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16. Dezember 2021 – Ausgabe 52

 

Leserbriefe zu „Verhöhnung unserer Werte” von Eugen Ruge 

 

Es gibt keine zutreffendere (höfliche) Beschreibung dieses Vorgangs als ihren Titel. Einen Menschen, der offenlegt wie scheinheilig unsere westlichen Ideale wirklich sind und wie rückgratlos die EU ist, mit 10 Jahren Isolationshaft zu vernichten. Diese Mühe würde sich der von uns geächtete Hr. Assad nicht machen. – H. Giller 

 

Schurkenstaat USA. Zunächst bedanke ich mich sehr bei Eugen Ruge, der in seinem Artikel „Verhöhnung unserer Werte – Wir müssen die Auslieferung Julian Assanges verhindern“ endlich eine absolut nötige Stellungnahme abgibt. Die Behandlung des Aufklärers Assanges durch die USA, der ja nur gezeigt hat, dass die USA sich menschenrechtlicher Verbrechen bedient, zeigt, dass die USA ein Staat ist, der gemäß ihrer eigenen Sprachweise nach nur als Schurkenstaat bezeichnet werden kann.

Derrida zeigte in seinem Buch „Schurken“ schon 2003 – dass der schurkischste der Schurkenstaaten ebenderjenige ist, der einen Begriff wie den des Schurkenstaates folgenreich in Umlauf gebracht hat. Wenn die EU sich selbst ernst nimmt, muss sie für Assanges eintreten, auch wenn das nur eine voraussichtlich wirkungslose Protestnote ist. Vielleicht sollte unser devotes Verhältnis zur USA bei allen realpolitischen Vorteilen auch überdacht werden. – Wolfgang Clausmeyer 

 

Ja, es ist eine „Verhöhnung unserer Werte“, wie mit Julian Assange umgegangen wird. Aber warum sind solche Texte nicht auf den Titelseiten unserer Zeitungen und Zeitschriften zu sehen? Das Gleiche gilt auch für Edward Snowdon, dem keine der westlichen Demokratien Asyl gewähren will. – Maria Fischer 

 

Ich bin fast 80 Jahre alt, und immer darf ich Neues lernen: Wenn über Gräueltaten auf dem Balkan berichtet wird, bewirkt die Massenempörung die Auslieferung der Täter nach den Haag. Wenn über Gräueltaten in Irak durch die amerikanischen Soldaten berichtet wird, bewirkt das die Auslieferung des Berichterstatters an seine Feinde. Das ist schlimmer als Verhöhnung unserer Werte. Danke, lieber Herr Ruge, für Ihre deutlichen Worte. – K. Göggel 

 

Gibt es eine Unterschriftenliste? Ich unterschreibe. Danke für Ihren Appell. – Heidemarie Naumann 

 

Dem Appell von Eugen Ruge schließe ich mich an. Auch ich habe nur eine Stimme, aber ich erhebe sie! – Dr. Martine Janke 

 

Westliche Werte? Sind subisdär zu geostrategischen und wirtschaftlichen Interessen. Überall, in China, Rußland, in den USA, in Europa und auch in Deutschland. So menschenverachtend die Regime in Rußland und China auch sind, mit einem haben die Autokraten recht: die Doppelzüngigkeit der USA und Europa bei der Verfolgung von humanistischen Werten. Der Mafia-Vergleich von Eugen Ruge im Fall von Julian Assange trifft das Verhalten und die Haltung von USA, Europa, Deutschland ganz gut.

Geostrategie und Pflege des kapitalistischen Systems 1st, Werte 2nd. Wie lange wollen wir eigentlich noch die Monstranz der sog. Westlichen Werte vor uns hertragen bzw. wie lange wollen wir uns eigentlich noch selber belügen? Politik und Wirtschaft versagen regelmäßig gleichermaßen bei der Abwägung zwischen Interessen und Werten. Einzig die Zivilgesellschaft, die NGO´s, unzählige privat gegründete Organisationen und freiwillige Helfer sind glaubwürdige Säulen im Kampf um Humanismus. – Hans-Jörg Glaß 

 

In einer Demokratie darf man sich abwertend über die Regierenden äußern, Untaten sogar aufdecken, ohne, dass man abgeholt wird und im Nirwana verschwindet. Das ist eine Gnade und sollte uns allen wert sein, dies zu verteidigen. Aber auch hier gibt es rote Linien, die Julian Assange nicht berücksichtigt hatte. Auch bei freiheitlichen Rechtsstaaten gibt es rote Linien, die nicht überschritten werden dürfen. Jedenfalls nicht für jene, die die Macht und das Kapital haben.

Und an dieses heuchlerische, amerikanische Konstrukt trauen sich noch nicht einmal die „befreundeten“ westlichen Regierungen heran. Es könnte für sie persönliche Nachteile geben, würden sie sich neben Assange stellen. Es ist einfach nur traurig, erkennen zu müssen, dass jener, der die schlimmsten Kriegsverbrechen aufdeckte, relativ alleine gelassen wird, weil sich die politischen Heuchler Vorteile erhoffen … – Kurt (Curd) Nickel 

 

Neugierigerweise habe ich nun ab Nr. 52 ein viermaliges Probe-Abo Ihres renommierten, liberalen Wochenblattes und musste als erstes entdecken, dass der widerliche und empörende Fall Assange, das ist die derzeit grundlegendste Frage jeglichen investigativen Journalismus‘, auf Seite 57 im Feuilleton versteckt wurde. Der Autor Eugen Ruge spricht ungeschminkt Wahrheiten über die in diesem Fall mit keinen(!) rechtsstaatlichen Maßstäben vereinbaren Ungeheuerlichkeiten aus.

Für Ihre Zeitung, die sich so gerne als liberale Vorkämpferin des freiheitlichen Journalismus versteht, müsste so ein Beitrag von stets verschiedenen Autoren in jeder Ausgabe auf Seite 1 unter dieser Überschrift stehen: FREE ASSANGE! Zwar ist mir nicht bekannt, ob und wie sich Ihr Blatt in der Causa Assange bisher engagiert hat. Aber gerade jetzt, da es um die mögliche Auslieferung an die USA geht, wo ihm lebenslänglich die Rache der verbrecherischen, entlarvten US-Militärs droht, ist die echte Pressefreiheit weltweit bedroht! Sollte bis zur vierten Ausgabe meines Probe-Abos weiterhin höchstens nur versteckt über die Causa Assange berichtet werden, wird es für mich keine Fortsetzung des Abos geben! – Manuel Zimmermann 

 

Der Aufruf von Eugen Ruge („Wir müssen die Auslieferung von Julian Assange verhindern“) hätte nicht im Feuilleton versteckt werden sollen, sondern auf die erste Seite der ZEIT gehört, verbunden mit der Forderung, Julian Assange sofort freizulassen und ihm politisches Asyl in Deutschland zu gewähren! Mehr Mut, liebe ZEIT! – Björn Luley 

 

Dank an Eugen Ruge, für die Erinnerung an eines der schlimmsten Verstöße gegen die Menschenrechte unserer Tage. Nachfolgende Generationen werden fragen, wie sich die führenden Vertreter der ‚zivilisierten ‚ Welt an diesem Verbrechen beteiligen konnten. Der Überbringer schlechter Nachrichten wird geopfert. Willkommen im Mittelalter. – Ralf Emonds 

 

Es ist die totale Überraschung einen kleinen Artikel (ein Artikel über ein bis zwei Seiten wäre angemessener gewesen) zu finden, der weit abseits des medialen Mainstreams eine politisch so zentrale Problematik mal auf den Punkt bringt. Schmerzhaft nur, dass das nur ein externer Beitrag war und nicht aus dem ZEIT-Team kam. So kann die Haltung der einen, Schmerzen bei anderen hervorrufen. – Dr. Hergen Heinemann 

 

Danke für den klaren Text „Verhöhnung unserer Werte“ von Eugen Ruge zum Buch des UN-Sonderberichterstatters Folter Nils Melzer zum Thema Verfolgung von Julian Assange. Es fehlt aber der Hinweis auf die von Melzer initiierte Petition, die bereits von 530.000 Menschen allein in Deutschland unterzeichnet wurde und weitere Unterschriften benötigt:  https://www.change.org/p/verhindert-die-auslieferung-von-julian-assange-an-die-usa?cs_tk=AmEXmUf1X361COFpw2EAAXicyyvNyQEABF8BvDCI9AbNyO-iyVaVTetXcdg%3D&utm_campaign=3467287853ec48228c47fec81c945255&utm_content=initial_v0_5_0&utm_medium=email&utm_source=petition_update&utm_term=cs – Alfred Zimmermann 

 


 

 

Leserbriefe zu „Das unvernünftige Viertel” von Thomas E. Schmidt 

 

Zu diesem Essay möchte ich Ihnen herzlich gratulieren. Ein Grund die Zeitschrift die ZEIT auch nach 42 Jahren Abonnement immer wieder doch noch zu beziehen. Die friedlichen, nicht wegdiskutierbaren schwarzen Schafe brauchen gerade auch in pandemischen Krisenzeiten Futter. – Felicitas Freuding

 

Ihr Artikel ist sehr interessant und systematisch-philosophisch vorgehend. Ich vermisse jedoch Vorschläge, wie wenigstens einem Teil dieses Viertels im vorwärts-bringenden Stil begegnet werden könnte. Z.B. wären ja folgende Angebote denkbar/erwägbar: 1. Hotlines für Personen, die sich z.B. auf der Grundlage von einem Artikel in DIE ZEIT in Nr. Nr.47, 18.11.2021 unter „Wie überzeugt man Impfunwillige“ formuliert ist, beraten und informieren lassen können. 2. Solche Gesprächsangebote abseits von Anti-Corona-Demos 3. Entsprechende Anzeigenkampagnen 4. Artikel, in denen sich z.B. Psychologen und Psychoanalytiker mit solchen Ängsten etc. auseinandersetzen, auch eventuell fanatischen Gedanken.

Die Ermunterung des Impfbefürworters zum Fragen nach dem „Wie kommst Du dazu? „, warum, also das Problematisieren von Behauptungen scheint mir wichtig. Wie wenig “ man“ sich mit der Psychologie solcher Menschen wirklich auseinanderzusetzen scheint, bzw. wie schwer das scheint, zeigt mir ein Interview in Glauben +Zweifeln „Manche sind trotzig.“, und zwar die Aussage der leitenden Oberärztin Peggi: „Bei vielen kommt der Impfunwille aus Verantwortungslosigkeit, …“ Wenn ich das an den Herrn Lauterbach schreibe, bringt das nichts. Er hat ja auf eine ähnliche Mail im Frühjahr 2021 nicht geantwortet. – Walther Moser 

 

Als jemand, der noch unter Androhung von Gefängnis dem berühmten Satz „Jetzt bitte mal vornüberbeugen und husten!“ im Kreiswehrersatzamt Folge leisten musste, habe ich diesen Artikel mit großem Befremden gelesen. Über meinen Körper wurde damit großer Selbstverständlichkeit verfügt, entgegen meines Willens, im Jahre 2000 auch quasi aus Gewohnheitsrecht, ohne erkennbare gesellschaftlicher Notwendigkeit. Und jetzt soll eine Impfpflicht ohne einen hypothetischen, sublimen, wie auch immer festzustellenden vorgesellschaftlichen Konsens nicht möglich sein? – Gereon Stefer 

 

„Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen sind alle gleich.“ (Redewendung) Wozu gibt es eigentlich das schwarze Schaf? Der Mensch braucht immer dann einen Buhmann bzw. ein Buhschaf, auf das er deuten kann, wenn er in seiner Unfähigkeit nicht mehr weiterweiß. Irgendjemand muss schuld sein, dass es nicht so klappt, wie es eigentlich klappen müsste, und nur für diesen Zweck hat man das „schwarze Schaf“ installiert. Zum schwarzen Schaf wird der- oder diejenige gemacht, ohne dass das nunmehr schwarze Schaf, gefragt worden ist, ob es überhaupt diese Rolle spielen möchte. „Eine Familie, die keine schwarzen Schafe hat, ist keine charakteristische Familie.“ (Heinrich Böll, 1917-1985, deutscher Schriftsteller und Nobelpreisträger für Literatur im Jahre 1972) – Klaus P. Jaworek 

 

Ich glaube, ich finde den Inhalt Ihres Artikels gut und stimme damit weitgehend überein. Leider bin ich mir nicht ganz sicher. Es wäre schön, er wäre verständlicher geschrieben. – Sibylle Riffel 

 

Ich möchte auf den Artikel mit folgender Weise antworten. Man stelle sich vor, im Jahre 1976, die Regierungen der Bundesrepublik und der Deutschen Demokratischen Republik entscheiden sich innerhalb von 10 Jahren die Kohle- und Braunkohlekraftwerke aus Umweltschutzgründen durch Kernkraftwerke sowjetischer Bauart zu ersetzen. Im Grundgesetz der Bundesrepublik wird der Umweltschutz als neuer Artikel aufgenommen. 75 % der Bevölkerung beider deutscher Staaten sind dafür, nur 25 % dagegen. Eine klare Sache. Die Argumente sind relativ schnell ausdiskutiert und man steht sich unüberwindbar gegenüber. Die Wissenschaft hat eindeutige Belege auf der Hand und innerhalb von 10 Jahren sollen die „Dreckschleudern“ verschwinden.

Der Sieg der Kernkraft ist ausgemachte Sache und die Umsetzung alternativlos. Überzeugende Beispiele: die Kohle ist noch 50 und das Uran noch 100 Jahre zu haben. Man erzeugt kein Kohlendioxid, da keine Verbrennung stattfindet. Man hat keine Schwebeteilchen, die die Lunge belasten und außerdem wird das umweltzerstörerische Element, das im Tagebau am deutlichsten zutage tritt zusehends verschwinden. Die kleine Menge der Unbelehrbaren wird sich nicht überzeugen lassen. Man muss sie vor die Alternative stellen. Entweder du nimmst den Strom aus dem Kernkraftwerk, du stellst ihn selbst her oder du bekommst keinen. Doch es kommt anders. Man muss den Strom aus dem Kernkraftwerk nehmen. Alternativen würden das Problem nicht lösen.

Soll man sich von der Gesellschaft abkoppeln? Und reicht mein Strom aus der Photovoltaik Anlage? Dann bin ich für alle ein Außenseiter und darf am öffentlichen Leben nur teilnehmen, wenn kein Strom benötigt wird. Außer beim Lebensmittel einkaufen und beim Arzt. Woher soll die Industrie und die Hausbesitzer die Megawatt nehmen. Die haben die „Spinner“ auch nicht. Ich selbst bin dagegen und plane eine Photovoltaik Anlage auf meinem Dach zu installieren. Damit ist für jeden sichtbar – ich bin raus. Ich arbeite in meiner Freizeit in einer Arbeitsgruppe an alternativen Energien wie z.B. die Umsetzung von Windkraftanlagen auf ausgemusterten Postmasten, mit LKW-Lichtmaschinen und selbst gefertigten Flügeln.

Mit Gleichstrom soll das Heizungswasser erhitzt werden. Ein Sonnenofen, den die Gruppe konstruiert hat, ist nur wenigen Eingeweihten bekannt. Von Röntgenstrahlen hat man beim Arzt schon gehört. Doch Kernkraftwerke sagen einem nicht viel. Es ist eher die Besorgnis, so eine komplizierte Technik im Griff zu haben – und dann diese Halbwertzeit von 1000 Jahren und mehr. Je nach Element. Die Berater der Politik sind Wissenschaftler und die müssen es je wissen. Denn die sollen Beraten, die Politik machen andere. Wer hat die Technik den schon mal ausprobiert und wie sicher ist den sowas? Und was ist schon ein schwerer Unfall in 2,3 Millionen Jahren.

Man hat ja schließlich nicht umsonst geforscht und man will jetzt endlich umsetzen, wozu man von der Politik aufgefordert wurde. Und andere Länder machen das ja schließlich auch. Es folgt die Umsetzung und bis Ende 1978 ist das erste Kraftwerk am Netz und der Strom fließt. Oder wie es damals hieß, ich weiß es nicht wie es funktioniert, bei mir kommt der Strom aus der Steckdose. Dann im März 1979 der Unfall im Kernkraftwerk Three Mile Island in Harrisburg. Das fast zeitgleich der Film „das China Syndrom“ herauskommt ist Panikmache und tendiert in Richtung faik news. Diesen Begriff gibt es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Technisches und menschliches Versagen. Wie sich nach längerer Untersuchung herausstellt.

Eine Gefahr für die Bevölkerung hat es zu keinem Zeitpunkt gegeben. Die Liste von Unfällen in kerntechnischen Anlagen der INES Stufe > 4 und WIKIPEDIA gab es damals noch nicht. Ein Super Gau bleibt innerhalb unserer Atmosphäre. Die 75 % Befürworter bleiben bei ihrer Meinung, dass Kernkraftwerke die sicherste Variante sind, um Strom zu erzeugen. Immer mehr Kernkraftwerke ersetzen die vorsintflutlichen Anlagen und Charts zeigen eine Korrelation von immer mehr Kernkraftwerken, die einer immer geringeren Abhängigkeit von Kohlekraftwerken gegenübersteht. Dann Ende April 1986, in den Nachrichten, wird von einem Unfall im Kernkraftwerk in Tschernobyl gesprochen. Erhöhte Strahlenwerte, die Amerikaner hatten Sorge, dass die Sowjets eine Atombombe oberirdisch gezündet hatten.

In der Bundesrepublik wird radioaktiver Fall out gemessen. Es ist von micro Sievert und Bequerell die Rede. Das verstehen erst nur Wissenschaftler, insbesondere Physiker und die sowjetischen Arbeitssoldaten, die sich auf dem zerstörten Dach des Kernkraftwerkes in Tschernobyl mit selbstgefertigten Bleiwesten maximal 20 Sekunden auf dem Dach aufhalten dürfen. Warum denen dann nach Stunden und Tagen schlecht wird und die meisten sterben ist der Strahlenkrankheit geschuldet. Da soll jetzt was schuld sein, dass man weder hören noch sehen kann? Und davon haben Wissenschaftler vorher nicht gesprochen. Laut UNSCEAR gibt es wegen des Reaktorunfalls in Tschernobyl 43 Tote. Nach WHO und UN sind es 4000 und statistisch sind es Hunderttausend.

Wie viele Menschen in der ehemaligen Sowjetunion an und mit einer Strahlenkrankheit oder an deren Symptome sterben, wird nicht veröffentlicht – wird möglicherweise nicht untersucht und ist vielleicht auch nicht bekannt. Hätte aber ermittelt werden können. Sollte das Sterben der Menschen eine Funktion von x sein, dann sollte auch die Gleichung bekannt gemacht werden, nach der die Menschen entscheiden, auf welches Risiko sie sich einlassen. Wie entscheidet sich, wer ein höheres und wer ein niedrigeres Risiko eingeht? Und was hätte man auch fragen wollen und sollen? Welche Information muss vor der Entscheidungsfindung öffentlich gemacht werden, um den wissenschaftlichen Nachweis auch als kausalen Zusammenhang darzustellen?

Damit sich nicht später herausstellt, das wichtige Zusammenhänge nicht erklärt oder nicht untersucht wurden, weil die Befürchtung bestand, dass die Entscheidung doch nicht so eindeutig war und man schließlich auch keine Zeit zu verlieren hatte. Und was mache ich jetzt mit den Kernkraftwerken und mit dem Abfall? Wer entscheidet? Wieder die gleichen Wissenschaftler mit den gleichen Methoden? Was legitimiert mich, Artikel aus dem Grundgesetz auszusetzen, da das Wohl Vieler mehr wiegt und wann ist die Angemessenheit in der Waage von Justitia soweit ausgeglichen das auch die körperliche Unversehrtheit Weniger nicht über den Haufen gefahren wird.

Ab wann ist der Widerstand Weniger nötig und wie ist er einzusetzen, um in eine Diskussion zu kommen, die den Namen auch wirklich verdient. Wieviel Zeit kann ich mir lassen, um zu einer Entscheidung zu kommen? Wieder eine Korrelation. Je länger ich warte, umso mehr sterben. Ist 1 % ok, oder 2, 4, 8 und nutze ich statistische und mathematische Fähigkeiten oder polemisiere ich schon? Wo habe ich gerade die Grenze überschritten, wann führe ich und wann werde ich geführt? Und wann ist es ein Gefühl von verführt? Und aus diesem Zusammenhang geht für mich aus der Diskussion folgendes nicht klar hervor: Welche Alternativen wurden in der Covid Untersuchung an welchen Vergleichsgruppen getestet? Verhindert nur die Covid Impfung einen schweren Verlauf?

Gibt es Alternativen und welche wurden und werden getestet? Wie kann ich präventiv auf Covid reagieren? Wie weit wird damit das Risiko gesenkt? Gibt’s Erkrankungen die eine Impfung neutralisieren und wissen die Geimpften davon? Dann hätten sie den Status von nichtgeimpften. Warum wird die Wirksamkeit von Impfungen nicht regelmäßig getestet, um eindeutige Ergebnisse zu erhalten und eindeutige Entscheidungen treffen zu können? Ist belegt, dass der Impfstoff bzw. deren Konservierungsmittel keinen Impfschaden hervorrufen und ist dann der Hersteller oder das Gesundheitssystem in der Verantwortung den Impfschaden zu beweisen bzw. zu entschädigen?

Wie überprüfe ich den Status meines Erfolges ohne ein herumgeiere zu vermitteln? Wann bin ich einem statistischen Irrtum aufgesessen und wie genau ist meine Messung der an Covid verstorbenen Menschen? Denn das ist ja meine Kennzahl, die den Erfolg vom Misserfolg unterscheidet. Ich hoffe nicht, dass später einer sagt: unsere Entscheidungsfindung zu Impfen fußt statistisch auf einem niedrigeren Niveau, als wenn wir eine Münze geworfen hätten. Das wäre für mich die schlimmste Erkenntnis im Sinne der lebenden und der verstorbenen Menschen. – Martin Weidenauer 

 

Vielen Dank für diesen Artikel, den man leider ganz lesen muss, um ihn für gut und richtig zu erachten. Dabei möchte ich Ihren letzten Satz, dahingehend mit meiner Meinung korrigieren: Man muss kein Anitdemokrat sein, sondern ein echter Demokrat, um der Bundesrepublik diesen „sichtbaren öffentlichen Durchgriff einer Version von allgemeiner Vernunft“ noch lange vorzuwerfen. Das liegt an dieser „Version allgemeiner Vernunft“.

Diese hat sich nämlich gebildet, weil von Anfang an nur eine genehme Richtung, politisch gesteuert, von Politik und sogenannten Wissenschaftlern und Institutsgrößen („die Wissenschaft als Einflussmacht“) bei allen dargestellten Überlegungen berücksichtigt wurde und alle davon abweichenden Meinungen und Denkansätze diffamiert, zensiert und Unterdrückt wurden, wobei praktisch alle Medien eifrig, überzogen und teils im vorauseilenden Gehorsam mitgeholfen haben und es noch tun. Bei den ca. 3 genannten Vierteln hat das Verhalten Angst erzeugt und damit gehorsames Verhalten erzeugt. Dabei gehören ca. 2 Viertel zu Mitläufern (Schätzung), soviel zu der „meinenden Mehrheit“.

Dieses Verhalten hat alles Vertrauen in Politik und die sogenannten Wissenschaftler zerstört, will heißen, die können reden, was sie wollen, der Generalverdacht, dass jedes Argument erlogen ist, zieht hier immer. Ihr Blatt gehört leider auch zu diesen Medien, selten, dass eine kritische Berichterstattung publiziert wurde. Und Sie persönlich beteiligen sich auch an einer Spaltung, schon durch Ihre Begriffe „die Unvernünftigen“ und die „Vernünftigen“ sowie die „Corona-Leugner“. Das Häuflein der Leugner ist wohl verschwinden klein. Die „Unvernünftigen“ möchten gerne den wissenschaftlichen Diskurs sehen, ohne Politikerphrasen, und mehr hören, als „Impfen ist die Lösung“. Dass das nicht stimmen kann sieht schon ein Grundschüler. Zum Schluss: vielen Dank für Ihren Artikel. – H.-Christoph Gehlhar 

 

Meine Freiheit – Deine Freiheit! Trotz allen Scharfsinns fehlt mir eine Antwort: Wer gibt mir das Recht, einen Menschen zur Entscheidung zu zwingen: behandeln oder sterben lassen? – Hansjörg Hahn 

 

Ich muss dem Autor, Herrn Schmidt, entschieden widersprechen: die Impfpflicht leuchtet nicht jedem ein. Sie würde uns an ganz dunkle Zeiten erinnern. Auf der Seite des RKI findet sich eine Stellungnahme des Ex Chefs des RKI aus dem Jahr 2008, der u.a. folgenden Lehre aus der Rolle des RKI im Nationalsozialismus zieht: „……. für die Verletzung der Würde und der körperlichen Unversehrtheit gibt es zu keinem Zeitpunkt der Welt eine Rechtfertigung, auch wenn die Mehrheit ein solches Verhalten toleriert oder gar fördert“. Außerdem wäre eine Impfpflicht -oder gar – zwang nicht mit dem Nürnberger Codex zu vereinbaren. Denn auch hier handelt es sich- wie damals – um ein Experiment. Die Impfstoffe sind alle nur bedingt zugelassen.

Der Nürnberger Codex wurde ja vereinbart damit es nie wieder zu Experimenten am Menschen kommt zu denen man gezwungen werden kann. Da stünde gerade Deutschland wegen seiner Vergangenheit ganz schlecht da. „Ein kleiner Anschlag auf die Freiheit sei akzeptabel, wenn er die Wohlfahrt aller erhöhe“ schreibt Herr Schmidt. Aus dem Textzusammenhang schließe ich, dass Herr Schmidt die Impfpflicht damit meint. Zum einen handelt es sich bei der Impfung nicht um einen kleinen Anschlag auf die Freiheit, sondern um einen möglicherweise tödlichen medizinischen Eingriff. Denn noch nie gab es ein Medikament mit derart vielen negativen Nebenwirkungen bis hin zu Todesfällen. Das schreiben nicht nur die 380 Ärzte in einem offenen Brief an die Regierung und die Medien.

Einen möglichen Tod in Kauf zu nehmen, nur um „Widerspenstige zu disziplinieren“ findet Herr Schmidt in Ordnung. Ich nicht! Außerdem erhöht die Impfpflicht nicht die Wohlfahrt aller.  Denn das Solidaritäts-Narrativ lässt sich nicht mehr halten, weil bekannt ist, dass der Impfling bestenfalls sich selber schützt und nicht andere.  Er gibt das Virus genauso weiter wie ein Ungeimpfter. Daher werden wir mit diesen Impfstoffen weder eine sterile Immunität erreichen, noch das Virus ausrotten. Außerdem: eine Impfpflicht bedeutet mehr Fälle und mehr Tote, dienst also nicht der Wohlfahrt aller. siehe unten: Studie zur Übersterblichkeit: „Je höher die Impfquote, desto höher die Übersterblichkeit“ – Südthüringer Rundschau • Meinungsfreudig. Unabhängig. Bürgernah.

Weiterhin behauptet Herr Schmidt einfach so, dass jeder dieser „Unvernünftigen“ die Stochastik und die Virologie ignoriere. Wieder falsch. Diese Personengruppe glaubt vielfach den Wissenschaftlern, die der Mainstream zensiert. Darf man andere als „Unvernünftige“ degradieren, nur weil diesen anderen Wissenschaftlern folgen? Darf man sich selber so erheben?  Nein! Der Rest, den Herr Schmidt über „den Corona Leugner“ den er ja so gut zu kennen glaubt, schreibt, lasse ich jetzt mal unkommentiert, da mein Leserbrief sonst zu lang und vielleicht nicht veröffentlicht wird. – Karin Graef 

 

Der Autor des Artikels schreibt: „…, zumal es sich bei diesem Lebensschutz heute nicht mehr um den dramatischen des Beginns der Pandemie handelt, sondern um eine Maßnahme in einer weiteren Ansteckungswelle – um etwas, das mit anderen Mitteln hätte vermieden werden können.“ Ach ja? Mit welchen denn? Diese Aussage verhöhnt doch alle Mediziner, Ärzte, Pfleger und Patienten, die in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen seit Wochen, Monaten, ja schon 2 Jahren, um das Überleben kämpfen.

Eine Relativierung der Pandemie mit Verweis auf die „zukünftigen Bedrohungen“ (ich nehme an, der Autor spielt unter anderem auf den Klimawandel und seine massiv unterschätzten Auswirkungen für die Menschheit an), ist absolut unangebracht. Der Autor nährt mit dieser Aussage wieder die Zweifel eben dieses „unvernünftigen Viertels“ an der Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit der Impfung. – Astrid Körner 

 

Die aktuelle Corona-Situation und der damit einhergehende Impfkonflikt beschäftigen mich stark. Vor allem die drohende Spaltung der Gesellschaft und das wachsende Unverständnis der Gruppen gegeneinander nimmt meine Gedanken ein. Um das zu verarbeiten, habe ich einen Artikel mit einem möglichen Lösungsansatz zu diesem Thema geschrieben. Die eigentliche Pandemie Impfkonflikt: Ein demokratischer Lösungsvorschlag – Fair, selbstbestimmt aber vielleicht auch unbequem, egal welche Nachrichten man konsumiert, egal ob es das von einigen mittlerweile als Mainstream betitelte Medium ist oder das (genauso) streitbare kleinere Formate.

Erkannt haben alle, dass eine Spaltung der Gesellschaft droht oder gar schon vorhanden ist. Soweit so schön, mich beunruhigt allerdings wie vor lauter Symptombeschreibung nichts kreativeres als stumpf eine Impfpflicht herauskommt. Die wäre vielleicht/möglicherweise die Lösung für die Pandemie, aber nicht die Lösung um die Spaltung der Gesellschaft zu verhindern. Man kann nicht jeden Menschen zu seinem Glück oder Sicherheit zwingen. Es ist das alte Dilemma. Freiheit und Sicherheit gegeneinander abzuwägen. Im privaten Umfeld muss Jeder ähnliche Abwägungen für sich treffen. Welche Versicherung leiste ich mir? Wie sicher kaufe ich meine Haustüre & Fenster?

Möchte ich einen Fahrradhelm tragen? Man merkt, Sicherheit kostet: Entweder Geld, welches man beispielsweise nicht für den nächsten Urlaub inklusive Freiheitsgefühl ausgeben kann oder eben den freien Windzug am Kopf beim Radfahren. Im gesamtgesellschaftlichen Umfeld muss die Politik entscheiden. Wo soll das enden? Und wo fängt es an? Darf der Extremradfahrer irgendwann nicht mehr den alpinen Berg herunterfahren? Dürfen Bergsteiger irgendwann nur noch bis 5000m aufsteigen, weil es oberhalb zu gefährlich ist? Wo ist die Grenze ab der man gezwungen ist abzuwägen und einzugreifen? Wenn man letztere Frage stellt hört man oft: „Die Freiheit des Einen endet dort, wo sie die Freiheit des nächsten beschneidet!“

Bezogen auf die Coronasituation hört man dann vom Einen: „Meine Freiheit wird da beschnitten, wo mir der Andere vorschreibt ob und welches Medikament ich nehmen muss.“ Vom Anderen hört man: „Meine Freiheit endet da, wo ich keinen Platz mehr auf einer Intensivstation bekomme, weil viele andere gleichzeitig bewusst ein erhöhtes Risiko eingegangen sind dort zu landen.“ Zwei Probleme für die jeweils in der individuellen Wahrnehmung eine andere Gewichtung gesetzt wird. Vielleicht muss man das auch erstmal akzeptieren können. Ich lehne mich mal ein Stück aus dem Fenster und glaube zu verstehen wie man zu seiner Gewichtung kommt. Ich interessiere mich dafür. Ich lese Artikel und schaue Videos auch wenn sie nicht meiner Meinung sind.

Sieht man zum Beispiel die Dokumentation „Profiteure der Angst“ (Arte 2009) mit dem ehemaligen Amtsarzt Dr. Wolfgang Wodarg wird man gegenüber der Pharmaindustrie schon skeptisch. Die Dokumentation zeigt zweifelhafte Verstrickungen der Pharmaindustrie mit der Politik anhand der damaligen Schweinegrippe. Wodarg wirkt eloquent und spricht in Fachsprache geldbedingte Probleme bei Medikamentenzulassung an. Er scheint vertrauenswürdig. Kommen dann neuere streitbare YouTube-Videos Wodargs übers Impfen und beispielsweise ein Artikel über die „Entlassung“ eines Epidemiologen als schwäbischen Amtsarzt wegen kritischer Haltung gegenüber den Coronamaßnahmen dazu, verstehe ich wie man dem Impfen gegenüber skeptischer wird.

Auch wenn anerkannte Wissenschaftler, die in diesem Fach spezialisierter sind als Wodarg, die neuen Thesen von Wodarg als veralteten/falschen Lösungsansatz für die aktuelle Situation widerlegen, ist es nicht vollkommen leicht abzuwägen wem man vertraut. Dass dann einer der Impfstoffe mit einer neuen Wirktechnik daherkommt, macht die Skepsis nicht kleiner. Ich habe mich impfen lassen. Ich habe eher den Professoren & forschenden Wissenschaftlern vertraut. Auch die Mediziner aus meinem Umfeld und mein Hausarzt haben mir zur Impfung geraten.

Für mich waren das genug Profis mit der gleichen Meinung. Ich als Elektrotechniker kümmere mich um deren Elektrik und die um meine Gesundheit. Bisher geht der Deal immer auf. Trotzdem hilft auch mein Verständnis nicht die Belastung und Fallzahlen auf den Intensivstationen nach unten zu bringen. Ebenso der Nachrichten-Algorithmus in den (a)sozialen Netzwerken nicht. Der zeigt einem immer nur zur eigenen Meinung passende News und verstärkt so nur die eigene Meinung.  

Kostenlose, teils reißerische, halbgar recherchierte Click-Bait-Artikel nutzen der Sache auch nicht. Die schaffen es allerhöchstens die Zeitungshersteller mit Werbeeinnahmen über Wasser zu halten, weil Zeitungen und Zeitschriften kauft man ja neuerdings nicht mehr, die findet man irgendwie kostenlos im Internet. Dass darunter die Qualität leidet ist eigentlich unübersehbar, geht aber in der Flut an Artikeln beim Ein oder anderen Leser unter. Für mich ist diese Reizüberflutung die „eigentliche“ Pandemie. Mit dieser Reizüberflutung umzugehen wird schwieriger je weniger Zeit man hat. Hat man erstmal einen stressigen Job, Familie und Hobbys wird es schwer die Informationsflut sauber zu filtern.

Früher war das einfacher, da gab es nicht so viele Medien und wenn man unsicher war wandte man sich an den Profi seines Vertrauens. Vielleicht sollten wir das wieder öfters machen? Neben Vertrauensverlusten in die Politik machen Talkshowformate, bei denen sich eine zu große Menge an Gästen ständig ins Wort fällt, die Sache auch nicht einfacher. Was also tun? Ich denke Wir müssen verständnisvoller miteinander reden, streiten und diskutieren. Wenn man sich aneinander reibt kommt gemeinsam oft eine vernünftige Lösung bei raus, nicht nur beim Sex. Das ist glaube ich Das was mal so alte griechische Hippies als Demokratie bezeichnet haben.

Deswegen will ich hier einen Vorschlag machen und dann auch gerne diskutieren damit wir gemeinsam in der aktuellen Situation weiterkommen. Das Problem sind die überlasteten Intensivstationen, da sind wir uns einig. Es müssen also weniger Intensivfälle auf die Stationen kommen. Entweder durchs Impfen & Boostern oder durch Verzicht. Zum Beispiel, wenn man als ungeimpfter Corona hat. Man muss sich ja seinem Risiko bewusst gewesen sein, sonst hätte man sich impfen lassen können. Mein Vorschlag wäre: Jeder Bürger bekommt einen Brief. Darin sind ein Ankreuzbogen und ein Informationsheft.

Im Heft finden sich Argumente/Informationen für beide Ansichten, geschrieben von den jeweiligen Vertretern. Auf dem Ankreuzbogen gibt es dann zwei Möglichkeiten: Möglichkeit 1: Ich möchte mich gegen Corona impfen/boostern lassen, bitte schicken sie mir einen Termin zu. Möglichkeit 2: Ich möchte mich nicht impfen lassen und verzichte im Falle einer Coronainfektion auf Intensivpflege. Ich bin mir bewusst, mich bei einer Triage hintenanstellen zu müssen.

Wenn du meine Meinung teilst und den Vorschlag gut findest, dann teile und erzähle ihn doch bitte weiter. Vielleicht schaffen wir es mit mehr Reichweite und einer Prise Internet, ihn bei Lanz, Illner oder ähnlichem diskutieren zu dürfen. Fortschritt & Demokratie funktioniert nur wenn alle mitmachen. Gerade wir, auch als Nicht-Politiker. In diesem Sinne reibt aneinander und befruchtet euch. …Und ey, kauf doch mal wieder ne Zeitung oder n Magazin. – Moritz Reichhard 

 


 

 

Leserbriefe zu „Der falsche Kuss” von Maximilian König 

 

Ich lese die ZEIT sehr gerne, aber eine ganze Seite für so ein unwichtiges, gar lächerliches Thema, dafür bezahle ich die Zeitung? Was in letzter Zeit ein Aufhebens gemacht wird, um derart unwichtige Dinge wie man ein Lebensmittel nennt, das man schon Jahrzehnte so nannte – das hat doch nichts mit den Menschen zu tun! Genauso lächerlich ist dieses Gegendere, ich lehne es ab, weil es den Rede- und Lesefluss stört und ich meine immer alle Menschen. Und wer bestimmt denn, dass Neger oder Mohr ein Schimpfwort ist, wenn man es nicht als solches benutzt.

Dann darf man auch nicht Fettgebackenes oder Dicker o.ä. sagen. Da fällt mir noch etwas ein: ich erinnere mich, dass man in Frankfurt zu den kleinen Silversterknallern „Juddefürz“ gesagt hat! Zur Info über mich: ich bin 1/2 Latina, meine Urgroßmutter mütterlicherseits war Jüdin, meine Großmutter väterlicherseits ebenfalls, der beste Freund meines Vaters ist schwarz, die Freundin meiner Tochter ebenfalls! – Cristina R. Hirschochs Villanueva 

 

Mit Interesse habe ich den Beitrag gelesen. Auch ich könnte zu dieser Debatte etwas beitragen, wenngleich es sich um einen lediglich artverwandten Sachverhalt handelt. Länger schon ging ich mit dem Gedanken schwanger, einen Beitrag dazu einzureichen. Allerdings könnte ich das nicht unter meinem realen Namen und auch nicht unter Nennung meiner Arbeitsstelle. Wenn Sie den Text lesen, werden Sie hoffentlich verstehen. Ich leide an einer nicht auf den ersten Blick erkennbaren Behinderung, die mich in meinen Alltagskompetenzen einschränkt – mal mehr und mal weniger. Vor einiger Zeit stand ich morgens im Bad, das Fenster war offen. Draußen lief ein Mann mit seinem Sohn vorbei; der Vater ungefähr in meinem Alter, der Sohn vermutlich 10 Jahre alt.

Es war Hektik und Trubel, auch aufgrund der Lautstärke wurde ich aufmerksam. In seine Standpauke baute der Erziehungsberechtigte folgenden Satz ein: „Jetzt hör doch mal endlich auf mit deinem Handy und tu nicht so wie ein Behinderter.“ Ich stellte diesen Mann zur Rede und forderte ihn auf, nicht so zu sprechen. Er zeigte sich erst dann im Ansatz zerknirscht, als ich meine eigene Behinderung erwähnte. Mehr als ein Stammeln kam jedoch nicht … Was ich sagen möchte: Man glaubt, es stehe gut um die Inklusion. Immerhin wurde doch der Behindertenpauschbetrag kürzlich erhöht. Auch Quoten in Unternehmen und Behörden würden zu mehr Teilhabe führen.

Oberflächlich betrachtet mag das auch so sein, jedoch wurden in meinem Tätigkeitsbereich ausschließlich Sehbehinderte als Schreibkräfte eingestellt. Das alles hilft also eher einer einzelnen Untergruppe. Ich versuchte Veränderungen für mich zu erreichen, argumentierte gegen eine bestimmte Art des Denkens. Auch verwies ich auf eine Verordnung, die den Umgang mit behinderten Menschen in der Verwaltung regelt. Es wurden dann Hürden kreiert, einfachste Lösungen wurden abgebügelt, denn das sei nicht vorgesehen. Als Pendler, wobei ich von Haustür zu Haustür 1,5 Stunden einfach unterwegs war, wollte ich eine Ortsveränderung erreichen.

Dazu nahm ich vorab mit der potenziellen Zielbehörde Kontakt auf. Im Gespräch mit dem Leiter der Behörde, wo ich mich zu erkennen gab und darum bat, mir bei Bedarf einen Arbeitsbereich zuzuschneiden, bekam ich gesagt: „Was glaubt Ihr Behinderten eigentlich!? Sie kriegen keine Extrawurst, im Zweifel kriegen Sie etwas mehr Zeit, sonst ist da nichts drin.“ Nach Jahren kam es zu einer Abordnung, jedoch auf einen bestimmten Zeitraum befristet. Man müsse mich schließlich beobachten, das sei doch wohl zu verstehen. Am Ende setzte man mich zu einer Kollegin, die sich offen feindselig zeigte und keine Gelegenheit ausließ, mir ihre Verachtung zu zeigen. Auch versuchte sie mir Fehler unterzujubeln.

Der Behindertenvertreter sagte mir vor der Abordnung Hilfe zu – woraufhin ich nichts mehr von ihm hörte. Auf der alten Stelle hatte ich keine festen Arbeitszeiten, der Feierabend war eigentlich nie klar. Gesundheitstermine waren so schlecht zu vereinbaren. Ein Umzug kam nicht infrage, da ich meine gewohnten Strukturen und mein gewohntes Umfeld brauche. Auch wenn man hier besser auf meine Fähigkeiten einging, so war es doch menschlich schwierig. Immerzu Getuschel, „Alltagsrassismus“ und offene Herabsetzung: „scheiß Behinderter“, „Hundesohn“, „hätte dein Vater besser mal gegen den Baum gewichst“ oder „hätte er dich besser mal erschlagen“ – um nur ein paar Aussagen zu nennen.

Leider musste ich an diesem Punkt feststellen, dass es mit der Zivilcourage nicht weit her ist: Zeugen, auch direkt angesprochen, wollten nichts gehört oder gesehen haben. Ich stand alleine da, konnte und kann diese Vorfälle somit nicht beweisen. Entsprechend heikel ist es, darüber zu sprechen oder zu schreiben – immerhin ist zu befürchten, als Verleumder dazustehen. Es ist aber meiner Betroffenheit geschuldet, dass ich das nun doch mache, denn diese Phänomene scheinen sich doch irgendwie zu ähneln. Und auch wenn wir glauben, es sei schon viel geschehen, diese Betroffenenberichte sprechen eine andere Sprache. Mir ist durchaus bewusst, dass nicht jedes hohe Ideal umgesetzt werden kann bzw. sich im Alltag bewähren muss.

Dafür sind wir alle zuständig – man glaubt daran aber nur schwerlich, wenn sogar die eigenen Eltern im Umgang mit den Gebrechen des eigenen Kindes nicht sorgsam umgehen bzw. umgegangen sind. Somit fällt es auf einen selbst zurück, und man ist immerzu damit beschäftigt, nicht die Selbstachtung zu verlieren. Die Grenzen in den Köpfen der Menschen vermag wohl keiner einzureißen. Dennoch möchte ich dafür plädieren, nicht immerzu einzelne Gruppen in ihrem Leiden zu privilegieren. Eine weitere Fragmentierung dürfte kontraproduktiv sein, und zwar für die Anliegen aller benachteiligten Menschen. – Volker Kaufmann 

 

Darf man „Mohr“ noch sagen? Ja, man darf! Dafür muss man sich nicht auf die Tradition berufen, sondern ganz einfach auf die Meinungsfreiheit. Unser Haus ist seit 1637 unter dem Namen „Haus zum Mohren“ bekannt und jahrhundertelang benutzten darin befindliche Apotheken mit Stolz den Mohren als Namensgeber. Wir führen den Namen „Mohren-Haus“ mit Stolz und Wertschätzung und aus Überzeugung seit vielen Jahren für unser Geschäft weiter. Der Autor des Artikels „Der falsche Kuss“ ist verwundert darüber, dass die Verwendung der Worte „Negerkuss“ und „Mohrenkopf“ keinen Shitstorm, sondern überwiegend positive Reaktionen hervorgerufen hat.

Diese positiven Reaktionen erleben wir ständig. Vor allem, wenn „Selbstgerechte und Lifestyle-Linke“ (Sarah Wagenknecht) uns wieder einmal belehren oder anonym beschimpfen und sich dabei als heroische Kämpfer gegen den Rassismus fühlen. Denn 99 Prozent unserer Kunden (und dies sind eher ZEIT-Leser als Bild-Leser) finden den Namen „Mohr“ nicht rassistisch, sondern finden unsere Firmenbezeichnung sympathisch und ergreifen demonstrativ Partei für uns. Die Aussage im Artikel „während in der Stadt der Mohr langsam aus der Öffentlichkeit verschwindet, wird er auf dem Land als Mundart verteidigt….“ deckt sich mit Herabwürdigungen im Netz, in denen wir als Provinzler und Hinterwäldler bezeichnet werden.

Offensichtlich werden die Menschen in der Pfalz und wir hier in Bamberg von den so überaus Politisch Korrekten als naiv und unterentwickelt angesehen. Diese Art und Weise, auf andere herabzuschauen, kommt einem doch irgendwie bekannt vor. Völlig überheblich ist dazu noch die Aussage des Sprechers der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, es wäre „Zeitverschwendung, mit der Kellnerin zu diskutieren. Solche Leute werden sich nicht von ihrer Deutungshoheit verabschieden“. Beansprucht etwa er die Deutungs- und Meinungshoheit für sich? Die Meinungsbildung findet nicht nur zwischen Prenzlauer Berg und Friedrichshain statt, sondern auch die Meinung einer pfälzischen Kellnerin ist zu respektieren.

Die Initiative Schwarzer Menschen, die nach der Devise handelt „Wir sind Opfer, wir sind beleidigt, deshalb haben wir Recht“ vertritt zwar nur einen Bruchteil der schwarzen Menschen in Deutschland, fühlt sich aber als oberstes Moralgericht. Rassistisch, menschenverachtend, herabwürdigend und völlig inakzeptabel sind Vorkommnisse wie am letzten Wochenende im Duisburger Fußballstadion. Damit lässt sich aber die bloße Verwendung des Wortes „Mohr“ nicht vergleichen. Es ist wohl noch kaum jemand als „Mohr“ beschimpft worden.

Und wenn man dieses Wort für eine gute Süßspeise verwendet, ist dies doch wohl liebevoll und nicht verachtend. Mozart wird sich auch nicht wegen der nach ihm benannten Kugeln im Grab rumdrehen. Selbstverständlich gibt es Menschen, die sich durch Mikroaggressionen verletzt fühlen. Es gibt aber auch schwarze Menschen, die den Namen „Mohr“ mit Stolz tragen, so der Inhaber des Restaurants zum Mohren in Kiel oder die Inhaberin des Cafe ́s Mohrentopf in Freiburg.

Übrigens beschäftigen wir im Mohren-Haus eine dunkelhäutige Auszubildende, die als Adoptivkind aufgewachsen ist und diese fühlt sich nicht täglich verletzt, sondern ist stolz darauf, hier zu arbeiten. Und unser Mohr an der Fassade trägt eine goldene Krone. Eine dunkelhäutige Kundin sagte kürzlich: „Behalten Sie bloß Ihren Namen! Ich bin eine Mohrin und ich bin stolz darauf.“ Unseres Erachtens wäre es im Kampf gegen den Rassismus nutzbringender, aus der Opferrolle herauszutreten und sich selbstbewusst die Krone aufzusetzen. – Edith und Dr. Ludwig Papritz 

 

Ich möchte Ihnen gerne Feedback zu Ihrem Artikel geben: Zuerst habe ich gedacht: „Eine Seite über Mohrenköpfe?“ Dann habe ich Ihren Artikel gelesen und fand ihn sehr ausgewogen. Ich hatte aber keine eigene Meinung zum Thema. Am Tag darauf kam mir der Artikel wieder in den Sinn und ich dachte mir, es ist eine faule Ausrede, wenn man für die Verwendung des Begriffes „Neger“ nichts zahlt, für „Mohrenkopf“ 60 Eurocent und für dem einem Gebäck zupassenden Eigennamen „Schokokuss“ oder Schaumkuss“ einen ganzen Euro. Natürlich ist das herabwürdigend und für den Ideengeber beschämend. Vielen Dank für Ihre journalistischen Beitrag zu diesem Thema. – Holger Schnebel 

 

Der scheinbar flapsige Spruch der Kellnerin gegenüber der Familie in Anwesenheit eines dunkelhäutigen Kindes geht natürlich gar nicht!!! Das vorweg. Ihn als rassistisch zu bezeichnen, geht m.E. aber auch zu weit. Sowohl Aktion der Kellnerin als auch Reaktion der Familie sind m.E. über das Ziel hinausgeschossen. Wir sind heute leicht geneigt, Personen, die andere Meinungen haben und äußern, als Nazis oder Rassisten zu bezeichnen. Die ganze Szene ist kennzeichnend für die Verhärtung in dieser semantischen Auseinandersetzung. Ich stelle mir aber ernsthaft die Frage, wie weit das noch gehen soll. Wollen wir wirklich alles und jedes tilgen – und das auch retrospektiv -, wodurch sich auch nur ansatzweise irgendjemand herabgewürdigt fühlen könnte?

Was wird aus dem Gasthaus „Zum Mohren“? Kommt Schiller auf den Index mit seiner „Verschwörung des Fiesco zu Genua“ („Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan. Der Mohr kann gehen“)? Die Pippi Langstrumpf-Bücher sind ja schon gesäubert, die Speisekarten auch. Und jetzt werden schon einzelne Stimmen laut, eine „Weiße“ solle nicht Gedichte/Bücher von ja was? Schwarzen? Dunkelhäutigen? Farbigen? Afrodeutschen? People of Colour? übersetzen. Muss man sich als „Weißer“ jetzt schon von Geburt an schämen, weil man tendenziell rassistisch ist? So wichtig sprachliche Sensibilisierung ist, so wichtig ist es auch, die berühmte Kirche im berühmten Dorf zu lassen. – Bernd Riegsinger 

 

Seit Jahrzehnten beschäftige ich mich mit Interkulturellem Lernen. Ihr Beitrag hat mich sehr amüsiert, und zeigt, dass wir in unserer Gesellschaft mit Political Correctness und Antidiskriminierung immer noch nicht weitergekommen sind. Ich verweise auf die Zeitschrift „Africa positiv“ (https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=http%3A%2F%2Fwww.africa-positive.de%2F&data=04%7C01%7Cleser%40zeit.de%7C246fb5681ca4471e078508d9c2c9204b%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C637754992255801969%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C1000&sdata=owfAIbjsX0nL1nA1uqFQU%2Bs6bde29FoEEWe3SBFsq74%3D&reserved=0). – Dr. Jos Schnurer 

 

Der Philosoph Ludwig Wittgenstein bemerkte, dass sich die Bedeutung eines Wortes aus seinem Gebrauch in der Sprache ergibt. Das zum einen. Zum anderen: Auch in der „Rheinpfalz“ ist mir, soweit ich die Berichte überhaupt verfolgte, wie im ZEIT-Artikel auch, eines aufgefallen: da steht nichts, gar nichts, davon, was das doch eigentlich betroffene Kind dazu sagt. Wie es sich gefühlt hat, in dieser Situation, mit dieser Situation, durch das Geäußerte.

Um nochmal auf Wittgenstein zurückzukommen: In einer schwarz-weißen, hell-dunkelhäutigen, liebenden Beziehung, gleich welche biologischen oder soziologischen oder psychologischen Geschlechter sich da treffen, werden „Negerkuss“ und „Mohrenkopf“ womöglich eine völlig andere Bedeutung haben können, als wenn sie von z. B. offensichtlich dem rechtsradikalen Milieu zuordenbaren Personen im Fußballstadion oder in anderen öffentlichen Bereichen nun eben auch in einem Ton und Gestus – weitere Indizien – skandiert oder auch geflüstert werden, die nun den Gebrauch dieser Wörter in einer beleidigenden Bedeutung beabsichtigen und auch so verstanden wissen wollen.

Ich stimme Wittgenstein zu, ihr Pampelmusen. Und? Beleidigt? Amüsiert? Gar nichts von beidem? Eben! Und der einzig vernünftige Grund, in Kulturen kritisch gewordene Wendungen nicht leichtfertig zu gebrauchen liegt meines Erachtens darin, dass sie zu wohl vermeidbaren Missverständnissen führen können, weil deren Bedeutungen im Subjekt situativ und individuell konstruiert werden. – Volker Homann 

 

War ein inhaltsreicher Artikel. Ich gehöre auch zu der Generation, die Negerküsse aßen. Ist das nicht ein Kompliment für den guten Geschmack? Keiner hat Probleme damit, Hamburger, Kopenhagener, Berliner, Thüringer Würstchen usw. zu essen und so zu bestellen. Neger ist nicht Nigger und Negerkuss für mich eher ein Kompliment als eine Beleidigung. Oder soll ich mich jetzt beleidigt oder angegriffen fühlen, wenn jemand einen Hamburger zum Essen bestellt? – Georges Wilkerling 

 

Komisch. Ich stamme auch aus der Pfalz und das Wort „Mohrenkopf“ oder auch „Mohrenkopp“ gehörte zwar auch zu meinem Sprachgebrauch, aber angesichts der Möglichkeit der Beleidigung schon seit langem nicht mehr. Mir ging es da wie den Trauths, die gemerkt haben, dass sich die Zeiten eben geändert haben. Tut nicht weh, es nicht mehr zu gebrauchen. Vollkommen absurd finde ich die Angriffe gegen die Kaffeerösterei Mohrbacher. Das ist schließlich deren Namen.

Manche Eltern machen sich ja auch keine Gedanken, wie ihre Kinder heißen…….. Frau Keller aus dem Café am Rietberg hat aus meiner Sicht den Gong nicht gehört; so etwas zu sagen – und das in Anwesenheit (bzw. im schlimmsten Fall aufgrund der Anwesenheit) eines kleinen schwarzen Kindes – und dann noch diese Aussagen über die Kosten des Schaumkusses zu treffen, ist nicht nur rassistisch und beleidigend, sondern ausgesprochen dämlich. – Annette Haagen 

 

Ich bin in der Südpfalz geboren und aufgewachsen und wohne mittlerweile wieder hier. Da ich die Rheinpfalz nicht abonniert habe, hatte ich von dem Vorfall bisher nichts mitbekommen und war nun absolut fassungslos beim Lesen Ihres Artikels. Dass einem aus Versehen der alte Begriff rausrutscht – geschenkt. Aber so eine Formulierung in Kombination mit einem Preisaufschlag ist klar rassistisch und dann noch ausgesprochen vor einem schwarzen Kind, da fehlen mir die Worte… Ich habe hier viele Kontakte und kann kaum glauben, dass im Nachhinein auch noch so viele Angesprochene das Ganze verharmlost oder rechtfertigt haben sollen. Direkt auf den inneren Abwehrreflex breitet sich ein Gefühl aus und wird größer: Scham. – Katharina Liebler 

 

Ich bin mit Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer groß geworden, mit Amerikanern (als Süßgebäck), mit Hamburgern (von MacDoo…), dem Sarotti-Mohr, mit „N“-Küssen (fast endlos) und mit Korsika- und Sardinienurlauben (einmal einen Blick auf die Flaggen werfen?). Hat nicht geschadet, ich bin kein Rassist geworden, ich habe noch nie Menschen rassistisch beleidigt (obwohl ich schon „Weißbrot“ genannt wurde) und finde, der Artikel bietet viel Text für wenig Inhalt und schürt Vorurteile (in alle Richtungen übrigens). Das braucht‘s nicht! – Wolfgang Siedler 

 


 


Leserbriefe zu „Streiten wir über die Falschen?” von Katharina Menne und Ulrich Schnabel 

 

Unter dem ‚unvernünftigen Viertel‘ und den ‚medizinisch Ängstlichen‘ befinden sich genug Ärzte, Pathologie-Professoren, medizinisches Personal usw. Ihre Meinungen sind nicht in den Mainstream-Medien zu lesen oder hören.  Kein Wunder, dass man die Ungeimpften nicht versteht und verunglimpft. Die Geimpften haben aus Angst und Selbstschutz sich impfen lassen und die Ungeimpften aus den gleichen Gründen nicht – darf man nicht erwarten, dass die Ängste der Ungeimpften ernst genommen werden?  Informierte Ungeimpfte kümmern sich intensiv um ihre Immunkraft selbst und halten die sonstigen Regeln streng ein. – Marian Blass 

 

Dieses „Tu-dies,-mach-jenes,-las-dieses-bleiben“-Ostdeutschland wird seit der Wiedervereinigung immer noch so behandelt, als gäbe es diese DDR noch immer, nur das sie unter dem Protektorat der BRD steht. Der „Osten“ von Deutschland hat die schlechteste Impfquote von Gesamtdeutschland! Die Hansestadt Bremen steht auf dem Stockeln; na und! Dafür ist nicht mal ein feuchter Händedruck drin, denn diese Art der Behandlung, die wurde in Zeiten von Corona längst schon abgeschafft. Mir ist diese Debatte und wo genau diese Impfverweigerer sitzen, und warum sie die Spritze verweigern, mehr als schnurzegal! – Riggi Schwarz 

 

Katharina Menne und Ulrich Schnabel mühen sich mit einem Thema ab, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Wie denn auch, wenn man nicht die richtigen Leute fragt und schon lange vergessen hat, wie sich der ganze Pandemie-Schwindel entwickelt hat. Es begann, nach ziemlich gesicherten Erkenntnissen, mit einem Laborunfall in Wuhan, wo man aus harmlosen Corona/Grippeviren einen gefährlichen Bio-Kampfstoff entwickeln wollte. Wie die Chinesen halt so sind, wurde nach dem kleinen Unfall schnell alles vertuscht und die Fledermaus wurde als Schuldiger festgestellt. Als man Wochen später nichts mehr verheimlichen konnte, spannte man die WHO mit ihrer weltweiten Wirksamkeit vor den Karren.

Das RKI übernahm nun für Deutschland und hatte mit Wieler einen neuen Superstar geboren. WHO sowie das RKI genießen nicht unbedingt die höchste Stufe der Seriosität und Anerkennung, fordern eher zur Skepsis heraus, haben dennoch alle Macht in ihren Händen. So entstand eine weltweite Pandemie der Denunziation und Heuchelei, die zum Ruin von Wirtschaft und Gesellschaft führte. Nichtreparable Schäden an einer ganzen Generation. Es folgte in immer kürzeren Abständen, ein konfuses Durcheinander von Maßnahmen bzw. Versuche von Maßnahmen, die meistens missglückten, weil man entdeckte, dass man keinen Plan hatte, obwohl bereits 2009/10 mit dem Schweinegrippenskandal die Generalprobe stattfand, die aber missglückte.

Nun hatte man aber einen Gesundheitsminister, der als gelernter Banker eine eigene Firma für Lobbyarbeit unterhielt, wo man die Zukunftsbranche Pharmaindustrie managte. Da es keine Zufälle in der Politik gibt, wurde praktischerweise dieser Pharma-Cheflobbyist zum Bundesgesundheitsminister ernannt. Wie schon von der Leyen in Brüssel kam er zu seinem Amt, wie die Jungfrau zum Kind, oder der Bock zum Gärtner.  Da alles erst ein Jahr her ist, muss man nicht das ganze Theater einzeln aufzählen, das sich dann Schritt für Schritt entwickelte. Diejenigen, die sich an den Anfang der Corona-Erzählung noch erinnern, sind jetzt diejenigen, die sich nicht impfen lassen, da sie den Betrug (Volksverarsche) noch fest in ihren Köpfen gespeichert haben.

Die Ungeimpften sind jetzt die Buhmänner der Nation, die es aus der Gesellschaft auszuschließen gilt, wie das der Ministerpräsident des Saarlandes auf Facebook forderte. Die andauernde Gehirnwäsche der Herren Drosten, Spahn, Wieler, Söder und Lauterbach konnte bei ihnen nichts anrichten, sodass sie weiter skeptisch und misstrauisch blieben. Misstraue gegen untaugliche Impfstoffe, die man eilig aus dem Hut gezaubert hatte. Da deutsche Wissenschaftler offensichtlich zu blöd waren, einen wirksamen, konservativen Impfstoff herzustellen und weil das zudem in Deutschland ca.  6-8 Jahre Entwicklungszeit beanspruchen würde, kam der Elite-Flüchtling aus der Türkei, Ugur Sahin mit seiner Frau, gerade zur rechten Zeit und mit dem US-Konzern Pfizer ein Milliardenimperium zu einer neuen Einnahmequelle.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Dass man den ganzen Rest der Wissenschaft ausgrenzte und sich nur auf den einen stützte, der sich schon im Schweinegrippenskandal die Finger verbrannte, nämlich Christian Drosten, gleichzeitig den Aufklärer, der die Sache zum Platzen brachte, Wolfgang Wodarg entließ und in die Wüste schickte haben wohl auch die sonst so intelligenten Redakteure und Autoren der ZEIT vergessen. Nicht zu vergessen die Maskenskandale, die Informationspannen und die Bereicherungstechniken diverser Politiker, bis in die höchsten Kreise Bayerns. Man muss nicht studiert haben um zu sehen, dass der Kaiser keine Kleider anhat. – Hans-Otto Lang 

 

Herzlichen Dank für diesen Artikel, die mir einmal mehr vor Augen führen, welche gute Wahl ich mit dem Abo der ZEIT getroffen habe. Ich frage mich seit Wochen, ob sich eigentlich noch jemand an diesen „Skandal“ erinnert, als die Bundesregierung vor einigen Jahren eine Studie in Auftrag gegeben hat und dann für die Veröffentlichung bestimmte Abschnitte einfach gestrichen hat. Die Studienergebnisse nämlich, die zeigten, wie mit – jetzt greife ich den Begriff aus dem Artikel auf – dem „unsichtbaren Drittel“ umgesprungen wird.

Die Erhebung zeigte, dass politische Entscheidungen nicht nur dann zum Nachteil dieses unsichtbaren Drittels getroffen werden, wenn diese gleichzeitig mit Vorteilen für die besseren zwei Drittel und insbesondere die oberen 10 Prozent verbunden sind oder Nachteile für diese Gruppen vermeidet. Vielmehr werden auch dann, wenn es überhaupt nichts für die anderen zwei Drittel bedeutet (weder Vorteile noch Nachteile mit sich bringt), werden politische Entscheidungen tendenziell so getroffen, dass sie für das „unsichtbare Drittel“ von Nachteil sind. Ich weiß, dass die ZEIT darüber berichtete, daher stammt mein Wissen, und auch einige andere größere Medien.

Seitdem habe ich allerdings nichts mehr darüber gehört, schon gar nicht, dass sich etwas verändert hätte. Es erscheint mir nicht schwierig, sich in den Frust dieser vielen Menschen einzufühlen und zu verstehen, dass sie sich einfach vom Staat abwenden. Zumal sie meist in Bedingungen leben, die ihnen ohnehin nicht viel mehr Kraft lassen, als gerade so ihr Leben zu bewältigen. Wenn ich dann von reifen, linksliberalen Menschen höre, man solle die Ungeimpften an den Pranger stellen, frage ich mich, welchen Stellenwert eigentlich die Würde der Menschen in diesem Land tatsächlich hat? – Sibylle Riffel 

 

Schon nach dem ersten Satz hatte ich eigentlich keine Lust mehr weiterzulesen: „Am vergangenen Wochenende polterten mal wieder … Impfgegner durch Deutschlands Städte“. Da nehmen Menschen nicht ihr Grundrecht auf Demonstrations- und Meinungsfreiheit wahr, setzten sich nicht für ihr Recht auf körperliche Selbstbestimmung ein, nein, Sie poltern… Ich habe es trotzdem getan (weitergelesen) – und es kam wie zu erwarten war.

Im weiteren Verlauf fragen sich Frau Menne und Herr Schnabel, wer eigentlich die knapp 20% nicht geimpfter Erwachsener in der BRD sind. Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, haben sie schnell die (im Gegensatz zu ihnen selbst) wenig Gebildeten und materiell Benachteiligten ausgemacht. Die wären nur noch nicht erreicht worden, müssten besser aufgesucht und informiert werden. Die Autorin und der Autor offenbaren dabei und damit eine Von-Oben-Herab-Haltung, die ich nur schwer ertragen kann. Warum ist eigentlich das Offensichtliche so schwer zu verstehen?

Unterschiedliche Menschen leben ihre Grundrechte unterschiedlich. Dazu gehört auch, „mit den Füßen abzustimmen“, nicht alles mitzumachen. Wir sollten akzeptieren, dass es neben denen, die man zum Impfen genötigt und erpresst hat (heißt heute nugging) eben etwa 1/5 der erwachsenen Bevölkerung gibt, die eben nicht möchte. Aus sicher sehr unterschiedlichen Gründen. Diese Entscheidung gilt es zu respektieren.

Und wenn die beiden Autoren sich einmal die Mühe machten, sich auf eine der anwachsenden, regelmäßigen Demonstrationen gegen Impfpflicht und Ausgrenzung zu bewegen (z.B. samstags in der Freien und Hansestadt Hamburg), werden Sie feststellen, dass die ganz überwiegende Zahl der Teilnehmenden nicht poltert, sondern ihren Protest friedlich und angemessen auf die Straße bringt, übrigens für den Erhalt unser aller Grundrechte, zu denen nicht zuletzt auch die Pressefreiheit gehört (als sie die Ungeimpften ausgesondert haben, habe ich nichts gesagt, ich war ja geimpft,….). Wenn unter „Schwurbeln“ zu verstehen ist, Realitäten nicht zu akzeptieren und Dinge in Zusammenhang zu bringen, die offensichtlich anders liegen, kann ich nur sagen: Frau Menne, Herr Schnabel, gut geschwurbelt!

Die Lust am Lesen der ZEIT ist mir nach diesem Beitrag aber gründlich vergangen, er steht in einer langen Reihe von diffamierenden und unkritischen Berichten. Das Abo wird nun endgültig gekündigt. Kritischer Journalismus sieht meiner Meinung nach wahrlich anders aus. In der Hoffnung, die ZEIT findet zu alten Tugenden zurück. – Rainer Carstengerdes 

 

Wenn ein Drittel unserer Bevölkerung wegen sprachlicher Probleme in der gesellschaftlichen Teilhabe eingeschränkt ist, so gilt das für komplexe Situationen wie Corona ganz besonders. Hier sollte alles getan werden, um die Informationen „barrierefrei“ zu verbreiten. Leider war und ist dem nicht so. Meine erste Impfeinladung erhielt ich als viel-seitiges Schreiben in großem Umschlag mit Begrüßung durch Politiker und folgend unübersichtlichen Anweisungen.

Auf einem der Blätter fand ich im Briefkopf versteckt und in Kleinstschrift einen Hinweis auf Text in „leichter Sprache“, zu finden unter einer über sechzig Zeichen langen Internetadresse. Kein sprachlich behinderter Bürger wird das lesen und umsetzen können. Warum nicht im Schreiben selbst alles kurz und verständlich sagen? Wer von Amts wegen so nicht schreiben kann, sollte es sein lassen. Ja, auch ich, mehrfach geimpft, fürchte weitere Pandemie-Wellen. Mit Schrecken sehe ich aber auch die schon jetzt beängstigende Bürokratie-Welle wachsen, aus den bisher 30 Prozent unerreichbaren Mitbürgern könnten dann rasch 5o Prozent oder mehr werden, ausgreifend auch in andere sensible Bereiche.

Gibt es Berechnungen, wieviel Millionen Lebenszeit-Stunden bisher aufgebracht wurden, um, gern auch mit Hilfe von Kindern oder Enkeln, Corona-Test- und -Impfangebote wahrnehmen zu können? Nichts gegen Förderung der Kultur, aber dreistellige Millionen-Ausgaben, wie sie derzeit vielerorts getätigt und weiterhin geplant werden, sind zu hinterfragen. Zumal sie, von Schulen abgesehen, nur von einem relativ kleinen Bevölkerungsanteil wahrgenommen werden. – Dr. med. Leo Voss 

 

Danke für diese herausragende Recherche zur Corona-Lage. Differenzierend, sachlich und doch mitfühlend. So stelle ich mir einen angemessenen Umgang mit der Situation vor. – Heidemarie Naumann 

 

Diesen Artikel fand ich überfällig, da er eine differenzierte Sichtweise anstößt, da nicht alle Ungeimpften pauschal der Querdenker Fraktion zuzuordnen sind. Ziel muss eher sein, durch gezielte Recherche und darauf aufbauende bedarfsgerechte Informationspolitik dem Thema gerecht zu werden. Nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht, ich habe mich 3-fach impfen lassen und werde auch die vierte Impfung, wenn sie denn im späten Frühjahr 2022 kommt, so schnell als möglich in Anspruch nehmen. Die Autoren haben als wesentliche Bevölkerungsgruppe der nichtgeimpften Personen die „Stillen Abgehängten“ definiert und Möglichkeiten aufgezeigt, wie man diese erreichen könnte. Ich denke, dass man noch folgende sieben Aspekte als „möglichen Hemmschuh“ für das Impfen detaillierter analysieren müsste:

1. Relativ geringe Übersterblichkeit: In Deutschland sind bislang rund 100 Tsd. Menschen (v.a. Ältere und Menschen mit sog. Vorerkrankungen) an bzw. mit Corona verstorben. Da pro Jahr rund 1 Mio. Menschen in D versterben, beträgt die Übersterblichkeit in 1,5 Jahren Pandemie „nur“ rund 7%. Evtl. halten dies einige für „vertretbar“. Eine plastischere Darstellung (es kann auch deine Oma, Tante, Bruder o.ä. betreffen), kann evtl. sinnvoll sein, weil die Beispiele dann aus der Anonymität des Sterbens heraustreten würden. Das beste Beispiel ist dazu m.E. das dem Kriegsinferno gerade davongekommene nackte vietnamesische Mädchen, welches den Schrecken und deren menschenverachtende Sinnlosigkeit des Vietnam Krieges geradezu überdeutlich darstellte und damit auch ein gewisses diesbezügliches Umdenken in der amerikanischen Öffentlichkeit einläutete.

2. Relativ glimpflicher Pandemieverlauf in D: In D ist die Pandemie (trotz Defiziten im Gesundheitswesen – u.a. zu wenige Intensivpflegekräfte) relativ glimpflich verlaufen –  im Gegensatz zu Italien (Stichwort: LKWs mit Särgen in Bergamo), Frankreich und Spanien (kompletter Lockdown in Paris und Madrid) hat die Öffentlichkeit in D dadurch „keine Schreckensbilder“ im Kopf

3. Frühere Impfnebenwirkungen: Manche Personen hatten in den vergangenen Jahren Nebenwirkungen bei einer normalen Grippe Impfung und fürchten daher bei einer Impfung gegen Corona ebensolche Nebenwirkungen.

4. Phobie gegen Spritzen im Allgemeinen

5. Relativ neuer Impfstoff: Bei manchen besteht Skepsis gegenüber dem mRNA Impfstoff – sie hätten lieber einen Tot-Impfstoff. Diese Angst besteht m.E. u.a. bei Frauen, die noch einen Kinderwunsch haben

6. Long CoVid Einschränkungen nicht plastisch genug kommuniziert: Damit würde dem Argument: „Wenn ich erkranke, dann doch nicht so schwer (habe ja keine Vorerkrankungen) und danach bin ich wieder gesund – wie bei einer normalen Erkältung ja auch“ entgegengetreten werden können.

7. Vor einer Impfung muss man sich als „gläserner Mensch“ outen. Mögliches Argument: „Ist der Datenschutz auch wirklich gewährleistet oder kann etwas gegen mich verwendet werden?“

Um den von mir angefügten zusätzlichen Argumente zu begegnen, wäre neben einer detaillierten Recherche auch eine aufklärende Kommunikationsstrategie – einschließlich plastischer Beispiele – anzuraten. – Claus-Dieter Dölle 

 

Leider reihen sich Katharina Menne und Ulrich Schnabel in den Mainstream Sprech ein, nämlich dass alle Menschen, die bis jetzt nicht geimpft sind, nur tumbe Randfiguren seien, vielleicht noch nicht einmal deutsch sprechen und ohne Geld und ohne Bildung seien; ein Armutszeugnis für die Autor*innen. Die beiden haben sicherlich noch niemanden ernsthaft gefragt, warum er/sie die Covid Impfung verweigert. Auch über die Protestierenden ziehen sie her, behaupten, alle seien aggressiv und schreien nur: „Impf-Terrorismus“.

Wenn sie den offenen Brief von 380 Ärzten gelesen hätten, https://reitschuster.de/post/aerzte-gegen-impfdruck-offener-brief-von-380-medizinern/ wäre ihnen vielleicht klar, warum nicht jeder an dieser experimentellen, nur bedingt zugelassenen Gentherapie (Zulassung erst Ende 22 oder später)! teilnehmen möchte. Besonders bemerkenswert ist das Fazit des Ärztebriefes, nämlich dass die Impfung einen marginalen Nutzen bei hohem Risiko hat. Denn noch nie gab es ein Medikament mit so vielen unerwünschten Nebenwirkungen. Die Impfquote zu erhöhen bringt nichts oder verschlechtert die Lage, da es mehr Fälle und mehr Tote gibt. (Bsp. Israel)

Das zeigt auch die diese im European Journal of Epidemiology veröffentlichte Studie: Increases in COVID-19 are unrelated to levels of vaccination across 68 countries and 2947 counties in the United States | SpringerLink Eine deutsche Studie spricht sogar von Übersterblichkeit bei steigender Impfquote. Studie zur Übersterblichkeit: „Je höher die Impfquote, desto höher die Übersterblichkeit“ – Südthüringer Rundschau • Meinungsfreudig. Unabhängig. Bürgernah. Wie wäre es, wenn der Mainstream mal tatsächlich nachfragt und die Antworten auch veröffentlicht? Wäre das ein Schritt zur Verständigung? – Karin Graef 

 

Nach der zu gewähnten Nähe zum rechten Rand versucht man es jetzt gern auch noch, die nicht geimpften als unterbelichtet (Brecht) darzustellen. Ein Trost: Die meisten der Impfwerbungsmüden werden ihren Artikel aufgrund der mangelnden Verständnisprobleme eh nicht lesen können. Es wäre gut, mehr über Anomalien und Hintergründe von bisher getätigten Impfdeals und wahren Wirksamkeiten der verabreichten Stoffe zu erfahren, aber das ist der Sache natürlich nicht förderlich. – Hans Rauch 

 


 

 

Leserbriefe zu „Ungeimpft und unbeschimpft” von Martin Machowecz 

 

Die Debatte sollte wieder vom Kopf auf die Füße gestellt werden, statt immer wieder Argumente für die Impfgegner oder -verzögerer zu artikulieren. Wer nach 22 Monaten Corona-Pandemie und -bekämpfung immer noch geltend macht, nicht aufgeklärt worden zu sein, der lebt offenbar in einer Blase. Bis Oktober sind weltweit hunderte Millionen Menschen geimpft worden, so dass Daten genug vorliegen; führend z.B. aus Israel, das bereits im August dringend auf die Boosterimpfung verwiesen und diese dann auch konsequent durchgeführt hat.

In Fernsehen und Radio, in Printmedien, in Podcasts und in den sozialen Medien wurde mehr als ausgiebig dargestellt, erläutert und diskutiert. Was also muss noch aufgeklärt werden? Außerdem sind es doch nicht die Ungeimpften, die beschimpft werden, sondern die Demonstranten, die einschlägigen Netzwerke und Medien beschimpfen unsere Gesellschaft als Impfdiktatur. Politiker und Journalisten werden angegriffen und bedroht. Da soll man gelassen bleiben? Klare Worte – nicht diskriminierend, keine Beschimpfungen aber deutlich – sind erforderlich.

Und die Beschimpfungen der Impfwilligen und für die Allgemeinheit Handelnden müssen unterbunden werden! Das ist einen Kommentar wert! Und der arme Herr Kimmich stellt sich reumütig hin und erklärt, sich sobald als möglich impfen zu lassen, statt sich impfen zu lassen und alle seine Follower auch dazu aufzurufen. Wo ist da die Logik? Spätestens mit dem Fernbleiben der Zuschauer ist er doch wohl aufgeklärt worden, oder hat er das gar nicht bemerkt? Wofür soll man da noch Verständnis und Langmut haben? Ist das Rechthaberei, wenn man kein Verständnis für derartiges Handeln hat? – Hans Henri Süthoff 

 

Es stimmt schon, Joshua Kimmich stand (und steht) für den freundlichen, aber doch eben auch unsolidarischen und naiven, zudem – als prominenter Fußballer – vorbildlosen Nichtgeimpften. Corona hat ihn sodann erwischt, zum Glück, denn Strafe muss sein. Indes dürfte das Virus mittlerweile nicht nur dem bayrischen Nationalspieler, sondern ebenso vielen unserer medizinischen und demokratischen Vertreter überaus bedenkliche Zustände und Grenzen aufgezeigt haben, gingen sie denn ähnlich kritisch mit sich selbst ins Gericht.

Ergo: Demokratie, Aufklärung und die entsprechende Kommunikation darüber sind schlechterdings so einfach nicht in einer Pandemie. Es sei denn, der Staubwirbel zu einem Thema hat sich gelegt, Mehrheitsmeinungen und Zustimmungen haben sich infolgedessen etabliert. Dann können wir allesamt, vom ersten bis zum letzten Mann im Staate, wieder wohlfeile Sonntagsreden schwingen. – Matthias Bartsch 

 

Jetzt lasst doch einmal die Kirche im Dorf stehen und den „armen“ Joshua Kimmich seinen Frieden. Der Bayern-Kickern hat längst seine Abreibung von den FC-Bayern-Bossen abgerieben erhalten, und dürfte bereits wissen, wo und wie der Hase läuft, und wohin dieser Hase zu laufen hat und laufen muss! Das Überflüssigkeits-Programm eines Oliver Pocher kommt da eh zu spät. „Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.“ (Oscar Wilde, 1854-1900, irischer Schriftsteller, Dramatiker & Lyriker) – Klaus P. Jaworek 

 

„Kimmich hat seine Lektion gelernt.“ Bei diesem Satz läuft mir kalter Schauer den Rücken runter! Wo sind wir denn angekommen, dass wir mit Menschen so umgehen? Ein Spießrutenlaufen, das ich mir in der heutigen Zeit bis vor Kurzem nicht vorstellen konnte! Es ist gefährlich, wenn sich die Mehrheit gegen eine Minderheit aufhetzen lässt. Wenn Menschen wegen ihrer Überzeugung (aus welchem Grund auch immer) von der Masse in die Enge getrieben werden! Woher rührt der absolute Glaube an den Segen der neuen Impfung? Warum sieht niemand, wie mit steigender Impfquote auch der Infektionsdruck steigt? Was passiert da?

Wie will man eine Impfpflicht begründen, ohne zu wissen, ob man zwei, drei, vier, fünf oder gar zehn Impfungen braucht, um als vollständig geimpft, also geschützt zu gelten? Und das alles bei einem Schutz von derzeit lediglich 35% gegen die neueste kommende Variante? Warum scheut die Masse unangenehme, aber sehr effektive Präventionsmaßnahmen, wie einen kurzen und harten Lockdown, welcher (wie es Österreich gerade vorgeführt hat) den Infektionsdruck sofort von Inzidenz 1000 auf 300 gesenkt hat?

Kann es sein, dass die Masse gar nicht so solidarisch ist, wie sie es sich dauernd einredet, weil sie lieber den einfacheren und angenehmeren Weg wählt, nämlich den der ineffizienten, aber vermeintlich harmlosen Impfung, bei dem sie dann mit „Freiheiten“ belohnt wird? Warum ist die Masse nicht in der Lage zu erkennen, dass genau dieser Weg in den letzten Monaten uns die bisher schlimmste Welle beschert hat? Fragen über Fragen, die unbeantwortet bleiben, weil die Masse an einer Antwort nicht interessiert ist! Dafür sorgt ein Feindbild! – Dr. med. Martin Krivacek 

 

Ich schätze ja Ihre zumeist ausgewogenen Artikel. Trifft weitgehend auch für den Kimmich-Beitrag zu, bis auf den Satz: „K. hat seine Lektion gelernt.“ Da ist wieder diese unangenehme besserwisserische Linie der ZEIT. Bei Ihnen ist sie erfreulicherweise nicht so ausgeprägt wie bei Ulrich & Co. Aber es springt immer wieder ins Auge: „Wir, bei der ZEIT, wissen doch, wie es draußen aussieht.“ Und genau da habe ich meine Zweifel. Wenn ich meine mittlerweile Regale füllende kritische C.-Literatur sehe, dann frage ich mich: Wie viel davon steht auch in den ZEIT-Redaktionen in HH?? Hochkarätige Wissenschaftler und Mediziner. Alles Corona-Leugner?

Ich erspare Ihnen auch nur eine partielle Auflistung und greife ein besonders drastisches Beispiel heraus: Als Gunter Frank noch eine Anti-Vegetarismus-Position vertrat, war er in der Sendung Ihres Chefredakteurs ein gern gesehener Gast. Jetzt ist er ein profilierter Gegner der C-Maßnahmen  – und gilt als „Covidiot“. Jetzt ist er in Talkshows persona non grata. So schnell kann es gehen… Gestern haben hunderte Wissenschaftler einen offenen Brief an den Kanzler geschrieben. Sie vertreten weitgehend eine Position, die ich Ihnen gegenüber schon verdeutlicht habe. Wie können sämtliche ZEIT-Redakteure deren Positionen alle als „unwissenschaftlich“ und „nicht maßgebend“ abqualifizieren. Ist das nicht eine ungeheure Arroganz und Überheblichkeit?? – Peter Michel 

 

Es scheint, dass Herr Machowecz gewollt oder ungewollt zum Versteher aller (insbesondere der Ostdeutschen selbstredend) Ungeimpften mutiert ist. Wenn sogenannte Impfskeptiker „trotzig werden“, weil sie sich durch öffentliche Kritik unter Druck gesetzt fühlen, verrät das die Geisteshaltung, die dahintersteht. Jemand, den unzählige Erklärungen zu möglichen Nebenwirkungen des Impfstoffes, die monatelang unermüdlich von unzähligen Fachleuten in allen zugänglichen Medien inclusive dem eigenen Arzt verkündet werden bisher nicht überzeugt haben, der ist einfach nur noch TROTZIG. Auch der besagte Sportler verschloss sich allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu diesem Thema bis er, nun, erkrankte und mit Folgesymptonen zu kämpfen hat. Man möchte ihm nur wünschen, dass er möglichst bald in seinen Beruf zurückkehren kann, viele andere Long Covid Erkrankte schaffen es vielleicht nicht mehr. – H. Simon 

 

Im Artikel wird unterstellt, dass Herr Kimmich „die ganze deutsche Corona-Debatte auf seinen Schultern tragen“ musste. Er sei beschimpft worden und hat „ungebremste (sic!) Verachtung“ erfahren müssen.  Es hätte mich nicht gewundert, auch noch auf einem Foto zu sehen, wie der bedauernswerte Joshua Kimmich von Martin Machowecz tröstend in den Arm genommen wird. So viel Verständnis für einen egoistischen, unsolidarischen bisherigen Impfverweigerer, der die Gesundheit seiner Mitspieler und anderer leichtfertig aufs Spiel setzt, kann und werde ich nicht aufbringen.

Dass ihm kein Recht auf Fehler zugestanden wurde, ist bei der nun schon Monate langen Abwägungsdebatte um Nutzen und Schaden einer Impfung nur allzu verständlich. Es sind bereits alle Argumente pro Impfung stichhaltig benannt; und zwar von nahezu allen Fachwissenschaftlern und Ärzten. Wer sich einer Impfung verweigert, riskiert Menschenleben! Da gibt es nichts mehr zu argumentieren und zu diskutieren. Der Autor fordert Gelassenheit? Bei zigtausenden Toten und dem überlasteten Klinikpersonal? Herr Machowecz behauptet, Deutschland sei „eine Spur zu begabt im Rechthaben.“ Und noch eins oben drauf: „eine Spur zu schlecht im Machen.“

Da hat er wohl erstens vergessen, dass in der Fachwelt und nahezu in der gesamten Bevölkerung in den letzten etwa zwei Jahren permanent nur selten rechthaberisch Maßnahmen gegen Corona auf das Für und Wider hin abgeklopft und diskutiert wurden und zweitens, was die Menschen nicht nur in Deutschland alles gegen Corona „gemacht“ haben, z.B. Lockdowns anordnen, Impfstoffe entwickeln, Schulen schließen, Homeoffice und noch vieles mehr. Aber vergessen kann man ja mal ´was. Mein Tipp: Gelegentlich mal im Archiv der ZEIT stöbern! – Jürgen Tittel 

 

Seit Monaten impfen wir in unserer Allgemeinärztinnenpraxis auf Hochtouren und klären auf mit Engelszungen. Zuletzt haben wir nur noch Auffrischungsimpfungen gemacht. Erst 2G hat uns wieder Erstimpflinge beschert. Druck hilft halt doch. – Ellen Röttgen-Burtscheidt 

 

Hat die PR-Abteilung des FC Bayern München an diesem Artikel mitgewirkt? Dieser Eindruck entsteht jedenfalls, wenn der Autor Herrn Kimmich zur Symbolfigur der Pandemie macht. Hat Herr Kimmich – wie behauptet – gelernt. Nein! Er hat unter Druck (ja, den gab es) seine Impfverweigerung aufgegeben; Druck gab es sicherlich auch von Seiten seines Arbeitgebers, der immer darauf bedacht ist, nicht durch das Verhalten seiner Spieler in die negativen Schlagzeilen zu geraten.

Herr Kimmich muss auch nicht – wie der Autor glauben lässt – die ganze deutsche Corona-Debatte auf seinen Schultern tragen. Herr Machowecz sorgt wiederholt durch seine Artikel – zuletzt zum Thema Impfskeptiker in Ostdeutschland, s. Zeit Nr. 48– und durch sein übertriebenes Verständnis für alle Impfgegner schon für ausreichend starke Schultern. Er übersieht allerdings, dass diese Stärkung zu einer Schwächung der Gesellschaft beiträgt. – Jürgen Benecken 

 


 

 

Leserbriefe zu „Das ist verrückt”. Gespräch mit Kathleen Stock, geführt von Anna-Lena Scholz 

 

Es fällt mir sehr schwer sachlich zu bleiben. Ich möchte mich dennoch an konstruktiver Kritik versuchen. Ein Aspekt, den ich an der Zeit sehr schätze, ist die Bereitschaft bei kontroversen Themen verschiedenen Perspektiven eine Plattform zu bieten. Das ist an und für sich lobenswert, doch in diesem Fall hätte Ihr Interview deutlich kritischer ausfallen müssen. Sie stellen durchaus auch Fragen, die zumindest ansatzweise den Eindruck erwecken, dass sie Frau Stocks Argumente für nicht unproblematisch halten.

Insgesamt wäre es aus meiner Sicht jedoch notwendig gewesen, sich in kurzen Texteinschüben etwas ausführlicher mit den Antworten auf diese Fragen auseinanderzusetzen. Es kann bei dem vorliegenden Text nämlich der Eindruck entstehen, Frau Stocks Antworten wären vernünftig und ihre Position nicht genau das, was sie von sich behauptet nicht zu sein, nämlich transphobisch. Jetzt stellen Sie sich vielleicht die berechtigte Frage, wie ich zu diesem Schluss komme.

Da dies zu beantworten den Rahmen eines Leserbriefes sprengen würde, möchte ich Ihnen nahelegen, das Video mit dem Titel „J.K.Rowling“ der Youtuberin Natalie Wynn alias ContraPoints anzuschauen. Obwohl sich dieses nicht explizit auf Frau Stock bezieht, beschäftigt es sich doch ausführlich mit den Positionen die sie in Ihrem Interview vertritt. Hier ist der Link: J.K. Rowling | ContraPoints – Maximilian Gottwein 

 

Vielen Dank dafür, dass Sie ein Interview mit Kathleen Stock veröffentlicht haben. Ihrer sachlichen Argumentation ist nichts hinzuzufügen! In diesem Zusammenhang möchte ich noch eine Anregung loswerden: Wie sieht es eigentlich künftig mit den Frauen- bzw. Männerwettbewerben im Sport aus, wenn jeder sein Geschlecht selbst wählen kann. Nach meinem Kenntnisstand ist es wohl zurzeit sehr digital – in Frauenwettbewerben werden Teilnehmer(innen) stichprobenartig auf ein y-Chromosom getestet. Wird es gefunden, dann wird die vermeintliche Teilnehmerin disqualifiziert. Wie sieht das dann künftig aus? Jeder hat ein selbstdefiniertes Geschlecht und es gibt Wettbewerbe einerseits für biologische Frauen und andererseits für „Sonstige“! Oder? – Manuel Joiko 

 

Ihr Anliegen, Frauen zu schützen und Jugendlichen Zeit für deren Entwicklung zu geben, in Ehren, aber für eine Philosophin formuliert Kathleen Stock erstaunlich ungenau: „die Norm, nach der die meisten leben“, „wie viele Menschen betroffen sind“, „Störungen in der sexuellen Entwicklung“. Denn: Welche Bedeutung hat eine Norm, nach der man selbst nicht leben will? Hat nicht jede einzelne Transperson ein Recht auf die eigene Entwicklung, jeder einzelne intersexuelle Mensch das Recht auf körperliche Unversehrtheit und auf Schutz vor medizinischen Übergriffen – unabhängig von der Anzahl? Warum diskriminiert sie die „Gestörten“?  – apl. Prof. Dr. Wilhelm Büttemeyer 

 

Schön, dass Kathleen Stock nicht mit der Entscheidung, ihre Universität zu verlassen, hadert und es ihr gut geht. Frau Stock ist nicht nur gecancelt, sondern ganz offen und unverfroren gemobbt worden. Das ist unmenschlich. Und das ausgerechnet von Menschen, die in ihrem berechtigten Streben nach Gleichberechtigung selbst genug Intoleranz haben erleben müssen. Nun wollen sie anscheinend von Toleranz nichts mehr wissen. Toleranz ist aber keine Einbahnstraße. Um was geht es eigentlich noch? Menschen, die mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen geboren werden, nennt man Frauen, Menschen, die mit männlichen Geschlechtsmerkmalen geboren werden, nennt man Männer.

Das sind Bezeichnungen und biologische Tatsache ist nun einmal auch, dass es Frauen sind, die menstruieren und einen Gebärmutterhals haben, Kinder bekommen können. Was soll diese blöde Wortklauberei wie „Personen mit Gebärmutterhals“? Natürlich ist es unumstritten und auch anerkannt, dass es Menschen gibt, die sich ihrem biologischen Geschlecht nicht zugehörig fühlen. Das weiß Frau Stock auch und ich glaube nicht, dass es ihr darum geht, dieses zu bestreiten. Sie ist lesbisch und Feministin, sie beklagt, dass sie gerade von Transmännern angegriffen werde. Von so etwas habe ich auch schon gehört. Geht es hier wieder nur um Macht? Ich glaube schon. Frau Stock darf sich dagegen wehren und dieses auch verdeutlichen.

Ein offener Diskurs darüber war anscheinend an ihrer Uni nicht mehr möglich. Transgenderaktivisten haben sich von ihr nicht wertgeschätzt gefühlt, ihre fachliche Qualifikation hat nicht mehr interessiert. Frau Stock ist an ihrer Uni mundtot gemacht worden. Das ist schlimm und man muss sich fragen, inwieweit sich das Gefühlsleben einzelner Personen (Gruppen) auf einen Universitätsbetrieb auswirken darf und wann die Grenze überschritten wird, dass in unzulässiger Weise gecancelt werden kann. Universitäten müssen innerhalb des gesetzlichen Rahmens frei, offen und vielfältig bleiben. Das sollte auch in deutschen Universitäten gelten. Alles andere würde letztendlich auch den Studierenden schaden. – Regina Stock 

 

Die Queer-Gruppe versteht sich als non-binär und positioniert sich gegen die binäre Mehrheitsgesellschaft. Das ist ein Scheingefecht. Jedes menschliche Geschöpf ist binär, hat also ein X oder ein Y im Chromosomen-Satz. Es gibt neun Varianten, mit bis zu drei oder sogar vier X bzw. Y. Die Varianten XXY und XXXY ergeben eine physische Uneindeutigkeit. Absurd ist ebenso der Kampf der Queer-Personen gegen Feministinnen. Es sind doch gerade die Feministinnen der ersten Stunde, die sich gegen das Patriarchat aufgelehnt haben und so erst den Boden bereitet haben, dass sich die Gesellschaft für alle diskriminierten und angeblich zweitklassigen Gruppen sensibilisiert hat. – Monika Buttler 

 

Mir ist vor längerer Zeit folgendes passiert: Ich bin in der Umkleidekabine eines Kaufhauses und probiere BHs aus und werde gut beraten. Da kommt eine Transe im Eilschritt auf die Kabinen zugerannt mit einer Aggressionswelle vor sich her. Die Verkäuferin reagiert sofort, vermutlich aus Erfahrung: „Da hängt unten was dran, raus hier. Männer haben hier keinen Zutritt.“ Ich habe mich wirklich durch diese Transe bedroht gefühlt und durch die Verkäuferin geschützt. – Gudrun Wilhelmy 

 

Angesichts von wirklichen Problemen wie der realen Gefahr eines Krieges in der Ukraine, eines israelischen Präventivschlags gegen den Iran mit anschließendem Nahostkrieg, der bevorstehenden 5. Welle der Corona-Pandemie und drohender Massenhungersnot in Afghanistan, muss man sich fragen, ob die gestelzte und von den Medien gehypte Diskussion über Mann, Frau, Trans etc. nicht eher eine Luxus“problem“ der westlichen Überflussgesellschaften ist, mit der man sich von den wirklichen Problemen von 99 % der Weltbevölkerung ablenken möchte. – Björn Luley 

 

Ich lese das Interview mit Frau Stock und stelle mir dabei folgende Fragen: Ist es wirklich so einfach, wie Frau Stock alle Sachverhalte darstellt? Kann man das biologische Geschlecht und das soziale Geschlecht so einfach gleichstellen und dabei alle Nuancen von Geschlechtlichkeit verneinen oder ignorieren? Warum ist die Sicherheit von Frauen denn wichtiger als die Sicherheit von trans Frauen? Warum muss man hier zweigleisig fahren und kann nicht gemeinsam nach Lösungen suchen, die alle Frauen (ob trans oder nicht) schützt?

Ich kann und möchte nicht akzeptieren, dass trans Frauen unter Generalverdacht gestellt werden („es sind ja nicht alle so, aber man kann es nie vorher wissen“ ist exzellenter Populistensprech) und am Ende vielleicht mit noch mehr Vorurteilen und Anfeindungen kämpfen müssen. Es erfordert unglaublichen Mut, Ausdauer und Kraft, als trans Mensch zu leben. Die Anerkennung dieser Tatsache wird aus Frau Stocks Antworten nicht ersichtlich. Stattdessen wird ein Zweiklassen-Frauentum erschaffen und „biologische“ Frauen gegen trans Frauen ausgespielt. Bedenken und Ängste sind zu hören und in die Ideenfindung mit einzubeziehen, keine Frage.

Aber das gilt eben nicht nur für die Ängste der „biologischen“ Frauen, sondern auch für die der trans Frauen. Diese Perspektive fehlt hier völlig, die Argumentation ist einseitig. Ferner wäre auch interessant, inwiefern diese Horrorszenarien denn wissenschaftlich gedeckt sind. Auch davon leider keine Rede. Somit ist der Informationsgehalt nicht ausreichend für eine konstruktive Diskussion. – Sophia Bösl 

 

Studierende an der britischen Universität Sussex haben sich selbst entlarvt und die Toleranz, die sie vorgaukeln, ad absurdum geführt, indem sie gegen die Philosophie-Professorin Kathleen Stock eine Hexenjagd veranstaltet haben, weil diese scheinbar von der Mainstream-Meinung in der Transgender-Diskussion abgewichen ist. Die Professorin hat schließlich gekündigt. Schlimm genug, wenn solche aggressiven Personen an einer Universität ihr Unwesen treiben, was passiert aber dann erst, wenn diese nach ihrem Abschluss auf die Menschheit losgelassen werden?

Oder wird dann die bekannte Metamorphose von Möchtegern-Rebellen zu angepassten Spießern erfolgen? Angepasst an einen doktrinären Mainstream sind sie allerdings schon jetzt! Es ist ein schockierendes Phänomen, wenn unreife Pseudo-Intellektuelle auch noch zu gleichgeschalteten Fanatikern mutieren und obige Professorin wohl nicht verstehen wollen, weil sie deren intellektuelles Niveau nicht erreichen. Solche intoleranten Eiferer sind an einer Universität fehl am Platz! Diskursfähigkeit ist eine wesentliche Voraussetzung für ein Studium!

Der Bildungsauftrag der Universität muss an erster Stelle stehen, nicht der Ausbildungsauftrag, obwohl die Gesellschaft, Politiker und Industrie letzteren eher zu favorisieren scheinen!? Die Universität darf aber nicht zur Karrieristen-Schmiede verkommen! Häufig steht aber leider das Karrierestreben im Vordergrund. Kein Wunder, wenn daraus auch schlampige und plagiierte Dissertationen resultieren! Bei Menschen ohne akademische Ausbildung findet man oft mehr Verstand und Vernunft als bei obigen halbgebildeten, aber arroganten Studierenden. – Dr. rer. nat. Rudolf Lauck 

 

Da ist tatsächlich etwas verrückt. Im Spätsommer 2020 hat sich schon einer Ihrer Journalisten anerkennend über einen Menschen geäußert, der sich öffentlich darüber empörte, dass „Gott seine Seele in einen falschen Körper gesteckt“ habe. Unabhängig davon, dass dabei die sexuelle Identität noch zusätzlich mit der göttlichen Schöpfung verbunden wird und unterstellt wird, dass Gott da ein Fehler unterlaufen ist, stellt sich in diesem Kontext doch die grundsätzliche Frage, ob nicht gewisse Dinge, die die menschliche Existenz begründen, schlicht und einfach für das menschliche Subjekt unverfügbar sind, Dinge denen das Subjekt („das Unterworfene“) unterworfen ist, wie das Sein: kein Mensch kann darüber verfügen, ob er/sie ins Leben tritt.

Er kann dieses Haus bewohnen, auch auskleiden, schmücken oder mit sonst allerlei ausstatten, aber der Eintritt selbst steht nicht zur Disposition. Es wäre auch eine absurde, bizarre Frage, und an wen sollte sie gerichtet werden, wenn da eine Samenzelle in eine Eizelle tritt, wenn dabei schon auch die Frage des Geschlechtes entschieden wird: XX oder XY? Selbst wenn diese Entscheidung im Rahmen einer künstlichen Befruchtung von den Eltern oder irgendwelchen Ärzten oder Wissenschaftlern getroffen wird, das Subjekt selbst ist da unbefragbar. Es muss sich nolenz-volenz fügen. Die  grundsätzliche ethische Frage ist doch die nach dem Wert, der Würde des Menschen, über die niemand verfügen kann, „die unantastbar ist“.

Da darf es auch keinerlei Spielraum geben (Stichwort Euthanasie). Es mag vielleicht verständlich sein, wenn der Mensch sich gegen diese Unterworfenheit sträubt und versucht, gegen seine Geburt und sexuelle Fixierung anzukämpfen, mit der es auf die Welt kommt. Aber „Wer glaubt, dass unser Geschlecht eine rein sozial konstruierte Vorstellung ist, dem nichts Biologisches zugrunde liegt, ist letztlich wissenschaftsfeindlich“ sagt Frau Stock. Sie hat recht, denn der Körper selbst ist etwas Reales, nicht einfach nur Realität, die in gewissen Grenzen als sprachliche Konstruktion, auf die sich die Menschen einigen, disponibel und veränderbar ist, sein muss, wenn sie sich als falsch herausstellt, denn der Mensch kann sich irren.

Das ermöglicht insbesondere wissenschaftlichen Fortschritt. Trotzdem gibt es Grundwerte, die nicht der Beliebigkeit des Einzelnen unterworfen sind. Er wäre von dieser Verfügungsgewalt auch völlig überfordert, wenn er meint, durch körperliche Eingriffe oder Umgestaltungen seinen Wunsch nach identitärer Sicherheit, die ja letztendlich seine Frage nach Anerkennung ist, erfüllen zu können. Das geht nur auf dem Wege einer unablässigen ergebnisoffenen diskursiven Auseinandersetzung. Vielleicht haben es dabei gottgläubige Menschen ein wenig einfacher, wenn sie sich einer transzendenten Person unterwerfen können. – Gerd Schillmöller 

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie kaputt ist Berlin?”. Streit zwischen Michael Müller und drei frustrierten Berlinern, geführt von Ileana Grabitz, Stefan Schirmer und Artur Weigandt 

 

Als unmittelbar Betroffener der Wartezeiten in der Berliner Justiz kann ich die Haltung von Herrn Müller nicht nachvollziehen. Vorab ist anzumerken, dass vom vielen Geld, das (u. a. in neue Schulgebäude) geflossen ist, in der Qualität des Schulalltags bisher wenig zu bemerken ist. Das aber mit der berühmt-berüchtigten Berliner Lockerheit über jahrelange Wartezeiten bei Staatsanwaltschaft und Gerichten hinweggegangen wird, das ist ein Skandal. Es wird verschoben, vertagt, abgebürstet oder eingestellt.

Journalisten scheinen sich nicht dafür zu interessieren. Das muss ein Oberstaatsanwalt sich schon persönlich zu Wort melden, Chapeau Herr Knispel. Die neue Justizsenatorin dürfte sich ähnlich stark für diese Dauermisere interessieren, wie der Vorgänger von den Grünen, nämlich überhaupt nicht. Leider werden sich Justizgeschädigte kaum organisieren wollen, die Scham ist groß, insbesondere, solange die Vorgänge noch nach Jahren in den Aktenbergen schlummern. Ärgerlich ist vor allem, dass nur die AFD sich für diese „längstjährige Großbaustelle“ in Berlin zu interessieren scheint. – Hermann Meemken 

 

Eine wahrlich blamable Vorstellung von M.Müller. Der Mann ist in seinem Job restlos überfordert. Wie sein Vorgänger im Übrigen auch. Nur war der auch noch, Verzeihung, „rotzfrech“. Der alte Fritz hätte beide mit dem Stock vom Hof gejagt. – Konrad Eberhardt 

 

Im Interview mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Herrn Michael Müller, beklagt er sich am Ende über unhaltbare Zustände in Berliner Schulen wegen verschmutzter Schultoiletten. Bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass auch eine große Organisation wie das Land Berlin über einen Chef verfügt, der dafür sorgt, dass der Laden läuft und der die Gesamtverantwortung trägt. Daran ändern auch delegierte Zuständigkeiten nichts. Leider muss das Land Berlin offensichtlich wohl auf einen solchen Chef verzichten. Vielmehr agiert in diesem Fall an der Spitze der Organisation ein „Regierender Bürgermeister“ (was auch immer das sein mag). – Udo Wolter 

 

Vielleicht liegt es am Berlin-Virus. Ich besitze seit 20 Jahren ein Haus in Berlin, dessen Fassade ich von einer in Berlin ansässigen deutschen Malerfirma habe renovieren lassen. Als gelernter Maler habe ich während der 10-tägigen Ausführungszeit selbst mitgearbeitet. Die 3-4 Beschäftigten der Firma haben täglich jeder 1,5-2 Std unproduktive Zeit durch Überziehen der Pausenzeiten, Rauchen, trödeln, überlegen, etc. Angehäuft. Ihre Begründung auf Nachfrage: Dies sei Ihre Antwort auf die Überlastung durch zu hohe Anforderungen und die schlechte Bezahlung.

Beschäftigte mit derartig unproduktiven Zeiten hätten in Süddeutschland, wo ich arbeite, keine Chance! Meine Beobachtung seit 20 Jahren: Berliner Beschäftigte fühlen sich von Natur aus überlastet. So als müssten Sie regelmäßig 150% Leistung bringen. Als Reaktion darauf erbringen sie dann statt der üblichen 100% Leistung nur noch 75% Arbeitsleistung, halten aber den 100% vollen Lohn für gerechtfertigt. Sie empfinden dieses Verhalten als ausgleichende Gerechtigkeit; also mit Recht weniger Leistungsbereit zu sein zu dürfen.

Dieses Verhalten habe ich in Berlin in Behörden, Privatfirmen, Wohnungsbaugesellschaften und Altenheimen, tw. Krankenhäusern beobachtet. Überall dort, wo aufgrund vermeintlicher Überlastung, trotz willentlich beabsichtigter, unproduktiver Zeiten, über zu hohe Anforderungen geklagt wird. Nirgendwo habe ich diese Einstellung zur eigenen Arbeitshaltung so strukturell erlebt wie in Berlin! Und es breitet sich weiter aus:  Das Berlin-Virus. – Roland Mossmann 

 

Dass Michael Müller seine selbstgefälligen Ausführungen zur düsteren Lage der Berliner Verwaltung mit der Drohung beendet, in Berlin bleiben zu wollen, muss mit Sorge erfüllen. – Dr. Bernd Sonnewald 

 

Die rechthaberische Borniertheit dieses Bürgermeisters spiegelt sich in der zwar sachlich richtigen, jedoch reduzierten Feststellung wider, pauschale Kritik an Berlin nicht gelten zu lassen. Aber die Summe seines Versagens als verantwortlicher Bürgermeister erlaubt dieses Pauschalisieren. – Jürgen Dressler 

 

Der noch Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, möchte sich pauschale Kritik an Berlin nicht mehr so zu Herzen nehmen und nimmt es nicht ernst, wenn Berlin als „failed city“ bezeichnet wird. Das kann er machen, seine Gesprächspartner hätte er in diesem Streit gerne ernst nehmen können. Ich finde, das hat er nicht getan, denn er geht nicht konkret auf deren Argumente ein und lenkt ab. Nur ein Beispiel: Der Oberstaatsanwalt Knispel beklagt unhaltbare Zustände in der Berliner Justiz. Zuwenig Digitalisierung, Hauptverhandlungen müssen mangels Personals abgesagt werden und bei bundesweit höchster Kriminalitätsrate weist Berlin die geringste Aufklärungsquote aus. Das ist schon beschämend.

Für Herrn Müller aber anscheinend kein Grund zu echter Sorge. Er speist Herrn Knispel, der bestimmt genug Einblicke in die Justiz und die bestehenden Missstände hat, ab: „Jetzt mal stopp…“  und räumt dann doch ein, dass Extreme in Berlin bei der Digitalisierung bestünden und weist darauf hin, dass es zwölf Bezirke mit eigenen Entscheidungskompetenzen gebe. Ja, und nun? Wäre es dann nicht auch die Aufgabe von Herrn Müller als Regierungschef gewesen, hier Abhilfe zu schaffen, wenn er die Missstände kennt? Herr Müller wendet sich gegen Pauschalierungen. Dann sollte er nicht selbst pauschalieren, indem er Paris und London mit Berlin vergleicht und offenlässt, woher er das so genau weiß. „Da sei alles noch viel schlimmer“, betont er.

Na wunderbar, das nützt den Berlinern auch nicht viel und wird sie kaum trösten. Noch schlechtere Zustände woanders sind doch wohl kein Maßstab für das eigene Handeln und sind auch keine Begründung für die eigene Untätigkeit. Das Chaos bei den Wahlen im September war nicht mehr zu toppen. Der Oberstaatsanwalt bringt es auf den Punkt, der Anspruch eines Politikers sollte sein, das Bestmögliche zu erreichen.  Ich hoffe, dass die künftige Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey, eine bessere Hand haben und sich offener mit den Problemen in Berlin auseinandersetzen wird. Nichts anderes hat Berlin verdient, denn Berlin ist eine tolle Stadt! – Regina Stock 

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Pflicht ruft” von Andreas Reckwitz 

 

„Es ist verboten zu verbieten‘ skandierten die Achtundsechziger“, schreiben Sie in Ihrem Beitrag in der ZEIT vom 16.12.2021 – und mir fällt dazu ein, dass diesen Achtundsechzigern auch „Wer zweimal mit derselben pennt…“ zugeschrieben wird. Vermutlich skandierten dies (wenn es überhaupt jemand skandierte) nicht die 68er Lesben, sondern die 86er Männer. Und damit bin ich bei meinem Punkt: So einleuchtend mir der Beitrag in Gänze erscheint, so fremd erscheinen mir jene Äußerungen, die darauf hindeuten, dass Menschen generell nicht mehr oder nur zur Not dazu bereit sind, Pflichten und Moralargumente zu akzeptieren.

Zweifellos ist es richtig, dass Pflichten und Moralargumente eine schlechte Presse haben, aber mein Eindruck ist, dass es vor allem (lautsprechende) Männer sind, die ein Akzeptanzproblem mit Pflichten und Moral haben. Wenn man sich einige empirische Daten anschaut, stellt man fest, dass Frauen eher für einen Veggie-Day, für Tempo 100 auf Autobahnen und für eine Masern-Impfpflicht sind. (Dass derzeit ähnlich viele Frauen zögerlich gegenüber der Covid-Impfung sind wie Männer, scheint mir eher die Ausnahme zu sein, die die Regel bestätigt, dass Frauen prinzipiell weniger Mühe mit gegenseitigen Schutz- und Fürsorge-Pflichten haben – vermutlich liegt die Covid-Impfzögerlichkeit an den weitverbreiteten Spekulationen über Unfruchtbarkeit)

Gleichzeitig habe ich durch meinen zugegebenermaßen sehr kursorischen Überblick über die philosophischen Debatten zur Autonomie den Eindruck, dass es vor allem Philosophinnen sind, die das herrschende Autonomie-Ideal in Frage stellen und diesem eine dezidierte relationale Autonomie entgegenstellen – etwa, aber längst nicht nur, im Kontext von Sorge-Arrangements. Vermutlich aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Familien- und sonstigen Fürsorgeverantwortung sind Frauen häufiger skeptisch gegenüber der Idealvorstellung des autonomen Menschen, der selbstbestimmt seines Glückes Schmied ist.

Sie sind skeptisch, einerseits weil dieses Ideal eher dem Charakterideal eines Mannes entspricht und nicht unbedingt dem, was eine Frau für charakterideal hält. Andererseits sind Frauen auch skeptisch, weil es ihrem alltäglichen Wirklichkeitserleben nicht entspricht. „Wir sind alle verletzlich und darum allen gegenüber verpflichtet“ – diese schlichte Tatsache hat glaube ich sinngemäß einmal Judith Butler formuliert. Doch diese simple Tatsache ist verschüttet worden während des neoliberalen Zeitalters, in dem die Ansicht vorherrschte, dass Jedermann allein klarkommen kann und will und soll – es sei denn, jedermann wird alt und krank und macht die Erfahrung, dass Robinson doch froh ist, wenn sich jemand verpflichtet fühlt ihm gegenüber. (Auf einmal gibt es öffentliche Einsamkeits-Programme, lustigerweise zuerst in England, in dem Land, in dem Thatcher keine Gemeinschaft kennen wollte).

Ich lese gerade „Verhaltenslehren der Kälte“, und dort schreibt Helmut Lethen, dass sein Buch womöglich zu einem Männerbuch geraten ist. An diesen Satz habe ich mich wieder erinnert, als ich den Artikel von Ihnen las. Damit will ich natürlich überhaupt nicht sagen, dass der Artikel nur für Männer stimmig ist und für Frauen nicht. Ich will jedoch darauf hinweisen, dass womöglich längst nicht die Mehrheit der Menschen der Ansicht ist, dass moralische Argumente unstatthaft und Pflichten unzumutbar sind. Entsprechend übertrieben wäre es, wenn Politik künftig vor allem die drei von Ihnen vorgeschlagenen guten Alternativen zur Pflicht fokussieren würde.

Denn mit einer solchen Politik erfüllt sie zwar die Bedürfnisse der Lautsprecher (zu denen mir immer der alte Witz einfällt: Im Kreuzworträtsel die Frage nach der Weltmacht mit drei Buchstaben: ICH), aber nicht die politischen Steuerungs-Vorstellungen der stillen Mehrheit, die z.B. das politische Argument „Lass dich impfen, denn Impfen ist eine moralisch wertvolle Solidarleistung“ für vollkommen angemessen hält. – Bettina Schmidt 

 

Zur ersten Feststellung: bereits der Titel besagt, dass das Thema Pflicht an Bedeutung gewinnt. Dazu folgendes: Die Bedeutung von Pflicht und Zwang war schon immer einem Wandel unterworfen, im Interesse eines höheren Zieles. Im Mittelalter waren die Strafen für Eigentums-Delikte weit höher als heute. Bei ungesichertem Eigentum wären damals keine Felder bestellt und kein Vieh gehalten worden. Heute hingegen ist es – zum Beispiel – nicht mehr nötig, ein Weinberg-Areal zur Zeit der Lese für Wanderer zu sperren. In den Bereichen Corona und Klima jedoch, wo sich ein neuer Mangel an Ressourcen abzeichnet, ist es nötig, neue Pflichten einzufordern.

Zur zweiten Feststellung: Reckwitz relativiert die Bedeutung der Pflicht indem er «drei Alternativen zur Pflicht» angibt: Die Politik kann allgemeine Regeln forcieren oder durch Regelungen die Bürger von bestimmten Entscheidungen und Reflexionen entlasten und schließlich anstelle von strikten Regeln «auf die Regierungstechnologie des nudging» setzten. Dazu folgendes: Die von Reckwitz genannten Alternativen reichen nicht, die Zielkonflikte beim Thema Pflicht zu lösen. Fürs Lösen ist es nötig, die Zielkonflikte direkt anzusprechen und aufzulösen im Interesse eines höheren gemeinsamen Ziels, dem guten Fortbestehen der Menschheit.

Diesbezüglich spielt vor allem ein Zielkonflikt innerhalb der Menschenrechte eine Rolle und zwar der Zielkonflikt zwischen den Rechten auf Lebensunterhalt und Selbstverwirklichung einerseits und dem Recht auf Eigentum andererseits. Es muss klar gemacht werden, dass die genannten Krisen es nötig machen, Entwicklungen zu stoppen oder zu verhindern, die mit dem Stichwort «Tragik der Allmend» beschrieben werden können. Das Hilfs-Mittel dabei ist das Menschenrecht auf Eigentum. Das Eigentum besteht bei Corona in der Kapazität der Krankenhäuser, die durch hohe Impfraten fürs «kollektive Wohl» erhalten bleiben muss. Ein Zusammenbruch des Gesundheitswesens wäre ein Beispiel für die «Tragik der Allmend».

Beim Klima besteht das Eigentum in sozialen Netzen und in Lebensräumen mit intakter Natur. Dieses Eigentum ist durch zu hohes Wachstum von Konsum und Kopfzahl in seinem Fortbestehen bedroht. Zur dritten Feststellung: Der Artikel endet mit dem Satz: «Die Corona-Krise ist möglicherweise nur ein Trainingsfeld für Kommendes» Dazu folgendes: Das Trainieren mit der Corona-Krise sollte beim Bewältigen der Klima-Krise helfen. Denn beiden Krisen ist gemeinsam, dass sie nur bewältigt werden können, wenn Einschränkungen durchgesetzt werden. Bei Corona betrifft dies das Impfen und Kontakt-Beschränkung. Beim Klima ist es nötig, das Wachstum von Konsum und Kopfzahl einzuschränken, damit die Klima-Erwärmung gestoppt werden kann.

Ein wesentlicher Beitrag zur Lösung der Krisen wäre es, wenn aus dem Recht auf Eigentum Maßnahmen abgeleitet werden, die das richtiges Verhalten attraktiv und falsches Verhalten unattraktiv machen. Bei Corona könnte das bedeuten, dass das Impf-Verhalten bei Engpässen im Gesundheitswesen eine Rolle spielt. Beim Klima könnte das bedeuten, dass Staaten, Religionen und Gruppen verantwortlich dafür sind, dass das Wachstum von Kopfzahl und Konsum in ihrem Bereich die langfristig verfügbaren Ressourcen berücksichtigt. Es gilt zwar, dass Eigentum verpflichtet, auch zu Transferleistungen. Damit diese aber langfristig ausreichen, müssen sie mit der Forderung nach verantwortungsvoller Elternschaft verbunden sein. – Dr. Gernot Gwehenberger 

 

In der ZEIT vom 12.08.21, Nr.33 hatten Sie ein Titelbild, auf dem ein gefesselter Mensch zu sehen war und eine von der Seite kommende Impfspritze- mit dem Titel: Und bist du nicht willig…. Nun, nur 4 Monate später ist es soweit. Impfpflicht im Gesundheitswesen und für Soldaten durchgesetzt. Impfregister und Allgemeine Impfpflicht geplant. Wann ist eine Impfung vollständig, damit man seine Freiheitsrechte zurückbekommt? Nach 3, 4, 5,… Impfungen? Bei ständig mutierenden Viren, halbjährlich mit Zwang? Für die Politik gibt es keine roten Linien bei den Zwangsmaßnahmen mehr. In welchem Staat lebe ich jetzt eigentlich? China 2.0?

Im Mittelalter hat die Kirche aus Angst vor der Hölle das Leben der Menschen diktiert. Heutzutage bestimmt die Angst vor dem Virus und einer Einweisung in die Intensivstation alles Handeln. Vielleicht sollte man mal mehr seinem natürlichen Immunstem vertrauen und dieses stärken, statt Virologen und Medizinstatistikern zu folgen. Mit Angst lässt sich bei einer überalterten, zum großen Teil vorerkrankten und übergewichtigen Bevölkerung gut Politik machen. Ich frage mich nach knapp 2 Jahren Pandemie nur noch: Wovon wird abgelenkt? Dass die Viren mutieren, war doch klar. – Kerstin Kanold 

 

Ich beziehe mich auf mehrere Berichterstattungen über Proteste gegen die Corona-Maßnahmen und allgemein auf die Darstellung der Zeit von Meinungen in Deutschland zum Thema Impfen gegen Corona. Da das hier scheinbar in jeglicher Diskussion (sei es privat oder beruflich) eine Rolle spielt – vorab die Info – ich bin geimpft. Nichtsdestotrotz bin ich vehement gegen eine Impfpflicht und auch gegen 2G. Ich teste mich 2-mal die Woche und vor jedem Treffen mit Freunden oder Familie. 1G. Und es ist mir egal, ob mein Gegenüber geimpft ist oder nicht, es wird sich kurz getestet.

Ich fühle mich berufen Ihnen zu schreiben, da ich wieder einen Bericht gelesen habe, der so eindimensional und schon fast grobschlächtig über die Vielfalt der Meinungen von Menschen fegt, die gegen Maßnahmen der Politik demonstrieren, dass ich es beängstigend finde wie selbstverständlich so etwas veröffentlicht und unterstützt wird. Die Zeit ist nun also bei Sätzen wie „allerhand Quatsch glauben“ angekommen? Ist das ihre Antwort auf eine so komplexe Diskussion? Ist das eine repräsentative Antwort der Zeit auf die vielen verschiedenen, individuellen Menschen (mit ihren Familien), die auf die Straße gehen, weil sie unzufrieden sind mit den Maßnahmen der Politik? 

Werden Menschen, die nicht mit dem Strom schwimmen nun per se als „Querdenker“ (ist inzwischen grotesker Weise als Schimpfwort zu verstehen), als Nazi/Nazi-Freunde oder Verschwörungstheoretiker abgestempelt? Ich war sehr positiv überrascht von dem Interview mit den FDP-Politiker Kubicki, da dieses endlich weder schwarz noch weiß war, einer der sehr rat gesäten Berichte, die etwas mehr in die Tiefe der Diskussion geht. Wo sind die Graustufen? Mir fehlt Ihr frischer Ansatz, die Dinge mal anders zu sehen und zu schildern.

Tiefer einzusteigen und nicht oberflächlich zu berichten. Mir fehlt der Wille, beide (und ja derzeit gibt es in der öffentlichen Diskussion zu meinem großen Bedauern nur zwei Seiten) Fronten darzustellen und die verschiedenen Sichtweisen zu schildern. Mit einem Perspektivwechsel würde es beiden Seiten leichter fallen die jeweils andere besser zu verstehen (und hiermit meine ich nicht lediglich die jeweils extremen Ansichten) Ist nicht das Ziel sich gegenseitig besser zu verstehen? Und nicht die Fronten mit plakativen Titeln und einseitigen Berichten noch weiter zu verhärten.

Mir fehlt das Gegen-den-Strom-Schwimmen der Zeit (nein nicht „querdenken“ oder „anderssein“) zur allgemeinen medialen Berichterstattung. Mir fehlt die kritische Auseinandersetzung mit den Themenbereichen, das Hinterfragen von „Wo sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse liebe Politik?“ ohne dabei an eine Verschwörungstheorie zu glauben. Einfach nur kritisch. Mir fehlt eine ausgeglichene Berichterstattung von vielen verschiedenen Sichtweisen. Mir fehlt Ihr Mut. Wo sind die Graustufen? Ich sehe nur schwarz-weiß. – Fabienne Kircher 

 

Neben vielen anderen ZEIT- Artikeln ist der von Andreas Reckwitz lesens- und bedenkenswert. Gibt die Grundlage für eine politische Analyse. Ich fände es erfreulich, wenn in den Shows (Lanz, Will, Illner …) die “ Talkmaster “ sich ansatzweise auf dieses Niveau begeben würden. – Klaus Timmerbeil 

 

Quergedacht. Am Freitag 11.12.21 wurde eine Impfpflicht für Pflegekräfte verabschiedet. Die Impfpflicht für einen Impfstoff, den in Deutschland vor einem Jahr noch keiner kannte. Heute vor einer Woche noch habe ich mit 900 Menschen in Heilbronn demonstriert, gegen diese Impfpflicht. 900 Menschen, die nicht gesehen wurden, nur wenige Zeilen in der gedruckten Heilbronner Stimme. (Ergänzung: Am 14.12., 2 Tage nachdem ich den Leserbrief eingereicht habe, erschien eine kurze Randnotiz in der Zeitung) Wie sollen sich Menschen eine objektive Meinung bilden, wenn nicht alle Meinungen gezeigt werden und wenn eine andere Meinung zu haben, bedeutet abgetan und ignoriert zu werden. Da heißt es gleich „Querdenker!“ Und schon ist man in eine Ecke gestellt.

Ja ich denke gerne quer, kreuz und quer, in alle Richtungen. Denn das macht einen weiten Blickwinkel und keine eingeschränkte Sicht. Das ist Freiheit, die wir die letzten 75 Jahre in unserem Land leben durften. Jetzt ist also der Weg der Politik aus der Krise die Pflegekräfte zu impfen. Unabhängig, ob diese schon Corona hatten oder nicht. Unabhängig ob diese Antikörper haben oder nicht. Unabhängig wie alt die Pflegekräfte sind. Egal, ob diese eine Impfung möchten oder nicht. Man behauptet man schützt die Alten und die Kranken. Wo bleibt dieser Gedanke an den Schutz der Alten und Kranken als man letztes Jahr Intensivbetten abbaute bzw. nicht aufbaute.

Wo bleibt dieser Gedanke, als viele Menschen letztes Jahr eine Gehaltserhöhung für Pflegekräfte beklatschte, diese aber nicht durchgesetzt wurde. Wo bleibt der Gedanke, wenn man Krankenhäuser schließt und Hausarztpraxen auf dem Land keine Nachfolger finden. Ist es hier nicht auch besser quer zu denken und in alle Richtungen eine Pandemie zu bekämpfen? Eine Pandemie von der man das Gefühl hat, dass sie täglich unser Leben bedroht, weil wir Bilder von beatmeten Menschengezeigt und Triage erklärt bekommen, damit wir nicht vergessen, wie schlimm alles ist.

Ich sehe und höre diese Dinge in den Nachrichten, im Radio und in der Zeitung täglich und zu jeder Uhrzeit, immer und immer wieder. Ein Krisenmanagement, das mit Angst arbeitet ist in meinen Augen sehr fragwürdig. Manchmal ist doch besserquerzudenken und zu erkennen, dass z.B. Menschen unter 60 Jahren und ohne Vorerkrankungen ein geringes Risiko für einen schweren Verlauf der Krankheit haben. Vor allem aber werde ich wütend, wenn man mir unterstellt, ungeimpft sei ichverantwortungslos und nehme in Kauf, dass Menschen sterben.

Ich finde es verantwortungslos Menschen, die man nicht kennt und von deren Lebensumstände man nichts weiß zu stigmatisieren und so eine Gesellschaft zu spalten. „Wenn Du nicht mitmachst bist Du verantwortungslos.“ Quergedacht hat keinen Platz in unserer Gesellschaft. Wollen wir so leben? Ich höre oft: „Ich will doch nur mein altes Leben wieder, in dem ich Reisen, ins Stadion oder zum Shoppen gehen kann. Mein Leben, in dem ich mir einfach keine Gedanken machen muss.“ Manchmal frage ich mich, was ist das für eine Gesellschaft, die so denkt, in der der Konsum so große Bedeutung hat. Ich glaube in der Corona-Zeiten haben wir alle gespürt, dass hier ein Umdenken stattfinden muss. Ein Umdenken, was unsere Lebensführung angeht.

Und quergedacht würde für mich dies bedeuten, weniger ist mehr. Wir müssen weg von einem Leben, in dem wir immer öfter und weiter in Urlaub fahren, in dem an Lebensmittel gespart wird, aber jeder das neuste Handy und Auto braucht, ein Leben in perfekt dekorierten Wohnungen, in denen aber mehrere Generationen keinen Platz haben. Einer Welt, in der der globale Warenverkehr und die Digitalisierung zunehmen und der Einzelne an Bedeutung verliert. Ich bitte Sie denken Sie doch heute ein kleines bisschen quer. Vielleicht ist das ein guter Vorsatz in der Vorweihnachtszeit, denn da warten wir ja auf die Geburt von einem, der in seiner Zeit ganz extrem quergedacht hat, und zwar nicht aus Verantwortungslosigkeit, sondern aus Liebe. – Anke Stier 

 

Die Pflicht war nie verschwunden, auch nicht in den Hochzeiten des Neoliberalismus. Sie fristete in einem eng abgesteckten Reservat als Selbstverpflichtung ein eher trauriges Dasein. Wenn der Staat Schutz-, Transparenz- oder Zugangsregelungen in der Wirtschaft hätte durchsetzen sollen, entlastete er sich im Sinne des Subsidiaritätsprinzips allzu gerne mit einem schwachen Appell an die Eigenverantwortung der Unternehmen. Allerdings über Haltungen wie Solidarität, Gemeinsinn und Nächstenliebe oder im Wege von Überzeugungen lebte die Pflicht in der Modifikation als intrinsisch motivierte Verpflichtung durchaus weiter.

Selbstverwirklichung und Pflicht müssen jedenfalls kein absoluter Widerspruch sein. Weitgehend ausgestorben ist lediglich und hoffentlich das Konzept der äußerlichen Pflicht und ihrer Erfüllung im Wege des gesellschaftlichen Gehorsams. Es ist sicherlich ein richtiger Hinweis, dass die Politik ihre Regulierungs- und Steuerungskapazitäten nutzen sollte, um die Gesellschaft von den negativen Wirkungen moralisch aufgeladener Pflichten zu entlasten.

Durch diese Aufladung erhalten die Pflichten einen hybriden und darin gefährlichen Charakter, der kaum fassbar zwischen äußerlich und intrinsisch motiviert angesiedelt ist. Zu dem Kitt, der eine Gesellschaft zusammenhält, gehört auch ein Pflichtgefühl, aus dem sich z.B. Rechtstreue speist, oder – mit Blick auf die großen Krisen unserer Zeit – auch die Akzeptanz einer Politik, die nicht nur Wohltaten verteilt. Wir sollten dieses Pflichtgefühl gut pflegen. Wir werden es noch sehr brauchen. – Reinhard Koine 

 


 

 

Leserbriefe zu „Bewegt euch!” Gespräch mit Ilona Kickbusch, geführt Annika Joeres 

 

So ein Animationsvögelein ist sicher das beste und gewaltigste Argument für den in seinen Sessel ablüftenden, chipverschlingenen wohlständigen Wellnesschlaffi. Folgen die flotten Augenrollbewegungen den 3 Einzelbildern des Vögleins schnell genug, so könnte doch eine Ausschüttung von Glückshormonen ungeahnte gefühlte sportliche Erlebnisse zur Folge haben.
Eine Doktorarbeit dazu wäre das Mindeste was folgen müsste. – H. Giller 

 

Die Frage, warum so wenig Prävention in Deutschland stattfindet, ist leicht zu beantworten. Erstens: In unserem Gesundheitssystem kann man mit Prävention kein Geld verdienen. Zweitens: Wenn Ärzte zu präventivem Verhalten raten (Essverhalten, Rauchen, Bewegungsarmut) hat das einen Arztwechsel zur Folge. Drittens:  Wohlstand, technische Hilfen und Beschaffungslogistik fördern exzessiv den Hang zur Bequemlichkeit (Online-Handel, E-Scooter, Nahrungsmittellieferdienste, Convenience food, Schnittbrot vom Bäcker) Viertens: Die durch die Digitalisierung gewonnene Zeit wird am Computer verbracht. – Dr. Henning Schmidt 

 

Erfreut habe ich in der aktuellen ZEIT ein Interview mit Frau Kickbusch gelesen, in dem die Pandemie unter einem gesundheitsfördernden Blick betrachtet wird. Als studierte Gesundheitsförderin freut mich dies sehr; so wird und wurde dieser Blick in der Pandemie m.E. zu wenig beleuchtet. Vielen Dank für den Artikel, gerne mehr Perspektiven wie diese! – Sophia 

 

Ich gratuliere zu dem Interview mit Ilona Kickbusch in der aktuellen Zeit. Dieser Artikel bringt es auf den Punkt. Es reicht nicht aus, über die Corona Krise zu diskutieren, wenn man nicht gleichzeitig darüber nachdenkt, wie ein solches Desaster in Zukunft verhindert werden könnte. Und das ist nicht möglich mit medizinischen Maßnahmen allein. Denn nicht das Corona Virus ist die Hauptsache für mehr als 100.000 Todesfälle allein in Deutschland, auch nicht das Alter, sondern es sind die dahinterliegenden chronischen Krankheiten.

Das wird im Interview sehr schön deutlich. Doch welche konkreten Maßnahmen würden uns ermöglichen, endlich die Pandemie der chronischen Krankheiten zu bekämpfen? Das Wissenschaftsbündnis DANK – Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten hat dafür in den letzten 10 Jahren eine praktische Strategie entwickelt, auch aus internationalen Erfahrungen. Hier die vier Kernmaßnahmen, über die ich gerne in der ZEIT berichten würde:

1. Mindestens eine Stunde Bewegung pro Tag in Kita und Schule. Kinder bewegen sich viel zu wenig. Nur 17 Prozent der Mädchen und 28 Prozent der Jungen im Alter von 11 bis 17 Jahren sind jeden Tag körperlich aktiv. Der Übergang von der Kita zur Schule ist für die Bewegung von Kindern ein großer Einschnitt: Plötzlich müssen sie über lange Zeit sitzen, ihr natürlicher Bewegungsdrang wird gehemmt, die Rate übergewichtiger Kinder steigt. Studien zeigen, dass bereits eine tägliche Stunde moderate Aktivität dem vorbeugen kann, den Energieverbrauch steigert und positive Auswirkungen auf das physische und psychische Wohlbefinden der Kinder hat. Täglich eine Stunde Bewegung muss daher Grundsatz für Kitas und Schulen sein.  

2. Preissignale setzen. Wie erfolgreich Preissignale sein können, haben die Tabaksteuererhöhungen in Deutschland gezeigt. Erst durch sie konnte der Anteil der rauchenden Jugendlichen in den letzten zehn Jahren halbiert werden. Dagegen haben die Informations- und Aufklärungsprogramme an Schulen, wie sorgfältige Analysen des deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg zeigen, kaum einen Effekt gehabt. Und Alkopops, die rasch nach ihrem Aufkommen mit einer Steuer belegt wurden, sind vom Markt praktisch verschwunden. Daher sollte unsere Mehrwertsteuer zu einer „gesunden Mehrwertsteuer“ umstrukturiert werden.

Wenn in Lebensmitteln ein bestimmter Anteil von Fett, Zucker oder Salz überschritten wird, sollte für sie der volle Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent gelten (statt wie bisher der reduzierte Satz von 7 Prozent). Gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse sollten im Gegenzug von der Mehrwertsteuer befreit werden. Damit würde man eine Preisspreizung erreichen, die gesünderes Konsumverhalten belohnt und ein Umdenken bei den Herstellern anstößt. Eine „Zucker-/Fettsteuer“ wäre ein wichtiger Anreiz für die Lebensmittelindustrie, ihre Produkte und Rezepturen zu verändern, wie die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen.

3. Verbindliche Lebensmittelkennzeichnung. Nach langem Widerstand des Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft wurde 2020 in Deutschland die Lebensmittelkennzeichnung „Nutri-Score“ auf freiwilliger Basis eingeführt. In wissenschaftlichen Studien wurde gezeigt, dass er tatsächlich dazu führt, dass Menschen gesünder einkaufen. Um eine möglichst umfassende Wirkung zu erreichen, müssten allerdings alle Produkte mit dem Label gekennzeichnet sein. Die Bundesregierung sollte daher für seine verbindliche Einführung sorgen.

4. Keine Werbung für ungesunde Kinderlebensmittel: Chips, süße Puddings und Fast Food: Die Lebensmittelindustrie bewirbt fast ausschließlich ungesunde Nahrungsmittel, die viel Zucker, Fett oder Salz enthalten. Da die Ernährungsgewohnheiten in Kindheit und Jugend geprägt werden, versucht die Lebensmittelindustrie, Kinder als Kunden von morgen mithilfe spezieller Kinderprodukte frühzeitig an sich zu binden. Kinder erkennen häufig Werbebotschaften nicht als solche. Freiwillige Selbstverpflichtungen der Industrie, Werbung für diese Produkte einzuschränken, haben sich als wirkungslos erwiesen.

Diese vier Maßnahmen folgen der WHO-Devise „to make the healthy choice the easier choice“. Sie nehmen den Menschen die Entscheidung nicht ab, machen aber eine gesunde Wahl zur leichteren Wahl. Im Gegensatz zu der bisherigen individualistischen Strategie der Gesundheitspolitik erreichen sie alle Menschen, und zwar von klein an, besonders auch die, die von chronischen Krankheiten besonders betroffen sind. Sie sind nachhaltig, da in Regelstrukturen eingebettet und nicht zeitlich begrenzt, anders als die bisherige „Projektitis“ der Insellösungen.

Die aktuelle Corona-Krise zeigt, dass die Politik durchaus in der Lage ist, drastische Maßnahmen wie einen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lockdown zu verfügen, um gesundheitliche Gefahren von der Bevölkerung abzuwehren. Die von DANK vorgeschlagenen strukturellen Maßnahmen erfordern bei weitem nicht so drastische Eingriffe wie die Corona Politik der zurückliegenden Monate. Sie würden individuelle Freiheiten nicht beschränken, sondern zukünftigen Infektionspandemien vorbeugen und damit viel individuelles Leid sowie hohe volkswirtschaftliche Kosten vermeiden helfen. – Dietrich Garlichs

 

Im Wartezimmer meines Hausarztes hing schon vor 60 Jahren der schöne Hinweis: „40 Jahre geraucht und gesoffen! Und dann alles vom Onkel Doktor erhoffen?“ Hat’s genutzt? – Hans-Henning Günther 

 

Wo liegt der Schlüssel, um angesichts von wachsenden Risiken durch Übergewicht und Bluthochdruck (und damit zusammenhängend auch Armut) die Gesundheit in der Gesellschaft zu verbessern? „It´s the daily life, stupid!”, so lässt sich das zusammenfassen, was die WHO-Expertin Ilona Kickbusch im ZEIT-Interview sagt: Alltagsbewegung! Was wird im Alltag gekocht! Es ist derselbe Schlüssel, um den Risiken des Klimawandels und des rasanten Ressourcenverbrauchs (u.a. Artensterben) zu begegnen.

Ilona Kickbusch sagt auch: “Don´t blame the victim!”Es geht nicht um Moralisierung, es kommt vielmehr darauf an, dass die Regierung durch ihre Entscheidungen die richtigen Alltags-Bedingungen schafft. Wir haben eine Fortschrittsregierung, also eine Bewegungsregierung. Diese sollte nicht nur an technische Innovationen, Start-ups und Bazooka-Politik denken, wenn es um den ökologischen und gesundheitsfördernden Umbau geht. It´s the daily life, stupid! – Reinhard Koine 

 

Schon wichtig glaube ich wie Vorerkrankungen die Corona-Lage belasten, aber die Tabakindustrie in Deutschland als klaren Feind zu beschrieben????? Ich bin der Meinung, dass das Rauchen in Deutschland IMMERNOCH gut für die Wirtschaft ist. Gehen Sie mal ins Berghain mit nem coolen Menschen und Sie rauchen mit. Gehen Sie mal auf der Straße und schauen sie mal die Tabakwerbung überall an. Gehen Sie mal ins Restaurant und rauchen im Zelt vor dem Eingang. Gehen Sie mal ins Wettbüro, in die hinteren Räume und rauchen Sie so viel wie Sie wollen. Oder in so vielen Spätkauf Läden, die Alkohol und Tabak 24 Stunden zur Verfügung stellen. Es ist besser geworden, aber der Fortschritt war sehr langsam. Was gut für die Tabakindustrie gewesen und nicht ohne Absicht ist. – Brian Agro 

 


 

 

Leserbriefe zu „Keinen Schritt weiter” von Matthias Naß

 

Sie haben einen guten Artikel geschrieben, allerdings ist Ihre Darstellung nicht immer richtig. Sie reden von „Westen“, und meinen dabei wohl in erster Linie die USA, die sich mal wieder in der Person von Victoria Nuland erneut recht provokativ in der Ukraine einmischt. Das dürfen Sie anscheinend nicht sagen, nicht wahr?  das finde ich falsch, und auch feige!!!  Aus meiner Sicht haben die USA auch versucht, Georgien in die NATO einzubringen, mit Hilfe von dem Saakashwili, der seinem Land keinen guten Dienst erwies.

Aber er wurde ja nicht nur durch seine amerikanische Frau ermuntert, sondern auch von vielen amerikanischen Politikern!!!  Warum wird dies nicht erwähnt? Wer weiß, wie die Lage heute wäre, wenn man dieses plumpe Manöver damals nicht versucht hätte. Und der Yushchenko war auch nicht gut beraten, als er auf gute Beziehungen zum Kreml keinen grossen Wert legte, wiederum wohl auf Grund von amerikanischen Beratern. Die EU könnte m.E.  mit einer neutralen Ukraine sehr gut leben, folglich wäre eine Finlandization gar keine üble Option für die Ukraine, vor allem wenn dann im DonBass wieder Frieden einkehren könnte.

Die Krim wird nicht mehr zur Ukraine zurückkehren, das steht fest, und ist auch teilweise verständlich. Mit der russischen Militärpräsenz und der Geschichte ist dies auch sachlich m.E. eher richtig als falsch. Das Völkerrecht wurde schon viel schlimmer verletzt, als in der Ukraine. Was ist überhaupt das Völkerrecht? Es gibt ja kein enforcement in den meisten Fällen. Es gibt ja auch Vetos in der UN, das vor allem von den Big Five in der Vergangenheit missbraucht wurde, und noch wird. Der eine oder andere Staat ist ja auch eng befreundet, mit Staaten, die sich einen Dreck um das Völkerrecht und Human Rights kümmern, nicht wahr? Auch das dürfen Sie nicht sagen, nicht wahr.

Putin ist sicherlich ein skrupelloser Machtpolitiker, Autokrat, Diktator, und kein Staatsmann. Apropos, wie definieren Sie einen Staatsmann oder Frau? Kennen Sie welche? Was ich auch gerne erfahren würde ist Folgendes: a) welche Länder verstoßen gegenwärtig gegen das Völkerrecht, b) gegen die Human Rights Charta der UN? Weiterhin wäre eine Statistik über folgendes recht hilfreich: Kosten der UN? Wo entstehen diese Kosten? wer verursacht diese? Wer kommt für diese Kosten auf? Wer kommt viel zu wenig für diese Kosten auf? M,E. sollte jedes Jahr eine Bestandsaufnahme erfolgen!!! Das wars schon. Warum gibt es hierzulande so wenige Whistleblowers? – R. Klotzbucher 

 

Der Westen kann Putin stoppen – ohne Krieg. Man muss Russland nur wirtschaftlich in die Enge treiben. Russland vom internationalen Zahlungsverkehr ausschließen, sodass der russische Außenhandel völlig zum Erliegen kommt und Russland ökonomisch zusammenbricht. Ich kann nur hoffen, dass die Politiker Westeuropas mehr Weitsicht zeigen. Glaubt jemand ernsthaft, Moskau würde zusehen, wie dieses Riesenreich mit seinem ungeheuren militärischen Potential im Elend versinkt? Ich bin Jahrgang 1942. Es hat sich seit meiner Kindheit und Jugend nichts geändert.

Deutschland war das Opfer, die Russen waren die Bösen. Das ist heute immer noch so. Die Interessen des Westens haben Vorrang; denn wir sind ja die Guten. Die Interessen Russlands sind ein „Irrwitz“. Dass die Nato keine Waffensysteme direkt an Russlands Grenzen stationieren darf, ist „abwegig“. Russen haben die deutsche Wiedervereinigung ermöglicht. Die Widerstände gegen die deutsche Einheit waren doch in London, Paris und Washington größer als in Moskau. So etwas wird den Russen nicht noch einmal passieren. Russland wurde im Zuge der deutschen Wiedervereinigung belogen und nach der Wiedervereinigung betrogen.

Der Westen hatte zugesichert, dass sich die Nato über das Territorium der DDR hinaus nicht weiter nach Osten ausdehnt. Diese Zusage wird zwar im Westen bestritten, aber es gibt Bild- und Tondokumente, die das belegen. Politik und Medien in Deutschland kommunizieren die Annexion der Krim so, als wäre diese Halbinsel seit jeher ukrainisches Kernland gewesen. In Wirklichkeit gehört die Krim seit 1783 zu Russland. Man kann auch durch Verschweigen die Unwahrheit sagen. Putin wird die Ukraine nicht der Russischen Föderation einverleiben. Aber er wird auch nicht zulassen, dass ukrainische Milizen 8 Millionen Russen im Donbass massakrieren.

Und Moskau wird auch nicht zulassen, dass die Ukraine Mitglied der Nato wird. Das ist unabhängig davon, wer russischer Präsident ist. Ich bin schon seit Längerem der Meinung, dass die baltischen Staaten plus Polen, im Verbund mit der Ukraine, die Nato früher oder später in eine kriegerische Auseinandersetzung mit Russland treiben. Ich frage mich, was sich deutsche Politiker davon versprechen, die Ukraine in die Nato aufzunehmen und anschließend natürlich auch in die EU. – Franz Scheuer 

 

Sie berichten über die Ukraine und Russland. Zur Äußerung unserer neuen Außenministerin im Baltikum, Deutschland stehe fest an der Seite seiner Nachbarn und Freunde: Ist Russland nicht länger der Freund Deutschlands? Solche grob fahrlässigen Worte schaden dem Weltfrieden mehr, als dass sie irgendjemandem (höchstens populistisch) nützen. Wir bräuchten im Außenministerium einzelne Delegaten, die ausschließlich jeweils einem befreundeten Land zugeordnet sind und täglich direkte Kontakte zu den Regierungen unterhalten, Freundschaften pflegen und unzählige Male dorthin reisen, wo das außenpolitische Herz schlägt. Russland ist einer unserer besten Freunde, auch historisch; vielleicht sollte Frau Lambrecht einmal alle Orte in unserem Land aufsuchen, die von russisch-deutscher Union künden. – Nicolas Gäth 

 

…allem Anschein nach hat der Autor keinen Blick in die jüngste Geschichte geworfen bzw. ist sehr jung. Vor ca. 30 Jahren hat Gregor Gysi im Bundestag in einer seiner fulminanten Reden daran erinnert, was der Westen versprochen hat: „es gibt keine Nato-Osterweiterung!“ Kurz danach wurden die baltischen Staaten in die Nato aufgenommen… Putin mag ich ja auch nicht aber er hat die EU und damit die Nato-Grenzen nicht nach Osten verschoben.

Also wir, der Westen sind ihm näher gerückt und als die Ukraine auch nach Westen schielte, gab’s wohl einige die Hoffnung auf eine Integration machten. Das führte letztlich zur Besetzung der Krim. Mit diesem Hintergrund kann man Putin doch verstehen oder? Wir, die Naiven machen Druck mit Nordstream 2? Was machen wir denn, wenn kein Gas mehr über die Ukraine kommt? Dieser Artikel auf der Titelseite? Bitte künftig besser recherchieren bevor rares Papier bedruckt wird. – G. Greisl 

 

Herr Matthias Nass hat völlig Recht. Die NATO an der Grenze zu Ukraine ist keine Gefahr für Russland. Deshalb wundere ich mich bis heute so sehr, warum die US-Amerikaner so HYSTERISCH politisch/militärisch, darauf reagiert hatten, als Sowjetunion ihre Abschussrampen für ihre Raketen auf der Kuba im Okt. ’62 installiert gehabt haben… – Thomas Walter. 

 

Ich bin einigermaßen entsetzt, dass es dieser Artikel auf die Seite 1 der ZEIT geschafft hat. Nicht, dass alles darin falsch oder nur reine Polemik ist, der Autor geht leider subtiler mit der Wahrheit um. Weglassen scheint hier die Parole. Es ist hauptsächlich nur eine Zusammenfassung dessen, was uns allen tagtäglich um die Ohren gedruckt und gesendet wird. Die große Zahl russischer Soldaten in der Grenzregion, und der ‚Irrwitz der russischen Argumentation‘ waren für mich die Stolpersteine, die mich an’s  Schreiben gebracht haben. Natürlich ist eine große Ansammlung von Soldaten auf einer kleinen Fläche immer besorgniserregend, aber sind nicht auch auf ukrainischer Seite ähnlich viele Soldaten?

Ist nicht in der Ukraine eine rabiate Tonlage zu hören, die lautstark die Rückeroberung besetzter Gebiete fordert? Das habe ich so noch nicht in der ZEIT gelesen. Auch nicht, dass auch die Ukraine Defizite beim Umsetzen der Vereinbarungen von Minsk hat. Beim Punkt der ‚roten Linien‘ von Putin verlässt die ZEIT aber definitiv den Pfad des ‚Qualitätsjournalismus‘ wenn sie schreibt, dass es allein Sache eines souveränen Staates sei, welchem Bündnis es beizutreten wünsche. NEIN! Es gab bei den 2+4 Gesprächen zur deutschen Wiedervereinigung die Zusage des US-Außenministers an die sowjetische Führung, dass die NATO sich nicht nach Osten ausdehnen wird (‚NATO will not move one inch further east‘).

Weiß das der Autor nicht, oder verschweigt er es, weil es grade nicht passt? Es ist ein wichtiger Punkt in dieser Diskussion! (…und vielleicht sogar der Unterscheidungspunkt zwischen Qualitätsjournalismus und Lügenpresse??). Genauso kritisch sehe ich auch das postulierte Recht eines jeden Landes, brandgefährliche Waffen nach Wunsch überall hinstellen zu dürfen. Die Kuba-Krise wurde dadurch ausgelöst, dass auf einmal Atomraketen vor Floridas Küste standen – aber waren nicht auch amerikanische Atomraketen in der Türkei nahe der sowjetischen Grenze? Am Ende gab es den Deal, aus Kuba UND der Türkei die Raketen abzuziehen.

Jedenfalls die Argumentation der Amerikaner sah damals nicht so aus, als ob sie ‚jedes Recht auf moderne Waffensysteme‘ für Kuba gelten lassen würde. Ich denke, auch in einem Kommentar (wenn es denn einer war?!?) sollten wichtige Argumente einbezogen werden, auch die, die nicht so opportun sind. Irgendwann nämlich kommt der Punkt, in dem all die markigen Worte eine Eigendynamik entfalten, und ehe man es sich versieht, fliegen einem die Raketen um die Ohren. Mit dem letzten Atemzug mag manch Machtmensch dann ‚Ich hatte aber Recht!‘ als letzten Gedanken denken… – Rainer Brannolte 

 


 

 

Leserbriefe zu „Sicherheitslücke” von Ann-Kathrin Nezik 

 

Ihre Beschreibung der Lücke in Log4j scheint mir sachlich richtig, Ihre Schlussfolgerungen finde ich allerdings etwas gewagt. Open Source heißt also pauschal unter- oder unbezahlte Feierabend-Frickelei. Da empfehle ich Ihnen ein wenig Recherche bei opensource.apple.com, schließlich basiert MacOS auf dem Open Source Unix Darwin. Sie erwähnen die Apache Software Foundation, nicht aber ihren erfolgreichen und sehr sicheren Webserver. Auch Linux kommt bei Ihnen nicht vor. Die Milliardeninvestitionen von Microsoft in Windows haben nicht vor Ransomware-Angriffen geschützt, die den Opfern seit Jahren erhebliche finanzielle Einbußen abfordern.

Ihr erster Absatz gälte also auch für Windows. Das grundlegende Problem streifen Sie, formulieren es aber nicht deutlich: Bei vielen Entscheidungen hat die Wirtschaftlichkeit Vorrang vor der Sicherheit. Das ist aber unabhängig von Open oder Closed Source. Es geht primär um Designfragen. Leiste ich mir neben dem Verwaltungs- ein davon getrenntes Produktionsnetz ohne Internetzugang? Setze ich Betriebssystem und Anwendungen von unterschiedlichen Anbietern ein? Erlaube ich mir redundante Systeme für den Notfall? Abschließend interessiert mich noch Ihre Vorstellung vom freien Internet, das es zu schützen gilt, eine Definition bleiben Sie leider schuldig. Die großen Fünf können Sie nicht meinen. – Bernd Lange 

 

In der aktuellen Ausgabe haben Sie einen Artikel zum Thema IT-Sicherheit veröffentlicht. Als studierter Informatiker und Java-Software-Entwickler habe ich mich auf eine kritische Auseinandersetzung mit Sicherheitslücken gefreut. Leider präsentiert Ihr Artikel „Sicherheitslücke“ ein veraltetes, stereotypes und naives Bild von Open-Source-Software und den zugrundeliegenden Motivationen der beteiligten Firmen und Entwicklern. Insbesondere werden die Zusammenhänge zwischen der Schwachstelle und der Auswirkungen auf die Architektur sowie die Freiheit des Internets falsch dargestellt. 

Instabile Architektur des Internets: Es wird behauptet, dass die Schwachstelle in Log4j „über Nacht“ zeige, dass die „Architektur des Internets“ instabil sei. Log4j gehört – anders als von Ihnen behauptet – nicht zur Programmiersprache Java, sondern ist in dieser implementiert. Sie machen im Artikel überhaupt nicht klar, weshalb Log4j einen Einfluss auf die Architektur des Internets haben sollte. Das Internet ist ein Netzwerk mit zahlreichen Diensten wie WWW, Mail, FTP usw.

Nur in einem Teil davon werden Java-Programme verwendet und wiederum nur in einem Teil davon wird Log4j verwendet. Log4j wiederum ist aufgeteilt in eine API (Schnittstelle) und eine Implementierung (Hierin steckt die Schwachstelle: Core). Es ist eben diese abstrakte Schnittstelle, die eine Einflussnahme dieser Bibliothek auf die Architektur des Internet-Netzwerkes unmöglich macht. Das ist ja der ganze Sinn einer API. Sie verwechseln Ursache und Wirkung bei diesem Punkt. 

Wer erstellt Open-Source Software? Sie schreiben, der fehlerhafte Code sei Open Source und „Das heißt: Eine Handvoll Programmierer hat ihn in ihrer Freizeit konstruiert,…. Freiwillig und ohne Bezahlung, weil es ihnen Spaß macht.“ Dieser Schluss ist falsch. Er zeugt von einem veralteten Bild von Open-Source-Software (OSS) und in mir kommt der Eindruck auf, dass Sie sich nicht mit dem Öko-System OSS ausreichend auseinandergesetzt haben. Wie kommen Sie beispielsweise zu der Gewissheit, dass Log4j in Freizeit ohne Bezahlung erstellt wurde? Log4j wurde von der Firma QOS aus der Schweiz an die Apache Foundation übergeben. Diese bieten kommerziellen Support für Log4j und dessen Nachfolger Logback an.

Meiner Meinung nach entsteht die meiste OSS inzwischen im kommerziellen Umfeld. Sie selbst geben in dem Artikel das Beispiel Facebook an, dessen OSS von bezahlten Programmierern erstellt wird. Sie liegen dem Trugschluss auf, dass „Frei“ in „Freie Software“ „Gratis“ bedeuten soll. [1] Aber es geht um „Free as in Speech“ oder „Libre“. Aktivisten wie Richard Stallman versuchen seit Jahrzenten dieses Fundament der freien Softwarebewegung zu erklären.

Umso tragischer, dass selbst professionelle Journalisten den Unterschied nicht verstehen und Sie von „Gratis-Software“ sprechen. Es gibt natürlich kostenlose Software, wie Adobe Reader, Internet Explorer usw. aber um beim Beispiel Log4j zu bleiben, geht es eben nicht um kostenlos, sondern um frei. Das hätten Sie leicht erkennen können, wenn Sie die Lizenz von Log4j geprüft hätten. Es ist unter der Apache Lizenz veröffentlicht, die sehr liberal ist [2]. Punkt 2 erlaubt insbesondere die Nutzung, Änderung und Weiterverbreitung der Software. 

Arbeitsweise von Programmierern: Sie behaupten, dass die Programmierer keine Schuld treffe, weil sie nach bestem Wissen handelten und der Fehler durch die „halbe Kraft“ entstanden sei und dass die fehlende Zeit dadurch käme, dass sie „nebenbei“ einen „richtigen Job“ hätten. Dieser Abschnitt ist in so vielerlei Punkten anmaßend, dass ich regelrecht erbost bin. Zunächst einmal ist klarzustellen, dass es selbstverständlich die Schuld der Programmierer ist. Sie haben die Software schließlich programmiert.

Sie verwechseln mit dem Ausdruck „halber Kraft“ fehlerbehaftete Software-Entwicklung und langsame Software-Entwicklung. Natürlich gibt es beides, aber ein professioneller Entwickler wäre „mit halber Kraft“ nur langsamer aber nicht schlechter. Ein Maurer, der nur 2 Stunden am Tag mauert, statt 8 Stunden, wird länger für eine Wand brauchen – aber in beiden Fällen ist die Mauer gerade. Auch hier frage ich mich, woher Sie wissen, dass Log4j unbezahlt entstanden sein soll und woher wissen Sie, dass es Profis waren? 

Apache Software Foundation: Sie schreiben, dass Log4j „auf der Arbeit der Apache Software Foudnation“ basiere. Ich habe bereits ausgeführt, dass Log4j von QOS entwickelt wurde und da sich die Firma auf den Nachfolger Logback konzentriert, wurde die Wartung von Log4j an die ASF übergeben. Warum Firmen Open Source nutzen: Sie behaupten, dass der Einsatz von OSS in Unternehmen ein „grundlegender Fehler im System“ sei. Diese Behauptung halte ich nicht nur für grob falsch, sondern für regelrecht gefährlich. Sie verstehen nicht, welche Auswirkungen es auf die IT-Sicherheit hätte, würden Firmen anders handeln.

Offensichtlich wird das Dilemma, wenn Sie sich überlegen, weshalb Entwickler eine externe Bibliothek für eine scheinbar einfache Aufgabe wie Logging/Protkollierung nutzen: Weil es sich um eine komplexe Aufgabe handelt! Tatsächlich würde ich einen Entwickler als unprofessionell bezeichnen, würde er Ihren Vorschlag aus dem Artikel aufgreifen und eine Logging-Lösung selbst implementieren wollen. Dies hätten Sie leicht selbst recherchieren können, wenn Sie die Geschichte von Log4j recherchiert hätten. Stichwort „Apache Commons Logging – Class Loader Problems“. Denn Log4j war selbst Antwort auf ein Logging-Architektur-Problem. Und nebenbei erwähnt: Slf4j und Logback sind wiederum Antworten auf die Probleme von Log4j.

Jetzt stellen Sie sich vor, dass professionelle Software-Entwickler ihre Zeit damit verschwenden würden, dieselben Fehler ein weiteres Mal zu machen. Das hält kein Unternehmen lange aus. Viel wichtiger ist jedoch, dass Sicherheitslücken viel einfacher entdeckt und geschlossen werden können, wenn es zum einen viele Nutzer gibt und zum anderen sich um freie (im Sinne von quelloffener) Software handelt. So können alle profitieren. Dies ist eben die fundamentale Idee freier Software.

Ich gebe Ihnen Recht, dass die Schwachstelle viele Systeme gleichzeitig kompromittiert hat, jedoch gibt es über die große Präsenz auch eine schnelle und sichere Lösung des Problems. Viele IT-Sicherheitsexperten schauen sich die Lösungsvorschläge an und bewerten diese. Ein echter Review-Prozess. Nur so kann nachhaltige IT-Sicherheit funktionieren, denn die Alternative wäre, dass jede Software ihre eigene Lösung hätte mit eigenen Schwachstellen. Meiner Meinung nach ist es wesentlich besser 1 Schwachstelle in 1 Mio. Systeme zu haben, als 1 Mio. verschiedener Schwachstellen. 

Idee von Open Source: Die Idee von Open Source ist nicht – wie von Ihnen behauptet – zu verhindern, dass einige Firmen oder Programmierer das alleinige Sagen haben. Tatsächlich gibt es Open-Source Lizenzen, die eine Verbreitung oder Veränderung unterbinden. Beispielsweise Crypto-Software gilt erst dann als sicher, wenn der Source-Code veröffentlicht wurde. Dennoch können einzelne Firmen darauf ihre Recht und Kontrolle haben. Der Sinn ist, dass die eingesetzte Software nachvollziehbar ist. Nur wenn ein Entwickler wirklich sehen kann, was eine Software macht, kann er auch die Sicherheit überprüfen.

Sie stülpen in Ihrem Artikel dem Open-Source-Gedanken eine politische Position über, die nur einen sehr kleinen Anreiz von OSS ausmacht. Nehmen Sie das Beispiel Linux: Der Kernel wird nach wie vor von den Entscheidungen Linus Torvalds dominiert. Es handelt sich um eine sehr hierarchische Organisationsstruktur. Und dennoch wird der allergrößte Teil der Kernel-Entwickler von Firmen für die Entwicklung bezahlt. Die Motivation dieser Firmen und der Programmierer ist völlig anders als in Ihrem Artikel postuliert. Freies Internet: Das Internet ist getragen von freier Software!

Gerade das WWW ist regelrecht dominiert von OSS. Seien es die Webserver Apache oder NGINX (Nginx ist quelloffen – aber kommerziell), oder die Content-Management-Systeme wie WordPress, hinter der ebenfalls Unternehmen stehen, oder Linux als Server-Betriebssystem zeugen davon, dass OSS eben Grundlage eines freien und vor allen Dingen sicheren Internets ist und nicht eine Bedrohung. Ich verstehe auch nicht, wie Sie in diesem Zusammenhang Facebook als positives Beispiel anführen können, wenn es um das Thema freies Internet geht.

Da halte ich die Linux Foundation, Microsoft, MySQL, Oracle für wesentlich bessere Beispiele. Beispielsweise betreibt Microsoft die Plattform Github, die mit Abstand wichtigste Plattform für die Erstellung von OSS. Auch Log4j ist auf Github gehostet. Ich hoffe sehr, dass das Thema IT-Sicherheit auch weiterhin einen Platz in der Zeit findet, allerdings wünsche ich mir von einer Wochenzeitung eine detaillierte und fundiertere Auseinandersetzung mit dem Thema. [1] https://en.wikipedia.org/wiki/Gratis_versus_libre [2] https://logging.apache.org/log4j/2.x/license.html – Timo Meinen 

 

Open Source ist Teil der Lösung, nicht das Problem. Wenige Softwareentwickler werden mir widersprechen, wenn ich behaupte, dass der Einsatz von Open Source Software die Sicherheit eher erhöht als gefährdet. Open Source Entwicklung ist heutzutage keine Hobbyveranstaltung idealistischer Programmierer, sondern in der Regel hoch professionell und die Produkte qualitativ hochwertig. Leider wird dieses Niveau in kommerziellen Unternehmen nicht oft erreicht. Dies ist nicht verwunderlich, schließlich ist Open Source Software öffentlich einsehbar.

Man läuft eher daheim im löchrigen Jogginganzug herum als auf der Straße. Keinesfalls nur Kosten, sondern auch Qualität und Erweiterbarkeit von Open Source sind Gründe, warum mit Sicherheit der Server, der diese Mail empfängt, zum größten Teil auf Open Source Software läuft. Der von Frau Nezik angeregte „Software-TÜV“ existiert bereits, wenngleich nicht als Pflichtveranstaltung. Spezialisierte Unternehmen bieten sogenannte Penetration-Tests an, um die Sicherheit von Systemen zu testen.

Es gilt inzwischen schon als grob fahrlässig, wenn ein betroffenes Unternehmen auf die Durchführung solcher Tests verzichtet. Im aktuellen Fall dauerte die Behebung der Schwachstelle in Open Source Systemen übrigens nur Minuten, ganz im Gegensatz zu der deutlich zeitaufwändigeren Kommunikation mit Herstellern kommerzieller Systeme. Hier blieb oft nichts anderes übrig, als diese Systeme zunächst „vom Netz“ zu nehmen, bis Informationen oder Updates von den Herstellern verfügbar waren. – Jürgen Schwab 

 

Als Mensch, der sein ganzes Berufsleben mit IT-Projekten auf unterschiedlichsten Plattformen zu tun hatte, würde ich entschieden dem Tenor des Artikels widersprechen. Die Softwarequalität von Open Source ist in der Regel nicht schlechter, als die der renommierten IT-Anbieter, eher im Gegenteil. Insbesondere die Software-Qualität aus dem Hause Microsoft hat in der Vergangenheit durchaus häufig zu wünschen übriggelassen. Der Satz, dass Open Source nicht fehlerlos ist, ist eine Binse. Fehlerlose Software gibt es nicht, egal wer sie programmiert hat. – Wolfram Leonhardt 

 

Log4j gehört nicht „zur […] Programmiersprache Java“. Die Bibliothek ist in Java programmiert und nicht zuletzt in einer Java-Anwendung verwendbar, aber nicht Teil von Java bzw. dessen Standardbibliothek, erst dann wäre sie Teil davon. Tatsächlich gibt es als Teil dieser Standardbibliothek eigenen Logging-Code. Log4j ist ein populäres Framework, aber eines von vielen. „Über Nacht ist klar geworden, wie instabil die Architektur des Internets ist.“ Die Probleme durch Softwarefehler im Allgemeinen und die größer werdende Zahl direkter und indirekter Abhängigkeiten („dependency hell“) sind seit Jahrzehnten bekannt und ständiges Diskussionsthema in der IT-Branche.

Auch in Nicht-Fachmedien wird über Sicherheitslücken bei großer Bedeutung seit Jahrzehnten berichtet (Beispiele: Computervirus Michelangelo 1991, Sicherheitslücke Heartbleed 2014). „Die Gefahr ist sehr real, weil es unmöglich ist, die Sicherheitslücke von heute auf morgen zu schließen.“ Tatsächlich lässt sich in diesem Fall jede betroffene Software recht einfach reparieren. (Ob man die Lücke auch produktiv schnell schließen kann, hängt vom Betrieb dieser Software ab.) Entweder kann man eine neuere reparierte Version von log4j verwenden, die die Autoren schnell nach Bekanntwerden des Problems bereitgestellt haben. Alternativ kann man die verwendete betroffene log4j-Bibliotheksversion um den problematischen Teil beschneiden.

Wenn mit „die Sicherheitslücke“ die Gesamtmenge der betroffenen Softwarepakete gemeint ist, diese werden nie alle repariert werden, weder morgen noch irgendwann. Es sind zu viele Pakete und manche werden schlichtweg nicht mehr aktiv weiterentwickelt. „[…] Open Source. Das heißt: Eine Handvoll Programmierer hat ihn in ihrer Freizeit konstruiert, so wie Millionen andere Software-Bausteine, die teils ähnlich wichtig sind. Freiwillig und ohne Bezahlung, weil es ihnen Spaß macht.“ Das ist eine falsche Erklärung von Open Source. Dabei geht es nur um die Lizenzierung und Offenheit des Codes, nicht darum, ob er als Teil von Erwerbsarbeit geschrieben wird.

Tatsächlich bezahlen Firmen und andere interessierte Parteien zahlreiche Entwickler für ihre Arbeit an Open-Source-Software, angefangen bei bekannten Projekten wie Linux bis hin zu Java selbst. Sie tun dies aus Eigeninteresse. Die Tatsache, dass sie dafür gewünschte Ergebnisse bekommen (Verbesserungen wie neue Funktionen oder Reparaturen) wiegt für sie schwerer als die Tatsache, dass aufgrund der offenen Lizenzierung Dritte dann ohne Bezahlung ebenfalls davon profitieren. Allerdings gibt es eine Vielzahl Open-Source-Projekte, in denen Geld keine Rolle spielt und die vermutlich auch vorwiegend oder ausschließlich in der Freizeit entwickelt werden.

„Nur: Die Programmierer trifft keine Schuld. Sie sind Profis, die nach bestem Wissen handeln, aber eben nur mit halber Kraft, weil sie nebenbei meist noch einen richtigen Job haben.“ Nein. Weder sind alle Open-Source-Entwickler Profis, noch arbeiten sie ausschließlich neben „richtigen Jobs“ daran. Und überall gilt, wenn jemandem trotz Bemühens und ohne Bezahlung ein Fehler unterläuft, trägt er immer noch die Schuld daran. Ob daraus Verpflichtungen entstehen, etwas wieder gutzumachen, steht auf einem anderen Blatt. Die log4j-Entwickler aus der Verantwortung zu entlassen, nur weil sie auch viel Gutes geleistet haben, ist ein Fehlschluss.

„Log4j basiert auf der Arbeit der Apache Software Foundation […]“ Nein, log4j ist eines von vielen Projekten, das unter dem Schirm dieser Stiftung erscheint. Diese kümmert sich um vieles, aber kaum um die Entwicklung selbst. An der Entwicklung sind zahlreiche Menschen beteiligt, die nicht zur ASF gehören. Die Summen, die der ASF gestiftet werden, sind nicht dazu gedacht oder geeignet, die Entwicklung der unter dem Schirm entstehenden Software wesentlich zu finanzieren. „In der Verantwortung sind vor allem die Unternehmen, die davon profitieren. Sie müssen Software selbst genauer prüfen, bevor sie diese einsetzen.“ Fast alle Unternehmen setzen Open-Source-Software ein.

Es ist nicht möglich, auch nur relativ triviale Bausteine „genauer“ zu prüfen (und log4j ist nicht trivial), erst recht nicht eine Vielzahl davon, erst recht nicht mit ständig neuen Versionen, erst recht nicht mit den vielen indirekten (transitiven) Abhängigkeiten, die man genauso prüfen müsste. Es handelt sich allgemein um ein ungelöstes Problem der Softwaretechnik, seit Jahrzehnten, unabhängig davon, wer für eine Bibliothek oder Anwendung bezahlt. Wer extremen Aufwand betreibt, macht weniger Fehler, vgl z.B. https://www.fastcompany.com/28121/they-write-right-stuff Aber selbst dort treten Fehler auf, und fast niemand ist bereit, diesen Aufwand zu bezahlen. Der Aspekt Verantwortung ist aber wichtig.

Eine kommerzielle Softwarefirma, die durch die Verwendung schadhafter Komponenten (Open Source oder nicht) Probleme bei ihren Kunden auslöst, muss im Allgemeinen dafür geradestehen. Am Ende ist dies ein unternehmerisches Risiko für das Softwarehaus. Hier spielt der Faktor Geld dann tatsächlich eine Rolle. „Daneben müssen die Unternehmen jene Programmierer, die das System am Laufen halten, stärker finanziell und personell unterstützen – aber ohne die Idee des offenen Internets zu zerstören.“ Open Source legt Rechte und Pflichten durch Lizenzen klar fest. Die Unternehmen „müssen“ also gar nichts in der Hinsicht tun. Es ist auch nicht praktisch durchführbar. Die Quellen von log4j liegen von Anfang an offen.

Es gibt keinen Anlass zu glauben, dass mehr Geld hier geholfen hätte, Fehler früher zu entdecken. Der Druck der vielen an populären Projekten beteiligten Personen, ständig neue fragwürdige Funktionen einzubauen ist eher Ursache für Probleme. Der Antrieb für das Erstellen von freier Software ist vielgestaltig, oft schlichtweg Interesse an der Technik, Lust am Schrauben, das Lösen eines Problems, das man selbst hat, Hilfsbereitschaft, manchmal auch Eitelkeit. In sehr seltenen Fällen ist Geld der Hauptfaktor. Deswegen kann man Open Source auch nicht hauptsächlich über Geld verbessern oder steuern.

Man kann auch einen Meinungstext schreiben, Nestlé möge sich um bessere Ernährung in der Welt kümmern, so funktioniert das System von Anreizen und Regularien aber nun mal aktuell nicht, auch wenn der Wunsch ehrenwert ist. „Ausgerechnet Facebook, dass man sonst für vieles kritisieren kann, gibt in dieser Hinsicht ein gutes Beispiel ab. Der Konzern programmiert mit einem Team von Entwicklern Software für Websites und Apps und stellt sie allen zur Verfügung.“ Wie sämtliche anderen großen Firmen auch beteiligt sich Facebook an existierenden Projekten und stellt neue zur Verfügung. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal, und Facebooks Software enthält natürlich auch viele Fehler. Kein Geld der Welt wird das ändern. 

Sie profitieren auch von den Beiträgen anderer, es ist keine selbstlose Tat. Große Firmen beginnen auch gern viele freie Projekte, um sie dann irgendwann nicht mehr weiterzupflegen. So gesehen ist das Engagement großer Firmen auch nicht immer ein Segen, denn um diese „Abandonware“ kümmert sich dann oft genug niemand anderes, und natürlich warten auch hier Sicherheitslücken auf ihre Entdeckung. Anders als bei durch Einzelpersonen gestartete Projekte verlassen sich hier gern viele andere auf die kontinuierliche Pflege durch die Firma, so dass die Nachteile bei Aufgabe des Projekts besonders groß sind.

Ich weiß es zu schätzen, wenn Die Zeit sich Themen widmet, die nicht klassischerweise die ihren sind. Die Welt wird digitaler, und das Wissen darum sollte nicht einer kleinen Gruppe von Technikern vorbehalten bleiben. Aber es wäre schön, wenn ähnliche Qualitätsansprüche wie an andere Texte in der Zeit gestellt würden. Diese Anzahl sachlicher Fehler und logischer Fehlschlüsse in einem so kurzen Text ist mit mehr Recherche bzw. besserem Lektorat vermeidbar.

Die Idee der Lösung durch mehr Bezahlung durch Firmen lehnt sich offenbar an den kurz nach Bekanntwerden von log4shell veröffentlichten Meinungstext ‚“Open Source“ is Broken or: Why I Don’t Write Useful Software Unless You Pay Me‘ https://christine.website/blog/open-source-broken-2021-12-11 an, der viel beachtet wurde, dem seine logischen Fehlschlüsse aber auch schnell um die Ohren gehauen wurden. Wenn Sie sich von Onlinetexten in Ihrer Meinung inspirieren lassen, gäbe es doch bessere Quellen. Ich würde hoffen, dass Sie anders als andere Medien sich auch etwas mehr Zeit für Recherche gönnen können, dann würden sich Mängel bei solchen Vorbildtexten auch automatisch zeigen, weil man die Reaktionen darauf abwarten kann. – Marco Schmidt 

 

Mit einiger Verwunderung habe ich den Artikel von Frau Nezik gelesen. Fangen wir von vorne bei der etwas aufgeregten Überschrift an. Nein: Die Lücke gefährdet garantiert nicht das Internet. Und kostenlose Software muss nicht zwingend Open-Source sein und umgekehrt. Ja: Unternehmen greifen bei jeder Softwareentwicklung auf Softwarebausteine anderer Hersteller zurück. Alles andere ist in einer arbeitsteiligen Wirtschaftswelt auch völlig unsinnig.

Die im Text aufgeführte „mickrige Ausstattung“ der Stiftungen, wie z.B. Apache, relativiert sich schnell, wenn die eingesetzten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der genannten Unternehmen mitberücksichtigt werden. Denn diese arbeiten hauptberuflich und vollbezahlt an diesen Projekten mit. Da diese Unternehmen die Projekte selbst nutzen, haben sie ein natürliches Interesse an deren guten Qualität und Funktionalität. Auf Plattformen wie GitHub hätte man als Autorin nicht nur den Quellcode einsehen, sondern auch einen Einblick in die Organisation und die verwendeten Prozesse der einzelnen Projekte nehmen können. 

Stattdessen wird das Bild des unbezahlten und mit „halber Kraft“ arbeitenden Entwicklers gezeichnet und immerhin festgestellt, dass die Idee von Open Source irgendwie richtig ist. Mittlerweile ist die Lücke in log4j schon geschlossen worden. Es werden allerdings Wochen und Monate vergehen, bis alle Dienste und Produkte diese neue Version verwenden werden. Manche werden es nie und bleiben weiterhin angreifbar. Und das ist doch die eigentliche Frage. Denn Softwarefehler wird es immer geben, ob Open-Source oder nicht. – Andreas Molberg 

  


 

 

Leserbriefe zu „3,5 Stellen hat die Stiko derzeit. Es sollen mehr werden” von Mariam Lau 

 

Dass die Stiko in Zukunft an Weisungen aus der Politik gebunden sein soll, ist also nicht mehr als eine Randnotiz ganz am Ende eines kleinen Abschnitts unter erfreulich klingender Überschrift wert?! Die Stiko genießt als – zwar nicht unabhängige – aber dennoch entscheidungsfreie Organisation großes Vertrauen und gibt für mich als Mutter seit Jahren den unhinterfragten Standard vor. Sie muss ganz allein der Gesundheit derjenigen verpflichtet sein, für die sie Ratschläge erteilt. Eine Änderung dessen ist skandalös und wird zu Vertrauensverlust führen.

Selbst konformistische, geimpfte Altmedienkonsumenten wie ich dürften sich fragen, wer davon profitieren soll, wenn die Kommission von nun an als Kontrollinstanz für impfbezogene politische Entscheidungen wegfällt. Ergeht demnächst die Empfehlung einer Impfung für meine Kinder oder einer vierten Impfung für mich, werde ich wohl erstmals zögern und versuchen, mich zu informieren, auf welche Daten und Erkenntnisse sie beruht. – Kathrin Imai 

 

Den Artikel verstehe ich nicht. Der Autor schreibt, es werde Zeit, dass die STIKO mehr Personal bekomme. Wozu aber denn, wenn die Kommission doch jetzt, wie in der nächsten Spalte zu lesen, ihre Unabhängigkeit verliert? Was muss die Kommission nun noch erarbeiten, wenn demnächst eine Pressemitteilung des Gesundheitsministeriums reicht, wie es jetzt ja auch schon geschehen ist: Boostern ist jetzt nach drei Monaten erlaubt; man gehe davon aus, dass die Empfehlung der STIKO schon bald ergehen werde. Folgerichtig und ehrlicher wäre es, sie einfach abzuschaffen. – Kristine Risløv 

 

Als ansonsten begeisterte Zeit-Leserin habe ich mich über einen Beitrag in der Ausgabe 52 doch sehr gewundert: Wo bitte hat ML die Information her, dass das Robert Koch-Institut (RKI) demnächst weisungsgebunden arbeiten soll? Der Koalitionsvertrag kann es nicht gewesen sein. Da steht in Zeile 2788 explizit, dass das RKI „in seiner wissenschaftlichen Arbeit weisungsungebunden sein“ soll. Damit fällt die finale Argumentation des kurzen Beitrags ein gutes Stück weit in sich zusammen. Was die Stiko angeht, von der der Beitrag ja hauptsächlich handelt:

Wenn das, was die Stiko sagt und tut, aus Sicht der Politiker in Pandemiezeiten nicht sinnvoll oder gar kontraproduktiv ist, soll sie ein geordnetes Verfahren finden, mit dem die Aufgabenstellung der Stiko in Krisenzeiten ausgesetzt oder ändert. Die Stiko aber ständig zu kritisieren, dass sie den Job macht, der ihrer Aufgabenbeschreibung entspricht, halte ich nicht für fair. An einer Stelle bin ich nahe bei ML: Wir brauchen mit Sicherheit eine Diskussion, ob es ethisch vertretbar oder gar geboten ist, Menschen vornehmlich zur Gesunderhaltung anderer Menschen zu impfen – und tendenziell weniger deswegen, weil es für sie selbst sinnvoll ist. Das sehen wir gerade bei der Diskussion um die Kinderimpfung. An diesen Debatten müsste auch der Ethikrat teilnehmen und Position beziehen. – Ines Körver 

 

Die neue Regierung: Was sich jetzt ändert wird unter 1 über die Stiko und das RKI berichtet. Hier wird der Koalitionsvertrag falsch zitiert. Auf Seite 83 des Koalitionsvertrags steht: „Das RKI soll in seiner wissenschaftlichen Arbeit weisungsungebunden sein“ In ihrem Artikel schreiben sie weisungsgebunden, was zu falschen Schlussfolgerungen führt. Wir bitten Sie dies richtig zu stellen. – Cordula Wilsdorf- Krahl und Joachim Krahl 

 

Das häufige Gemäre der Politik über die angeblich so zögerliche und unentschlossene StiKo geht mir schon lange auf die Nerven. Wenn diese Kommission als so wichtig erachtet wird, hätte sie schon lange personell aufgestockt werden können – zwei Jahr sind definitiv zu lange, um nur über die ‚Langsamkeit‘ einer Kommission zu jammern, deren Mitglieder diese Arbeit zusätzlich zu ihrem Vollzeit-Job leisten. Es wäre auch an der Zeit, für eine besser Datengrundlage in Deutschland zu sorgen, so dass die StiKo nicht vor allem auf Studien aus anderen Ländern angewiesen ist.

Und wenn sich die Politik so sicher ist es besser zu wissen – warum wurde dann nicht gehandelt? Die StiKo spricht nur Empfehlungen aus – niemand hindert die Landesregierungen sich darüber hinwegzusetzen und schneller zu entscheiden. Doch dann müssen diese Regierungen auch eventuelle Probleme solcher Entscheidungen verantworten, wozu der Mut dann wohl doch nicht reicht. Dazu passt die sehr bedenkliche Information, dass das RKI in Zukunft weisungsgebunden forschen soll – auch hier denkt die Politik anscheinend, dass sie es besser weiß. – Sabine Moehler 

 


 

 

Leserbriefe zu „Gefährlich – oder nur noch gaga?” von Paul Middelhoff 

 

Seit dem Einzug in den Deutschen Bundestag 2017 hat sich die AfD peu a peu zu einer charakterlosen Ansammlung von querdenkenden Abgeordneten „abgewickelt“. Die „Wortbeiträge“ im Plenum sind zu jedem Thema, vor allem zur Corona-Pandemie, unwürdig und zum Teil unappetitlich. Frau Weidel entblödet sich nicht von Dingen zu reden von denen sie ganz offensichtlich gar keine Ahnung hat und hält ihre krude Weltanschauung für den Mainstream. Das ist weiterhin gruselig und gaga und vor allen Dingen undemokratisch und zutiefst dumm.

Der geringe Zuspruch in der Bevölkerung wird durch lautes Verbreiten von Unwahrheiten untermauert um das kleine Klientel an Wählern und Sympathisanten zu erhalten. Denn wer genau zuhört, und selber denkt, kann unmöglich diesen „Rattenfängern“, die laut flötend lamentieren, auf den Leim gehen. So wird sich (hoffentlich) die AfD selbst zerlegen und letztendlich ein unschönes Intermezzo in der Bundesrepublikanischen Parteienlandschaft gewesen sein (siehe die Piratenpartei).

Teil des Wegs dahin ist die Tatsache, dass die anderen demokratischen Kräfte im Bundestag dafür sorgen, dass Rechtsextremisten und Rassisten und Coronaleugner keinen Vorsitz in einem Ausschuss des Bundesstags bekommen und auch nicht einen Kandidaten, eine Kandidatin in das Bundestagspräsidium entsenden. Wie ich mit Freuden lese, war zum Kongress rechtsnationaler Parteien Europas die AfD nicht mal für den Katzentisch vorgesehen. Und siehe, es war gut! – Felix Bicker 

 

Es ist mir völlig egal, ob Ihr Autor Paul Middelhoff die AfD für „gaga“ hält. Ärgerlich ist allerdings, wenn Middelhoff von den AfD-Abgeordneten behauptet: „Ihre Kollegen sitzen statt mit Maske im Parlament ohne Maske auf den Zuschauerrängen … „. Auch der Linkeste müsste erkennen, dass es nur wenig mehr als 20 AfD-Abgeordnete waren, die nicht auf ihren normalen Plätzen saßen. Bereits im Jahre 1968 schrieb der Freiburger Hochschullehrer Bernhard Hassenstein: „Aggressionen entstehen, wenn und weil unzureichend oder falsch informiert wird.“ Es ist mir unerklärlich, warum in der Zeit Hass geschürt wird. – Rolf Schikorr 

 

Charles Bukowski erkannte den latenten Zweifel der Intelligenten und das fortwährende Selbstbewusstsein der Dummen. Dieser Zwiespalt fördert jedoch das Ungeheuerliche, dass der mehrheitliche Zweifel zur Lethargie wird und damit der Dummheit mit der Unterstützung schlimmster Profiteure zur Macht verhilft. Staaten wie Russland und sogar Großbritannien spiegeln diesen Umstand wider. Außerdem: wenn man auf der ersten Seite die richtige Einschätzung über die Dummheit der AFD abgibt, aber im Wirtschaftsteil diese Einschätzung durch ein Zitat von Weidel zumindest relativiert, sei die Frage nach dem Grundverständnis der Redaktion erlaubt. – Jürgen Dressler 

 

Können wir nicht endlich das Corona-Problem auf das Maß zurücksetzen, das angemessen wäre: etwa zehn Prozent der derzeitigen Beschäftigung mit diesem Thema. Und uns den anderen wichtigen Fragen und Aufgaben zuwenden? Ja, das Virus ist tückisch. Ja, wer gefährdet ist, sollte sich schützen. Ja, es ist sinnvoll, sich impfen zu lassen. Aber sehen das nicht 80% der Bevölkerung ein? Und die Uneinsichtigen? Das Recht, eine eigene, auch falsche Meinung zu haben, garantiert unsere Verfassung.

Man darf auch rauchen (zum Glück nicht mehr überall), Alkohol trinken, in eine Sekte eintreten, eine medizinische Behandlung ablehnen. Freundliches Werben hilft mehr als in die Ecke Stellen. Das Virus hat sich in den Medien und den Köpfen aufgeplustert, was die Politik zu immer neuen, oft unlogischen und übertriebenen Maßnahmen und Regeln treibt. Kann man nicht erwachsenen Menschen sinnvolles Verhalten zutrauen? Mir tut die neue Bundesregierung leid, die sich zu Recht viel vorgenommen hat. Die Hysterie des dominanten Teils der Öffentlichkeit lähmt sie.

Vielleicht wäre weniger Tun besser. Die Folgen dieser unangemessenen Panik: vereinsamte, verunsicherte Menschen, depressive Kinder, schlecht ausgebildete Schüler, wirtschaftliche Schäden, Staatsschulden, wachsende Intoleranz gegenüber Andersdenkenden, autoritäres Gehabe, Verlust an Freiheit und Eigenverantwortung und einige mehr. Eine solche Gesellschaft macht mir mehr Angst als das Virus. – Heidi Nauman 

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Ende des Merkel-Blazers“ von Theresa May 

 

Ernsthaft? Die ZEIT bemüht sich so sehr ums Gendern und dann das?? Wie wäre es mit einem Artikel zum „Ende der viel zu engen Altmeier-Anzüge“? Oder oder oder? Vorschlag: ganz lassen, das mit der Kommentierung des Äußeren. – Annette Haagen 

 

Die Verfasserin des o.g. Artikels vergaß in Ihrer Aufzählung der positiven Wirkungen des Handarbeitens auf die Seele das Stricken oder Häkeln in Gefängnissen, die Förderung der Feinmotorik bei Kindern ist auch ein nicht zu unterschätzender Aspekt des Handarbeitens gepaart mit Erfolgserlebnissen bei guter Vermittlung der Techniken, zugegeben, und der Fähigkeit  etwas selber herstellen zu  können aus regionalen Produkten (Schafwolle) oder reparieren zu können  im Sinne der Nachhaltigkeit, das dann länger hält und getragen wird … Aber das nur am Rande.

Der Hintergedanke, den die Autorin auch sprachlich mit der Überschrift aus dem Bereich der Drogensucht in dem Artikel offenlegt, Handarbeiten hindere  die ausführenden Personen am Denken und lasse diese Personen apolitisch werden,  widerlegt sie einige Zeilen später selbst: Die strickenden Grünen dachten und handelten sehr politisch, diese strickenden Menschen und besonders die Frauen haben eine Erfolgsgeschichte und Geschichte  geschrieben, die Autorin dagegen beschreibt eine  Geschichte ihres Scheiterns.

Aber nun denn, Neid ist immer noch die höchste Form der Anerkennung – frau muss dafür etwas leisten … es gehen mehr als 100 Pullover auf mein Konto, teils selbst gesponnen, gefärbt und entworfen, aber immer selbst gestrickt – Socken, Schals, Mützen etc. nicht mitgezählt. Im 2. o.g. Artikel beschreiben Sie die Kleidung von Politikerinnen mit Bildern – über die optische Zumutung der chronisch eintönigen Kleidung bei Ministern mit schlechtsitzenden Anzügen als Markenzeichen und unpassenden Krawatten u.ä. Grausamkeiten schweigen Sie: Wenn schon Kritik in diesem Bereich, dann bitte doch für alle! Auf der folgenden Seite geht es um Kleidung und politisches Vorhaben beim Wirtschaftsminister als markige Überschrift („Krawatte und Krawall“), nicht um Mode als solche. – Dr. Roeder-Bock 

 

Schade, dass auch Die sich in den Artikel „Die neue Regierung: Was sich alles ändert“ mit dem Kleidungsstil der Ministerinnen auseinandersetzen. Vielmehr würde es mich freuen, wenn die Arbeit aller Ministerinnen und Minister durch Ihr Blatt kritisch begleitet würde. – Martin Dornblüth 

 

Wie schade, dass Sie in dem Artikel: zunächst schreiben wie sich ein Mann in der Position des Bundeskanzlers machen wird. Wie er es wohl schaffen wird, nicht auf sein Äußeres reduziert zu werden. Doch schon am Ende des Artikels beschäftigen Sie sich damit was die Frauen der neuen Regierung bei Ihrer Amtseinführung trugen. Sie sollten sich mehr auf politische Kompetenzen als auf die Länge eines Plisseerocks konzentrieren. Das ist Sexismus! – Johanna Spie 

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Königin der Flüsse” von Stefan Willeke 

 

Lesen unsere Bundesminister Habeck und Lemke die Zeit? Falls nicht, sollte man ihnen diesen Beitrag unbedingt auf jedem erdenklichen Weg zur Kenntnis bringen. – Alois Teodoruk 

 

Danke für diesen wichtigen Artikel. Die „Obergrenze“ für menschliche CO2-Emissionen/Kopf hängt an drei Punkten: Zahl und regionale Verteilung der Menschen (Heizungsbedarf) und ganz wichtig: Absorptionsfähigkeit der Ökosysteme für langfristige „Speicherung“ von CO2 (in Bäumen, Mooren, …). Wenn stattdessen großflächig Landwirtschaft betrieben wird, dann werden CO2-Moleküle nur für wenige Monate gespeichert und dann wieder freigesetzt, aus Nassreisanbau wird zusätzlich Methan emittiert usw. „Changed land use“ war schon ein Punkt der CoP7 in Marrakesch 2001. DAS können heutige „Grüne“ oder „FFF“ ja nicht wissen – es ist ja schon so lange her! Wenn wir zu Ende dieses Jahrhunderts erst einmal 10 Mrd. Menschen sind, was dann?  

Ruiniert eine wachsende Menschheit (seit meiner Geburt vor fast 74 Jahren verdreifacht) Ökosysteme und große Teil der Erdoberfläche, dann beeinträchtigt dies auch große bisherige CO2-Senken (mit Kohlenstoffspeicherung bis zu über Jahrhunderte), verändert eine Vielzahl regionaler Klimas (in Summe dann auch das „große Klima“) und führt dank Nassreisanbau, Biogaskochern, verlassenen Kohlegruben o.ä. zu steigenden Methanemissionen samt weiterer übler Effekte wie sukzessives Auftauen von Permafrostböden. Wird der Planet Erde in leidlicher Form mit 10 Mrd. Menschen zu Ende des 21. Jahrhunderts fertig?

Bisher werden nur die CO2-Emissionen dieser anwachsenden Menschheit gesehen, nicht ihr massives „Umpflügen der Erde“, was massiv CO2-Senken beschädigt: Klar einseitige Wahrnehmung! Es gibt das Pariser Abkommen von 2015, aber auch den Punkt „Changed land use“ seit der CoP 7 in Marrakesch 2001. Riesenstädte, kanalisierte Flüsse und große Ackerbau- und Weidegebiete (mit inzwischen wiederholt großen Sandstürmen) dank Abholzung von Wald- und Savannengebieten sind nur einige sichtbare Bausteine in diesem erschreckenden Puzzle. Wo bleibt eine zügig installierte weltweite Bevölkerungspolitik?

Davor schrecken manche Religionsführer und Machthaber bisher erst recht zurück. Dann sind doch besser die durchschnittlich eine Milliarde Menschen in den „alten“ Industrie-ländern mit ihren CO2-Emissionen von 1850 – 2020 an allem Elend Schuld (170 Mrd. Mann-jahre). Die übrige Welt mit seit 1950 durchschnittlich 4,25 Mrd. Menschen (über mittlerweile 70 Jahre ≈ 300 Mannjahre) wäscht ihre Hände in Unschuld, obwohl sie bezüglich CO2- und wachsende Methan-Emissionen und Ruinieren von CO2-Senken dasselbe weiter macht. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele 

 

Ein tolles Dossier ist Ihnen gelungen. Ich habe es gerne gelesen, einiges an eigenem Halbwissen oder eher Geahntem durch Ihren Bericht bestätigt bekommen und neue Dinge gelernt. Ich habe einen Erkenntnisgewinn auch durch den Umfang des Dossiers und die Verknüpfung von Themen wie Naturbeschreibung, wirtschaftlichen Verstrickungen, europäischer, internationaler Politik, dem Ahrtal-Dilemma und westlichem Versagen. Klasse! Besonders gefallen hat mir, wie es gelungen ist, die Quantifizierung der Verbauung von Flüssen zu beschreiben (alle 500 m ein Damm).

Zahlen sind in journalistischen Berichten heikel, weil sie scheinbar etwas beweisen, das durch einzelne Zahlen nicht umfassend darstellbar ist. Ihnen ist es jedoch gelungen. Anfangs wollte ich den Bericht nicht lesen, weil ich es nicht mehr ertrage, Berichte über die Zerstörung von Natur und Lebensräumen zu lesen. Doch Ihr Bericht gibt bei all dem Irrsinn der Umweltzerstörung positive Ausblicke und zeigt mitmachendes Engagement.  Danke dafür. – Thomas Kasper 

 


 

 

Leserbriefe zu „Höhere Gewalt” von Jonathan Safran Foer 

 

Über dem Text „Höhere Gewalt“ zeigen Sie den Autor Jonathan Safran Foer in Straßenschuhen, die Hände in den Hosentaschen, auf einer Couch stehen. Als ich dann noch auf der Höhe des Autorenkopfes in der Ecke des Zimmers das ausgestopfte Eichhörnchen entdeckte, wusste ich nicht mehr, blicke ich hier in das Wohnzimmer des Westens oder in den aufgeräumten Rachen der Hölle? – Leo Burger 

 

Vllt bin ich zu alt (72J) für die neue Welt, vllt bin ich zu altmodisch, zu pingelig, zu kritisch! Sicher haben Sie keinen Einfluss auf Einsendungen, Beiträge und Essays von Gästen – also jenen, die nicht aus der Feder Ihrer Redakteur*innen stammen – und denen oft ein Foto beigefügt wird, und bestimmt war es in diesem besonderen Fall auch so! Im Feuilleton lese ich auf S. 57 den Text ‚Höhere Gewalt‘ von Jonathan Safran Foer – dem ich größtenteils zustimme. Es geht mir aber hier nicht um den Text, sondern um das Foto, auf dem er in seinen Turnschuhen auf dem Sofa steht! 

Ist es dem Auto peinlich, körperlich von kleiner Statur zu sein? Will er mit dieser Haltung etwas demonstrieren oder unterstreichen? Gefällt ihm die Perspektive zum Fotografen so besser, weil man sitzend oder schlicht stehend weniger beeindruckend wirkt? Man weiß es nicht! Vllt ist es eine ganz persönliche Eigenart oder Angewohnheit, Sitzmöbel stehend zu nutzen – was natürlich in seinem eigenen???? Haus völlig legitim wäre. Jonathan Safran Foer ist nicht der Erste u mitnichten der Einzige, der sich in dieser Stellung besonders fotogen findet – bzw. attraktiv?

Man sieht sie überall, diese Unart: in Magazinen (nicht nur des Lifestyles), in der Werbung, in sämtlichen Medien! Warum nur fällt es Niemandem auf – und wenn doch: warum stört es nicht? Mich stört die Tatsache, dass einfache Lebensgewohnheiten -u. Sehgewohnheiten überhaupt nicht in Frage gestellt werden, das ist eben jetzt so: ich habe zwar einen Pressetermin, aber ich möchte auf dem Sofa lieber stehen. Kann man sich das bei einem großen Geist wie Anthony Hopkins vorstellen? 

Vllt lächeln Sie jetzt über diese meine Mail und schütteln den Kopf darüber, was einer älteren Genossin da durch den Kopf geht – gibt es nix Wichtiges? Doch, gibt es, die ‚Zeit‘ weiterlesen, am Mittwoch gibt es bereits die Weihnachtsausgabe, ich muss mich sputen! Und Sie sich bestimmt auch, kaum Zeit, diese Kritik zu lesen! Mir war sie eine Herzensangelegenheit – weil mich diese Unsitte unendlich nervt, immer wieder, jetzt geht es mir besser! – Brigitte Kupfer-Dicks 

 

Da der Mensch kein Perpetuum Mobile hat, wirtschaftet der Mensch in der physischen Welt mit Verlust. Es gilt: Verlust = 1 – (k/n) mit 0 < k < n. … Das ist wohl eine höhere Gewalt von denen sich Staaten säkularisieren. Daher gilt für menschengemachte Transfers: Gewinn = Einnahmen – Ausgaben. … Sowohl das Netz der Natur als auch unsere menschengemachte monetäre Wirklichkeit fokussieren das Denken. 1. In der physischen Welt fokussieren wir uns auf die kleinstmögliche Differenz zu dem Ideal Eins.

2. In der monetären Welt fokussieren wir uns auf die größtmögliche positive Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben. Das sind zwei sehr verschiedene Fokusse auf die Wirklichkeit. De facto spaltet der Staat durch seine Währungsdefinition Ökonomie von Ökologie. … Da der Staat auch noch die Bildungshoheit hat, lehrt Er Ökonomie ohne naturwissenschaftliche Existenzbedingungen. … Welche Wirklichkeit ist stärker? Bzw. hat die höhere Gewalt? …

Hoffnung macht eigentlich nur die Geschichte von der Kopernikanische Wende, wo ein besseres Naturverständnis das damalige Weltbild transformierte. … Doch dafür sollten Politiker auch physikalische Existenzbedingungen diskutieren und bewerten. In Deutschland hatten wir eine hochgelobte Physikerin, die 16-Jahre keine physikalischen Erkenntnisse vertrat und kein Journalist nachfragte. … Das Stoßgebet in Richtung Himmel „Herr schmeiß Hirn ra“ ist leider bisher unwirksam. – Matthias Losert 

 


 

 

Leserbriefe zu „Digitaler Fiebertraum” von Hanno Rauterberg 

 

Der Wert eines Kunstwerks ergibt sich aus seiner Fähigkeit zum Dialog mit der Betrachterin und dem Betrachter. Dieser Dialog vollzieht sich in erster Linie auf der emotionalen Ebene. Das menschliche Gefühl in seiner ganzen Tiefe kann aber nur angesprochen werden und darf sich nur angesprochen fühlen von der Schöpfung eines gleichfalls fühlenden, lebenden Gegenübers. Darauf müssen wir bestehen, mit allem Nachdruck – sonst sind wir verloren! Maschinentrost ist trostlos! – Ludwig Engstler-Barocco 

 

Herr Rauterberg schreibt: „Entwickelt der Computer eine eigene Genie-Ästhetik?“ Da die Computer-Kunst Form ohne Inhalt geworden ist, ist damit nicht die ästhetische Erfahrung der Kunst verschwunden? Offensichtlich kann ein Algorithmus einen Malstil nachmachen, aber ein Algorithmus weiß nicht, was Schönheit oder Hässlichkeit ist. Wie kann dann Herr Rauterberg über Ästhetik schreiben? Maschinen können nicht selbständig kreativ sein, da sie keinen Impuls, d.h. keine Inspiration, aus ihrer Umwelt erhalten, sie können Kreativität nur imitieren.

Was entstanden ist, ist seelenlos. Es geht nicht nur um künstlerlose Kunst, sondern um kunstlose Kunst. Oder passend zu unserer Zeit, künstliche Kunst? Oder Ersatzkunst, Pseudokunst? Für Luc Steels, Direktor des Labors für Künstliche Intelligenz an der Vrije Universität Brüssel, sei die Kunst ein Alleinstellungsmerkmal des Menschen. Das wird auch von Terry Barrett in seinem Buch „Why is that art?“ bestätigt, wo ein Kapitel heißt „Art destabilizes the good, the true, the beautiful, and the self“ (Die Kunst destabilisiert das Gute, das Wahre, das Schöne und sich selbst).

Die „Kunst“ ist Form ohne Inhalt geworden, die irgendwelche Regeln bzw. Gesetzmäßigkeiten nicht anerkennt. Es scheint mir, dass die Kunst (und Ästhetik), wie wir sie kannten, aus unserem Leben verschwunden ist. Deswegen versucht man umso mehr, mit aller Macht (künstlich) die Kunst zu erzeugen – aber nicht erschaffen! Meint man, so kann man den Schwund entgegenwirken? Und das sollten die Menschen dann interpretieren und mit Bedeutung versehen, wie Herr Rauterberg am Ende seines Beitrags schreibt? – Igor Fodor 

 

Von den Kräften der Natur geschaffene Strukturen können zwar wie einzigartige Kunstwerke aussehen, z.B. durch Bewegung des Wassers aus dem Stein herausgearbeitete Höhlen. Niemand käme allerdings auf die Idee, tatsächlich die Natur als Künstlerin und die Höhle als Kunst einzustufen. Erst wenn Menschen die Höhlenwände bemalen, kann Kunst entstehen. Noch weniger als die Natur kann ein Computer ein Künstler sein, selbst wenn inzwischen dessen Hervorbringungen im Vergleich zu standardisierten Maschinenprodukten unvorhersehbar sind und sogar Einmaligkeit beanspruchen können.

Ein Computer mag aufgrund von Algorithmen ein kompliziertes Innenleben haben und unendlich viele Lösungen generieren können, auf die kein Mensch käme. Ein Bewusstsein seine Existenz, seiner Unvollkommenheit, seines Getrenntseins hat der Computer allerdings nicht. Der schöpferische Prozess ist ein Ringen mit dem Unbekannten, der Formgebungsprozess beim Computer ist ein Rechnen mit Unbekannten. Computerbilder auslegen zu wollen, führt in die Irre. – Reinhard Koine 

 


 

 

Leserbriefe zu „Impfissimo!” von Mariam Lau 

 

Ich bin Krankenschwester und wurde am 17.12. geboostert. Mein „Privileg“ war, dass ich mir dieses Mal nicht nur die Impfärztin sondern auch den Impfstoff auswählen konnte. Außerdem musste ich in keiner Schlange stehen, hatte keine lange Wartezeit und konnte bei einer Tasse Kaffee im Warmen warten. Ansonsten wird es keine Privilegien geben: ich werde mich weiterhin 3x wöchentlich testen lassen, in Restaurants werde ich erst wieder essen gehen, wenn im Frühjahr die Außengastronomie öffnet. Ein Privileg hatte ich bisher noch: Ich konnte mich freiwillig für die Impfung entscheiden, doch damit wird jetzt bald Schluss sein, wenn die Impfpflicht für Pflegende in Kraft tritt, die ich nicht unterstütze.

Schön wäre es, wenn sie wenigstens mit kleinen Privilegien verknüpft wäre. Zum Beispiel, dass Impfzeit Arbeitszeit ist, dass stärkere Impfreaktionen schnell und wirkungsvoll behandelt werden, dass man jederzeit diesbezüglich einen Ansprechpartner hat, dass niemand Impfreaktionen in der Freizeit auskurieren muss und dass es als kleine Impfpflichtentschädigung vielleicht pro Impfung einige Tage Sonderurlaub gibt. Ich denke, bisher ist noch nicht einmal verbindlich geregelt, dass der Arbeitgeber grundsätzlich ein Impfangebot am Arbeitsplatz machen muss, es wird einfach nur einseitig gefordert. Man könnte jetzt noch etwas tun, um Mitarbeitende in der Pflege versöhnlicher zu stimmen, bisher kann ich keinen Ansatz dafür erkennen. – Ramona Hey 

 

Paul Watzlawick schreibt in „Anleitung zum Unglücklichsein“ im Kapitel „mehr desselben“ von dem Mechanismus, wie ehemals erfolgreiche Konzepte unter veränderten Rahmenbedingungen in die Katstrophe führen, wofür der Unglücksaspirant nur zwei Überzeugungen braucht: „Erstens, es gibt nur eine mögliche, erlaubte, vernünftige, sinnvolle, logische Lösung des Problems, und wenn [seine] Anstrengungen noch nicht zum Erfolg geführt haben, so beweist das nur, dass er sich noch nicht genug angestrengt hat. Zweitens, die Annahme, dass es nur diese einzige Lösung gibt, darf selbst nie in Frage gestellt werden; herumprobieren darf man nur an der Anwendung dieser Grundannahme.“ Soweit also Watzlawick. Wieso erinnert uns das an die Impfkampagne zur Pandemiebekämpfung? – Dr.-Ing. Friedrich Böbel 

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer misst die Inflation?” von Lisa Nienhaus 

 

Ich erkläre es gern nochmal: LNG, Liquid Natural Gas ist in der deutschen Terminologie mitnichten „Flüssiggas“. Unter dieser Bezeichnung firmieren schon immer Propan C3H8 und Butan C4H10, auf Englisch LPG, Liquid Petroleum Gas, die bei der Raffination von Rohöl anfallen. Das Gas, das Lisa Nienhaus meint ist schlicht Erdgas, das gasförmig aus der Leitung beim Verbraucher ankommt und auch gasförmig durch Leitungen transportiert wird.  Verflüssigt wird es tiefgekühlt und mit hohem Druck für den Transport in speziellen LNG-Tankern. Im Wirtschaftsteil sollte man mit den korrekten Produktbezeichnungen arbeiten, auch wenn oder gerade, weil die anderen es nicht tun. – Sven Herfurth 

 

Ihre These, dass die Menschen mehr sparen, wenn der Zins höher ist, stammt aus der ökonomischen Mottenkiste. Die Notenbaken erhöhen den Zins, damit die Kreditnachfrage sinkt und dadurch weniger Geld aus dem Nichts erschaffen wird. Wenn weniger Kredite vergeben werden und weniger Geld im Umlauf ist, sinkt die Nachfrage und der Preisanstieg verlangsamt sich. – Rüdiger Weigel 

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Zukunft der Menschheit sichern”. Gespräch mit Toby Ord, geführt von Götz Hamann und John F. Jungclaussen 

 

Ich war ziemlich überrascht von dem Gesprächsstil, der in dem Interview mit Toby Ord verwendet wurde. Ich meine, ich bin durchaus dafür, die Interviewpartner herauszufordern, aber ich schätze auch ein wenig Neutralität. Ords Spendenprogramm als „grausam“ und „romantisch“ zu bezeichnen, ist für mich nicht herausfordernd, sondern bewertend. Ich meine, um Himmels willen, der Mann spendet 25 % seines Gehalts für wohltätige Zwecke. Was soll’s also, wenn er die obdachlose Frau in seinem eigenen Land nicht unterstützt? Jemand anderes kann 25 % seines / ihres Einkommens spenden und das Problem der Obdachlosigkeit angehen. – Andreas Heller 

 

Der englische Philosoph Toby Ord peilt ein großes Ziel an: «Die Zukunft der Menschheit sichern». Es verdient große Anerkennung, dass er für dieses Ziel gut «ein Viertel seines Einkommens, langfristig soll es sogar die Hälfte werden» spendet, vor allem für medizinische Hilfe in Entwicklungsländern. Und trotzdem, teilweise geht seine Philosophie am Ziel vorbei. Etwa mit folgender Aussage von Ord: «ein Menschenleben zählt nicht weniger, weil es noch nicht existiert.» Doch ein noch nichtexistierendes Menschenleben kann gar nicht zählen. Bei einem Zeugungsakt sind Millionen von Spermien aktiv. Und von denen ergibt sich höchstens aus einem einzigen ein Menschenleben. Welches es ist, bestimmt der Zufall.

Die anderen möglichen Menschenleben zählen daher nicht. Die Idee, möglichst vielen Menschen das Geborenwerden zu sichern, verfehlt auch aus einem anderen Grund das im Titel genannte Ziel. Die Situation ist doch folgende: Negative Kräfte (Hunger, Seuchen, Kriege) haben lange Zeit Konsum und Kopfzahl der Menschheit begrenzt. Die Technik hat besagte Kräfte weitgehend gebändigt und so ein Wachstum von Konsum und Kopfzahl ermöglicht, für das die Ressourcen langfristig nicht reichen. Unsere Enkel könnten demnach erleben, dass besagte brutale Kräfte wieder Grenzen setzen. Es sei denn, es gelingt, Regeln zur Geltung zu bringen, die Konsum und Kopfzahl human begrenzen.

Ausgangspunkt für solche Regeln könnte folgende Überlegung sein: «Wir sind nur Gast auf diesem schönen Planeten und als Gegenleistung für dieses Privileg verpflichtet, diesen Planeten unseren Nachkommen unversehrt zu überlassen.» Ein Teil der Lebensinhalte müsste sein, zu ergründen, was nötig ist, diese Pflicht zu erfüllen. Der Fortschritt der Technik hat eine Entwicklung gefördert, die durch das Stichwort „Tragik der Allmend“ charakterisiert werden kann. Das Mittel dagegen wäre, den Widerspruch innerhalb der Menschenrechte zu bereinigen, zwischen den Rechten auf Lebensunterhalt und dem Recht auf Eigentum. Dies zu Gunsten des eingangs genannten höheren Ziels.

Eigentum verpflichtet, vor allem auch zu Leistungstransfer, der aber mit der Auflage zur verantwortungsvollen Elternschaft (Berücksichtigen der langfristig verfügbaren Ressourcen) verbunden sein muss. Der Zielkonflikt zwischen kurz- und langfristiger Humanität (z.B. um die Menschenrechte langfristig aufrecht erhalten zu können), kann nur dadurch gelöst werden, dass die Zahl der Menschen gedeckelt wird. Dabei kommt mir wieder mal meine Großmutter (väterlicherseits) in den Sinn. Im Krieg war meine Mutter mit uns drei kleinen Kindern in einer Hütte einquartiert, die Großmutter mit den beiden ledigen Geschwistern meines Vaters bewohnte.

Mutter hatte es im Bergdorf nicht leicht. Ein Beispiel: Fremde Kühe fraßen ihr die Windeln von der Leine. Eine bereits grün gefärbte Windel konnte Mutter grade noch aus dem Maul einer Kuh retten. Mutter war entgangen, dass die Hütte direkt von Allmend umgeben war. Bei einer Gelegenheit stellte sich Großmutter vor meine Mutter und meinte: «Ich könnte dir ja leicht helfen, aber du sollst selbst sehen, wie es ist mit zu vielen Kindern.» Großmutter war eine gutmütige Frau. Ihre Philosophie war im Einklang mit der früher weit verbreiteten Politik, dass Arme und Dienstboten keine Familie gründen konnten.

Als Magd musste sie ihre beiden ersten Kinder abgeben, bevor sie mit 28 meinen damals 58-jährigen Großvater, einen nicht erbberechtigten Bauernsohn heiraten konnte. Dieser konnte sich erst im besagten Alter mit dem Kauf der genannten Hütte eine Heirat ermöglichen. Die damalige Politik ist typisch für Gesellschaften, denen es gelang, mit ihren Ressourcen auszukommen. Ebenso typisch ist die Haltung meiner Großmutter, die es als Pflicht ansah, diese Politik – auf ihrer Ebene – zu unterstützen. Unsere heutige Situation stellt uns bezüglich der Notwendigkeit einer ähnlich wirksamen aber fairen Politik vor viele Fragen. Spenden ist nötig, aber ebenso Einfordern von demographischer Eigenverantwortung. – Dr. Gernot Gwehenberger 

 


 

 

Leserbriefe zu „Hallo, Welt” von Marc Brost et al. 

 

Vielen Dank für das Gegengewicht, dass dieser Artikel gegen das weitverbreitete Baerbock-Bashing darstellt! Genauer betrachtet, steht im Koalitionsvertrag zu China nichts weiter als das bereits mit dem Lieferkettengesetz beschlossene geltende Recht. Es ist unerträglich und deshalb verboten, dass von Zwangsarbeitern in Konzentrationslagern hergestellte Waren nach Deutschland importiert werden. Auch wirtschaftlich ist eine zu starke Abhängigkeit von China gefährlich, das zeigen die Lieferengpässe, die beinahe zur Normalität geworden sind. – Mechthild Dierlamm-Harth 

 

Ich abonniere Ihre Zeitung seit fast 20 Jahren und lese sie zumeist gerne und mit Gewinn. Was mich aber insbesondere im Politik-Teil immer wieder stört, ist das Zitieren anonymer Quellen. Schon als Schüler lernte ich, dass man bei einem Autoritätsargument den Namen der entsprechenden Autorität zwingend zu nennen hat, weil alles andere ja erfunden sein kann. Tatsächlich empfinde ich daher eine Einleitung, wie ich sie zu einem Zitat in Ihrem Artikel „Hallo, Welt“, gefunden habe, als hochproblematisch. Sie lautet (wie in ähnlicher Form leider recht häufig in der ZEIT): „[…] macht ein Sozialdemokrat klar […]“ (DIE ZEIT Nr. 52; Marc Brost, Peter Dausend, Jörg Lau, Samiha Shafy. Heinrich Wefing und Xifan Yang).

Diese Zitationsweise ist für mich keine seröse journalistische Arbeit, weil ich den Namen des Zitierten nicht verifizieren kann. Mein Verdacht ist dann sofort, dass man das gut erfunden hat, weil es gerade in den Text passt. Quellenschutz als Argument ist bei einem so harmlosen und unproblematischen Satz wie dem dieser Einleitung folgenden eigentlichen Zitat („Ich frage mich seit Tagen, ob die aggressiven Töne der Grünen vor allem Wahlkampf waren“) m.E. keine triftige Begründung.

Nach dem aufsehenerregenden Skandal um die erfundenen Reportagen des SPIEGEL-Journalisten Claas Relotius würde es mich freuen, wenn sie künftig auf journalistische Taschenspielertricks dieser Art verzichten würden. Dies würde auch den von rechter Seite und den sogenannten Querdenkern gerne geäußerten Vorwürfen gegen die sogenannte „Lügenpresse“ weiter den Wind aus den Segeln nehmen, was ich mir als Demokrat und treuer ZEIT-Leser sehr wünsche. Vielen Dank. – Norbert van der Linde 

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Macht des Dinkels” von Anna Mayr 

 

Ich hab extra nochmal eine Nacht geschlafen, bevor ich den Brief nun doch noch schreibe. Ich möchte mich doch sehr für Ihre Zeilen bedanken. Sie haben mal wieder das richtige Thema getroffen u. beschrieben. Man kann Ihren Dünkel richtig heraushören über den Dinkel u. Weizen, auch über Mettigel u. Currywurst. ich empfehle Ihnen, dass Sie sich mal den Therapeuten von Frau Antonia Baum ausleihen, um Ihre harte Kinder- und Jugendzeit aufarbeiten können. – G. Engbert 

 

Ihren Beitrag zum Dinkel fand ich gut und schlecht. Sie haben schon richtig erkannt, viele andere nicht, dass Weizen genauso toll ist wie Dinkel. Das dass jemand schreibt wird auch mal Zeit. Nur bekommt man auch gespritzen Dinkel, wie ungespritzten und ohne Kunstdünger aufgezogenen Weizen, hey Bioweizen schon gehört? Diese Aussage, diese Falschaussage von Ihnen ist wirklich blöd, weil jetzt die Leser des Artikels denken das nur Dinkel ungespritzt ist. Ist aber falsch!!!

Und nicht nur das Weizen einen höheren Ertrag bringt, er hat auch echt gute Backeigenschaften vielleicht sogar bessere als Dinkel. Und leider nutzt es den Bauern nichts, wenn ein paar tausend Menschen in den deutschen Großstädten Dinkel kaufen aber Millionen Weizen nachfragen. Ich selber kaufe beides und dieses neue Superfood Roggen (kennen Sie das?) Auch wenn in der Landwirtschaft gerne zu viel angebaut wird, muss auch der Bauer überlegen warum er mehr Dinkel anbauen sollte, wenn ihn keiner abnimmt.

Und was soll das mit den einfachen Leuten? Vom Sozialhilfeemfpänger bis zum Manager isst jeder Weizenbrötchen. Also tun Sie mal nicht so als wäre das ein Einfache-Leute-Getreide. Gerade die Wohlhabenden scheißen auf alles was irgendwie gut sein könnte. Oh die kaufen dann mal Bio-Gemüse oder kaufen Bio-Kleidung. Ja die kaufen dann aber auch riesige Autos, Häuser, allmöglichen Kram für Ihr Leben, weil sie halt alle nur Massenware sind. Wohlstandware. Made in Germany. Danke. – Stephan Bacher 

 


 

 

Leserbriefe zu „Die gute Nachricht: Schöner weihnachten” von David Hugendick 

 

Soweit Sie meiner Anregung gefolgt sind; auch guten Nachrichten Zeit einzuräumen, ist dies mit dem Artikel nicht gelungen. Bitte überlassen Sie diese Inhalte der Darstellung von R T L II und behalten Ihr zutreffendes Niveau. – Bernd Ritter 

 

„Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.“ (Albert Schweitzer, 1875-1965, deutsch-französischer Arzt, Philosoph & Theologe) Ob Weihnachten immer noch das Fest der Feste, das Fest der wilden Schenkorgien ist? Nun, da hat sich seit „Corona“ doch einiges relativiert, vielleicht ganz gut so oder auch Gott sei Dank. Warum feiert der Mensch zu Weihnachten nun wirklich dieses Weihnachtsfest? Gab es irgendeinen konkreten Anlass dafür, genau das an diesem 24. Dezember zu tun? „Wir machen immer einen Fehler: Wir investieren Gefühle, statt sie zu verschenken.“ (Werner Schneyer, 1937-2019, österreichischer Kabarettist, Autor, Schauspieler & Regisseur) – Klaus P. Jaworek 

 


 

 

Leserbrief zu „Die Gangs von Stockholm” von Simon Langemann 

 

Ich bin wütend. Und das bin ich oft, wenn ich erlebe, was ich jetzt gerade wieder beim Lesen dieses Artikels erlebt habe. Jetzt möchte ich das gern einmal erklären. Herr Langemann würde sich ganz bestimmt nicht als Rassist bezeichnen. Und er würde auch von sich behaupten, keine Vorurteile gegen so genannte Minderheiten zu bestärken. Leider handelt er dennoch (mit ziemlicher Sicherheit ungewollt) rassistisch und schürt Vorurteile. Interessant wäre, ob er glaubt, es gibt ihn oder es gibt ihn nicht, den strukturellen oder institutionellen Rassismus.

Schon in den drei untereinander gestellten Sätzen in der Blattmitte kann man es erkennen: Drei einzelne Aussagen, scheinbar harmlos, beschreibend, suggerieren einen Zusammenhang, der in Wahrheit erst durch diese Präsentation hergestellt wird. Ebenso mit der ganz sachlichen Information über Zahlenvergleiche, die aus einer schwedischen Studie mit dem interessanten Titel (der auch der einer deutschen Studie sein könnte) stammen und von Herrn Langemann kritiklos übernommen wurde. Ich zitiere: „«Registrierte Straftäter unter Personen mit einheimischem und nicht einheimischem Hintergrund«.

Ergebnis: Im Ausland geborene Menschen würden zweieinhalbmal so oft straffällig wie gebürtige Schweden mit einheimischen Eltern. Bei in Schweden geborenen Menschen, deren Eltern aus dem Ausland stammten, liege das Risiko sogar dreimal so hoch. …“ Ich möchte einen Vergleich bringen: Als ich vor Jahrzehnten Medizin studierte, hatten wir einen klugen Professor in Biomathematik, der uns sensibel für Zahlenakrobatik in der Präsentation von Studienergebnissen machen wollte. Er zeigte uns eine Kurve. Da waren zwei fast parallel verlaufende, absteigende Linien zu erkennen.

Die eine zeigte die Abnahme der Population von Störchen im Laufe von mehreren Jahrzehnten in Deutschland. Die andere zeigte die Abnahme der Geburtenrate im selben Zeitraum. Verblüffend. Ein klarer Hinweis für eine Kausalität zwischen Störchen und Geburten. Oder? So ist es auch mit der immer wieder von Journalisten verbreiteten Idee, Migrationsgeschichte und Kriminalität hätten kausal miteinander zu tun. Dabei handelt es sich – bei den Störchen wie bei den Migrantennachkommen – lediglich um eine Korrelation. 

Es gibt heute zum Glück ausreichend Forschungen, die zeigen, dass es eine kausale Verbindung zwischen einer Kombination von Leben in sogenannten „Problemvierteln“, beengten Wohnverhältnissen, geringem Einkommen, niedrigem sozialem Status einerseits und niedrigerem Bildungsgrad, niedrigerer Überlebensrate, höherer Krankheitsrate und höherer Kriminalitätsrate gibt. Hier besteht nicht nur Korrelation, sondern auch Kausalität. Das erscheint wissenschaftlich gesichert. Und ich hoffe, ich muss hier nicht dazu sagen, dass diese Korrelation bei allen Menschen gefunden wird, völlig unabhängig davon wo sie oder ihre Eltern geboren sind. Sicherheitshalber habe ich es nun doch dazu gesagt.

Was meinen Sie, gibt es strukturellen Rassismus, wenn der Staat Studien in Auftrag gibt, in denen trotz dieses Wissens nach einem Zusammenhang zwischen so genanntem Migrationshintergrund und Kriminalitätsrate gesucht wird? Und wenn Korrelationen immer wieder gern verbreitet werden, um dann Kausalitäten zu suggerieren? Meines Erachtens sollten Journalisten nicht nur intellektuell in der Lage sein, diese Unterschiede zu kennen und zu beherzigen. Sie tragen auch eine Verantwortung dafür, welche Dinge sie auf welche Weise veröffentlichen. – Sibylle Riffel 

 


 

 

Leserbrief zu „Des Kanzlers General” von Peter Dausend 

 

Die „Ampel“ leuchtet auf, und die Minister/innen sitzen vorerst fest in ihren Sätteln, und Generalmajor Carsten Breuer bringt seine Panzerknacker in Stellung. Zur Machtübernahme hat es keinen Militärputsch gebraucht, nein, die „Ampel“ hat ihm freiwillig das Feld überlassen. Sieht es im Lande wirklich schon so schlimm aus, dass man glatt glauben könnte, dass „Polen längst schon verloren wäre“? Ein Generalissimo ist voll der guten Hoffnungslaune, bei Übertragung auf das Volk ist die Mission gelungen. Falls nicht, dann halt nicht, und abtreten! – Klaus P. Jaworek 

 


 

 

Leserbrief zu „Lasst es lieber!” von Jens Tönnesmann 

 

Ich möchte einmal in Erinnerung rufen, dass Geld völlig wertlos ist. Geld beruht einzig auf dem Vertrauen, dass mir der Markthändler für einen 5-EUR-Schein – ein an sich wertloses Stück Papier – einen Laib Brot und ein Stück gute Butter übergibt, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Die Grundlage dieses Vertrauens ist die Stabilität einer Währung, und die Personen, die darüber wachen. Deshalb sind Bitcoin & Co aus meiner Sicht auch keine Währungen und haben erst recht keinen Wert. Ich bitte die schreibende Zunft, sich dessen bewusst zu sein, wenn sie über Krypto-„Währungen“ berichtet. Die Leute, die ihr richtiges Geld in Bitcoins stecken, wollen doch nur irgendwann wieder möglichst viel richtiges Geld zurückbekommen. – Martin Schnapp  

 


 

 

Leserbrief zu „Wir sind in der Klemme”. Gespräch mit Jörg Wuttke, geführt von Thomas Fischermann 

 

Ich kann es nicht glauben! Da erklärt Jörg Wuttke es für normal, dass Unternehmer fünfmal am Tag ihre Website angucken und ihre Werbung daraufhin überprüfen, ob auch ja nichts Kritisches über China zu sehen ist, um die totalitären Machthaber in Peking nicht zu verärgern, weil dieses Land in den nächsten zehn Jahren der am schnellsten wachsenden Markt ist. Da können natürlich Menschenrechte und demokratische Strukturen keine Rolle spielen! War es nicht Buddha, dem der Gedanke zugeschrieben wird, dass das Leid der Menschen eine Ursache hat: die Gier! Wann hören Wirtschaftler auf, ihre Theorie des stetigen Wachstums innerhalb der Globalisierung für vorrangig vor der Würde und des Wohlergehens des Menschen und der Natur zu erachten? – Bärbel Kappe 

 


 

 

Leserbrief zu „Krawatte und Krawall” von Petra Pinzler 

 

Die von Frau Pinzler zitierten (Un-)Worte sind wohldefinierte Fachbegriffe, wie sie es in jeder wissenschaftlichen Disziplin gibt. Würde sie einen Arzt als „orthodoxen“1 Mediziner oder einen Geologen als „notorischen“ Gräber implizit veralbern? Die Abschaltung von jeweils drei Kernkraftwerken Ende 2021 und 2022 erfordert den Einsatz anderer Kraftwerke: In jedem der Folgejahre sind zweimal rund 30 Mrd. kWh zu ersetzen. Gäbe es 2022/2023 erneut ein unterdurchschnittliches Windaufkommen2, müssten Kohle- und Gas-kraftwerke vor allem im Winterhalbjahr und an Winterabenden die Stromerzeugung sichern, was eine deutliche Delle der CO2-Emissionen nach oben bewirkt!

Aus statistischen Gründen sinkt der Primärenergieverbrauch trotz gleicher Stromerzeugung! Ist das alles völlig überraschend? Wieso ist an der als Folge des Kernenergieausstiegs unvermeidlichen CO2-Delle 2022 bis 2024 die GroKo schuld? Bisher hat noch kein „Grüner“ den Weiterbetrieb der KKW verlangt, ge-schweige denn dazu konkrete Maßnahmen zugesagt. Eine Wasserstoff-Strategie mit riesigen H2-Speichern samt Brennstoffzellen zur Wiederverstromung bei Dunkelflaute brauchen Die Grünen auch nicht: Sie können ja den „Strom im Netz speichern“4 usw. (A. Baerbock, Deutschlandfunk, Januar 2018). – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele 

 


 

 

Leserbrief zu „Alles gut, Weihnachtsmann?” von Henning Sußebach 

 

„Morgen kommt der Weihnachtsmann, kommt mit seinen Gaben. Trommel, Pfeife und Gewehr, Fahn und Säbel und noch mehr. Ja ein ganzes Kriegesheer, möcht´ich gerne haben. Bring´uns, lieber Weihnachtsmann, bring´auch morgen, bringe Musketier und Grenadier, Zottelbär und Panthertier. Ross und Esel, Schaf und Stier, lauer schöne Dinge. Doch du weißt ja unsern Wunsch, kennst unsere Herzen. Kinder, Vater und Mama auch sogar der Großpapa. Alle, alle sind wir da, warten dein mit Schmerzen.“ (August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, 1798-1874, deutscher Germanist, Sprachforscher & Liederdichter)

Im Pandemiejahr 2021 ist selbst der Weihnachtsmann aus Bremen ein doppeltgeimpfter himmlischer (Linde)Mann, sonst geht da auch rein gar nichts! Maskenpflicht und Abstandsgebot verstehen sich ganz von selbst, das ist die neue Arbeitskluft, das gehört jetzt auch zum weihnachtlichen Pandemie-Outfit. Heuer hat der „Echtbartlindemann“ viel, viel weniger Einsätze, aber was solls, auch er dürfte ganz froh sein, dass das mit der „Kurzarbeit“ überhaupt noch so einigermaßen gut läuft. Im Frühjahr 2022 kommt der Echtbart wieder ab, dann gehts ab zum Boostern! Ja der Lindemann aus Bremen, das ist halt auch nur ein sehr menschlicher Weihnachtsmann! – Klaus P. Jaworek 

 


 

 

Leserbrief zu „Habt ihr den Knall nicht gehört?” von Mariam Lau 

 

Berichte über die Wahl von Merz zum CDU-Chef. Merz – der Sargnagel der CDU. Nun soll es also der CDU-Rechtsaußen Friedrich Merz richten. Nach ihrer Wahlschlappe, ihrer Unfähigkeit zu regieren und dem Fehlen von Inhalten greift die ehemalige „Volkspartei“. nach dem letzten Strohhalm, um sich vor dem Untergang zu retten. Sie will mit Merz die AfD rechts überholen. Es braucht nicht viel politische Weitsicht – und die Kommentatoren bestätigen dies einhellig: Merz wird dazu beitragen, die CDU im 25-Prozent-Loch verschwinden zu lassen.

Hier lohnt auch ein Rückblick in die Geschichte der Partei, die in den Medien fast einhellig wie folgt beschrieben wird: Die CDU wurde unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg 1945 gegründet. Sie ist damit die Folgepartei der katholischen Zentrumspartei welche ihre Wurzeln im Kaiserreich hatte und bis in die Weimarer Republik die deutsche Politik dominierte. Als Vertreterin des politischen Katholizismus war sie eine der wichtigsten Parteien im Deutschen Reich. Das „C“ in Namen der Nachkriegspartei war ein gelungener Werbegag, welcher der Partei über viele Jahrzehnte die Stimmen der Kirchenmitglieder und damit die Macht sicherte.

Dass ihr christliche Werte egal sind, zeigte ihr Verhalten in der Diskussion um die Einwanderung, wo sie gegenüber den Flüchtlingen sehr unchristliche Positionen vertrat, um sich der AfD anzubiedern. So wird die CDU auch allgemein im politischen Spektrum mittig-rechts verortet. Mit dem Aussterben ihrer Wähler, welche der Nachkriegsgeneration angehörten und der Schwächung des Katholizismus zieht auch das „C“ als Wahlschlager nicht mehr so richtig. Schaut man bei Google nach, steht da etwas von einer wirtschaftsliberalen, konservativen Partei aber was bedeutet das? Ja, da war was im Wahlkampf mit der Parole „wir müssen die Wirtschaft entfesseln“. Aber auch das ist nichts Neues.

Seit vielen Jahrzehnten predigt die CDU den Eigennutz und die Gier als Motor unserer Gesellschaft. Sie arbeitet aktiv und erfolgreich an der Abschaffung des Staates in allen Bereichen. Davon wird sie nur noch von der FDP übertroffen. Diese Politik des Turbokapitalismus hat viele Bereiche des öffentlichen Lebens an die Wand gefahren. Bleibt noch der Konservativismus den Merz propagiert. Im Falle der CDU steht er dafür, die herrschende politische Ordnung und die vorgegebene Verteilung von Macht und Reichtum vor Kritik und Veränderung zu schützen.

Praktisch verfolgt damit die CDU als Hauptziel die Konservierung von Privilegien, von Machtpositionen und von Herrschaft. Sie stemmt sich hier gegen Veränderungen. Helfen soll dabei der Populismus alla Merz. Letzte Frage: Hat die CDU ein Herz für die Traditionen? Ist sie wertkonservativ? Darunter versteht man eine Politik, die sich für die Bewahrung der Natur, einer humanen und solidarischen menschlichen Gemeinschaft sowie die Würde des Einzelnen einsetzt. Steht die CDU für die Bewahrung von Bewährtem oder die Pflege von Kultur und Geschichte?

Stichworte: Heimat, Kulturgeschichte und Brauchtum. Auch hier völlige Fehlanzeige was die CDU anbetrifft. Kaum eine Partei, die so auf unseren traditionellen Werten herumgetrampelt ist. Fazit für eine CDU unter Merz: Eine Partei ohne Visionen, die sich überlebt hat. Sie ist völlig außer Stande, die tatsächlichen Zukunftsprobleme anzudenken, geschweige denn sie zu lösen. – Conrad Fink 

 


 

 

Leserbrief zu „Wortschatz: Hampfele” von Nora Ariniello 

 

Sie erläutern unter „Wortschatz“ den in der Schweiz verwendeten Ausdruck „e Hampfele“, was eine Menge beschreibt, die gerade mal in eine Hand passt. Dafür gibt es wohl regional verschiedene Ausdrücke. Bei uns in der Eifel sagt man „en Hafel“ (eine Hand voll) und zu einer kleineren Portion „e Häfelche“ (ein Händchen voll).  Zu dem, das an Heu oder Holz auf einen Arm passt, „en Ärewel“ und wenn es weniger sein soll „e Ärewelche“. Hier weiß jeder, was damit gemeint ist. Ich wünsche weitere „Wortschätze“. – Rudolf Reinhardt 

 


 

 

Leserbrief zu „Brumm, brumm!” von Jan Ross 

 

Hier geht es um Boris Johnson und seine Skandale. Und, dass es ihm jetzt an den Kragen geht. Boris halt durch, bitte. Der Kontinent braucht Sie. Führen Sie bitte Happy Old England aus der EU raus, ohne Tricks und Wiederkommen. Schlechtes Wetter, schlechtes Essen und mal ehrlich, eine leise Antipathie gegen Germany. Dann bleibt mal happy alleine. – Hans-Emil Schuster 

 


 

 

Leserbrief zu „Die im Dunkeln” von Michael Thumann 

 

Seit dem im Mai 2021 ein Flugzeug gewaltsam umgeleitet und in Belarus zur Landung gezwungen wurde lese ich jeden Beitrag, in dem es um die in Belarus inhaftierten Journalistinnen und Journalisten geht, in der Erwartung, etwas über die Situation des Bloggers Roman Protassewitsch und seiner Freundin Sofia Sapega zu erfahren, die ja der Anlass der Flugzeugentführung waren und die dann unmittelbar verhaftet wurden.

Im Juni gab es noch ein kurzes Video mit offensichtlich erzwungenen Aussagen zum eigenen Zustand und der Situation in der Haft in den Nachrichten zu sehen. Nach einer weiteren Meldung, dass Roman Protassewitsch und seine Partnerin nicht mehr in Haft seien, sondern unter Hausarrest stünden, Ende Juni wurde nie wieder über die beiden berichtet. Weiß man denn etwas über deren aktuelle Situation? Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Person, derentwegen ein Flugzeug entführt und zur Landung gezwungen wurde, nun unbehelligt und sicher in Belarus lebt.

Ich vermute, die Anklage, die der Verhaftungsgrund war, wurde nicht zurückgezogen. Das heißt, es steht auch noch eine Verhandlung aus — ist etwas darüber bekannt? Warum werden die Namen von Protassewitsch und Sapega auch nie genannt, wenn belarussische Journalistinnen und Journalisten interviewt werden oder Reden halten wie vor Kurzem bei der Verleihung des Aachener Karlspreises an Swetlana Tichanowskaja? Findet denn noch journalistische Recherche hierzu statt? Danke für Auskunft! – Ute Schmid 

 


 

 

Leserbriefe zu „Das große Warum” von Kilian Trotier im ZEIT Magazin 

 

Die im Artikel von Kilian Trotier behandelte Frage kann erweitert werden: Worin besteht überhaupt der Sinn des Weltalls? Besteht er darin, Wesen hervorzubringen, die nach dem Sinn des Ganzen fragen? Oder wissen wollen, wie der Urknall entstanden ist? Vielleicht besteht ein wesentlicher Sinn des Lebens ja darin, sich darüber zu freuen wie toll das Ganze funktioniert, und darin nach Erkenntnissen zu suchen, warum das so gut klappt. Daraus resultiert dann wieder eine Verpflichtung: «Wir sind nur Gast auf diesem schönen Planeten und als Gegenleistung für dieses Privileg verpflichtet, diesen Planeten unseren Nachkommen unversehrt zu überlassen.»

Ein Teil der Lebensinhalte müsste sein, zu ergründen, was nötig ist, diese Pflicht zu erfüllen. Die Menschheit gibt es, weil es ein übergeordnetes Prinzip gibt (die Evolution?), das offensichtlich „Freude“ am Funktionieren hat. Dazu gehört auch, dass dieses Prinzip alle Lebewesen dazu ermuntert, ihre Gene weiterzugeben. Uns Menschen wird dabei allerdings auch auferlegt, einen Sinn darin zu sehen, dabei Grenzen zu beachten. Sonst „funktioniert“ das nicht auf die Dauer. Ein Teil des Sinns des Lebens besteht aber wohl auch darin, möglichst viele, möglichst schöne Erlebnisse zu sammeln, wie man das ja auch auf einer Reise tut.

Dann wäre da aber auch der Altruismus zu nennen, entstanden aus einem Gefühl der Dankbarkeit, des Mitgefühls, eines Gerechtigkeitsgefühls, wo wieder die Freude am Funktionieren im Spiel ist. Man könnte aber auch den Sinn des Lebens darin sehen, nach einem Weltbild zu suchen, das einem gut tut, einem hilft, sich geborgen zu fühle. Was einen bewegen könnte, nicht zu viel zu fragen. Auf jeden Fall wäre dabei die genannte Gast-Rolle hilfreich, aus der man ein ganzes Spektrum von hilfreichen Vorstellungen ableiten kann.

Die Tatsache, dass die Zukunft der Menschheit düstere Wolken aufweist, zeigt, dass beim Thema Sinn-Definieren Nachholbedarf besteht. Die Menschheit ist die einzige Spezies, deren Mitglieder nach Sinn suchen. Sie sind aber auch die einzige Spezies, der es gelingt, was Kopfzahl und Konsum betrifft, die Grenzen – zu ihrem eigenen langfristigen Schaden – zu überschreiten, die die Natur anderen Spezies setzt. Die Menschen müssen daher auch einen Sinn darin suchen, neue Grenzen zu setzten und zu akzeptieren.

Ein Grund dafür, dass es bei den Menschen anders ist, ist wohl, dass der Lebenssinn seine Gene weiterzugeben, vorläufig (dank der Technik) noch nicht ausreichend durch die Knappheit an Ressourcen gebremst wird. Dieser Lebenssinn entartet zum Streben, die Konkurrenten in den Bereichen Konsum und Kopfzahl zu übertreffen. Ein entsprechender Konkurrenzkamp betrifft auch das Bemühen von Jugendlichen, sich ihren Platz innerhalb der Gesellschaft zu sichern, wobei dann dieser Konkurrenzkampf im späteren Leben dazu führt, dass mehr erworben wird, als nötig ist und mehr als der „Natur“ guttut. Das ergibt den bereits genannten weiteren Sinn des Lebens, nämlich sich selbst Grenzen zu setzten. – Dr. Gernot Gwehenberger 

 

Danke für diese Titelfrage, danke auch für die vielfach erhellende Recherche von Kilian Trotier im Magazin! Aber stimmt die redaktionelle Eingangsbehauptung, dass „die Forschung“ für die Sinnfrage „keine Erklärung hat“? Oder dass „nichts … Menschen mehr“ …  beschäftigt „als die Suche nach höheren Zielen“? Mit den Rechercheergebnissen von Kilian Trotier ließe sich antworten: Die meisten Menschen insbesondere auf der dunklen, unterprivilegierten Seite des Lebens haben gar keine Zeit für eine solche Suche, da sie mit viel existentielleren Fragen „beschäftigt“ sind.

Für alle übrigen Menschen auf der hellen, privilegierten Seite, die sich jene Suche nach höheren Zielen überhaupt leisten können, ist dies ein Luxusproblem, das aus meist ungerecht erlangter überschüssiger Zeit und damit oft verbundener Langeweile entsteht. Allerdings desgleichen „existentiell“ werden kann, wenn die Suche unbefriedigend bleibt. Ferner scheint aus dem von Kilian Trotier erhobenen „Forschungswissen“  hinreichend klar hervorzugehen, dass alle Menschen das Ergebnis ihrer unterschiedlichen „Sinnsuche“ über das körpereigene Informationssystem erfahren.

D. h. über ihre gefühlten Bedürfnisse, die von den körpereigenen Stoffwechselprozessen abhängig, ihnen überwiegend gar nicht bewusst sind und nur zum Teil rationaler Wahrnehmung und Steuerung unterliegen. In derartiger Lage hilft die Frage auf der Titelseite. In dieser Allgemeinheit gestellt, ist sie zielführend, weil sie nicht mehr nur im Hinblick auf den Menschen und direkt an seine Erkenntnisfähigkeit gestellt wird, sondern im Hinblick auf das „Leben“ insgesamt, von dem wir lediglich ein Teil sind, tief verankert und getragen von allem Leben vor, mit und nach uns.

Gewiss keine neue Frage. Aber eine aus anderer Perspektive, die uns besonders schwerfällt, weil sie Abschied nehmen muss von der selbsternannten „Krone der Schöpfung“ und einem Schöpfergott, den wir erdacht haben, um unsere Sinnbedürfnisse zu befrieden. Und das ist zutiefst kränkend, zutiefst demütigend. Bleibt da aber nicht das „elementare Problem“ des Evolutionsbiologen und -philosophen Eckart Voland, dem „Archäologen des Sinns“, wie ihn Trotier nennt? Wieso ist Sinn für ihn „nichts, was der Mensch ursprünglich in sich selbst gesucht hätte“?

Ist „das Verstehen des andern“ auch nur im Ansatz möglich ohne das „Selbstverstehen“, die „Selbsterkenntnis“, das den Menschen zu einem bewusst fühlenden, denkenden und handelnden „sozialen“ Wesen gemacht hat? Nicht zufällig heißt es schon in der Bibel: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Mehr noch:  die Erfahrung der eigenen Hilfsbedürftigkeit, ja Ohnmacht, mit der wir auf die Welt kommen, lässt uns nicht nur das „Wie“ der Evolution finden, sondern auch das „Warum“. Nicht als eine von uns erdachte Kategorie höherer Sinnziele, sondern als eine erfahrene Vorgabe des „Lebens“, Lebewesen zu schaffen, die angepasst an die jeweiligen Umweltbedingungen überleben, sogar neue Lebensräume erobern können.

Da diese „Überlebensstrategie“ für alles Lebendige gilt, hat sie eigentlich kein Ziel. Die zweite Vorgabe des Lebens, die Unabänderlichkeit der Todeserfahrung, des sicheren zeitlichen Endes aller Lebewesen, macht dass dem selbstreflexiven Menschen nachdrücklich bewusst. Sie schließt eine innerweltliche Sinngebung – je nach individuellem Bewusstseinsgrad mehr oder minder zuverlässig – aus und wurde so zum Motor vielfältiger außerweltlicher Erklärungsversuche, die auch eine „Überlebensfunktion“ haben: Sie helfen dem „selbstbewussten“ Menschen, solange er lebt, das Unabänderliche zu ertragen. Und das verhilft ihm – besonders in Gruppen – zu innerweltlicher Realität und Macht.

Die lässt sich überaus positiv darstellen, sogar therapeutisch nutzen, wie das Trotier mit Hilfe seiner wissenschaftlichen Gewährsmänner und -frauen zeigt. Sie bleibt aber innerweltlich und zutiefst ambivalent. Das lehrt uns gerade (wieder einmal) eine globale Pandemieerfahrung: Anders als früher trifft in diesem Fall ein Virus aus der  Frühzeit allen Lebens  ohne eigenen Stoffwechsel, aber ausgerüstet mit einer hocheffektiven Fortpflanzungsfähigkeit infolge volatiler Genveränderungsmöglichkeiten auf eine Menschheit, die sich auf einem Höhe-, vielleicht Kipppunkt  ihrer „Evolution“, ihres Fortpflanzungserfolgs und all der wissenschaftlich-technischen Errungenschaften seither in einem Augenblick der Schwäche befindet. Ihr körpereigenes Immunsystem kann den unsichtbaren Angreifer in diesem Überlebenskampf nicht schnell und effektiv genug abwehren, weil ihre viel komplizierteren Genveränderungsmöglichkeiten schwerfälliger reagieren als die Viren.

Daher sind „wir“ die idealen „Wirte“ der Viren, denen „wir“ in unerfragter „Kooperation“ nicht bloß die benötigte Fortpflanzungsenergie zur Verfügung stellen, sondern zugleich infolge unserer „Beweglichkeit“ für deren „exponentielle“ Verbreitung sorgen. Wer da Sieger bleibt, ist ungewiss: „Wir“ mit „unserer“ überragenden, aber begrenzten „Intelligenz“, die großartige Abwehrerfolge feiern kann. Oder irgendein Lebewesen, dessen Existenz „wir“ zum eignen Schaden sogar leugnen können. Dem Leben ist das egal. Es findet in allem, was lebt, seinen „Sinn“. – Eckhard Heumann 

 

Evolutionsgeschichtlich gesehen, begründet sich der naturgegebene Sinn allen biologischen Lebens in der Erhaltung der Art, danach wird gestorben. Nur die Spezies Mensch hat es geschafft, sein Leben zu verlängern, nur um des Lebens Willen. Und die Zeit des „nicht sterben müssen“ will jetzt mit zufriedenstellender Sinnhaftigkeit gefüllt werden. Dabei steht persönliches Wohlbefinden (derzeit) im Vordergrund, zerstörerisch und rücksichtslos gegenüber den nachfolgenden Generationen und dem Gemeinwohl von Tieren, Pflanzen und der Umwelt. Doch nur der Erhalt der Erde in seiner erlebenswerten Vielgestaltigkeit kann die Grundlage für weitere Gedanken über Sinnhaftigkeit menschlichen Lebens sein. Wenn das nicht gelingt, ist die Suche auf Antworten nach dem „Warum“ ziemlich sinnlos. Denn dann geht es vorrangig nur noch um überleben! – Udo Bauer 

 

wer den Sinn des Lebens sucht, kann ihn in seinem Inneren finden! „Erkenne dich selbst!“ fordert uns auf, tief in uns hineinzuschauen und -zuhören, um bislang verborgene Kräfte zu entdecken, die wir bündeln und denen wir eine einzigartige, individuelle Form geben, ob in der Kunst oder der Wissenschaft, in der Architektur oder im Handwerk, in Theorie oder Praxis! Die, wenn wir Glück haben, unser Leben überdauert! Der berühmte Kennedysche Halbsatz:  „…fragt, was ihr für euer Land tun könnt!“ weist uns darauf hin, den Sinn unseres Lebens im Einsatz und in der Hilfe für andere zu suchen, für unseren Nachbarn, unsere Mitmenschen und Mitgeschöpfe!

Dabei können wir uns ruhig Toby Ord zum Vorbild nehmen (s. Interview in der gleichen DIE ZEIT-Ausgabe)! Wenn wir unsere Kinder zu engagierten und solidarischen Mitgliedern unserer Gesellschaft erziehen, dann tragen wir dazu bei, unsere Dörfer und Städte, unser Volk lebendig und stark zu erhalten! Wenn alle unsere Güter rückstandsfrei wiederverwertet werden oder aber wieder in den Kreislauf der Natur eingehen können, wenn wir den Klimakollaps verhindern, dann erst hinterlassen wir unseren Nachkommen eine lebenswerte, bewohnbare Erde! Wenn wir darüber hinaus noch gläubig sind, dann erkennen wir, dass wir nur winzige Sandkörnchen sind, die jedoch zusammen eine gewaltige Düne bilden, die das Land unter sich begraben oder vor der Flut schützen kann! Dabei ist zu hoffen, dass der Sinn für den Schutz überwiegt! – Dr. med. Ulrich Pietsch 

 

Hochinteressant die Theorie des Neurologen und Psychiaters Viktor Frankl, der Gründer der Dritten Wiener Schule, zum Thema Sinn des Menschenlebens. Nach seiner Überzeugung ist der Wille, einen Sinn im Leben zu finden, der Kern des menschlichen Wesens. Ist der Mensch willens und in der Lage Sinn in seinem Leben zu erkennen entsteht dabei auch Hoffnung. Für den Juden Frankl war seine Hoffnung ein Grund, warum er die Vernichtungslager der Nazis überlebte.

Genauso erstaunlich die Theorie des amerikanischen Forschers Kaplan, Menschen, die es schaffen ihrem Leben einen Sinn zu geben, deswegen eine bessere Gesundheit attestiert. Nur fällt es sehr vielen Menschen schwer in den komplexen Lebensabläufen irgendwie und wo einen Sinn zu erkennen. Sind es die guten Taten wie Hilfe in der Gemeinschaft und damit der Dienst am Nächsten oder können es nicht genauso rein egoistische Ziele wie Reichtum und Ruhm sein die die individuelle Suche nach Sinn bestimmen?

Damit der Sinn nicht werteneutral verbleibt, muss die Suche nach ihm auch ein Fundament haben. Das können der christliche Glaube und/oder humanistische Ideale sein, in der Bibel angelegt oder bei den Philosophen zu finden. In unserer heutigen schnelllebigen Zeit mit ihrem Konsum- und Wohlfühldiktat wird die Sinnsuche unter eine schillernde Oberfläche gedrückt wo sie verkümmert. Die Pandemie scheint aber wie eine Art Schlüssel zu funktionieren um bei der Sinnsuche wieder unter die Oberfläche zu gelangen. – Klaus Reisdorf 

 

Das als Frage formulierte Titelthema „Was gibt dem Leben Sinn?“ enthält offenbar einen Teil der Antwort, da die logisch vorausgehende Frage, nämlich ob es überhaupt einen Sinn geben kann, als positiv beantwortet unterstellt wird. Sonst würde die Frage keinen Sinn machen. Anders die zur Illustration auf der Titelseite des ZEIT-Magazins passend gestellte Frage: „Was machen wir hier eigentlich?“. Diese Frage beinhaltet ein plötzliches, erstauntes und vielleicht sogar erschrecktes Innehalten. Zumindest bei einigen ein Moment der Besinnung, wo angesichts vermeintlicher Selbstverständlichkeiten und tatsächlicher Selbstbezüglichkeiten Zweifel aufkommen. Ein Moment, wo die existenzielle Situation spürbar wird und der Wille zum Sinn eine Chance erhält – wenn es ihn denn als eine ontologische Dimension gibt. – Reinhard Koine 

 

Mit großem Interesse habe ich den Artikel von Kilian Trotier über die Suche nach dem Sinn des Lebens gelesen. Weil es meines Erachtens ein wenig kurz kam, möchte ich eine kleine Ergänzung machen: Seit über 20 Jahren beschäftigen sich Psychoonkolog:innen und Palliativmediziner:innen weltweit mit dem seelischen Leiden, das schwerst körperlich Kranken widerfährt, wenn sie Hoffnungslosigkeit und Sinnverlust erleben. Wir nennen das Existenziellen Distress und Demoralisierungs-Syndrom.

Glücklicherweise gibt es mittlerweile mehrere psychotherapeutische, sog. Sinnorientierte Interventionsansätze, die sämtlich auch in großen Studien auf ihre Wirksamkeit überprüft wurden (so die von Breitbart, Chochinov, Spiegel oder Rodin). In der Begleitung z.B. von unheilbar kranken Krebspatienten gehören diese Methoden – auch im deutschsprachigen Raum – mittlerweile zum psychotherapeutischen Behandlungsrepertoire. – Frank Schulz-Kindermann

 

Gute Frage. Man wird geboren ohne gefragt zu sein, ob man leben will. Und dann noch nach dem Sinn fragen. Überfragt. Aber kein Problem, DIE ZEIT fragen, Da gibt es Experten für Sinnfragen. – Hans-Emil Schuster 

 

Die Frage „Was gibt dem Leben Sinn?“ heißt in der Sprache des Lukas-Evangeliums „Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erlangen?“ (vgl. Lk. 10,25) Jesus verweist den Gesetzeslehrer, der ihn dies fragt, auf die Überlieferung der Väter als deren Essenz der Fragende, wohlunterrichtet, selber das berühmte Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe zitieren muss. In intellektueller Spitzfindigkeit schließt er aber die weitere Frage an, wer aber nun wohl sein Nächster sei.

Und hier antwortet Jesus ihm mit der Erzählung, die sich dem Gedächtnis der Menschheit unauslöschlich eingeprägt hat, mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Und Jesus schließt die überraschende Frage an: „Wer von den dreien, die ihr Weg an dem unter die Räuber Gefallenen vorbeiführte, ist ihm zum Nächsten geworden?“ Der Gesetzeslehrer musste zugeben: „Der an ihm Barmherzigkeit geübt hat“, der sich von seiner Situation zur Hilfe hatte herausfordern lassen. Jesus ermunterte ihn: „Geh hin und tu desgleichen“, und – so wäre zu ergänzen – dein Leben findet seinen Sinn. – Klaus Lutterbüse 

 

„Was machen wir hier eigentlich“. Das neue Heft, besonders der Titel, hat mich mitten ins Herz getroffen. Endlich jemand, der sich so fühlt wie ich!!! Genauer gehts gar nicht. Als Grafikerin (83) fühle ich mich am heutigen Donnerstag weniger allein. DANKE 🙏 für die wunderbaren Illustrationen von Scorpion Dagger. Und bitte 👏 weiter so!🦀Gisela🦀🦀🦀 würde sich freuen. – Gisela Kutter 

 

In seinem interessanten Bericht über die menschliche Suche nach dem Sinn des Lebens lässt der Autor Kilian Trotier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Bereichen zu Wort kommen. Nur die Theologie übergeht er. Nach dem Lesen des Artikels weiß man auch, warum. Das Kirchenbild des Autors stammt aus dem Mittelalter. Nach seiner Darstellung sieht die Kirche den Menschen als „Sünder“, der sich in seinem Leben darum bemühen muss, einem allmächtigen Gott zu „dienen“ und das nur aus Angst tut, weil die Kirche ihn sonst „strafen“ würde.

Kein Wort davon, dass man schon im 16. Jahrhundert gesehen hat, wohin die „Strafe“ der Kirche führen kann und dass der so Gestrafte, Martin Luther nämlich, in einer Hauptaussage den Menschen als simul iustus et peccator, als „Gerechter und Sünder“ zugleich beschrieben hat. Seitdem gibt es nicht nur eine evangelische Kirche, seitdem hat auch die katholische Kirche eine Menge dazu gelernt! Davon findet sich in dem Artikel leider kein Wort. Als Mensch, der sich sein Leben lang an der Kirche gerieben und trotzdem sein Arbeitsleben weitgehend in ihr verbracht hat, schmerzt mich solche Ignoranz. 

Es ist ja nicht das erste Mal – siehe dazu mein Leserbrief zum Artikel „Geht es auch ohne Religion?“ vor drei Wochen. Nicht nur schreibt die ZEIT auf diese Weise an rund 50 Millionen Menschen in unserem Land vorbei. Auch die Atheisten und Andersgläubigen in Deutschland und darüber hinaus wären sicher dankbar, wenn die kritische Haltung ihrer Zeitung zumindest auf einem soliden Fundament stehen würde. – Wilfried Geyer 

 


 

 

Leserbrief zu „Über eine radikale Idee, mit der man neuen Schwung in die Impfkampagne bringen könnte” von Harald Martenstein im ZEIT Magazin 

 

Zum „Nusskacker“ eine lustige Anekdote: Die Oper von Gilbert & Sullivan „Der Mikado“ wird auch angefeindet, weil sie Japaner durch Nicht-Japaner darstellen lässt und weil sie sich über die Japaner lustig macht. Kurz nach der Uraufführung war der japanische Kronprinz in London und hat das Stück gesehen und sich köstlich amüsiert. Das waren noch Zeiten. – Peter Pielmeier 

 

Ich wollte mich einmal bei Ihnen für Ihre Seite im ZEIT-Magazin bedanken, eine fast immer sehr vergnügliche Lektüre. Vergangene Woche war es absolute Spitze, vom Schmunzeln bis zum fast-Tränen Lachen, was in Zeiten wie diesen besonders wohltut. Bitte weiter so! – Herbert Budka 

 

Ich finde, das ist eine tolle Idee, BionTech zu verbieten! Das wäre dann wie während der Prohibition in den USA. Der Konsum würde explosionsartig zunehmen! Auf der anderen Seite wundert es mich, dass Sinovac bei uns nicht zugelassen wird. Bei BionTech schätzt man die Risiken so ein, dass man fragt, ob jemand bei 8 Milliarden verimpfter Dosen etwas gehört oder gesehen hat. Wenn dann niemand den Arm hebt, dann ist der Stoff sicher. Auf die Art und Weise könnten wir es doch mit Sputnik, Sinovac und den anderen „komischen“ Impfstoffen auch machen! Tja, hier wird mit zweierlei Maß gemessen! – Dr. med. Martin Krivacek 

 


 

 

Leserbrief zum Wochenmarkt „Weihnachtslamm” von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin 

 

Sehr schönes Rezept. Aber 1 kg Fleisch für 2-3 Personen? OHNE Knochen? Also schieres Fleisch? Selbst wenn ich die fette Seite als nicht-komestibel abziehe (was man nicht tun sollte, im Gegenteil, knusprig ist sie ziemlich lecker, wie Sie wissen) – das ist verdammt viel Fleisch. Ich würde diese Menge Fleisch für 4-5 Personen machen. Und dazu kommen ja noch die Beilagen, und ggf. eine Vorspeise sowie eine Käseplatte und ein Dessert. Schließlich ist Weihnachten. ;–) Ach ja: Probieren Sie Ihr Rezept mal mit einem Römertopf. Stille Nacht. – Kurt Eimers 

 


 

 

Leserbrief zu „Gans anders” von Amonte Schröder-Jürss und Jakob Pontius im ZEIT Magazin 

 

Ich bin Abonnent der ZEIT seit ca. 40 Jahren, vielbelesen und vielgereist, u.a. habe ich mit Familie fast 10 Jahre in Äthiopien gelebt und gearbeitet und kenne Äthiopien seit fast 30 Jahren. Das o.g. Magazin listet in seinem Inhaltsverzeichnis als zweite Hauptüberschrift „FESTMAHL – Was essen die Menschen in Russland, Äthiopien oder auf den Philippinen zu Weihnachten? Wir haben uns traditionelle Festtagsrezepte aus aller Welt empfehlen lassen“.

In der entsprechenden Rubrik wird das „Doro Wot“ aus einem Hamburger äthiopischen Restaurant vorgestellt. So schön so gut. Es ist bekannt, dass es in Hamburg Äthiopier gibt, bei denen man gut äthiopisch essen kann. Es sollte bei der ZEIT auch bekannt sein, dass in Äthiopien Bürgerkrieg herrscht, der knapp die Hälfte des großen Landes betrifft und dass in Tigray Millionen buchstäblich am Verhungern sind.

Diese Menschen warten nicht auf Doro Wot; sie wären auch schon mit Inschera oder auch mit Mehl zufrieden. In einer solchen Situation danach zu fragen „Was essen die Menschen in (…) Äthiopien (…) zu Weihnachten“? ohne ein Wort über die generelle Situation im Land zu verlieren, ist nicht nur pervers, sondern der ZEIT schlicht unwürdig. Vermutlich hat die Redaktion versagt. In der Hoffnung auf zukünftig seriösere Berichte. – Dr. Bernd Sandhaas