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28. Oktober 2021 – Ausgabe 44

 

Leserbriefe zu „Kriegen wir das hin?“ Gespräch mit Klaus Hasselmann und Luisa Neubauer geführt von Fritz Habekuß und Maximilian Probst

 

Abschied von einer Lebenslüge. Die Technikgläubigkeit von Herrn Hasselmann ist schon sehr erstaunlich, ohne überhaupt die Risiken und Nebenwirkungen zu berücksichtigen. Wo sollen (umweltverträglich) die Ressourcen für die Windräder, E-Autos und Wasserstofftanks herkommen? Und wer produziert und ent-sorgt sie mit welchem Energieaufwand? Ich glaube, wir müssen uns von der Lebenslüge verab-schieden, dass sich nur die Technik ändern muss, unser ressourcenvernichtender Lebensstil aber so weitergehen kann.

Leider bezweifle ich auch, dass es genug Menschen gibt, die „Unglaubliches unternehmen“ (Neubauer), um das nötige Handeln einzufordern. Denn das nötige Handeln fängt bei uns selbst an, und dafür sind die allermeisten von uns viel zu große Meister darin, zu verdrängen, zu ver-tagen und Ausreden zu erfinden und, was noch schlimmer ist, auf unser Gewohnheitsrecht zu bestehen. – Adalbert Pollerberg

 

Ich erlaube mir nach der Lektüre des Streitgespräches meine Meinung zu diesem Thema zu sa-gen. Ich bin kein Experte. Ich bin nur ein ganz normaler Bürger der Bundesrepublik Deutschland. Ich bin 81 Jahre alt. Mich betreffen die Folgen des konzertierten Nicht-Handelns der Politik also wohl nicht mehr – sehr wohl aber meine Enkelin Lisa. Diese Mail schreibe Ich also für Lisa. In der am 31. Oktober beginnenden Klimakonferenz in Glasgow haben die Staaten der Welt nun die einmalige Gelegenheit, vergangene Fehler nicht zu wiederholen, sondern durch klare (weltweit wirkende) Beschlüsse den notwendigen „beispielhaften Druck“ (Luisa Neubauer/ vgl. ZEIT-Artikel S. 36) auszuüben, damit die Regierungen der Staaten der Welt handeln.

Ich habe der Bundesumweltministerin gestern folgenden Brief zukommen lassen, den nunmehr auch Sie als Antwort auf das ZEIT-Streitgespräch erhalten: Sehr geehrte Frau Bundesmnisterin, Die neuesten Daten für die CO2-Emissionen 2020 liegen inzwischen vor. Die weltweiten Emissionen sind zwar Corona-bedingt in 2020 um 6% (oder um rund 2 Mrd To.) zurückgegangen, werden aber in den nächsten Jahren wieder steigen, weil der Corona-Einfluss zurückgeht und die Wirt-schaft weltweit wieder wächst. Dabei waren die Rückgänge gegenüber 2019 durchaus unter-schiedlich: in Deutschland lagen sie zum Beispiel bei 9%, in der EU(28) insgesamt bei 11%; in den USA ebenfalls bei 11%. Nur in einem Land (China) ergab sich nicht nur keine Rückführung, sondern eine Steigerung um rund 100 Millionen Tonnen auf 9,8 Mrd. Tonnen (= 30% der welt-weiten Gesamt-Emissionen).

Durch die weltweite Reduzierung um 6% hat sich allerdings an der Gefahr der weiteren Klimaerwärmung nichts geändert, weil sich diese nach der CO2-Konzentration in der Atmosphäre richtet und die ist auch in 2020 wie in den Jahrzehnten zuvor gestiegen, weil die tatsächlich emittierten 2020er-Emissionen viel höher waren als die sich am langen Ende auflösenden Teile der Emissionen (CO2 hat eine Verweildauer in der Atmosphäre von mindestens 100 Jahren). Deutschland, die EU und die USA (unter Präsident Biden) haben mutige Verpflichtungen für die Reduzierung der CO2-Emissionen übernommen.

Das nützt aber dem Klima nichts, weil wir nur e i n e Welt und nur e i n e Atmosphäre haben und die CO2-Konzentration auf der Welt überall fast gleich ist (zurzeit 415 ppm), weil die Emissionen sich – egal wo und von wem sie emittiert werden – durch die Windsysteme relativ schnell zu einem global einheitlichen und einheitlich steigenden Wert mischen. Die USA haben an den weltwei-ten CO2-Emissionen einen Anteil von 14%, die EU (28) von 11 % und Deutschland allein von nur 2%. Eine Klimawirksamkeit kann aber nur erreicht werden, wenn alle Staaten der Welt ähnliche Verpflichtungen übernehmen wie die USA und die EU und mit der Umsetzung sofort beginnen.

In der am 31. Oktober beginnenden Klimakonferenz in Glasgow müssten nun ähnlich lautende Rückführungs-Verpflichtungen zumindest von den G20-Staaten übernommen werden (auf sie entfallen rund 80% der weltweiten Emissionen), damit ein Rückgang der weltweiten CO2-Konzentration in der Atmosphäre und der weiteren Erwärmung ab etwa 2045 beginnen kann. Auf derartigen Beschlüssen müssen die EU und die Bundesregierung in Glasgow bestehen. Deutschland ist die viertgrößte Industrienation der Welt und ihr Wort hat Gewicht.

Ein „Weiter so“ darf es in der Klimapolitik nicht geben; die Folgen wären zunehmende und wohl auch noch heftigere Unwetter-Katastrophen als im Juli 2021 in NRW und Rheinland-Pfalz. Ihre Einwirkung auf die Tagesordnung und die Beschlüsse in Glasgow ist deshalb unverzichtbar. – Andreas Tiefensee

 

Die Klima-Aktivistin Luise Neubauer sollte in ihrem Fall lieber den Mund halten. Und sie sollten ihr nicht noch eine Bühne geben. Der Jugendwahn in unserem Land treibt ohnehin besondere Blüten, wie in keinem anderen Land. Mit Kühnert ist es das gleiche. Was hat die Politik da verbrochen. – Gunter Knauer

 

Sie muten mir Leser immer mehr zu: Ich weiß nicht, ob es Altersmilde eines Nobelpreisträgers war, sich mit einer jungen „Aktivistin“ (Ist das mittlerweile ein Begriff für naturwissenschaftliche Berufskompetenz?) zum Dialog bereit zu finden. Sie studiert ja immerhin seit 6(!) Jahren Geografie und ist vielleicht etwas informierter als ihre Altersgenossen im Schnitt. So weit ich weiß, lässt es ihr auch herkunftsbedingter Lebensstandard zu, für sich Biofood, ökologische Fortbewegungsmittel oder Solarkollektoren zu erwerben. Deshalb hätte mich ein Gespräch des Professor Hasselmann mit einer alleinerziehenden Supermarktkassiererin oder mit einem arbeitslosen Stahlkocher erheblich mehr interessiert. – Wolfgang Frings

 

Klaus Hasselmann hat die Freiheit eines Wissenschaftlers nutzen können, um bahnbrechende Erkenntnisse zum Klimawandel zu entwickeln. Freiheit ist das Lebenselement jeden Wissenschaftlers. So kann es durchaus sein, dass der freie wissenschaftliche Blick auf die Welt Anpassungsprozesse sieht, wo Betroffene als Klimaflüchtlinge in existenzieller Not sind. Klimaflüchtlinge, die viele ihrer Freiheiten bereits verloren haben. Das Problem ist die Kombination von notwendiger Neutralität in der wissenschaftlichen Betrachtung und einer nicht verallgemeinerungsfähigen Bewertung:

Die Zuversicht von Klaus Hasselmann leitet sich eher aus lebensweltlich-biographischen Glaubenssätzen ab. Noch problematischer wird es, wenn Dritte (z.B. Politiker) sich der Zuversicht anschließen, um mit wissenschaftlichem Segen weiter untätig bleiben zu können. Wenn diese dann auch noch Zuversicht als Instrument nutzen, um Menschen auszugrenzen, die die Trägheit von Politik und Gesellschaft anklagen, wird deutlich, wie politisch selbst private Äußerungen eines Wissenschaftlers sein können. Wissenschaftler tragen in ihrer Arbeit und ihrer Kommunikation immer mehr politische Verantwortung.

Jedenfalls: Die optimistische Perspektive allein hilft Lisa Neubauer nicht, die in ihrer Biographie perspektivisch viele ihrer Freiheiten zu verlieren droht. Alles hat seine Zeit. Erkenntnis hat seine Zeit. Handeln hat seine Zeit. Nun ist die Zeit des Handelns, für Generationengerechtigkeit und intertemporale Freiheitssicherung, die Zeit von Lisa Neubauer. – Reinhard Koine

 

Vielen Dank für dieses Streitgespräch. Als jemand, der altersmäßig in etwa in der Mitte zwischen Fr. Neubauer und Hrn. Hasselmann liegt, kann ich Hrn. Hasselmann zu seinem Preis gratulieren, muss jedoch feststellen, dass selbst über 40 Jahre nach dem Bericht des Club of Rome „Grenzen des Wachstums“ seine Fortschrittsgläubigkeit ungebrochen ist, auch wenn die Technik viele Versprechen nicht einlösen konnte. Die Aussage, dass der Umstieg von Öl, Kohle und Gas auf regenerative Energien technisch leicht ist, ist die eines Technokraten, die mit der Wirklichkeit nichts gemein hat, in welcher man sieht, wie schwierig bis unmöglich es ist, weil es nicht um Maschinen, sondern um Menschen geht. Übrigens: Wenn mir mit Mitte Zwanzig von einem Neunzigjährigen erklärt wird, dass ich mir über die Zukunft keine Sorgen zu machen brauche, dann bekomme ich grosse Angst, schliesslich hat der Ältere kaum etwas zu verlieren (ohne hier etwas zu unterstellen). – E. Würth

 

Frisch aus dem Urlaub zurück gekehrt, hole ich abends spät die neue Ausgabe der „Zeit“ aus dem Briefkasten. „Ist die Welt schon verloren?“ lese ich in großen Buchstaben. Mir kommt das Weihnachtslied „O du fröhliche …“ in den Sinn, wo es heißt: „Welt ging verloren, Christ ist geboren, freue dich, freue dich, o Christenheit.“ Wie schade, dass über diese Hoffnung für die Welt so wenig gesprochen wird. – Wolfgang Stedtnitz

 

Der 90-jährige und die 25-jährige. Häufig sind die Jungen die Naiven und die Alten die Weisen. Hier scheint es mir andersherum. Herrn Hasselmann sei sein Optimismus gegönnt. Hilfreich ist er für die Generation Neubauer eher nicht. – Constanze Vogt

 

Politik – Unter uns Kompetenz ist weder eine Frage des „Geschlechts“ noch die Quote der Lösungsansatz des Jahrhunderte währenden maskulinen Dominanzgebarens. „E/n\s“ betrachtet verwundert „Ich“, „Überich“ im Modus Gönnen: Misslungene Aufklärung, Autodafé Demokratie, anachronistische Ökonomie und archaisches Recht im Sonnenuntergang der Emanzipation der Femininen im Mehltau diversen Genderns. Es gilt die Verballhornung des Deutschen, also kaisertreu eine draufgesetzt: Ich kenne keine Frauen und Männer mehr, mir kenne nur noch Menschen. – Michael Walter Baltus

 

Da treffen eine 25-jährige Studentin und ein 90-jähriger Nobelpreisträger in einem Disput über gesellschaftliche und politische Fragen von existentieller Bedeutung aufeinander – und die junge Frau geht, wie ich finde, in jeder Hinsicht als klare Siegerin vom Platz! Ich bin inzwischen 82 Jahre alt und muss erkennen, dass die Enkelgeneration die letzte verbliebene Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft ist.

Nobelpreisträger Hasselmann ist sicherlich ein ehrenwerter und fachlich hochqualifizierter Mann, aber wenn er den klugen Argumenten von Luisa Neubauer nicht viel mehr entgegensetzen kann als die flapsige Empfehlung, „Die Menschen müssen halt da leben, wo noch was wächst“, so ist das an Zynismus – und auch an Unsachlichkeit – kaum zu überbieten. Denn er lässt die Frage, wo und wie ca. 9 Milliarden Menschen auf einem zunehmend klimageschädigten Planeten künftig überleben können, unbeantwortet. – Dr. Wolfgang E. Fischer

 

Seit Bestehen der Welt oder auch Erde, hat sie viel schlimmere Katastrophen Überstanden, selbst den Einschlag der Meteoriten vor 65 Millionen Jahren. Wenn wir also heute immer wieder davon reden, wir müssen die Welt retten, dann gehen wir am richtigen Thema vorbei, denn das muss heissen: Die Menschheit retten, denn die Welt kommt auch ohne uns aus. – Manfred Mengewein

 

Ich gratuliere Ihnen zu dem Titel-Thema „Kriegen wir das hin?“ – weil da die gegensätzlichen Meinungen gut dargestellt werden. ich persönlich hatte vor ein paar Wochen ein plötzliches Gefühl von einer ängstigenden Erfahrung (oder Offenbarung): dass die Überbevölkerung das größte Problem dieser Welt ist, aber kaum jemand nimmt es wahr und ernst! Inzwischen verstehe ich es als eins der weltweiten Ängste (Pandemie der Ängste!) die uns beschäftigen. Ich habe gelernt dass Apokalypse übersetzt heißt: Offenbarung! „Entschleierung“ von neuen Erkenntnissen, die große Ängste auslösen.

Ich schreibe Ihnen, weil in dem Streitgespräch dieses Thema – mal wieder – gar nicht auftaucht, und ich lege Ihnen in den Anhang, was ich dazu aufgeschrieben habe. Zum Problem (der Bedrohung durch die) der Überbevölkerung der Erde: Die Welt-Bevölerung wäschst jeds Jahr um 1% , das macht bei 7,8 Milliarden Menschen (2020) einen Zuwachs von 78 Millionen p.a. Die Vereinten Nationen erwarten für 2050 ca. 9.7 Milliarden. Dies scheint mir die größte Bedrohung unseres Planeten! Denn 78 Millionen Pro Jahr bedeuten ca. 10 mal eine Größenordeung von der Einwohner-Zahl von New York oder wie die gesamten Einwohner von Deutschland!!

Und alle Menschen verursachen CO2, alle wollen nicht nur etwas zu Essen und zu Trinken, sondern auch Wohlstand und brauchen dafür u.a.Strom. Ich sammle vier Aspekte dazu A) was das Problem noch vergrößert; – Viele Menschen nehmen dies Problem nicht ernst, sondern verharmlosen es mit Argumenten wie z.B. – es habe schon immer Ängste vor dem Weltuntergang gegeben; – das Problem werde sich auflösen, wenn alle Menschen genug Bildung und Wohlstand haben, denn dann bekommen sie nicht mehr so viele Kinder. B) was wenig Effekt darauf hat: – die Gutmütigkeit der Menschen. in Katastrophen mit Spenden helfen zu wollen; um nicht missverstanden zu werden:

Natürlich ist Hilfsbereitschaft ein wertvolles Gut, aber was nützt es, wenn man die weltweite Wasser- und Nahrungs-Produktion um z.B. 0,5 % steigert, wenn gleichzeitig die Bevölkerung um das Doppelte steigt? – Manchmal ist Hilfsbereitschaft nur eine Beruhigung der eigenen Ängste, die man nicht wahrhaben will (nämlich, dass es zunehmend immer mehr und immer schlimmere Katastrophen geben wird und Konkurrenz bis Kriege um Wasser, um Resourcen, um Fischfangrechte etc.). C) was eventuell Abhilfe für das Problem schaffen könnte: – wenn die Menschen auf der ganzen Welt das Problem ernstnehmen würden und Konsequenzen ziehen würde, nicht zuletzt, dass die Paare freiwillig einsehen, dass es gut wäre nur 2, höchstens 3 Kinder zu bekommen, und diese dann gut auszubilden!

D) Die Konsequenzen: – Es führt zur Verelendung der Massen, besonders in Asien, in Afrika und Amerika; – diese Massen versuchen verzweifelt, ihrem Elend zu entkommen und versuchen in die wohlhabenden Länder zu fliehen, – Die Reichen und Mächtigen werden weiterhin und zunehmend dafür sorgen, dass sie an der Macht bleiben und ihren Reichtum verteidigen, sich in bewachten und abgeriegelten Bereichen versuchen, ihren Reichtum zu genießen. – Dr. med. Carl Rothenburg

 

Das Titelthema „Kriegen wir das hin?“ ließ Großes vermuten. Hasselmann gegen Neubauer! Doch: Moment mal, warum eigentlich gegen? Der Wissenschaftler, der den Grundstein dafür legte, dass es heute Konsens unter allen – vernünftigen – Personen ist, dass es einen menschengemachten Klimawandel gibt und die Klimaaktivistin, die die breite Öffentlichkeit über diese Tatsache aufklärt und die Politiker vor sich hertreibt. Da sollte es doch eigentlich nichts zu streiten geben. Oder?

Dafür wird sich eines Kunstgriffes bedient, der die Differenzen der Kontrahenten nicht in der Sache, sondern in ihrer Sichtweise darauf sucht: Der Optimist Hasselmann und die Pessimistin Neubauer. Die schlagartige, breite Bekanntheit Hasselmanns durch die Verleihung des Nobelpreises ist die weitere Zutat, die dem Titelthema Gewicht und Aufmerksamkeit verleihen soll.

Doch das Konstrukt kann so nicht aufgehen. Denn die Basis eines erfolgreichen Streitgesprächs sind die gleichen Voraussetzungen der Streitenden: Diese haben Hasselmann und Neubauer nicht; manifestiert in ihrem Altersunterschied von 65 Jahren, den Wissenschaftler und Aktivistin trennen – man mag´s kaum glauben und muss nochmal nachrechnen.

Und dieser Altersunterschied zieht die Diskussion in eine Oberflächlichkeit, die dem Thema keinesfalls guttut. Hasselmann, der „naiv“ daran glaubt, dass sich die Klimakrise einfach mit bereits bekannten Technologien lösen lässt. Sowas kommt einem leicht über die Lippen, wenn jemand 90 Jahre alt ist und höchstwahrscheinlich selbst einen vorgezogenen Kohleausstieg in Deutschland nicht mehr erleben wird. Luisa Neubauer wird ihn erleben; sicherlich zu spät, um den Klimawandel auszubremsen. Von beiden Parteien wird Objektivität verlangt, die beide nicht bringen können: Eine ältere Person schaut positiver auf vergangene und zukünftige Entwicklungen. Schließlich lässt sich das Vergangene eh nicht ändern und das Zukünftige wird vermutlich nicht mehr selbst erlebt. Und wer könnte es Neubauer verübeln, dass sie keinen rosigen Blick auf eine Zukunft hat, die sie noch lange durchleben muss.

Dabei ist die Naivität Hasselmanns an sich erst einmal nichts Schlechtes. Immerhin verhindert sie, dass man, im Angesicht einer Krise, nicht direkt zu Beginn schon den Kopf in den Sand steckt. Bekanntestes Beispiel: Merkels „Wir schaffen das!“-Mantra. Trotzdem muss man Hasselmann hier schon ein Höchstmaß an Einfältigkeit attestieren; wenn´s wirklich so einfach wäre, dann wäre das Problem ja bereits gelöst.

Die wichtigste Erkenntnis aus dem Gespräch sind nicht die unterschiedlichen Perspektiven der „Streitenden“, sondern dass unser System an einer unzureichenden Verbindung von Wissenschaft und Politik krankt. Mit Wissenschaftlern, die sich im stillen Kämmerlein leidenschaftlich in ihren Forschungsgegenstand verbeißen, ist der Welt nicht geholfen, wenn deren Erkenntnisse kaum, oder viel zu spät, an die breite Öffentlichkeit gelangen. Hier müssen Wissenschaft und Politik viel stärker verzahnt werden, um Wirksamkeit zu erzeugen.

Hier hat auch das Nobelpreiskomitee viel zu spät reagiert. Man kann nur spekulieren, ob eine viel frühere Verleihung dazu geführt hätte, dass den Erkenntnissen Hasselmanns eher Aufmerksamkeit in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zuteilwird. Stattdessen hat sich das Komitee in Stockholm vom aktuellen Zeitgeist treiben lassen. Vielleicht hätte man besser Hasselmann als Interviewer bzw. Moderator eingesetzt und stattdessen ein Streitgespräch zwischen Luisa Neubauer und Christian Lindner arrangiert. Da hätte es sicherlich etwas zu streiten gegeben – auf Augenhöhe, was die klimatischen Zukunftsaussichten angeht. – Martin Reinecke

 

«Der 90-jährige Nobelpreisträger Klaus Hasselmann ist optimistisch, dass sich die Klimakrise durch Technik lösen lässt.» Auch wenn dem so wäre, sind damit wesentliche Probleme nicht gelöst, die auch gelöst werden müssen, wenn die Menschheit eine gute Zukunft haben soll. Das Anwenden von dazu geeigneten Methoden ist unabdingbar und würde auch das Lösen der Klimakrise entscheidend unterstützten. Hasselman hat allerdings recht, die Technik ist unentbehrlich, aber vor allem um Zeit zu gewinnen.

Die Klimakrise und all ihren Begleiterscheinungen sind Signale der Natur. Sie besagen: So geht’s nicht weiter. Konsum und Kopfzahl der Menschheit kann nicht beliebig gesteigert werden. Ein Problem dabei ist, dass es zu den Erfolgserlebnissen der Menschheit gehört, dass sie immer wieder imstande war, die Signale der Natur zu überhören. Das begann schon durch den Übergang vom Sammeln und Jagen zu Ackerbau und Viehzucht (Überwinden der Grenzen, die durch das beschränkte Angebot der Jagdreviere gegeben sind).

Später ging’s dann weiter durch das weitgehende Besiegen von Seuchen und Hungersnöten (etwa durch Fortschritte der Agrotechnik). Der Versuch, die Klimakrise allein durch technische Höchstleistungen zu lösen, wäre die Fortsetzung der bisher erfolgreichen Verhaltensweise, die Technik zu nutzen, um die Signale der Natur ignorieren zu können. Mit der Klimakrise ist aber nun deutlich geworden, dass den neuen Signalen der Natur langfristig nur beizukommen ist, indem man Grenzen achtet, beim Bestreben Konsum und Kopfzahl immer weiter zu erhöhen.

Dabei muss man sich verschiedener Schwierigkeiten bewusst werden. Einmal – wie erwähnt – ging’s beim Überschreiten der Grenzen der Natur um ein Erfolgserlebnis. Zusätzlich ein Problem ist, dass es die Menschheit – als geschlossene Gruppe – in wesentlichen Bereichen nicht gibt, denn da gibt es die tiefen demographischen und ökonomischen Gräben. Ein weiteres Problem ist, dass das Überschreiten von Grenzen in beiden genannten Bereichen Lebens-Perspektiven liefert.

Grosse Kinderzahl und beruflicher Erfolg liefern Ansehen und Befriedigung mit unterschiedlicher Gewichtung in unterschiedlichen Kulturen. In Industriestaaten nimmt die Bevölkerung ab, etwa in Südkorea liegt die Geburtenrate um 1 (Halbieren der Kopfzahl pro Generation). Leider reichen die Ressourcen nicht aus, um aus Staaten wie Nigeria mit einer Geburtenrate um die 7, Industriestaaten wie Südkorea zu machen. Auch weitestgehende Co2-Reduktion reicht dafür nicht aus – so nötig sie ist.

Was benötigt wird ist ein Weltbild, in dem ein Weg in eine gute Zukunft inbegriffen ist. Mangels grossflächiger Vorbilder muss mal wieder eine Insel herhalten. Ein historisches Vorbild fürs umfassende Lösen entscheidender Teile des Klimaproblems lieferten bekanntlich die Bewohner der Insel Tikopia. Dort, weit entlegen in der fernen Südsee ist es gelungen, die Zahl der Einwohner über Jahrhunderte praktisch konstant zu halten und so an die beschränkten Ressourcen anzupassen. Dafür waren zwei Massnahmen nötig: Nur der älteste Sohn durfte Nachkommen haben und die Schweinehaltung wurde verboten.

Es muss ein Weg gefunden werden, eine ähnliche Lösung auf die durch Gräben zerteilte Gesamt-Weltbevölkerung zu übertragen. Entscheidend dabei ist, dass Perspektiven gefördert werden, die mit Nachhaltigkeit verbunden sind, als weitgehender Ersatz für Perspektiven, die mit zu hohem Wachstum verbunden sind. Hier wären alle gefordert: Politik, Wissenschaft, Religionen. Die Wissenschaft, hat die Mittel geschaffen, deren Anwendung zur Klimakrise führen. Sie muss die Grundlagen liefern, fürs langfristige Fortbestehen der Menschheit. Und das betrifft nicht nur die Co2-Reduktion. – Gernot Gwehenberger

 

Nach wie vor wird die katastrophale Dimension des menschengemachten Klimawandels von vielen, auch Entscheidungsträgern in der Politik, relativiert. Ich habe ungläubig zur Kenntnis nehmen müssen, dass nun gerade der Nobelpreisträger Klaus Hasselmann die Problematik verniedlicht, indem er realitätsferne banale Ratschläge erteilt. Schade, nicht zuletzt für den Physiker selbst, dem mit der Veröffentlichung des Streitgesprächs mit Luise Neubauer kein Gefallen getan wurde. – Dr. Karlheinz v. Jan

 

Ich kann den Optimismus von Herrn Hasselmann nicht teilen. Ich stimme ihm zwar zu, dass die technischen Voraussetzungen, der Klimaveränderung begegnen zu können, weit gehend gegeben sind. Sie mögen sich auch rentieren, die Widerstände sind aber immer noch viel zu hoch. Die Gesellschaft ist bei weitem noch nicht bereit, sich auf auf die notwendigen Änderungen einzulassen, wie die aufkommende Hysterie angesichts leicht steigender Energiekosten zeigt. Hier muss ich Frau Neubauer widersprechen: die überwiegende Mehrheit der Bürger ist leider nicht Willens oder in der Lage, viel weiter als ein Jahr im Voraus zu planen.

Ich bin aber bei Frau Neubauer, das wir vor tiefgreifenden Veränderungen stehen. Der steigende Meeresspiegel ist dabei noch das geringste Problem. Ich sehe die Versorgungssicherheit von Lebensmitteln und Trinkwasser weltweit, aber auch in Deutschland mittelfristig nicht gesichert. Wir werden auch hier Dürren und Missernten sehen. Es wird Migrationsströme ungeahnten Ausmaßes geben. Aber wo sollen die Menschen hin, die ihre Lebensgrundlage verloren haben? Denn “da wo in der Zukunft noch etwas wächst”, leben bereits andere. Wir werden millionenfaches Leid sehen und möglicherweise auch am eignen Leib erfahren. Nicht das ich das will, aber wie soll da unsere Zivilisation nicht zusammen brechen? – Dr. Till Borchert

 

Der 90 Jahre alte Nobelpreisträger diskutiert mit einer 25-jährigen Aktivistin und Studentin das Thema Klimakrise und man vermutet erst einmal , dass der viel ältere Mann eher pessimistisch und die junge Frau dagegen optimistisch in die Zukunft schauen. Wie man sieht ist das nicht so und die Gründe sind menschlich und klimapolitisch zu verstehen. Der Nobelpreisträger ist davon überzeugt, das Beste aus seiner außergewöhnlichen Begabung gemacht zu haben. Das kann niemand bezweifeln und man muss seine Arbeit bewundern. Doch das reicht nicht aus, um das Problem Klimakrise in den Griff zu bekommen.

Wissenschaftliche Erkenntnisse und daraus dringend notwendiges Handeln abzuleiten stößt immer auf eine Politik, deren Handeln von ganz anderen Gesetzmäßigkeiten bestimmt wird -obwohl die Akzeptanz der Warnungen aus der Wissenschaft in der Öffentlichkeit immer größer wird. Wohl auch deswegen, da Überschwemmungen und Dürrekatastrophen häufiger auftreten und die Schlagzeilen beherrschen. Deswegen ist die Politik weltweit dringend gefordert Maßnahmen gegen die Klimakrise einzuleiten, was aber ohne einschneidende gesellschaftliche Anpassungsprozesse nicht funktionieren kann. Bei den laufenden Ampel-Koalitionsverhandlungen wird dem staunenden Publikum wahrscheinlich ungeschminkt gezeigt, wie Krisenpolitik aus parteipolitischer Sicht funktioniert.

Die Klientelinteressen einer Partei werden den Koalitionskompromiss bestimmen. Man kann sich vorstellen, wie viel schwerer das noch auf der internationalen Ebene wird, wo so viele nationale Egoismen den Kompromiss erschweren werden. Ich bin sicher, Frau Neubauer und den vielen anderen Klima-Aktivisten werden da noch die kommenden Jahrzehnte die Haare zu Berge stehen. – Klaus Reisdorf

 

Lieb und nett, wenig hilfreich bis lächerlich-grotesk! Der honorige wie hocherfolgreiche jüngst gekürte Nobelpreisträger Klaus Hassel-mann, zufrieden rückblickend auf 90 Jahre erfülltes, gutes Leben im Gespräch mit der 25jährigen Geographiestudentin und Klimaaktivistin Luisa Neubauer, Vertrete-rin der nachkommenden Generation, die in die Zukunft schaut mit der Gewissheit, dass keine Zeit mehr zu verlieren ist in Sachen Klimawandel!

Dabei tut sich das Grundproblem in der Klimadiskussion in aller Komplexität auf und insofern ist der Artikel exemplarisch und wenig hilfreich: der eine forschte erfolg-reich mit Lust und Leidenschaft – das reicht ihm an Engagement im Hinblick auf mögliche Konsequenzen in der Umsetzung seiner Erkenntnisse; die Vertreterin der jungen Generation dagegen sieht eine Menschheitskatastrophe auf sich zurollen, deren Anzeichen konkret nachweisbar sind am Artensterben, Temperatur-, und Meeresspiegelanstieg, an zunehmenden Überschwemmungen, Dürren und dem damit verbundenen Verlust der Existenzgrundlage ganzer Völker sowie den daraus resultierenden künftigen Wanderbewegungen in nie gekanntem Ausmaß; deshalb ihr ungeduldiger Blick auf die Notwendigkeit zu HANDELN, nicht nur zu REDEN!

Klaus Hasselmanns Antwort „die Menschen müssen halt da leben, wo noch was wächst…warum soll man sich auf eine solche Verschiebung nicht einstellen kön-nen?“ ist zum heutigen Zeitpunkt mit dem Wissen einer explodierenden Weltbevöl-kerung (von 2 Milliarden um 1920 auf 10 Milliarden um 2050!) tatsächlich nicht nur ziemlich naiv sondern auch im Hinblick auf die Komplexität des Klimaproblems nicht nachvollziehbar und eines Wissenschaftlers dieser Kapazität nicht würdig. Gar be-fremdlich seine kurzsichtige Bemerkung „Wir müssen doch nur von fossilen auf re-generative Energien umsteigen…Technisch ist das recht leicht“, welche völlig die Komplexität und Ausmaß einer damit verbundenen globalen Revolution des Um-schwungs weltweiter Produktionsabläufe außer Acht lässt. Ein ebenso großes Fra-gezeichen steht hinter K. Hasselmanns fast zur Schau getragenen Optimismus: Ei-nerseits sehr wohl wissend, dass die Klimadaten zur Erderwärmung 50 Jahre in der Schublade liegen, andererseits Hasselmanns Zuversicht dass wir jetzt entspre-chend HANDELN werden „das muss und wird schnell geschehen“ (K.H.)

Es offenbart das Grundproblem in der gesamtgesellschaftlichen Klimadiskussion: Machterhalt contra Zukunftsängste: die einen (deren Leben meist mehr hinter als vor ihnen liegt) wollen ihren Status und ihre Macht erhalten, koste es was es wolle (auch alles Erdenleben), die anderen (deren Leben eher noch vor ihnen liegt) sehen die Notwendigkeit der unbedingten und umfänglichen Veränderung unseres Um-gangs mit den Ressourcen und deren gerechten Umverteilung, sowie einer Verän-derung des Lebensstils der Industrienationen, welche eine völlig neue Werte-, und Wirtschaftsordnung voraussetzt, will sie nachhaltig und erfolgreich sein und blei-ben. Dazwischen ein trennender Graben aus Interessenskonflikten, Unverständnis und Ignoranz. Wie diese Diskrepanz zu lösen sei, das wird die spannende und ent-scheidende Frage sein und wird leider mit keiner Zeile im Gespräch mit L.N. und K.H. auch nur angetippt. SCHADE!

GRATULATION an eine wohlerzogene Luisa Neubauer, die versucht hat, mit Res-pekt und Höflichkeit in diesem Interview zu parieren und klarlegt, was Sache ist: das Problem ist erkannt und benannt; jetzt gilt es ENTSCHIEDEN UND NACHHAL-TIG ZU HANDELN! Und bemerkenswert die Erkenntnis der 26jährigen Klimaaktivis-tin, dass jenes „Yolo , You only live once,“ anders als noch vor 20 Jahren nicht die Grenzenlosigkeit in unserem persönlichen Leben und im Umgang mit der Erde meint sondern unsere Verantwortung in der Einmaligkeit und dem Respekt allen Lebens gegenüber. CHAPEAU! – Berta Walter-Hamza

 

Ich staune über das Wissen und Beurteilungsvermögen von Luisa Neubauer. – In dem Gespräch ist sie für mich die Erwachsene und Nobelpreisträger Hasselmann das Kind. Club of Rome, Global 2000 ergebnislos. Ich glaube leider, dass Hoimar von Dithfurt („Ich pflanze mein Apfelbäumchen“, 1985) Recht behalten wird: „Die Notausgänge sind noch offen, aber ich fürchte, sie werden nicht benutzt werden.“ – A. Kästner

 

Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich auch in diesem Fall das Mitglied Ihres Green Council über die Faktenlage in Bezug auf das Weltklima aus ihrer persönlichen Perspektive hinweg zu setzen versucht, indem sie fundamentalen Vorstellungen zur Menschengemachten CO2-Reduzierung als unabdingbar favorisiert, während sie in ihrer bisherigen Vita und CO2-Fußabdruck dafür keinen glaubwürdigen Nachweis liefert.Gleiches gilt für ihre Herkunft aus dem Reemstma Clan,Hamburg-Blankenese, was den anklingenden Hinweis auf die 66-jährige Mutter eigenartig erscheinen lässt.

Der Nobelpreisträger Hasselmann hat im Kern das Richtige gesagt, dass der Mensch sich dem Klima anpassen und dort leben muss, wo er die Lebensgrundlagen vorfindet, wie er es seit jeher getan hat. Das Kernproblem in der öffentlichen Klimadiskussion besteht in der einseitig nationalen Argumentierung, die bei 2% Emissionsanteilen mit Restriktionen und Steuern für die Bürger das weltweite Klima retten wollen!COP26 Glasgow sollte die Realiitäten erkennbar machen! – Heinz-W.Raderschatt

 

Herr Klaus Hasselmann sagt: “Ich bin optimistisch, dass die Welt besser wird.” und “Die Menschen müssen halt da leben, wo noch was wächst”. Bei allem Respekt vor dem Nobelpreisträger Hasselmann: Wird die Welt wirklich besser, wenn immer mehr Menschen auf immer engerem Raum zusammengedrängt werden? Was wenn eine Milliarde Afrikaner, deren Land durch die Klimakrise in Wüste verwandelt wird oder vor lauter Überschwemmungen keine Nahrung mehr produziert, nach Europa, Amerika oder Australien auswandern, um überleben zu können?

Ein anderes Zitat: “Wir müssen doch nur von fossilen Energien auf regenerative umsteigen” Abgesehen davon, dass schon Tucholsky die Überflüssigkeit des Wortes “nur” angemerkt hat, hat die Geschichte der letzen 30 Jahre gezeigt, wie schwierig es ist, einen von allen entwickelten Ländern unisono zu leistenden Energie-Umstieg politisch umzusetzen, solange es immer noch mächtige Lobbyisten gegen einen solchen Umstieg und ebenso mächtige Leugner und Zweifler an der Klimakrise gibt. Schließlich sagt Herr Hasselmann: “Verhindern können wir sie” – die Klimakrise – nicht mehr”. Können wir nicht oder wollen wir nicht? Frau Hasselmann hat recht, wenn sie Ihren Mann als “ein bisschen naiv” bezeichnet, und “ein bisschen” ist vielleicht untertrieben. Leider muss ich der Skepsis der Frau Luisa Neubauer vollinhaltlich zustimmen.

Beide Kontrahenten gehen aber überhaupt nicht auf die eigentlichen Ursachen der Klimakrise ein, nämlich das Wachstum der Menschheit, ihre unbegrenzte Gier nach Profit, die unrealistische Ökonomie des ewigen Wachstums auf einem endlichen Planeten, und die emsig betriebenen Aktionen der Öl und Gas verarbeitenden Industrie, nach weiteren fossilen Brennstoffen zu suchen, und die Unredlichkeit, mit der diese Industrie die eigenen Erkenntnisse der 80er (!) Jahre (z.B. Exxon, 1982, Shell, 1988) über die durch die Nutzung fossiler Brennstoffe menschengemachte Erderwärmung lediglich in geheimgehaltenen Berichten festhielten und der Öffentlichkeit nicht nur vorenthielten, sondern auch noch das Gegenteil (z.B. Global Climate Coalition) behaupteten. – Dr Dietrich Schwela

 

Die Beiträge von Professor Hasselmann im Streitgespräch mit Lisa Neubauer haben mich er-schüttert. Wie kann ein zu Recht vielfach hochgeehrter, verdienter Wissenschaftler, der bereits vor vier Jahrzehnten versuchte, „die Öffentlichkeit aufzuklären“ heute so trivialisierend über den von ihm selbst vorhergesagten Klimawandel und dessen Folgen daherreden?

Er spricht davon, dass „keine allzu großen Maßnahmen“ durchzuführen sind, „dass wir doch nur [!] von fossilen auf regenerative Energien umsteigen“ müssen, dass dies „technisch recht leicht“ ist, „die Umstellung keine Opfer“ und „keine Einschränkung unseres Lebensstandards“ erfordert. Vielleicht sollte er auf seine Frau hören, die meint, dass er „nicht bedenke, wie groß der gesell-schaftliche Aufwand für eine ökologische Transformation ist.“ Er bestätigt dies in erschrecken-der Weise, wenn ihm auf die Aussage von Frau Neubauer, dass in naher Zukunft, ganze Regio-nen unbewohnbar werden und Menschen ihre Lebensgrundlage verlieren, nur einfällt „die Men-schen müssen halt [!] da leben, wo noch was wächst.“

Hier hat ein Wissenschaftler seiner Zunft einen Bärendienst erwiesen. Er bestätigt das falsche, in der Öffentlichkeit jedoch immer gerne kolportierte Bild des Gelehrten, der im Elfenbeinturm „nach Lust und Laune forscht“, aber wenig Sensibilität entwickelt für die Konsequenzen seiner Erkenntnisse. Da hilft leider auch seine Anerkennung für Fridays for Future und das Verständnis für das menschliche Leid im Ahrtal wenig. – Ulrich Weber

 

Nachdem ich das Interview mit Prof. Hasselmann und Luisa Neubauer gelesen habe, ist mir schlagartig klar geworden, warum ich gegenüber Fridays for Future und den Klimaaktivist*innen immer gemischte Gefühle habe. Mein ganzes Berufsleben als Englischlehrerin an einem beruflichen Gymnasium in Freiburg habe ich mit meinen Schüler*innen unter dem Lehrplanpunkt „Environment“ Themen besprochen, von „Smog in Los Angeles (meine erste Unterrichtsstunde 1978) über „oil spills“ nach Tankerunfällen, Ozonloch bis zum „greenhouse effect“ (Treibhauseffekt) und viele andere mehr. Bis heute könnte ich das Schaubild, das den Zusammenhang von „CO₂ emissions and rise in sea levels“ darstellt, vielfarbig an die Tafel zeichnen.

Die Erkenntnisse der Wissenschaft, z.B. von Prof. Hasselmann, wurden also relativ schnell in den Unterricht an den Schulen aufgenommen. Dieses neue Wissen haben die Eltern der jungen Klimaaktivist*innen, die während den 70er, 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts in die Schule gingen, an ihre Kinder weitergegeben. Und es braucht Zeit, wie auch Prof. Hasselmann ausführt, bis die kognitive Erkenntnis ins allgemeine gesellschaftliche Handeln übergeht. Das ist der Weg in einer Demokratie.

Meine gemischten Gefühle könnten sich schlagartig in Unterstützung umwandeln, wenn ich sehen würde, dass sich Fridays for Future und deren Aktivist*innen als ein Teil der Gesellschaft verstehen, der sich seit langem für den Erhalt der Natur, der Umwelt einsetzt. Dabei kann man zum Club of Rome, zu Herrn Prof. Hasselmann zurückgehen, oder sogar das Erfahrungswissen früherer Zeiten miteinbeziehen. – Veronika Kaiser

 

Ein Drittel der Menschheit an der Sonne; zwei Drittel träumen davon und werden, je mehr sie ihre eigene Lebenswirklichkeit vom ersten Drittel nachteilig beeinflusst sehen, noch mehr den sozialen oder räumlichen Weg dorthin beschreiten. Das erfordert bei den Sonnenkindern einen bisher ungeahnten Verzicht allein auf soziale und ökonomische Absicherungen. Welche westliche Demokratie kann dafür einen konfliktfreien Weg ihren Bürgern und Bürgerinnen gewährleisten? Es gibt weder geeignete noch mit Durchsetzungsvermögen versehene Bürger und Politiker, wenn es dafür überhaupt einen Weg geben soll. Unser Weg des fortwährenden Trugschlusses geht weiter und ich bezweifle, ob es den zurecht klagenden, aber saturierten Teilen des sogenannten Westens bewusst ist. – Jürgen Dressler

 

Wenn es nach 16 Jahren Merkel noch eines Beweises bedurfte, dass physikalische Höchstleistungen nicht unbedingt mit politischer Klugheit einhergehen – et voila. Noch so ein Spiegelzitat – Zitat (Spiegel 2/93):“Die amerikanische „Nattional Academy of Science“ Und die britische „Royal Society“ haben aus Sorge um die Zukunft der Menschheit eine gemeinsame Erklärung abgegeben:“Wissenschaft und Technologie werden wohl nicht in der Lage sein, den irreversiblen Niedergang der natürlichen Umwelt ….. zu verhindern, wenn sich die Muster des menschlichen Verhaltens nicht ändern. Und nochmal: Das Verhalten muß sich ändern! Damals habe ich mir so einige Gedanken gemacht wie das wohl gehen könnte; aber das hat niemand iterressiert. Und kürzlich stand nochmal in der ZEIT wie schwer es ist Menschen zu ändern. Ich war wohl auch ein bischen naiv (unklug). – Dieter Herrmann

 

Prof. Hasselmann hat Großes geleistet für das Verständnis und die Modellierung des Klimawandels. Er ist ein großer Physiker, ich nur ein kleiner. Und ich finde es großartig, dass er den Nobelpreis erhalten hat. Glückwunsch auch an DIE ZEIT zu dem Interview mit ihm und Frau Neubauer. Denn es zeigt deutlich, wie sehr sich die Haltungen der älteren und der jüngeren Generation von einander unterscheiden können. Hier die ausgezeichnet informierte und sicher argumentierende junge Frau, die die Probleme und die Folgen des Klimawandels klar beschreibt.

Dort der große Forscher, ein älterer Herr, der manchmal etwas übertrieben optimistisch und auch ein wenig naiv erscheint. Zwei sympathische Disputanten, die aber häufig aneinander vorbei reden. Wenn sie davon spricht, dass in Zukunft „ganze Regionen unbewohnbar“ sein werden, fällt ihm nur der Satz ein: „Die Menschen müssen halt da leben, wo noch was wächst“. Als ich das las, verschlug es mir fast den Atem. Man könnte es für zynisch halten. Sollen denn die prognostizierten 85 Millionen Klimaflüchtlinge alle zu uns nach Europa kommen, weil da „noch was wächst“? Wo wird denn noch Platz auf der dann kaputten Erde für sie sein?

Die Welt „muss und wird schnell“ handeln, sagt Herr Hasselmann. „Wir müssen doch nur von fossilen auf regenerative Energien umsteigen“. Wie einfach das doch ist! Woher kommt diese Zuversicht, wo doch die Welt fast fünfzig Jahre verschlafen hat und trotz der häufiger werdenden Naturkatastrophen auch heute noch keinen Konsens findet? Sie sei „zuversichtlich“, sagt Frau Neubauer, „dass die Menschen ganz Unglaubliches unternehmen werden“. Wir wollen es ihr hoffnungsvoll glauben. – Dr. Gerd Konrad

 

Mit Verlaub, Herr Nobelpreisträger! Die Aussagen, man „..müsse doch nur von fossilen auf regenerative Energien umsteigen..“ Oder „..Die Menschen müssen halt da leben, wo noch was wächst..“ Oder „..ich sehe nicht ein, warum Menschen zwangsläufig sterben sollen, Zivilisationen zusammenbrechen müssen, nur weil sich was verändert..“ haben Sie ja einen derartigen Hang zum Nihilismus bewiesen, dass man befürchten muss, Ihre Frau habe recht mit dem Hinweis, Sie seien ein bisschen naiv. Großes Kompliment an Frau Neubauer, die es mit gebührendem Respekt vor Ihrer Lebensleistung geschafft hat, angesichts dieser Aussagen nicht vollends aus der Haut zu fahren. – Dr. Frank Goebels

 

Fast gleichzeitig mit dem o.g. in der ZEIT kam in meiner Tageszeitung ein Interview mit dem Klimaforscher Edenhofer zum begonnenden Glasgow-Klimagipfel, der die fast gleichen Fragen beleuchtete, mit zum Teil ähnlichen Antworten wie von Frau Neubauer. Die Frage im Titel sehe ich als eine eigentlich irreführende Frage, denn sie klingt so, als ob es 1. darum gehe zu hoffen und abzuwarten, ob es mit den laufenden Maßnahmen und politischen Plänen und Aktionen klappen werde, vielleicht auch 2. ob das hinzukriegen — noch — möglich sei.

Beides ist eindeutig zu beantworten, ist aber nicht der entscheidende Punkt: Nr. 1 kann man nach allen Experten-Aussagen wohl eindeutig verneinen, da mit dem gegenwärtigen Handeln, selbst den Plänen zu künftigem Handeln die Ziele bei weitem verfehlt werden. Nr. 2 dagegen kann — noch — eindeutig bejaht werden, wenn wir dazu die Frage beantworten „WIE kriegen wir das hin?“ und dann noch „Sind wir bereit, sind die Mehrheit der Menschen und Regierungen bereit, das SO hinzukriegen, dass die 1,5 Grad noch einzuhalten möglich ist?“ Und dass es „technisch recht leicht“ wäre, hilft hier offensichtlich nicht viel, da es auch, aber lange nicht nur auf die technischen, sondern auch die wirtschaftlichen, sozialen, psychologischen, rechtlichen und politischen Probleme ankommt, insbesondere die Bereitschaft und Prioritätensetzungen aller beteiligten Menschen, besonders natürlich der reichen, mächtigen und einflussreichen, wobei die kleinen Leute durch ihre große Zahl auch nicht unbedeutende Macht, Verantwortung und Einfluss haben.

Und da liegen die entscheidenden Fragen: nicht „können wir?“ sondern „wollen wir?“, wollen wir die Änderungen in unseren Leben und die sonstigen Kosten auf uns nehmen, die nötig sind um es noch zu schaffen?“ Ist uns das Wohl, vielfach sogar das Leben unserer Kinder- und Enkel-Generationen auch Kosten und Einschränkungen wert, oder nur wert, von den Regierungen zu fordern, dass sie allein das machen ohne uns irgendwie zu tangieren? Und dann „Wer ist hier wir?“

Wem wollen wir zumuten, zu welchen Anteilen die Kosten, Windrad-Anblicke und Verhaltensänderungen zu akzeptieren, zumal das Geld für die ganzen fossilen Kraftwerke, Anlagen und Fahrzeuge ja schon ausgegeben ist und nicht wiederkommt, wenn wir jetzt statt dessen nur noch Wind-, Solar- und sonstige erneuerbare Energien (samt für dunkle Winterzeit reichende große Speicher und Transport-Leitungen), Anlagen und Fahrzeuge und ökologische Landwirtschaft aufbauen und nutzen wollen oder müssen? Dazu kommen ja noch die gewaltigen Unterstützungsleistungen für arme Länder, damit die ihre Transformation überhaupt stemmen können.

In einem kürzlichen Scobel-Diskussionsforum sagten ein Chemiker (Fichtner) und ein Soziologe (Ortwin Renn), beide spezialisiert auf Nachhaltigkeit, übereinstimmend, dass es angesichts der aktuellen Infrastruktur und der ungeheuren gebrauchten Energiemengen illusorisch, wenn nicht „verlogen“ sei, den Menschen zu „versprechen“ mit Hilfe von Wasserstoff und grünen Flüssigkraftstoffen könne jeder (fast) so weiter machen wie bisher. Es werde nicht ohne — auch — Verhaltensänderungen und Einschränkungen klappen, die sich allerdings allemal lohnen wegen der ungeheuren Wichtigkeit des Ziels in Sachen Klima.

Herr Hasselmann hat ganz am Schluss recht, dass die Maßnahmen und Änderungen ganz schnell kommen müssen, allerdings nicht, dass sie kommen werden, jedenfalls nicht mit abwarten und der Erwartung, dass das alles ganz von selbst (von der Politik gemacht ohne Beiträge auch der einfachen Bürger) und leicht ohne Einschränkungen und Belastungen kommen werde. Und auch nicht, dass wir uns den kommenden Änderungen auch dann noch anpassen können, falls die von weit mehr als 1,5 Grad Erhitzung produziert werden. Die Anpassungen bei 1,5 Grad werden schon schwer genug sein, sind jetzt schon bei 1,1 Grad schwer genug, besonders in der 3. Welt, wo bereits ja viel Hunger, Armut und verlorene Leben auch durch Dürren, Brände, Hurricans und Fluten verursacht worden sind.

Aber dass wir schon Gegenwartsprobleme haben, heißt ja nicht, dass das schon alles wäre. Nein, bei Überschreitung der Grenzen sind die jetzt schon so schlimmen Folgeprobleme des Klimawandels noch gewaltig steigerbar. Wir haben also nicht ein Gegenwartsproblem anstatt oder wie das Zukunfts-Problem, sondern Gegenwartsprobleme, die sich bei weiterem Tatenmangel noch quantitativ und qualitativ vervielfachen werden.

Nur, wenn wir diesen Tatenmangel schnellstens beenden, und das bald weltweit, dann wird es überhaupt noch möglich sein, die ohnehin jetzt schon nötige und noch steigende Anpassung noch zu bewältigen, was ja schließlich der Grund für die beabsichtigte Grenze, „wenn möglich“ bei 1,5 Grad war, abgesehen davon, dass nach den neueren Erkenntnissen wohl über 1,5 Grad die selbstverstärkenden Prozesse, die „Kippunkte“ so vollständig und stark sein werden, dass es auch mit einer Menschheit aus nur Umwelt-Engeln kein Halten mehr gäbe, ehe z.B. alles Methan in den bisherigen Permafrost-Böden entwichen ist.

Und selbst die armen 3.-Welt-Länder können nicht durch unsere natürlich nötige Unterstützung und Entschädigungen von allen eigenen Änderungen und Anstrengungen verschont bleiben, schon allein, damit die Unterstützungsgleder nicht in korrupten Kannälen oder Kriegen versickern. Trotz aller Klima-probleme werden z.B in Afrika noch immer mehr Wälder geopfert, um Holz zu gewinnen oder Platz für mehr oder neues Ackerland zu schaffen, teils wegen Vertrocknung der bisherigen, teils wegen nötiger Ernährung der immer zahlreicheren Menschen, teils wegen „Mehrbedarf“ für höhere Profite oder Wohlstand. Dabei bräuchte es weit mehr Wald und Moore, nicht weniger.

Ich muss Frau Neubauer zu ca. 95% Recht geben, in vielem mit dickem Ausrufezeichen, außer in einem Punkt: Dem, dass es NUR oder im ganz wesentlichen nur an der Politik und den Regierungen liegt bzw. fehlt. Von wem sind diese Regierungen (jedenfalls in Demokratien) schließlich gewählt und mit ihrer Macht ausgestattet worden? Wer verlangt von den Regierungen zwar, das Klima zu schützen, aber bitte nur so, dass der einzelne, der Wähler davon keinerlei unerwünschtes erlebt: Für den einen keine Steuererhöhungen, keine höheren Treibstoffkosten, keine Verbote, keine Windräder in sicht- oder hörbarer Nähe, keine nötigen Umschulungen oder mit zahlen für die Umschulungen anderer, keine längeren Arbeitszeiten, um die ganzen Transformations-Maßnahmen inclus. Schulungen u. Ausbildungen von Arbeitslosen und Migranten bei gleichzeitiger demographischer Krise noch zu schaffen etc.etc.

Die Regierungen stehen hier leider unter ungeheurem Druck von Erwartungen und Bedingungen an ihr Handeln, die allzu oft der Quadratur des Kreises entspricht oder dem berüchtigten „Pelz waschen ohne nass zu machen“ gleicht. Selbst die geringfügigen „Zumutungen“, die die Grünen im Wahlkampf offen vertreten haben, sind ja mit nicht mehr als ca. jeder 7. Wählerstimme „belohnt“ oder akzeptiert worden, während diejenigen, die „versprachen“ oder vortäuschten, das ohne nennenswerte Belastungen ihrer Wähler hinzukriegen, zusammen eine satte Mehrheit hatten oder hätten, wenn sie denn zusammen koalieren wollten/könnten.

So kann und muss die Ansprache, Aufklärung und der Druck nicht nur in Richtung der Regierungen gehen, sondern auch in Richtung aller, die sie wählen und sonst wie beeinflussen oder unter falschen Druck setzen und vor wirksamen Veränderungen Angst machen, oder ohne Not eigene Beiträge zu den Emissionen leisten, und das sind nicht nur reiche Konzerne. Einer der weisesten Sätze von Greta Thunberg in dem Zusammenhang ist wohl „jeder zählt, alles zählt“. Andersherum ausgedrückt: Es kann nur noch gelingen, wenn — fast — jeder seinen Beitrag leistet, wenngleich natürlich mit Unterschied an Möglichkeiten und Verantwortlichkeit, und wenn — fast — ALLE Wege und Strategien genutzt werden.

Es kann nicht mehr heißen der/die eine ODER andere, die eine ODER die andere Strategie, sondern fürs Gelingen brauchen wir „jeden und alles“ , für die Abwendung der ungeheuren Gefahr nicht zuletzt für die schon lebenden oder noch kommenden Kinder und Enkel der jetzt lebenden kleinen UND großen Menschen. Damit dafür die gruppendynamischen und gesellschaftlichen Prozesse „kippen“ ehe das klima vollends kippt, können bzw. dürfen wir nicht nur hoffen und abwarten, sondern jeder einzelne könnte derjenige Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt, falls das doch noch geschehen sollte.

Meine Skepsis des letzten Nebensatzes kommt nicht zuletzt auch aus dem Ergebnis des jüngsten G20-Gipfels, das angesichts der tickenden Klima-zeitbombe gespenstisch und unfassbar anmutet mit seiner absoluten Verwässerung selbst noch bei billigen Lippenbekenntnissen. Leider ist so kurz danach auch von Glasgow kaum mehr zu erwarten bei der dortigen Vetomacht jeder Blockade-Regierung, die den langsamsten zum „Tempo-Geber“ machen. Dennoch muss man natürlich als Klima-Aktive das beste draus machen und alles tun, um dieses Forum zu weiterer Bewusstsein-Bildung, Aufklärung, auch emotionalen Appellen und nicht zuletzt auch Druck zu nutzen, soweit das eben möglich ist.

Ich fühle mich da inzwischen manchmal auf „verlorenem Posten“ angesichts der erreichten Lage und der bisherigen Reaktionen der allermeisten Regierungen und auch meisten einfachen Menschen, aber ich kann und darf nicht resignieren angesichts der doch so vielen, die nicht nur mit billigen Worten kämpfen, sondern auch mit Taten und persönlicher Konsequenz-Bereitschaft und sogar Opfern, und die großen Teils auch schon persönlich von den Folgen betroffen sein werden, wie besonders mein eigener Sohn und die jungen FFF mit dem großen Vorbild „Greta“, die ich nicht im Stich lassen kann und will, solange auch sie nicht aufgeben. – Peter Selmke

 

Der G20-Gipfel in Rom wirft schon seine dunklen Schatten, und ich hätte mir davon tatsächlich in Anbetracht des Fortschreitens der Erderwärmung einen großen Wurf gewünscht. Auch der Streit in der Rubrik WISSEN zwischen Frau Neubauer und Herrn Professor Hasselmann hätte für meinen Ge-schmack mehr Funken sprühen können.

Ich bin gedanklich bei Professor Hasselmann, technisch haben wir viele Möglichkeiten: Herstellung und Speicherung von grünem Wasserstoff, Windenergie, Geothermie sind greifbar, Kernfusion hoffentlich auch bald vom Aufwand-Nutzen-Verhältnis her umsetzbar. Einzelpersonen, Mittelständler oder auch Kleinvermieter können nur auf Alternativen umsteigen, wenn sie auch wirklich verfügbar sind. Das ist aktuell nicht der Fall, daran ändert auch ein höherer CO2-Preis nichts. Das wird nur mit Hilfe eines starken Staates gehen. Es ist sehr zweifelhaft, ob die Wirtschaft allein das Problem lösen wird, da die Sichtweite der Jahresabschluss ist.

Die alternativen Technologien sollten mit staatlichen Subventionen und der Unterstützung des Großkapitals in schnellen, wohlüberlegten und großen Schritten in Worldscale-Formate entwickelt werden. Erst dann, wenn diese wirklich verfügbar sind, können die Subventionen für fossile Rohstof-fe auslaufen. Sonst können Verwerfungen bei den Energiepreisen zu gesellschaftlichen Verwerfun-gen führen. Darüber hinaus: Auch Themen wie erdumspannende Aufforstungsprojekte und Meerwasserentsal-zung sind zunächst möglich. Aber auch hier wären sicher große Allianzen hilfreich für den großen Wurf. Und wir bauchen China dringend im Boot an den Riemen – sicher ein diplomatischer Drahtseilakt, der aber gelingen sollte. – Prof. Dr. Ralf Bierbaum

 

Für gewöhnlich lese ich die Zeit und diskutiere die Artikel nur mit meiner Frau oder meinen Freunden. Das Interview mit Luisa Neubauer und Klaus Hasselmann hat mich aber doch fassungslos zurück gelassen und ich möchte Ihnen kurz erläutern warum. Herrn Hasselmann ist sicher ein großer Wissenschaftler gewesen und hat durch Forschung im Bereich „Klima“ einen wichtigen Beitrag geleistet. Viele seiner Antworten sind sehr interessant und aufschlussreich. Besonders betreffend die ungünstige bzw. unzureichende Kommunikation der Problematik auf die wir uns Alle zubewegen.

Im letzten Teil des Interviews konnte ich aber dann kaum glauben was ich lese. Herr Hasselmann sieht also kein ernsthaftes Problem darin, dass die Menschen „da leben müssen wo noch was wächst“. Das erinnert mich fatal an den berühmten überlieferten Ausspruch „dann sollen sie halt Kuchen essen“. Die Ignoranz und das Desinteresse, dass aus dieser Aussage spricht ist es was mich so fassungslos macht. Wenn also Millionen oder gar Milliarden Menschen ihre Heimat verlassen müssen, dann kümmert das Herrn Hasselmann offenbar nicht sehr.

Eine solche Verschiebung geht mit großem Leid einher, weil sehr viele Menschen ihre Heimat verlassen müssen, abgesehen davon, dass solche Verschiebungen nicht immer friedlich von statten gehen. Auch die Antwort wohin die Menschen dann denn gehen sollen bleibt unerörtert. Außerdem ist die Geschwindigkeit und die numerische Dimension nicht mal im Ansatz mit früheren „Wanderungsbewegungen“ auf die Herr Hasselmann sich bezieht zu vergleichen. Dass wir mittlerweile viele Milliarden sind und deswegen nicht einfach irgendwo noch schnell mal ein bisschen Platz frei räumen können scheint Herrn Hasselmann nicht klar zu sein.

Zusätzlich sterben ja auch weiter Tierarten aus und es leiden unzählige Tiere und Pflanzen und wir werden auch noch die letzten kümmerlichen Refugien für wilde Tiere versiegeln, wenn wir einfach hinnehmen, dass wir dann eben da leben müssen wo noch etwas wächst. Ich fürchte, dass Herr Hasselmann nicht nur „naiv“ auf ein gigantisches Problem blickt, sondern möglicherweise aufgrund seines Alters und seiner persönlichen Geschichte auf beiden Augen blind für das Wesentliche geworden ist. Frau Neubauer kann man für Ihre ruhige und sachliche Diskussion angesichts solch unfassbarer Aussagen nur gratulieren. Ihre Generation und die nachfolgenden werden ja leider das volle Ausmaß der kommenden Veränderungen erleben und ertragen müssen. Herr Hasselmann ist dann bereits längst zu Asche oder Erde geworden.

Seine Aussagen offenbaren einen erschreckenden Mangel an Einfühlungsvermögen und Mitgefühl mit weniger privilegierten Menschen und Geschöpfen dieser Erde. Angesichts der aktuellen Probleme und den Zukunftsaussichten bleibt den „jungen Menschen“ nur laut schreiend auf die Barrikaden zu gehen und wenigstens den Versuch zu unternehmen wirklich gehört und gesehen zu werden. – Benjamin Greilinger

 

Dass Herr Hasselmann in den Siebzigerjahren mit seinem Klimamodell nachweisen konnte, dass die globale Erwärmung weitgehend menschengemacht ist, und trotzdem nicht in Panik verfiel, führt mich zu einer Antwort auf die gegenwärtige Frage, ob die Welt schon verloren ist: Was wäre so schlimm daran, wenn das menschliche Leben auf der Erde so ganz allmählich – vielleicht schrittweise und regional fortschreitend – nicht mehr möglich sein sollte?

Wir haben mit unserer Kreativität trotz weiterhin bestehender gravierender Probleme außerordentlich viel erreicht, und es geht m. E. nicht um den pauschalen Anspruch, die Schöpfung zu bewahren, sondern darum, uns die Restlaufzeit auf dem Planeten nicht durch vermeidbares Gegeneinander zu erschweren oder gar zur Hölle zu machen. Da treffen sich meine Vorstellungen mit den Herausforderungen der Klimakrise. Aber das Ganze bitte ohne Panik und selektive Idealismen. – Christoph Müller-Luckwald

 

Was für ein seltsames „Streitgespräch“? Was für eine verpasste Chance auf einen konstruktiven Diskurs zu diesem existenziellen Thema! Herr Hasselmann kokettiert mit seiner Naivität, verliert sich in Allgemeinplätzen und haut zwischendurch Statements ‚raus, die an Zynismus schwer zu überbieten sind. Das hat teilweise die Qualität von dem fälschlicherweise Marie Antoinette zugeschrieben Spruch, dass das Volk doch Kuchen essen solle, wenn es kein Brot hat.

Wenn das Ergebnisse wissenschaftlichen Denkens sind, kann man den Glauben an Wissenschaft fast verlieren. Aber es klingt eher nach dem „Elfenbeinturm“, aus dem man ruft, wenn man den Bezug zur Realität verloren hat. Mir hat Frau Neubauer leid getan, die hier vermutlich ihre Zeit verschwendet und höflich gute Mine zum bösen Spiel gemacht hat. – Armin Kalefe-Bermbach

 

…Auf der Reha und unter Leuten wieder mal die ZEIT gekauft. …schauen, was die so sagen / schreiben zur Verleihung des „Friedenspreises des Deutschen Buchhandels“ an Tsitsi Danga-rembga, eine Afrikanerin aus Simbabwe. (Ich war dabei im ZDF. Und dann: Luisa auf der Titelseite. Luisa Neubauer von Fridays for Future. Sofort gelesen das Gespräch, am Samstag (30.10.), am Sonntag (31.10.) nochmal. (Auf dem Balkon mei-nes Zimmers in der Reha-Klinik im Bayerischen Wald in der Sonne. Zwecks dem Vitamin D gegen meine Depressionen. …) …die man freilich kriegen konnte beim Lesen. Drum ein paar (sehr persönliche) Anmerkungen

Zu Klaus Hasselmann: (dem deutschen Klimaforscher, Meteorologen und Ozeanologen, Nobelpreis 2021.) Über viele der „optimistischen“ Aussagen dieses Nobel-preisträgers bin ich nur entsetzt. Fassungslos. (Seite 35, Spalte 3, Absatz 2 + 3) Hasselmann, der den Nobelpreis (2021) bekommen hat dafür, daß er Mitte der Siebziger Jahre (!!!) Gezeigt, im Grunde: Bewiesen hat, „daß die globale Erderwärmumg mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit menschengemacht ist“, sah damals, also vor 45 Jahren und nach Erscheinen des berühmten Be-richts des Club of Rome: „Die Grenzen des Wachstums“, den er damals wohl kannte, noch kei-nen Grund zur Panik, (Seite 35, Spalte 4, Absatz 1) „weil ich dachte, wir haben Zeit, um darauf zu reagieren. Die haben wir immer noch.“

Wie Bitte ? Das sagen Sie ? Der Klimaforscher ? Noch Zeit ? (Seite 35, Spalte 4, Absatz 3) Hasselmann: „Wir müssen doch nur von fossilen auf regenerative Energien umsteigen, von Öl, Kohle und Gas Auf Sonnen- und Windenergie und Wasserstoff. Technisch ist das recht leicht.“ Ich: So weit so, mittlerweile, bekannt und Allge-meingut. Im weiteren Verlauf des Gesprächs wurde Herr Hasselmann dann aber doch sehr un-gemütlich: (Seite 36, Spalte 5, Absatz 4) Hasselmann: „Natürlich werden viele Länder in der Zukunft anders aussehen. Aber wieso soll man sich den Veränderungen nicht anpassen ?“ „himmelschreiend !“ habe ich in der Zeit an den Rand geschrieben. (Seite 36, Spalte 5, Absatz 6)

Hasselmann: „Die Menschen müssen halt da leben, wo noch was wächst. Warum soll man sich Auf eine solche Verschiebung nicht einstellen können ?“ Und weiter unten: Hassel-mann: „Aber wir müssen uns diesen Fakten heute stellen. Verhindern können wir sie nicht mehr.“ Und dies, nachdem Hasselmann in diesem Interview zuvor gesagt hatte: (Seite 36, Spalte 1, Absatz 6) „Ich bin so zuversichtlich, weil sich die neuen Techniken jetzt auch rentieren. Die Umstellung auf alternative Energien erfordert keine Opfer, keine Einschränkung Unseres Lebensstandards mehr.“

Also, sehr geehrter Herr Hasselmann: W A S DENN N U N ? Mich wundert, wie es diesem „Optimisten“ in dem Interview gefällt, die Menschen zu beruhigen Und in der Sicherheit zu wiegen und in dem Glauben zu lassen, daß sie ihre Lebensweise n i c h t Ändern müssen, daß sie n i c h t runter müssen von ihrem „Lebensstandard“, – Um im nächsten Augen-blick von Ihnen zu verlangen, daß sie „halt“ lange Wanderungen auf sich nehmen, Haus und Hof und Heimat verlassen müssen, um irgendwo – weit weg vielleicht – auf der Welt noch Fut-ter zu finden. Und mich wundert, daß den beiden Mitarbeitern der ZEIT, die das Gespräch führ-ten, dieser eklatante Widerspruch während des Gesprächs nicht aufgefallen ist.

Und Luisa ? Zu Dir kam / komme ich noch. Soweit die Kraft reicht. Die Ge-sundheit… Weißt eh.. Solange: „Hol‘ di stief“ nach Hamburg. Mit besonders herzli-chen Grüßen an Lisa Neubauer (Ich bin so froh, daß es sie gibt. !) – Beate Schwärzler

 

Romantische Weltfremdheit gegen weiblichen Praxisbezug – Luisa Neubauer besticht die Leserin, mit Verstand und Herz. – Prisca Prugger

 

Mit großem Interesse hab ́ ich begonnen, das Streitgespräch zwischen der jungen Klimaschützerin und dem betagten Klimaforscher und Nobelpreisträger zu lesen. Und dann das! Mir blieb die Luft weg, als ich den Satz „Es sind ja keine allzu großen Maßnahmen, die man durchführen muss. Ich bin optimistisch, dass wir die Probleme lösen werden“ las.

Wie kann es sein, dass ein direkt involvierter Spitzenwissenschaftler nach 25 Weltklimakonferenzen (die 26. zur Zeit in Glasgow), unzähligen vergeblichen Abkommen, wirkungslosen Vereinbarungen, vorgeschobenen Erklärungen und einem riesigen Arsenal von Messreihen und Simulationen mit dramatischen Prognosen angesichts der bereits begonnenen Katastrophe einen solchen Satz äußert?

Ich selbst bin als Klima-Aktivist in verschiedenen Bewegungen aktiv und war mir sicher, dass ich solche Sätze nur von Laien beim Verteilen von Flyern auf der Straße hören würde. Eine Illusion. Entscheidender scheint mir allerdings ein anderer Aspekt zu sein: wenn ein Nobelpreisträger diesen Satz in der ZEIT sagt, lesen das hunderttausende. Solche Sätze haben medial Gewicht. Auch wenn Luisa Neugebauer einiges kritisch in Frage stellt, bleibt die Aussage hängen. Das ist die fatale Wirkung solcher Botschaften: sie bedienen ein Wunschdenken, dass quer durch unsere Gesellschaft immer noch die Diskussion über die Klimakatastrophe beherrscht – und dadurch wirksame Gegenmaßnahmen verhindert.

Denn keine von den notwendigen Veränderungen ist auch nur entfernt „einfach“, weil einzelne, Gruppen von Menschen, Unternehmen und ganze Staaten seit 30 Jahren ignorieren, taktieren, ausweichen, schönreden und aufschieben. Selbst unter Klimaaktivisten ist es die Regel, dass jede/r betont, wie wichtig und dringlich das Problem sei. Handeln sollen jedoch andere (Politiker, Konzerne, Nachbarländer, Landwirte, Autobauer usw.). Die Änderung des eigenen Lebensstils habe einen viel zu geringen Einfluss, wird gern behauptet.

So gesehen hat Herr Hasselmann dann doch Recht. Es ist kein technisches und auch kein Wissens-, sondern ein psychologisches (damit politisches) Problem, dass Menschen davon abhält, mit weniger materiellem Wohlstand und Komfort auszukommen, um das Klima zu schützen: das Motiv der kurzfristigen individuellen Nutzen-Maximierung ist fast immer stärker, als das Ziel, für das nachhaltige Gemeinwohl zu handeln. Und ohne Leidensdruck durch zunehmende Extremwetter-Ereignisse, Hochwasserkatastrophen, Waldbrände, Hunger- und Hitzewellen wird dies auch so bleiben – sehr wahrscheinlich, bis es zu spät ist. – Jan Frehse

 


 

 

Leserbriefe zu „Es ist wieder da!“ von Mark Schieritz

 

„Weil es bei der Impfung nicht vorangeht, steigen die Corona-Zahlen.“ – Falsch!! Beweis: Wir haben seit Monaten wesentlich mehr Neuinfektionen pro Tag als vor einem Jahr. Trotz (oder wegen?) der Impfung. – Iman Schwäbe

 

Sie schreiben ihn ihrem Artikel zur Angst vieler Impf Skeptiker vor möglichen langzeitfolgen diese Angst sei unbegründet da es bei Impfungen keine langzeitfolgen gibt und der Impfstoff nach relativ kurzer Zeit wieder den Körper verlässt. Diese Argumente kann man immer wieder so oder ähnlich lesen, sie werden deshalb um keinen Deut plausibler .

Erstens ist es nicht korrekt vergleiche mit den bisherigen Impfungen anzustellen dies aus dem einfachen Grund weil diese Mrna Impfstoffe auf einer völlig anderen Technologie beruhen, und im Körper völlig anders eingreifen wie die bisher gebräuchlichen Impfungen. Zweitens ist es völlig irrelevant wie lange oder kurz die Stoffe im Körper verbleiben, wichtig ist alleinig „Was“ sie in dieser Zeit im Körper bewirken . – Mayrhofer Herbert

 

Ich stelle fest, dass die öffentliche Diskussion bezüglich der „steigenden Zahlen“ und der sog. „Impfmüdigkeit“ sehr undifferenziert ist. Obwohl mittlerweile viele Narrative der Regierung widerlegt sind, hält sich das Narrativ, die Impfung sei ein harmloser Piks, hartnäckig aufrecht. Der Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts zu den Impfkomplikationen interessiert niemanden. Die Erhebung der Komplikationen und Nebenwirkungen durch Ärzte findet unzureichend statt. Patienten, die sich bei ihrem Hausarzt mit Problemen nach einer Impfung melden, der sie über die Harmlosigkeit der Impfung aufgeklärt und geimpft hat, werden sehr häufig als Psychosomatiker abgestempelt.

Todesfälle im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung werden nicht obduziert. Herzinfarkte im zeitlichen Zusamnenhang mit der Impfung sind „nur zufällig“. Das ist der Alltag, wie ich aus zahlreichen Berichten von Patienten und Kollegen mitbekomme. Selbst der unter diesen äußerst ungünstigen Bedingungen erstellte Bericht des PEI zeigt eine erhebliche Steigerung der schweren und tödlichen Komplikationen der RNA-Impfstoffe. Es geht nicht darum, ob jemandem zwei Köpfe in Zukunft wachsen oder nicht! Mit solchen Aussagen wird die Diskussion ad Absurdum geführt und kritische Menschen zu Dummköpfen abgestempelt.

Es geht darum, dass die Politik die Augen davor verschließt, dass die RNA Impfstoffe keine gute Alternative zu den bisherigen Impfstoffen darstellen, welche ein deutlich (!) besseres Sicherheitsprofil haben! Vor einem Jahr wurde uns verkündet, ein Impfstoff der bisherigen Sorte funktioniert bei Corona nicht. Es muss ein RNA Impfstoff sein. Auch dieses Narrativ hat sich inzwischen als Fake herausgestellt. Es sind Totimpfstoffe unterwegs, die durchaus bezüglich ihrer Wirksamkeit mit den RNA Impfstoffen konkurrieren können.

Die staatlichen Milliarden flossen jedoch in die Entwicklung de RNA Impfstoffe und nicht in die Entwicklung und Herstellung der Totimpfstoffe. Der angebliche Vorteil der RNA Impfstoffe, sie seien schnell auf neue Varianten des Virus „umprogramierbar“, wird aus Kostengründen nicht genutzt. Es gibt immer noch keinen RNA Impfstoff speziell gegen die Deltavariante, obwohl das, wenn man die Panikmache beobachtet, schon längst überfällig wäre. Scheinbar ist der Profit der Pharmaindustrie doch mehr wert als unsere Gesundheit.

Sie sehen, es gibt nicht nur Schwarz oder Weiß bei dieser Thematik. Es gibt viele Grautöne, und das Sicherheitsprofil der neuen Impfstoffe erlaubt es eigentlich nicht, Menschen ihr Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit abzusprechen. Früher waren die Anforderungen an einen Impfstoff extrem hoch. Das hat sich in einer erschreckenden Weise negativ entwickelt.

Durch das dauernde Wedeln mit dem Leichentuch durch die Politik werden wir blind gemacht für die Schattenseite der Impfkampagne, auch wenn man ihr den positiven Effekt natürlich nicht absprechen darf. Die Drangsalierung und Diffamierung von kritischen Menschen, die sich lediglich auf ihre Grundrechte berufen, ist erschreckend und erinnert an dunkle Zeiten der deutschen Geschichte. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Hier noch ein paar Infos dazu, was alles in einer Demokratie hinnehmbar ist: 160.000 Tote in 2019 durch „selbst verschuldete Fehlernährung (Uni Halle-Wittenberg) und mit Hilfe der falschen Bewerbung der Lebensmittelindustrie. 74.000 Tote aufgrund selbst verschuldeten Alkoholmissbrauch in 2020 (DHS Jahrbuch). Wir hoffen das Sie zukünftig diese Toten fest in Ihren Blick nehmen und die Verantwortlichen zur Rechenschafft ziehen. Oder macht es einen Unterschied, dass hier keine direkte Ansteckung vorliegt, sondern nur Gewinnmaximierung und Steuereinnahmen als Vorteil zu erkennen sind? – Janeen Ann Wilson und Patricia Klug

 

„Es“ war nie weg ! Und ich dachte, man hätte sich ganz offiziell von der „Inzidenz“ Zahl als Maßstab zur Corona Bewertung verabschiedet ? Lippenbekenntnisse, die die TV Nachrichten und die Presseorgane laufend Lügen strafen! Von Krankenhausüberlastungen (Intensivbetten) sind wir bundesweit noch meilenweit entfernt, aber es kann ja nicht schaden, den Teufel gleich mal wieder an die Wand zu malen. Angst schüren war das – leider erfolgreiche – Mittel im „Krampf“ gegen Corona und der damit gleich einhergehenden massiven Einschränkungen von Grundrechten.

Die „freie Presse“ – auch „Die Zeit“ hat das bis heute nicht besonders aufgeregt oder erschüttert… Frankreich und Italien könnte man Schweden oder Dänemark entgegenstellen, die Corona für beendet erklärt haben – sprich Rückgabe selbstverständlicher Grundrechte an den Souverän! Nachwachsen eines 2. Kopfes…könnte man dem Verfasser eventuell wünschen, wenn dieser mit denkfähiger Hirnmasse ausgestattet wäre. Warum gibt es keinen Impfzwang, wenn die Corona Impferei so harmlos ist ? Warum dieses unsägliche Rumgeeiere und dann doch mehr oder weniger indirekten Impfzwang?!

Fürchtet die Politik Schadensersatzansprüche bei Folgeschädigungen durch die Corona Impfungen ? Kein 2. Kopf aber z.B. Schädigungen von Leber, Nieren etc. ? Entweder wird die Corona Impfung zur Plicht, oder aber es ist umgehend Schluß mit jeglicher Einschränkung von Grundrechten. Dann reichen mal wieder die „normalen Wasserstandsmeldungen“ wie zu Grippezeiten…und das auch nicht täglich x mal. – Reinhard Mayer

 

Nein, ich fürchte nicht, dass mir in ein paar Jahren ein zweiter Kopf wächst. Wohl wäre dies aber dem ein oder anderen Menschenkind zu wünschen. Dann gelänge vielleicht das Bedenken von verunglimpfenden Äußerungen und ein kritischer Blick auf das, wofür so alles die (angebliche)Wissenschaft im hypothetischen Imperativ herhalten muss.

Kategorisches Negieren und einseitige Darstellungen der Gefahren von Krankheit und Nutzern von Impfungen, unter Auslassung von z. B. der grundsätzlichen Auswirkung auf das Immunsystem und einem Serotype Replacement- Effekt erweckt keinen seriösen Eindruck…. da wünsche ich mir endlich den nötigen Mut zum Dialog! – Frieda Schewe

 

Mark Schieritz, Finanzmarktexperte der „Zeit“, äußert sich zur Covid-Impfung. Gleich auf Seite 1 der aktuellen Ausga-be. Und seine Expertise ist eindeutig: es braucht Zwang! Anfangs kommt es zwar zu Protesten – aber „man muss nicht immer endlos mit allen reden.“ Joshua Kimmich wird als Dümmel vorgeführt, weil ihn das Fehlen von Langzeitstu-dien zögern lässt, sich impfen zu lassen. Schieritz wischt das wütend vom Tisch: „Es gibt keine Langzeitfolgen von Impfungen.“ Ach ja, Schieritz? Ist es keine Langzeitfolge von Impfungen, z.b. jener gegen Masern, dass man hernach jahrzehntelang keine Masern bekommt?

Was wünschen wir uns von Impfungen, wenn nicht die Langzeitfolge? Zu-mindest haben wir uns das VOR den mRNA-Impfungen gegen Covid-19 gewünscht. Mittlerweile haben wir gelernt, dass sich die 90 oder 95% Schutz vor Infektion, die uns zum Beginn der Impfkampagne versprochen worden sind, leider binnen weniger Monate in Luft aufgelöst haben. Das nehmen wir einfach so hin. Nicht wahr, Schieritz. Denn Lanzeitfolgen sind sowieso überschätzt. Daten der britischen Gesundheitsbehörden belegen, dass vollständig Geimpf-te – speziell Im Alter zwischen 30 und 70 Jahren – sogar ein zwei bis dreimal so hohes Infektionsrisiko haben wie gleich alte Ungeimpfte. Wann gab es sowas zuvor?? Wie lange hätten wir eine Masernimpfung akzeptiert, bei der sich Geimpfte häufiger infizieren als Ungeimpfte?

Schieritz sicher nicht. Zumindest als er noch Privatmann und Finanzex-perte war. „Total unrationell.“ Doch nun ist er zum Corona-Experten mutiert und als solcher lässt er die Sau raus: „Zwang! Impfzwang!“ Auch Nebenwirkungen können ein Leben lang anhalten, Schieritz. Nebenwirkungen nach Co-vid-Impfungen gibt es so massenhaft, dass manche schon befürchten, die Impfung wirkt nicht, wenn sie danach nicht zumindest zwei bis drei Tage schwer krank sind. Was aber, wenn sich das nicht wieder legt, Schieritz?

Sie haben davon keine Ahnung, aber leider ist das Immunsystem ein lernendes System und entscheidet selbst, ob es weiter als Schutz-engel tätig ist, oder genervt den Dienst quittiert und sich fortan dem Terrorismus mit Anschlägen gegen den eigenen Körper widmet. Keiner der schlauesten Immunologen blickt hier wirklich durch. Und sollte jemand durchblicken, Schieritz, sind Sie bis dahin hoffentlich längst wieder Ihrer Funktion als Leitartikler entbunden. Der Scherbenhaufen, den Sie – und andere Volksverhetzer – mutwillig angerichtet haben, wird jedoch lange noch toxisch ausdünsten. – Bert Ehgartner

 

Das ist meine erste E-Mail nach fast 30 Jahren Mitglied Ihrer Zeitung. Es war für mich nicht immer leicht, die Beiträge Ihrer sonst hoch geschätzten Zeitung ohne schriftlichen Kommentar meinerseits hinzunehmen. Aber ich finde, dass das nun wirklich nötig ist. Ich frage mich tatsächlich, ob der obige Artikel noch das wiedergibt, was ja von vielen bekannten Wissenschaftlern – die Seite heisst ja wie bestimmt bekannt: wissenschaftstehtauf und nicht zu vergessen der Coronaausschuss wiedergibt, was man tatsächlich wissen sollte. Wurstigkeit, keine Langzeitfolgen u. dann wird der Fußballprofi noch herangezogen – meine Güte!! Liebe Redaktion, muss ein Journalist nicht sachlich und fachlich einen Artikel schreiben? – G. Fleischhauer

 

Können Sie sich vorstellen, dass es Menschen gibt, die denaturalisierte Nahrungsmittel ablehnen, die Heilen mir der Natur bevorzugen, die entsprechend der Schulmedizin und deren Entwicklung und der Pharmazie sehr skeptisch gegenüberstehen? So wie ich Ihr Vertrauen an den mRNA-Impfstoff respektiere, bitte ich Sie innigst, diese Menschen zu respektieren. Sie gehören nicht zu Impfgegnern oder Verschwörern! Sie meiden lediglich Medikamente, Geschmacks- und Aromastoffe, Fertigprodukte …. Ich bin sehr überzeugt davon, dass diese Menschen, die bewussten Umgang mit der Natur pflegen, sich analog bewusst und achtsam mit der Gefahr, die diese Corona-Viren für Leib und Leben bedeuten, umgehen! – Andrea Titz

 

Herr Schieritz beklagt die Impfmüdigkeit in der Corona-Pandemie und sieht dies als Grund des neuen Inzidenzanstiegs. Um die Impfquote zu steigern schlägt er ‚sanften‘ Zwang vor und hält dies sogar für ein Wesensmerkmal einer Demokratie einmal ‚klare Ansage zu machen‘ ohne tota-litär zu sein. Illiberale Demokratien sind leider auch in Europa auf dem Vormarsch. Will dies auch Herr Schieritz? Starke Demokratien bilden gerade auch einen Schutz ihrer Minderheiten und gehen in einen Dialog. Noch haben wir mehr Tote durch Alkoholmissbrauch pro Jahr als Coronatote.

Sowenig der Alkoholmiss¬brauch und seine Toten die Demokratie affizieren darf, so die aktuelle Impffrage. Als Kliniker sehen wir derzeit mindestens 30% Geimpfte als sog. Impfdurchbrüche in den Kliniken. Die Impfdurchbruchsrate liegt für die verschiedenen Impfstof-fe zwischen 15 bis 35%. Genesene haben nur 3-5% Reinfektionen. Gipfel der Meinungsäußerung ohne Berücksichtigung von Fakten ist jedoch die Behauptung, es gäbe keine Langzeitfolgen der Impfung. Unser epidemiologisches Coronaregister mit vielen Tausend Teilnehmern an der Cha-rité (Impfsurv-Studie: https://sozmed.charite.de/redcap/surveys/?s=FL3MDD8KFR) zeigt sehr wohl Langzeitfolgen, wie Immunregulationsstörungen (Autoimmunreaktionen), neurolo¬gische Störungen (Lähmungen, Nervenentzündungen etc.), muskulo-skelettale Symptome über viele Monate anhaltend.

Bei Impfungen von Jugendlichen haben wir schwere Nebenwirkungen (Herzmuskelentzün¬dungen), die bei meist asymptomatischen Coronaverläufen in Relation zum Nutzen einer solchen Impfung bewertet werden müssen. Diskussionen mit der Brechstange nut-zen der Demokratie wenig und schrecken Impfgegener. Differenzierung, Transparenz und Dialog ist Zeitaufgabe.

Die gute Nachricht zum Schluss, die Impfung schützt weiterhin zu 90 – 95% Er-wachsene vor einem sehr schweren Krankheitsverlauf, keinesfalls aber vollständig vor tödlichen Verläufen. Bis zu 25% der Intensivbetten sind derzeit mit Geimpften belegt und bis zu 39% der COVID-19-Toten betreffen derzeit Geimpfte. – Univ. Prof. Dr. med. Harald Matthes

 

Es war nie weg! Deutschland vom Land der Dichter und Denker zum Land der Nutzer Sozialer Netzwerke (mit sprachlicher Verrohung) und Querdenkern (mit „hirnlosen“ Ungereimtheiten). Was stimmt nicht in unserem Land, wenn ein junger bekannter Fußballspieler, der sich bisher nicht impfen lässt, einen solchen Medienhype auf allen Kanälen auslöst. Finde den Fehler! Die vierte Welle der Corona-Pandemie läuft die Inzidenzen steigen, die Intensivstationen geraten wieder an Belastungsgrenzen. Diese Betten fallen dann leider für „normale“ Schwerkranke weg. Es gibt eine stabile Zahl von Impfgegnern und die Impfquote ist mit geschätzten 66 % relativ gering im Vergleich zu anderen europäischen Ländern.

Für Ältere und vulnerable Menschen wird bereits die Auffrischdosis, also die Booster Impfung, empfohlen. Wissenschaftliche Erkenntnisse wegen angeblicher Langzeitfolgen werden ignoriert. Was läuft schief, aus dem Ruder oder gar nicht. Also warum nicht Ungeimpften den Zugang zu Beruf, Sport und Freizeit erschweren? Als Akt gelebter Solidarität. Wieso nicht mal über den Tellerrand schauen und von anderen Ländern (Italien, Dänemark, Schweden, Portugal und Frankreich) lernen? Was stimmt mit unseren Politikerinnen/Politikern nicht? In den Schulen in NRW soll die Maskenpflicht im Unterricht fallen. In Bayern soll die Maskenpflicht im Unterricht wieder eingeführt werden. Wie bisher so oft ein Corona-Maßnahmen ein Länder-Flickenteppich der die Bevölkerung völlig verunsichert.

Der Eine will das Ende der epidemischen Lage, andere wollen daran festhalten. Was ist das für ein Bild, eine Aussage und eine Uneinheitliche Politik der Entscheider für die Betroffenen. Es ist für die neue Ampel-Koalition, auch auf diesem Feld, viel zu tun. Die Ungeimpften, also die die sich impfen lassen könnten, wenn sie denn wollten, dürfen nicht weiterhin die Wellenreiter sein die das Leben der anderen unnötig erschweren. Hier ist echter Tatendrang und Chuzpe gefragt. Somit all das was Politik und Politikerinnen und Politiker bisher zumeist vermissen ließen. Vielleicht und hoffentlich wohnt diesmal dem Neuanfang ein Zauber inne. – Felix Bicker

 

Wie lange will die „Gesundheitspolitik“ noch zusehen, wie Menschen an Corona sterben und schwer erkranken mit unabsehbaren Spätfolgen? Wielange sollen Kinder, für die es noch keinen Impfstoff gibt und Menschen, die nicht geimpft werden können, der Gefahr noch ausgesetzt werden? Die Impfpflicht ist schon lange überfällig. Der Gesundheitsminister könnte Rückgrat beweisen, indem er eingesteht, vergeblich auf Vernunft und Einsichtsfähigkeit aller Bürger gesetzt zuhaben. – Eva Tophoven

 

Kritische Köpfe werden gebraucht. Herr Schieritz sollte sich mal besser informieren. Das könnte man von einem Journalisten, der das Privileg hat auf der ersten Seite zu schreiben, schon erwarten. Statt dessen werden die immer gleichen sachlich nicht zutreffenden Argumente runtergespult. 1. Es gibt eine Pandemie der Ungeimpften 2. Deswegen sind die Intensivstationen überlastet.

3. Alle werden sich so oder so mit dem Virus anstecken. 4. Die Ungeimpften stellen sich gegen die Gesellschaft, weil sie unnötig wichtige medizinische Ressourcen verbrauchen. Wer nur ein bisschen die Ohren und Augen offen hält und zudem 1+1 zusammenzählen kann, weiß, dass das nicht stimmt. Dabei kommen diese Erkenntnisse nicht aus Verschwörungstheoretikerkreisen, sondern durch öffentlich zugängliche Daten, die einem Herrn Schieritz auch bekannt sein sollten.

So kann es ja gar nicht zu einer Pandemie der Ungeimpften kommen, weil doch 80% und nicht 66% der deutschen erwachsenen Bevölkerung bereits doppelt geimpft sind (Quelle NDR vom 5.10.21). Dies hat übrigens bereits das RKI eingeräumt. Also stimmt doch die Impfquote und es gibt kaum eine Grund hier rumzumäkeln. Schließlich gibt es ja immer einen Anteil an Ungeimpften, der zwischen 5 und 10% liegt, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen dürfen. Im Gegenteil, wir müssten logischerweise Nahe an der Herdenimmunität sein.

4. Die Intensivstationen sind nicht wegen der vielen Ungeimpften überlastet, sondern weil oftmals schlicht das Personal fehlt. Das aber liegt nicht an den Ungeimpften, sondern an schlechten Arbeitsbedingungen wie Dienstzeiten, Personalschlüssel, Bürokratie und Bezahlung. Das ging auch erst kürzlich durch die Medien. Zudem hat ein Gesetz zur Unterstützung der Kliniken in Coronazeiten – die Gewährung einer Freihaltepauschale bei Auslastung von mehr als 75 Prozent der Intensivbetten – im November 2020 das Gegenteil bewirkt. Denn um die 75% Auslastung zu erreichen reduzierten etliche Krankenhäuser ihre Bettenzahlen auf der Intensivstation! Kann man auch nachlesen, wenn man will.

5. Wir haben nun gute 20 Monate Coronazeit, auch hier sollte man genauer hingucken: wer ist wie schwer erkrankt? Und wer nicht! Die Gruppe der Gestorbenen setzt sich jedenfalls in Deutschland zu 90% aus über 70- jährigen Menschen zusammen. Nicht schön, aber doch gut, weil man erkennen kann, wen man zuerst schützen muss und wen eher nicht. Die Gruppe der Kinder und Jugendlichen haben kaum schwere Verläufe und noch weniger Tote zu verzeichnen, von bedauerlichen und auch tragischen Einzelfällen abgesehen. Diese benötigen also eine Impfung gar nicht; eigentlich nur, um am gesellschaftlichen Leben wieder voll teilnehmen zu können. Das wiederum liegt aber an unsinnigen politischen Vorgaben.

Bei uns im Nürnberger Land haben wir gute 170.000 Einwohner, von denen kumulativ sich bisher – also in 20 Monaten – gerade mal 5% sich angesteckt haben… das wird dann wohl noch ein wenig dauern bis sich alle angesteckt haben. 4. Nicht die Ungeimpften verschwenden medizinische Ressourcen! Wenn überhaupt nehmen sie eine ganz selbstverständliche Leistung auf medizinische Versorgung in Anspruch wie das jeder krankenversicherte Mensch tut – und das ja auch nur, wenn der Fall eintritt (siehe 3.).

Übrigens tun das ja auch Raucher, Alkoholiker, Drogenabhängige, Menschen mit gefährlichen, unfallträchtigen Hobbys wie Schifahrer, Mountainbiker, Motorradfahrer, Fallschirmspringer, Fahrer von schnellen, PS-starken Autos und, und, und. Hier regt sich übrigens niemand auf und stellt diese Menschen als unnötige Verbraucher medizinischer Ressourcen hin. Komisch oder. Also Herr Schieritz: kritische Berichterstattung sieht anders aus. Aber dazu benötigt man auch einen kritischen Kopf. Schön, wen es solche Journalisten bei der Zeit noch gibt. – Lars Petersen

 

Sie plädieren also auch dafür, dass die vermutlich 2-3 % der Deutschen, die sich nicht impfen lassen können, verdonnert werden zum endlichen Aufgeben ihres ‚Wider- standes‘ und lieber einen erneuten Ausbruch ihrer oft schweren Krankheit riskieren als sozusagen unsolidarisch dazustehen ? Denn die würden ja bei einer eventuellen Infektion den Staatshaushalt mächtig miss- brauchen, oder ?

Bitte vergessen Sie nicht bei Ihrer Logik, dass diese Krankheiten eventuell durch Missstände der Umweltpolitik oder von Staats- entscheidungen ausgelöst werden können, die blindlings getroffen wurden oder die nicht die Mittel zur Forschung bereitgestellt bekamen, um die Krank-heitsursachen zu be- kämpfen, wie z.B. bei chronischer Borelliose, die erstmalig (end-lich) in Ihrer Zeitung auf Seite 13 von Georg Vielmetter im Zusammenhang mit Zoono-se erwähnt wird. Also bitte sachte mit den zu schnellen Schluss- folgerungen, auch wenn Sie nicht direkt meine Zielgruppe meinten. Leider differenziert niemand in Eu-ropa da, welches eine Diskriminierung ist. – Marianne Bernecker

 

Wer um Gottes Willen hat diesen Mark Schieritz dazu auserkoren auf der Titelseite sich zum Thema Corona in dieser Form zu äußern. Meine Kritik dahingehend würde einen größeren Umfang in ihrem Blatt einnehmen. Ich kann darum zu dieser Diskussion die 9. Folge zum Podcast von Lanz und Precht empfehlen. Hier werden wesentliche Punkte zum Thema Impfen sachlich und objektiv geäußert. Ich persönlich kann nur eines dazu sagen: sollte ich auf der Titelseite der Zeit nochmal solch einen Artikel lesen werde ich schweren Herzens mein Zeit-Abo kündigen müssen. SeriöserJournalismus sieht anders aus. – Reinhard Scholz

 

Zwei Aspekte in der Corona-Debatte stören mich besonders. Auf den einen weist der Leitartikel hin: Die pseudoliberale Attitude, Impflicht sei undemokratische Gängelung, eine Maßnahme, die alle Parteien, vermutlich mit Blick auf Wählerstimmen, von Beginn an ausgeschlossen haben, und zwar ohne jedes Wissen um den Verlauf der Pandemie, wie wir sie seit Anfang 2020 erleben. Im Umkehrschluss unterstellt diese Haltung, dass Länder, die die – partielle – Impflicht eingeführt haben, gegenüber der Musterdemokratie Deutschland ein demokratisches Defizit haben.

Zum zweiten stört mich, dass in dem Leitartikel Kinder einmal mehr nicht vorkommen. Wann endlich wird einmal klar gesagt, dass es verantwortungslose bis aufklärungsferne erwachsene Familienmitglieder sind, von denen nicht nur die Infektionsgefahr für die eigenen Kinder ausgeht, sondern durch die auch das Virus in die Schulen getragen und der prekäre Präsenzbetrieb gefährdet wird? Und wann wird die Exekutive, die wohl eher Appellative heißen sollte, ihrem Namen gerecht? – Herbert Zemke

 

Im Beitrag „Vierte Welle – Es ist wieder da!“ in der ZEIT 44 berichtet Mark Schieritz vom „Mythos von angeblich fehlenden Langzeitstudien“ zu den Corona-Impfstoffen und der Diskussion um die Äußerungen von Fußballprofi Joshua Kimmich.

Mark Schieritz schreibt, es gebe aus wissenschaftlicher Sicht keine Langzeitfolgen von Impfungen. Die dann folgende Argumentation wurde genau so auch in anderen Medien gebracht. Nun also auch in der ZEIT. Aus zwei Gründen greift diese Argumentation meines Erachtens zu kurz: Erstens: Die seit Jahrzehnten etablierten Impfstoffe gegen Krankheiten wie Tetanus, Polio oder Masern werden in wissenschaftlichen Studien mit Krankheiten wie Myofaszitis, Allergien und Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht.* Diese treten nicht einige Wochen oder Monate nach der Impfung auf, sondern oft erst Jahre später.

Zweitens: Die Impfstoffe gegen Covid-19 basieren auf völlig neuen Wirkprinzipien. Wie verlässlich ist es in dieser Hinsicht, sie pauschal bezüglich Langzeitfolgen mit den etablierten Impfstoffen über einen Kamm zu scheren? Wenn Medien ihre Leser nicht umfassend informieren ist es für mich wenig erstaunlich, dass sich eine Skepsis gegenüber den Informationen zu Impfstoffen und ihren Nebenwirkungen hält. Von der ZEIT erwarte ich mir hier mehr.

* Meine Informationsgrundlage zu „Erstens“ ist das Buch „Impfen Pro & Contra“ von Martin Hirte, anhand dessen ich vor ein paar Jahren eine Entscheidung „pro“ Standard-Impfprogramm für meine Kinder getroffen hatte. Wenn Informationen über kurz- und langfristig mögliche Nebenwirkungen offengelegt und mit dem Risiko der möglichen Komplikationen der jeweiligen Krankheit in Relation gesetzt werden, kann eine informierte Impfentscheidung getroffen werden. – Elisabeth Morgen

 

Irgendwie erinnert mich das alles an die Abschaffung dieser Zeitumstellerei in der EU! Der Mensch ist ein „Gewohnheitstier“, so sagt man oft, soll heißen, der Mensch gewöhnt sich an so vieles, wenn auch oft nur unter massiven Druckverhältnissen! Hat sich der Mensch dann endlich an die turnusmäßige Impfung gewöhnt, so darf die Impfnadel immer nach Ablauf dieser 6-Monats-Frist erneut zustechen! So werden wir langsam aber sicher ein Volk von impfabhängigen Junkies, aber Hauptsache wir sind „gesund“!

Zurück zu unserer Zeitumstellung, der Mensch hat sich auch daran gewöhnt, eine Abschaffung dieser wäre fatal. Merke, der Mensch braucht im Leben einfach Drill und Ordnung, und jeder auch noch so absurde 6-Monats-Rhythmus zusätzlich, der erzeugt eine gewaltigen „Rhythmus & Blues-Flow“ im Blutkreislauf, der bringt einen weiteren Kick ins triste Leben! – Klaus P. Jaworek

 

Herr Schieritz fordert in seinem Leitartikel „klare Ansagen“ um die Impfquoten „nach oben zu bringen“. Endlich. Man müsse nicht immer endlos mit allen reden. Richtig. Aber warum richtet Herr Schieritz seine kernigen Worte nicht auch an die Regierung und das RKI? Dass diese doch endlich die tatsächliche, d.h. die faktische, Impfquote zu ermitteln hätten? Denn diese liegt bei Erwachsenen (nach Umfragen von infratest dimap und des RKI selbst) offenbar um 5 Prozentpunkte höher – dies entspäche ca. 3,5 Millionen Menschen! 3,5 Millionen Menschen, deren positiver Impfstatus nicht registriert ist. Dass muss man im digitalen Zeitalter ersteinmal hinbekommen.

Da die Impfquote nicht irgendeine Zahl ist, sondern DIE entscheidende Zahl in Bezug auf die Bekämpfung der Pandemie darstellt, hätte ich erwartet, dass jetzt alles daran gesetzt wird, diese Zahl zu ermitteln – auch durch medialen Druck. Ich hätte erwartet, dass dies als das benannt wird, was es ist: ein Skandal. Aufgrund dieser falschen Zahl werden Maßnahmen für notwendig erachtet, welche die Grund- und Freiheitsrechte der Bürgerinnen und Bürger in ungekanntem Maße einschränken und insbesondere Kinder und Jugendliche besonders hart treffen und getroffen haben.

Aber dies scheint kein Thema zu sein. Dies ist für mich vollkommen unverständlich. Starke Meinung, klare Ansagen, wenig information. Das liegt im Trend, keine Frage. Nun anscheinend auch in der Zeit. Verschwörungstheortkerinnen und -theoretiker werden sich bestätigt fühlen. – Dennis Lau

 

Da ist er wieder, der Pilz der Spaltung und Polarisierung, unterfüttert mit quer anmutenden Begründungen. Dass die Einschränkungen des öffentlichen Lebens als Schutz für die Ungeimpften gelten, muss man schon zweimal lesen, damit man sich beide Augen reiben kann ob dieser fast schon kafkaesken Volte. Letztlich zeigt diese, dass es den heilsversprechenden Impfbefürwortern langsam an soliden Argumenten fehlt (die längst überfällige Auseinandersetzung mit Kritikern der aktuellen Impftechnik und vor allem Impfpraxis läßt die ZEIT bis heute vermissen).

Vielleicht hätte Herr Schieritz vorher den in derselben Ausgabe erschienenen klugen Artikel von Florian Illies lesen sollen, dann hätte es ihm – möglicherweise – gedämmert, in welch trüben Gewässern er mit seiner nach wie vor polemischen, fachlich wenig fundierten Art fischt.

Aber Herr Illies vertritt ja nur die Kultur, und die scheint uns wieder einmal abhanden zu kommen, was beide Artikel auf ihre je eigene Art thematisieren. Ersterer mündet denn auch konsequent in eine paternalistische Drohgebärde während Herr Illies profund aufzeigt, wo wir in ein paar Jahren sein könnten, wenn uns echte Toleranz, Mitmenschlichkeit und gegenseitiges Zuhören abhanden kommen. – Bernhard Joerg

 

So einfach also ist das. Die Ungeimpften sind schuld an den überlasteten Krankenhäusern. Sie sind bequem, verantwortungslos, wurstig, weil geistig verdreht. Warum ist der Staat nur so ängstlich eine Impfpflicht zu beschließen! Was für ein Glück, dass ein bekannter Virologe vor kurzem mal nicht nur von den Ungeimpften spricht. Er sieht das Probem vor allem darin, dass Geimpfte möglichst schnell noch einmal geimpft werden sollten. Es müsste niederschwellige Testangebote für die Menschen geben, die wirklich gefährdet sind und es müsse der Pflegenotstand gesehen und behoben werden.

Zur Impfpflicht: Der Europarat, als führende europäische Menschenrechtsorganisation, forderte im Januar in seiner Resolution zur Corona-19-Impfstrategie auf, dass die Impfung nicht verpflichtend ist. Niemand soll pollitisch, sozial oder in anderer Weise dazu gedrängt werden. Niemand soll dafür diskriminiert werden, dass sie/er nicht geimpft ist, ob dies nun aufgrund gesundheitlicher Risiken der Fall ist oder weil jemand nicht geimpft werden möchte. Ich bin sehr erleichtert und dankbar, wenn bald Tot- und Proteinimpfstoffe in der EU zugelassen werden. Hier vertraue ich auf altbewährte wissenschaftliche Standards.

Die Zulassungen erfolgten bisher durchschnittlich nach zehn bis zwölf Jahren, bei neuartigen Impfstoffen konnten es auch bis zu 20 Jahren sein. Hatten am Ende die Vakzinologen bisher die Befürchtung, den Geimpften würden dann doch noch nach zehn Jahren zwei Köpfe wachsen? Und wenn ich dann geimpft bin, gelte ich dann wieder als engagiert, verantwortungsvoll und klar denkend. – M. Seufert

 

Schon einmal hatten wir unser Abo gekündigt, Ihnen dann eine zweite Chance gegeben und stehen nun wieder davor uns so maßlos zu ärgern, dass wir auf die Lektüre der ZEIT keinen Wert mehr legen. Ein Beispiel (von mehreren): In der Ausgabe 44 vom 28.10. verbreiten Sie auf der Titelseite (Mark Schieritz) nur wieder Allgemeinplätze über das Impfen gegen Covid, die man überall hören und lesen kann. Und dann noch auf unterstem Niveau: „… keine Langzeitfolgen … niemand muss fürchten, dass ihm in ein paar Jahren infolge der Impfung ein zweiter Kopf wächst.“

Man findet keinerlei Informationen über vorhandene Medikamente, die ausgesprochen gut helfen bei einer Corona-Erkrankung; keinerlei Informationen über alternative Impfstoffe, hergestellt mit toten Viren, die es auch noch gibt; keinerlei auch nur im Ansatz kritische Auseinandersetzung mit den tatsächlich vorhandenen Impfnebenwirkungen….. nur die ewige Gebetsmühle und das gleiche Narrativ wie überall! Dann propagieren Sie auch noch den Impfzwang und behaupten, dass der nicht totalitär wäre, sondern ein Wesensmerkmal einer repräsentativen Demokratie sei!

Das ganze liest sich wie Regierungspropaganda aus vergangenen dunklen Zeiten. Darauf können wir verzichten. Wir wollen eine Zeitung, die sich nicht einseitig-oberflächlich, sondern gründlich und vor allem auch differenziert auf wissenschaftliche Erkenntnisse beruft. – Liesel + Fritz-Martin Gutbrod

 

Ich habe ein 4-wöchiges Probeabo ihrer Wochenausgabe erhalten. Nachdem ich auf der Titelseite (Ausgabe Nr 44) den Artikel von Mark SCHIERITZ mit dem Titel „Es ist wieder da“ gelesen habe, habe ich beschlossen, die Zeitung sofort in den Altpapiercontainer zu geben. Ich verzichte gerne auf weitere Exemplare ihres Mediums. Eine noch unseriösere Darstellung über die Covid Impfung ist kaum mehr möglich. Inzwischen sollte auch den eingefleischten Impfbefürwortern klar werden, dass das dzt zur Verfügung stehende Impfserum alles andere als wirksam ist.

Wenn nur wenige Monate nach Beginn der Impfungen, sowie in Österreich bekannt, in Krankenhäusern mehr als 50 % Geimpfte behandelt werden müssen und so wie in Tirol 75 % der an Covid Verstorbenen Geimpfte sind, müsste es wohl langsam dämmern. In Österreich haben wir über 70% der über 12-jährigen Geimpfte, davon 95% der über 65-jährigen und besonders Gefährdeten, und trotzdem haben wir eine doppelte Inzidenzzahl als vor genau einem Jahr. Die Ausbrüche in Altheimen und auf 2G Partys steigt rasant. Eins sachliche und seriöse Berichterstattung sieht anders aus! In unserer Familie kommt keine „Zeit“ mehr auf den Tisch, soviel sei klar! – Josef REHRL

 

Da es mir nicht möglich ist, Ihr Blatt zu kündigen und auch meine Aufforderung die Zustellung zu unterlassen keinen Erfolg bringt, segelt regelmäßig die Propagandamaschine bei mir ein und erzeugt salopp gesagt Brechreiz. Neustes Beispiel der Aufmacher von Mark Schieritz. Bekommt die Zeit oder einzelne Autoren eventuell extra Geld für solche Artikel? Nicht, dass es das entschuldigen würde! Die Verbreitung von Lügen… Weil die Impfung nicht vorangeht, steigen die Corona Zahlen… schon in der Überschrift ist eine Zumutung für jeden aufgeklärten Bürger. Pandemie der Ungeimpften! Aber letztlich haben Sie sich entschieden, auf welcher Seite Sie stehen, Herr Schieritz,… und viele andere Heßlings dieser Zeit. – Silke Schoepe

 

Ich bin doch sehr überrascht, dass sich eine renommierte Zeitung solch plumper und unreflektierter Aussagen bedient. Das steht den sozialen Medien oder manchen 3.klassigen Provinzblättern in nichts nach. Nur weil den geimpften nach einem Jahr kein zweiter Kopf wächst, schließt man daraus, dass keine Langfristfolgen aus der Impfung zu erwarten sind? Was ist denn das für eine absurde Schlussfolgerung? Es ist kein Mythos sondern ein Faktum – wenn vom Fehlen vom Wissen über Langzeitfolgen gesprochen wird. Es gibt andere Wissenschaftler, die sehr wohl eine andere Auffassung darüber haben. Aber darüber wird nicht berichtet.

„Es droht eine Pandemie der Ungeimpften“ – nun ja. Vielleicht war bis zum Redaktionsschluss noch nicht bekannt, dass das RKI für letzte Woche etwas ganz anderes meldet. Was gibt es denn über den Abbau der Intensivbetten zu berichten und über den Betrug im Zusammenhang mit der Meldung von belegten Betten, um Hilfsgelder abzukassieren? Das passt doch gerade in die Zeit, nachdem jetzt überall eine hohe Auslastung gemeldet wird. Ja. Es ist ein Dilemma der Deutschen Corona-Politik. Eine Zahlensuppe aus der jeder nur das hervorholt, was zu seinem Vorteil gelangt. Die Vorstellung, einer Bevölkerungsgruppe die Benutzung von Bahn und Bus zu verwehren, ist grotesk.

Sowie auch der misslungene Versuch, dies als nicht totalitär darzustellen, weil klare Ansagen ein Wesensmerkmal einer repräsentativen Demokratie seien. Das ist dann doch ein eigenartiges Demokratieverständnis. Dieser Artikel ist Ihrer Zeitung nicht würdig. Von einer angesehenen Zeitung darf man mehr erwarten als einen Beitrag zur Panikmache und Spaltung der Gesellschaft. – Bernd Wachendorf

 

Diktatur der Ungeimpften beenden! Die Sieben-Tage-Inzidenz der Geimpften liegt derzeit bei 50, die der Ungeimpften bei 450! Auf den Intensivstationen liegen 90 Prozent Ungeimpfte und strapazieren die Kräfte und Nerven der Ärzte, Krankenschwestern und Pflegekräfte, nur weil sie bisher eine Impfung verweigert hatten. Die Minderheit der Ungeimpften, die sich allen wissenschaftlichen Erkenntnissen verwehrt, diktiert der großen Mehrheit der Geimpften (ca. 67 %) für die kommenden Wintermonate er-neut deutliche Einschränkungen und Risiken. Können wir die Diktatur, die die Ungeimpften aus-üben, weiter so hinnehmen?

Das derzeitige Handlungs-Vakuum bei der Politik führt dazu, dass die vierte Welle voll auf die Gesamtbevölkerung hereinbricht. Es ist höchste Zeit, auf den Ärztepräsidenten Klaus Reinhardt zu hören, der sich für G 2 für Gastronomie, Museen oder Theater ausspricht, also nur für Ge-impfte oder Genesene, und der für alle Arbeitsplätze eine verbindliche G 3-Regelung wie in Österreich und in Italien fordert. Handeln und nicht zögern ist dringend erforderlich! – Dr. Thies Claussen

 

Wollen Sie ab sofort die Krankenhäuser abwägen lassen, ob ein Patient „Ressourcen verbrauchen“ darf oder nicht? Muss dann ein Lungenkrebspatient, der jahrzehntelang starker Raucher war, einem Impfverweigerer vorgezogen werden? Eine solche Abwägung ist unsinnig und führt ganz schnell weg von einem freiheitlichen Rechtsstaat in die totalitäre Überwachung. Zu unseren Freiheitsrechten muss gehören, dass der eine sich zu Tode rauchen darf, der andere eine Impfung für sich ablehnen kann. Und um beider Leben muss sich unser Gesundheitswesen im Ernstfall kümmern.

Es ist ein Unterschied, ob unsere Volksvertretung beschließt, Verkehrsverstöße mit höheren Bußgeldern zu ahnden, oder die Bürger zum Impfen zwingt. Das Bußgeld für einen Verkehrsverstoß kann ich bezahlen oder mein strafbares Verhalten beim Autofahren ändern; im Falle des Impfzwangs greift der Staat massiv in mein Persönlichkeitsrecht ein, ein Eingriff, dem ich nicht ausweichen kann (außer durch die Aufgabe meines Arbeitsplatzes) – das ist totalitär und kein „Wesensmerkmal einer repräsentativen Demokratie“.

Die Hysterie dieses (Leit!-)Artikels in der liberalen ZEIT überrascht mich. Ich rate zu mehr Gelassenheit und Abrüstung. Dass 66 Prozent der deutschen Bevölkerung (freiwillig!) vollständig geimpft sind, ist eine große Leistung eines freiheitlichen Landes. Hat der (unangemessene) Eifer des Autors etwas damit zu tun, dass er sich nicht ganz freiwillig impfen hat lassen und jetzt alle Nicht-Geimpften unters Joch zwingen will? Er sollte sich beruhigen: die Einschränkungen, mit denen die nicht Geimpften leben müssen (gesellschaftlicher Rückzug und/oder selbst bezahlte Tests), sind einschneidender als diejenigen, mit denen er als (vermutlich) Geimpfter (freiwillig?) lebt. Haben wir noch ein bisschen Geduld und legen wir nicht die Axt an unsere freiheitliche Grundordnung! – Michael Beck

 

Etwas stört mich an Ihrem Leitartikel. Er nährt den Ärger und sucht mit unscharfen Argumenten nach Schuldigen, nach Sündenböcken. Zur Findung einer gesamtgesellschaftlich getragenen, angemessen Reaktion auf die erneute Infektionswelle wird er wenig beitragen. Statt dessen nährt Ihr Beitrag autoritäre Empfindungen und ignoriert somit eine Grundbedingung für Demokratie, miteinander zu reden statt sich wechselseitig zu befehligen. Sie stellen die Regierenden als Konfliktscheu dar und fordern „klare Ansagen“. Eine klare Ansage gibt es zumindest. Die Zusage, dass es keinen gesetzlichen Zwang zur Impfung (Impfpflicht) geben wird.

Das mag diskussionswürdig sein, ja, diese Ansage könnte sogar zurückgenommen werden. Das aber muss gut begründet sein, denn wo das Wort nicht mehr gilt, wo Vertrauen nicht mehr wirkt, ist der demokratische Zusammenhalt gefährdet. Was wäre eine solide Begründung dafür, jetzt eine gesetzlich verordnete Impfpflicht einzuführen? Wir sehen Impfdurchbrüche und wissen, das auch Genesene und Geimpfte das Virus weitertragen können (siehe auch: Christina Berndt, SZ- online vom 29.Oktober; Nike Heinen, Zeit-online vom 1. Nov).

Eine Herdenimmunität, ein Verschwinden des Virus wird es daher so schnell nicht geben. Zack, impfen, und gut ist, diese Annahme ist ein Trugschluss. Und sie nährt zu hohe Erwartungen. Ohne Rücksichtnahme und Einschränkungen wird es nicht gehen. Das ist frustrierend. Braucht der Frust jetzt Schuldige, Sündenböcke zum abreagieren? Von einer „Pandemie der Ungeimpften“ zu sprechen erweckt den Eindruck, die Geimpften hätten mit der Pandemie nichts mehr zu tun. Die Überlastung von Kliniken, das mögliche Verschieben von Operationen wird den Ungeimpften angelastet, wobei schon vor der Pandemie das Gesundheitspersonal „am Rad gedreht“ hat.

Ein Virus interessiert sich nicht dafür, welche Gesundheitspolitik ein Staat betreibt. Wirtschaftlich effizient zu sein, die maximal mögliche Leistung von den Mitarbeiter abzuverlangen, dass rächt sich spätestens dann, wenn noch eine Belastung hinzu kommt. Das ist ein Fehler, für viele leidvoll und teilweise tödlich, den wir als Gesellschaft zu verantworten haben. Dies mit keinem Wort zu erwähnen und als „Verursacher“ jetzt lediglich auf die Gruppe der Ungeimpfen zu verweisen, das ist doch kein Wesensmerkmal von Demokratie, sondern die Methode der Verantwortungsleugnung in Form von Schuldzuweisung.

„Die Ungeimpften“ gibt es nicht. Vor einigen Monaten wurden in der ZEIT die Argumente von Ungeimpften vorgestellt. Vielfältige, individuelle, zum Teil sehr persönliche Begründungen waren dort zu lesen. Das ist keine homogene Gruppe von Menschen. Sie wählen, mit dem Verweis auf den Fußballprofi Kimmich, eine Überzeichung in`s Lächerliche (keine Furcht, dass einem ….ein zweiter Kopf wächst), um zu zeigen, was Sie von den Ungeimpften halten. Sie wählen eine Überzeichnung, um diese Menschen lächerlich erscheinen zu lassen. Das ist doch Bild-Zeitungsstil, um anzuprangern und ein Sündenbockdenken zu bedienen.

Wissenschaftlich kann durchaus alles klar sein. Trotz „der Kraft der großen Zahlen“ (Marko Buschmann, FDP, bei Anne Will am 31. Oktober), müssen diese auch verstanden werden. So können auch politische Entscheidungen, selbst wenn sie auf eindeutigen wissenschaftlichen und juristischen Fakten gründen, selbst von Fachleuten (Ärzte) als „falsches Signal“ verstanden werden. Was ist Fakt, was Signal, was ist die Botschaft und welche Bedeutung könnte sich entfalten? In diesem „Dickicht“ der Kommunikation agiert der Journalismus. Oder er könnte.

Ach ja, und die Absicht spielt eine wichtige Rolle bei dem was gesagt wird, und wie es gesagt wird. Ich unterstelle Ihnen gute Absichten, also, dass Sie dazu beitragen wollen, dass wir(!) die Pandemie meistern. Wie Sie aber (auch) verstanden werden können, darüber sollten Sie vielleicht noch einmal nachdenken. – Jürgen Pilz

 

Eigentlich kann ich nur wieder beginnen, wie ich es schon im August tat. Warum um alles, kann ein so lalliger Artikel, wenn auch aus dem Bereich „Meinung“, erneut auf der Titelseite so einer großen Wochenzeitung erscheinen? Nicht dass Herr Schieritz schon in der Überschrift eine lächerlich verstörende Verbindung zum Roman von Timur Vermes schafft, nein, Herr Schieritz baut wieder längst überkommene und falsche Informationen in seinen Text ein. Besonders lustig ist hierbei, dass er seine Aussagen vom August teilweise relativiert. Das aber ohne es zu benennen. Letztlich stört mich erneut der super lockere, flapsige, besserwisserische Ton .

Das Gipfelt in „ … ihm in ein paar Jahren kein zweiter Kopf wächst.“ Nö, ’n zweiter Kopf wird wohl keinem wachsen. Vielleicht aber eine Thrombose, die ganz vielleicht zum Hirnschlag führt. Dann wäre der zweite Kopf von Vorteil. Eine zweite Korrektur ihrer Titeltexte dagegen wäre total supi und würde der ZEIT helfen ihre Leser zu behalten. Weiter sind mit nichten nur die Ungeimpften das Problem, sondern, wie sich ja herausstellt, das mutierte Virus in Wechselwirkung mit dem sehr, sehr genau wirkenden mRNA Impfstoff. In meinem Bekanntenkreis sind alle doppelt geimpft, wie ich. Es gibt allein bei diesen Personen weit über 30% die einen Impfurchbruch erleben mussten.

Aber darum geht es im Grunde auch nicht. Es sind einfach komische Sachen, die Herr Schieritz zusammen mixt, wie es die auf der anderen Seite der Impfung auch tun um Stimmung zu erzeugen — aber eben nicht um zu informieren. Vollkommen falsch ist hingegen, dass es ein Mythos ist, dass es keine Langzeitstudien gibt. Es gibt keine. Kann keine geben, da „Langezeit“ eben bedeutet dass über lange Zeit eine Studie betrieben wird. Diese Zeit gab es bisher nicht. Folglich — keine Langzeitstudien. Das ist nicht wegzuschreiben. Im Nachgang an den Satz mit dem zweiten Kopf schreibt Herr Schieritz, dass es Kurzzeitfolgen gibt, die erst später entdeckt werden — ich bitte Sie — zwei Zeilen vorher behautet er das Gegenteil.

Mit Langzeitfolgen sei nicht zu rechnen (der zweite Kopf) aber mit Kurzzeitfolgen, die erst später entdeckt werden? Ja, was sind denn das für witzige Kurzeitfolgen, die erst später, wie viel später (lange später?) „entdeckt“ werden? Langzeitfolgen, vielleicht ;-) Zum Schluss kommt Herr Mark Schieritz auch noch auf die Idee eine art Drohung auszusprechen, an die Ungeimpften. Er geht dabei davon aus, dass die geimpften die Ungeimpften schützen würden, was ja nicht der Fall ist. Das war im August bereits bekannt. Dennoch kann er sich nicht zurückhalten und will erneut Menschen, die nicht seiner Meinung sind beschuldigen für zusätzlich Kosten und Gefahren für die Gesellschaft verantwortlich zu sein und, dass Leute wie er, die die Guten sind, diese Leute nicht mehr lange „schützen“ werden.

Total Ausfall, was das Verständnis von einer freiheitlichen Gesellschaft betrifft, finde ich. Das Jonglieren mit den Prozentwerten, die das RKI selbst in Zweifel zog und zeiht ist auch nicht grade glücklich und untermauert weder, dass die Unwilligen schuldig sind, noch dass überhaupt zu wenige geimpft sind. Will man einen solchen Zusammenhang herstellen, muss das auch sitzen und nicht mit so wenig aussagekräftigen Zahlen versucht werden. Wir werden mit dem Virus leben müssen. Geimpft, ungeimpft, ganz egal. Wir werden das hinbekommen. Geld ins Gesundheitssystem stecken, statt in Bankenrettung. Menschen die sich kümmern ordentlich bezahlen.

Nachdenken, vor man was raushaut auch auf Titelseiten. Schwubs wird das schon. Bin mir sicher :-) BTW Ich lasse mich morgen gegen Grippe impfen. Etwas was andere selten tun, auch wenn schon oft die Intensiv voll mit Grippekranken waren. Lässt sich Herr Schieritz auch gegen Grippe impfen um andere, ältere vor Grippe zu schützen und damit ggf. Betten auf den Intensivstationen freizuhalten? Möglicherweise für Leute mit Impfdurchbruch bei Cov-19? Die hätten es ja verdient ein Bett zu bekommen, oder ist das dann halt Pech, wenn ein Grippepatient das Bett wegschnappt?

Letztlich: Ein derartig wirrer Text wie der von Herrn Schieritz mag in den sogenannten sozialen Medien „reichen“. Auf der Titelseite einer Wochenzeitung vom Format der ZEIT — ne, oder? Zusätzlich: Heute haben wir ein All Time High bei den Neuinfektionen. Das war abzusehen. Ein Artikel auf der ZEIT Titelseite, könnte auf solche Entwicklungen eingehen, auch wenn er am Mittwoch geschrieben wurde. – Ralph du Carrois

 


 

 

Leserbriefe zu „»Es wäre ein Fehler, ihm seinen Wunsch zu erfüllen«“ von Joseph E. Stiglitz und Adam Tooze

 

Besten Dank für die aufschlussreichen Gedanken von J. Stieglitz und A. Tooze zur FDP und ihrer Finanzpolitik („Anhäufung konservativer Klischees“)! Die Gestelzheit und Arroganz des Herrn Lindner gepaart mit Ignoranz gegenüber notwendigen steuerlichen Maßnahmen und einem leistungsfähigen Staat sind schwer erträglich. Für die Bewältigung aller immer wieder genannten Probleme braucht es eine Kraftanstrengung, die nur durch die Bildung einer wirklich breiten Koaltion zu bewältigen ist.

So sollten sich Grüne / CDU / SPD zu einer Koalition der Willigen zusammenschließen. Ich sehe in der CDU deutlich mehr Gestaltungswillen und Veränderungsbereitschaft als bei den Freien Demokraten. Deutschland sollte diese Reiche-und-Raser-Partei auf die Oppositionsbänke schicken. – Martin Meier-Stier

 

Klar, die linksliberale Zeitung, die Zeit, Sie, findet jemand der den Wirtschaft-Liberalen Christian Lindner verhindern will. Dieser Jemand ist Josef Stiglitz, Nobelpreisträger. Seine Argumente sind aber seidenweich: Lindern würde mit den Methoden der 90 arbeiten wollen: Zu Deutsch: Eine solide Haushaltspolitik verfolgen und dem Staat bestenfalls als Enabler aber nicht als Unternehmer sehen. Genau an diesem Punkt wird offenkundig, das Josef Stiglitz der ewig Gestrige ist. Nirgendwo und zu keiner Zeit hat der Staat als Unternehmer getaugt. Staatliches Unternehmertum muss grundsätzlich an Ihrer Unfähigkeit scheitern, der Unfähigkeit die Breite der Bedürfnisse der Konsumenten abzubilden:

Marktwirtschaftliche Mangelbeseitigungswirtschaft ist stattdessen das Mittel der Wahl. Ob es einen Mangel gibt bestimmt die Nachfrage der Konsumenten und nicht ein paar staatlich Funktionäre und – wie und ob dieser Mandel beseitig wird bestimmen Unternehmer den diese wissen auch wie. Die Aufgabe des Staates ist für übergeordnete Ziele z.B Klimaschutz lösungsinvariante Leitplanken für wirtschaftliches Handeln aufzustellen z. B. durch steuerliche Anreize, mehr nicht. Beispiel Klimaschutz: Die CEOs unseres Landes sind sich einig: Die Aufwendungen für die Transformation in die CO2 Vermeidung muss zu 85% privat finanziert werden. Der Staat ist da weitgehend außen vor.

Der Staat hat auch keine Ahnung wie das Ziel im Detail zu erreichen ist. Die Inkompetenz ist unübersehbar. Er muss für klare Rahmenbedingungen sorgen und nicht selbst als Unternehmer auftreten, dem Markt über Steuern Kapital entziehen, es an sich reisen. Letzteres wollen Linke, z.B Habeck. Er ist daher der Ungeeignete, der Anti Demokrat mit seinem Veto Ministerium. Er sollte das tun was er kann: Kinderbücher schreiben. Herr Stiglitz sollte sich in den Ruhestand begeben und nicht länger die staatsgläubigen überall gescheiterten Konzepte immer und immer wieder auftischen. Sie werden dadurch nicht richtiger. – Georg Schwojer

 

Der nächste deutsche Finanzminister muß ein Global Leader, mindestens ein European Leader, werden. Einen Technokraten, der freie Märkte fördert, der staatlicher Regulierung massiv mißtraut, und dessen liberales Freiheitsverständnis den egoistischen Bedürfnissen des Individuums regelmäßig den Vorzug gibt gegenüber den Erfordernissen des Kollektivs, darf nicht der nächste deutsche Finanzminister werden. Wer im Zweifel für Wettbewerb und gegen Solidarität ist und in seiner gesamten politischen Karriere bisher wenig emotionalen Bezug zu Menschen, Tieren und Natur gezeigt hat, der darf zwar Vorsitzender einer Feudalen Demokratischen Partei sein, aber bitte nicht der nächste deutsche Finanzminister werden.

Christian Lindner sticht durch rhetorische Brillianz und analytische Schärfe genauso hervor wie durch eine gewisse Kaltherzigkeit und Ignoranz gegenüber der von Menschen und Wirtschaftsunternehmen gemachten planetarischen Zerstörung. Christian Lindern ist kein Global Leader beim Kampf gegen den Klimawandel, genau so wenig ist er ein European Leader für staatliche Investitionen gegen den Klimawandel. Für den nächsten deutschen Finanzminister ist das zu wenig.

Wenn er Technologie und Innovationen voranbringen möchte und wenn er zur Abwechslung einmal praktische Verantwortung übernehmen möchte, dann sollte er für Deutschland und Europa die notwendigen Rahmenbedingungen und Impulse für die digitale Aufholjagd, geführt aus einem Digitalministerium mit Digitalminister Linder, auf den Weg bringe. Technologieentwicklung und Innovationen sind hier dringend erforderlich. Auch dafür bräuchte er sein Stammklientel aus der Wirtschaft. Ggf. gibt man ihm dafür auch noch das Wirtschaftsministerium.

Eigentlich günstige Voraussetzungen. Und Digitalisierung ist nach Klima zweifellos die nächste Großbaustelle in Deutschland. Für ein Wirtschafts- und Digitalministerium unter Führung von Lindern gäbe es aktuell noch nicht einmal nennenswerten oppositionellen Gegenwind zu überwinden. Und sollte es Linder dann noch gelingen, Deutschland tatsächlich aus dem heutigen digitalen Elend herauszuführen und Anschluß zu finden, an einen world-state-of-the-art, wer weiß, dann stünden Lindner ggf. sogar weitere Karriereschritte in einem europäischen oder globalen Kontext offen. Digitalisierung 1st – Bedenken 2nd. Dafür muß Lindner aber bereit sein seine eigene Komfortzone zu verlassen. Ist er schon so weit ? Wir dürfen gespannt sein. – Hans-Jörg Glaß

 

Dear Sirs, today I read in various press reports your accusations addressed to Christian Lindnder, FDP, the prospective finance minister of Germany. I have to say that these come quite close to discrediting his person. Neither do you fully explain why you come to believe that he being in this position might do great harm, nor do you seem to have any deeper understanding of the German history and the functioning of the German economy.

I would say that you abuse your position – as having been awarded with the Nobel Prize – to interfere in the matters of a foreign country. It is highly unfair to use your standing in order to get media attention. I suspect that you were probably encouraged by people who definitely do not want to see Mr Lindner in this position. Who approached you? Who made the connection to the German paper ‚Die Zeit‘, which is undeniably on the left side. So please refrain from such imbalanced and unjustified interference! – Ulla Bengs

 

Nun ist Politik kein Wunschkonzert und die Erfüllung von Träumen haben in Kolaitionsverhandlungen auch auch nichts verloren. Doch auch Wirtschafts- wissenschaftler irren regelmäßig. Denn die Science an sich ist zwar erstrebens- wert, die praktische Umsetzung aber von einem anderen Kaliber. Ludwig Erhard, der Vater der Marktwirtschaft in Deutschland hatte gar kein Abitur. Seine Doctorprüfung legte er bei seinem Doktorvater auf einer Bergtour ab. Er verstand aber vom Funktionieren einer Wirtschaft etwas.

Heinrich Brüning, auch verschrien als „Hungerkanzler“ in der Weimarer Republik wollte die Inflation mit dem Beelzebub austreiben. Ganz wissenschaftlich. Es ging trotzdem schief. Karl Schiller empfahl seinen SPD-Freunden: „Genossen, lasst die Tassen im Schrank“. Genützt hat es ihm auch nichts. Will sagen: Wirtschaft funktioniert nie wie im Lehrbuch. Da kann auch ein inzwischen hinter den Ohren nicht mehr grüner Christian Lindner zum Rittmeister der deutschen Wirtschaft werden. Persönlich hat er es inzwischen im Kreuz. – Dr. Detlef Rilling

 

Joseph Stiglitz und Adam Tooze haben sich sehr konkret zu einer zukünftigen deutschen Finanzpolitik geäußert. Meines Erachtens nach sind Stiglitz und Tooze vor allem eins: Amerikaner. Sie haben spezifische Interessen, die sich von unseren unterscheiden können. Ich gehe davon aus, dass die genannten Ökonomen an der (auch in meinen Augen dringend notwendigen) Transformation der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit weltweit interessiert sind. Da die USA wenig ingenieurwissenschaftliches Know- How und keine so gut durchstrukturierte Wirtschaft haben, kann Deutschland Vorreiter sein.

Dann können andere Länder lernen und in der Wachstumskurve der dann neuen Produkte und Abläufe aufspringen und vielleicht daran ordentlich verdienen. So hat Deutschland sich die Solarbranche wegnehmen lassen, auch von Produktpiraterie zur Herstellung von Windrädern seitens der USA war vor einigen Jahren die Rede. Wenn dann in Deutschland oder der EU die Renten nicht mehr gesichert sind wegen Überschuldung, dürfte das für die USA nicht so wichtig sein.

Dann kann man noch besser am Mitbewerber vorbeiziehen. Wichtig sind m.E. SINNVOLLE Investitionen, für die die nötige Arbeitskraft und das nötige Know-How vorliegen. Das ist häufig der Flaschenhals. Weiterhin braucht es eine Fokussierung auf das wichtige Thema Nachhaltigkeit und keine neuen sozialen Wohltaten, um die SPD die retten. – Dr. Christiane Richard-Elsner

 

Deutschland muss aus einem ganz banalen Grund bei seinem restriktiven Kurs bleiben. Neue Schulden machen nur dann Sinn, wenn sie in produktive Hardware ( also nicht zugunsten des Konsums) umgemünzt werden können. Zwar herrscht kein Mangel an innovativen Zielen und Ideen, allein deren Umsetzung ist illusorisch. Nicht, weil in vielen Sparten Lieferengpässe bestehen, das wird sich in absehbarer Zeit wieder normalisieren. Der Flaschenhals ist die Bauwirtschaft. Sie arbeitet schon seit geraumer Zeit am Limit, angeblich fehlen 200000 Fachkräfte.

Was nützen die zukunftsträchtigsten Expansionspläne, wenn ein zusätzlicher, schuldengestützer Auftragsboom allenfalls die Preise anheizt ? Und die Baubranche steht pars pro toto für viele andere Zweige, die unter Fachkräftemangel leidet. Was Stiglitz und Tooze zudem aus ihrer amerikanischen Perspektive übersehen: Der Dollar ist die Leitwährung, nicht der Euro. Treasuries bleiben gefragt selbst bei einer für hiesigen Verhältnisse schon überbordenden Staatsverschuldung. – Christoph Schönberger

 

Es beschleicht den Durchschnittsbürger das Gefühl, dass die Koryphäen der Wirtschaftswissenschaft den klaren Blick auf einfachste ökonomische Grundgesetze verloren haben. Die beiden Wissenschaftler fahren scharfes Geschütz gegen die Haushaltsdisziplin der Deutschen und anderer mittel- und nordeuropäischer Staaten auf, sprechen von weltweitem Chaos, das die deutsche Haushaltsdisziplin angerichtet habe und dass diese Politik nichts anderes sei als eine Anhäufung konservativer Klischees. Europa sei in diesen Händen nicht mehr sicher.

Und warum? U.a. weil man damit nationalistischen Populisten in Italien in die Hände gespielt, die Herren Obama und Biden verärgert und somit Ansehen in der Welt verspielt habe. D.h. wenn Deutschland nicht die Spendierhosen anzieht, ist es genauso beliebt wie deutsche Touristen in Tennissocken und Sandalen. Sollen wir frohgemut die Schuldenmaschinerie und Geldpresse laufen und jegliche ökonomische Vernunft fahren lassen?

Ist das Prinzip, dass man langfristig nicht mehr ausgeben kann als man erwirtschaftet oder ansonsten den Offenbarungseid leisten muss, außer Kraft gesetzt? Haben wir da irgendetwas verpasst? Wenn das die neue Wirtschaftswissenschaft ist, die sich rein politischen Postulaten unterwirft, dann sehe ich für diese Fakultät ziemlich schwarz. – Uwe Reuter

 

Es handelt sich hier um Meinungen der Herrn Stiglitz und Tooze – durch Argumente kaum gestützt. Würde Habeck Finanzminister, hätte er einen starken Kontrahenten. Das gilt auch umgekehrt. Eine Erhöhung der Schulden in D und in der EU sehen die Herren lockerer. Für Digitaltechnologie und Hightech hat sich Lindner mit seinem Spruch „Digitalisierung first – Bedenken second“ nicht gerade qualifiziert. Wir müssen aufpassen, dass sich Facebook und ander US-Internetkonzerne sowie TikTok nicht noch mehr in die Handys unserer Kinder und Jugend, in die Universitäten und die politische Werbung hineinfressen.

Die Vorstellungen von einem METAVERSE mit VR-Brillen sind beängstigend. Wer weiß, ob die 10.000 von META unverbindlich für die EU angekündigten Arbeitsplätze nicht denen bei der Facebook-Polizei, der Bertelsmann-Tochter Arvato, ähneln, die nach nach verbotenen Inhalten forschen. – Gerhard Schroeder

 

Ein keynesianischer US-Ökonom wendet Argumente für kurzfristige Nachfrage-Stabilisierungspolitik an, ein britischer Wirtschaftshistoriker solche für notwendige Maßnahmen für CORO¬NA-Hilfen: Beides ist inadäquat für die anstehende längerfristig wirkende Ressourcenum-lenkung in neue Techniken.

Im ZEIT-Artikel „Chef sucht im Knast“ (Seite 24) wird das reale Problem deutlich: Die deutsche Volkswirtschaft hat ihre Probleme auf der Angebotsseite: Sie leidet seit Jahren nicht an chroni-scher Unterbeschäftigung, sondern an Facharbeitermangel für mindestens 25 Berufsgruppen: Key-nesianische oder gar lockere Geldpolitik gemäß der Neuen Monetären Theorie (NMT) ist dann Unsinn und produziert letztlich nur Inflation. Die Ablehnung von Herrn Lindner durch Stiglitz/Tooze ist deshalb unsinnig begründet!

Als Autor eines in vier Auflagen erschienen Lehrbuchs zu „Inflation“ sage ich: Falsche Anwendung der US-Rezepte! Längerfristig wird sich die gepriesene NMT als „New Monetary Trash“ (d.h. Müll) erweisen. Apply new monetary trash, the sooner there will be the crash! Ohne disziplinierte Haushaltspolitik wenigstens einiger EU-Staaten wäre der Euro längst zu einer Weichwährung verkommen! Viele Millionen EU-Bürger wünschen sich einen Finanzminister, der dies weiß! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Zu dem Beitrag in der 44. Ausgabe der Zeit auf Seite 2 : „Es wäre ein Fehler, ihm seinen Wunsch zu erfüllen“ von Joseph E.Stiglitz und Adam Tose mit dem Hinweis, das Christian Lindner als Finanzminister ungeeignet wäre, kann ich nur sagen: DANKE. Ich könnte noch viel mehr dazu schreiben, aber mein DANKE drückt letztendlich alles dazu aus. – Thomas Rudnick

 

Wenn ich in dem merkel-haft vage und verschlungen formulierten Artikel die Kernaussage zu extrahieren versuche, dann treibt die Autoren die Sorge um, dass in der Nach-Merkel-Ära deutsche Steuergelder nicht mehr üppig genug jenseits der Landesgrenzen ausgegossen werden könnten (dies in nur einem Satz). Es folgt dann die Standardbegründung: Deutschland wäre ja der Hauptprofiteur des Binnenmarktes. Doch wer oder was die anderen EU-Länder hindert, im gemeinsamen, offenen Binnenmarkt ebensolche Hauptprofiteure zu werden, das scheint den klugen Autoren unbedeutend (oder unbekannt?) zu sein. – Ernst Kaffanke

 

Ob es nun ein Christian Lindner (FDP) oder ob es ein Robert Habeck (Grüne) macht, darauf kommt es mir überhaupt nicht an, einfach machen heißt die Devise! Dieses endlose um den „Heißen-Brei-Gerede“, auch als Sondierungen oder jetzt als Verhandlungen bekannt, das soll-te ganz schnell beendet werden. Mir wäre es im Augenblick viel wichtiger, dass dieser „Drei-er-Klub der auserwählten Gewählten“ endlich mit dem Regieren anfangen würde. Stoppt diese Frau Merkel (Nochkanzlerin), die von Gipfel zu Gipfel in der Welt umherreist, und zwischen-durch auch noch beim Papst die Beichte ablegt! Schluss und aus, hinfort mit diesen ab- und weggewählten Unions-Köpfen, andere Köpfe sollen jetzt mal ran, um einfach nur eines zu tun: „regieren“! – Klaus P. Jaworek

 

Die Autoren wollen zeigen, dass Christian Lindner als Bundesfinanzminister ungeeignet ist. Hierzu halten sie ihre eigenen finanzpolitischen Vorstellungen Lindner entgegen. Drei Argumente lassen sich hier ausmachen. Erstens wolle Lindner die Haushaltsdisziplin in der EU durchsetzen, die „ein Minderheitsbündnis von Nordstaaten einer Mehrheit der europäischen Wählerschaft zwangsverordnet“. Die Autoren halten dagegen, dass Europa eine „gemeinsame Haushaltspolitik“ brauche. Das bedeutet, es soll eine gemeinsame Schuldenpolitik geben, bei der ein Land für das andere Land die Schulden mitträgt. Außerdem würde es eine gemeinsame Steuerpolitik bedeuten, d.h. die Steuern werden nicht mehr oder nur teilweise von den Nationen erhoben, sondern von der EU.

Beides soll dazu führen, dass es nicht mehr explizite Nettozahler und Nettoempfänger unter den EU-Staaten gibt. Dadurch können dann die Nettozahler den Nettoempfängern auch keine Bedingungen mehr für Geldtransfers machen, indem sie eine striktere Haushaltspolitik des Nettoempfängers fordern oder Strukturreformen des Landes. Haushaltsdisziplin gilt dann nur noch für die EU-Ebene insgesamt mit riesigen Transfers zwischen den Ländern. Da hier das Haftungsprinzip ausgeschaltet wird, dass derjenige, der die Schulden macht, sie auch verantworten muss, führt das in einen riesigen Schuldenberg.

Zweitens gelte, dass eine nachhaltige Politik nicht nur auf die Höhe der Schulden achten soll, wie Lindner unterstellt wird, sondern auch auf die Höhe des Bruttoinlandsproduktes. Gemeint ist damit, dass eine lockere Schuldenpolitik auch das Wachstum der Wirtschaft befördern würde. Es gibt prominente Studien, die das Gegenteil zeigen. Gerade Länder mit hoher Verschuldung haben ein geringeres Wachstum. Mehr staatliche Schulden bedeuten nicht mehr Wohlstand. Griechenland ist ein warnendes Beispiel für das, was mit einem solchen Land passiert.

Das dritte Argument ist, wir lebten in einer neuen Welt. Alles sei anders seit der Finanzkrise und anderen Krisen. Nur große staatliche Investitionen, die durch hohe Verschuldung und Missachtung der Maastricht-Kriterien zu erreichen seien, wären die Lösung. Dieser tiefsitzende Glaube, dass schuldenfinanzierte Staatsinvestitionen die rettende Maßnahme sind, zeigt den keynesianischen Ansatz der Autoren. Nur war sich Keynes selbst im Klaren darüber, dass diese Schulden in guten Zeiten auch wieder zurückgezahlt werden müssen (antizyklische Fiskalpolitik). Das hat nur nie funktioniert, da Regierungen immer neue Gründe finden, den einfachen Weg der Schuldenfinanzierung und der Belastung zukünftiger Generationen zu gehen.

Das jüngste Beispiel ist der Vorschlag, die Aussetzung der Schuldenbremse wegen der Corona-Krise noch schnell zu nutzen, um weitere Schulden für den Umweltschutz und die Digitalisierung aufzunehmen. So ging das seit Anbeginn der Bundesrepublik Deutschland und erst die Schuldenbremse hat zu einem Abbau des Schuldenberges geführt. Die Schuldenbremse lässt hohe Schulden in temporären Krisen zu, alles andere sind langfristige Staatsaufgaben, die durch Steuern und Ausgabenumschichtung (z.B. Subventionen überprüfen) finanziert werden sollten. – Prof. Dr. Robert Fenge

 

Ein höchst ergärlicher Artikel der beiden Professoren und Besserwisser aus den USA, der lediglich rudimentäre Kenntnis über Europa und Deutschland zu erkennen gibt. Unverständlich, warum die ZEIT dafür ein solches Forum zur Verfügung stellt. Eine Gegenrede zu diesem Beitrag wird für die Leserschaft der ZEIT nicht erforderlich sein und würde auch zu lang ausfallen. J.E. Stiglitz würde sicherlich für diesen Artikel weder einen zweiten Wirtschaftsnobelpreis noch einen Pulitzerpreis erhalten. – Klaus Grasenick

 


 

 

Leserbriefe zu „Wo bleibt die Liebe, wenn der Hass kommt?“ von Florian Illies

 

Die Zeit der hasserfüllten BILD-Schlagzeilen in den 60er und 70er Jahren, die nicht unwesentlich zum RAF-Terrorismus beigetragen haben, die Allianzen zwischen (lin-ken) Anhängern der PLO und deutschem Antisemitismus im Streit um den 67er und andere Nahostkriege und vieles mehr zeigen, dass Liebe und Hass auch in der Bundes-republik schon immer nebeneinander existierten. Spätestens nach der Lektüre Erich Fromms hätten Sie wissen können, dass Liebe und Hass demselben Affekt zuzuordnen sind.

Insofern eigentlich fast banal, dass immer beides in unterschiedlichen Mi-schungsverhältnissen in die Öffentlichkeit drängt… Mit neu fabrizierten Schlagworten wie „Die Polarisierung der Gegenwart“ , „Liebe in Zeiten des Hasses“ usw. werden Sie den Ausprägungen, Höhen und Tiefen der Liebe nicht näher kommen. Es ist gut, dass Sie den Lesern der ZEIT das Niveau demonstrieren, auf dem Ihr neuestes Buch ange-siedelt ist: Klatsch und Tratsch der 20er und 30er Jahre. So brauche ich es nicht zu kaufen. – Jan Blaß

 

„Mein Gott, was für ein Schmonzes!“ war der innere Ausruf nach der Lektüre. Etwas später dann, mehr reflektiert: in welcher geistigen Not, welchem Zustand der Hilflosigkeit, muss man sich befinden, wenn einem am Schluß nichts mehr übrig bleibt als der Ruf nach mehr Liebe unter den Menschen. Versuchen wir mal die Sache vom Kopf auf die Beine zu stellen: „Wir müssen den Hassenden eine Gegenerzählung bieten“, wird Alexander Kluge zitiert und das wäre ja in der Tat nicht schlecht, nur fürchte ich , daß das den zeitgenössischen Intellektuellen genauso wenig gelingen wird, wie damals Kästner, Tucholsky und anderen.

Denn es müsste nicht nur eine Erzählung für das untere Drittel der Gesellschaft sein, sondern reale Verbesserungen ihrer Lebens- und Gefühlssituation. Und das klingt jetzt verdammt nach Sozial- und Beschäftigungspolitik, nach Einwanderungspolitik, nach Bildungspolitik. Und nicht nach Prosa! Aber, und da bleibe ich in Illies‘ Bild: es geht sowohl in „Fabian“ als auch in diesem Artikel nur um Intellektuelle, um Schauspieler, Geisteswissenschaftler, Schriftsteller. Alles Menschen mit Fluchtmöglichkeiten. Die ärmsten, das untere Drittel, kann nicht abhauen, die müssen hierbleiben und fangen an zu hassen. Vielleicht wäre es besser weniger Kästner und mehr Döblin zu lesen. Franz Biberkopf ist da wesentlich aufschlußreicher! – Achim Hauck

 

Der Meister der geschichtlichen Querverbindungen hat wieder zugeschlagen, und das in hervorragender Manier. Diese „Chronik eines Gefühls 1929 bis 1933“ begeistert nicht nur Nostalgiker, sondern zeigt uns, wie groß die Gefahr ist, wie in 1933 in eine Ära des Hasses zu verkommen. Und Illies´ Appell ist eindeutig: Wir dürfen nicht wieder den Fehler machen wie damals und den gegenwärtigen Hass-Exzessen in der öffentlichen Diskussion und in den (a)sozialen Medien hilf- und ratlos zu begegnen. Es gilt vielmehr der Kantschen Aufforderung zu folgen: Sapere aude, habe den Mut aufzustehen und für die Kraft des Herzens zu kämpfen. – Jürgen Tichy

 

Wie immer meisterhaftes Denken, bewegende Formulierungen von Florian Illies. Eine kleine persönliche Kolorierung: seit April impfe ich als alter berenteter Dokter in unserer Hausärztinnenpraxis ein wenig Corona und zuletzt auch Grippe mit; überwiegend erlebe ich die Spätentschlossenen als ängstlich, abwägend und zugänglich. Gezwungenermaßen und militant kommt kaum vor, aber dies sind freilich Begegnungen Aug in Auge und von Schnutendeckel zu Schnutendeckel, ohne den Anonymitätsschutz des sog. Netzes. Dessen Relevanz gilt es vermehrt in Frage zu stellen, denke ich. – Dr. Peter Hofmann

 

Nicht nur, dass ich den gesellschaftlichen Vergleich der Zwanziger/Dreißiger Jahre mit unserer heutigen Gesellschaftlichen Verfasstheit nicht für tragfähig halte. Auch der Liebesbegriff scheint mir als Gegenpol zum Hass als unangemessen, da er sich doch sehr auf das Private bezieht. Begriffe wie Toleranz und Gemeinschaftssinn scheinen mir weit angemessener. – Wolfgang Heidner-Ziebell

 

Als Studentin habe ich die ZEIT regelmäßig gelesen, dann folgte eine längere Pause mit immer wieder neuen Versuchen. Umso mehr freue ich mich jetzt, dass Ihre Zeitung über weite Strecken wieder lesbar ist. Mit großem Interesse habe ich den Artikel von Herrn Illies „Wo bleibt die Liebe, wenn der Hass kommt“ gelesen. Auch ich stelle die darin aufgeführten gesellschaftlichen Tendenzen fest. Umso mehr hat es mich gefreut, dass Sie ,lieber Herr Illies, sich dieses Themas angenommen haben und dass es in so einer großen Wochenzeitung wie der ZEIT thematisiert wurde.

Was mich sehr freuen würde, ist, wenn die ZEIT ihren Beitrag zum „Enthassen“ beitragen würde. So schreiben Sie, lieber Herr Jessen in Ihrem ansonsten sehr interessanten Artikel „Wir fordern das Seniorenwort!“: „Jedenfalls nicht als krank, schon gar nicht als chefcool, vielleicht aber auch nicht gleich als kolossal danben, aber dass sie’s einfach nicht checken und auch nie gecheckt haben, wird man wohl behaupten können.“ Ich empfinde diesen Satz als wenig wertschätzend, sondern eher als abwertend. Vielleicht soll er lustig sein?

Es hätte bestimmt andere Wege gegeben, die Performance des Langenscheidt-Verlages zu kritisieren und die Kollegen auf Mängel an ihrem Lexikon zur Jugendsprache hinzuweisen und ohne ihnen eins reinzuwürgen. Und leider stoßen Sie damit ins Horn der Zeit, einander verbal zu attackieren. Mich würde es freuen, wenn die ZEIT sprachlich ihren Beitrag zu einem neuen gesellschaftlichen Miteinander beitragen würde. Als Medium, dass sich größtenteils der Sprache bedient, hat sie dafür die besten Voraussetzungen. – Beate Kunze

 

Auch wenn die Digitalisierungs-Freaks, die bei jedem Eindämmungsversuch „Meinungsfreiheit“ schreien, es nicht wahr haben wollen: ohne die „un-social“ Media wäre eine derartige Wiederkehr des Hasses nicht möglich. Wie hätten ein Querdenker aus Passau, ein Pegida-Mitglied aus Dresden und ein Antisemiten aus Husum vor 30 Jahre zu einander finden und sich verbünden sollen?! Mit Instagram wohnen sie heute Haustür an Haustür und marschieren gemeinsam. Politik und Gesellschaft verharmlosen die zersetzende Kraft, die aus dem Internet kommt immer noch, oder sie sind dagegen machtlos.

Man muss sich das immer wieder klarmachen: In den USA wäre Trump ohne das unsägliche Twittern nicht Präsident geworden, und die WELT wäre eine andere! An der Riesengefahr für die Demokratie, die von den so genannten Sozialen Medien ausgeht, ändern auch die neuesten heuchlerischen Großanzeigen von Facebook nichts. – Sven Herfurth

 

Einen herzlichen Dank für diesen wunderbaren und wichtigen Artikel. – Thorsten Kerbs

 

Ich möchte Ihnen danken, für diesen nachdenklichen, wachrüttelnden Artikel – mögen wir ihn uns zu Herzen nehmen. Ihn zu lesen war für mich die pure Freude: Sie sind ein begnadeter Erzähler; klug und aufmerksam fügen Sie viele kleine Mosaiksteine unserer Gegenwart und jüngsten Vergangenheit aneinander, bis sich ein Muster ergibt. Dieses verstört zurecht – aber Ihre Sprache ist ein Genuß. – Maya Ludwig

 

Dieser Text zeigt leider wiederum, dass in der Presse oft eine Einäugigkeit herrscht, wenn das auch einige der Medienwelt nicht wahrhaben wollen: In dem Artikel kommen keine Rückblicke auf die Hasstiraden der linken Seite vor: weder der Beginn der Verteufelung der Polizei („Bullenschweine“ ab 1977) , noch die Bespuckungen , Körperverletzungen , Plünderungen, Zerstörungen , wenn Polizei das Demonstrationsrecht schützte , wenn Menschen gegen den Schwangerschaftsabbruch und den Erhalt des Lebens demonstrierten. In dem Artikel wird über die ausbleibende Liebe geklagt, aber nicht anerkannt, dass die Kirchen (bei allen Missständen, die es auch gibt) mit ihren Apellen und Erinnerungen, Mahnungen zum Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst…“ auf immer taubere Ohren in der hedonistischen ,individualisierten und egoistischen Welt stoßen.

Die millionenfachen guten Taten aus dieser Aufforderung heraus wird übersehen, weil es vielleicht eine Anfrage an das eigene Verhalten evoziert. Auch die Rufe nach Bewahrung der Schöpfung, Respektierung der Würde jedes Menschen in jeder Weltgegend, Anprangerung des ungerechten Welthandels sind nun schon über 50 Jahre alte Ermahnungen an die Welt, und sind, wie der Artikel zeigt, immer wieder einzuklagen. Es gab diese Liebe und es gibt sie: Aids-Hospize, Schulen, Menschenrechtsbüros,Waisen- und Altenheime, Ausbildungsstätten, Gefangenenbetreuung , unterhalten und belebt durch Menschen mit christlicher und humanistischer Haltung. – Alois Lienhard

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wie kamen die darauf, die Frauen schweigen zu lassen?«“ Gespräch mit Inge Jens geführt von Moritz Aisslinger und Malte Henk

 

Besten Dank für den vorzüglichen Artikel über Inge und Walter Jens im Dossier der Ausgabe vom 20.10.2021. Als fast Zeitgenosse der Familie Jens, geb. 1933, und als ZEIT-Leser seit Jahrzehnten hat mich dieses Interview sehr berührt. Walter Jens war als Momos lange Zeit ein Begleiter der jungen Jahre. Sie haben alte Erinnerungen wachgerufen und neue Informationen geliefert. Danke! – Alex Buttweiler

 

Nach dem Lesen dieses außergewöhnlichen Interviews mit dieser außergewöhnlichen Frau be-neide ich Moritz Aisslinger und Malte Henk um ihren außergewöhnlichen Beruf – und bemitlei-de alle, die nicht das Glück haben, jede Woche von der ZEIT mit solchen Außergewöhnlich- kei-ten überrascht zu werden. – Werner Winkler

 

Bitte Moritz Asslinger und Malte Henk übermitteln: Das Gespräch mit Inge Jens gehört mit Abstand zum Besten, was ich in letzter Zeit lesen durfte. Ein Grund, weiter Abonnent der ZEIT zu bleiben. – Martin Kreutzberg

 

Ein sehr eindrucksvolles Interview, eine überaus beeindruckende Frau!! Wie schafft man es als 94-jährige Frau, sich in dieser Zeit ebenso weise wie offen und gelassen über aktuelle, höchst umstrittene Themen wie (u. a.) Feminismus, Identität, Rassismus, Altersdemenz, Treue, Würde, Homosexualität, Toleranz und Faschismus an die Öffentlichkeit zu wenden. Es spricht einerseits für die Fähigkeit der Interviewpartner, eine vertrauensvolle und öffnende Atmosphäre herzustellen, wie auch für die weitreichende und tiefgründende Lebenserfahrung dieser Ehefrau von Walter Jens.

Erstaunlich, wie unbefangen und glaubhaft, dennoch selbstbewusst und kritisch sie an der Seite eines renommierten Altphilologen und Literaturkritikers mit Größen der Politik, Kunst und Medien Kontakte aufnimmt und diese auch pflegt, wie sie Anerkennung findet, ohne selbst in den Schatten zu geraten. Hut ab und bescheidende Verbeugung allerseits, insbesondere von den Männern! – Gerd Schillmöller

 

Ich möchte den beiden Redakteuren Moritz Aisslinger und Malte Henk zu diesem großartigen, einfühlsam geführten Interview mit der klugen und beeindruckenden Inge Jens gratulieren! Wie interessant, originell und mit trockenem Witz diese bemerkenswerte 95 jährige Frau uns an Ihrem bewegten Leben – das auch ein wichtiges Stück Zeitgeschichte ist – teilhaben lässt, hat mich begeistert. Ich hätte noch stundenlang weiterlesen können… – Gabriele Schwarz

 

Mit Neugierde habe ich gleich angefangen, das Interview mit Inge Jens zu lesen, auch in der Hoffnung, sie hätte mittlerweile einen reflektierteren Blick auf ihre Kindheit und Jugend im Dritten Reich entwickelt. Als ich die „Unvollständigen Erinnerungen“ gelesen hatte, war ich erschüttert ob der Naivität, mit der sie beschreibt, wie sie die Zeit im Dritten Reich als Kind und Jugendliche erlebte (oder glaubt erlebt zu haben) Ich finde es schade, dass sie den Fokus weiterhin auf das „behütete Kind“ richtet und weiterhin behauptet, von nichts etwas gewusst zu haben. Auch in der Zeit nicht, als sie schon eine Jugendliche und BdM-Führerin war.

Als der Krieg zu Ende war, war sie immerhin 18 Jahre alt, also gewiss kein unbedarftes Kind mehr. Sie war, wie sie ja sagt, mit der „Spielschar“ (Spielscharen waren Gruppen innerhalb der Hitlerjugend) unterwegs und lebte nicht nur in ihrem „Kokon Wandsbek“. Ich frage mich, wie sie behaupten kann, sie wusste nicht, „was ein Jude ist“. Es wohnten natürlich Juden auch in Wandsbek, Es gibt mittlerweile in Wandsbek an die 220 Stolpersteine. War sie taub und blind ? Lief nie das Radio?

Ich persönlich kenne niemanden, der behauptet, er hätte als Jugendliche/r so ganz und gar nichts mitbekommen. Und die waren durchaus auch behütet. Und wie kann sie behaupten, dass weder sie noch ihre Eltern der Ideologie des Dritten Reiches anheimgefallen wären. Der Vater in der SS, sie im BdM. Wie ging so was? Sie berichtet immer noch von der Begegnung mit Hitler als wäre das ein beliebiger Mensch gewesen und kein Massenmörder. Dass ihre Mutter sie dazu anhielt, einen Aufsatz darüber zu schreiben, zeigt doch die Einstellung der Familie zum Dritten Reich. Da war doch stolz dabei?

Und diese lakonische Bemerkung, warum ihr Vater wohl zur SS ging, ist schon merkwürdig. Und, selbst wenn es so war, klingt es für mich unglaubwürdig und nach Reinwaschung. Aber was mich besonders entsetzt, ist ihre Aussage zu Celans Lesung dieses erschütterndes Gedichtes 1952. Es war nicht nur ein „unguter Moment“, die Gruppe 47 war unsensibel und hat sich blamiert. es ist heute nur noch zum Schämen.Es war immerhin 6 Jahre nach Kriegsende. Man wusste doch schon ziemlich viel (wer wissen wollte), Spott und Häme waren total unangebracht, ja gemein. Man musste kein Lyrik-Liebhaber/in sein, um zu erkennen, dass das ein einmaliges Gedicht ist. Frau Jens wiederholt einfach das damals Gesagte.

Wie edel, dass sie nicht gelacht und mitgespottet hat, aber sie konnte das „verstehen“. Auch heute noch? Ich habe noch mal nachgelesen. H.W. Richter sagte, Celan habe „in einem Singsang vorgelesen wie in einer Synagoge“. Toni Richter, Ehefrau von H. W. Richter rückblickend: „Das traurigste Ereignis war die Lesung von Paul Celan, ein Missverständis, das an der Art seines Vortrages lag. Ich denke, keiner der Heimkehrer aus dem Kriege in der Gruppe kannte den Namen und das Schicksal von Paul Celan, noch hatten sie von der Tradition der jüdisch-rumänischen Gedicht-Rezitation im rhythmisch hohen Ton gehört…..

Celan fragte in den Raum, ob denn Rimbaud hier unbekannt sei, auch dieser löste Verse in musikalische Schwingen auf“. (Vielleicht wäre es auch gut, mal nachzuhören, wie Schauspieler früher Gedichte rezitierten.) Ein paar Worte des Bedauerns über diesen Vorfall hört man nicht. Ich habe ich das Gefühl, dass Frau Jens auch heute noch nicht das traurige Schicksal von Celan nachvollziehen kann. Während sie behütet in Hamburg-Wandsbek aufwuchs, starb der Vater Celans im Zwangsarbeiterlager an Typhus, die Mutter wurde erschossen. Er hat wohl immer an einer Überlebensschuld gelitten. (Kann man ja alles nachlesen).

Und letzten Endes stürzte er sich in die Seine.Ich finde, Frau Jens zeigt auch jetzt wenig Verständnis für dieses Schicksal. Wenn er ihr nicht lag, ist das eine Seite, die andere ist, so ein Schicksal zu begreifen und seine Seelennot anzuerkennen. Und seine hohe Dichtkunst. Ich hoffe auch, nicht nur die Aussage von Katja Mann haben sich bei ihr eingebrannt, sondern auch das Schicksal von emigrierten Schriftstellern, die sich das Leben nahmen.

Und die Ermordung von Millionen von Menschen! In den meisten Familien wurde nach 1945 darüber geschwiegen oder gelogen, was das Dritte Reich betraf. Aber mit 18 oder 19 konnte man sich auch anderweitig informieren. Wenn man wollte. Ich hätte mir gewünscht, die Interviewer hätten mehr nachgefragt. Ich glaube, Frau Jens wird einfach verschont mit unangenehmen Fragen. – Michaela Süß

 

Kann ich davon ausgehen, daß die beiden beiden Journalisten, die Frau Inge Jens interviewt haben, der sog.jüngeren Generation angehören ? So herrlich unverkrampft wie sie die alte Dame befragt haben, und wie souverän und liebevoll Frau Jens darauf antworten konnte. Vor wenigen Jahren gab es eine Dokumentation über die Demenz-Jahre von Walter Jens in ARTE (?) oder 3SAT (?).

Zwei Szenen sind für mich besonders anrührend in Erinnerung, wie Frau Jens ganz ohne besondere Betonung erklärte, warum an der Treppe auf der 1. Etage im Haus ein kleines Türgitter angebracht war, und mit welcher Selbstverständlichkeit sie ihren Mann noch auf ihre Lesereisen mitnahm und ihm diskret die Einsätze vorgab, wann er an der Reihe war, vorzulesen. Gut und wichtig, daß man noch eine Zeitzeugin aus der Nazi-Zeit, Weltkrieg II ,Aufbau der Bundesrepublik und Anschlußjahre befragt hat. – Hartmut Wagener

 

Ich bin wahrlich kein Freund der BILD-Zeitung oder des ehemaligen Springer-Chefs. Dennoch finde ich Herrn Schirmers öffentliche Ausführungen deutlich erschreckender als die veröffentlichten privaten Chat-Nachrichten von Herrn Döpfner. Nicht allein, dass ich nur ungern in einer Welt leben möchte, wie sie Herrn Schirmer wohl vorschwebt. Ich fürchte mich auch vor den reaktionären Kräften, die durch die Befürwortung einer solchen Überwachung des Privaten gestärkt werden.

Herr Döpfner mag in seiner bisherigen Funktion außer Gefecht sein. Aber sein DDR-Vergleich wird vielen deutlich plausibler erscheinen, wenn Leitmedien wie die ZEIT die Überwachung privater Kommunikation mit (pseudo)moralischen Argumenten rechtfertigen. Denn das kennt man nun wirklich aus dem ehemaligen Bruderstaat. Um glaubhaft zu wirken, sollte Herr Schirmer der Öffentlichkeit Zugriff auf seine private (und unfrisierte) Kommunikation der letzten 10-20 Jahre gewähren. Schließlich ist auch er eine Person, die in die Öffentlichkeit hinein wirkt. Wir versprechen ihm, dass wir nur das veröffentlichen, was für die Allgemeinheit von Interesse ist. Der gute alte kategorische Imperativ kann auch hier hilfreich sein. – Dr. Christian Voll

 

Was mich irritiert ist, daß die Schriftstellerin Frau Dorn in erster Linie über den Bundeskanzler Kurz spricht, während der H. Schirmer über den Chef H. Döpfer reveriert. Das ist doch kein Streitgespräch, frei nach dem Motto “ Thema verfehlt“. Klar, die Bildzeitung als sogenanntes Schnuddelblatt steht bei vielen Journalisten nicht hoch im Kurs. Ich hatte den Eindruck das H. Schirmer deshalb der Chefredaktion der Bild Zeitung noch eins auswischen wollte. – K. Lamm

 


 

 

Leserbriefe zu „Unter uns“ von Elisabeth Raether

 

Statt die Männer zu fragen, warum die Politik so frauenlos ist wie eh und je, würde ich gerne von den Frauen wissen, warum sie sich so wenig für Politik interessieren. Wenn eine Frau in eine Partei eintritt, was Frauen deutlich seltener machen als Männer, so hat sie mindestens ebensogute z.B. auf ein Bundestagmandat wie ihre männlichen Parteikollegen.

Sollen Männer ihre Frauen also in eine Partei schicken, wenn sie nicht freiwillig gehen? Das klingt schon wieder ziemlich patriarchalisch… Aber selbst das männer-diskriminierende Frauenstatut der Grünen (50-100% der Listenplätze für Frauen, 0-50% der Listenplätze für Männer) hat es noch nicht geschafft, den Frauenanteil in der Partei der Grünen auf 50% zu heben. Welchen Anreiz brauchen Frauen eigentlich noch?

Wenn man den Frauen trotz des durchschnittlich geringen politischen Engagements durch eine paritätische Besetzung den roten Teppich z.B. in´s Kabinett ausrollt, wie Herr Scholz es medienwirksam ankündigt, so werden gleichwertig qualifizierte Männer dadurch benachteiligt. Die Quote macht das Geschlecht zu einem alles entscheidenden Merkmal. In meiner bester aller Welten spielt das Geschlecht aber keine Rolle, sondern die Qualifikation bzw. die Erfolgsaussichten.

Solange Frau Raether und andere Autoren die Frauen von einem parteipolitischen Engagement abschrecken, wird sich an den Verhältnissen wenig ändern. Ich fände es konstruktiver, Frauen zu ermutigen: Wenn ihr den Schritt in eine Partei schafft und euch dort engagiert, so sind eure Aussichten sehr gut.

Dabei darf man nicht vergessen, dass auch die Mehrzahl der Männer, die sich in der Politik versuchen, scheitert. Bei Frauen könnte das trotz oder wegen statistisch gleichwertiger Chancen ähnlich sein. Der für viele naheliegende Schluss, das Scheitern einer Frau könnte dem Frausein geschuldet sein, während die gescheiterten Männer einfach nicht gut, ungeschickt oder testosterongetrieben waren, ist ebenfalls diskriminierend.

Diskriminierung führt in der Regel zu ungleicher Repräsentation. Der Umkehrschluss, dass eine nicht-paritätische Repräsentation zwingend auf Diskriminierung hinweist, ist dagegen nicht zulässig. Die ZEIT hält trotzdem hartnäckig an dieser offensichtlich falschen Logik fest. Ein klassischer und vielleicht sogar gewollter Fixierungsfehler, würde ich sagen. – Dr. Christian Voll

 

Bedeutet die Absage Robert Habecks, Elisabeth Raethers Fragen über die Frauenlosigkeit in der Politik zu beantworten, dass er derzeit von Frauen genug hat? – Peter Pilhofer

 

Was sie fordern hat wenig Substanz. Ständig von Frauen reden, die in politischen Spitzenämtern ist nicht mehr als Theorie. Woher nehmen, wenn zu wenige Bewerberinnen zur Verfügung stehen. Ich kenne genug Frauen die überhaupt kein Interesse an Politik haben. Das lässt sich auch nicht ändern, wenn man um sie wirbt. Die heutige Generation ist sehr Selbstbewusst, besonders die Frauen, die werden den Teufel tun, sich auf die Politik einzulassen. Das Interesse gilt der Wirtschaft. Besonders der Unabhängigkeit, in dem sie sich selbstständig machen. Das ist das Ziel der Allermeisten. Und das ist auch gut so.

Hinzu kommt, daß die Politik zur Zeit kein gutes Bild abgibt. Und die Medien haben ihren eigentlichen Auftrag nicht mehr im Fokus. Der Staatsvertrag mit dem Rundfunk, der in den 50er Jahren abgeschlossen wurde, wird links liegen gelassen. – Gunter Knauer

 

Schade das Robert Habeck abgesagt hat das hätte mich sehr interessiert. Bei CDU/CSU verwunderte mich die Absagen nicht. Eine Partei die 16 Jahre mit Angela Merkel eine Bundeskanzlerin stellte hat die Nase voll von Frauen. In der CDU/CSU sieht man im Moment nur aufgescheuchte Männer die sich um die wenigen Jobs öffentliche prügelt. Wo sind die starken Frauen in der CDU/CSU? Das wäre mal ein Artikel wert. – Andreas Kiel

 

Die angesprochenen Männer geben an, dass ein Hauptgrund, warum so wenig Frauen in der Politik tätig sind, die familienunfreundlichen Zeiten sind. Haben diese Männer keine Familien? Oder warum betrifft sie das nicht? – Angelika Adler

 

Wunderbar, dass Sie – wie Sie allesamt beteuern – schon sehr lange sehr bemüht sind, Weiblichkeit in der politischen Landschaft zu unterstützen und einzufordern. Viele Ihrer Einstellungen muten modern an und ich unterstelle Ihnen durchaus ernste Absichten. Nicht so wunderbar und eher unmodern, dass Ihnen eine aus meiner Sicht grundlegende Idee zur Verwirklichung von Geschlechtergerechtigkeit nicht kommt oder zumindest nicht aus der Feder fließen will. Sie sehen einen Grund für die schleppende Entwicklung hin zu Parität in politischen Ämtern in der Tatsache, dass noch immer hauptsächlich Frauen die familiäre Care-Arbeit übernehmen.

Eine ganze Seite lang schlägt dann aber niemand von Ihnen vor, dass diese Arbeit von einem Mann übernommen werden kann, damit eine Frau einem politischen Amt nachgehen kann. Meinen Sie etwa, dass wieder eine ErzieherIN oder PutzFRAU das machen soll für die Frauen? Vielleicht in von Männern geleiteten Betreuungseinrichtungen? Es ist doch so: Wenn wir Parität in der Familie ernsthaft leben wird sie den nachfolgenden Generationen selbstverständlich erscheinen. Kein Mann wird sich dann mehr für unbegabt halten fürs Einkaufen, Sorgen, Kochen, Trösten, Putzen, Erziehen und die anderen tausend Anforderungen der häuslichen Care-Arbeit wenn sein Vater ihm das vorgelebt hat.

Und keine Frau wird sich mehr für zu beschäftigt oder überlastet oder überfordert halten um sich politisch zu engagieren wenn die Anzahl der x-Chromosomen nicht mehr determiniert, wer welche Arbeit macht und sie sich deshalb nicht nur für die Familie sondern auch für die Gesellschaft stark machen kann. An tausenden modernen Familien kann man sich das heute schon beispielhaft anschauen. Was die Frauen tun sollten ist zuzugeben, dass sie und die Kinder die Männer zuhause dringend brauchen und dass sie deren Begabungen im Häuslichen schätzen. Gleihzeitig sollten sie nach gesellschaftlichem Engagement greifen und zuhause einfordern, was ansteht.

Dass viele Frauen für die Erweiterung ihrer Möglichkeiten so kämpfen müssen ist nicht gerecht. Es ist das Erbe der vorangegangenen Generationen. Weil wir entscheiden, welches Erbe wir unseren Kindern hinterlassen, sollten wir gemeinsam weiter um gerechte Verteilung jeder Arbeit ringen. Wir sollten jede Arbeit schätzen und den, der sie verrichtet. Übrigens: wenn die Frauen in der Politik nicht mehr in der Minderheit sind erübrigen sich sicherlich einige andere Ihrer angeführten Gründe für die momentane Lage. – Verena Dalle Rive

 

Seit weit mehr als 40 Jahren bin ich leidenschaftlicher und überzeugter Leser der ZEIT. Mittler-weile habe ich ein so großes Vertrauen in die ZEIT, dass ich alles ernst nehme, was in der ZEIT publiziert wird, ganz gleich, ob es in mein Meinungsbild passt oder nicht. Aber die Auflistung von Politikeraussagen unter der Überschrift „Unter uns“, hat mich sehr aufgewühlt, weil sie mit der Namensnennung von sieben Politikern endet, die abgesagt haben. Bei mir löst es Unbeha-gen aus, wenn Journalistinnen und Journalisten sich überhöhen und erwarten, von den Politike-rinnen und Politiker bedient zu werden und dabei Grenzen überschreiten und sich nicht scheuen, diejenigen regelrecht an der Pranger zu stellen, die nicht liefern, was von ihnen er-wartet wird.

Da wird mir unwohl, das macht mich misstrauisch und das wirft Fragen bei mir auf. Zumal Ihre Intentionen für mich unklar sind, aber einige Spekulationen über ihre Motive bei mir entstehen lassen. Warum sind überproportional Politiker von CDU/CSU (8 von 18) nachgefragt worden? Der Rest ist verteilt auf FDP (4), SPD (3), Grüne (2). Warum steht Robert Habeck an erster Stelle an diesem Pranger? Was erwarten Sie eigentlich für Antworten, wenn die Über-schrift „Unter uns“ und das dazu passende Foto schon vorgeben, was der jeweilige Politiker zu liefern hat? Dazu passt die Polemik im Vorwort. Da steht:“

Nach der Wahl schien den SPD-Männern keine SPD-Frau geeignet genug, dem Bundestag vorzusitzen.“ Welche Erwartungen hatten Sie eigentlich an Herrn Habeck, der über Monate im öffentlichen Blick nur ganz diskret immer einen Schritt hinter der gekürten Kanzlerkandidaten gehen durfte, oder in einem Fall halb verdeckt von Pflanzen am Rand des Bildes anwesend sein durfte, da er ja noch irgendwie seine Rolle als Parteivorsitzender in einer Doppelspitze wahrnehmen sollte, obwohl er in ihrer Anwesenheit nur zu schweigen hatte? Wie haben Sie sich eine Antwort von ihm vorgestellt? Haben Sie möglicherweise Verständnis dafür, dass eine Stellungnahme in der Sache, sehr geehr-te Frau Raether, in seinem Fall nicht ganz so einfach ist und obendrein für ihn ein Minenfeld wäre, auf dem er nur verlieren kann? – Heinz Peter Appelrath

 

Es ist unendlich frustrierend, dass die Befragten die geäußerten Gedanken nicht zu Ende führen und sich der Konsequenz aus ihren eigenen Erklärungsansätzen auf seltsame Art verweigern. Da wird einerseits wieder und wieder betont, dass sich eben mehr Frauen engagieren, Frauen in größerer Zahl in Parteien eintreten und für Ämter kandidieren müssten. Ebenso häufig wird zu Recht als einer der wesentlichen Hinderungsgründe für dieses Engagement der Zeitmangel benannt, genauer: der Zeitmangel, der für Frauen aus der Übernahme von Sorgearbeit entsteht. Was soll nun daraus folgen? Dass die Frauen einfach anders priorisieren sollten?

Und dass das Baby dann eben nicht gewickelt, das Abendessen nicht auf den Tisch gestellt, die Schul-E-Mail nicht beantwortet, das Geburtstagsgeschenk nicht besorgt, der Kinderarzt-Termin nicht vereinbart und die alte Großtante nicht besucht werden sollte? Wohl kaum. Vielmehr müsste die Verantwortung für alle diese Aufgaben von Männern ebenso wie Frauen übernommen werden. Die Quote allein wird es nicht richten! Nur wenn wir die Sorgearbeit gerechter verteilen, wird auch eine gerechtere Verteilung von politischer (und wirtschaftlicher) Macht möglich sein.

Und so unvermeidlich es ist, dass die Aushandlungsprozesse um die Verteilung der Sorgearbeit auch auf der individuellen Ebene geführt werden, so sehr sind wir als Gesellschaft gefragt, entsprechende strukturelle Hürden abzubauen und die soziale Erwartungshaltung in Bezug auf Sorgearbeit gegenüber Männern wie Frauen zu verändern. – Susanne Melin

 

Es freut mich, dass die befragten männlichen Politiker ausnahmslos mehr Frauen in der Politik befürworten. Leider kam von keinem der Befragten der Vorschlag, Männer sollten einen größeren Anteil der unbezahlten Care-Arbeit übernehmen. So würden sowohl Männer als auch Frauen Sitzungszeiten familientauglicher gestalten. So wären die Möglichkeiten von Frauen weniger abhängig von Betreuungsangeboten. Nicht zuletzt könnte man so der Lohnlücke, die es nicht nur in der Politik zwischen Männern und Frauen gibt, entgegenwirken. – Julia Stadler

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Suche nach der Kette“ von Anne Hähnig und Martin Machowecz

 

Als ich erstmals die Meldung über die Davidsternaffaire hörte, hatte ich gleichzeitig zwei Impulse: – bitte, lass es nicht wahr sein (für unser Land), – bitte, lass es wahr sein (für die Glaubwürdigkeit der deutschen Juden). Ich kann mir gut vorstellen, dass Herr Ofarim schon so oft verletzt worden ist, dass er eventuell übersensibel reagiert hat. Nicht abzustreiten sind die Übergriffe auf jüdische Mitglieder in unserer Gesellschaft. Das ist absolut nicht hinnehmbar.

Wie können wir das Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen fördern und die destruktiven Kräfte der extremen Rechten bremsen? In unserem kleinen Dorf gibt der einzige Jude den Kindern der geflüchteten Palästinensern Deutschunterricht (er spricht auch arabisch). Das macht Hoffnung. – Christiane Ott-Berger

 

Ich bin gespannt, ob und mit welchen fett gedruckten Lettern es einen Seite-1-Hinweis auf einen ggf. abschließenden Bericht in dieser Sache geben wird. Der Anfangsverdacht wurde dort jedenfalls recht offensiv präsentiert. Der Vorwurf des Antisemitismus ist ein scharfes Schwert. Unberechtigten Vorwürfe muss entschieden widersprochen werden, damit sie nicht den echten Antisemitismus fördern. – Dr. Christian Voll

 

Könnte es sein, dass Gil Ofarim meint – nur wei er ein bekannter Musiker ist -, besonders behandelt werden zu müssen? Dass er die bevorzugte Behandlung von Hotel-Stammgästen (deren Zimmerkarten i.d.R. vorbereitet vorliegen) nicht ertragen kann, weil er ein Identitätsproblem hat? Auf ein Identitätsproblem deutet auch hin, dass er sein Jüdischsein wie eine Monstranz vor sich herträgt, indem er den Judenstern sichtbar an einer Kette trägt. Ein guter Therapeut könnte hier helfen. – Bernd Riegsinger

 

War das wirklich nötig? Ein Video ist schnell aufgenommen und ins Internet hochgeladen. Genauso schnell können die Reaktionen darauf ausfallen, so wie hier, denn es besteht der Verdacht, dass der prominente Gil Ofarim in einem Hotel antisemitisch diskriminiert worden ist. In leider schon gewohnter Weise sind die Beteiligten dieses Vorfalls in Opfer und Täter eingeteilt und der vermeintliche Täter ist ohne weitere Sachkenntnis vorverurteilt worden.

Dass Spitzenpolitiker vorschnelle Statements abgegeben und sich an dieser Vorverurteilung beteiligt haben, ist schon bedenklich . Von ihnen muss man erwarten können, dass sie erst einmal die „Gegenseite“ hören und/oder die Ermittlungsergebnisse abwarten, bevor sie Stellung beziehen und sich öffentlich äußern. Beklagen viele Politiker selbst nicht häufig genug solche Vorverurteilungen im Netz und die unsäglichen Shitstorms?

Die Option, sich mit dem Hotelmitarbeiter in einem persönlichen Gespräch zusammenzusetzen, das Geschehene zu besprechen und ggf. Missverständnisse auszuräumen, hat Gil Ofarim offenbar nicht in Betracht gezogen. Er hat lieber den Weg in die Öffentlichkeit gesucht. Ob er sich mit dieser Entscheidung einen Gefallen getan hat, wird sich zeigen, denn jetzt treten doch begründete Zweifel an seiner Darstellung des Vorfalls auf. Umfangreiche Ermittlungen sind angelaufen, Anwälte und Experten haben sich eingeschaltet.

Hoffentlich schaffen die Ermittlungen bald Klarheit, denn außer Frage steht doch auch, dass Antisemitismus niemals und nirgendwo geduldet werden darf und bekämpft werden muss. Ich empfinde es als sehr wohltuend, dass die ZEIT in dieser Angelegenheit unvoreingenommen und sachlich berichtet. Ein großer Dank an Frau Hähnig und Herrn Machowecz. – Regina Stock

 

Mit Verwunderung verfolge ich die nicht endende Geschichte im Leipziger Hotel. Wie wäre es mit folgender Einschätzung, es geht um die Rollen, die Herrn Ofarim umtreiben. Erstens ist er Künstler, der wegen seiner Wichtigkeit eher anderen gegenüber bevorzugt werden sollte. Zweitens ist er Jude, der sich in Deutschland tendentiell verfolgt sieht. Drittens ist er jemand, der sich wegen dieser Rolle jederzeit zur Wehr setzt. Nun steht er in einer Warteschlange, was Missmut aufkommen läßt. Dann werden 2 andere Gäste vorgezogen, die hinter ihm stehen, also schon aus diesem Grund nach ihm dran kommen müßten.

Also läuft das Szenario in seinem Kopf rückwärts ab. Ich werde benachteiligt. Warum? Weil der Mitarbeiter erkannt hat, dass ich ein Jude bin. Das geschah, weil mich jemand als den berühmten jüdischen Künstler wahrgenommen hat und weil ich die Kette mit dem Judenstern trage. Tragisch wird es für ihn, weil er diese Vorstellung als real verinnerlicht. Er spinnt nicht, wenn er den Mitarbeiter beschuldigt, sondern für ihn kann es nur so gewesen sein. – Wolfgang Zeyns

 

Ofarim und die Wahrheit. Ofarim hat mindestens in einem Punkt eine ewige Problematik ungewollt offen gelegt: So, wie es offenbar bis ans Ende der Tage der Menschheit hässliche Ausfälle von Menschen in Deutschland und der gesamten Welt gegen Menschen jüdischen Glaubens geben wird, so wird es umgekehrt offenbar bis ans Ende der Tage der Menschheit hässliche erfundene und erlogene Schilderungen von Menschen jüdischen Glaubens über angebliche wörtliche und tätliche Beleidigungen und Belästigungen durch Menschen in Deutschland und der gesamten Welt geben.

Was den unglückseligen Ofarim anbelangt, so ist nach meinen Kenntnissen über sog.“Lügensignale“ und meinen persönlichen Erfahrungen in mehr als 35 Jahren zivilrichterlicher Tätigkeit davon auszugehen, dass ein von der Wahrheit verlassener Mensch schlichtweg lügt. Ob er krank ist, ob er kostenlose Publicity braucht, ob er „nur“ die professionelle und davon gut lebende, da vom hiesigen Steuerzahler ungewollt und mehr als üppig finanzierte, breit organisierte „Antisemitismus-Bekämpfungsmaschinerie“ mit Munition gegen Menschen in Deutschland anwerfen wollte, ob er . . . Wir wissen es nicht. Nur: seine Geschichte entspricht nicht den Tatsachen. Sie ist gelogen. – Werner Heinrich

 

In dieser diffusen Angelegenheit, die mir – ehrlich gesagt – inzwischen „ziemlich auf die Nerven geht“, gibt es beinahe nur Verlierer. Gewinner gibt es zwar auch; indes leider ausgerechnet jene, die sich in ihren (Vor-)Urteilen ohnehin stets bestätigt fühlen. So muss der Kampf, muss das Ringen gegen den vielgestaltigen Antisemitismus gewiss unbedingt weitergehen, ergo müssen wir weiterhin darüber berichten und darüber reden. Fürchte allerdings sehr, dass dieser „Ketten-Fall“ am Ende eben dazu rein gar nichts beiträgt, ganz im Gegenteil. – Matthias Bartsch

 

Ein sogenannter Promi, für den das Alphabet keine Zuordnung findet, verursacht einen Tumult. Das Erhoffte tritt ein, Medienaufmerksamkeit. Politiker befeuern dies ungeprüft. Läuft nunmehr aus dem Ruder für den Verursacher. Dabei wollte er sich nur wieder ins “ Spiel “ bringen. – M Fetting

 


 

 

Leserbriefe zu „Geht der Enthüllungseifer zu weit?“ Streit von Thea Dorn und Stefan Schirmer

 

Ich stimme Thea Dorn zu, dass „jeder von uns überlegen muss, ob er überhaupt noch irgendwelche Privatnachrichten verschicken sollte“. Gemeinsam mit Freunden und Bekannten pilgere ich seit Jahren zu nächtlicher Stunde in großen Tagesmärschen zum Wilseder Berg in der Lüneburger Heide, um uns dort, nachdem wir uns entkleidet und gegenseitig mithilfe von Grubenlampen durchleuchtet haben, den wirklich wichtigen Themen zu widmen. – Klaus Lüßenhop

 

Klarer Kantersieg für Frau Dorn. Sie argumentiert sachlich, ohne Häme und ohne Vorverurteilung. Das kann man vom Streitpartner Schirmer nicht behaupten. Egal, ob man die Ausführungen von Klaus Döpfner nun zum Kotzen findet oder nicht. Seine Meinung ist – hoffentlich noch – nicht strafrechtlich relevant. Sie, Herr Schirmer tun aber gerade so, indem sie die Meinung des Präsidenten des Zeitungsverlegerverbandes in eine “verschwörerische“ Agenda einbetten, die “wirr“ querdenkerisch oder pegidistisch konotiert ist.

Wenn es diese Agenda gibt und Klaus Döpfner anscheinend bisher kein Hehl daraus gemacht hat, frage ich mich, wer ihn beim Verband zum Präsidenten gewählt hat. Oder hat die liberale Presse niemand Besseren aufzubieten? Wäre schade drum! Zum Schluss, Herr Schirmer: don’t mind your words, but don’t hate! (siehe Essay von Florian Illies). – Michael Hauck

 

Ich bin auf der Seite von Thea Dorn. Es macht einen Unterschied, ob jemand gegen Recht verstoßen hat wie Kurz, oder rein im Privaten eine Äußerung getan hat, und das noch nicht einmal heuchlerisch, wie Döpfner. Den ich nicht unbedingt sympathisch finde, aber darum geht es nicht. Sonst kommen wir schnell in Richtung Gestapo, SED etc. Oder Texanischer Abtreibungsächtungswahn und Verpfeifertum.

Auch bei Kimmich: geächtet werden sollte, da kein Rechtsverstoß vorlag, nicht Kimmich, sondern, wenn überhaupt, der Verpfeifer Kimmichs. Siehe auch: Andreas Rödder. Politik, Demoskopie und mediale Hypes: Für falsch erklärt, um falsch zu sein (tagesspiegel.de) Ansonsten allerdings ist der Tagesspiegel teilweise durchaus auf den Zug der Ächtung Kimmichs aufgesprungen, soweit ich das verfolgt habe. Der o.g. Artikel handelt ja auch von der Ächtung Laschets. – Carolin Heiss

 

In Sachen Causa Kurz versus Causa Döpfner gebe ich Ihnen komplett Recht. Das ist ein Riesen Unterschied, ob überhaupt eine Straftat vorliegt oder nicht. Auch Kimmich hat ja keine Straftat begangen. und das Ausland blickt mit Schrecken auf Deutschland siehe unten, siehe aber auch Andreas Rödder Politikwissenschaftler Washington in tagesspiegel.de über die üble Nachrede gegenüber Laschet. – Carolin Heiss

 

Ich finde es sehr bedauerlich, dass die ZEIT in einer Angelegenheit von höchster Brisanz für alle seriösen Publikationsorgane und Journalisten im diesem Land einer eindeutigen engagierten Stellungnahme ausweicht und sich in ein im Ergebnis „unverbindliches“ Streitgespräch mit Pro und Contra flüchtet, wobei die Frage auch noch falsch herum gestellt ist. Angesichts der Ungeheuerlichkeit des Enthüllten kann es hier nicht in erster Linie darum gehen, ob „der Enthüllungseifer zu weit“ geht. Im Vordergrund steht doch die Frage, ob der Präsident des Zeitungsverlegerverbandes angesichts der abstrusen Anzweiflung einer freien Presse in Deutschland und der Verunglimpfung seiner Publikationskollegen sich damit herausreden kann, dass die Äußerung im privaten Rahmen erfolgt sei.

Der „New York Times“ und dem SPIEGEL ist es zu verdanken, dass die Beteuerung von Martin Döpfner, Springer müsse „ein Vorbild sein, was moderne, respektvolle, diverse Unternehmungsführung betrifft“, von jedermann abgeglichen werden kann mit der offensichtlichen inneren Überzeugung des bloßgestellten Vorstandvorsitzenden. Was das mit „Reinheitsfuror“ zu tun hat – wie Thea Dorn meint – ist mir schleierhaft. Ob der Inhalt der SMS strafrechtlich relevant ist oder nicht, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Meine drei Fragen zum Streit über Kurz und Döpfner: 1. Ist Thea Dorn die einzige Frau, die man finden kann, wenn jemand für konservative/amoralisch agierende Männer in die Bresche springen soll? 2. Findet sie ernsthaft, dass nur von ihr so bezeichnete „sensible junge Frauen“ unter männlich dominierten Machtstrukturen leiden? Wenn ja: Möchte sie sich wirklich als der beste alte weiße Mann qualifizieren?

Merkt sie nicht, dass sie, hochgebildete Publizistin, dabei ist, eine schmuddelige Nische zu besetzen? 3. Wie verlogen ist es, um das Chat-Geheimnis von jemandem wie Döpfner zu zittern, so als ginge es in diesem Fall um unser aller Privatsphäre? Vielen Dank für Ihre tolle Arbeit, liebe Redaktion. Zu den vielen begeisternden Beiträgen in der ZEIT schreibe ich keine Leserbriefe, sie überwiegen aber bei weitem. – Claudia Stursberg

 

Zum Glück haben wir in Deutschland Grundrechte und Rechte, und zum Glück gelten sie für jeden. Herr Schirmer jedoch macht sie von Ansichten und der Geisteshaltung der Betroffenen abhängig. Seine Ausführungen zu Sebastian Kurz passen zur Taktik der Ewiggestrigen: Erst alles mithören und -lesen, um dann mit jedem Fund zu belegen, dass dieses Vorgehen richtig sei. Diese Haltung finde ich schon grundsätzlich inakzeptabel. Bei einem Journalisten macht sie mich fassungslos. – Dr. Peter Scheibl

 


 

 

Leserbriefe zu „Made by Menschheit“ von Georg Vielmetter

 

Obwohl bemerkenswerterweise zwei virologische Laien die Diskussion um die Laborhyothese führen, legt Herr Vielmetter den Finger in die richtigen Wunden. Unter dem Stichpunkt „demographisches Wachstum“ wird deutlich, dass Menschen nicht nur aufgrund ihres zunehmend raumgreifenden Lebensstils sondern auch aufgrund ihrer dramatisch angestiegenen Zahl immer mehr Platz benötigen. Zu den Menschen gesellt sich eine explodierende Masse von Nutztieren, welche die Masse der Wildtiere längst übersteigt. Doch die Fläche unserer Erde ist begrenzt. Der Kontakt von Menschen, Nutztieren und Wildtieren wird zwangsläufig enger und enger.

Bei den Nutztieren geht es nicht nur um´s Essen (Stichwort Karnismus). Die Millionen Nerze, welche alleine in Dänemark im Rahmen der Corona-Pandemie gekeult werden mussten, stehen exemplarisch für die weitgehend unbekannten Massen von Nutztieren, die anderen Zwecken dienen.

Der zunehmenden Dichte von Mensch und Tier kann etwas entgegengesetzt werden. Wir brauchen Gesellschaftsmodelle, die mit stagnierenden oder rückläufigen Bevölkerungszahlen zurecht kommen und auch bei Themen wie Sozialversicherung und Arbeitsmarkt nicht auf eine ständig wachsende Bevölkerung angewiesen sind. Das ist essentiell. Und wir müssen die schädlichen Folgen der wuchernden Nutztiermassen gedanklich einpreisen. Dann werden wir rasch zur Erkenntnis gelangen, dass wir uns diese Anzahl von Nutztieren nicht leisten können.

Nebenbei könnten diese Maßnahmen den Wildtieren und -pflanzen zugute kommen, deren Vielfalt im Schatten der Klimakrise in erdhistorischem Ausmaß abnimmt. Auf dieser Vielfalt beruht allerdings die Stabiltiät aller Ökosysteme, die unsere physische Existenz ermöglichen, und deren Funktionalität keineswegs so garantiert ist, wie es das Buch Genesis vermuten lässt. – Dr. Christian Voll

 

Da der Mensch mit seinen Erdkellern, Türmen und Scheunen die Fledermaus auch in China zunehmend zu einem Kulturfolger machte, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, dass das Corona-Virus von der Fledermaus auf den Menschen übersprang. Es ist daher nachvollziehbar, wenn auch der hiesige Bauer das Eingangsloch zu seinem Erdkeller zunagelt, denn nach §37 (2) BNatSchG geht das Seuchenrecht dem Artenschutzrecht vor. – Wolfgang Maucksch

 

„Alles Unerträgliche ist im Kopf, weil der Kopf nicht in der Gegenwart verweilt, sondern die Mauern hochklettert, Erkundigungen einzieht und mit unerträglichen Nachrichten zurückkommt, die man dann irgendwie glaubt.“ (David Foster Wallace, 1962-2008, US-amerikanischer Schriftsteller) Das Coronavirus kommt aus China, und China mauert sich nach allen Regeln der Kunst ab und ein, aber nur wenn es unangenehm werden könnte; jedoch in 100 von 100 Fällen, da könnte und wird es für China unangenehm werden.

Ob nun Corona aus einem chinesischen Labor entsprungen ist und dort ein Tier oder einen Menschen infiziert hat, wer weiß? Zoonose nennt man diese Art von Krankheit. Einer von beiden hat diese Infektionskrankheit weitergetragen, entweder von Tier zu Mensch oder von Mensch zu Tier; das wird wohl für immer eine Verschlußsache bleiben müssen. Der Mauerbau hat in China eine große Tradition! Eine davon ist die Chinesische Mauer, eine Schutzanlage zur Grenzsicherung, die während der Ming-Dynastie (1386-1644) im Norden Chinas errichtet worden ist. Diese „Great Wall“ soll cirka 6260 Kilometer lang sein. Sonst noch Fragen? – Klaus P. Jaworek

 

Regierungsversagen. Als das Robert Koch Institut den Nationalen Pandemieplan für Deutschland herausbrachte, konnte die Be-völkerung davon ausgehen, die der nächsten Pandemie gut vorbereitet erleben und überstehen zu können. Aber die darin vorgegebenen, nicht-pharmakologischen Maßnahmen wurden von den politisch verantwortli-chen nicht umgesetzt.

In der Folge dieses Nichtstuns, sind wir in diese Lage in der wir uns jetzt befinden überhaupt erst gekommen. Warum frage ich mich, haben wir nicht wie beim Öl, Benzin oder Gas, eben-falls bei den Nicht- pharmakologischen Maßnahmen einen Mindestbestand für 90 Tage eingelagert? Wäre dies geschehen, hätte die Bundesregierung unmittelbar nach Bekanntwerden der Pandemie, das Tragen von Schutzmasken anordnen können.

Wie wichtig das Tragen von Schutzmasken ist, zeigt uns auch, die In-formation von VW-China, dass in deren Werken das Tragen von Schutzmasken, ein entscheidender Grund gewesen sei, dass im Unternehmen unter seinen 100.000 Arbeitern ,nicht ein einziger Corvid-19-Fall hatte, aufhorchen lassen. Auch weitere Asiatische Staaten haben die Corona-Pandemie dadurch schneller unter Kontrolle bekommen. Als Bürger und Wähler, kann ich nur auf eine unabhängige Untersuchung hoffen, wa-rum die im Robert Koch Institut im Nationalem-Pandemieplan vorgegebenen Maßnahmen, vom Kabinett „Merkel-III/IV nicht Umgesetzt wurden. – Hein Margraf

 

Zum Ursprung der Corona Pandemie. In seinem Beitrag “Corona Virus – Made in China?“ betont Jan Alexander Casper die Hypothese eines möglichen Laborunfalls und behauptet, dass die lokalen Behörden den Ausbruch in Wuhan zu Beginn verschleiert hätten. In der darauffolgenden „Made by Menschheit“ Replik stellt Georg Vielmetter dann sehr detailliert klar, dass die bisherigen zahlreichen Pandemien typischerweise auf Zoonosen basierten, deren Ursprung auf allen Kontinenten und in jedem Land möglich ist, und das dies klar mit demografischer Entwicklung, Industrialisierung und Globalisierung verknüpft ist. Die kontroverse Diskussion um den Ursprung von SARS-CoV-2 wird auch weiterhin intensiv von Wissenschaftlern z.B. in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ geführt.

Die Beschuldigungen der Weltgemeinschaft in Richtung China sind hierbei m.E. genauso kontraproduktiv, wie es zum Beginn der AIDS Pandemie die Beschuldigungen in Richtung afrikanischer Staaten war. Die damalige emotionale Diskussion zum Ursprung des HI-Virus war dann letztendlich mitverantwortlich für eine jahrelange Verzögerung bei der Implementierung wirksamer Kontrollmaßnahmen in Afrika südlich der Sahara. Wir sollten diese Fehler nicht wiederholen, sondern uns auf eine sachliche globale Kooperation zur weiteren Eindämmung der Covid-19 Pandemie sowie auch auf die Prävention und eine schnelle Bekämpfung zukünftiger und unvermeidbarer Pandemien konzentrieren. – Prof. Dr. med. Olaf Müller

 


 

 

Leserbriefe zu „Was sagst du, alte braune Ledertasche?“ von Barbara Vinken

 

Was man in eine simple Umhängetasche alle hineininterpretieren kann, habe ich mich beim Lesen des Essays von Barbara Vincken gewundert und folgenden Leserbrief verfasst: An ihren Taschen sollt ihr sie erkennen Ist das Satire oder kann das weg? 2 Zeitungsseiten für eine schnöde Ledertasche! Da kann man frei nach Hape Kerkeling nur noch laut „Hurz“ rufen. – Mia Herber

 

Der Mann mit der Ledertasche: Dabei denkt der Literaturbeflissene gleich an Charles Bukowskis gleichnamigen Debütroman von 1971, in dem er seine underdog-Erfahrungen als Briefträger in Los Angeles schildert. Am Ende quittiert er den Dienst, um einen Roman zu schreiben. Robert Habeck schrieb ursprünglich Romane und wechselte dann – höchst erfolgreich – in die Politik. Seine alte Ledertasche aber fand nun glorreichen Eingang in die Literatur in Gestalt von Barbara Vinkens grandiosem Essay.

Mann, zog diese Frau vom Leder ihrer unbegrenzten Fabulierkunst beim warmherzigen, lebendigen Porträt des charaktervollen Utensils! Übrigens kann man eine gewisse Gemeinsamkeit zwischen Bukowski und Habeck bei der „Inthronisation“ nachtaktiver Raubtiere in ihren Buchtiteln entdecken: „Das Liebesleben der Hyäne“ (1980) und „Der Schrei der Hyänen“ (2004). – Ludwig Engstler-Barocco

 

Sie zählen alles auf, was aufzuzählen geht. Mir wurde beim Lesen ja fast schwindelig. Trotzdem bleibt natürlich alles nachvollziehbar und richtig. Die Krux ist einfach, daß nichts schlecht ist, nur weil es ALT ist und Neues nicht immer gut ist, nur weil es NEU ist. Habeck und auch einige andere haben das mittlerweile verstanden! Es kommt auf die Funktionalität eines Kleidungsstückes, eines Accessoires (einer Aktentasche…) an. Es muß nicht alles durchgestylt und in der angeblichen Modefarbe erhältlich sein. Das alles sind Oberflächlichkeiten. Altes zu nutzen, ist viel cooler! Trends hinterherzulaufen ist dumm. Man kommt dabei nie ans Ziel. – Achim Bothmann

 

Auch ich habe eine alte braune Ledertasche. Sie begleitet mich seit über dreißig Jahren, sowohl im täglichen Leben, als auch auf allen meinen Reisen und früher auch beruflich. Hier ist sie 2017 in Rom zu sehen. Ich habe bei jeder Reise ein Foto von ihr gemacht, ähnlich wie beim Gartenzwerg im Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“. Ob die damals wohl die Idee von mir geklaut haben? – Marita Kruckewitt

 

Frau Prof. Dr. Barbara Vinken, bekannte Literaturkritikerin, Autorin und Dozentin für Philologie und Literaturwissenschaft in München, nutzt fast eine ganze Seite in der ZEIT, um über die Umhängetasche von Robert Habeck zu schreiben? Ja – geht’s noch? Also wenn einem der „Stoff“ ausgeht und man auch sonst viel Freizeit hat, dann kommt man wohl auf solche Gedanken. Mir fällt da der Vergleich mit Bob Dylan ein, der locker und sehr bequem mit dem Angebot und Verkauf seiner gebrauchten Papiertaschentücher leben könnte. Frau Vinken würde auch darüber eine Seite füllen – bin ich mir sicher. – Hagen Treutmann

 


 

Leserbriefe zu „Ein neues Wir“ von Volker Weidermann

 

In dieses 20. Jahrhundert hineingeboren – erlebte ich meinen tragisch-erzählenden Großvater (Jahrgang 1889 – wie Hitler auch): der in zwei Weltkriegen als Offizier gekämpft hatte, an den beiden Weltkriegs- Fronten sich (zumeist) die „weiße Rasse“ gegenseitig abschlachtete, und hierbei gab es keinen optischen „Ähnlichkeits“-Bonus – was abgeschlachtet werden konnte, wurde vernichtet: auf allen Seiten der weißen Gegner zu deren (orientierungslosen?) Feindschaften.

Was also bedeutet heute dieser massenzugewiesene Schnellangriff „Diskriminierung“ – wenn vorgeblich gegen eine andere Menschenoptik (nehmen wir das Farbbild: Dunkelhäutig) sich anders(un)artig in diesen beteiligten Momenten verhalten wird, um dann vielleicht doch diesen fremden dunkelhäutigen Menschen näher kennenzulernen und ihn als eine/n alsbald gute/n Bekanntin/Bekannten, Nachbarin/Nachbarn, Freundin/Freund (beiderseitig) zu mögen – viel mehr kann doch zumeist gar nicht erwartet werden…

Genauso wie sich die sogenannten anstämmigen Weißen zumeist nicht untereinander „riechen“ können, möglichst jede/r dem anderen aus dem Wege geht… Wir leben leider in einer anonymen Massenhaftigkeit und jede nächste Nähe wird möglichst vermieden: der private Zurückzug in die „eigenen“ vier Wände ist die Realität – denn der Arbeitsplatz (nur als „Job“ zudem negativ deklariert) hat mit der Menschlichkeit und einer bewussten menschlichen Annäherung und Nähe kaum etwas zu tun: hier wird immer nur gefordert und ausgebeutet und der Egoismus fördert dabei den gewollten Konkurrenzkampf in diesem rabiaten System des totalen Funktionierens und der Unterwürfigkeit… Diese Menschenmassen (im Licht des kapitalistischen Verfügens betrachtet) sind doch nichts anderes: als die Sklaven der Moderne!

Und in dieser Masse der (auch psychisch) runtergekommenen Weißen, die oft zudem aussehen, als ob sie sich selbst zum alsbaldigen Platzen bringen wollten in ihrer massenhaften Vollgefressenheit, Unbeweglichkeit und Unzufriedenheit: wird auf Ästhetik und anspruchsvolle Körperoptik kaum mehr geachtet – die Menschen laufen rum wie die Klöße, und so ist auch ihr Innenverhalten zu erkennen: traurige, letztlich trauernde Gestalten ohne Identität und Ideale! Zudem: Welche Art von Liebe erwarten oder fordern diese Figuren ein – was bitte soll an jenen Menschen überspringend liebenswert sein, woran und woher erkennt man ihre (vielleicht ausgleichende) „wertvolle innere Menschlichkeit“, wenn sie selbst mit sich so verachtend umgehen, sich persönlich verunstalten, sich nichts mehr wert sind…

Diese Deutschen haben Millionen fremde ausländische Menschen in „ihrem“ Deutschland „aufgenommen“, bezahlen mit ihren Steuern (vorerst oder über Jahre) deren Lebensunterhalt, sind unfreiwillige Versorgende (vom politischen Staat so angeordnet und ohne Volksabstimmung: für oder gegen die Aufnahme von Millionen fremdländischer Menschen) in und zu ihrem eigenen sorgenvollen persönlichen Leben des schwierigen Klarkommen-müssens… Empathie und menschliches Mitbeteiligtsein ergibt sich nicht automatisch als Mensch im komplizierten Menschsein – doch auch die nunmehr allseitigen Überforderungen und Überfremdungen sind erkennbar und gefährlich für ein so unzusammenhängendes Menschenspiel der Austauschbarkeiten im Kapitalismus…

Demokratie ist doch immer nur die Tarnung eines Systems: das sich selbst nicht infrage stellt, sondern den Reichtum der Reichen fortwährend bereichert! Wir spüren diese Kälte des Systems jeden Tag und sollen dennoch mit einfühlsam sein was „alle hinzukommenden Menschen aus aller Welt“ betrifft, selbst gegenüber allem unbekannten massenhaft befremdendem Hinzugekommenen zu den verschiedensten Mentalitäten, Religionen und Kulturen… Außerdem sind die einheimischen „Christen“ doch immer auch noch (oder nur) die Ungläubigen in dem religiösen-intoleranten Bewusstsein der meisten Angekommenen – was sicherlich nicht das Willkommen in der Fremde, steigert.

Es ist erstaunlich, wie sich die jeweiligen Illusionen so sehr dann im Land noch verfestigen und auch fundamentalisieren können – dies mehr nur als ein Rettungsanker in fremden Umgebungen und Ungewohntheiten… Außerdem soll das Land dann die Frauen (oder Männer) zur Verfügung stellen – die mitgebrachte Sexualität schreit nach Körperlichkeit und erwartet: sexuelle Hingebung! Das ist unsere gemeinsame Natur rund um die Uhr! Oft aber ist von erkennbarer Kultiviertheit keine Spur zu verspüren! Der kultivierte Mensch aber wird sich in seine neue Umgebung „einfühlen“ können – und ist auch sofort durch den heimischen kultivierten Menschen erkennbar: über alle Grenzen und Begrenzungen hinweg.

Aber haben wir Deutsche in der Masse eigentlich erkennbare persönliche Kultur anzubieten, sind wir doch zumeist ungebildete Menschen, primitiv und unkritisch zu uns selbst – denn Selbstkritik setzt Bildung und Interesse auch an den Vergangenheiten voraus und ebenso ein verständigendes Selbstbewusstsein als biodeutscher Staatsbürger, als biodeutsche Staatsbürgerin… Die allermeisten heutigen Deutschen sind keine Rassisten – auch wenn es dem deutschen Volk (berechnend eingefügt von welchen Interessenwahrnehmungen?) immer wieder eingetrommelt wird!

Was denn noch alles soll bewiesen werden an eingeforderter Aufnahmewilligkeit von so vielen Millionen Menschen aus anderen „Welten“ – wenn wir doch in der deutschen Masse selbst nicht über den „Horizont“ hinausschauen können – und das System sowie dieser Staat kein gebildetes Massenvolk haben will: wer sonst sollte all die einfachen Arbeiten, das Malochen, die Dreckswegräumerei machen? Etwa ein Volk von hochgebildeten Intellektuellen und PhilosophInnen? – allesamt beständig im selbstkritischen, klugen Hinterfragen des alltäglichen Lebens und Verlebens und damit dann doch hochgradig offen für Rebellionen und Revolutionen! Und damit auch das ganze System zwangsläufig gerechtfertigt aus den Angeln hebend. Denn die Zukunft der Menschheit wird durch dieses System für die kommenden Generationen auf längere Sicht absolut zerstört unter dem Motto:

Apres nous le déluge! Wenn der Turbo-Kapitalismus dies nicht erkennt – wird er wie das Ancien-Regime in Frankreich damals 1789, entmachtet und zur Anklage gebracht! Sein oder Nichtsein unter diesen Gesichtspunkten – ist die allermenschlichste Hinterfragung in unserem zeitbefristeten Lebensdasein.

Alles ist doch darauf ausgerichtet, dass die Ausbeutung der Massen funktioniert: Produzieren und konsumieren und ansonsten die Schnauze halten, devot sein am Arbeitsplatz und die beständige Bedrohung: diesen „Job“ auch noch verlieren zu können… Und selbstverständlich sind die vorerst Fremden hierbei ebenfalls eine Konkurrenz: wollen ebenso Arbeitsplätze, Wohnungen, Häuser haben – sich einen Lebensstandard (in Konkurrenz zu den Deutschen) aufbauen, möglichst noch Millionäre werden… Überall die gleichen Wunschvorstellungen in den Köpfen der Willigen und auch Unwilligen – so läuft das ab im Hamsterrad der Industrieländer: in welchen optischen Lebensfarben auch immer!

Hat das mit Diskriminierung zu tun – oder ist dies dann die Reaktion der Getriebenen gegenüber den „Vertriebenen“? Und wenn es das Mittelmeer nicht gäbe – würden aus Afrika hunderte von Millionen Menschen in die sogenannten weißen „Schlaraffia-Länder“ einströmen: dorthin, wo das Geld scheinbar auf den Bäumen wächst… Klar ist doch, dass die abgehängten Länder nicht nur der „Dritten Welt“ in den modernen Technik- Industrie-Ländern nie diese Rasanz an ständig neuen Produkten aufholen können – dies ist unmöglich und damit wird da und dort auch die Armut permanent verbleiben.

Die sogenannte Diskriminierung ist immer dort vorhanden, wo es um Konkurrenzkampf geht – ob nun materiell, sexuell und zudem auch mit der jeweiligen Optik: denn auch das sind die Optionen zu den Gefährdungen der eigenen Unüberschaubarkeit auf der Suche nach sexuellen Begegnungen: habe ICH hierbei überhaupt noch eine Chance jemanden für mich vorzufinden bei so viel zusätzlicher vorhandener Konkurrenz… Ich wunderte mich immer wieder, dass die Obama-Präsidentenfrau plus ihrer Töchter: sich stets die krausen Haare glätten ließen – warum hat diese schwarze Präsidentenfamilie sich optisch nicht zu ihren Roots bekannt… Diese wesentliche Frage und Hinterfragung müssen erlaubt sein dürfen!

Und warum lassen sich die Schwarzen in den USA, in Afrika und sonstwo: massenhaft ihre krausen Haare glätten, werden Langhaarperücken aus asiatischen Haaren importiert und über die krausen Köpfe gestülpt, hatte eine Tina Turner eine falsche blonde Löwinnenperücke zur Schau gestellt – werden (nicht nur in den USA, auch in Afrika) Milliardenumsätze mit Hautbleichungscremes an die Dunkelhäutigen, von der Pharmakonzernen einkassiert, hatte Michael Jackson geradezu den Weißenwahn an sich: furchtbar aussehend, ausgetobt… Wer die weiße oder schwarze Kohle hat und sich als hässlich oder unattraktiv empfindet, geht zum „Schönheitschirurgen“ – ein riesiger Markt der „Eitelkeiten“ oder aber auch eine Korrektur zur ungerechten Natur, die hemmungslos unschöne Menschen produziert!

Und warum lassen sich Asiatinnen mit zwei Schnitten die Augenpartien vergrößern (die sogenannten Schlitzaugen) – bleiben nicht in ihrem Rassenmerkmal verbindlich… Aber sind wir nicht selbst mit verantwortlich, wenn wir uns von den Industrien das Schönheitsideal aufzwängen lassen – und dadurch selbst als Menschen zur Masse diskriminiert werden, egal mit welcher Hautfarbe… Diese Gegenentwürfe kann man nicht nur auf die Weißen verlagern, die sich als Herren-Damenmenschen einstens aufspielten…

Und in dieser (unserer) sogenannten Gesellschaft werden die Alten grundsätzlich diskriminiert – viel schlimmer noch: überhaupt nicht mehr beachtet und geachtet, da nicht mehr produktiv und letztlich wandelnde Ruinen, Wracks im Meer der vergänglichen Zeit. Abgeschoben in die Altenheime zur Entsorgung und zur Verdrängung gegenüber ihrer Nochanwesenheit. Ein sehr böses Spiel ist das und jeden Tag schmerzhaft zu erleben – obwohl jede/r ebenso hineinfallen wird in dieses greise Raster, die/der es dann gleichfalls erleben muss.

Und nochmals in der allgemeinen Verdeutlichung – die meisten von uns sind der Diskriminierung ausgesetzt: weil wir nicht schön sind, zu dick, zu hässlich, zu ungebildet, zu uninteressant, zu normal und austauschbar usw. und so fort zu jedem eigentlich unbeschreiblichen Wort… Und ganz offen ausgesprochen: Ich selbst wollte es keinem anderen Land zumuten, dass Millionen deutsche Menschen des Prekariats sich aufmachen, um anderswo über die Grenzen hinweg: sich dann dort breitzumachen. Eine schlimme Vorstellung! Dieses prekäre Anderssein für das jeweilige Land: wäre kaum auszuhalten – ich jedenfalls wünsche es keinem anderen Staatsgebilde!

In summa: Unter den Weißen ist der massenhafte Weiße der Arsch in der Masse – und unter den Schwarzen ist der massenhafte Schwarze der Arsch in der Masse: so sind die Bedingungen in der jeweiligen austauschbaren Anonymität. Und das kann man auf jede Hautfarbe in der Massenhaftigkeit der Milliarden Menschen übertragen – denn so sind die Menschen in ihrer Eigenart und in ihrem Überlebemüssen als Konkurrenzfiguren auf dem „Fleischmarkt“ (mit relativ hohlen Birnen) der so verschiedenen Vorhandenheiten. Hart deklariert – aber erkennbar klar ausgesprochen! Titus Maccius Plautus erkannte schon: „Homo homini lupus“.

Und nun auch in diesem Zusammenhang: mein Erlebnis auf der „Frankfurter Buchmesse“: -Observierungs- Impressionen 2021 – oder: die unbewusste kollaterale Handausstreckung zum Bösen in die deutsche Vergangenheit ohne Vergänglichkeiten zur Verdeutschung… Die über alle Buchseiten hinausführende erfreuliche Insgesamtheit: dass die „Frankfurter Buchmesse“ wieder ihre Tore und Hallen eröffnet hat, zwar in sehr reduziertem Umfang – musste hierbei persönlich umschlagen in eine unfassbare Situation inmitten einer freiheitlichen Umgebung der Vielfalt der geistigen Umsetzungen in verlegerisches Gedrucktes seitens der veröffentlichten Autorinnen und Autoren, der Verlage und der Repräsentation einer internationalen (wenn auch hierbei ebensolcher Reduzierung – bedingt durch Corona bzw. Covid 19) Anwesenheit.

Was hatte sich für mich als Schriftsteller, Dichter und Maler am Freitag, dem 22. Oktober 2021 in der Literatur-Halle 3.1 ereignet und welche Warnung ohne Entwarnung zur „Unvergänglichkeit des Bösen“ entstand daraus… Jene örtlich unverinnerlichte diesbezügliche deutsche-(germanische) Gegenwarts-Bewusstheit kam mir erst wieder ins Gedächtnis, als ich von 5 Polizisten umzingelt wurde, die mich damit konfrontierten: dass ich beschuldigt wurde, eine Straftat begangen zu haben aufgrund des Paragraphen 86a B des Strafgesetzbuches – …mit der Androhung von Freiheitsstrafen bis zu 3 Jahren. Genau formuliert wurde mir von der Polizei mitgeteilt, dass ich beobachtet worden sei, als ich die Hand ausgestreckt habe zu einem Hitler-„Gruß“ – also quasi mit Heil Hitler mich zu „jemandem“ hingewandt hätte…

Ich verwehrte mich gegen diese nazistische Beschuldigung und fragte spontan sofort, wo und wann das geschehen sein sollte und wer mich angezeigt habe? – dabei vollkommen perplex, dies auch nur im verstecktesten Unterbewussten jemals zu tun, wobei auch der Ort und Zeitpunkt ja geradezu grotesk wäre, nein – aufmerksamkeitsheischend literaturumzingelt absolut unbrauchbar: auch wenn ich zudem ein Maler bin und ich mich mit Jonathan Meese hätte solidarisieren wollen: dessen Kunstaktionen oft mit diesem „Hitler-Gruß“-Ritual zur Begleitung kommen und letztlich geschichtlich erinnern soll(t)en an diese einstigen Massenkundgebungen mit diesen Hitlergrüßenden Heilsbekundungen desjenigen deutschen Volkes damals…

Was alles wird aber benutzt, um symbolisch Zeitanteiliges zu bekunden: den antiken römischen Gruß zu Mussolini-Zeiten, die kommunistische Faust zu allen abfolgenden Zeiten, die Hand aufs Herz in den hochkapitalistischen USA und zudem die bekreuzigenden Handreichungen zur eigenen religiösen Veranschaulichung – und derartiger Symbolismen mehr für und gegen das Hier-und-Jetzt anwesend sein… Aber lassen wir jene Unfreiheiten der manipulierten Massenmenschen sich demonstrieren – oder die Kunst in ihren „Ausschreitungen“ sich der Vergangenheiten „bewältigen“: was sicherlich auch Jonathan Meeses Absicht mitbewirkt – ich selbst hatte auch eine Bilder-Ausstellung mit dem Titel: „I shot Hitler – and I shoot myself“ in meinem damaligen Freudentaler Atelier, wobei über 2000 Menschen diese persönliche Zerstörung als BesucherInnen des urbösen Proto-Mythos Hitler (in uns) „miterkennen“ konnten.

Aber sei es drum: Tausende von Buchpublikationen haben die „Frankfurter Messe“ schon „durchlaufen“ und auch in diesem Jahr waren einige Buchtitel mir erkenntlich: Hitler und kein Ende mit seiner dämonischen Faszination auf die Menschen und sicherlich einer der vordersten im Gruselkabinett der Menschenmonster in den Jahrtausenden des Wahnsinns zu diesen geschichtlichen Wahnsinnigen und Größenwahnsinnigen und Massenmördern. Und nehmen wir dringlichst den Massenmörder Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili (1878-1953), besser erkennbar mit seinem „Nome de guerre“ STALIN in dieser Zeitphase des Österreichers Adolf Hitler (1889-1945): mit in jenes hierzu angesammelte grauenvolle Menschenpanoptikum…

Stalin muss hierbei mitbenannt werden – ich komme gleich zu diesem verbrecherischen Kommunisten, der die Philosophie des Karl Marx zu einer schrecklichen Diktatur des mörderischen, diktatorischen Pragmatismus missbraucht hat: denn es geht hierbei auf der Frankfurter Buchmesse auch um die geballte Faust, also den kommunistischen Gruß. Diese fünf Polizisten verhafteten mich, aufgrund der Beschuldigung des bei mir scheinbar erkannten „Hitlergrußes“ und zwar am Messestand des JUNG-EUROPA Verlages…

Und richtig: ich war dort am Stand gewesen, hatte mich zuvor nach dem Buch „Der falsche Belgier“ des französischen Schriftstellers Pierre Drieu la Rochelle (1893-1945) erkundigt, wollte wissen: ob dies ein Falangist war bzw. auf welcher Seite er im Spanischen Bürgerkrieg gekämpft hatte… Mir wurde dort also erkennbar gemacht, dass er mit Franco in Spanien gegen die Kommunisten/Sozialisten an den Fronten war.

Bei einem weiteren Rundgang in der Literatur-Halle kam ich wiederum an diesem Stand vorbei (nurmehr vorbei) und zeigte mit der Hand auf den Verlagsstand, wobei ich dann die geballte Faust des kommunistischen Grußes demonstrierte – gleichwohl ich mit dieser Ideologie (jedoch gedanklich in der theoretischen Vorstellbarkeit als Philosophie) zu der erkennbaren seitherigen Praxis nichts zu tun haben will, genauso ablehnend wie die faschistische-diktatorische Überdehnung: wobei hier direkt auch eine „Verwandtschaft“ der Unterdrückungen (Hitler-Stalin) zu vergleichen sind!

Diese fünfköpfige polizeiliche Staatsmacht also demonstrierte dann wohl an mir ein Exempel (?) – mitten im Buchmesse-Geschehen stand ich umzingelt und besichtigbar für die Menge der vorbeigehenden und stehenbleibenden BesucherInnen als „Gefangener“ an den „Pranger“ gestellt! Ich wollte genau wissen, wer mich dieser angeblichen Hitler-Gruß-Tat beschuldigt habe – dies wurde mir strikt verweigert und polizeilich ließ man mich wissen, wenn ich mich selbst weigern sollte, mit der Polizei mitzugehen: ich mit Staatsgewalt in die Polizeistation auf der Messe hinverbracht würde… Somit ging ich „freiwillig“ gezwungen zu dieser Polizei-Eskorte mit – und wurde auf der Polizeistation dann per Ausweis identifiziert und mir nochmals diese Beschuldigung aufgezeigt: es sei eine Straftat und ich müsse wohl vor Gericht mich dafür verantworten: Volksverhetzung?

Meine Autorin-Begleitung war mit anwesend und ebenfalls geschockt von dieser Anschuldigung gegenüber einem Pazifisten und Antifaschisten – der in manchen Artikeln und in seinen Büchern „Im Labyrinth der Einsamkeit der Kunst“ versucht hat, möglichst diesen Diktator und Massenmörder Adolf Hitler zu analysieren. Die Abwicklung der Identifikation dauerte an, die Beschuldigung blieb im Polizei-Raum stehen – und mir wurde zudem offenbart: dass ich auf Video genau erkennbar sei und auch der „Hitler-Gruß“ dokumentiert wäre.

Daraufhin bat ich, mir das Video doch zur Ansicht vorzuzeigen – ging mit in den entsprechenden Vorführraum und dort war ich auf großem Bildschirm zu sehen, wie ich an dem „Jung- Europa-Stand“ vorbeiging und mit der Hand auf den Verlag zeigte, dabei dann die „geballte Faust“ demonstrierte – also den Kommunistengruß als persönlicher Nichtkommunist: quasi als spontanes Gegenspiegelbild zu dem Gedankenungut dieser dortigen „verlegerischen Tätigkeit“. Ich will da nicht in Observation kommen – wusste ich doch nicht, dass dieser Verlag „Jung-Europa“ so im Focus stand und steht – ich habe in meinem Atelier und Wohnbereich keinen Fernseher und auch kein Radio! Ich will von diesen Massen-Manipulationen bewusst verschont bleiben!

Daher wahrscheinlich auch meine Unwissenheit der letzten medialen Vorkommnisse – jedoch wurde dieser Verlag von der Buchmesse nicht verboten oder etwa auch „aussortiert“! Wie dem auch sei – bestimmt hat der uninformierte Messebesucher, die Messebesucherin hierzu keine Kenntnisse: ich jedenfalls hatte diese nicht in meiner Gehirnabrufzentrale! „Die Gedanken sind frei – wer kann sie erraten…“ – eine Messeleitung der Frankfurter Buchmesse aber sollte informiert sein, ob dieser Verlag gegen das Recht auf Meinungsfreiheit und Gedankenfreiheit verstößt, rechtlich somit ausgeschlossen werden muss: und man sollte hierbei das Verbot genau beleuchten – denn auch solche Verbote können einen Staat aus den Angeln bzw. aus dem Gleichgewicht heben: wehret also insgesamt den Anfängen da und dort.

Rechtsradikalismus und Faschismus aber sind mit Verboten zu distanzieren – ebenso auch der kommunistische Radikalismus. Wie schon erwähnt – im Kopf dieser jeweiligen Radikalisten wird die Verborgenheit erst offenbar, wenn dies irgendwie öffentlich erkennbar sei: und dagegen muss vorgegangen werden! Dabei bleiben die Gedanken zuvor zwar frei – aber in die Praxis umgesetzt: kann nicht akzeptierbar sein. Deutschland und das Volk haben aus der Vergangenheit die Konsequenzen gezogen – eine winzige Minderheit will die faschistische Gestrigkeit weiterhin „beleben“ – diese Leute sollten die Verbrechen und Massenmorde und Kriege jenes faschistischen Systems sich vor Augen halten und in ihre braunen Birnen integrieren: der absolute schreckliche Wahnsinn!

Ich sah also auf dem großen Video-Bildschirm mich an diesem Stand vorbeigehend – und wie schon erwähnt, auf den Messestand zeigend sowie die geballte Faust hochhebend. Dort selbst war wohl der Verfassungsschutz in Zivil mit Kameras und Observierung vor Ort und äußerst wachsam. Daraufhin muss ich dann weiterhin beobachtet worden sein zu meinen Messegängen und etwa eine 3⁄4 Stunde später kam dann die „Verhaftung“ bzw. meine Konfrontation zu dieser „Hitler-Gruß“-Beschuldigung. Das Ganze war eine überaus herrscherliche Demonstration gegen einen Staatsbürger und Messebesucher mit großem Aufgebot.

Wie ich schon schrieb: meine Autorin-Begleitung war sehr erschreckt und entsetzt über diese öffentliche Umzingelung der Polizeiorgane – wie auch die Abführung zur Polizeistation desweiteren dies mitbewirkte… Mir persönlich keinerlei Schuld bewusst – in der Hinzeigung der Hand sowie zu der „kommunistischen Faust“ des Rumpf von Mansfeld: wurde ich aus dem Polizei-Gewahrsam entlassen – und die Messeleitung schien mich nicht als „gefährlich“ eingestuft zu haben: ich bekam kein Messegelände-Hausverbot! Somit waren die drei Tage auf der Frankfurter Buchmesse insgesamt doch ein geistig anregender besonderer Aufenthalt – für den wir: ich und meine Autorin-Begleiterin, dankbar sind.

Die polizeiliche Staatsaktion des hintergründigen Verfassungsschutzes hätte mir erspart bleiben sollen – geistig und körperlich aber in der beständigen Gewissheit: dass dieser verdammte Adolf Hitler zeitlebens und über alle Zeiten in die fernste Zukunft hinein, nicht abzuschütteln sein wird – wir müssen mit diesem massenmörderischen Größenwahnsinnigen jederzeit in dem deutschen Schuldbewusstsein uns orientieren: obwohl zudem die Österreicher uns diesen Hitler geburtshistorisch aus Braunau nicht offiziell rückübernehmen wollen, doch dafür den Beethoven aus Bonn zu einem Wiener und Österreicher umfunktionieren.

So kann man sich als Nation herauslavieren – ich aber werde evtl. vor Gericht gestellt und muss meine persönliche Unschuld treudeutsch demokratisch (und nicht kapitalistisch orientiert) guten Gewissens verteidigen. Warten wir also ab, was der Staat hierbei zu urteilen gedenkt – gut: dass die RichterInnen ohne staatlichen Zwang ein eigenes Urteil auffinden können. „In Dubio pro Romeo!“ Auch diese eines meiner Buchtitel als freiheitliebender „Romeo“. Deutlich nachzumerken ist noch: dass die Faust-Aufzeigung nicht aus dem polizeilichen Video herausgelöscht wird, dies wäre wie der Rumpf ohne Kopf! Aber bitte nicht: Rübe ab!

Auch das war in einem damaligen deutschen Unrechtsstaat an der faschistischen Tagesordnung. Apropos: Umgang mit rechtsradikalen Verlagen. Nicht auf die Buchmesse in Frankfurt zulassen! Rechtsradikalität ist doch verfassungswidrig! Aber nicht rechts oder links-orientiert. Dies sind doch jeweils konservative Einstellungen – und was ist schon die Mitte? Alles immer nur ein Tanz auf dem Vulkan der vielseitigen Menschenverrücktheiten – wie auch die manipulierenden Illusionen der Religionen in Deutschland nicht unter Strafe stehen…

Als Atheist staune ich sowieso über diese Phantastereien in den Köpfen der jeweiligen Menschenbeteiligungen – solcherlei Märchen fallen mir nicht mal in meinen verrücktesten Träumen als Schriftsteller ein! Wie auch die „Odyssee“ und die „Ilias“ für mich unerträgliche kriegslüsterne Berichte aufzeigen – literarische Tragiken für die gesamte Menschheit! – Axel Manfred Rumpf von Mansfeld

 

Der außerplanmäßige (und doch ein sehr wichtiger) Auftritt der Frankfurter Stadtverordneten Mirrianne Mahn (Grüne) bei der Verleihung des Friedenpreises des deutschen Buchhandels hat eine Vorgeschichte, die mindestens mit Hanau, Halle, Ulm und Hagen zu verbinden ist (ge-schweige denn mit der deutschen Nazigeschichte). In diesem neusten Kontext ist auch die Angst von Jasmina Kuhnke zu verstehen. Ihr und ihrem Roman Schwarzes Herz widmet Weidermann den meisten Platz in seinem Artikel. Doch bei der Diskussion geht es nicht direkt um Kuhnke; und nicht darum, wie AutorInnen ihre Traumata, Emotionen, Erlebnisse – die größten Themen der Literatur – in Romanen verarbeiten.

Bei seinem Beispiel, Salman Rushdie besuche die Messe, vergaß Weidermann zu erwähnen, dass der Schriftsteller doch genau zwölf Jahre bis 2002, unter einem Decknamen versteckt und stän-dig von Bodyguards und Geheimdiensten begleitet lebte, da der Schiitenführer Ayatollah Khomeini seine Tötung wegen angeblicher Gotteslästerung in dessen Buch Die satanischen Verse verlangt hatte. Über diesen Alptraum und dessen anhaltenden Auswirkungen schreibt Rushdie in seiner Autobiografie Joseph Anton aus dem Jahr 2012, bei deren Vorstellung am 15.09.2013 im Haus der Berliner Festspiele auch ich anwesend war. Manche – wie Rushdie – können ihre Angst überwinden, doch nicht jeder schafft es; manche Menschen haben sie einfach und das ist völlig in Ordnung.

Nach Meron Mendel, dem Direktor der Bildungsstätte Anne Frank sag ich auch: wer der „giftigen Ideologie der Rechten“ auf prominenten bürgerlichen Plattformen ein Podium biete, trage „zur weiteren Normalisierung und Verbreitung von Menschenhass bei“. Der rechte Bücherstand auf der Messe wurde in der Debatte mit Meinungs- und Publikationsfreiheit gerechtfertigt. Ach, diese Verlogenheit! Diese Verlogenheit hat bereits der elsässische Künstler Tomi Ungerer beobachtet. Sein aus 1999 stammende Cartoon Die Kollaboration unter dem Teppich (vgl. Abb. 1) zeigt, wie Germania un-auffällig versucht, unzählige Hakenkreuze unter den Teppich zu kehren… Germanias Hakenkreuze kommen wieder heraus und vergiften die Gegenwart, so dass einige BürgerInnen dieses Landes Angst haben. – Arkadiusz Luba

 

Die 62-jährige Tsitsi Dangarembga (Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels 2021) fordert: «Ein neues „Wir“, neue Erkenntnis sind nötig für eine Welt, „in der trotz wissenschaftlichen Fortschritts Krankheiten wüten, Hunger herrscht und schwarze Körper im Meer ertrinken auf dem Weg zu denen, die zuerst zu ihnen segelten und in dieser Zeit ständig zum Opfer dessen werden, was Fortschritt genannt wird.“»

Um dieses «neue Wir» zu schaffen, müssen allerdings die das «alte Wir» trennenden Gräben benannt werden, um diese verringern zu können. Es geht um die ökonomischen und demographischen Gräben. Wie sich die demographischen Gräben auswirken, zeigt der (ebenfalls in der aktuellen «Die Zeit» erschienene) Beitrag «Klimaschutz – am Kipppunkt von Natur und Zivilisation». Dort finden sich folgende Worte: «die Bevölkerung der Entwicklungs- und Schwellenländer wächst in den nächsten Jahrzehnten um zwei Milliarden Menschen.

Dort entstehen die neuen Megastädte, dort wachsen die Infrastruktur und der Energiehunger.» Der genannte Beitrag schlägt vor, dass das «was Fortschritt genannt wird» (Zitat von Dangarembga) das Problem lösen soll. Doch irgendwann muss dieses Bevölkerungs-Wachstum trotzdem beendet werden. Aber wie? Es muss eine Lösung geben fürs Berücksichtigen der Kapazität der Erde bezüglich Konsum und Kopfzahl. Dies geht in Richtung: Ausschliessliches Nutzen von solchen Perspektiven, die diese Lösung ermöglichen und nicht verhindern.

Aber haben wir ein Recht, entsprechende Vorschläge und Forderungen zu machen? Oder haben wir sogar die Pflicht? Dangarembga geht zeitlich weit zurück («die zuerst zu ihnen segelten»). Um den demographischen Graben zu charakterisieren, muss man nicht so weit zurückzugehen. Ich beschreibe zuerst die Erfahrungen auf meiner Seite des Grabens. Meine Grossmutter musste als Magd ihre ersten beiden Kinder weggeben, denn Arme und Dienstboten konnten damals keine Familie gründen.

Mit 28 Jahren heiratete sie meinen damals 58 jährigen Grossvater, der als nicht erbberechtigter Bauernsohn erst in spätem Alter die für eine Familiengründung nötige Grundlage schaffen konnte, durch Kauf einer Blockhütte (Baujahr 1673). In dieser Blockhütte verbrachte ich vom 9 ten bis zum 14 ten Lebensjahr die Ferien bei den beiden Kindern des Grossvaters, die (vermutlich aus Mangel an Mitteln) ebenfalls keine Familie gründen konnten. Es waren schöne Ferien in unbelasteter Natur, aber es fehlten die Spielgefährten. Mit 8 Jahren hatte ich zuvor – von der Caritas vermittelt – die Ferien auf einem Bauernhof verbracht, wo es jede Menge Spielgefährten gab. Ich kannte also den Unterschied.

Einige Beispiele zur anderen Seite des demographischen Grabens erfuhr ich aus einer wöchentlichen Radiosendung («Persönlich» von SRF). Am 14. April 2013 erzählte eine Architektin von einem Auftrag in Burkina Faso: Häuser für die 29 Frauen und 120 Kinder eines Häuptlings. Am 29. November 2015 erwähnte eine weltweit bekannte Sängerin aus Nigeria ihre 150 Cousinen und Cousins. Letzten Sonntag am 31.Oktober 2021 erzählte ein bekannter Kabarettist aus dem Kongo von seiner weiteren Familie, die 150 Menschen umfasst.

Die erwähnten Familien waren nicht arm, was auch auf einen Bauern aus Tansania zutrifft, von dem am 26. Juni 2020) die Zeitungen berichteten, er «Vater von mehr als 30 Kindern» sei nach einem Edelstein-Fund Millionär geworden. Er besitzt bereits 2000 Kühe und benötig daher die Kinder nicht für Vorsoge im Alter. Tansania hat eine Geburtenrate von 5.95 (Verdreifachung der Bevölkerung pro Generation), die – wie das Beispiel zeigt – nicht nur durch Armut bewirkt wird. Die Beispiele von beiden Seiten des demographischen Grabens zeigen: Man kann nicht alles haben: Wohlstand, unberührte Natur, Grossfamilie. Auch diese Feststellung ist nötig für ein «Neues Wir», insbesondere fürs Lösen der Klima-Krise. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Eben gerade weil die Frankfurter Buchmesse noch immer die weltgrößte Geschäftsmesse der Verlage ist, sollten rechtsextreme Verlage dort keinen Platz haben. Schon gar nicht an prominenter Stelle in der Nähe des „blauen Sofas“ vom ZDF. Dass der Stand sehr klein ist, im Verhältnis zu der Größe der für Toleranz und Diversität stehenden Verlagswelt, spielt keine Rolle. Wie groß muss ein Stand von Rechtsextremisten denn sein, damit es unerträglich wird?

Die Furchtlosigkeit von Saman Rushdie seinerzeit war ohne Frage ein starkes Signal gegen Intoleranz. Für diese Buchmesse wäre es für mich ein starkes Zeichen gegen Intoleranz gewesen, wenn intolerante rechtsextreme Verlage ausgeschlossen worden wären. Der Vergleich von Salman Rushdie mit Jasmina Kuhnke ist unpassend. Es steht es Herrn Weidermann nicht zu, Angst zu bewerten, zumal sich der Stand von Frau Kuhnke, meiner Kenntnis nach, in unmittelbarer Nähe des besagten rechtsextremen Standes befand. Ich hätte mir sowohl von den Veranstaltern der Buchmesse, als auch vom Redakteur der ZEIT eine klare Position gegen Rechtsextremismus gewünscht. – Petra Harink

 


 

 

Leserbriefe zu „Zeugen der Anklage“ von Andrea Böhm et al.

 

Wie Werte in unserer Gesellschaft entstehen. Täglich sterben Menschen in Österreich und in der ganzen Welt durch die aktuellen Pandemie. Trotzdem engagieren sich viele Menschen vorrangig mit geradezu extremen Emotionen für die Bekämpfung der klimatischen Entwicklungen. Es gibt keine gesicherten Zahlen, wie viele Menschen durch die klimatischen Veränderungen tatsächlich ursächlich in Mitleidenschaft gezogen wurden. Ich würde mir mindestens so viel Engagement für die Maßnahmen zur Begegnung der Pandemie wie im „Klimaschutz“ wünschen.

Wie entstehen solche Wertigkeiten? Ich vermute, sie entstehen durch das etwas einseitige Zusammenspiel von Nicht-Regierungs-Organisationen, einzelnen politischen Parteien, einzelnen Fachleuten mit den Medien (Print, TV, soziale M. etc.). Alle brauchen starke und unter die Haut gehende Darstellungen und Informationen (um es vorsichtig auszudrücken). So können eigendynamisch Werte entstehen, die nicht (oder nicht ganz) den tatsächlichen Gefahren für die Menschen übereinstimmen.

Die Gefahren der Pandemie und des „Klimawandels“ müssten natürlich umfassender und differenzierter betrachtet werden, als es hier möglich ist. Immerhin: In jüngster Zeit lese ich in den Medien erste deutliche Klagen von Betroffenen und Opfern, die mehr Engagement und effektivere Maßnahmen gegen die Pandemie fordern, auch wenn die Stimmung in der Bevölkerung, der Datenschutz und die Rechtslage relativ enge Grenzen setzen. – Peter Reitinger

 

Aha, die Erdölkonzerne, die das Öl aus den Ölfeldern in die Tankstellen bringen, erzeugen den CO2- Ausstoß und werden für den Klimawandel verklagt. Und ich dachte bisher, derjenige, der den Zündschlüssel betätigt , starte den Verbrennungsmotor und ist verantwortlich. Warum klagt dann niemand die Bundesrepublik an, die Autobahnen baut, auf denen Tausende sterben? Oder warum klagt niemand die einzelnen Staaten an , die ihre Soldaten mit Gewehren und scharfer Munition ausstatten , denn diese töten potentiell , oder heute schon in Konfliktgebieten, Menschen! Ist der Hersteller der Pistole oder der Mörder am Auslösen des tödlichen Schusses Schuld? Achso, das ist ja kein Konzern! – Alois Lienhard

 

«Bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow droht die Politik an den Klimazielen zu scheitern. Können die Gerichte eine Wende bringen?» Diese Frage kann positiv beantwortet werden. Denn die Klimakrise ist letztlich auf zu hohes Wachstum von Konsum und Kopfzahlen zurückzuführen. Und alle – meist historischen – lokalen Erfolge, dieses Wachstum (angesichts lokaler beschränkter Ressourcen) zu stoppen, beruhen auf eine Art Zwang. Und letztlich sind Gerichte und Gesetze die verfügbaren Mittel, um den nötigen Zwang auszuüben. Um den nötigen Zwang wirksam werden zu lassen und ihm demokratische Legitimierung zu verschaffen, ist Diskussion über die tieferen Ursachen (und die sich daraus ergebenden Probleme) der Klimakrise nötig.

Dazu folgendes: Die Klimakrise hat ihre Ursache darin, dass die Signale der Natur, die die Menschheit vorm Überschreiten von Grenzen warnen sollen, missachtet werden. Nur war dieses Überschreiten lange Zeit eine Erfolgsgeschichte, die der Menschheit lange Zeit eine Steigerung ihres Konsums und ihrer Kopfzahl ermöglichte. Das begann schon durch den Übergang vom Sammeln und Jagen zu Ackerbau und Viehzucht (Überwinden der Grenzen, die durch das beschränkte Angebot der Jagdreviere gegeben sind). Später ging’s dann weiter durch das weitgehende Besiegen von Seuchen und Hungersnöten (etwa durch Fortschritte der Agrotechnik). Mit der Klimakrise ist aber nun deutlich geworden, dass den neuen Signalen der Natur langfristig nur beizukommen ist, indem man Grenzen achtet in Bezug auf Konsum und Kopfzahl.

Letzten Endes beruht die Klimakrise auf Plündern, das man mit den Worten «Tragik der Allmend» charakterisieren kann. Dieses Plündern ermöglichte die genannte Steigerung von Konsum und Kopfzahl und ist andererseits auch nötig, um der wachsenden Menschheit Lebensunterhalt und Perspektiven zu liefern. Zum Beispiel, der Haushalt vieler Staaten hängt wesentlich von der Förderung fossiler Rohstoffe ab. Und für die rationelle Ernährung der wachsenden Menschheit muss die Natur zurückgedrängt werden. Die Folgen sind nicht nur am Amazonas sichtbar sondern auch in Europa im massiven Rückgang der Zahl und Arten von Tieren und Pflanzen in Wald und Flur.

Die Zerstörung der Natur mag ein eigenes Verbrechen, ein Ökozid sein, aber sie ist auch die Fortsetzung einer «Erfolgsgeschichte». Es stellt sich somit die Frage, in welcher Situation, ab welchem Wandel, ab welchem Erschöpfungszustand der lokal und global verfügbaren Ressourcen müssten Mütter mit vielen Kindern oder Techniker, die ressourcenfressende, nicht unbedingt nötige Neuheiten erfinden und auf den Markt bringen vor ein Gericht gestellt werden? Oder müsste doch eher Religionsführer, Politiker, Wissenschaftler vor Gericht gestellt werden. Am Fall von Politikern wie Bolsonaro lassen sich die Schwierigkeiten aufzeigen. Er wurde gewählt, weil für viele arme und unterprivilegierte Menschen in Brasilien das Roden des Urwalds die notwendige Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte ist, die Lebensunterhalt und Perspektiven liefert.

Das Beispiel Amazonas zeigt: Mittel gegen «Tragik der Allmend» ist das geeignete Thematisieren des Eigentumsbegriffs. Die Lebensgrundlage Natur gehört allen – im Fall des Amazonas speziell und unmittelbar den Indigenen. Der Schutz der Natur ist die wesentliche Grundlage für das Fortbestehen von Kulturen. Dies passend darzustellen – angesichts grosser ökonomischer Gräben – muss möglich sein. Wesentlich ist, dass erreicht wird, dass Perspektiven genutzt werden, die mit Nachhaltigkeit verbunden sind, als weitgehender Ersatz für Perspektiven, die mit zu hohem Wachstum verbunden sind. Hier wären alle gefordert: Politik, Wissenschaft, Religionen, Rechtssprechung. Die Wissenschaft, hat die Mittel geschaffen, deren Anwendung zur Klimakrise führen. Sie muss die Grundlagen liefern, fürs langfristige Fortbestehen der Menschheit. Und das betrifft nicht nur die Co2-Reduktion. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Palavert wurde viel, viel Blabla, wie gewohnt, und das meiste, eben nur das Unangenehme, das wurde gleich auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben! Irgendwie hörte sich das alles nach der Generalprobe einer Leichenrede an, wo gerade die Leiche, unsere Erde halt, unter die Erde gebracht werden soll.

Zwei Hauptakteure sind vorsichtshalber die Reise nach Glasgow storniert, vielleicht sogar aus Rücksicht auf die Umwelt! Und was machte der Rest dieser anwesenden Volksvertreter, wenn sie nicht gerade beim Zuhören einer eindrucksvollen Rede eingenickt sind, wie ein Joe Biden? Sie jammern über die Abwesenden aus China und Russland, nach dem Motto: Die kacken bereits schon länger auf das Klima, also tun wir es ihnen gleich! „Wer viel redet, glaubt am Ende was er sagt.“ (Honore de Balzac, 1799-1850, französischer Schriftsteller) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Er lässt die Knochen sprechen“ von Urs Willmann

 

Bei den meisten Menschen kann man vom Äußeren auf die geographische Herkunft der Ursprungsfamilie schließen. Ein geschulter Blick hat diesbezüglich eine sehr hohe Trefferquote. Das ist zwar Diskriminierung im ursprünglichen Wortsinn, also eine kategoriale Unterscheidung aufgrund objektivierbarer unterschiedlicher Merkmale. Diese Unterscheidung kann aber im besten Falle rein sachlich orientiert sein und muss keinerlei pauschalierende Wertung beinhalten. Das wäre doch ein schönes Ziel.

Der Mensch liebt jedenfalls die gedankliche Ordnung und bildet deswegen auch als Laie automatisch, und zunächst ohne jeden bösen Willen, verschiedene Kategorien wie „Weiße“, „Schwarze“, „Ostasiaten“ u.s.w.. Welchen Überbegriff man für die resultierenden Kategorien verwendet, ist eigentlich zweitrangig, hauptsache man kann sich auf einen einigen. Das Wort „Rasse“ ist in der Rezeption vieldeutig, historisch belastet und scheidet schon allein aufgrund der Erregungen, die es mittlerweile auslöst, unzweifelhaft aus. Welchen Überbegriff schlägt Herr Willmann also für die real existierende, phänotypisch begründete Kategorisierung vor? Das würde mich wirklich interessieren. Vielleicht leiten Sie die Mail an Herrn Willmann weiter?

Eine Erkenntnis der Aufklärung dürfte sein, dass der Mensch eine Tierart ist. Wer dies leugnet, befindet sich einige Jahrhunderte im Rückstand. Von daher sollte es auf wissenschaftlicher Ebene auch beim Menschen korrekt zu sein, von Unterarten oder von Morphen zu reden. Doch geht es wirklich „nur“ um Wissenschaft? Nicht mehr ganz leise regt sich in mir der Verdacht, dass das Thema erkennbar unterschiedlicher Phänotypen sich zu einem wortlosen, echten Tabu im klassischen Sinne entwickelt. Das wäre eine unschöne Form der Realitätsverweigerung. Was meinen Sie? – Dr. Christian Voll

 

Urs Willmann hat in seinem Artiikel über Johannes Krause (Zeit 44) positiv auf dessen argumentative Unterstützung der Jenaer Erklärung der Deutschen Zoologischen Gesellschaft hngewiesen, die behauptet, es sei wissenschaftlich erwiesen, dass es keine Rassen gäbe. Diese Erklärung beruht auf der Erforschung der DNA, berücksichtigt aber nicht die Epigenetik, die spätestens seit 2009 in der Wissenschaft anerkannt ist. Ich finde es unverantworrtlich so veraltete Forschungergebnisse unkritisch zu veröffentlichen – sie frönen dem Zeitgeist, dem es weniger um Wahrheit als um politische Korrektheit geht. – Jürgen Bartels

 

Der interessante Artikels über die Erfolge des Archäogenetikers Johannes Krause endet mit einer etwas ratlosen Aussage Krauses: Die Menschheit wisse zwar «dass sie durch ihre Zügellosigkeit die Ressourcen erschöpft, das Klima zerstört. Die Menschheit, sagt Krause, müsse sich besinnen. Ob ihre Intelligenz dafür ausreichen wird? Er weiss es nicht. Die Vergangenheit kann es ihm nicht verraten.»

Was uns jedoch die Vergangenheit verraten kann, das sind die Mechanismen, die das Verhalten der Menschheit steuern. Man müsste fragen, was uns zwingt Konsum und Kopfzahl immer weiter zu erhöhen. Man müsste fragen, welche Tabus uns daran hindern, die zu erst genannte Frage so zu stellen, dass es eine gute Zukunft für die Menschheit gibt. Man müsste fragen, welche Tabus uns hindern, die erst genannten Tabus zu untersuchen.

An fehlender Intelligenz kann’s nicht liegen. Zum Beispiel hat die Spezies der Schildkröten Millionen von Jahren überlebt, sogar länger als die Dinosaurier, die immerhin den Zeitraum von vor zwischen 235 und 66 Millionen Jahren überlebt haben. Es liegt eher an zu viel Intelligenz, an zu viel Fortschritt. Dies nicht nur, weil dieser die Mittel zum Plündern der Erde liefert (Stichwort «Tragik der Allmend», zur Allmend gehört vor allem die Kapazität der Erde für Konsum und Kopfzahl). Der tiefere Grund ist, dass durch den Fortschritt Gräben entstanden sind: demographische und ökonomische Gräben. Die Folge ist, dass man in Hinsicht auf wesentliche Probleme nicht von «der Menschheit» sprechen kann.

Was die Menschheit von anderen Spezies unterscheidet, steht schon in der Bibel geschrieben: «Der Mensch lebt nicht von Brot allein». Der Mensch ist wohl das einzige Wesen, das Perspektiven benötigt. Vereinfachend gesagt: Diese Perspektiven liefert auf der einen Seite des demographischen Grabens das Ansehen durch viele Kinder und das Vergnügen Kinder zu machen. Auf der anderen Seite des Grabens werden diese Perspektiven im Erfolg in Bildung und Beruf gesucht.

Ein Beispiel für die Mechanismen, die den Graben bewirken, liefert der Vergleich Südkoreas (typisches Industrieland) mit Nigeria (typisches Land südlich der Sahara). Gäbe es nur Länder wie Südkorea mit seiner Geburtenrate um 1, dann wäre der Klimawandel kein Problem, da sich die Zahl der Menschen in jeder Generation halbierte. Gäbe es nur Länder wie Nigeria, dann würde sich deren Einwohnerzahl durch dieselben Mechanismen stabilisieren, die dafür sorgten, dass die globale Kopfzahl über vergangene Jahrtausende nicht wesentlich wuchs.

Krause hat recht: «die Menschheit müsse sich besinnen» aber das heisst vor allem, dass man sich über die Ursachen und Auswirkungen der Gräben Gedanken macht. So zum Beispiel, der Fortschritt verstärkt die ökonomischen Gräben, indem er eine Entwicklung unterstützt, die mit dem Stichwort «The winner takes it all» beschrieben werden kann. Das macht Leistungstransfer nötig, wobei verhindert werden muss, dass die Eigenverantwortung der Empfänger nicht reduziert wird.

Krause hat (zusammen mit Thomas Trappe) ein Buch geschrieben «Hybris – Die Reise der Menschheit zwischen Aufbruch und Scheitern». «Hybris» ist womöglich nicht die eigentliche Ursache des Schlamassels. Und das ist wohl auch ein Problem. Eine schlechte Gewohnheit kann man ablegen. Es sind ungelöste Zielkonflikte und bestimmte «bösartige» Mechanismen, die die Zukunft bedrohen.

Einen Zielkonflikt gibt’s zum Beispiel bei den Menschenrechten und zwar zwischen den Rechten auf Lebensunterhalt und dem Recht auf Eigentum. Die Rechte auf Lebensunterhalt „entschuldigen“ das Plündern des Planeten. Das Recht auf Eigentum – richtig angewandt – wäre geeignet, die nötige Eigenverantwortung zu fördern, die dieses Plündern verhindert und so eine Ursache des Klimawandels beseitigt. – Dr. Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Erst mal durch den Winter kommen“ von Marcus Rohwetter

 

Jetzt haben wir die höchste Inflationsrate seit 28 Jahren. Die Verbraucherpreise in unserem Land sind im Oktober 2021 um 4,5% gestiegen, im Vergleich zu Oktober letzten Jahres. Die hohen Energiekosten tragen einen großen Teil dazu bei. Die Verbraucher haben keine andere Möglichkeit, als tief in die Tasche zu greifen, wenn Sie im Winter nicht in Ihrer Wohnung frieren wollen. Auch wenn die Politiker behaupten, das sich diese Situation im nächsten Jahr wieder entspannen wird, ist das jetzt für die Menschen, keine Option! – Heike Rampp

 

Der Titel löst Ängste aus:“Erst mal durch den Winter kommen“,ja und dann? Dann werden die Preise für Strom,Gas und Öl,die jetzt steigen,wieder sinken? Von wegen.Warum sollten sie das? Damit wird Geld gemacht.Die Lösung ist immer wieder der Gasmann im Kreml.Der gibt Grossabnehmern vielleicht Rabatte.Und für sehr gute Kunden gibt es Prämien.Eventuell wird Wodka durch die Leitungen gepumpt.Na dann Prost und zu x-mas und Sylvester keine kalten Gänsekeulen oder Kartoffelsalat mit Würstchen kalt.Und am Alexanderplatz bleibt das Licht an.Das wiederum freut die Russen und es gibt noch mehr Rabatt. – Hans-Emil Schuster

 

In der ZEIT vom 28.10.21 berichten Sie von Gaspreissteigerungen im Schnitt von 12,7 Prozent. Das wäre eine traumhaft günstige Preiserhöhung , aber in Wirklichkeit sieht es leider ganz anders aus , denn der grosse Energiekonzern Vattenfall hat bei mir in Hamburg eine Erhöhung von 47 Prozent ab dem 1.11.2021 angekündigt. – Peter Juretzka

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die Kirche tut jeden Tag Gutes, es ist nur nicht in den Schlagzeilen«“. Gespräch mit Heinrich Bedford-Strohm geführt von Evelyn Finger

 

Ich sehe in dieser Kirche keine jungen Leute. Der durchschnittliche Gottesdienst Besucher ist 60 plus und dem ist die Digitalisierung völlig egal. Der ist auch zufrieden mit dem Sonntagsgottesdienst im Tv oder Radio,dies hat die Pandemie gezeigt. Die Kirche bekommt viel Geld vom Steuerzahler und damit ist es einfach Gutes zu tun und alle Mitarbeiter in der Kirche werden gut bezahlt,es ist ihr Job. Wenn ein Pfarrer keine Zeit mehr hat für Gottesdienste,Krankenbesuche ,Seelsorge,ja was macht er dann? All dies wird sowieso schon jahrelang vernachlässigt. Einfach am Sonntag die Kirchentüren öffnen und mit den Menschen sprechen. Langweilige Predigten braucht doch niemand mehr. – Ingrid Müller

 

Bedford-Strom,und ich bin wegen der seenotrettung ausgetreten. – Klaus Küsters

 

„Alles in meinem Leben wird irgendwann einmal abgehakt. Man muss es nur genossen haben und man muss in der Zeit glücklich gewesen sein, ob es nun ein großer oder kleiner Erfolg war.“ (Götz George, 1938-2016, deutscher Schauspieler) Der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern Heinrich Bedford-Strohm will seinen Job als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) demnächst an den Nagel hängen. In und mit diesem Alter, da würde er in der Katholischen Kirche, und mit Absichten auf den „Stuhl Petri“ im Vatikanstaat, eher als Jungspund gehandelt, der noch ziemlich „unreif“ dafür wäre.

Gut der Papst, als Heiliger Vater, der hat weder Kind noch Kegel, und der bleibt im Amt, bis ihn sein oberster Chef abberufen wird, aber soll es auch schon wieder eine Ausnahme geben! Ich kann Heinrich Bedford-Strohm sehr gut verstehen, bei Zeiten zu gehen, denn es gibt noch ein an-deres Leben im Leben, als Ratsvorsitzender und Bischof zu sein! „Das Leben ist ein bestän-diges Abschied nehmen. Jeden Abend nimmt man von einem Tage Abschied, oft mit einem Seufzer der Erleichterung, aber oft auch mit Schmerz.“ (Ricarda Huch, 1864-1947, deutsche Schriftstellerin, Philosophin & Historikerin) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Lob der Langeweile“ von Lisa Nienhaus

 

Wie das wohl gehen soll: aufregende Politik mit langweiligen Finanzen. Die 2aufregende“ Politik muss sich jetzt vor allem einem Thema widmen: den Klimawandel zu stoppen. Es ist doch inzwischen eine Binsenwahrheit: die Folgekosten eines ungebremsten Kli-mawandels sind um ein Vielfaches höher als die Kosten seiner Vermeidung. Dabei ist Eile gebo-ten. Alle Investitionen von Privaten, Wirtschaft und Staat zur Reduzierung des CO2-Ausstosses müssen sofort angestoßen werden.

Das geht nur über Kreditfinanzierung. Und selbst wenn die Zinsen steigen sollten, ist das immer noch billiger als Nichtstun. Wer jetzt auf die Schuldenbremse tritt statt auf das Gaspedal, hinterlässt unseren Kinder eine Welt, in der wir heutigen nicht leben möchten. Wer jetzt also für „langweilige“ Finanzen plädiert, befördert genau das. – Dietrich Briese

 

Der Leitartikel „Lob der Langeweile“ benötigt fünf mal das Wort (grund-)solide, vier mal (hoch-)gefährlich/ Gefahr. Wir hatten beim Lesen richtig Gänsehaut. Grusel an Hallooween? Zwar hat die Autorin das „schwäbische Hausfrau Narrativ“ gelingender Sattatshaushalte bedient, konservatives Framing durchgespielt und sogar erratisch und errodieren eingebaut, aber auch Fremdworte machen den Artikel nicht gehaltvoller, oder gar richtig.

Ein typisch deutscher, ordoliberaler Standpunkt, der die ganze internationale Diskussion ignoriert und die größte Vermögensumverteilung (Miete) nicht zur Kenntnis nimmt. Es wird Geld ausgegeben werden (investiert), viel. Ob via Staatshaushalt, KfW oder Investitionsgesellschaften. Sie hätten sich mit der Frage beschäftigen können, ob die Renditen aus diesen Investionen uns oder privaten Geldgebern zu Gute kommen werden, haben sich aber gegen Erkentnisgewinn, oder zumindest eine interessante Fragestellung entschieden. Die EZB hört auf Staatsanleihen zu kaufen, ich bitte Sie. ZEIT lesen, oder soll man es lassen ;) – Johannes Novak

 

Glücklicherweise bestimmen nicht die beiden ansonsten geschätzten Ökonomen Joseph Stiglitz und Adam Tooze die Vergabe der deutschen Regierungsämter. Mit ihrer Einmischung in die Regierungsbildung singen sie das einseitige Loblied auf Olaf Scholz und verbinden das mit einer Suada gegen Christian Lindner, indem sie ihm die Eignung als Finanzminister absprechen. Dass Scholz bei Wirecard, Cum-Ex und Cum-Cum dem Steuerzahler großen Schaden zugefügt hat und die Mehrheit der Deutschen für eine Einhaltung der Schuldenbremse und der europäischen Haushaltsregeln im Sinne von Christian Lindner eintritt, scheint die beiden Autoren mit dem Hang zur weiteren Schuldenanhäufung nicht zu interessieren.

Und Sven Giegold zum Staatssekretär im Finanzministerium zu berufen, nachdem dieser die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zur Eröffnung des Vertragsverletzungsverfahrens gegen die Bundesrepublik Deutschland wegen des Ultra-Vires-Urteils des Bundesverfassungsgerichts vom Mai 2020 gedrängt hatte, zeugt ebenfalls von einiger Chuzpe.

Lisa Nienhaus moniert in ihrem Leitartikel zu Recht, dass nach dem bedauerlichen Rücktritt von Bundesbankpräsident Jens Weidmann die Tage der soliden Geld- und Finanzpolitik gezählt sind, weil auf einmal alle mehr ausgeben wollen als sie haben. Das klingt zwar modern im Sinne von Stiglitz und Tooze, aber im Gegensatz zu ihnen hält sie das große Geldausgeben auch angesichts der Inflationsgefahren in einer ungünstigen wirtschaftlichen Lage für politisch „ gefährlich“.

Ihr wohltuendes Plädoyer für Personen an der Spitze v on Finanzministerium und Bundesbank, „für die solide Finanzen kein nachrangiges Thema sind“, beweist, dass wir keine unerbetenen Ratschläge von außen benötigen. Im Gegenteil, die Koalitionäre sind nach wie vor in der Lage, unsere Probleme sowohl sachlich als auch personell nach unseren Interessen selbst zu lösen. – Hans-Henning Koch

 


 

 

Leserbriefe zu „WIE ES WIRKLICH IST … Angeln als Schulfach zu lehren“ aufgezeichnet von Isabelle Zeiher

 

Angel-Unterricht in der Schule? Muss man ein „radikaler Tierschützer“ sein, um dies zumindest befremdlich zu finden? Nichts ist dagegen einzuwenden, in einer AG Schüler „ganz nah Natur erleben“ und sie deren Schönheit und Geheimnisse erspüren zu lassen. Alles spricht jedoch dagegen, wenn sie anschließend miterleben, wie ein stattlicher „wunderschöner“ Fisch fünf Minuten lang um sein Leben kämpft und nur mit gemeinsamer Anstrengung seines Lebensraums entrissen werden kann. Keine Qual für das Tier? Seine Schönheit wird bewundert, nur um es anschließend zu töten.

Was lernen die Kinder? Natur ist schön, aber der Mensch ist ihr Meister, der (lebens-) zerstörend eingreifen und auch noch stolz darauf sein darf. Menschen mit dieser Einstellung haben wir leider immer noch mehr als genug. Lasst die Kinder stattdessen mit dem Fotoapparat in den Lebensräumen der Tiere auf spannenden „Beutefang“ gehen, lehrt sie, dort beobachtende Gäste zu sein, die sich achtsam und rücksichtsvoll verhalten, wie es sich für gute Gäste geziemt. Nur so kann echte Wertschätzung entstehen. – Inga Jürgens

 

Nein, Herr Wittek, es ist nicht normal, dass Menschen Fische fangen – die. Natur kommt ohne uns besser zu Recht. – Horst Beck

 


 

 

Leserbriefe zu „Was sind das für Zeiten?“ von Adam Soboczynski

 

Ihre Replik auf Bernd Ulrich liest sich gut, verlegt Sie sich doch auf die gängigen Ingredienzien einer solchen. Als da wären: Das Spiel mit der paradoxen Überhöhung mit dem Ziel, den Bezugstext fast schon in die Nähe der Absurdität zu bugsieren. Die Lust am allzu wörtlich nehmen (und damit den Sinn des Gesagten hauchzart verfehlen zu dürfen). Und natürlich der Spaß, sich auf Kosten des unfreiwilligen, eventuell in seiner ehrlichen Betroffenheit naiven Vorlagengebers, der jetzt nicht kontern kann, lustig zu machen und es bei aller Ironie und Spitzfindigkeit des Effekts wegen nicht allzu genau nehmen zu müssen.

Herr Ulrich mag in seiner (mir aber sehr verständlichen) Betroffenheit tatsächlich etwas über das Ziel hinausgeschrieben und zu viel gefordert zu haben. Kunst hat ganz sicher keinen journalistischen Ansatz. Gleichwohl muss man ihn deshalb nicht lächerlich machen. Ulrichs „Befund ist richtig.“ Sagen Sie immerhin selbst, sehr wahr. Natürlich MÜSSEN jetzt nicht alle einen Klimakatastrophen-Roman schreiben (oder meinetwegen ein Gedicht oder ein Theaterstück). Allerdings: KEINER tut es, keiner empfindet eine Dringlichkeit, die zur kreativen Auseinandersetzung mit dem Gefühl, zum Beispiel, der Ohnmacht gegenüber der bisherigen Verschleppung der Krise führen könnte.

Wohlbemerkt: Nicht DIE Krise ist hier das Interessantere – oder etwa die Folgen, die Sie zu der Hoffnung führt, daraus entstünde dann etwas Künstlerisches (s. 1989). Nein, die KRISE selbst ist noch das Uninteressanteste (derzeit jedenfalls und allein unter künstlerischen Aspekten) – und das wusste/meinte wohl auch schon Herr Ulrich, den Sie hier filigran missdeuten oder zumindest zu sehr engführen.

Ja, die Krise ist allgegenwärtig in der medialen Gegenwart. Aber (interessantere) Kunst beschäftigt sich nur selten mit der Abbildung einer Krise, schon gar nicht mit den Mittel DER/DIESER Medien, sondern mit dem, was sie mit Menschen macht. Das macht Kunst aus, sonst wäre sie nüchterne Dokumentation oder Historie. Die Frage bleibt: Warum bleibt der Mensch vor dieser Krise als „Thema“ unbeackert?

Weil es Wichtigeres zu tun gibt, eventuell sogar die Rettung der Welt vor der Klimakrise? Aber noch einmal: Autor/innen habe das Privileg, nicht diese Rettung in die Wege leiten zu müssen, sondern sich interesselos und ohne sich instrumentalisieren zu lassen mit anderem zu befassen: dem menschlichen Befinden, seinen Ängsten, Neugierden, Interessen, Bequemlichkeiten, Hadern, Verzweifeln, Beharren etc.. So wenig – und doch so viel. Und das darf man schon vermissen!

Wenn Sie das Brecht-Zitat anführen, vergessen Sie in der Freude über den Scoop, dass es bei Brecht um die (Un)Vereinbarkeit eines besonderen poetischen Zugriffs auf Literatur (Naturlyrik, damals prekär und etwa von Eich sehr stark ideologiekritisch reflektiert) und der Erfahrung einer gerade zurückliegenden unmenschlichen Tyrannei geht. Ulrich zielt aber auf etwas ganz anderes ab: Sollte man sich nicht jetzt, in dieser besonderen Situation, nicht eher (oder zumindest auch) mit dem Jetzt und der Zukunft beschäftigen, statt ausschließlich mit der Vergangenheit.

Natürlich ist das auch provokativ gemeint – aber vor einer Provokation/Zuspitzung schrecken Sie ja auch nicht zurück, wenn es effektvoll rüberkommt. Und die Sache mit dem Sex? Naja, sagen wir es einmal so: Vielleicht haben Sie einfach mehr Spaß an der Sache an sich – und denken dabei nicht so sehr ans Kinderkriegen. Was das Dilemma von Herrn Ulrich zumindest an dieser Stelle auflösen würde. – Jörg Marsilius

 

Sie haben recht. Meine Empfehlung an Ihren Kollegen Bernd Ulrich: Ich empfehle Jean Pauls „vergnügtes Schulmeisterlein Maria Wutz“ zur Nachahmung, das nie Geld hat, um Bücher zu kaufen und sie deshalb selber schreibt. Die Titel entnimmt er dem Leipziger Messkatalog, den ich leider gerade nicht zur Hand habe, doch als Inspiration könnte ich empfehlen: „Die Liebe in Zeiten des Klima-Crashs“, „Schuld und 50-Grad-Hitze-Folter“, „Denn sie wissen nicht wirklich, was sie erwartet“, „Gone with the Moderate Wind“. Wie schon das arme Schulmeisterlein wusste: Selber schreiben macht Spaß. – Dr. Sabrina Hausdörfer

 


 

 

Leserbriefe zur Infografik „Heikler Stoff“ von Pia Bublies (Infografik) und Arnfrid Schenk (Recherche)

 

Der Nikab (niqab) ist in diesen Pandemie-Zeiten das ideale Kleidungsstück für die Frau, da es eine integrierte Mund-Nasen-Bedeckung besitzt, und der Mindestabstand dürfte damit auch ziemlich eingehalten werden. Der Nikab (niqab) ist auf den ersten Blick die ideale Schutzkleidung, die vor einer Virusinfektion schützen könnte. „Lass dich anstecken von der Menschlichkeit und infiziere gründlich deine Umgebung, auf dass der Virus der Nächstenliebe die Welt erobert, bevor es ein anderer Virus schafft.“ (Christa Schyboll, *1952, deutsche Autorin, aus ihrem Buch: „Licht das durchs Dunkel bricht“ aus dem Jahr 2015) – Riggi Schwarz

 

In Ihrem Artikel „Heikler Stoff“ vom 28.10.2021 erwähnen Sie, dass laut einer Expertise die Verse aus dem Koran das Kopftuch nicht explizit vorschreiben. Bezogen wird sich auf dem Vers :“Und sprich zu den gläubigen Frauen, dass sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren sollen, und dass sie ihre Reize nicht zur Schau tragen sollen, bis auf das, was davon sichtbar sein muss, und dass sie ihre Tücher über ihre Busen ziehen sollen […].“ (24:32).

Wussten Sie, dass dieser Vers in der Originalsprache, also Arabisch, das Wort Chimar für Tuch verwendet? In Ihrem Artikel selbst wird es wie folgt erklärt: „Ein langes Kopftuch, das bis zur Taille reicht und in vielen verschiedenen Farben getragen wird.“ Allein hier erkennt man, dass das Bedecken des Kopfes selbst im Koran vorgegeben. Ich würde mir wünschen, wenn Sie nicht nur eine einseitige Auslegung in Ihrem Artikel darstellen, sondern auch die andere erwähnen. – Tamsila Kahloon

 


 

 

Leserbriefe zu „Kate die Große“. Gespräch mit Kate Winslet geführt von Katja Nicodemus

 

Hier erfährt man etwas über das Seelenleben der britischen Schauspielerin Kate Winslet.Das ist ok,Klingeln gehört zum Handwerk. Dann aber berichtet Mrs.Winslet, was sie auf dem WC umtreibt. Das will der Leser aber nicht wissen. Die Darmtätigkeit ist Privatsache. My WC is my castle. – Hans-Emil Schuster

 

In der Druckausgabe der Nr. 44 hrer Zeitung enthält auf Seite 55 der linke Kasten unten auf der Seite die Informationen zu Kate Winslet, dass die Schauspielerin „1975 in der „südenglischen Kleinstadt Reading geboren“ sei. Das Jahr wird hoffentlich stimmen und dass Reading in Eng-land liegt, sollte auch unstreitig sein, auch wenn die Stadt eher nordwestlich von London liegt, aber von Schottland aus betrachtet sicherlich mehr im Süden Englands zu verorten ist, als in sei-ner Mitte oder seinem Norden. Reading dürfte mit rd. 161.000 Einwohnern (Quelle: Wikipedia) auch nach englischem Maßstab keine Kleinstadt (mehr) sein – oder muss ich mich darauf einstel-len, demnächst z. B. von Saisbury mit rd. 40.000 Einwohnern als einem Dorf oder gar einem Wei-ler zu lesen?

In Deutschland haben Städte wie Oldenburg und Heidelberg mit 169 bzw. 158 Tsd. Einwohnerrn (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Gro%C3%9F-_und_Mittelst%C3%A4dte_in_Deutschland) eine ähnliche Größe wie Reading, nur würde ernstlich wohl niemand und hoffentlich schon gar kein zum Recherchieren angehaltener Journalist (gen. masc.) in einem Text über Hans Jörg Butt bzw. Hansi Flick deren Geburtsorte als Kleinstädte be-zeichnen. Ich meine, dass es Ihre Zeitung war, in der vor schon längerer Zeit eine chinesische Stadt mit zweistelliger Einwohnerzahl ebenfalls als Kleinstadt bezeichnet wurde.

Die Quelle war, wenn ich mich recht erinnere, die Süddeutsche Zeitung, nur kann ich gegenwärtig nicht auf den seinerzeit aufbewahrten Beleg zugreifen. Dass dieses Blatt sich bei Größenangaben mitunter gleichfalls schwer vergreift (z. B. Waldmünchen, ca. 6.500 Einwohner, ein Kaff), mag Ihnen viel-leicht kein Trost, aber ein Anlass sein, wenigstens Ihren Lesern die Größe von Städten und ande-ren Ortschaften in angemessener Form nahezubringen. In der SZ hatte jüngst eine Journalistin von Dijon (rd. 155.000 Einwohner) als einem Städtchen geschrieben, was sie beim ungefähr gleich großen Regensburg vermutlich nicht getan hätte. Beispiele gibt es mehr als genug. Wenn man in Berlin oder, wie Sie, in Hamburg sitzt, ist der Rest der Welt dann wirklich auf Erbsengröße geschrumpft? Ich kann und will es nicht glauben. – Klaus Leupold

 


 

 

Leserbriefe zu „Qualwiederholung“ von Anna Mayr

 

Schade, dass Ihnen im letzten Satz ein Fehler unterlaufen ist. Am Bundesplatz fahren verschiedene S-Bahn-Linien, aber nur die U9, nicht die U7. Oder meinten Sie die Berliner Straße, an der sich U7 und U9 kreuzen? – Veronika Scholz

 

… Am Bundesplatz, wo sich…, steigt er in die U9(!)… . Willkommen im Berliner Club. – Dodie Volkersen

 


 

 

Leserbrief zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

 

Welchen spaß? Torten der Wahrheit. Die Woche: Das Grusligste an Halloween – Gisela Mertel

 


 

 

Leserbrief zu „Wo der Hansi thront“ von Christine Lemke-Matwey

 

Postcoronös. Was für ein wunderbares Adjektiv, das ich heute zum ersten Mal gelesen habe – in der Kolumne „von unterwegs gesendet“, am 28. 10.21. Ich wohne in Basel und steige liebend gern in die schneeweissen, penisförmigen ICE-Züge aus Hamburg, die, falls keine „Ereignisse im Ausland“ stattfinden, pünktlich in Basel ankommen und ohne Zwischenhalt, falls es keine „Baustellen“ gibt, weiterfahren nach Zürich. In der DE-Bahn sind die Bistros geöffnet, das Personal gut gelaunt, die deutschen Fahrgäste sind redefreudig und scheuen keine Nähe. Ich freue mich, wenn wir auch in der Schweiz dereinst postcoronöse Zustände haben werden! – Verena Keller

 


 

 

Leserbrief zu „Mit Moskitos an die Macht“ von Bert Hoffmann

 

Zusammenhänge, hinter die Kulissen geschaut, Danke!b Mir stellt sich die Frage: Hätten wir einen Zusammenbruch unserer Weltordnung mit einem möglichen 3. Weltkrieg im Zuge der Klimawende bzw. dem explodierenden System „arm-reich“ vermeiden können, wenn wir das Covid-19-Virus den Naturgesetzen von Evolution und Polarität überlasen hätten?

Wann wird der Mensch akzeptieren, dass die Krone der Schöpfung der Natur gilt, die sich selbst im Gleichgewicht halten kann. Wir müssen nicht mit immer präziseren Waffen nachhelfen eine Überbevölkerung zu vermeiden. Die Unsummen für Rüstung, für gegenseitige Bedrohung und für Kriege sowie die Material-Ressourcen, viel zu viel, das zum Klimaschutz besser eingesetzt werden könnte.. – Karl-Reiner Schmidt

 


 

 

Leserbrief zu „»Es ist unerklärlich, unfassbar«“. Gespräch mit Sabine Thurau geführt von Holger Stark und Martin Steinhagen

 

Polizisten sind direkt mit den Lücken des Rechtstaates konfrontiert. Einerseits müssen sie ausschließlich Dienst nach Vorschrift versehen. Andererseits werden sie Tag für Tag mit den Unzulänglichkeiten des geltenden Rechts konfrontiert, werden verlacht, verhöhnt, bespuckt und sogar an Leib und Leben bedroht. Wo gibt es ein vergleichbares Dienstverhältnis?

Insider der Rechtspflege und des Rechtvollzugs haben öffentlich auf die Defizite in der Praxis mehrfach hingewiesen. Sind im Einzelfall daran verzweifelt. In anderen Bereichen spricht man von Traumatisierung. Bei Polizisten erwartetet die Führung und die Öffentlichkeit das Funktionieren jedes Einzelnen als Selbstverständlichkeit. Dabei sind Polizisten auch nur Menschen und keine programmierbare Maschinen. Diese Tatsache wird zu schnell mit einem „Aber …“ abgetan. Mein persönlicher Eindruck ist, die Führung und die Politik haben sich nach vielen kleinen Schritten auf der Karriereleiter zu weit vom Alltag des Rechtvollzugs entfernt. – R. Renaux

 


 

 

Leserbrief zu „Was Corona mit den Schulen macht“ von Martin Spiewak

 

„Man kann alle zur Schule schicken, aber keinem das Denken beibringen.“ (Uli Löchner, deutscher Autor & Aphoristiker) Corona ist wahrlich nicht für diese Mißstände in den Schulen verantwortlich. Diese aktuellen Missstände, wie hier zum Beispiel die schulischen, die haben auch wieder einmal nur unsere gewählten Politiker verbockt, die aber trotzdem an sich glauben, und auch weiter glauben immer fehlerfrei zu handeln.

Täglich eine Portion Weisheit mit dem Löffel gefressen, das reicht dafür aus! Die Verursacher dieser Missstände, die müssen sich nicht verantworten, die kontrolliert leider auch kein Mensch. Die Politiker sind von Haus auf immun, immun gegen alles, und diese Immunität, die haben sie durch die Wahl erhalten, dazu braucht es nicht einmal den berühmten kleinen Piks mit der Spritze. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Kommt da noch wer?“ von Lea Frehse et al.

 

Sie schreiben zum Konflikt mit Belarus mehrfach, dass Flüchtlinge von dort aus Europa oder „europäisches Territorium“ erreichen wollen. Belarus ist der größte europäische Binnenstaat. Ich halte es nicht nur für geografisch inkorrekt, sondern für journalistisch unredlich, vielfach die EU mit Europa gleichzusetzen. In ähnlicher Weise werden häufig die USA mit Amerika synonym bezeichnet. Bitte arbeiten Sie bei diesen Begriffen – wie sonst auch – korrekt. Vielen Dank. – Heiko Reinhold

 


 

 

Leserbrief zu „Hauptsache, Rübe!“ von Merlind Theile

 

In Ihrer Ausgabe vom 28.10. hat sich M. Theile mit dem Zuckerrübenanbau mit insektiziden Beizmitteln befaßt. Ein für die Zeit unwürdiger Artikel , denn seine völlig überzogene Kritik am heutigen Rübenanbau basiert auf einige ganz wenige schlechte Beispiele- zumal nicht von Fachleuten erhoben, sondern von einem Stadtplaner , der sein Gehalt aus Steuermitteln erhält und dem BUND. Die einzelnen Beispiele sind an den Haaren herbeigezogen.

Der überwiegende Teil – sicher mehr als 90%- der Rübenfläche wird von hochspezialisierten Fachleuten gepflegt. Hier mal wieder einen Teil der Landwirtschaft undifferenziert zu kritisieren , mag ja dem Mainstream angepaßt sein, enspricht aber nicht dem oft erhobenen Zeitniveau. – Dr. Wolfgang Schulze

 


 

 

Leserbrief zu „Bürger auf Abwegen“ von Matthias Krupa

 

In Demokratien, in denen die ganz überwiegende Zahl der Bürger ihre Normalitätsbegriffe durch Behörden und Medien in Frage gestellt sieht, sind Personen wie Herr Zemmour keine große Überraschung. Sie verkörpern eine zu erwartende politische Reaktion. Nun kann man jammern über die Rückständigkeit der Gesellschaft oder aber die Proritätenliste der eigene Agenda sortieren. Wer zuviel gleichzeitig will, also neben einem starken Europa, einem stabilen Klima, der Rettung der verbleibenden Arten und einer digitalen Transformation, z.B. noch die binäre Ordnung abschaffen und eine neue Sprache durchsetzen will, der braucht sich über einen derartigen Gegenwind nicht zu wundern. Auch hier findet sich der vielbeschworene Konflikt zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik: Weniger ist manchmal mehr. – Dr. Christian Voll

 


 

 

Leserbrief zu „Die Berufung der Lakaien“ von Alard von Kittlitz

 

Hier geht es um die Frage,warum getreu dem Drehbuch,die Lakaien lieber das Tafelsilber ihrer Herrschaften putzen, als diese zu ermorden.Ja nun,dann wäre ja die Serie Downton Abbey zu Ende.Die Herschafften tot und die Lakaien an den Galgen.So war das damals in England.Das heutige Publikum will das auch nicht,es ist doch zu schön als Tatler and Byständer den Voyeur zu machen, was das Drehbuch so hergibt.Die heutigen Darsteller auch nicht, dann wären sie ihren Job los. Und die Hersteller schon gar nicht,man will doch verdienen. Na denn mal zu,Britannia. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Ich habe mich in meine Freundin verliebt, nur erwidert sie meine Gefühle nicht“ von Ella

 

Einfache Lösung, neue Freundin suchen. Irgendwann klappt es. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Brennnesseljauche“ von Stefanie Flamm

 

Den Brennnesselgestank kann man deutlich mindern, indem man (Ur-)Gesteinsmehl über die Jauche streut. Ein 10 kg Sack kostet unter 10 Euro und ist im Gartenfachhandel und Baumarkt erhältlich. – Gisela Greiser

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Chef sucht jetzt im Knast“ von Kolja Rudzio

 

Im Wirtschaftsteil der ZEIT Nr 44 Seite 24 schreiben Sie, dass im Bereich Vermessung und Kartographie auf 100 offene Stellen 68 Bewerber kommen. Meine Frau sucht genau in diesem Bereich einen Job, macht jedoch ganz andere Erfahrungen mit Stellenangeboten. Daher die Frage, woher Ihre Zahlen stammen und ob sie überprüft wurden. Kann es sein, dass die Bundesagentur für Arbeit die Stellen bundesweit auflistet, aber im Extremfall alle Stellen nur in einem Ort zu besetzen sind? – Volkmar Schlüter

 

Danke für diesen informativen Artikel! Es gäbe noch viele Möglichkeiten, eingewanderte Fachkräfte zu beschäftigen, aber die Bürokratie … In meinem Umfeld wollte ein LKW-Fahrer aus dem Iran, als Flüchtling bei uns anerkannt, wie im Herkunftsland als LKW-Fahrer arbeiten. Die theoretische Fahrprüfung dafür umfasse 1500 Fragen, erzählte er mir. Während Eingewanderte aus vielen Sprachen den Test in ihrer Muttersprache machen können, gibt es keine Möglichkeit in Farsi. Nach einem ersten Anlauf mit dem deutschsprachigen Test hat der Betreffende es aufgegeben, die sprachliche Hürde war zu hoch. Den Führerschein Klasse 3 hatte er auf Deutsch geschafft. Auch da gibt es keinen Farsi-Test.

Ich habe mich daraufhin an den Ausländerbeirat bei uns in der Stadt gewandt. Sie haben das mit dem hessischen Ausländerbeirat erörtert. Das Ergebnis: In Berlin habe derzeit (2020) niemand Interesse, einen Test in Farsi zuzulassen. Die Leute sollten Deutsch lernen (so die Wiedergabe der Ausländerbeirätin mir gegenüber).

Solche Hürden sind nicht die Einzigen, die mir im Kontakt mit integrationsbegierigen Einwanderern aufgefallen sind. Deutschland möchte Fachkräfte, verhindert aber nach meinem Eindruck an vielen Stellen durch bürokratische Regelungen, dass sie hier in ihrem erlernten Beruf arbeiten können (betrifft etwa den Familiennachzug eines Chirurgen nach Deutschland – kein Ende des bürokratischen Prozesses abzusehen; jetzt arbeitet er in Uganda, wo die Vereinigung der Familie kein Problem war). Bei dem Wort „Einwanderungsland“ kann ich trotz vieler Verbesserungen nur stöhnen. – Alexa Länge

 


 

 

Leserbrief zu „»Jeder hat einen Makel«“. Gespräch mit Klaus-Michael Kühne geführt von Marc Widmann

 

Klaus-Michael Kühne, der Mehrheitsaktionär des weltweit drittgrößten Logistikkonzerns, spricht im ZEIT-Interview über den „Makel“ der Nazivergangenheit seines Unternehmens – und verschleiert dennoch die Dimensionen der damals gemachten Profite. Denn die Firma brachte keineswegs „nur“ das Hab und Gut deportierter niederländischer Juden zur weiteren „Verwertung“ ins Reich, sondern praktizierte dieses Geschäftsmodell in ganz Europa.

Kühne+Nagel bemühte sich sehr aktiv um solche Aufträge, übrigens auch im Bereich der Militärlogistik. Die Dokumente, die darüber Auskunft geben, sind in diversen öffentlichen Archiven zu finden. Und alles spricht dafür, dass sie auch im Firmenarchiv vorhanden sind. Kühne+Nagel verlagerte sein Zentralkontor rechtzeitig ins bombensichere Konstanz, dort verbrannte nichts – entsprechend weist das Verzeichnis Deutscher Wirtschaftsarchive für Kühne+Nagel zehn laufende Meter an „Urkunden, Akten, Protokollen, Geschäftsbüchern“ usw. „ab 1902“ aus: „Benutzung nur mit Genehmigung der Geschäftsleitung“.

Kühne beharrt darauf, dass „kein Material“ vorhanden sei, und erklärt zudem im Interview, eine Aufarbeitung der Firmengeschichte durch Fachleute sei „nicht notwendig, denn mehr als das, was allgemein bekannt ist, wissen wir nicht“. Will er denn mehr wissen?

Zum Beispiel könnte er zur Kenntnis nehmen, dass die Firma ihre Auslandsniederlassungen, die Kühne im Interview als „Schlüssel zum Erfolg“ der Firma anspricht, gar als deren ökonomischen „Durchbruch“ bezeichnet, keineswegs erst „in den Fünfzigern“ aufbaute – sondern nicht ganz unwesentliche zehn Jahre zuvor. Im Gefolge der Wehrmacht errichtete Kühne+Nagel umgehend Niederlassungen in den besetzten Ländern, die als logistische Basis der Ausplünderung der jüdischen Bevölkerung dienten.

Im Interview fällt auch kein Wort zum jüdischen Teilhaber Adolf Maas, der 1933 die Firma verlassen musste und mit seiner Frau Käthe in Auschwitz ermordet wurde. Kein Wort zur mehrfachen Auszeichnung als „NS-Musterbetrieb“, kein Wort zum äußerst hartleibigen Beharren der Familie Kühne, das schlossartige „arisierte“ Anwesen in Hoisdorf, das der Familie des Hamburger Industriellen Hugo Hartig gehörte hatte, nach dem Krieg gegen Rückgabebemühungen zu „verteidigen“.

Als sich Kühne-Nagel 2015 zu seinem 125. Gründungsjubiläum mit auffälligen Geschichtslücken präsentierte, gab die Unternehmenskommunikation dafür eine recht schlichte Begründung: „Dies erfolgt in Ermangelung der verfügbaren Unterlagen und der Relevanz der Rolle von Kühne + Nagel in diesen Zeitperioden.“ Wenn Klaus-Michael Kühne mittlerweile von einem „Makel“ spricht, erkennt er immerhin die Relevanz des Geschehens an. Ein aktiver Umgang mit der Firmen- und Familiengeschichte steht hingegen noch immer aus. – Henning Bleyl

 


 

 

Leserbrief zu „Trumps Twitter“ von Hannah Knuth

 

Darauf wartete die Welt schon sehr lange. Alle Accounts gesperrt. Tausend ungeschriebene Twitter-Meldungen. Unzählige, unveröffentlichte Fakenews. Ewiglange Ignoranz durch die Medien. Der wasserstoffblonde Narzist verschwand ungewollt in der Versenkung – nicht auszuhalten! Nun wird alles anders. The Donald gründete mal eben seine eigene Internet-Plattform. Nun kann er Twitter, Facebook und wie sie alle heißen, seine lange Nase zeigen. Das neue Trump-Forum soll Truth Social heißen. Frei übersetzt also Wahrheit sozial. Tolle Wurst! Mmmmh, eigentlich weiß der Gute doch gar nicht, was Wahrheit bedeutet. Ich fände beispielsweise Brainless Talk als Bezeichnung viel treffender. Überleg Dir das also nochmal, Donald… – Achim Bothmann

 


 

 

Leserbrief zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Ob man den Vorschlag von Peter Dausend, man könnte alle ungeimpften Parlamentarier im neuen Bundestag „in einer Reihe neben der AfD versammeln“, als Witz durchgehen lässt – so wie die von ihm zitierte Bemerkung des AfD-Abgeordneten mit der Peitsche ja auch ein Witz war – oder nicht: Herrn Dausend gelingt hier zum einen das Kunststück, die Bemerkung dieses Abgeordneten an Niveau noch zu unterbieten. Zum anderen beleidigt er durch die pauschale Verunglimpfung ungeimpfter Menschen nicht nur diese ganz heterogene Bevölkerungsgruppe, sondern disqualifiziert damit vor allem sich selbst auf eine Weise, die ich nicht für möglich gehalten hätte. – Andreas Obrecht

 


 

 

Leserbriefe zu „Lebende Legende“ von Johannes Dudziak im ZEIT Magazin

 

Wieso schreibt jemand über ein gastronomisches Thema, der den Unterschied zwischen Kalbsbrieß und Kalbshirn nicht kennt? Siebeck rotiert im Grab! – Jürgen Claus

 

Kalbsbries ist nicht Kalbshirn. Es handelt sich vielmehr um die Thymusdrüse/Wachstumsdrüse die nur beim Kalb vorhanden ist und während der Reifung zum Rind verkümmert. Großer Unterschied. – thomas Kreis

 

Widerwärtig! Krank! Dekadent! Diese Restaurantbesucher. Und leider machen sich solche begabten sternesüchtigen Köche zu deren Gehilfen. Danke an Johannes Duziak für seinen tiefgründigen Artikel! – Monika Hader

 

Bei der Lektüre ihres interessanten Artikels über das neue Tantris und das DNA fiel mir ein sachlicher Fehler ins Auge. Das „Kalbsbries Rumohr“ wird erklärend als Kalbshirn bezeichnet. Aber auch beim Kalb sitzt das Hirn nicht im Brustkorb, aus dem die Drüse kommt, die man Bries nennt. – Gerhard Borcherding

 

Schon länger wollt ich schreiben, dass ich von dem dicker werdenden Magazin begeistert bin! Lang, super recherchierte Geschichten, ein Freitag/Samstag Genuss! Die aktuelle Ausgabe wieder wunderbar!Danke! Ps: Ad aktuelle Ausgabe s. 62 muß ich als Österreicherin, die die Speise seit Kindheitsbeinen kennt, anmerken, dass Kalbsbries kein Hirn ist. – Gabriella Hauch

 

Vielleicht kommt es ein wenig spitzfindig rüber, ist aber nur rein informativ gemeint und bei einem Bericht über Spitzengastronomie vielleicht nicht uninteressant: Kalbsbries ist kein Kalbshirn, sondern die Thymusdrüse von Wirbeltieren, die Teil des Immunsystems ist. – K. Emmerich

 

Im ZEIT MAGAZIN No: 44 vom 28.10.2021 gibt es u.a. einen Bericht über das alte/neue , renovierte TANTRIS . Dort wird auf Seite 62 oben links von einem Tantris – Klassiker “ Kalbsbries Rumohr “ berichtet , das ein Kalbshirn sein soll ! Das Bries ist aber definitiv k e i n Hirn , sondern die Thymusdrüse ( Wachstumsdrüse ) im Brustraum das Kalbs . Diese Drüse bildet sich beim erwachsenen ( ausgewachsenen ) Rind komplett zurück .https://www.google.com/search?q=bries&rlz=1C1CHBF_deDE882DE882&oq=&aqs=chrome.6.35i39i362l6j69i59i450l2…6.1543762929j0j15&sourceid=chrome&ie=UTF-8 Dies sollte Herr Johannes Dudziak eigentlich wissen , aber es ist nie zu spät für das Vermehren von Erkenntnis ! – H. Winter

 


 

 

Leserbriefe zu „Endlich frei“ von Luisa Hommerich im ZEIT Magazin

 

Ein sehr gelungenes Titelfoto in der Ausgabe des Zeitmagazins Nr.44 hält den Blick gefangen. Das Spiel von Licht und Schatten, der intensive Blick erinnert an die „Alten Meister“. Bravo. – Margareta Hihn

 

Leider muss ich Ihnen sagen, dass Sie auf dem Holzweg sind. Ich bin pensionierter Amtsrichter und neige dementsprechend nicht zur Leichtgläubigkeit. Seit Jahrzehnten habe ich einen guten Freund, der einst aus dem Iran kam und hier politisches Asyl erhielt. Er ist ein sehr engagiertes Mitglied der Volksmudschahedin, wie ich aus vielen, intensiven Gesprächen weiß. Mein Freund ist ein ausgesprochener Familienmensch und mit Religion hat er „nichts am Hut“. In einer Organisation, in der man der Familie entsagen muss und die für religiöse Ziele kämpft (vgl. S. 18), könnte mein Freund nicht sein, uind schon gar nicht als ein sehr engagiertes Mitglied. – Martin Weise

 

Visum und Flugticket nach Teheran. Diese Überschrift ist sicherlich die passendste Antwort auf den Artikel mit voller Fälschung und Absicht, der von Frau Hommerich in dem Wochenmagazin die Zeit am 28.10.2021 veröffentlicht wurde. Mit dem Hinblick auf den Hintergrund ihrer Tätigkeit als so genannte Journalistin in der Vergangenheit, muss ich Ihnen sagen, dass diesmal leider das unglückliche Los für Ihr Magazin gezogen wurde. Sie hat in nicht allzu ferner Historie gezeigt, dass sie keine Kenntnisse der minimalen journalistischen Ethik und Wissenschaft besitzt, deren Hauptaugenmerk auf Neutrali-tät und Objektivität liegt. Es scheint mir, dass Frau Hommerich nach dem Scheitern bei der dem Spiegel, wo ein Gerichtsurteil gegen sie ausgesprochen wurde, nun Ihre Redaktion als Sprungbrett für die Belange des klerikalen Regimes gegen den iranischen Widerstand voll aus-genutzt hat.

Es ist eine Reihe von scheinbar journalistischen Aktivitäten, die in vollem Ein-klang mit der Propagandamaschine der klerikalen Diktatur im Iran stehen. Hier handelt es sich um Hook-Ups und Angeln von Menschen, die nun keine „Kinder“ mehr -und mittlerweile über 35 Jahre alt sind.Ein Thema wurde ausgegraben, das seit fast Dreijahrzehnte der Bestandteil des Triebwerks des psychologischen Kampfs der iranischen Mullahs gegen ihre Opfer angehört. Die Thema der Kinder der Angehörigen der Volksmojahedin in den 80er Jahren ist inzwischen wie-der von Khamenei und Raissi auf die Tagesordnung des iranischen Geheimdienstministeriums gesetzt.Der Grund dafür liegt bei dem Unglück des iranischen Regimes im Lande insbesondere bei der Angst vor dem wachsenden iranischen Widerstand bei der jungen Generation Irans.

Ein Blick auf die iranischen staatlichen Medien und insbesondere auf die, die für den Fall des irani-schen Widerstands und der Volksmojahedin zuständig sind, würde meine Annahme bestäti-gen. In dieser Hinsicht hat die klerikale Diktatur mehrere Agenden wie die Familie, Eltern-Kind-Besuche, Scheidung und Heirat innerhalb des iranischen Widerstandes zum festen bestand Teil seiner Kampagne gemacht. Ein Regime, das nun wie ein Krokodil weint, will und kann aber nie auf den Hintergrund der Barbarei und Unterdrückung im Iran sowie den Staatsterroris-mus gegen die Exil Iraner in Ausland eingehen. Der Grund dafür ist sehr einfach, weil die Mul-lahs selbst die Ursache für die Situation der Menschen im Iran sind.

Wie sie in ihrem Artikel andeutet, arbeitet sie seit 2020 an diesem „Projekt“, was wiederum auf eine Tatsache hindeu-tet, dass sie für die Schaffung eines teuflischen und grausamen Bildes bestrebt gewesen ist. Schließlich hat sie im Iran studiert und hat enge Kontakte mit der para Militär des Mullah Regimes genossen. ( Siehe – Beim Training der Basidsch Inszenierter Bombenhagel und Trauermärsche zum Märtyrer-Grab: SPIEGEL-Mitarbeiterin Luisa Hommerich schildert im Video, was sie bei ihrer Undercover-Recherche bei den Basidsch erlebt hat. Spiegel 19.01.2018 https://www.spiegel.de/video/iran-beim-training-der-basidsch-video-1828333.html )

Es ist nicht erforderlich, Beweise vorzulegen, die Taten reichen völlig aus, um festzustellen, wie sie mit dem iranischen Regime eingestellt ist. Es gibt ein altes persisches Sprichwort, das besagt, was Offensichtlich ist, braucht man nicht darüber viel zu erzählen. Ein Beispiel dafür ist diese Tatsache, dass die mit dem Informationenministerium des klerikalen Regimes verbundenen Webseiten die vollständige Übersetzung ihres neuen völlig gefälschten und verdrehten Artikels in weniger als eine Stunde nach der Veröffentlichung veröffentlicht haben! Ist es ein gewöhnliches Ereignis oder steckt hinter diesem Zufall eine andere Realität und ein „Geben und Nehmen“ Deal?

Diese Frage muss sie sicherlich beantworten. Es ist auch keine Ehre, die Redaktion im Interesse der klerikalen Diktatur zu missbrauchen. Viele Iraner fragen nun, ob Frau Hommerich sich die Mühe gemacht hätte, zum Beispiel über den Mördern unserer Kinder und Jugendlichen im Iran einen Bericht zu veröffentlichen? Sie wissen zum Beispiel, dass mindestens siebenmal die Familien dieser jungen Leute im Camp Ashraf oder in Liberty im Irak von den Söldnern des klerikalen Regimes und der terroristischen Kraft von Al-Quds massakriert wurden.

Hätte sie sich bis heute die Aufgabe gemacht, sich grundsätzlich mit diesen staatlich geplanten Morden auseinanderzusetzen? Die Antwort auf diese einfachen Fra-gen ist gar nicht so schwer und liegt in ihrem nicht-journalistischen Verhalten vor. Ich bin mir sicher, dass Frau Hommerich mit der Veröffentlichung dieses Artikels ein Visum und Flugticket nach Teheran von berüchtigtem Präsidenten der Mullah Diktatur, Ibrahim Raissi erhalten hat. – M.Harsini

 

Vielen Dank für die Zusendung Ihres Artikels über Amin Golmaryami. Eine mich emotional tief berührende Schilderung des traurigen Schicksals eines jungen Menschen, stellvertretend für Hunderte, die unter grausamsten Bedingungen ihren Lebensweg finden mussten und immer noch mit diesen Traumata kämpfen. Danke für diese brillant recherchierte Arbeit! Danke, dass Sie dieser aus dem allgemeinen Blickfeld geratenen Thematik wieder den ihr zustehenden Raum gegeben haben! Auf dass sie in unser aller Erinnerung bleibe. – Kambiz Espahangizi

 


 

 

Leserbrief zu „Mirko Borsche probiert einen Laser aus, mit dem er Luftballons zum Platzen bringt“ aufgezeichnet von Amonte Schröder-Jürss im ZEIT Magazin

 

Normalerweise lese ich gerne das Zeitmagazin, über den LaserCube-Artikel von Herrn Borsche war ich aber regelrecht entsetzt! Bei dem Gerät handelt es sich um einen Laser der Klasse 4 (IEC 60825-1), wie ich nach längerem Suchen auf der Werbeseite des Anbieters herausgefunden habe. Dies ist die höchste (gefährlichste) Laserklasse, was die Sicherheit betrifft. Nicht nur der direkte Strahl, sondern auch reflektierte Strahlung ist immer gefährlich. Deshalb ist dieses Gerät auch kein „Spielzeug“, wie in dem Artikel suggeriert wird, sondern ein Laser, der nur un-ter strengen Sicherheitsauflagen betrieben werden darf.

Vermutlich humoristisch gemeinte Hinweise in dem Artikel auf „Probleme mit den Augen“ verharmlosen hier extrem, ein „fachgerechter Betrieb“ ist für Laien nicht realisierbar. Auch die Web-seite des Anbieters entspricht nicht den Anforderungen, die an Werbung etc. für Laser gestellt werden! Eine kritischere Betrachtung dieses Gerätes wäre sehr ange-bracht gewesen! – Prof. Dr. rer. nat.Bert Struve

 


 

 

Leserbrief zu „FRIEDRICH UND DAS LEBEN“ von Florian Jaenicke im ZEIT Magazin

 

Das Magazin war so umfangreich, dass ich Friedrich erst heute entdeckt habe. Beim Lesen des Textes und Betrachten des Fotos musste ich lächeln, klasse! Meine Schwester schrieb: Wieder richtig gut und liebevoll. Meine Nichte: Sehr schöner Beitrag und ein rührender Inhalt! Beiden hatte ich wie immer das Foto gemailt. Wir sind gespannt auf das nächste Foto! – Daniel Prüßner

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Prüfers Tochter Luna ist 21 und es kratzt ihr im Hals. Da hilft Gurgeln und die richtigen Lutschbonbons.Und. ein Wickel.Und die Maske ohnehin. Und in Ihrem speziellen Fall mit dem Namen Luna: die Mondgöttin Luna bitten das Kratzen weg zuzaubern. – Hans-Emil Schuster