Lesezeichen
‹ Alle Einträge

30. September 2021 – Ausgabe 40

 

Leserbriefe zu „Kunstfigur einer Kandidatin“ von Elisbeth Raether

 

In dieser Betrachtung schwingt stets neben der sachlichen Analyse eine wohlwollende, grundsätzliche Sympathie für Frau Baerbock mit. Deshalb bleiben einige Tatsachen außer Betracht. – R. Renaux

 

Ihr artikel hat mir einiges aufgezeigt was ich so nicht gesehen hatte und mit dem Sie sicher recht haben: dass frauen keinen vertrauensvorschuss bekommen wie männliche politiker. Aber ich fand ihr auftreten peinlich narzisstisch, und immer wieder mal “ sorry, sorry“ zu nuscheln macht es nicht besser. Dieses sehr pragmatische politikertum war nicht das was ich von der grünen kanzlerkandidatin erwartete. Ich wollte etwas übergeordnetes hören, wie die welt und wir uns verändern werden müssen. Was schön daran sein kann. Und spannend. “ science fiction“. Wir schaffen es und wie schaffen wir es. Das macht dann eher robert habeck. – K. Falk

 

Mit Ihrem Artikel haben Sie die Problematik von Frau Baerbocks Kandidatur auf den Punkt gebracht. Wie unzulänglich waren oft die beiden Männer, dennoch lagen sie in Umfragen immer vorne. Die Kinkerlitzchen, die Frau Baerbock unterliefen, stehen in keinem Verhältnis zum Mautdesaster der CSU, zu den Maskendeals und dem Versagen der CDU/CSU in der Corona-Krise und der CumEx- und Wirecard-Problematik von Herrn Scholz. Armes Deutschland! Wir werden weiter in die Klimakrise schlittern, weiter den Stillstand verwalten mit der geballten Kompetenz der Männer – man muss die „Argumente“ nur mit sonorer Stimme vortragen. – Gabriele Kraus

 

Nicht ganz einfach zu verstehen, was Frau Raether zur Kandidatin Baerbock sagen will. Ist es das Übliche: Frauen sind immer besser als Männer, aber werden schlechter gemacht? Oder: Wäre Frau Baerbock ein Mann, hätte sie die Wahl gewonnen, weil ihre Fehlerchen nur Petitessen. Womit soll man B. vergleichen? Mit Merkel, die aus dem Osten stammt? – Ihr, die seit Jahren im Amt, kann sie das Wasser nicht reichen. Hat B., wie M. gründlich studiert, Pastorentochter vor der Wende, vom Anfang bis zum schweren Ende?

Wurde B. gar promoviert? Wenn eine große Krise käme, sagt B., sie lerne bekanntlich schnell und sei im Kopfe recht hell. Sie löse alle Probleme. B. wollte doch authentisch sein: Nicht besser als sie ist, die Schwächen nicht vergisst? Wozu dann der schöne Schein? Von Posen hält das Volk nicht viel. Regieren ist kein Possenspiel! – Johannes Kettlack

 

Frau Baerbock hat keinen „FEHLER“ gemacht (etwas in ihrem Lebenslauf nicht erwähnt), sie hat BETROGEN (etwas in den Lebenslauf eingefügt, das nicht stimmte); warum sind Sie plötzlich so sprach-unsensibel? Sie hat „vergessen“ 20.000 € anzugeben – eine Petitesse? Sie hat – als Prominente Grüne! – von der Stiftung der Grünen 40.000 € Stipendium (40.000 € !!!!! Hab ich nicht!) für ihre abgebrochene Doktorarbeit bekommen (natürlich war juristisch „alles o.k.“, die sind ja nicht doof!) – unappetitlich, finde ich ! Die Dame hat großen Ehrgeiz und einen pflaumenweichen Charakter – scheint mir ! Ich fand sie DESHALB unwählbar! Ich hätte gerne – nach 16 Jahren „Frau“ – noch einmal eine Frau gewählt! Das hat auch mein gesamtes Umfeld so gesehen! Nix: „wähle keine Frau !!!“ – Dr.R.Patschan

 

Ja, es macht keinen Sinn, kollektive Hoffnungen und Enttäuschungen zu personalisieren. Eine „unconscious bias“ mag es geben, aber ich wäre zurückhaltender, dem Unbewussten so viel Macht zuzusprechen. Immer wenn ich Frau Baerbock gesehen habe, wirkte sie auf mich schlagfertig, klug, kompetent, entschlossen und – ja – auch sympathisch. Dennoch habe ich in ihr niemals eine zukünftige Kanzlerin erkennen können. Vielleicht lag`s auch daran, dass Baerbock und die Grünen den Eindruck vermittelt haben, man könne das Kanzleramt mit herausragender Fachkompetenz und dem „richtigen Blick für den richtigen Weg“ erobern, und ich empfunden habe, dass es für die Vertretung eines ganzen Volkes, innenpolitisch wie außenpolitisch, noch etwas braucht, was darüber hinaus weist. – Jürgen Pilz

 

Ihre Analyse bezieht sich sehr stark auf das Problem der Anerkennung der Frauen. In diesem Zusammenhang möchte ich hinterfragen was macht z.b. Finnland anders als wir und ist es besonders ein Problem in Deutschland? Was können wir und insbesondere die Frauen aus Finnland lernen? Danke. – Torsten Beth

 

Mit dieser schonungslosen Beschreibung einer, den Deutschen so nahestehenden Verachtung für eine längst überfällige Versachlichung der Politik ist das Scheitern von Frau Baerbock erklärt. In zivilisierten Staaten wie Finnland oder Neuseeland stehen genauso solche Persönlichkeiten wie Baerbock an der Spitze des Staates. Es darf aber erlaubt sein, dabei auch auf ein bedauerliches Mitwirken von öffentlichen Meinungsträgern hinzuweisen. – Jürgen Dressler

 

Der konstruierte Vorwurf, eine „historische „ Chance verspielt zu haben, geht an der Realität vorbei. Annalena Baerbock bekam eine situativ konstruierte und fremdbestimmte Chance. Neben allen Geschlechterrollen Narrativen,zählt eben auch die in wichtigen Funktionen erworbene Kompetenz. Eine Voraussetzung,die auch in alltäglichen Bereichen hilfreich ist . – Ulrich Weber

 

Vielen Dank für Ihren Artikel. Ich habe während des gesamten Wahlkampfs gewartet, dass genau das einmal klar benannt wird. Doch in vielen, vielen Artikeln und Kom-mentaren wurden immer und immer wieder die vermeintlichen Fehler benannt, damit sie auch der letzte endlich als solche abspeichert. Ich habe auch das Klagen über die angeblich falsche Kandidatin nie verstanden, denn es muss doch jeder und jedem klar gewesen sein, dass, wer die Grünen wählt, Annalena Baerboch UND Robert Ha-beck bekommt. Wo war also das Problem?

Und Robert Habeck wollte ich am liebsten zurufen, sich endlich wie ein Mann neben seine Partnerin zu stellen und die gemein-same Entscheidung auch gemeinsam zu vertreten! Leider gehen auch Sie am Ende des Artikels in die gleiche Falle wie viele vor Ihnen. Schauen Sie sich bitte das letzte Wort Ihres Artikels nochmal an, das Kritiker und Zweifler nur bestätigen kann. Ich fin-de: Wenn hier jemand gescheitert ist, dann diejenigen, die sich haben verunsichern lassen. Annalena Baerbock verdient Applaus und Anerkennung von allen, die es ernst meinen mit den Klimaschutzzielen und dem Handlungsbedarf. – A. Boeck

 

Ob Habeck als Kanzlerkandidat bessere Zweitstimmenergebnisse als Baerbock produziert hätte, mag dahingestellt bleiben. Abstrus ist Elisabeth Raethers Versuch, das unconscious bias als die zentrale Erklärung für das relative Scheitern Baerbocks heranzuziehen. Unzwei-felhaft gibt es das Phänomen. So unerkannt ist es aber nicht. Am Beispiel Baerbock wurde es vor der Wahl landauf, landab in den Medien in irgendeiner Form thematisiert. Aber Raether unterstellt, dass alle Nicht-Grünen-Wähler damit geschlagen sind. Sie unterteilt die Men-schen in eine Gruppe der Aufgeklärten, Eigenanalyse Betreibenden auf der einen Seite und auf der anderen in eine Gruppe, deren Wahlentscheidung von nicht erkannten sozialen Vorur-teilen bestimmt ist.

In eine Gruppe, die „unfähig“ (ihre Wortwahl) ist, den Klimawandel zu begreifen und einzuordnen und in eine andere, die klar denkend sich von nichts ablenken lassen, wenn es um Klimaveränderungen geht. Könnte es nicht aber sein, dass viele Wähle-rinnen und Wähler Baerbocks mit Faktenaufzählungen gespickten Auftritte zwar verstehen und selbst auch klimabesorgt sind, aber Baerbocks Schlussfolgerungen nicht teilen? Weil sie zu dem Ergebnis gelangen, dass Baerbocks grüner „lösungsorientierter Ansatz“ Maßnahmen und Entscheidungen mit sich bringen würde, die den eigenen Interessen und einem nach ei-genen Maßstäben definierten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gesamtinteresse entge-genstehen?

Ich habe die Grünen nicht gewählt – wegen ihres Programms nicht, wegen dessen, was sie „machen, machen, machen“ (Raether) wollen ebenso nicht, wegen ihres moralischen Überle-genheits-Gestus nicht, und nicht wegen meiner Erfahrungen mit grüner Politik in meinem früheren Tätigkeitsbereich Schule. Dass Annalena Baerbock eine Frau ist / angeblich zu ei-ner Kunstfigur stilisiert worden sei / nicht perfekt ist – alles das hat mich nicht interessiert, wahrscheinlich viele Nicht-Grünen-Wähler auch nicht. Dass Elisabeth Raethers Überlegungen es angesichts ihrer Einfachheit in die politische Analyse der ZEIT geschafft haben, ist schon verwunderlich. – Klaus Keßler

 

Ihren Artikel „Kunstfigur einer Kandidatin“ fand ich sehr erhellend. Er half mir, die Geschehnisse vor und bei der Wahl zu verstehen. – Horst Winkler

 

„Frau und nicht Mann“ mag ein Delta zu dem Misserfolg von Frau Baerbock beigetragen haben. Ich zitiere, was für mich entscheidend war: „Kunstfigur einer Kandidatin“ „ So entstand die Kunstfigur einer Kandidatin, gestylt, geschminkt, gecoacht. [Sie] sah manchmal aus wie eine Schauspielerin, die… eine Politikerin spielt.“ In deren Hand wollte ich nicht das Schicksal meiner Enkelkinder legen. (Als klar war, dass sie nicht Kanzlerin werden würde, konnte ich dann doch die Grünen wählen.) – Christoph Zahrnt

 

Liebe Genossen von der SPD, wollte ihr das wirklich, dass uns Frau Merkel auch heuer noch-mals, mit ihrer Neujahrsansprache langweilen soll! Schickt bitte Frau Merkel und Herrn La-schet ins Altenteil und lasst euch nicht weiter von Grün(lingen) und der FDP auf euerer roten Nase herumtanzen. Zeigt ein Herz für die geschundene Union und macht sie daher zu euerem Juniorpartner. Wetten dass die Union dazu sofort bereit wäre? Hugh! Ich habe gesprochen, ein Wähler, der trotz aktiver Stimmabgabe, immer noch nicht (ganz) sprachlos ist! – Klaus P. Jaworek

 

Das getönte ö von Baerbock , die aggressive Sprache , die Sie im Wahlkampf herüber brachte , erinnerte an die Ängste ,die ich vor den Grünen habe, Radikalismus. Menschenaustausch und Feindseligkeiten gegenüber Deutschen , Grünen Politik mit sich wiedersprechenden Fassetten . Habeck dagegen nehme ich die väterliche Staatsmännlichkeit ab , ich würde behaupten ,dass er diese Attitüde sogar neu erfinden kann, als Vorreiter und Denker für die Moderne. PS, selbst Claudia Roth wäre eine bessere Kanzlerkandidatin gewesen, dann wäre ich heute ein Grüner mit Parteibuch. – I. Kretschmer

 

„Kunstfigur einer Kandidatin“, Seite 4 und „Das Leuchten der Ampel“, Seite 4-5. Mit dem ersten o.g. Artikel haben Sie mir vielfach aus dem Herzen gesprochen: Die Grünen und ihre Wähler sollten ihrer Kandidatin ihren Namen lassen und nicht aus „Baer-Bock“ ein „Sünden-Bock“ machen. Das wäre nicht nur sehr ungerecht, sondern auch sehr unklug, wie Sie ja mit der Vielzahl an Argumenten wunderbar belegen. Die Grünen und die ganze Klimabewegung sollte besser sich und der Öffentlichkeit viel mehr bewusst machen, woran es wirklich oder zumindest viel, viel mehr gelegen hat und wie irrsinnig dieses Hereinfallen allzu vieler auf schräge, verdrehte oder vergleichsweise unwichtige Argumente der Gegner tatsächlich gewesen ist.

Auch dafür um nicht beim nächsten Mal mit einer/m anderer/n Kandidat*in die gleiche Enttäuschung zu erleben. Ihre treffendsten und deutlichsten Argumente: „Man kann immer noch so tun, als sei die Klimakrise ein Problem, das die Grünen erfunden haben um die Deutschen zu nerven …. (zu Geschlechtervorurteilen:) nicht nur Männer reagieren so, auch Frauen …. allerlei korrekte Dinge .. nahm es mit der Wahrheit besonders genau, im Gegensatz zu den beiden anderen … faktenreich … und doch wurde B. am Ende von den Zuschauern als am wenigsten kompetent eingeschätzt… zum Trost … höchsten Sympathiewerte. …….. wichtigste … als fähig (zu) erscheinen… .. keineswegs abwegig … sich … hätten begeistern können …. Aber … nicht perfekt … wenn eine Frau … wenigstens eine … ohne Fehler. „

Dann nennen Sie allerdings einen wichtigen Faktor der Überforderung, der nicht ihr Problem allein, sondern der ganzen Partei, des ganzen Wahlprogramms war: “ … naiv oder sogar anmaßend … zu glauben man könne das Klima schützen, die Kanzlerin stellen und die Ungleichbehandlung … überwinden … auch noch die Kinderarmut beenden? Ja, das war es“ Sie hätten dieser Aufreihung noch einige weitere Ziele hinzufügen können, die sich für viele wie Versprechen anfühlen: Den Wohlstand erhalten oder gar noch verbessern, Gerechtigkeit (auch sonst, noch viel besser) herstellen, Tierschutz verbessern, Bürgerinitiativen auch bei Klimaschutzprojekten „einbeziehen“ und alles ohne „Verbote“ oder „Verzichte“ oder sonstige „Zumutungen“ zu erreichen, und das alles nicht nur als Fernziel, sondern gefühlt in der nächsten Regierungszeit, anders ausgedrückt, wie es in einem Wahlslogan hieß:

„Ein Land, das einfach funktioniert“ zu schaffen. Aber das vorletzte Wort gibt berechtigte Hoffnung: “ … vorerst gescheitert“. Es gibt ja eine Reihe großer Figuren der Geschichte, die erst nach längerer Anlaufzeit, nach Tiefpunkten und nach Niederlagen zur Größe aufgestiegen sind, z. T. weil sie — oder auch die Wählerschaft — bis dahin dazugelernt haben, vor allem aber, weil erst dann die Zeit für sie reif war. Die Tragik ist nur, dass das Klima angesichts der zum Ende des Jahrzehnts drohenden 1.5 Grad-Überschreitung und angesichts der oft ebenso langen oder längeren Dauer von großen Projekten uns keine 4 jahre mehr Zeit lässt. Und das nicht nur in Deutschland. Wir können also nur hoffen, dass auch die grüne Regierungsbeteiligung und das Gewisssen der anderen Parteien (und anderer Länder) ausreichen zumindest so viel zu tun, dass der Rest in 4 Jahren überhaupt noch zu schaffen ist.

Ganz so uneingeschränkt loben kann ich den zweiten o.g. Artikel leider nicht, obwohl auch er viel zutreffendes und sogar hervorragend erhellendes enthält: So der Hinweis, dass viele Grünen-Wähler dazu fähig sind aus Gewissens- und Verantwortungsgründen vieles zu unterstützen oder zumindest zu akzeptieren, obwohl es für sie selbst kurzfristig nachteilig sein könnte. Wünschenswert wäre so eine Haltung bei viel mehr Wählern, von den verantwortlichen Mächtigen ganz abgesehen. Auch die Kritik an sicher nicht allen, aber vielen FDP-Anhängern als die „Privilegierten, die glauben, sie kämen zu kurz“ teile ich völlig.

Das kommt auch in der Parole zum Ausdruck, dass Leistung sich „wieder lohnen“ müsse, als ob sich Leistung zuletzt nicht mehr gelohnt hätte (was sicher vorkommen mag, aber nicht der typische Regelfall ist). Auch wichtig ist der Hinweis bzw. berechtigte Hoffnung auf künftig zumindest größeren „Zwang zur Ehrlichkeit“ u.a. aufgrund der bereits beschlossenen regelmäßigen Überprüfung der CO-2-Auswirkungern aller Regierungsarbeit.

Der Ursprung dieser Regelung in der GroKo belegt auch beispielhaft, dass diese nicht wie im Artikel unterstellt bzgl. Klimaschutz „untätig“ war wenngleich sicherlich mangelhaft tätig, was letztlich aber bisher — natürlich mit Unterschieden — selbst im geduldigen Papier der Programme – für ALLE Parteien zutrifft, wie die FFF immer wieder feststellen. Und auch das z.T. mehr oder weniger nicht (nur) weil sie nicht wollten oder zu dumm wären, sondern weil sie ansonsten eine Klatsche von den Wählern befürchten würden.

In zwei Punkten bin ich aber fundamental anderer Meinung als der im Artikel propagierten: Mit dem Wort „gandenlos moralisiert“ unterstellen Sie anscheinend, dass Moral und Ethik in der Klimafrage nichts zu suchen hätte und es ALLEIN auf die Tätigkeit der Politik ankäme, als ob es ein Entweder-Oder bei der Lösung der Probleme gäbe. Für viele Menschen der Vergangenheit und auch der Gegenwart ist es aber sehr wohl AUCH eine ethische Frage, welche Prinzipien das Verhalten an der Wahlurne, beim Konsum und sonstwo leiten sollten.

Es gab und gibt immer noch viele, die persönlich keinen nennenswerten Vorteil aus einem ausreichenden Klimaschutz ziehen könnten, da sie beim Eintreten der großen Klimakatastrophe ohnehin nicht mehr leben werden und von den jetzigen begrenzten Vorboten nur unwahrscheinlich oder gering betroffen sind. Diese können letztlich nur durch ihr Gewissen oder durch die Rücksicht auf ihre Kinder und Nachkommen ausreichend motiviert werden, besonders, wenn die nicht nur materiellen Kosten eines ausreichenden Klimaschutzes sichtbar werden. Außerdem braucht das Klima beides zusammen: nicht nur verantwortliche Politik, sondern auch entsprechendes Verhalten möglichst vieler Menschen, zuallermindest aber Akzeptanz nötiger politischer Maßnahmen, auch wenn diese hier und da persönliche Kosten, Einschränkungen oder sonstige Nachteile mit sich bringen. Hier helfen Formalkompromisse nicht immer weiter. Andere abzusehende Kompromisse sind letztlich sehr faule, wie der, die Schuldenbremse mittels „Investitionsgesellschaften“ zu umgehen und de fakto doch unbegenzte Schulden aufzunehmen.

Diese sind ja keine „Wundermaschine“, kein finanzielles „Perpetuum Mobile“, aus dem sich immer weiter Leistung herausholen ließe ohne sie woanders abzuziehen. Das verführerische ist nur, dass versteckt und verschleiert wird, wer letzendlich die Zeche zahlt, z.B. die Inflations- oder Negativ-Zins-opfer, die irgendwann leer ausgehenden Gläubiger oder, eher noch schlimmer, die künftigen Generationen, die durch sonstige Hinterlassenschaften unserer Generation wahrlich schon genug gebeutelt sind.

Da kommt sehr oft der Hinweis, auf einem „toten Planeten“ gebe es ohnehin keine Schulden mehr. Wohl wahr, der tote Planet wäre die noch schlimmere Alternative. Aber es ist ein falsches manipulatives „Entweder-Oder“, denn es gibt durchaus andere transparentere bzw. ehrlichere „Futterstellen“ ffür eine Handlungsfähigkeit des Staates: Höhere Steuern, härtere Bekämpfung von Steuerbetrügen oder -vermeidungen, Verschwendung oder Korruption, höhere Preise für teurer als bisher, aber dafür klimaneutral produzierte Güter, Verhaltensregeln etc. etc.

Das alles möchten natürlich viele der davon betroffenen und ihre politischen Fürsprecher gern vermeiden. Kurzfristig bequemer ist da natürlich die Staats-Schuldenerhöhung, auch für viele Konservative und in der Wirtschaft führende, besonders aber für reiche und besserverdiende, die von mehr Beiträgen verschont oder gar durch Steuersenkungen beschenkt werden und dafür dann auch gern noch mehr Staatsschulden in Kauf nehmen, zumal sie sich vor Inflation u. Negativ-Zinsen durch Betongold, Aktienpakete etc. absichern können.

Deshalb ist die vorwiegende Schuldenfinanzierung ein so fauler Kompromis. Die „Patent-Idee“ sie nie zurückzahlen zu müssen, weil man dafür ja „einfach“ immer neue Schulden aufnehmen könne, ist ganz offensichtlich der Griff zu einem Schneeballsystem bzw. einer Blase, was leider kaum jemand bewusst ist. Auch das Argument der Finanzierung durch „Wertsteigerung“ öffentlichen Vermögens ist meistens irreführend, da es ja meist nicht um langfristige Verbessserungen, sondern um Konsum oder die Verhinderung von Verschlechterungen geht und selbst echte zusätzliche Werte sich oft nicht amortisieren, wenn sie keine Netto-Einkünfte generieren. – Peter Selmke

 

In dem Artikel „Kunstfigur einer Kandidatin“ wird u.a. hehauptet, dass viele Wählerinnen und Wähler es Annalena Baerbock nicht zugetraut haben, die nächste Bundesregierung anzuführen, weil sie eine Frau sei. Die durchaus naheliegende Möglichkeit, dass Annalena Baerbock von vielen nicht gewählt wurde, weil sie im Gegensatz zu Robert Habeck bisher über keinerlei Regierungserfahrung verfügt, wird hingegen in dem Artiklel mit keinem Wort erwähnt. Für einen ZEIT-Beitrag finde ich eine derart einseitige Argumentation sehr enttäuschend, insbesondere bei so einem wichtigen Thema. – Ingo Scholz

 

In Ihrem Artikel „Kunstfigur einer Kandidatin“ klagen Sie in etwas lamoryanter Weise darüber, dass eine Kandidatin angeblich unter der „unbewußten Voreingenommenheit“ gegenüber ihrem Geschlecht leide und ihr Kompetenz deshalb nicht zugetraut wurde und Erfolg versagt blieb. Das halte ich angesichts der Geschehnisse am Wahltag und danach für eine recht abenteuerliche Wahrnehmung der Realitäten:

am 26.09. gewannen in Berlin zwei Frauen (Frau Giffey und Fau Jarasch) die Wahl, in MP siegte Frau Schwesig haushoch, durch die Wahl zum Bundestag wird eine Kanzlerin abgelöst, die nach 16-jähriger Regierungszeit weltweit höchstes Ansehen genießt. Die Partei von Frau Baerbock holte bei der Wahl das beste Ergebnis ihrer Geschichte und wird wohl bald mitregieren. Dennoch erkennen Sie nur Diskriminierung und Benachteiligung von Frauen!

Sie erwecken den Eindruck, Frau Baerbock sei unangebrachter härtester Kritik ausgesetzt, während Herr Laschet sich um seine Fehler nicht scheren müsse. Beides erscheint mir vollkommen unzutreffend zu sein. Und wie geht´s weiter? Herrn Laschets Tage dürften bald gezählt sein, Frau Baerbock wird vermutlich bald Ministerin, vielleicht sogar die erste deutsche Außenministerin. – Michael Weyand

 

Entgegen der Unterstellung der Autorin Raether: Frau Baerbock ist nicht wegen ihres Geschlechts gescheitert und war auch nie „lösungsorientiert“. Sie weiß von den konkreten Maßnahmen in Sachen „Klimaschutz“ und „Energiewende“ leider zu wenig. So nützt der von ihr gewünschte massive Ausbau von Photovoltaik ohne riesige Wasser-stoff-Speicher nichts. Deren Stromaufkommen fällt im Jahresverlauf sehr ungleich aus: 11,5 % in den Monaten Jan-Feb-Nov-Dez; 52,5 % Mai bis August. Dummerweise ist die erforderliche Stromerzeugung in den vier Wintermonate um 20 % höher als im Sommer, und weist im Winter zudem eine Abendspitze der Last (werktags teils bis 80.000 MW) aus: Bei Dunkelheit ist PV = 0!

Außerdem müsste sie etwa den (gespeicherten) Wasserstoff-Bedarf gemäß dem „tief-grünen“ Wuppertal-Institut schon für 2030 auf dem Wege zur Klimaneutralität nur von Deutschland kennen (≈ 8 – 10 Millionen Tonnen H2) und etwas Konkretes dazu sagen. Das wahre Problem der „Grünen“ ist: Wenn sie die Realität wahrnähmen, verlören sie die Fassung über die Größe des Problems, wenn sie die Realität nicht wahrnehmen, haben sie auf verständliche Fragen der Wähler keine konkreten und bis 2030 machbare Antworten. Letztlich kam im Wahlkampf die fehlende Sachkompetenz von Frau Baerbock unerbittlich zum Vorschein! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 


 

 

Leserbriefe zu „»Schmerzen wie Messerstiche«“. Gespräch mit Anna Wilken und Sylvia Mechsner geführt von Cathrin Gilbert

 

Vgl. Seite 34 der aktuellen Ausgabe. Dazu braucht man ja eigentlich nichts weiter zu sagen, oder? Sehr irritierend. Vermutlich ist der Gedanke, dass man einen Menschen aus der im weitesten Sinne Unterhaltungsbranche interviewt, Ihr Kriterium für „Unterhaltung“ – egal, ob es um die neuesten Modetrends oder um „Schmerzen wie Messerstiche“ geht. Ist denn der Inhalt eines solchen Gesprächs völlig egal für die Rubrik? – Harald Martin

 

(Siehe Inhaltsverzeichnis, Unterhaltung: Frauen … leiden …) Bislang glaubte ich, die Zeit sei ihren Leserinnen zugeneigt. Ihren Fauxpas kann ich mir nicht erklären. Für eine Erläuterung bin ich Ihnen dankbar. – Ina Lapschies

 

Wie um alles in der Welt kommt sie auf die Idee dieses Thema als „Unterhaltung“ zu klassifizierten? Was kommt als nächstes unterhaltsames? Prostatakrebs, Hirntumor,…? – Julia Spreng

 

Ich lese ihre Zeitung oft und gern. Wie passt für sie der Artikel mit der Überschrift „schmerzen wie Messerstiche „ direkt unter den großen themenbalken „Unterhaltung „. Das finde ich irgendwie daneben, der Artikel an sich ist ja völlig in Ordnung. Ich möchte mich nicht unterhalten mit schmerzgeschichten von anderen, sondern Informieren oder ggfs. Anteil nehmen. – Christian Beckers

 

Zwei wichtige Texte, aber der eine läuft unter Wissenschaft, der andere, der über „Schmerzen wie Messerstiche“ , gilt als „Unterhaltung“??? – Barbara Erbe

 

Dass Sie ein Interview über Qualen, Ängste und Therapien von Frauen die unter Endometriose leiden unter der Rubrik „Unterhaltung“ veröffentlichen, finde ich unfassbar. – Elvira Schöllhammer

 

Bitte machen Sie mir doch einmal plausibel, warum dieser Artikel in der Rubrik „Unterhaltung“ erscheint. Ich bin fassungslos. – Marion Henderkes-Reith

 

Ich bitte um Veröffentlichung des folgenden Leser/in-briefes: “ das Feministische Frauengesundheitszentrum Berlin hat schon 1991 eine Broschüre zu Endometriose herausgegeben und mit der Endometriose- Gesellschaft in London zusammengearbeitet. Eine aktuelle Broschüre zu Endometriose (und Behandlungsmöglichkeiten) ist dort erhältlich.“ – Daniela Kreh

 

Wie konnte das passieren? Der Beitrag „Schmerzen wie Messerstiche“ über Endometriose erscheint unter der Rubrik UNTERHALTUNG!!! Haben da „Alte weiße Männer“ etwas nicht verstanden? – Dr. med. Achim Diestelkamp

 

Wie kann es denn sein, dass ein derart wichtiger Artikel, der eine vernachlässigte, aber schwerwiegende Frauenkrankheit in den Blick nimmt, auf einer Seite der Rubrik „Unterhaltung“ erscheint? Gelten Frauenkrankheiten in der ZEIT nur als Gedöns? – Helga Schneider-Ludorff

 

Mit großem Interesse habe ich diesen Artikel über Endometriose gelesen. Unfassbar, wie wenig Bedeutung dieser doch offenbar weit verbreiteten Krankheit beigemessen wird, vermutlich, weil sie nur Frauen betrifft. Das Schweigen darüber muss dringend aufgebrochen werden. Ich kenne viele Frauen, mir hat noch nie eine von Endometriose erzählt, was ja eigentlich statistisch gar nicht sein kann. Also wird auf die Zähne gebissen und darüber geschwiegen. Was mich an der Seite allerdings auf ganz anderer Ebene entsetzt hat, war, dass der Artikel – warum auch immer – unter der Überschrift „Unterhaltung“ gelaufen ist. Welche unglaubliche Gedankenlosigkeit! – Gisela Ankly

 

Ich finde es- gelinde gesagt – eine Unverschämtheit, dass Sie den sehr guten und wichtigen Artikel über Endometriose unter der Rubrik „Unterhaltung“ veröffentlicht haben. Für Frauen, die unter dieser Gebärmutter Erkrankung leiden, ist das ein zusätzlicher Schlag ins Gesicht!!! – Barbara Günther

 

In ihrer Ansprache zum Tage der Deutschen Einheit hat Frau Merkel auch über die Gedankenlosigkeit bzw. Mangel an Empathie bei einigen deutschen Journalisten ge-sprochen ( Ballast). Heute lese ich den o.a. Artikel auf S.34 mit dem Untertitel: Millio-nen von Frauen in Deutschland leiden wie die Autorin unter Endometriose…Ein Ge-spräch über Qualen, Ängste und Therapien. Und in welchem Ressort erscheint der Ar-tikel? UNTERHALTUNG ! Dazu gratuliere ich Ihnen! – Helga Gediehn

 

Die Platzierung dieses Artikels in der Rubrik und damit auch mit der Überschrift „UNTERHALTUNG“, macht mich einfach nur fassungslos!!! ZEIT Ausgabe Nr. 38 Artikel:Virenfreier Wahlkampf Lieber Martin Martin Machowecz, DANKE! – Wiebke Siebenhaar

 

Lese ich richtig? Steht ein Artikel über die viele Frauen jahrelang quälende Krankheit Endometriose wirklich unter der Rubrik Unterhaltung statt bei Wissen? Ich hoffe wirklich, dass das ein Versehen ist. Sonst wäre dieser Fehler unverzeihlich. – Roswitha Dittes

 

Es ist für uns Frauen wichtig, dass über die sehr schmerzhafte, sehr belastende chronische Krankheit Endometriose berichtet wird. Zu lange wurde diese Erkrankung, die nur eine Hälfte der Menscheit betreffen kann, als solche nicht ernst-sondern als Frauenschicksal hingenommen. Ich empfinde es jedoch als nicht angemessen, dieses sehr informative, emotionale Gespräch zwischen Frau Prof. Mechsner und Frau Wilken in der Rubrik „Unterhaltung“ zu veröffentlichen. – Frauke Borchert

 

Äh, wie hat es dieser Artikel in die Rubrik „UNTERHALTUNG “ geschafft? – Pia Grubitz

 

Ein wichtiger Artikel über ein wichtiges Thema. Aber warum wird er unter der Rubrik „Unterhaltung“ und nicht unter „Wissen“ abgedruckt? Die betroffenen Frauen werden ihre Endometriose bestimmt nicht als unterhaltsam empfinden! – Martin Hoheisel

 


 

 

Leserbriefe zur Titelgeschichte „Das Leuchten der Ampel“ von Robert Pausch und Bernd Ulrich

 

Robert Pausch und Bernd Ulrich zeigen, dass Wahl- und Kulturkampf die Differenzen zwischen Grüne und FDP größer gemacht haben als sie tatsächlich sind. Nun ist die Flucht nach vorne offen. Der Fluchtpunkt: Etwas Neues, das als Synthese die vermeintlichen Gegensätze zwischen diesen beiden Parteien (und ihren Wählern) aufheben kann. Dieses Neue bietet die große Chance, sich unfallfrei der Realität zu nähern, hinter die alle Parteien langjährig immer weiter zurückgefallen waren. Alle – nicht nur SPD und die Unionsparteien – haben sich mehr oder weniger dem lähmenden und nivellierenden CDU-Mantra „Maß und Mitte“ unterworfen. Im Wahlergebnis ist mit der krachenden Niederlage für die Union und mit den drei Gewinnern SPD, Grüne und FDP der Ausgang aus Mittelmäßigkeit und Stagnation angelegt. Wenn FDP und Grüne jetzt mit Sondierungen vorangehen, so etablieren sie eine Dialektik, die auch die SPD zu einem Aufbruch zwingt (zusammen sind Grüne und FDP stärker als die SPD).

So wird verhindert, dass sich die SPD als Synthese der Gegensätze von FDP und Grünen einrichten kann, was im Ergebnis die gegebenen Herausforderungen deutlich verfehlen würde. Und so wird die Logik “ Drei ist einer zu viel“ verhindert. Zu den Herausforderungen gehört übrigens auch, die Synthese eines modernen Staatsverständnisses zu erreichen, das ohne Aufblähung Steuerungskapazität und Regulierungskompetenz des Staates auf die Höhe unserer Zeit hebt. Eine Dialektik eigener Art wäre es, wenn der marktaffine Christian Lindner mit dem BMF das etatistischste Amt erhalten würde, das die Bundesrepublik Deutschland zu bieten hat. Der Marsch durch die Institutionen braucht eine jugendliche Ungeduld, eine gewisse Verbohrtheit und den Drang, sich beweisen zu wollen. – Reinhard Koine

 

Durch Ihre journalistische Arbeit für die ZEIT begleiten und bereichern Sie mein Leben über Jahrzehnte. Ihre Geschichte in der heutigen Zeit “ Leuchten der Ampel“ lenkt meine Aufmerksamkeit auf das Phänomen, dass kulturelle Besonderheiten gegen ökologische Zielsetzungen gewandt werden. Beipiel 1: In den USA wird zum Beispiel die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen auf max 120 km/ h festgelegt, die Geldstrafen sind gnadenlos und erwischt wird jeder Sünder früher oder später. Wenn wir unsere Mobilitätskultur mit jener der Niederlande vergleichen wird klar, auf welcher Ebene wir nationale Eigenarten diskutieren müssen. 2. Bei der Diskussion der Krankenversicherungssysteme wird missachtet, dass 50% der Privatversicherten Beamte sind.

Die Privilegien, die man meint, mit der KV erwerben zu können, bezahlt also nicht der versicherte Beamte, sondern zu einem großen Teil der Staat. Die Mehrkosten lassen sich kalkulieren. Viele MDB sins Beamte. Der normale Privatpatient kann im Alter, wenn er den teuren Beiträgen ausgeliefért ist, seine Versicherung nicht verlassen und muss fü den Rest seines Lebens für den Fehler als junger Erwachsener büßen. Viele Privatpatienten vermeiden das, indem sie kurz vor Erreichen der Altersgrenze einen pro forma Job antreten und sich gesetzlich versichern, Mein Schreiben dient der Information. Ändern kann man beide Punkzte nicht. Kulturelle Unterschiede sind tief verankert. – Dr. Jürgen Onken

 

Wie von Bernd Ulrich gewohnt: toller Artikel mit interessantem Hintergrundwissen. Bitte nehmen Sie an den Koalitionsverhandlungen teil! – Hubert Auth

 

Ihr Artikel leuchtet die Situation und Stimmungslage in Deutschland gut aus, und die aufgezeigten Kompromissansätze zur Zusammenführung von FDP- und Grünenwählern weisen in eine brauchbare Richtung. Ein Punkt wird aber leider im Dunklen gelassen: Das Wachstum, das zur Finanzierung des Infrastruktur-Umbaus für eine klimaverträgliche Industrie dienen soll, kann schlechterdings mit den bislang üblichen Wirtschaftsgütern erzielt werden. Ein Zuwachs von Konsumartikeln, Wohnraum und Reisen ist nun mal mit einem Anstieg des CO2-Footprints verknüpft.

Hier müsste noch an einem Narrativ gearbeitet werden, welches einer möglichst wenig zerstörten Natur einen Wert beimisst, der die in einer Leistungsgesellschaft tradierten Statussymbole ablösen kann. Kanzlerin Merkel hat in einer Rede zum Tag der Deutschen Industrie 2013 die Frage aufgeworfen: „Womit wollen wir in Europa in Zukunft unser Geld verdienen?“. Dieser Frage ist in den letzten 8 Jahren nicht mehr ernsthaft nachgegangen worden. Ein weiterer Punkt, den die nächste Bundesregierung angehen sollte. – Uwe Apel

 

Robert Pausch und Bernd Ulrich beschreiben zwei Grundgefühle der eher gut situierten liberalen und grünen Wähler: Abstiegs-Angst und Scham «für die ökologischen Nebenwirkungen ihrer Lebensweise.» Die Begriffe Abstiegs-Angst und Lebensweise-Scham eignen sich, um die lokalen und globalen Aufgaben zu charakterisieren, die erledigt werden müssen für eine gute Zukunft.

Die Antwort der FDP und der Grünen bezüglich der Abstiegs-Angst ist Aufbruch: Erhalten des Wohlstands durch Erhalten oder Steigern der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Die Antwort bezüglich Lebensweise-Scham ist ebenfalls Aufbruch: Beseitigen der Abhängigkeit von fossiler Energie. Doch reicht das, um die lokalen und globalen Zukunfts-Probleme zu lösen? Die erste Antwort kann globale ökonomische Gräben vertiefen. Die zweite Antwort (fossile Energie) betrifft ein Problem, das nur global gelöst werden kann. Nötig wäre das Einordnen der lokalen Politik in ein globales Ziel, nämlich eine gute Zukunft für Alle. Angst und vor allem Scham sind allerdings keine gute Ausgangsposition für die Mitarbeit an einem solchen Weltbild. Vordringliches Zeil wäre daher zunächst, die Ausgangsposition zu verbessern, indem die Ursachen von Angst und Scham relativiert werden.

Zum Thema Lebensstil-Scham ein paar Feststellungen. Ursache der ökonomischen Gräben ist der technische Fortschritt, nicht nur das Anstrebens eines bestimmten Lebensstils, für das man sich schämen muss. Denn dieser Fortschritt vernichtet herkömmliche Arbeitsplätze und führt zur Kumulierung von finanziellen Mitteln. Der technische Fortschritt ist aber auch verantwortlich für die demographischen Gräben, dies indem er Unterschiede bezüglich der Geburtenraten fördert (ein Extrembeispiel ist der diesbezüglichen Unterschiede zwischen Südkorea und Nigeria). Gleichzeitig liefert er auch die Mittel für das Plündern der Ressourcen. Ein Stichwort dazu ist «Tragik der Allmend», wobei zur Allmend auch die Aufnahmekapazität der Erde für Konsum und Kopfzahl gehört.

Ein wichtiges global und lokal einsetzbares Mittel gegen lokale und globale Abstiegs-Angst (eine Ursache der Migration) ist Leistungstransfer (lokal etwas in Richtung «Bedingungsloses Grundeinkommen»). Leistungstransfer muss verbunden sein mit der Forderung nach verantwortungsvoller Elternschaft, dort wo dies nötig ist fürs Sichern des guten Zusammenlebens und der verfügbaren Ressourcen. Notwendig ist das Fördern von Perspektiven, deren Nutzung mit Nachhaltigkeit vereinbar ist und nicht die genannten Gräben vertieft.

Damit allerdings ergeben sich etliche Fragen: Wie verhalten sich die übrigen Staaten der Welt (Afrika, Asien, Amerika) zu dieser Forderung? Insbesondere, welche Perspektiven lassen sich mit Nachhaltigkeit vereinbaren? Wieweit sind diese Fragen weltweit aber auch innerhalb Europas und Deutschlands zu beantworten? Wieweit gibt es auch in Deutschland die Gefahr von wachsenden demographischen Gräben?

Bis zu einem gewissen Grad sind die Gräben akzeptabel, weil die Menschen unterschiedliche Lebensziele haben: Konzentrieren auf bestimmte Karrieren, weitgehender Konsumverzicht um weniger auf Berufseinkommen angewiesen zu sein oder um eine grosse Familie ernähren zu können. Es muss ausreichend Brücken über die Gräben geben, die das Überschreiten in zwei Richtungen ermöglichen und so Sicherheit geben. Dafür muss es allerdings Rahmenbedingungen geben, um die nötige Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Hier sind neben der Politik auch Wissenschaft und Religionen in der Verantwortung. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Die Grünen haben 14,8 %, die FDP hat 11,5 % der Wählerstimmen erreicht, das ergibt summa summarum 26,3 %, und Platz Eins! Somit dürfen sich die beiden zu recht als die Wahlsieger fühlen, und genauso führen sie sich auch auf! Der „Summa cumlaude-Preis 2021“ geht an die „Grüne-FDPartei“. Diese beiden erhalten dadurch das Vorgriffsrecht, sich erst die SPD, dann die Union zu krallen, um diese nacheinander, aber in einem monatelangen Prozess ordentlich durch die Mangel zu drehen. Sollte sich eventuell dabei herausstellen, dass irgendwie eine gewisse Regierungsfähigkeit sichtbar werden könnten, dann könnte vielleicht mit dem ersten Probelauf begonnen werden. Kommt dabei auch wieder nichts oder gar herzlich wenig heraus, dann geht´s schnurstracks zurück auf Anfang! Das Endlosspiel kann nach einer gewissen Bedenkpause, sofort wieder neu gestartet werden! – Klaus P. Jaworek

 

Eine recht nette Titelgeschichte haben Sie zu Papier gebracht, aber wie das eben so mit Geschichten ist, sie halten nicht immer unbedingt das, was sie versprechen. zunächst ist festzustellen, daß diese künftige Regierung der Art wie Sie sie beschreiben – der Einfachheit halber setze ich hier mal das Jamaika-Modell mit dem Ampel-Modell gleich – von niemand so gewählt worden ist. Es kann niemand mit so einer Regierung etwas anfangen, niemand identifiziert sich mit so einer Regierung, niemand will eben so eine Niemand-Regierung. Natürlich wird es die von Ihnen beschriebenen Formel-Kompromisse geben, die aber von niemandem in irgendeiner Form goutiert oder gar bei folgenden Wahlen honoriert werden.

Es gibt daher nur ein ganz, ganz schmales, kleines Zeitfenster von deutlich weniger Wochen als bisher gedacht, um überhaupt an derartige Koalitionen zu denken bzw. sie zu realisieren. Sie haben das Soziale leider nur ganz zum Schluß eher beiläufig erwähnt. Genau das ist jedoch der Kitt, der die Gesellschaft überhaupt noch halbwegs zusammenhält.

Wenn die beiden Schwänze also zu deutlich mit ihren jeweiligen Hunden wackeln, ist aus Frust über das ganze unappetitliche Geschachere, Gefeilsche usw und der Frust groß genug ist, durchaus eine Koalition von SPD und CSU – die beide das Soziale in ihrem Namen führen – die finale Lösung, bei der die CDU auf nätürliche Weise – wie jetzt und seit geraumer Zeit schon – von der CSU domestiziert wird. Natürlich unter Führung der SPD. Das Problem der Möchtegern-Großen Parteien von Gelb bis Grün wird somit elegant ohne Würgen gelöst. Herr Scholz und Herr Söder finden mit Sicherheit zu einander. Das ist nur eine Frage der Zeit, siehe oben. – A. Jeske

 

Danke für Ihren Titel über die vier Pontifices am 30. September! Zum aktuellen Thema des Kanzleranspruchs Otto Scholz´, das so manches SPD-Mitglied nassforsch erwähnt: Die Bundestagswahl am 3. Oktober 1976 hätte mit denselben Argumenten Helmut Kohl zum Kanzler gemacht; der »schwarze Riese« aus der Pfalz, erstmals Kanzlerkandidat der Union, konnte aber die Wahl nicht gewinnen.

Helmut Schmidt blieb Kanzler einer sozialliberalen Koalition. Die Union schaffte es vor genau 45 Jahren auf 48,6 Prozent, ihr zweitbestes Ergebnis; die SPD erzielte 42,6%, die FDP 7,9%. Von wegen: Der Stärkste stellt den Kanzler! Es geht nach der Wahl stets um Koalitionen – und um die begnadetsten Dialektiker. – Elisabeth Wickenburg

 

Ja, das permanente Politiker-Bashing durch Wähler, Medien und auch Politikerkollegen ist einer Demokratie, deren System Wahlgewinner und – verlierer systemimmanent generiert, unwürdig, ungerecht und der Menschenwürde und dem Landeswohl abträglich. Ich frage mich: Können wir uns das leisten? Stellen wir uns vor, es seien Wahlen, alle gingen hin, aber es gäbe keine Kandidaten mehr. – Uwe-Carsten Edeler

 

Was neu wird in Deutschland. Bevor man etwas einen frischen Anstrich verpasst, muss man erst Schmutz, Rost und Schimmel entfernen, sonst glänzt es nicht lange! Und genau dies wird -egal mit welcher Farbkombination- nicht geschehen! Neu werden die Stühle für die zusätzlichen Abgeordneten sein, so wie die Besetzung der Regierungsämter.

Nicht neu sein wird ein Rentensystem mit Perspektive für die jungen Manschen, ein Wahlrecht, auf dessen Grundlage die aktuelle Zahl der Abgeordneten mindestens halbiert wird. Auch marode Schulgebäude und -zimmer, Straßen und Brücken werden nicht im erforderlichen Umfang saniert und modernisiert werden. Und auch die Deutsche Bahn wird nicht so organisiert und ausgestattet, dass ein normaler Service und pünktliche Fahrten stattfinden können. Man kann diese Liste noch endlos fortsetzten, aber das wäre wohl zu konkret. Da ist es schon „besser“ wenn man einfach „drüber pinselt“, egal mit welcher Farbkombination! – Gerd Würfel

 

Ich bin seit kurzem Abonnent der gedruckten Ausgabe der Zeit. Die beiden Psychogramme über die Wähler der Grünen und der FDP in der Titelgeschichte vom 30. September („Das Leuchten der Ampel“, S. 4 und 5) enttäuschen mich, weil auf keinerlei Belege verwiesen wird. Mag sein, dass die Psychogramme zutreffen. Aber ebenso gut könnten die beiden Autoren sie sich auch bloß aus den Fingern gesaugt haben. Ich sehe keinen Grund, diese Psychogramme in mein politisches Weltbild einzubauen. Ich habe die Zeit nicht abonniert, um solche nicht fundierten Texte zu lesen. – Franz Meier

 

Brillant formuliert wie immer, wenn Bernd Ulrichund Robert Pausch schreiben. Ich glaube allerdings, dass es bei den Wählern der Grünen nicht das Gewissen ist, das „die eigenen Interessen transzendiert“. Im Gegensatz zu vielen FDP-Wählern, die ih.ren persönlichen Erfolg allein oder überwiegend der eigenen Leistung zuschreiben, erkennen viele Anhänger derl Grünen, dass sie ihre Privilegien und ihren Wohlstand überwiegend dem GLÜCK oder dem SCHICKSAL verdanken. Das fängt mit Geburt und Herkunft an (im Extremfall Blankenese oder Township in S.A.) und geht mit den Genen weiter (Charakter, Intelligenz und Aussehen).

Deshalb sind ihnen die Privilegien nicht peinlich sondern Dankbarkeit und Gemeinsinn sind die Motive, die viele (mich zum Beispiel) dazu bewegen, für weniger Ungerechtigkeit zu stimmen, und – wenn es die Grünen ernst meinen – etwas mehr von ihrem Wohlstand abzugeben. (Gerechtigkeit gibt es nur in der Theorie) Für die Grünen spricht ferner die im Ansatz bessere Politik zur Abwendung der Klimakatastrophe; aber nur wenn den hehren Worten Taten folgen. Die von den (so genannten) Liberalen propagierte Entkarbonisierung durch Innovation und die oft vergeblich bemühten Selbstheilungskräfte der Wirtschaft werden da nicht reichen (siehe auch „freie Fahrt für frei Bürger“). – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbriefe zu „Und was wird aus mir?“ von Mariam Lau

 

„ Nicht Laschet sondern Merkel hat die Wahl verloren „ Die Vorhersagen in den Medien für die Wahl am 26.9.21 sind nun voll eingetreten. Die CDU ist fertig und zer-stritten. Der Streit wird aber nicht hinter verschlossenen Türen sondern auf offener Bühne ausgetragen. Das ist kein Ruhmesblatt für die langjährige Vorsitzende Angela Merkel, die im Hintergrund bis zuletzt 16 Jahre lang die Fäden gesponnen hat. Nun steht aber Armin Laschet als alleiniger Sündenbock im Feuer der Kritik. Die Wahl hat nicht Armin Laschet verloren- er ist nur das vorgeschobene Bauernopfer der CDU.

Das Wahl-Desaster der CDU ist die Folge der langjährigen Politik von Merkel – nur sie ist dafür wirklich verantwortlich. Sie hat gerne in der Welt gepunktet – aber nicht bei den Menschen in Deutschland, von denen sie gewählt wurde. Hier in Deutschland liegen ihre großen Versäumnisse, die sich vor allem in der Spaltung der Menschen von Ost und West nach 30 Jahren offen zeigen. Sie hat immer nur reagiert und anstehende Probleme gelöst aber nicht ausreichend vorausschauend agiert. Das hat nicht gereicht , führte zum schleichenden Stillstand auf viele Gebieten und hat Deutschland von sei-ner Spitzenposition in das Mittelmaß geführt. Kleine Nachbarländer in Skandinavien haben Deutschland in dieser Zeit deutlich überholt.

Noch schlimmer ist hierbei eine inzwischen wieder gespaltene Gesellschaft im vereinigten Deutschland. In Ostdeutsch-land wandern enttäuschte Wähler deshalb von der CDU zur AFD , wie es das Wahler-gebnis in den ostdeutschen Ländern jetzt schonungslos offen legt. Die AFD ist in eini-gen Bundesländern stärker als die CDU und stärkste Partei. Statt diese Entwicklung als ein Warnsignal und Eingeständnis von eigenen politischen Fehlern anzuerkennen, werden die vielen AFD- Wähler für ihren politischen Protest als Rechtsradikale verun-glimpft. Solange dies weiter praktiziert wird und die regierenden Parteien diese von der Politik enttäuschten Menschen wegen ihrer AFD-Nähe ausgrenzen, verschärfen sich die Fronten zwischen den handelnden Politikern und den Menschen in Deutsch-land weiter.

Aus dieser Sackgasse kann nur ein politisches Umdenken in einem ehrli-chen Dialog herausführen. Dies geht auch nur mit einer Politik, die viel mehr als bisher ihre ganze Kraft vorrangig auf Deutschland für mehr zufriedenen Menschen einsetzt und sich nicht weit ab irgendwo in der Welt aufreibt. Deutschland ist während der po-litischen Führung unter Merkel inzwischen zu einer großen Baustelle geworden – das erleben die Menschen jeden Tag und vielerorts an vielen Beispielen. Die Prioritäten für eine neue Regierung müssen sich deshalb wieder viel mehr als bisher auf die Überwindung der überall sichtbar gewordenen inneren Probleme des gespaltenen Deutschland richten – so wie es das aktuelle Wahlergebnis den Regierenden sehr deut-lich offen legt.

Politiker sollen endlich für ihre Fehler gerade stehen, so wie jeder Bür-ger in seinem Beruf auch. Es gab genügend schwer wiegende politische Pannen- auch mit Verschwendung von enormen Steuergeldern – aber keine Reaktion der Bundes-kanzlerin, worauf die enttäuschten Menschen aber gewartet haben. So kann sich auch nichts bessern. Die Menschen erwarten deshalb hörbare Signale der Parteien in einem neuen Regierungsprogramm – auch mit Konsequenzen. – Dr.-Ing. Johannes Liebermann

 

Das Verhalten von Laschet und vielen CDU/CSU-Politikern gegenüber dem Wahlergebnis von letztem Sonntag, ist ein fürchterliches Signal an die Bürger dieses Landes, welches der Lüge und einem unsittlichen Verhalten Auftrieb gibt – es beinhaltet sogar die widerlichen Züge einer AFD-Politik. Meiner Meinung nach verstößt dieses Gebaren auch gegen die Rechtsordnung unseres Landes: Es verdreht eindeutig die Wahrheit und lässt der Lüge freies Spiel. Trump lässt grüssen… Dagegen MUSS man klar Stellung beziehen!!! – peter laves

 

Schuld hat nicht nur Armin Laschet. Die ganzen Großkopferten von Merz, Spahn, Roetgen, Schäuble, Strobl, Kramp-Karrenbauer, Hans, Günther und Bouffier sind schuldig. Zu 100 Prozent. Schuldig daran, dass sie ihre Machtinteressen höher als das Wohl der Gesamtpartei eingestuft haben. Das Laschet versuchte, den Obermerkel zu spielen, das war seine intellektuelle fehlsienschätzung der Lage. Die Mehrheit im Land hatte genug von „Mutti“ und wollte nun nicht den „Papi“ als Ersatz. Keiner von den Genannten verspricht Beserung für die Zukinft.

Die hellen Kerzen auf der Torte, Carsten Linnemann, der Görlitzer Michael Kretschmer und der sachsen-anhaltinische Rainer Haseloff müsssen nun versuchen, diesen alten Tross zur Bedeutungslosigkeit zu verdammen. Denn sonst geht das ganze Speil immer weiter. Wenn ich nur die Pferde wechsele, aber das Gespann und den alten Wagen weiter verwende, dann ändert sich nichts. – Dr. Detlef Rilling

 

Wer in der Branche der Erneuerbaren durch das Wirken (deckeln, verzögern, schikanieren, 10H in Bayern) der CDU/CSU seinen Arbeitsplatz verloren hat, denkt dabei sicherlich – ausser an die Akteure in Wirtschafts- und Innenministerium – auch an Herrn Laschet, denn der war in NRW voll dabei ! Empörend ist, dass sich in der CDU/CSU niemand klar macht, dass die CDU/CSU hier über Jahre ihre angeblich eigene Klientel (Mittelstand und kleine Unternehmer in Bürgerenergieprojekten) ge-und enttäuscht hat. – Dr. Dirk Bade

 

Im Tierreich wird der Verlierer häufig ausgesetzt oder gar getötet: Christlich ist das nicht. Armin Laschet hat gekämpft, so gut er konnte – zuletzt wirkte er ziemlich einsam auf mich. All die, die nun finden, sie hätten es besser gemacht, hatte man nicht gewollt: Sie sollten sich fragen, warum. In Deutschland wählen wir keinen Kanzler; wir wählen Abgeordnete und eine Partei, die ein Programm zum Wohle Deutschlands transportieren sollte. All das spielte in diesem Wahlkampf kaum eine Rolle.

Stattdessen erlebten wir eine twittermäßige Aufgeregtheit der Medien, deren Angehörige sich nur zu oft als Kanzlermacher oder -vernichter aufspielten, dadurch verunsicherte Kandidaten… Einer blieb übrig, an dem jede Kritik abperlt: Ist das ein Gütekriterium? Es wäre gut, wenn wir wieder auf den Boden unserer unaufgeregten parlamentarischen Demokratie zurückkehrten. – Dr. Ursula Augener

 

Geht es nach dem Wählerwillen, dann sind knapp 50 Prozent für ein Weiterso mit der GroKo. SPD und Union lechzen doch nach Runderneuerung, also lasst doch mal den Olaf „Kanzlerin“ spielen, das wäre Runderneuerung genug! Der Armin geht freiwillig zurück in die Wüste nach Düsseldorf, und Angela Merkel steht der GroKo, als Beraterin zur Seite. „Wärst du doch in Düsseldorf geblieben“ sang schon im Jahr 1968 die Schlagerschängerin Dorthe (Kollo), und hatte damit einen Riesenhit in Deutschland und aus heutiger Sicht sogar schon wieder recht mit dieser gewagten These! – Klaus P. Jaworek

 

Das Ende einer langen Laufbahn von Armin Laschet bei der CDU in der Politik: Gut gepolsterte Hinterbank im Bundestag. Damit er beschäftigt wird, evtl. der Vorsitz in dem Ausschuss für Heimat, um den Kontakt zu seiner früheren Büh-ne NRW nicht ganz zu verlieren ? – Hartmut Wagener

 

Ich bin mir nicht sicher, ob das Wort „unterphilosophiert“ von Herrn Röttgen stammt oder ihm von Frau Lau in den Mund gelegt wurde. Jedenfalls war für jeden offensichtlich, dass im Gegensatz zu Herrn Röttgen weder Herr Laschet noch Herr Söder über ein kohärentes Konzept zur Bewältigung der anstehenden Herausforderungen verfügten. Herr Merz mag eine Art Konzept gehabt haben, welches aber eher an einen Faustkeil erinnerte und daher berechtigte Zweifel an seiner Eignung für das Amt des Bundeskanzlers erweckte.

Grotestk und beunruhigend sind auch die internen Mechanismen, welche innerhalb der vermeintlich letzten großen Volkspartei zwei ideenlose Personen in´s Finale um die Kanzlerkandidatur befördert haben und von diesen den eindeutig aussichtsloseren „gewinnen“ ließen. Die CDU sollte also nicht nur über Inhalte nachdenken sondern auch den Prozess der Kandidatenkür reflektieren. – Dr. Christian Voll

 


 

 

Leserbriefe zu „Was rauchen unsere Kinder da für Zeug?“ von Alard von Kittlitz

 

Ich finde es enttäuschend, dass im Artikel „Was rauchen unsere Kinder da für Zeug?“ zwar groß und breit die Probleme analysiert werden, aber der Elefant im Raum nicht angesprochen wird: die Legalisierung von Cannabis. Damit hat der Beitrag nicht mehr Schlagkraft als die Drogenpolitik der Union: „Cannabis ist kein Brokkoli“. Dass ein Verbot die dargelegten Probleme nicht zu lösen vermag, haben die letzten Jahre gezeigt. Nur ein staatlich kontrollierter Verkauf schafft es, den Konsum sicher zu machen und dem Jugendschutz gerecht zu werden. – Elias Zeltner

 

Ich danke Herrn von Kittlitz von ganzem Herzen für seinen erhellenden Beitrag, der den (nicht nur in den Sondierungsgesprächen verharmlosten) Cannabiskonsum hoffentlich endlich von seinem supercoolen Podest holen wird. Gras kann eben doch abhängig, krank und dumm machen. Der Text sollte für sämtliche Mittelstufenklassen zur Pflichtlektüre werden, ehe sie sich daran machen, ihre Hirnrinde auszudünnen. – Anja Gerstberger

 

Vielen Dank für diesen informativen Beitrag. Endlich Mal ein Artikel, der den Cannabisgebrauch nicht verharmlost, sondern auch wissenschaftlich belegbare Auswirkungen des Konsums aufzeigt. Man beachte die Aussage zu verstärkt auftretende Psychosen, die das Leben des Betreffenden und seines oder ihres sozialen Umfeldes schwer belasten. Es wäre wünschenswert die Suchtberatungsstellen würden neben der Aufklärung vom sicheren Umgang mit Drogen den Aspekt der fatalen negativen Auswirkungen betonen. Überdies sollte von verantwortlichen Politikern eben nicht die Freigabe von Cannabisgebrauch gefördert werden. Es sei den man sucht zukünftige Wählerstimmen. – Susanne Knötschke

 

Vielen Dank für diesen wichtigen Artikel zum Cannabisrauchen und seine Gefahren im Hier & Jetzt. Der Artikel mit der Studie der Wissenszeitschrift Jana Psychiatrry vom Juni 2021, hat mich aufgerüttelt. Wissen das die Verantwortlichen in unserem Gesundheitswesen? Liebe Frau Senatorin Claudia Bernhard! In dieser Langzeitstudie wurde die Gefährlichkeit für die Gesundheit von Cannabis-Kiffern aufgezeigt: CBD Gras wurde mit chemischen Stoffen behandelt, führt dadurch zu erhöhter psychischer Toxizität. Bei regelmäßigem Konsum kommt es zur Ausdünnung der Hirnrinde im präfrontalen Kortex – jene Hirnregion die maßgeblich an Impulskontrolle, Planen, Problemlösen, Priorisieren und Fokussieren beteiligt ist. Je mehr gekifft wurde, desto stärker die Ausdünnung der Hirnrinde. Fakt: Wenn wir nicht ein Heer von lebensunfähigen Menschen heranwachsen sehen wollen, heißt das jetzt umdenken und das Drogen-Produkt apothekenpflichtig zu machen.

Die Epedemie der Chemiegrasverkäufe bundesweit, die diese Abhängigkeitsentwicklung zum Konsum verursacht, dazu die Leiden durch den Konsum,wie Schwindel, Herzrasen, Panikattacken, Krämpfe und Psychosen scheinen an unserem Gesundheitsminister und dem Robert Koch-Institut spurlos vorübergegangen zu sein. Höchste Zeit aufzuwachen, die Droge unter die ärztliche Kontrolle zu bringen, um Todesfälle und Langzeit-Geschädigte zu vermeiden, die unser Gesundheits-und Sozialsystem belasten. Originaltext in der ZEIT: Da die Käufer der frei verkäuflichen Ware nicht mehr wissen können, was sie genau erstanden haben. Sie haben keine Ahnung, was sie da gleich inhalieren werden und was das dann mit ihnen macht. Wir bitten um Handlungsschritte und Aufklärung der Bevölkerung Deutschlands. – Doris De Cruz

 

Mit Bedauern habe ich Ihren leicht tendenziösen Artikel „Was rauchen unsere Kinder da für Zeug?“ zur Kenntnis genommen. Sie weisen zwar explizit darauf hin, dass Ihr Beitrag nicht im Bezug zur politischen Liberalisierungsdebatte steht. Jedoch legt die Auswahl der von Ihnen vorgebrachten Studien, die von Ihnen genannten Expert*innenstimmen und insbesondere der bewusst angstmachende Fokus auf Kinder als gefährdete Konsument*innen nahe, dass Sie eine konservative (Verbots-)Stimme in die Debatte einbringen möchten.

Dabei scheinen Sie nicht zu bemerken, dass Ihre breit ausgerollte Argumentation die zentrale Forderung vernünftiger Liberalisierungsbefürworter begründet. Keine Legalisierungs-Verfechterin möchte Jugendliche auf der Straße sehen, die von Dealer*innen verkaufte synthetische Cannabinoide konsumieren. Gerade deswegen wird ja eine kontrollierte und somit transparente Abgabe an Konsument*innen ab 21 Jahren gefordert. Mögliche Risiken einer solchen rechtlichen Rahmenbedingung werden ja, wie Sie zurecht erwähnen, auch bei Alkohol (und Nikotin) durch die Gesellschaft getragen. Falls Sie eigentlich ebenfalls zu den Befürworter*innen gehören, ist Ihnen mit diesem Artikel eine tolle journalistische Finte gelungen – Chapeau! – Dr. Daniel Hammer

 

Dieser sehr klar geschriebene und in seiner Substanz sehr einleuchtende Artikel greift ein Thema auf, das sehr gerne unter den Tisch gekehrt wird. Cannabis ist bei weitem nicht die harmlose Hippiedroge, high sein, frei sein, ein bißchen Haschisch muss dabei sein, die wir Älteren gerne auch nostalgisch verklären. Erstens werden die Konsumenten immer jünger und so greift die Droge tiefer in das sich verändernde Gehirn der Pubertierenden ein.

Zweitens wird sie immer stärker und macht schlicht dumpfer. Drittens weiß man beim besten Willen nicht mehr, welchen synthetischen Scheiß man sich da ins Hirn ballert. Der Artikel sollte Grundlage einer umfassenden Kampagne sein, um die Präventionsdebatte z.B. in Schulen zu führen. Ich bin allen existierenden und längst abgedankten Göttern dankbar, dass unser Sohn die durch Cannabis vielleicht nicht hervorgerufene, sicher aber verstärkte Depression überwunden hat. Es wäre wünschenswert, wenn die Debatte sehr viel weiter in die Gesellschaft hineingetragen würde. – Dieter Schöneborn

 

Ende der 60er bis Anfang der 70er Jahre habe ich zunächst gelegentlich, dann ziemlich regelmäßig THC-haltige Substanzen zu mir genommen. Immerhin habe ich erst mit Mitte zwanzig damit angefangen. Schäden davon sind mir nicht geblieben, aber ganz unproblematisch war das damals auch nicht immer. Qualität und Maß waren und sind da wohl ausschlaggebend. Und dem heute in Umlauf gebrachten Zeug sollte man nicht vorbehaltlos vertrauen.

Mehr als 20 Jahre nach diesen Erfahrungen wollte ich noch mal wissen, wie ich wohl auf THC reagiere. Ich weiß nicht mehr, wie ich das Stückchen Haschisch konsumierte, jedenfalls ging ich an meinem damaligen Wohnort durch ein längeres Stück Schrebergarten zum Einkaufen, als die mir bekannte Wirkung einsetzte. Orientierungsprobleme hatte ich nicht, aber blitzartig kam mir in den Sinn, dass die eingetretene Wahrnehmung und entsprechende Phantasien und Gedanken gar nicht auf meinem eigenen Vermögen, sondern auf der Wirkung dieses Zeugs beruhten. Und das hat mich in der sowieso schon getroffenen Einstellung bestätigt, endgültig die Finger davon zu lassen. – Christoph Müller-Luckwald

 


 

 

Leserbriefe zu „Was heißt hier rot?“ von Peter Dausend

 

Die Antwort kann nur Grün/Gelb lauten: Zusammen kommen sie auf mehr Stimmen als Rot, so daß einem Kanzler Habeck nichts im Wege steht! Scholz darf als kleinerer Koalitionspartner wie bisher den Vizekanzler stellen und Lindner gibt den unruhigen „Söder“ in der neuen Union mit den Grünen! – Hans Hardenberg

 

„Es geht auch… ohne … Rechtspopulismus“. Was ist denn das ? Wie kommen Sie dazu ? Wo fängt es an, wo wird‘s ernst – und: wer entscheidet das alles eigentlich ? Das ist für mein Empfinden in diesem Zusammenhang nur eine im Vagen belassene, üble Diffamierung, die den Diskurs vergiftet! – Dr.R.Patschan

 

Beide Autoren bemühen in Ihrem Kommentar das Wort vom „ Aufbruch“ ! Diese als Experten der aktuellen Zeitläufte mögen ja so einiges von den Aufgaben und Zielsetzungen der möglicherweise beteiligten Parteien in der kommenden Regierung ansprechen oder plausibel machen ; aber wo bleibt die realistische Einschätzung dessen was diese Vokabel AUFBRUCH betrifft ? Ist es doch legitim , daß unsere Öffentlichkeitsarbeiter so manches hinterfragen um ein besseres Verständnis für die Zukunft abzuleiten. Was verstehe man unter Aufbruch , wenn z. B. Geld fürs Abwracken von nur einem AKW – das in Greifswald-Lublin- x-Milliarden bis in die 40er Jahre dieses JHdt. beanspruchen wird – von den restlichen AKW´s garnicht zu sprechen – das scheint mir mehr als Abbruch denn als Aufbruch !

Dieses Geld , diesen sinnlosen Aufwand könnte man gut und gern in Zukunftsprojekte investieren die abgesehen von CO2 freier Energietechnik generell der Wissenschaft zu Gute käme. Das Fixieren auf ein klimaneutrales Deutschland , dem Umkrempeln ganzer Industrien , dem ungewissen wirtschaftlichen Konsequenzen , den nicht abzuschätzenden Kosten , nur um einen imaginären Temperaturanstieg auf +2° zu begrenzen ; und das von Deutschland als sozusagen vorbildlichen Weltmusterknaben .

Mag ja sein, daß nun eine neue Regierung dieses Ziel unbeirrt weiter treibt , aber unbestritten ist Vieles nicht zu Ende gedacht und alle gewünschten Ergebnisse völlig im Nebel . Wer wird sich dieser Tatsache annehmen – sollten es doch unsere unvoreingenommen Beobachter , Medienleute sein die gewiss objektives Expertenwissen recherieren können. Der Horizont von Politikern reicht nur bis zur nächsten Wahl und oft versackt der Aufbruch bis zum neuen Termin ; und was die kommenden Fragen angehen , befürchte ich : Es folgt dem Aufbruch der ABBRUCH .

Noch eine Bemerkung zum Wahlerfolg der SPD : Deren Freude mag groß , aber sie ist kein Garant für künftige Erfolge : Die 10 % an Neuwählern sind keine Überzeugungstreue sondern eher Wechselwähler jener Kategorie aus dem Lager der Unzufriedenen und Sucher nach neuen Anwälten die ihren Hoffnungen beistehen. Wenn die SPD , oder auch jede andere Partei Ihre Versprechungen nicht einhalten kann , werden diese Leute schnell von der Fahne laufen ! Man stelle sich z. B. vor , wenn der Spritpreis oder andere Bedürfnisse der Alltäglichkeit durch die Decke stürzen ?

Hat man nicht vor knapp einem Jahr eine mögliche überschießende Inflationsmarke in Abrede gestellt und noch im Frühjahr vom alsbaldigen Aufschwung infolge des Nachholdbedarfs verkündet ? Jetzt kostet der Liter Heizöl fast 90% mehr als damals ; die Stromkosten in Deutschland die teuersten in Europa – was juckt die normalen Menschen diese allseits beschworene „Erhitzung des Planeten“ – deren eifrigste Verkünder 16 jährigen Pipi-Mädchen ,instrumentalisiert von gewissenlosen Publik – Relation-Strategen — die sorgen gewiss für den ABBRUCH – für den Abbruch eines Industrielandes . Alles was diese GRÜNEN und deren angehauchten Nachläufer auf der Agenda , wird das teuerste Projekt de s 21 Jahrhunderts – alle wohlmeinenden Investitionen sind ein Blankoscheck dessen Gläubiger den erhofften Ertrag nie erleben werden .

Das eigentliche Problem , was immer ausserhalb der Debatte und Focus , ist die künftige weltweite demographische Entwicklung ! Von absehbaren 11 Milliarden Menschen bis 2080 möchte gewiss die Mehrzahl ohne Hunger im Bauch mit einen Dach übern Kopf ihre hinlängliche Bedürfnisse garantiert erhoffen. Und das KOSTET – mehr als der Abriss von 20 AKW`s . Erörtern Sie bitte diese so schönen Zukunfts –Perspektiven … dann könnte man die Elite der Informationsgeber mit ihrer Professionalität und analytischen Vermögen ernst nehmen ! – Klaus Schindler

 

Es ist keine wage Erinnerung, dass die SPD nach der vorletzten Wahl 2013 ob ihres Absturzes in Sack und Asche ging. Dabei war ihr damaliges Ergebnis besser als dieses. Angesichts der jetzigen Euphorisierung muss man wie damals befürchten, dass es wieder nicht um Politik für das Land gehen wird, sondern um „das Anti-Establishment der Partei zum Establishment“ zu machen und mit der Unterstützung einer fatal unfähigen CDU weiteren linken Schaden zu verhindern. Nach Merkel geht’s nun anders herum. Nicht die Sozialdemokratisierung der CDU, sondern eine Christdemokratisierung der SPD. – Jürgen Dressler

 

Das die SPD mit Olaf Scholz eine möglichen Kanzlerkandidaten hat, ist schon überraschend genug. Im Wahlkampf hat er nichts als leere Phrasen zum Besten gegeben. Allen konkreten Fragen ist er mit schwammingen, nichtssagenden Ausführungen begegnet. Während der aufgehübschte Lebenslauf von Frau Baerbock anscheinend ein relevantes (wenn ich nichts habe, mache ich das unwichtige wichtig) Kriterium im Wahlkampf war, ist die weitaus bedeutendere Rolle des Finanzministers im „cum-ex-skandal“ nicht weiter verfolgt worden. Ich möchte nicht von einem Kanzler regiert werden, der dem deutschen Steuerzahler Milliarden-Verluste, wieder besseren Wissens zugemutet hat. Es war schon lange vor dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts dazu möglich diesen Diebstahl einzuschränken. Das europäische Ausland hat das auch getan.

Warum Herr Scholz das nicht getan hat, wäre schon mehr als eine Erklärung wert. Zu klären wäre da auch, inwieweit er persönlich davon profitiert hat oder profitieren wird? Das er die Kontinuität der Regierung Merkel (die in ihrer Regierungszeit mangels Ideen den Deutschen nichts zugemutet hat) fortführen wird scheinen viele Wähler zu hoffen, dass das nicht passieren kann dafür werden hoffentlich FDP und Bündnis 90/Die Grünen sorgen. Es bleibt zu hoffen, das Herr Scholz seinen SPD-Vorgängern in der Kanzlerschaft folgt, die alle vorzeitig aus dem Amt ausgeschieden sind. Wenn sich die Wählerschaft der Zumutungen durch SPD-Kanzler erinnert hätte (Hartz IV, etc.) weiss man warum die SPD noch Wochen vor der Wahl bei nur 14-15 % war. Die SPD hat nur vom Wechselwillen der Wähler profitiert, mit eigenem Profil hat das nichts zu tun.

Wenn jetzt jemand auf den Gedanken kommt, mit Markus Söder als Kanzlerkandidat wäre das nicht passiert. Dem kann nur entgegnet werden: jeder CSU Kanzlerkandidat hat einer SPD Regierung den Wahlsieg beschert (sowohl F.J. Strauß, als auch Edmund Stoiber waren erfolglos). Einem Markus Söder wäre es nicht besser ergangen. Für 15 Bundesländer ist jeder anstatt Bayern das kleinere Übel. Ich bin gespannt ob und wie lange es der mögliche Kanzler Scholz schafft. – Heinrich Behre

 

Ich glaube fast, dass sich Olaf Scholz bei der Partnerwahl längst entschieden hat. Er lässt diese doch sehr naive agiernde „gelbgrüne Verzockerbande“ noch eine Weile vor sich hin verzogen, um dann (s)eine neualte Liaison mit der Union, mit ihm an der Spitze, wieder auferstehen zu lassen. Nur mit einem genussvollen Vorspiel ist auch ein starker Höhepunkt möglich, aber nicht mit einem „Endlos-was-wäre-wenn-herumalbern“, ala Gelb-Grün bis hin zum Sankt Nimmerleinstag und vielleicht sogar noch darüber hinaus! Aber, wie gesagt, glauben heißt im Endeffekt: „Was genaues weiß man nicht“! – Klaus P. Jaworek

 

Der Vizekanzler mit der Merkel Raute, Olaf Scholz und/oder der Merkel-Imitator Armin Laschet? Sie, genauer ihre Parteien, trennen nunmehr nach der Wahl 1,6 Prozentpunkte und 10 Sitze zu Gunsten der SPD im neuen Parlament. Vor allem aber haben rund 75 % der Deutschen weder der Einen noch der anderen Seite ihre Stimme also ihr Vertrauen „geschenkt“. Von den „Königsmachern“ mit 14,8 % für die Grünen und 11,5 % für die FDP somit 26,3 % ganz zu schweigen. Also haben die Wählerinnen und Wähler einen Auftrag zum Politikwechsel erteilt? Nach dem Motto: „Lieber mitregieren als gar nicht regieren“! Richtig ist: Es muss endlich eine Politikwechsel erfolgen. Aber wann hat die heutige SPD ihre Sozialdemokratische DNA verloren? Viel schlimmer: Wann hat die CDU/CSU ihre Stammwählerschaft verloren?

Daher wird wohl die sogenannte „Ampelkoalition“ die Weichen stellen und Zug (für die nächsten vier Jahre?) auf das hoffentlich richtige Gleis stellen. Es muss endlich Neues angepackt und in reale Politik für den der den Cappuccino serviert und endlich auch für alle Abgehängten kommen. Was mit der FDP im Bordbistro an der Kasse nicht einfach werden wird. Programme vor der Wahl und Realpolitik im Alltag sind zwei Paar Schuhe. Uns allen Arm und Reich, Alt und Jung ist zu wünschen, dass die vielzitierte „Visionen“ des letzten großen Sozialdemokraten: Helmut Schmidt, auch ohne einen Arztbesuch, Wirklichkeit werden. – Felix Bicker

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie viel Langeweile verträgt die Politik?“ Streit von Eva Menasse, Christian Thielemann und Heinrich August Winkler

 

Herr Thielemann, Frau Menasse und Ihr Redakteur argumentieren in den engen Bah-nen des politischen Adabei. Herr Winkler weiss, worauf es ankommt: Erfahrung, Über-blick, die Ziele umsichtig zu erreichen, ohne dabei das Tempo herunterzufahren. Die Dame und der Herr Künstler* reden von Charisma, einer Prise Salz oder Chili und nennen den von mir hochverehrten Herrn Brandt. Sie haben wohl vergessen, dass die-ser 3 Mal antreten musste und von Herrn Adenauer mit … alias Frahm herunterge-macht wurde.

Die Mehrheit, ich gehöre dazu, wünscht sich Herrn Scholz als Kanzler. Hören Sie auf, ihn oder die SPD als langweilig zu bezeichnen. Ich las: die SPD-Fraktion hat 42% Frauenanteil, etwa 10% Migrationsanteil und eine grosse Anzahl jüngerer Abgeordnete. Im übrigen hat Herr Scholz mit dem Finanzministerium das Volk und die Wirtschaft in guten und schlechten Zeiten zielorientiert und effektiv über die Runden gebracht. – Helmut Morsbach

 

Wieviel Langeweile verträgt das Land? müsste die Frage lauten. Die Politik verträgt viel Langeweile. Siehe nur die SPD-Vorsitzenden, zahllose farblose Funktionäre, Hinter-bänkler oder auch ein FDP-Lindner. Der saß in der Elefantenrunde wie schlaff gelang-weilt da, anstatt über die Chance des „Züngleins an der Waage“ vom Sitz zu springen vor Siegestaumel. Überhaupt keine und keiner der siegreichen Elefantinnen und Ele-fanten hatte so was wie eine Emotion. Der Sieger Olaf Scholz schon gar nicht. Im trau-erschwarzen Look fabulierte er so dröge staatstragend wie in den Triells. Schol-zism sagen die Engländer dazu.

Das sollen wir nach 16 Jahren Merkel-Langeweile vier Jahre lang ertragen? Mir wäre der lachende Laschet allemal lieber, weil Humor ist, wenn man trotzdem lacht, und ein Feind der Langeweile. Trotz der alles weg-schwemmmenden Ahr-Flut, weil das den eh verzweifelten Leuten besser heraushilft als ein zerknautscht dreinblickender Kanzlerkandidat. Weine mit den Weinenden, lache mit den Lachenden – der Mann aus dem rheinisch-fröhlichen Düsseldorf ist der, der auch noch im Untergang Humor an den Tag legt. Obwohl ihm das Lachen gerade im Hals stecken bleibt. Langweilig wird´s uns mit dem jedenfalls nicht werden. – Axel Spellenberg

 

Das ausführliche Interview mit drei prominenten Vertretern der finkultur (schwedisch für Kulturelite) springt zwischen Gleichgültigkeit der Wohlsituierten, angemaßtem Expertentum und überbewerteten Petitessen hin und her. Einig scheint man sich darin zu sein, dass politische Führung ohne Erfahrung und Authentizität kein Vertrauen schafft. Während sich die drei Diskutanten zu Scholz (ohne Konturen) und Baerbock (schöner Schein) weit vorwagen, wird nicht wirklich deutlich, wie Laschet einzuordnen ist. Gern trage ich folgendes nach: „Armin sagt, es stimme, ihm fehle die klare Stimme, er sänge gern im Chor, aber nicht vor. Jedoch denkt er schon weiter: Er würde gern Chorleiter. Da brauche man nur ne Partitur.“ – Johannes Kettlack

 

Wer – um Himmels willen – hat denn Herrn Thielemann diesem Gesprächskreis hinzugefügt? Und warum? Besser: Was hat man sich davon erhofft? Ist es etwa, weil er von Berufs wegen eine Horde Musikerinnen und Musiker leitet? Geht es um erwartete oder suggerierte Parallelen zum „Dirigenten“ einer Regierungsmannschaft? Spätestens die Qualität der Antworten sollte ernüchtern: „Jaja! Jeder quatscht mit!“ – „Ja, schrecklich!“ – „Jaha! – „…muss auch ein guter Politiker ein klein wenig Verführer sein…“ – „Ich sehe gerade niemanden mit dem Chili-Döschen“. Übertreibe ich, wenn ich die Redebeiträge des Dirigenten, der „mit einigen der besten Orchester der Welt gearbeitet“ hat, peinlich finde? – Johannes Cuypers

 

Wie viel Langeweile verträgt die Politik? Wer kam auf diese unsägliche Idee, Christian Thielemann zu diesem Gespräch einzuladen. Er, welcher vor 30 Jahren schon aufgefallen für seine Begeisterung für den „Alten Fritz“, wünscht sich einen „charismatischen Führer“. Wie konnte der „Zeit“ so ein Mißgeschick passieren. – Martin Hueber

 

In dem von Ihnen veröffentlichten Streitgespräch zwischen Eva Menasse, Heinrich August Winkler und Christian Thielemann stellen Sie die Frage, ob es ein Problem sei, dass der nächste Kanzler „erneut kein großer Charismatiker sein wird“. In meinen Augen entbehrt diese Frage jeglicher Relevanz. Charisma ist eine vollkommen überschätzte Eigenschaft. Wie auch im Gespräch kurz zur Sprache kommt, kann jeder Verbrecher und jeder Hohlkopf Charisma besitzen, wir brauchen da gar keine Namen zu nennen, die sind allseits bekannt.

Was ein Politiker oder eine Politikerin braucht, ist jedoch Format. Format äußert sich in Entscheidungen und Handlungen, Charisma erschöpft sich im schönen Schein. Format bewies zum Beispiel Angela Merkel als sie entschied, leidenden Menschen beizustehen, Format bewies zum Beispiel Willy Brandt durch seinen Kniefall (und nicht durch seine Aura aus Depression und Alkohol – was daran übrigens bezaubernd sein soll entzieht sich meinem Vorstellungsvermögen), und Joschka Fischer bewies sicher mehr Format durch sein Auftreten als Außenminister als durch die Turnschuhe bei der Vereidigung.

Ob Olaf Scholz das Format besitzt, als beachtenswerter Kanzler in die Geschichte einzugehen, wird sich im Falle seiner Ernennung erst noch weisen müssen, dass Armin Laschet dieses Format nicht besitzt, hat er schon bewiesen, als er sich weigerte, die realen Aussagen des Wahlergebnisses anzuerkennen und quasi erst von Söder dazu getreten werden musste, dem Anstand zu gehorchen und dem Wahlsieger zu gratulieren. – Renate Dehner

 

Ein Historiker? Ja, klar. Eine Autorin und Journalistin? Okay. Aber warum um Himmels Willen muss ich in der Zeitung lesen, was ein Dirigent zur Politik zu sagen hat? – Laura Schmeer

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer will da noch bauen?“ von Charlotte Parnack und Marcus Rohwetter

 

„Wer will da noch bauen?“, fragen Charlotte Parnack und Marcus Rohwetter angesichts des Berliner Votums für die Enteignung profitorientierter Immobiliengiganten. Nun war das Anliegen des Volksbegehrens nicht, neue Wohnungen zu errichten, sondern hemmungslosen Mieterhöhungen entgegenzuwirken. Um dennoch auf Parnacks und Rohwetters Frage einzugehen: Bauen werden die landeseigenen Unternehmen.

Bereits in den letzten Jahren investierten sie einen ungleich höheren Anteil ihrer Mieteinnahmen in Neubau als die Enteignungskandidaten. Den sozialen Wohnungsbau dominieren die landeseigenen Unternehmen mit einem Anteil von fast 90%. Wer bezahlbaren Wohnraum will, muss den öffentlichen Sektor stärken. Die 56,4% der Berliner Wähler*innen, die beim Volksentscheid mit „Ja“ stimmten, haben das verstanden. – Karl Kelschebach

 

„Wie dadurch auch nur eine einzige neue Wohnung entstehen soll, ist völlig schleierhaft“,beklagen Ch. Parnack und M. Rohwetter angesichts der Berliner Enteignungs-Initiative in ihrem Artikel „Wer will da noch bauen?“ (Zeit vom 30. 9.). Haben die beiden noch nie etwas von Wohnungsbaugenossenschaften gehört? Der Begriff kommt in dem Text kein einziges Mal vor, stattdessen wird große Ratlosigkeit verbreitet. – Dr. Jörg Sommer

 

Der Wohnungsnotstand der DDR war ein klassisches Zeichen für Die Lebensbedingungen in der DDR. Schon vergessen? Kaum zu glauben, oder? Wenn es in Berlin wirklich nicht genügend Platz für Wohnräume gibt, dann Müssen sich die Berliner endlich mal konsequent fragen lassen, warum sie Mit grosser Mehrheit gegen jegliche Bebauung des Flughafens Berlin Tempelhof Gestimmt haben. Dieses Stimmverhalten ist wohl nur in Berlin möglich, eine Stadt, die wohl immer noch glaubt, dass sie einen besonderen Status hat, weil sie mal eingeschlossen war. Kann denn hier mal keiner richtig aufräumen? – Manfred Mengewein

 

Anstelle der Übernahme von Wohnungen für sehr viel Geld, wäre es doch sinnvoller, wenn die Städte mit ihren Wohnungsbaugesellschaften selbst neuen Wohnraum schaffen würden. Die Städte haben einen besseren Zugang zu den zur Verfügung stehenden Flächen. Zunächst sollte der Bund z.B. im Rahmen eines interdisziplinären Planerwettbewerbs (mit anständigen Auslobungsbeträgen) neue Ideen entwickeln, wie Wohnen und Arbeiten in Ballungsräumen in Zukunft aussehen kann, damit nicht die letzten Flächen mit Reihenhaussiedlungen zugepflastert werden. Der Flächenbedarf und die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger, Resourcenverbrauch und Ökologie müssen optimiert werden.

Überbaute Flächen müssen auch mehrfach genutzt werden können (Wohnen, Verkehr, Handel, Produktion, Erholung). Das kann eine öffentliche Gesellschaft möglicherweise besser umsetzen, da dies nicht einfach die Genehmigungen betrifft, sondern entsprechendes Planungs- und Baurecht erst einmal geschaffen werden muss. Auch müsste der Bund die Anweisung erteilen, dass die Bundesbehörden z.B. die Überbauung von Bahntrassen und Straßen konstruktiv ermöglichen. Solche Überlegungen waren schon vor 50 Jahren Gegenstand des Stadtplanungsstudiums. Man wundert sich, warum derzeit über grundsätzliche Gestaltungsansätze gar nicht mehr diskutiert wird. – Karlheinz Martin

 

Die öffentliche Diskussion zu unserem großen Mietproblem enthält zu meiner Verwunderung inhaltlich eine riesige Lücke ! Unsere weisen Verfassungväter hatten noch ein inzwischen leider verlorengegangenes Gefühl für sozialstaatliche Erfordernisse. Sie schufen einen Verfassungsartkel, der die Problemlösung nicht nur ermöglicht, sondern m.E. sogar vorschreibt. Viele werden erstaunt sein, was in Artikel 14 (2) steht: E i g e n t u m v e r p f i c h t e t . S e i n G e b r a u c h s o l l z u g l e i c h d e m W o h l e d e r A l l g e m e i n h e i t d i e n e n. Es dient mitnichten dem Wohl der Allgemeinheit, mit sozialwidrig hohen Mieten für Menschen, die sich keine eigene Wohnung leisten können oder wollen, riesige Gewinne zu erzielen.

Sozial angemessen ist m.E. alllenfalls eine Rendite von 4% über dem gesetzlichen Zinssatz, zZt. wegen der staatlichen Billionenschulden sozialschädlich null Prozent. Da die von der Bundesregierung eingeführte Neufassung der Mietregelung im BGB mehr zulässt, hätte das Bundesverfassungsgericht die einschlägigen Paragraphen für teilnichtig erklären sollen mit der Folge der Abweisung der Klage gegen den Mietdeckel. Eine Enteignung ist demgegenüber mangels Kapital für die erforderliche Entschädigung unsinnig.

Die hier aufgezeigte Lösung hat zudem noch folgenden günstigen Effekt.: Alle Kapitalisten werden anderswo günstigere Anlagen suchen, so dass die Preise für Wohnungen wieder fallen. Es bleibt zu hoffen, dass das BVG im nächsten einschlägigen Fall Art. 14 (2) besser würdigt oder das nächste Parlament den Artikel anwendet. Als Großvater von 5 Enkeln wünsche ich mir noch mehr, dass die Urenkelgeneration, die ihr gesamtes Einkommen zu Bekämpfung von Sturm- und Flutschäden benötigen wird, nicht auch noch mit unseren jetzigen neuen Milliardenschulden belästigt wird. Also anfangen mit kräftiger Tilgung durch kräftige Steuererhöhungen. Das hört niemand gern, ist aber notwendig ! – Rolf Bachmann

 

Die Berliner haben mit dem Volksentscheid zur Enteignung in der Tat eine Sackgasse gewählt. Ungeachtet aller rechtlichen Bedenken: Wenn die Zahlen, die der Berliner Senat zum gerade getätigten Ankauf der ca. 15.000 Wohnungen und Gewerbeeinheiten von Deutsche Wohnen/Vonovia realistisch sind, dann würden für den Ankauf/Enteignung der in Rede stehenden weiteren ca. 240.000 Wohnungen knapp 39 Mrd. Euro fällig werden. Schon bei nur 1 % Finanzierungskosten (Was ist mit derTilgung?) müssten die Mieten im Durchschnitt bei 7 bis 8 Euro je Quadratmeter monatlich netto/kalt ohne Betriebskosten liegen.

Je Prozentpunkt mehr würden die Mieten um ca. 2 Euro/qm steigen müssen. Auch eine nicht profitorientierte Anstalt des öffentlichen Rechts würde um eine kostendeckende Miete nicht herumkommen, es sei denn, es wird auf dauerhafte Zuschüsse aus dem Berliner Haushalt spekuliert. Es sei darauf hingewiesen, dass die Mieten bei Deutsche WohnenVonovia unternehmensweit bei ca. 7 Euro/qm netto liegen, auf Sozialwohnungsniveau. Wer soll im Übrigen die anstehenden Kosten für eine klimagerechte Modernisierung stemmen, die zu einigen Euro je Quadratmeter Wohnfläche mehr an monatlicher Miete führen werden?

Einen Vorteil bringt der Volksentscheid zur Enteignung allerdings mit sich. Allein die Diskussion um eine Enteignung, die einige Jahre andauen dürfte, wird mit einiger Sicherheit dazu führen, dass deutlich weniger gebaut wird.. Das könnte eine Diskussion befruchten, ob denn überhaupt noch 20.000 Wohnungen jährlich in Berlin realisiert werden müssen. Der Wohnflächenkonsum pro Kopf liegt bundesweit bei 47 Quadratmetern und in Berlin auch schon bei 40 Quadratmetern. Vor dem Hintergrund der Klimadiskussion stehen die erheblichen CO2-Emissionen, die mit dem Wohnen und dem Wohnungsbau verbunden sind, und ca. ein Drittel der deutschen CO2-Emissionen ausmachen, zur Diskussion.

Wenn Deutschland bis 2045 klimaneutral aufgestellt sein will, muss das Wohnen einen erheblichen Anteil zur Reduktion der CO2-Emissionen beitragen. Wenn sonst keine Maßnahmen ergriffen werden, könnte vielleicht eine Abgabe auf übermäßigen Wohnflächenkonsum helfen, auch bei der bedarfsgerechten Verteilung des vorhandenen Wohnraums. Einen „Denkanstoß“ zu einer auf Hamburg bezogenen ökologisch-sozialen Wohnflächenabgabe finden Sie im Anhang. Die Schlacht um die (wahren) Kosten des Wohnens hat gerade erst begonnen. Vielleicht ist ja weniger mehr.

Anhang: Jährlich 10.000 neue Wohnungen für Hamburg? – Ein Denkanstoß Stand der Wohnungsversor-gung sowie der Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung Wie wohnen wir? Entgegen fortwäh-rend behaupteter Wohnungsnot haben wir (statistisch gesehen) in Hamburg genügend Wohn-raum, um alle hier lebenden Menschen angemessen mit Wohnraum zu versorgen. Das Problem ist die Unterbelegung eines großen Teils der Wohnungen und die nicht bedarfsgerechte Vertei-lung von Wohnraum.

Das rührt an die Frage, wie viel Wohnraum pro Kopf als ausreichend gelten kann? Vor etwa 100 Jahren lag die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf deutschlandweit bei etwa 7 qm, heute liegt sie bei ca. 47 qm. Am Ende der DDR waren es dort nur 25 qm. In Ham-burg lag sie 1939 bei 13,6 qm, 1945 bei 8,3 qm, und 1949 durch zurückströmende Einwohner und Zuwanderung von Flüchtlingen bei 5,4 qm und heute bei knapp 40 qm. In Großstädten wie Paris oder London dürfte der Wert bei etwa der Hälfte liegen. Einige Eckdaten für Hamburg: Ende des Jahres 2020 stehen für etwa 1,85 Mill. Einwohner*innen ca. 966.000 Wohnungen zur Verfügung, davon ca. 190.000 Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern, die nur zu einem sehr geringen Teil vermietet sein dürften.

Von den weiteren ca. 776.000 Geschosswohnungen gehören ca. 265.000 relativ preiswerte (Miet-) Wohnungen der kommunalen SAGA und den Wohnungsbaugenossenschaften. Quantitativ betrachtet herrscht in Hamburg keine Wohnungs-not. Wohnraum gibt es pro Kopf so viel wie noch nie zuvor. Es gibt in Teilen der Bevölkerung aber immer noch Versorgungsengpässe (ca. 13.000 Haushalte mit Dringlichkeitsschein) und auch Wohnungslosigkeit (1.900 Personen in 2018). Dabei hat sich bei der Wohnungsversorgung offen-sichtlich eine Gerechtigkeitslücke aufgetan. Der vorhandene Wohnraum ist nicht bedarfsgerecht verteilt. Zusätzlich haben Mieter von Sozialwohnungen mit einem gestiegenen Einkommen oberhalb der Grenzen des Wohnraumförderungsgesetzes einen finanziellen Vorteil (Fehlbele-gung).

Diese Mieter blockieren als „Altsassen“ mietpreisgünstige Wohnungen. Die Hälfte der heute noch ca. 1,1 Mill. Sozialwohnungen in Deutschland gilt als fehlbelegt. In Hamburg gibt es nur noch ca. 80.000 Sozialwohnungen, davon sind ca. 13.000 von der Belegungsbindung freige-stellt, die unabhängig von einschlägigen Beschränkungen vermietet werden können. Eine Woh-nung in Hamburg ist heute im Schnitt 76 qm groß. Die ca. 54 % Einpersonenhaushalte wohnen im Schnitt auf 60 qm und ein Großteil dieser Haushalte dürfte auch 76 qm oder mehr nutzen. Fertiggestellt wurden in den 20 Jahren von 2001 bis 2020 etwa 113.000 Wohnungen. Die Woh-nungen der letzten Jahre sind im Schnitt knapp 90 qm groß.

Unter Berücksichtigung der im Schnitt nur etwa 57 qm großen Sozialwohnungen dürften die frei finanzierten Wohnungen noch um einiges größer sein als 90 qm. Für den Bedarf an Wohnraum ist die Zahl der Einwohner und Haushalte, sowie ihre Struktur und Entwicklung entscheidend. Der Senat geht davon aus, dass Hamburg eine (stark?) wachsende Stadt ist. Dabei wird das Wachstum der letzten zwei Jahrzehn-te mit insgesamt ca. 130.000 Einwohnern überschätzt (2001 bis 2020 von 1,72 auf 1,85 Mill. = 6500 p.a. durchschnittlich). Die Entwicklung in den Jahren 2018/19/20 deutet darauf hin, dass sich das Bevölkerungswachstum abschwächt.

Das dürfte auch für die folgenden Jahre gelten, was insbesondere im Kontext mit der Pandemieentwicklung zu vermuten ist. Das einst erwartete Wachstum um 150.000 Einwohner in den 2020er Jahren auf ca. 2 Mill. Einwohner bis 2030 ist heute mehr denn je unrealistisch. Immer wieder ins Spiel gebrachte „Prognosen“ von 2,2 oder 2,4 Mill. Einwohnern für die Zeit nach 2030 sind reines Wunschdenken. Wohnen und Klima: Hinweise und einige Vorschläge Einmal davon abgesehen, dass der Bau von bis zu 10.000 neuen Wohnungen im Jahr die in Hamburg tätige Bauindustrie ganz offensichtlich überfordert und fast zwangsläufig erhebliche Preissteigerungen nach sich gezogen hat und zieht, was auch für die Bodenpreise gilt, bringt die Erstellung vieler Neubauwohnungen erhebliche Umweltprobleme mit sich.

Ein ganz wichtiger Baustoff ist Beton, der im Wesentlichen aus Sand/Kies und Zement besteht. Geeigneter Sand steht weltweit und auch in Deutschland auf Dauer nicht mehr unbe-schränkt zur Verfügung. Die Produktion von Zement ist außerordentlich energieintensiv und trägt in Deutschland allein mit ca. 8 % zu den CO2-Emissionen bei. Der Transport von Bauschutt, Beton und sonstigem Baumaterial bringt zudem erhebliche Verkehrsbelastungen mit sich. Weltweit soll die Bauwirtschaft für 60 % aller gewerblichen Transportwege verantwortlich sein. Für den nicht recycelbaren Anteil am Bauschutt stehen in Deutschland immer weniger Deponie-flächen zur Verfügung.

Klimawissenschaftler weisen darauf hin, dass der sich abzeichnende Kli-mawandel die Metropolen besonders hart treffen wird. Es gilt, sich auf häufigere Hitzeperioden mit höheren Temperaturen einzustellen. Daraus ergibt sich für die Wohnungs- und Bauwirtschaft die immense Herausforderung, den Wohnungsbestand auf den Klimawandel vorzubereiten. Der Energieverbrauch des Wohnens steht für ca. ein Drittel der deutschen CO2-Emissionen. Spätes-tens seit der Klimakonferenz von Paris (2015) wissen wir, dass wir in kurzer überschaubarer Frist unsere Emissionen an CO2 von zurzeit jährlich noch ca. 9 Tonnen/Kopf in Deutschland erheblich beschränken müssen, um bis 2045 klimaneutral zu werden.

Dabei kommt dem Gebäudebestand eine stark wachsende Bedeutung zu. Eine Beschränkung unseres Wohnflächenkonsums pro Kopf ist dringend angezeigt und würde unterstützend wirken. Weniger ist mehr. Was müssen wir ins Auge fassen, wenn wir mit weniger Wohnraum auskommen wollen und die „richtige“ Wohnung, auch angepasst an die jeweilige Lebensphase, finden können? – Suffizienz (Wie viel ist genug?) muss Priorität bei den Überlegungen zum Wohnen und Wohnungsbau haben – Wohnungsbau heute sollte vornehmlich in Form von klimagerechter Modernisierung des Wohnungsbestands erfolgen

– Vermeidung von Wohnraumabriss (Insbesondere Vermeidung der Vernichtung von „grauer“ Energie) – Preiswerten Wohnraum („Substandard“) für niedrige Mieten (ggfs. befristet) schlicht und einfach belassen – Wenn Neubau, dann vor allem Bau von kleineren mietpreisgüns-tigen Wohnungen (1 bis 2-Zimmer, 35 – 50 qm) – Mobilisierung des Wohnungsbestands durch Wohnungstausch als öffentlicher Aufgabe – Förderung der Teilung von freiwerdenden großen Wohnungen und Bau von Einliegerwohnungen – Förderung von gemeinschaftlichem Wohnen (u.a. betreutes Wohnen in Wohn- und Pflegegemeinschaften)

– Umbau von freiwerdendem Ge-werberaum zu Wohnraum, Vermeidung der Ausweisung neuer Siedlungsflächen 2 Suffizienz durch Wohnflächenabgabe Was ist nun eine angemessene Wohnraumversorgung? Sind es bun-desweit 47 qm Wohnfläche pro Kopf oder 40 qm wie in Hamburg? Oder sind 60 bzw. 76 qm für einen 1-Personenhaushalt angemessen? Es gibt kein absolutes Maß für den Bedarf an Wohnflä-che. Wie viel Wohnfläche pro Kopf angemessen ist, ist das Ergebnis einer gesellschaftlichen Übereinkunft, die es für den Bau von Sozialwohnungen bereits gibt.

In Hamburg sehen die För-derbestimmungen vor, dass ein 1-Personenhaushalt berechtigt ist, eine 30-50 qm große Woh-nung, ein 2-Personenhaushalt eine 55-60 qm große Wohnung und ein 3-Personenhaushalt eine 65- 75 qm große Wohnung zu beziehen. Vielleicht ist eine Verständigung möglich, dass die heu-tigen 40 qm/Kopf angemessen sind und noch als suffizient gelten. Eine darüberhinausgehende Wohnfläche/Kopf wäre dann mit einer (ökologisch-sozialen) Wohnflächenabgabe zu belegen. Wenn dann die 40 qm übersteigende Wohnfläche/Kopf mit einer Abgabe von beispielsweise 5 Euro pro qm monatlich belegt wird, würde ein Single in einer Wohnung mit 60 qm Wohnfläche auf 20 qm „zu viel“ wohnen und hätte eine (Wohnflächen-) Abgabe von 20 x 5 = 100 Euro mo-natlich zu entrichten.

Zwei miteinander in Freundschaft oder Liebe verbundene, aber weiterhin in zwei Wohnungen lebende Singles, beide jeweils auf 60 qm, hätten dann zusammen 200 Euro Abgabe monatlich auf der Rechnung. Ziehen sie zusammen in eine Wohnung mit 80 qm Wohn-fläche würde keine Wohnflächenabgabe anfallen und sie hätten zusammen eine Miete von 660 Euro monatlich gespart, wenn man von einer Miete von 11 Euro brutto je Quadratmeter Wohn-fläche monatlich ausgeht (8,50 Euro Durchschnitt nach Mietenspiegel zuzüglich 2,50 Euro Be-triebskosten).

Ähnliche Überlegungen hatten bereits 2011 ergeben, dass bei einem entspre-chenden „Anschub“ durch eine Umzugsprämie 48.000 Wohnungen frei würden, die dann nicht gebaut werden müssten. Wohnungsbauförderung in Umbruchzeiten Eine finanzielle Beteiligung von Mietern und Eigentümern zu Gunsten von Wohnungssuchenden ist nicht grundsätzlich neu. Historisch gesehen hat es im vergangenen Jahrhundert bereits zweimal eine Situation am Woh-nungsmarkt gegeben, in der die Politik massiv eingegriffen hat. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte sich durch Aussetzung der Bautätigkeit und einen weiteren Zustrom in die Städte eine erhebli-che Wohnungsnot entwickelt. Die Inflation von 1923 hatte eine Entschuldung der Hauseigen-tümer mit sich gebracht. Sie waren Gewinner der Inflation. Um den notwendigen Wohnungs-neubau zu finanzieren, wurde eine Steuer unter dem Namen Hauszinssteuer eingeführt, die ganz wesentlich den Wohnungsbau in den 1920/30er Jahren finanziert hat.

Eine ähnliche Situation hatte sich nach dem Zweiten Weltkrieg ergeben. Kriegszerstörte Städte mussten wiederaufge-baut und Flüchtlinge in sehr großer Zahl untergebracht werden. Nicht von Zerstörungen be-troffenen Hauseigentümer wurden im Rahmen des Lastenausgleichs ab 1952 mit der Hälfte des Wertes ihres Hauses zur Finanzierung des Wiederaufbaus herangezogen. Administrative Durch-führung Ein großer bürokratischer Aufwand ist kaum zu erwarten. Jeder Mieter würde durch die Vorlage seines Mietvertrags, in dem die Größe seiner Wohnung vermerkt sein muss, und jeder Eigentümer durch die Vorlage einer Wohnflächenberechnung, beide mit einem Nachweis über die in der jeweiligen Wohnung mit 1. Wohnsitz gemeldeten Bewohner, mit der 40 qm pro Kopf übersteigenden Fläche veranlagt werden.

Bei einer Wohnflächenabgabe von 5 Euro pro qm und Monat käme Jahr für Jahr schnell ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag zusammen, der beispielsweise für eine Umzugsprämie, zum Umzugsmanagement und zur Übernahme von um-zugsbedingten Mehrkosten, wenn die neue kleinere Wohnung teurer ist als die bisherige, ver-wendet werden könnte. Auch klimarelevante Modernisierungen im Bestand könnten daraus mitfinanziert werden. Das ließe sich über eine von allen Einwohnern, die mehr als 40 qm Wohn-fläche in Anspruch nehmen, getragene Wohnflächenabgabe sozial verträglich gestalten.

Für den Anfang könnte man mit 1 Euro pro qm beginnen und dann die Abgabe Jahr für Jahr um 1 Euro steigern, um im fünften Jahr bei 5 Euro anzukommen. So hätten Mieter und im Eigentum woh-nende Menschen mehrere Jahre Zeit, sich an die veränderten Verhältnisse anzupassen. Da der Konsum von Wohnfläche im Allgemeinen mit dem Netto- Haushaltseinkommen im Zusammen-hang steht, würden vor allem einkommensstarke Haushalte zu einer Abgabe herangezogen. Für eine nachhaltige Wohnungs- und Siedlungspolitik und die Durchsetzung einer Wohnflächenab-gabe als einem solidarischen Projekt von Verteilungsgerechtigkeit und Klimaschutz bedarf es allerdings einer umweltbewussten Bevölkerung und mutiger Politiker.

Ausblick für Hamburg 10.000 neue Wohnungen im Jahr sind nicht notwendig, vor allem nicht als Kapitalanlageobjekte („Betongold“). Wenn überhaupt, sollten kleine bedarfsgerechte (Sozial-) Wohnungen gebaut werden. Unter dem Gesichtspunkt von Suffizienz ist Hamburg im Hinblick auf Wohnraum bereits „fertig gebaut“ und durchaus in der Lage, viele der immer wieder ins Feld geführten Zuzügler, so sie denn wirklich kommen, aufzunehmen. Die nicht bedarfsgerechte Verteilung von Wohn-raum ließe sich mit Hilfe einer ökologisch-sozialen Wohnflächenabgabe optimieren. Auch an die Wiedereinführung einer Fehlbelegungsabgabe sollte gedacht werden.

Eine Wohnflächenabgabe wäre keine Steuer, sondern könnte als Abgabe zweckgebunden eingesetzt werden. Zuvor er-scheint es allerdings notwendig, sich Klarheit darüber zu verschaffen, was unter ökologischen und sozialen Aspekten an Wohnungsbau noch unbedingt notwendig und vertretbar ist. Die Res-sourcen am Bau sollten der Infrastrukturerhaltung und- weiterentwicklung, der (Wohnungs-)Bestandsentwicklung, dem Gewerbebau und dem Bau von Bildungseinrichtungen vorbehalten bleiben. Hamburg, im Juni 2021 (3. Auflage nach 2012 und 2016, Version 3.0) – Helgo Klatt

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wer hat das Recht, den anderen auszustellen?«“ von Chimamanda Ngozi Adichie

 

Diese Schriftstellerin hat mit jeder Zeile recht. – Brigitte Faber Coburg

 

Thank you for your article in actual edition the the ZEIT. Your are right, it was not only nonsense it was a mistake to rebuild the facade of the Hohenzollern Schloss in Berlin. It can be seen (as you do) as a romantic reminiscence to former times. And Germans should instead shudder when thinking of them. But I do not agree to your opinion that historic and cultural items may not be shown abroad. In contrary – they should be used to transport the understanding of culture and knowledge for the history of other countries into any region.

And Germany – due to it reason in the time the original building existed – has many needs to participate that. The point is, that there should be a better integration of the reception in those countries the items represent. I perfectly understand your critics that this has to be improved – but I think there is no benefit not to tell Europe and in particular Germany what Africa really is and has been and which mistakes have been made by colonialism and are still made by this behavior – whether from Europe, (Northern) America or Asia. – Gerhard Roland

 

…kleine Korrektur, liebe ZEIT: auf Deiner Seite 57 der Nummer 40 vom 30. September bei Deinem Artikel „Wer hat das Recht, den anderen auszustellen?“ schreibst Du ganz unten bei der Ikenga – Figur „wie sie im Südwesten Nigerias bei den Igbo weit verbreitet ist…“ Die Igbo leben nicht im Südwesten Nigerias, sondern im SüdOSTEN: wie z.B. in Enugu und Onitscha. – Dr. med. Horst Ortmann

 

Vielen, vielen Dank für den Abdruck dieser Rede!!! Endlich durfte ich einmal zu diesem Thema aus der Sicht Afrikas vieles dazu lernen! Es ist sehr schmerzlich, sich bewusst zu werden, dass wir Europäer (die Amerikaner waren z. Zt. des Sklavenhandels auch noch Europäer) Afrika nicht nur Menschen und fast sämtliche Ressourcen geraubt haben, sondern auch ihre Seelen. Ich versuche mir vorzustellen: Afrikaner wären (vor der Zwangsmissionierung) nach Europa gekommen und hätten Kruzifixe und Gewänder katholischer Geistlicher entwendet und nach Afrika gebracht, um sich darüber zu wundern, zu belustigen, Geschäfte damit zu machen … Die von der Redaktion ausgewählte Titelzeile sagt viel über das immer noch andauernde Missverhältnis.

Zu der rhetorischen Frage „Wohin gehören die deutschen Schätze?“ fielen mir die einstmals deutschen Städte Danzig, Breslau usw. ein. Sie sind nach dem Sieg über Deutschland an Polen gefallen. Die Polen haben die alten Innenstädte liebevoll und sorgfältig wieder aufgebaut, so dass Deutsche dort schlendern können, als wäre nichts geschehen. Und dabei haben die Polen nichts geraubt, haben keinen kriegerischen Überfall begonnen. Der Vergleich ist sicher nicht korrekt; aber vielleicht ist es ein Beispiel, wie mit Schätzen umgegangen werden kann vor Ort. Wenn die Europäer es ernst meinten, müssten sie dafür sorgen, dass die afrikanischen Schätze vor Ort, von wo die allermeisten geraubt wurden, gepflegt und gut aufgehoben sind. Das allerdings würde kein Geld bringen, sondern welches kosten! – Ursula Schlesinger

 

Ein wunderbarer Artikel, der die Absurdität zeigt, warum man auch nach 40 Jahren Debatte nicht schlicht und ergreifend jedes der geraubten oder zumindest ergaunerten Objekte den jeweiligen Nationen zur Rückführung anbietet. Man kann ja gleichzeitig bescheiden anfragen, ob und unter welchen Bedingungen man bestimmte Objekt für bestimmte Museen in klar definierten Zusammenhänge weiter ausstellen darf. Sollte man vielleicht auch noch eine kleine Leihgebühr in Form von Hilfsangeboten zur Sicherung der Objekt mit anbieten, ohne dabei paternalistisch zu erscheinen?

Das würde das Gewissen sicherlich ein wenig beruhigen, aber der Grundgedanke, dass wir einfach kein Recht auf diese Kunstschätze haben, nie gehabt haben und nie haben werden, ist doch eigentlich ganz einfach zu verstehen. Zumal in einer Gesellschaft, deren grundlegendste Philosophie der Rechtsanspruch auf Eigentum ist. Aber Möglichkeiten des Kolonisten, sich in seinen eigenen ideologischen Wirrungen zu verstricken, sind schier unerschöpflich. Die ersten Ethnologen, die über die Benin-Statuen schrieben konnten sich übrigens nicht einigen, ob es sich um ägyptischen Einfluss oder sogar ( man staune) um Werke des untergegangen Atlantis handelte, so wenig war man bereit zuzugeben, zu welcher Leistung Afrikaner fähig wären. – Dieter Schöneborn

 


 

 

Leserbriefe zu „R-E-S-P-E-K-T!“ von Elisabeth von Thadden

 

Dass Olaf Scholz mit dem Wort „Respekt“ Begriffe wie Anerkennung und Achtung adressiert ist nachvollziehbar. Und durchschaubar. Allerdings wird in Ihren Ausführungen ein Aspekt überhaupt nicht erwähnt: Von Jugendlichen aus vorwiegend männliche geprägten Milieus mit Migrationshintergrund wird das Wort Respekt meist als aggressive Selbstbehauptung verwendet. „Respekt“! wird dann zur offensiven Forderung und auch zur Abgrenzung.

Fragen Sie mal eine Jugendrichterin oder einen Jugendrichter wie der Begriff Respekt dann eine ganz andere Bedeutung erfährt. Respekt wird zum Statement von Überlegenheit und Unantastbarkeit. Damit soll eine Verteidigung aufgebaut werden, die der anderen Seite automatisch Respektlo-sigkeit zuweist. Bei allem Respekt, hier hört die Toleranz auf! Mit freundlichen Grü-ßen und Dank für eine äußerst lesenswerte ZEIT. – Thomas Meichle

 

Zum Thema Respekt fallen mir zwei Witze ein: Hier der Erste: Patient zum Psychiater: «Niemand beachtet mich. Es ist als würde ich nicht existieren.» Psychiater: «Der Nächste bitte». Der zweite Witz: Patient zum Psychiater: «Ich habe solche Minderwertigkeitskomplexe». Psychiater: «Sie bilden sich da nur etwas ein. Sie sind tatsächlich minderwertig.» Soviel zum Thema Respekt. Der kostet nichts und man kann sich dafür nichts kaufen. Auf was es ankommt ist, dass man die Meinung des anderen beachtet auch beim Besprechen wichtiger gemeinsamer Entscheidungen, etwa in Bezug aufs Klimaproblem. Sonst betrachtet man zwar nicht den Anderen aber seine Meinung als minderwertig.

Und da gibt’s eine Lücke, nein es gibt drei Lücken. Zwei offensichtliche und eine Lücke, da fällt mir wieder ein Witz ein. Zwei alte Leute treffen sich, sagt der eine zum andern: «Mir fällt dein Name nicht ein. Überhaupt, drei Dinge vergesse ich immer wieder: Namen, Zahlen und das Dritte habe ich vergessen.» Beim Klimaproblem zu wenig beachtet wird die Technik. Die Technik ist gut für Übergangslösungen. Aber sie kann das Problem der demographischen und ökonomischen Gräben nicht lösen. Technischer Fortschritt kann diese Gräben sogar verschärfen.

Ebenfalls zu wenig beachtet wird die Demographie. Im Vordergrund der Überlegungen steht, dass technischer Fortschritt das Wohlstands- und Bildungs-Niveau in den Ländern mit hohen Geburtenraten so weit hebt, dass sich die dortigen Geburtenraten denjenigen der Industrieländer anpassen. Etwa, Nigeria wird ein zweites Singapur oder ein zweites Südkorea. Geht nicht, schon weil die Ressourcen der Welt nicht ausreichen für ein entsprechendes Wirtschaftswachstum.

Und das dritte Thema, das als Vorbild nicht einmal ignoriert wird (wie man so schön sagt) das sind die Opfer und Einschränkungen, die vom Mittelalter bis in die Neuzeit eingefordert wurden, um das Bevölkerungswachstum den vorhandenen Ressourcen anzupassen. Da wäre das Klosterwesen zu nennen, aber auch die Regelung, dass der älteste Sohn den Hof erbte und die übrigen Geschwister – falls Alternativen fehlten – aufs Gründen einer Familie verzichten mussten. Heute gibt es zumutbare, humanere Mittel zur Begrenzung der Geburtenraten.

Es ist schwierig diese Themen zu kommunizieren. Zum Beispiel: mein Buch „Die Technik reicht nicht“ (BoD 2016) schickte ich in Zusammenhang mit einem Leserbrief, der auch veröffentlicht wurde, an die Redaktion von «Bild der Wissenschaft». Der Redakteur, auf dessen Artikel sich der Artikel bezog, schrieb: «Ihr Buchhinweis und Ihr Schreiben ging auch an unsere Buch/Leserbrief-Redakteurin, die zurzeit im Urlaub ist. Diesbezüglich kann ich nichts sagen, habe aber in Ihr Buch hineingeschaut, das gut geschrieben ist. Ihre Diagnosen/Analysen und Überlegungen decken sich ja teilweise mit Hawking, gehen aber auch darüber hinaus und in andere Richtungen. Leider kann Hawking nichts mehr beitragen…» Die genannte Redakteurin schrieb:

«…Leider können wir Ihr Buch nicht rezensieren. Denn wir stellen prinzipiell keine „Books on Demand“ vor, sondern nur solche, die das Lektorat eines Verlags geprüft hat.» Ähnlich gings 1991 mit einer Broschüre mit den prämierten Beiträgen eines Wettbewerbs zum Thema «Vision einer permanenzfähigen Weltbesellschaft». Ich schickte die Broschüre an die fünf grössten Schweizer Zeitungen, in denen ganzseitig zum Wettbewerb aufgerufen worden war und später das Resultat veröffentlicht wurde. Dies mit dem Vorschlag etwas darüber zu schreiben. Kein positives Resultat. Ähnlich beim Spiegel, der den Wettbewerb zu lokal fand. Fazit: Vielleicht ein Teil des Zukunfts-Problem ist fehlender Respekt für «Aussenseiter-Meinungen». – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Es ist einfach erfrischend Ihnen beim Denken zuzuschauen. Sinnigerweise wurde Ihr Artikel im Anschluß an die Rezension von „Crossroads“ platziert. Man ahnt bei den von Jonathan Franzen beschriebenen Phänomenen, dass hier der Schlüssel für die anstehenden Aufgaben liegen könnte. Aber 800 Seiten – geht da nicht vor lauter Bäumen der Blick auf den Wald verloren? Die nächste Seite zeigt dann, dass es auch kompakter geht. Respekt in seiner umfassenden Bedeutung könnte an die Stelle des verlorenen Gottes treten – auch wenn er nicht einfacher werden dürfte als der Alte, denn dazu müsste endlich das absolutistische Regime des monokausalen Denkens beendet werden. Dankeschön für Ihren umsichtigen und mit Humor beleuchteten Artikel. – Ulrich Haag

 

Das Scholz Votum für „Respekt“ hat Relevanz für Wirtschafts- und Sozialpolitik. So kritisiert Harvard Philosopoh Michael J. Sandel, dass nicht mehr die Produktion sondern Konsum und Wirtschaftswachstum vorrangig im Fokus sind, minderprivilegierte Menschen nicht mehr als Produzenten und Mitschaffende am Gemeinwohl respektiert werden und nur noch als Verbraucher gelten. Von daher auch die Stärkung von Kaufkraft als Ausweg und Placebo in der Sozialpolitik. Die Unzufriedenheit über steigende Ungleichheit der Einkommen sieht er im Kern auch darin gegründet, dass die Wertschätzung und Anerkennung der Arbeit verloren geht. – Dr. Arnold Hornbanger

 


 

 

Leserbriefe zu „Ist gut jetzt“ von Tina Hildebrandt

 

„Bravo!“ für den ausgezeichenten Leitartikel von Tina Hildebrandt, „Ist gut jetzt“ – nach 16 Jahren Schlafwagenpolitik der historisch schlechten Kanzlerin Merkel (diese Einsicht wird sich sicherlich sehr bald durchsetzen) braucht dieses Land einen Neustart, und für den stehen in der Hauptsache Gelb und Grün. Die SPD hat eine neue Chance erhalten, die sie eigentlich gar nicht verdient hat, aber die CDU gehört unbedingt in die Opposition, wo sie (auch da hat Frau Hildebrandt recht) dringend gebraucht wird. – Michael Ferner

 

Die Frage, ob ein anderer die Union nach Jamaika führen könnte wird von der Autorin einfach mit „Bitte nicht“ beantwortet. Warum ? Wenn es einen Kanzler-Kandidaten in der Union gibt, der auch von vielen CDU-Mitgliedern und von einigen CDU-Ministerpräsidenten gewünscht wurde und, noch wichtiger, auf deutliche Zustimmung in der Bevölkerung stieß, war und ist das CSU Söder. Laschet stieß von Anfang an auf starke Zweifel ob er für das Amt des Kanzlers geeignet sei -Söder kaum. Schäuble und Bouffier, die alten Schlachtrosse der CDU, waren mit ihrem großen Einfluss auf die CDU-Gremien für die historische Fehlentscheidung verantwortlich, dass Laschet und nicht Söder zum Unions-Kanzlerkandidaten nominiert wurde.

Ob persönliche Eitelkeiten und Machtgelüste oder eine tiefsitzende Abneigung gegen den CSU-Vorsitzenden Söder die beiden Altvorderen zu ihrer historischen Fehlentscheidung verleitet haben müsste noch genauer recherchiert werden. Jetzt ist der CDU, und, wenn auch nur angekratzt, der CSU, das größte parteipolitische Desaster passiert. Kaum noch Volkspartei und von der SPD geschlagen. Deswegen ist es politisch und moralisch geboten, endlich den verhinderten Kanzlerkandidaten Söder als Kanzler für eine Jamaika-Koalition vorzuschlagen.

Natürlich geht das nicht ohne die Bereitschaft der Grünen und der FDP, es lieber mit der Union zu versuchen. Interessant dann, wie gut Habeck, Baerbock und Lindner mit Söder zurechtkommen. Mitentscheidend für diesen Schritt der Unions-Parteien hin zu Söder ist jedoch auch, dass die CDU erkennt, wie dringend erforderlich eine grundlegende Reform ihres Programms ist und ein Wahlmodus für ein basisdemokratisches Verfahren zu installieren, mit dem es das nächste mal überzeugender gelingt einen Kanzler-Kandidaten zu nominieren.

Für SPD-Scholz und seine SPD ist die Ampel keinesfalls schon in trockenen Tüchern. Auch deswegen nicht, da vom ehemaligen Hamburger Bürgermeister noch einige Fragen wegen der Cum-ex Verwicklung der Warburg Bank zu klären sind, auch wegen der möglichen Mitverantwortung des damaligen Senats. Aber im Gegensatz zur Union, die mit Söder nur einen respektablen Kanzler-Kandidaten hat, könnte die SPD, falls Scholz wegen der ungeklärten Vorwürfe nicht Kanzler werden kann, einen Joker aus dem Ärmel ziehen. Nämlich die politisch sehr erfolgreiche Manuela Schwesig die, um auch gleich auf die Geschlechterfrage zu kommen, eher als die Nachfolgering von Merkel zu bezeichnen wäre. – Klaus Reisdorf

 

Mensch Meier, rauft euch doch endlich zusammen, ihr habt doch die Bundestagswahl für euch entschieden, ihr seid Meister (SPD) und Vize (Union). Wählt endlich Olaf Scholz zum Bundes-kanzler und schickt den Armin Laschet zurück nach Düsseldorf. Auch so könnte ein „reziproker Neustart“ aussehen, und der Wählerwille könnte wenigstens ansatzweise erfühlt werden. Lasst euch nicht länger von solchen „Möchte-gern-Mitregierungs-Youngster“, wie von der FDP und den Grünen an der Nase herumführen. Diese „Anti-Helden“ haben sich lange genug aus-getobt, zurück mit ihnen auf die Oppositionsbank; denn nur dort gehören sie wahrlich hin. Habt doch auch einmal ein Herz für Armin Laschet! – Riggi Schwarz

 

Die Union hat dieses Mal – personell wie inhaltlich bedingt – keine Machtoption von den Wählerinnen und Wählern zugesprochen bekommen. Und das ist schlicht und einfach folgerichtig. Die Zeit des „altsystemischen Politikstils“ ist erkennbar vorbei; paradoxerweise initiiert durch namhafte Vertreter dieses standardisierten Gestaltungswillens selbst. Und nicht zuletzt durch einen ausgerufenen Kanzlerkandidaten, dem es deutlich und durchgehend an glaubwürdigem Rückhalt, an eigener Überzeugungskraft und Fortune gefehlt hat. CDU und CSU müssen nun für mindestens vier Jahre in die Opposition, damit der Ruf nach einer „Zukunfts-Koalition“ kein politisches Framing bleibt.

Das bedeutet im Übrigen gewiss nicht, dass konservative Werte keine Fürsprache in der künftigen Bundesregierung erhalten sollten. Insbesondere den Grünen stände bei aller (vermeintlichen) Progressivität eine breitere bürgerliche Ausrichtung gut zu Gesicht, will man eine Zustimmung dauerhaft über 15 Prozent etablieren und tatsächlich mal aussichtsreich nach dem Kanzler(innen)amt greifen können. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Droht hier ein Angriff?“ von Oskar Piegsa

 

Das Verteidigungsministerium begründet seine Entscheidung, aus der Helmut-Schmidt-Universität eine zugangsbeschränkte Kaserne zu machen, damit, dass die ganze Bundeswehr „im Sinne einer abstrakten Gefährdungslage ein potenzielles An-griffsziel sicherheitsgefährdender Kräfte“ sei. Offenbar ist diese Gefährdung zu abs-trakt, als dass das Verteidigungsministerium mit dieser konsequent umzugehen wüss-te. Wäre nämlich tatsächlich die „ganze Bundeswehr“ gefährdet, und wären Militäri-sche Sicherheitsbereiche die richtige Antwort auf diese Gefährdung, dann müssten Bundeswehrkrankenhäuser Militärische Sicherheitsbereiche sein.

Sie sind aber offen und Teil der zivilen Krankenversorgung – in Hamburg sogar als Träger der ehem. Not-fallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung. Gegen das, was in der Praxis nicht vor-kommt, nämlich Randalierer und bewaffnete Angreifer, würden Zäune und Zugangs-kontrollen vielleicht helfen; gegen das, was es tatsächlich gibt, Hacker und Datendiebe, helfen sie aber nicht. Drohen also Angriffe an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg? Ja: gegen die Wissenschaftsfrei-heit, vor allem aber: gegen den klugen Menschenverstand. – Univ.-Prof. Dr. Burkhard Meißner

 

Bei allen Überlegungen sollten weder die Aufgaben der Bundeswehr, noch die internationale Aktivitäten autoritärer Regime, noch des internationalen Terrorismus vergessen vergessen. „Cancel culture“ bedarf keiner öffentlichen Förderung. – R. Renaux

 

Als Nachbar der Helmut-Schmidt-Universität (HSU)/Universität der Bundeswehr nutzte ich mehr als 30 Jahre die Laufbahn des Sportplatzes ohne Einschränkungen. Meist war ich ohnehin allein auf dem Sportplatz. Als mir vor vier Jahren der Zutritt aus „versicherungsrechtlichen“ Gründen ver-wehrt wurde, ahnte ich, dass dies nicht der wahre Grund sei. Jetzt kommt heraus, dass die HSU generell für die Öffentlichkeit, sogar unter Androhung von Waffengewalt, abgeschottet werden soll. Die Umwandlung der Universität in einen militärischen Sicherheitsbereich bedeutet, dass alle 50 m eine Hinweistafel angebracht werden muss: „Militärischer Sicherheitsbereich – Fotografieren ver-boten – Vorsicht Schusswaffengebrauch“.

Diese drohende Haltung gegenüber der Zivilgesellschaft ist nicht akzeptabel. Die Bundeswehr als Parlamentsarmee ist auf das Vertrauen der Gesellschaft angewiesen, ebenso möchten die BürgerInnen der Bundeswehr vertrauen können. Eine Reihe von Vorkommnissen bei der Bundeswehr in den letzten Jahren und nicht zuletzt der überhastete und unorganisierte Rückzug aus Afghanistan haben das Vertrauen in die Bundeswehr ohnehin tief er-schüttert. Eine Universität als „militärischen Sicherheitsbereich“ einzurichten, fördert das Misstrau-en in die friedensfördernde und demokratische Ausrichtung der Bundeswehr-Universität. Deshalb läuten bei mir alle Alarmglocken. – Gerhard Brauer

 

 

Die beabsichtigte Anordnung, das Gelände der Universität der Bw in Hanburg zum militärischen Sicherheitsbereich zu erklären, ist wohl nur vorgeschoben. In Wahrheit geht es um eine Ausweitung der Zuständigkeit des Militärs in den zivilen Bereich der Bundeswehr. Die Militärs haben nie die durch Art 87b GG normierte Zuständigkeitsverteilung akzeptiert. In ihrer ablehnenden Haltung wurden sie dabei unterstützt durch Politiker aller im Bundestag vertretenen Parteien.

Alle haben Verstöße gegen diese grundgesetzliche Norm nicht nur bewußt inkaufgenommen, sondern sogar gefördert; alle Verteidigungsminister der letzten Jahrzehnte haben mit voller Absicht gegen das Grundgesetz verstoßen, indem sie immer mehr Aufgaben der territorialen Wehrverwaltung den Militärs entweder offen zugeschoben haben oder indem sie ständig in der Wehrverwaltung Wechselstellen – Stellen, die sowohl zivil als auch militärisch besetzt werden können – geschaffen haben. Es wäre interessant, zu erfahren, wieviele solcher Stellen es 1980 gegenüber heute gab, und wie diese anteilig besetzt sind.

Diese Soldaten fehlen im Bereich der Truppe; sie sind übrigens für die Verwaltungstätigkeit zum weit überwiegenden Teil nicht ausgebildet, mit erheblichen Nachteilen für die Qualität der Verwaltung, was dann übrigens den Militärs als Vorwand dient, weitere Stellen für ihre Klientel zu fordern, da Mängel geschickt an den zivilen Mitarbeitern festgemacht werden. Wiederholt wurden Militärs zu beamteten Staatssekretären befördert; der Verstoß gegen das Grundgesetz wurde bemäntelt, indem die Amtsinhaber ihre Militärröcke ablegten. Aber der Korpsgeist blieb stets erhalten.

Auch die Bw-Fuhrpark GmbH wurde von beurlaubten hohen Militärs geleitet, obwohl doch ihre Aufgabe darin besteht, nichtbundeswehrspezifische Fahrzeuge – wie sie in jedem Fuhrpark eines Unternehmens vorhanden sind – den Dienststellen zur Verfügung zu stellen. Mir fallen immer wieder an Wochenenden solche Fahrzeuge im Einsatz auf. Interessant ist es in diesem Zusammenhang, die BT-Protokolle über die Einführung des Art 87b GG zu lesen. Die Voraussagen der Herren Strauß und Mende zur damaligen Zeit betreffend die Notwendigkeit der Kontrolle der Militärs durch eine zivile Verwaltung gelten heute mehr denn je. – Toni Krieg

 


 

 

Leserbriefe zu „»Je mehr Sichtbarkeit, desto mehr Angriff«“. Gespräch mit Maria und Elisabeth Furtwängler geführt Katja Nicodemus und Hanno Rauterberg

 

Zwei interessante Frauen, ein seichtes Interview. Zu einer eher unwichtigen Frage und Antwort möchte ich an Katja Nicodemus, Hanno Rauterberg und Elisabeth Furtwängler folgendes schreiben. Als Fußgängerin begegne ich jetzt öfters der Gruppe: Mutter-Tochter- Enkelkinder und stelle bei mindestens 60% der Begegnungen fest, die Fette ist die Junge, die Großmutter ist immer noch relativ schlank. – Brigitte Faber

 

Ich frage mich wie sehr sich Elisabeth Burda mit dem Thema Rap beschäftigt hat, wenn sie behauptet es habe zu ihrer Zeit keine Raperinnen gegeben. Bahamadia, eine sehr bekannte Musikerin, hat bereits 1993 ihre erste Single veröffentlicht. Da war Frau Burda ein Jahr alt. Gut, die war in Europa nicht in den Charts. Aber 1996 veröffentlichte eine Band namens the fugees das Album the Score, auf dem Lauryn Hill dezidiert rapt. Und mit ihren Kollegen gleichberechtigt Musik macht. Lauryn Hill hat von dieser Band auch im Anschluss die größte Solo Karriere gemacht!

2001 dann ein welthit „lady marmalade“ mit Lil‘kim, die auch nur eines macht: rapt! Ja, das Business ist frauenfeindlich. Und ja, der Ruhm ist ungerecht verteilt. Und ja, wir sind noch lange nicht gleichberechtigt! Aber den Erfolg der Frauen vor uns zu untergraben, das hilft der ganzen Sache echt nicht weiter. Noch dazu, wenn es sich um so großartige Künstlerinnen handelt, deren Aufzählung man sicher noch weiter fortsetzen könnte! – Johanna Rosenleitner

 

Warum suchen Sie sich denn Maria Furtwängler als Interviewpartnerin aus, wenn es Ihnen um das Thema „Sexismus im Fernsehen“ geht? Eine Schauspielerin, die ihre Karriere der „Liebesheirat“ mit Herrn Burda zu verdanken hat? Mit Verlaub, ich glaube, da haben Sie den Bock zum Gärtner gemacht. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Um Bericht „je mehr Sichtbarkeit, desto mehr Angriff“ von Katja Nicodemus und Hanno Rauterberg, meine Anmerkung: Viele Begrifflichkeiten sind mir in der Musikindustrie „Rapper und Hip-Hop“ fremd, aber interessant, etwas darüber zu erfahren. Wird mich zwar nicht davon abhalten, weiter Klassik zu lieben. Mich hat im weiteren Interview aber die verächtliche und diskriminierende Fragestellung an die tolle Schauspielerin Frau Maria Furtwängler „ob sie eine „fette Alte“ spielen würde, sehr gestört.

Hätten Sie, wenn statt einer Frau ein Mann ihr Interviewpartner gewesen wäre ihn auch gefragt, ob er einen „fetten Alten“ spielen würde? – Schön für Sie, wenn Sie nicht „dick“ sind, sondern schmal wie ein Reh. Zu meiner Zeit gebrauchte man das Wort „fett“ mehr in der Landwirtschaft bei den intelligenten rosa „Säu`le“. Nichts für ungut! – B. Thelen

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Scheinfluencer“ von Hannah Knuth und Ann-Kathrin Nezik

 

Vielleicht helfen nur einige wenige Worte dem Funke-Medienimperium etwas weiter. Meldun-gen werden oft zitiert mit „Zeitungen der Funke-Mediengruppe“. Welcher Leser ordnet diese Meldungen der regionalen Zeitung zu, die er liest? Ich lese die „ZEIT“ und registriere, wenn meine Zeitung zitiert wird. Das prägt sich, auch unterbewusst, ein. Mein Lob also auch an Ihr Marketing. Da kann Funke noch viel von Ihnen lernen. Kompliment! Vor diesem Hintergrund: Printmedien halte ich auch besonders mit Blick auf junge Leser für wichtig! Meine Lokalzeitung „Neue Westfälische“ fördert seit Jahren ein entsprechendes Unterrichtsprojekt. – Reinhard Kniepkamp

 

Menschen aus dem Ruhrgebiet sagt man Offen- und Direktheit nach. Deshalb muss man deutlich auf den Widerspruch zwischen dem ökonomischen Erfolg und der journalistische Bedeutung dieser Mediengruppe am Beispiel der WAZ verweisen. Dieses ist ein Käseblatt; man nimmt es schon im benachbarten Düsseldorf nicht wahr, geschweige ernst. In Konsequenz heißt dieses, dass Banalitäten oder Besonderheiten aus dieser 5Millionen – Einwohner – Region im Rest Deutschlands einfach unbekannt sind und bleiben.

Und in einer Region, von der man auf natürliche Weise – wie es Zeitungen leisten – nichts weiß, stellt sich kein investives Interesse ein. Deshalb muss mit einer staatlichen Daueralimentierung diese Region stets aufgepäppelt werden, was auch der Funke-Gruppe ihr regionales Auskommen sichert. Zwar gibt man sich gerne den Schein, mit dem Ruhrgebiet verbunden zu sein. Die natürlichste Art einer solchen Verbundenheit darin zu zeigen, über die Grenzen der Region davon zu berichten, scheitert gerade wegen des ökonomischen Erfolgs der Gruppe. – Jürgen Dressler

 

Heute Nachmittag las ich Ihr Interview mit Julia Becker. Ich bin entsetzt über Ihre verächtlich-arroganten Fragen (Höhepunkt : Das heißt, das Entertainment ……und die Anzeigen für Blasen-tee…..finanzieren jetzt die Transformation….?) Diese Art von Interview habe ich bisher noch nicht in der ZEIT gelesen. Sollte sich das aber häufen, wäre es für mich ein Grund, die ZEIT nicht mehr zu kaufen. P.S.: Im Ruhrgebiet aufgewachsen (Abitur 1961 an der Luisenschule Es-sen) ´, habe ich die von meinen Eltern abonnierte WAZ sehr gern gelesen, die von Ihnen er-wähnten, anderen Zeitungen, Zeitschriften lese ich nicht.) – Hella Jansen

 


 

 

Leserbriefe zu „Dann kam er mit der Waffe“ von Katharina Fiedler et al.

 

Eine Tat, die mich wirklich sehr betroffen macht! Schön, dass Sie mit Ihrem Beitrag versuchen, das Unerklärliche zu erklären. Es macht wir wirklich Angst, zu registrieren, wie unsere Gesellschaft langsam verroht und sich eher unscheinbare Mitmenschen von den Querdenkern (…) radikalisieren lassen. Hier nun meine Lesermeinung zu diesem grausamen Mord:

Ein 20-jähriger Student wird von einem von einem Tankstellenkunden ermordet. So lauteten die Schlagzeilen. Wie tief ist unsere Gesellschaft gesunken, dass so etwas möglich ist? Hetze und Quer-(Nicht-)denkertum sind im Netz allgegenwärtig. Jede und Jeder kann krudes Gedankengut überall kundtun und Dritte damit beeinflussen. Radikalisierte Menschen meinen dann, aktiv zu werden, sich wehren zu müssen. Gegen wen auch immer… Für sie existieren keinerlei Schranken. Dem jungen Studenten wurde das leider zum Verhängnis. Und alles nur, weil er einen Kunden darauf hinwies, die allgemeine Maskenpflicht zu beachten. Mich macht diese Tat sehr traurig und gleichzeitig wütend. Meine Gedanken sind bei den Anghörigen des Studenten. Lasst uns endlich durchsetzen, dass es Null Toleranz für Hetze im Netz (…) gibt und das geistige Brandstifter zur Rechenschaft gezogen werden. Denn Idar-Oberstein kann schon morgen direkt vor unserer Haustür sein. – Achim Bothmann

 

In Ihrem Artikel kommt das Wort „Querdenker“ sechsmal und „Corona-Leugner“ zweimal vor. Somit scheint unterschwellig die Verbindung dieser schrecklichen Tat zur „Querdenkerszene“ hergestellt zu sein. Ich zerbreche mir den Kopf, aber ich bringe einfach diese beiden Dinge nicht unter einen Hut. Kann es sein, dass Sie hier in eine Falle getappt sind? Kann es sein, dass es bei dieser Gewalttat verlockend erscheint, Anlass und Ursache nicht voneinander zu unterscheiden?

Wenn der Mörder z. B. auf den Boden gespuckt hätte und dafür vom Tankwart zurechtgewiesen worden wäre, würden Sie dann auch über diesen schrecklichen Mord schreiben? Anders Breivik hat seine fürchterliche Tat lange vor der Coronakrise begangen, nur deswegen hat man auf seinem Handy keine Coronaverschwörungstheorien gefunden. Es gibt leider Psychopathen unter uns, denen jeder Anlass recht ist ihrer Wut freien Lauf zu lassen. Darüber zu schreiben und es der Öffentlichkeit vor Augen zu halten ist richtig und wichtig! Die Aufgabe eines guten Journalisten ist es jedoch, den politischen Missbrauch solcher Taten aufzudecken und nicht zu wiederholen! – Dr. med. Martin Krivacek

 

Erschütternd, dass ein junger Mann getötet wurde, weil er auf die Maskenpflicht hingewiesen hat. Kaum auszuhalten, wie sich sein Mörder auch noch als Opfer darstellen mag und den jungen Kassierer als Mitverantwortlichen für die Corona-Regeln sieht. Regeln, die der Kassierer nicht aufgestellt hat. Welches Leid die Eltern und die Familie des 20jährigen jetzt ertragen müssen, ich kann es mir kaum vorstellen. Der Mörder Mario N. lehnt offensichtlich das gesellschaftliche und politische System in Deutschland ab. Alle, die seiner Ideologie nicht folgen wollen, sind seine Feinde. Wie kann das passieren? Zwar mögen sich Teile der Querdenkerbewegung, der Verschwörungstheoretiker , Corona- Leugner usw. von den Reichsbürgern dadurch unterscheiden, dass sie keine gängigen politischen Bewegungen sind und eine für sich „bessere“ Gesellschaft anstreben.

Was dennoch vergleichbar ist, dass sich Teile aller dieser Gruppierungen radikalisieren, militanter werden, zusehends schnell und vor allem von Plattformen im Internet gestützt. Das ist hochgefährlich! Die Reichsbürger gibt es schon seit Jahrzehnten in Deutschland und sie waren schon immer ganz offen verfassungsfeindlich. Von stattlicher (-behördlicher) Seite wurde dem Treiben der Reichsbürger viel zu lange tatenlos zugesehen. Es gab zwar Handlungsanweisungen, wie Reichsbürgern bei der Durchsetzung behördlicher Maßnahmen entgegen getreten werden sollte. Dennoch wurden Reichsbürger mehr als verwirrte Spinner eingeordnet.

Ein großer Fehler. Erst mussten Vollziehungsbeamte angegriffen, ein Polizist von einem Reichsbürger erschossen und Waffenlager der Reichsbürger ausgehoben werden, bis endlich die Gefährlichkeit dieser Bewegung ernst genommen und sie unter die Beobachtung des Verfassungsschutzes gestellt wurde. Viel zu spät! So etwas darf sich nicht wiederholen. Der Staat muss jetzt hart gegen radikalisierte und militante Querdenker, Verschwörungsanhänger usw. durchgreifen. „Wehret den Anfängen“, so heißt es ja immer. Bei den Reichsbürgern wurde das versäumt. – Regina Stock

 


 

 

Leserbriefe zu „So stolz dürfen wir heute sein“ von Dominik Wullers

 

Worauf soll sich ein „liberaler“ deutscher Patriotismus gründen? Auf Sternstunden unserer Geschichte, herausragende Kaiser des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation, Luther, Dürer, Bach, Goethe, Beethoven, Bismarck, Brecht? Zu alledem haben Einwanderer keinen Bezug; sie kennen nur Nachkriegsdeutschland! Auf den Tag, als die Mauer fiel? Der berührt nicht einmal alle einheimischen Ost- und Westdeutschen!

Auf jenen Tag im September 15, als Frau Merkel die Grenzen öffnete? Ist es dieses: wir schaffen das!, das alle, Einheimische wie Einwanderer, verbindet? Obwohl wir tagtäglich erkennen, daß wir es nicht schaffen, und allmählich auf ein Parallelge-sellschaftenland zusteuern? Vielleicht sollte jede dieser Gesellschaften ihrem eigenen Patriotismus frönen, nebeneinander, friedlich und von allen toleriert? – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Ich bin auch eine solche „alte Tante“, vor dem Krieg geboren, mit beklemmenden Erinnerungen an diese Zeit und an den künstlichen „Staatspatriotismus“ der DDR. Bitte, keine neuen Patriotismen! Bedenken Sie: Mit dem Definieren einer Gruppe, auf die man „stolz“ ist, definiert man stets eine komplementäre Gruppe, die Gruppe derer, die nicht dazugehören. Diese eignet sich bei Bedarf hervorragend als „Sündenbock“! Menschen, die Gruppenzugehörigkeiten brauchen, handeln nicht immer rational. Denken Sie an Fußballfans. Mir wäre ein lautes, fahnenschwenkendes Deutschland ein Horror. – Prof. (em) Dr. Gisela Härtler

 

Zunächst vielen Dank dafür, dass Sie sich dafür stark machen, den Begriff des Patriotismus nicht der politischen Rechten zu überlassen. Zurecht wundern Sie sich darüber, dass der 3. Oktober, an dem wir der Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas gedenken, hierzulande keine gro-ßen Gefühlsregungen erzeugt. Fast noch verwunderlicher ist es, dass das 150-jährige Jubiläum der Gründung des deutschen Nationalstaates in diesem Jahr gefühlt noch nicht einmal eine Erwähnung wert war, weder von staatlicher Seite noch in der medialen Öffentlichkeit.

Sicherlich kann der Gründungsmythos von 1871, der Sieg über Frankreich mit der anschließenden Reichsgründung, der ersten deutschen Einheit, aus nachvollziehbaren Gründen heute nicht mehr die Grundlage patrioti-scher Gefühle sein. Aber jenseits von Kaiser und Vaterland gab es noch ein anderes Deutschland, das nicht erst 1945, sondern bereits 1933 untergegangen ist: das Deutschland der Dichter und Den-ker (von denen eine nicht unerhebliche Anzahl Juden waren) und, nicht zu vergessen, seiner Ingeni-eure.

Könnte nicht auch dieses Deutschland eine Inspirationsquelle für ein positives Verhältnis zum eigenen Land sein? Deutschland als Ideenschmiede der Welt, das wäre eine Tradition, auf die man sich gerade heute angesichts der globalen Herausforderungen wieder gerne berufen würde. – Dr. phil. David Egner

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Papst soll es richten“ von Evelyn Finger

 

In diesen Tagen jährt sich die Reformation zum 500. Mal. Was immer von der katholischen Kirche zu erfahren ist zeigt, dass sie seither nichts gelernt oder gar eingesehen hat. Sie ist in ihrem Dünkel und Größenwahn ein halbes Jahrtausend stecken geblieben. Es geht immer nur um Gehorsam gegenüber dem Papst, um Unterwerfung, Vertuschung allen Übels. Auf der ganzen großen Seite wird mit keinem Wort nach einem biblischen Bezug zu all der Machtgier gefragt. Wer ernstlich und ehrlich Theologie und Kirchengeschichte studiert hat, müsste die Konsequenzen ziehen und austreten. Goethe gefällig? „Glaubt nicht, dass ich fasele, dass ich dichte, geht hin und findet mir andere Gestalt! Es ist doch die ganze Kirchengeschichte ein Mischmasch aus Lügen und Gewalt!“. – Christine Preyer

 

Muss er gehen oder muss erbleiben? Papst Franziskus, ein Papst im Vorruhestand, ist mit sich ins göttliche Gericht gegangen und hat dann geknobelt! Kardinal Woelki darf nun doch in Amt und Würden bleiben, vorerst aber nur bis Ostern 2022, mit Vollpension und Vollsalär in Santa Irgendwo! Wenn katholische Oldies in Politik machen wollen, dann kann diese Politik gar leicht am wirklichen Leben vorbeischrammen!

Und die von den kirchlichen Würdenträger missbrauchten Menschen, die „dummerweise“ ein ganzes Leben lang am Missbrauch werden leiden müssen, die sind abermals wieder das Opfer, und werden diese „Opfer-sein-müssen-Rolle“ wohl auch nie mehr los werden! Solange ein Papst weiterhin „unfehlbar“ bleiben wird und bleiben muss, und solange er den Vatikanstaat wie ein Autokrat regiert, solange wird und kann diesem „katholischen Autokraten“, keiner und niemand so richtig ans heilige Stuhlbein pinkeln. – Klaus P. Jaworek

 

Die Päpste sind nicht nur die selbsternannten Heiligen Väter, die vom Heiligen Stuhl aus die Heilige Kirche führen, sondern immer auch die Paten aller klerikalen Kinderschänder weltweit. Wie sie das miteinander vereinbaren können, weiß der Teufel. – Walther von Donat

 


 

 

Leserbriefe zu „Golf als Kampfsport“ von Francesco Giammarco

 

Zunächst möchte ich mich bei Ihnen für den Artikel „Golf als Kampfsport“ bedanken. Diese Überschrift passt in einigen Hinsichten hervorragend zu dieser Sportart, welche ich berufsbedingt – durch mein Studium – abbrechen musste. Durch meine Erfahrun-gen im Golfen, muss bescheiden und etwas verlegen bejahen, dass sich einige Vorurtei-le gegenüber dem Golfen bewahrheiten. Viele alte, weiße und auch vermögende Män-ner spielen Golf. Ich bin nicht alt und auch nicht reich, sondern 24 und Student. Ich stimme Ihnen zu, dass Golf teuer sein kann.

So kostet die Mitgliedschaft für einen Er-wachsen in meinem ehemaligen Club 1.350€ im Jahr zzgl. 119€ pro Monat. Ebenfalls kostet die Ausrüstung ca. 1000€. Eine ordentliche Stange Geld. Für Jugendliche jedoch nur 70€ im Jahr. Mit dem Golfen habe ich bereits mit 6 Jahren begonnen. Der Golf-platz ist nur 2 Kilometer entfernt und außerdem spielen viele meiner Verwandten ebenfalls Golf. Allerdings schäme ich mich nicht dafür, sondern ziehe die positiven Ei-genschaften aus dieser Sportart. Der Umgang mit Druck in einer Situation oder auch Konzentration sind Voraussetzung. Aber auch in erinnere mich an Schläger, die durch die Luft flogen oder an Tränen, die über mein Gesicht liefen. Somit passt die Beschrei-bung der fünf Sterbephasen ganz gut.

Dennoch gibt es kein schöneres Gefühl unter der Woche an einem leicht windigen Herbsttag alleine um 7 Uhr auf dem Platz zu stehen und den Ball satt – auf sweet-spot – zu treffen. Noch heute juckt es mich jedes Frühjahr in den Fingern. Ob ich jemals wieder anfange; keine Ahnung. Ich empfehle Ihnen trotzdem mal einen Golfkurs zu belegen. Auch sie werden wahrscheinlich traumatisch nach Hause gehen, da sie keinen Ball getroffen haben. Aber der innere Ehrgeiz ver-langt nach einem gut getroffenen Ball… – Nils Henatsch

 

Nichts ist langweiliger als Nichtgolfer Golf im Fernsehen anzuschauen.Davon würde ich dir immer abraten. Ich empfehle dir aber einen Golfschnupperkurs zu machen, vielleicht wirst du vom Golfvirus infiziert. Das würde ich dir wünschen,denn dann würde dein Artikel etwas näher an der Realität sein. Der Spirit dieses Sport ist ein ganz anderer, auch wenn einige Golfer dies noch nicht erleben durften. Golf ist eben wie das Leben,bei einer 18Loch Runde durchlebst du Höhen und Tiefen,du darfst dich aber nie aus der Bahn werfen lassen.Golfe mit deinen Partnern und du kannst tief in sie hineinschauen. Auch das ist der Spirit. Also..“Schönes Spiel“,ich bin jederzeit bereit. – Dr. med. Thomas P. Augustin

 


 

 

Leserbriefe zu „O Schreck, es ist vorbei!“ von Matthias Geis

 

In der allerersten Ausgabe der Zeit nach der Bundestagswahl wird bereits der Untergang der CDU angekündigt. Echt jetzt? Nachdem die Zeit jahrelang auf der SPD rumgehackt und deren Niedergang beschworen hat, fällt Ihnen ein Tag nach der Wahl nichts Besseres ein, als sich umgehend ein neues Opfer zu suchen, dessen Niedergang man vorhersagen kann? Kein Wort über die wundersame Wiederauferstehung der SPD und den völligen Irrtum der Zeit?

Kein Wort über den tatsächlichen Untergang der Linken, die nur durch Sonderregelungen weiter im Bundestag sitzen darf? Und wer ist als nächstes an der Reihe, wenn die CDU bei den nächsten Landes- oder Kommunalwahlen wieder obenauf schwimmt, falls die neue Regierung nichts auf die Reihe kriegt? Genauso gut könnten Sie versuchen, Börsenkurse vorherzusagen – der Brexit lässt grüssen. – Andi Pfaff

 

Ich nehme mal an, der Autor hat sicher recht damit, was er da über die Personen und Machzirkel in der Partei schreibt, das Vakuum nach Merkel und vieles mehr. Am interessantesten finde ich aber, dass er ein Wort gar nicht mehr bemüht, weil es anscheinend auch in den internen Debatten der Partei keine Rolle spielt: christlich. Die CDU heißt nun mal nicht Konservative Partei Deutschlands, was auch recht erklärungsbedürftig wäre für eine Partei, die ein Wachstum predigt, das alle gesellschaftlichen Verhältnisse unaufhaltsam auf den Kopf stellt.

Nein, diese Partei nennt sich christlich und unternimmt nicht die geringste Anstrengung, zu definieren, was an ihrer Politik mit diesem Begriff noch etwas zu tun hat und ist verblüfft, dass die Bürger das auch noch merken. Egal wie man den sozialdemokratischen Markenkern in der SPD, das Linke bei den Linken, die Ökologie bei den Grünen und sogar das Liberale bei der FDP beurteilt, eins steht jedenfalls fest, sie kämpfen inhaltlich in ihren Parteien mit und um diese historischen Begriffe. Nur die CDU hat das über den Jahrzehnte langen Kampf um die Macht scheinbar ganz aus den Augen verloren. Aus der Nummer kommt sie aber auch mit den wildesten Personalrochaden nicht so schnell heraus. – Dieter Schöneborn

 


 

 

Leserbriefe zu „Kann das noch ein Zuhause sein?“ von Diana Laarz

 

Ich fürchte mich, auch ‘Dank’ der schleppenden Bemühungen zum Klimaschutz, vor weiteren und stärkeren Naturkatastrophen. Es wird dabei nicht ‘nur’ diejenigen treffen, die in Gewässernähe wohnen. Durch Stürme und Tornados sind alle Bürger und Bürgerinnen gefährdet. Doch noch mehr fürchte ich mich vor den Verwaltungen, die es – wie im Ahrtal – nicht schaffen werden, trotz von der Bundesregierung zur Verfügung gestellter finanzieller Mittel, einen raschen Wiederaufbau in die Wege zu leiten.

Sie sind nicht in der Lage, über den Schatten der Vorschriften zu springen, um bei Gefahr im Ver-zug (die Menschen benötigen für den bevorstehenden Winter zumindest ‘Not-Häuser) die not-wendigen Beschaffungen voranzutreiben. Selbst dann nicht, wenn wie im Fall von Frau Motown diese privat organisiert werden. Gott sei Dank gibt es nicht nur Frau Motown, sondern auch noch private Spenden. – Ulrich Hungar

 

Flutkatastrophe an der Ahr 2021 Die Flutkatastrophe kann nicht durch den menschengemachte Klimawandel verursacht sein, wie es immer so eindeutig in den Medien dargestellt wird. Sonst hätte es weder 1910 oder in noch stärkeren Maßen 1804 eine viel größere Flutkatastrophe an der Ahr geben dürfen. Damals gab es den menschengemachte Klimawandel durch den CO2 Aus-stoß noch nicht, aber es gab immer einen Klimawandel. Siehe hierzu die Dokumentation der Klimaabteilung des KIT, Karlsruher Institut für Technologie, https://www.kit.edu/kit/pi_2021_070_hochwasserrisiken-wurden-deutlich-unterschatzt.php – Wolfgang Blank

 


 

 

Leserbriefe zu „Nach Buczacz“ von Maxim Biller

 

Was mag Maxim Biller wohl geritten haben, Thomas Manns Auseinandersetzung mit Arnold Schönbergs Zwölftonmusik in den „Zauberberg“ anstatt in „Dr. Faustus“ verlegt zu haben? Oder habe ich trotz sorgfältiger mehrfacher Lektüre der Roman etwas übersehen? – Rainer Uhlendorf

 

Maxim Biller ist das, was er seinen Roman-Protagonisten „andichtet“: manisch und von der Vergangenheit zerfressen. Ich habe den Eindruck, die Gleichung lautet: Biller minus Holocaust gleich Null. Der Mann hat eine Macke, und zwar eine sehr schlimme. – Björn Luley

 


 

 

Leserbriefe zu „Umstrittene Kolosse“ von Anne Jeschke

 

Ich finde es klasse, dass Sie den Artikel über die Wisente geschrieben haben. Wir hatten vor 3 Jahren das Glück, bei einer mehrtägigen Wanderung durch das Rothaargebirge plötzlich der Herde gegenüber zu stehen (siehe die beigefügten Fotos). Das war ein beeindruckendes Erlebnis. Der „Chef“ hat uns zunächst nicht durchgelassen, weil seine Herde das Gras neben dem Weg probiert hat und die Familie ihren Nachwuchs dabei hatte.

Bereits am nächsten Wandertag haben wir die Waldbauern bei ihrer Arbeit mit zwei Erntemaschinen beobachtet. Diese Harvester haben innerhalb von 15 Minuten mehr Schäden an Wegen, dem Boden und der Landschaft verursachst als die Herde das innerhalb von Wochen schaffen könnte. Ich habe daher eine eindeutige Meinung zum Thema: Lasst sie laufen…. Das Sie – wie bei der ZEIT üblich – beide Seiten beleuchtet haben finde ich natürlich richtig und gut! Weiter so… – Rainer Thielke

 

Ihre Frage: Gehören wilde Rinder in einen deutschen Wald? meine Fragen: Gehört der Wolf in den deutschen Wald? Ist der deutsche Wald ökologisch von besonderer Bedeutung? Beide Arten waren – vor ihrer Ausrottung durch den Menschen – Teil der mitteleuropäischen Fauna und aus rein ökologischer Sicht besteht kein Unterschied, ob Wisente oder Wölfe in den Wald gehören, sie waren Teil des natürlichen (noch nicht deutschen!) Waldes, bevor er Kulturlandschaft wurde. Erst der Mensch bringt einen wertenden, nicht ölolpgischen Maßstab in die Beurteilung verschiedener Arten.

Warum ist der Wolf sehr streng geschützt und dürfte auch bei Aufnahnme in das Jagdrecht nicht geschossen werden, obwohl er viel Schaden unter Weidetieren anrichtet? Warum genießen Wisente als ebenfalls heimische Wildtiere nicht den gleichen Status und werden möglicherwiese wieder zu reinen Zootieren, obwohl ihr Schaden im Wald vermutlich geringer ist als der von Schalenwild? Naturschutz, besonders Artenschutz in einer Kulturlandschaft lässt sich nicht ökologisch begründen und entscheiden, er muss gesellschatlich aufgrund einer Idee von unserer Kulturkandschaft entschieden werden. – Dr. Artur Behr

 


 

 

Leserbriefe zu „Väterchen Frost“ von Heike Buchter et al.

 

Im Untertitel heisst es,“die Europäer verdächtigen Russland gezielt Erdgas zu verknappen“.Das ist charmanter Unfug.Verdächtigen geht immer, aber beweisen ist dann schon komplizierter. Putin heisst der grosse Buhmann, der Europa in der Kälte sitzen lassen will.Der Mann ist Geschäftsmann und will sein Gas verkaufen. Zu höheren Preisen ? Aber klar doch, „der Rubel rollt und Putin lacht,es schmunzeln die Aktionäre“ (leicht veränderter Text,entschuldigung beim wahren,mir unbekannten ,Autor) Die Europaer werden zahlen,zähneknirschend. Aber besser mit den Zähnen knirschen, als vor Kälte mit den Zähnen klappern. – Hans-Emil Schuster

 

Erspressung hat Wladimir Putin von der Pike auf gelernt und in seinen Genen verankert. Wer hat denn wirklich geglaubt, dass mit Nordstream 2 keine Machtpolitik betrieben wird. Vielleicht sollte man jetzt eine Delegation der Russlandversteher wie Steinmeier, Platzeck und Konsorten unter Vorsitz von Gerhard Schröder nach Moskau schicken, um die Gaslieferungen in der heißen Sauna auszuhandeln. – W. Scheer

 


 

 

Leserbrief zu „Wer mit Gas heizt, muss bald mehr bezahlen“ von Simon Kerbusk

 

Zwei Anmerkungen zu MEINER Ausgabe Der Zeit; No 40 vom Donnerstag 20210930, verbunden mit einigen essentiellen, existenziellen Fragen. Wer hat an der Die Zeit gedreht? War es doch nicht Paulchen Panther? Ist es für die Der Zeit jetzt schon zu spät? Kann Sie sich verbessern, die Zeit? Will, kann, soll, wird und darf Sie das überhaupt? Anmerkung 1 [Eher harmloser Natur] zu einem ihrer Artikel, bei mir auf Seite 54, betitelt mit „R-E-S-P-E-K-T“ [Untertitel hier omitted] von Elisabeth von Thadden: Es heißt hier in Spalte 5 [Vom Leser aus gesehen und dann durchgezählt: Spalte 1 ganz links, Spalte 5 ganz rechts]:

„… Das steht ja nicht fest, schon allein, weil es eine Tätigkeit wie das Erzeugen erneuerbarer Energien vor ein paar Jahrzehnten noch gar nicht gab….[Dann beginnt in meiner der Die Zeitausgabe ein neuer Absatz]….“ Hat sich der Mensch nicht bereits seit seiner Existenz mit der Nutzung von „Erneuerbarer Energie“ beschäftigt, und versucht sich dieses Prinzipes zunutze zu machen? Bluntly spoken: Man, Er, Mankind, der Mensch, hat es halt damals nicht so bezeichnet!. Zeitläufte Benennung bzw. Bezeichnung! Ich verweise lediglich auf die Nutzung der Wasserkraft in Form von Schöpfmühlen, und Mühlen für alle möglichen andere Zwecke.

Auf die Nutzung der Windkraft. Schauen sie sich die vielen Windmühlen in den Niederlanden, oder auch im Norden von DE an. Ausdruck gefunden hat oder sich niedergeschlagen hat sich das in dem Roman Quelle: Don Quijote – Wikipedia oder https://de.wikipedia.org/wiki/Don_Quijote#Interpretation Abruf etwa um: Ein wörtlicher Ausschnitt: „Kampf gegen die Windmühlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Don Quijotes Kampf gegen die Windmühlen ist die bekannteste Episode des Romans.

Sie spielt im Original nur eine untergeordnete Rolle, ist aber in den meisten modernen Bearbeitungen des Stoffes zentral. Einer häufigen Interpretation zufolge war das 17. Jahrhundert von diesem ausweglosen Kampf des Don Quijote gegen die gnadenlose Maschine fasziniert, weil der rasante technische Fortschritt damals den Machtverlust der Aristokratie vorantrieb. Die lächerliche Auflehnung des Junkers gegen Windmühlen war dafür das ideale Symbol.“

Auch aus vielen Western ist bestens bekannt, dass der moderne USA-Mensch die Windkraft zur Wasserförderung nutzte. Ein Bild, auch aus Wikipedia, entnommen von https://de.wikipedia.org/wiki/Western-Windrado: Auch Thermik und Aufwinde wollte man nutzen. Man wollte bereits im Altertum fliegen wie ein Vogel. Hier nur ein Verweis auf Ikarus und Dädalus. Wir dürfen also festhalten, die Nutzung von Erneuerbarer Energie ist keine Erfindung von Bündnis 90/Die Grünen, sondern steckte seit ewigen Zeiten im Menschen drin, war nur allzu menschlich.

Man muss Bündnis 90/Die Grünen, vermutlich auch insbesondere unseren ostdeutschen Mitbürgern, also Bündnis 90, die wohl wesentlich schlimmere Erfahrungen aufgrund einer Diktatur mit dem Raubbau an der Natur und dem Verbrauch/Verschwendung, von Ressourcen gemacht haben als die Wessis, allerdings zu Gute halten, dass Sie das Thema „Grün“, auch die Parteifarbe, letztlich war im DE- Politischen – Parteienspektrum ja auch keine andere Grundfarbe mehr übrig, letztlich angestoßen haben.

Denn „Grün“, oder „Naturverbunden“ so behaupte ich, ist m.E. letztlich jeder hier in Deutschland. [Der Vollständigkeit halber zur Parteienlandschaft in DE:→Die SED hielt sich die sog. Blockparteien CDU, SPD, FDP, um ein bisschen das Demokratische in der DemokratischenDR zu reflektieren, abzubilden, wie ein „Schoßhündchen“. Die Abbildung der westdeutschen Parteienstruktur war also bereits vorhanden.]. Ergebnis: Ich wollte lediglich darauf verweisen, dass die Aussage der Verfasserin so nicht richtig ist.

Der DACH-Name [DACH= D=Deutschland, A=Austria, CH=Schweiz], der Begriff, war halt noch nicht erfunden. Erneuerbare Techniken aus den jeweiligen Umwelten jedoch wurden seit Menschengedenken genutzt.] Anmerkung 2 „Primärenergieverbrauch“ 2[WirrWar/“Zahlensalat“] zu einem ihrer Artikel, bei mir auf Seite 29, Seitenüberschrift „Europas Gaskrise“, Untertitel 1 „Wer mit Gas heizt, muss bald mehr bezahlen“, Untertitel 2 „Erste Versorger erhöhen die Preise. Doch das ist erst der Anfang.

Was Kunden und Kundinnen tun können“ von Simon Kerbusk. Oberhalb des Artikels finden sich einige Grafiken, unter anderem ganz links vom Betrachter aus gesehen eine Grafik mit dem Titel „Ohne Gas geht es (noch) nicht, Deutschlands Primärenergieverbrauch 2020 in Prozent“. Hier wird der Energiemix Deutschlands für das Jahr 2020 dargestellt. Unter anderem läßt sich herauslesen, dass Deutschland 7 (sieben), Sieben!, Energiekategorien nutzt. Mineralöl führt noch mit 33,7 Prozentpunkten, Erneuerbare Energien sind an dritter Stelle mit 16,6 Prozentpunkten, Schlusslicht sind Sonstige mit 1,3 Prozentpunkten.

Interessanterweise addieren sich in dieser Grafik alle Energiearten tatsächlich auf 100 % bzw. Punkte. Das ist nicht immer so, bei weitem nicht so, dass sich Auflistungen/Aufstellungen/Grafiken etc. in wichtigen/wesentlichen überregionalen Zeitungen auf 100% oder 100 Prozentpunkte addieren. Meist hält man es nicht mit der Fussballersprache, wie „Wir haben 110 oder 120 Prozent gegeben“, sondern es werden meist Werte unterhalb von 100% übermittelt. Also kein „Overstatement“, sondern ein stolzes „Understatement“ [Begriffe aus der WP- Branche] ist eher Usus.

Tabellen/Infografiken/Auflistungen in der „Veröffentlichten Meinung“ addieren sich meist nicht zu einem „Ganzen.“ Obwohl doch so etwas in den Schulen/Universitäten immer gelehrt wird, viel Wert darauf gelegt wird. Warum ist das so? Warum dieser Missstand? Sollten wir doch mehr in Bildung investieren? Auf welcher Ebene [Schulen, Universitäten, Unternehmen, Verwaltung, Regierung]? Wir wollen uns doch alle verbessern, dachte ich, wenn ich mir die vielen PopUp-Cookies von Internetseiten anschaue! Eine Übersicht: [Anmerkung: Den Begriff Bruttoendenergieverbrauch habe ich mit Primärenergieverbrauch gleichgesetzt. Ich hoffe das ist zulässig]

Aus: Ein gut sichtbares Datum zum Informationsstand an prominenter Stelle dieser doch umfangreichen, bundesrepublikanischen Ausarbeitung eines Bundesministeriums habe ich nicht gefunden und daher auch nicht weiterverfolgt, da vermutlich auch nirgends zu finden. Aber immerhin ergibt sich eine Abweichung/Unterschreitung zu der von Ihnen zitierten Zahl um 1,4 Prozentpunkte an Primärenergieverbrauch gegenüber dem Ziel der Bundesregierung für 2020. Insgesamt sollen in 2020 11,8 Exajoule an Primärenergie in DE verbraucht worden sein [Eine Zahl aus den Internetozeanen]. Berechnung der Unterschreitung:

[Dazu habe ich verschiedene Quellen, offen zugänglich, aus dem Internet genutzt], für folgende Berechnung: Primärenergieverbrauch 3.277.777,78 GW/h 3.277,78 TW/h Abweichung Onshore Offshore Total 29.456 1.501 30.957 errechnete 45.889 GW/h 46 TW/h errechnete Insgesamt sind die Ausbauziele an EE (=Erneuerbarer Energien) in 2020 bereits um 46 TW/h verfehlt. Umgerechnet in das neue Maß für EE, nämlich, „Moderne Windkraftanlagen“, fehlen bereits in 2020 4.589 Moderne Windkraftanlagen Wie habe ich diese Zahl ermittelt? Eine „Moderne Windkraftanlage“ soll pro Jahr 10 GW/h produzieren.

In 2020 sollen in den Gewässern Deutschlands insgesamt Windanlagen, Mix aus alt und neu, installiert sein. Aufgrund der Angaben kann ich mir zumindest statistisch leicht errechnen, wie hoch, bereits in 2020 das Defizit an „Modernen Windkraftanlagen“ ist, nämlich indem ich das errechnete Defizit an Gigawattstunden von 45.889 teile durch den Maßstab, „Moderne Windkraftanlage“, die p.a. 10 GW/h produziert, und komme daher zu dem Ergebnis, dass bereits 2020 4.589 Moderne Windkraftanlagen fehlen Ist Herr S. Kerbusk auch für die Grafiken verantwortlich? Werden ihm die zugespielt? Wer verantwortet was?

Die Standorte Onshore in DE sind sicher heute bereits vollständig ausgeschöpft, denn man muss bedenken, dass es seit den Versuchen mit GROWIAN (=Große Windenergieanlage/ Quelle Wikipedia: „ !!!!!!!!!!!! Die (oft auch der) Growian (auch GROWIAN, Große Windenergieanlage) war eine öffentlich geförderte Windkraftanlage, die zur Technologieerprobung in den 1980er Jahren im Kaiser-Wilhelm-Koog bei Marne errichtet wurde. Es handelte sich um einen zweiflügligen Leeläufer (Rotor läuft auf der windabgewandten Seite des Turmes) mit einer Nabenhöhe von etwa 100 Metern.

Growian war lange Zeit die größte Windkraftanlage der Welt. Vieles an der Anlage war neu und in dieser Größenordnung noch nicht erprobt. Da die Gehäuseauslegung fehlerhaft war, konnte die Anlage nicht bei voller Leistung betrieben werden. Die Probleme mit Werkstoffen und Konstruktion ermöglichten keinen kontinuierlichen Testbetrieb. Die meiste Zeit zwischen dem ersten Probelauf am 6. Juli 1983 bis zum Betriebsende im August 1987 stand die Anlage still.)“ und den ersten Windkraftanlagen in Deutschland, wohl Anfang der 90iger Jahre, so richtig los ging es wohl aber erst 1998, sind jetzt immerhin etwa bereits 25 Jahre vergangen.

Gegen einen weiteren Ausbau von Windenergie Onshore sind sicher viele! Eine riesige nicht genau statistisch erfassbare Anzahl an Gruppen, Vereinigungen, Koalitionen etc. steht hier quasi wie eine unsichtbare Wand, Mauer. Wie eine Eins, wie eine Windkraftanlage ohne Rotor! Stichworte: Verspargelung der Landschaft in Meck.-Pomm, Hunsrück usw.; Dagegen sind sicher auch der Vogelschutzbund, NABU und sicher viele weitere NGOs und lokale Initiativen; von Lärmverschmutzungen gar nicht zu reden.

Wie es weitergehen soll mit der Primärenergieversorgung weiß ich natürlich auch nicht, vermutlich keiner so recht. Ich jedenfalls setze, alles andere wäre für die Energiesicherheit DEs grob fahrlässig, auf einen gesunden Energiemix, der noch im Jahr 2020 aus 6 (sechs) identifizierbaren Energiearten bestand, insbesondere auch auf Gas. Deshalb bin ich froh, dass Nordstream II jetzt endlich fertiggestellt wurde. Und natürlich, da gibt es sicher auch noch viel Potential: Primärenergieverbrauchsvermeidung analog bspw. der Verpackungsvermeidung!

Sowie: Dass das Ende des Erdölzeitalters eingeläutet ist, kann man denke ich, am Börsengang von Saudi Aramco erkennen, auch wenn soweit ich mich erinnere, lediglich 5% der Anteile an die Saudische Börse gebracht wurden, und lediglich institutionelle Investoren aus ausgewählten, arabischen Bruderstaaten, diese wenigen Anteilsscheine zeichnen durften. Die Saudis wollten jetzt, heute, offenbar wissen, was ist unser Öl derzeit in etwa (noch) wert.. – Walter F. Keil

 


 

 

Leserbrief zu „Lega Ost“ von Anne Hähnig und Paul Middelhoff

 

Da muss ich doch ein wenig Wasser in Ihren Wein gießen. Wenn Sie die große Mehrheit der Men-schen zitieren, die niemals die AFD wählen würden. Irren ist menschlich. Ein Blick in die politische Gemengelage in der Weimarer Republik würde Ihnen zeigen, dass dort die extreme Rechte ( NSDAP) und die extreme Linke ( Kommunistische Partei) und USPD extrem stark vertreten war und die Wäh-lerschaft fleißig zwischen links und rechts hin- und herpendelte.

Wenn nun die LINKE sich weiter in Sachsen und Thüringen zu einer „Maüselinken“ mutiert und die CDU sich weiter gegen Null ins poli-tische Nichts bewegt, dann wird das Sendungsbewusstein der AFD locker den Sprung in Richtung die Zielmarke 40% schaffen. Bei einer entsprechenden Mobilisierung wird dann auch das Zeil der AFD sein, an einer Regierung beteiligt zu sein. Die CDU hat, wie Rainer Haseloff richtig feststellt, die Bundestagswahl krachend im Osten verloren. Die demokratische Kultur kann bei dem von mir auf-gezeigten Szenario noch mehr verlieren. – Dr. Detlef Rillig

 


 

 

Leserbrief zu „Mächtig einsam“ von Jan Roß

 

Malaysia und Singapur jetzt auf Sumatra? Da werden sich die Batak aber wundern! – Ulrike Engels

 


 

 

Leserbrief zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Die Kolumne 54% verband Scherz, Ironie und viel Biss. – Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbrief zu „Her mit den Zinsen!“ von Lisa Nienhaus

 

Just an dem Tag, an dem Lisa Nienhaus das Zögern der Europäischen Zentralbank (EZB) beim Ausstieg aus ihrer expansiven Geldpolitik als Fehler bezeichnet, erreicht die September-Inflationsrate, angeheizt von hohen Energiepreisen, mit 4,1 Prozent Teuerung die höchste Geldentwertung in Deutschland seit 1993. Hinzukommt, dass die ultralockere EZB-Geldpolitik zunehmend negative Nebenwirkungen mit der Vermögenspreisinflation bewirkt hat, die zu Spekulationsblasen auf den Aktien- und Immobilienmärkten geführt hat, die Einkommens- und Vermögensverteilung weiter verzerrt und die Staaten angesichts der günstigen Verschuldungsmöglichkeiten von notwendigen Strukturreformen auch nach dem Abebben der Corona-Krise abhält.

Als Folge senken Banken die Schwellen für Strafzinsen (Verwahrentgelte) auf die Einlagen ihrer Kunden von 100.000,- auf 50.000,- Euro, während sich diese immer mehr entwerten, weil die EZB mit ihrer Droge des billigen Geldes kein Ende findet. Damit droht eine „fiskalische Dominanz“, in der nicht mehr die Preisstabilität als Hauptziel im Vordergrund der EZB-Politik steht, sondern ihr Kurs von möglichen negativen Folgen einer strafferen Geldpolitik für die Staatshaushalte bestimmt wird.

Die Deutsche Bundesbank hält in ihrem Monatsbericht für August zum Jahresende Inflationsraten zwischen 4 und 5 Prozent für möglich, nachdem die Erzeugerpreise im August mit 12 Prozent im Vorjahresvergleich so stark wie seit Dezember 1974 (Ölkrise) nicht mehr gestiegen sind und eine ähnliche Entwicklung bei den Großhandelspreisen zu beobachten ist.

Bundesbank, EZB und Ökonomen der Wirtschaftsforschungsinstitute halten die derzeitigen Preissteigerungen aufgrund des Basiseffekts nur für temporär, doch die Zunft hat damals die Weltfinanzkrise 2008/09 bis auf wenige Ausnahmen nicht vorausgesehen und könnte sich auch diesmal irren, wenn „die Inflation länger bleiben könnte“, wie der Ökonom Charles Goodhart zu Recht feststellt und in dieser Meinung vom früheren Bundesbankpräsidenten Axel Weber gestützt wird.

Noch im Dezember 2020 hatten die Wirtschaftsforschungsinstitute für 2021 Inflationsraten zwischen 1,2 und 1,6 Prozent vorhergesagt, und die Bundesbank lag bei nur 1,8 Prozent Geldentwertung. Und schon jetzt liegt das Mittel monatlicher Teuerungsraten über zwei Prozent. Die Blindheit der EZB hat zu einem Vertrauensschaden in der Bevölkerung geführt, die deren Fehler seit Langem ausbaden muss. Wann findet die EZB endlich auf den Pfad der Tugend zurück, fährt ihre überdimensionierten Anleihekäufe zurück und sorgt angesichts der steigenden Inflationsraten für höhere Zinsen? – Hans-Henning Koch

 


 

 

Leserbrief zu „Ein Tropfen Hoffnung“ von Ulrich Bahnsen

 

Leider ist Ihre Bewertung der Testqualität von Grail auf Basis der angegebenen Werte nicht nachvollziehbar, da die Zahl der richtig Positiven und die Zahl der falsch Negativen fehlt. Das eine Gütemaß ist der Anteil der falsch Positiven an allen Positiven (siehe z.B. viele Veröffentlichungen von Prof. Gerd Gigerenzer). Sie nennen 5 von 1.000 als falsch Positive. Nehmen wir nun an, die richtig Positiven sind 1 von 1.000, ebenso die falsch Negativen. Dann erhalten 5/6 (= 83,4%) zu Unrecht eine Krebsdiagnose, mit allen negativen Konsequenzen.

Und sogar 50% der Krebskranken erhalten nicht die richtige Diagnose (1 von 2 aus der 1.000-er Gruppe). Das wäre dann kein überzeugendes Ergebnis, sondern ein klares Votum gegen die Prognosequalität des Tests. Bei geringen Inzidenzen (wie im Beispiel 2 Promille) muss man unbedingt alle drei Werte in der Kennziffer berücksichtigen (der Wert für falsch Negative kann natürlich auch 0 sein oder nicht zu ermitteln, dann sind es de facto nur zwei Werte, die sich zum Nenner addieren, auch dann spricht in meinem Beispiel die Quote 83,4% falsch Positiver gegen den Test).

Aber mein Beispiel ist ja fiktiv, die entscheidenden Zahlen kann ich Ihrem Artikel nicht entnehmen. Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie diesen Aspekt in einer der nächsten Ausgaben nachreichen und erläutern. Und – wenn Sie gestatten – ich kann Ihnen die Lektüre der Bücher von Prof. Gigerenzer nur empfehlen, wie auch vielen Ärzten. Leider habe ich fast immer die falsche Interpretation dieses Gütemaßes erlebt – wie „… nur bei 5 von 1.000 …“ statt „5 von 6 sind falsch positiv“. Insofern sind Sie hier quasi „Mainstream“. – Wilfried Meister

 


 

 

Leserbrief zu „Eine Krönung für Corona?“ von Andreas Sentker

 

Sie haben Recht! Einer der zukünftigen Nobelpreise wird vermutlich jemandem aus der mRNA-Forschung verliehen. Das ist auch tatsächlich eine revolutionäre Entwicklung. Aber ist das im Bezug auf die Impfung wirklich gerechtfertigt? Laut RKI (29.09.2021) haben wir geschätzt 34% Impfdurchbrüche bei hospitalisierten Covid-Patienten und 23% bei intensivstationären Covidpatienten älter als 60 Jahre. Das Sicherheitsprofil der sog. Covid-Impstoffe ist deutlich schlechter als das der bisherigen Protein- bzw. Totimpfstoffe. Laut PEI ist allein die Mortalität nach Covid-Impfung 20fach erhöht! Die Dunkelziffer bei einer passiven Erhebung der Komplikationen nicht mitgerechnet. Man darf nicht nur den Erfolg einer medikamentösen Maßnahme feiern. Man muss auch die Risiken und Nebenwirkungen erwähnen. Trotz des Erfolges der Impfung darf man den Preis, den viele Menschen dafür bezahlen, nicht unerwähnt lassen!

Für die Pharmaindustrie sind die mRNA-Impfstoffe sehr interessant. Man braucht „nur noch“ eine Information in den Körper zu injizieren, die sich sehr schnell verändern lässt, den Rest übernehmen die zweckentfremdeten Zellen des „Wirts“. Dass diese Gewinnoptimierung mit einer wesentlich höheren Rate auch an schweren Komplikationen verbunden ist, wird der Bevölkerung schlicht und ergreifend verschwiegen. Wer macht sich schon die Mühe und liest die Sicherheitsberichte des PEI und die wöchentlichen Berichte des RKI? Das zu kommunizieren wäre eigentlich die Aufgabe der Medien, aber die entziehen sich der Verantwortung…..und der Gedankenkorridor wird immer enger! – Dr. med. Martin Krivacek

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Fremde Federn“. Illustrationen von Ben Rothery (Federn) und Matthias Schütte (Vogelarten)

 

Ich habe das Ornithologie-Quiz vom 30.9.21 auf der Wissens-Seite mit Freude gelöst. Dabei ist mir ein Fehler aufgefallen. Die Feder des Blauhähers sieht für mich nach einer Feder des Eichelhähers aus. Die Blauhäherferden laufen an der Federspitze eher spitz zu und die Blaufärbung geht über die ganze Feder (rechts und links vom Federkiel). Ich habe das auf mehreren Federbestimmungsseiten im Internet recherchiert. Viel-leicht können Sie das berichtigen. – Joris Fabian (10 Jahre)

 


 

 

Leserbrief zu „»Die Klotür geht erst wieder auf, wenn du die Hände gewaschen hast«“. Gespräch mit Dave Eggers geführt von Lars Weisbrod

 

«Mit dem düsteren Silicon-Valley-Roman „Der Circle“ wurde Dave Egger weltberühmt. Jetzt hat er eine Fortsetzung geschrieben – und prophezeit das Ende aller Freiheit» Das Buch beschreibt, wie der Überwachungsstaat, die Voraussetzungen schaffen soll, um uns «zu einem klimafreundlichen Verhalten zu zwingen.» Der Autor hält «das für eine, grausame Vorstellung, aber die Mehrheit der Menschen, die sich um den Klimawandel sorgen», würden «diesen Schritt vermutlich richtig finden, früher oder später.»

Nun, die Grundidee ist nicht neu, in gewisser Weise sogar unzureichend, da sie das Thema Demographie ausblendet. Ein historisches Vorbild fürs umfassende Lösen entscheidender Teile des Klimaproblems lieferten bekanntlich die Bewohner der Insel Tikopia. Dort, weit entlegen in der fernen Südsee ist es gelungen, die Zahl der Einwohner über Jahrhunderte praktisch konstant zu halten und so an die beschränkten Ressourcen anzupassen. Dafür waren zwei Massnahmen nötig: Nur der älteste Sohn durfte Nachkommen haben und die Schweinehaltung wurde verboten.

Diese Massnahmen war wohl brutaler wie die von Egger beschriebenen. Auch weil es die heutigen vergleichsweise humanen Mittel zur Geburtenkontrolle nicht gab. Sie waren aber in den von Eggers Protagonisten abgedeckten Bereichen genauso wirksam und schlossen zudem die Lücke beim Thema Demographie. Im Jahre 1991 wurde in der Schweiz ein Wettbewerb zum Thema «Vision einer permanenzfähigen Weltgesellschaft» ausgeschrieben. In meinem Wettbewerbsbeitrag verglich ich zwei Lösungen zum Thema des Wettbewerbs: Einerseits, ein budhistisches Dorf, in dem nur der älteste Sohn Nachwuchs haben durfte. Die jüngeren Söhne wurden Mönche. Andererseits die «Schöne Neue Welt» von Aldous Huxley.

Ich komme darin zum Schluss «Die „Schöne Neue Welt“ bietet ein brauchbares Modell für eine permanenzfähige Welt, besonders dann, wenn wir ein paar Übertreibungen ersetzten durch menschlichere und praktikablere Lösungen». Im Hintergrund stand die Überlegung, dass es immer mehr Menschen gibt und geben wird, die in katastrophalen, vor allem durch Übervölkerung verursachten Situationen leben. Diese würden vermutlich oftmals ein Leben in einer Zivilisation vorziehen, in der strenge demographische Regelungen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. – Dr. Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbrief zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

 

Als treuer Zeitleser möchte ich gerne einige Anmerkungen zu Ihren in der lfd. Ausgabe der Zeit publizierten „Torten der Wahrheit“ machen: Früher wurde der Steinkohleabbau und damit auch die Kohleverstromung in Deutschland richtigerweise subventioniert. Am 21.12.2018 wurde in Deutschland jedoch die letzte Zeche im Ruhrgebiet in NRW geschlossen. Seitdem findet keine Förderung der Steinkohleverstromung in Deutschland mehr statt. Die Energieunternehmen müssen für den Import der Steinkohle komplett selbst aufkommen.

Entgegen landläufiger Meinungen wird in Deutschland auch der Braukohleabbau und die Braunkohleverstromung in den Kraftwerken nicht staatlich gefördert. Wenn Sie nun einwenden mögen, dass ja die extern entstehenden Umweltkosten nicht im Strompreis mit abgebildet sind, dann möchte ich Ihnen eine weitere wichtige Wahrheit nicht vorenthalten. Anders als viele andere Energieträger und -sektoren unterliegt die Kohleverstromung bereits seit über einem Jahrzehnt dem europäischen Zertifikatehandel. Aktuell müssen über 50 € pro emittierter Tonne CO2 gezahlt werden. Was mit diesem Geld geschieht, wäre eine andere interessante Fragestellung für Ihre Redaktion.

Die Wiedernutzbarmachung der in Anspruch genommenen Braunkohletagebaue muss ebenfalls von den betroffenen Unternehmen aus dem laufenden Geschäft finanziert werden; der Allgemeinheit werden keine Kosten aufgebürdet. Ihre zweite Tortendarstellung ist also so nicht richtig und vermutlich ideologisch motiviert, denn auf wissenschaftlichen Kenntnissen beruhend. Was direkt eine Überleitung zur ersten Torte ermöglicht. Nicht „konservative“, sondern „progressive“ Klimastrategien scheinen es demnach mit der Wissenschaft und der Wahrheit nicht so genau zu nehmen.

Im Übrigen wäre im zweiten Tortendiagramm die Kohle konsequenter Weise durch die Erneuerbaren Energien zu ersetzen, weil diese aktuell über das Erneuerbare Energien Gesetz mit ca. 6,7 Cent pro jeder Kilowattstunde, in Summe in 2020 etwa 30 Mrd. € pro Jahr (!) gefördert werden. Vermutlich scheuen Sie eine solche Darstellung, um der vermeintlich klimabewussten und ökologisch orientierten Leserschaft unbequeme Wahrheiten zu ersparen, die obendrein nicht dem Zeitgeist entsprechen mögen. Ein grün markierter Tortenabschnitt würde der Wahrheit gerechter werden, hätte allerdings zugegebener Maßen nicht die erhoffte, skandalisierende, zurzeit gesellschaftlich opportune Wirkung. – Bernd Wermelskirchen

 


 

 

Leserbrief zu „Auch das noch! Die Kompetenz deutscher Schüler, Kommas zu setzen, nimmt ab“ von Martin Spiewak

 

„Auch das noch! Die Kompetenz deutscher Schüler, ein Komma zu setzen, nimmt ab“ Ihre Beobach-tungen sind nicht verwunderlich. Schon Mitte der neunziger Jahre hatte ich mein Aha-Erlebnis, als bei einem Gespräch mit dem Staatssekretär eines Bundeslandes dieser auf meinen Hinweis, die Abi-turienten, die sich bei meiner Behörde bewarben, wiesen nur geringe Kenntnisse der deutschen Rechtschreibung auf, dieser Herr zur Antwort gab, in der Schule müsse die Rechtschreibung nicht unterrichtet werden, da die Computer über Rechtschreibprogramme verfügten. Mit dem Verlust der Rechtschreibkenntnisse einher geht dann die nachlassende Fähigkeit, Geschriebenes zu verstehen. – Toni Krieg

 

           

 

 

Leserbrief zu „Wer sind Sie?“ Protokoll von Caroline Weigele

 

Ich zitiere aus dem Text von Jane Schüler: „Letzte Woche hat ein Kollege gesagt, dass er nicht auf schwarzer Haut tätowiert. Damit kenne er sich nicht aus. Das finde ich rassistisch. Sich aus Bequemlichkeit mit einem Thema nicht zu befassen bedeutet, ganze Gruppen auszuschließen.“ Ich frage: Könnte es nicht sein, dass der Kollege einfach nur sagen wollte „Ich lass die Finger von Dingen, die ich nicht kann, dann schade ich auch niemandem.“? Ich koche übrigens jeden Tag, aber nicht afrikanisch, damit kenne ich mich nicht aus. Rassist, der ich bin. – Kurt Eimers

 


 

 

Leserbriefe zu „Auf Zeit gebaut“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Ergänzen möchte ich, dass auf der „Expo 2000“ in Hannover der Pavillon von Japan aus Papier und Bambus errichtet worden war und nach der Ausstellung sofort wieder abgerissen wurde. Dies war Japans Beitrag zum Motto der damaligen Expo „Mensch, Natur, Technik“, wie die Zukunft gestaltet werden sollte. Ihrem Aufsatz entnehme ich, dass es ca. 11Jahre dauerte, bis in Japan wieder Häuser aus Papier gebaut wurden. Einige Pavillons der Expo 2000 wurden abgerissen und an anderer Stelle wieder auf-gebaut. Andere Pavillons stehen immer noch und sind zwischenzeitlich vielfältig ge-nutzt worden. Die holländischen „gestapelte Landschaften“ werden in Kürze saniert und einer anderen Nutzung zugeführt.

Vielleicht wäre die von vornherein beabsichtig-te Nachnutzung der Expo-Bauwerke in Hannover mal einen Bericht in der ZEIT wert. Übrigens hatten die in den ersten Jahrtausenden in Mesopotamien aus – ungebrann-ten – Lehmziegeln errichteten Häuser keine lange Lebensdauer; sie zerbröselten in 1-2 Generationen und so entstanden Schicht für Schicht künstliche Erhebungen. Spätere massive Steinbauten wurden immer wieder zerstört (wieviele Schichten liegen im früheren Troja übereinander?). Von Grabungen zum Beispiel in Hannover weiß man, dass im Mittelalter die Holz(fachwerk)häuser nach etwa 50 Jahren in sich zusammen-fielen. Erst Ende des Mittelalters wurde die Pfosten-Bauweise (also Holzpfähle in der Erde versenkt) ersetzt durch die Fachwerkbauweise mit Steinfundamenten und einem Schwellbalken darauf.

Wenn dann vermodernde Holzbalken immer rechtzeitig ersetzt wurden, so konnte das Haus nach 400 und mehr Jahren in wesentlichen Teilen noch stehen. Mich wundert, dass Sie beim Brand eines Stahlbetonhauses nur das Green-fellhouse in London erwähnen, nicht aber das World Trade Center in New York: ob-wohl nur wenige Stockwerke in halber Höhe ausbrannten, stürzten schließlich beide Türme auf ganzer Höhe ein („Abriss eines Hochhauses mit Hilfe eines Flugzeugs“. In Eschede hatte wenige Jahre vorher ein ICE – durch defekte Radreifen – eine Brücke abgerissen).

Auch der Brand in einem Haus aus Ziegelsteinen kann zum Totalschaden führen (Putz und Mörtel lockern sich). Vor einigen Jahren geriet in meiner Nachbar-schaft in einem zweieinhalbgeschossigen Ziegelhaus der von einem Mieter gesammelte Krimskrams in Brand (überwiegend Schwelbrand). Nach Abschluss der Löscharbeiten war das Haus zwar äußerlich teilweise geschwärzt, aber kaum beschädigt; dennoch Totalschaden. –Adolf Ronnenberg

 

Sie bringen im ZEIT MAGAZIN v. 30.09.2021 u. a. einen sehr interessanten und m. E. wichtigen Artikel über Häuser, die auf Zeit gebaut sind, also nicht mehr für die Ewigkeit (von Tillmann Prüfer). Dies ist aus ökologischen und sozialen Gründen sehr zu begrüßen und knüpft sinnvoll an die Tiny House-Entwicklung der letzten Jahre an. Wir müssen mit Blick auf eine nachhaltige Lebensweise sehr kritisch mit unserem momentanen Über-Konsum an Boden und Raum ins Gericht gehen. Der durchschnittliche Raumbedarf einer Person hat sich in Deutschland in den letzten Jahre von 34 auf 47 qm pro Person (!) gesteigert, Dämmung hin, Energieeffizienz her. Wo soll das hinführen?

Und ist das global gesehen nicht eine sehr elitäre und arrogante Bedürfnisbefriedigung auf Kosten der Natur und der weniger begüterten Menschen? Wie kann – mit ein bisschen Sensibilität und Verantwortung – es dann sein, dass im gleichen Magazin sage und schreibe 10 großformatige Anzeigen mit Luxusmöbeln in gigantischen Wohnräumen geschaltet werden? Welche absurde Gier nach Raum und Fläche wird hier bedient bzw. induziert. Sie sollten sich in Ihrer Redaktion die Frage nach Ihrer Verantwortung als Werbemedium stellen. Marketingbudgets und Ökonomie sind sicher wichtig, werden uns aber auch nicht retten, wenn der Klimawandel wie prognostiziert zuschlägt. – Alexander Aulibauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Über Nena, ihre Haltung zu den Corona-Abstandsregeln und die guten alten Provokationen des Rock ’n’ Roll“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Ich kam erst heute dazu, die Kolumne von Herrn Martenstein aus dem Zeit Magazin der letzten Woche zu lesen. Sein angedeuteter Vergleich zwischen der Aussage von Nena und Aktionen von bekannten Stars des Rock’n Roll hinkt jedoch sehr. Bei letzteren handelte es sich lediglich um Provokationen oder Aktionen, die physisch nur sie selber (bzw. In einem Fall auch die besagte Fledermaus) betrafen. Hier kann man sich auf rechtlicher Basis höchstens im Rahmen der Tierquälerei oder der Majestätsbeleidung (Sex Pistols) bewegen.

In Nena’s Fall gibt es 2 wesentliche Unterschiede. Mit ihrer Aufforderung à la ‘Macht was ihr wollt’ verleitet sie zur physischen Gefährdung anderer Menschen. Dies war bei den Beispielen anderer Rock’n Roll Stars so nicht gegeben. Wir haben am Beispiel einer Münsteraner Party vor ein paar Wochen gesehen, dass ohne AHA-Regelen (trotz 2G) nach so einem Abend 100 neue Corona-Erkrankungen auftreten können. Wenn dies nun nach einer Aufforderung des Künstlers zum Brechen der Regeln erfolgt und im schlimmsten Fall zu Erkrankungen mit Todesfolge führt, dann ist das durchaus problematischer als wenn ein Künstler mit der Axt auf einen Tisch einschlägt.

Der 2. Punkt hierbei ist jedoch, dass Nena mit ihrer Aussage den Veranstalter in große Schwierigkeiten gebracht hat. Dieser hat für die Gäste und ihr physisches Wohl, also auch für die Einhaltung sämtlicher Regeln, Sorge zu tragen. Wenn ein Künstler zum Brechen der Regeln aufruft, den Veranstalter somit in große rechtliche und ggf. Finanzielle Schwierigkeiten bringt, dann ist die Absage von Veranstaltungen eine logische Folge und eben kein Symbol für das Ende des Rock’n Rolls. Ich mag Herrn Martensteins Kolumne eigentlich ganz gerne, jedoch stört mich ein wenig seine Art, zwanghaft gegen jeden Konformitätszwang, den er wittert anzuschreiben. Man muss nicht aus Prinzip jeden vermeintlichen ‘Underdog‘ (in diesem Fall Nena) verteidigen. Manchmal ist ein Underdog dies auch zurecht. – Thomas Marius Müller

 

Wann hört Harald Martenstein endlich auf, den Revoluzzer zu spielen? Wirklich jünger wird er dadurch nicht; er bleibt ein alter weißer Mann. – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbrief zu „»Sehr viele Eltern haben keine Ahnung, was Kinder benötigen«“ von Oliver Geyer im ZEIT Magazin

 

Ich fand das, was Frau Halbrock zum Umgang mit Kindern und zu ihrer therapeutischen Arbeit berichtete, sehr beeindruckend und auch weitgehend mit meinen eigenen therapeutischen Erfahrungen übereinstimmend. In einem Punkt bin ich aber anderer Meinung: Die Einführung eines verpflichtenden Elternführerscheins ist meines Erachtens nicht zu empfehlen. Eltern erstmal pauschal die Erziehungsfähigkeit abzusprechen, halte ich für sehr bedenklich. Zum einen ist es so, dass, wie auch Frau Halbrock sagt, in der Erziehung von Kindern in den letzten Jahren vieles besser geworden ist. Insbesondere ist der früher vorherrschende autoritäre Erziehungsstil weitgehend durch einen demokratischen Erziehungsstil ersetzt worden.

Das bedeutet vor allem, dass Erziehung heute ganz überwiegend gewaltfrei abläuft. Natürlich ist die demokratische Erziehung wesentlich anspruchsvoller für die Eltern als die frühere autoritäre Erziehung. Kinder sind in ihrem Verhalten erwachsenen Bezugspersonen gegenüber freier geworden, weil sie weniger Angst vor drakonischen Strafen haben müssen. Das ist ja im Grunde auch zu begrüßen. Manchmal schlägt allerdings des Pendel zu weit zur anderen Seite aus und Kinder fangen an ihre Eltern zu tyrannisieren. Das ist aber keineswegs die Regel.

Die meisten Eltern und Kinder kommen gut mit einander klar. Das wird auch durch verschiedene Studien, z.B. die Shell-Studie, belegt.. Außerdem können alle Eltern auf ein reichhaltiges Ratgeberangebot in Form von Büchern, aber auch im Internet zurückgreifen. Ein verpflichtender Elternführerschein hätte außerdem die fatale Folge, dass wohl noch mehr Eltern davon Abstand nehmen würden, selber Kinder zu bekommen. Und damit wird die ohnehin niedrige Geburtenrate noch weiter sinken, was wir uns alle wohl nicht wünschen. – Dr. med. Wolfgang Hirschberg

 


 

 

Leserbriefe zu „EINE KLEINE DANKESREDE An die tapfere Belegschaft“ von Andrea Böhnke in der Beilage ZEIT DOCTOR

 

Danke für einen wunderschönen Text zur Einführung in eine Beilage der einfühlsam mit einem ernstem und auch wichtigem Thema, das jeden von uns betrifft. umgeht. Als inhabergeführter Betrieb mit einer Gehirninfarktabteilung und einem übernom-menen Epilepsie – Bereich weiß ich, worüber ich schreibe. Bitte bleiben Sie alle, soweit es möglich ist, gesund. Wir haben da ein Geschenk bekommen, mit dem wir verantwor-tungsbewußt und vorsichtig umgehen sollten. Die Beilage macht neugierig und wird nach dem Lesen sicher nicht einem Wiederverwertungsunternehmen übergeben. – Bernd Ritter