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25. November 2021 – Ausgabe 48

 

Leserbriefe zu „Was nach dem Glauben kommt“ von Thomas Assheuer

 

Schon seit längerer Zeit überrascht mich, dass in vielen kirchlichen Kreisen Impfgegner zu finden sind. Ob aus Widerstand gegen den Staat oder aus dem Glauben, Gott werde ex schon richten, ist nicht klar. Ich vermisse einen Aufruf der Kirchen an die Gläubi-gen, sich impfen zu lassen. Das wäre vielleicht einmal eine Recherche wert. – Susanne Reichel

 

Vielen Dank für Ihre weitgefächerten und tiefschürfenden Aussagen zu einer existenziellen Frage. Wer sich nicht ablenken lässt, kann nicht umhin, sich damit auseinanderzusetzen. „Die Angst vor seinem sich’ren Tod, bringt den Mensch in Erklärungsnot. In die Schlangengrube fällt, wer den Teil für’s Ganze hält, wo sich die Menschen bekämpfen, anstatt Aggressionen zu dämpfen. Doch, muss man ihm den Irrtum lassen, weil ihm nicht möglich, Gott zu fassen? Ist die Hoffnungslosigkeit schwerer zu ertragen als die Widersprüchlichkeit und die tausend Fragen?“ Religionen sind der vergebliche Versuch, sich von Gott Bilder zu machen und sie absolut zu setzen. Sie sind immer vorläufig und nie völlig gut.

„Gott ist meiner und deiner, unser und euer. Er ist Wasser und Feuer. Gott ist alles und einer. Gott ist groß und klein und kann überall sein. Er ist schwarz und weiß, kalt und heiß, krank und gesund, eckig und rund, naiv und weise, laut und leise, trocken und nass, das volle und das leere Fass. Gott ist Liebe und Scheidung, Unglück und seine Vermeidung. Opfer und Lenker, Nehmer und Schenker, Freund und Verräter, Opfer und Täter. Gott ist die Nachhaltigkeit und die Kurzlebigkeit. Gott ist das Ganze und der Teil, er ist der Holzklotz und der Keil. Er ist Sohn und Vater, das Kreuz und Stabat mater. Er ist Ghandi und Hitler, Tyrann und Vermittler.

Gott ist der Edle und der Schuft. Er ist die Einheit und die Kluft. Gott ist Gal-gen und Altar, er ist Sträfling und der Star. Gott ist Moschee und Kathedrale, Tempel und Partei-zentrale. Gott ist Muslim und Christ, Ungläubiger, Buddhist. Gott ist der Meister und der Jünger, er ist die Ernte und der Dünger. Er ist Wein und Brot, Urin und Kot. Gott ist der russische Panzer und der deutsche Landser. Er ist die Bombe von Hiroshima und der Drucker von Toshiba. Er ist Schmiermittel und Fett, und er ist das Internet. Gott ist Michelangelo und Ramses, der Pharao.

Er ist Thomas von Aquin und der Satiriker aus Wien. Gott, das sind die Fäuste des Dichters und die des Schwergewichtlers. Er ist der Walzer von Strauß und das Rascheln der Maus. Er ist der Ball im Fußballtor und der Elfmeter davor. Gott ist der Adler und der Spatz, und der Wurmfortsatz. Ich wüsste von ihm noch mehr, wenn ich ein Mensch nicht wär. Ich weiß jedoch als kleiner Wicht: Gott ist nicht nicht.“ Was bleibt? Bitte keine neue Religion mit Absolutheitsanspruch. Es gilt, was uns die Amseln lehren: Leben erhalten und Leben weitergeben. Ersteres kann jeder! Gedichte habe ich meiner Sammlung „Wurmfortsätze“, 2019, entnommen. – Johannes Kettlack

 

Eine Zumutung: Schwurbeliger geht es nicht. – Friedhelm Mandt

 

Mich stört an dem Artikel, dass die beiden Begriffe Religion und Glauben in einen Topf geworfen werden. Die Traditionen machen einen großen Teil der drei bezeichneten Religionen aus. Und diese Traditionen mit ihren Riten und Dogmen verhindern meiner Meinung nach das Glauben-Können an Gottes Wort. – Karola Schartner

 

Nach Auflösung des Bundes mit Gott folgen im Liberalismus nützliche Verträge, so Thomas Assheuer. Wenn nicht auf das Andere, so lässt sich hier ein Vertragspartner immerhin noch auf einen anderen Vertragspartner ein. Gleichheit scheint zumindest in der Idee möglich. Abgelöst wird diese Phase nun durch immer mehr Selbstbezüglichkeit. Das Leben wird zu einer Art Insichgeschäft. Der Andere ist nur noch eine Fiktion: Mit nichts und niemanden hat man einen Vertrag. Es ist die Illusion größter Freiheit, wenn man alles mit sich selbst ausmachen kann.

Allerdings: Das Leben ist auch in einer rein funktionalen Welt nicht verfügbar. Wer an die Illusion der Verfügbarkeit glaubt, lässt paradoxerweise das Bestehende breitwillig über sich verfügen. Wem der Anschluss an das Bestehende optimal gelingt, sagt bestätigend und erleichtert zu sich: Alles richtig gemacht! Und wo Religionsgemeinschaften in erster Linie den Anschluss an die bestehenden Verhältnisse suchen, verlieren sie ihren kritischen Stachel und werden zu einer Stütze des Bestehenden.

Insoweit geben die Religionsgemeinschaften den Grund auf, sich ihnen anzuschließen. – Wir agieren wie törichte Jungfrauen, die nicht vorbereitet sind und so das Leben und den Tod verpassen. So erwartet uns ein Erschrecken: Die Plötzlichkeit war in unserer scheinbar erwartbaren, planbaren und beherrschbaren Welt nie weg. – Reinhard Koine

 

Zitate der Alternative: (1) nicht Macht und Opferung sind heilig, sondern das menschliche Leben. (2) Aufstieg einer anderen, einer reaktionären Diesseitsreligion. Sie besteht in der Heiligsprechung der Macht und der Anbetung des Faktischen. Sie vergötzt die nationale Identität, den allmächtigen Staat oder die allwissende Partei. Sie predigt das Evangelium vom Streit der Nationen. Diese neue „Religion“ sagt nicht: Wir lieben das Leben, sie sagt: Leben ist Kampf, und zum Kampf gehört der Tod.“ Der Autor ist Humanist – im guten, aber zu engen Verständnis. Gut ist der große Bogen von den Wurzeln (1) in unsere Zeit – und der Ausblick auf die nähere Zukunft (2). Zu eng ist das seltsame Defizit bei den Zusammenhängen, in denen Ho-mo INsapiens existiert = die Biosphäre des Planeten.

Ok – wer >menschliches Leben< als Fix-punkt benennt, sollte diese Abhängikeit mitdenken – ich finde aber leider so gut wie nichts, ablesbar zB am mitgedachten Zukunftshrizont: er ist VIEL zu KURZ. Das wäre ok – wenn die einge-leiteten Prozesse der KlimaUMWälzung nicht bereits heute wirksam wären. Und wenn sie um-gehend ausgebremst werden könnten. Von Ersterem gehe ich aus, vom Zweiten nicht. Die neue >Diesseitsreligion< passt dafür, was einer der wenigen Hinweise andeutet: die Superreichen leben in der Marskolonie, die anderen schmoren in der erhitzten Erdathmoshäre. Und ab hier wirds spannend – denn wie soll unter den Existenzbedingungen des Mars eine Kolonie überle-ben, die dem >Ewigen Kampf des Stärkeren< huldigt?!

Wenigstens die Machthaber dort müssten untereinander Frieden halten – sonst wäre ganz schnell die Schutzhülle bedroht, die alle ab-schirmt. Und dasselbe gilt für JEDE Restkolonie auf der überhitzten Erde, die sich eine begrenzte Klimaschutzzone geschaffen hat. Die beschworene Diesseitsreligion ist also aus meiner Sicht eine Übergangsreligion für das begonnene CHAOSzeitalter – bis klar ist, wer die Überlebenden Spezies sind – und ob Homo INsapiens jetzt endlich kapiert hat, dass LEBEN den Tod nur ein-schließt, damit Neues Leben Raum hat (= Homo sapiens sapiens). Das Leben als >Bedingung der Möglichkeit< ist eine solide Basis, sich im Zwangsfrieden liberal zu bewegen – und auf lange Sicht wieder aufzubauen, Nachbarkolonie für Nachbarkolonie….

DIe Mitmenschen mit einem solchen Zukunftsausblick werden dankbar sein für diesen Besinnungsruf des Autors – und dafür sorgen, dass er nicht verloen geht in den Wirren der Anpassung an die KlimaUMwälzung und ihre Folgen = die Geschichte vom Exodus aus der Gefangenschaft des Todes in die Feier des Lebens = „die grandioseste und folgenreichste Geschichte, die sich Menschen jemals erzählten“ – „eine Wen-de der Menschheit“. Werter Herr Assheuer – als Alter Herr mit wenig Restlaufzeit überschaue ich den Zeitraum von meiner Geburt bis zu den Jahren, in denen meine Enkel selbst wieder Enkel haben und mit Restlaufzeit leben. Es sind die Jahrzehnte dieses Jahrhunderts, in denen Homo INsapiens mit Bittersten Tatsachen umgehen lernen muss. Ich werde meinen Enkeln eine Erzählung vom Überleben hinterlassen – in einer begrenzten Welt, die irgendwann wieder auf-brechen kann …. – Dieter HEINRICH

 

Als treuer ZEIT-Abonnent stelle ich mir verwundert die Frage, welche Kriterien ein Meinungsbeitrag wohl erfüllen muss, um als Titel erscheinen zu dürfen. Reicht es kurz vor Weihnachten, dass man irgendetwas Erbauliches über Gott und das Christentum schreibt?

Assheuer schwingt – so gar nicht christlich-versöhnlich – die Keule der Pauschalisierung und Polemik: Ohne religiösen Trost der eigenen Endlichkeit entgegenzusehen, soll angeblich unerträglich sein. Als einzige nennenswerte Quelle für allen zivilisatorischen Fortschritt der Menschheit werden die monotheistischen Glaubenssysteme beschrieben, die uns offenbar weltweit den Weg aus Tyrannei und Sklaverei geebnet haben. Und natürlich sind Menschen ohne transzendente Bindung entweder den Verlockungen eines oberflächlich-hedonistischen Egomanentums ausgeliefert – oder stehen in der permanenten Versuchung, esoterisch zu verblöden oder sich den transhumanistischen Technik-Gurus des Silicon-Valleys auszuliefern.

Was ist eigentlich mit den ZEIT-Leser/innen, die sich auf der Basis eines humanistischen, auf Vernunftsethik basierenden und wissenschaftlich-orientierten Welt- und Menschenbild täglich für eine solidarische und werteorientierte Gesellschaft engagieren? Sind die alle im falschen Film? Sie würden den Stellenwert des „religiösen Stachels“ als moralische Orientierungsrahmen für unsere Gesellschaft sicher ganz anders beurteilen als der Autor. Von mir aus kann gerne jede/r – auch in der ZEIT – seine persönlichen Glaubensüberzeugungen kundtun. Aber warum als Titel-Story? Und warum auf diesem Niveau? Würde ein streitbarer Atheist seine Thesen auf diese Weise anbieten, wäre es sicher nichts geworden mit der Veröffentlichung an so prominenter Stelle. – Frank Wecker

 

In Maastricht werden bereits Kirchen zu Büchereien oder auch gleich Buchhandlungen umgewandelt. Hier zeigt sich dann, dass, wenn wir das nächste Jahrhundert noch erleben wollen, nur Wissen und nicht Glauben der Rettungsanker für das Überleben der Menschheit sein wird. Die Religionen haben uns etwa 1.500 Jahre freies Denken gestohlen, was uns jetzt schmerzlich auf die Füsse fällt. Sterben die Götter auch, wenn sich der Mensch abschafft? Es sieht so aus. Bis es so weit ist, hilft der Glaube an unsere Instinkte weiter, die uns lange Zeit durch religiöse Rituale und Nichtdenken versperrt waren.

Daher ein Glaubensbekenntnis für den Aussterbeprozess, der sich gerne noch etwas dahinzögern könnte: Der „Instinktenhass“, den Nietzsche beschreibt, bringt uns davon weg, das Himmelreich in uns selbst zu suchen./Die Menschen haben ihren inneren Gott getötet./Das Göttliche lebt trotzdem weiter./Folge Deinen Instinkten, entwickle daraus Deine eigene Religion./Folge dem Wahren, Schönen und Guten!/Der Buddhismus macht es vor: Suche Deinen Gott in Dir selbst… – Jürgen Staab

 

Der Autor von „Was nach dem Glauben kommt“ zeichnet eine doch sehr eigenwillige Version von Religion und Glauben… Die befreiten Israeliten haben bezeichnenderweise keine Demo-kratie gegründet, sondern eine religionsgestützte Monarchie. Die Kirche hat sich in 2000 Jah-ren durch Allianzen mit den Herrschenden ausgezeichnet, nicht den Beherrschten: ob nun im römischen Reich, im „gottgegebenen“ Ständesystem, in Russland mit Putin, in Polen mit der rechtskonservativen PiS… (Übrigens: Wenn nicht an Gott zu glauben vor 500 Jahren „undenkbar“ war, wozu benötigte man dann die Todesstrafe für „Gottesleugner“?)

China unterdrückt alle anderen Religionen – außer dem Glauben an das Heilversprechen der Partei. Erdogan, die Tali-ban, der IS setzen den Islam ein um ihre autoritäre Herrschaft zu rechtfertigen. Evangelikale Christen hier und in den USA berufen sich auf die Bibel in Ihrer Unterstützung für Trump. Dass der Autor am Ende erklärt, diese würden die Bibel „auf den Kopf stellen“ – ein schönes Bild, aber „die andere Seite“ beansprucht die „echte“ Wahrheit genauso für sich. Genau das ist das Problem jeder Religion und jedes religionsähnlichen Gebildes (von dem ich einen absolut ge-setzten Atheismus oder Säkularismus nicht ausnehme!).

Absolute Wahrheiten verbieten per se Zweifel oder Kompromisse. Und stehen damit im Gegensatz zu Demokratie und Pluralismus, die auf Diskurs, Zweifel, Konsens und Kompromiss basieren. Und davon nicht ganz unabhängig – dürfen wir nächste Woche mit einem 2seitigen Artiekl im Namen des Zweifels rechnen? Sonst wird es vielleicht Zeit die Rubrik in Chrismon auszula-gern…. – Sarah Werner

 

Bei seiner Suche nach einer Antwort auf die Frage, ob es auch ohne Religion geht, erwähnt Thomas Assheuer an keiner Stelle die beiden gottlosen Ideologien, die die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts auf schreckliche Weise geprägt haben, den Kommunismus und den Nationalsozialismus. Ich empfinde dies als Mangel. Beide Ideologien erfüllen die vom Autor aufgelisteten Kriterien für eine „Diesseitsreligion“ wie ewa die Heiligsprechung der Macht, die Vergötzung der nationalen Identität, des allmächtigen Staates und einer allwissenden Partei, uneingeschränkt.

Hinzu kommt ihre Fixierung auf Kampf und Tod, sowie die Verherrlichung der Starken und Geringschätzung der Schwachen. Ob sich jetzt schon wieder solche „neuen Religionen“ abzeichnen und Donald Trump einer ihrer Propheten ist, wie Thomas Assheueer mahnend hervorhebt, wird sich erst noch zeigen. Die Geschichte des zwanzigsten Jahrhundert alleine dürfte indessen mehr als ausreichend sein, um auf die Frage, ob es auch ohne Religion geht, mit nein zu antworten. – Dr. Hans Peter Basler

 

Was nach dem organisierten Glauben, verkörpert durch unterschiedliche kirchliche Institutionen und religiöse Dogmen, folgt, zeigt der im 18. Jahrhundert beginnende und andauernde Prozess der Aufklärung. Dieser entwickelte die Grundsätze des Humanismus, das Denken und Handeln im Bewusstsein der Würde des Menschen, das Streben nach Menschlichkeit auf der Grundlage von Bildung.

Diese Abhandlung wird daher dem Thema m. E. nicht gerecht. Glaube ist nicht an Kirche und verschiedene religiöse Dogmen und deren Institutionen gebunden. Gefühlsmäßige, nicht von Beweisen, Fakten o. Ä. bestimmte Überzeugungen wird es immer geben, wo menschliche Vernunft nicht in der Lage ist, das gesamte Wissen über das Universum zu erfassen und nach Erklärungen sucht.

Die islamische mit der jüdischen und der christlichen Religion gleichzusetzen bedeutet auszublenden, dass es sich hierbei nicht um eine einfache Religion, sondern um eine völlig andere Welt mit allumfassenden eigenen Gesetzen und einer anderen Einstellung, was das Irdische angeht, und zum Tod. Muslime haben keine Angst zu haben, im Kampf zu sterben. Wer im Kampf gegen „Ungläubige“ getötet wird, kommt sofort in den Himmel. Dort wird ihm alles zuteil, worauf er während seines irdischen Daseins verzichten musste, Nahrung und Jungfrauen im Überfluss. Die islamische Doktrin erhebt sich über alle anderen Religionen. – R. Renaux

 

Bereits die Behauptung, der Gott Israels stände auf Seiten der Sklaven, zeugt davon, dass nur der gewünschte Teil der Bibel gelesen wird. Die Teile der Bibel in denen Sklaven selbstverständlich vorausgesetzt oder Könige legitimieren werden, werden ignoriert. Noch problematischer ist die Behauptung nach Ablösung der Religionen kä-me eine Diesseitsreligion, die für Kampf und Tod stünde. Als Zeugen dafür werden ausgerechnet Trump und Bolsonaro angeführt, die beide ohne die massive Unterstüt-zung der Evangelikalen nicht an der Macht wären, die sich als gläubige Christen in-szenieren und für evangelikale Ziele einsetzen. Vielleicht sind gerade diese Beispiele ein Hoffnungsschimmer, dass es ohne Religion weniger Gewalt geben könnte?

Zudem erlauben Sie mir die grundlegendere Anmerkung und Anfrage: In meinen Augen ist „Glaube und Zweifel“ ein Anachronismus, der in einer modernen ZEIT – zumindest in dieser Form – nichts zu suchen hat. Aus welchem Grund wird hier stets durch die christliche Brille geblickt? Warum nicht Fachleute ranlassen: Religionswissenschaftler, wenn es um Fragen der Religionen geht, Psychologen, wenn es um Lebensführung und Lebensfragen geht, Naturwissenschaftler, wenn es um Natur, Krankheit etc. geht. Weshalb dieses Privileg der Christen? – Dirk Wütherich

 

Danke für Ihr Titelthema „Geht es auch ohne Religion?“ in der Ausgabe Nr. 48, 2021 vor dem ersten Adventssonntag. Die Antwort „nein“ geben sowohl der Leitartikel „Für unsere Freiheit“ über die Versäumnisse (die falsch verstandene Freiheit) bei der Corona-Pandemie-Bekämpfung als auch der über den Memorial-Prozess in Russland unter dem Titel „Lieber auslöschen“. Letzterer zeigt aktuell, was in einer Welt ohne Christentum (ohne Gedächtniskultur) zu erwarten ist. Zur näheren Betrachtung der Frage verweisen Sie auf die Seiten 68-70.

Der Artikel „Was nach dem Glauben kommt“ von Thomas Assheuer zeichnet ein Bild vom Niedergang des Christentums und damit auch vom Verlust des Glaubens an Jesus Christus, sein Sühnopfer und seine Kirche. Sehr Interessantes lese ich hier von der alttestamentarischen ersten Achsenzeit. Zu ergänzen hätte ich, dass es auch eine zweite neutestamentarische gegeben haben muss. Er spricht abschließend dann von einer notwendigen dritten Achsenzeit, bei der die drei abrahamitischen Religionen Christen, Muslime und Juden gemeinsam die „Position der souveränen Ohnmacht“ einnehmen sollten.

Zu betonen ist dabei der von Assheuer formulierte Schluss, ´die Torheit´ begehen zu müssen, „ihre ursprüngliche Wahrheit neu zu denken, die Idee des Bundes und der gerechten Menschen“. Was hier im Konjunktiv angedacht wird, nimmt bereits konkret Gestalt an. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wirkt bereits seit etwa 200 Jahren und ist von ihren 6 Gründungsmitglieder (1830) zu einer weltweit operierenden und anerkannten Institution mit über 16 Millionen Mitgliedern herangewachsen. Im Januar 2019 wurde in Rom der 162. Tempel der Kirche geweiht, zu dessen Anlass der Präsident der Kirche auch Papst Franziskus besuchte.

Die von der Kirche herausgegebene Broschüre „Muslims and Latter-Day Saints: Beliefs, Values and Lifestyles“ belegt, dass auch der Dialog mit muslimischen Glaubensvertretern stattfindet. Die Bedeutung des Bundesgedankens möchte ich mit einer Schriftstelle belegen, die an wichtigen Stellen Heiliger Schriften stehen: AT (am Schluss), Maleachi 3:24 Er (Elija) wird das Herz der Eltern den Kindern zuwenden und das Herz der Kinder den Eltern. NT (am Anfang) Lukas 1:17 Er (Johannes) wird dem Herrn als Bote vorausgehen, im gleichen Geist und mit der gleichen Kraft wie der Prophet Elija. Er wird das Herz der Eltern den Kindern zuwenden.“

Buch Mormon (in der Mitte beim Erscheinen Christi auf dem amerikanischen Kontinent) 3. Nephi 25:6 Er (Elija)wird das Herz der Väter den Kindern zuwenden und das Herz der Kinder ihren Vätern.“ Neuzeitliche Offenbarungen Lehre und Bündnisse(LuB) nach dem Vorworten im eigenen Abschnitt 2:1-3 Siehe ich werde euch das Priestertum durch die Hand des Propheten Elija offenbaren …Und er wird die Verheißungen, die den Vätern gemacht worden sind, den Kindern ins Herz pflanzen, und das Herz der Kinder wird sich ihren Vätern zuwenden.

Wenn es nicht so wäre, würde die ganze Erde … verwüstet werden.“ Letztlich beeindruckte mich das Tryptichon mit den Bildern der Betenden. Dabei ist für mich besonders bemerkenswert, dass es zwei Frauen und ein Mann sind. Das besondere an der christlichen Darstellung ist die von Mutter und Kind vor dem Licht (Christus: Ich bin das Licht der Welt). – Walter Nabrotzky

 

Leider hatte ich gerade beim Lesen des o. g. Artikels erstmals ein ungutes ZEIT-Gefühl. Tatsächlich bin ich erst seit Sommer Abonnent, aber hatte bis heute nie das Gefühl, an der inhaltlichen Richtigkeit und Sorgfalt Ihres Journalismus zu zweifeln. Bis heute leider. Ich habe mich auf das Lesen des besagten Artikels gefreut und ihn zunächst auch sehr geschätzt – wobei ich sagen muss, dass er auch mit etwas weniger zugespitzter Dramatik funktionieren würde – aber dann bin ich über die Zeile mit Trumps Bibel-Dreher gestolpert.

Lieber Herr Assheuer, haben Sie hierzu ganz neue Erkenntnisse? Bitte nicht falsch verstehen; ich bin, weiß Gott, froh, dass diese Verwirrung der Geschichte mit diesem Mann als US-Präsidenten eben jene ist, aber auch hier sollte man sorgfältig bleiben. Ansonsten wird der Vorwurf „Fake News“ leider – dann auch nicht ganz fälschlich – genährt: Allen meinen Recherchen zufolge hat Trump die Bibel nicht „verkehrt herum in die Kamera“ gehalten. So zu lesen u. a. auch bei der NYT. Das war leider bzw. hoffentlich ein unschöner Fauxpas, der dem Artikel m. E. einen Abbruch tat. – Dr. Roland Priester

 

Hier haben Sie einen ihrer treuesten Leser enttäuscht. „Worin besteht heute die Aufgabe der Religion?“ – Das erinnert mich doch zu sehr an den alten Ovid: „Expedit esse deos et, ut expedit, esse putemus“. Es ist nützlich, dass es Götter gibt, und da es nützlich ist, wollen wir daran glauben. Das ist ein reiner Utilitarismus. So funktioniert keine Religion, auch wenn viele Menschen sie schmerzhaft vermissen. – Jürgen Schröder

 

Wir wissen nicht allzu viel über unsere Sonne.Über Gott wissen wir nichts! Also Vorsicht bei Religionen. Was braucht die Menschheit? Liebe untereinander! – Hartmut Neumann

 

Eine Welt ohne Religion ist undenkbar, weil alle Menschen von Natur aus auf die Suche nach Gott als ihrem waren Ursprung ausgerichtet sind. Doch genügt Religion als Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens und als Versuch, den Schuldschein der eigenen Verfehlungen zu zerreißen? Im Grunde bieten alle Religionen einen Baukasten der Erlösung an, weil die eigene Fehlbarkeit für fehlenden Segen, Unheil und die ewige Verlorenheit verantwortlich gemacht wird. Durch die Klimmzüge der Religiosität soll alles wieder „gut gemacht“ werden. Dabei geht es dem Gottessucher wie einem Esel, dessen Antreiber einen saftigen Grasbüschel an eine Rute geknüpft und ihm vor das Maul gehängt hat.

Doch mit jedem Schritt wandert auch das Büschel weiter und bleibt unerreichbar. Diese Mogelpackung ist so typisch für religiöse Menschen, die glauben, Religiosität – also „auf dem Weg zu sein“ – wäre schon Erfüllung an sich und brächte am Ende die totale Erlösung. Doch sie gelangen nie ans Ziel, denn keine ihrer Sünden wird je getilgt noch lernen sie Gott je persönlich kennen. Darum ist Religion in sich nichts anderes als veredelter Untergang, anders als beim Christsein, denn Jesu Tod am Kreuz war keine Schauveranstaltung wie „Schlag den Rabbi“ vor den Toren Jerusalems, sondern blutiger und tödlicher Ernst, die einzige Möglichkeit für uns Menschen, Frieden mit Gott zu finden. Somit ist der Sohn Gottes die sprichwörtliche Lebensversicherung eines jeden Christen, denn das Kreuz bildet die tragende Brücke über die sonst hoffnungslos unüberwindbare Schlucht der ewigen Verdammnis, über die jeder Mensch auf diesem Planeten sicher hinüber gelangen kann zur ewigen Errettung.

Dann werden aus Anhängern einer Religion schließlich wahre Kinder Gottes. Weil Jesus lebt, lebt auch ihr Glaube, denn ihre Religion ist zu einer persönlichen Beziehung geworden und sie ein Teil der Himmlischen Familie. Und die ist heute ebenso lebendig wie je, denn die Apostelgeschichte wird mit jedem Tag weiter fort geschrieben. – Joachim Kretschmann

 

Ein intelligenter Artikel von Thomas Assheuer! Aber er vergisst zu fragen, woher die vielen Gläubigkeiten kommen. Glauben gibt es doch nicht nur bei Juden, Christen oder Mohammedanern sondern auch bei Inuits oder Hottentotten! Solange wir nicht darüber nachdenken, warum Menschen das Bedürfnis nach Glauben an etwas „Höheres“ empfinden, werden wir auch keine Antwort finden.

Meine vorläufige Vermutung ist: Jeder Mensch erlebt als Urerfahrung, dass er allein als Säugling nicht überlebensfähig ist. Er bedarf der Zuwendung. Je nachdem wie diese ausfällt, ersinnt er ein Gottesbild, ein Weltbild und ein Bild von sich selbst. Dieser Prozess wird den Zorn mit den Kirchen überdauern. – Marie-Luise Schwarz-Schilling

 

Ach Gott….. Mit Sicherheit werden die Kirchenoberen jetzt auf die vielen guten Taten und Menschen ihrer Vereinigung verweisen – so wie ein gewisser Adolf H. ja auch die Autobahn gebaut hat und ein Hundefreund war. Wenn man allerdings die Unzahl an Verbrechen der christlichen Kirche vor Augen hälte, gibt es dafür keinen „Ausgleich“.b Blutige Kreuzzüge,Ketzerverbrennungen,Zwangsmissionierung in Südamerika,Zerschlagung ganzer Staaten und Soziasysteme im Namen Gottes….Unter dem Man-tel der Barmherzigkeit wird die Angst der Menschen vor dem Tod und der Sorge vor dem „danach“ ausgenutzt, um Macht und Weisungshoheit zu beanspruchen.

Dabei verwundert es nicht, dass dabei wieder einmal die „Vormacht“ der Männer gestärkt wird. Hier Reformen und Korrekturen zu wünschen und zu fordern ist absurd und ei-ne Verschlimmbesserung einer Wirrlehre. Die These, dass rigider Materalismus oder Trumpismus der zukünftige Ersatz für fehlende Relion sein wird ist allerdings ein Trugschluss:Beide Konstrukte haben mit gesellschaftlichen Normen und Umgangsfor-men nichts zu tun. Auch ohne Religionen gibt es moralisches Handeln und ei-nen Wertekanon, der ein entspanntes weltweites Miteinander möglich macht.Statt uns biblisch die Welt untertan zu machen und sie weiter ausbeuten und zugrunde richten können wir neu denken und sie schützen und erhalten.

Wir können also getrost auf die unglaublichen Geschichten der monotheistischen Männerbünde verzichten und trotz-dem liebevoll,mitfühlend und humanistisch handeln möglich macht. Wie reimte ein großer deutscher Dichter so trefflich? Lieber Gott ,gib endlich zu, dass ich klüger bin als du. Preise künftig meinen Namen, denn sonst setzt es etwas- Amen. – C.Stellmacher

 

Als ich die Ausgabe bekommen habe dachte ich unwillkürlich an eine Kir-chenzeitung ! Diese Schlagzeile hat schon etwas von Hybris. Der Homo Sapiens existiert auf diesem Planeten seit ca. 200 000 Jahren und Empathie kannten schon seine Vorfahren. Das „Geschäftsmodel“ Christen-tum wurde dagegen bekanntlich erst vor 2000 Jahren gegründet. Die angegebenen Zahlen der Kirchenmitglieder stimmen auch nicht. Zum Stichtag 31. Dezember 2020 waren 20.236.210 Personen Mitglied in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die Deutsche Bischofskon-ferenz (DBK) gab eine Mitgliederzahl von 22.193.347 aus. – Helmut Schrötter 

 

Die Antwort ist schlicht und bündig. Unser Leben braucht geordnete Bahnen. Ein Staat ohne Gesetze? Eine Schule ohne Programm? Eine Philosophie ohne sokratisches Hinterfragen? Eine Sinnsuche ohne Religion? Das Chaos ist unausweichlich. Jede Religion muss sich messen lassen an ihre Begründer: Sokrates, Gandhi, Dalai Lama, Jesus, Martin Luther., usw. Die Krise der katho-lischen Kirch liegt im Machtgehabe der Selbsteinschätzung. Fehlurteile werden dogmatisch ver-bindlich zementiert. Ist das Hauptgebot Jesu die bedingungslose Liebe, so versündigt sich die kath. Kirche durch die Aberkennung der Würde des Menschen.

Niemand ist würdig, die Einla-dung Jesu zum Abendmahl anzunehmen. Auchdie Bewegung Maria 2.0 vegißt vor lauter Struktur-fragen das Liebesgebot und schluckt widerspruchslos das Berkennznis „Herr, ich bin nicht wür-dig“. Mittelalteriche Insignien mit Mitra und Krummstab zwingen zum Kniefall. Da ist unser Grundgesetz christlicher als die Kirche. „Die Würde des Menschen ist unantastbar!“. PS Einige Beispiele – – – *Anselm Grün schrieb mir, das „Herr, ich bin nicht würdig“, ist eine Form der Höflichkeit. *Auf die mutige Änderung der Vaterunser-Bitte durch die französichen, italieni-schen und schweizerischen Bischöfe ohne Einwilligung der deutschen Bischöfe schrieb Prof. Söding, die Änderung sei eine Fehlübersetzung.

* Kardinal Gänswein schrieb, ich rede Kau-derwelsch und müsse einen Priester des Vertrauens aufsuchen. *In meinem Buch >>Glaub-würdigkeit und Menschenwürde<< zum Bücker-Kreuzweg zeige ich auf, dass der Künstler keine eigene Antwort gibt. Dennoch werden zwei Stationen später fälschlich mit Bibelzitaten unter-legt. Auf meine zahlreichen Anfragen reagiert kein Bischof. Schweigen ist die Methode des Ver-gesens. – Egon Dammann

 

Danke für den sehr nachdenklichen Artikel. Ich frage mich schon, wenn viele Menschen mit dem ALLMÄCHTIGEN nichts mehr anfangen können, weshalb „feiern“ sie dann WEIHNACHTEN und OSTERN? Weshalb werden gerade jetzt die Kaufhäuser gestürmt, um Geschenke zu ergattern. Wenn ich mit all dem nichts mehr anfangen kann, mit JESUS Geburt und Sterben, brauch ich mich auch nicht dem Kaufrausch hinzugeben. Auch wenn die KIRCHE bei vielem versagt hat, muss ich GOTT dafür nicht verantwortlich machen. – Ute Koch

 

Folgt man Thomas Assheuer, dann hängt das Schicksal der Welt an einem seidenen Faden: der Bewahrung des „Glutkerns des abendländischen Geistes“, des Erbes des jüdischen Monotheismus, der in der „Achsenzeit“ „der Welt den Universalismus geschenkt“ hat. Die abrahamitischen „Weltreligionen“ sind aufgerufen, die Welt gegen die totalitären Kriegstreiber, darunter die in China, zu retten. Man reibt sich die Augen. Wollte Jaspers mit seiner Idee der Achsenzeit den Abendländern nicht gerade ihren unheilvollen Exkusivitätsdünkel austreiben, da eben dieser den Totalitarismus begünstigt hatte?

Und wollte er nicht zeigen, dass man die Zukunft der Menschheit gerade nicht von der einen biblischen Quelle her denken kann, sondern andere, vor allem China und Indien, mit hinzugehören? Assheuer indes fällt zu China nur die Heiligsprechung der Macht durch die Kommunistische Partei ein. Statt Transzendenz, die Distanz zur Herrschaft schaffen würde, kennt China nur die Staatsvergötzung. Dies ist ganz das provinzielle China-Bild des 19. Jahrhunderts. Als hätte sich seit Hegels Zeiten nichts geändert. – Prof. emer. Heiner Roetz

 

Ich habe die Lektüre sehr bald abgebrochen, da es unzulässiges und daher für mich nicht ertragbares Vermischen von Religionen und Kirchen ist Das sind zwei Paar Schuhe und müssen getrennt behandelt werden. Vereinfacht gesagt ist eine Kirche ein Glaubensverein und ich kann glauben ohne im Verein zu sein. Ich kann aber auch (die Millionen Karteileichen beweisen es) Mitglied im Glaubensverein sein ohne wirklich dahinter zu stehen. Religion ist eine zunächst private spirituelle Haltung. Kirchen dagegen sind fast immer und fast überall Machtinstrumente. – Iman Schwäbe

 

Zum Glauben bedarf es keiner Institutionen. Warum braucht ein/e gläubiger Christ/in eine Kirche GmbH und Co.KG wenn die Ehrfurcht gegenüber einem solch unermesslich komplexen und gigantischen Universum jedem Individuum genug Glauben an eine höhere Macht schenken kann.

2000 Jahre Lügen, Unterdrückung Machtmissbrauch haben die Kirchen dieser Welt unglaubwürdig gemacht. – Stefan Burda

 

Als katholischer Theologe, der seit sieben Jahrzehnten sein Leben lang in der katholischen Kirche Österreichs beheimatet ist – trotz ihrer gravierenden Fehler – , erlaube ich mir, Ihrem Dossier auf breitester Basis zuzustimmen. Die Keynote von Thomas Assheuer lese ich als ausgezeichnete zusammenfassende „Übersetzung“ der kürzlich erschienenen zweibändigen Philosophiegeschichte des nach eigenen Angaben „säkularen Nichttheologen“ Jürgen Habermas, der in den Religionen einen Bundesgenossen für seine Kritik an Kapitalismus und Naturalismus als Ersatzreligion sieht. Offenbar sind Journalisten wortgewaltiger als die Wissenschaftler und bringen deren Aussagen besser, vor allem verständlicher auf den Punkt als diese selbst.

Als Religionspädagoge habe ich, zunächst im Gymnasium, dann auf der Pädagogischen Hochschule immer wieder die Erfahrung gemacht, dass auch und gerade die nichtreligiösen Verächter der Religion deren Entschwinden mehr bedauern als begrüßen. Wir Christen verfügen über einen unermesslichen Schatz, weswegen die Pfarrerin und der Prediger im Berliner Dom gut daran tun, dien Kirche für alle offen zu halten, damit der Himmel auch weiterhin in die noch so triste Erde hineinleuchtet. – Georg Geiger

 

Danke für Ihnen Essay vom 25.11. Er strotzt von klugen Ideen und ist herzerfrischend analytisch und wegweisend zugleich! – Reinhard Höfer

 

Sie schreiben in Ihrem eigentlich sehr lesenswerten Artikel, daß die katholische Kirche heute vor den Augen der Welt als Gemeinschaft der Kinderschänder und als Organisa-tion deren Wirken sich wie eine Blutspur durch die Geschichte der Menschheit zieht dasteht. Da mittlerweile das beleidigende bashing der Katholiken/innen und de-ren Kirche scheinbar zum guten Ton der linksliberalen Medien gehört, das wie ein Mantra wiederholt werden muß, ist es kein Wunder, daß die katholische Kirche vor den Augen der ( deutschen ) Welt genauso dasteht wie Sie es beschreiben.

Eine etwas differenziertere Betrachtungsweise wäre für die Zukunft wünschenswert. Zum Beispiel die Berücksichtigung der Tatsache, daß Klöster bei der Rettung unseres kulturellen Erbes über die Zeit, eine herausragende Rolle gespielt haben. Ohne die der naturwis-senschaftliche Fortschritt und somit die „Aufklärung“ nicht möglich gewesen wären. Das Wissen darum sollte in den aufgeklärten Journalist*innen Köpfen ein wenig Platz finden.

Es gibt sicherlich außer der mit Recht beschriebenen dunklen Seite der Kirche auch noch zahlreiche positive Seiten die berichtenswert wären. Welche Organisation kann von sich behaupten nur gute Seiten zu haben ?! Nur Negatives darzustellen er-zeugt ein falsches und verzerrtes Bild, genauso wie die Gleichsetzung des Islam mit islamistischen Terroristen, wie dies in rechtsgerichteten Medien üblich ist. Aus meiner Sicht der gleiche Denkfehler der Beichterstattung, nur aus einer anderen Perspektive auf eine andere Religion bezogen. – Harald Schmidt

 

Die Religion des Menschen ist wenigstens so alt wie die ältesten bekannten Gräber mit Grabbeigaben, also so um die 100.000 Jahre. Von dort führt eine oft verschlungene, aber ununterbrochene Linie bis in die Gegenwart. Und sogleich stellt sich der Verdacht ein, dass der Anfang der Linie noch viel, viel weiter zurückliegt, dass Religiosität mit dem Menschen selbst beginnt, ein Stück seiner Natur ist, seit Millionen von Jahren, wogegen Aufklärung und Moderne ein Nichts sind.

Das Fazit: die Natur hat uns Gott geschenkt, und nicht etwa umgekehrt Gott uns die Natur, wie uns kirchliche Lehrmeinung bis heute weismachen will. Nun ist die Natur mit ihren evolutionären Geschenken sehr wählerisch, schenkt selten etwas Unnützes und hat offensichtlich die Erfahrung gemacht, dass es mit dem Menschen ohne Religion nicht läuft. Und die Natur lässt sich auch nicht unterkriegen: wenn uns die Kirchen Gott nicht mehr glaubhaft verkünden, dann holen wir uns unseren Gott eben im Fußballstadion. – Dr. Jürgen Schnakenberg

 

Schon wieder eine dieser ZEIT-Fragen, die nicht befriedigend beantwortet werden. Alle denkbaren Interpretationen sind noch keine Antwort. Ausserdem ist die Frage falsch gestellt, lauten muss sie: Geht es auch ohne Gott? Denn ohne Religion geht es, wie man hinlänglich aus der Geschichte weiß und auch heute sieht. Es geht sogar besser, freier, da der von religiöser Bindung gelöste Mensch sein Leben und Handeln selbstbestimmt führen kann. Keine lästige Bevormundung seitens religiöser Moralpre-digten und Schranken, aber:

„Jeder soll nach seiner Facon selig werden“. Wie Fried-rich der Große schon verordnete. Oder: „Jeder ist sich selbst der Nächste“, wie der römische Komödiendichter Publius Terentius schon in einem antiken Stück schrieb. Heißt doch im Klartext: Jeder soll und kann tun und lassen, was er will. Wie das aus-ging und ausgeht, zeigen viele Millionen Tote, Versehrte und Flüchtlinge, Opfer aus zahlreichen Kriegen. Durchaus segnete Religion Kriege, sogar Kanonen, ab. Aber war dies auch Gott gefällig? Danach fragte man nicht, denn mächtig, machtbefugt, das war man selber.

Und ist noch heute eigenmächtig: wer von den Verantwortlichen hierzu-lande hat Gott gefragt, ob ihm das Töten am Hindukusch durch eine mehrheit-lich christlich getragene Politik gefällt? Niemand. Wer fragt überhaupt nach Gott? Das Töten ging und geht auch mit Religion. Alles Schlechte, Gemeine und Böse in der Welt geht mit und ohne Religion, aber nicht, und nicht mehr, ohne Gott. Das ist die Antwort. – Axel Spellenberg

 

Für Freiheit und Gerechtigkeit brauche ich als Humanistin keinen Bund mit Gott. Als Mensch kann und sollte jede/r ein Verständnis für die conditio humanae haben. Daraus ergibt sich die universelle Goldene Regel: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.“ Kant hat das in seinem kategorischen Imperativ, etwas anders formuliert, ebenfalls gefordert. Aus dem Humanismus ergeben sich Menschenrechte, Empathie und Solidarität. Was braucht es mehr für eine umfassende Ethik? „Nächstenliebe“ ist, wohlverstanden, nur ein anderes Wort dafür.

Die liberale Freiheit ist „frei genug auch andere auszubeuten und die Erde zu ruinieren“? Und was haben die auch christlich motivierten Entdecker, Sklavenhändler und viele Missionare gemacht? Wurden sie je zur Rechenschaft gezogen? Der „Glutkern des abendländischen Geistes“ ist m.E. heute keineswegs auf das Christentum angewiesen. Es gibt reichlich geistreiche säkulare Philosophen, Kunst und wissenschaftliche Erkenntnisse, die zum Glück keine Dogmen sind, sondern in Frage gestellt werden können und sich weiter entwickeln.

Dem „Heilsversprechen des Kapitalismus“ folgen nicht nur Kirchenferne (übrigens nicht alle), sondern z.B. auch der Vatikan, allerdings versteckter. „Sich mit der Endlichkeit seines Lebens nicht abfinden können“ – das ist eine narzisstische Einstellung, daran sollten die Betroffenen arbeiten. Sich für eine irdische Auferstehung konservieren zu lassen, kann ich nicht so viel abwegiger finden, als an eine „Auferstehung des Fleisches“ oder an eine unsterbliche Seele zu glauben.

„Viel wahrscheinlicher ist … der Aufstieg einer … reaktionären Diesseitsreligion. Sie besteht in der Heiligsprechung der Macht und der Anbetung des Faktischen“. Ja, geht’s noch? Was ist mit Fridays for Future, vielen NGOs, menschenfreundlichen Initiativen und Ehrenamtlichen? Was die Heiligsprechung der Macht betrifft, ist die katholische Kirche Expertin, von der Spätantike übers Mittelalter bis zum heutigen Polen.

Von wegen “ Für totalitäre Regime ist die Religion immer eine anhaltende Bedrohung“. Nicht, wenn die Religion solche Regime unterstützt, was immer wieder vorkommt, z.B. in Russland, oder den arabischen Ländern. Und was spricht eigentlich gegen das Faktische? Dass es „angebetet“ wird, ist eine Unterstellung, die einiges über den sagt, der sie trifft. Übrigens kann man gerade Donald Trump nicht vorwerfen, dass er das Faktische anbetet. Und sind seine evangelikalen Anhänger keine Christen? So viel ich weiß, hat er unter Humanisten keine Bewunderer.

Die Weltreligionen sollten „eine Art Freiheit ins Spiel bringen, die sich an ein Unbedingtes bindet“? Von diesem Unbedingten hat jeder Religiöse, mit dem ich spreche, eine andere Vorstellung. Und im Namen dieses Unbedingten wurden auch schon Hexen verbrannt, Kriege geführt und werden immer noch böse Geister exorziert und Anders- oder Ungläubige verfolgt. Wer Religion braucht, soll sie leben, aber für immer mehr Menschen geht es auch ohne Religion, und das ist zumindest nicht schlechter. – Barbara W. Pinheiro

 

Zunächst herzlichen Dank für Ihren Artikel und auch an die ZEIT, dass sie dies Thema zum Titelthema gemacht hat! Ich möchte Ihnen meine Antwort auf die Frage aufschreiben, was nach dem Verlust der Bedeutung der Kirchen bei mir gekommen ist: Meine Vorfahren be-ginnen bei den alten Griechen, wie aus der Verbindung von Chaos mit der Gea der erste Gott, Uranos entsteht; und bei den Vorsokratikern (alles ist im Fluss) .. und dann über die Mystiker des Mittelalters (z.B. Meister Eckhart, den der Papst exkommunizierte!) … bis zu S. Freud mit seinem Verständnis des Universums des Unbewussten!

(Die Psychoanalyse wird auch immer wieder als unwissenschaftlich o.ä. diskreditiert und missverstanden.) Aber darin (im Unbewussten!) findet sich alles Irrationale, alles Jenseitige, alles Verrückte, alles Trans-zendente, auch das unglaubliche Bedürfnis nach Glauben, auch das Bedürfnis nach Großar-tigkeit, die Gier nach Geld, Macht, auch die ganzen Todsünden etc. – und das ist alles mehr oder weniger gut als menschlich verstehbar! – Dr. med. Carl Rothenburg

 

Die Konfliktlinien verlaufen anders als von Thomas Assheuer gezeichnet: Gewaltverherrlichung findet sich sehr wohl auch schon im 2. Buch Mose, Transzendenzlosigkeit sehr wohl auch in der Religion, insbesondere in einer vom Naturalismus eingeschüchterten Theologie. Ich jedenfalls finde überzeugende Anhaltspunkte für Transzendenz kaum noch im kirchlichen Raum, umso mehr aber in der Spiritualität Nahtoderfahrener. – Gregor Bauer

 

Weshalb, „um Himmels willen“, wird Religion 1. mit den abrahamitischen Bekenntnis-sen und 2. mit der Institution Kirche gleichgesetzt? Das religiöse Bedürfnis des Men-schen, jener Durst nach Sinn, wird genauso wenig vergehen wie sein Durst nach Wahrheit. Eine religiöse Einstellung befriedigt ersteren, eine philosophische letzteren. Der Mensch hat Durst, wenn der Körper Wasser benötigt. Um diesem Bedürfnis nach-zukommen bedarf es prinzipiell keines Wasserwerks, ein klarer Bach reicht schon völ-lig aus. Religion meint das Religiöse, das Sinnbedürfnis des Menschen, Kirche die Aus-beutung dieser Ressource zum Zwecke der Bemächtigung, „Rettung“, des Individuums und so der eigenen Machtlegitimation. Die Frage ist daher anders zu formulieren: Was kommt nach den Kirchen? – Volker Homann

 

Nach dem Lesen des ersten Teils des Artikels möchte man meinen, der Autor sei selbst ein Missbrauchsopfer – soviel Zorn und doch folgt eine klare Analyse. Dass es nur noch gute Menschen auf der Erde gibt, soweit wird es nie kommen. Vielleicht verhindert das ein evolutionärer Urtrieb (wie Hunger, Durst, Sexualtrieb). Genau deshalb sind Religi-onen entstanden: Ein Tröstungs- und Schutzmechanismus vor Naturkatastrophen, Un-erklärlichem und vor anderen, böswilligen Menschen. Nicht gute Menschen haben dies – schon vor Jahrtausenden – wiederum erkannt und diese Religionen zu ihrem Instru-ment gemacht um Böses zu tun. Um einen Begriff aus deren „Instrumentenkasten“ zu bemühen: Ein TEUFELskreis. Für Tröstungs- und Schutzangebote bleibt der Mensch empfänglich – in welchem Gewandt auch immer. – Klaus Prinz 

 

Ein nicht überhörbarer Paukenschlag über die Zukunft der Religion – mit essenziellen Fragen und für viele unbequemen Alternativen! Sollte das Christentum aus Europa ganz verschwinden, bleibt dann der Islam als abrahamitische Nachfolge? Kommt eine Art „Diesseitsreligion“ mit ihrer „Heiligsprechung der Macht und der Anbetung das Faktischen“, oder sollen sich die etablierten Religionen damit begnügen, mit „machtloser Macht“ ihre „ursprüngliche Wahrheit neu zu denken“? Hat das jemals funktioniert?

Es überrascht schon, dass Assheuer der Baha‘i-Religion als „Religion der Moderne“ nicht einmal eine Randnotiz widmet, wenngleich auch sie monotheistisch ist, den Bund Gottes mit Abraham fortsetzt, aber „Diesseitserlösung“ und Gerechtigkeit für die letztlich unteilbare Menschheit als neue und zentrale Botschaft verkündet. Wäre nicht die erwähnte zweite Achsenzeit des „gemeinsamen universellen Schicksals“ Anlass genug, auch über wirklich neue Alternativen nachzudenken? – Prof. Dr. Ingo Hofmann

 

Dazu – „was nach dem Glauben kommt“ – habe ich ein kurzes Gedicht von mir vom 19.04.2020 gefunden: Der Semignostiker//Den Götter- und den Gottesglau-ben/haben mir die Kirchen/seit Kindsbeinen ausgetrieben//Den Höllenglauben und drum das Weinen/habe ich jahrzehntelang schon abgeschrieben//Die Ängste vor dem Postmortalen/halbherzig angepasst dem Ungewissen/zum EINZIGEN/und das gewiß://Wenn Gott ein DENNOCH im Gedanken bliebe/wär´s seine unver-stand´ne/unbegriff´ne Liebe – Dr. Johannes Thiemann

 

Die Grundthese von Thomas Assheuer lautet, dass „ohne den Stachel der Religon… die Mo-dernefrei und grenzenlos“ wäre, denn „ohne die lästigen Mahnungen der Glaubensgemein-schaften könnte siealle normativen Hemmungen ablegen“, übrig bleibe nur eine „nackte Funktonalität“. Er sieht die moralischen Grundlagen der modernen Gesellschaften durch den Rückzug des Religiösen in Gefahr.Das ist eine steile These, die man guten Argumenten be-streiten kann! Erstens wird nicht deutlich, welche Glaubensgemeinschaftener meint: nur die monortheistischen Großreligionen oder auch fundamentalistische, polytheistische, hinduisti-sche,buddhistische, indigene, animistische Strömungen usw?

Wahrscheinlich bevorzugt er das Christentum, weil erper Zufall und Geburt christlich erzogen wurde. Oder glaubt er, dass jede einzelne von diesen religiösen Gemeinschaften – egal welche – das moralische Funda-ment einer Gesellschaft zu garantieren in der Lage ist, weil,wie er vermutet und befürchtet, die „Moderne alle normativen Hemmungen ablegen“ könnte, gäbe es keine Religon?Hier äu-ßert sich die Grundangst aller Gläubigen: Ohne Religion geht die Moral vor die Hun-de. Zweitens ist diese seine Behauptung ein gewisser Widerspruch zu seinen forlaufenden richtigen Feststellungen,dass z.B. das Christenum sehr viel Unmoral in die Welt gebracht habe.

Als Beispiel nennt er die rigide christliche Sexualmoral durch die Jahrhunderte hinweg, die vielen Menschen Leid gebracht habe. Er versichert, er „verstehe jeden, der die Religionen zum Teufel wünscht, nach all dem Blut, das im Namen Gottes vergossen wurde“. Trotzdem ist er der Meinung, dass „die Religion“ (was immer das ist), ein Leuchtfeuer der Gerechtigkeitsei und mit „machtloser Macht“ die Übel der Welt bekämpfen könne. Wieso religiöse Lehren, die – auch nach Assheuers hier geäußerter Meinung – so viel Leid in die Welt gebracht haben, plötzlich „Leuchtfeuer“ der Moral seinsollten, wird nicht deutlich.

Zumal wäre das umso mehr zu bezeifeln, wenn die Idee von Gott gar eine Erfindung des Menschen sein sollte. Drittens interpretiert der Autor des ZEIT-Beitrages die heiligen Bücher (AT und NT) sehr wohlwollend und selektiv, indem er behauptet,dass die Bibel „Partei für die Ermordeten ergreift“, denn nicht Macht und Opferung seien heilig, sondern das menschlicheLeben. Nun kann jeder selbst in der Bibel nachlesen, dass der biblische Gott zu Eroberungskriegen, Völkermord und der Auslöschung von Ungläubigen bzw. im NT zur Verbannung der Glaubenslosen in „das ewige Feuer der Hölle“ aufgerufen hat,nicht einmalig sondern sehr häufig und an verschiedenen Stellen in den Schriften.

In meiner Kindheit habe ich noch gelernt, dass Ungläubige kein ande-res Schicksal verdient hätten,und das war immer die Lehre des religiösen Establishments. Im krassen Gegensatz zur Meinung Assheuers, der Opfergedanken sei im Christentum nicht hei-lig,lautet die christliche Lehre (dogmatisch wiederholt festgelegt, mir als Kind in der Chris-tenlehre unter Androhung einer Todsünde im Falle des Nichtglaubens eingebläut), dass Jesus als „Opfer“ blutig am Kreuz sterben musste,um uns zu erlösen (von was auch immer). Nach-lesbar in den Katechismen. Das Anliegen Assheuers, die Menschenwürde und Freiheit des Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, ist wichtig.

Aber Tatsache ist, dass viele der konkre-ten Schritte hin zu diesem Ziel von den großen Religionsgemeinschaftenbekämpft wurden und zum Teil noch heute bekämpft werden: die Religionsfreiheit, die Gleichberechtigung von Mann und Frau,Kinderrechte, die Meinungsfreiheit, gleiches Wahlrecht für alle, Demokratie statt absolutischer Monarchie, Abschaffung der Sklaverei, des Rassismus und des Antisemi-tismus usw. Natrülich gibt es in den biblischen Schriften und der Geschichte der Kirche auch guteBeispiele für wertvolles moralisches Handeln. Die Verquickung von Moral und Unmoral zieht sich durch die Urprünge und die Geschichte des Religiösen, wie bei jedem einzelnen Menschen auch.

Aber insgesamt gesehen spricht nicht viel für die Religionen als Garanten der Menschenwürde und MenschenrechteHeutzutage sollten sie natürlich ihren Beitrag dazu leisten, sonst haben sie keine Dasseinberechtigung mehr.Und jeder stelle sich folgende Fra-ge: Würde die Religion die Menschen besser machen, dann müsste es in tiefreligiösenGesell-schaften weniger Gewalt, Krieg, Freiheitseinschränkungen, Verbrechen und Rassismus geben, oder? Das ist jedoch nicht der Fall! – Manfred Schunk

 

Sie haben etwas wichtiges vergessen. Alle Religionen versprechen etwas in der Zukunft, nämlich nach dem Tod. Das ist billig, weil auf diese Weise den armen Gläubigen suggeriert wird, verharrt hier auf Erden in eurem Elend, aber wenn ihr tod seid, geht’s euch gut. Religion ist Opium fürs Volk! Mein Motto als aus der Kirche ausgetretener Katholik war immer: Es gibt ein Leben vor dem Tod! – Roger Kutschki

 

Wieviel besser ging es doch den armen Leuten in den vorkapitalistischen, ach so friedlichen Zeiten! Und, seit wieviel Jahrhunderten warnen schon die klugen Frommen vor Dampfmaschine, Elektrizität, Chemie, Zentralheizung usw. – Prof. emer. Werner Koetz

 

Da eine Frage auch eine Antwort erhalten sollte, möchte ein fast 80jähriger Atheist seine Auffassung darlegen.Ich möchte betonen, dass ich keineswegs Gläubige beeinflussen will.Jeder soll nach seinem Glauben selig werden.Was ich allerdings ablehne, ist eine Missi-onierung des Glaubens.Um Frage ob es auch ohne Religion geht, gebe hier meine persönli-che Auffassung ab.Ausgangspunkt für mich ist die Tatsache:NICHT GOTT HAT DEN MEN-SCHEN ERSCHAFFEN, SONDERN DER MENSCH ERSCHUF GOTT!In der Evolution gab es eine Phase, wo sich Geschöpfe herausbildeten, die ihre eigene Sprache erlernten und sich langsam Denkprozesse herausbildeten.

In dieser Phase konnten sie sich nicht erklären, wie Regen, Schnee, Wind und Blitz entstanden? Wer macht es hell und dunkel?Das kann nur ein übernatürliches Wesen sein. Und sie gaben dem Unerklärlichen einenNamen- nennen wir es GOTT!Und da damals schon Menschen unterschiedliche Auffassungsgaben besaßen,bildeten sich die ersten Schamanen, Häuptlinge, Medizinmänner, viel späterdann Pro-pheten, Seher, Schreiberlinge heraus.Die Klügsten wurden Pharaonen, die sich dann selbst als Gott sahen.Mit der Geburt Jesus Christus wurde eine Zeit eingeläutet, in Gott und er im Mittelpunktallen Geschehens standen.

Alle Mythen, Metaphern, Legenden und Lügen wurden ihnen zugeschrieben.Hier einige Beispiele, die heute keinen Bestand mehr haben, aber von den Kirchenimmer noch aufrecht gehalten werden.Gott schuf Himmel und Erde. Er erschuf Adam (aus Lehm geformt und Lebeneingehaucht) und aus einer seiner Rippen entstand Eva.Maria und die unbefleckte Empfängnis. Wahr ist, dass sie Jesus Joseph untergeschoben hat um es einmal profan zu sagen.Jesus war also ein Kuckuckskind.Obwohl man von ihm alles wusste, alles aufgeschrieben hat was er gesagt und getan hat haben die Schreiberlinge seinen Geburtstag falsch datiert.Geboren wurde Christus 7 bis 4 Jahre vor Christus. Also man weiß es nicht so genau. Es hört sich jedenfalls eigenartig an.

Aber mit dem unbekann-ten Geburtsjahr stimmt dann auch nicht, dass der Stern vonBethlehem der den drei Heili-gen des Morgenlandes den Weg gewiesen haben soll.Jesus wuchs auf als der Heiland, der wahre Wunder vollbrachte.So speiste er Viertausend mit nur sieben Broten und ein paar Fischen,Er stillte einen Sturm auf dem See Genezareth.Jesus stand auf, drohte dem Wind und den Wellen und sie legten sich.Er heilte eine Frau, die 12 Jahre lang unter Blutungen litt.Sie berührte sein Gewand und wurde sofort geheilt.Der Höhepunkt war dann seine „Auf-erstehung“.

Mir stellt sich die Frage,wie kann es sein, dass ein moderner menschlicher Geist, fähig zu präziserlogischer Analyse, gleichzeitig religiöse Glaubenssätze zulässt, die ad ab-surdum geführtwürden, sobald man sie mit rationalem Scharfsinn betrachtet?Wenn Religi-onen menschliches Verhalten , Handeln, Denken und Fühlen positivprägen soll, darf sie die Gläubigen nicht in die Irre führen und Gleichnisse undOffenbarungen in abstrakte Darstellungen fassen.

Wenn sie es aber weiterhin tun glauben, vor allem junge Menschen, immer weniger und wenden sich von der Kirche ab.Lange hat es gedauert bis man einsah, dass die Erde rund ist, und die Sonne imMittelpunkt unseres Universums steht.Die Kirchen in Deutschland haben schon viele Gläubige verloren, wenn sie mit demUmdenken nicht bald beginnen, werden sie und damit die Religionennicht mehr gebraucht. – Bodo Kreiter

 

So furchtbar und abscheulich die von Thomas Assheuer zu Beginn des Artikels erwähnten Missbrauchs- und Vergewaltigungs-Vorfälle (etwa in Kanada und Europa) auch sind, so betreffen sie die im Titel gestellte Frage nur am Rand. Vor allem ist nicht zu erwarten, dass sie das Überleben des Glaubens in Frage stellen. Allerdings sind diese Vorfälle Beispiele dafür, dass der Glauben, wenn er als Mittel zur Machtausübung genutzt wird, dazu führen kann, dass Verbrechen geschehen.

Auf der anderen Seite ist der Glaube vor allem ein Mittel, um Erklärungen für den Lauf der Welt zu geben und um Ratschläge für die drängenden Probleme des Einzelnen und der Menschheit zu finden. Damit erfüllt er zum Teil – und zwar zum wichtigeren Teil – eine Aufgabe, die auch Politik und Wissenschaft haben. Wenn versucht wird, diese Aufgabe selbstlos und ehrlich zu erfüllen, dann sollte es möglich sein, sowohl die Gräben zwischen den Religionen als auch die Gräben zwischen Gläubigen und Nicht-Gläubigen zu reduzieren.

Assheuer erwähnt in diesem Zusammenhang einen anderen Graben: „Wenn heute schon die 2153 Milliardäre so viel besitzen wie 60 Prozent der Weltbevölkerung, dann ist doch nur folgerichtig, wenn Superreiche sich im Fall der Fälle durch Himmelfahrt auf den Mars retten, währen der erbärmliche Rest auf der überhitzten Erde dem Ende entgegen fiebert.“ Nun, der zweite Teil dieser Feststellung ist nicht nur technisch unmöglich sondern gibt auch keinen Sinn und deutet damit auch auf die Sinnlosigkeit des ersten Teils der Feststellung an. Das genannte Vermögen ist zum weitaus grössten Teil Aktien- und Immobilien-Besitz, der sich „im Fall der Fälle“ in Rauch auflöst.

Was die erwähnte Unterdrückung der Uiguren betrifft, geht es nicht darum, „den Zweifel an der Göttlichkeit der Kommunistischen Partei aus den Köpfen zu prügeln.“ Es geht um Demographie. Die häufigste Anklage gegen Uiguren betrifft das Missachten der Zwei-Kind-Politik. China vermeidet es diese Ursache zu thematisieren aus Rücksicht auf seine Beziehungen zu von demographischen Problemen betroffenen Entwicklungsländern.

Damit zurück zu den demographischen und ökonomischen Gräben. Die gemeinsame Aufgabe, die durch Zusammenarbeit diese Gräben relativieren sollte, besteht darin, der Menschheit ein langes, gutes Überleben zu sichern. Wir sind nur Gäste auf diesem Planeten und haben uns so aufzuführen, dass auch die folgenden Generationen dort gut leben können. Dazu gehört, dass das Wachstum von Kopfzahl und Konsum die Ressourcen der Erde nicht durch Überlastung vernichtet (Stichwort: Tragik der Allemend). Es sollte dabei keine wesentliche Rolle spielen, ob man dabei annimmt, dass es einen barmherzigen Gott gibt, der will, dass die Menschheit gut überlebt oder ob man dabei annimmt, dass dies ein Gebot der Fairness ist. Demnach wäre demographische Verantwortung ein Gebot des Glaubens und ein Gebot der Fairness. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Ein Wissen der höchsten Klasse, einmalig helfend-einleuchtend strukturiert, in eine Sprachform der besten Art „geschmolzen“! GRATULATION und DANKE – Georges HECK

 

Nach kopfschüttelnder Lektüre bitte ich um Nachdenken über folgende Fragen: Lassen sich die Worte Religion und Glauben ohne Klärung der Begrifflichkeit beliebig austau-schen? Müsste nicht klar zwischen der Fähigkeit zu glauben (die unsere Menschwerdung und unser Menschsein überhaupt erst ermöglicht hat) und deren denkbaren Inhalten unterschieden werden (zu denen unter unendlich vielen anderen Vorstellungen auch Konstrukte gehören, die wir „Religion“ nennen)?Schließt das nicht von vorn-herein die Beschränkung der Betrachtung auf hiesige, unsere Religionen oder gar nur auf das „Christentum“ aus(selbst wenn dieser Begriff später zu den „abrahamitischen Religionen“ erweitert wird und diese zu den „Weltreligionen“ erklärt werden)?

Ist ferner die „christliche“, nicht bloß „katholische“ Leibfeindlichkeit wirklich nur auf den „theologischen Giganten“ Augustinus zurückzuführen, der so „dem Teufel der Leiden-schaft widerstehen“ wollte? Liegt sie nichtvielmehr im neuen Testament begründet, insbesondere den Briefen des Paulus? Und war sie dort überhaupt keine grundsätzliche Leib- und Lustfeindlichkeit, sondern ergab sich aus dem in den Evangelien überlieferten Missionsauftrag des auferstandenen Christus und seinem Versprechen einer baldigen Wiederkehr, was bei dem „Apostel“ Paulus zum alles entscheidenden Lebensinhalt eines Christen wird (um vor dem nahen Ende so vielen Menschen wie irgend möglich die frohe christliche Botschaft zu bringen, weshalb fleischliche Lust nur insoweit „er-laubt“ist, wie es dieser Auftrag zulässt)?

Steht nicht jede Glaubensverstellung durch ihre Ideologisierung, Verengung oder Verabsolutierung (etwa die „Verteufelung des Körpers“) in der Gefahr, in ihr tödliches Gegenteil verwandelt zu werden? Und istdies nur eine ‚herablassende Behauptung‘ von Nichtgläubigen oder einen achweisbare Tat-sachenfeststellung? Protestieren nur „Religionen in ihrem mystischen Kern“, mit ihren „Jenseitsvertröstungen“ usw. „gegen das Unerträgliche“, die „Vergänglichkeit und End-lichkeit“ des Lebens? Gibt es da auf der anderen Seite bloß „säkulare Urteilssprüche“ überreligiöse Glaubensvorstellungen und „klerikale Wahrheitsverwalter“?

Gibt es da nicht auch die wissenschaftliche Erkenntnis, dass wir nicht Kindereines wie auch im-mer gedachten Schöpfergottes sind, der uns nach seinem Bild geformt hat, sondern Kinder einer unfassbar langen und immer noch anhaltenden Evolution, deren einziges Bestreben es ist, Lebewesen entstehen zu lassen, die an die jeweiligen Verhältnisse so angepasst sind, dass sie in all diesen vielfältigen Wechselbeziehungen einfach nurüber-leben können (wie uns das gerade das Corona-Virus auf höchsteindrückliche Weise zeigt)? Werden da nicht großartige Äußerungen übereinen „revolutionären Einsetzungsakt des Monotheismus“ und „eine weltgeschichtliche Zäsur“, die der „biblische Monotheimus“ gebildet haben soll, ziemlich schnell zu dem, was sie sind: Spekulationen, diesich gegenseitig füttern?Kann schließlich lediglich der „Stachel der Religion“ die „Moderne“ voreinem „nackten Funktionalismus“ usw. bewahren?

Gibt es nicht auch dierein säkulare Botschaft der Aufklärung, dass uns die“Einsichtsfähigkeit“ (egal ob als „Verstand“ oder „Vernunft“) gegeben wurde, um uns in all den Zwängen unserer jewei-ligen Existenz als soziale Wesen zu erkennen, die nur überleben können, wenn sie alte und neue“Religionen“ in einer gemeinsamen globalen Anstrengung überwinden lernen- eben weil „jeder weiß“ (auch ohne irgendeine Religion!), „dass alle Nationen ein universelles gemeinsames Schicksal teilen“? – Eckhard Heumann

 

Vielen Dank, Herr Assheuer, für diesen wohltuenden, einleuchtenden und höchst intelligenten Lichtblick in Sachen Glaube, Religion, Spiritualität und Theologie! Ein solch kritisches, klares und gleichzeitig wohltuendes Plädoyer für diese Sorge, die man einst Seelsorge nannte, habe ich schon sehr lange nicht mehr gelesen! Schon die Tatsache, dass hier die Religion nicht – wie so oft – auf Sozialethik reduziert wurde, war ein Hoffnungsfunke! Es war nicht die Moral, sondern der Geist, der Spirit, der Logos, der da zur Sprache kam! Ein Lichtblick dafür, dass es vielleicht doch nicht schon zu spät ist!

Es bewegt sich glücklicherweise schon seit einigen Jahren einiges in Richtung Spiritualität, Mythos und „Integrales Bewusstsein“! Jean Gebser, der Autor des Buchs „Ursprung und Gegenwart“, ist für mich bisher der hoffnungsvollste Leuchtturm in diesen Fragen! Allein diese Identität der beiden titelgebenden Deutungen der Zeit als Ursprung und in eins damit als Gegenwart, eröffnet nach meinem Verständnis eine Deutung der Zeit, die mit Einsteins ZEIT als vierte Dimension in engstem Zusammenhang steht.

Mein eigenes Bemühen in diesem Horizont von sehr großen Fragen stelle ich gern unter ein sehr schönes Wort von Ludwig Wittgenstein: „Nicht wie die Welt ist, ist das Mystische, sondern dass sie ist!“ Das zielt nicht zuletzt auf die höchst spannende Schnittmenge von moderner Physik und Metaphysik. Einsteins „vierte Dimension“, die dimensionale Zeit, ist ganz zweifellos revolutionär! Ebenso revolutionärer aber ist Jean Gebsers „Ursprung und Gegenwart“!

Sehr wahrscheinlich ist auch, dass bei den drei Dimensionen des Raums eine grundlegend andere Logik der Dimensionenzählung vorliegt, als bei der sogenannten „vierten Dimension“, die Einstein weniger „entdeckte“, als vielmehr epistemologisch (nicht „theoretisch“) erkannte! Diese 4.“Dimension“ der dimensionalen ZEIT hat einen ganz anderen „Charakter“, ein ganz anderes „Medium“ als die drei Richtungen des Raums! Die dimensionale ZEIT zeitigt den Raum! Das war und ist und bleibt Einsteins epistemologisch und ontologisch revolutionäre Deutung der dimensionalen ZEIT!

Dieses „di-mens“ meint „unterschiedliche Modi des Seins“: beim Raum sind es die drei „Richtungen“ die gemessen werden können, wenn man z.B. das Volumen bestimmen will. Bei der dimensionalen ZEIT dagegen handelt es sich um einen ganz anderen Erkenntnismodus: es geht nicht um die bisherige Erfassung von Raumeigenschaften innerhalb derer sich „alle Welt“ bewegt (Sonne und Mond; die Zeiger einer Uhr), sondern um die Energie, die alles physikalisch Raumhafte der physikalischen Körper, Flüssigkeiten, Gase … etc. erst hervorbringt, erst zeitigt!

Der Begriff der Zeitigung kommt in diesem Erkennnismodus konkreter ins Spiel! Die dimensionale ZEIT ist demnach vielmehr eine Energie, eine ZEITIGUNG als eine rauminterne Eigenschaft wie bisher! Ein Phänomen, das als solches die drei Dimensionen des Raums erst ein-RÄUMT. Energie, die als solche nicht sichtbar, nicht fass-bar ist, während Ihre WIRK-ungen sehr wohl am Raum abgelesen und er-fasst, er-lebt werden können! Sie selbst, diese dimensional-generative ZEIT als solche ist unsichtbar! Wohl aber muss eine Energie im Spiel sein, die Raum hervorbringt und Raum auch wieder auf-hebt in eine höhere energetische Ordnung hinein.

Dass dabei ein Logos, eine Art höhere, seelisch-geistige „Intelligenz“ im Spiel sein muss, lässt sich an der permanenten Veränderung von Raumeigenschaften ablesen! Das Geheimnis der Schöpfung und erstrecht das Geheimnis des beseelten Lebens bleibt für immer ein Wunder! Rupert Sheldrakes „Morphogenetische Felder“ sind eine exakte Bestätigung dieser hier versuchten Deutung der dimensionalen Zusammenhangs zwischen Raum und ZEIT. Diese Frage aber würde den Rahmen eines Leserbriefs vollends sprengen. Bei all dem, was ich hier zur Sprache zu bringen versuchte, musste die höchst bedeutende Rolle der Seele noch außenvor bleiben. – Karlheinz Gernbacher

 

Als Theologin kann ich diese philosophiegeschichtlich verankerte Betrachtung des Glaubens bzw. seines hypothetisch angenommenen Untergangs so nicht unwidersprochen stehen lassen, wenngleich die Wertschätzung dessen, was die drei monotheistischen Weltreligionen nach Ansicht des Verfassers zum geschichtlichen Fortschritt beitragen, verlockt, sieht er doch als Quintessenz ihre vornehmliche Aufgabe darin, als Mahner für eine gerechtere und solidarischere Welt und als Anwalt für den Wert jeden Lebens einzutreten. Gewagt ist schon die pauschale Zusammenfassung der Religion und des Glaubens auf die drei monotheistischen Weltreligionen. Warum schließt der Autor alle anderen Religionen bei seiner Betrachtung aus, frage ich mich.

Auch die fehlende Differenzierung dieser zwar aus einer Wurzel hervorgehenden, jedoch in ihrer Ausprägung und Entwicklung sehr unterschiedlichen Religionsgemeinschaften erscheint mir problematisch. So werden alle drei Religionen auf den Kern der Exodusbotschaft im 2. Buch Mose (Exodus) zurückgeführt und reduziert. Das ist eine extreme Reduktion. Diese Sichtweise führt zudem in die Irre, wie ich gleich begründen werde.

Der Autor hebt dabei nämlich den Universalismus als „Geschenk“ des Judentums an die Menschheit hervor. Er berücksichtigt aber nicht, dass Universalismus und Partikularismus in der Thora in einem spannungsvollen und wechselhaften Verhältnis stehen. Der Gott, den Israel als seinen Befreier versteht, ist als Nationalgott Israels zu verstehen. Sein Gott, Jahwe, schließt einen Bund mit seinem erwählten Volk. Gerade dies Exodusgeschichte kann also nicht als Grundlage für universelles Denken in der Religion herangezogen werden.

Auch das schöne Bild eines Gottes, der auf Seiten der Opfer steht, kann bei genauer Lektüre der Thora, oder des sog. Alten Testamentes (besser: des Ersten Testaments) nicht bestehen. Das Volk Israel wird nach seiner Volkswerdung keinesfalls als pazifistisches Opfervolk beschrieben, es geht genauso kriegerisch gegen seine Feinde vor wie andere Völker auch (s. Psalmen, s. Buch der Richter und Könige). Nun führt der Verfasser seine Religions- und Geschichtssicht allein auf diesen angeblichen Kern aller drei Weltreligionen zurück. Daher überzeugen mich seine weiteren Ausführungen nicht.

Gut gefällt mir jedoch seine Beschreibung einer Welt, die ausschließlich säkular geprägt ist, eine Welt, der jeglicher Grund für die Heiligkeit des Lebens fehlt. So ende ich, trotz meiner Kritik, versöhnlich damit, dass auch für mich eine Welt ohne Glauben ein Schreckensszenario darstellt, da wir Menschen zutiefst auf etwas angewiesen sind, das größer ist, als wir selbst, das uns transzendiert, und über unsere existentiellen Ängste hinweg trägt und uns Sinn und Perspektiven gibt, die über uns selbst hinausgehen. – Ruth Wessels

 

Der Text enthält einige kritikwürdige Interpretationen: Jan Assmann hat zwar auf die Besonderheit des Treuebundes Gottes mit seinem auserwählten Volk im Buch Exodus hingewiesen (was diesem übrigens auch die Pflicht auferlegte, die fremden Völker im gelobten Land Kanaan umzubringen), die Legende vom Auszug des Volks Israel aus Ägypten taugt aber nicht als Demonstration des Inbegriffs von Freiheit, wie wir sie verstehen, sowie für Positionierung gegen Sklaverei, was Assmann auch nicht behauptet hat.

Das Streben nach individueller Freiheit wurde im Alten Testament mit Tod und Verdammnis bestraft und persönliche Sklaverei war bis zur Neuzeit ein selbstverständlicher Teil von Gottes irdischer Weltordnung. Es gehört schon eine eigenartige Phantasie dazu Behauptungen aufzustellen, aus den Alten Testament ließen sich die Heiligkeit des Lebens, Menschenrechte, Gründungsimpulse demokratischer Verfassungen, umfassende Solidarität, Universalismus ableiten.

Erschreckend für einen Autor einer Zeitung, die sich ja eher an das sogenannte Bildungsbürgertum richtet, ist allerdings, dass er sich die billige Angstmache religiöser Kreise zu eigen macht, ohne die Vorstellung einer Göttlichkeit gäbe es nur noch eine nihilistische beliebige Werteordung, die jegliche Unmenschlichkeit ermögliche, allerlei religionsähnlichen weltlichen Verirrungen Vorschub leiste und Macht und Gewalt Tür und Tor öffne. Ist es nicht umgekehrt? Die grausamsten Verbrechen wurden unter dem Motto „Gott will es“ begangen und Macht und Gewalt wurden mit Gottesgnadentum legitimiert. Ein großer Teil unserer heutigen ethischen Fundierung, die von Aufklärung und Humanismus herkommt, wurde gegen den Widerstand der institutionalisierten Religion verwirklicht.

In seiner Schrift „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung“ hat Immanuel Kant für seine Zeit beklagt, dass es selbsternannte Vormünder gäbe, die durch die Schilderung drohender Gefahren ihre Mündel von der geistigen Autonomie abzuhalten versuchten. Da steht auch: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ In diesem Sinne: sapere aude – Holger Holland-Moritz

 

Der goldene Atheist. Als ich wieder einmal Ordnung in mein Leben, sprich meine Unterlagen und Dokumente, bringen wollte, stieß ich auf eine Bescheinigung des Amtsgerichtes meiner Heimatstadt, aus der hervorging, dass ich vor knapp 50 Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten war. Vor 50 Jahren. Es gibt den goldenen Konfirmanden, die goldene Hochzeit, die goldene Abiturientin. Alles mit einer Bestandszeit von 50 Jahren ist golden. Aber gibt es auch den goldenen Atheisten? Das war mir noch nie untergekommen.

Was bedeutet es, ein goldener Atheist zu sein? Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich im Alter von 18 Jahren aus der Kirche austrat. Es war nicht wegen der Kirchensteuer – ich verdiente ja noch gar kein Geld. Auch nicht wegen der verlogenen Sexualmoral der Kirche, der lächerlichen Encyclica humanae vitae, oder weil unser Pfarrer ein unmöglicher Mensch war. Ich hatte mich zuvor schon 2-3 Jahre dem heiligen Sakrament der Beichte entzogen. Es war mir einfach zuwider, dort hinzugehen und meine 3 Standardsünden – Lügen, Rumkloppen und Ungehorsam gegenüber den Eltern – wechselnd mit den Suffixen „manchmal“, „gelegentlich“, „einmal“ oder „oft“ zu versehen.

Ich wollte keine Schuld empfinden, die mir dann von Gottvater unter enzymatischer Katalyse eines Priesters und nach Ableistung eines Bußgebetes genommen würde. Zumal sich die Würdenträger dieser Gemeinschaft nicht scheuten, auf die trotz Beichte immer noch weiterexistierende Sündenstrafe hinzuweisen, für die weitere Buße nach meinem Tod im Fegefeuer geleistet werden müsse. Mich würde natürlich heute interessieren: Gibt es heute noch den guten alten Beichtspiegel, in dem all die Sünden über mehrere Seiten aufgelistet waren und man nachgucken konnte, ob man etwas ausgelassen hatte? Z.B. “ Warst Du unmäßig in Essen und Trinken?“

Steht da heute drin: „Warst Du unmäßig im Fliegen und Autofahren?“ Und ob der Kauf eines SUV eine Sünde ist, weil er letztlich zum Schaden an der Schöpfung Gottes beiträgt? Und ist das ein läßliche Sünde oder mehr? Aber das sind keine ganz ernsthaften Gedanken. Der Hauptgrund für meinen Austritt aus der Kirche war, dass ich nicht mehr an die Existenz Gottes glauben konnte. Und somit war es meine klare Überzeugung, dass ich – wenn ich absurderweise gemäß meines abgelegten Glaubens ehrlich sein wollte – diese Glaubensgemeinschaft verlassen mußte.

Und wie ist es mir auf dem Weg zum goldenen Atheisten gegangen? Es war nicht ganz so einfach, wie man denken könnte. Zunächst kamen gelegentlich Zweifel, ob es nicht doch so etwas wie einen Gott geben könnte. Vielleicht lag ich falsch mit meiner Einschätzung. Natürlich wußte ich, dass sich Glaubensfragen nicht lösen lassen wie eine Mathematikaufgabe. Aber die Zweifel brauchten viele Jahre, bis sie verschwanden. Was mir half, war der gelegentliche Besuch von Gottesdiensten, meistens im Rahmen von Beerdigungen. Noch kürzlich erlebte ich, wie ein Geistlicher tatsächlich behauptete, dass meine frisch verstorbene Tante als Engel von Christus im Himmel empfangen werde und von diesem dann zu Gottvater geführt werden, und danach ihr perfektes Engelleben starten würde.

Ich hatte meine Tante geliebt, und fand diese Vorstellung schön, auch tröstlich. Aber zugleich hatte es etwas derart Lächerliches und Absurdes, ich fand es fast obszön, einer Trauergemeinde so etwas als überirdische Realität anzubieten. Beerdigungen weckten in mir auch immer Gedanken an den Verlust der Unsterblichkeit, des ewigen Himmelreiches. Spätestens seit der Lektüre des Buches „Alle Menschen sind sterblich“ von S. Beauvoir und Ansicht des Filmes „Ein Münchener im Himmel“ war die Vorstellung des ewigen Lebens ein Schreckgespenst für mich und eine schlimme Ideologie, mit der sich die Menschen über die Natur erheben, die sie sich ja im Augenblick auf erschreckende Weise untertan machen. Und der Himmel steht nach christlichem Glauben nur ihnen zu und nicht den Tieren, deren Biodiversität sie gerade vernichten, und erst recht nicht den Pflanzen. Da fühle ich mich mittlerweile doch wohler, mir vorzustellen, dass es mir am Ende meines Lebens nicht anders geht als einem Hund oder Affen.

Natürlich ging der Austritt aus der Kirche mit weiteren Verlusten vonstatten. Einer davon war eine Wohltat für mich: Der Verlust der Erbsünde, deren schwere Last ich bei fehlender eigener Schuld als sehr ungerecht empfunden hatte. Aber es gab auch schmerzliche Verluste. Als ich etwa ein Jahr nach dem Austritt in eine potentiell lebensbedrohliche Situation geriet, erwischte ich mich dabei, in einem Stoßgebet um den Beistand Gottes zu bitten – und erschrak ein wenig, als mir auffiel, dass das jetzt eigentlich nicht mehr ging. Es hat eine wenig gedauert, bis ich dieses Bedürfnis nicht mehr hatte.

Viel länger dauerte das Gefühl des Verlustes der ständigen Kontrolle durch „jenes höhere Wesen, das wir verehren.“ (Ein Böll Zitat aus „Dr. Murkes gesammeltes Schweigen“). „Ein Auge ist, das alles sieht, selbst was in dunkler Nacht geschieht.“ So ganz bin ich das bis heute nicht los geworden. Aber es bedeutet auch, dass ich mein Gewissen nicht verloren habe.

Und finanziell? Nun, ich glaube, da hat es sich die Waage gehalten. Ja, ich habe die Kirchensteuer gespart. Aber ich habe auch ca. zehn Jahre länger auf einen Chefposten warten müssen, weil ich in kirchlichen Einrichtungen keine Chance hatte, nicht einmal dann, wenn man mich zunächst in Unkenntnis meiner Konfessionslosigkeit in eine solche Einrichtung holen wollte. Einmal sagte man mir: „Wenn Sie Mohammedaner wären, das wäre kein Problem.

Aber ausgetreten, das ist der SuperGAU.“ Nun, es gab ja auch kommunale und frei-gemeinnützige Einrichtungen, wenn auch nicht so viele. Durch die Einsparung der Kirchensteuer hatte ich natürlich auch mehr Geld zum Spenden für wohltätige Organisationen, manchmal sogar kirchliche. Denn auch bei den Kirchen gibt ja durchaus unterstützenswerte Projekte. Und die Feier zum goldenen Jubiläum: Da gibt es keine, und sie fehlt mir nicht. Obwohl so eine Anstecknadel als „goldener gottloser Geselle“…. – Dr. Hans Joachim Schmeck-Lindenau

 

NEIN, ohne Religion geht es nicht. Philosophische Denkgebäude sind zwar gut zu lesen, letztendlich aber dem menschlichem Denken entsprungen. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes geht“, 5. Mose 8,3 und Lukas 4, 4. Nicht nur Nahrung und materielle Bedürfnisse sind zu befriedigen, auch die Seele braucht Nahrung und die vermittelt uns die Bibel. – Richzard f. Grabinski

 

Vergangene Woche hat mich der Aufmacher angesprungen: GEHT ES AUCH OHNE RELIGION? Da war ich sehr neugierig und habe mir seit langem wieder eine Ausgabe gekauft (vor vielen Jahren hatte ich auch mal ein Abo). Was soll ich sagen? Das Beste war dieser Aufmacher, alles andere empfand ich als ausgesprochen dürftig, Abi-Aufsatz oder so. Entsprechend war ich sehr enttäuscht, aber das lag an meinen falschen, gewiss zu hohen Erwartungen. Immerhin gab es dann auf anderen Seiten auch manches, das ich gerne und mit Interesse gelesen habe. – Werner Günter

 

Interesssant ist der Hinweis,auf die Wichtigkeit des MONOtheismus,hier das Judentum…die Erzählung des alten TESTAMENTS..war Angriff auf Herrscherreligionen und den Sklavenhandel…diese Vereinfschung zeigt jüdischen Grunddenken….“MOSES befreite die KINDER Israels von Vielgötterei des alten Reiches und der Willkür mystischer Mächte!!!!“Bei Gott waren alle Menschen gleich,der Ägyptologe ASSMSNN..das zweite Buch MOSES „EXIDUS“;EINE WENDE der Menschheit….

Das Judentum würde der Menschheit denUniversalismus,im Gegensatz der achäischen Religionen,würde „GOTT“auf Seiten der Sklaven…Herrscher wären nun GOTT verantwortlich..ist die Grundlage der christlichen Liebesethik… Logisch wird in Ersten Teil vom Verrat an ihren mosaischen Wurzeln….. Denn die christlichen Religionen,würden mit Sühnegedanken..statt für unschuldige zu kämpfen…..(Erzählung,Missbrauch)Erklärung das Chistentum würde „AUGUSTINUSREligion sein“.Er war lustfeindlich…nun würde man den ehler des Verteufeln des körperlichen sehen…… Ersichtlich die Schreiber der Geschichte“DIE ZEIT“sind mosaiisch geprägt…Es wird nicht erklärt,die JUDEN erkennen sich als auserwähltes Volk…Kein missionieren…..Eben auserwählte…

Wieso die Juden folglich das intelliegenteste VOLK sind..ist nach PHILOSOPHEN Speil(1903 bis 1984),durch 3000 Jahrelange Verfolgung…trug das DUMME NAZIUNWESEN zur Reduzierung der unterbegabten und schwachen Bevölkerungsgruppen mind.6 MILLIOnen,mußten durch wie vom PHILOSOPHEN Speil(vorhin),durch Verbote der Aufnahme von Flüchtlingen in USA,CH…wenn nicht verhungert..zum nötigen Vergasen…“Wannseekonferzenz“

DIE Zeit..angenommen das Christentum ginge den zeitlichen Tot…bliebe Judentum und Islam über…..sollte der heiße Kern des Islam absterben..bliebe eine selbst gebaute „HÖHLE“..trintische Heilversprechen des Kapitalismus,Wachstum,Wohlstand..esotersiche Trostgemeinschaften…wer sich mit ENDE seines Lebens nicht abfinden will..kann sich einfrieren lassen dzt schon…bis Lebensverlängerung zum selfie wird…bei nächster Epidemie(nicht schon jetzt)..können POLITIKER…nicht unsere“TEPPENZENTRALE-Sterbekommission und ESSENKONTAMINIERER….es müßten diese alten,kranken und schwachen ein Opfer bringen…dh ERGHO eingeschläfert werden…

Eskäme uu eiiner ZUCHT der NEOantike…was treibt China,Rußlan Labors dzt.. Religionen ,Juden(?_für jeden),Islam der Mesch möge besser sein als die NATUR…. IM 11enJRHDRT diskutierten…judische,christliche und ismalische Philosophen wie wird der Mensch besser…Göttliche Gerechtigkeit im irdischem RECHT…. Interessant ist noch der Bericht“DIE Zeit,25.11.21,graben wir“MENSCHEN“uns nicht das Grab mit Aussterben div.anderer Individien(Tiere und Pflanzen)… Es wäre interessant eine ENTSTAAATLIcHEN der Religionsgemeinschaften auch in Europa anzustreben….

Weiters ein Gedanke zum Thema Steuern runter….dzt haben Steuerzahler die Erkenntis..sie werden verarmt….dies Problem wird verdeckt..indem der Pseudosozialstaaaaaat-Österreich..Kasten hat..mit enormer Renenkonsumation…die Mehrzahl lebt längerr und konsumiert daher ungerechterweise GELD….eine PENSIONSZAHLUNG mittels eingeninitiative zu erreichen ist sicher gerechter..leider ist es interessant…DIE Zeit behauptet..der Mensch ist nicht gewillt sich zu reduzieren….ein Irrtum..leider kommt es zu einer Vermehrung von Abhängigen..siehe Asien,Afrika,Indien…. Eine UMvolkung ist gegeben,in Österreich haben 26% Einfluß auf gesunde Lebensmittel(Marktämter,AGES)leben im KASTENwahn…eine AUSSONDERRUNGder Bevölkerung mittels KONTAMINIEREN…von WARE..Erfolg..Pflegestaaat..

DieLOGIK der AKund Gewerlschaft…Die wirtschaft soll Arbeitsplätze für ALTE schaffen ein HUMBUG..siehe China…. Europa sorgt sich um Erhalt von….hohen RENTEN,gesteuerte Bildung….zu uSA oder….Beispiele kommunistische,diktatorische chinesische REGIME bauen,Flughäfen 1 Jahr,Autobahnen etc….Beachte andere Diktaturen ARMUT…einfach..nach PHILOPH speil…Die chinesen sehen sich als ZUKUNFTSRASSE(Juden)…dies geht solane bis die dzt.Familen und EWanderung nicht mehr funtkoniert…… FRAGE an RABBIS…warum ist GOTT für Juden da…andere nicht auserwähnlt…. – Robert Speil

 

Auch wenn ich persönlich den Glauben an einen Gott tröstlich finde, habe ich Ihren sehr interessanten Artikel gerne gelesen. – Michael Scheppler

 

Herzlichen Dank für diesen Beitrag! Jetzt weiß ich wieder zum wiederholten Mal, weshalb ich „die Zeit“ so schätze und sie mir (und der Welt) gut tut. Nein, die Welt würde ohne Religion keine Bessere werden! Das muss raus, muss gesagt werden. Bei allem Versagen. Ich spreche für die christliche Religion. Die Hoffnung wird so dringend gebraucht, gerade in diesen dunklen Krisenzeiten, die die Welt (wieder einmal) erlebt. Diese himmlische Hoffnung überlebt alle Krisen. Gott sei Dank. Und ich denke, Gott selber hat diese Hoffnung in das menschliche Herz gelegt. Das kann die Materie nicht aus sich selbst heraus angezettelt haben. An Weihnachten mischt sich Gott ein in den Weltlauf, wird klein und gering und nahbar.

Der, der ohne Anfang und Ende ist, zeigt sich als erstes den Ausgegrenzten, den Schafhirten und lässt den Herrscher Herodes links liegen. Eine Ungeheuerlichkeit. Wie hoffnungsvoll ist das für die leidende Welt. Nein, ohne Religion, wäre es hier die Hölle. Aber wir sind nicht gottvergessen. Er vergisst uns nicht. Wie könnte er, unser Schöpfer… In heftigen Krisenzeiten schreibt er dem Volk Israel vor ca. 2.500 Jahren die Hoffnungsbotschaft: Ich will dich nicht vergessen! Und „Ich habe Zukunft und Hoffnung für dich!“ Also, sind wir mutig, glauben und zeigen wir es, sprechen wir es aus. Wir brauchen gute Nachrichten mehr denn je. DANKE. – Hartmut Hennige

 

Wir alle glauben. Auch der Atheist glaubt, wenn auch nicht an Gott. An den Fortschritt, an sich selbst, an das Gute im Menschen. Deswegen ist die Überschrift des Artikels eigentlich nicht vollständig. Sie müsste durch „an Gott“ ergänzt werden. Genauer, an den einen Gott, denn der Autor widmet sich vornehmlich den drei sogenannten abrahamitischen Weltreligionen. Mir gefällt der Hinweis auf den Bundesgedanken. Gott, der einen Bund mit uns schließt. Der Bund ist nicht einseitig: Der Jude muss die Gesetze halten, der Muslim die fünf Säulen achten. Und der Christ? Jesus spricht: „Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird Euch frei machen.“ Der Glaube, der nicht einengt, sondern befreit, bleibt. Für immer. – Andreas Vogel

 

In dem Artikel ,,Was nach dem Glauben kommt“ (24.11.2021) erwähnt Thomas Assheuer den Kirchenvater Augustinus von Hippo (354-430 n.Chr.) in Zusammenhang der weltweiten Missbrauchsskandale der Kirchen. Herrn Assheuer zufolge sei Augustinus prominentester Vertreter einer ,,lustfeindliche Theologie“, die zur ,,Verteuflung des Körpers“ führe. Dieser Artikel ist in der Tat der zweite Fall, in dem Augustinus diese Rolle für Herrn Assheuer spielt. In einem Beitrag für ,,Die Zeit“ in 2019 behauptete er, Augustinus verlange ,,das Unlebbare und Un-Menschliche“, außerdem legte Herr Assheuer nahe, sexuelle Gewalt könne Produkt einer augustinischen Philosophie sein (19.02.2019).

Als promovierter Kirchenhistoriker und Philologe möchte ich auf einige Punkte von Herrn Assheuer kurz eingehen. Die Frage, inwiefern die Theologie von Augustinus Einfluss auf den heutigen Pflichtzölibat der katholischen Kirche auswirkt, kann ich nicht beantworten; katholische Theologen müssten dies tun. Das gilt auch für zahlreiche weitere Themen, die Herr Assheuer diskutiert: Transhumanismus, Klimawandel, usw. Jedoch scheint mir es wichtig, da Augustinus eine entscheidende Person für Herr Assheuers Gedankengang ist, einige Missverständnisse in seinem Artikel aufzuklären.

1. In der Erzählung von Assheuer ist Augustinus ,,ein hochbegabter junger Mann, der sich für alles Mögliche interessierte, vor allem aber für Frauen“. Laut jüngsten Forschungsergebnissen stimmt der letzte Teil dieses Satzes nicht. Im 2020 Cambridge Companion to Augustine’s Confessions erklärt Johannes van Oort, Professor an der Universität Nimwegen, dass man Augustinus als bisexuell oder zumindest nicht schlichtweg heterosexuell verstehen muss. Dies gelte, weil Augustinus in seinen Bekentnissen sage, er wollte als Teenager die Körper der Menschen, die er lieb hatte, genießen, darüber hinaus habe er die ,,Quelle der Freundschaft mit Begierde verdorben“ (venam igitur amicitiae coinquinabam sordibus concupiscentiae, Bekentnisse 3.5).

Für van Oort lege dies eine körperliche homosexuelle Erfahrung nahe. Außerdem beschreibe Augustinus im vierten Buch der Confessiones eine enge Freundschaft mit einem anderen Jungen. Seine Emotionen hier waren so tief, dass er sich fast als besessen beschreibt; als der Junge auf einmal und unerwartet starb, „wurde mir die ganze Welt ein Tod“ (quidquid aspiciebam mors erat, 4.9), so Augustinus. Es ist wahr, dass Augustin später eine Freundin hatte, mit der er einen Sohn auf die Welt bringen würde, deshalb kann man ihm nicht schlichtweg als homosexuell bezeichnen. Trotzdem ist es wichtig, Professor van Oort zufolge, die Komplexität Augustinus‘ persönlicher Erfahrung nicht auszublenden. Dies sollte Assheuer auch bei seiner Darstellung Augustinus‘ Lebens berücksichtigen.

2. Herr Assheuer behauptet, dass Augustinus eine Entscheidung getroffen habe, seinen Leidenschaften zu widerstehen, den eigenen Körper niederzuschlagen. Im Artikel von 2019 proklamierte Assheuer, die Theologie des Paulus habe auch diese Tendenz, trotzdem entschied Assheuer, Augustinus als Hauptfeind des Körpers zu bezeichnen. Das ist unglücklich, weil Assheuer dadurch Leser täuscht, die die Geschichte der abendländischer Philosophie nicht gut kennen. Körperfeindlichkeit ist eine starke Tendenz in griechischer Philosophie ab Platon, und blieb es für die Mittel- und Neuplatoniker, die meistens nicht Christen waren, sondern Heiden, die ab 2 Jh. n.Chr. nach der Philosophie der Platon leben wollten.

Als junger Mann fand Augustinus die Vertreter dieser Schule (z.B. Plotin oder Porpyhrius) bezaubernd, als Erwachsener wollte er sich mehr und mehr davon distanzieren. Für den reifen Augustinus ist die Körperfeindlichkeit ein arroganter Ansatz zum Leben, der das Gute der Gott-geschaffenen Welt ablehnt. In mehreren Werken vertritt Augustinus die Position, Ehe und Kinder seien ,,Gute Sachen‘‘ (bona), und zur Ehe gehört die Sexulität. Klar, Augustinus lebte selbst als Asket, aber er sah dies nicht als Option für alle; seines Erachtens hatte Gott verschieden Pläne für verschieden Menschen. Wenn man dies alles vergisst, verliert man die Möglichkeit, Augustinus‘ eigentlichen Einfluss auf unseren Gesellschaft und Gesetze zu sehen (und uns vielleicht dadurch davon zu befreien).

3. Letztendlich möchte ich betonen, dass Assheuer, in seiner Bemühung die Zukunft des Glaubens und der Zivilisation zu bedenken, entscheidende Wendungen in Augustinus‘ intellektuellen Leben auslässt. Im 2019 Artikel zitiert er mehrmals das Werk ,,Vom freien Willen“ (De libero arbitrio), ein Frühwerk Augustinus‘, als ob es eine Zusammenfassung seiner Gedanken über den Willen sei. Dieser Text, obwohl er oft in Philosophie Seminaren in Großbritannien, Deutschland, und den Vereinigten Staaten seit der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gelesen wird, ist nur ein kleiner Ausschnitt von Augustinus‘ Schreiben, das etwa 5 Millionen Wörter zählt.

Außerdem greifen manche von Augustinus‘ Ausdrücken in diesem Werk, wie ,,irrationale Triebe“, die Assheuer zitiert, auf Cicero und heidnische Philosophie zurück. Die Quelle, die Assheuer angreift, ist also nicht Augustin, sondern eine normale platonische Philosophie. Interessanteres: In seinem späteren Werken lehnt Augustinus seinen eigenen früheren Ansatz ab. In seinem Meisterwerk Gottestaat, geschrieben nach der Plünderung Roms 410 n.Chr., was Assheuer nicht erwähnt, beschreibt Augustinus den christlichen Himmel in der Tat als ein körperliches Leben voller Freude und Liebe (gaudium et amor), und ergänzt, Christen erfahren jetzt im irdischen Leben ,,rechte‘‘ Emotionen aus einem ,,guten Willen‘‘ (bona voluntas).

Mit so einem Gedanken nimmt Augustinus vollen Abschied von seinem früheren Ansatz über ,,irrationalen Triebe“ und total vom Gedankengang der klassischer Philosophie. So Augustinus, eine tiefe Traurigkeit könne Ausdruck der Liebe sein, und könne dadurch ,,gut“ sein; eine übermäßige Fröhlichkeit gilt auch nicht als Sünde, sondern kann etwas ,,Gutes“ sein. Obwohl Assheuer viele interessante Gedanken schildert, ist sein Eingangspunkt problematisch. Es stimmt, dass Augustinus niemals Körperlichkeit oder Sexualität als Reich der Freiheit sehen konnte. Trotzdem bleibt seine Theologie eine reiche Quelle, die conditio humana zu bedenken. Es lohnt sich, seine Werke sorgfältig zu lesen. – Dr. Adam Trettel

 

Wie bitte? Ohne die drei monotheistischen Religionen ginge uns der Univeralismus ver-lustig? Dieser Artikel will uns weismachen: Eher noch garantiere uns der Islam die Un-verletztlichkeit der Menschenwürde als etwa Immanuel Kant, und das sekulare Recht bestehe letztlich nur in „nützlichen Verträgen“. Was für eine himmelschreiende, allen-falls durch Unbelesenheit zu entschuldigende These, aufgetischt von ei-nem Wochenblatt, das doch mal aufklärerisch daherkam. Ja, vielleicht hat Kant selbst es nicht mehr geschafft, Moral und Ethik rational zu „deduzieren“.

Aber man kaum leugnen, dass er gezeigt hat: Was immer man da an Gesetzen und Vorschriften durch den Rückgriff auf Jenseitiges fundiert – Moral und Ethik im eigentlichen Sinne sind es nicht. So mögen die monotheistischen Religionen, nicht zuletzt das Christentum mit seinem Gebot der unbedingten Nächstenliebe, wichtige Etappensiege der Vernunft gewesen sein, aber wenn Glaube an eine jenseitige Macht auch heute noch die Lösung sein soll, wenn der Universalimus daran hängen soll – dann ist es vollends um ihn ge-schehen. Tschüss Artikel 1 Abs. 1 GG, und gute Nacht, liebe „Zeit“. – Dr. Alexander Wachter

 

Der Urknall geschah vor ca. 13.8 Mrd. Jahren. Seit dem dehnt sich unser Universum mit Lichtgeschwindigkeit in die Unendlichkeit aus. Wir Menschen sind darin ein Zufallsprodukt. Nahezu alle diese Geschehnisse sind nach heutigem Stand naturwissenschaftlich zu erklären. Folge: Es geht natürlich ohne jede Religion! Religionen sind von Menschen gemacht und somit vergänglich wie wir selbst. – Werner Kerschgens

 

Nicht nur unsere biophysische Umwelt steckt in einer Krise. Es ist vielmehr auch unsere geistig-seelische und kulturelle In-Welt aus dem Gleichgewicht geraten. Das Sensorium für diese innere Dimension droht abhandenzukommen. Was wir bräuchten gegen diese kulturelle Verflachung, das wäre eine Art „Dimensional-Kultur“, die nicht nur für die drei oder vier weltlichen Dimensionen sorgt, sondern auch für diese altehrwürdige Dimension von Geist und Seele. Vor allem wenn die weltlichen Raffinessen an ihre Grenzen kamen, war in alten Zeiten diese innere, diese Meta-Dimension einst eine Art „Netz“, in dem Not und Verzweiflung wenigstens wieder einen inneren Halt finden konnten.

Der große Schatten unserer späten Moderne scheint sich nur auf die Umwelt, Klima und Gesundheit zu erstrecken. Er verdunkelt aber, ohne dass es angemessen zur Sprache käme, auch unseren inneren Horizont, unsere seelisch-geistige Innenwelt. Je raffinierter der weltliche Fortschritt wird, umso blinder wird unser geistig-kulturelles Wahrnehmungsvermögen. Die technische Raffinesse wächst, von der innere Kultiviertheit bleibt nur ein kläglicher Rest. Die Ökologie- und Klimakrise ist Folge dieses sukzessiven inneren Wahrnehmungsverlusts, nicht umgekehrt. Religion im wörtlichen Sinn von „Rückbindung“ an diese höhere Ordnung unserer Herkunft wäre keine geringe Hoffnung. – K. Gernbacher

 

Es ist ganz offenbar, irgendeinen Glauben braucht der Mensch, um sich selbst (auf)zurichten. Und dieser Glaube führt dann im besten Falle zu (mehr) Hoffnung, Eigen- und Nächstenliebe, zu Gemeinsamkeit statt Einsamkeit. Nicht selten führt Glaube eben leider auch zu Ersatzbefriedigung, Übersprungverhalten, Manie oder gar Wahn. Für mich bleibt es bei der Frage, die ich im Zweifel mit Ja beantworte: Wären wir vernunftbefähigten Menschen mit der (Fort)Entwicklung und Anwendung eines lernenden und also aufgeklärten Humanismus nicht ausgeglichener, friedvoller? – Matthias Bartsch

 

Die Botschaften der Religionen empfinde ich dann als erfüllt, wenn sie im alltäglichen Miteinander unseres Menschseins wirksam werden. Das kann mit oder ohne rituelle Unterstützung geschehen. Der Glaube läuft da ins Leere, wo er um einer Zugehörigkeit willen vorgegebene Lehrsätze und Traditionen als endgültige Wahrheiten suggeriert. Demzufolge sollte die zentrale Frage gar nicht sein, ob es auch ohne Religion geht, sondern was Religion gegenwärtig überhaupt sein könnte. Und da es darauf keine unveränderliche, also totalitäre Antwort geben kann, halte ich den Hinweis von Thomas Assheuer, das Religionen gewaltsam weder durchgesetzt noch erhalten werden können, für richtig – auch dann nicht, wenn man meint, das fundamental bezeichnen zu können. – Christoph Müller-Luckwald

 

Was, bitte, hat Gott mit Religion zu tun? Wie so oft wird leider auch in diesem Beitrag das eine mit dem anderen vermengt. Da sind auf der einen Seite jene von Menschen erdachten Vereinigungen, die sich formten, als die Menschen sesshaft wurden, immer mehr zusammenrückten und einen oder mehrere „Schuldige“ für die zwangsläufig entstehenden Krankheiten und Seuchen brauchten (ich empfehle sehr die Lektüre von „Das Tagebuch der Menschheit – Was die Bibel über unsere Evolution verrät“ von Carel van Schaik und Kai Michel). Und da ist auf der anderen Seite jenes unvorstellbar Große, das unermessliche Universum Umfassende, von dem wir vielleicht sowas wie ein Hautschüppchen sind.

Das wird in der (christlichen) Religion zusammengeschrumpft auf einen weißen Mann mit Bart, der oben auf der Wolke sitzt und dem man zutraut, dass er tatenlos zusieht, wie man seinen (von einer Jungfrau geborenen!) Sohn auf grausame Art und Weise umbringt, nur um dann wiederum hilflos mit ansehen zu müssen, dass im Zeichen dieses Kreuzes viele Jahrhunderte lang immer noch grausamere Taten begangen werden…? Also, bitte! Der Gott, an den ich glaube, hat nichts mit Religion zu tun. Ich gehöre diesem Verein zwar noch an, war auch viele Jahrzehnte ehrenamtlich für ihn tätig (und habe so manchen Vertreter kennengelernt, der – wäre er in der richtigen Zeit aktiv gewesen – sich sicher gerne an Hexenverbrennungen beteiligt hätte).

Jesus war gewiss ein charismatischer Mensch, so wie es immer wieder besondere Menschen gab und gibt. Aber man sollte auch den Kontext sehen, in den dieser hineinwuchs: In ein Land, das seit ungefähr 70 Jahren unter der Fuchtel der Römer stand, die mit ihrem exzessiven Lebensstil und der Unterdrückung der Palästinenser das Volk zur Weißglut brachte. Ein Bummel durch die Ruinen von Cäsarea in Israel können dieses Gefühl ganz gut vermitteln. Da kann ein junger Mensch mit Führungsqualitäten schon mal zum Revoluzzer werden! Ich glaube an „Gott, den Vater (oder die Mutter)“ – aber nicht an die „heilige christliche Kirche“. – Jutta Lange

 

Welch arrogante Überheblichkeit von Thomas Assheuer. Und das in dieser Zeitung, das neben dem eindringlichen Appell von Bernd Ullrich und Fritz Habekuss. Gibt es nicht genügend Intoleranz und Hass in dieser Welt? Muss jetzt noch der Hass geschürt werden auf Menschen, die nicht der Mystik einer Religion verfallen sind? In einem Schulbuch meines Enkels fand ich die Verteufelung der Naturwissenschaftler: die bauen doch nur die Atombombe! Ist es nicht gerade der Mangel an klarem, logischem naturwissenschaftlichem Denken, der uns die Krisen beschert?

Ohne die Religion das Reich des Bösen heraufzubeschwören ist nicht hilfreich, unsere Probleme zu lösen. Wenn wir immer neue Feindbilder erfinden, brauchen wir keine Katastrophen und keine Pandemien mehr, um uns selbst zu vernichten. Die Erde könnte sich endlich von uns erholen. – Dr. Annebärbel Jungbluth

 

Da die Religionen und ihre darauf aufbauenden Kirchen Menschenwerk sind konnte es nie eine direkte Verbindung zu Gott geben da der Mensch vom Verstand her nicht in der Lage ist so etwas zu beweisen. Da musste als Vehikel eben der Glaube an Gott seinen Dienst leisten. Transzendenz in seiner bekanntesten Form wurde der Menschheit mit den 3 abrahamitischen Religionen beschert. Als einzige Verbindung zu Gott werden die Menschen Abraham, Moses, Jesus Christus und Mohammed genannt, natürlich nur in deren eigener Vorstellung in der sich Gott ihnen offenbarte. Sie fanden damit ihre Bestätigung als Propheten und Religionsgründer. Ein Sonderfall bleibt Jesus Christus der Gottes Sohn und Mensch gleichzeitig ist.

Seine Religion war revolutionär da sie die Nächstenliebe des Menschen in denMittelpunkt ihres Lebens rückte.Nicht mehr an Gott zu glauben gibt es auch heute keinen Grund, nur muss manjetzt -aus aktuellem Anlass-in der Lage sein, die Religion oder Kirche von Gott klarzu trennen. Was hat ein allmächtiger Gott denn mit religiösem Fanatismus, religiösem Terrorismus oder sexuellem Missbrauch zu tun ? Hierfür ist nach neutestamentlichemVerständnis das Jüngste Gericht zuständig. Im Umkehrschluss heißt das aber auch,dass Gott in die Geschichte der Menschen mit ihren Fehlern, Verbrechen und Kriegennie eingreifen kann, da er sonst den Unterschied zwischen Gut und Böse für den Einzelnen verwässern würde.

Also jedes Gebet überflüssig ? Deswegen nicht, da Gott als barmherzig und liebend verstanden wird. Es bleiben also Widersprüche in den Aussagen der Bibel die aber dengläubigen Menschen auf eine harte Probe stellen. Und erst im Jenseits wird das Lebenjedes Einzelnen vor dem Jüngsten Gericht objektiv verhandelt.Interessant die Formulierung des Theologen Johann Baptist Merz der sagt, dass sich dasChristentum von einer primär leidempfindlichen zu einer sündenempfindlichen Religionentwickelt hat. Stimmt aus aktuellem Anlass nicht mehr :

Die katholische Kirche behandelt die Täter aus ihren Reihen als sündenempfindliche Opfer, wogegen die Missbrauchtenzu leidempfindlichen Opfern erniedrigt werden. Wenn die Kirche nicht begreift was ihrVerhalten anrichtet wird leider auch der Glaube an Gott Schaden nehmen da viele Gläubige immer noch einer starken Wechselwirkung zwischen ihrer Kirche und ihrem Glauben unterworfen sind. – Klaus Reisdorf

 

Mit Ihrem Artikel “ was nach dem Glauben kommt“ haben Sie den Nerv getroffen- ich hätte bei jedem Satz ausrufen mögen “ genau so ist es!“. Zur Klarstellung: ich bin kein praktrizierender Christ, habe aber nie über die Kirchensteuer gemurrt oder gar angesichts des Umgangs der Kirchenoberen mit dem Missbrauchsskandal gar an Austritt gedacht.

Sie haben mein Credo mit guten Argumenten untermauert, wie ich sie selbst nie hätte formulieren können nämlich: dass wir jeder einzeln dafür verantwortlich sind, dass ein menschliches Miteinander möglich bleibt. Dass wir nicht weiterhin den Wohlstand Weniger auf dem Rücken Vieler erwirtschaften dürfen. Dass unser Planet nicht unendlich ausgebeutet werden kann, ohne dass das alle nicht nur angeht sondern auch trifft. – Susanne Gutmann


Leserbriefe zu „Politisch geimpft“ von Martin Machowecz

 

Der politische Umgang mit Corona könnte nicht dilentantischer sein. Alles fing mit dem Versprechen an , dass es keine Impfpflicht geben werde. Zu diesem Zeitpunkt war die zukünftige Faktenlage völlig unbekannt. Versprechen auf dieser Grundlage war somit reine Spekulation bzw. Zockerei. Militante Impfgegener und Rechtsradikale bekamen so das Geschenk sich angesichts weiterer Ungereimtheiten zu organisieren. Wichtig wäre es gewesen , solch unseriösen Versprechen zu unterlassen , um dann bei erkannter Notwendigkeit die generelle Impf-pflicht einzuführen. Wortbruch hätte der Politik so nicht vorgeworfen werden können.

Die allgemeine Impfpflicht wäre m.E. im Vergleich zu heute der geringere Grundrechteingriff gewe-sen. Der Staat handelt durch Tun und Unterlassen. M.E. ist die Anordnung einer allgemeinen Impfpflicht gemäß Art.2 GG geboten.Jetzt herrscht ein bürukratisches Ungeheuer , mit dem nicht einmal unsere Bürokratie klarkommt. Die Idee sich per Mail zur Impfung anzumelden war an sich gut. Ich hätte als Antwort aber die Mitteilung erwartet , dass ich per Mail Bescheid bekommen würde , wenn ich mit meinen 77 Jahren terminlich im Impfzentrum dran bin.

Statt dessen war die Impfanmeldung nur 2 Stunden gültig und wenn man nicht zum Zuge kam , sollte man sich erneut anmelden (Dauerschleife). Nachdem ich meiner Hausärztin beiläuläu-fig davon Kenntnis gab , erhielt ich von ihr spontan einen zeitnahen Impftermin. Es ist nicht bürgerfreundlich , den Bürger wie einen Bettler zu behandeln. So etwas passiert eben , wenn die Exekutive allein ohne die Legislative handelt. Glücklicherweise sind jetzt die Landtage zuständig , der Ampel sei Dank. Bis heute erfolgt praktisch keine Auseinandersetzung mit den Impfgegnern.Diese Auseinandersetung feige zu scheuen , um nicht die Spaltung der Gesellschaft zu befördern , ist absurd und hat das Gegenteil bewirkt.

Täglich erhalte ich als Gemeindevertreter die Zahl der Infizierten. Wichtiger noch wäre die öffentliche Bekanntmachung , dass z.B. der eine Coronatote in einer Stadt nicht geimpft war und wieviele der in die Krankenhäuser Afgenommenen geimpft oder nicht geimpft sind. Impfgegner würden so vielleicht zum Umdenken ihrer Ansichten genötigt , wenn sie ihr eigenes Umfeld betrachten könnten. Durch den Missbrauch des Datenschutzes ist ihnen das aber verwährt. Der Gesetzgeber hätte hier tätig werden können und müssen. Statt sich offensiv mit dem asozialen Rest der Gesellschaft argumentativ auseinanderzusetzen , schafft man es stattdessen diesen Currywürsten zur Verhaltensänderung zu bewegen zu versuchen und ihn so auch noch zu beleidigen. So überzeugt man niemanden. Das Mittelalter ist wieder da!! – Wolf Langner

 

Grabinschrift: Hier ruht Franz Maier ( Name vom Verfasser frei erfunden). Als Ostdeutscher nahm er den „Umgang mit Gesundheit mitunter unbekümmerter“. – Udo Bauer

 

Warum sollte man Staatssystemen oder Politiker*innen oder Mediziner*innen vertrauen können müssen, um sich gegen Corona impfen zu lassen? Das ist doch keine Gefühlssache, die Zahlen sprechen doch für sich. Inzwischen sind in Deutschland über 100.000 Menschen infolge Corona gestorben, und die meisten an Corona Verstorbenen waren nicht geimpft, weil es zunächst überhaupt keinen, dann zu wenig Impfstoff gab und nun die verbliebenen Ungeimpften sich nicht impfen lassen. Daraus, dass die meisten Geimpften nicht schwer an Corona erkranken oder gar daran sterben, geht klar hervor, dass die Impfung wirkt. Schwere Nebenwirkungen der Impfung wurden nur in sehr seltenen Fällen beobachtet.

Es existiert also angesichts dieser Risikenverteilung kein vernünftiger Grund, sich nicht impfen zu lassen. Wer ein intaktes Immunsystem hat und sich trotzdem nicht impfen lässt, handelt objektiv unvernünftig und überdies unsozial, weil er nicht nur sich selbst schadet, sondern auch allen anderen Menschen (Ansteckungsgefahr, Mutationsgefahr, Überlastung der Intensivstationen, Krankheitskosten, eventuell allgemeiner Lockdown usw.). Diese schlichten Wahrheiten sollten meines Erachtens auch Ostdeutsche unabhängig von ihrer Sozialisation verstehen können. – Dr. Ulrich Willmes

 

Her Machowecz verwendet für seine Gegenüberstellung der unterschiedlichen Impfquoten in Ost und West die höchste Quote im Westen (Bremen 80%) und die niedrigste im Osten (Sachsen <60%). Wenn ich auf der Seite des RKI nachschaue, sehe ich Baden-Württemberg mit 66,4% und Bayern mit 66,5% (vom 27.11.). Aus meiner Sicht hilft uns solch zugespitzte bzw. verzerrte Datendarstellung im Umgang mit der Pandemie nicht weiter. Ganz im Gegenteil: Würde ich in Sachsen oder im Osten leben, wäre ich jetzt ziemlich wütend. Verantwortungsbewusster Journalismus, wie ich ihn von der ZEIT sonst gewohnt bin, ist das irgendwie nicht. – Kathrin Kniep

 

Ich frage mich schon seit längerer Zeit, ob für Herrn Machowecz das fortwährende (momentan fast wöchentliche) Aufzählen und Verteidigen diverser Ost-Befindlichkeiten eigentlich mittlerweile genauso ermüdend ist wie für mich das Lesen seiner inhaltlich immer gleichen Artikel. – Jörg Schimmel

 

Danke für diesen Artikel! Ich schätze die ZEIT für ihre vielseitige Berichterstattung. Strittige und wichtige Themen von vielen Seiten zu beleuchten, Menschen eine Stimme zu geben, die sich errnsthaft mit einer Thematik auseinandersetzen, auch und gerade wenn deren Sichtweise für die meisten Menschen zunächst abwegig erscheinen – das ist ein Merkmal der ZEIT, das ich außerordentlich schätze. Und in dieser Pandemie ist der Tenor der Berichterstattung derart einseitig, dass die ZEIT mit ihren Versuchen, auch hier „abweichenden“ Stimmen Raum zu geben, angenehm auffällt.

Ich teile allerdings die Auffassung von Herrn Machowecz nicht, dass es etwas Gutes sei, auf „perfekte Gesundheit“ wert zu legen. Wenn das „voraufklärerisch“ sein soll – vielleicht ganz gut so. Die Aufklärung hat uns nicht nur Fortschritt gebracht, sondern auch von wesentlicher Lebenserfahrung abgeschnitten. Die Suche nach „perfekter Gesundheit“ und das Vertrauen dabei auf die naturwissenschaftlich orientierte und technik- sowie zahlenfokussierte Medizin hat zu Abwegen geführt, die nicht nur dazu führt, dass beispielsweise die Säuglingssterblichkeit seit Jahrzehnten nicht mehr weiter sinkt, obwohl die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten stark zugenommen haben.

Wesentlicher noch scheint mir, dass unser Leben an Qualität eher eingebüsst hat. Wir schaffen es kaum, ein zufriedenes Leben zu führen, indem wir ganz aufgeklärt ständig versuchen, das Optimum an Leistung aus uns herauszuholen, als wären wir Maschinen. Wir haben die Selbstverständlichkeit verloren, unseren Körper zu spüren, seine Regungen wahr- und ernstzunehmen und darauf zu hören. Wir schauen uns nur noch Messwerte an. Grenzen – auch und besonders körperliche Grenzen – gilt es in unserer Gesellschaft zu überwinden, nicht zu beachten.

Körperliche Grenzen, Krankheit und Tod nicht als zu überwindende oder zu überlistende Feinde zu betrachten, sondern mit Gelassenheit als zu unserem menschlichen Dasein zugehörig, ist auch nicht gleichbedeutend damit, hemmungslos zu rauchen, zu trinken, sich ungesund zu ernähren etc. Ich vermute stark, dass die Gründe für die diesbezüglichen Unterschiede zwischen „Ost und West“ andere sind oder es nur gewisse Schnittmengen gibt.

Ich bin hingegen überzeugt: Wenn wir unseren Körper gut spüren und seine Grenzen achten, wenn wir freundlich und liebevoll mit uns (inklusive unserem Körper) umgehen, dann werden wir nicht nur so gesund wie möglich leben, sondern auch so zufrieden wie möglich. Dann nämlich sind Resonanzerfahrungen wahrscheinlicher, von denen Hartmut Rosa spricht und die für ein gelingendes Leben notwendig sind. Das würde allerdings damit einhergehen, andere Prioritäten zu setzen, als es in unserer Gesellschaft der Fall ist.

Leistung und möglichst hohes Einkommen sowie eine ständige Zunahme so genannten materiellen Wohlstands (Wohlstand hört sich so schön an; ich erlebe so oft Menschen, die sich von der Menge an Dingen, die sie besitzen, belastet und beschwert fühlen) wären dann nicht die wichtigsten Dinge im Leben. Dem Wohlgefühl gegenüber Messwerten oder Effiziennz Priorität einzuräumen, würde – nebenbei und gleichzeitig so wichtig – für eine Lebensweise sorgen, die sich auch positiv auf das Klima auswirken und damit für eine menschenfreundlichere Umwelt sorgen würde.

Und nicht zuletzt würde sich eine solche Einstellung zu menschlichen, u. a. körperlichen Grenzen auch günstig auf unser Miteinander auswirken. Wenn ich mich deutlich wahrnehme insbesondere meine körperlichen Regungen, entgeht mir auch nicht, welche Wirkung mein Verhalten auf andere Menschen hat. Es fühlt sich nicht gut an, jemanden zu beschimpfen, anzulügen oder zu betrügen, geschweige zu schlagen etc. Aber wenn ich sowieso nichts fühle, spielt das kaum noch eine Rolle. Wenn ich mich gut spüre, habe ich auch eher Respekt vor dem Erleben anderer Menschen. Wie wir empfinden, was wir für uns selbst für gut erachten, hat fraglos viel mit unserer Biographie zu tun. Davor gilt es Respekt zu haben. Herr Machowecz ermöglicht Verständnis für die Einstellung vieler Menschen im so genannten Osten und vieler, wenn auch nicht ganz so vieler im Westen.

Wenn wir gelassen auf Erkrankung, körperliche Grenzen und Tod schauen können, verlieren wir die Panik vor einer starken Erkältungserkrankung mit einer Todesrate von 1-2 Prozent. Das erleichtert es auch, tolerant zu werden. Dem Individuum die Entscheidung über körperliche Eingriffe abzunehmen, sollte Extremsituationen vorbehalten bleiben. Eine Diskussion, ob es sich bei dieser Pandemie wirklich um eine Extremsituation handelt, wird kaum mit kühlem Kopf geführt.

Ach ja, damit es keine Missverständnisse gibt bzw nicht so leicht wird, mich in eine extreme Ecke zu stellen: Ich arbeite im Gesundheitssystem, bin geimpft und nutze als chronisch kranker Mensch Medikamente, für deren Entwicklung ich dankbar bin, weil sie meine Lebensqualität erhöhen. Es geht mir also dezidiert NICHT um eine Polarisierung zwischen Fortschritt und „Rückschritt“, sondern um eine Form des Fortschritts, der sich darum kümmert, ob er sich auf das Wohlbefinden von Menschen und Umwelt positiv auswirkt. Und zwar nicht nur in Zahlen! – Dr. med. Sibylle Riffel

 

Der Grundton, dass man sich impfen lassen müsse für die Allgemeineheit, den Staat oder was auch immer, ist falsch. Die Impfung ist ein Angebot, sich vor dem Virus zu schützen bzw. vor schwerer Erkrankung an selbigem. Und falsch ist, CoViD-Patienten vorrangig zu behaneln gegenüber z.B. Krebspatienten. Erst diese (von wem eigentlich getroffene?) Entscheidung macht den Ansturm auf die Intensivstationen durch Leute, die sich für das Virus entschieden haben und gegen den Selbstschutz, zu einem Problem. Diese Entscheidung kann man auch anders fällen. Schon wäre das Fieber der Demokratie gesenkt. Freiheit für alle … streng verbunden mit der Verantwortung für die Folgen. – Hans List

 

Ich finde Ihre Analyse sehr treffend und gut. Die Politikverdrossenheit spielt insgesamt und vor allem im Osten bei der Impfdebatte eine große Rolle. Es ist unübersehbar, dass die Politik folgenschwere Fehlentscheidungen bei der Bekämpfung der Infektionsausbreitung begangen hat: 2G, Kostenpflichtigkeit der Tests, massiver Schwund der Intebsivbetten, Ausfall der Lohnfortzahlung für Ungeimpfte im Quarantänefall. Leider sind die Menschen nicht selbst in der Lage und gewillt durch ihr Verhalten diese Fehlentscheidungen zu korrigieren. So trägt jeder dazu bei, dass wir derzeit eine so extrem angespannte Situation haben.

Es folgt ein Aktionismus mit schweren „Nebenwirkungen“. Leider fehlt ein übergeordnetes Korrektiv, wie ihn ein Bundesverfassungsgericht oder ein Ethikrat darstellen sollten. Wie die Einstellung zu unseren Grundrechten dem „Volksempfinden“ unterworfen ist, zeigt ein Blick zurück auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts 2007 zur Frage der Erlaubnis zum Abschuss eines gekaperten Passagierflugzeugs. Damals wurde das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit als praktisch unantastbar eingestuft. Der damalige Bundesverfassungsrichter Herr Papier hat in einem Interview deutliche Kritik am derzeitigen Umgang mit Grundrechten geübt.

Die derzeitige sehr emotionale Situation ist keine gute Voraussetzung für Entscheidungen des Parlaments, welche wichtige Grundrechte verletzen. Daher pflichte ich Ihnen auch in Ihrem letzten Satz bei, dass die Pandemie zwar bekämpft wird, aber die Demokratie Fieber bekommt. Die Frage ist, ob Sie sich von diesem Fieber jemals wird erholen können.

Nachtrag: Ihr guter Artikel hat mich zum weiteren Nachdenken inspiriert, und daher möchte ich gerne noch einen Gedanken loswerden. Der von Ihnen beschriebene Zusammenhang zwischen AfD-Wahlergebnissen und der niedrigen Impfquote ist bemerkenswert, aber die Frage ist, ob es wirklich nur die Impfquote ist, welche die entscheidende Rolle spielt. Die Ursache für die niedrigere Quote ist ja die Einstellung der Menschen. Diese „trotzige“ Haltung führt jedoch in erster Linie zu einem Verhalten, welches der Infektionsausbreitung eher dient, statt diese zu unterbrechen. Wie wir ja mittlerweile gut wissen, schützt die Impfung weniger vor Ausbreitung und Ansteckung als es Herr Wieler kundgetan hatte.

Ich frage mich, ob die niedrige Impfquote und die deutlich höheren Infektionszahlen nicht eher nur eine Folge des Verhaltens sind, aber die Beziehung der beiden untereinander gar nicht so entscheidend ist? Es ist doch erstaunlich und nicht von der Hand zu weisen, dass wir mit fast 70% Geimpften höhere Infektionszahlen haben als vor einem Jahr mit 0% Geimpften! Was war der entscheidende Unterschied im Spätsommer 2021 gegenüber 2020? Wir hatten jetzt (und haben immer noch) zwei Drittel der Bevölkerung, die sich innerhalb der 2G Regel verhalten können wie vor Corona. Herr Prof. Kekulé spricht von einer unsichtbaren Welle der Geimpften.

Wäre es da nicht naheliegend diesen Umstand als die Hauptursache für die derzeit so katastrophale Situation zu benennen? Es scheint in erster Linie auf das Verhalten und die Vernunft der Menschen anzukommen. Nicht auf die Impfquote! Diese Einsicht würde jedoch Folgendes bedeuten: Die Impfkampagne wäre gescheitert. Die Politik müsste ihr Versagen eingestehen. Die Ungeimpften schwer Kranken wären nicht Täter, sondern Opfer! Man hätte keinen „Verantwortlichen“ mehr, dem man die Schuld für die Misere in die Schuhe schieben könnte. Können Sie sich eine solche Einsicht der Verantwortlichen vorstellen? Ich nicht! – Dr. med. Martin Krivacek

 

„Die Leute streiten im allgemeinen nur deshalb, weil sie nicht diskutieren können.“ (Gilbert Keith Chesterton, 1874-1936, englischer Schriftsteller & Journalist) Wer stoppt eigentlich diese übermotivierten und oft auch sehr unfähigen, leider von uns gewählten Politikern, und schützt uns vor diesen Menschen? Ich war bisher immer der Meinung, dass die Politiker uns vertreten sollen! Politiker kochen anscheinend doch nur an einem ungenießbaren Grusel-Süppchen-Sud herum, dass wir dann zu allem Übel auch noch auslöffeln müssen.

„Nein, meine Suppe ess´ich nicht“, spricht der „Struwwelpeter“, eine Figur aus dem gleichnamigen Kinderbuch, die der Autor Heinrich Hoffmann (1809-1894) erschaffen hat; ganz nebenbei war Heinrich Hoffmann im richtigen Leben auch noch Arzt und Psychiater. Machen wir es dann wie dieser Struwwelpeter, dann werfen uns diese „unfähigen Köche“ aus der Gruselküche, einen Knüppel nach dem andern oder sonstigen Tand zwischen unsere Beine, im schlimmesten Falle setzt es dazu ein paar Tage schweren Kerkerknast; vielleicht kommt wir „Suppenverweigerer“ dann, mit dem nötigen Nachdruck, endlich zur Einsicht! „Und bist du nicht willig, so brauch´ ich Gewalt“, aus dem Ballade: „Erlkönig“ von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832, deutscher Dichter & Dramatiker) – Klaus P. Jaworek

 

Sind wir jetzt schon sowiet dass wir die leideran Corona Gestorben gegen die ausspielen, die wegen unseres schon seit Jahren bekanntem maroden Gesundheitssystem sozusagen der Wirtschaftlichkeit , geopfert werden? Armes emphatisch verkommenes Deutschland. – Geelke Braun

 

der Artikel „Politisch geimpft“ hat mich als ehemalige DDR – Bürgerin sehr irritiert, beleidigt und befremdet! Polarisierender geht es wirklich nicht mehr! Nach 30 Jahren „Deutsche Einheit“ unfassbar! Was will Martin Machowecz eigentlich damit sagen? Es wird Ost und Westdeutschland verglichen, ohne im Osten differenziert auf die Bundesländer zu schauen! Vergleichen Sie doch einmal Mecklenburg-Vorpommern mit Bayern!

Ich lebe in Thüringen und kenne übrigens mehr ungeimpfte Menschen, die sehr bewusst und verantwortlich mit ihrer Gesundheit umgehen. Die Zusammenhänge zwischen „Alkohol, Fettleibigkeit und ungesunder Lebensweise etc. und sich nicht impfen lassen wollen“ halte ich deshalb für zweifelhaft. Es tut der Gesellschaft nicht gut, wenn unbedacht immer mehr stigmatsierende Schubladen geöffnet werden! – Heidrun Linke

 

Sie analysieren sehr präzise die komplexen Gründe für eine weniger ausgeprägte Impfbereitschaft im Osten. Als Sachsen-Anhaltinerin examinierte Krankenschwester (Fachschulstudium in der DDR) kann ich Ihnen nur zustimmen. Der Umgang mit dem eigenen Körper ist im Osten, zumindest in den ländlichen Gebieten, weit weniger hysterisch, als der der westdeutschen BürgerInnen. Und ja, das Gesundheitswesen in der DDR war wesentlich schlechter als sein Ruf.

Das kann ich bestätigen. Und so wundert es nicht, das viele Ossis der eigenen Resilenz vertrauen und dem Staat misstrauen. Das ist folgerichtig. Dazu kommt eine nicht zu unterschätzende Gruppendynamik im ländlichen Raum und eine starke AfD. Und natürlich ist es so, das die jüngeren, gut ausgebildeten Menschen den Osten meist gen Western verlassen und sich somit krude ,,Altherrenideen“ ungebremst verbreiten. All das sind die Gründe für ein ,,Lasst mich doch in Ruhe! „

Doch ich fordere von diesen Menschen, dass sie dann bitte auch in aller Ruhe Covid-19 durchleben oder daran sterben und nicht den Notruf wählen, wenn die Luft wegbleibt. Denn schon jetzt ist es so, dass die Situation für jeden PatientInn, welche/r eine stationäre Behandlung benötigt, zum unkalkulierbaren, lebensbedrohlichen Risiko wird. Und wir können den Menschen im Gesundheitswesen ein ,,weiter so“ nicht zumuten. Insofern habe ich keinerlei Verständnis für meine widerspenstigen MitbürgerInnen, egal was für eine Biografie im Hintergrund steht. Die Corona-Leugner und Impskeptiker findet man gerne auch bei Pegida und ich befürchte, dass sich dieser Menschenschlag auch vehement gegen eine überlebenswichtige Klimapolitik stellt.

Ich bin ein harmoniesüchtiger Mensch, mit viel, viel Empathie und ich habe niemals einen Patienten verurteilt, welcher sein Schicksal durch einen desaströsen Lebenstil verursacht hat. Für mich war jeder Patient ein Mensch, welcher uneingeschränkte Hilfe und zuwendung brauchte. Doch was die Impfgegegner angeht, ertappe ich mich bisweilen bei Gedanken, welche ich nie denken wollte. Es gibt nicht nur die Spaltung der Gesellschaft, nein, der einzelne Mensch ist mittlerweile auch in seinem Innersten tief gespalten. Vielen Dank. Ich freue mich auf weitere artikel von Ihnen. – Heike westermann

 

Martin Machowecz versucht, die Impfunwilligkeit seiner Mitschwestern und Mitbrüder weitgehend zu ent – Schuld – igen. Er macht dabei einen Fehler. Im Gegensatz zur Böswilligkeit ist Solidarität keine Charaktereigenschaft sondern ein Verhalten, das man in einem Gemeinwesen anderen schuldet. Ein Verweigern zeugt von Egoismus und Mangel an Empathie, die wiederum anscheinend im Osten unseres Landes weiter verbreitete Charaktereigenschaften sind. Diesem Phänomen und der damit häufig verbundenen Affinität zur AFD ist weder mit Druck noch mit Verständnis beizukommen. – Sven Herfurth

 

Ihre Streit Columne lese ich immer sehr gerne. Gerade bei einem Thema wie Corona, wo viele Stimmungen hochkochen, ist eine faktenbasierte Argumentation aber unverzichtbar. Leider hat sich der Co-Leiter ihres Streit-Ressorts da nicht sehr viel Mühe gegeben. Es ist etwas billig auf ein mangelndes Gesundheitsbewusstsein im Osten abzuheben ohne den Einfluss des sozialen Status, der sich zwischen Hamburg und Cottbus im Mittel bekanntlich unterscheidet, zu berücksichtigen. Die Bemerkung zum Tragen von Masken – weil man eben auf seine Gesundheit achtet – mag in manchen Hamburger Stadtteilen zutreffen, ein Blick in den Berliner Nahverkehr, belegt das aber nicht.

Hier sind die meisten Verweigerer von Masken auch ganz ersichtlich nicht ostdeutscher Herkunft. Insgesamt ist das ein unschönes Spiel mit – vorwiegend westlichen – Vorurteilen, trotz – oder wegen? – der sächsischen Herkunft des Autors. Peter Dausend hat es unten auf der gleichen Seite mit Design-Impfstoff für den pietistischen Bioladen bzw. als halbsüßen Kräuterlikör viel besser auf den Punkt gebracht. Dies mein kleiner Beitrag zum Streit in der Hoffnung, dass Sie weiterhin – meist – den Verlockungen der Ideologie widerstehen. – Frank Scholze

 


Leserbriefe zu „Für unsere Freiheit“ von Andreas Sentker

 

Ihr Name ist mir bisher in der ZEIT nicht aufgefallen, doch wundere ich mich grundsätzlich über das seltsam unreflektierte Argumentieren Ihres ansonsten geschätzten Blattes in puncto Impfen. Zumindest stellt es in dieser Ausgabe die Frage nach der Entwicklung in Israel – immerhin. Wenn Sie am 12. Mai 21 die Frankfurter Rundschau gelesen hätten, wäre Ihnen die Studie von John Y.-J. Shyy von der Univ. of Calif. (Deptmt. of Medicine) aufgefallen, wonach das Spike-Protein im Körper weit mehr Schaden anrichten kann, als auch nur annähernd geahnt. Daher betreffen die meisten Erkrankungen und Hospitalisierungen in Israel GEIMPFTE! Auch in allen anderen Ländern steigt die Zahl der Impfdurchbrüche und die Zahl der Impfschäden, daher sind in der BRD viele niedergelassene Ärzte aus der Impfkampagne ausgestiegen.

Ich könnte die Aufzählung lange fortsetzen, aber es soll ja ein Leserbrief sein. Man muss das nicht wissen, aber wenn man schon den Leitartikel zu diesem Thema verfasst, ist der interessierte Leser doch etwas irritiert. Die Geschichte von Geimpften und Ungeimpften wird gerade neu geschrieben, da sollte man als Autor doch an der vordersten Forschungsfront stehen – und vor allem auch die fundierten Gegenmeinungen anführen und jene Fakten berücksichtigen, die von der liebgewonnenen eigenen Meinung abweichen. – Dr. Peter Michel

 

Sie referieren über Versäumnisse des Sommers bei der Corona-Bekämpfung, wollen diese „leidenschaftslos in den Blick nehmen“. Mein freundliches Anliegen: Wenn Sie dann bitte Namen nennen, Spahn, Buschmann, dann gemäß Art. 65 GG immer auch den Namen MERKEL und den nach ihr benannten sechzehnjährigen Merkel-Mehltau bitte nicht vergessen. – Dr. Gernot Henseler

 

Die Pandemie mag wüten. Deshalb müssen wir aber nicht gleich unser Hirn ausschalten. Wut und Angst sind schlechte Ratgeber, Herr Sentker. Sie sollten einige Fakten zur Kenntnis nehmen: Es gibt keine Korrelation zwischen Impfquote und Inzidenzen wie die neueste Havardstudie nachweist (zB Israel mit Inzidenz 21 trotz einer Impfquote von nur 62 Prozent). Das ganze Geschrei um die Ungeimpften und die Impfpflicht könnte man sich also sparen. Auch die Geimpften können sich anstecken und das Virus weitergeben.

Deshalb werden wir keine Herdenimmunität erreichen. Die Zahl der Coronapatienten auf den Intensivstationen lag im letzten Jahr bei 2 Prozent. Die Intensivbettenlüge, auch vom Bundesrechnungshof im Juni aufgegriffen, macht diese Branche nicht glaubwürdiger. Auch exponentielles Wachstum hat es während der ganzen C-krise nie gegeben. Das Virus heißt Covid-19 und nicht Ebola. Wir müssen es ernst nehmen, aber nicht dramatisieren. Die Infizierten sind nicht Kranke. Über 99 Prozent der Deutschen sind bisher nicht ernsthaft an Corona erkrankt. Es gibt keine extreme Notlage nationalen Ausmaßes.

Die Sterbequote der Coronapatienten liegt bei 0,37 Prozent. Von den 100tausend Toten sind, wie eine Studie feststellte, 80 Prozent keine Coronatoten. Es gibt gute Gründe sich nicht impfen zu lassen. Leider werden sie in den sogenannten Qualitätsmedien verschwiegen oder desavouiert. Stattdessen erleben wir seit Monaten richtige Propagandaveranstaltungen zum Impfen. Die Medien haben sich zu Komplizen der gescheiterten Coronapolitik von Merkel gemacht. Es wird Zeit, auf eine andere Strategie zu setzen. – Herbert Freyaldenhoven

 

Hinterher ist man immer schlauer. Leider gilt dieser Allgemeinplatz nicht für den großen Teil unserer Politiker. Die Politik hat in der Corona-Pandemie jämmerlich versagt. Schon früh im Sommer dieses Jahrs und eindringlich im Herbst haben alle Virologen, Epidemiologen, das RKI also alle relevanten Fachleute für die Corona-Pandemie einhellig, einstimmig vor der vierten Welle und deren Ausmaß gewarnt wegen der Delta-Variante. Was ist konkret von der Politik zur Verhinderung getan worden: Eigentlich Nichts. Oder nur Kontraproduktives: Schließung aller Impfzentren und Abschaffung kostenloser Tests. Alles andere war wichtiger: Wahlkampf einschließlich der Selbstbeweihräucherung von Parteien Kandidatinnen und Kandidaten. Sowie das Geschwätz von Sicherung der Freiheitsrechte.

Unsäglich, Unmöglich und Unverantwortlich. Politiker, wie beispielhaft: Markus Söder tut und redet immer noch so als ob er richtig gehandelt hätte. Geht`s noch? Die neue Ampelkoalition zögert weiterhin und sinniert über eine spezielle Impfpflicht oder gar eine allgemeine Impfpflicht statt endlich mal zügig zu entscheiden und Klartext zu reden. Dies sehenden Auges hinsichtlich der Inzidenzzahlen, der mittlerweile über 100.000 Toten und der Überbelastung der Krankenhäuser sowie des erschöpften und überarbeiteten Personals in Kliniken, Pflegeheimen und der ambulanten Pflege. Angesichts der Zeit die vertan wurde ist dieses Verhalten durch nichts aber auch durch gar nichts zu rechtfertigen. Wie es scheint stand und steht vor allem die FDP auf der Bremse und hat noch vor nicht allzu langer Zeit von einem „Freedom Day“ gefaselt.

Warum nicht mal aus der Vergangenheit (Masernimpfung) und von anderen Ländern im Umgang mit der Corona-Pandemie wie Italien, Frankreich, Spanien, Portugal und nicht zuletzt von Israel lernen und die dort praktizierten Ideen und Erfolge auch hier in Deutschland umsetzen und so schnell wie es geht trotz Politik und Bürokratie anwenden. Aber stattdessen weiterhin reden, reden und reden in Talkshows und sonst, in jedes hingehaltene Mikrofon: Sprechblasen meist ohne sinnvollen Inhalt. Wobei sicherlich nur eines hilft: Handeln, Handel und Handeln!!! Merke: Die Verfassungsfreiheit endet da wo das Leben akut mit dem Tod bedroht ist. – Felix Bicker

 

Zu den Versäumnissen zählt auch die Laschheit der Strafverfolgungsbehörden. Im Strafgesetzbuch (StGB § 222) steht: Wer durch Fahrlässigkeit den Tod eines Menschen verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit einer Geldstrafe belegt. Warum geschieht dies nicht in den Fällen, in denen es eindeutig nachgewiesen wird? Die abschreckende Wirkung solchen Urteils könnte manche Impfung-Verweigernde zu später Einsicht bringen. – Hartmut Bernecker

 

Wer sich als Impfgegner auf das im Grundgesetz verankerte Recht auf körperliche Unversehrtheit beruft, macht einen Denkfehler: Das Impfen versehrt nicht den Körper, es schützt ihn. Jeder hat das Recht auf Selbstbestimmung, z.B. eine Impfung zu verweigern. Das Recht wird jedoch eingeschränkt, wenn es die Rechte anderer beeinträchtigt, z.B. das Recht zu leben. Und Ungeimpfte gefährden nun mal das Leben anderer. Gesundheitsminister Jens Spahn spielte Hazard, als er eine Impfpflicht gegen Covid-19 ausschloss.

Er unterschätzte, wie auch viele andere, die Kraft des Virus und verletzte damit seinen Amtseid, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. Es fällt schwer, Jens Spahn diesen Fehler zu verzeihen. Der Feind (die Deltavariante von Covid-19) ist so mächtig, dass ihm mit aller Macht begegnet werden muss. Es gibt die Steuerpflicht, die Unterhaltspflicht, eine bußgeldbewehrte (segensreiche) Gurtpflicht für Autofahrer, die trotz heftigster Widerstände beschlossen wurde, usw. Die allgemeine Impfpflicht gegen Covid-19 (außer für jene, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können) würde Leben retten. Nur Mut, Deutscher Bundestag: Rettet Leben! Wer die allgemeine Impfpflicht für Covid-19 ablehnt, fügt dem deutschen Volk Schaden zu. Manche Agitatoren bezeichnen die Impfpflicht als Impfzwang.

Verweigernde werden nicht zum Impfen gezwungen, aber mit einem saftigen Bußgeld belegt, am besten monatlich, solange sie nicht geimpft wurden oder genesen sind. Das Bußgeld kann in das Gesundheitssystem fließen, das ja vor allem ungeimpfte Infizierte vor dem Erstickungstod bewahren muss. Verweigernde sichern sich so ihr Krankenbett auf der Intensivstation. Irgendwann sind auch sie dran. Man kann sich vom Impfen „freikaufen“, vom Virus nicht. Da hilft nur noch impfen. – Carlo Vernimb

 

Es darf erlaubt und an die Öffentlichkeit gerichtet sein, uns einige Zeit vor jeglichen Beiträgen und Kommentaren der deutschen Politik zu Aspekten der Pandemie zu schützen. Der sehr zutreffende Artikel selbst liefert dafür ausreichend die Begründung und Grundlage, denn es offenbaren sich nicht nur parteipolitische Taktiken, sondern scheinbar auch Defizite an Kompetenz. Sich hinter einer medizinisch so eindeutigen Pandemie so widersprüchlich zu geben, wäre taktisch gesehen, ein eigener Beitrag deutscher Parteien zur Verdrossenheit der Bürger und Bürgerinnen; es kann sich deshalb nur um eine intellektuelle Überforderung der politischen Protagonisten handeln. Fatal genug, aber nicht mehr überraschend. – Jürgen Dressler

 

Die Politik hat sicher viele Fehler gemacht. Für die Verantwortlichen ist diese Krankheit schließlich auch völlig neu. Aber das schließt die Verantwortung jedes einzelnen Menschen nicht aus. Wir sind ja kein willenloser Haufen, der nur das tut was die Regierung uns sagt. Schützen müssen wir uns schon selbst. Alle warnenden Hinweise der Wissenschaftler kann jeder selbst hören und lesen und entsprechend danach handeln oder eben leider auch nicht. Was die Regierung deshalb jetzt unbedingt einführen muss, ist eine allgemeine Impfpflicht. – Angelika Adler

 

Sie beziehen sich in Ihrem letzten Satz auf die Verfassung, die unsere Freiheit garantiert. Eine Impfpflicht setzt jedoch voraus, dass man an anderer Stelle das Grundgesetzt verletzt. Ich meine, dass die juristische Situation nicht so eindeutig ist, wie sie dargestellt wird. Ich schicke Ihnen meinen Brief an Herrn Wefing, der ein Interview mit dem Verfassungrechtler Herrn Möllers geführt hat. Darin möchte ich meine Gründe dazu darlegen. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Illusion Demokratie: Der selbsständig, rational denkende freie Bürger, der sich diszipliniert am kampf gegen mörderische Angriffe beteiligt – er ist nicht die Regel. Man muss mit dummdreisten lächerlichen Fuzzies in großer Zahl rechnen (in USA wurde sogar mal einer Präsident). Ja, jetzt müssen Pflichten verordnet werden – wir hatten ja sogar mal eine Wehrpflicht. – Dieter Herrmann

 

Wie nennt man eine Vorgehensweise, wenn ein großes Ziel durch kleine Schritte oder Forderungen erreicht werden soll? Die Bayerische Staatsregierung will uns jetzt mit Vollkaracho vom „Teillockdown“ in den „Volllockdown! (daher die drei „l“) regieren, und wirbt bereits schon stark, um unser Vertrauen für dieses großartige Vorhaben.

Ich überlege gerade, ob es überhaupt jene Mauer, die einst Deutschland von Deutschland getrennt haben soll, wirklich gegeben hat? Unangenehme Zweifel machen sich gerade bei mir breit, aber egal, es gibt Wichtigeres zu tun! Der Volllockdown steht schon einsatzbereit vor der Tür! Wollen wir ihn ganz schnell reinlassen? Ach ja, noch kurz zur obigen Frage, die Antwort könnte „Salamitaktik“ heißen! Aber da regen sich schon wieder diese Zweifel in mir! – Klaus P. Jaworek

 

Sind wir ein Volk von unmündigen Deppen? Inzwischen sollte jeder, also auch wir medizinischen Laien soviel über COVID 19 wissen, um Gefahren und Risiken hinreichend einschätzen zu können. Warum als der ständige Schrei nach Maßnahmen und Regeln die die Regierung erlassen, verschärfen und umsetzen soll. Ich als Bürger dieses Landes habe alle Möglichkeiten und die Verantwortung, mich so zu verhalten, damit das Virus sich nicht ungehindert verbreiten kann.

Unserer Weihnachtsfeier steht nichts im Wege, der Wirt hat zugesagt, nur 2G Gäste einzulassen“ Welch eine fatale Fehleinschätzung. Die Verantwortung auf den Wirt abzuladen, scheint die anfangs gestellte Frage zu bestätigen. 2G und Innenräume sind nicht risikofrei. Sich dafür oder besser dagegen zu entscheiden, dafür bin ich verantwortlich.Man fasst auch nicht auf eine glühende Herdplatte. Auch wenn die Regierung Fehler gemacht hat, schliesslich gab es keine Blaupause für die Pandemie und immer noch macht das Virus, was es will, gibt es genügend Instrumente, die wir nur klug einsetzen müssen. Das wichtigste: IMPFEN! – PETER SÄNGER

 

„Die Politik ist am Ende eine übergeordnete Versicherung für die Dummheit und Fehlbarkeit jedes Einzelnen.“ Das schrieb die ZEIT-Autorin Anna Mayr am 29.7.2021 in der ZEIT Nr. 31 (Seite2). Setzt man diesen schönen Satz in Bezug zum Ergebnis der Pandemiebekämpfung, so kann man bestenfalls feststellen, dass die „übergeordnete Versicherung“ diesmal nicht so richtig geklappt hat. Die Impfquote ist zu gering, und es droht, nach Worten der Mediziner und Virologen, ein Desaster. Selbst wenn alle Ungeimpften heute ihre erste Impfe bekämen, so wird erst in Monaten ein ausreichender Schutz aufgebaut sein.

Bis dahin wird die Delta-Variante, und neuerdings auch die Omikron-Variante, Schaden anrichten. Corona wird offensichtlich bald „durch die Decke gehen“, und deshalb wird es in Kürze eine Impfpflicht geben – und zwar für alle. Möglicherweise kommen wir auch damit nicht weit genug. Die Wahrung der im GG, Artikel 2, festgeschriebenen körperlichen Unversehrtheit hat uns schon viele körperlich Versehrte beschert, auch mit Todesfolge. Karl Lauterbach prognostizierte vor einigen Wochen, dass es in eineinhalb Jahren nur noch Geimpfte geben wird. Uns bleibt nur die Hoffnung, dass er mit seiner Aussage diesmal völlig daneben liegt. – Reinhold Biggeleben

 

Als langjähriger und begeisterter Leser der Zeit schätze ich insbesondere den Meinungspluralis-mus und die analytische Tiefe der Artikel. Die Zeitung wird damit ihrer Tradition, welche Dön-hoff und Schmidt prägten, mehr als gerecht. Umso mehr freute ich mich in der letzten Ausgabe (Nr. 48/2021) auf der Titelseite einen Artikel über die Freiheit zu finden. In freudiger Erwar-tung, die der obigen liberalen Denktradition entspricht, wurde ich jedoch bitter enttäuscht.

In diesem Artikel beschreiben Sie in den ersten beiden Absätzen die aktuelle Corona-Situation und ihre Dynamik zutreffend, jedoch verzichten Sie auf einen für Gesellschaft notwendigen differenzierten Blick. Diesen greifen Sie im dritten Absatz (unbewusst) auf, indem Sie auf die Impfkampagne in Israel verweisen. Im Grundsatz ist dies von Ihnen also ein Plädoyer für diffe-renzierte Corona-Maßnahmen, die der Dynamik entsprechend und der Altersstruktur unseres Landes Rechnung tragen sollten. Diese richtige Schlussfolgerung verwerfen Sie auf der rechten Spalte Ihres Artikels. Sie vertreten dort einen strikt mathematischen Gesellschaftsbegriff, in dem Sie unanalytisch die aktuellen Zahlen (50.000 Infizierte pro Tag, 400 Tote täglich) referieren.

Als Geisteswissenschaftler kann ich Ihnen sagen, dass dieser Gesellschaftsbegriff viel zu kurz-sichtig und oberflächlich ist und verweise auf die Figurationstheorie zur weiteren Erläuterung. Im letzten Abschnitt Ihres Artikels sprechen Sie sich für eine unbedingte Impflicht aus, um die in unserer Verfassung garantierten Freiheiten zurückzuerhalten. Als geimpfter Bürger in diesem Land möchte ich dieses Auslegung zum Anlass nehmen, um Ihnen die philosophischen Grund-lagen des Freiheitsbegriffs zu erläutern, da es sich um verfassungsmäßig hoch sensible und schützenswerte Rechte handelt.

Freiheit kann sowohl positiv als auch negativ existieren. Dabei meint positive Freiheit, dass keine äußerlichen Zwänge existieren, die den Menschen oder ein anderes Wesen einschränken, so dass er jederzeit alles frei entscheiden kann. Negative Freiheit hingegen setzt äußerliche Zwänge voraus, so dass ein Mensch oder Wesen nur frei sein kann, wenn es diese Zwänge überwindet. In diesem Zusammenhang ist Immanuel Kant und sein Prin-zip der Willensfreiheit zu erwähnen. Vor dem Hintergrund von positiver und negativer Freiheit postulierte er, dass nur die eigene freie und selbst bestimmte Entscheidung eines Menschens oder Wesens dazu führen kann, zu handeln.

Dabei ist es nicht relevant, ob es sich um positive oder negative Freiheit handelt, da in jeder der beiden Situationen eine bewusste Willensentschei-dung die Handlungsgrundlage bildet. In Ihrem Artikel positionieren Sie sich eindeutig und vertreten einen positiven Freiheitsbegriff. Dies ist legitim, jedoch aus meiner Sicht gefährlich. Denn gerade der positive Freiheitsbegriff setzt dem staatlichen Handeln keine Grenzen und ermöglicht so tiefe Eingriffe in die bürgerliche Gesellschaft und in das individuelle Leben von jedem Ein-zelnen. Unsere unterschiedlichen Auffassungen von Freiheit sind jedoch nicht das Wesentliche. Das Wesentliche ist, dass Sie, ausgehend von ihrem Freiheitsbegriff, ein Meinungsdiktat ausformen und so all jene, die einen individualistischen Lebensentwurf haben, moralisch kriminali-sieren.

Dies ist umso erstaunlicher, da die Zeit stets einen offenen Meinungsdiskurs, welchen ich im höchsten Maß schätze, pflegt. Dieser Widerspruch wirft Fragen auf: 1.   Ist es in einer liberalen Demokratie nicht sinnvoll dem Prinzip der Willensfreiheit von Kant zu folgen und selbst bestimmt über den Freiheitsbegriff zu entscheiden? 2. Wäre es, vor dem Hintergrund der Meinungsvielfalt, nicht angebracht einen Artikel pro Freiheitseinschränkung (Andreas Sentker), einen Artikel contra Freiheitseinschränkung (evtl. Heinrich Wefing?) entgegenzustellen?

Gerade die obige liberale Tradition sowie der angesprochene offene Meinungsdiskurs waren zentrale Handlungsprinzipien im politischen und publizistischen Wirken von Helmut Schmidt, einem Jahrhundertzeugen und Mitherausgeber der Zeit. Dieser zutiefst bewundernswerte Mensch formulierte mit seinem scharfen und analytischen Verstand einst: „Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine.“

Sollten diese klugen Worte nicht Mahnung und Leitlinie zugleich sein, um Demokratie und die Freiheit von Einzelnen und der Gesellschaft, auch in Pandemiezeiten, zu erhalten?

16 Jahre der Kanzlerschaft von Angela Merkel haben den politischen Diskurs in unserem Land versickern lassen. Während dieser Regierungsspanne, war die Zeit stets die helle Flame in der Dunkelheit, um in der öffentlichen Debatten diesen Diskurs aufrechtzuerhalten. Ich wünsche mir, dass diese Tradition fortgesetzt wird und der offene Meinungsaustausch, besonders in Pandemiezeiten, erhalten bleibt. – Christian Gieritz

 


 Leserbriefe zu „Unser Aussterben“ von Fritz Habekuß und Bernd Ulrich

 

Das erdgeschichtlich sechste Massensterben, das wir zurzeit erleben, ist menschengetrieben – wie der Klimawandel unserer Zeit: Unser Aussterben! Was hilft? Die Natur in Ruhe lassen. Au weia, heißt es in dem Artikel. Ja, Nichthandeln fällt uns viel schwerer als Fortschritt, bei dem wir uns (artgerecht?) als treibende, erfolgreiche, aktive, naturbeherrschende (als scheinbar mächtige) Wesen erleben dürfen. Aber die Rettung des Ökosystems geht nur über das Loslassen. In einem ersten Schritt hieße das: Rückbau. In einem zweiten:

Sich zurückziehen und die Natur sich selbst überlassen. In einem dritten: Mit der Natur leben statt gegen sie. Für Letzteres brauchen wir ein neues Mindset. Da findet sich im Daoismus, einer alten chinesischen Philosophie, ein geeigneter Ansatzpunkt: Wuwei, was so viel bedeutet wie Nichthandeln im Sinne von Enthaltung eines gegen die Natur gerichteten Handelns bzw. Handeln durch Nicht-Handeln (Wikipedia). Das kann man nicht einfach, das muss man üben, z.B. mit Tai Chi. Wuwei statt au weia! Es wäre ein großer Schritt für die Menschheit. – Reinhard Koine

 

Der Artikel „Unser Aussterben“ ist gut recherchiert und sehr gut verständlich. Er verstärkt beim Leser die Sorge um unsere Zukunft. Brauchen wir noch mehr solcher Artikel? Ich meine: nein! Mir fehlen in der „Zeit“ vielmehr ausführliche und gut recherchierte Artikel über Lösungsmöglichkeiten: über neue oder in der Entwicklung befindliche Techniken, erforderliche politische Entscheidungen usw. Nicht pauschal (wie z.B. „Kohleausstieg 2030“), sondern was an die Stelle der bisherigen umweltgefährdenden Techniken schon in der Erprobung oder im Einsatz ist, woran geforscht wird, was uns das bringt usw.

Bill Gates hat die Themen in seinem Buch „Wie wir die Klimakatastrophe verhindern“ Ursachen und Lösungsansätze nach Wichtigkeit sortiert. Daran sollten Sie sich orientieren und für uns Leser regelmäßig die Lösungen bzw. Lösungsansätze auf dem aktuellen Stand des Wissens präsentieren. – Jürgen Reichert

 

Ein Lösungsansatz wäre eine Stärkung der Frauenrechte in der Welt. Hätten alle Frauen Rechte (sowie den zugehörigen Schutz!) und Bildung wie hier in Mitteleuropa (außer Polen), würde die Geburtenrate sehr schnell sinken… Denn leider prallte ab Ende des 19. Jahrhunderts der medizinische Fortschritt auf jahrhunderte alte Traditionen. Ab da überlebten immer mehr Kinder; was ja schön ist, aber in zu vielen traditionell patriarchalischen Gesellschaften sind Frauen Gebärmaschinen ohne eigene Rechte geblieben. Viele Kinder heben dort das Ansehen, auch wenn man sie kaum ernähren kann.

Mir ist klar, dass für diese Stärkung der Frauenrechte und -bildung in der Welt noch viele sehr dicke Bretter zu bohren sind, was schon ein Rückblick auf unsere eigene Geschichte des letzten Jahrhunderts zeigt. Aber ich denke, erst wenn die Anzahl der Menschen auf diesem Planeten signifikant sinkt, auf welchem Weg auch immer, werden die Verschmutzung der Biosphäre und das Artensterben gebremst. Die Senkung der Geburtenrate über bessere Frauenrechte wäre wohl einer der angenehmeren Wege, sicher nicht der leichteste…. – Egbert Mohr

 

Das “ Macht euch die Erde untertan“ war nicht gut gemeint, haben wir was falsch verstanden, hätten wir besser gelassen? – Gisela & Wilfried Arleth

 

„Macht Euch die Erde untertan!“ Diese, aus der Bibel übernommene Aufforderung, wird vorrangig für kurzfristige, menschliche Eigeninteressen umgesetzt, rücksichtslos gegenüber den nachfolgenden Generationen, der Umwelt und den Ressourcen, dem Gemeinwohl von Tieren und Pflanzen, von deren Erhalt die menschliche Existenz doch abhängig ist. Hören wir endlich auf, uns so wichtig zu nehmen. Wenn es auf der von Menschen ausgebeuteten Erde die Spezies Mensch und vieles Andere nicht mehr geben sollte, wen interessiert das, auf der Erde oder gar im Universum? Also erhalten wir uns doch all das in seiner erlebenswerten Vielgestaltigkeit und Notwendigkeit, was wir als einzige Überlebensmöglichkeit haben. Oder ist es etwa auf dem Mars lebenswerter? – Udo Bauer 

 

Wer sich verpflichtet, das Artensterben aufzuhalten, weigert sich die wahren Umstände dafür eindeutig zu benennen. Das unzivilisierte und ungezügelte Vermehren der Menschheit bedeutet zwangsläufig Raumforderungen, welche zu Lasten der sonstigen Arten geht. Doch dem durch religiöse Mandatierung zum genetischen Defekt mutierten Alleinstellungsanspruch wagt man öffentlich nicht zu widersprechen, stößt man dabei auf die Borniertheiten von Religionen und Konfessionen. Es nützt nichts, Naturschutzgebiete auszuweisen, wenn man den globalen und sachlichen Zusammenhang der Natur mit einem Gleichrang der Menschheit nicht zum Vorrang erklärt. – Jürgen Dressler

 

Noch vor ein paar Jahren sahen wir in unserem Garten bei der Winterfütterung zahl-reiche Grünfinken, Kernbeißer, Dompfaffen; heute fast nur Stare, Spatzen, Meisen. Unser Garten hat sich in dieser Zeit nicht verändert; er ist gift- und düngerfrei geblieben und von alten Bäumen bestanden. Doch in der unmittelbaren Nachbarschaft wurden viele neue Häuser gebaut, mit Mini-Grundstücken, die gerade einmal Platz bieten für eine betonierte Garageneinfahrt und ein Fleckchen grünen Rasen! Die Landwirte haben ihre Monokulturen weiterhin reichlich gedüngt und mit Gift gespritzt, und das Klima hat sich weiter aufgeheizt!

Für die Natur gleicht diese Entwick-lung einer Revolution, der ihre evolutionäre Anpassungsfähigkeit kurzfristig nichts entgegenzusetzen hat! So sterben Arten nach und nach aus! Die immer schwerere Last der Menschheit sitzt derweil auf einem langsam verdorrenden Ast, der sich tief zu Boden neigt. Wenn sich der Naturraum nicht bald vergrößert, der Kulturraum da-gegen deutlich verkleinert, dann droht der Ast abzubrechen!

Das kann nur verhindert werden, wenn die Menschen, besonders in den Entwicklungsländern, nicht länger ihren Instinkten und längst überholten religiösen Geboten folgen („seid fruchtbar und mehret euch!“), sondern das benutzen, was sie in der Fauna auszeichnet: ihren Verstand! Sonst reißt das feingesponnene, inzwischen reichlich löchrige, Netz der ge-genseitigen Abhängigkeiten in der Natur, und die Menschheit fällt ins Bodenlose! Die Natur braucht uns nicht, um zu überleben! – Dr. med. Ulrich Pietsch 

 

Dieser Artikel war überfällig! Dass wir Menschen ebenso vom Artensterben bedroht sind wie das erwähnte Moor-Wiesenvögelchen, sollte uns bewusst sein. Keine Art überlebt ewig, selbst Mutter Erde wird irgendwann im All verglühen. Doch wir angeblich einzig mit Intelligenz Begabten sägen munter am Ast, auf dem wir noch hocken. Indem wir andere Arten gefährden, gefährden wir die eigene Art. Dass wir zusätzlich ein Arsenal an Atomwaffen bereithalten um auf Knopfdruck das eigene Schicksal zu besiegeln, steht doch im krassen Widerspruch zum Anhäufen von Denkmälern, Museen, Datenbanken und Bankkonten. Für wen denn? – Werner Bohn

 

Der Artikel von Fritz Habekuss und Bernd Ulrich enthält neben dramatischen Beispielen fürs Artensterben unter anderem auch zwei Feststellungen, die wichtige Erkenntnisse zur Problemlösung liefern. Da wäre einmal die Feststellung: „Der Planet ächzt unter einer Art doppelter Überbevölkerung: Die Menschheit braucht immer mehr Platz, weil es mehr Menschen gibt und weil diese immer mehr essen, besitzen, verbrauchen wollen.“ Es geht also um die Themen Kopfzahl und Konsum und diese beiden Themen sind auf komplexe Art miteinander verbunden. Bedeutsam sind vor allem die ökonomischen und demographischen Gräben.

Eine wesentliche Ursache für die Gräben gibt ein Bibelwort an: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ Er braucht auch Perspektiven und die sucht er dort wo sie greifbar sind: entweder in Perspektiven, die zur Erhöhung der Kopfzahl führen oder in solchen, die zur Erhöhung des Konsums führen. Extreme Beispiele für die Nutzung unterschiedlicher Perspektiven sind einerseits etliche Industriestaaten (Z.B. Südkorea) und andererseits etliche Staaten Afrikas (z.B. Niger oder Nigeria).

Die andere wichtige Feststellung ist: „Anders als bei der Klimakrise gibt es für das Artensterben keine rein technologischen Lösungen. Während man sich noch vorstellen kann, dass irgendwann Energie grösstenteils emissionsfrei produziert wird und die Menschheit deshalb einfach so weitermachen kann wie bisher, gilt das für die Krise der Natur nicht.“

Beide Feststellungen zusammengenommen entsprechen den Kernaussagen meines Buchs „Die Technik reicht nicht“. Die Probleme sind entstanden, weil die Menschen die Fähigkeit haben, die Grenzen zu überschreiten, die die Natur setzte, das begann beim Übergang von Jagd und Sammeln zu Ackerbau und Viehzucht und setzte sich fort durch die Erfolge der modernen Agrotechnik und Medizintechnik. Würde dem Menschen unbeschränkt Energie verfügbar sein, könnte er weitere Grenzen überschreiten, bis ihm die Natur brutale Grenzen setzen würde.

Um aus dem Schlamassel raus zu kommen, muss man wohl bei den Perspektiven und beim Verteilen der Verantwortung ansetzen. Zentral wäre die Aussage: „Wir sind nur Gast auf diesem schönen Planeten und als Gegenleistung für dieses Privileg verpflichtet, diesen Planeten unseren Nachkommen unversehrt zu überlassen.“ Das betrifft vor allem auch die Demographie. Der Zielkonflikt zwischen dem Menschenrecht auf Lebensgrundlagen und dem Menschenrecht auf Eigentum (wozu auch die intakte Natur gehört) ist unlösbar, wenn das Bevölkerungswachstum nicht die Grenzen der Kapazität der Erde einhält. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Herzlichen Dank für Ihre sehr engagierten Artikel. Herzlichen Dank für eine engagierte Teilnahme bei „Hart aber fair“. – Michael Scheppler

 

Auch ich vermisse die Schmetterlinge im Garten und sehe gern den Vögeln und Eichhörnchen zu, möchte allerdings bei Spaziergängen durch Wald und Flur weder Bären noch Wölfen begegnen. Um das Artensterben zu stoppen, müssten nicht nur der Umwelt- und Klimaschutz wesentlich verbessert werden, sondern es müsste auch ein Großteil Deutschlands von Land- und Forstwirtschaft bzw. am besten überhaupt von Menschen freigehalten werden, und zwar nicht in Form von Naturschutzinseln innerhalb besiedelter Gebiete, sondern als großflächige und zudem miteinander verbundene Areale – 30 Prozent weltweit, wie Sie schreiben, also doch wohl entsprechend 30 Prozent von Deutschland.

Ich glaube nicht, dass viele Stadtmenschen – und Politiker*innen -, die unberührte Natur in der Regel höchstens aus Natursendungen im Fernsehen kennen, ohne eine wissenschaftlich klar nachgewiesene Gefahr für ihr eigenes Überleben bereit sind, zwecks Stopp des Artensterbens im erforderlichen Umfang Konsumverzicht zu leisten – denn darauf läuft es – zusammen mit einer strikten weltweiten Geburtenkontrolle – ja wohl hinaus.

Dass technische Erfindungen die Menschheit in absehbarer Zeit in die Lage versetzen werden, sowohl weiterhin in gewohntem Maße oder sogar noch mehr materiell zu konsumieren als auch die Umwelt und das Klima zu schützen, das Artensterben zu stoppen und keine nicht erneuerbaren Ressourcen mehr zu verbrauchen, wird wohl der Wunschtraum derer bleiben, die glauben, dass immer mehr Konsum und Besitz sie glücklicher machen.

Vielleicht können Sie in einem weiteren Artikel noch konkreter darlegen, warum und womit die Menschheit das Artensterben schnellstens stoppen muss und kann, um selbst zu überleben. Alles andere wird die meisten Stadtmenschen – und Politiker*innen – meiner Einschätzung nach nicht dazu bewegen, materielle Einschränkungen hinzunehmen bzw. zu beschließen und durchzusetzen. – Dr. Ulrich Willmes

 

Ihr fantastischer Artikel bringt alles auf den Punkt, was mich als Vater dreier kleiner Kinder krank und traurig macht. Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir Menschen nur dann zu Lebenszufriedenheit in der La-ge sind, wenn wir uns – wie Kinder – darüber hinwegtäuschen, dass wir in der Zukunft keinen Sinn finden.Warum finden wir da kei-nen?Weil sich in der Welt zu wenig positiv entwickelt, um daran zu glauben, dass sie in Zukunft ein guter Ort für ein gutes Leben unserer Kinder sein könnte. Warum ist das so? Weil Menschen – wie Kinder – die Folgen ihres eigenen Handelns ignorieren oder unbewusst ausblenden.

Sie schildern es an zahlreichen Beispielen so anschaulich wie erschreckend.Ich sehe in meinen eigenen Kindern die menschliche Unfähigkeit, auch nur die nächste Zukunft so zu überblicken, dass in ihr ein friedliches, vernünftiges, rücksichtsvolles Miteinander möglich ist. In allem sehe ich Konflikte entstehen und – was noch schlimmer ist – Muster fortgesetzt, die überall auf der Welt ins Elend und in Zerstörung führen. Ihr Freiheitsbegriff, Herr Ulrich, scheint sich leider noch nicht allzu weit herumgesprochen zu haben. Ich mache Werbung dafür, wo ich kann!Mir geht es deswegen aber leider nicht so, dass mir Kinder (ob nun meine eigenen oder die anderer Leute) Hoffnung schenken.

Im Gegenteil. Sie erinnern mich täglich daran, dass ich zu wenig Gründe finde, ernsthaft zu hoffen. Wenn ich selbst ausgeruht bin, habe ich die Kraft, mich selbst darüber zu verblenden, weil ich in mir die Energie zu finden glaube, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Selbst dann scheitere ich damit aber regelmäßig am Kleinklein des Alltags. Vielleicht liegt damit das Problem in mir.Allein in mir liegt es aber bei Betrachtung der Zustände, die Sie – wissenschaftlich fundiert (!) – beschreiben, offensichtlich nicht. Also: Woran glauben? Wieso daran glauben, dass die Zukunft eine bessere sein wird? Oder wie damit umgehen, dass sie keine bessere sein wird?

(Der mögliche Ausweg des Zynismus der Ü70-Jährigen steht mir noch nicht of-fen.)Wie umgehen mit der Verantwortung, Kinder in diese Welt gesetzt zu ha-ben? Kinder, die, selbst wenn man sie gut und richtig großzieht, Menschen sein werden wie alle anderen auch, beschränkt, kurzsichtig, ich-fixiert und rücksichtslos? Wie verhindern, dass sie so werden?! Wie in den kleinen Egomanien der Zwei-Jährigen nicht sehen, was die Welt an Erwachsenen so krank sein lässt?Ich bin leider ratlos. – Fritz Bender

 

Die ZEIT-Redaktion lernt dazu: Zuerst am 18.11. ein guter Artikel zu Problemen der praktizierten Energiewende-Politik , nun am 25.11. der Beitrag zum Schrumpfen der Biodiversität. Da die Menschheit in den (alten) Industriestaaten praktisch kaum gewachsen ist, geht das Bevölkerungs-wachstum von 3,7 (1970) auf 7,8 Milliarden Menschen (2020) auf rund 4 Mrd. Zuwachs in La-teinamerika, Afrika und Asien in 50 Jahren zurück. Ende dieses Jahrhunderts werden 10 Mrd. Menschen prognostiziert .

„Changed land use“ wurde auf der CoP 2001 in Marrakesch als stark klimarelevant eingestuft. In Richtung weltweite Bevölkerungspolitik ist leider fast nichts passiert: Das „Umpflügen“ der Erde inklusive Zerstörung von Feuchtgebieten und Wäldern (= langlebige Senken von CO2) wird bis 2100 weiter gehen. Für unsere „Klimaaktivist*innen“ ist Verhinderung eines modernen Kohle-kraftwerks in Datteln trotz anderweitigen Neubaus von über hundert davon von zentraler Bedeu-tung. Auch dort muss man auf Dazulernen hoffen!

Mehr von solchen informativen Artikeln wie auch zur praktizierten Energiewende am 18.11., auf dass die Leser*innen die gesamte Dimension des komplexen Klimaproblems (Emissionen einer größeren Anzahl von Treibhausgasen + Zerstörung von „Senken“ und Kreisläufen + …) und vor allem die Probleme der weiter anwachsenden Menschheit als Treiber dieser mehrdimensionalen Prozesse einschätzen können! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

 

Leserbriefe zu „Außen neu, innen derselbe?“ Gespräch mit Friedrich Lau geführt von Tina Hildebrandt und Mariam Lau

 

Er habe kein Frauenproblem, dass sei ein von politischen Gegnern geschürtes Vorurteil, so Friedrich Merz. Seine Einschätzung, es gebe einen zu niedrigen Frauenanteil in politischen Führungspositionen, weil die meisten Frauen – d.h. mehr als die Hälfte? – viel mehr abwägen und zu bestimmten Herausforderungen nicht einfach mal Ja sagen, wurde ihm aber hoffentlich nicht bei seinem Zeit-Interview untergejubelt.

Auch nicht seine in dem Zusammenhang verkündete Auffassung, wir Männer – das heißt alle? – seien da leichter bei der Hand. Also ich gestehe Herrn Merz ja gerne zu, dass er in seiner Selbstwahrnehmung kein Frauenproblem hat, mir ist aber absolut verständlich, wenn Frauen ein Problem mit Herrn Merz und seinem in solchen Sätzen aufblitzendem geschlechterspezifischem Weltbild haben. Und das haben vermutlich nicht nur politische Gegnerinnen ( und Gegner). – Uwe Peuker

 

Ein ZEIT-Interview mit Friedrich Merz in der Vorstellungsphase der drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz: Kein Wunder, dass er alle provozierenden Fragen professionell an sich abtropfen lässt. Gleichwohl entsteht gerade dadurch ein vielsagendes Porträt: Ein Mann, der sich keiner Fehler bewusst ist. Ein Mann, der sich die Welt nicht schlechter reden lässt, als er sie wahrnimmt. Ein Mann, der sich als Anwalt derjenigen sieht, die wie die Mehrheit denken, leben und arbeiten. Ein Mann, der weiß, wo es lang geht. Ein Mann, der Führung begehrt. Mit diesem Selbstbild bäumt sich klischeehaft eine längst untergegangene, vormoderne und vermeintlich heile Welt noch einmal auf.

#Viel Stoff für eine Tragikomödie, wo sich in der realen Arbeitswelt Frauen, interdisziplinäre Teamstrukturen, Eigenverantwortlichkeit in sich abflachenden Hierarchien, Mitarbeiter mit Brüchen in ihren Biographien, Fehlerkulturen und Projektorientierungen angesichts dramatischer wettbewerbsrelevanter Veränderungen immer mehr durchsetzen. Wo sich die realen Lebenswelten immer weiter ausdifferenzieren, sodass stabile Mehrheiten kaum mehr auszumachen sind. Wo das Denken der Menschen immer individueller und eigensinniger wird. Wo die bislang legale Droge „Führung“ sicherlich bald verboten wird. Unser Friedrich Merz: Er kann’s nicht lassen. – Reinhard Koine

 

Aller guten Dinge sind drei, sagt man so ganz lapidar! Doch was kommt dann nach der Drei, die Vier, die Fünf,…und dann…! Beim Impfen, da heißt die Drei, jetzt das „Boostern“. Bei der CDU, da wären die Herren Braun, Merz und Röttgen, die Bewerber, die schon fleissig die Hufe wetzen; alphabetisch gesehen, hätte dort ein Friedrich Merz, die Startposition Zwei inne. Nun diese Frage- und Antwortspielchen in der ZEIT, die lese ich immer ganz gerne, denn sie sagen sehr viel, aber gleichzeitig auch ganz wenig über die gefragte Person aus. Alles passiert immer mit der berühmten angezogenen Handbremse, und so richtig aus dem Fenster lehnen, will sich dabei auch kein Mensch.

Vielleicht heißt der Retter der CDU wirklich bald Friedrich Merz, denn, falls es dazu kommen sollte, so übernimmt er eine desolate Partei, die irgendwie am Boden liegt, die aber auch im Stande wäre, dass sie mit ihm noch weiter „ausbluten“ könnte. In diesen komischen (Pandemie)Zeiten, da ist einfach alles, aber auch gar nix (un)möglich! Ich gönne es ihm, diese, vielleicht ist das seine letzte große Großchance. Er träumt zwar davon, dass er und seine CDU über den Bundesrat noch etwas bewirken zu könnte; aber in diesem Bundesrat, da findet man genau diese Parteien wieder, die auch bald als „Ampel“, ihr „Ding“ in der Republik machen werden!

Diese Zeiten, wo die CSU in Bayern 50plus-Prozente inne hatte, die sind längst vorbei, denen kann ein Markus Söder auch nur hinterhertrauern, aber diese Zeiten dürfen höchstwahrscheinlich und Gott sei Dank nie mehr wiederkehren. Friedrich Merz, der CDU´ler hat bestimmt oft neidisch in Richtung Freistaat nach München geschaut, aber die Zeiten mit einem Franz Josef Strauß & Co, die sind vorbei, die gehören in die Ecke der Vergangenheit gestellt, und diese Ecke liegt im tief dunkelschwarzen Keller; ruhe sanft! – Klaus P. Jaworek

 

Sollte die CDU tatsächlich mit Friedrich Merz einen Mann im Rentenalter als Vorsitzenden, Impulsgeber und damit als Mann für die zukünftige Ausrichtung wählen, so könnte sie sich doch gleich als Claim „Mehr Vergangenheit wagen“ verpassen. Klar, zu Adenauer fehlen noch ein paar Jährchen, und zu Papst a.D. Benedikt auch. Aber gibt es denn in dieser Partei tatsächlich keine jüngeren Menschen die Potenziale, Ideale und Charisma haben? Kaum zu glauben, aber wohl wahr. Allein Merz’ Feststellung trotz mehr als 100.000 Toter, dass „Deutschland bisher ganz gut durch die Pandemie gekommen ist“ lässt die Frage aufkommen: in welchem realitätsfernen Elfenbeinturm lebt dieser Mann? – Wolfgang Sartorius

 

Ist DIE ZEIT jetzt zum Merz-Fanclub verkommen? In der letzten Woche (47/2021) auf Seite 1: Merz und Mythos; jetzt sogar ein ganzseitiges Interview samt halbseitigem Farbfoto. Müssen Sie diesem Turbokapitalisten von Vorgestern so viel Raum gewähren, um seine sattsam bekannten Sprüche zum zig-ten Male zu wiederholen? Seine beiden Mitbewerber werden dagegen nirgends erwähnt. Erneuerung sieht anders aus.

Schon während des gesamten Bundestagswahlkampfes und jetzt wieder im Zusammenhang mit der Wahl des CDU-Vorsitzenden wundert es mich sehr, dass hier ein Begriff nicht auftaucht und nicht verwendet wird, den vor nicht allzu langer Zeit Franz Müntefering in nicht zu überbietender Präzision geprägt hat: HEUSCHRECKE. Wer Aufsichtsrat bei BlackRock war, ist nämlich genau eine solche, auch wenn er es natürlich selbst bestreitet.

Und Heuschrecken haben in der deutschen Politik nichts zu suchen. Auf diese Art von „Wirtschaftskompetenz“ können wir hier gut verzichten. Es ist erstaunlich, dass dies insbesondere in Ostdeutschland nicht erkannt wird. Herr M. soll sich in einen seiner Privatflieger setzen und dorthin verschwinden, wo er sich den (Finanz)Speck „angefressen“ hat. Das Konrad-Adenauer-Haus kann das nicht sein. ZEIT-Artikel braucht es dazu nicht. – Dr. Rudolf Spiegel

 

Friedrich Merz antwortet auf die Frage, wovon es abhängt, ob die Ampel ein Projekt wird: „Von ihr selbst, aber auch davon, ob wir in der Lage sind, ihre Kreise zu stören. Unsere Rolle im Bundesrat wird wichtiger. Und wir wollen so schnell wie möglich eine Alternative zu dieser kommenden Bundesregierung werden.“ Ist das sein Verständnis von sachorientierter Politik? Opposition um der Opposition willen? Kennen wir diese Haltung nicht schon von der AfD? Wenn er glaubt, damit die verlorene Wählerstimmen zurück zu holen, irrt er sich. – Heinrich Männl

 

Auf die Frage, worin genau die schwere Krise der CDU besteht, antwortet Herr Merz mit der Prozentzahl seiner Partei bei der Bundestagswahl. Da drängt sich mir die Frage auf, ob er vielleicht den Unterschied zwischen Ursache und Wirkung mal für einen Moment vergessen hat. Oder gehört das zum Standardrepertoire sich selbst so einschätzender liberal-konservativer Politiker? – Christoph Müller-Luckwald

 

Schön zu lesen, dieses Interview mit Friedrich Merz. Auf zum nächsten Qualifying! Positionierung für die Wahl zum Parteichef – Blaupause zum Bundestagswahlkampf, bei dem das Regieren einfach mal vergessen wurde. Jetzt ja keinem weh tun. Wieder keine klaren Aussagen zu Klimapolitik, Pandemie, Energiewende, etc. Es könnte ja eine Stimme verloren gehen. Gute Nacht CDU! – Hans Rahn

 


Leserbriefe zu „Der Fall Max Czollek“ von Jana Hensel

 

Da hat einer alles was er dazu an Wissen und Wollen braucht und möchte gerne Jude sein. Tja, und dann fehlt das Pendant zum Ariernachweis. Ich bekomme tatsächlich einen Brechreiz. In der Identitätspolitik geht es, „salopp gesagt, weniger um die Frage, was gesagt wird, sondern darum, wer etwas sagt und vor allem wer etwas über wen sagt oder annimmt.“ Tja schade. Ich finde es geht immer darum, was jemand sagt und wie jemand handelt und wie sich jemand entwickelt.

Menschen anhand der Her-kunft in Schubladen zu stecken ist grundsätzlich ganz falsch. Rassisten, Faschisten, Se-xisten uä. definieren sich darüber. Warum fehlt hier die Toleranz, die an anderer Stel-le eingefordert wird. Es gibt Menschen die bestimmen einfach selbst, wie sie „gelesen“ werden wollen und erwarten, dass das akzeptiert wird. Das ist natürlich auch unsinnig, da man das nicht vorgeben kann. Aber warum wird genau das einem Juden nicht zu-gestanden? – Christian Fahn 

 

Polemiker neigen dazu, vergiftete Debatten anzuzetteln. Dass jedoch die ZEIT dabei regelmäßig mitmacht und jüngst Max Biller wieder den Platz für eine seiner innerjüdischen Abrechnungen einräumt, ist befremdlich. Die lange Liste seiner Opfer wird nun um Max Czollek ergänzt. Thema ist de facto die Reinheit jüdischen Blutes, kaschiert hinter religiösen Spitzfindigkeiten, deren jeweilige Triftigkeit innerjüdisch auszufechten wäre. So sehr man die Identifizierung von Volk und Religion im Judentum respektieren sollte, so unangenehm wirkt Billers völkisches Geraune im säkularen Umfeld des 21. Jahrhunderts. Zur Erinnerung: wir leben in einem Land, in dem vor 80 Jahren die „Reinheit“ deutschen Blutes per Ariernachweis erbracht werden musste. Welch fatale Analogie! – Martin Köhl

 

Uff! – Jüdisch-sein hat also nichts mit dem Glauben zu tun sondern mit Rassenzugehörigkeit? Was für eine Enttäuschung! Der Rassismus – keine Erfindung der Nazis und ihres britischen Vordenkers?, sondern schon immer gelebte jüdische Tradition? Ich habe dem jüdischen Glauben immer zu Gute gehalten, dass er nicht misioniert; aber wenn das der Hintergrund ist – du lieber Himmel! Das „auserwählte Volk“ – ja man hätte es vermuten können. Da streiten sich doch tatsächlich hochkarätige Superintellektuelle ob einer von ihnen Jude ist weil nur sein Vater Jude war! Was für eine lächerliche Farce, Religion ist Gift. – Dieter Herrmann

 

In dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7.04.1933 bestimmt der berüchtigte Arierparagraf ausdrücklich, dass nicht entscheidend ist, was einer tut, sondern wer er ist. (§ 3. (1) Beamte, die nicht arischer Abstammung sind, sind in den Ruhestand (§§ 8 ff.) zu versetzen; …) Nicht im schlimmsten Albtraum konnte ich mir vorstellen, dass im Jahre 2021 eine Journalistin in der ZEIT schreiben kann, sie sei „eine Anhängerin der Identitätspolitik“, in deren Zentrum zu Recht „die Frage der Herkunft“ steht. „Es geht…weniger um die Frage was gesagt wird, sondern darum, wer etwas sagt…“. (Verliert „a² + b² = c²“ seine Relevanz, wenn herauskommt, dass Pythagoras ein alter weißer Mann war?) Die Lektüre des gesamten Textes verursachte mir ein Gefühl der Übelkeit und kompletten Ratlosigkeit. Bitte erklären Sie, dass es sich um eine Satire handelt! – Wolfgang Auth

 

Beim Lesen des Artikels über die Kontroverse um das „Jüdisch-Sein“ von Max Czollek fielen mir unwillkürlich die Schaubilder ein, die ich vor vielen Jahren im Jüdischen Museum in Prag zum ersten Mal gesehen hatte. Sie stammten von Nazi-„Wissenschaftlern“ aus den 1930er Jahren, die in Form von Mendelschen Gesetzestafeln erklären sollten, wann Menschen als „Volljuden, Halbjuden, Vierteljuden, Achteljuden, Sechzehnteljuden“ etc. anzusehen seien. Ich war bislang davon ausgegangen, wir wären in unserer Entwicklung etwas weitergekommen und würden jeden Menschen zu allererst als Menschen definieren und nicht nach dem Grad seiner Religionszugehörigkeit. – Björn Luley

 

„Sie sind mitten in einer die Schuld erbenden Gesellschaft zu Hause“. Geht‘s noch ? Ich „erbe eine Schuld“? Ich bin also Schuld für ein Versagen, das statt fand, als ich noch garnicht lebte ??! Was ist das für ein Unsinn ! – Dr. Patschan

 

Die Lektüre Ihres Artikel lässt mich mit einem diffusen, sehr unangenehmen Gefühl zurück. Wenn ich das Problem, wer Jude sei, schon kaum nachvollziehen kann – haben die unmenschlichen Nürnberger Rassegesetze das geradezu negativ gespiegelt? -, so bin ich heftig erschrocken über Ihre These der vererbbaren Schuld der deutschen Gesellschaft. Das erinnert mich als deutscher, katholisch getaufter Atheist unmittelbar an das unselige Konstrukt der Erbsünde. Wer oder was ist die schuldige deutsche Gesellschaft? Alle, die auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland leben? Welch absurde Behauptung, hätten damit auch deutsche Juden Schuld geerbt und auch alle, die gar keine Vorfahren haben, die im oder freiwillig für Nazideutschland aktiv waren.

Was ist mit denen, die nur ein solches Elternteil haben. Sind sie halbschuld? Bei lediglich einem deutschen Großelternteil viertelschuld? Usw. usf. Hier geraten wir in ein im Grunde rechtsradikales identitäres Fahrwasser, als vollschuldig ja nur die reinen Deutschen sein könnten. Da feiert glatt der Ariernachweis fröhliche Urständ! Moralische Schuld lässt sich nicht vererben, wohl aber anerkennen, und zwar von dem Staat, der auf dem zwar geschrumpften Gebiet des Täterstaates heute noch existiert. Und wenn jemand die deutsche Staatsbürgerschaft erwirbt, ist damit die Übernahme all dessen verbunden, was historisch damit verknüpft ist, aber nicht das persönliche Erbe einer Schuld. – Udo Kroschewski

 


 Leserbriefe zu „Uncoole Damensattel“ von Anna Mayr

 

Vielen Dank füŕ Ihren humorvollen Artikel in der Zeit #48/2021. So ein Modell, nach dem Sie (noch?) suchen, gibt es vielleicht bei: https://www.schindelhauerbikes.com/modelle/aktuell/Arthur.html Schön puritisch und unauffällig effizient; p.s.: So eine fahrrad-begeisterte Frau hätte ich gerne in meiner Jugendzeit (1970ern) angetroffen, aber damals waren rennradelnde Frauen so selten wie heute Marsmenschen. Meine Radliebe hat dennoch nicht nachgelassen: es waren acht verschiedene Räder auf eine corona-freiere Saison 2022. Und: Lassen Sie sich gerne mal wieder zu einer der „Poenix-Runden“ einladen. Die Senungen gucke ich fast immer, wenn zuhause abends die Räder pausieren dürfen.. – Roland Schwarz

 

Beim Lesen Ihres Anforderungsprofils des zu Ihnen passenden E-Bikes kam mir die Idee, dass das Ampler Curt gut zu Ihnen passen könnte: https://amplerbikes.com/de-DE – Uwe Wenk

 

An diesem Artikel wird deutlich, woran es derzeit in Deutschland mangelt: die Angst, „von einem Fahrrad gezwungen zu werden, seine Identität zu hinterfragen“. Muss ein Rad wirklich „mich in allem bestätigen, was ich zu sein glaube“? Ist ein Rad nicht nur ein Rad, per se also ein Gebrauchsgegenstand? Muss man damit unbedingt eine Botschaft senden? Vielleicht sollte man besser zu Fuß gehen, das macht den Kopf frei für wirklich wesentliche Dinge. – Frank Trampe

 

Zum Artikel von Frau Anna Mayr „uncoole Damensattel“, hoffe ich nicht, dass Sie Ihren Selbstwert nur aus Konsumartikeln zieht. Um seinen Selbstwert zu entdecken bedarf es wahrscheinlich eines gewissen Alters, ich nehme an, Frau M. ist noch ziemlich jung? Wer diktiert uns eigentlich was „IN“ ist? Im besten Fall ich selbst und setze damit wiederum Statements, nennen wir es Individualismus. Letztendlich möchte ich mit meiner Radelei der Umwelt, dem Verkehrschaos und meiner Gesundheit nützlich sein!

Als radelnde Oma auf Radwandertour, habe ich seit Jahren kein Flugzeug mehr bestiegen, nutze das Auto äußerst selten, nutze die Bahncard und habe mir mein E-Bike für die täglichen Fahrten ins Büro nach meinen Vorstellungen ausgesucht und angepasst und freue mich mehr über Äußerungen wie „ihr macht ja alles mit dem Rad“, als „du hast aber ein cooles Bike“. Die wahre Coolness steckt doch in uns selbst! Das Thema Nachhaltigkeit führe ich jetzt nicht weiter aus … – K. Baginski

 

Voller Vorfreude halte ich die neue DIE ZEIT in der Hand und stieß sehr schnell auf Ihre Kolumne ,,Uncoole Damensattel“. Ich werde es diesmal kurz machen. Wir wohnen auf dem Land in Sachsen-Anhalt. Hier fährt weder Bus, noch Bahn und Radwege gibt es auch nicht. Wir versorgen meine Mama, welche 50 km entfernt wohnt und mit 88 Hilfe braucht, ansonsten natürlich zum pendeln zur Arbeit und für jede kleine Besorgung, denn wir können hier nichts kaufen, es gibt nicht mal einen Bäcker, geschweige denn, einen Arzt.

Die gesamte Infrastruktur funktioniert per Ehrenamt. Wenn mal Schnee liegt ( dank des schlimmen Klimawandels eher selten), dann helfen sich die Nachbarn, die Straße freizuschaufeln. Sie stören sich an der uncollen Farbe eines Fahrrades. Das ist mehr als nur uncool und zeigt, in welcher Blase Großstädter leben. Aber vielleicht sind Sie einfach zu jung um zu begreifen, dass die Zukunft ohne ein,,wünsch Dir was….“ auskommen muss, wenn der Planet eine Zukunft haben will. Mein Mann lehrt diese Thema gerade seinen Studenten. – Heike Westermann und Jens Hartmann

 

ich empfehle Ihnen ein SUSHI – BIKE. Es sieht schick aus , ist leicht ,fährt sich prima ,und es ist nicht teuer. Wir haben allerdings ein wenig aufgerüstet : breitere Reifen, anderer Sattel , gelenkschonende Griffe erhöhen das Fahrvergnügen. – Renate Reinsch

 


Leserbriefe zu „‚Man sollte das Dramatische nicht kleinreden'“. Gespräch mit Christoph Möllers geführt von Heinrich Wefing

 

Vielen Dank für das interessante Interview mit Herrn Möllers. Als ein Mensch, der in einem diktato-rischen Regime aufgewachsen ist und sich durch eine Flucht von diesem befreien konnte, lege ich großen Wert auf das deutsche Grundrecht und sehe es als einen Segen für die deutsche Rechtspre-chung an. Umso entsetzlicher finde ich es, wie derzeit regelhaft schwer dagegen verstoßen wird und wie unterschiedlich es gedeutet wird. Allein Ihre Frage, ob wir nicht derzeit den richtigen Zeitpunkt für die Einführung einer allg. Impfpflicht hätten, weil wir so hohe Zahlen haben, verrät, wie wertlos ein so hohes Grundrecht geworden ist, welches man einfach missachten kann, wenn nur der richtige Zeitpunkt gekommen ist! Ein Grundrecht muss doch eigentlich immer gelten! Es sollte vor dem stets wechselnden und willkürlichen „Volksempfinden“ beschützt werden.

Völlig unverständlich für mich ist auch die Umdeutung des Rechts auf körperliche Unversehrtheit für diejenigen, die infiziert werden könnten durch Herrn Möllers. Ich erinnere an das Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts 2007 im Bezug auf den Abschuss eines von Terroristen entführten Passagierflugzeugs. Da ging es um das Grundrecht der Passagiere, nicht um das der Bevölkerung. Es geht ja schließlich darum, in wessen Grundrecht durch eine staatliche Maßnahme aktiv eingegriffen wird. Hier hat Herr Möllers einfach bewusst die Betroffenen ausgetauscht. Das entspricht zwar dem „Volksempfinden“, aber nicht der Rechtssprechung!

Herr Möllers sagt, dass die Impfung sicher und effektiv ist. Das sei bewiesen. Es ist erschreckend, dass Fakten derzeit keine Rolle mehr spielen. Nur, weil dies ständig wiederholt wird, muss es nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen. Im aktuellen Bericht des PEI ist zu meiner Verblüffung der Abschnitt mit der Tabelle der gemeldeten Todesfälle, die im Zusammenhang mit der mRNA-Impfung aufgetreten sind, einfach verschwunden.

Die Zahl von 1802 ist nur noch im Text zu finden. Das sind etwa fünf mal so viele Fälle in einem Dreivierteljahr gegenüber den Todesfällen in 20 Jahren vor Corona mit allen Totimpfstoffen. Hier verbietet es sich die „neuen“ mit den alten Impfstoffen zusammen in einen Topf zu werfen, wenn es um ihre Sicherheit geht. Diese Tatsache wird völlig ignoriert und leider vom PEI auch noch geduldet. Über die Effektivität der mRNA-Impfstoffe erüb-rigt sich jeder Kommentar bei 46,4% Impfdurchbrüchen der über 60jährigen auf den Intensivstatio-nen (RKI).

Die geforderten Voraussetzungen für die Einführung einer Impfpflicht sind doch eigentlich über-haupt nicht gegeben! Eine Regierung, die trotz rechtzeitig kommunizierer Bedenken seriöser Wissenschaftler fatale Fehler in der Pandemiebekämpfung begeht (massiver Intensivbettenschwund, 2G, kostenpflichtige Tests, keine Lohnfortzahlung für Ungeimpfte in Quarantäne) und damit die Infektionsausbreitung fördert statt sie einzudämmen, will als Nächstes das Grundrecht außer Kraft setzen. Weder das Bundesver-fassungsgericht noch Verfassungsjuristen sind in der Lage und gewillt das zu verhindern. Ich sehe darin eine medizinische, ethische und juristische Bankrotterklärung. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Tausend Dank an Herrn Möllers für die Bemerkung zur befürchteten „Spaltung der Gesellschaft“ durch die Impfpflicht! Die Politik und die Mehrheitsgesellschaft sollten sich nicht durch ein „Wenn Ihr das tut, spielen wir nicht mehr mit!“ einer Minderheit erpressen lassen. Herr Möllers Aussage, das Spaltungsargument sei eine Fiktion, mit der Politiker Konflikte vermeiden wollen, trifft den Nagel auf den Kopf und entspricht dem politischen Handeln gegenüber Pegida, der AfD und der Querdenken-Szene. – Franziska Bauer

 

Der niederschmetternste Satz steht gleich am Anfang. Auf die Frage: Kennen Sie re-nommierte Verfassungsrechtler, die … Bedenken gegen eine Impfpflicht haben? ant-wortet Herr Möllers: Es gibt darüber bislang noch keine große Diskussion unter Juris-ten. Die Politiker dürfen sich damit nun entspannt zurücklehnen: sie sind beileibe nicht die einzigen Verantwortungsträger, die in den vergangenen Monaten etwas versäumt haben. Wobei „versäumt haben“ noch eine sehr vornehme Umschreibung ist für: aus Angst vor der Mißgunst der Wähler Gefahren zu leugnen.

So, genug des Sarkasmus; zur Sache: in der Frage einer generellen Impfpflicht gäbe es zwischen Ja und Nein durchaus einen Mittelweg: man führt diese zwar ein, aber anstatt Unwillige mit Buß-geldern zu belegen eröffnet man ihnen die Möglichkeit, sich von der Impfpflicht zu befreien, wenn sie rechtsverbindlich und unwiderruflich festlegen, im Falle einer Corona-Erkrankung auf die Behandlung auf einer Intensivstation zu verzichten. Jenen Zeitgenossen, die zutiefst von der Harmlosigkeit von Covid überzeugt sind, dürfte eine solche Entscheidung dann ja nicht schwer fallen. Das werden allerdings wohl nur we-nige sein. Aus zahlreichen Diskussionen mit Ungeimpften weiß ich, daß die Impf-Vermeidung in aller Regel nämlich nicht auf einer Risikoabwägung beruht, sondern auf diffusen Ängsten (auch: Mißtrauen) vor der Impfung einerseits, bei anderer-seits völligem Ausblenden des Risikos durch die Erkrankung selbst.

Das Gros der Nichtge-impften wird sich angesichts einer solchermaßen erzwungenen Risikoabwägung dann doch für die Impfung entscheiden. Leider ist es so, daß, realistisch gesehen, das Imp-fen (wie auch immer …. ) die Katastrophe der nächsten vier, sechs, acht Wochen nur wenig lindern wird, so daß unsere Politiker nun widerstrebend doch wieder Lockdown-Maßnahmen in Betracht ziehen, mit all den deletären Folgen für Wirtschaft, Finanzen, Schulbildung und Seelenheil. Auch hier gäbe es einen Mittelweg: die Masken ! Masken, werden Sie nun vielleicht sagen, die haben wir doch schon seit Jahr und Tag!

Wer offe-nen Auges durch die Welt geht, namentlich auch außerhalb der Trampelpfade wohl-anständiger Bildungsbürger, der kann allerdings erkennen, daß es hier noch riesiges Verbesserungspotential gibt. Neben regional unterschiedlich ausgeprägter offener Mißachtung des Masken- Gebotes gibt es noch einen Anteil von 30-60%, wo Masken nur grade mal eben den Mund, keineswegs aber die Nase bedecken – womit ihre Schutzwirkung dann nahezu gegen Null geht. Wir könnten einiges an Übertragung ein-dämmen (und uns damit einschneidendere Maßnahmen vielleicht ersparen), wenn das korrekte Maskentragen endlich, endlich auch durchgesetzt werden würde!

Die Situation ist z.T. grotesk: auf dem luftigen Bahnsteig wird man von gelegentlich patrouillierenden Bahnpolizisten ermahnt, eine Maske aufzusetzen (weil es Vorschrift ist, wenngleich dort kaum von Nutzen) – in den Zügen aber, wo das Masketragen von der Sache her viel, viel nützlicher wäre, finden keinerlei Kontrollen statt. Die Schaffner haben davor kapituliert (und dies schon vor dem Tankstellen-Mord in Iserlohn.)* Hier muß die Bahnpolizei in den Zügen Streife gehen und Bußgelder austeilen, die im Wie-derholungsfalle oder im Falle offensichtlicher Renitenz auch gerne einmal sehr emp-findlich ausfallen dürfen.

Ebenfalls grotesk ist die Regelung in Gaststätten: auf dem Weg von der Tür zum Tisch oder vom Tisch zur Toilette (den man ja zumeist schwei-gend zurücklegt) muß eine Maske getragen werden – am Tisch aber darf man sich ohne Maske ausgiebig unterhalten. Aus infektiologischer Sicht halte ich das Offenhalten der Gaststätten nur unter der Prämisse für vertretbar, daß die Masken nur zum Essen ab-genommen, danach und zwischen den Gängen aber sofort wieder aufgesetzt werden, und daß während des Essens nicht geredet wird. Klingt sehr streng, entspricht aber unserem Wissen über die Übertragung des Virus.

Unabhängig von dieser absurden derzeitigen Maskenregelung in den Restaurants sehe ich bei meinen Besuchen dort ebenfalls ein erhebliches Durchsetzungsdefizit. Auch hier wären häufigere Kon-trollen und ggf. Ahndungen mit Bußgeldern hilfreich. * Auf dem Hintergrund meiner Erfahrung täglichen Bahnfahrens (werktags Regionalbahn in Brandenburg, am Wo-chenende manchmal S- oder U-Bahn in Berlin) halte ich es für völlig unrealistisch, nun auch die Einhaltung der 3G-Regel in den Zügen ausschließlich dem Bahnpersonal zu überlassen, wie es ein Polizeigewerkschaftsführer dieser Tage gefordert hat – er möch-te, daß die Bahnpolizei nur im Konfliktfall hinzugezogen wird.

Dieses Hinzuziehen im Konfliktfall bedeutet, den Zug an der nächsten Station halten zu lassen, bis die Bahn-polzei dort eintrifft. Das würde die Verspätungs-Statistik der Bahn nicht nur hoffnungs-los weiter in die roten Zahlen treiben – es würde den Verkehr streckenweise zum Er-liegen bringen. Es ist daher zu befürchten, daß sich kaum je ein Schaffner überhaupt auf einen Konflikt einlassen wird – genau so, wie sie jetzt (aus dem gleichen Grund) über die Mißachtung der Maskenpflicht hinweg sehen. Auch die Einhaltung der 3G-Regel in Zügen kann nur durch Patrouillieren der Bahnpolizei in denselben durchge-setzt werden! – Dr. med. Christian Rudolph 

 

Die Zeit sollte das Argument in diesem Artikel, dass „Solidarität tendenziell freiheitsfeindlich ist“ nochmals überdenken. Ist die Grundlage eines Gemeinwesens nicht, dass die Freiheit eines jeden durch die Freiheit der anderen beschränkt ist und dass man gegenseitig Pflichten hat, zumindest den (demokratisch gemachten) Gesetzen zu folgen und für einander einzustehen? Ist Solidarität so nicht eher tendenziell freiheitsfördernd?

Wenn man ihre Aussage weiterspinnt, heißt das dann, jede Art von Gemeinwesen ist tendenziell freiheitsfeindlich für den einzelnen und damit fragwürdig? Stellen sie da Freiheit nicht nur über Solidarität sondern auch Demokratie? Ist dann Demokratie tendenziell freiheitsfeindlich – und um es zu überspitzen das Grundgesetz auch? So abschließend: Ist „Solidarität ist tendenziell freiheitsfeindlich“ nicht Wasser auf den Mühlen derjenigen, die unser Gemeinwesen prinzipiell in Frage stellen? – Oliver Roethig

 

Alle Achtung, ein ausgewiesener Top-Jurist, der zudem medizinisch (…haben es mit einem Eingriff zu tun, von dem wir wissen, dass er keine körperlichen Schäden bei den geimpften hinterlässt) und soziologisch (Spaltung der Gesellschaft eine Fiktion) mit substanziellem Wissen dienen kann. Ja, wenn es denn so übersichtlich um die Wahrung von Rechtstaat und Demokratie bestellt ist, stimme ich auch unserem Herrn Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier uneingeschränkt zu, wenn er die relativ vielen Impfverweigerer in Deutschland fragt: „Was muss eigentlich noch geschehen, um Sie zu überzeugen?“ – Matthias Bartsch

 

Ein wichtiges Argument für die Aufhebung des pandemischen Notstands von nationaler Tragweite war: die Entscheidungen müssen zurück ins Parlament. Das hört sich gut an, ist aber kaum zu verstehen. Krankheit unterliegt prinzipiell keinem demokratischen Prozess und ist auch so nicht zu managen. In der Regel stellt der Arzt die Diagnose, entwickelt einen Therapieplan, stimmt das mit dem Patienten ab und handelt dementsprechend. Nur in seltenen komplizierten Fällen lädt der behandelnde Arzt Kollegen zu einem Konsil ein und entscheidet dann. Der Zeitaufwand liegt dann im Bereich von Stunden, selten Tagen. Die Politik stellt dieses Vorgehen auf den Kopf, erst Parlament, dann Therapieplan, Entscheidung, Aktion. Ich bin bisher immer damit gut gefahren, dass Ärzte „undemokratisch“ entschieden haben.

In diesem Kontext wird permanent vom Schutz der Freiheitsrechte des Individuums geredet. Also: der ungeimpfte Infizierte muss die Freiheit haben, sein gesundes Gegenüber zu infizieren. Im Strafrecht würde man das „fahrlässige Körperverletzung“ nennen, und das wäre strafbewehrt. Für mich ein sehr merkwürdiges Freiheitsverständnis. Offenbar ist das Prinzip „Freiheit ist die Freiheit des Andersdenkenden“ zu kommunistisch.

All das führt logisch zur Impfpflicht. Charakteristisch für eine Pandemie ist die weltweite Verbreitung. Will eine Gesellschaft eine Pandemie überwinden, gibt es nur zwei Wege: Impfen und/oder Kontaktverbot. Denkt man das Thema des Kontaktverbots zu Ende heißt das: Lockdown/Quarantäne für Infizierte, Lockdown für Ungeimpfte, absolute Schließung aller Landesgrenzen. Die Öffnung der Grenzen ist erst möglich, wenn der Einreisende aus einem pandemiefreien Land kommt. Das bedeutet auch, dass wir verantwortlich sind für die Durchimpfung unserer Umwelt. Neuseeland zeigt, dass es so möglich ist, allerdings ist der Preis hoch.

Konkret werden derzeit Maßnahmen entsprechend dem Infektionsschutzgesetzes umgesetzt, allerdings recht zögerlich. Offenbar hat man lange auf deutliche Aufforderungen durch den Bund gewartet. Das ist verständlich, bei derart unpopulären Aktionen hätte man gerne einen Schuldigen, auf den man mit dem Finger zeigen kann. Diskussionen um Freiheit oder Impfpflicht sind nur Nebenkriegsschauplätze. Starke öffentliche Auftritte überdecken nicht die Zögerlichkeit im Handeln. – Dr. F. Kleiner

 


Leserbriefe zu „Sie sind eben stolz“ von Anna Mayr

 

Seit wann genau ist Essen eine Nachbarstadt von Dortmund, wie Sie schreiben? Das wäre mir neu. Und wieso stand bei Ihnen ein Stahlwerk im heutigen Landschaftspark Duisburg-Nord? – Hubert Wolf

 

Ist das eigentlich ein Artikel in „leichter Sprache“? Dann sollte man ihn als solchen kennzeichnen, finde ich! Oder ist er es quasi „unabsichtlich“? Zum Inhalt ist hiermit (noch) gar nichts gesagt! – Karl-Heinz Grau

 

Wie kann man das Kulturerbe des Ruhrgebiets erzählen wollen ohne seine Menschen zu zeichnen, nicht nur die Frauen! Ob es der Bergwerksdirektor war mit den edlen Bergleuten aus Meißner Porzellan im Vitrinenschrank oder der Kumpel vor Kohle, der sein Klötzken nach Hause brachte: seit Generationen machten sie das, identifizierten sich damit. Ja, es gab Oben und Unten, doch beide gehörten in ein System, jeder wusste, dass er ohne den anderen nicht konnte. Und man konnte sicher sein, wenn in einem Krankensaal mit 12 Männern ein Kumpel dabei war, gab’s keinen Streit.

Es sind nicht nur die Industriegebäude, die auch schön sind ohne Funktion, schöner noch, wenn das Gas abgefackelt wurde, das Roheisen in die Kokillen floss, nicht nur die engen heimatlichen Siedlungen mit ihren Nutzgärten, Taubenhäusern und Kaninchenställen, es ist auch die Sprache, die ziemlich hässlich aber unglaublich plastisch ist und häufig urkomisch; es sind jahrhundertalte bergmännische Kunstgegenstände – und Nippes, es ist auch der Fußball mit seinen Größen, schon immer Schmelztiegel der Nationen und vieles mehr, das diese ehemals rußgeschwärzte, aber immer bunte Region als ihre Kultur intensiv gelebt hat. – Dr. Ursula Augener

 

Dies ist eine Premiere. Als langjähriger Abonnent Ihrer Zeitung schreibe ich den ersten Leserbrief … und es ist mir kein Vergnügen. Selten habe ich einen tendenziöseren Artikel über das Ruhrgebiet als solches gelesen. Er ist gespickt mit Vorurteilen und Unverständnis. Was mich aber am meisten ärgert ist die klischeehafte Darstellung der Region als das Headquarter der Ausbeutung.

Ich stamme aus dem Ruhrgebiet. Ich wurde 1965 in Essen geboren und ich habe die Region ganz anders wahrgenommen. Viele soziale Errungenschaften wurden im Ruhrgebiet zum Standard. Glaubt die Autorin wirklich (Stichwort Bergarbeitersiedlung), dass die Menschen auf der Margarethenhöhe gehalten wurden wie die Wellensittiche. Glaubt sie wirklich Beitz war ein Ausbeuter? Er genauso wenig wie Krupp wohnten übrigens in Düsseldorf. Und dann noch das üble Erbe der Kohle!!! Also ganz ährlich …. (um im Klischee zu bleiben) so eine eindimensionale, tendenziöse, unreflektierte und von Plattheiten strotzende Schreibe ist der ZEIT unwürdig. – Frank Indenkämpen

 

Der Landschaftspark Duisburg-Nord in Meiderich beherbergt kein ehemaliges Stahlwerk, wie von Ihrer Autorin behauptet, sondern ein Hüttenwerk. Frustrierend und einseitig finde ich es zudem, dass es von unseren knapp 50 (!) Stadtteilen immer nur Marxloh als Bildmotiv in die überregionale Medien schafft. Und von dort dann auch noch die tristesten Ecken – vermutlich, um das Klischee zu bedienen. – Thomas Richter

 

Man könnte den Artikel von Frau Mayr zum Ruhrgebiet grob so zusammenfassen: „Eigentlich ist dort fast alles mist, die Menschen gehen ausgerechnet gern zu Industrieruinen, wo früher Menschen ausgebeutet wurden. Aber, naja: So sind sie dort halt.“ Ernsthaft, Frau Mayr? Wenn es danach geht, sollte man überlegen, dass Schloß Neuschwanstein abzureißen. Ob damals alle Arbeiter dieses Protzbaus gerecht entlohnt wurden? Einige alte Industriestätten sind längst abgerissen. Dort stehen u.a. Shoppingcenter. Aber warum nicht vieles erhalten, umfunktionieren. Im Sommer Open Air Kino im Landschaftspark Duisburg, ein Street Food Festival auf Zeche Zollverein.

Ja, Frau Mayr, das ist schön. Schade, dass Ihre Recherchereise so oberflächlich geblieben ist. Ja, der Nahverkehr ist einer Region mit fünf Millionen Menschen nicht angemessen. Ja, Armut ist ein Problem. Aber was macht die Region sonst noch aus? Vielleicht hätte erwähnt werden sollen, dass es in keiner anderen Region Deutschlands mehr Theater, Opernhäuser und Philharmonien gibt. Ein kulturelles Angebot, wie sonst nirgends. Das Ruhrgebiet ist mehr als bloß das klischeetriefende Foto eines Kiosks in Gelsenkirchen, das neben den Artikel gedruckt wurde. – Sebastian Auer

 

 

Leserbriefe zu „Muss man immer gewinnen?“ von Leopold Zaak

 

Über einen der beiden Siege, den mein Verein, die bisher sieglose SpVgg Fürth vielleicht in dieser Saison verbuchen kann, freue ich mich mehr als ein Fan von Bayern München über die etwa 30 Siege seiner Mannschaft. Etat meiner Kleeblättler für die ganze Saison ist so hoch wie das Jahres-gehalt eines einzigen der Stars aus München, nennen wir ihn Lewandowski. Geld schießt wohl doch Tore. – Norbert Berger

 

Den erfolgreichsten Verein zur Zeit von ein paar Möchtegern Fans so vorzuführen ist blamabel, Schaut euch in Europas Fussball Liegen um, wollen diese Fans Miliardäre als Besitzer als Fan stehe ich hinter dem Verein oder gib meine Mitgliedschaft auf und schaue kein Spiel mehr an. Der Verein ist wegen seines Erfolgs unbeliebt auch weil er aus einem erfolgreichen Bundesland kommt, wo spielen denn die anderen Vereine international seit Jahren. Ich lese selten positive Kommentare in den Medien. – E. Oberkehr

 

Der Beitrag des jungen Leopold Zaak ist das Beste, was ich (HSV-Fan seit 74 Jahren) seit langem im „ENTDECKEN“ gelesen habe. Die Entwicklungsgeschichte seinerer „Identitätskrise“ und der Zwiespalts in seiner Gefühlswelt als Bayernfan sind anrührend beschrieben und wunderbar erzählt. Allerdings habe ich auch nie verstanden, wie man Fan eines Vereins sein kann, der den Kokurrenten fast in jedem Jahr die besten Spieler wegkauft, um die eigene Mannschaft zu stärken und gleichzeitig seine Gegner zu schwächen.

Der FC Bayern und die Herren Hoeness und Rumminige verdienen einen Pokal der Deutschen Wirtschaft für Exzellenz im Finanzmanagement. Die vielen Meisterschalen verdanken sie hauptsächlich ihrer Kaufkraft. Sie sind die Totengräber des bezahlten Fußballs. – Sven Herfurth

 

Es erschien mir – vor dem Lesen Ihres Artikels – eher unwahrscheinlich, dass es ausser mir noch jemanden gibt, der bezogen auf seine „IDENTITÄTSKRISE’“ mit dem F.C. Bayern München genauso fühlt wie ich dies tue. Nun bin ich fast mehr als dreimal so alt (72) wie Sie, aber mein emotionaler Werdegang von kindlich blinder Gefolgschaft über freudig anerkennender Zustimmung des Dargebotenen bis hin zur seit einiger Zeit gefühlten Gleichgültigkeit habe ich wohl die gleiche Gefühlsentwicklung wie Sie durchlebt.

Dabei ist mir völlig bewußt, dass sich die Fußballszene natürlich über die Jahre hinweg im sogenannten Zeitgeist gewandelt und auch irgendwie angepaßt hat. Dennoch, die Herzblut genährte Anhängerschaft mit diesem Club ist bei mir auf der Strecke geblieben. (Dabei war ich selbst mit weit über 150 absolvierten Spielen einst im Bayer (Jugend) Trikot unterwegs und habe viele der damaligen im Fußballgeschäft verbliebenen Weggefährten persönlich gekannt). Dennoch und vielleicht gerade deswegen fällt es mir heutzutage sehr schwer, mich als Bayern-Fan zu beschreiben.

Ich lebe seit mehr als 30 Jahren „hier oben“ bei Hamburg, und alle meine Bekannten gehen selbstredend davon aus, dass ich Bayernfan bin. Ich druckse dann immer etwas herum und bekenne mich natürlich eher zu Bayern als zu „Sechzig“ aber ich merke jedesmal wie unwohl ich mich dabei fühle. Es ist eben nicht mehr der F.C. Bayern meines Herzens sondern nur noch der Fussballverein, der sehr sehr gute Fußballspieler in seinen Reihen beschäftigt, die aber beliebig austauschbar zu sein scheinen. Aber – alles kein Problem. Ich werde auch weiterhin die guten, vergangenen „Bayern-Zeiten“ in meiner Erinnerung behalten und die heutige Situation so wie sie ist akzeptieren (müssen). – Peter Platzer

 

Vielen herzlichen Dank für Ihren mutigen, aber sicherlich ehrlichen und aussagekräftigen Artikel. Meine Achtung vor den Bayern-Fans ist in den letzten Tagen durch Ihren Artikel, aber auch durch das vorbildliche und engagierte Verhalten anderer Vereinsmitglieder des FCB, deutlich gestiegen. Trotzdem glaube ich nicht, dass der Abstieg des europäischen Fußballs – und um den geht es hier auch – noch aufzuhalten ist. – Jürgen Rühl

 


Leserbriefe zu „Wie sehr bedroht Chinas Marktmacht die Freiheit?“ von Jochen Bittner et al.

 

Das Scheitern der journalistischen Bemühungen macht Hoffnung, dass gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeiten dabei helfen, das Feindbild abzubauen, in China einen interessanten Mitbewerber zu sehen und einzusehen, dass die moralisierenden Keulen Chinas Aufstieg nicht bremsen werden. Der Beitrag zeigt auch sehr deutlich: Bei uns lenkt die Wirtschaft die Geschicke, in China macht das die Politik. – Uwe-Carsten Edeler

 

Chinas Bemühen um politische und wirtschaftliche Einflussnahme in Deutschland und Europa-Ein trojanisches Pferd? Mit großem Interesse habe ich den Artikel gelesen; bei intensiver Beschäftigung mit der Thematik muss konstatiert werden, dass die Kommunistische Partei Chinas für die vermeintlichen Geschicke ihres Volkes alle Zügel in der Hand hält. Andere Meinungen und Auffassungen, geschweige andere politische Strömungen, werden systematisch im Keim erstickt, Andersdenkende verschwinden von der Bildfläche.

Auch wenn es bei einigen Streitthemen schwer fällt, lobe ich mir an dieser Stelle die Meinungsfreiheit in unserem Lande. Eine umsichtige Regierung kümmert sich um die Belange ihrer Bürger, nicht um das politische Überleben. Die Menschenrechtsverletzungen in China sind längstens bekannt, auch der Konflikt mit Südkorea; der lapidaren Äußerung Chinas, dass sich Außenstehende nicht in deren innere Angelegenheiten und Interessen einmischen sollen, muss meines Erachtens mit einer westlichen, an freiheitlichen und demokratischen Grundfesten orientierten Handlungsmaxime entschieden begegnet werden. – Dietmar Mootz

 

Wie sehr bedroht Chinas Marktmacht die Freiheit? Gar nicht. Dieses „Streitgespräch“ mit Huawei ist ein starkes Signal, welches Wertesystem in der Welt das Sagen hat. Die komplette deutsche Wirtschaft unterwirft sich bedingungslos. Man sieht sie förmlich mit dem Gesicht im Staub liegen, schlotternd vor Angst. – Hans List

 

Eigentlich muss man die Chinesen bewundern, mit welcher Raffinesse und langfristigen Strategie sie sich den westlichen Kapitalismus jahrzehntelang dienstbar gemacht haben, um machtpolitisch aufzuholen, ohne sich dabei von ihm korrumpieren zu lassen. Zuerst lockten sie die westlichen Firmen mit niedrigen Kosten (was höhere Rendi-ten erlaubte), transferierten im Hintergrund fleißig westliches Knowhow, und inzwischen hängen alle am chinesischen (Markt-)Tropf und kuschen brav. Dieses historische Lehrstück zeigt vor allem, dass dem Kapitalismus (und das heißt: den wesentlichen Akteuren und Entscheidern) die Demokratie völlig schnuppe ist; er huldigt ausschließlich der Renditesteigerung, und erwartet nur ein Grundmaß an Sicherheit und Verlässlichkeit. Moral und Ethik wird zum Luxus und kommt nicht mal mehr am Ende – quasi als Feigenblatt – vor. – Wolfgang Heckl

 

Der Bericht entlarvt sehr schön die China-Politik im Merkel-Deutschland der letzten 16 Jahre. Zwar waren andere Kanzler vor ihr nicht viel weniger misserfolgreich in ihrer naiven „Handel durch Wandel“-Fehleinschätzung. Aber sie hat den auf Menschenrechte und Demokratie pfeifenden Unternehmen den Boden bereitet und durch ihre Appeasementpolitik Sicherheit vor politischen Nackenschlägen garantiert. Die Berührung kritischer Themen war stets nur ein vorsichtiges Streicheln.“Bloß den Drachen nicht wecken“.

Aber zu Hause angeben, man habe „das Thema angesprochen“. Die Folge einer exportgierigen Wirtschaft, die sich schon bislang jede Gängelung, jede Einschränkung, jede Schikane und jede Demütigung hat gefallen lassen, zeigt sich deutlich in diesem Artikel. Und er deutet auch auf die andere Seite, der es nun leicht fällt, den Diskurs zu verdrehen. Man darf von der neuen Außenpolitik nicht zu viel erwarten. Der Boden für sehr viel festeres Auftreten ist schon zu morastisch. Dass das große (Ver)Schweigen auch andere Bereiche infiziert hat, zeigt der Bericht über die Reaktionen zum Thema Peng Shuai. – Hartmut Nolte

 


Leserbriefe zu „Schluss mit dem stillen Dulden“ von Mariam Lau

 

Eines der größten Versagen der Politik ist, dass sie nicht spätestens im Frühling 2020 angefangen hat intensivst in Fachkräfte zu investieren: Aufstockende Weiterbildungen für Pflegende, Anwerben und Ausbildung von neuen Fachkräften, ordentliche Bezahlung, gute materielle Ausstattung am Arbeitsplatz etc. Daher verdient Herr Spahn auch nicht die Bezeichnung GESUNDHEITSminister. – Iman Schwäbe

 

Die streikenden Pflegerinnen und Pfleger lassen ihre Patienten nicht im Stich. Sie lassen auch nicht ihre anderen Kolleginnen und Kollegen im Stich, im Gegenteil. Natürlich geht es auch um finanzielle Forderungen, die sind legitim und dürfen auch mit Streiks durchgesetzt werden. Wie oft war schon – besonders unter Corona – in der Politik, den Medien und der Gesellschaft die Rede davon, dass Pflegepersonal angesichts der verantwortungsvollen und anstrengenden Aufgaben entsprechend entlohnt werden muss.

In dem Moment, wo Pflegerinnen und Pfleger ihre Forderungen (auch mit Streiks) durchsetzen möchten, stoßen sie leider teilweise auf Unverständnis. In allererster Linie geht es den Pflegerinnen und Pflegern doch um die adäquate Versorgung der Patienten, die häufig genug wegen Personalknappheit und Zeitmangels zu wünschen übrig lässt. Der Pflegeberuf erfordert hohes persönliches Engagement und ist nicht nur ein „Job“. Ich glaube, dass die meisten, die diesen Beruf gewählt haben, sich ganz bewusst für ihn entschieden haben und diesen gerne ausführen. Das wird auch in diesem Beitrag deutlich.

Die Versorgung von Patienten endet ja nicht mit der medizinischen Versorgung. Ebenso wichtig und notwendig ist auch eine gute Pflege, nicht nur im postoperativen Bereich. Das deutsche Gesundheitssystem arbeitet in der ärztlichen Versorgung mit Fallpauschalen und zwingt damit nicht nur Kliniken, sondern auch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte zu wirtschaftlichem Handeln. Da liegt es in der Natur der Sache, dass Prioritäten bei durchzuführenden Behandlungen gesetzt werden müssen. Nicht nur ein Unding für die Patienten.

Sind auch deshalb Privatversicherte so gewünscht (oder auch notwendig) bei manchen Kliniken oder niedergelassenen Ärzten, um besser wirtschaften zu können? Hier erfolgt die Abrechnung der Leistungen ja ganz anders unter Anwendung von Regelhöchstsätzen der Gebührenordnung. Es ist an der Zeit, das Gesundheitssystem in Deutschland neu zu überdenken. Die kommende Bundesregierung sollte auch das Gesundheitswesen zu eines ihrer Kernthemen machen. – Regina Stock

 

Nicht die Pflegenden, sondern die Gesellschaft lässt die Patienten im Stich! Professionelle Pflege ist Anwalt des Patienten und kann nicht so arbeiten, wie es notwendig wäre. Genau das wird doch in dem Beitrag beschrieben. Weil das seit Jahren ignoriert wird, wird gestreikt. Die Lage ist desaströs, weil die notwendigen Mittel verweigert werden. Corona bringt das ans Licht: Wir haben einen der weltweit schlechtesten Personalschlüssel, sind das einzige Land der Welt ohne akademische Ausbildung als Regelqualifikation, lassen die wenigen Pflegestudierenden eineinhalb Jahre ohne Vergütung als billige Arbeitskräfte schuften, hängen an dem Irrglauben, pflegen könne jeder und wundern uns, warum gestreikt wird und Fachkräfte den Beruf verlassen.

Gerade die Arbeitgeber sollten wissen, dass Nächstenliebe keine Motivation ist, sie für die Arbeitsbedingungen zuständig sind und mit der Praxis in einem Boot sitzen, womit sie ebenso Verlierer des auf Gewinnmaximierung getrimmten Systems sind. Es komme keiner mit dem Argument, das sei zu teuer: Teuer ist schlechte Versorgung, und die trifft alle. – Prof. Dr. A.-K. Cassier-Woidasky

 

Aus diesem Artikel möchte ich nur zwei Aspekte aufgreifen (wiewohl ich noch sehr viel mehr dazu zu schreiben wüsste L). Australien führte schon lange vor Deutschland die Fallkostenpauschale (DRG) ein, deshalb war mehr als hinreichend bekannt und erwiesen, dass die Anwendung der DRG weder zu Kostensenkungen noch zu Qualitätsverbesserungen im Gesundheitswesen führen würden. Nichtsdestotrotz wurden die DRG auch in Deutschland etabliert, und zwar letztlich nur aus dem einen Grund, dass nach der Gesetzeslage vor den DRG eine Heranziehung der Verbraucher zu Zuzahlungen nicht möglich war.

Einen ganz wesentlichen Aspekt der Pflegekammer finde ich fast nirgendwo erwähnt: den Verbraucherschutz. Wer mit der professionellen Pflege seiner Liebsten nicht zufrieden ist – sei es ambulant oder stationär – dem bleibt bisher nur die Möglichkeit, sich an seine Krankenkasse oder einen Anwalt zu wenden. Über Sachkunde verfügen jedoch beide Anlaufstellen nicht; die unabhängigen und im Optimalfall neutralen Pflegefachleute hierfür sitzen in der Pflegekammer, die z.B. Pflegesachverständige analog zu den Handwerkskammern anerkennen könnte. – Dr. Katja Diegmann-Hornig

 


Leserbriefe zu „Söders Drama“ von Simon Langemann

 

Markus Söder, der Macher? Der Corona -Manager? Der Zupackende? Nichts davon! Seine Behauptung nahezu alle Virologen, Epidemiologen und Wissenschaftler hätten die herannahende Welle falsch eingeschätzt ist eine dreiste, unverschämte Lüge des „Kanzlers der Herzen.“ Christian Drosten, Ulrike Protzer, Lothar Wieler – haben in der Bundespressekonferenz im Juli/August die jetzige Entwicklung prognostiziert. STIKO und Ethikrat haben im Sommer bereits vor der neuen Welle eindringlich gewarnt.

Alle diese Warnungen will der Bayerische Ministerpräsident nicht mitbekommen haben? Sämtliche Empfehlungen gingen an Söder offensichtlich spurlos vorbei. Sein Wirtschaftsminister tanzte ihm monatelang auf der Nase herum und ließ sich medienwirksam nicht impfen? Wo war denn da der Macher? Stoiber oder Strauß hätten Hubert Aiwanger rausgeworfen. Nichts von Söders Drama – sondern Söders Versagen! – Bruno Fey

 

Herr Langemann, es ist immer leicht Kritick zu üben wenn man nicht in der Verantwortung steht, die gesammten Medien haben nicht erkannt was auf uns zukommt nur sie der Schlaumeier wissen hinterher alles besser.Als auf Söder los zu gehen sollten sie sich mal seinen stellvertreter Algeier den Impfgegner vornehmen nur mit dem können sie nicht Punkten.- E. Oberkehr

 

Als Leser weiß man nicht, ob man lachen, weinen oder beides sollte bei diesem Beitrag über einen niederbayerischen Corona- Hotspot. Würde ich die Region nicht kennen (1977 Abitur am Gymnasium Pfarrkirchen), dann würde ich auf eine völlig aus der ZEIT gefallene Region Deutschlands tippen, die bereits am ebenfalls politisch verschlafenen Beginn der Corona – Pandemie von hohen Inzidenzzahlen und hohen Quoten an Corona – Toten gezeichnet war. Und dies trotz der von Ihnen beschriebenen dünnen Besiedelungsdichte und besonders erwähnenswerten Einsiedlerhöfen. Letztere scheinen aber doch bisweilen verlassen oder besucht zu werden, irgendwie muss sich ja die geographische. berufliche und pekuniäre Affinität zu den bayerischen Motorenwerken bezahlbar machen.

Es ist auch kein offenes Geheimnis, dass die CSU bisher gerade in diesem Landstrich seit Jahrzehnten völlig ungefährdet und völlig losgelöst von ihrem politischen Tun und v.a. Lassen die höchsten Wahlergebnisse einfahren konnte. Und als Dank für diese Franz Josef-, Edmund-, Horst- und zuletzt Markus-Treue wird dieses CSU-Wählerpotenzial des Querdenker-, Reichsbürger- und als Krönung des Esoterikertums bezichtigt. Der intellektuellen Ausgewogenheit halber wurden vorher bereits Virologen, Epidemiologen und Wissenschaftler von M. Söder gerügt, Wucht und Geschwindigkeit der vierten Coronawelle nicht richtig eingeschätzt zu haben.

Wahrscheinlich wurden schlicht und einfach im Sommer und Frühherbst während der Unions- Kandidaten-Schlammschlacht die verbrieften Warnhinweise schlicht negiert, um sich die schwindende Wählergunst nicht komplett zu verscherzen. Denn wenn Söder einmal Kanzler ist, dann verbietet sich die vierte Welle von allein. Was bei Ihrer Recherche im vermeintlichen bayerischen Hinterwald entgangen zu sein scheint, ist die Tatsache, dass der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, Herr Dr. Quitterer, seine Hausarztpraxis im CSU-regierten Eggenfelden betreibt. Es dürfte also den geschätzten ZEIT-Leser ebenfalls interessieren, was außer CSU- Bürgermeister die ärztlichen Selbstverwaltungsorgane über dieses niederbayerische Phänomen denken. Unter Stoiber grassierte BSE, und während dieses Söder-Vorbild ähnlich indifferent Bayern als BSE – frei deklarierte, hatte auch hier Bayern die höchste Inzidenz aufzuweisen.

Wenn das einmal kein Zufall ist, haben bereits damals nicht die betroffenen Rindviecher selbst, sondern ihre stolzen und subventionierten Besitzer flächendeckend CSU gewählt haben. Diese Episode war die Grundsteinlegung für alle weiteren Versäumnisse und eine hochgradige regierungsnahe Beratungsresistenz bis heute. Die Corona-Pandemie bringt dieses konsequente Fehlverhalten auf sehr tragische Art und Weise an das Tageslicht und degradiert die eigene Wählerschaft noch dazu zum dummen Stimmvieh, wenn es um die politische Schadensbegrenzung und ums politische Überleben (bayer. Landtagswahlen 2023) geht. Um nochmals auf den Pfarrkirchener Abiturjahrgang 1977 zurückzukommen: einer unserer Mitschüler ist im vergangenen Jahr an Corona gestorben, 63 Jahre alt und Lehrer in der Gegend von Passau. Mag Söder noch so ungelenk von einer Corona-Welle zur nächsten medial surfen, hier wird es nichts zu verzeihen geben! – Dr. med. Christian Deindl

 

Irgendwann hat irgendwer diesen künstlichen Inzidenzwert eingeführt, der eine Gebrauchsanleitung zur Bewältigung dieser Pandemie sein soll. Seitdem bestimmt dieser statistische „Irrwert“ unser Leben, und schreibt uns vor, wie wir zu leben haben. Für die Politik ist dieser Inzidenzwert das A und O ihrer Pandemie-Verwaltungspolitik, ein Credo an das scheinbar alle Volksvertreter, das RKI und mittlerweilen auch ein Großteil der Bevölkerung glauben, ohne zu wissen was diese Zahlenspielerein uns überhaupt aussagen sollen.

Dazu hören wir täglich die Zahl der infizierten Menschen, erfahren jedoch nichts darüber, wer von diesen Menschen wirklich ernsthaft, das heißt für mich, intensiv behandelt werden muss. Diese Intensivbetten sollen vollbelegt sein, aber mit welchen Patienten? Bestimmt gibt es auch noch andere Pati-enten dort, die nicht an Covid-19 laborieren! Diese Werte sind wiederum die Grundlage der Teillockdowns in Bayern, und des Volllockdowns, den unser bayerische Ministerpräsident mit aller Gewalt heraufbeschwören will.

Und was kommt nach diesem Volllockdown? Genau, die „Impfpflicht“ für den ungeimpften Rest der Bevölkerung. Diese Impfstoffe, die für ihre Wirk-samkeit hochgejubelt worden sind, die halten rein nichts davon, beste Beweise sind die vielen und massiven Impfdurchbrüche! Ich halte nichts von diesen statistischen Werten, und außer-dem kenne ich keine Frau, die jemals „1,53 Kindern im Durchschnitt“ zur Welt gebracht haben soll! – Klaus P. Jaworek

 


Leserbriefe zu „Vielleicht einfach mal über Minijobs reden?“ von Sophie Passmann

 

Unterschiedliche Meinungen können wir uns endlos um die Ohren schlagen. Ein Streit ohne Benennung von nachprüfbaren Tatsachen ist aus meiner Sicht Selbstbeschäftigung und keine Debatte. Der von Ihnen kritisierte Florian Eichel hat seine Wahrnehmung der Wirklichkeit dargestellt. Sie beziehen die vom Autor festgestellte Erscheinung auf alle Mitbürger der jüngeren Generationen und auf sich persönlich. Ihnen wird wohl niemand in Abrede stellen wollen, dass sie wissen, dass eine charakteristisches Merkmal einer Gruppe niemals jeden Einzelnen, sondern einen Teil der Gruppe („Generation“) betrifft.

Das Bestreben, das Bewusstsein der Menschen oder bestehende Zustände durch [provozierende, revolutionäre, künstlerische] Aktionen zu verändern ist m. E. für jedermann sichtbar. Dieses Bestreben ist oft durch Verachtung der Wirklichkeit und der eigenen Identität gekennzeichnet. Durch diesen Aktionismus geht dann den Blick für die Komplexität von Problemen verloren. Sie werden einseitig betrachtet.

Statt nachprüfbare Argumente gegen von Ihnen nicht erkennbaren Selbsthass zu benennen, betrachten sie den Beitrag des Autors als „Abrechnung“. Diese erscheinen in „rührend“ regelmäßigen Abständen „meistens von Männern“. Woher kommt die „genfrationelle“ Erzählung, man müsse dringend die Welt verändern?

Die Welt hat sich in ihrer Geschichte stetig verändert. Das wird sie weiterhin erleben. Wir sollten uns stets bewusst sein, dass immer auch eine andere Betrachtungsweise möglich ist (Richard Jeffries: Never, never rest contented with any circle of perspectives, but always be certain thata wider one is still possible.“) . Dieser sollte nicht ohne sachliche, nachprüfbare Argumente widersprochen werden. – R. Renaux

 

Fabelhaft! Auch wenn ich den Artikel, auf den sich Frau Passmann bezieht, nicht gelesen habe, ihre Antwort ist grandios. Ich habe instinktiv nach dem „gefällt mir“ – Button gesucht. Und das, obwohl ich nicht mal ein Millennial bin, sondern Jahrgang 1963. Und die Probleme, die Herr Eichel als Vehikel für angebliche modische Larmoyanz sieht, bedrücken mich genauso – ich halte das aber nicht für eine Attitüde. – Marcel Wagner

 

Und da hatte ich mir bei der Lektüre von Florian Eichels „Generation Selbstekel“ (ZEIT Nr. 47) schon ernsthafte Sorgen gemacht um die seelische Verfassung der angeblich von Selbst-, Welt- und Menschenekel zernagten „Millenials“! Ein Glück, dass die fabelhafte, toughe und imponierend geerdete Sophie Passmann meinen Glauben an die politisch engagierten und tatkräftig zupackenden jungen Leute wiederherstellt, die so leidenschaftlich um die Bewohnbarkeit unseres Planeten kämpfen. – Ludwig Engstler-Barocco

 


Leserbriefe zu „‚Wir hüten einen Schatz'“. Gespräch mit Petra Zimmermann und Michael Kösling geführt von Evelyn Finger

 

Die N° 48 glänzt vorne mit dem Betreff und hinten (auf Seite 70) mit einem flotten Interview, alles ungereimt. Wo wir schon wieder stramm kirchlich-traditionell auf die Weihnachts-Baum-Zeit zu-marschieren (anstatt Weihnachten ganzjährig zu würdigen), ist es angemessen, das nachfolgende Gedicht zu bedenken. Regen für Trockengebiete/Grundsätzlich ist die Welt zu bessern,/indem wir r i c h t i g sie bewässern. /Das tut der ganzen Schöpfung gut,/macht über-flüssig Flüchtlingsflut.

WEIHNACHTEN/(Freeware)//Weihnachten, das Fest der Feste,/ist unsre schönste Offenbarung./Wir alle sind die Festtagsgäste,/und das Christkind dient als Nahrung.//Du wirst dadurch kein Menschen-fresser,/das zu sagen wäre Hohn,/die Wirkung ist unendlich besser,/schließlich ist es Gottes Sohn.//Er hat den Leib für uns gegeben,/obendrein auch noch sein Blut,/damit am Ende unser Le-ben,/wird trotz Vielfach-Terror gut.//Wer übt Terror gegen wen?/Was hat sich wer dabei ge-dacht?/Es geht doch immer gegen den,/der aus NICHTS die Schöpfung macht!

//Weihnachten macht damit Schluss./Das LICHT DER WELT klärt end-lich auf,/dass erst der Freude Überfluss/bringt LEBEN in den Lebenslauf.//WEIHNACHTEN, echt ernst genommen,/lässt jeden Terror restlos sühnen,/und uns ins Paradies entkommen,/wenn endlich Wüsten wieder grünen.//Den Frieden Gottes brauchen wir,/er ist unser aller Trost,/ihn brauchen wir wie Elixier,/und wie die Wüste braucht Kom-post.//Der Terror und der Wüstensand,/sie haben eins gemein:/beide brauchen mehr Verstand,/um nicht so wüst zu sein.//Und Leben selbst, wie bloß besiegt es/die Allgewalt von toter Welt?/Daran – und nur daran ! – liegt es,/dass es der Herr am Leben hält.// J. Friedrich – Jürgen Friedrich

 

Der Berliner Dom sei die wichtigste Kirche der Republik. Ist das ein Scherz oder wie ist das gemeint? „Wichtiger“ als Aachen, Altötting, Bamberg, Köln, Trier, Speyer, Ulm um einige „wichtigere Kirchen“ zu nennen. Tut mir leid, aber ich habe selten so eine sinnlose Zeile in der DIE ZEIT gelesen. 6, setzen! – Stefan Filippi

 


Leserbriefe zu „Wir ziehen das durch“ von Simon Langemann

 

Heute Morgen habe ich die Printausgabe Nr 48 durchgeblättert und der Artikel „Wir ziehen das durch“ erhielt ,beim Morgenkaffee, meine volle Aufmerksamkeit. Allerdings bin ich danach etwas ins Grübeln gekommen. In dem Artikel heißt es zu den Holländischen Cannabis Züchtern ich zitiere „Es ist festgeschrieben, wie viel Cannabis jeder Züchter jährlich liefern muß:6500 Tonnen “ Wenn die Familie Meiljers, in ihrer geplanten Halle 95 m x 48 m = 4560 m², in der Lage ist diese Menge jährlich zu produzieren dann können Kanadische Unternehmen wie Aurora einpacken.

Zum Vergleich:. die Produktionsstätte Aurora Sky mit 74.000 m² produziert 100 Tonnen Cannabis jährlich. Man muss dann sich auch Sorgen um den geistigen Zustand unserer Holländischen Nachbarn machen. Bei der Menge von 6.500 Tonnen Cannabis entspricht das, bei 17.474.693 Einwohnern, 372 g Cannabis je Einwohner pro Jahr. Und das nur von einem Hersteller. Ich möchte Frau Langemann nicht unterstellen, dass Sie schon Probe geraucht hat. Aber die genannte Menge in Ihrem Artikel scheint mir etwas abwegig. – Thoma Gothe 

 

Ups, ist Cannabis denn schon legal? Es scheint fast so, als hätte der DHV (Deutscher Hanf Verband) dieses Ereignis irgendwie verschlafen. Naja, Kiffen soll ja langsam machen. Blickt man auf dessen Internetseite scheint es, dass der Verband noch mitten im Legalisierungskampf „mütet“. Dabei vergisst er, was jetzt am wichtigsten ist: Bei einer sinnvollen und überlegten Umsetzung mitzugestalten, um es nicht zu ähnlichen Zuständen wie den Niederlanden verkommen zu lassen. Hoffentlich verschläft er das nicht, der Schwarzmarkt ist bestimmt schon hellwach. – Alexander Sessler

 


Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Die Töchter sollen also ein Startup gründen und „entwickeln einen Impfstoff gegen die Dummheit von Impfgegnern“… Ich glaube damit ist schon alles gesagt (so sie um mit Vera F. Birkenbihl zu sprechen) sollten sie ein Hirnbenutzer und nicht nur ein Hirnträger sein. P.S. ich würde mir wirklich wünschen, dass in der ZEIT die Hetze aufhört. Und noch mehr freue ich mich wenn Sie und Ihre Töchter von möglichen Impfschäden verschont bleiben. Das meine ich ernst! – Stefan Berner

 

Sie sprechen von einem „Schatz erfolgreicher Kommunen“. Sie vergessen jedoch, dass es nicht die erfolgreiche Mainzer Kommune war, die Biontech zum Erfolg verhalf, sondern die Milliarden von Steuergeldern des Bundes! Mit dem Begriff „Dummheit von Impfstoffgegnern“ singen Sie im großen Chor brav das Lied der Regierung. Es werden derzeit so viele politische Nebelkerzen geworfen, dass es wahrlich schwer ist, die Übersicht zu bewahren! Kann es nicht sein, dass die Verantwortlichen dringend einen Buhmann für die derzeitige Krise brauchen und diesen in den „dummen Impfstoffgegnern“ gefunden haben? Es klingt so plausibel sie dafür zu halten. Bei näherer Betrachtungsweise tun sich jedoch große Ungereimtheiten auf.

Es scheint mehr auf das Verhalten der Menschen anzukommen, wie stark sich ein Virus ausbreitet. Die Impfquote ist eher Folge des Verhaltens, aber weniger die Ursache für die hohen Infektionszahlen. Zwei Drittel der Bevölkerung dürfen machen, was sie wollen, weil sie geimpft oder genesen sind. Das ist der wesentliche Unterschied zum Zeitpunkt vor einem Jahr! Und jetzt haben wir schlimmere Zahlen, obwohl vor einem Jahr gar keiner geimpft war. Vielleicht sind diejenigen, die man jetzt als Täter verunglimpft, gar nicht Täter, sondern Opfer? Haben Sie schon mal darüber nachgedacht? – Dr. med. Martin Krivacek

 


Leserbriefe zu „Gezielte Kampagnen“ von Vojin Saša Vukadinović

 

Nathalia Leticia Barbosa da Fonseca („Bia“), 26, ermordet am 03.10.20 in Brasilien; Gretell Ceballos Ramírez, 35, ermordet am 03.10.20 in Mexico; Felycya Harris, 33, ermordet am 03.10.20 in den USA; Michelle Ramos Alarcón („Brenda“), 26, ermordet am 04.10.20 in Kolumbien; Antonella R.G, ermordet am 04.10.20 in Equador; Erick Deseano, 36, ermordet am 04.10.20 in Mexico; Marcos, 17, ermordet am 04.10.20. in Mexico; Paolla Bueno, 17, er-mordet am 05.10.21. in Brasilien; Adrianinha Paris, 42, ermordet am 07.10.20. in Brasili-en; Brooklyn DeShauna Smith, 20, ermordet am 07.10.20. in den USA;

N.N., 25, ermordet am 08.10.20 in Mexico [….] Prachi, 29, ermordet am 28.07.21 in Indien; [….] Kadir Murat Sözübir, 42, ermordet am 05.09.21 in der Türkei; [….] Ivanna Angeline Macedo, 28, ermordet am 18.09.21 in Frankreich; [….] Ella, 40, öffentlicher Suizid am 14.09.2021 in Berlin; […] Kiér Laprí Kartier, 21, ermordet am 30.09.21 in den USA. Herr Vukadinovic, Sie sprechen von physischer und verbaler Gewalt an „linke[n], autoritätskritische[n] Akademikerinnen“, die sich nicht mehr ohne Personenschutz in ihre eigenen Vorlesungen trauen und kritisieren dies zu Recht.

Sie fragen aber nicht danach, woher dieser Hass kommt. Sie sind das Resultat von jahrzehntelangen Übergriffen, Bevormundung und Pathologisierung, ausgeführt von einer Mehrheitsgesellschaft, die sich aufgrund einer vermeintlich eindeuti-gen biologistischen Agenda dazu im Recht fühlt. Im Zeitraum Oktober 2020-September 2021 wurden weltweit 375 Morde an Transpersonen erfasst, das ist pro Tag mehr als ein Mensch – und das sind nur die offiziellen Daten (siehe Anhang). Es gibt keine Statistik, wie viele Anfeindungen, Mobbingattacken, Drohungen und Ausführungen von verbaler und physischer Gewalt ohne Todesfolge queere und trans Personen tagtäglich in ihrem Alltag ausgesetzt sind.

Einen kleinen Eindruck gewinnt mensch, wenn die autobiographischen Zeugnisse von queeren und trans Personen herangezogen werden, etwa von Linus Giese, Felicia Ewert, Kate Bornstein, Jayrome Robinet oder George M. John-son. Verstehen Sie mich nicht falsch: Gewalt ist niemals adäquates Mittel um auf Gewalt zu reagieren. Aber Ihre Strategie, die einen Opfer („linke, autoritätskritische Akademikerinnen“) gegen die anderen Opfer (transaktivistische, progressive und diverse Personen) gegeneinan-der auszuspielen und so noch Öl in die Debatte zu gießen, anstatt wirklich konstruktiv nach den Mechanismen dahinter zu fragen, auch nicht. Schade. – Jasmin Mannschatz

 

Auch als älterer Akademiker darf man sich in der heutigen Zeit wohlfühlen, wenn man die öffentliche Beschäftigung mit randlagigsten gesellschaftlichen Phänomenen wahrnimmt. Mit den Institutionalisierungen dieser Phänomene als Beschäftigungsprogramme für gesellschaftlich ansonsten wenig verwertbaren Bildungsabschlüssen verringert man deren jahrzehntelange Nutzung im Taxigewerbe. Dieser zweifelhafte Erfindungsreichtum generiert nun zu einem weiteren dramatischeren Anspruch, sich politisch zu betätigen. Deshalb ist angesichts dieser gesellschaftlichen Mutationen alt zu sein, perspektivreich. – Jürgen Dressler

 


Leserbriefe zur Infografik „Zug um Zug um die Welt“ von Anne Gerdes (Infografik) und Ulrich Stock (Recherche)

 

Was für ein hervorragende und schöne Schach Infographikauf Seite 56 von Die Zeit No. 48! Kleine Unvolkommenheit: In der Fahne bei Max Euwe sind leider die Farben verwechselt. Keine Ursache. – Willum Morsch

 

Erlauben Sie mir bitte eine Anmerkung zu der Darstellung „Zug um Zug um die Welt“: Einerseits differenzieren Sie – historisch und geographisch korrekt- zwischen der Sowjetunion und Russland und symbolisieren die Nationalitäten durch die jeweiligen Flaggen, bei Herrn Lasker jedoch erscheint eine republikanische Deutschlandflagge statt der Farben des Kaiserreiches, also quasi ein Reichsbürger andersherum. Das darf einer Zeitung, die Wert auf korrekte politische Information nicht passieren, Sie bilden ja auch nicht einen antiken römischen Imperator mit einer italienischen Flagge ab! – H. U.Wagner

 


Leserbriefe zu „Regeln gegen das Roden“ von Marcus Rohwetter

 

Dass Sie als Wirtschaftsjournalist „Die blühenden Landschaften Ostdeutschlands“ als ökonomische Luftnummern bezeichnen irritiert mich sehr. Ich unterstelle Ihnen nicht, dass die Entwicklungen in den neuen Bundesländern an Ihnen vorbei gelaufen sind. Dann trotzdem eine solche Aussage zu Treffen ist bösartig. Ich bin als Westfale seit dem Herbst 1990 in Thüringen wirtschaftlich tätig und habe schon in den Jahren 1972, 1974 und 1984 Leipzig, Weimar und Eisenach besucht, Dörfer und LPG`en gesehen.

Allein der komplette Aus- und Neubau der Infrastruktur( Krankenhäuser, Schiene, Straßen, Brücken, Telefon, Kanalisation, Gasnetz), die Bausubstanz, egal ob Staat oder Privat, die Rettung der zahlreichen Kulturdenkmäler, Fabrikneubauten usw. Die Haushaltseinkünfte der Rentner/innen sind höher als in Westdeutschland. Natürlich weiß ich, dass Millionen Ostdeutsche Mitbürger/innen große finanzielle und persönliche Opfer in den neunziger und nuller Jahren ertragen haben und den Aus-spruch von Helmut Kohl nicht erfüllt sahen. Die Wirklichkeit im Jahre 2021 bestätigt die Kohlsche Vision und sollte im seriösem Journalismus akzeptiert werden. – Hubertus Fehring

 

Ich stimme Ihnen nur teilweise zu. Sie erwähnen zwar den manfred Krug als Werbevehikel, aber nirgendwo steht der Name Ron Sommer, dem chef des ganzen. Der hat ja dann noch von schröder eine gewaltige abfindung erhalten, auch darüber hört man fast nie etwas. Man hört auch nichts über den Aufsichtsrat, der ja Kontrolle ausüben soll, aber dies nur selten tut.

Daran sind auch die deutschen Medien schuld, allerdings auch noch etwas der Respekt der Michel vor einer Hierarchie , die eher eine leere Hülle ist . Der Titel allein verspricht jedoch etwas was selten gehalten wird, und man ist viel zu gutgläubig, anstatt Immer etwas mit einem skeptischen Caveat Emptor zu betrachten. Irgendwie hat sich hierzulande nie ein erfahrener Wirtschaftsjournalismus entwickelt. Meine Meinung !!!!

Was die Medien anbetrifft, möchte ich noch darauf hinweisen, dass der Stefan Baron der letzte Unterstützer von Ackermann war. Er hat bei der Bank die PR-Fäden gezogen, und die Bundesregierung war viel zu schwach um dies zu durchschauen. Man hat sich durchgewurschtelt, und hat es auch versäumt Anklage zu erheben, auch gegen Ackermann, Jain, aber auch gegen die John Paulsons dieser Welt, ja gegen die amerikanische Finanzindustrie, die ja mit vielen zwielichtigen Typen besetzt war,, wie Blankfein, Fuld etc.. Der eine hat ja vor dem Kongress behauptet, dass man das Werk Gottes tue.

Was man auch nicht hörte, ist, dass diese ja in erster Linie von der Immobilienindustrie ausgelöst wurde, erst dann von den deren normalen Banken, und dann erst von den Betrügern, die wertlose asset-backed securities auch über deutsche Banken verkauft haben. Dies war nur möglich, weil die Wirtschaftsprüfer auch durch die Bank versagt haben. Auch die Rating Agencies. Aber die hat man alle in Ruhe gelassen. Stellen Sie sich einmal vor, was passiert wäre, wenn es sich hier um deutsche Unternehmen gehandelt hätte.

Aus meiner Sicht ist die ganze Misere auch auf den Niedergang der Deutschland AG zurückzuführen. Warum gehen Sie nicht einmal zurück und verfolgen die Geschichte der DAX- Unternehmen von 1990. Erst dann können Sie begreifen, was hier alles passiert ist, auch z.B. die damaligen Lichtgestalten wie Schremp, Cromme, Schulz, etc. etc.. . Die vielen riesigen Fehlinvestitionen in Chrysler, Mitsubishi etc… Wenn ich Geschichte erwähne, dann muss man immer auch die Besetzung des AR im Augen behalten.

DA waren ja schon immer eher Jasager, Kontrolleure am Ruder. Wurde da jemals jemand zur Verantwortung gezogen ? Das erinnert mich an den „amtseid der Politiker „. Da wird auch keiner belangt, nicht wahr ? Ja, man verteilt noch Bundesverdienstorden an viele Versager. So, jetzt höre ich lieber auf. Allerdings möchte ich noch erwähnen, dass es auf diesem Gebiet viel mehr zu tun gibt, als in den Geisteswissenschaften. Aber da fehlt jegliche Dynamik bei allen Medien , wie mir scheint. – R. Klotzbucher

 


 

 

Leserbrief zu „‚… dann hilft dir Gott'“ von Thomas Fischermann

 

Was soll das? Wieso haben Sie zu Ihrem Bericht über die Gefahren von Überflutungen wegen des fortschreitenden Klimawandels dieses Foto ausgewählt? Natürlich um beim oberflächlich blätternden Leser die Assoziation zu wecken, dass ein Mensch ein Pferd mit schreckgeweiteten Augen versucht, aus den Fluten und vor dem Tod durch Ertrinken zu retten. Erst wenn man das Kleingedruckte liest, erfährt man, dass das Pferd lediglich einfach und banal gebadet wird. Das ist doch lächerlich! – Manfred Marggraf

 


 

 

Leserbrief zu „Legendäres Chaos“ von Anne Kunze und Ingo Malcher

 

Gerade habe ich Ihren Beitrag zum Maskenchaos gelesen, in diesem Zshg. hat H. Spahn durch überteuerte Einkäufe von Masken bei den Apotheken bereits ca. 2 Mrd. Euro Steuergelder verschleudert. Ich habe in meinem Freundeskreis diverse Lehrer die mir von einer ähnlichen Lage berichten. Zumindestens in Köln und Umgebung müssen z.B. die Schulen COVID Tests der Siemens AG beziehen die mit ca. 5,00 Euro/Stück berechnet werden. Wie wir alles wissen kann ich als Privatmensch im Supermarkt Antigen Selbsttests für derzeit ca. 2,00 Euro/Stück kaufen. www.idealo.de/preisvergleich/OffersOfProduct/201135144_-clinitest-rapid-covid-19-self-test-siemens-healthcare.html

Für Behörden mit entsprechenden Volumina dürfte der Preis für Tests, z.B. des chinesischen Anbieters Boson Biotech, bei 0,50 – 1,00 Euro/Stück liegen. Die Einrichtungen müssen also zwangsweise das 5-10fache zahlen damit die Siemens AG sich auf Kosten des Steuerzahlers die Taschen füllen kann. Geld das den Schulen dann an anderen Stellen fehlt. Wenn ich überlege wie viele Tests täglich in Kindergärten, Schulen und Behörden durchgeführt werden dürfte der Schaden hier auch in die Milliarden gehen, vielleicht mal eine Recherche wert. Bin gespannt bei welchem Pharmaunternehmen H. Spahn nach Ende seiner politischen Laufbahn (bald?) als Experte aufpoppt. – Robert Wehowsky 

 


 

 

Leserbrief zu „Googles größte Nervensäge“ von Simon Langemann und Ann-Kathrin Nezik

 

In ihrem Artikel „Googles größte Nervensäge“ schreiben Sie in der Mitte unter der Unterüberschrift „Die Verlage“, wie Sie es mit dem Datensammeln zu Werbezwecken im Gegensatz zu Google halten. Sie weißen darauf hin, dass Sie die Einwilligung der Leser einholen, bevor Sie Cookies zur personenbezogenen Werbung setzen. Als Alternative bieten Sie ZEIT Pur an. Was hierbei scheinbar irrelevant erscheint ist, dass diese bei Verlagen weit verbreitet Methode „Daten oder Geld“ rechtswidrig ist, da sie keine freie Entscheidung bietet. Ihre Rechtsabteilung ist sich dessen sicher bewusst, wenn sie nicht sogar ein entsprechende rechtliche Schreiben erhalten hat.

Datenschutz wird nicht nur von großen Firmen missachtet. Es ist viel mehr die grundsätzliche Einstellung so viele Daten wie möglich aus einem Kunden zu herauspressen, die der Werbeindustrie solch ein negatives Image beschert. Werbung ist schließlich in erster Linie auch ohne Datensammeln möglich. – Jonas Veit

 


 

 

Leserbrief zu „Sind Negativzinsen jetzt verboten?“ von Katharina Koerth und Lisa Nienhaus

 

Banken und Sparkassen verwahren Gelder ihrer Sparer nicht. Sie verleihen es gegen Zinsen. Und leihen sich selbst noch Gelder dazu von der Bundesbank, oder sonstwo. Wozu werde ich das als Privatkunde ohne jede Vorrechnung der echten Ausgaben Negativzinsen von meiner Bank mit einer aus der L6ft gegriffenen Gebühr überzogen? – Kathrin Schwedler

 


 

 

Leserbrief zu „Ich will in die Fabrik“ von Claas Tatje

 

Auch bei Volkswagen beobachte ich Unzufriedenheit mit der Vorgehensweise der IG Metall. Für die Betriebsratswahl 2022 haben einige Betriebsratsmitglieder eigene Listen aufgestellt. Bemerkenswert ist hierbei, dass diese bei der letzten Wahl noch auf der gemeinsamen Liste der IG Metall kandidiert haben. Den Widerstand gegen Herbert Diess scheinen auch nicht alle Betriebsratsmitglieder zu teilen. – Horst Blüm

 


 

 

Leserbrief zu „NACHRUF. Ein Volkskünstler“ von Volker Weidermann

 

Die 90iger Jahre waren keinen Pappenstiel für mich, da gab es viele traurige Schicksalsschlä-ge, nicht nur in meiner Familie. Vor 30 Jahren starb auch Freddie Mercury, einer der größten „Rock´n Roll-Mimen“, der Sänger der Band Queen. Mein Lieblingssong von Queen ist „`39“, vom Gitarristen Brian May geschrieben, der im Jahre 1975 auf der LP „A night at the opera“ zu finden ist. Später wurde mir die Musik von Queen zu bombastisch und zu mainstreaming! Nun ist Volker Lechtenbrink gestorben, ein großartiger Schauspieler und Sänger, wenn auch kein Rocksänger, wie dieser Freddie Mercury. Volker Lechtenbrinkwurde strak von der Country-Musik beeinflusst.

Er erzählte in seinen Liedern vieles aus seinem Le-ben, eben seine Dichtung und Wahrheit der Dinge; viele seiner Liedtexte hat er selbst ver-fasst. Auch Volker Lechtenbrink hinterlässt eine große Lücke, aber der Tod gehört nun mal zum Leben, und diesem Gevatter wird keiner entkommen. Wie singt da Volker Lechtenbrink in seinem Song „Leben so wie ich es mag“, erschienen 1980 auf der gleichnamigen LP: „Und ich liebe manche Kämpfe, lieber Kampf als all die Krämpfe, davon kriegt man ein Geschwür. Und ich hasse Leisetreter und die Obrigkeitsanbeter, sie können alle was dafür.“ – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Ist Sex nur Sex?“ von Marlen Hobrack

 

„Sie sagte sich: Mit ihm schlafen, ja – aber nur keine Intimität!“ (Karl Kraus, 1874-1936, österreichischer Schriftsteller, Publizist, Satiriker, Lyriker & Dramatiker) Die Frau soll immer sexbereit sein und nur vor Erotik und Geilheit sprühen, ganz nach Mannesfantasie, aber gleichzeitig soll sie auch das Heimchen am Herd spielen, kurzum, die Frau soll immer bereit sein, wenn der Ruf des Mannes ertönt! „Manche Männer sehen den Liebesakt so, viel Gewicht auf eine gute Figur legen.“ (Gerhard Uhlenbruck, *1929, deutscher Arzt & Aphoristiker) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zum Wissen-Zitat „Wir haben doch Fransen am Bart vom Erklären!“ von Frank Ulrich Montgomery

 

Jetzt fordert der Vorsitzende des Weltärztebundes Frank Ulrich Montgomery (*1952) auch noch eine Befristung des Impfstatus. Nach seiner Rede, muss jede Impfung ein Verfallsdatum bekommen, das sagte der Mediziner den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online Sonntag, Print Montag am 28.11.2021). Wenn die Impfung länger zurückliege, so falle der Geimpfte dann automatisch wieder zurück in den Status des Ungeimpften. Ein geboosteter Mensch, der gilt dann wieder als voll geimpft.

Das heißt dann im Klartest, der Nadel wird in Zukunft keiner mehr entkommen können, denn ohne einen Impfstatus dürfte nichts mehr gehen, aber rein gar nicht mehr. Das große Ziel ist damit erreicht, die impfstoffherstellende Pharmaindustrie hat ausgesorgt, die Aktionenkurse krachen durch die Decken, und die Viren werden bleiben, wo sollen sie denn sonst auch hin entschwinden! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „WIE ES WIRKLICH IST … eine Brücke zu sprengen“ aufgezeichnet von Serafin Reiber

 

Ein unnötiger Beitrag. Man sehe sich den Film an, „Wem die Stunde schlägt“, dann weiss man es. Auch am River Kwai ging es um die Demontage einer Brücke. Sonst gibt es Brücken beim Zahnarzt. Aber der behandelt anders. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Germany, mach dich größer!“ von David Beasley et al.

 

Frau Maunganidze scheint ein Modell vorzuschweben, in dem Afrikaner nach Deutschland kommen, dort Geld erwirtschaften und dieses nach Afrika zurückschicken („die ökonomisch so wichtigen Rücküberweisungen“). Sie übersieht dabei, dass die dafür notwendige Bildungsmigration den eigenständigen Wohlstand torpediert und den Status von Afrika als Almosenempfänger stabilisiert. Wer Afrika in Zukunft auf Augenhöhe mit Europa sehen will (sic!), der sollte auf faire Handelsbedingungen pochen und dafür sorgen, dass die Gelder korrupter afrikanischer Machthaber nicht mehr in Europa verwaltet werden. Zudem sollten Bildungs- und Berufsperspektiven vor Ort gefördert werden. Wie wär´s z.B. mit je einer EU-Universität in Lagos, Johannesburg, Nairobi und Kairo? – Dr. Christian Voll

 


 

 

Leserbrief zu „Und dann liegt da im Ausschuss plötzlich ein Baby auf dem Tisch“ von Johannes Gernert und Dorothée Stöbener

 

Vielen Dank für diesen Bericht. Er macht Mut. Ich hoffe, dass es jungen Eltern mittler-weile nicht mehr so ergeht wie uns vor 30 Jahren:Meine Tochter war gut 4 Monate alt, ich hatte 10 Monate „Erziehungsurlaub“ und stillte sie voll. Von meinem Arbeitgeber (internationaler Lebensmittelkonzern mit Babyfood-Sparte) erhielt ich eine Einladung zur Weihnachtsfeier. Mit meiner Ankündigung, dass ich meine Tochter mitbringe, muss ich wohl einen mittleren Staatsakt ausgelöst haben. Jedenfalls rief mich wenige Stunden vor der Veranstaltung die Sekretärin des Geschäftsführers an und erklärte mir, dass ich mit Kind nicht kommen könne.

Das war dann auch das Ende meiner Karriere in diesem Konzern. Meine Personalakte enthielt seitdem wohl einen Warnhinweis. Nach dem Ende des Erziehungsurlaubs war mein Arbeitgeber nicht in der Lage, mir eine angemessene Tätigkeit in Teilzeit anzubieten. Mein Mann nahm 8 Monate „Erzie-hungsurlaub“ für unsere Tochter und erhielt dafür von seinem Arbeitgeber (internationaler Technikkonzern) einen Beförderungsstopp. Viele seiner Kollegen waren sauer auf ihn, weil sie befürchteten, dass ihre Ehefrauen nun auch eine Vater-Beteiligung an der Kinderarbeit erwarten könnten. Wir bekamen noch ein zweites Kind, allen schlechten Erfahrungen mit unseren Arbeitgebern zum Trotz. – Gabriele Blechschmidt

 


Leserbriefe zu „Hallo, Angst“ von Lisa McMinn im ZEIT Magazin

 

Angst ist oft Mittel um Volk leichter zu regieren. Corona und keine Revolution hat nun Regierende in Angst versetzt. Das Paradoxe ist, plötzlich ertönen Worte wie Verantwortung, Solidarität, Gemeinschaft, Gesellschaft sogar Impfpflicht, was kürzlich nur Diktaturen angehörig galt. Es sind die eignen weltfremden Dogmen von einer individuellen Freiheit des einzelnen ohne Zusammenhang zur Gesellschaft in der jeder lebt. Dazu kommt Gesundheitspolitik, die seit Jahren rigoros dem Profit untergeordnet wird, Einsparungen an Personal, Ausbildung und Abbau von Kapaizitäten das Dilemma offenbaren.

Schließlich Pandemie-management der Regierenden unter Einfluß unterschiedlichster Interessenvertreter, der Macht und Einfluß großer Konzerne, was die zahllosen Unstimmigkeiten, Pleiten, Pech und Pannen bis zu kriminellen Geschäftemachern erklärt. Wenn Menschen von Freiheits- Interessen,Unsicherheiten auf die Straßen getrieben sind, wer muss sich wundern? Was Jahrzehnte in die Köpfe als Willensfreiheit gepflanzt wurde, das jeder ist sich selbst der Nächste lebend genährt hat, der kann nicht gesellschaftliches Zusammenstehen wie notwendig erwarten. Menschen rufen nach Freiheit und Persönlichkeitsrechten, nicht anders wie es 1989 erklang. Es sind Menschen heute wie einst, oft auch nur etwas ergraut.

Heute wie einst kein anderer Freiheits-ruf, keine einst edlere und heute schlechtere Freiheitsvorstellung. Nicht heute Schurken und Chaoten, einst nur Helden. Es hätte nie des Begriffes Impfpflicht bedurft, wenn der Bevölkerung klare, gültige, verläßliche Aufklärung und Verhalten ohne allem Showgetue, ohne Dauerrunden der Wichtigtuer, ohne Zerreden und täglicher Verunsicherung geboten würde. Wo privat vor Staat geht, wo Markt alles richtet dort lauert überall und mit allem das Geschäft vor dem Menschenrecht. Wer sich darum mogelt wird noch einiges mit dem Virus erleben. – Roland Winkler

 

Sie haben einen sehr gefühlvollen Artikel geschrieben, den ich gut nachempfinden kann. Jedoch nicht, weil ich die gleiche Entwicklung erlebt habe, sondern weil die Spirits mich auf einer schamanischen Reise in eine solche Attacke geschickt haben. Damals war eine Frau bei mir, die Hilfe brauchte. Ich bekam die Gelegenheit, ihren Zustand nachzuempfinden.

Sie schreiben: Wir tun uns schwer damit, die Psyche selbst als Teil des Körpers zu verstehen, solange sie unverortbar bleibt, solange sie das Unerklärliche, das Unfassbare in uns ist. In meiner Sicht auf das Leben nenne ich das ‚Seele‘, was für Sie das Unfassbare ist. Und es ist nicht im Körper. Das ergäbe gar keinen Sinn, wenn etwas Unendliches und Unfassbares in einem endlichen Körper untergebracht werden sollte. Mein Bild dazu ist ein Fluss der Gefühle, der an einem Stein einen Strudel bildet. Ohne den Körper wäre er nicht da. Der Körper ist die Möglichkeit der Seele, sich zu äußern.

Ich habe nicht die Absicht, Sie zu überzeugen, zu belehren oder gar zu therapieren. In den letzten Wochen habe ich von den Spirits eine Geschichte bekommen. Ich schreibe das auf, obwohl ich fast nie weiß, warum die Spirits Geschichten mit mir teilen. Wir sind zu klein und zu unbedeutend, um den Sinn im Voraus zu verstehen. Aber er kommt immer. Ich vertraue den Spirits mehr als mir selbst. Deshalb teile ich jetzt die Geschichte mit Ihnen. Gefühle sind jenseits von Zeit und Raum. Mit Geschichten gebe ich den Gefühlen eine Gelegenheit zu erscheinen – wie ein Strudel. Ich sende Ihnen Liebe und Vertrauen.

Anhang: Loslassen. Es kam und es war da. Ohne Überraschung, leise und mit unerträglicher Gewalt. In ihren Gedärmen klammerte es sich fest und zog sie zu einem Klumpen zusammen. Sie versuchte sich Hoffnung einzureden: ‚Vielleicht bleibt es ja dort und ich schaffe es bis nach draußen.‘ Zur Antwort schrie das Gefühl sich durch den Bauch bis zum Herzen: ‚Ich bin schon hier und werde das Herz anhalten.‘ Das ist das Ende der Zwiegespräche, es wird keine Antwort mehr geben.

Ihr bleibt noch eine Bitte: ‚Lass mich hier raus.‘ Das Herz pocht bis zum Hals. Die Schlagadern pumpen Blut gegen die steinerne Wand der Angst. Sie wird die Kontrolle verlieren, wenn sie jetzt loslässt. Sie wird umfallen und andere Menschen werden sie liegenlassen und über sie steigen. Alles kann passieren, wenn sie jetzt den Halt verliert. Die Welt steht still wie ein Bild.In dem Bild sieht sie sich vor der Kasse im Supermarkt in der Reihe. Vor ihr sind noch drei Kunden, hinter ihr viele Menschen. Sie hat den Einkaufswagen vollgeladen und wird ihre Waren bald auf das Laufband legen müssen. Das Band fährt und sie bewegt sich nicht. Die Angst vor der Angst lähmt sie und verwirbelt ihre Gedanken. Soll sie erst die Butter und den Käse drauflegen und dann die Milchflaschen.

Nein, sie wird erst mit den Konserven beginnen und dann die Milchflaschen. Wenn die Milchflasche umfällt und gegen die Konserven schlägt, dann wird die Kassiererin erschrecken. Also legt sie das Brot zwischen Milchflaschen und Konserven. Sie will nicht, dass jemand ihretwegen erschrickt. Niemand soll sie überhaupt bemerken. Nicht so wie sie sich jetzt fühlt, nicht wie sie heute aussieht, nicht wie sie ihr ganzes Leben lang gefühlt hat. Sie wird unsichtbar, wenn sie sich nicht bewegt. Das Bild fällt zusammen und das nächste Bild bringt unlösbare Probleme. Probleme enden in Panik – immer. Vor ihr ist ein Zwischenraum entstanden, zwei Kunden sind durch und die dritte Kundin sucht nach ihrer Scheckkarte. Sie müsste jetzt ihre Waren auf das Band legen.

Sie kann das nicht. Soll sie mit der Milchflasche beginnen? Der Nacken ist steif wie ein Brett. Über das Brett läuft Schweiß entlang der Wirbelsäule und bleibt am Hosenbund hängen. Das sieht niemand, das ist gut. Die Schweißperlen auf der Stirn wird die Kassiererin sehen. Gleich wird sie es sehen und sich angeekelt abwenden. Ihren Schweiß unter den Armen werden die anderen Menschen hinter ihr riechen. Jeder kann Angst riechen. Sie hat so etwas Bitteres.Sie steckt in der Panik. Es gibt keinen Ausweg. Sie kann den Einkaufswagen so nicht stehen lassen, ohne dass alle Menschen fragen, was damit geschehen soll. Jetzt hat sie schon die Schlange aufgehalten. Was soll dann werden?

Sie wird sich unbeliebt machen und die ganze Welt schaut auf ihr Unglück. Sie will sich nur einen Moment irgendwo festhalten, dann wird sie wieder neue Kraft bekommen. An Menschen kann sie sich nicht festhalten, das hat sie noch nie gemacht.Mit starrem Hals wendet sie die Augäpfel nach rechts und links. Niemand wird sehen, dass sie nach Hilfe schaut, nach einem Ausweg, nach einem Halt. Niemand wird argwöhnisch oderLoslassen S. 1 verärgert reagieren. Einzig am Boden unter dem anderen Laufband sitzt ein Wesen, dass ihr zuschaut und sie durchschaut.

Das ist bestimmt nur Einbildung. Links neben ihr ist eine Säule, die sie mit der Hand erreicht. Säulen sind stabil und gut.Das ist ihr vertraut. Seit der Kindheit, ach seit der Geburt, hat sie gelernt, wie gut feste Säulen für das gesamte Leben sind. Sie soll sich an den festen und bekannten Dingen orientieren. Ihre Mutter hat gesagt: „Ordnung ist das halbe Leben.“ Ihr Vater hat das bekräftigt: „Sicher ist sicher.“ Ihr Vater hat sein Leben lang an der Säule gebaut. „Das Leben ist wie eine Säule.“ Das war sein Bekenntnis.Das Fundament der Säule ist ein gutes Haus, es folgen eine strenge Schule und eine ordentliche Ausbildung. „Eigener Herd ist Goldes wert.“

Mutter hat ihr das eingebläut. Vater sagt, was der Lehrer sagt. Der sagt was er gelernt hat. Dann folgen der Beruf und die brave Anpassung an alle Regeln. „Gehorsamkeit ist der Anfang aller Weisheit.“In dem guten Haus hat Ulrike gelernt ‚Mama‘ zu sagen. Dafür wurde sie gelobt. „Ach Gott, die kleine Ulrike, wie süß.“Ulrike war das liebste Kind.Säulen sind gut. Sie geben Halt. Du brauchst sie nicht fragen, weil sie nicht antworten können. Die Lebenssäule ist hart. Sie ist unnachgiebig. Die Lebenssäule passt sich an nichts an. Sie ist starr. Was immer auch geschieht, die Lebenssäule steht sicher. Das Wesen dort unten schaut Ulrike an und fragt mit seinen Augen: „Sicher?“ Warum zweifelt dieses Wesen? Vielleicht ist es gar nicht wirklich.

Das Bild fällt zusammen und in einem neuen Bild stehen Menschen um Ulrike und schauen sie ungläubig und neugierig an. Sie wollen wissen, wie es weitergeht: „Hallo, was ist mit ihnen? Sie da, warum gehen sie nicht weiter? Brauchen sie Hilfe?“Ulrike zittert in der Angst. Die Panik kommt nach der Angst, die Ihre Hände aufweicht. Das Wasser sammelt sich in den Händen und unter den Armen. Das Wasser fließt in Ihrem Mund zusammen. Ulrike beginnt zu schmatzen. Sie muss Wasser lassen, aber kann sich nicht von der Säule lösen. Nein, von den Menschen kann ihr keiner helfen. Vielleicht nur das Wesen unter dem Laufband, das sie liebevoll anschaut. Es hat Ulrikes Augen.

Aus der Tiefe der Erde kommt ein Grollen. Es lässt Ulrike erzittern. Ihre Zähne klappern. Sie ergibt sich der Panik. Es gibt keine Rettung. Das Grollen schüttelt sie durch und löst jeden Widerstand bei Ulrike. Wie ein Sturm kommt die Panik jetzt in Schüben. Sie lässt ihr Wasser laufen und die Augen ins Weiße drehen.Nein, bitte nicht das auch noch. Das Wasser schwemmt die Säule weg. Der Sturm kippt die Säule um. Die Lebenssäule wankt. Ulrike ist doch ganz brav und gehorsam. Wo ist denn nun die Hilfe, die sie braucht?Als die Säule des Lebens, die Struktur ihrer Welt, endgültig in sich zusammengefallen ist, rühren ihre Arme durch die Luft, greifen die Hände ins Leere.

Ulrike sinkt zusammen, ihre Augen stieren in die Höhe zu den Styropor Quadraten an der Decke. Sie liegt auf dem Boden wie eine Gliederpuppe.Ihre Seele trägt Ulrike in eine Höhle am Bauch der Mutter Erde. Stille ist um sie herum. Die Höhle ist warm und Ulrike fühlt sich geborgen. In der Ecke sitzt das Wesen und schaut sie an. Seine Augen sind magisch anziehend. Ulrike kriecht auf Händen und Füssen zu dem Wesen hin.“Du schaust mich immer an mit Deinen Augen, wenn ich verzweifelt bin. Deine Augen haben meinen Blick.“ „Ich schau Dich immer an“, sagt das Wesen, „nicht nur wenn Du verzweifelt bist. Ich schaue Dich dein ganzes Leben schon an.“

Ulrike öffnet sich langsam und Ihre Seele fasst Vertrauen. „Ein ganzes Leben lang? Also mein ganzes Leben lang? Wer bist du, dass du ein ganzes Leben überschauen kannst?““Ich bin Dein Krafttier.““Du bist mein Krafttier?“ fragt Ulrike erstaunt. „Ulrike streichelt das Wesen, das ihr Krafttier ist. Sie schaut ihm in die Augen, in ihre Augen. Sie sucht sich selbst in ihren Augen. „Wer bin ich?“ „Warum bin ich gebrochen und liege hier vor Dir? Hilf mir, ich ertrinke in meiner Angst.““Suche Dich nicht in mir. Das Leben beginnt bei Dir. Du bist die schöne Ulrike. Deine innere Schönheit strahlt.“

„Aber ich kann die Schönheit nicht sehen,“ flüstert Ulrike, „ich bin gebrochen. Ich liege hier am Boden, zitternd vor Angst. Ich will sterben, nimm mich mit.“ „Das ist der falsche Weg,“ erwidert das Krafttier, „dein Weg zur Liebe führt ins Licht. Im Licht erkennst Du Deine Schönheit und Du wirst Dich lieben. Liebe dich und Du wirst geliebt.“ „Ich kann diesen Weg nicht allein gehen. Wirst Du mich begleiten?“ fragt sie das Krafttier. „Ich brauche Dich. Ich habe Dich oft gebraucht, wo warst Du dann?“ „Ich bin immer da, ich bin immer bei Dir, wir sind unzertrennlich.““Ich habe Dich gesehen, als ich voller Angst und Panik war an der Kasse. Ich habe dich unten sitzen sehen, als ich Halt an der Säule suchte.““Ich bin immer da.““Ich brauchte Deine Hilfe. Worauf hast Du gewartet?“

„… dass Du loslässt.“ Ulrike ist unsicher, aber sie schöpft Hoffnung aus den Worten ihres Krafttieres. Liebe, lange hat die Liebe in ihrem Leben gefehlt. Sie kriecht noch näher zu dem warmen Wesen der Liebe und legt sich in die Arme. Geborgenheit, die Ruhe und die Sicherheit in der Liebe, Ulrike lässt sich hineinfallen. Sie ist verbunden mit ihrem Krafttier – innig und direkt. In der Höhle sind sie sicher und geborgen im Schoß der Mutter Erde.Durch den Eingang der Höhle bricht das Licht herein, machtvoll und liebevoll. Die Sonne verschwendet das Licht und taucht alles in Schönheit. Ulrike sucht die Schönheit und findet die Liebe. Das Licht zeigt ihre Schönheit und die Schönheit der ganzen Welt. Das Leben durchdringt die Welt.

Da muss sie hin, das ist ihre Rettung. Ulrike geht zum Licht. Es blendet ihre Augen, die sie langsam öffnet. Sie spürt das grelle Licht. Noch immer liegt Ulrike eingerollt unter dem Laufband. Das Zittern hat aufgehört. Die Farbe kommt in ihr Gesicht zurück. Die Glieder werden wieder beweglich. „Komm wir gehen,“ sagt das Krafttier nun fest und bestimmend. Als sie den Kopf wegdreht und nach oben schaut, beugt sich ein Mann über sie in einem weißen Kittel mit einer Lampe in der Hand. „Sie können uns nicht aufhalten,“ antwortet Ulrike dem Krafttier. Sie steht auf, klopft sich den Schmutz vom Rock und geht aufrechten Schrittes vor die Tür des Supermarktes. Sie blickt sich um und sieht zur Rechten die Straße im grünen Wald verschwinden.

Dort muss sie hin, dort ist das Leben. Ulrike wirft den Kopf in den Nacken und schreitet aus, kraftvoll und mit Schwung nimmt sie die Straße unter ihre Füße. Bald endet die Straße auf der keine Blumen wachsen. Bald endet der Weg, den so viele andere schon gegangen sind. Bald ist Ulrike allein. Sie bleibt stehen in der Natur. Sie ist umgeben von Wiesen, Blumen, Sträuchern. Über ihr fliegt ein Adler. Frei segelt er von der Luft getragen. Sie steht fest von der Erde getragen. Sie steht fest neben ihrem Krafttier. Sie geht den ersten Schritt mit ihrem Krafttier. Vor dem zweiten Schritt entsteht ihr Weg. – Tilo Hildebrandt

 

Jede Woche freue mich auf das Magazin in der „ZEIT“ mit den vielen, unterschiedlichen Themen. Ein Geistesschmaus jede Woche! Vielen Dank. Zu o.g. Thema, Beitrag möchte ich sagen, dass wir auch Ängste aus vorhergegangenen Generationen der eigenen Sippe mit/in uns tragen – wenn schwerwiegende Sachverhalte nicht aufgeklärt, ausgesprochen, letztendlich verheimlicht wurden. Ich würde schon in den letzten Hauptschulklassen in Ethik über System-Familienaufstellung lehren – bei den weiter führenden Schulen, Privatschulen, eine Selbstverständlichkeit, da Intellekt ja nicht vor seelischer Problematik schützt. Ich finde, dass solch ein Wissen zur Allgemeinen Bildung gehört – doch unser Gesundheitssystem – nicht nur das – muss sich ja amortisieren, mittlerweile auch die Nervenkrankenhäuser. – Barbara Kempkens

 

Sie sind so alt wie meine Tochter, deshalb spreche ich Sie mit Ihrem Vornamen an. Ich DANKE, DANKE, DANKE Ihnen für Ihren Artikel, großartig geschrieben und wunderbar in seiner Offenheit. Sie sind jung und können dank einer zunehmend aufgeklärteren Gesellschaft in Sachen Psyche und Körper zuversichtlich sein. Problem erkannt – und gebannt! Sie können etwas dagegen und für sich tun. Das ist doch super. Ich musste fast 60 Jahre alt werden, um die Zusammenhänge von Körper und Psyche erkennen, lernen und begreifen zu können, weil es in „meiner“ Zeit nicht anerkannt wurde. Alles, alles Gute für Sie!!! – Simone Feldmeier

 


Leserbriefe zu „Über merkwürdige Einbildungen und die Frage, ob es Männer und Frauen wirklich gibt“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Wissen Sie, wie irritierend das ist, den Martenstein-Ichflennmalwieder-Text VOR den Entdeckungen der Woche vorzufinden? Wie meine 8-jährige Tochter abschätzig sagen würde: „Alles ist anders!“ – Polina Dekarz

 

Für den Artikel „Über merkwürdige Einbildungen…“ -wie immer ein Highlight des Zeit Magazins – und ich habe so sehr lachen müssen über: „Alexa, sagsch bitte dem Schätzle, er soll sauga.“ PS: Mardinn, sechsch Dainr Fraao ’n liaba Gruaß. Ade. (Versuch, älblerisch zu schreiben, der schlimmste Auswuchs des schwäbischen Dialekts) – Ahlie Schaubel 

 


Leserbriefe zu „Einer fehlt“ von Jörg Burger im ZEIT Magazin

 

Sie scheinen Berlin wenig oder gar nicht zu kennen. Pankow ein „erst neuerdings bürgerliches Viertel“ zu nennen ist so falsch wie dumm. Pankow, nicht Prenzlauer Berg. Kennen Sie nicht? Dann recherchieren Sie mal, wer hier alles gelebt, gearbeitet, gewohnt hat. Sie werden staunen! Mehr mag ich dazu gar nicht sagen, schauen Sie selbst nach. Peinlich, peinlich. PS: Berlin „rau“ und „unfreundlich“ – auch das ist ein scheinbar unausrottbares Klischee.. – Simone Feldmeier

 

Als inzwischen Teilzeit-Berliner, der die Hunde-Suchaktion der Familie aus Pankow bisher eher mit Erstaunen und innerer Distanz mitbekommen hat, bin ich über die unkritische Darstellung dieser Geschichte im ZEIT-Magazin doch verärgert. Im Artikel wird dem großen Leid der (vermutlich Neu-) Pankower Familie so kommentarlos Platz eingeräumt, dass außerhalb Berlins der Eindruck entstehen könnte, hier wären alle so. Nein, die allermeisten Berlinerinnen und Berliner können nicht mal eben so € 5000.- als Finderlohn für einen Hund lockermachen – ganz viele (auch Familien) müssen damit als Nettoeinkommen zwei-drei Monate über die Runden kommen.

Ich sage nur Pflegeberufe. Also, nüscht hier mit „sucht ihn die ganze Stadt“ Und auch nüscht hier mit „die Metropole verschenkt auf einmal Mitgefühl“. Die Reaktion auf die Hundesuche war bei den allermeisten Leuten Erstaunen über dieses Luxus-Problem einer einzelnen Familie. Wenn die ZEIT für diese Klatschgeschichte schon Platz opfert, dann muss doch zumindest etwas kritischer über das geschrieben werden, was dahinter zu erkennen ist: Darüber, in welcher Wahrnehmungs- und Wohlstandsblase hier ganz offenbar einige Menschen leben.

Darüber, welche sozialen und kulturellen Unterschiede zwischen dem alten und neuen Berlin sich an solch einer Geschichte zeigen. Und nicht zuletzt darüber, wie wenig Ost und West in Berlin noch Unterscheidungsmerkmale sind – Dinge, die früher nur in Grunewald denkbar waren, passieren heute auch in Pankow oder in (nicht am!!!) Prenzlauer Berg. Fazit: Thema verfehlt! P.S.: Die Suppenküche der Franziskaner in Pankow könnte € 5000.- für ihre Arbeit gut gebrauchen. – Severin Höhmann

 


 

 

Leserbrief zu „‚Schönheit und Schmerz'“. Fotos von Gregory Halpern, Text von Johannes Dudziak im ZEIT Magazin

 

Ich sehe auf dem bild keine muschelschalen sondern nur schnecken-gehaeuse. – wolfgang hesse

 


 

 

Leserbrief zu „‚Bla, bla, bla‘ nervt jeden – aber woher kommt es eigentlich?“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

„Manche stammeln Worte, um herauszufinden, worüber sie reden.“(Andrea Breth, *1952, du-etsche Theater- und Opernregisseurin) Das Rock-Trio „The Police“ sang im Jahre 1980 folgen-de diese sinnvollen Worte: „De do do do, de da da da“. Diesen Liedchen hat „Sting“ (aka Gor-don Matthew Sumner), der britische Musiker, Sänger, Komponist & Schauspieler verfasst; zu finden ist dieser auf dem Longplayer „Zenyatta Mondatta“.Dort heißt es unter anderem in der Übersetzung: „Halt mich bitte nicht für unfreundlich, aber es fällt mir halt schwer, die richti-gen Worte zu finden.“ Das deutsche Rock-Trio „Trio“ legt ein Jahr später mit den Song „Da da da“ nach.

Dieses dadaistische Liedgut haben „Gert Krawinkel & Stephan Remmler“ ver-fasst.Der bereits verstorbene Krawinkel war bei Trio der E-Gitarrist und Sänger, Remmler war der Keyboarder und Sänger der Band, „Da da da“ findet man auf der LP „Trio“!“Da da da, ich lieb´dich nicht, du liebst micht nicht“ könnte so manch einer glatt jetzt noch mitsingen!Trio konnte von dieser Scheibe cirka 13 Millionen Exemplare verklopfen! Bla bla bla steht für Ge-quatsche, Gefasel, Gewäsch, Gelaber, Gesülze, Gebabbel, Gequake, Geschnatter oder auch für Gequatsche, eine Art 9G-Regelwerk. Ob Greta Thunberg ihr „Bla bla bla“ jemals vertonen wird oder lässt, das bleibt abzuwarten: „De do do do, bla bla bla, da da da! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zum Wochenmarkt „MEIN EINKAUFSKORB UND ICH“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Immer wieder gerne lesen wir Ihre Rezepte, die bei der Lektüre schon Vergnügen bereiten. Das Huhn mit 40 Knoblauchzehen hat uns, wegen unserer starken Affinität zu der Knolle, besonders angesprochen. Deshalb unsere Frage, verwenden Sie tatsächlich ein Huhn oder hat das Lektorat nicht aufgepasst und es sollte ein Hähnchen sein? – Uschi und Gerhard Bierer

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Die 21 jährige Prüfer Tochter hat sich offensichtlich einen Kater zugelegt Mal vorweg eine Frage an Luna. Leben Sie noch zu Hause oder haben Sie was Eigenes. Oder in einer Wohngemeinschaft. Oder mit einem Lebensgefährten? Überall ist das Problem,viele Menschenfimdem Katzen gar nicht süß.Katzenklo macht Katzenfroh,so hiess das doch mal.Aber viele Menschen finden das ekelhaft-Die ganze Bude stinkt nach Katzenpisse. Wer auch immer das Tier angeschafft hat,so bitter es sein mag,lieber ohne Katze leben.Eine Ihrer Schwestern hatte sich doch mal einen Hamster angeschafft,das war auch nichts.Und Luna,bite auch keine Farbratte,Lurche und anderes Getier.Süß ist da nichts nur Arbeit und Mühe. – Hans-Emil Schuster