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21. April 2022 – Ausgabe 17

 

Leserbriefe zu „Waren sie alle von Sinnen?“ von Bernd Ulrich

 

Es muss wahrlich ein wunderschönes Gefühl sein, alles vorher gewusst zu haben. Mich beeindruckt besonders die souveräne Leichtigkeit, mit der Sie sämtliche gegenüber einer Atommacht möglich gewesenen Optionen, Handlungsspielräume und dennoch ignorierte politische Notwendigkeiten darlegen. Wohlgemerkt, gegenüber einer Atommacht, die uns (d.h. vor allem der westdeutsch-bürgerlichen Gesellschaft) politisch-kulturell eher fremd ist, und deren Vorhersagbarkeit politischen Handels noch immer, oder wieder, erschreckend gering ist. Und es muss auch wunderschön sein zu glauben, über andere herziehen zu können in der festen Überzeugung einzigartiger politischer Unschuld, nämlich der der Grünen.

Reden wir offen: Ihre selbstsicheren, kraftmeierischen Argumentationen und Schuldzuweisungen verorte ich streckenweise in allernächster Nähe zu Anton Hofreiter, dem die waffentechnische (oder gar Kriegs-?) Begeisterung offensichtlich sämtliche realpolitischen Sicherungen im Hinblick auf die gegenwärtigen geopolitischen Machtverhältnisse durchgeblasen hat.

Ihre schöne Erzählung von der Unschuld der edlen grünen Prinzessin und der bösen roten Hexe SPD hört sich ja ganz nett an, aber sie ist, man kann es nicht anders nennen, ein typisch deutsches, politisches Hausmärchen, ein Märchen von der eigenen Unfehlbarkeit und vom Versagen anderer im Angesicht einer von niemandem (!!) so vorhergesehenen historischen Entwicklung. Am meisten erschreckt mich die Stringenz Ihres „Blame Game“, das Sie mit Argumenten unterlegen, in denen ein für linke Ideologen typisches selektives Gedächtnis eine der Hauptrollen im Märchen übernommen hat.

Kein Wort über die von der grünen Bewegung vorangetriebenen Umorientierung der Energiewirtschaft nach dem Motto „Erst mal abschalten, für die Zeit danach haben wir ja einen Plan (wohl eher doch: Ziele). Kein Wort über den damit bewusst betriebenen Eintausch technischer Risiken, die mit zunehmender Reife der Lösungen über die Zeit sinken, in politische Unwägbarkeiten, die niemals langfristig bewertbar sind.

Kein Wort über die nur als infantil zu bezeichnende Wahlkampflosung mit Sonnenblume „Kommt wir machen eine andere Politik“ (Der Slogan erinnerte mich stark an den DDR-Schlager „Komm wir malen eine Sonne“, der war allerdings für Kinder gedacht), mit der ganz parteioffiziell dem Bürger weisgemacht werden sollte, dass Politik selbst im Angesicht schon drohender Gefahr als Kuschelveranstaltung betrieben werden könnte, wenn man denn nur wollte. Und auch der totale Zusammenbruch eines ganzen philosophischen Gebäudes, nämlich der Habermas’schen Theorie der Macht des besseren Arguments, für die Grünen schon immer Teil ihres Selbstverständnisses, war Ihnen nicht eine einzige Zeile wert.

Wenn ich naive Politik der letzten Jahrzehnte verorten sollte, dann vielleicht auch bei der SPD (mit Saskia Esken als herausragend-ahnungslose Vertreterin), aber bei weitem nicht nur dort, sondern ich dürfte wahrlich nicht anstehen, bei manchen Denkweisen und bei manchen Akteuren der Grünen das Wörtchen „naiv“ noch mit „infantil“ zu komplettieren.

Ihre geradlinige, unbekümmerte Ursachenforschung in der und Schuldzuweisung an die SPD finde ich unangemessen, in Teilen sogar, ich benutze den Ausdruck ungern, widerlich. Wenn ich mir den von jeder militärischen Sachkenntnis und Risikoabwägung freien Ruf mancher Partei, kräftig unterstützt von einigen Medien, nach Lieferung schwerer Waffen und nach einem sofortigen Öl- und Gas-Embargo betrachte, verorten Sie hier ernsthaft politisch verantwortungsvolles Handeln? Handeln mit dem Ziel, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden? In einer Konfrontation mit einer Atommacht der Ruf nach potentiell noch mehr Krieg, sind hier eigentlich noch alle ganz bei Sinnen? Fällt Ihnen in dieser bedrohlichen Problemlage nicht mehr ein als der überhebliche Seufzer „Gut zu wissen, was die Regierung so denkt über ihr Volk“?

Es graust mich zunehmend beim Lesen Ihres Beitrages: Abwägungen, auch im Angesicht existenzieller Gefahren, sind für manche den Grünen Nahestehende wohl immer noch ein entbehrlicher Aspekt von Politik, wusste man doch schon immer und weiß es offenbar auch aktuell ganz genau, dass man dem bockigen Volk lediglich besser erklären müsste, was es für gut und richtig halten möge. Ja, was denkt denn das Volk so, wenn es nicht das ist, wovon die Regierung ausgeht? Sie scheinen es am besten zu wissen: Im Zweifelsfall, wenn es man nur ließe, würde es den Heldentod wählen.

Unbestritten war es im Rückblick eine Politik, deren Scheitern heute offensichtlich ist. Vergessen wir aber bitte nicht: Sie war ZEITGEIST, es waren weder Steinmeier noch Gabriel noch sonst wer in dieser Hinsicht herausragend. Konsequenter im Angesicht der Krim-Annektion agieren hätte man müssen, schreiben Sie. Etwa mit der Bundeswehr als Drohkulisse?

Ich bitte Sie, ist das Ihr Ernst? Abwracken und Sedierung der Bundeswehr, begründet mit historischer ‚Abkömmlichkeit’, war doch eines der Kernanliegen der Grünen, bis hin zur Auflösung der NATO. Nein, für Grün hatte sich die mäandernde, mit menschlichen Katastrophen randvolle, alte Geschichte erfüllt: Nur noch ein paar Windräder aufstellen, dann könnte man die neue Geschichte endlich als geradliniges, planbares Wohlfühlprojekt betreiben und nebenher die ganze Welt begeistern. Aber siehe, wie schnell sich doch der Wind der Geschichte drehen kann: Plötzlich erscheint selbst für einige Grüne der Gedanke nicht mehr völlig abwegig, statt Windräder erst einmal ein paar Abwehrraketen mehr aufzustellen.

Geradezu zynisch wird es, wenn der Ukraine-Krieg als Beschleuniger notwendiger Transformationen herhalten muss, sozusagen als klimapolitisches Gottesgeschenk sogar, wie man mancherorts vernehmen kann. „Niemand hat auf die Amerikaner gehört“! – na gut, wenigstens beschränken Sie sich hier auf die falsche Behauptung und die eigene politische Amnesie, Sie feiern hier nichts, das rechne ich Ihnen gern an.

Aber die Bigotterie der These bleibt, gehört doch Antiamerikanismus bis heute zur DNA linken Selbstverständnisses, allen politischen Lernprozessen zum Trotz auch noch bei den Grünen. Das auch dort fleißig kolportierte Narrativ eines von den Amerikanern herbeigeredeten, wahlweise auch herbeispionierten, Krieges und die breite linke Schadenfreude über den von der CIA angeblich falsch vorhergesagten Beginn des Einmarsches – alles vergessen, innerhalb weniger Tage. Verzeihung, aber es ist streckenweise wirklich zum K…

Nein, nachdem praktisch alle Brücken ohne Not verbrannt wurden, hat bis heute auch niemand bei den Grünen ein wirklich robustes, diversifiziertes Rezept einer Energieversorgung zur Hand, welches die Förderung der Ingenieurstechnik mit einer unideologischen Risikoabwägung verbindet. Das, was heute als Erlösung von allen Übeln gepriesen wird (Wind, Sonne, Batterie-Mobilität), stellt das Lesen quasireligiöser Messen dar und bleibt eine Wette auf die Zukunft, die noch ihrer Einlösung und ihrer Gewinn-Verlust-Bilanz harrt. Halten Sie es für ausgeschlossen, dass in 30 Jahren einer Ihrer redaktionellen Nachfolger einen Beitrag verfasst, der – in Bilanz der heutigen Glaubenssätze – ebenfalls mit „Waren sie alle bei Sinnen?“ betitelt ist? Mit historischen Schuldzuweisungen sollten wir besser noch 30 Jahre warten, und auch dann möchte ich die ganze Geschichte, und nicht nur die Teile wohltuender Selbstbespiegelung, hören.

Niemand kann den Ausgang dieses Krieges und den daraus folgenden geopolitischen Status vorhersagen. Außer, dass dieser Krieg, so bitter es ist, von der Ukraine wahrscheinlich militärisch nicht zu gewinnen ist, nachdem es Putin gelang, ihm das Attribut „Vaterländischer Krieg II“ anzuheften. Er wird allenfalls durch militärische Auszehrung, untragbare militärische und zivile Verlustbilanzen und durch politisches Einfrieren beendet werden können. Deutschland kann und wird dabei, davon bin ich überzeugt, seinen wohlüberlegten Beitrag leisten, von dem wir nicht erwarten sollten, dass davon alles in der Öffentlichkeit breitgetreten wird.

Und niemand im Westen sollte eine Prognose wagen, wieviel Brauchbares vom Gebäude des westeuropäisch-russischen Verhältnisses unwiederbringlich weggebrochen oder nach Kriegsende vielleicht doch noch wiederbelebbar ist. Es könnte sein, dass sich manche Elemente jener Politik und manche geknüpfte Beziehung, die Sie heute grimmig verdammen, für den Westen schon in allernächster Zukunft als überlebenswichtig erweisen. Vielleicht sogar nicht nur manche. Rückblickende Überheblichkeit in der Interpretation vergangener Politik war historisch noch niemals ein guter Ratgeber, zumal in der heutigen Situation, in der uns eine Atommacht unverblümt ihren Willen aufzwingen will.

Meine Prognose ist seit Jahren, dass die Gefahr des Klimawandels bereits in nächster Zukunft durch die Manifestation realpolitischer Unwägbarkeiten, bis hin zu einer existenziellen Gefährdung des westeuropäischen Gesellschaftsmodells durch auf- und auch durch absteigende Mächte, mindestens temporär, verdrängt werden wird. Diese Prognose ist eingetreten. Im Unterschied zu Ihnen werde ich dennoch nicht sagen ‚Hab‘ ich alles gewusst‘, und ich bin auf meine korrekte Vorhersage auch nicht stolz. – Dr. Matthias Wagner

 

„Steinmeier sitzt eben immer noch im Salon der eigenen Selbstgefälligkeit, …“ Mir scheint, das gilt insbesondere für den Autor Bernd Ulrich, den ich bislang außerordentlich geschätzt habe. Dass er jetzt mit dem Finger auf Steinmeier und die SPD zeigt, ist billig und selbstgerecht. Vier Finger zeigen auf ihn. Was, um Himmels Willen, ist seinerzeit in Bernd Ulrich gefahren, dass er uns nicht darüber aufgeklärt hat, dass seit 2004 – „in einem historischen Prozess, der jeder Beschreibung spottet“ – die „Regierenden die Wehrhaftigkeit unserer Freiheit gegenüber Russland derart verkommen ließen“. – Markus Hübner

 

Macht nicht vielleicht die ganze Politik Putins einen Sinn, wenn man immer wiederholte Äusserungen aus Moskau über europäische Dekadenz und Schwäche und belarussische „Reisebüros“ für Syrer samt Transfer zur EU-Ostgrenze zusammensieht: seit seinen diversen Kriegen wird der heutige Zar immer erfolgreicher darin, Millionen von Flüchtlingen nach Europa zu treiben. Millionen von Ukrainern sind schon da, werden Teuerung und Hungersnöte weltweit (aus den Empfängerländern von ukrainischem Getreide) noch Millionen in Bewegung setzen, um unsere Aufnahmebereitschaft auf die Probe zu stellen?

Sehen das unsere Politiker überhaupt? Nennt man das auch „hybride Kriegführung“, und Zerstörungen, Menschenleben sind nur Mittel zum Zweck? Putin sieht sich vom Westen angegriffen, zielt er eigentlich seit eh und je auf uns, und wir finanzieren ihn auch noch? – J. L. Neumann

 

Danke, Herr Urich, für diesen brillanten Artikel! Besonders schätze ich Ihre scharfe, schonungslose Analyse, die Sie gut lesbar und verständlich (!) zu präsentieren und dabei niemanden in den Boden stampfen, sondern bei aller Deutlichkeit respektvoll und konstruktiv bleiben. So öffnen sich hoffentlich Türen des (Selbst-)Verständnisses der genannten verantwortlichen Personen und Ihr Text kann ein Beitrag zu Veränderung sein. Diese Art der Umsetzung des journalistischen Auftrags würde ich gern sehr viel öfter sehen. – Sibylle Riffel

 

Bei allem Respekt vor Bernd Ulrich, dessen Artikel ich überaus schätze. Seine aktuelle Analyse ist schlicht und einfach etwas arg wohlfeil. Einfach in den zornigen Chor derjenigen einzustimmen, die schon immer wussten, dass die deutsche Ostpolitik ein Fehler gewesen ist, ist etwas zu wenig Argument. Noch vor Kurzem wurde die von Willy Brandt und Egon Bahr begonnene Aussöhnungspolitik in der deutschen Medienlandschaft (inkl. ZEIT) beklatscht, als Wegbereitung für die Beendigung des Kalten Krieges und der Wiedervereinigung.

Über die Ausgestaltung der deutschen Russlandpolitik der letzten 20 Jahre – aber bitte nicht nur die der SPD – kann man durchaus streiten, das sehe ich tatsächlich genauso kritisch. Ich habe Putin noch nie über den Weg getraut, lange vor Georgien, Syrien etc. Aber bitte Herr Ulrich, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, muß man nicht neun Mal klüger tun, als der Rest. – Michael Hauck

 

Endlich! Da ist er wieder- der prägnante, querbetrachtende,skeptisch- kritische Ulrich! Klasse! Sie bringen es auf den Punkt: hätte man einen Bundespräsidenten… Mehr noch—- hätte man dazu noch einen Bundeskanzler… Wir trauerten schon ihrem Stil nach. Wie schön, dass sie wieder da sind! – Thomas Herion

 

Bernd Ulrichs Artikel zur deutschen Russland-Politik ist auf den Punkt. Ungewohnt knallhart und schmerzhaft ehrlich. Nicht nur für die genannten Politiker, sondern auch als Bürger. Wir Deutschen sollten uns von der Doppelmoral verabschieden, wie es Wirtschaftsminister Habeck bereits bemerkte und nach den Merkel Jahren nun endlich tatenvoll Verantwortung übernehmen. Ich befürchte leider, dass eine ehrliche Aufarbeitung oder gar Konsequenzen, v.a. für unseren Bundeskanzler, ausbleiben werden. Ich hoffe dieser Artikel ebnet den Weg für eine große Debatte! – Nina Brosig

 

Die Welt ist gut und böse , wie wir alle wissen. Und JA : ( nicht nur) Putin ist ein Kriegsverbrecher. Warum man – insbesondere auch im Journalismus – nicht genau hinhört und nachfragt, erschließt sich mir nicht. Unsere Ampelregierung erklärt sehr genau, warum sie in der derzeitigen Lage so handelt wie sie es tut. Und sie passt die notwendigen Maßnahmen ständig an. Danke für so eine Regierung. Es nützt dann wenig mit der Moralkeule auszuholen und ständig die (verständlichen ) Forderungen aus dem Osten weiterzugeben.

So schwer das moralisch auszuhalten sein mag, ist immer eine rationale Abwägung notwendig. Dies gilt für die Regierung sowie selbstverständlich auch für den Journalismus. Warum sind denn in beinahe jedem publizistischen Format die Anforderungen der Ukraine und unserer östlichen Bündnispartner Grundlage moralischer Vorwürfe ? Sollen auch in der Zukunft die Rechtsstaatsvorstellungen von Polen und Ungarn Grundlage der Diskurskultur werden. Was liefert das Natomitglied Ungarn an die Ukraine ? Die Welt ist bunt mit Grautönen aus gut und böse und : der Schlaf der Vernunft gebiert Geister…. – Oliver Marhold

 

Der Artikel von Bernd Ulrich über die Deutsche Russlandpolitik ist eine Klasse für sich: so fundiert, logisch und von höchster Erfahrung und feinstem Urteilsvermögen geprägt: habe lange nicht mehr so einen tollen politischen Input bekommen- DANKE – Hans Ralfs

 

Die Deutsche Russland Politik ist voller Selbstgewissheit in einer Sackgasse gelandet, dieser eigenen Logik folgend, das Wirtschafts und Energiepolitik der Vernunft und Rationalität folgt und deshalb ein Krieg von Russland ausgehend, als politisch völlig abwegig erscheinen lässt. Wer in seiner eigenen Welt politisch so denkt, verliert den Blick für jede andere Möglichkeit sich in Putins Welt hineinzuversetzen, der hybride Kriege in der Welt bereits praktiziert hat. Für Europa völlig aus geschlossen, nach 2.Welt Kriegen in dem es Millionen Tote gab von Deutschen, Ukrainer und Russen. Die Geschichte wiederholt sich seit Beginn der Menschheit, Krieg ist die Schattenseite die sich immer dann zeigt – wenn man etwas für nicht möglich hält.Die Gewissheit löscht jede Ungewissheit im Denken aus. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Sich kritisch mit den Fehlern der deutsche Russland-Politik auseinander zu setzen ist richtig und wichtig. Dabei ist viel von Ignoranz, Überheblichkeit, Selbstgefälligkeit, Realitätsblindheit oder auch Dummheit die Rede – und in der ZEIT-Ausgabe vom 21.04. schreibt sich Bernd Ulrich darüber in Rage, nicht frei von Überheblichkeit. Mir stellt sich da die Gewissensfrage IV: Haben die Medien, hat die ZEIT einmal in ihren Archiven nachgeschaut, ob sie von 2015 an und Berichterstattung und Kommentierung der Politik von Merkel/Steinmeier/Maas/Gabriel nicht ähnliche Fehler machten, die es nun einzugestehen gilt? Hat z.B. Bernd Ulrich von Anfang alles schon besser gewusst und auch geschrieben? – Herbert Fuehr

 

Ich schätze die von Ihnen in DIE ZEIT geschriebenen Artikel sehr wegen ihrer schlagkräftigen Formulierungen, wegen der Schärfe ihrer Analyse und Schlüsse und deswegen, weil Sie selbst Postion beziehen. So auch mit dem og. Artikel. Es wäre für mich erhellend gewesen, wenn Sie, vergleichbar der Aufzählung der Untaten von Putin, eine kluge Aufzählung davon gemacht hätten, welche Aufzählung in der Vorgeschichte passiert sind, die den Fehler der deutschen Russlandpolitik benannt haben und Sie in dieser Aufzählung Quelle und Datum benannt hätten. Ich fühle mich nicht gut dabei, wenn ich im Nachhinein Trumps Einlassungen für richtig halten muss. In Ihrem Artikel nur „Fehler, auf den man international und national wieder und wieder aufmerksam gemacht wurde.“ – Dr. Wolfgang Sielemann

 

Besser kann man das Versagen der deutschen Politik nicht auf den Punkt bringen. Das vorsätzlich widersinnige und unverantwortliche Handeln deutscher Moralisten in Gestalt von Politikern vor allem aus SPD und CDU zieht sich seit Jahrzehnten in einem durch – von der sozialarbeiterhaften Begleitung des russischen Aggressors bei gleichzeitiger Abschaffung der Wehrfähigkeit über eine weltweit einmalig dumme Energiepolitik bis hin zur selbstgefälligen Rolle Deutschlands als Weltsozialamt (mit etwa zwei Milliarden Anspruchsberechtigten).

Was alles dazu geführt hat, dass wir nun weitestgehend „blank“ und obendrein noch beliebig erpressbar geworden sind. „Mir ist, als ob uns eine Herde Irrsinniger regiere“, schrieb Max Weber im Ersten Weltkrieg. Er konnte nicht ahnen, dass sein Ausspruch auch hundert Jahre später den Zustand deutscher Regierungspolitik beschreibt. – Christoph Hartmann

 

Ja, auch ich bin wütend über den so furchtbaren Angriffskrieg in der Ukraine. Ja, auch Journalisten dürfen mal wütend sein. Und doch macht mich der Artikel von Bernd Ulrich fassungslos. Das Entsetzen über diesen so unseeligen Krieg sollte wenigstens in der ZEIT nicht in Beleidigungen und Besserwisserei münden. Dass Politiker in ihren Entscheidungen in der Vergangenheit etwas mutrwillig vernachlässigt hätten, ist für mich eine bodenlose Unterstellung.

Es bleibt nicht dabei. Auch der Bundespräsident wird beleidigt: „Steinmeier sitzt eben immer noch im Salon der eigenen Selbstgefällligkeit, stets ist er derjenige, der nur das Beste gewollt hat.“ Ich weiß schon: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Der Artikel schrammt an der Sachlichkeit vorbei, transportiert wenig Hilfreiches und gefällt sich in Besserwisserei. Bitte nicht wieder so etwas in der ZEIT! Sie könnten einen Abonnenten verlieren. – Matthias Büdke

 

Wohlfeil ist jetzt Kritik an Bundeskanzler, Bundespräsident und SPD (zu der ich gehöre) im Blick auf den russischen Terror in der Ukraine. Alle hätten alles falsch gemacht: Handel mit Russland, Minsker Abkommen, Nord Stream 2 …. Die SPD sei „unbelehrbar“, meint Bernd Ulrich. Ich lese die ZEIT schon lange, kann mich aber nicht erinnern, dass hier vor „Wandel durch Handel“ gewarnt worden wäre. Wo ständen wir heute ohne die Friedenspolitik eines Willy Brandt? Wahrscheinlich immer noch vor einer Mauer quer durch Deutschland.

Im Nachhinein erkennen wir nun die Fehler, die gemacht wurden. Dass die SPD sich seit ihrer Gründung für den Frieden eingesetzt hat, kann man ihr wohl nicht vorwerfen. Tragisch ist, dass nun die Säbelrassler wieder Oberwasser bekommen. Die Entscheidung, keine schweren Waffen in die Ukraine zu liefern, steht einem sozialdemokratischen Kanzler gut an. Kriegspartei sind wir ohnehin. – Werner Bohn

 

Die Artikel I und II zur Thematik „Gewissen“, vor allem Nr. II, erlebe ich als unfair, ja ungerecht, da die Rolle der CDU und ihrer Kanzlerin nur marginal erwähnt und vor allem nicht ebenso (reißerisch) zerpflückt wird. Kurz vor der Landtagswahl in NRW wirken die Beiträge zudem wie Wahlkampfhilfen für die CDU. Eindeutig zu Lasten der SPD, die schließlich unter der 16-jährigen Führung Frau Merkels, und ganz in ihrem Sinne, diese russlandfreundliche Politik mitbetrieben hat, die sich nunmehr als fatal erweist.

Die Haupt-Frage kann auch nicht lapidar heißen Frieden oder Wohlstand? Denn beide korrelieren in hohem Maße miteinander. Vor allem der innere Friede basiert auf einem Mindestmaß an Wohlstand. Ohne diesen würde jede Unterstützung der Ukraine und anderer bedrängter Staaten gar nicht möglich sein. Die unter diesem Aspekt m. E. bislang verantwortungsbewusste Zurückhaltung des Kanzlers wird kurzsichtig beklagt. Er ist schließlich nicht der Kanzler Europas oder gar der Welt, sondern Kanzler der BRD und trägt zunächst einmal für diese die Verantwortung.

Sein Amtseid lautet:“ Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde…“ Dazu gehört auch, nicht abrupt ohne hinreichenden Ersatz auf russisches Gas zu verzichten, wenn zu erwarten steht, dass unser 80-Millionen-Volk wirtschaftlich und sozial kollabieren würde. Wäre es nicht friedensstiftender konstruktive Kritik zu betreiben, statt durch einseitige Darstellung die Missstimmung im Land anzuheizen? ……………….. (…was sogar in staatlich subventionierten Medien wie ZDF und DLF Usus geworden zu sein scheint und durchaus einmal von der ZEIT unter die Lupe genommen werden könnte.) – Eva Matern-Scherner

 

Bernd Ulrich hat wieder einen hervorragenden Beitrag zu Papier gebracht. Ja, es gibt mich noch. Aus Familiengründen halte ich mich für kurze Zeit wieder in Deutschland auf. Sonst, wie sie noch wissen werden, lebe ich in Singapur. Von meinem Geburtsland Deutschland hatte ich die Schnauze gestrichen voll. Alles was mich damals geärgert hat, ist noch schlimmer eingetreten. Einen Krieg konnte ich mir allerdings beim besten Willen nicht vorstellen.

Und ich glaube auch, Putin weiß das noch besser. Immerhin hat der Frieden über 60 Jahre gehalten. Eine stolze Leistung. Deutschland als der Größte Exporteur in Europa und auch darüber hinaus, hat es schwer in der jetzigen Krise das Richtige zu tun. Jetzt zeigt sich, welche Schwächen eine Demokratie haben kann, besonders die in Deutschland. Ihr Titel: „Waren sie alle von Sinnen?“ Das kann man wohl so sagen. Der Wohlstand und die schlechte Schulbildung scheint der Politik nicht gut bekommen zu sein. – Gunter Knauer

 

Ihr Artikel wirkt sehr fundiert und macht einen auch fassungslos, wie die Dinge sich so entwickeln konnten. Wie konnte die deutsche Politik nur so handeln ? Was sie wenig betrachten, ist der Druck, den die Wähler auf die Politik ausüb(t)en. Für kommende Energieengpässe, womöglich gar kalte Wohnzimmer im kommenden Winter würde wohl auch nur auf die Verantwortlichen eingeprügelt werden. Sind wir bereit, unseren Wohlstand zu vernachlässigen, ohne auf die Politik zu schimpfen ? Wären wir bereit, unsere Stabilität zu riskieren ?

Der Wunsch – harter Bruch mit Russland – bringt auch Realitäten mit sich. Die sollten wir bereit sein zu tragen. Möglicherweise unterschätzt(e) die Politik in der Hinsicht die Wähler, was meiner Meinung nach auch auf die Klimapolitik zutrifft. Wir sollten dringend dazu übergehen, unseren überzogenen Wohlstand nicht um jeden Preis zu erhalten. Beim Lesen Ihres Artikels drängte sich mir aber auch ein Bild auf:

Ein Schlittschuh laufendes Kind auf brüchigem Eis. Die Eltern stehen am Ufer, lassen es geschehen. Ein Passant steht auch am Ufer, lässt es genauso geschehen. Das Kind bricht ein. Die Eltern starten Rettungsversuche, erkennen, dass sie fahrlässig gehandelt haben. Jetzt kommt der Passant auf die Eltern zu, mit harscher Kritik: „Wie konnten sie nur das Kind auf diesem Eis laufen lassen ?“ Warum hat er das nicht laut ausgerufen, als er das Kind in Gefahr auf dem Eis sah ? Ich kann mich jedenfalls nur an sehr wenige Artikel in der Zeit in den letzten Jahren erinnern, die derart hart mit Deutschlands Russland-Politik ins Gericht gegangen sind. Warum haben die Journalisten nicht damals schon (so) laut nach einem krassen Bruch mit Russland gerufen ?

Letztlich verwirrt mich auch sehr, dass eben noch geschätzte Politiker schlagartig zum Sündenbock degradiert werden. Man sucht wieder die „Schuldigen“. Ist es das, was wir jetzt brauchen ? Einen „Schuldigen“ ? Eine(n), den/die wir aus dem Amt katapultieren, weil: unfähig. Ist das das Ideal unserer Demokratie ? Die Politiker haben uns eben noch – trotz ihrer Russlandpolitik – überzeugt, wir haben sie gewählt.

Liegt es nicht auf der Hand, dass Steinmeier, Scholz etc. eher Handel und Beziehung nach ganz oben gestellt haben, zur Friedenssicherung. Ein Fehler, ja. Mit gravierenden Folgen. Sie führen aus, dass man wissen konnte, wie weit Putin geht. Für mich besteht zwischen Ihrer Aufzählung der vergangenen Jahre und diesem Krieg doch noch ein Unterschied. Abschreckung kannte man aus dem kalten Krieg, oder von Trump und Kim Yong Un, das Kalkül basierte darauf. Ich kann auch nachvollziehen, dass ein derart brutaler und von Verschwörungsglauben angefeuerter Akt in Europa nicht in direkter Reichweite der Politiker war.

Oftmals kann man in der Tat Konflikte damit entschärfen, dass man darauf verzichtet einen Grund zur Aggression zu liefern. Die rote Linie war hier aber wohl schon lange überschritten, Deeskalation nicht mehr angebracht. Ob man das hätte viel früher erkennen müssen ? Hätten wir es befürwortet und mitgetragen, Russland die Stirn zu bieten ? Auch vor diesem fürchterlichen Krieg ? – Frank Genkinger

 

Es wird zunehmend unerträglich. Die Besserwisserei, moralische Überheblichkeit und die, um es drastisch zu sagen, Klugscheißerei in den Redaktionsstuben, ist dermaßen selbstherrlich und selbstgerecht, dass man kotzen könnte. Dazu die journalistische Waffenfixiertheit und Kriegsrhetorik all überall. Unerträglich!

Natürlich hat Bernd Ulrich schon immer gewusst, dass die Politik, insbesondere die der SPD, gegenüber Russland alles falsch gemacht hat. Natürlich hat er schon immer Putin richtig eingeschätzt. Natürlich hätte er niemals Gas, Öl, Kohle von Russland gekauft. Natürlich hätte er längst militärisch aufgerüstet, weil er schon längst die Bedrohung durch Putin erkannt hatte. Wie überheblich kann man sein?

Nicht Präsident Steinmeier sitzt im Salon der Selbstgefälligkeit, Ulrich räkelt sich im Bett der Selbstgerechtigkeit, denn natürlich waren alle anderen von Sinnen. Bernd Ulrich aber hat alle aufgelisteten Ereignisse seit 2008 richtig eingeschätzt und verstanden. Gratulation! – Karl Giebeler

 

Vielen herzlichen Dank für Ihren sehr engagierten Artikel. Ich denke, dass die Sozialdemokraten im Verhältnis zu Russland grundsätzlich richtig gehandelt haben und großen politischen Instinkt bewiesen haben. Denn Russland ist ein Staat mit sehr ausgeprägter Tendenz zum Despotentum (vgl. Viktor Jerofejew, „Atombombe am Ende des Tunnels?“). Katharina II. war eine singuläre Ausnahmeerscheinung.

Man sieht jetzt, welche Dynamik sich in Gang setzt: Grausamkeit zum Brechen der Menschen und völlig kompromissunfähiges Siegdenken, mit allen Mitteln. Es war Chefsache das schwache Seelchen des Präsidenten Putin intensiv zu hegen. (Diplomatie ist manchmal unschön.) Der hat in der Gosse gelernt, dass erstens nur die Stärke zählt und zweitens die Lüge unbedingt notwendig ist. Es war eine unfassbare Dummheit und Arroganz nur die billigen Rohstoffe haben zu wollen und gleichzeitig den unfähigen Staatpräsidenten überall auszugrenzen.

Ich denke Bundeskanzler Scholz tut gut, den Ball niedrig zu halten. Der unmittelbare Kreigsgrund war m.E., einer Rückeroberung der Krim und der Ostgebiete zuvorzukommen. Das wäre natürlich sehr verständlich gewesen, aber realpolitisch war diese Enwicklung völlig fatal. Es geht um die Zukunft. Auch, wo diese Waffen und die Munition eines Tages landen werden… – Michael Scheppler

 

Nein, sie waren nicht von Sinnen, sondern haben sich offenbar einfach nicht vorstellen können, dass Putin versuchen würde, sich die ganze Ukraine einzuverleiben. Ich selbst habe mir das bis kurz vor dem Einmarsch auch nicht vorstellen können, aber ich habe auch keine Berater*innen, die sich auskennen sollten, und keinen Auslandsgeheimdienst, der wissen sollte, wie Putin tickt. Warum Herr Steinmeier, Frau Merkel und die übrigen Putin-Versteher*innen nicht auf sie gehört haben? Offenbar verhinderte der Wunsch, weiterhin die Friedensdividende zu kassieren und gute Geschäfte zu machen, die Wahrnehmung der Wirklichkeit.

Mit dem Verlust der Krim und eines Teils des Donbas hatten sich unsere Politiker*innen anscheinend bereits abgefunden (auch wenn sie es nicht gesagt haben), sonst hätten sie wohl schon vorher schärfere Sanktionen verhängt und viel mehr militärische Unterstützung zwecks Rückeroberung geleistet. Nun bleibt nur zu hoffen, dass sie wenigstens jetzt alles Notwendige tun, um die Ukraine als unabhängigen und demokratischen Staat zu bewahren bzw. in den alten Grenzen wiederherzustellen. Geschäfte mit Russland sollte es meines Erachtens möglichst nicht mehr geben (vgl. auch https://www.ulrich-willmes.de/globalisierungsende.html), solange dieses Ziel nicht erreicht ist und Russland anschließend seinen Teil zum Wiederaufbau in der Ukraine beigetragen hat.

Die Einschätzung unserer Politiker*innen, dass vielen Bürger*innen ihr eigenes materielles Wohlergehen mehr am Herzen liegt als die Unterstützung der Ukraine, dürfte gleichwohl zutreffend sein, wie man u. a. an der AfD und an der ziemlich großen Popularität von Marine Le Pen in Frankreich sehen kann. Wer also breite Unterstützung für die Ukraine organisieren möchte, sollte meines Erachtens darauf achten, dass die Armen dadurch nicht noch ärmer werden. – Dr. Ulrich Willmes

 

Seit der Corona-Krise und Putins verbrecherischem Überfall wächst bei mir die Sorge, dass sich die ZEIT zu einer Posthum- Besserwisser-Zeitung entwickelt. Ich stimme Bernd Ulrich bei seiner Auflistung von Fehlern und Versäumnissen der Politik und der Wirtschaft weitgehend zu. Aber, wo waren vor zehn oder gar zwanzig Jahren die von ZEIT-Redakteuren geschriebenen „Brandreden“ gegen die damalige Energiepolitik? Gab es sie? Wo finde ich sie? Ich würde sie gern nachlesen. Ich spreche dabei ausdrücklich nicht von der unsnnigen Nordstream2-Pipeline, einer hochgespielten Marginalie. – Sven Herfurth

 

War der sonst so kluge Analytiker Bernd Ulrich „von Sinnen“, als er das Pamphlet schrieb? In einer hochemonationalisierten Sprache ( „man schämt sich“ , „peinlich“, dem deutschen Volk bleibe „nur die Wahl zwischen Heldentum und Feigheit“) oder mit Fäkalausdrücken („den Arsch pudern“) giesst er einen Kübel von Schuldvorwürfen vornehmlich über die SPD. Wer die öffentliche Meinung derart auf die Palme bringt, müsste eigentlich wissen, dass man irgenwann einmal wieder herunterkommen muss. Und dann ist nüchterne Besonnenheit gefragt.

Über Angela Merkel, einst als „mächtigste Frau der Welt“ gepriesen, die mit ihrer CDU 16 Jahre lang die Richtlinien der Politik bestimmte und sich immer gern der Aussenpolitik widmete, findet Bernd Ulrich nur den mageren Satz, sie stehe zu ihren Entscheidungen im Jahr 2008. Ja warum denn nur? Weil sie und Sarkozy die richtige Einschätzung der Ukraine hatten: Ein tief gespaltenes Land mit einer starken russischsprachigen Minderheit, von korrupten Oligarchen beherrscht und von Russland als Einflussgebiet betrachtet. Der historische Prozess wird von Bernd Ulrich auf die Zeit ab 2008 reduziert. Er unterschlägt die bedeutenden vorherigen historischen Tatbestände:

Ohne die Zustimmung Russlands hätte es keine deutsche Wiedervereinigung mit NATO-Migliedschaft gegeben, der Warschauer Pakt wurde aufgelöst und die Truppen um 2000km nach Osten abgezogen, die einzige grossflächige Demilitarisierung in Europa. Daraufhin setzte die NATO-Osterweiterung mit dem klaren Feindbild Russland ein. Ohne diese Fakten ergibt sich ein ganz schräges Bild. Aber das ist offensichtlich gewollt, um die kriegerische Debatte in den Medien weiter anzuheizen.

Nein, die dringliche aktuelle Debatte, lieber Bernd Ulrich, muss nicht über Vergangenheitsbewältigung geführt werden, sondern „um Himmels willen“darüber, wie man zu einer raschen Beendigung des Mordens, Vertreibens und Zerstörens kommen kann- im Interesse der leidenden ukrainischen Menschen und um die Gefahr zu bannen, in einen 3.Weltkrieg hineingezogen zu werden. – Hartmut Wegener

 

Nein, waren sie nicht. Wenn einer von Sinnen ist, dann ist es Putin. Man kann seine Beweggründe verstehen: Wenn erst mal die Ukraine in der EU und in der NATO ist, kommt als Nächstes Belarus dran mit der Demokratisierung und zum Schluß Russland selbst. Das wäre sein Ende und das Ende der 10 % Mächtigen in seinem Reich, die 90 % der Einwohner in Schach halten. Dass er mit seinem Versuch, diese Entwicklung zu unterbinden, Russland zum Armenhaus macht, das es schon mal war, hat niemand, aber auch niemand für möglich gehalten.

Die alten Römer haben das Prinzip teile und herrsche schon angewandt, wenn eine nicht zu besiegende Macht nicht zu bändigen war. Genauso haben deutsche Politiker gehandelt, indem sie Russland das süße Gift des Luxus und des Reichtums durch Kauf deren Rohstoffe durch Bezahlung moderater Preise ermöglichten. Auch unser Wohlstand basiert doch auf der Einfuhr von Rohstoffen, die wir nicht haben.

Und wie haben unsere Politiker dieses System abgesichert? Indem Sie die Pipeline Nord Stream 1 direkt vom Lieferanten Russland zu uns gebaut haben, ohne Umwege und Unwägbarkeiten in der Lieferkette. Das war ein Geniestreich. Erinnern wir uns an die Querelen mit der Ukraine über die Transitpipeline. Oder die über die Türkei oder die über Tschechien oder über Polen.

Lauter Unsicherheiten, die mit einem Schlag weggewischt wurden durch Nordstream 1. Unsere Industrie hat es sehr positiv aufgenommen. Und als Komplettierung dieser Versorgungssicherheit sollte Nord Stream 2 dazukommen. Ist doch rational, ökonomisch, sogar ökologisch gedacht. Russland ist doch genauso abhängig von den Einnahmen daraus, wie wir von der Versorgungssicherheit. Nicht mal in „Kalten Krieg“, hat Merkel gesagt, war die Sowjetunion in Wirtschaftsdingen unzuverlässig oder vertragsbrüchig.

Was man den Politikern im Westen, nicht nur den schwachen bei uns, vorwerfen kann, dass keiner den Mut hatte, Russland Einhalt zu gebieten bei Georgien, Tscheschenien, Armenien, Syrien usw., aber wie gesagt, keiner, aber auch keiner hat sich die fast selbstzerstörerische Aktion Putins vorstellen können. Vielleicht nicht mal er selbst. – Günter Killermann

 

Bernd Ulrichs Artikel zur deutschen Russland-Politik ist auf den Punkt. Ungewohnt knallhart und schmerzhaft ehrlich. Nicht nur für die genannten Politiker, sondern auch als Bürger. Wir Deutschen sollten uns von der Doppelmoral verabschieden, wie es Wirtschaftsminister Habeck bereits bemerkte und nach den Merkel Jahren nun endlich tatenvoll Verantwortung übernehmen. Ich befürchte leider, dass eine ehrliche Aufarbeitung oder gar Konsequenzen, v.a. für unseren Bundeskanzler, ausbleiben werden. Ich hoffe dieser Artikel ebnet den Weg für eine große Debatte! – Nina Brosig

 

Jeder Krieg heutzutage ist ein Anachronismus und deshalb zu verurteilen. Er widerspricht unserer humanistischen Tradition, deren deutscher Vertreter Immanuel Kant mit seinem kategorischen Imperativ einen Maßstab gesetzt hat, der in großen Teilen von der Friedensforschung und auch der Friedensbewegung aufgegriffen wurde. C.F. von Weizsäcker schrieb dazu, dass nicht die „Übermacht der Waffen“, sondern ein anderes Bewusstsein vonnöten sei, um in einer Welt unter- schiedlicher Kulturen Konflikte zu lösen: alle an Konflikten beteiligten Parteien müssten sich von ihren kognitiven Machtstrukturen lösen, die eine friedliche Koexistenz der Völker verhindern.

Goethe hat dasselbe etwas anders formuliert: um sich gegenseitig zu verstehen, müssen die Gedanken des anderen mitgedacht werden, bevor man handelt. VERSTEHEN bedeutet dabei nicht, etwas gut heißen, sondern lediglich das Bemühen, von sich weg und auf den anderen zu zu denken; meine Sichtweise nicht als die einzig richtige zu sehen, sondern als eine unter vielen. Insofern waren damals Frau Merkel u.a. nicht „von Sinnen“, wie es der Autor behauptet; ganz im Gegenteil zeugt Frau Merkels Handeln von jener Fähigkeit, die Interessen der Gegenpartei mit einzubeziehen, da es ihr nicht um Überlegenheit um jeden Preis ging, was für ihre hohe soziale Kompetenz spricht.

Das spätere Scheitern ist nicht etwa ihrem Fehlverhalten anzulasten, sondern der Tatsache, dass sie nicht genügend Unter- stützung erhielt und die Gegenseite sich besser durchsetzen konnte. Eine ähnliche Fähigkeit bewies damals Kennedy angesichts der Kubakrise: er hat nicht dem Drängen der Republikaner nachgegeben, die eine Konfrontation bevorzugten, sondern hat ohne deren Wissen seine Raketenbasis an der Grenze derTürkei zu Russland abgebaut, um dem Sicherheitsbedürfnis Chruschtschows Rechnung zu tragen, woraufhin dieser sich aus Kuba zurückgezogen hat.

Kriege entstehen nicht aus dem Nichts, sie können aber durch professionelle Diplomatie verhindert werden. George F. Kennan sprach angesichts der fehlenden Diplomatie bezüglich der Aufnahme der neuen Mitgliedsstaaten in die NATO von einer folgenschweren Fehlentscheidung für die politische Zukunft ! Leider haben unsere deutschen Politiker damals nichts dagegen unternommen. Die amerikanische Haltung bezüglich der Stellung Russlands wurde von einem ehemaligen UN-Generalsekretär auf den Punkt gebracht: man wolle die USA „in“ haben, Deutschland „down“ und Russland „out“.

Die politischen Versäumnisse der damaligen Zeit hat Frau Merkel versucht, wieder gut zu machen – die amerikanischen Freunde standen dabei nicht an ihrer Seite. Angesichts der immer fordernder werdenden Haltung der Ukraine nach mehr und größeren Waffen, die impliziert, diesen Krieg gewinnen zu können, müssen wir dringend zur Diplomatie zurück kommen und zu Waffenstillstandsverhandlungen. Wir müssen das Schwarz-Weiß-Denken aus unseren Köpfen verbannen, da es zu diesen Machtstrukturen gehört, die unser humanistisches Erbe zerstören!

Rache ist ein Übel derer, die auf Spaltung statt auf Versöhnung aus sind! Politik sollte keine Kriegs rhetorische Sprache sprechen; Medien sollten aufklären, statt dem main stream zu unterliegen, denn nur mündige Bürger sind in der Lage, eine andere Sichtweise außer ihrer eigenen zuzulassen bzw. einen Irrtum einzugestehen. – Mareike Taubmann

 

Ich frage mich, warum man einen solchen Artikel nicht schon viel früher gelesen hat. Die Marksteine der Putinschen Verbrechen und seiner neoimperialistischen Ideologie, die Herr Ulrich so säuberlich auflistet, liegen ja schon etliche Jahre zurück. Könnte es vielleicht daran liegen, dass sich all die Einsichten und Erkenntnisse, die der Autor ausbreitet, auch ihm erst nach dem 24. Februar in ihrer ganzen Klarheit und Tragweite offenbart haben? Die Fehler der deutschen Russlandpolitik sind offensichtlich.

Deutschland hätte spätestens nach der Krimannexion eine härtere Haltung gegenüber Putin zeigen und die Abhängigkeit von russischem Erdgas reduzieren müssen. Doch schon in den Trump-Jahren mit all den Ungewissheiten über die Zukunft der NATO wäre eine konfliktorientiertere Russlandpolitik eine riskante Veranstaltung geworden. Ulrichs Artikel bietet für die heutige Situation keinerlei Perspektiven. Wie nahezu die ganze deutsche Journaille liefert der Autor vor allem Wut- und Moralüberschuss und eskalatorische, zudem unsachliche Rhetorik („Vernichtungskrieg“). Ich würde mir in der ZEIT mehr externe Expertise von Konfliktforschern, (Militär-)Historikern, vielleicht auch Verhaltenpsychologen wünschen.

Der Ruf nach immer mehr und immer schwereren Waffen kann nicht verdecken, dass Russland über die miltärische Eskalationsdominanz verfügt. Putin steht mit dem Rücken zur Wand und wird alles tun, um es zumindest nach einem Sieg aussehen zu lassen. Die militärischen Mittel dazu hat er, die erforderliche Skrupellosigkeit sowieso. Man wird sich also mit Putin arrangieren, ihm irgendeinen gesichtswahrenden Ausstieg aus dem Krieg offerieren müssen, vielleicht eine Teilung der Ukraine. Anders wird es nicht gehen, so bitter das ist. Die Verkündung gesinnungsethischer Reinheitsgebote hilft niemandem. Das führt am Ende das Land und den Kontinent in die Apokalypse. – Dr. Mathias Siekmeier

 

Die eigentlich wenig zielführende Beurteilung des Geschehens von Steinmeier u.a. findet deshalb eine Notwendigkeit, weil die Eingeständnisse der Sozialdemokraten durch eine Schweigsamkeit und fehlenden Transparenz keine Glaubwürdigkeit erbringen. Fatalerweise nährt es zudem den Verdacht einer Nähe zum Stalinisten Putin. – Jürgen Dressler

 

Ich bin ein ossi und lese mit viel interesse seit fast 20 jahren die zeit ,auch ihre beiträge.Ihr artikel „gewissensfrage II „erstaunt mich diesmal,weil er,was die beurteilung der spd betrifft,doch sehr emotional ist.Wo bleibt denn ihre entrüstung was das versagen der cdu/csu über16 jahre regierungsverantwortung betrifft?nur mal kurz die namen merkel,von der leyen,von guttenberg,kramp-karrenbauer zuerwähnen ist dürftig für ihre beweisführung.Ein enttäuschender artikel! – hildegard höpner

 

Warum haben Sie diese Anklageschrift nicht schon vor 1 – 2 Jahren geschrieben? Tja – eben… – Dieter Wurm

 

Der Artikel trifft sicherlich in vielen Punkten die Gemengelage der momentanen deutschen Politik. Es bleibt aber festzuhalten, dass es zumindest unter wohlfeiler Anteilnahme der deutschen „Qualitätsjournalisten“ in den letzten 20 Jahren hingenommen wurde, dass die Landesverteidigung zu Grunde gerichtet wurde. Schwarze wie auch rote Verteidigungsminister ergingen sich in der Formulierung, dass einzig und allein die Abschaffung der Wehrpflicht das totale Glück verheiße, einhergehend mit einem Abbau an Technik und Personal.

Sie ergingen sich in Elogen der Lobpreisung über Frau Merkel und ihrer Rekruten auf dem Platz des Verteidigungsministers, man könnte meinen, sie seien im Bundespresseamt angestellt. Die Namen der Dilettanten auf dem Ministerstuhl Sollen hier nicht erwähnt werden. Sie sind zum Glück alle verschwunden oder befördert wie Frau von der Leyen. Ich hätte ihre Kritik gerne schon vor 15 Jahren gehört, lieber Herr Ulrich. Sie sind selbst dem grün-feministischen Zeitgeist hinterher gehechelt und jetzt den Frust bei der SPD abzuladen ist einfach nur billig. – Friedrich Freese

 

Hätte ich nicht gedacht, dass Bernd Ulrich mal so heult mit den Wölfen. Wir befinden uns in einem Strudel. Keiner von uns hätte sich vorstellen können einmal Waffen zu liefern. Und heute sehen wir uns in der gerade gegenteiligen Haltung. Aber wie kommen wir aus diesem Krieg realistisch wieder heraus? Die Regierung behält so gut es geht kühlen Kopf. Will ich mich da wirklich als Muppet-Opa in die Loge setzen und sarkastische Undifferenziertheiten von mir geben? Ich will und kann meine Worte nicht ganz so locker setzen. – Michael Buzzi

 

Was ist in Bernd Ulrich gefahren, dass er so heftig nach Schuldigen sucht, die mutwillig handelten und von Sinnen seien? Sein Artikel geht über Kritik und Streit hinaus, sein Text ist im Gegenteil zornig und wirkt auf mich gehässig. Die Friedenpolitik gegenüber Russland durch gegenseitige Abhängigkeit ist gescheitert, ein Übel. Doch weiß Bernd Ulrich zu sagen, wie es heute aussähe, hätte Deutschland nach Georgien und Krim und … auf Konfrontation gesetzt und hochgerüstet?

Mängel daran insinuiert er, traut sich aber nicht, dies zu schreiben. Gut ist es, auch jetzt noch einen besonnenen Kanzler zu haben. Er will und muss zur Verhinderung eines Atomkriegs beitragen. Den kann sich Niemand vorstellen, auch ich nicht. Und was, wenn er da wäre? – Dr.-Ing. Hanspeter Harries

 

Was da betrieben wurde ist schlichter Neoliberalismus. Was unter Schröder begonnen hatte und unter Merkel zur Blüte geführt wurde, wurde außenpolitisch vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte mit einem moralischen Anstrich versehen. Das etwas Erschreckende ist allerdings, wie sehr alle davon geblendet waren, dass die Beteiligten ihre Beteuerungen scheinbar selber geglaubt haben. Das plötzlich wieder das Credo „Am deutschen Wesen soll sie Welt genesen“ mitschwang, zeigt das immer noch fragile unsichere Selbstverständnis der Deutschen und die offenbar nicht abgeschlossene Selbstfindung der Deutschen. Unterhalb der Moralweltmeisterschaft machen wir es nicht. Wer sind wir eigentlich? Oder: Wer sind wir eigentlich noch?

Die Zäsuren der Deutschen Geschichte wirken immer noch nach. Wir stehen immer noch unter dem Stern vergangener Einschnitte und den Vorstellungen nun alles doppelt besser zu machen zu wollen. Sie hindern uns offensichtlich immer noch, einen nüchternen realistischen Blick auf die Dinge zu haben. Die Maxime: „Nie wieder Krieg“ ist ausgehöhlt und nicht mehr anwendbar. Aber was folgt? – Johannes von Alten

 

Im Jahr 2015 liess Angela Merkel tausende von Flüchtlingen unkontrolliert in das deutsche Sozialsystem einreisen und boosterte damit eine rechtspopulistische Partei. Emmanuel Macron reformierte das französische Sozialsystem und erntete die Gelbwestenbewegung. Oder nehmen wir die westliche Unterstützung des sogenannten arabischen Frühlings und sein desaströses Ende. Oder die amerikanische Hinterhof-Politik. Zu jedem Zeitpunkt in der Geschichte handeln Akteure und provozieren ungewollte oder in Kauf genommene Gegenbewegungen.

Je nach Interessenlage. Und jedes Mal gibt es hinterher Menschen, die es schon immer besser gewusst haben wollen. Ich bin kein Scholz-Fan, aber dieses bashing ist so etwas von billig, daß ich kaum glauben kann, daß ich die ZEIT lese. Ist die Verfolgung eigener wirtschaftlicher Interessen jetzt ab sofort nicht mehr en vogue? Schaffen wir gerade mithilfe der Wertepolitik den Kapitalismus ab? Hab ich was verpasst oder sind die osteuropäischen Staaten tatsächlich Bastionen der humanitären Menschenrechtspolitik geworden? – Achim Hauck

 

Der Artikel erinnert mich stark an den Verlauf der Karwoche im Leben von Jesus – erst Hussiana und wenig später dann kreuzigt ihn. Herr Ulrich hätte vor der Niederschrift dieses Artikel sein eigenes Archiv der letzten Jahre befragen sollen und sich an die vielen positiven Darstellungen der von ihm massiv attackierten Politiker und Politikerinnen aus seiner Feder erinnern sollen. Entscheidungen werden in historisch determinierten Situationen getroffen die durch viele nationale, internationale und auch viele Abhängigkeiten unter einander verbunden sind und sie lassen oft keine einfache Entscheidungsfindung zu.

Dabei sind Fehler und Fehlbeurteilungen unvermeidlich und die Geschichte ist voll davon. Auch muss die Ära Merkel historisch aufgearbeitet werden, aber nicht zu diesem Zeitpunkt und nicht mit dieser kleinkarieten nationalen Sichtweise. Die weisen Uhus, die hinterher alles besser wissen, gibt es immer, aber es kommt auf die Neuausrichtung und die Eindämmung der weltpolitischen Gefahren an. Dazu war der Artikel aber offensichtlich nicht sehr hilfreich. – Klaus-Dieter Busche

 

Der Darstellung von Bernd Ulrich ist nichts hinzuzufügen. Treffend in der Gesamtanalyse. – Dr. Hauer

 

…So sehr Sie mir aus der Seele sprechen, so sehr sei doch angemerkt – ob man den bisherigen „Falschliegern“ noch trauen darf, jetzt das Richtige zu tun – wirklich die gerechte Frage ist, um ehemalige Verantwortliche deswegen an den Pranger zu stellen damit die unmittelbare Zukunft besser gemanaged wird? Ist es nicht eher so, das jene Amtsträger in „taktischer“ Verantwortung uns, dem Wahlvolk, nur so viel reinen Wein einschenken, damit wir sie wählen? Denn wenn man uns alles das gesagt hätte, was wir jetzt kaum mehr ignorieren können, dann hätten wir sie doch nicht gewählt – oder?

Beispiel: Klima!!!….die anhängende Presseveröffentlichung der hiesigen Journaille vom 21.4.22 ist doch nur symptomatisch dafür, dass selbst im Angesicht ernster Bedrohung gewohnte Mythen die Wahrheit übertrumpft. Selbst Herr Ex-Bundeskanzler Schröder hat noch kurz vor Kriegsausbruch öffentlich getönt, er kenne keinen im Kreml, der den Ukraine-Krieg wolle. Warum hat der sich wohl so weit aus „seinem“ Wahrheitsfenster gelehnt? Und warum haben wir ihm das auch noch abgenommen? Weil das, was uns in den Kram passt immer noch stärker ist als die wirkliche Wahrheitsliebe. Biedermann und die Brandstifter lassen grüßen… – Peter Schrader

 

Ich gebe Ihnen Recht, wenn Sie schreiben, dass wir jetzt die Rechnung zahlen bzw. die Quittung bekommen, allerdings bin ich anderer Meinung als Sie, für was die Rechnung oder Quittung präsentiert wird. Sie schreiben: für eine unverantwortliche Russlandpolitik der SPD, ich meine: für deren Vereitelung durch die Bündnispartner. Wenn Sie die Vergangenheit (der SPD) aufarbeiten wollen, müssen Sie dazu auch weit genug zurück gehen. Die Politik des „Wandels durch Annäherung“ Willy Brandts war die deutsche Entsprechung der US-Außenpolitik Kennedy’s seit der Kuba-Krise. Sie hat uns – kurz gesagt – immerhin die Wiedervereinigung gebracht, wenn auch erst unter Kohl.

Der damalige Bundespräsident Richard v. Weizsäcker hat in einem langen Gespräch mit Redakteuren der ZEIT, das auch in Buchform erschienen ist (Richard v. Weizsäcker im Gespräch mit Gunter Hofmann und Werner A. Berger, Frankfurt 1992), in der Wiedervereinigung und dem Ende der Systemkonfrontation eine Chance für ein Europäisches Sicherheitssystem gesehen, wobei dem vereinigten Deutschland die Rolle des Vermittlers zwischen Ost und West, der Brücke zwischen den ehemaligen Feinden zukomme.

Das, was Sie als übelstes SPD-Erbe brandmarken, die Meinung, dass in Europa Sicherheit nicht gegen, sondern nur mit Russland erreicht werden könne, war in den 90er Jahren nicht nur in Deutschland, sondern auch in der NATO und der EU gemeinsame Auffassung. Nur stand es bei letzteren beiden offensichtlich nur auf dem Papier, weil man sich, während man mit Russland Artigkeiten austauschte, gleichzeitig alles grapschte, was man von der Konkursmasse der Sowjetunion kriegen konnte. Das dies keine „Politik auf Augenhöhe“ war, versteht sich von selbst. Unter diesen Umständen lief die „Versöhnungspolitik“ natürlich ins Leere. Was blieb, war das Wirtschaftliche.

Wir waren schon einmal vor Jahren – ich meine im Zusammenhang mit der Krimkrise – in brieflichem Austausch und ich meine, Ihnen damals geschrieben zu haben, dass wir die Folgen dieser Art von Politik noch einmal übel zu spüren bekommen würden, wofür Sie mich als „Putin-Versteher“ einsortiert haben. Es ging damals und geht auch heute nicht darum, für Putin Verständnis aufzubringen, sondern darum, zu verstehen, was seine Politik antreibt, um sich entsprechend einzustellen.

Wenn es tatsächlich sie beide allein waren – mir ist da etwas von einem einstimmigen Beschluss im Hinterkopf -, dann haben Frau Merkel und Herr Steinmeier 2008 das Richtige getan, weil eine Aufnahme Georgiens und der Ukraine in die NATO eine „rote Linie“ überschritten oder den Tropfen gebildet hätte, der das Fass zum Überlaufen gebracht und zu seiner sofortigen Konfrontation der gesamten NATO mit Russland geführt hätte. Allerdings hätten sie – da gebe ich wiederum Ihnen Recht – seit dieser Zeit, spätestens ab 2014 einsehen können, dass sich die Politik gegenüber Russland deutlich und dramatisch ändern musste. Der Rausschmiss Russlands aus den G 20 und G 8 deutet das ja an, tat aber offensichtlich bei weitem nicht weh genug, war eher eine Symbolhandlung.

Immerhin hätte seit dieser Zeit auch deutlicher werden müssen, dass wir irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft möglicherweise eine Bundeswehr gebrauchen könnten, die tatsächlich ernst zu nehmen ist. Das allerdings geht nicht auf das Konto der SPD, sondern der CDU, die die Kanzlerin der Regierungen seit 2005 und deren Verteidigungsminister/innen stellte. Als Kanzlerin hätte Frau Merkel gegenüber dem Außenminister ggfs. von ihrer Richtlinienkompetenz hätte Gebrauch machen müssen. – Otto Gertzen

 

Seit fast 60 Jahren lese ich regelmäßig die ZEIT, habe aber noch nie einen derartig einseitigen und tendenziösen Artikel gelesen wie den von Bernd Ulrich. Dies ist eigentlich nicht der ZEIT- Stil, wie wir ihn gewohnt sind. Nur ein Beispiel: Selbst friedenspolitische Lichtgestalten, wie Brandt und Bahr werden im Nachhinein madig gemacht. – Dr. Peter Dodel

 

Herr Ullrich, wenn man vom Rathaus kommt ist man immer schlauer so auch Sie, wenn die USA wussten das es zum Krieg kommt warum hat man es nicht verhindert und geredet , dieser Krieg spielt der USA in die Karten in dem man sich hinter der Nato versteckt und Russland einfach ignoriert mit seinem Anliegen auf ein Nato abkommen .Russland ist nicht in Georgien einmaschiert der Georgische Präsident hat ein autonome Provinz Südossetien angegriffen um der USA nachdem diese die Türkei verlassen mussten einen Zwischenstop nach Afganitan zu ermöglichen es ist belegt das von Georgischer Seite dieser Zischenfall ausging.

Die Verlierer hier ,sind die Ukraine,Russland.und wir die USA schwächen Russland und die Industriemacht Deutschland nur das schnallen unsere Medien nicht ,wie beim Mobing alles drauf auf einen ich denke hier auch die kampagne seinerseits auf Wulf. Es wird viel geschrieben haben sich die Medien mal gefragt wer soll den Energie Ausfall Russlends ersetzen zu welchen Preisen kaufen wir gibt es genügent Schiffe um LNG Gas und ÖL zu transportieren zu welchem Preis das sind Fragen aber es ist einfacher Mobbing zu btreiben. – E.Oberkehr

 

Nun reiht sich der von mir bislang sehr geschätzte ZEIT-Autor Bernd Ulrich ebenfalls in den ständig anschwellenden Chor derer ein, die glauben, sie müssten die Deutschen mental auf eine Zeit mit Schweiß, Blut und – vor allem – Tränen einstimmen. Dazu dient nicht zuletzt die Diskreditierung einer diplomatischen Friedenspolitik früherer Bundesregierungen als „pathetisch-profitabel“ bzw. „Muster ohne Wert“ – einer Politik wohlgemerkt, die für viele Jahrzehnte wesentlich dazu beigetragen hat, Frieden und Wohlstand in fast ganz Europa (also keinesfalls allein in Deutschland!) zu sichern und die darüber hinaus die friedliche Ko-Existenz mit Russland, dem Land, das am schwersten unter Hitlers Angriffskrieg gelitten hat, möglich zu machen!

Seit der Gründung des Kaiserreichs wurde Deutschland in der Welt gefürchtet, verachtet und gehasst als kriegslüsterne, machtbesessene und aggressiv-expansionistische Nation. Wir sollten froh, selbstbewusst und stolz sein, dass wir unsere unheilvolle Geschichte aufgearbeitet und dabei – wie Kanzler Olaf Scholz – zu der Erkenntnis gekommen sind: „Krieg ist keine Lösung!“ (Zumal immerhin auch der frühere General Erich Vad – mit den Folgewirkungen militärischer Konflikte bestens vertraut – eindringlich mahnt, Politik vom Ende her zu denken.)

Bernd Ulrich dagegen fordert die noch verbliebenen Friedensbewegten auf, sich endlich von ihrer „ideologischen Erblast“ zu befreien und sich einer militärisch-politischen Aufrüstung nicht länger zu verweigern. Vermutlich wünscht er sich den Tag herbei, an dem eine kriegsbegeisterte Bevölkerung auf die Frage, „Wollt ihr den totalen Krieg?“ millionenfach zurück brüllt „JAA!“ – Dr. Wolfgang E. Fischer

 

Weil ich Ihren scharfen Verstand und die Klarheit Ihrer Analysen so wertschätze, verstört mich der vorliegende Artikel umso mehr. Ich bin gegen Ende des 2. Weltkriegs geboren, in eine zerstörte Welt hinein. Ich habe das unermessliche Leid, das dieser Krieg verursacht hat, auch in meiner Familie, sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen- das hat mich, wie viele andere, fürs Leben geprägt. Daraus ist die Friedensbewegung in diesem Land gewachsen. Wenn das die „ideologische Erblast“sein soll….Jahrzehntelang hat Deutschesein für mich Schuldigsein und Sichschämenmüssen bedeutet.

Sie schämen sich heute dafür, dass unser Bundeskanzler den schmalen Grat sucht zwischen dem Bemühen, die Ukraine zu unterstützen und eine Eskalation bis hin zum Atomkrieg zu verhindern? Ich bin dankbar dafür, dass er dass tut! „Nie wieder Krieg“: über 70 Jahre lang ist es unserer Politik gelungen, Frieden zu wahren. Auch dafür bin ich dankbar. Die Bemühungen um eine Friedensordnung in Europa waren erfolgreich, sie verdienen auch Kritik.

Diese aber zu diffamieren, wie sie das hier tun, ist vernichtend. Das tut mir in der Seele weh. Einem stolzen ukrainischen Nationalisten wie Herrn Melnik wird Deutungshoheit über die deutsche Politik eingeräumt, wird beinahe unwidersprochen erlaubt, unser Staatsoberhaupt zu beleidigen. Ich erkenne darin einen ideologischen Masochimus, der sich in den Medien gleichsam epidemisch verbreitet und nun sogar Sie befallen hat. Dafür schäme ich mich. – Christine Bott

 

Soso, die SPD ist – und war stets – die fünfte Kolonne Moskaus. Die CDU war mindestens in den letzten 16 Jahren Regierungszeit ihre heimliche Handlangerin. Der Deutsche als Wähler und Konsument (dreierlei Geschlechts) ist – und war stets – der strohdumme und habgierige Michel. Was ist – und vor allem war – dann die ZEIT? Um Vorschläge wird gebeten. Ein kleiner Tipp: Für eine Print-Ausgabe der Tafeln vom Berge Sinai hat das Blatt etwas zu viel Text. – Andreas Käde

 

Als Leser der ZEIT und Nutzer anderer Nachrichten-Medien halte ich mich für informiert, verfüge aber natürlich nicht – trotz Internet – über die Informationsmöglichkeiten eines professionellen Journalisten. Dieser beeinflusst aber bereits durch Auswahl und Gewichtung der benutzten Quellen – ob er will oder nicht – die Deutung der Nachricht durch den Leser. Bei einer versuchten fairen Antwort – d.h. ohne das z.Zt. übliche „Steinmeier/SPD-bashing“- sollte man nicht vergessen, dass die Ukraine von heute nicht mit der vor 2014 zu vergleichen ist:

man denke nur an Namen wie Janukowitsch („der Mann mit den goldenen Bade-Armaturen“), Timoschenko usw. als potentielle Partner einer neuen Pipeline durch die Ukraine. Andererseits war die alte Sowjet-Union ein zwar schwieriger, aber verlässlicher Partner gewesen und Putin hatte sich noch nicht als hemmungsloser Lügner mit imperialen Fantasien erwiesen. – Hans Egon Held

 

Die Kurzsichtigkeit unserer Politiker. Ja, sie waren alle von Sinnen, insbesondere die Russlandversteher der SPD. Frieden in Europa geht nur mit Russland, aber nicht mit einem Bandenchef wie Putin und seiner Entourage. Putin ist ein lupenreiner Verbrecher, der seine Gangmitglieder nach Mafiaart für die schlimmsten Gräueltaten auszeichnet und unsere kurzsichtigen Politiker schauen seit 2008 nur zu. Jetzt ist Weitsicht gefragt, eine neue Strategie ist notwendig für die Zeit nach der Zeitenwende. Denn, obwohl ein Bandenchef immer gefährlich lebt, kann er das natürliche Ende nicht verschieben. – W. Scheer

 

Ich bin seit über 20 Jahren Abonnement Ihrer Zeitung und keine Ausgabe hat mich so verstört, wie die ersten fünf Seiten der aktuellen Ausgabe 17/2022 vom 21.04.2022: Die Zeiten sind schwierig. Ich finde Ihre Leitartikel zur Präsidentschaftswahl in Frankreich und zur „Ampelkalypse“ auf der Titelseite, wie eigentlich immer, hervorragend, sachgerecht und ausgewogen. Dann die Seiten 2 und 3, dazu später, es folgt ein Art Vorglühen zum Disaster der deutschen Außenpolitik auf der Seite 4 und schließlich eine maximale Endabrechnung von Ihnen Herr Ulrich auf der Seite 5 zur desaströsen Russlandpolitik und zu unseligen diesbezüglichen wirtschaftspolitischen Verflechtungen.

Herr Ulrich, ich folge Ihnen in der Sache weitgehend. Aber zwei ganz wichtige Anmerkungen: Erstens: Warum in aller Welt erscheint solch ein Artikel (von Ihnen oder einem Ihrer Vorgänger) erst jetzt und nicht vor eins, zwei, fünf Jahren, wo doch alles so offensichtlich war und ist. Im Nachgang wissen es ja leider (fast) alle besser. Zweitens (und für mich noch zentraler): Sie schwingen eine große Keule. Bitte blättern Sie Ihre ZEIT eine Seite zurück. Was finden Sie: Eine Doppelseite (!) Werbung. An bestplazierter (und mutmaßlich höchstpreisiger) Stelle für: Luxus pur (oder die heile Welt der Gutsituierten). Besser (und direkter) lassen sich wirtschaftliche Interessen (auch) im Mikrokosmos der ZEIT nicht illustrieren.

In „Normalzeiten“ hätte ich dies (grummelig) überblättert. Aber jetzt: Ich darf Sie zitieren: „Es ist unendlich peinlich, man schämt sich. Und man sucht nach den Schuldigen. Und die Schuldigen? Die suchen nach Auswegen.“ Mutmaßlich ist es ganz trivial: Auch bei der ZEIT wird gelten: Erst kommt das Fressen (die Werbung), dann die Moral (Gewissensfragen I bis xyz). Vielleicht tröstlich, wenigstens eine Konstante in der Zeitenwende.

Aber in mir dreht sich alles. Meine Großmutter hätte gesagt: „Wer im Glashaus sitzt soll nicht mit Steinen werfen“. Kaum etwas ist schwerer erträglich als Doppelmoral und Herr Ulrich, keiner ist seit Schulzeiten unbeliebter, als der Klugscheißer aus oder in der ersten Reihe. Wie erklären Sie mir bitte die Seiten 2 bis 5? Auf die Frage Ihres Artikels „Waren sie alle von Sinnen“: Ja. Und: Sie auch! Ich mag kaum weiterblättern, aber wenn dies der neue Stil oder auch nur das neue Layout der ZEIT werden sollte, ziehe ich alsbald die Reißleine. – Holger-Karsten Raguse

 

Was man den Politikern und Diplomaten des Minsker Abkommens wirklich vorwerfen kann, ist, dass sie den Bocksfuß Putins nicht erkannt haben. Spätestens nach der Bombardierung von Krankenhäusern und Schulen in Syrien durch Putins Truppen hätte man ihn doch sehen müssen! – Dr. Klaus Müller-Dyes

 

„Waren sie alle von Sinnen“ So heißt der Artikel von Herrn Ulrich. Der Artikel beginnt mit dem Vorwurf, Deutschland füttere Russland mit täglich 200 Milliarden Euro. Die reduzierte Abnahme von Gas und Öl aus Russland wird momentan ungeteilt als eigener notwendiger Bedarf eingestuft. Eine stärkere Schwächung macht Deutschland nicht kampfbereiter für die Ukraine und führt übereinstimmend nur bei lange fortgesetztem Krieg möglicherweise zur Isolierung von Putin und nie zum Sieg Selinskijs. „ Füttern „ ist polemisch.

Leopard Panzer zu liefern, entspricht nicht, wie ein General fachlich ausgebildet, versichert, der Lieferung eines PKW in das weite Land mit notwendigen Ersatzteilen und Ausbildung der Soldaten und logistischer Kriegsführung. Immer war und ist das Ziel Selenskijs der Sieg. Wann hat Selenskij einem Teilnehmer der europäischen Länder genehmigt, an Friedensverhandlungen gleichberechtigt mit zu entscheiden. Unbeeinflusst gilt uneingeschränkt von ukrainischer Seite der Sieg. Dieser Sieg wird in Asche sein, das Heldentum der Toten wird in Stille gepriesen und das Idol wird von den noch lebenden ukrainischen Soldaten gestürzt werden.

Gewinner von dem Krieg in der Ukraine ist zur Zeit Amerika mit umweltschädigendem gewonnen Gas und den Kampfflugzeugen innerhalb der 100 Milliarden Euro von Deutschland. Die Kampfjets helfen zur Zeit gar nichts, höchsten die ganze Welt apokalyptisch in die Protonen, Neutronen und Elektronen und Quarks zu zerlegen, wenn die rote Linie für Putin überschritten wird. Neben den übergriffigen Waffenforderungen des ukrainischen Botschafters Melnyk, der bestimmt, was Deutschland zu liefern habe, ist sein erlaubter Einkauf in der deutschen Waffenindustrie nicht mehr zu verstehen. Es ist die Rede von SPD Kumpanei mit Putin.

Herr Ulrich vergisst den Fall der Mauer, die Wiedervereinigung, die Perestroika und den Beginn einer neuen Ära zwischen Europa und Russland. Der Fehler lag eher in der mangelnden Verlässlichkeit des Westens, schriftlich das Versprechen zu formulieren, die Nato nie auf die neuen Staaten auszuweiten. Eine Win – win Situation für Deutschland und Russland sei die Kumpanei gewesen. Die Infrastruktur der Freiheit in Deutschland sei fahrlässig und sogar mutwillig vernachlässigt worden. Gleich zu Beginn fasst Herr Ulrich die Vergrößerung der Abhängigkeit deutscher Politik umso vehementer zusammen, je unmissverständlicher Putins Charakter schamloser erkennbar gewesen sei.

Mehrere solcher Sätze muss man entspiralisieren, um die polemische, unwahre Aussage zu entfalten. Die Frage “ Wie“ haben Herr Steinmeier, Gabriel, Merkel oder Scholz das deutsche Volk in die Wahl zwischen Heldentum und Feigheit manövriert, fordert in der Ergänzungsfrage subtil eine Erklärung als sei es eine Behauptung, die Ulrich gleich wieder im nächsten Satz aufhebt. Die Frage nach dem Wie lautet :“ Waren die jüngsten Bundesregierungen sicherheitspolitisch und energiepolitisch von Sinnen?“ Warum fragt er, wenn sein nächster Satz lautet „ Antwort, Sie waren es nicht“. Das ist eine miese Form des Rabulistikers. Unter anderen polemisch verdrehten Sätzen wird die Entspannungspolitik von Brandt, Bahr unter heute völlig veränderten Bedingungen russlandpolitisch als Muster ohne Wert angesehen, schreibt Herr Ulrich.

Gabriel, Steinmeier hätten zwar die Tat nicht begangen, den Krieg der Ukraine herbei zu führen, aber es unterlassen, dass es geschehen sei. Zwischen dem größten Verbrechen der Menschheit und der Exportweltmeisterschaft verlief offenbar eine unterirdische Pipeline, schreibt Herr Ulrich: Das gefalle nicht nur der SPD, sondern zeige die „ Selbstgerechtigkeit des deutschen Volkes, wenn es sich nicht davon irritieren lassen, dass die Geschichte ihm damals dermaßen den Arsch puderte „. Das ist in Form und Inhalt undankbar und falsch für die Zeit mit Gorbatschow.

Ich darf glauben, dass damals vielleicht zu egoistisch kein gewonnener Freund erkennen wollte, was dieses Konzept der Perestroika für unermessliche Anforderung an den Nachfolger Gorbatschows stellt und aber auch an die europäischen Länder, zur Gestaltung beizutragen. Ich finde diesen Artikel Von Herrn Ulrich für die Zeit unwürdig und völlig daneben, nur zerstörerisch ohne Erkenntnis und abscheulich. – Dr. med. Horst Wietelmann

 

Wenn Bernd Ulrich seine Analyse als Bewerbungsschreiben für den Posten des Chefberaters der Bundesregierung verfasst hat, dann müsste er diesen Job bekommen. Aber halt; dann müssten wir als Leser in Zukunft auf seine kenntnisreichen Darstellungen und präzisen Diagnosen deutscher Politik und ihrer kapitalen Fehler verzichten. Möge er also in Hamburg bleiben. – Helmut Schmitz

 

Vielen Dank für diesen offenen und direkten Artikel, mit dem Sie mir aus der Seele sprechen. Sowenig Mut und Entscheidungswille selbst im Angesicht fast unvorstellbarer Grausamkeiten lässt mich täglich mehr an dieser bis dahin auch nicht mit positiven Signalen und Taten glänzenden Regierung verzweifeln. Weder zu Corona noch zum Krieg in der Ukraine hat sich Herr Scholz dazu herabgelassen uns, dem Volk, welches ihn doch gewählt hat( oder auch nicht) in welcher Weise auch immer ein Zeichen zu geben. Ja, es ist schwierig; ja, wir müssen uns einschränken; ja, wir werden Entscheidungen fällen…..

Man möchte am liebsten Alle einfach einmal kräftig schütteln in der Hoffnung, dass sie endlich aufwachen. Das gilt nicht nur bei der SPD im übrigen. Die Fehler im Umgang mit Russland, die Sie aufführen, sind nunmal gemacht. Warum der Wille fehlt, das zu erkennen und Taten folgen zu lassen ist mir Rätsel. Bleibt nur die Hoffnung, dass sich hier schnellstens doch noch etwas ändert. – Christine Michaelis

 

Die Selbstgefälligkeit von Journalisten ist bisweilen genauso unerträglich wie die mancher Politiker. – Petra Dachtler

 

Auffällig ist, dass auch in den höheren Etagen der Politik eine kleingeistige Psychologie, nämlich die Wahrnehmung vom Wünschen und kurzfristigen Gewinnchancen abhängig zu machen, Einzug findet. Dabei gab es genügend weitsichtige Berater auf dem internationalen aber auch nationalen Parkett, auf die man hätte hören können und müssen. Und dann muss sich unsere Regierung von einem narzisstischen Autokraten wie Trump bei jeder Gelegenheit zurechtweisen lassen, sich an die angestrebten 2% des Bruttoinlandsprodukt beim Militärbudget zu halten und auf Nordstream 2 zu verzichten. Womit er allen sichtlich auf den Geist ging.

Und dann bekam er doch recht, verdammt nochmal! Auffällig ist allerdings auch, dass sich jetzt alle „demütig“ an die Brust schlagen, vom Bundespräsidenten angefangen und um Nachsicht bitten. Aber den Rechthaber aus den USA erwähnt niemand. Gönnt ihm niemand, dass er recht hatte? Ist das allen peinlich? Dabei haben Autokraten auf identifikatorische Weise vielleicht eher Einblick in die Strategie und Taktik anderer Autokraten, und sie wissen vielleicht besser, wie man mit solchen Personen umgeht. Siehe die Russland- und Chinapolitik Trumps, wobei er allerdings gerne die Steigbügelhilfe Putins annimmt, um sich damals Vorteile gegenüber Hillary Clinton zu verschaffen. So realistisch denken Autokraten, während sich viele andere Politiker gerne täuschen lassen. Toll, nicht?! – Gerd Schillmöller

 

Vielen Dank für Ihre erhellenden und deutlichen Worte . Sie sagen , unsere aktuelle Situation sei die Folge einer an Pathos und Profilt orientierten Politik . Stimmt Ihre Darstellung , wäre es dann nicht auch so , dass wir alle über Jahre hinweg den „überquellenden Reichtum „ in vollen Zügen genossen haben ? Und blind der Realität gegenüber wären dann nicht nur die politisch Verantwortlichen……… , schließlich haben wir diese „Blindgänger „ immer wieder gewählt , und das als emanzipierte , aufgeklärte Bürger ! ? Ich habe halt meine Probleme mit Schuldzuweisungen – es sind immer irgendwelche anderen ! Trotzdem stimme ich Ihnen voll und ganz zu , bis auf die Überschrift . Die müsste lauten : Waren wir alle von Sinnen ? – Peter Waltenberger

 

Am 18. März schrieb ich folgenden Brief an verschiedene Ministerien: „Sehr geehrte Damen und Herren der Ministerien, Ich verfolge täglich die Politik via ARD, ZDF, DLF, NDR und DIE ZEIT. Die Rede von Herrn Selenskyj gestern war erwartungsgemäß berührend, aber ohne Neuigkeiten. Er hat keine andere Wahl, um ständig zu appellieren und zu bitten. Wie beschämend aber war die Reaktion im Bundestag, als kurz danach zur Tagesordnung übergegangen wurde! Sehr beschämend! Als ob es um einen TOP wie jeder andere ging.

Herr Selenskyj hat leider so recht! Die Politiker denken nur an die eigene Wirtschaft, und damit den Wohlstand des eigenen Volkes. Wie egoistisch! Deutschland geht es so gut! Und Sie trauen sich nicht, in das SWIFT-Abkommen einzugreifen und schärfere Wirtschaftssanktionen zu verhängen. Wie feige! Ihre Argumentation mit der Welternährung greift zu kurz. Sie denken mal wieder nicht langfristig. Gehen Sie ran an die Oligarchen! Ändern Sie die Gesetze gegen Steuerflucht! Ordnen Sie Energie-Sparsamkeit beim deutschen Verbraucher an! Es gibt so viel Potential dazu.

Stellen Sie Moral und langfristige Ziele in einer Demokratie an erste Stelle, und nicht das eigene wirtschaftliche Wohlergehen!! Wie wollen Sie demokratische Bündnisse schmieden, wenn Sie nicht die Hand ausstrecken? Mit freundlichen Grüßen…“ Eine Antwort habe ich nur von dem Büro von Frau Göring-Eckardt erhalten. Sie war adäquat. Herr Ulrich, Sie haben so recht! Die Wahl „zwischen Heldentum und Feigheit“ ist schon entschieden. Es ist immer wieder der deutsche Wirtschafts-Lobbyismus, der am Ende die Entscheidung trifft, und nicht die Politiker. Und wo bleiben die täglichen Aufrufe zu mehr Sparsamkeit? Wie ernst ist es den Politikern eigentlich? – Dr. Martin Grau

 

Danke für Ihre klare Analyse und besonders für den letzten Satz ihres Artikels. Wäre es richtig, dass Herr Steinmeier vom Amt des Bundespräsidenten zurücktritt ? — Ja, das wäre es! Und zwar als Zeichen der gemeinsamen Fehlleistungen der deutschen Außenpolitik ( Politiker und Berater) und des Nichthinhörens in den letzten Jahren. Herr Gabriel ist nicht mehr im Amt, Herr Maas zu Recht nicht mehr etc. Und Frau Merkel auch nicht mehr. So wie Sie es formulieren, muss sich Herr Steinmeier aus dem „Salon der eigenen Selbstgefälligkeit“ herausbewegen und sollte damit Verantwortung übernehmen, denn die gesamte Gesellschaft, die er vertreten will, hat die Folgen zu ertragen. Herr Steinmeier ist es auch stellvertretend den Bürgern schuldig. – Hubert Ludorf

 

Was eigentlich haben unsere verantwortlichen Politiker, quer durch alle Parteien, während des vergangenen Jahrzehnts gewaltiger Umbrüche und Herausforderungen gedacht, geglaubt, ja vielleicht erträumt? Haben sie durch eine riesige rosarote pazifistische, geschichtsmoralische Brille unsere Welt betrachtet, die Kriege, die Völkerwanderungen nach Europa, die immer verheerenderen Folgen der Erderwärmung? Vor allem, was haben sie getan, besser: unterlassen? Haben sie die warnenden Stimmen der Augen- und Ohrenzeugen, der Wissenschaftler überhört, lieber den Verharmlosern und Weichzeichnern geglaubt?

Erst, als der Krieg an ihre Haustür klopfte, wurden sie – völlig überraschend natürlich! – unsanft aus ihrem Aussitzschlummer geweckt und reagierten – zögerlich und halbherzig! Deutschland, Europa zeigt dem Aggressor nicht den geballten Widerstand einer wehrhaften Demokratie, sondern allenfalls die Zähne eines Papiertigers! Sind das die Politiker, die wir verdienen? Wir, die wir Veränderung scheuen, ungern von unserem Wohlstand abgeben, für die „Gewinn und Gewissen“ wie siamesische Zwillinge zusammengehören?

Wann endlich zeigt einer (m,w,d) den Mut, uns nicht mehr mit wattigen Worthülsen einzulullen, sondern mit harten, klaren Worten die nationale- und Weltlage vor Augen zu führen, deren Änderung und Bewältigung uns alle Blut, Mühe, Schweiß, Tränen kosten wird? Der aber gerade dadurch unser Vertrauen gewinnt! Ich höre fast, wie ein Aufatmen durch unser Land geht: endlich! Dazu fallen mir 2 Strophen eines alten Revolutionsliedes ein, das Peter Rohland gesungen hat:

„…Aber ob wir neues bauen/Oder altes nur verdauen/Wie das Gras verdaut die Kuh/Ob wir in der Welt was schaffen/Oder nur die Welt begaffen/Das tut, das tut was dazu! Ob wir rüstig und geschäftig/Wo es gilt zu wirken kräftig/Immer tapfer greifen zu/Oder ob wir schläfrig denken/Gott wird’s schon im Schlafe schenken/Das tut, das tut was dazu!“ – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

„Waren sie alle von Sinnen?“ heißt die Überschrift eines Artikels von Bernd Ulrich, in dem er mit emotionalem Pathos Deutschlands heutigen Zustand im Verhältnis zu Russland „analysiert“. „Von Sinnen“ scheint eher Ulrich, der sonst so kühle Analytiker, zu sein: Nach dem Motto „Und Schuld an allem ist die SPD“, wie einst der Entertainer Rudi Carell sang, stellt Ulrich gleich am Anfang die Frage: „Kann man jenen, die derart falsch lagen, zutrauen, heute und morgen das Richtige zu sagen oder zu tun?“

Um dann mit Begriffen wie „man schämt sich“ und die von ihm benannten Verantwortlichen hätten „Glück“, ein Bild sozialdemokratischer Politiker zu malen, die wie die drei Affen nichts wissen und hören und noch zusätzlich Profit machen wollten. Wie einseitig und besserwisserisch Ulrich die Vergangenheit „analysiert“, mag eine Empfehlung des Bürgerrats „Deutschlands Rolle in der Welt“, der vor gut einem Jahr im Januar und Februar 2021 tagte, demonstrieren. Seine Empfehlungen kämen Volkes Stimme sehr nahe, meinte die Vorsitzende dieses Bürgerrats, Marianne Birthler, da er auf Grund seiner Zusammensetzung repräsentativ für Deutschland gewesen sei. Auch die ZEIT hält sehr viel von Bürgerräten.

„Es geht darum, frische, unverstellte Meinungen zu bekommen. Gerade keine Experten, keine Berufspolitiker“, schrieb sie in einem Dossier zu Bürgerräten, sie träfen „informierte Entscheidungen“. Und so sieht dann eine frische, unverstellte und informierte Entscheidung des Bürgerrats Deutschlands Rolle in der Welt im Februar 2021 aus: „Deutschland soll sich aufgrund seiner historischen Verantwortung und engen kulturellen Beziehung zu Russland in der EU für ein partnerschaftliches Verhältnis zu Russland engagieren und durch die Partnerschaft demokratische Werte vermitteln.“(117 Ja 25 Nein)

Die Politik Deutschlands gegenüber Russland kann nicht nur der SPD – die Rolle der anderen Parteien, insbesondere der CDU und ihrer Parteivorsitzenden und Bundeskanzlerin wird von Ulrich übrigens sehr stark marginalisiert – zugeschrieben werden. Sie beruhte auf einem ganz breiten Konsens auch in der Bevölkerung. Deutlicher als durch die Empfehlung des Bürgerrats Deutschlands Rolle in der Welt kann die Einseitigkeit, ja sogar in gewisser Weise Bösartigkeit der „Analyse“ Ulrichs nicht aufgezeigt werden. – Dr. Ortlieb Fliedner

 

„Waren wir alle von Sinnen?“ wäre eine angemessenere Überschrift des Artikels von Bernd Ulrich gewesen. „Man schämt sich und sucht nach den Schuldigen“ und die sind natürlich unsere Politiker mit ihrer grotesken Fehleinschätzung von Putins Absichten. Von heute aus gesehen trifft Ulrichs Analyse natürlich zu. Aber war vor dem Krieg wirklich alles so evident?

Ich erinnere mich jedenfalls nicht, in den letzten Jahren einen Artikel von Bernd Ulrich oder einem anderen Zeit-Autor gelesen zu haben, in dem die deutsche Russland-Politik einer derart radikalen Kritik unterzogen wurde. Etwas Bescheidenheit und Selbstkritik wären durchaus angemessen. Hervorragend dagegen das Gespräch mit Y. N. Harari. Es eröffnet einen für mich ganz neuen Blick auf den Krieg, seine Folgen und auf das, was Europa nach dem Krieg tun muss. – Albert Hurrle

 

„Waren sie alle von Sinnen?“ überschreibt ZEIT – Redakteur Bern Ulrich seinen Versuch, das Phlegma der deutschen Regierungspolitik wenn es um harte Embargos und grenzenlose Waffenlieferungen geht, historisch aufzuarbeiten. In detaillierter und akribischer Darstellung werden politische Entscheidungen des letzten Jahrzehnts samt deren (vermeintlichen) Beweggründe und Motive seziert. Fazit dieser Fleißarbeit, laut Ulrich: Ja, sie waren wohl von Sinnen, in erster Linie die Sozis, aber auch CSU, CDU und die ganze Wirtschaft!

Und keiner hatte auf dem Schirm, was unsereiner (und viele andere Besserwisser, die seit einiger Zeit wie Pilze aus dem bundesdeutschen Medienboden schießen…) schon immer wusste: „Putin und überhaupt den Russen darf man keineswegs trauen! Gorbatschow & Co waren nur ein Verkehrsunfall der Geschichte! Russen verstehen nur Härte!“ Leider blendet der Autor komplett aus, dass – es auch noch andere player auf dem Erdball gibt, die Politik determinierten, z. B. die USA: Wieviel mal stärker bestimmten deren imperiale Feldzüge unsere und die Weltlage! Erinnert sei nur an den Irakkrieg und seine Folgen bis heute…

– es trotz (oder wegen?!) der „bundesdeutschen politischen Komplettversager“ in Mitteleuropa seit 1945 keinen Krieg mehr gab! Die Mehrheit unserer Landsleute ist denen dafür unendlich dankbar! Wäre es daher unangebracht, zu fordern: Wenn man schon Historie akribisch aufarbeiten will, dann gehört dazu eine Gesamtschau – wie sie auch bei der Beurteilung der gegenwärtigen Waffen- und Embargolage zwingend notwendig ist? Meine Antwort: „Ja!“ – Sowas, „Mensch das wäre toll!“ – Gottfried Klenk

 

In der aktuellen Ausgabe schreibt Bernd Ulrich (Waren sie alle von Sinnen?) schreibt : …“ wie selbstgerecht muss ein Volk sein …, dass ihm die Geschichte dermaßen den Arsch pudert“ und Anne Hähnig und Martin Nejezchlba schreiben „ Die meisten ostdeutschen Politiker stehen … heute ziemlich blöd da“. Bitte bleiben sie bei dem sprachlichen Niveau meiner Zeit, das ich als Leserin seit mehr als 46 Jahren schätze. – Prof.in Dr. Ulrike Mattke

 

Herr Ulrich listet einen „historischen Prozess auf, der jeder Beschreibung spottet.“ Er hat ganz vergessen, den Gastbeitrag Wladimir Putin aus dem letzten Juni in der „Zeit“ zu erwähnen. Sie könnten ihn ja bei Ihrer eigenen Aufarbeitung „ideologischer Erblasten“ zu Dokumentationszwecken noch einmal abdrucken. – Volker Schoegel

 

Der Artikel ist in seiner Einseitigkeit nicht zu übertreffen. Die Entscheidung der Kanzlerin die Ukraine nicht in die NATO aufzunehmen war und ist immer noch richtig. Ich sage, keine Waffenlieferungen an einen korrupten Staat (Platz 117 des Korruptionsindexes) mit einem Präsidenten, der seine Millionen in Steueroasen bringt. Ein Präsident, der Spielfigur der USA ist, um deren machtpolitischen Interessen durchzusetzen, auf Kosten der eigenen Bevölkerung. Ein Staat, der an der jetzigen politischen Entwicklung nicht unschuldig ist.

Ihr SPD-Bashing, Herr Ulrich, verkennt, dass Außenpolitik für Frau Merkel Chefsache war. Trotzdem war es richtig zu versuchen Russland wenigsten wirtschaftspolitisch in Europa zu integrieren. Russland ist ein europäisches Land. Allein die USA haben seit Ende des Kalten Krieges verhindert, dass auch Russland in den 1990 Jahren in Europa integriert wurde. Der US-Diplomat G.F. Kennan hat bereits 1997 gesagt, dass eine Erweiterung der NATO der verhängnisvollste Fehler der amerikanischen Politik nach dem Kalten Krieg wäre.

Die heutigen Mainstream Medien haben verbal massiv aufgerüstet, auch die ZEIT. Er gibt nur noch Gut und Böse, gute Kriegsverbrecher (USA, Großbrittanien) und Böse (Russland). Die Doppelmoral vieler Medien und Politiker ist abstoßend. Europa hat es versäumt den USA die Stirn zu bieten und in allen Bereich (auch militärisch) unabhängig zu werden. Den Preis zahlt die Bevölkerung in allen Ländern. Amis und Russians go home. – Marliese Seibert-Schüler

 

Eine bessere kritische Würdigung der verfehlten deutschen Russland-Politik kann ich mir nicht vorstellen. Die Bundesregierung und insbesondere die SPD-Führung sollten diesen Artikel von Bernd Ulrich unbedingt lesen. Die vom Autor mit Recht geforderte Grundsatzdebatte wird für die Ukraine leider zu spät kommen. Konsistenz in der Strategie der Bundesregierung wäre schon ein Fortschritt: Entweder wir helfen der Ukraine ohne Einschränkungen, weil „die Ukraine diesen Krieg gewinnen muss“, und nehmen dabei in Kauf, Putin maximal zu reizen.

Oder wir verzichten auf eine militärische Unterstützung, aus Angst Putin zu provozieren und den 3. Weltkrieg oder den Einsatz von Atomwaffen zu riskieren. Leider versucht es die SPD-geführte Bundesregierung mal wieder mit einem Alleingang wie bei Nordstream II und handelt nach der Devise: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Völlig übersehen wird dabei, das ein „gemäßigtes“ Deutschland die Entscheidungen von Putin sowieso nicht beeinflusst, wie in den letzten Jahren mehrfach eindrücklich zu sehen war. Oder geht es nur darum, der eigenen Partei das Umdenken zu ersparen, unter Inkaufnahme von zusätzlichen Toten in der Ukraine? Hoffentlich nicht! – Dr. Friedrich Curtius

 

Eine exzellente Analyse der offenbar katastrophalen deutschen Russland-Politik seit April 2008. „Steinmeier sitzt eben immer noch im Salon der eigenen Selbstgefälligkeit, stets ist er derjenige, der nur das Beste gewollt hat… Und hätte man jetzt einen Bundespräsidenten, der sich mit allem eigenen Risiko dieser Debatte stellen würde – Mensch, das wäre toll.“ Auf der ganzen Seite 5 eine vernichtende Darstellung unserer politischen Führung. Aber was haben denn die führenden Medien gemacht? Wo war die eindringliche warnende Kritik, die das Volk hätte nachhaltig bewegen müssen?

Bernd Ulrich erwähnt leider nicht die wahren Hintergründe des Ukraine-Infernos.. Es geht um den Krieg zwischen den USA und Russland. US-Präsident Joe Biden verweigert den dringend notwendigen Dialog mit Wladimir Putin. Deutschland muss sich baldmöglichst aus der Vasallenschaft der USA befreien und zur eigenen Identität finden. Zur Lektüre empfehle ich den SPIEGEL-Bestseller „Nationale Interessen“ aus der Feder des Wissenden und Weisen Klaus von Dohnanyi, der im Juni d.J. 94 Jahre alt wird. Seit Mitte Januar 2022 ist das großartige Buch in 5. Auflage erschienen, ein Weckruf zum Mündigwerden Deutschlands. – ROLAND R. ROPERS

 

Nachdem Bernd Ulrich alles so kritisch zu betrachten weiß, hat er bestimmt all die Jahre in guten ZEIT-Artikeln vor der jetzt eingetreten Entwicklung gewarnt, oder? – Helga Bienfuß

 

Der Artikel suggeriert, Deutschland hätte den Überfall Russlands auf die Ukraine verhindern können. Dies passt in das Bild, dass Deutschland eine Großmacht ist und zum Beispiel mit radikalen und für die Bevölkerung sehr teuren Maßnahmen das Klima retten kann. Wir halten uns noch immer für zu groß und wichtig – 1 kümmerliches Prozent der weiter stark wachsenden Erdbevölkerung. Warum besinnen wir uns nicht auf unsere Stärken, machen unser Ding und verzichten auf Großmannsgehabe? Das bekäme uns allen viel besser. Davon abgesehen: Warum thematisiert Ihr Autor nicht die Russland-Politik des grünen Außenministers Joschka Fischer zum Beispiel im Tschetschenien-Krieg? – Hans-Jörg Lindner

 

„Wir haben riesiges Interesse auch an Russlands Potenzial bei erneuerbaren Energien.“ Noch am 18.1. diesen Jahres – nach Georgien, nach Krim, nach Syrien und während des Aufmarschs Russlands vor der Ukraine und anderen Untaten mehr des Putin – Regime, die Herr Ulrich mit Recht in Erinnerung bringt, – hat die B 90/ Die Grünen Außenministerin Annalena Baerbock bei ihrem Antrittsbesuch in Moskau bei Herrn Lawrow damit Eindruck machen wollen und speziell eine Wasserstoff – Allianz in Aussicht gestellt. Als ob eine Abhängigkeit von Strom und Wasserstoff eine andere Abhängigkeit von Putin bedeuten würde als eine Abhängigkeit von Gas. Und kostenlos wäre die andere Energie ganz bestimmt auch nicht zu haben gewesen.

Annalena Baerbock bewegte sich dabei im Übrigen in der Spur der Perspektiven, die vorher schon der B 90/ Die Grünen Wirtschafts- und Energieminister Robert Harbeck bei der deutschen Wirtschaft zur Kooperation von Deutschland mit Russland ausgebreitet hatte. Waren das alles verblendete ignorante geschichtsvergessene Sozialdemokraten? Oder ist Kritik an Fehleinschätzungen gegenüber Putin nur angebracht, wenn es um Gas und Öl und Kohle geht und ist bei erneuerbaren Energien alles ganz anders? Die Einseitigkeit der Sichtweise von Herrn Ulrich, der seine negative analytische Intelligenz offensichtlich nur auf die SPD zu richten vermag, ist schon frappierend. Schade! – Ernst Dieter Rossmann

 

Die Ausgabe der ‚Zeit‘ vom 21. April 2022 verdeutlicht in irritierender Weise das Versagen deutscher und europäischer Politik. Sollten wir bei dieser Situation nicht den euphemistischen Begriff ‚Zeitenwende‘ durch ‚Politikversagen‘ ersetzen und in unseren Köpfen etablieren, ohne dass dafür im Bundestag Beifall fällig wäre? Aber auch die irritierendste Analyse der Vergangenheit wird erst wirklich glaubhaft, wenn sie mit Alternativen für die Zukunft konfrontiert wird. Und daran fehlt es.

Es fehlt nicht an Analysen und (entschuldigenden) Erklärungen für die Vergangenheit. Es fehlen der Aufbruch und der Rahmen für eine europäische Politik der Zukunft: Putins Angriff auf die Ukraine ist Politik der 19. Jahrhunderts, der Griff Chinas nach der Weltmacht über wirtschaftliche Einflüsse ist Politik der 20. Jahrhunderts, und Macrons Politik ist, in allem ein paar Nummern kleiner, das Erhalten der in den Schoß gefallenen Orden einer Großmacht. Zukunft sind sie alle nicht, und schon gar keine neuen Erkenntnisse, wie Winkler in seiner Rezension zu ‚Sieben Mythen über Europa‘ unterstellt.

– Wir brauchen einen Neubeginn, der nicht von der Vergangenheit sondern von der Zukunft her gedacht wird – wie brauchen eine sinnvolle Subsidiarität, die die Bürger für eine europäischen Integration (nicht die Nationen einer europäischen Integration!) in die Lage versetzt, ihre Aufgaben selbst zu lösen, wo es sinnvoll ist (Identifikationsebenen z.B. im kommunaler Bereich mit wesentlich erweiterten Zuständigkeiten). Mit einem solchen Begehren sind viele französische Bürger sicher näher an einer ‚Integration‘ als wir Deutschen – wir brauchen eine Friedenspolitik, die auch mit zivilen Einsatzmöglichkeiten in anderen Ländern rechnet, aber auch mit ihrer Verteidigungsfähigkeit (und nicht die nicht zu Ende gedachte Forderung Mützenichs, Atomwaffen nicht auf deutschem Boden zu lagern)

– wir brauchen die Bereitschaft, überkommene, wenn auch funktionierende Einrichtungen des Staates – etwa im Bereich der Justiz – auf den Prüfstand zustellen (wie jetzt bei importiertem Energiebedarf) – wir brauchen überhaupt die Bereitschaft, bei uns selbst die Voraussetzungen einer Politik für ein integriertes Europas zu diskutieren und zu schaffen. Und fromme Wünsche für einen Bundespräsidenten, ‚der sich mit allem eigenen Risiko dieser Debatte stellt‘ (Bernd Ulrich), könnten dann getrost in der Rubrik ‚Was mein Leben reicher macht‘ abgelegt werden. – Michael Machleidt

 

Ja es ist eine Zeitenwende und ja dieser menschenverachtende Überfall Putins auf die Ukraine ist mit Nichts zu rechtfertigen. Und dennoch bin ich für meinen Teil sehr froh, dass wir mit Olaf Scholz einen besonnen abwägenden Bundeskanzler haben, der eben nicht in das allgemeine Getöse über mehr und vor allem schwerere Waffen, die sofort und ungeachtet der tatsächlichen Verfügbarkeit zu liefern seien, einstimmt. Ich halte es für wohlfeil, jetzt so zu tun, als ob ein paar Panzer aus ohnehin fragwürdigem Bundeswehrbestand diesem Krieg eine entscheidende Wende oder gar dessen alsbaldige Beendigung herbeiführen würden.

Bei näherer Betrachtung bleibt doch wohl nur die Abspaltung der ohnehin seit 2014 von Russland indirekt beherrschten Gebiete Donbass und Krim für im Gegenzug ernsthafte Friedensverhandlungen und Sicherheitsgarantien von Dritter Seite. Oder glaubt im Ernst irgendjemand daran, dass Putin ohne vorzeigbares Ergebnis, aufhören wird den Aggressor zu geben. Einen Krieg, den man nicht gewinnen kann, muss man auf andere Weise beenden, und zwar schnell um das Leid nicht weiter zu vergrößern. Zumal die Geschichte auch lehrt, dass kein Aggressor dauerhaft ein Volk beherrschen kann. Gebt Putin diesen rust belt der Ukraine, lasst die Ukrainer, wenn sie wollen umsiedeln, aber lasst doch um Himmels willen nicht zu, dass es am Ende ein Krieg der Nato wird.

In einem zweiten Schritt wird dann die Lossagung von Putins Rohstoffen mit aller Macht vorangetrieben und die Bundeswehr endlich wieder in den Stand einer Armee versetzt, die diesen Namen auch verdient. Letztlich kann dann die verbleibende Ukraine das Aufnahmeverfahren in die EU anstreben, ohne gleichzeitig in die Nato zu streben. Und noch etwas, heute so zu tun, als hätte man das alles kommen sehen müssen, halte ich erst recht für wohlfeil, Fehler der Handelnden in der Vergangenheit hin oder her. – Thomas Harnisch

 

Wie wahr! Aber hat Herr Ulrich schon 2008 alles gewusst? Seien wir ehrlich: wir haben uns alle getäuscht. – dr. Salvatore Algieri

 

Zum historischen Prozess, den Bernd Ulrich beschreibt, müsste man ergänzen, dass es ständige Forderungen nach Aufhebung der Russland-Sanktionen gab, beginnend nur 14 Monate nach Verhängung durch die EU: September 2015: Sigmar Gabriel will Ende der Sanktionen gegen Russland (der SPD-Chef sieht die Regierung in Moskau als wichtigen Partner im Kampf gegen den IS und die Flüchtlingskrise). Auch Erwin Sellering, Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, will die Sanktionen schnellstmöglich beenden.

Mai 2016: Gabriel fordert einen „Neuanfang“ in den Beziehungen zu Russland und ein Überdenken der Sanktionen gegen Moskau. Juli 2016: SPD will Abrüstung statt Säbelrasseln. März 2018: Sigmar Gabriel und Wolfgang Kubicki treten für die Aufhebung der EU-Sanktionen und gegen eine Vorverurteilung Russlands nach dem Giftanschlag in Großbritannien ein. Mai 2018: Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig ist gegen die Sanktionspolitik der EU. September 2018: Angela Merkel spricht sich gegen die Aufhebung der Sanktionen aus.

Juni 2019: Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer fordert ein Ende der Wirtschaftssanktionen. Juli 2019: Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil will ein Ende der Sanktionen. September 2019: Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke wirbt für die Aufhebung der Sanktionen. Oktober 2019: Schrittweise Lockerungen fordern neben Klaus Ernst (Die Linke) der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD, Bernd Westphal, und die FDP-Wirtschaftspolitikerin Sandra Weeser. – Jürgen Thiede

 

vielen Dank ganz allgemein für Ihre wunderbare journalistische Arbeit, die mir immer wieder hilft, Hintergründe zu erfassen und für meine Meinungsbildung abzuwägen. Im Speziellen möchte ich Ihnen für die aktuelle Ausgabe (vom 21. April 2022) danken, in der Sie die deutsche Gewissensfrage zum Ukraine-Krieg stellen und beleuchten; mein besonderer Dank geht an Bernd Ulrich für die „Gewissensfrage II“.

Gerade einen Tag vor dem Erscheinungstag der Ausgabe hatte ich aus meinem Gewissen als deutsche Mitbürgerin (und meiner Vergangenheit als studierte Slawistin) heraus einen Brief an den ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelensky geschrieben, den ich Ihnen als Antwort auf Ihren Artikel an Herz legen möchte. Ein weiterer Brief ähnlichen Inhalts ging an den Bundeskanzler. (Verfasst habe ich den Brief auf Ukrainisch und Russisch, die deutsche Übersetzung ist beigefügt.) Hier der Brief (Übersetzung):

„Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrter Volodymyr Oleksandrovic, entschuldigen Sie bitte, dass ich im Folgenden auf Russisch weiterschreibe; meine Ukrainisch-Kenntnisse sind zu spärlich. In der jetzigen Situation sehe ich das zögerliche Handeln der deutschen Politik. Ich bin keine Politikerin, ich bin einfach ich: eine von 83 Millionen Einwohnern Deutschlands. Aber ich möchte, dass Sie wissen, dass ich damit nicht einverstanden bin. Und ich bin nicht allein. Viele von uns denken so, darunter etliche bedeutende Journalisten und Satiriker. Wir halten Petitionen am Laufen.

Wir sehen, wie die Ukrainer und Ukrainerinnen ihren Kopf hinhalten, nicht nur für die Verteidigung ihres eigenen Landes, sondern auch für uns alle, damit der Krieg nicht weiter nach Westeuropa gelangt. Und wir sollten uns nicht so sehr fragen, wie vorsichtig wir vorgehen, sondern: Wer wollen wir am Ende gewesen sein? Wer sind wir später einmal im Geschichtsbuch? Die, die zögernd geschwankt haben, oder jene, die im rechten Moment alles getan haben, was irgend möglich war? Mir fielen die Worte ein, die Sie in der Rolle des fiktiven Präsidenten Holoborodko [Anm.: in der Serie „Diener des Volkes“ (2015)] gesagt haben: „Man muss stets so handeln, dass man sich nicht schämen muss, wenn man in die Augen der Kinder, der Eltern oder jedweden Menschen blickt.“

Ich schäme ich gerade für die Zögerlichkeit; und ich hoffe, dass unser Land möglichst schnell die Chance ergreift, Entschlusskraft zu zeigen. Ihnen – und allen Menschen in der Ukraine – wünsche ich von ganzem Herzen Glück, Gesundheit, Unversehrtheit, Kraft, Fantasie, um auch weiterhin die richtigen Schritte und Worte zu finden – und vor allem ein baldiges Ende dieser schrecklichen Zeiten. Vielen Dank Ihnen für alles. – Christiane Neukirch

 

Ein Autor, der in der machtpolitischen kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Russland und seinem ehemaligen Satellitenstaaten Ukraine im Rundumschlag mit der politischen Führung unseres Landes abrechnet und deren politische Alternativen auf “Heldentum und Feigheit” reduziert. Ein Erzbischof, der für den Sieg seines Landes und seine Kämpfer Gottes Hilfe anruft, statt für umgehenden Waffenstillstand und Friedensverhandlungen zu beten. Geht’s noch? Scheinbar gehören die Chinesen zu den wenigen realpolitisch denkenden Menschen, die gegen das Nationalismus- und Vaterlandsliebe-Virus immun geblieben sind. – Dr. Wolf-R. Palmer

 

Qualitätsjournalismus ade. Kaskaden von verbal überzogenen Schuldzuweisungen garniert mit vereinzelten, durchsichtigen Konzessionen an die Redlichkeit der für Ulrich erkennbar von Anfang an fehlgeleiteten Akteure vormaliger deutscher Russlandpolitik. Keiner Erwähnung wert, dass diese Akteure sich in einem Umfeld bewegten, das vom US-amerikanischen Interesse an einer Anbindung der Ukraine an den Westen geprägt war. Die Maxime dazu ist in dem bereits 1997 erschienen Buch des ehemaligen Sicherheitsberaters von US-Präsident Jimmy Carter, Zbigniew Brzezinski „Die einzige Weltmacht- Amerikas Strategie der Vorherrschaft“ nachzulesen.

Was rückblickend als Fehler erscheint, ist in diesem Licht eher Ausdruck eines Scheiterns deutsch-französischer Russlandpolitik an der Dominanz der USA als an überzogener Russlandgläubigkeit. Dem muss man sich nicht anschließen, aber einfach auslassen spricht nicht für journalistische Sorgfalt. Jedoch die sucht man angesichts des aufgeheizten Klimas auch anderswo vergeblich. So sehr die tägliche Nachrichtenflut über Grausamkeiten des russischen Überfalls auf die Ukraine uns bewegt, so wenig tragen emotional gesteuerte Verengungen des Blickfeldes zur Problemlösung bei.

Zu befürchten ist, dass der Zeitpunkt für eine allseits gesichtswahrende Lösung schon vor geraumer Zeit verpasst wurde. Die Vorboten des Krieges waren spätestens mit der Annextion der Krim und den anschließenden Sanktionen des Westens gegeben. Hoffen wir für die Ukraine und uns alle, dass die zentralen Akteure in Ost und West einen Weg aus dem Desaster finden, das vor allem, aber nicht nur Russland herbeigeführt hat. Ein dem Ernst und der Vielschichtigkeit des Themas angemessenerer Journalismus als ihn Bernd Ulrich hier anbietet, könnte nicht unwesentlich dazu beitragen. – Dr. Wolfgang Hirsch

 

Großes Erschrecken beim Lesen dieses Artikels:. Ich dachte wirklich, ich hätte die falsche Zeitung erwischt. Was hat den geschätzten Bernd Ulrich getrieben, einen solchen Artikel zu schreiben? Er sieht eine an Pathos und Profit orientierte Regierungspolitik und fragt doch tatsächlich: „Kann man jenen, die derart falsch lagen, zutrauen, heute und morgen das Richtige zu sagen oder zu tun?“ Es sind somit Versäumnisse ausschließlich der deutschen Regierung, die zum russisch-ukrainischen Krieg geführt haben sollen – wahrscheinlich ist sie auch hauptverantwortlich für den aktuellen russischen Vernichtungsfeldzug.

Ulrich rügt die angeblich fehlende Unterstützung der deutschen Regierung. Und hier insbesondere die angeblich zu zögerliche oder gar bewußte Nichtlieferung von der Ukraine benötigter Waffen. Deutschland sei demnach auch der einzige Natopartner der sich so verweigert, weshalb die Partner auch schon vom dauernden Kopfschütteln Kopfschmerzen haben (sollen). Dass das so nicht zutrifft und die Regierung keinesfalls als Außenseiter und „Lieferungsverweigerer“ im Kreis der führenden Natopartner gehandelt wird, bestätigen diese übrigens gerne.

Diese wissen übrigens und das schon vor Kriegsbeginn, dass die Bundeswehr über eine derart schlechte Ausstattung verfügt, dass unsere eigene Landesverteidigung ohne Unterstützung unserer Verbündeten, insbesondere der USA, bis auf Weiteres nicht gewährleistet werden kann. Die Lieferung geeigneter Waffen an die Ukraine kann deshalb oft auch nur durch andere Natostaaten erfolgen. Das dürfte auch Journalisten bekannt sein, auch denen, die gerne dann und wann die Regierung herunterschreiben. Und auch, dass seit 2005, also während der Kanzlerschaft von Frau Merkel, ausschließlich CDU-Verteidigungsminister / Ministerinnen für die Bundeswehr verantwortlich waren ! Trotzdem scheint es immer wieder Freude zu bereiten, alle „Versäumnisse“ dem erst seit ca. 100 Tagen dafür verantwortlichen Kanzler der SPD anzulasten?

Der Kanzler könnte zwar kommunikativer sein, aber so weit zu gehen, ihm bzw. der Regierung nicht mehr zuzutrauen, das Richtige zu tun, ist unfair und beleidigend. Scholz ist in seinem Handeln abwägend und vorsichtiger als einige Politiker, die im Krisenfall eher nicht bereit sein werden, Verantwortung zu übernehmen. Er versucht so zu vermeiden, dass es bei aller Unterstützung der Ukraine zu einem großen, Europa flächendeckend zerstörenden Krieg kommt. Damit liegt er nachweislich auf Kurs der wichtigsten Verbündeten. Was sagt uns das? Man muss sich eben nicht nur auf Äußerungen frustrierter Abgeordneter stützen – z.B die in Berlin unter „Troika der Enttäuschten“ geführten Hofreiter, Roth und Strack-Zimmermann.

Und erst Recht nicht aus Angst vor den Forderungen des unverschämt und beleidigend auftretenden Stepan Bandera-Verehrers Melnyk oder seines Präsidenten einknicken. Es soll übrigens auch kein Bruch der Ampelregierung bevorstehen, auch wenn CDU/CSU und bestimmte Medien das immer wieder mal kolportieren. Kurz noch zum Öl und Gas: Herr Ulrich ist dafür, die Lieferung von Öl und Gas aus Russland sofort zu beenden. Wer würde das nicht wollen. Man sollte aber wissen, dass dann auch kein Gas mehr in die Ukraine fließt, da Deutschland bisher die Gasversorgung der Ukraine mit eigenem Gas sicher stellt.

Wie unsere Industrie hierüber denkt ist bekannt und viele unserer ärmeren Mitbürger brauchen ihren PKW und wer will schon frieren. Zur Zeit sucht das Wirtschaftsministerium weltweit nach alternativen Öl-/Gaslieferanten, um so unsere Abhängigkeit von fossiler russischer Energie zu beenden. Minister Habeck ist zuversichtlich, bis zum Jahresende Erfolge vorweisen zu können. – Peter Brosch

 

Noch nie so einen tendenziösen Artikel in der Zeit gelesen. Die Schuld am Ukraine-Krieg wird letztendlich der SPD zugeschrieben, wenn auch verdeckt. Den Grundsatz Wandel durch Annäherung der Brandt/Bahr/Scheel`schen Ostpolitik aus heutiger Sicht als Muster ohne Wert zu sehen, nur weil heute ein brutaler, unberechenbarer Despot in Russland regiert, ist unredlich und wird dem nicht gerecht, was erreicht wurde. Das hätte ich einer Zeitung wie Der Zeit nicht zugetraut.

Sie reiht sich damit in den medialen Reigen ein von Bild, Die Welt, n-tv, t-online etc. deren Ziel offensichtlich das Scheitern der Ampel ist. Das ist verantwortungslos in der heutigen Situation, eine Regierungskrise heraufzubeschwören mit evtl. Neuwahlen nach 4 Monaten. Das wäre der Super-GAU. Herrn Ulrich empfehle ich das Interview vom Generalinspekteur Markus Laubenthal zum Einsatz des Marder-Panzers, ebenso denen, die sich plötzlich vom Fundamentalpazifismus zum Militärexperten entwickelt haben wollen. – Josef Ullrich

 

Haben Sie vielen Dank für die hervorragenden Artikel zum vergangenen und gegenwärtigen politischen Handeln in unserem Land auf den Seiten 1, 4 und 5 der aktuellen Ausgabe der ZEIT. Ich hoffe, die Verantwortlichen überdenken ihr Tun. Ich bin wütend und schäme mich! Selbst Robert Habeck, den ich für den fähigsten Politiker dieser Regierung halte, scheint dem ungebrochenen Profitdenken deutscher Wirtschaftler zu lauschen. – Übrigens, irgendwie passen die Seiten 2 und 3 nicht ins Bild! – Bärbel Kappe

 

Meine These ist: Es wird kein Frieden geschlossen, wenn beide Kriegsparteien auf Sieg setzen. Krieg ist schlicht eine barbarische und selbstmörderische Form der Konfliktlösung. Es erschreckt mich, wie Medien und Politik das euphorische Lob der Kriegspropaganda verbreiten und die berechtigte Zurückhaltung Deutschlands als Zaudern diffamiert wird.

Ja, Herr Ulrich, die deutsche Russlandpolitik war falsch. Sie war realitätsblind. Aber in einem anderen Sinne, als Sie und das Heer der Mainstream-Journalisten es pausenlos verkünden. Die NATO hat alle Befürchtungen Russlands brüsk zurückgewiesen und das russische Gefühl der Existenzbedrohung durch NATO-Osterweiterung, Kündigung von ABM- und INF-Vertrag nicht ernst genommen. Der Krieg fiel nicht vom Himmel. Systematisch erweiterte die NATO ihren Einflussbereich: 1999, 2004 und beinahe 2008. Dazwischen gab es von Putin immer wieder Angebote einer Sicherheitspartnerschaft (Bundestag, Sicherheitskonferenz). Das Minsker Abkommen, von der Ukraine boykottiert, wurde nie ernsthaft umgesetzt.

Statt immer wirksamere Waffen zu liefern, welche Russen durch ihr Arsenal überbieten werden, sollte der Westen Druck auf die Ukraine ausüben und zu Kompromissen (etwa eine Form der Neutralität) drängen, hat doch Selenskyj selbst vor ein paar Wochen dieses Zugeständnis ins Gespräch gebracht, aber dann nicht weiter verfolgt, weil es wohl nicht im Interesse der USA lag, den Stellvertreterkrieg mit Russland so ausgehen zu lassen. – Bernd-Dieter Fischer

 

Der Artikel erinnert mich stark an den Verlauf der Karwoche im Leben von Jesus – erst Hussiana und wenig später dann kreuzigt ihn. Herr Ulrich hätte vor der Niederschrift dieses Artikel sein eigenes Archiv der letzten Jahre befragen sollen und sich an die vielen positiven Darstellungen der von ihm massiv attackierten Politiker und Politikerinnen aus seiner Feder erinnern sollen. Entscheidungen werden in historisch determinierten Situationen getroffen die durch viele nationale, internationale und auch viele Abhängigkeiten unter einander verbunden sind und sie lassen oft keine einfache Entscheidungsfindung zu.

Dabei sind Fehler und Fehlbeurteilungen unvermeidlich und die Geschichte ist voll davon. Auch muss die Ära Merkel historisch aufgearbeitet werden, aber nicht zu diesem Zeitpunkt und nicht mit dieser kleinkarieten nationalen Sichtweise. Die weisen Uhus, die hinterher alles besser wissen, gibt es immer, aber es kommt auf die Neuausrichtung und die Eindämmung der weltpolitischen Gefahren an. Dazu war der Artikel aber offensichtlich nicht sehr hilfreich. – Klaus-Dieter Busche

 

Sie machen es sich mit Ihrem Urteil über die aktuelle und die vorhergehenden Regierungen zu leicht. Sie schreiben, die Ukraine und der US-Geheimdienst wussten, wie weit Putin gehen würde. Wenn die Ukraine es wusste, warum rüstete sie dann seit 2014 nicht auf? Deutschland jetzt mit teils drastischen Worten (Sie zitieren Herrn Melnyks Twitternachricht) und brüskierendem Verhalten (Ausladung des amtierenden Bundespräsidenten) als untätig zu verunglimpfen, lässt völlig außer Acht, dass Deutschland bereits hilft mit Flüchtlingsaufnahme, privaten Geldgebern und der Zustimmung zu Lieferung von ursprünglich deutschen Waffen. Der süffisante Hinweis auf eine Bevölkerung, die einen Energieboykott nicht aushalten würde, trifft es nämlich genau:

Weder ist in der Bevölkerung ein Verzicht auf Mobilität, auf Reisen, auf reichliche Lebensmittelauswahl, auf Nutzung von Unterhaltungselektronik zu erkennen. Schon gar nicht auf die Bereitschaft, die Heizung zurückzudrehen. Die Bereitschaft, den Lebensstandard zu senken, ist nicht erkennbar. Beispiele hierfür sind Legion. Umso mehr verstehe ich die Regierung, die auch diese fehlende Bereitschaft – egal, ob von Bürgern oder Unternehmen – und damit verbundene Proteste berücksichtigt. – Albert Kaifer

 

Sie sollten nachforschen, ob Ihr Redakteur Bernd Ulrich eventuell noch ein weiteres Honorar einstreift: von NATO oder USA. Sein Kommentar zum Krieg in der Ukraine ist so bemerkenswert einseitig in seiner Argumentation, dass man – ohne diesen finanziellen Hintergrund – journalistischen Autismus, sicherlich aber Fanatismus diagnostizieren müsste. – Bert Ehgartner

 

Die Frage bleibt offen, ob Steinmeier, falls seine Wiederwahl nach dem 24.Februar stattgefunden hätte, heute wieder Bundespräsident wäre. Ausgerechnet Putin Versteher Schröder hat Steinmeiers politische Karriere maßgeblich gefördert und man kann hier eine zeitlebens existierende persönliche Verbundenheit oder Abhängigkeit vermuten. Das mag für Steinmeier tragisch sein hat aber jetzt wegen Putins brutalem Vernichtungskrieg gegen die Ukraine eine politisch verheerende Wirkung.

Aber es soll bei uns ja auch schon Rücktritte von Bundespräsidenten gegeben haben ! Die gesamte SPD mit ihren jahrzehntelang aktiven Spitzenpolitikern, egal ob Schröder, Steinmeier, Gabriel, Scholz usw., rutschten mit ihrem verklärt historischen Verständnis für Russland in die Falle Putins der mit billigem Erdgas die deutsche Toleranz gegenüber ihm als Gewaltherrscher immer grösser werden ließ. Das gilt natürlich genauso für die vorige Kanzlerin Merkel und ihre Partei die CDU. So gesehen hatten alle im Bundestag vertretenen Parteien -außer den Grünen- nie eine ernst zu nehmende kritische Distanz zu Russlands Putin entwickelt. Am Ende der politischen Sackgasse sind die Deutschen jetzt zu einem politischen Salto rückwärts gezwungen.

Die USA und Europa gucken verärgert auf die verwirrenden Reaktionen der deutschen Regierung zum Thema Waffenlieferungen an die Ukraine. Das Thema ist natürlich heikel, wenn es um Krieg und Frieden in ganz Europa geht. Nur kann der Bundeskanzler seine Politik gegenüber den Deutschen nicht so verstecken dass sich in diesen schweren Zeiten bei uns mehr Unsicherheit als Vertrauen verbreitet. In Zukunft könnten deswegen die Grünen bei den Deutschen auf größere politische Akzeptanz als die Altparteien stoßen -vor allem die SPD dürfte verlieren. – Klaus Reisdorf

 

Ob es möglich ist, Herrn Ulrich in ein Gespräch mit Theo Sommer zu bringen. Wir können es ja nur als tragisch empfinden, dass Herr Ulrich nicht seit 2008 Bundeskanzler war, denn er hat ja alles schon vorausgesehen… Lebendige Diskussionen Wünsche ich der ZEIT. – Albert Schechter

 

Ich denke, es ist im Nachhinein, mit dem Wissen, was danach geschehen ist, einfach, Entscheidungen der Vergangenheit zu kritisieren. Aber diese Entscheidungen sind sicher keinem der angeführten Politiker leicht gefallen. Am Ende ist es immer ein Abwägen zwischen verschiedenen Interessen. Wer garantiert uns, dass wir uns nicht in der Zukunft fragen werden müssen, ob wir noch bei Sinnen waren, schwere Waffen in die Ukraine zu liefern? Die Karte im Artikel von Ulrich Ladurner „Zusammen ist man weniger allein“ zeigt sehr anschaulich die Osterweiterung der Nato – meiner Ansicht nach der Hauptgrund für die russische Invasion.

Osterweiterung der Nato, ständig zunehmende Bewaffnung der Länder im Osten des Bündnisses, jetzt seit Kriegsbeginn immer mehr Waffenlieferungen an die Ukraine – dazu die wirtschaftlichen Sanktionen, der Ausschluss Russlands von Veranstaltungen auf sportlichem und kulturellen Gebiet…. ich bin mir nicht so sicher, ob das alles zusammen zum Frieden führt oder nicht im Gegenteil die Bedrohung Russlands über Massen erhöht und zu einer Kurzschlusshandlung führt.

Es ist ein sehr schmaler Grad und die Versuchung, sich von Putin befreien zu wollen kann ich verstehen – aber die Idee, Russland lasse sich von der Ukraine besiegen, verlängert nur unnötig diesen schrecklichen Krieg und mit ihm die Kriegsverbrechen. Und die Folgen dieses Krieges sind schon schlimm genug – in erster Linie natürlich für das Ukrainische Volk, aber auch für die ganze Welt und hier meine ich nicht den Wohlstand der Deutschen, sondern zum Beispiel die Ernährungskrise in Afrika oder die Schuldenkrise in vielen Ländern der Dritten Welt. – Stefanie Braasch

 

Fast alle waren von Sinnen, nur nicht DIE ZEIT! DIE ZEIT hat Kanzler Schröder gebrandmarkt wegen seiner Raffsucht als russischer Aufsichtsrat! DIE ZEIT hat S. Gabriel entlarvt als geltungssüchtigen Großsprecher! DIE ZEIT hat den Verteidigungsminister von und zu Guttenberg zu Fall gebracht ob seiner de-facto-Aufhebung der Wehrpflicht! Wer, wenn nicht DIE ZEIT, hat die Besetzung der Krim angeprangert? Wer, wenn nicht DIE ZEIT, hat die Kanzlerin gewarnt, der Verzicht auf Atomreaktoren vergrößere die Abhängigkeit von russischem Gas? Wer, wenn nicht B. Ulrich hat schon immer alles vorhergesehen, gewußt, besser gewußt? Nein! Seriös gestellt muß die Frage lauten: „Waren wir alle von Sinnen?“ – Dr. Thomas Lohmann

 

Also das alles falsch gemacht wurde, wissen wir jetzt. Was wären denn die Alternativen gewesen, um diesen Krieg zu verhindern? – Angelika Adler

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Die deutsche Gewissenfrage“ von Jörg Lau et al.

 

Gedanken zur deutschen Haltung im Ukrainekrieg: Seit mehr als vier Wochen werden wir einem medialen Trommelfeuer – um in der Rhetorik des Krieges zu sprechen – ausgesetzt, welches jedwedes Nachdenken, Abwägen, das Suchen von Lösungen, das eigenständige Beurteilen dieses ungeheuerlichen Geschehens in der Ukraine zu verhindern sucht. Eine moralische Keule, die meiner Meinung nach ganz und gar nicht auf einer Moral also unseren Sitten und Werten beruht, fährt auf all die hernieder, die versuchen die Möglichkeit eines wieder respektvollen Miteinanders oder auch nur Nebeneinanders – auch mit einem Aggressor – zu artikulieren.

Welche Werte werden da vertreten, wenn Friedensdemonstranten im harmlosesten Fall als naiv, im schlimmsten Fall gar als „Fünfte Kolonne“ bezeichnet werden? Meine sind es nicht. Meine Werte sind nicht Rache, Vergeltung, Vernichtung, Hass, Demütigung, Verunglimpfung im Umgang mit Widersachern oder gegenüber auch Menschen, die sich nicht dieser Massenhysterie anschließen wollen.

Und Nein, es war eben aus meiner Sicht nicht unverantwortlich, Handel zu betreiben und sich um Verständigung zu bemühen, denn nur, wer im Gespräch bleibt kann auch Einfluss nehmen. Niemand muss sich dafür entschuldigen. Die Idee der handeltreibenden Koexistenz und des kulturellen Austausches hat uns ganz nebenbei einige Jahrzehnte des Friedens beschert. Auch die Wiedervereinigung unseres Landes wäre ohne die versöhnenden Gesten eines Willy Brand oder einer Verständigungspolitik Gorbatschows nicht möglich gewesen. Gerhard Schröder, nun verfemt, hatte sich 2002 nicht der damaligen „Koalition der Willigen“ angeschlossen und sich (und uns) damit nicht mitschuldig gemacht an einem Angriffskrieg, der Hunderttausenden das Leben kostete und ein ganzes Land in Trümmern legte.

Tatsächlich muss man sich fragen, ob uns unser derzeitiges Verhalten nicht in große Gefahr bringt, wieder in einen Krieg verwickelt zu werden, den wir (wieder) nicht gewinnen könnten. Deutschland wird gerade in eine Lage gedrängt, die uns nicht guttut: von außen, indem an unsere angebliche besondere Verantwortung appelliert wird. Von innen, weil sich, wie schon im Kosovo-Krieg, in Afghanistan oder im Jemen Politiker und Politikerinnen allzu willfährig instrumentalisieren lassen und ein Übel aus der Welt schaffen wollen, welches sie möglicherweise auch selbst durch ihr politisches Handeln im Vorfeld erzeugt haben. Haben sie ihren Eid vergessen, Schaden vom Deutschen Volk abzuwenden?

Ich versuche diese hochgefährliche Lage einmal herunterzubrechen auf eine Situation, die ich als Lehrerin und Leiterin einer Schule oft erlebt habe: Ein wütendes, aggressives Kind geht mit großer Gewalt und augenscheinlich ohne Grund auf ein anderes los und verletzt es. Besonnene Lehrer und Lehrerinnen, aber auch über Jahre hervorragend ausgebildete jugendliche Streitschlichter würden sich einbringen, um die Lage zu beruhigen. Es würde sofort deeskalierend eingegriffen werden. Niemand käme auf den Gedanken, die anderen Kinder auf dem Schulhof aufzufordern, dem verletzten Kind einen (noch größeren) Prügel oder ein Messer in die Hand geben, damit es sich besser wehren kann. Vielmehr wäre es entscheidend, die Ursachen des Konfliktes herauszufinden, um eine weitere Eskalation zu verhindern und eine Lösung zu suchen.

Die Ursachen können sich dabei als sehr unterschiedlich herausstellen. Sie reichen von vorhergegangenen Provokationen und Demütigungen über Auseinandersetzungen wegen Eigentums bis hin zu schulischen oder familiären Problemen. Erst, wenn das eigentliche Problem erkannt ist, müssen Vereinbarungen getroffen, Regelungen gefunden, auch gegebenenfalls Sanktionen eingeleitet werden. Aber: Das Ziel wäre nie die „Vernichtung“ des Aggressors, sondern die Wiedereingliederung in die schulische Gemeinschaft. Tausendfach wird an unseren Schulen dieses Prinzip vorgelebt und eingeübt. Was leben wir jetzt unseren Kindern vor? – Margarete Richter

 

Zu dem Thema Völkermord, gerade im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg, möchte ich darauf hinweisen, dass Russland ein Viel-Völkerstaat ist. Die „Zeit“ sollte einmal einen Beitrag bringen, dass viele „Russen“ gar keine slawische Russen sind. Man muss sich mal die Zusammensetzung der russischen Armee betrachten. Wenn die asiatisch-stämmigen Soldaten erst einmal merken, dass Putin in der Ukraine einen Völkermord vorbereitet, könnte sich das Blatt gegen ihn (Putin) wenden. Die „Zeit“ sollte einen Beitrag bringen, der dieses Problem herausstellt. Vielleicht könnte über die ukrainische Botschaft eine Zersetzung der „russischen Armee“ beginnen. – Gerhard Pelzel

 

Sehr geehrter Herr Di Lorenzo, Sie waren einer der glühendsten Verehrer von Helmut Schmidt und sagten einmal, dass Sie ihn sehr vermissen würden. Ich auch. Ich wünschte er wäre jetzt da und könnte nüchterne und sachliche Kommentare abgeben zu den aktuellen Geschehnissen.Helmut Schmidt hat seinerzeit in einem Zeit Interview dem Sinn nach gesagt, wir müssten die Annektierung der Krim wohl anerkennen, obwohl es ein Bruch des Völkerrechts wäre, aber solch einen Bruch hätten andere auch schon begangen ohne weitreichende Konsequenzen. Vielleicht hätte er auch später gesagt, dass, wenn die Mehrheit der Menschen im Donbass eher der russischen Regierung zuneigt, man auch eine gewisse Abspaltung dieser Region von der Ukraine evtl. akzeptieren sollte.

Doch leider ist er nicht mehr da und die deutsche Russlandpolitik wird immer ideologischer. Im kalten Krieg standen sich die USA und die Soviet Union gegenüber. Heute stehen sich die USA und China gegenüber und ich habe das Gefühl, manche wollen einen zweiten Block konstruieren, in dem sich Deutschland und Russland gegenüber stehen. Es wird uns suggeriert, die Ukraine sei ein Hort der Demokratie, der Rechtstaatlichkeit, der Freiheit. Wenn dieses Land oder besser gesagt, seine Regierung, so super ist, warum gibt es dann seit Jahren Krieg im Donbass?

Warum sind nicht alle Ukrainer gegen Putin und für Selenskyj? Die Ukraine ist ein gespaltenes Land. Es gibt dort nicht nur friedliebende tolerante Menschen, sondern in der Tat auch extreme ukrainische Natinonalisten, die Russischstämmige Ukrainer hassen. Und auch der Regierung Selenskyj ist es scheinbar nicht gelungen – aus welchem Grund auch immer – diese extremen Nationalisten, die in der Tat Nazis aus dem 2. Weltkrieg bewundern, in ihre Schranken zu verweisen.

Und für diese Regierung Selenskyj sollen wir nicht nur unseren Wohlstand opfern, wobei viele Deutsche ja nur einen bescheidenen Wohlstand genießen, nein, wir sollen auch riskieren, Kriegspartei zu werden. Gott sei Dank haben wir in dem Kanzler und auch in seinem Wirtschaftsminister zwei Politiker, die komplex denken können und besonnen handeln. Hoffentlich bleiben sie standhaft, denn der moralisch ideologische Druck ist immens. Meine Freiheit verteidigt die Regierung Selenskyj nicht, das tut immer noch unsere Regierung. – Maud Dowds

 

Die teilweise schon an Beleidigungen grenzenden Äußerungen des hiesigen Botschafters der Ukraine, Herr Melnyk, dem Bundeskanzler, dem Bundespräsidenten und führenden anderen Politikern Deutschlands gegenüber sind weder dem von ihm repräsentierten Land, noch den Beziehungen Deutschlands zu diesem dienlich – im Gegenteil. Herrn Melnyk fehlt ganz offenbar die Bereitschaft, auch einmal die Handlungsweise einer Regierung zu respektieren, die auch heute noch ein erhebliches geschichtliches Schuldkapital gegenüber der Ukraine und Russland aus den Zeiten des Nationalsozialismus zu „verwalten“ hat.

Darüber hinaus, und hier kommt ein massiver blinder Fleck auch aufseiten der deutschen Medien ins Spiel, findet sich Herr Melnyk nicht zu einer eindeutigen Aussage mit Blick auf Stepan Bandera bereit. Diese historisch extrem umstrittene Figur, die wohl mit einigem Recht als Faschist (und nicht wenige Faschismusforscher und Historiker tun dies) und mindestens ultranationalistischer Rechtsradikaler gesehen wird, der auf der Seite der Nationalsozialisten kämpfte und Verbrechen in recht gewaltigem Ausmaß verübte (daher hielten die Nazis ihn im KZ Sachsenhausen aus anderen politischen Gründen als Ehrenhäftling in komfortabler Haft), genießt nach wie vor in den westlichen Teilen der Ukraine ungebrochene Verehrung, die sich in unzähligen Denkmälern, Straßennamen, einer Briefmarke 2009 aus Anlass seines 100. Geburtstages etc. niederschlägt.

Diese Verehrung und damit verbunden die Weigerung, Banderas Rolle damals und heute kritisch aufzuarbeiten, liefern zusammen mit anderen gegenwärtigen Gruppierungen dort wie dem Asow Regiment, durchaus eine Vorlage für Herrn Putins Propaganda, er führe einen Krieg zur Entnazifizierung der Ukraine. Damit ich nicht missverstanden werde: nichts in meinen Ausführungen soll auch nur verdachtsweise oder annähernd eine Apologetik Putins Politik darstellen. Wenn aber in der Presse und den Kommentaren in Fernsehen und Rundfunk z. B. der Faschismus Vorwurf Putins immer nur damit gekontert wird, dass Wolodymir Selensky Jude mit einer im Holocaust ermordeten Familie ist und deswegen die Ukraine schon mal keine faschistische Nation sein könne, dann geht das an der Sache vorbei.

Ich kann verstehen, dass in der gegenwärtigen Situation eine Berichterstattung, welche die historischen und gegenwärtigen problematischen Seiten der ukrainischen Politik und Gesellschaft ebenfalls zur Geltung bringt oder sie zumindest nicht verschweigt, schwierig ist und sich schnell den Vorwurf der Verteidigung oder Duldung eines nicht zu duldenden Vorgehens der russischen Regierung einhandelt.

Wenn aber in der Analyse der Hintergründe und Ursachen dieses Krieges eben jene historischen Fakten einfach ausgeklammert werden, dann tut dies der guten Sache „Unterstützung einer Nation gegen einen Aggressor“ Abbruch – man kann, darf und muss diesem Land helfen, sollte aber keine Heiligenlegende stricken; die Wahrheit im Sinne einer realistischen Betrachtung auch der Fehler dessen, den man unterstützt, sollte man aushalten wollen, weil man sonst schlicht Propaganda treibt und die späte Erkenntnis dessen die Glaubwürdigkeit und Rechtschaffenheit des eigenen Handelns ex post vernichtet. Oder mit anderen Worten: die halbe Wahrheit ist fast immer eine ganze Lüge. – Rainer Jensen

 

Ich gehöre zur Generation, die die Endphase des Hitlerkrieges, die Eroberung Berlins durch die Russen, als 8-jähriger mit wachen Blick erlebt hat. Deshalb gab es für mich nie ein politisches Vertrauensverhältnis zur Staatsführung der Sowjetunion. Deshalb grenzte es für mich an ein Wunder, dass die sowjetische Regierung die Wiedervereinigung Deutschlands zugelassen hat. Ein westdeutscher Journalist sagt schon damals, dass eine russische Staatsführung nie den Versuch aufgeben würde, die nach dem 2. Weltkrieg beherrschten Ostblockländer, wiederzugewinnen.

Der Krieg in der Ukraine ist der erst Versuch in diese Richtung. Es ist deshalb festzustellen, dass die deutsche Politik gegenüber Russland nach 1990 kurzsichtig und ideologisch war und noch ist und die Historie ausgeblendet hat. Kein normal und wirtschaftlich denkender Privatmann würde sich von anderen mit über 50 % abhängig machen. Wie es die Politiker und die Manager der Wirtschaftsbetriebe gemacht haben. Es trifft wie immer den kleinen Mann: Preissteigerungen, Inflation und Güteknappheit. – Ingomar Pritsch

 

Putins Krieg in der Ukraine legt die Verletzlichkeit der deutschen Wirtschaft und Wohlstandsgesellschaft offen. Keine andere Nation ist so betroffen wie Deutschland. Putin kann sich auf den Rückhalt seiner Bevölkerung, die in weiten Teilen Entbehrungen gewöhnt ist, verlassen. Für die deutliche Mehrheit seiner Landsleute ist wichtig, dass die grundlegenden Dinge des Lebens für sie zu erschwinglichen Preisen verfügbar sind. Dies kann Putin gewährleisten. Die russische Bevölkerung ist krisengefestigt.

In Deutschland hingegen hat eine, von einem Teil der Medien bis heute gefeierte ehemalige Bundeskanzlerin den Bürgern versprochen, dass „alle hier gut und gerne leben können“. Billiges Gas aus Russland sollte dazu beitragen. Dieses Versprechen löst sich nun in Luft auf. Aber es könnte noch schlimmer kommen. Was passiert, wenn China sich endgültig mit Russland verbündet? Mit China ist Deutschland, vor allem durch das starke politische Betreiben einer ehemaligen deutschen Bundeskanzlerin, besonders ökonomisch verbunden. Ein Bruch der wirtschaftlichen Beziehungen zu China hätte katastrophale Auswirkungen.

Die wirtschaftliche Abhängigkeit von China ist bereits zu weit fortgeschritten. Die Globalisierung frisst nun ihre Kinder. Allen voran Deutschland. Russland wird sich wirtschaftlich künftig auf den asiatischen Raum und insbesondere den Wachstumsmarkt Indien konzentrieren und die EU von seiner Lieferkette wichtiger Rohstoffvorkommen abschneiden. Wer leidet wohl mehr unter den Sanktionen? Russland oder die EU beziehungsweise Deutschland? Bereits jetzt herrscht in vielen Bereichen der einheimischen Wirtschaft ein erheblicher Materialmangel.

Das schlimmste steht uns aber noch bevor. Die Hoffnung der Politik, dass die europäischen Sanktionen gegenüber Russland Wirkung zeigen, klingt wie das Pfeifen im finsteren Wald. Honorige Politiker wie der verstorbene Heiner Geißler haben immer vor den Folgen einer ungezügelten Globalisierung, die hauptsächlich den Profithaien in die Hände spielt, gewarnt. Es waren ausgerechnet die politisch Linksgerichteten, die seit Jahren die öffentlichen Debatten bestimmen, die die Globalisierungsskeptiker in einen Topf mit Nationalisten geworfen haben. – Alfred Kastner

 

Ich habe die letzten beiden Ausgaben der Zeit mit viel Interesse gelesen. Dabei hat mich jedoch etwas verstört dass in beiden, ausser etwas beiläufig in einer Buchempfehlung, nicht weiter auf den letzten Bericht des IPCC eingegangen wird. Auch wenn der Krieg in der Ukraine uns natürlich alle betrifft und bedroht finde ich es problematisch dass dieser sehr wesentliche Bericht über den Zustand unseres Planeten nicht weiter erwähnt wird. – Karoline Lander

 

Zum Ukraine-Krieg und seinen Folgen: Johann Wolfgang von Goethe schreibt in „Zahme Xenien“: „Nichts schmerzlicher kann den Menschen gescheh‘n, als das Absurde verkörpert zu seh‘n.“. Aktueller Beweis: Wir finanzieren mit Energiemilliarden die Kriegsmaschinerie eines größenwahnsinnigen Despoten und gleichzeitig die erflehte Gegenwehr seiner Opfer! Und das Erstgenannte ausschließlich, um weiterhin dem Popanz des Wohlstands zu huldigen, statt die angebliche, weil vorgetäuschte Frei- heit in eine wirkliche zu wandeln, indem in jeder Hinsicht notwendige Einschränkung, ja Freiheit erhaltender Ver- zicht geübt wird.

Was ist so schwer daran, den Götzen des eigenen Wohlergehens samt stetigen (Wirtschafts)- wachstums, beide im Wesentlichen auf der Ausbeutung von im ursprünglichen Eigentum der Ärmsten der Erde stehenden Ressourcen beruhend, vom Sockel zu stürzen und sich in jeder Hinsicht zum Wohle aller Menschen auf ein (um)weltverantwortliches, Menschen achtsames, somit naturgefälliges Leben zu besinnen?

Und ja: Ich bin gern bereit, auf einen Teil meines Altersruhegeldes zugunsten von Menschen zu verzichten, die z. B. bei Verzicht auf russische Energie durch hinzunehmenden Produktionsrückgang oder -stillstand Lohneinbußen hinnehmen müssen oder ihren Arbeitsplatz verlieren, wenn sichergestellt ist, dass dieses Geld sie auch unmit- telbar erreicht. – Jürgen Fischer

 

Lay down your arms! Herr Jelensky träumt, wenn er glaubt er könne den Donbass und die Krim zurück gewinnen! Für dieses Ziel möchte er Deutschland und die Nato mit in den Krieg hineinziehen. Wir wollen aber keinen Krieg, keinen Kampf bis alles in Trümmern liegt! Friedensverhandlungen!

Die haben jedoch nur Aussicht auf Erfolg, wenn man kompromißbereit ist, nur wenn am Ende beide Seiten etwas gewinnen. Nur wenn auch Putin Gesicht wahren kann, wird er einem Waffenstillstand zustimmen. Kampf bis zum letzten Blutstropfen bringt nur Hundertausende neue Opfer, zertrümmerte Städte und Millionen Flüchtlinge! Und stürzt Europa in eine Wirtschaftskrise. Olaf Scholz, auf dem jetzt alle herum hacken, ist der einzig Vernünftige in diesem verdammten Streit. Keine Waffen in Kriegsgebiete!

Putin kann ja Kiew aus der Luft in Trümmer legen wenn er will, ohne einen einzigen Soldaten zu opfern. Aber der tapfere Selensky hat doch schon viel erreicht. Einen guten Ausgangspunkt für Verhandlungen. Wenn er weiter kämpft, wird er nach Mariupol auch Odessa noch verlieren. Die Waffen nieder! schrieb Bertha von Suttner in ihrem berühmten Buch schon 1897, (für das sie den Nobelpreis bekam.) Die Herren Kaiser und Könige haben aber nicht auf sie gehört. – R. Wittig

 

Der Ukraine-Konflikt treibt uns alle um, und es gibt niemanden der nicht dazu eine Meinung hat. Aktuell ist es „on vogue“ den Einsatz schwerer Waffen zu fordern. Aber – was sind die Konsequenzen? Gerne möchte ich hier einmal ein Gedankenspiel aus anderer Sicht vertreten. Um es vorneweg klarzumachen, ich bin kein Befürworter von Herr Scholz und schon gar nicht ein Befürworter von Herrn Putin. Im Gegenteil, ich hoffe, dass sich Herr Putin für seine Taten bald verantworten muss.

Die Forderung nach modernen schweren Waffen wird immer lauter – aber ist das der richtige Weg? Herr Hofreiter und Frau Strack Zimmermann fordern nach Ihrem Ukrainebesuch vehement die Bereitstellung schwerer moderner Waffen an die Ukraine. Dies, so die Argumentation, würde Russland stoppen. Weiteres zögern würde mehr Schmerz und Leid ergeben und zu einem Defaco Dritten Weltkrieg führen. Woher kommt diese Logik? Sie hört sich erst einmal plausibel an. – In dem Szenario wird davon ausgegangen, dass mit schwerem Material die Russen zurückgedrängt und sogar besiegt werden können. Eine andere Schlussfolgerung lassen diese Aussagen nicht zu.

Aber ist dem so? Oder bedeutet dies nicht sogar eine Befeuerung des Krieges und den Eintritt in eine weitere schreckliche Eskalation? Die Amerikaner warnen schon seit Tagen davor, dass die russische Armee taktische Nuklearwaffen einsetzen könnte. Und deren Prognosen waren leider bisher recht zuverlässig. Selbst wenn es bei dem prognostizierten Abnutzungskrieg bleibt, so besteht die Frage, wie viel Material soll in die Ukraine geliefert werden und bis wann? Die Ressourcen der Russen sind weitaus größer.

Auch wenn wir uns über den schlechten Zustand der russischen Armee wundern und freuen, wird die Armee aus ihren Fehlern lernen. Und hier liegt sicherlich ein wichtiger Punkt begründet, warum andere Nato-Länder bisher keine modernen Waffensysteme liefern, sondern „veraltetes“ Material. Sollten hochmoderne Waffensysteme in die Hände der Russen fallen, so würde dies einen enormen Einblick in die Fähigkeiten der Nato geben.

So schlimm und grausam dieser Konflikt ist, umso mehr ist es wichtig, sich nicht von Gefühlen und Emotionen leiten zu lassen. Die Ursachen für das Dilemma liegen Jahre zurück und man hätte früher auf Warnungen hören müssen, jetzt aber auf dem Zug aufzuspringen und „einfach“ nach „schweren Waffen“ zu rufen, ist zu kurz gesprungen. In der Regel stellen „einfache Parolen“ keine Lösung dar und erweisen sich oftmals als Bärendienst. Dies bitte nicht missverstehen, da der Impuls zu helfen bei jedem von uns innewohnt und die schrecklichen Bilder den Impuls auslösen, helfen zu wollen, bzw. helfen zu müssen. Wird der Krieg mit weiteren Waffenlieferungen verlängert und an Brutalität zunehmen? Mit Sicherheit ja. Wie sich zeigt ist Putin zu allem entschlossen und bereit dafür einen extrem hohen Blutzoll in Kauf zu nehmen.

Was passiert, wenn trotz der Waffenlieferungen die Ukraine von den Russen eingenommen wird? Dieses Szenario wird von den allermeisten als Gedanke abgelehnt, da es nicht in unser Weltbild passt. Ein völkerwidrig agierender Aggressor darf nicht gewinnen. Aber was passiert, wenn es doch eintritt? Neben den anderen schlimmen Erwartungen würde das bereitgestellte moderne schwere Militärmaterial in die Hände der Russen fallen. Sie würden damit erhebliche Erkenntnisgewinne erzielen und damit die eigene Verteidigungsfähigkeit der Nato und Deutschland herabsetzen.

Die Bereitstellung moderner schwerer Waffen erfordert den nachhaltigen Aufbau einer nachgelagerten Infrastruktur und Versorgung. Dies alles birgt erhebliche Gefahren und es ist zu befürchten, dass die Nato dann doch schleichend in diesen Konflikt hineingezogen wird. Ab dem Zeitpunkt, ab dem einmal schwere Waffen geliefert werden, wird man nicht mehr „zurück“ und die Versorgung stoppen können. Dann werden wir verpflichtet sein, immer weiteres Material bereitzustellen. Dies kann eine Eigendynamik entwickeln, die heute niemand vorhersehen kann.

Herr Melynk, Botschafter der Ukraine, fordert gebetsmühlenartig Waffenlieferungen aus Deutschland – und legt eine genaue Anzahl an verfügbaren Gerätschaften der Bundeswehr vor. Dies erhöht zusätzlich den moralischen Druck. Auch hier stellt sich die Frage, abseits von moralischen Verpflichtungen, was ist die Basis für diese Forderungen? Gibt es vertragliche Vereinbarungen?

Nüchtern betrachtet erscheinen diese Forderung zunehmend grotesk, insbesondere wenn berücksichtigt wird, dass der Repräsentant der Bundesrepublik Deutschland zu einem Besuch nach Kiew ausgeladen wurde von dessem Land man schwere Waffen fordert. Hier darf nicht vergessen werden, dass Steinmeier als Repräsentant von Deutschland und nicht als Privatperson unterwegs war. Die Einladung des Bundeskanzlers statt des Bundespräsidenten ist eine weitere groteske Stilblüte. Es sollte unstrittig sein, dass das Oberhaupt eines Landes nichts in einem fremden Kriegsgebiet zu suchen hat. Dafür ist die Ausübung dieses Amtes viel zu wichtig.

Der Führung in Kiew scheint klar geworden zu sein, dass dies ein diplomatischer „Faux Pax“ war. Wie soll es nun aber weiter gehen? Selbst weitere Waffenlieferungen werden den Konflikt nicht lösen können. Da ist der Blick hinsichtlich der Sanktionen wichtig und richtig. Der Druck, der hier aufgebaut wird, muss weiter fortgesetzt werden. Er darf auch nicht vor den heiligen Kühen „Erdöl“ und „Erdgas“ halt machen. Hier ist unser Wirtschaftsminister Habeck in der Realität angekommen und kämpft um die Unabhängigkeit der Energieversorgung, um Deutschland aus der Geiselhaft von Russland zu befreien.

Der Druck auf die Wirtschaft innerhalb Russlands muss maximal werden, um das dortige Lügennetzwerk zu durchbrechen. Da erscheint es interessant, dass eine Mitteilung des Continental-Reifenherstellers, seine Produktion temporär in Russland wieder in Betrieb zu nehmen, kaum Beachtung fand. Lt. Continental wolle man damit möglichen Repressalien / strafrechtlichen Konsequenzen seitens der russischen Regierung gegenüber Mitarbeiter der Firma begegnen.

Es ist offensichtlich, dass Reifen auch und gerade für die Armee benötigt werden, also sollte hier seitens der Politik dringend dafür Sorge getragen werden, dass nicht von einer Fabrik in Russland Reifen, mit dem Aufdruck Continental versehen, in dem Ukraine-Krieg zum Einsatz kommen. Hier wundere ich mich doch sehr, dass hier seitens der Politik – z.B. Herrn Hofreiter – kein Aufschrei erfolgt. So sollten alle deutschen& internationalen Betriebe, welche in Russland produzieren hinsichtlich ihrer Wichtigkeit für die russische Armee betrachtet werden. So können auch Lieferanten von vermeintlich harmlosen Produkten relevant für die Armee sein.

Als Fazit mag die Lieferung von schwerem Kriegsmaterial richtig sein, jedoch ist dies mit Augenmerk und unter dem Bewusstsein ALLER möglichen Konsequenzen zu handhaben. Hierüber gibt es viel zu wenig Austausch. Isolierte Lieferungen von schweren Waffen werden keinen Erfolg bringen. Dieses Thema populistisch auszuschlachten, wie derzeit von der CDU forciert, wird der Tragweite und Ernsthaftigkeit nicht gerecht. Es sollte allen bewusst sein, dass zahlreiche weitere zusätzliche flankierende Maßnahmen erforderlich sind, um Wirkung gegenüber Russland zu zeigen – Waffenlieferung allein reichen nicht aus. Hier wird jedoch noch zu sehr weggeschaut. – Rochus Ellmann

 

Seite 1: „Ist Wohlstand wichtiger als Frieden?“ Antwort: Seite 2 und 3. Außerdem: Schon viel zu lange ist die Zeit offenbar Sprachrohr der fürchterlichen FDP. Heute habe ich mein Abonnement gekündigt. – Waltraud Schödel

 

Bei aller Liebe und Respekt: Es ist keine Gewissensfrage und schon überhaupt keine deutsche – Es ist eine Frage auf Leben und Tod – für die Freiheit, die Demokratie und den Wohlstand. – Horst-Aloys Woywod

 

Die Unsäglichkeit in der Dauerschleife :Wie sich das Ziel als Phantasiegebilde der Hemmungslosigkeit darstellt, so ist der Weg dorthin ebenfalls von Leichen gesäumt – die Girlanden der Imperatoren. Weltumspannend dieser Abschaum der Agressoren. Wenn die Ukraine ein Revival aus dem 3. Reich erfährt, so tun sich Parallelen von gestern auf, als z.B. die Vereinigten Staaten zahllose Verbrechen auf sich luden. Gleichwohl eine Verrechnung von Gräueltaten nie zuträglich ist, so stimmt das Muster der Potentaten überein. Die Ächtung jedwelcher kriegerischer Aktionen hätte Mariupol verschont mit all den Untaten – ein frommer Gedanke.

Der Schrecken aus dem geschundenen Land sollte nun die Verantwortlichkeit motivieren, um im Vorfeld die terroristische Phanatasie zu entziehen. Der Zeichen gab es zur Genüge. Die Aufgabe zur Deeskalation stünde den vereinten Nationen zu, auch wenn die Testosteron geladene Waffenlobby dazwischengrätscht. Die Geschundenen würden geehrt, wenn ihr Tod einen internationalen Neuanfang erzwänge, wenn sämtliche Waffen wie die atomaren behandelt würden: gezielte Kontrolle. – Dr. Thomas Hauer

 

Scheinheilige Kriegstreiber in Medien und Politik Mea culpa für den Frieden, für eine neue Welt! Seit dem Zerfall der Sowjetunion rückt die NATO in waffenstrotzendem Aufmarsch in mehreren Etappen unaufhaltsam gegen Russland vor. Diese militärische Aggression unserer westlichen „Wertegemeinschaft“ gegen den „Feind der Demokratie“ ist begleitet von scheinheiliger moralisierender selbstgerechter hochmütiger herabwürdigender beschimpfender bedrohender hasserfüllter medialer und politischer Agitation und Propaganda.

Den letzten von der Regierung der Ukraine geforderten Akt dieses militärischen Aufmarsches, die Aufnahme der Ukraine in die NATO, das damit sich anbahnende mörderische atomare Pulverfass der NATO in der Ukraine konnte und wollte Russland nun nicht mehr hinnehmen. Welche Möglichkeit wurde Russland gegeben, sich gegen diesen zutiefst existenziell bedrohlichen Angriff auf seine Sicherheit und Souveränität friedlich und ohne physische Aktion zu wehren? Keine!

Nicht immer ist jener, welcher den ersten Schuss abfeuert, auch der wahre Verursacher eines Krieges.Die seit vielen Jahren geradezu inständig vorgetragenen Anliegen Russlands wären mit einem Minimum an Vernunft und Empathie erfüllbar gewesen – mit Sicherheitsgarantien für die Ukraine, aber auch für Russland! Der Krieg in der Ukraine ist angesichts seiner Vorgeschichte und nunmehriger ruinöser Sanktionen, Waffenlieferungen und Rüstungs-Irrsinns ein Krieg der NATO, der EU und der ukrainischen Regierung gegen Russland auf dem Rücken der Ukraine! Sie alle haben Verantwortung, diesen Krieg zu beenden – sofort!

Stattdessen ist eine verantwortungslose scheinheilige Meute von Kriegstreibern in Medien und Politik im Begriff, die Menschheit in den atomaren Overkill des dritten Weltkriegs zu hetzen! Sogar „Friedensbewegte“ verfallen, nachdem sie ihren touristischen Voyeurismus an Opfern und Trümmern des Krieges befriedigt haben, „für Solidarität und Menschlichkeit, für den Frieden“ in hysterisches kopfloses Rüstungs- und Kriegsgeheul gegen den „Aggressor, Kriegsverbrecher, Völkermörder“.

Dabei kann man schon einmal jene 25.000 (fünfundzwanzigtausend!) Menschen vergessen, die wir täglich – täglich! – verhungern lassen! Ohne Schuldeinsicht und Schuldbekenntnis auch des „Westens“ gibt es keinen Frieden, wird es nie mehr Vertrauen und Frieden mit dem russischen Volk geben. Mea culpa für den Frieden, für eine neue Welt! „Auch wir haben Fehler gemacht“. Ich bin sicher, auch Russland wäre dazu bereit. Ein Wunder könnte geschehen. – Dr. Hans Renner

 

Wenn eine Atommacht wie Russland in die Enge getrieben wird (Versuch, sie wirtschaftlich, politisch, juristisch zu zerstören), sollte man zumindest einkalkulieren, dass sie in diesem Fall auf ihr atomares Potential zurückgreift. Das müssen nicht unbedingt im 1. Schritt Interkontinentalraketen sein, sondern es können auch Raketen sein, die nur Polen und Deutschland vernichten. Ob die Nato-Verbündeten (USA, Kanada, Australien) in diesem Fall tatsächlich bereit sind, ihre eigene Existenz zu riskieren und Interkontinentalraketen auf Russland feuern und damit den 2. Schritt von Russland auslösen, die Interkontinentalraketen gegen diese Alliierten einzusetzen, ist fraglich.

Diese Länder sind tausende km vom eigentlichen Konfliktherd entfernt. Es ist deshalb äußerst fahrlässig zu unterstellen, Deutschland und die USA wären bei einer Eskalation des Konflikts gleich betroffen. Das sollten diejenigen bedenken, die meinen man müsste den Konflikt durch Lieferung von schweren Waffen verschärfen. – Wolfgang Sibold

 

Hätte mir, als Grünenanhänger der ersten Stunde, während der vergangenen 40 Jahre jemand gesagt, daß die größte Kriegshetzerin und Befürworterin von Waffenlieferungen in ein Kriegsgebiet eine Grüne sein wird, ich hätte ihn für verrückt erklärt und seine sofortige Einweisung in die geschlossene Psychiatrie gefordert. So kann man sich irren, gell Annalena. – Gerhard Schöttke

 

Die Frage , wer und was Deutschland wirklich regiere, scheint noch nicht verboten,noch nicht der Meinungsfreiheit entzogen zu sein. Wahrscheinlichst geschieht es noch. „Moskau baut „Konzentrationslager““ klärt uns Selenskyj über „unsere“ Ukraine auf. Der Präsident dürfte in Bild und Ton längst bekannter als der deutsche Kanzler sein. Im Altertum wußten die etwas Klügeren schon mit der Meinungswelt umzugehen. Wem nützt es?

Wessen Ineresse ist es und wozu? Ein wenig Denken und noch heute schaffen die Antworten Klarheit im Blick. Die Grausamkeit der Kriege, ALLER KRIEGE, muss nicht bewiesen werden. Das besorgt der Krieg, ALLE KRIEGE von ALLEN SEITEN selbst. Warum aber werden die Grausamkeiten immer nur einer Seite, warum Kriege stets nur, moralisch- menschenrechtlich und emotionalisierend vermittelt?

Warum erzählen die Präsidenten, Politiker und Kriegsherren wie – damen nie von den Interessen, dem Geheimnis des Krieges, worum es wirklich geht? Von Odessa spricht UNSER Präsident und weiss nichts vom grauenhaften Morden im Gewekschaftshaus der Stadt 2014, als es dort Menschen zum KZ wurde? Warum kommen in „objektiven“ Berichten nicht die Kriegsjahre gegen Donbass und Russischstäm-mige vor? Es ist verboten. Warum? Nicht geschehen? Keine Wahrheit?

Es ist nur ein Interesse erkennbar: Die Ukraine kann bis zum „Letzten“ verteidigt werden, kann geopfert werden, wenn es nur gelingt endlich den großen Krieg gegen Russland einmal siegreich zu gestalten, koste es was es wolle, egal wie und bei Strafe des eignen Untergangs. Das ist die Logik, täglicher Horrormeldungen, Kriegsstimmung- bereitschaft schaffen und mehr und mehr Waffen, vernichtendere an die Ostfront zu bringen. Wer heute wieder von Fünfter Kolonne Moskaus fabuliert, der lebt in SEINER Hass- Republik. Es sdei und bleibe EURE WELT und ZEIT bis alles in Scherben fällt! – Roland Winkler

 

Anders als der Großteil der publizistischen Medien hierzulande sind Sie (scheint mir) um eine differenzierte, kritisch distanzierte Haltung zu den Kriegsereignissen und deren Folgen für die BRD bemüht – wenngleich auch Sie sich scheuen, denjenigen, die von der Einheits-Meinungsfront der (ukrainischen) Kriegs- und Waffenlieferungsbefürworter abweichen, eine wirkliche Stimme zu geben. Vielleicht ängstigt Sie ja der Ausschuss für unukrainische Umtriebe von McCarthy Strack-Zimmermann. Aber wie man schon von dessen Vorbild weiß, wird auch in diesem Fall die Geschichte hoffentlich ein vernichtendes Urteil darüber fällen. – Ralph Henry Fischer

 

Das Trugbild vom Ende der Geschichte. Nur ein Geschichtsvergessener konnte glauben, dass nach dem Fall der Mauer und dem weitgehend gewaltlosen Zusammenbruch das Ende der Geschichte eingeläutet wurde, so wie wir sie bisher kannten, als eine wechselnde Folge von Kriegszeiten und Friedenszeiten. Wer glaubte, dass der Mensch nun endgültig zivilisiert sei, hat zum einen die noch anderswo tobenden Kriege und neu ausbrechenden Konflikte ausgeklammert und seinen Blick auf Europa verengt als eine Art Insel der Glückseligen, die sich dezidiert einem friedlichen Miteinander verschrieben und verpflichtet haben, sondern hat auch die Natur des Menschen verkannt, die ja die gleiche geblieben ist, und die neben zivilisiertem Verhalten eben auch die andere Seite in sich trägt, die blinde Wut der Aggression.

Es sollte immer klar sein, dass sich unter dem Firnis der Zivilisation eine archaische Kraft verbirgt, die durch zivilisatorische Techniken und durch den Wunsch der Mehrheit der Menschen nach Frieden und freier Entfaltung, nach Kultur und Menschlichkeit nur mühsam gebändigt wurde.

Auch war nur an der Oberfläche der Gesellschaft, im sichtbaren Bereich ihrer Erscheinungen, dieser relative Frieden existent. Im Verborgenen gab es immer auch die Wirklichkeit nackten militärischen Kalküls, wurde aufgerüstet nicht im Sinne vermehrter Waffen oder einer Vergrößerung der unter Waffen stehenden Anzahl von Soldaten, aber im Sinne immer perfiderer und intelligenterer Waffensysteme, mit denen man eine Abschreckung oder sogar eine militärische Überlegenheit zu erreichen suchte.

Und es fehlte wahrlich nicht an Gelegenheiten, diese neuen Waffensysteme zu testen. Von den Politikern gewusst und gebilligt, aber der Öffentlichkeit verschwiegen, agieren auch heute im Hintergrund Kräfte, die in genau diesen Kategorien denken und handeln, um das fragile Gleichgewicht des Schreckens zu erhalten, auf dem unser friedliches Zusammenleben beruht. Es gab also hinter einer scheinbar friedlicher gewordenen Welt die wachsende unsichtbare Bedrohung, sodass bei vielen Menschen, die hinter diese Theaterkulisse blickten, die Bedrohung durch ein potentielles Inferno spürbar war und sie sich nicht der Illusion eines immerwährenden Friedens hingaben.

So ist im jetzigen brutalen Angriffskrieg offensichtlich geworden, was immer schon da war, die zweite, grausame Natur des Menschen. Allzu viele sind jederzeit bereit, die für sie erzwungene, weil staatlich kontrollierte Enthaltsamkeit von Gewalt abzulegen und sich ihrer Lust am Töten und Schänden von Mitmenschen hinzugeben. Die Anzeichen mehrten sich an den radikalen politischen Rändern und bis hinein in die Mitte der Gesellschaft, dass die Ungeduld wächst, dass das Fieber der gewaltsamen Parolen und der gewaltsamen Auseinandersetzung die Menschen erfasst.

Allzu schnell schwenken wir um von einem friedlichen Diktus zu einer militärischen Logik, gewinnt dadurch militaristisches Denken ebenfalls mehr Einfluss in der Gesellschaft. Die Entwicklung erinnert fatal an die Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Daher kann man nur hoffen und dafür werben, dass wir unseren Willen zum Frieden nicht verlieren, sondern dass er gerade jetzt noch mehr gestärkt werden muss. – Ekkehard Mißelbeck

 

Der Krieg in der Ukraine von dem Diktator Putin bewegt uns alle . Hier meine Idee um auf Rußland einzuwirken: Situationseinschätzung: Aus meiner Sicht ist ein Ende des Krieges nur von 2 Parteien zeitnah umsetzbar: A) Ukraine : „ Kapitulation“ B) Rußland : < Will nicht aufhören , erst siegen > Gespräche, Mitleid, Geld , Waffen, Sanktionen helfen, werden den Krieg aber nicht (zeitnah) beenden. Putin wird auch ein Staatsbankrott nicht stören. Fazit: Der Druck zur Meinungsänderung , des einzigen Entscheiders ( Putin ), muß aus Rußland selbst kommen. Das Volk wird jedoch quasi ausschließlich von den Propagandasendern „informiert“.

Hier ist der Ansatz: Information der Bürger Rußlands über deren gewohnte Informationsquellen mit „wahren“ Nachrichten ermöglichen. Dazu sollten die TV-Satelliten nicht mehr die russische Propaganda verteilen, sondern ! auf den bisherigen Kanälen <in russischer Sprache > die westlichen Senderinhalte senden. ! Das ist möglich, da die Sattelitenbetreiber oft ihren Sitz in Westeurpa haben und von dort aus das Geschehen am Himmel steuern und somit auch die Macht über die verbreiteten Inhalte haben.

Ergebnis: Die Fernseher in gesamt Rußland geben auf den von Zuschauer gewälten Programm nicht mehr Russia 1 +.. sondern: BBC, PolskiTV, Ukraine_TV, .. wieder. Alleine Eutelsat gibt an über 26 Millionen russische Haushalte zu errreichen ! ( HotBird 9B & 13E ) . Weitere Satelliten sind: Astra (5B , 4A , 1M , 1L) , Express (AM7 , AM8) , Bulgaria Sat , Intelsat ! , Azerspace 1 und Turksat. Ich bin mir recht sicher, daß dieser Schritt noch dringender und deutlich wichtiger ist als Putin den Geldhahn zuzudrehen ( Sanktionen, die ja doch sehr stark umgangen werden < z.B. Israelischer Paß, Firma in der der Dom. Rep., … > ).

Natürlich ist das auch Vertragsbruch, aber als Reaktion halte ich es für moralisch akzeptabel. Bitte wirken sie auf die ( westlichen!) Betreiberfirmen bzw. die politischen Entscheider in Berlin und Brüssel ein , daß diese auch ihren Beitrag zur Unterstützung der Ukraine leisten. – Helmut Pfalzgraf

 

Gegen Atomwaffen gibt es keinen Mut! Sie sind heute 100x stärker als damals in Japan. Wir halten Putin für einen Friedensengel und wissen genau, dass er keine Atombomben wirft?? Egal wie unwahrscheinlich es ist, wer das Risiko einer Massenvernichtung hinnimmt oder sogar fördert, ist mehr als nur ein bisschen naiv! Auch die USA können sich hinter ihrem Raketenschild nicht sicher fühlen. Der militaristische Joe vergisst die B-Waffen, mit denen man heute unabwendbar nicht nur die gesamte USA eliminieren könnte. Ja, es ist der langfristigen US-Strategie gelungen, in der Ukraine die Köpfe auszutauschen.

Die Vasallen handeln jetzt ausschließlich gemäß den US-Interessen, nicht für das ukrainische Volk und nicht für Europa. Wollen wir kein „Harmagedon“ riskieren, muss Westeuropa sich darauf einigen, Verständnis und Kooperation mit Russland anzustreben. Die Ukraine und das, was die ukrainischen Vasallen sagen und wollen, ist nicht relevante Nebensache. Im Kern riskieren wir das Alles, inklusive unserem Wohlstand, nur wegen unserem törichten Glauben an Gut und Böse. Es gibt jedoch nicht die heilige USA und die unheiligen Russen.

Das eine System ist genauso gut oder schlecht wie das andere. Verlassen wir doch endlich die Tierwelt und den ewigen animalischen Widerstreit. Üben wir uns stattdessen in Toleranz und Miteinander. Der US-Revolverheld bräuchte keine Weltherrschaft und sollte besser mit anderen Großmächten auf Augenhöhe kooperieren. Wenn nicht, sollten wir in Europa eigene Wege gehen, zusammen mit Russland und China. – Magdalena Humm

 

Es ist Krieg! Unser Haus brennt schon. Der Dachstuhl hat Feuer gefangen und droht einzustürzen. Doch niemand geht löschen. Stattdessen sind wir froh, dass wir warm und trocken auf dem Sofa sitzen. So fühle ich mich!

Aber wir müssen uns ja später nicht vor unseren Kindern und Enkeln rechtfertigen, warum wir nichts getan haben. Bei einem Atomkrieg gibt es kein „später“ mehr. Dabei müssen wir nicht nur das Feuer löschen, sondern auch noch den Klimawandel, das Artensterben und die Vergiftung unserer Umwelt aufhalten. Auch ohne Krieg haben wir genug Probleme. Trotzdem wird die Situation angeheizt, eskaliert, Öl ins Feuer gegossen. Ganze Völker und Nationen werden diffamiert, statt das Gespräch zu suchen und Druck zu Verhandlungen aufzubauen. Sind wir denn noch bei Verstand?

Ich bin es satt, dieses gefährliche und todbringende „Spiel“ von alten und neuen Kriegern und Beifallspendern mit anzusehen, zu hören und zu lesen. Die diversen Suppen, die auf diesem Feuer gekocht werden, könnten die letzte Henkersmahlzeit für uns alle sein. Globale Probleme müssen weltübergreifend diskutiert und gelöst werden. Ein Ausgrenzen, Dämonisieren, Hassen und globale Führungsansprüche bringen uns zu keinem Frieden, sondern ins Inferno. – Katy Lühder

 

Zum Thema Ukraine ist die ZEIT seit Beginn der Invasion voll von Informationen, Reportagen, Einschätzungen etc. Als engagierter ZEIT-Genosse möchte ich meinen Leserbrief einbringen in diese Debatte. Denn es fehlt an der Überlegung, was wäre, wenn die NATO nicht hasenfüßig im Hintergrund bliebe, wenn sie gar aktiv in das Geschehen eingriffe. – Wolfgang Philipps

 

Mit Ihrer Osterausgabe und allen seinen lesenswerten Beiträgen zum Krieg in der Ukraine habe ich jetzt genug Mut für einen Leserbrief dazu: Wir haben anscheinend einen historischen „Schwarzen Peter“, wie sich in der Sprache der Ukrainer mit ihrer Bezeichnung „die Deutschen“ für die russischen Angreifer zeigt. Die aktuelle (Re-)Traumatisierung der Menschen ist furchtbar und sollte möglichst schnell zu einem Ende kommen. Ich kann nur hoffen, dass jeder verantwortungsbewusste Politiker in unserem Land und in der Welt bei aller emotionalen Stimmungslage einen kühlen Kopf bewahrt und nicht in eine hochexplosive Aktionsspirale gerät.

Es reicht, dass wir neben dem Klimawandel eine coronabedingte (Welt-)Wirtschaftskrise zu bewältigen haben – es darf nicht noch ein Weltkrieg hinzukommen. Mit jedem Kriegstoten potenzieren sich Gefühle von Hass, Rache und Vergeltung. Jedes Menschenleben auf jeder Seite ist es wert, geschützt und gerettet anstatt geopfert zu werden. Ob das Herrn Selensky so klar ist? Nur er allein wird früher oder später (!) seinen Landsleuten Frieden und den Geflüchteten eine Rückkehr ermöglichen können – vielleicht nicht an alle Orte der Ukraine, aber wenigstens in ihr Heimatland. Es gab und gibt auch andere Länder, die nach leidvollen Kriegszeiten nur geteilt weiter existier(t)en. Die Arbeit am Frieden ist und bleibt eine notwendige Sisyphos-Arbeit auf allen Ebenen. – Sidonia Sindermann

 

Ich gehöre zur Generation, die die Endphase des Hitlerkrieges, die Eroberung Berlins durch die Russen, als 8-jähriger mit wachen Blick erlebt hat. Deshalb gab es für mich nie ein politisches Vertrauensverhältnis zur Staatsführung der Sowjetunion. Deshalb grenzte es für mich an ein Wunder, dass die sowjetische Regierung die Wiedervereinigung Deutschlands zugelassen hat. Ein westdeutscher Journalist sagt schon damals, dass eine russische Staatsführung nie den Versuch aufgeben würde, die nach dem 2. Weltkrieg beherrschten Ostblockländer, wiederzugewinnen. Der Krieg in der Ukraine ist der erst Versuch in diese Richtung.

Es ist deshalb festzustellen, dass die deutsche Politik gegenüber Russland nach 1990 kurzsichtig und ideologisch war und noch ist und die Historie ausgeblendet hat. Kein normal und wirtschaftlich denkender Privatmann würde sich von anderen mit über 50 % abhängig machen. Wie es die Politiker und die Manager der Wirtschaftsbetriebe gemacht haben. Es trifft wie immer den kleinen Mann: Preissteigerungen, Inflation und Güteknappheit. – Ingomar Pritsch

 

Die Gewissensfrage. Ich bin entsetzt über Ihre einseitige und wenig differenzierte Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine. Das fängt schon damit an, dass Sie die Gewissensfrage stellen, was einem wichtiger ist, der Frieden in der Ukraine oder unser Wohlstand. Dies unterstellt, dass Frieden nur damit hergestellt werden kann, wenn wir verzichten. Das stimmt aber so nicht.

Man hat schon bei vielen Fällen gesehen, dass Sanktionen nicht viel bringen. Und auch jetzt scheint es mit Russland so zu sein. Im Gegenteil, diese Sanktionen scharen nur die Bevölkerung hinter Putin, weil sie als ungerecht angesehen werden. Wir schaden damit nur uns selbst. Russland kann sein Gas auch an China oder Indien verkaufen.

Mit keinem Wort wird erwähnt, wie umweltschädlich die Gas-Alternativen sind, die unser grüner Energie Minister nun gewählt hat: Fracking Gas aus den USA (wogegen die Grünen früher eifrig gekämpft haben) und nun auch Gas von Katar, das mit Containerschiffen zu uns gebracht werden muss! Nebenbei bemerkt führt Katar einen Krieg im Jemen, der um nichts weniger grausam ist als der Krieg in der Ukraine!

Es wird auch nicht erwähnt, dass bereits die NATO-Ost-Erweiterung ein Vertragsbruch war! Damit will ich den Angriff Putins nicht gutheißen, aber es ist eigentlich State oft the Art, dass man bei Konflikten auch versucht, sich in die Position des Gegners zu versetzen. Das passiert derzeit leider nicht mehr. Auch die Wortwahl spiegelt das wider: ständig wird von einem „Angriffskrieg“ in der Ukraine geredet. JEDER Krieg ist ein „Angriffskrieg“! Warum hat man diesen Begriff nicht auch bei den Kriegen der USA im Irak, Afghanistan und Libyen verwendet?

Außerdem, woher wissen unsere Politiker wie Bärbock, Hofreiter und Habeck eigentlich, dass wir durch die Lieferung von „schweren“ Waffen den Krieg beenden können? Aus meiner Sicht wird damit genau das Gegenteil bewirkt! Der Krieg wird verlängert, mehr Gebiete in der Ukraine werden zerstört, mehr Menschen werden dabei getötet oder verletzt. Und je später ein Friedensabkommen geschlossen wird, umso mehr Gebiete wird die Ukraine dafür an Russland abgeben müssen. Im schlimmsten Fall eskaliert der Krieg und dann sind wir bald selbst Kriegsbeteiligte!

Ich bin sehr froh, dass Olaf Scholz derzeit noch so zögerlich ist, wobei ich befürchte, dass er bei dem immensen Druck bald einknicken wird. Aus meiner Sicht müssen sich auch die SPD oder Angela Merkel nicht für eine schlechte Russland Politik entschuldigen, ganz im Gegenteil, wenn die jetzige Regierung etwas besonnener wäre, wäre die Situation vielleicht gar nicht so weit eskaliert. Aber Frau Bärbock möchte mit ihrem Kriegsgeschrei wohl in die Geschichte eingehen als „eiserne“ Außenministerin, der es geglückt ist, den dritten Weltkrieg anzuzetteln.

Man kann zu diesen Themen unterschiedliche Ansichten haben, aber von einer Zeitung wie „Die Zeit“ würde ich mir erwarten, dass sie diese differenziert darstellt und nicht einfach eine Schwarz-Weis-Malerei macht! Daher werde ich sofort mein Abonnement bei Ihnen kündigen! – Brigitte Dost-Tauschl

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Ampelkalypse“ von Heinrich Wefing

 

Die Ampel befindet sich mitten im Auge des Krisen Orkans, ein einziger Wirbelsturm tobt seit der Pandemie und dem Krieg in ganz Europa. Krisenmanagement ist kein Fortschritt mit Zukunft, sondern braucht Handlungsfähigkeit und kluge Entscheidungen. Wer rettet Europa- wenn der Krieg vorbei ist ? Polotische Fehler in der Vergangenheit deutscher Energie, Sicherheits und Außenpolitik war einseitig darauf ausgerichtet, der Wirtschaft mit billiger Energie zu versorgen und von Russland total Abhängig zu werden.

Putins Strategie ist leider aufgegangen, der Krieg und westliche Sanktionen, helfen jetzt nicht den Frieden zu ermöglichen Der Koalitionsvertrag der Ampel muss völlig neu verhandelt werden, nur so lässt sich der Dauerstreit innerhalb der Ampel befrieden. – Thomas Bartsch Hauschild

 

In dem Leitartikel von Heinrich Wefing ist nun zum wiederholten Mal in der ZEIT vom „Vernichtungskrieg“ die Rede. Dieser Begriff impliziert die teilweise oder völlige Auslöschung einer Bevölkerungsgruppe oder Ethnie durch Massenmord. Hitlers Vernichtungskrieg gegen die damalige Sowjetunion erfüllt diese Voraussetzungen, der russische Krieg gegen die Ukraine nicht. Stattdessen haben wir es mit Kriegsverbrechen zu tun. Historiker weisen immer wieder darauf hin, bei der ZEIT kommt das offenbar nicht an. Ich finde, Journalisten sollten auch unter dem Eindruck der täglichen Gräuelbilder sachlich informieren und analysieren statt die Emotionalisierung in immer neue Höhen zu treiben.

Sollte Deutschland in ein paar Wochen in diesen Krieg hineingezogen werden, haben die Medien einen entscheidenden Anteil daran. Nahezu jeder Artikel oder Kommentar, jedes Interview, jede Talkshow, jeder Podcast zum Thema kennt nur noch die Fragestellung: Wie kann man die Ukraine maximal (militärisch) unterstützen. Wer Zweifel hat, ob die Aufrüstung der Ukraine unser Land nicht in die Katastrophe eines großen europäischen Krieges ziehen wird, wird moralisch diskreditiert. Nachdenklichkeit und Reflexion, selbstverständliches Rüstzeug eines verantwortungsvollen Politikers, werden permanent herabgewürdigt, als zaudernd und zögerlich verunglimpft.

Interviews werden in extrem suggestiver Form geführt, mit z.T. manipulativer Fragetechnik (Anne Will), Politiker quasi verhört, wenn sie die gewünschten eskalatorischen Botschaften nicht liefern. Klar ist, dass Herr Scholz seine Haltung begründen muss. Dass er es nicht tut, ist inakzeptabel. Klar ist aber auch: Die Medienlandschaft und die extrem aufgeladene, einseitig gesinnungsethisch geführte Diskussion im Land machen es ihm fast unmöglich. Der Krieg in der Ukraine wird von den Medien als das ultimative unübertroffene Grauen schlechthin präsentiert. Als etwas einzigartig Brutales, was in dieser Form noch nie dagewesen ist. Das alles ist nicht weit von Propaganda entfernt.

Militärhistoriker weisen darauf hin, dass Kriege als solche unendlich grausam sind und Verbrechen an der Zivilbevölkerung an der Tagesordnung. In der Breite der Medien kommt das nicht an. Ich erwarte von den Leitmedien in diesem Land mehr als die Bevölkerung emotional hochzurüsten. Ich erwarte sachliche Analyse, und ja, gerade in solchen Zeiten auch rhetorische Mäßigung. Es hängt im Augenblick viel davon ab, dass ein rationaler Diskurs über den richtigen politischen Weg möglich ist. Die einseitige Ausrichtung nahezu sämtlicher wichtiger Medien bieten dafür gegenwärtig kaum eine Chance. – Dr. Mathias Siekmeier

 

Das Abfahrtssignal zum Aufbruch und zu Erneuerungen der Ampelkoalition steht nun auf „Dauer-Rot“. Das bedeutet: Warten! Das erhoffte „Grüne Licht“ für eine freie Fahrt, nach dem „gelben Warnlicht“, ist am Ende des Tunnels nicht zu sehen. Zu hören schon gar nicht. Die derzeitige Gemengelage (Corona-Pandemie mit Karl Lauterbach dem Kommunikationsmonster , das rechtzeitige Erreichen der Klimawende mit Robert Habeck, der Minister wurde um uns das Fürchten zu lehren, ein echter Paukenschlag die Familien -und Kinderpolitik ohne Anne Spiegel die für die Kindergrundsicherung geworben hat und als Höhepunkt der Ukraine-Krieg und die Rolle Deutschlands mit Christine Lamprecht als Jeanne d´Arc der kaputten Panzer, Christian Lindner dem Dagobert Duck der Staatsfinanzen und dem Kämpfer für die Schuldenbremse, von anderen Protagonisten ganz zu schweigen) lässt bei dem zögerlichen Zugführer Olaf kein Konzept oder gar einen sinnvollen Fahrplan erkennen.

Der Mann mit der Kelle für das gesamte Zugpersonal lässt keinen Griff zur Pfeife erahnen der einzig und allein ein Vorwärts und nicht ein weiter so herbeiführen müsste. Einem gedanklichen Neuanfang mit guten Ansätzen ist in der Realität einem bekannten Stillhaltemuster mit Abwarten gewichen. Wie weiland bei Angela Merkel. Die ganze Welt steht Kopf. Aber unser tapferer „Partei-Soldat“ Olaf Scholz lässt die von ihm selbst propagierte „Zeitenwende“ nur ein schönes, sogar richtiges und wichtiges Wort sein.

Der Dampf auf dem Kessel der neuen „Ampelkoalitions-Bahn“ in Berlin lässt sich wahrscheinlich nicht mehr allzu lange regulieren. Jetzt wäre es an der Zeit Führung zu zeigen, Versprechungen aus dem Wahlkampf einzulösen und dem (Ver)Sprechen endlich Taten folgen zu lassen. Die Rolle der Deutschen Bundesregierung in Europa und der Nato könnte, wenn es wie jetzt weitergeht, ziemlich schnell auf ein Abstellgleis führen. Deutschland wäre dann der Prellbock, an dem die guten Vorsätze und Einsichten abrupt gebremst werden. – Felix Bicker

 

„Die Ampelkalypse“, ein nettes Wortspiel und ein schlechtes Zeugnis zugleich. Heinrich Wefing gesteht der Ampelkoalition zwar zu, dass ihr schon nach fünf Monaten Regierungszeit die Gegenwart übel mitgespielt habe, mehr aber auch nicht. Der Ukraine – Krieg ist eine Katastrophe, natürlich stellt er alles auf den Kopf. Ich finde aber nicht, dass er die Fehler der Koalition gnädig überschattet. Das zeigt allein schon dieser Beitrag. Das Desaster um die Impfpflicht zum Beispiel bedeutet ohne Frage eine Schlappe für die Ampelkoalition und für Olaf Scholz persönlich auch. Dennoch ist es für mich auch Ausdruck einer gelebten Demokratie.

Heinrich Wefing erwartet von Koalition und Kanzleramt mehr Mut und Entschlossenheit als Reaktion auf den Ukraine – Krieg. Wie stellt er sich das denn vor? Es geht auch um die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine, die Olaf Scholz nicht erlauben will. Hier ist eine sorgfältige Abwägung sehr wohl von Nöten und die Lieferung schwerer Waffen darf nie der Maßstab für Mut und Entschlossenheit werden. Der Bundeskanzler ist auch der Sicherheit für die deutsche Bevölkerung verpflichtet und es ist ja nun wirklich nicht so, dass Deutschland die Ukraine nicht unterstützt. Nun ist die Rede von einem Ringtausch schwerer Waffen , mal sehen, wie es ausgeht.

In dieser Situation sollte die Ampelkoalition aufpassen, dass sie sich nicht selbst zerlegt oder wie ein zerstrittener Debattierclub daherkommt. Das hilft überhaupt nicht weiter und ich stimme Herrn Wefing zu, dass von den Vorhaben der neuen Regierung und der Zeitenwende bisher nicht besonders viel zu erkennen ist; Bundeskanzler Scholz muss jetzt viel mehr aus sich herauskommen, seinen Führungsanspruch klarer geltend machen und dies vor allem auch kommunizieren. Ansonsten könnte die Ampelkoalition in dieser Zusammensetzung schnell der Vergangenheit angehören. – Regina Stock

 

Intuitiv möchte man fragen: cui bono? Wem nützt das? Wem nützt das hilflos anmutende Verhalten des Bundeskanzlers? Es nützt niemandem, am wenigsten ihm selbst. Es offenbart, dass Herr Scholz mit seiner Aufgabe sichtlich überfordert ist. Bisher zeigte sich der Kanzler in seiner kurzen Amtszeit keiner Aufgabe gewachsen.

Ob North-Stream II, Corona Impfpflicht, oder das Debakel um Waffenlieferungen an die Ukraine, ein Flop nach dem anderen. Dass Deutschland gegenwärtig mit extremen Herausforderungen konfrontiert ist, ist schlimm genug. Dass wir in dieser Zeit einen Olaf Scholz zum Kanzler haben, macht es noch schlimmer. – Bruno Fey

 

Auf meine alten Tage entwickle ich mich fast wider Willen zur Leserbriefschreiberin, manche Aussagen lassen mir einfach keine Ruhe. Zur „Ampelkalypse“, : soll man sich durch „den Zorn einiger Verbündeter “ treiben lassen, Maßnahmen zu ergreifen, die man bei abgwogener Überlegung vielleicht sonst so nicht nicht vorgenommen hätte? Vor Ausbruch des 1. „großen“ Weltkriegs, gab es auch mancherlei Druck, wichtige Entscheider waren getrieben. Natürlich weiß ich, dass Umstände und Bedingungen sich immer unterscheiden, aber man weiß worum es jetzt gehen kann.

Zu Ihrer Annahme, dass bei einem Scheitern der Offensive in der Ostukraine Putin versucht sein könnte, chemische oder nukleare Waffen einzusetzen: wäre das nicht gleichfalls bei insgesamt mehr oder weniger erfolgreicher Gegenwehr der Ukraine immer anzunehmen? Heißt das dann nicht auch dass die Munitionierung der Ukraine diese Möglichkeit logischerweise wahrscheinlicher macht?

Man muss diese Optionen abwägen und kann zu individuellen Einstellungen dazu kommen, Politiker müssen Entscheidungen treffen, eins aber finde ich gruselig: dass einflussreiche Medien und Journalisten nach meinem Eindruck in diesen Tagen -relativ- gleichförmig auf Entscheidungen drängen, die Eskalation bedeuten. Auch viele Grüne und FdP ler scheinen wie ausgewechselt bzw. von emotionalem Furor getrieben. Ich wünsche von Herzen ein Ende des Kriegs und Leids, bin aber mit Altbundespräsident Gauck der Meinung dass es niemandem hilft, noch mehr Leid für Ukrainer und wen auch immer in Kauf zu nehmen. – Margret Berendt

 

Wenn der deutsche Bundeskanzler Scholz nicht vorschnell sondern mit Bedacht handelt, entsprechend seinem Amtseid, „Schaden vom Deutschen Volk abzuwenden“, verdient er weder von der Presse (Leitartikel…) noch von verantwortungsvollen Politikern Prügel, sondern Respekt. Eine Lieferung schwerer Waffen verhindert doch nicht den Einsatz von chemischen oder atomaren Waffen durch Putin. Allenfalls könnte es deren Einsatz möglicherweise begünstigen.

Übrigens hielten Militärs die Zeit der Panzerschlachten für überholt. Wer bekämpft also heute Panzer mit Panzern? Selbst die USA hatte Respekt vor den eigenen Stinger-Raketen in den Händen der Taliban. Solche Abwehr-systeme liefern wir doch, oder? – Willi Hehrmann

 

Alle Ihre engagierten Artikel auf den ersten Seiten der aktuellen Ausgabe sind eine Herausforderung! (die völlig fehlplazierte Anzeige OMEGA übergehen wir mit Schweigen) Jörg Lau ganz am Schluss, Heinrich Wefing im zweiten Teil und das schräge Lamento von Bernd Ulrich sind am Ende Ihrer Analysen sind durch eines gekennzeichnet: Ratlosigkeit. Das ist gut begründet und trifft unsere Gesellschaft im ‚Kriegszustand‘ insgesamt. Aber zu billig ist die mediale Erwartung – auch Ihre – die Regierung könnte in dieser komplexen Lage mit eindeutigen Aussagen, detaillierten Aktivitäten, einsehbaren Plänen, gar einer abgerundeten Strategie der Öffentlichkeit Orientierung vermitteln.

Es gibt eine Unzahl Fragen, die vor der (öffentlichen) Antwort besser geschützt werden sollten! Ein Beispiel ist der Ruf „nach schweren Waffen“–, inzwischen mit symbolischen Charakter bis zur absurden Abstimmung im Bundestag. Dies ist die Stunde der Exekutive und sie trägt eine extreme Verantwortung. Sie kann und muss nicht ständig auskunftsfähig oder –bereit sein. Wie beruhigend dann Ihre Seite 6 – da wird nachgedacht, kontrovers aber nüchtern. – Detlef Geisendörfer

 

Zwar heißt es, in der Politik seien Worte Taten, aber die von Olaf Scholz vor kurzem erst geradezu kühn verwendeten Begriffe „Führung“ und „Zeitenwende“ sind dem Kanzler irgendwo zwischen Herz und Verstand verlorengegangen, und zwar gänzlich. Zwei sehr unterschiedliche Gründe mag es dafür geben: -Viele Genossen können sich selbst nach der überaus brutalen Kriegsführung des Wladimir Putin nicht auf ein tatsächliches und konsequentes Umdenken in der SPD-Russlandpolitik einlassen oder -Irgendjemand in der Bundesregierung glaubt noch ernsthaft daran, dass der russische Präsident nach irgendeiner für uns vorstellbaren Logik handelt bzw. endlich damit anfängt (ergo: Der dritte Weltkrieg/Atomkrieg ist begründet, wenn er – Putin also – das so sieht).

Für beide Auffassungen würde ich den betroffenen deutschen Mandatsträgern den (faktischen) Amtsverzicht empfehlen. Denn nach wie vor beginnt innere wie äußere Politik mit der Betrachtung der Wirklichkeit – und sie setzt sich fort mit Maßnahmen, die ebendieser bestmöglich Rechnung tragen. So muss und es kann auch keinem ernsthaft gefallen, aber allein die glaubwürdige Abschreckung durch Sanktionen, sei es wirtschaftlich und/oder militärisch, scheint der Menschen Dummheit zuvor kommen zu können.

Wir werden also, nicht zuletzt, um den Appetit und Hunger jedweder Gegner des Friedens in Freiheit ab initio einzuschränken, nicht weiter um eine militärische Aufrüstung herumkommen. Das bedeutet mitnichten, unsere Dialog- und Verhandlungsbereitschaft abzurüsten. Abrüsten indes sollten wir unsere naive Hoffnung auf einen weltumfassenden Frieden qua menschlicher Vernunft, Würde und der tatsächlichen Gleichberechtigung aller Völker. – Matthias Bartsch

 

Es ist doch irgendwie schon sehr auffällig, dass gerade die Länder sich bei den Waffenlieferungen und bei ihrer Rhetorik gegenüber Putin so „vornehm“ zurückhalten, weil ihre Regierungschefs erst vor kurzem in Moskau waren. Nicht nur Deutschland, sondern auch Frankreich und Österreich verfolgen in ihrer Politik seit zwei Monaten einen Schlingerkurs gegenüber Putin bzw. versuchen sich in der Ukraine mit viel Geld freizukaufen.

Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Hat sich Herr Scholz von Putin einschüchtern lassen oder telefoniert er zu viel mit Altkanzler und Gasprom-Lobbyist Schröder ? Man kann die zögerliche Haltung und das wenig entscheidungsfreudige Verhalten des Kanzlers langsam nicht mehr ertragen, denn schließlich verteidigt die Ukraine gerade jetzt unsere europäische Demokratie, unsere Menschenrechte und unser aller Werte. Und da kann man doch nicht tatenlos zusehen! – Thomas Henschke

 

Ich habe den Eindruck, dass Sie und andere Vertreter der Presse mit Macht Deutschland in den Dritten Weltkrieg treiben möchten. Es hört sich an, wie beim Eintritt in den Ersten Weltkrieg. Deutschland soll endlich mit Hurrageschrei in den Krieg einsteigen. Natürlich möchte die Rüstungsindustrie alles was da auf dem Hof rumsteht loswerden. Egal, ob die Kriegswaffen funktionieren oder von irgendjemandem bedient werden können. Da fordert die ukrainische Regierung die Lieferung von Panzern des Typs Leopard 1, da muss man wirklich lachen.

Geschäftemacher der Rüstungslobby möchten um jeden Preis ihren alten Schrott entsorgen. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie bei einem Nato-Alarm Anfang der 70er Jahre im Winter von 28 Leopard 2 Panzern des Panzerregiments nur drei ansprangen. Dieser Panzer war damals nach Aussagen der Militärs das Nonplusultra was es auf der Welt gab. Auf dieses Desaster angesprochen, antwortete der damalige Kommandeur arrogant, dass bei den Russen gar kein Panzer anspränge.

Verwechseln Sie die Nachdenklichkeit der Bundesregierung nicht mit Zaudern bei den teilweise unverschämten Rüstungsanforderungen durch die ukrainische Regierung über ihren Botschafter in Deutschland. Ich bin froh, dass wir von einem Kanzler regiert werden, der Deutschland nicht publicitysüchtig von der Presse in einen dritten Weltkrieg treiben lässt. – Rudolf Mayländer

 

Die Ampelkoalition steckt tatsächlich in noch wesentlich höheren Herausforderungen, als bei ihrem Start vorherzusehen war. Den Unterschied macht der von Russland angefangene Krieg. Ist die Führung durch Bundeskanzler Scholz jedoch wirklich schlecht? Sie ähnelt der von Frau Merkel. War ihre Führung schlecht? Nach welcher Art Führung wird genau gerufen?

Governance, Regierung, ist eine hohe Kunst. Sie wird in Europa nicht einsam von den Spitzenpolitikern durchgeführt, sondern ist ein von Beratern in Thinktanks begleitetes Zusammenspiel der nationalen und internationalen Kräfte. Wenn auf Krieg reagiert werden muss, ist es wichtig, dass diese Reaktionen gründlich durchdacht werden und nicht durch Schnellschüsse erfolgen. Die Bundesregierung und die Europäischen Gremien agieren mit Umsicht und sehr starker Wirkung. Der „Erfolg“ im Krieg ist für Putin schwer geworden. Auch Herr Scholz wird noch nach Kiew reisen, aber wohl erst nachdem er weiß, was er dort an zusätzlicher Leistung Deutschlands zu bieten hat. Der „Ringtausch“ wird sicher noch durch weitere Maßnahmen ergänzt werden.

Waffenlieferungen nützen kaum, wenn ihre Depots durch Raketen zerstört werden. Oder war das russische Propaganda? Übrigens: Bei uns gehört Lüge, also auch uneidliche erhebliche vorsätzliche Falschaussage – gedruckt, gesprochen oder sonst wie – unter Strafe! Die Desinformation ist eine Pest. – Zurück zu Herrn Scholz: Er muss entscheiden, aber im Hintergrund agieren lassen. In Hamburg hatte er große Fehler gemacht, die jetzt zu vermeiden sind. Die Wirkung und der Erfolg zählen. Seine Arbeit den Bürgern auch noch ausführlich zu erklären halte ich nicht für seine Aufgabe. Als Ingenieur bewundere ich unsere neue Regierung. Es wird doch nicht nach einer „Führung“ durch eine Person wie Donald Trump oder Boris Johnson gerufen? – Georg-W. Geckler

 

Wohin steuert Deutschland ? Wer bestimmt den Kurs ? Scholz und die kaum sichtbare Verteidigungsministerin oder Hofreiter und Strack-Zimmermann ? Wie konsistent ist die Kriegsrethorik der Schwätzer, die einerseits die die bisher unbestritten zu einseitig auf Rußland ausgerichtete Energiepolitik anprangern, andererseits unsere Sicherungsabhängigkeit ignorieren ? Wie verlässlich sind die Vereinigten Staaten dauerhaft, wenn Zusagen nur für die jeweilige Amtsperiode eines Präsidenten ernst genommen werden können ?

Hat ( Schimpfwort nach Wahl ) Lawrow sicherheitspolitisch nicht recht, wenn er Deutschland als Satellitenstaat einnordet ? Würden unsere diplomatischen Möglichkeiten, auf Russland einzuwirken, nicht steigen, wenn wir erklären, uns auf Sicht aus dieser Abhängigkeit zu befreien ? Wäre Israel ein Vorbild ? Auch für die Pflicht zu helfen gilt: ultra posse nemo obligatur. – Gerhard Schmid

 

„Bei all dem Schrecklichen, das laufend in der Welt geschieht ist der Niedergang nicht nah, sondern da.“ (Kurt Haberstich, *1948, schweizer Buchautor) Wer bisher vom „Tuten und Blasen wenig Ahnung“ hatte, der konnte auch einfach in die Politik gehen, da war dieser auserwählte Mensch gut aufgehoben, eben ein „Nullwissender“ unter vielen „Nullwissenden“! Kaum wurde die jetzt unter „Ampel“ bekannte Ampel installiert, eben nur wenige Monate nach der Bundestagswahl, da sollte eigentlich eine angedachteGemütlichkeit in der Ampel einkehren, denn prompt fand sich ein großer Hut, unter den sich SPD, die Grünen und FDP bei drohender Gefahr flüchten und verkriechen wollten.

Irgendwie krachte es urplötzlich in der Ukraine, und diese Ukrainer, knallten viele Forderungen nach Kriegsgerät ans Ampel-Gebein, ganz zu schweigen von den vielen geflüchteten Ukrainer, die es blitzschnell auch nach Deutschland zog. Für eine „Unter-den-Hut-Flucht“ war das ganze einfach zu schnell! Indes schmiss Anne Spiegel, nach nur einer relativ kurzen Amtszeit, ihr Handtuch, ausgerechnet dem Gesundheitsminister Karl Lauterbach zu, der seitdem noch verwirrter mäandert. Das angedachte, gemütliche „Weiterso nach Merkelart“ war vorbei, bevor es richtig starten konnte ! – Klaus P. Jaworek

 

Was ist bloß in die ZEIT gefahren? Ich bin enttäuscht; ich bin wütend. Statt der sonst üblichen Ausgewogenheit Bashing von Bundeskanzler und Bundespräsident. Den einen trifft es, weil er nicht schnell genug schwere Waffen an die Ukraine liefere, wie ihm selbst ernannte Militärexperten wie Anton Hofreiter (für ein Ministeramt hat es halt nicht gereicht) gegen alle Fakten vorwerfen. Die Bestände der Bundeswehr – kaputt gespart durch zahlreiche CDU-Verteidigungsminister – reichen gerade so aus, um den NATO-Bündnisverpflichtungen im Falle eines (nicht völlig auszuschließenden) russischen Angriffs auf ein östliches NATO-Land nachzukommen.

Den anderen trifft es, weil er verantwortlich sei für eine verfehlte Russlandpolitik der letzten Jahrzehnte. Nur: Außenpolitik muss sich an den jeweiligen aktuellen Gegebenheiten ausrichten. Die Sowjetunion und Russland haben bis vor kurzem alle Verträge und Vereinbarungen eingehalten. Beginnend mit der Rückführung deutscher Kriegsgefangener durch Adenauer bis hin zur deutschen Wiedervereinigung und ja(!) auch bei den Gaslieferungen. Da ist nichts aufzuarbeiten, erst recht nicht bei der SPD.

Was sich grundlegend geändert hat, ist der Geisteszustand des russischen Präsidenten. Er ist offensichtlich nicht mehr die Persönlichkeit, die für eine Rede vor dem Deutschen Bundestag großen Beifall von allen Seiten des Parlaments erhielt. Damit umzugehen, müssen wir jetzt lernen. Aber bitte nicht im Stil dieser ZEIT-Ausgabe. Sic tacuisses – ihr hättet besser geschwiegen. – Dietrich Briese

 


 

 

Leserbriefe zu „Angst ist kein guter Lehrer“ von Robert Benkens

 

Fakten gegen Angst(macher). Der Artikel spricht mir aus der Seele. Ich bin Mathematiker und vielleicht deshalb besonders gewohnt auf Fakten zu setzen. Die fürchterlichen Übertreibungen, sei es bei Corona, sei es beim Klimawandel, haben mich mehr als einmal den Kopf schütteln lassen. Das heißt nicht, dass diese Probleme nicht existieren. Das tun sie sehr wohl.

Aber in der Öffentlichkeit entsteht durch die permanenten Katastrophen-Voraussagen ein Bild, das den vorliegenden Fakten widerspricht. Im Buch „Factfulness“ von Hans Rosling gibt es einen Multiple-Choice-Fragebogen mit 13 Fragen zum Zustand der Welt. Die Antworten aller Bekannten, denen ich diese Fragen vorgelegt habe, zeigten eine Welt, weitaus schlechter, als sie in Wirklichkeit ist. Deshalb: Viel Erfolg bei „Schools for future“. – Raimund Helbrich

 

Ich würde Ihnen (als ein großer Freund von Karl Popper) sofort zustimmen in Ihrer Kritik, wenn es nicht um die Klimakatastrophe ginge, sondern um irgend ein anderes Thema. Mir scheint, Sie haben die übergeordnete Relevanz einer um 2-5 Grad (im Durchschnitt!) erhitzten Welt nicht an- gemessen verstanden und reflektiert. Sie dürfen Herrn Schellnhuber durchaus genügend Sach- verstand zugestehen, der sich Jahrzehnte mit dem von ihnen so flappsig abgehandelten Problem befasst hat. Ich habe das im Rahmen meiner Möglichkeiten die letz- ten 15-20 Jahre auch getan und bin sicher, dass er und andere Experten richtig liegen mit ihren Abschätzungen: Unsere Zivilisation wird eine um mehr als 2 Grad er- wärmte Welt nicht überleben.

Selbstverständlich darf man „Hoffnung“ haben und sie mit seinen Schüler:innen diskutieren. Aber es gibt eben auch das Phänomen der „Falschen Hoffnung“ – und hier sehe ich Sie leider in Gefahr, genau die zu verbreiten. Wie gesagt: wenn es „irgendein“ Thema wäre, würde ich Ihnen zu stimmen. Aber wenn es um die Lebens- grundlage für unsere über 10.000 Jahre gewachsene Zivilisation geht, liegen Sie ziemlich sicher falsch – sie wird vom Klimawandel existenziell bedroht; und nicht wegen eines Starkregens oder Waldbrandes – sondern weil bei einer solchen Temperaturerhöhung die für die Ernährung von knapp 8 Milliarden Menschen nötigen Hauptnahrungsmittel (Weizen, Mais, Reis, Kartoffeln usw.) nicht mehr in der Menge wachsen werden, wie heute.

Glauben Sie ernsthaft, unsere Gesellschaft wird das aushalten, wenn ein Drittel oder die Hälfte der Mensch- heit verhungert bzw. aus den von Temperaturen über 45 Grad betroffenen Ländern auswandert? Ich habe den Verdacht, dass Sie sich das Problem schönzureden versuchen, weil Sie selbst hilflos sind und das vor Ihren Schüler:innen oder Leser:innen nicht eingestehen möchten. Das wäre aber der Anfang von Redlichkeit und Wahrheit: sich die physikalische und biologische Wirklichkeit einzugehen, die unsere menschliche Lebenswirklichkeit beschreibt. – Werner Winkler

 

Ihr o,g. Artikel mit Ihrem Plädoyer für Optimismus bzg. des Klimawandels enthält einige zutreffende Fakten und Aspekte, die z.T. sogar Binsenweisheiten sind. Ich sehe ihn aber dennoch als einseitig und damit sogar gefährlich hinsichtlich der allzu leicht hieraus gezogenen Konsequenzen und Schlussfolgerungen. Ich habe mich viel mit der Bewegung der FFF beschäftigt und erlebe sie überhaupt nicht als depressiv oder resignativ, im Gegenteil. Sie erwarten auch nicht dass der „Weltuntergang nah“ ist, sondern dass für mindestens große Teile der Welt großes Leid und für viele — noch viel mehr als bisher schon — tödliche Katastrophen drohen, falls unser Land, die EU und die Menschheit so weitermachen wir bisher.

Diese Gefahr hat Greta Thunberg und die FFF insgesamt aber nicht zu Fatalismus oder Umsturzfantasien geführt, sondern zu Demonstrationen, politischen Forderungen, bei vielen auch zu einer Änderung eigener Verhaltensweisen und bei einigen zu Zorn auf unverantwortliches Handeln oder Vernachlässigungen, insgeamt zu auf Änderung gerichteten Aktivitäten. Dass es, wie Sie schreiben, „auch Fortschritte“ gibt, ist quasi banal; die Frage ist aber, ob diese Fortschritte oder das tatsächlich steigende „Vermögen“, den Risiken und Emissionen entgegezuwirken, ausreichend genutzt werden und nachhaltig, auf Dauer Schritt halten mit den seit Jahrzehnten immer weiter zunehmenden Konsum-Ansprüchen, Bevölkerungszahlen, Emissionen und der immer weiter fortschreitenden Klima-Erhitzung.

Z.B. gab es bei Motoren immer größere Fortschritte bei der Effizienz und auch die E-Autos. Diese Fortschritte wurden aber mehr als aufgezehrt durch die immer größeren Zahlen und Gewichte der Fahrzeuge, so dass es im Verkehr dennoch keinen Emissionsfortschritt gab. Noch schlimmer ist es beim Flugverkehr und auf anderen Feldern. Dass Bilder der NASA beweisen sollen, dass verbrannte Waldflächen die letzten 20 Jahre um ca. ein Viertel abgenommen haben sollen und die Erde sogar grüner werde, und Friederike Otto fordern soll, das Klima nicht mehr für Katastrophen verantwortlich zu machen, widerspricht allem, was ich seit Jahren an Dokumentationen gesehen, gehört und gelesen habe.

Ich will ihnen keine direkten Fake-News unterstellen, aber es gibt als evtl. Erklärung auch einseitige oder aus dem Zusammenhang gerissene Informationen und deren Interpretationen. Wenn z.B. verbrannte Waldflächen nach kurzer oder längerer Zeit erneut von Pflanzen besiedelt werden, z.B. von Soja-plantagen oder Kuhweiden, ist die Fläche wieder grün, aber der zuvor dort gespeicherte Kohlenstoff ist ganz überwiegend in der Atmosphäre und kann selbst von neuen Bäumen erst in Jahrzehnten bis Jahrhunderten wieder eingefangen werden. Natürlich sind Wetter-Katastrophen nicht allein Folge des Klimawandels, sondern zusätzlich auch mangelnder Klima-Anpassung und Vorsorge-maßnahmen.

Diese sind aber nur bis zu einem gewissen Maß des Klimawandels und der Folgen in der Zukunft noch ausreichend leistbar, insbesondere für ärmere Länder, was ja einer der wesentlichen Gründe für die Ziele der Pariser Konferenz waren. So kann man einige Hunderttausende Flüchtlinge z.B. versinkender Südsee-Inseln noch anderweitig unterbringen; problematisch bis unmöglich wird es aber bei Zahlen zwischen Hunderten Millionen bis zu Milliarden an Dürre-, Überschwemmungs- und anderen Opfern, selbst wenn die die lokale Katastrophe noch überlebt haben, für ein längerfristiges Übereben aber eine neue Heimat suchen müssen mit ausreichenden Ernährungs-, Bildungs- und Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten.

Die Unterschiede und Irrtümer bei wissenschaftlichen Einschätzungen sind ja auch banal, und selbstverständlich müssen Wissenschaftler und auch klima-aktive immer offen für Gegenargumente und neue Erkenntnisse sein. Aber: Wenn nach jetziger Erkenntnis im Fall einer Fortdauer der jetzigen Politik und Verhaltensweisen der Menschheit insgesamt eine Weltkatastrophe wahrscheinlich oder auch nur gut möglich ist, kann man doch nicht den aktuellen Kurs fortsetzen, weil die Warnungen ja evtl. ein Irrtum sein könnten. Es gibt ja seit langem wirkliche oder vermeintliche Experten, die vor Angst schüren warnen und Hoffnung predigen.

Natürlich gibt es ein Ausmaß an Angst, dass lähmt oder resignieren lässt. Aber es fragt sich doch, warum wohl die Evolution so etwas wie Angst und Sorge entwickelt hat. Außerdem gibt es übertriebene Ängste und Resignation genauso zu den Schwierigkeiten, Kosten, Widerständen und Unbequemlichkeiten des Klimaschutzes, besonders bei denen, die in fossiles investiert haben oder denen, die ein Lebensglück vorwiegend in Comfort, Konsum oder gar Luxus sehen, und die Handlungs-Folgen in weiterer Zukunft als für sich nicht so wichtig empfinden.

Welche Szenarien wie wahrscheinlich sind, machen seriöse Wissenschaftler nicht davon abhängig wie schlimm sie sind, sondern von den Berechnungen, Faktengrundlagen und Plausibilitäten. Bei entsprechend gravierender Bedeutung sollte man aber auch „Worst Case-Szenarien“ von nur einigen % Wahrscheinlichkeit zumindest nicht beiseite wischen. Allerdings sind die wahrscheinlichen Szenarien, insbesondere in der Summe ihrer Wahrscheinlichkeiten bereits schlimm genug, natürlich kein Grund zu Resignation oder Depression, wohl aber zu dringendem drastischen Handeln bzw. woanders zur Unterlassung vieler bisheriger Handlungen.

Im Buch „vom Ende der Klimakrise“ von Luisa Neubauer und Alexander Repenning lehnen die Autoren es ab zwischen Optimismus oder Pessimismus hinsichtlich der Zukunft der Klimakrise zu wählen. Sie erklären sich als „Possibilist*Innen“. Ob sie optimistisch in die Zukunft blicken beantworten sie mit „ja und nein“, ob die – noch vorhandenen – Chancen und Möglichkeiten verwirklicht werden „hängt von jedem von uns ab“, wie sie sagen. Und Bert Brecht sagte: „Die aufgehende Röte einer besseren neuen Welt kommt nicht wie die Morgenröte nach durchschlafener Nacht“. Für die Unterscheidung von Hoffnung und Illusion gilt:

„Traum oder Zukunft? Freud‘ oder Leiden? / Wir, tun und lassen, solln‘s entscheiden; / Abwarten, Grübeln werden‘s nicht ergründen / das schafft nur unser Tun, in globalen Bünden“. (aus einem Klimagedicht von mir selbst). Auch Optimismus kann eine Gefahr sein, insbesondere wenn sein Maß und seine Handlungs-Konsequenzen unkritisch oder nicht durch Realitäten belegt sind. Er kann zu Sorglosigkeit, Überheblichkeit oder Passivität führen in der Illusion, es werde ja sowieso alles gut oder man habe ja genug Zeit, um für alle bequeme Problemlösungen zu finden oder zu entwickeln, ohne irgendwelche Verzichte oder „Zumutungen“ wie Steuererhöhungen oder höhere Abgas-Bepreisungen oder Beschränkungen z.B. der zulässigen Höchstgeschwindigkeiten, Flugmeilen oder Auto-Gewichte.

Und es gibt auch ganz andere psychologische Mechanismen als Lager- oder Gruppendenken, die vernünftigem Handeln und Erkennen im Wege stehen können: Es gibt die Macht der Gewohnheiten, der Bequemlichkeiten, der ideologischen Verblendung, des Wunschdenkens oder der Macht- oder Geldgier. All das will berücksichtigt und bewusst gemacht werden, damit für evtl. Korrekturen des Denkens und Handelns auch die entsprechende Bereitschaft und Fähigkeit besteht. Mit Sicherheit sind solche Korrekturen bei den unbesorgten des Klimas mindestens ebenso nötig wie beim Durchschnitt der besorgten.

Ich frage mich, wenn alle so oft genannten „Aber“ beim Klimaschutz, alle Tabus, wie der Klimaschutz keinesfalls sein dürfe, so vernünftig und realistisch sein sollen, warum haben die Verkünder und Propheten dieser idealen oder Zauberlösungen in den letzten Jahrzehnten immer nur noch höhere Abgasmengen und Temperaturen auf dem Planeten erreicht, immer mehr Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen, Hurricans, steigende Meeresspiegel, versinkende Südsee-Inseln, absinkende Grundwasserspiegel, vertrocknende, brennende oder Borkenkäfer-kranke Wälder etc. etc.??

Hatten sie nicht Jahrzehnte Zeit, mit ihrem angeblich so gewachsenen Vermögen der Problemlösung bzw. mit rein technologischen und bequemen Methoden diese Dinge in den Griff zu kriegen oder ganz zu verhindern? Und vor allem: Muten wir den künftigen Bewohnern der Erde damit nicht viel, viel Schlimmeres zu als viele uns selbst jetzt unbedingt ersparen wollen? Viel mehr Freiheitsverluste, Armut bis zu Hungerkrisen, Ängste usw.? Teilweise hat unser Verfassungsgericht diese Frage 2021 ja schon bejaht, aber die Umsetzung seines Urteils besteht immer noch mehr aus Zielsetzungen statt aus Taten zu deren Erreichung.

Unterschlagen wird von den übertriebenen Optimisten meist auch der Zeitdruck durch die immer größere Geschwindigkeit der Steigerung der Erhitzung, nicht zuletzt durch die zunehmenden Kettenreaktionen oder Kippunkte, die drohen schon innerhalb eines Jahrzehnts die gesamte Menschheit als Zerstörer des Klimas noch zu übertreffen, wenn wir nicht drastisch und radikal umsteuern. Unser Planet, eigentlich unsere ihn missbrauchende Zivilisation ist schon mit einem untergangsbedrohten Schiff verglichen worden.

Die Propheten des Überoptimismus, der Selbstüberschätzung und der bequemen Lösungen würden bei der Diskussion über die Unbequemlichkeiten und Kosten der Reparatur und Rettung dieses Schiffes wohl auch fordern: Wir müssen erst eine innovative Methode finden, die allen auf dem Schiff Spaß macht, für alle gerecht ist, mit kürzeren Arbeitszeiten auskommt und niemandem seine gebuchte Luxus-Kabine und Unterhaltungsprogramme kostet. Absurd?? So scheint es, aber so ähnlich argumentieren und handeln viele Politiker, denen aber auch viele Lobbyisten und Wähler mit ihren Kreuzen recht geben, selbst nach den vielen Warnschüssen dieses Jahrtausends, zuletzt der Ahrtal-Katastrophe.

Der Faktor Zeit für alle Lösungen ist nicht nur auf dem Schiff entscheidend, sondern auch auf unserem Planeten. Der beste Problemlösungsplan nützt den Passagieren nichts mehr, wenn seine Vollendung erst in eine Zeit fällt, wo das Schiff schon auf dem Meeresgrund liegt. (Auch auf der Titanic begannen die ursächlichen Fehler und Unverantwortlichkeiten schon lange vor der Eisberg-Näherung, die das Schiff ohne die Serie von Konstruktions- und Verhaltensfehlern noch hätte überstehen können. Es herrschte Überheblichkeit, die Übersteigerung von Optimismus mit zu hoher Geschwindigkeit angesichts durch einen Brand und z.T. billigerer Nieten geschwächter Wände.

Und wichtige Funk-Nachrichten wurden liegengelassen zugunsten privater Nachrichten von gut bezahlenden anspruchsvollen Passgieren.) Deshalb: Tun wir alle, was wir können, jeder von uns, ohne Panik, ohne Depression, aber auch ohne Leichtsinn, Überheblichkeit und Gläubigkeit an eine vermeintlich allein reichende Allmacht der Technologie, ohne Überoptimismus, aber mit dem Bewusstsein des Possibilismums, dass es auf jeden von uns ankommt, auch auf die kleinen, die aber andere mit motivieren und in der Summe viel bewegen können, zum guten wie zum schlechten. – Dr. Peter Selmke

 

Optimismus darf nicht so weit gehen, dass jeglicher Realitätssinn verloren geht. Der Lehrer Robert Benkens argumentiert – auf den Punkt gebracht, dass Angst lähme und so gerade die bei jungen Menschen gefragte Kreativität ersticke. Dem wäre zu entgegnen, dass es eine genetisch angelegte Phase von Angst gibt, durch die Kräfte und Fähigkeiten in unglaublichem Maße mobilisiert werden.

Wenn der international hochangesehene Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber die Metapher vom mit 98 Prozent Wahrscheinlichkeit verunglückenden globalen Schulbus gebraucht, weiß er, wovon er spricht. Sicher ist die Klimaproblematik allein wegen zahlreicher positiver Rückkopplungen – Kipppunkten – komplex.

Doch gibt es Fakten, die sich nicht aus (zweck)optimistischer Perspektive schönreden lassen. Hierzu gehört, dass sich bereits jetzt, bei 1,1 Grad mittlerer globaler Erwärmung, Eisschmelze und Permafrostschwund in einem Maße dynamisiert haben, dass ein Stoppen dieses Prozesses trotz ambitionierter Klimaschutzziele unwahrscheinlich geworden ist, so dass mit einem unumkehrbaren Meeresspiegelanstieg von 15…20 Metern innerhalb von 300 bis 800 Jahren gerechnet werden muss. Dass das Versiegen des Golfstromes mit verheerenden Auswirkungen auf das Weltklima innerhalb von weniger als 90 Jahren droht.

Warum soll man den jungen Menschen diese bittere Wahrheit vorenthalten? Allzumal in Fachkreisen ein ingenieurtechnisches Verfahren zur Erzeugung von Klima nach Maß diskutiert wird, mit dem hoffnungsträchtige Chancen bestehen, den drohenden Klimakollaps abzuwenden, bevor es hierzu zu spät ist. Handelt es sich bei dieser Form von Klima-Optimismus vielleicht um das Kalkül, die Schüler von der Teilnahme an den Frydays for Future Protesten abzuhalten? – Hans-Ulrich Oberländer

 

Schule ist ein wichtiger Ort zur Integration junger Menschen in unsere Welt. Diese Welt ist in besonderer Weise eine Welt des Umbruchs. Gerade die großen Menschheitsthemen unserer Zeit – Frieden, Demokratie, Menschenrechte, Umbau zu Klimaneutralität und Nachhaltigkeit – erfordern ein entwickeltes Bewusstsein, um die Realität differenziert wahrnehmen und eigene Einordnungen vornehmen zu können. Gerade diese Themen erfordern ein kritisches Bewusstsein, um als Bürger ins politische Handeln kommen zu können.

Schule sollte dabei kein Ort der Mobilisierung von Schülern für politische Zwecke sein. Weder Pessimismus noch Optimismus sollten vorgegeben werden, weder Angst noch Naivität sollten nahegelegt werden. Es gibt Gründe für Zuversicht. Es gibt Gründe für Skepsis. Schaue ich auf den Problemstau, der durch die langjährige Ignoranz unserer Politik entstanden ist, so habe ich großes Verständnis, wenn in der jungen Generation Ungeduld und Skepsis überwiegen. – Reinhard Koine

 

Robert Benkens weist zu Recht darauf hin, dass in den letzten Jahrzehnten die größten Fortschritte bei Armuts- und Krankheitsbekämpfung, Lebenserwartung und Katastrophenschutz gemacht wurden. Höchst eindrucksvoll hat das Hans Rosling in seinem Buch Factfulness aufgezeigt, dass die früher bestehende Kluft zwischen „den“ reichen und „den“ armen Ländern weitgehend geschlossen hat, freilich bis auf einige weiterhin extrem arme. Dafür ist China das beste Beispiel, und China macht für den Durchschnitt der Welt sehr viel aus.

Und es gibt in der Tat viele Denkfallen, die einen an dieser Einsicht hindern können. Freilich, wenn Benkens zur Differenzierung aufruft, sollte er bedenken, dass sich seit 2018 einige dieser Trends nicht zuletzt infolge des Klimawandels und der Kriege in Syrien, Jemen, der Ukraine und ungezählten anderen wieder verschlechtert haben. Wenn man Durchschnittsangaben benutzt, um positive Trends zu beweisen, kann man genauso falsch liegen, wie wenn man sie benutzt, um negative Trends aufzuzeigen.

Das Werk „Die Grenzen des Wachstums“ von 1972 ist mitnichten falsifiziert, wenn die bekannten Vorräte an fossilen Energien heute größer sind als damals. Die gefährlichsten Grenzen liegen heute ganz woanders: z.B. bei dem CO2-Ausstoß und den seltenen Erden. Angst ist kein guter Lehrer. Richtig. Aber wenn die Menschheit seit 1972 dabei ist, sich auf Nachhaltigkeit umzustellen, dann ist angesichts der bisherigen Ergebnisse das Tempo zu gering. Das braucht man heute den Schülern nicht zu sagen, wohl aber sollten es die Wähler wissen. Schüler sollten lernen, dass es keine einfachen Wahrheiten gibt. Und dafür braucht es Lehrer*innen, die sich darauf verstehen, das deutlich zu machen. – Walter Böhme

 

Mit Unglauben und zunehmendem Zorn lese ich die Einlassungen von – ja wem eigentlich. In der dritten Spalte und danach noch mehrfach musste ich nachschauen, wer da eigentlich schreibt. Tatsächlich, ein Lehrer, 33 Jahre aus Oldenburg. Das Niveau eines Streits oder einer Diskussion sollte doch bitte höher liegen als das hier. Wildes Geschwurbel und verallgemeinertes Bashing von Wissenschaftlern. Irrtum sei die Bedingung von Erkenntnis und gegen Lagerhöhrigkeit – Herr Benkens fehlt aber Selbstreflexion völlig.

Kann sich gleich einreihen in die polemischen An-den-Pranger Steller. Man lese nur die genannten Namen durch dann weiß man Bescheid, Springer-Presse würde ähnliche Namen nennen und tut dies auch. Was hat der arme Schellnhuber alles zu ertragen. Neubauer im Nebensatz abgefrühstückt. Ich kann nur den Kopf schütteln. Clickbait in Papierform. Das braucht 2022 kein Mensch. – Stefan Sczuka

 

Was mag die Redaktion der als seriös geltenden „ZEIT“ bewogen haben, dem 33-jährigen Deutschlehrer aus Oldenburg fast eine Seite zur Verfügung zu stellen, damit er dort – garniert mit einigen wissenschaftstheoretischen Allgemeinplätzen und Karl-Popper-Zitaten – die auf jahrzehntelangen empirischen Forschungen beruhenden Warnungen vor dem menschenge­machten Klimawandel relativieren und verharmlosen kann? Das wird dem Autor zweifellos Lob einbringen von Allen, die gern mit 200 km/h über die Autobahn brettern, die nächste Kreuzfahrt in die Karibik planen und gerade den obligaten Wochenend-Trip nach Ibiza hinter sich haben.

Unsereiner aber hofft inständig, dass sich die Kultusminister­konferenz dem Wunsch des Herrn Benkens verweigert, mit Hilfe geänderter Lehrpläne eine Generation von Hedonisten und Klimawandel-Leugnern großzuziehen. Stattdessen gilt es, die jungen Menschen zu verantwortungs­be­wussten Bürgern zu erziehen, die bereit und fähig sind, die dringend notwendige Abkehr vom Turbokapitalismus der letzten 150 Jahre mit seiner gedankenlosen Verschwendung der Ressourcen unseres Planeten zu gestalten! Ich fürchte, mit dem von Lehrer Benkens leichtfertig propagierten „Weiter so!“ wird unsere Jugend keine lebenswerte Zukunft haben. – Dr. Wolfgang E. Fischer

 

Am Anfang des Artikels stehen Ergebnisse einer Umfrage, unter Anderem dass nur 23% der 14- bis 24-Jährigen erwarten, dass das Land, ich vermute Deutschland, den Klimawandel bis 2050 in den Griff bekommt. Es müssten 0% sein, denn kein Land wird den Klimawandel in den Griff bekommen. Das müssen alle Staaten gemeinsam tun. Es reicht nicht, wenn ein Land „klimaneutral“ ist. Kohlenstoffdioxid und andere Treibhausgase machen weder an den deutschen Grenzen, noch an denen den Schengenraums halt! – Dirk Hoppe

 

Dies ist mein erster Leserbrief. In den vergangenen Jahren haben mich viele Artikel in der ZEIT zum Nachdenken angeregt, eine andere Perspektive aufgezeigt oder Optimismus versprüht. Doch Ihr Artikel war für mich ein ganz besonderer Anlass, Ihnen zu schreiben. Denn ich möchte Danke sagen. Ich bin 24 Jahre alt und eigentlich ein sehr optimistischer Mensch, der sich sehr gerne und viel über das tägliche Geschehen informiert. Im Lauf der letzten 2-3 Jahre konnte ich aber zunehmend bei mir selbst beobachten, dass mir der Optimismus in vielen der großen Fragen unserer Gesellschaft mehr und mehr abhanden gekommen ist und ich zunehmend weniger das Tagesgeschehen verfolge.

In vielen Situationen habe ich mich gefragt: ist die Lage wirklich so ausweglos, wie sie scheint? Sind die Probleme wirklich so groß? Und ist die Politik wirklich so ratlos, wie sie wirkt? Je mehr ich mich mit vielen verschiedenen Medien beschäftigt habe, desto öfter schienen die Fragen in Themen wie dem Klimawandel, Corona und jüngst dem Angriffskrieg in der Ukraine mit „Ja“ beantwortet zu werden. Und meine Versuche, im Freundes- und Familienkreis für Optimismus zu sorgen, wurden immer öfter mit Blick auf die vermeintliche Realität aus Talkshows, Wissenschaft und Nachrichten abgetan.

Und genau deshalb bin ich der Meinung, dass es jetzt Zeit ist, auch wieder öfter für Optimismus zu sorgen. Natürlich, niemand und vor allem kein öffentliches Medium, sollte blind vor Optimismus Loblieder auf die Welt singen. Aber gerade wenn die Ausgeglichenheit in der Berichterstattung fehlt ist es Wichtig, Impulse zu setzen. Dazu zählt auch, Situationen abseits vom Worst-Case-Szenario zu betrachten.

Mit dieser Meinung bin ich bislang nicht wirklich nach außen getreten – schließlich wollte ich auch keine Probleme klein reden, die so viele Menschen auf tragische Weise betreffen. Und genau daher hat mir Ihr Artikel aus der Seele gesprochen und endlich einen Weg aufgezeigt, auf eine belastbare Art und Weise für Optimismus zu sorgen. Allzu oft lassen wir uns von den schlechten Nachrichten mitreißen. Davon sind auch Lehrer*innen nicht ausgenommen. Umso glücklicher können sich wahrscheinlich Ihre Schüler*innen, die Leser*innen der ZEIT und alle Mitbegründer der neuen Teachers for Future Bewegung schätzen, dass Sie Ihre Gedanken hier geteilt haben. – Henrik Lambertz

 

Danke für einen hervorragenden Artikel zu Wissenschaft und deren Untergrabung durch oberflächliche oder gar propagandistische Präsentationen. Angesichts der komplexen Modellrechnungen zum Klimawandel und auch zur vermeintlichen „Einfachheit“ der zügigen Umstellung auf neue Energiesysteme käme es auf Transparenz und sachlich orientierte Kommunikation in den beiden Gebieten Klimaschutz (Emission von Treibhausgasen und Zerstörung von ökologisch geeigneten Senken) und Wegen zu Alternativen an.

Bisher dominieren eher die drastischen Vereinfacher (Klimapolitik geht „ganz einfach“, wenn nicht die „bösen Konzerne wären“) und Zuspitzer („Die Katastrophe naht“), wie leider die sehr unglückliche Formulierung von Herrn Schellnhuber zeigt. Auf diesem Hintergrund hat eine „argumentative“ komplexe Sachdiskussion wenig Chancen! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Teils treffende Analyse, verfehlte Schlussfolgerung. Dass der Klimawandel menschengemacht ist und katastrophale Auswirkungen hat (speziell für junge Menschen und sozioökonomisch schwache Gruppen & Länder) bestätigen alle (genannten) Expert*innen – sogar unser Bundesverfassungsgericht drängt zu ambitioniertem und dringlichem Handeln.

Ein “Augen zu & weiter so” ist keine Alternative. Idee: wir sprechen in den Schulen mit Schüler*innen über ihre (oftmals berechtigten) Sorgen und regen einen informierten und der Komplexität angemessenen Diskurs zu möglichen Lösungsansätzen und der Selbstwirksamkeit jedes/r Einzelnen im Kollektiv an (z.B., mit Beispielen von wirksamem, lokalem Handeln zur Emissionsminderung). Soviel Raum und Differenzierung muss sein – gerade in der Schule. – Lennart Kuntze

 

Die Analyse des jungen Deutschlehrers Robert Benkens ist erstaunlich und offenbart einen wunden Punkt in der Debatte um die Klimaveränderung. Wenn wir fast tagtäglich von sogenannten Experten mit Katastrophenszenarien zur offensichtlich ablaufenden Klimaerwärmung der Erde bombardiert werden, auf die wir scheinbar unaufhaltsam zulaufen, dann müssen wir uns nicht wundern, wenn sich die verängstigten Kinder und Jugendlichen (und Erwachsene) radikalisieren.

Es fehlt an Einordnung und Reflektion. Auch Wissenschaftler sind häufig interessengetrieben und neigen dazu, ihr Spezialgebiet als das Maß aller Dinge zu präsentieren. Hier wäre es wünschenswert, wenn Journalisten, Politiker, Eltern, Lehrer den Kindern, ja der Allgemeinheit, beim Einordnen und Differenzieren helfen würden.

Ein Versuch: (1) Die Erde erwärmt sich seit gut zehntausend Jahren und hat die teils kilometerdicken Gletscher in Nord- und Südeuropa schmelzen lassen. (2) Diese Erderwärmung wird sich, ob wir wollen oder nicht, noch weiter fortsetzen und nicht bei 1,5 oder 2 Grad Stopp machen. (3) Allerdings nimmt der industrialisierte Mensch seit circa einhundert Jahren durch seine immense CO2 Emission ungünstigen, d. h. beschleunigenden Einfluss auf die Erwärmung.

(4) Dies hat unbestreitbaren Einfluss auf das Erdklima und auch das Wetter. (5) Diese Veränderungen (Klima/Wetter/Meeresspiegel) wirken sich auf der Erde sehr unterschiedlich aus und verändern dabei auch die Lebensbedingungen der Natur und des Menschen. (6) Darauf muss sich vor allem der Mensch gut vorbereiten, denn er bevölkert mittlerweile (und lokal sehr gedrängt) große Flächen der Kontinente.

Ergo muss der Mensch versuchen, (a) den menschenverursachten Anteil der Klimaveränderung zu minimieren, d. h. das Bevölkerungswachstum, den CO2 Ausstoß, den Flächenverbrauch, den Umwelteinfluss insgesamt zu reduzieren und (b) sich mit intelligenten Mitteln auf die Folgen des unaufhaltsamen Klimawandels vorbereiten.

Die einzige Katastrophe in diesem Langzeit-Szenario ist eine Überbevölkerung, die dem Menschen (und mit ihm Teilen der Natur) die Lebensgrundlage nimmt. Vermutlich aber wird eher eine Naturkatastrophe in Form eines Meteoriteneinschlags oder einer tödliche verlaufenden Pandemie dem Menschen den Garaus machen. Leider! – Peter Breuninger

 


 

 

Leserbriefe zu „Was Experten lernen müssen“ von Maximilian Probst und Ulrich Schnabel

 

Wissenschaftler sind keine Kommunikationsprofis. Müssen sie auch nicht. Ich finde, wir, also die Empfänger wissenschaftlicher Erkenntnisse, sollten einfach mal wieder Fakten von Menschen entgegennehmen, die es einfach besser können als wir, gelernt haben und Ahnung von dem haben, was sie herausfinden. Hinterfragen ist gut – und auch das Schöne einer Demokratie, in der wir leben dürfen. Aber irgendwann ist es mal gut und wir sollten einfach Vertrauen haben und die Wissenschaftler weiter forschen lassen. Ist ja gut für uns alle. – Annette Haagen

 

Mit Interesse las ich Ihren Beitrag „Was Experten lernen müssen“. Die angesprochenen Themenfelder beschäftigen mich seit Langem. Ihre Ausführungen kann ich weitgehend bestätigen. Auch Kahnemanns „Langsames Denken, schnelles Denken“ war für mich sehr erhellend. Das Folgewerk „Noise“ kann ich ebenfalls empfehlen. Eine Schlussfolgerung, die ich aus dem Widerspruch zwischen Fakten und Meinungen ziehe, finde ich in Ihrem Artikel nicht: Wie Kahnemann ausführt, ist Denken äußerst energieintensiv. Der Mensch ist wie alle Lebewesen darauf programmiert, Energie effizient einzusetzen.

Das langsame Denken steht dazu quasi im Widerspruch. Die meisten Menschen halten daher an einer einmal gebildeten Meinung fest. Dafür führen Sie ja auch Studien an. Eine Konsequenz, um der Bildung unwissenschaftlicher Meinungen und Weltbilder vorzubeugen, wäre, sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Das heißt, Weltanschauungen schon früh, also im Kindes- und Jugendalter möglichst nachhaltig zu prägen. Denn: Je länger Menschen ihr Weltbild aufgebaut haben, desto weniger sind sie bereit, es neu zu überdenken. Das würde zu viel Denkarbeit, also Energie, erfordern und im Extremfall ihr ganzes bisheriges Leben in Frage stellen. Hier einige „Kristallisationsprodukte“ meiner Gedankenketten dazu:

„Ein Vorurteil zu jeder Zeit erspart des Denkens Schwerarbeit.“ „Möglichst immer Energie sparen. Aber bitte, bitte nicht beim Denken!“ „Die am stärksten unterschätzte Urgewalt: Die Dummheit von Menschen.“ „Menschen, die wenig wissen, sind sich ihrer Sache oft erstaunlich gewiss.“ „Manche Menschen sind nicht sehr klug. Probleme gibt es, wenn sie das nicht wissen.“ „Wer einen Plan macht, der auf die Vernunft der Menschen setzt, ist schon so gut wie gescheitert.“ Frei nach Brecht: „Denken zählt zu den größten Vergnügungen des Menschen. Aber nicht jeder ist vergnügungssüchtig.“

„Viele Menschen haben sich ein behagliches, aber starres Gedankengebäude errichtet. Sie verteidigen es mit aller Kraft, weil auch die kleinste Erschütterung es zum Einsturz bringen könnte.“ „Er hatte wohl eine super Impfung erhalten. Er war immun gegen alle Fakten.“ – Horst Winkler

 

Ganz herzlichen Dank für diesen hervorragenden und differenzierten Artikel zu den Schwierigkeiten und der Notwendigkeit einer guten Wissenschaftskommunikation einschließlich sinnvoller und machbarer Vorschläge, wie die so genannten „sozialen Medien“ dafür gestaltet werden könnten und sollten.

Mögen viele Menschen, die in diesen Gebieten handeln und entscheiden, Ihren Artikel lesen und sich davon inspirieren lassen. – Dr. med. Sibylle Riffel

 

Wenn Wissenschaftler das „Modell des Informationsdefizits“ benutzen, kann das zwei Formen annehmen: –       Ich trage durch sachkundige und didaktisch gut aufgebaute Informationsvermittlung samt Akzeptieren „vermeintlich dummer Fragen“ (die es ja gar nicht geben kann) zum „Gehirntraining“ von Teilnehmern in einer Vorlesung, Seminar o.ä. bei. Das ist die Stufe 1 des Lernens der Grundlagen. –   Die Stufe 2 setzt voraus, dass ich als Wissenschaftler meine Diskussionspartner*innen (Studenten, Doktoranden, andere Teilnehmer) immer als grundsätzlich befähigt ansehe, gute Beiträge oder sogar exzellente Fragen mit „Sprengkraft“ zu stellen.

In diesem Sinne ist die Formulierung der beiden Autoren: „Keine Klimawende ohne Kommunikations-Wende!“ zutreffend. Da wissenschaftliche Erkenntnisse „offen“ sein müssen, könnte man dann eventuell auch überraschend feststellen, dass vieles vom bisherigen Gesäusel drittklassiger „Energie-Expert*innen keineswegs zu erfolgreicher Klimapolitik beträgt, sondern mangels solider Grundlagen eher zu Pleiten, Pech und Pannen führen kann. Unangenehme Wahrheiten aufzudecken ist eben auch Ergebnis von guter Wissenschaft! Genau davor haben die drittklassigen „Klimapolitik-Expert*innen“ dummerweise Angst! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Kommunikationsmängel können im Kleinen und Großen bis zum Krieg führen! Maximilian Probst und Ulrich Schnabel fordern in der Ausgabe vom 21. April 2022 zurecht eine „Kommunikationswende“. Wie das Leben immer stärker zeigt, können Mängel in der Kommunikation im Kleinen und im Großen bis zum Krieg führen. Generelle positive Weiterentwicklungen der Kommunikationsfähigkeiten wären einer der wichtigsten Entwicklungsschritte für unsere Gesellschaften!

Die beiden Autoren sprechen in erster Linie die Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Wissenschaften an, die ihre guten Erkenntnisse besser vermitteln müssten. Das wäre aber nur eine Facette des vielfältigen Themas Kommunikation. Kurz aus meiner langjährigen Erfahrung: Als ein sachverständiges Mitglied verschiedener Behörden hatte ich noch vor 40 Jahren in vielen Behördenverfahren zur Genehmigung oder Überprüfung von verschiedensten Vorhaben und Maßnahmen sehr positive Erfahrungen gemacht: Es wurde diskutiert, zugehört, auch begrenzt gestritten, es wurden Argumente abgewogen und es wurde ausgewogen mit Hilfe von Fachmeinungen und Bürgerinteressen entschieden.

Aber schon damals wurde der Ton von einzelnen Menschen und Organisationen schärfer und von Medien teilweise noch verstärkt. Seit damals hat sich die öffentliche und vermutlich auch die private Kommunikation generell verschlechtert. Die Kommunikationskultur hat ganz allgemein eine negative Entwicklung durchgemacht. Die Verschlechterungen wurden von einzelnen Menschen von manchen Vertreterinnen und Vertretern der Politik, der verschiedenen Organisationen und auch von den Medien angeheizt.

Es reicht also bei Weitem nicht, die Fachleute der Wissenschaften zu einer besseren Kommunikation aufzurufen. An der langfristig besseren Weiterentwicklung der Kommunikationskultur müssen alle mithelfen, ganz voran die Politik (die derzeit eher ein schlechtes Beispiel gibt) und auch ganz voran die Medien (die aus meiner Sicht derzeit teilweise auch nicht beispielgebend sind). Ich denke, die beiden Journalisten haben bei der Verfassung ihres Beitrags auch an sich selbst gedacht!? – Peter Reitinger

 

Viele Experten bekommen keine Gelegenheit, zu den Bürgern durchzudringen. Das ist ein weiteres, grundsätzliches Problem. Nehmen wir als Beispiel den Ukraine-Konflikt. Hier können Politologen und Historiker Erklärversuche beitragen, die nicht zur vorherrschenden Meinung passen. Wissenschaft lebt von kritischen Diskussionen verschiedener Lösungsansätze. Im Fall des Ukraine-Konflikts jedoch ignorieren Leitmedien Erklärungen, die von der politischen Stoßrichtung abweichen, wie John Mearsheimer jüngst feststellte. Orientieren sich also auch Leitmedien »statt an der Vernunft, lieber an ihrem Umfeld, an dem, was ihre moralischen Überzeugungen nahelegen« und filtern entsprechend?

Tägliche Berichte und Bilder der Kriegspartei, die für die „Freiheit des Westens kämpft“ sorgen für »schnelles Denken«. Dazu kommt das »moralische Urteil, das ums Gute und Richtige weiß im Modus des Nicht-Wissens« (Alexander Sobek). Krieg entsteht aber im Frieden und der Ukraine-Krieg hat eine komplizierte, lange Vorgeschichte. Diese zu verstehen erfordert »langsames Denken« und kritische Distanz zu interessengeleiteter Politik. Unabhängige Experten können helfen. Ich denke an John Mearsheimer (USA), Gerhard Mangott (Österreich) und Michael Lüders (Deutschland). Ebenso Journalisten, die sich »nicht mit einer Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten Sache« (Hajo Friedrichs). Und das hilft auch in anderen Auseinandersetzungen z.B. mit Covid, Klimawandel und Digitalisierung. – J. Fröhlich

 

Wissen dringt oft deshalb nicht bei der Bevölkerung durch, weil Rezipienten (und auch Vermittler) von wissenschaftlichem Wissen oft falsche Vorstellungen davon haben, wie Wissen wissenschaftlich definiert ist, nämlich als Übereinstimmung von Beobachtungen zur Wirklichkeit mit einem (selbstgemachten) Modell. Ob man damit der Wirklichkeit umfassend gerecht wird, ist eine Frage, die die Wissenschaft dabei bauartbedingt nicht beantwortet. Wissenschaft stellt vielmehr anhand IHRES jeweiligen Modells jeweils wasserdicht fest, dass 5G-Strahlung gesundheitlich unbedenklich ist oder ein Drittel aller inländischen Moslems extremistisch sind oder eine Packung Zigaretten eigentlich 40 Euro kosten müsste oder dass es unendlich viele Geschlechter gibt.

Wählte man dazu jeweils ein anderes Modell, würde dies eventuell zu ganz anderen Ergebnissen führen, die ebenfalls wissenschaftlicher Natur sein könnten. – Dies spürt eine immer größere Anzahl an Menschen, die sich deshalb immer öfter mit einem instinktiven „Da stimmt was nicht“ distanzieren und im schlimmsten Fall auf die verschwörungs-theoretische Schiene geraten, auf die man zudem medial schnell positioniert wird, wenn man gesellschaftlich angesagte wissenschaftliche Modell-Erkenntnisse nicht kritiklos nachbetet.

Es wäre also eine Mitte anzustreben, in der sich diejenigen sammeln, die einerseits prinzipiell pro Wissenschaft sind, aber andererseits auch die Grenzen wissenschaftlicher Aussagen kennen und dementsprechend aufgeklärt denken lernen. Es wäre erfreulich, wenn die Medien dabei hilfreich wären. – Kurt Schäfer

 

Mir ist nicht klar, wie ein gleichberechtigter Dialog zwischen einem Fachmann und einem Nichtfachmann funktionieren soll. Der Fachmann hat nun einmal einen – in der Regel großen – Wissensvorsprung und ist gegenüber dem Nichtfachmann deshalb immer automatisch in der Rolle dessen, der sein Wissen weitergibt. Vielleicht müssen die Nichtfachleute, die wir alle ja in fast jedem Bereich außer vielleicht dem eigenen kleinen Spezialgebiet sind, uns das einfach nur immer wieder bewusst machen (lassen) und nicht erwarten, dass wir durch eine Wissenschaftssendung o. Ä. ganz schnell ebenfalls zu Fachleuten werden bzw. geworden sind.

Dieses Bewusstsein des eigenen Nichtwissens auf den meisten Gebieten fehlt offenbar vielen Menschen. Wenn dieses Bewusstsein in unserer Gesellschaft generell geschaffen werden könnte, müsste man „nur“ noch klären, wer auf dem jeweiligen Gebiet wirklich Experte ist und die Kompetenz zum Erklären und halt auch Belehren besitzt. Das ist nicht selbstverständlich, wie die Diskussion um die drohende Klimakatastrophe zeigt: Immer wieder ist es den von Kohle, Erdöl und Erdgas profitierenden Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten gelungen und es gelingt ihnen sogar immer noch, wider eigenes besseres Wissen mittels angeblicher Experten Zweifel am Klimawandel und an der Menschengemachtheit des Klimawandels und am Ausmaß des Klimawandels zu säen – mit dem Ergebnis, dass viel zu spät und viel zu halbherzig gegen die Erderwärmung vorgegangen wird.

Meines Erachtens müssten Menschen, die aus Profitinteresse zum eigenen kurzfristigen Nutzen und zum langfristigen Schaden der gesamten Menschheit oder jedenfalls eines großen Teils derselben Lügen verbreiten, dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Ich begrüße deshalb auch Ihre Forderung nach Haftung der Internetunternehmen für die Inhalte der Plattformen. Zum Weiterlesen: https://www.ulrich-willmes.de/internetriesen-regulieren.htmlDr. Ulrich Willmes

 

Mich stört an Ihrem Beitrag, dass Sie die Quelle für das Informationschaos über wissenschaftliche Fakten in der Öffentlichkeit auf den „schlecht erklärenden Experten“ beschränken. Deshalb wünsche ich mir als nächstes einen Beitrag „Was Nicht-Experten lernen müssen“ (vielleicht ist das ja sogar geplant). Denn es gibt zwei Seiten: Das Erklären und das Verstehen. Das von Ihnen angeführte „schnelle und langsame Denken“ nach Kahnemann gilt für beide.

Dem „schnellen Denken“ erliegen Journalisten gern. In einer Talkshow von Marcus Lanz konnte man das gut beobachten. Gäste waren u.a. Marieluise Beck und Ulrike Herrmann von der taz. Erstere voller Emotionen nach ihrer Kiev-Reise, gestikulierend und schrill, daneben Ulrike Herrmann von der taz, wohlvorbereitet und sachlich. Markus Lanz ließ sich von den Beckschen Emotionen so beeinflussen, dass er Frau Herrmann nicht ausreden ließ. Es dominierte das „schnelle Denken“, wie in Talkshows üblich. Das gibt es aber nicht nur dort, ebenso in Texten und Kommentaren. Auch Journalisten sollten das „langsame Denken“ anwenden, z.B. wenn bei irgendetwas viele Faktoren zusammenwirken.

Der Experte soll erklären und der Nicht-Experte verstehen. Vieles ist für die öffentliche Debatte zu kompliziert und nur einem geduldigen und lernfähigen Zuhörer zu erklären. Die Wissenschaft arbeitet mit Abstraktionen, z.B. in der Form von Modellen (Vorhersage der zeitlichen Ausbreitung von Covid in Populationen mit einem bestimmten Verhältnis der Zahlen von Geimpften und Ungeimpften). Von solchen Modellen haben die Empfänger der Information und die stets mitredenden „Schein-Experten“, noch nie gehört. Sie sprechen Modellen einfach die Wissenschaftlichkeit ab (Motto: ich glaube nicht an Zufälle).

Muss hier nur der „Sender der Information“ besser erklären oder sollte der „Empfänger der Information“ dazulernen oder sagen „davon verstehe ich nichts“? Vor allem die in der Meinungsbildung und -verbreitung aktiven „Nicht-Experten“. Es sind auch Vertreter „gebildeter Kreise“ und Journalisten. Wie soll sich der Wissenschaftler einem auf seinem Gebiet naiven „schnell denkenden“ Publikum verständlich zu machen? Hier hilft das „langsame Denken“, und die Einsicht, dass man ohne Vorkenntnisse nicht alles wirklich verstehen kann. – Gisela Härtler

 

Die Lösung beschreibt Daniel Kahneman. Zwischen den Zeilen sagt er: es gibt Leute mit eingeschaltetem und Leute mit ausgeschaltetem Gehirn. Sein Buch sollte JEDER zwei mal lesen, wobei IMMER das Gehirn EINgeschaltet bleiben soll! Alle Impfgegner laufen mit ausgeschaltetem Gehirn herum, wenn man diesen Intelligenzdeppen mit „Fakten“ kommt, erreicht man nichts, gar nichts, warum auch, die Birnen sind im Energiesparmodus. Diese geistigen Nullen sagen doch öffentlich: „ich glaube das nicht“, das ist die Lösung unseres Problems.

Wenn ein Wissenschaftler meint, er könne einem Gehirnamputierten etwas Statistik erklären, oder etwas Medizin, oder eine Differentialgleichung, so irrt der sich: dieser Wissenschaftler kann genau so gut die nächste Wand anlabern, das macht keinen Unterschied. Und wenn dieser Wissenschaftler jetzt beleidigt ist: er ist selbst schuld, wenn er meint, er könne in diesen mickrigen Oberstübchen irgend etwas richten.

Warum fragt dieser Wissenschaftler keinen Autohändler? Ein ältliches Ehepaar betritt seinen Hinterhof und einige Tage später besitzt dieses Ehepaar einen 3,5 Tonner, der Sprit schluckt wie nie, aber nicht mehr in die Garage passt. Es geht doch! Warum fragt dieser Wissenschaftler keinen Politiker? Hier geht es doch auch! – Ulrich Bosshammer

 


 

 

Leserbriefe zu „Ist Bio wirklich besser?“ Streit von Hubert Heigl und Albert Sundrum

 

Das die Bio Landwirte eigene strenge Richtlinien Bioland und Demeter in der Tierhaltung haben, um artgerechte Haltung auf dem wertvollen Grünland, den Gülle Eintrag zu begrenzen macht den Unterschied zur konventionellen Landwirtschaft aus. Produktqualität, Fettgehalt und Geschmack, vielfältige Nährstoffe, sind Qualitätsmerkmale. Die konventionelle Landwirtschaft züchtet Milchkühe, die höchste Milchleistung erbringen müssen – um hohe Mengen- Erträge zu erwirtschaften. Weniger ist besser- mehr ist nicht gleich gut. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Ja, bio ist wirklich besser. Allerdings sollten wir uns darüber bewusst sein, dass es auch in Bio-Betrieben um Profit geht. Klar. Das muss es ja auch, denn schließlich bestreiten auch diese Damen und Herren ihren Lebensunterhalt damit. Der einzig wahre Weg, um das Nutztierleid zu verhindern, wird der vegane Weg sein. Ich probiere mich daran als langjährige Vegetarierin seit ca. einem halben Jahr aus – es geht gut. Ich lebe immer noch :-). Und fühle mich wohl.

Ganz ehrlich: hätte ich hier in der Nähe einen winzigen Bauernhof, auf dem die Kälber bei ihren Müttern sind und die Kühe schwanger würden, wenn sie es wollen = wenig Milch und wenig Käse übrig für mich…. dann wäre ich nicht darauf gekommen. Aber bei all dem Schrecklichen, das wir auch nicht toten Tieren antun, um an Milch und Eier zukommen, sollten wir aus ethischen Gründen davon wegkommen. Oder selbst seine Kuh, Ziege und ein paar Hühner halten. Ansonsten: nein danke. Ohne mich. – Annette Haagen

 

Gerne hätte ich erfahren, warum die Tiere in Bio-Betrieben trotz der versprochenen besseren Haltung nicht weniger und seltener krank – und zwar qualvoll krank – werden als in konventionellen Betrieben – und was dagegen getan werden kann/sollte. Leider habe ich diese Informationen in dem Artikel nicht wirklich gefunden – oder ich habe den Artikel nicht verstanden. Derzeit bleibt mir nur der Vorsatz: weniger Fleisch essen. – Dr. Ulrich Willmes

 

Ob Bio besser ist,wer weiss das genau ? Auf jeden Fall ist Bio teurer und damit ist die Frage eigentlich erledigt.Die meisen Verbrauche kommen vermutlich gerade so über die Runden.Und da teures Bio kaufen ? Vermutlich nicht. – Hans-Emil Schuster

 

Schon die Überschrift ist so provokant und zynisch wie Herrn Sundrums Herumreiterei auf dem Begriff Tiergesundheit. Obwohl Herr Heigl diesem Argument gleich zu Beginn des Gesprächs sachlich und vollumfänglich begegnet ist, schien sich der Tierarzt daran festgebissen zu haben. Ich bewundere Herrn Heigl dafür, dass er sich von dem permanenten Wiederkäuen des Begriffs nicht aus der Fassung bringen lassen hat. Ich stelle mir gerade vor, wie wir alle vorsorglich mit Antibiotika vollgestopft und in der Blüte unserer Jugend ermordet werden, damit Lobbyisten ein Loblied auf den Gesundheitszustand der Menschheit und die Überlegenheit ihres Systems singen können. Nein ich stelle es mir lieber doch nicht vor. – Carina Prein

 

Immer wieder fällt mir auf, daß bei Diskussionen über BIO oder ganz allgemein das Tierwohl ein Aspekt offenbar ganz bewußt (auch von den jeweiligen Aktivisten!) ignoriert wird und damit auch nicht angemessen in die Diskussion – auch was Klima angeht – mit einfließt: Der weltweite exorbitante Fleischkonsum und die katastrophalen Folgen für das Klima und die Natur!

Dabei ist es doch so: 1. ESSEN KANN ALLES ÄNDERN. Die globale Nahrungsmittelproduktion (Fleisch und Fisch…) ist hauptverantwortlich für die Umweltzerstörung, bedroht das Klima, die Biodiversität und die Belastbarkeit der Ökosysteme. Sie ist eine der bedeutendsten Ursachen für Treibhausemissionen und verschlingt 70% vom gesamten Frischwasserverbrauch auf der Erde.

Der mehr als verantwortungslose Einsatz von Dünge- und sogenannten Pflanzenschutzmitteln tun ein Übriges um den „ökologischen Fußabdruck“ der Fleischerzeugung (und auch der Aquakulturen) immer größer werden zu lassen. Die industrielle Viehwirtschaft, also die Massentierhaltung von sogenannten Nutztieren, ist hauptverantwortlich für Treibhausgasemissionen! Wird der Viehbestand weiter so gesteigert, dann wird bis 2050 etwa 80% (!) des Treibhausgasbudgets der Erde dadurch in Anspruch genommen.. (Institut for Agriculture and Trade Policy 2018)

Überall (besonders in Brasilien und Südostasien) werden für die Gewinnung von Weideflächen Regenwälder gerodet oder abgebrannt – dadurch werden die Lebensräume für Tiere und Pflanzen zerstört und der Kohlendioxidausstoß steigt exorbitant! Oft heißt es, daß nachhaltig essen nur etwas für Besserverdiener sei – das stimmt jedoch einfach nicht, sobald man seinen Speiseplan zumindest größtenteils auf pflanzliche Ernährung umgestellt hat, wird die eigene Ernährung geschmackvoller, energiespendender, ressourcenschonender, nicht zuletzt wesentlich gesünder und deutlich günstiger!

Es ist ein guter Anfang von einem „normalen“ Hamburger auf einen Veggie-Burger umzusteigen, denn die Fleischproduktion ist die mit Abstand ressourcenvernichtendste und klimaschädlichste Variante der Lebensmittelprodukton! Abgesehen von der ethisch moralischen Komponente ist jede eingesparte tierische Mahlzeit ein persönlicher Beitrag gegen den Klimawandel!

Es ist grundsätzlich möglich, auch eine noch moderat (!) wachsende Weltbevölkerung gesund zu ernähren, das geht aber nur, wenn wir unsere Ernährungsgewohnheiten und die Nahrungsmittelproduktion radikal hin zu pflanzlicher Kost ändern! Jede und Jeder hat es in der Hand! Es ist höchste Zeit umzudenken, sich mit Ernährung als Quelle der Gesundheit zu befassen und jeden Tag ein Stück weit nachhaltiger zu leben! 2. Der Mensch führt Krieg gegen die Tiere und das auf allen Ebenen: Er zerstört ihre Lebensräume durch Brandrodungen, Vermüllung, Bebauung und Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und Insektiziden!

Er vernichtet die Ökosysteme durch Monokulturen, worin die Artenvielfalt keine Chance mehr hat, kein Vogel mehr singt (weil keine Nahrung und keine Brutmöglichkeiten mehr vorhanden sind), kein Insekt als Basis der Vogelnahrung mehr schwirrt, weil auch für diese keine Blume mehr blühen darf… Tiertransporte durch halb Europa und darüber hinaus, bei Frost und Hitze, ohne ausreichende Versorgung mit Futter und Wasser und unter katastrophalen hygienischen Bedingungen…

Folterungen in Laboren, keine artgerechte Tierhaltung, Kastenstände, Kälbertransporte bereits im Alter von 2 Wochen, Kükenschreddern, betäubungsloses Kastrieren, katastrophale Zustände in Schlachthöfen, Kälber – nur geboren um zu sterben, Delfinetöten als Kulturveranstaltung, Pelztierfarmen, sogenannte Wildtiermärkte, Massentierhaltung, ignorante Verbraucher und unfähige und unwillige Politiker, welche nur reagieren, wenn die Zustände in der Zeitung stehen, Stierkämpfe, Stopfleber als Kulturgut, und und und .. Immer mehr Menschen beanspruchen immer mehr Flächen für sich, die Natur wird zubetoniert und „optimiert“ und die Artenvielfalt von Flora und Fauna schwindet zusehends..

Das rächt sich in zunehmendem Maße; denn die Natur beginnt sich zu wehren: Corona wird ein laues Lüftchen sein gegen das, was kommen wird, wenn der Mensch in seiner Ignoranz weiter auf Symptombekämpfung setzt, (in Sachen Corona ist Impfen angesagt und das wird auf Dauer nicht viel nützen, wenn Mutationen oder ein anderer Erreger auf Grund des Umgangs des Menschen mit Natur und Tieren auftauchen!), anstatt Ursachenforschung zu betreiben und dann sein desaströses Verhalten gegen Natur und Tiere ändert… Man muß sich wirklich schämen der Spezies Mensch anzugehören!! – Helmut Böpple

 


 

 

Leserbriefe zu „GLEICHES RECHTE FÜR ALLE!“ von Sven Lehmann

 

Vorab: Die Überschrift zu diesem Artikel sollte nicht lauten“ „GLEICHE RECHTE FÜR ALLE!“ – sondern im Zusatzabkommen: „GLEICHE RECHTE FÜR ALLE UNGLEICHEN!“ Wir Menschen werden in diese Welt der Massenmenschen hineingeboren ohne uns vorab orientieren zu können: Wohin in welches Land, in welche Kultur, in welche Religion, noch über die Hautfarbe bestimmen, ob schön oder hässlich oder dazwischen (je nach der Mode des Besichtigens) und der weiteren unerwarteten Lebensbeteiligungen mehr – und vor allem: ob ich weiblich oder männlich sein will.

Das erweiterbare „Dazwischen“ ist dann eine Entwickelbarkeit aus der Sozialisation, den Umgebungen, den Begleitumständen und der eigenen Wahrnehmungen und Selbstüberprüfungen zum physischen und psychischen Ich-Zustand und dem entsprechenden Not(zu)stand – und hierzu/hierbei bedarf es im Besonderen des gesellschaftlichen und des gesetzgeberischen Beistands zu diesen Lebenssituationen.

Wer aber bestimmt über Gutachten und Begutachtungen? In einem selbst wird der“ Ist-Zustand“ oft zur Unaushaltbarkeit – das Transgenderische mit einbezogen! Diesbezügliche Eigenart als „Beispiel“ für den Normalverbraucher seiner Lebensanwesenheit und Unübersichtlichkeit zur konfrontierten Besichtigung: In einem Lokal setzt sich an einem Samstag ein zwei Meter Mann von 110 Kilo Lebendgewicht mit an meinen Tisch; wir kommen ins Gespräch: Er hat am kommenden Montag die geschlechtliche Umoperation vom Mann „zur Frau“ – leidet seit Jahrzehnten unter diesem optischen Mannsein-müssen, ist verheiratet, hat drei Kinder: und fühlt sich fremd in seinem männlichen Körper, will unbedingt eine Frau sein. Und kann das nicht anwesentlich so sich erfüllen – braucht die operative Umwandlung für seine eigene persönliche Überschaubarkeit…

Dieser zwei Meter Mann mit Pranken und Schuhgröße 48 kam im Minirock als „Frauenbekleidung“ daher, stöckelte auf Stöckelschuhen einher – und er erzählte mir, dass er von den Mitmenschen diskriminiert wird, sie ihn verachten und sogar un/heimlich auslachen: er jeden Tag sozusagen psychisch „Spießrutenlaufen“ würde! Und sich das sicherlich ver/ändern könn(t)e, wenn er die operative Geschlechtsumwandlung hinter sich habe… Glauben aber heißt nicht wissen!

Konkret zu dieser Besichtigung: ich wollte ihm nicht widersprechen, auch wenn in mir sich alles sträubte, dies glauben zu sollen: denn an seinem Äußerlichen würde sich ja nichts verändert haben – die Positur des Hünen bliebe, seine dunkle Männerstimme, die Pranken mit rotlackierten Fingernägeln, die breiten Schultern, der Gang, die Riesenfüße… Und dazu noch den schwankenden Gang zu seinem Gewicht auf den rosaroten Stöckelschuhen… Das war doch aus meiner Besichtigung: die absolute Karikatur eines Transvestiten bzw. eines (dann) Transsexuellen – der/die mit allem inneren psychischen Nachdruck sich sexuell umoperieren lassen will, um eine FRAU zu sein… Gleiche Rechte für alle Ungleichen?

(Einblendung: In anderen Kulturen wurden diese Männer-Frauen, Frauen-Männer respektiert und integriert – vor allem auch in Indianerkulturen. Und auch aus der Antike kommt der Begriff und das Begreifen des Hermaphroditen – Kastraten wiederum waren eine ganz andere (besonders auch) europäische Verstümmelung, um z.B. vor den Potentaten seine (beibehaltene „schöne) Stimme“ zu Markte (auf die Bühne) zu tragen… Die Belohnungen waren das Geld und der Beifall! – wie es aber im innen dieser Menschen aussah, interessierte diese Adelsclique nicht!) Operative Geschlechtsumwandlung in modernen Zeiten: Hierbei wird doch die Optik bzw. die innere seelische Veränderung durch die Operation vorausgesetzt, um sich dann wie „eine Frau“ fühlen zu wollen… Was ist das denn vorher für ein Gefühl zur Zwanghaftigkeit, sich wie „eine Frau“ zuvor zu fühlen… Woher kommt denn das persönliche interne Wissen, dass dies das wahre Frausein-Gefühl sei und wie das dann auch sexuell-emotional vorhanden wäre oder sein wird…?

Ganz sicher ist es das Gefühl und das Empfinden, in einem „falschen Körper“ existieren zu müssen – auch für uns „Normale“ intellektuell vorstellbar: alles aber basiert und pulsiert doch auf dem Prinzip der sexuellen Empfindung und (später erhofften) absolut erwünschten Befriedigungen… Das ist vorrangig (?) der Motor der insgesamten Problematik – und welche Person/en werden dann mit mir was tun oder ich mit jener/jenen auch in der sexuellen Körperlichkeit… Orgasmus hin – Orgasmus her. Das seelische Meer der Gefühle und Empfindungen kann vielleicht durch eine „geschlechtsangleichende“ Operation zur glatteren Oberfläche führen, doch die stürmische psychische See bleibt vorhanden: und wie will umoperierte/r Mann/Frau das mit sich selbst regulieren? Beständige seelische Sturmwarnungen bleiben vorhanden!?

Der dann falsche (bzw. berichtigte) Geschlechtseintrag in den behördlichen Papieren, könnte doch jederzeit abgeändert werden – wo ist da das Problem von Wilhelm zu Wilhelmine oder umgekehrt, namentlich unbürokratisch umzusteigen… Wir Menschen müssen(?) oft mit den unmöglichsten Vor-und-Nachnamen durchs Leben schleichen – und wenn da z.B. jemand Notdurft heißt, hat er seine Not mit den Behörden, diesen Namen abändern zu dürfen! Namen sind eben nicht nur Schall und Rauch, sondern erbringen immer schon im Entree den ersten Eindruck zu einer Person bis hin zur „Lächerlichkeit“ bei einem unerträglichen Namen… Wir kennen das Spiel zur Genüge bis hin zur scheinbaren Erhabenheit durch die Namensnennung mit arroganten Zacken in der Krone!

Aber zurück zur Sexualität und den Folgen: Hierbei auch ein erlebter zwei Meter-Mann mit über 110 Kilo Gewicht, der optisch zwar bei den Frauen gut ankommt – aber das Problem hat, dass er mit der Erektion seines Penis nur sechs Zentimeter aufbringen kann und dadurch so verzweifelt ist, dass er mehrmals schon Suizid-Versuche begangen hat und seit vielen Jahren beim Psychologen sich betreuen lassen muss… Er fühlt sich nicht als Mann – von Penisbedingten erzwungenen wechselnden sexuellen Beziehungen wird er ausgelacht, nicht als „ganzer Mann“ wahrgenommen – und dieser Mensch leidet schlimm! Er würde alles dafür geben, einige Zentimeter mehr Penis-Mann sein zu können! Der Leidensdruck ist nicht nur bei trans-Menschen hoch, überall finden wir diese

Verfügungen der Menschenrepressalien im Bezug auf die variablen Sexualitäten und nichts ist feindlicher gegenüber diesen Begierden ausgerichtet: als die Entfremdung im Menschen selbst durch den Menschen, die das Sexuelle zum Dauermarathon in ihrem Leben zu erleben meinen müssen… Verdammt nochmal: es sind doch immer nur die Geschlechtsteile, die uns trennen und doch wieder zusammenbringen wollen vor lauter Gier nach Lust und Verlust– und ohne Sex wäre die Lebensvorstellung ohne diese jeweilige Orgasmus-befriedigende „Belohnung“ frustrierend! Wir Menschen malochen uns doch dafür krumm, dass wir über dieses arbeitsame Funktionieren dann die sexuelle Genehmigung zur befriedigenden Dauerhaftigkeit bekommen…

Und mit den Ehen ist doch im Abschluss solcher Erwartungen dann so, dass mann/frau diejenige Person vom sexuellen Fleischmarkt wegholen will: durch diese eingefangene behördliche/kirchliche Trauung. Bloß keine/n andere/n dadurch mehr an den Körper meiner Eheperson ranlassen… Das alles läuft im Unterbewusstsein mit ab und hält uns auf Trab bis ins Grab! Nochmals: wenn wir locker mit uns selbst umgehen würden, und dieses ganze sexuelle Theater eher unter persönlicher Kontrolle haben könnten – und die sogenannte Liebe auch als das Spiel der Sexualität erkennen sollten, anbei als netten romantischen Antrieb zum sexuellen Trieb: ginge es uns allen viel lockerer besser. Also: weg mit den Komplikationen – oder doch nicht?

Ansonsten wäre das knappe Leben an Zeit doch verdammt langweilig. Wir müssen also gemeinsam da durch – und leider wird die Transsexualität hier auch in der Seelenlandschaft der Menschen einen persönlichen Weg finden müssen. Der Gesetzgeber aber hat hier die Wege zu ebnen – rückgängig machen aber kann mann/frau nach der operativen Geschlechtsumwandlung dann nichts mehr: und überhaupt – wie schauts in der sogenannten Seele dann weiterführend aus! Verdammt viel Theater auf der Bühne des Lebens – und alle wollen wir HauptdarstellerInnen sein können… Außerdem stimmt es Volksmund- kundlich: „Steht der Schwanz ist der Verstand im Arsch.“ Und wie schauts „tiefergründiger“ bei den Frauen aus? Viva la Vagina!

Als ich zur See gefahren bin, sagte mir ein (versteckt getarnter) Transvestit als Matrose: Kein Mann, der nicht von einem anderen Mann mal in den Arsch gefickt wurde, kann wissen: wie eine Frau sexuell fühlen könnte…“ Ich wollte mich als junger, leichtlebiger Leichtmatrose dennoch nicht auf dieses Gefühls- Experiment einlassen!

Auf Tahiti (Polynesien) aber habe ich dieses „dritte Geschlecht“ („Mahu“) erlebt, Menschen die dort „tapu/tabu“, also unantastbar und unverletzlich sind – in der Inselkultur der Zeiten immer schon vorhanden waren und sich dabei natürlich wohlfühlen. Derartige Tradition ist unerlässlich in diesem Zusammenspiel des Miteinanders – alles braucht eben seine Zeit, besonders auch hier in Europa. Alles wird irgendwann zur Normalität! Mindestens früher als zu spät!

Apropos: So genannte Schönheit-Häßlichkeit und Schönheitsoperationen – wenn wir alle „schön“ sein wollten nach dem vorhandenen Schönheitsprinzip, müßten wir in Massen von den „Krankenkassen“ – einheitlich verschönt – dies bezahlt erhalten. Wären wir dann glücklicher mit unseren Einheitsfressen. Ich möchte hierbei unseren Dichter Hans Gustav Bötticher, bekannter unter dem Dichternamen RINGELNATZ, zitieren, der da folgendermaßen menschlich empfand:

„Ich weiß, dass ich hässlich bin. Meine Beine sind krumm. Ich habe ein schiefes, vorstehendes Kinn. Zu meiner Nase sagt man: Zinken oder Gurke, und ich bin der Nasenkönig. In mancher Gesellschaft scherze ich selbst über meine Fehler. Wenn meine Bekannten darüber spaßen, lache ich. In beiden Fällen bin ich unaufrichtig, denn es schmerzt mich innerlich.“ Und desweiteren: „Mit meiner Fresse kann ich doch keine erhabenen Gedichte schreiben!“

Ich selber bin mit meinen 73 Jahren lt. modernem Zeit-Tabellarium: ein alter Sack. Her mit dem (operativen) Jungbrunnen! Oder soll ich mich im Meer der Verzweiflungen ersäufen. Oder jeden Tag besaufen und mich schöner und jünger trinken… Was also bedeutet es: Gleiche Rechte für alle Un/Gleichen! Der Weisheit vielleicht möglicher philosophischer Übergang zur Selbstfindung: Omnia mea mecum porto! „Alles was ich an und in mir habe, ist nur mein Besitz!“ Habe ich das richtig verstanden – oder auch wiederum nur pro domo mir ausgelegt und mich dabei verunsichert… – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 

Das ist keine Sternstunde der Argumentation, leider eher das Gegenteil, es ist flach, irreführend und ein abschreckendes Beispiel von „Gesinnung“- statt echter, verantwortungsvoller Politik, für die Sie eigentlich designiert worden sind! „Gleichheit für alle!“ als Überschrift für Ihre Ausführungen zu wählen, das ist, gelinde gesagt, Etikettenschwindel, es ist eine Verfälschung, die Unwahrheit. Wer könnte einem Artikel nach solch einer Überschrift denn zu widersprechen wagen? Das ist tatsächlich schon mal „primitiv“. Und im Kern der Debatte hat Alice Schwarzer vor Wochen hier in der ZEIT in ihrem sehr reflektierten und gut begründeten Artikel eigentlich alles Wesentliche gesagt, das ich hier nicht wiederhole. „

Nicht „schutzlos ausliefern“ dürfe man die Menschen? Ja, genau das sehe ich auch so, und genau das Gegenteil streben Sie und Ihre MitstreiterInnen in meinen Augen an, wenn Sie bereits Teenagern die Geschlechtswahl freizustellen planen, mit allen Konsequenzen, statt den Betroffenen in ihrer oft durch entwicklungspsychologische, „sekundäre“ Motive bestimmten Notsituation beizustehen und sie in ihrem Konflikt zu begleiten, zu beraten- nichts anderes steckt doch dahinter, keine „Gängelung“ oder Freiheitsbeschneidung! Mit Ihrem Gesetzentwurf werden Sie diesen Betroffenen doch in vielen Fällen gar nicht gerecht- im Gegenteil!

Aber mit Slogans und „Pseudoargumenten“ wird eben heute Politik gemacht- dazu finden sich bei Ihnen noch viele weitere Besipiele- u.a. auch das in wissenschaftlicher Hinsicht ( anthropologisch-soziologisch) völlig unbegründete „Vielfalt macht eine Gesellschaft freier und stärker“! Das wünschen Sie sich vielleicht so, und entsprechend agieren Sie , aber dadurch wird der Satz keinen Deut wahrer! Fazit: Auch wenn man von einem „Beauftragten der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“ gar nichts anderes erwarten darf: Ein erschreckendes Beispiel für eine ideologisch manifestierte statt wissenschaftlich (psychologisch- soziologisch) begründete politische Position, die keinen echten Diskurs anstößt oder weiterbringt, sondern sich selbst absolut setzt- nein, danke! – Karl-Heinz Grau

 

Als Schwuler bin ich natürlich grundsätzlich dafür, dass jeder Mensch gemäß seinen Empfindungen leben darf und nicht schikaniert/diskriminiert wird, aber die Sätze „Trans Frauen sind Frauen. Und trans Männer sind Männer. Punkt. Alles andere ist transfeindlich.“ sind trotzdem nicht korrekt. Trans Frauen bleiben nämlich biologisch Männer und trans Männer bleiben biologisch Frauen. Und diese Tatsache hat durchaus Auswirkungen, deren Beachtung nichts mit Transfeindlichkeit zu tun hat. So folgt aus der Tatsache, dass trans Frauen biologisch Männer bleiben und im Wesentlichen den Körperbau und die Kraft eines Mannes behalten, dass sie in den meisten sportlichen Disziplinen „normalen“ Sportlerinnen überlegen sind. Das nicht zu beachten halte ich für unfair den „normalen“ Sportlerinnen gegenüber. – Dr. Ulrich Willmes

 

Wenn die Äußerung berechtigter Einwände gegen die These „Trans Frauen sind Frauen. Und trans Männer sind Männer. Punkt“ automatisch als „transfeindlich“ denunziert wird – diese Ansicht teilt Sven Lehmann offensichtlich – schafft das genau jenes vergiftete Klima, das etwa Kathleen Stock von ihrem Lehrstuhl an der Universität von Sussex vertrieben hat. Wenn sich ein Mensch mit XY-Chromosomen, funktionierenden Geschlechtsorganen sowie männlicher Physiognomie als Frau fühlt und sich entsprechend gibt und kleidet, ist das selbstverständlich in Ordnung, und ich befürworte jedes Gesetz, das ihn vor Diskriminierung schützt. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass er biologisch ein Mann ist und bleibt. – Stefan Meyer

 

Vielen Dank für Ihren Beitrag zur Diskussion! Ich möchte mich auf Ihren Satz beziehen: Trans Frauen sind Frauen. Und trans Männer sind Männer. Punkt. Alles andere ist transfeindlich. Es wäre schön, wenn es so einfach wäre. Es ist aber leider sehr kompliziert. Um nur auf das immer wieder gebrachte Beispiel einzugehen, auf das auch Sie vermutlich anspielen:

Viel zu viele Frauen haben sexualisierte Gewalt erfahren. Diese Frauen suchen Frauenräume auf, um sich geschützt zu fühlen. Manche von ihnen gehen z. B. niemals in eine gemischte Sauna. Aber an vielen Orten mit Sauna gibt es aus guten Gründen Tage, die für Frauen reserviert sind. Da gehen mancher dieser Frauen dann hin. Die allermeisten Menschen empfinden die Begegnung mit einem anderen Menschen, der männliche Geschlechtsmerkmale besitzt, als eine Begegnung mit einem Mann, unabhängig davon, ob ein bestimmter Mensch mit männlichen Geschlechtsorganen sich selbst als Frau fühlt. Auch Ihnen würde das vermutlich so gehen.

Für Frauen, die sexualisierte Gewalt durch Männer erfahren haben, kann eine solche Begegnung, zumal wenn sie unerwartet und in einem Bereich geschieht, der Frauen vorbehalten ist, retraumatisierend wirken. Das ist eine Realität, die sich nicht einfach auflöst, weil jemand mit männlichen Geschlechtsorganen sich als Frau empfindet. Mir geht es darum, das Empfinden beider Menschen, der Transfrau und der sexuell traumatisierten Frau, ernst zu nehmen. Und für das daraus entstehende Dilemma eine Löstung zu finden gelingt nicht, wenn so getan wird, als wäre alles so einfach, wie es der obige Satz suggeriert. – Dr. med. Sibylle Riffel

 

Den Aussagen in dem Artikel „GLEICHE RECHTE FÜR ALLE“ in DIE ZEIT vom 21.04.2022 kann ich grundsätzlich nur zustimmen. Natürlich darf es keine Diskriminierung transgeschlechtlicher Menschen geben. Allerdings gibt es mindestens drei Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, in denen nur das biologische Geschlecht rechtlich verbindliche Folgen haben kann:

In Frauenwettbewerben im Sport dürfen selbstverständlich nur biologische Frauen teilnehmen unabhängig davon wie deren selbstdefiniertes Geschlecht lautet. Es ist eine Diskriminierung der biologischen Frauen, wenn biologische Männer zum Beispiel bei Laufwettbewerben mit deutlichem Vorsprung gewinnen, wie es ja hin und wieder vorkommt. Natürlich darf der Zutritt zu Schutzräumen für Frauen wie z. B. Frauenhäusern nur biologischen Frauen gestattet sein. Die Begründung dafür ist in dem vom Autor erwähnten Beitrag von Alice Schwarzer „Im Gendertrouble“ in DIE ZEIT vom 24.02.2022 nachzulesen.

Im Ukrainekrieg wurde eine weitere Bedeutung des biologischen Geschlechts transparent. Für biologische Männer entsprechender Altersgruppe wurde die Wehrpflicht verfügt. Selbstverständlich können biologische Männer sich dieser nicht dadurch entziehen, dass sie sich selbstbestimmt dem weiblichen Geschlecht zuordnen. Das wäre eine Diskriminierung aller biologischen Männer.

Leider gibt es im Deutschen keine unterschiedliche Entsprechungen für „sex“ und „gender“ aus dem Englischen. Aber ist das nicht die Chance, auch im Deutschen zwei unterschiedliche Begriffe einzuführen. Biologisch gäbe es weiblich und männlich. Für das selbstdefinierte Geschlecht wäre sogar Freitext möglich, womit auch der „diversen“ Problematik Rechnung getragen werden könnte. – Dr. Manuel Joiko

 


 

 

Leserbriefe zu „»Möchte ich so behandelt werden?«“ protokolliert von Hanna Grabbe

 

Lieber Herr Albrecht, jetzt stellen Sie sich doch nicht so an. Wir haben doch alle geklatscht auf unseren Balkonen – sofern vorhanden… Das ist natürlich nicht ernstgemeint. Sehr ernstgemeint ist meine Empörung darüber, dass „plötzlich und erwartet“ 100 Mrd. zur Verfügung stehen. Können wir also doch einfach Geld drücken und die Regierung hat uns das die ganze Zeit verheimlicht??? Nein. Ganz offensichtlich sind all die Menschen, die sich tagtäglich den A…. aufreißen für uns, der Bundesregierung nicht wichtig genug, um endlich einmal richtig viel Geld in die Hand zu nehmen, um diese Zustände abzuschaffen.

Bitte nicht falsch verstehen: die derzeitige Situation in der Ukraine ist unerträglich und ich finde die finanzielle Reaktion der Regierung auch nachvollziehbar. Allerdings fällt mir hierzu der Begriff des vorauseilenden Gehorsams ein. Die Hälfte hätte auch gereicht. Und die anderen 49 Mrd…. Sie wissen schon. Mit der restlichen Milliarde könnte ich meine Gewaltfantasien in Richtung Diktator Putin in die Realität umsetzen. Danke an Sie und all die Kolleg*innen. Ohne Sie wären wir nix. – Annette Haagen

 

Der Artikel ist in der falschen Rubrik abgedruckt. Im Prinzip geht es in dem Artikel nicht nur um das Corona-Problem auf Krankenhäusern sondern um das generelle Personalproblem im deutschen Gesundheitssystem im allgemeinen und in Krankenhäusern im besonderen. Das wird von dem Krankenpfleger relativ klar dargestellt, wenn er davon spricht, daß seine Station Platz für 30 Patienten bietet, aber wegen des Personalmangels ohnehin nur noch um die 20 aufgenommen wurden. Aus dem Kontext ergibt sich auch, daß dies nicht mit der Corona-Krise zusammenhängt, da inzwischen aufgrund eben dieser Krise in der Station ja nur noch 16 Betten belegt werden.

Der Krankenpfleger bestätigt auch bereits zu Beginn, daß die Patienten nicht mehr wegen Corona sondern nur noch mit Corona kommen. Dies bestätigen auch repräsentative Datenerhebungen, die inzwischen dazu kommen, daß 90 % der Corona-Patienten in Krankenhäusern nicht wegen Corona im Krankenhaus liegen sondern nur noch mit Corona, die aber tatsächlich an anderen Problemen laborieren. Der Personalnotstand im deutschen Gesundheitssystem ist allerdings nicht erst seit gestern und auch nicht erst seit zwei Jahren bekannt.

Er war im Ärzteblatt bereits im Jahr 2003 (!) Gegenstand von Diskussionen. Die Corona-Krise war lediglich eine Art Lupe, unter der sich die Probleme des deutschen Gesundheitssystemes vergrößert dargestellt haben. Es fehlt an Pflegepersonal an allen Ecken und Enden und das schon seit Jahren wenn nicht sogar seit Jahrzehnten. Wegen der Corona-Krise haben allenfalls eine Vielzahl von Pflegern ihre Anstellung in Krankenhäusern überdacht und das Personalproblem verschärft. Das Personalproblem steht aber weder auf der Agenda der Ampel-Koalition noch bei unserem neuen Gesundheitsminister, der lieber vor zukünftigen „Killervarianten“ eines Virus warnt, als sich um die tatsächlichen Probleme im Gesundheitssystem zu kümmern. – Volker v. Moers

 

Ich weiß, dass meine Reaktion kein Beitrag zur Lösung des Problems ist. Ich möchte einfach nur sagen, dass mir dieser Bericht sehr authentisch vorkam und mich sehr berührt hat. – Ursel Heinz

 

Mit großem Interesse habe ich Ihr Interview gelesen, dem an Inhalt und Analyse nichts hinzuzufügen ist. Leider sind die aufgeführten Missstände und Probleme nichts absolut Neues und eigentlich ein gesellschaftliches Dauerthema, für das sich leider niemand so richtig medial und politisch zuständig fühlt. Folglich geschieht nichts Nachhaltiges und Positives, vielmehr werden Reformgesetze als Scheinlösungen verkauft und in Wahlkampfnähe politisches Verständnis zur Schau gestellt ohne jegliche fundamentale Empathie. Im Anhang darf ich Ihnen einen von meinem Vorgänger im Amt des BAO-Präsidenten, Herrn Kollegen Dr. A. Neumann und mir 2013 verfassten und an die Kanzlerin zunächst persönlich gerichteten Brief übersenden.

Erst bei ausbleibender Antwort und Festhalten an gesundheitspolitischem Fehlverhalten wurde dieses Schreiben später in unserem BAO-Organ veröffentlicht. Nicht einmal der Passus über die Situation der Pflegenden wurde zur Kenntnis genommen. Statt medialer Heiligsprechungen und Verklärungen wäre der gesamtgesellschaftliche Nutzen für Patienten und Pflegekräfte deutlich größer, wenn die Medien kritisch-konstruktiv immer wieder auf den Pflegenotstand hinweisen, bis endlich politische Einsicht und zielgerichtetes politisches Handeln erfolgen.

Anhang: Brief an die Bundeskanzlerin von Dr. med. Axel Neumann (Präsident des BAO) und Dr. med. Christian Deindl. Sehr verehrte Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrte Frau Dr. Merkel, zunächst möchten wir als Vertreter der niedergelassenen Chirurgen und der ambulanten Operateure Deutschlands Ihnen persönlich zu Ihrem beachtlichen Wahlerfolg gratulieren. Die damit einhergehenden neuen Mehrheitsverhältnisse im Bundestag bestärken Ihr politisches Ansehen und Ihren politischen Einfluss, weshalb wir uns mit gesundheitspolitischen und versor- gungswissenschaftlichen Vorstellungen direkt an Sie persönlich wenden. Denn gleichzeitig mit dem aktuellen politischen Zuspruch erwachsenen Ihnen, Ihren Ministern und Ihrer Partei, aber auch Ihrem zukünftigen Koalitionspartner ein hohes Maß an Verantwor- tung und Verpflichtung zur weiteren und kontinuierlichen Verbesserung der Lebensumstände und des Zusammenlebens in der Bundesrepublik Deutschland.

Dazu zählt unbestritten unser Gesundheitssystem mit seiner flächendeckenden medizinischen Versorgung der Bevölkerung in Kliniken und durch freiberuflich tätige Ärzte. Als niedergelassene Fachärzte mit Schwerpunkt Ambulantes Operieren und mit jahrelanger und täglicher Tätigkeit in unseren Sprechstunden möchten wir uns in diesem Schreiben auf wichtige Aspekte in der fachärztlichen ambulanten Patientenversorgung beschränken und Sie um Ihre geschätzte Aufmerksamkeit bitten. Es zeichnet sich, wie für Patienten und unsere Gesellschaft täglich spürbar, die Entwicklung ab, dass aus Altersgründen ausscheidende Fachärzte keine Praxisnachfolger mehr finden, bzw. nur unter deutlich erschwerten Bedingungen.

Wenn zeitgleich im näheren Umkreis kleinere Krankenhäuser schließen, bedeutet dies den Verlust einer flächendeckenden fachärztlich konservativen sowie ambulant operativen chirurgi- schen Versorgung. Doch nicht mangelnde fachliche Attraktivität des Berufes eines Arztes, einer Krankenschwester oder eines Altenpflegers mit ihren jeweils hohen Ansprüchen an fachlichem Wissen, sozialer Kompetenz, ethischen Maßstäben und letztendlich lebenslanger Lernbereitschaft führen zu diesem Versorgungsdefizit.

Dessen wahres Ausmaß wird übrigens schon seit Jahren durch den Einsatz von Fachkräften aus dem Ausland – wo diese dann ebenfalls schmerzlich fehlen – verschleiert. Kompensationsmechanismen führen zu einer nicht unerheblichen Verminderung in der Struktur- und Prozessqualität der Patientenversorgung. So war es nur noch eine Frage der Zeit, wann auch die Ergebnisqualität parallel dazu erkennbar Einbußen erleiden wird. Die Tagespresse berichtet nun regelmäßig darüber, welche negativen Auswirkungen in den medizinischen Versorgungsalltag Einzug halten und welche erheblichen Folgen für die Patientensicherheit damit einhergehen. Die frühen politischen Ursachen dafür beruhen auf bereits von der rot-grünen Vorgängerre- gierung bzw. der vergangenen großen Koalition getroffenen (Fehl-) Entscheidungen.

Es sind die jeweiligen Rahmenbedingungen, die erheblich dazu beitragen, ob sich jemand für die aktive Patientenversorgung vor Ort, in eigner Praxis, für eine tariflich abgesicherte Kranken- haustätigkeit oder aber für einen Arbeitsbereich völlig außerhalb der Patientenversorgung in Wirtschaft und Industrie entscheidet. Wichtige Aspekte in diesem Kontext sind nach unserer Erfahrung mittel- und langfristige Planungssicherheit und Verlässlichkeit hinsichtlich der gesellschaftlichen aber auch der ökonomischen Wertschätzung medizinischer Arbeit. Beides vermissen freiberufliche und angestellte Operateure und Anaesthesisten gemeinsam! Noch ist der Entschluss kassenärztlich und freiberuflich tätig zu sein eine berufliche und ökonomische Lebensentscheidung für jeden Arzt und seine Familie.

Nicht selten hat diese beim plötzlichen Tod oder schwerer Erkrankung des Praxisinhabers unter unwürdigen gesetzlichen Bedingungen zu leiden. Die bisherigen und von Reform zu Reform weitergereichten Abrechnungsmodelle nach Punkten und deren jeweilige Vergütung im unteren einstelligen Cent-Bereich bedürfen dringend einer wirklichen Restrukturierung unter aktiver Mitsprache von uns niedergelassenen, selbstständigen und freiberuflichen Fachärzten. Wenn man Diskussionsbeiträgen von gesetzlichen Kassenvertretern Glauben schenken darf, dann war die erstmalige Festlegung auf den Orientierungspunktwert von 3,5 Cent auf eine Entscheidung im Kanzleramt zurückzuführen.

In diesem Zusammenhang muss ebenfalls sehr eindringlich darauf hingewiesen werden, dass auch unsere Mitarbeiter in den Praxen sowie medizinische Assistenz- und Pflegeberufe in den Kliniken gemessen an ihrer hohen Verantwortung, großen psychischen und physischen Belastung und kräftezehrenden Arbeitsbedingungen wie Schicht- und Nachtdienste so zu honorieren sind, dass ein ökonomisch gesichertes Leben gerade in überteuerten Ballungs- zentren inklusive der notwendigen Regenerationszeiten möglich ist.

Deshalb bedarf es des ersten und enorm wichtigen Schrittes weg von der bisherigen Abrech- nungs- und Vergütungsakrobatik nach EBM- und/oder DRG–Vorgaben hin zu zeitgemäßem Qualitäts- und Leistungsbezug mit Kostentransparenz und zu einer Ärzte und deren Mitarbeiter wertschätzenden ausreichenden Finanzierung der medizinischen Versorgung. Finanzüberschüsse der GKV dürfen nicht zu sogenannten Kassenvermögen umbenannt werden. Das Hauptinteresse der Selbstverwaltungsorgane liegt von Reform zu Reform überwiegend in einer durchschnittlichen, kollektiven GKV-konformen Kassenmedizin ohne Anreize für Qualität.

Obwohl von Ökonomen und Gesundheitspolitik vom Gesundheitsmarkt als Wachstumsmarkt und von einer Gesundheitswirtschaft mit beinahe 5 Millionen Arbeitsplätzen und 11 % Anteil am Bruttosozialprodukt gesprochen wird, müssen wir, die Unterzeichner dieses Briefes, und die von uns vertretenen Chirurginnen und Chirurgen, fachärztlichen Operateure und Anaesthesisten, im Rahmen innerärztlicher Umverteilungen Verluste hinnehmen, deren Umfang einen verant- wortungsvollen Praxisablauf unter nachweislicher Berücksichtigung aktueller Gesetze und Normen kaum mehr aufrecht erhalten lässt.

Dies beinhaltet beim ambulanten Operieren z.B. den Einsatz von modernen Hygiene- schutzmaßnahmen und andere Maßnahmen zur Verbesserung der Patientensicherheit – hier wird regelmäßig der medizinische Fortschritt ökonomisch den Ärzten aufgebürdet. Die Kranken- kassen verweigern regelmäßig ihre Mitwirkung. Mehrfach wurde der KBV und auch Krankenkassenvertretern der Vorschlag unterbreitet, bei zertifizierten Praxen diese Kosten als Qualitätsanreiz zu erstatten – bisher ohne jegliches positives Echo und ohne Erfolg. Denn positive Honorarunterschiede würden eins zu eins in die Kostenstruktur unserer oft bereits seit Jahren freiwillig zertifizierten Praxen einfließen und nicht, wie gerne und medien- wirksam behauptet, zum alleinigen Ansteigen unserer zu versteuernden Einkommen führen.

In diesem Zusammenhang möchten wir Ihr Augenmerk gleichzeitig auf die Krankenhäuser lenken. Gerne wird regelmäßig auf dort stattfindende Hygieneskandale hingewiesen. Sie dürfen versichert sein, dass diese in ihrer Gesamtzahl weniger individuellem Fehlverhalten zuzuschreiben sind, sondern als die logische Konsequenz von ordnungspolitisch verordneter Minderqualität anzusehen sind – ein Szenario, dass uns gleichermaßen droht. Die nicht aus Wirtschaftlichkeit, sondern durch pures Spardiktat und radikale Rationierungs- maßnahmen im Sprechzimmer und am Krankenbett ermöglichten Kassenüberschüsse werden inzwischen ganz einfach als Vermögen der gesetzlichen Krankenkassen bezeichnet.

Der von Ihrem Finanzminister beanspruchte Milliardenbetrag (Rückführung aus dem Fonds) entspricht in etwa dem Finanzvolumen, das sektorenübergreifend zur Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung von qualitäts- und weniger angebotsorientierten Versorgungsstrukturen dringender denn je benötigt wird. Wenn der Pharmabereich und der Medizintechnische Komplex der Gesundheitswirtschaft von Wachstumspotenzial sprechen und private Klinikketten für Milliarden ab- und eingekauft werden, dann muss auch für die eigentliche Kernkompetenz in Form einer guten medizinischen Versorgung am und für den Patienten ein ebenfalls marktwirtschaftlicher Maßstab angelegt werden.

Nur allzu gerne wird genau hier auf die caritative Schiene verwiesen und die Zuständigkeit von der Politik auf Kassen und ärztliche Selbstverwaltung und von diesen genannten wiederum auf Ärzte und ihre Mitarbeiter verlagert. Hier bedarf es einer mittel- und langfristigen Planung wie begleitender retro- und prospektiver Analysen unseres Gesundheitssystems mit der maßgeblichen Teilnahme und Mitverantwortung der darin aktiv tätigen Ärzte. Die von uns ambulanten Operateure selbst finanzierten und von einem unabhängigen Qualitätsinstitut quartalsweise ausgewerteten Patientensicherheits- Fragebögen (AQS 1) sind ein freiwilliger und sehr wichtiger Beitrag dazu. Auf dem Chirurgen- kongress 2014 in Berlin werden wir erstmalig eine bundesweite und eine Dekade umfassende Auswertung vorstellen.

Wir liefern somit verlässliche und transparente Daten zur ambulant operativen Patientenversorgung – wie auch 2010 durch das von uns beauftragte Gutachten bei Professor Oberender zum Einsparpotential durch Ambulantes Operieren. Stattdessen gilt bis heute für uns eher das Quadratabstandsgesetz in Bezug auf die gesund- heitspolitische Mitsprache bzw. Einflussnahme und sachverständigen Einblick. Wer dagegen häufig in Talkshows sitzt, verfügt selten über Zeit für die aktive ärztliche Tätigkeit in der Klinik und in der Praxis, dafür als Kompensation dieser Defizite häufig über politische Befugnisse.

Ein großer Anteil der aktiven Fach-Ärzteschaft fühlt sich in diesem instabilen und vermeintlich reformfreudigen System nicht mehr ausreichend und kompetent vertreten. Kleine, aber für die Patientenversorgung unverzichtbare Fachgebiete, werden durch den Zwang zum Einheits- punktwert erheblich benachteiligt. Lassen Sie uns deshalb nochmals zusammenfassen: 1. Die niedergelassenen Chirurgen und die ambulanten Operateure haben sich sehr frühzeitig für die jetzt beendete schwarz-gelbe Koalition ausgesprochen und dies auch öffentlich kommuniziert. 2. Ernüchtert müssen wir vier Jahre nach dem letzten Regierungswechsel feststellen, dass keine nachhaltigen positiven Auswirkungen für Patienten und Ärzte zu registrieren sind und befürchten, dass die Inhalte der derzeitigen Koalitionsverhandlungen wiederum kein Signal für wirklich positive und stabile gesundheitspolitische Veränderungen sein werden.

3. Deshalb erwarten wir gerade nach diesem eindeutigen Wahlausgang eine deutlich kompetentere politische Verantwortung in der Gesundheitspolitik, als wir sie innerhalb der vergangenen vier Jahre kennenlernen bzw. ertragen durften. Gesetzlich verordnete Termine beim Facharzt sind populistisch und schaffen neue Probleme für Patienten. 4. Im Bewusstsein unserer Verantwortung gegenüber unseren Patienten und der Tradition und des Ansehens unseres Berufes streben wir primär einen direkten Konsens zwischen Politik und den medizinischen Leistungsträgern an, mit dem Ziel einer direkten Verbesserung der ambulanten operativen Versorgung in Deutschland unter dem Diktum der Patientensicherheit.

4. Das Ambulante Operieren insbesondere von Kindern und Risikopatienten stellt eine spezialfachärztliche Versorgungsform dar – wir begrüßen jede diesbezügliche Initiative. 6. Bereits die Wahl des nächsten Bundesgesundheitsministers wird darüber Auskunft geben, welche Entwicklung und Wertschätzung nach der Wahl unser Gesundheits- system und dessen wahre Leistungsträger erfahren können. 7. Unabhängig davon werden wir sehr genau beobachten, welche Einflussnahmen und Veränderungen im Gesundheitswesen stattfinden, mit welchen Zuständigkeiten und mit wessen persönlicher Verantwortung und Haftung.

5. Unsere kompromissbereite Haltung schließt allerdings eine Konfliktbereitschaft in dem gleichen Maße nicht aus, wenn das gesundheitspolitische Tagesgeschäft diese Vorgehensweise nötig und erforderlich erscheinen lässt. 9. Für persönliche konstruktive Gespräche stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung. Für Ihre weitere politische Arbeit wünschen wir Ihnen persönliches Wohlergehen und viel Erfolg! Mit freundlichen Grüßen Dr. med. Axel Neumann Präsident des BAO Dr. med. Christian Deindl – Dr. med. Christian Deindl

 

Da könnte doch die ZEIT-Redaktion Druck ausüben und Hilfestellung geben und dieses erschütternde Protokoll vom Arbeitsalltag des Hr. Albrecht zu den Herren Lauterbach und Heil nach Berlin schicken. Seine Post wurde ja leider ignoriert. – Klaus Prinz

 


 

 

Leserbriefe zu „Was erwartet die Welt von Deutschland?“ von Zhou Bo et al.

 

Historiker werden beurteilen, inwieweit die deutsche Politik den russischen Kriegsverbrecher ermutigt hat, seinen Raubzug durch Europa in der Ukraine zu beginnen. Aus dem Ausland erhält die deutsche Politik jetzt Ratschläge, wie sich verhalten soll. Ein chinesischer Politiker empfiehlt, dass eine neue europäische Friedensordnung nur möglich ist, wenn die von dem Kriegsverbrecher gestellten Forderungen erfüllt werden. Es muss sich nun zeigen, ob die deutsche Politik aus ihren Fehlern lernt, erwachsen geworden ist und begriffen hat, dass das deutsche Volk ihre Werte -Einigkeit und Recht und Freiheit – auch mit Waffen verteidigen will und zu großen Opfern bereit ist. Zu den großen Opfern gehört auch der Verlust von materiellem Wohlstand. Wenn der Kriegsverbrecher den Krieg gewinnt, wird die Bevölkerung Europas auf unbestimmt lange Zeit in Knechtschaft leben. – Detlef Seidler

 

Seite 6, „eine panische Überreaktion der Deutschen“: Will uns der Autor einlullen? Was haben Verhandlungen mit Putin bisher gebracht? Absolut nichts und das wird auch so bleiben. Das einzige Verhandlungsergebnis was Putin veranlassen könnte den Krieg in der Ukraine zu stoppen will keiner hier im Westen, die Osteuropäer, außer vielleicht Orban, schon gar nicht. Die waren lange genug unter Sowjetischer Knute.

Es ist an der Zeit wirtschaftlich deutlich klarere Kante zu zeigen (militärisch ist Deutschland dazu ohnehin nicht in der Lage) und ggf. auch größere vorübergehende wirtschaftliche Einbußen hinzunehmen. Russland komplett von allem abkoppeln. Je länger der Krieg länger dauert desto teurer wird es. Das Risiko, dass Putin mit Atombomben um sich schmeißt wenn er verliert, müssen wir eingehen, sonst werden wir mit dieser Drohung ewig gegängelt. – Willi Krebser

 

Mit Abbildung von Meinungsvielfalt hat es nichts zu tun, einem chinesischen Militär a.D. die Möglichkeit zu prorussischer Propaganda in der ZEIT zu gewähren. Die überfällige Reha einer kranken Bundeswehr als „Militarisierung“ mit der Nazi-Vergangenheit zu verknüpfen, eine Kapitulation der Ukraine mit Akzeptierung der Putin-Bedingungen und ein Stillhalten der NATO zu empfehlen, entspringt dem chinesischen Eigeninteresse an einer Schwächung der NATO. Das chinesische Kalkül einer Annexion Taiwans nach einem Sieg Putins mit hilflosem Zuschauen der NATO soll so wahr werden. So etwas in der ZEIT zu lesen, ist schwer erträglich. – Arnold Zech-Gudra

 

Bemerkenswert ist die Gewissensfrage III, zumal hier etwas anderes dargestellt wird als im übrigen z.B. von Herrn Hofreiter ohne Quellenangabe berichtet wird. Man muss sich deshalb fragen, mit welcher Zielsetzung entgegengesetzte Behauptungen aufgestellt werden. Gleiches gilt für den Versuch, den Export schwerer Waffen in die Ukraine zu erzwingen. Ich kann mir vorstellen, dass kein Krieg gegen Putin gewonnen werden kann. Und bei – lt. Wikipeda – über 2000 km Grenze zwischen Ukraine und Russland muss man sich fragen, wieviele Panzer erforderlich sind, um die Grenze zu schützen. Statt den Export schwerer Waffen zu fordern, wäre es ehrlicher, einen NATO Einsatz zu verlangen. Dafür gäbe es hoffentlich keine Mehrheit im Bundestag. – Johannes Barth

 

Zum Beitrag von Herrn Oberst a. D. Zhou: „Wenn Finnland der NATO beträte, wären die Truppen des Bündnisses nur einen Steinwurf von Sankt Petersburg entfernt.“ Von Nuijamaa an der finnisch/russischen Grenze sind es gemäß Google Maps 175 km bis Sankt Petersburg, von Nara an der estnisch/russischen Grenze 160! Dort stehen mit Sicherheit schon heute NATO-Truppen. Nun ja, China ist weit weg. – Dirk Hoppe

 


 

 

Leserbriefe zu „Land ohne Industrie?“ Gespräch mit Moritz Schularick und Stefan Wolf geführt von Ann-Kathrin Nezik und Lisa Nienhaus

 

Danke für das aufschlussreiche und kenntnisreiche Gespräch – ich fühle mich bestätigt: Ein Gas-Embargo ist teuer, aber möglich. Und es ist ethisch dringend geboten. Nach Butscha. Nach Mariupol. Nach (weitere Ortsnamen hier einsetzen). Ich schäme mich jeden Morgen, in einem Land aufzuwachen, das täglich neu hunderte Millionen Euro in die russische Wirtschaft pumpt.

Natürlich erfordert ein Embargo, besonders davon betroffene Wirtschaftszweige umso mehr zu unterstützen. Das fordert Opfer, auch vom Steuerzahler. Dazu bin ich bereit – ausdrücklich auch auf Kosten meines eigenen Wohlstands. Warum also nicht ein Embargo-Soli, zu zahlen besonders von braven Akademikern wie mir? Wir Normal-Bürger sind doch keine wandelnden Geldbeutel, wir haben ein Gewissen. Warum traut uns die Politik hier so wenig zu? Wir wollen mithelfen, den Tyrannen im Kreml zu stoppen. – Dr. Matthias Clausen

 

Herr Stefan Wolf ist mir als fähiger Chef der Unternehmensgruppe ElringKlinger bekannt. Wenn er sich jedoch in einem Streitgespräch als Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall äußert, sollte man mehr als Schwarzmalerei erwarten dürfen.

Herrn Wolf hätte es gut zu Gesicht gestanden, sich nicht nur besorgt über die Folgen eines kurzfristigen Gas-Embargos für die deutsche Industrie zu äußern, sondern auch darzulegen, welchen Betrag seine Unternehmensgruppe und Gesamtmetall kurzfristig leisten wird, um die Abhängigkeit vom russischen Gas zu reduzieren. Nicht auszuschließen ist ohnehin, dass der Russe selbst den Gashahn zudreht. Dann wäre es besser, wenigstens ein Bisschen auf den GAS GAU vorbereitet zu sein, als nur Schlimmes nach dem Motto an die Wand zu malen, wie ‚Land ohne Industrie‘. – Harald Seidel

 

In dem Gespräch von Ann-Katrin Nezik und Lisa Nienhaus geht es um die Ausschließlichkeit eines totalen Gas-Importboykott nach Auffassung von Moritz Schularick oder die Unverzichtbarkeit russischer Exporte, wie sie Stefan Wolf als Verbandsvertreter formuliert.

Ich habe da eine Idee, die vielleicht der Königsweg sein könnte, sollte die Bundesregierung sich hierfür entscheiden. Wie wäre es denn, wenn die Regierung möglichst sofort Putin mitteilt, dass für jeden weiteren Kriegstag die Importmenge Gas um ein halbes, viertel, achtel oder sechzehntel Prozent gekürzt wird. Dann wäre die Importmenge je nach Kürzungsgrad irgendwann bei Null angelangt. Die Industrie hätte dann noch eine gewisse Zeit, ihre Energieversorgung ganz oder zumindest teilweise umzustellen.

Wenn dann 2. die Belieferung der Ukraine mit schweren Waffen forciert würden und sich damit die russischen Kriegskosten (neben der steigenden Zahl der gefallenen Soldaten) permanent erhöhen, 3. der Druck auf deutsche, noch immer operativ tätige Unternehmen in Russland wie z.B. Metro, Globus als Händler oder Produzenten wie z.B. Ritter Schokolade durch Konsumentenboykott so stark gesteigert würde, dass sie ihre Geschäfte schließlich doch aufgeben, dann könnte Putin aufgrund der steigenden Kosten bei sinkenden Einnahmen möglicherweise seine Kriegshandlungen einstellen. – Manfred Vossen

 

Ein sehr interessanter Beitrag, in dem zwei Denkwelten erkennbar werden: Die des Herrn Schularick, der die Folgen des Embargos in Prozent auszudrücken versteht, aber die Menschen, die ohne eigenes Verschulden leiden müssen, außer acht lässt.

Und die des Herrn Wolf, der die Situationen, in die das Embargo Menschen und Betriebe bringt, en detail in den Blick nimmt. Dabei ist Herr Wolf für meinen Geschmack zu zurückhaltend. Er räumt ein, dass er die Produktion seines Betriebes, wenn auch erst mittelfristig, nach Mexiko verlagern könnte. Er erwähnt taktvollerweise? nicht, dass er als dem Erfolg verpflichteter Unternehmer die Produktion dann auch in Mexiko belassen müsste, um die umfangreichen Investitionen zu rechtfertigen. So schreitet die Deindustrialisierung Deutschlands voran. – Jörg Neubauer

 

Hoch interessant und für mich eine Lehrstunde von “Theorie und Praxis”. Beide argumentieren überzeugend, auch wenn mir “glauben” bei Herrn Schularick zu häufig vorkommt. Seine “praktischen” Ratschläge an Herr Wolf scheinen von Zahlen geprägt, die aus der Vergangenheit stammen. Herrn Wolfs praktische Sicht der Dinge fußt auf Unternehmeraktivitäten, dem die eigenen Arbeiter viel Wert sind, nicht nur das eigene Vermögen, das vermutlich bei sofortigem Ausstieg reichen würde.

Mir – als politisch interessiertem Bürger ohne Detailkenntnisse – wäre vor allem wichtig zu erfahren, wie Deutschland bei zusammenbrechender Industrie weiterhin so kraftvoll helfen soll, wie es schon geholfen hat und weiter helfen wird. Der von Herrn Wolf prognostizierte, weitere Einbruch des Bruttoinlandsproduktes (+hoher Inflation) und weit höhere Arbeitslosenzahlen würden Herrn Schularicks Einkommen (+ gesicherter Pension) nicht tangieren, den Familienvater beim Autozulieferer Elring Klinger leider erheblich. – Konrad Nachtwey

 


 

 

Leserbriefe zu „So feiern die Orthodoxen Ostern“ protokolliert von Sergij Bortnyk und Evelyn Finger

 

Ein Autor, der in der machtpolitischen kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Russland und seinem ehemaligen Satellitenstaaten Ukraine im Rundumschlag mit der politischen Führung unseres Landes abrechnet und deren politische Alternativen auf “Heldentum und Feigheit” reduziert. Ein Erzbischof, der für den Sieg seines Landes und seine Kämpfer Gottes Hilfe anruft, statt für umgehenden Waffenstillstand und Friedensverhandlungen zu beten. Geht’s noch? Scheinbar gehören die Chinesen zu den wenigen realpolitisch denkenden Menschen, die gegen das Nationalismus- und Vaterlandsliebe-Virus immun geblieben sind. – Dr. Wolf-R. Palmer

 

Wir dürfen von Kirchenleuten mehr Mut und Tapferkeit erwarten als von „normalen“ Menschen. Wer fest und tief an Gott glaubt, vertraut auf Seine Zusage der Auferstehung nach dem Tode. Und wer an die Auferstehung glaubt, braucht sich vor dem Tode nicht zu fürchten. Wer in der Nachfolge Christi lebt und dessen Botschaft verkündet, muss jetzt in der Ukraine Vorbild sein für andere Menschen.

Pastoren, Pater, Priester – sie alle müssen inmitten von Zerstörung, Mord und Vernichtung noch in der Lage sein, Gottes Wort zu predigen. Wo es keine Antworten mehr gibt, sollen Sie eine Antwort finden auf die Frage: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du uns verlassen?“ Vielleicht aber reicht es schon, wenn sie einfach da sind für die Gequälten, wenn sie die Hand der Sterbenden halten und ihnen Brot und Wasser reichen. Wenn sie das Schweigen Gottes aushalten. – Ute Latendorf

 

Es ist tragisch, dass das Feiern des gemeinsamen Osterfest kein Anlass war, den Graben zwischen Russen und Ukrainern auch nur ein wenig zu reduzieren. Erzbischof Jewstratij sagt dazu: «Es ist ein Fehler zu glauben, Ukrainer und Russen seien Brüder» und «wir sind ebenso wenig Brüdervölker wie Juden und Araber Brüder sind.» Eine Folgerung bzw. ein Grund dieser Aussage kann folgendermassen verstanden werden: – wenn auch falsch informiert – setzt sich das russische Volk nicht so gegen den Krieg ein, wie es von Brüdern zu erwarten wäre. Das sollte allerdings nicht davon ablenken, dass Putin und sein Regime alleinverantwortlich sind für den Krieg.

Wenn ich hier Stellung nehme hat das mehrere Gründe. Meine Mutter ist 1915 in Teslić (Bosnien) geboren, ihre Schwester 1911 in Sarajevo. Grossvater war von 1910 bis 1916 Pfarrer im deutschsprachigen Dorf Schutzberg (Baujahr der Kirche 1910, Räumung 1942). In seinem Buch «Schutzberg Bosnien» schreibt sein Nachfolger Ferdinand Sommer über blutige Konflikte zwischen Serben und Kroaten für die schliesslich die Deutschen Mitbürger bezahlen mussten. Sommer schreibt, dass das Einvernehmen der Geistlichen unterschiedlicher Religionen lange Zeit zu einem friedlichen Zusammenleben beigetragen habe, das dann durch nationalistische Scharfmacher beendet wurde. Ein anderer Grund für meine Stellungsnahme ist mein Meinungswechsel in Sachen Südtirol, das bekanntlich als Folge eines Eroberungskriegs ohne Volksabstimmung zu Italien gekommen ist. Dank EU und Wohlstand ist die daraus entstandene Problematik vom Tisch.

Tatsächlich ist die Ökonomie (und im Falle „Juden und Araber“ auch die Demographie) ein sehr wesentlicher Aspekt bei Konflikten und daher auch wichtiger als das Thema Brüderlichkeit. Der folgende Witz illustriert das ein wenig: Ein Pole und ein Russe finden gemeinsam einen Schatz. Der Russe: Das teilen wir jetzt brüderlich. Der Pole: Nix da, geteilt wird fifty-fifty.

Auch bei den Ursachen, beim Verlauf und bei den lang- und kurzfristigen Folgen des aktuellen Kriegs spielt die Ökonomie eine entscheidende Rolle. Die Menschheit, aber auch jedes Land müssen sich im Spannungsfeld zwischen den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Demographie so positionieren, dass ein langes gutes Fortbestehen möglich ist. Bei dieser Aufgabe haben das Regime Russlands aber auch andere Staaten versagt, bzw. zu wenig unternommen. Langfristig geht es dabei nicht ohne Zusammenarbeit und Aufgabenteilung. Wünschenswert wäre es, wenn dieser Aspekt bei den Anstrengungen zur Beendigung des Krieges eine positive Rolle spielen könnte. Vorbilder wären der Westfälische Frieden nach dem 30jährigen Krieg oder der Wiener Kongress nach den Napoleonischen Kriegen. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Der aus dem Griechischen stammende Begriff orthodox bedeutet rechtgläubig, und das wird oft mit strenggläubig gleichgesetzt. Die orthodoxen Kirchen grenzen sich damit – zumindest was ihre Rituale und ihre Ikonograpfie angeht – von anderen ab. Da liegt es nahe, dass diese Kirchen immer in der Gefahr stehen, zu Kulten oder gar zur Folklore mit sakralem Anspruch abzugleiten.

Für Einzelne mag ihr Glaube noch so stimmig sein, institutionell führt die Orthodoxie zu Standardisierungen, die sich von der Aktualität christlicher Botschaften allzu leicht abkoppeln. Und da ist es kein Wunder, wenn sich der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill an seinem zu einem geschlossenen System erstarrten Religionsverständnis festklammert und sich außerhalb seiner Sphäre von Feinden umzingelt sieht, er ist ja nach seiner Definition schließlich unerschütterlich rechtgläubig – komme was wolle. – Christoph Müller-Luckwald

 


 

 

Leserbriefe zu „Welchen Panzer braucht Deutschland?“ von Martin Machowecz

 

Der Artikel in der letzten ZEIT ist mit Sicherheit interessant – besonders für Personen, die im Beschaffungswesen der Bundeswehr tätig sind. Dies dürften wenige Leser der ZEIT sein. Sehr viel interessanter wäre für mich, was geschieht und geschah mit den Milliarden, die jährlich im Verteidigungsaushalt ausgewiesen sind. Wird davon z.B. auch das Personal des Bundeswehr-Beschaffungsamtes finanziert, also über 10.000 Beschäftigte, die keine Unterwäsche, keine Stiefel usw. beschaffen können.

Werden aus dem Haushaltstitel auch die unzähligen Gutachten bezahlt, die zu keinem Ergebnis führen? Vielleicht sind es Gutachten, die neue Modelle gendergerechter veganer, biodynamischer Fasern aus heimischer Produktion bevorzugen, die aber nicht verfügbar sind? Und wenn man schon kurzfristig nicht in der Lage ist Unterwäsche zu beschaffen, warum gibt man den Soldaten nicht Geld und sagt, kauft euch selbst, was ihr meint zu brauchen. Denn ich nehme an, der Bürger in Uniform ist nicht dumm.

Hier handelt es sich nur ein einen Bereich unserer dysfunktionalen Bürokratischen Republik Deutschland (BRD). Genügend andere könnte ich nennen, bei dem die Lücke zwischen Mitteleinsatz und Ergebnis auffällig klafft. Also, liebe ZEIT, es wäre gut, wenn Sie gelegentlich den kritischen Blick von Journalisten fordern und fördern könnten statt Seiten zu füllen, die dem Anspruch einer kritischen Berichterstattung Hohn sprechen. – Hans Bichler

 

Diese Illustration von Alvaro Bernis ist für mich, wie eine Art Bauanleitung zu Selbstbau eines Panzers; vielleicht könnte die Bundeswehr, bzw. ihre Soldaten/innen ihre sogenannten „schweren Waffen“ selbst herstellen, und die Überschuss auch noch selbst in die Ukraine steuern und dort einfach stehenlassen.. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie erinnert mich das alles sehr anden Humoristen Loriot und seine TV-Geschichten „Weihnachten bei den Hoppenstedts“ aus dem Jahr 1978, speziell die Episode: „Wir bauen uns ein Atomkraftwerk“. „Es ist sonderbar, aber Eltern sind auch Menschen, und sie sind, was die Herstellung und Aufzucht von Nachwuchs betrifft, so was wie ungelernte Arbeiter.“ (Loriot, bürgerlich Vicco von Bülow, 1923-2011, deutscher Humorist, Schauspieler & Regisseur) – Klaus P. Jaworek

 

Die Zeit und das Zeitmagazin sind meine Feierabend Lektüre. Seit vielen Jahren. Vor allem schätze ich die Bandbreite der Beiträge von Bildung, Politik, Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft um nur einige zu nennen. Das öffnet den Blick. Jetzt aber war ich überrascht. Von dem Artikel in Nr. 17 unter Entdecken. Es geht um nichts geringeres als Kampfpanzer. Das dürfte bei vielen Zeitgenossen schon reichen um Entrüstung und rasches Weiterblättern auszulösen.

Mich aber hat es in eine vergessen geglaubte Zeit vor 50 Jahren zurück geholt als ich gerade 18 wurde und wenige Tage später als Wehrpflichtiger gezogen wurde wie man damals sagte. Abiturienten waren besonders beliebt und machten fast 25% der Wehrpflichtigen aus in der Hoffnung zumindest einige von Ihnen für die Offizierslaufbahn begeistern zu können. Das hat bei mir nicht geklappt. Dazu war ich als Teilnehmer der Demonstration gegen die Vereidigungsfeier mit Fackelzug auf dem schönen Marktplatz der Stadt Hassfurt am Main (Urlaubsgeheimtipp) schon zu aufsässig.

Andererseits wollte ich auch nicht als reiner Befehlsempfänger enden. So wurde ich zusammen mit meinem Kameraden Toni einer der ersten W15 Unteroffiziere in Deutschland. Warum ich das erzähle? Nun wir beide machten Dienst als Panzerkommandant auf zwei amerikanischen M48 A2. Der „Leo“ wurde gerade eingeführt und bei einer Wehrübung einige Jahre später erlebte ich noch die Umstellung auf das NATO Einheitskaliber von120 mm.

Welchen Panzer braucht Deutschland? Nun im Artikel lese ich dass von den damals knapp 4600 Kampfpanzern noch knapp 300 Leo übrig sind. Der Experte Herr Masala erklärt fachkundig das wir auch nicht mehr brauchen und verweist auf diejenigen die vor 1990 Wehrdienst geleistet haben und möglicherweise anderer Meinung sind. Das bin ich nicht aber ich war dabei vor 50 Jahren. Falls jemand noch eine Frage an den Experten von damals hat . – Karl Jaeger

 


 

 

Leserbriefe zu „Va banque“ von Jörg Lau

 

Hätte in Ihrem Artikel zu den ambitioniertesten Ideen der Bundesregierung nicht auch dieser Punkt auf S. 104 des Koalitionsvertrags gehört: „ …Weiterentwicklung zu einem föderalen europäischen Bundesstaat… „ ? – Manfred Wiech

 

Mit der (Rest-) Vernunft wird es schwierig, wenn Hass die Menschen beherrscht. Der Hass junger linker Franzosen auf Emmanuel Macron ist irrational und auch unbegründet. Marine le Pen ist eine eiskalte Rassistin und Nationalistin, antieuropäisch und autoritär bis in die Haarspitzen. Korrupt obendrein und sicherlich keine „Dame des Volkes“. Sie gibt sich nur bodenständig, eine Sozialistin ist trotzdem nicht.

Treiben linke junge Franzosen mit oder ohne ihre Stimme Frankreich in die Hände von le Pen, werden sie ihr Land nach der Wahl nicht wiedererkennen und verraten sie damit nicht auch ihre eigene politische Position? Oder sind sich die Ideologien der extremen Linken und extremen Rechten mittlerweile so ähnlich geworden, dass sie sich kaum noch unterscheiden? Dass der alte Glaubenssatz, dass die extreme Linke für eine freiheitliche Demokratie einsteht und damit genau das Gegenteil der extremen Rechte ist, längst nicht mehr gilt?

Ich bin mir sicher, dass die Bundesregierung und der Bundeskanzler im Bilde darüber sind, wie wichtig der Wahlausgang in Frankreich zugunsten Emmanuel Macrons ist. Für Europa und für Deutschland. Jörg Lau bemängelt, dass Olaf Scholz dazu schweigt. Ja, Olaf Scholz ist mir auch oft genug zu schweigsam, aber auch er hat keinen Einfluss auf die Wahl in Frankreich und kann auch das Ergebnis nicht voraussehen. Wie wir alle übrigens. Was genau möchte Herr Lau denn jetzt von Bundeskanzler Scholz zu der Wahl in Frankreich erklärt wissen? – Regina Stock

 

Chapeau, Jörg Lau! Erst verweisen Sie auf den vermeintlichen Bärendienst vom Monsieur Macron senior im Endspurt des französischen Wahlkampfs. Und dann echauffieren Sie sich im gleichen Stil über die (jungen) Wahlbeteiligten, die unverschämterweise im ersten Gang der französischen Präsidentenwahl linken und rechten Kandidaten ihre Stimmen gegeben haben.

Leider erwies sich zuletzt immer wieder, dass selbstgefällig belehrender Journalismus wenig hilfreich ist, um politischen Extremismus zu bekämpfen. Dazu bedarf es in Demokratien wohl eher einer überzeugenden Argumentation, die den Diskurs mit politischen Gegnern ebenso wenig scheut, wie die Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen der Wählerinnen und Wähler. – Thomas Au

 


 

 

Leserbriefe zu „Atombombe am Ende des Tunnels?“ von Viktor Jerofejew

 

GROSSARTIG und zugleich FURCHTBAR: (trotzdem) DANKE für diesen meisterhaft geschriebenen Artikel von Viktor Jerofejew! „…die Ukraine…. war für den Westen nicht interessant. Sie störte den Westen beim Aufbau seiner wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland.“ Wie WAHR diese so bittere und treffsichere Erkenntnis. – Berta Walter-Hamza

 

Eine etwas andere Sicht. Unsere Außenministerin will jetzt doch zusammen mit den Herren Merz und Hofreiter, sowie neuerdings vielen anderen, unter Abwendung von bisherigen außenpolitischen Grundsätzen in diese hoch gespannte Konfliktsituation schwere Waffen liefern. Schon in der Vorgeschichte dieses Konfliktes hatte Präsident Selenskyi lange vor der russischen Invasion ohne Not durch eine überaus harsche Sprach-Gesetzgebung , die die russische Sprache praktisch aus der Ukraine verbannte, für neues Konfliktpotenzial gesorgt.

Und das in diesem traditionell zweisprachigen Land: Auf der Krim leben 80 % russische Muttersprachler, in Luhansk sind es 69 % und im bevölkerungsreichen Donezk 75 %. Alle Zeitungen müssen nun auf Ukrainisch erscheinen, alle Polizisten, Apotheker, Kellner ect. sind gesetzlich verpflichtet, die Bürger auf Ukrainisch anzusprechen. Wer trotzdem Russisch spricht, dem droht ein Bußgeld. Russische Filme müssen ukrainisch synchronisiert werden.

Das ist nicht nur eine Diskriminierung eines Teils der Bevölkerung, eine Spaltung des Landes, sondern auch ein Affront gegen das große Nachbarland, das nebenbei zweitgrößte Atommacht ist und dessen Exekutive nicht durch eine demokratische Gewaltenteilung, wie bei uns, gezügelt und berechenbar ist. So war diese Sprachgesetzgebung wie der letzte Anstoß für die Invasion der bereits aufmarschierten großen Streitmacht. Hatte Herr Putin nicht auch schon mit einem Atomschlag gedroht? Wer spielte hier mit dem Feuer und was wäre hier für den Westen, für uns, die einzig mögliche Reaktion gewesen, wenn strikt die Interessen der Menschen, nicht nur unseres Landes, vertreten werden sollten, wenn das entsetzliche Leiden der Zivilbevölkerung schnell beendet werden sollte?

Es wäre eine schnelle und deutliche Deeskalation, eine auf Augenhöhe klug und nachhaltig im Rahmen eines gesamteuropäischen Sicherheitskonzeptes ausgehandelten Neutralitätsstatus der Ukraine mit internationalen Sicherheitsgarantien für Unverletzlichkeit deren Grenzen. In diesem Konzept sollten auch russische Sicherheitsinteressen ihren Platz finden. —- Aber wäre ein solches Konzept kompatibel mit den geostrategischen Zielen unseres großen Taktgebers in Übersee und wäre es mit einem Präsidenten Selenskyi umsetzbar? – Dr.med. Horst A. Hoffmann

Mein Onkel (Bruder meines Vaters) war kürzlich 10 Tage in Moskau und Zelenograd. Er rief mich an, weil er weiss, dass ich mich für Politik interessiere. Die Russen, fast durchweg, sind Stolz auf ihren Verbrecher Putin, sagte er mir am Telefon. Das war mir allerdings bekannt. Ich bin ohnehin auf Abstand zu meinem Geburtsland gegangen. Und das schon seit vielen Jahren. Für mich hat Deutschland keine Zukunft. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Gabe“ von Marvin Ku

 

Dieser Artikel er bedient sehr viele Clichés. Was zu den verschiedenen Komponenten von Begabung geschrieben wird, ist ein Anfang von angemessener Differenzierung: dass sowohl Intelligenz als auch Fleiß/Üben, Durchhaltevermögen und Motivation wichtig sind, um erfolgreich zu sein. Auch gefällt mir, dass erwähnt wird, dass IQ-Tests nur einen sehr kleinen Bereich von Begabung messen können. Aber was ist die Kernaussage des Ganzen? Alle können tolle Sachen vollbringen – die einen mit mehr, die anderen mit weniger Anstrengung? Das klingt mir zu sehr nach „jedes Kind ist hochbegabt“. Das glaube ich mitnichten.

Ich könnte die Aussage unterschreiben, dass jedeR etwas gut kann. Aber warum in dem Artikel zB die Frau, die mit 14 Abi gemacht hat, es weit von sich weist, klüger zu sein als andere? Das wirft doch eher die Frage auf, wie Begabte in Deutschland gesehen werden und was man ihnen spiegelt. (Ich kenne übrigens auch persönlich so ein Exemplar mit exakt dieser Haltung.) Natürlich hat sie das Gefühl, dass es normal ist, wie sie denkt und lernt – sie kann eben auch nur in ihrem eigenen Kopf sein. Aber es sieht im Vergleich zu anderen von außen doch sehr speziell aus. Und das darf auch so sein, finde ich.

Woher kommt dieses Bedürfnis, das auch aus dem Artikel atmet, dass alle gleich sein müssen bzw das Gleiche erreichen können müssen? Grund dieses Wunsches kann doch nur sein, dass in unserer Gesellschaft eben nicht alle Menschen als wertvolle Teile der Gesellschaft angesehen werden. DA liegt mE das Problem und dazu sagt der Artikel gar nichts. Und ein weiterer Aspekt, der ein gesamtgesellschaftliches Problem darstellt und hier auch keine Erwähnung findet:

Sowieso schon privilegierte Kinder erfahren viel Förderung – aber die Begabten aus einem ungünstigen Umfeld bekommen kaum Unterstützung. Darüber reflektiert der Autor/In kein Stück – aber das hätte sie/er doch gerade bei der Auswahl von Protagonisten tun müssen. Aber da werden eben auch Clichés bedient: der benachteiligte Junge aus Wedding mit afrikanischen Wurzeln hat es nicht geschafft, und überhaupt war er auch „nur“ sportlich. Vorurteile bricht man so sicher nicht auf… – S. Simon

 

Leider wird ja bislang schon in den ersten Grundschuljahren oft eine Talententwicklung unterbunden. Weil die meist noch vorhandene Vorfreude auf „Neues“ bald die Ernüchterung erfolgt nur das vorgegebene lernen zu dürfen /müssen. Und wenn dann nicht zufällig ein wie auch immer geartetes Talent entdeckt wird dann… Kein Plädoyer für nur Wunderkinder , aber dafür mehr Achtsamkeit zu entwickeln. Zwischen lernen “ müssen“ und lernen “ dürfen und Wollen“ liegt doch eine groß Chance für die Lebensgestaltung. – Geelke Braun

 

Vielen Dank für den Artikel „Die Gabe“ in Ausgabe Nr 17. Auf der Titelseite heißt es „Was Hochbegabte von anderen Menschen unterscheidet“. Im Artikel selbst ist sicher die Rede von Personen mit einem hohen Begabungspotential, gleichwohl handelt es sich ausschließlich um sogenannte „Wunderkinder“ und bildet nicht die Lebensrealität „normaler Hochbegabter“ ab. Diese können zwar häufig schneller lernen als andere, aber in der Regel sind es keine kleinen Mozarts, sondern normale Kinder oder Erwachsene, manche mit Spezialinteressen, manche ohne, aber sicher alle mit herausfordernden Themen – auch im Zusammenhang mit der Begabung (z.B. Underachiever*innen, Anderssein, Diskrepanz zwischen kognitiver und emotional-sozialer Entwicklung,…).

Dieses Klischee des Zwerg-Einsteins wird ein Mal mehr bedient und unterstützt das in unserer Gesellschaft leider noch immer völlig unzureichende Bild eines Menschen mit einem IQ über 130. Ich habe mir von der Überschrift mehr erwartet. So wird Begabungsförderung in Deutschland weiter ein Stiefkind bleiben und die Gesellschaft, Eltern, Erzieher*innen und Lehrer*innen nicht das nötige Wissen haben, um „normale Hochbegabte“ angemessen zu unterstützen. – Anna Berning

 


 

 

Leserbriefe zu „It’s echte Popkultur, Stupid!“ von Sophie Passmann

 

Sophie Passmann schreibt: „Wer anfängt The Kardashians zu schauen und nach einer Folge ausmacht, ist vielleicht ein besserer Mensch als die Autorin dieses Textes.“ Ich wusste gar nicht, dass das so einfach ist. – Kurt Eimers

 

No, it’s not echte Popkultur, stupid, von „reality-tv“ mit den Kardashians zu schwärmen, its echter bullshit. Vielleicht eher was für die Bravo oder die Bunte? – W. Deringer

 

In der neuesten Ausgabe der Zeit werden gleich zwei US- Streaming-Serien an prominenter Stelle über den grünen Klee gelobt. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten und ob „Die Kardashians“ wirklich fantastisches Reality-TV ist und nur Ignorante das nicht begreifen – na ja, geschenkt! Wirklich kritikwürdig ist jedoch, dass Sie sich fast ausschließlich den Produkten der Streaming-Dienste annehmen.

Teilweise setzen Sie sogar voraus, dass diese Produkte bereits zur kulturellen Allgemeinbildung gehören: In Nr.6 wird die Gattin des Bundespräsidenten mit Clair Underwood aus „House of Cards“ vergleichen. Sind Sie vielleicht in einer „Streaming-Blase“ gefangen? – Dann hätte ich einen Kulturtipp meinerseits an die Zeitredaktion: die Mediatheken von ARD, ZDF, Arte und 3SAT sind hin und wieder mit Spitzenprodukten besetzt, die es wirklich wert sind, angeschaut zu werden. Gerne würde ich hiervon auch mal was in der Zeit lesen. Oder ist das zu wenig hip – äh crazy ? – Martin Dobesch

 


 

 

Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Regelmäßig -und meistens mit Genuss- lese ich Ihr „Dausend Prozent“. Diesmal aber muss ich energisch widersprechen. Politik ist nun doch ein zu ernstes Geschäft, um einem Bolognese-Rezept vergleichbar zu sein. Gänzlich unerträglich finde ich Ihren Schluss: „Wenn der Präsident nicht reist, reist halt der Kanzler.“

Nach Artikel 59 GG vertritt der Bundespräsident die Bundesrepublik Deutschland; als dieser Repräsentant plante F.W. Steinmeier seine Reise nach Kiew. Die Ausladung durch die Ukraine ist also kein Affront gegen Herrn Steinmeier, sondern gegen Deutschland! Damit ist klar: Als Bundeskanzler und somit Repräsentant der abgelehnten Bundesrepublik Deutschland kann Scholz keinesfalls in die Ukraine reisen! Ob er zu einem privaten Besuch im Urlaub einreisen will und darf, mag er ausloten. – W. Auth

 

Es vergeht kein Tag seit Kriegsbeginn an dem Präsident Selenskyj nicht auf den Bildschirmen erscheint. Er hat alles Recht der Welt, die Medien zu nutzen, um auf die Gräueltaten an den Menschen und die Zerstörungen in seinem Land durch Putins Angriffskrieg hinzuweisen, um die internationale Gemeinschaft um Hilfe zu bitten.

Ob seine Omnipräsenz aber immer hilfreich ist, bleibt für mich fraglich, und auch Wolodymyr Selenskyj trifft nicht nur richtige Entscheidungen in dieser Lage. Das ist menschlich, zudem steht er unter einem immensen Druck. Seine Entscheidung, Bundespräsident Steinmeier nicht zu empfangen, war unklug. Putin dürfte sich darüber sehr gefreut haben. Es spielt keine Rolle, ob die von Steinmeier Repräsentierten sich jetzt von Selenskyj gleich mit düpiert fühlen. Bundespräsident Steinmeier hat seine Fehler und falschen Einschätzungen in der Russlandpolitik und Putins gegenüber eingeräumt. Das Vertrauen in Putin war nicht gerechtfertigt und auch dafür blutet jetzt die Ukraine. Dennoch bleibt festzuhalten, dass Putin der Aggressor und verantwortlich für den Ukraine – Krieg ist, niemand sonst.

Präsident Selenskyj weiß das. Ich bin auch dafür, dass Präsident Selenskyj und Bundespräsident Steinmeier jetzt aufeinander zuzugehen und finde es nicht abwegig, wenn die Initiative dazu von Präsident Selenskyj ausginge. Er kann jede helfende Hand gebrauchen. Verletzte Eitelkeiten oder (gegenseitige) Schuldzuweisungen helfen nur Putin und Bundeskanzler Scholz kann immer noch in die Ukraine reisen. – Regina Stock

 


 

 

Leserbriefe zu „AC/DC hilft also im OP …“ von Christoph Drösser

 

Persönlich würde ich mich nur von einem Chirurgen operieren lassen der während seiner Arbeit Musik hört. Musik beeinflusst uns alle. Wir hören täglich und im hohen Maß Musik, ob von CD, im Radio oder Internet. Ein Besuch in der Oper oder ein Konzert der eigenen Lieblingsband ist für viele Menschen ein ganz besonderes Ereignis. Musik ist aus unserem Leben einfach nicht wegzudenken. Ein zentrales Nutzungsmotiv ist für uns die Stimmungsregulation. Das Aufrechterhalten und Verstärken positiver sowie das Unterdrücken und Kompensieren negativer Stimmung. Ebenso kann Musik unsere Gefühle beeinflussen, so erklärt uns das die Strebetendenz-Theorie.

In der Musik sind Reibungen etwas vollkommen normales. Die sogenannten Dissonanzen Fördern nicht nur Höhepunkte, sie fordern sogar eine Auflösung. Ein mit Leben gefülltes Musikstück besteht aus der Wechselwirkung der Konstanzen und Dissonanzen. Diese Wirkung der Strebetendenz-Theorie, man könnte sagen die Macht der Musik dienst hier als Basis kreativer Schöpfungen. Nichts ist so präsent im Alltag, in unserem Leben wie die Musik und das schon seit Jahrtausenden. Es gibt viele Studien zu diesem Thema, wie Musik uns positiv beeinflussen kann, doch ob das Rätsel je gelöst werden kann? – Miroslaw Zgrzendek

 

Die Musik von AC/DC, die fand ich früher brillant, einwandfrei, (oberaffen)geil, klasse, fantastisch, spitze, top, genial, supermega, hammermäßig, grandios und exzellent. Heuzutage drehe ich diesen „Ohrenschmaus“-Klassiker „Highway to hell“ mit 99,99999%iger Sicherheit sofort ab, falls ich die Möglichkeit dazu haben sollte, das tun zu können, aber ein kleines Restrisiko bleibt eben immer!

Müsste ich gar mit dem „Highway“-Stück gemeinsam „unterm OP-Messer liegen“, dann habe ich bestimmt nur eine sehr geringe Überlebenschance, vielleicht so um die 0,00001%, so befürchte ich, Gott bewahre mich bitte davor; siehe auch den gewissen Restrisiko-Faktor! Wenn schon eine OP unter Musikberieselung, dann bitte nur mit klassischer Musik! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Anna Mayr entdeckt: Pretty Hummels“ von Anna Mayr

 

Als die zwei Väter der „Yellow Press“ suggerieren William Hurst und insbesondere Joseph Pulitzer vielleicht eine Seriosität von sensationsorientierten Boulevardgeschichten. Aber erst, wenn es nicht nur kunterbunt durch die Welt der Promis wie hier bei den Hummels geht, sondern auch ein ernster politischer Zusammenhang erkennbar wird. Bei „Pretty Hummels“ bleibt es jedoch bei dem klassischen Nachrichtenfaktor „Human Interest“ und damit in Konkurrenz zu BILD und ähnlichem Boulevardjournalismus. Geradezu abwegig – psychologisch restpubertär – ist das journalistisch bescheidene „Human Interest“ auf eine erforderliche Wandelbarkeit unserer Gesellschaft beziehen zu wollen. – Jürgen Dressler

 

Was haben die Affairen der Hummels, was hat Anna Mayr bei der Zeit zu suchen? Sollte die „ZEIT“ sich weiter auf dieses Niveau begeben, müsste ich nach über 60 Jahren überlegen, ob sie noch meine Zeitung ist. Wenn die zuständige Reaktion die Rubrik „Entdecken“ nicht mit leidlich anspruchsvoller Unterhaltung von leidlich geistreichen Schreibern füllen kann, hätte ich einen Tip: einfach abschaffen. Ich bin nicht humorlos; aber hier überfordert mich auch der Spruch von Otto Julius Bierbaum, auf den Frau Mayr spekuliert haben könnte. Wie lautete der doch gleich? – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbriefe zu „Vielen Dank für Ihre Daten!“ von Thomas Fischermann

 

Haben Sie sich eigentlich schon mal gefragt, warum es einfach kein deutsches PayPal (Sie können an dieser Stelle auch gerne den Namen eines beliebigen anderen erfolgreichen IT-Konzerns aus den USA einsetzen) gibt? Die Antwort gibt dieser Artikel und die vorwurfsvolle Art, mit der suggeriert wird, man müsse sich eigentlich dafür entschuldigen, eine gar nicht mal so schlechte Idee gehabt zu haben, nur weil sie vielleicht schon zum frühen Zeitpunkt nicht ausschließlich altruistischen Motiven folgte. – Jörg Schimmel

 

Die Luca-App ist gesehen bereits mausetot! Dennoch sitzen die App-Betreiber nun auf einer riesigen Datenhalte und wissen nicht wie sie es anstellen sollen, um davon herunter zu kommen. Das scheint nur zu funktioniern, wenn sie diese begehrten Daten in bare Münze umwandeln können, eben ein weiteres lukratives Geschäftsmodell damit zu starten.

Wir, der „Staat“, wir haben diese Luca-App bereits mit cirka 18 Millionen Euro verkehrstüchtig gesponsert! Vielleicht dürfen es noch ein paar weitere Milliönchen mehr sein, wieder auf „Staatskosten“, um dieses scheintote Wissen wieder zu beleben, um es danach ordentlich ausschlachten zu können? Wer kann der darf und wer darf der kann es auch! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Nutzgebiete statt Schutzgebiete“ von Carolin Wahnbaeck

 

Man erfährt,dass Naturschutzgebiete hemmungslos ausgeplündert werden.Es wird gefischt,abgholzt und gedüngt.Und gefragt, wann wird sich daran etwas ändern? Niemals. Buisiness first,wie überall aufder Welt. – Hans-Emil Schuster

 

Die Autorin weist zu Recht auf viele Mißstände im Naturschutz, vor allem die Bürokratie, hin. Doch zum Thema Wald zwei „Fachleuite“ zu bemühen, zu denen in der Fachwelt seit längerer Zeit niemand mehr Stellung nimnmt, weder positiv noch negativ, ist erstaunlich. WEie doch durch gute Beziehungen zu den Medien solche Leute immer wieder, fast monopolartig , Gehör finden und damit auch einseitige Ideologien verbreiten können. – B. v. Strenge

 


 

 

Leserbriefe zu „Kein Licht am Ende der Röhre“ von Anne Hähnig und Martin Nejezchleba

 

Goethe erkannte schon, dass sowie ein Dichter politisch wirken will, muss er sich einer Partei hingeben und sowie er dieses tut, ist er als Poet verloren; er muss seinem freien Geiste, seinem unbefangenen Überblick Lebewohl sagen und dagegen die Kappe der Borniertheit über die Ohren ziehen. In diesem Sinne ist Politik auf eine schreckliche Art und Weise zum Schicksal aller Menschen geworden und hat auch Politikerinnen wie Schwesig hervorgebracht, welche bestenfalls so sind, wie Malaise es bezeichnet: „Nicht so sein, wie man sein wollte – nicht so sein wollen, wie man ist“. Gleichzeitig mit der fehlenden Transparenz ihres Handelns bedeutet es eine nicht wieder herstellbare Glaubwürdigkeit. – Jürgen Dressler

 

Die Sendung Berlin Direkt vom 24.4.2022 beschäftigte sich unter anderem mit dem Bau der Putin Pipeline Nordstream 2 und den damit verbundenen Verwicklungen der damals verantwortlichen Politiker. Während der Moderator im Rahmen der Einleitung nur ganz kurz erwähnte, dass sich die Merkel-CDU bei diesem Thema einen schlanken Fuss mache, wurde im anschließenden Beitrag die SPD bzw. deren Vertreter an den Pranger gestellt. Ich möchte die verantwortlichen SPD-Politiker nicht in Schutz nehmen.

Aber sie haben zumindest eingeräumt, dass sie Fehler gemacht haben. Ich kann mich nicht erinnern, dass Nordstream 1 und 2 in den zurückliegenden Jahren deutlich vernehmbar in der öffentlichen Kritik standen. Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen. Die langjährige Bundeskanzlerin Merkel ist sich im Gegensatz zu Gabriel, Steinmeier und Schwesig einmal mehr keiner Schuld bewusst. Sie wird von den Medien auf auffällige Weise geschont. Ich frage mich, wer in Deutschland von 2005 bis 2021 16 Jahre lang die letztendliche Regierungsverantwortung getragen hat? – Alfred Kastner

 


 

 

Leserbrief zu „Warum zögert der Bundeskanzler?“ von Jörg Lau et al.

 

Die Russlandpolitik, vor allem die deutsche vergangene, stellt die Politik zunehmend vor viele Fragen. Meine Tante, mittlerweile 86 Jahre, stammt aus Ostpreußen und ist – orts- und zeitbedingt – zu einigen Erkenntnissen über die russische Seele gelangt. Als der Ukraine-Krieg begann, lautete ihr einziger Kommentar: Dem Russen ist nicht zu trauen. Vielleicht sollte man doch öfter Kontakt zum Volk pflegen, man könnte zu überraschenden Einsichten kommen. – Gabriele Bender

 


 

 

Leserbrief zu „Präsident ohne Rendite“ von Matthias Krupa

 

Warum sollte ich die „Katze im Sack kaufen“, wenn ich keine Katzen mag und auch derzeit einfach keinen Sack gebrauchen kann? Warum sollte ich zwischen zwei „Übeln“ wählen, wenn ich (freiwillig) kein Übel wählen will! Viele wahlberechtigte Franzosen haben am Sonntag trotzdem gewählt, viele wahlberechtigte Franzosen haben jedoch auch nicht gewählt! Vielleicht gibt es aber unter denen, die gewählt haben auch einige bis sogar einige viele mehr, die nur gewählt haben, um der Person, die sie nicht gewählt haben, damit eins auszuwischen!? Ich finde, die Sache mit der Demokratie immer noch eine gute Sache, und natürlich das mit dem Wählen auch; anderseits war ich heilfroh, dass ich diese Wahl in Frankreich, nur als „stiller“ Beobachter von Deutschland aus, ganz demokratisch beobachten konnte! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „»Manchmal macht Geld den Fußball besser«“. Gespräch mit Philipp Lahm und Célia Šašić geführt von Oliver Fritsch und Henning Sußebach

 

Dieses Interview zeigt mir deutlich, wie verblendet viele Menschen geworden sind. Das Interview wird dazu beitragen, wie verrückt einige Menschen heute denken müssen. Die Kollegen von ihnen, die das Interview geführt haben, gehören dazu. Ich würde dieses Spiel nicht mitmachen wollen. Fußball braucht keine Bevormundung. Geld regiert die Welt! Eine alte Binsenwahrheit. Es gibt keine Vereine mehr. Das sind heutzutage alles Wirtschaftsunternehmungen. Das kann man bedauern. Die Zeit aber, kann man nicht mehr zurückdrehen. Wenn man fragt; was hat das gebracht: Besseren Fußball! – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Was würde ich machen, wenn mir Twitter gehörte?“ von Jochen Bittner et al.

 

Tolle Gedankenspiele! Mir gefällt der Vorschlag von Anna Mayr am besten. Einfach abschalten! Und viele Menschen geben sich nicht mehr mit dem Zeitfresser ab und tun dafür etwas Sinnvolles! Ich erinnere, dass es im letzten Jahr für kurze Zeit einen Totalausfall von Twitter gab. War das nicht herrlich? Keine sinnfreien Tweets. Keine Angriffe auf Andersdenkende. Keine Shitstorms. Und obwohl, oder besser, weil ich diese Möglichkeit der Meinungsabsonderung nie nutzte, fand ich’s super! – Achim Bothmann

 


 

 

Leserbrief zu „Tonspur (2): Der Stieglitz“ von Fritz Habekuß

 

Herzlichen Dank für die Tonspur – Kolumne, als Vogelfreundin freue mich sehr darüber! Meine große Bitte ist, auch immer ein Foto des jeweiligen Vogels abzubilden (vielleicht 3 Tonspuren und ein Vogelfoto?), um als Leser überhaupt einen Zusammenhang herstellen zu können. Sonst, befürchte ich, wird allzu schnell darüber hinweg geschaut und die Bereicherung durch diese besondere Kolumne gar nicht erst nicht entdeckt. – Annette von Rützen

 


 

 

Leserbrief zu „Dürfen Kinder bald keine Bälle mehr köpfen?“ von Josefa Raschendorfer in ZEIT leo, die Seite für Kinder

 

 

Da kann man nur bedauernd sagen, Fun schlägt Gesundheit unserer Kinder. Wenn doch nachgewiesen ist, daß dieses Köpfeln des Balls gravierend schädigt, kann es doch wirklich nicht sein, daß dieses gerade der Deutsche Fußball-Bund hinnimmt und die Gesundheit der Kinder hinten anstellt.

Aber leider ist das ja nicht nur beim Fußball und generell bei Ballspielen so. Die Gefahr lauert mindestens genauso stark und möglicherweise sogar noch viel mehr dann, wenn Säuglinge und Kleinkinder bei Mountainbike-, Rennrad- und auch Touren-Radlern im Anhänger transportiert werden und oft stundenlang hin und her geschüttelt werden. Jede Unebenheit des Weges schüttelt das Kind durch, nicht dran zu denken, was bei den Mountainbike-Touren das Kind aushalten muß. Egoismus schlägt die Liebe zum Kind. Wer schützt das Kind, das sich nicht wehren kann? – Beatrix Strobl

 


 

 

Leserbrief zu „»Wie komme ich nach Lager?«“ von Holger Stark

 

Was Holger Stark nicht erwähnt: Wo er schon beim Entschuldigen für frühere Fehler ist, hätte Frank-Walter Steinmeier allen Anlass, sich dafür zu entschuldigen, dass Murat Kurnaz seinetwegen in Guantánamo gefangen gehalten wurde. Dagegen hat Angela Merkel sich sofort nach Amtsantritt um den Fall gekümmert. – Jürgen Thiede

 


 

 

Leserbrief zu „»Deutschland, ein Fehler«“. Gespräch mit Tim Wolff geführt von Martin Eimermacher und Lars Weisbrod

 

Ein bemerkenswertes Interview mit Herrn Wolff. Da ist die Menschheit global mit schwer lösbaren und furchtbaren Ereignissen (verbrecherischer Überfall Russlands auf die Ukraine; Pandemie; Hungersnöte in Afrika) konfrontiert, und die „Satire“ glaubt, das Existenzrecht einer Nation auf den Prüfstand stellen zu müssen. Mich würde schon interessieren, ob nicht der/m einen oder anderen Leser*in bei der Lektüre des Beitrages gleich mir das Lachen im Hals stecken geblieben ist. – Wilfried Kunz

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich sehe mich als eine Nomadin«“. Fotos von Sarah van Rij im ZEIT Magazin

 

Heute habe ich im Zeit Magazin gestöbert und habe mich wegen der Seite 20 geärgert, weil ich als älteres Semester die weiße Schrift auf gelbem Hintergrund nicht in normalem Tempo bzw. fast gar nicht lesen konnte sondern ein Vergrößerungsglas holen musste und dann trotzdem gewisse Schwierigkeiten beim Lesen hatte. Eine solche Aufmachung bzw. Beschriftung eines Bildes halte ich für höchst unprofessionell, weil erfahrungsgemäss ältere Leute schlechter sehen und lesen können, was auch mit dem Lichteinfall bzw. der Beleuchtung zu tun hat. Dieses Problem stößt mir immer wieder auf und daher meine Bitte: denken sie an ältere Leser Sie danken es ihnen. – Dr. W. Kern

 

Wenn das keinen Spaß macht, ganz nach Herzenslust mit dem Flieger oder mit der Bahn, und in Paris gar mit dem E-Scooter fotografieren in der „Weltgeschicht“ herumzudüsen, dann weiß ich auch nicht so recht, was es sonst noch weltbewegendes geben könnte!

Sarah van Rij ist halt eine junge Frau, die von der Kunst angetrieben wird, ständig und rund um den Globus unterwegs sein zu müssen, und das gönne ich ihr auch von ganzen Herzen, denn mit so einem unsteten Leben könnte es gerade in unseren unsteten Zeiten ruckzuck vorbei sein. Wie schnell das alles zusammenbrechen kann, das sieht man in der Ukraine; denn der Krieg, der hier tobt, der darf in Russland offiziell nicht als Krieg bezeichnet werden! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Über unterschiedliche Cheftypen und die Frage, ob vielleicht Vampire die besten Führungskräfte wären“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Sie entwickeln so wundervolle Produkte und ich bin großer Fan davon. Schon seit längerem weiß ich allerdings nicht mehr, was ich mit der Kolumne von Harald Martenstein anfangen soll. Das Bild unten zeigt, dass ich jetzt endlich eine Verwendung gefunden habe. Man kann toll Sachen drauf abstellen. Ansonsten hoffe ich sehr, dass sich anstelle dieser Lektüre, die vielleicht unbequem sein soll und doch eigentlich nur aus der Zeit gefallen ist, bald eine noch viel schönere Verwendung einer wertvollen Seite ihres Magazins findet. – Frank Legeland

 


 

 

Leserbriefe zu „Heiter bis glücklich“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

 

Man kann für die Umwelt etwas tun, indem man das unnötige Magazin einstellt und Die Zeit wieder in schwarz-weiß druckt. Nach dem Motto: mehr Sein als Schein. Anlaß (einer von vielen, hier unerwähnten): Die Entdeckungen der Woche von Claire Beermann. Also, Anke Engelke hat kein Smartphone, sie benutzt Karten. Frau Beermann schreibt dazu, daß „harmlose Radikalität etwas leicht Behämmertes hat“.

Schlage ein Emblem vor – ein stilisiertes Röhrenradio oder eine zerschnittene Schnur – zum anstecken ans Revers (s. Wikipedia). Damit wir, also Anke Engelke, ich und hoffentlich viele andere noch selbst denkende Menschen als behämmert und radikal (untereinander) erkennbar sind. Suche übrigens ein analoges Hörgerät, eine Wohnung in KA und ein paar analoge Menschen zum Autausch ohne Frauen-, Alters- und Behämmertendiskriminierung (out, das mit dem austauschen, ich weiß). – Dagmar Nimmenich