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5. Mai 2022 – Ausgabe 19

 

Leserbriefe zu „Keine Blumen für Mama“ von Linda Tutmann

 

Immerhin wurde zaghaft angesprochen, dass es auch weniger stressig ist, wenn man neben den Kindern und dem Haushalt nicht arbeiten geht (arbeiten gehen muss!). Aber was noch entscheidender ist: man muss es ich auch leisten können! Das Gehalt eines Tischlers, Busfahrers oder auch Erziehers reicht niemals um auch nur darüber nachzudenken, dass die Partnerin zu Hause bleibt und sich ‚nur‘ um die Kinder kümmert. – Heike Hinz

 

An dem Artikel ist nichts auszusetzen, bringt er doch auch mal die Mentalität und Eigenverantwortung der Deutschen Mütter und Väter in den Fokus. Für mich kommt auch noch die staatliche Sozial- und Steuerpolitik dazu. Lange Eltenzeit, Elternzeit Plus, Ehegattensplitting, attraktive 450 € Jobs ect. Alles keine Anreize, wieder voll in den Beruf einzusteigen. Der Grund für meinen Brief sind aber die angefügten Zahlen zu Ihrem Artikel.

Warum werden ostdeutsche und Westdeutsche Frauen immer noch getrennt aufgeführt? Welche Erkenntnisse ergeben sich daraus? Warum gibt es keine Quellenangaben? Die Zahlen sind so herrlich plakativ in den Raum geworfen, besonders die durchschnittliche Rentenhöhe macht mich stutzig, da hätte ich schon gern die dahinterstehnde Quelle gewusst. – Marlies Wenzel

 

In fast jeder Ausgabe, aktuell in „Keine Blumen für Mama“, findet sich die o.g. Formulierung. Ich finde dies unmöglich. Wollen Sie wirklich damit sagen, das die Frauen „nicht mehr arbeiten“, sobald Kinder da sind? Das heißt der Partner macht neben dem Beruf den kompletten Haushalt, kümmert sich um die Kinder inkl HomeSchooling? Während die Frauen es sich gut gehen lassen und ihren Hobbys nachgehen?

Nein, ich denke Sie meinen dass die Frauen ihren Beruf aufgeben/nicht mehr oder Teilzeit berufstätig sind. Es wäre angemessen, es dann auch so zu schreiben. Die ständige Formulierung, dass die Frauen nicht arbeiten, regt mich inzwischen wirklich auf und erinnert an den Schlager „Das bisschen Haushalt“. Im Jahr 2022 sollten wir eigentlich weiter sein. Es wäre schön, wenn die Unterscheidung zwischen Beruf und sonstiger Arbeit berücksichtigt wird. – Vera Weiduschat

 

Egal was Frau macht, es ist immer falsch. Entscheidet sie sich für die Karriere und gegen Familie, wird sie als kaltherzig bezeichnet. Heiratet sie und verzichtet zugunsten der Kinder auf das eigene berufliche Fortkommen, wird ihr Bequemlichkeit vorgeworfen. Darüber hinaus missbraucht sie den Mann als „Altersvorsorge“. Und wenn am Ende einer Ehe, die Frau vor dem finanziellen Ruin steht, oder als mütterliches, vollzeitarbeitendes Allroundtalent vollkommen ausbrennt, ist sie natürlich selbst schuld. Schließlich ist jeder seines Glückes Schmied.

Dass die gesamte Gesellschaft ganz nebenbei von der unentgeltlichen weiblichen Care-Arbeit profitiert, bleibt gerne unerwähnt. Nicht nur Kinderbetreuung und Haushalt sind gemeint, sondern auch die Pflege von Angehörigen. Nach wie vor wird eine überwältigende Mehrheit der Pflegebedürftigen im häuslichen Umfeld betreut – von Frauen. Man stelle sich vor, sie täten das nicht. Es wäre eine finanzielle Katastrophe ein System, das bereits durch den Pflegenotstand bedroht ist. Übrigens, es arbeiten vor allem Frauen zu schändlich niedrigen Konditionen im Pflegesektor.

Kommen wir noch kurz auf das Phantom dieser Diskussion zu sprechen: der Mann. Eine arme geschundene Kreatur, die offenbar vom Aussterben bedroht ist. Anders lässt sich die Verzückung ob unerwarteter Sichtungen eines solchen Exemplars in Kita- oder Schulnähe, nicht erklären. Das Bild des Papis, der tapfer den Kinderwagen schiebt, taucht in der Öffentlichkeit derart oft auf, dass man glauben könnte, es entspräche der Realität. Selbst wenn Frauen voll berufstätig sind, übernehmen sie häufig auch die Mehrheit der familiären Aufgaben. Warum? – Weil, es für viele Männer meistens bequem ist. – Jessica Holy

 

Meine beiden Kinder sind inzwischen 19 und 17 Jahre alt. Mein Mann (wir haben beide den gleichen Studienabschluss und damals gleichviel verdient) war bei beiden Kindern abwechselnd mit mir in Erziehungsurlaub und dann Elternzeit. Wir durften uns glücklich schätzen, die Kinder ab dem 13. Lebensmonat in der Kita gut aufgehoben zu wissen, hier ein herzlicher Dank an den Sozialdienst katholischer Frauen. Während der Grundschulzeit besuchten beide einen Hort der Diakonie, herzlichen Dank auch an diese engagierten Menschen. Die Reaktionen der Umwelt auf unser Modell, waren es, die mir wirklich zu schaffen machten. Am ersten Arbeitstag nach meiner ersten 6 Monate Babypause, folgende Reaktionen meiner Kolleginnen:

„Ich verstehe nicht, warum du dir 3 Jahre (zuhause) mit deinem Kind nehmen lässt“, „Wahnsinn, du kommst in VOLLzeit wieder, glaubst du, dein Mann kann die Kleine versorgen?“, „Was, und dann mit einem Jahr in die Kita, willst du das wirklich für dein Kind?“ Vielleicht sollte Ihre Journalistin Mütter/Eltern interviewen, die es anders als Frau Hennig gemacht haben (denn letztendlich hat Frau Henning lediglich den althergebrachten Erwartungen entsprochen). Dann bekommen mögliche Eltern eine leise Ahnung davon, wie schwer es ist, gegen die Vorurteile in unserer Gesellschaft anzukämpfen und gut erreichbare und gute Betreuungsplätze zu finden. Vielleicht besser doch nicht, denn sonst könnte die Geburtenrate hierzulande auf unter 1,0 sinken. – Yvonne Ort-Oster

 

Vor drei Monaten ist mein erster Sohn auf die Welt gekommen und ich kann Ihnen sagen: ich habe mich in meinem Leben noch niemals so ermüdet und überfordert gefühlt. Das Kümmern um ein (oder mehrere) Kind(er) – zusätzlich zum Haushalt – ist mehr als ein Vollzeitjob. Feierabend gibt es nicht, geschweige denn von einem Lob des/r Chefs/in oder einem Weihnachtsgeld am Ende des Jahres.

Ich stimme Ihnen zu: in Deutschland verbringen Mütter im Vergleich zu anderen europäischen Ländern nach der Geburt ihres ersten Kindes mehr Zeit zu Hause bzw. steigen anschließend häufiger in Teilzeit wieder in den Beruf ein. Dies beobachte ich auch unter meinen Freundinnen im Ausland. Mit „Bequemlichkeit“ von Frauen in Deutschland hat dies aus meiner Sicht jedoch herzlich wenig zu tun (ich wüsste auch nicht, wie der beschriebene Familienalltag von Frau Hennig in Ihrem Artikel oder mein eigener „bequem“ erscheinen könnte). Hier wird eher die Doppelbelastung und Überforderung von erwerbstätigen Müttern und Eltern sichtbar, die versuchen Erwerbs- und Familienarbeit zu vereinen.

Daher möchte ich dem Eindruck, der in Ihrem Artikel entsteht, vehement widersprechen: die Hausfrauenrolle als bequem darzustellen führt aus meiner Sicht zu einer weiteren Herabwürdigung von Care-Arbeit und Mental Load. Was wir brauchen, ist keine weitere Infragestellung von Erziehungs- und Pflegearbeit als „richtige“ Arbeit, die der Erwerbsarbeit nachgestellt ist, sondern endlich eine gesellschaftliche sowie finanzielle Anerkennung und vor allem Würde dieser Arbeit, ohne die unsere Gesellschaft nicht funktioniert. – Marie Laville

 

Dieser Beitrag ist in der ZEIT nicht so wahnsinnig überraschend, gilt hier das Hausfrauen und Teilzeit-Modell doch klar als tradiert, ein Relikt von Vorgestern, naiv und gerne auch intellektuell eher minderbemittelt. Wenig originell wird hier ein Extrembeispiel des Scheiterns dieses Modells herausgepickt – ungeachtet der Tatsache, dass es in der Mehrheit der Fälle vielleicht ein ganz gutes Modell ist?

Bezeichnend auch, dass dieser Beitrag im Wirtschaftsteil erscheint, denn nur darum geht es letzten Endes: dass die Mütter der Wirtschaft wieder möglichst schnell als Arbeitskraft zur Verfügung stehen, vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels. Das Thema Kindeswohl steht hier nicht zur Debatte, auch nicht der Umstand, dass es für viele Mütter vielleicht einfach erfüllender ist, die eigenen Kinder aufwachsen zu sehen, anstatt beispielsweise an der Supermarktkasse Dienst zu tun? Unterschlagen wird auch der Umstand, dass es mit jedem Kind schwieriger wird, eine passende Arbeit zu finden.

Das hat dann nichts mit Bequemlichkeit zu tun, sondern mit Logistik und vorhandenen Betreuungsmöglichkeiten (die hier bei uns in erster Linie Betreuung durch Großeltern bedeutet). Und ist es nicht vielleicht ehrlicher und konsequenter, wenn Mütter kein Bedürfnis haben, sich zwischen Job und Kindern aufzureiben, wohl wissend beidem nicht gerecht werden zu können(?siehe Frau Spiegel) Ich habe auf jeden Fall noch kein Elternteil erlebt, das sich in vorgerücktem Alter gewünscht hätte, WENIGER Zeit mit den Kindern verbracht zu haben.

(In diesem Zusammenhang sollte man vielleicht auch noch kurz das Thema Betreuung im Alter durch Angehörige ansprechen. Wer so früh als möglich von seinen Eltern outgesourct wird, hat später wahrscheinlich auch wenig Ambitionen, diese im Alter unterstützend zu betreuen, könnte ich mir vorstellen.)

Ich selbst bin die ersten zwölf Jahre bei meinen Großeltern aufgewachsen, damit meine (alleinerziehende) Mutter in Ruhe studieren, arbeiten und promovieren konnte. Aus dieser Erfahrung heraus (auch wenn ich meinen Großeltern sehr dankbar für die Zeit bei Ihnen bin) habe ich schon als Kind entschlossen, es einmal anders zu machen (und nicht wie von Nancy Chodorow beschrieben der Mutter nachzueifern) und so lange wie möglich und nötig für meine Kinder da zu sein.

Inzwischen könnte ich mir vorstellen, wieder in Teilzeit zu arbeiten, aber ich möchte keine Minute mit meinen Kindern missen, auch wenn es finanziell von Vorteil gewesen wäre. Keine Ahnung was die Autorin für einen Lebensentwurf hat, aber lasst doch die Eltern selbst entscheiden was sie wollen. Zur Wahlfreiheit gehört auch das Modell Hausfrau oder -mann (der dann für seinen heroischen Einsatz auch in der ZEIT beklatscht wird). Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die Blumen zum Muttertag! – Anuschka Eberhardt

 

Meine Güte, ich weiß gar nicht, ob ich lachen oder weinen soll! Natürlich bin ich monetär abhängig von meinem Mann, der der Erwerbsarbeit nachgeht. Aber wie zur H*** soll ich denn als Hebamme im Schichtdienst (mein Mann ebenfalls in der Medizin) Kinder, Haushalt und Erwerbsarbeit stemmen? Wie sollte es mein Mann können, bliebe er zuhause? Ich bin als Vollzeithausfrau doch nicht „bequem“!!!! Ich fühle mich beleidigt. Sie wissen doch zu gut, was im Haushalt und mit Kindern alles zu tun ist und das bedeutet nicht nur, dass ich “ immer da bin“. Soll ich meine Kinder am zweiten Kranheitstag mit Ibu abgefüllt in die Kita geben?

Abgesehen davon, dass wir noch nicht mal einen Platz bekommen für unseren Jüngsten. Hortplätze gibt es in der Schule auch kaum. Wie sollte ich neben der Erwerbsarbeit Zeit finden, gesund zu kochen? Sollen meine Kinder adipös und krank werden und der Krankenkasse/der Allgemeinheit dann später auf der Tasche liegen? Wie sollte ich Zeit finden, mit DEB Kinder soft- und hardskills einzuüben, damit sie lebenstüchtig, demokratiefähige und belastbare BürgerInnen werden? Wann würde ich mit ihnen zu Ärzten, Schuhe kaufen, Therapien, Spieleverabredungen, Sport…gehen? Ich bin mitnichten bequem, ich arbeite unentgeltlich von morgens halb sieben bis abends mindestens zur Tagesschau und nachts dann grad weiter. Alles müssen wir „Heimchen“ Blick haben; Termine, Feiern, Listen, Anschaffungen, Fristen, Vorlieben….

Meine Schwester sitzt ab halb fünf morgens am Schreibtisch, wissend, dass sie trotzdem nicht mehr auf das präpartale Niveau kommt. Meine Schwägerin sitzt ab sechs Uhr im Büro, ihr männlicher Kollege wird bei gleicher Qualifikation bevorzugt. Sie weiß, dass sie nicht aufsteigen kann, weil sie nicht mehr als 25 Std arbeiten kann in der Woche. Ihre Kinder sind, seit beide ein Jahr alt sind, in der Kita und mindestens dem Älteren tut dieser Lebenstil gar nicht gut. Bei meiner Schwester und Schwägerin kommt die Erwerbsarbeit zusätzlich obendrauf mit all dem Frust, was sie sonst noch jonglieren müssen.

Beide sind kurz vor dem Burnout. Kriegen wir Eltern dafür Kinder? Dass wir sie wegorganisieren und vor dem TV abstellen, damit wir kein „Heimchen“ werden oder in die Altersarmut abrutschen? Mache ich dafür meine Ausbildung/Studium, damit ich unter meinen Kompetenzen arbeite, weil es in Deutschland keine berufliche Flexibilität gibt? Wird es in unserer ach so diversen Gesellschaft wirklich immer noch verurteilt, wenn wir uns für die nicht-monetäre Arbeit entscheiden, weil das eine Investition in die (gesellschaftliche) Zukunft ist?

Warum wird der (Durchschnitts) Lohn nicht so bemessen, dass davon ein Teil automatisch auf ein Alterskonto des Zuhausebleibenden gehen kann? Und trotzdem genug bleibt zum Leben? Warum wird da nicht angesetzt? Und an einem flexiblen Arbeitsmarkt? Ich denke den ganzen Nachmittag schon drüber nach, wie ich unter den jetzigen Bedingungen arbeiten gehen sollte als Hebamme. Mir fällt kein Konzept ein, auch freiberuflich nicht. So bleibe ich weiter abhängig. Mein Mann übrigens auch. Wo sollte er hin mit den Kindern, wenn ich nicht da wäre?

Bequem, dass ich nicht lache….ich gehe jetzt die Küche machen, hoffe, dass die Kinder durchschlafen, denn mein Mann hat Nachtdienst, ich bin also Tag und Nacht zuständig. Den Wäschekorb ignoriere ich und vergekocht ist schon. Achja, ich werde den Geburtstag meine Kindes weiter vorbereiten, das Wohnzimmer aufräumen, den Hauskreis planen, Sachen für das Frauenfrühstück in der Kirche paratl egen….Aber ich will Sie nicht langweilen. – J. Beck

 

Mir brennt es unter den Nägeln auf diesen Artikel zu reagieren. Ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie einseitig in unserer Gesellschaft das Thema Mütter und Berufstätigkeit betrachtet wird. Egal um was es geht, der Tenor ist grundsätzlich: Mütter kommt so schnell wie möglich wieder zurück an den Arbeitsplatz! Für eure persönliche Absicherung im Alter, für mehr Unabhängigkeit in der Partnerschaft und letztlich schwingt auch immer unterschwellig die Zuschreibung mit, dass die reine Familienrolle doch nicht erfüllend sein kann. Ich frage mich, wo uns diese einseitige Betrachtung als Gesellschaft hinführt?

Ich würde dafür plädieren, Sorge Arbeit in der Familie unabhängig vom Geschlecht als Gesellschaft viel höher wertzuschätzen und entsprechend abzusichern. Denn wer passt auf unsere Kinder auf, wenn alle arbeiten gehen, am besten beide Elternteile Vollzeit? Schon jetzt zeigt sich in allen Betreuungsebenen für Kinder ein Mangel an Personal und eine steigende Nachfrage, die nicht abgedeckt werden kann. Ich zweifel stark daran, dass dieses Modell aufgeht! Ich wünsche mir daher eine andere Diskussion, die nicht die Frauen als „Opfer ihrer Rolle“ auch noch an den Pranger stellt sondern in der Wege für Familien aufgezeigt werden, in denen für alle Elternteile genügend Zeit für die Sorge der Kinder bleibt, ohne dabei finanzielle Einbußen in Kauf zu nehmen.

Wir sind als Gesellschaft darauf angewiesen, dass Eltern Zeit für ihre Kinder haben. Zeit, in der sie entspannt und ohne Sorgen diese Kinder fit für die Zukunft machen können. Ob gemeinsam oder alleinerziehend, jede Elternsituation gehört gesellschaftlich abgesichert. Denn es gilt auch im 21. Jahrhundert: Kinder sind unsere Zukunft. – Verena Stürznickel

 

Sie beschreiben in Ihrem Artikel die aktuelle Situation einer gut ausgebildeten jungen Frau (Studium), die auf Grund ihrer Scheidung in eine schwierige finanzielle Lage gekommen ist. Diese Frau, Akademikerin, scheint sich in keinster Weise für die wirtschaftliche Verhältnisse des Ehemanns („keine Ahnung, wie viel ihr Mann überhaupt verdiene“, wem gehört letztlich das gemeinsame Haus, etc.) interessiert zu haben und auch keinen, und wir leben im 21. Jahrhundert, Ehevertrag, kluge Anwälte nennen dies einen „Trennungsvertrag“, abgeschlossen zu haben. Auch die finanzielle Absicherung im Trennungsjahr bleibt unklar. Hier hat der wirtschaftlich stärkere Partner mindestens für ein Jahr dafür zu sorgen, dass der gewohnte Lebensstandart der wirtschaftlich schwächeren Partei weitgehend aufrechterhalten werden kann.

Diesen, also sehr speziellen Fall erweitern Sie mit kühnem journalistischen Schwung auf die Gesamtheit der deutschen Frauen und bezeichnen ihn als beispielhaft für unsere „konservative Gesellschaft“ und für das dann doch irgendwie dämliche Verhalten Ihrer deutschen Geschlechtsgenossinen. Nun, diesem Narrativ wäre z.B. entgegenzusetzen, dass es gut ausgebildete Frauen gibt, die, ausgestattet mit einem Ehevertrag und im Einvernehmen mit dem Partner, die Kinder, die sie in diese Welt setzen (dabei würde ich Deutschland als pluralistische, demokratische Gesellschaft bezeichnen) maßgeblich aufziehen und aufwachsen sehen wollen.

Und interessanter Weise blendet Ihr Artikel, immerhin im Wirtschaftsteil und nicht auf der Meinungsseite platziert, die Lebenswirklichkeit vieler Frauen im Lande völlig aus. Da könnten Ihnen Arbeitgeber von jungen Türkinnen im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft berichten, die eine Ausbildung hervorragend absolvieren, danach heiraten (oder verheiratet werden) und 1 Jahr später im Ort nur noch mit Kopftuch und Kinderwagen anzutreffen sind. Wäre das nach Ihrer Überzeugung ebenfalls „Strafe durch Mutterschaft“?

Aber dieser Aspekt passte wahrscheinlich nicht in die Vorabkonstruktion Ihres Artikels und wäre geeignet, sich blitzschnell einem Entrüstungssturm ausgesetzt zu sehen. Da fällt es leichter sich in den gewohnten Gedankengängen (deutsche weiße Frau heiratet weißen deutschen Mann-bekommt Kinder-bleibt zu Hause- hat keine Ahnung von nichts -steht nach der Scheidung vor dem finanziellen Ruin-die Gesellschaft ist schuld) zu bewegen und Sie beweisen, was Sie schon vorher gedacht haben. Da hätte ich mir einen Artikel gewünscht, der die sehr spezielle Situation Ihrer Protagonistin korrekt benennt und die allgemeine Problematik von Frauen, gleich welchen kulturellen Hintergrundes, profunde aufschlüsselt. – Dr. med. Th. Lukowski

 

Was machen Frauen, die nicht „arbeiten“ , sondern sich um Haushalt und Kinder kümmern? Haben sie Urlaub oder Freizeit? Warum heißt es nicht einfach „nicht berufstätige“ Frauen? Im unteren Teil des Artikel steht „27,4 Stunden unbezahlte Arbeit“, das ist es dann doch auf einmal „Arbeit“. Im ganzen Artikel geht es um Abhängigkeiten, wenig Rente etc. Nicht einmal wird erwähnt, was es für Kinder bedeutet, wenn Eltern, nicht nur Frauen, zu wenig Zeit für ihren Nachwuchs haben … aber natürlich gibt es ja die „Quality-Time“, was immer das bedeuten mag. – Wiebke Robl

 

Ich beziehe mich auf den Artikel in Ihrer neuesten Ausgabe „Keine Blumen für Mama“. Dort ist das Schicksal einer Frau beschrieben, seit 2 Jahren getrennt, Mutter von zwei, sich offenbar im Grundschulalter befindlichen Kindern, arbeitslos, Ehemann anscheinend gut verdienend, in der eigenen Immobilie wohnend. Diese Frau sitzt laut Artikel vor Anwaltsrechnungen in Höhe von 13.000,00 €, der Unterhalt sei nach wie vor ungeklärt, wenn ein Kind neue Schuhe brauche, müsse sie sich an ihren Vater wenden. Hinterfragt wird dies in der Reportage nicht weiter, so dass diese Situation wie das zwangsläufige Ergebnis der vorherigen Lebensentscheidungen wirkt.

Tatsache ist jedoch, dass diese Frau an einer Abzocker geraten ist. Wenn ein Mandant wenig Einkommen und Vermögen hat, besteht die Möglichkeit, Verfahrenskostenhilfe zu beantragen (die Aufklärung hierüber ist anwaltliche Pflicht), so dass die Rechtsanwalts- und Gerichtskosten im Idealfall sogar komplett von der Staatskasse übernommen werden, zumindest so lange bis sich die Einkommensverhältnisse gebessert haben.

Wenn eine Alleinerziehende dringend auf den Unterhalt angewiesen ist, belässt man es nicht dabei, jahrelang mit Auskünften zum Unterhalt zu kämpfen, die nicht erteilt werden, sondern man beantragt zumindest schnell einstweilige Anordnungen über einen Basisunterhalt. Zudem gibt das Verfahrensrecht einige Instrumente an die Hand, um auskunftsunwillige Unterhaltsschuldner effektiv zur Auskunftserteilung zu zwingen. Sollte ein bestehender Ehevertrag Zugewinnausgleichsansprüche verhindern, wäre vorliegend Sittenwidrigkeit zu prüfen. Ein Verzicht auf Betreuungsunterhalt wäre ohnehin nicht wirksam. – ELKE HORN

 

Einen Aspekt hat die Autorin des Artikels ausgelassen: Der Gesetzgeber diskriminiert Frauen bei der Altersversorgung auch systematisch. Wenn man sich als Mutter primär um die Kinder kümmert und sich naiv auf die gesetzliche Zusatzrentenvesicherungen (Riester etc.) verlässt, während der Vater hat seine freie Zeit (da weniger Kinderbetreuung) damit verbringt, für seine Altersversorgung in Aktien zu investieren und zu spekulieren, steht die Mutter beim Rentenausgleich leider ganz schlecht da.

Aktien gelten im Scheidungsfall nicht als Altersversorgnung, sodass es dazu kommen kann, dass der Vater über sein Aktienvermögen hinaus noch Anteile von der Rente der Mutter (die sonst kein Vermögen hat) für seine Altersversicherung bekommt. Diese Situation dürfte keine Seltenheit sein, liest man doch immer häufiger, dass Frauen zu selten an der Börse spekulieren. – T. Cornelius

 

Was war das denn für eine Muttertagsidee?! Im Wirtschaftsteil – aha! Ich kann das Gejammer, dass alle Frauen möglichst lebenslang berufstätig sein müssen, denn sonst … bald nicht mehr hören! Wie sie diese Doppelt- bzw Dreifachbelastung (alte Eltern) stemmen sollen, danach fragt kein Mensch. Aus meiner Klasse (Abi 1968) haben es alle mehr oder weniger erfolgreich versucht. Und auch heute kenne ich aus der Generation meiner Kinder keine Frau, die sich bequem auf ihren Mann verlässt, obwohl die Belastungen oft noch größer geworden sind – trotz „Ganztagsbetreuung“! Oder sollte es in Ihrem Artikel im Wirtschaftsteil gar nicht um die Mütter gehen … Bin gespannt auf den Vatertagsbericht! – Helga Leppert

 

„Als 13-Jährige (etwa 1959) hatte ich das erste Mal bewußt wahrgenommen, dass mein Vater immer Montag früh das wöchentliche Haushaltsgeld meiner Mutter als Hausfrau auf den Küchentisch legte. Das war so wenig, dass es gerade fürs Essen reichte. Für persönliche Bedürfnisse meiner Mutter, etwa einen Friseurbesuch, blieb nichts übrig. Dieses frühere Erleben hat mich entscheidend geprägt. Ich war daher nach Schule und Studium immer berufstätig, auch mit Familie, Haushalt und anderen Aktivitäten, obwohl in den 1980er und 1990er Jahren Familie und Beruf viel schwerer zu vereinbaren waren als heute.

Ich möchte junge Frauen und Mütter ermutigen, es mir gleich zu tun! Heute mit 75 Jahren bereue ich diesen Weg keine Sekunde! Er bescherte mir ein gewachsenes Selbstwertgefühl und ein eigenes auskömmliches Ruhegeld ! Gottseidank wird mein Verhalten von meiner Tochter kopiert! Diese These stimmt also doch!“ – Brigitte Kästle

 

Ich weiß gar nicht wovon sie reden. Selbst Familienvater, gescheitert mit der Ehe, 3 Kinder großgezogen, die alle einen guten Job haben und wechselseitig bei Mutter und Vater zuhause waren. Es geht alles, wenn man vernünftig ist und eine Bildung genossen hat, die sich sehen lassen konnte. Man muß nur auf unsere Bildung schauen, die ist nämlich zum fürchten – jedenfalls in NRW, wo wir leben. Bildung ist ja Ländersache.

Wir, Mutter und Vater haben das erkannt, und unsere Kinder auf Privatschulen geschickt. Aber wer kann sich das schon leisten. In Bayern oder Sachsen mag das anders sein. Die Kinder, heute Eltern, sind gar nicht in der Lage ihre Kinder wiederum eine gute Kindheit angedeihen zu lassen. In NRW war das Zauberwort: „Selbstfindung“. Im Klartext hieße das: Die Kinder sollten sich selbst Schreiben und Rechnen beibringen. Abgesehen von den Naturwissenschaftlichen Fächern. Die Pädagogen sind die eigentlichen Versager. Sagen sie das den Jugendlichen, die Wissen gar nicht wovon sie reden. – Gunter Knauer

 

Ein so schlecht recherchierter Artikel ist die Deiner nicht würdig. Nur so viel: Man muss schon bewusst in einem Ehevertrag GüterTRENNUNG vereinbaren um den im Gesetz geregelten HALBTEILUNGSgrundsatz auszuhebeln. Beide Begriffe sind durchaus wörtlich zu nehmen. Ohne Vertrag hätte sie den halben Wert des Hauses auch ohne im Grundbuch zu stehen bekommen. Und der Kollege der jemanden, der seinen Kindern keine Schuhe mehr kaufen kann 13.000,00 € in Rechnung stellt, sollte froh sei, dass die Adressatin der Rechnung anonym bleiben will.

Nur der Tipp: vielleicht mal bei der zuständigen Rechtsanwaltskammer fragen ob das mit dem Gesetz, mit dem schönen Namen Rechtsanwaltsvergütungsgesetz zusammen geht. So oder so: Wenn einer oder eine allein Haus, Einauküche und Leben für drei erwirtschaften soll muss er schon sehr viel verdienen, wenn es in ZWEI Haushalten ein „unbescheidenes“ sein soll ein. Damit soll nicht bestritten werden, dass es die beschriebene strukturelle Ungleichheit gibt. – Lothar Juhrich

 

Ich bin sehr irritiert, dass in einer Wochenzeitung wir der ZEIT ein derartig unausgewogener Artikel veröffenlticht wird. Es wird wie immer aufgelistet, dass Frauen zu wenig zum Familieneinkommen beitragen, insbesondere im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Weiter, dass Frauen sich abhängig machen, sobald ein Kind da ist. Dass Frauen ab 30 immer weniger verdienen im Vergleich zu Männern. Sehr anschaulich ist die Aussage, dass Frauen 10 Jahre nach der Geburt immer noch im Mittel 61% weniger verdienen als vor der Geburt. Das alles klingt sehr vorwurfsvoll und es wird nicht ernsthaft nach den Gründen für diese in der Tat unerträglichen Zustände (Altersarmut, Abhängigkeit) gefragt.

Statt dessen wird als Grund ernsthaft! allein Bequemlichkeit der Mütter ins Feld geführt. Unglaublich. Aus diesem Grund will ich kurz zusammenfassen, weshalb die Lage so ist, wie sie ist. Ich selbst habe jahrelang als Rechtsanwältin in Großkanzleien und danach im Konzern (in der Hoffnung auf bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf) gearbeitet. Schon vor der Geburt meiner Kinder übrigens, wurde mir bei Gehaltsverhandlungen nahegelegt, dass ich als Frau zum Einkommen meines Mannes ja nur einen kleinen Teil zum Familieneinkommen beitragen muss und mich bei Gehaltsforderungen entsprechend zurückhalten sollte.

Nach der Geburt des ersten Kindes ging ich in Teilzeit. Das bedeutet unbezahlte Überstunden bei der Hälfte des Gehaltes, das dann auch nicht mehr ernsthaft stieg. Mit der Geburt des zweiten Kindes war es mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus meiner Sicht noch schwieriger. Schlechtes Gehalt, viel Arbeit und zu wenig Zeit für die Kinder. Anfangs noch in der Grundschule Nachmittagsbetreuung bis 17 Uhr. Zunehmend wurde die Pflege von Hobbies der Kinder und Schule schwierig bei diesen langen Arbeitszeiten und das Nichtvorhandensein von ernstzunehmenden Ganztagsschulen. In den anderen europäischen Ländern, die sie ansprechen gibt es Ganztagsschulen, an denen man seine Kinder gut augehoben weiß.

Sie erhalten schulische Betreuung und die Möglichkeit, eine Sportart zu betreiben oder/und ein Instrument zu erlernen. Dinge, die man seinen Kindern wenn möglich mit auf den Lebensweg geben will. Dies ist in Deutschland, insbesondere in Bayern nicht möglich. Dann kam Corona und wie viele andere Mütter bin ich seit dem ab mittags zu Hause und stelle meinen Kindern ein Mittagessen auf den Tisch und kümmere mich darum, dass sie in der Schule klarkommen. Viele andere Kinder hatten und haben diese Möglichkeit nicht und so haben Esstörungen, Depressionen und Spielsucht bei unseren Kindern in den letzten beiden Jahren unbestritten enorm zugenommen Eine ganze Generation wird Schwierigkeiten haben, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden.

Die Kinder, die ein Zuhause haben und die Familie als Rückzugsort und Fundament erleben können, sind privelegiert. Dass das ein Privileg ist und nur unter der Inkaufnahme des Risikos des Schicksals von Frau Hennig in unserem Land möglich ist, ist ein Skandal. Das haben wir einer kinderlosen SPD Jusitizministerin im Jahr 2008 mit der Reform des Unterhaltsrechts zu verdanken. Corona und die Lage der Familien sollte eine gesellschaftliche Debatte auslösen, ob das 2008 tatsächlich der richtige Weg war. Die Gesellschaft darf Mütter nicht so schlecht stellen. Das ist unanständig und inakzeptabel.

Vielmehr bedarf es einer Bezahlung dieser 27,4 Stunden pro Woche unbezahlter Care Arbeit. Notfalls Bezahlung durch massive Steuererleichtungen für Familien und Rentenansprüche für Mütter, die angemessen sind. In Frankreich zum Beispiel muss man sich als Frau nach der Geburt des 3. Kindes um seine Rente keine Sorgen mehr machen. Keine Gesellschaft sollte Familien, Ehepartnern vorschreiben, wie sie zu leben habe. Genau das wurde aber 2008 mit der Reform des Unterhaltsrechts versucht. – Dr. Christiane Feldhaus

 

Geht’s noch? Sprechen wir mal über 27,4 Stunden unbezahlte Hausarbeit pro Woche. Dazu kämen dann noch diverse unbezahlte Nachtschichten pro Woche und unzählige nicht gezahlte Wochenend- und Feiertagszuschläge. Reden wir auch mal darüber, dass Kitafeste, Logopädentermine, Kindergeburtstage und all diese Aufgaben meistens nicht von Eltern organisiert werden, sondern von Müttern, überigens auch unbezahlt. Das Gesetz von 2008 ist keine Motovation. Es ist eine weitere Herabwürdigung von dem, was man heute Care-Arbeit nennt. Wo ist denn der „Grundsatz der Eigenverantwortung“ für die männliche Entscheidung eine Familie zu ernähren, während seine Frau dafür sorgt, dass er überhaupt eine hat?

Wieder sind es die Frauen, die selbst schuld sind. Und den Spagat zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeit bitte noch etwas breiter und die nötige Infrastruktur dafür bitte selber backen, sie Rabenmutter, und ja nicht den falschen Mann heiraten. Wie sie können nicht in die Glaskugel schaun – na dann aber hopp, hopp. Vielleicht sollte man mal besser ein Grundeinkommen und eine Grundrente für jede Frau einführen, anstatt ihr immer zu vermitteln, dass, wie sie es auch macht, es sowieso immer verkehrt ist. – Anke Fige-Meyer

 

Genau der richtige Artikel zum Muttertag! – Stephanie Lamping

 

Ihr Artikel wird alle Frauen die Trennungen erlebt haben , oder sowieso unverheiratet Kinder erzogen ansprechen. Ich war letzteres, habe in 3 Schichten vom 1. tag nach Mutterschutz 6 Wochen nach Geburt im Pflegeberuf gearbeitet. Wochenende , Nachtdienst. An Sonn und Feiertagen , mit Freizeitausgleich selbstverständlich. Ich war nie auf das Geld eines Partners angewiesen , aber zu welchem Preis ? Den können Sie alle „ verwöhnten „ Mütter. damals auf Kosten der Ehemänner , heute auf Kosten der Staates ( Erziehungsgeld , Kindergeld ). überhaupt nicht erahnen . Der Preis der Abwesenheit ist nicht nur finanziell.

sondern vor allem in der Mutter -Kind Beziehung lebenslang eine Tragödie. Muß nicht sein, kann aber. sein. Denken Sie ja nicht, dass ich als Mutter die Leidtragende sei , nein das betroffene Kind trägt die Bürde , versteckt in den eigenen Unzulänglichkeiten des Lebens ! Damit muß eine Mutter auch leben können ! Meine alleinerziehende Mutter -Kindgeneration , wurde vom Staat und der Gesellschaft vollkommen vergessen , gar nicht wahr genommen.! Wir wurden uns selbst überlassen . Gott sei dank, gab es zu der Zeit wenige , die sich mit Ihren Kindern so plagen mußten . Bequemlichkeit , war mir ein Fremdwort für uns. – christiane zwickenpflug

 

Wir können noch weitere Jahrhunderte in der Sprache gendern und in Gesetzen die Gleichstellung der Geschlechter in Gesetzen festschreiben; solange auch in der ZEIT ein Satz steht wie: „das Baby ist da! und schon hören (….) viele Mütter auf zu a r b e i t e n (….) (mit einem neugeborenen Kind zuhause!!) ist klar: Familienarbeit ist keine Arbeit. Sie ist unbezahlt, ökonomisch wertlos und damit gesellschaftlich unbeachtlich. Wie wäre es mit dem Wortpaar Berufsarbeit-Familienarbeit? – Dr. Elke Schulz-Hanßen

 

Es wird behauptet,wenn in Deutschland eine Frau ein Baby bekommt,hören viele Frauen auf zu arbeiten Und das viel öfter als in anderen Europäischen Ländern.Na so was aber auch ,diese Deutschen. Und der Mann wird als Altersvorsorge angesehen. Was ist daran so schlimm? Die Mutter kümmert sich eben um das Baby.Und der Mann sorgt vor.Mag sein, eine altmodische Vorstellung. Na und ? – Hans-Emil Schuster

 

Erschreckend, das in der heutigen Zeit noch so zu lesen! Ende der 80er dachten wir, dass der Weg frei wäre für eine selbstbewusste und selbstständige junge Generation von Frauen. Aber dann begann Anfang der Nullerjahre der Rollback. Er fing klein an in den Kinderzimmern, wo plötzlich rosa wieder die Farbe der Wahl für „Mädels“ war, wo es technisch anspruchslose rosa Lego-Bausätze gab, mit denen mädchen nicht kreativ sein konnte, etc. – nur weil der Handel entdeckte, dass mehr verkauft wird, wenn alle Produktlinien säuberlich in rosa und dunkelblau aufgeteilt werden. (Frau Prof. Villa hat übrigens in einer Podiumsdiskussion bestritten, dass das ein beginnender Rollback sei …)

Einen Ehevertrag zu unterschreiben, den der Freund des Mannes aushandelt – unglaublich! Aber ich kenne ähnliche Fälle. Ich hatte auch einen Ehevertrag, allerdings von einem neutralen Notar, der uns die Regeln genau erklärte, bevor er ausformulierte. Die Scheidung, die dann leider nötig wurde, war extrem billig u.a. dank dieses Vertrags und ohne jeden Streit in zehn Minuten verhandelt, anschließend sind wir noch einen Kaffee trinken gegangen.

Für mich war immer klar, dass ich arbeiten will (und muss, weil ich den besser bezahlten Job hatte). Das war nicht immer einfach, heute bin ich froh darüber. Nach einer 18monatigen Babypause kam ich mit 25 Stunden/Woche zurück ins Arbeitsleben, nach ein paar Monaten mit 30 Stunden. In der Zeit habe ich 8 Kilo abgenommen, immerhin gut für die Linie. Später dann Zug um Zug aufgestockt auf Vollzeit – je nach familiärer Möglichkeit. Eine gute Beratung durch den Betriebsrat und ein verständnisvoller direkter Vorgesetzter haben es möglich gemacht. Aber es muss von vornherein so ausgehandelt sein, sonst bleibt frau für ewig auf einer mickrigen halbe Stelle.

Mehr als ein Kind habe ich mir nicht zugetraut, denn ich wusste immer: auf mich kommt es finanziell an. Dass doch noch ein paar Stiefgeschwister für meinen Sohn dazukamen, habe ich als „Tante“ sehr genossen. Ein Tipp für die Politik: Steuerklasse 3/5 sofort ersatzlos abschaffen! – Barbara Epple

 

Ein interessanter und mit viel Empathie (?) geschriebener Artikel, ein berührender Text. Aber dem folgenden Zitat-Absatz kann ich nicht zustimmen. Nicht, weil ich es wiederlegen könnte, sondern weil ich es nicht glaube. „Am Ende sind all diese Aufgaben – das Organisieren von Kindergeburtstagen, Logopäden-Terminen, Kita-Festen – Aufgaben, die berufstätige Eltern genauso erledigen. Sie erledigen nur obendrein noch Voll- oder Teilzeitjobs. Am Ende gehört also auch das zur Wahrheit dazu: Hausfrau zu werden, das kann in manchen Lebensphasen auch einfach bequemer sein.“ Das Erziehung/Aufziehen/Versorgen von insbesondere Kleinkindern ist eine Vollzeitaufgabe. Bei Müttern, die Arbeiten gehen müssen/wollen und zusätzlich diese Aufgaben (in unsäglichem Neusprech-Denglisch Care-Arbeit) bewältigen müssen, spricht man oft von einer Doppelbelastung. Und das stimmt.

Es ist also nicht bequemer „Hausfrau“ zu sein, sondern eine Doppelbelastung ist Ausbeutung. Meine Frau und ich haben drei Kinder und ja, ich bekomme mehr Geld als meine Frau, obwohl meine Frau einer wesentlich anspruchsvolleren und sinnvolleren Arbeit nachgeht als ich. Aber Sinn wird nicht bezahlt, sonst würden Fußballer ja Unterstützung vom Amt benötigen. Und aus gleichem Grund sind Frauen benachteiligt. Es ist sehr sinnvoll, sich in Vollzeit um die Kinder und die Familie zu kümmern, aber die Gesellschaft schätzt den Wert nicht. Es wäre gerecht, wenn der Verdiener gezwungen wäre, die Arbeit rund um Haus und Familie zu vergüten. Eheverträge, die das aushebeln, müssten als sittenwidrig gelten. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich hier nicht vom Hausmann schreibe. Das gilt natürlich alles prinzipiell weitgehend geschlechtsunabhängig, aber die Realität ist nicht so und es wäre sicher unfair hier so zu tun als wäre es anders. – Christian Fahn

 

Gerne möchte ich einmal etwas zum Muttertag schreiben. Nicht als Tochter, sondern als Mutter und als Frau: Mutter sein, ein Teil von mir. Das Selbstverständlichste der Welt, wie die Luft zum Atmen. Es ist das Selbstverständlichste, dass ich für meine Kinder erstarke, um sie in ihrem Selbstwertgefühl zu stärken. Ich möchte, wenn sie groß sind, sie als selbstbewusste, liebende und sich ihrer wert fühlenden Menschen in die Welt ziehen lassen. Ich werde ihnen ihr Leben lang ihr Hafen, ihr Fels in der Brandung sein, Liebe, Vertrauen gebend. Wo finde ich das, was ich als das Selbstverständlichste der Welt weitergebe, mir gegenüber? Wo erfahre ich als Mensch Wertschätzung? Erfahre ich diese nur in der Rolle der Mutter, weil das ganz nebenbei für die Männerwelt sehr bequem ist?

Heimchen am Herd, so bleibt für die Männer der Rücken frei, um ihre Welt zu gestalten. Wie im Kleinen so im Großen. Glückliche Familie, große Weltpolitik. Mit dem Festhalten am Muttertag halten wir an diesem Klischee fest, gaukeln uns weiter die schöne heile Welt vor, welche die Nachkriegszeit des verheißungsvollen Wachstums geschaffen hat. Aber wir Frauen sind mehr als nur Mutter. Wir sind Menschen, die sich entfalten, ihr Potenzial leben wollen, als Mensch in der Gesellschaft gesehen werden wollen. So wie wir es unseren Kindern vermitteln.

Das Weltbild der Kleinfamilie mit der Mutter daheim ist längst Geschichte. Dennoch ist es subtil noch in unsern Köpfen, in den Erwartungshaltungen eingebrannt, weil es das ist, was uns unsere Eltern, als Kinder der Nachkriegszeit, vorgelebt haben. So haben wir ihre Prägungen erfahren. Dies erfahre ich immer noch in festen Strukturen der beruflichen Männerwelt, der Erwartungshaltung im Haushalt.

Der Mutter am Muttertag Blumen schenken und Kaffee mit der Familie trinken. Dem gegenüber der Vatertag, an dem dieser fröhlich mit seinen Kumpels und dem Bollerwagen durch den Wald zieht. Was sagen diese Bilder in unseren Köpfen aus? Es wäre dem Zeitgeist angemessen, den Mutter- als auch den Vatertag in ein „Eltern-sein-Tag“ zu wandeln. Damit würden wir den Männern die Anerkennung und die Wertschätzung in der Gesellschaft über den Beruf hinaus zum Vater sein geben. Der Frau würden wir ihr Recht auf Entfaltung im Mensch sein über die Rolle der Mutter hinaus wieder mehr Raum geben. – Anja Ziesel

 

In Ihrem Artikel beschreiben sie, wie Frauen in die Armutsfalle geraten, wenn sie ihren Beruf aufgeben, um ihre Kinder selbst zu betreuen und für ihre Familie da zu sein. Das ist ein riesiges gesellschaftliches Problem. Da gebe ich Ihnen völlig recht. Es macht mich aber überaus wütend und zornig, wenn Sie die Schuld daran allein den Frauen zuschieben und obendrein suggerieren, diese würden sich aus Dummheit, Naivität und Bequemlichkeit für diesen Weg entscheiden. „Hausfrau zu werden, das kann in manchen Phasen auch einfach bequemer sein.“

Die meisten Mütter entscheiden sich notgedrungen für Teilzeitarbeit oder einen vorrübergehenden Ausstieg aus der Erwerbstätigkeit und zwar vor allem aus zwei Gründen: 1. Viele Eltern finden trotz des gesetzlich verankerten Anspruchs keinen Platz in einer Kindertagesstätte. Laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft fehlen in Deutschland fast 300 000 Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren. Grund ist vor allem der Fachkräftemangel. In unserem Land fehlen über 100 000 Erzieherinnen und Erzieher. Wenn Eltern also keine einsatzbereiten, belastbaren Großeltern in der Nähe haben (was das Problem wiederum nur eine Generation zurück verschieben würde), bleibt Ihnen nichts Anderes übrig als ihre Kinder selbst zu betreuen und in puncto Erwerbsarbeit zurückzustecken.

2. Das Modell, beide Eltern sind voll erwerbstätig bei einer Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden, führt zur Überlastung nicht nur der Eltern, sondern auch der Kinder. Arbeiten beide Eltern voll, ist der Alltag streng durchgeplant. Wird ein Kind krank, kommt das schon einer Katastrophe gleich. Ich bin Ärztin und Psychotherapeutin und sehe in meiner Praxis täglich Menschen, die der Überforderung und dem Stress in Beruf und Familie nicht mehr gewachsen sind und psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen und Essstörungen entwickeln. Auch Kinder leiden zunehmend unter ähnlichen Erkrankungen. Mütter entscheiden sich auch für Teilzeitarbeit oder eine Pause von der Erwerbstätigkeit, um ihren Kindern mehr Zeit und Aufmerksamkeit schenken zu können und die notwendigen Erholungszeiten für alle Familienmitglieder gewährleisten zu können.

Die Alternative zur Armutsfalle der Mütter ist derzeit die Überforderungsfalle für alle Familienmitglieder. Wir brauchen daher dringend alternative, flexible Arbeitszeitmodelle, die eine Anpassung der wöchentlichen Arbeitszeit an die jeweilige Lebenssituation ermöglichen und zwar für Mütter und Väter gleichermaßen und über alle Berufsgruppen hinweg. Zusätzlich müssten die Rentenbeiträge unabhängig von der geleisteten Wochenarbeitszeit in gleicher Höhe weitergezahlt werden. Außerdem muss uns die sogenannte Care-Arbeit endlich etwas wert sein. Die Betreuung und Pflege von Kindern, alten oder kranken Menschen soll so nebenbei erledigt werden und da wundern wir uns, wenn sich immer weniger Menschen dazu bereit erklären. Diese Arbeit muss endlich angemessen entlohnt werden und zwar auch wenn sie von den eigenen Müttern oder Vätern geleistet wird. – Bettina Saure

 

Ich will das Thema von einer anderen Seite betrachten, nämlich der Verantwortung: Als ich vor 28 Jahren zusammen mit meiner taiwanesischen Ehefrau und unserem neugeborenen Sohn nach Deutschland zurückkehrte, war es kein Thema, dass meine Ehefrau mal arbeiten müßte (wobei ich damit nicht meine, daß Kindererziehung keine Arbeit ist, sondern eben keine Erwerbsarbeit). 3 Jahre nach dem ersten Sohn wurde der zweite geboren; als schließlich beide Kinder in der Schule bzw. Kindergarten (Halbtagsplatz) waren, suchte meine Ehefrau nach einer Teilzeitarbeitsstelle, was damals leider nicht realisierbar war (keine Angebote). Die zukünftige Rente meiner Ehefrau ist im Vergleich zu der meinen sehr bescheiden, aber ein „nettes Zubrot“.

Worauf ich hinauswill: Meine Ehefrau wäre niemals mit mir nach Deutschland gekommen, wenn ich Ihr gesagt hätte, dass sie „im Zweifelsfall“ selber für den Lebensunterhalt aufkommen muß (sprich: sie sich darauf verlassen kann, dass ich für sie „sorge“ [entweder persönlich oder per Scheidungsrecht]) . Es mag ein Fakt sein, dass heutzutage Ehen in Deutschland recht häufig zerbrechen und es sicherlich dann sehr gut ist, wenn beide Ehepartner wirtschaftlich selbständig sind, aber ich wage zu behaupten, dass die hohe Scheidungsrate auch ein Kollateralschaden der wirtschaft- lichen Unabhängigkeit sein kann.

Mein Punkt ist, dass die Versorger-Ehe genausowenig als Modell einer funktionierenden Partner- schaft taugt wie die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Partner; beides kann funktionieren oder misslingen. Ich finde nur die heutige („Um“)definition der Ehe zu einem Zusammenschluss wirtschaftlich unabhängiger Partner (eventuell mit dem gemeinsamen Ziel der Zeugung künftiger Arbeitnehmer) „problematisch“. Ich wage außerdem zu behaupten, dass den Kindern der wirtschaftlich unabhängigen Partner dieser Umstand nicht gerade gut tun wird, wenn es denn überhaupt „genügend“ Kinder geben wird, um eine auf wirtschaftlichem Wachstum basierende Volkswirtschaft zu erhalten. In ein paar Jahrzehnten werden wir erleben, wie es der Gesellschaft mit dem veränderten Eheverständnis geht. – E. Würth

 

Unter der Voraussetzung, dass mit der erwähnten DIW-Studie diejenige gemeint ist, die im DIW Wochenbericht 10/2020 unter dem Titel „Gender Pay Gap steigt ab dem Alter von 30 Jahren stark an“ veröffentlicht wurde: Das interessanteste Ergebnis der DIW-Studie ist für mich Abbildung 4. Der über dem Lebensalter ansteigende Gender Pay Gap ist im wesentlichen ein rein westdeutsches Problem. Dabei wird die Beispiel-Hausfrau aus Ihrem Text in diesen Analysen gar nicht berücksichtigt, da sie ja nicht erwerbstätig ist und die Studie die altersabhängige Erwerbsquote nicht auswertet.

Meine Vermutung zu dieser starken Ausprägung in Westdeutschland ist, dass es – jenseits der Prägung durch DDR-Erwerbsbiografien in Ostdeutschland – in Westdeutschland einfach deutlich mehr Familien gibt, die es sich finanziell leisten können, wenn die Frauen nicht oder nur in kleinem Umfang arbeiten, und dass sich Frauen dann auch öfter für einen solchen Lebensentwurf entscheiden. Das finanzielle Risiko einer solchen Entscheidung, das eintritt, wenn die Ehe nicht hält, haben Sie in Ihrem Text beschrieben. Und es ist ja ein jahrzehntelang bekannter Zusammenhang.

Aber vielleicht setzen wir mit der Fokusssierung auf das Finanzielle und den Gender Pay Gap einfach den falschen Maßstab an, um diese Wahl des Lebensentwurfes zu erklären. Eine Erwerbsarbeit kann man für sich selbst als mehr oder weniger sinnstiftend erleben. Außerdem gibt es noch ein Leben neben der Erwerbsarbeit. Für die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben ist es da nicht unbedingt entscheidend ist, ob eine Arbeit zu höherem Zahlungseingang auf dem Konto führt oder nicht, solange der Kontostand den gewünschten Lebensstil ermöglicht.

In diesem Fall ist entscheidend, mit welcher Work Life Balance man sich am wohlsten fühlt und wofür man sich in seinem Leben neben Erwerbsarbeit noch engagieren möchte. Zum Schluss möchte ich noch auf eine methodische Schwäche der DIW-Studie hinweisen: Die Studie basiert auf der Verdienststrukturerhebung (VSE) des Statistischen Bundesamtes (Destatis) von 2014. In der VSE werden die Bruttostundenlöhne von Männern und Frauen alle vier Jahre von Destatis in einer großen Stichprobe ermittelt und die Analyse wird etwa zwei Jahre später veröffentlicht.

Da die DIW-Studie auf der VSE 2014 basiert, stellen die in der Studie dargestellten Analysen einen Schnappschuss für das Jahr 2014 dar. Wie sich die Ergebnisse über der Zeit ändern und z. B. heute aussehen, lässt sich auf dieser Datenbasis nicht bestimmen. Die im Jahr 2014 Fünfzigjährigen würden heute z. B. aus dem Betrachtungszeitraum herausgefallen sein, während von unten junge Leute neu hereingekommen wären.

Der Analysezeitraum für das Lebensalter umfasst mit 25 bis 55 Jahren praktisch eine ganze Generation. Damit spielen auch Effekte wie der über die Jahre angestiegene Ausbildungsgrad von Frauen und auch unterschiedliche Wertvorstellungen älterer und jüngerer Jahrgänge bei der Verteilung der Bruttostundenlöhne über dem Lebensalter eine Rolle. All dies wird in der Studie nicht betrachtet. Der korrekte Studientitel müsste also lauten: „Gender Pay Gap steigt für das Jahr 2014 ab dem Alter von 30 Jahren stark an“.

Die in der DIW-Studie wie auch in der VSE ermittelten Differenzen betreffen übrigens Bruttostundenlöhne und können deswegen nicht mit dem Gehaltsabstand gleichgesetzt werden. In den Gehaltsabstand gehen zusätzlich noch Wochenarbeitszeit und Zulagen (Urlaubsgeld, Jahreszahlung, …) ein. Das haben Sie in Ihrem Text leider nicht korrekt wiedergegeben. – Ulrich Wenkemann

 

Schade, dass unter dem Deckmantel des Journalismus immer wieder solche subjektiv geprägten Abwertungen ganzer Lebensentwürfe den Weg in ihre Zeitung finden. Persönliche Umstände und Lebensstrukturen sind reine Privatsache und sollten nicht zum öffentlichen Diskurs stehen. Was diese Hetze soll, ist unbegreiflich. Erbärmlich, dass Frauen nicht mal am von dieser Autorin als Anlass zitierten Muttertag andere Frauen in Ruhe lassen können. Leben und leben lassen. – Michaela Gräf

 

Wieso das Vernunftvermögen noch immer über das Gefühlvermögen herrscht. Schon Schiller hat 1795 eine Balance zwischen Vernunftvermögen und Gefühlvermögen gefordert. Wie weit entfernt wir davon noch immer sind, hat leider der Artikel Keine Blumen für Mama verdeutlicht. Schlicht und einfach ist es so, dass es zwei Theoriestränge beim Thema MAMA (um die ging es ja vornehmlich!!!) und KIND gibt. Der eine Strang sagt: Kleine Kinder können schnell fremdbetreut werden, es schadet ihnen nicht, sie können bei guter Qualität auch lange fremdbetreut werden.

Der andere Strang sagt: Kleine Kinder sollten nicht schnell fremdbetreut werden, es schadet ihnen und je jünger sie sind, desto kürzer sollte die Zeit der Fremdbetreuung sein. Für beide Seiten gibt es argumentativ gut aufgebaute und weltweit anerkannte Studien. ABER: sie widersprechen sich eben im Kern und erzeugen deshalb völlig unterschiedliche Erwerbsbiografien. Aber genau dieser Widerspruch könnte durch eine gute Familienpolitik aufgefangen werden.

Danach sollte jede Familie für sich entscheiden, in welcher Theorie sie sich eher repräsentiert fühlt. Und für beide Wege müsste eine Gesellschaft Mittel und Wege finden, diese (vor allem auch finanziell) beschreiten zu können. Mütter (um im Beispiel zu bleiben) sollten schnell wieder in den Beruf zurückkehren dürfen: Dies geschieht bereits, weil die Gesellschaft ihnen die Möglichkeit der frühen Fremdbetreuung (die übrigens von sehr schlecht bezahlten Erziehern geleistet wird) offeriert.

Mütter sollten umgekehrt aber auch mit kleinen Kindern länger als zwei Jahre zu Hause bleiben dürfen: Dieser Weg muss privat finanziert werden, obgleich eine Mutter, die KEINEN Krippenplatz für unter dreijährige Kinder in Anspruch nimmt, den Steuerzahler um weit mehr als 1500 Euro monatlich entlastet. Statt von ihrem Mann abhängig „gemacht“ zu werden, könnte Politik hier auch anders agieren, indem sie beispielsweise einen bestimmten Betrag zumindest indirekt in die Rentenkasse fließen lässt.

Nach dem Artikel wäre es eine vernünftige Entscheidung, gleich wieder arbeiten zu gehen. Gefühlt, stellt es aber nicht für jede Mutter die richtige Entscheidung dar. Und wenn Schiller recht gehabt hat, dass eine harmonische Gesellschaft nur in der Balance existiert, dann haben wir wohl noch einiges zu tun.

P.S. Die Autorin schreibt in Ihrem Artikel, dass alle Aufgaben, die Hausfrauen erledigen, auch von berufstätigen Müttern erledigt werden müssen. Abgesehen von der Unverschämtheit mit der hier Hausfrauen diskreditiert werden, sollte Sie sich mal neuere Studien aus Frankreich anschauen, wonach das Leid der Vollzeit arbeitenden Mütter und der extrem lang betreuten Kinder sich vor allem in einem extrem gestiegenen Konsum von Psychopharmaka abzeichnet. – Dr. Silke Müller

 

Wir haben beide einen Mann in unserem Namen (ich heiße Lietzmann). Vielleicht entschuldigt das ein bißchen die Frechheit, mit der Sie Frauen, die sich als Hausfrauen um Kinder kümmern, Bequemlichkeit vorwerfen und die Vehemenz, mit der ich Ihnen trotz Ihrer Statistiken Oberflächlichkeit vorwerfe. Die westdeutschen Rentnerinnen, die, wie Sie richtig wiedergeben, im Schnitt nur 774 Euro Rente erhalten, waren zu einer Zeit berufstätig, als es Kindergärten oft nur von 9-12 Uhr gab, wenn überhaupt.

Von Nachmittagsbetreuung bei Grundschulkindern konnte man in Westdeutschland nur träumen. Unsere ostdeutschen Schwestern hatten es in diesem Punkt besser. Ihre durchschnittliche Rente ist deshalb auch weit höher (was Sie leider vergessen zu erwähnen). Das wird sich allerdings in Zukunft vermutlich angleichen. Denn Sie weisen zu Recht auf die OECD-Studie von 2017 hin, nach der die Frauen in keinem Land Europas so wenig zum Familieneinkommen beitragen wie in Deutschland.

Und das liegt nicht, wie Sie glauben machen wollen, daran, daß sich die Frauen das Leben mit Haushalt und Kindern bequem machen wollen, sondern daran, daß die Wirtschaft (die ja weitgehend noch von Männern dominiert wird) den Frauen nur 450 Eurojobs anbietet. Und da passiert das, was man früher Ausbeutung nannte: Sie kriegen zwar inzwischen wenigstens den Mindestlohn. Aber es wird oft erwartet – und auch geleistet, daß kostenlose Überstunden absolviert werden. In dieser Misere sind west-und ostdeutsche Frauen jetzt vereint. – Lotti Lietzmann

 

Man will es natürlich nur ungern sehen – aber ist die Hausfrauenrolle vielleicht auch manchmal ein bisschen bequemer? Man will das natürlich nur ungern angehen – aber sind anhand der erkannten Problematiken die inkonsequenten sozialpolitischen Steuerungen vielleicht auch manchmal ein bisschen bequemer? Dazu gehört das Festhalten am Ehegattensplitting. – Sabine Becker-Weigelt

 

Da hat man/frau es sich leicht gemacht: das dumme Heimchen am Herd und die berufstätigen, unabhängigen Frauen. CARE-Arbeit ist eine verantwortungsvolle und notwendige Aufgabe, aber nur wenn dafür bezahlt wird. Wer sich um seine eigenen Kinder kümmert, verdient nichts: weder Geld noch Wertschätzung.

Was ist mit so einer Darstellung gewonnen? Es geht doch nicht um Rabenmütter oder Heimchen, sondern um die bestmögliche Fürsorge und Förderung der nächsten Generation . Wenn alle Mütter und Väter arbeiten und die Erziehung Ihrer Kinder an unterbezahlte Kräfte delegieren, ist den Kindern damit nicht gedient. Dieser Aspekt kommt in der gesellschaftlichen Diskussion meist zu kurz, bzw. findet keinerlei Beachtung. Liebe Zeit, bitte so ein großes Thema differenzierter betrachten und nicht Erziehung, Familienleben, finanzielle Probleme nach einer Scheidung und und und in einen Artikel packen. – M. Staecker

 

Regelmäßig, zweimal im Jahr, immer zum weltfrauentag und zum Muttertag wird über den gender pay Gap und die Altersarmut vieler Frauen lamentiert. Und regelmäßig zweimal im Jahr wird die Lösung schlechthin präsentiert: Vollzeit arbeitende Mütter! Immer wieder werden Beispiele aus anderen Ländern angeführt, in denen viel mehr Frauen Vollzeit arbeiten. Aber kann denn das wirklich die Lösung sein? Wollen wir Familien immer mehr Stress und Termine aufbürden? Wollen wir wirklich so tun als ob es Eltern nichts ausmacht ihre Kinder Vollzeit fremdbetreut zu haben.

Wäre es nicht viel sinnvoller zweimal jährlich andere Modelle zu fordern. Modelle in denen es Männern leichter gemacht wird ebenfalls ihre Arbeitszeit zu reduzieren und somit Frauen die Chance gegeben wird ihre dementsprechend zu erhöhen. Beide Elternteile hätten dann die Möglichkeit Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, Frauen wären nicht mehr abhängig von ihren Männern und der Druck auf die Familien nicht zu groß. Wir leben das Modell nun seit 5 Jahren. Es geht also wenn man will. – Julia Spreng

 

Linda Tutmanns Text steht wohl leider wirklich für viele Paare. Da gilt anscheinend für die Frauen: Liebe frisst Hirn (oder manchmal wohl auch nur der Wunsch nach einem anerkannten Familienmodell). Bei den Männern gilt anscheinend: Angst essen Gleichberechtigung auf (Mann möchte eben keine richtige Partnerin auf Augenhöhe und Macht teilen). Da sich beides so herrlich ergänzt, wird es wohl so bleiben. Die Männer sind’s zufrieden, die Frauen müssen aufwachen und sich notfalls einen anderen suchen. – Tim Böger

 

So viele Frauen sind in verschiedenen Phasen ihres Lebens wahre Überlebenskünstlerinnen. Solange sich die öffentliche Wahrnehmung auf die binäre Ordnung richtet und Frauen als Opfer ihrer Illusionen geringschätzt – mit „Fehlern“ wie das Verhalten der eigenen Mutter zu kopieren, es sich in der Familie „bequem“ einzurichten -, sind Genderdebatten überflüssig. Hilfreicher als das Mantra „Frauen verdienen weniger“ wäre ein kritischer Perspektivwechsel hin zu: Arbeitgeber zahlen ihren Beschäftigten mehr, wenn diese männlich sind. Auch das sind Kopien in Dauerschleife. – Dr. Lioba Faust

 

Die Autorin des oben genannten Artikels schildert, wie eine junge Frau in finanzielle Abhängigkeit gerät, weil sie sich darauf verlässt, dass ihre Ehe hält, sie und ihr Mann die „klassische“ Rollenverteilung vornehmen und sie eine gewisse Zeit ihres Lebens ganz ihrer Familie widmen kann (Care- Arbeit). Spätestens seit der Änderung des Unterhaltsrechts von 2008 ist klar, dass dieses Verhalten gesellschaftlich (oder von Männern?) nicht erwünscht ist. Frauen sollen möglichst – sogar in Vollzeit – in ihren Beruf zurückkehren oder am besten gar nicht ausgestiegen sein. Sonst „ bezahlen“ dies mit geringerem Einkommen und ggf. Altersarmut.

Die Autorin hat sicherlich recht, wenn sie darauf hinweist, dass die junge Frau in gewisser Weise das Verhalten ihrer Mutteraus den 70iger Jahren kopiert. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Ich selbst habe zu Beginn der 90iger Jahre meine Kinder bekommen. Es war erstens schwer genug klarzumachen, dass man als Mutter möglichst bald in den Beruf zurückkehren wollte (Stichwort „Rabenmutter“), zweitens, dass man dafür gewissen Rahmenbedingungen benötigt, was KITA- Zeiten und Arbeitszeiten angeht, und dass drittens die karrierebewussten Väter der Ansicht waren, sie könnten nicht für einige Zeit Stunden reduzieren, um sich der Familienarbeit zu widmen, denn das bedeute für sie einen Karriereknick ( von MEINEM Karriereknick als Frau mal ganz zu schweigen. Übrigens habe ich dann doch noch mit Ende 40 Karriere gemacht…).

Diesbezüglich hat sich bis heute in Deutschland nur einiges geändert. Immer noch tun sich viele Väter und Manager schwer damit, Familienarbeit anzuerkennen als gesellschaftlich wertvoll. KInderbetreuungsangebote sind immer noch nicht überall in ausreichendem Maße vorhanden und zu bezahlbaren Preisen. Andererseits steigen die Ansprüche an die Förderung von Kindern z.B.durch Sport, Musik, Logopädie usw.

Diese in (West-) Deutschland immer noch stark von der Vergangenheit beeinflusste Situation muss sich ändern, aber das darf meines Erachtens nach nicht nur zu Lasten der Mütter gehen ( s. Unterhaltsrecht). Wer wieviel Familienarbeit übernimmt, muss immer ausgehandelt werden, da sind die Väter genauso gefragt. Die Autorin schreibt zu recht:„ Am Ende sind all diese Aufgaben….Aufgaben, die berufstätige Eltern genauso erledigen.“ – ja, wenn sie sie denn BEIDE als ihre Verantwortung begreifen!! Die Arbeit der beschriebenen jungen Frau abzutun mit dem Hinweis „Hausfrau zu werden, das kann in manchen Lebensphasen auch einfach bequeme sein“, ist unfair, wie ich finde. Also doch: BLUMEN FÜR MAMA! – Sabine Bertram

 

Natürlich verstehe ich das Anliegen von Linda Tutmann, Frauen – und insbesondere Mütter – aufzurütteln und ihnen die Gefahren finanzieller Abhängigkeit eindringlich auszumalen. Tatsächlich hat sie recht, dass Frauen nach der Geburt des ersten Kindes besonders auf der Hut sein müssen, wollen sie nicht auf kurz oder lang in der Armutsfalle landen. Stolpersteine gibt es in der weiblichen Biografie dabei erstaunlich viele. In einigen Bereichen werden es zudem wieder mehr, wenn man mal die Reform des Unterhaltsrechts von 2008 in Augenschein nimmt. Frau Tutmann täte allerdings gut daran, wenn sie auch einmal darauf hinweisen würde, dass Frauen sich seit Jahrhunderten (Jahrtausende klingt übertrieben, trifft aber durchaus zu) an die ewig wechselnden Ansprüche eines männlichen Diktats und einer männlich dominierten Gesellschaft anpassen und sich arrangieren.

Natürlich wollen sie für sich – wie Männer das ganz selbstverständlich tun – dabei im Leben auch ein kleines bisschen Glück und Zeit für sich. Und in der Tat sind sie vielleicht naiv, weil sie die Abgründe des Systems und, wie in diesem Artikel beschrieben, die Hinterlistigkeit des eigenen Ehemannes unterschätzen, aber wünschen sollten man es ihnen schon, dass sie ihren Beruf, die Kinder, das Leben nicht nur irgendwie „erledigen“.

Tatsache ist, dass Frauen in männlich dominierten und strukturierten Gesellschaften auf vielfache Weise benachteiligt werden. Ob beim Berufseinstieg, bei den Karriereaussichten, Publikationsmöglichkeiten, ob beim Leistungssport oder in der Politik, überall müssen Frauen für eine gerechte Behandlung kämpfen. Auch der Gender Pay-Gap, der sich auch nach fünfzig Jahren lauthalsen Protests (auch neben Vollzeitjob und Kinderbetreuung) hartnäckig stabil hält, lässt sich nur mit systemischer Diskriminierung, die bis an Ausbeutung reicht, erklären.

Es wird gemauert, vertuscht, klein geredet, diffamiert und getrickst, wo immer Pfründe zu verteilen sind. Das nervt nicht nur, das zehrt auch an den Nerven. Die Botschaft lautet ja wohl, Frauen sind am Ende gar nicht so in der Arbeitswelt, insbesondere in den höher Etagen und auf Entscheidungspositionen erwünscht – oder wenn ihnen Zutritt gewährt wird, haben sie sich oft in ihren Gehaltsvorstellungen unterzuordnen, „weil“ sie ja zusätzlich noch die Kinder pünktlich von der Kita abholen müssen. Der Fisch stinkt also vom Kopf. Dazu hatte ich tatsächlich auch keine Lust. Allerdings habe ich bei der Eheschließung besser hingeschaut. Das würde ich Frauen, die bereit sind, sich um Familie und Kinder unentgeltlich zu kümmern, allerdings sehr anraten! – Anna E. Jordan

 

Hausfrau sein ist also in manchen Lebenslagen bequemer. Wieder dieser klischeehafte, herablassende und auch demütigende Blick auf die Hausfrau, die sich aus Dummheit in ihr Schicksal ergeben hat. Eine Hausfrau hat es nicht bequemer. Während bei vollzeitberufstätigen Eltern tagsüber die Wohnung sauber bleibt, weil alle weg sind, muss die Hausfrau mehr Zeit fürs Putzen und Aufräumen aufbringen, außerdem fürs Kochen und Einkaufen dafür, weil Zuhause warm gegessen wird.

Weil bei Familien mit nur einem Einkommen weniger Geld vorhanden ist, wird mehr Zeit z.B. fürs Preise vergleichen, reparieren und handwerken benötigt. Bei Vollzeitberufstätigen wird mehr outgesourced. Bequemlichkeiten gibt es auf beiden Seiten und es gibt durchaus Menschen, die es bequemer finden, sich morgens endlich von der Familie zur Arbeit verabschieden zu können und Abends so spät wie möglich nach Hause kommen.

Es gibt Gründe, sich für ein Leben als Hausfrau entscheiden. Startbedingungen der Familien, Lebensläufe, Umstände, persönliche Situationen sind unterschiedlich und auch die Möglichkeiten der Selbstbestimmung in einem Beruf. Ich bin Mutter und kenne alle Situationen, als Berufstätige in Vollzeit, in Teilzeit und als Hausfrau. Dabei ergeben sich folgende Gleichungen nach meinen Erfahrungen. Vollzeitberufstätigkeit = mehr Geld, Hausfrau = mehr Zeit , und Teilzeitberufstätigkeit = die Pest, weil keine Vorteile. Eine freie Entscheidung darüber, was die Familie als Team möchte, ist erstrebenswert.

Das Problem und auch die Ungerechtigkeit für Hausfrauen/ -männer ist, dass sie nicht abgesichert sind bei einer Scheidung. Die Schlussfolgerung daraus sollte aber nicht unbedingt die Forderung nach der Vollzeitberufstätigkeit der Mutter sein, sondern die Forderung an die Politik, Hausarbeit und Carearbeit generell als Berufstätigkeit anzuerkennen und gerecht zu bezahlen. – Sabine Schramm

 

In Ihrem Artikel haben Sie ein relativ krasses Beispiel gewählt (Mann verschuldet Trennung, Frau rutscht trotz hohem Einkommen des Manns schnell in „Hartz IV“), was journalistisch legitim sein mag, aber am Ende wird meines Erachtens durch den Satz „Bei der Hochzeit hatten Sie auf eine Initiative einen Ehevertrag abgeschlossen, aber der Notar war ein Freund von ihm gewesen.“ die Schwelle zur Desinformation überschritten. Hierdurch wird suggeriert, ein Ehevertrag sei für die nicht berufstätige bzw. später auf Berufstätigkeit verzichtende Frau grundsätzlich eine gute Idee, das Problem sei im konkreten Fall lediglich die Befangenheit des Notars gewesen.

Jedoch werden in Eheverträgen in aller Regel Zugewinnausgleich, Versorgungsausgleich und nachehelicher Unterhalt ausgeschlossen oder reduziert. Damit sind Eheverträge – wie auch schlechte Einkommensverhältnissen des Manns, Verschleierung des Einkommens seitens des Manns und dem Umstand, dass zwei Wohnungen mehr kosten als eine – einer der Umstände, die die Scheidung nach Verzicht auf Berufstätigkeit zu einer Armutsfalle machen können. Denn auch das Unterhaltsrecht nimmt seit 2008 nicht so wenig Rücksicht auf die eheliche Aufgabenverteilung, wie der Artikel suggeriert.

Der Grundsatz der Eigenverantwortung in § 1569 BGB wird durch den dortigen Satz 2 gemildert und auch § 1573 Abs. 1 BGB besteht weiterhin. Auch bei der zeitlichen Befristung gemäß § 1587b Abs. 2 BGB hat das Gericht die nacheheliche Solidarität zu berücksichtigen, weshalb nur bei Unbilligkeit eines fortdauernden Unterhaltsanspruchs eine Befristung des nachehelichen Unterhalts erfolgt. Auch hier ist die in der Ehe gelebte Rollenverteilung wesentlicher Aspekt.

Von dem konkreten Fall weiß ich natürlich nur, was in Ihrem Artikel steht, aber aufgrund der Gesamtumstände liegt offenbar in dem konkreten Fall, der bei Anwendung des gesetzlichen Unterhaltsrechts durch das hohe Einkommen des Manns bestimmt würde, das Problem weniger darin, dass die Frau sich keine Gedanken über eine Scheidung gemacht hat, als vielmehr darin, dass der Mann sich derartige Gedanken gemacht und auch dementsprechend gehandelt hat. Dass der Ehevertrag erst gegen Ende des Artikels eher beiläufig erwähnt wird, erscheint daher auch in Bezug auf die Gesamtaussage des Artikels fragwürdig. – Christian Schäfer

 

Es ist wirklich schade, dass es in der „Zeit“ statt Blumen Mütterschelte zum Muttertag gibt. Vielleicht haben ja Mütter, die nach der Geburt ihrer Kinder zuhause bleiben, ganz andere Gründe als Naivität und Bequemlichkeit? Etwa, dass Kinder schon immer einen wichtigen Platz in ihrem Lebensentwurf hatten, dass sie Zeit für sie brauchen, dass sie Entwicklungsschritte intensiv begleiten wollen anstatt sie möglichst bald in eine institutionelle Betreuung abzugeben? Dass sie ehrlich genug sind, um sich einzugestehen, dass sie nicht glücklich wären, wenn beide Elternteile Vollzeit arbeiteten, zumal mit mehreren Kindern?

Dass Kräfte nicht reichen und Kinder wie Eltern immer funktionieren müssten? Dass sie in die Zukunft ihrer Kinder investieren möchten, indem sie ihnen eine sichere Bindung und die Grundlagen fürs Leben mitgeben? Vielleicht entscheiden sich auch viele für mehr Freiraum, um Zeit für ehrenamtliches Engagement zu haben, das der Gesellschaft dient? „Wunderschön“ sei die Zeit mit den Kindern gewesen, sagt das Dummchen, als das Hennig in dem Text – wohl stellvertretend für alle Mütter, die auf Erwerbstätigkeit ganz oder teilweise verzichten – dargestellt wird. Doch für Lebensfreude gibt es offensichtlich wenig Platz.

Das Leben ist hart, es muss wirtschaftlich sein, wenn Mütter auf Vollzeitarbeit verzichten, sind sie schließlich selbst schuld. Wann hören Frauen endlich auf, die Lebensentwürfe anderer Frauen niederzumachen? Vor Jahrzehnten mussten sich westdeutsche Frauen oftmals für ihre Berufstätigkeit rechtfertigen, inzwischen ist es längst umgekehrt. Wir brauchen eine Politik, die Elternzeit für Kinder mehr würdigt und unbezahlte Arbeit – gerade von Müttern – in der Rente anerkennt. – Uta Rohrmann

 

Dass Hausfrau zu werden „in manchen Lebenslagen auch einfach bequemer sein kann“, finde ich allerdings fragwürdig. Das kommt auf die Arbeitsauffassung des jeweiligen Elternteiles an, das die Sorgearbeit leistet. Wenn ich in diesem Beruf (wie in jedem anderen auch) hundert Prozent gebe, ist er ganz und garnicht bequem. Aus meiner Erfahrung mit drei Kindern kann ich sagen, dass das Organisieren von KiTa-Festen, das Amt des Elternvertreters und noch vieles mehr, von Vollzeitberufstätigen gerne auf die „nur“ Hausfrauen abgewälzt wird, mit dem Verweis, dass man selber ja berufstätig sei und absolut keine Zeit habe.

Ich würde eher dazu tendieren zu sagen, dass es bequemer ist, seine Kinder morgens in der Ganztagsbetreuung abzugeben und abends bespielt und gefüttert wieder abzuholen. In den Sommerferien ist in solchen Fällen auch des öfteren die Frage (an die Erzieherinnen) zu vernehmen, was man doch jetzt bitte mit dem Kind anstellen soll, solange die KiTa geschlossen ist.

Allen Eltern, die ein Stück ihrer beruflichen Karriereleiter für die kurze Zeit des Heranwachsens eines Kindes „opfern“ und ihm eigene Werte mitgeben wollen, ist meiner Meinung nach Respekt entgegen zu bringen und kein mildes Belächeln. Väter sind hier ausdrücklich auch angesprochen. Solange Frauen und Männer für gleiche Arbeit ungleich bezahlt werden, wird sich in dieser Hinsicht aber nicht viel ändern – allem Gendern zum Trotz! – Lisette Schwarz

 

Wütend, entsetzt, empört… Das sind so die Gefühle, die ich während und nach der Lektüre zu diesem nicht schmeichelhaften Muttertagsartikel empfand. Frauen, die sich für die Arbeit zu Hause und mit den Kindern entscheiden, werden als bequem bezeichnet. Gerade so, als wäre es vollkommen rückständig, sich um das eigene Kind kümmern zu wollen. Eine konservative Gesellschaft sei es, in der die Mütter lieber und schneller auf die bezahlte Arbeit verzichten.

Das mag sein. Ist es nicht aber viel rückständiger, dass die sogenannte „unbezahlte Care-Arbeit“ eben genau das ist – unbezahlt? Würde es eine Gesellschaft nicht viel fortschrittlicher machen, wenn diese Form der Arbeit angemessen honoriert würde und nicht abgestraft mit höhnischen Artikeln und einer „Selber schuld“-Attitüde? Viele Fakten werden in diesem Artikel einfach unterschlagen. Nämlich, dass es einer Frau mit geringem Einkommen und in einer Partnerschaft mit gemeinsamer Wohnung nicht möglich ist, staatliche Unterstützung zu erhalten.

Begründung „Bedarfsgemeinschaft“. Dass eine Mutter eine bestimmte Mindestzeit nicht arbeiten kann, darf und sollte wird auch nicht erwähnt. Ebensowenig wie die extreme körperliche und seelische Belastung während der Schwangerschaft, der Geburt und im Anschluss durch das Stillen. Und als krönender Abschluss wird der Mutter in diesem Artikel, die nun allein da steht mit ihren zwei Kindern und ohne Haus und geregeltem Einkommen, dieser Mutter wird gesagt, andere Mütter schafften nicht nur den Hausfrauenjob, sondern arbeiteten auch noch Voll- oder Teilzeit. Also. Wenn da nicht irgendwo Zauberei mit Zeitumkehrern im Spiel ist, glaube ich das keine Sekunde.

Und es ist doch einfach nur eine Frechheit, die Leistung der Mütter zu schmählern. Egal in welchem Ausmaß sie Mütter sein wollen oder können. Ob in Voll- oder Teilzeit. Dass es keine wirkliche Wahlmöglichkeit gibt, zwischen der Vollzeitmutter und anderen Modellen, weil mit der Vollzeitmutter eben meistens die finanzielle Abhängigkeit einhergeht, DAS ist das eigentliche Problem. Nicht, dass sich Menschen trotzdem dafür entscheiden, ihre Zeit anderen Menschen zu widmen. Ohne Prämien oder Gehaltserhöhung, sondern einfach so. Über dieser Entscheidung sollte niemand Müll ausleeren! – B. Halbig

 

Mit großen Interesse habe ich Ihren Artikel im Wirtschaftsteil der Zeit No 19 vom 5.5.2022 gelesen. Von der ZEIT bin ich Berichte gewohnt, die über die durchschnittliche mediale Sichtweise hinausgehen. Leider wurde ich von ihrem Artikel diesbezüglich bodenlos enttäuscht. Außer dem üblichen “arme, alleinerziehende Frau die von ihrem hintertriebenen, fremd gehenden Mann verlassen wurde und nun mittellos dahin siecht”, ist zum Thema “finanzielle Gerechtigkeit bei getrennten und geschiedenen Ehepaaren” nicht viel zu lesen. Schade.

Dabei gibt es hier in der Tat viel zu kritisieren, wie mir als getrennt lebender, alleinerziehender Mann von zwei Kindern nur allzu bekannt ist. Die Frontstellung, in die Sie Mann gegen Frau bringen, lenkt von den eigentlich Schuldigen der Misere von getrennten Paaren ab. Da ist einerseits der Staat, der mit der Trennung sofort die Steuerklassen hoch stuft, sodass man, trotz dem, dass man Kinder groß ziehen muss, einen nur unwesentlich besser einstuft als Kinderlose. Die exorbitanten Scheidungskosten (die Sie in Ihrem Artikel nur nebensächlich erwähnen) können auch nicht von der Steuer abgesetzt werden. Geschweige denn psychologische Betreuung, die eine Familie in Scheidung oft nötig hat und die auch nicht gerade billig ist.

Anstatt die sich trennenden in dieser schweren Zeit zu unterstützen tritt der Staat hier mit voller Kraft nach und holt sich von denen, denen sowieso gerade die Fälle davon schwimmen. Ähnlich ärgerlich ist der Raubzug der Juristen. Jeder Jurist bekommt glänzende Augen, wenn er hört, dass man sich trennen will. Der Anwalt, der den Trennungsvertrag aushandelt, der Notar, der diesen beurkundet und der Richter, der dann die Trennung vollziehen darf. Wobei die exorbitanten Tantiemen ja gerechtfertigt wären, wenn entsprechend Arbeit, Sorgfalt und Sachkenntnis dahinter stehen würden. Dies ist aber selten der Fall.

Als negatives Beispiel seit der Notars genannt, der den Trennungsvertrag von seiner Sekretärin von den Textbausteinen des Anwalts in die Textbausteine des Notariats übersetzen lässt, diesen dann in irrsinniger Geschwindigkeit vorlesen lässt und erst dort bemerkt wie inkonsistent das Geschreibe eigentlich ist. Für die schlampige und minderwertige Arbeit der Juristen werden dann aber Mondpreise den sich trennenden in Rechnung gestellt, die sich nicht wehren können, da sie sowieso schon genügend am Hut haben. Noch dazu ist dieses Vorgehen durch das Gesetz gedeckt. Verwunderlich? Nein. Haben Sie schon einmal in Berlin Notare für höhere Löhne demonstrieren sehen?

Die Antwort ist in der beruflichen Zusammensetzung des Parlaments zu sehen als auch in der Tatsache, dass ein Justizminister immer auch Jurist sein muss. Von dieser Selbstbedienungseinrichtung der Juristen würde ich gerne viele, kritische Artikel in der ZEIT lesen wollen. Folgende Maßnahmen würden meines Erachtens zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation Sich-Trennender führen: Familiensplitting anstatt Subvention von Kinderlosen Ehepaaren Alle juristischen Tätigkeiten (Anwalt, Notar, Gericht) dürfen bei Einigkeit der Sich-Trennenden 1000€ nicht überschreiten Alle Trennungskosten sind steuerlich absetzbar Eheberatung, die auch verfügbar ist, free of charge.

Letzter Punkt würde auch funktionierenden Ehen gut tun. Evtl. wäre eine verpflichtende Beratung nach ein paar Ehejahren etwas, worüber man nachdenken sollte. Durch die turbulenten Lebensphasen, die man als Paar durchläuft, verliert man oft die Partnerschaft selbst aus den Augen. Dies könnte durch eine regelmäßige Paarberatung verhindert werden und würde viel Leid und Kosten sparen. Gedöns? Na, die Zeiten sind zum Glück vorbei. Ich hoffe, dass ich ihnen für zukünftige Artikel einige Anregungen geben konnte. – Martin Hoffschildt

 


 

 

Leserbriefe zu „Waffen und Worte“ von Giovanni di Lorenzo

 

Meine Meinung hat sich im Laufe des Krieges geändert je nach dem, wie sich die Unfähigkeit der deutschen Regierung gerade herausstellte. Zu Beginn des Krieges plädierte ich dafür, dass Deutschland die Ukraine zu Verhandlungen mit Russland und den USA drängte und eine Demilitarisierung der Ukraine vorschlägt; garantiert werden sollte das Ergebnis durch die USA und Russland. Als Deutschland diese Chance verpasste, war ich für ein sofortiges vollständiges deutsches Embargo von fossilen Rohstoffen gegenüber Russland.

In dieser Not hätten eben die Deutschen aus Solidarität gegenüber ihrem Nachbarn den Gürtel für eine Zeit etwas enger schnallen müssen. Als Deutschland diese Gelegenheit verschlief, hätte es in der Ukraine einmarschieren müssen unter der Überschrift: Wir sind nicht die Nato, sondern machen eine spezielle militärische Operation, indem wir unserem Nachbarn in der Not zu Hilfe eilen; wir ziehen uns wieder zurück, wenn die Ukraine befreit ist. Jetzt bin ich für sofortige Verhandlungen zwischen Russland, USA, Ukraine, Deutschland, UNO, und weiteren EU-Staaten. – Karl-Heinz Thier

 

Russland will keinen Krieg. Es ist in der Ukraine sehr ausgeprägt wie sie mit ethnischen Minderheiten umgehen; sehr wenig Toleranz und manchmal nicht die gleichen Rechte. So auch gegen ihre russischen Bürger im Lande. Seit 2014 schon wurde mit Polizeigewalt und auch Militär jeder Versuch derer sich dagegen zu wehren unterdrückt. Das Ergebnis ca. 13000 Tote. Vorwiegend Russen. Leider war eine diplomatische Lösung nicht möglich, weil die Ukraine keine Einsicht und kein Entgegenkommen gezeigt hat. Da hat Putin nur noch eine Möglichkeit gesehen, er ließ das russische Militär in die Ukraine einrücken. Das ist die schlimmste Variante um politische Lösungen zu finden und auch das teuerste. Putin will nicht Krieg spielen, er will ein Ziel erreichen. Und das möglichst schnell.

Die Verhandlungen zwischen Putin und Selenski scheitern stets an der Vorstellung, dass letzterer keinen Gebietsabtretungen zustimmt. Es dürfte aber jedem klar sein, dass die Ukraine um des Friedens Willen um gewisse Abtretungen nicht herumkommt. Über die (meist russische) Ukraine braucht man gar nicht zu reden. Aber auch im Osten des Landes gilt es wohl ein Agreement zu finden. Die beharrliche Weigerung von ukrainischer Seite kostet weitere unnötige Opfer unter der Bevölkerung. Wird der Krieg durch militärische Unterstützung von außen verlängert, wird das Ausmaß eben nur noch schlimmer. Wenn das noch zu verstehen hilft: Deutschland hat einmal seine Ansprüche auf Schlesien und Ostpreußen aufgegeben und nur dadurch wurde letztlich eine spätere Wiedervereinigung einmal möglich. – Rolf Hiller

 

Deutsch könnten besser als andere die Wahrheiten der Kriege wissen. Warum wollen sie sie wieder nicht wissen, dürfen nicht wissen, müssen unwissend gemacht werden? Sie merken es nicht einmal, empfinden, ahnen nicht, lassen sich in Dummheit, Hass, Hysterie treiben. Die Pandemie des Vergessens, Leugnens beherrscht die Köpfe. Jeder Krieg geht mit missbrauchten Gefühlen einher, mit Massenpsychologie, blindem Hass, Zurichtung auf Krieg. Nur so sind Menschen Wahrheiten der Kriege wieder zu verheimlichen. „In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“ Egon Bahr, SPD- Politiker

Es gab einst Politik mit einem Mass an Realitätssinn, Interessen anerkennen, zu beachten. Das ist vorbei, ist fast verboten,wird verfolgt. Frieden ist Krieg – Freiheit ist Sklaverei – Unwissenheit ist Stärke.“ George Orwell 1984 lebt. …donnern die Kanonen,dann ist es die beste Zeit Aktien zu kaufen, wer spürt diesie nicht die Börsenweisheit bei Rheinmetall und Co? Merkt niemand wie der lebensbewahrende Imperativ nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus verstummt ist, in Köpfen zertreten,getilgt wird schon seit 1990? Vom alten neuen Feindbild in aller Schrecklichkeit, dem Russen, seit wann wird es uns wieder vorgeführt?

Seit wann ver-sammelt sich die wstliche Militärmacht an Russands Grenzen? “Es gelten nur noch zwei Währungen in der Welt: Wirtschaftliche Macht und militärische Mittel sie durchzusetzen”, weiss der deutsche General Naumann nicht seit dem 24. Febr.22. Kein Krieg der nicht inszeniert wurde, wissen wir. “Die Kapitalisten wollen keinen Krieg. Sie müssen ihn wollen” hat B. Brecht gewußt, Lafontaine hat es kürzlich ausgesprochen. August Bebel lehrt: “Vorurteilslosigkeit ist das erste Erfordernis für die Erkenntnis der Wahrheit und rückhaltloses Aussprechen dessen, was ist und werden muss, führt allein zu Ziel.” Zwischen emotions- und interessengelenkt unterscheiden, führt an die Wahrheit.

Wer von Geschichte aller Kriege, von denen seit 1990, wer von Imperialismus/Kapitalismus nichts hören will, der hat zu “Putins Krieg” nicht zu beurteilen. Wer in “Putins Krieg” Moral und Menschenrecht, Herzzerreißen vorgibt, von Politik, Interes- sen nicht redet, ist ein Täuscher, Demagoge. Wer Pazifismus liebte solange es ihm diente, sie jetzt als Vaterlandsverräter sieht, beweist eigne Kriegstreiberei. »Sie liefern die Bilder und ich den Krieg.«,gehört bis heute zum Kriegsgeschehen, wie es entmenschlichte, vor Hass blinde, profit-, macht-, interessengesteuerte, personifizierte Politik dieser Tage erlebenswert rund um die Uhr ist. Nicht um Ukraine, Völker geht es, es geht absolut eskalierend um die Zerschlagung Russlands nach Vorbild des Balkan, nützliche Opfer gehörten im er dazu. – Roland Winkler

 

Aus den Medien habe ich gestern erfahren, dass die Bundesregierung die Lieferung von weiteren schweren Waffen an die Ukraine plant. Außerdem wünscht sich Selenenskyj einen Besuch von Scholz am 10. Juni, dem Tag, an dem Russland seinen Sieg über Nazi-Deutschland feiert. Diese Nachrichten bereiten mir große Sorgen.

Putin begründet seinen Krieg gegen die Ukraine bei der russischen Bevölkerung mit der Entnazifizierung des Landes. Diese Begründung bereitet mir Unbehagen, denn die Nazis sind unsere Vergangenheit! Wie wirkt es nun auf die russische Bevölkerung, wenn dort am 10. Juni Bilder von Selenskyj und Scholz zusammen in Kiew im Fernsehen gesendet werden? Sehen die Russen dann nicht in beiden Nazis, vor allem, an diesem symbolträchtigen Tag, dem Sieg gegen Nazi-Deutschland? Lässt das dann nicht nur eine Schlussfolgerung zu, Deutschland muss auch entnazifiziert werden? Wird Russland Deutschland auch den Krieg erklären? Wenn Putin das plant, würden die Bilder ihm, vor seiner Bevölkerung, ein willkommene gratis Kriegsbegründung liefern.

Die Waffenlieferungen bereiten mir mit Hinblick auf unsere Vergangenheit weiteres Unbehagen. Die Nazis wollten Russland überfallen und nun wird wieder mit deutschen Waffen gegen Russland gekämpft. Sollten wir nicht wegen unserer Vergangenheit zurückhaltender mit Waffenlieferungen sein? Was ist falsch an der Idee, die Ukraine finanziell zu unterstützen, mit dem Geld kann das Land dann machen was es will, auch Waffen kaufen. Russland liefern wir mit diesen Waffenlieferungen eine weitere Kriegsbegründung. Verhandlungen sind so nicht möglich.

Ich bin daher der Meinung, dass Scholz auf keinem Fall an diesem symbolträchtigen 10. Juni in die Ukraine reisen darf. Wir dürfen kein Öl ins Feuer gießen und sollten Russland nicht weiter provozieren. Gerade auch, weil wir uns unserer Vergangenheit bewusst sind. Deutschland bewegt sich auf einem schmalen Grat. Der Friede ist unserer wertvollstet Gut, dass es unbedingt zu schützen gilt. Sollte es für uns auf diesem Grat zu gefährlich werden, sollten wir eher umkehren, als den Frieden zu riskieren. Alle Schritte sollte die Regierung mit Bedacht wählen. Dabei darf sie sich nicht von der Opposition, anderen Ländern oder der Ukraine unter Druck setzten lassen! – Judith Laux

 

Die politische Formel „Nie wieder Krieg“ hat zu einer Pragmatisierung von politischem Verhalten, erst recht des derzeitigen Kanzlers geführt, auch weil sie in der deutschen Gesellschaft nur noch als moralische Erzählung empfunden wird. Es hat sich eine Aporie für eine Harmonisierung von Moral-und Verhaltensideal eines Konfliktes verstetigt, welche in der aktuellen Situation eindeutig belegt, dass die politischen Überzeugungen als Verhaltensvorgaben und Begründungsnormen erst recht keine Idealität mehr besitzen.

Es ist legitim und verständlich, auch vergebliche Bemühungen vorzulegen, wenn man von der Wichtigkeit, die öffentliche Aufmerksamkeit auf diesen Krieg zu lenken, überzeugt ist. Sollten sich die Gedanken auch als falsch herausstellen, ist die Zeit nicht verloren, wenn sie bei anderen richtig und sachlich rege werden. Gerade in einer Gesellschaftsform leben zu dürfen, welche von fehlender Einigkeit und von Widersprüchen gespickt ist, darf als ein großes Glück empfunden werden. Dieser Krieg sollte uns lehren, sich in Sachlichkeit verantwortungsvoll zu begegnen, um nicht selbst einen fatalen Beitrag für die Ziele eines Verbrechers zu leisten. – Jürgen Dressler

 

Lüge der Macht. Lügt Putin wirklich wenn er behauptet der Westen wollte die russische Föderation angreifen? Immerhin hat er selbst bei seinen Speisen Vorkoster. Oder glaubte er dies in seinem ideologisch dominierten Weltbild wenigstens zum Teil wirklich? – Wiederum ein unglaubliches historisches Drama der unkontrollierten Macht, nur weil ein Mensch falsch denkt. – Dr. Johannes Hofer

 

Vielen Dank für Ihre Mail vom 01.04.2022, mit der Sie auf meinen Brief vom 16.03.2022 antworten. Sie führen dort den Leitsatz von Gräfin Dönhoff an: Wir wollen unsere Leserinnen und Leser nicht indoktrinieren, sondern ihnen die Mittel an die Hand geben, damit sie sich eine Meinung bilden können. Und wir wollen ihnen auch etwas zumuten, sie nicht nur in ihrer Meinung bestätigen, sondern ihnen andere Argumente und Sichtweisen vorstellen.

Auch in der aktuellen ZEIT regen Sie in Ihrem Leitartikel auf Seite 1 die Diskussion und den Diskurs über die Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine an. In der aktuellen ZEIT veröffentlichen Sie auf Seite 5 den Offenen Brief von Ralf Fücks und anderen Unterzeichnern an Bundeskanzler Scholz. Dies wurde sicherlich in Ihrer Redaktion und mit Ihrer Zustimmung entschieden. Damit bezieht die ZEIT-Redaktion nun klar Position für eine Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. Das bedeutet, dass die ZEIT-Redaktion das hohe Risiko eines – möglicherweise atomaren – Gegenschlags durch das Putin-Regime und damit potentiellen 3. Weltkriegs zumindest in Kauf nimmt. Das ist für mich als langjährigem ZEIT-Leser nur schwer erträglich.

Der von EMMA veröffentlichte Offenen Brief an Bundeskanzler Scholz wird von Ihnen in Ihrem Leitartikel zwar erwähnt, jedoch nicht abgedruckt. Wenn Sie den Leitsatz von Gräfin Dönhoff wirklich ernst nehmen: Drucken Sie bitte den von EMMA veröffentlichten Offenen Brief an Bundeskanzler Scholz in der nächsten ZEIT ganzseitig auf Seite 5 ab, mit einem entsprechenden Hinweis auf Seite 1, und dem Hinweis zur Unterzeichnung auf change.org. – Jürgen Ohm

 

Danke für für Ihre sachlichen Argumente anstelle von „Rauferei“ über vorgefasste, unverrückbare Meinungen. Putin hat sich mehrfach zu seinen geopolitischen Zielen öffentlich, für jedermann zugänglich, geäußert: arte-Dokumentation „Die Rückkehr des russischen Bären“ Bericht Putins zur „Lage der Nation“, Begründung Putins des Überfalls auf die Ukraïne. Solange eine Debatte an diesen Tatsachen vorbei geführt wird, geht eine Strategie zur Lösung der anstehenden Probleme ins Leere. Man muss die Meinungen des Politikberaters Gerald Knaus nicht immer teilen.

Seine Feststellung nach einer Woche intensiver Gespräche 2009 in Moskau mit den Politikberatern des Kreml, darunter Putins Bürochef, hätte in der EU sämtliche Alarmglocken läuten lassen müssen. Niemand hat das bemerkt. Man wollte es nicht wahrhaben, als er feststellte: … das sind verrückte, ich würde sogar sagen, faschistische Intellektuelle. Leider ist „die Politik“ zur sehr mit sich selbst beschäftigt. Nachrichten dieser Art sollten in sogenannten „Denkfabriken“ in wirklichen Debatten erörtert werden. – R. Schmolling

 

Ich stimme Herrn di Lorenzo zu, dass öffentlicher Streit über die Richtung der Ukrainepolitik dringend notwendig ist. Leider war dies seit Kriegsbeginn so gut wie nicht der Fall, weil nahezu sämtliche deutsche Medien im Gleichklang für maximale auch militärische Unterstützung der Ukraine getrommelt haben, getrieben vor allem durch, Wut, Empörung und einen gesinnungsethischen Furor sondergleichen. Die ZEIT war da leider keine Ausnahme. Ich stimme Herrn di Lorenzo auch zu, dass die Ukraine allein entscheiden muss, zu welchen (territorialen) Zugeständnissen an den Aggressor sie bereit ist.

Wahr ist aber auch, dass keine Regierung aus moralischen oder sonstigen Gründen genötigt ist ein Land aufzurüsten auf dessen Agieren sie keinerlei Einfluss hat. Zurückhaltung wäre aus meiner Sicht vor allem deshalb angebracht, weil die Ukraine seit dem 24.2. das strategische Ziel verfolgt, die NATO in diesen Krieg hineinzuziehen. Ukrainische Angriffe mit den gelieferten schweren Waffen auf russisches Territorium könnten Russland zu Gegenschlägen gegen die Liefer- oder Transferländer provozieren. Das wäre dann wohl ein Fall von Artikel 5 des NATO-Vertrages. Ist es verantwortliche Regierungspolitik sich in Überlebensfragen dermaßen vom Handeln einer anderen Regierung abhängig zu machen? – Dr. Mathias Siekmeier

 

Streitpunkt. Worum sich doch gerade der Streit dreht! Herr Lorenzo bringt offenbar allen Ernstes das Argument: „Nur die Ukraine kann dem Elend und dem Sterben der eigenen Bevölkerung durch Konzessionen Grenzen setzen.“ Darum geht es doch bei dem Streit. Die Frage ist, wenn Putin lernt, dass er durch einen Angriffskrieg Konzessionen bekommt, wird er dann seine Aggression begrenzen oder – im Gegenteil – ausweiten? Die Gründe, die für die zweite Antwort sprechen, scheinen eher überzeugend zu sein. Es verwundert, dass Herr Lorenzo fest davon ausgeht, dass dass die erste Antwort zutreffend ist. Diese Frage sollte doch eher durch Diskussionen (Streit) geklärt werden als so apodiktisch und, wie es scheint, mit wenig Überlegung beantwortet zu werden. – Dr. G. Zeyer

 

Krieg – ist ein Fluch der Menschheit und selbst gute Nachbarschaft landet vor Gericht im Streitfall. Frieden schaffen ohne Waffen geht auch nicht im zivilisierten Europa. Hier sind Täter , also Russland und die Opfer ein Ukrainisches Volk, die in der Verteidigung ihres Landes auch Täter werden. Angst vor einem Atomkrieg um die nächste Eskalation s Stufe durch schwere Waffen auszulösen, darüber bestimmt Putin allein.

Jeder Meinungsstreit über schwere Waffenlieferungen in Deutschland beendet nicht den Krieg, den es schon seit 2014 gibt und Angst war schon immer kein guter politischer Ratgeber. Es ist wahr, Deutschland hat 2 Weltkriege erlebt, das macht die richtigen Entscheidungen nicht leichter, wir brauchen aber auch eine klare Haltung wenn es um die Verteidigung unserer Werte geht. Krieg ohne Worte, erst sprechen die Waffen, der Sieger bestimmt wann die Waffen schweigen und Worte gehört werden,. Monolog ist kein Dialog und dazu gehören mindestens zwei Personen. – Thomas Bartsch Hauschild

 

Ja, Deutschland ist uneins in der Frage, ob es der Ukraine schwere Waffen liefern soll. Doch Team „EMMA“ und Team „Fücks“ sind am Ende Teil eines gemeinsamen Ganzen, die Sorgen und Befürchtungen beider haben ihre Berechtigung. Auch ich als Bürger bin ja nun zerrissen. Alte Gewissheiten stoßen auf neue Erfahrungen. Vor 40 Jahren noch im Bonner Hofgarten gegen die Nachrüstung unterwegs, habe ich mich jahrzehntelang auf der richtigen Seite gewähnt.

Doch nun, seit dem verbrecherischen Überfall Putins auf die Ukraine, der neuen Bedrohung Europas durch einen skrupellosen Agressor, wachsen Zweifel. Man muss nicht Bellizist sein, um die Ukraine in ihrem Verteidigungskampf, der ja am Ende auch der unsere werden könnte, mit Waffen unterstützen zu wollen. Wenn wir schon an uns selbst zweifeln, gestehen wir den anderen auch ihre Zweifel zu und bleiben versöhnlich. Am Ende sind wir doch alle Team „Frieden“. – Heiko Fengels

 

Waffen und Worte, da bleibt mir nur EINE Frage: wie können Sie bei aller Wortgewandtheit und Gedankentiefe von „Konzessionen“schreiben, die nur die Ukraine eingehen kann? Das konterkariert den ausgewogenen Voraustext; denn Konzessionen sind nicht Sache des mörderisch Überfallenen. Uns bleibt nur: was immer die Ukraine lässt oder tut, ist ALLEINE deren Entscheidung, da haben wir ganz stille zu sein. – Klaus G. Vogel

 

Seit Monaten zunehmend stelle ich fest, dass DIE ZEIT (Ich bin langjähriger Abonnenent) ihrem selbstgestellten – und in der Eigenwerbung wiederholt betontem – Anspruch alle Seiten eines Problems zu beleuchten, und verschiedene gegensätzliche Meinungen zu Wort kommen zu lassen, nicht gerecht wird. Nur als Beispiele aus der aktuellen Ausgabe (N° 19):

Im Leitartikel auf Seite 1 erwähnt Giovanni di Lorenzo den in der Zeitschrift EMMA veröffentlichten Offenen Brief an Bundeskanzler Scholz. Auf einen Abdruck oder zumindest eine Zusammenfassung des Inhalts wird verzichtet. Stattdessen wird auf Seite 5 der „Gegenbrief“ im Wortlaut abgedruckt und auf eine website zur Unterzeichnung verwiesen. Auf Seite 6 interviewt Herr Thumann Anton Schechowzow. Dieser wird als „Experte für Rechtsextremismus“ vorgestellt. Wünschenswert wäre ein Hinweis auf seine Tätigkeiten für „euro-atlantische“ Institutionen.

Ich gehe nicht auf die Inhalte oder politischen Meinungen ein. Meine Kritik richtet sich gegen einseitige russlandfeindliche und ukrainefreundliche Berichterstattung. Wie hieß es vor wenigen Monaten in der Eigenwerbung?: „Wenn alle dasselbe sagen werden wir misstrauisch“ (oder so ähnlich). Es fiel mir nicht leicht, aber ich habe mein Abo heute gekündigt. – Rudolf Deiml

 

Bei der Frage der Lieferung schweren Gerätes (Waffen) an die Ukraine durch Deutschland ist es so wie bei Fußballländerspielen: Es gibt 80 Millionen Bundestrainer oder eben 80 Millionen Experten für die Art und Weise von Waffenlieferungen. Ganz weit vorne Intellektuelle, Journalisten, Künstler und Philosophen sowie Politiker, die glauben, dass der „gesunde Menschenverstand“ bei dieser Frage (Lieferung schwerer Kriegsgeräte) nicht ausreicht. In offenen Briefen an den Bundeskanzler Olaf Scholz wird dafür und dagegen argumentiert.

Es geht aber eigentlich um Moral und Ethik und das die politischen Entscheidungsträger nicht „Angstgeboren“ sein dürfen. Frau Baerbock, Herr Habeck und wohl auch Olaf Scholz lassen sich nicht beirren, was in diesen Zeiten schon beachtenswert ist. Statt dies zu goutieren werden persönliche Einstellungen und Meinungen zu einem Lösungsvorschlag hochstilisiert und in offenen Briefen so getan als seien die jeweiligen Unterzeichner Kriegs,- Friedens -und Waffenexperten. Was soll das? Was trägt dieser Brief-Aktionismus zu erträglichen Lebensumständen der ukrainischen Bevölkerung bei? Gar nichts!

Der Ukraine ist beim „Überlebenskampf“ zu helfen. Gleichzeitig ist über eine „Gesichtswahrende“ Beendigung des Krieges durch Putin nachzudenken. Die Provokation des Aggressors Russland (sprich: Putin) kann ja wohl nicht der überfallenen Ukraine angelastet werden. Ein „Diktatfrieden“ durch Putin muss ebenso verhindert werden wie ein übereilter „Kapitulationsgedanke“ durch die Ukraine (sprich: Selenskyi). Erstes Ziel muss ein Waffenstillstand sein. Die Dritten (USA, EU und Nato) sollten die eigenen Belange hintenanstellen und nur die militärischen und vor allem die humanitären Hilfen für die ukrainische Bevölkerung im Auge haben. – Felix Bicker

 

Um es absurd auszudrücken : In der Zeitschrift Emma wird das Kriegsbeil des Pazifismus geschwungen. Der Pazifismus erzeugt in Zeiten eines verbrecherischen Angriffskrieges, wie er zurzeit in der Ukraine Menschen und Land zerstört, leider eine eher verstörende Reaktion. Wird die Ukraine aus Gründen überfallen, die der Aggressor, Putins Russland, niemandem auf der Welt plausibel erklären kann, aber um so mehr als die bösartigen und abartigen Absichten eines Diktators zu erkennen sind, liegt hier eindeutig ein Kriegsverbrechen vor. Die unschuldigen Bewohner der Ukraine müssen geschützt werden.

Leider müssen sie es selbst tun und es muss ihnen deswegen unbedingt das Recht zugestanden werden, selbst Waffen einzusetzen, egal ob Jagdbomber, Raketen, Panzer oder Geschütze. Da der Gegner Russland über ganz andere Mengen an Kriegsmaterial und Soldaten als die Ukraine verfügt, muss hier der Westen mit seinen demokratisch verfassten Ländern zumindest Waffenhilfe leisten. Unterlässt der Westen diese Art Hilfe ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Putin einen schlechten Sieg über die Ukraine erzielt, der mit einer Unterwerfung des ukrainischen Volkes aber seinen grausamen Höhepunkt findet.

Die Brutalität der russischen Streitkräfte, die schon jetzt berüchtigt ist, würde die Ukrainer insgesamt treffen und fast noch schlimmer, ihnen droht auch die Versklavung. Hat Alice Schwarzer über diese furchtbare Perspektive auch schon nachgedacht ? Und warum dem Philosophen Habermas die Selbstgewissheit der Jugend bei der Unterstützung der Ukraine unheimlich erscheint muss auch noch erklärt werden. Da erscheint der Offene Brief um den Publizisten Fücks viel klarer und überzeugender in seiner Begründung für die deutsche Waffenhilfe. Die steht immerhin in Einklang zu der Politik des Bundeskanzlers. Das will schon etwas heißen im (ewigen)Nachkriegsdeutschland.

Vielleicht gibt es durch den Kriegsfall Ukraine endlich ein Umdenken und Überwinden der typisch deutschen Trägheit und Unlust, Politik in größeren Bezügen als Binnenwohlstandssucht und Abkapselung vom Weltgeschehen zu begreifen. Die Deutschen haben ein solides geistesgeschichtliches Fundament um mit diesem Pfund zum eigenen Wohl zu wuchern. Das unsere Vergangenheit mit der Hitlerdiktatur dabei auch eine Rolle spielt ist kein Widerspruch dazu und ist eher Ansporn, es nie wieder so weit kommen zu lassen. Bezogen auf Diktator Putin reibt man sich die Augen, da die Sowjetunion unter Hitler schreckliche Verluste erleiden musste, aber heute nicht erkennen will, dass gerade eine zeitversetzte Parallele zu Nazideutschland im Entstehen ist.

Kürzlich erschien in dieser Zeitschrift ein Interview mit dem französischen Philosophen Bernard Levy zum Krieg in der Ukraine. Da wurde der Standpunkt des Philosophen klar, der sich nicht auf plakative Begriffe wie Bellizismus und Pazifismus festlegen lässt. Der eher klar macht, dass der Mensch ein Recht hat sich zu wehren wenn ihm Unrecht geschieht. Tragischerweise ist dann der Gebrauch von Waffen auch mit Tod und Verderben verbunden. – Klaus Reisdorf

 

Das wofür Sie so leidenschaftlich plädieren,eine Depatte die sich meinem Anspruch nach ausgewogen abbilden sollte, vermisse ich in ihrer Zeitung und in der deutschen Fernsehlandschaft.Die Waffen-Liefer Fraktion sehe ich deutlich mehr repräsentiert. Hat das damit zu tun das die nicht Befürworter der Lieferung von schweren Waffen die besseren Argumente haben und die Angst besteht eine eingeschworene Kriegspolitik wie wir sie aus der Vergangenheit kennen Vietnam und Irak-Krieg infrage gestellt wird? Ich hoffe auf eine demokratisch ausgewogene Presse die ihren Namen verdient. Wenn ich mir dann noch die Talkshows mit den überwiegend gleichen Welterklärern anschaue dann verstärkt sich diese Wahrnehmung noch. – Kurt Zoller

 

Noch dauert der Ukraine – Krieg an, leider. Wie er ausgehen wird, wann es soweit ist, weiß im Moment niemand . Aber schon jetzt zeichnet sich ab, dass auch nach Kriegsende nichts mehr so sein wird wie vorher, in der Ukraine, in Deutschland und auch in Europa nicht . Bundeskanzler Scholz spricht zu Recht von einer Zeitenwende und ich denke, die Bevölkerung spürt dies auch, es bewegt sie.

So ist es kein Wunder, dass die Waffenlieferungen in die Ukraine heiß diskutiert werden. Allerdings glaube ich nicht, dass der öffentliche Diskurs bisher weitestgehend in den sozialen Medien geführt wurde. Ich finde, dass den sozialen Medien in der Vergangenheit überproportional viel Aufmerksamkeit und Gewicht zugesprochen wurde und sie keineswegs das Meinungsbild in der Bevölkerung widergespiegelt haben. Die Diskurse in den sozialen Medien sind schnell, häufig genug plakativ und aggressiv, genauso rasch vergessen, wenn das nächste Thema interessant wird.

Jürgen Habermas erscheint die Selbstgewissheit der Jüngeren bei der Unterstützung der Ukraine unheimlich. Ich finde diese Unterstützung weder unheimlich noch verwunderlich. Die jüngere Generation pflegt ein wesentlich unverkrampfteres Verhältnis zu der deutschen Vergangenheit, was die Nazi – Zeit und den zweiten Weltkrieg angeht. Fast acht Jahrzehnte liegt diese Zeit zurück und wir leben jetzt in einer anderen.

Gerade heute hat mir meine jüngste Tochter, Erstwählerin bei der Landtagswahl in Schleswig – Holstein , gesagt, dass sie die Aufarbeitung der deutschen Nazi- Vergangenheit für gelungen hält. Das hat mich sehr gefreut und gibt Hoffnung für die Zukunft, denn auch ihr ist bewusst, dass es in Deutschland immer noch Faschisten und Neo-Nazis gibt, die die deutsche Vergangenheit leugnen wollen oder gar Schlimmeres anstreben.

Die Rede von Bundeskanzler Scholz am 1. Mai habe ich mitverfolgt. Sie hat mich beeindruckt und die Leute, die sich als Pazifisten sehen und Ihn niederschreien wollten, verstehen nicht, dass ihr Pazifismus in dieser Lage nichts bewirken kann. Sie verstehen nicht, dass Aggressoren wie Putin gerne die Welt untertan machen würden, wenn sie es könnten, Tatsachen mit Gewalt schaffen.

Ich glaube kaum, dass der Großteil der Bevölkerung nicht für Frieden und Freiheit ist und sich über Waffenlieferungen in die Ukraine wirklich freuen kann. Die Waffenlieferungen sind aber notwendig, um die Ukraine gegen Putin zu unterstützen, den Krieg und die Gräueltaten gegen die Menschen in der Ukraine schnellstmöglich zu beenden. Das Ziel ist der Frieden und wer sich jetzt für Waffenlieferungen ausspricht ist, ist keinesfalls ein Kriegstreiber und damit automatisch ein Gegner vom Pazifismus. – Regina Stock

 

Keine Frage, die Gefahr eines dritten und endgültigen Weltkrieges ist realistischer als jemals zuvor. Und diese Gefahr wird eskaliert durch die offensichtlich unstillbare Aggression des russischen Präsidenten, der mittels brutalster Kriegsverbrechen jene Dystopie einlöst, die ausgerechnet viele politisch Verantwortliche selbst nach der Okkupation der Krim jahrelang nicht als Worst-Case-Szenario in Betracht ziehen wollten. Alice Schwarzer hat – wie jeder andere Mensch auch – das Recht auf Leben.

Dieses Recht ist unteilbar und unveräußerlich. Die Menschen in der Ukraine machen seit Beginn des Krieges ebendieses Recht, das natürliche Recht auf Selbstverteidigung, geltend. Wenn wir nun, unter der Androhung von weiterer Gewalt bis hin zu sich wiederholenden Kriegsverbrechen, bereit sind, unsere höchsten Werte menschlicher Zivilisation aufzugeben, ebnen wir allein dem Recht des Stärkeren den anarchistischen Weg. Weder Frieden, noch Freiheit, noch die Würde der Menschen in der Ukraine könn(t)en damit gesichert werden. Allein das Unterdrückungs- und Machtpotenzial Russlands hätte fatale Herrschaft erhalten. So ist das Ansinnen von Schwarzer und den Mitunterzeichnern des offenen Briefes zur Diskussion und zum umsichtigen Handeln zwar vernehmlich.

Eine bewährte Antwort auf das Dilemma (auch) dieses Angriffskrieges und Vernichtens indes bietet sie mitnichten. Denn es ist wohl so: Kein Intellekt, keine Sanftmütigkeit sind der brachialen Selbstsucht und unendlichen Dummheit des Menschen gewachsen. Darüber hinaus stimme ich dem themenübergreifenden Fazit des werten Giovanni di Lorenzo zu: Nach der sogenannten Flüchtlingskrise und Corona-Politik erfolgt endlich ein luzider und respektvoller Diskurs in der deutschen Öffentlichkeit, an dem wir alle nicht nur intellektuell wachsen können. – Matthias Bartsch

 

Ja , Herr di Lorenzo hat recht: Es ist gut, dass es den offenen Brief in der Emma und den Beitrag von Jürgen Habermas gibt. Warum werden in der Zeit nicht beide Briefe nebeneinander veröffentlicht sondern nur der Gegenbrief? Dann nämlich könnte die Leserin, der Leser direkt vergleichen. Und ja, „nur die Ukraine kann dem Elend und dem Sterben der eigenen Bevölkerung durch Konzessionen Grenzen setzten“. Aber Deutschland hat als souveräner Staat das Recht und die Pflicht darüber zu entscheiden wie weitgehend es sich am Fortgang des Elends und des Sterbens durch Waffenlieferungen beteiligt.

Die Maximalforderung von Annalena Baerbock, dass alle russischen Truppen – auch die auf der Krim- das Land verlassen müssen und die Aussage der USA und von Ursula von der Leyen, dass die Ukraine gewinnen muss,(was heißt eigentlich gewinnen?) gehören wahrscheinlich nicht zu der unzulässigen Einmischung in die Angelegenheiten der Ukraine. Herr Selenskyj hat sich hier deutlich vorsichtiger ausgedrückt. „Das Minimum ist , unsere Gebiete mit dem Stand vom 23. Februar wiederzubekommen“. Wenn das jetzt noch reicht?

Und es gab auch schon einmal die Bereitschaft, auf eine NATO Mitgliedschaft zu verzichten und neutral zu werden, wenn es Sicherheitsgarantien gibt. Warum wird das , in Übereinstimmung mit der Ukraine versteht sich, nicht weiter verfolgt? Eine humanitäre Hilfe für die Ukraine und die Flüchtlinge ist allerdings eine menschliche Verpflichtung. Ich finde es gefährlich, dass fast nur von Waffenlieferungen die Rede ist. Warum wird auf internationaler Bühne nicht mindestens genauso viel in die Diplomatie investiert. Die PoliterInnen reisen zwar fleißig in die Ukkraine, aber

warum gibt es kein Gremium aus UNO, EU, USA und ggf. noch einem asiatischen Vertreter die zusammen mit Herrn Selenskyj besprechen, welche Lösung die Ukraine sich vorstellen könnte, damit ein Waffenstillstand zustande kommen kann. Verhandlungen über einen Kompromiss, mit dem beide Seiten einverstanden sind, wird es ohnehin irgendwann geben müssen. Warum nicht schon längst? Wenn ein geballter internationaler diplomatischer Vorstoß von Putin abgelehnt wird, kann man ja immer noch über die Lieferung von schweren Waffen sprechen. Aber erst dann. Es muss doch darum gehen, diesen fürchterlichen Angriffskrieg so schnell wie möglich zu beenden.

Ich glaube, dass je länger der Krieg dauert, je mehr Waffen eingesetzt werden, umso größer ist die Gefahr der Eskalation, je mehr Menschen werden sterben und/oder verletzt sein, umso mehr Häuser und Infrastruktur werden zerstört sein und umso schlechter werden die Verhandlungsbedingungen für die Ukraine. Und eine Aussage von Generalsekretär Herrn Stoltenberg gibt mir zu denken; hier sinngemäß: Es ist schrecklich wenn Putin gewinnt aber vielleicht ist es noch schrecklicher, wenn er verliert. – Petra Harink

 

Die Leserbriefe in der ZEIT Nr.19 zum Ulrich – Artikel haben mich beruhigt. Ebenso der Leitartikel von Giovanni di Lorenzo. Hätte nicht gedacht, dass so viele unausgeglichene und verdeckt parteiische Artikel auch abseits der Boulevard-Medien veröffentlicht werden. Nun, wem auch immer Dank, ich bin nicht allein mit meiner Wahrnehmung. Nichts für ungut. – Klaus Timmerbeil

 

Ihr Leitartikel würdigt den Diskurs. Ich hätte mir deshalb sehr gewünscht, den offenen Brief von Ralf Fücks und anderen Unterzeichnern und den in Emma veröffentlichten offenen Brief an Bundeskanzler Scholz gleichzeitig in der Zeit zu finden. Wirklich schockiert aber hat mich das Tagebuch aus Kiew.

Sätze wie „ich fühlte nichts als Neugier und Genugtuung“, nachdem zuvor ein verbrannter Russe und ein halber Arm gesehen wurden, treiben mir die Tränen in die Augen! Mein Opa sollte kurz vor Kriegsende an der Ostfront verheizt werden. Es gibt leider sicher auch russische Soldaten, die einfach verheizt werden. Mit solchen Sätzen werden sie bereits nicht mehr als Menschen gesehen. – Dr. Stefanie Klein

 

„In Deutschland wird wieder leidenschaftlich diskutiert, und das (…) ist eine tröstliche Nachricht:“ Dieser Eingangsbehauptung von Di Lorenzo kann man nur zustimmen. Unterschiedliche Auffassungen zu vertreten, dem Anderen zuzuhören und sich selbst zu überprüfen sind zentrale Voraussetzungen für eine freie und demokratische Gesellschaft. Oft werden solche öffentlichen Diskussionen durch offene Briefe angeregt und befeuert. Initiiert werden solche offenen Briefe üblicherweise von MitbürgerInnenn, die von der gesellschaftlichen Öffentlichkeit als Vorbilder wahrgenommen werden.

Bei Menschen dagegen, diie bewiesen haben, dass sie keine Vorbilder sind, weil sie auf Kosten der Allgemeinheit vorrangig eigene Interessen verfolgt haben, wirkt es eher peinlich, wenn sie sich als Verfasser eines offenen Briefes in der öffentlichen Diskussion nach vorne drängen. Ein offener Brief von Helmut Kohl nach der Spendenaffäre wäre eher seltsam gewesen, zu welchem Thema auch immer. Und ich vermute, dass es auch nicht so einfach gewesen wäre, unbescholtene Mitunterzeichner zu finden.

Meines Wissens hat Frau Schwarzer über einen langen Zeitraum hinweg umfangreich den Staat und die Gesellschaft betrogen und ist dafür von einem Gericht rechtskräftig verurteilt worden. (Falls ich mich hier irren sollte, bitte ich darum, meinen Leserbrief nicht zu veröffentlichen …) Warum gerade sie sich als gesellschaftliches Vorbild versteht und warum gerade sie Mitunterzeichner findet, bleibt mir ein Geheimnis. Und in meinen Augen schadet es auch dem öffentlichen Diskurs über den Umfang der Unterstützung der Ukraine. – Wulf Pieritz

 

Was kann gegen Fake news unternommen werden? Das Thema wird gerne kontrovers diskutiert. Je nachdem, ob man ein Verständnis für Russland entwickelt wird gesagt: Die Ukraine muss sich nur damit abfinden, dass die Krim Russland auf Dauer überlassen wird, schließlich ist sie historisch gesehen schon immer ein Teil Russlands gewesen, dann sind die Voraussetzungen für einen Frieden gegeben.Andererseits wird gesagt: Durch die Eingliederung der Krim in die Ukraine durch Chruschtschow wurden völkerrechtlich bindende Fakten geschaffen. Wer sie rückgängig machen will, der will das Recht brechen.

Es wäre interessant, wenn die ZEIT eine Rubrik einführen würde in der Art: Fake news, ja oder nein? Zutreffend oder nicht? Korrekte Fakten oder nicht? Die ZEIT hat doch alle Möglichkeiten und einige Routine im Recherchieren und könnte den Lesern dabei helfen, zu beurteilen, welche Argumente glaubwürdig sind und welche nicht. Wie ist es z. B. mit dem Argument, die Krim sei schon immer russisch gewesen?

Dass man das nur mit Einschränkungen glauben kann, wird klar, wenn man überlegt, dass es bedeuten würde, es hätte Russland schon in der Antike gegeben, und die Krim hätte seither zu Russland gehört. Ist es nicht so, dass die Krim schon lange von Tataren, den sogenannten Krimtataren, bewohnt wurde und diese erst nach der russischen Okkupation der Krim deportiert wurden? Es wäre zu begrüßen, wenn die ZEIT, anstatt nur die kontroversen Argumente wiederzugeben, viel ausführlicher die tatsächlichen, belegbaren historischen Fakten beschreiben würde, damit man sich selbst eine Meinung dazu bilden kann. – Dr. G. Zeyer

 

Aus Rot am See grüße ich Sie. Sie haben in Ihrem Leitartikel, in dem es um das Für und Wider der Lieferung schwerer Waffen ging, uns erinnert, dass wir die Menschen, die vom Krieg unmittelbar betroffen sind, nicht vergessen. Mich erinnert der Krieg zwischen Bruder-Völkern an die alte Geschichte der Bibel vom Brudermord des Kain an Abel. Die Betroffenheit über die Kriegsverbrechen, die in Butscha und anderen Orten geschehen sind, hat unsere Außenministerin deutlich zur Sprache gebracht.

Mir ist aufgefallen, dass sie deutlich die Unabhängigkeit Deutschlands von russ. Energie betonte für jetzt und in Zukunft. Ob sie sich dessen bewusst war, was das für die deutsche Industrie und Privathaushalte an horrenden Preissteigerungen bedeuten wird, wage ich zu bezweifeln. Die Macht der Bilder ist überwältigend, in der Zeit, in der alles Geschehen weltweit verfügbar ist. Die Macht der Bilder war auch einige Monate lang nach Fukushima präsent, die Frau Merkel veranlasste, die Atomkraftwerke in Deutschland zurückzufahren.

Welche Folgen der dringende Appell nach Waffen, Waffen, Waffen haben wird, werden wir in 10 Jahren vielleicht deutlicher sehen als jetzt. Aus diesem Grunde erlaube ich mir, Ihnen einige Gedanken weiterzugeben, die mir in letzter Zeit gekommen sind, zur Frage der Berichterstattung versus Propaganda, der perfekten Inszenierung des Präsidenten Selenskyjs und der Gedankenwelt Putins (von der Historikerin Fiona Hill).

PS: Wir alle stehen unter dem Eindruck schockierender Bilder der Gewaltanwendung. Wenn man die unterschiedliche Berichterstattung (bzw. Propaganda) ansieht, habe ich den Eindruck, der Krieg wird nicht nur auf Schlachtfeldern geführt, sondern auch in den Redaktionen und den Medien, eingeschlossen regierungskonforme Fernsehkanälen. Ich stelle nicht in Abrede, dass man die ukrainische Regierung auch mit Waffen (darunter auch notfalls schwere) unterstützen sollte. Aber ob es Aufgabe der deutschen Regierung ist, das zu tun, stelle ich aufgrund unserer Geschichte mit dem 2. Weltkrieg in Frage. Da gibt es unbelastetere Länder.

Auch mit der Ausbildung von Personal für Panzerwaffen in Deutschland wäre ich vorsichtig. Ich wundere mich, wie dringlich gefordert wird, dass unsere Regierung schwere Waffen liefere und dass sie offen lege, welche Waffen sie geschickt habe und schicken werde. Ich bin davon ausgegangen, dass oberstes Gebot im Krieg die Geheimhaltung ist, was die eigene Truppenstärke und verfügbare Waffen anbelangt.

Geheimhaltung und überraschend angreifen, das haben uns die Israelis auch im 6-Tage-Krieg gezeigt, wie das geht. Außerdem ist nicht ausgemacht, ob mehr Waffen automatisch eine Verkürzung des Krieges bringen. Es gibt genug Beispiele dafür, dass Interventionen von außen (vgl. syr. Bürgerkrieg), den Krieg deutlich verlängert haben. Wenn ich recht sehe, war sich der Westen einig, dass die FSA mit Waffen und Geld gegen den ´bösen Assad´ unterstützt werden muss und das mit dem Gefühl, auf der rechten Seite zu stehen. Dass ein Aufstand gegen ein Regime anders zu bewerten ist als die Abwehr eines frontalen Angriffs von außen, das ist völlig klar. Dass Gott herhalten muss, um die eigene Sache zu unterstützen und zum Siege zu führen, ist eine altbekannte Geschichte.

Ich bin sehr besorgt um den weiteren Verlauf des Krieges. Soll die Ukraine ein weiteres Syrien werden, auf weiten Teilen zerstört und größere Teile seiner Bevölkerung im Ausland lebend? Wie wird die Welt nach einer Beendigung des Kriegs aussehen? Wird Russland zum Vasall Pekings werden? Wird unsere Wirtschaft den Import von teurem Flüssiggas verkraften? Handeln die Amerikaner aus purer Liebe zur Demokratie, oder stehen verdeckte, knallharte Wirtschaftsinteressen im Vordergrund? Im Vorfeld: Wie ist die Nato-Osterweiterung zu bewerten?

PS: Am 24.4.22 war das orthodoxe Osterfest. Die Bilder waren bezeichnend: Die Botschaft Selenskyjs in einer prachtvollen Kirche (perfekt inszeniert) und in Moskau Putin, eine Osterkerze haltend, während der Metropolit vorbeizog, die Osterliturgie feiernd. Die Christen sollten m. E. vorsichtig sein, wenn Gott vorschnell für eigene politische Ziele vereinnahmt wird. Es ist zum Heulen, dass ein Volk das andere überfällt, obwohl sie Teil desselben orth. Christentums sind. War das z.B. im 1.Weltkrieg bei uns nicht dasselbe? Auch in christl. Kirchen wurde damals für den Sieg gebetet und Waffen gesegnet. Ich frage mich, wozu gehört mehr Mut für Olaf Scholz, dem Druck der Öffentlichkeit nach Lieferung von schweren Waffen nachzugeben, oder zurückhaltend zu sein?

PS: Der Deutsche Bundestag hat jetzt eine historisch weitreichende Entscheidung getroffen im Hinblick auf die Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine. 586 Abgeordnete nahmen den gemeinsamen Antrag an. Dass die Abgeordneten dabei von guten Zielvorstellungen ausgingen, will ich nicht in Abrede stellen, nämlich die, der existenziell bedrohten Ukraine substantiell zu helfen, dem unrechtmäßigen Vorgehen Putins entgegenzutreten und nach Möglichkeit den Krieg möglichst bald zu beenden. In Ramstein hat die Nato geschlossenes Auftreten gezeigt und die Nato-Mitglieder haben sich hinter die USA gestellt, auch mit der Strategie, Russland entscheidend zu schwächen, so dass von diesem Staat für Europa keine größere Gefahr ausgehen wird.

Ich habe kürzlich erneut ein Interview mit der Historikerin Fiona Hill gelesen (im Spiegel 7/2015 veröffentlicht) unter dem Titel: „Putin will Respekt“. Sie hat zusammen mit einem Kollegen das Buch „Mr. Putin“ geschrieben. Als sie zu einem Essen im Kreml eingeladen wurde und neben ihm saß, gab es von seiner Seite keinen Blickkontakt oder Small Talk. Manchmal machte er sich Notizen. Alles war einstudiert. Sie sagt: „Sein gesamtes Image ist ein künstliches,“ alles ist so arrangiert, um seine wirkliche Person zu verschleiern. Ja, viele Menschen in Russland haben Angst. In der Öffentlichkeit ist es schwer, von Russen eine ehrliche Antwort zu erhalten.

Bekannt ist, dass Russland, als Putin an die Macht kam, in einer Zeit des politischen und wirtschaftlichen Niedergangs, des Zerfalls sich befand. Ist es da nicht verständlich, dass er sich ein starkes Russland wünschte, das an glorreiche Zeiten Russlands wieder anknüpfen könnte. Fiona meint, dass seine Vorstellung von einer „Mutter Russland“, wobei der Einzelne sich in den Dienst des Staates zu stellen habe, im Westen nicht wirklich verstanden wurde. In Putins Denken ist die Ukraine kein eigenständiger Staat, sondern Teil des slawischen Russlands, das eine 1000jährige Geschichte aufweisen kann. Nun, wir können darüber lächeln, oder sich darüber hinwegsetzen. Dass die russische Seite, nach ihrer traumatischen Erfahrung der Auflösung der alten UDSSR, die Osterweiterung der Nato argwöhnisch beäugt, ist m. E. nicht weiter verwunderlich.

Die Amerikaner, wie sie Saddam Hussein beseitigt haben und was hernach kam, haben sich nicht gerade Kultur-sensibel gezeigt. Darüber kann man Bücher schreiben oder vielleicht auch orientalische Christen fragen, wie sie die Folgen der amerik. Politik im Nahen Osten erlebt haben. Ja, wir können vielleicht Russland entscheidend schwächen. Vielleicht ist die Folge die, dass in Zukunft Russland sein Öl und Gas nach China exportiert und zum chinesischen Vasallen mutiert.

Putin gilt als äußerst hartnäckig im Verfolgen seiner Ziele. Fiona Hill sagte: Seine schwere Kindheit in Leningrad hat ihn geprägt. Das Gesetz der Straße war: Du musst zurückschlagen, wenn du angegriffen wirst. Putin hat daraus eine Lehre gezogen: „Wenn du siegen möchtest, musst du jeden Kampf bis zum Ende kämpfen, als wäre es die letzte, entscheidende Schlacht.“ Der Tschetschenen-Krieg hat dafür ein Beispiel gegeben.

Ich bin weit entfernt, das Vorgehen Putins gut zu heißen. Aber ich bin sehr besorgt, wie leichtfertig manche Leute in Talkshows unsere Regierung unter Druck setzten, was die Lieferung von schweren Waffen anbelangt. Außerdem wird in Medien der Eindruck erweckt, dass ein mögliches Gasembargo für Deutschland gar nicht so gravierend wäre und dazu helfen auch Wirtschaftsinstitute, die dann von einem Rückgang des Wirtschaftswachstums von 2 bis knapp 4 Prozent sprechen.

Es liegt auf der Hand, dass die Wirtschaftsleute in den USA sich freuen, wenn wir in Europa vermehrt Fracking-Gas zu sehr hohen Preisen importieren. Das Geschäft muss laufen, das der Ölkonzerne und der Rüstungsindustrie. Mehrere Milliarden werden bei Rüstungskonzernen der USA landen. Ich bin eben der Überzeugung, dass Politik keine Spielwiese ist, sondern dass es da um Interessen geht, die notfalls knallhart durchgesetzt werden.

Ich komme noch mal zurück zu dem Interview mit der Historikerin Fiona Hill. Sie sagt: Putin will Respekt und dazu gehört auch, die Einflusszonen Russlands zu respektieren, zu denen auch die Ukraine (aus russischer Sicht) gehört. Kluge Politik wäre, darauf einzugehen und gegebenenfalls eine gegensätzliche Sichtweise zu präsentieren. Was der Westen in Afghanistan, im Irak und in Libyen gemacht hat, diese Politik glich m. E. mehr der des Elefanten in einem Porzellanladen. Den Abgeordneten wünsche ich Weisheit bei ihren politischen Entscheidungen in einer Welt, die täglich komplexer und unüberschaubarer wird. – Dieter Loest

 

Mir reicht es jetzt. Nach 40 Jahren Zeitlektüre zunächst als Mitleser, seit vielen Jahren als Abonnent, nehmen ich mir jetzt Zeit für andere Medien. Die Ausfälle des Herrn Ullrich gegenüber der Friedenspolitik der BRD, die gefühligen Titel mit Hobbyfreud-Verdacht, der Bellizismus, die Kumpanei der Hamburger Freunde (Zeit-Warburg Bank), die seltsamen Konvente, Kongresse und andere Veranstaltungen (ist die Zeit eigentlich nur noch ein Nebenprodukt, man merkt auf jeden Fall auf welcher Linie das Blatt inzwischen angekommen ist), das möchte ich nicht mehr unterstützen.

Und zum Schluß und ganz aktuell wieder mal Herr Lorenzo der mit moralischer Überheblichkeit postuliert, dass nur die Ukrainische Führung durch Konzessionen den Tod vieler Menschen verhindern kann. Damit spricht er mir ja sogar das Recht ab, darauf hinzuweisen, dass es immer Alternativen gibt, zum Sterben im Krieg. Aber wir haben diesem Politischen-Clown ja erst den Floh ins Ohr gesetzt, wonach der Krieg zu gewinnen sei.

Ich Jahrgang 62 bin mit einem traumatisierten Vater, der als Jugendlicher die Flächenbombardements im Ruhrgebiet überlebt hat aufgewachsen. Bei jedem Sirenentest in den frühen 1970er Jahren, vorzugsweise am Samstagmittag, wenn wir im Garten waren, überkam ihn das Zittern, er verschwand im Haus. Sein Satz: Egal was für eine große Klappe sie vorher hatten, unten im Keller haben alle gewimmert und gebetet und jeder wollte überleben. ER natürlich auch, aber auch die Nazi-Großmäuler, die es meinen Vorfahren als bekennende Katholiken immer schwer gemacht haben. Es ist nicht bekannt, ob tatsächlich alle Ukrainer sterben wollen und ob sie eine Eskalation unter allen Umständen, auch um den Preis des eigenen Todes, wünschen.

Auf diesen Wunsch nach Überleben hinzuweisen, und zuzugeben, dass es auch Wege jenseits schwerer Waffen gibt, wäre auch Aufgabe einer Qualitätszeitung. Welche Ideen gibt es denn für eine Nachkriegsordnung? Wie lange will Frau Baerbock Krieg führen, wenn sie das Ende der Wirtschaftssanktionen erst nach einem vollständigen Abzug „der Russen“ sieht. Ist das nicht masslose Überschätzung der Größe und Bedeutung dieses lächerlich kleinen Landes, dass sich aufschwingt endlich wieder Weltpolitik machen zu wollen und natürlich, gzute deutsche Tradition, in den Krieg zieht. Man kann das Tönen gerade der Grünen und der FDP auch mal unter diesem Aspekt untersuchen. Aber das passt gerade nicht in den Zeit-Geist. Also hier meine Kündigung. – Reinhard Schmidt

 


 

 

Leserbriefe zu „Offener Brief“ von Stephan Anpalagan et al.

 

Schwere Argumente statt schwere Waffen! Der zuletzt veröffentlichte offene Brief einer Reihe deutscher Intellektueller an Kanzler Scholz im Zusammenhang mit der „schwere-Waffen“-Debatte kommt zur rechten Zeit. Leider wirkt er jedoch mit seiner Mischung aus taktischem Kalkül, ethischem Apell und schiefer Zuordnung von Verantwortung leider holprig, nicht zu Ende gedacht und vor allem durch und durch deutsch.

Das Gruseln angesichts eines Bundestages, der, wie Ende Februar geschehen, bei der Ankündigung von 100-Rüstungsmilliarden in frenetischen Jubel ausbricht, hat sicher manche befallen, nicht nur die Schreiber dieses Briefes. Wie im Sommer anno 1914? Am ausgegebenen Mantra von der „Zeitenwende“ werden wir noch lange zu würgen haben.

Man wird sich aber doch hoffentlich noch fragen dürfen, ob Europa als Manövriermasse der USA, die mutwillig alle Brücken zu Russland abgebrochen hat, um die Hände für den Konflikt mit China freizubekommen, wirklich alles tut und unterlässt, um 1) Putin wirksam in Schranken zu weisen, zugleich aber 2) die eherne Logik von Geographie und Geschichte zu respektieren und die gemeinsame Basis mit Russland und den Russen zu erhalten. Einfach war strategisch weitsichtiges Handeln als ultimativer Lackmustest zwischen Staats- und Hampelmännern noch nie zu haben!

Die sich ständig drehende Eskalationsschraube: leichte Waffen – schwere Waffen – immer mehr schwere Waffen läuft tatsächlich auf eine Art modernen „Verdun“-Moment unter Einsatz taktische Atomwaffen hinaus. Man wird Kanzler Scholz zugutehalten müssen, dass er derzeit der einzige maßgebliche Politiker im Westen ist, der in Wort und Tat erkennen lässt, dass ihm diese reale Gefahr bewusst ist. Scholz in dieser klugen, weil maßvollen und perspektivischen Politik moralisch zu unterstützen, macht Sinn.

Es macht aber keinen Sinn, so, wie die Briefschreiber dies tun, den Ukrainern das Recht auf Gegenwahr, hübsch verklausuliert, aber doch, aus der Hand zu nehmen, gleichzeitig aber den brutalen Aggressor, Putin, „ethisch“ und hinsichtlich seiner jederzeit gegebenen Handlungsalternativen zum gegenwärtigen Vernichtungskrieg aus dem Kraut zu lassen. Warum nicht zeitgleich auch ein Brief an Putin?

Die Verantwortlichkeit für „weitere Kosten an Menschenleben“ kommt wohl sehr viel eher ihm zu als Selensky. In der Tat: Eine bedingungslose Kapitulation der Ukraine würde die Kämpfe sofort beenden. Geht´s noch, Frau Schwarzer? So schmeckt im bezeichnete Brief der tragisch zutreffende Hinweis auf die „Zerstörung und das menschliche Leid unter der ukrainischen Zivilbevölkerung“ leider nach der deutsch-intellektuellen Sorge um den eigenen Latte Macchiato im Grünen, im stillen Frieden. Solche Friedenbewegtheit setzt sich dem Risiko gouvernantenhafter Selbstgerechtigkeit aus.

Europa muss Putin noch vor der nächsten Eskalationsstufe einer formalen Kriegserklärung in den Arm fallen, und zwar nicht mit immer schwereren Waffen, sondern mit ‚schweren‘, das heißt zwingenden politischen, wirtschaftlichen („Erdgas“!) und auch militärischen Argumenten, die selbst ihm klarmachen, dass man sonst beim Stichwort ‚Sieg‘ künftig ‚Putin‘ sagen wird, wenn man Pyrrhus meint. Putin mag — übrigens mit interessanten Parallelen zu George W. Bush — ein Kriegsverbrecher sein, ein Trottel ist er nicht. – Dr. Friedrich Michael Steger

 

Mit Interesse verfolge ich Ihre Veröffentlichungen zum Thema Ukraine – jetzt speziell zu den „offenen Briefen“, die an Herrn Bundeskanzler Olaf Scholz gerichtet wurden. Den folgenden Leserbrief biete ich Ihnen zur Veröffentlichung an: Manches weiß EMMA besser, aber nicht alles. In der aktuellen Ukraine-Debatte werden die gängigen Grundmuster deutscher Befindlichkeit reichhaltig bedient. Die Mixtur enthält viel German Angst, Mangel an Empathie und absurde Geschichtsklitterung, wie der Vorwurf des Militarismus durch Herrn Mützenich. Gegenüber den vermeintlich bösen Militaristen stehen die vermeintlich guten Pazifisten. Schwarz-Weiß-Diskussionen nach deutschem Gusto in Verkennung der Wirklichkeit.

Vom Pazifismus bewegt schreiben jetzt selbsternannte Sprecher einer friedensverwöhnten Nachkriegsgeneration „offene Briefe“. Die Erzählungen der Eltern- und Großelterngeneration von Schrecken und Gräueln des Krieges und in gleicher Weise die einschlägigen Pseudo-Dokus zur Geschichte in medialer Dauerschleife als billige Unterhaltung scheinen ein Bedürfnis zu wecken, auf das der gelebte und gefühlte Pazifismus die passende Antwort zu geben scheint.

Die „offenen Briefe“ mit pazifistischer Konnotation haben allerdings eine fatale Tendenz. Die Aussagen bleiben weitgehend wage, offen und erklärungsbedürftig. Wenngleich es an Klarheit fehlt, ist nicht zu verkennen, dass zwischen den Zeilen etwas transportiert wird: die wohlbekannte Russen-Romantik mit dem Wunsch einer deutsch-russische Freundschaft als Gegenentwurf zum Westen. Der Pazifismus als Etikett und Mittel der Selbsterhöhung dient in diesem Zusammenhang nur dazu, den Anschein zu erwecken, auf dier „richtige Seite der Geschichte“ zu stehen. Das dürfte allerdings ein Irrtum sein.

Chamberlain meinte 1938 mit der „Münchner Konferenz“ ein Ergebnis erzielt zu haben, welches den Frieden sichert. Nach der Annexion von Böhmen und Mähren werde der aggressive Diktator gesättigt sein und von weiteren Schandtaten absehen. Ein Irrtum wie sich herausstellte. Churchill korrigierte später diese Politik. Das Friedensprojekt „Europäische Union“ und die Stärkung der Demokratie sind auch ein Resultat seiner Politik, die jenseits von Appeasement und Pazifismus bessere Antworten gibt. – Lüder Stipulkowski

 

Die zentrale Botschaft der offenen Briefe für und wider der Waffenlieferungen lautet, im Interesse Deutschlands. Unabhängig davon, dass man das Interesse Deutschlands derart unterschiedlich deuten kann, erschrickt die Gemeinsamkeit im Agieren. Man regt sich, weil der Krieg im eigenen Vorgarten stattfindet, und relativiert damit den eigenen Anspruch und Legitimation.

Gänzlich erschreckend ist die Naivität in der Argumentation. Dieser Krieg in der Ukraine hat weder etwas mit hegemonialen Absichten Putins zu tun, noch besitzt er sachliche Begründungen wie eine Sorge um demokratische Prozesse in der Nachbarschaft. Die Jahrzehnte währende Ausbeutung der russischen Rohstoffe durch den Spitzbuben Putin und seinen Hehlern – einschließlich eines Alt-Bundeskanzlers – und die katastrophalen Umweltschäden im Reich dieses Tyrannen haben eine so eindeutige Perspektivlosigkeit Russlands erzeugt und durch die Offenbarungen von Systemkritikern bewusst gemacht.

Um nicht wie bekannte Diktatoren in Hinterhöfen liquidiert zu werden, erfolgt nach bekannten Mustern durch die Inszenierung eines nationalen Interesses ein völlig überflüssiger Krieg, gepaart von der bekannten Überschätzung solcher Verbrecher. Dafür ist in jedem Land, welches sich wie Russland derart in gesellschaftlichen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Krisen befindet, eine Mehrheit von Dummköpfen bereit, sich einer Knechtschaft zu unterwerfen. Deshalb sind Embargos und Waffenlieferungen zwingend, das System dieses Spitzbuben und seiner Hehler zu entsorgen. Mit Putin gibt es ein Russland, ohne ihn nicht mehr. Darauf warten sogar die Chinesen. – Jürgen Dressler

 

Warum nur haben diese Leute diesen Brief erst jetzt geschrieben? Schade. Sie hätten genau wie ich schon vor 4- 5 Wochen diesen Brief schreiben müssen.und gleich mit der zusätzlichen Forderung einer Volksabstimmung. Ich habe zur SPD zum ZDF und Hern Scholz fast dasselbe geschrieben. Doch wer bin ich schon als einzel Person? Es kam nicht mal eine Antwort. Doch habe mich gefreut das es noch Leute gibt die realistisch denken können. Was ja bei diesen Partei oder Regierungsleuten ein Fremdwort ist. Genauso wie bei diesen Jan Rübel und der Zeit online. Wenn ich die Macht hätte. Müsten bei mir diese Leute erst mal 23 Semester realistisches denken und handeln studieren. Habt ihr überhaupt mal gelesen was die USA den Inselstaat Salomonen angedroht hat?

Einem Volkl das vielleicht noch Fische mit dem Speer fängt.. Weil dieser Staat in der Südsee 12 000 Kilometer weg von den USA ein Hafen zur Benutzung für chinesische Fischerboote erlaubt hat. Sollte da ein chinesisches Kriegsschiff erscheinen. Müssen die Salomonen die Konsequenzen ertragen. Und dann noch. Was wollten denn die USA machen wie Russland Atomraketen in Kuba stationierte??? Ohne Rücksicht auf Verluste wäre es zum Atomkrieg gekommen. Hätten die Russen nicht ihre Raketen wieder zurück geholt.

Aber jetzt wo Russland regelrecht mit Natostaaten umzingelt wurde. Die Westmächte ihr Versprechen XXX mal brachen. Die Natostaaten nicht weiter nach Osten zu erweitern. Und der Russe zig mal gemahnt hatte. Hört auf damit. Es könnte böse enden. Setzten die Westmächte noch eins drauf. Indem sie die Ukraine in Aussichr stellte. In gwisser Zeit Nato – Mitglied zu werden. Jetzt war das Fass am überlaufen. Hätte nur einmal dieser Selenskyj Russland versprochen oder vertraglich versichert Wir bleiben neutral. Wäre es wohl nicht zu diesen Krieg gekommen. Jetzt wo die halbe Ukraine in Schutt und Asche liegt. Jetzt ist er dazu bereit. Leider zu spät.

Zig tausend Menschen schwer verletzt oder tot. Nur wegen seiner Sturheit oder Traum. Die USA oder Nato würde in einen Atomkrieg voll einsteigen. Was für ein tragischer Irrtum. Putin hat schon vor 2,3 Jahren gesagt. Bei einen Atomkrieg gibt es keine Sieger. Die Menschheit gäbe es nicht mehr. Und das will auch die USA nicht. Sie wollen nur ihr Fracking Öl und Gas verkaufen. Dafür hetzen sie andere Völker zum Krieg auf. Haben sie ja nun auch geschafft. Doch die Normal EU Bürger werden sich noch wundern was dieses Ami Gas oder Öl kosten wird. Mindestens 3X so viel wie das Russengas/Öl. Von den EU Regierungen noch kein Wort zu den Preisen. Die EU Bürger werden noch ihre Regierungen verfluchen. Was sie da gewählt haben.

Doch nun zurück zur Ukraine. Dieser Melnyk von der Ukraine. Fordert von uns die modernen Waffen. Ncht die Alten.Er hat gar nichts zu fordern. Er kann mal höflich fragen was wir liefern wollen oder können. Habe solche Töne noch nie gegenüber Frankreich oder England gehört. Nur mit unserer Regierung kann man solche Sachen abziehen. Oh armes Deutschland. Unser Herr Steinmeier ist nicht erwünscht. Wird sogar als Russenfeund usw. beschimpft. Doch unsere Regierung kriecht noch vor diesen Leuten. Helfen wir nicht genug??? Auch ohne Waffenlieferung. Sofort diese Waffenlieferung widerrufen. Ist meine Meinung.

Wir sind niemand außer Israel was schuldig. Und dann diese Schimpfworte von diesen Biden zu Putin. Kriegsverbrecher usw. Kennt er nicht die Geschichte von seiner USA. Die Urbevölkerung fast aus gerottet. Rund 8 Millionen Menschen. Hiroichima, Nagasaki . Dann Deutschland. Tag und Nacht nur Frauen mit ihren Kindern und Rentner bombardiert. Denn die Männer waren ja an der Front. Ich habe das alles noch als Kind mit erlebt. Doch das wird alles beiseite geschoben. Die Amis sind alles gute Menschen. Nun erst mal genug.

Ich hoffe Herr Rübel iund ihre Mitarbeiter denken mal darüber nach. Ach so. Möchte betonen ich bin nicht für diesen Krieg gegen die Ukraine. Ich denke es wäre vielleicht schon Frieden. Wenn nicht der Ami diesen Selensky immer wieder aufputschen würde. Auch wieder mit diese 30 Milliarden US Dollar. Kann da dieser Selensky nun sagen. Nein behaltet euer Geld. Wir machen Frieden. Geht wohl kaum. – Lothar Neldel

 

Ich bin enttäuscht und erschüttert, dass sie einigen sogenannten Prominenten ein Forum für einen offenen Brief an den Kanzler Scholz gegeben haben, die die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine befürworten. Offenbar wollen sie damit ein Gegengewicht zu dem von Alice Schwarzer initiierten offenen Brief schaffen, der für das Gegenteil eintritt. So wie ich Herrn Scholz einschätze, wird er sich von keinem der Briefe beeinflussen lassen. Frieden schaffen ohne Waffen ist Offenbar zu einer Außenseiterposition geworden.

Die Grünen sind nicht mehr wieder zu erkennen. Sie überbieten sich nahezu im Wettbewerb um die Lieferung schwerer Waffen. Abscheulich ist das. Nie wieder eine Stimme für diese neuen Grünen. Wenn dann noch der Parteivorsitzende Nouripour verkündet, die Grünen bleiben immer Friedenspartei, Dann ist das an Scheinheiligkeit nicht mehr zu überbieten. Dann hätten sie dem 100 Milliarden Aufrüstungspaket niemals zustimmen dürfen. – Uwe Pankel

 

Der von Ralf Fücks initiierte Offene Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz enthält jede Menge starke Formulierungen, die das Wesen der westlichen Demokratie beschreiben. Daraus folgt einerseits, dass man als Leser Vielem gerne beipflichten möchte, anderer-seits aber weckt gerade der apodiktische Tonfall des gesamten Textes das Bedürfnis zum kritischen Hinterfragen. Dazu nur ein Beispiel:

Wenn das Ziel weiterhin in einer „europäi-schen Friedensordnung“ besteht, deren Kernelemente als „friedliche Koexistenz und Zusammenarbeit in Europa“ beschrieben werden, dann muss man doch konstatieren, dass a) schon seit etlichen Jahren die Ostpolitik der NATO-Staaten mit derjenigen Willy Brandts (“Wandel durch Annäherung“!) kaum mehr etwas gemeinsam hatte, ganz zu schweigen von dem fehlenden deeskalierenden Politikverständnis gerade auch auf Seiten der ukrainischen Führung, b) dass selbst mit einem restlos verstärkten militäri-schen Einsatz die Beseitigung des „Putin-Regimes“ nicht garantiert werden kann, stattdessen – was man sich im Detail gar nicht ausmalen möchte! – hochschnellende Opferzahlen und später ein Jahrzehnte andauernder, unsäglicher neuer Kalter Krieg. – P. König

 

Es kann gar nicht oft und deutlich genug gesagt werden: es handelt sich beim Angriff auf die Ukraine NICHT um einen Interessenskonflikt zwischen zwei Konfliktparteien, bei der jede Seite berechtigte Argumente vorweisen kann und der durch zähe Verhandlungen und geschickte Moderation zu lösen wäre. Es handelt sich vielmehr um einen völlig ungerechtfertigten Gewaltakt eines Aggressors, für den Mord und Krieg zur Durchsetzung seiner bekannten Ziele selbstverständlich sind.

Dass Nachgeben oder Kapitulieren nicht dazu führt, dass der Agressor sein gewaltsames Vorgehen beendet, sondern im Gegenteil dazu führt, dass er Gewalt weiterhin einsetzen wird, solange er sich davon Erfolg versprechen kann, diese Lektion mussten schon viele lernen. Weder ließ sich Hitler durch Appeasement, Zugeständnisse oder die Kapitulation Frankreichs vom weiteren Kriegführen abhalten, weder gaben die deutschen Terroristen der 70er Jahre nach der erfolgreichen Entführung von Peter Lorenz ihre Entführungen auf, noch funktioniert diese „Strategie“ gegenüber der Mafia.

Wer sich einem solchen Aggressor nicht widersetzt, macht sich am Ende mitverantwortlich für dessen künftige Gewalttaten und weitere unschuldige Opfer. Würde es Putin gelingen, die Ukraine in die Knie zu zwingen, folgten zunächst Mord und Unterdrückung in der Ukraine, bevor er sich zufrieden seinem nächsten Ziel (Moldawien? Baltikum? etc?) zuwenden könnte. Würden die Gegner von Waffenlieferungen an die Ukraine dann sagen: „Oh, das haben wir aber nicht gewollt und nicht geahnt?“ – Michael Weyand

 

Ich hätte erwartet, dass dem „Offenen Brief“ auf Initiative von Herrn Fücks der „Offene Brief“, wie er in EMMA veröffentlich wurde, gegenübergestellt wird. Dann wäre für alle nachvollziehbar gewesen, mit welch unterschiedlicher Wahrnehmung und den daraus sich ergebenenden abweichenden Folgerungen die jeweiligen Autoren / Unterzeichner die Lage wahrnehmen. Leider hat die ZEIT nur einen Brief veröffentlich und damit eine Chance vertan, Transparenz und eine offene Streitkultur zu fördern. Das ist sehr zu bedauern und ich frage mich, in welchen Medien eine solche auch kontroverse Auseinandersetzung noch möglich ist wenn nicht in der ZEIT? – Michael Weber

 

Was würde Helmut Schmidt machen? Er fehlt mir sehr! – Ulrich Niepenberg

 

Zu den Offenen Briefen an Kanzler Scholz zu Waffenlieferungen an die Ukraine, Ihren verschiedenen Artikeln und dem Kommentar von Giovanni di Lorenzo dazu in Heft Nr. 19 vom 5.5.22: Sowohl der Philosoph Habermas als auch die namhaften Prominenten, die in einem Offenen Brief an Kanzler Olaf Scholz fordern, keine Waffen mehr an die Ukraine zu liefern, sind vom grundsätzlichen humanitären Willen getragen, menschliches Leid wo auch immer zu verringern und weiteres zu verhindern. Ich selbst möchte das auch, sage aber auch zu ihnen mit Voltaire: „Ich teile Ihre Argumente nicht. Ich werde mich aber immer dafür einsetzen, dass Sie sie öffentlich und überall vertreten können!“ Aber die Unterzeichner des ersten Offenen Briefes an Scholz nehmen offenbar ganz selbstverständlich für sich in Anspruch, für die ukrainische Bevölkerung zu sprechen.

Es ist möglich, dass die von unsagbarem Leid geplagte Bevölkerung dafür dankbar ist. Es ist aber auch möglich, dass das nicht so ist. Es kommt den Unterzeichnern überhaupt nicht der Gedanke, ob eine Befragung der Bewohner in den Kellern und U-Bahnschächten der Ukraine auf die Frage, ob sie möchten, dass keine Waffen mehr geliefert werden sollen und mit Putin Friedensverhandlungen aufgenommen werden, oder ob sie trotz allem Leid möchten, dass die russischen Invasionstruppen aus ihrem Land vertrieben werden, eine andere Antwort geben könnten, als die Unterzeichner offenbar annehmen. Nur die Ukrainer haben das Recht zu einer eigenen Antwort, da gebe ich Giovanni di Lorenzo vollkommen recht.

Jedenfalls ist es eine Anmaßung europäischer Intellektueller, Künstler und Schriftsteller, über die Köpfe dieser Bevölkerung hinweg zu fordern, keine Waffen mehr an die überfallene Ukraine zu liefern. Dabei wird die völkerrechtliche Verpflichtung einfach ignoriert, einem Land, das mit einem Angriffskrieg überfallen wird, beizustehen, unabhängig von jeder Bündnisverpflichtung. „Selten war es so eindeutig in der Geschichte, daß hier ein Land überfallen wird, das nichts getan hat“ (Autor Simon Strauß). „Kommt Putin damit durch, dann droht internationale Regellosigkeit! Schon allein deshalb darf Russland nicht die Oberhand behalten…Putin darf diesen verbrecherischen Angriffskrieg nicht gewinnen!“ (Kanzler Scholz am 6. Mai im Hamburger Rathaus).

Die Lehren aus München 1938, als Hitler immer neue Machtansprüche stellte und ihm immer weiter nachgegeben wurde, sollten gegenwärtig sein. Letztendlich konnte diesem totalitären Machtanspruch nur noch mit „schweren Waffen“ begegnet werden. Auch wenn Russland dabei schließlich den größten Blutzoll zahlen musste, sei nicht vergessen, daß sich vorher Hitler und Stalin Polen teilten. Die Angst vor einem Atomschlag der Sowjetunion ist selbstverständlich ernst zu nehmen, aber dieser Atomschlag würde auch die Sowjetunion treffen. Und diese Logik zu ende gedacht, würde bedeuten, dass jemand, der über diese schreckliche Waffe verfügt, in der Welt schalten und walten kann wie es ihm beliebt.

Dagegen muss die übrige Weltgemeinschaft so geschlossen wie möglich (das sehen, wie wir wissen, keineswegs alle so) vorgehen, mit massivsten wirtschaftlichen Sanktionen, die auch schwere Folgen für einen selbst haben können, aber auch mit Waffen zur Selbstverteidigung des überfallen Landes. „Der Westen wird Putin nur beeindrucken, wenn immer mehr russische Soldaten sterben“, sagte der jetzt nach Deutschland emigrierte namhafte russische Schriftsteller Viktor Jerofejew („Enzyklopädie der russischen Seele“), ein Verehrer der Kollegen Alexander Solschenizyn und Heinrich Böll. Und von „Putins Krieg“ zu sprechen, zeuge von wenig Verständnis des Westens von Russland und seiner Geschichte: „Russland ist Putin, Stalin und Iwan der Schreckliche.“

Auch, aber nicht nur, Gott sei Dank, möchte man als Liebhaber der großen traditionsreichen russischen Kultur hinzufügen. Aber auch diesmal schweigen viele russische Künstler und Intellektuelle, wie offenbar auch ein Großteil der Bevölkerung, oder unterstützen Putin und den Krieg sogar, aus Angst oder Überzeugung, soweit sie das Land nicht schon verlassen haben. Das sollte uns Deutschen beschämend bekannt vorkommen. – Wilfried Mommert

 

Zu “Sehr geehrter Herr Bundeskanzler“ (Noch) ein Offener Brief, aber direkt an Herrn Putin. Putin muss es doch wissen, der europäische Westen und Amerika sind bis zu den Zähnen bewaffnet. Natürlich haben wir schon längst alle unsere Raketenabschussbasen wieder und neu aufgestellt. Unsere atomare Bewaffnung steht! Was heißt hier größte bewaffnete Nation? Russland ist global gesehen, riesig. Aus dem russischen Volk kann Putin mit viel perfiden Druck Millionen junge Menschen zum Krieg anfordern, ob es den russischen Müttern gefällt oder nicht. Aber wie steht es um seine Nachrüstung, die Industrie? So wie sich Russland organisiert hat, wird es doch Nachschub-probleme geben, materielle und ideelle.

Also ist alles nur eine Frage der Zeit, wir wissen, Herr Putin, auch Sie haben keine unendlichen Möglichkeiten. Aber eines haben Sie mit aller Sicherheit, sich selbst in die Luft zu sprengen. Kontaminiert werden Sie und Ihr personales Umfeld nicht mehr sein. Sie können sich das jetzt nicht vorstellen und fühlen sich überlegen, wie man aus Ihrem Gesicht herauslesen kann. Sie sind auch nur ein Mensch, ein fürchterlicher zwar, grausam und fanatisch, Ihre Leute müssen Sie letztlich unterdrücken, wenn die es auch noch nicht wahrhaben wollen. Der Tag der Offenlegung Ihres verbrecherische Handelns wird im russischen Volk in nicht allzu langer Zeit wie Schuppen von den Augen fallen. Ihr Zielvorstellungen sind Quatsch.

Auch ein Informations- und Nachrichtenstop hält nicht ewig. Im Gegenteil, Menschen sind nun mal neugierig, wollen wissen, „was geht“. Dann, wehe Ihnen. Vor dem Volk der Russen werden Sie nie fliehen können. Als Mensch werden Sie überleben wollen, als ein Herrscher der Welt allerdings nicht, dazu sind Sie zu perfide. Was bleibt? Sie können sich selbst erschießen, denn überall, wo Sie auftreten, werden Sie eine Waffe in greifbarer Nähe haben, da wette ich mit Ihnen! Aber was ist das für ein Leben? Darüber wird doch auch Ihre Potenz leiden. Sie wissen wohl nicht, was Lebensqualität ist. Sie verzichten auf Ihren Wodka?

Sie können Ihren Leuten trauen? Tun Sie nicht. Sie platzieren alle weit von sich. Wir im Westen, haben natürlich unsere Freiheit im Frieden genossen und hatten vergessen, das Freiheit auf Erden auch immer Stärke bedeutet, also konkret, gegen Angriffe geschützt zu sein. Sie machen stattdessen verbrannte Erde. Damit haben Sie aber nichts gewonnen. Wir wollten Handel zum Wohle Ihres Volkes. Aber Sie verwüsten nicht nur die Ukraine, sondern längerfristig auch Ihr Heimatland. Und Sie glauben, die ukrainische Bevölkerung wird Ihnen das danken? Was würde Ihre Frau Mutter wohl zu alledem sagen, was Sie treiben?

Die Ukrainer würden eher in den Untergrund gehen, um Sie zu attackieren. Ihre Ruhe wäre hin. Welchen Verstand haben Sie denn vom Leben? Als Kind und Jugendlicher waren sie verwahrlost. Man hatte es versäumt, Ihn psychosoziale Hilfen zu geben, denn dann würden Sie nicht extrem misstrauisch durch Ihr Leben gegangen sein. Überleben durch Bespitzelung?! Ja, das kennen Sie! Was es heißt, in Freiheit zu leben, davon haben sie keine Ahnung. Nur Misstrauen haben und wie ein verprügelter Hund dauernd in Lauerstellung zu liegen, das ist Gefängnis. Noch leben Sie in einem vergoldeten Gefängnis und fühlen sich sicher. Sie werden nicht einmal merken, dass Sie wieder auf dem Weg in die Gefängniszelle sind. Sie kommen dort an, wo Sie bereits mehr oder weniger herkommen. Wollen Sie das wirklich?

Mensch Putin, machen Sie vor sich halt, erheben Sie Ihre Hand zum Stop aller Ihrer Befehle zur Grausamkeit! In der Alltagssprache sagen wir in Deutschland, Sie haben „verschissen“. Ergreifen Sie die Halme, die Ihnen noch bleiben, damit Ihnen die schlimmsten persönlichen Qualen erspart bleiben. Verkaufen Sie uns Ihr Gas, Öl und Kohle. Mit diesen immensen Einnahmen beteiligen Sie sich am Wiederaufbau der Ukraine zusammen mit dem Westen. Häfen werden instand gesetzt, Kornkammern können endlich wieder erblühen, der Hunger der Welt wird gelindert, Putin hat eingesehen, ein friedlicher Wandel schafft Entspannung und ein langes Leben, auch für Sie Herr Putin. Sollten Sie allerdings ein potenzieller Suizidant sein, dann stehen Ihnen stille Örtchen zur Verfügung.

Sie wissen, das Sie im Westen viele verunsichert haben, weil Sie mit Atomwaffen drohen. Das könnten Sie schon jetzt als Erfolg verbuchen und sich deshalb auch schon jetzt totlachen. Aber Ihnen kann ja nicht zum Lachen zu Mute sein. Unsere Mentalität ist anders. Wir schlagen nicht einfach los. Wir haben schon schlimme Fehler begangen, die wir zutiefst bereuen. Wir haben gelernt. Wir verhandeln über die Interessen, wir bedrohen auch niemanden. Wir wollen uns nicht als Kraftmeier betätigen, wir kämpfen für den Frieden. Sich die Welt aufteilen wollen und beherrschen, wie aberwitzig. Die Menschheit ist doch nicht doof! Also, kommen Sie aus dem Mustopf und retten sich und Ihre Gefolgsleute in den Frieden! Was. das können Sie nicht, Sie sind zu schwach? Aber, aber … – Burkhard Kunze

 

Umdenken! – ehe es zu spät ist. „Auch wir haben Fehler gemacht“ Seit dem Zerfall der Sowjetunion rückt die NATO in waffenstrotzendem Aufmarsch in mehreren Etappen unaufhaltsam gegen Russland vor. Diese militärische Aggression unserer westlichen „Wertegemeinschaft“ gegen den „Feind der Demokratie“ ist begleitet von scheinheiliger moralisierender selbstgerechter hochmütiger herabwürdigender beschimpfender bedrohender hasserfüllter medialer und politischer Agitation und Propaganda. Den letzten von der Regierung der Ukraine geforderten Akt dieses militärischen Aufmarsches, die Aufnahme der Ukraine in die NATO, das damit sich anbahnende mörderische atomare Pulverfass der NATO in der Ukraine konnte und wollte Russland nun nicht mehr hinnehmen.

Welche Möglichkeit wurde Russland gegeben, sich gegen diesen zutiefst existenziell bedrohlichen Angriff auf seine Sicherheit und Souveränität friedlich und ohne physische Aktion zu wehren? Keine! Nicht immer ist jener, welcher den ersten Schuss abfeuert, auch der wahre oder einzige Verursacher eines Krieges. Die seit vielen Jahren geradezu inständig vorgetragenen Anliegen Russlands wären mit einem Minimum an Vernunft und Empathie erfüllbar gewesen – mit Sicherheitsgarantien für die Ukraine, aber auch für Russland!

Der Krieg in der Ukraine ist angesichts seiner Vorgeschichte und nunmehriger ruinöser Sanktionen, Waffenlieferungen und Rüstungs-Irrsinns ein Krieg der NATO, der EU (längst Kriegsparteien) und der ukrainischen Regierung gegen Russland auf dem Rücken der Ukraine! Sie alle haben Verantwortung, diesen Krieg zu beenden – sofort! Stattdessen ist eine verantwortungslose scheinheilige Meute von Kriegstreibern in Medien und Politik im Begriff, die Menschheit in den atomaren Overkill des dritten Weltkriegs zu hetzen! Sogar „Friedensbewegte“ verfallen, nachdem sie ihren touristischen Voyeurismus an Opfern und Trümmern des Krieges befriedigt haben, „für Solidarität und Menschlichkeit, für den Frieden“ in hysterisches kopfloses Rüstungs- und Kriegsgeheul.

Dabei kann man schon einmal jene 25.000 (fünfundzwanzigtausend!) Menschen vergessen, die wir täglich – täglich! – verhungern lassen! Ohne Schuldeinsicht und Schuldbekenntnis auch des „Westens“ gibt es keinen Frieden, wird es nie mehr Vertrauen und Frieden mit dem russischen Volk geben. Mea culpa für den Frieden, für eine neue Welt! „Auch wir haben Fehler gemacht“. Ich bin sicher, auch Russland wäre dazu bereit. Ein Wunder könnte geschehen. – Dr. Hans Renner

 

Sie berichten gelegentlich über die Gruppe der Intellektuellen. Das klingt immer sehr eindrucksvoll! Ich frage mich, wie man oder frau Mitglied dieser Gruppe werden kann. Was muss ich tun, um ein Intellektueller zu werden? Soll ich ein Buch schreiben? Soll ich etwas erforschen? Soll ich anderen Menschen erklären wie die Welt funktioniert? Oder soll ich einen Brief an den Bundeskanzler schreiben? – Dr. Jürgen Hagemeyer

 

Die Thermopylen liegen in der Ukraine. Im Jahr 480 v. Chr. kämpfte Sparta zusammen mit einigen anderen Griechen bis zum letzten Mann, um die persische Armee bei den Thermopylen aufzuhalten. Ihr Opfer verschaffte Athen genügend Zeit, seine Flotte vorzubereiten, um die Perser bei Salamis zu besiegen. Infolgedessen konnte die Demokratie in Europa Fuß fassen. Möge das Opfer, dass die Ukrainer z.Z. erbringen, nicht vergeblich sein. Damit wir als Europäer auch dieses Mal die Zeit haben, uns psychologisch und militärisch darauf vorzubereiten, künftige despotische Bedrohungen unserer Lebensweise abzuwehren, egal woher sie kommen werden. – Dr. Paul Vanderbroeck

 

Der Offene Brief von R. Fücks liefert wenig Orientierung für eine zutreffende Beurteilung der Politik von Scholz zum Krieg Putins in der Ukraine. Auf den Tenor des „Emma“-Briefes an den Kanzler gehen er und die Unterzeichner nur unzureichend ein. Scholz will die Vermeidung des Risikos einer Kriegsbeteiligung, die Verteidigungsfähigkeit des eigenen Landes erhalten und konsequent alle Maßnahmen gegen Putin mit EU und Nato abstimmen. Das Dilemma bei der Abwägung des Rechtes auf Souveränität und Selbstverteidigung der Ukraine und den Schutz von Menschenleben nicht zu würdigen, ist gedankenloser Zynismus von Unbeteiligten. Ohne völkerrechtliche Legitimation keine Kriegsteilnahme.

Die bloße Kenntnis der in der Ukraine von Putin begangenen Gräueltaten berechtigen zu legitimer Empörung und Abscheu, nicht aber zum legalen Eingreifen als Kriegspartei. Ukrainischen Müttern liegt das Überleben ihrer Kinder vermutlich mehr am Herzen, als die medialen Auftritte von Präsident Selenskyj und Botschafter Melnik in Deutschland, denen Fücks und seine Follower auf den Leim gehen. – Manfred Eckelt

 

Ich finde es ausgesprochen gut, wenn sich alle Bürger in einer Demokratie aktiv an politischen Diskussionen beteiligen. Sie haben jetzt zusammen mit einigen anderen Prominenten einen offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz verfasst, dessen Inhalt ich gerade gelesen habe. Ich bin völlig entsetzt, dass Sie alle dafür plädieren, der Ukraine, die unverschuldet von Putin angegriffen wurde und nun am Abgrund steht, eine Hilfe in Form von schweren Waffen zu verweigern! Sie plädieren wirklich dafür, dass diesen armen Menschen die letzte Möglichkeit genommen werden soll, sich vor der russischen Tötungsmaschine zu schützen.

In der Ukraine werden Frauen und Kinder vergewaltigt, Kindergärten, Krankenhäuser und Geburtsstationen bombardiert, Wohnhäuser und lebensnotwendige Infrastruktur in Schutt und Asche gelegt. Zivilisten wurden vom Fahrrad geschossen, wehrlose Menschen. Und nun droht Putin, auch durch seinen ihm ergebenen Außenminister Lawrow, dem Westen mit dem Einsatz von Atomwaffen. So soll die freie westliche Welt unter Druck gesetzt werden, damit er sein wahnhaftes Werk, nämlich die Auslöschung der Ukraine, ungestört fortsetzen kann.

Indem wir uns von diesen Drohungen beeindruckt zeigen, unterstützen wir sein Kalkül und machen uns selbst zu willfährigen Opfern und außerdem zu Wegbereitern weiterer Eskalation und Aggression! Kein geringerer als Dante Alighieri sagte einst: „Die heißesten Orte der Hölle sind reserviert für jene, die in Zeiten moralischer Krisen nicht Partei ergreifen.“ Ich denke, Partei ergreifen kann man in diesen furchtbaren Zeiten eigentlich nur für die Ukraine, deren Existenz Putin das Recht abspricht. Putin ist der Antichrist unserer Zeit, der sich ironischer Weise auch noch von der orthodoxen Kirche durch den Patriarchen Kyrill Rückendeckung holt – wie perfide und unmenschlich! Wer kann angesichts dieser bekannten Ereignisse der Ukraine Hilfe verweigern und auf Diplomatie verweisen?

Nach Moskau sind einige Staatsoberhäupter gereist, um auf Putin friedensstiftend einzuwirken: Bundeskanzler Scholz, Präsident Macron, UN-Generalsekretär Guterres. Sie alle wurden am Nasenring am langen Tisch vorgeführt, alle Bemühungen waren umsonst. Die Arroganz des Systems Putin ist niederschmetternd und atemberaubend zugleich. Wir können eine Eskalation nicht beeinflussen, egal, ob wir der Ukraine Waffen liefern oder nicht. Darüber entscheidet allein Putins krankes Hirn.

Er wird immer Argumente erfinden, warum er dieses oder jenes tut. Um Lügen ist er ja nicht verlegen; und auch nicht um die Neuerfindung oder Umdichtung geschichtlicher Ereignisse. Ich bin der Meinung, dass wir die moralische Verpflichtung haben, auch im Angesicht „unserer“ Geschichte des 3. Reiches, diese schrecklichen Ereignisse zu nutzen, etwas von der Vergangenheit wiedergutzumachen. Das geht natürlich nicht wirklich, aber ich finde, wir haben allen Grund dazu! Ich denke, das sind die geringsten Forderungen, die wir an unsere freiheitlichen moralischen Ansprüche und damit an alles, was wir unter Menschlichkeit verstehen, stellen sollen.

John Locke befand schon 1690: „Ein Herrscher, der versuchen sollte, seine Macht willkürlich zu gebrauchen, muss zum allgemeinen Feind und zur Pest der Menschheit erklärt und entsprechend behandelt werden.“ Wenn Putin den Gebrauch atomarer Waffen erwägt, weiß er auch, dass er sich 30 Nato-Staaten gegenüber sieht, wovon auch einige über diese Waffen der absoluten Vernichtung verfügen. Glauben Sie wirklich, dass wir durch ein solches von Ihnen propagiertes Vermeidungsverhalten den Frieden, in dem wir bisher leben durften, weiter genießen können. Besonders auch in dem Wissen, dass die Ukraine für uns alles opfert, dabei verhungert, verblutet, stirbt? Und alles dies nur, weil „German Angst“ Ihre Vorstellungen beherrscht, befeuert von einer russischen Propaganda, die genau das erreichen will!

Ich bin fassungslos, dass Menschen, die ich bisher bewundert habe, deren Bücher ich begeistert gelesen habe, Schauspieler, die mich beeindruckt haben, der Ukraine die Hilfe verweigern wollen, weil sie befürchten, selbst vielleicht betroffen zu werden: ihre Ängste dominieren die erforderliche Solidarität. Ich muss leider feststellen, dass es einen großen Unterschied macht, ob jemand den Text einer historischen Rolle spricht und damit einen Helden spielt, aber in der Realität kläglich das Weite sucht und notwendige Hilfe verweigert und der Angstmacherei unterordnet.

Dieser in unseren Medien veröffentlichte „offene Brief“, der letztendlich auch zeigt, dass es ein gewisses Verständnis für die russische Vorgehensweise gibt, hat mich maßlos enttäuscht. Ich hoffe, Sie alle werden die Konsequenzen Ihrer zu Papier gebrachten Gedanken noch einmal überdenken. Ein Tyrann, dem man keine Grenzen setzt, wird immer über seine Grenzen hinausgehen! – Sabina Kugland

 

Zum offenen Brief der mehr als 50 Intellektuellen um Ralf Fücks hätte ich zwei Anmerkungen: (1) Die Kernthese des Briefes ist, dass es auch im Interesse Deutschlands liegt zu verhindern, dass der Angriffskrieg Putins Erfolg hat. Diese Ziel ist mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verfolgen – koste es, was es wolle. Solchermaßen die uneingeschränkte militärische Unterstützung der Ukraine als alternativlos hinzustellen kommt einer Diskurs-Verweigerung und einem selbstauferlegten Denkverbot gleich.

(2) Einmal abgesehen von der steigenden Gefahr eines Atomkrieges: Je mehr Waffen geliefert werden, je länger der Krieg dauert, je höher der Blutzoll ist, den die Menschen in der Ukraine zu entrichten haben, umso mehr wird das „Auch“ in der Kernthese zu einem „Nur“, und umso mehr werden die Menschen in der Ukraine zum bloßen Mittel für die Durchsetzung unserer Interessen. Längst wird unverhohlen ausgesprochen, dass allen Solidaritätsbekundungen zum Trotz das eigentliche Ziel nicht darin besteht, die Ukraine zu befreien, sondern Russland maximal zu schwächen, damit Putin nicht mehr in der Lage ist, weitere Länder anzugreifen.

Selbst wenn man dies als legitimes Ziel ansieht, ist es zumindest fraglich, wie lange es moralisch vertretbar ist, es auf Kosten der ukrainischen Bevölkerung erreichen zu wollen. Das daraus folgende „Unbehagen“ – man könnte auch von schlechtem Gewissen reden – ist wohl mit ein Grund dafür, dass immer mehr ranghohe Repräsentanten der gegen Russland verbündeten Staaten in Kiew vorstellig werden. Nur die Heilsgestalt in Kiew kann die Absolution erteilen (oder auch verweigern, wie im Fall von Bundespräsident Steinmeier geschehen). Denn schließlich geschieht alles auf Wunsch und Drängen der Regierung der Ukraine. – Alexander Marx

 

Menschen, die sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine aussprechen, wird häufig unterstellt, sie seien leichtfertig, naiv-pazifistisch, oder ängstlich. Es wird ihnen unterstellt, sie ließen sich von der russischen Atommacht einschüchtern und schon damit habe Putin sein Ziel erreicht. Sie seien mitleidslos und hätten keine Courage, für Freiheit und Demokratie einzustehen.

Ich möchte diese polemischen Unterstellungen hier gerne zurechtrücken. Es gibt Menschen, die im Krieg keine Lösung sehen. Menschen, die in der Friedensbewegung über Jahre für die Einstellung „keine Waffenlieferungen in Krisengebiete“ gekämpft haben und die sich jetzt verraten sehen. Es scheint sehr einfach, diese grundsätzlichen Prinzipien von heute auf morgen über Bord zu werfen. Dagegen protestieren sie.

Ich für meinen Teil gehe noch einen Schritt weiter. Ich bin gegen jegliche Waffenlieferungen, außer innerhalb unserer Bündnisse und für den Bündnisfall. Waffen dienen der Abschreckung und Verteidigung innerhalb der vereinbarten Bündnisse. Deutschland verdient sehr viel an seinen Waffenexporten, unsere Waffenlobby hat einen deutlichen Einfluss auf die Politik. Viel zu oft sind wir „Profiteure des Terrors“. Die deutschen Rüstungsexporte waren zuletzt im Abwärtstrend. Das wird sich jetzt ändern.

Haben wir mit Waffenlieferungen die Moral auf unserer Seite? Wollen wir jetzt mit Waffen-lieferungen in jede kriegerische Auseinandersetzung eingreifen, weltweit oder „nur“ in Europa? Haben wir das Mandat dazu, wollen wir das? Ich war davon ausgegangen, dass wir uns in der Vergangenheit bereits eine Haltung dazu erarbeitet hatten. Worin besteht jetzt eigentlich der Unterschied zur Annexion der Krim, der Unterschied, der eine Zeitenwende einläutet? Was hat sich geändert?

Unter anderem die Strategie der USA, die in einem zermürbenden Krieg in der Ferne die Chance sieht, Russland zu schwächen. Wollen wir Russland schwächen oder setzen wir weiterhin auf eine friedliche Koexistenz? Haben wir bislang unsere friedlichen Mittel ausgeschöpft, um Russland zu bewegen, seine aggressive Eroberungsstrategie einzudämmen? Wohl eher nicht. Noch nach der Annexion der Krim haben wir den North-Stream-2 Vertrag unterschrieben. Wir haben keine Bedingungen daran geknüpft.

Bedeuten Waffenlieferungen an die Ukraine, dass wir für Demokratie und Freiheit kämpfen? Die Mehrheit der Weltbevölkerung haben wir mit unseren Werten eher nicht auf unserer Seite. Die Demokratie ist laut einer Studie des „Economist“ weltweit auf dem Rückzug. Nur noch 45,7 % der Weltbevölkerung leben in einer Demokratie. Immer mehr Länder leben weltweit in einer Diktatur. Der Kapitalismus lässt sich mit beiden Regierungsformen gut vereinbaren und er lässt sich von den unterschiedlichen Systemen instrumentalisieren. Es gibt Menschen, die einen wirtschaftlichen Aufschwung höher bewerten als Pressefreiheit und ein demokratisches Mitbestimmungsrecht. Nicht jeder möchte sein Leben, seine Freiheit und seinen Wohlstand für diese Werte riskieren.

Viele der aktuell bestehenden Demokratien haben interne Probleme, sie driften zunehmend nach rechts ab, die soziale Ungleichheit verschärft sich, immer weniger Menschen haben einen Großteil des Kapitals und damit auch einen wesentlichen Machtfaktor in den Händen. Kann ich mich auf Politiker verlassen, die dem beständigen Einfluss von Lobbyisten ausgesetzt sind? Wir haben Pressefreiheit in Deutschland, dennoch wurden wir in der Rangliste der Pressefreiheit der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ erneut heruntergestuft.

Die Bundesrepublik rangiert nur noch auf Rang 16 und damit hinter Ländern wie Costa Rica, Jamaika und Liechtenstein. Das sind unsere Probleme, an denen wir arbeiten müssen. Demokratie darf kein Deckmäntelchen sein für wirtschaftliche und geopolitische Interessen. Sie lässt sich nicht gewaltsam exportieren, sie muss überzeugen und eine Sehnsucht nach ihr befördern. Nur aus dieser Kraft können Menschen die Inspiration und den Mut schöpfen, sich selbst zu befreien.

Ich habe keine Angst und ich lasse mir von den Befürwortern der Waffenlieferungen auch keine Angst einjagen. Sie versuchen dies, indem sie behaupten, Putin würde nach einer weiteren Annexion zügellos weitermarschieren. „Wenn wir ihn jetzt nicht stoppen, dann fällt er bald in Polen ein.“ Das halte ich für eine unnötige Panikmache.

Mir fehlt es auch nicht an Mitleid mit den Ukrainern (sowie den Uiguren, den Rohingyas, den Frauen in Afghanistan, den Hungernden in Somalia u.v.m.). Waffenlieferungen können Tod und Vernichtung nicht aufhalten. Es wird mehr Tote geben, Infrastruktur und auch dringend benötigte Lebensmittel werden weiterhin vernichtet. Glaubt man den Prognosen, dann stehen wir vor einer weltweiten Rezession und vor einer Hungerkatastrophe, die vor allem die Armen in der Welt treffen wird. Wir müssen die Klimaerwärmung stoppen. Wir stehen an vielen Stellen in einer globalen Mit-verantwortung.

Aus diesem Grund plädiere ich auch weiterhin dafür, die Waffenlieferungen zu stoppen. Unterstützen können wie die Ukraine humanitär und durch Wirtschaftssanktionen. Nicht die Schwächung Russlands auf Kosten der Ukraine ist unser vorrangiges Ziel, sondern eine schnelle und nachhaltige Deeskalationsstrategie. – Barbara Wirth-Bauer

 

Von großer Aktualität ist wieder der Artikel in der „Zeit“ vom 06.05.1994 von Hubert Markl “ Alte Männer an die Front“, die seien sicher abschreckender als junge unerfahrene Soldaten, zudem entscheiden die alten über den Einsatz zum Schlachten.. Ergänzend könnten auch alte Frauen zum Einsatz kommen – der Artikel weist darauf hin: „Sage auch niemand, ein Heer von alten Frauen wirke noch abschreckender.“ Die Briefschreiberinnen und -schreiber könnten so zum Einsatz kommen und Herrn Putin vom Schlacten (vielleicht.) abhalten! Noch eine Bitte: Drucken Sie diesen Artikel nochmals! – Martin Verrel

 


 

 

Leserbriefe zu „Was schulden wir unseren Eltern?“ von Stefanie Flamm

 

Ich bin absolut fassungslos über diesen tendenziösen Artikel und frage mich, ob die Autorin komplett von Sinnen ist. Ob sie Gefühle wie Liebe, Mitgefühl, Mitmenschlichkeit oder Hilfsbereitschaft gar nicht kennt. Was sie kennt und aus ihren Recherchen erzählt – vermutlich geschuldet ihrer eigenen egoistischen Haltung gegenüber ihren Eltern, an der wir als Leser teilhaben dürfen – sind Ressentiments, Rechtsstreits und offene Rechnungen gegen die bzw. wegen der Eltern. Sie schildert grässliche Bilder, wie Alte in früheren Gesellschaften gnadenlos erwürgt oder aufs offene Meer geschickt wurden.

Das klingt nach Rechtfertigungen, um sich nicht mit dem immer stärker vorherrschenden gesellschaftlichen Mainstreams von „ich, mein, meins…“ auseinandersetzen zu müssen. Wozu das führt, sehen wir jeden Tag. Zu Scheidung, Trennung, zerstörten Familien. Außerdem zu den vielen sinnlosen Dingen, für die wir Zeit und Energie haben: Twitter, Serien bei Netflix, permanenter Blick aufs Handy, blinder Massenkonsumismus etc. Ich bin überhaupt kein Gutmensch. Aber ich habe Eltern und Schwiegereltern, vier alte Menschen, alle aus der Kriegsgeneration, Flüchtlinge, traumatisiert und alles andere als einfache Menschen, bis zum Tod verantwortungsbewusst und mit Liebe begleitet. Nicht gepflegt.

Und ich habe es trotz aller Verletzungen, die ich als Kind ertragen habe, gerne getan und dafür so manches Vergnügen abgesagt. Weil es zeitlich nicht anders ging. Nicht aus Schuldgefühl oder Verpflichtung, sondern aus einer Art vielleicht oft verschütteter, aber doch vermutlich allen Menschen innewohnenden Humanität, ja, aus einer gewissen Selbstverständlichkeit. Ich habe gespürt, dass ich nicht alles an Pflegedienste oder Altersheime delegieren kann und will. Es blieb genau dieser unersetzliche Rest an Mitmenschlichkeit, gemeinsam erlebter Geschichte, den ich als nahestehendes Familienmitglied Eltern und sogar Schwiegereltern geben konnte. Und der Lohn war nicht großes Ansehen oder Geld.

Es waren die Dankbarkeit und Freude der Alten, der Menschen, die die Autorin in vielen subtilen Formulierungen so oft abwertet, die meinem Leben neben Arbeit, eigenen Kindern ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit und Glück gegeben haben, das mir niemand mehr nehmen kann. Es steht ja jedem Menschen frei, sich mit kurzfristigem Vergnügen vom sinnhaftem Tun abzulenken oder sich um seine dauerhafte und tiefe Zufriedenheit zu kümmern. Beispielswiese indem man das tut, was man sich selber im Alter ersehnt.

Und ja, ich würde es immer wieder so machen, denn mit ein bisschen Verzicht und Bewusstheit kann ich gesellschaftliche und zutiefst menschliche Strukturen beeinflussen. Und das gibt mir ein gutes Gefühl, denn hier kann ich was tun – anders als bei diesem Krieg, den wir derzeit erdulden müssen. – Ursula Reinsch

 

Der Artikel von Stefanie Flamm zur Frage: „Was schulden wir unseren Eltern“ ist der beste, den ich zu diesem Thema in letzter Zeit gelesen habe: gründlich recherchiert, wissenschaftlich fundiert und dabei bodenständig, was unsere Gegenwart betrifft. Flamm beschreibt richtig unter Bezug auf Jared Diamond, dass es Völker und Stämme gab und vielleicht auch noch gibt, in denen man sich der Eltern entledigt, wenn sie alt und zu nichts mehr nütze sind. In anderen Ethnien schätzte man den Rat der Alten. Heute gibt es eine Vielfalt von Beziehungen zwischen erwachsenen Kindern und ihren Eltern. Man weiß von denen, die nichts mehr von den Eltern wissen wollen und von jenen, die sich ständig schuldig fühlen. Zu empfehlen sei hier das Buch von Gérard Salem „Du wirst an dem Tag erwachsen, an dem du deinen Eltern verzeihst“ ( Dumont Buch Verlag).

Es gibt weiterhin diejenigen, die eine stille Empathie haben und ihre Eltern in immerwährender Verbundenheit wirklich mögen. Andere sind durch räumliche und berufliche Veränderungen nur noch schwer erreichbar. Der Satz von Stefanie Flamm: „Die Erkenntnis, dass das das Alter für die meisten Eltern ein noch viel größerer Mist ist als für uns“ ragt hervor und trifft den Nagel auf den Kopf. Das Alter mit seinem langsamen Autonomieverlust und natürlich die ständig wachsende Lebenserwartung bilden die eigentliche Tragik. Wir wissen leider, dass es nicht erlaubt ist, einfach zu sterben, wenn man es will. Zahlreiche über Neunzigjährige und auch Jahrgänge darunter aus meinem Umfeld wünschen es sich sehr! – Claudine Borries

 

So ein vielversprechendes Thema und so falsch angepackt! Der persönliche Einstieg der Autorin, der auch unsere Empathie/ Identifikation aufwecken soll – nämlich, dass die alten, teils erkrankten Eltern vom Rheinland zu ihr nach Brandenburg 700 km mit dem Auto fahren müssen, mit einer Zwangsläufigkeit, die anmutet, als ob wir in der Sahara und nicht im mit dichten Schienennetz ausgestatteten Deutschland wären – dieser Einstieg zeugt vom veralteten Denken und disqualifiziert die Autorin für Zukunftsvorschläge. Das Weiterlesen lohnt nicht mehr. – Adriana Hasenberg

 

Da stehen Sie dumm herum und sind genau so schlau wie vorher.Und die Therapeutin schliesst den Aktendeckel. Na dann eintscheiden Sie mal.Nicht die Ansprüche zu hoch schrauben.Einfach wachsen lassen.Wildwuchs ein bisschen beschneiden. Das wird schon. – Hans-Emil Schuster

 

„Was schulden wir unseren Eltern?“fragt Stefanie Flamm in der Ausgabe vom vom 5. Mai, pünktlich zum Muttertag. Als nun über achtzigjähriger Vater von zwei Kindern bedanke ich mich erstmal sehr herzlich für diese provozierende Frage, die ja ganz bewusst das Verhältnis von Kindern und Eltern aus der Perspektive der Kinder angeht. Aber ich frage mich auch, ob der Autorin klar ist, wie kränkend diese Frage auf uns Ältere wirken muss. Wenn ich mich mit anderen Altersgenossen über das Verhältnis zu ihren Kindern unterhalte, dann höre ich immer wieder vor allem die Sorge, dass sie ihren Kindern nicht zur Last fallen möchten. Und deshalb möchte ich die Frage einmal umdrehen: Wie wünschen wir uns unsere Kinder als Begleiter unserer letzten Lebensfase?

Wenn ich etwas ganz sicher nicht möchte, dann ist es Dankbarkeit! Das klingt nach Aufrechnen von Geben und Nehmen, nach Ansprüchen und Grenzen des Zumutbaren. Ich möchte vor allem niemals das Gefühl haben, für unsere Kinder als Problem gesehen zu werden, als lästige Verwandtschaft, die in regelmäßigen Abständen einmal mit den murrenden Enkelkindern besucht werden muss, („Wir müssen mal wieder Oma und Opa besuchen“), als Klotz am Bein, für die die Kinder ihre Urlaubspläne ändern und die bei Festen „berücksichtigt“ werden müssen („Wer nimmt dies Jahr Oma zu Weihnachten?“), schließlich als Greise, die man irgendwann einmal „ins Heim geben“ und womöglich finanzieren muss. Gibt es eine größere Kränkung, als überflüssig und ungeliebt zu werden?

Geht es vielleicht auch anders? Sicher, wir Alten brauchen irgendwann eine gewisse Rücksichtnahme. Wir können nicht mehr so schnell laufen beim Spaziergang, kennen uns mit dem Computer nicht mehr so aus, haben gewisse Ansichten, die wir vor vielen Jahren gebildet und die von der jüngeren Generation nicht mehr geteilt werden. Aber ich sehe auch, dass es auch im fortgeschrittenen Alter noch vieles gibt, was Eltern ihren Kinder geben können, Kinderbetreuung z.B., handwerlliche Hilfe, finanzielle Unterstützung. Da geht noch vieles, was den Kindern zugute kommt.

Was ich mir deshalb ganz sicher von meinen Kindern wünsche, dann ist das Liebe und Respekt und Anerkennung. Ich wünsche mir ein gewisses Interesse für meine Geschichte und meine Einsichten, für meine Lebensleistung und meine jetzigen Lebensumstände, die sich nun mal so entwickelt haben wie sie sind. Ich wünsche mir Geduld und Einfühlungsvermögen in die Probleme, die mich beschäftigen, und auch manchmal ein bisschen Trost für das, worin ich versagt habe.

Bei alledem wünsche ich mir eine vertiefte Einsicht in die Geschichte zwischen mir und meinen Kindern. Ich frage mich, ob ich ihnen ein guter Vater war, ob ich mich richtig verhalten habe, ob ich zu streng oder zu zurückhaltend, zu fordernd oder zu vorwurfsvoll und enttäuscht auf ihren Lebensweg reagiert habe. Ich frage mich, ob ich zu sehr mein eigenes Interesse verfolgt und meine Kinder nicht gebührend gefördert habe. Aber natürlich sind Eltern für ihre Kinder auch immer eine Zumutung. Sie mussten mit uns fertig werden, wie sie mit vielem fertig werden mussten, was ihnen vor die Füße gelegt wurde All das gehört zu den Fragen, die ich im Alter noch einmal mit meinen Kindern zusammen aufarbeiten möchte.

Und wenn wir dann zunehmend hilfsbedürftig werden, wenn wir krank, dement und mittellos werden, wenn wir Betreuung brauchen, dann wünsche ich mir wohl Hilfe, aber keine Bevormundung. Ich möchte auch dann noch Subjekt meines eigenen Lebensweges bleiben und nicht Objekt für die Maßnahmen meiner Kinder. Vor allem sind wir auch im Alter, bitteschön, ernst zu nehmende Erwachsene, die genauso ein Recht auf Dasein haben wie alle anderen auch.

Vielleicht ist es ganz gut, wenn sich Kinder nicht nur fragen, was sie ihren Eltern schuldig sind, sondern einfach, wie sie das Verhältnis zu ihren Eltern so gestalten können, dass alle gern miteinander umgehen bis zum Schluss. Dann kann man auch loslassen und dem notwendigen Abschied getrost entgegen sehen. – Gunter Steffen

 

Herzlichen Dank für den lesenswerten Artikel, in dem ich mich wiedergefunden habe. – Till Borchert

 

Vielen Dank für diesen ausgezeichneten Artikel zu dem Thema Umgang von Kindern mit den älter werdenden Eltern. Es geht um Ausgleich der Verantwortungsübernahme zwischen der Generation der Eltern und Kinder. Die Qualität der miteinander gelebten Beziehung ist letztlich entscheidend, ob die Kinder mit dem Herzen dabei sein können, wenn es darum geht, bei Hilfsbedarf den Elternteilen etwas zurückzugeben. Je nach erlebtem Bezug wird es auch in Art und Ausmaß der gegebenen Unterstützung grosse Unterschiede geben.

Wahrhafte „filiale Reife“ kann erkannt werden daran, wenn Fürsorge auch dann gegeben wird, wenn Kinder nicht die günstigsten Erfahrungen mit ihren Eltern gemacht haben. Wesentlich ist, wenn bei den sorgenden Kindern ein gutes Gefühl zurück bleibt. Das ist dann als günstige Selbstfürsorge anzusehen. – Franz Hench

 

Sie schaffen es in Ihrem Artikel, beide Seiten der Kinder-Eltern-Beziehung übersichtlich zu beleuchten. Vorgestern noch selber Kind gewesen, dann gestern Eltern geworden und heute im letzten Drittel des Lebens angekommen, ziehe ich mein Fazit: Ich war lange in meinen jungen und wichtigen Jahren für Eltern und Schwiegereltern da und möchte deshalb heute unsere Kinder so lange wie möglich nicht in Anspruch nehmen. Gerade aus dieser entspannten Haltung heraus gelingt es uns in der Familie, darüber zu sprechen, wie wir unser Miteinander in Zukunft sehen.

Das hat uns dazu gebracht, uns Versorgungsvollmachten auszustellen und Absprachen über Kranken – und Pflegesituationen zu treffen, aber auch in gegenseitigem Respekt so lange wie möglich uns unsere Leben zu lassen. Vielleicht haben wir Glück und es bleibt uns Älteren noch gut Zeit, autark zu leben. Vielleicht schlägt das Schicksal aber mit Krankheit und Pflege zu. Ich wünsche Kindern wie Eltern, früh genug die richtige Einstellung zueinander zu finden. – Vera Lienkamp-Högner

 

Soziale Anerkennung ist wohl das stärkste Motiv eigene Interesse ganz oder zeitweise zurückzustellen. Der Ukraine Krieg zeigt es über deutlich. Eltern verdienen es mehr soziale Anerkennung zu erhalten. . In Privaten Beziehungen unter „gleichen“ (Paaren, Freunden) lauert da aber oft eine große Gefahr. In meiner Praxis behandele ich immer wieder Menschen, deren Bedürfnisse insbesondere in Paarbeziehungen nicht anerkannt werden. Gesunder Egoismus im Sinne des zentralen Gleichnisses in der christlichen Kultur ( … wie Dich selbst) darf nicht mit Egozentrik gleichgestellt werden. Egoismus wird leider im allgemeinen Sprachgebrauch mit Egozentrismus gleich gesetzt.

Insbesondere in toxischen Beziehungen werden viele mit Vorwürfen „du bist egoistisch“ überzogen, sofern die Betroffenen eigene Bedürfnisse artikulieren – meist von Egozentrikern. In diesen Beziehungen wird dann der Egozentrismus durch das Nachgeben der anderen belohnt. Uneigennütziges Verhalten ist also nicht immer gut. Auch Egozentrismus sollte nicht pauschal negativ gesehen werden. Egozentriker mit Talent werden weltberühmt – z.B. als Künstler, Sänger oder Schauspieler. Eine gewisse Portion Egozentrik („ Selbstüberzeugtheit“) ist Vorbedingung dafür Verantwortung und die Strapazen als Politiker zu übernehmen. Na ja, auch da ist manchmal die Dosis diskussionswürdig Wie formulierte Paracelsus im Mittelalter für Arzneien: Die Dosis mach das Gift. Das gilt auch für menschliche Verhaltenszüge. – Gerhard Leinz

 

„Die Jungen für die Alten .. auch unser Sozialstaat basiert auf diesem Prinzip … Er entbindet die Kinder von der Pflicht für ihre Eltern zu sorgen, indem er diese Aufgabe der Allgemeinheit überträgt“. Die Allgemeinheit sind in diesem Fall die Kinder der Alten. Sollen diese Kinder auch für die Rentner verantwortlich sein, die sich die Mühen und Kosten mit eigenen Kindern gespart haben? – Zwei Kinder kosten ein Elternpaar bei mittlerem Einkommen etwa 850.000 €; der größte Posten ist dabei der Einkommensverlust der Mutter. (Die Zahlen stützen sich auf Ergebnisse einer aufwändigen Langzeituntersuchung von Bönke und Mitarb. beim DIW).

Zusammen mit den Rentenbeiträgen leisten diese Eltern etwa 1.250.000 € für die Altersvorsorge. Das ist das 2,3 fache dessen, was ein kinderloses Paar bei gleichem Einkommen an Rentenbeiträgen zahlt. Renten werden nur über die Beiträge und Steuern der Kinder der Rentner finanziert; die Rentenversicherung hat keine Rücklagen. Rentenansprüche richten sich aber nur nach den früher geleisteten Rentenbeiträgen. Und deshalb bekommt das Elternpaar, dessen Kinder die Renten der Kinderlosen mitfinanzieren, 24 % weniger Rente als das kinderlose Paar. – Im Rentenrecht ist die Bundesrepublik ein „Unrechtsstaat“. – Dr. Jürgen Schröder

 

Der Artikel hat mich berührt und besonders angesprochen, weil ich gerade in der Situation war, für meine Mutter auf ihren Wunsch hin jetzt in unserem Wohnort ein von ihr ausgesuchtes betreutes Wohnen zu organisieren. Den Gedanken an eine solch mögliche Situation hatte ich bisher eher verdrängt. Und wenn er doch da war, dann oft gehadert mit der Vergangenheit, diese ver- oder kritisch beurteilt: „Damals, warum hat sie dieses und jenes damals nicht gemacht, warum so etwas gesagt oder entschieden…?“ Und jetzt – „Selber schuld, sie ist doch fuer ihre Situation verantwortlich, warum muss ich jetzt (Zeit) abgeben und mich kümmern?“

Nachvollziehbar, daß solche Gedanken hochkommen? Vielleicht, aber es berechtigt mich nicht sie allein zu lassen. Bin jetzt mehr mit ihr zusammen als vorher, als wir weiter auseinander wohnten. Wir reden, ich lerne interessiert, und ich erkenne deutlich, es sind die letzten Jahre, in denen man sich über Vergangenheiten, Erfahrenes, Vergessenes, Historie in der Familie austauschen kann. Sie haben so Recht, wenn Sie sagen, dass die „Alten“ viel mehr unter dem Altwerden leiden als wir, denn „alles schwindet…“

Machen wir doch diesen Austausch zu einem schönen Anliegen, denn wie sonst wäre all das, was in der Vergangenheit liegt, auch an die nächste Generation weiterzugeben?Das wären in der Tat verlorene Schätze und wichtige Erkenntnisse, die im Nachgang oft auch viel erklären können. Und dann ist da eine tiefe Erkenntnis: sie tat in der damaligen Zeit, in den Umständen, den Möglichkeiten und ihren persönlichen Gegebenheiten das, was ihr möglich war und was sie konnte. Auf einmal hat die oft platte Aussage “sie gab ihr Bestes“ eine andere Bedeutung und Heilkraft. Danke nochmal für den grossartigen Artikel. – Matthias Kempf

 

Das Thema ist wichtig und die Konfliktbereiche werden im Artikel auch benannt. Trotzdem fehlt einiges: z.B. der christliche Hintergrund zur Schuldfrage. Auch ohne Christentum ist es für eine Gesellschaft wichtig, dass die Sorge um die Alten nicht nur durch staatliche Pflege geregelt wird. Ohne Zuwendung der Angehörigen wird es niemals gehen auch wenn die Erfahrung mitunter digitalisiert ist. Auch hier gilt: nie wieder ! – W. Linsenhoff

 

Außerordentliche Zeiten erfordern eine außerordentliche Berichterstattung Dies scheint für die auflagenstärkste politische Wochenzeitschrift in Deutschland nicht zu gelten. Entsprechend der Rotation der Ressorts machte die Zeit 19/2022 mit dem Thema „Was schulden wir den Eltern“ aus dem Ressort Entdecken auf. Ein Wohlfühlthema, das Normalität suggeriert.

Ich dachte: Wow, ist der Krieg vorbei? Ich war tief enttäuscht. Die Verbannung des Ukraine Krieges aus dem Titelthema kommt einem Wegsehen gleich. Dabei übersehe ich nicht, dass es in der Ausgabe weiter einige Beiträge zum Krieg gab; sowohl die sehr gute Antwort des Herrn Habeck auf Herrn Habermas, jedoch auch das Interview mit Frau Strack-Zimmermann, welches wenig Substanz jedoch viel zum Bestellvorgang eines Kaiserschmarrn und ihres Naturells als Rheinländerin bot.

Die Zeit ist sehr auf ihre Tradition bedacht; diese Art von Berichterstattung lässt jedoch weder die Handschrift von Gräfin Dönhoff noch von Helmut Schmidt erkennen. Die New York Times wurde in der Zeit schon häufig als journalistischer Leuchtturm gelobt. Bitte nehmen Sie sich ein Beispiel an dieser Zeitung. Dort ist der Krieg täglich das Titelthema, selbst an dem Tag als geleakt wurde, dass das Verfassungsgericht das Abtreibungsrecht kippen will. New York ist von Kiew 7510 km entfernt, Hamburg 1627 km. – Markus Karpinski

 

Die Antwort ist einfach: Nichts. Von äußerst lebensklugen Menschen gibt es dazu folgende Aussagen: „Als ich meine Kinder gemacht habe, hatte ich ein großes Vergnügen, deswegen schulden sie mir gar nichts.“ (jüdischer Kulturkreis); „Meine Kinder sollen die Liebe, die ich ihnen gegeben habe, an ihre Kinder weitergeben.“ (christlicher Kulturkreis);

„Kinder schulden ihren Eltern Respekt. Respekt bedeutet in unserer Kultur und Religion Unterwerfung unter die Älteren und Allah.“ (islamischer Kulturkreis). Interessanterweise wird der islamische Kulturkreis in Ihrem Artikel überhaupt nicht beachtet, prägt er doch das Leben von ca. 6 Millionen Menschen in Deutschland. P.S.: Jared Diamond, „Vermächtnis“, schätze ich sehr. – Dr. med. Th. Lukowski

 

Dies ist kein Kommentar zu Ihrem Artikel, aber die Überschrift, in diesem Fall der Aufmacher, ist aus meiner Sicht sehr fragwürdig. Sicher passt diese Schlagzeile in die heutige Zeit, aber nicht in die ZEIT. Das Verhältnis zwischen Kindern und Eltern ist ein emotionales, in diesem Fall kann ich Respekt verlangen. Wie bei allen emotionalen Verhältnissen. Hier von Schulden / Schuld zu sprechen ist aus meiner Sicht völlig daneben. Schulden = finanzieller Art? Schuld = moralische Wiedergutmachung? Ständig lese ich Artikel über die Sensibilität der Sprache und ihre Auswirkung auf unser Zusammenleben. Da sollten solche Überschriften vorher bitte auch überdacht werden. – Marlies Wenzel

 


 

 

Leserbriefe zu „Eine Bombe für die Seele“ von Jörg Lau

 

Machen wir uns nicht einfach die falschen sorgen??? massensterben auf diesem globus haben wir doch schon mehrmals erlebt, beim letzten mal hat auch niemand die dinos gefragt oder gewarnt. und wer weiß, vielleicht ergibt es sich ja, dass sich endlich mal eine genkombination bei den überlebenden durchsetzt, die keine selbstvernichtung in sich trägt. also kopf hoch, es kann nur besser werden. ach ja, weiß eigentlich jemand was aus dem herrn rust geworden ist??? vieleicht hat der lust mal wieder auf dem roten platz zu landen, möglicherweise gerade bei der parade am neunten mai??? auf der tribüne am lenin mausoleum?? wär mal ein netter gag. so, und jetzt zurück zum wahren leben!! – klaus j clemens

 

Am 26.11.1983 rettete die der sowjetische Offizier Stanislaw Petrow die Welt vor dem atomaren Inferno. Nach Erfassung eines unbekannten Flugobjekts auf seinem Radar führte er den Befehl zum Start atomarer Raketen nicht aus. Autokraten wie Franco, Hitler, Stalin hatten ein egozentrisches, menschenverachtendes Weltbild. Sie unterstellen ihrem Gegenüber stets das Schlechteste. Eine Abkehr von ihrem Wahn wurde nur mit Gewalt erzwungen. Putin war ein treu ergebener Apparatschik des KGB.

Die in seiner Geisteswelt unvorstellbaren Erlebnisse im Herbst 1989 vor seiner Kommandantur in Dresden waren offensichtlich für ihn ein bis heute nachwirkender Schock. Dieser bestimmt seine Strategie und lenkt seinen Verstand. Eine persönliche Vernunft hat in seinen Gedanken kein Platz. Es ist keine Ironie, wenn er selbst seine Köche aus den Reihen des Geheimdienstes auswählt s. arte-Doku „Die Rückkehr des russischen Bären“.

Wenn Putin seine Wagner-Söldner „ihre Interessen“ in aller Welt durchsetzen und dabei nicht russische Gesetze verletzen, geht das Russlands Präsidenten in Ordnung. Niemand wird ihn daran hindern, die Zivilisation auf dem Planeten Erde zu vernichten, wenn er es für geboten erachtet. Churchill: Ein Apeaser ist derjenige , der ein Krokodil füttert in der Hoffnung, dass es ihn als Letzten fressen würde. – R. Renaux

 

Der Lebensstil des Herrn Putin und seiner Kumpane und auch der große Aufwand, der betrieben wurde und wird, um Herrn Putin vor einer Corona-Infektion zu schützen, zeigen meines Erachtens, dass Herr Putin sehr am Leben hängt und keinen Atomkrieg beginnen wird – solange er damit rechnet, dann selbst getötet zu werden. Die offen gezeigte Angst vor einem Atomkrieg ist also kontraproduktiv.

Vielleicht sollte „der Westen“ der Ukraine nicht nur Panzer und Flugzeuge etc. (zur Kriegsführung), sondern auch Atomwaffen (zur Abschreckung) schenken. Solange die ukrainischen Truppen nicht in Russland einmarschieren und „der Westen“ keine Atomwaffen einsetzt, besteht meiner Meinung nach kaum die Gefahr eines Atomkrieges – jedenfalls wenn Herr Putin klar denken kann, was bislang trotz all seiner Fehleinschätzungen der Fall zu sein scheint. – Dr. Ulrich Willmes

 

Es ist tatsächlich keine einfache Entscheidung, ob Waffen an die Ukraine geliefert werden sollten oder nicht. Der Pazifismus ist eine edle Haltung. Er konnte sich jedoch nur unter dem Schutzschirm der atomaren Abschreckung der NATO in Deutschland entwickeln. Ich frage mich, wie die Welt heute aussehen würde, wäre man Hitler nur mit Pazifismus entgegengetreten und mit der Forderung nach Verhandlungen aus einer Position der Schwäche und Angst. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Ich habe mit großem Interesse Ihren Artikel gelesen und stolpere allerding über seinen Schlußabsatz: – „wenn…weiter beachtet wird… Kein Angriff auf das Territorium der anderen Seite*, geheime Gesprächskanäle bleiben offen**, kein loses Gerede über Regimewechsel***“. * Es gibt bereits Gerüchte, daß die Ukraine, was sie abstreitet, Ziele jenseits ihres Landes angreift (möglicherweise mit unseren Waffen). ** Das bleibt uns wohl verborgen. *** Es gibt bereits Anzeichen, daß hier und dort die Phantasie sich darauf richtet.

Mit Ihrem Schlußsatz „Die Welt wettet dieser Tage darauf, dass auch Wladimir Putin das weiß“ kann ich leben, wenn gewährleistet ist, daß man sich auf allen Ebenen zügelt, Putin zu einem irrationalen Teufel zu stilisieren, denn solche Wesen werden sich wohl kaum an die ungeschriebenen Regeln von Herrn Gideon Rose halten. Meiner Ansicht nach wäre es klug, sich immer vor Augen zu halten, daß der Krieg möglichst schnell ein Ende haben sollte, um die Zahl der jungen Soldaten auf beiden Seiten möglichst gering zu halten, denen man ihr weiteres Leben raubt – auch durch unsere Waffenlieferungen, die die Ukraine unterstützen sollen… – Walter Ludwigs

 

Wäre doch eine tolle Sache, wenn die, die sich in ihren grünen und gelben Sesseln hier bei uns räkeln und für die Aufrüstung der Ukraine plädieren, morgen ihre Sachen packen und dorthin reisen um mit anzupacken in dem großen Krieg, den sie auch für den unseren halten. Warum sollen die Ukrainer alleine kämpfen und nicht wir gleich mit? Nur für schwerere Waffen zu sein aber nicht selber Hand anzulegen, erscheint mir doch etwas bequem.

Krieg für die gute Sache war schon immer richtig und dann kann Mann/ Frau endlich mal das machen, was im normalen Leben Tabu ist: andere Menschen töten, Häuser zerstören, Panzer abschießen, das sind dann mit einem Schlag so drei bis fünf Gegner, die in ihren Stahlsärgen verbrennen. Der schneidigen Frau Agnes empfehle ich einen gepanzerten Tretroller, dann ist sie schneller dabei. – H. Block

 

Es gibt m. E. einen gravierenden Unterschied zwischen den frühen 1980er Jahren, als im Zusammenhang mit der Nachrüstungsdebatte die Gefahr einer atomaren Eskalation im Raum stand und der heutigen Situation. Damals führten letztlich zwei Faktoren gleichermaßen zu einer Lösung ohne militärische Eskalation: Einerseits die glaubwürdig vorgetragene politische Entschlossenheit, die sowjetische Aufrüstung mit atomaren Mittelstreckenraketen mit der Aufstellung entsprechender Pershing2-Raketen zu neutralisieren und andererseits der durch eine unübersehbare Friedensbewegung sichtbar gemachte Wille der Zivilgesellschaft, den Frieden zu bewahren.

Die gegenwärtige Debatte um die Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine wird dagegen flankiert von mehr oder weniger lautem Kriegsgeschrei seitens einflussreicher Politiker sowie unbedachten und polemischen Beiträgen der Medien am Russland-bashing. Das aber ist im Zeitalter der „Geopolitik der Gefühle“ kontraproduktiv und brandgefährlich, denn Demütigung, das Schüren von Ängsten und die Zerstörung von Hoffnungen können rationale Machtkalküle auf der gegnerischen Seite außer Kraft setzen! – W. Fischer

 

Wer den “ kalten Krieg“ über Jahre miterlebt hat, empfindet den Umgang mit der Gefahr eines Dritten Weltkrieges zur Zeit durchaus als real. Der öffentliche Umgang mit dieser drohenden Apokalypse ist für mich allerdings irrational. Ich führe das u.a. auf einen inflationären Gebrauch von Weltuntergangsszenarien in den Medien wie Umweltschutz oder Klimawandel zurück. Das ein dritter Weltkrieg das Ende der Menschheit bedeutet ist offensichtlich nicht allen so richtig klar. Ich finde, es kann nicht Furcht genug geben, um alle nur erdenklichen diplomatischen Hebel in Bewegung zu setzen, diesen Krieg nicht weiter eskalieren zu lassen.

( Man stelle sich vor , die 2,5 Milliarden US Dollar wären seit 2014 nur für friedensstiftende Maßnahmen gebraucht worden.) Obama argumentierte in seiner Amtszeit, daß keine noch so große Bewaffnung der Ukrainer mit der militärischen Stärke der Russen auf Augenhöhe bringe. Seine Nachfolger haben die Militärhilfe extrem erhöht. Biden nennt Putin einen Killer. Sein Außenminister will Rußland auf ein Minimum Schwächen.

Es herrscht eine Funkstille auf fast allen Gebieten zwischen dem größten Land der Welt und dem Westen. Was für ein Irrsinnn. Die erste taktische Atombombe, die Putin in seinem Wahn einsetzen könnte, würde eine nukleare Katastrophe bedeuten. Dann wäre es zu spät, dann verstummten alle geopolitischen Schlaumeier. Dann relativierte sich alles zu einem Nichts. – Walter Schroiff

 

Als langjähriger ZEIT-Leser vermeine ich eine eigene ZEITenwende in Ihrem Blatt wahrzunehmen. Nachdem Bernd Ullrich bereits (Ausgabe 22/17) die Entspannungspolitik als „Muster ohne Wert“ qualifiziert hatte nimmt sich Lau jetzt die Friedensbewegung vor. Er beschreibt die in ihr herrschende „Überängstlichkeit“ als eine Art Geistesstörung, bedingt durch das Aufwachsen im Nachkriegsdeutschland oder Nach-Nachkriegsdeutschland.

Für die Wahrnehmung einer zugrunde liegenden politischen Argumentation bleibt da leider kein Platz. Und Herr Lau scheut auch nicht davor zurück, in seiner Gleichsetzung der fraglos brutalen Angriffe auf Mariupol mit dem Einsatz von Atomwaffen („könnte kaum schlimmer sein“) die Grenze zur Obszönität zu überschreiten. Nach der Lektüre des Artikels (dem 08.05.22) lese ich in der online-Ausgabe der NYT einen Leitartikel von Thomas L. Friedman, der eindringlich vor der sich vertiefenden Verstrickung der USA in den Krieg warnt („täglich wachsende Gefahr, Kriegspartei zu werden“). Auch so ein Hasenfuß? – Wolfgang Richter

 

Danke für den Artikel „Eine Bombe für die Seele“ von vergangener Woche. Jörg Lau hat mir da absolut „aus der Seele“ gesprochen. Ich habe selbst als Kind an den Menschenketten gegen die Nachrüstung teilgenommen und damals sehr viel Angst vor einem Atomkrieg gehabt. Mit dem Konflikt in der Ukraine waren diese Ängste über 30 Jahre später plötzlich wieder da. Geschürt auch durch zahlreiche Artikel in der Presse à la „Droht nun ein Atomkrieg?“. Zum ersten Mal habe ich in der Zeit einen Artikel über diese Gefühlslage gelesen, der mir geholfen hat, das einzuordnen. Danke! – Johannes Beck

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir treffen höchst bedrückende Entscheidungen«“. Gespräch mit Robert Habeck geführt von Jana Hensel und Martin Machowecz

 

Das Interview hat mir sehr gut gefallen, sowohl von der Frageseite her, wie auch die Antworten. Es tut gut zu lesen, wie ein führender Politiker sehr glaubhaft versucht das Richtige in einer sehr schweren Situation zu tun und dies auch sehr gut erklärt. Die Zweifel, die Prinzipien und Grundsätze und und und – das beschäftigt mich als eher hilflosen Bürger, aber Herr Habeck teilt diese Gedanken und Sorgen. Das nehme ich ihm ohne jeden Zweifel ab.

Klar – es wird Stimmen geben, die, wenn alles vorbei ist – wie auch immer – alles besser wussten und es vielleicht tatsächlich wussten, aber Robert Habeck ist nicht der Typ, der wegen der politischen Show eine Entscheidung trifft oder deshalb handelt. Robert Habeck scheint ein ganz anderer Typ Politiker zu sein. Ich hoffe, ich irre mich nicht. Meiner Meinung nach könnte Robert Habeck der Bundeskanzler sein, der uns seit Jahrzehnten fehlt. – Christian Fahn

 

Was hatte Jesus gesagt, wenn er in Butscha dabei gewesen wäre? Mit Waffen wehren oder die andere Wange hinhalten? – Thomas Groß

 

Leider wird die entscheidende Frage, wie ein Weg aus dem Krieg aussehen könnte, nur andiskutiert. Wenn Habeck davon spricht, dass man „den Besiegten in die künftige Friedensordung einbauen“ müsse, deutet das an, dass er eine Niederlage Russlands für erreichbar hält. Meines Erachtens führt zu diesem Ziel kein Weg! Russland verfügt nicht nur über die militärische Eskalationsdominanz, sondern auch über die entsprechende Eskalations- und Risikobereitschaft, da Putin durch den Krieg sämtliche Brücken hinter sich abgebrochen hat. Für ihn gibt es kein Zurück. Wie lange will der Westen dann die Eskalation mitgehen? Bis zum Krieg mit Russland? Die Frage wird sich unweigerlich stellen. Und je länger der Westen brinkmanship betreibt desto schwieriger wird es werden aus diesem Pokerspiel wieder auszusteigen. – Dr. Mathias Siekmeier

 

Wir haben solch ein Glück mit dieser Regierung! Was Habeck ausführt, wie gut er es erklärt und wie richtig es ist – Danke für diesen Mann in dieser ZEIT (im Doppelsinn) ! – K. Rinne

 

Die hohe Schule philosophischer Sprachlehre, die Begabung zur freien Rede und die sympathische Abwägung des jeweils Ganzen bei der Argumentation sind bei Robert Habeck einzigartig unter unseren Politikern. – Ernst Feller

 

Es ist für mich nach wie vor unglaublich, wie akzentuiert und stringend Herr Habek seine Ideen und Gedanken formuliert. Was diejenigen angeht, die offene Briefe verlautbaren: Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Das gilt auch für die Redakteure der ZEIT. Ich bin nur froh, dass Herr Habek in der Regierung sitzt und nicht die anderen. – Hartmut van Meegen

 

Dr. Habeck muss in den Golfstaaten um Gas betteln, weil die grün/schwarze Energiepolitik der letzten 15 Jahre unsere eigenen, reichlich vorhandenen, fossilen Brennstoffe aus rein ideologischen Gründen nicht haben will. Der Antrieb dieser selbstzerstörerischen Energiepolitik ist die irrige Annahme, dass CO2 aus diesen fossilen Brennstoffen die Welt zerstören könnten – und das bei knapp 2 % Emissionsanteilen. . . . Man muss entweder geistig völlig unterbelichtet sein, oder ein ideologischer GRÜNER, um nicht zu begreifen, dass breit gestreute Energiequellen unseren Energiebedarf am sichersten decken können, also Kernkraftwerke, Braun- und Steinkohlen-Werke und auch Gaskraftwerke, wenn es denn genügend Gas gibt.

Auf keinen Fall gehören Wind- und Sonnen-Energie dazu, da diese viel zu unregelmäßig Strom liefern ! ! ! Die kosten nur Subventionen und ersetzen kein einziges klassisches Kraftwerk ! ! Flüssiggas-Terminals wollte keiner haben, genauso wenig wie Schiefergas. Nun haben wir den Salat und wenn unsere Nachbarn nicht so freundlich einspringen würden, wären bei uns die Lichter schon lange aus. Es lebe der energiepolitische Wahnsinn der satten, faulen ideologischen deutschen Politiker! ! ! – Klaus Mertz

 

Zunächst stimme ich mit Herrn Habeck darin überein, keine Angst vor einem dritten Weltkrieg zu haben – ohne die momentane Situation zu verharmlosen. Und noch etwas Grundsätzliches klingt in diesem Interview an: Wenn wir davon ausgehen, dass (menschliches) Leben sich nicht abschließend durch unsere physische Existenz definieren lässt, und unsere gegenständlich materielle Welt auch nicht die einzig vorstellbare ist, dann sind wir gar nicht in der Lage, zu töten. Daraus ergibt sich, dass diejenigen konsequent Mörder genannt werden sollten, die primäre Gewalt mit dem Ziel der Zerstörung anwenden. Angriffskrieger töten nicht, sie morden und geben damit den letzten Rest ihres Wirklichkeitsverständnis preis. Rechtferigungsversuche durch reduktionistische historische Bezugnahmen sind Vorbereitungen des Mordens. – Christoph Müller-Luckwald

 

Ich bin Robert Habeck unendlich dankbar, wenn er von Bedachtsamkeit, abgewogenen Schritten, besonnenem Agieren im Zusammenhang mit der Situation in der Ukraine spricht. Ich bin überzeugt von der Schwere der Entscheidungen, die die Politik jetzt treffen muss und es beeindruckt mich sehr, wie Herr Habeck auch über seine Zweifel spricht und sich Gedanken über die Tragweite der getroffenen Entscheidungen macht. Reflektiert und nicht aus Gefühlen heraus zu handeln, ist auch gerade unter dem Einfluss der sozialen Medien ein schwieriger Balanceakt. Zumal auch noch nie zuvor ein Krieg so massiv in den Medien präsent war – wird er nicht auch dadurch grausamer in unserer Wahrnehmung?

Ich hoffe, wir vergessen über alle Gräultaten in der Ukraine nicht die anderen Kriege, die nicht im Rampenlicht stehen, Syrien, Jemen, Afghanistan, Sudan…. Jeder Krieg ist grausam und bringt unweigerlich Kriegsverbrechen mit sich. Zur Frage der Waffenlieferungen: Ich befürchte, dass dadurch ein zu mächtiger Druck auf Russland ausgeübt wird, der dann zu unbesonnenen Kurzschlussreationen führen könnte. Natürlich ist Druck wichtig und ich bin auch froh, dass dabei in der westlichen Welt soviel Einigkeit besteht.

Aber wenn man die ganzen Sanktionspakete, den Boykott im wirtschaftlichem, kulturellen und sportlichem Bereich, die Waffenlieferungen aus so vielen Ländern und jetzt nach 2 1/2 Monaten Krieg auch die ukrainischen Militärerfolge alles zusammen nimmt und dann noch bedenkt, dass die Nato sich immer weiter nach Osten ausgedehnt hat, die östlichen Mitgliedsstaaten immer mehr bewaffnet sind, Schweden und Finnland wahrscheinlich auch dem Bündnis beitreten werden, dann mache ich mir schon sehr sehr große Sorgen. Zum einen wegen möglicher Reaktionen Russlands und zum anderen auch für eine künftige Friedensordnung. – Stefanie Braasch

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Probefahrt“ von Anna Mayr

 

In Ihrer Ausgabe vom 5. Mai 2022 finde ich folgende Sequenzen: „Auf dem Weg nach Hause habe ich Schmerzen in den Beinen. Vom Bremsen.“ „Natürlich, sagt Richter, könne ein Gepard mit der richtigen Munition auch andere Schützenpanzer zerstören. Oder Fahrzeuge.“ Mein Deutschlehrer hätte mir nicht gestattet, den Sätzen solche Fetzen anzuhängen. Daher hier meine Frage: warum erlauben Sie solche Ausdrucksweisen? Welche Grammatik legen Sie zugrunde? – Carsten Schneider

 

Da ist es also, das Objekt der Begierde des ukrainischen Militärs. Die von Russland Überfallenen haben ein Recht, sich zu wehren. Wenn dieses komplexe Gerät wie unser ausrangierter Gepard das richtige Mittel zum Zweck ist, dann bitte hin damit. Anna Mayr sei Dank wissen wir nun, dass dieser Panzer ein feindliches Flugzeug in 15 Kilometer Entfernung orten und vernichten kann. Und die Moral von der Geschicht‘: Wenn man angegriffen wird, gibt es weder schwere oder leichte, Offensiv- oder Defensivwaffen – vielmehr dient in der causa Ukraine jede Waffe dazu, dem Aggressor Russlsnd Paroli zu bieten. – Wolfgang Wendling

 

Echt okayer Artikel. Wie wäre es mit einer Comic-Version? Anna Mayr als Tank Girl 2.0. Und dann mit richtig losbrausen und so. ;–) – Kurt Eimers

 

Den Ausflug mit dem von der Waffenschmiede Krauss Maffei Wegmann gelieferten Panzer Gepard hat die Autorin ganz offensichtlich genossen. Wie schön. Hat sie immer noch nicht gelernt, dass nur destruktive Kritik am Drohsystem die Welt vor dem Abgrund retten kann? Der Artikel im Stil einer Abenteuergeschichte verbietet sich jedenfalls in einem seriösen Blatt wie der ZEIT. Leider gilt noch immer gilt der Spontispruch des letzten Jahrhunderts und der ist so aktuell wie nie zuvor: Deutsche Waffen, deutsches Geld, morden auf der ganzen Welt. – Heinz Küssel

 

„Menschenverachtung – ein Panzer, der mit Stacheln gefüttert ist.“ (Marie von Ebner-Eschenbach, 1830-1916, mährisch-österreichische Schriftstellerin) Jetzt weiß ich auch noch das, was ich eigentlich gar nicht wissen wollte! Wie sieht ein „Gepard-Panzer“ aus? Wie komme ich in den Panzer hinein, geschweige denn wie finde ich den Ausgang? Wie funktioniert so ein Ungetüm? Was ist wenn ich auf irgendend einen (roten) Knopf drücke sollte? Zu diesem überflüssigen Wissen, da bin ich auf ein auf Zitat von Stefan Wittlin (*1961) , einem schweizer Tierpsychologen, Autor & Kolumnist, gestoßen: „Lieber zu viele Köche, als gar keinen Brei“ Nun denn! Wer weiß denn sowas und wozu auch? – Klaus P. Jaworek

 

Eigentlich schätze ich die Berichterstattung Ihrer Zeitung seit Jahrzehnten. In der vergangenen Zeit fällt mir allerdings immer wieder verstärkt eine Schieflage auf, für die die Reportage von Anna Mayr über den Gepard-Panzer in der Ausgabe der vergangenen Woche symptomatisch ist: Während Berichte und Analysen zu Entwicklungen in anderen Weltregionen (aktuell: Wahlen in den Philippinen und Südkorea, generell: Situation in Afrika und Lateinamerika…) es nur noch selten in die ZEIT schaffen, füllen Sie mit „Die Probefahrt“ eine ganze und prominente Seite des Politikteils mit einer gelinde gesagt völlig irrelevanten Wohlfühlberichterstattung über die persönlichen Erfahrungen einer Redakteurin mit/in einem Panzer – dies hat mich doch sehr befremdet!

Sind Sie tatsächlich der Ansicht, dass es keine wichtigeren Themen gibt? Dieser Artikel hätte bestenfalls in den „Entdecken“-Teil der ZEIT bzw. ins Magazin gehört. Von einer seriösen Zeitung erwarte ich fundierte Berichte, Analysen und Kommentare zu politisch, wirtschaftlich und kulturell relevanten Themen.

Zudem: Persönliche Erfahrungsberichte bzw. Eindrücke (s. o.) sowie Einzelschicksale, wie sie in der ZEIT nun immer mehr auch im Politik- oder Wirtschaftsteil zu finden sind (aktuelles Beispiele sind die ausführliche Darstellung von persönlichen Schicksalen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg oder auch „Keine Blumen für die Mama“ zu einem sicherlich tragischen, aber letztlich doch speziellen Fall persönlicher Naivität), mögen gut begründet und wohldosiert eingesetzt das Interesse der Leserschaft wecken und die Lektüre bereichern, im Übermaß erwecken sie den Eindruck von Beliebigkeit und Boulevard. – Iris Danowski

 

Danke für Ihren langen, informativen, an moralischen Bedenken nicht mangelnden Bericht über den “Gepard”. Aber dass Sie einen Panzer einen durchaus verträglichen Ort, wie Sie sagen: “…okaye(n) Ort “ nennen, zu solch einer Wortwahl müssen Sie nicht greifen.( Das hat weniger mit dem Panzer als der Wortwahl zu tun, ich bin kein blinder Pazifist! ) Das passt überhaupt nicht zu Ihnen, hat eher das Niveau einer Schülerzeitung mit Untersekunda- Reife. Schreiben Sie weiterhin so bildreich und manchmal auch kess. – Uwe Büssing

 

Den Ausflug mit dem von der Waffenschmiede Krauss Maffei Wegmann gelieferten Panzer Gepard hat die Autorin ganz offensichtlich genossen. Wie schön. Hat sie immer noch nicht gelernt, dass nur destruktive Kritik am Drohsystem die Welt vor dem Abgrund retten kann? Der Artikel im Stil einer Abenteuergeschichte verbietet sich jedenfalls in einem seriösen Blatt wie der ZEIT. Leider gilt noch immer gilt der Spontispruch des letzten Jahrhunderts und der ist so aktuell wie nie zuvor: Deutsche Waffen, deutsches Geld, morden auf der ganzen Welt. – Heinz Küssel

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich bin zwar geräuschvoll, aber nicht Kamikaze«“. Gespräch mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann geführt von Paul Middelhoff

 

Verzeihung, aber sind sie wahnsinnig geworden? Oder soll das Satire sein? Menschen in der Ukraine kämpfen um ihr Leben und ihre Freiheit, harren ohne Wasser und Strom in Bunkern aus, und im Politik-Ressort der ZEIT „speist“ Herr Middelhoff mit Frau Strack-Zimmermann (ist auch ihr nicht aufgefallen, wie arrogant, selbstbezogen und herzlos das Gespräch ist?), berichtet ausführlich davon, dass und wie Frau Strack-Zimmermann nur einen kleinen Kaiserschmarrn bestellt, weil es abends beim Bundespresseball ja so viel zu essen gibt, und über Ängste vor Gletscherspalten beim Skifahren und andere Befindlichkeiten von uns glücklichen Deutschen – und Frau Mayr darf davon erzählen, wie sie mal einen Panzer fahren durfte. Ich würde mich schämen, diesen Krieg mit solcher Nonchalance und solchem Zynismus zu behandeln. Möchte man das Klischee der feisten, selbstgefälligen Deutschen illustrieren, diese Texte würden hervorragend passen. – Petra Granjon

 

Die Zeit Nr. 19 2022 a) Artikel S.2, Paul Midderhoff, „Ich bin zwar geräuschvoll….“: Ein Beitrag fast ohne sinnvolle Information, z.T. Boulevard Niveau und dem Ernst der Lage schon gar nicht angemessen. Z.B.: „Waren Sie denn sauer….“, „Hatten Sie Angst….“, u.v. mehr dergleichen. b) Artikel S.6, Hetmann, Sauerbrey: „Hat er denn Einfluss…..“. Dafür gilt ähnliches. …einer Zeitung mit Ihrem Anspruch absolut unwürdig. Noch mehr dieser Flachheiten, die sich erschreckend häufen, und ich werde mein 20- oder 30-jähriges Abonnement kündigen. – Reinhard W. Hutter

 

Mit fiel das lange nicht gelesen Buch »Falsch programmiert, 1969« von dem Physikprof. Karl Steinbuch in die Hand. Das Stichwort war Kybernetik, etwa Mensch-Maschiene Modelle. Heute spricht man von Digitalisierung. Dr. Hermann Kahn, ein bekannter »US-Futurloge« wurde zitiert: Deutschland wäre dritt- oder viertgrößte Wirschaftmacht, aber politisch nur an zwanzigster Stelle. Beklagt wurden die Ausgaben für Schulen und Hochschulen mit nur 3,7% vom BIP (nach Israel, Japan, USA, Niederlande, UDSSR, DDR, Schweden, Peru und Taiwan!) und die geringe Bedeutung der MINT-Fächer. Kahn kam auch in der ZEIT zu Wort. Siehe auch „Das 198e Jahrzehnt“ Hrsg. Gräfin Dönhoff…

Text : Ich finde es gut, dass nach Frau von der Leyen und Kramp-Karrenbauer Frau Strack-Zimmermann eine kompetente Frau an dem Verteidigungsgeschehen ins Spiel gekommen ist. Wieso wurde erst kürzlich durch Frau Lambrecht im Bundestag die desolate Ausrüstung der Bundeswehr offenbart. Die Probleme des Beschaffungswesen waren schon länger bekannt. Für ähnliche Feststellungen ging der SPIEGEL-Chef Augstein mal in den Bau. Man sollte überdenken, ob es zielführend ist, die Verteidigungskraft oder besser –schwäche sowie Rüstungsexporte so detailliert auszubreiten.

Was ich nicht verstehe ist, dass es der Vorsitzenden de Verteidigungsusschusses nicht möglich ist, sich im persönlichen Gespräch mit Kanzler Scholz in Verbindung zu setzen. Seine Einladung (“Zitieren”) in den Ausschuss müßte es nicht sein. Und “Anne Will” ist überhaupt nicht der geeignete Ort für Erörterungen unserer Rolle beim russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das Verhalten der Ukraine zu unserem Präsidenten und Kanzler ist nicht sachdienlich. Der Botschafter Andrij Melnyk sollte ausgetauscht werden.

Sein Verhalten würde in GB und Frankreich nicht toleriert. Die Perspektive fehlt, dass nur die USA Putin eine Grenze setzen können und sollten. Die rote Line ist weniger klar zu ziehen wie bei der Kuba-Krise, als russische Frachter mit weiteren Atomraketen an Bord gestoppt wurden. Hier wurden die Raketen einschließlich der Atomsprengköpfe sowie Bomber schließlich wieder abgezogen, während die USA auf eine Raketenstellung in der Türkei verzichteten. Auf so einen “Deal” zwischen den USA und Rußland wird es hinauslaufen.

Die Unterstützung der baltischen Staaten nach Artike 5 des NATO-Vertrags setzt in unserem Fall einen Beschluß des Bundestags voraus. Den hat es noch nicht gegeben. Den sollte man auch nicht auf Vorrrat beschließen. Überhaupt sollte man nicht bekannt geben, was man wann machen oder nicht machen würde. Das können zur Zeit nur die USA mit Rußland ausmachen. In der Kubakrise wurden dazu Briefe geschrieben. Militärische Hilfe für die Ukraine allein wird die russischen Angriffe nicht zum stoppen bringen. – Gerhard Schroeder

 

Zwei Seiten gefüllt mit Homestories interessieren mich nicht, weder,dass Frau Strack-Zimmermann statt Suppe doch Kaiserschmarrn verspeist noch die Abenteuer von Frau A.Mayr im uralt Gepard mit Muskelkater vom schweren Bremsen. Ich meine eine Tendenz zu immer mehr Infotainment zu erkennen, wenig Info und viel Unterhaltung, viele Belanglosigkeiten. Fakten zu recherchieren ist freilich mühsam und die Leserschaft hat es wohl gerne gefühlvoll. – P. Grinzinger

 

Was für eine kluge, sympathische Frau. Habe ich gerne gelesen. Wie Sie mit den Eigenschaften in der FDP wirken kann, bleibt mir verborgen. Auch ihre Positionen zur Ukraine Bewaffnung teil ich nicht. Gleichwohl, sie vertritt nachvollziehbare Gedanken. Dann der Satz: “Jetzt erwartet die Weltgemeinschaft, dass wir militärisch führen”. Zu gern würde ich wissen, wie sie darauf kommt. Welche Weltgemeinschaft? Indien? Brasilien? China? England? ….. Leider wurde nicht nachgefragt, das mache ich hiermit. – Frank Tofern

 

Frau Strack-Zimmermann geht nicht nur dem Kanzler auf die Nerven. Ihre Auftritte in den Medien triefen vor einer geradezu kubickiesken Breitbeinigkeit, Selbstgefälligkeit und der Unfähigkeit, in einen echten Diskurs – wie es zeitgenössiche Philosophen verstehen – zu treten. Ihre Missachtung drückt sie (ähnlich wie Weidel und von Storch) durch abfällige Kommentare und Hereinreden in Beiträge anderer aus, wie zuletzt bei „Plasberg“, als ein Linken-Politiker erfolglos an ihre gute Kinderstube gemahnte. Ihre inhaltlichen Positionen kann man diskutieren, müssen aber auch vor dem Hintergrund einer (FDP-typischen) Klientelpolitik und ihren persönlichen wirtschaftlichen Verflechtung mit der Rüstungsindustrie betrachet werden. – Kurt Thome

 

Es gibt eben Menschen, die mir auf Anhieb sympathisch sind oder eben auch nicht sind. Frau Marie-Agnes Strack-Zimmermann gehörte da bisher nicht zur ersten Gruppe der Menschen. Ich kenne diese FDP-Frau zwar nicht näher, eben auch nur aus der „Flimmerkiste“! Beim „Arbeitsessen“ mit Paul Middelhoff hat sie nun gestanden, dass sie einem „Kaiserschmarrn“ einfach nicht wiederstehen kann, obwohl sie nur ein Süppchen essen wollte. Vielleicht kommt es manchmal doch auf diese berühmte klitzekleine Kleinigkeit an! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Rückt enger zusammen!“ von Marcus Rohwetter

 

Ihrer Analyse stimme ich völlig zu: Mit den von der Politik angedachten Neubauwohnungen wird man die gefühlte „Wohnungsnot“ noch nicht mal lindern können, weil der Bedarf an Wohnungen schneller wachsen wird als die Neubauten. Was könnte man dagegen machen? Man sollte den Wohnungsbestand cleverer organisieren. Dafür fühlt sich die Politik aber nicht zuständig. Das ist beschämend.

Warum bleibt die Witwe allein in der 120 qm Familienwohnung? Weil sie in ihrem Kiez keine 60 qm Wohnung findet, die eine deutlich geringere Miete fordert als ihre jetzige. Wie könnte man das ändern? 1. Man organisiert eine lokale Wohnungs-Tauschbörse: Familie A zieht in die Wohnung von Familie B und übernimmt den Mietvertrag und umgekehrt. 2. Man organisiert eine lokale Wohnungs-Partnerbörse: „Witwe mit 120 qm Wohnung sucht alleinerziehenden Vater als Mitbewohner.“

3. Weitere Ideen erspare ich Ihnen. Ohne politischen und rechtlichen Druck würden das die Vermieter nicht mitmachen. Das ist klar. Aber mit politischem Willen und einem geeigneten Rechtsrahmen könnte man diesen Widerstand in kurzer Zeit überwinden. Man würde auf diese Weise nicht nur drastisch den Druck aus dem Kessel des Wohnungsmangels lassen sondern auch das Credo „Jeder in seiner eigenen Wohnung.“ zum Wohle der Gemeinschaft aufbrechen. – Thorvald v.Uthmann

 

Ich habe einen weiteren Vorschlag, wie mit der Wohnungsknappheit umzugehen ist: Die meisten Menschen wollen in den Städten wohnen. X% der Stadtfläche geht derzeit an parkende Autos. Würde man davon nur die Hälfte wegnehmen, könnte man Tiny Houses aufstellen, die Anschlüsse sind ja quasi überall vorhanden und wenn man ein weiteres Drittel der jetzigen Parkplätze zu Baum-, und Grünflächen wandeln würde, hätten wir ein gutes Raumklima dazu. Tiny Houses könnten Senioren eine wunderbare Alternative zu ihren zu groß gewordenen Wohnungen in oberen Stockwerken bieten, aber auch für Singles könnten sie eine echte Alternative darstellen. – Eleanora Allerdings

 

Ich lebe mit schlechtem Gewissen auf ca. 100 qm. Seit 2 Jahren suche ich nach einer ländlichen, kleinen bezahlbaren 2-Zimmerwohnung mit Balkon für mich und meine Hunde . In SH sind selbst 450 EUR kalt noch zuwenig, zudem befinden sich die kleinen Wohnungen meist in der Stadt oder im Dachgeschoss ohne Aufzug. Das größte Problem aber ist meine Rente, niemand glaubt mir,daß man mit 1600 Euro brutto im Monat in Zukunft seine Miete wird zahlen können, wenn es jetzt schon 50% vom Netto wären. Für einen WBS ist es aber noch zuviel. Ich suche nicht nur in SH, sondern auch in MVP und Niedersachsen. Vielleicht mag ja der Autor mal bei der Suche helfen und dann überlegen, wem er welche Vorschläge machen möchte. – Ines Hubold

 

Die Wohnfläche der Haushaltsgröße anzupassen, ist keine neue Idee. Das klingt vernünftig, aber im Mietwohnungsbau scheitert es vielfach daran, dass die kleinere Wohnung, in die der Mieter ziehen soll, teuer ist als seine bisherige große. Und wer lange in einer Wohnung gelebt hat, will sein soziales Umfeld nicht aufgeben. Noch schwieriger wird es bei den Eigenheimbewohnern, die ihr zu groß gewordenes Haus nicht aufgeben wollen. Ob die stark gestiegenen Energiekosten da für eine Verhaltensänderung sorgen werden, wird man sehen. – Stefan Kaisers

 


 

 

Leserbriefe zu „In der Schweißzeit“ von Stefan Schmitt

 

Der Autor schreibt: „Mehr Emissionen lassen die Hitzewellen häufiger werden und heißer ausfallen“ und fügt hinzu „das ist unstrittig“. Welche Wetterphänomene CO2 bewirkt, ist nicht nur strittig, sondern schwer zu sagen. CO2 absorbiert Wärmestrahlung, ändert also z.B. die Abkühlung in der Nacht. Das würde das Abschmelzen der Gletscher erklären. Aber Dürren? Eine höhere Temperatur führt zunächst einmal zu einem potentiell höheren Wasseranteil in der Luft, wie etwa im tropischen Regenwald.

Außerdem ist der letzte Satz des Artikels falsch: „Die Hitzewelle auf der anderen Seite der Erde erinnern uns daran, dass das Prinzip von Ursache und Wirkung die Welt umspannt.“ In Wirklichkeit ist die Atmosphäre ein chaotisches System, das sich der einfachen Kausalität prinzipiell entzieht. Dieser klimapolitische Rundumschlag ist unseriös. – Peter Hellwig

 

Ich habe gerade den o.g. Artikel gelesen und wundere mich darüber, daß Photovoltaik nicht erwähnt wird. Das deutet für mich daraufhin, dass wieder national gedacht wird. Ich bin gerade in Kroatien unterwegs und dachte heute unterwegs noch, dass eine Kooperation mit Kroatien in Richtung Photovoltaik recht gut wäre, da ich auf dem Weg nach Zadar lange an kahle Steingelände vorbeigefahren bin, dass sich meiner Meinung nach für Photovoltaik eignen würde und zwar in große Stil mit EU-Unterstützung für viele zu nutzen, z.b. vom Gas abgetrennte Polen und Bulgaren. Ist auch näher als Afrika. Windenergie kann ich hier nicht einschätzen, ist aber wahrscheinlich auf Grund der geologischen Gegebenheiten schwieriger. – Michael Hüsken

 

„Vom Reichtum Indiens profitierten zwei Jahrhunderte lang vor allem die Briten“. Die Ausbeutung durch die Briten wird auch durch häufige Wiederholung nicht wahrer. Indien war für Grossbritanien kein Zuschussgeschäft, aber Indien hätte ohne die Briten keine funktionierende Verwaltung und kein vergleichbares Eisenbahn- und Strassen-Netz. Natürlich produzieren die Inder pro Kopf viel weniger CO2 als die Industrieländer, aber es sind halt sehr viele Köpfe. – Peter Pielmeier

 

Die Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 45 Grad Celsius in einigen Millionenstädten Indiens ist nicht nur eine Folge des Kimawandels. Bekanntlich ist die Temperatur in Städten höher als im Umland, u.a. wegen des Mangels an Grünflächen. Die hohen Temperaturen sind daher zum Teil auch eine Folge des Wachstums der Städte.

Zum Beispiel Delhis Bevölkerung wuchst von 0.92 Millionen (letzte Zählung 1941 unter britischer Herrschaft) auf 16.753 Millionen (2011). Die Ursachen sind Geburtenüberschuss und Landflucht. Letzteres auch wegen der «Gründen Revolution», die vor allem Grossbetriebe förderte. Dies ist eine Fortführung einer historischen Entwicklung. So schreibt J.K. Galbraith in «Die Arroganz der Satten.» (Bern 1980. S. 49.) «Im Indien der Kolonialzeit wurden die grössten Bewässerungs- Anlagen der Welt gebaut. Doch schon bald wurde die Erhöhung der Ernteerträge durch Bevölkerungs-Wachstum kompensiert.»

Es ist richtig, wenn Stefan Schmitt den Anteil der «alten Industrieländer» hervorhebt und die Notwendigkeit von «Kohleausstieg und Fleischersatz, Moorwiederherstellung oder Windkraftausbau» betont. Doch das reicht nicht. Auch die «neuen Industrieländer» sind gefordert. Dies etwa beim Thema Demographie, aber auch durch Bekämpfung der Landflucht durch Förderung naturnaher Landwirtschaft. – Dr. Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Womit keiner rechnet. Ein Krieg, eine Pandemie und ein Rivale namens Tesla (…)“ von Claas Tatje

 

Es macht mich wütend, dass das Gewähren von Kurzarbeitergeld nicht mit Gewinnen verrechnet wird! Wo gibt es denn sowas: auf der Basis von Kurzarbeitergeld bereichern sich Konzern-Vorstände und Aktionäre! Und das vor dem Hintergrund von Krieg, Pandemie und Klimawandel. Der Staat braucht jeden Euro, und die Auto-Industrie bereichert sich. Armes Deutschland! – Dr. Eva Pilz

 

Die Bilanzanalyse beschränkt sich leider nur auf den Gewinn und den vom Staat (vermutlich ist mit Staat die Bundesrepublik Deutschland gemeint) geleisteten Zahlungen. Die weltweit operiere deutsche Automobilindustrie kann wohl kaum überleben, wenn nicht der weitaus überwiegende Anteil der Fahrzeuge im Ausland veräußert und auch produziert wird. Es fehlt hier die Analyse, in welchen Ländern welcher Gewinn generiert wurde und darüber hinaus, welcher Anteil daran die beschriebenen Zuschüsse haben.

Das „staatlich bezuschusste“ Kurzarbeitergeld kann es nicht sein. Das Kurzarbeitergeld wird von der Bundesagentur für Arbeit gezahlt, die mit Beiträgen zur Arbeitslosenversicherung gespeist wird. Also vom Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die Auszahlung des Kurzarbeitergeld wird vom Arbeitgeber an den Arbeitnehmer vorgenommen und von der Bundesagentur auf Antrag erstattet. Wie hier Gewinne erzielt werden können ist mir ein Rätsel. Bitte stellen Sie die Mär von dem „staatlich bezuschussten“ Kurzarbeitergeld richtig und nehmen Sie eine fachlich fundierte Analyse vor. Die ausländischen Automobilhersteller haben nach meiner Kenntnis ebenfalls hohe Gewinne gemeldet. Es würde mich wundern, wenn Sie auch hier die Meinung vertreten, dass der deutsch Staat dafür verantwortlich ist. – Rainer Ebersberger

 

Danke an den Autor für die nüchterne Darstellung. Es ist unglaublich, wie durch übermächtigen Lobbyismus gepaart mit populistischer Verkehrspolitik massiv Steuergelder in Aktionärstaschen versickern. Eine derartige Politik unterwandert letztendlich das Vertrauen in den Staat und dessen Steuerhoheit. – Helmut Vallenas

 


 

 

Leserbriefe zu „»Das Asow-Regiment ist keine extremistische Organisation«“. Gespräch mit Anton Schechowzow geführt von Michael Thumann

 

Danke für die Initiative zu diesem Gespräch. Es ist bedauerlich, dass erst heute diese Tatsachen der russischen Propaganda entgegen gestellt werden. – R. Renaux

 

Ich sage es gleich vorweg klar und deutlich: ich verurteile den Einmarsch Russlands in die Ukraine! No War – Never Ever! Doch sorry, ich habe den Eindruck, dass der Experte für Rechtsextremismus, Herr Anton Schechowzow, sich mit dem Interview ins eigene Knie geschossen hat und das Gegenteil von dem erreicht hat – was er eigentlich wollte: nämlich das Asow-Regiment von seiner rechtextremen Tradition und gegenwärtigen Neo- Nazi Haltungen und Werte reinwaschen zu wollen.

Evident ist, dass Asow sowohl während der deutschen Nazizeit 33-45 mit den Nazis kollaborierte und Asow seit 2014 seine traditionellen Haltungen und Werte gegegenüber Russland immer wieder deutlich gemacht hat. Das die Menschen/Bürger*innen nicht so ohne weiteres ihre Haltungen und Werte von heute auf morgen ändern, wissen wir schmerzhaft in Deutschland nicht erst seit dem 8.5.45. Auch wenn man/frau es nicht wahrhaben will – die Nachwirkungen der rechten Tendenzen ( nicht nur der AFD) spüren wir überall! Und, Herr Schechowzow, das gilt auch für die Ukraine – am Ende setzt sich immer die Wahrheit durch! – Bernd Facklam

 

Herr Thumann möge doch bitte mal erklären, was ihn dazu gebracht hat, bereits in der zweiten «Frage» das Asow-Regiment als rechtsextremistisch zu verurteilen, weil -laut seiner eigenen Aussage- bei seiner Gründung mutmasslich ein paar Rechtsextremisten dabei gewesen sein sollen. Dass ein deutscher Journalist vor dem Hintergrund der Zustände bei der Bundeswehr, im Speziellen der KSK und vor allem unter Berücksichtigung der bereits erfolgten Verurteilung von mindestens einem Bundeswehr-Soldaten eine solche Frage überhaupt stellt, das kann aufgrund der öffentlichen Berichterstattung in den Medien nur mit völliger Ignoranz erklärt werden. Herr Thuman wäre besser beraten gewesen, als Journalist für eine deutsche Zeitung den Ball bei einer solchen Frage mal ganz flach zu halten. – Andi Pfaff

 


 

 

Leserbriefe zu „Schatten auf der Kinderseele“ von Claudia Wüstenhagen

 

Sie sind mit Ihrem Artikel einem Irrtum aufgesessen. Kinder haben a priori keine Angst (und schon gar nicht vor dem Klimawandel), wenn ihnen die Angst nicht von Eltern, Lehrern oder der Presse (wie von Ihnen) eingetrichtert wird. Es ist ein Unterschied, ob man Kindern etwas erklärt oder Ihnen Angst einflößt. Sie, Frau Wüstenhagen, befolgen damit nur einem Schema, wie es schon von dem Nobelpreisträger Al Gore propagiert wurde. Al Gore hat dies gegenüber dem Autor Hans Rosling („Factfullness“) geäußert: „Wir müssen Furcht erzeugen!“ Sie folgen diesem Schema. Nicht die Kinder haben von sich aus Panik.

Eine Gruppe, zu der auch eine Lea Dohm gehört und zu der ich Sie nach diesem Artikel ebenfalls zähle, erzeugt diese Panik und schürt die Ängste der Kinder. Sie sind die Ursache der Ess- und Schlafstörungen von Kindern. Es geht noch weiter: Sie benützen rücksichtslos die Kinder, um Ihre eigenen politischen Ziele (wie damals Al Gore) zu verfolgen, weil Ihnen dies nicht bei allen Erwachsenen gelingt. Roslin (ein Freund von Al Gore und sicher kein Gegner des Klimawandels) hat ein solches Verhalten auch gegenüber Erwachsenen strikt abgelehnt und hat auch gegenüber Gore klargemacht, dass er das nicht billigen kann.

In diesem Sinn ist auch Greta Thumberg ein manipuliertes und zur Panik getriebenes Kind, das nicht das Ohr der „Mächtigen der Welt“ (wer ist das?) braucht, sondern sie hätte die Hilfe eines unvoreingenommenen Kinderpsychotherapeuten gebraucht, zumindest als 12-Jährige. Sehr geehrte Frau Wüstenhagen haben Sie Angst, dass Sie wegen des Klimawandels sterben müssen? Angst ist ein schlechter Ratgeber. Den Kindern sollten Sie diese Angst nicht einbläuen statt dessen nehmen Sie die“Schatten auf der Kinderseele“. – Karl Sommer

 

Vielen Dank und großen Respekt für diesen o.g. Artikel über die Ängste vieler Kinder vor der weiteren Verschlimmerung der Erderhitzung, mit dem Sie die größten Fehlhaltungen und Fehl-reaktionen auf die Klimakrise und die dies bzgl. Ängste endlich einmal korrekt dargestellt und sozusagen vom Kopf auf die Füße gestellt haben. Gleichzeitig ist dieser Artikel auch eine fantastische Antwort auf den kürzlichen eher Verdrängungs- und Illusionsfördernden Artikel mit der Gegenposition „Angst ist kein guter Ratgeber“ von Herrn Benkens, worauf ich selbst kürzlich eine Leserbrief-Antwort geschrieben habe.

Ich bin selbst Psychotherapeut im (Un-)Ruhestand und sehe die Problematik genauso wie Ihre Experten und weitgehend wie Greta Thunberg, mit der evtl. Einschränkung, dass es z.T. Hilfe braucht, die Angst kontrollieren und regulieren zu können, um nicht durch ein übersteigertes Ausmaß gelähmt oder depressiv zu werden. Das darf aber nicht auf Kosten des Handelns gegen die realen Gefahren gehen, selbst wenn dieses Handeln kurzfristig unbequem oder sogar schmerzhaft ist und seinerseits — andere — Ängste auslöst.

Diese letzteren Ängste werden von den Propheten des Optimismus und de bequemen (Schein- oder Teil-) Lösungen allzu gern verdrängt, gerechtfertigt oder verschwiegen. Wie bei Greta Thunberg kann gerade das kollektive Handeln und Kämpfen zur Rettung des Klimas (vor den noch gesteigerten weiteren Verschlimmerungen) vielleicht besser zur Bewältigung oder Vorbeugung von Angst und Depression beitragen als die üblichen Strategien des Verdrängens und Schönredens und sich selbst und andere Betrügens.

Diejenigen, die selbst eine Heidenangst vor den Unbequemlichkeiten, Kosten und Luxus-Verlusten eines bei der Dringlichkeit noch ausreichenden Klimaschutzes haben, meinen den aktiven und bzgl. Klima besorgten Optimismus predigen zu müssen und die angebliche übertriebene Panik ausreden zu müssen, die zu Depressionen, Passivität oder Umsturzfantasien und aggressiven Worten führe. Umwelt- und Klimaschutz müsse leicht gemacht werden und Spaß machen, ohne Opfer und Verzichte auskommen.

Ich muss hier fragen: WER hat in den letzten Jahrzehnten wohl mehr Passivität beim Nötigen gezeigt und mehr Macht auf Kosten anderer ausgeübt: Die Klima-Aktivisten und Klima-besorgten oder die Klima-Zerstörer, -Vedränger und -Ignoranten? Haben sie nach Jahrzehnten Forschung und Technologie-Entwicklung und „Optimismus“ geschafft, das Problem zu lösen oder werden sie es in wenigen Jahren noch schaffen, mit ihren unzähligen „Wenn“ und „Aber“ und ihrem Zieldatum 2045 oder später? Es ist unglaublich, dass solche späten Zeitpunkte immer noch für Klimaneutralität genannt werden, obwohl lt. Bericht des IPCC beim jetzigen Kurs die 1,5 Grad bereits ca. 2030 übershritten werden. Bei Berücksichtigung von Klimagerehtigkeit ist das THG-Budget Deutschlands schon deutlich früher erschöpft.

Bei den vielen gängigen Versuchen die Ängste vor der noch weiteren Klima-Erhitzung als das vorrangige eigentliche Problem darzustellen statt sich vor allem mit der realen Gefahr und ihrer Abwendung zu befassen und diese Ängste durch Ablenkungen oder Greenwashings oder Selbstbetrug oder einfach Tabuisierung oder Verbot aus der Welt zu schaffen, fragt man sich doch, warum die Evolution so ein Gefühl überhaupt entwickelt und nicht wieder ausgelöscht hat, wenn es denn so schädlich wäre.

Es kommt mir mit vielen so vor, als wenn wir mit unseren Kindern in einem Zug sitzen und gerade festgestellt haben, dass er auf einen Abgrund zurast, und wo sich die meisten mehr Sorgen machen sich und die Kinder durch Verdrängen und Schönreden der Situation zu beruhigen als schnellstens nach der Notbremse zu suchen und sie zu ziehen, egal wie unkomfortabel dieses Anhalten wird, egal zu welchen Reisezielen man dann ggf. zu spät kommt. Es gibt da auch einen Punkt, wo bei dem Bremsweg auch die Notbremse zu spät kommt, entsprechend etwa dem –endgültigen — Überschreiten der Kippunkte zu den selbstverstärkenden Prozessen des Klimas. Diese entsprechen im folgenden Bild der Explosion:

Alternativ ist es wie auf einem nach leichtfertigen Versäumnissen an einem Ende brennenden Schiff, mit schon geschwächter Wand und kaputtem Lebensmittellager und kaputtem Werkstatt-zugang, der auf Kosten von Luxuskabinen neu gebahnt werden müsste. Es droht eine Explosion, wenn der Brand das Treibstofflager mit erfasst, so dass das Schiff vom Untergang bedroht ist und dringender teurer und unendlich anstrengender Löschung und Reparatur zur Rettung bedarf.

Da kommen einige, die sagen: Wenn der Kapitän und die Ingenieure nicht ganz blöd sind, werden sie das schon hinkriegen, aber sie müssen dabei die vorgeschriebenen Arbeitszeiten beachten; die Belastungen müssen unbedingt gerecht verteilt werden; schon gar nicht dürfen Passagiere zur Mit-Arbeit herangezogen werden; und andere fordern: Wir dürfen den Passagieren nicht sagen, was los ist, sie nicht noch beunruhigen, sonst buchen sie unsere Reederei nicht wieder; die Passagiere aus den brennenden kaputten Kabinen müssen untergebracht werden, aber ohne dass jemand seine gebuchte Luxuskabine mit jemand teilen muss.

Die Mahlzeiten müssen genau so viel Fleisch und anderes enthalten wie gewohnt. Die Passagiere haben schließlich einen schönen Urlaub gebucht und keinen Stress. Außerdem darf es für die Reederei nicht zu teuer werden. Es gibt ja hervorragende Lösch- und Reparatur-Techniken, die müssen sie eben anwenden. Irgendwelche Abstriche an den gebuchten Events sind überhaupt nicht notwendig.

Absurd? Natürlich, aber genauso kommen mir das Handeln und die Forderungen vieler Politiker und auch vieler ihrer Kritiker und Medien vor. Das ist nicht Optimismus oder Rücksichtnahme auf die Wünsche oder Bedürfnisse der Passagiere, sondern Bequemlichkeit, Verblendung und Überheblichkeit, garniert mit Egoismus. Ein so vorsichtiger langsamer Rettungsplan, dessen Vollendung erst nach der Explosion liegt oder wenn das Schiff schon auf dem Meeresgrund liegt, nützt ersichtlich nichts mehr.

Im Buch „Vom Ende der Klimakrise“ von Luisa Neubauer und Alexander Repenning lehnen die Autoren es ab zwischen Optimismus oder Pessimismus hinsichtlich der Zukunft der Klimakrise zu wählen. Sie erklären sich als „Possibilist*Innen“. Ob sie optimistisch in die Zukunft blicken beantworten sie mit „ja und nein“, ob die – noch vorhandenen – Chancen und Möglichkeiten verwirklicht werden „hängt von jedem von uns ab“, wie sie sagen.

Die noch zusätzliche Angst und Verzweiflung durch das Gefühl verraten zu werden von denen, die nichts ändern, obwohl sie verantwortlich sind und es könnten, kann ich sehr gut verstehen. Verstehen kann ich sogar auch die Passivität und Verdrängung aufgrund des Gedankens „man kann ohnehin nichts mehr ändern“. So ging es mir selbst für Jahre angesichts der allgegenwärtigen Ignoranz, Verdrängung, des Kurzfrist- und Wunsch-Denkens und der Belehrungs-Resistenz gegenüber der Wissenschaft. Aus dieser Resignation haben mich Greta Thunberg und die FFF herausgerissen auch dank ihrer für einen Erfolg entscheidenden internationalen Verbreitung und ihrem nicht nur Fordern, sondern oft auch vorbildlichen eigenen Verhalten vor allem Greta T.s selbst.

Danach konnte ich mich nicht mehr aufs Privatleben zurückziehen, einmal angesichts neuer Hoffnung, andererseits der empfundenen Pflicht und Sympathie, diese selbst betroffenen, die selber tun und kämpfen was sie können nicht im Stich lassen zu dürfen, solange auch nur ein Promille Chance auf Erfolg besteht. Ich habe dann, teils erleichtert durch den neuen (Un-)Ruhestand, begonnen mich politisch zu betätigen und auch Gedichte zur Klimaproblematik zu schreiben, von denen ich das neueste hier anfüge, dass sich genau mit dieser Frage Resignation oder Einsatz/Kampf auseinandersetzt. – Dr. Peter Selmke

 

«Die Angst vor dem Klimawandel belastet die Kleinen besonders – auch weil ihre Eltern das Phänomen verdrängen.» Schön wäre es, wenn es nur um Verdrängen ginge. Doch die Situation erinnert an eine Scherzfrage aus meiner Kindheit: «Da sitzt ein hungriges kleines Äffchen am Ufer eines Flusses. Weit und breit nichts Essbares. Doch am anderen Ufer, jede Menge Sträucher mit reifen Bananen. Leider ist der breite Fluss voller Krokodile. Was kann das Äffchen tun?» Auf die Antwort: «keine Ahnung». Geht’s weiter mit: «Wie soll es das kleine Äffchen wissen, wenn’ s selbst der grosse Aff nicht weiss?» Die Situation ist tatsächlich komplex.

Es gibt ein ungelöstes Problem. Es ist kein ausreichender Weg sichtbar, der zu einer Lösung führt. Am Problem sind die Menschen schuld. Aber, die Menschen haben doch phantastische Mittel fürs Analysieren und Lösen von Problemen, warum bringt das nichts? Andere Spezies, wie die Schildkröten haben Jahrmillionen überlebt, warum hat die Menschheit anscheinend Probleme, die nächsten paar Jahrhunderte gut zu überstehen? Und schliesslich vom Klimawandel werden weniger die aktiven Politiker und Wissenschaftler betroffen sein, sondern eben die heutigen Kinder und Enkelkinder.

Nun ist es ja so, dass es Situationen gibt, in denen einfache Denkweise weiterführt als komplizierte, etwa in einer Situation wie sie in «Des Kaisers neue Kleider» vorkommt. Und vielleicht wäre es ja hilfreich, wenn man sich manchmal bemühte, die heutige Situation der Menschheit so zu erzählen, dass sie ein Kind versteht. So könnte man vom Kern der Problematik aus Lösungen finden, anstatt von aussen. Man müsste fragen, wie eine Erzählung aussehen könnte, die alle Eltern der Welt ihren Kindern erzählen könnten. Zuerst – und das wäre sicher lehrreich – wäre zu überlegen, wie eine solche gemeinsame Erzählung aussehen könnte.

Es ginge dabei um die begrenzte Kapazität der Erde, was nicht nur den Konsum sondern auch die Kopfzahl betrifft. Es ist vielleicht gut, dass das Vertrauen – auch bei Kindern, die oft ein feines Gespür haben – in bisherige Lösungsmechanismen wie Technik oder auch Religionen auf ein hilfreiche Mass zurück geht. Im Interesse unserer Kinder und Enkelkinder kann die Lösung nur aus folgendem Motto heraus entwickelt werden:

Wir sind nur Gast auf diesem schönen Planeten und als Gegenleistung für dieses Privileg verpflichtet, diesen Planeten unseren Nachkommen unversehrt zu überlassen. Diese Pflicht betrifft letztlich auch die Suche nach Lösungen für die demographischen, ökonomischen und ökologischen Ursachen der Klimakrise. Und auch das Thematisieren der Lösungen, so dass sie auch Kinder verstehen. – Dr. Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „MARLENE DIETRICH“ protokolliert von Rebecca Casati

 

Marlene Dietrich war als „Blauer Engel“ die „fesche Lola“, die an ihr „Pianola“ keinen ranlassen wollte! Eigentlich ist ein Pianola ein automatisches Klavier, vielleicht hat die fesche Lola auch was gänzlich anderes damit gemeint!? „Ich bin die fesche Lola, der Liebling der Saison! Ich hab´ein Pianola zu Haus´ in mein´ Salon. Ich bin die fesche Lola, mich liebt ein jeder Mann! Doch an mein Pianola, da lass ich keinen ran!“ (Songwriter: Frederick Hollander & Robert Liebmann) So singt Marlene Dietrich über die fesche Lola im „Blauen Engel“. Irgendwie hab ich noch keinen Film mit der „Dietrich“ gesehen, vielleicht sollte ich das bald einmal und schleunigst nachholen! – Klaus P. Jaworek

 

Danke Herr Hofmann für diese wundervollen Worte an eine ganz besondere Frau. – Henriette Schade Hölz

 


 

 

Leserbriefe zu „Ist es falsch, wenn die Gewerkschaften jetzt höhere Löhne erkämpfen wollen?“ Streit von Michael Hüther und Frank Werneke

 

Treffen die Wirkungsfolgen aus den „bedrückenden Entscheidungen“ der Regierung nur annähernd zu, wird die ehrliche Einschätzung von Habeck Tatsache. Wir werden die Wohlfühlzone verlassen und schmerzlich den bisherigen Wohlstand verlieren. Dass dafü ein völlig überflüssiger Krieg im Herzen Europas verantwortlich sein wird, ist zugleich zynisch, weil die Wirkungsfolgen aus der unumkehrbaren ökologischen Katastrophe eine gleiche, wenn nicht noch eine bedeutsamere Relevanz besitzt. Erst recht, wenn sich aus globalen Dramen die Hinwendungen auf Europa verstärken werden.

Unerträglich wird dabei, dass ignorante Profiteure aus dem Besitz und aus dem Management der deutschen Wirtschaft wie bornierte Gewerkschaftler traditionelle Sichtweisen pflegen und gesamtwirtschaftlich notwendige Anpassungsprozesse phrasenhaft verneinen. Neben den externen Einflüssen sind es insbesondere die jahrzehntelangen Missbräuchlichkeiten in beiden Teilen der deutschen Wirtschaft, welche diesen Zustand mitverursacht haben.

Der Export einer eigenen Energieversorgung, von Produktions- und Werkstätten und der eigenen Versorgung erfolgte zur Verbesserung des eigenen Profits, während gleichzeitig die höheren Personal- und Sachkosten keine Akzeptanz im eigenen Land fanden. Es geht existenziell die notwendige Wertschöpfung weiterhin verloren, während sich eine wertschöpfungslose Dienstleistungswirtschaft u.a. aus akademischen Überflüssigkeiten instutionalisierte. Dieses ist kein Streit von unterschiedlich denkenden Protagonisten, sondern ein Gleichschritt von zwei Bornierten. – Jürgen Dressler

 

An der „Lohn-Preis-Spirale“ scheinen nicht die Löhne wirklich schuld zu sein. Möglicherweise gibt es diese gar nicht. Wenn ich sehe, dass trotz Krise BMW seinen Gewinn verdreifachen kann, dann muss ich an den Gesetzmäßigkeiten des „Freien Marktes“ zweifeln. Das sind schlicht und ergreifend staatliche Subventionen, die hier in Form von Kurzarbeitergeld indirekt die Kassen der Unternehmen füllen. Auch die derzeitigen Energiepreise sind lediglich auf die Börsenspekulationen zurückzuführen. Alles Entwicklungen, die kaum etwas mit der Lohnentwicklung der Arbeitnehmer zu tun haben. Sie verwechseln Aktio und Reaktio. Wer Entbehrungen fordert, muss sie von beiden Seiten fordern. Also auch von den Arbeitgebern! Gewinnmaximierung kann nicht das alleinige Ziel einer gesunden Wirtschaftlichkeit sein! – Dr. med. Martin Krivacek

 


 

 

Leserbriefe zu „Meine Ansprüche runterschraubend“ von Antonia Baum

 

Sie sind wirklich so süß! Obwohl ich ja selber als Mann einer sein könnte, musste ich diesmal wieder über ihren „Top-Wichser“ lachen. Was ist eigentlich ihrer Meinung nach ein Top-Wichser? Ist es einer, der es im Gegensatz zum Flachwichser im Stehen über dem Waschbecken macht und dieses dann von der Frau reinigen lässt? Ich mein ja nur, nehmen sie mich bloß nicht ernst. – Philippe Zucco

 

Gerade habe ich den Antonia Baum Fanclub gegründet, Ihr Artikel ‚Meine Ansprüche runterschraubend‘ spricht mir aus dem Herzen. Das ist so realistisch beobachtet und toll geschrieben. dann noch die Szenen mit ihrem Therapeuten, habe ich alles auch selbst in der Familientherapie erlebt. Dann dieses Schwanken zwischen Himmelhochjauchzend und zuTode betrübt, alles so nachvollziehbar für alle, die zuhause nervige Kinder haben. Ich verneige mich und freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung. – Martín Sautter

 


 

 

Leserbriefe zu „»Kunst ist gefährlich«“ von Hannah Schmidt

 

Wäre es besser, das West-Eastern Divan Orchestra würde die Klassische Musik dekonstruieren, statt Israelis und Araber in einer gemeinsamen Anstrengung zu vereinen, gemeinsam dem Anspruch dieser Musik gerecht zu werden? – Walter Böhme

 

Es gibt doch wirklich kein Argument mehr, um nicht Autoren dazu zu verleiten, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Jetzt geht es also mit einer erschreckenden Reihe von Banalitäten der klassischen Musik an den Kragen, die angeblich nur für “bürgerliche, wohlhabende Westdeutsche” bestimmt ist. Ist Herrn Czollek noch nicht aufgefallen, dass klassische Musik weit über Westdeutschland hinaus einen hohen Stellenwert in den USA, Russland, Süd-Korea, China und vor allem Japan hat?

Die klassische Musik hat auch nicht den Anspruch “reiner Schönheit”, sondern ist für viele eine äussert aufwühlende Erfahrung. Und warum braucht es jetzt unbedingt einen “postmigrantischen”, “queeren”, “jüdischen” Blick, anstatt den Klassik-Liebhabern ihre Musik zu lassen? Was gäbe es für eine Aufregung, wenn umgekehrt die Klassik-Fans, die ziemlich still in ihrer Ecke sitzen, gegen den “migrantischen, queren, jüdischen” Blick zu Felde zögen?

Und seine als “heftig” bezeichnete Wortreihung “birkenwald, eichenwald, buchenwald”, die ich eher als reisserisch bis geschmacklos empfinde, ist auch nicht neu, da schon Pina Pausch vor Jahrzehnten den Refrain “Adenauer, Beckenbauer, Schopenhauer” in der Tanzkreation “1980″ verwendet hat. Wenn Herrn Czolleks Umfeld nichts mit klassischer Musik anfangen kann (was den Leuten von Herzen gegönnt sei), könnte auch Herr Czollek etwas toleranter sein, anstatt zu versuchen, einem kleinen, ziemlich harmlosen Kreis seine Musik zu vergällen. – Prof. Michaela Bohmig

 


 

 

Leserbriefe zu „»Dann wurde ein Albtraum wahr«“. Gespräch mit Dietrich Brauer geführt von Evelyn Finger

 

Panzer-Logik und Bergpredigt. Rein theoretisch, also politisch nicht ernst zu nehmen, geistern in meinem Kopf betreffend Russland und Ukraine immer wieder diese verrückten Sätze der berühmten „Bergpredigt“: „Leistet dem Bösen keinen Widerstand…Und wenn einer von dir den Mantel will, gib ihm auch das Hemd..“(Matthäus 5. Kap, Verse 39ff) . Und ich denke: Es muss hier doch um mehr als nur um zweckgerichtete Psychologie gehen, um mehr als nur „funktionale Methode“… Es muss gemeint sein, dass jedes „Widerstand-leisten“ sich der Logik des „Bösen“ angleicht, ja mehr noch: Dass das „Widerstand-Leisten“ von derselben Logik des Bösen stammt, heißt: vom selben menschlichen „Willen zur Macht“…

Damit aber ist „das Böse“ hier nicht als „moralisch Böses“ gemeint, sondern meint den naturhaft mitgegebenen „Zwang“ im Menschen, sich selbst und all das Seinige um jeden Preis zu „behaupten“ und absolut zu sichern. Fazit: ..Lasst euch nicht hinunter ziehen in diese gleichsam physikalisch-mechanische „Denke“ einer „Panzer-Logik“, die nicht mehr fähig ist noch willens, wenn schon nicht „das Hemd“, so doch die „Krim“ und den „Dombass“ loszulassen, um so „das Hemd“ zu retten, die „Ukraine“! (So wurde mein Beitrag doch noch „politisch“).

P.S.: Der stolze Ruf nach totaler Unabhängigkeit von Russland gebiert neue Abhängigkeiten, nicht weniger riskante. Kann man in diesem Sinn die totale Isolierung Russlands wollen? Besteht Russland nur aus Vladimir Putin und der Armee? P.S. 2: ..und steckt in diesen Sätzen der Bergpredigt nicht zutiefst die Hoffnung, den „Bösen“ zurück zu gewinnen, aber nicht nur zurück in die „alte“ Politik , sondern in eine „neue“..? – Peter Mathei

 

Ich weiß natürlich auch nicht, wie ich mich in der Situation von Herrn Brauer verhalten hätte, aber ich finde es grundsätzlich mehr als befremdlich, wenn der Kapitän sozusagen als Erster von Bord geht! Der gute Mann handelte doch ganz klar nach dem Motto: Rette sich wer kann und da ich kann, haue ich ab und überlasse meine Gemeinde ihrem Schicksal! Gute Hirten handeln so nicht – und als Bischof hat sich dieser Mann allemal disqualifiziert! – Helmut Böpple

 


 

 

Leserbriefe zu „Nicht mein Ausstoß“ von Hannah Knuth

 

Mecker – Kultur, in der ZEIT Nr. 19 vom 5. Mai 2022 schreibt Hannah Knuth über den Hamburger Flughafen, er habe zwar seinen Klima-Ausstoß um 80 % (!) gesenkt, berücksichtige aber nicht die Co2-Bilanz der Flugzeuge. Die Autorin dieses Artikels ist Teil einer Mecker-Kultur, die das Geleistete nicht würdigt. Ja, aber… ist destruktiv und entmutigt Ihre Autorin verhält sich wie die Ja-aber-Menschen, die nichts gelten lassen können.

Es wäre besser, die Ergebnisse zu würdigen und dadurch andere zu ermuntern. Ein Vergleich: wenn ich Strom und Wasser spare, um meinen Beitrag zu leisten, mir aber gesagt wird, das zähle nicht, weil mein Vermieter noch keine grüne Fernwärme liefert… Ich weiß, Ihre Zeitung bringt auch andere Beiträge, dieser war überflüssig. – Wiebke von Bergen

 

Vielleicht denken Sie auch mal nach über die viel zu großen Seiten der „ZEIT“. Die sind nicht nur unhandlich, sondern die Fotos etc. sind deshalb auch so riesig, zuviel Druckerschwärze und Farbe wird verbraucht. Ist Ihre Farbe umweltfreundlich? Die Badische Zeitung hat das EMAS – und FSC-Siegel und ist im International Color Quality Club!! Also vielleicht sich mal an die eigene Nase fassen. Mit Ihren Artikeln waschen Sie nämlich DIE ZEIT green. – Walther Moser

 


 

 

Leserbrief zu „WARUM NICHT JETZT, Herr Özdemir?“ Gespräch mit Cem Özdemir geführt von Laura Cwiertnia und Uwe Jean Heuser

 

Der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir ist seit seiner Jugend Vegetarier. Das ist irgendwie doch sehr bemerkenswert, gerade in diesem Amt, wo es eigentlich nur ums Essen und ums Trinken geht, oder fast nur! Ich bin seit 2001 ein „eingefleischter“ Vegetarier, ähnlich einer, wie es Cem Özdemir von sich behauptet, eben immer in einer Art Pendelverkehr zwischen den Polen Vegetarismus und Veganismus. „Tiere sind meine Freunde, und meine Freunde esse ich nicht.“ (George Bernard Shaw, 1856-1950, englisch-irischer Dichter) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Uranus, wir kommen!“ von Stefan Schmitt

 

DIE ZEIT klappert das Sonnensystem ab.Hatten wir nicht schon den degradierten Neptun,Jupiter und andere Mitglieder des Systems? Da wäre auch noch Kleineres,wie Venus,Mars und die Kleinen Planeten.Aber mit Petitessen wird hier nicht gehandelt. Wir kommen Uranus.Die Frage ist nur was wollen die Astronomen dort? Uran suchen,oder Ringe zählen.Der Nachbar und Kollege von Uranus, der Saturn, ist nicht erfreut.Er hat auch Ringe. Uranus hat 13 davon ,dieser Hochstapler. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Nichts wie raus“ von Petra Pinzler und Mark Schieritz

 

Was ist da los? Hat man das schon mal gesehen? Wer kam da drauf? Auf der oben erwähnten Seite stellen Sie in meiner der „Die Zeit vom 20220505 No 19 S. 22 den Anteil russischer Lieferungen Ende 2021 und April 2022 an der gesamten Importmenge von Gas, Öl und Kohle in Deutschland dar. Das Wort „in“ wurde im Übrigen von Ihnen verwendet. Wie sie so schnell an derartig präzise Basisdaten kommen, grenzt für mich ohnehin an ein Wunder.

Das kann man letztlich nur als sensationell bezeichnen. Meine Hochachtung. Sie stellen dar, dass innerhalb von NUR ca. 4 Monaten die Abhängigkeit von russischem Gas um 20 Prozentpunkte (von 55% auf 35%), von Öl (von 35% auf 12%) um 23 Prozentpunkte und von Kohle (von 50% auf 8%), sie meinen sicher Steinkohle, bitte fürderhin etwas genauer bezeichnen, um gar sage und schreibe 42 Prozentpunkte, gesunken sein soll.

Wie konnte das geschehen? Wer hat das veranlasst? Ist das noch zu glauben? Und letztlich: Bestand letztlich überhaupt eine ABHÄNGIGKEIT von russischen Energielieferungen? Denn der Primärenergieverbrauch 2017, die letzte Statistik, die mir MEIN Internet, zur Verfügung stellte, war die Quelle „Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen“ aus dem März 2018 für das Jahr 2017. Lt. dieser Quelle wurden in DE 462,3 Mio. t SKE (=Steinkohleeinheiten) an Primärenergie in DE insgesamt verbraucht.

Unterstellt man den gleichen Anteil an RU-Energielieferungen für 2017 und den gleichen Primärenergieanteil wie 2017, sowie die Prozentzahlen, die Sie in Ihrem Artikel angegeben haben, Quellenangaben dazu habe ich leider nicht gefunden, dann hat es unsere jetzige Bundesregierung, ROT/Grün/Gelb oder RGG, innerhalb lediglich eines Zeitraumes von nur 4 Monaten geschafft, die Abhängigkeit von RU Energielieferungen um gerundet 80 Mio. t SKE oder 17,7% des Gesamtbetrages des SKE Primärenergieverbrauches für DE zu verringern. Ja, bezogen auf die erwähnten 3 Hauptenergieträger (Öl, Gas, Steinkohle) sind es sogar 25% Abhängigkeitsreduktion innerhalb von nur, lediglich, 4 Monaten!.

Kann man da bei dieser wirklich phänomenal schnellen Reduktion, eine kurzfristigste Zeitspanne, überhaupt noch von einer Abhängigkeit in die man sich in den Vorjahren begeben hat, sprechen? Mir kommt das stellenweise so vor, wie nach der Explosion der Meiler von Fukushima, als es hieß Japan hätte vorsorglich, aus Sicherheitsgründen, auch alle weiteren Kernkraftwerke abgeschaltet, allerdings hat sich dort in Japan m.W. diese Gesamtabschaltung aller KKW, die Japaner haben ja bekanntlich wesentlich mehr Atommeiler als DE, kaum im täglichen Geschehen bemerkbar gemacht. Bitte korrigieren Sie mich! Was war da wieder los? – Walter F. Keil

 


 

 

Leserbrief zu „Spielchen mit Putin“ von Mark Schieritz

 

Es waere wuenschenswert gewesen, wenn der Autor auch den überraschenden Wertverlust des Euro gegen Rubel (seit Kriegsanfang ca. 15 % !) kommentiert haette. Wenn Russland Energieexporte also in Rubel fakturiert(?) kaemen zu den aktuellen Preiserhöhungen nochmalhohe Mehrkosten in Euro hinzu. – H. Peter Krebs

 


 

 

Leserbrief zu „»Jetzt holen wir erst mal für alle eine Bratwurst, oder?«“ von Anna Mayr

 

Metaphorisch scheinen aktuell „inzestuöse“ Konstellationen in Form realer und politischer Verbindungen ein auffälliges Merkmal innerhalb der deutschen Politik zu sein. Sind es doch immer die gleichen Gestalten, welche sich einer dauerhaften Präsenz sicher sein können. In Anlehnung an die sogenannte Freudsche „Triebtheorie“ erschreckt es mich als Demokrat, diesen ausgeprägten politischen „Inzestwunsch“ in allen Parteien zu erkennen. – Jürgen Dressler

 


 

 

Leserbrief zu „ZEIT für Geld“ von Rüdiger Jungbluth

 

<Wie viel Vermögen muss ich haben,um nicht mehr arbeiten zu müssen und stattdessen von einer netten Rendite leben zu können?< Das fragt hier ein Herr B. Also nette Rendite ist ja lustig. Das hängt davon ab wie Sie leben wollen ohne zu arbeiten.Nicht vergessen,Sie müssen Steuern zahlen. Und das Finanzamt wird berechtigte Fragen stellen,woher kommt das Vermögen? So ist das eben.Kein Geld haben macht Sorgen.Zu viel Geld haben macht auch Sorgen. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Vielfalt auf einen Klick“ von Thomas Bellut und Ulrich Wilhelm

 

Natürlich sind die Öffentlich-Rechtlichen politisch links orientiert. Das ist doch gar keine Frage. Das sollte Frau Schlesinger schnellstens ändern. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Fisch vom Land“ von Götz Hamann

 

Ich habe versucht den Beitrag ernst zu nehme, ist mir leider nicht gelungen! Anscheinend hatte der Journalist Angst das deutschsprachige Raum zu verlassen und hat Recherchen vom Schreibtisch erledigt. Ich werde mir genügen nur ein paar Punkte zu benennen. Die Merde werden weit häufiger überprüft als ein Schweinebetrieb in Deutschland. Würden die Merde stillgelegt wäre Nordatlantik. Nordsee und Ostsee längst fischleer. In Skagerrak habe ich selbst erlebt, dass Deutsche Boote ihren Beifang im Meer Schmeißen, wo sie sterben, in Norwegen ist dies verboten und wird als Futter verwendet.

Auf den Lofoten habe ich deutsche Touristen, sie kommen mit Kühlanhänger für filetierte Fisch. Die filetierten, aber so großzügig, dass meine Frau und ich + 4 Hunde eine Woche lang kein Essen kaufen brauchten. Die Norweger versuchen seit Jahren die Fangquoten zu reduzieren, aber u. a. Deutschland ist dagegen. Ich schlage vor, Sie sollen anregen, dass jede Fisch Anrecht haben soll, täglich mindestens 1 Stunde Tageslicht zu haben.

Noch ein Punkt, in Norwegen wird behauptet, da die Deutschen so gegen die Jagd auf Vågehval, dass man annimmt es muss ein naher Verwandter sein. Von den über 100.000 Individuen werden jährlich unter 1000 Stück getötet. Dass die Wale sehr viel Brisling essen, ist eine Begrenzung wichtig. Schade, dass sie nicht so gegen Wildschweinjagd sind! Sie sollten den Schaden den immensen Schaden sowohl biologisch, ethisch und ernährungsmäßig was Deutschland verursacht überlegen. Denken Sie daran, wenn Sie mit einem Finger an andere Nationen zeigen, zeigen 3 an Ihre! – Stein-Erik Greter

 


 

 

Leserbrief zu „»Man braucht einen Gegner«“ von Stephan Lebert und Tanja Stelzer

 

Gratulation und großen Dank für Ihr aussagekräftiges Interview! Ich bin voll Bewunderung für Ihre Aktionen und realistischen Einsichten. Ich frage mich aber, ob die prinzipielle Zweigleisigkeit von NGOs und parlamentarischer Demokratie nicht zuviel Resignation gegenüber den Möglichkeiten eines sprunghaft weiter entwickelten Parlamentarismus einschließt. Deshalb möchte ich Ihnen das Konzept der viergliedrigen Wertstufendemokratie anhand meines beigefügten Artikels „Sachparteien statt Machtparteien“ nahelegen. Schon lange wollte ich mit Ihnen bezüglich einer radikalen Weiterentwicklung der Demokratie Kontakt aufnehmen. Wir brauchten erfahrene und mutige Unterstützer wie Sie. – Prof. a. D. Johannes Heinrichs

 


 

 

Leserbrief zu „Stimmt’s? Menschen laufen in der Wüste orientierungslos im Kreis“ von Christoph Drösser

 

In der Wüste scheint gewöhnlich die Sonne.Wenn man da herunläuft,natürlich ohne Hut wegen des Teints,dann kann das Gehirn sehr heiss werden.Und es ist aus mit der Orientierung.Nachts wird es in der Wüste kalt. Da wird geklappert,aber nicht orientiert.Ich habe fast 30 Jahre in der Atacamawüste gearbeitet und weiss wo von ich rede.Einen GPS sollte man haben.Na denn,mal gute Orientierung. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Die Taschentherapeutin: Wie gehe ich gut mit meinen Fehlern um?“ von Stefanie Kara

 

Sie haben Fehler? Wer sagt das? Ihre Umwelt? Hören Sie nicht drauf.Es sind Ihre Fehler.Und die machen Ihr Wesen und Gehabe aus.Die Leute sollen sich um ihre eigenen Fehler kümmern.Und nicht andere belehren. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Das letzte Tabu“ von Larissa Kikol

 

Ein Aufreissertitel. Was am Folgenden ein Tabu sein soll,weiss vielleicht der Editor. Es geht um Kunststudentinnen.Die werden vor einer Schwangerschaft gewarnt.Mütter hätten es der Kunst besonders schwer.Vielleicht kann man es so sehen.Kunst ist Kunst, was immer das auch ist. Eine Mutter zu sein, und eine gute, ist auch eine Kunst. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Durch die Nacht“ von Navid Kermani

 

Die Massengräber ausgehoben, die Übertragungswagen weitergezogen. Soap-Opera Ukraine. – Eines Navid Kermani unwürdig, was er aus dem Kriegsgebiet reportiert. Auch er ist unter die Abenteuertouristen gefallen, ein quasi-intellektueller Friedrich Merz. – Prof. Dr. Klaus Hansen

 


 

 

Leserbrief zu „»Hat er denn Einfluss auf den Kanzler?«“ von Anna Sauerbrey

 

Ich gebe es zu, ich habe den Artikel unter dem Bild gar nicht gelesen. Daher ist das eher ein Betrachterbrief. Friedrich Merz mag der richtige Vorsitzende Der CDU zu dieser Zeit sein. Das mag ich nicht beurteilen. Er ist aber sicher der falsche Mann am falschen Ort. Er steht da grüblerisch vor einem zerstörten Haus in Kiew. Also könnte er irgendetwas tun. Kann er aber eher nicht. Außer für sich genau solche Bilder erzeugen. Der „Macher“ und der betroffene Deutsche in Kiew. Es geht ihm vermutlich genau um solche Bilder. Und die Zeit liefert sie ihm. Das ist schade. – Daniel Böker

 


 

 

Leserbrief zu „Warnblinken in zweiter Reihe“ von Henning Sußebach

 

Auch in Nürnberg gibt es einen Marktplatz, den „Hauptmarkt“, auch hier ist ein Baumbestand von Null vorzufinden, und diese Nullbaum/Nullnatur-Politik, ist hier im Stadtgebiet in und deshalb (fast) überall vorzufinden. Beste „Beton-Beispiele“ gibt e z.B. rund um den Hauptbahnhof, am Aufseßplatz in der Südstadt. Nun kam der Jamnitzerplatz im Stadtteil Gostenhof dran, aus einem arg ramponierten Park wurde eine noch trostlosere „Spiel- bzw. Sportarena“ mit einer Art Springbrunnen, etwas Grünrasen und mit ein paar Bäumen (Altbestand). Dieser Park liegt in der Nähe von meinem Atelier dem BAU 14; wieder ein Schandfleck mehr in Nürnberg. Scheindoof und fantasielos wäre da noch stark untertrieben; aber sonst ist alles klar auf der „Andrea Nürembergia“! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Aussortiert“ von Hinnerk Feldwisch-Drentrup

 

Sie erwähnen das von Frau Kränzlin ins Feld geführte Fehlen von Ressourcen, um nicht genutzte Versuchstiere unterzubringen, anstatt sie zu töten. Dieses Argument ist wohl auch für die vom BfR getroffene Aussage relevant, dass die Tötung dieser Tiere die einzig umsetzbare Lösung sei. Allerdings vermisse ich in Ihrem Artikel eine entsprechende Diskussion.

Wer seinen Milchkuhbestand übermäßig aufstockt, riskiert z. B. eine Ahndung, weil er den Tieren nicht genug Platz bietet. Schlussfolgerung: Erst planen und Ressourcen schaffen und erst danach Tiere „produzieren“. Warum ist das bei Versuchstieren nicht so? Wie ist das Management der „Produktion“ dieser Tiere zu werten? Das Problem an sich ist in seiner tierschutzrechtlichen Bedeutung jedenfalls seit Jahrzehnten bekannt.

Weiterhin beziehen Sie sich auf das im TierSchG verankerte Verbot, Tieren ohne vernünftigen Grund Leid zuzufügen. Die Grundbegriffe des TierSchG Schmerzen, Leiden und Schäden meinen jedoch nicht „das Leid“ oder „das Leiden“, sondern „die Leiden“ im Sinne von Beeinträchtigungen des Wohlbefindens. Ein grundlegender Unterschied, und in Gerichtsverfahren wird oft deutlich, dass Tierhalter und „ihre“ praktizierenden Tierärzte etwas ganz anderes meinen als die ermittelnden Behörden. Mir stellt sich die Frage, warum Sie als Autor sich nicht über die Bedeutung dieses so grundlegenden Begriffs informiert haben.

Ich teile die Auffassung des BfR nicht, dass eine Neufassung der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum TierSchG geeignet ist, den Zustand der Rechtsunsicherheit zu beenden. Es ist zwar zu erwarten, dass Regelungen in der AVV in einigen Punkten für Klarheit sorgen werden. Das kann allerdings nur dort gelingen, wo Auslegungs- und Ermessensspielräume genutzt werden, die tatsächlich vorhanden sind. Wir sehen jedoch am Legehennenurteil sowie am deutlich jünmgeren Kastenstandsurteil, dass der Gesetzgeber mit dem TierSchG nachgeordneten Verordnungen Vorgaben geschaffen hat, die im Widerspruch zum TierSchG stehen (verhaltensgemäße Unterbringung gemäß § 2). Eine Neufassung der AVV wird nur Erfolg zeigen, wenn solche Widersprüche ausbleiben.

In diesem Zusammenhang finde ich folgende Auffassung der Autoren des Kommentars zum TierSchG Hirt, Maisack, Moritz interessant und wichtig: In früheren Zeiten hatte sich der Gesetzgeber selbst verpflichtet, im Tierschutzrecht nur voran- und nicht zurückzugehen. Seit der Aufnahme des Staatsziels Tierschutz ins GG wurde daraus eine verfassungsgemäße Verpflichtung – nun darf er nicht zurückgehen. Hat dies aber regelmäßig getan, recht aktuell und prominent, indem die dem Tierarzt vorbehaltene (lokale) Betäubung nun im Fall der Ferkelkastration auch vom Landwirt vorgenommen werden darf.

Fachlich eine Katastrophe und mit meinem Verständnis von unserem Rechtssystem nicht zu verstehen. Der Gesetzgeber hat als eine der drei im GG verankerten Gewalten eine besondere Pflicht, sich an die Vorgaben unseres Rechts zu halten. Wenn hier jedoch Partikularinteressen in geltendes Recht gegossen werden nach dem Motto, es werde schon reichen, wenn keiner dagegen klagt …

Dass der Vorstoß der DJGT überraschend kam und die Beteiligten kalt erwischt habe, kann ich mir nicht vorstellen. M. E. musste allen Beteiligten klar sein, dass es hier nicht um die Frage des Ob, sondern nur des Wann ging. So wie auch klar ist, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die dauerhafte Anbindung von Milchkühen oder die dauerhafte Haltung von Schweinen auf Betonböden als nicht verhaltensgerecht und damit im Widerspruch zu § 2 TierSchG erklärt werden.

Die Verlagerung der Versuchstierhaltung und -nutzung ins Ausland ist tatsächlich diskussionswürdig – warum haben Sie diese Diskussion nicht geführt? Letztlich frage ich mich, warum Sie eine halbe Maus mit einer fehlenden Zehe abbilden, ohne darauf einzugehen. Ist es Mode geworden, dass ZEIT-Autoren ihre Leser auf solche Art zum Nachdenken anregen wollen? Ich würde mich freuen, wenn meine Anregungen zu weiteren Themen im Bereich des Tierschutzes führen würden. – Dr. Peter Scheibl

 


 

 

Leserbrief zu „»Wenn wir nicht kühlen, sterben die Leute«“. Gespräch mit Sunita Narain geführt von Christiane Grefe und Maximilian Probst

 

Frau Nahrain sieht die Hauptschuld der Hitzewelle in den CO2-Emissionen der alten Industriestaaten vor allem in Europa. Das Deutsche Kaiserreich verbrannte um 1910 etwa 200 Mill t Steinkohle im Jahr: Es gab ja noch kein Erdgas oder Kernenergie. Damals waren die Ökosysteme noch einigermaßen intakt, so dass sogar ein Teil der CO2¬-Emissionen wieder natürlich „verarbeitet“ und langfristig gebunden wurden.

Indien steigerte seinen Kohleverbrauch seit 1990 alle zehn Jahre um rund 170 Millionen Tonnen Steinkohle auf heute über 720 Millionen Tonnen/a, die Bevölkerung ebenfalls um 170 Millionen Menschen auf knapp 1.400 Millionen. Letztere pflügen ihr Land immer weiter um und zerstören Wälder und andere Ökosysteme. Im Jahr 1950 lebten 2,5 Milliarden Menschen auf der gesamten Erde – heute bald 8 Milliarden: An dieser Dynamik der letzten 75 Jahre war Europa kaum beteiligt. Sowohl die Dynamik der CO2-Emissionen als auch Beeinträchtigung der CO2-Senken müsste jemand als „Umweltschützer*in“ in den Größenordnungen kennen. Aber das wäre ja wohl eine Zumutung von einem „alten weißen Europäer“! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 


 

 

Leserbriefe zu „TAGEBUCH AUS KIEW. 17. April: Russische Panzer“ von Sergiy Maidukov im ZEIT Magazin

 

…sah einen verbrannten Russen, nicht weit entfernt einen halben Arm. …“Ich fühlte nichts als Neugier und Genugtuung“. Wie weit ist die Presse, hier die Zeit, verkommen, dass sie das abdruckt!. – Lothar Hauck

 

Was geschieht hier eigentlich gerade?: Da berichtet im „Tagebuch aus Kiew“ des ZEIT-Magazins ein ukrainischer Künstler, dass er in einem ausgebrannten Mannschaftswagen einen verbrannten Russen und nicht weit davon entfernt einen halben Arm gefunden habe. Er habe nichts als Neugier und Genugtuung empfunden und nachdem er lange genug herumgelaufen sei und gezeichnet habe und es anfing zu regnen, sei er wieder weggefahren.

Sollen wir auf diese Weise animiert werden, unser Mitgefühl und Respekt vor menschlichem Leben abzutrainieren, zumindest Russen gegenüber?! Noch vor kurzem hätte ich einen solchen Beitrag in der ZEIT für undenkbar gehalten. Aber auch jetzt finde ich ihn einfach nur abscheulich! – Anna-Maria Meffert-Hooß

 

Bei allem Patriotismus den ihr Illustrator hat und der Gefühle die er bei toten Russen haben mag, das so stehen zu lassen und abzudrucken erschrickt mich. Es sind tote Menschen und ich fände das Zeit Magazin täte gut daran Menschlichkeit und Mitleid einen Raum zu geben. Das ist Verrohung vor der wir uns vorsehen sollten. Blutgier tut nie gut. – Miriam Mücke

 

Sergiy Maidukov mag angesichts eines verbrannten Russen in einem Mannschaftstransporter und des Funds eines halben Arms „nichts als Neugier und Genugtuung“ gefühlt haben – für mich ging es hier um gleichfalls durch einen sinnlosen Krieg getötete Menschen! – Prof. Dr. Cord Meckseper

 

Der ukrainische Illustrator Sergiy Maidukov besichtigt ein Dorf, um sich von „russischem Militärgerät“ für seine Illustrationen inspirien zu lassen. In einem der „gepanzerten Mannschaftstransporter sah ich einen verbrannten Russen, nicht weit davon entfernt fand ich einen halben Arm. (…) Ich fühlte nichts als Neugier und Genugtuung (…).“ Man kann diese völlig empathielosen Worte als Beispiel für die emotionale Verrohung in Kriegen auffassen.

Problematisch ist ihre kommentarlose Wiedergabe im „Zeit-Magazin“. Was hätte Ihr Illustrator geäußert, falls der verbrannte Soldat und der abgetrennte Arm ukrainischer Provenienz gewesen wären? Ist nicht ein verbrannter oder zergliederter Mensch unabhängig von seiner Staatszugehörigkeit unseres Mitleids wert? Gibt Ihnen nicht zu denken, wenn Ihr Mitarbeiter beim Anblick eines verbrannten Russen und eines abgetrennten Arms Genugtuung empfindet?

Wohin führen uns solche national aufgespaltenen Empfindungen? Und halten Sie diese inzwischen für so selbstverständlich, dass Sie sie nicht kommentieren? Ich hoffe, im „Zeit-Magazin“ künftig keine Illustrationen und vor allem keine Äußerungen von Herrn Maidukov mehr sehen zu müssen und erbitte von Ihnen eine Erklärung für den kommentarlosen Abdruck seiner Äußerung. – Dr. Tessa Hofmann

 

Auf Seite 12 o.g. Ausgabe haben Sie Bild und Text des Illustrators S. Maidukov veröffentlich. Er schreibt von Neugier und Genugtuung, die er beim Anblick eines „verbrannten Russen“ empfindet. Als aufrichtige Aussage über ein persönliches Gefühl muss ich diesen Satz wohl so stehen lassen. Aber warum haben Sie diesen Text veröffentlicht und damit dazu beigetragen, dass sich Menschen, wenn sie sich als Kriegsgegner gegenüberstehen, gegenseitig das Menschsein absprechen?

Für mich ist es kaum zu ertragen, dass hier von einem Menschen, der auf furchtbare Art gestorben ist, ohne jegliches Mitgefühl geschrieben wird. Auch ein russischer Soldat hat Menschen, die ihn lieben und die um ihn trauern. Sollten wir uns nicht mit aller Kraft dagegen wehren, dass neue Feindbilder entstehen oder alte wiederbelebt werden? Sollten wir nicht alles dafür tun, dass niemand als weniger wert angesehen wird? – Antje Schwarze

 

Nachdem ich mit Interesse den Artike von Professor Andreas Wiirsching im Hauptteil gelesen hatte, schaute ic vom Illustrator Sergiy Maidukov…h ins Zeitmagazin. Tagebuch aus Kiew,Seite 12- ein gemalter russischer Panzer – und die verstörenden Worte : „…In einem gepanzerten Mannschaftstransporter sah ich einen verbrannten Russen, nicht weit entfernt fand ich einen halbenArm….Ich fühlte nichts als Neugier und GENUGTUUNG…..“ Ich bin erschrocken-diese fragwürdigen Worte – in Ihrem Zeit Magazin unkommentiert zu lesen… Wo endet der Un-frieden…der Frieden … – Sabina Gutsche-Bauer

 


 

 

Leserbriefe zum Wochenmarkt „MEHR BUTTER WAGEN“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Wie soll Ihre Kochgemeinde denn nun das verstehen: Das neue, dicke Wochenmarkt-Magazin bringt in der ersten Ausgabe ein himmlisch gutes Risotto-Rezept (Wodka, Fenchelsamen, Orangenschale), in der zweiten Ausgabe mit „Es gibt Reis, Baby“ eine sehr, sehr ausführliche (und wunderbar italienische) Einführung in die Unterschiede zwischen italienischen Reissorten und ihren Gebrauch. Und dann schlage ich heute Ihren „Mehr Butter wagen“-Artikel in der „normalen“ neuen Zeitmagazin-Ausgabe auf. Und lese da von Ihnen „…auch nicht besonders wichtig, für welche Art von Risotto man sich entscheidet, denn sie schmecken alle“ – mit der entsprechenden Abbildung eines echt grässlichen Karotten-Reis-Stampfs. Das hat mich sehr betrübt. – Ursula Demeter

 

Ich bin kein allzu großer Esser, daher koche ich auch leidenschaftlich ungern. Gott sei Dank hat meine Lebenspartnerin diesen Part übernommen, außerdem ist sie eine sehr gute Köchin. Ich bin mir da zu hundert Prozent sicher, dass sie auch dieses Risotto mit Karotten und Gorgonzola uns zubereiten wird. Meine Partnerin ist zwar keine reine Vegetarierin, denn ab und zu braucht sie halt einige Scheibchen Gelbwurst, und die Welt sieht gleich viel gelber aus! Denkste, die Gelbwurst heißt zwar Gelbwurst, ist aber trotzdem nicht gelb, nur ihre Haut ist gelb! – Klaus P. Jaworek

 

Leider kann auch ich Ihnen nicht zustimmen. Natürlich sind die „Machart“ und die damit verbundene Qualität der Brühe am Ende mitentscheiden für den Geschack des Risottos. Man verarbeitet ja nicht zuletzt gerne einen Liter und mehr davon. Ja, auch die Qualität der Butter ist wichtig, wie Sie richtigerweise bemerken. Kurzum: Es sollten einfach alle Zutaten von bester Qualität sein. Dann schmeckt’s auch! Versprochen. – Manfred Baer

 


 

 

Leserbriefe zu „Spiel des Lebens“ von Andreas Bernard im ZEIT Magazin

 

Ich habe mich sehr über Ihren Artikel über die Flipper-WM in Riverside gefreut. Ich weiß nicht, ob Sie den Roman von Haruki Murakami ”Pinball 1973” kennen, in dem er (u.a.) seine Obsession fürs Flippern beschreibt (der Roman ist zwar schon 1979 in Japan erschienen, aber erst 2015 auf Deutsch). Ich kann sehr gut diese Leidenschaft nachvollziehen – ich stand als ”junges Mädchen” immer bewundernd bei den Flipper-Jungs (hab’ mich aber nie getraut, es mehr als kurz auszuprobieren…). Hat Ihnen das Glück in Gifhorn gelacht??? – Hilde Wecke

 

Gratulation zu Ihrem Artikel über das Flipperspielen ! Es ist nicht nur Nostalgie (das auch), sondern zeigt beispielhaft die Grenzen der Vereinnahmung durch die Digitalisierung. Nach Schiller ist der Mensch nur da ganz Mensch, wo er spielt. Offensichtlich ist das Erlebnis mit diesem wirklich greifbaren, alternden und nicht 100%ig zu beherrschenden Spiel- und Unterhaltungsinstrument nicht digital ersetzbar. Ein echtes Spiel- und Sporterlebnis erfordert eben auch echtes Spielgerät. Ob der Abschnitt über Keith Elwin noch Journalismus oder schon Apotheose ist, sei dahingestellt und dem begeisterten Autor in jedem Fall nachzusehen. – Thomas Schulte

 


 

 

Leserbrief zu „SCHACH“ von Helmut Pfleger im ZEIT Magazin

 

Anbei meine Lösung: 1…… -Te1+ 2. Kxe1 – Lc3+ 3.Kd1 – Dh1++ Wie wäre es, wenn wir die Schachspieler Deutschlands aufrufen, dem Bund der Steuerzahler zu Hilfe zu kommen bei der Ausarbeitung einer neuen Wahlordnung zum Bundestag? Der Parteien-Egoismus lässst immer wieder die Bundestags-Abgeordneten an dieser Aufgabe scheitern. Am vorigen Sonntag saß z.B. ein neuer Bundestagsabgeordneter unvermutet hinter mir, der einst in meiner Schach-AG an der Kasseler HSS-Schule war.

Ein anderer war von 1963-1970 mein Schüler am Werratal-Gymnasium in Heringen, formulierte mit Ministerin Zypries als Dr.jur neue Gesetze, flog aber aus dem Bundestag raus, weil seine Partei zuviele Direktmandate holte und er nur auf der Landesliste abgesichert war. Für ihn ergab sich eine Ersatzlösung bei der Bundesliegenschaftsverwaltung(BIMA) : der Chef-Sessel vor 2000 Schreibtischen. Er wäre sonst arbeitslos gewesen! Das Bundesverfassungsgericht könnte den Entwurf der Schachspieler im Bunde mit den Steuerzahlern absegnen/legitimieren. – Dietrich Bauer

 


 

 

Leserbrief zu „Über die verblüffenden Parallelen der Gegenwart zu einem Zombie-Film“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Wieder einmal übertrifft die Wirklichkeit die Fiktion: Coronaviren brauchen nicht, wie Zombies, Zähne, um sich in Lebende zu verbeißen; sie vermehren sich in ihnen darüberhinaus noch milliardenfach! Und umgekehrt: der tapfere auch Schauspieler Selenskij reicht mit seiner Statur und seiner Killerintelligenz bei weitem nicht heran an Brad Pitt! Bleibt zu hoffen, daß „Z“ nicht auch „Zukunft“ bedeutet, den Dreiklang des Grauens: Zombies, Kriege, Viren, gegen den selbst die 3 Musketiere Pitt, Selenskij, Lauterbach auf verlorenem Posten stünden! Die Inflation, gegen die sich der Finanzsisyphos Lindner stemmt, ist im Vergleich dazu das kleinste Übel! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbrief zu „UM DIE ECKE GEDACHT NR. 2640“ von Eckstein im ZEIT Magazin

 

Ich bitte den Hinweis an die Ausarbeiter:innen des Rätsels weiterzuleiten, dass wir immer sehr viel Spaß an der interfamiliären und generationsübergreifenden Lösung haben. Dabei nicht vergessen, ihnen auf die Schulter zu klopfen und evtl. gar das Weihnachtsgeld leicht zu erhöhen. – Hartmut Gärtner

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Gerade habe ich mit Freude den aktuellen Artikel über „Prüfers Töchter“ gelesen. Mir fällt auf, dass Lotta als 16-jährige betitelt und in der allgemeinen Beschreibung von drei Töchtern im Alter von 22, 15 und 8 Jahren geschrieben wird. Vielleicht könnte dies angepasst werden. Keine Kritik, nur ein Hinweis. – Stephanie Schoen