaren Schutzvorschriften und Homeoffice-Regeln. Und Eines muss klar sein. Wer Entscheidungen trifft, hat auch die Umsetzungs- und Ergebnisverantwortung. Mit einer öffentlichen Entschuldigung ist es im Falle des Misserfolges dann nicht mehr getan. Und mit dem Finger auf Länder und Landkreise zeigen, geht auch nicht mehr. – Gertrud Kirf

 

Es freut mich sehr, das Die Zeit (wenn auch noch etwas zögerlich) kritisch hinschaut und hinterfragt. Wenn auch noch etwas zögerlich. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: wenn die Redaktion sich jetzt richtig intensiv in diese kritische Betrachtung der angeblichen Gewissheiten stürzen sollte, dann wird es spannend. Denn es gibt viele Unklarheiten und Unstimmigkeiten. Und glücklicherweise inzwischen sehr viele sehr kompetente Bürgerinnen und Bürger, die dazu beitragen, endlich Licht ins Dunkel zu bringen. Auf Wunsch schicke ich ihnen gerne meine mehrseitige Liste von Links zu interessanten Beiträgen, die ich nach und nach in den letzten Wochen zusammengetragen habe.

Und weil es heute leider notwendig ist, das zu betonen: Es geht mir nicht um Verschwörungstheorie und Corona-Leugnung. Es geht um Tatsachenfeststellung, ein kontroverse aber faire öffentliche Diskussion und transparente Information – als solide, verlässliche Entscheidungsgrundlage für demokratische Politik. s.a.: https://www.openpetition.de/petition/online/respekt-und-vertrauen-oeffentliche-information-und-transparente-diskussion-zur-pandemie(Gestern online eingereicht beim Petitionsausschuss des Bundestages) – Susanne Seidel

 

Kritik am Krisenmanagement der Bundes- und Landesregierungen war in den letzten Wochen regelmäßig auf der Titelseite der Zeit zu finden. In ähnlicher Regelmäßigkeit war in den ersten Pandemiequartalen dort nicht viel Kritisches zu diesem Thema zu finden. Die Veränderung scheint mir der Tatsache geschuldet, dass sich die pandemische Zermürbung tief in den Alltag aller Berufsgruppen und damit ebenfalls ins Leben der Schreibenden gefressen hat. Auch in den Redaktionen sitzen Eltern, Urlauberinnen und Enkel.

Es muss die Frage gestattet sein, warum dieser Sinneswandel erst jetzt kommt. Oder nach vorne geblickt: Was ist es, das in ein paar Monaten geschrieben werden wird, worüber sich aber schon heute trefflich schreiben oder streiten ließe? Für mich sind das große Fragen sowie große Tabus. Wir sollten über das sich abzeichnende Scheitern nachdenken, die Frage wie weit die aktuelle Misere dem deutsch-europäischen Wahn regulatorischer Perfektionierung an Stelle pragmatischen Handelns geschuldet ist. Und wir sollten über Nebenwirkungen diskutieren, nicht nur jene von Impfstoffen, sondern auch die jener Heilslehren, die mittlerweile mehreren Nachkriegsgeneration den Individualismus und persönliche Freiheit, die stetige Verbesserung der Lebensverhältnisse, sowie unbedingte Selbstverwirklichung und demokratische Freiheiten sowie ungehemmtes Wirtschaftswachstum als alternativloses Kombipräparat versprochen haben.

Wenn der Glaube an die Wissenschaft – pandemiebedingt – nun endlich wieder groß geschrieben wird, so muss es auch erlaubt sein zu denken, dass die Gesetzmäßigkeiten der Evolution auch für menschliche Gesellschaftsentwürfe gelten. Es könnte sein, dass die Pandemie einen natürlichen Ausleseprozess forciert, in dem diejenigen Staaten oder Gesellschaften die Gewinner sein werden, die durchsetzen, was das Virus zurückdrängt und nicht diejenigen die um jeden Preis an ihren hehren Idealen festhalten. Die Liste großer Fragen wäre lange, allein mir fehlt der Glaube dass der nötige Diskurs geführt werden wird. Statt dessen werden wir in bewährter Weise das Schiff auf Grund setzen, und das „Bitte alle aussteigen!“ als alternativlose Ansage des Faktischen hinnehmen. – Peter Scheubert

 

Als in Deutschland lebende Schweizerin bin ich entsetzt über de Autoritätsgläubigkeit der Deutschen gegenüber einer Regierung die – ihren Job nicht richtig macht (Masken, Tests, Impfungen, aufgeblähte Bürokratie), – unser Geld verschleudert (drei Milliarden in die Forschung wirft, um nicht – wie die USA – unmittelbar davon zu profitieren), – persönliche statt allgemeine Prioritäten setzt (dubiose Vermittlungshonorare kassiert oder wie Jens Spahn während der Pandemie Liegenschaften kauft; notabene von Leuten, mit denen das öffentliche Gesundheitswesen anschließend Verträge eingeht). – Karin Unkrig

 

Welcher Schnitt? Beschrieben wird nur das Versagen der Nationen, die nicht erfolgreich bei der Beherrschung der Pandemie waren und sind. Das beschriebene, chaotische Durcheinander von Maßnahmen in Deutschland und anderswo ist doch vollkommen offensichtlich. Ein Schnitt? Möglich, wenn wir ohne Arroganz von erfolgreichen Nationen lernen! Wer sagt denn, dass wir alles kopieren müssten? Arroganz wäre noch nicht mal zu rechtfertigen, wenn wir besser wären und anderen zeigten, wie es geht. Das ist nicht nicht im Mindesten der Fall! Noch eine Nebensächlichkeit zum Einstehen für das, was Regierungen tun: Müssen Landes „Fürsten“ abtreten, wenn sie unnötig viele Tote zu verantworten haben? Dringen nötig wäre es für den Föderalismus. – Siegfried Veile

 

Es tut weh und es ist eine Enttäuschung erster Ordnung, wenn in DIE ZEIT auf der ersten Seite(!) ein wichtiger Satz steht, der absolut falsch ist und darauf schließen lässt, dass auch bei DIE ZEIT, die Zeiten vorbei sind, in denen gründlich nachgedacht wurde bevor man einen Text abgedruckt hat. Sie schreiben: „Die Bekämpfung von Seuchen ist Sache des Bundes. Das steht schon so im Grundgesetz.“ Diesen und ähnliche Sätze schreiben Journalist gegenseitig von einander ab und wiederholen ihn, ohne dass er dadurch richtiger wird! Was ist korrekt? Korrekt ist: Grundgesetz Art 70 Die Abgrenzung der Zuständigkeit zwischen Bund und Ländern bemisst sich nach den Vorschriften dieses Grundgesetzes über die ausschließliche und die konkurrierende Gesetzgebung.

Art 72 Im Bereich der konkurrierenden Gesetzgebung haben die Länder die Befugnis zur Gesetzgebung, solange und soweit der Bund von seiner Gesetzgebungszuständigkeit nicht durch Gesetz Gebrauch gemacht hat. … Hat der Bund von seiner Gesetzgebungszuständigkeit Gebrauch gemacht, können die Länder durch Gesetz hiervon abweichende Regelungen treffen Art 74 Die konkurrierende Gesetzgebung erstreckt sich auf folgende Gebiete: … 19) Maßnahmen gegen gemeingefährliche oder übertragbare Krankheiten bei Menschen und Tieren, Zulassung zu ärztlichen und anderen Heilberufen und zum Heilgewerbe, sowie das Recht des Apothekenwesens, der Arzneien, der Medizinprodukte, der Heilmittel, der Betäubungsmittel und der Gifte; die wirtschaftliche Sicherung der Krankenhäuser und die Regelung der Krankenhauspflegesätze; … Art 83 Die Länder führen die Bundesgesetze als eigene Angelegenheit aus, soweit dieses Grundgesetz nichts anderes bestimmt oder zulässt.

Amtlicher Kommentar bzgl. Zuständigkeit im Gesundheitswesen https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/gesundheitswesen/staatliche-ordnung/bundeslaender.htmlDie Bundesländer verfügen über eigene Kompetenzen zur Gesetzgebung, sie sind verantwortlich für die Durchführung der Bundesgesetze und haben in der Regel die Fach- und Dienstaufsicht über die kommunalen Gesundheitsämter. Diese nehmen ihrerseits Aufgaben des öffentlichen Gesundheitsdienstes wahr, zum Beispiel die Verhütung und Bekämpfung übertragbarer Krankheiten oder die Schulgesundheitspflege. Die Bundesländer sind weiterhin verantwortlich für die Krankenhaus-Planung. Was die gesundheitspolitische Zuständigkeit der Bundesländer angeht, so erstreckt sich diese vor allem auf zwei Bereiche: die stationäre Versorgung und den öffentlichen Gesundheitsdienst. Daneben spielt Prävention eine wichtige Rolle im Rahmen der Länderaktivitäten. Bitte in Zukunft auch bei DIE ZEIT nicht wohlfeile unrichtige Sätze schreiben! – Dr. Peter-Jürgen Kramer

 


 

 

Leserbriefe zu „Abgrenzungsprobleme“ von Margarete Moulin

 

Chance vertan, schade: Wo sind, mindestens, die 33(!) Meinungen jener Absolventen der Waldorfschulen, die, fachlich-künstlerisch breit aufgestellt – Markenzeichen curricularer Strukturen der Waldorfpädagogik – nachdenklich und reflexiv, aufgeklärt über die Grenzen einer engen Fachdidaktik hinaus gelernt haben, „out of the box“ zu denken? Sie gibt es doch, nicht nur als Oberbürgermeister oder potentiellen Kanzlerkandidaten, als Menschen, die gelernt haben, dass lebensgemäße Zukunft wohl nur jenseits eingefahrenen Denkens erreichbar sein wird – nun, welcher Schultyp bietet dieses Versprechen? – Dr. Otto Ulrich

 

Mit Interesse las ich soeben Ihren Artikel – ich bin selbst schon lange Lehrerin an einer Waldorfschule. Einige von Ihnen dargestellte Aspekte kann ich leider bestätigen. Zum Beipeile ein gewisses Klima der Einmütigkeit an den Schulen. Ich schreibe aber aus anderen Gründen: Es wird immer wieder gesagt, Waldorfschulen seien „Weltanschauungsschulen“ – das sind Staatsschulen aber genau so – dies sagte ja schon der Name und die Tatsache, dass viele Lehrer/innen dort verbeamtet sind, sagt wohl einiges aus über die, ich möchte das Wort hier gebrauchen, Gesinnung der Kollegen und Kolleginnen. Die Lehrpläne der Staatsschulen zeigen auch eine Weltanschauung.

Und wenn Sie sich einmal umhörten, welche Hierachien an Staatsschulen und Ministerien herrschen, wie dort kritische Meinungen nicht geäußert werden, denn es könnte ja den Aufstieg, oder schlimmer, die Verbeamtung, kosten – Sie würden sich vermutlich wundern. Ein weiterer Punkt betrifft den Punkt, der wirklich immer wieder in Artikeln zu Waldorfschulen genannt wird, dass die Lehrer / innen dort „anthroposophisch“ geschult seien. Nein, das sind sehr viele nicht. Und die, die es sind, stehen der Anthroposophie oft kritisch und auch fragend gegenüber – was selbsverständlich sein darf.

Auch hier: Viele würden sich wundern, wie wenig Lehrer / innen sich gar nicht für Anthroposophie interessieren oder sie sogar ablehnen – auch das gibt es sehr viel mehr an Waldorfschulen, als man meint. Viele sind dort, so meine Erfahrung, weil sie eine Reformschule suchen. Aber: Ich stimme Ihnen in einigem zu und sehe auch ganz deutlich ein Abgrenzungsproblem zur rechten Szene jetzt in der Pandemie. Das ärgert mich sehr und eine entsprechende Mail von mir an die Anthroposophische Gesellschaft wurde leider nicht beantwortet. Damit keine Missverständnisse entstehen: Ich sehe diese Tendenzen an Waldorfschulen absolut kritisch und finde sie schlecht. Aber einigen Klischees, die immer wieder genannt werden, möchte ich widersprechen. – A. Büttner

 

Die aktuelle Ausgabe liegt vor mir, geöffnet auf seine 36/37, Rubrik „Wissen/ Schule“, es geht um die Waldorfschulen. Ich bin baff! Ist das euer Verständnis von gutem Journalismus? Der Artikel ist hetzerisch und flach geschrieben. Er lenkt vom Beginn an in eine Richtung, dafür werden Themen und Schlagwörter zusammenhanglos in einen Topf geworfen, Vorstellungen und Klischees bedient und geschürt die absolut schlicht und zum Teil auch noch falsch sind! Was ist da los? Und die Frage ist tatsächlich ernst gemeint – stehen all eure Artikel auf derart schlecht recherchiert, wertenden Beinen?

Dieser Artikel wirft ein Bild über Waldorf, Waldorfschulen und Anthroposophie auf, dass einfach nicht der Wahrheit entspricht!!! Hier wird mit einfachsten Mitteln arrogant abgewertet, schlechte Stimmung und sich lustig gemacht, indem Begriffe wie „Querdenker“, „Rassismus“, „Pastell und alternative Heilmethoden“ oder die „Lehrerausbildung“ diskreditierend ineinander übergehen. Ich selbst bin Lehrerin an einer Waldorfschule. Ich mag meine Pädagogik bunt, ebenso wie den Unterricht, die Didaktiken, das Schulleben, die Gesellschaft, das Denken und Träumen. Ach liebe Zeit, bitte sagt, dass dies nur eine peinliche Ausnahme ist und nicht übertragbar auf eure grundsätzliche Arbeit. – Mandy Schlesiger

 

Als Waldorfschülervater und ehemaligem Regelschüler stimmt mich ihr Artikel befremdlich. Man sieht,wir befinden uns im Moment in einer Zeit ,in der man mit generalisierten Schuldzuweisungen Presse machen kann. Die deutsche Schullandschaft ist doch sehr vielfältig und derlei Problematik findet sich an jeder Regelschule. Ich finde es schwierig ,mir anhand eines solchen Berichtes eine Meinung zu bilden ,die all das wiederspiegelt ,was ich in unserem persönlichen Schulumfeld bisher nicht wahrgenommen habe.Schule gegen Rechts gibt hier schon lange.

Diskussionen mit den eigenen ,pubertierenden Kindern auch bezogen auf die Maßnahmen, gehören zum Alltag. Erziehung zu freien und mündigen Mitmenschen wird m.E. immer wichtiger ,wenn wir uns nicht noch stärker zu einer Zweiseitengesellschaft entwickeln wollen. Diese Sichtweise wird von Ihnen ,(das scheint en Vogue zu sein)hier belächelt. Bei aller Not ist doch jetzt Augenmaß gefragt . – Hans Rauch

 

Selbstverständlich kann und soll man auch Rudolf Steiner kritisch sehen und beurteilen; ebenso natürlich seine Anhänger, die Anthroposophen (was sie untereinander aber schon immer taten und tun; auch „menschelt“ es unter ihnen, und, wie überall auf der Welt, gibt es solche und solche)…. Rudolf Steiner aber immer wieder das Etikett „rassistisch“ und „antijudaistisch“ anzu- hängen, ihn damit so nebenbei in die Naziecke zu stellen, dies ist für mich manipulativ- unredlich und der ZEIT unwürdig… Denn das Gegenteil ist richtig… Rudolf Steiners Denken und Handeln brachte eine unglaubliche Vielfalt von wertvollen Initiativen und Impulsen hervor:

Kosmopolitisch-Freiheitsphilosophisches (Anthroposophische Gesellschaft, Freie Hochschule für Geisteswissenschaft), Kosmisch-Christologisches (Christengemeinschaft), Humanerzieherisches (Waldorfpädagogik), Helfendheilendes (erweiterte Medizin, Heilerziehungspflege, Heileurythmie), Sozialökologisches (biologisch-dynamische Landwirtschaft , Demeter), Sozialreformerisches (Soziale Dreigliederung: Freiheit im Geistes- leben – Gleichheit im Rechtsleben – Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben), Kreativ- ästhetisches (erweiterter Kunstbegriff)…. Mit all diesen Ansätzen wollte er natürlich auch den Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus überwinden:

„Es handelt sich um eine ganz allgemein menschliche Bewegung, der jeder angehören kann, ohne Unterschied der Rassen.“(1913) „Denn durch nichts wird sich die Menschheit mehr in den Niedergang hineinbringen, als wenn sich die Rassen-, Volks- und Blutsideale fortpflanzen.“ (1917) Diesen fundamentalen Gegensatz zu ihrem Menschen- und Weltbild erkannten übrigens die größten Rassisten, Antisemiten und Lügner, die Nazis, ziemlich schnell und kamen in diesem Punkt der Wahrheit näher. Das Verbot der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland vom 1. November 1935 (die Schließungen der Waldorfschulen folgten bald darauf) begründeten sie folgendermaßen:

„Nach der geschichtlichen Entwicklung der Anthroposophischen Gesellschaft ist diese international eingestellt und unterhält auch heute noch enge Beziehungen zu ausländischen Freimaurern, Juden und Pazifisten. Die auf der Pädagogik des Gründers Steiner aufgebauten und in den heute noch bestehenden anthroposophischen Schulen angewandten Unterrichtsmethoden verfolgen eine individualistische nach dem Einzelmenschen ausgerichtete Erziehung, die nichts mit den nationalsozialistischen Erziehungsgrundsätzen gemein hat. Infolge ihres Gegensatzes zu dem vom Nationalsozialismus vertretenen völkischen Gedanken besteht die Gefahr, das durch die weitere Tätigkeit der Anthroposophischen Gesell- schaft die Belange des nationalsozialistischen Staates geschädigt werden. Die Organisation ist daher wegen ihres staatsfeindlichen und staatsgefährlichen Charakters aufzulösen. i.V. gez. Heydrich“

Übrigens: Die Waldorfpädagogik hat sich auf der ganzen Welt verbreitet; selbst in Israel gibt es heute 150 Waldorfkindergärten und 28 Waldorfschulen…. wäre dies möglich, wenn Rudolf Steiner ein Rassist gewesen wäre? – Gerd Hornung

 

Die Sammlung negativer Erfahrungen und beängstigender Hinweise in Bezug auf Anthroposophie beeindruckt. Unter anderem ausschlaggebend mag 33 mal persönlicher Groll sein gegen die Waldorfpädagogik mit „Goethe, Rassismus, Zigaretten“, mit ihrer „sogenannten Seminarausbildung“, mit ihrer „eigenen Hauspostille Erziehungskunst“ und mit „Michaela Glöckler, einer Art Säulenheiligen“…. Schade! Wäre ich ausgesucht worden als 34. Person, um Auskunft zu geben für diese Recherche, hätte die penetrante Einspurigkeit ein wenig ausgeglichen werden können….nach 20 Jahren ganz anders erlebter Waldorfschule mit 4 Töchtern. – Ruth Steinmetz

 

Man mag den Anthroposophen kritisch gegenüber stehen, ABER: Das wäre doch eine perfekte Studie gewesen, ob die Massnahmen an den staatlichen Schulen sinnvoll sind bzw. ob es an den Waldorfschulen mehr oder weniger Infektionen gegeben hat. Die Waldorfschule hätte somit einen sehr guten Beitrag geleistet. Schade, dass der Artikel nichts darüber berichtet. Zum anderen ist ein gutes Immunsystem natürlich entscheidend, ob und wie schwer man erkrankt. – Christiane Holzapfel

 

Verhaltensweisen wie im Zeit online Artikel von Frau M. M beschrieben, sich an Obrigkeiten und Regeln zu stören kann so auftreten wie im Artikel dargelegt. Es ist allerdings keine waldorfschultypische Attitüde. Vielmehr sah man auch im verlängerten Zeitintervall des Jahres 2020 solche Verhaltensweisen in Bahnen, Großraumbüros sogar in unseren Arztpraxen ,etc versuchsweise. In dieser „ Coronazeit“ haben sich viele Menschen an den plötzlichen auftretenden und auch gerne wechselnden Pandemieerfordernissen aufgerieben, oder fühlten sich in ihren Freiheitsrechten eingeschränkt. Die Pandemie hat von uns allen eine riesige Einschränkung des persönlichen Bewegungsradius abgefordert. Durchaus befremdlich anmutend wenn – wie gegenteilig häufiger zu beobachten -viele brav und sofort gehorsam, ohne zu hinterfragen einem Individualrecht entziehenden Modus operandi „dem neuen Regelwerk“ hinterhertraben und sich einreihen in ein gefordertes Verhalten.

Solidarität wird abgefragt zum Schutz der Gesundheit und zum Schutz von Alten und Schwächeren. Diese soziale Solidarität entspricht dem sozialen Grundsatz unserer Gesellschaft. Hinterfragen, diskutieren oder sich auflehnen zeigt den Ausdruck von Wunsch auf Selbstbestimmung und nicht zu unterdrückender Lebendigkeit. Die ethische Diskussion , wie sich das Pandemie Regelwerk zur Unterstützung von alten und gesundheitlich geschwächten Menschen der Solidargemeinschaft sozial und psychologisch auswirkt, wurde in unserer deutschen Gesellschaft sehr wenig diskutiert.

Vielmehr ist der allgemein Tenor -auch stark mediengestützt—Gehorsam, als Solidarität benannt, abzufordern, Fehlverhalten aufzudecken, sich ein paar „Ungehorsame“ vorzuknöpfen und anzuprangern. Unsere Gesellschaft wird besonders in dieser Zeit psychisch kränker, gespaltener , gleichförmiger und angepasster und das Individuum vereinsamt. Waldorfschulen bieten als Gesamtschulkonzept alle bekannten Schulabschlüsse an. Zusätzlich aber ein breites bewegungorientiertes , musisches Lernen mit handwerklicher, künstlerischer und sozialer Förderung zur Entwicklung von vollwertigen, gesunden Menschen mit feinmotorischen Begabungen.

Viele Schulen haben nicht nur hierzulande das Problem, einen überbordenden fachlich vollgestopften schwer lastenden Lehrplan mit wenig Freiräumen ausfüllen zu müssen, der die Schüler in ein Korsett zwingt und für Entwicklungsverzögerungen oder Besonderheiten wenig Handlungsspielraum lässt. Geschicklichkeit und handwerkliche Begabung oder spielerisch Musisches, kommt im primär kognitiv fordernden Schulalltag zu kurz. Es gibt aktuell 10 % Schulabbrecher. Eine Zahl , die zu denken geben sollte. Jungen schneiden im deutschen Schulsystem schlechter ab, auch weil das ihnen mehr entgegenkommende Lernen über eigene Tätigkeiten und körperliche Erfahrungen zu kurz kommt.

Waldorfbewegung lebt vom Willen zum Eigenwillen im positiven Sinne. Waldorfschulen haben einen breites Repertoire anzubieten, um dem Gestaltungswillen der Schüler Rechnung zu tragen und bieten eine starke soziale Gemeinschaftstruktur. Nicht umsonst ist eine aus dem Bildungssystem deutlich herausragende Schulform entstanden, in der Schüler tatkräftig und gestärkt für ein auch anstrengendes Arbeitssystem gerüstet sind und mit meist robuster psychischer Gesundheit dem Alltag entgegentreten können. Davon können sich viele Sozial-Gemeinschaften ein Scheibchen abschneiden. Und tatsächlich ist die gesamte Anthroposophische Entwicklung eine Vorreiterbewegung für Nachhaltigkeit , soziale Förderung und Umweltbewußtsein ( Demeter und Bioland= Nahrungsmittel Qualitäts-Label daraus hervorgegangen).

Und da dieses Schulsystem erfolgreich ist, wurde es vielfach exportiert international -global . Drittweltländer profitieren davon doppelt, durch gleichzeitig damit einhergehende Schulentwicklungshilfe mit großem sozialem und finanziellem Engagement durch die Unterstützer. Insofern ist diese immer wiederkehrende (wie man an den Querverweisen zu mehrfachen Artikeln bezüglich Waldorf ablesen kann), polemisch und diskriminierend ( wie man unschwer aus der Schreibart des jetzigen Artikels ablesen kann) aufgezogene Artikelreihe der Zeit online wie eine groß angelegte Verunglimpflichungskampagne anmutend.

Natürlich sollten wir uns aktuell alle solidarisch verhalten und uns mit dem Masken tragen und den Regeln , die aktuelle zur Pandemie Bekämpfung erforderlich sind, abfinden. Aber ist es nicht trauriges Bild für eine demokratische Gesellschaft, eine soziale Gemeinschaft, bei der einzelne Menschen länger brauchen sich auf die Pandemie- Regeln einzulassen, sie zu akzeptieren -und das fiel den Meißten von uns anfänglich schwer- in Gänze schlecht zu reden, anzuprangern und zu mißkreditieren und damit ein bereicherndes Schulkonzept unserer Schullandschaft mit allen beteiligten Menschen pauschal zu Diskriminieren? – Almut Eberhard

 

Die Behauptungen in der Spalte zu einem angeblichen Rassismus Rudolf Steiners entbehren jeder Grundlage. Gerade Steiner hat gesagt, dass eine Rasseneinteilung nur in früheren (atlantischen) Zeitepochen, weit vor unserer Zeitrechnung eine gewisse Berechtigung hatte, während in der Gegenwart und immer mehr in der Zukunft eine Rasseneinteilung überwunden werden muss. Denn die Rasseneinteilung richtet sich nach körperlichen Unterschieden, während für den Fortgang der Menschheit die geistige Entwicklung notwendig und entscheidend ist. Geistig sind nach seiner Lehre alle Menschen gleich: Brüderlichkeit im Leibe, Freiheit für die Seelen und Gleichheit im Geiste sind die grundlegenden Bedingungen für die weitere Entwicklung der Menschheit.

Dagegen sind alle Richtungen, die wie der Nationalismus sich letztlich auf blutsmäßige, also genetische Zusammenhänge gründen, der weiteren Entwicklung schädlich und müssen überwunden werden, gleich wo sie auftreten, ob in politischen oder religiösen Gruppierungen. Die aufgestellten Behauptungen beruhen so entweder auf einer Unkenntnis oder mutwilligen Entstellung seiner Aussagen, die mit aus dem Gesamtzusammenhang gerissenen Bemerkungen zusammengebastelt werden. Mit der Verbreitung solcher oberflächlichen Verfälschungen diskreditiert die ZEIT sich selbst. – Dr. Hellmuth Lilienthal

 

Da werden sicher ganz reale aktuelle Probleme beleuchtet – aber eben nur Spotlight-artig. Wenn ich richtig gezählt habe, werden fünf Schulen von 254 Waldorfschulen in Deutschland aufgeführt, die alle autonom, individuell und unterschiedlich sind; das sind nur knapp zwei Prozent. Gehen wir bei den genannten 90.000 Schülern von grob geschätzt 40.000 Elternhäusern aus, von denen sich 33 geäußert haben, so macht das nicht einmal 0,1 Prozent aus. Repräsentativ und aussagekräftig für „die“ Waldorfschulen??

Wenn – weshalb eigentlich in diesem Zusammenhang? – darauf verwiesen wird, dass „so viele Quereinsteiger ohne staatliche Lehramtsausbildung“ hier unterrichten (soll wohl heißen: unqualifiziert sind), wird unterschlagen, dass gerade an Waldorfschulen auch zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer in handwerklichen, praktischen und künstlerischen Fächern tätig sind, für die es keine staatliche Lehramtsausbildung gibt, die sich aber oft auf andere Weise (z.B. durch eine Meisterprüfung) offiziell für die Ausbildung von Jugendlichen qualifiziert haben.

Dass es (auch!) an Waldorfschulen Pleiten, Pech und Pannen gibt und dass man sich von der einen oder anderen Lehrkraft lieber trennen sollte, wird ein Kenner der Szene ehrlicherweise nicht bezweifeln. Wenn aber die begleitende Bildergalerie des Artikels für den Begründer dieses Schultyps nur die fettgedruckten Schlagwörter „Goethe – Rassismus – Zigaretten“ als Überschrift trägt, hat das schon BILD-Niveau und ist für DIE ZEIT einfach nur peinlich. – Burckhardt Großbach

 

Corona hat viel Leid und Horror sowie viele kleinere und größere Übel für alle mitgebracht. Aber es gibt auch einen positiven Effekt: Missstände, die schon lange bestehen, werden endlich sichtbar und immer mehr Menschen bewusst. So zum Beispiel die Rechts-Lastigkeit bzw. Rechts-Affinität von Steiners Theoriegebäude und deren Anwendung in Pädagogik und Gesundheitswesen. Ist es nicht an der Zeit, über diesen sehr gut recherchierten Artikel hinaus das Blickfeld zu erweitern auf die okkulten Abgründe der Steinerschen Pädagogik.

Wäre man das nicht den Waldorf-„Geheimschülern“ schuldig, die die okkulten Steinerschen Rituale am eigenen Leib erfahren mussten und Entsetzliches erlebt haben? Wäre man es nicht auch der Öffentlichkeit und vor allem den vielen Waldorfeltern und ~lehrer*innen schuldig, die tatsächlich nicht die geringste Ahnung von diesen Ritualen haben. Und die ernsthaft glauben, die werbewirksamen Slogans, die Steiner aus der Reformpädagogik adaptiert und in sektentypischer Manier umgedeutet hat, hätten etwas mit der Realität in Waldorfschulen zu tun? Der Literaturhinweis auf „Die Geheimwissenschaft im Umriss“ wäre ein guter Einstieg in diese Thematik. – Gerlinde Heinze

 

Kritik ohne Ende: an Rudolf Steiner, der Waldorfschule, an Waldorflehrer, an der gesamten Waldorfpädagogik. Ich bin zweifache Mutter mit reichlich Waldorferfahrung von der Spielgruppe über Kindergarten bis zur Schule. Meine Kinder besuchen die 9. und 13.Klasse einer Waldorfschule, die sie viel gelehrt hat. Wo sonst gibt es die Möglichkeit, praktische Erfahrungen auf dem Bauern- hof zu sammeln, von früh auf ein Klassenorchester zu bilden, zu töpfern, nähen, schmieden, gärtnern?

Landwirtschaftspraktikum, Sozialpraktikum – das ist Lernen für´s Leben! Was sind das für bildzeitungsartige Schlagwörter: Goethe, Rassismus, Zigaretten und darunter ein Bild des Begründers der Anthroposophie? Was sind das für Schubladen, die da bedient werden? Geht´s noch provokanter? Der Gipfel sind die esoterischen Gesundheitstipps. Ist positives Denken und Immunstärkung esoterisch? Nachdem erst die Homöopathie in der Presse degradiert wurde, kommt nun wohl die Anthroposophie an die Reihe! Zeit, die ZEIT zu kündigen! – Sigrid Mayer

 

ihr Artikel stimmt mich sehr wortlos und traurig, da ich ihr Motiv für diese „Enthüllungen“ nicht verstehen kann – ist es vielleicht Wut? Mir persönlich steht die Weltanschauung Anthroposophie sehr nahe, und ich habe mich gefragt, ob es überhaupt eine weltanschauungsfreie Schulform gibt? Eine zutiefst menschenfreundliche, individuelle Sicht auf ein heranwachsendes Wesen erscheint mir hierbei Artgerechter als ein reduktionistisch – Naturwissenschaftlicher Blick in dem bereits alles voraussehbar, messbar und determiniert zu sein vorgibt. Einen ähnlich weitreichenden Blick würde ich mir auch in der aktuellen Pandemie wünschen.

Echtes Interesse was dahinter steht und was wir für Schlüsse daraus ziehen können. Den Mut verschiedene Sichtweisen auszuhalten, die sich gegenseitig befruchten können. Anstatt eine einheitliche Wahrheit zu proklamieren und alle andere Aspekte zu diffamieren. Sie haben gut recherchiert und treffen auch manchmal den Kern, doch leider viel häufiger daneben. Der Rassismusvorwurf ist ein alter Hut.

Und wenn sie die „waldorfeigene Hauspostille“ gelesen hätten, dürfte Ihnen dazu auch die kürzlich veröffentlichte Stellungnahme zu Rassismus in den Schriften Rudolf Steiners vom Bund der freien Waldorfschulen nicht entgangen sein. Es gibt dazu sehr lebendige Auseinandersetzungen und Abgrenzungen. Und es ist ignorant immer wieder daran hängen zu bleiben., bei all dem was Antroposophie noch ist. Vielleicht nehmen sie sich mal Zeit und lassen sich drauf ein. – Johanna Kolmsee

 


 

 

Leserbriefe zu „Er kann Macht und Dialog“ von Daniel Cohn-Bendit und Claus Leggewie

 

Wer kann bei den Grünen besser Kanzlerin bzw. Kanzler? Diese Frage wird immer wieder gestellt. Für mich ist das Ganze sonnenklar. Sowohl Annalena Baerbock als auch Robert Habeck sind nahbar, emphatisch, durchsetzungsstark, entscheidungsfreudig, machtbewusst. Sie machen einen sehr guten Job als Co-Vorsitzende der Grünen. In anderen Parteien läuft das mit dem Führungspersonal ja eher suboptimal. Es werden also beide – Baerbock und Habeck – für das oberste Regierungsamt kandidieren. Ganz einfach. Nach der Wahl ziehen sie dann gemeinsam (!) mit ihren Familien ins Kanzleramt. Platz gibt‘s dort sicher genug. Und wenn eine bzw. einer der beiden mal ausspannen will oder krank im Bett liegt? Kein Problem, die Vertretung steht allzeit bereit! – Achim Bothmann

 

„Daniel Cohn-Bendit ist nicht interessiert, die Geschichte seiner pädophilen Äußerungen transparent zu machen. Sein Büro hat einen Archivbestand dazu mit der Überschrift „Pressekampagnen gegen Daniel Cohn-Bendit“ gesperrt – bis zum Jahr 2031.“ FAZ.NET, 29.04.2013. Ich finde es unerträglich, dass diese merkwürdige Person in der Zeit zu Wort kommt. – Berend Detsch

 

In ihrem einleitenden Satz kündigen die (von mir geschätzten) Autoren an, herausfinden zu wollen, wer der beiden Protagonisten für das Kanzleramt besser geeignet ist, führen den angekündigten Vergleich danach aber leider nicht durch. Nach ein paar positiven Feststellungen über die Fähigkeiten von Annalena Baerbock wird die Kanzlereignung von Robert Habeck ausführlich begründet. Nach gängiger Logik hätte die conclusio des Aufsatzes lauten müssen: „Er ist also sicher sehr geeignet“. Stattdessen kommt jetzt überraschenderweise ein Komparativ. Der ganze Aufsatz enthält jedoch nicht einen einzigen Satz, aus dem der Leser schließen könnte, Habeck könne es besser als Baerbock. – Dr. Hans Heller

 

Wer macht – die Macht- allein mit Worten und im Dialog andere zu überzeugen setzt voraus, dass die wirklichen Interessen – der anderen – sowohl als Person – den verfassen Staat- oder die Wirtschaftssubjekte grundlegend einschätzen kann. Die Kurzatmigkeit der Politischen Entscheidungen gehören der Vergangenheit an – der Zeithorizont für eine konsistente und widerspruchsfreie Umwelt Politik-bis 2050 die Klimaneutralitaet-als Zielerreichung tatsächlich erreichen zu wollen. Dazu braucht es intellektuelle Klugheit und eine einfache Sprache – die jeder versteht – ein Bürger Kanzler – also gut für die Zukunft Deutschland und verlässliche Schaffung einer sozialen Weltordnung. Menschenrechte ohne Kriege sind alternativlos. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Bei allem Respekt vor der intellektuellen Lebensleistung der Herren Cohn-Bendit und Leggewie kann ihr Plädoyer für Robert Habeck als Kanzlerkandidat der Grünen auf verschiedenen Ebenen nicht unwidersprochen bleiben. Zum einen wird hier Habeck einseitig als der „bessere“ Kanzlerkandidat dargestellt, der in der „weltpolitischen Arena“ bestehen könne, ohne dass auch nur in einem Nebensatz eine Auseinandersetzung mit Programmatik oder Persönlichkeit mit der alternativen Kandidatin erfolgt. Weitaus interessanter jedoch als die mangelnde analytische Tiefe erscheint der geradezu anachronistische Duktus der beiden Autoren im Hinblick auf eine – zumindest implizit – geschlechterdeterminierte Rollenverteilung:

Während „er“ in der Lage ist, (selbst-)reflektiert mit Macht umzugehen und „Wirkungen und Nebenwirkungen von politischen Entscheidungen zu durchdenken“, wird „ihr“ zwar „politische Professionalität“ attestiert (lies: Frau Baerbock wird halt ganz gut beraten, vermutlich von machterfahrenen Männern), gleichwohl setzt sie aber offenbar nicht „auf Kooperation statt Konfrontation“ und denkt nicht „nachhaltig und reflexiv“. Erhellend, dass die klassischen Argumentationsstrukturen des alten weißen Mannes selbst im grünen Urgestein noch so fest verankert scheinen. Bleibt zu hoffen, dass das Führungsduo der Partei hierauf gewohnt kooperativ eine gänzlich reflektierte und politisch kluge Antwort findet. – Niels Schütt

 

Ich habe zum wiederholten Male festgestellt, dass Sie sich der einfachen Werbesprache bedienen. Für mich ist „können“ ein Hilfsverb, das grammatikalisch mit einem Verb ergänzt werden muß. Sollte die Überschrift von den Herren Cohn-Bendit und Leggewie stammen, so wäre es noch jämmerlicher. Eventuell könnten Sie es schaffen, die Primitivsprache in Zukunft zu vermeiden, andererseits müßte ich auf BILD oder BZ ausweichen… – Jürgen Lungwitz

 

Mit einem so schwachen Plädoyer für Robert Habeck auf Seite 4 der „Zeit“ haben Daniel Crohn-Bendit und Claus Leggewie den möglichen Kanzlerkandidaten abgeschossen. Was hätte man nicht alles für Habeck in einen Kandiatin/Kandidat-Verglelch schreiben können, stattdessen nur ein paar Buchzitate, die Habeck dann zum großen Denker deuten sollen. Denken kann Anna-Lena Baerbock natürlich auch, oft besser, weil viel konkreter.

Und sie weiß viel öfter, von was sie spricht. Sie hat es noch nicht in ein Buch geschrieben, aber wer ihr zuhört, weiß auch ohne Crohn-Bendit und Leggewie: Sie kann Macht und Dialog und noch viel mehr von dem, was eine BündnisGrüne Kanzlerkandidatin braucht. Nach 40 Jahren bündnisgrünem Frauenstatut sollte diese fähige Kandidatin nicht weichen. Und auf Geschlechtergerechtigkeit drängende bündnisgrüne Männer haben ja schon den Ministerpräsidenten Kretschmann. – Dr.-Ing. Robert Kirchner

 

Sehr gewundert hat mich der Habeck-Werbeblock auf S. 4 in der Politik. Thema verfehlt, wie ich finde. Die Überschrift müsste lauten „Er denkt Macht und Dialog“. Wieso? Die Argumentationskette fusst auf Habecks Buch, schön zugespitzt im letzten Absatz: „Robert Habeck denkt … besondere Fähigkeit, … zu durchdenken. Deswegen halten wir ihn für den besseren Kanzlerkandidaten der Grünen.“ „Autoren/Denker an die Macht“ wäre für Deutschland tatsächlich etwas neues, denke auch ich. Und überhaupt, die Autoren wollen doch nicht etwa unterstellen, dass Baerbock keinen gedanklichen Anteil am Parteiprogramm hatte ?! Ausserdem darf man doch sehr hoffen, dass er weiterhin denkt, auch wenn er nicht Kanzlerkandidat werden sollte – insofern wäre ein denkender Habeck und eine regierende? Baerbock doch ein ideales Team!

Ergänzung plus Klarstellung: Es kann durchaus sein, dass Robert Habeck der bessere Kandidat und Kanzler wäre, das kann ich nicht beurteilen. Nur bringt der Artikel, meiner Meinung nach, dafür keine stichhaltigen Argumente. Und nein, ich habe das Buch nicht gelesen – sollte ich wohl dringend nachholen… – C. Oberascher

 

Wenn Robert Habeck es angeblich oder wirklich kann, kann Annalena Baerbock es automatisch nicht? Weshalb sie in dem Artikel subtil auf eine Quotenfrau – immerhin mit „politischer Professionalität“ – reduziert und damit in vier Sätzen abgetan wird? Oder wie soll ich diesen Artikel lesen? – Dr. Anne Gerlach

 

Meinung einer alten weißen Frau: da schreiben zwei ältere Herren über einen nicht mehr so jungen Dritten, welchen sie für den besseren Kanzlerkandidaten halten. Es wird dabei mannigfaltig aufgezählt, was er alles kann, besonders wichtig offensichtlich seine Lektüre von Hannah Arendt. Da nirgendwo ein direkter Vergleich mit seiner Co-Kanzlerkandidatin auftaucht, erschließt sich mir nicht, weshalb er der Bessere sein soll. Mich beschleicht der Verdacht, dass die beiden älteren Herren im vorigen Jahrhundert stecken geblieben sind. Vielleicht sollten sie sich langsam oder auch schneller zurückziehen. – Adelheid NEU

 

1. Cohn-Bendit und C. Leggewie sind für Habeck! Damit es nicht bei einer bloßen und ZEIT-unwürdigen Sympathiebekundung bleibt, bieten die beiden Autoren viel Text, zum eigentlichen Thema jedoch nur folgende „Begründung“: Robert Habeck hat ein Buch geschrieben, in dem er sich des Öfteren auf Hannah Arendt bezieht und sogar über sie hinausgeht. Annalena Baerbocks Minderqualifikation für das Kanzleramt bestünde dann also darin, kein solches Buch geschrieben zu haben?! – Sigrid Schröder

 


 

 

Leserbriefe zu „Corona – wie geht’s weiter?“ von Harro Albrecht et al.

 

Überall hört man nur, dass die Menschen dringend gegen Covid 19 geimpft werden wollen. Niemand fragt danach, ob die Risikoabwägung hinsichtlich evtl. Impfschäden für große Teile der Bevölkerung (der überwiegende Anteil der jüngeren Bevölkerung hat bei einer Erkrankung mit dem Virus nichts zu befürchten) nicht dazu führen könnte, auf eine Impfung zu verzichten. An den Trombosen, die vermeintlich durch die Impfung mit Astra Zeneca verursacht wurden, sind gerade jüngere Menschen gstorben, die bei einer Erkrankung mit dem Covid 19-Virus nichts zu befürchten gehabt hätten.

Das gilt auch für vermeintliche Spätfolgen an der Impfung mit anderen Impfstoffen. Es reicht völlig aus, wenn ältere und Menschen mit einen geschwächten Imunsystem geimpft werden. Dann wären wir auch bald damit durch und die Wirstchaft könnte wieder auf Maximalbetrieb gehen. Die wirtschaftlichen Folgen der getroffenen Maßnahmen zeichnen sich bereits dramamtisch ab (unzählige Preise steigen, im Gegensatz zu den Infektionen, exponentiell). Wir stehen möglicherweise am Beginn einer Wirtschaftskrise, die die Coronapandemie womöglich in den Schatten stellt. – Olav Seidel

 

Vielleicht in 4 Jahren. Aber nur bei den Menschen, die alle ungesund leben. Und das ist die Überzahl. Der Alltag zeigt das sehr deutlich. Die Schwergewichte bei beiden Geschlechtern ist unübersehbar. Auch die Politiker sind keine Vorbilder. Ich bin dagegen Immun. Warum, weil ich immer Wert auf eine gesunde Ernährung gelegt habe. So wie ihr ihr Chefredakteur Giovanni di Lorenzo. – Gunter Knauer

 

Eine Anmerkung zu dem nachstehend genannten Zitat: „wenn man sich 65 Jahre lang einmal pro Woche mit einem Test mit einer Spezifität von 99,97 Prozent selber testet, ist statistisch gesehen, ein falsch positiver Test dabei“. Diesen Satz finde ich so nicht logisch. – Heidi Janke-Mohr

 

Ich möchte gerne einen weiteren Aspekt der weiteren Korona-Massnahmen und -entwicklung beleuchten, der im Zusammenhang mit den fortschreitenden Impfungen und den geplanten „Privilegien“ für Geimpfte einhergeht. Gut, wenn die Impfungen langsam Fahrt aufnehmen, schlecht, dass dies immer noch nur langsam passiert. Gleichzeitig sollen nun auch endlich bald Freiheitsbeschränkungen für Geimpfte wegfallen. Das ist sicher zu begrüssen. Allerdings kann man bei dieser Lage erwarten, dass es bald eine starke Neiddebatte geben wird (das war ja schon beim Osterurlaub auf Mallorca zu beobachten).

Mit welchem Recht darf der geimpfte 61-Jährige dann wieder ins Cafe gehen, während die nicht-geimpfte 28-jährige Kellnerin noch über viele Wochen das Nachsehen hat? Es gibt viele ü50er, die in ihrem Haus mit Garten und im Homeoffice weitere Lockdown-Wochen bestimmt leichter und mit viel geringerem Infektionsrisiko ertragen können als diejenigen, die in engen Wohnungen leben und zur Arbeit in die Firma oder Fabrik müssen. Um das wenigstens etwas aufzufangen und einer Neiddebatte wenigstens etwas Wind aus den Segeln zu nehmen, sollte man ein Viertel aller Impfdosen in den Impfzentren zufällig an die Bevölkerung verteilen ohne jedweden Versuch einer Priorisierung.

Städte und Landkreise könnten zum Beispiel jeden Tag ein Wohngebiet zufällig auswählen, dessen Bewohner dann eingeladen würden. So würde man immer noch den aus medizinischer Sicht (nach Ansteckung!) Gefährdeteren einen Vorzug geben, aber es gäbe wenigstens auch einen Lichtblick für alle anderen und es könnten zumindest ein paar Tausend Deutsche sich auf einen echten Sommerurlaub freuen. – Dr. Martin Schultz

 

Weder der Corona-Leugner noch dessen Gegner kann seine Ansicht überzeugend begründen. Dabei wäre es doch eigentlich für beide Seiten ziemlich einfach zu beweisen, welche Meinung zur höheren Zahl von Erkrankungen führt. Beide Seiten könnten Untersuchungskommissionen einsetzen, die die bekannte oder jedenfalls nachweisbare Zahl der erkrankten Politiker unter den Mitgliedern des Bundestages und der Landtage zählen und miteinander vergleichen. Beide Seiten fürchten offenbar einen solchen Vergleich, sonst hätten sie ihn ja längst geführt. Nach meiner Meinung setzt sich die Seite in Vorteil, die ihn vor der anderen in erkennbar korrekter Weise führt. Jedenfalls bekommt sie meine Stimme. – Anton Graf Schwerin von Krosigk

 

Sehr vielschichtiger und informativer Artikel! Herzlichen Dank!! – Dr. Peter Enders

 


 

 

Leserbriefe zu „Ist jetzt die Zeit für Freiheiten?“ Streit von Niko Härting und Cornelius Römer

 

Vielen Dank für diese dezidierte Darstellung der Situation, die das Problem auf den Punkt bringt. Der Artikel beschreibt in den Positionen der Diskutanten die zwei Seiten, die wohl nicht mehr in der Lage sind, zusammenzukommen. Unsrere Regierung und ihre Experten haben sich die Hammermethode verschrieben. Ein differenziertes Manegement setzt aber Wissen über die Zusammenhänge der Infektionsketten voraus. Hier wurden wichtige Informationen von Anfang an nicht ermittelt. Die Unsicherheiten, die das politische Handeln begleiten, haben sich über die Pandemiedauer nicht verbessert. Daher erleben wir das Ganze eher als Konzeptlosigkeit und nicht als Strategie. – PD Dr. med Gerhard Heinemeyer

 

Herr Härting betont mehrfach, dass er Anwalt ist und keine Strategie hat. Aber gesellschaftspolitisches (Mit)Denken müsste auch einem Anwalt möglich sein. Man kann die hohen Inzidenzen oder die Überlastung der Intensivstationen ignorieren, wenn man an den restlichen Einzelfällen gut verdient, Anwalt eben. – W. Scheer

 

Die Pandemie betrifft alle Bereiche der Gesellschaft. Die Entscheidungen über den Umgang mit der Pandemie treffen Politikern nach Konsultation einzelner Experten. Diese Politiker sind Quereinsteiger zur Verwaltung einer Gesellschaft von 83 Millionen Menschen. Weder diese Politiker, noch Gespräche wie das mit Herrn Härting und Herrn Römer bringen uns einer Lösung der anstehenden Probleme näher.

Solange die Pandemie nicht bewältigt ist, gehören alle damit zusammenhängenden Probleme auf den Tisch! Danach sollten alle Bereiche der Gesellschaft in einerständigen interdisziplinären Arbeitsgruppe/Kommission praktikable, nachvollziehbare Vorschläge erarbeiten, welche Schritte zu gehen sind. Das findet jedoch nicht statt. Die Kanzlerin trifft ihre Entscheidungen nach Abstimmung mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer nach Konsultation von Experten (Virologen). Diese sind nicht immer nachvollziehbar, unausgegoren, weil über die Köpfe der Betroffenen hinweg.

Die Ursachen der gegenwärtigen Situation im Umgang mit der Pandemie sehe ich in erster Linie in der Geisteshaltung von Frau Merkel. Sie hat 2002 in bemerkenswerter Offenheit bekannt: Meine größte Stärke ist ….“dass ich, … wenn’s Not tut, … Dinge laufen lassen kann, schweigen kann und … auf’s Ende abwarten kann!“ Das war eine neue „Qualität“ in der Bundespolitik, auf Sicht fahren und abwarten, sich sonnen auf eine scheinbar gute Politik, die sich selbst an den schlechtesten Beispielen in Europa gemessen hat.

Angesichts des günstigen Ergebnisses dieses Vergleichs mit Italien, Frankreich, Britannien und anderen wurde vermieden, die Vergleichbarkeit der Fallzahlen zu prüfen. Nichts wurde unternommen, um die Aussagekraft der Fallzahlen im Zusammenhang mit der Anzahl der durchgeführten Tests, die Erfassung der Daten an Wochenenden zu verbessern. Wenn dieser Freiraum unwidersprochen den Gedanken des Impf-Nationalismus hervorbringt, der die Bekämpfung der Pandemie verhindert, ist das aus meiner Sicht ein Zeichen der Bequemlichkeit des Denkens und des Trends der Ablehnung von allem, was die Nation betrifft. Der Begriff Nation soll einzig und allein als negatives Attribut verwendet werden. – R. Renaux

 

Wer sich je gefragt haben sollte, welche Menschen immer wieder Dinge wie z.B. den Cum-Ex-Skandal (mir fallen historisch gesehen noch wesentlich mehr und gravierendere Vergleiche ein) ermöglichen, der wird spätestens nach Lektüre des Artikels die Antwort kennen. Wissentlich das gesamtgesellschaftlich Falsche tun, weil es wahlweise nicht ausdrücklich verboten ist und/oder es ordentlich Geld dafür gibt (früher wäre als Ausrede noch der vielzitierte „Befehlsnotstand“ hinzugekommen) und dann auch noch damit zu kokettieren, hinterlässt mich persönlich fassungslos. – Jörg Schimmel

 

Was für eine Frage! Was für eine merkwürdige Diskussion! Seit über einem Jahr erleben wir schreiendes Unrecht! Gewerbetreibende, Selbständige, Kulturschaffende und damit verbundene Mitarbeiter müssen Eingriffe in ihr Recht auf Berufsausübung im weitesten Sinn und andere Grundrechte hinnehmen, die enteignenden, zum Teil existenzbedrohenden, zum Teil existenzvernichtenden Charakter haben. Trotz dieses Sonderopfers, das man ihnen auferlegt, bekommen sie keine Entschädigung, bestenfalls Hilfen. Auf der anderen Seite erleben wir gerade jetzt, in Sachsen seit Anfang Februar, dass trotz steigender Infektionszahlen Maßnahmen gelockert werden, niemand ernsthaft daran geht, in Betrieben zu testen, m.a.W., nicht genügend tut, um die Pandemie zu stoppen.

Letztes Jahr hätte ich mir gewünscht, dass man die Pandemie als etwas begreift, das uns alle angeht. Dass es nicht sein kann, die Alten und die Schwachen sterben zu lassen und dass es genauso wenig sein kann, ein Viertel der Bevölkerung in finanzielle Schwierigkeiten oder Not zu bringen. Richtig wäre gewesen: Wir fahren die Kontakte runter, wer Einkommenseinbußen hat, wird dafür entschädigt. Die Finanzierung der Ausfälle erfolgt über eine Abgabe und/oder Sondersteuer. Alle bezahlen den Lockdown. Und im Sommer hätte man dann die Null-Covid-Strategie, die die geringsten Einschränkungen bedeutet und damals schon in Grundzügen bekannt war, konsequent umsetzen können.

Vermutlich wäre das nicht gegangen. Soweit reicht unsere Solidarität nicht. Damit hätte man überhaupt keine Maßnahmen durchsetzen können. Jetzt hat der Ethikrat ja schon Probleme, den Geimpften die Freiheit zurückzugeben, weil die Mehrheit noch nicht geimpft ist und neidisch wäre. Nein, jetzt ist nicht Zeit für Freiheiten. Es ist längst Zeit dafür, die Infektionszahlen auf unter 35 zu senken. Und es ist Zeit dafür, zu sorgen, dass niemand sein Geschäft schließen muss, dass alle, die Sonderopfer leisten, entschädigt werden und dass es endlich eine vernünftige Perspektive gibt. Es ist Zeit, der Seuche endlich solidarisch zu begegnen. – Hans Theisen

 

Die letzte Frage („wie würden Sie in der Pandemie weiter verfahren“) ist entlarvend. Der Anwalt hat keine Strategie zur Eindämmung. Für Ihn zählt nur das Individualrecht, und eine bessere Entschädigung. Was der Befehl für den Soldaten, ist das Recht des Mandanten für den Anwalt. Er will auch nicht darüber nachdenken. Die Pandemiebekämpfung ist Aufgabe der Regierung. So ähnlich wie beim Klimawandel. Der soll auch von den „politisch Verantwortlichen“ aufgehalten werden, und Juristen und Lobbyisten passen auf, dass keine wirtschaftlichen oder finanziellen „Unzumutbarkeiten“ entstehen. Kann es sein, das es zu viele Bundesbürger gibt, die sich als Teil einer Interessengemeinschaft begreifen, welche auf die Maximierung von individueller Freiheit und Wohlstand abzielt, und die das (Gemein)Wesen einer demokratisch organisierten Solidargemeinschaft nicht verstehen? – Jürgen Pilz

 


 

 

Leserbriefe zu „VORBEI“ von Bastian Berbner

 

Ihnen ist ein in meinen Augen ganz wunderbares, informatives und spannendes Dossier gelungen. Vielen Dank dafür. – Julia Molina

 

Die recherchierte, empathische Darstellung fesselt den Leser und informiert – wie ich das bei Sebastin Berbner liebe und gewohnt bin. Er zeigt, wie Krankeiten nach medizinischen Grundsätzen mit Hilfe von Forschung und Aufklärung und durch unser Immunsystem unschädlicher gemacht wurden. Ebenso haben auch bei dem heute fokussierten Virus z.B. Prof. Dr. John Ioannidis von der Stanford University mit seinen anfänglichen Feldstudien und Prof. Dr. Streeck mit der Heinsberg-Studie vor einem Jahr den Weg gezeigt.

Man hätte in diesem Sinne weiter forschen und die wichtigsten Kenntwerte wie Letalität, Übertragungswege, betroffene Gruppen, klare Definitionen und Relationen bei den angegebenen Zahlen, Abgrenzung von anderen Krankheits- und Todesursachen, Ausschluss oder Eingrenzung der substantiell möglichen asymptomatischen Ansteckung, Nutzen und Folgeschäden von Gegenmaßnahmen und andere relevanten Daten repräsentativ und epidemiebegleitend entdecken und in fächerübergreifenden Gremien einschließlich aller relevanten nichtmedizinischen Gebiete bewerten müssen, um unter Berücksichtigung aller Fakten und Folgen für die entsprechende Orte und Phasen jeweils die günstigste Vorgehensweise herauszuarbeiten. Doch leider wurde die Auseinandersetzung unseres tausendjährig erprobten Immunsystems mit dem Virus SARS-CoV-2 POLITISIERT.

Er wurde ganz offensichtlich von einem weltweiten elitären Komplex genutzt, um den GREAT RESET umzusetzen (deutlich erkennbar an der Zensur gegen kritische Medien und Expertisen). Und damit wurde auch die gesundheitspolitische Vorgehensweise völlig verändert. Die Weltbevölkerung wird ja seit vielen Jahren schon durch umfangreiche Literatur und Tausende von Expertisen in alten und verstärkt in neuen Medien über den Hintergrund und die Richtung des Great Resets aufgeklärt. (25) Der Great Reset ist da! – Max Otte im Gespräch – YouTube (3) Hans-Georg Maaßen hat 4 kritische Fragen zu Corona, die nie beantwortet werden. – YouTube

Diese fächerübergreifenden Expertisen geben den Bürgern auch aktuell die Möglichkeiten, sich zu informieren, die Maßnahmen zu hinterfragen und auch einen sofortigen Stopp der „Impf“-Stoff-Studien an „Menschenmassen“ zu fordern. Nebenwirkungen und Todesfälle durch Impfungen nehmen rasant zu – Die Nebenwirkungen und Toten nach Impfungen sind so überwältigend, das es sich von selbst verteht, noch einmal die Krise selbst zu hinterfragen. Wer z.B. seit 2008 seine Zeitung gelesen hat, weiß sowieso, dass wir damals schon finanz- und geldpolitisch weltweit kurz vor dem Abgrund standen. Seitdem hat man nicht aufgehört, Geld zu drucken und die Finanz- und Schuldenkrise zu vergrößern. Die Staaten sind ungeheuer verschuldet bei einigen wenigen Superreichen und Angehörigen einer Elite, einem digital-finanziellen Komplex, der, weil das jetzige Geldsystem vor dem Kollaps steht, immer mehr Macht über die Staaten und ihre Bürger fordert.

Plutokraten wollen – verständlicherweise – ihr immer unsicher werdendes Geld gegen MACHT und zentral von ihnen gesteuertes digitales Geld eintauschen. Das geschieht gerade. Es funktioniert logischerweise leichter in totalitären Staaten als in demokratischen Staaten. Aspekte dieser Zusammenhänge sind längst millionenfach bekannt und sollten auch in den alten Medien angemessen recherchiert und dargestellt werden, damit sie den Vertrauensverlust bei den umfassend informierten Bürger wieder zurückgewinnen können. Warum wurde uns gleich am Anfang eine neue Normalität und eine Zumutung für die Demokratie angekündigt? Warum wurde Panik gemacht, stattt Feldforschung und Aufklärung? (3) Alles Ablenkung für das neue Geldsystem | Ernst Wolff – YouTube Viele Millionen von demokratischen Bürgern weltweit habe ihre Zweifel zum Ausdruck gebracht, viele Staaten haben diese Politisierung eines Virus durchschaut.

Experten in Tausenden von Kanälen und anderen Quellen klären auf und sollten gehört werden, so dass eine Lösung der aktuellen Probleme im Sinne der von Bastian Berbner ausgezeichnet skizzierten medizinischen Erfolgsgeschichte auch im Fall des jetzt fokussierten Virus möglich wird. Diesem Transfer „GELD gegen Macht“ nutzt jede Panikmache und jede Einschränkung der Demokratie WELTWEIT für seine Zwecke. Mit einem weltweiten digitalen Zentralbankgeldsystem könnten die Eliten nahezu unbeschränkte Macht über jeden Bürger ausüben. Das ist alles logisch und kann für jeden Bürger klar erkennbar sein.

Nur sollten ab heute auch alle alten Medien, die noch aktuell bleiben wollen, diese Finanz- und Schuldenkrise adäquat behandeln und einen Schuldenschnitt und ein demokratisches Geldsystem anstreben. The Wolff of Wall Street: Demokratisches Geldsystem (Podcast) | KenFM.de Größte Krise seit hundert Jahren: Jetzt hilft nur noch ein radikaler Schuldenschnitt Viele Millionen von Medienkonsumenten haben, teilweise schon seit Jahren klar gegen die alten Medien entschieden, weil sie sich da nicht umfassend über Hintergründe und langfristige Entwicklungen informiert fühlen. Trotz elitärer Zensur finden die Expertisen in hunderten von neuen Kanälen und Medien ein überwältigendes Interesse. Mancherorts steigen die Aufrufzahlen um bis zu Tausenden von Prozenten.

Nun sollten alle Bürger, die den eigentlichen Souverän in einer Demokratie darstellen, Ihre gewählten Vertreter auffordern, sich solidarisch mit ihren Auftraggebern, den Bürgern, zu verhalten und für die Staaten einen Schuldenschnitt zu fordern. Sie können im eigenen Interesse keinen Politiker und keine Partei wählen, die sich nicht mit ihnen verbündet und auf einen Schuldenschnitt hinarbeitet. Wir sollten schnell wieder zu einem DEMOKRATISCHEN Miteinander finden, das die Basis für eine Gesellschaft bietet, die für alle menschlich ist.

P.S.: Es freut mich, wenn sich Redakteure der ZEIT die Zeit nehmen, auch insgesamt diese Krise im Gesamtzusammenhang zu sehen und zu recherchieren. Viele Millionen Bürger haben teilweise tausende von Stunden investiert, um sich auf dem Laufenden zu halten und sich durch Expertisen auf breiter Basis zu informieren. Dafür werden sie leider von manchen traditionellen Medien sehr ungerecht behandelt, diffamiert und bedeutungslos gemacht – wie zum Beispiel die friedlichen tapferen Millionen von Menschen und Helden, die in den letzten Monaten auf die Straßen gegangen sind, um die Demokratie zu retten – wie auch heute in Berlin. Wir müssen jetzt Hand in Hand wissenschaftlich basiert voregehen und dürfen keinen Experten mehr ungehört lassen, wie zum Beispiel Herr Dr. Geert Vanden Bossche, der warnt, es droht eine globale Katastrophe durch jetzige Massenimpfungen. – Gerhard Jahnke

 

Dank an die Redaktion für die ausführliche Analyse. Zwei entscheidende Aspekte vermisse ich aber, die dringend untersucht werden müssten: Wie stichhaltig sind die Kennzahlen des RKI, die allen politischen Maßnahmen zugrundeliegen? Nach welchen wissenschaftlichen Kriterien werden die Lockdowns begründet? Niemand weiß, wie hoch die Opferzahlen der Pandemie wirklich sind, weil eine Unterscheidung zwischen AN und MIT Covid-19-Verstorbenen nicht stattfindet. Niemand kann den Nachweis führen, dass Lockdowns tatsächlich wirken. Es ist schwer nachzuvollziehen, dass sich seit über einem Jahr wie in einem Tunnel die mediale und politische Aufmerksamkeit ausschließlich den Opfern der Corona-Pandemie widmet.

Es gibt aber noch eine viel größere Menge von Verstorbenen und schwer Erkrankten, die vielleicht auch Aufmerksamkeit verdient hätten. Täglich liegen 20.000 Kranke – ohne Covid-19 – auf Intensivstationen, täglich sterben rund 50 Menschen an Behandlungsfehlern, 50 an Krankenhauskeimen, 150 an Nebenwirkungen von Medikamenten. Jährlich sterben 45.000 Menschen an Lungenentzündung, 75.000 an Sepsis. In Deutschland sind 5 Mio Menschen psychisch krank, 3 Mio leiden an Krebskrankheiten. Diese Daten stammen aus offiziellen Statistiken von RKI, Krankenkassen, Sepsis-Stiftung, Lungenärzte-im-Netz usw. Jeden Tag wird man mit neuen Horrornachrichten in den Medien konfrontiert, mit neuer Panikmache. Das grenzt seit einem Jahr an Hysterie. Von der WHO wird neuerdings erwartet, dass sie Konzepte vorlegt, wie sie uns künftig vor Pandemien schützen kann?

Die Ursachen der heutigen und künftigen Pandemien interessieren nicht. Niemand spricht über die Abschaffung der pandemiefördernden Massentierhaltung, über die pandemiefördernde Zerstörung der Diversität der Natur, die pandemiefördernde schlechte Ernährung, die pandemiefördernde Meeresvermüllung, über die pandemiefördernde Umweltverschmutzung, die pandemiefördernden prekären Arbeits- und Wohnverhältnisse. Niemand spricht darüber, wie man sein eigenes Immunsystem mit einfachen Mitteln stärken kann. Ein intaktes Immunsystem schützt zwar auch nicht vor Ansteckung, wird aber mit dem Virus leichter fertig.

Nur das Impfen und anlassloses Testen sollen es nun richten und ein neuer „Brücken-Lockdown“ (Brücke über was?) nach „flatten-the-curve“, „Wellenbrecher“, „Lockdown-light“ und gescheiterter „Osterruhe“. Diese Begriffe sind Synonyme für eine gescheiterte Pandemiebekämpfung, und obendrein semantische Pornografie! Kann die Impfung das, was man erwartet, überhaupt leisten mit neuartigen Impfstoffen, die in nur 10 Monaten entwickelt wurden, während bis dato viele Jahre Entwicklungszeit benötigt wurde? Kann man der Wirksamkeit/Unschädlichkeit der neuen Impfstoffe trauen, wenn Herr Spahn das Impfen forciert und im gleichen Atemzug die Einhaltung der AHA-Regeln weiter einfordert? Macht das Impfen überhaupt einen Sinn, wenn, wie man heute schon weiß, dass weit über 90 % der Infizierten symptomlos die Infektion hinter sich brachten? Zitat Frau Merkel nach dem Impfgipfel:

„Alle diese Impfstoffe haben eine bedingte Zulassung. Im Laufe dieser bedingten Zulassung sammeln wir zum ersten Mal Erfahrung, was passiert, wenn dieser Impfstoff für Millionen von Menschen angewandt wird.“Zitat Lauterbach auf Twitter am 20. März 2021: „Die Studie zeigt auch, wie wichtig es ist, Querdenker zu bekämpfen. Weil: je höher der Anteil Ungeimpfter ist, umso stärker müssen sich alle anderen einschränken, um große zusätzliche Wellen zu verhindern. Die meisten Geimpften werden zwar nicht schwer krank, aber viele doch.“Diese Zitate stehen für einen „Impf-Blindflug“ und die seit einem Jahr anhaltende Hilflosigkeit der Politik! Es geht auch nicht wirklich um die Rettung von Menschenleben.

Es soll vielmehr ein mehr und mehr privatwirtschaftlich ausgerichtetes Gesundheitssystem gestützt werden, das bei relativ geringen „Störungen“, nämlich bundesweit zusätzlichen vier oder fünf Tausend Intensivpatienten vor dem Zusammenbruch steht. Allein während der Pandemie haben 9.000 Pflegerinnen und Pfleger (incl. Heime) ihren Beruf verlassen. Das noch aktive Pflegepersonal ist mehr denn je hoffnungslos überbelastet und unterbezahlt. Während der Pandemie wurden in 2020 wurden 21 Klinken geschlossen, ein ziemlich sinnfreier Vorgang. Ein Lockdown rettet auch keine Menschenleben. Durch ihn hat sich die Ausbreitung des Virus im letzten Winter vielleicht ein wenig verzögert, die Zahlen der Opfer verschoben sich zeitlich etwas nach hinten in die mangelhaft geschützten Alten- und Pflegeheime.

Fast zwei Drittel der Toten waren in den Heimen zu beklagen. Schweden und mehrere Staaten der USA haben inzwischen bewiesen, dass harte Lockdowns sinnlos sind. Schweden – ohne harten Lockdown – und Deutschland liegen seit dem letzten Sommer bei der Zahl der Toten praktisch gleichauf. In den letzten Monaten liegt SWE sogar etwas besser als D, deutlich besser sogar bei der Zahl der intensiv behandelten Patienten – trotz höherer Infektionszahlen und Inzidenz. Quellen: ourworldindata deaths per million, 7days average / worldometer corona.Ein Vergleich des Pandemieverlaufs in USA-Bundesstaaten mit gegensätzlichen Corona-Strategien zeigt ebenfalls, dass harte Lockdowns keinerlei Wirkung erzielen.

Kalifornien verfolgte in diesem Winter ein striktes Lockdownregime, liegt damit aber im internen US-Vergleich bei Florida, das seit September 2020 einen „schwedischen“ Weg ging – ohne Maskenzwang, Ausgangssperren, mit Schulbetrieb und geöffneten Geschäften/Restaurants. Auch South Carolina und Georgia z.B. ließen das Leben weitgehend normal weiterlaufen, liegen bei den Infektionen/Todeszahlen aber gleichauf mit den Lockdownern. North und South Dakota sind Nachbarn mit weitgehend übereinstimmenden geografischen und sozioökonomischen Daten und liegen in den Zahlenwerten dicht beieinander.

SD war allerdings immer offen, während es in ND Maskenzwang und Geschäftsschließungen gab. Es ist die Zeit für einen echten Strategiewechsel. Zigtausende Existenzen sind und werden vernichtet, den Kindern und Jugendlichen wird ein Lebensjahr gestohlen, die Armen werden ärmer, die kommende Generation hat einen teilweise sinnlos aufgehäuften Milliarden-Schuldenberg abzutragen. – Hans Ludwig Scherer

 

Ob dies als Leserbrief erscheint oder nur als Hinweis verstanden wird weiß ich nicht, ich wollte darauf Hinweisen, dass Peter Plett aus Schleswig-Holstein bereits vor Edward Jenner die schützende Wirkung der Kuhpocken entdeckte und auch diese bereits als Impfung verwendete. – Daniel Krüger

 

Sie schreiben, dass Pest nicht mehr zur Pandemie wird, u.a. weil Fleming das Penicillin entdeckt hat. Yersinia pestis ist gegenüber Breitband-Penicillinen, nicht aber gegenüber dem von Fleming entdeckten Penicillin empfindlich. Sulfonamide und Streptomycin waren die ersten gegen Yersinia pestis wirksamen Medikamente. – Andreas Gutzwiller

 


 

 

Leserbriefe zu „Übergriff und Überdruss“ von Jörg Lau

 

Putin, Kiew und Killer: Etwas mehr Zurückhaltung in Formulierungen wäre schön: Putin ein Killer? Ich habe noch sehr gut vor Augen wie Obama, per Drohne, das Töten von Menschen am Bildschirm verfolgt. Ein Killer? Zu einem notwendigen gelasseneren Dialog tragen derartige Formulierungen bestimmt nicht bei. – Frank Tofern

 

Es ist beruhigend, dass der „nie beigelegte, verdrängte Konflikt am Ostrand Europas“ es doch wieder auf die Titelseite der ZEIT gebracht hat, auch wenn der Anlass beunruhigend ist. Wie erwähnt, hält Putin den Westen für schwach. Vollkommen zu Recht: der „Westen“ ist schwach. Das zeigt sich darin, dass jedes westliche Land seinen eigenen Interessen hinterherrennt und die Diktatoren dieser Welt umwirbt, wenn es um den eigenen Vorteil geht. Verteidigung? Dafür ist die USA zuständig, Flüchtlinge aufhalten? Das übernehmen die Türkei und die nordafrikanischen Staaten gegen Bezahlung. Absatzmarkt China, Rohstoffe?

Um uns das zu sichern, verkaufen wir unsere Innovationen und damit unsere Zukunft. Unsere Werte gibt es obendrauf. Verhält der Westen sich zurückhaltend, und zieht sich aus der Verantwortung, muss er sich nicht wundern, dass andere die so entstehenden Freiräume besetzen. Aus der Komfortzone heraus, satt und müde, „bewaffnet“ mit biologisch abbaubaren Wattebäuschen – so lassen sich die eigenen Werte und Interessen nur wenig überzeugend vertreten und verteidigen.

Nordstream 2 – da muss schon mehr passieren, als die Vergiftung eines russischen Regimekritikers mit Nowitschok, um dieses Projekt zu stoppen, es zu hinterfragen und klare Kante für eigene Werte zu zeigen. Abschaffung der Pressefreiheit und der Frauenrechte in der Türkei – kleinlaute Kommentare aus unserer Richtung. Wir wollen keine harten Konsequenzen. Da lassen sich die Spitzenpolitiker der EU lieber vorführen, erpressen und bieten zu allem Überfluss noch Gespräche zur Zollunion an. Ganz pikant, dass wir das irgendwann als Erfolg der europäischen Außenpolitik feiern werden und es uns als große Errungenschaft verkauft wird.

Um der fahrlässigen Rhetorik eines Herrn Erdogan entgegenzutreten oder einem Herrn Putin klarzumachen, dass er sich in seiner Einschätzung des Westens vielleicht doch täuscht, bedarf es sicherlich mehr als den netten Besuch eines farblosen EU-Außenbeauftragten mit geschwenktem weißen Taschentuch in Moskau oder eines blamablen Auftritts der europäischen „Doppelspitze“ in Ankara. Es bedarf einer EU, die Stärke zeigt, nach innen und nach außen mit einer Stimme spricht und gemeinsam mit allen notwendigen Mitteln ihre Interessen vertritt. Dafür sollte das Spitzenpersonal allerdings durch den Souverän legitimiert und nicht als Marionette der Regierenden durch Kungeleien auf die Posten gehievt werden.

Die Mindestanforderung an die EU muss sein, dass sie als verlässlicher Partner an der Seite ihrer westlichen Verbündeten steht und nicht zwischen allen ihr angebotenen Optionen aus Fernost, Nahost und Osten situationsbedingt -je nachdem, was gerade besser passt- hin und her tänzelt. Dass ein klare Haltung zu vertreten nicht einfach ist, beweist die EU schon mit ihrem Gemauschel und Gekungel unter ihren Mitgliedern, während sie nach außen kaum noch ernsthaft als eine Einheit wahrgenommen, meist nur belächelt wird. Herr Biden und die USA wären gut beraten, wenn sie sich ihren „Partner“ in Übersee genau anschauen. Sollte aber die USA als „Papiertiger“ enden, geht das allein auf das Konto des größten Papiertigers, nämlich der EU. – Michaele Krumbach

 

Ihr Artikel für die ZEIT N° 15 ist genau von der Art, von der Zeitungen glauben, dass er die/mehr Leser*innen anspricht. Im Endeffekt jedoch Leser mit wenigstens noch einem halben Hirn am Start, abstößt. Warum Herr Putin wieder gegen Kiew mobilisiert…Ein angebliches Manöver also, das Herrn Putin veranlasst, 4000 Soldaten an die ukrainische Grenze zu beordern. Dass auf der anderen Seite eben dieser Grenze gerade Defender 2021, das große NATO Manöver an dem 26 Staaten beteiligt sind, darunter auch die Ukraine (!) anläuft, erwähnen sie nicht einmal. Vielleicht ist alles ja -so ihr Tenor- alles nur eine großmäulige „Mutprobe“ für die Killer-Jungs. Sie erwähnen zwar, dass Biden dumm war seine Einschätzung auszuplaudern, goutieren aber laut und deutlich seine Ungezogenheit und Provokation.

Da üben nun ehemalige Warschauer-Pakt-Staaten Truppenverlegungen von West nach Ost, aber dieses Schauspiel soll sich Putin wohl ihrer Überzeugung nach- mit schlotternden Knien anschaun und ansonsten seine moralische Unterlegenheit endlich öffentlich bekennen?! Es gibt die sinnvolle Maxime Dinge, die sich durch Dummheit erklären lassen, nicht als boshafte Absicht zu interpretieren. In Zeiten und Umständen des heutigen „journalistischen Gewerbes“ zweifle ich langsam an der Richtigkeit dieser Maxime. Eine andere als die eigene Lesart ist unseren übereifrigen westlichen Moralaposteln anscheinend jedoch so fremd, wie ihnen ihre Überzeugung gewiss ist, dass der Feind immer im Osten sitzt.

Da wo die „wilden Kerle wohnen“….arm dran sind immer nur gerade diejenigen, die den Einflüsterungen der „Guten, Gott mit uns“-Propaganda Glauben schenken. Zu dumm, dass damals die Jelzingeschichte nicht zu einem vorteilhaften Abschluss kommen konnte… Dass sie diese Überzeugung haben: nun denn. Dass sie durch ihre „journalistische Qualitätsarbeit“ Europa in diesen Glaubenskrieg auf Teufel komm raus instrumentalisieren helfen, das nehme ich ihnen persönlich übel. Schämen sie sich. – Monika Fath-Kelling

 

Ich bin enttäuscht, sogar schon fassungslos über ihren überaus einseitigen Vorwurf gegenüber der Aggression Russlands im Ukraine-Konflikt. Sie kennen doch sicher im groben Überblick die Geschichte der Welt-, Nato- und USA-Politik seit dem 2. Weltkrieg. Die allermeisten der historischen Tatsachen müssen sogar die USA zugeben; sie sind eindeutig dokumentiert. Weit mehr als 20 verdeckte und geheime Kriege wurden von den USA angezettelt, mehr als 10 Staatshäupter wurden ermordet, mehr als 6 Millionen Zivilisten wurden ermordet. Die Russen haben sich höchstens 10% davon „geleistet“. Alle diese Verbrechen waren, sind im Widerspruch zum UNO-Gewaltverbot, zum Völkerrecht. Jeder dieser Kriege begann mit krassen Lügen, mit Verschwörungen. Es waren also keine Verschwörungs-Theorien.

Die USA geben täglich mehr als 2 Milliarden $ aus für ihre „Verteidigung“, Russland weniger als 10% davon. Die USA und die NATO brauchen sich nicht vor Russland zu fürchten. Bei der Deutschen Wiedervereinigung versprach der Außenminister der USA Baker an M. Gorbatschow, dass die USA sich keinen Inch weiter Richtung Osten, Richtung Russland ausbreiten würde. Wie massiv hat sich danach nicht die NATO Richtung Osten tatsächlich ausgebreitet. Russland ist im westlichen Teil von Russland von immer NATO-Staaten umklammert worden. Es fehlt wirklich nur noch die Ukraine. Wer muss denn nun tatsächlich Angst vor wem haben?

Die Rolle der Qualitätsmedien ist in den NATO-Staten ist klar; es wird nie kritisiert was nicht von der US-Administration inhaltlich freigegeben ist. Siehe dazu die neuen Angriffe auf Syrien; selbst die deutsche Presseerklärung ist eine Kopie von der des Pentagon. Bombardierung wird Selbstverteidigung genannt. Wovor haben unsere Qualitätsmedien Angst? Wo ist deren Selbstbewusstsein verborgen? Ein zynischen Witz ist noch dass all die beteiligten Staaten angeblich christlich sind.

Aber alles, was echt christlich sein sollte wird abgelehnt, alles bösartige wird gutgeheißen wie z.B. Drohnen und Bomben auf die Zivilbevölkerung, – mit unzähligen betroffenen Kindern. Wie kann dies sein? Herr Lau, ich kann Sie persönlich irgendwie verstehen. Wenn Sie nicht voll im Sinne der NATO schreiben, dann würden Sie wohl Ihren Job verlieren. Aber vielleicht könnten Sie in Ihren Artikeln doch auch mal den Hauch eines Zweifels zulassen. – Peter Anders

 

„Joe Biden hatte gesagt …Putin sei ein Killer. Letzteres ist zweifelsohne eine korrekte Einschätzung,…“ Lieber Herr Lau, ich weiß nicht auf welchen Fakten ihre Einschätzung basiert, mich würde aber ihre Kommentare zu folgenden Ereignissen interessieren: Der Irakkrieg forderte ca. 115.000 bis 600.000 zivile Opfer, ist George W. Bush ein Killer? Tötung von Osama bin Laden durch ein amerikanisches Sonderkommando in Pakistan, der amerikanische Präsident Obama beobachtet live diese Aktion auf dem Bildschirm im Weißen Haus, ist Obama ein Killer? Tötung von General Soleimani auf dem Flughafen in Bagdad auf Anweisung von Trump, ist Trump ein Killer?

Tötung des iranischen Atomwissenschaftlers Mohsen Fakhrizadeh in der Nähe von Teheran, Israels Premier Netanjahu hatte zuvor gesagt „merken Sie sich diesen Namen!“ Ist Netanjahu ein Killer. Wenn man anfängt mit „Killer“ Repräsentanten anderer Staaten zu bezeichnen kommt man leicht in das Dilemma, wo fängt man an, wo hört man auf und muss man alle nennen. Deshalb appelliere ich an den gesunden Menschenverstand, an den deutschen Qualitätsjournalismus und selbstverständlich an DIE ZEIT, hören sie auf so einen Unfug, mag er auch aus dem Weißen Haus kommen, zu verbreiten. – Wolfgang Schramm

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum stockt der Windkraftausbau? Wir brauchen für Stromtrassen 15 Jahre!“ Gespräch mit Anja-Isabel Dotzenrath von Marc Widmann

 

Dezentral statt zentral: Das Interview mit Anja-Isabel Dotzenrath, Chefin von RWE Renewwables, geht fast ausschließlich um Windkraft auf See. Windkraft auf Land wird nur in einem Nebensatz erwähnt. Photovoltaik wird überhaupt nicht erwähnt. Mit letzteren beiden wäre eine dezentrale erneuerbare Energieversorgung machbar. Diese wäre schneller zu installieren, bedarf weniger Leitungen und wäre kostengünstiger. Dies ist aber nicht im Interesse von RWE. Und die Bundesregierung unterstützt die Enegiekonzerne dabei zu Lasten einer dezentralen erneurbaren Energieversorgung, trotz sachlicher Kritik vom Frauenhofer Institut, Eurosolar e.V. und weiterer Umweltverbände. Ein Desaster für Umwelt und Mensch. – Artur Borst

 

Dass Großkonzerne für gigantische Windparks im Ökosystem Meer votieren, verwundert nicht. Sie wollen ihr Monopol retten. Richtig wäre das genaue Gegenteil: Energie aus Wind und Sonne dort erzeugen, wo sie gebraucht wird. Die Fische des Meeres benötigen so wenig Strom, wie die Tiere des Waldes. Deshalb ist es politisch grottenfalsch, Windräder auf Abstand zu energiehungrigen Städten und Industrieparks zu halten. Verbrauchernahe Erzeugung kommt ohne teure und schäbige Hochvoltnetze und Stromtrassen aus. Also weg mit Mindestabständen und hin zu neuen Ufern. – Friedhelm Holterhoff

 

Angesichts Ihrer umfassenden allgemeinen Informationsaufgabe ist zu begrüßen, dass Sie sich immer wieder mit dem Klimathema befassen und dabei auch auf die „Haken“ der scheinbaren „Patentlösungen“ eingehen incl. der Probleme des Tempos und der Kosten der berichteten „Lösungen“ oder „Ideen“. Wünschenswert bei diesen fände ich aber mehr Konkretisierung über die Größe und Dilemmas der Zeit- und Kosten-Probleme und des jeweils realistisch möglichen Anteils an einer wirklichen Erreichung des 1,5 Grad-Pfades, der allein einer „Rettung“ eines noch mit den gegenwärtigen Menschenzahlen vereinbaren Klimas entspricht. Das Zeitdilemma wird schon deutlich in der Neben-Überschrift „wir brauchen für Stromtrassen15 Jahre“.

Diese Zeit für unverzichtbare Bestandteile von Lösungen, die auch für etliche sonstige große Infrastruktur-Projekte (z.B. notwendige bessere leistungsfähigere Speichertechnologien) erreicht oder überschritten wird, bedeutet, dass sie zur Vermeidung der großen Kippunkte oder selbstverstärkenden Prozesse einfach zu spät kommen, denn deren Überschreitungen sind bis etwa Ende dieses gerade begonnenen Jahrzehnts zu erwarten, begonnen haben sie ja bereits jetzt. Dieses Dilemma scheint in den meisten Regierungen wie auch Medien nur wenigen bewusst zu sein. Wir brauchen also entweder massive Beschleunigungen der Entscheidungs-, Planungs- und Ausführungs-Prozesse und/oder andere zusätzliche Strategien, deren ausreichende Wirkungen so rechtzeitig eintreten, dass sie der vollen Überschreitung der Kippunkte zuvorkommen, anders ausgedrückt, dass sie ermöglichen mit dem noch vorhandenen restlichen „Budget“ — noch „erlaubter“ Menge an weiteren Emissionen — auszukommen.

Auch die allzu oft nur vage angedeuteten Kosten als Maß für Arbeitsmengen, Umlern-Kapazitäten und (sonstige) Ressourcen laufen auf ein Dilemma hinaus, da ihre Aufbringung ebenfalls Zeit und/oder Abstriche an anderen hiermit gewollten Zielen bedeuten, egal wie sehr man wünschen oder fordern mag, dass solche Abstriche auf keinen Fall sein dürfen. Der eine will auf keinen Fall Steuererhöhungen, Erhöhung der Lebensarbeitszeit, sonstige Wohlstandseinbußen, Verhaltensvorschriften oder „Freiheitseinschränkungen“, der andere auf keinen Fall auch nur auf viel mehr Gerechtigkeit und soziale Verbesserungen bei uns wie auch zwischen den Staaten verzichten. Irgendwie verspricht jeder, der gewählt werden will, alles gleichzeitig zu erfüllen, Klimarettung plus viel mehr Gerechtigkeit plus Erhaltung, sogar für alle ärmeren in der Welt noch weit mehr Wohlstand als bisher. Das dritte große Dilemma ist, dass keine der angebotenen Lösungen für sich allein ausreichen kann, sondern jede, wenn überhaupt rechtzeitig und bezahlbar, nur einen mehr oder weniger großen Anteil zur „Klimarettung“ leisten kann.

Es wird manchmal vorgegaukelt, wir könnten uns in aller Ruhe überlegen und auswählen, welche Strategie die beste wäre. Nein, wir brauchen sehr viele, wenn nicht alle Strategien gleichzeitig, auch die unbequemen, auch die kontroversen, auch die teuren, um noch überhaupt eine Chance auf rechtzeitige Klimaneutralität zu haben. Daher erscheint es möglicherweise irreführend, wenn mehrere Überschriften heißen „DIEKlimaidee“ statt „eine Klimaidee“ oder „Klimaschutzbaustein“. Mit den bisherigen Bedingungen, die politisch oder in den Medien an alle Strategien des Klimaschutzes gestellt werden wird dieser kaum noch gelingen können, solange kaum jemand eine Priorisierung für die Abwendung der gegenwärtig offensichtlich größten drohenden Katastrophe wagt, nach dem Motto einer Fridays-For Future-Aktivistin aus Nigeria beim Letzten großen „Klimastreik“ im März, die „Vorrang für den Klimaschutz“ forderte.

Ich vergleiche die Situation der Menschheit in der Klimakrise öfter mit der auf einem beschädigten und vom Untergang bedrohten Passagierschiff, bei dem kein anderes zur Übernahme der Menschen erreichbar ist. Die Uhr für alle Rettungs- und Reparaturmaßnahmen tickt und die Rettung kann nur bei absolutem Vorrang für diese Maßnahmen gelingen. Da ist keine Zeit und Personalkapazität übrig für Beschwerden über die Essensversorgung, über gerechtere Verteilung der Kabinenplätze oder für Streiks für bessere Entlohnung der Überstunden, für Streit, wer für die Kosten von allem aufkommen soll. Das alles ist auch wichtig, aber nur noch dann sinnvoll, wenn das Schiff gerettet wird. Ich fände es einen Extra-Artikel wert, mal auf diese übergreifenden Fragen und Dilemmas einzugehen, statt jeweils nur über eine der vielleicht hoffnungsvollen Strategien zu berichten. – Peter Selmke

 

Das Interview „Warum stockt der Windkraft-Ausbau? – Wir brauchen für Stromtrassen 15 Jahre“ habe ich mit besonderem Interesse gelesen, nur ein Fazit vermisse ich zum Schluss, wo es darin – bei der Windkraftnutzung – vorrangig um Großbritannien – Offshoreparks Nordsee und deren Finanzierung geht: Vor dem Brexit zum Jahreswechsel beteiligte sich die EU am Atomkomplex Hinkley Point dort mit gigantischen Subventionen in Milliardenhöhe, wogegen der Ökostromanbieter Greenpeace energy eG nach meiner Erinnerung beim EuGH vergeblich klagte, in deren Mitgliederzeitschrift war demnach von bis zu 100 Milliarden Euro die Rede – genauso unbegreiflich auch, dass danach, bei den ganzen erbitterten Brexit-Verhandlungen (beiderseits) presseöffentlich von, üblicherweise fälligen, Rückforderungen nie etwas ernsthaft verlautete.

Über den nun zu vermutenden UK-EU-Knebelverträgen, die in solchen, auch völkerrechtlichen leider nicht ungewöhnlichen, „Wirtschaftsangelegenheiten“ zu vermuten sind, steht jedoch ein Foto in dem Interview in Ihrer Zeitung, für mich jedenfalls, ganz oben, das mir (in der bekanntlich sonst bisher als „Männerdomäne“ verschrienen Energiewirtschaft) ganz andere „Energien“ liefert, nämlich zu fragen, ob Sie meine Mail (auch ohne Veröffentlichung) an Frau Dotzenrath weiterleiten können, nicht etwa nur, um noch mit Home-Studies mein Ingenieurs(vor)diplom nachzuholen (TU Braunschweig 1995), sondern, sorry, indiskret, black flat screen – love matters?.

Jedenfalls habe nicht nur ich, nicht nur genug von der Bundeskanzlerins Bundesregierung, sondern finde andererseits, dass wie bei Joe & Jill Biden (nur zur Erinnerung: Wahlslogan SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz.2017: „Ehe für alle!“) und einer ähnlich sympathischen US-Vizepräsidentin, nun in „unserer ZEIT“ hier nun ein weiteres, m.E. geeignetes Gesicht auftaucht, um z.B. meinen Depressionen beim regelmäßigen TV-Mitansehenmüssen des Vizekanzlers und/oder des Bundesministers für Wirtschaft & Energie (auch bereits vor dem Corona-Gruselkabinett, beide unter Chefin Dr. Merkel) abzuhelfen, obwohl eine Nullrunde für HartzIV-Rentner gar nicht erwähnenswert ist ggü. ausbleibenden „Novemberhilfen“ pp. – und der daraus drohenden Pleitewelle. Auch ohne Männerquote möchte ich mich hiermit daher also bei Fr. Dotzenrath „bewerben“, um nur keinen Meineid zu leisten à la „Den Nutzen des Volkes mehren und Schaden von ihm wenden“, und Ihr Interview zeigt wie’s geht!- und meine Mail, vielleicht, hoffentlich, wer (mir) fehlt? – Kai Meier

 

Die RWE macht sich die Energiewelt, wie sie ihr gefällt: Sie kann nur „groß“, also denkt sie nur „groß“ – in Form von Off-Shore-Windparks mit größtmöglichem Profit für den Konzern, denn diese machen einen Übertragungsnetzausbau nötig, an dem wiederum die RWE-Tochter Amprion verdient. Das ganze bleibt also in der „Familie“. Dabei liegt es schon in der Natur der Erneuerbaren Energien, dass sie dezentral erzeugt werden – die Sonne scheint und der Wind weht schließlich überall. Jede Kilowattstunde Strom, die man da produziert, wo man sie verbraucht, muss nicht über ein gigantisches, teures Übertragungsnetz herangeschafft werden. Bürger, Kommunen und regionale Betriebe profitieren. Gemeinden wie Wildpoldsried und Bordesholm haben längst gezeigt, dass und wie dezentrale Energieerzeugung funktioniert.

Was definitiv nicht funktioniert: In Norddeutschland genug Strom zu produzieren, um den Rest von Deutschland zu versorgen, grünen Wasserstoff herzustellen und auch noch Strom zu exportieren. So viel Platz bietet die Nordsee nicht, und so viele Leitungen können wir gar nicht bauen. Aber die RWE hat ja noch andere Kraftwerke, die „einspringen“ können, wenn es nicht klappt (Atom, Kohle, Erdgas). Die Energiepolitik der Bundesregierung scheint auf diesen Fall hin zu arbeiten. Hermann Scheer würde sich im Grabe umdrehen. – Sabine Driehaus

 


 

 

Leserbriefe zu „Er kannte keine Angst vor der Zukunft“ von Evelyn Finger

 

Hätte besseren Nachruf verdient Sowohl Umfang als auch Qualität des Nachrufs zum Tod des Theologen Hans Küng lassen zu wünschen übrig. Dies wiederum dürfte auch dem mangelnden Interesse an Theologie in unserer heutigen Gesellschaft geschuldet sein. Dazu trägt auch das Fehlen an profiliertenTheologen/Innen heute bei. Hans Küng hat das Buch „Existiert Gott?“ nicht nach seinem Missioentzug 1979 nebenher geschrieben, sondern hat daran von 1974 bis 1978 intensiv gearbeitet. Er setzte sich darin mit der Religionskritik auseinader und gab darauf eine überzeugend christliche Antwort: In Jesus von Nazareth hat sich Gott offenbart. Aus dieser Mitte des christlichen Glaubens kritisierte Hans Küng die Strukturen der Kirche um der Menschen willen. Daraus ergibt sich die Frage: Wo sind heute die streitbaren Theologen/ Innen? Es wäre nicht nur ein Dienst an der Kirche, sondern an der Gesellschaft insgesamt. – Artur Borst

 

Es passt zusammen, die Nachrufe auf den Theologen Küng, der kritisch und furchtlos auf die vielen Missstände und theologischen Fehlentwicklungen seiner Kirche hinwies und damit seinen Rauswurf aus dem Lehramt auslöste und der aktuelle Absturz des katholischen Ansehens weltweit. Merkwürdig ohnehin, dass sich die Theologie mit dem Prädikat Wissenschaft schmücken durfte obwohl über ihre Inhalte und Festlegungen die Glaubenskongregation und der Papst immer das letzte Wort hatten und nicht die Erkenntnisse der Forschung. Die mit den Missbrauchsfällen lauter gewordene Forderung nach einer grundlegenden Reform überholter Strukturen und damit einer grundsätzlichen Änderung der Außendarstellung der Kirche hat Küng schon lange vorher gefordert ohne dass die versteinerte katholische Amtskirche zu einer konstruktiven Antwort in der Lage war.

Seine Kritik war fundamental und bezieht sich auf in Stein gemeißelte Dogmen die mit den Grundsätzen des Christentums nie im Einklang standen. Sein Kollege Ratzinger schaffte es bis auf den Stuhl Petris, auch weil er als konservativer Bewahrer und Leiter der Glaubenskongregation im Sinne der Kirchentradition handelte und dachte. Es ist erstaunlich wie dogmatische und machtpolitische Strukturen der kommunistischen Partei mit Zentralkomitee und Generalsekretär denen der katholischen Kirche ähneln. Die Bibel der Kommunisten war das „Kapital“ von Marx und wer von der reinen Lehre abwich riskierte Karriere oder verschwand im Gefängnis.

In der katholischen Kirche geht es etwas subtiler zu. Hier ist die Bibel nicht die strikte Fessel für die Gläubigen, da ja nach christlicher Auffassung auch die Sünde menschlich ist. Im dogmatischen Gefängnis der katholischen Kirche dagegen wird ein Abweichen von der reinen Lehre wie ein Ausbruch und Flucht geahndet. Leute wie der Theologe Küng mussten es erfahren. Dabei verkommt christliche Glaube zur Nebensache. Kommunistische Ideologie und römisch-katholische Dogmen sind wie zweieiige Zwillinge die hauptsächlich der Machtausübung über Untertanen und Gläubigen dient. – Klaus Reisdorf

 

Am 6. April ist mit Hans Küng eine der prägendsten Persönlichkeiten der letzten 60 Jahren gestorben, lokal, national und global. Insofern ist es sehr enttäuschend, dass die ZEIT einen nur sehr kurzen Nachruf und fokussiert auf den Streit innerhalb der katholischen Kirche veröffentlicht hat. Gänzlich ausgeblendet wurde sein Wirken als Wegbereiter der Verständigung der Religionen. Sein beispielloser Einsatz für den Dialog der Religionen und Kulturen wird in seiner Stiftung Weltethos sowie im Weltethos-Institut der Universität Tübingen auch über seinen Tod hinaus fortgeführt werden. Der knappe Nachruf wird insofern Hans Küng und seinem Lebenswerk als einem der größten Vordenker unserer Zeit in keinster Weise gerecht. – Wolfgang Faigle

 

Fragen an Hans Küng: „Existiert Gott?“ Der Tod von Hans Küng hat die Aufmerksamkeit eines großen Publikums erreicht. Er wird gerühmt als der Theologe für die Freiheit. Seine große Zeit war vor mehr als einer Generation. Es darf angefragt werden, inwieweit seine Gedanken eine Antwort für die Probleme von heute sind. Er hat sich in seinem Buch „Existiert Gott?“ kritisch mit den Religionskritikern auseinandergesetzt. Das Ergebnis seiner Bemühungen fasst er in einem langgestreckten Satz zusammen, der wie ein Glaubensbekenntnis klingt. Er zählt seine Bemühungen um eine ehrliche Antwort auf. Er habe einen schwierigen Gang durch die Neuzeit seit Descartes und Pascal, Kant und Hegel gemacht; er habe die religionskritischen Einwände von Feuerbach, Marx und Freud ausführlich überdacht; er habe sich mit dem Nihilismus Nietzsches ernsthaft konfrontiert, er habe im Suchen nach dem Grund unseres Grundvertrauens die Antwort im Gottvertrauen gefunden; er habe sich im Vergleich mit den östlichen Religionen auf die Frage „Wer ist Gott?“ auf den Gott Israels und Jesu Christi eingelassen. Er kommt zu dem Schluss: „Nach alldem wird man verstehen, warum jetzt auf die Frage „Existiert Gott?“ ein vor der kritischen Vernunft verantwortetes, klares, überzeugtes Ja als Antwort gegeben werden kann“.

„Sie haben vergessen, dass sie Gott vergessen haben“. Die Bemühungen, den Glauben vor der kritischen Vernunft zu verantworten, sind beeindruckend. Die Argumente greifen aber nur bei denen, die schon auf derselben Seite stehen, die schon an Gott glauben. Was ist mit denen, „die vergessen haben, dass sie Gott vergessen haben“, die das Konzept Gott nicht brauchen , denen Gott überflüssig ist? Wer wird sich mit dem äußerst lehrreichen Werk Küngs beschäftigen, wenn ihn die Frage nach Gott gar nicht interessiert? Der Name “„Gott“ ist aus dem Lebens- und Gedankenkreis eines großen Teils der Bevölkerung verschwunden. Die alten „Gottesbeweise“ greifen nicht. Das Wuchern des praktischen Atheismus, eher des Agnostizismus, des Nichtwissens und Nichtinteresses an Gott wird durch noch so abgeklärte Vernunftgründe nicht beeinträchtigt. Die alles entscheidende Frage wird sein, gibt es auch für Menschen, denen das Wort „Gott“ nicht viel oder gar nichts bedeutet, einen Anknüpfungspunkt? Wie kommt man zum Gottvertrauen des großen Theologen? Wo ist Gott?

Die brisanteste Frage ist deshalb: Wie kommt man zum Gottvertrauen? Wie kann das Wort „Gott“ wieder die Bedeutung erlangen, die ihm zusteht? Wie werden Menschen wieder religiös? Wo ist Gott, wenn er nicht oben im Himmel ist, noch in den heiligen Orten und Gegenständen, noch in der Kirche zu finden ist? Einen Schlüssel dafür können wir bei dem evangelischen Theologen Paul Tillich (1886-1965) finden mit seiner Definition: „Gott ist das grundlegende Symbol für das, was uns unbedingt angeht.“ „Glaube ist das Ergriffensein von dem, was uns unbedingt angeht.“ Diese Aussage bedeutet, dass Gott mit der Existenz des Menschen unauflöslich verwoben ist. Im Vorgang, in dem einen etwas „angeht“, ist das Ich nicht mehr aktiv, sondern erleidend und empfangend. Es geschieht etwas mit einem.

Damit dürfen wir die Spur Gottes in der Perspektive der Betroffenheit suchen. Wir sind dann auf dem Weg zu Ihm, wenn wir im Kern unseres Wesens, am Sitz der Gefühle, der Motive und der Interessen getroffen sind. Das Heilige – das Religiöse als Erfahrung- ist ein seelischer Faktor mit eigener Dynamik! Die Ereignisse, die im Laufe eines Lebens am meisten „angehen“, sind Geburt, Hochzeit und Tod. Sie haben mit Gott zu tun, gerade weil sie mit dem Schicksal der Menschen zuinnerst verwoben sind. Da kommen selbst Menschen, die weniger mit Kirche verbunden sind, und suchen das Ritual und die religiöse Atmosphäre.

„Wenn schon Religion, dann Buddhismus!“? Wer immer diese Aussage macht, zeigt, dass er auf der Suche nach dem Sinn seines Lebens, nach dem Religiösen ist, aber das zuinnerst Gesuchte in den Worten der Theologen nicht finden kann, wohl aber in der wohltuenden Stille eines Zen-Kurses. Es ist ein Wechsel vom gedanklichen Vorgehen zur tatsächlichen Erfahrung. Nicht mehr das scheinbar sichere Wissen um die Inhalte einer Religion, auch nicht deren rationaler Durchdringung bringt weiter, sondern das Bemühen um Vertiefung der eigenen Existenz. Es sind gerade in rationalen Berufen hochqualifizierte Männer und Frauen, die man bei Zen-Kursen antreffen kann, welche die andere Seite der Existenz suchen. Es werden keine philosophischen Gedankengänge gewälzt, ob es Gott gibt oder nicht, sondern es ist das absolute Nicht-Tun: nicht reden, sich nicht bewegen, nicht denken!

Die Leere, bewusst ausgehalten, wird zur Fülle, die Unsicherheit zur Gewissheit. Man taucht ein in die Tiefe, in die höchste Bedeutsamkeit der Existenz. Die Teilnehmer verlassen nach fünf Tagen das Meditationshaus mit entspannten, freudigen Gesichtern, etwas mehr gerüstet für die anstehenden Aufgaben und mit dem sicheren Gefühl, dem Sinn ihres Lebens näher gekommen zu sein. Gerade im absoluten Nicht-Tun vollzieht sich die Wandlung, die man selbst nicht herbeiführen kann. Sie lesen die Heilige Schrift mit neuen Augen und feiern die Liturgie in einem Ergriffensein, das sie früher nicht gekannt hatten. Das Denken wird nicht verboten, es wird klarer und immer deutlicher auf das Bedeutsame gerichtet, sodass andere Prioritäten gesetzt werden. Wie von selbst ändern sich die Bedürfnisse zu mehr Einfachheit im Lebensstil.

Nicht Freiheit, sondern Nähe: Hans Küng wird gerühmt als der Theologe für die Freiheit. Aber wie ist es mit denen, die vom Leben hart verwundet sind, die mit Enttäuschung, Verbitterung, Verzweiflung, mit Krankheit, Behinderung leben müssen, keine Besserung in Aussicht? Die nicht nach mehr Freiheit dürsten, sondern nach Trost und Nähe, nach Verstehen, nach Anerkennung, Wertschätzung, Für eine konkrete, erfahrbare, wirkende Antwort braucht es die Kompetenz, die Carl Rogers von einem Therapeuten fordert: die Fähigkeit zur bedingungslosen Wertschätzung, zum einfühlenden Verstehen und das in aller Echtheit. Sie zu erwerben ist ein langer Weg der Auseinandersetzung mit sich selbst, zugleich der Weg zum Gottvertrauen, von dem der große Theologe spricht. – Guido Kreppold

 


 

 

Leserbriefe zu „Großes Gewächs“ von Merlind Teile

 

Es wird deutlich, wie die industrielle Landwirtschaft im engen Verbund mit der Ernährungsindustrie denkt und arbeitet. Der skrupellose Einsatz von nicht nur für die (Nutz-)Insekten oder Vögel gefährlichen Pesitiziden wie den hochtoxischen Neonicotinoiden zeigt, dass kein Einsatz zu hoch erscheint, um das einträgliche Zuckergeschäft zu sichern. Mit von der Politik ertrotzten Notfallzulassungen ( welcher „Notfall“ liegt hier eigentlich vor ?) werden weiterhin verbotene Substanzen eingesetzt, die nachweislich das sensible System der Mikroorganismen im Boden schädigen und ihn mittelfristig unbrauchbar machen, denn der Humusgehalt schwindet stetig.

Die Landwirtschaft hat zwei Feinde, die Natur und die Billlig-Konkurrenz aus dem Ausland. Deshalb arbeitet die Landwirschaft, mit staatlicher Unterstützung, nicht mit der Natur, sondern gegen sie. Dabei braucht die Natur gar keine Landwirtschaft, nur der Mensch ist darauf angewiesen. Auch das Geschäftsmodell Rübe hat einen hohen Preis, den am Ende wir alle werden zahlen müssen. – Stefan Kaisers

 

Sie haben großartige Arbeit geleistet. Umfassend recherchiert , sachlich formuliert , Zusammenhänge benannt und alles gut bebildert. Deutlich wird mal wieder, dass die Agrabeschlüsse der EU nur Augenwischerei sind und durch sogenannte „Notfallzulassugen“ ( !) einfach umackert werden können. Die Königin der Feldfrüchte wird so zur gilftigen Landplage. – Reinhard Schmitz

 

Sie haben einige Probleme rund um den Zucker gut dargestellt. Aber bei einem Satz stutzte ich: „Der Rübenanbau boomte überall dort, wo der Wind über Jahrmillionen fruchtbarstes Sediment aus dem Gebiet des heutigen Russlands geweht hatte…“ Haben Sie neuere Erkenntnisse als der Brockhaus oder mein Bodenkunde-Prof. oder der Landschaftsökologe Prof. Hansjörg Küster? Ist der Löß nicht während der pleistozänen Kaltzeiten durch Auswehung aus Moränen etc. zum Beispiel nördlich der Hildesheimer oder der Magdeburger Börde entstanden, sondern über Tausende Kilometer aus Russland angeweht worden? Der Löß in der Ukraine allerdings dürfte aus dem heutigen Russland stammen. – Adolf Ronnenberg

 

Was Sie in Ihrem Artikel nicht schreiben ist, dass wir über den Bienenhonig wahrscheinlich Neonicotinoide im Nanogrammbereich aufnehmen. Es ist weiterhin bekannt, dass die Gifte synergistisch ebenfalls im Nanogrammbereich wirken. Welche Auswirkungen das auf den Menschen hat, wurde bislang überhaupt nicht untersucht. Die konventionellen Bauern sind also von einem Nährstand zu einem Vergifterstand verkommen. Danke für das „giftige“ (gute) Essen. – Alfred Böttger

 


 

 

Leserbriefe zu „Olga Grjasnowa, was haben Sie als Kind gelesen?“ Gespräch mit Olga Grjasnowa geführt von Rudi Novotny und Anna-Lena Scholz

 

Was soll die Angeberei? Den ganzen Balzac mit 8-9 Jahren gelesen haben! Das ist einfach nicht möglich, selbst wenn man Tag und Nacht lesen würde. – Gérard Dugave

 

Die Antworten der Frau Grjasnowa bestehen zum größten Teil aus Tiefstapelei und „Fishing for compliments“. Nach fast jeder ihrer Antworten soll der Leser denken:“ Tolle Frau, und sie hat es trotzdem geschafft“. Die für den Leser wichtige Frage warum sie nach Deutschland gekommen ist hat sie praktisch nicht beantwortet. Schade, dass die Interviewerin ihr das durchgehen ließ. – Horst Krüger

 

In dem Interview mit Olga Grjasnowa gibt es einen Fehler: Die Pogrome in Baku waren nicht durch die Arminier, sondern an den Armeniern. Ich war im Universitätsjahr 1987/88 als Lektorin für den DAAD in Baku. Ich unterrichtete auch Studentinnen aus Berg-Karabach und war mit dem armenischen Bischof und anderen Armeniern bekannt. Von daher weiß ich über die Pogrome an den Armeniern in Baku und Sumgait im Frühjahr 1988 recht gut Bescheid und es ist mir sehr wichtig, darauf hinzuweisen. – Erika Stöß

 


 

 

Leserbriefe zu „»Hallo, Kinder, wo seid ihr?«“ Gespräch mit Senta Berger geführt von Katja Nicodemus

 

Frau Berger erhebt schwere Anklagen, etwas spät allerdings. Warum jetzt, da kann ich nur vermuten: Das Thema passt in die heutige Zeit und sie kommt wieder in die Schlagzeilen. Das immerhin ist ihr gelungen. Doch da gibt es ein paar Anmerkungen: Sie gleitet ab in die gängige Konvention, nach der die Männer die Machos, die Draufgänger halt sind und die Frauen diejenigen darstellen, die das Spiel mitmachen bzw. dazu genötigt werden. „Sie hätte eigentlich sagen müssen“, sie sagt es nicht. Sie sprach dann, wie sie sagt, kein privates Wort mehr mit dem Unhold, ja geht`s noch?

Warum schweigt sie, wenn sie doch angeblich so empört ist? Sie steckt solche Übergriffe weg, „sie habe keinem dieser Herren das Vergnügen ihrer Empörung bereiten wollen“. Das muss man sich mal vorstellen. Sie empört sich nicht, logischerweise dachten die „Herren“ die macht das Spiel mit. Sie entschuldigt sich, sie habe sich keine Blöße geben wollen. Genauso kann man auch die „Herren“ entschuldigen, die sich unter ihresgleichen auch keine Blöße geben wollen. Und wenn sie ausgebrochen wäre aus der Konvention, also klar „nein“ gesagt hätte? Kann sein, dass die „Herren“ Respekt bekommen hätten, sich gesagt hätten, „mit der kann man das nicht machen“!

Was man aus dem Interview lernen könnte: Die „Herren“, die es auch sicher heute noch gibt, müssen in ihre Schranken verwiesen werden. Das geht aber nur dann, wenn die Frauen mitspielen, und das heißt: nicht schweigen, nicht hinterher jammern, sondern genau in dem Augenblick, in dem „das“ passiert, den Mund aufmachen, deutlich aussprechen, was sie wollen. Und dieser letzte Aspekt geht leider häufig unter in der aktuellen Diskussion. – Wolfgang Gurtner

 

Ja wie die Zeit vergeht, und ruckzuck und schwuppdiwupp bist du auf einmal 80. Jahre alt. Ein Blick in den Spiegel, nee Senta das bist du nicht, ein Blick in den Ausweis, doch Senta das bin ich, ob ich will oder nicht! Die TV-Krimi-Serie „Unter Verdacht“, die hab ich eigentlich ganz gerne geguckt. Neben Senta Berger als Dr. Eva Maria Prohacek, spielten Gerd Anthoff als Dr. Claus Reiter und Rudolf Krause als Andre Langner mit, und ob da etwas lief zwischen Dr. Prohacek und Dr. Reiter lief, das blieb mehr oder weniger im Ungewissen. – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zu „Foucaults tunesische Jungen“ von Georg Blume

 

Der Beitrag ist der Zeit unwürdig. Er enthält, im Gegensatz zu der darin enthaltenen Behauptung, keine Glaubwürdigkeit da keinerlei Beweis über den angeblichen Missbrauch tunesischer Jungen durch M. Foucault auf Friedhöfen. Er beruft sich nur aufs Hörensagen und längst Bekanntes. „…im Mondlicht und vergewaltigte sie auf den Gräbern.“ Niemand bezeugt das. „Anfangs fiel die Passage niemanden auf.“ Warum wohl nicht? Weil sie als spekulativ angesehnen wurde. Einige Absätze später wird eingeräumt, dass Foucault nie auf dem Friedhof gesehen wurde.

Der Schlusssatz lautet: „Es gibt keine Ungerechtigkeit, die nicht aufgedeckt gehört.“ So ist es, nur in dem Sinne, dass die ZEIT sich nicht dafür hergeben sollte, für Anwürfe gegen einen der bedeutendsten Denker des 20. Jahrhunderts, die nur auf dubiosen Vermutungen und unklaren Andeutungen beruhen. Dass er – zusammen mit Satre, Derrida, de Beauvoir – eine sehr freie Einstellung bezüglich Sexualität mit Jungen vertrat, sei eingeräumt. – Dr. Claus Richter-Haffelder

 

Bei der Lektüre Ihres Artikels fühlte ich mich sehr an ein Buch erinnert, das ich vor Kurzem gelesen habe. „Die Sehnsucht des Rainer Werner Fassbinder“, eine Art Biographie des lange Zeit zu Fassbinders „Truppe“ gehörenden und bereits 1988 verstorbenen Schauspielers Kurt Raab macht deutlich, wie verbreitet und wie niedrig offensichtlich die Hemmschwelle war, die sexuellen Dienste von Minderjährigen im nordafrikanischen Raum in Anspruch zu nehmen. Der Autor berichtet in dem Buch, wie er Anfang der 70er Jahre „zum Zwecke der Lust- und Liebeserfüllung“ nach Marokko reiste, um dort in einem Hotel Jünglinge („kaum 18 Jahre alt“) „auszuprobieren“.

Die in Ihrem Artikel beschriebene Szene beschreibt exakt das Milieu aus Raabs Buch: Fassbinder und seine Leute besuchen die Saunen in San Francisco, der Autor staunt über „Viertel, die nur von Homosexuellen bewohnt wurden“ und auch in Paris verkehrt man in intellektuellen Kreisen, Teilnahme am „sündigen“ Nachtleben inklusive. Seinen langjährigen Lebensgefährten El Hedi ben Salem lernt Fassbinder ebenfalls in einer Pariser Schwulen-Sauna kennen, holt dessen Kinder aus Tunesien nach Deutschland und lässt sie dort mehr oder weniger verwahrlosen.

Einen dieser Jungen beschreibt Raab als „willkommenen Weggefährte und Bettgenosse, der sich willig zur Verfügung stellte, wenn ich ihn brauchte“. Wie alt dieser Junge zu jenem Zeitpunkt war, wird zwar nicht ganz deutlich, aber da er kurz zuvor noch im „Jugendknast“ sein Dasein fristete, wird er kaum volljährig gewesen sein. Fassbinder selbst soll dem Schicksal der Kinder seines Lebensgefährten, die zeitweilig auch bei ihm wohnten, gegenüber gleichgültig eingestellt gewesen sein.

Ich las dieses Buch einigermaßen erstaunt darüber, wie unverblümt, wenn auch wenigstens in Teilen selbstkritisch, der Autor über diese Vorgänge mehr oder weniger im Plauderton berichtet. Aufmerksamkeit hat das Buch bei Erscheinen 1982 allerdings allenfalls aufgrund seiner voyeuristischen und genüsslich dargelegten Einblicke in das Privatleben des Regisseurs erregt.

Nun mag Fassbinder in Deutschland nicht den Rang eines Foucault in Frankreich haben und die Dimension des – auch im Falle Foucaults ja nicht vollständig erwiesenen – Missbrauchs mag vielleicht auch nicht vergleichbar sein. Aber diese Parallelen zeigen deutlich, wie salonfähig sexueller Missbrauch an Minderjährigen in bestimmten Kreisen in den 1960er/1970er Jahren gewesen ist. Und, auch das ist ja kein seltenes Phänomen, welch große Diskrepanz sich auftun kann zwischen Werk des Künstlers/Autors auf der einen und seinem Handeln im Privaten auf der anderen Seite. Wie Foucault war ja auch Fassbinder ein Meister der Entlarvung von Unterdrückungsmechanismen, doch beide hatten im Privaten anscheinend wenig Hemmungen, selbst von diesen Gebrauch zu machen, sie – im Falle Fassbinders – in ihrem Umfeld zumindest nicht zu hinterfragen. – Peter Haase

 


 

 

Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Ich teile Ihre Begeisterung für die amerikanische Westküste, war selber oft da, habe auch insgesamt 1,5 Jahre in Berkeley und 2,5 Jahre in Vancouver gearbeitet. Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihre Traumreise bald machen können. Mein Tip: vergessen Sie nicht Abstecher zu weiteren Nationalparks zu machen, die ich auf Ihrer Liste vermisse: Yellostone, Crater Lake, Bryce, Zion, Death Valley, Yosemite. Meine Frau und ich haben es vor ein paar Jahren noch einmal gemacht und sehr genossen. – Prof. Erwin Klein

 

In der Regel lese ich Ihre Rubriken ganz gern, manche sogar lieber. Die jüngste ordne ich bei gern ein. Mag am Corona bedingten Erlebnismangel oder fehlender Zeit wegen österlicher Feiertage liegen. Sei es drum. Das ist das Los des Rubrikenschreibers und keiner Erwähnung oder Aufregung wert. Wirklich geärgert hat mich dieser grundlose Seitenhieb auf Ludwigshafen in alter immer wieder auftauchender hanseatischer Tradition. Was soll das? Ich selber bin vor Jahrzehnten von Norddeutschland nach Ludwigshafen gezogen und habe diese Entscheidung nie bereut. Allein aus klimatischer und kulinarischer Sicht ein Quantensprung.

In all diesen Jahren habe ich mir die Stadt nicht schön geschminkt; sie ist industriell und strukturell immer wieder herausgefordert worden. Aber die hier lebenden Menschen habe ich als liebenswert, humorvoll und zugewandt erlebt. Ich finde sie haben diese grundlosen Journalistenscherze (?) nicht verdient. Vielleicht ist Ihre saarländische Provenienz dafür verantwortlich? Allerdings glaube ich nicht, dass viele Zeit-Leser:innen diese etwas aus der Zeit gefallene regionale Seitenhieberei nachvollziehen können. Möglicherweise bietet die saarländische Reaktion auf die Pandemie bald spannenderen Stoff für eine Rubrik. – Michael Grabicki

 


 

 

Leserbriefe zu „Was heißt hier peinlich?“ von Valerie Schönian

 

Vielen Dank für Ihren Artikel über Tic Tac Toe. Ich war voller Vorfreude, als ich die Ankündigung im ZEIT-Newsletter sah! Ich war auch ein später Tic Tac Toe-Fan (bin 34) und habe das Ende nur am Rande wahrgenommen. Erst letztens habe ich wieder über die Gruppe nachgedacht und richtig realisiert, wie progressiv sie und ihre Musik war. Auch mich haben ihre Songtexte als (weiße) Frau sehr positiv beeinflusst, wie ich jetzt feststelle. Ihr Artikel hat mich also genau im richtigen Moment abgeholt :) Lange Rede, kurzer Sinn: Ich konnte 1:1 nachfühlen, was Sie in Ihrem Text schreiben. Danke, dass Sie diese Interviews geführt haben und einen so berührenden und empowernden Artikel geschrieben haben. – Birgit Grundler

 

Als Musikerin in relativ kurzer Zeit ca. sechs Millionen Tonträger verkaufen zu können, das muss man/frau erst einmal „fertigbringen“ können! Von 1995 bis 1997 waren Tic Tac Toe hier in Deutschland total angesagt. Sie tummelten sich damals im Haifischbecken der Popmusik mit Interpreten wie: „Rednex“, „Mark `oh“, „Vangelis“, „Scatman John“, Die Doofen“, „Hanson“, „Outhere Brothers“, „Everything but the Girl“, „Technohead“, „Los del Rio“, „Spice Girls“ und „Sarah Brightman“ nach denen auch kein Hahn mehr kräht bzw. keine Henne mehr gackert; Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel mit „Rammstein“, „Toten Hosen“ und den „Fanta Vier“, die man bis dato noch kennen sollte. „Ein Trost: Wer weiß in 100 Jahren noch, wie blöd ich mich heute benommen habe?“ (Walter Ludin,*1945, schweizer Journalist, Autor und Aphoristiker) – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Laschetmacher“ von Mariam Lau

 

In Ihrer Darstellung des Mannes hinter Armin Laschet in NRW, Staatskanzlei-Chef Nathanael Liminski, geht doch sehr unter, dass Laschet eben nicht erfolgreich vermarktet wird. Wenn Liminski wirklich ein ideenreicher Helfer des Ministerpräsidenten des größten Bundeslandes und Kanzler-Bewerber wäre, dann würde Laschet bei Medienauftritten nicht andauernd ins Schlingern kommen. Dann hätte ihm Liminski abgewöhnt, ständig „Wir sollten in der nächsten Zeit …“ zu sagen, sondern „Wir werden in NRW folgendes tun“. Laschet ist zwar kein Macher, er hat auch in NRW nichts Besonderes bewirkt. Aber eine bessere Außendarstellung könnte manches überdecken – da hat Liminski seinen Chef eben nicht „gerettet“. PS. Im „Presseclub“ der ARD tritt Frau Mariam Lau jedenfalls kritischer auf. – André Maßmann

 

Immer wieder lese und höre ich in den Medien, dass Laschet nicht unterschätzt werden solle, schließlich hat er die Wahl in NRW gegen die beliebte Hannelore Kraft gewonnen. Nein, nicht Laschet hat gewonnen sondern Kraft wurde abgewählt weil sie nach der Silvesternacht in Köln an ihrem Innenminister festgehalten hat. Dazu kam die verfehlte Schulpolitik der Grünen, für die aber auch Kraft verantwortlich gemacht wurde. Bei dieser Wahl hätte jeder halbwegs moderate Kandidat der CDU gewonnen. – Rüdiger Weigel

 


 

 

Leserbriefe zu „Radikal regional“ von Martin Machowecz und Paul Middelhoff

 

Die AfD möchte vom Proletariat gewählt werden? Sie möchte national und sozial sein? Also eine Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei ??? Oder soll’s doch ein bischen mehr SED sein? Das kommt eben von dem Gerede über den „Osten“ Die DDR ist tot es lebe der Osten. Ich vermute das sich einige AfD-Wähler zur DDR zurücksehnen. Da waren wir noch unter uns und die Grenze war dicht. Man durfte stolz sein und auf’s Ausland schimpfen. Toll West-Partei AfD als SED-Nachfolgepartei. Na die Ost-CDU kennt sich ja noch aus mit Blockflöten. – Olaf Goldschmidt

 

Der Verlust der AFD im Westen liegt bestimmt nicht nur an dem Vorsitzenden Meuthen, sondern auch daran, dass die Bevölkerung im Westen eine andere Mentalität hat und für rechtsextreme Positionen weniger empfänglich ist. Auch eine vermeintliche Sozialpolitik, mit der Rechtspopulisten vielfach in Europa (Polen, Ungarn etc.) punkten, würde im Westen nicht mehr verfangen. Die AFD ist enttarnt, im Osten kommt diese Erkenntnis vielleicht etwas später. – W. Scheer

 


 

 

Leserbriefe zu „Nur nichts verschütten!“ von Ingo Malcher

 

Der Inzidenzwert lässt sich nur gegen Null drücken, wenn es keine Testerei mehr gibt! Genau das wird unsere Pandemie-Regierung leider nicht tun. Mit einem hohen Inzidenzwert im Rücken, lässt sich (fast) alles gut durchdrücken. Kommende Woche dürfte das Infektionsschutzgesetz so zurechtgeknetet werden, das ein Dauerdurchregieren ohne lästigen Zwischenrufe zum Kinderspiel werden dürfte. Wir lassen uns alle um Kopf und Kragen, selbstverständlich mit der Zusatzimpfung dichtimpfen, und wiederholen die ganz Impf-Prozedur, nach immer exakt zwei Quartale. (Q-Worte strahlen doch eine gewisse Erotik aus). Nun folgt noch die tägliche Ziehung der INZIDENZ mit Gewähr! „Vive la democratie“ – Klaus P. Jaworek

 

In Ihren Erwähnungen von Biontech muss ich immer wieder darauf hinweisen, dass Özlem Türeci die verantwortliche Wissenschaftlerin und Entwicklerin des BionTech Impfstoffes ist. Ich bin erstaunt, wie Sie immer wieder nur den Geschäftsführer des Unternehmens als aktiven Macher darstellen, die weibliche Erfinderin aber aussen vor lassen. Das ist tiefstes Mittelalter. Auch wieder in ihrem Interview eines Schauspielers im Zeit Magazin muss ich so unsinnige Bemerkungen lesen wie: Ugur Sahin “erfindet für die ganze Welt einen Impfstoff”. (siehe Anlage)

Wie wäre es, wenn Sie jetzt einmal Ihre Redaktion davon in Kenntnis setzen, dass FRAU Özlem Türeci den Impfstoff entwickelt hat und als Chief Medical Officer dafür auch verantwortlich ist. Selbstverständlich ist ihrem Mann, und nicht ihr als Frau in 2019 der Mustafa Prize verliehen worden, „a biennial prize for Muslims and non-Muslim scientists in Muslim countries in science and technology”. Frau Türeci hat im Moment keine Zeit, sich um Interviews und Aussendarstellungen zu kümmern, da sie besseres zu tun hat. Aber ich würde mich freuen, wenn zumindestens in Deutschland und in der ZEIT ihrer Leistung Rechnung getragen wird. Wenn, wenn nicht hier? – Halgard Stolte

 


 

 

Leserbriefe zu „Ich dreh‘ gleich durch“ von Leon Kirschgens und David Gutensohn

 

Nein, dieser typische Reflex greift zu kurz. Burnout hat nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ursächlich weniger mit arbeitsspezifischen Belastungen zu tun. Hauptrollen spielen eher persönliche Konstellationen und Situationen. Unternehmen sollen dafür die Verantwortung übernehmen? Wie steht es um den Part der Selbstverantwortung? Und warum treten die Belastungen, von denen meine Familie auch extrem betroffen ist, überhaupt auf? Weil die Politik jahrzehntelang ihre Aufgaben nicht wahrnahm und staatliche Institutionen, wie z.B. Schulen, solche Ansinnen des Beitrags nicht einmal annähernd erreichen können – schon gar nicht in dieser Geschwindigkeit. Die Unternehmen tun mehrheitlich -auch derzeit- sehr viel. Sie haben in Rekordzeit Impfstoffe entwickelt und zur Verfügung gestellt.

Sie schaffen es, über 40 Millionen Mitarbeiter von einem Tag auf den anderen anders arbeiten zu lassen, Technik einzukaufen und bereit zu stellen, Strukturen und Abläufe zu verändern, die globalen Arbeitsvorgänge und das Geschäft am laufen zu halten, … Und staatliche Politik und Institutionen? Versagen seit Jahrzehnten. Jetzt wird es aber für die Mehrheit deutlich! Beispiele? In der gleichen Ausgabe der ZEIT, nur zwei Seiten weiter: „Die Menschenmassen sind zurück. Taiwan hat seine eigene Anti-Corona-Politik verfolgt – mit erstaunlichem Erfolg.“ Wieder zwei Seiten weiter: „Wir brauchen für Stromtrassen über 15 Jahre!“. Allseits bekannte Beispiele sind Digitalisierung, Infrastruktur, Bildungsreformen, Bundeswehr-Projekte (Software, …), Bundesbahn, Flughäfen, Elbphilharmonie, Covid-Tests, Covid-Impfstoffe, Covid-Distanzunterricht, …

Der Staat ist endlich mit struktureller Zukunftsarbeit dran statt weiterhin kurzatmige Wiederbelebungsversuche alter Erfolge zu versuchen. Übrigens: heute habe ich mich mit einer langjährigen Freundin aus Nordrhein-Westfalen ausgetauscht. Die Schule ihres Sohnes wird geschlossen, weil keine Covid19-Tests zur Verfügung stehen. Den Unternehmen aber wird es vorgeschrieben. Es ist einfach, die Verantwortung und Aufgaben auf den nächsten zu schieben. Seit Covid-19 wissen wir: irgendwann ist niemand in der Kette mehr da und die Verfehlungen der Jahre holen einen radikal ein. Dies versucht leider der Beitrag. – Mathias Ehrhardt

 

als ich die Seite 24 las, dachte ich bei der Titelzeile und der Graphik: ja, genau so ist es, endlich jemand, der’s versteht, und dann auch noch zwei männliche Autoren! Leider stockte meine Begeisterung dann, je länger ich den Artikel las. Sie meinen das sicher nicht Ernst, wenn sie die zusätzlichen 3,5 freien Tage bei „Otto“ erwähnen? Wie sollen die denn mehrmonatige Schulschließungen aufwiegen? Ja, viele Arbeitgeber, auch meiner (der ist sogar Hertie-Zeritifiziert als familienfreundlicher Arbeitgeber und tut wirklich alles, um dem gerecht zu werden), geben sich – sogar erfolgreich – Mühe, auf die Eltern zuzugehen.

Dennoch: es reicht einfach nicht. Wir kriechen auf dem Zahnfleisch, die Elternteile, die versuchen müssen, Homeoffice und Homeschooling zu kombinieren und daran schlichtweg zugrunde gehen, und kein Ende in Sicht. Corona hat zerschossen, was berufstätige Eltern (ob alleinerziehend wie ich oder im Paar) durch den Alltag trägt: Routine. Regelmäßigkeit. Zuverlässige Termine, eine Wochenstruktur. Freunde. Gerade ist jede Woche wie die erste Woche nach den Sommerferien, wenn man in den Sommerferien mit den Kindern in eine neue Stadt gezogen ist.

Dabei sind die gegenwärtigen Wechselmodelle genauso schrecklich wie volles homeschooling, aus Sicht der Eltern: drei Kinder auf drei unterschiedlichen Schulen. Eines hat täglich Unterricht , aber mal um 8, mal um 11.30, und nur zwei Stunden, danach zu Hause mit erratischen Videokonferenzen und Unterrichtsmaterialien auf mindestens drei Kanälen (Schulcloud, Padlet, email an die Eltern) – das andere Kind jeden zweiten Tag voller Unterricht, also Mo/Mi/Fr, dann Di/Do; das dritte gar kein Präsenzunterricht weil Klasse 9. Von eventuell ad hoc stattfindenden oder abgesagten Fußballtrainings etc ganz zu schweigen. Dass die Kinder nicht mehr in der Schule essen und keine Nachmittagsbetreuung haben, erwähne ich fast gar nicht. Das Terminchaos ist endlos. Die Hausarbeit, der Mental Load immens.

Die meiste Energie habe ich allerdings in der zweiten Jahreshälfte 2020 gelassen, als die Schulen „offen“ waren: Kindesvater drei Mal längere Zeit krank, einmal davon Corona. Kinder in Quarantäne. Ein Kampf, an Unterrichtsmaterialien zu kommen, denn die Schulen waren nicht geübt darin, ein gesundes Kind in zweiwöchiger Quarantäne fernzuunterrichten, wenn alle anderen im Klassenraum sind. Dann wechselnd je ein Kind mit leichtem Husten, und selbst wenn negativgetestet, ständig von der Schule nach Haus geschickt.

Ein Kind mit attestierter Gräserpollenallergie und deswegen Husten und Schnupfen – ständig von der Schule nach Hause geschickt. Dann ein Lehrer positiv, also ein anderes Kind in Quarantäne. Ein Flickenteppich. Mit dieser Erschöpfung sind wir im Dezember in den Lockdown gekrochen, auf allen vieren. Eine Schulfreundin aus Genf konnte mein Klagen gar nicht verstehen, als wir kürzlich per Zoom sprachen: Dort sind die Schulen seit September offen. Ganz normal. Volle Klassenstärke. Sie muss sich nur an den eigenen Kontaktmangel im Homeoffice gewöhnen. Ich war sprachlos.

Meine Arbeit kommt derartig ins Hintertreffen, dass ich sie erst ganz am Schluß erwähne. Ich arbeite ohnehin schon Teilzeit, mein Arbeitgeber ist kulant, aber Ihre Titelzeile trifft es: Ich dreh gleich durch. Die Arbeitgeber können das nicht auffangen, auch die kulantesten nicht. Denn viele Kollegen sind in der selben Situation, viel Arbeit bleibt unerledigt, es unterlaufen echte Fehler, der Arbeitsberg wird immens viel größer, die Nachtarbeit unausweichlich, und der Stress, wenn das aus Müdigkeit nicht mehr geht, immer größer. Nach mehr als einem Jahr prekären Schulleben ist mein Appell: Die Schulen müssen öffnen, ganz und zuverlässig. Impft die Lehrer/innen. Impft die Risikopatienten mit schulpflichtigen Kindern zuerst. – Sibylle Tepper

 


 

 

Leserbrief zu „Ist das nicht …?“ von Anne Hähnig

 

Jetzt, da es bald den Lockdown im Lockdown, bzw. Shutdown im Shutdown geben wird, da könnte es bald wieder Schluss sein mit dem Räuchermandl Drosten! Gut, wir leben bereits schon mehr digital, denn im richtigen Leben. Im P.M.-Magazin 05/2021, da hat der Leser und Leserbriefeschreiber H.-Werner Domnik festgestellt, das ein gewisser Christian Drosten bereits im Jahr 2003 das Sars-Virus entdeckt haben soll und auch seit damals an Coronaviren forscht. (P.M. 05/2021, Seite 8) Na wer sagts denn, bis Ende 2019 hat da einer ganz unbemerkt hin- und hergeforscht, und keiner hat´s so richtig bemerkt! – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbrief zu „»Wir standen drei Tage im Stau«“ von Marc Widmann

 

Wenn mehrere Reedereien, wie Sie von Hapag-Lloyd berichten, jetzt viele neue Monsterschiffe bestellen, ist die naechste Schifffahrtskrise wohl vorprogrammiert ? Denn dass der “verrueckte Boom” voruebergehend ist, ist doch wohl klar ? Und dann muss wieder der Steuerzahler die Reedereien retten ? – Hermann Weigmann

 


 

 

Leserbrief zu „Lohn für eine große Leistung“ von Manuel J. Hartung

 

Manuel J. Hartung schreibt: Diese Modernisierung muss in den Schulen beginnen. Als pensionierter Gymnasiallehrer mit 39 Jahren eigenen Abiturerfahrungen würde ich gerne mir Blick auf meine Kindeskinder wissen, was meint er denn? Auf der Titelseite DER ZEIT wird zurecht gesagt „Entschlossenheir kündigt man nicht im Fernsehen an“ und zu Laschet Vorschlägen kritisch “ Eine Simulation von Entschiedenheit“. Ich wünschte mir statt Wischiwaschiformulierungen „Transformation“, „Modernisierungsjahrzehnt“ „Diese Modernisierung muss in den Schulen beginnen“ diskutierbare, überprüfbare, machbare Vorschläge. Wenn eine allgemeine Hochschulreife bescheinigt wird, muss deutlich sein, dass diese Bescheinigung zutrifft. Sonst müssen die Zugangsberechtigungen präzisiert werden. Das in aller Kürze. Nichts für ungut. – Klaus Timmerbeil

 


 

 

Leserbrief zu „Die Klima-Idee: Neue Bindemittel, um CO2 besser im Schornstein einzufangen“ von Stefan Schmitt

 

Bei dem Satz „Leider sind danach große Hitze und hoher Druck nötig, …. “ fiel mir ein alter Spot Vers auf das untergehende 3. Reich ein. Dieser lautet: „Nun ist es deutschen Chemikern gelungen, aus Scheiße Butter zu machen. Die Streichfähigkeit ist bereits enorm, nur der Geschmack lässt noch etwas zu wünschen übrig.“ Große Hitze und hoher Druck, heißt im Klartext: mit viel Energie (grünem Strom?) das CO2 binden. Also mit Teufel den Belzebub austreiben – bravo! Obwohl der ökologische Hut schon längst lichterloh brennt, glauben noch immer viele Polit- und Wirtschaftskapazunder mit mehr Technik und grünem Wachstum die Umweltprobleme lösen zu können. – Manfred Uttenthaler

 


 

 

Leserbrief zu „Stimmt’s? Das Rauschen im Fernseher ist ein Echo des Urknalls“ von Christoph Drösser

 

Solange man nicht genau weiss, was ein Urknall ist und ob es ihn überhaupt gab, muss diese Frage unbeantwortet bleiben.DieExperten werden sich bemühen. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Warum bin ich so faul?“ von Matthias Kirsch

 

Zeit-Autor Kirsch hat einen unterhaltsamen und erkenntnisreichen persönlich geprägten Artikel geschrieben, den ich gerne gelesen habe.cDoch seinen ausgeprägten Hang zur unüberwindlichen Faulheit nehme ich ihm einfach nicht ab: Im Internet lassen sich viele „Fleißarbeiten“ für Spielgel-Online finden. Er twittert ausführlich. Jetzt als ZEIT-Autor kann man ständig Artikel von ihm lesen. Hat Kirsch uns etwas vorgemacht, oder hat er an eine ganz andere Person gedacht? – Joachim Vehse

 


 

 

Leserbrief zu „Jenseits von Law and Order“ von Manfred Berg

 

Der hintergründige Artikel von Manfred Berg erklärt eindrucksvoll, warum die Präsidentschaft von Donald Trump (2016-2020) kein einmaliger „Sündenfall“ war und warum Europa bestens beraten ist, nicht unterwürfig auf die Führungsstärke der USA zu setzen. Bereits mit den Wahlen 2024 dürften die Hoffnungsschimmer, die mit der Wahl von Präsident Biden wahrzunehmen sind, sich wieder verflüchtigen. Die ungebändigte Macht der (un-)sozialen, allein am Kommerz orientierten Medien und die bereits wenige Monate nach der Wahl Bidens zu konstatierenden Wahlrechtsänderungen in von Republikanern regierten Bundesstaaten machen eine Rückkehr D. Trumps oder zumindest von ihm geleiteter Politiker an die Macht in Washington wahrscheinlich. Daher ist es von essenzieller Bedeutung, dass die EU sich ihrer Werte besinnt, sich innerlich festigt und abweichlerischen Ballast wie etwa Ungarn, Polen und Slowenien abwirft. Den prägnanten Zuschriften von I. Kube und R. von Hesse in ZEIT Nr. 15 ist zuzustimmen. – Rainer Münz

 


 

 

Leserbrief zu „Wo Hitler wirklich den Krieg verlor“ von Herfried Münkler

 

1. Münkler behauptet, dass sich die Juden in Palästina nach den deutschen Niederlagen in El-Alamein und Stalingrad – also ab der Jahreswende 1941/ 42 – wieder ihren eigenen Problemen widmen konnten und der Weltkrieg für diese zum Randgeschehen wurde, wobei Münkler hierbei den Holocaust explizit miteinschließt. Das kann man Münkler offenbar so nicht durchgehen lassen! Glaubt Münkler ernsthaft, dass die Juden in Palästina eingedenk der Verhältnisse in Nazi-Deutschland ab 1933 den Weltkrieg (inkl. Holocaust!) Anfang 42 als „Randgeschehen“ empfanden?

Es mag genügen Münkler daran zu erinnern, dass die Wannsee-Konferenz mit bekannten Folgen bereits im Januar 42 stattfand. Ich möchte hier nicht weiter auf deutsche Verbrechen gegen Juden – insbesondere bereits in 1941 und 42 – eingehen, aber es geht doch offenbar nicht an, dass ein so renommierter Historiker wie Herfried Münkler derart unempathisch und wohl auch unzutreffend formuliert. Seine Begründung, der Holocaust habe ja erst später seinen Höhepunkt erreicht, kann mein überaus deutliches Befremden ob der verbalen Entgleisung von Münkler nicht entkräften. – Jörg Mirbach

 


 

 

Leserbrief zu „Ein heiliger Mörder“ von Ulrich Ladurner

 

Nun warte ich auf ebenso viele empörte Artikel der Medien, die sich mit der jahrelangen Vertuschung und Verhinderung des Strafvollzugs für den Mörder Battista der italienischen Linken befassen, wie bei der Auseinandersetzung um Kardinal Woelki. Aber vermutlich ist die Tinte trocken, da dieser Mensch aus einem der Doppelmoral falschen Gebiet stammt. – Alois Lienhard

 


 

 

Leserbrief zu „Mein Mann lässt sich einen Schnurrbart wachsen. Wie rette ich unsere Ehe?“ von Ella

 

Wenn ihr Gatte unbedingt einen Schnurrbart haben möchte, dann lassen Sie ihn doch eine Rotzbremse tragen.Mit Maske aber. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Die Menschenmassen sind zurück“ von Katharin Tai

 

Ein Zitat aus ihrem Artikel „Die Regierung…setzt vor allem auf penibles Nachverfolgen…enge Kontakte jedes bestätigten Erkrankten für zwei Wochen in häusliche, elektronisch überwachte Quarantäne, …Ankommende unterliegen einer 14-tägigen Quarantänepflicht,…die Behörden gaben verlässliche Handlungsanweisungen, was ihnen bei den Bürgern viel Vertrauen einbrachte.“ Es klingt in unseren deutschen Ohren wie ein Märchen, aber es scheint wahr zu sein. Mit der richtigen Strategie ist die Pandemie längst keine mehr: in Taiwan. Wir hingegen dürfen uns weiterhin mit einem nicht enden wollenden Lockdown herumplagen, weil offenkundige Kleinstaaterei wie zu Zeiten der Fürstentümer einheitliches entschlossenes Handeln ebenso verhindert wie die übergroße Angst vor Datenmissbrauch jedwede sinnvolle Anwendung elektronischer Unterstützung ad absurdum führt.

Apropos Digitalisierung: jetzt rächt sich unsere absolut mangelhafte Digitalisierung im öffentlichen Bereich. Wir haben seit 6 Monaten quasi die gleichen Infektionszahlen, einen einzigen Flickenteppich an Einzelverordnungen, ein seit Januar versprochenes und vielleicht im Mai endlich endlich in Fahrt kommendes Impfversprechen und weiterhin fröhliche Demonstranten ohne Masken, kurz wir sind halt nicht in Taiwan. – Thomas Harnisch

 


 

 

Leserbrief zu „Gesprächsstoff: Ambroxid“ von Katharina Menne

 

Ich habe mich sehr über den Gesprächsstoff:Ambroxid gefreut. Als junger Forschungschemiker habe ich vor ca 43 Lahren bei der Firma Henkel ein Produktionsverfahren für Ambroxan optimiert, so dass dieser Stoff zu einem attraktiven Preis für die Entwicklung neuer Parfümöle zur Verfügung stand. – Ulf-Armin Schaper

 


 

 

Leserbrief zu „Der Holocaust war kein Kolonialverbrechen“ von Thomas Schmid

 

Bei der geführten Diskussion fehlt mir ein für mich wesentlicher Aspekt der beide Verbrechen unvergleichbar macht. Der europäische Kolonialismus wurde von einer politischen und ökonomischen Elite betrieben die auch davon profitierte. Die europäischen Bergleute, Fabrikarbeiter*innen, Leibeigene bis ins 19. Jahrhundert, Landarbeiter, Tagelöhner und kleine Handwerker hatten sicher keinen Nutzen von der Ausbeutung anderer Menschen in den Kolonien. Sie litten eher noch unter einem indirekten Lohndumping. Wahrscheinlich wurden einige aus diesen Schichten als gezwungene Soldaten in Kolonialkriege geschickt und das waren auch keine Profiteure.

Ich erkenne keine Verantwortung der einfachen europäischen Menschen für die koloniale Ausbeutung durch die europäische Aristokratie und Handelseliten. Diese Cliquen haben alle Menschen ausgebeutet über die sie Macht ausübten. Es gibt für mich einen entscheidenden Unterschied zwischen Kolonialismus und dem Holocaust. Der Holocaust wäre ohne aktive Beteiligung oder zumindest zustimmende Duldung breiter Schichten der Bevölkerung unmöglich gewesen. Und während es beim Kolonialismus die großen Profiteure gab hatte der Holocaust auch die Gewinner in den unteren Schichten, wenn da eine schönere Wohnung frei wurde, ein Tafelservice „übrig“ war oder ein Berufskonkurrent nicht mehr den Aufstieg behinderte. – Dr. Rolf Holbe

 


 

 

Leserbrief zu „Hart, aber herzlich“ von Ronald Düker

 

Als Vielleser von Belletristik und Rezensionen beobachte ich, dass in einigen Medien die Bewertung des Werkes von Juli Zeh Literaturkritikern häufig schwerfällt. Handelt es sich um Unterhaltungsliteratur, die den sog. Massengeschmack bedient und darum die Gnade des Literatur¬kritikers nicht findet? Bilden ihre Romane einen Ausschnitt der Wirklichkeit ab? Wie ist die Sprache zu beurteilen? Wenn sich die Texte von Juli Zeh nicht auf dem literarischen Niveau Peter Handkes oder Christoph Ramsmayrs bewegen, sind sie für den anspruchsvollen Leser trotzdem lesenswert? Ich meine, ja. Es ist eine Frechheit, Menschen, die Juli Zeh mit Genuss lesen, in der Weise zu typisieren, als würden sie dazu neigen, „die Gemeinschaft der Gesellschaft vorzuziehen“, und die politischen Ratio zugunsten einer „herzerwärmende Einfühlung ins Menschliche“ zurückzustellen. – Dr. Michael Gerhards

 


 

 

Leserbrief zu „Er sagt Sie sagt“. GETRENNT BEFRAGT (36) von Sarah Levy

 

Mit Interesse und Anteilnahme habe ich das Interview gelesen. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie meine Mail an das Ehepaar weiter leiten könnten. Ich möchte ihnen gerne das Buch „ Der junge, der Zuviel fühlte“ von lorenz Wagner ans Herz legen. Herr Wagner hat über den Hirnforscher Henry Markram und dessen autistischen Sohn geschrieben. Es beschreibt eine andere und aus meiner Sicht sehr hilfreiche Sichtweise auf den Autismus. Vielleicht könnte dies dem Paar eine berührende und für alle noch befriedigerende Handlungshilfen anbieten. Sie dürfen meine email-Adresse gerne weitergeben. – Ursula Schlenther

 


 

 

Leserbrief zu „Sag Ja, Europa!“ von Roman Pletter

 

Ich schreibe im Wesentlichen zu Ihrem Artikel vom 25.03.21, Seite 5 „die Grünen und das Geld“, aber auch zum neueren Artikel „Sag Ja, Europa!“ vom 08.04.21 Seite 21. Aus ersterem geht als Quintessenz die Lehre eines Schuldenmachens als nicht nur (fast) unproblematisch, sondern quasi genial einfacher, fairer, bequemer und alle großen Probleme lösenden „Superstrategie“ hervor, mit dem Anspruch, dies sei der neueste Stand der allgemeinen wissenschaftlichen Erkenntnis statt nur von Teilen der oft mehr Glaubenssätze verkündenden Ökonomen und Politiker und nebenbei dem Anspruch, die bisherigen Forderungen nach Nachhaltigkeit und Rücksichtnahme auf Kinder und Enkel auch in der Finanz-Politik seien quasi „von gestern“ und erledigt wie auch die Forderungen nach – wesentlich – mehr Gerechtigkeit und Einnahmen in der Besteuerung.

Meines Wissens ist das grüne Wahlprogramm noch nicht endgültig verabschiedet und wohl auch nicht so bedenkenlos gegenüber Schulden wie es in Ihrem Artikel erscheint. So wird auch sorgsamer Umgang mit Steuergeld und mehr Einnahmen auch über mehr Steuergerechtigkeit gefordert. Und begrenzte Kreditaufnahme soll wohl unter der Voraussetzung damit geschaffenen (neuen) öffentlichen Vermögens erlaubt werden oder aber kommender Abnahme des Verhältnisses der Schulden zu wachsender Wirtschaftskraft.

Ich selbst stimme als äußerst klimabesorgter und in die Zukunft (auch nach mir selbst) denkender den allermeisten grünen Positionen völlig zu: Dem grünen Programm liegen sehr gute und meist quasi selbstverständliche Ziele zu Grunde. Auch vielen der im Text genannten oder sonst bekannten Argumente für massive Investitionen muss ich — auch deshalb — natürlich zustimmen: Natürlich ist ein „toter Planet“ (noch) weit schlimmer als jede noch so große Schuldenaufnahme. Natürlich brauchen wir eine andere künftige Finanz- und Haushaltspolitik. Natürlich waren etliche der bisherigen (auch haushaltspolitischen) Rezepte insuffizient für eine ganze Reihe von gegenwärtigen und vor allem drohenden künftigen Missständen bis Katastrophen.

Natürlich kann der kommende Haushalt sich nicht ALLEIN auf Schuldenvermeidung oder gar -abbau konzentrieren. Natürlich wurde in den letzten Dekaden vieles vernachlässigt bis „kaputtgespart“, allem voran fast schon unser Klima (angesichts der Erreichten Nähe der Kipppunkte). Natürlich sind viele Mängel an Investitionen und Maßnahmen auch Schulden gegenüber den künftigen Generationen. Natürlich kann den Zentralbanken das Geld, was sie neu „erschaffen“ können – nominal – nicht ausgehen, und schließlich: Natürlich ist es entscheidend, wofür Investitionen getätigt werden. Natürlich sind staatliche Investitionen ein, allerdings nicht der einzige Schlüssel, um die Klimakrise und andere besonders in der Zukunft drohende Probleme zu überwinden.

Dennoch kann ich die implizite einseitige Alternative vor allem Ihres Artikels – entweder gar keine Investitionen und damit keine Problemlösungen oder Bezahlung mit Schulden – und auch die Schlussfolgerungen und den Grundtenor nicht unterschreiben, neue und noch zusätzliche gewaltige Schulden als nicht nur unproblematisch, sondern als quasi Allheilmittel anzupreisen, das entgegen üblichen Medikamenten vermeintlich keine Kosten, keine unerwünschten Nebenwirkungen oder Risiken kennt, ganz im Sinne des oft propagierten Idealwunschtraums, Klimarettung, (weit bessere) Gerechtigkeit und (noch mehr?) Wohlstand, das alles auch in aller Zukunft und alles bequem und mit einem Schlage zu erreichen. Schon die alten Römer warnten davor, (bisherige) Fehler zu vermeiden durch Begehung anderer, evtl. der umgekehrten Fehler. Etwas ist nicht allein deshalb gut oder gar besser als das bisherige, nur weil es neu und anders ist.

Und für alle unsere Missstände und Mängel gibt es auch ganz andere Erklärungen als dass wir nur nicht genug Schulden gemacht hätten. Im Gegenteil: Wir haben ja bereits bis jetzt (in Deutschland und noch mehr anderen Ländern) riesige Schuldenberge aufgehäuft, und dass das bisher – auf den ersten Blick weitgehend – ohne größere Folgen geblieben ist, heißt nicht, dass es auch bei beliebigen weiteren Steigerungen für immer gut gehen würde. Auch einige Blasen, Pyramiden-, Schneeball- oder Betrugs-systeme gingen lange „gut“, bis sie schließlich platzten. Und bereits jetzt leiden viele Altersvorsorgen und Ersparnisse für Notfälle unter dem allmählichen Verzehr durch reale Negativzinsen angesichts der astronomisch großen „geschaffenen“ Gelder der EZB.

Der Wert des Geldes liegt darin begründet, dass die nutzende Gemeinschaft verspricht oder in Aussicht stellt, es zu einem vom Geldhalter gewählten Zeitpunkt in gewünschte Leistungen einzutauschen, sei es Arbeit oder Material/Gegenstände, von wem auch immer. Bei neu geschaffenem Geld kann das auf Dauer nur – im gleichen Maß – funktionieren, wenn bisher untätige damit veranlasst werden (mehr) zu arbeiten oder wenn bisher nicht vorhandene und auch nachgefragte Güter damit geschaffen werden, ohne dass dies auf Kosten anderer Arbeiten oder Güterproduktionen ginge. Sonst wäre die Gesamtsumme aller Gelder nicht mehr durch Leistungs-Bereitschaft und -fähigkeit gedeckt. Diese mangelnde Deckung kann allerdings lange verborgen bleiben, wenn die bzw. ein Teil der Geldhalter darauf verzichten bzw. aufschieben oder gehindert werden, es in Leistungen einzutauschen.

Dies ist regelmäßig bei in Altersvorsorge gesteckten oder für spätere Notwendigkeiten oder Ziele gesparten Geldern der Fall. Auch das kann noch in Ordnung sein, wenn mit Hilfe der geliehenen oder „geschaffenen“ Gelder durch kluge Investitionen neue oder höhere Werte (als die bisherigen) geschaffen werden, die erst im Laufe der Zeit entstehen. Was aber, wenn die Gelder nicht der Vermehrung von Werten/Leistungen, sondern nur der Erhaltung des Status quo bzw. der Vermeidung von Verschlechterungen dienen? Dann platzen die Hoffnungen auf wachsendes öffentliches Vermögen oder wachsende Wirtschaftskraft, soweit ausreichende Anteile dieses Wirtschaftswachstums überhaupt noch mit dem Klima vereinbar bleiben.

Wenn dann die Zeit kommt in der die Verwandlung der Gelder in Leistungen gewünscht oder gebraucht wird, besteht große Gefahr, dass diese mangels (mit gestiegener) Facharbeits- oder Material-Ressourcen oder mangels mit dem Klima noch vereinbarem Wachstum nicht mehr der Geldmenge entsprechend vorhanden sind. Das kann dann nur in Rationierung oder Preissteigerungen resultieren, mit der gleichen Folge, dass es für das Geld nicht mehr das bisher gewohnte zum Eintauschen gibt, zumindest nicht in der gewohnten Menge. Natürlich kann man bei entsprechend wichtigen Zielen oder Gefahrenabwendungen dies für berechtigt oder notwendig halten; es wäre „einfach“ eine quasi Steuer auf alle großen und kleinen Geldvermögen oder -zahlungen. Aber wäre diese Art Steuer gerecht? Warum sollen für die großen und wichtigen Ziele nur die Geld-sparer oder –Empfänger herangezogen werden und nicht die sonstig vermögenden oder diejenigen, die ihr überdurchschnittliches Einkommen immer sofort ausgeben, z.B. weil sie durch für immer garantiertes Einkommen wie bei Beamten privilegiert sind (falls deren Pensionen real und nicht nur nominal garantiert werden)?

Ein weiteres Problem bei – ehrlich, mit der Absicht der Rückzahlung – geliehenen und nicht „geschafften/gedruckten“ Geldern ist die völlige Unklarheit der Art der späteren Begleichung, weil man sich vor dieser Frage meist drückt: Bei Fälligkeit der Schulden und Fehlen der erhofften Steueraufkommens-Steigerungen, gleichzeitig schließlich Fehlen von immer mehr bereitwilligen vertrauensvollen Geldgebern, werden dann die staatlichen Leistungen doch gekürzt, werden erst dann die Steuern doch erhöht, werden dann doch Gelder „geschaffen“ oder wird die Rückzahlung „ausgesetzt“ oder ihrerseits mit einer Steuer belegt?

Ich fände es ehrlicher und nachhaltiger, wenn wir jetzt entscheiden, wer in welcher Form welchen Beitrag zur Lösung unserer Probleme und Ziele leisten soll und nicht den Wählern vorgaukeln, wir hätten eine Art wirtschaftliches bzw. finanzielles Perpetuum Mobile, ein System, aus dem wir dauerhaft mehr Leistungen (Arbeitskraft und Ressourcen) herausholen als wir hineingeben. In der Physik ist diese „Genie-Maschine“ ja längst als Mythos, als nicht realisierbar erwiesen, aber in der Finanz- und Wirtschaftswelt glauben ja immer noch etliche daran.

Die großen Ziele und Katastrophen-Abwendungen sollten es den Grünen und uns allen wert sein, selbst – in dieser Generation – für sie aufzukommen statt die Rechnung einseitig an die ohnehin gebeutelten Menschen der Zukunft abzuwälzen. Die Wege sind eigentlich bekannt: die Steuerhinterzieher und -vermeider und Finanzkriminellen besser zu verfolgen, gut verdienende und vermögende und Erben stärker zu besteuern und vor allem luxuriösen oder gar schädlichen Konsum z.B. mit CO²-Fußabdrucken mit weit größeren Abgaben zu belegen (ohne vollständige sofortige Rückgabe auch an nicht bedürftige), neue Verhaltensregeln und auch private Investitionen zu propagieren oder durchzusetzen, vielleicht sogar – im Durchschnitt – mehr zu lernen und zu arbeiten als bisher, nicht nur für meist kurzfristige eigene zusätzliche Belohnungen in Konsumform, sondern auch für ein Leben der uns nachfolgenden, damit das wenigstens nicht wesentlich schlechter ist als das, was wir jetzt für uns beanspruchen.

Deshalb: Wenn die großen Summen für die großen und schon lange überfälligen Investitionen von uns jetzigen nicht sofort aufgebracht werden können, braucht es zusammen mit den vielleicht erst einmal nötigen Kreditaufnahmen einen durch mehr Einnahmen gedeckten plausiblen Rückzahlplan, der die Zahlungen zumindest nicht überwiegend auf die kommenden ohnehin vielfach geschädigten Generationen abwälzt.

Gerade öffnet sich wie auch in Ihrem zweiten Artikel beleuchtet, ein Fenster der Gelegenheit, da die USA mit Präsident Biden endlich bereit scheinen einen internationalen Konzern-Mindest-Steuersatz zu vereinbaren, damit große Firmen nicht mehr so wie bisher die Staaten gegeneinander ausspielen können. Die EU und USA zusammen könnten es den Steueroasen, Steuerhinterziehern und aggressiv oder unfair Steuern vermeidenden ganz deutlich schwerer machen als bisher, besonders wenn noch weitere Länder dazukommen.

Es ist keine Verletzung der Menschenrechte, wenn wir im Durchschnitt uns nur noch die halben Mengen Fleisch leisten können, nur noch alle Jubeljahre in Urlaub fliegen, viel weniger/seltener neue Mode kaufen, etc. etc., aber die Zukunft der Kinder und Enkel und Urenkel so zu versauen, dass Ihnen unendlich viel schlimmeres zugemutet wird, das ist gegen die Menschenrechte und gegen die Gefühle aller, denen das Leben ihrer (und anderer) Nachkommen und auch die Artenvielfalt auf unserem Planeten etwas wert ist. Warum muss jeder „angereizt“ oder „belohnt“ werden, wenn er oder sein Land darauf verzichtet die Natur, das Klima und damit die Menschen der Zukunft massiv zu schädigen? Für Verzicht auf etliche andere Untaten werden wir ja auch nicht „belohnt“. – Dr. Peter Selmke

 


 

 

Leserbriefe zu „Hätten Sie gerne mehr Charisma? 99 Fragen an Armin Laschet“ von Moritz von Uslar im ZEIT Magazin

 

Nun also „Brücken-Lockdown“ – ausgerechnet Armin Laschet, der Lockerungsdrängler von einst aus dem „Land der Küchenbauer“, tut sich jetzt als Bremser hervor. Leider ist dabei allzu offenkundig, dass es mehr um die Kanzlerkandidatur geht: Seine Beliebtheitswerte stagnieren, da muss noch schnell Aktivität und Stärke demonstriert werden nach dem Motto „bei Söder klappt’s doch auch!“ Bleibt zu hoffen, dass aus dem „Brückenbau“ kein Turmbau zu Babel wird… – Dagmar Göstel

 

Rechtfertigt die „heiße Phase“ der Kanzlerkandidatenkür wirklich, dass die ZEIT die „99 Fragen“ aus der Klamottenkiste holt? Denn obwohl heute ja alles kurz, griffig, auf einen Blick erkennbar, bloß nicht zu komplex, anspruchsvoll etc zu sein hat, stellt dieses Format, wenn wir ehrlich sind, doch einen journalistischen Offenbarungseid dar! Dazu bräuchte es dann gar nicht mehr zur Verdeutlichung Frageformulierungen wie „Echt wahr, dass..“ / „Ihr Ernst, dass..“! Kein Aushängeschild der ZEIT, leider! Eher ein wenig „Versumpfen“ im Boulevard……… – Karl-Heinz Grau

 

Respektloses Interview. Oder sollte das witzig sein? Bei einem Interview möchte ich nicht die Meinung des Journalisten über seinen Gesprächspartner heraushören. Sonst könnte ich auch die Bildzeitung lesen. Ansonsten danke ich für die gut recherchierten Beiträge meiner geschätzten ‚Zeit‘. – R. Miehle

 

Was für ein hanebüchener Affront, das sogenannte Interview mit Herrn Laschet. Es ist erbärmlich, niveaulos und zeugt von beschämender Anstandslosigkeit. Mindestens 90 der 99 Fragen sind sinnlos, primitiv und nicht einmal intellektuell witzig. Herr von Uslar begibt sich hier auf niedrigstes Bildzeitungsniveau, der ZEIT nicht angemessen. Man muss wirklich kein Fan von Armin Laschet sein und ihn auch nicht für den geeigneten Kanzlerkandidaten halten, aber ein Mindestmaß an Achtung und Respekt verdient jeder, der sich in dem harten, politischen Geschäft betätigt. Eine vertane Chance – oder wollte man gar dem vermeintlich dummen Leser die richtige Wahlempfehlung vermitteln? – Peter Breuninger

 

Als Abonnent der ZEIT seit über 40 Jahren habe ich soeben mit wachsendem Unwillen den oben genannten Artikel im „ Zeit Magazin “ gelesen. Gut die Hälfte der Fragen ist derart kindisch und läppisch,- diesen Eindruck hatte wohl auch der Befragte – ,dass ichmich gefragt habe , ob ich wirklich das ZEIT-Magazin lese. Was soll ein solches Interview? Ist das der Geist der Zeit (Dolf Sternberger) oder gar der Geist der ZEIT? Ich bin durchaus kein Anhänger der CDU (40 Jahre ZEIT – Abonnent) , aber auf diese Weise einen Parteivorsitzenden und möglichen Kanzlerkandidaten vorzuführen ist von solidem Journalismus meilenweit entfernt. – Prof. Schuhmann

 

Selten so ein dünnes Interview gesehen. Der Interviewer hat es leider nicht geschafft irgendetwas Interessantes aus Herrn Laschet herauszubekommen. – Hermann Gottwald

 

Mit Vergnügen und Interesse habe ich das Interview mit Herrn Laschet gelesen. Dazu zwei Fragen: 1. Ist es die echte Wiedergabe des Interviews oder wurde es anschließend von Herrn Laschet überarbeitet? 2. Kannte Herr Laschet vorher die Fragen? – H. Weber

 

An Herrn Giovanni di Lorenzo, Ich schreibe Ihnen als Chefredakteur der Zeit. Persönlich schätze ich sie als ehrlichen sympathischen Menschen. Aber warum Sie haben es zugelassen das in Ihrer Zeitung von Herrn von Uslar ein Interview geführt wurde das mich schlichtweg entsetzt hat. Ich fand das ein Großteil der Fragen derart primitiv und unter der Gürtellinie waren, dass ich als gebürtiger Niederbayer sagen würde:Kreitzkrüdidurcken wo sama den? Schleich die du windigs Bürscherl.

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen. Ich bin Welten davon entfernt die Christlich-sozialen zu wählen. Herr Laschet ist mir eher egal. Aber ich will nicht, dass in einer Zeitung die ich grundsätzlich sehr schätze ein derartigen Schrott gedruckt wird Würden sie in die Politik gehen, wenn sich jede Sau ungestraft daran reiben kann? Ps. Mir waren schon die Fragen so peinlich dass ich kaum eine Antwort gelesen habe. – Josef Meilhammer

 

Keine 30 Kaiserkrönungen in Aachen (wie Laschet behauptet). In Aachen wurden von 936-1531 31 deutsche Könige gekrönt, Kaiser dagegen in Rom und 1562-1792 in Frankfurt. – Hans-Jürgen Schmidt

 

Bei dem Fragenkatalog im Zeit-Magazin zu 99 Fragen an Armin Laschet, sollte da nicht die Überschrift heißen: Finde den Fehler!!!!! Bei Frage Nr. 92 „Ihr Talent als Russland-Versteher“ bewerten Sie es selbst auf einer Scala von 1-10, antwortet Herr Laschet mit: null. Was bitte habe ich in dem ausführlich Bericht in der Zeit (Ausgaben-Nr. habe ich leider nicht notiert) über das Portrait Armin Laschet falsch interpretiert mit seinen Verbindungen zu Russland, u.U. Herrn Putin und vor allem seinen eigenen Mitarbeitern im Team Laschet, die Sie in diesem Bericht von der Herkunft sowie Bildung her als Russland-Kenner bezeichnen, dessen Verbindungen ihm sehr am Herzen liegen.

Der Bericht spiegelte klare Kenntnisse wider. Ja, eine Nähe aufgrund der KM-Entfernung zu Russland gibt es wohl nicht, da stimme ich ihm zu. Beim Lesen der Antwort zu Frage Nr. 92 habe ich persönlich und individuell laut gelacht und gedacht: Ups, Lügen haben bekanntlich kurze Beine. In dem gesamten Interview stellte sich nie der Eindruck dar, Herr Laschet wüsste nicht, was er sagt. Bin sehr gespannt auf das Ergebnis der Bundestagswahl. – Rita Langenhorst

 

Die beiden Kampf-Gockel Armin & Markus stehen im Ring zum Kampf bereit und labern sich glühend heiß die Hucke voll. Jetzt betritt Ringrichter Ralph Brinkhaus den christlichen Unions-Ring. Der Kampf könnte eigentlich beginnen, doch was macht da der Referee! Nein, um Gottes Himmels Willen, heilige Corona bitt´ für uns! Er schickt beide Kampfhähne wieder in ihre Ecken und vertagt den Fight bis auf weiteres! – Riggi Schwarz

 

Eigentlich hätte ich im ZEIT-Magazin keine „kleinen Spielchen“ erwartet. Meine Neugier bewegte sich im hochtourigen Bereich, machte jedoch beim Lesen des Interviews einer hochtourigen Empörung Platz. Man treibt mit Menschen, egal welcher Partei sie angehören, keine „kleinen Spielchen“. Von Uslar bildet sich wohl ein, mit seinen geistlosen und banalen Fragen Herrn Laschet demontieren zu können. Genervt hat er ihn sicher, und nicht nur ihn. Aber er hat dabei völlg übersehen, dass er sich selbst am meisten entlarvt hat. Dahingehend erscheint mir die Frage „Warum sind Sie eigentlich so unheimlich fröhlich?“ sehr bemerkenswert.

Als ich den Artikel hinter mich gebracht hatte, schaute ich mir Fotos des Moritz von Uslar an. Die Ausstrahlung – gruselig, die Mimik, der Blick, zeigen mir einen Charakter, der jenseits von aller Fröhlichkeit zu sein scheint. Ich denke, er kann deshalb fröhliche Menschen gar nicht ausstehen, besonders wenn sie auch noch leuchtend rote Bäckchen haben. Die Auswirkungen davon liest man im ZEIT-Magazin vom 08.04.21. Freue mich, wie immer, auf das nächste ZEIT-Magazin und die informativen, interessanten und originellen Artikel, die von Intelligenz und nicht von Häme und Respektlosigkeit geprägt sind. – Marianne Luippold-Alber

 

Wenn ich die Fragen an Herrn Laschet lese, habe ich den Eindruck einer stark ausgeprägten intellektuellen Überforderung meinerseits. Der Interviewer gibt deutlich zu erkennen, dass hinter seinen Fragen ein höherer Sinn verborgen ist, der für mich dies auch bleibt. Es überrascht außerordentlich, dass Herr von Uslar ganz offensichtlich erwartet, auf unsinnige Antworten ernst zu nehmende Antworten zu bekommen. Klartext: Ich finde die Haltung von Herrn von Uslar in diesem Interview unerträglich arrogant und zwar nicht Herrn Laschet, sondern dem Leser gegenüber. – Reinhard Wick

 

Beinahe allen Fragen an Armin Laschet fehlt das gewohnte ZEIT-Niveau. Folglich kein Wunder, dass es auch Armin Laschets Antworten an Qualität fehlt. – Claus-D.Härchen

 

Als ich das Titelblatt des Zeitmagazins mit Armin Laschet in die Hand bekam, habe ich mich auf ein informatives, seriöses Interview gefreut. Stattdessen sind die Fragen von Moritz von Uslar derartig frech, unverschämt und respektlos gegenüber einem Mann, der sich um Demokratie und Land verdient gemacht hat. Warum darf Moritz von Uslar in dieser Überheblichkeit agieren? Ich hoffe sehr, daß ich nie wieder ein Interviews dieses Herrn lesen muss und ich mich aus Enttäuschung von Ihnen, als Leserin der Zeit, nicht abwenden muss. – Birgit Becherer

 

Gehöre zu Ihren treuen Lesern. War etwas ratlos ob der Intention die Herrn Moritz v. Uslar beim Interview mit Herrn MP Armin Laschet getrieben hat. Inhaltlich habe ich nichts Neues erfahren, hatte hier das Gefühl-erinnerte mich daran, wie es Herr Lanz in seiner Sendung betreibt-es geht gar nicht um Journalismus für den Leser, sondern eigenes Profilieren. Schade dafür, eine Chance, inhaltlich möglicherweise Wertvolles zu erfahren, vertan zu haben. – Walter Josef Stahl

 

Vorausgeschickt sei, dass wir (Ü70) zeitlebends noch nie CDU gewählt haben. Das Interview mit Armin Laschet im Zeitmagazin 15 hat uns beschämt, fremdbeschämt. Journalismus darf (muss) gerne frech und zupackend sein und dem entsprechende Fragen stellen. In diesem Fall wurden allerdings gezielt viele Fragen gestellt, die die Würde des Menschen Laschet angreifen sollten. Der Interviewer hat sich lesbar wohl gefühlt dabei, unverschämt zu fragen ( „Haben Sie mittlerweile kapiert, ….“) und einen Ministerpräsidenten wie einen abzustrafenden Schuljungen zu behandeln. Dass sich der Betroffene nicht ausreichend zur Wehr gesetzt hat ( damit hat der Interviewer vermutlich gerechnet ), ist natürlich sein Problem. – U. und F. Windmüller

 

Die 99 Fragen an Armin Laschet waren vertane Zeit. Ich bin kein Anhänger von Armin Laschet, aber ein solches Interview hat selbst er nicht verdient. Arrogante, oberflächliche Fragen, getragen von Intellektuellem Hochmut, reine Effekthascherei. Weit unter Ihrem Niveau. Schade. Hoffe, daß dies die Ausnahme bleibt. – Peter v. Woedtke

 

Man muss die politischen Ansichten eines Politikers nicht teilen oder mögen, aber einen von vielen Bürgern gewählten und geschätzten Ministerpräsidenten des größten Bundeslandes (Armin Laschet) so zu interviewen, ist eine Frechheit. Das ist Politikmacherei der übelsten Art und hat mit Journalismus, der sachlich berichten soll, nichts gemein. Sie müssen sich nicht wundern, dass immer mehr Bürger das nicht mehr hinnehmen wollen und sich von der “Zeit” abwenden. Ich will das auch nicht mehr und werde daher diese Zeitung abbestellen. – M. Jäger

 

„Psst“! Unter uns: Coole Idee, Herr von Uslar, den Rezo zu machen, diesmal nicht gleich die ganze CDU zu zerstören, aber ihrem Häuptling ganz nah auf die Pelle zu rücken. Ist wohl für die jüngere Leserschaft. Mir „altem Bock“ liegt das nicht. Zu viele alberne Fragen und zu viel Distanzlosigkeit. Ihr Ernst, dass Ihr Blick auf das „Lasch“ im Name, auf die „rote Bäckchen“, die kleine „Schühchen und Fäustchen“, dabei helfen, die Kanzler-Eignung eines Ministerpräsidenten zu beleuchten? Na da dürfen die geneigten Leser aber gespannt sein, woran Ihr pirschender Blick bei einer Frau Baerbock wohl hängen bleiben wird. Für alle ernsthaft Interessierten: „Verblödende K-Frage“, von Kathrin Gerlof; Leitartikel, „der Freitag“ No 14. – Jürgen Pilz

 

Das Interview von Moritz von Uslar mit Armin Laschet im Zeit-Magazin erfüllt nicht die Qualitätsstandards der Zeit und diejenigen eines guten Journalismus. Oder wie sonst soll der Leser die albernen und respektlosen Fragen verstehen, die zu keinerlei Erkenntnisgewinn führen. Warum wird die Zeit des Interviewten und der Leser mit derart belanglosen Fragen an einen Ministerpräsidenten und Kanzlerkandidaten vertan? Oder war es die Absicht des Interviewers, eine neue Art von Unterhaltungskomik ins Zeit-Magazin einzuführen, die auf die wirklich wichtigen Fragen weitgehend verzichten kann?

In einer Zeit, in der viele langfristige und auch aktuelle Themen angegangen werden müssen, hätten mich als Leser die Antworten von Laschet zu den großen Fragen unserer Zeit mehr interessiert als diejenigen nach seiner Schuhgröße und seiner Haustüre. Auch der Hinweis des Autors auf die gesprächstaktische Funktion („…das Abtasten ist also vorbei, jetzt werden die Geraden rausgehauen“) kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich vielfach um sinnlose Fragen handelt, die in einem niveauvollen Gespräch keinen Platz haben sollten – egal aus welchen Gründen. Schade, hier wurde eine Chance vertan, mit Laschet über wichtige Zukunfsthemen zu sprechen – zugunsten von vermeintlich witzigen, aber überwiegend nutzlosen Fragen. – Dr. Edwin Fischer

 

Mit Betroffenheit habe ich das Ping Pong Duell von Herrn Uslar mit Armin Laschet gelesen. Ich vermisse Inhaltliche Substanz, ein intensivierendes nachfragen war auf Grund der gewählten Form wohl nicht vorgesehen, wäre aber für mich als interessierte Leserin und Wählerin wünschenswert gewesen. So bleibt nur der Eindruck von Uslars sich schamlos gerierender Arroganz in kursiv nachsetzenden Kampfpausen und Konfrontation in betulichen Banalitäten. Der pubertäre diffamierende duktus erscheint mir weder einem möglichen Kanzlerkandidaten angemessen, noch der ‚Zeit‘, und auch keiner LeserIn.. – Sabine Jakobs

 

Über das ausgewählte erratische Interviewformat lässt sich sicher trefflich streiten. Auch darüber, ob dies eine geeignete Methode ist, um einen potentiellen Kanzlerkandidaten, den CDU Parteivorsitzenden Armin Laschet, dem bildungsbürgerlichen Klientel Ihrer Zeitung vorzustellen. Moritz von Uslar hat dies in gewohnter Manieriertheit vorgenommen. Entstanden sind diverse Fragekategorien, die beispielsweise Privates, Politisches oder Weltmännisches in der Anmoderation suggerieren, ohne auf dergleichen zu sprechen zu kommen. Die geäußerten Antworten Laschets wiederum sind kurzweilig, unterhaltsam wie pragmatisch in der Sache.

Oder weniger elaborierend artikuliert: Im Vorbeigehen formuliert, inhaltslos, allenfalls prosaisch. Es muss ja nicht gleich die Elenktik des Sokrates sein, in der wort- wie begriffsbetont formuliert, bewiesen und widerlegt wird. Aber wäre eine ansehnliche Fotostrecke hinzugefügt, beispielsweise der Familie Armin Laschets und nicht dessen vergoldet-staatsmännisches „Vorbild Karl des Großen“, dann würde ich meinen Dank jetzt zielsicher an eine bekannte, bildstarke Boulevardtageszeitung mit Hauptsitz in Berlin übermitteln. – T. Balzer

 

Seit kurzer Zeit ist mein Mann Abonnent Ihrer Zeitung. Wir haben uns davon eine intelligente und unabhängige Informationsquelle versprochen. Was ich aber in dem o.g. Interview lesen musste, hat mich erschüttert. Die Fragen sind zum Teil respektlos, überheblich und grenzüberschreitend. Was bewegt Ihren Journalisten z. B nach der Schuhgröße, der Größe(in einer frechen Form) oder den „roten Bäckchen“ zu fragen? Oder ihn zu fragen, ob er gerne mehr Charisma hätte oder ihm in einer ironischen und gemeinen Form zu bescheinigen, er sei nicht sexy..??? Unmöglich! Gott sei Dank hat da der sonst engelsgeduldige Herr Laschet das als Frechheit zurück gegeben. Herr von Uslar maßt sich außerdem an, ein Psychogramm erstellen zu wollen, obwohl ihm sicher die erforderliche Fachkompetenz und Empathie fehlt. Als Gipfel versteigt er sich in ein duzen…“ Warum führt ihr in der CDU…usw.

Sie sollte sich überlegen, ob Sie dazu beitragen wollen, dass sich unser aller Umgang miteinander weiter ins negative und menschenverachtende absinkt. Leider ist zu beobachten, dass Journalisten wetteifern, wer am besten andere fertig und lächerlich machen kann und dass sie dafür noch Beifall ernten. Schwer zu ertragen. Ich finde es schon traurig, dass eine Zeitung von Ihrem Ruf so eine Arbeit durchgehen lässt. An dieser Stelle vermisst der anspruchsvolle Leser Helmut Schmidt, der als Mit Herausgeber über das Niveau gewacht hat. – Helma Reifers

 


 

 

Leserbriefe zu „Über sich rasch vermehrende Problemwörter und spät gesühnte Kindersünden“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Herr Martenstein schreibt: „es sollte im Netz ein Zentralregister der Wörter geben, wo man Wörter auf Probleme checken und die aktuellen Neuwörter nachschlagen kann“ – Das bringt nichts, weil in zehn Jahren darin das gesamte deutsche Sprachgut zu finden ist. Oder besser der winzige Rest, den die Anglizismen dann noch übrig gelassen haben. Wirklich problemlos leben mit dem Thema nur die stummen Analphabeten. – Iman Schwäbe

 

Ich weiß, wie Sie ihre Jugendsünden wieder gut machen können. Gehen Sie zu Ihrem nächsten Fasching als Jakobiner. Nehmen Sie Ihre Guillotine mit. Wenn Ihnen dann ein Indianer, ein Cowboy, ein Chinese oder gar ein Mohr begegnet, dann machen Sie kurzen Prozess! Wenn Sie Hilfe brauchen, melden Sie sich… – Christian Voll

 

Die Politikerin Bettina Jarasch wollte als Kind „Indianerhäuptling“ werden. Da geht ein Raunen durch den Saal, ein politisches Erdbeben kündigt sich an. Aber im Ernst. Was soll sie denn sagen? Selbstverständlich wollte sie als Kind Indianerhäuptling werden – ja was denn sonst? Als ich 1975 ein zehnjähriges Kind war, war ich auch „Indianerhäuptling“, so haben wir das damals genannt und nicht „Chief of the Natives“. Ich bezweifle übrigens stark, dass sich freie und „wilde“ Indianer „Natives“ nennen würden, denn warum sollten sie Englisch sprechen. Wir waren damals als Kinder mit selbstgebastelten Pfeilen und Bögen unterwegs und haben uns im Zielschießen geübt. Unsere Fahrräder waren die Pferde. Die Mädchen wollten übrigens meistens Squaws sein. Da kann man heute drüber denken, was man will.

Wir haben uns entsprechend gekleidet und geschmückt und waren damals stundenlang so beschäftigt. Die Erwachsenen haben ab und zu durchs Fenster gesehen und aufgepasst. Wir waren aber auch Seeräuber, Wilde und Entdecker und haben Raumschiffe geflogen. Bin ich deshalb heute Rassist? Eher nicht, eher sogar im Gegenteil, mich kotzt Rassismus an. Als Captain Kirk oder Spock habe ich Verantwortung gelernt, als Wilder wurde ich unterdrückt und gefesselt. Diese wichtigen Erfahrungen gehen Kindern heute verloren. Kinder lernen im freien Spiel, die Welt zu verstehen. Ich bin der Ansicht, man sollte Kinder ihre Welt selbst entdecken lassen, ihre Sprache, ihre Kultur usw. Und wenn sich ein Kind schwarz anmalen will, dann soll es das tun.

Oder es soll als Roboter herumlaufen, als Katze, als Betrunkener, als Affe, als Rennfahrer, was auch immer. Diese lehrreiche Freiheit kommt später nie wieder. Und die Erwachsenen sollten am Rand zuschauen und Spaß daran haben und nicht mittendrin sein und jede Kreativität bewerten und abwürgen. Wenn heute von „Journalist innen“ gesprochen wird, dann frage ich mich: „Und was ist mit „Journalist außen“? Und das passt gut, finde ich. Ich habe tatsächlich gestern erst beim Frühstück mit meinen Kindern darüber diskutiert und wir waren uns ziemlich einig, so redet niemand im normalen Leben. Das ist „Neusprech“ aus dem Fernsehen. Vordergründig geht es um „Integration von Frauen“, hintergründig geht es eher um Ausgrenzung und Absetzung (im Sinne von elitär sein wollen). Den „normalen“ Menschen wird die freie Sprache genommen, so können sie nicht mehr mitreden und reinreden.

Das passiert vermutlich nicht mit Absicht, aber es ist trotzdem gewollt. Es ist schwer, ehrlich die Gedanken zu äußern und Interessen zu vertreten, wenn nicht mehr zählt, was gemeint ist, sondern wie es ausgedrückt wird. Es ist sehr schlimm geworden, wenn Erwachsene nicht Mal mehr aus ihrer Kindheit berichten können, so wie Frau Jarasch. Und zur Beichte: Ich war beim Schulkarneval im 1. Schuljahr: Ein fröhlicher, armer Wandersmann 2. Schuljahr: Eine Litfaßsäule 3. Schuljahr: Habe ich leider vergessen 4. Schuljahr: Ein Mädchen Meine Frau war übrigens Mal ein Briefkasten ( ;-) ). Und ich dachte, ich als Litfaßsäule wäre einmalig. – Christian Fahn

 

Ich habe mich sehr gefreut über Ihre Kolumne im Zeit Magazin in der Ausgabe Nr.15. Ich glaube ich kann meinen mühevoll erworbenen Brockhaus wegschmeißen oder verbrennen aber letzteres erinnert zu sehr an den Bebel Platz. Sind die alle verrückt geworden ? Ich bin eine alte Frau und mein Sohn hat mir vor ein paar Jahren ein iPad geschenkt und ich kann ja nun statt Brockhaus googeln. Aber wieviel alte Menschen haben keine Ahnung was das ist. Ich würde diese „Neuschreibexperten“ als Krümelkacker bezeichnen ( darf man das ? )

Die Kinderbücher müssen umgeschrieben werden z.B. Hexe darf man nicht mehr sagen,also die alten auch entsorgen….nicht für die Enkelkinder aufheben. Wörter mit denen ich großgeworden bin darf ich nicht mehr benutzen,da lachen ja die Hühner. Na schön,manches ist schon grenzwertig als da wären: Zigeunerkeller ( altes Restaurant in Berlin) dort haben „ Zigeuner Geige gespielt. Da hat sich keiner was bei gedacht. Ich würde heute auch Roma sagen. Russische Eier, steht bei Google noch so drin,Scheuerlappen,Kümmeltürke ( er war der beste für die Hausfrau….der Kümmel natürlich.Amerikaner beim Bäcker hmm. Türkenbund und Judenbart…auch noch googlbar ,beides sind Pflanzen. Mein Sohn ist als Indianer,Cowboy und Pirat zum Kinderfasching gegangen. Einmal mußte der arme Junge als Gartezwerg gehen,mit Gießkanne und Zipfelmütze. Das nimmt er mir heute noch übel,aber ich fand ihn süß. Mit freundlichen Grüßen und Dank für Ihre wunderbaren Kolumnen…auch im Tagessiegel. – Christel Körnig

 

Ist doch schön, dass die Politikerin Bettina Jarasch sich für ein diskriminierendes Wort entschuldigt hat. Das so zu tun war total in Ordnung. Schwamm drüber. Weiter gehts. Jede/r macht mal einen Fehler. Jede/r kann mal unbedarft, unüberlegt oder aus irgendeinem anderen Grund ein Wort aus dem Mund rutschen, dass nicht mehr zeitgemäß, diskriminierend, deplatziert oder einfach nur ganz klassisch rassistisch ist. Auch Schwarze Menschen äußern sich rassistisch. Auch PoCs tun das. Es hat einen anderen Stellenwert als wenn das weiße Menschen machen, doch Tatsachen sind Tatsachen und jeder Mensch sollte darauf achten sich so zu äußern, dass er oder sie andere nicht verletzt.

Das I-Wort, Herr Martenstein geht gar nicht. Das müssten Sie inzwischen eigentlich wissen. Also ich nehme an, dass Sie es wissen, da ich einfach mal davon ausgehe, dass Sie sich als einigermaßen gebildeter Mensch darüber informieren was in der Welt so passiert. Ich frage mich weshalb Sie das I-Wort obwohl Sie wissen, dass es diskriminiert in Ihrer Kollumne dennoch so oft verwenden müssen. Ist das Trotz? Wie gesagt, und da wiederhole ich mich gern, ist es menschlich einen Fehler zu machen. Sich nach einem Fehler zu entschuldigen ist total in Ordnung. Schwamm drüber. Weiter gehts. – F. Mohamed Ali

 

Wo fängt man an? Nicht „alte weiße Männer“ sondern alte, degenerierte weiße Männer, die Kritik an ihren Äußerungen und Praktiken nicht ertragen können, bedienen sich der Phrase „das darf man nicht mehr sagen“. Dieses zutiefst anti-intellektuelle Argument in einer Zeitung ihres Anspruchs in letzter Zeit gehäuft lesen zu müssen, schmerzt und sollte in einer demokratisch orientierten Zeitung vermieden werden. Man darf alles sagen.

Muss aber auch mit der Reaktion darauf umgehen können. Der Vorwurf von Sprachverboten ist somit ein ganz billiger Versuch eine Debatte zu verhindern bzw. zeugt von Herrn Martensteins Kritikunfähigkeit. Daher der Ausdruck „alte degenerierte Männer“. Herr Martenstein darf sich auch gerne als Cowboy verkleiden und sich am Genozid der Amerikanischen Ureinwohner belustigen und auf deren Gräbern tanzen. Dann sollte er aber bitte auch die Kritik aushalten können. Dieser antidemokratische und anti-intellektuelle Humbug in ihrer Zeitung ist wirklich unsäglich. – Frederik Blank

 


 

 

Leserbrief zu „Da draußen“ von Heike Faller im ZEIT Magazin

 

Mit Interesse habe ich ihren Artikel über die Nacktschnecke gelesen. Dabei sind einige Fragen aufgetaucht. Sie schreiben, dass die frühere Spanische Wegschnecke nun eine eigene Art sei, die Arion vulgaris. In meinem 624-Seiten-Wälzer „Die Schneckenfauna der Schweiz“ heisst aber die Spanische Wegschnecke Arion vulgaris. Die Gemeine Wegschnecke heisst hier Arion distinctus, weiterer Trivialname ist Gemeine Gartenwegschnecke. Was stimmt nun? – Beatrice Nünlist