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26. August 2021 – Ausgabe 35

 

Leserbriefe zu „KANN MAN AN DER MACHT EIN GUTER MENSCH SEIN?“ von Bernd Ulrich

 

Ich finde es in der Zeit der Not außerordentlich befremdlich, dass in der ZEIT nun nostalgische Merkel-Reflexionen ausgebreitet werden. Ihre vermeintlich stärksten Entscheidungen O Atomausstieg nach Fukushima 2011 und O Flüchtlinge in 2015 waren ja nicht falsch aber schlecht umgesetzt. O Außerdem hatte sie wenig Beziehung zur Bundeswehr und ihren Einsätzen. Das ist eigentlich für ihren Abschied ein Desaster.

Beim Atomausstieg lag der Fehler ja vorher – die Verlängerung der Fristen. Und der Atom-Ausstieg hätte nicht so stringent ausfallem müssen, um den erneuerbaren Energien mehr Vorlauf geben. 2015 hätte sie doch irgendwelche Stellen bis zur GSG9 aktivieren können, um ihre CSU-Freunde aufzuwecken, dass am Münchener Bahnhof… Man sollte bitte auf die bräsigen Zaüfenstreiche für Merkel, für AKK und für die rückgekehrten Soldatinnen und Soldaten aus Afghanistan verzichten. Stattdessen sollte der Bundespräsident würdevolle Veranstaltungen erwägen. – Gerhard Schroeder

 

Auf manchen Fotos kann unsere Bundeskanzlerin auch im „hapers Bazaar“ abgebildet werden. Mich stört nur die Reklame für das Wasser „evian“. Und zu ihrer Frage: Kann man nicht. Mir hat sie schon mehrfach weh getan. Das geht nicht nur in einer Diktatur sondern auch in einer Demokratie. Wo bleibt denn ihre Teilnahme beim Presseclub. Was denken sich die Öffentlich-Rechtlichen.? Für mich gehören die ohnehin ganz abgeschafft. Die politische Einflussnahme ist zuviel des Guten – Gunter Knauer

 

Selten mit so großem Genuss ,so viel Spannung und Bereicherung das Zeit- Dossier gelesen! – Ulla Feldhaus

 

Ja, frau kann!? Bernd Ulrich analysiert die Wirkung Merkels in den zurückliegenden zwei Dekaden so pointiert, dass das Fragezeichen beim Eingangsstatement getrost in der Versenkung verschwinden kann. Merkel steht über den Dingen, ergo ist sie der lebende Gegenbeweis für die These, dass NUR das Rücksichtslose Voraussetzung für politische MACHT ist. Ich habe diese Darstellung Ulrichs genossen und unsere deutschen Nachbarn werden in Kürze die Politik Merkels genossen haben?! – Wolfgang Sauer

 

Ihre Ausführungen über unsere Kanzlerin sprechen mir aus dem Herzen. Ohne Frau Dr. Merkel persönlich zu kennen, schätze ich Sie genau so ein, wie von Ihnen beschrieben. Obwohl ich noch nie CDU gewählt habe, bei einer Personenwahl hätte ich mich eventuell für sie entschieden. Ein anständiger Mensch, integer und nicht auf den eigenen Vorteil bedacht… – Renate Bernhardt

 

Chapeau für beide: Frau Merkel für ihre Arbeit und Herr Ulrich für dieses toll geschriebenen Text. – Joachim Schulz

 

Soso, Frau Merkel ist also „gut“. Nun, das hat man schon geahnt und im Hinblick auf ihre Wahlsiege scheint das für viele Deutsche auch das wichtigste Merkmal („Mutti“) gewesen zu sein. Nur: wen interessiert das, gerade jetzt, wo es um ihre politische Bilanz geht? Und die fällt katastrophal aus. Um das zu verstehen, empfiehlt sich ein Blick auf den Beitrag „In 20 Phrasen um die Welt“ in derselben Ausgabe.

Was bringt es zum Beispiel, wenn Merkel wie eine Vogelforscherin beobachtet, was Putin so treibt, während dieser „seltsame Vogel“ am Ende seine Interessen gegenüber Deutschland, der EU, der Nato durchsetzt? Dann bleibt nur, „die Gesprächskanäle offen zu halten“, um „auf Augenhöhe“ einen „kritischen Dialog“ mit einem “schwierigen Partner“ zu führen. Man bekommt den Eindruck, dass die Ornithologin Merkel möglicherweise zwar verstanden hatte, was passiert, aber der Vogel Putin trotzdem in aller Ruhe seine Eier legen und ausbrüten durfte.

Noch schlimmer aber ist Merkels Versagen in der Klimapolitik. Der entscheidende Satz des Artikels findet sich gleich zu Anfang: „2005 war sie einmal (erfolglos) programmatisch, danach nie wieder“. Es ist diese politische Haltungslosigkeit, die Deutschland (und die Welt) in wenigen Jahrzehnten in die schlimmste, weil langwierigste Katastrophe seiner Geschichte geführt haben wird. – Dr. Jörn Lütjens

 

Dass sie (Angela) zu gut weg kommt, stört mich nicht. Das liegt wohl zu allererst an Bernd Ulrichs bewundernswerten Formulierungskünsten. Ein wahres Lesevergnügen. – Sven Herfurth

 

Bernd Ulrich hat unserer Kanzlerin, dem „guten Menschen“ aus der Uckermark, einen Heiligenschein aufgesetzt. Zwar ist er leicht verbeult, dennoch überstrahlt sie mit ihm alle bedeutenden Politiker! Bei ihrem bevorstehenden Abschied jedoch hinterläßt sie uns drei noch fast rohe Riesenbrocken, an denen wir noch mächtig zu kochen und zu kauen haben, immer mit der Gefahr, uns daran zu verbrennen oder zu verschlucken: Asyl, Klima, Pandemie! Die Frau, von der behauptet wird, sie denke jedes Problem vom Ende her, hat hier den uralten politischen Leitsatz mißachtet: Was auch immer du tust, tu’s überlegt, und bedenke das Ende! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Noch eine Bemerkung: Unter der Überschrift „Das Gute und die Effizienz“ analysiert und formuliert Bernd Ulrich grandios: „Bei Merkel bedeutet Macht viel öfter: die Interessen aller zu verstehen und das Gemeinsame dieser Interessen zur eigenen Sache zu machen.“ Würde man diese Interpretation von Macht einfach nur „Opportunismus“ nennen, wäre das „Gute“ Makulatur, und es bliebe nur noch die „Effizienz“. – Sven Herfurth

 

Eine Hommage auf Angela Merkel. Ulrich hätte das Zeug zum Ghostwriter für ihre Autobiografie. Doch für den Eintrag in die Geschichtsbücher zählen Ergebnisse. Und die sind unterm Strich wenig schmeichelhaft. Pars pro toto nur das Corona Management. Die Impfstoffbeschaffung an ihre Vertraute in Brüssel zu delegieren, zeugte von wenig Weitsicht. Oder die desaströse Vernachlässigung der Jugend, die womöglich auch etwas mit der starken Fraktion der Kinderlosen auf der Regierungsbank zu tun hat. Merkels Amtszeit war auch eine Serie von Fehlentscheidungen. Glanzpunkte, wenn überhaupt, verglimmten im Mittelmaß . – Christoph Schönberger

 

Vielen herzlichen Dank! Eine Beschreibung einer Person – Angela Merkel, die jeder kennt und die auch polarisiert hat – insbesondere nach 2015. Dabei polarisierten nicht feurige Reden, nicht ausgrenzende Worte, sondern die Wirkung ihrer Entscheidung, die das Toleranzvermögen einiger Zeitgenossen überfordert hat, nicht in die klassischen Muster von Machtpolitik gepasst hat, nicht geeignet war dem kollektiven „wir“ konservativer Kräfte eine Heimat zu bieten und damit Angst-Muster aktivierte.

Die aufschlussreiche Beschreibung erhellt Hintergründe und fügt sich gut in den Gesamteindruck, den der ferne Beobachter gewonnen hat, sofern er nicht versucht hat, klassische Macht-Spiel-Muster-Schablonen anzulegen. Solchen Journalismus brauchen wir! Kritisch wird heute oft mit unkritischer Kritiksucht verwechselt. Dabei bleibt der Blick auf die vielleicht weniger spektakuläre, dafür aufschlussreichere Wahrheit verstellt. Nicht so bei Bernd Ulrich. – Tilmann Wolf

 

Vielen Dank für ihren Artikel…. er bestärkt meine Vermutung, dass Frau Merkel nach ihrem Amt als Kanzlerin sich Herrn Schellnhuber, Herrn Hirschhausen und anderen anschliessen wir, um uns von der Dringlichkeit der Klimaproblematik zu überzeugen. Darauf jedenfalls könnten wir uns freuen…. – Doris Lang

 

Richard Jefferies (1847 – 1886), englischer Dichter und Freidenker wusste bereits: „Never, never rest contented with any circle of perspectives, but always be certain that a wider one is still possible.“ Die Leistung der Regierungschefin Merkel betrachte ich aus einem anderen Blickwinkel. Frau Merkel wurde vor ihrer Wahl zur Vorsitzenden der CDU nach ihren größten Stärken gefragt. Ihre Antwort lautete: „Meine größten Stärken sind, … dass ich, … wenn’s not tut, Dinge laufen lassen kann, schweigen kann und auf’s Ende abwarten kann.“ Dieses Abwarten zog sich durch ihre gesamte Kanzlerschaft, selbst bei Themen, die zur Chefsache erklärte. Wenn Frau Merkel einmal selbst Entscheidungen traf, erklärte sie diese als „alternativlos“.

Sie fährt oft auf Sicht und entwickelt keine Strategien. Die Folgen sind für jedermann, der dazu bereit war, sichtbar. Wenn über sie kritisch berichtet wurde, liess sie dem Journalisten ihr Urteil fernmündlich mitteilen. Sie teilte auch beim nächsten Pressetermin persönlich aus: „Na, mit diesem Beitrag haben sie sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert!“. Die CDU hatte inzwischen beschlossen, nie mehr etwas gegen die Kanzlerin zu sagen, weil das auf die Partei zurückfiele. So sollte Einigkeit demonstriert werden. Mir scheint, Frau Merkel sollte ebenso wie die Queen als Instanz aufgebaut werden. Ernsthafte Kritik wurde abgeblockt. Freundschaften, die die Karriere befördern, wie sind diese zu bezeichnen? Freundschaften mit Frau Merkel zeigten sich besonders förderlich für die Karriere (Frau Karrenbauer, Frau von der Leyen).

Die Bundeswehr blieb so praktisch lange Zeit ohne wirkliche politische Führung. In einem Forum mit 50 ausgewählten CSU-Mitgliedern vor der BTW 2017 konfrontierte eine Wählerin Frau Merkel damit, dass sie Angst habe vor einer zunehmenden Islamisierung der Gesellschaft. Frau Merkels Antwort: „Sie brauchen doch keine Angst haben. Sie können doch die Bibelstunde nutzen, um bibelfest zu werden. Dann können Sie den Migranten die Fensterbilder der Kirchen erklären.“ Das ist meine Wahrnehmung unserer Kanzlerin. – R. Renaux

 

Ausgezeichnet. Besser kann man den Politikstil Angela Merkels nicht beschreiben. Ohne zu beschönigen hat Bernd Ulrich die politische Arbeit der scheidenden Kanzlerin treffend gewürdigt. Alle Biografien werden sich an dieser exzellenten Darstellung ihrer effizienten Politik messen müssen. – Günther von Boetticher

 

Dies ist kein normaler Artikel, dies ist ein wunderbares Beispiel für exzellente politische Literatur. Merci dafür. – Kurt Eimers

 

Ein hochinteressanter Text über die Entfaltung von politischer Macht jenseits von Gut und Böse. Warum die Geschichte nicht gut ausgehen soll? Ich wäre nicht so pessimistisch. Wir sehen doch, Corona und Klima scheren sich nicht um moralische Kategorien. Und es scheint auch nicht notwendig, zunächst die Mächtigsten ausfindig zu machen, die dann so etwas wie einen „Kampf“ gegen sie anführen, nur damit wir unsere ewigen Heldenerzählungen fortführen können. Es genügt vollauf, die Probleme zu erkennen, sie ernst zu nehmen, und weltweit solidarisch im Handeln einem gemeinsamen Ziel entgegen zu streben. Dann können alle „Bösen“ und „Guten“ sich daran beteiligen, wie es ihnen möglich ist. – Jürgen Pilz

 

Ihren Beitrag zu Angela Merkel in der Zeit vom 26.08.2021 habe ich mit großem Vergnügen gelesen und möchte Ihnen das mitteilen, weil ich vermute, dass auch Profis wie Sie sich über eine Rückmeldung freuen können. Beim Lesen konnte ich merken, wie meine Zustimmung und mein Interesse gleichermaßen mit jeder Zeile wuchsen. Sprachlich wie inhaltlich – was ja bekanntermaßen kaum voneinander zu trennen ist – habe ich die eleganten und zugleich uneitelen Drehungen Ihrer Sätze nachtrunen können, habe mich über darüber gefreut, dass „endlich“ jemand mal sagt, was ich schon so lange fühle, aber nie präzise in Worte fassen konnte.

Die Gleichzeitigkeit scheinbar divergierender Zustände und Eigenschaften phänomenologisch darzustellen ist ein Verdienst Ihres Dossiers. Ein weiteres, erkennbar und offen so Stellung zu beziehen, dass es als Meinung und diskutables Angebot bereitgestellt wird. Mir wurde beim Lesen zunehmend bewusst, dass dies dem Gegenstand Ihrer Betrachtung in vollem Umfang entspricht. Vielen Dank für dieses Dossier. – Babette Havers

 

Beim Lesen Ihrer Artikel ist mir mein Erstkommunion-Kurs vor 35 Jahren eingefallen. In einer Stunde ging es um Sünde bzw. um jemanden, der keine Sünde hatte, trotzdem nicht im Himmel aufgenommen wurde. Und warum? Weil er Seiten über Seiten Eintragungen über unterlassene gute Taten hatte. Es kann sein, dass Frau Merkel keine politischen Sünden begangen hat, aber Ihre für Deutschland absolut notwendige und trotzdem unterlassene Taten würden Bücher füllen. Deswegen ist in Ordnung für Ihre Leistungen Danke zu sagen, aber in den Himmel sollte sie nicht gehoben werden. – Zoltan Both

 

16 Jahre Angela Merkel. Der gute Mensch aus dem ostdeutschen protestantischen Pfarrhaus hinterlässt außenpolitisch ein Trümmerfeld. Der deutsch-französische Motor stottert, ohne dass die transatlantischen Bindungen die europäische Konzeptlosigkeit kompensieren könnten. Auch das nach 1990 immer enger gewordene Verhältnis zu Russland ist empfindlich gestört, ganz zu schweigen von den Beziehungen zu China. Angela Merkel: setzen, sechs!

Innenpolitisch liegt – von der Energiewende bis zur Digitalisierung – fast alles im Argen. Den schlimmsten Fehler hat sie gegenüber ihrer Partei begangen: Angela Merkel hätte vor einem Jahr eine(n) Nachfolger(in) im Kanzleramt installieren müssen. Dann wäre die CDU mit dem so wichtigen Kanzlerbonus in den Bundestagswahlkampf gegangen. Die SPD hätte sie durch die verbindliche Zusage zur Wiederwahl Steinmeiers zum Bundespräsidenten ködern können. Aber sie hat es nicht getan. Warum nicht? Das bleibt wohl ihr Geheimnis. – Wolfgang Wendling

 

„An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen“. Eine Politikerin wird gemessen an dem, was sie tut, tat, unterlassen hat und hinterlässt- alles andere ist Kitsch. – Rolf Maschlanka

 

Frau Merkel mag freundlich, nicht inrigant, nicht nachtragend und uneigennützig sein (letzteres mit Fragezeichen immerhin hat sie Macht und Aufmerksamkeit bekommen). Nun wissen wir seit einiger Zeit, dass es solche Menschen auch in Funktionen schlimmster Herrschftssystheme gab und gibt. Politiker*innen immer in der Überzeugung einer „guten Sache“ zu dienen (Moral), – die Taliban ja sogar dem lieben Gott selbst! – ohne die geringste Empathie für die Opfer. So stellt sich die Frage ob die Kathegorie „gut“ für menschliche Qualitäten jenseits dieser „Sache“ gilt.

Für Frau Merkel ist diese Sache sicher der westliche „freiheitliche“ Kapitalismus, in den sie sich wahrscheinlich in Ablehnung der DDR unsterblich verliebt hat. Sie wollte ihn vervollkommnen (neoliberaler Ausflug 2005″ Zitat Die Zeit) und ist gescheitert. Sie hat ihren Kompass verloren und wurde zur Vollzugsbeamtin ihrer geliebten Wirtschaft, des („natürlich“) reichen Deutschlands.Auch die Erkenntnis der Umweltzerstörung hat sie nur 2 Milimeter von ihrem „rechten“ Kurs abgebracht. Immerhin ließ sie einen Hauch von Empathie für die Verlierer („Friedays vor Futur“) erkennen. Für die Verlierer der „freien“ Marktwirschaft, die Niederiglöhner, Harzer usw. nicht die Spur. – Ein guter Mensch? – Dieter Herrmann

 

1. Das Dossier von Herrn Ulrich über Kanzelerin Merkel ist nicht nur pointierte Betrachtung, sondern auch eine gelungene Mischung aus ultimativer Lobhudelei und schonungsloser Abrechnung. Diese Ambivalenz ist hier ausnahmsweise mal eine ausdrückliche Stärke. 2. Zu kurz kommt für mich der Makel, dass Merkel mit ihrer „Sozialdemokratisierung“ der CDU zur unfreiwilligen Gebär-Mutter der AfD geworden ist und die politische Landschaft in Deutschland dadurch nachhaltig zu ihrem Schlechteren verändert hat. 3. Der dreiseitige Artikel las sich so dicht und spannend, dass ich enttäuscht war, als er schon zu Ende war. So habe ich ihn einfach gleich ein zweites Mal gelesen. Vielleicht hat Herr Ulrich nach 24 Jahren als Beobachter und Weggefährte von Merkel ja so viel weiteres Material beisammen, dass er noch ein Buch draus macht. – Thomas Richter

 

Herrn Ulrichs Lob für Angela Merkel lässt sich mit dem Label „Effizienz durch Uneitelkeit“ zusammenfassen. „Gut sein“ im Sinne von „einfach seine Arbeit machen“ sei höher wertzuschätzen als „gut sein wollen“. Letzteres schreibt er vor allem bigotten Moralisten zu, die in der Politik meist schnell scheitern. Ich möche dem aber einen Aspekt entgegenstellen, den Herr Ulrich nicht bedenkt: „Gut sein wollen“ bedeutet auch eine gewisse Beharrlichkeit, eine emotionale Leidenschaft, um ein Problem, welches sich nicht mit ein paar Krisen-Gipfeln weg-managen lässt über lange Zeiträume zu verfolgen und am Ball zu bleiben.

Diese Leidenschaft vermisse ich bei Frau Merkel – nicht nur in der Klima-Krise so wie Herr Ulrich, sondern selbst in der Krise, die vielleicht persönlich ihre schwerste war, nämlich der Massenflucht vom 2015. Merkels „Wir schaffen das“ blieb seltsam blutleer, war nie unterfüttert von persönlicher Leidenschaft, so dass ihre Widersacher, allen voran Horst Seehofer, letztlich die Oberhand behielten. Dieser unsägliche Innenminister hat sich mit dem Mantra „2015 darf sich nicht wiederholen“ so erfolgreich durchgesetzt, dass es zu einem weiteren und tragischen „Zu spät – zu wenig“ kam, nämlich in Afghanistan.

Bis zuletzt hat sich die Bundesregierung nämlich in ihrer Angst vor neuen Flüchtlingsströmen an die Fiktion von Afghanistan als sicheres Abschiebeland geklammert und alle gegenteiligen Einschätzungen systematisch ignoriert, wenn nicht gar unterdrückt. Was im Ergebnis nicht nur großes menschliches Leid erzeugt hat, sondern nun auch dazu führen wird, dass sich wie 2015 nun wieder Hunderttauschende auf dem Weg nach Europa machen.

Bei allem Lob für ihren Politikstil: Frau Merkel hat nie begriffen, dass gute Politik eben mit Moderation allein nicht zu haben ist. Gut sein, heißt auch Qualitätskontrolle und hin und wieder mal die Entlassung eines unfähigen Kabinettsmitglieds. Ihre mangelnde Durchsetzungskraft in dieser Hinsicht lässt aus meiner Sicht wenig Raum für eine positive Bilanz ihrer Kanzlerschaft. Ich weine ihr jedenfalls keine Träne nach und gönne ihr den wohlverdienten Ruhestand. – Dr. Dirk Kerber

 

Mein Fazit nach 16 Jahren Merkel’scher Kanzlerschaft ist mehrheitlich negativ. Auch die im persönlichen Umgang so andere Art von Frau Merkel hat in den sachthematischen tatsächlichen Ergebnissen vor allem eines hinterlassen: Ein unfassbares Nichts – und dies nicht nur gemessen an den dringlichsten Erfordernissen. Es bleibt eine maßlose Enttäuschung darüber, dass retrospektiv die Ziele ihres tagtäglichen Handelns nahezu ausschließlich dem kurzfristigen Erfolg in Form der Beliebtheit beim Wahlvolk galten.

„Vom Ende her gedacht“ waren die Entscheidungen nur ausnahmsweise, allein schon deshalb, weil die Formulierung eines langfristigen Ziels zumeist vermieden wurde (was dann häufig als cleveres politisches Agieren goutiert wurde). Für mich sind die politischen Kernaktiva dieser Kanzlerinnenschaft gute Worte, Geld und Herumgipfeln. Und diese Mixtur ist fürwahr ein schlechter Dünger für einen Boden von eigentlich guter politische Fruchtbarkeit. Die Zeit einer Generation wurde schlichtweg vergeudet. – Dr. Martin Jung

 

Vielen Dank für diesen anregenden Artikel! Ein Hochgenuss und klarer Grund, das ZEIT-Abo doch nicht zu kündigen. Ein solcher Artikel, der sprachlich erfreut und ethisch läutert, ist für die Gender- Frage doch viel hilfreicher als ärgerliche Gender-Sternchen. Man wünscht ihm zahlreiche Leser beim politischen Nachwuchs: bei den Frauen, damit sie sich etwas zutrauen und bei den Männern, damit sie sich eines Besseren besinnen. In den Führungskräfte-Seminaren sollte er auf dem Lehrplan stehen. Hoffentlich merken die Entscheider von morgen noch rechtzeitig, wie unverzichtbar Deutschlands Print-Journalismus ist, bevor sie im armseligen Hashtag-Morast versinken. – Korinna Trautmann

 

Mitten in dem Dossier über die Kanzlerin, genau gesagt, als da ein „ich“ darüber sprach, mit ihr an einem Tisch gesessen und gegessen zu haben, sah ich mich genötigt, nachzusehen, wer dieser/diese „Ich“ denn ist. Als ich dann Ihren Namen sah, wusste ich, warum mir alles, was ich bis dahin in dem Artikel gelesen hatte (und dann alles, was danach noch kam) sehr gerne gelesen habe. Nicht zuletzt, weil ich mir damit weitere Lektüre zum Thema schenken kann.

Danke für Ihre kenntnisreiche Sicht auf die Kanzlerin, Frau Merkel* und viele der übrigen an der Macht Seienden und noch Werdenden. Das hilft mir (Pastorentochter, Religionslehrerin i.R., Prädikantin) auch weiterhin bei der Urteilsfindung über politisch handelnde Personen. *“Frau Merkel“ ist nicht als Apposition zu verstehen sondern als ein „Gegenstand“ für sich, wie Sie das ja auch durchaus dargestellt haben. – Ilse Wittenborn

 

Merkel traf die Wünsche der Atlantiker in den Medien, die nicht klar machten, dass die Erfüllung der Wünsche der USA eine Schwächung der EU und ganz Europas bedeutet. Verwunderlich, dass Sie sie dafür jedoch zeutgerecht feiern. – U. Ladwig

 

Märchenstunde in der ZEIT? Die vier Kabinette Merkel haben in sechzehn Jahren nicht zustande gebracht: eine Steuereform, eine Reform der Altersversorgung und des Gesundheitswesens, eine Modernisierung und Renovierung der Infrastruktur, einen Auf- und Ausbau der Digitalisierung u. v. a. m., alles dringend benötigt. Hunderte von Millionen wurden für Berater, insbesondere im Verteidigungsministerium, verprasst, ohne dass sich der Zustand der Bundeswehr verbessert hätte, und noch mehr Steuergelder und Ressourcen wurden für die unselige PKW-Maut verzockt. Nichts davon liest man in Ihrem Dossier über den guten Menschen Angela Merkel. Dafür fühlt man sich lebhaft an Andersens Märchen „Wie’s der Alte macht, ist’s immer recht“ erinnert. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Ohne Merkel Fan zusein, ist das Dossier über Angela Merkel, ein Genuss es zu lesen. – Helene Weigel

 

In seinem allzu wortreichen, in Teilen entsetzlich unkritischen Text, versteigt sich Bernd Ulrich zu ebenso steilen wie flachen Thesen. Dass er Angela Merkel zuschreibt, sie sei „revolutionär“ gewesen ist die Spitze seiner Bewunderungsorgie. Kann man es nicht auch so sehen: Ähnlich wie Kohl hat Merkel es verstanden an der Macht zu bleiben. Clever, geschickt, gut vernetzt und im Gegensatz zu Kohl wenigstens uneitel und pragmatisch. Allerdings haben sechzehn Jahre (!) nicht gereicht, um eine Renten- oder Steuerreform in Gang zu setzen oder das Gesundheitswesen einer Revision zu unterziehen. Die soziale Ungleichheit wächst und wächst, aber ihr doch egal…

Fast scheint es, als sei sie stolz darauf, den gesellschaftlichen Stillstand durch Herumlavieren und taktische Spielchen verfestigt zu haben. Zudem: Ihre Fähigkeit, Konflikte zu vermeiden um fast jeden Preis und ihre eklatante Führungsschwäche fallen nur ihrem diskreten Lobredner Ulrich nicht auf. Pars pro toto: Scheuer (ein Skandal ohnegleichen) und Klöckner sind im Amt geblieben, Kramp-Karrenbauer ist in eins geschoben worden, dem sie nicht gewachsen ist, von Maas und anderen nicht zu reden. Angela Merkel mag nach Ulrichs Definition ein „guter“ Mensch sein, eine gute Politikerin war sie nicht. Sie hat sich viel zu oft vor Entscheidungen gedrückt und ihren Verfassungsauftrag, die Richtlinien der Politik zu bestimmen, mit enervierender Penetranz verweigert. – Eckhard Hooge

 

Der Artikel beginnt mit lobenden Worten (zu Recht). Gegen Ende zu gibt’s auch Kritik: «Heute kann sogar ein guter Mensch an der Macht durch Unterlassen … das Böse befördern.» Diese Kritik ist hier unberechtigt. Denn uns fehlt die Beschreibung eines akzeptierten Wegs, der der Menschheit das langfristige, gute Fortbestehen ermöglicht. Was Ulrich mit den folgenden Worten andeutet, bezeichnet einen Irrweg: «Auf diese Weise hat Angela Merkel …..etwas vorweggenommen, das den westlichen Gesellschaften insgesamt bevorsteht: In dem Masse, da sie ihre privilegierte Stellung gegenüber dem Rest der Menschheit verlieren und da ihre ausbeuterische Praxis gegenüber der Natur auf sie selbst zurückschlägt, können sie sich ineffiziente, patriarchale, böse Politik einfach immer weniger leisten.»

Aber was steht der «westlichen Gesellschaft insgesamt bevor»? Eine Bekannte erzählt manchmal von ihren Reisen nach Afghanistan, Syrien, Libanon, in den Jemen, Lybien, Tunesien, Venezuela, etc. Alle Länder waren Paradiese verglichen mit Heute. Ursache der heutigen Krisen ist Perspektivlosigkeit verursacht durch hohe Geburtenraten. Der Verlust der «privilegierten Stellung gegenüber dem Rest der Menschheit», der laut Ulrich den «westlichen Gesellschaften» bevorsteht, wäre zu begrüssen, wenn er darauf zurückzuführen wäre, dass man sich auf einen Weg einigt, der der Welt ein gutes Fortbestehen ermöglicht.

Tatsächlich sieht es so aus, dass der genannte Verlust «der privilegierten Stellung gegenüber dem Rest der Menschheit» vor allem darauf zurückzuführen ist, dass sich der Anteil der Europäer an der Weltbevölkerung von einst 30% auf 10% reduziert hat. Doch hätten sich die Europäer vermehrt wie die Einwohner mancher afrikanischer Staaten, dann gäb’s statt bald 8 Milliarden wohl 80 Milliarden Menschen auf dem Planeten.

Aber was ist mit dem hohen Öko-Fussabdrucks des Westens? Dieser Begriff führt in die Irre. Je grösser in einem Land der Graben zwischen Arm und Reich ist, desto tiefer ist der Fussabdruck. Die ergibt eine Pauschalentlastung der Eliten armer Ländern was wirksamen Massnahmen im Weg ist. Die Klimadiskussion ist zwar extrem wichtig. Doch eine zu einseitiges Fokussieren ist kontraproduktiv. Es gibt eben zwei Grundmuster für Zukunftsvisionen, die sich darin unterscheiden, wie sie die Themen Demographie, Ökonomie und Ökologie gewichten.

Die eine tragfähige Vision sieht so aus: Die Zahl der Menschen ist so tief, dass hoher Ressourcenverbrauch durch den Einzelnen keine negative Rolle spielt. Die Menschen können Reisen, grosszügig Wohnen, Konsumieren ohne Schaden anzurichten. Das ergibt ihnen so viele Perspektiven, dass sie (mehr oder weniger freiwillig) darauf verzichten, ihre Kopfzahl unangemessen zu erhöhen. Ein Beispiel für den Weg dorthin liefert Südkorea mit einer Geburtenrate die bei 1 liegt (Halbieren der Kopfzahl pro Generation).

Die andere nicht genug tragfähige Vision sieht so aus: Die Menschen leben so umweltverträglich, dass ihre Vermehrungsrate nicht zur Diskussion steht. Weil Perspektiven, die einen hohen Ressourcenverbrauch benötigen, den meisten unerschwinglich sind, werden Ersatz-Perspektiven genutzt, die mit hohen Geburtenraten verbunden sind. Ein Beispiel für die Aktualität der Vision ist: Laut einer UN-Prognose wird sich Afrikas Bevölkerung bis 2050 verdoppeln. Hauptsächliche Hoffnung für eine Problemlösung ist, dass die Industrialisierung Afrikas dazu führt, dass das dortige hohe Bevölkerungswachstum gestoppt wird. Doch es ist kaum vorstellbar, dass das ausreichend funktioniert und mit den Klimazielen vereinbar ist. Das gibt allen Menschen – also auch dem Westen – die Pflicht, nach funktionierenden Lösungen zu suchen. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Kann man an der Macht ein guter Mensch sein? Ja, in Ausnahmefällen. Willy Brandt, der in der Nazizeit Exilant war, war ein guter Mensch. Und scheiterte an den schlechten, hinterhältigen. Vor und nach ihm gab es keinen dergestalt gütigen Kanzler. Auch Angela Merkel nicht. Die Liste ihrer aus dem Weg geräumten Gegner und Widersacher ist dafür einfach zu groß. Sie beherrschte die hohe Kunst der kühl rationalen Macht. Im Innern wie Äußern. Wer dem Autokraten und Kriegsfürsten Putin schmeichelte und Geschäfte mit ihm und dem Diktator Chinas abschloss, hatte nicht Güte im Reisegepäck. Streckenweise trat sie zum Vorschein, 2015, mit dem Flüchtlingsdrama.

Aber bald waren Wohltaten durch die Realpolitik ernüchtert, ihre Asylwächter schauen heute mit Argusaugen gen Afghanistan. Sieben lebensbedrohte Menschen in einer Bundeswehrmaschine ausfliegen lassen, soll das gut sein? Wobei die Gute geflissentlich ignoriert, den Krieg mit vielen Toten und Milliarden unsinnig verbratenen Geldern am Hindukusch mitgetragen und verloren zu haben. Sie wollte gar mit den Taliban verhandeln, als wären die so pflegeleicht verhandelbar wie ihre bisherigen Verhandlungspartner. O du meine Güte, am 23. ist endlich Schluss mit lustig. – Axel Spellenberg

 

Ihr Artikel in der Zeit vom 26.8.21 hat meinen Mann und mich tief beeindruckt. Bis jetzt haben wir keine Analyse von der Ära Merkel gelesen, die so differenziert, so treffend Merkels Kanzlerschaft und Politikstil von dem anderer Kanzler unterscheidet, beschreibt und erklärt. Das gibt Hoffnung! Das zeigen Sie in Ihrer überragenden Analyse deutlich auf! Wir hoffen, dass dieser Politikstil von Merkels Nachfolger, oder ihrer Nachfolgerin übernommen wird.

Wir hoffen auch, dass es weiterhin Journalisten geben wird, die die kommende Kanzlerschaft so umfassend und differenziert begleiten werden! Hoffentlich kann man diesen Zeitartikel auch bald frei abrufen und nachlesen! Wir bemühen uns, in unserem Freundeskreis diese Analyse zu verbreiten und zu diskutieren. Vielen Dank für Ihr Engagement! P.S. Wir haben noch nie CDU/CSU gewählt. – Silvia Ebner-Link und Manfred Link

 

Die Banalität des Guten. In ihrer gleichlautenden Dissertation zeigt Susanne Beer wie ein professioneller Umgang mit „dem Guten“ im Kontext von Macht.- und Lebensstrukturen gelingen kann. Bernd Ulrich zog den Weg über die Banalisierung vor. So erhebt er die angehende Kanzlerin mit dem bewusst gewählten Fotoausschnitt aus dem Jahr 2005 zur Engelin über den Wolken .Die sinnbildliche Apotheose Angela Merkels .Sie befindet sich im Anflug auf Berlin um das Kanzleramt einzunehmen , was ihr – der (allem Anschein nach ) Guten – am Ende auch gelingt.

Die folgenden 16 Merkeljahren werden von einer weiteren Form der Verklärung geprägt sein, der der Mediokrität. Sie lastet wie Mehltau auf der Republik . Deutschland hat sich statt wie gewohnt an der Spitze nunmehr im Mittelfeld etabliert, siehe stellvertretend Corona, Afghanistan, politischer Stillstand . Für den Autor bleibt alles gut, zumindest an Merkel. Auch er ist Teil des Mehltaus. Die Zeitungsstadt Hamburg galt einst als Inbegriff des investigativen Journalismus. Übrig scheint ein Häufchen Gefälligkeit geblieben zu sein. – Volkhard Angelmaier

 

Ihren Artikel habe ich mit wachsendem Vergnügen gelesen. Ich empfinde ihn als empathische Würdigung einer Kanzlerin vor dem Hintergrund auch der manchmal schwierigen Partner. Wenn sie sich gegen das arrogante Verhalten einiger Ministerpräsidenten nicht wehrt, so liegt dies sicherlich auch daran, dass es für eine Bundeskanzlerin keine Weisungsbefugnis gibt.

Vermisst hingegen habe ich ihre Einschätzung, warum die Kanzlerin die Führungskompetenz für die Zusammensetzung ihres Bundeskabinetts nicht wahrgenommen hat, sondern ausgesprochen schwache Minister und Ministerinnen (schwach ist die höfliche Bezeichnung für vieles Versagen) über Jahre gehalten hat. Wir Bürger hätten uns manchen Ärger und viele Steuermittel gespart, wenn sie dort „regiert“ hätte. Mit Dank für ihre Leistung. – Dirk Uwe Spengler

 

Wäre es zu diesem barocken „Dossier“ mit dieser barocken (nicht gegenderten: „man“!) Ausgangsfrage gekommen, wenn Ulrich Matthes, „der das Offensichtliche sieht“ und für dies Thema gleich doppelt qualifiziert“ ist („politisch interessiert und informiert“ sowie „mit Frau Merkel seit vielen Jahren befreundet“) bei jenem Berliner Cafèhausgespräch mit dem Autor nicht gesagt hätte „…: Merkel ist ein guter Mensch.“ Sondern: „Merkel ist für mich ein guter Mensch.“? Auf jeden Fall hätte der empathische Schauspieler dies Zitat sofort „freigeben“ können, ohne „sich ja komplett lächerlich zu machen, zumal in Berlin“.

Vor allem aber hätte dann dem vielleicht besten Kenner und Interpreten von Frau Merkel, der sie (seit seinem „ersten intensiveren Kontakt … 1967 auf einer Reise der damaligen Umweltministerin nach Asien“ mit ihr) womöglich besser kennt, als diese sich selbst, die Grundsatzfrage gefehlt, die er nun zum eigenen Vergnügen (und dem der Leser:innen) hoch differenziert am Beispiel des Objekts seiner intellektuellen Begierde zu beantworten versucht. In Form einer „schönen Geschichte“, einer „rührenden mitunter“, in der „nicht gemutmaßte Motive …die entscheidende Rolle“ spielen, „sondern wetterfeste Wirklichkeit“. Wer sich – durch diesen „barocken“ ‚Widerspruch in sich‘ neugierig gemacht – auf diese „Geschichtenerzählung“ einlässt, wird gewiß auch solche „Wirklichkeit“ finden.

Ebenso sehr jedoch desgleichen „gemutmaßte Motive“, die nur einfach als Fakten „erzählt“ werden, wie sich das für eine Erzählung gehört. Das kann zu einer deutlichen Horizonterweiterung führen. Und zu der Frage, ob nicht dieser Erzählung eigentlich bloß die Vorgeschichte fehlt, die der Erzähler hier leider definitv ausschließt: „Merkels frühe biografische Prägung“? Die war nämlich lang und so erfolgreich, weil Angela Merkel damals schon – überhaupt nicht „ungewöhnlich“, sondern zutiefst menschlich – eine „Methode“ weniger er- als gefunden hat, „weil ihr gar nichts anderes übrig blieb“. Eine „Methode“, die sich – bei ihr sogar hoch intelligent- an bestehende Machtverhältnisse einfach anpasste und für sich nutzte: in einem Pfarrhaus, das noch in ihrem Geburtsjahr (also ein Jahr nach dem Aufstand vom 17. Juni 1953) von Hamburg in die DDR verlegt wurde, ebenso wie in einem Staat, der nichts anderes zuließ, wenn man Erfolg haben wollte.

Eine Methode, die schon immer eine „politische“ war, nur damals in ihrem ersten Leben vermutlich eine mehr „erlitten-politische“, in ihrem zweiten Leben dagegen eine aktiv praktizierte, die in (fast) reinen „Männergesellschaften“ besonders erfolgreich war und ist . Wäre das dafür nötige Durchhaltvermögen in der aktiven Politik über 31 Jahre möglich gewesen ohne dessen „Prägung“ über 36 Jahre zuvor? Vielleicht nicht ausschließlich, aber doch maßgeblich? Und ist dem Autor nicht eine ebenso leidenschaftliche „Recherche“ zu diesen Jahren zu wünschen – nur bloß unter weniger kategorischen, mehr menschlichen Fragestellungen, die er ja auch so einfühlsam beherrscht? – Eckhard Heumann

 

Ja, man kann. Angela Merkel hat begriffen, dass politische Macht niemals persönliche Macht sein darf, sondern dazu dienen muss, dem eigenen Volk – und anderen – Frieden, Freiheit, Wohlstand und Gesundheit zu garantieren. Außen- , friedenspolitisch (!) ist Angela Merkel so gut, dass ich hoffe, dass sie uns in dem Metier erhalten bleibt. – Dr. Ursula Augener

 


 

 

Leserbriefe zu „Sanfter Zwang“ von Mark Schieritz

 

Donnerstag – die neue Zeit kommt raus. Ich fang mal mit dem Leitartikel auf Seite 1 „Sanfter Zwang“. Irgendwie seltsam – hab ich das schon gelesen? Kurzer Blick in die Ausgabe Nr. 34 v. 19.08.21 macht mich schlau. Ich bin doch nicht verwirrt. Der Leitartikel aus Ausgabe Nr. 35 ist wie die Essenz des Artikels „Stärker als gedacht „. Fällt das bei Ihnen nicht vor Drucklegung auf? Absicht möchte ich da nicht unterstellen – oder etwa doch? Ganz ehrlich das finde ich nicht gut. Passt doch eigentlich auch nicht zum Anspruch der Zeit, oder? 5,90 Euro je Ausgabe für eine Zeitung mit neuen, aktuellen Texten und Themen wird erwartet – das lasse ich am besten unerwähnt. – Stephan Karrenbrock

 

Bevor die EU die USA ins Klimazollboot holen kann, müßte sie sich wohl erstmal innereuropäisch einig werden (Stichwort: polnische Kohle) Und bevor die Eu-US-Klimazollallianz entsteht müßten wohl erstmal die USA ins Boot geholt werden. (Stichwort: dicke SUV und Trucks, Kohleverstromung, hoher (Atom?)-stromverbrauch der digitalen Riesenkonzerne. Dann wäre China vielleicht beeindruckt… – Wolfgang Michel

 

Deutschland kann die globale Klimakrise nicht allein bewältigen. Das ist richtig. Es sollte aber seinen Anteil leisten, bevor es seinen Finger in kolonialer Manier auf die „schmutzige Konkurrenz“ aus China richtet. Deutschlands Weltbevölkerunganteil beträgt 1%, sein Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß beträgt das Doppelte. Chinas Weltbevölkerungsanteil liegt bei 18%, sein Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß (ein Drittel) beträgt somit sogar etwas weniger als das Doppelte. Wer hier zum Vergleich absolute Zahlen nimmt, macht es sich mit der moralischen Überlegenheit gegenüber dem „Systemgegner“ China zu einfach. Wer sich als Vorreiter sieht, sollte schon auch reiten können. – Moritz Lahr

 

Der globale Klimapakt eine Chimäre. Indien und andere Schwellenländer werden doch zuerst die Armutsbekämpfung forcieren, selbst wenn das die Ökobilanz trübt. Sollte es der wohlhabende Westen ernst meint mit dem Klima, müßte er primär dort investieren, wo der ÖkoEuro den xfachen Mehrwert hätte. ZB bie Aufrüstung veralteter Kohle-Dreckschleudern. – Christoph Schönberger

 

Es ist bequem und wird deshalb oft wiederholt – gerne vor allem von der AFD: wir in Deutschland tra- gen nur 2% zum weltweiten CO2-Ausstoß bei, unsere Anstrengungen würden dem Klima eh nicht hel- fen – also können wir ́s gleich lassen. Schon dieser Ausgangspunkt der Argumentation ist irreführend, denn vieles was wir hier in Deutsch- land konsumieren wird im Ausland hergestellt und wir verursachen dort CO2-Emissionen. Deutsch- land ist die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Erde, mit dem was wir Im- und Exportieren können wir den globalen Klimaausstoß massiv beeinflussen. Ausgerechnet das Thema Klimawandel für das allseits beliebte China-Bashing zu nutzen geht voll- kommen an der Realität vorbei.

Hierzu ein paar Fakten: 1) In China wird pro Kopf weniger Kohle verbrannt als in Deutschland. 2) Dass Solarmodule heute Deutschlands preiswerteste Quelle für elektrischen Strom darstellen, ha- ben wir findigen Ingenieuren und strategisch klugen Investoren in China zu verdanken. 3) Die Elektro-Autos und LKWs von Daimler basieren auf chinesischer Batterietechnik. 4) In China gibt es seit Jahrzenten riesige Aufforstungsprogramme, während der Regenwald am Ama- zonas im Auftrag amerikanischer und europäischer Firmen abgeholzt wird. 5) Der Fleischkonsum in China ist heute etwa gleich hoch wie in Deutschland. In China soll dies bis 2030 halbiert werden. In Deutschland darf so etwas nicht einmal gedacht, geschweige denn ausge- sprochen werden.

Die Vorstellung umweltbewusste deutsche oder europäische Regierungen müssten in irgendeiner Form Druck ausüben, um China zu klimafreundlichem Handeln zu bewegen ist völlig abwegig. Dort ist man sich über die Herausforderungen im Klaren und der eigenen Verantwortung bewusst. Die Zeiten in denen „am deutschen (oder europäischen) Wesen die Welt genesen“ sollte sind vorerst vorbei. Die Beispiele Solartechnik und Elektromobilität zeigen wo künftig der Takt vorgegeben wird. – Prof Dr. Norbert Willenbacher

 

Sachzwänge sind unausweichlich. Es fragt sich nur, wie zwingend die Sachen sind.“ (Henriette Hanke, 1785-1862, deutsche Schriftstellerin) Ob es an diesem Weltklima noch etwas zu retten gibt, das ist mehr als zweifelhaft. Unsere Volksvertreter befassen sich zwanghaft, aber mit voller Energie lieber mit der Pandemie, einem Konstrukt, von dem man bisher gar nicht weiß, wie man es einordnen soll, und ob es überhaupt einordnungsfähig ist. Das Weltklima muss weiter im Wartesaal warten, bis es irgendwann einmal an die Reihe kommt. „Dem Stempel geht es wie dem Beamten – sie bekommen Druck von oben und geben ihn an unten weiter.“ (Klaus Ender, 1939-2021, deutsch-österreichischer Autor, Poet & Fotograf) – Klaus P. Jaworek

 

Die Idee eines Klimazolls ist gut, aber auch sie wird nur erfolgreich sein, wenn ein ausreichend großer Club von Ländern geschlossen handelt. Die Crux ist, dass auch diese Idee am Verbrauch von fossilen Energieträgern ansetzt, dieser aber in den rund 200 Ländern unter den verschiedensten politischen Rahmenbedingungen stattfindet. Ich wundere mich darüber, dass nicht bei der Kohle- und Ölförderung statt beim Verbrauch angesetzt wird.

Letztlich ist zu befürchten, dass alle Kohle und alles Öl, das gefördert wird, auch verbrannt wird, in welchem Land ist für das Klima egal. Deswegen sollte mE eine UN-Organisation gegründet und finanziell ausgestattet werden, deren Aufgabe es ist, Ölfelder und Kohlelagerstätten zu kaufen mit dem Ziel, diese Energieträger in der Erde zu lassen. Eine solche Maßnahme würde die verfügbaren Mengen von Öl und Kohle verknappen und für alle Länder, die am globalen Markt teilnehmen, damit verteuern, ohne dass die Länder sich an weitere Klimaabkommen halten müssen. – Prof. Reinhard Oldenburg

 

Ein Klimaclub als lohnendes Projekt für die nächste Bundesregierung? „… schließlich haben in Deutschland schon Vierzylinder die Luft verpestet, als man sich in China noch hauptsächlich auf Fahrräder fortbewegte“. Ja. Unsere industrielle Entwicklung war fortschrittlicher. Heute ist es genau umgekehrt. Wir steigen aufs Fahrrad (Lastenrad) um, die Chinesen streben das eigene Auto an. Sie brauchen ständiges Wachstum und damit verbunden sehr viel Energie. Die muß billig sein.

Ob es uns gefällt oder nicht. Kohle ist weltweit noch billig und da ist es nicht verwunderlich, das zur Zeit nicht nur von den Chinesen 1380 Kohlkraftwerke weltweit in der Planung sind. Nicht nur bei den 2% CO2 Anteil Deutschlands am Gesamtvolumen auch bei dieser Zahl muß jedem die geradezu irrationale Zuspitzung der Diskussion über Maßnahmen zum Klimawandel vorkommen. „Made in China“, ein Markenzeichen, das auf fast allen Waren unseres Alltags dominiert. Ich wünsche jetzt schon viel Erfolg bei dem theoretisch durchaus gut gemeinten Klimazoll Gedanken, auch im Hinblick auf die Stärke der Europäischen Diplomatie. – Walter Schroiff

 

Nun bin ich in den Genuss von 4 Gratisausgaben gekommen, jedoch dem Anreiz, nun ein ordentliches bzw. bezahltes Abo zu einzulösen, nicht gefolgt. Artikel, wie der im Betreff genannte, sind gewiss nicht dazu angetan, meinen Entscheid in irgendwelcher Weise zu bedauern oder gar rückgängig zu machen. Schon der einleitende Abschnitt zeugt von der bei der Redaktion eines Qualitätsmediums offenbar obwaltenden Chuzpe, ihn zum Druck freizugeben.

Dabei glaubte ich, es habe sich langsam herumgesprochen, dass ein CO2-Emissionsvergleich von Ländern bestenfalls dann Sinn ergibt, wenn er pro Kopf erfolgt. Was genau will der Autor überhaupt vergleichen ? Wieviel Bestandteile, etwa aus chinesischen Fabriken, stecken in den von Deutschen (und Schweizern) so geliebten SUVs oder anderem HiTech-Gerät, Smartphones, usw., deren Herkunft per Label noch auf den angeblich werteorientierten Westen verweist ?

Werden die Emissionen bei der Fertigung nun den Chinesen oder den Deutschen angerechnet ? Will man den schönen deutschen SUV nun mit Zöllen belasten, weil da vielleicht Chinakohle drin steckt ? Und was ist mit der grauen Energie beim Schürfen von Rohstoffen ? Ist wohl auch nicht ganz emissionsfrei und steckt auch im SUV. Und im Handy. Im Zweifel könnten wir arbeitende Kinder in Afrika fragen. Ohnehin. Fragen über Fragen ? Und für eine anständige Recherche bleibt kaum Zeit… Im Sinne der Abmilderung des ohnehin bereits Betriebswärme aufgenommenen Klimawandels wäre eine emissionsbedingte Verteuerung, möglichst bis zur Unbezahlbarkeit, gewiss wünschenswert.

Aber vielleicht denkt man beim Erwerb eines SUVs bereits an die Zukunft, denn nach einem „Extremwetterereignis“ kommt man im betroffenen Gebiet mit einem allradgetrieben SUV allemal besser durchs versehrte Gelände. Und überhaupt, wenn ich an meine schöne niederländische Elektrozahnbürste denke, hat sie, wenn es mir gelungen ist, sie unfallfrei aus der verschweissten Verpackung heraus zu popeln, bereits die Reise über ein Dutzend Länder hinter sich. So ginge Globalisierung, werde ich belehrt. Ja wer ist da nun genau für welche Emissionen zuständig ? Da könnte ein auf CO2-Ausstoss beruhendes Zollregime etwas kompliziert werden. Schön wäre auch, wenn man endlich nicht mehr von Klimaschutz zu redete. Das Klima benötig keinerlei Schutz; es ist wie es ist, bzw. wie wir es gemacht haben.

Es leidet auch nicht. Der Mensch benötigt Schutz, vor allem vor sich selbst. homo homini lupus, auch hier. Der römische Dichter Plautus war spezialisiert auf Komödien…nun spielen wir sie noch ein bisschen weiter, bis sie dann hinreichend tragisch geworden ist. Eines ist indes gewiss, eine unendliche Geschichte wird es nicht werden. Nun kann es aber auch sein, dass ich nichts verstehe, schon gar nicht von Wirtschaft, Handel und Globalisierung usw, kurz schlicht überfordert und einem Qualitätsmedium vom „Zeit“-zuschnitt (das Format könnte man auch mal ändern, den „Spiegel“ kann ich immerhin in der Badewanne lesen) nicht gewachsen bin. Deshalb bleibe ich bei meinen Leisten. – Heinz Abler

 

Deutschland stellt 1% der Weltbevölkerung, hat 2% Anteil am CO2-Ausstoß. Deutschland emittiert pro Kopf doppelt so viel CO2 wie der durchschnittliche Erdenbürger. Deutschland soll nicht die Welt retten, durchschnittlich zu werden wäre schon Herausforderung genug! Ihre Idee „Klimaclub mit Ziel Klimazoll“; es gibt diese Clubs seit Jahrzehnten, sie scheitern an kurzsichtigen und nationalen Interessen. Ein schwacher Artikel der „Zeit“ auf Seite 1. – Wolfgang Reisdorf

 

Ich finde das 2%-Argument vollkommen unlauter. Deutschlands Anteil an der Weltbevölkerung beträgt nur ca. 1%, das heißt wir setzen schon mal doppelt so viel Kohlendioxid frei wie der Schnitt der Weltbevölkerung. Und damit stehen wir schon mal richtig fett auf der Täterseite bei diesem Verbrechen. Dieses 2%- Argument dient nur der Verschleppung der Diskussion, dient nur dazu Maßnahmen die sofort ergriffen werden müssen, eben nicht zu ergreifen.

Maßnahmen gegen den Klimawandel kann man nicht nur danach beurteilen, ob sie den Klimawandel sofort beenden. Eine Verlangsamung wäre doch auch schon mal super, auch um denen, die noch an eine technische Lösung glauben noch mal eine Chance zu geben; auch um die Städte umzubauen, damit die überhaupt bewohnbar bleiben. Der Artikel ist auch und leider ein Beleg dafür, wie nationales Denken Handlungsunfähigkeit hervorruft. – A. Schatten

 

Dass ein Land überfordert ist das Weltklima zu retten, ist keine neue Erkenntnis. Dass die bisher internationalen Anstrengungen diesbezüglich auch nicht effektiv sind und bestenfalls ein Trostpflaster ebenso, denn diese Maßnahmen können uns nicht retten, sondern den Kollaps vielleicht um 5 Minuten heraus zögern. Wer in diesem Zusammenhang eine wirklich brauchbare Idee hatte, ist Dirk Rossmann. Sein Roman „ Der neunte Arm des Octopus“ mag literarisch kein Meisterwerk sein, aber er liefert wirklich brauchbare Ansätze von Wegen und Lösungen, so das man sich nach der Lektüre wirklich von Herzen wünscht, diese Utopie würde die Verantwortlichen erreichen.

Zwar sind wir für nur 2 % des weltweiten CO2 Ausstoßes verantwortlich, aber wirtschaftlich und wissenschaftlich werden wir wahrgenommen. Warum hat kein/e Verantwortliche/r, welcher Nationalität auch immer, bisher den Mut, auszusprechen, dass die Zeit der wohlwollenden Freiwilligkeit in Sachen Klimaschutz definitiv vorbei ist ? Warum sanfter Zwang ? Es gilt ein gemeinsames Ziel zu erreichen und man hat nichts zu verlieren, wenn man versucht alle politisch Verantwortlichen ohne Rücksicht auf gegebene Differenzen und mögliche Animositäten an einen Tisch zu holen – denn ob Klimaclub oder Klimaallianz, ohne Konsequenzen für das Ignorieren der Situation, bleiben alle Bemühungen nur billiges Theater. – Ursula Hertlein

 

Großes Thema: Herrn Schieritz thematisiert in seinem Leitartikel die Rettung des Weltklimas. Und dazu beginnt er allen Ernstes mit dem ärgerlich-schlichten Rechenexempel, das immer wieder herangezogen wird, um die Rolle Deutschlands kleinzureden? Ja, der Anteil Deutschlands an den weltweiten CO2-Emissionen beträgt knapp 2 Prozent. Und nein, Deutschland ist deshalb nicht, wie es die Überschrift suggerieren will, „zu klein, um das Weltklima zu retten“. Erhellender als die rhetorischen Nebelkerzen von Herrn Schieritz ist da Klimafakten.de: – Der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf (…) hat den logischen Fehlschluss auf den Punkt gebracht:

„Würde man die gesamte Weltbevölkerung in 50 Gruppen einteilen, von denen jede zwei Prozent der globalen Emissionen verursacht – folgt daraus dann, dass niemand etwas machen muss?“ – Schaut man nicht auf den prozentualen Anteil von Staaten am weltweiten CO2-Ausstoß, sondern auf die Pro-Kopf-Emissionen seiner Bürger, dann sind die Pro-Kopf-Emissionen in Deutschland 30 Mal höher als in Ländern wie Kenia oder Nepal. – Im Pariser Abkommen hat Deutschland völkerrechtlich verbindlich strengen Klimaschutz zugesagt und ist zudem grundgesetzlich dazu verpflichtet, laut Artikel 20a des Grundgesetzes (Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen heutiger und künftiger Generationen). Zuletzt erinnerte daran das Bundesverfassungsgericht in seinem Beschluss vom 29. April 2021.

Deutschland verletzt jedoch noch immer sowohl das Pariser Abkommen als auch die im Grundgesetz verankerte Pflicht zum Schutz der zukünftigen Generationen. Und da fragt Herr Schieritz: „Wie bekommt man andere Länder dazu, mitzuziehen?“ China? Die „vielen afrikanischen Staaten“? Phantasiert von einem Klimaclub, der, sofern er nur groß genug wäre, „dem Rest der Welt seine strengeren Standards faktisch aufzwingen“ könnte? Klimaschutz – Nicht wir. Nicht jetzt. Nicht so. Das ist der ewige Dreiklang, mit dem wirkliche Veränderung immer wieder vertagt, verwässert und ausgelagert wird. Wenn wir keinen ernsthaften Klima-Journalismus entwickeln, wird das nichts mit dem „Klimaclub der Zukunft“. Weder in Deutschland noch anderswo. – Simone Regina Adams

 


 

 

Leserbriefe zu „Nebenan lauert der Nachbar“ von Jens Jessen

 

Menschen haben Angst vor Veränderungen. Wenn man merkt, dass eine Veränderung kommen muss, hofft man, mit einem blauen Auge davon zu kommen und überlegt sich Ausweichstrategien (erst muss die Welt CO2 einsparen, dann der Deutsche). Wenn man zu dem Schluss kommt, dass es nur mit eigener Veränderung (z.B. CO2 Sparsamkeit) oder gar eigenen Einschränkungen (z.B. Tempolimit) geht, wird Angst vor der Veränderung gesät. Herr Jessen macht es hier mit ekelhafter Bravour und vermischt eine Angst vor einer real noch nie existenten Öko Diktatur mit der Angst vor Demagogen und echten Diktatoren und stellt den Verlust der Freiheit in Aussicht.

Ich habe nur Angst vor weiteren Regierungsjahren mit Unionsbeteiligung im Tiefschlaf, in denen alles schön unkonkret bleibt, keiner Verantwortung trägt und die weißen alten Männer und Frauen Ihr „Patriarchat“ verteidigen. Außerdem wird niemand gezwungen in seinem Privatleben zu gendern oder gar umerzogen. Aber wer sich im öffentlichen Raum mit Getöse weigert zu gendern ist sich der Macht seiner Worte bewusst und beschließt absichtlich weiter zu diskriminieren und Teil des Problems zu bleiben. – Martin Eickelkamp

 

Ich kann Jens Jessens nachträgliche Verklärung der vermeintlichen Liberalität der alten Bundesrepublik beim besten Willen nicht nachvollziehen, ebensowenig wie seine dramatische Warnung vor einer drohenden Rahmung, die „gar nicht mehr zulässt, ein persönliches Bild hineinzumalen“. „Ein Mann, der mit einem anderen Mann Unzucht treibt oder sich von ihm zur Unzucht mißbrauchen läßt, wird mit Gefängnis bestraft.“ Wo genau ließ der §175 noch „die Möglichkeit, eigenen Präferenzen, wenngleich mühsamer, nachzugehen“?

Und welche politischen Forderungen der heutigen Diskussion würden auf ähnlich schwerwiegende Eingriffe in intimste Lebensbereiche hinauslaufen? Das Tempo-Limit? Ein Tag mit fleischfreiem Angebot in öffentlichen Kantinen? Mehr Radwege und weniger Parkplätze? Gender-Doppelpunkte in Behördenschreiben? Mir scheint, die passende Einordnung von Jessens Text findet sich schon auf der Titelseite dieser Ausgabe: Nur ein Popanz! – Eckhard Wallis

 

Herr Jessen spricht mir mit jedem Satz aus dem Herzen. Seit Herbst vergangenen Jahres nagen in mir wechselweise die Gefühle Wut, Resignation und Trauer. Ausgelöst werden sie durch die Instrumente, die unsere Regierung einsetzt, um die Corona-Pandemie einzudämmen: Angst machen, Schuldzuweisungen, Strafandrohungen und Be- lauern. Ich kenne diese Instrumente aus meinen ersten 28 Lebensjahren in der DDR.

Umso mehr entsetzt es mich, dies jetzt noch einmal erleben zu müssen. Eine Demokratie sollte doch vor solchen Machtinstrumenten zurückschrecken. Ich hoffe, dass es einer neuen Bundesregierung gelingt, den Scherbenhaufen aus Angst, Resigna- tion und Vertrauensverlust wieder zu einem gesunden gesellschaftlichen Gefüge zusammenzuset- zen. – Ingrid Dorndorf

 

Mehrere Aussagen in Ihrem Artikel „Nebenan lauert der Nachbar“ haben mich irritiert, zum Beispiel, dass sich die Bundesrepublik nicht als Weltanschauungsagentur sah. Wissen Sie nicht oder ignorieren Sie jeglichen Kontext der Argumentation wegens, mit was für schlimmen Gesetzen der Staat das private Leben seiner Bürger:innen eingeschränkt hat, alleine aus weltanschaulicher Sicht?! Strafe für Homosexuelle, Frauen ohne Rechte, dass sogar die Vergewaltigung in der Ehe ohne strafrechtliche Konsequenzen blieb… Und das waren keine weltanschauliche Gesetze? Und nun jammern Sie, weil mehr ist das nicht, denn es fehlt an jeglicher Substanz in Ihrem Artikel, weil die Politik evtl SUVs verbieten könnte (was sie nie wird)?

Das alles sind nur Scheindebatten, geführt von denjenigen, die jahrezehntelang vom Staat nicht eingeschränkt wurden, weil ihre Weltanschauung sich mit den Normen des Staates bzw mit den Weltanschauungen der Regierenden deckten. Und das soll nun doch auch bitte weiterhin so bleiben, oder? Weil darum geht es hier doch: die Normen werden neu ausgehandelt, mit denen die Regierenden unser gemeinschaftliches (!) Leben regulieren sollen. Und natürlich ist nicht jeder und jede mit den neuen Normen einverstanden. Aber gleich den Untergang der Demokratie auszurufen, ist das nicht etwas übertrieben?

Mich irritiert auch die aktuelle Häufigkeit dieser Artikel, in dem der Untergang der Demokratie prophezeit wird und dieser Ton „das wird man Mal doch sagen dürfen“ ganz modern aufgelegt wird. Wenn diese Artikel wenigstens Mal neue sachliche Erkenntnisse bringen würden oder andere Inhalte hätten, außer sich immer wieder am Gendern und SUVs abzuarbeiten… – Stephanie Lamping

 

Ist es wirklich so, dass der Staat heute mehr in privates Denken und Handeln eingreift als früher? Ich würde die These aufstellen, dass der Staat ein Spiegel der Gesellschaft und ihrer Werte ist und dass damit das staatliche Eingreifen in unser Leben stets im Fluss bleibt. Im Moment mag die Spaltung der Gesellschaft stark sein (wobei ich mich frage, ob man sie während der westdeutschen Studentenproteste Ende der Sechzigerjahre nicht sogar als stärker empfunden hat als heute); das spiegelt sich auf der staatlichen Ebene wider. Aber schon immer haben gesellschaftliche Normen das staatliche Eingreifen in unser Leben geprägt.

Beispiele: 1983/84 wurde General Kießling aus der Bundeswehr entlassen, weil er Gerüchten zufolge homosexuell sein sollte. Ich habe damals als Fünfzehnjährige meine Eltern gefragt, was denn so schlimm wäre, wenn er homosexuell sein sollte. Meine Eltern erklärten mir, er sei deshalb erpressbar (weil er das ja geheimhalten müsse) und das sei bei einem General ein Sicherheitsrisiko. Dass das ein Zirkelargument ist, wurde mir erst später klar – so war damals das gesellschaftliche Denken. Entsprechend waren die Gesetze.

In den Achtzigerjahren im Sozialkunde-Leistungskurs erklärte unser Lehrer uns, dass wir die Abkürzung „BRD“ nicht verwenden dürfen, weil das die Abkürzung ist, die die DDR verwendet, und weil sie das Verständnis transportiert, DDR wie BRD seien endgültig völkerrechtlich anerkannte Staaten, was auf Westseite ja bestritten wurde. Ich habe in meinen Kursarbeiten trotzdem „BRD“ geschrieben, weil es mir einfach zu idiotisch war, immer „BR Deutschland“ zu schreiben (das war erlaubt), und weil es sich ja bloß um eine Kursarbeit und nicht um ein völkerrechtliches Dokument handelte. Der Lehrer hat die Stellen immer pflichtschuldigst rot unterkringelt und damit war es gut. Vielleicht sollten die Unis ja beim Gendern ähnlich pragmatisch vorgehen – das Ablehnen von Arbeiten aus so einem Grund erscheint mir völlig überzogen. (Gibt es das wirklich?)

In den Sechzigerjahren mussten meine Eltern erst heiraten, bevor sie eine gemeinsame Wohnung beziehen konnten. Der „Kuppeleiparagraph“ verbot es Vermietern, an Unverheiratete zu vermieten. Auch dies ein Spiegel der damaligen gesellschaftlichen Werte. Sie gerieten in Fluss, und der Paragraph fiel. Auch heute sind viele Werte im Fluss – und es ist an uns, als Gesellschaft darüber zu streiten und ein Parlament zu wählen, das die Werte in jeweils neue Gesetze gießt. – Corinna Friesen

 

Wenn Klima- und Umweltpolitiker ein Vetorecht bei allen politischen Entscheidungen haben, wenn Identitätspolitiker unsere Gesellschaft spalten und immer weiter zersplittern, wenn die Sprache von Goethe, Kafka, Brecht durch Genderisierungspflicht gemeuchelt wird, dann sind wir, gerade angekommen in der Demokratur, auf direktem Weg in die Diktatur! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Ein nachdenklich machender Artikel. Ich glaube, dass einerseits eine Politik, die sich immer weniger differenziert der Definition von Solidarität und Gemeinwohl stellt (beides ist ganz sicher keine Einbahnstraße) und dem Vergessen, dass die eigene Freiheit vor der Nase des anderen aufhört, zu dieser miesen Stimmung in der Gesellschaft beiträgt. – Annette Haagen

 

Natürlich lauert immer auch der Nachbar. Ist die Hecke geschnitten, der Müll sortiert, das Auto richtig geparkt? Beäugt er jetzt misstrauisch meine Gesinnung, wie Jens Jessen vermutet? Ja – schon immer! So friedlich wie in meiner Nachbarschaft ist es nicht überall. Doch mit Corona ist das etwas Anderes. Wenn der Nachbar Querdenker ist, wird es gefährlich.

Dann ist Liberalität nicht mehr angebracht. Sollte der Staat in Gefahr geraten, zur „Beute solcher gesellschaftlicher Gruppierungen werden“, dann wäre Widerstand angesagt, auch gegen Nachbarn. Dagegen ist die Furcht vor Denk- und Sprechverboten kaum relevant. Als „alter weißer Mann“ muss ich mir das Gendern nicht mehr antrainieren. – Werner Bohn

 

Vielen Dank für Ihren Artikel. Sie haben die bewundernswerte Fähigkeit, meine Gedanken zu diesem Thema in sehr präzise Worte zu fassen. Gleich zweimal musste ich den Text lesen, wollte ich doch nicht glauben, dass Sie meine Befindlichkeiten und damit auch meine Kritik an der Politik der Gesinnung so genau beschrieben und getroffen haben. Herzlichen Dank dafür! Ich hoffe sehr, dass es noch mehr liberale, demokratische Menschen gibt und sich diese Vernunft auch beim Ausgang der Wahl zeigt. – Sigurd Behrens

 

Ein von mir hochgeschätzter Professor: Prof Dr. Gerd Ganteför, Experimentalphysiker, Uni Konstanz, hat vor einiger Zeit ein Buch geschrieben: Das Gesetz der Herde Von Primaten, Parolen und Populisten – Macht und Unterwerfung bei Tier und Mensch dieses Buch sollen Sie unbedingt mal ins Auge fassen, sie brauchen es nicht ausleihen, es gibt da eine Reihe von Videos, hochinteressant, dazu auch noch sehr lustig, Schaue Sie das unbedingt mal an: Das Gesetz der Herde https://www.youtube.com/watch?v=huECCpMnFRY Sehr geehrter Herr Jessen, genau beschreiben Sie die Diktatur fördernden und Demokratie verachtenden Vorgänge heute, eine wunderschön erzählte, grausliche Geschichte. – Ulrich Bosshammer

 

Herr Jessen lässt die bösartige Rolle der neuen „asozialen Medien“ beiseite. Dort kann jeder Schwachkopf und/oder Fanatiker seine skurrile Weltsicht unter tausende „Follower“ bringen. Noch besser, bei WIKIPEDIA: Hier kann man Millionen Wähler*innen mit zwar sachlichem Unsinn, aber aus Autorensicht „guten Absichten“ beglücken. Lüge wird zur „Wahrheit“! – Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele

 

Jens Jessen beschreibt eindrucksvoll das soziale Klima, in das wir in den vergangenen Jahren unterschiedlicher Krisen hineingerutscht sind. Man kann sich in diesem Land inzwischen nicht mehr wirklich frei äußern, zu groß ist die Gefahr, dass man im Kreise der Nachbarn, Verwandten, Freunde oder Bekannten auf harte Gegenworte stößt und in die eine oder andere unliebsame Ecke gestellt wird. Dass der „Nachbar nebenan lauert“, verdanken wir auch solchen unvorsichtigen Äußerungen eines namhaften deutschen Politikers, der zu Beginn der Pandemie in einem öffentlich-rechtlichen Interview in breitem Schwäbisch betont hat:

„Jaaaaa, wir brauchen den wachsamen Nachbarn!“ Es war ihm wohl nicht bewusst, dass er damit die Büchse der Pandora geöffnet hat. Deutschland gleicht inzwischen einem sozialen Kühlschrank, das ureigene deutsche Gen der selbsternannten Blockwarte und Stasimitarbeiter ist von Neuem erwacht! Auf diese Weise wird der Zusammenhalt der Gesellschaft nachhaltig geschädigt. – Franz Schneider

 


 

 

Leserbriefe zu „Nur ein Popanz“ von Anna Mayr

 

Wer trennt die Spreu vom Weizen? Wer unterscheidet den schaffenden Künstler von dem Existenzkünstler, dem bisher das freie Leben wichtiger war als ernsthafte Vorhaben, die von der Gesellschaft angenommen werden? Die Antworten auf diese Fragen gehören m. E. zum Thema. – R. Renaux

 

Mal wieder: Chapeau! Die „karnivoren Konservativen“ könnten zum Wort des Jahres (OK, zur Redewendung des Jahres) werden. Weiter so! – Polina Dekarz

 

Herzlichen Dank für Ihren prägnanten Leitartikel in der heutigen ZEIT-Ausgabe! Mit großer Freude und intellektuellem Gewinn habe ich Ihren klaren und eindrucksvollen Appell für Differenzierung und Diversität gelesen. Dass Identitäten eigentlich nur noch als Wort im Plural existiert und dementsprechend die Vielschichtigkeit von je eigenen Lebenskonstruktionen das Dasein prägt, könnten wir alle mittlerweile wahrgenommen haben. Die von Ihnen in den Blick genommene Kampagnen-Formulierung der „Politik für den veganen Kunststudenten“ bleibt hinter dieser Erkenntnis – wie Sie auch ja pointiert beschreiben – deutlich zurück.

Vielleicht mögen Sie ja seitens der ZEIT im Vorfeld der Wahl noch zu einem Gespräch von einem der 750 veganen Kunststudenten, einer alleinerziehenden Krankenschwester und einem Müllmann einladen. Darin könnte es um deren Sicht auf die Gesellschaft und persönliche Zukunftsperspektiven und Hoffnungen gehen – vielleicht mag ja auch Herr Ziemiak bei diesem Gespräch interessiert zuhören. Ich würde mich jedenfalls über die Dokumentation eines solchen Austauschs in einer der nächsten ZEIT-Ausgaben freuen. – Dr. Stefan Meyer-Ahlen

 

Laut Andreas Reckwitz sind auch die „Singularen“ eine Klasse, auch wenn sie sich selbst nicht so sehen. Und so verteidigen sie auch ihre Position in der Gesellschaft. Zu den veganen Kunststudenten: da diese per se besonders sensibel und achtsam sind, dürfte der Anteil der Veganer wesentlich höher sein als in der Gesamtbevölkerung, ich schätze ca. 90%, insgesamt trotzdem keine grosse Zahl. Mich verwundert nur, wieviele junge Menschen eine Ausbildung wählen, die mit Sicherheit ins Prekariat führt. – Peter Pielmeier

 

Der Unionskanzlerkandidat Armin Laschet ist mittlerweile eine nicht ernstzunehmende Schreckgestalt, vor allem für das eigene Klientel. Am Ende seines Wahlkampfspots sagt er: „Ich weiß, dass das wir das können.“ Aber was genau bleibt verborgen im rheinischen Singsang. Wieder wird das Wahlvolk (m,w,d), wie bei allen 19 Bundestagswahlen vorher, von allen Parteien mit Versprechungen (keine Steuererhöhungen, Klimawandel, Beherrschung der Corona-Pandemie, schnelle Digitalisierung und, und, und) umworben mit trüben Aussichten auf jedwede Einlösung. Die Union will also nicht für Herbivore Beuys-Apologeten/innen Politik machen. Aber für Karnivore Wohlstandsorientierte Polemiker/innen?

Was ist mit dem „normalen Bürger/innen“? Also all denen die mit ihrer Arbeit für das berühmte Bruttosozialprodukt sorgen. Hier hat eigentlich neben der Union auch keine andere Mehrheitsfähige Partei eine schlüssige, nachvollziehbare oder gar politisch umsetzbare Antwort und/oder Lösung. Das führt offensichtlich zu weiterer Politikverdrossenheit und eben auch zu einer wahrscheinlich geringeren Wahlbeteiligung als es dem Anlass angemessen wäre. Dies ist einer funktionierenden Demokratie unwürdig und beschämend aber leider anlässlich des „aktiven“ Politik-Personals kein Wunder. – Felix Bicker

 

Es muss frustierend sein , dieser Tage zum Milieu der karnivoren Konservativen zu zählen ……. (Zitat aus dem Leitartikel ) Kanivoren sind laut Wikipedia fleischfressende Lebewesen .Hierzu zählt der bei den deutschen ach so geliebte Wolf. Das diese Konservativen sich auch gerne von Gemüse ,Obst ,Getreide ernähren ist Ihren veganen Blickwinkel wohl entgangen. Übrigens hier noch etwas Bildung für Sie. Diese Ernährungsweise wird Omnivor (Allesesser) genannt . – Claus Mahnken

 

Vielleicht ist Herr Ziemiak beim „veganenen Kunststudenten“ davon ausgegangen, dass es eine Gruppe von Menschen gibt, die versteht, welche Mentalität damit gemeint ist. Vielleicht hat er sogar recht mit seiner Annahme. Mit jedem Wort auf der sachlichen Goldwaage lassen sich Zitate aller aussichtsreichen Parteien zerpflücken. Manche Wörter wurden durch leidenschaftliche Diskussionen sogar neu definiert. Unter dem Wort „Hetzjagd“ verstehen beispielsweise die meisten „normalen“ Menschen inzwischen etwas anderes als den ursprünglichen Wortsinn aus dem Reich der Jäger und die Biologen. – Dr. Christian Voll

 

Mit Verwunderung lese ich in den letzten beiden Ausgaben der ZEIT Artikel über „moderne“ Ideen gegen den Klimawandel. Da wirft Hr. Bittner im Artikel „Land der Amateure“ den Grünen Religiosität vor und fordert frische Ideen anstatt Prinzipienreiterei. Kernenergie, Geo-Engineering durch Sulfatfreisetzung in extremen Höhen, Wiederherausfiltern von CO2 aus der Atmosphäre durch Carbon-Capture: keine Idee aus einer sehr alten Mottenkiste bleibt ungesagt. Und auch in dieser Ausgabe kommt prominent Mark Schieritz im Artikel „Sanfter Zwang“ zu der Erkenntnis, dass wir in Deutschland zu klein sind und somit nur international etwas ändern können. Also international Ver-Handeln anstatt Zu-Handeln.

Jedes dieser Argumente scheint mir ausschließlich dazu geeignet zu sein, genau das nicht zu tun, was seit 1999 Ziel unseres besten Klimagesetzes ist: Mit Hilfe des EEG unsere Energie klimaneutral durch Wind und Sonne, Holz und Erdwärme bereitzustellen – womit wir beweisen würden das eine Abkehr von fossilen Energieträgern in einer Industrienation möglich ist. Warum ist diese auf der Hand liegende Option offenbar so fern, dass lieber die Athmospäre mit Giften Verseucht, Atommüll für 200.000 Jahre erzeugt oder unendliche internationale Absprachen abgewartet werden sollen, bevor wir das richtige tun?

Die Grünen haben hier einen entschieden anderen Ansatz: Wir als innovatives Industrieland beschreiten JETZT den konkreten Weg der alternativen Energiebereitstellung und zeigen, dass wir mit unserem hohen Bedarf und komplexen industriellen Anforderungen diese gigantische Leistung mit bewährter Technik stemmen. Und ganz nebenbei demnächst von dem Geld profitieren, welches wir heutzutage noch nach Saudi Arabien und Russland transferieren. Überzeugende, funktionierende Alternativen sind die strahlenden Leuchttürme die wir und die Welt brauchen um mitzumachen. Die Steinzeit hat auch nicht aufgehört, weil es keine Steine mehr gab. – Dr. Mathias Koenen

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Methoden des Olaf S.“ von Peter Dausend

 

Da stolpern bei Ihren Kandidaturen einer mit einem Lächeln an falscher Stelle und eine wegen dümmlichen Zitierens. Aber trotz einer wegen mindestens Unterlassung anzunehmenden Beihilfe zu einem Steuerbetrug in Milliardenhöhe goutieren ein wachsender Bevölkerungsanteil und Teile der deutschen Presse – auch die ZEIT – dem Kandidaten Finanzminister, nennen es sogar Politik machen. Dass der im Kabinett Merkel opportunistischste und eigentlich von der eigenen Partei ( Parteivorsitz) nicht authorisierte Kandidat in einem missverständlichen Momentum steckt, liegt in keinster Weise an einer Scholzen Politik. – Jürgen Dressler

 

Ich vermisse die kritische Distanz des Journalisten gegenüber Politikern, wenn der Autor zu Baerbocks Entgleisung gegenüber ihrem Partner Habeck diese als „drollige Selbstüberhöhung“ bezeichnet. Eher würde ich es als gemeine und infame Unverschämtheit bezeichnen. – Klaus Grasenick

 

Ihr Autor hat eine sehr gute Menschenkenntnis. Als strammer Zeit-Leser ist er mir wohlbekannt, und ich werde für ihn auch kein Unbekannter sein. Olaf Scholz wird der neue Kanzler sein. Das ist für mich sonnenklar, obwohl ich in NRW zu Hause bin und mit Armin Laschet recht zufrieden bin. Bei Bundeswahlen konnte man Wetten, daß die Konservativen immer als Sieger hervorgingen – auch trotz Brandt. Das gilt heute nicht mehr. Die Sozialisten sind konservativer und die Konservativen sozialer geworden.

Die Medien haben immer für die Sozialisten getrommelt. Die trommelten was das Zeug hielt. Das hat mir gezeigt, der Mensch lässt sich nicht so leicht verführen. Adenauer war der Stammvater für den Aufschwung nach dem Kriege. Das haben die Menschen ihm nie vergessen. Und die Zusammenführung mit Frankreich ebenfalls nicht. – Gunter Knauer

 

Danke für Ihre Hommage auf den SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz und das tolle Foto. Es ist auch wirklich zu schön um wahr zu sein: Der Mann ist hochintelligent, kann zuhören, selbstständig Entscheidungen treffen und besitzt ein sicheres mediales Auftreten. Zudem beschäftigt er sich mit den aktuellen Problemen unserer westlichen Gesellschaften (er liest!) und verspricht den Wählerinnen und Wählern auf den durchaus gelungenen Wahlplakaten Respekt. Im ZDF-Politbarometer wird ja immer die Beliebtheit der wichtigen Politiker von -5 bis +5 angegeben. Ich muss zugeben, dass ich persönlich Scholz nach Lesen des Artikels um 0,2 Punkte besser einstufen würde als vorher. Aber -4,8 ist natürlich immer noch kein guter Wert.

Warum so negativ, was fehlt denn dem Kandidaten? Hat er etwa seinen Lebenslauf aufgehübscht, Bücher evtl. nicht ganz selber geschrieben oder vielleicht sogar im ganz falschen Moment über einen Witz gelacht? Nein, so etwas Schlimmes ist es zum Glück nicht. Nur mit der Glaubwürdigkeit des Musterschülers ist das freilich so eine Sache. Gehört doch zu den Methoden des Olaf S. auch die selektive fast vollständige Amnesie, also der thematisch bezogene hochgradige Gedächtnisverlust. Besonders dann zu beobachten ist dieses anfallsartig auftretende Phänomen zum Beispiel, wenn es um die Warburg-Bank geht oder man sich gerade in einem parlamentarischen Untersuchungs­ausschuss befindet.

47 Millionen Euro Steuerschulden erließ das Hamburger Finanzamt der Warburg-Bank Wochen bzw. Tage nach direkten Kontakten mit Olaf Scholz. Nein, das ist kein Beweis, dass das eine etwas mit dem anderen zu tun hat. Wenn man dann aber noch unter selektiver Amnesie bzgl. der Vorgänge leidet, obwohl man doch ansonsten geistig topfit zu sein scheint, dann stellen sich mir schon Fragen. Nur nicht mehr die Frage nach der Glaubwürdigkeit. – Kai Demant

 

Immer wenn Wahlkampf ist, verläßt die Zeit den Pfad der Neutralität. In der Ausgabe 34 wurde Laschet mies gemacht. Nur ein Beispiel: Zwei Mal wurde das Lachen auf dem Steinmeierbild mit feixen qualifiziert, eindeutig eine negative Formulierung für ein sehr singuläres „Ereignis“. Der Tenor jedenfalls, in dem heutigen Artikel aktuell formuliert: „Laschet hat so viele Pleiten und Pannen hingelegt, daß immer weniger Menschen hören können, daß Höheres als der Ministerpräsidentenposten von NRW nach ihm ruft.“

Die wichtigsten Pannen und Pleiten sollte man wenigstens mal aufzählen. In beiden Fällen unappetitlich! Ich frage, wie kann man einen Mann zum Kanzler küren wollen, der in einer sehr wichtigen Frage (cum-ex Geschäfte in Hamburg) angeblich an Amnesie leidet? Wird er sich nach der Wahl dann nicht auch auf Erinnerungslücken bei seinen Wahlversprechen berufen? – Heinz-Dieter Busch

 

Wie Sie dem beigefügten Buch entnehmen können, machen sich die Menschen auch Sorgen wegen der von Olaf Scholz zu verantwortenden Verschuldungspolitik. Eigentlich erstaunlich, wie wenig das thematisiert wird! Mit getrennter Post! Zu Ihrem Essay „Olaf S.“ fiel mir folgendes ein und auf: Auch bei peinlichstem Versagen/ keine Einsicht, kein Verzagen/ Vordergründig versiert/ selbstgefällig, blasiert/ greift er ins Antwortrepertoire/ egal wie die gestellte Frage war/ Verschwurbelt, schwammig, schwadronierend/ für die Bürger höchst frustrierend/ stellt er eine Welt dar/ in der er erfolgreich war/ der Mann aus imprägniertem Holz/ Vizekanzler Olaf Scholz/ Er ist ein wortgewandter Mann/ auf den man sich nie berufen kann. – Johannes Kettlack

 

Sind sie wirklich der meinung das nach der pleite mit frau merkel der kanzlerkandidat ausschlaggebend für den wahlerfolg ist. zumindest die vielfach von den medien propagierten umfrageergebnisse lassen mich annehmen das aus der vergangenheit bezüglich der aussagekraft dieser umfragen nicht viel gelernt wurde. der zusammenhang von propagieren mit propaganda für einen kandidaten zeigt sich hier deutlich. in ihrer beschreibung des kanditaten scholz „chancenlos, belächelt-und plötztlich vorn“ machen sie den gleichen fehler.

gewünscht hätte ich mir eine tiefgründigere analyse des politikers scholz der aus meiner sicht spätestens nach dem hamburger chaos hätte zurücktreten müssen, aber das zeichnet ja unsere derzeitige kandidatenriege aus. keine verantwortung übernehmen, keine verantwortung gehabt zu haben und da fällt mir auf das der dritte kandidat offensichtlich wegen fehlern im wahlkampf nicht geignet ist. wenn das ihr maßstab für den zukünftigen kanzler, der schließlich das vor uns liegende chaos der vorgängerregierungen aufräumen soll, dann gnade uns. ich würde hier der kandidatin der grünen den vorzug geben. bei ihr weiß man nicht so recht wie es weitergehen wird, was eine positive entwicklung aber keines falls ausschließt. die hoffnung stirbt zuletzt.

bei den anderen kandidaten habe ich keine hoffnung. da der eine keine haltung (wie es heute so schön heißt) zeigt wird der andere sicherlich weiter wurschteln. es sei denn die cdu wacht endlich auf und wird ihren eigenen ansprüchen gerecht. ihr artikel ist jedenfalls nicht der große (ZEIT-gerechte) wurf. bleiben sie besser bei dausendprozent. damit richten sie keinen schaden an und man hat immer etwas humoristisches zu lesen. in der jetzigen zeit bestimmt nicht ohne wert! – wolfgang kreipe

 


 

 

Leserbriefe zu „Schwarz und Grün – ein Härtetest“ Streit von Friedrich Merz et al.

 

Ein begrüssenswertes, offenes Gespräch. Die Grünen fordern einen früheren Termin für den Ausstieg aus der Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen. Sie formulieren dieses Ziel ohne Feststellung der zu schaffenden alternativen Ressourcen, ohne Beschreibung der alle Lebensbereiche umfassenden Vorgehensweise, zur Erreichung des klar formulierten Ziels.

Drei Viertel der Deutschen lehnen lt. Umfragen das „Gendern“ ab. Trotzdem geben Universitäten ihren Studenten und Stadtverwaltungen (z. B. Lübeck, Hannover) Mitarbeitern „Leitlinien“ für das „Gendern“ vor. In beiden Fällen liegt ein Missbrauch des Abhängigkeitsverhältnisses vor. Die Grünen wollen diesen Missbrauch zum Gegenstand ihres Regierungshandelns erheben. Die Demokratie bleibt dabei auf der Strecke.

Die Sprache ist das verbindende Mittel der Kommunikation einer Gesellschaft. Dabei geht es nicht um eine regionale Mundart, sondern um Hochdeutsch, das jeder versteht. Nationalsozialisten und „real existierende Sozialisten“ haben zur Verfolgung politischer Ziele versucht, die Sprache „von oben“ zu verändern. Das gelang trotz uneingeschränkter Machtausübung nur temporär. Wir leben jedoch in der Demokratie.

Für den Umgang mit der Migration haben die Grünen ebenfalls keine Strategie. Sie wollen Politik nach dem Prinzip Hoffnung: Offene Grenzen für alle Menschen dieser Erde, die verfolgt werden oder die nach bestmöglichen Sozialstandards suchen. Ihr Aktionismus versperrt den Blick für die aufzuholenden Versäumnisse beim Unterhalt und Ausbau der Infrastruktur (Verkehr, Mobilfunk), der Digitalisierung, des Wohnungsmangels, der Pflege und anderer Themen der Daseinsfürsorge. – R. Renaux

 

Der Beitrag des Gesprächs mit Merz und jenen Damen vermittelt einen umfassenden Einblick in die Denkweise der Beteiligten. Herrn Merz muß man ohne Abstriche ein hohes Maß von objektiver Haltung billigen, während seine Gesprächspartner unbeirrt ihr Defizit an logischer Denkweise äusserten . Diese Haltung zeigte sich schlagend indem Frau Schäfer das Wort von „starker Ordungspolitik „ führte ! Die Grünen vertreten mit ihren Zielen eine Politik die jeder vernünftigen Realität widersprechen.

Um diese dennoch partout durch zu setzen, wird das letztendlich in eine unvermeidliche Verbotspolitik führen – und listig mit dem harmloseren Begriff Ordnungspolitik plausibel gemacht . Die ganze Tragweite der grünen Klima und Energiepolitk und deren undurchdachten Folgen , hat Ihr Kollege Bittner mit seinem Beitrag in der vorletzten Ausgabe der „ZEIT“ erläutert ! Es wird Zeit , daß sich unsere klugen Bürger dem Thema ohne jakobinischen Eifer widmen und mit sachlicher Kritik dem Machbaren zuwenden. – Klaus Schindler

 

Da hat sich Herr März was angetan. Frauen dieses Kalibers sollte man lieber aus dem Wege gehen. Es geht den Frauen nicht um das Gemeinwohl, sondern sie treten als private Interessenvertreter auf, die ihre eigene politische Bühne vertreten. Das Leiden ist ja, wie ich gelesen habe, nichts anderes als privates Beleidigtsein, weil die eigenen Interessen nicht genügend berücksichtigt werden. Das ist bei Frauen besonders ausgeprägt. Schlechte Voraussetzungen für eine politische Karriere. – Gunter Knauer

 

Friedrich Merz erleben wir so wie er eben gar nicht anders kann. Er steht der Wirtschaft und Industrie nahe und es ist zu vermuten, dass die Klimakrise für ihn eher Mittel zum Zweck ist um Investitionen für neue Produkte und Prozesse anzukurbeln, welche für die Bekämpfung der Klimakrise notwendig sind. Die Grünen denken genau anders herum. Der Zweck, die Bekämpfung der Klimakrise, heiligt für sie die Mittel, egal ob materiell oder ideologisch. Falls beide nach der Wahl koalieren sollten, egal wer der Dritte im Bunde ist, müsste es zu einer Synthese beider Positionen kommen. In der Politik sind bekanntlich dialektische Prozesse häufiger als die Vertreter von These und Antithese zugeben würden. Ein bisschen durchsichtig, wenn Merz die Atomkraft als wirksames Mittel gegen die Klimakrise anpreist.

Sogar in dem Atomstrom-Land Frankreich ist man diesbezüglich zurückhaltender. Es ist daher eher zu vermuten, dass Merz in seine alte Gewohnheit verfällt, seiner alten Widersacherin Merkel an den Karren zu fahren. Radioaktive Katastrophen und nie gelöste Entsorgungsprobleme spricht Merz dabei gar nicht erst an. Seine Meinung zu synthetischen Kraftstoffen, die dem Verbrennungsmotor das Überleben sichern würde, ist ebenfalls frei von Zweifeln. Wohl auch, weil der VDA diese neue Kraftstoffart befürwortet. Das zu dessen Herstellung sehr viel Elektrizität benötigt wird erwähnen seine Befürworter lieber nicht. Außerdem sollte bekannt sein, dass der über 100 Jahre existierende Verbrennungsmotor (egal ob Benziner oder Diesel), physikalisch gesehen, einen viel schlechteren Wirkungsgrad hat als der noch ältere E-Motor.

Interessant an der Diskussion ist seitens der CDU die Teilnahme einer jungen Frau aus der Klima-Union. Sie passt besser zu einer CDU, die -fast zu spät- erst jetzt auf den Zug Richtung Klimabewusstsein springt. Die Grünen zeigen sich gewohnt überzeugt von ihrer Umweltkompetenz aber leider auch unnachgiebig, wenn es um die hoch umstrittene Gendersprache geht. Die Grünen sind da deutscher als deutsch da sie unerbittlich im Rechthaben sind und völlig übersehen, dass eine Mehrheit der Deutschen davon gar nichts wissen will. Im Kontrast dazu treffsicher und überzeugend die Kritik von Merz. – Klaus Reisdorf

 

Friedrich Merz und seine Mitstreiterin von der CDU sind zu bemitleiden, dass sie ein Interview mit solch arroganten, aber doch unwissenden Gesprächspartnerinnen der Grünen führen mussten. Frau Peters wusste zwar schon mit 13 Jahren, wie schädlich Atomkraft ist, aber dass das Ablehnen der Gendersprache an Universitäten und Fachhochschulen zu Punktabzügen führt, war an ihrer Uni nicht „relevant“. Merken denn Frau Schäfer und Frau Peters nicht, dass sprachpolizeilich eine kleine Minderheit dem Großteil der Bevölkerung vorschreiben will, wie diese zu schreiben hat. Aber sie sind damit momentan erfolgreich, da die Mehrheit der Bevölkerung andere Probleme zu haben scheint. – Rolf Schikorr

 

Das Gespräch dreht sich im Kreis. Die Grünen haben zwar zuerst die Probleme des Klimawandels erkannt. Deren Beschreibung der notwendigen Schlussfolgerungen (Zielstellungen) ist unvollständig. Sie beschränken sich auf wenige der betroffenen Lebensbereiche. Sie sind in jeder Beziehung nicht zu Ende gedacht. Ihre Vorgehensweise zur Erreichung ihrer Zielstellungen beschränkt sich auf wenige Erstmassnahmen. Eine über erste Schritte hinausgehende Strategie, die sämtliche betroffenen Lebensbereiche umfasst, erkenne ich daraus nicht. – R. Renaux

 


 

 

Leserbriefe zu „Aufgefrischt in die Welle“ von Jan Schweitzer

 

In dem Artikel „Aufgefrischt in die Welle“ habe ich eine Frage zu den Ü60 Toten bei Impfdurchbrüchen. Wie können 334 sterben wenn nur 68 auf der Intensivstation behandelt wurden? – Hubert Suding

 

Ich bin 71 Jahre alt und habe mich zum frühestmöglichen Zeitpunkt – Anfang April und Ende Juni – impfen lassen. Mir stand damals, wie vielen anderen Bürgern auch, nur der Impfstoff von AstraZeneca zur Verfügung. Die Auswahlmöglichkeit hat sich erst kurz danach ergeben. Nach meinem Kenntnisstand spielt es bei der Frage, ob eine Boosterimpfung sinnvoll ist, eine ganz entscheidende Rolle, welcher Impfstoff bei den ersten beiden Impfungen eingesetzt worden ist. Gerade bei einer Erst- und Zweitimpfung mit AstraZeneca könnte es angezeigt sein, eine Boosterimpfung mit einem mRNA-Impfstoff durchzuführen, um das Risiko eines Impfdurchbruchs signifikant zu vermindern.

Deshalb erscheint es mir sinnvoll, bei dieser Fragestellung zu differenzieren. Haben Sie dazu weitergehende Kenntnisse aus den Ihnen vorliegenden Forschungsergebnissen? Da es sicherlich viele Menschen mit meiner Impfsituation gibt, halte ich es für angebracht, darauf in der nächsten Ausgabe der Zeit einzugehen. Unabhängig davon kann es gleichwohl sinnvoll sein, damit noch so lange zu warten, bis genügend mRNA-Impfstoff auch für andere Länder verfügbar ist. – H.-P. Wehmeyer

 

Wenn stimmt, was die Uni Oxford, die Public Helth England ( PHE ) und die US-Seuchenbehörde festgestellt haben, begeht Herr Spahn eine grosse Fehleinschätzung, die die des Herrn Maas‘ in den Schatten stellt. Denn dann erreicht er, was es eigentlich vermeiden wollte; nämlich eine natürliche Herdeninfektion noch während dieser Herbstoffensive des Virus‘. Das Glück ateht ihm allerdings zur Seite, weil die Delta-Symptome Halskratzen, Schnupfen und Kopfschmerzen gut mit der Hausapotheke behandelt werden können. Also, “ Was soll der Lärm „, sprach Mephisto, als Dr. Faust mit viel Geschrei und Getöse ein kleines Problem lösen wollte. – Hans Peter Stolz

 

„Die Aussage des Herrn Sander: ‚Das Problem sind vor allem die Ungeimpften‘ wird in Israel eindeutig widerlegt. Das Problem dort aktuell sind die doppelt Geimpften. Sowohl bei den Neuinfektionen als auch bei den Hospitalisierungen und den schweren Verläufen überwiegt die Zahl der doppelt Geimpften derzeit in Israel klar gegenüber den Ungeimpften. Herr Schweitzer und Herr Sander von der Charité sollten sich unbedingt auf den neuesten Sachstand bringen. Das kann nicht schaden.

Da Israel viel früher und intensiver geimpft hat, steht uns diese Entwicklung in Deutschland erst noch bevor. Außerdem nimmt die Zahl der internationalen Studienergebnisse zu, die den mRNA-Spritzen eher eine Störung anstatt eine Unterstützung des Immunsystems zuschreiben. Wenn sich diese Studienlage verfestigt, wird sich herausstellen, dass die Massenimpfung ein gigantischer Blindflug ist. Einige namhafte Wissenschaftler haben dies schon vor einem Jahr prognostiziert. Sie sind daraufhin in die Ecke der Verschwörungstheoretiker verfrachtet worden.“ – Hans Ludwig Scherer

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Gentleman zwischen Jungs“ von Jens Balzer

 

Die Rolling Stones haben uns alle ein Leben lang mehr oder weniger begleitet! Mit Wehmut denken viele an die eigene, wilde Jugendzeit zurück. Die Band hatte ihren Zenit bereits vor Jahrzehnten überschritten, wurde aber zu einer Legende. Ihre kollektive Magersucht (und ihre gefärbten Toupets?) ließen sie immer jugendlich aufmüpfig erscheinen, Charlie Watts war da eine Ausnahme.

Die Tourneen der Rolling Stones waren sechzig Jahre lang beeindruckend inszeniert, füllten alle Stadien der Welt. Sie überlebten alles und wurden zum Mythos. Dem Gründer der Band, Brian Jones, der bereits 1969 verstarb, folgt nun Charlie Watts nach. Er ist für immer ausgestiegen. Die Rolling Stones und ihre Musik sind unsterblich auch wenn Charlie Watts fehlt! Aber Auftritte ohne den Unersetzlichen sind unvollkommen und unvorstellbar. – Egon Hofer

 

Charlie Watts spielte seit Januar 63 bei den Rolling Stones. “ Das war vor fast einem halben Jahrhundert“, schreiben Sie. Da freue ich mich -Jahrgang 1963- ganz besonders. So sind wir doch mit den Stones jung geblieben. Oder geben wir es doch offen zu: Keiner von uns hätte geglaubt, dass es die Stones im Jahre 2021 immer noch gibt. – Thomas J. Birgel

 

Wer hat überhaupt den Namen Charlie Watts schon mal gehört? Macht es da vielleicht im Zusammenhang mit den „Rolling Stones“, `nen kleinen Mini-Klick? Dieser Charlie Watts war in den letzten Jahres irgendwie so eine Art „Freizeit-Drummer“ bei eben dieser britischen Musikkapelle. Etwas bekannter dürften da schon deren Sänger dieser Rentner-Band „Mick Jagger“ (*1943), und vielleicht auch ihr Gitarrist „Keith Richards“ (*1943) sein, der schon mal von einer Kokosnuss am Kopf getroffen worden sein soll. Dieser Kopftreffer war zwar nicht das Aus der Band, aber der Tod von Charlie Watts könnte es sein! „Time is on my side“ (Komposition von Jerry Ragovoy, 1930-2011), war ein Millionenseller der Stones aus dem Jahre 1964. Goodbye Charlie! – Klaus P. Jaworek

 

Die Floskel „vor fast einem halben Jahrhundert“ untertreibt hier etwas: es war vor 58 Jahren. So lange hat Charlie Watts in der größten Rockband aller Zeiten gespielt. – Michael Weyand

 


 

 

Leserbriefe zu „Der König, der Recht wollte“ von Christian Bommarius

 

für die Veröffentlichung des Artikels von Christian Bommarius am 26. August 2021 in der ZEIT möchte ich mich bei Ihnen herzlich danken. Als Großneffe von Rudolf Duala Manga Bell hoffe ich, dass diese Publikation auf breite öffentliche Zustimmung zur Forderung nach Rehabilitierung meines Großonkels durch die Bundesregierung trifft und die entscheidenden Schritte bald folgen. Eine korrigierende Anmerkung sei mir erlaubt in Bezug auf das Foto rechts unten auf S. 50:

Der nebenstehende Text bezeichnet den jungen Mann als Rudolf Duala Manga Bell, zu sehen „im Jahr 1896 als Maschinenbauer auf der Werft Wichhorst in Hamburg“. Obwohl dies immer wieder in verschiedenen Publikationen neben diesem Foto steht, entspricht dies nicht den Tatsachen. Die Identität des Abgebildeten ist ungeklärt, sicher aber handelt es sich nicht um Rudolf Duala Manga Bell. Nochmals vielen Dank der Redaktion der ZEIT dafür, dass sie dem wichtigen Thema der Aufarbeitung des deutschen Kolonialismus entsprechend Raum gibt und kompetente Stimmen zu Wort kommen lässt. – Jean-Pierre FELIX-EYOUM

 

Die Zahl der deutschen Kolonialgräuel, die nach über hundert Jahren einer fassungslosen Öffentlichkeit bekannt werden, mehrt sich auf erschreckende Weise. Der von Christian Bommarius geschilderte Fall eines hinterlistigen Justizmordes an einem in Deutschland ausgebildeten Kameruner, der sich mit den Mitteln des Rechtsstaates gegen Vertragsverletzungen der Kolonialmacht zur Wehr setzte, fordert die umgehende Rehabilitierung des Betroffenen seitens der Bundesrepublik. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Vom Teufel und seiner Großmutter. Den Artikel von Christian Bommarius aus Anlass der Ausstellung im Hamburger Museum am Rothenbaum „Hey! Kennst du Rudolf Duala Manga Bell?“ war für mich aus zwei Gründen eine echte Freude. Zum einen, weil dieses fast vergessene Verbrechen der deutschen Kolonialzeit diesen Raum in der „Zeit“ erhält. Zum anderen, weil die ZEIT wie auch die Ausstellung dem langjährigen Chefredakteur der Berliner Wochenzeitung „Die Welt am Montag“, Erwähnung und Beachtung schenkt.

Engagierte Demokraten und Journalisten wie Hellmut von Gerlach, deren Weg mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten ins Exil und oder in den Tod der Konzentrationslager führte – fast immer aber auch in die Vergessenheit – wurden nach den Worten des 2014 verstorbenen ZDF Journalisten Dirk Sager im Vorwort zu einer Biographie über von Gerlach „aus unserer Geschichte, aus unserer Kultur und unserer Erinnerung gedrängt, selbst dann, wenn sie irgendwo in der Welt verstreut die Zeit des Nazireiches überlebten“.

Von Gerlach war als Freund und Weggefährte Friederich Naumanns Mitbegründer des parteipolitisch organisierten Liberalismus. 1903 wurde von Gerlach als Vertreter der von Naumann geführten Nationalsozialen Partei von Marburg aus in den Reichstag gewählt. Zu Beginn der Weimarer Republik gehörte er zu den Mitbegründern der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Sein Freund und Weggefährte schon aus den Zeiten der liberalen „Freisinnigen Vereinigung“, Rudolf Breitscheid, machte ihn 1918 zum Unterstaatssekretär im Preußischen Innenministerium. Die Bemühungen von Gerlachs für eine Verständigung mit Polen machten ihn zu einem verhassten Mann.

1920 verübten Angehörige der Brigade Erhardt ein Attentat auf ihn, dem er schwer verletzt und nur mit Glück entkam. Als Berichterstatter des Völkerbundes und der Carnegie Friedensgesellschaft genoss von Gerlach dagegen zur Zeit der Weimarer Republik hohes internationales Ansehen; er war ein früher Europäer, der mit vielen Politikern der Nachbarländer – insbesondere in Polen, in der Tschechoslowakei und Frankreich – befreundet war. Er war zugleich ein Kämpfer für die Pressefreiheit seit den massiven Eingriffen in die Berichterstattung des Kriegspresseamtes im Kaiserreich.

Von Gerlach, der als schlesischer Junker geboren wurde, entwickelte sich unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges vom Militaristen zum Pazifisten; er überwand den Antisemitismus seiner Herkunft, der ihn anfänglich in das Umfeld von Agitatoren wie Adolf Stoecker geführt hatte, und verabschiedete sich von allen Formen nationalistischen Denkens. Von Gerlach war Mitbegründer der Deutschen Friedensgesellschaft und ab 1926 Vorsitzender der Deutschen Liga für Menschenrechte (DLfM). Er war journalistischer „Ziehvater“, Freund und langjähriger Wegbegleiter Carl von Ossietzkys und leitete dessen Weltbühne, als der im Gefängnis saß. Im März 1933 konnte sich von Gerlach nur knapp – ohne Pass und nur mit tatkräftiger Hilfe zahlreicher Unterstützer – ins Exil retten; sein Name stand auf der ersten Ausbürgerungsliste der Nazis gemeinsam mit Kurt Tucholsky, Ernst Toller, Philipp Scheidemann, Otto Wels, Alfred Kerr und weiteren Gegnern des Regimes.

Im Exil schuf von Gerlach bei der Französischen Liga für Menschenrechte in Paris einen „Service allemand“, einen Beratungsdienst für deutsche Exilanten. Von dort aus initiierte er unter anderem gemeinsam mit dem Journalisten Berthold Jacob und mit dem nach Prag geflüchteten ehemaligen Generalsekretär der DLfM, Kurt Grossmann, die Nobelpreiskampagne für den im Konzentrationslager Esterwegen inhaftierten Carl von Ossietzky.

Im Nachlass von Kurt Grossmann im Archiv der 1919 gegründeten Hoover Institution on War, Revolution and Peace in Stanford, Kalifornien, findet sich ein Briefwechsel der beiden „Flüchtlingsberater“ in Paris und Prag, ein Brückenschlag in französischer Sprache über das deutsche Terrorregime hinweg. Sie tauschen sich aus über tragische Schicksale und die Hilflosigkeit der Helfer, aber auch über deutsche Flüchtlinge, die ihre politischen Auseinandersetzungen im Exil fortsetzen, andere, die durch ihr Auftreten und ihren Lebensstil Ressentiments gegen Flüchtlinge schürten. Wer diese Briefe liest, steht an der Wiege des Grundrechts auf Asyl.

Warum soll man heute an diese mutigen Anwälte für Demokratie und Frieden, gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus, erinnern? Weil ihr Schicksal zeigt, wohin der Weg führt, wenn man nicht rechtzeitig dem Unheil entschieden entgegen wirkt. In einer Zeit, in der demokratische Rechtsprinzipien in Europa durch Regierungen und rechtspopulistische Parteien in Frage gestellt werden, in der nationalistisches Denken in Parlamenten und auf Straßen pöbelt, die Opfer der nationalsozialistischen Gewalttaten schmäht, in der zunehmend wieder auf militärische Lösungen gesetzt wird, und in einer Zeit, in der der europäische Einheits- und Versöhnungsgedanke in Frage gestellt oder gar zurückgewiesen wird – in einer solchen Zeit sollten die Lebenswege dieser politisch erfolglosen aber wortmächtigen Anwälte des Rechts und der Freiheit über den wissenschaftlichen Diskurs hinaus Gehör finden.

In seinem letzten Artikel in der im Exil erscheinenden „Neuen Weltbühne“ warnte der „Realpazifist“ von Gerlach, wie er sich selbst nannte, 1935 die Welt vor dem mörderischen Hitler Regime und dem Irrglauben einiger europäischer Politiker, durch einseitige Abrüstungen und auf dem Verhandlungswege die deutschen Expansionsgelüste bremsen zu können. Der Artikel trug die Überschrift „Friedensgefährdender Pazifismus“.

Zugleich arbeitete der entschiedene Gegner des Kommunismus, der sich zeitlebens nicht einmal zu einem Beitritt zur Sozialdemokratie überwinden konnte, in Paris an der Vorbereitung einer Einheitsfront gegen das deutsche Regime. In einem Brief an seinen langjährigen Mitstreiter und Friedensnobelpreisträger Ludwig Quidde vom 14.9.1934 wies von Gerlach Kritik an seinen Bemühungen zurück – mit eindrucksvollen Worten in der von ihm geliebten französischen Sprache: „Je n’aime vraiment pas le régime bolchevique mais pour mater Hitler j’accepterai l’appui du diable et de sa grand –mère“.

Den Hitler-Stalin Pakt, der die Zerstörung Polens und den Zweiten Weltkrieg einleitete, erlebte er nicht mehr. Auch nicht den Erfolg der internationalen Nobelpreiskampagne für Carl Ossietzky von 1936. Hellmut von Gerlach starb 1935 in Paris im Alter von 69 Jahren. Seine Grabstätte findet sich heute auf dem Wiesbadener Südfriedhof. Ein Gedenkstein weist sie als eine „Dem Gründer der Deutschen Liga für Menschenrechte gewidmete und öffentlich getragene Gedenkstätte aus. – Franz Gerrit Schulte

 


 

 

Leserbriefe zu „In 20 Phrasen um die Welt“ von Jörg Lau

 

Eingefahrene Dogmen und Lobbyisten haben mehr Einfluss auf die internationale Politik als nüchterne Wahrheiten. Im Fall Afghanistan konnte die Wahrheit jeder sehen, der dazu bereit war. Peter Scholl-Latour hat 2010 in einem Vortag an der Universität Duisburg-Essen sein Wissen über die afghanische Gesellschaft offen gelegt. Ein ehemaliger Fallschirmjäger (Stabsfeldwebel) berichtet in einem Vortrag über seinen Einsatz und den Alltag der Soldaten. Fjodor Bondartschuk hat bereits 1988 in seinem Film „Die neunte Kompanie“ die Wahrheit über die Bevölkerung Afghanistans dargestellt. Der nachstehende Link führt zu einen Trailer dieses Films. Dieser spiegelt die jahrelange Erfahrung der roten Armee in Afghanistan. https://youtu.be/LSY-lnI18EAR. Renaux

 

Herausforderung ist die beliebte Phrase aus Politikermund. Wenn jahrzehntelang Maßnahmen zum Beispiel gegen den Klimawandel verschlafen werden, dann heiß es plötzlich nach einem verheerenden Unwetter: Man stehe vor großen Herausforderungen. Egal, ob es um Verkehr, Bildung, Digitalisierung oder um Mieten geht, die Phrase Herausforderung ist das Eingeständnis, dass in der Vergangenheit zu wenig getan worden ist. – Holger Bremel

 

Es ist so leicht durchschaubar was in der Politik abgeht. Die 20-Phrasen-Reise von Jörg Lau zeigt es so deutlich. Mit den immer gleichen, hohlen und flachen Sätzen wird außenpolitische Passivität und Komplizenschaft den Staaten gegenüber vertreten, die rücksichtslos ihre eigenen Interessen vertreten, dabei auch vor Menschenrechtsverletzungen im Inneren wie in anderen Staaten nicht zurückschrecken. Nach dem gleichen Schema wird die Komplizenschaft mit den meist monetären Interessen weniger mächtiger Lobbyisten aus Wirtschaft und Landwirtschaft im eigenen Land vor den Wählern gerechtfertigt. Dabei werden national wie international die eigenen moralischen Ideale schnell über Bord geworfen.

Einige Beispiele aus der deutschen Innenpolitik: der Ausbau der regenerativen Energie wird gebremst durch Gesetze und Verordnungen – passt den Energiekonzernen nicht. Eine verträgliche Landwirtschaft ohne Massentierhaltung, Methanausstoß, Überdüngung, Monokultur, massenhafter Einsatz von Pestiziden wird von der Politik verhindert – zu mächtige Lobby der Agrarindustrie und große Wählergruppe. Die Ernährungsbranche darf weiterhin mit Zucker und Fett die Gesundheit der Bevölkerung verschlechtern, man/frau „setzt auf den mündigen Bürger“.

Die außenpolitische Variante der Phrasenpolitik hat Jörg Lau gut dargestellt. Betrachten wir was in und mit Afghanistan in den letzten Tagen, aber auch in den letzten 20 Jahren und davor passiert, wie schablonenhaft und dumm die deutsche Politik reagiert hat. Man hat sich von dem Partner (?) und vermeintlichem Beschützer USA täuschen und in einen Konflikt hineinziehen lassen, den es eigentlich gar nicht gab, nicht zum ersten Mal. Die politischen Entscheider wollten „mittun“, stark sein, am Hindukusch wollte man sich zeigen, in dem Glauben, wenn der „große Bruder“ dabei sei, könne man nur gewinnen. Das aber die USA nur ihre eigenen Interessen verfolgten und verfolgen und auf die Partner und deren Bedürfnisse nicht eingehen war nicht so neu. Unzählige Erfahrungen wurden doch schon gemacht. Die Art der Argumente, mit der das alles gerechtfertigt wurde, stellt Jörg Lau auf Seite zwei gut dar.

Ist die politische Arbeit verkommen zu einer Blase der persönlichen Machterhaltung und der ganz egoistischen Daseinsabsicherung einzelner? Wie viele Politiker in den Parlamenten sind in den Jugendorganisationen der Parteien groß geworden und sind dann – ohne Erfahrung in der Arbeitswelt – in ein Mandat gewechselt! Die Politik schwimmt hier zu sehr im eigenen Saft, Politiker werden mehr und mehr wirtschaftlich und beruflich abhängig von der Wiederwahl.

Da kann es kaum verwundern, das sie in ihren Argumenten immer beliebiger werden. Es gibt in meinem Umfeld kaum noch jemanden, der diesen Politiker-Sprech noch ertragen kann, der sich nicht nach Politiker-Taten sehnt. Bleibt die Frage, ob sich endlich mal etwas ändern wird. Werden die politisch aktiven Menschen ihre phrasenhafte Art der Argumentation, die auch immer zur Abgrenzung gegenüber anderen Argumenten und deren Vertreter führt, ablegen?

Schwer zu Glauben, wenn man die Heuchelei sieht, mit der die beschämenden Entscheidungen, den Abzug aus Afghanistan betreffend, gerechtfertigt werden. Oder die anderen Themen der Politik. Es scheint schon lange Wahlkampf zu sein, ein Wahlkampf der Inhaltslosigkeit, der Belanglosigkeit und der Phrasen, wie wir ihn lange nicht hatten. Es gäbe viel zu tun! Aber wo sind die Politiker und Politikerinnen, denen in der nächsten Legislaturperiode ernsthaft was abverlangt werden kann, außer dem Willen, sich selbst in Szene zu setzen und sich nebenbei noch persönlich abzusichern und/oder zu bereichern? – Andreas Vormann

 


 

 

Leserbriefe zu „»Es tut mir weh, das zu sehen«“. Gespräch mit Ahmadjan Amini et al. geführt von Stefanie Flamm

 

Die neue Ausgabe der ZEIT enthält so viele interessante und ergreifende Beiträge, dass ich mich dafür mit einem weiteren Leserbrief bedanken möchte. Aus dem bewegenden Gespräch mit der Deutsch-Afghanin und den drei Deutsch-Afghanenen habe ich mehr über Afghanistan erfahren als aus vielen Berichten im Politikteil der Zeitungen. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Interessiert gelesen, aber wo bleibt das Dankeschön an Deutschland und an die Gesellschaft? Alle großzügigen Leistungen selbstverständlich? – Eckhard Kröncke

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Last mit dem Rad“ von Marcus Rohwetter

 

Kommentare geben die persönliche Meinung des Autors wieder. Dennoch sollten sie in einer Qualitätszeitung niveauvoll sein. Also: die Grünen haben es nicht nötig sich mit der Idee einer Lastenradprämie ins „Geschrei“ zu bringen. Und es gibt einen Unterschied zwischen einem Lastenrad und einem Fahrradanhänger. Und Lastenräder sind nicht dazu da, „normalen“ Menschen die Parkplätze wegzunehmen (wobei Parkplätze für Stehzeuge vorher den Raum dem zu Fuß gehenden Mensch wegnahmen – das als Denkanstoß angemerkt für die, die das für „normal“ halten).

Lastenräder sind ein Baustein neben vielen anderen, eine Verkehrswende zu unterstützen. Und sie werden mehr – ob mit oder ohne Förderung, weil es neben bequemen auch vernünftige und ökonomisch denkende Menschen gibt. Hinzutreten aber muss in jedem Fall ein bedarfsgerechter Ausbau der Infrastruktur für einen modernen Radverkehr. Wenn dann Herr Rohwetter sich von seinem geheizten Autositz erhebt, aus dem Auto aussteigt und sich umschaut, wird er eine veränderte Verkehrswelt sehen. – Martin Kamps

 

Mit viel Vergnügen und Lust habe ich Ihren Kommentar gelesen, danke! Nicht des Inhalts wegen, der geht an mir ziemlich vorbei, denn das ist nicht dringend mein Thema: Ich habe kein Transportfahrrad, will mir auch keines kaufen, das gleiche gilt für SUV’s aller Art. Hingegen besitze ich in der Tat schon seit langem einen Fahrradanhänger. Worüber ich mich so gefreut habe ist Ihre Lust am Fabulieren, wie Sie gekonnt aus einer Neben-Nachricht, einem Nugget an Information so einen Blumenstrauß an -mehr oder weniger sachdienlichen-Gedankengängen und ein wahres Feuerwerk an Formulierungen produzierten. Genau mein Stil und mein Humor. Respekt, Lob und Danke dafür! – Ortrud Mauk

 


 

 

Leserbriefe zu „ERBÄRMLICH MÄCHTIG“ von Samiha Shafy

 

Das Afghanistan-Drama geht weiter! Alles ist irgendwie so gekommen, wie es kommen musste. Die Schuld dafür will wie immer keiner übernehmen, und deshalb geht das morbide Spielchen einfach weiter und weiter. Wer Glück hat, der kommt noch rechtszeitig raus, alle andern, die Pechvögel, denen gnade Gott Allah und die Talibans. – Klaus P. Jaworek

 

Dass der Militärberater Frederik Kagan zur Niederlage der USA in Afghanistan schweigt, könnte ein Zeichen der Demut sein. Waren es doch „Experten“ seines Schlages oder seines Namensvetters Robert Kagan (Zufall oder Nomen est omen ?), der vor noch gar nicht langer Zeit von einem gutmütigen Imperialismus schwadronierte, die für das Schlamassel dort die Hauptverantwortung tragen. Aber nein, leider gibt es keine Selbstkritik, das Schweigen währt ja nur „einen peinlichen Moment lang“. Danach kehrt die eigene Besserwisserei zurück und die Gewissheit, den Schuldigen – Präsident Biden – benennen zu können. Wie Kagan dann gleich noch einen draufsetzt und meint, Amerika müsse jetzt Taiwan (gegen China) und die Ukraine und Georgien (gegen Russland) Unterstützung anbieten, überkommt einen als Leser das Gruseln.

Diese Leute haben nichts begriffen, es sind Fanatiker, die beim Scheitern ihrer Rezepte, nämlich einer rein militärisch gestützen Außenpolitik, nur die Dosis ihres Giftes erhöhen. Das wahre Drama der USA ist intellektueller Natur – nicht erst seit Donald Trump sind sie konzeptionell derartig am Ende, dass die immer gleichen Wortführer unwidersprochen die Deutungshoheit behalten. Deutschland und Europa sind in jedem Fall schlecht beraten, sich von einer im wahrsten Sinne des Wortes kopflosen Ex-Supermacht abhängig zu machen.

Spätestens jetzt ist eigenständiges Denken gefragt, eine Neubestimmung, was der Westen eigentlich ist und eine Diskussion darüber, was überhaupt Sicherheit in einer global vernetzten Welt bedeutet und wie man sie schützt. Insbesondere stellt sich die Frage, ob die NATO als reines Militärbündnis und Relikt des Kalten Krieges wirklich noch zeitgemäß ist für die Herausforderungen der Zukunft. – Dr. Dirk Kerber

 


 

 

Leserbriefe zu „»Viele stellen Fragen nach dem Sinn«“. Gespräch mit Rainer Glatz geführt von Peter Dausend und Michael Thumann

 

Wer im Umgang mit Ausländern hier bzw. in einem anderen Land weder über Kultur- noch Sprachkompetenzen verfügt, kann kein wirkliches Vertrauen aufbauen. Er bleibt im Ausland blind, taub und stumm. Das ist meine Erfahrung in Frankreich, Tschechien und Polen. Auf der Suche nach dem Scheitern des Einsatzes wird im Nachhinein dem seit 1985 in Afghanistan lebenden Kinderarzt Reinhard Erös öffentliches Gehör in der „Phoenix-Runde“ verschafft. Herr Erlös hat die Landessprache Paschtu gelernt. In Abstimmung mit den örtlichen Hierarchien hat er dort 30 Schulen, 2 Krankenhäuser und sogar eine kleine Universität aufgebaut.

Im Nachhinein wird in der erwähnten „Phoenix-Runde“ ebenso die Islamwissenschaftlerin Frau Susanne Schröter befragt. Offen bleibt, warum in 20 Jahren Einsatz in Afghanistan diese oder andere Insider der muslimisch geprägten Stammesgesellschaften bei den Verantwortlichen kein Gehör fanden. Die Medien vermieden Debatten über das Hintergrundwissen dieser Insider. – R. Renaux

 

Die Fragen nach dem Sinn einer militärischen Okkupation seitens des sogenannten „Bündnisses“ der beteiligten Westmächte gegen die „Taliban“ in Afghanistan und insbesondere auch durch den Einsatz des deutschen Militärs – hätten sich strategisch bereits vor dem Einmarsch in das traditionell muslimische Land, stellen müssen, planerisch sowieso in/mit der Zukunftsaussicht und vor allem aber: welchen Erfolg sollte diese Okkupation erbringen, gegen welche geistige und geistliche Macht im Zentrum des fanatischen Glaubens der kämpfenden Taliban und gleichwohl auch der Mehrheit der afghanischen Bevölkerung(en), dazu in der angrenzenden Nähe eines fundamentalen muslimischen Staates Pakistan. Von dort aus operier(t)en und bewaffne(t)en sich die Taliban-Kämpfer und zogen sich auch dorthin zurück. Die westliche Politik aber wusste stets Bescheid und tat im Verbund nichts dagegen… Deren totale Ohnmacht einer doch selbstverständlichen, vernunftorientierenden „Conditio sine qua non“ in der Besinnung auf die anderen Fronten des Krieges…

Die vordergründige bedeutendste Antwort zu dem militärischen Problem wäre doch in der zeitlich naheliegenden Dramatik des verlorenen Krieges der Sowjetunion gegen die Taliban in Afghanistan, erkenntlich geworden: in den Jahren der landesanteiligen militärischen sowjetischen Besetzung in Afghanistan: wurden in diesem Kriegszustand über 20.000 sowjetische Soldatenmenschen getötet und zehntausende verwundet und in den befohlenen Austäuschen der Besatzungssoldaten: hatten Hundertausende junger Männer schwere seelische Traumata erleben müssen, die bis heute noch nachwirken – vergleichbar mit den unmenschlichen Kollateralschäden der Vietnamveteranen. Und immer wieder wird das Leid der dortigen Bevölkerungen von den Industrienationen vergessen und totgeschwiegen oder aber kollektiv verdrängt. The Show must go on! Time is Money!

Der Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte eine deutsche Beteiligung an dem Irak-Krieg verweigert – und zwar gegen die eindringliche Aufforderung der Militärmacht USA. Über 150.000 irakische Soldaten wurden aus der Luft von der US-Air-Force in den Tod gebombt! Deutschland muss dem Ex-Kanzler Schröder dankbar sein – er behielt einen klaren politischen Kopf trotz der politischen Wut der amerikanischen Regierung auf diesen scheinbaren Verrat am Bündnis. Welch eine kluge Entscheidung – gegenüber dem Kotau der Bundesregierungen zum militärischen Afghanistan-Einsatz. Deutlich vermerkt: Es war der Überfall – des befohlenen deutschen Militärs – in ein souveränes Land aufgrund der Terror-Anschläge 9/11, zu denen dort in Afghanistan das Zentrum des Terrors aus politischer USAmerikanischer Sicht scheinbar wahrgenommen wurde…

Doch welche Vorbeteiligungen stehen dahinter – besonders die Politik und Wirtschaft der USA haben engste Vernetzungen mit Saudi-Arabien und den Golf-Emiraten: und alle Welt weiß doch, dass die Politik dieser Länder, besonders aber der Königsclan in Saudi-Arabien aus den sprudelnden Einnahmen der Ölmilliarden an Dollars und anderer westlichen Devisen – anteilig und strategisch auch die Taliban und andere fundamentalistische muslimische Organisationen mitfinanzieren. Nicht nur aus fundamentalen gemeinsamen Glaubensbegründungen, sondern ebenso auch aus politischen egoistischen Versicherungen: damit diese Länder durch diese Agreements vor den „muslimischen-revolutionären“ Umstürzen in den „eigenen“ Ländern (vorerst) verschont werden…

Das ist die Realität! Diese Cliquen an Öl-Milliardären wollen ihre Geldquellen aus den Öl-Einnahmen weiterhin in die eigenen Taschen sprudeln lassen und solange als möglich an der Macht verbleiben. Daher auch dieses vernetzte Engagement einerseits da und andererseits dort zu den eigenen Interessenabwägungen. Warum aber machen die USA und die westlichen Industriestaaten dieses falsche Spiel des Saudi-Königsclans und der Emire mit, obwohl doch diese Wahrheiten und Folgen offensichtlich sind. Öl, Geld und Macht – das unausweichliche Spiel des Kapitalismus!

Aber kommen wir auf den (philosophischen) Punkt: Das System des Turbo-Kapitalismus hat keine Ideale und keine Werte: der Menschheit anzubieten – alle Ressourcen aus der Natur werden brutal ausgebeutet, die Menschen sind die „Sklaven der Moderne“, verloren und verlieren jedwede seelische Balance in diesen negativen Auswirkungen zum sinnentleerten Verleben für den Moment und Augenblick.

Und bei tieferer Einsicht (die unbewusster sowieso bei den bedenkenden Mitmenschen vorhanden sei) muss erkennbar werden: dass hierbei auch die Zukunft der Menschheit kapitalistisch verbraucht wird – unter dem zynischen Motto: „Après nous le déluge“ – „Nach uns die Sintflut“. Warum sollte diese entwertete kapitalistische Welt ohne Ethik und die humanen Ideale so anziehend sein für die (fundamentale) muslimische Orientierung und religiöse Ordnung – diese sogenannte westliche Freiheit basiert doch auf dem „Tanz um das goldene Kalb“: und wo scheinbarer Reichtum herrscht, wird in anderen Ländern der „Dritten Welt“ endlose Armut existieren.

Das sind nicht nur Kollateral-Schäden zu den Folgen des Kapitalismus der Industrie-Länder, sondern beinhaltet die bewusste strategische Ausbeutung insgesamt… Und kommen wir zur deutschen Politik gegen (jawohl gegen:) Afghanistan: Das deutsche Militär war dort eine Okkupationsmacht „auf Befehl“ der USA – scheinbar zwar demokratische Verhältnisse der Bevölkerung zu offerieren, tatsächlich aber das eigene kapitalistische System dorthin zu verbringen und zu etablieren.

Und das funktioniert(e) nicht – warum auch sollen sich diese afghanischen Menschen mit ganz anderen Traditionen, Mentalitäten und der tiefverwurzelten muslimischen Religion von den westlichen Okkupanten und Ungläubigen die mitgebrachte Lebensart sich aufzwängen lassen, dieses kapitalistische System der Ausbeutungen des/der Menschen an Leib und Seele… Dagegen kämpfen die Taliban und ihre Verbündeten – riskieren ihre Leben im Kampf gegen diese Okkupation und die Aufdrängungen einer westlichen Welt, die nicht ihre Weltanschauung sein kann und sein will.

Und das sollten die westlichen (militärischen) „Strategen“ doch erkannt haben und aus den tragischen Erfahrungen der damaligen sowjetischen Niederlage doch schlauer geworden sein. Alles Fehlanzeige – und dadurch nun dieses Chaos. Die Allianz der westlichen Okkupanten (einbezogen die Bundesrepublik Deutschland) haben diesen Krieg in Afghanistan verloren, mußten sich geschlagen geben auch in der Besinnungslosigkeit gegen die Mentalität und die Religion und Tradition dieser muslimischen Bevölkerung(en). Sind das nicht moderne kapitalistische Kreuzzüge!

Jetzt aber der deutschen Bevölkerung politisch verkaufen zu wollen: dass der verlorene Krieg ein strategisch doch noch gelungener Abzug (nicht ein etwa vornehmlich benannter Rückzug) sei, spottet jeder erkennbaren Mitbesichtigung und Beschreibung. Es werden nun auch die sogenannten afghanischen Ortskräfte nach Deutschland evakuiert – insgesamt etwa 10.000 Menschen. Tatsächlich aber haben diese Hilfskräfte an der deutschen Okkupation gutes Geld verdient, wurden für afghanische Verhältnisse bestens bezahlt und davon profitierten auch die Familien, Stämme und die Clans; und zudem wurden entsprechende Schutzgelder andererseits an die Taliban bezahlt… Ich zitiere den Oberst Dr. Thomas Sarholz aus Andernach, der in Afghanistan eine führende militärische Funktion hatte:

„Selbstlosigkeit war das Letzte, was diese Leute angetrieben hat, um für uns zu arbeiten. diese romantisch-idealisierenden Vorstellungen sind dort unbekannt beziehungsweise stoßen auf völliges Unverständnis. das Leben ist viel zu hart, um sich mit derartigem Wohlstandsgefasel zu beschäftigen… Unsere Ortskräfte wurden für afghanische Verhältnisse fürstlich entlohnt… Dass gerade diese Ortskräfte jetzt sämtlich zu uns kommen wollen, überrascht mich nicht; hatten sie doch einen recht genauen Einblick über unseren Lebensstandard erlangt. Innerlich verachten uns diese Menschen, was sie aus nachvollziehbaren Gründen natürlich nie zugeben werden. Sie wollen ja etwas erreichen: den Wohlstandsmagneten Deutschland.“ Zitatende!

Somit könnte ein Übergangs-Fazit gezogen werden: Über 70 Milliarden Euro sind aus den Steuergeldern des deutschen Volkes in Afghanistan verschleudert worden durch die militärische Okkupation plus der Folgen – und nunmehr die schändliche Flucht unter Hinterlassung des Chaos in diesem Land. Die Taliban haben gesiegt, deren Fundamentalismus hat gewonnen – der milliardenschwere, muslimische saudische Königsclan mit über 5000 Prinzen und die Emire frohlocken, haben ihr Geld gut (anteilig talibanisch) investiert und ein Großteil der muslimischen Welt ist stolz auf den Sieg des Islam. Welch ein fatalistisches Planspiel der Allianz zu dieser militärischen Okkupation in Afghanistan – und die deutsche Politik hat sich in dem Kotau-Verhalten gegenüber den USA darauf mit eingelassen und in jeder Hinsicht verloren…

Gedenken wir der toten deutschen Soldaten, der körperlich und seelisch verwundeten Menschen in Uniformen und der vielen Toten in der Afghanischen Bevölkerung – und erwarten wir nun diese afghanischen somit auch dann entwurzelten Menschen: die hier nach Deutschland „evakuiert“ werden… Wieviele Milliarden Euro wird das den deutschen Steuerzahler kosten, ganz abgesehen von den abwegigen Integrationen – immer wieder hat das deutsche Volk sich anzupassen und verliert beständig an eigener Substanz der zu verinnerlichenden und zu verteidigenden Wiedererkennbarkeit. Mit welcher Verfügung und Befugnis hat die regierende Politik über diese ungewollten Entfremdungen und Verfremdungen zu befehlen – wir sind das deutsche Volk!

Wiederum wurde das deutsche Volk weder zuvor zu dem Kriegseinsatz in Afghanistan befragt, noch hat es ein Mitspracherecht zu den Verbringungen der vielen fremden Menschen, die als Ortskräfte bezeichnet, nun in die deutschen Orte und Städte verbracht werden, hinzukommend zu den bereits Millionen arabischen und anderen Muslimen und Muslima in das Deutschland der für sie anstämmigen Ungläubigen. Doch auf beiden Seiten sind die Gott/Götter-Zuweisungen der Vergangenheiten doch nichts anderes als menschgemachte Phantastereien und Illusionen. Wann endlich wird es eine Welt ohne religiösen Wahnsinn geben – das wäre das Fundament für den Weltfrieden der Menschheit. Doch bis dahin wird es keine verinnerlichten Zusammenfindungen geben können – fragt nach bei Sigmund Freud: der die Gott/Götter-Religionen: als die Geisteskrankheiten der Menschheit bezeichnete…

Und das ist auch ein Anteil dieser Wahrnehmungen und Wahrheiten: dass wir „christlichen“ Deutschen für diese Muslime nichts als Ungläubige sind und nach dem Koran letztlich keine wirklichen Menschen… Steht hinter dieser eigenartigen Migrations-Politik der deutschen Regierung(en) – vielleicht die Absicht einer deutschen „Entgermanisierung“, damit für alle Zeiten das Deutschtum absolut entwurzelt wird. Finis Germaniae? Finis Made in Germany! Man kann das so sehen – oder aber auch als deutsche Michels schlichtweg wegsehen und sich verkriechen… Wir Bio-Deutschen sollten zumindest auf ein Bleiberecht im Land uns berufen dürfen – wenn ́s denn möglich wäre: auch noch verankert im Grundgesetz. Dies kann gerne als die empörte RvM-Satire eines deutschen Atheisten betrachtet werden, der bei seinem Ableben in einer vegetarischen Ravioli-Dose zu Ascheresten entsorgt werden will!

Oder aber leichenbestattet in Südsee-Gewässern als „Mann über Bord“ von Haien aufgefuttert werde! Als junges „Seemännchen“ mit 16 Jahren fuhr ich auf einem Frachtschiff in diesen Gewässern und war auch auf Tahiti in Gedanken mit Paul Gauguin unterwegs – wollte unbedingt ein Maler werden! Ich selbst habe mir aber stets friedvoll: nie etwas Gewalttätiges zu Schulden kommen lassen! Und auch nicht kapitalistisch-religiös mich zum ora et labora gedrängt gefühlt! Der freiwillige Verzicht auf „Wohlstand“ hat sicherlich auch etwas mit Anstand zu tun…

PS: Ein noch spontaner Nachtrag: Wenn man sein eigenes Land verteidigt (und seien es die Taliban): kann man dann diese Menschenkrieger als Terroristen bezeichnen? Wenn also derartige Taliban ein Deutschland okkupiert haben würden, und es gäbe dann den deutschen Widerstand – wären somit diese deutschen Widerständler auch Terroristen? Dass die von den militärischen westlichen Okkupanten ausgebildeten afghanischen Streitkräfte schon kurz nach der Zurkenntnisnahme des sogenannten Rückzugs der Alliierten, nicht weiterhin gegen ihre muslimischen Brüder und Landsmänner kämpfen wollten, war doch allgemein zu erwarten gewesen…

Auch dieses politische arrogante Wunschdenken der westlichen militärischen Allianz wurde durch den Sieg der Taliban, wahrhaft zerstört. Aus dem sowjetischen schrecklichen Desaster in Afghanistan haben diese westlichen „Strategen“ nichts gelernt – auch nicht: dass man die eigenen „Werte“ nicht in ein andersdenkendes und anders fühlendes Land militärisch exportieren kann. Hierbei war der Tod ebenso auch ein „Meister aus Deutschland!“ – Axel Manfred Rumpf von Mansfeld

 


 

 

Leserbrief zu „»Ich investiere in den lieben Gott«“ von Evelyn Finger

 

Was soll diesen Courtial für diese Kolumne eigentlich so interessant machen? Dass er so typisch katholisch ist, demnach wie einst Tetzel meint, seinen „lieben“ Gott mit klingender Münze bestechen zu können? Hat der je ein NT in der Hand gehabt? „Der Heilige Vater bleibt der heilige Vater…“ – obwohl da einer gesagt haben soll „Ihr sollt euch nicht Vater nennen lassen, denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist!“ …der sich stets gegen die Reichen, die Geschäftstüchtigen gesellt hat?

Und dazu maßt sich der Großindustrielle als 75jähriger an, die Geschichte bis 2075 zu planen, ungeachtet der conditione Jacobara (Jakobinischer Vorbehalt) aus dem Jakobusbrief „Ihr sollt nicht sagen, dann werden wir dies oder das tun, sondern: Wenn der Herr will und wir leben…“

Der Mann ist mit seiner Lebenseinstellung in die vorreformatorische Zeit zurückgefallen – und das nicht nur er. Prunkbauten im Vatikan und Geschäftstüchtigkeit scheinen immer noch untrennbar verbunden.

Der Glaube des guten Mannes ist ein klassischer Aberglaube, und Zweifel, vor allem an sich selbst, sind ihm offensichtlich völlig unbekannt! Dazu passt das Beispiel eines sogenannten falschen Bezugs – wenn es denn einer ist: „Die Pandemie hat auch in der ewigen Stadt alles verändert. Wie lange wird sie noch dauern?“ Die Pandemie, oder die „Ewigkeit“ Roms? Wer hat die eigentlich erfunden? – Christine Preyer

 


 

 

Leserbrief zu „Bist du überhaupt echt?“ von Pseudonym

 

Normalerweise rege ich mich sehr über Lügner und Betrüger auf. Dieser Beitrag jedoch hat mich nur traurig gemacht, da er widerspiegelt, wie viele Menschen so einsam sind, dass die Sehnsucht den gesunden Menschenverstand ausschaltet. – Iman Schwäbe

 


 

 

Leserbrief zu „Vom Klo auf den Acker“ von Katharina Menne

 

Mit Kacke wurde seit je her gedüngt. Jeder Landwirtschaftshistoriker weiss das.Gartenbesitzer sammelten gerne Pferdeäpfel auf und halfen damit der Strssenreinigung. Wieso ein startup nötig ist ,um diese Zeiten wieder zu realisieren,bleibt das Geheimnis von Goldeimer, wie sich das kühne Unternehmen nennt.Den Herstellern künstlicher Düngemittel wird das nicht passen.Aber was sollen sie machen? Man startet eben up in die rustikale Vergangenheit,die Zukunft sein soll.Also Mitbürger,auf die Toiletten.Was kann die Zukunft schon bringen? Eben, Scheisse. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Ich bin 68 und habe keine Lust mehr auf Sex. Sollte mein Mann das nicht akzeptieren?“ von Ella

 

Also, wenn Sie keine Lust mehr auf Sex haben ist das Ihre Sache.Und auch keine Frage des Alters, Das Problem ist aber Ihr Mann. Wenn der nun Lust auf Sex hat (auch keine Frage des Alters), dann sucht er sich eben eine Andere ,die Lust hat. (auch keine Frage des Alters). – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Worum geht’s … in der Tierhaltungstechnik?“ von Christine Prußky

 

Ich möchte eher die Tiere fragen, ob sie überhaupt im Stall gehalten, angebunden…bzw. ihr ganzes Leben, dort verbringen wollen. Gut, Tiere könnte man auch nach ihrer Meinung dazu fragen, aber die Antworten dürften immer ähnlich ausfallen, von muh und mäh bis grunz, von gackgack bis kikeriki! Also, was macht nun der tierliebende Mensch, der trotz aller „Tierliebe“, seine Tiere trotz alledem, weiterhin im Stall halten will/muss?

Dieser Mensch will sich erst einmal sein (Arbeits)Leben leicht machen, und baut seine Tierställe nicht artgerecht, sondern eher so etwas wie „menschengerecht“ aus. Die Tiere haben immer die A…karte gezogen, und werden daher die Leidtragenden bleiben müssen, manche mehr, manche weniger. Lächerlich sind für mich alle diese „Tierwohlsiegel“, die den Tieren erst aufgedrückt werden, wenn ihre tierische Qual längst vorbei ist! – Klaus P. Jaworek

 

           

 

 

Leserbrief zu „»Warum darf eine Frau nicht supersexy sein?«“ Gespräch mit Lilith Stangenberg geführt von Christoph Farkas und Martina Kix

 

Das Interview mit L. Stangenberg in der aktuellen Ausgabe der ZEIT (26.08.2021) von Christoph Farka und Martina Kix fand ich interessant und gut geschrieben. Leider gibt es kleine sprachliche Mängel, über die ich gestolpert bin: ZEIT: „… Frauen könnten kein Fußball spielen…“ allgemein: Frauen spielen Fußball. Negation (des Verbs) : Frauen spielen nicht Fußball. bzw. hier: Frauen könnten nicht Fußball spielen.

Man kann auch das Nomen (Fußball) verneinen. Dann müsste es heißen: …keinen Fußball spielen.“ Und: Einmal heißt es „gekuckt“, ein anderes Mal „Zugucken“ (gucken ist richtig). Also bitte etwas mehr Sorgfalt beim Lektorat. Ihre anspruchsvolle Zeitung wird von anspruchsvollen Leser*innen gelesen. – Heike Gulatz

 

           

 

 

Leserbrief zu „Keine Musik ist je zu Ende“ von Malakoff Kowalski

 

Gerade gestern habe ich telefonisch mein Abonnement bei Ihnen gekündigt. Nun kommen mir beim Lesen des Artikels von Herrn Kowalski im Feuilleton (S. 54, 35/2021) Zweifel an dieser Entscheidung auf. Endlich einmal ein Blick über den aktuell en vogue üblichen Igor Levit-Tellerrand – zumindest im Bereich Klavier! Allerdings scheint dieser Artikel auch nicht von Ihrem „Stammpersonal“ geschrieben zu sein, vermutlich ist Herr Kowalski als Gastautor tätig?

Ich hätte mir in meiner gesamten Abonnement-Zeit mehr solcher Artikel abseits des Mainstreams gewünscht, und das nicht nur im Feuilleton, sondern gerade auch im Bereich Politik. Da Sie gerne so viel Wert auf Farbigkeit und Vielfalt legen und diese Haltung auch von den Lesern einfordern, sollte sich das erst recht in Ihren eigenen Artikeln widerspiegeln (sic!). Ich wünsche Ihnen mehr Mut zur Farbe und zum (politischen) Diskurs! – Dr. Martin Pour Nikfardjam

 

           

 

 

Leserbrief zum Politischen Fragebogen „»Ich.«“ Gespräch mit Robert Habeck geführt von Tina Hildebrandt

 

Baerbock, Laschet, Scholz. Bei der kommenden Bundestagswahl haben die Stimmberechtigten offenbar mehr als zuvor die „Qual der Wahl“. Umso ansprechender erscheint freilich der Kanzlerkandidat der Herzen. Wobei Robert Habeck gewiss nicht auf schwächelnde und farblose Mitstreiter angewiesen ist. Habeck verfügt über ein in mehrerlei Hinsicht attraktives (Polit-)Profil und er weiß ebendieses intelligent einzusetzen. Und zwar ohne die übliche Affektiertheit und Effekthascherei im politischen Zirkus.

Sein großes Plus ist – zu Recht – die dargelegte Selbstkritik und das Understatement eigener Vorzüge, nicht zuletzt der Verzicht auf populistisches Konkurrentenbashing. Kurzum, Robert Habeck steht für einen neuen politischen Habitus, wird bei dem Sachthema der Zukunft, der Entwicklung und Anwendung sozialökologischer Ökonomie, als realistisch progressiv und befähigt wahrgenommen. Dass die Grünen dieses Mal (dennoch) keine Chance auf das Kanzleramt haben, liegt u.a. an jenem Idealismus, der der Partei von Anfang an Motivation und Last auf dem Weg durch die politischen Institutionen gewesen ist. Wären die Gesellschaft und die eigene Partei also durchweg emanzipiert, hieße der Kanzler in spe wohl Robert Habeck. – Matthias Bartsch

 

           

 

 

Leserbrief zu „»Wenn du was hörst, gib mir Bescheid«“ Gespräch mit Christian Völkers geführt von Lisa Nienhaus und Stefan Schirmer

 

Vor 6 Jahren wollte ich meine Finca auf Mallorca verkaufen. Den Auftrag erhielt Engel & Völkers in Santany. Dessen Mitarbeiter besichtigte Haus und Grundstück. Wir einigten uns auf einen Verkaufspreis. Etwa eine Woche später wollte der E&V Franchisenehmer die Finca mit einem Kaufinteressenten besichtigen. Er rief mich an, weil er den Weg nicht mehr kannte. Ich war sprachlos und erteilte einem anderenUnternehmen den Auftrag. – Horst Spreckels

 

           

 

 

Leserbriefe zu „Was für ein Schaf!“ von Alard von Kittlitz im ZEIT Magazin

 

#ichbinleni. Oder ich wäre sie so gern. – Polina Dekarz

 

Vielen dank für die wunderbare Geschichte von Leni dem eigensinnigem Schafspferd oder Pferdeschaf. Es tut gut, gerade in diesen schmerzlichen Zeiten von einem Schaf zu lesen, das treu seinem Ruf folgt und bei den Pferden eine neue ( bessere?) Heimat gefunden hat. Und Hochachtung vor den Pferden, die Leni in ihrer Mitte aufgenommen haben und ihr ihren Platz lassen auf der Wiese beim Galopp oder beim grasen. Die nehmen wir uns zum Vorbild! Kompliment auch für das sprechende Titelbild, wo ich erst auf den 3. Blick Leni erkannt habe. – Dr. Ulrich Dunker

 

Ich habe soeben „Was für ein Schaf!“ gelesen – so eine wunderbare Geschichte! Sie hat meinen Tag ungemein bereichert… ich werde sie kommende Woche meinen beiden Enkelinnen vorlesen bzw. erzählen… Neben all den täglichen Nachrichten, die eher eine „eintrübende“ Wirkung haben ist diese Begebenheit eine wahre Freude. Ein herzliches Dankeschön! – Lisbeth Vontobel

 

Hier kommt ein Leni-Ziegen-Lob: Der Artikel von Herrn von Kittlitz ist WUNDERBAR und, so finde ich, preisverdächtig: denn an ihm und in ihm stimmt einfach alles!! Selten habe ich mich bei der Lektüre des ZEIT-Magazins gleichzeitig so amüsiert, erschrocken, die sprachlichen Fähigkeiten des Verfassers so erfreulich und seinen Bericht über dieses Ziegenschicksal (conditio capreola?) so ergreifend gefunden. Kompliment, Herr von Kittlitz, und bitte mehr davon!

Überhaupt kommt man bald dazu, Lenis Probleme mit dem eigenen zu vergleichen. Denn als typisch ziegenhaft empfinde ich die nach den Erklärungen des Ziegenexperten Jaudas eher nicht. Gottseidank gab es hier aber andere Wesen, die der bedrängten Leni Anstand und Mitgefühl geschenkt haben. Menschen. Aber ob das Wohlverhalten wirklich auch bei normalen, naturbelassenen Koppelpferden der Fall gewesen wäre? So schön der letzte Satz oder Absatz des Artikels ist, mir drängt sich da ein anderer Schluss auf: Hengste müssen schon kastriert werden, bevor sie sich untereinander vertragen – und sogar ein dahergelaufenes, höchst unpassendes Weib freundlich dulden. – Annette Schorn-Maaswinkel

 

Ich kann gar nicht sagen, wie mich der Artikel über Leni, das Scha…, nein Pferd, begeistert hat. Es hat mich erheitert und irgendwie auch berührt, wie dieses Schaf so seinen eigenen Weg geht. Ich hätte gerne mehr solche Artikel! Also nicht mehr über Leni, sondern mehr Artikel mit dieser Qualität des Eigensinns und gleichzeitig Heiterkeit, die das Leben reicher machen. – Sabrina Kley

 

Eine wunderbare Geschichte, so schön erzählt und bebildert. Welches Schaf möchte da nicht auch so ein „Drecksviech“ sein. – Bernhard Jung

 

Mit großem Interesse habe ich die kuriose Geschichte vom Schaf Leni, das ein Pferd sein wollte, gelesen. Vor einigen Jahren hat sich in Gaiberg (Nachbarort von Heidelberg) etwas Ähnliches ereignet. Es gab einen Beitrag der Rhein-Neckar-Zeitung vom 20.06.2020 (Online-Beitrag) über das Schaf ‚Hilde‘, das ein Reh sein wollte. Hilde, ein Kamerunnschaf, hatte sich mehr als ein Jahr im Heidelberger und Gaiberger Wald aufgehalten und widerstand mehreren Versuchen, es einzufangen, inkl. Versuchen mit Blasrohrpfeil und Betäubungsgewehr.

Es ließ sich aber gutgehen, denn es wurde von einer Gaibergerin (A. Steffen) regelmäßig ‚versorgt‘, d. h. mit artgerechter Zusatznahrung gefüttert. Sie war die einzige, die sich Hilde bis auf wenige Meter nähern konnte. Leider nahm Hilde ein tragisches Ende (aus Hildes Sicht). Ein Luchs traf auf seiner Wanderung in seine Geburtsregion auf Hilde und freute sich wahrscheinlich über die unverhoffte ‚Wegzehrung‘. Das Schaf war vielen Pendlern die durch den Heidelberger Stadtwald und den Gaiberger Wald fuhren, bestens bekannt. Vom Luchs hatte jedoch fast niemand etwas bemerkt – nur dass Hilde eines Tages verschwunden war. – Dr. Martin Mühleisen

 

Ein schöner Artikel und Sie haben ihn sprachlich wunderbar verfasst. Inhalt und Form waren ein Genuss. Vielen Dank! – Uta Korneli

 

„Ein schafliches Pferd, ein pferdliches Schaf“: Herrlich! Richard Wagner („neidliches Schwert“) hätte seine reine Freude an dieser Geschichte gehabt. – Ulrich Poser

 

Von Pferden und Schafen. Im kurzweiligen Artikel „Was für ein Schaf“ im ZEIT-Magazin vom 26.8.2021 wird beschrieben, wie ein Kamerunschaf namens Leni eine Herde Wallache in Oberbayern seiner eigenen Schafherde vorzieht. So selten ist es nicht, daß Schafe oder Ziegen sich zu Pferden hingezogen fühlen und umgekehrt! Dazu fallen mir zwei eigene Erlebnisse ein:

Ich hatte zwei junge, selbst gezüchtete Heidschnuckenmischlings-Schafböcke an einen Herrn aus Havixbeck im westlichen Münsterland verkauft. Sie entliefen ihm und fanden ihren Weg auf eine Weide eines Isländerpferdehofs in Münster-Roxel in Westfalen. Dort standen die beiden Böcke eines Morgens inmitten der Island-Pferde. Da niemand die Schafböcke einfangen konnte, rief mich der neue Besitzer an und bat um Mithilfe. Ich kam mit Pferdeanhänger und Heidschnucken-Mutterschaf angefahren. Die Böcke folgten meinem angeleinten Mutterschaf problemlos auf den Hänger. Der neue Besitzer wollte die Ausreißer nicht wieder haben. Ein weiteres Ergebnis dieser Aktion waren fünf Monate später zwei Lämmer des Mutterschafs, wovon eines dem einen, das andere dem anderen Bock ähnelte.

Unsere Dülmener Stute Sally war Leitschaf. Sie lebte inmitten einer kleinen Schafherde auf der Weide eines Bauernhofes in Hohenholte bei Münster. Die Schafe – graue gehörnte Heidschnucken und andere – folgten ihr bedingungslos. Es war rührend zu sehen, wie die Stute sich um die Schafe kümmerte, die mit ihr die Weide teilten. So senkte sie ihren Kopf und wieherte leise vor Lämmern, wenn diese nach ihrem Mutterschaf riefen.

Die Fürsorge der Stute ging sogar so weit, daß sie für ein Texelbocklamm Milch produzierte. Es war noch nich lange her, daß unsere Stute von ihrem Fohlen getrennt wurde, und das Texelschafböckchen wurde erst kürzlich abgestillt. Ich hatte den Texelbock mit der Stute zusammen im Pferdehänger vom Niederrhein nach Hause transportiert, wo die Stute beim Hengst war. Offenbar ist dabei zwischen den beiden unterschiedlichen Huftieren ein besonders enges Band geknüpft worden.

Im Übrigen ist es nicht so ungewöhnlich, daß sich Tiere unterschiedlicher Arten einander anschließen. In der Natur gibt es Lebensgemeinschaften unterschiedlicher Tierarten zum Beispiel in den Savannen Afrikas. Im Zoo Münster versucht man dies im Afrikapanoramagehege nachzubilden. Schafe sind den Urpferden nicht unähnlich, was vielleicht auch zu einer gewissen „Seelenverwandtschaft“ zwischen Schafen und Pferden führt. – Dr. Ursula Hacker-Klom

 

Diese Geschichte ist so köstlich geschrieben und hat mir regelrechte Lachanfälle beschert, dass ich zeitweise pausieren musste, weil ich vor lauter Tränen nichts mehr lesen konnte. Der Autor hat meinen Humor zu 100 % getroffen. – Roswitha Götzmann-Bloching

 


 

 

Leserbriefe zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Diese „Prüfers“ verreisen also immer noch mit all ihren vier Töchtern (zwischen 7 bis 21 Jahre) in den Urlaub, aber stubenrein ist von diesen junge Damen anscheinend keine einzige davon! Und was macht der Beifahrer Tillmann Prüfer bei jedem Halt an der Autobahn-Raststätte, er macht dort jedesmal das Auto stubenrein sauber. (Wer´s glaubt wird selig!) „Die Verpackungsindustrie hat heutzutage für alle Fälle so viele neue Einfälle, dass übergroße Abfälle längst keine Zufälle mehr sind.“ (Willy Meurer, 1934-2018, deutsch-kanadischer Publizist, Kaufmann & Aphoristiker) – Klaus P. Jaworek

 

Immer seltener „stürze“ ich mich mit Interesse auf das früher so geliebte „Zeitmagazin“….erst der unglaubliche Artikel über „Liebe in Zeiten von Corona“ und dann die unerträglich trivialen Familiengeschichten von Herrn Prüfer,nun sogar aufgestockt auf gleich zwei…..Hat der Mann denn keine eigenen Hobbies? – Elisabeth Kaul

 


 

 

Leserbriefe zu „Über den Versuch, sein Geld vor der Inflation zu retten, und den Traum, als alter Mann am Strand Caipirinha zu trinken“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Wir haben uns schon mal geschrieben, es ging um’s Erben. Sie hatten mich damals in einer Folgekolumne zitiert. Das dürfen Sie diesmal auch ohne zu fragen ;-) Ich lese Ihre Kolumne gerne und schätze Ihre Meinung, gerade auch, wenn sie von meiner abweicht. Das tut sie öfter. Sie haben richtig bemerkt, Ihre Rechnung ist falsch. und zwar ziemlich. Bei 5% Inflation haben Sie nach 20 Jahren immer noch fast 60% Ihres Ersparten. Das gleiche bei 10% nach 10 Jahren. Also: so schlimm ist es gar nicht. Dazu kommt: Sie hatten bestimmt Jahre, in denen Sie ordentlich Zinsen bekommen haben. Nehmen Sie das als Ausgleich. Zinsen sind Einkommen ohne Arbeit. Schön für den, der das schon bekommen hat. Bei mir ist das sehr übersichtlich.

ich lese Ihre Kolumnen aufmerksam. Daher gehe ich davon aus, dass Sie bereits Immobilienbesitzer sind. Von einer Behausung in der Stadt und einer auf dem Land. Da geht es Ihnen doch schon nicht so schlecht. Wenn Sie jetzt noch Erspartes haben – und zwar soviel, dass Sie über eine weitere Immobilie nachdenken, dann passt das nicht zu dem Gejammer am Ende der Kolumne. Zumal es auf einer komplett falschen Rechnung beruht. Sorry! Ich werde Ihre Kolumne weiter lesen. Und vermutlich schätzen. Sie legen oft Ihren Finger in offene Wunden. Das lasse ich mir auch in Zukunft nicht entgehen. Lassen Sie sich nicht verängstigen von irgendwelchen Panikmachern! – Fritjof Möckel

 

Ich weiß der Artikel trifft einen gewissen Zeitgeist, ist es doch gerade sehr in Mode – gerade in der sog. Babyboomer Generation – sich über das Nichtvorhandensein von Zinsen, bzw. über Strafzinsen zu echauffieren. Früher war das doch alles viel besser. 5% p.a auf dem Sparbuch. Teilweise sogar mehr. Tja, vorbei sind die Zeiten in denen man für das bloße Dasein seines Geldes auf dem Girokonto Rendite erwirtschaften konnte. Wohin also dann mit dem Geld?

Die Liebe für die Immobilie in Deutschland ist ungebrochen. Gilt sie doch als besonders sicher und wenigen Schwankungen ausgesetzt. Daraus resultiert nun auch der immense Preisanstieg im deutschen Immobiliensektor, der sich seit Beginn der Niedrigzinsphase in der EU, scheinbar ungebrochen fortsetzt. Immobilien sind für den Normalbürger kaum mehr erschwinglich zu erwerben. Nur so am Rande sind Immobilien vielleicht auch nicht die beste Anlageform, sind sie doch ein erhebliches Klumpenrisiko und die Rendite ist meist auch eher kümmerlich. Was bleibt dann also noch übrig? Riester- und Lebensversicherungen? Sicher nicht. Bausparen? Genauso wenig. Wie wärs mit der Anlage in börsennotierte Unternehmen? Ihr Autor hat da eine eindeutige Meinung.

„Ich will das Geld retten, Aktien kommen nicht infrage.“ Wie so viele Menschen in diesem Land hat ihr Autor ein kompliziertes Verhältnis zu Wertpapieren. Ist es doch von zu Schicksalsschlägen geprägt. Wahrscheinlich hat auch Herr Martenstein zu Zeiten des neuen Marktes sein Glück an der Börse versucht und ist dabei auf die Nase gefallen. Vielleicht hat er auch in die ein oder andere Solaraktie investiert, die fast alle früher oder später von der Bildfläche verschwunden sind. Wirecard wär ebenfalls als Aushängeschild der Skeptiker gegenüber Aktieninvestments zu nennen. Und das alles auch zu recht. Das Investment in einzelne Aktien ist sehr risikoreich und nur für Anleger gedacht, die mit einem potentiellen Teil- oder Totalverlust ihrer Anlagesumme leben können.

All diese schlechten Erfahrungen hätten aber vermieden werden können, hätte man nicht in einzelne Aktien investiert, sondern sein Geld in z.B. passive Investmentfonds diversifiziert angelegt. Sicherlich keine neue Herangehensweise, ist doch das Internet voll mit solchen Ratgebern – siehe z.B. den Finanzkanal Finanzfluss auf Youtube. Dort wird schon seit längerer Zeit gepredigt, dass das einzig verbliebene renditeträchtige Investment in Zeiten von niedrigen bzw. negativen Zinsen, die Anlage in Aktien ist und wahrscheinlich auch für längere Zeit bleiben wird.

Auch sind diese Fonds längst nicht so risikoreich, wie von vielen angenommen wird. Hätte man selbst kurz vor der Corona Krise und dem damit verbundenen Einbruch der Finanzmärkte, in eben solche investiert, würde man heute, kaum eineinhalb Jahre später, schon mit einem satten Plus dastehen. Es wird also langsam wirklich Zeit das in Deutschland der schlechte Ruf von Aktien der Vergangenheit angehört. Leider hat ihr Artikel eher das Gegenteil bezweckt. – Johannes von Löhneysen

 


 

 

Leserbrief zu „Mirko Borsche versöhnt einen Freund mit der Stille der Berge – dank einer Kühlbox“. Aufgezeichnet von Franziska Herrmann im ZEIT Magazin

 

Dann und wann lese ich auch Ihren Beitrag im Zeit Magazin,mit dem Sie dem Leser allerlei geschniegelten Sperrmüll schmackhaft zu machen versuchen. In Zeiten, in denen sich viele Mitmenschen über Nachhaltigkeit und Kaufkraft Gedanken machen, wirkt z.B. der Text über die 859 € Kühlbox für das Gläschen Sancerre ausgesprochen peinlich und eines „creativen Directors“ unwürdig. Das sollte raus. – Dr.med.Gerd Prinz

 


 

 

Leserbrief zu „Alles oder nichts“ von Sophie Passmann im ZEIT Magazin

 

Als langjährige Leserin der ZEIT und des zugehörigen Magazins – bereits meine Eltern hatten ein Abonnement – habe ich stets das hohe Niveau genossen und mich über pluralistische Meinungen sowie die Einbeziehung von Autorinnen mit Migrationshintergrund gefreut. Was in einem – ansonsten sicher gelungenen Heft – die Kolumne von Sophie Passmann zu suchen hat, in der der Leser dazu aufgefordert wird, sich doch einmal zu schminken, ist jedoch mehr als unklar. Oder habe ich etwa die Satire nicht erkannt?

Liebe Frau Passmann, die LeserInnen der ZEIT sind beileibe nicht alle unter 30. Die Autorin hat wohl vergessen, dass Sie selbst in der Eitelkeit einen Schutzmechanismus sieht (NDR Talkshow youtube) – ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass ihr für ihre Kolumne – welche ich, wie ich zugeben muss, das erste Mal lese und weitere Exemplare auch nicht vermisse – nichts Besseres eingefallen ist.

Sollte eine Erinnerung an die BRAVO, deren Jubiläum ja in diesen Tagen ansteht, assoziiert werden, so ist dies voll gelungen. Reife LeserInnen benötigen Ratschläge darüber, wie sie sich einen Pickel überschminken, beileibe nicht mehr. Auch für eine Kolumne wünsche ich mir gründlichere Recherchen und mehre Tiefe. Oberflächlichkeit finde ich überall. Von der Kündigung meines Abos hat mich übrigens nur Leni abgehalten. – Elske de Vries

 


 

 

Leserbrief zur Deutschlandkarte „GOETHES REISEN“ von Matthias Stolz im ZEIT Magazin

 

Seit meinem 15. Lebensjahr bin ich treue Kundin bzw. Leserin der ZEIT und des ZEIT MAGAZINS. In der Ausgabe vom 26.8. finde ich besonders Goethes Reisestrecken spannend. Wollen Sie da nicht eine Serie draus machen? Fontane, Schiller und Co.?! Wie interessant ist doch da ein Vergleich über die Reiselust?! Oder Unlust?! – Eva Imhof