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12. August 2021 – Ausgabe 33

 

Leserbriefe zu „Ich bin’s nicht“ von Elisabeth Raether

 

Ein billiger Flug bleibt ein billiger Flug, ein billiges Stück Fleisch ein billiges Stück Fleisch, Sachstandsbericht hin, Sachstandsbericht her. Der Einzelne denkt sich, dass er durch seinen freiwilligen Verzicht die Welt eh nicht retten kann, und damit hat er tatsächlich recht. Was die Welt retten könnte, wären verbindliche supranationale Regeln. Im Rahmen solcher Regeln wird Verzicht sinnhaft und kann positiv erlebt werden. Hilf- und Nutzloses Zuhausebleiben, während die anderen grinsend in´s Warme fliegen, fühlt sich dagegen für viele nicht gut an. Keinen Cent würde ich darauf wetten, dass die Verbraucher freiwillig weniger verbrauchen. – Dr. Christian Voll

 

Doch – die GRÜNEN (Frau Baerbock) machen einen richtigen Vorschlag: „Deshalb werden wir uns dafür einsetzen, dass insbesondere die großen Emittenten im Rahmen der Weltklimakonferenz im November höhere nationale Klimabeiträge einreichen.“ (Stern/ 9.8.2021) Die CO2-Emissionen sind weltweit 2019 um 150 Mio To gestiegen, die von der EU um 140 Mio To und der USA um 160 Mio To gesunken, die von China aber um 310 Mio To und von Indien um 25 Mio To gestiegen. Die USA, die EU und Deutschland haben mutige Rückführungsverpflichtungen bis 2030/50 übernommen, Indien und China haben bisher noch keine konkreten Zusagen gemacht. Was die „Großen“ tun, ist aber entscheidend.

Auf die EU und 5 Staaten entfallen allein 66% der weltweiten CO2-Emissionen. Wenn es in der nächsten Klimakonferenz im November in Glasgow nicht gelingt alle G20-Staaten und die übrigen Staaten der Welt dazu zu bewegen, verbindliche Rückführungsverpflichtungen zu übernehmen und mit der Umsetzung bis zu den Jahren 2030 und 2050 sofort zu beginnen, wird sie nichts ändern: die CO2-Emissionen, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre und die Erwärmung werden weiter steigen – mit katastrophalen Folgen, für die wir vor wenigen Wochen Anschauungsbeispiele in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen (also nicht irgendwo auf der Welt, sondern hier in Deutschland) erleben konnten. Jede und Jeder von uns weiß also, worum es geht. „Der Planet schwebt in Lebens- gefahr“ sagte die Umweltministern und mit dem Planeten auch wir. – Andreas Tiefensee

 

Ja , so ist halt der Mensch in Europa. In Singapur, wo ich auch lebe, ist ein solches Verhalten kaum denkbar. Europa wird auf Dauer nicht überleben, wenn sie sich nicht grundlegend ändert. Ihre Autorin hat völlig recht, wenn der Bürger nicht einsehen will, daß das Klima vom Menschen gemacht ist. Die Wissenschaft hat auch ihren Anteil daran zu zögerlich zu handeln. Das Problem liegt bei den Politikern und zwar aller Parteien, auch bei den Linken. Selbst die Grünen, die als die „Umweltpartei“ in die Geschichte eingegangen ist, macht jetzt einen Rückzieher seitdem sie einen epochalen Stimmengewinn einfangen konnte.

Darüber war sie selbst erstaunt. Die anstehende Wahl wird zeigen, ob es nur eine Momentaufnahme war oder sich weiter verfestigt. Ein demokratisches Verhalten wird man auf Dauer dann nicht mehr halten können, wenn man Erfolg haben will. Um es ehrlich zu sagen: der Bürger ist nämlich zu dämlich, das zu kapieren. Die Bildung ist von der Politik sträflich vernachlässigt worden. Das zeigt sich heute ganz deutlich. Das Virus kann nur verschwinden, wenn der Mensch dagegen geimpft wird. Ende der Vorstellung. – Gunter Knauer

 

„An ihren Taten sollen wir sie messen, nicht nach ihren Worten“ heißt es in der Bibel. Solange noch großformatige Anzeigen von großen Auto- und Uhrenherstellern die ZEIT füllen, scheint sich auch die ZEIT Redaktion zu sagen „Wir sind‘s nicht“. Erst wenn großformatige Anzeigen von WWF, Greenpeace, BUND oder NaBu die Zeit füllen, kann ich den Artikel wirklich ernst nehmen. „Vieles, was wir für Denknotwendig halten, ist nichts weiter als Denkgewohnheit (Albert Einstein). Auch die ZEIT sollte etwas tun, wie Frau Raether empfiehlt und auf die Einnahmen aus den Anzeigen verzichten (Und längerfristige Verträge u.U. kündigen), denn sonst ist es wie überall: Erst kommt das Geld, dann das Klima (frei nach Berthold Brecht). – Klaus Rindermann

 

Beide Berichte haben mir hervorragend gefallen – danke! Zum Klima: Es kommt eben auf Alle an, jede Kleinigkeit zählt. Die Ausrede „Die Anstrengungen eines europäischen Landes sind vergeblich, wenn die großen Emittenten (China, USA, ….) nicht mitspielen“ gilt nicht. Wenn jemand den Staat um einige Millionen Steuern prellt, gilt ja auch die Rechtfertigung – es belaste den einzelnen Bürger nicht einmal mit einem EURO – nicht! Zum Thema Demokratie: Als ich vor über 15 Jahren zum 1. mal bewusst das berühmte Zitat von JFK „Fragt nicht was das Land für euch tut, fragt was …. “ hörte, dachte ich mir, wäre schon beachtlich wenn bei uns so eine Aussage wenigstens hin und wieder von der Opposition käme. – DI Manfred Uttenthaler

 

„Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.“ Das ist eine weit verbreitete Vorgehensweise in Krisenzeiten. Immer schön anderen den Vortritt lassen, es sei denn man hat eigene Vorteile die es dann zu verteidigen gilt. Empathie, Solidarität, Nächstenliebe, Eintreten für Schwächere und Hilfe ohne Gegenleistung sind nicht mehr modern. Das gilt offensichtlich, leider, für die gesamte „Zivilgesellschaft“ die Bürgerinnen und Bürger und die Politikerinnen und Politiker sowie die Wirtschaft (Auto -Chemieindustrie uns so weiter).

In Sachen Klimaschutz gab es einen angeblichen Paukenschlag, die Unterzeichnung des Pariser Abkommens im Jahre 2015 (durch 195 Vertragsparteien, auch durch Deutschland und der EU) mit dem Ziel der CO2 Reduzierung, die Erderwärmung unter 2 % zu halten, der Temperaturanstieg sollte durch Maßnahmen auf 1,5 Grad Celsius begrenzt werden, Anpassungen an den Klimawandel und Internationale Unterstützung für Entwicklungsländer wurden vereinbart. Was seitdem konkret passiert ist lässt sich am 6. Sachstandsbericht des Weltklimarates ablesen: So gut wie nichts! Festzustellen an den Hochwasser -und Flutkatastrophen sowie den Waldbränden im Mittelmeerraum und den Hitze Rekorden in aller Welt mit Ernteausfällen und hungernden, sterbenden Menschen. Aber weiter will in Deutschland wohl niemand ernsthaft sein eigenes Verhalten klimafreundlich ändern (Mea culpa…). Die Damen und Herren Politiker leben es doch vor.

Seit mehr als vierzig Jahren ist fast nichts und seit 2015 nur sehr wenig getan worden die angestrebten, angedachte Ziele umzusetzen. Keine der für den neuen Bundestag kandidierenden Parteien hat ein schlüssiges, umsetzbares und dem Wahlvolk vermittelbares Konzept. Das „Horrorszenario“ ist, dass im Herbst 2021 vielleicht 631 Abgeordnete (m,w,d) das „Hohe Haus“ bevölkern und das Volk vertreten. Viele Köchinnen und viele Köche produzieren dann weiterhin einen ungenießbaren Klimaeintopf. Hergestellt mit normalem Strom aus Braunkohle und im Sommer mit klimaschädlicher Holzkohle. – Felix Bicker

 

Es muss so 2018 gewesen sein. Peter Kümmel fuhr nach London, um mit Ian McEwan über sein neuestes Buch „Die Kakerlake“ und den Brexit zu sprechen. Eine Mitarbeiterin Ihrer Zeitung fuhr nach St. Petersburg zu einer Ausstellung. Der Kurator hatte sich den Zorn der „ZEIT“ zugezogen, besonders von Herrn Jessen. Er wurde von der Mitarbeiterin entsprechend gemaßregelt. An die Ausstellung kann ich mich nicht erinnern. War wohl nicht der Sinn des Gesprächs.

Das Outfit des Kurators wurde eingehend beschrieben. Besonders die rote Mütze des Kurators hatte es Ihrer Kollegin angetan. Sehr wichtig. Gideon Kremer berichtete von seiner neuen CD. Noch wichtiger. Es gab ein Interview mit Boris Palmer während der Zugfahrt von Tübingen nach Stuttgart. Ca. 45 Minuten dauert die Fahrt. Ich kann mich nur daran erinnern, dass es den Herren der „ZEIT“ auffiel, dass Mitreisende Herrn Palmer erkannten. Immerhin eine Aussage.

Das sind nur 3 Beispiele aus einer Ausgabe aus der Zeit vor Corona. Bei jedem der Beispiele waren Redakteur und Fotograf zugegen. Die Spesen sind mir egal. Aber diese furchtbare Klimabilanz! Es interessierte mich, ob es einen CO 2 Plan bei der „ZEIT“ gibt. Ihr Chefredakteur antwortete mir, dass ich als Leser ein Interesse haben sollte, direkte Informationen vor Ort zu bekommen. Und man habe in der Redaktion einen Wasserbehälter aufgestellt. Na, das ist ja schon mal ein Anfang. Und wie weit ist die „ZEIT“ jetzt? (Siehe Ihr letzter Satz in der Ausgabe 33.)

Haben Sie eine Klimabilanz erstellt oder wollen Sie das angehen? Emissionen fallen an durch Produktion, Logistik und Verwaltung. Verbrauchsdaten des eigenen (oder fremden) Fuhrparks, CO2 Emissionen durch Geschäftsreisen, Fahrten aller Mitarbeiter zur Arbeit. Materialverbrauch, Anschaffungen von elektronischen Geräten, Abfall, etc. Ihr Kollege Bernd Ulrich hat seinen Weg gefunden. Mein Weg ist ein anderer. Ich bin 1,90 Meter groß und wiege seit ca. 50 Jahren 80 kg. Wenn man will, gibt es fast immer einen Weg. – Hartmut van Meegen

 

Warum sollten sich Konzerne an der Lösung der Klimakrise beteiligen? Der ökonomische Sachzwang verbietet dies. E-Autos sind Teil des Problems und nicht die Lösung. Warum sollten sich Staaten beteiligen? Sind sie nicht auf die Steuereinahmen und den Standort eben jener Unternehmen angewiesen? Statt Paris umzusetzen, mussten die Kinder wieder in die Schule gehen. Wie Elisabeth Raether richtig feststellt, haben die regierungsverantwortlichen Parteien der letzten vierzig Jahre immer noch kein aufrichtiges Problembewusstsein. Im Kleinen können wir ihnen am Wahltag eine Absage erteilen. Im Großen und das ist viel wichtiger, müssen wir zusammen mit unseren Kindern und Enkeln demonstrieren. Und wer nun immer noch lieber am Küchentisch die Zeitung liest, sollte sehr genau sein Frühstücksei studieren. In potentiellen Szenarien wird auch Ihr Eiweiß gerinnen. – Simon Meding

 

Unser Planet schwebt in Lebensgefahr und wir Menschen mit ihm! Und es gibt keine Zweifel mehr daran, wer das verursacht hat: wir Menschen. „Macht euch die Erde untertan !“ wurde ohne Rücksicht auf Verluste umgesetzt und damit die naturgegebenen Abläufe brutal mißachtet. Ausbeutung der Erdschätze, Artensterben, Wetterextreme, Hitze, Überschwemmungen, Feuerbrünste, Eisschmelze usw. sind die kaum noch zu beherrschenden Folgen. Frühzeitige, wissenschaftliche Warnungen wurden ignoriert.

Und erst das höchste deutsche Gericht musste verantwortliches Handeln gegenüber den nachfolgenden Generationen einfordern. Muss erst noch Dramatischeres passieren, bevor die Weltgemeinschaft sich gezwungen sieht, diesen durch menschliches Tun verursachten Zerstörungsorgien kurzfristig Einhalt zu gebieten, wenn wir uns unsere Erde, die wir ja als einzige Lebensmöglichkeit haben, in ihrer immer noch erlebenswerten Vielgestaltigkeit erhalten wollen?! Weiter so, geht nicht. Da sind wir alle gefordert! Und… wir müssen das schaffen !! Sonst…..?? – Udo Bauer

 

Solange es in Deutschland keine ernsthaft geführte Diskussion um eine Verlängerung der Laufzeit der Atomkraftwerke, welche so gut wie kein CO2 ausstoßen, zugunsten einer früheren Abschaltung der Kohlekraftwerke gibt kann es mit dem Klimawandel nicht so schlimm sein. Wenn es tatsächlich kurz vor 12 wäre, wie immer wieder behauptet, müßten die Grünen die Ersten sein die eine solche Debatte anstoßen. Hier offenbart sich die Schwäche des Alarmismus. – Hans-Jörg Lindner

 

Angesichts der momentanen weltweiten Hitzerekorde, Waldbrände, Trockenheit, katastrophalen Überschwemmungen und des Berichtes des Weltklimarates, enttäuscht mich ganz besonders der weit hinter der aktuellen Diskussion verharrende Beitrag von Elisabeth Raether, weil er keine Lösungen anbietet, sondern eine allgemeine Ratlosigkeit hinterlässt. Der Bericht der Klimaforscher (IPCC) ist nicht wirklich „erschreckend und epochal“, da er nur festhält, was fast alle seit mehreren Jahren über unsere dramatische ökologische Krise und Klimaveränderung wissen könnten.

Elisabeth Raether bleibt mit Ihrem Beitrag und Fragen auf einem Diskussionsniveau der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts stehen. Vom politischen Ressort der ZEIT darf man erwarten, wenn es schon keine Lösungen anbietet, dass es doch dann schonungslos wesentliche Lebenslügen benennt, die die ökologische Krise dauerhaft befeuern und die Menschen in einer gefährlichen Sicherheit wiegen: 1. Das Klima lässt sich für uns Menschen erträglich halten mit regenerativer Energieerzeugung und technischen Lösungen (Elektromobilität, Wasserstoffwirtschaft,…). 2. Die reichen Industriestaaten können den armen Ländern den Wohlstand ermöglichen, der allein imstande ist, „die Flutwelle der verheerenden Menschheitsvermehrung zu stoppen“( Jürgen Dahl, 1994 in der ZEIT).

3. Unseren Wohlstand können wir durch strukturelle Veränderungen der Wirtschaft erhalten. Auch künftig braucht es keinen Verzicht in unserem Konsumverhalten zu geben. Verabschieden wir uns von unseren zerstörerischen Lebenslügen und erkunden wir ernsthaft, wie noch Überleben möglich werden könnte. P.S. 1995 hat der ZEIT- Verlag die Schrift herausgegeben: Wie teuer ist uns die Natur? Es ist wünschenswert, dass wir nicht hinter dem Diskussionsstand dieser Schrift zurückfallen. Genau betrachtet wissen wir doch alle, in welcher furchterregenden Bedrohungslage wir stecken. Wenn wir eine Pflicht unseren Kindern und Enkelkindern gegenüber haben, ihnen ihre Lebensgrundlagen zu erhalten, bleibt die Frage, was müssen wir sofort tun, ohne dabei in Panik zu geraten? – Wolf Lübcke

 

Frau Raether appelliert an eine aufgeklärte Öffentlichkeit. Ich sage: Es gibt nicht die aufgeklärte Öffentlichkeit. Am ehesten könnte man noch von den Wählern der Grünen erwarten, dass sie vom menschengemachten Klimawandel überzeugt sind und handeln wollen. Aber gehören diese nicht auch zu einem großen Teil zu den sog. „Lifestyle-Linken“, die Sarah Wagenknecht in ihrem jüngsten Buch beschreibt? Grün denken und schwarz handeln? Bioprodukte kaufen und SUV fahren?

Liebe Frau Raether: Appelle haben noch nie etwas bewirkt. Haben Sie schon mal an einen Säufer appelliert, er möge weniger trinken, weil es seiner Gesundheit schadet oder an einen Raucher, weil Rauchen Lungenkrebs verursacht? Oder an einen Dicken, er möge weniger essen? Hat das geholfen?

Wir befinden uns in einem Stadium des Klimawandels, in dem Appelle nutzlos sind. Wenn sie überhaupt wirken – was ich bezweifle – dann viel zu langsam. Mein Credo: Verhalten steuere ich über den Geldbeutel oder darüber, dass es schmerzt. Wir müssen die Auswirkungen des Klimawandels noch viel stärker spüren, um unser Verhalten zu ändern. Die Krux ist nur, dass es dann vielleicht zu spät ist und die Kipppunkte erreicht sind.

Jetzt ist die Zeit für Verbote gekommen. Aber die Grünen haben sich ja bekanntlich mit ihrem „Veggie-Day“ eine blutige Nase geholt. Und Herr Laschet, die rheinische Frohnatur, will ein Modernisierungsjahrzehnt für Deutschland, aber bitte schön, wir tun keinem weh und nehmen alle mit. Und Scholz „packt es an“. Ja was denn? Außer sozialem Ausgleich fällt ihm nicht viel ein. Eigentlich strotzen die Wahlprogramme aller Partein vor Allgemeinplätzen. Am schlimmsten treibt es noch die CDU. Im Schlafwagen ins Kanzuleramt (Söder sinngemäß).

Also nochmals: Her mit den Verboten und Auflagen. Den Fleischkonsum reduziere ich z.B. nur, wenn er teurer wird. Teurer wird er automatisch, wenn die Auflagen an die Massentierhalter drastisch verschärft werden. Natürlich können sich dann ärmere Schichten weniger Fleisch leisten als Wohlhabende. Aber ist das nicht bei allen Dingen so? Bei Flügen, Urlaubsreisen, Autos, Restaurantbesuchen, Theater, Häuser, Wohnungen usw. Es gibt kein Grundrecht auf regelmäßigen Fleischkonsum.

Und es muss auch nicht jede kleinste soziale Härte ausgeglichen werden. Ja, es gibt soziale Unterschiede. Die muss man auch zum Teil ausgleichen. Aber der Königsweg besteht darin, dass man jedem Kind und Jugendlichen in dieser Republik sozialen Aufstieg über Bildung ermöglicht. Und das funktioniert natürlich nicht in der „Bildungswüste“ Deutschland. Ich weiß noch nicht, welche Partei ich im September wählen werde. Sicher nicht die AfD und die Linke. Alles andere ist mehr oder weniger Einheitsbrei. Eine fade Mahlzeit. Die Würze fehlt. Wer steht schon auf total salzlose Kost? – Bernd Riegsinger

 

Das einzig wichtige Thema ist jetzt und das sofort die drohende Klimakatastrophe. Nur wenn wir diese in den Griff bekommen lohnt es sich die anderen Probleme anzugehen. Angefangen mit Bildung, nicht nur, aber auch für das Leben außerhalb der Hörsäle. Hier müssen die Grundlagen für alles Andere gelegt werden, das Miteinander aller Menschen, gleich welchen Alters, Geschlechts, Religion, Nationalität; des Fortschritts im Einklang mit der Natur; der Umgang und die Bewertung von Politik. Denn wenn wir die Klimakatastrophe nicht abwenden können, ist alles für die Katz. Unsere nachfolgenden Generationen werden uns verfluchen! – Manfred Neuber

 

Wenn Sie gestatten: Ich zähle zu Ihren Fans. Mit Ihren Rezepten habe ich schon viele neue Freunde gewonnen. Und wenn’s mal nicht schmeckte, dann hatte ich wohl einen Fehler gemacht. Aber Ihre Einstellung zum Klimawandel – mein Gott! Nicht nur, dass Sie in allen Punkten recht haben, nein, schlimmer noch, Sie appellieren an unser aller Vernunft – dieser Schuss muss nach hinten losgehen! Selbst n a c h Sodom und Gomorrha Haben die Menschen nicht aufgehört, Blödsinn zu machen. Also lassen Sie uns praktisch vorgehen.

Zunächst mal so, wie es keinesfalls funktionieren kann: – Wissenschaftler bejammern auf vielen, vielen Seiten die 40 Gigatonnen CO2 in der Atmosphäre. Allein durch Waldbrände Werden Jahr für Jahr ca. 21 Megatonnen CO2 zusätzlich freigesetzt. Nicht genug damit: Durch diesen Verlust an Phytomasse Werden von den (verkohlten) Bäumen Jahr für Jahr 5 Megatonnen CO2 weniger ‚konsumiert. – Politiker erkennen, dass es ‚allerhöchste‘ Zeit ist. Sie erkennen, dass unbedingt etwas unternommen werden muss, und zwar ‚schnellstmöglich‘. Unsere EU-Uschi trägt ihren ‚Green Deal‘ in drei Sprachen vor. Alle suchen nach wirkungsvollen Lösungen, wissen jedoch bereits vor den Verhandlungen, dass es allenfalls zu einem faulen Kompromiss kommen kann:

Sie treffen sich in Neapel, beraten intensiv und beschließen, sich ein paar Monate später in Rom wiederzusehen. – Wenn dann die Katastrophe eingetroffen ist, zeigen sie vor Ort tiefste Betroffenheit. – Der Söder Markus umarmt einen Baum, die Greta segelt nach Amerika – Willkommen auf dem Narrenschiff! Und wie kriegen wir das CO2 zurück auf die Erde? Die einfachste und wirkungsvollste Lösung: Aufforstung. Denn ein Baum ‚konsumiert‘ 25% seines Gewichts an CO2 p.a. Und wer bezahlt? Jeder EU-Bürger zahlt drei Jahre lang jeden Tag einen ( 1 ) Cent in den Aufforstungstopf (das macht keinen ärmer). Und wo soll gepflanzt werden?

In den borealen Regionen nördlich des 58sten Breitengrades, wo konventionelle Landwirtschaft aufgrund der (astronomisch bedingten) kurzen Vegetationsperiode von 90 bis 120 Tagen nicht mehr möglich ist. Da dort die Durchschnittstemperatur jährlich fünf ( 5 ) KM nach Norden wandert (Klimawandel), können im Laufe der Zeit auch ursprüngliche Podsol-Böden vermehrt in die Pflanzgebiete einbezogen werden. Und dort gibt es dann keine Waldbrände? Bei dichter Bepflanzung sinkt die Temperatur am Boden selbst bei direkter Sonneneinstrahlung um mehr als 8°C ab; zudem liefert die geringe Nekromasse zu wenig brennbares Material.

Aber ‚dort oben‘ ist es ja sehr lange sooo kalt! Gut so: Da dauert es länger als 80 Jahre, bis ein Baum sein Climax-Stadium erreicht hat. Und das Ergebnis? Im Jahre 2030 ist Europa weit über seine Grenzen hinaus klimaneutral. Und die Frau Raether wird erzählen können, dass da ein alter, weißer Mann mit der Idee der Aufforstung in borealen Regionen… – A. Ditze

 

In ihrem Beitrag weisen Sie daraufhin, dass die Klimakrise menschengemacht ist. Seit vierzig Jahren weiß die Menschheit vom Klima-Effekt, schreiben Sie. Die Wortwahl verschmiert das Problem auf die gesamte Menschheit. Tatsächlich ist das ein kulturelles Problem der technischen Verstandeskultur und es hat sich seit 400 Jahren entwickelt. Seit der Aufklärung hat sich die technische Kultur von der Natur gelöst. Heute wird Natur als der Teil der Welt definiert, den der Mensch noch unberührt gelassen hat – als Restposten.

Wann wollen wir die Arroganz ablegen, dass die technische Kultur mit der Menschheit gleichgesetzt wird? Wann wollen wir aufhören, unseren technischen Verstand über die Natur zu erheben. Die technisch-ökonomische Gesellschaft ist keine Fortentwicklung für die Menschheit, sondern ein Testballon, dem langsam die Luft ausgeht. Die Verstandeskultur hat die Kontrolle über die Natur ausprobiert und wir sind Zeuge des Ergebnisses. Wir haben hier gar nichts unter Kontrolle. Macht schränkt die Freiheitsgrade der Anderen ein. Im Extremfall geht es wenigen gut und allen anderen schlecht. Synergie in der Natur erweitert die Freiheitsgrade aller. Im Extremfall geht es allen gut.

Die Machtkultur hat keine Zukunft, aber die Spezies Mensch wird in der Natur überleben. Der Einzelne findet Geborgenheit in der verdrängten Mutter Natur. Wenn Macht über die Natur in die Sackgasse geführt hat, müssen wir nochmal ganz vorne anfangen in Synergie mit der Natur. Die Mutter Natur ist nicht nachtragend oder rachsüchtig. Wir können ihr vertrauen. – Dr. Tilo Hildebrandt

 

Wenn, für die 85% Deutschen, SCHON eine Zumutung ist, und eine Existenzkrise haben würde ,weil sie sich den 2 Auto, 3 Fernseher und 5 Handy, nicht leisten würden könnten, wie wollen Sie bitte, die Klimakrise verhindern? Dazu kommt noch unsere Verhaltensweise. Einen Krieg z.B. werden wir, erst dann richtig Wahr nehmen, wenn die Bomben schon auf unsere Köpfe runterfallen werden. – Thomas Walter

 

Die Grünen trauen sich deshalb nicht mehr, den notwendigen Verzicht auch von den einzelnen Menschen zu fordern, weil sie in der Vergangenheit bereits bei minimalsten Forderungen nach Verzicht – Veggieday! – von den anderen Parteien und auch von der Presse lächerlich und niedergemacht und von den Wähler*innen abgestraft wurden. So werden denn die meisten Menschen in Deutschland weiterhin unverdrossen viel zu viel Überflüssiges und Klimaschädliches produzieren und konsumieren und frühestens dann zur Besinnung kommen, wenn Hitze, Dürre, Unwetter und Überschwemmungen in Deutschland nicht mehr nur regional beschränkt, sondern flächendeckend verheerende Schäden anrichten. Dann allerdings wird es für ein wirkungsvolles Gegensteuern zu spät sein. Aber ich bin 61 Jahre alt und habe keine Kinder: nach mir die Sintflut! – Ulrich Willmes

 

WAS KANN MAN TUN ? KANN MAN WAS TUN ? MAN KANN WAS TUN ! ? NICHTS KANN MAN TUN ! Die in Bezug auf die Lage der Welt sich vielfach ergebende Frage WAS KANN MAN TUN ? wird schon immer und nun schon wieder gestellt. Die Frage dagegen, weswegen das Tun nicht funktioniert, und weswegen wahrscheinlich gar nichts getan werden kann, wird nicht gestellt. Man kann auch sagen, dass sich die Frage der Antwort nicht stellt.

Die Fragesteller adressieren mit MAN Institutionen wie Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Bürger und Staat. Mit TUN wofür und wogegen adressieren die Fragesteller Systeme wie Umwelt, Klima, Vorsorge, Versorgung, Gesellschaft, Krise, Krankheit, Krieg, Korruption und Kommunikation. Im Wesentlichen sind Frage und Antwort die gleichen schon immer, und nun wird schon wieder nur das Syndrom diskutiert. Der Grundsatz dessen dagegen wird nicht diskutiert, d.h. das, was der Mensch ist und was er zu leisten vermag. Dieser naturgesetzliche Grundsatz ist nicht Sache der Psychologie, der Soziologie und der Philosophie, er ist Sache der Biologie.

Wenn die Physik das Universum im Allgemeinen beschreibt, und wenn die Biologie den lebendigen Teil des Universums im Speziellen beschreibt, kann die Physik wie die Biologie die Psychologie, Soziologie und Philosophie gar nicht nicht beachten. Umgekehrt funktioniert das so nicht. Das ist in so fern bemerkenswert, als es meist nicht bemerkt wird. Die nicht populäre Politik, die mit der Naturwissenschaft kooperiert, funktioniert nicht, weil der Meiste Mensch damit nicht kooperiert. Die populäre Politik, die mit dem Meisten Menschen kooperiert, funktioniert nicht, weil der Meiste Mensch in der grundsätzlich naturgesetzlichen Welt nicht funktioniert. Der Meiste Mensch funktioniert nicht, weil er meinen kann, etwas zu sein, was er nicht ist, und sich bevorzugt seiner Meinung entsprechend verhalten.

Der Meiste Mensch hält sich bevorzugt an sein Bedürfnis, d.h. er ist bevorzugt emotional motiviert, er hält sich bevorzugt nicht an seinen Bedarf, d.h. er ist nicht bevorzugt rational-intuitiv d.h. vernünftig motiviert. Die Deckung seines Bedarfs funktioniert nur, wenn auch der Bedarf seiner Umgebung gedeckt werden kann, so dass die Umgebung auch funktioniert. Das Bedürfnis dagegen funktioniert nur, wenn auf den Bedarf nicht zu achten ist, weder den eigenen noch den der Umgebung.

Der Diskurs wird der gleiche bleiben und die Lage des Menschen wird sich nicht bessern noch optimieren, so lange der Meiste derart veranlagte Mensch Emotion positiv und Vernunft negativ sanktioniert. Die Evolution kann in der Theorie leisten, dass sich die strukturelle wie funktionale Potenz des Organismus des Meisten Menschen verändert, wird in der Praxis aber zu lange brauchen, so dass wahrscheinlich KEIN MENSCH diese Leistung er-lebt. – LEONARD I. R. PENGLER

 

„Das magische Denken“ Die Titelgeschichte der Elisabeth Raether pointiert zur (fehlenden) Reaktion der Politik auf die Veröffentlichung des Weltklimarat-Berichts:“Oder gibt es Krisensitzungen? Ministerpräsidentenkonferenzen? Irgendetwas? Nein“. Nein? „Seltsam, dass sich das Wahlvolk im Angesicht der Zerstörung mit magischem Denken abspeisen lässt.“ Ganzes Wahlvolk? Nein! Eine Gruppe von unbeugsamen Menschen einer Berliner Kirchengemeinde (der ich mit angehöre) hört nicht auf, der Erstarrung Widerstand zu leisten. Gleich am Dienstag, einen Tag nach dem alarmierenden Bericht setzten sich die Unbeugsamen zusammen und beschlossen das (längst in der Umwelt-AG) Geplante:

Umstellung der Ölheizung auf WärmePumpe; Biogas dort, wo die Gasheizung zu jung ist – damit werden 90 % des CO2-Austoßes verringert! Andere kleinere Sachen, wie Lastenrad, Ökostrom, LED-Lampen sind längst Realität. Und solche kleine, stille Bewegungen gibt es an vielen Orten – konkrete Projekte die zum handfesten Handel reifen und damit das „magische Denken“ perforieren. Auffällig ist hier die kulturelle Umkehr: dass Vernunftimperativen jetzt in der Kirche stattfinden (siehe das ehrgeizige Umweltschutz-Konzept der ev. Kirche Berlin-Brandenburg-Oberlausitz) während das weltliche Wahl-Volk „magisch“ auf den Faktor x vertraut. – Adriana Hasenberg

 

Es stimmt, die Politik in Deutschland zeigt auf die Bürger, und die Bürger zeigen auf die Politik. Doch das verleugnet die wichtigste Botschaft des Berichts: Es bleibt nur noch wenig Zeit. Das schrieb ich schon in meinem „Wort zum Sonntag“ vom 19mrz19, das ich an mehrere Hundert Adressen versandte. Auf Seite 10 habe ich einen Lösungsvorschlag dargestellt, den einzigen den es gibt. Daran geht kein Weg vorbei.

Nur noch der mit dem SUV vor die Wand. Seinerzeit hatte ich Kontakt mit Prof.Dr.Dr.hc Rürup, den ich dazu animieren wollte, mit seinem hochkarätigen Team „Handelsblatt Research Institute“ einen Plan für die sofortige flächendeckende Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens zu entwickeln, die schon in Grundzügen von mir angedacht war. Es ist mir nicht gelungen, den „Chefökonom“ dafür zu gewinnen, auch nicht alle anderen sogenannten Wirtschaftsweisen. Es stellte sich heraus, daß alle für die Wirtschaft und deren Wachstum sind, nicht für die Menschen. Der Herr „Chefökonom“ ist ja noch zwei Jahre jünger als ich. Vielleicht kommt seine Erkenntnis noch? Man soll ja die Hoffnung nicht aufgeben. – Georg Haase

 

Das „Ich bin’s nicht“ lässt sich gut erklären: Seit Jahrzehnten wird vermittelt, dass der Klimawandel eine Sache der UNO und der Staaten ist. Wenn die Institutionen samt den Politikern zwar zuständig sind, aber untätig bleiben – warum sollte der Bürger es anders machen? In Zeitungen wird er zwar oft ermuntert durch die Rubrik „Was der Einzelne tun kann“. Es heißt aber nie: „Was der Einzelne tun MUSS“, obwohl doch jeder mitverantwortlich dafür ist, unter die klimaverträgliche Jahresemission von 2 t CO2 zu kommen. Zurzeit sind es bei uns um die 9 t. Der Stillstand ist garantiert, weil jeder Politiker, der unbequeme Maßnahmen fordert, von der Konkurrenz zerfleischt wird. – Giselher Propach

 

Die Menschheit ist einfach zu dumm. So kann man es auch formulieren, Frau Raether. Obwohl der Klimawandel – gemessen an der viele Hundertmillionen Jahre weilenden Entwicklung seit dem Urknall – rasend schnell fortschreitet, vermögen wir das als Menschen nicht zu überschauen. Für uns sind schon 25 Jahre kaum überschaubar. Zudem ist es genau so, wie Sie schreiben: Jeder zeigt auf den anderen. Dazu kommt der allgegenwärtige Egoismus.

Also, warum sollte gerade ich zurückstecken? Das bringt ja sowieso nix. Ich lebe jetzt. Ich arbeite hart für mein Geld. Ich zahle Steuern. Lass erstmal die anderen machen oder der Staat muß das regeln. Also weiter Fleisch fressen, dickes Auto bewegen, in den Urlaub fliegen, oder tonnenweise Plastikmüll produzieren… Irgendwann wird es schon. Schließlich ging es immer irgendwie weiter. – Achim Bothmann

 

Mit Ihrem Artikel über die ausbleibenden Reaktionen zum 6. Sachstandsbericht des IPCC treffen Sie den Nagel auf den Kopf! Alle sind immer sehr betroffen und zeigen auf die anderen, die was falsch oder nicht machen. Darf ich Sie in diesem Zusammenhang fragen, warum Sie in Ihrer Markt-Kolumne im ZEIT Magazin – nach einer längeren veganen Periode, just zu einer Zeit als der Hype um Vegan auf dem Höhepunkt war, ein Schelm, wer Böses dabei denkt, – überhaupt wieder zu Rezepten mit tierlichen Bestandteilen, nicht nur vegetarischen, sondern ja bis hin zu Fleisch und Fisch zurückgefallen sind?

Als kritische auch mit Food befasste Journalistin kennen Sie die Auswirkungen der Ernährung auf das Klima. Als kritische Journalistin wissen Sie, dass nur mit einer Änderung der Ernährungsgewohnheiten das 1,5°-Ziel nicht erreicht werden kann, aber ohne eine dramatische Einschränkung des Fleischkonsums wird es ganz sicher nicht gelingen. Als kritische Journalistin kennen Sie das Leid der Tiere, nicht nur in der Massentierhaltung! Könnten Sie mit diesem Wissen im Kopf nicht den Beweis antreten, dass Sie es schaffen, jede Woche ein interessantes zukunftsfähiges Gericht vorzustellen? So wie jetzt das geniale Cassoulet von Anna Jones, ein Lieblingsgericht von mir?

Ich ärgere mich wirklich schon lange über diesen Brustton des Wissens, den Sie in Ihren glänzend geschriebenen Artikeln an den Tag legen und genau dieser „Ich bin´s nicht-Haltung“, die Sie als Verantwortliche für eine beachtete Food-Serie aufweisen. Genau in Ihrer Person und in Ihrer Funktion bei der ZEIT wird der Widerspruch sichtbar, den Sie hier so gut beschreiben. Ganz besonders daneben empfand ich das ZEIT-Magazin von vor ein paar Wochen, bei dem die italienische Küche vorgestellt wurde, bei der es ein Leichtes gewesen wäre, ausschließlich berühmte oder auch neue vegan-vegetarische Gerichte zu zeigen. Und da kann sich ein Giovanni di Lorenzo nicht beherrschen und stellt ein Hummer-Gericht vor!

Das finde ich schon unglaublich. Wie peinlich auch! Mann von Welt isst Hummer????? Ist das Gedankenlosigkeit oder hofieren Sie und Herr di Lorenzo da die Ich-will-Fleisch-Weber-Grill-Machos aus den Führungsetagen, die vermutlich einen Großteil ihrer Leserschaft darstellen? Ich führe seit 20 Jahren ein Café und Restaurant und vor circa 10 Jahren haben wir uns auf den Weg zu nachhaltiger, gesunder und köstlicher Küche gemacht und sind seit einiger Zeit zu 99 Prozent vegan – letzter Rest ist noch Kuhmilch im Cappuccino – ohne das V-Wort an die große Glocke zu hängen, mit großem Erfolg, auch bei den Touristen, die oft gar nicht ahnen, wo sie essen und trinken.

Wir werden im Herbst DEMETER – und BIOLAND Gold Standard – zertifiziert, auch der Erhalt der Humusschicht ist ein Thema, das ich bei Ihnen sehr vermisse. Es geht also BIO und VEGAN, nicht nur in Berlin, sondern auch in der Provinz, das beweisen wir täglich! Eaternity misst das CO2, das durch unsere Speisen und Kuchen entsteht und vergleicht es mit vielen herkömmlichen Gastronomien und stellt fest, dass wir zwischen 65 und 70 Prozent CO2 einsparen.

Es ist auch wissenschaftlich erwiesen, dass eine vegane Ernährung sehr gesund ist, wenn breit aufgestellt, siehe Niko Rittenau. Also alles Argumente, die jede Menge Aufmerksamkeit brauchen! Warum sind Sie es nicht, die in einer privilegierten Position Tausende von Menschen mit Zukunftsideen erreichen könnte? Warum handeln Sie wider besseren Wissens? Es ärgert und frustriert mich wirklich. Das musste ich loswerden. – Martina Vogl

 

Davonkommen! Und verdrängen! Warum die Menschen viel zu wenig auf die drohende Klimakatastrophe reagieren, ist einfach zu beantworten. Die Jahrtausende Geschichte zeigt es immer wieder: Vor drohenden Gefahren wie Krieg, Revolution, einschneidende lebensverändernde Situationen wie Trennung oder Krankheit oder jetzt die in wenigen Jahren drohende Klimakatastrophe wird aktiv oder passiv verdrängt oder die Mehrheit hofft, irgendwie davon zu kommen. Hinzu kommt, dass es gewaltige Lobbyisten in Wirtschaft und Politik gibt, die Ängste schüren, das Maßnahmen zum Bremsen der Klimakatastrophe nur zu Wohlstandsverlusten führt und die Klimaaktivisten (das Wort alleine soll schon Ängste schüren) .

Es drohten Verbote und neue Gesetze und der Wohlstand ginge verloren! Aber was kann helfen, den Einzelnen und die Regierenden zum Umdenken und zu aktivem Handeln zu bringen? Reale Angst vor einer Katastrophe reicht nicht, wie am Beispiel in der Pandemie sieht, denn viel zu viele lehnen die wissenschaftlichen bewiesenen Vorteile einer Impfung ab. Prävention ist das schwierigste , was wir Mediziner wie zum Beispiel bei Adipositas und anderen Zivilisationskrankheiten erleben. Ohne Überzeugungsarbeit und klare Maßnahmen sowie Gesetze wird es nicht gelingen! Wir haben eine Wahl. Sonst regelt es letztlich die Natur alleine ! – Dr. Wolfgang Adam

 

Vielen Dank für Ihre klaren Worte, die es zumindest bei der ZEIT auf die Titelseite geschafft haben. Ich teile Ihre Meinung bis zu einem Punkt: es ist nicht so, dass niemand sagt, wie es zu einem klimaneutralen Deutschland bis 2045 kommen kann. Die überparteiliche Initiative GERMANZERO hat mit vielen sehr engagierten und kompetenten Menschen einen konkreten Maßnahmenkatalog erarbeitet, der Klimaneutralität sogar bis 2035 ermöglichen kann.

Es braucht „nur“ mutige Politiker, die diesen Katalog umsetzen. Parallel laufen Deutschlandweit, wie auch bei uns in Bargteheide mit BARGTEHEIDE-ZERO, Unterschriftenaktionen, die von den Kommunen die Planung und Umsetzung konkreter Klimaaktionspläne erzwingen. Es gibt weiterhin viele Menschen, die nicht denken: „ich bin’s nicht“! – Dr. Britta Kohl-Boas

 

Ich war enttäuscht, in der jüngsten ZEIT keine ausführliche Berichterstattung zum jüngsten IPCC-Bericht (AR6, WG I) zu finden, also eine ausführliche Präsentation der Erkenntnisse des Berichts sowie eine umfangreiche Dokumentation von weltweiten politischen und wissenschaftlichen Reaktionen. Aus meiner Sicht wird das der Bedeutung des Berichts nicht gerecht, und ich hoffe, dass dies von der ZEIT noch nachgeholt wird. Frau Raether schrieb auf Seite 1, wie wenig der Bericht von der Politik ernst genommen wird, aber man könnte das auch von der bisherigen Berichterstattung der ZEIT selbst sagen. – Ernst Fürlinger

 

Beim Thema «Impfen» erfüllt die «Zeit» einigermassen die Ansprüche an eine seriöse intellektuelle Kultur und lässt beide Seiten zu Wort kommen, das Thema «Klima» hingegen wird unverblümt von einer naturwissenschaftlichen ignoranten Frau Schriftstellerin Elisabeth Raether auf der Titelseit der «Zeit» abgehandelt, die leidenschaftlich das Lied von der «menschengemachten Klimakrise» singt, Tenor «Neues Deutschland» unseligen Angedenkens. Nachdem man solche ohne wissenschaftliche Kompetenzen verfassten Tiraden gelesen hat, getraut man sich nicht einmal, Frau Raethers Koch-Rezepte auszuprobieren! «Seit vierzig Jahren weiss die Menschheit vom Klima-Effekt» meint Frau Raether zurecht, zieht aber die falschen Schlüsse.

Seit vierzig Jahren sind die jeweils für morgen angekündigten dramatischen «Klima-Effekte» nicht eingetreten – eine angeblich vom Menschen verursachte gefährliche Erwärmung, nachdem 10 Jahre zuvor die Klima-Sau noch in die entgegengesetzte Richtung durchs Dorf getrieben wurde mit der Drohung einer baldigen Eis-Zeit, wenigstens nicht menschengemacht, aber immerhin! «Klima-Wissenschaft» ist zu einer Zwangs-Religion geworden, bei der der Klerus der Climatology-Kirche vom einfachen Volk Abgaben erhebt und wo die grünen und roten Vielflieger den ganzen Blödsinn selber auch nicht glauben, aber davon leben.

Söldner schlagen unschuldige Menschen zutode, Wissenschafts-Söldner fabrizieren für gutes Geld einen alarmistischen Klima-Report. Die Resultate, die der Raport zu liefern hatte, waren von Anfang an bekannt. Erst wenn ma die Details liest, erkennt man manchmal die Arbeit von Saboteuren, die den Klima-Blödsinn auch nicht glauben. Nachstehend die elementaren Themen für Volks-Schüler: 1) Wie wird der Begriff «Klima» definiert? 2) Wie funktioniert der angebliche Treibhaus-Effekt? 3) Was ist die Aufgabe des CO2 in der Natur? Tip als Antwort auf die Frage 3):

CO2 ist Grundnahrung der Pflanzen. Alle Lebewesen bestehen im Wesentlichen aus umgewandeltem CO2 und Wasser. Jedes Atom aus fossilem Kohlenstoff war per definitionem Teil eines Lebewesens. Und noch ein Tip: Die Berechnung einer Weltduchschnitts-Temperatur auf ein halbes Grad genau ist ein grober Verstoss gegen die elementaren Prinzipien der mathematischen Statistik. Der Unterzeichnende ist Teil eines Netzes von weltweit tausenden von klimarealistischen Wissenschaftern, die aber in unserer neo-totalitären intellektuellen Kultur kaum noch gehört werden. – Werner Furrer

 

Zu Recht benennt Frau Raetherl die großen Klimaveränderungen als epochal. Die Verantwortlichkeit verteilt sich aber nicht, wie der Artikel nahelegt, gleichmäßig auf „Konzerne, Staaten, Einzelne“. Die in bestimmten Bereichen erforderlichen Einschränkungen nehmen die Einzelnen, wie die Autorin feststellt, nicht von sich aus auf sich und das kann von ihnen auch nicht erwartet werden, solange sie nicht davon ausgehen können, dass ein relevanter Teil der Bevölkerung sich ähnlich verhält. Das aber kann nur durch geänderte Regeln, Gesetze, „Strukturen“ gesichert werden.

Das den Einzelnen oft entgegengehaltene Konzept des individuellen CO2-Fußabdrucks soll in der Public-Relations-Abteilung von BP erfunden worden sein, um gerade die Verlagerung der Verantwortung von Konzernen auf den anonymen Einzelnen zu erreichen. Es ist kein Geschenk der Grünen an verantwortungslose Faulpelze und Genusssüchtige, auf die entscheidende Verantwortlichkeit der Politik für diese Regeln und Strukturen zu verweisen.

Das schließt natürlich nicht aus und trägt zur persönlichen Glaubwürdigkeit bei, sich selbst tendenziell so zu verhalten, wie durch die Regeln als allgemeines Verhalten angestrebt werden soll. Ein Zurückspielen des Schwarzen Peters an den Einzelnen durch Politik und Konzerne aber ist bloße Ablenkung von eigener Unfähigkeit oder Unwilligkeit. Daran sollte sich Die Zeit nicht beteiligen. – Theo schelhowe

 

In Ihrem Leitartikel “ Ich bin`s nicht “ las ich , ach ich lese in fast jeder Ausgabe der „Zeit“ wie gefährlich der Fleischkonsum für die Menschheit und hier ist es die deutsche Menschheit ist. Das Klima ,die Umwelt ,die Arten ,das Trinkwasser, die Böden ,die Tiere alles wird zerstört ,vergiftet, gequält und so weiter. Aus Ihrem Artikel :“Doch der Fleischkosum ist nur minimal rückläufig und das vor allem wegen Dürren und Tierseuchen,die die Produktion einschränken ……..“ Sie sollten beim der nächsten Ermittlung zu diesem Thema (wie übrings auch Ihre Kollegen) mal genauer hinschauen. Wir haben wegen der Dürre kein Tier weniger gehalten . In einigen landwirtschaftlichen Gegenden Deutschlands gab es große Probleme mit dem Futtervorrat ,daß entspricht der Wahrheit.

Aber wir Landwirte bemühten uns mit viel Opferbereitschaft und Tatkraft dieses Problem zu lösen. Die Tierseuchen gibt es in Deutschland nicht . Die Afrikanische Schweinepest ist ein versagen der polnischen und deutschen Politik. Diese Seuche diente nur dem fleischverarbeitenden Gewerbe ( Tönnis,Westfleisch usw.) um die Preise zu drücken.Oder meinten Sie die Menschenseuche „Corona“? Die Floskel von der Rettung des Klimas durch Fleischverzicht lese ich in jedem schlechten Zeitungsartikel und übrings auch in den aufgeblähten Reportagen der Fernsehpogramme.

Die Denkfabrik Agora Energiewende hat ermittelt (ich glaube ich schreibe Ihnen nichts neues),daß wir in diesemJahr im Vergleich zu 2020 47 Millionen Tonnen mehr CO2 emitiert haben oder werden. Das bedeutet der Rückgang gegenüber 1990 betrug nur 37% an CO2. Wenn wir unseren Fleischkosum im nächsten Jahr um gut 30kg im Durchschnitt ( quasi halbieren) je Bürger senken ,so ertspricht das einer Einsparung von 12,3 Millionen Tonnen CO2 (die Annahme 1kg Fleisch = 5kg CO2 eq ). Diese Summe würde sich jedoch noch vermindern ,da jeder Kosument Ersatzprodukte verzehren würde.Diese haben ebenfalls einen CO2 Fußabdruck.Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. – Claus Mahnken

 

Wir stehen alle weltweit vor der größten Herausforderung,denn diese Klimatveränderung,die von Experten schon seit einigen Jahren prophezeit worden ist,jedoch in dieser Schnelligkeit nicht vermutet wurde.Jeder von uns hat mit dazu beigetragen das es zu so einem Ausmaß an Zerstörungen gekommen ist,die Hauptschuld tragen die großen Industrieunternehmen mit ihren gewaltigen Ausstoß an CO2.An eine Klimaneutralität kann ich nur schwer glauben,dann müßten wir alle unser ganzes Verhalten im täglichen Leben plötzlich ändern,denn die Zeit drängt ! So lange einige große Staaten sich nicht an die Klimaziele des Pariser Abkommen halten,einer Begrenzung von bis zu 1,5 Grad,werden wir dieses Ziel nicht erreichen.- Klaus-Dieter Michel

 


 

 

Leserbriefe zu „Alles vergeblich?“ von Josef Joffe

 

Niemals hätten die Nato und andere Verbündete den Aufruf des Kriegstreibers Bush seinerzeit nach 11.Sep.2001 Ground Zero folgen dürfen. Die Kernursachen der Amis waren seinerzeit Rache und Selbstüberschätzung, „mal kurz“ mit dem Terrorgeflecht aufräumen zu wollen. Trotz des Jahrzehnte zuvor verlorenen Vietnamkrieges und dem anschaulichen Beispiel der gescheiterten Sowjets fielen sie alle in Afghanistan ein, töteten tausende Menschenleben der Zivilbevölkerung und versuchten den (vergeblichen) Prozess einer Zwangsdemokratisierung einer völlig fremden Kultur. Dabei weiß man doch schon seit Jahrhunderten, dass sich Völker und Kulturen immer selbst finden und alle hierfür nötigen Prozesse von innen kommen müssen.

Alle Einflüsse und Zwangsmaßnahmen haben IMMER nur eine begrenzte Halbwertzeit und haben noch NIE und an keinem Ort der Welt zur bleibenden Befriedung geführt. Allenfalls eine fragile und gefährliche Struktur – wie etwa im ehemaligen Jugoslawien – könnte übrig bleiben. Zumindest sollte der Westen so ehrlich sein und zu seinem Versagen Rede und Antwort stehen. Für Feiglinge und Versager werden sie alle ohnehin von der Welteinschätzung gehalten auch, wenn die Prozesse jetzt von ihnen krampfhaft versucht werden, schönzureden. – Kurt (Curd) Nickel

 

“Den Preis zahlt ein Volk, das dem Westen vertraut hat” (Zitat). Über die lange Zeit von 20 Jahren haben Soldaten beteiligter Nato – Mitglieder und Hilfsorganisationen aus der ganzen Welt an diesem Preis kräftig mitbezahlt – auch mit Menschenleben. Cui bono? – möchte man angesichts der rasanten Eroberungen der Taliban in den letzten Wochen fragen. Zwar ist nur von denen zu verlangen, sich mit der Waffe in der Hand gegen die Taliban zu stellen, die als Streitkräfte vom Westen ausgerüstet und ausgebildet worden sind.

Aber ist Flucht – über die Türkei nach Europa, nach Deutschland – die richtige Reaktion von Zigtausenden jungen Afghanen? Und muss man nicht – wie der US – Präsident, Jo Biden – betont, von diesen Streitkräften patriotisches Engagement für die Verteidigung ihrer Heimat einfordern? Das Joffe – Zitat “Wer reingeht, muss drinbleiben” trifft doch zuerst einmal auf die Afghanen selbst zu – auf die jungen Männer, die sich aufmachen und schon aufgemacht haben, ihr Land fluchtartig zu verlassen. “Responsibility to Protect” – muss denn die Nato – Doktrin nicht auch für die Verteidigung des eigenen Landes gelten? – Klaus D. Lubjuhn

 

Ja! Es war alles vergeblich. Vielleicht ist es sogar noch schlimmer: 2001 gab es noch keine Hoffnung, keine Träume von Menschen, vor allem von Frauen, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Der Artikel von Herrn Joffe, spricht in seiner Kürze nicht die Problematik in seiner Gänze an, aber trifft in den Kern der Problematik. Es sind die Rollen von Pakistan, von China, von Saudi Arabien und den Golf Staaten. Aber auch die Interessen der wirtschaftlichen Gewinner, wie bspw. das weltweite Geschäft mit Konflikten. Und dann die unsägliche Naivität der westlichen (Außen)politik.

Ich habe bei meiner ersten Tätigkeit, dem Aufbau von Projekten, in den Jahren 2002/3 die Hoffnung der Menschen buchstäblich mit den Händen greifen können. Aber zusehen müssen, wie wenig auf die Grundbedürfnisse der Menschen eingegangen wurde: Wir haben diese aus unserer Sicht interpretiert, uns von den Interessen derer leiten lassen, die versucht haben, eine Basis für ihre zukünftigen Gewinne zu schaffen. Als ich 2006/7 nach Afghanistan zurückkehrte, hatte sich die Stimmung signifikant verändert: Von Hoffnung war wenig zu spüren. Es war vermehrt Frustration, Hass auf diejenigen, die Weichen für eine wachsende Ungerechtigkeit gestellt haben. Hass auf den Westen, Hass auf die vom Westen protegierten, korrupten Eliten in Regierung und Verwaltung.

Die unzähligen Fehler einer dummen westlichen Militärallianz, die unzählige Opfer unter der Zivilbevölkerung, vor allem auf dem Land forderten. Die Entwicklung fand vor allem in den urbanen Zentren statt. Der ländliche Raum, die Basis für ein Agrarland wie Afghanistan wurde vernachlässigt. Nur ein Bruchteil der „Hilfsgelder“ kam dort an, wo es für die Menschen sichtbare Auswirkungen hatte. Sichtbar waren die Paläste der Gewinner in Kabul, die für tausende von Dollar an westliche „Hilfsorganisationen“ vermietet wurden. Hinzu kamen die machtorientierten Partikularinteressen von lokalen, politisch agierenden Führern. Ein wirklich ziemlich schwer zu durchschauendes Geflecht von Aktion und Reaktion. Als Berater eines Ministeriums in Afghanistan, gewissermaßen an der Basis, verzweifelte ich mehr und mehr an der Aussichtslosigkeit unseres Handelns angesichts der sich täglich vergrößernden Schere zwischen westlicher Theorie von Entwicklung und afghanischer Realität.

Heute sehe ich die Bilder aus Afghanistan mit einer Mischung aus Wut und Schmerz. Wut auf die Ignoranz und Unfähigkeit der politisch Verantwortlichen. Fassungslos machen mich hier die Äußerungen unseres modebewussten, auf karikative Weise gestylten, obersten Außenpolitikers. Schmerz und Trauer empfinde ich für die Menschen in Afghanistan, in denen wir Hoffnung geweckt haben, ohne die Gewissheit, diese auch erfüllen zu können. Insbesondere für die Stärksten und zugleich Schwächsten in Afghanistan, den Frauen. – Eberhard Kohlsdorfer

 

Herr Joffe beginnt seinen Artikel mit: “….Doch seit einem Menschenalter funktionieren weder Fremdherrschaft noch Demokratie­ Export…” um dann weiter hinten zu schreiben : “Eine Demokratie im dürren Boden einzupflanzen wie nach 1945 in Deutsch­ land und Japan ….” Hier widerspricht er sich, denn in Deutschland und Japan wurde ja eben Demokratie nach Diktatur hoechst erfolgreich eingepflanzt. Gleiches wurde im mittleren Osten idealistischerweise aber vergeblich versucht, da voellig andere total unterschaetzte Kulturen. Traurig aber wahr! – H. Peter Krebs

 

Ja, der Impuls zur Zerschlagung von Al-Kaida war richtig. Der Impuls für Pazifismus ist es auch. Impulse sind immer „richtig“, weil sie Ausdruck von Gefühlen sind. Terror, Angst, Demütigung, Hoffnungslosigkeit, wer will das aushalten? Wer kann das? Die Handlungen, welche dem Impuls folgen, sind das Problem. Vor allem dann, wenn sie auf Gewalt setzen. Auch was unter der Bezeichnung, „realpolitischer Vernunft“ zunächst beruhigend klingt, hat sich vielfach als fataler Irrtum herausgestellt. Vietnam, Irak, Afghanistan. Sich Schlächtern entgegenzustellen, bei Genoziden nicht wegzuschauen und einzugreifen, ist eine Antwort. Das eigene Kultur- und Wertesystem gleich mit zu exportieren, die Andere, womöglich vergeblichere und vielleicht sogar verschlimmernde.

Wer weiterhin glaubt, mit überlegener Technologie und „ultrasmarten(?)“ Bomben eine demokratische Gesellschaftsordnung erzwingen zu können, hält mit modernen Begriffen an einen fatalen Denkfehler fest. Eine Macht mit noch mehr Macht niederzwingen zu wollen, hat noch nie zu Freiheit und Demokratie geführt. Diese muss man wollen oder zumindest als das „bessere Übel“ akzeptieren können, sonst wäre auch die Demokratisierung Deutschlands nach der Naziherrschaft nicht gelungen. Einer Demokratie kann man sich nicht unterwerfen.

Zu den demokratischen Realitäten gehört auch, den militärstrategischen Tipp an Herrn Biden hätte Herr Joffe um ein Haar an Donald Trump richten müssen, einen, der gerne damit geprahlt hat, „den Größten“ (roten Knopf) zu haben. In Deutschland gibt es genug neue Nazis, die auch in der dritten Generation nach Hitler von der gleichen Machtfantasie erfüllt sind, alle und alles ihren Vorstellungen unterwerfen zu können. Wir sehen, auch etablierte Demokratien sind gefährdet, solange Macht und Gewalt als eine nach oben offene Spirale zur Durchsetzung der eigenen Weltsicht verstanden werden. Wer Macht hat, sie ausübt, auch bombt, der übernimmt Verantwortung. Da hat Herr Joffe recht. Und ja, Tugend ohne Tun kann leicht zur Heuchelei geraten. Aber ist Verzicht nicht auch ein Tun? Liegt im Verzicht nicht auch Verantwortung?

Der realpolitischen Vernunft müsste es doch langsam dämmern, dass nicht nur ungezügelte Gewalt mit einem Demokratieverständnis unvereinbar ist, sondern auch grenzenlose Machtausübung. Nur der Mächtige kann auf Macht (und Gewalt) verzichten, ohne unterdrückt und abhängig zu sein. Verantwortung für Afghanistan hätte sich in dem Verzicht auf einen überstürzten Abzug zeigen können, ebenso wie in dem Verzicht, eine westorientierte Gesellschaft zu installieren. Auch die Begrenzung der Erderwärmung werden wir nicht über die Träume an eine neuerliche Demonstration technologischer Macht erreichen, sondern zu aller erst über Verzicht. – Jürgen Pilz

 

Ihr – aus meinen Augen – kontinuierlicher Anti-Schwarzen-Rassismus stößt mir schon lange sauer auf. Regelmäßig klagen sie, durchaus zu Recht, Antisemitismus an und genauso regelmäßig gelingt es Ihnen sich in ihren Texten subtil abfällig über Schwarze zu äußern. Um konkreter zu werden: Schwarzafrika ist keine Region, kein Land und zudem auch kein besonders präziser Begriff. Insbesondere in einer Aufzählung von einzelnen Staaten, einen ganzen – oder halben- Kontinent plötzlich als „Schwarz- ( um was geht es hier eigentlich? Um den Melaningehalt der Haut?) Afrika zu bezeichnen, ist nicht nur unzulässig verallgemeinert, sonder auch schlicht und einfach verletzend.

Stellen Sie sie sich mal vor, jemand würde von „Australien, USA, Südafrika und Weißmitteleuropa“ sprechen. Würde Ihnen das nicht komisch vorkommen? Wenn man Hegel und Kant vertraut und demnach Schwarze Menschen nicht als Individuen, sondern als läppische Wilde wahrnimmt, ist es natürlich vertretbar eine solche Verallgemeinerung auf einer Titelseite abzudrucken. Insbesondere von jemandem wie Ihnen, der sich selbst als jemanden, der von Diskriminierung betroffen ist wahrnimmt, hätte ich etwas mehr ich mehr Bewusstsein für die Wunden Punkte anderer marginalisierter und systematisch, seit Jahrhunderten unterdrückter Gruppen erwartet!

Genauso wenig wie es „den Juden“ gibt, gibt es den „Schwarzafrikaner“. Ihre (berechtigte) Empörung über Antisemitismus verliert an Substanz, wenn Sie es zeitgleich nicht schaffen, Ihren eigenen internalisierten Rassismus zu reflektieren und vor allen Dingen aus Ihren Texten raus zu halten. – C. Waigwa

 

Der wesentliche Punkt ist, dass es unmöglich scheint eine Gesellschaft mit ihrer spezifischen Historie und Kultur in eine Welt zu „bomben“ wie wir Westler sie als idealtypisch ansehen. Alle im Artikel aufgeführten Beispiele belegen das; das Beispiel Deutschland ist untauglich, denn das Land war bereits vor der Machtergreifung von Hitler und seiner Verbrecherbande historisch und kulturell auf ähnlichem Niveau wie die umliegenden Länder, die USA etc.

Der Versuch, Länder wie Afghanistan nachhaltig nach westlichem Muster zu verändern, erscheint so erfolgversprechend, wie aus einem fünfjährigen mit Einsatz von viel Geld und Experten in kurzer Zeit einen achzehnjährigen machen zu wollen. Es wird 13 Jahre dauern und nicht ohne Pubertät abgehen; das Geld und der Einsatz der Experten wird vergeudet sein; der Einsatz der letzteren wird aber möglicherweise, wie in Afghanistan, für Leid und dauerhaften Schaden gesorgt haben. – Hans-Jörg Lindner

 

Die Bundeswehr war 20 Jahre in Afghanistan um dort die Armee auszubilden ! Ich frage mich was dort ausgebildet wurde und was unsere Soldaten jeden Tag gemacht haben ? Man könnte jetzt meinen, diese haben die Afghanen genau vorbereitet für eine Flucht nach Deutschland. Hatten die Führungskräfte solch einen Auftrag von der Regierung ? Dann werden diese noch vor der Wahl befördert. Denn die Grüne Partei wartet schon auf die Flüchtlinge. – G.Bastek

 

Unglaublich, wie der Bellizist und Atlantiker Joffe, wieder einmal, Krieg, Tod und Vernichtung für das geeignete Mittel zur Bewältigung von Krisen und Konflikten hält und versucht moralisch und strategisch zu legitimieren. Vielleicht sollte er sich mit Bernd Greiner (Interview Seite 17) einmal über die Erfolgsaussichten seiner kriegerischen Vorschläge unterhalten. – Karl Giebeler

 

Die Kommentare von Herrn Joffe werden langsam unerträglich und sind m.E. für die ZEIT mehr als peinlich. Sein Plädoyer für „kleine Kriege“, um angeblich „große Kriege zu bannen“ und sein „Einwand gegen Joe Biden“, er hätte „mit gut gesicherten Luftstützpunkten“ und „supersmarten Bomben“ den Vormarsch der Taliban stoppen sollen, zeigen, wes Geistes Kind dieser Herr auf seine alten Tage geworden ist. Schickt ihn doch bitte schnellstmöglich in Rente. Einen solchen Mitherausgeber hat die ZEIT nicht verdient und auch nicht nötig. – Björn Luley

 

Schon die alten Römer wussten «quidquid agis prudenter agas et respice finem. (Was immer du tust, handle klug und bedenke das Ende)». Diesbezüglich hat die Weltgemeinschaft in Afghanistan versagt. Worin liegt der Erfolg der Taliban begründet? Das Regime in Kabul verfügt bzw. verfügte über mehr Waffen und Soldaten. Der Erfolg der Taliban beruht darauf, dass sie Perspektiven anbieten konnten, angesichts der hohen – auch durch die hohen Geburtenraten bedingten – Arbeitslosigkeit. Sie konnten sich jahrelang halten, trotz gewaltiger ausländischer Unterstützung. Es war eigentlich klar: Wenn diese Unterstützung wegfällt, ist der Weg frei für die Taliban. Diese Überlegung wurde von vielen geteilt, die um ihrer persönlichen Zukunft willen (….bedenke das Ende) wenig zur Verteidigung des Regimes in Kabul beitrugen, was den Vormarsch der Taliban zusätzlich beschleunigt.

Bereits die Entstehung der Taliban beruht auf der Suche nach Perspektiven, die angesichts hoher Geburtenrate und dementsprechend hoher Jugendarbeitslosigkeit vor allem die Koranschulen bieten konnten. Das genannte Problem wird auch nach dem Sieg der Taliban bestehen bleiben. Wege zu Emanzipation und bessere Ausbildung, die dieses Problem entschärfen könnten, werden vermutlich versperrt werden. Die bisherigen diesbezüglichen Anstrengungen haben nicht gereicht, das Problem zu entschärfen, auch aus einem einfachen Grund:

Diejenigen, die diese Anstrengungen nicht erreicht hat, sind die mit den vielen Kindern, die dann eben auch auf Grund der – durch die Religion geförderten – hohen Geburtenrate, den Weg in die Zukunft bestimmen werden. Letztlich ist es aber im Interesse aller Menschen, insbesondere auch der Religionen (und damit auch der Taliban), dass – insbesondere auch um des Klimas willen – die Geburtenraten gesenkt werden, um die Kopfzahl der Menschheit entsprechend der Kapazität der Erde zu begrenzen. Die Entwicklung in Afghanistan beruht auch daher, dass es nicht gelingt, das Thema der demographischen und ökonomischen Gräben so zu behandeln, dass allen Beteiligten der Handlungsbedarf klar wird. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Dass ausgerechnet Josef Joffe kluge Ratschläge zu Afghanistan abgibt, hat mich einigermaßen verwundert. Habe ich doch seinen Beitrag von 2001, dem Jahr des Einmarsches der US-Truppen in Erinnerung, in dem er eine kurze Dauer des Krieges prophezeite. Als Hauptgrund zählte er damals geradezu genüsslich die großartigen Waffensysteme der Amerikaner auf, denen die Taliban nichts entgegenzusetzen hätten.(Wie hilflos seine heutige unterschwellige Rechtfertigung daherkommt, drückt sich u.a. in seinem „poetischen“ letzten Satz aus: „Moral hat ihren Preis, aber der ist erträglich (für wen?), wenn sich noble Ziele an begrenzten Mitteln ausrichten. Wer das vergisst, sät nicht Demokratie, sondern Tragödien“. Was will uns der Dichter damit sagen??

Frank. A. Meyer, der bekannte Schweizer Journalist hat einmal in anderem Zusammenhang geschrieben: „Der Befund stammt aus der Feder des ZEIT-Herausgebers Josef Joffe, eines geradezu prototypischen deutschen Journalisten, der nicht nur alles weiß, sondern auch das, wovon er keine Ahnung hat, besser weiß“. Eine Gegenüberstellung der Joffe- Beiträge von 2001 und heute wäre sicher entlarvend, und würde Meyers Charakterisierung von Josef Joffe belegen. Warum lassen Sie ihn immer wieder von der Leine? Hat er immer noch ein (Ex-Herausgeber)-Schreiberecht? – Sven Herfurth

 

Daß die US-Amerikaner zusammen mit ihren NATO-Alliierten 2001 in Afghanistan einmarschiert sind, um das Talibanregime, daß den Terroristen, die die Anschläge vom 09.11.2001 auf das World Trade Center und das Pentagon zu verantworten hatten, Unterschlupf gewährt hatte, zu stürzen, war sicherlich richtig. Die für den Terror Verantwortlichen mussten gefunden und bestraft werden. Die Organisation Al Quaida musste zerstört werden und es musste sichergestellt werden, dass Afghanistan nicht mehr als Hort für Terroristen fungiert.

Doch als historisch interessierter war man skeptisch, ob es gelingen würde, die afghanische Gesellschaft von Grund auf umzukrempeln und nach westlichem Vorbild zu demokratisieren. Und dies gleichzeitig mit einem lang andauernden Guerilla-Krieg gegen die Taliban. Den Briten im 19. Jahrhundert ist es nicht gelungen, sich langfristig in Afghanistan zu halten, den Sowjets im 20. Jahrhundert ebenfalls nicht. Zudem scheiterten diese ebenfalls daran, die afghanische Gesellschaft i.S. des real existierenden Sozialismus umzugestalten. Und so ist es ja auch diesmal gekommen. Spätestens nach dem Tod Osama bin Ladens hätten die NATO-Truppen Afghanistan verlassen sollen.

Die Ereignisse dieses Wochenendes zeigen, daß die in 20 Jahren erreichten Fortschritte der Zivilgesellschaft in Afghanistan hin zu einer westlichen Demokratie, insbesondere auch für Frauen, nur ein oberflächliches Phänomen darstellen. Die Männer der afghanischen Armee waren trotz überlegener Bewaffnung nicht bereit, ihr Land und deren Menschen, insbesondere auch die Frauen und Mädchen, gegen die Taliban zu verteidigen. Zwar haben viele wohl Angst vor den Taliban, aber diese geht nicht so weit, als dass sie bereit wären, gegen diese Taliban zu kämpfen und auch für eine korrupte Elite ihres Landes ihr Leben in diesem Kampf zu lassen. Und für diese Leute langfristig Soldaten in Afghanistan zu stationieren, um das Regime künstlich am Leben zu erhalten, ist angesichts von über 2000 Toten allein der Westalliierten in den letzten 20 Jahren nicht gerechtfertigt.

Die derzeitige US-Regierung bestreitet es zwar, aber die aktuelle, überstürzte Evakuierung westlicher Bürger und afghanischer Ortskräfte aus Afghanistan erinnert sehr stark an die Ereignisse 1975 in Saigon. Für die Zukunft sollte der Westen von einem militärisch unterstützen „Nation-Building“ wie in Afghanistan die Finger davon lassen. Auch langdauernde militärische Einsätze wie in Mali mit seinem korrupten Regime sind mit Skepsis zu betrachten. Die Aufgaben der Bundeswehr sollten vor allem in der Landesverteidigung, der glaubwürdigen Verteidigung des demokratischen Europas sowie der Sicherung der weltweiten Handelswege im Bündnis der NATO liegen.

Gleichzeitig muss es Europa gelingen, die ungezielte Migration aus Asien und Afrika zu kontrollieren, denn diese führt letztlich zur Destabilisierung und Radikalisierung unserer Gesellschaften. Einer millionenfachen Aufnahme afghanischer Flüchtlinge in Europa, wie sie am Wochenende insbesondere von den Grünen gefordert wird, ist deshalb auch eine Absage zu erteilen. Diese Aufgabe haben insbesondere die muslimischen Nachbarländer, allen voran Pakistan, dass an der aktuellen Lage in Afghanistan durch seine langjährige Unterstützung der Taliban ja auch erheblichen Anteil hat. Finanzielle Unterstützung unsererseits kann ja durchaus gewährt werden. Soweit ein paar Gedanken eines Lesers, der Ihre Kommentare und Sichtweisen in den letzten Jahren immer sehr geschätzt hat und den allmählichen Drift der „Zeit“ in die entgegengesetzte linksliberale und ökologische Richtung eher bedauert. – Dirk Niemann

 

Ja, alles vergeblich. Und das wußte schon Laotse: „Sind die Waffen stark, siegen sie nicht.“ Hätte der Westen nur seine sieben Worte gelesen. Schon die Atommacht Sowjetunion glaubte an ihre militärische Überlegenheit und wurde vom Mittelalter geschlagen. Panzer, Kanonen und Bomben sind im bergigen Afghanistan so sinnlos wie ein Kropf. Nun sind sie mitsamt ihrem Waffenarsenal abgezogen, einer Kapitulation gleich. Raus aus einem Land, dem man glaubte, Demokratie beibringen zu müssen. Nochmals zurück? Vergeblich. Wer aber übernimmt die Verantwortung für die kläglichste aller Niederlagen gegenüber den Taliban? – Axel Spellenberg

 

Ich stimme Ihrer Analyse im Wesentlichen zu. Nur ein Thema fehlt auch bei Ihnen: Warum können sich die Taliban seit Jahrzehnten problemlos mit Geld und Waffen versorgen? Warum sind Waffenexporte nie ein Thema bei G7 oder G20 Beratungen? Das Ergebnis: Wir geben ein Mehrfaches an Steuergeldern zur Konfliktbewältigung aus, als durch Waffenexporte eingenommen werden. – Axel Voß

 

Herrn Joffes knallharte Realpolitik war mir als noch nicht ganz desillusionierten Anhängers einer werteorientierten Außenpolitik schon immer schwer erträglich – aber die Besserwisserei, die er jetzt zur Schau trägt, ist schlicht der Gipfel der Unverfrorenheit. Er hat ja hundertprozent Recht: Wer reingeht, muss bleiben, wer’s nicht kann soll es lassen. Aber gemäß dieser Logik hätte er selbst als Vertreter des realpolitischen Flügels, dem es nicht um Moral, sondern nur um Interessen geht, schon lange für einen Abzug aus Afghanistan plädieren müssen. Wo waren diese Appelle, wo doch seit mindestens 10 Jahren klar ist, dass es mit der Demokratisierung in Afghanistan nichts werden kann, solange Mächte wie Pakistan und Iran dort ihr undurchsichtiges Spiel spielen?

Wo war sein Aufruf, dieses Abenteuer lieber früh abzubrechen anstatt sich endlos an die wenigen Verbesserungen zu klammern, die – zumal für Frauen – ohne Zweifel erreicht wurden? Als Realist hätte er sagen müssen: „mag ja sein, aber das liegt nicht in unserem Kern-Interesse und wir haben nicht die Mittel oder den Willen, diese Verbesserungen auch tatsächlich abzusichern“. Das wäre ehrlich gewesen – seine jetzige larmoyante Besserwisserei angesichts der sich abzeichnenden Tragödie in Afghanistan ist schlicht zum Kotzen. – Dr. Dirk Kerber

 

Es ist beschämend und skandalös zugleich, wie sich die Lage in Afghanistan derzeit entwickelt und die sogen. westliche Welt damit umgeht. Nach dem Abzug der Nato waren die Taliban schon seit mehreren Wochen auf dem Vormarsch und jeder normale Mensch ahnte bereits die Gefahr, die diesem Land nun drohte. Nicht nur die USA, sondern vor allen Dingen auch unsere Bundesregierung haben die Situation völlig falsch eingeschätzt und Warnungen aus der Politik und dem Militär einfach ignoriert. Auch die afghanischen Ortskräfte und ihre Familien, die der Bundeswehr bei ihrem Einsatz wichtige Dienste geleistet hatten, wurden einfach im Stich gelassen. Die politische Verantwortung hierfür haben in erster Linie Frau Kramp-Karrenbauer und Herr Maas zu tragen. Sie sollten deshalb die Konsequenzen ziehen und umgehend zurücktreten! – Thomas Henschke

 

Mich wundert schon sehr, mit welcher Umwissenheit Fachleute den Niedergang der Afghanischen Armee erleben. Vor kurzem wurden die Soldaten der Afghanischen Armee in einer Nacht und Nebel Aktion von ihren „Kameraden“ aus USA, GB und D verraten. Ein Handschlag ein Tschüss und weg. Als Dank noch ein paar Waffen.

In der Eile wurden die einheimischen Mitarbeiter mit einem Stück Papier („Visum“) abgefertigt. Warum nach diesem Verrat noch für die korupte Regierung um den „Bürgermeister von Kabul“ Leben und Gesundheit riskieren? Nach dem Motto „Kein Blut für Verräter“ gingen die Soldaten ins Private oder gleich zu den Taliban. Für die „Sicherheit des Westens“ wird sich dieser Verrat in Afghanistan schlimmer auswirken, als alle Terroristen der Welt es sein könnten. – Werner Thiel

 

Die klugen und bedenkenswerten Ausführungen von Josef Joffe sollten ergänzt werden, um ein etwas vollständigeres Bild zu erhalten: – Als vor 20 Jahren die US-Geheimdienste vollkommen versagten und nicht in der Lage waren, gut zwei Dutzend Terroristen rechtzeitig vor ihren schrecklichen Attentaten in den USA zu entdecken und dingfest zu machen – war das schon ein Bündnisfall für die NATO und genug Grund, gegen ein anderes Land Krieg zu führen? Die Verbündeten in Europa widersetzten sich nicht dem Unterfangen – teilweise wider bessere Einsicht – aus „Feigheit vor dem Freund“ in Übersee.

– Die Taliban mögen nicht die gewünschte Regierung der Afghanen sein. Aber der schnelle Zusammenbruch der vom Westen unterstützten Regierung Afghanistans belegt, dass nur eine Minderheit der Bevölkerung von den Segnungen des Westens voll überzeugt war. – Die entscheidende Frage ist deshalb, ob der Westen nicht von der überheblichen Attitüde wegkommen muss, dass er das allerbeste politische System ist, egal für welches Land. Die Mehrheit der Chinesen z. Bsp. teilt diese Ansicht nicht. Was natürlich nicht bedeutet, dass es auch in Ländern wie China Anhänger des westlichen Systems gibt. Aber sie bilden dort nicht die Mehrheit.

– Wenn der Westen weitere Ereignisse wie jetzt in Afghanistan vermeiden will, muss er eine andere Politik betreiben. Wenn gegenwärtig davon die Rede ist, dass „Afrika eine Chance ist“ und damit unausgesprochen gemeint wird, dass dieser Kontinent billige Rohstoffe liefert und die Fertigprodukte des Westens abnimmt, dann könnten Mali oder der Niger bald ein zweites Afghanistan werden. – Eberhard Reich

 

Zu Afghanistan und Ihren Berichten darüber: 1. „Die Sicherheit der BRD wird am Hindukusch verteidigt“ war von Anfang an eine falsche Aussage des Verteidigungsministers Peter Struck. Sie war dort nicht gefährdet. Nach dem 9.11.2002 griffen die USA Pakistan an, stürzten die dort herrschenden Taliban, suchten Bin Laden (gefunden 2011) und versuchten, die Kultur und Gesellschaft dort, die sie nicht verstanden, nach ihren Vorstellungen umzuformen. Die BRD schloss sich 2001 an. Der nächste Minister, Fanz-Josef Jung verbot, diesen Krieg „Krieg “ zu nennen und nannte ihn „Stabilisierungsversuch“. Sein Nachfolgen Karl-Theodor zu Guttenberg nannte ihn aber „Krieg“, die Bundesregierung nannte ihn „bewaffneten Konflikt.

2. Der Einsatz des Westens dort war nicht „umsonst“, sondern kostete sehr viel Blut und Geld. Aber er war gemessen am Ziel vergebens. Das wäre unter den inzwischen jedem bekannt geworden Verhältnissen in Afghanistan selbst jetzt nicht zu erreichen.

3. Meine Frau unterrichtet seit Jahren ein Mädchen aus Afghanistan. Sein Vater war dort erschossen worden, weil er für die USA Dolmetscher war. Er hatte das geahnt und seine ältesten Söhne zur Flucht nach Europa veranlasst. Nach seinem Tod flüchtete die Mutter mit den weiteren Kindern. Es ist nicht zu begreifen, dass die BRD die Ortskräfte (weit ausgelegt) nicht spätestens mit dem Abzug der deutschen Truppen gerettet hat. – Prof. Dr.-Ing. ROBERT SECKELMANN

 

Obwohl zur weiteren Entwicklung von Afghanistan im Moment kaum definitive Aussagen möglich sind, sehe ich den von Herrn Joffe verwendeten Begriff „Gotteskrieger“ kritisch. Sollte der von hier aus bei den Taliban ankommen, würden sie sich bestätigt fühlen, und zweitens weil es sich die Verwender dieses Begriffs mit dessen Einordnung zu leicht machen.

Wenn die Taliban konzeptuell an die Ursprünge des Islams anknüpfen wollen, dann sollten sie sich klar machen, dass sich der in erster Linie nicht durch Missionierung, sondern durch Eroberungen verbreiten hat. Zwar ist die westliche Welt und die Geschichte des Christentums auch nicht frei davon, gegenwärtig disqualifiziert sich aber jegliche Anwendung von Gewalt zur Durchsetzung von Menschenwürde und religiösen Werten. Wenn Taliban und andere meinen, ihr Tun mit den Ursprüngen des Islams rechtfertigen zu können, dann zitiere ich hier mal den frühislamischen Rechtsgelehrten Abu Hanifa (697 – 767): Er geht davon aus, „dass ein Staat, der soziale Gerechtigkeit nicht verwirklicht, auch dann nicht islamisch ist, wenn er sich islamisch nennt.“

Also von wegen Gotteskrieger: Sie vertreten Passivität als Ideologie und versuchen das mit waffenstarrendem Aktionismus durchzusetzen. Global gesehen sollte also deutlicher als bisher kommuniziert werden, was Religion aktuell überhaupt sein könnte. Ein sich selbst bestätigendes Konstrukt bzw. geschlossenes System aus erstarrten Vorgaben jedenfalls nicht.

p.s.: Auch Herr Jessen verwendet in seinem Artikel „Märtyrer im Drogenmilieu“ den Begriff Gotteskrieger. Ich bitte also darum, auch ihm meine hier gemachten Anmerkungen zugänglich zu machen. Im Übrigen bin ich gerne bereit und in der Lage, mich zu dem hier dargelegten Ansatz näher zu äußern, auch konkret in Bezug auf Afghanistan. – Christoph Müller-Luckwald

 

Dieser Artikel ist wirklich von Grund auf falsch, und wird mit jedem Tag falscher auch wenn er vom großen Meister Joffe stammt. Schon der 1, Satz: Wer reingeht muss bleiben! Die westliche Allianz unter Führung der USA wollte nie wie z. B. seinerzeit die Sowjetunion das Land mit Hilfe einer Satellitenregierung und eigenem Militär auf Dauer beherrschen. Vielmehr sollte das Volk von der Allianz befähigt werden, unter einer selbstgewählten Regierung seine freie Eigenständig zu bewahren und zu verteidigen.

20Jahre vieler großer Mühen und Ausbildungen haben es nicht erreicht, da hätten weitere Jahre oder gar Jahrzehnte wohl auch nichts gebracht. Die unerwartete totale Wehr- und Hilflosigkeit mit der sich das Volk in seine grausame Zukunft fügt, macht das deutlich. Mit dieser selbstgewählten Unterwerfung verlieren aber die Afghanen auch ihr Recht auf jeglichen Asylanspruch, und die Europäer sollten ihnen den bequemen Weg der illegalen Einwanderung zu uns mit allen Mitteln und ohne falsches Mitleid verwehren.

Denn was in den Schlusssätzen über das Militärische steht, ist wirklichkeitsfremder als alles andere einschließlich des hochtrabenden Schlusssatzes mit Moral und Tragödie. Eines muss uns zu ohne jede Häme zu denken geben: Unser Lebensprinzip mit individueller Freiheit und demokratischer Staatsordnung scheint auf der Erde bedrohter denn je und von vielen Seiten immer brutaler angegriffen zu sein. Das ist unbegrenzt unsere Herausforderung. – Ludwig Fensch

 

Auch wenn der Leitartikel „Alles vergeblich?“ der letzten Ausgabe von den aktuellen Entwicklungen vermutlich überholt wurde, wollte ich doch wissen, was die Zeit zu Afghanistan und Demokratieförderung zu sagen hat. „Überholt“ fand ich dann ins. diese Formulierung: „Doch seit einem Menschenalter funktioniert weder Fremdherrschaft noch Demokratie-Export – ob in Algerien, Vietnam, SCHWARZAFRIKA oder zuletzt in Libyen.“ Eine ewig gestrige Wortwahl, die ich 2021 wirklich nicht in der Zeit sehen möchte und für die es im Übrigen für keinen anderen Kontinent ein entsprechendes Pendant gibt.

Mit „Subsahara-Afrika“ gibt es auch eine gängige alternative Formulierung. Unter Duden.de gibt es zwar Eintrag zu „Schwarzafrika“, aber eben auch folgenden Hinweis: „Da die Bezeichnung Schwarzafrika und verwandte Bildungen in der Zeit des europäischen Kolonialismus geprägt und verwendet wurden, gelten sie heute als problematisch und werden in vielen Bereichen vermieden. Alternativ wird deshalb häufig die Bezeichnung Subsahara-Afrika verwendet.“

Die Erwähnung scheint außer der Pauschalisierung auch keinem anderen Erkenntnisgewinn zu dienen; keines der folgenden Beispiele des Artikels bezieht sich auf Subsahara-Afrika. Ich würde ich freuen, wenn die Zeit/Herr Joffe die Nutzung dieses Begriffs in ihren/seinen Artikeln überdenken würde und durch ihre Berichterstattung zu einem differenzierten Afrika-Bild beitragen würde. Eine ganze Artikelserie zu Erfolgen/Misserfolgen der Demokratieförderung in Subsahara-Afrika fände ich auch höchst spannend. – J. Bastian

 

Die Verteidigung der Sicherheit am Hindukusch (für wen auch immer) war und ist ein politischer Offenbarungseid sondergleichen. Das Handeln der angeblich aufgeklärten Welt und ihrer politischen Profis macht einfach nur traurig, wütend, verzweifelt – und tödlich ist es auch. Krieg und Gewalt ist bekanntlich immer bloß die Fortsetzung gescheiterter Politik mit anderen Mitteln.

Dabei ist eine Frage in der Tat ganz generell zu beantworten: Sollten wir uns von dem „westlichen Helfersyndrom“ nicht endlich verabschieden? Sollten wir also unsere fürwahr humanistische Verantwortung nicht endlich weniger durch das weltweit „vor Ort“ geübte Aufoktroyieren westlicher Werte und Konditionen als allein bestmögliche Grundlage für Freiheit, Sicherheit und Lebensqualität wider jedewede kulturelle Kriterien einsetzen wollen, mithin deutlich aufmerksamer, differenzierter betrachten und zuhören, infolgedessen wirkliche und nachhaltige Hilfe anbieten? Zumal auch „wir im Westen“ so wertestabil und konsequent demokratisch nicht sind. – Matthias Bartsch

 

Es ist sehr befremdlich in einer ernsten Zeitung vom „Demokratie-Export“ des Westens nach Vietnam zu lesen. Wenn das die Lehre ist die wir aus der unmenschlichen Intervention der USA in Indochina gezogen haben, ist die aktuelle Lage in Afghanistan kein Wunder. Die vier Gründe für das Scheitern der „löblichen“ Intentionen der westlichen Demokratien schockieren mit einem beachtlichen Ausmaß an historischer und moralischer Ignoranz — insbesondere, wenn wir es auf den offensichtlichsten Fall, den Vietnamkrieg, anwenden. Zunächst wird beklagt, dass die „lokalen Gegner“ — wir nennen sie auch gelegentlich die „Bevölkerung“ — nicht mehr wehrlos sind. Sie kämpfen nicht mit „Pfeil und Bogen“, wodurch unser „Impuls“ nur schwer umzusetzen ist. Was für eine Frechheit. Zweitens binden sich „Demokratien … zu Recht die Hände“:

Es ist heute „unvorstellbar“, dass wir es uns erlauben „das Land zu verwüsten, …, die Ernten zu vernichten.“ Unvorstellbar und doch Realität. Beides haben die USA im Vietnamkrieg perfektioniert. Um die Unterstützung für die NLF zu brechen wurden große Landstriche im Norden und Süden wurden komplett verwüstet, Reisfelder zerstört, Dörfer niedergebrannt. Auch in Irak und Afghanistan sind diese Taten wohl kaum „unvorstellbar“ wenn man die Realität kennt. Und viele Intellektuelle im Westen sehen auch all das als „bedauerliche Notwendigkeiten“ an. Drittens fehle es an „imperiale[m] Temperament“ und viertens nutzt der Gegner dies aus.

Kommentar hierzu ist überflüssig. Im gesamten Text werden die ideologischen Annahmen des Imperialismus nicht hinterfragt: Offensichtlich geht es dem Westen nur darum „Demokratie im dürren Boden einzupflanzen“, offensichtlich haben haben wir das Recht — sogar die Pflicht! — das zu tun. Selbstverständlich wollen wir nach dem Regimewechsel wieder abziehen, notfalls müssen wir aber für immer bleiben. Diese Annahmen müssen wir nicht weiter betrachten und auch die Fakten (zum Beispiel der eigentliche „Impuls“ in 2001) können ignoriert werden. Sie sind lediglich der „Missbrauch der Realität“ in den Worten von Hans Morgenthau als er ebenso eifrig Imperialismus verteidigte.

Ich hoffe aufrichtig verpasst zu haben, dass DIE ZEIT nun auch Satire abdruckt und jetzt einige Leser über meinen Fehler lachen. Denn wenn Herr Joffe wirklich die „Realpolitische Vernunft“ ausdrücken will und mit diesen Aussagen ernst genommen wird, wenn wir aus Vietnam, Zentralamerika, den Philippinen und anderen immer noch nichts gelernt haben, dann haben Afghanen und alle anderen Opfer des Imperialismus wahrlich keinen Grund mehr zum Lachen. – Daniel Drodt

 

Super smarte Bomben vom super smarten ZEIT Herausgeber . Josef Joffe schreibt in seinem Leitartikel in der letzten Ausgabe der „ZEIT“ : „die Tragödie (in Afghanistan), hätte mit sparsamen Mitteln verhindert werden können.“ „..gut gesicherte Luftstützpunkte…“ „…vernetzte Sensoren..“ „…ultrasmarte Bomben,statt Divisionen..“

Toll, dass die ZEIT einen Mitarbeiter hat, der besser Bescheid weiß, als das sowjetische, amerikanische und internationale Militär. Kann es sein, dass sich da jemand nicht genügend ZEIT genommen hat, um die komplizierten Vorgänge mit zu beschreiben, die Nation Building nötig macht? Wäre es nicht wichtiger danach zu fragen, warum eine Demokratisierung nicht stattfand für die das Militär nur eine Grundlage schaffen sollte? – Dario Vernuccio

 

Ihr Kommentar vom 12. 08. ist für sich und den Ereignissen schlüssig – nur was die gesamte Geschichte seit 20 Jahren in Afghanistan angeht eben nicht vermittelbar ! Natürlich ist man hinterher immer klüger – hilft so wenig wie „hätte, hätte Fahrradkette“… ! Insofern , vor allem angesichts der sich überstürzenden Ereignisse sind alle Kommentare Makulatur ! Die ganze Aktion des Westens kommt einem wie ein Kreuzzug vor ,mit dem Unterschied , daß nicht die rechte Religion etabliert werde, sondern Demokratie nach Vorstellungen eines Rechtsstaates ! Eigentlich weiß doch ein jeder , daß Afghanistan – der Begriff als Identität eines Staatswesen – völlig daneben liegt !

Afghanistan ist eine Gegend , bewohnt von X-Clan Gemeinschaften , z.T.isoliert in unwegsamen Bergregionen , unterschiedlichen Traditionen , kaschiert vom despotische Islam und zudem geprägt von unterschiedlichsten Sprachen, Dialekten und lokalen Machtstrukturen ; dazu ein großer Anteil von Analphabeten und höchstens geringem Bildungsstand . Davon abgesetzt eine dünne Elite die daran glaubt das Land in eine rechtsstaatlich , sekularisierte Zukunft zu führen ! Welch eine Utopie , die auch noch vom Westen unterstützt mit Geld, Waffen und somit dieses Land seit mindest 20 Jahren nicht nur in EINEN Bürgerkrieg , sondern in die Anarchie getrieben : Man glaube doch nicht, daß angesichts der zahllosen Terroranschläge und deren Opfer so etwas wie Vertrauen in die Heilsbotschaft einer Demokratie nach westlichen Muster entstehen konnte .

Die Leute in diesem Land sind dessen überdrüssig – schon gar wenn die vom Westen eingesetzte „ELITE“ über Nacht von der Fahne rennt ! Für uns hier wurde der Einsatz im Land als Schutzmassnahme gegen Terror , vor allem seitens der USA verkauft und politisch , mit der moralische Begründung des Versprechens dort eine halbwegs zivilisierte Demokratie und Rechtsstaatlichkeit nach westlichen Vorbild auf zu bauen . Dort für dieses Ziel eine Landesarmee zu konstruieren ; für diesen Anspruch sollte diese Truppe dann als Stellvertreter fungieren ; bloß auch dafür noch zu sterben, daß war und ist wohl für die Afghanen denn doch zu viel! Mochte sein, daß es sich unter den Islamisten unbequemer leben lässt , aber immerhin LEBT man !! An dieser Tatsache und Einstellung ist schließlich das ganze Vorhaben des Westens einer noch mittelalterlichen Gesellschaft die demokratische Glückseligkeit zu versprechen gescheitert !

Was bleibt übrig : Ihre Einsicht Herr Joffe : „Wenn man reingeht – muß man bleiben“…. . ! Das war aber von Beginn garnicht beabsichtigt und wurde dann zu teuer – sehr teuer und diese Anstrengung war es , und wäre es nicht wert gewesen Deutschland am Hindukusch zu verteidigen …. Na so ei blöder Spruch auch ! Ergo , die Geschichte zeigte zumindest seit Beginn der Neuzeit , daß all diese Sendungsphantasien gesteuert von Vorteilsnahmen , puren Eroberungswillen und bigotten moralischen Rechtertigungen motiviert und in den betroffenen Regionen dieser Welt nur Unheil und Gewalt hinterlassen hat .

Afghanistan steht da für sich und daran haben sich , wie bekannt , auch die Briten die Zähne ausgebissen —– mussten wir Deutsche in diesem modernen Spiel unbedingt dabei sein ??? Die Flieger sind immerhin in New York eingeschlagen … warum fühlten sich die sog. Verbündeten als „ Aufräumer“ für die grenzenlose Beleidigung einer Weltmacht her zugeben …?? Bitte Her Joffe , Sie sind doch jemand der die Zeitläufte kritsch zu hinterfragen vermag – bitte beantworte Sie diese Frage in einem Ihre küntigen Essays – lese gerne Ihre Zeitung ! – Klaus Schindler

 

Im Artikel ALLES VERGEBLICH ? schrieb Josef Joffe „Jetzt gehört den Taliban der Weg nach Kabul, und bezahlen werden Millionen von Afghanen, die dem Westen vertraut haben.“ Diese Erkenntnis lag für jeden politisch Interessiertren auf der Hand, lieferten die im Nu eigenommenen Provinzstädte doch das Anschauungsmaterial. Für diesen Fall hatten Pläne für eine sofortige Evakuierung zu existieren, gleich ob diese am 13.8. d. J., als die Botschaft ein letztes diesbezügliches Fanal sandte, oder erst später greifen mussten.

Sollte durch das Nichthandeln , das m. E. auf der Angst vor Flüchtlingsaufnahmen u nd damit vor der AfD gründete, von den zu Rettenden jemand zu Tode oder sonst zu Schaden kommen, gehören die Verantwortlichen nicht nur politisch in die Verantwortung genommen: die KANZLERIN, die ihre Ricxhtlinienkompetenz (s. Atomausstieg, Abschaffung der Wehrpflicht, Flüchtlingsaufnahme 2015) nicht ausübte der INNENMINISTER, der die Flüchtlingsabwehr selbst für sog. Ortskräfte und sonst Gefährdete mittels Verschleppung der Visaerteilungen praktizierte und bis vor wenigen Tagen Abschiebungen ins „sichere Afghanistan“ anordnete die VERTEIDIGUNGSMINISTERIN, die durch ihre Passivität schließlich Sicherheitskräfte in hochgefährliche Unternehmen abkom – mandieren musste der AUSSENMINISTER (SAMAZ Schlechtester Außenminister aller Zeiten) als Hauptverantwortlicher für das Desaster.

Seine unwürdigen Exculpierungsversuche mit Hinweis auf ebenfalls überraschte, befreundete Staaten erinnern mich, wie ich als Schüler schlechte Noten mit Hinweis auf ebensolche von Mitschülern zu rechtfertigen suchte, was allerdings den Zorn der Eltern erst auslöste Der Landrat des Kreises Ahrweiler muss sich wegen seiner Untätigkeit am Abend vor der Flutkatastrophe einem Strafverfahren stellen. – Bernd Benner

 


 

 

Leserbriefe zu „Kann der Staat die Menschen zum Impfen zwingen?“ von Heinrich Wefing

 

Ich verstehe die Diskussion nicht, da die Masernimpfpflicht existiert. Viele haben dagegen geklagt, nicht zuletzt, weil es ausschließlich Impfspritzen mit mindestens zwei weiteren Vakzinen gibt und somit (meines Erachtens illegal) eine Impfpflicht auch für andere Krankheiten erzwungen wird – vergebens. Somit haben doch offenbar die Gerichte die Impfpflicht abgesegnet. „Deutschland müsste impfen, impfen, impfen“ – Hier wird mal wieder, wie fast immer in der ZEIT, die Mär verbreitet nur durch Impfens ei es möglich des Virus´ Herr zu werden.

Ein einfacher Fakt spricht dagegen: Heute sind etwa 55 % der Deutschen komplett geimpft. Im letzten Sommer waren es 0 %. Heute ist die Zahl der Neuinfizierten wesentlich höher als im letzten Sommer. Damit ist bewiesen, dass die Impfung der Ausbreitung des Virus nichts entgegen zus etzen hat. Ihr Nutzen besteht im schwächeren Verlauf der Krankheit. Im letzten Jahr haben viele Länder mit AHA das Virus in den Griff bekommen. Leidlich ging das in der BRD auch, allerdings mangelte es an Konsequenz. Da liegt der Weg, um die Ausbreitung zu ver- oder mindesten zu behindern. – Iman Schwäbe

 

Die Selbtbestimmtheit beim Impf-Ja-oder-Nein soll erhalten bleiben, bei allem Für und Wider. Warum nicht auch beim Rundfunk-Beitrag? Bei den Zeitungsabos geht es doch auch? – Alois Lienhard

 

Dem Herrn im Himmel sei Dank! Dafür, dass er mich vor dem Irrglauben bewahrt hat, Sahra Wagenknecht sei aunahmsweise ein vernünftige Linke. Ihr Statement dokumentiert in aller Klarheit: Auch ihr mangelt es an Vernunft. Gibt es jemanden, der ihr beibringen könnte, was es mit der Logig von „Herdenimmunität“ auf sich hat? Oder zumindest jemanden, der sie davon überzeugen könnte, dass Rauchen keine Infektionskrankheit sei? – Prof. Dr.theol. Dr.phil.habil. Dipl.-Psych. Hans-Peter Heekerens

 

Das aktuelle Titelthema zur Impfpflicht hat mich maßlos enttäuscht: Ich hatte erwartet, dass zur politischen Entscheidungsfindung auch der aktuelle Wissensstand gehört: Was wissen wir heute über die Viruslast, die Geimpfte übertragen können, inwieweit ist die Impfung unter heutigen Bedingungen der einzige Weg zurück zu einem sozialen Leben, was gibt es – alternativ – für Heilmethoden, die schwere Krankheitsverläufe verhindern können? Dieser Hintergrund ist in kontinuierlicher Entwicklung, widersprüchlich, aber deswegen nicht beliebig, und aufwändig zu recherchieren. Er fehlt in dieser ZEIT-Ausgabe komplett und wäre doch so wichtig für die Positionsbestimmung mit aufgeklärtem Blick.

So lesen wir nur Befindlichkeitsberichte und Miszellen zur Impfpflicht und Impfskepsis, ohne auf der Basis aktueller Argumente entscheidungs- und handlungsfähig zu werden. Diese ZEIT-Ausgabe trägt damit nicht dazu bei, eine gemeinsame Grundlage zu finden, auf der wir uns begegnen können – jeder bleibt bei sich. Damit beteiligt die ZEIT sich am Informationsvakuum, das die Gesellschaft spaltet. – Friedrich Esch

 

Auch ich habe für mich beschlossen, dass ich mich nicht impfen lassen möchte. Gründe dafür gibt es viele. Die Diskussion insgesamt finde ich abstrus und leider von oben geschürt. Entweder es gibt eine Impfpflicht, oder jeder hat die freie Entscheidung. Zu verkünden: „Es gibt keine Impfpflicht, aber Ihr sollt Euch trotzdem impfen lassen, und wenn Ihr das nicht tut, seid Ihr unsozial und Menschen zweiter Klasse“ führt zur Spaltung der Gesellschaft. Ich nehme mein Grundrecht auf freie Entscheidung wahr. Das sollte toleriert werden. Das geschieht allerdings leider nicht, auch nicht in Ihrer Zeitung. Aufgrund meiner Lebenssituation gehöre ich nicht zur Risikogruppe. Ich lebe in einem gut bürgerlichen Wohnviertel, in dem die Testungen bei 0 Infizierten liegen.

Ich halte Abstand und trage Maske, habe kaum physische Kontakte, vermeide Massenveranstaltungen, habe keine Vorerkrankungen und versuche mich mit gesunder Ernährung und Bewegung fit zu halten. Eine intensive Mundhygiene gehört mit dazu. Beruflich habe ich zwar mit Menschen zu tun, die sind aber fast alle durchgeimpft und gehören auch nicht zu denen, die sich gefährend verhalten. Warum soll ich mich impfen lassen? Ich stelle keine Gefahr für andere dar. Ich bin nicht grundsätzlich gegen Impfungen. Es ist bemerkenswert, wie schnell Impfstoffe entwickelt wurden. Für die alten Menschen und die Risikogruppen sind sie ein Segen. Die sind aber nun durchgeimpft. Am Beginn der Pandemie hieß es, dass das pandemische Geschehen eingedämmt wäre, wenn 70 % der Risikogruppe geimpft wären. Das sollte erreicht sein.

Für wichtig halte ich es, dass Menschen, die in prekären Wohn- und Arbeitsverhältnissen leben, geimpft werden. An die gilt es heran zu kommen. Außerdem wäre es solidarisch, die Menschen in den armen Ländern der Welt zu unterstützen. Gern gebe ich meine Impfdosen an andere ab, die es nötiger haben als ich. Die Hospitalisierungs- und Intensivpatientenzahlen sowie die durch Corona begründeten Todesfälle geht weiter zurück. Damit wird das pandemische Geschehen offensichtlich weiter zurückgedrängt. Herr Wieler sagte neulich sinngemäß: „Das pandemische Geschehen wird dem endemischen weichen“. Lokale Maßnahmen sind entsprechend wichtiger als die in der Breite. Wenn sich das Infizieren in Billstedt abspielt, müssen nicht die gleichen Maßnahmen in Blankenese gelten. Dem wird in den anderen Bundesländern Rechnung getragen, in Hamburg scheint es nicht möglich zu sein. Es infizieren sich vor allem junge Menschen.

Nach allem, was ich gelesen habe, handelt es sich bei den Krankenhaus- und Intensivpatienten vor allem um junge Männer mit einem geringen Bildungsstand. Zu dieser Personengruppe habe ich keinen Kontakt. Weiterhin gibt es aktuell wenig Erfahrung mit den neuen Vakzinen. Ich traue denen noch nicht so wirklich, weil die langfristigen Nebenwirkungen noch nicht genügend erforscht sind. Die Konsequenzen nehme ich in Kauf, da sie mich eh kaum betreffen. Ich gehe selten essen oder ins Theater, und für meine Fitness nutze ich andere Möglichkeiten als Studios. Für meine ehrenmtliche Tätigkeit werde ich allerdings die Tests bezahlen müssen.

Meine große Hoffnung ist es, dass die Gefährdungsbeurteilung bald die wichtigen Kriterien im Rahmen der Belastung des Gesundheitssystems berücksichtigt. Es wird sich dann wahrscheinlich herausstellen, dass bald weitere Impfungen nicht notwendig sind, weil eine Überlastung nicht zu erwarten sein wird. In diesem Interview hier: https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.n-tv.de%2Fpanorama%2FDie-Krankheitslast-koppelt-sich-voellig-ab-von-der-Inzidenz-article22707128.html&data=04%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C211ab868b7064b655c9908d95e1ddc62%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C637644304615541475%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C1000&sdata=3k6klqqeOkjHkzaij3%2FJAr7xGZ43yeF%2BKdyzwDebm7g%3D&reserved=0wird genau dieses Szenario geschildert. Es heißt immer, dass die Dunkelziffer der Infizierten sehr viel höher liegen würde.

Was bedeutet das? Die Inzidenz müsste dann genauso sinken. Das sollte berücksichtigt werden. Im Übrigen möchte ich noch darauf hinweisen, dass es Menschen gibt, die sich ohne Begeisterung haben impfen lassen. Ich kenne jemanden, die sich von der Geschäftsführung unter Druck gesetzt gefühlt hat. Jemand anders hat eine Wohnung auf Mallorca und möchte dorthin reisen. Bei einer dritten Person lebt die alte Schwiegermutter nebenan, die keine weiteren Kontakte hat. Tochter und Schwiegersohn haben sich nur ihretwegen für die Impfung entschieden, obwohl sie den Impfstoffen skeptisch gegenüber stehen. Es wird zahlreiche weitere Beispiele von Menschen geben, die sich gegen ihr Gewissen entschieden haben.

In der Berichterstattung wird so getan, als ob die Pandemie für die nächsten Jahrzehnte vorhanden sein wird. Das wird wohl nicht der Fall sein. Es sollte darum, mit dem Virus zu leben und nicht darum, sich ihm unterzuordnen.Ich hatte immer den Eindruck, dass die Zeit ein neutrales Medium ist und sich durch eine sachliche Berichterstattung auszeichnet. Das hat aber in der Pandemie leider sehr nachgelassen. Es wird zunehmend emotionaler, und der Druck auf Ungeimpfte, die ihr Recht wahrnehmen, wird durch die Artikel verstärkt. Das ist der Zeit unwürdig und sehr bedauerlich. Immerhin haben Sie erfreulicherweise die Ungeimpften zu Wort kommen lassen. Das finde ich sehr gut und positiv. So weiß ich, dass ich nicht allein bin. – Angelika Eilers

 

Die freiheitliche Gesellschaftsordnung ist zerstört, wenn die ‚Tyrannei der Mehrheit‘ obsiegt und Grundrechte nur noch bei konformem Verhalten zuerkannt werden. – Annette Hund

 

In den Begründungen für das Nichtimpfenwollen nennen die Personen ausschließlich ihre auf sie selbst bezogenen persönlich motivierten Beweggründe und Wünsche. Kein Wort über die dann im Falle einer Erkrankung am Coronavirus wohl für sie selbstverständliche Inanspruchnahme und Rücksichtnahme durch die Solidargemeinschaft. Im Krankheitsfall erwarten dann die sogenannten Impfgegner sehr wohl, dass sich die Pflegekräfte und das gesamte Gesundheitssystem dann natürlich und uneingeschränkt aufopferungsvoll um sie kümmern sollen.

Meines Erachtens gilt, dass aus freier Entscheidung abgeleitetes Handeln (sei es nun aus sachlicher Begründung, Egoismus, aus Dummheit, aus Unvernunft oder was-auch-immer), darf keine negativen Auswirkungen auf andere Personen haben. Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt. (Ein Zitat von Immanuel Kant.). Meines Erachtens müssen die Personen dann auch bereit sein die Konsequenzen ihres aus freien Stücken selbst gewählten Schicksals zu tragen. Was würde denn z.B. eine Alice Weidel u.a. in ihrer letzten Stunde auf der Coronaintensivstation zu diesem Thema sagen ? – Bernd Gasser

 

Neue Zeiten, neue Gesetze – was denn sonst. Wer sich nicht Impfen lassen will sollte bestraft werden können. Ein Übermaß an Demokratie führt nur zu Disziplin- und ordnungslosen Verhalten. Und daran krankt ganz Deutschland. – Gunter Knauer

 

In dieser Debatte wird viel – und gelegentlich auch angstvoll – darüber diskutiert, ob Impfanreize nicht etwa die gleichen Abschreckungen und Abseitsstellungen herbeiführen können, wie es die direkte Impfpflicht tun würde. Meines Erachtens wird dabei zu sehr auf all die Unvernünftigen geblickt, welche eine Impfung aus irrationalen Gründen ablehnen (jedenfalls aus Gründen, welche sich eltgegen all den inzwischen breit bekannten fachwissenschaftlichen Realitäten entfalten). Sind denn nicht gerade jene, welche stur und erkenntniswidrig behaupten, die Impfung berge mehr Gefahren als Nutzen, nicht ohnehin schon lange für die gesellschaftliche Verantwortung und für die demokratische Sache verloren?

Ich gewinne bei der Nachverfolgung der Debatte gelegentlich den Eindruck, dass die Politik genau diese Gruppe zu sehr in den Fokus stellt. Dies halte ich für falsch. Entschiedener Druck in die richtige Richtung wäre m.E. geboten. Im Falle weiterer Selbstlähmung bei der umfassenden Einführung von Impfanreizen wird man sonst gar den breiten gesellschaftlichen Konsens der Impfwilligen gefährden und dennoch im Lager der Abgehängten nichts erreichen. Flankiert man den Diskurs in die richtige Richtung sollte eine hinreichende Impfquote erzielt werden können.

Im Notfall müsste eine Impfpflicht auch gegen diejenigen durchgesetzt werden, welche sich nicht um das Wohl der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit scheren. Um am Ende nicht doch die Impfpflicht als ultima ratio bemühen zu müssen, sind glaubhafte und wirksame Anreize pro Impfung nun im späten Sommer dringend notwendig. Andernfalls drohen bald wieder Schulschließungen und viele weitere Einschränkungen im gesellschaftlichen Leben. Schadenstiftende egoistische Einzelpositionen sind nicht schützenswert. Politischer Mut darf nun das Mittel der Wahl sein.

Ganz zuletzt bin ich auch überzeugt davon, dass sich das Arbeitsrecht in das gesundheitspolitisch Erforderliche einordnen können wird. Der Schutz des Lebens und der Gesundheit aller (im übrigen weit über das Konstrukt des Nationalstaats hinaus/weltweit ) stehen im Regelkanon über dem Arbeitsrecht. – Andreas Nickel

 

Querdenker, deren Denken von geistigen Querschlägern schwer gestört zu sein scheint, behaupten ungerührt, dass das Impfen eine schwere Straftat sei. Dabei muss gerade die Exekutive als Organ des Staates dafür Sorge tragen, dass die Bevölkerung bei einer Pandemie den bestmöglichen Schutz erhält. Das war in der Vergangenheit der Fall und das Bundesverwaltungsgericht entschied schon 1959, dass die Impfpflicht mit dem Grundgesetz vereinbar sei. Die Rechtsgrundlage für die Impfpflicht ist seit 2001 das Infektionsschutzgesetz.

Man fragt sich deswegen, warum Politiker wie Spahn und sogar Bundeskanzlerin Merkel sich so ablehnend gegenüber einer Impfpflicht äußern ! Da ist leider zu vermuten, dass, wie so oft bei den populistisch anfälligen Politikern, der aktuelle Wahlkampf wichtiger ist als menschliche Vernunft und die Fürsorge für das Gemeinwohl. Hauptsache man stößt niemanden vor den Kopf, auch wenn in dessen Kopf unausgegorene Vorstellungen über Funktion und Nutzen einer Impfung herrschen. Dass in diesen Tagen Ängste vor einer Impfung bei nicht wenigen Menschen überwiegen ist zu verstehen, aber das dürfen sich Politiker nicht zunutze machen.

Es wurde auch schon der kategorische Imperativ von Kant bemüht um die ethische Bedeutung einer Impfung zu erklären -man kann genauso gut christliche Gebote heranziehen um klarzumachen, dass man selbst mitverantwortlich dafür ist, den Nächsten vor Krankheit oder sogar Tod zu schützen. Damit wird ganz klar die Entscheidung zu einer Nichtimpfung zu einer Gewissenentscheidung gegen die Gemeinschaft erklärt. Unabhängig davon aber bleibt dem Einzelnen die Freiheit das selbst zu entscheiden. Hier kollidieren, wie nicht selten, grundgesetzliche mit ethischen Überlegungen. Stattdessen häufig nackter Egoismus, basierend auf der Ignoranz von Allgemeinwissen über die Fakten einer Weltseuche. Dann ist man doch schon erleichtert, wenn 67 % der Deutschen nicht finden, dass zu viel Druck auf Ungeimpfte ausgeübt wird. – Klaus Reisdorf

 

Ich würde gerne wissen wie viel eine Impfung kostet und wie viel ein schwerer Verlauf auf der Intensivstation. – Willi Krebser

 

Mit Interesse habe ich Ihren Beitrag gelesen, der sich bedauerlich nicht unterscheidet, von der großen Zahl der Meinungsmacher, die einen starken Staat wollen. Letztendlich bliebe eben nichts anderes übrig. Mir ist diese begonnene Debatte zu einseitig. Völlig vernachlässigt wird die Naturheilmedizin, die Rede ist nur noch von Impfen. Ein Grundsatzfehler unseres Gesundheitswesens Antibiotika, Impfen und operieren, mehr gibt es nicht mehr. Ich lebe, wie viele andere auch, nach den Empfehlungen des Ayurveda und der TCM. Meine Prävention ist besser als jede Allopathische Medizin. Über Ärzte der TCM und Ayurveda habe ich soviel Informationen, dass ich stets Mittel und Pflanzen zu mir nehme, dass ich mit hoher Sicherheit nicht infiziert werde und wenn doch, auch dann gibt es entspr. Mittel. Dabei verstecke ich mich, nehme am alltäglichen Leben teil.

Indien hätte gar nicht die Möglichkeit 1.5 Mrd Menschen binnen weniger Monate zu impfen. Dennoch sind die Werte, nach deren religiösem Unsinn im Frühjahr, wobei Million infiziert wurden, bei nunmehr unter 20 Inzidenz. Wo stehen wir? Ist es demnach nicht einen Blick wert, ob nicht noch etwas neben dem Impfen besteht, und dass ein Prozentsatz XY der Bevölkerung dieses vorzieht? Auch ich bin überzeugt, dass eine Pandemie am schnellsten per Impfung einzudämmen ist. Dabei muss unser Rechtssystem und unsere Gesellschaft auch diejenige tolerieren, die sich anders schützen. Ich versichere Ihnen, dass mein Lebensstil der gesündere ist. Daher, eine Impfpflicht darf es nicht geben. Dieser Eingriff in mein Leben ist nicht diskutabel. – Hartmut F. Wolf

 

Diese Endlosdiskussionen über das Impfthema sind ermüdend und sinnlos. Querdenker und Impfidioten sind nun mal einer rationalen Argumentation nicht zugänglich. Impfzwang wie in Frankreich ist politisch unklug, weil dadurch die Riege der Querdenker und Impfidioten aufgeheizt und radikalisiert wird wie man sehen kann. Die Regierung sollte endlich das Einfachste tun was Wirkung zeigt: erstens den Maskenzwang mit Bussgeldsanktionierung für Ungeimpfte durchsetzen mit dem durchaus erwünschten Nebeneffekt Ungeimpfte als Parias unserer Gesellschaft zu kennzeichnen selbst wenn dann irgendwelche Schwachköpfe wie diese Jana aus Kassel sich aufs Podium stellen und sich mit Sophie Scholl vergleichen.

Zweitens kostenpflichtige autorisierte Corona-Antigentests für jede öffentliche Veranstaltung oder Einrichtung vorschreiben .Diese Tests dürfen nur von geprüften Anbietern durchgeführt werden ,die das Teststäbchen auch unangenehm tief in die Nase stecken(unangenehm nicht unbedingt aus Bosheit,sondern um die Zuverlässigkeit des Testes zu verbessern) Unangenehme Testbedingungen,Sanktionierung und Geldbeutel werden ganz schnell das Impfproblem lösen. – Martin Schweizer

 

Danke für Ihren Artikel. Ich finde ihn notwendig und schon längst überfällig. Allerdings bin ich an einer Stelle über Ihren Argumentationsfluss „gestolpert“: Dort, wo Sie schreiben (in der mittleren Spalte ganz oben) „ … obwohl die Verfassung das Recht auf Leben ud körperliche Unversehrtheit garantiert, wie es ganz vorn im Grundgesetz, gleich in Artikel 2, heißt …“ Diese Aussage ist nicht falsch – jedoch ist sie nicht vollständig! Denn der Satz 2 des GG Artikel 2, den Sie zitieren, lautet vollständig: Art 2 (2) „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.“

==> Und genau der letzte Satz ist aus meiner Sicht (*) der für Ihren Artikel und für die ganze Diskussion um die „Impfpflicht“ die wesentiche Aussage im Grundgesetz, die in Ihrem Artikel leider keinen Widerhall gefunden hat, die jedoch genau das Scharnier darstellen könnte, an dem das Bundesverfassungsgericht einmal das Thema „Impfpflicht ja oder nein“ entscheiden wird – beim anstehenden Urteil zur teilweise Masern-Impfpflicht und vielleicht auch einmal zu „Corona/Covid19-Schutzimpfungen“. Denn dieser dritte Satz in Art 2 (2) schliesst eine „Impflicht von vornherein“ nicht aus. Wie Sie ja auch geschrieben haben, jedoch leider ohne argumentativen Hintergrund. – Steffen Lasch

 

Beenden Sie den Impfzwang durch die Hintertür Wer sind die Politiker, Redakteure, Wissenschaftler, die sich in diesen Zeiten in die Gesundheit von Kindern und Erwachsenen einmischen? Mit politischer und medialer Stimmungsmache haben Politiker in den vergangenen Wochen unaufhaltsam die vermeintlich egoistischen Impfunwilligen unter Druck gesetzt. Es gibt auch abseits von Verschwörungstheorie oder AfD-Symphatie vernünftige Argumente gegen Corona-Impfungen. Die mittelalterliche Schwarz-Weiß-Rhetorik mancher Zeitungsartikel und Politiker untergräbt anscheinend allzu gern, dass es sehr aufgeklärte Bürgerinnen und Bürger gibt, die sich differenziert mit dem aktuellen Geschehen auseinandersetzen.

Tatsache ist, alle geimpften Vakzine gegen das Coronavirus in Deutschland haben eine Notfallzulassung. Die Langzeitwirkungen sind ungewiss. Anscheinend fehlt es den noch großen Parteien an kreativen und effizient-nachhaltigen Konzepten, mit dem Virus umzugehen, deswegen wird vor den Wahlen als ultima ratio, das Durchimpfen der gesamten Bevölkerung, mit der Brechstange so lange durchgedrückt, bis hoffentlich der letzte überzeugt oder verunsichert ist. Nach der Bundestagswahl soll es nach Ankündigung von Herrn Hardliner Söder, auf 2G hinauslaufen. Was kommt eigentlich, nachdem das „6-Monats-Visum“ der Genesenen ausläuft?

Ist das aktualisierte Ziel 1G – also nur Geimpfte? Sollen die 1Gs zu dreifach-, vierfach oder x-fach-Geimpften werden, weil es immer wieder zu Impfdurchbrüchen kommt und weiterhin kommen wird? Warum werden nicht die Genesenen in der Statistik zur Herdenimmunität mit den Geimpften gerechnet? Dabei spielt die Immunabwehr, vor allem bei den zum Glück kaum betroffenen Kindern, eine wichtige Rolle in der Pandemiebekämpfung. Die Dunkelziffer der Genesenen wird um ein Vielfaches höher sein als die veröffentlichten Zahlen bekanntgeben.

Das Virus hat sich nach mindestens 1,5 Jahren seinen Weg gesucht. Diesen Bürgerinnen und Bürgern wird leider kein kostenloser oder günstiger Antikörpertest angeboten, der einen mindestens ebenbürtigen Beitrag zur Pandemiebekämpfung leistet. Denn auch die Vakzine werden schließlich über Steuergelder finanziert. Menschen, die sich impfen lassen, weil sie Angst vorm Virus und seinen Folgen haben oder ihre Freiheit „wiederbekommen“ möchten, verfolgen kein solidarisches Motiv, sondern ein gleichsam eigennütziges wie diejenigen Impfunwilligen, die jahrelang einen Superbeitrag für das Gesundheitssystem geleistet haben, indem sie jeden Tag aufs Neue in ihr hocheffizientes Immunsystem investiert haben. Sie haben sich gut ernährt, bewegt und erholt. Sie haben auf kontraproduktive Genussmittel verzichtet.

De facto sind sie Niedrigrisiko-Kandidaten. Viren können sowohl von Geimpften als auch Ungeimpften weitergegeben werden. Die Impfneider und Impfvordrängler der vergangenen Monate handelten weder solidarisch noch altruistisch, liebe Politiker und Redakteure, wie Sie es uns jetzt fälschlicherweise einsuggerieren und vermarkten. Die Landkarte der Wissenschaft im Umgang mit dem Virus ist vielschichtiger und komplexer als es ein paar exklusive Null-Covid-Berater der Bundesregierung in abgeschotteten Räumen ins Ohr flüstern. Dennoch soll in Deutschland zumindest Impfen das Allheilmittel sein. Für alle. Gleichermaßen.

Biontech und Lobby freuen sich über ein Bruttoinlandsprodukt von 0,5 Prozent in Deutschland. Sie arbeiten unterdessen an der Zulassung ihres mRNA-Impfstoffes für Kinder ab 5 Jahre. Hören Sie endlich mit der Spaltung von Geimpften und Ungeimpften auf! Setzen Sie auf maximale Aufklärung im Umgang mit dem Coronavirus ohne Angstpolitik, lassen Sie den Bürgerinnen und Bürgern ihre Eigenverantwortung! Herr Söder, denken Sie doch bitte beim nächsten „o‘ zapft is!“ genauso an das von Ihnen errichtete, moralische Damoklesschwert, bevor Sie genüsslich in Ihre Bratwurst beißen und Ihr Maß Bier trinken. Die Gesundheit jedes einzelnen bleibt eine persönliche Angelegenheit. Die Grundrechte gelten für alle Bürgerinnen und Bürger – mit und ohne Impfung. – Fazilet Mendrina

 

Die Debatte um die Impfpflicht dreht sich zusehends im Kreise und ich (ohne Bratwurst-Zugabe freiwillig geimpft) empfinde sie langsam als ermüdend. Sicherlich kann der Staat in allerletzter Konsequenz auch die Impfung erzwingen. Interessant ist aber Ihre Frage, ob man die Pocken jemals ausgerottet hätte, hätte es damals Social Media gegeben. Speziell die Pocken taugen wohl eher nicht als passendes Beispiel. Die Bilder von Pockenerkrankten sind so grausam, die Sterblichkeitsrate liegt bei einer Pockeninfektion bei über 30 % und die Pocken sind zudem extrem infektiös. Überlebende bleiben für ihr ganzen Leben mit Narben gezeichnet.

Hier hätte sicher die Angst, selbst zu erkranken, die meisten Menschen freiwillig zur Impfung bewegt. Ich glaube nicht, dass Social Media gegen eine Pockenimpfung soviel Widerstand hätte erzeugen können, wie bei der Impfung gegen Covid 19. Die Schreckensbilder der Corona Pandemie reichen anscheinend für die „Macht der Bilder“ in den Sozialen Medien noch nicht aus. Ich glaube aber, dass heute die staatliche Autorität nicht mehr als dieselbe anerkannt wird, wie zu den Zeiten, als die Impflicht gegen Pocken eingeführt worden ist. Vermutlich nimmt Social Media mittlerweile für viele Nutzer eine ähnliche Autorität wie die staatliche ein, in manchen Fällen ersetzt sie sie vielleicht sogar. Das spielt natürlich eine Rolle bei dem Widerstand gegen die Impfung.

Social Media ist aus der modernen Welt nicht mehr wegzudenken, ihr Einfluss bestimmt politisches und gesellschaftliches Handeln mit. Im Positiven wie im Negativen. Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass Social Media damit nicht automatisch über eine demokratische Legitimation verfügt. – Regina Stock

 

Die Pandemie geht in die 4.Welle und in der Zeit wird weitestgehend nur darüber geschrieben, was der Gesundheitsminister, die Stiko, die Ethikkommission und einige andere über mögliche Maßnahmen denken. Es fehlt mE. eine rechtliche Einordnung. Sind die Maßnahmen, nachdem die Politik die verfolgten Ziele immer wieder verschoben hat, mit dem Grundgesetz noch vereinbar? Anfangs sollte eine Überforderung des Gesundheitssystems verhindert werden, check. Dann sollten die vulnerablen Menschen geschützt werden,check. Jetzt soll der Übergang in das vormals freie Leben und das selbstbestimmte Lebensrisiko weiterhin noch nicht erfolgen, obwohl absehbar ist, das eine Herdenimmunität nicht kurz- oder mittelfristig erreichbar ist.

Und das, obwohl die Inzidenz zunimmt, aber die Auslastung der Krankenhäuser weiterhin nicht zunimmt. Mithin das Eingangsziel (Überlastung des Gesundheitssystems) offensichtlich nicht gefährdet ist. Es ist nicht hinnehmbar, wie das BVerfG mit der Zeit spielt und wichtige Entscheidungen in laufenden Verfahren verschleppt. Die bisherigen Regelungen sind von großen Teilen der Bevölkerung, also mehrheitlich getragen worden. Ich glaube die Politik verspielt mit den jetzigen Wegen und Verschiebungen von Zielen zur Bekämpfung der Pandemie das Vertrauen der Bevölkerung, da das Grundgesetz missachtet wird. In der Welt kann man hierzu von Rechtswissenschaftler*innen lesen, wie die aktuelle Lage eingeschätzt wird. Das erwarte ich von der Zeit auch. Stattdessen dürfen zwei Wirtschaftswissenschaftler über die ethische Rechtfertigung von der Ungleichbehandlung von Geimpften und Nichtgeimpften reden. Die rechtliche Seite dürfte aktuell doch Priorität haben? – Sascha Luther

 

Ja, er kann es, hat er in der Geschichte auch schon getan, aber er sollte andere Wege gehen. Wenn alle selbstbestimmt, frei und individuell über das Impfen entscheiden, dann ist die Herdenimmunität nur erreichbar durch Impfen und die Infizierung der Impfgegner und Impfskeptiker. Das bedeutet man lässt sich Impfen oder akzeptiert bei einer Infizierung, dass die Solidargemeinschaft für den Fall der Überlastung des Gesundheitswesens ein klare Reihenfolge für die zu Behandelnden festlegt. Höchste Priorität haben dann Geimpfte und Personen die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden koennen oder nicht dürfen.

Dann Personen ab 12 Jahre oder im arbeitsfaehigem Alter, denn die müssen die Kosten der Pandemie und die darausfolgenden Kredite und Schulden künftig stemmen. Die dritte Gruppe bilden dann die Ungeimpften, die bewusst mit Berufung auf ihre Freiheit und Selbstbestimmung eine mögliche Prävention gegen diese Erkrankung ignoriert und sich unsolidarisch verhalten haben. Denn es ist nicht hinnehmbar, dass diese Gruppe im Fall der Überlastung des Gesundheitswesens auch noch privilegiert behandelt werden soll.

Dies im Vorfeld der vierten Welle klar und eindeutig medial kommuniziert, dann kann man alle weiteren Werbungen für die Impfung damit verbinden, niemand wird ins Abseits geschoben und die Entscheidung bleibt individuell. Aber jeder trägt auch persönlich die Konsequenzen seiner Entscheidung. Denn jede Entscheidung hat Konsequenzen und damit muss auch jeder das Risiko persönlich tragen und leben. – Klaus-Dieter Busche

 

Sie widmen sich in der Ausgabe vom 12. August kontrovers den Impfungen und dem Umgang mit unwilligen Ungeimpften und Impfskeptikern. Zweifelsohne ein hochaktuelles Thema. Mich stört jedoch, dass Sie bereits auf der Titelseite eine Wertung ganz im Sinne der bundesstaatlichen Gesundheitspolitik und der offiziös gepflegten Sprach- und Denkregelungen vornehmen, wenn Sie von „Verweigerern“ schreiben. Wem oder was verweigern sie sich diese „Verweigerer“? Einem Gehorsam, einer Gefolgschaft, Pflicht, Norm oder einem Gesetz? Wie vor Jahren in Ost und West Wehrdienstverweigerer der Wehrpflicht oder wie Luther auf dem Wormser Reichstag, als er nicht widerrief? Die „Verweigerer“ schlagen lediglich ein Angebot aus.

Da es im Zusammenhang mit der Bekämpfung des Corona-Virus keine gesetzliche Impfpflicht gibt und hoffentlich auch nicht geben wird, sollte das Wort „Verweigerer“ auch nicht in den Mund genommen werden. Ihre „Verweigerer“ sind Millionen vom Coronavirus nicht befallene, denkende Menschen und selbstbewusste Bürger einer freien Gesellschaft, die – aus welchen Gründen auch immer, nachzulesen auf den Seiten 10 und 11 – sich lediglich nicht impfen lassen wollen. Und das ist ihr gutes Recht, für das auch die ZEIT einstehen sollte – schon mit der Wortwahl auf der Titelseite. – Jörg Sobiella

 

4 Anmerkungen zu ihrem neuesten Artikel zum Thema Impfpflicht: Die Pocken waren eine Krankheit mit einer Sterblichkeitsrate von etwa 30%. Wer die Krankheit überlebte, war meistens entstellt. Lähmungen, Gehörlosigkeit, Erblindung, evtl. Hirnschäden waren mögliche Spätfolgen. Das Pockenvirus zählte zu einem der gefährlichsten Erreger überhaupt. Die neuartigen Impfstoffe sind keine Impfstoffe nach einem traditionellen Wirkprinzip. Sie wurden innerhalb kürzester Zeit auf den Markt gebracht.

Neben den bereits bekannten gravierenden Nebenwirkungen kann überhaupt nicht eingeschätzt werden, welche unerwünschten Langzeitnebenwirkungen in welcher Häufigkeit auftreten werden. Die neuartigen Impfstoffe haben nur eine bedingte Zulassung, die unter anderem beinhaltet, dass der Nutzen des Impfstoffs die Risiken überwiegen muss. Covid 19 gilt inzwischen eine gut behandelbare Krankheit, z.B. unter anderem durch Ivermectin (z.B. in Indien und Mexiko-Stadt), dessen Verwendung von der EMA nach wie vor unterbunden wird. Kommen Sie vor diesem Hintergrund immer noch zu dem Schluss, Impfen sei die einzige Lösung?

In meinen Augen ist SARS-CoV-2 nicht mit den Pocken vergleichbar, da die Pocken eine ungleich schwerere Erkrankung war. Die Pocken gelten durch Impfung als ausgerottet. Zur Impfung von viralen Atemwegserkrankungen zudem während einer Pandemie gibt es auch warnende Stimmen aus der Wissenschaft bis hin zu der Aussage, dass Massenimpfung das Problem noch verschärfe, weil sie Immunflucht erzeuge. Schade, dass diese Stimmen in der Zeit nicht zu Wort kommen.

Ihre Frage: „Hätte man die Pocken jemals ausgerottet, hätte es damals schon Social Media gegeben?“empfinde ich irreführend. Sie suggeriert, dass durch Social Media verbreitete Desinformationen daran schuld seien, dass eine so geringe Impfbereitschaft bestehe. Mein Wahrnehmung ist vielmehr, dass fehlende Transparenz und Einseitigkeit in der Berichterstattung zu einem Vertrauensverlust in die durch die Leitmedien zur Verfügung gestellten Informationen geführt hat. Nun also erneut ein unsäglicher Artikel zum Thema Impfpflicht – getreu dem Motto: Steter Tropfen höhlt den Stein? – Michèle Schuimer

 

Ja, er kann, wird es aber erst dann tun, wenn die Not groß genug ist. Ein Gastwirt kann den Zwang schon jetzt über sein Hausrecht ausüben. Möglicherweise wird die Frage „Impfen, ja oder nein?“ sehr schnell beantwortet sein, falls Karl Lauterbach (mal wieder) recht behält. Bei Maischberger sagte er, dass in eineinhalb Jahren sich jeder Ungeimpfte angesteckt haben wird. Wenn sich das bewahrheiten sollte, werden wir eine völlig andere Diskussionsebene haben.

Die Zahl der Impfgegner wird dann klein und kleiner werden. Impfen birgt ein gesundheitliches Risiko, und es gibt medizinische Indikationen, bei denen von einer Impfung abgeraten wird. Das ist wohl die Ausnahme. Bezüglich eines Lebensrisikos könnte man auch die Frage stellen, warum lassen wir nicht das Auto in der Garage. Mehrere Tausend Menschen pro Jahr überleben eine Autofahrt nicht. – Reinhold Biggeleben

 

„Ich weiß, dass ich nicht(s) weiß“, meinte bereits Sokrates (rd. 400 Jahre v. Chr.). Daran hat sich, so könnte man als im 21. Jh. n. Chr. lebender „Zeitzeuge“ annehmen, nicht viel geändert. Jedenfalls überrascht die größte Industrienation Europas, Land der Dichter und Denker, mit bemerkenswerter innenpolitischer Führungs- und Sachschwäche hinsichtlich des Ringens um rationale Bekämpfung der herrschenden Pandemie anno Sommer 2021. Einer Disposition, der sich hoffentlich unsere (höchste) Judikative nicht anschließen wird. Wer nach persönlicher Nutzen-Risiko-Abwägung und aus – meines Erachtens guten Gründen – die „freiwillige“ Impfung ablehnt, unterliegt mitnichten nur dem aktuellen Populismus, sondern de facto einem Impfzwang und der Schwächung demokratischer Kraftanstrengungen – durch die Vordertür.

Was mir also außer dem so oder so steinigen Weg zum bestmöglichen Gesundheitsschutz für uns alle wehtut ist die von mir (auch als breit aufgestelltem Medienbetrachter) empfundene, durchaus über das Thema Covid-19 hinaus oftmals sehr bruchstückhafte Aufklärung, die infolgedessen undifferenzierten Diskurse und die sonach spalterisch wirkenden Fliehkräfte in unserer demokratischen Gesellschaft (eigene Fehlurteile schließe ich dabei selbstverständlich nicht aus!). – Matthias Bartsch

 

Na also, es geht doch. Eine sehr differenzierte Darstellung seriöser Bedenken gegen den Impfzwang, der politisch motiviert seit Monaten geschürt wird. Impfskeptiker:innen gab es schon immer. Mit dem Wunsch der Politik, mittels Herdenimmunität die Pandemie zu bezwingen, wurden sie gnadenlos mit Verschwörungstheoretiker:innen und Coronaleugner:innen gleichgesetzt und zu Impfgegner:innen gestempelt. Erst wurde mit deutscher Gründlichkeit gegen Impfdrängler:innen gepöbelt, jetzt gegen Impfkritiker:innen.

Es herrscht eine aufgeregte Diskussionskultur der Rechthaberei, bis hinein in Familien und Freundeskreise. Sehr würde mich die fachliche Abwägung der hier zitierten Argumente interessieren, mit Impfen abzuwarten. Doch sie findet im öffentlichen Diskurs nicht statt. Auch die Medizin legt sich einseitig fest und weist Bedenken nur ab. Impfwillige gelten als die Guten und die Zögernden werden zunehmend isoliert und ausgegrenzt, aber nicht mehr angehört. Vertrauen geht anders. – Johannes Zink

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie zerbrechlich ist die Demokratie?“ von Hedwig Richter und Bernd Ulrich

 

Das ist für mich gelungener Journalismus: ein wichtiges Thema fundiert und gut lesbar darzustellen. Mit dem Artikel von Hedwig Richter und Bernd Ulrich ist dies hervorragend gelungen. So stelle ich mit Meinungsbildung mit Hilfe der ZEIT vor. – Thomas Beermann

 

Dieser Artikel könnte aus einem Lehrbuch für angewandte Politik stammen. Ich wünschte mir, die Politiker aller Parteien würden sich diesen Artikel zu Herzen nehmen. Wenn ich mir die tiefgreifenden Veränderungen, die auf uns zukommen und die Wahlkampfaussagen der Parteien ansehe, könnte ich den Eindruck gewinnen, dass alles halb so schlimm ist und auf uns Bürgerinnen und Bürger keine wesentlichen Einschnitte (Zumutungen) zukommen werden. Dieser einlullende, wenig aussagekräftige Wahlkampf ist für jeden halbwegs nachdenkenden Menschen hier im Lande kaum noch zu ertragen.

Dieser Wahl“kampf“ hat m.E. zur Folge, dass sich die Menschen nicht über die erforderlichen Maßnahmen, die die Parteien für notwendig halten, auseinandersetzen können. Es findet keine öffentliche Diskussion statt. Da alle Parteien, mehr oder weniger, in den verharmlosenden Wahlkampf eingestimmt haben, werden wohl weniger Menschen die Notwendigkeit sehen, für „ihre“ Partei zu stimmen, Warum auch, wenn keine Unterschiede zu sehen sind. Alles wird gut, wir haben keine Zumutungen zu befürchten. – L. Zimmermann

 

Vielen Dank für den Artikel, der beschreibt, wieso Demokratie und Zumutung nicht unvereinbar sind. Ich bin nicht so optimistisch eingestellt, denn durchweg alle Parteien, die zur Bundestagswahl antreten, verheißen eine zumutungsfreie Zukunft, insbesondere seit sich gezeigt hat, dass das Aufstellen von Forderungen, die nur im entferntesten Einschränkung oder Verzicht erahnen lassen (aktuelles Bei- spiel: Verzicht auf Currywurst in einer VW-Kantine) sofort mit Shitstorms (glimpliche Variante) oder „politische Nahtoderfahrungen“ (etwas deftigere Variante) beantwortet werden. Es mag ja sein, dass es in einer Demokratie keine Tyrannei der Mehrheit gibt, aber es wird das umgesetzt, was die mehrheitlich gewählten Parteien angekündigt haben.

Um nicht wortbrüchig zu werden, bleibt nur das alternativlose Reagieren auf eine Krise, nur damit wird keine Klimakatastrophe „eingehegt werden können“. Meines Erachtens bleibt nur das, was Winston Churchill im 2. Weltkrieg vorexerziert hat, als er der britischen Bevölkerung „Blood, Sweat and Tears“ verkündete. So schlimm muss es nicht kommen,mit aber zunächst müssen die Wähler darauf eingeschworen werden, dass harte Massnahmen anstehen, dass es fraglich ist, ob der Wohlstand gehalten werden kann (siehe Erd-Überlastungstag), dass drastische Massnahmen erforderlich sind.

Dann können die Parteien in den demokratischen Streit nach den besten Programmen eintreten. Solange aber eine Partei das Paradies verspricht, wird diese Partei magisch viele Stimmen anziehen und die Demokratie wird damit beschäftigt sein, radikale Tendenzen zu bekämpfen anstatt sich mit aller Kraft gegen die sich entfaltende Klimakatastrophe zu wenden. – E. Würth

 

Wann das alles angefangen hat? Ich würde weiter zurück greifen. Es war das Versprechen der Aufklärung, mithilfe der Technik eine paradiesische Unendlichkeit zu erschließen. Doch dieses Versprechen steht ernstlich und für alle erkennbar auf dem Prüfstand. Das ist ungeheuerlich. Das gab es noch nie. Nationalstaaten sind zudem hilf- und machtlose Einzelspieler. Globale Kooperation ist alles und ohne sie ist alles nichts.

Ein spieltheoretisches Gefangenendilemma im ganz großen Stil. Es geht um die globale Wurst. Auch das gab es noch nie. Dementsprechend gibt es entgegen Ihrer Ausführungen auch keine historische Vorlage für die Fähigkeit der Demokratie, dieser Herausforderung zu begegnen. Weder ein Scheitern noch ein Gelingen lassen sich aus der Vergangenheit herleiten. – Dr. Christian Voll

 

Der Artikel „Wie zerbrechlich ist die Demokratie?“ von Hedwig Richter und Bernd Ulrich enthält zahlreiche treffende Analysen. Ein Demokratie mit funktionierender Gewaltenteilung und freier Presse wird Fehlentwicklungen immer schneller erkennen als totalitäre Staaten oder Pseudodemokratien, in denen der Grundsatz gilt: Der Präsident / Der oberste General / Der weise Führer / Die Partei hat immer recht.

Die wichtigste Erkenntnis fehlt jedoch in dem Beitrag: In einer Demokratie haben wir letztendlich immer die Politiker, die wir – gemäß der Reife unserer Gesellschaft – verdienen. Oder um es etwas konstruktiver auszudrücken: Wir haben bei jeder Wahl wieder die Möglichkeit, jene Politiker zu wählen, denen wir die Lösung unserer Probleme wirklich zutrauen – und das sind in der Regel die, welche offen über mögliche Schwierigkeiten und Zumutungen sprechen. Wer diesen Grundgedanken nachvollzieht, kann dem Leitartikel von Elisabeth Raether mit dem Titel „Ich bin’s nicht“ zum Umgang von Bürgern, Politikern und Konzernen mit dem Klimawandel nur zustimmen. Alle sind gefordert, nicht nur „die Politik“ oder „der Staat“. – STEFAN KRAMER

 

Wie zerbrechlich ist die Demokratie? (Nr. 33, 12.08.2021) Die Frage gleicht einem Quiz zum Wahrscheinlichkeitsgrad und den Sieger bestätigt dann der Vollzug. Diese Frage richtet sich an den unbeteiligten Beobachter und marginalisiert die Beteiligten. Richtiger wäre die Frage gewesen: WORAN zerbricht die Demokratie? Letztlich geht es dann darum, was Demokratie eigentlich sei. Ein Krug, dem die Funktionalität durch Bruch verloren ging, wäre immer noch ein trautes Dekorationsstück. Bei Demokratie aber ist die Funktionserfüllung die Essenz des Seins!

Und dies eben gerade nicht beim Beliebtheitsaudit regelmäßiger Wahlen, sondern in den Zeiträumen zwischen den Wahlen, Stunde um Stunde. Demokratie ist auch nicht jene Selbstdisziplin, mit Noblesse das als falsch Empfundene doch zu vertreten, nur weil der eigenen Ansicht keine Abstimmungsmehrheit fand. Der Demos ist im permanenten Streiten um ganz unterschiedliche Lebensentwürfe, die in fast unendlicher Vielzahl nebeneinander gelebt werden und jederzeit im Wettbewerb stehen. Man kann alles auch anders machen!

Demokratie ist daher eine Dauerzumutung, ja! Aber nicht, weil Belastungen anstehen, sondern generell in der Akzeptanz und dem Respekt von Gemeinsamkeit mit Andersartigem, dem man das Eigene entgegensetzt. Der um Überzeugung ringende Streit, indem IM Streit überzeugt wird oder eine Überzeugung bestätigt wird. Dazu braucht es weder Mehrheiten noch Kompromisse, denn keiner der Beteiligten muss von eigener Position abrücken, sofern die von der eigenen Überzeugung getragen ist. Was aber wäre denn dann das Gemeinsame in all dieser streitenden Unterschiedlichkeit? Diese Frage ist der entscheidende Punkt.

Das Gemeinsame ist keine Einheitlichkeit, sondern der gemeinsame Schutzwall für das Seinsrecht akzeptierter Andersartigkeit und unterschiedlicher Wege in die Zukunft. Und gemeinsam sind auch die Gefährdungen für das Existenzrecht der anderen, weil sich selber inbegriffen. Es gibt weder Vorherrschaft noch Mainstream, sondern Immer nur den Wettbewerb um Wirkmacht. Das allein unterscheidet Demokratie von Autokratie oder Tyrannei. Beständig steht das Eigene zur Disposition und im Wettbewerb, muss aber nicht aktiv vor Unterdrückung und Meuchelung geschützt werden. Dies alles scheinen Allgemeinplätze zu sein, sind es aber nicht. Nur so werden auch die Grenzen der Demokratie deutlich, an denen sich Sein vom Nichtsein scheidet.

Gemeinsam geht nur, wenn sich das Teil im Ganzen wahrgenommen und damit anerkannt weiß. Je größer der Verbund und je einheitlicher die Regelungen, desto schwieriger wird es, diese als Gemeinsamkeit zu begreifen, weil von individueller Besonderheit nichts erkennbar bleibt und als nicht wahrgenommen oder unwichtig gilt. Wo wäre dann aber mein Vertreter in der gemeinsamen Einheitlichkeit? Wem im Besonderen sollte ich mich im Wettbewerb zugesellen, wenn alle doch gleich sind? Demokratie geht nur mit gleichzeitigen und beständigen Unterschieden! Sonst ist sie inhaltsfreie Formalität. – Franz Wanner

 

Eine berechtigte Frage. Für meinen Teil, der in unterschiedlichen Welten lebt, hat einen guten Vergleich parat. Das Leben in Singapur und Deutschland kann nicht unterschiedlicher sein. In Singapur wird der Bürger mit einer Bildung konfrontiert, die seinesgleichen sucht. Es ist die Beste auf unserem Globus, wie Bildungsexperten festgestellt haben. In Deutschland ist es genau umgedreht. Schlechter kann es kaum noch sein. Die Länderfürsten haben die Bildung einfach ignoriert. In NRW, wo ich teilweise lebe, hat man auf Selbstfindung gesetzt. Im Klartext heißt das; die Schüler haben selbst herauszufinden wie was geschrieben oder gerechnet wird. Die Kultusminister müssten nachträglich ihres Amtes enthoben werden.

Ein abenteuerlicher Gedanke. Selbst Diktate waren verboten. In Bayern wird es wahrscheinlich anders sein. Auch in Sachsen, vermute ich. Und die Medien haben haben sich auch nicht mit Ruhm bekleckert. Ich habe meine Söhne daraufhin in Privatschulen untergebracht. Aber wer kann sich das schon leisten. Eine Klassengesellschaft hat sich dadurch entwickelt, was eigentlich verhindert werden sollte. – Gunter Knauer

 

Dieser Beitrag betrachtet die Demokratie als „Lieferung“. Demokratie ist m. E. kein zu lieferndes System. Sie beschränkt sich nicht auf Wahlen, sondern sie muss gelebt werden. Demokratie funktioniert nicht von oben nach unten, sondern nur umgekehrt. Frau Merkel hat 2015, in der Krise des Euro, die Empfehlung des Finanzministeriums zum zeitweisen Austritt Griechenlands aus dem Euro abgelehnt. Das berufliche Profil der Physikerin hatte sich über das Fachwissen der Finanzexperten gestellt. Danach galt: „Wir dürfen innerhalb und außerhalb de CDU nicht mehr die Linie der Kanzlerin infrage stellen.“ Diese bequeme, unkritische Haltung hat sich danach wie ein Schleier über die Gesellschaft gelegt.

Seither bemühen sich identitäre Minderheiten, einen intellektuellen „Eisernen Vorhang“ gegen die Demokratie aufzubauen. Deren lautstarke Aktivisten scheuen auch nicht vor verbaler (Verleumdung, Hetze) und körperlicher Gewalt (persönlicher Terror) zurück. Sie polarisieren das politische, gesellschaftliche und kulturelle Leben in Deutschland. Andere Meinungen werden weder angehört, noch toleriert. Sie nehmen das Grundrecht auf Meinungsfreiheit nur für sich selbst in Anspruch. So werden Wortkonstruktionen „empfohlen“ die 75 Prozent der Deutschen ablehnen. Trotzdem empfehlen dieselben z, B. die Stadtverwaltungen von Lübeck und Hannover den von ihnen abhängigen Beschäftigten den Gebrauch dieser Sprachkonstruktionen. Das geschieht ebenso an verschiedenen Universitäten. Wehe dem Studenten, der diesen „Empfehlungen“ nicht folgt. Diese Tatsache wird weder von Journalisten, Intellektuellen, noch von Politikern thematisiert. Diese Entwicklung gefährdet aus meiner Sicht die Demokratie. Identitäre Minderheiten stehen gegen eine offene, egalitäre und demokratische Gesellschaft. – R. Renaux

 

Hedwig Richter und Bernd Ulrich weisen in dem Artikel darauf hin, dass es zunehmend eine Kluft gibt zwischen dem, was erforderlich ist und was den Bürgerinnen und Bürgern von den wahlkämpfenden Parteien abverlangt wird. Es scheint auch unstrittig, dass die CDU „Dreh- und Angelpunkt dieser demokratischen Abirrung ist“. Angesichts der sinkenden Umfragewerte von Armin Laschek wäre es vielleicht sinnvoll, wenn das Wahlgremium der CDU den Wählern die Gründe darlegen würde, warum man diesem Bewerber den Vorzug gegeben hat. – Klaus Grieshaber

 

Was ist eigentlich eine „Demokratie“? Hierzu „spricht der DUDEN (7. Auflage 2011, Nachdruck 2014): griechisch: demokratia = Volksherrschaft, aus: demos = Volk und kratos = Kraft, Macht. Demokratie ist ein politisches Prinzip, nach dem das Volk durch freie Wahlen an der Machtausübung im Staat teilhat: zu den Prinzipien der Demokratie gehört die freie Meinungsäußerung. Demokratie ist ein Regierungssystem, in dem die vom Volk gewählten Vertreter die Herrschaft ausüben: eine parlamentarische Demokratie. Demokratie ist ein Staat mit demokratischer Verfassung, demokratisch regiertes Staatswesen. Demokratie ist das Prinzip der freien und gleichberechtigten Willensbildung und Mitbestimmung in gesellschaftlichen Gruppen. – Klaus P. Jaworek

 

Danke für diesen Artikel. Die große Herausforderung der freiheitlichen Demokratie ist, nicht abzugleiten in eine behäbige Selbstgefälligkeit, die nicht mehr will. außer den konsumglückseligen Selbstbetrug! – Walter Moritz

 

Wie die Autor/innen in klarer Sprache die Wesenszüge der Demokratie herausarbeiten, ist schlicht brillant: Demokratie ist Volksherrschaft plus Schutz gegen die Tyrannei der Mehrheit plus – (und das ist neu ) – Schutz gegen die Tyrannei der Trägheit gegen Veränderung. Ein wirklich großartiger Artikel, der das Zeug zu einer packenden Wahlkampfrede hätte – die aber leider keiner der drei Spitzenkandidat/innen halten wird.

Es wird an uns, an der Zivilgesellschaft, liegen, ihnen – wer immer von ihnen am Ende gewinnt, aber auch der Opposition – Beine zu machen, damit sie irgendwann einmal auch so eine Rede halten, um zu fragen: Wo sollen wir anfangen, worauf können wir schon morgen verzichten – ihr könnt hier und da noch die Prioritäten verschieben, um Benachteiligte nicht noch mehr zu benachteiligen, aber entscheiden müsst ihr euch, alles könnt ihr nicht behalten. – Dr. Dirk Kerber

 

Hier geht es um Zumutungen. Ich halte den gesamten bisherigen Wahlkampf für eine Zumutung: Es geht nur um Personen, von denen mal die eine hochgelobt, dann in den Orcus geschickt wird, dann der andere. Es ist aber nicht die Aufgabe von Medien, Kanzlermacher zu sein, sondern intensiv Fragen zu stellen und sachgerecht zu berichten. Themen spielen – außer einer diffusen Klimakrise – keine Rolle. Dabei gilt es, konkret zu fragen:

Was will der/die Kandidat/in umsetzen und wie – und wie will er/sie das bezahlen? Es ist bei uns üblich geworden, Probleme zu verwalten – nicht, sie zu lösen; Politiker/innen stellen sich dar. Authentizität wird nicht gefordert. Dem Bürger wird Verantwortung abgenommen: Der „Staat“ wird es richten und regiert über klein-kleine Verordnungen. Demokratie aber gelingt nur mit dem verantwortungsbereiten Bürger, der im Dialog mit dem kompetenten Politiker um Lösungen ringt. Ist ein rosa Traum, oder? – Dr. Ursula Augener

 

Dass die Parteien und selbst die Grünen den Menschen nicht das Notwendige zumuten, weil ihnen offenbar ein Winston Churchill fehlt, habe ich bereits in meinem Leserbrief auf den Artikel von Frau Raether beklagt. Das will ich jetzt nicht wiederholen. Das Problem ist halt, dass sich mit dem Verzicht auf Zumutungen kurzfristig immer noch Wahlen gewinnen lassen, solange die meisten Wähler*innen von den Katastrophen noch nicht selbst intensiv betroffen sind.

Was ich in Ihrem Artikel vermisse, sind Sätze zum unheilvollen Einfluss, den Manager, Unternehmer, Werbetreibende und Lobbyist*innen ausüben, indem sie den in der Bevölkerung Deutschlands grassierenden Konsumismus ständig verstärken – auch mittels Werbung z. B. für teure, klimaschädliche Flugreisen, teure, klimaschädliche Kreuzfahrten, teure, klimaschädliche Kleidung, teure, klimaschädliche Wagen und sonstiges teures, klimaschädliches Zeug in der ZEIT – und zudem sowohl die Haltung des passiven, bequemen Konsumierens als auch die Methoden der Manipulation anderer Menschen zum eigenen finanziellen Vorteil in die Politik hineintragen:

Bestenfalls aktiv und konstruktiv mitmachende Bürger*innen werden zu Wohltaten erwartenden reinen Konsument*innen politischer Angebote erzogen und Abgeordnete und Minister*innen fühlen sich nicht mehr – zumindest der Idee nach – dem Gemeinwohl verpflichtet, sondern agieren als Lobbyist*innen. Oder vertreten etwa z. B. Frau Klöckner oder Herr Scheuer oder der Braunkohlefreund und faktische Windkraftgegner Armin Laschet (vgl. https://www.businessinsider.de/politik/deutschland/windkraft-verbot-und-hunderte-millionen-tonnen-kohle-was-der-blick-nach-nrw-ueber-armin-laschets-klimapolitik-verraet-a/) die langfristigen Interessen der Bevölkerung Deutschlands? Der Einfluss solcher kurzsichtig und eigennützig denkenden und handelnden Personen und Interessengruppen auf die Bevölkerung Deutschlands wäre meines Erachtens auch ein paar Zeilen wert gewesen. – Dr. Ulrich Willmes

 

Eine inhaltlich wie stilistisch brilliante und dringend notwendige Abmahnung. Gemeinsinn (mit dem Ziel des Gemeinwohls) gehört neben Anstand und Toleranz zu meinen Lieblingsvokabeln. Habe sofort meinen inneren Schweinehund überwunden und meine Steuererklärung gemacht. – Sven Herfurth

 

Danke für den Artikel, der die aktuelle Situation so treffend beschreibt. Es ist zum Verzweifeln. Die Hütte brennt und Alle ergehen sich in Absichtserklärungen. Die Regierungsparteien fordern nachdrücklich, dass es jetzt aber bitte mal schneller vorangehen solle, ganz so als seien sie Außenstehende.

Was nicht zutrifft ist, dass die Politiker den Wählern nichts zumuten. Die Verhaltensweise und die Taktierereien der Politiker sind eine unerträgliche Zumutung. Realpolitik kommt mutlos und oft ideenlos daher (Merkel hat hier gerne den Begriff alternativlos missbraucht). Angesichts der massiven und bedrohlichen Klimaentwicklung sind, wie sie zutreffend beschreiben, Kompromisse, welche niemanden etwas zumuten und dazu noch Forderungen jeglicher Interessensgruppe gerecht werden soll (Merkels Politik des Machbaren) unzureichend. Meines Erachtens unterschätzen die Politiker uns Bürger. Wir sind schon viel weiter und opferbereiter als angenommen. – Rainer Weisensee

 

Eine Demokratie der „Zumutungen“ gedeiht nur in einem wehrhaften Staat, der seine Bürger schützen kann vor Angriffen, Massenimmigration, Viruspandemien, Klimakollaps; im Inneren vor asozialen, kriminellen, extremistischen, terroristischen Gruppierungen, vor Spaltung und Zerfall der Gesellschaft! Ihr Symbol ist daher nicht das zerbrechliche Hühner-, sondern das hartschalige Straußenei!

Ein Politiker (m,w,d), der all diese Herausforderungen am klarsten beim Namen nennt, uns nicht mit wattigen Worthülsen einlullt, gangbare Schritte zeigt für den mühsamen Weg bis zu ihrer Bewältigung; der dafür aber auch jedem einzelnen die Last zumutet, die seine Schultern tragen können: er/seine Partei erhielte die Mehrzahl aller Stimmen! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbriefe zu „»Es war eine ausweglose Situation«“. Gespräch mit Annika Schleu geführt von Cathrin Gilbert und Christof Siemes

 

An erster Stelle möchte ich sagen, dass Beleidigungen und andere strafbare Handlung, wie sie in den sozialen Medien gegenüber Frau Schleu geäußert werden, nicht tolerabel sind. Auf der anderen Seite kann ich nicht nachvollziehen, wieso sich Frau Schleu auch in diesem Interview wieder als verantwortungsvolle Reiterin inszenieren darf. Also eine Person, die moralisch korrekt gehandelt hat. Sie beruft sich darauf, dass sie korrekt gehandelt hat, unter anderem weil Gerte und Spuren zuvor geprüft worden. Ein kritisches Nachfragen hätte ich mir gewünscht.

Denn wie würde Frau Schleu, wie würden Sie reagieren, wenn jemand mit 50 km/h an einer Schule vorbeifährt und dann sagt „Der Wagen ist für die Straße zugelassen“? Das zeugt von einer unglaublichen Distanz zu dem Tier. Zu einem lebenden Wesen, mit dem die tatsächliche Besitzerin die nächsten Jahre massive Probleme haben wird. Einfach aufgrund der traumatischen Erfahrung. Stellt sich in diesem Moment nur die Frage, ob das Pferd sich in Zukunft nur dem Springen verweigern wird oder direkt jedem fremden Reiter.

Noch mal, Beleidigung gegenüber Frau Schleu sind nicht zu tolerieren. Ich kann verstehen dass sie emotional gehandelt hat. Ich kann nicht verstehen, dass sie nicht einsieht, einen Fehler gemacht zu haben. Ich kann nicht verstehen, dass solche Aussagen unwidersprochen und ohne Nachfrage stehen bleiben dürfen. Außer man sieht das Pferd als Sportgerät. Welches man behandeln kann, wie man möchte, solange die notwendigen Werkzeuge freigegeben worden. Die Position, welche Frau Schleu und ihre Trainerin wie der Verband in jedem Statement zum Ausdruck bringen. – Christian Heine

 

Da bekommt die Sportlerin eine ganze Seite um diese unseelige Szene zu erklären und Eines fehlt komplett: Sie hat es ihrem ängstlichen Pferd zugemutet von einer völlig hysterischen Reiterin zusätzlich in Panik versetzt zu werden. Sie hat sich in der Situatiion als völlig ungeeigneter und unfairer Sportpartner erwiesen. Das müsste ihr wenigstens im Nachhinein für das Pferd leid tun und extrem peinlich sein, nicht die Bilder, der Shitstorm, das Regelwerk oder die verlorene Medaille. Egal was der vierbeinige Sportkamerad tut: ich muss zuerst bei mir selber den Fehler suchen! Immer! Absteigen wäre die einzige Lösung gewesen. Das hätten Ihr auch Trainerin und Richter klar machen müssen. – J. Mikus

 

In dieser in der Tat ausweglosen Situation versichere ich Sie meiner Solidarität und wünsche Ihnen Mut und Tapferkeit vor unkundiger Verurteilung. – Dr. agr. Gernot Henseler

 

Ich finde es sehr aussagekräftig für unsere Gesellschaft, wie der Hass und die Gewalt Medium für die tatsächliche Realität der einzelnen Menschen steht. Ein derartiges Verhalten ist zu tiefst bedauerlich und ich möchte die Menschen ermahnen, ihr Verhalten gründlich zu prüfen. Der Stress und der Druck sind immens, in der sich die Reiterin befindet. Ein fremdes Pferd zu reiten ist eine Zumutung, es handelt es hierbei um ein Lebewesen mit eigenem Willen und Emotionen.

Dies sollte der Kommission, welche solch absurde Entscheidungen trifft, einmal klar gesagt werden. Ich denke, Menschen, die so urteilend sprechen, sollten sich doch bitte an die eigene Nase fassen und sich selbstkritisch ihre Handlungsweise in Bezug auf Gewalt jeglicher Art zu prüfen. Wer ohne Schuld, der werfe den ersten Stein. – Anton Freudenstein

 

Eine ausweglose Situation? Das war sie nicht. Keiner ist gezwungen an den Olympischen Spielen teilzunehmen.Und dann auch noch mit dieser Reiterei.Beides,die Spiele und die Sportreiterei sollten ohnehin abgeschafft werden. Jetzt, in Tokiyo heisst es,dass der Gaul eindach nicht springen wollte.Na sie an,das schlaue Ross.Will nicht springen.Richtig, was hat es auch davon?.Bestenfalls einen Lorbeerkranz . Davon hat das Ross nun Maul und Nüstern voll. – Hans-Emil Schuster

 

‚Wir müssen über Annika Schleu reden!‘ Ja, müssen wir das denn? Im Springreiten als Teildisziplin des modernen Fünfkampfes der Frauen bei den olympischen Spielen in Tokio spielten sich dramatische Szenen zwischen Pferden und Reiterinnen ab. Seitdem ist eine Trainerin für einen Kommentar „Hau drauf!“ (gemeint war das Pferd), wie er womöglich unzählige Male bei vergangenen Wettkämpfen gegeben wurde, vom Weltverband von den Spielen ausgeschlossen worden und eine junge Athletin erlebt ihr ganz persönliches mediales Extremwetterereignis mit einem Shitstorm, wie er für eine Privatperson kaum auszuhalten sein kann. Was gibt euch das Recht, sie öffentlich so abzustrafen?

Das Gesamtbild bleibt dabei vernachlässigt. Vielen Medien scheint es hier an Verhältnismäßigkeit zu fehlen und vielen Userinnen und Usern scheint einzig der Fall Schleu bekannt zu sein, was sich den Kommentaren in den sozialen Medien schnell entnehmen lässt. Ja, Nachrichten mit deutschem Bezug stehen immer im Vordergrund, aber Annika Schleu war nur die letzte in einer ganzen Reihe von Athletinnen, die es ganz offenbar mit völlig überforderten Tieren zu tun hatten.

Ganze sechs Sportlerinnen sind in der Disziplin ausgeschieden, weil sie den Springparcour nicht beenden konnten. Die italienische Athletin ist in einem einzigen Ritt zwei Mal abgeworfen worden und in das Hindernis- gestänge geflogen! Viele Träume sind an diesem Tag unter blank liegenden Nerven zerstört worden und es ist anmaßend, zu erwarten, dass diese jungen Athletinnen innerhalb weniger Sekunden aus diesen entweder falsch ausgewählten oder falsch vorbereiteten Pferden folgsame und scheinbar glückliche Tiere machen können.

Weil Annika Schleu nach so viel medialem Druck wahrscheinlich demnächst psychologisch behandlungsreif sein wird (nein, das ist nicht witzig!), sehe ich die Medien in der Verantwortung, die Geschehnisse erstens in ihrer Gesamtheit zu zeigen, und zweitens, dem Shitstorm Einhalt zu gebieten und nicht jedes Thema, weil es sicher populär sein wird, hemmungslos breit zu treten.

Unterm Strich will ich sagen: Annika Schleu war kein Einzelfall. Dieses und einige andere Pferde verhielten sich während des ganzen Wettkampfes überaus widerspenstig. Und hört gefälligst auf, eure Tierliebe auf dem Rücken dieser Wettkämpferin auszuleben! Und an alle, die fordern, überhaupt keine Tiere in Wettkämpfen mehr zuzulassen, sage ich: Be careful what you wish for! Denn der Reitsport ist heutzutage die einzige Daseinsberechtigung für Pferde. – J. Roderick Schulz

 

Welcher Teufel hat Sie geritten, dieses Interview im Wirtschaftsteil auf der Seite „Unterhaltung“ zu veröffentlichen? Ich bin fassungslos! Er wäre in „Sinn und Verstand“ treffsicherer untergebracht gewesen. Bei aller Kritik: Das Quiz zur Bundestagswahl im Politikteil ist eine gute und herausfordernde Idee. Vielen Dank dafür! – Heidi Janke-Mohr

 

Dass Annika Schleu beim Scheitern Ihres Lebenstraums kurz die Nerven durchgehen, das versteht jeder Sportler. An den Shitstorm der Primitiven in den sogenannten sozialen Medien hat man sich gewöhnt. Dagegen kann man angehen, man schaltet sie ab. Das Verhalten der erfolgsgewohnten Reiterin Isabell Werth und des Präsidenten des Weltverbandes Klaus Schurmann ist skandalös. Kaum zu entscheiden, ob eher Frechheit oder Arroganz. Von olympischem Geist ist da jedenfalls nichts mehr übrig.

Der Moderne Fünfkampf ist erstaunlich vielfältig und anspruchsvoll. Kann sich die Spezialistin Werth eine solche Verachtung von einer Hochspringerin vorstellen, wenn eine Siebenkämpferin drei Mal die Latte reißt? Schurmann hat völlig vergessen, dass Funktionäre und Verbände für ihre Athleten da sind; nicht die Athleten für Macht- und Geldansprüche der Verbände. Werth und Schurmann sollten sich rasch freundschaftlich mit Annika Schleu in Verbindung setzen. Sie ist eine großartige Frau und Sportlerin. – Dr.-Ing. Hanspeter Harries

 

Die Ursachenforschung in Bezug auf den dramatisch verpatzten Ritt der Fünfkämpferin Annika Schleu bei den Olympischen Spielen in Tokio konzentriert sich wesentlich auf die knappe Zeit, die ihr zur Verfügung stand, um sich mit ihrem für die Disziplin Springreiten zugelosten Pferd Saint Boy bekannt zu machen – lediglich 20 Minuten müssen reichen, um sich gegenseitig zu beschnuppern. Diese Konzentration suggeriert, dass Tierwohl im Pferdesport schon hergestellt ist, wenn nur die Beziehung zwischen Pferd und Reiter stimmt.

Ein artgerechter Umgang mit dem empfindsamen Lebewesen Pferd, egal ob in der Sport- oder Freizeitreiterei, setzt sich aber aus vielen Elementen zusammen, von denen diese Beziehung nur eines ist. Hinzu kommen die Haltungsbedingungen des Pferdes, Art und Maß der körperlichen Herausforderungen und schließlich die Bedingungen der Leistungspferdezucht. Der Blick hinter diese Kulissen kollidiert allzu häufig mit den Vorstellungen eines artgerechten Pferdelebens. An Konzepten, wie pferdegerechte Leistung aussehen und erbracht werden kann, fehlt es jedoch nicht.

Und damit sind nicht die eigenwilligen Methoden der stets irgendwie lebensfern und ledrig wirkenden Pferdeflüsterer irgendwo in den Rocky Mountains gemeint, sondern frische, neue Konzepte moderner Pferdetrainerinnen und ‑trainer mitten unter uns. Sie verfolgen den Anspruch, die physischen und psychischen Bedürfnisse des Pferdes auf allen Ebenen gleichberechtigt in das Miteinander von Mensch und Pferd einzubeziehen und zeigen nach diesen Kriterien zu bewertende und gerade deshalb so schön anzusehende Leistungen.

Das heute verfügbare Wissen über das Wesen und Verhalten des Pferdes legt nahe, dass diese emotional hochsensiblen Tiere, die scheinbar vor Kraft und Stärke strotzen und doch jede Fliege auf ihrem Fell spüren (und wie dann erst die Schläge einer Gerte oder spitze Sporen), dass also Pferde, wie jedes andere Tier auch, im leistungsorientierten Wettbewerb unter den geltenden Bedingungen und Reglements in keiner Beziehung gut aufgehoben sind. – Henrike Sander

 

Frau Schleu ist hier nicht das Opfer, Sie ist die Täterin. Das sollten wir bei dieser bedauernswerten Geschichte niemals vergessen. Es mag sein, dass Sie irgendwann von Sinnen war, ohne Verstand, aufgelöst in Tränen, voller Schmerz. Aber bevor es soweit war, war ihr Verstand klar und sie hat Entscheidungen getroffen, zu reiten, zu schlagen, zu treten. Und weil dem so ist, verdient sie eine harte Bestrafung, aber bitte dann mit Verstand … – Christian Meine

 

Es war schlimm, mitanzusehen, wie sich die Hoffnung von Annika Schleu auf eine Goldmedaille in Luft auflösten. Dass man in so einer Situation verzweifelt reagiert, kann ich gut nachvollziehen. Nun lese ich, dass derartige Vorkommnisse, lt. Weltverband, gewünscht sind: „…ist Teil des dramatischen Spektakels, das den Modernen Fünfkampf einzigartig und mitreißend macht.“ Offensichtlich ist diese Prämisse nicht bekannt. Die Aufgabe, völlig unbekannte Pferde zu reiten, ist Lotterie, kein Wettkampf. Ich stelle mir vor, in der Formel 1 wird Lewis Hamilton irgendein Auto zugeteilt. Da könnte man auch gleich würfeln. Jedenfalls wissen spätestens jetzt alle Sportler*Innen, mit welch aussichtsloser Situation sie rechnen müssen.- Reinhold Biggeleben

 

Welcher Teufel hat Sie geritten, dieses Interview im Wirtschaftsteil auf der Seite „Unterhaltung“ zu veröffentlichen? Ich bin fassungslos! Er wäre in „Sinn und Verstand“ treffsicherer untergebracht gewesen. Bei aller Kritik: Das Quiz zur Bundestagswahl im Politikteil ist eine gute und herausfordernde Idee. Vielen Dank dafür! P.S.: Ich bitte um Entschuldigung für die harschen Worte. Die Überschrift „Unterhaltung“ hat mich jedoch ziemlich irritiert. – Heidi Janke-Mohr

 

War die Situation von Annika Schleu bei den Olympischen Spielen in Tokio während der Disziplin Springen im Modernen Fünfkampf wirklich so aussichtslos wie sie es in o. g. Interview darstellt? Hätten sie und ihre Trainerin Kim Raisner angesichts der Unstimmigkeiten, die das Pferd Saint Bay schon mit der russischen Reiterin gezeigt hatte nicht einen Plan B haben müssen? Annika Schleu sagte im Interview, dass sie im Parcours keine Angst gehabt hätte. Saint Boy hatte das offensichtlich auch für Nichtreiter aber doch.

Wäre es da nicht angemessen gewesen, frühzeitig abzugrüßen und den Reportern, die alle ihre Kameras auf sie gerichtet hatten beim Herausreiten zu sagen: „ Mit Rücksichtnahme auf das offensichtlich überforderte und ängstliche Pferd habe ich den Parcours vorzeitig beendet. Wenn sie das Pferd vor dem Absitzen noch freundlich und besänftigend gestreichelt hätte, wäre sie zwar ohne Medaille geblieben, höchstwahrscheinlich aber als faire Sportlerin gefeiert und ausgezeichnet worden und ihr Gesicht wäre als Vorbild um die Welt gegangen. So ausweglos war die Situation also gar nicht. – Beatrix Schulte Wien

 

Sehr geehrte Frau Schleu, „Es war eine ausweglose Situation“ – Dem stimme ich nicht zu. Pferde können weder weinen noch schreien. Sie zeigen ihre Panik und ihr Trauma darin, dass sie am Ausgang kleben, rückwärtsgehen, steigen, den Kopf hochreissen und schwitzen vor Angst. Wie hätte sich das Pferd denn noch äußern müssen, damit Sie seine Panik wahrnehmen und abbrechen, bevor diese Bilder entstehen? Bei allem Respekt für Ihre Motivation zur Goldmedaille und die druckvolle Situation – das traumatisierte Opfer sehe ich woanders. Wurde Ihnen nicht bewusst, wie es dem Pferd dabei ging?

Die reiterlichen „Maßnahmen“, um ein Pferd in Panik doch noch durch den Parcours zu drücken, werden übrigens nicht besser, wenn man sie verbal bagatellisiert. Zu Ihrer Entlastung: Das Verheizen von Pferden ist ein folgenschwerer Systemfehler im Wettbewerbszirkus. Trotzdem tragen Sie Verantwortung für das Lebewesen Pferd, sobald Sie den Fuß in den Steigbügel setzen. Ihnen sei eine erfolgreiche Rekonvaleszenz nach Ihrem Trauma gewünscht. Und Saint Boy? Wen kümmert’s, dass ER traumatisiert ist? Es war Ihnen leider keine einzige bedauernde oder mitfühlende Bemerkung dazu wert. – Vera Ch. Forstmair

 

Die in jeder Hinsicht tragische Geschichte der Fünfkämpferin Annika Schleu und Saint Boy in der Rubrik UNTERHALTUNG zubringen, lässt journalistisches Feingefühl vermissen. – Veronika Volz

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum zögern Sie mit der Impfung?“ Streit von Manuel Gies et al.

 

Danke für diesen Artikel. Lesenswerte Argumente und Erklärungen . Hier denken viele Menschen genauso. Viele meiner Bekannten sind geimpft, manche überlegen es sich noch, ein paar sind kategorisch dagegen. Nur Respekt vor der Meinung des Anderen überzeugt, und gute Argumente. – Marianne Werner

 

„Darf man Verweigerer unter Druck setzen?“ – um Himmels willen! Natürlich nicht! Was für eine schreckliche Frage! Sind wir, ist die ZEIT bereits von allen guten Geistern verlassen? Die Regierung und ein großer Teil der Medien, die bereits damit begonnen haben, „Ungeimpfte“ unter Druck zu setzen, haben anscheinend jeden Respekt vor mehr als einem Drittel der Bevölkerung verloren. Indem diese Bevölkerungsgruppe nicht nur von Teilen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen, sondern gezielt unter Druck gesetzt werden soll, wagt man es tatsächlich, diesen Menschen ihre Wertsichtigkeit, ihre Fähigkeit, selbst Werte zu erfassen, abzusprechen.

Nach Kant handelt es sich hier um die Fähigkeit, einzusehen, was geschehen und was nicht geschehen soll, unabhängig davon, was wirklich geschieht. Die Wertsichtigkeit ist jedem Menschen gegeben. Denn wenn der Mensch frei sein will, so müssen die sittlichen Werte eine Instanz sein, der gegenüber er sich entscheiden kann, sie dürfen von sich aus den Menschen nicht determinieren. Wer Menschen durch Druck zum Impfen bewegen will, will diesen ihre freie Entscheidungsfähigkeit nehmen.

Die Regierung und ein Großteil der Medien spielen sich auf als selbsternannte sittliche Instanz, die einen großen Teil der Bevölkerung hin- sichtlich ihrer Werte determinieren soll. Das ist Nötigung. Man nimmt den Menschen, die gute Gründe haben, sich nicht impfen zu lassen, schlicht und einfach ihre Freiheit und hat die Fähigkeit verloren, den Mitmenschen als Person wahrzunehmen. – Willy Künzel

 

So interessant und vielfältig die Artikel zu diesem Thema sind – vor allem die interessanten Beiträge der Impfskeptiker sowie die Leserbriefe, so bedauerlich ist es, dass ein für mich wichtiges und meiner Überzeugung nach absolut essentielles Thema fehlt: Eine gründliche „Aufklärung“ und Stellungnahme zu den verschiedenen Impfstoffen. Erlauben sie mir dazu einige Gedanken, die meinem Skeptizismus zugrunde liegen 1. Ich vermisse eine fundierte Diskussion über Risiken und Nebenwirkungen der Neuen Impftechnik.

Viele niedergelassene Ärzte sehen diese sehr skeptisch, und dies nicht unbegründet (der Verdacht auf langfristige Autoimunerkrankungen steht immer wieder im Raum, es gibt keine mir bekannte öffentliche Stelllungnahme dazu (um nur ein Beispiel zu nennen) 2. Im Zusammenhang dazu könnte ich mir gut ein Streitgespräch vorstellen (z.b. Herr Drosten und Herr Bakhti) 3. Wieso standen mit der Beginn der Pandemie nur genbasierte Impfstoffe zur Diskussion. Es scheint sie zu geben (Focus Online berichtete letztes Jahr), aber sie erscheinen noch immer nicht in der öffentlichen Wahrnehmung. 4. Die Frage der Haftung bei dieser neuen Technik. Welche Verträge wurden beispielsweise zwischen Biotech und der Bundesregierung geschlossen 5. Die Frage nach „natürlichen“ Alternativen. Mittlerweile ist unstrittig, dass Vorerkrankungen schwere Verläufe begünstigen.

Diesen liegen jedoch in der Überzahl in unserem Lebensstil begründet (Adipositas ist einer der Hauptauslöser). Dies nur einige Punkte, die Liste liese sich erweitern. Ich persönlich kann mich darüber entweder im Netz informieren oder mir Lektüre besorgen, die für mich als medizinischen Laien verständlich ist – glücklicherweise ist der Markt in dieser Hinsicht nicht unergiebig. Solange diese Fragen aber „nur“ im Netz diskutiert werden und somit Gefahr laufen, als „Untergrund“ stigmatisiert zu werden, haben sie wenig Chancen, zu einem kompetenten Diskurs beizutragen. Ich persönlich würde es begrüßen, wenn die Fragen, die Impfskeptikern auf den Nägeln brennen, kompetent und öffentlich diskutiert werden, nicht zuletzt, um einer drohenden Spaltung in der Gesellschaft entgegen zu wirken. – Bernhard Joerg

 

Ich habe mich unglaublich gefreut, dass Sie Menschen, die derzeit drohen an den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden, mit Ihrem tollen Beitrag eine Stimme gegeben haben! – Dr. med. Martin Krivacek

 

Freiheit der Andersdenkenden? Ich bin sehr froh darüber, dass sich in der ZEIT Menschen geäußert haben, die aus unterschiedlichen Gründen skeptisch gegenüber einer Impfung sind. Das ist wichtig, denn wir müssen darüber reden. Ich habe als Impfbefürworterin etwas ganz anderes erlebt, was am Ende dazu führte, dass ich meine Arbeitsstelle gekündigt habe.

Die Vorgeschichte: Seit knapp 3 Jahren war ich in einem kleinen Verlag beschäftigt, der seit über 33 Jahren ein Kultur- und Stadtmagazin herausbringt. Alles war gut, eine nette, sehr familiäre Firma, faire Bezahlung und ein kollegiales Team. Doch dann kam Corona. Als Kulturmagazin waren wir natürlich mit die Ersten, die vom Lockdown betroffen waren: Keine Kultur – Kein Magazin. Aber es gab die Kurzarbeit und beim ersten Lockdown noch die Zuversicht: Das ist bald alles überstanden und dann geht es (wie gewohnt) wieder weiter. Wir wissen, es kam anders. Doch das ist nicht der entscheidende Punkt. Bereits in den ersten Diskussionen um die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie gab es Äußerungen vom Chef und seiner Frau, die mich mindestens irritiert hatten. Da war die Rede von falschen Zahlen und dass die alten Menschen doch höchstwahrscheinlich auch ohne Corona gestorben wären. Dann kam der „Vergleich“ mit den Grippetoten – unzulässig wie ich jetzt weiß, da ich mich ausführlich mit dem gesamten Thema beschäftigt habe.

Es herrschte keine gute Stimmung – logisch. Aber die unterschiedlichen Meinungen wurden auch nicht diskutiert. Mit viel Mühe konnten wir Textpassagen, die der Chef formuliert hatte, aus einer Ausgabe nach dem ersten Lockdown umformulieren, die uns sonst unweigerlich in die Nähe von Querdenkern gebracht hatten. Nein, er ist kein Querdenker und wohl auch kein ausgemachter Impfgegner. Meint er. Was er aber genau ist, weiß ich nicht, denn erklärt hat er seine Auffassungen nicht (mehr).

Von November bis Juli folgte für uns der nächste Stillstand: Keine Printausgaben mehr und damit auch die Unsicherheit, ob die Zeitung das überleben kann. Bis heute ist das nicht sicher. Während dieser langen Zeit folgten immer mal wieder kurze E-mails vom Chef mit Hinweisen wie „Guckt euch das doch mal an!“ oder „Hier ist ein interessanter Link“. Es waren u.a. Links zu dem umstrittenen Arzt Peter Wordag oder zu ähnlichen Inhalten. Ich habe ihm daraufhin (immer sachlich und freundlich) stets eine kleine Antwort mit Erklärung geschickt. Versucht, auf das hinzuweisen, was uns eint: Kultur und ja auch Politik gegen den Klimawandel. Meist kam dann nichts mehr.

Es kam aber auch wenig Aufmunterndes von seiner Seite. In den verschiedenen Videokonferenzen ließ er durchblicken, dass er für die Zukunft ziemlich schwarzsehe, dass es sehr unsicher sei, ob wir als Firma das alles überleben können. Nicht nur aber auch deswegen, machte ich mich auf die Suche nach einem anderen Job. Ich hatte ungemeines Glück und bekam ein Angebot als freie Mitarbeiterin in einer Sendeanstalt für einen Tag die Woche. Der Inhalt stimmte und mir war klar, hier möchte ich auf jeden Fall weiterarbeiten.

Dann kam plötzlich alles auf einmal: Der Lockdown war zu Ende und ab Juli konnten wir wieder an einer neuen Ausgabe arbeiten. Ich unterrichtete den Chef, noch bevor ich eine feste Zusage hatte, über meinem neuen Job. Er reagierte zunächst zerknirscht, da wir im kleinen Team mit zwei schweren krankheitsbedingten Ausfällen zu kämpfen hatten. Letztlich stimmte er zu, gab mir aber immer wieder zu verstehen, dass ich da doch „recht eigenmächtig gehandelt habe“ und ihn damit einfach „vor vollendete Tatsachen“ gestellt hätte. Ich war wieder irritiert. War er es nicht, der bis vor kurzem noch das Ende des Verlags prophezeit hatte?

Doch noch bevor es so richtig losgehen konnte, kam der nächste Eklat: Die neue Firma fragte an, ob ich an einem zusätzlichen Tag einen erkrankten Kollegen vertreten könne. Ja, das wollte ich gerne – nicht zuletzt bedeutete es auch einen Zuverdienst. Es war nicht viel, was uns in der Kurzarbeit blieb, mit einem Job, der ohnehin so gerade für den Lebensunterhalt reichte. Urlaub war nicht mehr drin, denn Urlaubsgeld gab es nicht mehr. Als ich anfragte, im Glauben, das wäre kein Problem, da wir ohnehin noch nicht so richtig gestartet hatten, wurde ich eines „Besseren“ belehrt. Die Kommunikation wurde kurz unterbrochen, ich bekam gar keine Antwort und schließlich einen empörten Anruf vom Chef: Das ginge ja schon gut los und nein, er wolle das nicht! Verabredet wäre ein Tag – basta! Schließlich „durfte“ ich einen Tag tauschen und mein Unmut wuchs.

Aber jetzt hieß es erst einmal mit vereinten Kräften die Erstausgabe 2021 herzustellen. Wir trafen uns wieder im Büro. Ich war mittlerweile bereits doppelt geimpft. Die meisten meiner Kolleg*innen noch nicht. Und eine freie Mitarbeiterin wollte sich „erst einmal“ nicht impfen lassen. Das führte zu Unmut, der wurde aber nicht offen ausgetragen. Es wurden Schreibtische umgestellt und dafür gesorgt, dass die ungeimpfte Kollegin allein in einem Raum arbeiten konnte. Ihre direkte Kollegin hatte u.a. mit den Folgen eines Schlaganfalls zu kämpfen und hatte darauf bestanden. Logisch. Alles „gut“ soweit. Ich lernte, dass allgemein vermieden wurde, eine offene Auseinandersetzung mit dem Chef zu führen. Dabei gärte überall der Unmut. Ich bin keine Freundin von unausgesprochenen Konflikten und habe dann auch meinen Konflikt mit dem Chef weitestgehend im Team öffentlich gemacht.

Der nächste Eklat folgte kurz nach Beendigung der Ausgabe. Alles war auf den Weg gebracht, die nächste Ausgabe bereits geplant. Der Chef im Urlaub. Ich war erschöpft, aber zufrieden. Ich entschloss mich, den ruhigen Tag zu nutzen, um zu Hause einen Artikel zu schreiben. Ich informierte die Kolleg*innen per E-mail, auch dass ich kommen könne, wenn meine Anwesenheit im Büro nötig sein sollte. Kurz darauf rief mich der Chef aus dem Urlaub an, ein Kollege hatte ihm diese E-mail weitergeleitet. Erzürnt wies er mich zurecht, dass ich erneut eigenmächtig handeln würde, ihn nicht einmal informierte, dass es eine Präsenzpflicht gäbe (war mir nicht klar) und überhaupt. Wir schrien uns an – ich fuhr entnervt ins Büro und hatte innerlich eigentlich überhaupt keine Lust mehr.

Gleichzeitig hatte ich ein Diskussionspapier zum Thema Impfen in den Büroverteiler gegeben. Es war mir wichtig, offen darüber zu sprechen. Ich meine ihn sachlich geschrieben zu haben und es ging auch nicht nur ums Impfen, sondern auch um das Thema Klimawandel. Ich habe beide Themen zusammengebracht – weil mir auch gerade dieser Zusammenhang wichtig ist: Unser Umgang mit der Natur, der nicht nur den Klimawandel verursacht, sondern auch mitverantwortlich für die Pandemie ist.

Es dauerte nicht lange und ich bekam via E-mail zwei Antworten vom Chef: Eine an mich, in der mir erneut Rücksichtslosigkeit gegenüber den Kolleg*innen vorwarf, weil ich „eigenmächtig“ ins HomeOffice gegangen war und eine „in die Runde“ in der er Stellung zu meinem Impfaufruf bezog. Nicht inhaltlich – aber deutlich: Das Papier wäre spaltend und trennend. So etwas passe nicht in die Firma, hier achte man andere (?) Meinungen. Ich habe ein Wochenende überlegt, dann war mir klar: Ich kündige.

Es folgte noch eine elende Schlammschlacht, die ich hier nicht weiter ausführen möchte. Aber mir ist es wichtig zu zeigen, wie schwierig es mitunter sein kann, in diesem Thema noch zu kommunizieren. Ich habe das an vielen anderen Stellen auch erlebt – direkt und indirekt. Freund*innen, die mir von Brüchen in der Familie erzählten oder von Trennungen ganz alter Freundschaften. Ich finde es gut, dass sich in der ZEIT die unterschiedlichen Meinungen ausführlich zu Wort gemeldet haben. Solange es möglich ist zu diskutieren und zu kommunizieren wird es auch einen Weg geben. Was aber tun, wenn das nicht mehr möglich ist? – Inès Schumann

 

Heute möchte ich noch einmal im Detail auf meine Ansichten bezüglich der Corona-Impfung eingehen: Vor allem finde ich es unsäglich wie drastisch inzwischen die Wortwahl diverser Personen nicht geimpften Personen gegenüber ausfällt. Bei einem bedingungslosen Impfverweigerer, der in keiner Weise für Gegenargumente empfänglich ist, kann ich dies noch nachvollziehen. Doch heute möchte ich mich noch mal ausdrücklich für diejenigen einsetzen, die ernsthafte Bedenken bezüglich einer Impfung haben und aufzeigen dass auch in die gegensätzliche Richtung einige schlüssige und vernünftige Argumente möglich sind ohne gleich wieder in die Schublade eines Verschwörungstheoretikers gestellt werden zu müssen.

So finde ich es zum Beispiel sehr weit über die Ziellinie hinausgehend, wenn ich Sätze lese die zum Ausdruck bringen, dass zum Teil die eigene Angst über das Wohl der Gesellschaft gestellt werden würde indem man sich nicht impfen lässt. Jeder gute Psychotherapeut wird seinen Patienten bei der Überwindung seiner Ängste mit auf den Weg geben, nur so weit zu gehen, wie die jeweilige Person sich dazu in der Lage fühlt. Hier und jetzt soll sich dies jetzt auf einmal komplett anders verhalten und man bekommt quasi ein schlechtes Gewissen eingeredet wenn man sich nicht im Stande fühlt seine Angst zu überwinden. Das ist schon ein schwerwiegender Eingriff finde ich. Zudem möchte ich anhand eines folgenden weiteren Beispiels noch ein Argument hervorbringen:

An einer Unfallstelle ist man verpflichtet Hilfe zu leisten, allerdings habe ich noch nie etwas davon gehört, dass man sich zum Schutz bzw. der Hilfeleistung der verunfallten Person selbst in Gefahr begeben muss. Ähnlich kann man das mit Corona auch vergleichen. Ich finde man muss andere schützen aber dafür kein persönliches Risiko eingehen, welches aber durch die Impfung immer gegeben ist, wenn auch nur als Restrisiko. Vor einigen Jahren hatte ich selbst eine schwere Grippe und auch im Nachhinein lange damit zu kämpfen, schon weit vor Corona habe ich es mir daher zu eigen gemacht Abstand zu den Leuten zu halten, so eine Erfahrung möchte ich nämlich weder durch eine Grippe noch durch Corona oder einen sonstigen potentiellen Krankheitserreger noch einmal machen.

Ich fand es schon immer verantwortungslos wenn Menschen ihren mal hart ausgedrückt „Rotz“ in den Raum katapultieren und habe so etwas weit vor der Corona-Zeit schon als Körperverletzung empfunden. In diesem Sinne: Schützt Euch und die Anderen so gut es geht. Aber überlasst es bitte auch den Ängstlichen, Vorsichtigen und Zweifelnden wie weit sie bereit sind ihre Ängste und Befürchtungen bezüglich der Impfung zu überwinden. Auch ich schütze mich vor Corona so gut es geht und nehme die Sache sehr ernst. Ich möchte somit nicht in irgendeine Schublade geschoben werden. – Thomas Lipski

 

Ignoranz auf hohem Niveau. Jahrelang musste man sich die flachen Sprüche von Harald Schmidt anhören, jetzt hat er sich selbst übertroffen, aber gottseidank hört keiner mehr zu und Sarah Wagenknecht müsste sich doch in jeder Diktatur wohlfühlen. – W. Scheer

 

Endlich ein Medium, dass einen Diskurs möglich macht. Ich kenne inzwischen etliche Menschen, die dringend auf ein Protein-Vakzin warten; das sind alles keine Impfgegner, sondern einfach nur kritische Menschen. Der derzeit laufende Agitationsschub gegen Ungeimpfte richten sich in seiner Undifferenziertheit gegen ein Phantom. – Christian Zierenberg

 

Das ist anscheinend das Superthema schlechthin, viele denken darüber nach, zögern und warten doch lieber ab. Eines scheint gewiss zu sein, eine Garantie, dass sich trotz Impfung alles zum Besten ändern soll, die kann und die wird es niemals geben können. Ist erst das alte Virus mundtot gemacht und weggeimpft, dann lauert bestimmt ein neues Virus schon draußen vor der Tür!

Der Moderator, Schauspieler und Autor Harald Schmidt geht die Sache mit seinem Schmidt-Humor an. Die Schauspielerin Eva Herzig ahnt gar schon Unheil voraus. Sarah Wagenknecht, die für die Partei der Linken im Bundestag sitzt, malt eine aufziehende Gesundheitsdiktatur an die Wand. Ein Journalistin, die anonym bleiben will/muss, sieht sich ebenfalls in diesem Dilemma gefangen, so wie auch die anderen Mitmenschen, die dazu befragt wurden. Der Staat will die Menschen noch nicht zum Impfen zwingen, noch nicht, wie gesagt! – Klaus P. Jaworek

 

Dass Sie „Impfzauder*innen die Möglichkeit geben, ihre Argumente zu erläutern, fand ich gut aber zugleich sehr ernüchternd. Für mich stellt sich nach dem Lesen die Frage, ob eine Impfpflicht nicht doch besser wäre. Wir befinden uns nämlich in einer Pandemie, dass scheint diesen Menschen irgendwie egal zu sein. Nach endlosen 14 Monaten wieder Kultur erleben, welch ein Geschenk! … Da ist der Zynismus von Harald Schmidt echt nicht mehr up to date. – Susanne Hesemann

 

Das Titelbild der Zeit Nr. 33 hat mich sehr angesprochen. Genau so fühle ich mich derzeit.

(Spritze auf gefesselten Menschen) Der Argumentation von Sahra Wagenknecht zum Titelthema schließe ich mich voll an. Besondere Sorge habe ich allerdings um meine zur Zeit voll gesunden Kinder (14, 19, 21 u. 23 Jahre), die sich nach ewigem online/home-schooling nun endlich auf eine Fortführung oder den Beginn des Studiums in Präsenz freuen. Gibt`s aber nur für 3 G; wobei dann das Testen, ab Studienbeginn im Oktober sehr teuer werden soll.

In jedem Drogerie-Markt bekommt man Corona Selbsttests für unter 1€ pro Stück (gleiche Fabrikate, wie sie im Testzelt oder in Apotheke verwendet werden). Das wäre kein Problem. Wer verdient an den geplanten 20€ pro Test? Im übrigen frage ich mich, wo der Datenschutz in der Schule bleibt, wenn ungeimpfte Kinder durch Testpflicht geoutet werden. (Geimpfte können ja auch das Virus weitergeben.) – Kerstin Kanold

 

Wie kann DIE ZEIT zulassen, dass Menschen ungeprüfte Behauptungen aufstellen und die einfach so stehen bleiben. Ohne Faktencheck, ohne Kommentar. Wie kann es sein, das ein Mitglied des Bundestages, unwidersprochen Bullshit verbreiten darf ( Ungeimpfte gefährden allenfalls sich selbst und andere Ungeimpfte)? Diese Ansammlung von subjektiv gefärbten Vorurteilen kann irgendwo in den sozialen Medien auftauchen, aber doch nicht in einer Wochenzeitung, die einen seriösen Anspruch hat(te). – Jack Kurfess

 

Die Diskussion um Covid-19 und die damit verbundene Impf-Thematik wird zwischenzeitlich hochemotional geführt, befeuert auch durch politische Äußerungen (Pandemie der Ungeimpften). Ich bin weit davon entfernt, Todesfälle und Leid im Zusammenhang mit Covid-19 kleinzureden. Ein Blick in den „Alkoholatlas Deutschland 2017“ des Deutschen Krebsforschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft lenkt den Blick allerdings auf Themen, die gesellschaftlich und politisch nicht mit gleicher Verve diskutiert werden und dennoch von erheblicher gesellschaftlicher Relevanz sind: So waren bereits im Jahr 2012 in Deutschland 2,3 Prozent aller Todesfälle auf Alkoholkonsum zurückzuführen.

Alkohol ist ein Zellgift und eine krebserzeugende Substanz – und als solche weltweit für rund 5,5 Prozent aller Krebsfälle verantwortlich (vgl. ebd.: 24). Weiter nehme ich zur Kenntnis: „Die Kosten des schädlichen Alkoholkonsums belaufen sich in Deutschland auf jährlich 39,30 Milliarden Euro. Davon entfällt etwa ein Viertel auf direkte Kosten für das Gesundheitssystem (9,15 Milliarden Euro direkte Kosten) und drei Viertel entstehen der Volkswirtschaft durch Produktivitätsverluste (30,15 Milliarden Euro indirekte Kosten)“ (ebd.: 58). Hinzu kommen noch „Kosten durch Sachschäden […] Im Jahr 2007 lagen diese bei schätzungsweise 1,91 Milliarden Euro“ (ebd.: 70).

Wird also zwischenzeitlich in der Gesellschaft bereits diskutiert, die Kosten für ungeimpft an Covid-19 Erkrankte nicht weiter zu übernehmen, müsste aus paritätischen Gründen ebenfalls die Kostenübernahme für die durch Alkoholkonsum verursachten Krankheiten (dazu gehören u. a. Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs) eingestellt werden, zumal es „keinen risikofreien Alkoholkonsum“ gibt (ebd.: 23). – Vera Schick

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer weiß denn so was?“ von Peter Dausend und Matthias Geis

 

Auch wenn die Autoren dieses Beitrags nicht genannt wären, ich hätte ohne zu zögern auf Peter Dausend getippt, mit starker Sympathie der Autoren für Eckstein und ……um die Ecke gedacht! – Dr. Jobst Gmeiner

 

Ihre beiden Autoren sind verantwortlich für meinen Lachkrampf, der mich fast zu Tode gebracht hätte. Die Frage 50 d) Massenschlägerei. – Gunter Knauer

 

Ich wage einen Tip, welche Fragen von Herrn Dausend kamen: Nr 18, 22, 29, 30 und 33, vielleicht auch die Fragen 3, 12 und 19. Bezüglich Frage 18 bin ich auf die Frauwnquote 2021 gespannt. Wird sich der Trend fortsetzen? Aus den bisherigen Anteilen kann man jedenfalls ableiten, dass Frauen, wenn sie in eine Partei eintreten, bessere Chancen auf ein Bundestagmandat haben als ihre männlichen Parteigenossen. Das sollte eigentlich ermutigend sein, oder? – Dr. Christian Voll

 

Super. Echt gut. Hatte richtig Spass damit. Und habe was gelernt. Aber darf ich – auch nur zum Spass – den Korinthenkacker geben? Also, beim ersten Lesen der Frage 4 habe ich mich über das Fragezeichen innerhalb der Anführungszeichen gewundert, denn in meiner Erinnerung ist Joschka Fischers A-Satz an Herrn Stücklen keine Frage, sondern eine Aussage. Ohne Fragezeichen. Aber logisch, das Fragezeichen gehört zur Quiz-Frage, müsste nur hinters Anführungszeichen. Kleiner Typo, was soll’s.

Dennoch habe ich mal bei ‘das-parlament.de’ das A-Wort in das Such-Feld getippt. Das lieferte unter anderem die Information, dass dieser Zwischenruf im Protokoll überhaupt nicht verzeichnet ist. (Buchbesprechung von „Feldkamp, Der Deutsche Bundestag, Nomos, 2009“) Mysteriös. Ist meine Erinnerung angelesen? Ein Zeit-Mem? Oder kam das im Fernsehen? Haben Sie noch andere Quellen? – Ewald Fischer

 

Wenn man als langjähriger Leser in ihrer letzten Ausgabe ein „Quiz zur Bundestagswahl“ angekündigt bekommt, erwartet man eigentlich Fragen, deren Antworten bei der Wahlentscheidung helfen oder zumindest grundsätzliche Gegebenheiten erklären. Aber was kriegt man über zwei Seiten und 50 Fragen präsentiert? Fast ausschließlich Bonmots aus uralten Zeiten die bestenfalls als Angeberwissen überschrieben werden können. Möglicherweise unterhaltsam, aber kaum passend im Vorfeld einer Wahl, wo sie besser ihrem Informationsauftrag nachkommen sollten. Über den leisen Verdacht, dass hier im Sommer- und Urlaubsloch bequem zwei Seiten gefüllt wurden, will ich nicht weiter spekulieren. – Peter Grießer

 

Hat Herr Biermann (23d) die Linksfraktion im Bundestag geschmäht? Wann war Herr Biermann im Bundestag? Oder hat er die Linksfraktion des Bundestages geschmäht? – Giorgio Zankl

 

Vielen Dank für das Quiz in o. a. Ausgabe anlässlich der bevorstehenden Bundestagswahl, obwohl ich keinen direkten Zusammenhang finden konnte. Und was mir auch fehlte, waren Fragen zur DDR-Politikgeschichte. Das Land gibt es zwar seit drei Jahrzehnten nicht mehr, doch noch Menschen, die in der DDR gelebt haben und durch sie geprägt wurden – so oder so! – Irina Baumann

 


 

 

Leserbriefe zu „Mein Wald, das Klima und ich“ von Marcus Rohwetter

 

Mitautor Marcus Rohwetter führt einige Posten auf, die Kleinwaldbesitz zu einem kostspieligen Hobby machen: Beiträge zur Forstbetriebsgemeinschaft, Lohn an den Kettensägemann, Fahrtkosten nach Brandenburg, die ihn schon in die Verlustzone bringen. Ich gehöre zu den „Kleinwaldbesitzern“ , die zu den zwei Millionen privaten Waldbauern zählen. Ich habe meine Wälder nicht geerbt, sondern als Fachleiter für Biologie von meinem Gehalt bezahlt. Sehr schöne Stunden mit unvergesslichen Naturbeobachtungen und Pflegemaßnahmen verdanke ich dem Wald. In erster Linie sind es die bürokratischen Hürden, die mich fragen lassen, ob sich die gesellschaftlichen Leistungen – Wasserspeicher, Luftfilter, Erholungsraum, Natur- und Artenschutz und mehr, die wir durch unseren Wald der Allgemeinheit bieten, genügend geschätzt und honoriert werden.

Es gibt inzwischen eine Unzahl von Förderungen von der EU, dem Bund, dem Land. Wer sich näher mit diesen Programmen befasst, resigniert vor dem vielen bürokratischen Aufwand, der ohne den Einsatz von Fachkräften nicht zu leisten ist. Ich verzichte lieber auf die finanziellen Hilfen und verbringe dafür weitere Stunden in meinen Wäldern. Schon an anderer Stelle habe ich vorgeschlagen, staatlicherseits für alle Waldbauern die Kosten für die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft, Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau zu übernehmen. Ohne großen Aufwand wäre das möglich und eine spürbare Hilfe. Ich bin in meinem 90. Lebensjahr und gerade dabei, meine Waldstücke zu vererben. Ich wäre glücklich, wenn den Erben die ungetrübte Freude an der Natur erhalten bliebe. – Robert Hüchtker

 

Der Blick auf eine tausendjährige Geschichte, ein imposanter Adelstitel, das Gespräch mit dem Erbprinzen von Waldbesitzer zu Waldbesitzer – da kann es selbst Marcus Rohwetter unterlaufen, dass der Anspruch eines kritischen und ausgewogenen Journalismus Schaden nimmt. Die Problematik seines Artikels wird sofort im zweiten Diagramm „Die privaten Waldbesitzer“ deutlich. Gewiss, immerhin fünf Prozent aller Waldbesitzer verfügen über eine Waldfläche von mehr als 20 Hektar. Nur ein winziger Teil dieser Gruppe gehört allerdings zu den wirklich großen Waldbesitzern. Soziologisch lässt sich diese Gruppe relativ genau bestimmen, denn sie wird weitgehend aus dem Adel und vor allem aus dem Hochadel gebildet. Noch etwas mehr Wald als Rohwetters Gesprächspartner Erbprinz Christian zu Fürstenberg gehört z. B. Thurn und Taxis.

So liest sich die Liste der privaten Waldbesitzer wie das Handbuch des deutschen Adels. Das ist die Gruppe, die über Jahrhunderte hinweg ihren Waldbesitz eifersüchtig vor anderen Menschen verschloss und diesen Besitz durch alle Wirren der Geschichte bis in unsere Zeit gerettet hat. Nur knabbern an dem Geschäftsmodell Waldbewirtschaftung im Fichtenbestand, von dem viele Adelsfamilien heute leben, der Borkenkäfer und der Klimawandel. Da ist es doch hilfreich, wenn fraktionsübergreifend die Meinung besteht, man müsse die privaten Waldbesitzer dafür belohnen, dass sie Wald besitzen. Erbprinz Christian könnte mit den genannten 3,6 Millionen Euro seine 30-köpfige Angestelltenschar und sich selbst alimentieren, ohne in Zukunft auch nur einen einzigen Baum fällen zu lassen.

Im Wirtschaftsteil der ZEIT erwarte ich zumindest eine kurze Einordnung des beschriebenen Sachverhaltes und eine angemessene Aufbereitung von statistischen Angaben. Ärgerlich an Rohwetters Artikel ist auch, dass er den Förster und Buchautor Peter Wohlleben, der wie kein anderer bei einer breiten Leserschaft das Interesse am Wald geweckt hat, mit zwei Sätzen abtut. Er verspielt damit die Chance, sich dem Thema differenziert und sachgerecht zu nähern. Aber offenbar war das auch nicht das Ziel des Artikels. Auf jeden Fall weiß der ZEIT-Leser nun, wie es sich anfühlt, Waldbesitzer zu sein. Und da scheint es auch kaum einen Unterschied zu machen, ob man nun ZEIT-Redakteur oder Erbprinz ist. – Peter Reiter

 

Ich habe meine Zweifel, ob ein Großwaldbesitzer wie der Erbprinz von Fürstenberg den deutschen Wald besser für die Aufgaben in Zeiten des Klimawandels rüsten kann als ein Kleinwaldbesitzer. Zumindest sehe ich kein Problem darin, dass es letztere gibt. Auch der Prinz kennt nicht jeden seiner 18000 Hektar. Schweden zeigt doch, dass Wälder, die von wenigen Großkonzernen bewirtschaftet werden, allein nach dem Prinzip der Rationalisierung und unter Einsatz von Harvestern möglichst große Gewinne abwerfen.

Soll damit jenes Waldwissen gemeint sein, das der Autor bei den Kleinwaldbesitzern vermisst? Tatsächlich ist es gar nicht so schwierig, die richtigen Baumarten für seine eigenes „kleines“ Waldgebiet zu finden. Bei den Forstbehörden gibt es hierfür übrigens gute Ansprechpartner. Die Naturverjüngung ist ein weiterer kostenloser Ratgeber. Auch das Prinzip „Natur, Natur sein lassen“ hat sicher noch keinem Wirtschaftswald geschadet, ebenso wenig, kleine ausgesuchte Flächen nicht zu bewirtschaften. Das ist auch nicht zu viel erlangt, immerhin bietet der Staat zahlreiche Möglichkeiten des finanziellen „Ausgleichs“. Also nicht klagen über schweinbar fehlendes Waldwissen. Ausprobieren, beobachten und sich an der Entwicklung erfreuen! – Philipp Lindheim

 

Zu dem Artikel „Mein Wald, das Klima und ich“ möchte ich folgendes anmerken: Irgendwie lese ich zwischen den Zeilen, dass der Wald ein neues Geschäftsmodell werden soll. Aber wenn es um Geschäfte geht, gibt es meistens auch Schattenseiten. Der Wald ist immens wichtig für den Klimaschutz, für Flora und Fauna, aber auch für die Erholung des Menschen. Gerade jetzt, bei den enorm hohen Temperaturen, ist es eine Wohltat durch den Wald zu wandern. Dieser Temperaturausgleich ist durch nichts zu ersetzen.

Leider hat die Politik diesen Wert noch nicht erkannt. Wie sonst kann es möglich sein, dass man den Schutz von Naturräumen, wie den Naturpark Saar-Hunsrück, aufheben will. Eine nachhaltige Energiewende kann so nicht erreicht werden. Wenn große, jahrhundertelang gewachsene Waldgebiete für Windparks (nicht nur ein paar Windräder!) geopfert werden, weil die Politik die Weichen dazu stellt, müssen die Alarmglocken bimmeln. Der letzte Satz „Mehr kann ich nicht tun“ sollte der Autor noch mal überdenken, besonders für die kommenden Generationen. – Doris Steuer

 

Ich habe Ihren Artikel Mein Wald, das Klima und ich gelesen. Ich möchte Ihnen ein großes Kompliment machen zu diesen Artikel, sie analysieren die Situation der Kleinprivatwaldbesitzer sehr zutreffend. Ich bin selbst Förster und war 16 Jahre für 1000 Waldbesitzer zuständig. Inzwischen bin ich Staatswald in BaWü tätig. – Jürgen Holzwarth

 

Prima! Weiter so! Als Anregung für weitere Recherchen: Auch Moore binden CO2, sogar mehr als Wälder. Auch Moore gehören vielen Privatbesitzern, meist Kleineigentümern, vermutlich noch mehr als Wälder. In den Mooren konnte der Adel nicht jagen. Die Gewinnung von Brennmaterial war vielfach bis nach dem letzten Krieg mühsamer als in den Wäldern; Baumaterial war dort nicht zu holen. Gemeinschaftsmoore (als Teile der „Holzmarken“) wurden in der Bauernbefreiung im 19.Jahrhundert wie die Wälder auf die einzelnen Berechtigten aufgeteilt, also von Gemein- in Privateigentum überführt. Moore wurden überwiegend in landwirtschaftliche Nutzung überführt, der Rest im 20.Jahrhundert unter Naturschutz gestellt, zum geringen Teil auch wiedervernässt. Ein Beispiel. Nennen wir die alte Dame Renate Reh.

Der richtige Name ist mir bekannt. Frau Reh ist Miteigentümerin eines Moor-Grundstücks in der Nähe des Steinhuder Meeres zur Größe von etwa 2 Fußballfeldern. Das Grundstück hatte ihrer Großmutter, wohnhaft in der nahen Kleinstadt gehört. Nach dem Tod der Großmutter in den 1920er Jahren passierte erst einmal gar nichts. Erst als Anfang der 1950er Jahren ein Torfwerk Interesse bekundete, wurden 1957 fünf ihrer Kinder laut einen Testament von 1911 in Erbengemeinschaft eingetragen. Ein Erbe lebte in der DDR. Zwei der Erben lebten zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr; der Aufenthalt ewentueller Erben war nicht bekannt.

Einer der Erben, der Vater von Frau Reh, bemühte sich, die Miterben auszuzahlen, verstarb aber bald. 1996 erinnerte sich Frau Reh, inzwischen längst Rentnerin, daran, dass ihr Vater von einem Moorgrundstück erzählt hatte. Meine Recherchen bestätigten dies. Und ruckzuck war Frau Reh als Alleinerbin ihres Vaters als neue Miteigentümerin (zu einem Fünftel) im Grundbuch eingetragen. Die monatelangen Bemühungen, die Erben der anderen Miteigentümer (zum Teil kinderlos verstorben) zu ermitteln, blieben ohne konkreten Erfolg. Mögliche Erben sagten am Telefon sofort: „Ich verzichte“, waren aber angesichts des minimalen Wertes (von günstigenfalls ein paar Hundert DM) nicht bereit, ihre Erbberechtigung nachzuweisen.

Der zuständige Landkreis als untere Naturschutzbehörde (das Moor war schon lange unter Naturschutz gestellt) reagierte auf ein Kaufangebot überhaupt nicht (obwohl ich den zuständigen Sachbearbeiter kannte). Bei einer Ortsbesichtigung stellten Frau Reh und ich fest, dass auf dem Grundstück längst überwucherte Torfstich-Gruben waren, sich unmittelbar hinter dem Grundstück eine wiedervernässte Fläche befand (ein Projekt im Rahmen der Expo 2000 in Hannover), Fahrzeuge zur Herstellung der Wiedervernässungsfläche über das Grundstück von Frau Reh gefahren waren.

Nach der Eintragung im Grundbuch erhielt Frau Reh vom örtlichen Wasser- und Bodenverband einen Beitragsbescheid – für die Offenhaltung des Grabens vor ihrem Grundstück. Dieser Graben dient ausschließlich dem Weg vor dem Grundstück als Teil eines Radweges um das Steinhuder Meer; die Naturschutzflächen selbst dürfen nicht entwässert werden. Vierfünftel des Betrages kann sich genannte Dame theoretisch von den vier anderen Miteigentümern (die sie aber nicht kennt) erstatten lassen. Die inzwischen hochbetagte Frau Reh ist noch heute Miteigentümerin dieses kleinen Moorgrundstücks, zahlt dafür jährlich einen kleinen Obulus, kann es nicht nutzen, darf es nicht betreten und bindet Jahr für Jahr ein bißchen CO2. – Adolf Ronnenberg

 

Mit großem Interesse habe ich Ihnen Artikel in der ZEIT gelesen. Auch mein Vater wurde 1945 in Brandenburg enteignet (Betriebsgröße). Sie schreiben etwas nebulös: „Nach der Wiedervereinigung fand der Wald zurück in die Familie.“ Mein Vater hat sich jahrelang intensiv (auch mit juristischer Unterstützung) um die Rückübertragung von Haus, Ackerflächen, Wiesen und Wald gekümmert — allerdings erfolglos. Ich konnte dann im Rahmen des EALG eine Ackerfläche zurück erwerben. Gibt es denn einen anderen Weg, dass der Wald oder auch naturgeschützte Flächen zurück zum Alteigentümer finden?? Über eine Konkretisierung Ihres Satzes wäre ich Ihnen sehr dankbar. – Erich Köppen

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Unbeugsamen“ von Jan Schweitzer

 

Die Zuständigkeit der „Unbeugsamen“ ist im Artikel eindeutig beschrieben und muss auch den dort ehrenamtlich tätigen Wissenschaftlern klar sein: der verantwortlichen Politik mit sektoralar Kompetenz zuarbeiten. Punktum!! Jedoch hat eine unfähige Politik, nicht nur in Coronazeiten, der Wissenschaft zugebilligt, mit eigener Meinung öffentlich präsent zu sein, um von eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken.

Sie hat aber für ihre Entscheidungen sachliche und juristische Abwägungen mit anderen öffentlichen Belangen und Meinungen und insbesondere die Verhältnismäßigkeit zu wahren. Das muss so manchen mit akademischen Vornamen ausgestatteten wissenschaftlich Tätigen wurmen, ist ihm fälschlicherweise doch auch mit öffentlicher Unterstützung ein scheinbarer Sonderstatus zuteil geworden. Es empfiehlt sich, auf beiden Seiten zurückzurudern. Die Politik muss lernen, Verantwortung für ihre Rolle zu übernehmen und die Fachlichkeit hat ihre dienende Aufgabe zu verinnerlichen. – Jürgen Dressler

 

Nun werden bereits 12-Jährige zur Impfung „eingeladen“, Impfteams werden an Schulen geschickt. Die STIKO empfiehlt bisher keine Impfung in dieser Altersgruppe, da nach aktueller Studienlage der Nutzen einer Impfung das mögliche Risiko nicht überwiegt. Über Jahre wurden Bewertungs- und Abstimmungsprozesse entwickelt, um auf wissenschaftlicher Basis die Sicherheit von Arzneimitteln zu beurteilen.

Die STIKO arbeitet unabhängig, ehrenamtlich, interdisziplinär und transparent. Mögliche Interessenkonflikte sind online einsehbar. Wonach soll ich mich heute als impfender Arzt richten? Nach dem Wissen meiner akademischen Ausbildung und der praktischen Evidenz meiner Erfahrung? Nach den Empfehlungen der STIKO? Oder nach den Anweisungen unserer Politik? Worauf basiert die Kompetenz, mit der Politiker sich über das Wissen dieses Fachgremiums hinwegsetzt? Wie kann ich in dieser Situation noch frei und zum Wohle meiner Patienten beraten? – Dr. med. K. Hollmann

 

Genau darum sollte es eigentlich nicht gehen. Wenn ein Mitglied der Ständigen Impfkommission (Stiko), die ausdrücklich unabhängig aufgestellt ist, mit Blick auf die anstehende Aktualisierung der Impfempfehlung in Hinblirck auf Kinder ankündigt, man werde versuchen, der Politik etwas entgegenkommen, dann irritiert das. Denn das ist ausdrücklich nicht der Job des Expertengremiums. Vielmehr liegt der Wert der Kommision darin, dass sie völlig unabhängig von der Politik agieren kann und auch muss. Sie darf sich mit ihren Entscheidungen allein am wissenschaftlichen Erkenntnisstand, an der Verlässlichkeit von Daten, orientieren. (Kommentar von Gernot Heller, Journalist, im Donaukurier am 14.8.2021) – Klaus P. Jaworek

 

Der Bericht ist interessant, besonders im Hinblick auf die Fachrichtungen der einzelnen Mitglieder. Ein/e Psycholog/in fehlt.Wäre die Fachrichtung dabei gewesen,wären einige Veröffentlichungen der STIKO wohl besser ausgefallen. Mir ist schon klar, dass die STIKO die Bundesregierung nur berät, dieser Rat ist aber sehr bindend. Die STIKO müßte sich einmal klar machen, welche Tragweite ihre oft häppchenweisen Verlautbarungen haben. An unserem, 79 und 78 Jahre alt, Beispiel möchte ich es erklären: Wir leben in SH, 2 km von der Stadtgrenze zu Hamburg entfernt. Die erste Prioritätengruppe wurde per Brief angeschrieben und bekam eine Telefonnummer, unter der sie einen Impftermin vereinbaren konnte.

Grund: Diese Altersgruppe kommt mit dem Computer nicht so gut zurecht. Für unsere Altersgruppe war das nicht mehr der Fall (ein 80 Jähriger schafft das weniger als ein 79 Jähriger?). Impftermine gab es nur über das Internet, bei den ersten beiden Vergaben brach das Internet regelmäßig zusammen. Ich versuchte es ein drittes Mal, und siehe da, nach 4,5 Stunden bekam ich einen Termin für Ostersonntagmorgen, mit AstraZeneca. Danach kamen die negativen Schlagzeilen aufgrund der Verlautbarungen der STIKO: AstraZeneca nur für Menschen über 60, Zweitimpfung der Jüngeren mit Biontec oder Moderna, diese Impfkombination wäre sogar wirksamer, 2. Impfung nach 12 Wochen, weil die Wirksamkeit dann besser sei, dann schließlich die Empfehlung, die zweite Impfung mit Biontec oder Moderna vorzunehmen.

Diese Empfehlung kam 2 Tage, nachdem wir unsere Zweitimpfung mit AstraZeneca erhalten hatten. Ein tolles Gefühl: Als 2.Risikogruppe mit einer weniger wirksamen Impfstoffkombination geimpft worden zu sein! Wie gehen nun die Empfehlungen für die Drittimpfung weiter? Sollen wir, die wir den nicht so wirksamen Impfstoff erhalten haben, warten, bis alle vor uns Geimpften dran waren? Bis Dezember? Bei steigenden Inzidenzen und Ausbreitung der Deltavariante? Hier nun wäre ein Psychologe/in hilfreich, der/ die dem Gremium STIKO schildern könnte, was das mit den Menschen, denen es genauso ging wie uns, machen würde.

Wir haben übrigens für uns beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Wir werden einen Antikörpertest des Spikeproteins machen lassen und dann ggfs. einen Arzt suchen, der uns mit Biontec oder Moderna impft.(Hoffentlich liegen bis dahin Studien vor, welcher der beiden Impfstoffe besser gegen die Deltavariante schützt). Was aber ist mit den Menschen, die nicht das Geld dazu haben? – Waltraud Genetzke

 

Großen Dank für fundierte, ausführliche Information über die Stiko! Endlich wird uns breiterem Publikum, das nicht unbedingt im Internet recherchiert, „die Augen geöffnet“ über diese sinnvolle Institution, auf die in letzter Zeit töricht herumgehackt wird (Söder). Kaum jemand weiß, dass die Arbeit ehrenamtlich erfolgt und was sie für ein Arbeitspensum erfordert, wenn man z.B. allein das Durchforsten der neuesten wissensch. Weltliteratur bedenkt. Es wäre sehr bedauerlich, wenn sie weiter an Gewicht verlöre, sie sollte für uns DER der bequeme, das Gewissen entlastende Parameter bleiben. Bedenklich ist, dass eine politische Instanz, nämlich der Bundesgesundheitsminster die Zusammensetzung bestimmt. – Dr. med. Claus Richter-Haffelder

 

Die Aufgaben der Ständigen Impfkommission beschreibt Jan Schweitzer sehr klar, und er hebt hervor, warum die ehrenamtlichen Mitglieder dieses Gremiums medizinischer Spezialisten „verstimmt“ – aber doch wohl eher verärgert – sind. Von politischer Seite werden die ausgesprochenen Empfehlungen häufig nicht umgesetzt, und Entscheidungen werden gelegentlich schon getroffen, wenn aussagekräftige Ergebnisse noch gar nicht vorliegen. Wissenschaftliche Empfehlungen werden durch Drängen nicht besser oder gar richtiger. Wozu dient der hohe Aufwand der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die zudem noch ehrenamtlich ihre verantwortungsvollen Aufgaben übernommen haben, wenn die Argumente nicht berücksichtigt werden.

Aber ignorantes Verhalten von Politikerinnen und Politikern sowie darüber verwunderte, enttäuschte, verständnislose Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler, Naturschutzverbände und Laien sind kein neues Phänomen seit Beginn der Corona-Pandemie: Die Bestände der Nutzfische in der Nordsee und im europäischen Nordmeer wären heute weniger überfischt, wenn europäische Politiker schon vor vielen Jahren den Empfehlungen der Internationalen Kommission für Meeresforschung gefolgt wären. Empfehlungen zum Umweltschutz, z. B. in der Landwirtschaft, wurden nicht umgesetzt, die EU droht mit erheblichen Strafzahlungen, zu tragen letztlich von den Bürgern.

Die verheerenden Brände im Mittelmeerraum, in Russland, in Nord- und Südamerika mit Wald-, Haus- und Eigentumsverlusten, sowie die Starkregen, Überschwemmungen und Verwüstungen, und besonders die vielen Toten, hätten wohl bei rechtzeitigen, vorsorglichen Maßnahmen zur Verminderung der Risiken des Klimawandels und der katastrophalen Auswirkungen beitragen können. In allen Fällen hat die Wissenschaft Ergebnisse und Empfehlungen vorgelegt. Die Politik hat hingegen versagt, national und international, die Hinweise und Warnungen nicht zielbewusst umgesetzt oder ignoriert, und dieses bereits seit Dekaden bezüglich des Klimawandels und der Umweltbelastungen. Der Wissenschaft kann kein Vorwurf gemacht werden.

Was ist zu tun? Entscheidungen treffen Politiker, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stehen mit ihren Gutachten und Empfehlungen nur abgeschirmt im Hintergrund. Sie sollten stärker mit Forderungen in den Vordergrund treten. Zur Verpflichtung sollte gemacht werden, dass erstens die wissenschaftlichen Gutachten und Empfehlungen in Kurzfassung veröffentlicht werden, und dass zweitens die politischen Entscheidungsträger binnen weniger – zwei bis drei – Monate Begründungen liefern und ebenfalls veröffentlichen, wenn den Empfehlungen aus der Wissenschaft nicht gefolgt wird.

Gutachten würden dann nicht einfach im Nichts versinken, sie würden dann gelesen, bedacht und überlegt beantwortet werden. Ein Verfahren dieser Art würde es auch der Bevölkerung erlauben, Kenntnisse über wissenschaftliche Argumentationen zu gewinnen und politische Entscheidungen zu verstehen. Es würde die Kenntnis von und das Verständnis für demokratische Entscheidungsprozesse fördern und (vor Wahlen) für mehr Klarheit sorgen. – Hjalmar Thiel

 


 

 

Leserbriefe zu „Partisanenlieder“ von Maxim Biller

 

In der neuesten ZEIT räumen Sie dem notorischen Wüterich Maxim Biller abermals Platz ein, seine Tiraden gegen all das auszubreiten, was nicht seinem recht eindimensionalen Weltbild entspricht. Kurt Tucholsky und Hannah Arendt sind also gemäß Billers Verdikt „verwirrte, antijüdische Juden“ – welche Niedertracht! Und was soll das spitzfindige Geschachere um die einzig wahre jüdische Herkunft? Es macht mich fassungslos, dass Sie so etwas abdrucken können. – Martin Köhl

 

Wie schön, dass es Max Biller gibt, der weiß, was ein Jude ist und wer keiner ist. Ich denke an Ruth Gross, Tochter des gewiss jüdischen Theaterfotografen Abraham Pisarek, die mir in einem Interview erzählte, wie sie – als sie den gelben Stern tragen musste – den Freund ihres Vaters fragte, was ist das ein Jude. Und dessen Antwort war: Es gibt hunderte Arten von Juden, die Einzigen, die genau wissen, was das ist, sind die Nazis.

Als Frau muss sich mich nicht beschneiden lassen. Wie schön, dass der Aufpasser am Ende seiner Glosse doch noch unsicher ist. Egal was MB statuiert, man kann, jüdisch geboren, aus dem Verein ohnehin nicht austreten, egal ob gläubig oder agnostisch. – Dr. Hazel Rosenstrauch

 

Wie ich den Text als Angriff gegen Max Czollek finde, habe ich bereits in Social Media veröffentlicht. In meinem Schreiben an Sie geht es um meinen Vater, den Herr Biller in seinem Text als Großvater von Max Czollek mit folgender Aussage nennt: „Was wusste ich schon über ihn und seinen Großvater, den berühmten DDR-Verleger, den Kommunisten, den Juden, der ein Leben lang aus Idealismus zu seinen antisemitischen Genossen hielt.“

Als Tochter von Walter Czollek, dem Großvater von Max Czollek, auf den Herr Biller sich hier bezieht, verwahre ich mich gegen diese Diffamierung. Das Zitat suggeriert, dass mein Vater Antisemitismus gebilligt hätte und Personen, die Antisemiten waren, geschützt hätte. Nicht nur, dass Herr Biller es nicht für notwendig hielt, eine solche Aussage mit verlässlichen Quellen zu belegen (die es in diesem Fall nicht gibt), spuckt er mit Hilfe Ihrer Zeitung auf das Grab meines Vaters und seiner Geschichte, auch als Überlebender des Holocaust.

Zudem entspricht die Aussage von Herrn Biller in Bezug auf meinen Vater einem antisemitischen Stereotyp, in dem Juden als Verräter markiert und diffamiert werden, die keine Haltung und keine Prinzipien hätten. Die Verleumdung meines Vaters geht nun durch alle Sozialen Medien. Mein Vater kann sich nicht mehr dagegen verwehren. Tote Juden sind jedoch, obwohl es in Deutschland immer wieder vorkommt, kein Freiwild für mediale Desavouierung.

Ich fordere Sie hiermit auf, diese Verleumdung als solche öffentlich zu benennen und mit einer Entschuldigung zurückzunehmen. Dies kann zwar den Schaden nicht wieder gutmachen, wäre aber zumindest eine Klarstellung. Zwar werden Sie, so nehme ich an, Herrn Biller nicht zurechtweisen, das ist auch nicht mein Anliegen. Doch als vierte Macht im Staat mit einer solchen medialen Reichweite erwarte ich, dass Sie Ihre Funktion in der Bekämpfung von Antisemitismus wahrnehmen und kein Forum bieten für die Verleumdungen eines verstorbenen und verfolgten Juden. – Leah Carola Czollek

 

Mit seiner diskreditierenden und beleidigenden Aussage bezüglich israelkritischer deutscher Juden und in Deutschland lebender Israelis: „…als echte Juden…würden sie garantiert keine BDS-Dschihadisten mehr verteidigen, die acht Millionen Israelis im Mittelmeer ertränken wollen“ qualifiziert sich Maxim Biller endgültig für Springers „WELT“ oder „BILD“, als für eine liberale Wochenzeitung wie „Die ZEIT“. Noch passender wäre Henrik M. Broders proisraelischer Lobby-Blog „Achse des Guten“. – Björn Luley

 

Der neue Artikel von Maxim Biller („Partisanenlieder“, ZEIT No. 33) ist wieder einmal an Arroganz nicht zu überbieten. Maxim Biller bestimmt, wer Jude ist und wer nicht? Und unterstellt Max Czollek, nur aus strategischen Gründen so zu tun, als ob er Jude sei, vergleicht ihn sogar mit einem Menschen, der seine jüdische Geschichte nur erfunden hat. Geht’s noch? Ein Mensch, der von Juden abstammt, kann sich sicher als Jude fühlen, auch ohne beschnitten und in einer Religionsgemeinschaft zu sein. Wer Jude ist, bestimmen Menschen.

Manche akzeptieren nur Kinder einer jüdischen Mutter, andere auch Kinder von jüdischen Vätern, andere auch Konvertierte. Die Nationalsozialisten waren da wesentlich großzügiger: jeder war Jude, der 2 jüdische Großeltern hatte oder mit einem Juden verheiratet war. Dem jüdischen Großvater von Max Czollek unterstellt er, sich auf die Seite von Antisemiten gestellt zu haben und somit sein Jüdischsein verraten zu haben. Wie kann er so etwas behaupten?

Die Artikel von Maxim Biller sind mir schon seit Langem immer wieder unangenehm aufgefallen. Seine Arroganz, sein Prahlen mit seinen teilweise prominenten Bekannten und locations, seine Abscheu gegen die Nichtjuden, gegen Deutschland sind anscheinend von keinem Zweifel getrübt. Oder doch? Am Ende ist er sich selbst nicht mehr ganz sicher, ob er recht hat. Ich wünsche ihm mehr Zweifel und mir, mehr von seinen Zweifeln zu lesen! – Cornelia Grosch

 


 

 

Leserbriefe zu „Wenn du Pause hast, arbeite durch. (…)“ von Caterina Lobenstein

 

Ihrem Artikel über Leiharbeiter vom 12. August, möchte ich meinen Respekt zollen, da Sie hier die übermächtige Lobby der Automobilhersteller in Deutschland mit Erfolg als Nutznießer verfehlter Rot/Grüner Sozialpolitik bloßstellen. Angesichts der hohen Beteiligung des Staates an VW (13% in Aktien + eine nicht nachvollziehbare Beteiligung der Stadt Hannover) erscheint es auf den ersten Blick unverständlich, warum die öffentliche Hand hier im Aufsichtsrat nichts unternimmt, um dem Missbrauch der Leiharbeiterregelung zu begegnen.

Für den zweiten Blick jedoch möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf den größten Arbeitgeber in Deutschland, der öffentliche Dienst lenken. Der Föderalismus im Lehrbetrieb ermöglicht den Ländern, in meinem Beispiel Rheinland-Pfalz, die Anwendung deutlich perfiderer Methoden, um mit minimalen Kosten eine maximale Ausbeutung der Lehrerinnen zu erreichen. Meine Frau ist Grundschullehrerin und hat Ihren Lehramtsabschluss in Sachsen-Anhalt absolviert. Sie war etwa 25 Jahre einschlägig und ebenengerecht berufstätig. RLP erkennt Abschlüsse anderer Bundesländer im Bildungsbereich in der Regel und nach vorliegenden Fakten vorwiegend aus haushalterischen Gründen nicht an.

Als Begründung wird hierfür von der zuständigen ADD in Trier angegeben, dass die Abschlüsse anderer Länder nicht den Qualitatsnsprüchen der (vornehmlich katholisch orientierten Lehrerinnenausbildung in Koblenz, Kommentar des Autors) Ausbildung in Koblenz und anderen Universitäten genüge. Schriftlich wurde meiner Frau nach etwa 10 Jahren Lehrtätigkeit als Grundschullehrerin in RLP und weiteren 15 Jahren außerhalb dieses netten Bundeslandes vorigen Monat bescheinigt, dass sie zwar weiterhin als Lehrerin erwünscht und angesichts des Lehrermangels zwar gebraucht würde aber nur mit der Vergütung des Eingangsamtes mit Erfahrungsstufe 1 (= Anfänger) als Vertretugslehrerin oder Feuerwehrlehrerin in einem prekären, befristeten Arbeitverhältnis eingestellt werden könne.

Dies entspricht faktisch dem Leiharbeiterstatus. Demenstprechend werden derartige Lehrerinnen nicht nur schlecht vergütet, sondern Sie werden mit maximaler Respektlosigkeit deklassiert. In unserem Beispiel wurde u.a. eine Klasse von Stufe eins bis drei mit großen Leistungsgewinnen geführt. Dann wurde der Schulleitung mitgeteilt, dass meine Frau entlassen werden müsse, um die Kettenarbeitsvertragsregel (nach etwa 7 verschiedenen Arbeitsverträgen) zu umgehen. Entlassungen während der Ferienperiode waren wir da schon gewohnt.

Ein großer, von den Eltern der Schule entworfener und an die Landesregierung RLP gerichteter Bittbrief, der uns im NA vorliegt, sowie eine außergewöhnlich gute dienstliche Beurteilung des Rektors mit der Bescheinigung über die herausragenden Leistungen bei der Ausbildung der Referendarinnen der Uni Koblenz durch meine Frau wurde von der damaligen Bildungsministerin Ahnen mit dem Argument zurückgewiesen, dass die Qualität des Unterrichtes Vorrang habe. Im Umkehrschluss heißt dies, meine Frau habe minderwertige Arbeit geleistet, was in klarem Widerspruch zu den erläuterten Leitsungsnachweisen sowie ihrer evidenten Befähigung für die Lehrerausbildung und ihrem Lektorat in einem großen Schulbuchverlag steht.

Als ehemaliger Referatsleiter in einer Bundesoberbehörde mit Personalverantwortung kann ich hier ohne Not, in Anbetracht der gesicherten Papierlage, dem Land RLP nicht nur Missachtung des Grundprinzips der Personalauswahl nach Eignung, Leistung und Befähigung, sondern auch Rechtsbeugung mit dem Ziel der Haushaltsmitteleinsparung ohne Rücksicht auf Bildungsnachteile der Kinder vorwerfen. Der in o.a. Artikel dargestellte Fall der VW- Leiharbeiter erscheint in diesem Lichte gerade in SPD-regierten Ländern als staatlich akzeptierte Rückkehr zum Feudalismus, auch im öffentlichen Dienst. – Georg Schulz

 

Ich bin eine Treue Zeitleserin. Aber die einseitige Berichterstattung über die Zeitarbeit entsetzt mich. Mein Mann und ich betreiben seit 20 Jahren ein Unternehmen der Zeitarbeit und wir halten uns immer an alle Regeln und Vorgaben. Unsere Mitarbeiter nehmen an Sommerfesten etc. Im Kundenbetrieb Teil und sind voll integriert. Unsere Mitarbeiter lehnen teilweise eine Übernahme durch Kundenbetriebe ab, weil sie lieber bei uns bleiben möchten. Wir reden mit unseren Mitarbeitern, ob sie sich wohlfühlen im Kundenbetrieb.

Wir kümmern uns, denn wir möchten unsere Mitarbeiter halten. Außerdem schließen wir ausschließlich unbefristete Arbeitsverträge ab. Unsere Unternehmerkollegen verfahren ebenso. Natürlich wird es – wie überall- schwarze Schafe geben. Aber eine Branche so zu verunglimpfen und alle über einen Kamm zu scheren ist mehr als unfair. Wenn die Automobilindustrie so verfährt und die Betriebsräte zustimmen, dann halten wir das für bedenklich. Als regionaler Anbieter Decken wir Spitzen in den Unternehmen ab und wenn ein Auftrag zu Ende ist, sorgen wir für neue Einsätze. So geht Zeitarbeit. Und der Begriff „Zeitarbeit „ zeugt von Respekt gegenüber unseren Mitarbeitern. Alles andere ist eine Unterstellung. – Michaela Knoop

 

Vor Jahrhunderten nannte man sie Sklaven, dann waren es auch mal Gastarbeiter und jetzt Leiarbeiter. Dennoch sind und bleiben und werden sie als „Gegenstände“ in unserem Wirtschaftsystem benutzt. Vergessen : Es sind MENSCHEN ?! – Geelke Braun

 

Wie immer ist vor einer jeden Bundestagswahl die Presse voll mit politischen Nebenschauplätzen wie die der Zeitarbeit, die wie immer zur künstlichen Erhöhung der gesamtpolitischen Verhandlungsmasse dienen sollen mit dem Ziel der Durchsetzung deutlich wichtigerer (politischer) Themen….? Es langweilt!!! Habt Ihr nicht andere Themen in dieser Zeit für diesen Zweck? Insbesondere dann, wenn mal wieder ein Einzelschicksal für das gesamte Schicksal aller betroffenen stehen soll. An der Stelle steht dieses Einzelbeispiel für ca. 750.000 Beschäftigte in der Arbeitnehmerüberlassung. Die Headlines sind sowas von Klischee und zu verkrustet.

Gemessen an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten betrifft die Zielgruppe aller Zeitarbeitnehmer genau 1,6% Dazu kommt, dass genau dieses System der Arbeitnehmerüberlassung im Jahr 2008 zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Automobilindustrie am Standort Deutschland deutlich verbessert wurde. An dieser modernisierten Gesetzgebung und anderen Regularien waren sowohl die Regierung, die Gewerkschaften, die Arbeitnehmervertretungen in den Betrieben etc. eingebunden.

An einem Einzelschicksal so dramatisch zu beschreiben, was sicher vielen anderen in der normalen Arbeitswelt täglich passiert, sobald eine Führungskraft zu ehrgeizig wird oder vielleicht unfähig ist zu führen, kann man machen. Aber dann bitte mit einer modern korrekten Terminologie und nicht mit dieser streng altmodisch konnotierten, damit beim Leser der zwingend negativ besetzte Teil des Themas und der ganzen Branche vorherrschend bleibt. Das ist schlicht Manipulation des Lesers und hat mit einer neutralen Berichterstattung nichts zu tun. Auch nichts mit der schon längst modernisierten und durch Gesetze durchregulierten Struktur dieser Branche der Arbeitnehmerüberlassung.

Diesen per Gesetz manifestierten Begriff dann auch noch in eine zynische Ecke zu ziehen ist für einen Journalisten äußerst unprofessionell. Aber sei es drum – jeder der in die Automobilindustrie geht und die Zeitarbeit dafür nutzt, tut das bewusst. Der Verdienst ist einfach auch zu gut in dieser Branche. Ob beim Dienstleister oder direkt dort angestellt spielt hierbei keine Rolle. Daher staunt ein jeder, der sich wieder aus der Automobilbranche heraus bewegen muss, wie die Verdienstmöglichkeiten selbst in einem festangestellten Verhältnis außerhalb der Automobilindustrie aussehen!!!

An der Stelle noch ein Hinweis – es ist für jeden Journalisten gut zu recherchieren, wie viele Zeitarbeiter in Kurzarbeit gehen durften und und ihren Arbeitsplatz nicht verloren haben. Im Vergleich dazu, wie viele Betriebe betriebsbedingt entlassen haben, ohne ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit zu nehmen. Warum ist davon nicht die Rede? Hier hinkt die Aussage völlig, dass ein Zeitarbeiter betriebsbedingt gekündigt werden muss, nur weil er abgemeldet wurde. Alle großen Unternehmen waren mit ihren Mitarbeitern aufgrund Abmeldungen in Kurzarbeit. Die Agentur für Arbeit hat das hervorragend gelöst und dies wurde überwiegend umgesetzt. Es ist aber schlicht und ergreifend kaum möglich, einen so hochbezahlten Zeitarbeiter wie in diesem Beispiel beschrieben, in einen anderen Einsatz zu vermitteln.

Das zahlt kein Entleihbetrieb außerhalb der Automobilindustrie. Was genau soll denn jetzt hier das eigentliche Thema sein? Wie schlecht die Zeitarbeit ist? Wie dreist die Vorgehensweise der Automobilindustrie mit der Arbeitnehmerüberlassung im Zusammenhang mit der Flexibilisierung der Automobilindustrie ist? Oder ist das Thema schlicht und ergreifend nur in einem ganz besonderen Zusammenhang zu sehen nämlich eben wie oben beschrieben als Verhandlungsmasse und nicht als tatsächliches Problem unseres gesamten Arbeitsmarktes und unserer Beschäftigung in Deutschland. Im Übrigen – zur Lösung des Problems des von Ihnen beschriebenen Arbeitssuchenden – ich habe eine Lösung für ihn. Sie dürfen gerne meine Kontaktdaten an ihn erreichen weiterreichen. – Simone Hain

 

danke für ihren artikel-es gibt so viele ungereimt-heizen,um die sich niemand kümmert, die keiner im auge hat – einfach traurig – demut u würde sind selten beachtet. – georg seyfarth

 


 

 

Leserbriefe zu „Ist die Idee des Eigentums von gestern?“ Gespräch mit Daniel Loick geführt von Martin Eimermacher

 

In seiner Darlegung der Begründung von privatem Grundeigentum des englischen Philosophen John Locke ist Herrn Loick zuzustimmen. Aber er hätte erwähnen sollen, dass Locke mit seiner Theorie der absolutistischen These entgegentritt, dass nur dem König legitime Eigentumsrechte zustünden. Dass die Welt Adam, Noah und dann ihren Nachfahren, den Königen gegeben worden sei, um über sie zu herrschen. Locke hält dem entgegen, Gott habe die Natur allen Menschen gemeinsam gegeben ( 1. Buch Moses). Hier setzt Locke an und begründet, dass Einzelne sich Privateigentum aneignen können, ja sogar müssen, und damit den anderen Menschen Zugriff auf diesen Teil der Natur verwehren dürfen. – Stefan Kaisers

 

Nein, ist sie nicht.Jeder Obdachlose schleppt sein Beutelchen mit sich herum, das was sein Eigen ist. Wer mehr hat,Haus und Hof und Geld,will sein Eigentum auch bewahren. Und teilt bestimmt nicht die Idee, dass mal anders verteilt werden müsste.Auf diese Idee kommt ein Deutscher, der als Professor in Amsterdam lehrt. Da ist wohl Holland in Not. Einen Moffen (die liebevolle Bezeichnung der Holländer für Deutsche) der zeigen muss, wo es längs geht.Das müssen die Holländer mal selber herausfinden,ohne Deutsche Belehrung. – Hans-Emil Schuster

 

Die Frage «Ist die Idee des Eigentums von gestern?» ist auch angesichts der Klimakrise zu verneinen. Die Idee des Eigentums ist wichtiger denn je. Allerdings ergeben sich – angesichts der Klimakrise – neue Aspekte. Eine der Ursachen der Krise ist das Plündern der Ressourcen der Erde. Bisher ging’s vor allem um Bodenschätze. Aktuell geht’s vor allem ums „Plündern“ der Aufnahmekapazität der Erde für CO2 und Kopfzahl. Charakterisieren lassen sich die Folgen mit dem Stichwort «Tragödie der Allmend». Gedeckt wird das Plündern durch das Menschenrecht auf Lebensunterhalt. Gegenmittel wäre das Menschenrecht auf Eigentum.

Die Aussage, dass «Laut Oxfam acht Menschen genauso viel gehört, wie 3,6 Milliarden – also der gesamten ärmeren Hälfte der Menschheit», ist aus Sicht der Klimakrise kaum von Relevanz. Denn die Acht verbrauchen bei weiten nicht Ressourcen in ähnlicher Relation. Und wenn sie mehr als der Durchschnitt verbrauchen, schafft das Arbeitsplätze. Angenommen der Besitz der Acht würde verteilt auf die Hälfte der Menschheit, dann würde sich sicher nicht der durchschnittliche Besitz der profitierenden Menschen verdoppeln. Das Resultat wäre wohl eher, dass die Güter-Produktion, die den Reichtum verursacht, in Frage gestellt und der Reichtum wäre weg.

Aber selbst, wenn dem nicht so wäre und durch das Verteilen eine neue Allmend geschaffen würde, wäre sie durch Erhöhung des Konsums und der Geburtenrate bald genauso geplündert wie die Allmend aus den alten Ressourcen. Dies auch zum Nachteil des Klimas. Die Aussage von Marx «Bei Strafe des eigenen Untergangs muss jede Unternehmerin und jeder Unternehmer immer mehr und mehr produzieren» hat an Aktualität eingebüsst. Der Reichtum der Acht beruht vor allem auf dem durch den Fortschritt geförderten Prinzip «The Winner takes it all», das ergibt eine Art Monopolstellung, die nur schwer zu erschüttern ist.

Eine tiefere Ursache fürs Plündern und damit auch des Klimawandels ist, dass zu viel konsumiert und produziert wird. Dies ist aber nötig, um Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten. Dies insbesondere angesichts des durch den Fortschritt verursachten Verlusts an Arbeitsplätzen. Und Arbeitsplätze sind nötig, um Lebensgrundlagen und Lebens-Perspektiven zu verteilen. Im Interesse des Klimas muss die Bedeutung dieser Verknüpfung reduziert werden, etwa in Richtung «Bedingungsloses Grundeinkommen».

Dabei, wer über genügend Eigentum verfügt, verfügt auch heute schon über ein Grundeinkommen und kann so die genannte Verknüpfung entlasten. Bismarck stellte diesbezüglich schon vor langer Zeit (am 9.2.2014) fest: «die erste Generation schafft Vermögen, die zweite verwaltet Vermögen, die dritte studiert Kunstgeschichte und die vierte verkommt vollends». Sie verkommt nicht, wenn sie ihr Geld gut investiert hat. So kann sie ihre Freiräume zum Nutzen der Allgemeinheit einsetzen und gleichzeitig den Arbeitsmarkt entlasten.

Kurz gesagt, nicht das Abschaffen des Eigentums würde dem Klima wesentlich helfen, sondern die Reduktion von Konsum und Produktion (betrifft auch die Geburtenrate). Etwas in Richtung Grundeinkommen könnte die Bedeutung von Konsum, Produktion und Eigentum reduzieren. Im Übrigen, was nützt Eigentum, wenn die Erde durch den Klimawandel und durch daraus resultierende Spannungen und Krisen immer mehr an Gastlichkeit (wir sind alle nur Gast) verliert? – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Im Grundgesetz heißt es: „Eigentum verpflichtet.“ Die Verantwortung gegenüber dem Eigentum mißt sich an der Freiheit, dem Leben sozial, ökologisch und kulturell gerecht zu werden. Private Eigentümer – hier Aktionäre einer Wohnungsbau- gesellschaft – sollten sich in dem Sinne als Verwalter ihres Eigentums verstehen, das dem Gemeinwohl verpflichtet ist. Das Volksbegehren „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ ist nur das natürliche Regulativ gegenüber der Verletzung eines neoliberalistisch mißverstandenen Freiheitsgedankens! – Walter Moritz

 


 

 

Leserbriefe zu „Kunst aus der Tube“ von Hanno Rauterberg

 

Wer ist mit dem mehr als zutreffenden Artikeln gemeint? Der etablierte Kunstbetrieb oder Löwentraut? „Das Versiegen der ästhetischen Debatte und das Breitmachen eines neuen aristokratischen Geistes“ gilt mit den Jetset-Künstlern schon länger. – Jürgen Dressler

 

Tja, nicht nur der von Ihnen porträtierte Superstar, der auf die Tube drückt, sondern auch Tessa Tigertraut, deren Namen man sich merken sollte, denn als Influencerin und mit Hilfe und des Ehrgeizes ihrer Eltern wurde sie schon in ihrer Schulzeit als Wunderkind gehandelt, als Tessa Picassa, und immer war eine Kamera oder ein Mikro in der Nähe, wenn sie ihre noch nicht ganz trockenen Acrybilder ausstellte, die alle „Jamais vu“ hießen und von 1 bis 60 durchnummeriert waren, doch alle irgendwie ein Déjà-vu-Gefühl hinterließen, eine Vertrautheit, die sich bei einer Kundschaft mit unsicherem Geschmack bestens vermarkten ließ, bis ein neuer Shooting Star, vielleicht Peter Pantertraut, den langweilig gewordenen Markt aufmischen sollte. – Dr. Klaus Cordes

 

Der von fundierten Kenntnissen des Kunstbetriebs zeugende Artikel des Autors enttarnt einen bedauernswerten Möchtegernkünstler, denn Künstler und Künstlerinnen haben es nur dann geschafft, berühmt zu werden, wenn sie Nachahmer haben und nicht Nachahmer sind. Löwentraut gehört zu den letzteren. Er müsste zunächst den code wissen, der ihm die entscheidenden „Türen“ öffnet. Diese Zauberformel erfährt man nur mit viel Talent und Wissen und sehr viel Glück. – Rita Wildegans

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer hilft dem kleinen Mann?“ von Mark Schieritz

 

Wenn ich diese Phrase „kleiner Mann“ lese, wird mir schlecht. Den kleinen Mann, was oder wer das immer sein soll, interessiert keinen. Nur wenn Wahlen anstehen, dann wird auf Teufel komm raus versprochen.Sind die Wahlen vorbei, dann heisst es,die Situation ist nun mal eben nicht so .Die Versprechungen müssen warten (bis zur nächsten Wahl?). Und der kleine Mann wurstelt sich alleine weiter durch, wie eh‘ und je. – Hans-Emil Schuster

 

Ein sehr sehr wichtiges Thema hat Ihr Artikel, der mit dem Thema Steuergerechtigkeit mir immer wieder die Frage bringt, warum Menschen anscheinend Parteien wählen, die nicht ihre Position vertreten. Es ist wohl ein Mangel an offensichtlichen Informationen. Eine Partei sagt, dass sie die kleinen und mittleren Einkommen entlasten will, doch fehlt jegliche genau Darstellung um es dann für den Einzelnen greifbar zu machen. Er glaubt den allgemeinen Worten der Partei und wählt sie. Ihr Artikel „Wer hilft dem kleinen Mann?“ ist leider auch nicht die informelle Offenbarung, die nötig wäre und ich von einer Zeitung wie der Zeit erhoffe. Am Ende des Artikel werden Sie etwas konkreter, doch wie kann ich einen wertungsfreien unabhängigen Vergleich aufstellen wollen und dabei zwei von sechs Parteien, die aktuell im Bundestag sitzen, komplett aussen vor lassen? Ich bitte Sie sich folgenden Link „Der Anstalt“ anzusehen.

https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.zdf.de%2Fcomedy%2Fdie-anstalt%2Fdie-anstalt-clip-5-194.html&data=04%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7Cfb705dd4b2b14269092c08d960841bfa%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C637646942782057663%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C1000&sdata=ed09pXqPKjKcA6DTShCUEAG5geEpGg40%2BEK9cMbBnjo%3D&reserved=0 Über die Aufmachung lässt sich streiten, doch der Inhalt ist erleuchtend. Wenn wir je mit einer Wahl etwas positiv für die Mehrheit, den „kleinen Mann“, ändern wollen, werden solche Artikel wie Ihrer nicht genügen. – Gilbert Gabriel

 

Endlich mal etwas Aufklärung in diesem merkwürdig stillen „Wahlkampf“. Schade jedoch, dass der Text mit seinem ständig wiederholten Bild vom „kleinen Mann“ rhetorisch eher daher kommt wie in den Siebzigern – als man Frauen noch ganz selbstverständlich von der Anrede ausschloss. – Elke Heptner

 


 

 

Leserbriefe zu „Eine Frage der Ausstrahlung“ von Martin Machowecz

 

„Ja, die Öffentlich-Rechtlichen sind wichtig …“, aber: Es geht doch auch um die Frage der Verhältnismäßigkeit der Ausgaben. Brauchen wir wirklich 21 öffentlich rechtliche Fernsehprogramme, 75 öffentlich rechtliche Radiosender und weitere öffentlich rechtliche Audio- und Mediatheken, um dem lebenswichtigen Grundversorgungsauftrag mit dem Gebot der Staatsferne und der politischen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit nachkommen zu können? Dachte man dabei dieser Konstruktion wirklich an die Endlosschleifen der unzähligen

Musiksender und deren austauschbares Moderatorengebabbel oder die seichten in Auftrag gegebenen Schnulzfilme für alte weiße Frauen und Männer, die unsere ambitionierten Drehbuchautoren und unsere herausragenden Schauspieler verschleißen? Und wann beginnt endlich eine Umstrukturierung der „Rundfunkanstalten“ und die Aktualisierung ihrer Kanäle, damit sie auch die junge Generation für Qualitätsjournalismus und -unterhaltung wieder einfangen und begeistern können, die sie längst verloren hat, die sie aber in der Zukunft mitfinanzieren muss. – Uwe-Carsten Edeler

 

Herr MACHOWECZ benennt viele Überlegungen und Vorbehalte die auch mir schon in den Sinn kamen. Meine große Skepsis, dass die Beitragserhöhungen hauptsächlich der Finanzierung des Apparates dienen, bin ich bisher nicht los geworden. Genauso wie den Ärger über das Angebot in den Mediatheken. Bis auf wenige Ausnahmen, jahrelang das gleiche banale Spielfilmangebot oder ewige Wiederholungen von Kassenschlagern, oberflächliche und unkritische Dokumentationen, die auf kurzfristige Gefühligkeiten abzielen.

Ich frage mich, ob die entsprechenden Ländereinrichtungen, da sie doch durch öffentlich verpflichtete Beiträge finanziert werden, nicht auch verpflichtet werden sollten jährlich eine EINNAHMEN – AUSGABEN Aufstellung zu veröffentlichen. Das könnte manchen Skeptiker zu mehr Akzeptanz der Gebührenerhebung bringen. Aber auch die Vertreter und Akteure im Öffentlich-Rechtlichen zu mehr Qualität im Angebot inspirieren. – Sabine Ecker

 

Es geht um das „Freie Mandat“! Das Bundesverfassungsgericht (BVG) hat entschieden: Die Rundfunkgebühren werden erhöht, vorläufig. Es ersetzt damit den Parlamentsbeschluß, den Sachsen-Anhalt verweigert hat. Die Gebührenkommission hat gemäß dem Auftrag des Rundfunkstaatsvertrages den erhöhten Betrag festgestellt. Die Länderparlamente müssen allesamt dem zustimmen, sonst kommt die Erhöhung nicht zustande. Die Verweigerung war, wie das BVG feststellte, rechtswidrig, denn sie verletze die Rundfunkfreiheit, die der Staatsvertrag garantiere.

Die Konstellation ist bizarr: Eine durch Vertrag legitimierte Kommission legt den Rundfunkbeitrag fest für Deutschland insgesamt. Die Länderparlamente müssen zustimmen; sie haben keine Wahl. Sonst ist die Rundfunkfreiheit in Gefahr. Aber es braucht die förmliche Legitimation, um hoheitlich handeln zu dürfen. Dagegen ist jeder Abgeordneter allein seinem Gewissen verantwortlich; das nennt man „freies Mandat“. Wenn er allerdings um der Rundfunkfreiheit willen zu einer Zustimmung verpflichtet ist, gibt es kein „freies Mandat“.

Er wird zum Urkundsbeamten, der seine Pflicht zu tun hat, der notfalls durch Gerichtsbeschluß ersetzt werden kann: Eine Sternstunde der repräsentativen Demokratie. In einem ähnlichen Dilemma befindet sich der Bundestag mit seinem Ältestenrat: Jede Fraktion hat den Anspruch, im diesem, für die Geschäftsordnung zuständigen Gremium vertreten zu sein. Jede Fraktion schlägt ein Mitglied vor, das dann von allen Abgeordneten gewählt wird. Das gilt jedoch nicht für die AfD-Fraktion. Jeder einzelne von bislang vielen Vorschlägen wurde abgeschmettert:

Die Parlamentarier beriefen sich auf ihr „freies Mandat“. Die AfD-Fraktion hat nun das BVG zu einer Eilentscheidung aufgefordert, um ihren Anspruch auf Vertretung im Ältestenrat durchzusetzen. Hier hat das Gericht allerdings diese Entscheidung abgelehnt. Das sind nicht allein „demokratietheoretische“ Fragen, sondern es geht um die Praxis der Demokratie. – Wolfgang Philipps

 


 

 

Leserbriefe zu „Wo ist das Leck?“ von Katharina Menne

 

Ich wüsste gerne, wer dieses völlig schwachsinnige, weil nicht sachliche, sondern geradezu künstlerische Foto der chinesischen Wissenschaftlerin ausgewählt hat. HÄTTE sich ein ernstzunehmender Wissenschaftler so fotografieren lassen? Ich glaube nicht. – Imke Mahnke

 

In dem o.g. Artikel wimmelt es in meinen Augen von Fehlern, Ungenauigkeiten und falschen Schlussfolgerungen. Eingangs schreibt die Autorin, „Aus den Daten der vier Messpunkte wollen die Wissenschaftler errechnen, wo in Hamburg CO2 und CH4 emittiert werden, die beiden wichtigsten Treibhausgase.“ Das sind die ersten beiden Fehler, darunter leider ein kapitaler, denn unbestritten ist Wasserdampf das wichtigste Treibhausgas – nach CO2 – und die Wissenschaftler wollen aus den vier Messpunkten nicht errechnen sondern Rückschlüsse ziehen, wo die Gase herkommen könnten. Dann schreibt sie, die IPCC-Forscher haben dem „kurzlebigen“ Stoff (CH4) erstmals ein eigenes Kapitel gewidmet. Was bedeutet nun der Hinweis auf die Kurzlebigkeit? Ist das eher gut oder schlecht im Sinne des Klimas? Es hört sich hier eher schlecht an. Aber dann:

Lt. IPCC heizt CH4 die Atmosphäre 28-mal stärker auf über einen Zeitraum von 100 Jahren, sogar 81-mal stärker innerhalb der ersten 20 Jahre. Daraus würde ich schließen, dass die Kurzlebigkeit eher ein Vorteil ist. Weiter „Wie auch beim Kohlendioxid trägt der Mensch jedoch entscheidend dazu bei, dass die Menge des emittierten Methans das natürliche Maß bei Weitem übersteigt, etwa durch extensive Tierhaltung und den Abbau von Erdgas.“ Das CO2 betreffend ist diese Aussage leider völlig falsch, denn das anthropogene CO2 hat lediglich einen Anteil von 6,6% ! am gesamten CO2-Ausstoß (36,3 zu 550 Gigatonnen). Der CO2-Gehalt der Atmosphäre schwankte in der Geschichte des Planeten ohne Zutun des Menschen ! zwischen 4.000 ppm und 100 ppm und liegt heute bei 450 ppm!

Im Anschluss folgt die Erklärung der Arbeitsweise von Wissenschaftlern am Beispiel „Kuh“: „Um die Ursachen der Methan-Emission zu ermitteln, gehen Wissenschaftler in der Regel von den bekannten Quellen aus und rechnen die gemessenen Emissionen hoch.“ Falsch, sie rechnen, um die Mengen abzuschätzen, nicht um die Ursachen zu ergründen. Es geht sehr wahrscheinlich falsch weiter: „Rülpst eine Kuh am Tag im Schnitt 500 Liter Methan, lässt sich darüber die Klimawirkung des weltweiten Rindviehbestands bestimmen.“

Nein, darüber lässt sich nur der Methan-Ausstoß von Rindviechern abschätzen, denn ein Rindvieh frisst ja auch z.B. Heu, somit gebundenes CO2. Wurde das berücksichtigt? Dritter Fehler: Eine Kuh stößt niemals 500 Liter Methan pro Tag aus, dann wären Bauerhöfe hochexplosive Zonen, wir hätten mehr Explosions- als Verkehrstote. Andere Quellen sprechen von 100 Litern (Faktor 5!), allerdings pro Jahr (Faktor 365). Summe: Faktor über 1.800. Ich wäre dankbar, wenn sie das nochmal nachrecherchieren ließen.

Zum Ende hin kommt dann nochmal so ein Satz, der einen staunen lässt: „Sie (die Hydroxyl-Radikale) sorgen wie eine Art Waschmittel dafür, dass Methan zu CO2 und Wasserdampf oxidiert und abgebaut wird. Forscher befürchten, dass sich dieser Abbauprozess nun verlangsamt haben könnte. Dafür fanden die IPCC-Autoren jedoch keine eindeutigen Belege.“ Also ist die Kurzlebigkeit des Methan jetzt endgültig ein Vorteil? Aber: Wenn CH4 zu CO2 und 2H2O abgebaut wird, dann – Achtung – wird das eine Klimagas in die beiden anderen, die beiden wichtigsten zerlegt. Was daran genau besser oder schlechter ist, bleibt das Geheimnis der IPCC-Forscher. Oder hat die Autorin das nur nicht erwähnt?

An der Stelle ist der kurze Hinweis sinnvoll, dass selbstverständlich auch grüner, blauer oder wie auch immer „aussehender“ Wasserstoff zu H2O verbrennt, dem wichtigsten Klimagas! Wenn wir also demnächst Wasserstoff-angetrieben in den Urlaub fliegen, wird daran nichts klimafreundlich, denn wir erzeugen die beiden Dinge, die wir nicht haben wollen: Wasserdampf und Wärme!

Das Problem vieler „Forscher“ des IPCC ist, glaube ich, dass sie wenig Ahnung haben und zu sehr nach Ruhm lechzen, siehe Stefan Rahmstorf und seine „Gastbeiträge“ im Spiegel, in denen er z.B. erklärt, woran man nun einen guten Forscher erkennt und wie dieser sich von einem schlechten unterscheidet. Selbstredend, welcher Kriterien er erfüllt. Das ist doch absurdes Theater! Der Mann betreibt möglicherweise eine Wissenschaft, mit Sicherheit aber Wichtigtuerei! Wie sich das bei Jia Chen oder Astrid Kindler-Scharr verhält, weiß ich nicht.

Sollte der Klimawandel tatsächlich stattfinden – was ich noch nicht einmal bezweifeln möchte, obwohl mir als Jugendlicher Anfang der Achtziger Jahre erzählt wurde, wir stünden vor einer neuen Eiszeit!, nur weil sich in den Alpen damals einige Gletscher ausgedehnt hatten und einige Wissenschaftler sich mit „Wissenschaft“ die Tasche voll forschten – fahren wir möglicherweise jetzt mit Vollgas gegen die Wand, weil selbsternannte „Qualitätsforscher“ sich auf das CO2 versteift haben, dessen Anteil am menschengemachten Klimawandel jedoch nur untergeordnet sein kann. Insofern ist die Erkenntnis, dass CH4 eine größere Rolle am Klimawandel spielen könnte, möglicherweise ein Hoffnung stiftender Neuanfang der Klimaforschung?!

Statt sich darzustellen und ganze Generationen mit Absurditäten völlig zu verunsichern und in Endzeitstimmung zu versetzen, wäre es sinnvoll, die Dinge zu Ende zu denken. Unsere Ruhm-orientierten, selbsternannten Klimaforscher forschen hingegen seit 20 und mehr Jahren im Kreis herum ohne brauchbare Ergebnisse zu liefern. In meinen Augen könnten die neuen CH4-Erkenntnisse zum „Afghanistan“ der Klimaforschung werden, wenn die Damen und Herren Forscher erkennen, dass ihr Tun der letzten 20 Jahren sinnlos war. Gute Wissenschaft zweifelt immer! Und daran erkennt man, dass da sehr viele schlechte Wissenschaftler unterwegs sind. Leider verwurstet ihre Autorin das Ganze dann mit Fehlern und unklaren Sätzen zu einem Artikel, der in der Rubrik „Wissen“ in meinen Augen nicht gut aufgehoben ist. – Berend Detsch

 

Gerade las ich in der Ausgabe vom 12.08.2021 in der Rubrik WISSEN den Artikel „Wo ist das Leck?“ Da findet sich ein gravierender Fehler zum Methanausstoß. „…dass die Menge des emittierten Methans das natürliche Maß bei Weitem übersteigt, etwa durch extensive Tierhaltung….“ Es müsste heißen INTENSIVE Tierhaltung oder noch besser INTENSIVE MASSENTIERHALTUNG! Bei einem so wichtigen Thema dürfen solche Fehler nicht passieren. Ich bitte um Richtigstellung! – Hella Hespe

 


 

 

Leserbriefe zu „Aus dem Kosmos gerissen“ von Wolfgang Bauer

 

Ich bin bestürzt und unendlich traurig über diesen Nachruf. Ein entsetzliches Verbrechen und unfassbar in seiner Gewalt. Ich hatte so gehofft das es nicht soweit kommen würde und nun ist Amdadullah Hamdard doch ermordet worden. Das Leid was über seine Familie nun hereingebrochen ist, ist unendlich traurig. Es tut mir so leid. Das wollte ich Ihnen einfach schreiben. – Miriam Lenz

 

Erschüttert von den Nachrichten über eine wohl nicht existierende Regierung, aktuell auch durch den Nachruf auf Herrn Hamdard in der Zeit, frage ich mich tgl. mehr, wer die Taliban finanziert. Offensichtlich haben sie jede Menge Waffen, die den zurückgelassen unserer Staaten ebenbürtig sind. Gibt es da Informationen? – Dr. Wolfgang Klein

 

die afghanische Gesellschaft ist durch patriarchaisch geführte Stammes- und Familienverbände geprägt. Die Lebensvorschriften des letzten großen Propheten, Staatsoberhauptes, Heerführers und Finanzministers der arabischen Stämme gelten seit dem 7. Jahrhundert unverändert. Sie sind heilig und das verbindende Element in diesen Stammesgesellschaften, ihr gesellschaftliches Selbstverständnis. Individualismus, sich seiner eigenen Vernunft zu bedienen und zu handeln, kann tödlich enden. Diese Realität hat Herr Amdadullah Hamdard nicht erkannt. Das war sein Todesurteil. – R. Renaux

 


 

 

Leserbriefe zu „Er zahlt einfach nicht“ von Simon Langemann

 

„Frankreich hat über 200 Käsearten. Deutschland über 200 Brotarten. Italien sich auch 200 Nudelarten. England hat dafür nur 1 feine englische Art.“ (Erhard Blanck, *1942, deutscher Schriftsteller, Heilpraktiker & Maler) Gratulation an England, denn England hat die EU verlassen, Stichwort Brexit. Und England macht endlich Schluss immer mit dieser unendlichen und „kranken“ Corona-Märchengeschichte.

Und noch eins, sämtliche Oberangsthasen, die können und dürfen sich im Königreich weiterhin freiwillig be- und einschränken und mit ihren entgeisterten Augen ständig auf diesen theoretischen Unfug, namens Inzidenzwert blicken. Solange behauptet wird, dass infizierte immer gleich kranke Menschen sein sollen, solange dürfte auch diese unendliche Corona-Saga auch bei uns kein Ende finden können, und weiter und weiter durch viel zu viele Köpfe geistern. – Klaus P. Jaworek

 

Das Thema finde ich grundsätzlich sehr interessant. Allerdings behandeln nur wenige Zeilen die allgemeine Situation, der Schwerpunkt liegt auf nicht repräsentativen Einzelfällen. Wie entwickeln sich Inzidenzen? Wieviele wird überhaupt noch getestet? Wie entwickeln sich Krankenhausfälle (Anzahl, Alter,..) bzw Todesfälle. Welche weiteren objektiven Gesichtspunkte gibt es noch? Wie lässt sich das auf den Rest von Europa übertragen? In England gibt es ja die Meinung man solle mit dem Corona Reporting aufhören solange nichts gefährliches passiere. Wäre interessant sich mit dieser These auseinanderzusetzen. Von der Zeit würde ich mir mehr solche verwertbaren Informationen wünschen. – Christian Voss

 


 

 

Leserbriefe zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

 

In euren Torten der Wahrheit deckt ihr ja gerne auf, in welchen Lebensbereichen die Gleichberechtigung noch nicht ganz gelungen ist. Wenn ihr jetzt aber das „Zahlengedächtnis der Deutschen“ darstellt und dabei den Hochzeitstag, den PIN-Code und die Spritpreise im Jahr 1997 vergleicht, zeigt das doch wieder, dass die Frauen hier vergessen wurden. Jedenfalls würden sich diese Zahlen nach meiner Erfahrung bei einer Befragung von Männern, nicht aber bei der überwiegenden Mehrheit der Frauen bestätigen (dass der Anspruch dieser Torten der Wahrheit nicht deren Beweisbarkeit ist, ist klar)… – Lena Groß

 

Seit einiger Zeit schon möchte ich Ihnen (und natürlich vor allem der Autorin Katja Berlin) Dank und Anerkennung aussprechen für die gelungene Kolumne „Torten der Wahrheit“. Jede Woche habe ich Freude an den geistreichen Diagrammen, die oft mehr aussagen und wirkungsvoller zum Denken anregen als manch langatmiger Artikel! – Dr. Wolfgang E. Fischer

 


 

 

Leserbriefe zu „Du fehlst!“ von Hannes Schrader

 

Es ist vollkommen richtig, dass das Fehlen von Chips die Produktion diverser Produkte behindert, aber die Beispiele „Playstation“ oder „Autos“ lassen mich unbeeindruckt, da wir uns aufgrund des Erd-Überlastungstages viele Dinge einfach nicht mehr leisten können, mal davon abgesehen, wie viel nicht recyclebarer Elektroschrott produziert wird. Es mag ja durchaus „ungerecht“ sein, dass die Menschen 1980 noch im hemmungslosen Konsum schwelgen konnten, aber heute sind mir mit Macht dabei, den Planet Erde an seine Grenzen zu bringen, wobei die Erde in jedem Falle überleben wird, bei der Spezies Homo Sapiens ist es schon fraglich, also geht es einfach nicht mehr.

Das ist in etwa wie bei einem Menschen, der Zeit ihres/seines Lebens süße Softdrinks getrunken hat und nach der Diabetes-Diagnose ihr/sein Leben umstellen muss. Da kann er/sie sich sicherlich grämen, dass vor 30 Jahren der Genuss von Softdrinks kein Problem war; nach der Diagnose ist es aber sehr wohl ein Problem. Die Krux ist nur, dass es kein Politiker wagt, der Überbringer einer schlechten Nachricht zu sein, denn erfahrungsgemäß wird der Überbringer „geköpft“. Man überlässt es lieber jedem(r) Einzelnen, sich ein eigenes Bild der Lage zu machen und gegebenen- falls zu reagieren (wobei manche(r) mit dem Kauf eines Elektro-SUV’s reagiert).

Ob des Informationsüberflusses mag es der/die Eine oder Andere noch nicht mitbekommen haben, aber die Menschheit ist im Begriff sich selbst auszulöschen, sprich: sich die Lebensgrundlagen zu entziehen. Es ist allerhöchste Zeit, den Politikerinnen und Politikern zu signalisieren, dass sie das Mandat des Wählers haben, drastische Maß- nahmen zu ergreifen, womit ich nicht einen über Jahrzehnte gedehnten Kohleausstieg meine (als Beispiel). Solange der Verzicht auf Currywurst oder einen Billigflug nach Mallorca unser Hauptproblem sind, haben wir den Ernst der Lage nicht begriffen und wir beweisen, dass wir den Gattungsnahmen Homo Sapiens nicht verdienen. – E. Würth

 

Es ist vollkommen richtig, dass das Fehlen von Chips die Produktion diverser Produkte behindert, aber die Beispiele „Playstation“ oder „Autos“ lassen mich unbeeindruckt, da wir uns aufgrund des Erd-Überlastungstages viele Dinge einfach nicht mehr leisten können, mal davon abgesehen, wie viel nicht recyclebarer Elektroschrott produziert wird. Es mag ja durchaus „ungerecht“ sein, dass die Menschen 1980 noch im hemmungslosen Konsum schwelgen konnten, aber heute sind mir mit Macht dabei, den Planet Erde an seine Grenzen zu bringen, wobei die Erde in jedem Falle überleben wird, bei der Spezies Homo Sapiens ist es schon fraglich, also geht es einfach nicht mehr.

Das ist in etwa wie bei einem Menschen, der Zeit ihres/seines Lebens süße Softdrinks getrunken hat und nach der Diabetes-Diagnose ihr/sein Leben umstellen muss. Da kann er/sie sich sicherlich grämen, dass vor 30 Jahren der Genuss von Softdrinks kein Problem war; nach der Diagnose ist es aber sehr wohl ein Problem. Die Krux ist nur, dass es kein Politiker wagt, der Überbringer einer schlechten Nachricht zu sein, denn erfahrungsgemäß wird der Überbringer „geköpft“. Man überlässt es lieber jedem(r) Einzelnen, sich ein eigenes Bild der Lage zu machen und gegebenen- falls zu reagieren (wobei manche(r) mit dem Kauf eines Elektro-SUV’s reagiert).

Ob des Informationsüberflusses mag es der/die Eine oder Andere noch nicht mitbekommen haben, aber die Menschheit ist im Begriff sich selbst auszulöschen, sprich: sich die Lebensgrundlagen zu entziehen. Es ist allerhöchste Zeit, den Politikerinnen und Politikern zu signalisieren, dass sie das Mandat des Wählers haben, drastische Maß- nahmen zu ergreifen, womit ich nicht einen über Jahrzehnte gedehnten Kohleausstieg meine (als Beispiel). Solange der Verzicht auf Currywurst oder einen Billigflug nach Mallorca unser Hauptproblem sind, haben wir den Ernst der Lage nicht begriffen und wir beweisen, dass wir den Gattungsnahmen Homo Sapiens nicht verdienen. – Würth

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein freier Radikaler“ von Ijoma Mangold

 

Ijoma Mangolds Nachruf auf Karl Heinz Bohrer war nobel. Man könnte allerdings noch hinzufügen, dass Bohrer in seiner Autobiographie „Jetzt“ (2017) einige unfreundliche Worte über unsere geschätzte ZEIT verloren hat: „Wie unerträglich! (…) da drängte sich in der zeit (…) viel zu oft die Sprache des höheren Gewissens auf. (…) ein klassenprimusartiges, ministrantenhaftes Selbstgefühl, politisch gute Werke zu tun (…) Es fehlte die Exzentrizität, die stilistische Überraschung. Vielleicht war dies nie die Stärke des deutschen Journalismus gewesen. (S. 330) – Manfred Lauffs

 

Im Feuilleton der ZEIT vom 11. August 2021 veröffentlichten Sie einen Nachruf auf Karl Heinz Bohrer und führen diesen Text auch unter „Meine wichtigsten Artikel“ auf. Ich enthalte mich sonstiger Bemerkungen, finde es nur ärgerlich, dass Sie Undine Gruenter mit keinem Wort erwähnen. Das mag vielleicht Herr Bohrer verdient haben, sicherlich aber nicht Frau Gruenter. Das waren noch Zeiten als sogar ein falsches Goethe-Zitat in einem Leitartikel der Zeit Folgen hatte! – Stefan Titscher

 


 

 

Leserbriefe zu „NACKT“ von Moritz Herrmann

 

Grandios, geschrieben und mir aus der Seele. Zu keiner Zeit in meinem Leben ( und nun bin ich 56 ) konnte ich dieses Ansinnen möglichst bei jeder Gelegenheit im Urlaub, an Seen und gerne auch bei Besuchen mit Übernachtungen bei Freunden und Bekannten, nackt und gelöst aufzutreten. Für mich der blanke Horror. Eine nahezu spektakuläre Ausnahme: als ich vor Jahren mit einer Freundin, früh am Morgen im Gardasee schwimmen ging. Wir haben uns im Wasser und von diesem bereits umhüllt, die Bikinis ausgezogen um nackt zu schwimmen.

Ein , zugegeben, unglaublich wunderbares Gefühl. Dennoch , Stress im Augenblick des aus dem See Gehens , um ja jeder Begegnung oder Beobachtung eines Dritten zu entgehen ( so früh am Tag allerdings tatsächlich kein Problem ). Die als Präsentation inszenierte Nacktheit war für mich mindestens Befremdlich. Laissez faire mit baumelndem Skrotum , hingeschmiegten Schamlippen einen Imbiss zu nehmen um sich dann die Krümel aus dem Schamhaar zu schnippen , für mich nicht nachvollziehbar. Dennoch: selbstredend sei die Freude daran gegönnt und mir , fürderhin , meine Verklemmtheit zugestanden. – A. Anger

 

Immerhin „nur“ Lanzarote und nicht Bali oder Australien als Dienstreise für eine Betrachtung über die Freikörperkultur! Warum denn in die Ferne schweifen, die Ostsee war doch da!! Dort gibt es eine Vielzahl von FKK-Camps. – R. Renaux

 


 

 

Leserbrief zu „Ein Balanceakt“ von Harro Albrecht

 

Das Thema ist,dass Athleten offen über ihre psychischen Probleme sprechen.Dann wird gefragt, wie dieser Tabubruch den Spitzensport verändert Was soll daran Tabu sein ? Und verändern wird sich nichts? Die Damen und Herren wollen auf’s Treppchen. Natürlich ganz oben. Dafür haben sie ja trainiert, oder besser gesagt,ihren Körper malträtriert.Oft genug klappt’s nicht.Und dann knackt es in der Psyche. Lasst den Leistungsport sausen,Olympia so wie so. Das hilft der Psyche. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Schule gemacht“ von Jonas Seufert

 

Danke für diesen Artikel und Dank an die fleißigen jungen Leute. Weiter so! Nicht für die Schule arbeiten wir sondern für das Leben! Eine alte Weisheit aus meiner Schulzeit – Marianne Werner

 


 

 

Leserbrief zu „MOMENT MAL! Impfen oder doch nicht impfen?“ von FO in ZEIT leo, die Seite für Kinder

 

Auch wenn ich es oft nicht schaffe, die gesamte Zeitung zu lesen und manchmal darüber nachdenke, ob sich das Abonnement lohnt – ich bin bisher dabei geblieben, weil ich die meisten Artikel sowohl mit Genuss als auch mit Gewinn lese. Auch die gelegentlichen Einschübe, aus meiner Sicht undifferenzierter, polemischer Befürwortung von Entsolidarisierungsmaßnahmen für „Impfunwillige“ konnte ich bis zum heutigen Tag verkraften, noch wähnen wir uns in demokratischer Freiheit der Meinungs- und Überzeugungsäußerung und müssen auch die Seite hören, die der eigenen Auffassung

Die Notiz auf der Kinderseite ZEIT leo (S. 43 der ZEIT vom 12. August 2021, N° 33) allerdings hat mir vor Empörung den Atem verschlagen: „Impfen oder nicht impfen?“ lautet die Überschrift. Und Sie veröffentlichen die Information, dass „4500 Kinder im Alter von 6 Monaten bis 11 Jahren“ an einer Studie des Pharmakonzerns BioNTech „teilnehmen“. Vermutlich wissen Sie, dass das Verb falsch gewählt ist, denn teilnehmen bedeutet in meinem Lexikon eine ‚bewusste, selbstverantwortlich getroffene Entscheidung‘. Zu der diese Kinder noch nicht fähig sind!

Mein Neffe ist mit 6 Monaten am Herzen operiert worden, die moderne Medizin hat sein Leben gerettet. Trotzdem diese Operation zu seinem Besten war, hat der Gedanke an den kleinen, in der Mitte aufgeschnittenen Körper mir wehgetan. Inzwischen ist er 11 Jahre alt und lebt mit einem Bewusstsein von Fragilität, das er uns anderen Menschen, die wir den Tod verleugnen, voraushat. Werden Sie argumentieren, dass genau dieser fast unvorstellbare Fortschritt Opfer benötigt?

Denn mit anderen Worten: Sie sagen in dieser kleinen, beiläufigen Mitteilung, dass Babys und minderjährige Kinder von ihren Eltern an BioNTech verkauft werden, für medizinische Experimente. Vielleicht ist sogar das Adjektiv medizinisch nicht adäquat? Wie lange schon fallen „medizinisch“ und „profitorientiert“ in eins? Welche Eltern sind fähig, ihre Kinder wie Laborratten zu behandeln? Wieviel Geld bekommen sie dafür?

Tun sie das aus einer Notlage heraus, tun sie es freiwillig? Warum wird der Aufschrei nicht gehört? Habe ich die Äußerung des Ethikrats übersehen? Dürfen im Namen der Wissenschaft alle Grenzen überschritten werden? Warum hat in der Redaktion niemand der Veröffentlichung dieser furchtbaren Tatsache widersprochen? Üblicherweise werden derartige Informationen vertuscht. Warum findet sie sich in Ihrer Zeitung AM RANDE, auf der KINDERSEITE? Ich hoffe sehr darauf, dass Sie einen Teil meiner Fragen beantworten werden. Alle Fragen können Sie möglicherweise nicht beantworten. Aber stellen müssen Sie sie bitte! – Wiebke Gerlach

 


 

 

Leserbrief zu „Mord am Wohltäter“ von Karin Finkenzeller

 

Sie widmen dem Mehrfachtäter eine ganze Seite. Wäre es nicht angemessener die Opfer und/oder meinetwegen auch die Bruderschaft der französischen Franziskaner zu porträtieren.

Erneut erfolgt eine stereotype Berichterstattung, die den Tätern Raum lässt und die Opfer zu Randfiguren degradiert. Diese Zeiten sollten eigentlich vorbei sein. – Alice Feuser-Weyrich

 


 

 

Leserbrief zu „Dieses Trio veränderte die Welt“ von Alexander Cammann

 

Die Aufmachung Ihrer Rezension war gelungen, weckte das Interesse, der Inhalt sehr viel weniger, beispielhafte „Knoten“ – Fehlanzeige. Vermutlich, was Ihnen nur indirekt vorzuwerfen wäre, in inhaltlicher Übereinstimmung mit MÜNKLERs Umbruch- resp. zusammengesuchter Beziehungsgeschichte? – Dr. Gernot Henseler

 


 

 

Leserbrief zu „Kann mich bitte einer impfen?“ von Michael Allmaier

 

MRNA-Vaccine sind womöglich effizient gegen einen Virustyp. Aber diese einseitig in die RNA eingeführte „Zuspitzung“ von T-Leukozyten und der Immunabwehr, erhöhen dessen Anfälligkeit für andre atypische Krankheitserreger. Hätte Herr Allmeier mir also zugegeben, dass er nach seinen ersten Sputnik-V-Impfungen unter gesellschaftlichem Druck sich noch zusätzlich Biontech spritzen lassen meinte zu müssen, hätten unsere Telefonate noch länger gedauert!

In welchen ich ihn auch nicht „beschwatzt“, nur angeregt, hatte, sich meiner Klage anzuschließen: gegen die Regierung und für alltägliche Gleichstellung von Sputnik mit zB Biontech- Geimpften. Seine Antwort, er könne sich die Nähe zu einer linksorientierten Kläger-Gemeinschaft der Sputnik-Geimpften politisch nicht leisten, klang kleinlaut, war aber völlig d’accors. Nur: hätte er diese Ausrede seinem Artikel noch eingefügt, dieser wäre noch heiterer und eindrucksstärker geworden. – Dr. Diether Dehm

 


 

 

Leserbrief zu „»Wir müssen unseren Lebensstil ändern«“. Gespräch mit Alexis Tspiras geführt von Zacharias Zacharakis

 

Der Titel ‚Wir müssen unseren Lebensstil ändern‘, sagt aus, was wir seit mindestens 2 Jahrzehnten hören und eigentlich auch wissen. Allerdings relativ unkonkret. Die konkrete Forderung nach einem europäischen (besser noch internationalen) Katastrophenschutz, insbesondere zur Bekämpfung von Waldbränden kommt in der Debatte um Maßnahmen sehr selten vor, obwohl sie meines Erachtens sehr naheliegend ist.

Internationale Zusammenarbeit bei der Prävention und der Bekämpfung von Waldbränden sollte doch eine Selbstverständlichkeit sein. Nicht nur zum Schutz des Klimas, sondern auch zum Schutz von Leben von Mensch und Tier müsste alles daran gesetzt werden, Brände zu vermeiden und gegebenenfalls so schnell und effektiv wie möglich zu bekämpfen. – Aufforstungsprogramme können doch gar nicht aufholen, was durch die jährlichen Brände vernichtet wird. – Joachim Wagner

 


 

 

Leserbrief zu „»Da geht gleich das Geschrei los«“. Gespräch mit Claus Weselsky geführt von Roman Pletter

 

Wer Grundrechte missbraucht, verwirkt sie Gewerkschaften haben auch eine politische, gesellschaftliche und moralische Verantwortung. Davon ist bei Herrn Weselsky nichts zu spüren. Das Interview bestätigt letztlich: Es geht eben doch um das Tarifeinheitsgesetz, den Einfluss der GDL und vor allem um persönliche Eitelkeiten des Vorsitzenden, der noch damit kokettiert, wegen der „Angriffe aus dem Management“ der Bahn länger im Amt bleiben zu wollen und dessen Ziel es ist, den Bahnverantwortlichen „das Handwerk zu legen. Der Staat, die Gesellschaft, der Bürger, das Gemeinwohl spielen hier keine Rolle. Verluste der Bahn? Sollen „vom Bund“ ausgeglichen werden: Also vom Steuerzahler, der seit Beginn der Pandemie die Jobs der Eisenbahner sichert und am Ende die Milliardenverluste der Bahn trägt.

Das ist ja praktisch: Die arbeitende Bevölkerung bezahlt einfach alles. Eine ganz neue Form der Solidarität. Millionen von Pendlern und Reisenden werden in überfüllte Züge gezwängt oder müssen dicht gedrängt auf Bahnhöfen ausharren? Egal! Die daraus folgenden Infektionen sind Kollateralschäden; für die Pandemie ist die GDL schließlich nicht verantwortlich… Die Laufzeit, die die Bahn vorschlägt ist „unanständig“? Nein, anständig und mit Augenmaß handelt die EVG, die ihre Verantwortung wahrgenommen hat und für die Mehrheit aller Eisenbahner spricht. Schäden für die Wirtschaft? Werden nicht einmal thematisiert Verhandeln? Soll doch die Bahn allein an ihrem Tisch sitzen bleiben… Unser Grundgesetz traut den Tarifvertragsparteien zu, selbst einen angemessenen Ausgleich der beiderseitigen Interessen zu finden. Wer verhandeln will, der kann auch verhandeln! Immer auf den anderen zu zeigen, ist nicht zielführend.

Streik ist das letzte Mittel, aber nicht das Erste! Claus Weselsky ist derzeit die mächtigste Person Deutschlands: Wer sonst hat die Macht, mal eben der ohnehin schon gebeutelten Wirtschaft hunderte Millionen an Schäden zuzufügen, Reisende und Berufspendler in „Geiselhaft“ zu nehmen, den Steuerzahler zu erpressen und die Pandemiebekämpfung zu untergraben? Mit dieser Machtfülle (deren verfassungsmäßige Legitimation man durchaus hinterfragen kann) muss verantwortungsvoll umgegangen werden. Davon ist nichts zu sehen. Wer Grundrechte derart missbraucht, verwirkt sie! – Kai-Uwe Schütz

 


 

 

Leserbrief zu „Märtyrer im Drogenmilieu“ von Jens Jessen

 

Ich möchte Ihrer völlig richtigen Betrachtung eine ähnliche hinzufügen: warum, eigentlich, wird bei Messerattacken, Bombenlegern, Amokschützen und so fort stets und ständig als erstes – von Politik, Polizei und Journalismus allen – gerätselt oder die „Frage“ zu beantworten gesucht, ob der Attentäter „religiös motiviert“ oder „nur“, sozusagen „normal“ irre war? Über diese Dichotomie staune ich seit Jahren; man sieht ja geradezu die Erleichterung auf den Gesichtern: ja, einer hat Allahu Akbar gerufen, aber er war „trotzdem nur“ ein normaler Psychotiker und kein religiöser Fanatiker. So ein Glück …

Ich versteh das nicht: für mich ist das ein offensichtlicher Kategorienbildungsfehler. Religiös ausgeprägtes Irresein ist meines Erachtens GENAU SO ein Irresein wie jedes irgendwie anders ausgeprägte auch. Und umgekehrt: wer glaubt, um (irgend einer) guten, überragend wichtigen Sache morden zu dürfen, sogar zu „müssen“, der IST für mich per definitionem irre, auch wenn er nach Meinung von Medizinern in irgendwelchen ICD-Kategorien „völlig gesund“ ist. Nein, wer im Kopf so tickt, dass die persönlich als überragend wichtig gefühlten Ziele und Werte über ALLEM anderen stehen, der IST – einfach schon deswegen – krank im Kopf; wird aber nicht „extra“ krank dadurch, dass dieses Überragen mit religiösen Bildern oder Begriffen angereichert oder „begründet“ ist. – Dr. Christian Naundorf

 


 

 

Leserbrief zu „Die universalen Menschenrechte und die Fallen der Realpolitik“ von Omri Boehm

 

Diesen glänzend geschriebenen Aufsatz des israelischen Philosophen Omri Boehm sollte sich unser (noch) Außenminister hinter den Spiegel stecken und täglich einmal lesen bis er einsieht, dass die Forderung nach Gleichbehandlung von Israelis und Palästinensern nichts mit Antisemitismus zu tun hat, sondern – sich aus den universalen Menschenrechten ergebend – völlig legitim ist. – Björn Luley

 


 

 

Leserbrief zu „Die Geister imPott“ von Wolfram Goertz

 

In seinem Artikel erwähnt Herr Goerzt den Philosophen Achille Mbembe. Er kommt nicht, wie Herr Goertz schreibt, aus Kenia sondern aus Kamerun. Offensichtlich ist Herr Goertz nicht in dem Maße des Englischen und Französischen mächtig, um darauf zu kommen, dass jemand aus Kenia nicht Achille mit Vornamen heißen kann. Ich erwarte eine Richtigstellung. – Dr. Thomas Schwedersky

 


 

 

Leserbrief zu „Nicht mit uns!“ von Martin Machowecz

 

Ich habe die aktuelle Ausgabe der ZEIT durchgeblättert. In dieser ist ein Artikel über das Verhalten der Sachsen mit Corona. Der Autor mokiert sich insbesondere darüber, dass in Supermärkten keine Masken getragen würden und er schief angesehen. Einzige „Verbündete“ eine Frau aus Bayern. Es ist wohl davon auszugehen, dass der Artikel relativ aktuell ist. Dann wäre es aber schön gewesen, wenn der Autor sich damit auseinandergesetzt hätte, dass seit Anfang Juli die Inzidenz in fast ganz Sachsen jeweils unter 10 liegt und nach der aktuellen Sächsischen Corona-Schutz-Verordnung eine Maskenpflicht beim Einkaufen nicht besteht.

Derzeit liegen nur Dresden, Leipzig und Chemnitz über dem Wert. Aber irgendwie ist einfach, auf Sachsen mit dem Finger zu zeigen. Ich fände es interessant, wenn man sich einmal mit dem Verhalten in den anderen Bundesländern in vergleichbaren Regionen befassen würde. Das schreibe ich als jemand, der aus dem Westen stammt, kein Corona-Leugner ist und Impfung für sinnvoll hält. – M. Gerhardt

 


 

 

Leserbrief zu „PROMINENT IGNORIERT. Unterschiede“ von GRN.

 

Ich bitte um einen Kommentar zu Ihrem Satz „Hofreiter ist nicht Churchill, zu unser aller Glück.“ Vielleicht geht es auf diesem Weg „zu unser aller Glück“ am besten… Ich bin gespannt. – Dr. R. Wenzel

 


 

 

Leserbriefe zu „Über die Wut seines kleinen Sohns und die seltsamen Tipps mancher Erziehungsratgeber“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Wie immer donnerstags lese ich als Erstes Ihre Kolumne, und das mit viel Freude. Da ich „vom Fach“ bin, hat sie mir heute besonders gut gefallen. Zu Ihrer Information: Frau Nicola Schmidt hat offenbar bei ihrer Ausbildung nicht richtig aufgepasst. Die Vorschlag mit der Ablenkung, wenn ein Kind trotzt, ist gängiger Standard. Allerdings ist der einleitende Satz völlig falsch und, wie Sie selbst erlebt haben, kontraproduktiv. Man muss sich auf das Wahl-Angebot beschränken, und somit hat das Kind das Gefühl, eine eigenständige Entscheidung treffen zu dürfen. Die Antwort Ihres Sohnes zeigt, dass er ein cleveres Kerlchen ist. Sie können stolz auf ihn sein. (Das meine ich nicht ironisch!!!) – Dr. Ute Götz-Henrich

 

Es gibt auch die Entwicklungsphase: ich kann… von Eltern und Erziehenden häufig fehlinterpretiert. SIE waren in Erklärungsnot, warum ihr Sohn nicht ohne Hose auf die Straße soll… Freuen Sie sich über ihr so selbstbewußtes Kind! Neulich im Gespräch mit einem Nachbarn mit einem etwas schüchternem Exemplar von Kind. Wir kamen ins Gespräch und irgendwie auf Berufswahl, und nicht ganz ernst, das Kind solle Politiker werden. Ich ganz erschrocken, was dieses freundliche Kind? Und die Antwort war wunderbar: „Wir haben noch viel Zeit ihn zu verderben.“ – Gudrun Wilhelmy

 

Ich vermute, dass es ohne Schimpfen nicht geht. Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass es Gesellschaften gibt, in denen Kinder kaum weinen, und in denen kaum geschimpft wird (naturnah lebende Menschen, sagen wir: archaische Gesellschaften). Unsere mitteleuropäische Umwelt ist wohl inzwischen soweit von einer „natürlichen Umgebung“ entfernt, dass wir unsere Kinder leider regelrecht trimmen müssen, damit sie alles auf die Reihe kriegen: Zeitdruck, Autoverkehr, staatlich organisierte Lernkanäle (also Schulen) etc.

Die einen Kinder kommen besser mit dem Anpassungsprozess klar, die anderen weniger. Diese anderen sind zwar zuweilen sehr anstrengend, aber deshalb ja nicht schlechter. Nur müssen wir leider mehr mit ihnen schimpfen. Solange sie sich trotz Schimpfens bei uns Erwachsenen geborgen fühlen können, wird’s schon gutgehen (gutgehen im Sinne von: Auch dieser kleine Haudegen wird irgendwann einen Platz in dieser Gesellschaft finden, auf dem er sich wohlfühlt). – Ingo Siegner

 

Ich vermute, dass es ohne Schimpfen nicht geht. Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass es Gesellschaften gibt, in denen Kinder kaum weinen, und in denen kaum geschimpft wird (naturnah lebende Menschen, sagen wir: archaische Gesellschaften). Unsere mitteleuropäische Umwelt ist wohl inzwischen soweit von einer „natürlichen Umgebung“ entfernt, dass wir unsere Kinder leider regelrecht trimmen müssen, damit sie alles auf die Reihe kriegen: Zeitdruck, Autoverkehr, staatlich organisierte Lernkanäle (also Schulen) etc.

Die einen Kinder kommen besser mit dem Anpassungsprozess klar, die anderen weniger. Diese anderen sind zwar zuweilen sehr anstrengend, aber deshalb ja nicht schlechter. Nur müssen wir leider mehr mit ihnen schimpfen. Solange sie sich trotz Schimpfens bei uns Erwachsenen geborgen fühlen können, wird’s schon gutgehen (gutgehen im Sinne von: Auch dieser kleine Haudegen wird irgendwann einen Platz in dieser Gesellschaft finden, auf dem er sich wohlfühlt). – Ingo Siegner

 


 

 

Leserbriefe zu „Mirko Borsche bereitet auf einer Berghütte Joghurt zu“. Aufgezeichnet von Franziska Herrmann im ZEIT Magazin

 

Haben Sie vielen Dank für Ihren Artikel zur Reihe „Unter Strom“ im ZEIT MAGAZIN Nr.33! Sehr gut, wenn viele Menschen durch Ihren Artikel ermutigt werden, Joghurt selbst herzustellen. Seit bald 40 Jahren bereite ich ständig Joghurt selbst zu. Mich treibt mein Umweltbewusstsein. Die Milch kann ich in unserer privilegierten ländlichen Region (trotz des starken Rückgangs der Milch produzierenden landwirtschaftlichen Betriebe) wie eh und je beim Landwirt aus dem Tank bekommen und mit der Kanne nach Hause transportieren, die Gläser, die in die Maschine passen sind sehr stabil und außerdem problemlos durch Einweggläser verschiedenen ursprünglichen Inhaltes zu ersetzen. Meine Tochter, die unser selbstgemachtes Joghurt gerne isst, betont, dass fertig gekauftes Joghurt weniger stichfest ist als unser Selbstgemachtes.

Ich erhitze die Tankmilch bis kurz vor dem Siedepunkt (höchste Stufe der Kochplatte, 9) und halte anschließend auf Stufe 5 die Temperatur für 10 Minuten hoch. Zweck der Erhitzung ist die Abtötung etwaiger Bakterien. Indem ich vermeide, die Milch zum Kochen kommen zu lassen, verhindere ich die komplette Eiweißdenaturierung. Dieser Punkt entscheidet mit über die Konsistenz des Joghurts. Als Starter verwendete ich zeitweise lyophilisierte Joghurtkulturen (teuer; nervig, dafür 35 km in die Stadt zu fahren), jetzt schon lange LC-Joghurt oder Biojoghurt – 1 Pott a 150 g pro 6 Gläser a 200g, sehr gründlich eingerührt mit der Hand. Sollte mir der Starter ausgegangen sein, verwende ich ein Glas eigenes Joghurt für den Neuansatz.

Während einiger Monate nach dem ReaktorGAU in Tschernobyl kauften wir pasteurisierte Milch im Discounter, um uns vom Frischprodukt um ein paar Tage Abstand zu verschaffen, weil der Faktor Zeit sich günstig auf die radioaktive Belastung der Milch auswirkte. Nach etwa einem halben Jahr kehrten wir zum Einkauf der Milch beim Landwirt zurück. Der nie in den Kreislauf geratene Müll an Milch- und Joghurtverpackungen einer sechsköpfigen Familie, inzwischen erweitert, ist beträchtlich. – D. Brede

 

Ihre Kolumne lese ich immer mit Interesse. Diesmal ausnahmsweise mal Tipps der (nein, nicht schwäbischen aber baden-württembergischen) Hausfrau, da ich schon seit vielen Jahren unseren Joghurt selbst mache. – aus Bio-Weide-und sonstiger Ökomilch wird der Joghurt erfahrungsgemäß eher etwas dünnflüsiger. Am besten wird er mit Milchpulver (das gibt’s auch in Bioqualität, aber sicher nicht bei Ihrem Bauern im Allgäu – also das nur nebenbei).

Ein Schuss Sahne in die handwarme Milch schadet auch nicht. – ich mache den Joghurt im „wonderbag“ (also die moderne Variante der guten alten Kochkiste) ganz ohne Elektrizität – handwarmen Ansatz hineinstellen und über Nacht reifen lassen. – Und jetzt kommt der Trick: Ich seihe den Joghurt durch einen sog. Reduziertrichter (ich habe den WMF 3 in 1 aus Edelstahl). Es läuft Molke ab, die ich trinken kann oder zum Backen verwende. Der entstehende Joghurt ist je nachdem, wie lange ich ihn abtropfen lasse, cremig bis schnittfest und weniger sauer. Ach so, noch was: probieren Sie mal Schafsmilch. – Ulrike Blatter

 

Da ich seit einem dreiviertel Jahr ebenfalls meinen Joghurt selbst produziere, ein kleiner Tipp. Verdickungsmittel können Sie vermeiden, wenn Sie die Milch zunächst auf 40 – 50 Grad erwärmen (frische Kuhmilch vielleicht einmal aufkochen und dann abkühlen lassen), dann den Joghurt einrühren und die Mischung in Gläser (z.B. Marmeladengläser mit Schraubverschluss) einfüllen. Die brennende Ofenlampe sollte dann ausreichen. – Dr. Klaus Schindler

 


 

 

Leserbriefe zu „»Was heißt denn zu dick?«“ von Emilia Smechowski im ZEIT Magazin

 

Das neue Zeit Magazin zeigt eine amerikanische Yogalehrerin, die nicht weiß und nicht schlank ist.. Sie hat ein hübsches Gesicht und einen fetten Körper. Als langjährige Yoga-Praktizierende beleidigt mich als Frau dieses Titelbild, da die Ästhetik dieses abartigen Körpers für mich nicht auf ein Titelbild gehört. Da ich mich fotografisch mit dem weiblichen Körper auseinandersetzte, verfolge ich Ihre Artikel mit Interesse. Den Artikel vom 10.6.2021 „ ECHT“ habe ich mit Interesse gelesen. Ich fand ihn sehr gut recherchiert und auf dem neuesten Stand…. Mein Wunsch: „Körperwahn“, „Körperhass“….. alles wichtige Themen, aber sie sollten dezent und ästhetisch behandelt werden. – DR. Christine Pfeifle

 

Endlich mal wieder ein “Magazin“ mit einem höchst ansprechenden ästhetischen Titelbild und erfreulichen Fortsetzungen im Inneren! Schade nur, dass nicht Sie nicht wenigstens mit einer einzige Aufnahme diesen herrlichen Körper unbekleidet zeigen, wo doch Frau Stanley zweimal anbietet, „möglichst nackt“ zu arbeiten. – Klaus Richter

 

Danke für das interessante Interview mit Frau Stanley, eine beeindruckende Frau und eine tolle Geschichte. Allerdings ist es wohl eher ein Phänomen des „Instagram-Yoga“, Yoga mit weißen, dünnen Frauen zu verbinden. Ich übe Yoga nach der Tradition von B.K.S. Iyengar und seiner Tochter Geeta Iyengar. Schlank war sie keineswegs. Auf dem Titelbild ihres in der einschlägigen „Szene“ als Klassiker bekannten Buchs „Yoga – a Gem for Women“ ist ihr Körperumfang deutlich. Es ist egal. Sie war eine geniale Yogalehrerin mit großer, internationaler Strahlkraft. Sie können sich hier das Titelbild anschauen:

https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.amazon.de%2FYoga-Women-Geeta-S-Iyengar%2Fdp%2F0931454980&data=04%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7Ce694647930cd4239182e08d95dc9027c%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C637643940179475282%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C1000&sdata=IzpjH5kQs%2FyDQ2AW9TiFm8kJYCSLTkixWp21rah7Uqc%3D&reserved=0. oder auch allgemein nach Bildern suchen. Auch übt man Iyengar Yoga in Räumen ohne Spiegel. Es geht ja gerade darum, die Haltungen spüren zu lernen, den Körper von innen wahrzunehmen und sich nicht immer nur auf die äußere, visuelle Kontrolle zu berufen. – Sibylle Tepper

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Umsteiger“ von Jana Simon im ZEIT Magazin

 

Jana Simon erzählt die uralte Geschichte des stets unzufriedenen, weil mit abstrusen Vorstellungen vergebens nach Höherem strebenden Ehrgeizlings, für dessen Spinnereien sich niemand interessiert, und der die Schuld für sein Scheitern immer bei anderen sucht. Dass die Begriffe „Denken“ und „Glauben“ bei manchen Menschen, insbesondere in einem christlich-konservativen Umfeld sozialisierten politisch engagierten „Intellektuellen“ gelegentlich ein wenig durcheinander geraten, ist schließlich kein Geheimnis. Als Querdenker, der bekanntlich alles besser weiß, glaubt er zu wissen, dass sein Glaube Wissen sei.

Würde er tatsächlich logisch denken, also seinen Verstand gebrauchen und seine Intelligenz nutzen, dann wüsste er natürlich, dass es sich bei dem, was er zu wissen glaubt, um Glauben und nicht um Wissen handelt. Ob er als Diakon glücklich sein wird, ist zu bezweifeln, es sei denn, die katholische Kirche würde endlich den Zölibat aufgeben. Dann stünde einer Karriere als Papst nichts mehr im Wege. – Claus Doenecke

 

Die politische Entwicklung des Herrn Martin Heipertz ist kein Einzelfall. Frau Merkel hat 2015, in der Krise des Euro, die Empfehlung des Finanzministeriums zum zeitweisen Austritt Griechenlands aus dem Euro abgelehnt. Das berufliche Profil der Physikerin hatte sich gegen das Fachwissen der Experten durchgesetzt. Danach galt: „Wir dürfen innerhalb und außerhalb de CDU nicht mehr die Linie der Kanzlerin infrage stellen.“ Diese bequeme, unkritische Haltung hat sich danach wie ein Schleier über die Gesellschaft verbreitet.

Seither bemühen sich identitäre Minderheiten, einen intellektuellen „Eisernen Vorhang“ gegen die Demokratie aufzubauen. Deren lautstarke Aktivisten scheuen auch nicht vor verbaler (Verleumdung, Hetze) und körperlicher Gewalt (persönlicher Terror) zurück. Sie polarisieren das politische, gesellschaftliche und kulturelle Leben in Deutschland. Andere Meinungen werden weder angehört, noch toleriert. Sie nehmen das Grundrecht auf Meinungsfreiheit nur für sich selbst in Anspruch. Diese Tatsache wird weder von Journalisten, Intellektuellen, noch von Politikern thematisiert.Identitäre Minderheiten stehen gegen eine offene, egalitäre und demokratische Gesellschaft. – R. Renaux

 


 

 

Leserbrief zu „MENSCH MASCHINE. Stefan Kleins Wissenschaftsgespräche (38)“ von Stefan Klein im ZEIT Magazin

 

Danke für das sehr informative Gespräch zum Thema KI. Ein Punkt stört mich aber, zumal er immer wieder vorgetragen wird. Zur Illustration der Selbstüberschätzung der Menschen, also des Auseinanderfallens von Eigen- und Fremdwahrnehmung wird – schon beinahe klassisch – eine scheinbar unmögliche Abweichung vom Mittelwert herangezogen, oft illustriert mit einer Aussage der Art: „Mehr als 70 Prozent der Bevölkerung behaupten, überdurchschnittlich gut Auto zu fahren.“ Implizit oder explizit verbunden mit dem Nachsatz, dass es ja nicht mehr als 50 Prozent sein könnten. Dies ist schlicht und ergreifend falsch:

Wenn wir davon ausgehen, dass mit „durchschnittlich“ das üblicherweise verwendete arithmetische Mittel gemeint ist, so ist es durchaus möglich, dass ein beliebig großer Anteil von Personen besser als der Durchschnitt ist. Um es an einem einfachen Beispiel zu illustrieren – basierend auf unser aller Erfahrung mit der Ermittlung der Zeugnisnoten als (gewogenem) arithmetischem Mittel schulischer Einzelnoten:

Angenommen wir haben 99 Autofahrerinnen, die „sehr gut“ (Note 1) fahren, und einen Autofahrer, der grottenschlecht (Note 6) fährt. Dann beträgt die Durchschnittsnote dieser Bevölkerung ((99×1)+(1×6))/100, also 1,05. In diesem Fall fahren 99 Prozent überdurchschnittlich gut Auto. Unschwer kann ich das Beispiel so verändern, dass 99,99999… Prozent besser als der Durchschnitt sind – lediglich der Wert von genau 100 Prozent ist nicht erreichbar. Richtiger würde die Eingangsargumentation allenfalls, wenn Durchschnitt als Median verstanden würde. Ich wage allerdings die Behauptung, dass unter Ihren Leserinnen und Lesern allenfalls eine ganz kleine Minderheit auf dieser Straße unterwegs ist. Also: Bitte diese Illustration nicht mehr heranziehen! – Udo Kroschewski