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21. Oktober 2021 – Ausgabe 43

 

Leserbriefe zu „Wo haben die bloß ihre schweren Autos her?“ von Carolin Würfel

 

Bitte nicht mehr diese sexistischen Artikel wie diesen! Beispiel? So ein Satz: „…träumen Männer offenbar immer noch von einem Leben auf der Überholspur“ ist eine Beleidigung für alle Männer, die z.B. aus Klimaschutzgründen bewusst nicht Autofahren. Hier hätte das kleine Wörtchen „manche“ vor Männer gehört und die sexistische Beleidigung wäre weg. Wenn Ihre Autorin schon in solchen Geschlechterkategorien denkt, erwarte ich von Ihrem Lektorat wenigstens, dass so etwas korrigiert wird. – Christian v. Appen

 

Ganz ehrlich, ohne den Artikel überhaupt nur aufgeschlagen zu haben (mir tut’s schon ohne weh): okay, gut, wenn ihr sowas macht, dann möcht ich in der Fortsetzung, hoffentlich, schon genauso wissen, wo die bekifften blondgelockten Jünglinge hier (oder in FRM, ihre fetten Karren herhaben. Weil sonst wäre das ja ‚klassistisch‘ (wie man das jetzt so sagt), oder gar rassistisch. Gespannt. – Matthias Meindl

 

Ja, diese Frage haben sich wohl schon viele gestellt. Ich mir auch und nun hatte ich mir von diesem Beitrag mehr Erhellendes erhofft. Damit meine ich nicht, die technischen Vorzüge eines AMG und den Sound („ – schon geil“). „Gegen Klischees, Stereotype und Vorurteile hilft bekanntlich nur eins: „Guten Tag sagen und Fragen stellen…“, so schreibt Frau Würfel. Aus meiner Sicht ist es ihr leider nicht gelungen, hier Klischees, Stereotype und Vorurteile auszuräumen, im Gegenteil. Ich habe eher den Eindruck, dass sie sich charmant hat bequatschen lassen.

Nikolaus gibt keine konkreten Auskünfte zu seinen Einkommensquellen, nicht verwunderlich, denn er lebt von dubiosen „Deals“ unter der Hand, von denen Zoll und Polizei nichts wissen dürfen. Steuern will er keine zahlen, ihm reichen die (indirekten) Steuern, an denen niemand vorbeikommt. Klare Ansage und kackfrech, hier hätte ich mir gewünscht, dass Frau Würfel nachhakt. Steuerhinterziehung ist ein Straftatbestand. Nikolaus zu erklären, dass ein Staatswesen über Steuern finanziert wird und nur so beispielsweise auch die Straßen gebaut werden können, auf denen er seinen AMG lenkt, ist natürlich müßig. Vorurteile ausgeräumt?

Für Berkay sind solche schweren Autos Statussymbole. Er sagt, dass diese Fahrzeuge oft die einzigen Wertgegenstände in migrantischen Familien seien. Das nehme ich ihm sogar ab. Was ich ihm nicht abnehme ist, dass diese Statussymbole unerlässlich sein sollen, um sich Anerkennung zu verschaffen. Hier geht es doch wohl eher darum, mit einer machohaften Protzerei das eigene Selbstwertgefühl zu steigern. Klischee erfüllt. Das Erscheinungsbild der jungen Frauen Anna und Sam beschreibt Frau Würfel detailliert und kommt zu dem Schluss, dass diese beiden die Klischees aushebeln.

Oh nein, gar nicht, denn Anna und Sam entsprechen genau der stereotypen Frau, die Berkay wohlmeinend als „Püppi“ bezeichnet. Dass jetzt auch Frauen solche schweren Autos lenken möchten und können, ändert daran nichts. Wie diese „Püppis“ ihren Lebensstil wirklich finanzieren, bleibt eigentlich im Dunkeln, egal, geschenkt. Mehr Einblicke in die „AMG-Welt“ benötige ich nun nicht mehr, diese haben mir gereicht. – Regina Stock

 

Dankeschön für Ihren lesenswerten Artikel in der ZEIT 43/2021. Ich habe großen Respekt vor Ihrer mutigen Milieu-Recherche. Als Frau hätte ich mich das nicht getraut. Zwischen den Zeilen wird schon erkennbar, dass in diesem Milieu, der eine oder die andere, sich vermutlich gerade noch so am Rande der Legalität bewegt? Psychologisch betrachtet ist so ein grenzwertiges au-tomobiles Verhalten ein verzweifelter Schrei nach Anerkennung, zumal mit den Mitteln von vorgestern. Für Ihre journalistische Arbeit wünsche ich Ihnen viel Erfolg weiterhin und passen Sie gut auf sich auf. – Roland Schwarz

 

Merci für diese extrem unterhaltsame Reportage aus dem Hubraum der Finsternis. Lassen Sie es mich auf eine schlichte Formel bringen: IQ ≠ PS – Kurt Eimers

 

„Im Goldrausch“ sind schon seit Jahrzehnten weltweite kriminelle Strukturen, die etliche Milliarden an natürlich steuerfreiem Schwarzgeld genieren. Cannabis ist erst der Anfang, auch für die anderen Drogen muss ein Weg gefunden werden. den Vertrieb staatlich und international zu kontrollieren. Es ist leider der einzige Weg das Krebsgeschwür der weltweiten Drogenmafia effizient zu bekämpfen. – Kai Briken

 

In 50 Abo-Jahren habe ich nicht einen solchen verantwortungslosen Blödsinn in der Zeit gelesen, wie obigen Artikel. Die Reporterin offenbar von dem „geilen Kribbeln der 500PS Boliden“ angetörnt und bewusstseinsgeblendet preist sie die Freiheit der freien Autobürger. Man muss Verständnis haben, wenn doch der migrationsbehinderte Geringverdiener eben ein sichtbares Zeichen seiner Bedeutung vor Türe hat. Ein Erfolgsrezept für Integration, das sieht doch jede/r ein. Ich wohne in einem Stadtteil mit 70% Migranten-Anteil. Da hat keiner so ein Auto vor der Tür.

Die halb- bis ganzkriminelle Szene wird verharmlost und es werden uns Bären aufgebunden, weit größer als jeder Berliner Bär: alles legal erworben, Glück beim Glückspiel 7-stellig. Kommt täglich vor. Wer glaubt denn so einen Mist? Hier werden notorisch Kriminelle und Leute hart am Rande der Legalität idealisiert. Nicht ein Wort über die Raserunfälle, die seit Jahren vorkommen und inzwischen als Mord abgeurteilt werden. Beim Verticken von Maschinen aller Art unterhalb der Steuer soll erklären, woher Einkommen weit über dem Durchschnitt herkommen sollen. Und die Fälle, wo die Fahrer bei ihrer Oma wohnen, Hartz IV verzocken und die Karre gemietet haben? Stolze Anmerkung: Sixt 4,2 Tage Mietdauer.

So ein Artikel ist unverantwortlich und werden womöglich als ein verkappter Aufruf zur Gewalt bzw. deren Verharmlosung verstanden. Das Mindeste zur wieder Gutmachung ist ein knallharter gut recherchierter Artikel, der ganz Drama aufzeigt, Statistik dazu liefert und die Unfälle in Bezug setzt. Eine Beschwerde beim Deutschen Presserat behalte ich mir vor. – Jürgen Kunze

 

Auf Seite 66, 4. Spalte schreiben Sie „An der Ampel auf dem Ku’damm ( Höhe KaDeWe ) steht jetzt… Das ist nicht richtig. Das KaDeWe befindet sich an der Tauentzienstr., und nicht am Ku’damm. Sie sollten korrigieren. – J. Schlaeger

 

Bezüglich des Artikels Wo haben die bloß ihre schweren Autos her. Berichten um des berichten willens. Wie soll ich mich als Leser fühlen der einer Arbeit nachgeht und seine Steuern zahlt wenn Sie Steuersündern, Wohlhabenden mit zweifelhaften Einkommen und Kriminellen ein Forum bieten sich kaltschnäuzig und überheblich dar zu stellen. Der ehrliche bleibt der Dumme. Das ist ihre Botschaft. Schade um die Seriosität ihrer Zeitschrift. Das Geld werde ich künftig wohl sparen. – Andreas Uhl

 

Natürlich ! Der typische Fahrer dieser getunten Kaleschen kommt aus Lichterfelde! Na klar! Und: Gott sei Dank haben Sie auch noch eine Frau gefunden ! Typisch Frau, gel ? Ich darf Ihnen mal den Tagesspiegel vom 23.10. empfehlen, wo die Expansion der libanesischen Verbrecherbanden in Berlin(verharmlosend als Clan-Kriminalität bezeichnet! Also irgend so was familiäres!) beschrieben wird – das ist der Sumpf aus dem diese Herrschaften wesentlich stammen! Berichten Sie demnächst über die sächsischen Kahlköpfe auch bagatellisierend als : „ unsere Jungs vom rechten Rand“? Unfaßbar, wie man so verantwortungslos sein kann ! – Dr.R.Patschan

 

Dass DIE ZEIT dem spätpubertären und dämlichen Geprotze von Halbkriminellen und verwöhnten Wohlstandskindern eine ganzseitige Reportage widmet, ist kaum zu verstehen. Dass dies auch noch mit unverhohlener Bewunderung für deren Treiben geschieht, ist äußerst befremdlich. – Bernd Münch

 

„Wo haben die bloß ihre schweren Autos her?“ und – vor allem! -: Was zum Teufel sind „AMGs“? Ich beginne die Lektüre der ZEIT stets mit dem Teil „Z“, sozusagen zum Einstimmen. Dieses Mal reichte es jedoch eher zum „Verstimmen“. Ihr Einblick in das Milieu der jungen, übermotori-sierten Männer ist gut geschrieben, es entsteht ein dichtes, amüsantes Bild, doch ärgerlicher-weise lösen Sie an keiner Stelle des Artikels die Abkürzung „AMG“ auf.

Ich konnte das jedenfalls auch beim zweiten Lesen nicht entdecken. Zugegeben, ich bin nicht sehr autoaffin, dazu noch älter, aber ich hätte doch gern gewusst, was sich hinter den Buchstaben verbirgt. „Auto mit Ge-räusch“ kann es ja wohl nicht sein… Ich habe gelernt, dass ein solches Kürzel beim ersten Auf-tauchen im Text aufgelöst werden muss. Gilt diese Regel heute etwa nicht mehr? – Ulrike Steinmetz

 


 

 

Leserbriefe zu „Muss ja“ von Caterina Lobenstein

 

Ein Kompromiss ist nur dann gut und hält auch, wenn jeder der daran Beteiligten bis an seine Schmerzgrenze geht und es bei jedem auch gleichviel weh tut. Nur dann sind die Beteiligten auch bereit, sich daran zu halten. Mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner hat das aber über-haupt nichts zu tun. Businees as usual ist kein Kompromiss. – Dr. Detlef Rilling

 

Der Artikel von Caterina Lobenstein ist hervorragend geschrieben. Er ist ein Lehrstück über das Wesen des Kompromisses. Bis 1945 galt der Kompromiss als „undeutsch“. „Deutsch“ war „die unbedingte Entschlossenheit, die absolute Prinzipienfestigkeit, das Entweder-Oder, das Denken in Schwarz-Weiß, das Handeln in Sieg oder Niederlage.“ (Heribert Prantl, SZ, 3.4.2016). Was ist nun ein guter Kompromiss? Prantl hat das in fünf Punkten zusammengefasst: „Erstens: Er ist immer Ergebnis eines Ringens; er ist also nicht vorauseilender Gehorsam, er ist nicht Fatalismus, er ist nicht der bequemere Weg.

Zweitens: Kompromiss braucht die Transparenz der Entscheidung und die Kenntlichkeit der Position des Handelnden, sonst hinterlässt er das Gefühl, dass ‘die da oben alle unter einer Decke stecken‘. Drittens: Es gibt einen absolut kompromissfesten Kern, der im demokratischen Rechtsstaat durch die Grundrechte beschrieben wird. Viertens: Kompromisse zulasten der Schwachen und der Schwächsten sind keine guten Kompromisse. Fünftens: Kompromisse müssen Kompromisse sein, nicht Diktate. Es gehört zum Kompromiss, dass auch einmal Kröten geschluckt werden müssen; es dürfen aber keine giftigen Kröten sein.“ – Andreas Oeynhausen

 

Nun gut, ich habe etwas recherchiert und werde freundlich sein, wiewohl nicht „kom-promissbereit“ in der Sache, also dem Inhalt und der Argumentationsweise des Arti-kels in der ZEIT vom 21.10.2021, „Dossier“. Ich habe an diesem nebligen, nun zuneh-mend sonniger werdenden Sonntagmorgen nach einem guten Frühstück (das ist wich-tig, denn ich war neugierig und nicht etwa durch irgendetwas verärgert) den Artikel zwei Mal gelesen und habe doch einige Kritik. Wie sich das gehört, zunächst das Positi-ve: Der Text ist sprachlich sehr gut zu lesen, er klingt fundiert und gut recherchiert, ist argumentativ sorgfältig aufgebaut, mischt hervorragend Reportage und Analyse mit philosophischen Überlegungen.

Es war eine Freude, ihn zu lesen und ich werde ihn im Unterricht verwenden. Dann aber (ich werde versuchen, das in „Punkte“ zu gliedern): 1. Kleine Mäkelei am Layout zuerst: Die Fotos zeigen mitnichten nur „Kompromisssitua-tionen“, sondern lediglich das althergebrachte ritualisierte Händeschütteln, das eben oft nichts anderes ist als ein Täuschungseffekt für eine irritierte oder verängstigte „Öffentlichkeit“, es suggeriert viel, hält meist aber nichts. Als Trick zum Lesen des Arti-kels gut, die Erläuterung auf der Folgeseite hinterlässt aber einen faden Beigeschmack, man fühlt sich „ausgetrickst“.

2. Die Definition des Begriffs Kompromiss ist, trotz des Versuchs der Herleitung aus dem Lateinischen, sehr unscharf. Die Autorin verwechselt (?) den „Kompromiss“ gleich zu Beginn mit einer rein logisch-mathematischen „Lösung“ eines Problems (im Beispiel von W. Ury), mit der niemand auch nur ein Jota von seinen ursprünglichen „Forderungen“ abgeht (die ja aus durchsichtigen pädagogischen Inte-ressen so gesetzt sind, damit es eben „passt“); das „Muss ja“ der Überschrift führt sich also gleich (unbemerkt) ad absurdum, wird also fast schon tautologisch.

Meine Schüler/innen (ich bin, ja,ja, werden Sie sagen, Deutschlehrer an einem kleinen priva-ten Gymnasium in Dresden) würden sicher auch sofort erkennen, wie im Text mit dem meist durchschaubaren „Autoritätsargument“ gearbeitet wird, indem W. Ury richtig „aufgebaut“ wird. (NB: Den kurzen Text „aus dem nahen Osten“ finde ich sehr schön und werde ihn unterrichtlich verwenden, auch schon bei den „Kleinen“. Wen es inte-ressiert: https://wbg-community.de/themen/siebenzehn-kamele-oder-kunst-aus-einer-unloesbaren-aufgabe- eine-loesbare-zu-machen; mich würde nur ebenso interes-sieren, in welchem Kontext, außer als Gag am Anfang einer Rede, Ury das verwendet hat und woher die „Parabel“ stammt.)

3. In „der Politik“ werden keine wirklichen („echten“) Kompromisse (also jeder gibt nach, weil er etwas inhaltlich einsieht) ge-schlossen, es sind die Ergebnisse von Machtfragen, auch das „Muss ja“ des Titels sagt nur, dass man etwas beschließen muss, damit man an der Macht kommt – insofern war das „Scheitern“ von Jamaika „ehrlicher“, weil man sah, dass es so nichts wird und man aus der Opposition einen neuen Anlauf starten wollte (was ja nun wohl auch so funkti-onieren wird, also strategisch gelungen ist). Auch hier sind diese „Kompromisse“ keine wirklichen, sondern die Verwendung des Wortes gaukelt der tumben Masse etwas vor, was nicht da war/ist: Einigung in der Sache!. Die Autorin berichtet das ja sogar von der Seite her, von der sie 2018 einen Journalistenpreis erhalten hat – wenn Detlef Hensche das so gesagt hat, ist das ein heftiger Beleg für die Täuschung der eigenen Öffentlichkeit!

4. Man möchte doch fast einen neuen Argument-Typus ein-führen, den der institutionellen Autorität, so sehr und ausführlich berichtet die Auto-rin über den als politisches Machtinstrument eingerichteten „Vermittlungsausschuss“, dessen aktuelle Lage aber auch zeigt, wie dysfunktional er geworden ist (die Autorin kommt selbst zu diesem Schluss). Zudem ist die schon fast „gläubige“ Haltung zu den formaldemokratischen Mechanismen als einzig möglichem Verfahren sehr fragwürdig. 5. Die Autorin macht einen (leider nur zaghaften) Schritt in die richtige Richtung: Man möge doch, als Lösung von Konflikten, die Betroffenen selbst fragen, vielleicht sogar in Entscheidungen einbeziehen; aber sie lässt schnell wieder davon ab und verweist auf die Situation in der RSA, die ja nun mehr als instabil ist und eher zeigt, dass der hehre Anspruch Mandelas obsolet ist.

Und ist es ein „Kompromiss“, wenn eine Mehrheit (zu-dem noch: Mehrheit wovon? Siehe USA) etwas beschließt oder Regeln setzt, die dann für alle gelten (ist das nicht das Prinzip „unserer Demokratie“?)? 6. Ist es nicht so – und ich denke, die Autorin bemerkt es selbst -, dass es Dinge gibt, die nicht „kompro-missfähig“ sind? Sie zitiert ja die Bäuerin von der Nordseeinsel (Halt! Auch da bleibt sie ungenau, was die Geschichte dieser Insel betrifft, vgl: https://de.wikipedia.org/wiki/Pellworm. Pellworm wird untergehen!), die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien: kann man da „Kompromisse“ finden?, und auch grundle-gende Menschenrechte: ist deren Einschränkung ein „Kompromiss“ oder eine Macht-frage oder die Folge eines Opportunitätsprinzips? Geht Juli Zeh da nicht konsequent weiter, wenn sie nur noch von den Vertretern des öffentlichen und des privaten Inte-resses spricht („Corpus Delicti“) und nicht mehr von Recht, Gerechtigkeit, Schuld und Unschuld? 7. Der Schlusssatz: Können wir die Welt retten, indem wir einen „Kompro-miss“ schließen? – Wilfried Schäfer

 

Rundherum gelungen, wie Caterina Lobenstein das vielschichtige Wesen des Kompromisses herausarbeitet! Geprägt durch meine berufliche Erfahrung in einem großindustriellen Umfeld rund um das Thema Arbeistsicherheit, möchte ich ergänzend noch Alexander Kluges Film empfehlen, der die eine Seite des Kompromisses bereits 1974 in seinem Titel auf den Punkt bringt: „In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod“. – Gardus Mädel

 

Ein sehr anregender Artikel, danke, Caterina Lobenstein. Kompromiss-in-Augenhöhe gelingt, wenn wir unser Denken in den Bezug stellen zu >sein werden< von existentiell Sein-Werden-Können, morgen so wie überübermorgen – in harten Verhandlungen ringen um das >sein werden< des Einen so wie des Anderen so wie des Gegenübers – vergl. das Kamel- Beispiel aus dem Orient oder Herrn Kleemanns Regeln oder Nelson Mandelas Weisheit in der 2. Spalte auf S.17 Denken allein dreht sich um sich selbst im Jetzt für die Zukunft, im Sinne eines Interesses oder einer Ideologie..

Denken in Bezug zu >sein werden< von Leben betrifft die Existenz unseres Seins – heute, morgen, in ferner Zukunft. Der epochale Umbruch in unserem noch jungen 21.Jhdt. besteht darin, dass es nicht mehr um unser essentielles Sein allein geht, sondern immer in Bezug zu unserem existentiellen >Sein Werden< auf gleichem Boden unter der Sonne. Und dafür müssen wir Kompromiss fähig werden – „muss ja“. – Elke Blancke

 

In dem lesenswerten Beitrag über die Kunst des Kompromisses zitiert mich die Autorin mit der Feststellung, bisweilen müsse man als Gewerkschafter nächtelange Verhandlungen vorgaukeln, um ein mageres Ergebnis „vor den eigenen Leuten zu rechtfertigen“. Wäre dies wahr, müsste ich mich auf ein verschärftes gewerkschaftliches Fegefeuer gefasst machen. Wer die Mitglieder mit Scheinverhandlungen hinter die Fichte führt, um dem ebenso beliebten wie trügerischen Spruch: „Mehr war nicht drin“ Plausibilität zu verschaffen, sollte die Hände von der Tarifpolitik lassen. So geht man nicht mit den Mitgliedern um. – Dr. Detlef Hensche

 

Es macht Mut, in unserer Zeit zu lesen, wie’s gehen kann, wenn’s doch muss! Und es muss, das friedfertig konstruktive Miteinander; denn es geht um den Globus, nicht um Globuli. Und wir rufen: kommt rasch ins 21. Jahrhundert, sonst gibt’s kein weiteres. Wenn wir Deutschen mit tatkräftiger Hilfe von verantwortlichen GegPartnern in weniger als 40 Jahren aus einem Höllenstaat ein Sehnsuchtsland hingekriegt haben, gibt es Grund zur Hoffnung. Ich spendier einstweilen das 18. Kamel. Weil: Muss ja! – Rolf Mohr

 

Aus dem Artikel war – für mich – nicht klar ersichtlich, ob der berühmte Vermittlungs Ausschuss für beide „Seiten“ zuständig ist. Das heisst, die Länder/ein Land gegen ein Gesetz des Bundes, oder der Bund gegen die Länder/ein Land wegen eines Landesgesetzes ? Wenn ja, wie ist die prozentuale Verteilung der Verfahren, wie oft Bund, wie oft ein Land/die Länder ? – Hartmut Wagener

 

Danke für einen tollen Artikel, der gute Recherche mit Einblicken in historische Abläufe und viel Sachverstand sowie einem angenehmen Journalismus verbindet. Sie tragen zu der Überzeugung bei, wie wichtig es ist, sich für die ZEIT „Zeit zu nehmen“ und einfach zu genießen. Muss ja ist die beste Umschreibung für eine Mühe, die sich für alle lohnt und keinen Verlierer zurückläßt. Danke auch für die wunderschöne Geschichte vom 18. Kamel. Ergänzen würde ich gerne Ihren Artikel um meine Überzeugung zu einer Feststellung von Peter Maffay, der daran glaubt, dass viele Konflikte und nicht gefundene Kompromisse durch R e s p e k t dem Anderen oder der anderen Sache gegenüber zu einer guten Lösung führen würde. – Bernd Ritter

 

Was nützt der Kompromiss der Pariser Klimakonferenz von 2015, wenn er nicht entsprechend umgesetzt wird, wenn sich die Staatenlenker nicht daran halten, wenn sich in weiteren Kompromissen bei den Koalitionsverhandlungen für die ‘Ampel’ dringend erforderliche Notwendigkeiten nicht vereinbart werden? Wie viele Vereinbarungen zum Klimaschutz wurden in den letzten fast 3 Jahrzehnten beschlossen und nicht erfüllt? – Ulrich Hungar

 

Ganz herzlichen Dank für Ihre sehr anschaulichen Erklärungen und Beispiele für faule und gute Kompromisse, mir hat Ihr Dossier von letzter Woche ganz besonders gut gefallen. Die Geschichte vom achtzehnten Kamel kannte ich übrigens noch nicht, beweist aber sehr eindrucksvoll was möglich ist, wenn man auch mal „ums Eck“ denkt.

An das gesamte Team der ZEIT gerichtet, möchte ich meine Freude und mein Lob zum Ausdruck bringen, dass aus meiner Sicht die Ausgabe der letzten Woche (No 43) thematisch ganz viele Highlights enthalten hat, das war (für mich) eine der besten ZEIT-Ausgaben in diesem Jahr. Mir ist klar, dass man nicht alles lesen MUSS, was in einer Ausgabe enthalten ist, so oder so ähnlich hatte es glaube ich Harald Martenstein einmal im ZEITmagazin ausgedrückt. Aber letzte Woche ist es mir z.T. tatsächlich verdammt schwer gefallen etwas auszulassen ….. Das ZEITmagazin habe ich noch immer nicht ganz durch. – Joachim Sturm

 


 

 

Leserbriefe zu „Darf der Muezzin nun rufen?“ von Hamed Abdel-Samad et al.

 

In ihrem Beitrag fühlt sich Prof. Rahner bei den Vorbehalten gegen den Ruf des Muezzins an Bismacks „Kulturkampf“ gegen die Katholiken erinnert und weist darauf hin, dass angesichts dieser Vorgeschichte die Weimarer Verfassung bewusst eine Kooperation von Staat und Kirchen festlegte. Mal abgesehen von dem sehr schrägen Vergleich – in der Bundesrepublik wurde noch kein Imam abgesetzt, ausgewiesen oder inhaftiert, nur weil er Imam war (Bischöfe und Priester unter Bismarck allein aufgrund ihrer Funktion schon), keine Moschee enteignet – übergeht Prof. Rahner, dass die Weimarer Verfassung und, diese fortsetzend, das Grundgesetz eine klare Grenze ziehen: Die Errichtung einer Staatskirche ist untersagt.

Die Ditib-Moscheen werden von der türkischen Religionsbehörde kontrolliert und ihre Imame sind türkische Beamte. Damit verstoßen sie genau gegen Art. 137 Satz 1 GG. Denn man muss ja dessen Absicht in Rechnung stellen. Und dass eine fremde Macht in Deutschland die staatliche kontrollierte Organisation einer nichtchristlichen Religion errichtet, konnten sich wohl weder die Autoren der Weimarer Verfssung noch die des Grundgesetzes vorstellen. Leider nimmt die Bundesrepublik bislang den verfassungswidrigen Zustand einfach hin. Dieser müsste erst einmal beseitigt sein, bevor man überlegt, welche Rechte man den Moscheen zubilligt. – Dr. Klaus-Stefan Krieger

 

Für mich ist völlig klar, dass sich der Muezzin ähnlich dem Glockenläuten melden darf/sollte. Aber bitte ohne Lautsprecher! Seit vielen Jahren gibt es auch in der Türkei kaum noch eine Moschee, von der sich der Muezzin in traditioneller Weise meldet. Und diese aggressive Lautstärke ist unerträglich und wird von mir als abstoßend empfunden. – Dr. Uwe Roske

 

Frau Ates ist hier zu 100% zuzustimmen. In Afghanistan haben wir mit militärischer Gewalt versucht, den Frauen und Mädchen Gleichberechtigung zu verschaffen und vor unserer eigenen Haustür schauen wir weg. Das verstehe wer will. – Wolfgang Felbinger

 

Gleichheit für alle – in der Form, dass niemand Lärm machen darf. Und nicht durch mehr Lärm durch und für alle. Jeder andere Verein schafft es per Mail oder Brief zu Mitgliederversammlungen einzuladen. Nur die Glaubensvereine machen viel Lärm (um Nichts?). Sind diese Menschen wirklich organisatorisch so inkompetent, dass man sie ständig an ihre angeblich so wichtigen regelmäßigen Termine erinnern muss? Ich kann e smir nicht vorstellen. – Iman Schwäbe

 

Da bin ich aber froh, daß der Ruf nur am Freitag zwischen 13 und 15 Uhr ertönen darf. Mal sehen, wie lange das so bleibt. Inhaltlich will ich auf die Befürworter im Einzelnen gar nicht eingehen. Aber. Ich sehe das exakt so wie Frau Ates und Herr Toprak. Hier lebende Muslime sollten sich endlich darüber klar werden, wo sie hier sind und ihrer neuen Heimat (mindestens) den Respekt zollen, die sie für sich sebst verlangen. Das sie das nicht tun, dafür geben Frau Ates und Herr Toprak Zeugnis und ist das tägliche Leben in diesem Land voller Beispiele (fragen sie nur mal unsere Polizisten).

Schönes Beispiel übrigens von Herrn Toprak mit dem vergessenen Versprechen der Ditib, nämlich für die Einstellung „den kleinen Finger gereicht bekommen und dann die ganze Hand nehmen“ und die in der Politik verbeitete Haltung, Probleme zu ignorieren und ergänzend noch zu beschwichtigen (oder gar zu belohnen, was man dann als „nicht einknicken“ bezeichnet). Und an Frau Aymaz: Dass in Beirut Glockenläuten und Muezzinrufen nebeneinander zu hören ist, liegt daran, daß dort etwa je die Hälfte Christen und Muslime leben.

Hier ist das Verhältnis (derzeit noch) nur etwa 1:10. Noch Fragen? Und an Frau Prof. Rahner: Der jüdisch-christliche Ursprungsort Ihres (und übrigens auch meines) Glaubens wurde von Arabern und zuletzt Muslimen EROBERT. Daraus die Frage abzuleiten, warum der Muezzin nicht auch in Deutschland rufen solle, finde ich -sagen wir mal – abenteuerlich. – Frank Hiller

 

„Muezzinrufe von Deutschen Moscheen“ lösen widersprüchliche Gefühle aus: einerseits werden Werte wie Toleranz, Freiheit und Gleichberechtigung in Deutschland – wir haben ja auch Kirchenglocken – angesprochen, auf der anderen Seite ein Unbehagen, wenn an deutschen Orten solche Laute zu vernehmen sind, auch wenn man sonst für Religionsfreiheit ist. Der Widerspruch löst sich, wenn man trennt zwischen der Person, die dem Islam als persönlichem Glauben anhängt, und dem kulturellem Rahmen, in dem man sich als Deutscher bewegt.

Für die Person gilt (selbstverständlich) die Religionsfreiheit, für die Muezzinrufe der kulturelle Rahmen. Und diese Muezzinrufe passen nicht in den kulturellen Rahmen Deutschland, sondern sind Ausdruck eben einer islamischen Kultur, die in vielen Elementen (Mann/Frau, Staatsverständnis etc.) der deutschen widerspricht (was nicht unbedingt jeden einzelnen Moslem betrifft) und zudem auch islamintern durchaus nicht nur als religiöses, sondern oft auch als politisches Signal verstanden wird. Diese Art von „Islam“ gehört zumindest z.Zt. eben nicht zu „Deutschland“ und damit auch nicht die Muezzinrufe. – Rainer Holthaus

 

Eine sehr interessante Zusammenstellung von Meinungen zu dem Thema. Was aller-dings nur schwach herauskommt ist, dass in der Thematik Religion, Tradition und Kul-tur vermischt wird. In Deutschland sind viele aus der Kirche ausgetreten und sehr wenige nehmen an kirchlichen Veranstaltungen teil. Aber wir sind ganz stark in einer christlichen Tradition und Kultur verwurzelt. Durch Reformation, Aufklärung und die ständige Neuinterpretation der Bibel haben wir es geschafft, dass die erfolgreichen Eckpunkte unseres modernen Zusammenlebens aus der christlichen Tradition und Kultur erwachsen konnten.

Der islamische Kuturraum ist allerdings grösstenteils rück-ständig und weniger erfolgreich: Wirtschaftsleistung, Exporte, Universitäten, Patente, freiwillige Einwanderung, viele objektive Kennzahlen belegen das. Dies aber der Reli-gion des Islam an sich zuzuschreiben ist allerdings schwierig. Die Religion des Islam kann sich in Deutschland nur erfolgreich etablieren, wenn sie sich in die christliche Tradition und Kultur einfügt und nicht provoziert mit Traditionen, die hier fremd wir-ken, auf Unverständnis stossen oder provozieren.

Was auf keinen Fall geht – und das klingt ja in einigen Beiträgen auch an – dass archaische Riten aus dem islamischen Ku-turraum nach Deutschland importiert werden. Übrigens: für viele ist doch ein Kir-chengeläut wie eine Anzeige der Uhrzeit. Und der Muezzin mag in Beirut passend klin-gen, aber es ist eben ein anderer Kuturraum. Wieviele Dinge wirken im Urlaub toll und wenn man sie mit nach hause bringt passt es dann doch nicht mehr so. – Christian Voss

 

Diese Frage sollte sich eigentlich in einem Land mit Religionsfreiheit gar nicht stellen dürfen. Der Muezzinruf ist inhaltlich kein Ruf zum Gebet, sondern die Botschaft, dass Allah der einzige Gott ist! Er ist somit ein Ruf derjenigen Muslime, die den Islam über alle anderen Religionen stellen. Streng genommen ist er ein Ausdruck einer Intoleranz gegenüber Andersgläubigen.

Hinter der Forderung nach einem Muezzinruf in Deutschland stehen sicherlich in erster Linie Vertreter des politischen Islams. Hier geht es nicht um Integration, sondern um die Bestrebung nach mehr Einfluss und letztendlich Expansion. Somit ist es eine Verletzung der Religionsfreit Andersgläubiger, wenn der Muezzinruf über deren Köpfe hinweg schallt! Anmerkung: Ich persönlich höre den Muezzinruf sehr gerne. Er ist ein schöner Bestandteil der islamischen Religion. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Dass mich ein einmal in der Woche ausgestrahlter Ruf des Muezzins stören würde, kann ich mir nicht vorstellen. Aber ich sehe diesbezüglich eine andere Frage ausschlaggebend: Ist das Religionsverständnis der Muslime (und anderer Gläubiger) zeitgemäß? Und wie konnte der Ruf zum Gebet „Allahu Akbar“ global so weitgehend zum Kampfbegriff werden?

Bevor die Frage nach der Erlaubnis des Muezzinrufs hier beantwortet wird, sollte dialogisch, ergebnisoffen und ohne standardisierte Selbstdarstellungen über die aktuelle Bedeutung religiöser Werte diskutiert werden – über Rituale, Zugehörigkeiten und Traditionen hinaus. In dem Sinne neige ich am ehesten zu der Ansicht von Hamad Abdel-Samad, deutlicher auf säkulare Aspekte als Grundlage friedlichen Zusammenlebens zu setzen. – Christoph Müller-Luckwald

 

Wichtig ist nicht nur, was signalisiert wird, sondern vor allem, wie es verstanden werden kann. Die Kölner Gebetsruftoleranz wird von nicht wenigen als naiv-dummes Zurückweichen eines säkularen Staates gesehen werden, von anderen als Sieg der Extremen über Gemäßigte, von wieder anderen als Verrat an der eigenen Kultur. So wird nicht die Integration befördert, sondern weitere Spaltung. Dabei ist der Gebetsruf, wie auch das Kopftuch, kein unverzichtbarer Bestandteil muslimischer Religionsausübung. – Andreas Goletz-de Ruffray

 


 

 

Leserbriefe zu „Womit hat er das verdient?“ von Paul Middelhoff

 

Natürlich lege ich keine Wert darauf, der AfD Geld zukommen zu lassen. Doch eine Demokratie, die eine demokratisch gewählte Partei gegenüber anderen benachteiligt, ist keine Demokratie mehr. Der einzige Weg aus dem Dilemma, der mir spontan einfällt: keine parteinahe Stiftung bekommt mehr Steuermittel zugeschanzt. – Iman Schwäbe

 

Ich versuche mir beim Lesen gerade vorzustellen, wie es für Paul Middelhoff gewesen sein muss, zuerst Erika Steinbach und dann Enissa Amani zu treffen. Von revisionistisch bis woke, von Altvorderer bis Neudeutsch (wenn ich das mal so nennen darf). Erschreckend bis faszinierend, was unser Land so alles hervorbringt und wie lange sich Überzeugungen und Ressentiments halten können. Gut, dass es laute und immer mehr werdende Stimmen dagegen gibt. Danke für die beiden Artikel. – Lothar Glasmann

 

Erasmus hat und hatte wirklich viel zu erdulden. Erst Luther, jetzt die AfD. Beide schrecklich. Doch es würde mich interessieren, wie er sich in der Diskussion über das generische Maskulinum positioniert hätte. Gut möglich, dass ihm dieses Thema äußerst lästig gewesen wäre – inhaltslos, unwichtig, und doch unumgehbar.

Herrn Middelhoffs Artikel stimme ich weitgehend zu. Doch er sollte sich in meinen Augen davor hüten, in der Verwendung des generischen Maskulinums ein Merkmal zu sehen, dass Rückschlüsse auf politische Gesinnung und Frauenbild erlaubt. Denn auf diese Weise beteiligt er sich an einer Polarisierung, die nicht zuletzt mithilfe des spaltpilzigen Gendersternchen einen neuen Keil in unsere Gesellschaft treibt. Der Keile haben wir aber schon genug.

Wer alle (>=3) Geschlechter mit einbeziehen will UND die ursprüngliche Funktion der Sprache, also die inhaltsvolle, griffige Verständigung in den Vordergrund stellt, also z.B. aus dem Wort Bürgermeisterkandidat weder den (oder die oder was?) Bürger*innenmeister*innenkandidat*in machen will, noch mit der mroalisch begründeten Abschaffung des Wortes einverstanden ist, für den ist das generische Maskulinum trotz seiner historischen Genese ein äußerst brauchbares Konstrukt. Unsere Welt ist voll von historischen „Altlasten“, die in neuen Zusammenhängen ihren Schrecken verloren haben.

Wer all diese Dinge abschaffen will, der muss nicht nur eine neue Sprache erfinden sondern von Grund auf eine neue Welt bauen. Viele Menschen nutzen Sprache inzwischen als eine Art Plakat, auf dem präsentiert wird, wie man gerne gesehen sein will. Es wird aber Zeit, wieder mehr auf die Inhalte denn auf die Verpackung zu schauen. Da findet man bei der AfD ohnehin genügend Sprengstoff. – Dr. Christian Voll

 

Ich habe den Artikel nochmals gelesen. Meine Fragen kann die Stiftungsaufsicht vermutlich auch beantworten. Insoweit brauchen Sie keinen Aufwand zur Beantwortung meiner Frage aufzubringen. – Dr. T. Hildebrandt

 

Das Thema dieses Artikels tauchte nun schon in mehreren Medien auf, meine Frage lautet: Wäre es keine Möglichkeit, einfach keiner Partei mehr Steuergelder für parteinahe Stiftungen zur Verfügung zu stellen? Mit welcher Begründung werden jedes Jahr 660 Millionen Euro hierfür ausgegeben? Gäbe es nicht eine basisdemokratische Lösung für dieses Problem? Die Parteien selbst werden kein Interesse daran haben sich selbst den Geldhahn abzudrehen. Zum Vergleich: die Baukosten für die Allianz Arena betrugen 286 Millionen Euro (ohne Finanzierungskosten) und das Budget der Uni Konstanz Betrug im Jahr 2019 ohne Drittmittel ungefähr 120 Millionen Euro. – Florian Wacke

 

Anmaßung und Unkenntnis. Weiß die Afd wirklich, wen sie da als Namensgeber Ihrer Stiftung missbraucht? Oder ist die Kenntnis des Werkes des großen Denkers und Aphoristikers diesen Leuten ebenso vertraut wie dem Vorsitzender Chrupalla deutsche Lyrik? Erasmus von Rotterdam hat sich die Aneignung durch die Afd schon vor 500 Jahren verbeten mit den Worten: „Ich liebe die Freiheit. Ich will und kann keiner Partei dienen“. – Thomas Füting

 

Aus meiner Sicht ist es müßig, Schritte gegen die Erasmus-Stiftung ins Auge zu fassen, wenn deren Unrechtmäßigkeit erkennbar ist. Der Beitrag setzt sich mit Symptomen einer Entwicklung auseinander. Wenn mir diese Symptome nicht gefallen, muss ich mich m. E. mit deren Ursachen auseinandersetzen und darüber eine offene, unvoreingenommene Debatte mit Tatsachen als Argumente aushalten. Dabei darf es keine Tabus geben. Die Ursachen für den erneuten Einzug der AfD in den Bundestag sind aus meiner Sicht:

– Die größten Stärken der Bundeskanzlerin (nach eigener Aussage): …, „dass ich, wenn’s Not tut,Dinge laufen lassen kann, schweigen kann und auf’s Ende abwarten kann.“), – das „Fahren auf Sicht“ bei politischen Entscheidungen, – die ständige Wiederholung des Mantra einer gesamteuropäischen Lösung der Folgen der Migration und – das Fehlen einer Strategie im Umgang damit. – R. Renaux

 

Zur Illustration des Humanisten Erasmus von Rotterdam seien hier 2 Auszüge aus dem Buch von Ralf Schöppner erwähnt.(s.u.). Insbesondere der Kosmopolitismus, der Einsatz für Freiheitsrechte, der Pazifismus, die Toleranz und die behutsame Humanität sind herausragende Attribute, die Erasmus von Rotterdam besch-reiben und kaum in Verbindung mit der Haltung und dem Verhalten der AfD gebracht werden können!

Es ist in höchstem Masse verwunderlich, dass der Name Erasmus, (…ERASMUS Programm ist ein Förderprogramm der Europäischen Union. … ) wohl ohne größere Hürden von der AfD als Schutzname für eine Stiftung gewählt und rechtlich zugelassen wurde… Neben dem Aufruf von Campact! am 21.10.2021 hoffen wir, dass noch viel mehr Protest mit noch viel mehr Aufrufen gegen die Gewährung von Geldern zur Finanzierung der Erasmus-Stiftung der AfD ihren Weg zu den Entscheidern und Fürsprechern finden. „…immerhin ist davon auszugehen, dass ein entsprechendes Stiftungsgesetz nun in den Koaliti-onsverhandlungen zwischen SPD, Grünen und FDP zur Sprache komme“ (DIE ZEIT, S. 4, vorletzter Absatz) „Wehret den Anfängen!“ findet oftmals Anwendung, jetzt erst recht!!!

Martin Bauer 15.02.2021 (IfW-Institut für Weltanschaungsrecht), s. Erasmus von Rotterdam, Humanist, nicht Nationalist. Humanistische Akademie – Ralf Schöppner. „Erasmus verstand sich als Bürger der Welt“ (Interview): Erasmus hat nicht wie Luther gegen Juden gehetzt, war aber von einem zeitgenössischen theolo-gischen Antijudaismus mitgeprägt. Auffällig ist eher, dass er als Humanist und Universalist nicht auch die reale jüdische Verfolgungsgeschichte kommentierte und das Gewaltpotenzial seiner rhetorischen Figuren erkannte. Das Buch zeigt aber vor allem die vielfältigen heutigen An-schlusspotenziale von Erasmus auf: seinen Kosmopolitismus, seinen Einsatz für Freiheitsrechte, seinen Pazifismus, seine Toleranz, seine behutsame Humanität.

Erasmus lehnte die ihm angebotenen Bürgerrechte verschiedener Städte ab, weil er sich nicht einer Stadt oder einem Land zugehörig fühlte, sondern sich als Bürger der Welt verstand. Europa war ihm Republik und Kulturraum, ohne Grenzen und gastfreundlich. Er argumentierte nicht für gerechte Kriege, sondern für Pazifismus. Sein Ordenskleid hat er nicht getragen und dem Kloster entzog er sich, weil er lieber reisender Freigeist sein wollte. Er setzte sich für Meinungs- und Re-ligionsfreiheit ein – nicht ohne Risiko in seiner Zeit. Anstelle von engstirniger Parteilichkeit warb Erasmus stets für Ausgleich und Verständigung. – Jan van de Vyver

 

In wohlgesetzten Worten beschreiben sie Stiftungsförderung des Bundes, und gleichzeitig entwickeln sie eine Verhinderungsstrategie damit die AfD nicht auch das Geld erhält! Mein Vorschlag wäre hierzu, gerade bei knappen Kassen, alle Parteistiftungen erhalten kein Geld, und man hätte schon 660 Millionen mehr im Haushalt! – D. Jacobsen

 

Jeder Bürger muss es aushalten, dass AfD-Bundestagsabgeordnete aus Steuermitteln bezahlt werden. Es gehört zum Wesen der Demokratie, dass auch ihre Verächter von den Segnungen dieser Staatsform profitieren. Nur schwer erträglich wäre es allerdings, wenn die AfD-nahe Erasmus-Stiftung ihre demokratiezerrüttende Arbeit dank üppiger Steuergelder aufnehmen könnte. Es liegt jetzt am Parlament, schnell eine Lösung zu finden, wie man – zum Wohl der Demokratie – die Arbeit dieser Stiftung noch stoppen kann. Eine Lösung, die am besten der Überprüfung durch das Bundesverfassungsgericht standhält. – Klemens Hofmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Made in China?“ von Jan Alexander Casper

 

Ich finde Ihren Artikel sehr gut, und es wäre wünschenswert, wenn viele Leser, Akteure der Politik und Medien daraus wichtige Erkenntnisse und Schlüsse ziehen würden. Sog. „Verschwörungstheorien“ können sich morgen schon als Wahrheiten herausstellen und umgekehrt. Dass man eine vermeintliche „Wahrheit“ nicht kommuniziert, weil man „Applaus von der falschen Seite“ befürchtet. Dass sich die Öffentlichkeit selbst in die Irre führen kann. Dass Menschen, die man heute als „Schwurbler“ bezeichnet, morgen schon rehabilitiert sein könnten. Dass bei Wissenschaftlern häufig „ein schwerer Interessenkonflikt“ vorliegt, vor allem bei denen, die sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere gerade ins Rampenlicht hineinmanövriert haben.

Neben den medizinischen Problemen machen genau diese Tatsachen, die Sie so gut beschrieben haben, die eigentliche Coronakrise aus! Ein Narrativ jagt das andere. Viele werden dann wieder verworfen, jedoch ohne Konsequenzen für diejenigen, die sie aufgestellt haben und ohne einen Lerneffekt. Das Ergebnis sind schwere Grundrechtsverletzungen auf breiter Front. Das Erschreckende daran ist, dass nicht einmal das Bundesverfassungsgericht und der deutsche Ethikrat in der Lage und gewillt sind, korrigierend einzugreifen! – Dr. med. Martin Krivacek

 

„Die“ Labor – Hypothese“ klang über viele Monate beinahe wie eine Verschwörungstheorie.“ Richtig. Ihr Beitrag klingt genau so. Es ist fast ein Lehrstück in Wissenschaftsleugnung. Sie drehen die Beweislast um, argumentieren mit Banalitäten (3 Mitarbeiter litten an Covid-ähnlichen Symptomen), streuen zwischendurch ein paar Fakten zur Vertuschung lokaler Kader bei, um dann wieder den Bogen zur Labor – Hypothese zu schlagen.

Ich weiß natürlich auch nicht, ob es nicht doch so war. Ich vertraue aber Wissenschaftlern, die sich damit auskennen und beschäftigt haben. Die überwältigende Mehrheit von denen sagt, dass die Übertragung vom Tier auf den Menschen mit hoher Wahrscheinlichkeit stattgefundenen hat. Wenn Sie das Ihrem Artikel vorangestellt hätten, fände ich es in Ordnung. So klingt es wie ein Beitrag aus der Reihe: „der Klimawandel hat nichts mit den Menschen zz tun“, „Covid-19 Sars2 ist wie eine harmlose Grippe“ ff. – Gunnar Millow

 

Endlich wird ‚Die Zeit’ mutig und veröffentlicht Ihren Artikel mit den Gedanken: Ja es könnte höchstwahrscheinlich doch aus dem Labor in Wuhan stammen. Wir haben eine lange dumpfe Zeit der einseitigen Information zu Covid ­– auch zu dem Umgang damit und zu den Maßnahmen dagegen – hinter uns.

Das die Öffentlichkeit gern geglaubt hat, Covid verbreitete sich über dem Markt von Wuhan, der mit Fledermäusen handelt, ist nicht richtig. Die Öffentlichkeit, zu der ich mich und meinen großen internationalen Bekanntenkreis zähle, hat nicht geschlossen an die Aussagen der Medien, der Wissenschaftlichen Institute noch der Politikern geglaubt. Mich besuchten junge indische Wissenschaftler in Indien, die in USA tätig waren, im März 2020 und erklärten damals schon: “…logisch aus dem Labor entschlüpft.“

Die einseitige Verbreitung über den Ursprung von Covid hat zu den Unsicherheiten geführt, die obstruse Bewegungen, wie z. B. Querdenker, möglich machten und hat viele Zweifel in der Öffentlichkeit erweckt. Und, wenn dieser etwaige „Labor leak“ in USA oder UK passiert wäre, und nicht in einem Staat wie China, wäre er auch verschleiert worden. Vielleicht hätten Whistleblower in westlichen demokratischen Ländern das zwar schneller aufdecken können, und dafür lobe ich die Medien hierzulande, aber Whistleblower wären dafür vielleicht hierzulande im Gefängnis gelandet.

Hintergründig geht es aber auch um die Frage, vor der die zuständigen Pharmafirmen und die Medien zurückschrecken: Bewegt die Wissenschaft sich auf einem Pfad der ethisch noch vertretbar ist, wenn sie Virenkrankheiten kreiert um nach Impfungen dagegen zu forschen? Etwa damit die Pharmaindustrie einen künftigen Verdienst einfahren kann? Ist moderne Wissenschaft gar dem Mephistopheles verbunden? Und wird deshalb Geheimhaltung wichtig?

Niemand in der Öffentlichkeit, die ja größtenteils aus Nichtwissenschaftlern besteht, kann je wissen, was die Wahrheit ist. Um so mehr verlangt sie nach aufklärenden Artikeln in den Medien. Dazu gehört auch: Warum sind Impfstoffe nach herkömmlichen, bekannten Methoden, also Totimpfstoffe wie Novowax und andere, noch nicht zugelassen, obwohl sie bereit stehe? Ich kenne viele noch nicht geimpfte Bürger, mich eingeschlossen, die sich gern impfen würden, aber nicht mit den mRNA oder Vektor-Impfstoffen, aber jetzt dazu gezwungen werden, denn sie können nicht weiter arbeiten.

Haben wir Bürger nicht das Recht, selbst zu entscheiden, welche Medizin und Impfung wir schlucken oder uns einspritzen lassen wollen? Deshalb verlangen wir über die Entstehung der Pandemie, sowie über mögliche heilende Medizin – eventuell TCM in China? Oder Ayurveda In Indien– und über die verschiedenen Impfstoffe ausführlich in unseren Zeitungen informiert zu werden und nicht nur über die, die gerade von staatlicher Seite groß eingekauft wurden. Die Öffentlichkeit ist viel weiter als die Medien. Diese werden das Thema um Covid in einigen Jahren erst aufarbeiten und sind dann doch dem gesellschaftlichen Diskurs weit hinterher – so wie es leider immer schon war. – Anjali Sriram

 

Der Bericht über die Vermutungen, der Corona-Virus könnte auf einen Unfall oder eine Panne in einem chinesischen Labor zurück zu führen sein, ist wichtig. Leider ist der Bericht etwas poloemisch und spielt den Verschwörungstheoretiker*innen in die Hände. Auch in Deutschland wird, mitten in drei Städten und einer Urlaubsregion, an lebensbedrohenden Vieren geforscht. Über Unfälle wurde hier bisher nicht berichtet.

Wie würden denn deutsche Behörden oder gar Unternehmen handeln, wenn es zu einer Panne in einem solchen Labor käme? Selbst, wenn es zu keiner bewußten Verharmlosung oder Vertuschung kommen würde, wäre ich mir nicht sicher, ob wir es in Deutschland besser machen würden. Die Erfahrungen der letzten zwei Jahre, ob Impf-Quote oder die Warnung der Bevölkerung im Ahrtal, lassen mich zweifeln, ob wir einer solchen Gefahr gewachsen wären. – Jochen Kleem

 

„Ich finde, Computer haben das Leben enorm erschwert. Das Zeitalter der Computer hat dazu geführt, dass niemand mehr genau weiß, was eigentlich passiert.“ (Donald Trump, *1946, US-amerikanischer Unternehmer, Entertainer & Politiker, und der 45. Präsident der Vereinigten Staaten) Ja, das war auch eine ernstgemeinte Theorie von Donald Trump, das mit dem Coronavirus; dem es im chinesischen Wuhan-Labor zu langweilig geworden ist, und das hinaus in die große weite Welt gehen wollte, und irgendwie entfleucht ist.

Was da einst als eine Verschwörungstheorie gehandelt wurde, das wird nun ernst genommen, das wird auch ernsthaft durchdiskutiert; die „Schwurbler-Theorie“ hat ausgeschwurbelt. Und welche Erkenntnis bleiben uns von diesem Coronavirus, das uns weiterhinsehr stark bedroht? Kann man dieses Virus wirklich so einfach aus der Welt impfen und wir kehren dann einfach wieder zur gewohnten Normalität zurück? – Klaus P. Jaworek

 

Der Artikel von der Ausgabe Nr.43 der Zeit hat trotz grundlegen-der Fakten über chinesische Pandemiebekämpfung sowie interna-tionale Kooperation die wissenschaftlichen Schlussfolgerungen des gemeinsamen Forschungsberichts von WHO und China au-ßer Acht gelassen und spielt die sogenannte “Laborhypothese” abermals hoch. Dazu äußert sich die Sprecherin der chinesischen Botschaft in Deutschland wie folgt:

Erstens ist die Chronik der Pandemiebekämpfung in China klar und deutlich. Seit COVID-19-Ausbruch in China haben wir so-fort äußerst umfassende und strenge Maßnahmen ergriffen. Gleichzeitig haben wir frühestmöglich die WHO über die Epide-mie informiert, die Genomsequenz des neuartigen Coronavirus umgehend mit der Welt geteilt und damit anderen Ländern für ih-re Virus-Bekämpfung wertvolle Zeit verschafft. Bislang hat Chi-na mehr als 1500 Millionen Dosen von COVID-19-Impfstoffen an über 100 Länder und internationale Organisationen geliefert. Chinas Beiträge zum globalen Kampf gegen die COVID-19-Pandemie sind allen Seiten bekannt.

Zweitens ist der “Laborunfall” laut dem WHO-Bericht von ge-meinsamer Expertengruppe als Ursache “höchst unwahrschein-lich”. Deutscher Biologe dieser WHO-Mission sagte auch kürz-lich im Interview, dass es noch keinen Beweis dafür gebe, dass die Pandemie wirklich in China ihren Ursprung habe.

Drittens erwähnt dieser Artikel eine der populärsten Erklärungen für den Corona-Urspung, dass das Virus das Ergebnis des ökolo-gischen Ungleichgewichts sei. Es scheint aber einigen Kräften schwerzufallen, dieses Szenario anzunehmen. “Wir dringen im-mer weiter in die Lebensräume der Tiere ein, und durch die inten-sive Tierzucht kommt es zu immer mehr Übertragungsmöglich-keiten”, wie der deutsche Experte vor Kurzem verwies.

Um da-von abzulenken, dass die Menschen wahrscheinlich selbst schuld an der Pandemie seien, beschäftigten sich manche Leute deshalb unverhältnismäßig intensiv mit der “Laborhypothese”. Nicht zuletzt möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass es sich bei der Rückverfolgung des Virusursprungs um eine ernst-hafte wissenschaftliche Frage handelt. China lehnt jegliche Form der Politisierung der Rückverfolgungsarbeit entschieden ab. – TAO Lili

 

Ich bin verwundert, wie man sich nach 2 Jahren Pandemie immer noch um das Kernthema herumdrucksen kann. Die Gentechnik hat in den letzten Jahren (insbesondere durch die Siser-technik) rasante Fortschritte gemacht. In immer mehr Laboren wird immer schneller immer effektiver auch an gefährlichen Genveränderungen gearbeitet. Die Gefahr des Entweichens von Killerviren steigt exponentiell an. Sars Covid ist ein kleiner süsser Vorgeschmack dessen, was uns in Zukunft durch Gentechnik blühen kann.

Insbesondere von der „Zeit“ würde ich mir eine Recherche über Genlabore weltweit wünschen mit Fragestellungen wie: – Wo überall gibt es sicherheitsrelevante Genlabore? – Was wird dort erforscht und gelagert? – Wie sind diese gesichert gegen Diebstahl, Unfall, Terror, menschlichem Versagen, Flugzeugabstürzen? – Gibt es Katastrophenpläne und ähh Haftpflichtversicherungen? – Belegte Unfalle, Unregelmässig-keiten – Thomas Weißgräber

 

Und ? Warum heisst die Borreliose Lyme Disease ? Kleines amerikanisches Städtchen mit Namen Lyme ? Kinder in Lyme mit merkwürdigen Symptomen ? Gegenüber von Lyme die Insel Plum Island ? Auf Plum Island ein amerikanisches Labor zur Entwicklung von biologischen Waffen . . . Na klingelt es ? Biden kennt das von zu Hause . . . Auf Wikipedia nachzulesen. – Marianne Bernecker

 

Leider läßt Ihr Artikel einen wesentlichen Punkt aus, obwohl er sich genau um den Punkt dreht: woher kam das Virus. Okay, es könnte aus dem Labor gekommen sein. Aber das Entscheidende ist doch: * ist es durch einen Laborunfall entwichen – dann wäre ein verstärkter Fokus auf Arbeitssichterheit/biosafety eine wichtige, globale Aufgabe, weil das überall passieren kann, wenn die Schutzmaßnahmen nicht konsequent umgesetzt werden. Das Virus selbst wäre dann trotzdem in der Natur entstanden und wäre vermutlich irgendwann auf den Menschen übergesprungen und hätte eine Pandemie ausgelöst.

Außer, den Chinesen wäre in dem Labor schon vorher gelungen, ein Medikament zu entwickeln, weil sie mit dem Erreger (sicher) geforscht hätten. * oder ist das Virus künstlich hergestellt worden (hierfür scheint es keine Evidenz zu geben, da das nach Expertenmeinung nachweisbar sein müsste) – dann wäre einverstärkter Fokus auf Dual-Use/biosecurity die logische Konsequenz. Oder es wäre sogar ein grober Verstoß gegen das Biowaffen-Übereinkommen. Das wäre besonders bemerkenswert, da China gerade zu mehr Transparenz im Biowaffenbereich aufgerufen hat. Offen bleibt auch der zweite entscheidende Punkt in Ihrem Artikel: wie hätte China den Ausbruch eindämmen können? Obwohl die Krankheit, ihre Symptome und ihre Gefährlichkeit bekannt waren, hat sich Covid unbemerkt in Norditalien ausgebreitet.

In Österreich. In den USA. Ob die ersten Fälle in Deutschland ohne den Anruf der chinesischen Kontaktperson, dass sie erkrankt sei, ist fraglich. Vermutlich erst beim ersten schweren Verlauf, ob es dann noch eindämmbar gewesen wäre? Die Chinesen hätten das also alles erkennen müssen, obwohl es eine neue Kranheit war, von der niemand wusste und deren Symptome erst einmal denen einer Grippe ähneln? Hätten die Mexikaner 2009 auch die „Schweinegrippe“ eindämmen müssen? Mit einem haben Sie Recht, der Kritik an der Verhinderung der Aufklärung. Davon könnten alle lernen. Ich hoffe daher, dass Sie am Thema dran bleiben und wünsche Ihnen alles Gute für die intensivere Recherche, da ich sehr gespannt bin, wie das Virus tatsächlich den Weg in die menschliche Population gefunden hat. Alles Gute für Ihren weiteren Weg. – Juli Masa

 


 

 

Leserbriefe zu „Der verflixte Stoff“ von Uwe Jean Heuser

 

Immer wieder beeindruckend, wie Journalisten kurz und knapp die „bessere Lösung“ zum Klimaschutz anbieten, in dem Fall ja mit dem Prinzip: Bei hohen Energiepreisen und geringem Angebot bitte Steuersenkung, bei niedrigem Preis weil hohem Angebot bitte Steuererhöhung. Schon ist die Welt „im Döschen“. Rund um unser panisches Land der Ängste pflegt und baut man statt dessen wieder Atomkraft und Kohleenergieanlagen. Da habe ich auch eine Lösung: Wir bauen rund um Deutschland eine ca. 40 km hohe Mauer gegen Atom- und Kohleluft, damit wir, 1 % der Weltbevölkerung und Landfläche, gesundes Klima haben.

Wir könnten natürlich z.B. auch Gas über Nord-Stream 2 günstiger bekommen, weil wir dann kein Durchleitungs-Geld mehr an so lupenreine Demokratien wie die Slowakei und die Ukraine zahlen mussen. Deren Präsident könnte dann nicht so viel in Steuerparadiesen bunkern. Aber dann müssten wir die uralte antikommunistische Angst vor russischen Panzern ablegen, die man uns als Kinder einimpfte. Putin würde uns sicher günstigste Preise bieten, wenn er noch mal – Sie erinnern sich vielleicht – im Bundestag über ein gemeinsames Europa reden dürfte. Und wir müssten durch die Ersparnisse dann keine Panzer mehr an Saudis oder Türken exportieren. Na, wäre das ne Lösung? – Wolfgang Frings

 

Wir fahren seit ca. 20 Jahren klimaneutral. Mein Mann ließ unseren VW-Passat Diesel von der Fa.ELSBETT auf Pflanzenöl als Treibstoff umrüsten. Reines Pflanzenöl! Es wäre dringend an der Zeit diese Technologie wieder auszupacken!!! Das Geld bliebe im Land, dem Klima wäre gedient, brachliegende Flächen könnten wieder genutzt werden. Ich hoffe auf offene Ohren! Es ist machbar und braucht keine seltenen Erden und Raubau ander Natur. – Barbara Lulei-Mundkowski

 

Mit diesem Titel hatte ich erwartet etwas über Rauschgift zu lesen,weil man ja allgemein Stoff sagt wenn ein Rauschgift gemeint ist. Aber nein,es geht mal wieder um Gas.Na denn,irgendwie ja auch ein Stoff.Eben nur gasig.Nun wird befürchtet,dass wegen steigender Preise des Gas-Stoffs, der Klimaschutz vernachlässigt werden könnte.Wieso denn das? Weil wieder mit Kohle gekokelt wird oder Atomstrom aus dem Ausland gekauft wird? Das muss nicht sein. Kauft Gas bei den Russen.Die Leitungen sind da und Putin-Gas-Co wird bestimmt auch Rabatte geben bei Grossabnahme.Oder sollen wir Weihnachten frieren? – Hans-Emil Schuster

 

Wenn, wie Herr Heuser schreibt, die Preise für Erdgas und Öl die meiste Zeit sinken würden, dann befänden sie sich inzwischen im uferlosen Minusbereich. Tatsächlich bewegen sie sich in unterschiedlicher Geschwindigkeit und Dauer auf und ab; für Rohöl zwischen 8 $ 1975 und erwa 110 $ pro barrel 2011. Es stimmt allerdings, dass die Perioden mit Hochpreisen meistens von kürzerer Dauer waren. Ich erinnere mich, dass ein so genannter oder selbst ernannter Energie-experte Anfang der achziger Jahre, nach einer „Preisexplosion“ prophezeite, dass wir Rohölprei-se von unter 20 $/bbl nie wieder sehen würden.

Er sollte sich mehrfach irren, und MarkTwain hat recht: Prognosen sind schwierig besonders, wenn sie in die Zukunft gerichtet sind. Übri-gens konnte man in den frühen sechziger Jahren, als noch das Oligopol der „Sieben Schwestern“ (Esso, Shell und Konsorten) die Preise bestimmte, ein schweres (also billigeres) Rohöl für etwa 1,25 $/bbl (damals 5 DM) free on board Ras Tanura (Saudi Arabien) kaufen. Die leichte, schwefel-arme libysche Sorte kostete ca. 1,60 $/bbl fob Es Sider. Der Preis für die qualitativ vergleichbare Sorte Brent liegt heute bei 85 $. 1972 bei meinem ersten Heizölkauf fürs neue Haus musste ich 8 Pfennig pro Liter berappen.

Wenn man die Inflation aus dem Spiel lässt und das Verhältnis DM zu Euro mit 2:1 ansetzt, zahlen wir heute incl. Steuern das zwanzigfache. Es sind die panikartigen Reaktionen, die den Preisanstieg anfeuern. Um die Hektik nicht auch noch zu verstärken, warte ich mit meinem Heizölkauf so lange es geht. Dann geht’s auch wieder runter (Scherz). – Sven Herfurth

 

Der Worte sind genug gewechselt! Der Staat nimmt an einem Liter Benzin, für das wir, die „Blöd-Tanker der Nation“, als Beispiel 1,63 Euro berappen müssen, rund 99 Cent, ein! Beim Dieselkraftstoff bei einem Preis von 1,42 Euro gehen rund 78 Cent an den Staat. Gut man kann ein Miniauto fahren, einen SUV oder gleich einen „Panzer“, anteilmässig muss der Autofahrer immer tiefer in die Tasche greifen, und der Staat greift fleissig mit hinein in diese Tasche, tut aber so, als ob die hohen Kraftstoffpreise direkt vom Himmel herab und da direkt in den Tanksäulen der Tankstellen hineinfallen! „Ich denke nicht im Traum daran, irgendetwas von dem zu dementieren, was mir irgendjemand in den Mund gelegt hat! Dementis sind ungefähr so wirksam wie Benzin beim Feuerlöschen.“ (Harald Juhnke, 1929-2005, deutscher Schauspieler, Sänger & Entertainer) – Klaus P. Jaworek

 

Es gab ja schon lange eine bessere Lösung! 1972 wurde das Buch DIE GRENZEN DES WACHSTUMS zum ersten Mal veröffentlicht, Dieses Buch hat-te ich als Jungingenieur im Bereich Energieversorgung gekauft, gelesen und den Inhalt in der Berufsausführung teilweise mit Erfolg, unterstützt durch Vorgesetzte und Mitarbeiter, in der Praxis realisieren können. Das Buch wurde viel tausend Mal verkauft – gelesen, auch von verantwortlichen Politikern, wahrscheinlich auch von Frau Merkel, und anderen verantwortlichen Personen an der Macht !

Mein Buch – ausgeliehen und verschollen , wurde als andere Ausgabe von unserer jüngeren Tochter (arbeitet in einer Bibliothek) in der Ferne gefunden, und für mich nach Jahrzehnten wieder zugänglich. Ich bin erschüttert, aber nicht überrascht, über die Aktualität des Inhaltes, und dass sich im täglichen Umgang und durch politische Vorgaben nichts geändert hat! Und heute, Oktober 2021, fast 50 Jahre später !!, fragt man sich: Muss der Klimaschutz zurückstehen ?? Beschrieben wurde be-reits 1972 !

Die Gefahr die exponentiellen Wachstums der Bevölkerung, der Wirtschaft, der Umweltverschmutzung , des Rohstoffverbrauchs, des Ausbrei-tens der Schadstoffe und vieler weiterer Punkte im Inhaltsverzeichnis wurde nicht beachtet- und heute fragt man nach Klimaschutz ??? CO² Belastung ?? Öffentlich-keitswirksam und gerne gehört, aber nur nebenbei !! Aber es zählt: Das Wachstum in der Wirtschaft Der Verfügbarkeit an Gütern möglichst für jeden ein Automobil, und nun möglichst elektrisch (Ökobi-lanz?) Alles schnell erhält-lich

– Wichtig: Es bringt Geld in die Staatskasse, Steuereinnahmen …. Da bleibt der “ Klimaschutz “ auf der Strecke ! Wo kann er sonst auch bleiben ?? Solange man Mehr will von unse-rer Mutter Erde, was soll da die Frage nach dem Preis für Gas und Benzin ?? Wir sind Gast auf Erden , und haben Gäste mehr Rechte ? – Hanspeter Baur

 

Die erratischen Schwankungen bei den Energiepreisen über einen Fonds mit flexibler Steuerbelastung zu glätten, wäre sicher eine gute Idee. Ich sehe die gemeinsame Ordnungspolitik der möglichen Ampel-Koalition rot(sozial)-grün(ökologisch)-gelb(MARKTLIBERAL) nicht. Bei den Grundüberzeugungen der Parteien wird eine gemeinsame Zielrichtung schwierig werden. Als Negativbeispiel zeigte sich gerade die EU, die keine gemeinsame Lösungsstrategie gegen die gestiegenen Strom-/Gaspreise erzielte.

Der Zeitpunkt, wenn wir uns (Deutschland?) ganz mit erneuerbarer Energie versorgen können, wurde offen gelassen. Das sehe ich genauso – vermutlich wird diese Utopie nie eintreten (keine ausreichende Fläche, Biomasse begrenzt, fehlende Speicher, Transformation Industrie etc.). Wir werden daher mit unserem Energiekonzept weiterhin in Lieferung/Preis von Importen abhängig sein – in Zukunft von grünem Wasserstoff, nach dem die gesamte Welt lechzen wird. Wie die derzeitigen Mangelmärkte zeigen, erfolgt die Lieferung verzögert u/o zu hohen Preisen an den Meistbietenden. – M. Linder

 

Vielen Dank für Ihre o.g. Artikel. Sie haben auf lebenswichtige Fakten aufmerksam gemacht, wobei man die angeblichen „Verbesserungen“ besonders einiger Staaten fast nur noch sarkastisch kommentieren kann angesichts der Riesen-Lücke zwischen den Lippenbekanntnissen und dem Nötigen. So, wenn Xi Jinping „zugesagt“ — man kann auch sagen gedroht — hat, dass Chinas Emissionen „nur noch“ bis 2030 steigen sollen, also bis zu der Zeit, wo lt. letztem IPCC-Bericht beim jetzigen Kurs die 1,5 Grad wohl schon überschritten werden, wahrscheinlich inzwischen gleichbedeutend mit der endgültigen Überschreitung der schon begonnenen fatalen Kippunkte des Klimas.

Und bis zu diesem Datum will er die Klima-Situation sogar noch verschlechtern!!! Aber was die meisten anderen tun, macht auch keinen großen Unterschied, außer dass sie den Absturzpunkt auf dem Weg zur großen Katastrophe vielleicht ein bisschen später überschreiten würden. Allerdings zeigt China auch mit seinen jüngsten Strom-Ausfällen, wie wenig einfach die erforderlichen Umstellungen sind, selbst in einem Land, wo die Führung nicht so von Massenstimmungen und -Forderungen abhängig ist, wo eine so erfolgreiche Photovoltaik-Industrie geschaffen wurde, wo Atomkraft genutzt wird, und wo das Bevölkerungswachstum als einer der Faktoren der Wald- und Moor-zerstörungen eindeutiger begrenzt wurde als irgendwo sonst, bis inzwischen zum umgekehrten Problem.

Die USA mit dem angeblich ambitionierten Ziel den Strom bis 2035 CO-2-frei zu erzeugen, ignoriert, dass diese Energieform nur einen Bruchteil des gesamten Energiebedarfs ausmacht, besonders, falls die bisherige Strommenge gemeint sein sollte, die durch die Umstellungen auch auf z.T. Wasserstoff noch gewaltig steigen müsste, und wie so viele andere, dass das Ziel 2050 für Klima-neutralität eher ein schlechter Witz ist angesichts der o.g. Überschreitung der 1,5 Grad-Marke bereits ca. 2030. Und selbst das stößt offensichtlich auf heftige Widerstände.

Die 1,5-Grad-Überschreitung gegen 2030 bedeutet auch, dass wir keineswegs 8 Jahre Zeit haben, die Emissionen fast zu halbieren, wie UN-seitig gefordert wird, falls das bedeuten sollte, es reiche kurz davor schlagartig die Halbierung zu schaffen. Nach einfacher 3-Satz-Rechnung kann man ausrechnen, dass die Zeit bis Überschreitung der 1,5 Grad sich nur in etwa verdoppeln würde, falls ab sofort oder im Durchschnitt bis 2030 die Emissionen halbiert würden.

Auch der Begriff „wenn möglich“ für die 1,5 Grad-Grenze ist so vieldeutig, missverständlich und missbrauchbar, dass dieses Ziel so fast wertlos ist. Allzu viele werden nur das als „möglich“ anerkennen, was ihnen nicht und „wenn möglich“ auch niemandem sonst irgendwie wehtut oder etwas abverlangt, so dass „möglich“ nur das „ist“, was keine Wählerstimmen kostet, keine Steuererhöhungen, keine unfreiwilligen Umschulungen, keine Verringerung des Fleischkonsums, keine Begrenzung des Bevölkerungswachstums in etlichen Ländern, keine Einschränkungen des Auto-Verkehrs, sonstiger „Freiheiten“ oder auch nur der Urlaubsflugreisen etc. etc. Die Zauberformeln oder Zauber-Technologien, die alle diese vielfach gemachten Bedingungen erfüllen würden, dürften kaum rechtzeitig vor den Kippunkten gefunden und dann noch umfassend umgesetzt werden. Es ist ein Unterschied, ob die Technologien als notwendig oder allein ausreichend betrachtet werden.

Es ist bisher wie bei einem irrsinnigen Wettrennen, bei dem alle mit Vollgas auf einen Abgrund zurasen, weil der „gewinnt“, der als letzter auf die Bremse tritt und der „verliert“, der es als erster tut. Wobei alle Rennfahrer noch ihre gesamte Kinder- und Enkel-Schar mit im Wagen haben, im Kopf nur die „Siegprämie“ des „Gewinners“ und den „verlorenen“ Teilnahmebeitrag des Verlierers. Ich persönlich bin bei diesem internationalen Ausmaß von Ignoranz, Egoismus und Heuchelei zuletzt mehrfach nahe der Resignation, aber ich kann nicht diejenigen im Stich lassen, die eine Umkehr nicht nur fordern, sondern auch dafür zu persönlichen Anstrengungen und Opfern bereit sind und die schon selbst von den Folgen in den nächsten Jahrzehnten betroffen sein werden, wie die weltweit agierenden jungen Fridays-For-Future, umso mehr, seit ihnen das Bundesverfassungsgericht den Rücken gestärkt hat, wenngleich seine Wirkung leider auf Deutschland beschränkt ist.

Deshalb gebe ich Ihnen Recht, dass es wichtig und dringend für alle konsequent klimabesorgten oder für das Klima „brennenden“ ist, Reden, Versprechen und Vorschläge auf unmittelbare Umsetzung zu „durchleuchten“ bzw. kontrollieren und den Druck auch nach der Konferenz überall aufrecht zu erhalten, umso mehr, je größer der jeweilige „Klimasünder“ ist. Wir müssen uns dabei aber klar sein, dass nicht nur „die“ Politiker und Regierungen Verantwortung haben, sondern auch alle, die sie wählen, die sie mit oft unerfüllbaren Erwartungen und Bedingungen für Klimaschutz unter den falschen Druck setzen, sei es in den Medien, auf Demonstrationen, in Streiks oder an Wahlurnen.

Für die hohen Energie-preise halte ich die Idee mit den „flexiblen“ Subventionen durch entgegengesetzte Verbrauchssteuersenkungen für nicht zielführend, zum einen, weil kaum die Disziplin zu erwarten wäre, bei sinkenden Rohstoff-Preisen die „Vorratskasse“ wieder aufzufüllen, vor allem aber, falls alle das so machen, aus folgendem Grund: Wenn das Angebot so bleiben würde — eine Steigerung kann man fürs Klima ja nur für fatal halten — würden sich die Rohöl-Preise bei Steuer-Senkung logischer Weise einfach weiter erhöhen, bis schließlich Angebot und Nachfrage wieder im Gleichgewicht sind, also die Nachfrage/der Verbrauch entsprechend reduziert wird. Und das würde bei Subventionierung alle gleich treffen, also auch Luxus- und Verschwenungs-Energieverbraucher.

Diejenigen, die existenziell ohne Ausweichmöglichkeit getroffen werden, könnten deshalb besser durch direkte gezielte staatliche Zahlungen für bedürftige entlastet werden, was natürlich auf Dauer alle anderen umso mehr treffen würde. die müssten dann als Folge ihren Luxus-Konsum reduzieren, was für Klima und Gerechtigkeit das geringere Übel wäre, wnngleich es auch da viel Protest gäbe.

Auch der Artikel „Muss ja“ über die Kunst, aber auch Fallstricke des Kompromisses gibt wertvolle Einsichten, sowohl bei den guten wie bei den schlechten Beispielen. Es geht ja um die uralte Weisheit, dass bei destruktivem Streit beide Seiten verlieren können und bei konstruktivem beide Seiten gewinnen. Das erstere haben Sie mit dem tollen Beispiel beleuchtet „wenn beide Seiten an der Wirklichkeit vorbei verhandeln oder blind sind für den wahren Gegner wie z.B. die Gesetze der Physik oder Mathematik, manchmal auch der Biologie oder der Psychologie, die alle keine Rücksicht nehmen auf die Ideale oder Wünsche der Menschen, auch nicht demokratischer Mehrheiten, ja manchmal nicht einmal der Gerechtigkeit.

Über den Kompromis von Paris 2015 haben ja die vorher angesprochenen Artikel und meine Rückmeldung dazu schon viel gesagt. er war wohl Beispiel für beides, für Licht wie auch Schatten: Er hat Chancen geschaffen, aber alles andere als ein Ende der Gefahr, indem er zu viel Unverbindlichkeit, Mehrdeutigkeit und Halbherzigkeit enthielt, aber immerhin einen Maßstab, an dem alle gemessen werden können, die seine Ziele nur unter der Bedingung bequemer Technologischer „Lösungen“ „bis 2050“ erfüllen wollen, die in seinem Sinne nur Lippenbekenntnisse machen oder ihn vielleicht nie ernsthaft einhalten wollten. Ob dieser Kompromis letztlich nur eine Show war oder der erste Durchbruch, steht derzeit wohl noch in den Sternen.

Ich kenne noch eine andere Geschichte, die die Möglichkeiten gemeinsamen Verlierens oder Gewinnens beleuchtet: An einem sehr schmalen Gebirgspfad, der zwischen senkrechten Felswänden links nach oben, rechts steil nach unten verläuft, begegnen sich zwei Wanderer. Keiner kann am anderen vorbei, ohne in den Abgrund zu stürzen. Einer muss auf die andere Seite des Gebirges, um ein Lebenswichtiges dringendes Medikament für sein Kind zu holen. Der andere muss in die umgekehrte Richtung, um nach Verlust seines Saatgutes rechtzeitig neues zu besorgen und außerdem wichtige Werkzeuge zur Reparatur seines einsturzgefährdeten Hauses. Ohne droht ihm und seinere Familie der Ruin.

Wenn sie nun kämpfen, kann der eine oder der andere gewinnen oder aber beide in den Abgrund stürzen. Beim Auslosen kann nur einer gewinnen, falls der andere das dann akzeptiert. Es gibt aber gleich zwei Lösungen: Erstens: jeder geht zurück und besorgt das, was der andere braucht, um beim Wiedertreffen dann zu tauschen. Sie brauchen nicht einmal großes Vertrauen, weil keiner ja sein Ziel ohne den anderen erreichen kann. Zweitens und das ist eine Lösung selbst dann, falls jeder nur persönlich auf der anderen Seite erfolgreich sein könnte: einer legt sich auf den Boden und der andere kriecht oder klettert vorsichtig über ihn, so dass jeder weiterkommt. Bei der Rückkehr legt sich dann natürlich der andere auf den Boden.

So kann in beiden Fällen aus dem potentiellen tödlichen Konflikt eine schöne dauerhafte Freundschaft werden. Leider aber gibt es in der Wirklichkeit nicht immer eine solche Ideal-Lösung mit gleichem Gewinn für alle, und beim Klima haben wir auch nicht mehr viel Zeit, danach zu suchen. Wenn wir zu lange nach der Ideal-lösung suchen oder darauf warten, können wir alle dramatisch und katastrophal verlieren, jedenfalls unsere Kinder und/oder Enkel. – Peter Selmke

 


 

 

Leserbriefe zu „Halt im Nirgendwo“ von Martin Machowecz

 

Im Artikel „Halt im Nirgendwo“ (ZEIT Nr. 43) mokiert sich Martin Machowecz über das „Kaff“ Stendal an der ICE-Strecke Hamburg-Berlin. Er sollte beim nächsten Mal einen Weg zu der Schusterwerkstatt wagen, wo Joachim Winckelmann geboren ist, der eine ganze Kulturepoche Europas geprägt hat. Seinetwegen hat sich der große französische Romancier Henri Beyle (Le rouge et le noir, La chartreuse de Parme) in „Stendhal“ umbenannt. Ist das dem weltläufigen Autor gar nicht bekannt? – Hans-Georg Ambos

 

Es gab noch jemand außer dem Autor, der Stendal mochte. Er verliebte sich in ein Mädchen aus Stendal und machte den Namen der Stadt zu seinem Künstlernamen: der französische Dichter Henri Beyle alias Stendhal. – Petra Alex

 

Zu mehr als ein paar Kneipenbesuchen hat es bei Ihrem Autor nicht gereicht. Der Gipfel ist jedoch, daß ihm eine Rolandstatue (sogenannter Roland) nichts sagt. Davon gibt es in Deutschland jede Menge. Wie tief wollen Sie eigentlich noch sinken? – Dr. Christian Netzel

 

Ihr Artikel über Stendal hat ich mich sehr amüsiert! Schade, dass ich ihn nicht schon vor fünf Wochen kannte, dann hätte ich den (unfreiwilligen) Stopp dort mit ganz anderen Augen gesehen… – Editha Rochow

 

Schöne Entdeckung, guter Artikel. Hätte auch gerne mitgehalten. Aber etwas fehlt, und das zum Thema Nirgendwo. Niemand Geringerer als der grossartige Schriftsteller Stendhal hat dieses sein Pseudonym von diesem Ort abgeleitet. Damals vermutlich halt noch mit „th“ geschrieben. In der Zeit ist das doch einer Erwähnung wert. – Dieter Butters

 

Da muss man erstmal drauf kommen: Auf der ZEIT-REISE-Seite eine Nicht-Reise: Dienstreise-Unterbrechung von Martin Machowecz zwischen Berlin und Hamburg: Stendal, ein Halt im Nirgendwo, 20 Polizisten trennen nachts vorm Stendaler Rathaus Kevin nicht vom Ball; Axel, der Kneipen-Wirt vom „Herbsthaus“ bedauert, dass die Kindheitswissenschaftler der Fachhochschule nicht saufen, und Günter beschreibt Stendal als „the middle of nüscht“.

Eine journalistische Kostbarkeit, eine sprachliche Perle, dieser Text. Und als Tüpfelchen unter dem „i“: eine Viertelseite Werbung für „Mein Schiff“: Sommer im Winter. Kanaren, Orient oder Karibik ab 999 €. Selbstverständlich werde ich bei meiner nächsten Bahnfahrt von Hamburg nach Berlin eine Besichtigung dieser Stadt einplanen! Versprochen, Stendal!- Traugott Böhlke

 

In der „Zeit“ vom 21.Oktober wurde unter der Rubrik „Wortschatz“ das Wort „Latuch-te“ erwähnt. Es soll aus Schlesien stammen. Ich stamme aus Sachsen und mir ist das Wort durchaus geläufig. Nur hieß es bei uns Zuhause „Laduchde“, mit weichem „T“. Das heißt, jemand steht einem im Weg rum. Aber außer mir benützt es wohl hierzu-lande – in Baden-Württemberg – niemand. Nicht mal meine Kinder, die mir immer mal wieder in der Laduchde standen. – Christiane Viehweg

 

Wir haben (in Ostholstein) als Kinder gesungen: „Ich geh mit meiner Latüchte und meine Latüchte mit mir…“ In Niedersachsen und Ostwestfalen ist die „Latüchte“ offiziell das plattdeutsche Wort für „Laterne“, während es in Berlin „Latichte heißt. Ich glaube in Ostpreußen war (wie in Schlesien) „Latuchte“ gebräuchlich (der wunderbare ostpreußische Dialekt stirbt ja leider mit meiner Generation aus). – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbriefe zu „Das fehlt gerade noch!“ von Simon Kerbusk et al.

 

Kurz und knapp Wichtig ist, die Zeit wird nicht knapp für das Leben, die Umwelt, die natürlichen Ressourcen, Flora und Fauna, unseren Planeten, Ethik und Moral sowie die beste ZEITung. – Bernd Ritter

 

Da bricht Panik aus.Nicht nur wegen Corona. Im weiterem wird behauptet,viele alltägliche Waren seien plötzlich schwer zu bekommen.Das riecht nach Verschwörung.Und das zu Weihnachten,dem Fest der Geschenkefluten.Und nicht der Geburtstag unseres Erlösers.Aber das Internet ist voller Angebote.die Briefkäsen vollgestopft mit Katalogen aller Genres und die Läden auch gut bestückt.Also was soll diese Panikmache? Unverständlich. Also Happy X-mas,Und daran denken ,in England kommt der Weihnachtsmann durch den Kamin gekrochen. Reinigunsmittel schenken.Und für die Rentiere ,die vor dem Haus mit dem Schlitten warten ein paar goodies. – Hans-Emil Schuster

 

Die „wummernde Wohlstandsmaschine“ ist zuletzt Amok gelaufen. Was passiert denn da in der Weltwirtschaft? Wir arbeiten längst nicht mehr, um Produkte zu haben, sondern wir erfinden laufend neue Produkte um immer hektischer arbeiten zu können. Und damit das auch ja exponentiell wächst, linear wäre nach der Logik der Ökonomen schon Stillstand, müssen die Produkte liederlich sein, beizeiten kaputt gehen und weggeworfen werden.

Denn die Rohstoffe müssen geschürft werden, die Produktion muss laufen. Wachstum oder Untergang. Aber das Kartenhaus der dafür nötigen Logistik ist so fragil geworden wie die Lagerstätten für Rohstoffe ausgebeutet sind. Wir müssen uns wieder darauf besinnen, warum wir wirtschaften, sonst laufen wir zusammen mit der zum Selbstzweck gewordene Wirtschaft vor die Wand. – Hans List

 

Ihr Artikel „Das fehlt gerade noch!“ ist ein erschreckendes Beispiel für die deutsche Mentalität. Natürlich ist es unangenehm, dass geplante Haus nicht bauen zu können oder weniger Ware zu erhalten, dennoch stellt sich hier die Frage, welche Erwartungen wir an das Leben und die deutsche Wirtschaft stellen. Können wir wirklich von einem Mangel sprechen, wenn in vielen anderen Ländern Menschen nichts zu essen bekommen, kein Dach über dem Kopf haben und sich nicht einmal den deutschen Lebensstil erträumen können?

Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft begreifen, dass ein Leben nicht von Globalisierung und Wirtschaftswachstum abhängen, sondern wir müssen, insbesondere auch in Hinblick auf die momentane ökologische Debatte, einen echten Wandel schaffen, in dem man nicht immer das neuste Handy, die verrückteste Nudelsorte oder das coolste Fahrrad haben muss. Dementsprechend bin ich auch geschockt über die zahlreichen Beispiele, die in dem Artikel genannt worden sind, da es sich mir nicht erschließt, wie man sich in einem so reichen Land wie Deutschland darüber aufregen kann, dass man das gewünschte Smartphone erst im vierten Laden findet

Es ist schlimm, dass Menschen ihre Anstellungen und damit oft auch ihre Lebensgrundlage verlieren. Es ist eine Pflicht von Gesellschaft und Staat, diesen Menschen zu helfen und ihnen neue Berufsperspektiven zu öffnen. Jedoch ist diese neue Arbeitslosigkeit auch ein klares Signal, dass unser heutiger Arbeitsmarkt fragil und nicht gewappnet für die nächsten Jahre ist. Deutschland muss daran arbeiten, schnelle Berufswechsel zu ermöglichen und besonders zukunftsorientierte und zukunftsfähige Arbeitsplätze zu fördern. Diese Änderungen müssen durch den Staat getragen werden, im Besten Falle mit Unterstützung der Unternehmen, doch wir können nicht von einem Staat erwarten, alle Probleme zu lösen, wenn wir nicht als Gesellschaft zu einem Umdenken und dem Aufgeben von einer überbordenden Konsumgesellschaft bereit sind. – Rahel Ladwig

 

Sie schreiben selbst, dass Ihre Liste von Produkten unvollständig ist. Was mich allerdings sehr wundert, dass die Verwaltung des Arzneimittel-Mangels in Deutschland überhaupt nicht erwähnt wird. Die Lieferengpässe gab es schon lange vor der Corona-Pandemie, lohnt es sich deswegen nicht mehr darüber zu schreiben? Ich persönlich kann sehr gut auf ein fabrikneues Auto oder das neueste Smartphone verzichten. Wenn Antibiotika und andere wichtige Medikamente fehlen, ma-che ich mir allerdings ernsthaft Sorgen. Für weitergehende Informationen habe ich, beispielhaft, ein Interview von vielen angefügt.

https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.abda.de%2Faktuelles-und-presse%2Fnewsroom%2Fdetail%2Fbpi-lieferengpass-interview-mit-andre-said%2F&amp;data=04%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C255115999d9847fb748308d997ab54e7%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C637707584387286864%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C1000&amp;sdata=BKr4PjG3kkWnmOJB1nHZcXmu28IPkvUFofHkbGOz%2FaQ%3D&amp;reserved=0 – U. Kuhlenkamp

 

Als Alternative für die Bücher-Wartezeit aufgrund fehlender Papierrohstoffe empfehle ich einen Besuch im Antiquariat. Bücher in Hülle und Fülle, zu allen Themen – im Ladengeschäft oder Versandhandel. Mehrfach wiederverwertet, weitervererbt und weiterverkauft, oftmals über Generationen gesammelt und geliebt. Bücher im Antiquariat haben eine hervorragende Öko-Bilanz und warten dort auf neue Leserinnen und Sammler. – Regina Kurz

 

In Deutschland werden Waren knapp. Was lange kaum vorstellbar war, ist nun allgegenwärtig – der Mangel. Die Jüngeren werden sich kaum erinnern, aber es gab eine Zeit, da war die deutsche Industrie durch den Begriff der sogenannten „Deutschland AG’s“ charakterisiert, Firmengebilde, die durch Vorwärts- und Rückwärtsintegration entstanden waren. Unternehmen beteiligten sich z. B. an Bergwerken, weil sie dort gewonnene Rohstoffe für ihre Produktion brauchten. An Bergbau selbst waren sie eigentlich nicht interessiert. Dann kamen Fondmanager, die machten den Aktionären klar, dass man viel Geld verdienen könne, wenn man die Konglomerate in kleine bewegliche, schlagkräftige Firmen zerschlägt. Viele gierige Aktionäre akzeptierten dieses Konzept und Firmen wie „Farbwerke Hoechst“ verschwanden vom Kurszettel.

Dann kam die Phase der Globalisierung. Globalisierung in der Vermarktung ist immer interessant, Globalisierung in der Beschaffung nur sehr begrenzt. Sie zerfällt in zwei Linien: bei Rohstoffen gibt es keine Alternative, bei Komponenten sehr wohl. Die oben genannten Firmen aus der Rückwärtsintegration waren anfällig. Viele wurden übernommen, die Produktion in Billiglohnländer verlagert. Nun sitzen Lieferanten in Südostasien, China oder Indien.

Es kommt noch ein anderer Gesichtspunkt hinzu, die am Beispiel Auto sehr deutlich wird. Moderne Autos sind heute fahrende Computer mit vielen Dutzend Chips und Sensoren. Strategisch relevant sind inzwischen die Elektronikbauteile, nicht der Bau einer Karosse. Tesla hat das Karosseriebaugeschäft schnell gelernt, die deutschen/europäischen Autobauer werden und wollen die Sensoren- und Chipherstellung nicht lernen. Wer hat wohl langfristig strategisch die besseren Karten: Deutschland oder Taiwan?

Die strategische Ausrichtung eines Unternehmens bestimmt das Unternehmen selbst. Eine Fondgesellschaft konzipiert ihre Ziele, dabei kann sie sehr flexibel vorgehen: sie kann die von ihnen gehaltenen Anteile kurzfristig veräußern, das Portfolio anpassen. Die Unternehmen agieren mit einem ganz anderen Zeithorizont, dabei werden die finanziellen Möglichkeiten ganz wesentlich von den kurzfristiger denkenden Fondgesellschaften mitbestimmt. Dadurch werden zuweilen langfristige Projekte auf der Strecke bleiben. In der alten Deutschland AG konnte das nicht passieren, hier kontrollierte das Unternehmen die entscheidenden Instrumente selbst. Will man die strategische Hoheit zurückgewinnen, kostet das viele Euros. – Dr. F. Kleiner

 


 

 

Leserbriefe zu „How to Ampel“ von Matthias Geis et al.

 

Ihre Überchrift „How to Ampel“ offenbart das ganze Problem in einem 360% Blick. Dieses Verniedlichende, doch so arg Boulevardeske “ How to Ampel“ ist genauso inhaltsleer wie ein ausgetrunkener coffee to go. Wer nur marketingmäßig denkt, muss sich nicht wundern, dass dieses Produkt ein Flop ist. Worum geht es tatsächlich? Es geht um die Neudefinition einer sozialliberalen Kolaition mit einem grünen Teppich. Und da liegen alle Themen auf der Hand. Sind auch verständlich, entgegen Ihrem schlichten Ampel-Deutsch „How to Ampel“.

Es geht um die soziale Frage, um die Rente, um bezahlbaren Wohnraum, um die Behebnung der Altersarmut, um die Abschaffung des Mittelstandsbauches im Steuersystem, es geht um Bildung und Innovationen. Es geht um den Erhalt der Arbeitsschutzgesetze beim home office. Und das alles muss nicht nur finanziert werden. Nein, es muß prioritär erwirtschaftet werden im Bruttosozialprodukt. Es geht um die Verteidigungsfähigkeit Deutschalnds und Europas. Es geht um den Erhalt des Wohlstandes unter sich weltweit dramatisch verändernden geopolitischen und ökologischen Fragestellungen. – Dr. Detlef Rilling

 

Die schöne und instruktive blaue Seite 3 der neuen Ausgabe! Aber bitte, bitte nicht noch einmal. Denn so ist sie schlecht zu lesen – – für ältere Augen jedenfalls (meine sind 83), und ich möchte mich an der ZEIT gerne noch eine Weile erfreuen können. – Dietmar Neß

 

„How to Ampel“ ist infantil. – Prof. Dr. Wilfried Nippel

 

Ich bin erstaunt zu lesen, dass die „Klimawende ohne Verzicht nicht möglich ist“, denn ich hatte mich schon daran gewöhnt, dass das böse „V-Wort“ tunlichst vermieden wird (so wie in Harry Pot-ter der Name des bösen Zauberers). Dass nun eine renommierte Wochenzeitung wie die Zeit ge-gen dieses Tabu verstößt, ist an sich bemerkenswert, auch wenn ich relativierend hinzufügen muß, dass das Wort Verzicht erst dann auffällt, wenn man den Artikel genauer liest. Ich bin ge-spannt, wie die neue Regierung den Spagat zwischen schöner Welt und notwendigen „Grausam-keiten“ hinbekommt – wahrscheinlich unter der Überschrift „alternativlos“. Wobei ich es nicht unter-lassen kann, darauf hinzuweisen, dass ich es nicht verstehen kann, wie die Wähler es vorziehen, in einer Traumwelt zu verweilen, wenn schon jeder weiß, das es diese nie geben wird. – E. Würth

 

Wenn die Ampel gelingen soll, sollte sie etwas mehr direkte Demokratie wagen. Jeder Neunte der wahlberechtigten Bürger hat die Grünen gewählt, jeder Elfte die Liberalen. Die Ampel-Koalition wird einige Vorstellungen dieser Parteien als Staatsziele festgelegen. Hinter diesen Vorstellungen stehen dann bestenfalls gerade einmal jeder Neunte bzw. jeder Elfte der Wahlberechtigten. Daher halte ich es für geboten, in grundlegenden, die gesamte Gesellschaft berührenden Fragen (z. B. Umgang mit der Migration) mehr direkte Demokratie zu wagen und jenseits von Dogmen und ständig wiederholten Mantra die Wahlberechtigten direkt in diese Entscheidungen einzubeziehen.

Im besten Sinne der Demokratie muss solchen Entscheidungen eine offene, unvoreingenommene Debatte auf der Grundlage von Tatsachen, nicht von Emotionen, vorausgehen. Zur Vorbereitung einer solchen Debatte gehört m. E. eine klare Strategie, die – aller betroffenen Lebensbereiche beschreibt und – die gesteckten Ziele und die dazu notwendigen Schritte dorthin genau definiert, Die Ampel sollte nicht zu noch größerer Politikverdrossenheit führen. Das ist der Nährboden für radikale Vorstellungen und Parteien. – R. Renaux

 

Erst wird sondiert, dann wird verhandelt, vielleich bis zum 6. Dezember Sankt Nikolaus, vielleicht gar bis zum 6. Januar 2022 Heilige Drei König, vielleich auch bis zum Sankt Nimmerleinstag! Die Zeit scheint nicht zu drängen, denn das Thema aller Themen, ja genau das mit der Corona-Pandemie, das sollen mal die ausbaden, die zwar abgewählt wurden, die aber auch so manchen Bock damit geschossen haben. Olaf Scholz und seine SPD sind da auch mitbetroffen, aber irgendwie juckt das niemanden von dieser „Möchtegern-Möchtedochnochnicht-Allianz“. Lasset diesen Corona-Mist doch von Merkel, Spahn und Co. weiterhin verwalten, die können das doch ganz gut, oder auch nicht; alles nur reine Ansichtssache! – Klaus P. Jaworek

 

How to Ampel hätte ich gerne gelesen. Ich habe aufgehört, weil mir das Lesen von schwarz auf blau Mühe machte. Sie können sagen, daß das an mir liegt. Aber ist es nicht das Ziel Ihrer Zeitung, daß man sie liest? Bei schwarz auf weiß habe ich damit kein Problem. – Dr. Ernst Köllerer

 


 

 

Leserbriefe zu „Kiffen ab 18 erlauben?“ Streit von Jean Hermanns, Andreas Müller und Antonia Luther

 

„Mit einem regulierten Markt ließen sich diese Gefahren, die der Schwarzmarkt mit sich bringt, vermeiden.“ – Angeblich ist das deutsche Lebensmittelgesetz das strengste der Welt. Wenn ich mir nun anschaue, welcher Dreck ganz legal in unseren Lebensmitteln steckt, kann ich mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, dass legales Cannabis frei von den gesundheitlichen Gefahren fremder Inhaltsstoffe sein könnte. Die dazu zu erstellenden Gesetze dürften kaum besser sein als das Lebensmittelrecht.

Bei Zigaretten gibt es auch einen Schwarzmarkt, obwohl sie legal sind. „dass Hunderttausende von Menschen täglich Angst haben vor der Strafverfolgung.“ – Das ist ja ein völlig absurdes Argument. Die brauchen bloß aufhören illegale Drogen zu nehmen bzw. erst gar nicht damit anfangen. Ein Mörder hat auch Angst vor Strafverfolgung. Nach der Logik müsste also Mord legalisiert werden.

P.S.: Die meisten Äußerungen der Diskutanten und Kommentare der Leser bei ZEITonline lesen sich so als müsse man Gras kaufen. Aber es ist doch niemand gezwungen sich gesundheitsschädliches Zeug oral oder sonstwie einzuführen. Es geht doch gar nicht um die Frage wie man die armen betrogenen Konsumenten schützt, sondern darum wie man sie dazu bringt auf den Konsum des Giftes zu verzichten. Die aktuelle Diskussion geht also zum größten teil am Problem und somit am Thema vorbei. – Iman Schwäbe

 

Die Legalisierung von Cannabis (was auch immer darunter zu verstehen ist) stellt den Ge-setzgeber vor eine große Herausforderung. Es geht nicht darum, bürgerlich-reflektierten Konsumenten ihre Cannabis-Zigarette zu ermöglichen und die wenigen zu vernachlässigen, die nicht verantwortlich mit Cannabis umgehen können, wie es der Satz von Jugendrichter Müller insinuiert: „Millionen Freizeitkonsumenten (zu bestrafen), weil es ein paar Tausend Menschen gibt, die nicht richtig damit umgehen können“. Aufgrund unserer Erfahrungen in der täglichen richterlichen und ärztlichen Arbeit erscheint dieser Ausspruch unzutreffend, ja geradezu zynisch.

Dass die gesetzliche Regelung des Umgangs mit Drogen verbessert wer-den kann, mag zutreffen. Sie darf keinesfalls die vulnerablen, fragilen Menschen, denen der Drogenkonsum zur Sucht geworden ist, aus den Augen verlieren. Diese Menschen preiszuge-ben, damit „Millionen“ feiern können, ist einem Land, dessen Verfassung in Artikel 1 die Menschenwürde anderen Grundrechten voranstellt, unwürdig. Eine Vielzahl von jungen Menschen, auch über 18, ruiniert ihre Gesundheit und ihr Leben mit dem regelmäßigen Kon-sum von Cannabis, der gravierende gesundheitliche und soziale Folgen mit sich bringt: -Solange das Gehirn sich entwickelt (bis zur dritten Lebensdekade!) zerstört der immer reiner werdende THC (Tetrahydrocannabinol)- Gehalt in irreparabler Weise die sich entwickelnden Nervenzellen.

– Nicht wenige nutzen Cannabis, um unangenehme Symp-tome psychischer Erkrankungen, etwa einer ADHS-Erkrankung, zu betäuben. -Die sozi-alen Folgen von Suchterkrankungen treten auch hier ein: Schulversagen, Beschaf-fungskriminalität, Indifferenz und Antriebslosigkeit in eigenen Belangen. -Schwerwiegende psychiatrische Folgen wie sie Jean Hermanns in der Diskussion in der ZEIT darstellt. Vor diesem Hintergrund ist fraglich, ob Cannabis noch unter dem harmlos anmutenden Begriff einer „weichen Droge“ betrachtet werden kann. Nach unseren Erfah-rungen in Klinikalltag und Justiz ist die Droge Cannabis unter jungen Menschen ein sehr ernsthaftes Problem. Der Umgang mit Cannabis ist es wert, differenziert geregelt zu wer-den.

Als Medikament ist es bereits in Gebrauch – wie andere Drogen, deren unerlaubter Umgang mit Strafe bedroht ist. Möglicherweise sind gesetzliche Instrumente der Gefahren-abwehr oder der kontrollierten Abgabe geeignet, einen Weg zu beschreiten, der nicht nur auf Strafnormen setzt. Die Kreativität des Gesetzgebers ist gefragt. Es ist nach unserer Überzeugung jedoch fernliegend, der fragilen Gruppe der jungen Menschen den Zugang zu Cannabis einfach freizugeben. – Myriam Wolf, Dr. Elisabeth Bellmann, Christine Litwinski und Dr. Angela Wenzel

 

Ist es nicht eine sehr spezielle Argumentation eines deutschen Richters, als Konsequenz aus Angst vor Strafverfolgung nicht die Empfehlung auszusprechen, das strafbewehrte Tun bleiben zu lassen, sondern den Straftatbestand abzuschaffen? Und dies im Lichte der niederländischen Erfahrungen? Dann mal los. Schafft die Tempolimits, den Diebstahl, etc. ab, dann kann ich endlich angstfrei fahren und mich in den Regalen bedienen ohne Gefahr der Entwicklung einer Angststörung. Das Leben wird schön! Auch Frau Luther kann ich nur gratulieren, dass Sie es geschafft hat, sich ihre Sucht schon im zarten Alter von 24 Jahren von der Krankenkasse (= Solidargemeinschaft) finanzieren zu lassen.

Leider hat sie bzgl. der „Nervenkrankheit“ keine medizinische Diagnose mit mutmaßlichem pathophysiologischen Konzept preisgegeben (was ist Ursache und was Folge?). Vielleicht ist sie ja das beste Beispiel dafür, wie es nicht sein soll. Und dann noch die anderen Substanzen????? Da muss ich über 60 Jahre alt werden, um auf die Idee gebracht zu werden, mir mein gelegentliches Glas Wein oder Bier auch irgendwie auf Kosten aller bezahlen zu lassen. Deutschland – quo vadis? – Dr. Klaus Benner

 

Die Legalisierung einer bewusstseinsverändernden Droge mit den vorhersehbaren Folgen ist m.E. ein Unding, wäre aber lediglich ein weiteres Armutszeugnis für unseren Staat in puncto Durchsetzung von Gesetzen und Regeln. Unser im Grundsatz eigentlich mustergültiges und demokratisches System zeigt sich in der Hinsicht regelrecht handlungsunfähig und wird von innen und von außen durch verschiedenste Interessengruppen am Nasenring durch die Manege gezogen. Die haarsträubenden Folgen sind nicht so schwer zu erkennen.

Vor dem Hintergrund einem vorbestraften Cannabiskonsumenten zu erklären, wieso beispielsweise die Finanzbranche oder die kath. Kirche weitgehend unbehelligt von der Justiz weiterhin dem Rechtsstaat nicht unterliegen, finde ich daher zu meinem Leidwesen nicht so einfach. – Udo Loos

 

Zunächst einmal fällt mir beim Lesen des Artikels auf, dass der Amtsrichter Herr Müller häufig emotional argumentiert und dem Psychotherapeuten Herrn Hermanns seine langjährige Erfahrung und Wissen teilweise abspricht. Es ist unstrittig, dass bei einer individuellen Anfälligkeit des Konsumenten Cannabis eine drogeninduzierte Psychose „lostreten“ kann und auch schwerwiegende Folgen ggfls. für die weitere Lebensentwicklung hat.

Natürlich werden nicht alle Konsumenten abhängig. Eine unbehandelte Suchtabhängigkeit hat aber immer Folgen sowohl für den Konsumenten persönlich wie auch für sein Umfeld. In meiner langjährigen Tätigkeit als Bezugstherapeut mit suchtkranken Straftätern habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass die Abhängigkeit zwischenmenschliche Beziehungen zerstört und sich negativ auf die ganze Persönlichkeitsentwicklung auswirkt bzw. die Weiterentwicklung verhindert. Frau Luther hat Recht wenn sie darauf hinweist, dass auch eine gute Präventionsarbeit nicht verhindern kann, dass Drogen ausprobiert werden. Häufig wurde Neugierde genannt. Ebenso häufig war der Verlauf und Einstieg, wie von ihr beschrieben: Nikotin, Alkohol, Drogen. Und bei den Drogen oftmals der Einstieg über Cannabis.

Ich stimme dem zu, dass auch eine Legalisierung von Cannabis den illegalen Drogenmarkt nicht abschaffen würde. Frau Luther fordert oder erwägt nach einer Legalisierung von Cannabis auch die Legalisierung von weiteren Drogen „wie zum Beispiel Ecstasy und LSD“. Und bei welchen Substanzen endet dies dann? – Reinhard Quecke

 

Es ist immer wieder erstaunlich, wie gefestigt das Vorurteil ist, dass Süchtige einfach nicht mit Drogen umgehen können und deswegen süchtig werden. Wie auch Andreas Müller mit dem Satz: „Wenn Sie, Herr Doktor Hermanns davor warnen, Cannabis zu legalisieren, dann bestrafen Sie Millionen Freizeitkonsumenten, weil es ein paar Tausend Menschen gibt, die nicht richtig damit umgehen können.“ Wie bitte geht man mit Suchtdrogen um? Was ist ein Freizeitkonsument? Kann Kiffen ein Hobby sein, wie Reisen oder Kochen? Inwieweit ist Sucht ein Thema unserer Gesellschaft? Betrachten wir den Alkohol: Überall zu jeder Tag- und Nachtzeit ist er erhältlich und bei jedem Anlass ein scheinbar unverzichtbarer Begleiter; ob Taufe, Hochzeit, Betriebsfest, selbst bei Sportereignissen.

In Deutschland gilt häufig: „Lieber stadtbekannter Säufer, als anonymer Alkoholiker.“ Menschen, die Alkohol ablehnen, werden kritisch betrachtet. Diejenigen, die betrunken auf dem Tresen tanzen, bejubelt und beklatscht. Solange gemeinsam gebechert wird, ist alles gut. Bekommt dann jemand ein Suchtproblem, ist er selber schuld, weil er mitgemacht hat? Am Anfang einer Sucht steht der Konsum von Drogen. Ob dieser Konsum zur Sucht wird, hat unterschiedliche Ursachen. Eine nicht unerhebliche Ursache ist: der regelmäßige Konsum. Werden Drogen legalisiert, werden diese auch mehr und häufiger konsumiert.

Somit steigt die Gefahr des Missbrauchs. Aus Gebrauch wird somit Missbrauch, der zur Sucht führen kann. Die Politik sollte sich mit den Vertriebskanälen und Werbemaßnahmen der bereits legalisierten Drogen, wie Alkohol und Tabak beschäftigen, anstatt die Mengen des legalen Eigenverbrauchs für Cannabis zu erhöhen. Dieser liegt bereits je nach Bundesland zwischen 6-15 Gramm (Quelle: https://hanfverband.de/inhalte/bundesland-vergleich-der-richtlinien-zur-anwendung-des-ss-31a-btmg).

Nicht die Strafverfolgung macht den Menschen kaputt, sondern seine Abhängigkeit von den Substanzen. Diese Abhängigkeiten führen zu seelischen und körperlichen Schäden, zerstören Familien, belasten die gesamte Gesellschaft; sozial und finanziell. Süchte können durch den regelmäßigen Gebrauch von Suchtdrogen entstehen, darüber muss besser aufgeklärt werden. Es ist keine Strafe, eine Droge nicht zu erhalten, sondern ein Geschenk. – Marina Lovermann

 

Legalize Erdbeereis. Endlich der Durchbruch bei den Koalitionssondierungen zwischen FDP und Grü-nen: Die bisher noch verbotene Droge Cannabis wird legalisiert. Waren die Grünen ja schon bisher gern mal für einen Joint zwischendurch aufge-schlossen, hat auch die FDP ihr Herz für das „Weed“ entdeckt. Diese Wirtschaftsför-derungspartei fördert alles was dem Eigennutz dient und dem Gewinnstreben der Wirtschaft nutzt. Nicht umsonst haben vor allem Jugendliche und Erstwähler die FDP gewählt, da diese Gruppe ja besonders auf Suchtmittel angewiesen ist. Nun kann man ja sagen, dass der Klimaschutz und dass Tempo 130 auf Autobah-nen der Umwelt und den Menschen mehr gebracht hätte. Aber was soll’s – Haupt-sache ein Durchbruch in einer wirklich wichtigen Frage.

Wir sind im Gegensatz zu anderen Gesellschaften ja schon jetzt eine reine Sucht-gesellschaft. So ist bei uns im Gegensatz zum Islam der Alkohol nicht verboten, sondern eine wesentliche Stütze unserer Wirtschaft, ähnlich das Nikotin, der Zucker oder Arzneimittel, die ja auch Suchtwirkung entfalten. Man kann ja auch mit Cannabis ordentlich Kohle machen und es erweitert unser Verdrängungspotential durch Suchtmittel doch erheblich. So freue ich mich schon jetzt auf die Freigabe und werde mir in der Apotheke ein Päckchen Haschisch besorgen und mir einen reinziehen, wenn mich die Ergebnis-se der neuen Koalition depressiv stimmen. Das nenne ich wirklich echte Vorsorge-politik. – Conrad Fink

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum, zur Hölle?“ von Bernd Ulrich

 

Nach Ihrem großartig formulierten und tief durchdachten Artikel sind mir sämtliche Haare zu Berge gestanden und ich wollte laut schreiend hinauslaufen: Bitte lesen Sie mein in der Pandemie erschienenes Buch!

Es handelt von familiären Konflikten nur am Rand, es spielt nicht in Deutschland, (denn ich ärgere mich seit Jahren um die Thematik der treu deutschen Nabelschauen in der Literatur,) sondern in einem exotischen Land und in USA. Es geht um die existenzielle Krise im Mensch-Natur-Verhältnis. Und wie die verdrängte Vergangenheit in eine Verdrängung des Künftigen führt. Es spricht über die Zusammenhänge des Kolonialismus und des Konsum und des daraus resultierenden mind-set, das die Klimakrise gar nicht erfassen kann. Es geht weit zurück und lässt das vielleicht älteste Epos der Menschheit (Ramayana, in den meisten asiatischen Sprachen übersetzt und in England Schullektüre) als Buch im Buch erzählen, wie Rama der Beschützer der Erde dem Dämon und Wissenschaftler, der die Erde besitzen will, gegenübersteht.

Der Hauptstrang spielt in der Zeit (70/80-er Jahre) in der Aktivisten (zu denen mein Protagonist gehört), einen Urwald mit unendlicher Artenvielfalt gerettet haben (beschreibt den historischen Kampf um den Nationalpark Silent Valley in Kerala mit positivem Ausgang). Wie sehr ärgere ich mich, dass dieser Romanstoff in Fachzeitungen lobende Kritiken bekam, aber die Literaturkritik ihn überhaupt nicht bemerkt hat. (Übrigens: der Verlag bekam den deutschen Verlagspreis 2020) Und Ihr Artikel sticht in meine blutende Wunde, darüber… – Anjali Sriram

 

Hier kommt mein ganz persönlicher Versuch einer Antwort auf Ihre Frage nach dem Warum. Die Kurzform: Wegen des tiefen Schmerzes, der seit Jahrzehnten täglich in meinem Herzen und meiner Seele tiefer werdenden Wunde namens Ignoranz der Ge-sellschaft, die unaufhörlich in das Sagbare blutet und meine Worte erstickt. Die etwas längere Form: Was brächte es denn, diesen Schmerz zu beschreiben, den ja ohnehin keiner hören, geschweige denn abends im Bett lesen möchte, weil’s am Einschlafen hindern und dem erfolgreich praktizierten Wegsehen und Weiter-so entgegenstünde?

Man kann zudem darüber spekulieren, ob das Erzählen vom langsamen Wachsen die-ses Schmerzes überhaupt eine Antwort auf Ihre Frage, und ob es denn irgendwie wichtige Literatur wäre. An wen wendete sich denn die von Ihnen erhoffte Literatur? Wer sollte sie lesen oder lesen wollen? In meiner Welt gibt es vorwiegend Abstump-fung, Überstopfung, Gleichgültigkeit und/oder Selbstschutz. Auch unter den soge-nannten Intellektuellen. Und welcher Verleger sollte angesichts dessen ein ökonomi-sches Harakiri riskieren wollen?

Allein der Versuch, mit Intellektuellen über diese Thematik zu sprechen, endet regelmäßig im Schulterzucken des Gegenübers, bei we-niger weit denkenden Menschen in der Arbeitsplatz-Argumentation. Mein Schmerz wird weder versucht zu verstehen (wer fügt sich selbst schon gerne Schmerz zu – und erst das Nach- oder Mitfühlen würde ja zu Verstehen führen), noch scheint er für meine Mitmenschen zu existieren. Jedes neue Gewerbegebiet, jeder Kran hier versetzt mir einen unsagbar schmerzhaften Stich, vertieft die Wunde, die da heißt: Untier Mensch. Und … von fehlender Leser- und Verlegerschaft abgesehen:

Woher die Kraft nehmen in diesem immer härter werdenden Daseinskampf, neben dem Zwang zum Geldverdienen, auch noch ein Buch zu schreiben über den Schmerz, den jene in mir auslösen, die es zwar später lesen sollten, aber niemals lesen werden? Zudem: Eine Anklage, ein verzweifelter Hilferuf, eine Bitte um Innehalten und Nach-denken, um Mitgefühl für die Welt; mit Glück in etwas gegossen, in dem Kritiker viel-leicht eine literarische Form entdecken oder mich niederknüppeln? Natürlich könnte ich auch über die kleinen Lichtblicke schreiben: Über den mit mir befreundeten Archi-tekten, der immer kleinere und nachhaltigere Häuser plant und baut; darüber, wie seine Erkenntnis gewachsen ist, dies genau so tun zu müssen. Über die Menschen in meinem Umfeld, die immer weniger Umweltsünden begehen, weil wir oft und lan-ge darüber diskutiert haben und ich ihr Handeln immer wieder hinterfragt habe.

Oder darüber, was diese jahrzehntelangen Diskussionen mit meiner 84-jährigen Mut-ter angestellt haben (was genug Stoff für einen Familienroman ergäbe). Aber ich ma-ße mir nicht an, Schriftstellerin zu sein, nur weil ich zusammenhängende Sätze formu-lieren kann. Ich bin Grafikerin, manchmal auch Texterin. Leidenschaftlich gern gebe ich den Gedanken und Worten anderer Menschen ein schönes und vor allem lesbares Kleid. Ein paar selbstgezimmerte Zeilen aber mag ich Ihnen zum Gruß senden.

Auch als Dank für Ihr fortwährendes Denken und Schreiben – immer gern von mir gelesen! //ZEIT I/ /Zeit erdacht /von Menschen /unerkanntes /Perpetuum mobile /unzureichend konstruiert /gegen das Nichts /Ein Universum /achselzuckend vor/zweibeinigen Irrlichtern/ /ZEIT II/ /Dort am Rande /meiner Lippen und /weiter oben /neben dem Dunkel /meiner Augen /siehst Du /Die Narben /die Wunden /die Zeit// P.S.: „Begeben wir uns in ein Jahrhundert zurück, in dem wir uns wohlfühlen?“ In diesem wurde ich zwar geboren, wohlgefühlt habe ich mich aber auch dort nie. Das Untier wütete bereits. Nur nicht so laut. – Silvia Romann

 

Das Problem ist nicht, daß das Ubiquitäre des Klimawandels heutzutage nur eine mangelnde Widerspiegelung in der Literatur fände. Das Problem ist, daß Herr Ulrich glaubt die Lösung für den Klimawandel gefunden zu haben und nun müssten unsere Literaten das auch entsprechend abbilden. Ist das so? Man kann heutzutage nicht mal mehr die „Bäckerblume“ aufschlagen ohne mit den üblichen „Tips“ zum Umweltschutz belehrt zu werden. Die Belehrung ist ohnehin die vorherrschende Ambition. Nur funktioniert das nicht. Das beklagt auch Herr Ulrich. Ohne sich allerdings zu fragen, warum das so ist. Kleiner Tip: es geht um Interessen und um die Frage welche legitim sind und welche nicht. Und wer das bestimmt… – Achim Hauck

 

Selten hat mich ein Beitrag so berührt und beschäftigt. Da stellt sich doch tatsächlich einer hin – an der Schwelle zu einer ökologischen Krise, die der Menschheit zu entgleiten droht – und ruft: Dichterinnen, Schriftsteller, wir brauchen Euch! Wir brauchen Eure Stimme und Euren Blick, Eure Leidenschaft und Furchtlosigkeit, Eure Verheißungen und Visionen für (wenn es doch so sein könnte!) eine „sanfte“ Welt.

Helft uns, den sich verändernden Ton des Lebens zu spüren. Wow. Was für eine Hymne an die Macht der Literatur! Müsste sie nicht allen schlummernden Literaten Flügel verleihen? In eine Zeit der dramatischen Naturzerstörung und des gleichzeitigen eigensinnigen Verdrängens eben dieser Realität wagt es ein Bernd Ulrich, einen starken Pfeiler der Hoffnung zu rammen: den Glauben an die unbesiegbare Kraft des menschlichen Geistes. – Angelika Daum

 

Ihre im Feuilleton gestellte Frage ist so berechtigt wie vermessen, weil warum soll uns ausge-rechnet die Literatur die überfälligen Antworten liefern, die die Menschheit zur Bewältigung der ökologischen Krise so dringend benötigt? Immerhin haben wir die Ursachen selbst verzapft und sind auch fürderhin munter bei dieser Sache. Wenn’s um die komplexe Zukunft geht sind Literaten hinsichtlich Verdrängung auch nicht besser dran. Ohnehin struktuiert die Zukunft schon die Gegenwart – wie Sie meinen: beunruhigend. In der Sachbuch-Literatur gibt es hinrei-chend Beweise für glasklare Analysen – auch unterhaltende – aber das wissen Sie als Autor ja sel-ber.

Nur z.B. der Oberförster Peter Wohlleben, er liefert gegenwartsbezügliche Ansage, wie der Krise „jetzt“ zu begegnen wäre und Harald Welzer wirbt rückseitig zu Ihrem Essay mit dem „Nachruf auf mich selbst“. Das sind doch schon mal hieb+stichfeste für Anleitungen zu konkre-ten wie seelischen Hilfestellungen von „besonders Sprachbegabten“. Und Ihr Kollege Rauterberg kolportiert immerhin Seite 49-50 das Konzept vom neuen Kollektivismus, der die Frage vom „ethischen Kern des eigenen Tuns“ heraufbeschwört, wozu Sie jetzt literarische Nachhilfelehrer reklamieren?

M.E. kann die Literatur bestenfalls die drängenden Fragen am Kochen halten, die Antwort müssen die Esser äh Leser letzlich für sich selber destillieren, ethischer Konsumismus führt nur zu seelischen Verdauungsstörungen. Wie war nochmal Ihre Frage? Dystopische Roma-ne gibt’s hinreichend und Sie sind doch ausreichend sprachmächtig, um der Gegenwart den Be-achtungsraum zu verschaffen, der im Hier&Jetzt sogar wichtiger sein kann als zwischen zwei Buchdeckeln gebunden. – peter schrader

 

Sie baten um Anregungen und Antworten. Zunächst möchte ich Ihnen sagen, daß Sie mir gut tun. Es ist, als hätte ich eine öffentliche Stimme, da ich gedanklich und emotio-nal so sehr mit Ihnen übereinstimme. Ich habe in meinem Berufsleben (Therapeut und Coach) sehr viele Menschen erlebt, die mit einer Lebenslüge leben und häufig auch sterben. Früher dachte ich, daß Sexualität und Macht die großen Verdrängungs-themen sind, die sich allerlei Umwege, Schleichwege usw. suchen und finden. Mitt-lerweile erstaunt mich immer wieder die Macht der Verdrängung und die Fähigkeit, ein „Bollwerk“ gegen die Entdeckung von Lebenslügen zu errichten.

Was Individuen können, können auch Systeme. (Viele Menschen arbeiten z.B. bei der Deutschen Bank und wollen nicht sehen, daß sie in einem kriminellen System arbeiten.) Daher ist mei-ne Überzeugung, daß wir mit einer „kollektiven Lebenslüge“ leben und daß auch die Literatur ein Teil dieses „Bollwerks“ ist. Würde einer das Buch schreiben, wer würde es lesen? Wahrscheinlich Sie und ich und jene Minderheit, die diese Lebenslüge schon durchschaut hat. Sicher können Sie besser als ich dieser Lüge einen Namen geben. – Alfred Preuß

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum sind Sie in dieser Partei?“ von Susanne Lang et al.

 

Eine gute Frage in „DIE ZEIT“ vom 21. Okober 2021. Wie wär’s mit einer „Fortsetzung“: Warum sind Sie noch in der Partei ??? In der Partei seit Juni 1962. – Leo Klöckner

 

Dass die Zeit 17 SPD-Mitgliedern auf zwei ganzen Seiten Raum dafür gibt, warum diese sich zu dieser Parei bekennen, ist schon außergewöhnlich! Dies bestätigt aus meiner Sicht wieder einmal den links(liberalen) Zeitgeist dieser Wochenzeitung. Oder können sich CDU- und FDP-Mitglieder gleichfalls so großzügig dazu auslassen, warum diese einer konservativen bzw. liberalen Partei angehören? – Peter Franz

 

Ich habe mir diese 17 Kurzprofile und Motivationen einmal soziologisch genauer angesehen, und das Ergebnis ist nachgerade erschütternd. Ok Durchschnittsalter 31, 9 Frauen, 8 Männer, 5 Leute mit Migrations-Vorder bzw. Hntergrund, nicht gerade typisch für eine Rentnerpartei, deren Mitgliedschaft sich seit 1990 von gut einer Million mehr als halbiert hat. 6 sind Bundestagsabgeordnete, 3 sind Parteiangestellte, 3 nennen sich im Alter von 24 bis 38 Jahren „Politikwissenschaftler“, 2 sind Studenten, der Rest ist bis auf eine einsame Krankenschwester und eine “Unternehmerin“ im öffentlichen bzw. staatsnah subventionierten Bereich beschäftigt.

Gewerkschaftler, Arbeiter oder irgend jemand der eine Werkbank, einen Hobel oder eine Stanze aus eigener Anschauung kennt: klare Fehlanzeige. Das spiegelt sich in den Selbstangaben zur Beitrittsmotivation wieder: Meist Geschwafel und Stehsätze über Chancengleichheit und Solidarität (4mal) , 2mal Klientelpolitik für Schwule und Ausländer, Patronage inklusive, 2mal die Angst vor der AfD, dreimal erlebte soziale Härten, einmal die gewünschte soziale Absicherung bei der Theaterkarriere, zweimal erfahrene kommunalpolitische Möglichkeiten, und schließlich einmal das Zufallserlebnis einer studentischen Sauferei. Der Herkunft nach ist diese Truppe sehr Diaspora-lastig, stammt zumeist aus dem Osten (4) und Süden: Bayern 3, BaWü 4.

In Summe sind untermotivierte Mitglieder wie diese so belastbar wie eine Spatzenschar. Wenn es kein Futter (sprich: parteilich geförderte staatliche Laufbahnen und Geld) mehr gibt, sind sie auf und davon. Die SPD hat die letzten Wahlen ja nicht wegen ihres Programmes (das niemand kannte) noch wegen ihres charisma-freien Kandidaten „gewonnen“, sondern wegen der Schwächen der von Merkel inhaltlich entkernten und personell entmannten Union.

Was der SPD angesichts ihrer gerade auch in Ihren Profilen überdeutlich sichtbaren Entfremdung von ihrer Kernwählerschaft der Arbeiter und kleinen Angestellten droht, ist trotz ihrer aktuellen Scheinblüte das Schicksal der einst stolzen italienischen PSI, der PS eines Francois Mitterand und der niederländischen Partij van de Arbeid, nämlich angesichts der programmatisch identen Konkurrenz der Grünen und anderer Linkspopulisten mittelfristig in die einstellige Bedeutungslosigkeit zu rutschen, von einigen Großstädten mit tüchtigen profilierten Bürgermeistern einmal abgesehen. – Dr. Albrecht Rothacher

 

Nach dem hymnischen Leitartikel über die Kanzlerqualitäten von Olaf Scholz kurz vor der Bundestagswahl und der ganzseitigen Vorstellung der neuen jungen SPD-Abgeordneten im Bundestag in der letzten Ausgabe jetzt also die Frage an die weiblichen, migrantischen und di-versen Neumitglieder dieser „frischen Partei“: Warum Sie sind Sie drin? Was folgt wohl als nächstes in dem offenbar klammheimlich zur Mit- gliederzeitung der SPD mutierten Wochenblatt? Hier ein paar kostenlo-se Vorschläge:

Im „Wochenmarkt“ berichtet Elisabeth Räther regelmä-ßig über die besten veganen Stammessen im Willy-Brandt-Haus. Kevin Kühnert bekommt im Wirtschaftsteil die Rubrik „Kevins Kolumne“ mit allfälligen Verstaatlichungsvorschlägen. Vielleser Olaf Scholz betreut im Feuilleton die Rubrik „Politisches Buch“. Otto Schiliy nimmt uns mit auf Wanderungen durch seine toskanische Wahlheimat. Ach, der Themen sind so viele.

Spott beiseite: Hier ist offenbar die journalistisch gebotene Distanz zu einer Partei auf der Strecke geblieben und dies beschädigt meiner Meinung nach den Anspruch und die Glaubwürdigkeit des Blat-tes als politisch und geistig unabhängig. Oder, anders formuliert und um den berühmten (und natürlich sozialdemokratischen) Liedtext zu paraphrasieren: Von mir zieht die neue „ZEIT“. – Lutz Esser

 

Komisch keiner sagt: „Um mit Hilfe der kleinen Leute Karriere zu machen und selbige dann in die Pfanne zu hauen“. Sowas lohnt sich ja bekanntlich – Wir haben demnächst gleich zwei Agenda-chiefs an der Spitze unseres Staates. Eine SPD-Frau war ja mindestens so ein bischen dagegen und ist ja jetzt auch auf dem Abstellgleis, „Bätschi!“ – Dieter Herrmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Uni ist eine Risikozone“ von Andrea Binder und Ilyas Saliba

 

Die Position in der Zeit 43 hat mich erschüttert! Wie schon oft in Beiträgen der Zeit wurde hier sehr offen ein bestehender Generationenkonflikt vorgestellt, der meiner Einschätzung nach aus der Intoleranz „der Jungen“ gegenüber „den Alten“, also der als „Generation 55+“ titulierten, resultiert. Eine Vergleichbarkeit mit der Studentenrevolte der 68er scheint mir jedoch nicht gegeben, ging es den 68ern doch um ein selbständiges Denken und eine Aufarbeitung einer überlebten Diktatur.

Genau diese Akademiker von damals sitzen heute als Professorinnen und Professoren vor den jungen Studierenden, die sich Lehrinhalten ausgesetzt sehen,die ihre Weltsicht infrage stellen. Nur wenn die eigene (infantile) Weltsicht infrage gestellt wird, kann man ins (erwachsene) Denken kommen. Eine schrille Forderung nach Selbstzensur und ein losgetretener Shitstorm ist nicht nur respektlos, sondern diktatorisch. Wir alle wissen, wohin Zensur führt…. – S. Weidner

 

Was mich an diesem Artikel konsterniert, ist die Tatsache, dass an zwei Stellen der Shitstorm offenbar als legitimes Mittel des universitären Diskurses benannt wird, ohne die geringste Infragestellung. Ohne Zweifel sind die Reizschwellen bei vielen Themen heute so niedrig gesetzt, dass eine freie Diskussion vieler Themen schwer gemacht wird, das betrifft sowohl political correctness wie auch Diskriminierungsthemen. Das kann nicht im Sinne der Hochschulen sein.

Die Universität müsste aber auch ihre akademische Blasenexistenz reflektieren, wie sie in einer allerdings anderen Akzentuierung von Sascha Mounk an anderer Stelle thematisiert wird. Das wäre ihre Aufgabe. Internet-Mob abzusegnen, ist geradezu absurd. Damit wird das Fundament der Vernunft preisgegeben. – Dietrich Heuer

 

Der o.g. Artikel nimmt eine „Position“ ein, die kaum als ernstzunehmende Stellungnahme verstanden werden kann. Er scheint aus einer sehr persönlichen Erfahrung geschrieben zu sein, die m.E. unzulässig verallgemeinert wird. Die vorgebrachten Argumente sind höchst fragwürdig: Aus der demografischen Alterung der Gesellschaft wird geschlossen, dass die „Generation 55+“ den nachfolgenden WissenschaftlerInnen-Generationen das Leben schwer macht, um eigene „Privilegien“ zu verteidigen. Das erinnert eher an eine griechische Tragödie als dass es die heutige Situation des Wissenschaftssystems erklärt.

Diese Situation ist jedoch Ergebnis vorangegangener Entscheidungen, z.B. die Grundfinanzierung der Universitäten zu deckeln zu Gunsten der außeruniversitären Forschungsverbünde und der programmgesteuerten Forschungsförderung einschließlich der Exzellenzprogramme. „Nachwuchsförderung“ stand und steht ganz oben auf den Zielen dieser Programme. Es ist also nur folgerichtig, dass so viele hochqualifizierte WissenschaftlerInnen darauf warten, mit einem unbefristeten Vertrag unabhängig forschen zu können.

Dieses strukturelle Problem als „Generationenkonflikt“ zu fassen, geht an seinem Kern vorbei. Verstörend wird die Argumentation des Artikels, wenn sie einen „Shitstorm“, also die Einschüchterung von Personen durch diffamierende persönliche Angriffe und Bedrohungen, als geeignetes Mittel der Auseinandersetzung um politische Positionen geradezu propagiert. Schade. – Prof. Dr. Heike Jacobsen

 

Was sollen Begrifflichkeiten wie „prekäre Forschende“ oder „eine Generation, der gängige Begriff-lichkeiten, Methoden und Ansätze nicht mehr genügen“ konkret aussagen? Und sollen wir Artikel 5 des Grundgesetzes durch einen „Religions-“, „Partei-“ oder „ökologischen Wächterrat“ o.ä. erset-zen?

Es ist sogar erwünscht, dass Studierende durch neue Lehrinhalte ihre bisherige Weltsicht in Frage stellen: In der Wissenschaft gilt die jeweilige Weltsicht bis zum Erkennen einer neuen oder diffe-renzierteren jeweils als „vorläufig“. Sonst bräuchte man kein Studium!

Bevor man jedoch die „gän-gigen Begrifflichkeiten und Methoden“ nicht gut kennt (in meinem eigenen Falle bspw. diverse neue mathematische Methoden und deren Übersetzung und Anwendung auf ressourcenökonomische reale Probleme), kann man auch kaum „bessere“ Methoden ins Spiel bringen. Eine Kombination von Mut und gründlicher Analyse der bisherigen Sachargumente überzeugt dann mit besseren neuen auch „eingefleischte Altvordere“ von internationalem Rang . Wollen die Autoren diesen normalen Prozess durch vermeintlich „neues besseres Geschwafel“ ersetzen? Schlimm genug, dass es solches bereits hier und da gibt. – Prof. emer. Dr. W. Ströbele

 

Zu Ihrem Beitrag vom 21.Oktober unter o.g. Titel habe ich folgende Fragen (Zitate aus Ihrem Beitrag in Fettschrift): „Privilegierte Professoren müssen es aushalten, wenn die jüngere Gene-ration sie angreift.“ Wie ist Ihre Sicht zu nichtprivilegierten Professoren ? „Doch die Generation 55+ bildet die Mehrheit, sie dominiert politische Entscheidungen und Wahlen-so erschweren letztlich sogar die demokratischen Institutionen eine Befriedung dieses (Anm.: Vorher beschrie-benen) Generationenkonflikts.“

Was schlagen sie vor ? Die Abschaffung der Mehrheitsgesell-schaft und ihrer Institutionen wäre vielleicht eine zu harsche Lösung. „hier (Anm.: In der Uni-versität) sind klare Statusgruppen aufgeteilt: Professorenschaft auf der einen Seite, Studierende und prekär beschäftigt Forschende auf der anderen.“ Was macht Sie so sicher, dass diese Status-gruppen gleichzeitig 1:1 die Konfliktgruppen abbilden ? Die von Ihnen erwähnte inklusive Spra-che ist ja keine Erfindung von Studierenden und prekär beschäftigten Forschenden. Gerade die 163 im deutschsprachigen Raum unbefristet mit Geschlechterforschung beschäftigten Professo-rinnen und Professoren dürften doch zumindest in großen Teilen ein hohes Interesse an der Weiterverbreitung inklusiver Sprache haben.

„Die Konstellation ist vergleichbar mit der Stu-dentenrevolte der 68er“ Die 68 protestierten gegen Notstandsgesetze, den Vietnamkrieg, die rigide Sexualmoral und die Nichtaufarbeitung des Nationalsozialismus auch in Anbetracht des-sen, dass Nazis auch noch in führenden gesellschaftlichen Rollen zu finden waren. Wo ist aus Ihrer Sicht die Vergleichbarkeit ? „In Deutschland ist die Wissenschaftsfreiheit verfassungsmäßig garantiert und gelebte Realität“ Warum muss es da mit der 68er Studentenrevolte vergleichba-re Konstellationen geben ?

„Dennoch müssen Studierende, Lehrende, Forschende dauerhaft für sie (Anm.: Die Wissenschaftsfreiheit) eintreten.“ Halten Sie dabei schrille Töne und Shitstorms für das geeignete Mittel ? „Ausgestattet mit Beamtenprivilegien, sollte es gerade Professorin-nen und Professoren möglich sein, den Forderungen der Jüngeren gelassen zuzuhören. Sogar dann, wenn deren Ton schrill ist oder sie als Shitstorm daherkommen.“

Ja, Sie halten schrille Töne und Shitstorms für ein geeignetes Mittel. Aber finden sie es nicht ungerecht, es nur einer Seite Ihrer selbstentwickelten Fronten zuzugestehen ? Finden Sie, dass auch andere mit Beam-tenprivilegien ausgestattete Menschen schrillen Tönen und Shitstorms gelassen zuhören sollten ? Anmerkung: Ich war nie Professor. Meinung: Wenn etwas die Wissenschaftsfreiheit gefährdet, dann sind es prekäre Arbeitsverhältnisse an Universitäten. – Michael Kluge

 


 

 

Leserbriefe zu „Freiheit den Dächern“ von Marcus Rohwetter

 

Die Premiere, bürokratische Hürden zur Nutzung von Photovoltaik auf dem eignen Dach abzubauen, werde ich (66) wohl nicht mehr erleben. Die örtliche Stadtwerke findet weiterhin, dass dezentrale Energieeinspeisung Teufelswerk ist. Die Bundesnetzagentur verlangt unentwegt Auskünfte, die ich gar nicht geben kann/will. Das Finanzamt – wurde im Artikel gut beschrieben. Und die Förderung?

Macht einen Riesenaufwand, frustriert Handwerker und Fachfirmen (Kostenvoranschläge für nichts) und verzögert bis zur Bewilligung (oder auch nicht) die Installation z. T. um ein Jahr und länger. Und meine Miteigentümer in unserer Wohnanlage finden 1. das Photovoltaik gefährlich ist (unausrottbare Ängste vor Wind- und Brandlasten) und 2. ist denen die Rekapitalisierungszeit von etwa 6 – 8 Jahren zu lang. So bleiben bei mir leider ca. 1.000 qm unbeschattete Südost- und Südwestlage modulfrei. – Wolfgang Siedler

 

„Verdammet die Bürokraten nicht, jedes Chaos bedarf einer kundigen Organisation“. (Martin Gerhard Reisenberg, *1949, deutscher Autor) Ich weiß wie das ist bzw. war, ein Beamter zu sein oder sein zu müssen, irgendwie sitzt man immer haarscharf zwischen sämtlichen Stühlen. Da gibt es massig viele Gesetze, Verordnungen, Vorschriften, Dienstanweisungen und mehr, und alles ist zu beachten; und das kann natürlich dauern!

Es geht immer ums liebe Geld, hier ums liebe Steuergelder, um unser aller Geld, das unbürokratisch irgendwo hingelenkt werden soll. Wir stecken noch immer fest drin in dieser Pandemie, aber hie und da wurden einige dieser Steuermittel auch ziemlich unbürokratisch, aber vergleichsmäßig schnell „verschwendet“! „Das Feuer der Begeisterung lässt sich mit Formularen schnell löschen.“ (Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, *1939, deutscher Chemiker und Mitglied der Enquete-Kommision für Gentechnik des Deutschen Bundestages) – Klaus P. Jaworek

 

Ausbaufähig! Welch ein gelungener Artikel. Er sprach mir aus dem Herzen. Ich, Besitzer von zwei kleineren Photovoltaikanlagen, die bislang dazu beigetragen haben, der Umwelt ca. 104.000 kg Co2 zu ersparen, kann den Kernsatz nur unterstreichen: „Private Anlagen sind ein Fest für Bürokraten.“ Einen Vorwurf muss ich Marcus Rohwetter allerdings machen: Er hat etwas übersehen. Das Marktstammdatenregister (MaSTR) der Bundesnetzagentur. Pikanterweise „Master“ ausgesprochen. Die Formulare freuten sich im Juni 2019 auf meine Bearbeitung.

Geübt hatte ich bereits im April 2015: Einem „Hinweisblatt zur ‚Registrierungspflicht gemäß §6 Anlagenregistervorordnung (AnlRegV)“ war zu entnehmen, dass in der Regel mindestens 16 Angaben seitens des Betreibers zu machen seien, die ggfl. um weitere 14 ergänzt werden konnten. Aber alles ist ausbaufähig: Sobald unsere Anlagen in einigen Jahren aus der Förderung herausfallen, wollen wir sie u.A. nutzen, um unser E-Auto damit zu laden. Dadurch ergibt sich zweifelsfrei ein geldwerter Vorteil, da wir uns davor drücken, Benzin oder Strom zu kaufen. Wie wäre es, uns zu verpflichten, diesen Vorteil extra messen zu lassen, um ihn einer Steuer zuzuführen?

Da wir weiterhin dem Fiskus fast schmarotzend Mehrwertsteuereinnahmen vorenthalten (für Benzin und Strom), könnte eine Zusatzsteuer eingeführt werden. Da des Weiteren für diese privaten Entnahmen keine EEG-Umlagen gezahlt werden können, müsste auch dies über eine Extra-Umlage erhoben werden. Um die soziale Komponente nicht zu übersehen: Kleinstanlagenbetreiber sollten via Formular Befreiungen beantragen können! Zur unendlichen Freude jedes Anlagenbetreibers würden sich auf diese elegante Weise mindestens fünf weitere Formulare in seinem Postfach tummeln. Es wäre doch gelacht, wenn es nicht gelänge, derartigen Privatinitiativen den Garaus zu machen. – Dr. Günter Alfs

 

Rohwetter schreibt, private Solaranlagen seien ein Fest für Bürokraten. Er fordert daher, die bürokratischen Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Zwar schreibt er, dass von der Pflicht zur Versteuerung des eingespeisten Stroms befreien lassen kann, aber er stellt das so dar, als gebe es dafür unzumutbare Voraussetzungen. Damit unterschlägt er, dass es kürzlich in diesem Bereich für sehr viele private PV-Anlagen eine deutliche Vereinfachung gab:

Mit Schreiben vom 2.6.2021 hat das Bundesfinanzministerium BMF die Möglichkeit geschaffen, dass PV-Anlagen bis zu einer Leistung von 10 kW ohne Gewinnerzielungsabsicht betrieben werden können, womit für den eingespeisten Solarstrom auch keine Einkommenssteuer zu errichten ist. Diese neue Möglichkeit, die unbürokratisch beantragt werden kann, sollte man nicht kleinreden, denn die Grenze von 10kW ist bei privater Nutzung großzügig bemessen: Eine 10 kW-Anlage ist etwa 50 qm groß und sie kann bei guter Lage pro Jahr ca. 10.000 kWh Solarstrom erzeugen. Das ist erheblich mehr als das Doppelte des Stromverbrauchs eines durchschnittlichen 4-Personen-Haushalts, welcher ca. 4000 kWh beträgt. Das bedeutet: Diese neue Vereinfachung dürft für die große Mehrheit privater PV-Anlagen greifen.

Es wäre ein großer Fortschritt für den Klimaschutz, wenn alle Eigentümer von selbstgenutzten Ein- oder Zweifamilienhäusern eine solche Anlage installieren. Über Bürokratie wegen der Steuererklärung können sie sich jedenfalls nicht mehr beschweren. – Walter Witzel

 


 

 

Leserbriefe zu „Wir! Wir! Wir!“ von Hanno Rauterberg

 

„Corona ist so lang“ – so stöhnen wir, Und blasen die Backen wie ein Geysir, Doch fragen wir beim Mann im Rollstuhl nach , Bei seinen Antworten da werden wir wach! Rollinutzer konnten seit Jahren nicht einfach so raus, Oft waren sie jahrelang !! Im Haus, Auch Autisten haben harte Jahrzehnte im Herz, Und kämpfen mit Problemen und Schmerz. Behinderte Menschen wollen doch nur frei leben, Und den Ballon lassen gen Himmel entschweben. Wir kommen nur zusammen aus Corona raus Das weiss sogar die kleine Maus. Auch der Löwe der tut dir brüllen: Du kannst das Leben mit Freude füllen! Sei nett und bleibe nett zu allen, Hey, daran findet auch der Jesus Gefallen. Mit seiner dunklen Rockerbrille, Sagt er: Es gescheh nicht nur mein Wille. Nein, auch der Anwalt, auch die Mutter, Wollen mitbestimmen im Land, Auch der Autist will reichen dem andern nett die Hand !! So lassen wir uns lieber leben, Oder wolln wir n neuen Krieg ausheben ?? Wohl kaum Dazu fehlt der Raum… – J. Negmann

 

Ist das noch Kunst oder doch eher Design, wenn Künstler das Leben nützlich gestalten wollen? Ist das noch Design oder doch eher Politik, wenn Künstler Anschluss an die Lebenswelten suchen und mit ethisch korrekten Lebensentwürfen Allgemeingültigkeit beanspruchen? Wo aus Subjektivität Intersubjektivität wird, bewegen wir uns im Feld des kommunikativen Handels und nicht mehr in der Sphäre von Kunst. Wo aus Intersubjektivität Kollektivität wird, entstehen rasch Gewaltverhältnisse. Kollektivität ist der Kontext, um künstlerische Totalität auf harmlose Weise in gesellschaftliche Totalität münden zu lassen. Wo die Unverfügbarkeit des Lebens von der verdinglichten Welt vollständig verdrängt wird, haben Subjektivität und Kunst keinen Raum mehr. – Reinhard Koine

 

Solidarität und Gemeinschaftlichkeit, Anregung zu sozialem Wandel und vorbildlichem Leben, moralische Impulse: Alles schön und gut! Aber mit Kunst hat diese werteorientierte streetworker-Aktivität im Kollektiv nichts zu tun. Künstlergemeinschaften als Ethikkommissionen, Kunstwerke als Ausführung von Diskussionsergebnissen: Thema verfehlt! Wo bleibt die kraftvolle, energiespendende „Ästhetik des Hässlichen“ in diesen eierkuchenservierenden Teekränzchen? Was identitätspolitische Konflikte betrifft, so können diese meines Erachtens bei homogen zusammengesetzten Künstlerkollektiven sogar verstärkt auftreten. – Ludwig Engstler-Barocco

 


 

 

Leserbriefe zu „Von wegen Tüftler“ von Anna-Lena Scholz

 

Die baldige Ampelregierung baut an einem Zeitalter der Innovation, der Technologie und der Neuschöpfung/Neubelebung der Wissenschaft. Ernsthaft? Wer das wirklich glaubt und im Brustton der Überzeugung verbreitet hat den Bezug zur Realität verloren. Die Grundlage für herausragende Wissenschaftler ist eine gute Bildung auf breiter Front. In einer Pisa-Sonderauswertung liegt Deutschland bei der Lehrerausbildung und der digitalen Schulausstattung auf Platz 76 von 78, noch hinter Moldawien. In beiden Bereichen hinkt Deutschland hinterher. Wo soll also der wissenschaftliche Nachwuchs denn herkommen?

Von der maroden, fehlenden und unterfinanzierten Infrastruktur bei Kindergärten, an Grund -und Weiterführenden Schulen, an Fachhochschulen und Universitäten ganz zu schweigen. Zudem ist ein guter Bildungsabschluss in Deutschland immer noch vom Elternhaus, dem Wohnort und der Schule (Privatschulen und Elite-Internate) abhängig. Was haben die bisherigen Bundesregierungen (leider ist das Schulwesen einschließlich der Hochschulen den 16 Ländern = ausgeliefert! sic) denn auf diesem so wichtigen Themenfeld, auch vielfach unter Beteiligung der SPD, beigetragen?

Zwei Nobelpreise für Physik und Chemie für deutsche Wissenschaftler in diesem Jahr (Da müssen wir uns, die Hand auf dem Herzen, voller Ehrfurcht verneigen!) machen leider noch keinen internationalen Wissenschaftsstandort Deutschland. Die kommende verantwortliche politische Person für dieses Ressort sollte eine Fachfrau, ein Fachmann und keine Juristin/ kein Jurist oder keine Philosophin /kein Philosoph sein. Frei nach den Gebrüdern Grimm: „In den neuen Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat“. – Felix Bicker

 

Donnerstags freue ich mich auf die neue ZEIT. Bei der Ausgabe Nr.43 vom 21.Oktober 2021 hatte ich gleich auf der ersten Seite Verständnisschwierigkeiten: Tüftler, klar: findige Männer! „Und wo es doch noch mal hakt, da tüfteln Forscherinnen geschwind eine schlaue Lösung her-bei. Der Geschlechterkampf ist eröffnet!!! Ampel-Verhandler Nach meinen Informationen ver-handeln Politikerinnen und Politiker. Im Hörsaal hätte ich eher Studentinnen und Studenten vermutet. Bürger sind wieder nur Männer!!!

(Oder handelt es sich um ein generisches Masuli-num???) Professorinnen hätte ich nicht am Regierungstisch vermutet. (generisches Femini-num???) Wie Politiker sich das erhoffen Sind nur die Politiker „guter Hoffnung“? Die besten Studierenden (mwd) Part.Präsens doch nur m: Spitzenforscher, Wissenschaftler Die Sozialde-mokraten Ich vermute mal, es sind alle Parteimitglieder gemeint! Nun wird´s autoritär: einen Politiker aus der ersten Reihe: Einen Mann mit Erfahrung oder eine Frau mit gewichtigen Wor-ten.

Beim Kanzler (Das GG gendert nicht!) Nur wie passt Porfessorinnen in die Aufzählung? Am Schluss wird`s pathetisch: im Land von Humboldt und BioNTech Ich bin betroffen: Lag es nur an meiner magelnden Lesekompetenz? Doch nicht entmutigt: Ich werde weiterlesen!!! – Karl-Josef Michels

 

Ihre Autorin ist auf dem richtigen Weg. Deutschland hat den Anschluß verpasst. Der Wissenschaft fehlen bessere Wissenschaftler. Die Nobelpreisträger studieren nicht in Deutschland. Jedenfalls die, die mehr von der Wissenschaft erwarten. Die Nobelpreisträger studieren im Ausland. Deutschland ist dafür nicht mehr gut genug. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich weiß gar nicht, ob ich noch Komikerin bin«“ von Paul Middelhoff

 

Schön, dass Enissa Amani nun als heranwachsende Intellektuelle ihre Berufung gefunden zu haben scheint. Denn, wenngleich es böser klingt als es gemeint ist: Als Komikerin wird sie in einem Land, in dem sich allzu viele durchschnittliche, dafür besonders schmerzfreie Comedians tummeln, nicht wirklich gebraucht. Verständnis und Aufklärung hingegen tun immer Not, auch wenn sie mitunter ziemlich schrill und laut daherkommen. – Matthias Bartsch

 

Ich habe seit Längerem die Zeit abonniert, weil ich es angesichts der Krisen und Umbrüche der gegenwärtigen Welt als beruhigend empfinde, sachlich und kompetent informiert zu sein. Deswegen lese ich den politischen Teil immer ausführlich. Auch gerne, was Frauen zu sagen haben. Ist Ihnen anders als auf Seite 8 (danke dafür) auf Seite 6 die Spalte verrutscht? Von Unterhaltung auf Politik? Mich interessiert weder, was es bei Ehefrau Nr. 6 zu essen gibt und auch nicht, womit offensichtlich Millionen Bürger ihre gähnende Langeweile füllen. Dann könnte ich doch gleich bei RTL reinschau-en. Auch wenn das Kleid noch so schön ist, erspar ich mir zukünftig diese „Zeit“- Verschwendungen.

Und im Übrigen: ich bin Jahrgang 1947, ein Arbeiterkind vom Lande, ein Mädchen. Wir hatten ge-nug zu essen und waren ordentlich angezogen aber lebten an der Armutsgrenze. Ich durfte eine sog. höhere Töchterschule besuchen. Ich gehörte nicht mehr zu den einen und schon gar nicht zu den anderen, deswegen vermag ich einiges nachzuvollziehen. Das Sein bestimmt hat eben das Be-wusstsein. Aber dieses dauernde Gerede über die Benachteiligung nervt mich schon etwas ab. – Marlies Haveneth-Paul

 

Vielleicht habe ich ja etwas übersehen, aber dieser Artikel hat in dieser Form aus meiner Sicht keinen Inhalt, der ihn für den Politikteil der ZEIT qualifiziert. Inhaltlich wäre er in dieser Ausgestaltung vielleicht im Feuilleton gut aufgehoben gewesen. Wenn man die angeschnittenen Themen ausarbeitet, käme auch das Dossier in Frage, aber so wie er ist, gehört er nach meinem Verständnis keinesfalls in den Politikteil. – Monika I. Georges

 


 

 

Leserbriefe zu „Hatschi“ von Ulrich Bahnsen

 

Richtig vermutet,hier ist vom ordinären Schnupfen die Rede.Etwas eleganter auch Erkältung genannt.Wieso dann auch von Corona und Influenza die Rede ist,soll wohl nur der Abgrenzung zwischen den betreffenden Erregern dienen. Aber mit Unterschieden.Gegen Corona ist die Forschung auf gutem Wege etwas zur Heilung zu finden.Und gegen Grippe kann man sich impfen lassen,wie auch wegen Corona. Aber gegen Schnupfen gibt es nichts und hat es nie gegeben.Dampfbäder,Wickel,Vitaminstösse aller Art und Tabletten.Nutzlos.

Mit diesen Mittelchen dauert der Schnupfen ein Woche und unbehandelt 7 Tage. Aber es gibt einen Rat.Taschentücher alten Stils weg.Nicht immer wieder in das gequälte Tüchlein hinnein schleimen und rotzen.Selbstansteckung könnte die Folge sein. Hier helfen Papiertaschentücher. Nach Einmalbenutzung gleich entsorgen und auf ein Neues geschleimt.Zudem alles mit Maske. Und das Stofftaschentuch findet Verwendung als Einstecktüchlein,sehr chic.Na denn, gutes Schnaufen aller Wege. – Hans-Emil Schuster

 

Wer ist von diesen mehr als 93.000 Menschen in Deutschland, wirklich „nur“ an dem Coronavirus gestorben? Ich fürchte darüber wird es bestenfalls nur Vermutungen, Spekulationen und Mutmaßungen geben, die eines gemeinsam haben dürften, dass sie nämlich alle aus dem Hause RKI stammen dürften.

Immer wieder muss ich mich fragen, wer von diesen 93.000 Menschen wurde tatsächlich obduziert? Diese Pandemie der Statistik lebt im Grunde nur von Hochrechnungen, deren Ergebnisse sehr fragwürdig sind und auch immer äußerst fragwürdig bleiben dürften. Langsam habe ich den Eindruck, dass es auch nach der dritten Impfung noch nicht genug sein dürfte. Es wird einfach so weitergehen, denn der Impfstoff ist schade, um ihn nur zu entsorgen, Impfstoff muss verimpft werden.

Im November soll dann diese „epidemische Lage“ auslaufen, aber da muss ich das Amen in der Kirche zitieren, das realativ sicher sein soll, so sicher dürfte es auch sein, dass wir noch öfters den Oberarm freimachen müssen! Wir hängen nicht nur an der Spritze, wir bleiben wohl noch länger am Gängelband der Pharmaindustrie hängen, ganz egal mit welchen Namen wir dieser Unzustand in der fernen Zukunft auch rufen werden! – Klaus P. Jaworek

 

In Der Zeit Ausgabe 43 vom 21.10.2021 im Artikel „Hatschi“ (https://www.zeit.de/2021/43/coronavirus-grippe-winter-erkaeltung-symptome-influenza-unterschiede?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F) verwendet Die Zeit eine Influenza Sterblichkeit von 25.000 – welche Correctiv.org im Artikel https://correctiv.org/faktencheck/2020/04/19/todeszahlen-durch-grippe-und-coronavirus-lassen-sich-nicht-vergleichen/ widerlegt hat. Ist der Artikel in Der Zeit falsch oder habe ich ihn falsch verstanden? – Thomas Pfaller

 


 

 

Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Gerade mal 28 Prozent der Deutschen für eine paritätische Besetzung des nächsten Bundeskabinetts? Wenn man bedenkt, dass die Frauen eine Mehrheit in der Bevölkerung bilden und dass bei den 28 Prozent auch viele Männer – wie zum Beispiel ich – zu finden sind und etliche sogar eine Mehrheit der Frauen im Kabinett entsprechend ihrem Bevölkerungsanteil befürworten oder akzeptieren würden, dann schüttle ich mit dem Korrespondenten Petert Dausend den Kopf und frage besorgt: Wann, liebe Frauen, werdet ihr endlich begreifen, dass ihr die Größten seid, die besseren Menschen – jedenfalls aufs Ganze gesehen? – Ludwig Engstler-Barocco

 

Der Weg in den Bundestag erfordert im Allgemeinen das Engagement in einer Partei. Für den Eintritt in eine Partei ist mir keine geschlechterspezifische Hürde bekannt. Hat frau diesen Eintritt vollzogen, so hat sie etwas bessere Chancen auf ein Bundestagsmandat als ein Mann mit Parteibuch. Bei einer erzwungen paritätischen Besetzung der Ministerämter hat sie derzeit sogar doppelt so große Chancen auf einen derartigen Posten wie ihre männlichen Konkurrenten. Vielleicht erklären Sie in einem weiteren Beitrag nochmal ausführlicher, warum sie bei einer derart deutlichen Bevorteilung der Frauen von einer „gendergerechten Regierung“ sprechen würden. Gerade weil 56% GEGEN eine erzwungene Parität sind, sind sie FÜR Geschlechtergerechtigkeit. – Dr. Christian Voll

 


 

 

Leserbriefe zu „»Das Wenige intensiver genießen«“. Gespräch mit Frank Trentmann geführt von Simon Kerbusk

 

Ich habe mit Interesse ihren Beitrag/Gespräch mit Herrn Trentmann gelesen. “Das Wenige in-tensiver genießen“ Grundsätzlich ist der Beitrag sehr zeitgemäß ,einfach aus dem aktuellen Le-ben gegriffen ! Was mich nur verwundert hat ,wie ein so bekannter Konsumhistoriker mit 4 la-pidaren Sätzen eine Einschätzung über das Konsumverhalten in der DDR abgefasst hat ? Fantasti-sches historisches Labor ist eine Unverschämtheit! Herr Trentmann hat sicher keine Kenntnisse und Erfahrungen aus dieser damaligen Zeit. Das kann man auch nicht alles erforschen ,sondern muss man erlebt und gelebt haben um sich dann eine fundamentierte Meinung bilden zu kön-nen!

Ich bin einer von vielen Menschen aus der ehemaligen DDR (Jahrgang 1956) ,welche das Konsumverhalten der damaligen Epoche und auch die Zeit nach der Wende realistischer beur-teilen können. In meiner beruflichen Entwicklung war ich über 40 Jahre im Handel in vielen Funktionen tätig und habe das Konsumverhalten in der DDR und auch nach der Wende erlebt ,um es auch realistisch betrachten zu können. Eines sollten Sie noch wissen :Entgegen der Auf-fassung von Herrn Trentmann: Die DDR Bürger haben die Mangelerfahrung zu schätzen gelernt ,wohl kaum? Diese Beurteilung ist allgemein einfach falsch !

Für die Jahrgänge ,welche die DDR nicht mehr kennen(zur Wendezeit )könnte es zutreffen .Meine Jahrgänge und auch unsere Kin-der (Jahrgänge Ende 70iger ) wissen was Mangel ist und können auch damit umgehen. Ich bin bald der Meinung das solche Beiträge von Theoretikern ohne ausreichende Praxiserfahrung un-ser aktuelles gemeinsames Leben immer noch schwierig machen. Ich wünsche Ihnen mehr Glück bei der Auswahl von ihren Gesprächspartnern. – Jürgen Worms

 

Schöne Überschrift, schönes Interview, wichtiges Thema. Mir fehlt ein wichtiger Aspekt, der in der Überschrift angedeutet ist und in der letzten Antwort auch angerissen wird: „…dass Weihnachten ein Konsumrausch geworden ist.“ Ich hole etwas aus: In der Coronazeit sind wir weniger gereist und auch weniger Auto gefahren. Nach 3 Monaten Lockdown bin ich zum ersten Mal wieder zu meinem Gitarrenlehrer von Köln nach Ratingen gefahren, 3/4 Stunde Fahrzeit und es kam mir so weit vor. Auch die Reise über Pfingsten 2020 von Köln nach Magdeburg war endlos.

Ich war des Fahrens entwöhnt. Auch in den Urlauben, die ich seitdem gemacht habe, habe ich erlebt, dass die Zeit langsamer gelaufen ist, – nach drei Tagen fühlte es sich schon an, als sei ich schon mindestens ein Woche unterwegs. In der Medizin, im Bereich Sucht, gibt es den Begriff der Toleranzentwicklung. (Am Anfang des Urlaubs trinkt man am Abend ein Glas Wein/Person, nach 3 Wochen ist es dann eine Flasche.) Könnte es sein, dass es dieses Phänomen auch im Bereich des Konsums gibt. Sie haben ja den Begriff des Konsumrausches genutzt. Ein Chance wäre es doch, wenn wir die Erfahrung machen könnten, dass ein maßvoller Konsum genussvoller ist, als ein maßloser. Um Champagner wirklich wertschätzen zu können und zu genießen, darf ich ihn nicht jeden Abend trinken; eher einmal im Monat, noch besser nur zu besonderen Ereignissen.

Zu viel des Guten ist schlecht, ein übervoller Gabentisch erfreut kein Kind wirklich. Auf Überfluss zu verzichten führt doch nicht zu Mangel! Außer beim Produzenten, der immer mehr verkaufen will. Aber mehr Gewinn führt ja nicht zu mehr Lebenszufriedenheit. Die Autos werden immer größer, aber die Autofahrer nicht zufriedener – im Gegenteil, wenn sie nicht mehr in die Parklücke kommen. Zwischen Hyperkonsum und Mangel gibt es doch einen großen Bereich eines gesunden Konsums. Nicht der Appell eines „Verzichtes“ sondern die Erfahrung, dass weniger wirklich mehr sein kann, das könnte doch eine Chance sein, dem Konsum wieder ein hilfreiches Maß zu geben. – Christian Willnow

 


 

 

Leserbriefe zu „Denkt endlich größer“ von Andrea Böhm

 

Die neuesten Daten für die CO2-Emissionen 2020 liegen inzwischen vor. Die weltweiten Emissionen sind zwar Corona-bedingt in 2020 um 6% (oder um rund 2 Mrd Tonnen) zurückgegangen, werden aber in den nächsten Jahren wieder steigen, weil der Corona-Einfluss zurückgeht und die Wirtschaft weltweit wieder wächst. Dabei waren die Rückgänge gegenüber 2019 durchaus unterschiedlich: in Deutschland lagen sie zum Beispiel bei 9%, in der EU(28) insgesamt bei 11%; in den USA ebenfalls bei 11%. Nur in einem Land (China) ergab sich nicht nur keine Rückführung, sondern eine Steigerung um rund 90 Millionen Tonnen auf 9,8 Mrd. Tonnen (= 30% der weltweiten Gesamt-Emissionen).

Durch die weltweite Reduzierung um 6% hat sich allerdings an der Gefahr der weiteren Klimaerwärmung nichts geändert, weil sich diese nach der CO2-Konzentration in der Atmosphäre richtet und die ist auch in 2020 wie in den Jahrzehnten zuvor gestiegen, weil die tatsächlich emittierten 2020er-Emissionen viel höher waren als die sich am langen Ende auflösenden Teile der Emissionen (CO2 hat eine Verweildauer in der Atmosphäre von rund 100 Jahren).

Deutschland, die EU und die USA (unter Präsident Biden) haben mutige Verpflichtungen für die Reduzierung der CO2-Emissionen übernommen. Das nützt aber dem Klima nichts, weil wir nur e i n e Welt und nur e i n e Atmosphäre haben und die CO2-Konzentration auf der Welt überall fast gleich ist (zurzeit 415 ppm), weil die Emissionen sich – egal wo und von wem sie emittiert werden – durch die Windsysteme relativ schnell zu einem global einheitlichen und einheitlich steigenden Wert mischen. Die USA haben an den weltweiten CO2-Emissionen einen Anteil von 14%, die EU (28) von 11 % und Deutschland allein von nur 2%. Eine Klimawirksamkeit kann aber nur erreicht werden, wenn alle Staaten der Welt ähnliche Verpflichtungen übernehmen wie die USA und die EU und mit der Umsetzung sofort beginnen.

In der im November stattfindenden Klimakonferenz in Glasgow müssten nun ähnlich lautende Rückführungs-Verpflichtungen zumindest von den G20-Staaten übernommen werden (auf sie entfallen rund 80% der weltweiten Emissionen), damit ein Rückgang der weltweiten CO2-Konzentration in der Atmosphäre und der weiteren Erwärmung ab etwa 2045 beginnen kann. Auf derartigen Beschlüssen müssen die EU und die Bundesregierung in Glasgow bestehen. Deutschland ist die viertgrößte Industrienation der Welt und ihr Wort hat Gewicht. Die Konferenz beginnt in einer Woche!

Ein „Weiter so“ darf es in der Klimapolitik nicht geben; die Folgen wären zunehmende und wohl auch noch heftigere Unwetter-Katastrophen als im Juli 2021 in NRW und Rheinland-Pfalz. Für die Verantwortlichen der gegenwärtigen und der künftigen Bundesregierung kommt es jetzt auf ihre erfolgreiche Einwirkung auf die Tagesordnung und die Beschlüsse in Glasgow an. Am Ende der Konferenz darf es nicht heißen: auch diese Chance wurde vertan. – Andreas Tiefensee

 

Dieser Leitsatz ist sehr begrüßenswert. „Größer denken“ schließt jedoch ein, ausnahmslos alle Einflüsse auf die Klimaänderung zu betrachten. Wenn die Erderwärmung begrenzt werden soll, müssen m. E. sämtliche Faktoren und deren Einfluss auf das Klima betrachtet werden. Dazu gehört das exponentielle Bevölkerungswachstum, die extensive Tierhaltung ebenso dazu wie die kulturellen und religiösen Gebundenheit an gesellschaftliche Pflichten in der Familienplanung.

In Afghanistan wuchs die Bevölkerung von 12,1 Millionen Einwohnern im Jahre 1990 auf 39,6 Millionen im Jahre 2020. Weltweit wird in den nächsten 30 Jahren ein Zuwachs von 8 Milliarden auf 12 Milliarden Menschen erwartet. Hier hilft kein thematisches Ausweichen, sondern eine offene, argumentative Debatte. Solange diese Tatsachen aus dem Denken ausgeschlossen werden, sind die Maßnahmen zur Senkung der CO2-Emission ein Feigenblatt. Es setzt auf die Hoffnung, alle anderen Ursachen werden sich von selbst erledigen. Darüber hinaus ist es nicht hilfreich, Tatsachen bei der Suche nach Lösungen zu negieren. – R. Renaux

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Zukunft ist schon da“ von Maximilian Probst

 

Ihr Artikel hat mich ziemlich ins Gruebeln gebracht was das Thema Gewalt angeht. Meine erste Reaktion war, dass Gewalt keine Loesung ist. Aber dann erinnerte ich mich, dass deutsche Gerichte die Teilnehmer illegaler Autorennen wegen Mordes verurteilten, weil diese den Tod Unbeteiligter billigend in Kauf genommen haetten. Ist das nicht auch eine korrekte Beschreibung des Verhaltens der Industriestaaten, die zur Wahrung ihrer (unserer) wirtschaftlichen Interessen und ihres (unseres) Lebenstandards und -stils billigend in Kauf nehmen, dass dadurch anderen Menschen die Lebensgrundlage entzogen wird? Gewalt wird also laengst schon angewandt, wir nehmen sie nur nicht als solche wahr. Eine ernuechternde und frustrierende Erkenntnis, aber eine notwendige (hoffentlich im wahrsten Sinne des Wortes). – Sabine Moehler

 

Ein wichtiger literarischer Verweis fehlt im Artikel: The Monkey Wrench Gang von Edward Abbey (1978) – da ist es zwar nicht der Klimawandel als Auslöser für Öko-Terrorismus, aber das Zerstören von Pipelines und die Zersörung des Kohlezugs sind doch sehr nah beieinander (na die übrigen Umweltschäden aus der Zerstörung einer Pipeline sind vermutlich gravierender). – Matthias Jungkurth

 


 

 

Leserbriefe zu „»Menschen denken nicht in Fakten …«“ Gespräch mit Yuval Noah Harari geführt von Ulrich Schnabel

 

Herr Harari und seine erfundenen Geschichten. „Menschen denken nicht in Fakten, sondern in Geschichten“, behauptet Herr Harari. Das trifft in erster Linie wohl für ihn selbst zu, für viele andere aber nicht. So philosophiert er über die Folgen des Handys, obwohl er keines hat, spricht dafür vom Privileg keines zu besitzen und dass „andere Leute das für ihn erledigen“. Was für eine Arroganz. Und dann die unbelegten Behauptungen über die Landwirtschaft.

„Seuchen begannen erst mit der Landwirtschaft“. Jäger und Sammler sind bei seiner Betrachtung wohl meist an Altersschwäche gestorben. Dieses Interview, angekündigt „mit einem der populärsten Denker unserer Zeit“, geführt von einem Interviewer, der in Ehrfurcht erstarrt scheint, ist ein Armutszeugnis für DIE ZEIT. – Raimund Helbrich

 

In der ontologischen Generalisierung ist der Satz „Menschen denken in Geschichten“ sicherlich nicht haltbar. Durch die Gesprächsführung von Ulrich Schnabel werden einige Risiken und Nebenwirkungen dieses Denkens deutlich. Narrativen eine verändernde Kraft zuzusprechen und der Wissenschaft eine solche Kraft abzusprechen ist ebenfalls nicht haltbar. Übrigens: Menschen, die in Fakten denken (z.B. Wissenschaftler), sind auch Menschen. Die Hauptkraft von Narrativen ist die Adhäsion, die Anschlussfähigkeit.

Mit dieser Kraft können z.B. völlig faktenfreie Narrative auch genutzt werden, um Verwirrung zu stiften und gesellschaftliche Gruppen für gegenaufklärirische Zwecke auszurichten. Was macht die Gültigkeit eines Narrativs aus? Ist es wirklich hilfreich, ein Narrativ aufzusetzen, bei dem vom Fluchtpunkt der Jäger-und-Sammler-Kultur aus Fortschritt pauschal in Frage gestellt wird? Die Dialektik der Aufklärung war da doch schon viel weiter. – Reinhard Koine

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Zukunft des Lesens“ von Iris Radisch

 

wenn ich das richtig verstehe haben die Verlage zuerst E-Books in die Welt gesetzt und beschweren sich jetzt, dass die Leser sie haben wollen. – Iman Schwäbe

 

Verlage und Schriftsteller:innen (Daniel Kehlmann, Juli Zeh und andere) beklagen sich also darüber, dass nur wenige E-Books gekauft werden. Schuld daran sei die Onleihe der Stadtbüchereien. Da fallen mir aber ganz andere Gründe ein. E-Books sind viel zu teuer, sie kosten nur zwei bis drei Euro weniger als gedruckte Bücher – da kaufe ich doch lieber gleich das gedruckte Buch. Das E-Book-Lesegerät Tolino der deutschen Buchhandlungen ist langsam und unkomfortabel, die Software muckt, und es lässt sich nur ein einziges Passwort speichern – das geht auf dem Tablet besser, den Tolino nehme ich nur auf Reisen.

Man kann E-Books nicht verleihen und erst seit kurzem zumindest in der Familie gemeinsam nutzen. Und warum bekomme ich die E-Book-Lizenz zum gedruckten Buch nicht mit dazu – soll ich das Buch denn zweimal kaufen? Stadtbüchereien haben den Buchhandel bisher nicht ruiniert und werden es auch in Zukunft nicht tun, egal ob sie gedruckte Bücher oder E-Books verleihen. Ganz im Gegenteil: Denn wer in der Bücherei liest, kauft auch Bücher.

Schön wäre es, wenn man in der Bücherei nicht weniger, sondern mehr E-Books ausleihen könnte als bisher. Kennen die Verlage denn die Onleihe überhaupt? Beispiel Onleihe Berlin 24.10.2021: Nur drei Titel von Daniel Kehlmann als E-Books vorrätig, dazu ein paar Hörbücher, kein Buch sofort verfügbar, alle mit Wartezeit. Acht Titel von Juli Zeh als E-Books vorrätig, dazu ein paar Hörbücher, zwei sind sofort auszuleihen, sechs mit Wartezeit.

Bei den drei neuesten Anschaffungen der Bücherei sind als Wartezeiten angegeben: Schachnovelle 10.12.2022 (nicht gerade ein brandneues Buch, Wartezeit mehr als ein Jahr), Workshop Stricken 18.05.2023 (eineinhalb Jahre), Marx für Eilige 09.03.2023 (ebenfalls eineinhalb Jahre). Man darf nur fünf Titel vormerken. Und wenn man dann eins der E-Books in der Onleihe-App auf dem Handy ergattert hat, braucht man viel Geduld und etwas Glück, um es für höchstens drei Wochen auf den Tolino zu laden. Das ist der Stand. – Doris Nithammer

 


 

 

Leserbriefe zur Infografik „Rettendes Hormon“ von Matthias Schütte (Infografik) und Günter Schütte (Recherche)

 

Das Wissen über Insulin per Infographik zu vermitteln finde ich prima! Leider steht mit keinem Wort da das ein Leben mit Typ 1 Diabetes ohne Insulin schlicht unmöglich ist und schnell zu Koma und Tod führt. Gut eingestellt auf das individuelle Insulinbedürfnis ist ein Leben mit dieser Krankheit jedoch sehr lebenswert und von der Gesellschaft nahezu unbemerkt möglich.

Auch ein Hinweis darauf wie eine Unterzuckerung ( Hypoglycämie) abläuft und wie man ihr begegnet wäre schön gewesen. Man könnte so Menschen die ihren Insulinbedarf überschätz haben erkennen und ihnen mit z.B. Traubenzucker aushelfen. In der Infographik wirkt es so als sein Insulin eine Medizin die lediglich Beschwerden lindert. Das finde ich eine irreführende Darstellung. Die Bezeichnung „…verursacht unter anderem Nierenschäden und Herzinfarkt“ wird dem Thema nicht gerecht! – Lena Hüser

 

In der letzten Ausgabe der ZEIT wurde auf einer ganzen Seite die Entstehung von Diabetes als Cartoon ausgebreitet. Bei diesem Format kann man nur schwer die Frage nach der Wissenschaftlichkeit beantworten, die Biochemie macht es vor und alle machen es nach. Was man aber bewerten kann, ist der Gebrauch der Begriffe. In diesem Zusammenhang betrifft es die materielle Basis, also die Chemie. Um auch den letzten Leser abzuholen, werden alle gängigen Bezeichnungen, die irgendetwas mit „Zucker“ zu tun haben, aufgerufen. Da gibt es „Glucose“, die in Klammern als „Zucker“ bezeichnet wird und da gibt es „Kohlenhydrate, die in Glucose aufgespalten werden“. Glucose wird danach, wenn sie der Körper nicht sofort verbraucht, als „Energiespeicher deponiert“.

Bringen wir etwas Ordnung in diese Erzählung: Der Begriff „Zucker“ ist so missverständlich, dass man ihn eigentlich, außer beim Kochen und Backen, gar nicht mehr verwenden sollte. Wenn man „Zucker“ sagt, meint man übrigens den „Haushaltszucker“, das ist Saccharose, also eine chemische Verbindung, die aus Glucose und(!) Fructose aufgebaut ist. Der Begriff Kohlenhydrat stammt noch aus Zeiten, in denen man über den Aufbau von chemischen Verbindungen kaum etwas wusste, konkret vorletztes Jahrhundert.

Kohlen-Hydrat bezieht sich auf die Summenformel C6H12O6, die man damals [C(H2O)]6 geschrieben hat, also sechs Kohlenstoffatome, die von sechs Molekülen Wasser umgeben sind. Seither liegen dazwischen über 100 Jahre chemische Bindungstheorie. Das bekannteste Kohlenhydrat, das dieser Summenformel entspricht, ist übrigens Glucose. Nun fragt sich der logisch denkende Leser, wie man Kohlenhydrate in Glucose aufspalten kann, wenn doch Glucose selbst schon ein Kohlenhydrat ist!

Wahrscheinlich werden meine fachlichen Einwände die Verfasser dieser Darstellung zu einem Umdenken bewegen und sie werden in einem späteren Beitrag auf diese Formulierungen achtgeben. So funktioniert wissenschaftlicher Diskurs. Und damit bin ich schon bei dem erratischen Gebrauch des generischen Femininums, das mittlerweile bei der ZEIT, selbst im Wissen-Teil, pandemisch geworden ist. Da tauchen dann alleinstehende Virologinnen, Professorinnen etc. auf und man fragt sich, waren tatsächlich nur die weiblichen Vertreter dieser Wissenschaftsdisziplin am Werk oder was will uns der Autor damit sagen?

Der anlasslose und alleinige Gebrauch des generischen Femininums schließt die Ergebnisse von derzeit mehr als der Hälfte aller Forscher, nämlich den Männern, aus, denn die kann man schlecht als Forscherinnen bezeichnen. Auf der anderen Seite sind bei „Chemikern“ nicht die Chemikerinnen „mit“gemeint, sondern es sind alle Menschen gemeint, die sich mit Chemie beschäftigen! Das sollte sich mittlerweile nach jahrelangem Diskurs herumgesprochen haben. Eine spezielle Hervorhebung oder gar Vereinzelung ist nicht nur sprachhistorisch, sondern auch logisch falsch und liegt auf dem gleichen Niveau wie: „Kohlenhydrate werden in Glucose aufgespalten.“

Offensichtlich hat man bei den meisten Medien und damit auch bei der ZEIT nicht mitbekommen, dass die Gendersprache ein Totalangriff auf die Logik der Verständigung und vor allem auf ihre präziseste Form die wissenschaftliche Kommunikation darstellt. „Nichts ist unmöglich!“ war einmal ein bekannter Werbeslogan. Mittlerweile dominiert diese Art des schlampigen und (un)bewusst unlogischen Formulierens auch den universitären Betrieb. Gab es nicht einmal eine Diskussion, die von C. P. Snow zu den zwei Kulturen „literarische und naturwissenschaftliche Intelligenz“ in den 1960er Jahren angestoßen wurde?

Heutzutage ist das alles vergessen und man improvisiert munter darauf los. Vernünftiges Handeln und damit auch Sprechen sollten sich nach Habermas am Ende des herrschaftsfreien Diskurses herausmendeln. Damit war er wohl viel zu optimistisch, wenn man den klaren, von keinerlei Sprachkenntnis getrübten Weg der Gendersprache bis in die heutige ZEIT verfolgt. Wenn diese Sprachpantscherei nun auf die Naturwissenschaften, die vor allem von klaren Begriffen lebt, übergreift, scheint es fraglich, ob die großen Themen unserer Tage adäquat und wahrheitsgemäß beschrieben und dann auch gelöst werden können. Vor allem wecken sie das Misstrauen der Adressaten, die man eigentlich überzeugen möchte.

Um es mit Albert Camus zu sagen: „Wer die Dinge beim falschen Namen nennt, trägt zum Unglück in der Welt bei.“ Es sind nicht die konservativen Kreise in der Gesellschaft, die ein Problem mit der Gendersprache haben, sondern die Naturwissenschaften an sich sind bedroht. Dies sollte vor allem ein Thema für die Chefredaktion der ZEIT sein und entsprechende Konsequenzen bewirken. – Armin Börner

 


 

 

Leserbriefe zu „Geht raus, lernen!“ von Ines Schipperges

 

Danke für diesen Artikel, der Mut macht, in der Schule unkonventionelle und neue Wege zu gehen. Aber so neu ist das Konzept der außerschulischen Lernorte eigentlich nicht, denn immer wieder wird der Einbezug der Außenwelt in den Unterricht oder die Verlagerung des Unterrichts in diese in Curricula und Lehrplänen gefordert. Gerade im Bereich des projektorientierten Lernens ist das ein wesentlicher Bestandteil der im Stundenplan vorgesehenen Projekttage oder – wochen. Aber leider handelt es sich bei diesen häufig um mehr oder weniger optionale Maßnahmen am Ende eines Schuljahres, wenn andere Klassen im Betriebspraktikum sind, Abschlussfahrten durchgeführt werden und „sowieso vor den Ferien nichts entscheidendes mehr stattfindet“.

Die kontinuierliche Berücksichtigung außerschulischen Lernens im Regelunterricht findet leider bisher kaum statt, auch wenn wissenschaftliche Kongresse dies fordern. Ein Hauptproblem der Schule ist – und dieses haben Frau Rückert und ihr Team gelöst – dass im Unterricht bisher noch Schulwissen ohne praktischen Bezug vermittelt wird. Und der Artikel weist deutlich nach, dass es gelingen kann, Schulwissen in Handlungswissen umzuwandeln, das die aktive Auseinandersetzung mit erworbenen Kenntnissen voraussetzt und den Schüler/innen Verantwortung für den eigenen Lernprozess so weit wie möglich überträgt. – Dr. Rainer E. Wicke

 

Wann endlich werden die „Wissensvermittler“ begriffen, verstanden, gelernt haben, dass Schule nicht bedeutet, den Schulanfängern ihre Neugierde , Vorfreude und den Wissensdrang abzuwürgen sondern im Gegenteil zu erhalten. und zu stärken. Seit Ge-nerationen wird in der Bildungspolitik darüber diskutiert! Nur Neugier erfähigt Fakten zu hinterfragen, (nicht nur in der Klimakrise, die uns jetzt große Probleme macht und mit mehr Neugier und Interesse vielleicht hätte in ihren Ausmaßen uns weniger be-troffen hätte.. Es heißt nicht umsonst : Wissen ist Macht, Und daran jhat sich nichts geändert, auch im Negativen. Deshalb großer Dank und hoffentlich viel Erfolg und weiter so für Carolin Rückert und ihr Schulmodel. – Geelke Braun

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir fürchten uns nicht«“. Gespräch mit Werner Kogler geführt von Florian Gasser und Robert Pausch

 

Höchst interessant, die Aussagen „unseres“ Vizekanzlers. Nur in einem Punkt kann ich ihm nicht folgen (4. Spalte, Zeile 4 ff.): „… sieben Milliarden Euro für Ökologie und Digitalisierung! Wenn du das auf Deutschland hochrechnest, kommst du auf 500 Milliarden …“ Wow! Das heißt nichts anderes als dass Deutschland z.B. etwa 71,5 mal so viele Einwohner habe wie das selige kleine Österreich, also ca. 643,5 Millionen! Genau: „Das ist unvorstellbar viel – …“ Falsch zitiert – oder doch falsch gedacht? – Merridee und Paul Stein

 

„Demokratie ist ein Verfahren, das garantiert dass wir nicht besser regiert werden, als wir es verdienen.“ (George Bernard Shaw, 1856-1950, irischer Dramatiker, Politiker, Satiriker & Pazifist; Literatur-Nobelpreisträger 1925) Sebastian Kurz ist vorerst nur noch im Hintergrund aktiv, und da zieht er ganz fleissig, sehr fest und durchaus emsig an den Fäden seiner Marionette Alexander Georg Nicolas Christoph Wolfgang Tassilo Schallerberg, einem Adligen, der in Österreich keinen Adelstitel führen darf; als Trostpflaster darf er sei dem 11. Oktober 2021 den Bundeskanzler der Alpenrepublik Austria mimen; und so bewegt er sich wenigstens ein bisschen!

Ich verstehe die Partei der Grünen schon lange nicht mehr, ich will diese auch gar nicht mehr verstehen müssen! Wer mit der Union im „Ländle Baden-Württemberg“ regiert, in Österreich analog mit der ÖVP, dem kann es nur um die Regentschaft gehen, um die Machtausübung, egal mit wem auch immer! Da fahren diese grünen Schmalspurakademiker in Deutschland und diese Grünen in Österreich ganz schmalspurig auf der selben Schmalspur entlang. Immer nur hin und her und immer nur her und hin, ganz nach Bedarf und ganz nach Willkür! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „»Er leidet an Autokraten-Neid«“. Gespräch mit Fiona Hill geführt von Amrai Coen

 

Was man Trump nicht schon alles unterstellt hat. Es wird dabei vergessen, daß die meisten Amerikaner ihn mögen. Ich war wieder öfters in Amerika und habe feststellen müssen, die meisten Amerikaner mögen ihn. Das versuchen die Medien in Deutschland alles runter zu spielen. Jedenfalls habe ich bei meinen Besuchen eine andere Haltung der Bürger festgestellt. Ich bin mir ziemlich sicher, wenn Trump wieder antreten würde, würde er die Wahlen gewinnen. Zumal Biden auch zu schwach ist, sein Land aus dem Tief herauszuholen. Nicht nur Deutschland braucht eine starke Persönlichkeit, auch die USA hat es bitter nötig. Ob das Trump ist, stelle ich mal infrage. Für die Europäer allerdings ist er es nicht. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Sie bleiben unter sich“ von Yascha Mounk

 

Wenn Yascha Mounk das Loblied auf die hiesigen Hochschulen singt, weil sie ihre Studenten nicht im elitären Campus einer britischen oder US-amerikanischen Elite-Universität großziehen und damit vor dem Kontakt mit normalen Menschen beschützen , so ist dem entgegenzuhalten, dass einer meiner beiden Söhne an der Technischen Universität Ilmenau bei der Ankunft erfuhr, dass 400 Studienanfänger im Zelt übernachten mussten und die anderen sich Zimmer in den umgebenden Gemeinden suchen sollten.

Eine Generation früher bin ich zum Schulmusik-Studium von Kassel nach West-Berlin gezogen und nutzte für drei Monate das kostenlose Quartier beim Bruder meiner Mutter, bevor ich ein Studentenzimmer im fußläufigen Umfeld der Hochschule fand. Daraus könnte man ableiten: lasst doch den britischen und amerikanischen Studien-Anfängern ihr sorgloses Leben im Campus für einen begrenzten Zeittraum, und lasst sie dann frei, zu wohnen, wo sie möchten und sie es bezahlen können.

1. Mit 70 Jahren habe ich in unserer kleinen Wohnungsgenossenschaft dafür geworben, ein Haus für Senioren zu bauen, in das ich als 80-jähriger zusammen mit sieben weiteren Mitparteien einziehen konnte, wobei durch Auszug von 5 Leuten aus Doppelhaus-Hälften Wohnraum für 23 Wohnungssuchende mit Kindern frei wurde. Das Modell ist auf Studenten übertragbar! – Dietrich Bauer

 


 

 

Leserbrief zu „Alles auf Gras“ von Fritz Habekuß

 

Wir haben viele Millionen Zigarettensüchtige in der BRD, die gerne aufhören würden, es aber nicht schaffen. Mir erschließt sich nicht was gut daran sein soll ein Produkt zu ölegalisieren, das deutlich stärker süchtig macht als Tabak. Überall ist die Luft von den Rauchern verdreckt und soll nun auch noch durch Cannabisrauch verschmutzt werden? Der wird von allen eingeatmet, auch u. a. von Kindern. – Iman Schwäbe

 


 

 

Leserbrief zu „»Keinesfalls laut sagen«“. Gespräch mit Ben Smith geführt von Jochen Wegner

 

Nach dem öffentlichen Bekanntwerden der bezeichneten Recherchen („Springer-Gate“) stellen sich überaus relevante Fragen, die klarer gesamtgesellschaftlicher Antworten bedürfen: Was können Institutionen, was kann die/der Einzelne tun, um systematischem, systemischem und persönlichem Machtmissbrauch besser entgegenzuwirken? Was definiert Demokratie, Gleichberechtigung, Liberalität und Moral verbindlich und wie können diese Werte auf allen gesellschaftlichen Ebenen konsequent durchgesetzt werden? Welchen Stellenwert haben Presse- und Meinungsfreiheit abseits der Macht, des Mainstreams und des Populismus? Der Fall des Julian Reichelt ist beträchtlich, das dürfte allen Medienbeobachtern klar sein; in welchem Umfang indes, das wurde meines Erachtens bislang wirklich nicht (sehr) laut gesagt. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbrief zu „WORTSCHATZ. Latuchte“ von Eberhard Rehberger

 

Was der Leser Eberhard Rehberger über den Begriff „Latuchte“ schreibt, finde ich sehr interessant! Hier in Berlin heißt (oder besser vielleicht: „hieß“ das „Latichte“. – Editha Rochow

 


 

 

Leserbrief zu „DIE HÜTTE DES HIGHLANDERS“ von Bjørn Erik Sass

 

Hier kommt die Oberlehrerin : Der Plural von bothy lautet bothies. Warum ? Weil vor dem y ein Konsonant steht. Beispiel: lady – ladies, party – parties. Aber: day – days, boy – boys. Gern geschehen. – Doris Neubauer

 


 

 

Leserbrief zu „Ein Mann und sein Hahn“ von Peter Kümmel

 

Ich möchte mich bei Peter Kümmel bedanken für die warmherzige Hommage an den wunderbaren, einzigartigen Clint Eastwood, der mit seinen 91 Jahren ein geradezu heiligmäßiges Vorbild für lebenslange Neugier und Kreativität ist. Möge Macho, der Hahn, ihm noch viele Tage ungebremsten inspirierenden Engagements krähen. – Ludwig Engstler-Barocco

 


 

 

Leserbrief zu „Das Wunder der öffentlichen Einsamkeit“ von Christine Lemke-Matwey

 

Die Unsitte, Feuilletonberichte mit persönlichen Geschichten zu beginnen, stellt im Falle Ihres Nachrufs auf Edita Gruberová den Narzissmus von Kritikern in extrem unpassender Weise aus. Wie können Sie nur in einem Nachruf auf eine der großartigsten Sängerinnen unsrer Zeit den Darstellungen Ihrer eigenen Unzulänglichkeiten einen so breiten Raum geben?! Wen soll denn das interessieren, dass Sie erst so unfassbar spät begriffen haben, was für eine absolute Ausnahmeerscheinung der Belcanto-Kunst Edita Gruberová war?

Was für eine Schande bedeutet es auch fürs deutsche Feuilleton, einer Kritikerin, der offenbar Entscheidendes der Basis ihres Metiers fehlt, so viel Platz einzuräumen?! Wer nach Ihrem total verfehlten Einstieg nicht die Lektüre des Nachrufs abbrach, konnte nach dem Eingeständnis Ihrer Unzulänglichkeit inden verbleibenden Zeilen eine einigermaßen angemessene Würdigung von Edita Gruberovà lesen – aber warum mussten Sie Ihre schmutzige Wäsche am Hochseil dieser Primadonna aufhängen?

Der Wikipedia-Artikel über Sie nennt ja einige Ihrer öffentlichen Verfehlungen (die besser in Einsamkeit verborgen geblieben wären), deren mehrere auch mich schon so geärgert haben, dass ich künftig nichts mehr von Ihnen lesen mochte. Allein die traurige Tatsache, dass in den Feuilletons der Zeitungen nur mehr sehr wenige E-Musikereignisse Erwähnung finden, hielt mich bisher noch davon ab, mein Abonnement der ZEIT zu kündigen. Aber es wäre doch allmählich mal Zeit, dass Sie nach so vielen berechtigten Protesten die Qualitätskriterien Ihrer Berichterstattung revidierten. Es ist ja nicht verboten, auch spät noch etwas dazuzulernen. – Prof. Dr. Susanne Vill

 


 

 

Leserbrief zu „Von Rache und Gerechtigkeit“ von Adam Soczynski

 

Neben den vielen Einwänden, die man gegen diese Besprechung erheben kann, ist dieser je-denfalls nicht zu entkräften: Der Rezensent schreibt, die Zentralfigur sei „eine junge Tschechin, die im Siebengebirge aufwächst“. – WO bitteschön?? Hier bestätigt sich unfreiwillig die westli-che Überheblichkeit, die der Roman neben anderem thematisiert: Was kümmert mich die Landkarte im Osten?! – Bärbel Haude

 


 

 

Leserbrief zu „Die Toten von Danzig“ von Heinrich Wefing

 

Danzig-Brentau, April 45. Auf einem Feld meiner Großeltern in Hofnähe liegen sechs Gefallene, fünf Deutsche, ein Russe. Unsere Mütter rollen zu zweit einen Toten auf eine Dreieckzeltplane und hieven diesen auf einen Handwagen. Wir vier Kinder zwischen 9 und 14 Jahren ziehen und schieben das Gefährt ca. 400 m weit und zuletzt einen Hügel hinauf. Hinter einer Kapelle verläuft ein Schützengraben, in den wir den Leichnam fallen lassen. Nach der sechsten Fuhre bedecken wir die Leichen mit Tannenreisig und schaufeln Erde rauf.

Die Soldbücher und persönlichen Sachen verstecken unsere Mütter auf dem Dachboden, um diese dem Roten Kreuz auszuhändigen, falls es das wieder geben sollte. Als plündernde Polen das Versteck fanden, wurde uns dies zum Verhängnis und wir der Feindunterstützung verdächtigt. Jahrzehnte später wurden bei Umbauarbeiten die Skelette gefunden und auf dem alten Brentauer Friedhof beigesetzt. – Klaus Frohnau

 


 

 

Leserbrief zu „Das organisierte Idyll“ von Armin Nassehi

 

Professor Armin Nassehi über das Buch „Zwischen Globalismus und Demokratie“ : „Die strukturelle Integrationskrise moderner Gesellschaftlichkeit soll durch die semantische und machttechnische Adressierbarkeit eines homogenen Kollektivs geheilt werden, mit latent vorhandenen, also nicht weiter zu thematisierenden Solidaritätszumutun-gen„ Kann das jemand ins Deutsche übersetzen? Für wen drucken Sie das? Dazu Karl Pop-per: „Der Stil der großen, dunklen, eindrucksvollen und unverständlichen Worte sollte nicht länger bewundert, ja er sollte von den Intellektuellen nicht einmal länger geduldet werden. Er ist intellektuell unverantwortlich. Er zerstört den gesunden Menschenverstand.“ – Christoph Hanski

 


 

 

Leserbrief zu „Altherrenkraft“ von Francesco Giammarco

 

Mir ist nicht bekannt, wie lange Ihr 40. noch hin ist, aber nehmen Sie das angepeilte Sixpack (bitte mit Vorher-Nachher-Fotos!) doch zum Anlass für eine etwas längerfristigere Rundumrenovierung des Verbrauchsgegenstandes „Körper“. Dann aber mit mehr Durchhaltevermögen (Sie schrieben es ja auch) – und nicht nur fünf Monate, wie Ihr Kollege Julien Wolff 2015: Projekt Muskelmasse: So stark wurde der „Welt“-Reporter in fünf Monaten – WELT So nem Jungspund können wir alten Säcke – meinein hat die 50 bereits hinter sich gelassen – es doch immer noch zeigen, oder?

Und wenn Sie derlei einbetten wollen in einen größeren Kontext – bitte sehr, dem Körper hat ja bereits Andreas Reckwitz in der „Gesellschaft der Singularitäten“ ein Unterkapitel gewidmet (S. 325ff). Bodybuilding hingegen wird auch von ihm immer noch eher den Unterschichten zugeordnet (S. 356), wobei diese Zuschreibung auch nicht immer stimmt. In meiner leicht abgerockten Muckibude (Bahnhofsmilieu!) gibt es durchaus auch gebuildete Akademiker; ich selber werde angesichts eines durchaus korrekten Bizeps und der Motorradlederjacke auch nicht immer unbedingt mit meinem Brotberuf „Klavierlehrer / klassischer Pianist“ konnotiert.

Den dazu passenden Kommentar hat auf der Seite vor Ihrem o.a. Artikel der AMG-Fahrer Berkay genannt – Bourdieu und Reckwitz lauern schon wieder hinter der Ecke. Also, ran an die Hantel. Mal so über 2 Jahre hin. Ganz konsequent. Vielleicht spendiert der Verlag ja zumindest die Proteinshakes…. Ich bin gespannt! – Stefan Lindemann

 


 

 

Leserbriefe zum Wochenmarkt „ERLÖSENDE SÜSSKARTOFFELN“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Bei Ihren Erlösenden Süßkartoffeln glaube ich Ihnen jeder Wort, nur nicht die insgesamt 60 Minuten bei 200 Grad Umluft – da kann von dem hauchdünn geraspelten Wurzelgemüse nur noch Püree über sein. Ich probiere es trotzdem, es klingt zu lecker. – Johannes Steffens

 

Ich frage mich, wovon will Frau Raether die Zeitleser denn erlösen, wenn sie bei einer Menge von 1 kg Süßkartoffeln 40 g Harissa in den Zutaten angibt. Die Menge reicht sicher aus, bei allen Essern eine Feuersbrunst im Mund auszulösen sowie Speiseröhre und Magen zu verätzen. Ist der Tod einkalkuliert, damit die Zeitleser von den Mühen des Lebens endlich erlöst werden? Aus meiner Sicht scheint eine dringende Warnung angebracht, dieses Rezept zu kochen!!!! – Martin Müller

 

Ihr obiges Gericht hat uns neugierig gemacht, und deshalb haben wir es heute ausprobiert! Wir sind ja einiges an Schärfe gewohnt, aber in diesem Fall wäre die Hälfte an Harissa (20 statt 40 Gramm) sicher besser gewesen. Oder hat sich hier ein Druckfehlerteufelchen eingeschlichen? Nichts desto trotz haben wir es mit reichlich Creme fraiche genießen können! Vielen Dank für die tolle Idee! – Brigitte und Jürgen Dittmar

 


 

 

Leserbriefe zu „Über ein missglücktes Wahlplakat von Armin Laschet und die Frage, wie Politiker ihre Selbstachtung wahren können“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Am Ende Ihrer Kolumne stellen Sie die Frage „Warum möchten eigentlich so wenige talentier-te Menschen in die Politik gehen?“ Unausgesprochen ergibt sich aus Ihrem Text eine ganz andere Frage – „Warum gehen Menschen in die Politik? Warum tun sie sich das (Spott, Häme, Hohn, …) an?“ Am Beispiel unseres Gesundheitsministers Jens Spahn kann man diese Frage sehr gut beantworten. Spahn verfügt offenbar über sehr wenige spezifische Fähigkeiten und Begabungen, die eine Karriere in der Kunst, in den Medien, in der freien Wirtschaft etc. er-möglicht hätten.

Seine formale Qualifikation ist für die heutige Zeit und die Ansprüche, die an Bewerber auf Spitzenpositionen gestellt werden, eher unterdurch- schnittlich (IHK-Zeugnis zum Bankkaufmann, Politikwissenschaft an der Fernuni Hagen). Das würde im günstigsten Fall reichen, um z. B. zum Leiter des Sparkasse Hochsauerland aufzusteigen. Stattdessen hat sich Spahn für die Poltik entschieden – mit großem Erfolg: Er ist fünfmal direkt in den Bundes- tag gewählt worden (in einem Wahlkreis, in dem, wie man so sagt, auch ein schwarzlakierter Be-senstiel gewählt würde), er war von 2015 bis 2018 Staatssekretär im Finanzministerium (oh-ne die geringste Qualifikation in den Bereichen Finanzwirtschaft und Geldpolitik) und ist seit 2018 Bundesminister für Gesundheit (ohne jegliche Kenntnisse in den Bereichen Medizin, Pharmazie, Biometrie etc.).

Mich erstaunt es weniger, dass Menschen sich gern ein wenig mit Dreck bewerfen lassen, wenn sie dafür eine solche Karriere geboten bekommen. Ich finde es viel erstaunlicher, dass in der Poltik Menschen Spitzenpositionen einnehmen und Vorge-setzte von Hunderten von Mitarbeitern sein können, obwohl sie „von Tuten und Blasen kei-ne Ahnung“ haben. In einem Wirtschaftsunternehmen würde sich ein Abteilungsleiter, Ge-schäftsführer oder Vorstand Tag für Tag unsterblich blamieren, wenn er ohne die fachliche Unterstützung seiner Mitarbeiter aufgeschmissen wäre. Das Vorstehende gilt, mutatis mutandis, z. B. auch für die Bundesministerin für Bildung und Forschung, die Hotelfach-frau Karliczek, und die Staatsministerin für Digitalisierung, die Politologin Bär. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Sobald die neue Ausgabe im Hause ist, wird zunächst das Zeit- Magazin herausgeschüt-telt und Ihre Kolumne als erster Beitrag aufmerksam gelesen. Sicherlich haben Herr A. Laschet und die CDU im Wahlkampf gravierende Fehler begangen, die bitter bestraft wurden. Ich teile uneingeschränkt Ihre Ausführungen der nahezu alltäglichen Abwer-tungen und ausgeschütteter Häme mit absoluten Belanglosigkeiten in den Medien, die über Herrn Laschet und vormals anderen Politikern/innen (Chr. Wulf, A. Nahles etc.) verbreitet wurden. Zum missglückten Wahlplakat kann man nach meiner Meinung aber durchaus auch das im „Mao Stil“ anmutende Plakat von Herr Scholz einstufen.

Eine kritische Betrachtung in Ihrer Kolumne mit einer Gegenüberstellung hätte ich mir gut vorstellen können. Ist das der richtige Kanzler, an dem alle Vorwürfe und Fehlleis-tungen (Cum Ex, Warburg Bank, Wirecard etc.) als Bürgermeister in Hamburg und Finanzminister wie von Teflon abperlen und er bisher nicht bereit war, hier Verant-wortung zu übernehmen? Es bleibt zu befürchten, dass diese Vorkommnisse ihn später einholen werden. Dagobert Lindlau hat sinngemäß einmal gesagt: „Erst bauen wir die Politiker auf und schreiben sie hoch um sie anschließend wieder zu demolieren und vom Thron zu stürzen“. – Friedrich Priehs

 


 

 

Leserbrief zu „Meine ganz persönlichen Stars (3) »TWINS«, 2005“ von Cass Bird im ZEIT Magazin

 

Diese kommerzielle Veröffentlichung und zur Schau Stellung seitens der fotografierenden Freundin eines Fotos der gewollten so bezeichneten “Überwältigung” einer Mutter durch ihre dem Säuglingsalter entwachsenen immer noch stillhungrigen Zwillingsknaben ist mindestens grenzwertig und grenzverletzend; mir erscheint es suspekt , aus welchen Motiven sich das ZEIT-Magazin daran beteiligt und was damit dem geneigten oder betroffenen Leser vorgeführt werden soll. – Gertrud Tammena

 


 

 

Leserbrief zu „»Wir haben die böse Tür aufgemacht«“ von Christoph Amend im ZEIT Magazin

 

Das Magazin der o.g. Ausgabe enthält das wunderbare Interview mit zwei Autoren,die Väter und Sohn sind.. Dieses Gespräch hat mich sehr berührt,die Moderation ist sehr gelungen,mit interessanten Fragestellungen öffnet sich für mich ein Verhältnis zwischen Sohn und Vater,wie es ähnlich in vielen Familien zu finden sein wird. Es ist auch in dieser Welt möglich,sich gegenseitig um verstehen zu bemühen,ohne Wertungen abzugeben.. Danke dafür,an alle Beteiligten! Mögen es viele Väter und Söhne lesen! – Ursula Wackrow