Lesezeichen
‹ Alle Einträge

15. April 2021 – Ausgabe 16

 

Leserbriefe zu „ZEITNAH. Die Sache mit dem Stern“

 

Vor einiger Zeit gab es über „Freunde der Zeit“ eine Umfrage, ob die Leserinnen und Leser lieber gegenderte Artikel lesen möchten oder nicht. Mich würde interessieren, wie diese Umfrage ausgefallen ist. Auf jeden Fall stört es mich zunehmend, wie wenig in der ZEIT gegendert wird. Auffallend oft wird das generische Maskulinum benutzt, auch wenn aus den Namen oder Bildern ganz klar hervorgeht, dass Männer und Frauen interviewt wurden (DIE ZEIT no 15, Seite 30 in der Subhead „Mitarbeiter von Hapag-Lloyd“, oder die Bildunterschrift „Laborarbeiter in der Marburger Impfstoff Firma“, DIE ZEIT no 15, Seite 23, nur als Beispiel).

Auch im Artikel selbst wird in der Mehrzahl das generische Maskulinum verwendet und nur selten die weibliche Schreibweise (Mitarbeiterinnen) und noch seltener die doppelte Schreibweise (Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter). So fühle ich mich als Zugehörige der anderen Bevölkerungshälfte immer weniger angesprochen, obwohl ich DIE ZEIT ansonsten sehr schätze. Warum machen Sie nicht einfach mal mehrere gegenderte Ausgaben und gucken, was dann passiert, sowohl bei den Leserinnen un Lesern, als auch bei den Autorinnen und Autoren? Das würde ich mir wünschen. Oder eine Ausgabe, in der nur die webliche Form benutzt wird…. – Henrika Prochnow

 

Juhuuuuu! Sie haben sich entschieden und ich freue mich sehr über Ihre Wahl! – Elsabe Elson

 

Prima Ihre Lösung! Mögen viele Ihrem Beispiel folgen! – Günter Polutta

 

Sie können sicher sein, dass ich mein Abonnement kündige, sollte ich mehr als einen Artikel in einer Ausgabe mit Gender-*, Binnen-I oder Frauen_Unterstrich vorfinden und lesen müssen. Mit Verlaub, für mich ist es eine Unverschämtheit zu sagen, dass man die bislang geltende Form des generischen Maskulinums nun nur noch als „Frauen u..weitere Geschlechter sind mitgemeint“ bezeichnet. „Mitgemeint“ ist insofern Unsinn, da sich im Laufe der Zeit Bedeutungen von Wörtern o. Bezeichnungen immer wieder geändert haben.

Heute würde z.B. niemand mehr zu seiner Frau sagen „mein Weib“. Dessen Bedeutung hat sich ins Negative gewandelt und wird akzeptiert. Umgekehrt hat sich die Bezeichnung mit einem generischen Maskulinum wohl über Jahrzehnte wenn nicht mind. ein Jahrhundert gewandelt als allgemein gültiger Begriff für alle (sofern es ürsprünglich tatsächlich nur fürs männliche Geschlecht gedacht war…). Es ist wirklich niemandem geholfen jetzt eine von der sicher großen Mehrheit anerkannte Form rückgängig zu machen. Schlimmer noch: sie zu „verkomplizieren“ und ins Lächerliche zu ziehen. Es ergibt ein grauenhaftes Schriftbild. Für Deutsch-Lernende eine Zumutung.

Für Deutsch-Sprechende nicht weniger. Es ist niemals konsequent möglich; z.B. „Kolleg*innen“ : ein Kolleg ist eine Vorlesung in einer Hochschule oder das betreffende Gebäude. Was also sind „Kolleg*innen“? Und man staunt: es sollen bei gegenderten Begriffen „diverse“ Menschen mitgemeint sein. Plötzlich doch wieder jemanden „mitmeinen“ ? Das widerspricht sich doch. So war es vorher auch ! Warum merken die Befürworter diesen Widerspruch nicht ? – Rainer Hannappel

 

Ich dachte bisher und so ist auch meine Erfahrung das man in Redaktionskonferenzen und bei der „Zeitungsproduktion“ immer unter Zeitdruck steht. Sie scheinen noch Zeit für eine Arbeitsgruppe, oh ich vergas „eine paritätisch besetze Arbeitsgruppe mit Redakteurinnen und Redakteuren“, zu haben, die sich mit der „gender gerechten Sprache“ befasst. Gut das sie das schreiben… ich hätte sonst angenommen, das „DIE ZEIT“ durch Kinderarbeit hergestellt wird… Gehts noch?

In dem Absatz darunter schreiben sie von „dreierlei Geschlechts“… das finde ich sehr interessant. Das eröffnet völlig neue Gesichtspunkte… z.B. bei der Zeugung von Kindern. Bisher war es ja so, das zur Zeugung ein Mann und eine Frau zusammen kamen (ich muß das hier nicht weiter ausführen). Nun schreiben sie von „dreierlei Geschlechts“? Ich bin Vater dreier Kinder… Im Ruhrgebiet (da wo ich herkomme) würde man sich fragen: was rauchen Die den?

Aber mal im Ernst; ich beobachte das nun schon eine ganze Weile. Auch im Radio; vor einigen Tagen wurde im Deutschlandfunk eine Kommentatorin als „die JournalistIn Frau …“ angekündigt. Statt Journalistin wurde „JournalistIn“ gesagt. Frauen als … Anhängsel? Als wenn in Deutschland durch „gendern“ die Gleichstellung der Frauen in Beruf erreicht werden könnte. Kommen sie zurück zur grammatikalisch korrekten Schreibweise. – Frank Ellersiek

 

Als ich den freundlichen Mann vom Abo-Service der ZEIT kürzlich fragte, ob es denn ein Sonderkündigungsrecht gäbe, wenn auch diese Zeitung dem Genderunfug nachgibt, antwortete er, da könne er keine Garantie geben. Seit der vergangenen Ausgabe (no 16) bin ich etwas beruhigt. Der Weg der ZEIT scheint vernünftig zu sein: Diejenigen, die es mit unserer Muttersprache gut meinen, schreiben weiterhin korrekt. Alle anderen, z.B. Gastautoren, können schreiben wie sie wollen. Natürlich werde ich solche Gastbeiträge nicht lesen- ich schaffe es einfach nicht, es tut mir weh. Danke für die Klarstellung. – Eduard Kalb

 

Glückwunsch für diese Lösung der vertrackten Genderschreibweise, die wirklich einer liberalen Zeitung würdig ist. So können die Autoren ihren diversen religiösen Überzeugungen folgen und auch der Leser wird nicht mit schwer lesbaren Konstrukten belästigt. – Peter Pielmeier

 

Zu dem Beitrag „Die Sache mit dem Stern“ wüsste man gerne, wer dafür Verantwortung trägt. Fehlte Ihr/Ihm der Mut? Zu diesem Thema ein kleiner Beitrag von mir, den Sie als Lesermeinung veröffentlichen dürfen: „Stellenangebot“ Suche Hilfe im Haushalt (GnvB, soll heißen: Geschlecht nicht von Bedeutung, da die Formel m/w/d die zum Schluss gemeinte Minderheit diskriminiert). Die an der Stelle Interessierten mögen bei persönlicher Vorstellung bitte den „BürgerInnensteig“ und den „FußgängerInnen-Überweg“ vor meinem Hause benutzen! Gegen die Sorgen der ZEIT um „gendergerechte Sprache“ scheint mir da der Zustand in meinem Hause und die momentane Situation um Corona doch eher rudimentär. – Rudolf Reinhardt

 

In der gegenwärtigen Debatte wird häufig den politisch Linken vorgeworfen, eine „Sprachpolizei“ zu etablieren. Die Gegner:innen der gendergerechten Sprache aber sind es, die sich in Verboten und Vorschriften oft durchsetzen. Manchmal handeln Medien aus Identifikation mit ihnen, oft aus reiner Angst vor ihrem Aufschrei. So etabliert beispielsweise der Bayerische Rundfunk und nun auch die ZEIT ein explizites Verbot (und das ist es, auch wenn man es mit konsensuell anmutenden Formulierungen wie „Wir vermeiden“ ausdrückt) von Gender-Sternchen, -Gap und ähnlichem. Ist das nicht Sprachpolizei, wenn man Dinge verbietet?

Ich als Sternchen- oder Doppelpunkt-Nutzer möchte niemandem meine Art des Schreibens und Sprechens vorschreiben, aber als mögliches Vorbild fungieren – ganz unaufgeregt, jede:r soll einen eigenen Weg finden. Es ist ein Widerspruch,“kreative Formen“ des Genderns angeblich zulassen zu wollen und gleichzeitig die verbreiteten Formen zu unterdrücken. Die Autor:innen begründen dies zum einen mit dem subjektiven Aspekt der Schönheit – eine sehr schwierige Argumentationslinie, damit kann man alles mögliche begründen. Zum anderen wird betont, diese Formen des Genderns seien „heftig umstritten“ und deswegen zu vermeiden.

Auch diese Argumentationslinie ist gefährlich, da sie den Angreifer:innen von Rechts auf unsere Werte Tür und Tor öffnet, durch heftig ausgedrückte Besorgnis und Wut den Diskurs zu verschieben. Genau das geschieht auch schon an anderen Stellen. Außerdem gehen Sie scheinbar dem Streit aus dem Weg – aber mit Ihrer Entscheidung beziehen Sie ja doch einen politischen Standpunkt. Ihre Journalist:innen haben damit nicht mehr die Freiheit, sich ohne Fußnoten und ohne Restriktionen frei für ihren eigenen Weg des Genderns zu entscheiden. Warum darf nicht jede_r schreiben, so wie er*sie es möchte? Finden Sie meinen Text hässlich oder unverständlich? Wir müssen weiter darüber diskutieren. – Dr. Lukas von Maltitz

 

Gratulation zur weisen Entscheidung der ZEIT-Redaktion im Umgang mit „gendergerechter Sprache“. Hier hat Vernunft und Sprachgefühl entschieden statt zeitgeistkonformer Formalismus. Binnen-I, Genderstern, Unterstrich oder Gendergap stehen doch nur für einen verbalen Stellvertreterkrieg des Feminismus. Sprache folgt gesellschaftlichen Veränderungen und wir sollten daher an den realen „Baustellen“ der Geschlechtergerechtigkeit arbeiten wie etwa bei Bildung, Löhnen, beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten oder beim Frauenbild der Religionen. – Mia Herber

 

BRAVO, BRAVO, BRAVO!!! Endlich macht DIE ZEIT Schluß mit dem unsäglichen Gegendere. Unsere wunderbare (Schrift-) Sprache hat es nicht verdient, von einer kleinen, sehr lautstark agierenden Gruppe unserer Gesellschaft Dinge aufoktroyiert zu bekommen, die die überwiegende Mehrheit unserer Gesellschaft nicht im Geringsten nachvollziehen oder gar billigen kann und will. Klar gibt es – überall – Minderheiten, die sich abgehängt oder übergangen fühlen. Auch diese Menschen gilt es zu respektieren – realiter aber nicht mit Gendersternchen!

Dass eine große Zeitung wie DIE ZEIT hier Rücksicht nehmen sollte, ja muß, ist ein Teil ihres gesellschaftlichen Auftrags in einer pluralistischen Demokratie wie der unseren. Die auf S.12 von Ihnen beschriebene, absolut neutrale zukünftige Herangehensweise an dieses „Problem“ kann ich nur 100%-ig begrüßen und als Leser voll umfänglich mittragen. So will ich „meine ZEIT“ auch in Zukunft sehen und lesen. Bleibt mir nur die Hoffnung, dass Ihre gesamte Redaktion diesen Beschluß auch vollständig umsetzt- und dabei bleibt! – Werner Kerschgens

 

DANKE! Damit kann ich mein Abo behalten. – Axel Voß

 

Ach je, die Sache mit dem Stern … In meinem Beitrag zum Thema (siehe Anhang) kommt allenfalls der letzte Absatz in die Nähe eines Leserbriefs. Vielleicht kann die Geschichte den einen oder die andere von Ihnen aber dennoch etwas erheitern ;-):

Kürbiskernbrötchen. Gestern war ich wieder einmal in meiner Lieblingsbäckerei. Das ist eigentlich nichts Außergewöhnliches, denn ich liebe herzhaftes Steinofenbrot und Kürbiskernbröt- chen. Nun ja, sie könnten knuspriger sein. Aber darum soll es hier nicht gehen. Mit leichter Wehmut hatte ich vor einiger Zeit feststellen müssen, dass mein alter Bäcker seinen Laden aufgegeben hatte. Aus Altersgründen, wie es hieß. Wiedereröff- nung unter neuer Leitung nach Renovierung. In Kürze. Ich war gespannt. Ob der neue Bäcker auch so ein reichhaltiges Angebot haben würde? Ob ihm die Kürbiskernbrötchen knackiger gelingen würden?

Die Kürze dauerte vier Wochen. Gestern war es endlich so weit. Eine junge Bäcke- rin hatte das Geschäft übernommen. Strahlend stand sie hinter der Theke. „Was darf‘s denn sein, mein Herr?“ Ich lächelte zurück und fragte: „Haben Sie Kürbiskernbrötchen?“ „Ja, selbstverständlich“, flötete sie, „mit Roggen-, Dinkel- oder Weizenmehl? Aus biologisch-ökologischem Anbau, aus der Region oder aus Getreide von den sonnigen Feldern der Toskana?“ Etwas überfordert sah ich sie an und antwortete schnell, um mir meine Ratlosigkeit nicht anmerken zu lassen: „Mit Roggenmehl. Aus der Region. Fünf Stück bitte.“

Sie lächelte überlegen und mit dem zufriedenen Ausdruck, mich als Fachmann für Qualitätsbackwaren richtig eingeschätzt zu haben, riss eine Tüte vom Stapel und wandte sich geflissentlich einem der gut gefüllten Brötchenkörbe zu. „Sie haben die Bäckerei aber schön wieder hergerichtet“, sagte ich zu ihr, während sie die raschelnde Tüte mit dem verheißungsvollen Backgut füllte. Doch was war das? Täuschte ich mich? Hatten ihre Mundwinkel bei meinen Worten nicht kurz angewidert gezuckt? Empfand sie mein Kompliment vielleicht als plumpe Anmache? Schon be- reute ich meine Anerkennung. Man muss heute ja sehr vorsichtig sein.

Sie wandte sich mir wieder zu, ihr Lächeln verriet eine gewisse Anspannung, als sie mir die Tüte über die Theke reichte. Leise säuselnd, jedoch mit einer nicht zu überhö- renden Schärfe belehrte sie mich: „Sehr verehrter Herr, bitte nehmen Sie zur Kennt- nis, dass ich nicht Ihrem werten Geschlecht angehöre und Sie sich folglich in einer Bä- ckerinei befinden.“ Ihre Augen strahlten triumphierend als wollten sie sagen: So muss man gegenüber diesen gestrigen Uraltkunden auftreten! Die nie begreifen würden, dass sich die Zeiten geändert haben. Mein Gott, war mir das peinlich! Hinter mir vernahm ich leises Kichern. „Darf es noch etwas sein?“

Ich schüttelte den Kopf und brachte gerade noch ein verdruckstes „Nein. Danke.“ hervor. Ich zahlte, grüßte kurz und verließ abgestraft die Höhle der Löwin. Völlig benommen von meinem unverzeihlichen Fehltritt fand ich erst zuhause wie- der zu einer gewissen Gelassenheit. Wahrscheinlich ist die Bäckerin wie viele Besitze- rinnen von Bäckerineien … ist sie … ich wage es gar nicht hinzuschreiben … Mitglied … äh … Ohneglied … auwei, ein Neutrum, nein, natürlich Ohnegliedin in der Bäckerin- neninnung. In ihrem Laden haben solche ignoranten Knacker wie ich nichts verloren. Ich werde in mich gehen.

PS: Ich bin in mich gegangen. Ich bereue meinen gedankenlosen Sprachgebrauch und werde mich bessern. Meine ehrenamtliche Tätigkeit für die Bürger:Innen-Stiftung ei- ner fortschrittlichen deutschen Stadt wird davon ungemein profitieren. Alle werden mich loben: Wir haben in unseren Reihen eine ehemalige Bürger:Innen-Meisterin. Und einen Arzt. Und einen Anwalt. Die sind sicher in der Ärzt:e:Innen-Kammer. Oder in der An:walts:wält:Innen-Kammer. Im Rahmen unserer Kooperation mit Schulen treffe ich immer wieder nette Menschen. Oft im Lehrerzimmer. Oft sind es Frauen. Die haben da gar nichts zu suchen. – Oliver von Flotow

 

Die Verunstaltung unserer Sprache in Wort und Schrift durch Gendersternchen ist ähnlich überflüssig wie die niveaulose Kanzlerkandidatendiskussion in der Union. Schön, dass die ZEIT sich mit ihrer Linie wohltuend davon abzuheben versucht. Ich freue mich, die ZEIT auch künftig ohne unnötige Stolperfallen lesen zu dürfen. – Klaus Kroek

 

„Wir vermeiden heftig umstrittene Formen wie eine Schreibung mit Genderstern …“ Verbindlichsten Dank dafür, dass Sie (wünschenswerte) „Geschlechtergerechtigkeit“ nicht mit Verhunzung der Sprache verwechseln, was sich leider bis in die „bürgerliche Mitte“ hinein ausbreitet und sich fälschlicherweise als „links“ geriert, in Wirklichkeit aber nichts anderes als Ausdruck einer identitären Ideologie ist. – Wolfgang Brocks

 

In der aktuellen Ausgabe der ZEIT teilen Sie mit, wie die Redaktion zukünftig gedenkt, mit „gendergerechter“ Sprache umzugehen. Sie haben sich für eine Art Mittelweg entschieden, der zum einen zu sprachlichen Unklarheiten führt („generisches Femininum“) und zum anderen jedenfalls nicht ausschließt, dass auch bei Ihnen künftig das Gendersternchen und ähnliche sprachfremde Symbole auftauchen werden, wenn Autoren das wünschen. Ich halte dieses Zugeständnis für falsch und sehe mich darin gerade durch die weiteren Inhalte der aktuellen Ausgabe der ZEIT bestätigt: Im neuen Buch von Sahra Wagenknecht wird sehr überzeugend dargelegt, dass die Identitätspolitik (zu deren Anliegen auch die „gendergerechte“ Sprache zählt) ein vermeintlich linker, aber im Ergebnis neoliberaler und Menschen trennender Irrweg ist. Die Rezension im Feuilleton stellt das zutreffend da.

Sie berichten über die Pläne der Bild-Zeitung, einen eigenen Fernsehsender zu etablieren. Hintergrund ist nicht zuletzt der Umstand, dass die öffentlich-rechtlichen Sender konservative Positionen gar nicht mehr abbilden. Dazu passt, dass sie mittlerweile zunehmend auf die „gendergerechte“ Sprache umschwenken. (Und mitunter den Eindruck erwecken, sie kümmerten sich mehr um ein lückenloses Gendern als um eine sorgfältige Recherche.) Damit enttäuschen und verprellen sie einen Großteil des Publikums – eine (Markt-)Lücke, die nun die Bild geschickt für sich nutzt. Sie berichten darüber, dass sich herausgestellt hat, dass das dritte Geschlecht, um dessen Wahrnehmbarkeit so viel Gewese gemacht wird, tatsächlich nur in minimalen Zahlen existiert. Eine Tatsache, die deutlich macht, dass die Berücksichtigung dieses Geschlechts in der Kommunikation außer Verhältnis zu einem möglichen Nutzen steht.

Fazit: Wenn Sie Ihre eigenen Inhalte ernst nehmen, sollte es nicht schwer fallen zu erkennen, dass die Sexualisierung der Sprache durch vermeintlich „gendergerechte“ Formen eine sprachliche Zumutung und ein untaugliches Mittel zur Erreichung von Geschlechtergerechtigkeit ist. Neben vielen anderen hat jüngst Rainer Moritz vom Hamburger Literaturhaus in einem langen Artikel in der FAZ den Unsinn dieser Mode überzeugend dargelegt. Er meint, es handele sich nur um eine vorübergehende Erscheinung. Umso weniger leuchtet ein, dass nun auch eine unabhängige liberale Publikation wie die ZEIT hier ohne Not opportunistisch mitmachen will. Damit gefährdet sie ihre Marktposition, denn sie droht ihren Charakter und nicht wenige Leser zu verlieren (ohne neue zu gewinnen). Ich jedenfalls möchte mich beim Lesen weiterhin auf die Inhalte konzentrieren können und nicht durch sprachfremde und störende Formen oder unklare Formulierungen abgelenkt werden. – Michael Fricke

 

Nun also auch die ZEIT mit eigenem Gender-Framing – natürlich ZEIT-gemäß etwas subtiler. Für mich erhebt sich die wesentliche Frage: Gibt es eine repräsentative, unabhängige und neutrale (also nicht interessengesteuerte) Umfrage unter Frauen, ob diese mehrheitlich eine gegenderte Sprache wünschen oder für erforderlich halten? Erst danach sollte überlegt werden, ob überhaupt und ggf welche Schritte erforderlich sein könnten. – Franz-Christian Semrau

 

Das liest sich sehr vernünftig. – Volker Homann

 

Liebe Leserin, lieber Leser, lieber Leserim, kurz: lieber Leseri; Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Leserimis, kurz: liebe Leseris, */Innen/_ etc. sind sperrig, bürokratisch, anstrengend, verbrauchen Denk-, Lese-, Rede-, Sendezeit und Zeilenplatz. Sie wirken wie ein Versuch, Integration und Gendergerechtigkeit (allerdings unter Ausschluss der Diversen) mit dem Holzhammer zu erzwingen. Dementsprechend sind die meisten Menschen mittlerweile aufgemischt und/oder sensibilisiert und vielleicht offen für eine neue Post-Gender-Form. Schon publiziert wurde der Vorschlag -y (Singular) und -ys (Plural): das Schüly, die Schülys. Ich sehe darin zwar einen Fortschritt gegenüber * und co., leider aber auch eine gewisse Diskriminierung und Abwertung:

– Das y sieht anders aus, suggeriert ein Fremdwort. Ist jemand oder etwas zugehörig, muss man es aber nicht auffällig markieren. Herausstellung kann auch ausgrenzen. – Sowohl im Sg, als auch im Pl werden die Worte verkürzt. Beispiel: der Schüler, die Schülerin, das Schüly – ist das Schüly weniger (wert)? Warum heißt dann die Schülerin nicht Schülin? Auch sind die Worte in ihrer Bedeutung schwerer zu verstehen. Beispiel: der Bürger, die Bürgerin, das Bürgy – ist das jetzt ein Bürger oder ein Bürge? – Die Wortverkürzung wirkt zudem wie eine Verkleinerung/Verniedlichung. Sollen wir das Schüly weniger ernst nehmen? Diese Problematik entfällt bei der Form -i (Sg) bzw. -is (Pl): Lehreri(s), Polizisti(s), Bürgeri(s). Hier wird der Aspekt der Gleichwertigkeit über Wortlänge und Schreibweise berücksichtigt.

Die i/is-Form ermöglicht eine allgemeine nicht-generische Bezeichnung im Singular sowie im Plural, m/w/d sind gleichermaßen enthalten. Für den Fall, dass ein konkreter diverser Mensch gemeint ist, bräuchte es eine zusätzliche neue Endung: der leichten Aussprache zuliebe vielleicht -m: z. B. Schülerim. Im Plural: Schülerims oder Schülerimis. – Reiteris kommen von Ferne auf mich zu. Ah, jetzt kann ich erkennen: es sind Reiterinnen. Oder: es sind Reiter. Oder: es sind Reiterimis. Oder es sind von allen welche dabei, dann sind es wieder Reiteris – – Ein Reiteri kommt aus der Ferne auf mich zu. Ah, jetzt kann ich erkennen: es ist eine Reiterin. Oder: es ist ein Reiter. Oder: es ist ein Reiterim – Die i/im/is-Form ist m.E. intuitiv, leicht zu lernen, leicht zu lesen, zu sprechen und zu schreiben. Vielleicht probiert es ein mutiger Mitbürgeri oder Autori demnächst mal aus? – Ingrid Manogg

 

Ich schlage eine einfache Lösung für eine gendergerechte Sprache vor, nämlich die Pluralschreibweise mit n. Diese Form gibt es in der deutschen Sprache schon, vor allem im Dativ Plural: den Lehrern, den Besuchern, den Gärtnern, den Minderjährigen, den Schreibern usw. Die Nominativ Pluralform ist seltener, aber vorhanden: die Geißeln, die Geborenen, die Verstorbenen, die Werktätigen, die Liebenden, die Schwachen, die Wenigen, die Personen, die Untertanen usw. Die Formen für andere Nomen sind gewöhnungsbedüftig, aber das sind die Sternchenformen auch. Also würde es demnächst heißen: die Lesern, die Schülern, die Arbeitern, die Briefträgern, die Kellnern usw. Neben der einfachen Form ist ein weiterer Vorteil der Schreibweise mit n, dass Menschen nicht in Männliche, Weibliche aufgeteilt werden, sondern als Gruppe angesprochen werden. – Bernd Lienesch

 

Bravo! DIE ZEIT bleibt Leuchtturm der Printmedien für die „gebildeten Stände“ und all jene, die intellektuell in der Lage sind, zwischen Genus und Sexus in der deutschen Sprache zu unterscheiden. Der Wermutstropfen der beabsichtigten alternativen Nennung weibl. oder männl. Pluralformen bei gemischtgeschl. Gruppen wird sich rasch als nicht praktikabel erweisen, da missverständlich und auch nicht „divers“! Die Nebelkerze des „sich vielerorts vollziehenden Sprachwandels“ verschleiert, dass sich die Genderei nicht durch Sprechakte der ca. 100 Millionen Deutschsprechenden evolutionär entwickelt! Vielmehr wird sie durch eine kleine, sich revolutionär dünkende „Avantgarde“ ungefragt und illegitim der Gesellschaft – nahezu ohne Gegenwehr – aufoktroyiert! Nicht Anbiederung, sondern Widerstand gegen diesen organisierten Sprachunfug ist das Gebot der Stunde! – Rolf Wolfbauer

 

Vielen Dank für Ihre Stellungnahme zum ‚Gendern‘, Sie sprechen mir aus dem Herzen. Was ich bei der emotional geführten Debatte vermisse: Es fehlt ein Hinweis auf Grammatikfehler (ganz gleich, ob man den *, den Unterstrich oder das Binnen-I benutzt). Beispiele: – die Freund*innen: hier fehlt das e bei der männlichen Form; – den Schüler*innen: hier fehlt das n bei der männlichen Form (im Dativ Plural); Häufig behilft man sich mit dem Partizip Präsens, das im Deutschen nicht so geläufig ist.

Gewöhnt hat man sich an die Studierenden und die Auszubildenden (in meiner Wahrnehmung ein Wortungetüm). Beispiele für die aktuelle Gendersprache: – Im Jahr 1933 kamen die NationalsozialistInnen an die Macht. (Info-Plakat in der Kieler Kunsthalle) – Uns geht es um die Wertschätzung jeder und jedes Einzelnen, deren beziehungsweise dessen Erinnern wir wahren möchten. (Wochenendmagazin der schleswig-holsteinischen Landeszeitung 27./28.2.21 S.13) – Christine Harder

 

Die Zahl der Menschen, die sich nicht als Frau oder als Mann, sondern als Zwitter definieren, ist sehr klein, aber den Gebrauch des Gendersternchens halte ich zumindest in jenen Fällen, in denen es keines langen Nachdenkens und keiner grammatikalischen Verrenkungen bedarf, um es korrekt einzusetzen, dennoch für sinnvoll: Das Gendersternchen erinnert uns daran, dass die Geschlechtsrollen nicht so eng vorgegeben sind, wie sie in unserer Gesellschaft immer noch definiert werden – die Mehrbelastung vor allem von Frauen in der Corona-Krise zeigt diese gesellschaftlichen Festlegungen nicht zuletzt durch Politiker*innen gerade wieder einmal sehr deutlich. Das Gendersternchen könnte helfen, die Geschlechtsrollen permanent in Frage zu stellen und die Diskriminierung nicht nur von Zwittern, sondern auch von Frauen abzubauen. – Dr. Ulrich Willmes

 

Da schafft der DUDEN gerade faktisch das generische Maskulinum -obwohl massenhaft verwendet- ab und die ZEIT führt ernsthaft ein generisches Femininum ein – welche Leserin oder welcher Leser der Zeit redet so? Eine Leserin findet das Adjektiv „farbig“ rassistisch und wähnt sich mit dem englischen Begriff People of Colour, der im Prinzip das Gleiche sagt, auf der moralischen Höhe der Zeit. Das liest sich wie Satire. Könnte in der ZEIT nicht mal ein fundierter Beitrag aus der Linguistik in den überhitzten Wachstuben der Sprachermittler etwas durchlüften? – Andreas Phieler

 

Sie erkennen schon an meiner Anrede, auf welcher Seite ich stehe. Ich möchte Sie zu Ihrem salomonischen Urteil und Ihrem salomonischen Umgang mit dieser seltsamen Sprech- und Schreibweise beglückwünschen. Damit kann ich gut leben und ich empfinde es als feministisch denkender Mann als nur gerecht, wenn Sie abwechselnd die männliche und die weibliche Form benutzen, denn Frauen mussten lange genug zurückstehen. Ich habe nichts dagegen, wenn Männer unter dem weiblichen Begriff substituiert werden. Auch Ihre Erklärungen zum Schriftbild und der Sprachmelodie kann ich voll und ganz mittragen.

Ich wehre mich aber vehement gegen das „Neusprech“ in anderen Medien und bekämpfe diese Entgleisungen mit allen Mitteln. Ich stehe immer noch fassungslos vor der Tatsache, dass eine kleine aber sehr laute und militante Minderheit links-identitärer Aktivisten mit Hilfe der „asozialen“ Medien in recht kurzer Zeit eine Sprachdiktatur vorangetrieben haben und in universitären Kreisen damit zunehmend Erfolg haben, weil die anderen Menschen ganz andere Sorgen haben und nicht den ganzen Tag die Buschtrommel schlagen können und wollen.

Ich lese seit fast vierzig Jahren die ZEIT, bin fast genau so lange Abonnent und schätze die ZEIT als ruhigen Fels in der Brandung und als Kompass in diesen unruhigen Zeiten, aber ich bin mir ganz sicher, dass ich es nicht tolerieren werde, wenn Sie wider Erwarten doch das Sternchen oder andere Idiotien einführen. Tun Sie es bitte nicht! Die schweigende, aber leider leisere Mehrheit, die sich nicht so entschieden wehrt, wird es Ihnen danken. Diese Entgleisungen gehen hoffentlich vorbei – die ZEIT bleibt. – Dieter Grajetzki

 

Die Forderung danach, im Grundgesetz ‚der Bundespräsident‘ um ‚die Bundespräsidentin ‘zumindest zu ergänzen, entbehrt nicht einer gewissen Absurdität. Als nächstes dann der Mensch/die Menschin? Ich bin jederzeit bereit für die Rechte von Minderheiten einzutreten; es kann und darf aber nicht sein, dass eine Minderheit der Mehrheit aufoktroyiert, wie sie zu schreiben und zu sprechen hat. Einer derartigen Verstümmelung und Massakrierung meiner geliebten deutschen Muttersprache (darf man Muttersprache überhaupt noch sagen?) werde ich mich vehement entgegenstemmen. Denn – wie vermutlich auch die meisten meiner Mitmenschen- bin ich kognitiv in der Lage, das grammatikalische Geschlecht von einem realen, wie auch immer gearteten Geschlecht zu trennen. Für eine derart drastische Umstellung der Sprache der Dichter und Denker hin zu einer Stolpersprache und -schrift verlange ich mindestens eine Volksabstimmung.

Im Übrigen kann ich als lebenslange Feministin nur konstatieren, dass die Kreation von Wortvariationen noch nie etwas an Frauenrechten geändert hat; und mit der derzeit vorgeschlagenen Variation geben wir uns lediglich der Lächerlichkeit preis. P.S.: Als logische Konsequenz dieses Versuchs der Verballhornung der deutschen Sprache habe ich -übrigens zum ersten Mal seit Jahrzehnten – selbstverständlich auch keinen neuen Rechtschreibduden gekauft. – Dr. phil. Katja Diegmann-Hornig

 

Welch Wohltat! Von Ausgabe zu Ausgabe hatte ich schon gebangt, für welche Gender-Schreibweise Sie sich entscheiden würden; aber nun haben Sie eine salomonische Regelung gefunden, behutsam und offen. Sie trauen sich, neben Lesbarkeit auch Kriterien wie Schönheit und Verständlichkeit der Texte zu bedenken. Fürwahr, eine Gute Nachricht! Leider nicht namentlich autorisiert und an unprominenter Stelle versteckt. – Michael Toball

 

Ich möchte mich bei ihrer Redaktion für den Artikel „Die Sache mit dem Stern „ bedanken, Sie sprechen mir aus der Seele, Texte mit vielen Gender-Zeichen kommen mir vor wie Stottern und machen ein flüssiges Lesen unmöglich. Bei ihrer Regelung werde ich weiterhin Die Zeit mit Interesse und Vergnügen lesen.(Ich bin seit 1968 Abonnentin ihrer Zeitung) – Sylvia Lippert

 

Wieso reden Sie (Zeile 6) über „Leserbriefe“ ? How politically incorrect can you be! Das soll doch „Leserinnen- und Leserbriefe“ sein! Diese Gender-Oper ist völlig bescheuert. Und für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern nicht relevant. Sogar das Gegenteil. – Marc Carens

 

Ihre Nachricht zur weiteren Handhabung der gendergerechten Sprache in der Zeit nehme ich mit Bedauern zur Kenntnis. Mich stören schon seit längerem die Artikel der Süddeutschen Zeitung, die genauso bemüht wie die Zeit zukünftig, zuerst „Wissenschaftlerinnen und Ärzte“ nennt um dann in nächsten Absatz von „Wissenschaftlern und Ärztinnen“ zu schreiben. Nun werden also die Artikel der Zeit ebenso „gegendert“. Was soll das? Wer von Ihren Lesern ist nicht in der Lage zwischen der Grammatik und dem gemeinten Geschlecht zu unterscheiden? Wer denkt bei Ärzten oder Forschern nur an Frauen oder nur an Männer?

Es bedarf keiner Wortschöpfungen wie Radfahrende oder Mitarbeitende, die nun sogar in Gesetzesentwürfe Einzug halten. Mich nervt, dass die Texte dadurch schlechter lesbar werden und man sich ohne Anlass sich einer Minderheit beugt. Man muss nicht immer von Aktionären oder Aktionärinnen schreiben; jeder Student im ersten Semester weiß, dass es ein rechtstechnischer Begriff ist. Warum muss ich mir dann durch die Lektüre des ganzen Textes erschließen, ob es um Männer und Frauen oder doch nur um Frauen geht? Das war bisher immer klar. Sie machen es nun unklar. Es mag richtig sein, dass Sie es jedem einzelnen Autor überlassen, wie er mit der geschlechtergerechten Sprache verfährt.

Aber es gab auch bei der Zeit Zeiten mit Redaktionsrichtlinien und einer Chefredaktion, die für einen einheitlichen Stil über alle Artikel hinweg gesorgt hat. Diese Arbeit opfert man offensichtlich lieber dem vermeintlichen Zeitgeist. Schade. Ich sehe dies als Kapitulation der Chefredaktion – egal von welcher Seite nun Kritik an einem gegenderten oder nicht gegenderten Artikel kommen mag – Sie können sich nun immer mit der Freiheit des Autors von jedeweder journalistischer Verantwortung freizeichnen. Ich werde mir die weitere Entwicklung einige Zeit ansehen, und: dann abwägen, welche Medien ich noch lese. – Michael Keilbach

 

Danke der Arbeitsgruppe und der Redaktion für die erarbeitete Regelung im Umgang mit diesem heißen Eisen. Ihr Einsatz für möglichst lesbare Texte hat mich sehr gefreut. Wirkliche Gleichberechtigung wird weder durch *, x, _ oder Binnen“I“ erreicht werden. Nur wenn sich viele Menschen täglich gegen die Benachteiligung von Menschen wegen Geschlecht, Hautfarbe, Name etc. einsetzen wird Besserung eintreten. – GERHARD TERTE

 


 

 

Leserbriefe zu „Des Widerspenstigen Zähmung“ von Marc Brost et al.

 

Herrn Söder vermag ich leider nicht zu folgen. Wofür steht er? Herr Laschet hat sich dankenswerter Weise die Mühe gemacht, seine politischen Leitlinien aufzuzeigen. Herr Söder scheint von Ehrgeiz und einem Willen zu Dominanz geleitet zu sein. Sein Interesse ist der Aufbau seines Narrativs vom tatkräftigen Macher. Sachpolitik erscheint subaltern. Und wer nicht liefern kann, wird der oder die gefeuert? Die CSU hat bei der letzten Landtagswahl schlecht abgeschnitten, auch weil sie in der Flüchtlingskrise die Ehrenamtlichen, die Feuerwehren, die Polizei schuften ließ bis zur Erschöpfung, um sich dann noch schnell die Rolle anzueignen, führend in der Krise zu sein.

Sprachlich betrachtet, steht derzeit das politische „C“ auf gleicher Ebene wie das Narrativ von der „unbefleckten Empfängnis durch das Ohr“: Infantilisierung einer großartigen Idee (vgl. Uta Ranke-Heinemann). Zutreffende Sprache ist aber unabdingbares Werkzeug, damit erfolgreiche Kooperation möglich sein kann. Gleichwohl es verlockend ist, durch lügenhafte Sprache leichte Siege zu erringen (vgl. Kommentar NZZ). Herr Söder hatte die außerordentlich große Ehre, als Beisitzer bei Frau Merkel auftreten zu dürfen.

Jetzt gefährdet er alles, wofür 16 Jahre Kanzlerschaft Merkel stehen. Man könnte sich fragen, ob es klug ist, dass eine dritte Kanzlerschaft möglich ist. Wir hatten größtes Glück mit der Gesundheit von Frau Merkel. Wir schulden ihr den größten Dank, dass sie alles durchgestanden hat, während andere für sich sorgten. Man könnte abschließend über jenes politische „S“ nachdenken. Mit Brauchtum oder Föderalismus hat es nichts zu tun. Maßstab sollte das „D“ sein. Überall.

P.S.: Ich habe direkt die Bitte an die CDU nach einer bundesweiten Ausdehnung gerichtet – auch wenn die Vorzeichen derzeit schwierig sind. Seit 1945 hat die CDU vor Deutschland und der Welt bewiesen, dass sie demokratisch in unterschiedlichen Konstellationen und Koalitionen gearbeitet hat. Das war und ist unser Wohlergehen und unser Erfolg: für Deutschland, Europa und unseren Planeten. – Michael Scheppler

 

Bei dieser Interpretation des Wettbewerbs um den Platz des gemeinsamen Spitzenkandidaten der Union (der Demokraten und der Sozialen) vermisse ich die unvoreingenommene Sicht, die sich von den demokratischen Grundsätzen leiten lässt. Diese vermisse ich eben so bei den Spitzengremien der Christlichen Demokraten.

Demokratie funktioniert nie von oben nach unten, sondern nur in umgekehrter Richtung. Die Medien nutzen offensichtlich ihren Einfluss, um den der Kanzlerin gewährten Schutzmantel an Herrn Laschet „weiterzureichen“. Dazu werden krampfhaft Gründe gesucht, um Armin Laschet als Vorzugskandidaten der Unionsparteien aufzubauen. Die Entscheidung der Basis ist Nebensache. Die CSU ist für immer ein Anhängsel der CDU und die scheinbare Partnerschaft vielleicht der zwischen Brüdern unterschiedlichen Alters. Der Ältere bestimmt immer, wo es lang geht. – R. Renaux

 

Nun soll also Herr Laschet der Kanzlerin folgen – aufgewachsen in der ehemals stolzen Reichsstadt Aachen – politisch die Farbe Schwarz seit jeher vertrretend, …fest verankert in katholischer Glaubensrichtung, die Kapitalismus-kritische Sicht vom jetzigen Papst eher nicht vertretend? Mir bekannte CDU-Leute schütteln auch den Kopf: Gut kommt der in seinem Bundesland nur an – von sich sehr überzeugt,. nicht zu erkennen gebend, schon mitbekommen zu haben, warum seine Partei auf 26 % abfiel. Jetzt schon vor ROT – ROT – GRÜN warnen müssend – ein Totschlag-Argument aus alten Zeiten! Fakt ist: Hierzulande schlussfolgern viele, im September eher Grün zu wählen.

Auf Herrn Södern blickend, fallen mir auch das Frankenland betreffende Gesichtspunkte ein. 1990 und später Verwandte in Bamberg und Kreis Wunsiedel oft besucht, blieb in bester Erinnerung. – ebenso mit meinen Wanderfreunden in bayrischen Mittelgebirgen unterwegs gewesen zu sein Unterm Strich ist er mir ein veritabler Kandidat: bestätigt auch durch Herrn Röttgen und allgemeinen Wählerumfragen. Als Partei auf Bundesebene würde dier Franke wohl bestätigt werden; 1980 kam Franz Josef Strauß zu sehr bayrisch-großkopfig daher? – Klaus Heyde

 

Laschet und Söder haben es geschafft, mit ihren anschwellenden Wiederholungen, miteinander in Kürze eine einvernehmliche Lösung für die Kanzlerkandidatur finden zu werden, kritischen Geistern in den Medien den Verstand zu vernebeln. Seitdem Söder seine Bedingungen für seinen Rückzug von der Kandidatur verkündete stellte den Kandidaten niemand die Frage, welchem Gremium der CDU, das sich für Herrn Laschet als Kanzlerkandidat entscheiden würde, sich Herr Söder beugen werde. Mit Söders Chuzpe und Laschets Feigheit, dieser Frage in ihren „freundschaftlichen“ Verhandlungen aus dem Weg zu gehen, haben sich beide desavouiert – und die CDU beschädigt. Worüber haben beide in ihren stundenlangen Treffen gesprochen? – Dr. Werner Köbel

 

Der Schlamassel bei der Kandidatenkür der „Union“ ist doch in der eigenartigen Konstruktion der beiden Parteien begründet: Das besondere dabei ist weniger, dass es die CSU nur in Bayern gibt, sondern dass eine große Partei in einem Bundesland gar nicht vertreten ist. Das mag manchmal taktische Vorteile haben, aber bei jeder Kanzlerkandidatenkür tritt das Absurde dieser „Union“ zutage: Es gibt kein Wahlgremium für einen Kanzlerkandidaten, auch kann kein einziger Bürger zwischen CDU und CSU wählen. Daher hat nur die „Union“ (nun schon zum dritten Mal!) dieses spezielle Problem. – Klaus Bernhardt

 

Söder weiß, dass er auf dem Höhepunkt seiner Umfragewerte ist und ab nun ein Abwärtstrend droht. Er hätte mit Verzicht auf eine Kandidatur als der Klügere aus dem Machtkampf hervorgehen, seine Beliebtheitswerte halten und die Chance auf einen späteren Einsatz wahren können. Diesen Punkt hat er verpasst. Das Momentum, das ihn jetzt gerade noch in die Rolle des Kanzlerkandidaten der Union befördern könnte, wird sich gegen ihn wenden, sobald er sich nicht mehr mit Armin Laschet messen kann: Im regelfreien Vollkontakt ist Laschet klar unterlegen und Söder automatisch immer der Gewinner. Sein Reden von Bayern mag ihm jetzt im Ländervergleich nützen.

Auf Bundesebene nährt es den Verdacht, dass es ihm nur um Bayern geht (Bayern first!). Das Auflehnungsmoment gegen den Bund aus Bayern und der Anti-Establishment-Affekt mag vorübergehend im Osten attraktiv wirken. Im Hinblick auf die angestrebte Kanzlerrolle müsste er es allerdings rechtzeitig aufgeben, zumindest abschwächen. Bis dahin würden die Widersprüche und die Angreifbarkeit der Union wachsen, nicht aber die Umfragewerte. Der CSU-Mann Söder wüde immer mehr zur Achillesferse der CDU werden. Die CDU wäre zu einer immer verkrampfter wirkenden und schwächenden Geschlossenheit innerhalb der Union verdammt. Um Schlimmeres zu vermeiden, würde es immer schlimmer werden.

Die Entzauberung von Söder als Scheinriese ist bereits angelaufen. Am Ende gilt: Mitgefangen, mitgehangen. Klug wäre, wenn die CDU das Ergebnis des eigenen Niedergangs mit dem CSU-Mann Söder antizipieren, mit dem CDU-Mann Laschet und einer guten Kampagne aus dem tiefen Tal aufbrechen würde (vor allem im Osten) und sich mit dem Genossen Trend verbünden würde. – Kann man alles von Machiavelli aus Il Principe lernen. Achtung, Pathos: Deutschland braucht eine starke CDU als integrierende Kraft. – Reinhard Koine

 

Im Vergleich zur CSU besteht die CDU ja nur aus Leichtmatrosen. Da hat es ein sturmerprobter Kapitän wie der CSU-Chef leicht sich durchzusetzen. Kulanterweise zeigt Söder Laschet & Co. ja auch noch den Weg ins Rettungsboot. Die sollten sich schnellstens hineinsetzen und sich vom Acker machen. Denn wer sich den Groll des zukünftigen Kanzlers aus dem Bayernlande zuzieht, der könnte es später noch bitter bereuen. – Claus Reis

 

Das Ansinnen der CSU (und von Teilen der CDU), den Kanzlerkandidaten aufgrund von Umfragewerten zu bestimmen, ist Populismus pur und macht mir Angst: Nicht ohne Grund haben wir uns nach den Erfahrungen des „Dritten Reichs“ für das Grundprinzip der repräsentativen Demokratie entschieden, wenn es um zentrale Fragen der Politik geht. Und nun soll der Mensch, der in den nächsten Jahren die Richtlinien der Politik unseres Landes bestimmen könnte, ausschließlich aufgrund – wie auch immer zustande gekommener -Popularitätswerte bestimmt werden!

Werden die Kanzlerkandidaten der CDU/CSU demnächst im offenen Wagen die Straße unter den Linden hinunterfahren, um heraus zu finden, wer vom Straßenrand jeweils am lautesten bejubelt wird? Auf diese Weise würde Adolf Hitler nachträglich die Legitimität zugesprochen, die er auf demokratischem Weg nie erreichen konnte. Übrigens: Gemessen am Beifallsgebrüll der Massen beim Erscheinen des GRÖFAZ hätten weder Laschet noch Söder jemals eine Chance, Kanzler zu werden. – Dr. Wolfgang Fischer

 

Ich sage es so deutlich, weil sich die Abscheulichkeit von manipulierbaren, ja korrumpierbaren Abgeordneten auch so zeigt. Ein Kandidat verweist auf das mögliche Ende einer Karriere als Abgeordneter hin, wenn seine Kandidatur nicht erfolgreich wird. Dieses ist dem Strafrecht sehr nahe kommend, zumindest zutiefst abscheulich. Wenn dieses Verhalten auch noch von einem größeren Teil des Wahlvolks gutiert wird, ist eine politische Zukunft unseres Staates Trumpschen Vorstellungen sehr ähnlich. – Jürgen Dressler

 

Mit Entsetzen beobachte Ich dieses verantwortungslose, machtgeile und unwürdige Kanzlerkandidatengeschachere der Unionsparteien. Dies besonders angesichts der Pandemie, welche unser Land bedroht und dabei bis an seine Grenzen belastet. Dabei wäre es erforderlich, alle Kräfte zu bündeln um diese reale, und für uns existentielle Krise zu bewältigen. Bei der Betrachtung dieser politischen Tragödie stellt sich mir unter anderem auch die Frage, wie es die, ja nebenbei noch in verantwortlichen Ämtern agierenden Protagonisten eigentlich mit ihrem, beim Amtsantritt geleisteten Amtseid halten. Mit diesem Eid haben sie sich unter anderem verpflichtet, ihre ganze Kraft dem Wohle der Bürgerinnen und Bürger zu widmen und Schaden vom Land abzuwenden. Ihre derzeitige Handlungsweise widerspricht diesem Schwur ausdrücklich.

Einem Beamten, der derart seinem Amtseid zuwider handelt, droht unmittelbar ein Disziplinarfverfahren mit skalierter Strafandrohung bis hin zur Aberkennung sämtlicher Rechte als Beamter, einschließlich Versorgung. Mein Resümee lautet daher: Die beteiligten Politiker, die sich im Umgang mit demokratischen Grundwerten, wie auch mit der ihnen anvertrauten Verantwortung derart unverhohlen respektlos verhalten und ganz offensichtlich in erster Linie machiavellistische Egoismen in den Fokus ihres Handelns stellen, haben sich für die Ausübung der von ihnen angestrebten Ämter nachdrücklich als untauglich und folglich als nicht wählbar erwiesen . – Walter Müller

 

Man könnte sich auch folgenden Dialog vorstellen: Söder: „Armin, das mit der Bestechlichkeit von Mitgliedern unserer beiden Parteien im Zusammenhang mit Maskengeschäften schadet uns beiden gewaltig. Das Thema dominiert die Medien. Wir müssen was tun!“ Laschet: „Stimmt, Markus, aber wir dürfen niemanden dabei ernsthaft beschädigen.“ Söder: „Armin, ich habe einen Plan, wie wir das mit den Maskengeschäften aus den Schlagzeilen bekommen.“ Laschet: „Und wie?“ Söder: „Wir tun so, als würden wir ganz heftig um die K-Frage kämpfen. Du wirst ja sowieso Kandidat. Aber wenn ich mich recht aufführe, interessieren die anderen Dinge nicht mehr.“ Laschet: „Toller Plan! Machen wir! – Aber wenn Du am Ende in der K-Frage gewinnst, was dann?“ Söder (denkt): „Tja, dann ist der Plan doppelt aufgegangen.“ – Dr. Bernd Grosche

 

Die CDU sollte mal kurz innehalten und scharf nachdenken, damit sie eine Ahnung davon bekommt wie ihre politische Zukunft enden könnte. Die meisten Deutschen sehen in CSU-Chef Söder den besseren Kanzler-Kandidaten als CDU-Chef Laschet. Viele Abgeordnete der Unionsfraktion im Bundestag sehen das ähnlich, wenn auch bei ihnen ein Sitz im neuen Bundestag der eigentliche Grund für eine Bevorzugung von CSU-Chef Söder als Kanzlerkandidat ist. Und da selbst in Laschets eigener Partei viele Mitglieder und auch mancher Landeschef dessen Kanzler-Qualitäten bezweifeln bleiben seine Befürworter wie Schäuble, Bouffier oder gar Merz als Altvordere in einer Position, die nur die Schwäche und Hilflosigkeit einer Partei widerspiegelt die in der Vergangenheit als Kanzlerwahlverein fungierte und heute zunehmend Schwierigkeiten zeigt moderne Herausforderungen anzunehmen.

Vom Politikertyp her ist Söder viel besser dafür geeignet nicht nur aktuelle Themen wie Pandemiebekämpfung und die damit aufgedeckten strukturellen Defizite in deutschen Behörden zu beseitigen, sondern auch mit frischem Schwung dringliche Zukunftsthemen wie die Digitalisierung zu beschleunigen, eine länderübergreifende Zusammenarbeit mit dem Bund zu verbessern und für Industrie und Wirtschaft moderne Rahmenbedingungen zu schaffen die unsere Wettbewerbsfähigkeit für die Zukunft sicherstellen. Heben CDU/CSU aber den Kandidaten Laschet auf ihr Schild droht der Union bei der kommenden Wahl der Verlust der Stimmenmehrheit für eine Koalition. Platz zu nehmen auf den Bänken der Opposition war noch nie eine Stärke von CDU/CSU. Kommt es dann zu einer Ampel von Grünen, FDP und SPD wäre das aber mit Sicherheit kein Beinbruch sondern eher eine Verjüngungskur für Deutschland. – Klaus Reisdorf

 

„Dass Deutschland im April 2020 mitten in der dritten Welle sein würde.“ Wenigstens einer/eine sollte immer noch mal den Text der anderen gegenlesen. – Klaus Rozinat

 

Seit Tagen sind Zeitungen, Nachrichtensendungen und Talkshows voll mit dem Duell zwischen Söder und Laschet. Interessant vielleicht für kommende Historiker, die den Niedergang der konservativen Parteien untersuchen werden. Interessant auch, dass nirgendwo inhaltlich argumentiert wird, nie darüber gesprochen wird, wofür die beiden überhaupt stehen, bzw. worin sie sich unterscheiden. Sieht man es vom Standpunkt des Bundesbürgers aus, wüsste man gerne, welchen Beitrag sie zu längst überfälligen Reformen des Steuersystems, zur Reparatur der Infrastruktur, zum Ausbau der Digitalisierung, dem seit Jahrzehnten nicht erfolgenden Ausbau des Bildungssystems, zum Umbau der Landwirtschaft und zu einem ökologischen Umbau der Republik leisten wollen.

Als Europäer wüsste man gerne, was sie als die Rolle Europas in der Migrationsfrage, in Bezug auf die Verteidigungspolitik und den Umgang mit den armen Ländern der Welt denn so vorhaben. Mehr als ein paar schwammige Formeln wird man bei beiden nicht finden. Es läuft also darauf hinaus, dass man sie an ihrem unterschiedlich selbstzufriedenen Grinsen messen soll? Aber das Ganze wird sich bis zum Herbst erledigt haben. Bis dahin wird die CDU dem Beispiel der französischen und italienischen konservativen Parteien gefolgt sein und sich selbst bis zur Bedeutungslosigkeit zerlegt haben. Wofür stand das C eigentlich irgendwann mal? Mal Söder oder Laschet fragen. Fragen über Fragen. – Dieter Schöneborn

 

Die beiden Kampf-Gockel Armin & Markus stehen im Ring zum Kampf bereit und labern sich glühend heiß die Hucke voll. Jetzt betritt Ringrichter Ralph Brinkhaus den christlichen Unions-Ring. Der Kampf könnte eigentlich beginnen, doch was macht da der Referee! Nein, um Gottes Himmels Willen, heilige Corona bitt´ für uns! Er schickt beide Kampfhähne wieder in ihre Ecken und vertagt den Fight bis auf weiteres! – Riggi Schwarz

 

Im aktuellen Kasperltheater von CSU/CDU braucht man auch den Kasper, den Seppel, die Großmutter und eine Räuberin. Wir könnten nun unseren Kasper auch Armin oder Markus (vielleicht auch Olaf) nennen, im Grunde ist das aber pupsegal. Unser Kasper hat in unserer Posse eigentlich nur eine einzige Aufgabe: Er muss die „Räuberin Corona“, mit seiner großen Klatsche, auf Nimmerwiedersehen vor das Stadttor jagen, und der Seppel und die Großmutter müssen ihm notgedrungen dabei zusehen. – Klaus P. Jaworek

 

Markus Söder gehört zu jenen Ministerpräsidenten, die sich nicht vollständig an die jüngsten Verabredungen gehalten haben. Er lässt zu, dass das Landratsamt Lindau mit Inzidenz von mehr als 100 in PKW mit mehreren Personen aus verschiedenen Haushalten keine Schutzmaske verlangt. Ohne die selbstschützende FFP2-Aktionsmaske der Bundesregierung ist die Ansteckungsgefahr durch Aerosole in Innenräumen besonders groß, erst recht in PKW. Entsprechend hoch ist die weiterhin die durchschnittliche Inzidenz in Bayern. Im „Ländle“ gilt die PKW-Maskenpflicht durchgängig, entsprechen geringer ist hier die Inzidenz.

p.s. Harter Knockdown (?!) Braucht’s den Knockdown, und zwar hart nach Wortbruch von Markus Söder oder gibt#s noch Anstandsart, ohne die’s wohl würde blöder; „Ersatz-Merz, Kohler ihn nennt, Merz, der „deutsche Trump“ genannt, welcher Wähler sich bekennt so trumpistisch wahlverwandt, dass er wünscht im Kanzleramt ihn, Dobrindt, Scheuer mitsamt (?!) – Frank Müller-Thoma

 

Dieser pissing contest zeigt leider sehr deutlich, worum es diesen beiden Politikern geht: um sich selbst. Das ist immer peinlich, dämlich und egoistisch. Aber in dieser Zeit einfach nur verwerflich. How dare you??? – Annette Haagen

 

Als „Partei der Kümmerer“ und „Näher am Menschen“ geben sich CDU und CSU gerne. In der aktuell dramatischen Lage jedoch, in der sich das Land befindet, wirkt das Agieren der Parteispitzen in der Klärung der K-Frage schlicht selbstsüchtig und realitätsfern. Die Funktionäre der Union stehen aktuell nicht den Menschen in Deutschland am nächsten, sondern ausschließlich sich selbst. Sie kümmern sich nicht um die Probleme des Volkes, wie sie es gerne vorgeben, sondern nur um die eigenen.

Im Angesicht der zahlreichen und einschneidenden Herausforderungen vor denen Deutschland jetzt und zukünftig steht, wird es aber Parteien brauchen, die breite Teile der Gesellschaft ansprechen und zusammenhalten wollen. CDU und CSU können diese Rolle ausfüllen. Offenbar braucht es dafür aber bei ihnen eine neue Generation von Personal, die auch gewillt ist diese Rolle anzunehmen und auszufüllen. – Johannes Brak

 

Die differenzierten politischen Analysen in der ZEIT lese ich als alter ZEIT-Abo-Leser immer zuerst. Sie helfen mir Politik zu verstehen und finden fast immer meine Zustimmung. So auch der analysierende Beitrag von Marc Brost, Mathias Geis, Anne Hähnig und Mariam Lau, der vor dem 15.04. geschrieben wurde. Heute haben wir den 19.04. Am gestrigen Sonntag hörte ich im heute-journal das Interview von Marietta Slomka mit Tilman Kuban, Bundesvorsitzender der Jungen Union seit März 2019. „Die Mehrheit der Landesverbandsdelegierten hätte sich für Markus Söder als Kanzlerkandidat ausgesprochen.

Deshalb werde er auch den Mitgliedern der Jungen Union vorschlagen, für Markus Söder als Kanzlerkandidaten zu stimmen“. Ähnliches war zuerst von Rainer Haseloff für die Wahl in Sachsen-Halt zu hören. Auch wenn er mit seiner Landes-CDU und der AfD in einer schwierigen politischen Situation steckt, hätte ich das nicht von ihm erwartet. Auch Tobias Hans, der verhältnismäßig noch junge Saarländische Ministerpräsident, spricht sich für Markus Söder aus. Wenigstens Daniel Günther, Volker Bouffier und Wolfgang Schäuble sprachen sich für Armin Laschet aus.

Wie kann es sein, dass sich die CDU von den Strategen der CSU so vorführen lässt? Paul Ziemiak als Generalsekretär der CDU versuchte noch letzte Woche im Fernsehen den Eindruck zu erwecken, es würde von und zwischen den beiden, hervorragend geeigneten Kanzlerkandidaten, eine Einigung geben. Das ZEIT-Bild auf S. 3 entlarvt seine ‚Politik-Sprache‘. Ralph Brinkhaus scheint als Vorsitzender der CDU-Bundesfraktion zu wenig bewirkt haben. Für mich stellt sich die deutliche Mehrheit für Markus Söder in den Meinungsumfragen als bedenkliche Sehnsucht nach dem „vermeintlich Stärkeren“, nach dem „starken Mann“ dar. Von diesem „Bild“ lassen sich scheinbar auch viele CDU-Abgeordnete leiten.

Was bleibt für die CDU noch? Die Unionsfrage stellen, denn die CSU-Strategen: Markus Söder, Alexander Dobrindt und Markus Blume haben die Union durch ihr Vorgehen und Verhalten in Frage gestellt! Jetzt können nur noch mahnende Worte von Angela Merkel in der CDU-Fraktion und ihre veröffentliche Meinung, die das Verhalten von Markus Söder bewertet und Armin Laschet empfiehlt, die CDU vor noch größeren Schaden zu retten. Dies meint ein älterer, traditioneller SPD-Wähler, dessen Vater und Großvater schon SPD wählten. PS.: Ich bin in Hannover aufgewachsen, arbeitete als Sozialarbeiter überwiegend in Bremen und lebe seit Mai 2005 in Leipzig. – Heinz Bönig

 

Note 6 für unsere regierenden Politiker. Die Corona-Pandemie ist in der dritten Welle, die Intensivstationen in den Krankenhäusern sind am Anschlag und die Spitzenpolitik hat nichts besseres im Sinn als sich um die Kanzler-Kandidatur zu streiten. Das zeigt wieder einmal das wahre Gesicht der Herren Laschet und Söder. Anstatt die gesamten Bundestagswahlen zum Wohle aller Bundesbürger zu verschieben oder eine stinknormale Mitgliederbefragung mit Mehrheitsbeschluss durchzuführen, werden eigene populistische Gründe angeführt und die Coronakranken und das Klinikpersonal am ausgestreckten (symbolischen) Arm verhungert lassen.

Zum Thema Corona noch eine Anmerkung. Sind sich die deutschen Politiker zu Stolz eine Delegation in Länder zu senden, in denen die Bekämpfung um vieles besser gelungen ist, z.B. Norwegen, Finnland oder Neuseeland? Ist es in Zeiten einer digitalen Welt so schwer sich unter Wissenschaftlern, Ärzten und Politikern über Corona auszutauschen? Und noch ein Anliegen: Muss man ausgerechnet den Bock zum Gärtner machen indem man Herrn Spahn und Herrn Scheuer zur Taskforce ernennt, deren Kompetenz nicht sehr ausgeprägt scheint. – Horst Stühler

 

Einen Aspekt vermisse ich in Ihrem Artikel zum Scheinriesen „Herr Tur Tur Söder“ doch sehr. Wie kommt es denn zu diesen berauschenden Umfrageergebnissen zugunsten des Scheinriesen. Ob tagesschau, heute journal, talkrunden, oder Presseorganen mit Sitz in Hamburg, Markus Söder war in den letzten Wochen und Monaten allgegenwärtig, in mir keimte schon der Verdacht es gibt in Hamburg einen „Söder-Schrein“ an dem täglich Weihrauchkerzen von den Talkshowverantwortlichen und Journalisten angezündet werden mit der Bitte, lass ihn bei mir auftreten diesen zupackenden Politiker.

Der hat es seit Ausbruch der Pandemie zwar nicht geschafft in Bayern die Zahlen gering zu halten, Parteikollegen aus seinem engsten Umfeld bereichern sich am Elend der Bevölkerung aber St. Markus ist gut und edel. Die Allgegenwärtigkeit in den Medien hat sicherlich zum großen Teil zu den Umfragewerten beigetragen, denn nur sehr selten wurden kritische Fragen gestellt. Es wäre sicherlich von Nutzen, wenn Journalisten hin und wieder ihr eigenes Verhalten überprüfen würden. – Thomas E. Müller

 

CDU/CSU: Laschet halten alle, mit denen ich in den letzten Wochen gesprochen habe, für nicht geeignet. Söder hat sich durch seine Methoden der letzten Woche als höchstbegabter Intrigant für das Amt disqualifiziert. Die Umfragewerte kannte er schon vor dem Sonntag, den 11.4.2021 und vor den Gremiensitzungen der CDU. Deshalb wäre es fair gewesen, Laschet von seinen Plänen zu unterrichten. Welcher Mensch mit Anstand möchte mit ihm koalieren oder in sein Kabinett? Darauf kann man nur mit Satire reagieren. Da das Duell mit Waffen verboten ist, bleibt nur das beliebte Kinderspiel Schnick, Schnack, Schnuck (Schere, Stein, Papier).

Der gleiche Gedanke ist auch schon Nachbarn gekommen. Es fände vermutlich große Zustimmung. Ausgetragen durch die Generalsekretäre Ziemiak und Blume. Übertragen im Ersten und ZDF um 12 oder 24 Uhr (High Noon). Es gelten die Regeln der Lottoziehung samt Notar. Beste Alternative: Beide ziehen zurück, und CDU und CSU entscheiden sich für den korrekten Röttgen, der zur Zusammenarbeit mit Söder bereit war, oder Brinkhaus. Die Grünen: Beide Kandidaten kommen für mich höchst sympathisch rüber, entschieden hat man sich für Annalena Baerbock. Kann man sie sich in einer Runde mit Macron, Putin usw. vorstellen? Wie sieht es mit ihrer Regierungserfahrung aus?

Vermutlich wird die Kanzlerfrage doch überbewertet. Wie sehen die Programme aus? Wer setzt sich innerhalb der Grünen durch? Der demokratiefeindliche Parité-Gedanke trotz verfassungsgerichtlicher ablehnender Entscheidungen? Nein zur Einhaltung der Nato-Zusagen? Gendern ohne Rücksicht auf Verluste? Ein Seitenblick auf die SPD: Bleibt Scholz stark oder dominieren am Ende Mützenich, Kühnert und Esken? Meine Hoffnung: Schwarz/Grün oder Grün/Schwarz – die Übertreibungen beider Seiten werden blockiert. – Prof. Dr. Hansjörg Otto

 

Deutschland im Frühjahr 2021: Seit über einem Jahr wütet das Corona-Virus. Die pandemischen Auswirkungen nur einigermaßen zufriedenstellend in den Griff zu bekommen ist der deutschen Politik bundesweit bislang nicht gelungen. Und es wütet innerhalb der Union ein Kanzlerkandidatenkampf, den offensichtlich weder die beiden Kontrahenten, noch andere Protagonisten der zwieträchtigen Schwesterparteien in den Griff bekommen. Schlimmer noch, bei dem Versuch, den „Eigenbeschuss“ zu beenden, lässt etwa Sachsen-Anhalts CDU-Ministerpräsident Reiner Haseloff verlauten, dass Charakter und Vertrauen in der Politik, wenn diese denn erfolgreich mittels Macht und Zustimmung sein will, nicht maßgebend sind.

Kein Schelm, der ob dieser Ansicht geradewegs an den ehemaligen US-Präsidenten Trump denkt. Gewiss, Politik ist – wie ich hörte auf allen Ebenen – schmutzig und die Wahrheit ist selten schön. Aber ein derartiger Offenbarungseid definiert hoffentlich nicht die Zukunft christlich-demokratischer Zielsetzungen. Und schon gar nicht die unserer Demokratie. Kein Wunder jedenfalls, dass derweil sogar die konservative NZZ findet, sechzehn Jahre Regierungsmacht seien genug.

Und das scheint ja auch durchaus die Meinung manches CDU- und CSUlers zu sein angesichts der dargebrachten Selbstverzwergung. Ob jene populäre Lichtgestalt, die eben zu dieser Schrumpfung dezidiert beigetragen hat um, nicht zuletzt, selbst größer zu wirken, ab Herbst dieses Jahres als möglicher Vizekanzler hinter Bundeskanzlerin Annalena Baerbock – nach derzeitiger Gemengelage eine überaus denkbare Konstellation – dann wohl doch noch kneift? Schau‘n mer mal! – Matthias Bartsch

 

Eine Glosse zur Kanzlerkandidatur! Söder muss es machen! Namen und andere Äußerlichkeiten im Wahlkampf. Man sollte bei der Entscheidung über den Kanzlerkandidaten auch mal ein bisschen auf die Namen des Personals achten, auch im Blick auf ihre Verwendung und Schlagkraft im Wahlkampf. Die CDU war da schon mal weiter, zumal die Brandenburgische. Ihr gefiel der Name des damaligen politischen Gegners, Manfred Stolpe, so sehr, dass sie ganz gewieft im Allgäu einen kompletten Namensvetter ausfindig machte. In streng geheimer Mission begab man sich auf die Fahrt, klingelte bei der mit Hilfe der Telefonbuch-CD-ROM ausfindig gemachten Adresse, um dem verdutzten Manfred Stolpe weit weg von Potsdam einen Deal zu unterbreiten: Sie bekommen ein hübsches Sümmchen – und geben uns dafür die Namens- und Gestaltungsrechte ihrer eigenen Homepage. Schon war der preußische SPD-Mann angeschmiert.

Ja, es war in den Anfangszeiten des Internets. Wenn nun damals jemand die Seite „www.manfredstolpe.de“ aufrief – stolperte er plötzlich direkt in den Wahlkampf und in das Programm der CDU Brandenburg. Ein Spitzenmann der CDU begrüßte ihn. Genial, und dank des Abstechers in den Süden auch völlig legal. Das hat tatsächlich stattgefunden. Eine Posse, für die sich die Brandenburgische CDU im Jahr 1999 nicht zu blöd war, damals unter Jörg Schönbohm. Naja, ein Kämpfer eben – mit allen Mitteln.

Obwohl, der Name Stolpe an sich gar nicht so attraktiv ist, wie oben bewiesen. Manfred vielleicht eher. Und erst recht: Schönbohm! Ja, aber zurück ins Jahr 2021. Hier ein klares Statement: Die Tauglichkeit der Namen für den Wahlkampf liegt doch auf der Hand. Wenn Unmengen Begeisterte „Laschet“ rufen, dann klingt es ganz schnell auch mal wie: Lass es! Erst recht im rheinländischen Dialekt – entmutigend!

Söder dagegen ist ja schon vom Wort her eine Steigerung. Und während ich noch überlege, wie eigentlich die Grundform heißt (Soda?, was für Reinheit stünde), stellen die Grünen ihre Kanzlerkandidatin vor: Annalena Baerbock! Wow! Klingt sehr männlich, garniert mit weiblichem Charme (Anna! Lena! da steckt reine Bewunderung drin), vor allem bärenstark und das Bockige brauchts halt auch, um gegen den rasenden Robert und smarten Harbeck zu bestehen. Haare sind halt nicht alles! Obwohl das bei Fr. Merkel anfangs gern thematisiert wurde: Zu bubihaft, der Ponyschnitt, wurde gestänkert. Bis dann Udo Waltz kam, der leider viel zu früh an Covid-19 verstarb. So ein genialer Kanzlermacher fehlt nun, der den Gegner weg walzt. Deshalb müssen sich die heutigen Kandidaten mit ihren eigenen Namen durchsetzen. Und da hat Söder gute Chancen!

Allerdings sollte man alles auch nicht zu hoch anbinden. Die Bevölkerung wählt schließlich den Kanzler nicht direkt. Da kann man dann nach der Wahl immer noch ein bisschen nachjustieren. War bei dem Posten des EU-Ratspräses schließlich auch so. Der Spitzenkandidat war „geliehen“ – und auf einmal wurde Frau von der Leyen aus dem Hut gezaubert. Beim Nachjustieren muss man dann nicht mehr so sehr auf die Namen achten, eher darauf, dass der Spitzenkandidat auch einen guten, plausiblen Grund für einen Rückzieher hat. Und den hat der Söder auch, gar keine Frage! – Erdmann Wittig

 


 

 

Leserbriefe zu „Erdoğan dienen und in den Bundestag wollen – geht’s noch?“ von Ali Ertan Toprak

 

Vielen Dank für Ihren sehr klaren und aus meiner Sicht sehr notwendigen Artikel als Antwort auf Herrn Güven. Ihr Engagement und Ihr Selbstverständnis, das im Artikel zum Ausdruck kommt, macht Mut. – Dr. Frank Schneider

 

Danke für den ausführlichen Bericht. Endlich redet mal jemand Klartext! Wir müssen alle höllisch aufpassen, dass wir nicht von türkischen Maulwürfen ausgehöhlt werden. Wer hier leben möchte, und unser Grundgesetz achtet, ist herzlich willkommen, aber „Erdogan-Agenten“ brauchen wir nicht! – Ute Koch

 

Dieser Betrachtung ist nichts hinzuzufügen. Sie findet meine volle Zustimmung. Ein unvoreingenommener Herr Güven hätte in der Hamburger SPD sicherlich erkannt, dass die Parteien hier demokratisch strukturiert sind. Kein Funktionär entscheidet, welchem Mitglied eine Karrierenchance eingeräumt wird, sondern die Mehrheit der Mitglieder. Er und sein Präsident Erdogan maßen sich an zu entscheiden, wer ein guter und wer ein schlechter Moslem ist. Güven gehört auf jeden Fall dazu. Vor nicht allzu langer Zeit gab es in Europa den Begriff der fünften Kolonne. Diesen Begriff kennt sicherlich auch Herr Güven. Er blendet ihn offensichtlich aus. – R. Renaux

 

Vielen, vielen Dank für diesen Artikel. Ich habe selten einen so gelungenen und treffenden Artikel gelesen wie den von Herrn Toprak! Exzellent! Bitte mehr davon! – Dr. Germund Glatz

 

Herzlichen Dank an Hr. Toprak für seine engagierte, intelligente Erwiderung an Bülent Güven. Hr. Toprak formuliert präzise, fundiert und leidenschaftlich die Gründe für das Unbehagen, das auch mich beim Lesen von Hr. Güvens Plädoyer ergriffen hat. Eine sehr wichtige Klarstellung unseres Demokratieverständnisses, denke ich! – S. Dembowski

 

Selten habe ich eine so überzeugende Einschätzung des „Deutschtürkenproblems“ gelesen wie die von Ali Ertan Toprak! Er bringt das Thema auf den Punkt: Die mangelnde Loyalität gegenüber der deutschen Demokratie, die ewige Opferhaltung, die angebliche Ausgrenzung der „Mitte-Muslime“ (und damit sind nicht die säkularen Muslime gemeint) und das Heraufbeschwören eines „Kulturkampfes“ sind die wahren Gründe, die die Deutschtürken zu einem großen Teil ausgrenzen. Bülent Güven, der die „Mitte-Muslime“, d.h. die Anhänger des politischen Islam, in den Bundestag schicken will, wird damit zum billigen Handlanger seines Präsidenten Erdogan. Ein leicht durchschaubares und anmaßendes Vorgehen. – Marlies Fitzner

 

Vielen Dank für den Artikel von Ali Ertan Toprak als Antwort auf die unsäglichen Forderungen von Bülent Güven! – Monia Albert

 

Was für eine wundervolle Streitschrift. Ein solch beherztes und vorbehaltloses Bekenntnis zu unserem gemeinsamen Land, zu unserer Demokratie und unserer freiheitlichen Grundordnung wünschte man sich auch von manch „bio-deutschem“ Mitbürger häufiger. – Jörg Schimmel

 

Man kann Herrn Toprak nur unendlich dankbar sein für seine klare, und dabei noch ziemlich moderate Erwiderung auf die Zumutungen von Bülent Güven eine Woche zuvor, bei deren Lektüre ich fast Schnappatmung bekommen hätte. Nicht nur Necla Kelek und Seyran Ateş warnen uns seit Jahren vor diesen sog. traditionellen Muslimen, die Reihe der Namen wie Bassam Tibi, Hamed Abdel-Samad, Ahmad Mansour, Mouhanad Khorchide oder Abdel-Hakim Ourghi ließe sich beliebig fortsetzen.

Gemeinsam ist ihnen, dass sie von diesen Güvens mitten unter uns auf das Übelste beschimpft und bedroht werden, dass sie deshalb allesamt unter Polizeischutz stehen oder standen und dass unser Staat in seiner völligen Ignoranz ihnen in den Rücken fällt, indem er sie aus der Deutschen Islamkonferenz ausbootet, wo er inzwischen mit den erzreaktionären Islamverbänden, die keine 25% der Muslime in Deutschland vertreten, praktisch unter sich ist. – Gebhard Boddin

 

Bravo und vielen Dank, der Artikel von Herrn Güven regt mich nun schon eine ganze Woche auf. Ich habe die Zeit verpasst, einen Leserbrief zu schreiben. Es ist aber viel besser, wenn DIE ZEIT an exponierter Stelle ein Kontra veröffentlicht. Ich hoffe, dass Deutschland in Zukunft ein noch toleranteres Land sein kann. Dazu gehört, dass der Unterschied zwischen Toleranz und Naivität klar definiert wird. Sie haben zu Recht die Länder angesprochen, aus denen ähnliche Angriffe kommen. Ein Stück weit stehen wir uns aber auch selbst im Weg. Diese fundamentalistischen Glaubenssysteme haben ja gemeinsam, dass sie einseitige Interpretationen der alten Schriften vermitteln, die mit den Ursprüngen wenig zu tun haben.

Das gilt aber auch für die christlichen Kirchen. Und so kommt es leider zu diesem unsäglichen konfessionellen Unterricht an deutschen Schulen, in dem Ideologie statt Wissen vermittelt wird. Auf diese Weise nimmt das auch in Deutschland und auch in Ihrer angeblich christlichen Partei kein Ende. Das ist nur ein Beispiel. Wir sind selbst in Teilen politisch und ethisch nicht auf der Höhe unseres Anspruchs. Das sollte viel mehr diskutiert werden. Aber solange es Leute wie Sie und die in Ihrem Beitrag genannten „säkularen“ Personen gibt, bin ich ziemlich zuversichtlich. Vielleicht ehrt es uns ja auch ein bisschen, wenn die Dumpfbacken dieser Welt uns nicht mögen. – Karlheinz Martin

 

Herrn Toprak herzlichen Dank für die Klarstellung! Die deutsche Staatsangehörigkeit ist nicht abhängig von irgendeiner ethnischen Zugehörigkeit oder einem religiösen Bekenntnis. Ich hätte mir gewünscht, dass beide Artikel in der gleichen Ausgabe erschienen wären, um die Halb- und Unwahrheiten von Herrn Güven an Ort und Stelle offenzulegen. Was auch Herr Toprak nicht erwähnt: Es gibt in unserem Land nicht nur Muslime türkischer oder kurdischer Herkunft, sondern auch aus Bosnien, Iran, Afrika, den arabischen Ländern, ehemaligen Sowjetrepubliken, Indonesien etc. etc. – Silvia Kohnle

 

Letzte Woche fehlten mir echt die Worte, als ich den Beitrag von Bülent Güven gelesen hatte. Ali Ertan Toprak hat sie gefunden. Es sind die absolut richtigen. Wir brauchen keine 5. Kolonnen in unserem Land, ganz gleich, von welchem Diktatoren. – Kurt Eimers

 

Ich möchte Herrn Toprak dafür danken, dass er prompt auf den Jammerartikel des Herrn Güven reagiert hat. Ich teile seine Ausführungen zu 100%. Gut, dass Herr Toprak selbst türkische Wurzeln hat, eine solche Erwiderung, von einem Urdeutschen geschrieben, hätte mit Sicherheit wieder die inzwischen so beliebte Rassismuskeule heraufbeschworen. – A. Fürwitt

 

Meinen besten Dank an Herrn Toprak für seine erhellende Stellungnahme in der Ausgabe Nr. 16, „Die Zeit“ vom 15. April zu den Äußerungen von Herrn Bülent Güven. Sein Artikel erspart mir, einen ausführlichen Leserbrief zu verfassen, in dem ich meine Empörung über Herrn Güvens Arroganz, Egozentrik und Anmaßung zum Ausdruck bringen wollte. – Bruni Winkler

 

Danke für Ihre deutliche Antwort auf Bülent Güvens Forderung und Ihre aufklärenden Worte. Dagegen, dass Migranten ein emotionales Verhältnis bis loyales Verhältnis zu ihrem Herkunftsland haben, ist nichts einzuwenden. Das beinhaltet aber keine politische Agenda und es bedeutet auch nicht, dass man dieses Verhältnis aufgibt, wenn man sich in das Land integriert, in dem man lebt. Bülent Güven verlangt aber mehr, er will in deutschen Parlamenten „erdogansche Politik“ vertreten sehen. Das kann nur auf Widerstand in einer liberalen Demokratie stoßen; sich dann in die Opferrolle zu begeben ist genauso falsch wie bequem. Sie drücken es richtig aus, man kann sich nicht zwei politischen völlig konträren Systemen andienen.

In schlechtester Erinnerung habe auch ich Erdogans nach Deutschland importierten Wahlkampf zu dem Verfassungsreferendum in der Türkei 2017. Wie groß sein Einfluss auf (wahlberechtigte) türkischstämmige Deutsche ist, konnte man darin ablesen, dass 2/3 dieser Wahlberechtigten für die Änderung der Verfassung in einem Land gestimmt haben, in dem sie nicht leben. In der Türkei selbst sah das Ergebnis übrigens anders aus.

Präsident Erdogan verpasst auch so kaum eine Gelegenheit, um türkischstämmige Deutsche von dem Land zu entfremden, in dem sie leben. Sie sollen sich nicht integrieren. Beispiele dafür gibt es genug, ich erinnere an seine unsäglichen Nazi – Vergleiche auch in Richtung Deutschland oder auch an seine teilweise diffamierenden Äußerungen zu deutschen (türkischstämmig oder auch nicht) Politikerinnen und Politikern. So entfacht auch er einen Kulturkampf, bei dem alle nur verlieren können. Das darf man nicht dulden und leider muss man am Ende tatsächlich die Frage stellen, ob sich diejenigen, die Präsident Erdogan als Idol verehren und seine Politik auch hier vertreten haben wollen, wirklich für Deutschland entschieden haben. – Regina Stock

 

Das ist genau die richtige Antwort auf den Beitrag von Hr. Güven. Ist es richtig jemandem wie Hr. Güven überhaupt eine solche Bühne zu geben? Ja, um ihn zu entlarven! Aber das funktioniert nur mit der Ergänzung von Hr. Toprak. Sie sollten besser absichern, dass wichtige Hintergrundinfo schon beim Güven-Artikel angefügt wird, z.B. seine Verbindungen zu Erdogan und der AKP. Denn es ist ja nicht sicher, das jeder dann auch eine Woche später die Stellungnahme von Hr. Toprak liesst. – Christian Voss

 

Herr Toprak, solange es in Deutschland genügend Menschen wie Sie gibt (oder wie den von Ihnen in überparteilicher Noblesse gewürdigten Grünen Cem Özdemir), brauchen wir den immer wieder beschworenen Kulturkampf zwischen hier lebenden Muslimen und Nicht-Muslimen wohl nicht zu befürchten! – Dr. Wolfgang Tzschaschel

 

Vielen Dank für Ihre Antwort auf den Artikel von Bülent Güven. Ich hatte diesen Text erst kurz vor Erscheinen der aktuellen „Zeit“ gelesen, und er hat mich geärgert und regelrecht verstört..Ich möchte wirklich nicht von Abgeordneten vertreten werden, die Erdogans Staatsverständnis für akzeptabel halten. Ich war schon im Begriff, einen Leserbrief dazu zu schreiben, tat mich aber ein bisschen schwer damit, weil ich auf keinen Fall den Eindruck erwecken wollte, ich lehne Abgeordnete wegen ihres Migrationshintergrundes ab. Nun geht also der Leserbrief an Sie mit Dank für den Artikel, der mir aus der Seele geschrieben war. – Evelin Zembrod

 

In der Tat ist es wünschenswert, dass die Parlamente und sonstigen staatlichen Einrichtungen ein Spiegelbild unserer Gesellschaft sind.Bei der Repräsentation von Menschen mit Migrationshintergrund ist da noch viel Luft nach oben. Ali Ertran Toprak (Zeit Nr 16) sagt es mit alles Deutlichkeit : das Bekenntnis zu diesem Land und seinen im Grundgesetz verankerten Werten ist Voraussetzung für ein öffentliches Amt. Dieser Grundsatz ist diskriminierungsfrei. Er gilt generell für alle Personen,ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Das hätte uns gerade noch gefehlt : eine Erdogan Fraktion im Deutschen Bundestag. Wer so eine Idee mit sich herumträgt, zeigt schon damit sein gebrochenes Verhältnis zu Demokratie und Rechtsstaat. – Jo Leinen

 

Vielen Dank für diesen couragierten Beitrag. Es tut gut zu hören, dass auch andere die echte Demokratie, in der die Haltung wichtiger ist als die Identität, dem Ständestaat vorziehen. Das ist mittlerweile nicht mehr selbstverständlich. Gleiche Chancen für alle, dann kann jeder nach seiner Facon glücklich werden. Der Staat liefert einen fairen Rahmen, innerhalb dessen sich die Gesellschaft sortieren darf. Die vielerorts, rechts wie links, geforderten Quotierungen schränken dagegen demokratische Prozesse ein. Das haben die Landesverfassungsgerichte den Regierungen in Thüringen und Brandenburg auch schon bestätigt. – Dr. Christian Voll

 

Herr Toprak, der so glänzend das Lamento des Herrn Güven pariert hat – die wichtigsten Fakten hat er genannt – hat leider nooch einen wichtigen Punkt vergessen: Herr Güven beurteilt ja den Präsidenten der Türkei äußerst milde. Alles, was dieser Potentat sich an Provokationen so leistet, findet in seinen Augen Gnade, wir – Deutsche einschließlich der Mandatsträger mit Migrationshintergrund – verstehen das nur nicht.

Nun, gerade vor ein paar Tagen hat Erdogan die Abgeordneten der Kurdenpartei zu Staatsfeinden erklärt und sie vorab schon mal abführen lassen. Die Partei wird verboten. Wer vertritt nun die kurdische Bevölkerung (15 Millionen= 20% der Bevölkerung)? Herrn Güvens Nähe zum Regime scheint wohl belegt. So lange er da mit solcher Milde urteilt, beraubt er sich selbst des Rechts, die Verhältnisse in Deutschland zu beklagen. Hat seine Anklage noch den Rest einer Relevanz? Mit unseren Defiziten werden wir selbst fertig, dazu bedarf es eines Herrn Güven nicht. – Wolfgang Dörr

 

Herr Toprak hat mir aus der Seele gesprochen. Ich habe mich sehr gewundert und war ziemlich irritiert darüber, dass die ZEIT (Nr. 14) sich in dem Artikel von Herrn Güven als Sprachrohr für Anhänger eines Autokraten und fundamentalistischer Religionsführer missbrauchen lässt. Wir benötigen keine frommen Nachbeter ausländischer Herrscher und streng orthodoxer Geistlicher in unseren Parlamenten, sondern selbständig denkende und handelnde Staatsbürger, die sich mit unseren Werten identifizieren. Bekanntlich darf bei uns seit Friedrich dem Großen „jeder nach seiner Façon selig werden“. – Dr. Rolf Hemker

 

Der kurdische CDU-Politiker Ali Ertan Toprak antwortet auf eine Forderung des «Erdogan-Dieners» Bülent Güven. Dessen Forderung lautet «Konservative Muslime in den Bundestag!». Güven fordert insbesondere: Weil Deutschland ein Einwanderungsland sei, müsse es die demokratischen Spielregeln den Wünschen der gläubigen Türken anpassen. Es geht also um die Themen Demographie (Einwanderungsland) und Demokratie (Bundestag). Zu Recht weist Toprak die Forderung von Güven zurück. dies auch mit dem Hinweis auf Erdogans Verständnis von Demokratie und Integration («Lasst euch in den Einwanderungsländern einbürgern, dient aber eurem Herkunftsstaat Türkei!»).

Erdogans Forderung ist verbunden mit der Aufforderung, sich im Ausland stärker zu vermehren (5 Kinder) als im Inland (3 Kinder). Dies ist ein Grund, bei dieser Diskussion auch die Themen Ökologie, Ökonomie und Demographie zu streifen. Interessant ist, dass Erdogan in Deutschland stärker unterstützt wird als in der Türkei. Das hat vor allem wirtschaftliche Gründe. Die sich in der Türkei verschlechternde wirtschaftliche Lage geht auf eine Kehrtwende in der Politik Erdogans zurück. Die Kehrtwendung besteht in der geänderten Bewertung der Themen Demographie und Wirtschaft.

Der Wechsel wird vor dem Hintergrund demographischer Entwicklungen verständlich. Bekanntlich spielt die Religion bei demographischen Entwicklungen eine grosse Rolle. Zum Beispiel: Der Anteil der – eher säkular ausgerichteten – türkischen Aleviten ist von 30 Prozent in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts auf heute 15 Prozent zurückgegangen. Die höhere Geburtenrate (und daher das wachsende Wählerpotential) der stärker religiösen Türken war offensichtlich ein Grund für die Änderung der Politik Erdogans weg vom Weg in Richtung Säkularisierung hin in Richtung Islamisierung. Ein anderer Grund war möglicherweise, dass die Geburtenrate in der Türkei auf Grund der durch Atatürk eingeleiteten Säkularisierung seit langem tiefer ist als z.B. in Syrien.

Die Geburtenraten (z.B. 1990-1995) waren in der Türkei: 2.9, in Syrien 4.8. Um demographisch besser mithalten zu können, hat Erdogan offensichtlich die falschen Schlüsse aus der (auch demographisch bedingten) Syrischen Katastrophe gezogen. Auch die Neuauflage des Konflikts mit dem Kurden hat einen demographischen Hintergrund. Anscheinend liegt Erdogan die Ausbreitung der Türken im Ausland eher am Herzen als ein demographisches Anpassen an die langfristig verfügbaren Ressourcen.

In dieser Situation ist eine Diskussion wie die vorliegende nötig. Nötig ist das Betonen der Tatsache, dass das gute Fortbestehen der Menschheit nur möglich ist, wenn deren Kopfzahl der Begrenztheit der Ressourcen angepasst ist. Hier sind Politiker aller verschiedenen Seiten gefragt. Nötig sind Entwicklungen, die auch bei einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage und bei demographischen Änderungen Stabilität und ein gutes Zusammenleben ermöglichen. Das ist umso wichtiger als Deutschland bereits dicht bevölkert ist und daher auf wirtschaftliche Erfolge angewiesen ist, die (auch auf Grund des wegen der Klimakrise sich ändernden Konsumverhaltens) schwanken können.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Mensch nicht nur von Brot allein lebt, es werden auch Perspektiven benötigt. Diese müssen aber – um die genannte Stabilität zu sichern – nicht durch Aufforderung zur Erhöhung der Geburtenrate oder Drohen mit Kulturkampf – angeboten werden. Nötig ist das gemeinsame Bemühen um nachhaltige Lösungen im Interesse aller, eventuell auch im Sinne der von Güven genannten «Rolle von Kulturvermittlern» um Vorbilder für weltweite Krisenbewältigung zu liefern. – Dr. Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Die große Erzählung vom Elend“ von Adam Soboczynski

 

Die Besprechung von Sahra Wagenknechts neuem Buch durch Adam Soboczynski hat mir gefallen. Der Hinweis auf die als altbacken diffamierte Art zu argumentieren auch. Ich habe mir deshalb gleich das Buch in der lokalen Buchhandlung bestellt, um mir ein eigenes Bild zu machen. In diesem Sinne weiter so. – Klaus Timmerbeil

 

In Ihrem Artikel vom 15. April 2021 Die große Erzählung des Elendsteilen Sie Sahra Wagenknechts Vorwurf, identitätspolitische Problematisierungen von Geschlecht, Rasse und Sexualität ließen die wichtigste Zielscheibe linker Kritik außer Acht: Die Verteilung des Reichtums. Absurderweise sei nach dieser Logik z. B. ein heterosexueller Arbeiter privilegiert gegenüber einem wohlhabenden Homosexuellen. Entspräche dieser Vorwurf der Wirklichkeit, wäre das tatsächlich skandalös für eine Linke, die sich in erster Linie sozioökonomischer Gerechtigkeit verpflichtet. Aber wer sagt eigentlich, dass identitätspolitische Probleme dieser vorzuziehen seien?

Als „linksliberaler“ Akademiker möchte ich einwenden, dass identitätspolitische Problematisierungen dem Kampf um wirtschaftliche Umverteilung üblicherweise lediglich an die Seite gestellt werden. Dementsprechend ringt Sahra Wagenknecht mit einem Feind, den sie sich selber ausmalt. Paradigmatisch dafür steht ihre Rivalität mit der Parteigenossin Katja Kipping, die allen Vorwürfen zum Trotz, sich nur um urbane Hipster zu kümmern, den Kampf gegen Hartz IV und Armut stets im Mittelpunkt ihres Engagements behielt. Linke Politik kämpft diesem Verständnis nach um mehr, als um Umverteilung des Geldes, aber nicht minder vehement auch für sie. Darin keine Bereicherung, sondern ein Problem zu sehen, ist vor allem eines: Selbstgerecht. – Aaron Sabellek

 

In der ansonsten ausgezeichneten Besprechung des Buches „Die Selbstgerechten“ von Sarah Wagenknecht hat mich ein Satz enorm geärgert: „Wagenknecht überzeugt … auch dort, wo die gesellschaftlichen Zusammengehörigkeitsbedürfnisse konservativ begründet werden, wenngleich hier mit Großbegriffen wie Anstand, Zuverlässigkeit und Treue die Welt putziger Biedermeierlichkeit, von Pommes rot-weiß und Häkeldeckchen aufgerufen wird“. Diese drei Tugenden sind in unserer Gesellschaft tatsächlich nur noch selten anzutreffen, sie derartig verächtlich zu machen ist eine Unverschämtheit und ein Schlag ins Gesicht aller Menschen, die diese Werte hochhalten. Welche Alternativen hat der Autor denn anzubieten?

In Politik, Wirtschaft, Finanzwesen bis hin zum Sport werden so grundlegende Werte schmerzlich vermißt, ich bezweifele ernsthaft, daß ein halbwegs reflektierender Mensch ein konfliktloses Zusammenleben ohne diese Tugenden für denkbar oder gar wünschenswert hält. Der unbestechliche Politiker, der ehrbare Kaufmann, der faire Sportler – alles Begriffe aus dem putzigen Biedermeier? Der Autor sollte sich ein Beispiel nehmen an Iris Radisch, die auf der nächsten Seite in dem Artikel „Bebende Glückseligkeit“ unbeirrt von Zeitgeist und links-grüner Ideologie anhand altbewährter ethischer Maßstäbe die gesamte französische Intelligenzia aufmischt, ohne in die Nähe von putzigen Häkeldeckchen zu geraten. Für Herrn Soboczynski aber gilt für diesen unsäglichen Satz: si tacuisses – philosophus mansisses. – Dr. med. Wilhelm Klaes

 

»Großbegriffe wie Anstand, Zuverlässigkeit und Treue gehören also in die Welt putziger Biedermeierlichkeit« – unter diesen Begriffen verstehe ich auch: daß nicht Milliarden aus Schlampigkeit in Flughäfen und Bahnhöfe verschleudert werden und daß man sich für die Besorgung von Impfstoffen verantwortlich fühlt – und danach handelt. – Auch – daß man es ernst und sachlich meint und nicht wie Herr Soboczynski nur Behauptungen herunterleiert. – Werner Wanitschek

 

Offensichtlich hat der Verfasser des o.a. Artikels erhebliche Probleme, sich sachlich mit Frau Wagenknechts Kritik des linksliberalen Mainstreams auseinander zu setzen.. Andernfalls hätte er wohl kaum Frau Wagenknecht als „altbacken“ zu bezeichnen, nur weil sie kritisch analysiert und erkenntnisgetrieben ist. Zudem halte ich die Gleichsetzung von Großbegriffen wie Anstand, Zuverlässigkeit und Treue mit „putziger Biedermeierlichkeit und Häkeldeckchen“ für eine Unverschämtheit.

Ich halte diese Werte auch heute für unverzichtbar und es würde mich auch interessieren, ob es die offizielle Meinung der Zeit-Radaktion ist, dass es für Journalisten wichtiger ist, in Betroffenheit zu schwelgen statt in erkenntnisgetrieben zu schreiben. Sofern für die „Zeit“ jetzt die Betroffenheit das wichtigste Kriterium ist, ist diese Zeitung für mich irrelevant geworden. Ich wünsche sachliche Information und nicht moralische Belehrung. – Beate Hille

 

Zunächst irritiert, nicht vom Text, aber von seinem Erscheinen in der linksliberalen ZEIT, brauchte ich nur kurze Zeit bis zur Einsicht, dass die „Lobeshymne“ auf Wagenknecht eine gelungene und geistreiche Parodie auf den „selbstgerechten“ Medienstar sein konnte. Denn dem geschätzten Adam Soboczynski verdankte ich ja auch die Informationen, dass die Hauptmotivation für die Gründer von #aufstehen unter Wagenknecht der Kampf gegen Merkels humane Flüchtlingspolitik war, in einer „Volksfront“ mit Pegida und AfD: („Das rote Sommermärchen“, Die ZEIT, 9. 8. 2018)

Schon die übermäßig-personenkultartige mediale Aufmachung des Beitrags parodiert geschickt die „Rezeption ihres Buches … , die Wagenknecht ihrem Buch in ihrem Buch auch selbst prophezeit“, nämlich, die „selbstgefälligen Linksliberalen“ werden die Kritik inszenieren als „supergrellen Feldzug einer Hexe gegen Flüchtlinge“ und es verteufeln als „ein neurechtes Schmuddelpamphlet“. „Die ZEIT“ würde auch niemals ernsthaft die AfD-„Argumentation“ übernehmen, dass „jede Steuerung oder Begrenzung von Zuwanderung kurzerhand als rechtsradikal denuniert wird.“ Und „ZEIT-Autoren“ würden auch nie glauben, dass Wagenknecht gegen „die antiaufklärischen … Theorien .. seit den Sechzigerjahren“ kämpft und die Werte der Aufklärung verteidigt.

Denn ihnen ist bekannt: „Die weltoffenen Kosmopoliten“, die Wagenknecht zu den Hauptfeinden ihrer Sammlungsbewegung und des „kommunitaristischen“ Volkes erklärt hatte, waren seit der Antike, und vor allem seit der Aufklärung in Europa, die Träger humaner Werte und Emanzipationsbewegungen. Und sie wissen auch – und Wagenknecht als überdurchschnittlich gebildete Intellektuelle – weiß es sicher auch noch: Nazis und Stalinisten nannten ihre Hauptfeinde „Kosmopoliten“, um moralisch zu begründen, dass man sie ermorden müsse. Falls nicht alle Leser, wie ein Leser, der Die Zeit schon seit 6 Jahrzehnten liest, die gelungene Parodie erkannt haben, sollte Die Redaktion sie vielleicht darauf hinweisen! – Dr. Horst Heimann

 

Dass man eine ernstzunehmende und längst überfällige politische Analyse boshaft als „putzige[r] Biedermeierlichkeit“ abtut, lässt sich nur dadurch erklären, dass der Autor selbst zu eben dieser Blase kulturlinker Cosmo-Intellektueller gehört und sich durch Wagenknechts Analyse in seinem Egoismus und seiner Scheinheiligkeit ertappt fühlt. Rentenerhöhungen und Mindestlohn als soziale Errungenschaften und Hartz-IV als „vergleichsweise milde“ Reform zu feiern, die uns von den „Verheerungen“ wie in anderen Industrienationen bewahrt haben, ist inhaltlich verkürzt und politisch naiv und kann die Misere, in der der Westen ideologisch und substantiell steckt, kaum kaschieren. – Willi Goldstein

 

Sie haben mich so neugierig auf Sahra Wagenknechts Buch „Die Selbstgerechten“ gemacht, dass ich es lesen werde. Ich mag Sahra Wagenknechts sachliche Art, sie lässt sich nie provozieren. Ihre Fähigkeiten zur Analyse und Argumentation jenseits von Emotionalität und Betroffenheit halte ich übrigens nicht für altbacken. Das wäre schade. Dass sie dem linksliberalen Mainstream widerspricht und sie dadurch auch zu einer „Abweichlerin“ in ihrer Partei wird, ist ungerecht.

Im Gegensatz zu der von Ihnen beschriebenen linksliberalen, akademisch sozialisierten Mittelschicht, sicher die gehobene, hat sie sich ihren Blick auf Realitäten bewahrt. Ihr Beispiel vom homosexuellen Lastwagenfahrer ist bestimmt sehr plakativ, soll dieses aber verdeutlichen. Ihr Einstellung zum bundesrepublikanischen Sozialstaat mag vielleicht realitätsfern sein, aber sie passt bestimmt nicht in den Sozialflügel der Union. Und glauben Sie mir, zwischen dem linksliberalen Großstadtmilieu und einer biedermeierlichen Häkeldeckchenidylle liegen noch sehr viele andere Welten. – Regina Stock

 

Ich glaube, ich darf mich wirklich zu den Fans Ihrer Artikel zählen, und das gilt auch für den Artikel über das Buch von Sarah Wagenknecht. Was mich aber als Ethnologin schockiert hat, ist die Tatsache, dass Sie – wenn auch mit Einschränkungen – von ihr, als „Halb-Iranerin“ als „People of Color“ reden. Seit wann sind denn Iraner, gerade heraus gesagt, Farbige? Wenn Sie sich die Bevölkerungszusammensetzung anschauen, dann ist der größte Teil indo-europäischen Ursprungs, vermischt mit Arabern und Türken. Ich weiß natürlich, dass das eine Klassifizierung nach Sprachen ist. Wie wir alle sind die Iraner ein Mischvolk und sind, so weit die Forschung reicht, einst von Norden aus den Steppen Südrusslands in das iranische Hochland eingewandert.

(Ich will jetzt gar nicht von den Ariern reden, nicht den von Hitler erfundenen, sondern von denen, die selbst ihre Herkunft auf diese beziehen, wie z.B. die Afghanen, die selbst ihre Airlines „Ariana“ nennen.) All diese Völkerschaften sind Menschen, die uns nicht so unähnlich sind. Sie werden doch hoffentlich nicht auf den Schwachsinn der US-Amerikaner reinfallen, für die qua Gesetz alle, die auch nur 10 % „nicht-weißes“ Blut haben, Schwarze sind. Nebenbei bemerkt ist mir auch nicht klar, wieso man von „People of Color“ redet, aber nicht „Farbige“ sagen darf. Summa summarum: Die schöne Sarah Wagenknecht ist durch und durch eine Weiße. – Dr. Almut Mey

 

Allein schon der Titel und der Untertitel! Beide informieren weder über das rezensierte Buch, noch versprechen sie eine diesem angemessene Kritik, denn es geht darin ja keinesfalls um „Erzählungen“ und noch weniger um die Handlungs-Empfehlung von „Häkeldeckchen“ zur Veränderung der sozialstrukturell bedingten Situation vieler Menschen in diesem Land. Kann der Rezensent ohne grobe intellektuelle Unredlichkeit offenbar nicht umhin, Wagenknechts Analyse- und Argumentationsfähigkeit, ja, wie er meint, „gnadenlose Vernunft“ anzuerkennen, wird doch recht schnell deutlich:

Ihrer Beschreibung der Bundesrepublik Deutschlands als einer Gesellschaft, die von nicht zu leugnender, allerdings bis heute von Liberalen und Konservativen erfolgreich verbrämter und/oder gerechtfertigter (die Leistung!) großer sowie ununterbrochen weiter wachsender sozialer Ungleicheit gekennzeichnet ist, kann in der liberalen ZEIT keinesfalls zugestimmt werden. Stattdessen wird der stets faktenbasiert argumentierenden Autorin attestiert, dass sie dabei plötzlich zur „realitätsfernen“ Märchentante mutiert. Denn immerhin seien doch in den letzten Jahren die Renten erhöht, mittelständische Unternehmen unterstützt und der Mindestlohn eingeführt worden! Und auch die Hartz IV-Reformen seien doch, bitteschön, vergleichsweise milde gewesen. Da müsse man soziale Verwerfungen, die es selbstverständlich auch „in Europa“ gebe, nicht gleich unnötig aufbauschen und auch noch mit Begriffen wie Anstand, Zuverlässigkeit und Treue die Welt putziger Biedermeierlichkeit aufrufen….

So wird unfreiwillig ironisch der Eindruck vermittelt, dass hier jemand rezensiert hat, der genau den Links(?)liberalen zuzurechnen ist, deren milieu- und interessenspezifisch bornierten Horizont, einschließlich ihres Weltbildes sowie ihres Politik- und Sozialstaats-Verständnisses, Sahra Wagenknecht in ihrem Buch kritisiert – und der deshalb letztlich genau so unsachlich „austeilt“, wie es von seinen „Klassenkamerdinnen und Klassenkameraden“ bekannt ist – auch wenn er, dankenswerter Weise, nicht auch noch deren intellektuell unterkomplexe Identitätspolitik verteidigt hat. – Dr. Roswitha Peters

 

Ach du liebe Zeit! Beim Lesen des Artikels“Die große Erzählung vom Elend“ sickert auf jeden Fall das Leid des Verfassers Adam Sobocynski durch. Ist er unter Häkeldecken und der Furcht vor Hexen groß geworden, und wurde diese beim Lesen des neuen Buches „Die Selbstgerechten“ von Sahra Wagenknecht vielleicht neu entflammt? Das macht auf jeden Fall neugierig auf das Buch! Ab Zeile 28 zieht Herr A. Saboczynski in seinem Artikel über Sahra Wagenknecht ein Gewitter ab, das allenfalls eine momentane Verwirrung beim Leser auslöst und wenig aufklärerisch wirkt. These an These reiht sich alles Mögliche, ohne Erklärung, um Sahra Wagenknecht im letzten Absatz, der Laschet- Söder Union, eine Ecke des Sozialflügels zuzugestehen. Sehr seltsam jedenfalls! – H. Hecklau-Welsch

 

Sarah Wagenknecht setzt nach wie vor ihren unbequemen Intellekt ein, ihre Einsichten und Argumente entwickeln sich (daher) oftmals geradezu folgerichtig wider den politischen Mainstream und linken Opportunismus. Indes ist Wagenknechts Analyse bei differenzierter Betrachtung weder rassistisch, noch rechts, noch ist sie völlig unzutreffend. Denn in der Tat sind Moral und politische Korrektheit, die durch identitär gefällige Überhöhungen zu Wokeness und Cancel Culture verschoben werden, eine gegen das eigentliche und deklarierte Ansinnen geschaffene Ausgrenzung. Und somit die weitere Schwächung einer liberalen Gesellschaft, die selbstverständlich zu Recht um die konsequente Fortsetzung der Aufklärung und die Durchsetzung der Gleichberechtigung auf allen Ebenen und in allen Bereichen ringt. – Matthias Bartsch

 

Zu Sarah Wagenknecht fällt mir folgendes ein: „Lebensnah aber weltfremd und ignorant“. Jedem Hartz IV Bezieher geht es heute wirtschaftlich besser als vielen ehemaligen DDR-Bürgern, denn der erwachsene DDR Bürger war zu Arbeit verpflichtet. Um das zu verstehen empfehle jeden dazu den § 249 des StGB der DDR zu lesen. Bei Arbeitsverweigerung wurde im Wiederholungsfall mit bis zu 5 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, üblich war aber eine Vorstrafe und dann sind die meisten doch zur Arbeit gegangen. – Tino Winkler

 

Vielen Dank für den Artikel von Adam Soboczynski über Sahra Wagenknecht. Während er eingangs erfreulich sachlich daher kommt, tappt der Verfasser gegen Ende exakt in die von ihm selbst beschriebene Falle fehlender sozialer Vielfalt unter Journalisten. Entgegen seiner Behauptung gibt es sehr wohl einen erheblichen sozialen Abbau in unserem Land, weitgehend ignoriert, aber im jährlichen Armutsbericht der Bundesrepublik öffentlich vorgetragen. Die Armut in unserem Land kommt perfide legalisiert daher, ist zunehmend leistungs- und bildungsunabhängig, wird systematisch ignoriert und ist natürlich relativ. Frau Wagenknecht weiss das, weil sich viele Menschen an sie wenden; der Verfasser hingegen schwebt in anderen Sphären. Ein Beispiel: Krankenschwester aus bürgerlichem Hause (gebildet) mit mehreren Zusatzausbildungen, dreiundvierzig Jahre lang umfassend berufstätig, lebt nun, im Alter von 70 Jahren, von Grundsicherung, ist getrieben vom ständigen Überlebenskampf, und das, obwohl sie ihr Leben als „Berufene“ ganz dieser Gesellschaft in Dienst gestellt hat. Es würde sich lohnen, eine solche Entwicklung in unserem Sozialstaat zu hinterfragen. Das tut nach meiner Erfahrung keiner – bis auf Frau Wagenknecht. – Laura R. Bauer

 

Es wirft ein bezeichnendes, trauriges Licht auf unsere von Sahra Wagenknecht in ihrem Buch beschriebene Gesellschaft, wenn „Anstand“ als Summe der meisten guten Charaktereigenschaften und die wichtigsten Sekundärtugenden des Menschen, nämlich „Zuverlässigkeit“ und „Treue“, in die „Welt von putziger Biedermeierlichkeit, von Pommes rot-weIß und Häkeldeckchen“ verwiesen und damit verumglimpft werden. Auch an anderen Stellen von Adam Soboczinskis Buchbesprechung schimmert eben die linksliberale Überheblichkeit durch, die S. W. beschreibt. – Sven Herfurth

 

Wer Kritik am linksliberalen Mainstream der akademisch sozialisierten neuen Mittelschicht übt, wie Sahra Wagenknecht, dem weht aus der Richtung starker Wind um die Ohren. So von Adam Soboczynski, dem Co-Chef des Feuilletons „Die Zeit“ in der Ausgabe vom 15. April 2021. Wagenknecht serviert in ihrem neuen Buch „Die Selbstgereten“ den linksliberalen Mainstream „mit gnadenloser Vernunft ab“, wie Soboczynski in seinem Artikel schreibt. Und stimmt der Wahrnehmung der Autorin zu, dass die allerneueste Spielart des Linksliberalismus aus ihrer Sicht weder links noch liberal ist.

Doch rufe es, so Soboczynski, eine aggressive Empörung hervor, das die linke Politikerin Wagenknecht den Nationalstaat nach wie vor für wünschenswert und plausibel hält. Ist die Frage Wagenknechts nicht folgerichtig, wie sich sozialstaatliche Bedürfnisse außerhalb einer nationalstaatlichen Verfasstheit befriedigen lassen, ohne dass man auf das Niveau von Schwellenländern herabsinkt? Ihre Kritik an einer idealistischen, apolitischen Vorstellung von Migration wird als rechtsradikal denunziert, weil sie Steuerung oder Begrenzung von Zuwanderung anmahnt. Lohndumping die Abwanderung von MedizinerInnen, PflegerInnen und HandwerkerInnen aus den Herkunftsländern sind zwar offenkundig, unterliegen in der politischen Diskussion in Deutschland aber einem Tabu.

Soboczynski findet das Buch auch in empirischen Details aufschlussreich. Doch so präzise Wagenknechts Beschreibung des allerneuesten Linksliberalismus sei, so schematisch und realitätsfern sieht der Kritiker die Beschreibung des bundesrepublikanischen Sozialstaats. Ihm ist das Elend in zu düsteren Farben ausgemalt. Soboczynski stolpert über Fallstrick der neoliberalen Mainstream-Diskussion, wenn er in deren Duktus von „vergleichsweise milden Harz-IV-Reformen“ spricht und im Buch die Rentenerhöhungen der letzten Jahre unterschlagen sieht und ebenso das der Mindestlohn eingeführt wurde.

Sicherlich anders werten dürften dies die Menschen, die von politischen Maßnahmen betroffenen sind, besonders mit Blick in die Zukunft auf geringere Renten, der zunehmenden Zahl von Menschen mit Grundsicherungsrenten und dem starken Anstieg der Mieten. Wagenknecht macht darauf aufmerksam, dass Links- und Neoliberalismus Hand in Hand an der Entsolidarisierung von Gemeinwesen arbeiten. Deshalb ist die politische Positionierung gefragt: Wo stehe ich? – Wolfgang Pester

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer ist das Volk?“ von Shalini Randeria

 

Wenn ich die Erde vom All aus betrachte, würde ich ihre Frage mit Menschheit beantworten. Danach würde ich fragen: „Wie äußert sich der Volkswille?“. Naturwissenschaftlich treffen wir im Dasein Gütermarkttransfer-Entscheidungen. Dadurch stimmen Alle über die chemisch-physikalische Zusammensetzung auf der Erde ab. Wirtschaftswissenschaftlich treffen wir im Handel monetäre Transfer-Entscheidungen. Dadurch stimmen Alle über monetäre episiodale Wirklichkeiten ab. Politikwissenschaftlich können Wahl-Entscheidungen analysiert werden. Dabei stellt sich u. a. die Frage nach vernetzten Willensäusserungen zur Willensbildung. Ein „sanfter Autoritismus“ legitimiert sich durch vernetzte Willensäusserungen: der Staat gewährt durch seine Währung monetäre Transfer-Entscheidungen.

Unsere Transfer-Entscheidungen betreffen zwei Wirklichkeiten: den Gütermarkt und den Finanzmarkt. Spiegelt der eine Markt den anderen Markt wieder? Seit Hr. K. Marx wissen wir, dass das „monetäre Netz ein geistiger Referenzrahmen für das Denken mit einer politischen Wirkmacht ist: so stehen fiskalpolitische Entscheidungen unter dem Vorbehalt monetärer Wettbewerbsbedingungen. Da ein „abstrakter Referenzrahmen ohne Zentralinstanz“ eine politische Wirkmacht entfalten kann, stellen sich mir folgende Fragen: Warum vernetzte ich Willensäußerungen?

Wie vernetze ich Willensäußerungen? Warum sollte das Volk meiner Vernetzung zu stimmen? Wir sind im Anthropozän angekommen. Durch Gütermarkttransfer-Entscheidungen stimmen wir über unseren Lebensraum ab. Unsere dysfunktionale Währungsdefinition priorisiert eine menschengemachte monetäre Wirklichkeit. Daher empfehle ich eine Währungsreform, die beide Märkte gewährt und beide Märkte verbindet. Damit beide Wirkmächte an einem Strang ziehen. – Matthias Losert

 

Frau Prof. Dr. Randeria warnt vor der Aushöhlung von Institutionen von innen heraus. Sie ermahnt: „Sanft autoritäre Politiker legitimieren sich durch klare Wahlsiege bei demokratischen Wahlen. Sie setzen ihre Macht dann jedoch dazu ein, die Institutionen von innen heraus auszuhöhlen. Wesentliche Eckpfeiler liberaler Demokratien wie die Prinzipien der Gewaltenteilung, der Rechtstaatlichkeit und des Schutzes von Minderheiten werden dadurch untergraben.“ Das gibt es jetzt weltweit sehr häufig in der Corona-Krise. Überall müssen alle Bürger gut aufpassen, dass die Prinzipien der Gewaltenteilung und der Rechtsstaatlichkeit, der Grundrechte, der Freiheitsrechte, speziell der freien Meinungsäußerung nicht eingeschränkt oder gar genommen werden.

Unabhängig davon, aus welchem Grund das geschieht: im Namen einer Gefahr durch Terror, Krankheit oder Klimawandel. Grundrechte, Freiheitsrechte, Demokratie stehen nicht zur Disposition. Und wir müssen uns alle sehr gut, breit und umfassend über die Hintergründe von Freiheitseinschränkungen informieren. Wer die weltweite finanz-, geld- und schuldenpolitische Entwicklung in den letzten Jahrzehnten und besonders seit 2008 beobachtet, kann manche Ereignisse der „Corona“-Krise erstaunlicherweise so einordnen, dass er eine plausible Hypothese entwickeln kann. Diese Hypothese muss dann, wie es ein Ermittler oder Detektiv zu tun pflegt, mit den evidenzbasierten Fakten und den Zeugenaussagen abgeglichen werden.

Wenn – um dieses Metapher zu verwenden – ein Ermittler bei einer Straftat annehmen muss, dass eine geheime Absprache zwischen mehreren Beteiligten vorliegen kann – man könnte diese geheime Absprache auch Verschwörung nennen -, muss er eine Theorie entwickeln, die die Motive und den Tatvorgang erklären bzw. begründen könnte und die durch Augenzeugenberichte und Indizien belegt werden kann. Diese Theorie könnte man auch „Verschwörungstheorie“ nennen. Ich denke, die meisten der vielen Millionen interessierten und investigativen Zeitgenossen gehen so vor, wenn sie in dieser Krise die widersprüchlichen und oberflächlich unerklärlichen Entwicklungen beobachten.

Diese „Verschwörungstheorie“ hilft dann bei dem Versuch, die getarnten „Verschwörer“ im Hintergrund aufzudecken und zu entlarven. Das geschieht millionenfach durch Tausende von Experten in Tausenden von Quellen, Medien und Berichten seit Beginn der Krise. Die sachlichen und evidenzbasierten Prämissen und Schlussfolgerungen müssen natürlich ernst genommen werden. Sie müssen aufgrund ihrer Inhalte, ihrer Logik und ihrer Relevanz geprüft werden, nicht aufgrund von Vorurteilen. Die Spreu ist inhaltlich und im Gesamtkontext vom Weizen zu trennen. Ein komplexer Sachverhalt muss als multidimensionales Kausalnetz erkannt und hierarchisch erschlossen werden. Notstandsgesetze wie das Bevölkerungsschutzgesetz basieren auf NOTSTÄNDEN. Wenn dieser Notstand in Ziffern definiert wird, müssen diese Ziffern klar erfassbar sein und durchgängig standardisiert erfasst werden, um überhaupt zusammenzählbar und vergleichbar zu sein.

SONST GIBT ES KEINEN NOTSTAND und damit auch keinen Grund für die Anwendung von Notstandsgesetzen. (23) Zu viele Ungereimtheiten: Autoren des Corman-Drosten-Papiers über PCR-Tests zunehmend unter Druck – YouTube Die Virologin Ulrike Kämmerer zur aktuellen Corona-Massentestung – DIE ACHSE DES GUTEN. ACHGUT.COM Das #DIVI – Intensivregister – Teil 1 – Was haben #ESRI und #Drosten gemeinsam? – YouTube Im vorliegenden Fall werden bestimmte Inzidenz-Zahlenwerte aufgrund von nicht standardisiert erfassten PCR-Testungen (und Vergleichbarem) zusammengezählt (keine durchgängig vergleichbare Definition der CT-Werte, der verwendeten Primer und Gene, Testspezifität usw.), ohne klare Definitionen und Relationen (z.B. Testanzahl, Testorte, Testhäufigkeit usw.).

Bei einem manchmal sehr hohen Anteil von falsch positiven Ergebnissen, FAKTENCHECK – Sucharit Bhakdi: Anzahl der Tests sind WAHNSINN – YouTube, bei ungeklärten Relationen, z. B. ohne standardisiertes Testverfahren unter Angabe der Anzahl der Testungen, bietet dieser Inzidenzwert keine akzeptable Grundlage für die Feststellung eines Notstands. Lockdown sofort beenden! Trotz Inzidenz von 625? – Vera Lengsfeld IW-Direktor fordert das Ende des Lockdowns | Wirtschaftswissenschaftler Michael Hüther | SWR1 Leute – YouTube Es gibt auch keinen Grund für die Feststellung einer epidemischen Lage und somit keinen Grund für die Anwendung und die Novellen zum Bevölkerungsschutzgesetz, wenn es keine anhaltende Versorgungskrise gibt. Covid-19: Auslastung der Helios Kliniken Keine Pandemie in Krankenhäusern!

Explosive Studie zeigt – geringere nicht höhere – Auslastung von Krankenhäusern | Mitdenken-761 Versorgungskrise: Kliniken sind nicht überbelegt, sondern unterbesetzt – YouTube Es gibt keinen Notstand als Berechtigung für Notstandsgesetze WHO beendet Epidemische Lage von Nationaler Tragweite – Vera Lengsfeld WHO ändert Leitlinien für Nutzung von PCR-Tests — RT DE PCR-Test: Ignoriert Deutschland WHO-Empfehlung? Heute auf der BKP mit Spahn und RKI-Chef Wieler – YouTube WHO stop lockdowns barrington declaration – Google Search Daher ist der Inzidenzwert juristisch wertlos. Und die auf ihm basierenden Maßnahmen sind nicht evidenzbasiert.

Medizinprofessor Schrappe: Zahlen des RKI sind „nichts wert“ – ZDFheute Medizinprofessor Matthias Schrappe: „Die Bundesregierung ist beratungsresistent“ – YouTube Mathematiker an Bundesregierung: Inszidenzwert ist wertlos – Vera Lengsfeld Tausende von Experten weltweit weisen seit Monaten darauf hin. Diesen Teil der Ermittler-Hypothese hat unter vielen anderen auch der US-amerikanische und deutsche Haftungsanwalt Dr. Füllmich knapp zusammengefasst: Update von Dr. Rainer Fuellmich – über die immer stärkere Vernetzung von Juristen und Gerichten weltweit | Mitdenken-761 Hier bezieht er sich auf Expertisen, die u.a. in fast 50 Ausschuss-Sitzungen zusammengetragen wurden.

Die Dokumentation der fehlenden Evidenzbasiertheit der Inzidenzzahlen in den investigativen neuen Medien ist schier unüberschaubar umfangreich und doch erstaunlich homogen, wenn man inhaltlich die Spreu wissenschaftlich vom Weizen trennt. Es wird auch immer offensichtlicher, dass das angeblich gesundheitsfördernde PCR-Test-Narrativ kippt: Samuel Eckert: Sterbezahlen Deutschland – Was läuft schief, bei CORRECTIV? – YouTube Bundesweite Notbremse: Juristen im Kanzleramt äußern offenbar rechtliche Bedenken | GMX Kritische Richter und Staatsanwälte laufen Sturm gegen neues Gesetz – reitschuster.de Testpflicht an Schulen erneut von Gericht gekippt – reitschuster.de Urteil von Gericht in Weimar schützt Kinder vor Kindeswohlgefährdung – Oberverwaltungsgericht: Ausgangsbeschränkung der Region Hannover voraussichtlich rechtswidrig – Unfassbar: Österreichisches Gericht entblößt Berlins Corona-Politik – reitschuster.de Berliner Senat gibt zu: FFP2-Maskenzwang hat keine wissenschaftliche Grundlage!

– Vera Lengsfeld Weltgrößtes Epidemiogie-Labor: mehr Infektionen durch Maskenpflicht – Was genau ist los in Israel mit Übersterblichkeit nach Impfung? – Neuer Bericht des Paul-Ehrlich-Instituts: 31.149 Fälle von Impfnebenwirkungen – reitschuster.de UND NOCH EIN DRAMATISCHER NOTRUF: (3) Notruf vom Virologen und Impf-Experten Geert Vanden Bossche: – YouTube Wie oben ausgeführt, steckt der seit Jahren drohende Kollaps unseres Geld-, Finanz- und Schuldensystems hinter der jetzigen vorgeschobenen, aufgebauschten und politisierten Gesundheitskrise. Dieses System ist nach Expertenaussagen nicht mehr reparierbar (z.B. durch unbegrenztes Gelddrucken und Spekulieren wird die Krise aufgebläht). Die Staaten sind unvorstellbar überschuldet und verschulden sich hemmungslos immer mehr.

Plötzlich wird sogar die Schuldenunion in der EU auf Kosten der hiesigen Bürger durchgewunken, wogegen es früher starken Widerstand gab. Die Gläubiger wollen ihr Geld vor dem völligen Kollaps des Geldsystems teilweise durch Macht eintauschen, Macht über Staaten und Bürger. Alles Ablenkung für das neue Geldsystem | Ernst Wolff – YouTube Die Frage ist: Wollen wir Bürger eine autoritäre Lösung der Krise: (14) Dr. Daniele Ganser: Corona und China: Eine Diktatur als Vorbild? (Basel 5. Februar 2021) – YouTube

In diesem Fall verbünden sich die Politiker mit den Gläubigern – gegen die Bürger. Mit Hilfe der Abschaffung des Bargelds, der Zensur der Medien, einer Unterdrückung der Meinungsvielfalt und -freiheit und eines digitalen, gesteuerten Zentralbankgeldsystems wird ein weltweiter Totalitarismus (evtl. mit stellenweiser Fassadendemokratie) errichtet. Die digital-finanziellen Eliten-Gläubiger tauschen ihr durch den Zusammenbruch des jetzigen Geldsytems unbrauchbar werdendes Geld rechtzeitig durch digital gesteuerte Macht und auf dieser Macht basierendem, zentral gesteuertem Digitalgeld in ihrem Interesse ein. Es geht darum, wird unser neues Geldsystem demokratisch oder zentral-digital-weltdikatorisch sein? Wir können die Krise zum Nutzen der Menschen demokratisch lösen, wenn die Staaten zu ihren Bürger halten und sie sich gemeinsam gegen den digital-finanziellen Gläubiger-Komplex zur Wehr setzen.

Dazu dürfen sich die Bürger nicht länger durch beständige Panikmache willenlos machen lassen. Sie müssen sich umfassend informieren. Sie sollten alle relevanten Experten zu Rate ziehen. Hinter die Kulissen schauen. Die ermittlungstechnisch aufgedeckte Verschwörung – im wahren Sinne des Wortes – von Staaten und Eliten durchschauen und ihre Rechte, ihren Rechtsstaat, Demokratie, Transparenz, Offenheit und alle demokratischen Freiheiten sofort zurückfordern. Das ist die Idee des Grundgesetzes: Die Bürger sind der Souverän und sie beauftragen die Politiker, im Interesse der Bürger zu handeln. Das wäre ein Ansatz zu einer demokratischen Lösung der Geld-, Schulden- und Finanzkrise. In der Schuldenkrise wird wohl ein gesteuerter, vereinbarter Schuldenschnitt benötigt, wie ihn auch z.B. Prof. Christian Kreiß und Prof. Max Otte vorschlagen.

Es wird ein demokratisches Geldystem benötigt. Das Geld- und Finanzsystem sollte durch demokratisch legitimierte, durchgängig überprüfte und rechenschaftspflichtige Entscheidungsträger gehandhabt werden. Das kann per definitionem nur in einem voll funktionsfähigen Rechtsstaat mit echter, durchgängiger Gewaltenteilung und mit freien, investigativen, unabhängigen Medien erfolgversprechend angestrebt werden. Größte Krise seit hundert Jahren: Jetzt hilft nur noch ein radikaler Schuldenschnitt The Wolff of Wall Street: Demokratisches Geldsystem (Podcast) | KenFM.de (35) „Der Staat ist gekapert durch mächtige Interessen“: Max Otte erzählt, wie er sein Land verloren hat. – YouTube – Gerhard Jahnke

 

Ich habe hier eine Anmerkung: Mich stört das Wort „sanft“. – D. Zimmermann

 

Es wundert mich, dass heute – scheinbar unbedacht – behauptet werden kann, dass bei dem Heraufkommen neuer autoritären Regierungen auf demokratischem Wege „Vergleiche mit dem europäischen Faschismus der 1930er- und 1940er-Jahre […] verfehlt“ seien. Es mag generell stimmen, dass die Faschisten Europas meist im Staatsstreich an die Macht kamen. Doch in einem entscheidenden Beispiel stimmt das nicht: dem Deutschlands.

Hitler wies ausdrücklich darauf hin, dass er die Demokratie von innen auszuhöhlen gedachte, und seine Partei wurde tatsächlich in den letzten freien Wahlen der Weimarer Republik zur stärksten Kraft und somit auch „ohne Beteiligung des Militärs“. Zwar vollzieht sich der Strukturwandel in Indien, Ungarn – oder sogar zum Teil in Kurz‘ Österreich – wie auch anderswo langsamer als in NS-Deutschland, doch mit dem gleichen autoritären Machtanspruch, mit dem gleichen Ziel der ethnisch begründeten Unterdrückung. Man dürfte das wohl ruhig beim richtigen Namen nennen: Faschismus, den es noch immer zu bekämpfen gilt. – Maximilian Pitner

 

Das Unbehagen an der Veränderung der Bevölkerungsstruktur durch hohe Geburtenraten der Immigranten muss vielleicht nicht unbedingt auf völkischen und rassistischen Gedankengängen wegen der imaginierten (?) eigenen Werte beruhen, sondern einfach darauf, dass man seine Kultur liebt und behalten möchte, was man auch anderen Ethnien von Herzen gönnt. – emer. Prof. Werner Koetz

 

Shalini Randeria stellt mit der „sanften autoritären Politik“ ein sich verbreitendes Herrschaftskonzept vor und schaut dabei insbesondere auf systematische Verzerrung von Wahlergebnissen und gezieltes Schüren demographischer Ängste als Herrschaftstechniken. Beispiele: Brasilien, Ungarn, Indien, Polen, Türkei, die Philippinen. Grundsätzlich könnte dieses Herrschaftskonzept selbst in allen auch noch einigermaßen intakten Demokratien zum Tragen kommen: Eine wichtige Voraussetzung ist paradoxerweise eine funktionierende Demokratie. Diese ermöglicht erstens, mit demokratischen Mitteln (ohne Polizei und Militär) an die Macht zu kommen. Einmal an der Macht besteht zweitens die Möglichkeit, im Namen der Demokratie mit manipulativen Mitteln diese „auszuschleichen“, den demokratischen Machtwechselmechanismus auszuhebeln und so die eigene Herrschaft auszubauen (z.B. als Clan) und zu sichern.

Wichtigster Anknüpfungspunkt hierfür sind vormoderne Grundeinstellungen, die in jeder demokratischen Gesellschaft schlummern. Mit der Einstufung dieser Einstellungen als eigentlichen Willen des Volkes und der Selbstinszenierung als legitime Speerspitze zur Durchsetzung dieses Willens kann der demokratisch-emanzipatorische Prozess, universellen Rechten fortgesetzt Geltung zu verschaffen, gestoppt und schrittweise rückabgewickelt werden. Verschiedene Herrschaftsinstrumente helfen dabei, u.a.: Schüren von Ängsten; Verlängerung der vormodernen Einstellungen in die Zugehörigkeit zu einer Bewegung;

Etablieren von Narrativen, die die Bewegung als historische Mission überhöhen; Etablieren von internen und externen Feindbildern, z.B. Freie Presse, Minderheiten, Schlüsselfiguren der Aufklärung als Feinde der Demokratie oder überstaatliche Institutionen als Feinde des Volkes; Umkehr von Zweck und Mittel. – Es fängt immer klein an, auch im Land des „Nie wieder“. Zur Erinnerung: Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Wehre dich, wenn jemand dich unter Verwendung des Begriffs „Volk“ vereinnahmen oder in Anspruch nehmen möchte. Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! – Reinhard Koine

 

Das Bild der Yogamassenübung offenbart es: In Indien nur der männliche Teil der Bewohner. – H. Giller

 

Diese Betrachtung der Entwicklung des „sanften“ Autoritarismus in verschiedenen Ländern habe ich mit Interesse gelesen. Die Betrachtung der Geschichte ist im Wesentlichen eine Wissenschaft der Veränderung. Sie lehrt, dass zwei Entwicklungen nie ganz gleich passieren, weil die Bedingungen nie genau übereinstimmen. Schließlich sind die Begleitumstände nie genau vergleichbar.

Geschichtliche Ereignisse können nur in ihrem zeitlichen Zusammenhang mit den politischen, gesellschaftlichen, ökonomischen und kulturellen Situation verstanden und bewertet werden. In diesem Sinne sollten politische Entwicklungen der Gegenwart ebenfalls nur in diesem Zusammenhang betrachtet und bewertet werden. Der in Rede stehende Beitrag lässt diese nüchterne, vorurteilsfreie Sicht m. E. Vermissen. Er verstellt sich so selbst die Möglichkeit des Betrachtens aus wechselnder Perspektive. Die beschriebene Entwicklung ist nicht nur das Ergebnis des Wirkens einzelner Autokraten. Deren Wirken fällt jedoch auf fruchtbaren Boden, wenn gesellschaftliche Probleme längere Zeit nicht bewältigt wurden. Das Wahlrecht für Landsleute, die ausser Landes wohnen, ist aus meiner Sicht keine ungarische Spezialität. Sie gibt es z. B. Ebenso in der Türkei wie in den USA.

Wer die Ansprüche des politischen Islam negiert, befürwortet ungewollt oder absichtlich diese Ansprüche, dieses Verständnis von der Rolle der Frau im Leben, die Allah, der Barmherzige, ihr auf Erden die Rolle des Tauziehens der Kinder, die Versorgung des Haushalts und den Gehorsam gegenüber dem Ehemann zugeordnet hat. Er befürwortet so, dass die Gleichstellung von Mann und Frau erst vor Allah im „Paradies“ erreicht wird. Diese Gesichtspunkte kann man nicht ausser acht lassen, wenn es um das Verhältnis der Hindu zu den konservativen Muslimen in Pakistan geht.

Aus meiner Sicht setzt eine funktionierende Gesellschaft voraus, dass sich letztere als Gemeinschaft versteht. Gemeinschaft entsteht durch Gemeinsamkeiten (Sprache, Geschichte, Werte, Menschenrechte). Minderheiten, die sich diesen Gemeinsamkeiten verschliessen, werden als latente Gefährdung der Gemeinschaft wahrgenommen. Migranten aus dem europäischen Kulturkreis (Polen, Hugenotten, niederländische Siedler, Tschechen, Italiener, Griechen) haben in Deutschland keine Probleme, sich in diese Gemeinschaft einzufügen. – R. Renaux

 

Wenn von einem indischen Bundesstaat gesprochen wird, welches durch ein im vergangenen Jahr erlassenes Gesetz interreligiöse Ehen einschränken solle, ist eine explizite Nennung dieses Bundesstaates erforderlich. Die indischen Bundesstaaten weisen eine unterschiedliche Verteilung der Religionen auf. Im östlichen Bundesstaat Nagaland bilden zum Beispiel die Christen eine Mehrheit und in Kerala bilden die Muslime die zweitgrößte Mehrheit.

In Bezug zu der interessanten Debatte zum Thema sanfter Autoritarismusvon Shalini Randeria und der Aussage, dass Modi gesellschaftliche sowie religiöse Minderheiten marginalisieren möchte, um seine politische Macht und Wiederwahl abzusichern und zu stabilisieren, wäre es deshalb sehr interessant gewesen, an dieser Stelle zu erfahren, um welchen Bundesstaat es sich handelt.

Des Weiteren stellt sich mir die Frage, ob wirklich erst seit 2020 das besagte Gesetzt interreligiöse Ehen einschränkt bzw. einschränken soll. Das Kastensystem in Indien und die, durch das britisch-politische Abkommen 1947, verfeindeten Muslime und Hinduisten und weitere religiöse Feindschaften bestimmen seit Jahrhunderten, dass interreligiöse Ehen nicht geduldet werden. Zudem bestimmen die starke Religiosität/der Glaube und der respektvolle Umgang mit Tradition und Kultur, dass interreligiöse Ehen landesweit nicht geduldet bzw. nicht unterstützt werden. Dies ist ein in der Gesellschaft tiefsitzendes Problem, was durch dieses Gesetz eventuell offiziell ausgesprochen wurde. Aber wie einige Dinge in Indien brauchen sie nicht offiziell benannt werden, um ein fester Bestand der indischen Gesellschaft zu sein. – Kiara Singh Greulich

 


 

 

Leserbriefe zu „Was macht eigentlich ein Antisemitismusbeauftragter?“ von Dimitrij Kapitelman

 

Der Artikel von Herrn Kapitelman (ZEIT, 15. April 2021) kann nicht einfach so hingenommen werden. Es soll absolut nicht abgestritten werden, dass es allarmierende Vorfälle und mehr als üble Tendenzen gibt, aber die Deutschen unter Generalverdacht als unverbesserliche Antisemiten hinzustellen, grenzt schon an eine rassistische Diskriminierung in umgekehrter Richtung. Ausserdem fragt man sich, warum Menschen, die “Erbangst vor diesem Land” haben, gerade in dieses Land auswandern und Herr Kapitelmann sich als erwachsener Mann nicht woanders ein weniger widriges Umfeld sucht. – Prof. Michaela Böhmig

 

Endlich mal ein lesenswerter Artikel in der Rubrik „Entdecken“. Natürlich ist es ein Zeichen für unseren Antisemitismus in Deutschland, dass wir Antisemitismusbeauftragte (wer hat dieses Wort erfunden?) überhaupt benötigen. Ich habe noch einmal bei Frau Delphine Horvilleur in ihrem Buch „Überlegungen zur Frage des Antisemitismus“ nachgelesen. Auch sie weiß keinen nachvollziehbaren Grund für Antisemitismus. Es gibt einige Hundert Bücher zu diesem Thema. 3 davon habe ich gelesen. „Die jüdische Gemeinde in Zürich während des Mittelalters“, „Progrome während des ersten Kreuzzuges 1096“, „König Richard Löwenherz und die Juden“. Außer üblichen Erzählungen von Geld, Schulden, Neid, etc. nichts bemerkenswertes.

Die Türken haben die Armenier umgebracht, weil sie bei denen verschuldet waren. Das scheint ein Grund für Genozid zu sein. Trifft das auch auf die Juden zu? Im Mittelalter vielleicht, aber heute? In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wohl auch nicht. Wer kennt überhaupt einen Juden? Ich z.B. habe einige Tausend Menschen getroffen. Bin 1946 geboren. Aber nur einen Juden. Einen Arzt aus Berlin. Wir haben rund 85 Millionen Einwohner in Deutschland. Davon sind rund 95 Tausend Juden. Und es werden immer weniger. Also, was soll Antisemitismus bringen? Ist es nicht vielleicht eine Art, sich die Langeweile zu vertreiben. Hauptsache Anti. An der Bundesstrasse einfach so rumstehen. Auf eine Demo ohne Maske. Und noch ein Tatoo. Ich weiß es nicht und ich begreife es auch nicht. – Hartmut van Meegen

 

Oh Schande! Dass wir überhaupt einen Antisemitismusbeauftragten brauchen. Es gibt ihn seit dem 1. Mai 2018. Hat sich etwas geändert in unserem Land? Ja! Die Antisemiten können sich ungeniert äußern und fast ungehindert benehmen. Die erschreckenden Beispiele, die Herr Kapitelman beschreibt, muss ich nicht wiederholen. Ich denke, dieses Thema sollte in den Schulen viel stärker behandelt werden. Bei AFD-Wählern ist Hopfen und Malz verloren. Nicht bei Allen. Doch angesichts des Erfolges dieser Partei wird mir übel. Und die Gleichgültigkeit diesem Problem beschämt mich. – Amsel Flechtner

 

Immer wieder mit dem Kopf an dieselbe Stelle zu schlagen und sich jeweils ein anderes Ergebnis zu erhoffen, ist nicht nur ein orgíginelles Bild, sondern lässt sich auch auf viele Problemfelder außerhalb des Antisemitismus beziehen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Gewaltanwendungen gegen sich selbst oder andere immer ein Kennzeichen unterentwickelter, nicht entfalteter Seelen sind. Identität durch Verletzugen anderer erreichen zu wollen, ist ein illusionäres und aussichtsloses Unterfangen – da nützen auch ständige Wiederholungen nichts.

Kann das Judentum vielleicht als Projektionsfläche für antisemitische Gewalt missbraucht werden? Zumindest sollten Lösungsansätze dieser Problematik nicht erst bei bestehenden Gewaltausübungen ansetzen, sondern an die Wurzeln dieses Phänomens gehen. Und da spielt der Anspruch exklusiver Auserwähltheit sicher eine Rolle, wenn auch keine Berechtigung daraus abgeleitet werden kann. Dieser Anspruch ist eine geniale Erfindung aus antiken Zeiten, als deren Autor man nicht sich selbst, sondern die höchst vorstellbare Instanz, also Gott, benennt. Das hatte seine motivierende Bedeutung in früheren Kämpfen um die Existenzsicherung. Heutzutage sollte man vom Konzept der Auserwähltheit Abstand nehmen – ohne dessen historische Bedeutung zu schmälern. Das ist die Lektion, die Juden lernen sollten. – Christoph Müller-Luckwald

 

Mit großem Interesse habe ich Ihren kritischen Artikel zur Frage, was die deutschen Antisemitismusbeauftragten so tun, gelesen. Ein Punkt hat mir gefehlt; anstatt das Thema von sonstigen gesellschaftlichen Problemen isoliert zu betrachten sollte man die Verantwortlichen fragen, wie man der Gesellschaft als ganzes helfen könnte. Wenn es den Menschen wirtschaftlich und sozial gut geht, gibt es auch keine Antisemiten und es wählt auch keiner mehr die AfD. Denke das wäre nachhaltiger und ehrlicher als immer wieder zu fragen wie viele Jugendliche noch wissen was in Auschwitz war. – Thilo Stumpf

 

Ich finde das Matyrium des Autors in Deutschland,hier eher als neutrale Formulierung zu sehen,schrecklich. Offensichtlich hat er mit seiner Familie unter Nazifreunden gerade so überlebt und ihm in diesem Land immerhin eine qualifizierte Ausbildung zum Journalisten der bekannten Wochenzeitung gestattet. Man muss sich doch fragen, warum es die ganze Welt nach Nazideutschland zieht. Dass diese Wochenzeitung, die ich seit mehr als 40 Jahren regelmäßig nutze, eine Seite für solch ein persönliches Statement eines offensichtlich traumatisierten PLattenbaubeziehers zur Verfügung stellt,überrascht, scheint aber dem politischen Mainstream geschuldet zu sein. Da darf man sich wünschen, dass die Verantwortlichen nochmals über die Texte schauen. Unter diesen Umständen werde ich das geplante Zeitabo zurückstellen. – Harald Hanebauer

 

Ich habe ihren Artikel gelesen. Vielleicht können Sie mir den Gefallen tun, auch noch einen anderen Artikel zu verfassen. Ich beschäftige mich seit ich irgendwann realisiert habe dass es tatsächlich immer noch Antisemitismus gibt, mit der Frage warum… Was sind die Gründe dafür, dass auch Junge Menschen (ich bin Anfang 30) antisemitisch sind… Ich denke mir, den meisten wird es wie mir gehen. Sie kennen keinen einzigen Juden. Ich habe tatsächlich in meinem Leben noch keinen einzigen Juden getroffen (oder es zumindest nicht bemerkt). Wie kann dann Hass entstehen? Ich kenne Moslems, ich kenne Hindus, Buddhisten, (mit manchen habe ich gute Erfahrungen gemacht, mit manchen schlechte)…

Der Mensch neigt dazu dann von einigen wenigen auf viele zu schließen… Dabei ertappe ich mich leider auch oft… Aber auf Juden zu schließen, weil ich Erfahrungen gemacht hätte, kann ich nicht. Und wie schon erwähnt können das vermutlich die wenigsten… Ist dann dieser Judenhass für (leider nicht nur) Kravallos „Folklore“ (bitte nicht falsch verstehen) und ein Aufhänger um gewalttätig zu werden? Geht es dabei gar nicht um die Juden sondern nur um Gewalt und Hass an sich… Weil selbst wenn frühere Deutsche Generationen zumindest in den Geldgeschäften einen Anlass gesehen haben wollen, Missgunst zu entwickeln… Welche (vermeintlichen) Privilegien können denn heute Menschen den Juden zuschreiben?

Ich verstehe es nicht. Ich bin einmal extra nach Prag gereist und habe eine Führung in der jüdischen Gemeinde gebucht. Leider war der Guide Katholik und konnte mir Erfahrungen auch nur ist Dritter Hand liefern… Ich habe einen Kollegen. Ein eigentlich netter Mensch. Akademiker (also kann es auch nicht pauschal an Intelligenz fehlen). Dieser Kollege behauptet allen Ernstes, es sei noch nie ein Jude an Krebs gestorben… Woher kommt das? Ich würde mich freuen wieder von ihnen zu lesen. – Julia Spreng

 


 

 

Leserbriefe zu „Auf der Suche nach dem dritten Geschlecht“ von Martin Spiewak

 

Die Enttäuschung, welche manche Protagonisten angesichts der geringen Zahl der standesamtlichen Eintragungen von Diversen verspüren, kommt wenig überraschend. Sie beruht auf der irrtümlichen Gleichsetzung der Begiffe „Intersexualität“ und „Varianten der Geschlechtsentwicklung“. Auch in diesem Bericht werden diese Begriffe synonym verwendet. Das ist falsch und unter Medizinern auch nicht üblich. Im Gegensatz zu Lynn, der tatsächlich einer der ganz wenigen „Zwitter“ ist, wie er selbst einräumt, sind z.B. Menschen mit Turner-Syndrom eindeutig weiblich. Sie haben eine Vulva, eine Scheide, eine Gebärmutter und 2 Eierstöcke. Sie weisen keinerlei Merkmale auf, die an einen Mann erinnern. Die „Variante“ oder „Störung“ (englisch: disorder) des Turner-Syndroms besteht darin, dass die Entwicklung der sekundären Geschlechtsmerkmale incl. der Fruchtbarkeit allermeistens ausbleibt.

Es ist durchaus spannend, dass Vanja, deren Klage vor dem Bundesverfassungsgericht die Eintragung „divers“ erst ermöglichte, laut Urteilsbegründung ein Turner-Syndrom hat. Doch Menschen mit Turner-Syndrom sind eben nicht intersexuell, auch wenn sich Aktivisten wie Charlotte Wunn das vielleicht wünschen. Fachleute wie Frau Marshall aus Lübeck würden beim Turner-Syndrom nie von biologischer „Intersexualität“ sprechen.

Es kann durchaus sein, dass sich eine Frau mit Turner-Syndrom Testosteron spritzt, um eine männliche Note inclusive eines Vollbarts zu bekommen. Dagegen ist nichts einzuwenden. Selbstbestimmtheit gibt Kraft und Würde. Doch darf eine solche persönliche Entscheidung nicht mit natürlicher Intersexualität verwechselt werden. Die Menschheit verdankt ihre Entstehung und ihre Erhaltung dem binären System. Das ist unschwer zu erkennen. Warum besteht also auch außerhalb der sehr kleinen Gruppe von biologisch Intersexuellen ein solch ausgeprägter Drang, diese Selbstverständlichkeit in Frage zu stellen?

Die Aufklärung reduzierte den Menschen auf ein Mitglied der Familie der Menschaffen. Für einige wenige klingt das entspannt. Für viele andere ist es aber noch immer ein starker Tobak. Wem die Religion aus diesem vermeintlichen Dilemma keine Ausflucht mehr bietet, der sucht vielleicht andere Wege, um sich von Mutter Natur abzunabeln. Manche wollen sich von der lebenden Umgebung verabschieden und den Weltraum besiedeln, andere wollen sich schon im irdischen Hier und Jetzt seelisch von der eigenen Körperlichkeit lösen.

Für die sehr wenigen biologisch intersexuellen Personen ist das Karlsruher Urteil ein Segen und ich freue mich aufrichtig mit Lynn. Jeder Mensch hat das Recht auf die Anerkennung seiner Natur. Doch intersexuelle Toiletten in bayerischen Grundschulen gleichen eher einem Denkmal als einer sinnvollen Sanitäreinrichtung. Auf Systemebene bleibt das Binäre eine wesentliche und unverzichtbare Eigenschaft aller Arten, die sich sexuell fortpflanzen. Der Mensch unterscheidet sich hier nicht wirklich von der Spitzmaus oder vom Apfelbaum. Man muss schon beide Augen feste zukneifen, um sich in andersartige Wunschwelten zu beamen. – Dr. Christian Voll

 

Anlässlich der Abizeitung im Jahrgang meines Kindes wurden Daten für die beliebte Darstellung des Durchschnittsabiturienten sowie der Durchschnittsabiturientin erhoben. Die Überlegung, eine*n diverse*n Durchschnittsabiturient*in auszuweisen, schien erst zwischen den Standpunkten: „konkret nicht vorhanden“, „nicht bekannt/zu vertrauliche Information/wäre evt. nicht wahrheitsgemäß angegeben“ seitens der Rückmeldenden, „nicht relevant“, „zu wenige für eine Durchschnittsbildung“ zu versanden. Einsichtig war der Aspekt, dass sich die Diversen unter den überwiegend 17- bis 19-jährigen SchülerInnen am Ende einer Schullaufbahn, in der die SchülerInnen als männlich und weiblich angesprochen und wahrgenommen wurden, wohl erst zu einem spätereren Zeitpunkt nach der Schulzeit als divers erkennen und oder benennen würden oder werden.

Entschieden hat man sich dann für die Ausweisung der Durchschnittszahlen ohne Bezug auf eine Geschlechtskategorie. Es ist gut und richtig, dass die formale Ausweisung von nicht-binären Menschen unter „divers“ Eingang ins Rechtssystem gefunden hat. Der Formalisierung wird die gesellschaftliche Wirklichkeit mit Verzögerung folgen, insoweit fehlen Zahlen, wieviele Babys mit nicht eindeutig zuzuordnenden Geschlechtsmerkmalen pro Jahr auf die Welt kommen und bei wievielen Menschen erst zu einem späteren Zeitpunkt aufgrund der äußerlich nicht sichtbaren aber innerlich vorhandenen Organe die Geschlechtsuneindeutigkeit bzw. die Zuordnung „divers/nicht binär“ erfolgt.

Weiterhin fehlen ergänzende Informationen, ob die Kategorie „divers“ Eingang in die entsprechenden Lehrpläne von Schulen und die Adressierung der Schüler*Innen seitens des Lehrpersonals gefunden hat, oder auch, ob künftig routinemäßig zu Vorsorgeuntersuchungen von Kindern eine entsprechende Ultraschall- oder Hormonstatus-Überprüfung angeboten wird. Dass Diverse/Nicht-Binäre nicht sichtbarer sind, nicht als Divers/Nicht-Binär wahrgenommen werden wollen bzw. „sich die Zugehörigkeit zum weiblichen oder männlichen Geschlecht (wünschen)“, hat nicht nur mit ihrer Anzahl, sondern mit den bisherigen gesellschaftlichen Gegebenheiten zu tun. – Ursula Hüttner

 

Ich bin irritiert, dass auf den WISSEN-Seiten der ZEIT vom 15.April 2021 ein Artikel erscheint, der zum Teil missverständliche und zum Teil sogar falsche bzw. von Halbwissen getragene Informationen vermittelt. So heißt es gleich im dritten Absatz „(… das Sternchen bezeichnet die Intergeschlechtlichkeit). Tatsächlich soll mit dem sog. Gendersternchen* die Vielfalt der sexuellen und geschlechtlichen Identitäten angesprochen werden. Wie sich Menschen definieren, ist ihre persönliche und zu respektierende Entscheidung, wie bereits das Bundesverfassungsgericht festgestellt hat.

Aus der Tatsache, dass vergleichsweise wenige Menschen im Geburts-bzw. Personenstandsregister als divers eingetragen sind, kann nicht auf die Zahl derjenigen geschlossen werden, die sich tatsächlich divers identifizieren. Diesen Eindruck vermittelt aber der Artikel, indem er in Frage stellt, ob gesellschaftliche Lösungen angesichts der Statistik erforderlich sind. Unsere Gesellschaft ist tatsächlich noch weitgehend von der Vorstellung einer binären Geschlechterwelt geprägt und die meisten Menschen wollen sich zugehörig fühlen, um keinen Diskriminierungen ausgesetzt zu sein, auch wenn sie sich anders erleben. Ua aus diesem Grund verzichten viele auf eine Änderung in amtlichen Verzeichnissen und tauchen daher in diesen Statistiken gar nicht erst auf.

Auch die Behauptung im Infokasten „Was ist divers?“, dass „… bei der Transidentität bislang keine biologischen Ursachen gefunden“ wurden, ist nicht ganz korrekt. Es gibt durchaus wissenschaftliche Studien, die einen hormonellen Einfluss auf die Ausprägung des sog. Hirngeschlechts, dh. des empfundenen, im Gegensatz zum körperlichen Geschlechts im letzten Drittel der Schwangerschaft für ursächlich halten. Zur grundlegenden Orientierung empfehle ich die seit vielen Jahren vom Land NRW im Rahmen der Kampagne „anders und gleich“ geförderte „Fibel der vielen kleinen Unterschiede“. – Eva-Marie Frings

 

Der Artikel bringt interessante Informationen zu dem Thema zu Sprache, die allgemein interessant sind, vor allem, was die Zahlen über Betroffene angeht. Allerdings enthält der Artikel nach meiner medizinischen Erfahrung einen schwerwiegenden Fehler. Es wird berichtet, dass Lynns Diagnose Hermaphroditismus gewesen sei (benannt nach dem griechischen Götterboten Hermes und der Göttin der Liebe Aphrodite). Das erscheint korrekt, weil diese Diagnose das gleichzeitige Vorhandensein von Hoden und Eierstöcken (auch jeweils einzeln wie hier) bedeutet, dazu Penis und Prostata, Scheide und Gebärmutter.

Nach einer solchen bedeutsamen Diagnose wird von einem Kreis von Spezialisten, die fast die gesamte Kindermedizin umfassen, umfangreich, mit vielen begleitenden endokrinologischen und psychologischen Untersuchungen versucht, den wahrscheinlich besten Weg für die Zukunft des betroffenen Kindes herauszufinden. Die endgültige Entscheidung braucht wenigstens ein Jahr Beobachtung und Untersuchungen. Das ist eine Selbstverständlichkeit in so komplizierten Situationen.

Dann folgt im Artikel die Aussage: „Die Ärzte beschließen noch im Krankenhaus, das Lynn ein Mädchen sein soll; die Eltern, von der Situation überfordert, sind einverstanden. Die Ärzte entfernen Hoden und Eierstock, verkürzen den Penis und formen Schamlippen“. Wenn das stimmen würde, wäre es ein Skandal. Dann wäre an Lynn ein schwerer Fehler begangen worden, weil er mit dem Entfernen von Hoden und Eierstock asexuell geworden wäre, was mit Hormonen nicht voll ausgeglichen werden kann. Das erscheint mir (Kinderanästhesist) absolut undenkbar! Dem widerspricht auch, das Schamlippen geformt wurden, die ohne das Vorhandensein eines Eierstocks unsinnig gewesen wären.

Obige Aussage: „Die Ärzte beschließen noch im Krankenhaus, dass Lynn ein Mädchen sein soll…“ täuscht eine Situation vor, als hätte nicht lange nach der Geburt eine Vorstellung Lynns in einer Kinderklinik stattgefunden, wo „noch in der Klinik beschlossen wurde…“. Es erscheint damit der Eindruck, als hätten die Eltern in dieser Situation aus Überforderung zur Operation (Penisverkürzung, Hoden- und Eierstockentfernung etc.) zugestimmt und danach hätte das Unheil angefangen.

Eine solche Situation ist nach meiner Erfahrung undenkbar. Nicht nur die oben angedeuteten umfangreichen Untersuchungen mit Verlaufsbeobachtungen dauern Monate, sondern es bedarf immer umfangreicher, oft wiederholter Gespräche und Erklärungen mit den Eltern, auch häufiger Konferenzen innerhalb von Fachkollegen, welches Vorgehen das günstigste für das Kind wäre, denn die Entscheidung bleibt immer ausgesprochen schwierig. Ich halte es für vordringlich, dass die Fakten über den klinischen Vorgang richtig gestellt werden müssen. Ich gehe davon aus, dass den Ärzten und Ärztinnen des betroffenen Kinderkrankenhauses mit diesem Artikel schweres Unrecht getan wurde, das der Wiedergutmachung (Korrektur) bedarf. – Dr. med. Josef Holzki

 

Ich freue mich darüber, dass Ihre jährlichen Beiträge rund um die Themen gender und Multigeschlechtlichkeit inzwischen in ihrer Darstellung differenzierter und v.a. für betroffene Personen deutlich sensibler gestaltet sind als in den letzten Jahren. Vielen Dank dafür. Leider haben Sie dann doch die Chance nicht nutzen wollen aus Ihrer üblichen Skepsis auszubrechen:

Anstatt Ihren Beitrag mit dem Engagement von Blu Doppe zu schließen und somit ein Zeichen zu setzen, dass es gar keine Rolle spielt, wie viele Personen letztlich Gebrauch vom dritten Geschlechtseintrag machen, weil jederMensch ein Recht auf geistige und körperliche Unversehrtheit hat; haben Sie im letzten Absatz erneut auf die geringe Anzahl der Einträge verwiesen und dabei indirekt die Sinnhaftigkeit der Gesetzesänderung von 2017 erneut infrage gestellt… Schade. Einen kleinen sachlichen Hinweis noch: Der Satz im Infokasten „Anders als bei der Intersexualität wurden bei der Transidentität bislang keine biologischen Ursachen gefunden.“ ist so formuliert nicht ganz korrekt.

Forschungsbeiträge zu Transidentität haben sehr wohl die biologische Entwicklung der menschlichen Geschlechtsidentität untersucht und dabei auch Prozesse und Phasen ausgemacht, die für Transidentität entscheidend sind. Tatsache ist jedoch, dass es eine Vielzahl an neurologisch-biochemischen Zusammenhängen gibt und somit biologisch keine alleinig eindeutigeUrsache für Transidentität benannt werden kann. Dies ist aber dem schlichten Umstand geschuldet, dass sich die Natur in ihrer Entwicklung stets den für sich besten Weg sucht und jeder Mensch auf seine Art einzigartig in seiner Entwicklung ist. Darüber hinaus gibt es auch die These von Milton Diamond, dass Transidentität eine besondere Form der Intersexualität sei, da sich das Geschlecht des Gehirns (das v.a. für das subjektiv geschlechtliche Empfinden verantwortlich ist) für cis Verständnisse inkongruent zum (äußeren) Phänotyp der Genitalien verhält.

Falls Sie sich für die Prozesse der geschlechtlichen Entwicklung interessieren empfehle ich Ihnen die Beiträge „Transsexualism as an Intersex Condition“ von Milton Diamond, „The Biological Foundations of Gender: a Delicate Balance“ von Mark Solms und „The Human Brain and Gender: Sexual Differentiation of Our Brains“ von Dick Swaab, Laura Castellanos-Cruz und Ai-Min Bao. Alle Beiträge finden Sie u.a. im von Gerhard Schreiber herausgegebenen Tagungsband „Transsexualität in Theologie und Neurowissenschaft“. – Jasmin Mannschatz

 

Das Argument, die „Bedeutung einer Gruppe“ (gemeint: deren zahlenmäßige Größe) sei von Belang für die Frage, was die Mehrheit dieser Minderheit an Rechten, Respekt und Sichtbarkeit schulde, ist hoch problematisch: Zum einen schafft es einen künstlichen Gegensatz zwischen „der Gesellschaft“ und der betroffenen Minderheit, als sei diese nicht selbst Teil der Gesellschaft (sog. „othering“). Zum wird damit verkannt, dass der Abbau von Diskriminierungen stets den Freiheitsraum für alle Menschen vergrößert. Gleiche Rechte, Respekt und Sichtbarkeit sind kein Kuchen, der kleiner wird, wenn man ihn teilt. Dass der von der Anzahl der betroffenen Personen daher unabhängige Freiheits- und Möglichkeitsgewinn manch einem offenbar Angst macht, steht auf einem anderen Blatt. – Dr. Sven Kerkhoff

 


 

 

Leserbriefe zu „Leben oder existieren?“ Streit von Jakob Licina und Detlef Scheele

 

Sie erwähnen in der Moderation des Gesprächs zw. Herrn Scheele und Herrn Licina die 150 €, die angeblich jeder ALGII-Bezieher erhalten soll. Aufgrund Ihres Artikels vom Januar hatte ich damals beim Jobcenter Meißen nachgefragt. Die Mitarbeiterinnen wussten von nichts. Später wurde mir das Geld verweigert. Es gäbe nur Naturalien, kein Bargeld. Dann bekam ich ein Schreiben des Gesundheitsministeriums mit dessen Hilfe ich in der Apotheke 10 FFP2-Masken bekam. Ich kann nur vermuten, dass dies die 150 € sein sollten. Es stand nichts dazu in dem Brief. 15 € je Maske, die im Laden 1 € kostet. Meine Bitte ist nun, dass sie mir die genaue Rechtsgrundlage mitteilen, damit och beim Jobcenter nochmal konkret mein Geld einfordern kann. – Iman Schwäbe

 

Es ist erschütternd, einen Sozialdemokraten, der eine Institution leitet, die sowohl in der öffentlichen Wahrnehmung schlecht beleumdet ist, als auch ein beispielloses Instrumentarium an wirtschaftlichen Zwängen und Benachteiligungen verwaltet, bei der Ausbreitung seiner strikt sozialselektiven Vorstellungen zu beobachten. Die vergleichsweise harmlosen Fragen eines der Armut entronnenen Systemadministratoren verdecken die bedenkliche Auffassung des Herrn Scheele eines menschenwürdigen Lebens in einer genauso wohlhabenden wie extrem ungleichen Gesellschaft kaum. Sein Maß einer menschenwürdigen Existenz ist wohl bereits erreicht, wenn jemand ein Dach über dem Kopf hat. Dieses Dach ist im übrigen heute so teuer wie nie, weil besagte Dächer weitgehend obszöner Spekulation überlassen werden („Großzügig ist, dass an seine Wohnung ein Leben lang bezahlt bekommt, ein knappes Gut in manchen Regionen Deutschlands“).

Auch stößt der völlig unangemessene biografische Vergleich auf. Es wird gern das meritokratische Aufstiegsmärchen reproduziert, das doch nur ein deutlicher Beleg für die zutiefst ungerechte Verteilung von Wohlstand und Bildung ist. Herr Scheele scheint aufgrund seiner eigenen Aufstiegsbiografie das Bedürfnis zu verspüren, von allen benachteiligten Menschen in Deutschland nur das gleiche Maß an Anstrengung zu verlangen, als sei dann der Erfolg garantiert. Dieser Auffassung nach strengen sich die Menschen wohl einfach nicht genug an.

Abseits dessen darf man fragen, wer heute noch einen auskömmlichen Nebenverdienst generiert, indem er bei „Otto den Hof fegt“? Die Welt ist heute etwas komplexer als vor 45 Jahren. Herr Scheel profitierte, nebenbei bemerkt, von einer umfassenden Bildungsexpansion, während das Bildungssystem heute wieder maximal sozial selektiv wirkt, was schon vor 20 Jahren von der OECD beanstandet wurde und bis heute wohl nicht bis zum politischen Spitzenpersonal durchgedrungen ist.

Überhaupt wird deutlich, wie sehr ein Verständnis von erfolgreichen Bildungskarrieren gepflegt wird, das weitgehend von Elternhaus abhängt. Im System Hartz IV werden Kinder mit ihren Eltern wirtschaftlich eng verknüpft, was Herr Licina (der Systemadministrator) sehr deutlich macht.

Der einzige Ausweg ist dann wohl, sich früh vom Elternhaus loszusagen, aber wenn Kinder bei ihren Eltern bleiben wollen, wenn sie sich nicht von ihren Eltern lösen möchten, werden sie wirtschaftlich massiv schlechtergestellt und schulden dem Staat im Extremfall später noch Geld. Solch ein Umgang z.B. durch Besteuerung der Nebeneinkünfte von Kindern der Mittelschicht, die bei ihren Eltern während der Ausbildung oder des Studiums wohnen bleiben, würden niemals akzeptiert. Warum ist solch eine Praxis also im Kontext der Grundsicherung legitim? Versteht man das unter Chancengerechtigkeit?

Kinder von Eltern, die von Grundsicherung leben, werden ferner in die Rolle der/des Bittsteller_in gedrängt, immer auf der Suche nach Gratistickets und Vergünstigungen. So darf man als Leiter der Arbeitsagentur großzügig auf Strukturen verweisen, die geschaffen werden müssen, weil sich der Staat aus der sozialen Verantwortung herausstiehlt. Hier muss wohl noch einmal grundsätzlich klargestellt werden: Kinder werden für die wirtschaftliche Situation ihrer Eltern mitbestraft. Ob die Eltern nun in der Lage sind, zu arbeiten, ob sie psychisch krank sind, Suchprobleme haben, usw. scheint keine Rolle zu spielen. Ich hatte das immer für eine konservative Auffassung gehalten. Die SPD scheint sich aber bisher nicht von ihren neoliberalen Irrwegen gelöst zu haben.

Dass dann auch noch die viel zu niedrigen Löhne als Begründung für die noch niedrigeren Sozialleistungen angeführt werden, ist beschämend bis zynisch. Allerdings ist es auch symptomatisch für die grundlegend meritokratische Auffassung, jeder sei seines Glückes Schmied. Das bedeutet ja auch, dass jeder deshalb auch ein miserabler Schmied ist und bestraft gehört, wenn jenes Glück eben nicht kommen will – auch wenn der Amboss von Anfang an gefehlt hat. So schließt sich hier die Frage an, warum sich die Diskussion hier wieder auf die sozial Benachteiligten verengt und die Verantwortung für die Lebensgestaltung und die Begründung der Lebensentscheidungen nur dieser Gruppe zugemutet wird, während leistungslos reich werdende Erben, die eben keinen „Kampf“ um ihre Bildung vollführen müssen, unbehelligt bleiben?

Armut hat Folgen für das gesamte Leben, die Berufswahl, der Umgang mit Geld, die Risikobereitschaft, sie prägt den Menschen bis hin zu einem früheren Lebensende. Es ist ernüchternd und verbitternd, wenn jemand als Sozialdemokrat in leitender Position einer Institution, die eigentlich die Mittel hätte, Armut zu verhindern, eine diesen komplexen Lebenslagen und Benachteiligungen nicht gerecht werdende Auffassung ausbreiten darf. – Jens Ertelt

 

Dass der junge Mann, der im Streitgespräch über Hartz IV über die Angemessenheit der Grundsicherung unseres Sozialhilfesystems so negativ herzieht, einen Kapuzenpullover mit der Aufschrift „Just Do NOTHING“ trägt, sagt ja sehr viel über seine Einstellung zu Leben und Gesellschaft aus. Recht hat Herr Scheele, wenn er sagt, dass das System nicht an allem schuld sei. Man muß auch selbst etwas tun, und zwar nicht „nothing“! – Björn Luley

 

Das Wort „existieren“ gefällt mir nicht, das passt nicht in unser Land, sagt Herr Scheele. Mir gefällt das auch nicht. Es ist aber leider die Realität der Grundsicherung und muss sich ändern. Dabei geht es nicht allein um eine deutliche Erhöhung der Bedarfssätze. Vielmehr geht es darum, dass die Inanspruchnahme von Grundsicherung nicht selbst zum Zukunfts- und Armutsrisiko wird, wo sie doch eigentlich nur der temporären Überbrückung eine Notlage dienen soll. Neben der Vermeidung von Hilfebedürftigkeit durch eine über reine Existenzsicherung hinausgehende Lohn- und Rentenpolitik könnte eine umfassende Kindergrundsicherung der richtige Weg sein. Wichtige Säulen einer solchen Kindergrundsicheung sind der gebührenfreie Zugang zu Bildung von der Kita bis zum Master und die kostenfreie Inanspruchnahme von ÖPNV und sozialer Infrastruktur.

Die Zusammenfassung aller bisherigen Familienleistungen zu einem neuen und weitgehend einkommensunabhängigen Kindergeld könnte die gerechte Teilhabe an Bildung und Gesellschaft nachhaltig ermöglichen und den idividuellen Weg bis zum Einstieg in den Beruf finanziell absichern. Vor solchen Schritten müssen wir uns aber zunächst von unserer unbegründeten Angst vor missbräuchlicher Inanspruchnahme von Sozialleistungen verabschieden. Denn es ist nur eine verschwindend geringe Minderheit, sie sich im System der jetzigen Grundsicherung eingerichtet hat. – Gertrud Kirf

 

Der Begriff „existieren“ gefällt Ihnen nicht. Den Begriff „Harz IV“ nehmen Sie nicht in den Mund, da er lt. Ihrer eigenen Aussage mittlerweile ein Schimpfwort ist und man würde damit, sagen Sie „das System schlechtreden und die Menschen stigmatisieren“. Das ist einer von vielen billigen Versuchen systemische Diskriminierung und Ausgrenzung durch Schönreden aufrecht zu erhalten. Ist das Ihre amtliche Mission? Dann können Sie ruhigen Arbeitsgewissens sagen, mission accomplished! – H. Giller

 

Ja, es reicht nicht weit, was man bekommt von – in meinem Fall – der Grundsicherung. Dennoch: es gibt sie! Und ich möchte immer wieder betonen: es ist sehr dankenswert, dass es solche Sicherung gibt. Eben nicht selbstverständlich. Ich zB habe aus – leider immer noch nachvollziehbaren Gründen – zwar viel gearbeitet, stellenweise mehrere Jobs gleichzeitig, aber meist `selbständig´, also ohne Sozialabgaben zu zahlen. Folglich war die Rente winzig. Ohne Grundsicherung säße ich heut unter der Brücke.

Eine andere Frage ist, ob so manche Anweisungen solcher staatlichen Hilfen verständlich und gerecht sind. Ich habe kein Auto, mein uraltes Fahrrad verlangte nach Nachfolger, möglichst leicht wegen meiner geschwundenen Kräfte. Also bat ich Freunde und Verwandte, mir zum Geburtstag Geld zu schenken zwecks Erstehens eines solchen. Wohl zu ehrlich gab ich auf Nachfrage an, Geldgescheke erhalten zu haben. Der Erfolg war: jeder Cent wurde mir im folgenden Jahr abgezogen. Adé, schönes Fahrrad… – Maja Mantouvalou

 


 

 

Leserbriefe zu „Sie dachte, Covid-19 dauert zwei Wochen. Ein Jahr später ist sie noch immer nicht gesund“ von Marius Buhl

 

Corona hält der Gesellschaft den Spiegel vor, auch in der Medizin. Ich litt selbst 10 Jahre an chronischer Müdigkeit und musste erkennen, wie überfordert unser etabliertes System mit einer solchen Diagnose ist. Wenn man sich nicht zufiedengeben will, landet man bei ganzheitlichen Ansätzen. Dort erkennt man, dass der Körper seine Selbstheilung wieder aktivieren kann. Einflussfaktoren sind die Ernährung, das Verdauungssystem, die Versorgung mit Vitalstoffen, die Enlastung von Strahlung etc.. Unterstützung leisten alternative Therapoieformen zur Ausleitung und Anregung der Selbstheilung. Diese unterstützen den Körper, ins Gleichgewicht zu kommen bei Autoimmunreaktionen oder Überreste längst vergangener Viruserkrankungen loszuwerden. Die Therapeuten sind allesamt Idealisten, die aus Überzeugung handeln.

Keiner davon wird monetär reich – vielleicht wenigstens reich an Dankbarkeit derer, denen er – schulmedizinisch aufgegeben – zu mehr Gesundheit verhelfen konnte. Und die Patienten, die ja oft sogar arbeitsunfähig sind, zahlen diese Unterstützung natürlich aus der eigenen Tasche. Die Reha in der von Ihnen beschriebenen Klinik wird hingegen finanziert, auch wenn dort keinerlei Behandlung von Ursachen möglich ist. Unsere schulmedizingeprägte Gesellschaft will von den Erfolgen der ganzheitlichen Medizin nichts wissen und argumentiert mit dem Mangel an Studien. Im Dossier schreiben Sie selbst, dass trotz Long Covid entsprechende Studien nicht finanziert werden. Könnte das mit dem Einfluss der Pharmabranche und den mangelnden Profitaussichten zusammenhängen?

Mal sehen, ob die derzeit so verschmähten Homöopathen und andere ganzheitliche Mediziner noch rehabilitiert werden durch die Long-Covid-Leiden oder ob wir uns unseren Hochmut weiter leisten wollen? Leider macht sich ja auch die ZEIT nicht die Mühe, genauer hinzusehen – z.B. auf Argumente wie die Erfolge von Homöopathie in der Veterinärmedizin. Bei einem Pro-/Contra-Beitrag vor einiger Zeit fand man für das Pro-Plädoyer gerade mal einen Journalisten mit der Einstellung „Es scheint nichts zu schaden…“. – Andrea Kadner

 

Ich bin dankbar, dass Sie sich dem Thema post-virale Erschöpfung bzw. Long Covid angenommen haben (Dossier vom 15.04.2021). Umso schockierter war ich aber beim Lesen, dass der Artikel keinerlei Lichtblick bietet. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass eine Verbesserung der Lebenssituation und Lebensqualität durchaus möglich ist. Ich habe alle im Artikel beschriebenen Symptome selbst erlebt (als Folge des Epstein-Barr-Virus) und war der Verzweiflung nah, weil mein Blutbild außer einer durchgemachten EBV-Infektion und Vitamin-D-Mangel keine Auffälligkeiten zeigte. Alles, was mir die konventionelle Medizin anbieten konnte, waren Anti-Depressiva.

Mein „Gamechanger“ war eine Ernährungsumstellung auf eine pflanzenbasierte Ernährung mit hohem Rohkostanteil und frischen Säften, nachdem ich die Bücher des Amerikaners Anthony William gelesen hatte. Natürlich ist das keine magische Pille, nach der man sich über Nacht besser fühlt. Aber ich hatte bald tagsüber mehr Energie und konnte nachts besser schlafen. Nach einem halben Jahr konnte ich wieder in Teilzeit arbeiten gehen und mich um meine drei Kinder kümmern. Ich wünsche mir, dass Sie einmal nach Menschen suchen, die CFS oder andere chronische Erkrankungen überwunden haben, die die Medizin aus Mangel einer besseren Erklärung mit der Autoimmuntheorie zu erklären versucht. Denn Hoffnung kann die Wirkung eines Placebos entfalten und Hoffnung hat eindeutig gefehlt in dem Artikel über Long Covid.

Einen ganz spannenden Beitrag zum menschlichen Virom möchte ich noch empfehlen. Darin wird die These aufgestellt, dass durch eine Corona-Infektion im Körper schlummernde Herpesviren (dazu gehört auch der EBV) aktiviert werden können, die dann für die post-virale Erschöpfung verantwortlich sind: https://www.spektrum.de/news/phagen-viren-koennen-nicht-nur-schaden-sondern-auch-helfen/1809707Sollten Sie sich dazu entscheiden, meinen Leserbriefe zu veröffentlichen, bitte ich darum das anonym zu machen. – Dr. Frauke Kandale

 

Schon zu Beginn der Pandemie begann ich Patienten nach einer Covid-19-Infektion osteopathisch zu behandeln. Bei meiner ersten Patientin, einer Ärztin mit Osteopathieausbildung, stellt ich eine auffällige Strömungsdynamik in den Arterien fest. Kurz darauf erschienen Artikel über Pathologen, die an Corona Verstorbene, obduzierten. Die Pathologen hatten bei allen Entzündungen in den Arterien festgestellt.

Inzwischen habe ich gut 25 Mensch nach einer „durchgestandenen“ Infektion behandelt und es gab zum großen Teil viel positive Veränderungen bei den Patienten. Einige erfüllten das Kriterium eines Long-Covid-Patienten/in. Eine wichtige Komponente der Behandlung ist die Normalisierung der Strömungsdynamik der Arterien. Kurz zusammengefasst: „Dort wo eine gute Blutversorgung stattfindet gibt es Regeneration.“ Das vegetative Nervensystem spielt dabei eine zentrale Rolle. In der Osteopathie wird auf dieses, ein großes Augenmerk gelegt. Die psychischen Belastungen der Patienten sind natürlich ein bedeutender Faktor.

An der Uniklinik Ulm gibt es inzwischen eine Forschungsstelle für Post-Covid und Long-Covid-Patienten. Dort bat ich per Mail um einen Kontakt. Dieser wurde abgelehnt. „Wir sind Ihnen für Ihr Angebot sehr dankbar, müssen aber bei der großen Anzahl an Patienten primär auf bewährte Kooperationen mit pneumologischen Rehabilitationseinrichtungen setzen, bis sich möglicherweise andere Hinweise zu pathophysiologischen Zusammenhängen ergeben.“War die Antwort.

Ich antwortete: „Schade! Wünsch Ihnen bei dem Projekt viel Erfolg. Was man so hört, seht die klassische Medizin ja erst am Anfang, was die passenden Ideen für Post-Covid-Patienten anbelangt. Ich hoffe der Weg zu einem funktionierenden Behandlungskonzept ist nicht zu lange.“Allen Patienten, die nach einer Corona-Erkrankung nicht mehr zu einer zufriedenstellenden Gesundheit gelangen, möchte ich raten sich bei einem Osteopathen, der ein Behandlungskonzept für Arterien in seinem Werkzeugkoffer hat, einen Termin zu machen. Inzwischen bereite ich eine Fortbildung mit meinem Behandlungskonzept für Osteopathen/innen vor. Im Grunde genommen können die Techniken meines Konzepts auch von Physiotherapeuten/innen angewendet werden. Auch im akuten Infektionsgeschehen scheint sich das Verfahren positiv auf die Patienten auszuwirken.

Von Medizinern wünsche ich mir eine größere Offenheit für die Osteopathie und die Naturheilkunde. Eine von Leitlinien eingezwängten medizinische Vorgehensweise verhindert viele nötige Neuentwicklungen. Ohne kreatives Denken und Blicke über den Tellerrand gäbe es viele hervorragende Behandlungskonzepte nicht. Wilhelm Conrad Röntgen, Paracelsus, Rudolf von Virchow und auch Robert Koch waren zu ihrer Zeit Kreativdenker. Aktuell ist bei mir eine junge Lehrerin in Behandlung die vor einem Monat gerade mal 400m zurücklegen konnte. Nach drei Behandlungen konnte sie schon mit ihrer Familie eine zweistündige Wanderung unternehmen und war danach nicht genötigt sich schlafen zu legen. Nach der vierten Behandlung trat sie wieder ihren Beruf als Lehrerin an und ist überrascht, wie gut sie ihren Arbeitstag überstand. – Stefan Schöndorfer

 

Jede Krankheit zeigt bei jedem Patienten ein anderes Gesicht; so auch das Long-Covid-Syndrom: körperliche und geistige Schwäche, Belastungsluftnot, Herzrasen, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen,…; der Autor hat das treffend beschrieben! Die Patienten leiden, selbst wenn sie nur eine leichte Erkrankung durchgemacht haben! Sie benötigen eine (Nach)Behandlung in einer Reha-Klinik (am besten bei Frau Jördis Frommhold!). Anschließend werden sie vom Hausarzt weiterbetreut, der sich Unterstützung holt von Pulmonologen, Kardiologen, Neurologen und Psychiatern, je nachdem, welches Symptom führend ist. Doch anhand welcher Meßwerte, welcher Bilder soll er den Verlauf kontrollieren, wenn es keine krankheitsspezifischen gibt?

Er wird sich am klinischen Zustand orientieren und der Schilderung der Beschwerden aufmerksam zuhören; allein das entlastet schon! Er wird seinen Patienten raten, sich abzulenken mit einer Beschäftigung, die ihnen Freude macht und sie zugleich fordert; so viel Zeit wie möglich in der Natur zu verbringen, lange Spaziergänge zu machen, Farben und Vogelstimmen, das Wechselspiel von Licht und Schatten wahrzunehmen. Das hilft, Streß abzubauen, die Sinne zu schärfen, körperliche und seelische Kraft zu tanken! Seine wichtigste Botschaft aber sollte lauten: Geduld! Mit der Zeit schwächen sich die Beschwerden ab, bestenfalls verschwinden sie; oder, was niemand wünscht, doch oft genug geschieht: eine neue Krankheit verdrängt sie! An welche (alten) Tugenden sollten wir uns im Jahr 2 n. C. noch erinnern?

Demut – vor der Natur: ein noch so kleiner Vulkanausbruch, der plötzlich den Flugverkehr lahmlegt, ein winziges Virus, das die gesamte Menschheit in Atem hält: Stillstand statt umtriebiger Geschäftigkeit, innehalten statt weiter so! Aber auch Zuversicht! Unser Verstand, der bei Zerstörung und Vernichtung besonders leistungsfähig zu sein scheint, wird einen modus vivendi mit dem Virus finden, eine Symbiose, in der wir schon seit ewigen Zeiten mit unzähligen Mikroben leben, ohne längst ausgestorben zu sein! Doch bis dahin brauchen wir wieder Geduld! Die Zeit, sie zu erlernen, hat uns das Virus gegeben; nutzen wir sie! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Als treuer Leser – aber Nicht-Abonnent – bin ich unendlich traurig über den Verfall des deutschen Journalismus. Damit klar zu kommen und nicht nur zu hoffen, dass es wieder besser wird, ist schon schwer genug. Aber das Dossier No 16 vom 15.04.2021 schlägt dem Fass den Boden raus. Deshalb möchte ich fragen: Haben Sie keine Nachrichten von Lesern erhalten, dass ein „Gedenktag für Corona Opfer“ ein Schlag ins Gesicht der vielen anderen Krankheitsopfern ist? Die pro Jahr allein bei Krebs ein Vielfaches sind? Haben Sie keine Scham, eine Aussage eines „Post Corona Opfers“ abzudrucken, „manchmal wünschte ich, ich hätte Krebs,…“? Ist das reiner Populismus, oder bereits Zynismus von Ihnen? Ist es eine Auflagensteigerung wert, eine Krankheit in den Mittelpunkt zu stellen und andere Krankheiten damit zu verharmlosen? Und das wohlgemerkt ohne statistische signifikante Übersterblichkeit, besonders 2021. – Matthias Rapp

 

Der Artikel ist zwar ausführlich recherchiert, täuscht aber Klarheiten vor, die es nicht gibt. Ich habe einige Patienten mit typischen long COVID-Symptomen erlebt, bei denen es entgegen ihrer festen Überzeugung trotz ausführlicher Immundiagnostik keine Hinweise für eine tatsächlich stattgehabte Infektion mit SARS-Covid-19 gab. Die Missachtung der psychosomatischen Komponente der Erkrankung gefährdet die Betroffenen und mindert die Qualität der ansonsten schönen Darstellung dieses komplexen Syndroms. – H. Colmsee

 


 

 

Leserbriefe zu „Fünf im Hochrisikogebiet“ von David Gutensohn

 

Um welches Risiko geht es? Da werden auch hier unterschiedliche Risiken – neutraler: Wahrscheinlichkeiten – durcheinander gebracht. Es gibt deren drei. Erstens die Wahrscheinlichkeit, mit Corona infiziert zu werden; diese ist laut dem Artikel für Erzieher/innen 2,5 mal höher als für den Durchschnittsarbeitnehmer. Zweitens die Wahrscheinlichkeit, als Infizierter einen schweren Krankheitsverlauf zu haben oder sogar zu sterben; letztere liegt laut den Zahlen des RKI für Menschen zwischen 60 und 69 Jahren (2,5%) 25 mal höher als für unter 40 Jährige (0,1%).

Und so ist drittens das Risiko, dass die im Artikel genannte 32 jährige Erzieherin stirbt oder einen schweren Krankheitsverlauf hat, ca. 10 mal kleiner(!) als für den Durchschnittsmenschen zwischen 60 und 69 Jahren. Vordringliches Ziel angesichts immer noch knapper Impfdosen sollte aber die Vermeidung von Tod und schweren Krankheitsverläufen sein – und da liegt das „Hochrisikogebiet“ im Alter und bei Schwerkranken. Das Kita-Personal braucht sicher mehr Anerkennung, bessere Arbeitsbedingungen und höheres Gehalt.

Vorrang beim Impfen aber brauchen Alte und Kranke. Hier noch eine zusätzliche Bemerkung, die Sie je nach Platz vor dem Schlussabsatz abdrucken könnten oder auch nicht: Häufig wird argumentiert, dass es aber ja auch wichtig ist, mögliche Überträger zu impfen, um die Ausbreitung bei den gefährdeten Alten zu verhindern. Das stimmt natürlich im Prinzip – da es aber mehr potentielle Überträger als gefährdete Alte gibt, ist es effizienter, zunächst die Alten selbst zu impfen. – Jürgen Jäger

 

Jede medial verbreitete Aussage, welche die ohnehin starken Ängste vor Covid-19-Erkrankungen bei Kita-Personal, Eltern und Kindern verstärken können, muss eine kritische Überprüfung bei uns Kinderärzten herausfordern. In o.g. Artikel betrifft dies zum einen die Untertitel-Aussage „Kita-Personal erkrankt so häufig wie keine andere Berufsgruppe“. Diese – ausschließlich durch unvollständige AOK-Daten („fast 3% von ihnen erkrankten in diesem Zeitraum an Covid 19“) für März bis Oktober 2020 dargelegte – Feststellung widerspricht massiv den Covid-Fällen, welche dem Robert-Koch-Institut gemeldet wurden.

Diese weisen – allerdings für den Zeitraum 9.10.2020 bis 8.1.2021 – für die 785.670 in Kitas Beschäftigten 3.648 SARS-CoV-2-Meldungen aus, d.h. 464,3 auf 100.000, also 0,46 %, weiter 52 Hospitalisierungen (0,0066%) und 3 Todesfälle. Für die 796.500 Mitarbeiter in stationärer Pflege wurden dagegen 1.651,6 / 100.000 Meldungen und 231 Hospitalisationen (0,029%) übermittelt, sowie 31 Todesfälle, für die 1.170.000 Mitarbeiter im Krankenhaus 1.091,9/100.000 Meldungen, 328 Hospitalisationen (0,028 %) und 10 Todesfälle. Nur die 828.406 Lehrer an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen lagen mit 415,5/100.000 Meldungen leicht unter der für Kita-MitarbeiterInnen übermittelten Zahl, für diese wurden 49 (0,0059%) Hospitalisationen und 1 Todesfall wurde übermittelt.

Interesse verdient der Bezug zu den für die 3.700.000 Kinder in Kitas übermittelten Daten: 75,4 Meldungen/ 100.000 und 29 (0,00078%) Hospitalisationen/ kein Todesfall und für die 10.900.000 SchülerInnen der o.g. Schulen: 121,3/100.000 Meldungen, 139 (0,00127%) Hospitalisationen und 1 Todesfall, also deutlich weniger, als die für Kita-MitarbeiterInnen und LehrerInnen übermittelten Raten. Vielleicht können diese RKI-Daten dazu beitragen auf allen Seiten beruhigend zu wirken. – Dr. Ulrich Enzel

 

Endlich spricht es mal jemand aus. KiTa-Erzieherinnen und -Erzieher haben ein weit überdurchschnittliches Ansteckungsrisiko, stehen bei der Impfung aber im Abseits. Während Mitarbeiter von z.B. Physiotherapiepraxen schon seit Wochen geimpft sind, vergisst die Allgemeinheit die, die an vorderster Front stehen. Allenthalben wird gefordert, das Schulen und vor allem KiTas auf jeden Fall offen bleiben müssen, koste es, was es wolle. Hierbei tun sich wahlweise die FDP, die Vertretung der Kinderärzte, die Landeselternbeiräte oder Jugendpsychologen hervor. Niemand allerdings sorgt dafür, dass das auch möglich wird durch eine priorisierte Impfung der in KiTas Beschäftigten. KiTas sind Treiber der Pandemie, das ist mittlerweile gesicherte Erkenntnis.

Mir persönlich ist keine Berufsgruppe außer Erziehern bekannt, die mit ihren „Kunden“ kuschelt, von Mitarbeitern in der Pflege abgesehen. Diese können sich aber wenigstens rudimentär schützen (bzw. sind ja bereits geimpft). Erzieher haben einen pädagogischen Arbeitsauftrag, keinen pflegerischen! In keinem mir bekannten Arbeitsvertrag eines Erziehers steht, dass bei der Ausübung des Berufs besondere gesundheitliche Risiken akzeptiert werden müssten. Daher kann ich allen Erzieherinnen und Erziehern nur raten, sich nicht aus falsch verstandenem Pflichtbewusstsein weiter ungeschützt ins „Hochrisikogebiet“ zu begeben. Kein Impfangebot, keine Betreuung. Ohne diese Konsequenz wird sich nichts ändern. – Jörg Schimmel

 

Vielen herzlichen Dank, dass Sie dem Ansteckungsrisiko des Personals in Kitas in Zeiten von Corona Raum gegeben haben. Ich leite einen kleinen Kindergarten in München Sendling und weiß wovon ich spreche. Vieles kann ich bestätigen, vor allem die Unsicherheit um Astrazeneka, und davor eine lange Zitterpartie, ob wir überhaupt für eine Impfung vorgezogen werden. Was mich stört an Ihrer Berichterstattung -und das gilt generell für das Bild der Erzieher*innen im Bewusstsein der deutschen Bevölkerung – ist das wenig differenziert dargestellte Berufsbild : Wir sind keine kinderlieben Geschöpfe, die ihren Beruf an jedem Tag von Herzen gerne tun, selbstlos, wie man das besonders von Frauen erwartet, dafür aber irgendwie ein wenig einfach gestrickt, immer herzlich, auch wenn die Arbeit noch so anstrengend, schlecht bezahlt oder in diesen Tagen auch noch gefährlich ist.

Viele von uns haderten bereits vor der Pandemie mit ihrem Beruf, und Corona wird für noch mehr offene Stellen in den Kitas sorgen. Unsere Arbeit dreht sich nicht nur um „Herumtoben mit den Kindern“, „etwas basteln, etwas kneten“, „Nase putzen“ und „Tränen trocknen“, wo bei man sich mit Covid 19 anstecken kann. Eben das Bild von der netten Frau am Sandkasten oder harmlos singend im putzigen Morgenkreis. Oh wie schön, oh wie niedlich… Solche Bilder werden auch gern im Fernsehen gezeigt, wenn in seltenen Fällen auch mal die Kitas in der Pandemie gezeigt werden. Es wird von uns inzwischen erwartet, dass wir Familien auf dem Niveau von Ehe und Lebensberaterinnen professionell coachen und unterstützen.

Wir arbeiten bildungsorientiert, beschäftigen uns mit Genderpädagogik, reflektieren uns täglich. Wir sind feinfühlig, ertragen Lärm, vermitteln demokratische Werte und integrieren gezielt verschiedene Kulturen. Wir spielen zum Teil Instrumente und bringen uns kreativ in die Arbeit ein, fördern das Interesse der Kinder an kulturellen Ereignissen und öffnen Augen für die Kunst. Wir halten uns wacker an anstrengenden Elternabenden (ich arbeite in einer Elterninitiative) und verhandeln mit diplomatischen Geschick mit unseren Vorständen. Wir leisten Öffentlichkeitsarbeit und vernetzen uns mit Schulen. Wir engagieren uns für den Kinderschutz und schreiben anspruchsvolle Konzepte und Entwicklungsberichte. Wir müssen viele Konflikte und eine überzogene Anspruchshaltung von Eltern und der Gesellschaft ertragen. Das erfordert Kraft und den Mut sich abzugrenzen. Wir sind nicht nur lieb und selbstlos!

Wir sind hervorragend ausgebildete Fachfrauen (ich lasse die männliche Form mal weg, da es nach wie vor kaum Männer in Kitas oder Kindergärten gibt), viele von uns sind zusätzlich hochqualifiziert, was sich aber in der Bezahlung selbstverständlich nicht bemerkbar macht. Dauerhafter Idealismus wird einfach vorausgesetzt. Ich möchte „DIE ZEIT“, die mir sehr am Herzen liegt und deren Arbeit ich seit vielen Jahren so sehr schätze, um etwas bitten. Bitte helfen Sie uns die Bevölkerung über unseren Beruf aufzuklären und das Image der Erzieher*innen zu verbessern. Wir müssen aus der Schublade der lieben Mutti raus, sonst wird das nie was mit der besseren Bezahlung.

Unserer Familienministerin fiel in den letzten Jahren nicht mehr ein als ab und zu wenig schmeichelnde Äußerungen von sich zu geben wie „Erzieherinnen sind keine Basteltanten“ (Ach was?) oder im letzten Jahr „Die Kitas sind sicher und Kinder keine Treiber in der Pandemie!“ (wirklich?) oder noch besser „Wir haben hervorragende Hygienekonzepte für die Kitas entwickelt“ (Tatsächlich, Masken fürs Personal und viel lüften? Und Kinder werden nicht getestet, das passiert nur in den Schulen!) Mir ist vollkommen klar, dass sie als Journalist unseren Beruf nicht wirklich beurteilen können. Daher erkläre ich mich jeder Zeit bereit Sie bei Recherchearbeiten zu unterstützen. Melden Sie sich einfach bei Interesse! Im Moment befinden sich alle Mitglieder unseres Kindergarten-Team in häuslicher Quarantäne… Da hätte ich gerade Zeit. Warum bloß? Ach ja, Covid… – Stefanie Rosenbladt

 

Als Einrichtungsleitung einer Kinderkrippe mit rund 20 Mitarbeiterinnen bei einem öffentlichen Träger, hat mir dieser Artikel aus der Seele gesprochen. Seit September 2020, hatten wir bis auf Februar mindestens einen Coronafall bei einer Mitarbeiterin, Elternteil oder Kindern. Mehrmals gab es deshalb Teilschließungen die vom Gesundheitsamt veranlasst wurden. Auch ohne Statistiken war mein Eindruck von Anfang an, dass Kinder genauso ansteckend sind wie Erwachsene, nicht mehr und nicht weniger. 2020 musste ich sehr dahinter her sein, dass auch die Kinder getestet werden, wenn sie Erstkontakt im privaten Bereich waren, das ist jetzt ja anders.

Ich bin sehr froh, dass ab März alle KITA MitarbeiterInnen von unserem Arbeitgeber mittlerweile ein Impfangebot erhalten haben. Meine 1. Impfung fand am 15. April statt. Froh macht mich auch dass wir jetzt alle seit April den Impfstoff von Biontech bekommen. Dieser Impfstoff scheint zur Zeit am Besten vor den neuen Coronamutationen zu schützen und am ehesten davor bei einer Infektion ansteckend für andere Menschen zu sein. Das finde ich besonders wichtig für alle Berufsgruppen mit vielen Kontakten wie im Erziehungsbereich, im medizinischen Bereich , aber auch für Frisuere und Verkäuferinnen.

Das sollten wir der Gesellschaft wert sein, hier den am besten schützenden Impfstoff zu erhalten. Hauptsächlich scheint sich alles auf die Impfung zu konzentrieren, die ist aber für viele Menschen erst jetzt langsam in Reichweite und nicht für Jede/n eine Option. In Bezug auf die Ausbreitung z. B. der brasilianischen und indischen Mutationen, weiß man ja jetzt auch noch nicht wie es in den nächsten Montaen trotz Impfungen weiter geht, ein normaleres gesellschaftliches Leben möglich ist.

Generell fehlen mir von unserem Gesundheitsministerium, aber auch von den Opositonsparteien wie den Grünen oder Linken Kampagnen für die Bevölkerung wie man sich gesund halten kann, z. B. durch gurgeln im Hals Viruslasten und somit sicher auch Krankheitsverläufe minimiert werden können.. Das bietet eher die Alternativmedizin, denn auch über die Entwicklung von Medikamenten der Schulmedizin zur Vorbeugung oder Unterstützung der Heilung von Coronaerkrankungen hört man irritierend wenig in den Medien. Das befeuert mein Misstrauen in die Pharmaindustrie, die der Bevölkerung doch eigentlich dienen sollte. – Janani P. Herbst

 


 

 

Leserbriefe zu „Jetzt auch Glotze“ von Hannah Knuth

 

Pflichtinformationen gemäß Artikel 13 DSGVO. Im Falle des Erstkontakts sind wir gemäß Art. 12, 13 DSGVO verpflichtet, Ihnen folgende datenschutzrechtliche Pflichtinformationen zur Verfügung zu stellen: Wenn Sie uns per E-Mail kontaktieren, verarbeiten wir Ihre personenbezogenen Daten nur, soweit an der Verarbeitung ein berechtigtes Interesse besteht (Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO), Sie in die Datenverarbeitung eingewilligt haben (Art. 6 Abs. 1 lit. a DSGVO), die Verarbeitung für die Anbahnung, Begründung, inhaltliche Ausgestaltung oder Änderung eines Rechtsverhältnisses zwischen Ihnen und uns erforderlich sind (Art. 6 Abs. 1 lit. b DSGVO) oder eine sonstige Rechtsnorm die Verarbeitung gestattet.

Ihre personenbezogenen Daten verbleiben bei uns, bis Sie uns zur Löschung auffordern, Ihre Einwilligung zur Speicherung widerrufen oder der Zweck für die Datenspeicherung entfällt (z. B. nach abgeschlossener Bearbeitung Ihres Anliegens). Zwingende gesetzliche Bestimmungen – insbesondere steuer- und handelsrechtliche Aufbewahrungsfristen – bleiben unberührt. Sie haben jederzeit das Recht, unentgeltlich Auskunft über Herkunft, Empfänger und Zweck Ihrer gespeicherten personenbezogenen Daten zu erhalten.

Ihnen steht außerdem ein Recht auf Widerspruch, auf Datenübertragbarkeit und ein Beschwerderecht bei der zuständigen Aufsichtsbehörde zu. Ferner können Sie die Berichtigung, die Löschung und unter bestimmten Umständen die Einschränkung der Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten verlangen. Details entnehmen Sie unserer Datenschutzerklärung. – Martin Suiter

 

Auf der ersten Seite beweist der Artikel die ernste Sorge. Sie wird auch nicht mit der Schlussbemerkung relativiert, dass Meinungsjournalismus nicht für einen Erfolg ausreicht. In dem auf gleicher Seite angekündigten Artikel über das CDU-„Königsdrama“ erkennt man, wie Meinungsjournalismus Einfluss nimmt. Ähnlich wie beim Grundsatz der AFD, im Namen des Volkes zu handeln, begreifen sich ominöse, öffentlich-rechtlich erstellte Politmagazine als vom Volk verfasste Vorgaben für die Entscheidung über einen Kanzlerkandidaten. Die BILD hat in der Vergangenheit mehr oder weniger Einfluss genommen, dass wird sich durch einen TV-Auftritt auch nicht ändern. – Jürgen Dressler

 

Was soll in diesem Erstseiten-Beitrag „konservativ“ bedeuten? Da fehlt mir ganz klar ein Präfix vor’m Adjektiv: „vulgär“. Auf S. 49 gibt Herfried Münkler einen guten, interessanten, differenzierten Blick auf „konservativ“, der die vulgäre Form allerdings nicht behandelt. Sollte man gelesen haben, bevor im Kontext „Bild“ „konservativ“ eine allzu laxe Verwendung findet. – Volker Homann

 

Die Öffentlich-Rechtlichen Fernsehmacher scheitern daran , Strömungen der Gesellschaft abzubilden schreiben Sie. Das stimmt leider nicht ganz, denn sie werden von rot-grünen Redakteuren dominiert; FFF Fridays läßt grüßen. Leider bedienen auch Sie mit „Der Zeit“ den genderischen Zeitgeist und bauschen Themen auf, welche in der breiten Öffentlichkeit keine oder nur eine geringe Rolle spielen, und wenn meistens für Städter denn die Landbevölkerung denkt anders. Der Antisemitismus spielt nicht nur in Deutschland eine Rolle. Ihr Artikelübertreibt maßlos. Das angebliche dritte Geschlecht interessiert den Normalbürger überhaupt nicht. Ansonsten ist Ihr Blatt interessant und vielfältig. – Patrick Marien

 

Ich wünschte ich könnte die Verkündung über den neuen Bild-TV Sender ebenso entspannt sehen wie Hannah Knuth. Sie scheint der Meinung zu sein, daß Deutschland immun sei gegen Meinungsmache im Stil von Fox News. Leider hat Deutschland bisher noch jeden US-Trend mitgemacht, und so sehe ich das eher pessimistisch. Ich habe selbst miterlebt, wie Fox News sich von einem recht harmlosen Medium zu der Staats-und Verfassungszerfetzenden Dauerbeschallungsmaschine entwickelt hat. Das hätte man in den späten 90ern nicht für möglich gehalten.

Fox nimmt für sich in Anspruch, daß Nachrichten- und Meinungsredaktionen voneinander getrennt agieren, nur nimmt das der Zuschauer nicht mehr wahr, da beide im Programm nahtlos ineinander übergehen. Dazwischen noch Entertainment, und die Glotze läuft 24 Stunden, zuhause und in der Öffentlichkeit. Das Ganze aufgemotzt mit hoher Aufregungsgestik, schriller Sprache, vielen Tickern, Bannern und Video-insets, und das Giftgemisch aus Anspielungen, Verunsicherung, Falschaussagen bis zu offenen Lügen hat sein Ziel erreicht—die komplette Zersetzung des amerikanischen Volkes, von dem sich eine gewaltige Minderheit weigert, die Realität zu akzeptieren.

Die sozialen Medien tragen das Ihre dazu bei. Bislang war ich immer dankbar dafür, daß sich das Murdoch-Empire auf den angelsächsischen Raum beschränkt hat. Aber wir haben ja Springer, kleiner, aber ebenso ambitioniert. Ich habe nicht die geringste Hoffnung, daß Deutschland verschont bleibt—man betrachte nur die höllische Mischung aus der deutschen Version von Q-Anon und dem erstarkenden Rechtsradikalismus. Damit kann man ordentlich Kohle machen, wenn man ihnen das geeignete Medium bietet. – Antje Kharchi

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir sind so nah dran«“. Gespräch mit Michael E. Mann geführt von Samiha Shafy

 

Mit Interesse habe ich Ihr Interview mit Professor Mann gelesen. Ich kann ihm nur zustimmen, wenn er darauf hinweist, dass es von der fossilen Industrie bezahlte Kreise gibt, die den Klimawandel nicht wahrhaben wollten, ihn dann kleingeredet haben, als es zu offensichtlich wurde, und dann die Bedeutung von CO2 geleugnet habe. Das haben zwei deutsche Journlistinnen mit ihrem Buch „Klimaschmutzlobby“ und Michael Shellenberger, ein bekannter amerikanischer Promoter der Kernenergie, in seinem Buch „Apocalypse never“ auch schon deutlich gemacht. Diese Kreise haben nicht nur den Klimawandel geleugnet, sondern auch die Kernenergie verteufelt.

Vorallem die neueren Entwicklungen der 4. Generation der Kernenergie, die sich allerdings auf eine 60 Jahre alte Erfindung von Dr Weinberg beziehen, versprechen eine wirkliche Lösung des weltweiten Energieproblems zu werden. Es ist schade, dass sich die Wissenschaft dieser Erkenntnis nicht beugen will. Wenn Bill Gates die Kernenergie als eine Lösung besonders für die industrielle Energie anpreist, wird er auch von Professor Mann nicht ernst genommen. Damit leistet die Wissenschaft, auch in Deutschland, der Gesellschaft keinen guten Dienst. Sie sollten es besser wissen.

P.S.: Wahrscheinlich kennen Sie den Newsletter von Bill Gates. Aber er ist diesmal eine besonders passende Begleitung Ihres Interviews mit Professor Mann. Die besorgten Wissenschaftler sind wahrscheinlich von der traditionellen Kernwirtschaft gekauft, weil sie die konventionelle Kernenergie reparieren wollen. Die traditionelle Kerntechnik tut alles , um die neueren Entwicklungen für zu gefährlich, zu teuer und überhaupt nicht notwendig zu erklären. – Olof K. von Lindequist

 

Entschuldigung, das war leider ein sehr schwaches Interview. Einmal, nach 2/3 des Textes, deutet sich kurz an, dass der Professor Solar und Wind für die Lösung hält. Auf die Idee bin ich auch schon gekommen. Aber mit welchen politischen Maßnahmen können demokratisch gewählte Politiker das Steuer in 10 Jahren rumreißen, ohne gewaltige Verheerungen in Wirtschaft und Versorgung zu provozieren? Welche Flächen brauchen die Erneuerbaren um die Fossilen abzulösen? Wie tief ist das Schuldental, dass für diese Investitionen durchschritten werden muss?

Wie gewinnen wir die Akzeptanz der Bevölkerung? Ich folge dem Herrn Professor durchaus in der Sache. Aber ich würde wirklich gerne wissen, WIE wir das machen? Nichts davon wurde auch nur angekratzt. Dafür die Getränkeindustrie für den Plastikmüll verantwortlich gemacht, als gäbe es keine anderen Player. Ich glaube da geben die Freitagsschüler schon ausgefeiltere Antworten und stellen bessere Fragen. Tut mir leid. – Tim Böger

 

Der Autor trifft den Punkt. Die zahlreichenen Versuche, die Verantwortung dem Individuum zuzuschieben, entsprechen einem raffinierten Ablenkungsmanöver, auf das gerade wohlwollende Menschen gerne hereinfallen. Denn schon Dürrenmatt wusste: „Jeder Versuch eines Einzelnen, für sich zu lösen, was alle angeht, muss scheitern“ (Die Physiker, 1961). – Dr. Christian Voll

 

Wie bei einem Amerikaner nicht anders zu erwarten, kommen die politisch Verantwortlichen als „Ordnungsmacht“ für radikale gesellschaftliche Veränderungen kaum vor. Und sie scheinen zudem der Lobby der Ölindustrie schutz- und willenlos ausgeliefert zu sein. Man könnte die Mineralölindustrie, die, wenn man Mr. Mann gedanklich folgt, das böse Auto und die schädlichen Heizungen erfunden und den Benutzern aufgezwungen haben, auch noch für den Plastikmüll verantwortlich machen. Denn der größte Teil des Rohstoffs wird aus Erdöl gewonnen.

Das Geschäft mit dem schwarzen Gold ist zum Teil schmutzig und für viele Umweltschäden verantwortlich. Aber für den CO2-Ausstoß sollten die tatsächlichen Verursacher und ihre Regierenden zur Rechenschaft gezogen werden (und auch für die „Werbe-Sünden“ der Getränkeindustrie). Darauf hätte auch der Fragensteller kommen können. – Sven Herfurth

 

Mal abgesehen davon, dass der Ausdruck Klimaleugner an die Zeiten der Inquisition erinnert und geeignet ist, Kritiker mundtot zu machen: Erschreckend ist, wie in dem Beitrag die Mär vom klimaschädlichen Fleischverzehr unkritisch nachgeplappert wird. Schauen Sie mal in Ihr Archiv, Zeit 2/2011 eine Rezension von Tanja Busse des Buches Die Kuh ist kein Klimakiller von Anita Idel. Fleischverzehr ist unverzichtbar für die Ernährung der Menschheit. Und die Kuh ist ein unentbehrlicher Klimaschützer. Gras sogar besser CO2 als die vielgerühmten Bäume. – Bernd Hoppenstock

 


 

 

Leserbriefe zu „Zu viel Ehre für einen Rassisten?“ von Gero von Randow

 

Die Überschrift hätte besser geheißen: Zuviel Ehre für einen Rassisten und Kriegsverbrecher.ohne Fragezeichen.Hat er doch ganz Eurropa,von Lissabon bis Moskau mit Krieg überzogen,dazu noch den vorderen Orient.Das hat nicht einmal Hitler geschaft! Daß dieser Menschenverächter in einem Ehrendom aufgebart ist,ist eine Schande für Frankreich.Die Ergebnisse der französischen Revolution :Freiheit,Gleichheit und Brüderlichkait hat er mit Füßen getretn.Für die zeitweise Idealisierung Napoleons in der ZEIT habe ich keinerlei Verständnis.Der Totengräber des alten Römischen Reiches deutscher Nation hat Deuschland nach französischen Interessen umgebaut;wir sind ihm nichts schuldig! – Max Schier

 

Können wir denn Menschen aus vergangenen Jahrhunderten nach unserem Wertesystem beurteilen? Dazu gehört immer eine Bewertung aus damaliger UND aus heutiger Sicht, beides darf man meiner Meinung nach nur nebeneinander stellen und nicht gegeneinander. Jesus umgab sich mit 12 Jüngern, ist das sexistisch? Für ihn in der damaligen Gesellschaft sicher nicht, für die katholische Kirche heute gilt das allerdings ganz sicher. Die Menschheit entwickelt sich Gott sei Dank weiter, dieser Entwicklung können längst Verstorbene nicht folgen… – Dr. Patricia Klein MBA

 

Da ich den Prozess der Aufklärung und dieDenkansätze der französische Revolution als bedeutsam bis in unsere Zeit hinein halte, habe ich diesen Beitrag mit Interesse und Neugier gelesen. Geschichte ist im wesentlichen die Wissenschaft des Wandels. Sie kann nur verstanden werden, wenn alle Bedingungen betrachtet werden, die den Zeitgeist des jeweiligen Zeitabschnitts bestimmten. Entscheidend ist jedoch, welchen Einfluss eine Entwicklung auf die Evolution der menschlichen Gesellschaft hatte.

Die scheinbar interlektuelle Diskussion verlässt die wissenschaftliche Perspektive und ergeht sich in grenzenloser Beliebigkeit. Sie verliert dadurch das Wesentliche aus den Augen. Diese Beliebigkeit ist nicht neu. Beim Thema Sklaverei werden bestimmte Aspekte herausgegriffen. Die Geschichte der Versklavung von Menschen in Nord- u.Ostafrika (grösster Sklavenmarkt Daressalam) in Europa (s. Barbaresken), die territoriale Expansion Englands gegen Frankreich (s. Hundertjähriger Krieg), das weltweite Machtstreben Englands durch die Eroberung von Kolonien – viele Tatsachen fallen der beliebigen Auswahl der Argumente für die Bewertung geschichtlicher Ereignisse zum Opfer.

Kamel Daout, Algerier, Moslem, Journalist und Schriftsteller, Publizist kritisiert die Rolle des Kopftuchs in der muslimisch geprägten Gesellschaft als Instrument der Kontrolle der Frauen zur Sicherung der der Herrschaft der Männer. Er wendet sich ab von den europäischen Intellektuellen, die in ihren scheinbar intellektuellen Diskursen den Verstand der Beliebigkeit opfern. Hamed Abdel-Samad aufklärerisches Schaffen wird von scheinbar vernünftig (intellektuell) denkenden in der Öffentlichkeit stehenden Personen in Deutschland infrage gestellt. IN Marokko wird ihm nach einem Vortrag auf der Strasse von Frauen gedankt. Sie sprechen ihm Mut zu („Mach weiter so, mein Bruder.“). Unter diesem Gesichtspunkt halte ich die Fortsetzung des Prozesses der Aufklärung zur Bewältigung der aktuellen Herausforderung für dringend erforderlich. – R. Renaux

 

Würde man an Reinkarnation glauben läge es auf der Hand Hitler als Wiedergeburt von Napoleon zu sehen: gleicher Größenwahn, gleiche menschenlebenverachtende Expansionspolitik und nun auch noch Rassismus. Hitler hatte einfach nur mehr Möglichkeiten und war noch kränker. Dass Frankreich Napoleon ehrt ist ein zutiefst peinlicher und opferverhöhnender Nationalismus. Hoffentlich nimmt keine offizielle Person unserer Regierung an den Feierlichkeiten teil. – Jürgen Abresch

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ausgangssperren setzen ein falsches Signal«“. Gespräch mit Nicolai Savaskan geführt von Jochen Bittner

 

In dem o.g. Interview geht es auch um den Datenschutz bei Testung. Ihr Redakteur Jochen Bittner formuliert: „Weil der Nicolai nicht sehen darf, ob der Jochen ….“ Für mich klingt dies so, als würde er das albern und unangebracht finden. Dazu zwei Bemerkungen: 1. ein positiver Schnelltest, vor allem bei einem asymptomatischen Schüler, ist nichts weiter als maximal eine Verdachtsdiagnose 2. Gedankenspiel: 25 ZEIT Redakteure sitzen in einem Raum, es wird bei allen was getestet und dann coram publico verkündet: Herr Bittner hat Genitalherpes. Und Herr Bittner ist erwachsen ! – Ralf Brügel

 

Sehr geehrter Herr Savaskan, Ich hab da mal ein paar Fragen: Gibt es ueberhaupt Menschen in Berlin Neukoeln die arbeiten? Ausgangssperre bedeutet kein Fastenbrechen, keine illegalen Autorennen keine Hochzeitsfeiern, keine Clan Treffen. Was bedeutet passgenaue Massnahmen, epidemiologisch sinnvoll, Probleme vor Ort. Es weiss doch inzwischen jeder, dass die Gefahr, sich in geschlossenen Raeumen anzustecken hoeher ist als draussen. Vielleicht sollten sich einen Anderen Beruf suchen. – Josefine Klee-Mannd

 

Diese Corona-Politiker bleiben einfach ihrer lebensfremden Linie stur treu, d.h. je lebensfremder die Vorschläge zur Eindämmung des Coronavirus sind, umso schneller werden diese in den Gängel-Pflicht-Katalog der unsinnigsten Gängelmaßnahmen aufgenommen. Dazu gehört auch dieser grobe Unsinn mit den Ausgangssperren und das mit der Notbremserei ab einer Inzidenz ab 100. Falls diese Ringelpiez-Gehopse um das „goldene Inzidenz-Kalb“ nicht aufhören sollte, dann „Gute Nacht Deutschland“! – Klaus P. Jaworek

 

In der interessanten Darstellung von Hr. Savaskan zeigt sich wieder das Dogma Datenschutz. Warum ist der Datenschutz so unberührbar? Warum wird nicht darüber diskutiert, den Datenschutz temporär für relevante Behörden (nicht für Internetkonzerne) aufzuweichen, um teure und andere Grundrechte beschneidende Massnahmen zu verhindern? Zumindest die Debatte sollte geführt werden, egal wie man sich dann entscheidet. – Christian Voss

 


 

 

Leserbriefe zu „Sind bald alle Betten belegt?“ von Martin Machowecz

 

Zum o.g. Artikel einige Anmerkungen eines Chefarztes für Internistische Intensivmedizin im Ruhestand: Es ist sicher richtig, die Inzidenzzahlen der Pandemie differenziert zu betrachten; auch muss man die Sterbezahlen und die Anzahl der belegten und der noch verfügbaren Intensivbetten im Auge haben. Aber wenn wir uns einmal vorstellen, wir hätten eine noch größere Bettenkapazität als ohnehin schon im Vergleich zu Nachbarländern, könnten wir womöglich noch viel ‚toleranter‘ sein und hohe Intensiv-Belegungszahlen in Kauf nehmen – aber die große Anzahl an intensivpflichtigen Covid-Patienten ist eben schwerkrank (deswegen kommen sie ja auf die Intensivstation), sie leiden unter starker Luftnot und extremer Schwäche, unter Todesangst!

Ist das nicht auch schon ein Grund, die Zahl der Betroffenen so gering wie möglich zu halten? An Covid-19 zu sterben ist schlimm – aber auch das Leiden vor dem eventuellen Sterben ist eine Qual! Und ganz nebenbei darf man auch die Patienten mit den anderen Krankheiten (z.B. Schlaganfall oder OP-pflichtige Tumore) nicht vergessen, die nicht, nur verzögert oder unzureichend versorgt werden können, wenn die Kapazitäten durch Covid19 überlastet werden. – Dr.med. Benno R. Schwartz

 

Ich kann nur hoffen, dass die Fehleinschätzung von Herrn Prof. Welte nicht zu einer Überlastung der Intensivstationen in Deutschland führt. Interessant ist aber auch die Frage, welche persönlichen Konsequenzen er in einem solchen Fall ziehen würde. – Michael Parys

 

Sollten Sie langsam wach werden ? Der Artikel von Herrn Martin Machowecz stellt zumindest mal wieder zwei Sichtweisen bzw. eine andere als die propagierte dar – ich gratuliere ! – ein Anfang. Wenn Ihnen etwas an unserer Demokratie liegt, dann stellen Sie sich gegen eine Zerstörung des Fôderalismus und die Übernahme durch eine totalitäre Agenda – oder, gehen Sie einfach mal in sich und fragen sich, wie Helmut Schmidt diese Situation geregelt hätte. – Klaus Oberste-Vorth

 

Wer keinen Gewinn einfährt, der braucht sich nicht zu wundern, wenn vorhandene Kapazitäten abgebaut oder besser gesagt „unwirtschaftlich“ arbeitende Krankenhäuser geschlossen werden. Ob das allerdings immer der Grund für die Schließung einer Klinik ist, das möchte ich sehr stark bezweifeln; Aktionäre wollenimmer Gewinne sehen. Von Mai bis November 2020 wurden allein in Deutschland 20 Krankenhäuser mit komplett 3000 Betten geschlossen, und das inmitten dieser Endlos-Pandemie. Bevor die Bundesregierung über eine etwaige Überlastung des Gesundheitssystems klagt, sollten sich unsere gewählten Volksvertreter erst einmal selbst gegen ihre Schienbeine treten. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Die ganze Welt schaut zu“ von Kerstin Kohlenberg

 

In dem o.g. Artikel von Kerstin Kohlenberg steht, dass “ die Kameras des Kanals Court TV, der 1990 schon das Verfahren von O.J.Simpson in Kalifornien…“ O.J.Simson würde erst 1992 geschieden und der Mordprozess gegen ihn war 1994 und nicht 1990. – Bettina V. Güntner

 

In Ihrem Beitrag „Die ganze Welt schaut zu“ berichten Sie, CNN zeige „… nur die emotionalsten Auszüge des Prozesses.“ Tatsächlich berichtet CNN seit Wochen fast vollständig über diesen Prozess. – Detlef Heints

 

Frau Kohlenberg fragt im Untertitel: Ist in einer solchen Stimmungslage ein faires Verfahren möglich? Die Frage ist unangemessen hypothetisch und fast reißerisch. Angesichts von Chauvin’s Vielzahl von offiziell 17 dokumentierten Beschwerden über seine Brutalitäten im Einsatz ist anzunehmen, dass die Dunkelziffer sehr hoch ist. Er selbst hat die Mindeststrafe von 10 Jahren bereits in seinem Schuldeingeständnis vorweg genommen Es ist ihm die selbe Fairness zu wünschen, die Schwarzen bei amerikanischen Polizeieinsätzen allgemein zuteil wird. – H. Giller

 

Ihr Sender ist langsam genauso wie früher die Bildzeitung. Immer wieder bringen Sie über den Fall Floyd so als wäre er repräsentativ für Deutschland . Das ist letztlich auch ein stück weit ein billiges Ausschlachten . Ständiges Wiederholen soll anscheinend jede Kritik an Schwarzen diskreditieren als Rassismus. Solcher Journalismus ist billig und nicht automatisch gut wenn in Deutschland gar nicht solche brutalen Methoden bei der Polizei existieren.

Trotzdem wird hier ständig von Strukturrassismus geschrieen und geschrieben. Polizisten sollen auf den Müll schrieb die TAZ daher . Das ist auch diesen Betroffenheitsjournalismus wie dem vom ZDF geschuldet. Aber nicht vergessen, wer jeweils die Ursache bildet, auch der gehört in den Mittelpunkt. So lese ich jeden Tag von Angriffen auch von den Migranten die ein hohes Gewaltpotential aufweisen. Darüber muss auch offen gesprochen werden können ohne gleich in die rechte Ecke gestellt zu werden. Das verdienen die Menschen in unserem Land nicht anders. – Frank Sander

 


 

 

Leserbriefe zu „Bewahren – aber was? Und wie?“ von Herfried Münkler

 

Herfried Münkler dekliniert durch, was der Begriff „konservativ“ in unserer Zeit überhaupt noch bedeuten könnte. Er landet am Ende bei einem Surrogat des Konservativen und der Wahlpräferenz für Schauspieler, Sänger und Komiker. Vielleicht passt aber selbst diese Schrumpfversion des Konservativen nicht mehr in eine Zeit, in der das Bestehende als Ganzes in Frage gestellt ist, und wo die Menschen nicht mehr Agenten des Geschehens sind, sondern Getriebene von den grundlegenden Veränderungen unserer globalen Lebens- und Arbeitswelten:

Digitalisierung, Klimawandel, Erschöpfung der natürlichen Lebensgrundlagen, Multipolarisierung. Wir erleben ein diffuses Geschehen, das keine klare Richtung mehr aufweist und auch nicht mehr unter Begriffe wie Fortschritt, Emanzipation, Wachstum oder Modernisierung gefasst werden kann. Das globale Infektions-Geschehen ist ein akutes Beispiel für diese Erfahrung, die wir in Ansätzen auch schon vom Klima-Geschehen kennen – nämlich Getriebene in einer existenziellen Situation zu sein (Dürre, Brände, Überflutungen, Aufweichen von gefrorenen Böden).

Wir sind mittendrin in einer umfassenden Transformation und haben noch keine geeigneten Begriffe, um uns zu verständigen, um Programme zu entwickeln, um durchzudringen, um das Heft des Handelns wieder in die Hände zu bekommen. Der Versuch, mitten in der Transformation den Begriff „Konservativismus“ zu retten und ihm eine relevante Gestaltungskraft abzuringen, nährt nur Illusionen und schafft die Bühne für tragikomische Helden. Es gibt keine richtigen Antworten auf falsche Fragestellungen. – Reinhard Koine

 

In der wattigen Münklerschen „Durchaus-„Indes“-„Sprechblase“ bin ich sanft entschlummert als „melancholischer Konservativer“! Aufgewacht wäre ich beinahe als Flügelmann oder Fundi, hätte mich die allgegenwärtige Pandemie nicht daran erinnert, daß wir jetzt dringend weitsichtige, entscheidungsfreudige, zupackende Ärzte brauchen statt kurzsichtiger, engstirniger, zögerlicher Politiker! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Herfried Münkler stellt fest, dass es der CDU schwer fällt zu sagen, was heute eigentlich noch konservativ ist. Professor Eberhard Jäckel hat in seinen Stuttgarter Vorlesungen in den 60/70er Jahren häufig zitiert, dass es drei grundlegende Menschenbilder gebe: Das konservative gehe davon aus, dass die Menschen einzuteilen seinen in geborene Freie und geborene Sklaven. Den Liberalen gehe es um die Gleichheit vor dem Gesetz, das Arm und Reich verbietet, Brot zu stehlen und arm und reich erlaubt unter Brücken zu schlafen. Die Sozialisten fordern die Gleichheit aller zur Erfüllung menschlicher Bedürfnisse. Natürlich fällt es den heutigen Konservativen schwer, die Einteilung von Bürgern in Freie und Sklaven und deren verschiedene modernere Varianten zu propagieren. – Hartmut Bernecker

 

Wieder einmal verstellet die kenntnisreiche Fülle von Einflüssen und Entwicklungen den Blick auf das materielle Zentrum des heutigen Konservatismus: Die Macht ( das ist im Kapitalismus bekanntlich das Kapital) soll da bleiben und sich wennn’s geht vermehren wo es schon ist. Da den Konservativen verschiedene Milieus weggebrochen sind, wie Sie richtig beschreiben fehlt nun die Wählerschaft. Der Propagandatrick grüne, also mehrheitsfähige Politik unter dem Siegel der „Bewahrung“ als schon immer konservativ zu vereinahmen bringt sie in Konflikt mit ihrer Stammklienel, die darin eine Beschränkung ihrer Profitmöglichkeiten sieht. Wer also grün will geht zu den Grünen und wer Profit will geht zur FDP. – Dieter Herrmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Traum von der kreativen Maschine“ von Hanno Rauterberg

 

Wieder mal ein höchst verklärender Beitrag zum Thema Künstliche Intelligenz und wieder mal der Versuch, eine der menschlichen Domänen, nämlich künstlerisches (Er)Schaffen, einer maschinellen Instanz zuzuschreiben. Hier wirkt ein massiver Denkfehler: Gleicht das Endprodukt einer maschinellen Generierung dem einer menschengemachten, dann liegen gleichrangige Möglichkeiten zugrunde (a la Turing-Test). Das ist natürlich nicht zutreffend, denn es ist der Schaffensprozess, der das Werk eigentlich zum Kunstwerk macht, nicht der äußerliche Eindruck – Kunst kommt von Können und lebt von Inspiration, und genau diese ist per se niemals elektronisch zu bewerkstelligen. Man könnte allenfalls die Macher der KI dann als Künstler bezeichnen, da ihr Können zu einem scheinbar adäquaten Resultat führt, aber auch das wäre nicht korrekt, denn ihr Tun ist nichts weiter als pure Imitation.

Darüberhinaus ist es auch nicht zutreffend, dass das Wesen von KI dem von Kunst in einer Undeterminiertheit gliche. In dem Moment wo der maschinellen Hardware die Software eingegeben und dort aktiviert wird, wirkt die schnöde Determiniertheit des Zusammenspiels von Abermilliarden von Transistoren, die lediglich etwas Vorbestimmtes ausführen – dort herrscht mitnichten auch nur ein Hauch von Metaphysik, und enigmatisch erscheint das nur dem, dem die Paradigmen der Informatik nicht ausreichend vertraut sind. – Daniel Hardt

 

Unter Coronabedingungen ein schwer zu ertragender Gedanke, wenn tatsächlich Computer Künstler substituieren könnten. Aber für diese zuspitzende Koinzidenz kann Hanno Rauterberg nichts. In den Auszügen aus seinem neuen Buch nähert er sich dem Traum einer kreativen Maschine auf einer phänomenologischen Ebene und macht Ähnlichkeiten zwischen Künstler und Computer aus. Auf dieser Ebene lässt sich der Traum tatsächlich ein Stück weit entfalten. In der Fiktion ist es beinahe eine eigene ästhetische Erfahrung, wenn Computer den Menschen ähnlich werden und deren Besonderheit aufheben.

Auf einer kategorialen Ebene allerdings scheint der Traum rasch zu Ende. Auch die größte Rechenleistung macht aus einem Computer noch kein Subjekt. Zu einem Subjekt, das unter dem Getrenntsein leidet und zur ästhetischen Erfahrung fähig wäre: Zur Ahnung von Unmittelbarkeit im Prozess und im Ergebnis der Objektivation des Subjekts. Der Artikel macht jedenfalls neugierig auf das Buch von Hanno Rauterberg: „Die Kunst der Zukunft. Über den Traum von der kreativen Maschine“. Gibt es im Zuge der Digitalisierung einen Punkt, wo Quantität in Qualität umschlägt? Ist Kunst nach der totalen digitalen Durchdringung der Welt überhaupt noch möglich? – Reinhard Koine

 

Nein, der Computer kann sehr sicher nicht zum Künstler werden! Dem Computer fehlt die individuelle Wahrnehmung die jede Arbeit eines Künstlers singulaer herausstellt. Selbst der Kopist eines Künstlers (siehe Beltracchi) wird immer ein am Schluss unauthentisches „etwas“ fertigen und nie ein gleichwertiges eigenes Werk. Es bleibt eine Kopie oder als vom Computer generierte Aufgabe nur eine blöde Spielerei. Am Schluss ist das vom Computer geschaffene „kreative“ Kunstwerk nur eine dümmliche Unterhaltung , ein degenirierter Gedanke…. schlicht: Unsinn. – Kai Stefan Scheuermann

 

Die Schlagzeile provoziert mich: Warum ist das erstrebenswert? Ich verstehe ja, dass Programmierer auch den Drang haben, innovativ zu sein. Aber der Kunstbegriff wird sowieso schon ständig aufgeweicht; da muss nicht auch noch der Computer zum Künstler ernannt werden, nur weil er in der Lage ist „Unerwartetes“ und „Kunsthaftes“ zu produzieren. Die Begriffe Kreativität und Bildende Kunst sollten generell auch nicht immer vermischt werden. Das Einzige, was Kunst und Künstliche Intelligenz gemeinsam haben, ist, dass sie uns das Leben erleichtern sollen. Das ist aber auch alles. Wenn ein Computer menschliche Gefühle haben kann, reden wir nochmal. – karen friedrichs

 


 

 

Leserbriefe zu „Inzidenz Trauer“ von Evelyn Finger

 

Vielen Dank für Ihre kritischen Äußerungen zur Behandlung von positiv getesteten Schwerkranken, Einsamen, Sterbenden und Trauernden. Warum ließen sich so viele Menschen weltweit so in Angst und Schrecken versetzen, dass sie das alles akzeptierten? In der Bibel heißt es: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Diese Klugheit fehlt öfter in dieser oberflächlichen, materialistischen und angstgetriebenen Zeit. Wie kam es dazu? War die Panik hilfreich gewesen für den Schutz der Gesundheit? Oder finden sich noch andere Ziele im Hintergrund? Stressfreiheit ist doch eine der wichtigsten Stützen eines gut funktionierenden Immunsystems. Nüchterne Detailuntersuchungen bringen oft Interessantes an den Tag. So zum Beispiel zum Thema Übersterblichkeit:

Samuel Eckert: Sterbezahlen Deutschland – Was läuft schief, bei CORRECTIV? – YouTube Wer die weltweite finanz-, geld- und schuldenpolitische Entwicklung in den letzten Jahrzehnten und besonders seit 2008 beobachtet, kann manche Ereignisse der „Corona“-Krise erstaunlich genau so einordnen, dass er eine plausible Hypothese entwickeln kann. Diese Hypothese muss dann, wie es ein Ermittler oder Detektiv zu tun pflegt, mit den evidenzbasierten Fakten und den Zeugenaussagen abgeglichen werden. Wenn das nicht funktioniert, muss die Hypothese modifiziert und dann wieder an den Fakten ausgerichtet werden. Wenn ein Ermittler bei einem Verbrechen annehmen muss, dass eine geheime Absprache zwischen mehreren Beteiligten vorliegen kann – man könnte diese geheime Absprache auch Verschwörung nennen -, muss er eine Theorie entwickeln, die die Motive und den Tatvorgang erklären bzw. begründen könnte und die durch Augenzeugenberichte und Indizien belegt werden kann.

Diese Theorie könnte man auch „Verschwörungstheorie“ nennen. Ich denke, die meisten der vielen Millionen interessierten und investigativen Zeitgenossen gehen so vor, wenn sie in dieser Krise die widersprüchlichen und oberflächlich unerklärlichen Entwicklungen beobachten. Diese „Verschwörungstheorie“ hilft dann, die getarnten „Verschwörer“ im Hintergrund aufzudecken und zu entlarven. Das geschieht tausendfach durch hunderte von Experten in hunderten von Quellen, Medien, und Berichten seit Beginn der Krise. Die sachlichen und evidenzbasierten Prämissen und Schlussfolgerungen müssen natürlich ernst genommen werden. Sie sollten auf ihre Inhalte, ihre Logik und ihre Relevanz geprüft werden, nicht aufgrund von Vorurteilen. Die Spreu ist inhaltlich und im Gesamtkontext vom Weizen zu trennen.

Ein komplexer Sachverhalt muss hierarchisch aufgeschlüsselt und als multidimensionales Kausalnetz erkannt und hierarchisch erschlossen werden. Notstandsgesetze wie das Bevölkerungsschutzgesetz basieren auf NOTSTÄNDEN. Wenn dieser Notstand in Ziffern definiert wird, müssen diese Ziffern klar erfassbar sein und durchgängig standardisiert erfasst werden, um überhaupt zusammenzählbar und vergleichbar zu sein. SONST GIBT ES KEINEN NOTSTAND und damit auch keinen Grund für die Anwendung von Notstandsgesetzen. (23) Zu viele Ungereimtheiten: Autoren des Corman-Drosten-Papiers über PCR-Tests zunehmend unter Druck – YouTube Die Virologin Ulrike Kämmerer zur aktuellen Corona-Massentestung – DIE ACHSE DES GUTEN. ACHGUT.COM

Im vorliegenden Fall werden bestimmte Inzidenz-Zahlenwerte aufgrund von nicht standardisiert erfassten PCR-Testungen (und Vergleichbarem) zusammengezählt (keine durchgängig vergleichbare Definition der CT-Werte, der verwendeten Primer und Gene, Testspezifität usw.), ohne klare Definitionen und Relationen (z.B. Testanzahl, Testorte, Testhäufigkeit usw.). Bei bis zu 98 % falsch positiven Ergebnissen, Positive Schnelltests sind meist falsch – selbst wenn sie Mediziner durchführen – FOCUS Online FAKTENCHECK – Sucharit Bhakdi: Anzahl der Tests sind WAHNSINN – YouTube, bei ungeklärten Relationen, z. B. ohne standardisiertes Testverfahren unter Angabe der Anzahl der Testungen, bietet dieser Inzidenzwert keine akzeptable Grundlage für die Feststellung eines Notstands.

Es gibt auch keinen Grund für die Feststellung einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite und somit keinen Grund für die Anwendung und die Novellen zum Bevölkerungsschutzgesetz, wenn es keine anhaltende Versorgungskrise gibt. Covid-19: Auslastung der Helios Kliniken Keine Pandemie in Krankenhäusern! Explosive Studie zeigt – geringere nicht höhere – Auslastung von Krankenhäusern | Mitdenken-761 Versorgungskrise: Kliniken sind nicht überbelegt, sondern unterbesetzt – YouTube Es gibt keinen Notstand als Berechtigung für Notstandsgesetze WHO beendet Epidemische Lage von Nationaler Tragweite – Vera Lengsfeld WHO ändert Leitlinien für Nutzung von PCR-Tests — RT DE PCR-Test: Ignoriert Deutschland WHO-Empfehlung? Heute auf der BKP mit Spahn und RKI-Chef Wieler – YouTube WHO stop lockdowns barrington declaration – Google Search

Daher ist der Inzidenzwert juristisch irrelevant. Und die auf ihm basiertenden Maßnahmen sind nicht evidenzbasiert. Medizinprofessor Schrappe: Zahlen des RKI sind „nichts wert“ – ZDFheute Medizinprofessor Matthias Schrappe: „Die Bundesregierung ist beratungsresistent“ – YouTube Mathematiker an Bundesregierung: Inszidenzwert ist wertlos – Vera Lengsfeld USA: 22 Staaten ohne Maskenpflicht und 12 Staaten verbieten Impfpass – Tausende von Experten weltweit weisen seit Monaten darauf hin. Diesen Teil der Ermittler-Hypothese hat unter vielen anderen auch der US-amerikanische und deutsche Haftungsrechtler Dr. Füllmich knapp zusammengefasst: Update von Dr. Rainer Fuellmich – über die immer stärkere Vernetzung von Juristen und Gerichten weltweit | Mitdenken-761

Hier bezieht er sich auf Expertisen, die u.a. in fast 50 Ausschuss-Sitzungen zusammengetragen wurden. Die Dokumentation der fehlenden Evidenzbasiertheit der Inzidenzzahlen in den investigativen neuen Medien ist schier unüberschaubar umfangreich und doch erstaunlich homogen, wenn man inhaltlich die Spreu wissenschaftlich vom Weizen trennt. Es wird auch immer offensichtlicher, dass das angeblich gesundheitsfördernde PCR-Test-Narrativ kippt: Bundesweite Notbremse: Juristen im Kanzleramt äußern offenbar rechtliche Bedenken | GMX Kritische Richter und Staatsanwälte laufen Sturm gegen neues Gesetz – reitschuster.de Testpflicht an Schulen erneut von Gericht gekippt – reitschuster.de

Urteil von Gericht in Weimar schützt Kinder vor Kindeswohlgefährdung – Oberverwaltungsgericht: Ausgangsbeschränkung der Region Hannover voraussichtlich rechtswidrig – Berliner Senat gibt zu: FFP2-Maskenzwang hat keine wissenschaftliche Grundlage! – Vera Lengsfeld Weltgrößtes Epidemiogie-Labor: mehr Infektionen durch Maskenpflicht – Was genau ist los in Israel mit Übersterblichkeit nach Impfung? – UND NOCH EIN DRAMATISCHER NOTRUF: (3) Notruf vom Virologen und Impf-Experten Geert Vanden Bossche: – YouTube Wie oben ausgeführt, steckt der seit Jahren drohende Kollaps unseres Geld-, Finanz- und Schuldensystems hinter der jetzigen in den Vordergrund geschobenen, aufgebauschten und politisierten Gesundheitskrise. Dieses System ist nach Expertenaussagen nicht mehr reparierbar (z.B. durch unbegrenztes Gelddrucken und Spekulieren wird die Krise aufgebläht).

Die Staaten sind unvorstellbar überschuldet und verschulden sich hemmungslos immer weiter. Plötzlich wird sogar die Schuldenunion in der EU auf Kosten der hiesigen Bürger durchgewunken, wogegen es früher starken Widerstand gab. Die Gläubiger wollen ihr Geld vor dem völligen Kollaps des Geldsystems teilweise gegen Macht eintauschen, Macht über Staaten und Bürger. Alles Ablenkung für das neue Geldsystem | Ernst Wolff – YouTube Die Frage ist: Wollen wir Bürger eine autoritäre Lösung der Krise: (14) Dr. Daniele Ganser: Corona und China: Eine Diktatur als Vorbild? (Basel 5. Februar 2021) – YouTube In diesem Fall verbünden sich die Politiker mit den Gläubigern – gegen die Bürger. Mit Hilfe der Abschaffung des Bargelds, der Zensur der Medien, einer Unterdrückung der Meinungsvielfalt und -freiheit und eines digitalen, gesteuerten Zentralbankgeldsystems wird ein weltweiter Totalitarismus (evtl. mit stellenweiser Fassadendemokratie) errichtet.

Die digital-finanziellen Eliten-Gläubiger tauschen ihr durch den Zusammenbruch des jetzigen Geldsytems unbrauchbar werdendes Geld rechtzeitig gegen digital gesteuerte Macht und auf dieser Macht basierendes, zentral gesteuertes Digitalgeld in ihrem Interesse ein. Es geht darum, wird unser neues Geldsystem demokratisch oder zentral-digital-weltdikatorisch sein? Wir können die Krise zum Nutzen der Menschen demokratisch lösen, wenn die Staaten zu ihren Bürger halten und sie gemeinsam dem digital-finanziellen Gläubiger-Komplex Widerstand leisten. Dazu dürfen sich die Bürger nicht länger durch beständige Panikmache willenlos machen lassen. Sie müssen sich umfassend informieren. Sie sollten alle relevanten Experten zu Rate ziehen. Hinter die Kulissen schauen.

Die ermittlungstechnisch evidente Verschwörung – im wahren Sinne des Wortes – von Staaten und Eliten durchschauen und ihre Rechte, ihren Rechtsstaat, ihre Demokratie, ihre Freiheit zurückfordern. Das ist die Idee des Grundgesetzes: Die Bürger sind der Souverän und sie beauftragen die Politiker, im Interesse der Bürger zu handeln. Das wäre eine demokratische Lösung der Geld-, Schulden- und Finanzkrise. In der Schuldenkrise wird wohl ein gesteuerter, vereinbarter Schuldenschnitt benötigt, wie ihn auch z.B. Prof. Christian Kreiß und Prof. Max Otte vorschlagen. Es wird ein demokratisches Geldystem benötigt. Das Geld- und Finanzsystem sollte durch demokratisch legitimierte, durchgängig überprüfte und rechenschaftspflichtige Entscheidungsträger gehandhabt werden.

Das kann per definitionem nur in einem voll funktionsfähigen Rechtsstaat mit echter, durchgängiger Gewaltenteilung und mit freien, investigativen, unabhängigen Medien erfolgversprechend angestrebt werden. Größte Krise seit hundert Jahren: Jetzt hilft nur noch ein radikaler Schuldenschnitt The Wolff of Wall Street: Demokratisches Geldsystem (Podcast) | KenFM.de (35) „Der Staat ist gekapert durch mächtige Interessen“: Max Otte erzählt, wie er sein Land verloren hat. – YouTube – Gerhard Jahnke

 

Ein bürgerliches Trauerspiel: Am 18. April 2021, mehr als ein Jahr nach dem Beginn der Corona-Pandemie, und nunmehr über 80.000 Corona Toten Menschen in Deutschland soll endlich dieser Toten gedacht werden. Durch das Gedenken des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in Berlin. Wie viele sind einsam, alleine und ohne den Beistand ihrer Angehörigen gestorben? Warum? Weil die Politiker, die Verantwortlichen für Menschlichkeit, in diesen Pandemiezeiten genau dies lange Zeit außer Acht gelassen haben und es teilweise immer noch tun.

Jeder der Corona Toten ist natürlich einer zu viel. Aber hat sich denn wesentliches geändert? Nein! Hinhören, Hinschauen und nach dem Staatsakt in der Gedächtniskirche den Worten der Politik Taten folgen lassen. Endlich weg von Zahlen und Statistiken hin zu sinnvollem Tun und Umsetzung von Dingen die Menschen schützen und zwar alle ohne Ausnahme. In diesem Zusammenhang sollte Politik vielleicht mal auf die Fachleute hören und nicht so sehr auf den Parteiproporz und anstehende Wahlen schielen. Ein Trauerspiel sollte möglichst nicht in einer Tragödie enden. – Felix Bicker

 

Meine Mutter ist im Corona-Jahr 2020, hochbetagt in einem Pflegeheim, verstorben. Sie gehörte also zu den Menschen, die ein Risiko darstellen, die gefährdeter sein sollen, sich eher mit dem Coronavirus zu infizieren. Ich vermeide bewusst das Wort zu erkranken, infizieren ist kein Erkranken. Ob nun meine Mutter tatsächlich an, mit, oder an irgendetwas anderem verstorben ist, das tut hier nichts zu Sache.

Meine Mutter ist verstorben, das ist weiterhin für mich und für meine Familie sehr traurig, aber sterben muss der Mensch nun irgendwann einmal, und da steht er auch nicht allein da. Was mir nun an dieser Corona-Symbolpolitik sehr missfällt, das war und das ist dieses staatlich zelebrierte Trauerbrimborium, mal mit Trauerbeflaggung, mal mit einer Kerze im Fenster, aber immer mit dieser gleich schönen „Empty-Phrases-Laberei“. Sind etwa die sogenannten Corona-Toten, die „besseren“ Toten? Ich trauere einfach so, wie es mir passt! Wie ich zu trauern habe, das ist meine Sache! In meinen Augen ist dieses scheinheilige Heucheleigetue so überflüssig wie ein Kropf. – Klaus P. Jaworek

 

Da kann ich einfach nicht zustimmen, ich will auch nicht auf „Befehl“ trauern müssen. In Deutschland trauert kein Land, hier trauert nur der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit seinem „Gefolge“. Die Mutter meines Partners ist im Jahr 2020 gestorben, dazu noch eine Tante von mir, heuer im Jahr 2021. Ich habe um beide Menschen getrauert, und ich muss sehr oft an diese beiden verstorbenen Menschen denken. Ich muss mich daher sehr wundern, dass es am 18. April 2021 extra eine zentrale Gedenkfeier für die Toten der Pandemie gegeben hat.

Ich muss mich weiterhin fragen und wundern, dass diese an dem Coronavirus verstorbenen Menschen einfach mehr zählen sollen, als alle anderen Menschen, die nichtinfiziert verstorben sind. Falls wirklich jemand am Coronavirus verstorben sein sollte, so könnte das nur endgültig durch eine Obduktion abgeklärt werden; aber ob das wirklich so wichtig ist, das wage ich ganz stark zu bezweifeln. – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zu „PROMINENT IGNORIERT. Der Berggeist“ von GRN.

 

Man kann die britische Monarchie ablehnen, und man sollte die Geschichte des Commonwealth mindestens kritisch betrachten. Dass mit Prinz Philipp aber eine Persönlichkeit mit bemerkenswerter Lebensgeschichte und großen Verdiensten gestorben ist, muss man dennoch anerkennen. Da darf man sich den wohlfeilen Royal-Spott ruhig mal verkneifen. Und ganz unabhängig davon: Der Tod eines Menschen gehört nicht unter die Überschrift „Prominent ignoriert“. Das hat etwas mit Anstand zu tun, meine Damen und Herren. – Stefan Middendorf

 

Vielleicht war Prinz Philip wirklich ein ganz lausiger Autofahrer, der dazu noch ohne seinen „Lappen“ am Steuer erwischt worden sein soll, menschlich-sympathisch eben! Im richtigen royalen Leben, da hatte und hat die Queen weiterhin das Steuer in der Hand, Prinze Philip war nur der „Navi-Lotse“. (Vielleicht auch mehr?) Ich muss einfach gestehen, dass diese britischen „Prinzenrollen“ nicht gerade mein Geschmack sind. In diesen pandemischen Zeiten wird es wohl eher eine stille Abschiedsfeier geben, ganz ohne die marktüblichen scheinheiligen Floskeleien. – Riggi Schwarz

 

Die religiösen Mythen einer Ethnie in der Südsee werden “ prominent die ignoriert“ und somit lächerlich gemacht; der verstorbene Prinz wird zum „Berggeist“ in Uniform. Das ist eine Kränkung für die Leidtragenden. Das Erschreckende aber ist: Es gibt in der Redaktion der ZEIT offensichtlich eine subtile Form des Rassismus – und keiner merkt’s. – Albrecht Hauter

 


 

 

Leserbriefe zu „Bier und Barrikaden“ von Jan Roß

 

In dem guten Beitrag von Jan Ross fehlt der Hinweis auf den Einfluss von Presse und TV auf die Stimmumngslage vor und nach Vollzug des Brexit. Ich bin nicht der einzige, der überzeugt ist, dass es den Brexit (und Donald Trump) ohne Rupert Murdoch, die „Sun“, die „Times“ und „Sky“ nicht gegeben hätte. Die Schwäche der EU in der zweiten Phase der Pandemiebewältigung und der positive „final score“ der Briten im Impfgeschehen sind willkommenes Wasser auf die selben Mühlen, die das Meinungsbild in GB beeinflussen. – Sven Herfurth

 

Im Spätsommer 1997 nahm ich Golf-Stunden bei einem Pro, von dem ich wusste, dass er „Untertan“ Ihrer Großbritannischen Majestät war. Zum Tode von Lady Di hielt ich ein paar kondolierende Worte für angebracht, auf die er mit einer wegwerfenden Handbewegung und dem Satz „Das berührt mich nicht. Ich bin SCHOTTE.“ reagierte. So viel dazu. – Sigrid Pauly

 

Der Autor erweist sich einmal mehr als Hofberichterstatter der konservativen Regierung des Vereinigten Königreichs und insbesondere von Boris Johnson und das obwohl diese unter seiner rechtspopulistischen Führung dabei ist, die demokratischen Institutionen von innen her auszuhöhlen. Zu einem realistischen Bild von Großbritannien gehört ein kritischer Blick auf diese Entwicklungen, nicht zuletzt, um deren Gefahren aufzuzeigen. – G. Rogge-Wiest

 


 

 

Leserbriefe zu „Rettet der Staat die Falschen?“ von Lisa Nienhaus und Roman Pletter

 

Die „Lenker“ des Staates sind nicht in der Lage, die Folgen ihrer widersprüchlichen Entscheidungen abzusehen. Das ist das Ergebnis ihrer Annahme, auf der Grundlage der Anhörung ausgewählten Virologen und der Lobbyisten die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Diese Aufgabe ist jedoch komplex. Sie kann m. E. nur durch die Einbeziehung aller Fachbereiche der Gesellschaft in einer Denkfabrik, einem Think-Tank, als ständiges interdisziplinäres Gremium zur Vorbereitung schlüssiger Entscheidungen gelöst werden.

Die Widersprüchlichkeit der Entscheidungen der Regierenden führen zwangsläufig zur Schonung der Einen und zum Ruin der Anderen. Zusätzlich wird das politische Handeln zunehmend von den Wahlen zum Bundestag bestimmt. Die gesetzliche Pflicht zur Anmeldung von Insolvenzen wird offensichtlich noch bis zur Wahl im September ausgesetzt, um die Folgen ihres Handelns in die nächste Legislaturperiode zu verlagern.

Der Lobbyismus sichert die Interessen der großen Konzerne. Die Anderen werden mit Überbrückungshilfen versorgt. Diese Hilfen sichern jedoch nicht die Existenz. Sie dienen lediglich der Verschleppung der Insolvenz. Vollmundig und theatralisch wichtig wird von der Notbremse gesprochen. In Wirklichkeit ist es jedoch ein kleiner „Bremsschuh“, den der Koloss des Zuges vor sich her treibt. Diese unzutreffende Sprache von der Notbremse täuscht über die sachlich unzureichende Entscheidung hinweg. – R. Renaux

 

Die politische Pandemie-Verwaltung setzt in Deutschland weiterhin nur auf den Inzidenzwert, als das einzige Maß, um sämtliche Pandemie-Maßnahmen damit begründen zu können. Mit dieser (Un)Art der Politikgestaltung, da wird noch so mancher Klein(st)unternehmer auf der Strecke bleiben müssen, da werden nur noch die Segel gestrichen, mehr dürfte da nicht mehr möglich sein. Sollte auch noch das novellierte Infektionsschutzgesetzes irgendwann einmal in Kraft treten, und davon muss man ausgehen, dann dürfte die Demokratie in Deutschland endgültig abgewirtschaftet haben. – Klaus P. Jaworek

 

Mich überrascht die Aussage, dass „Politiker bis hinauf in die Führungsetagen des Finanzministeriums“ das Kieler Modell abgelehnt hätten, weil Brüssel das nie erlauben werde. Die EU wurde mit dem immer noch gültigen Ziel gegründet, einen einheitlichen Wirtschaftsraum zu schaffen. Die im Artikel beschriebene Ungerechtigkeit bei den Coronahilfen verzerrt dagegen den Wettbewerb, wenn auch „nur“ innerhalb Deutschlands und nicht zwischen Mitgliedstaaten. Dementsprechend müsste Brüssel gerade gegen das aktuelle Modell vorgehen und das Kieler Modell befürworten. Leider nennt der Artikel keine Gründe für die kritisierte Verteilung der Hilfen. Ich weiss nicht, was schlimmer ist: Dass „die Politik“ die Ungerechtigkeiten nicht vorhergesehen oder dass sie sie bewusst herbeigeführt hat. Beides ist jedoch inakzeptabel, und ich hätte gern mehr über die Hintergründe gelesen. – Dr. Peter Scheibl

 


 

 

Leserbriefe zu „Ab auf die Schiene“ von Claas Tatje

 

Es ist ja ein guter Gedanke die innerdeutschen Flüge zu reduzieren, aber wenn die Organisation noch so mangelhaft ist, wie gegenwärtig, würde ich eher eine andere Fluglinie wählen, die meine Stadt anfliegt. Konkretes Erlebnis war ein interkontinentaler Flug, ca. 10 Stunden, 9000 km. Nach Ankunft in FFM sollte die Lufthansa-Bahnverbindung, mit Zugbindung, 5 Stunden später erfolgen mit Ankunft dann am Zielort (270 km entfernt) nochmal 3 Stunden später. Nur die Kulanz des Mitarbeiters der Deutschen Bahn ließ einen anderen früheren Zug zu. – Andreas Heinze

 

Als ich den Kommentar las, fiel mir eine Geschichte aus den 80er Jahren ein: Ich war damals häufiger dienstlich in Fernost unterwegs. Die Reise verlief dann vom Düsseldorfer Flughafen mit einem Kurzstreckenflug nach Amsterdam und von dort nach Tokyo oder Seoul. Das war die Zeit, als auf der Teststrecke im Emsland der Transrapid im Kreis fuhr. Ich dachte mir damals, es hätte doch etwas, wenn es eine Transrapidstrecke von Amsterdam über Düsseldorf, Frankfurt bis nach München gäbe. Natürlich mit Eincheckmöglichkeit für den anschließenden Interkontinentalflug.

Das wäre auch ein europäisches Projekt. Die Überlegungen seinerseits waren allerdings etwas regionaler. An einen Vorschlag kann ich mich erinnern, gemäß dem eine Strecke parallel zur Intercity-Strecke von Hamburg nach Berlin gebaut werden sollte. Dann kam es zu einem Unfall auf der Transrapid- Teststrecke und das Projekt wurde begraben. Es ist erfreulich, wenn man sich jetzt darauf besinnt, Kurzstrecken mit der Bahn anstatt mit dem Flugzeug zu bewältigen. – Helmut Hüttemann

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich möchte mich entschuldigen«“. Gespräch mit Elke Lehrenkrauss und Sabine Rollberg geführt von Cathrin Gilbert und Caroline Rosales

 

Ich erlaube mir eine sprachliche Korrektur: Frau Lehrenkrauss möchte „sich entschuldigen“. Das geht ja nicht; sie kann höchstens um Entschldigung bitten. Angesichts ihrer Täuschungen dürfte es schwer fallen, ihr Entschuldigung zu gewähren. – Lutz Landorff

 

Ein klug geführtes Interview. Es hat verhindert, dass es E. Lehrenkrauss -tatkräftig assistiert von ihrer früheren Dozentin- gelingt, mehr oder weniger elegant den Rollentausch vom Täter zum Opfer zu vollziehen. Ernsthaft diskutieren kann man über die Legitimität inszenierter, nicht als solche gekennzeichneten Passagen in Dokumentarfilmen, m.E. nicht wirklich. Wahr ist wahr und Betrug Betrug. Eigentlich ganz einfach. – Friedrich Bohnenkamp

 


 

 

Leserbriefe zu „Grenzwerte“ von Johannes Mitterer und Margherita Bettoni

 

In der Rubrik WISSEN muss Hydogensulfat gegen Hydrogensulfid ausgetauscht werden. Das Sulfat ist geruchlos. – Dieter Schrage

 

Den Artikel Grenzwerte in der aktuellen Zeitausgabe No. 16 vom 15.04.2021 habe ich gerade mit großem Interesse gelesen und mich über die Thematik und die schöne Beschreibung des Einsatzes für den grenzüberschreitenden Umweltschutz sehr gefreut. Da ich im Bereich Altlasten tätig bin, sind viele der am Rande notierten Gifte alte bekannte. Etwas gewundert hat mich dort nur die Auflistung von Hydrogensulfat. Gemeint wird hier doch eher Schwefelwasserstoff (im Englischen „Hydrogensulfide“) sein, der riecht tatsächlich nach faulen Eiern, kann Nasenbluten auslösen und bei höheren Konzentrationen (dann nimmt man den Geruch auch nicht mehr wahr) verursacht er Schwindel und Kopfschmerzen. Woher ich das weiß?

Aus eigener Erfahrung. In den letzten Jahren habe ich an Sulfatreduzierenden Bakterien geforscht. Zum Beispiel in Meeressedimenten wandeln diese mikroskopischen Wesen sehr viel Sulfat zu Sulfid um, ihre Art und Weise zu atmen. Wie schnell das geht habe ich dann mit aufwändigen Methoden bestimmt. Dabei ist unsere Nase eigentlich ein richtig guter Sensor für dieses Gas, nur leider kann man die nun mal schlecht kalibrieren und man weiß dann natürlich nie, wie viel wirklich produziert wurde.

Was uns häufiger in Diskussionen passierte, war übrigens, dass wir die ganzen Schwefelspezies nicht mehr auseinander bekammen. Im Englischen ist der Unterschied zwischen sulfide (S2-, reduzierter Schwefel und als H2S stinkend), sulfate (SO42-, Anion der Schwefelsäure und ungefährlich) und sulfite (SO32-, Anion der schwefeligen Säure und auch ungefährlich) im Gespräch wirklich nicht erkennbar. Was häufiger zu Problemen führte, da es auch immer wieder darum ging, ob nun direkt von Sulfat zu Sulfid oder über Sulfit reduziert wurde…schwierige Diskussion liegen da hinter mir. Vielleicht daher ein Missverständnis? Aber wirklich nur eine kleine Anmerkung zur Spalte neben diesem schönen Artikel. – Caroline Scholze

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ihr Umfeld besteht nur aus Ja-Sagern«“. Gespräch mit Bernd Osterloh geführt von Roman Pletter und Claas Tatje

 

Chapeau, Sie haben nur gutes über Tesla gesagt! Sie hoffen dass Kommunen und Bundesländer Ladesäulen ermöglichen und unterstützen mögen. Auch in Spanien nehmen Sie nicht die Infrastruktur selbst in Angriff sondern erklären der zuständigen Ministerin dass es nicht genug Ladesäulen gebe… Empfehle Ihnen mal mit einem Tesla die vorhandene supercharger Infrastruktur zu genießen… Tesla hat sich nicht damit aufgehalten auf Kommunen und Bundesländer zu setzen! Kurz: ob das Auto größer oder etwas kleiner ist, ist sekundär. Das Luxus Segment wird durch die Lade Infrastruktur festgeschrieben. – Klaus Wolfbeisz

 

Für eine korrekte Einordnung der meines Erachtens böswilligen Behauptung von Herrn Osterloh, viele Grüne meinten, die Facharbeiter*innen aus der Automobilindustrie könnten ja demnächst sonst was machen für die Hälfte vom Geld, wäre es für Menschen wie meine Wenigkeit, die nicht wissen, wie viel Geld diese Facharbeiter*innen jährlich inklusive Jahresprämien etc. im Durchschnitt erhalten, hilfreich gewesen, wenn Herr Osterloh den Leser*innen den Gesamtjahreslohn von Facharbeiter*innen aus der Automobilindustrie genannt hätte bzw. die Interviewer ihn danach gefragt hätten. – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbriefe zu „Doch nicht tödlicher?“ von Jan Schweitzer

 

An anderer Stelle der aktuellen ZEIT wird prominent auf Long Covid eingegangen, während Sie dieses Krankheitsbild im Zusammenhang mit B.1.1.7 nicht erwähnen. Vier Monate sollten für erste Erkenntnisse ausreichen, aber auch wenn nicht, wäre dies erwähnenswert gewesen. Warum sind Sie darauf nicht eingegangen? – Dr. Peter Scheibl

 

Als ich den Artikel „Wird es in Zukunft wieder wild?“ im Ressort Wissen entdeckt habe konnte ich es kaum fassen. Über ein Jahr nach Beginn der Pandemie wird endlich das völlige in-Vergessenheit-geraten der deutschen Universitäten in einer Zeitung erwähnt. Dass die Hochschulen bislang in der politischen Bedeutungslosigkeit versunken sind, ist vielen Studierenden und Universitätsangestellten unbegreiflich. Wie die im Normalzustand – also ohne Pandemie –als essenzielle und hochrenommierte Institutionen gepriesenen Hochschulen von einem Tag auf den anderen sämtliche Wichtigkeit verloren haben und aus dem politischen Gedächtnis gestrichen wurden hat keiner erwartet. Dennoch geht der letzte Woche erschienene Artikel meiner Meinung nach an den tatsächlichen Problemen der Universitäten vorbei. Im letzten Sommersemester – oder auch dem ersten Digitalsemester – sagte ein Dozierender an meiner Hochschule sinngemäß: „Wir sind keine Fernuni – und haben auch nicht das Ziel eine zu werden.“

Die Digitalsemester mögen Vorteile haben, eine wahre Alternative zur Präsenzlehre sind sie jedoch nicht. Von einer Schwelle zum neuen Zeitalter in den Universitäten kann momentan definitiv nicht gesprochen werden. Ja, die Umstellung auf digitale Formate hat funktioniert – aber bei weitem schlechter als es in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Das Sommersemester 2020 war in erster Linie geprägt von absoluter Unsicherheit, da die – oft nicht vorhandenen Informationen, wie es weitergehen wird – nicht kommuniziert wurden. Von Stagnation, da viele Hochschulen wenig eigene Konzepte aufgestellt haben, da sie auf Vorgaben von Bund oder Ländern gewartet haben – die nicht kamen.

Von Überforderung, da sowohl Dozierende als auch Studierende vorher wenig bis gar nicht mit Videokonferenzprogrammen gearbeitet haben und die Einarbeitungszeit quasi nicht vorhanden war. Ganz zu schweigen von der digitalen Infrastruktur. Ähnlich wie Schulkinder haben auch nicht alle Studierenden einen Laptop oder Computer, einen guten Internetzugang oder genügend Rechenleistung, um Videokonferenzen abzuhalten. Eine kurze Anekdote gefällig? Im ersten Digitalsemester musste ich für 6 Veranstaltungen insgesamt 8 verschiedene Videokonferenzprogramme nutzen. Alle mit unterschiedlich gutem Erfolg.

Teilweise war ich gezwungen, zeitgleich die Videokamera meines Laptops sowie die Mikrofunktion meines Handys zu nutzen, allein um an einem Seminar teilnehmen zu können und vielleicht 80 % des Gesagten mitzubekommen, die Hälfte der Zeit damit beschäftigt, die technische Verbindung aufrecht zu erhalten. Von einer aktiven Teilnahme kann man in diesem Fall nicht sprechen. Ich habe das Glück, dass meine Eltern es sich leisten konnten, mir einen besseren Laptop für das folgende Wintersemester zu kaufen. Viele Studierende haben das nicht. Studienbetrieb ist unter diesen Umständen nur eingeschränkt möglich. Die Nutzung von unieigenen Computern ist durch Gebäudesperrungen und Zugangsbeschränkung oft nicht möglich. Eine erfolgreiche Umstellung auf Digitalbetrieb?

Davon kann für das Sommersemester nicht gesprochen werden. Es ging weiter, weil es weitergehen musste. Es hat funktioniert, weil man keine andere Wahl hatte. Gut war es nicht. Das Wintersemester 2020/21 startete ähnlich planlos, wie Gesamtdeutschland in den Winter ging. Die Lehre wurde verbessert, hauptsächlich durch den konsequenteren Umstieg vieler Universitäten auf die ausschließliche Nutzung des Videokonferenzprogrammes Zoom – dessen Datenschutzrichtlinien eigentlich sämtlichen inneruniversitären Datenschutzrichtlinien widersprechen. Die Digitalformate haben sich inzwischen eingespielt. Dennoch wurde zum Ende des Wintersemesters vielerorts über Präsenzklausuren verhandelt – da in einigen Fächern Online-Klausuren rechtlich nicht möglich sind. In Gesprächen mit Dozierenden und Professor*innen, mit Dekan*innen und Studierenden wird eines immer deutlich: die Rückkehr zur Präsenzlehre ist unausweichlich.

Die Qualität der Lehre hat unter der Umstellung auf die Digitalisierung gelitten und tut es noch heute. Studentisches Leben ist quasi inexistent. Genauso wie die Beachtung dieser Situation in der Politik. Vielleicht wird das Mitschneiden von Vorlesungen nach der Pandemie zum Alltag gehören. Digitale Seminare werden nicht zum Normalfall werden. Was Studierenden am meisten fehlt sind außerdem nicht „wilde“ Partys, wie die Bildauswahl des Artikels suggeriert. Es ist der alltägliche Gang zur Uni. Das Zusammentreffen mit Kommilitonen in einem Seminar. Und der gemeinsame Kaffee nach einer Vorlesung. – Miriam Mähner

 


 

 

Leserbrief zu „Hemingways weibliche Seite“ von Francesco Giammarco

 

Ein Blick durchs Schlüsselloch auf Hemingways Genderprobleme,das darf man doch sagen zum dem Elaborat von Ken Burns, so wie uns der Autor des ZEIT Artikels Francesco Giammarco das Machwerk schildert. Das ist Hemingways Sache und nur seine. Das mag ja von Bedeutung sein für das Verständnis von Hemingways Werken,aber ich brauche diese Einblicke nicht. Mir reicht das Problem,wie man einen Saufkopp und Stierkanpf-Geilen als bedeutenden Schriftsteller feiern kann. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Wird es in Zukunft wieder wild?“ von Anna-Lena Scholz

 

Meine Heilpraktikerin arbeitet nebenbei auch noch in einer Schmerzklinik. Diese Heilpraktiker ist geimpft und muss sich jedesmal vor Arbeitsbeginn in der Klinik testen lassen. Außerdem muss sie bei ihrer Arbeit in der Klinik durchgehend eine FFP2-Maske tragen. Wer da noch glauben sollte, das irgendetwas in Zukunft wieder wilder werden sollte, der kann sollte auch ruhig daran glauben. „“Glaube“ heißt Nicht-wissen-wollen, was wahr ist.“ (Friedrich Nietzsche, 1844-1900, deutscher Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller) – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbrief zu „Bebende Glückseligkeit“ von Iris Radisch

 

Radisch beschreibt, wie sich einige französische Top-Intellektuelle für die Pädophilie ausgesprochen haben und wie einige diese auch nachgewiesenermaßen praktiziert haben. Man reibt sich ungläubig die Augen, welche Philosophen (Satre, Glucksmann) die Petition 1977 in Le Monde unterschrieben haben, die Pädophilie nicht unter Strafe zu stellen. Stand Satre nicht auf der Seite der Schwächeren? Wir lernen nun aus dieser Pädophilie-Causa, wie kritiklos und bedürftig das Publikum dazu neigt, einigen spruchbegabten Intellektuellen hinterherlaufen. Je bedürftiger das Publikum, desto höher die Idealisierungsbereitschaft. C ´est chic! Satre toll. Hat gesagt, die Anderen seien die Hölle. Foucault toll, hat Bücher über das Strafen geschrieben. – Lothar Schattenburg, Ph.D.

 


 

 

Leserbrief zu „In der Zange“ von Michael Thumann

 

In dem Artikel „In der Zange“, Zeit Nr.16, 15.4.21, beschreiben Sie fünf Gründe, warum russische Truppen massiv an der ukrainischen Gründe zusammen gezogen werden. Mir und meiner aus Russland stammenden Frau scheint, es gibt noch einen weiteren, innenpolitischen Grund: Präsident Putin möchte von den wirtschaftlichen und demokratischen Missständen in Russland ablenken, die die nach dem Zerfall der Sowjetunion sozialisierten Teile der russischen Bevölkerung nicht mehr mittragen wollen. Während der Anteil der jüngeren, mit der Situation in Russland prinzipiell unzufriedenen Bürger wächst, greift die russische Regierung auf ein Verfahren aus Sowjetzeit zurück, mit dem sie vor allem die älteren Bürger anspricht: Der Eindruck wird geweckt, Russland müsse sich wie im Zweiten Weltkrieg gegen einen ausländischen Feind verteidigen und bereitet sich rechtzeitig vor. – Dr. Nicole Jeanette Heidorn

 


 

 

Leserbrief zu „Die Klima-Idee: Schutzgebiete am Meeresgrund halten Kohlenstoff unter Verschluss“ von Stefan Schmitt

 

Gleich vorweg auch ich bin kein Freund der Schleppnetzfischerei die Habitate zerstört.Aber ich frage mich was sie unter dem Kohlenstoff verstehen,der dabei aufgewirbelt wird.Am Meeresgrund befinden sich die Feststoffe der Karbonat Salze Fe2(CO3)3;CaCO3,MgCO3,die aufgewirbelt werden und alle Kohlenstoff enthalten aber nicht wasserlöslich sind.Die Meere enthalten dagegen wieder HCO3-Anionen(natron) gelöst im Konzentrationsbereich von 1milliMol (siehe Anmerkung Seite 10) die dafür sorgen,dass der pH der Meere im Bereich von 7,7-8,1 liegen. Das CO2 entsteht nicht durch Aufwirbelung der Feststoffe sondern durch den Vulkanismus am Meeresboden. Eine Versauerung der Ozeane liegt selbst bei pH 7,7 nicht vor.

Wie gesagt etwas mehr Ahnung über chemisches Basiswissen könnte Ihnen nicht schaden. Trotzdem sollte das Schleppnetzfischen das natürliche Lebensräume zerstört verboten werden.Die zweite Krise betrifft es aber nicht.Erstens gibt es keine Klimakrise .Sie wird nur von einigen Journalisten herbeigeschrieben und Schleppnetzfischerei hat keinen Einfluß auf den CO2 gehalt der Meere wohl aber der Vulkanismus! Ps.:Freue mich schon auf den nächsten Schilda streich.Vielleicht fängt Al Gore ja bald die Sonnenstrahlen ein in einem Sack und verkauft sie ala Schilda an die Dummen wie seine Kohlenstoffzertifikate.. – Hanspeter Schiefer

 


 

 

Leserbrief zu „Der gute Deutsche“ von Maxim Biller

 

Schon oft wollte ich Ihnen schreiben und habe mich nicht getraut, weil ich nicht so klug schreiben kann, vor allem aber weil ich große Angst habe, ungewollt doch wieder zu verletzen. Aber jetzt wage ich es, denn ich sitze hier mit Tränen in den Augen und es dreht mir die Eingeweide um und um, und ich bin so hoffnungslos traurig über dieses nicht enden könnende Leid, weil es immer weiter zugefügt wird. Wie bloß kann es sein, dass nicht alle Menschen für alle Zeiten aus dem unfassbaren Grauen gelernt haben und lernen? Vielleicht wollte ich auch nur sagen, dass ich zu den Menschen gehöre, die jeden Tag an Auschwitz denken. Und ich wünsche Ihnen beiden sehr, dass sich bald ein paar kluge, gute Deutsche zu ihrer literarischen Gruppe gesellen. – Sibylle Riffel

 


 

 

Leserbrief zu „»Ohne Trauerrituale geht es nicht«“. Gespräch mit Thomas Klie von Evelyn Finger

 

Das Gespräch mit dem Theologen Thomas Klie habe ich mit Interesse gelesen. Der Überschrift ist nichts entgegen zu halten und nichts hinzuzufügen. Ob Rituale unbedingt notwendig sind, bezweifle ich. In jedem Fall ist die gemeinschaftliche Besinnung und Erinnerung wichtig.

Wenn der Körper eines Menschen seine Funktionen einstellt, bleibt nur noch tote Materie zurück. Bevor Propheten den Menschen die abstrakte Theorie von der Ewigkeit des Geistes, des Bewusstseins, der sogenannten Seele des Menschen vermittelten, war der Tod das Ende des Lebens. Die Trauer war mit Gedenken und , Ehrerbietung verknüpft. In meiner Familie gab es Ende Dezember 2021 einen Trauerfall. Die gesamte Großfamilie stand der Verstorbenen sehr nahe. Angesichts der Umstände war ein gemeinsames Gedenken anlässlich der Beisetzung nicht möglich. Es war daher von Anfang an klar, dass wir nach Aufhebung der Kontaktsperre ein Treffen vereinbaren, um uns der Verstorbenen gemeinsam zu erinnern und ihrem Vermächtnis die gebührende Ehrerbietung zu bezeugen.

Den Hinterbliebenen könnte viel Leid erspart werden, wenn ihnen Unterbewusstsein nicht unaufhörlich eine vage Vorstellung von der Auferstehung und dem Fortbestand einer unabhängig vom Körper existierenden Seele vermittelt würde. Die Tatsache, dass Denken und die Summe der Denkroutinen an den lebenden Körper gebunden ist, wird so verdrängt. Ungewissheit und Zweifel über das nach Eintritt des Todes scheinbar fortwährende Leben und die damit verbundene Ungewissheit erhöht das Leid der Hinterbliebenen. – R. Renaux

 


 

 

Leserbrief zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Die Wahldiskussionen um Söder zeigen, dass sich die CSU auch im übrigen Deutschland „stark“, das heisst auf „eigene Füsse“ stellen sollte. Dann hätte Deutschland auch weniger politische Probleme. – Richard Sieber

 


 

 

Leserbriefe zu „meine Radikalisierung“ von Henning Sußebach im ZEIT Magazin

 

Herr Sußebach fordert so schön unser einseitiges Denken heraus: Als wie alltäglich wir die Erwähnung einer Automarke übersehen, dass uns die Erwähnung einer Fahrradmarke sofort als Schleichwerbung verdächtig scheint, usw. Das hängt ja auch mit der Sichtbarkeit klassischer (Anzeigen-)Werbung zusammen. Ich wünsche mir eine ZEIT / ein ZEITmagazin, das in jeder Ausgabe eine großformatige Autowerbung auf eigene Kosten durch eine Fahrradwerbung ersetzt.

Und wenn sie schon dabei ist, könnte sie auch eine der großformatigen Werbungen für Sofas, die teurer sind als mein Auto, durch eine Werbung für Möbel für „den Durchschnittsverdiener“ ersetzen. Selber was Gutes tun, anstatt nur in den Artikeln zu lamentieren, die unterbewusst genauso wirksame Werbung aber den anderen zu überlassen. – Hannes Bendele

 

Danke für die Augenöffner, die mich schmunzeln ließen – die Schleichwerbung, zum Beispiel. Vieles kannte ich jedoch schon und kann es mitfühlen. Selbst körperlich kann ich es mitfühlen, auch ich bin – vor Corona – Rad-Berufspendler und verunfallt worden. Jetzt mache ich das ja schon ein bisschen länger als Sie, beim ADFC war ich auch mal Kreisverbandsvorstand und bin immer noch Tourenleiter. Darf ich Ihnen daher noch den einen oder anderen Tipp geben? Besorgen Sie sich einen Mofa-Rückspiegel (die Fahrrad-Rückspiegel sind nicht dauerstabil) und schrauben ihn links außen und nach unten zeigend an.

Oder nach oben, falls das Ihres kurzen Radstands wegen nicht anders geht. Oder, falls Sie immer Helm tragen, ein Rückspiegel für den Helm. In der Stadt habe ich mir das Rasen abgewöhnt, aufrecht (googeln Sie mal „Speedlifter“) und zügig genügt. Ich habe oft genug Vollbremsungen üben dürfen… Sie haben eine laute, aber differenziert anschlagbare Klingel, z.B. die von den echten Hollandrädern? Nutzen Sie sie proaktiv und freundlich. Schutzbleche haben Sie, sonst würden Sie auch über einen verdreckten Rücken sprechen. Eine ganz billige Plastik-Überhose – und 1-€ Wegwerf-Regentüten für den Oberkörper – hab‘ ich immer dabei. Gibt‘s in Holland. Diesen ganzen Kleinkram, auch Flickzeug, Werkzeug, Kettenglied, Luftpumpe, Taschenlampe, Kabelbinder und Lappen, packen Sie am Mountainbike z.B. in eine Rahmentasche.

Ruinieren Sie sie vorher mit der Stahlbürste, mir ist noch nie was geklaut worden. 50€ in kleinen Scheinen irgendwo am Rad verstecken, Ihnen fällt schon was ein. Oder Sie haben als Fully-Mountainbiker eh‘ immer Rucksack dabei, dann sind diese Kosmetiktäschchen aus der Businessclass ordnende Helfer. Wegen Ihres Knies müssen Sie mit hoher Trittfrequenz unterwegs sein, die kombinierten Click-/Normalpedale von Shimano helfen – denn Clickies nur auf der Strecke, Stichwort Vollbremsung. Der ganze Wow-Effekt einer solchen verpufft, wenn man danach, im Stehen, in Zeitlupe umfällt. Kurze Kurbeln haben Sie ja wohl schon.

Schauen Sie sich zuletzt auch mal die Ergon-Griffe an, ich hab’ die ganz Großen – die sähen an einem Mountainbike aber echt widersprüchlich aus. Auch falls Sie der bei Ihnen aufwändigen Wartung überdrüssig werden, denken Sie an echte Tourenräder, ich z.B. fahre einen melonengelben Roadster von utopia-velo.de mit Rohloffnabe und dem Country-Kettenschutz. Bleiben auch Sie dabei, ich bin fast 60 und meine Körperwerte sind prima – für einen Mitt-Zwanziger. Und engagieren Sie sich doch bitte mehr beim ADFC, heben Sie Hamburg beim Klimatest aus dem Mittelfeld. Ihr Job prädestiniert Sie dazu. – Christian Martini

 

Zunächst: Dank und Glückwunsch zu einem großartigen Text zu Freuden und Leiden eines Radfahrers auf deutschen Straßen. Selbst Radfahrer seit ca. 1950 – damals gelernt auf Mutters altem Miele-Rad stehend, der Sattel unerreichbar, danach kam Vaters Holland-Rad ein Bein unter der Querstange hindurch auf die rechte Pedale – kann ich jedem Satz nur zustimmen. Man kann nur immer wieder auf unsere niederländischen Nachbarn verweisen, die nach dem gescheiterten Versuch, auch dort die Städte autogerecht zu gestalten, schon früh eine radikale Wendung hin zu fahrradfreundlichen Städten, die mit gut ausgebauten (Fern-)Radstrassen zwischen ihnen verbunden sind, vollzogen haben.

(z.B. will man von Groningen oder Enschede nach Amsterdam oder Rotterdam, orientiert man sich einfach an der Radwegbeschilderung) und erreicht das Ziel – vielleicht mit Sitzbeschwerden und verschwitzt. Betrachtet und erlebt man jedoch den Verkehr auf deutschen (Rad-)Straßen, kann man nur den Eindruck gewinnen, dass die Damen und Herren in den entsprechenden Planungsbüros und die entscheidenden Politiker selbst nie oder allenfalls selten – vielleicht als sonntäglicher Familienausflug – Rad gefahren sind und es wohl auch nicht gedenken zu tun. – R.Wilkes

 

Großartig geschrieben!!! – Wolfgang Felbinger

 

Herrlich! Alles (außer dem Unfall, Gottseidank!), was Henning Sußebach beschreibt, habe ich radelnd auch schon er- und durchlebt. Eines aber hat er unerwähnt gelassen: Nicht nur wird man als Radfahrer von wütenden Autofahrern angehupt, wenn man die Straße benutzt, sondern auch von Fußgängern aufs Heftigste beschimpft, wenn der eigens weiß ausgeschilderte „Gehweg, auf dem auch Radler fahren dürfen“ genutzt wird. So passiert heute Nachmittag, kurz nachdem ich den Artikel gelesen hatte: Ein Fußgänger mittleren Alters weigerte sich, mich vorbeifahren zu lassen (und allein dies zeigt schon, welch schmalen Weg sich Fußgänger und Radler teilen müssen).

Um auf die daneben verlaufende, viel befahrene Straße ausweichen zu können, auf die er mich verwies, hätte ich vom Rad absteigen und es über den hier durchgängig besonders hohen Bordstein heben müssen. So zuckelte ich hinter dem aufgebrachten Herrn her, nicht ohne ihn am Ende des Weges auf das entsprechende Verkehrsschild hinzuweisen, das ihn jedoch völlig unbeeindruckt ließ. Schuld sind in meinen Augen die Kommunen, die solche Zusammenstöße durch undurchdachtes Anlegen der Wege heraufbeschwören. Auch als Radfahrerin ist es mir unangenehm, Fußgänger zu stören: Ich fahre jetzt einen Umweg. Über eine Nebenstraße ohne Radweg. – Beate Weber

 

Danke für diesen Beitrag. Ich denke, das Problem ist: DIE Radler, DIE Autofahrer, DIE Fussgänger, Die……. Ganz offensichtlich leben wir in Zeiten, in denen immer noch mehr noch grössere Autos in Städten und Vorstädten unterwegs sind, meist um einzelne Personen von A nach B zu bewegen. Selbst ein Kleinstwagen wiegt schon knapp eine Tonne, ein Audi Q 7 2,5 Tonnen. Diese Geweichte werden oftmals bewegt für Strecken und Zwecke, die man in der Regel auch zu Fuss, in Kombination mit dem ÖPNV, oder eben auch mit dem Fahrrad bewältigen kann. Nicht nur ökologisch gesehen eine Katastrophe. Aber es wird halt ALLES immer mehr.

In Städten wie München oder Berlin (Hamburg weiss ich nicht) wird dem Fahrradverkehr immer mehr Platz geschaffen, was die Zahl der PKW und Citypanzer aber leider nicht merklich reduziert. Dazu kommen Lieferverkehr und Handwerker. Es wird immer enger. Reduktion und Einsicht wären angesagt, kommen aber absehbar nicht. Anderes Thema. Also: da braucht es Regeln, da braucht es ein Bewusstsein für Miteinander und viel Gelassenheit. Die Regeln kennen, sie respektieren, damit rechnen, dass sie auch mal nicht beachtet werden, wegen Unaufmerksamkeit, Egoismus oder weil die Ampel wegen ÖPNV Vorrangschaltung Minutenlang auf Rot steht, kein Verkehr fliesst, weil an dem Bus, der noch gar nicht zu sehen ist, niemand vorbeikommt. Und es nähern sich von beiden Seiten Busse.(Real, bei mir in München).

Auch habe ich den Eindruck, dass der offensichtliche Egoismus vieler Autofahrer gerne auch auf Fussgänger und Radler überspringt. Mütter und Väter, die den Kinderwagen – mit Kind – demonstrativ vor einem herannahenden Auto oder Fahrrad über die Strasse schieben, Radler, die sich gegenseitig blockieren, weil die Schlange vor der roten Ampel über die Durchfahrt für den Querverkehr verläuft (trotz eindeutiger Markierung) und kompetitive Massenstarts von Radfahrern und Fussgängern wenn die Ampel auf grün schaltet. Rücksichtsvoll. Miteinander. Gelassen. Alle. Karl Valentin schlug übrigesns schon 1939 eine Stunden-, Tages-, Wochen- Monats- oder Jahreslösung vor. Z. B. Tageslösung: montags PKW, dienstags Geschäftsautos, mittwochs Strassenbahn, donnerstags Omnibusse, freitags Feuerwehr, samstags Fahrräder und an Sonn- und Feiertagen Fussgänger. Es war in München damals schon zu eng und zu egoistisch.

Was mich anbelangt, ich bin Ü60, fahre seit meiner Kindheit Fahrrad. Wut und Aggression meinerseits stellten sich bei mir allerdings auch erst mit über 30 ein. Ich bin rechtskräftig verurteilt wegen Sachbeschädigung, Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Strassenverkehr. Ich hatte einen Autofahrer durch ein klatschen mit der flachen Hand auf das Autodach darauf aufmerksam gemacht, dass er mich beim Überholen an parkende Autos zu quetschen drohte. Zunächst konnte ich weiterfahren. An der nächsten grösseren Strasse, wo ich dann auf dem Fahrradweg fuhr, überholte er mich und blockierte Rad- und Fussweg.

Ich wich auf die Fahrbahn aus, woraufhin er mich auf offener Strasse gewaltsam vom Fahrrad riss. Dabei rutschte mir die Hand aus. Ich war allein, Zeugen liessen sich trotz zahlreicher Beobachter nicht finden, der Autofahrer hatte zwei weitere Personen im Wagen. Mein Trost: die Richterin konnte in mir bei der Verhandlung trotz eindeutiger Zeugenaussagenlage keinen „Radlrambo“ erkennen uns setzte wenigstens das von der Staatsabwaltscheft geforderte Strafmass herab. – Michael Reithmeier

 

Danke für den Artikel. 100%ig getroffen. Ich habe nur Teilstücke gelesen. Mich überkam sofort dieses elende Gefühl von Machtlosigkeit, wenn man zu einer diskriminierten Gruppe gehört, die eigentlich etwas Gutes tut. In Berlin wird die „Radfahrende Genetische Missbildung“ zunehmend respektiert und politisch gewollt. Ich bin froh nicht mehr in HH wohnen zu müssen. – O. Langmann

 

Der Artikel spricht mir aus der Seele, genauso ist es als Radfahrer auf den Straßen. Ich habe viele Situationen genau so wahrgenommen. Wenn ich zu einem privaten Treffen mit dem Rad fahre, kommen als erstes die Entschuldigungen der anderen, warum diese nicht mit dem Rad gekommen sind. Dabei habe ich diese Erklärungen nicht eingefordert, ist ja auch jedem selbst überlassen. – Olaf Meier

 

Hier mein kleines Geheimrezept, mit dem ich seit vielen Jahren entspannt und schadlos durch den Radlerwahnsinn komme: 1.) Vor jeder Fahrt: 1 bis 2 Tee-, bei Bedarf Esslöffel Gelassenheit. 2.) Sich immer sagen: Ich fahre da und da hin, ich ziehe nicht in den Krieg. 3.) Lass die anderen vor – viele geben dann nach. 4.) Im Extremfall: Niederlächeln. – Kurt Eimers

 

Als Besitzerin keines schnelleren Fortbewegungsmittels als meiner zwei Beine fühle ich mein Habitat zusehends schrumpfen. Nicht nur befinden wir Fußgänger:innen uns im öffentlichen Raum ganz unten in der Hackordnung, weit unterhalb und oft beiseite gedrängt von Radfahrer:innen, auch in der ZEIT dominiert das Radfahren, dem regelmäßig – z.B. diese Woche seitenweise im Magazin – Platz eingeräumt wird. Fußgänger:innen? Fehlanzeige. Aussterbende Gattung. – Claudia Hagemann

 

Endlich hat man bei der ZEIT das Thema Radverkehr entdeckt. Ich bin als Betroffener seit 75 Jahren dabei und könnte einen eigenen Roman dazu schreiben. Das Provinzstädtchen Offenburg hat den Radverkehr schon vor ca. 30 Jahren entdeckt, hat Radwege auf Bürgersteige verlegt, um sich als fahrradfreundliche Stadt zu präsentieren. Es störte sie nicht, daß zumindest damals noch der Satz in der STVO stand: „Radverkehr ist grundsätzlich Straßenverkehr“. Davon kommt man bundesweit immer mehr ab. Der alte Werbespruch aus den 80er Jahren einer Partei “ Freie Fahrt für freie Bürger“ wird mit viel Geld umgesetzt, um die Straßen vom störenden Radverkehr zu säubern.

Die preiswerterere Variante – gut kontrollierte Geschwindigkeitsbegrenzungen, verkehhrsberuhigte Zonen, Einbahnregelungen, Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs, Zebrastreifen statt Querungshilfen, spürbare Erhöhung der Strafen – hat keine Lobby, zumindest nicht unter einem Verkehrsminister à la Scheuer. Ein Lichtblick ist aber in Sicht: Dank Pedelecs, Coronapandemie, Klimawandel und vermehrtem Ökobewußtsein kann der Radverkehr nicht mehr verdrängt werden. – Dr. med. Eugen Vogt

 

Ich konnte es gar nicht abwarten, mein erstes Fahrrad, zusammengeflickt aus alten Teilen, aber so wichtig, einen 7-jährigen in die Welt hinauszutragen, wunderbar. Ich fuhr was das Zeug hielt, schneller als die Polizei erlaubte, bei Wind und Wetter, wohin auch immer, kein Ziel war zu weit. Mit 18 hatte ich meinen Führerschein, ein Auto und die Faxen dicke, nie mehr Rad fahren, ich war es leid.

Mit 65 entdeckte ich eine Möglichkeit, die Berge, die uns hier im Weg stehen, zu überwinden, ein E-Bike musste her. Und von nun an ändert sich meine Wahrnehmung des Strassenverkehrs genau in der Weise, wie sie es beschreiben. Auf der Strasse war es nicht auszuhalten, viel zu gefährlich, ich flüchtete in den Wald, exklusives Radfahren in der Natur ganz allein, bergauf und bergab. Ich war der erste, suchte noch die Wege. Inzwischen hat der Borkenkäfer für Platz gesorgt, die Sicht reicht jetzt bis zum Horizont, und seit Corona sind ganz Heerscharen von Wanderern und Pelotons unterwegs.

Und nun zum Unfall. Ich melde mich an zu einem Mountainbikekurs in Südfrankreich. Seit Kindertagen bin ich nicht vom Rad gefallen, also warum jetzt. Zwei Tage geht es unter Anleitung über die Trails, riesiger Spaß. Am dritten Tag wollen wir unsere Künste verfeinern und absolvieren ein Sicherheitstraining. Unter Anleitung im Parcours mit geringster Geschwindigkeit kriege ich die Kurve nicht und falle senkrecht vom Rad mit dem Gesicht direkt in den Dreck! – Früher galt mein Hauptinteresse immer meinen Zähnen, diesmal war ich sicher, dass alle draußen sein würden. Diesmal galt meine Hauptsorge dem Überleben überhaupt und der Wirbelsäule. Minuten vergingen, ich blieb am Leben und konnte mich bewegen, aber: Gebiss ramponiert, Oberlippe geplatzt, Nase blutig, Augen blau, Hand gebrochen. Freundliche Sanitäter holten mich ab und brachten mich 100 km weit zum Krankenhaus, ich wurde von herzlichen französischen Schwestern getröstet, leider kann ich kaum die Sprache, sodann operiert und blieb über Nacht.

Am nächsten Tag war ich wieder im Hotel bei meiner Gruppe: eine Welle der Empathie schwappte mir entgegen: „Das ist doch gar nichts, was meinst du, was ich schon für Verletzungen hatte? In Deinem Alter sollte man aber auch nicht mehr mit dem Mountainbiken anfangen. Hört man jetzt ja immer öfter, dass E-Biker verunglücken, den Alten fehlt halt die Erfahrung!“ „Merkst Du eigentlich, was für einen Schwachsinn Du da erzähltst? 1. Alter und Erfahrung korrelieren positiv miteinander, alles andere wäre auch nicht logisch. 2. Ich fahre sein 1963 unfallfrei Rad, also was soll so eine doofe Bemerkung? 3. Wenn dir an meinem Fahrstil die letzten 2 Tage etwas aufgefallen wäre, hättest du ja mal eine entsprechende Rückmeldung geben können. Hinterher klug schwätze kann ich auch.“

Inzwischen bin ich geheilt und fahre wieder und weiter. Meine Wahrnehmung ist nicht besser geworden, eher noch Vor-sichtiger. Aber: Rad zu fahren ist eben schön, z.B. letztes Jahr am Strand von Jütland, tagelang und kilometerweit. Selbst wenn man da stürzen würde, möglicherweise Glückshormon durchströmt, im weichen Sand liegend, was soll dann da schon weh tun? Danke für den tollen Artikel und eine Gute Fahrt weiterhin! – Holger Köhler

 

So ein liebvoll detaillierter und sehr kurzweiliger Artikel zum Thema „Radeln“, dass ich in meiner Anrede schon spontan, „lieber Herr Sußebach“ schreiben wollte … Wunderbar, dass Sie bei all der erlebten Unbill Ihren Humor nicht verloren haben! Alle Ihre beschriebenen Erlebnisse kenn ich als Viel-Radler (und Wenig-Autofahrer) auch. Quasi gegenüber in der anderen Ecke der Republik (München) sind leider so manche motorisierte Zeitgenossen ziemlich gefährlich für Mitmenschen. Kennen Sie zufällig das Fernsehspiel, „Männer auf Rädern“? So circa Anfang der 1990er Jahre müsste es gewesen sein, als es sogar den Grimme-Preis erhielt (ZDF?). Es sollte noch irgendwo in den Tiefen von Youtube zu finden sein – anschauen lohnt sich: 60 Minuten Humor pur.

Darf ich mich kurz vorstellen? – Bin knapp 20 Jahre älter als Sie, radle seit meinem fünften Lebensjahr, kilometermäßig trugen mich diverse Drahtesel bestimmt schon einige Male um den Äquator. Alleine in den Jahren 2002 und 2007 jeweils 10.000 km p.a. per Rennrad. Und Feindberührungen mit Automobilisten? Ja. 2015: Links abbiegender Gegenverkehr. Im Polizei-Protokoll stand später: der 84-jährige Autofahrer übersah mich und sich als Opfer des Gegenlichts tiefstehender Sonne. – Fahrrad Totalschaden, ich als Radler zwei Stunden bewußtlos und eine Woche stationär im Spital. Bin vielleicht bald doch noch ADFC-Mitglied? – Plädiere schwer für einen „Senioren-TÜV“ von älteren Führerschein-Inhabern, wie in Italien oder der Schweiz; auch wenn es mich dann natürlich auch selbst betrifft. Macht Radeln glücklich? Auf jeden Fall!

Was kann Mensch als Bikemaniak selbst tun, damit es so bleibt? Einiges, z. B. – immer mit Licht radeln, auch am Tag; (vorne 2x Knog Blinder: 1a LEDs) – bunte Klamotten machen Sinn: jeder Mit-Mensch ist ein „Augentier“ – Helm und Handschuhe sehr empfehlenswert (Asphalt ist nicht hautfreundlich) – Klingel war gestern; heute: „air zound“ (§ ?? – Trotzdem: Biker lebt länger!) – nicht zu schüchtern radeln; Autofahrer sind dem Radler dankbar für signalisierte Fahrtrichtungsanzeigen per Arm, auch wenn die nur zeitlich kurz sind. Meistens kennt Radler ja seine „Pappenheimer“ in den rollenden „Mineralöl-Prothesen“: – Leider unterbezahlte Kurierfahrer in weißen Kleintransportern mit nur binärer Gaspedalstellung, „Null und Eins“: diese Spezies wäre an Kreuzungen eigentlich waffenscheinpflichtig. – und unter gewissen PKW-Mobilisten?

Vorsicht vor „Piloten“ in getunten Gebrauchtwägen einer südbayerischen weißblauen Marke. Testosteron tropft zum Auspuff raus. Kommunikation mit der Spezies? Reine Zeitverschwendung. Besser war da mal vor Jahren ein Artikel in SPIEGEL ONLINE ein Beitrag, in dem ein Redakteur sich versuchsweise gut erkennbar als RadlerIN stylte – und siehe da, auf radelnde Frau nimmt Autofahrer gleich mehr Rücksicht. Im Gegensatz zur Großhirnrinde: Das Testosteron k e n n t das B r e m s p e d a l. (Sogar die Uni Bristol in UK publizierte dazu einen wiss. Artikel; DOI gerade nicht zur Hand) Übrigens: Ihre beiden beschriebenen Rad-Modelle kenne ich – ohne zu goggeln – gute Wahl Ihrerseits! p.s.: schon ein günstiges Rad-Navi hilft enorm beim Entdecken neuer verkehrarmer Fahrrad-Strecken … (z. B. Garmin Etrex 25 oder 35) – Roland Schwarz

 

Glückwunsch zu dem Magazin der aktuellen Ausgabe der ZEIT! Zwei Artikel sind meiner Meinung nach sehr gelungen: „Meine Radikalisierung“ von Henning Sussebach, grandios geschrieben! Ich bin ebenfalls Radfahrerin (ohne vorherige „Auto-Karriere“) und habe mich öfter in dem Artikel wiedererkannt. Man hat wirkllich einen anderen Blick auf die Welt und fühlt sich oft nicht gesehen (im wahrsten Sinne des Wortes). Zum anderen das Interview von Ilka Piepgras mit Gabriele von Arnim, das sehr klar und zugleich einfühlsam geführt und geschrieben ist. Es ist bewundernswert, wie Frau von Arnim ihren Mann in dieser Zeit begleitet hat, und es regt sehr zum Nachdenken an über das eigene Leben und Begleiten von Menschen, die einem nahe sind. Vielen Dank dafür. – Heike Gulatz

 

Unglaublich, dass ich das noch erleben darf: ein Autor einer großen Zeitung schreibt meinen Text! Gleiches Alter, gleiche Erfahrungen, sogar die verstrichene Zeit vom Einstieg ins Radpendeln bis zum ersten Unfall. Gewiss darf ich nun davon ausgehen, dass wir nicht nur zu zweit sind. Großartig! Klar, ich mag mir gar nicht vorstellen, dass die skalpellscharfe Analyse der Genese des Kampf-Radlers sowie der verkehrssoziologischen Gegebenheiten die Wirkung entfalten wird, die Henning Sussebach und ich uns wünschen.

Aber es ist nun in der Welt, differenziert und selbstbewusst. Gut möglich und äußerst wünschenswert, dass dies ein entscheidender Beitrag zu einer breiteren Diskussion über die seit Jahren in Don Quijote-Manier geführten Initiativen des ADFC (Stichwort: Fahrradfreundlichkeit und Sicherheit) wird. Zu wünschen wäre es jedem Menschen, der sich von der Selbstdefinition über die Automobilität lösen möchte. – Thilo Wittkowski

 

Ich bin Fußgängerin, Fahrradfahrerin, Motorradfahrerin und Autofahrerin. Gelehrt hat mich diese jahrzehntelange flexible, die von Zeit zu Zeit Blickwinkel verändernde Mobilität, dass niemand perfekt ist, jede(r) Fehler macht und sich zuerst an die eigene Nase fassen sollte, bevor er/sie sich zu verbalen oder nonverbalen Entgleisungen anderen VerkehrsteilnehmerInnen gegenüber hinreißen lässt. Mitdenken, vorausschauen und nicht nur auf sich, sondern auch auf die anderen am Straßenverkehr Teilnehmenden achten. Das sollte die Devise sein.” Zitat Otto Waalkes (trifft auf (fast) alle Lebensbereiche zu): “Was du nicht willst, was man dir will, das willst auch keim, was willstn du” – Margarete Krause

 

Wir wohnen mit drei kleinen Kindern an einer stark befahrenen Straße in Köln. Im öffentlichen Raum bewegt man sich daher immer leicht panisch, wenn man nicht alle immer angeschnallt in Kinderwägen oder -sitzen umher transportieren will. Leider lieben die Deutschen ihr Auto, ob nun SUV oder nostalgischer Campingbus. Daher wird man die erwiesene Steigerung der Lebensqualität durch autofreie Innenstädte nur erreichen, wenn man die Leute ein paar Jahre zu ihrem Glück zwingt. Aber das wäre dann ja wieder Ökodiktatur. – Kristin Hugo

 

Vielen Dank für ihren Artikel. Sie sprechen mir aus der Seele. Ich habe vor ca. 6 Jahren angefangen (ebenfalls mit Mitte 40) regelmäßig ins Büro zu fahren, jeden Tag 16 km hin und 16 km zurück. Gut 6000 km im Jahr. Ich fahre das ganze Jahr, im Winter mit Spike-Reifen und entsprechend warm eingepackt. Und habe dabei so wie sie viele Erfahrungen mit Autofahrern gemacht. Z.B. habe ich gelernt, dass die Größe des Autos umgekehrt proportional zur Weitsicht bzw. inneren Größe des Fahrers ist. Was mir von SUVs schon die Vorfahrt genommen wurde geht auf keine Kuhhaut. Oder dass es nichts hilft, dass man einen grünen Ministerpräsidenten und einen grünen Verkehrsminister hat (ich wohne in Baden-Württemberg), die Planung des Verkehrsraumes ist ausschließlich aufs Auto fixiert.

In meiner Gemeinde in Herrenberg haben sie jetzt auch so gestrichelte Fahrradwege auf viel zu schmale Straßen gepinselt. Entweder man wird von Autos bedrängt, die diese Strichelung eher als Option verstehen oder aber man hat mal wieder einen parkenden Lieferwagen vor sich. Fahrradwege sind offensichtlich Verfügungsmasse. Gleich hier in Ehningen gibt es einen Fahrradweg, dann eine kleine Betonmauer und dann die Straße. Jetzt musste wegen einer Baustelle ein zusätzliches Schild (nur für die Autofahrer) hingestellt werden. Preisfrage: Steht es auf dem eh schon zu schmalen Fahrradweg oder auf der Straße? Da kann man nur neidisch auf andere Länder schauen, wo Fahrräder oder Fußgänger auch einen Teil des öffentlichen Raums für sich beanspruchen dürfen. Ich hoffe, Ihr Knie ist wieder völlig ok. – Tilmann Wendel

 

Chapeau, Herr Sussebach, Ihr Text ist sicherlich vielen Alltagsradlern aus der Seele geschrieben. Die Methode auf autoverkehrsfreie Wege auszuweichen ist ein echter Gewinn an Lebensqualität und sichert langfristigen Spaß. Schade nur dass durch massive Einsparmaßnahmen im Bereich Ordnungshüter keine Ahndung von widerrechtlichem Geh-/Radwegparken und von widerrechtlicher Wald-/Wirtschaftswegenutzung mehr erfolgen kann. Das selbst-erhaltende Radfahren schärft Sinne, Wahrnehmung und hält das Hirn am Laufen.

Das Autofahren entwickelt sich befeuert von Industrie und Politik in entgegengesetzte Richtung und führt zu mehr Sinnesentlastung, Abhängigkeit und Passivität. Weshalb gibt es eine von allen Steuerzahlern finanzierte Technologieförderung für die Automobilindustrie, jedoch keine für die Fahrradindustrie ? Weshalb wird der Kauf eines Neuwagens von allen Steuerzahlern bezuschusst, der Kauf eines neuen Fahrrades jedoch nicht ? Weiter so Herr Sussebach, ich wünsche mir mehr davon ! – Günter Fettig

 

Ein sehr anschaulicher und, auch in meinen Augen, sehr wahrer Text, der den tödlichen Wahnsinn spiegelt, dem man als Radfahrer*in täglich ausgesetzt ist! Ja, es gibt auch Radfahrer*innen, die den Ruf der anderen kaputtmachen, aber die Dominanz der Autokaste bleibt. Es gibt gerechtere und intelligentere Lösungen – was sagt es aus, wenn sie nicht genutzt werden? Schade nur, dass die kindisch-naiven Illustrationen den ernsten Hintergrund des Textes eher lächerlich machen. – Bo Larsson

 

Als Rad-Pendler, bin ich hautnah bei Ihnen. Aber die Überschrift dieses feinen Erfahrungsberichts ist nicht hilfreich. Es ist weder radikal sich wenigstens verbal zu wehren, noch weniger gefährliche Ausweichstrecken zu nutzen. In a car´s world bikers must be loud and cautious! Fahren Sie fort, radeln Sie weiter und schreiben Sie um Autofahrende zu sensibilisieren und Menschen die Eleganz, Gesundheit und Risiken des Radfahrens aufzuzeigen. Die Verkehrswende braucht solche Beiträge. Radfahren ist sexy. – Gregor Berhorst

 

Mit Ihrem Beitrag sprechen Sie mir – zumindest in Teilen – aus dem Herzen. Ich gehe davon aus, dass Ihnen als Reaktion auf den Artikel Unverständnis, Häme und Hass entgegenschlagen wird. Vonseiten der Autofahrer. Aber auch Verständnis und Wohlwollen vonseiten der mitleidenden Fahrradfahrer. Ich mache regelmäßig ähnliche Erfahrungen wie die von Ihnen geschilderten, habe aber das Gefühl, dass sich das Problem in wenigen der letzten Jahre drastisch verstärkt hat. Autofahrer werden immer unnachgiebiger, nachlässiger, wurschtiger was Rechte, Bedürfnisse, Sicherheit an Leib und Leben der Radfahrenden Mitverkehrsteilnehmer angeht.

Zwei meiner Unfälle mit Autos gingen glücklicherweise mit kleinerem Schaden am Fahrrad und ohne Verletzungen über die Bühne. Beim letzten musste ich mir, von der Seite über den abgesenkten Bordstein angefahren, vom Rad gefallen und meine Habseligkeiten auf der Straße einsammelnd, Kartoffelsalat der fürs abendliche Grillen gedacht war von Jacke und Straße kratzend tatsächlich anhören, dass ich ja schon schlecht zu sehen sei. Ein Gespann aus Fahrrad und Anhänger das ich war hat die Autofahrerin einfach nicht wahrgenommen und ist seitlich in mich hineingefahren.

Die Liste ist lang und reicht bis zum tätlichen Angriff eines Autofahrers in dunkler Unterführung dem ich in voller Fahrt, wie Sie auf die Motorhaube schlagend, klargemacht hatte, dass ein Sicherheitsabstand einzuhalten ist. Er stieg aus und begann ohne Vorwarnung mich zu würgen. Das Verfahren, welches auf meine Anzeige folgte wurde eingestellt, weil weder ich noch die drei Zeugen ihn mit absoluter Sicherheit bei einer Gegenüberstellung identifizieren konnten. Er hatte nicht den Schneid zu seinem Tun zu stehen. Komischerweise lief das Verfahren genau gegen eine Person. Langer Rede, kurzer Sinn: Sie sind nicht allein mit ihren Erfahrungen. Ich bin froh, dass das Thema in der Zeit angegangen wird und wünsche mir weitere prominente Platzierungen. Denn: Verkehrswende funktioniert ohne Fahrradfahrer nicht. All die SUV-Panzer jetzt auf Elektroantrieb umzustellen und zu glauben damit sei das Klima gerettet ist vermessen. – Dr.-Ing. Martin Thema

 

Was für ein Artikel! Gratuliere. Seit mehr als 30! Jahren versuche ich, mit den von Ihnen genannten Argumenten, chronische Autofahrer (Bekannte, Kollegen, Freunde etc.) aufzuklären, um zu zeigen was auf den Straßen in Wirklichkeit los ist. Bis vor ca. 10 Jahren hielten mich alle für total daneben. In den letzten 10 Jahren konnte ich dann eine Handvoll von ihnen ein bisschen zu regelmäßigem Radfahren bringen, und somit auch in die Nähe meiner Argumente.

All (alle!) die wenigen sagen nun, dass ich 20 Jahre lang recht hatte, was immer ich über die Autofahrer zu berichten hatte. Trotzdem habe ich kapituliert und versuche, wie Sie, jede Strecke (und ich fahre viel) mit dem MTB auf Feldwegen ohne Autoverkehr hinter mich zu bringen. Ich versuche dem alltäglichen Kampf mit den (ich muss es erwähnen) fahrenden Vollpfosten so gut es in Deutschland überhaupt geht, aus dem Weg zu gehen bzw. zu fahren. Habe den Aufsatz schon zwei Mal gelesen – Chapeau – Stefan Zorniger

 

Diese Geschichte, Schilderung, Beschreibung über Radfahren hat mir sehr gut gefallen. Eine Passage ist mir allerdings besonders aufgefallen [Im Wesentlichen oben Spalte 1 S. 23]: „Einmal beschimpfte ich eine Frau als „Wichserin“. Unmöglich, allein schon biologisch“. Dazu gibt es letztlich unterschiedlichste Auffassungen. Bitte recherchieren Sie/sie das einmal genauer. Meine erneute sehr kurze Recherche ergab folgendes: Im Duden (23. Ausgabe, 2004) steht bei „wichsen“ = (auch derb für onanieren). Das erscheint mir alles eindeutig. „Wichsen“ ist geschlechtsneutral.

Viele schreiben „wichsen“ aber auch nur „wixen“. Was soll das dann heißen? Verhunzung der DE-Sprache? Man weiß es nicht besser? Hinweis auf ein X-Chromosom? Andreaskreuz? Oder Geschlecht ist wurscht, bspw. eine Gleichung ist nach x aufzulösen? Ich werde mich auch nochmal, sobald das wieder möglich ist, persönlich in gewissen Shops aus erster Hand darüber informieren. Das sollten Sie/sie auch machen. Vlt. gibt es auch bald wieder die Messe „Venus“. Auch da kann man nachfragen. – Walter F. Keil

 

Der autofahrende deutsche Radfeind ist um nichts schlimmer als der österreichische Verkehsteilnehmer in seinem deutschen Auto , nur die Schimpfwörter des Österreichers in seinem deutschen Auto sind wesentlich radikaler als die des Deutschen im deutschen Auto. Als gemeiner Radfahrer hört man in Wien aus dem Autofenster häufiger das Wort „Organspender“ als Bezeichnung für einen selbst . – Peter Muhr

 

Mit Interesse habe ich Ihren Podcast gehört, zumal ich 2020 mit Anfang 50 und nach 20 Jahren auf ein Fahrrad (mit elektrischer Unterstützung) umgestiegen bin, jedenfalls dann, wenn nicht viel mitzunehmen ist. In vielen Dingen möchte ich Ihnen zustimmen. Die Rahmenbedingungen für Radfahrer haben viel Verbesserungspotential. Für mich ist nur nicht nachvollziehbar, daß – wie es in Ihrer Schilderung scheint – ein Radfahrer zwangsläufig zum Wut-Radler werden muß. Sie sagen zum Ende des Podcast, daß Sie schließlich auf eine Strecke ausgewichen sind, die länger dauert und weniger gut befestigt ist; und dies als „Kapitulation“ benennen wollen.

Das heißt überspitzt ausgedrückt, man hat den Krieg gegen die Autofahrer verloren und zieht sich geschlagen auf die längere und schlechtere Strecke zurück. Ich finde diese Sichtweise insofern interessant, als daß ich mir dies als Autofahrer immer gewünscht habe. Einen Schleichweg, der etwas länger ist und über kleinere Nebenstraßen führt, um dem hohen Verkehrsaufkommen und den Beinahe-Unfällen zwischen Autos zu entrinnen. Das ist etwas, was mir jetzt mit dem Rad gelingt und mich immer öfter zum Lenker statt zum Lenkrad greifen läßt.

Selbst ein guter Radweg auf der Hauptstraße verhindert nicht, daß ich oft hinter einem Radfahrer bleibe, der halb so schnell fahren möchte, wie ich. Ich bin nicht vor Abgasen und Feinstaub bis hin zum Verkehrslärm geschützt und muß aufgrund der fehlenden Knautschzone ständig auf der Hut sein. Das erhöht mit Sicherheit das eigene Aggressionspotential, das dann auf den ebenso gestressten Autofahrer trifft. Nach meiner Überzeugung führt gerade erst das Zusammentreffen von zwei so ungleichen Verkehrsteilnehmern auf der gleichen Fahrbahn in die gleiche Richtung zu dem von Ihnen aufgezeigten Phänomen. Dem ausweichen zu können, empfinde ich eher als Privileg als eine Kapitulation.

Sie sind in dem Podcast gefragt worden, welche drei Änderungen Sie für Fahrradfahrer umsetzen würden. Tempo 30 in Städten sollte eine Selbstverständlichkeit sein, da wir in jedem Wagen ablesen können, daß wir uns durchschnittlich mit weniger als 25km/h bewegen. Es würde auch die zügiger fahrenden Radler mit den kaum schnelleren Autofahrern versöhnen. Kennzeichen für Radfahrer wäre mir nicht eingefallen, würde ich aber unterstützen. Eine Austauschmöglichkeit mit einem Autofahrer nach einer brenzligen Situation kann auch kontraproduktiv sein.

Ich würde mir wünschen, daß die – ich kann nur für Düsseldorf sprechen – teilweise umgesetzten Verbesserungen, wie zeitversetzte Fahrrad-Ampeln und der Rückbau von zweispurigen Straßen in einspurige mit sehr breitem Fahrradweg konsequent umgesetzt werden. Weniger Fahrspuren mit längeren Rotphasen auf denen man nur 30km/h fahren darf, könnten weitere Autofahrer zum Umstieg bewegen. Im besten Fall würde sich das zahlenmäßige, aber auch sonstige Verhältnis zwischen Auto- und Radfahrern langfristig verbessern. – Manfred Nagel

 

Habe alles genau wie Sie erlebt! Fahre täglich mit dem Rad zur Arbeit. Hin und zurück je 15 km. (Heyerode-Mühlhausen u.z.) Ich freue mich jeden Tag drauf. Bin jetzt 58 und hätte vor 20 Jahren nie gedacht, dass ich täglich so viel Rad fahre. Man sieht die Welt und das Leben aus einer ganz anderen Perspektive. Viele scheinbar „wichtigen“ Probleme lösen sich in Luft auf. Es tut einfach gut und schafft körperliche und geistige Zufriedenheit! – Christian Rangnick

 

Vielen Dank für diese großartige Erzählung, den Artikel ihrer Radikalisierung als Radfahrer. Ich habe mich als Radfahrerin darin wiedererkannt und vieles auf der Meta-Ebene begriffen. Auch ohne Markenfetischismus. Ob das am Geschlecht liegt lasse ich offen da mir dazu die Fachkenntnis fehlt. Ich habe dazugelernt. In Sachen Straßenverkehrsordnung. Bei Straßenverengung sind entgegenkommende Fahrzeuge gleich zu behandeln, egal wie viele Räder und welcher Antrieb – das entspannt mich sehr, egal ob auf dem Fahrrad oder hinter dem Autolenkrad. Als Mensch (wie oft habe ich auf dem Rad schon den Stinkefinger gezeigt? Und? Was hat das (mir) gebracht?

Wann fahre ich über rot und warum eigentlich, also auf dem Rad. Im Auto nie (ich mache car-sharing) Ihr Artikel hat mich bestärkt, auch in Zukunft im Auto kein Rad ohne gesicherten 1.50 Meter Abstand zur Seite zu überholen – egal wer hinter mir ist. Danke. Bisher hat mich der Blick in den Rückspiegel dabei immer gestresst. Als kritische Bürgerin – wie sehr sind wir eine Autonation und wie kann ich dazu beitragen das zu ändern? Als Leserin, denn ich habe mich gut unterhalten beim wieder erkennen und lernen.. Ich hoffe, die Unfallfolgen sind für sie langfristig ausreichend geheilt. In jedem Fall hat mich Ihr Artikel ermutigt, meinen Weg weiter zu radeln. Entspannt und selbstbewusst. – Sina Vogt

 

Am Wochenende habe ich Ihren Artikel gelesen. Die Länge hatte mich zuerst etwas abgeschreckt, aber dann konnte ich nicht aufhören zu lesen. Ich finde den Artikel großartig und kann viele eigene Entwicklungen nachvollziehen. Auch ich habe in den Vierzigern angefangen von Bad Homburg nach Frankfurt mit dem Fahrrad zu pendeln. Bei fast jeder Fahrt könnte ein Unfall passieren, wenn ich etwas schneller fahren und/oder weniger aufpassen würde. Wie in Ihrem Fall werde ich immer vorsichtiger. Und auch ich fahre 2km mehr, um weniger auf der Straße zusammen mit Autos zu fahren. Ich hoffe, dass Sie sich von Ihrem Sturz gut erholen und hoffe auch, dass viele Menschen – insbesondere Verantwortliche in der Politik und auch Autofahrer – Ihren Artikel lesen. – Steffen Klawitter

 

Ihr Artikel im Zeit-Magazin über Ihre Werdung zum Kampfradler hat mich begeistert. Sie sprechen mir aus dem Herzen! Aber ich muss Ihnen leider eine ernüchternde Prognose stellen: werden Sie erst einmal sechzig. Dann ist unsere Wahrnehmung nämlich nicht mehr so gut in der Lage, akustische Signale (wie eine Autohupe) einzuordnen oder Abstände sicher einzuschätzen. Jetzt, mit 66 Jahren, verstehe ich endlich, wieso mich in meinen jungen Jahren (Student in HH), als meine Fahrstil noch als durchaus unbekümmert zu bezeichnen war, ältere Mitmenschen anmeckerten, als wollte ich Ihnen ans Leben.

Die Situation auf der Straße haben Sie ja trefflich beschrieben. Nur fürchte ich, dass sich nicht ausreichend Platz für die bislang benachteiligten Radfahrer in unseren engen Städten schaffen lassen wird. Denn der Radverkehr wird bei verbesserter Infrastruktur weiter ansteigen, es bleibt eng. Und als Multimobilist mit Vorliebe fürs Rad sehe ich, dass Radfahrer genauso zum deutschen Volk der Rechthaber gehören wie andere Verkehrsteilnehmer, gleich wieviel Platz ihnen zur Verfügung steht. Nicht nur in den Städten, sondern ebenso bei mir auf dem Land, wenn Radfahrer dem Trecker im Ernteeinsatz auf dem Rübenschnellweg ihre Gleichberechtigung vor dem Gesetz zu demonstrieren gewillt sind. Also: für ein umsichtiges Miteinander wie in Holland oder Skandinavien habe ich keinerlei Hoffnung.

Sehr beeindruckt hat mich auch Ihr Ost-West-Duell, vor allem wegen meines familiären Hintergrunds. Ich bin in Kasel aufgewachsen, nur 35 Kilometer von der Zonengrenze entfernt. Mein Cousin wurde in der Nähe von Meißen geboren und lebte später in Leipzig. Nach seinem ersten genehmigten Westbesuch in 1987 konnte ich ihn noch zu DDR-Zeiten in Leipzig besuchen. Eine unschätzbare Lebenserfahrung! (Nebenbei gesagt bin ich zum bekennenden Sächsisten geworden, so hingerissen bin ich von Sachsen.) Und bei vielen Gesprächen mit meinem Cousin am Biertisch im Ost-West-Dialog und auf ausgiebigen Radreisen durch die neuen Bundesländer habe ich eine wesentliche, mir als Wessi völlig fremde Lebenseinstellung wahrgenommen, die m.E. in Ihrem Ost-West-Duell nicht zum Tragen gekommen ist:

Der Bürger der DDR wurde zum Kollektivisten erzogen. Eigeninitiative war regelrecht verpönt. Wenn nach der Wende ein ehemaliger Bürger der DDR erfolgreich war, und das funktioniert nur über Eigeninitiative, verrät er das geheiligte Kollektiv, wird aus ihm ausgestoßen und (neidisch) angeprangert. Deshalb wird es noch mindestens eine weitere Generation dauern, bis sich die sozialistische Prägung marginalisiert haben wird. Wem es nicht gelingt, sich von seiner sozialistischen Sozialisierung zu distanzieren, wird sich vom täglichen Existenzkampf bedroht und überfordert fühlen und sich dem fremden, kapitalistischen System verweigern. – Dietrich Bohse

 

Mit Ihrem Artikel „Meine Radikalisierung“ zum Thema Radfahren im aktuellen ZEIT-Magazin, haben Sie mir bewußt gemacht, in welch starkem Ausmaß auch mein eigenes Leben vom Automobil u. seinen Folgen abhängt. Seit Kindestagen an fahre ich leidenschaftlich gerne Rad u. bin jetzt 58 Jahre alt, aber seit Jahrzehnten habe ich das Radfahren eingeschränkt, um schlichtweg nicht überfahren zu werden. Ich bin der festen Überzeugung, wenn ich das nicht getan hätte, wäre ich längst Opfer eines Verkehrsunfalls geworden. Gerne würde ich zum Arbeitsplatz radeln, aber der mörderische Autoverkehr hat mich schon seit langem regelrecht verdrängt, ich bin nur noch Freizeitradler, habe meinen Wohnort direkt an den Wald verlegt, um dort mit möglichst wenig Kfz-Kontakt ungestört Radfahren zu können.

Auch mir ging es einmal so, dass ich aus Angst zu kollidieren, zu stark bremste u. zu Fall kam, ohne dass es einen konkreten anderen Verkehrsteilnehmer gegeben hätte, der eine Ursache dafür gesetzt haben könnte. Dafür muß man sich nicht schämen. Wenn ich mich frage, was daraus zu schließen ist, gewinne ich den Eindruck, dass in unserem Bewußtsein die Gefahr, im Autofahrerland Deutschland umgefahren zu werden, schon derart omnipräsent geworden ist, dass von einem unbeschwerten Radeln nur noch selten ausgegangen werden kann. Ihr Leidensweg, so wie Sie ihn dargestellt haben, ist notwendigerweise individuell, aber Sie sind bestimmt kein Einzelfall, mit dem, was Sie erlebt haben.

Nach meinem Eindruck werden es nicht zuletzt unter dem Einfluß von Corona (ÖPNV meiden, in dem man sich anstecken könnte) u. der Klimakrise, aber auch dem Ruhebedürfnis vieler Personen, zunehmend mehr Menschen, die so ähnlich wie Sie empfinden. Viele Ihrer Gedanken sprechen mir aus der Seele, bei mir kommt noch dazu, dass mein Vater als Jugendlicher in der frz. Besatzungszone mit einer Sondererlaubnis seinen Führerschein bekam u. seit seinem 15. Lebensjahr bis heute in sein 85. Jahr ununterbrochen Auto fährt, mir gelingt es nicht, ihn zu überreden, dass es altershalber so langsam sinnvoll wäre, er würde sein Auto verkaufen.

Er ist mir insoweit schon lange ein abschreckendes Beispiel der Individualmotorisierung. Deswegen möchte ich Sie beglückwünschen zu Ihrem Artikel, aus meiner Sicht haben Sie ein wichtiges Thema angeschnitten, vielleicht möchten Sie ihn dem ADFC zur Verfügung stellen, damit er ggf. in deren Postille abgedruckt ein noch breiteres Publikum erreicht. Falls Sie mal nach Berlin-Köpenick kommen sollten, sind Sie herzlich auf einen Kaffee eingeladen. Lassen Sie sich nicht überfahren. – Martin Heymann

 

Danke für diesen wunderschönen Artikel, Ich bin mit dem Fahrrad unterwegs und mit dem Auto, ein Tipp von mir, Entspannen Sie sich, alles andere hat keinen Sinn. – Philipp Andreas Strube

 

Mir gefiel dieser Artikel sehr gut. Ich erkannte mich selbst wieder. In einem Randgebiet wohnend, ein altes Auto in der Garage, als passionierter Radfahrer die meisten Wege mit dem Rad fahrend. Die beschriebenen Probleme kenne ich sehr gut. Als Radfahrer existiert man für viele andere Verkehrsteilnehmer einfach nicht. Beim Überholen oder von Entgegenkommenden an den Rand gequetscht zu werden, kennt wohl jeder Fahrradfahrer (einmal hat’s mich dabei erwischt). Oder wird als Objekt des Vergnügens angesehen. Wie oft habe ich in lachende Gesichter von Autoinsassen geblickt, die mich mal kurz und spasseshalber – ich hatte Vorfahrt – ausgebremst haben.

Das Beobachten des aus der Einfahrt oder Seitenstraße hervorkommenden Autos wurde in ihrem Artikel sehr gut beschrieben. Manche machen sich dann einen Spaß daraus, das stehende Auto nochmals ein paar Zentimeter vorhüpfen zu lassen. Obwohl objektiv keine Gefahrensituation herrscht, als Radfahrer macht man eine Vollbremsung – zur Freude der Autoinsassen. Im Laufe der Jahre radikalisierte auch ich mich. Andere anzubrüllen gehört dazu, meiner Erfahrung nach nutzt die Fahrradklingel nicht, sie wird meist überhört. Manchmal leuchte ich wie ein Christbaum, damit mich auch der kurzsichtigste Autofahrer sieht.

Es gibt auch Straßen, die ich so gut es geht meide. Eine davon ist – witzigerweise – eine Straße, die mitten in einem Nationalpark liegt, im Elbsandsteingebirge. Eigentlich sollte man glauben, dass es sich dort besonders gut radeln lässt. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist eine Straße, die ausschließlich für den Kfz- und Schienenverkehr konzipiert ist. Als Fahrradfahrer oder auch Fußgänger stört man dort nur die Autos. Ein Widerspruch in sich – ein Naturschutzgebiet, das für die Autofahrer konzipiert ist. Wer’s nicht glaubt, sollte einmal das Kirnitzschtal von Bad Schandau bis Lichtenhain erradeln. Aber vorsicht, es ist lebensgefährlich, die Gefahr in den Straßenbahnschienen hängen zu bleiben und überrollt zu werden ist real.

Unfälle hatte ich natürlich auch schon, bzw. bin ich ihnen nur knapp entronnen. In keinem Fall war es ein anderer Fahrradfahrer, es waren Autos. Der Helm ist ein unbedingtes Muss. Im letzten Fahrradklimatest des ADFC erhielt meine Gegend die Note 4,2 und rangierte im letzten Drittel. Dennoch, trotz aller Widrigkeiten, Fahrradfahren ist mit die schönste aller Fortbewegungsarten. :) – Winfried Schütz

 

Viele von Henning Sussebach’s Erfahrungen teile ich mit ihm. Auch wenn ich mit einem 20 Jahre alten Mountainbike unterwegs bin. Hielten alle Autofahrer, die mir auf meinem täglichen Weg zur Arbeit begegnen, den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand ein, würde ich wohl eine ähnlich lange Schlange hinter mir herziehen, wie sie Paketzusteller mit ihren geparkten Autos oftmals verursachen. – Sibylle Metzger

 

Ich bedanke mich für den äußerst lesenswerten Artikel im Zeitmagazin. Oft habe ich mich selbst und auch ihre Bedenken darin wiedergefunden. Bei jährlich ca. 4000 km, die ich auf meinen zur Zeit 4 Fahrrädern fahre, schilderten Sie m. E. nur einen kleinen Ausschnitt der Erlebnisse die Vielradler*innen auf den Straßen managen müssen. Vielleicht hilft Ihnen meine Empfehlung auf schlecht gemachten Schutzstreifen stressfreier zurecht zu kommen. Ein Abstandshalter, entweder aus Hundeführungsstange plus Kupferdraht ( Abstand ab Lenkerende 60 cm) oder aus 100 cm Radioantenne inklusive Schranktürbeschlag (Abstand ab Lenkerende ganz ausgezogen auch 60 cm) gefertigt. Beide Varianten lassen sich platzsparend einschwenken bezw. einschieben. Seit Monaten versuche ich die Pumpenhersteller Firma SKS dazu zu bewegen, ein mit Luftdruck ausfahrbaren Abstandshalter zu konstruieren, der sich auf Knopfdruck ein- und ausfahren lässt. (Am Sattelrohr angebracht)

Ohne eine ausreichend weit ausladende Abstandsvorrichtung traue ich mich nicht mehr auf die Straße. Die Wirkung eines Abstandshalters hat mich überzeugt. Nur ganz vereinzelt versucht ein unverbesserlicher „König der Straße“ doch noch das Ende der „Fahnenstange“ mit dem Kotfkügel seiner ihm heiligen übermotorisierten meist schwarzen Blechkiste mit Vollgas zu treffen. Mein Ziel ist, stets die rücksichtslosen oder unachtsamen Autolenkenden einzuholen und anzusprechen. Gelingt sehr oft. Das Ergebnis überrascht häufig, denn ein großer Teil ist einsichtig und lässt sich belehren, entschuldigt sich aber nur selten . Allerdings sehe ich mir die hinter dem Steuer sitzende Person vorher genau an und entscheide mich erst danach an die Scheibe (nicht auf die Motorhaube) zu klopfen oder den Zündschlüssel herumzudrehen, wenn mal wieder, meist im Winter, der Motor des im Bäcker stehenden KFZ-Führenden läuft.

Gute Erfahrungen habe ich gemacht, seit dem ich freundlich lächelnd, ganz ruhig (ist natürlich nicht leicht bei gefühltem 160er Puls) die Person mit gnädige Frau oder gnädiger Herr anspreche. Ich glaube immer noch, dass es eine gewisse Wirkung hat, zumindest angehört zu werden……. Als VCD Mitglied (ich bin auch im ADFC) habe ich mich besonders über die stets hervorragenden Info-Campagnen rund um Fuß-, Fahrrad-, Bahn- und ÖPN- Verkehr gefreut. Ich wünsche Ihnen noch zig Kilometer unfallfreie, genussreiche Ausfahrten, egal ob bei einer critical mass (jeden letzten Freitag im Monat), mit Picknickkorb am Wochenende oder auf dem Weg zur Arbeit durch meine geliebte Heimatstadt Hamburg in der ich vor 72 Jahren geboren wurde. – Claus Stahl

 

Großen Dank für Ihren Artikel, der mir sehr aus der Seele spricht. Auch ich bin erst vor wenigen Jahren anlässlich einer neuen Liebe zum Radfahren gekommen. Alles Mögliche mache ich seitdem mit dem Rad: kleine genüssliche Spritztouren, Fahrten zu meinem Arbeitsplatz und auch ausgiebige Radreisen: Spanien, Kambodscha etc. Wenn ich mich zu einer Fahrt durch die Stadt aufmache, setze ich wie intuitiv ein sichtbares, gewinnendes Lächeln auf: meine Bitte um friedliche Koexistenz. Hinter diesem Lächeln bin ich hochkonzentriert auf alles, was auf der Straße um mich herum geschieht. So fahre ich „angespannt wie ein Flitzebogen“ (haben wir als Kinder dazu gesagt) neben Autos, deren Fahrer*innen beim Überholen noch den richtigen Radiosender suchen oder sich schnell den Lippenstift nachziehen. Da kann es schon mal sein, dass das Auto die Radfahrerin ein bisschen schneidet. Upps, sorry!

In so einer brenzligen Situation ist dann eine höfliche Kommunikation nicht möglich wie etwa: „Oh, Entschuldigung, ich wollte Ihnen nicht zu nahe kommen!“, während ich mich auf meinem Fahrrad zu Tode (wörtlich!) erschrecke. Während meine Knie weich sind und mein Herz rast, spielt im Auto die richtige Musik und auch der Lippenstift sitzt wieder und niemand erzählt zu Hause, dass er oder sie ein Fahrrad geschnitten hat. Und weil man als Radfahrer*in nach der Schrecksekunde nur einen klitzekleinen Moment Zeit hat zu reagieren, brüllt man gerne mal: “Du Wichserin!“ oder stürzt eben über den Lenker. Davor habe ich Angst. Kaum vorstellbar, aber wie großartig wäre das Bild von Gazellen und Löwen in einmütigem Nebeneinander – sie müssten sich ja nicht unbedingt lieben. Ich habe absichtlich nicht von den offen aggressiven Fahrer*innen geschrieben. Das ist ein anderes Kapitel. – Olga Wernet

 

Ich bin vor vielen Jahren vom Fahrrad auf Auto und öffentliche Verkehrsmittel umgeschwenkt. Radfahren schien für mich zu ungesund und gefährlich. Inzwischen muss mir das Verständnis für die Situation von Radfahrern abhanden gekommen sein, ohne dass mir das bewusst geworden war. Vielen Dank für Ihren Beitrag, der es mir erlaubt, mich neu einzufühlen. Ich werde versuchen, künftig besser auf Radfahrer zu achten. – Klaus Bratengeier

 

Es hat sich inzwischen eingebürgert, lieber Herr Sussebach, dass ich mindestens einmal im Jahr das starke Bedürfnis habe, mich für einen Ihrer Artikel zu bedanken. Nun ist es wieder soweit. 1. großes Kompliment ! 2. mein volles Mitgefühl ! – Beate Lemmer

 

Ich fand Ihren Text sehr gut geschrieben und sehr unterhaltsam, vielen Dank dafür. Diese Fahrten morgens zur Arbeit haben einen sehr besonderen Charakter, verleihen dem Alltag eine gewisse Stimmung, die Sie hervorragend wiedergegeben haben, toll. Ich habe mich um einige Jahre zurückversetzt gefühlt, in die Zeit, in der ich selbst zur Arbeit nach Göttingen geradelt bin. Jetzt bin ich Rentner. Die kürzeste Strecke betrug nur 11 Kilometer, im Laufe der Jahre habe ich, ähnlich wie Sie, immer nach neuen Umwegen gesucht, die mir eine angenehmere Fahrt fern vom Autoverkehr ermöglichten. Schließlich wurden es 15 km, aber nur die Hälfte der Strecke musste ich mit Autofahrenden teilen. Dennoch ergab sich bei jeder Fahrt mindestens eine mehr oder minder brenzliche Situation.

Ich hatte auch eine radikale Phase. Ich habe zwar – glaube ich – nie auf eine Haube richtig gehauen, aber mental schon oft, mich maßlos geärgert sowieso. Ich fahre sonst auch ziemlich viel, ich war nach Rentenantritt einige Wochen in Frankreich mit Sack und Pack und bin dort durch Besançon, Lyon, Aix en Provence, Bordeaux, Poitiers, ja sogar durch Paris geradelt. Insgesamt habe ich leider eher beobachtet, dass nicht nur AutofahrerInnen, sondern Verkehrsteilnehmer im Allgemeinen an Aufmerksamkeit füreinander fehlen lassen. Natürlich wird das Auto strukturell dermaßen bevorzugt, dass man geneigt ist, auf Autofahrende und Autos zu schimpfen, die überall herumstehen, wenn sie nicht fahren und uns gefährden.

Trotzdem, Radikalisierung ist nicht gut. Die Agressivität, die wir dabei entwickeln, schadet am Ende vor allem uns selbst. Ich bin schon lange dazu übergegangen, mich sichtbar zu bedanken, wenn Autofahrende besonders auf mich achten und nicht wie ein Hindernis behandeln. Sie freuen sich meistens. Das fällt mir manchmal auch schwer (gestern hat ein Sattelschlepper beim Einscheren nach dem Überholen auf der Landstraße mein Rennrad fast berührt), aber insgesamt geht es mir doch besser damit. Alle Verkehrsteilnehmer müssen lernen, mehr aufeinander zu achten. Lasst uns die positive Bestärkung ausprobieren! – Alain Sourrouille

 


 

 

Leserbrief zu „HILFE! Verlieren Kinder in der Corona-Krise das Vertrauen in die Erwachsenen?“ Gespräch mit Maria Neophytou geführt von Jana Simon im ZEIT Magazin

 

Das war aber wieder einmal ein Jammern auf sehr hohem Niveau: Die armen Eltern und Kindrr in diesem Corona-Jahr. Statt die Therapeutin zu fragen, hättecFrsu Schmid uns Kriegskinder fragen können, wie wir die Zeit in den Jahren 45 bis 47 ohne Väter, Schule, auf der Flucht, ohne Zuhause, mit Hunger, aber unseren Geschwistern und Müttern bewältigt haben. Da ginge nicht um Zocken und „kein Bock“. Ich kann das nicht mehr hören, dieses Jammern. Die Interviewerin Frau Simon könnte auch die unbeschulten Kinder in den Glüchtlingslagern dieser Zeit in Europa befragen und deren psychischen Stabilitäten ins Auge fassen. Uns geht es Gold! – Alois Lienhard

 


 

 

Leserbrief zu „Hündchenschema“ von Matthias Stolz im ZEIT Magazin

 

Mit Neugier habe ich den obigen erheiternden Artikel durch geschnüffelt. Und mit Morgenstern im Hinterkopf fielen mir diese Zeilen ein: Die Hunde seh’n fast alle aus,/ als ob sie Emma hießen,/ macht eine dem Kitz den Garaus,/ darf man sie wohl erschießen.// Ich schieße keine Hunde tot,/ Ich hab ja selber einen,/ der frisst am liebsten Fleisch, das rot,/ besonders von Kuhbeinen.// Oh Mensch, Du wirst nie nebenbei/ den Hund so ganz begreifen,/ zufrieden mit ihm trotzdem sei/ durch Feld und Flur zu streifen. – Christiane Scholz

 


 

 

Leserbriefzur Deutschlandkarte „Kirschbäume“ von Matthias Stolz im ZEIT Magazin

 

Das heißt ‚ süße Stückle‘ und nicht ’süße Stücke‘! – Rüdiger Krause

 


 

 

Leserbriefzum Wochenmarkt „TARTE ZUM GEBURTSTAG“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Zum zehnjährigen Geburtstag der Wochenmarkt-Kolumne möchte ich Ihnen ganz herzlich gratulieren und Ihnen an dieser Stelle einmal sagen, wie gerne ich Ihre Rezepte lese und nachkoche! Meine Rezepte-Sammlung besteht im Wesentlichen aus Ihrer Kolumne und die Wochenmarkt-Seite ist jeden Donnerstag die erste, die ich aufschlage. Meinem Vater habe ich schon – ganz uneigennützig – zwei Ihrer Kochbücher geschenkt und seitdem reden alle nur noch von „Elisabeths“ Rezepten. Und falls Sie das in der „journalistischen Nahrungskette“ noch weiter oben ansiedelt: Ihre politischen Artikel lese ich (fast) genauso gerne! Weiterhin alles Gute und tausend Dank, dass Sie die ZEIT-Leser:innen nicht mit 85.000 verschiedenen Zutaten überfordern. – Melina Kammerer