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19. Mai 2022 – Ausgabe 21

 

Leserbriefe zu „Das Ende der Globalisierung“ von Jens Jessen

 

Nach der Wende89 glaubte der „Westen“ an einem Sieg der Demokratie & Marktwirtschaft. … Danach erlebte die Volkswirtschaftslehre einen beispiellosen Machtaufstieg. Welche Wissenschaft hat schon das Machtprimat „Parlamentsbeschlüsse unter Finanzierungsvorbehalt“ zu stellen? Der Sieg hat einen Schönheitsfehler: meinten wir den Finanz- oder Gütermarkt? … Sorgen bereiten uns heute geophysikalische Transfer-Entscheidungen, die das Ökosystem destabilisiert und die Eintrittswahrscheinlichkeit von volkswirtschaftlichen Risikofaktoren, wie Pandemien, Umweltschäden, Hungersnöte und Kriege erhöht.

Die Volkswirtschaftslehre beschreibt die Summe aller Transfer-Entscheidungen als kollektiven Willen mit einer Unsichtbaren Hand vom Markt. Da unsere Währungsdefinition nur monetäre Transfers gewährt, spalten wir Ökonomie von Ökologie. … Unser monetäres Weltbild wankt, da die Summe unserer geophysikalischen Transfers als Abwärtsspirale wirksam werden und Volkswirte naturwissenschaftliche Einsichten ignoriert wurden. … Historisch kamen und gingen Weltbilder. Sie wurden jeweils durch ein besseres Naturverständnis abgelöst. … – Matthias Losert

 

„Wie konnten wir nur daran glauben?“ So wirklich geglaubt haben wir es ja nicht, aber immer wieder gerne gehört haben wir es schon, es klang doch alles so wohlig schön: Wir sind die Guten, wir sind die Besten, wir sind der Westen ! Mahnende Stimmen, die von jenen berichteten, die den Preis für unseren Wohlstand zahlen, wurden als Spielverderber, Nestbeschmutzer und Feinde unserer Verfassung diffamiert. Wir haben gelernt, dass gut sitzende Masken uns schützen, vor Infektion mit Krankheitserregern ebenso wie vor Infektion mit Zweifeln und Gewissensbissen.

Die hässlichen Zellstoffmasken werden ja nun nach und nach fallen, ob dies auch für unsere naiv-unschuldig-freundlichen Masken gilt, die wir darunter tragen, hängt auch von Ihnen ab. Nur Mut, weiter so ! P.S.: Für weitere Recherchen fände ich interessant: Welche Einflussmöglichkeiten hat die Politik überhaupt noch, um Moral durchzusetzen ? Sind ihr nicht durch Investitionsschutzverträge rechtlich die Hände gebunden ?

(Beispiel Nord-Stream 2: Nicht endgültig verboten, sondern nur durch Vorwände vorübergehend verzögert) Ist die Politik nicht durch die Privatisierung der Daseinsvorsorge (Energie, Wohnen, Abfall, Kommunikation, Verkehr, Gesundheit, Pflege, Planungsdienstleister) auch erpressbar geworden durch die Wirtschaft, weil sie kaum noch eigene Kompetenzen hat (Kriesen-Management) ? (Die Wirtschaft schreibt sich die Gesetzestexte ja auch schon selbst, weil die Ministerien die kompetenz nicht mehr haben) – Andreas Boenke

 

Aber Herr Jessen! Wie naiv sind Sie denn? Die Kategorien „Moral“ und „Humanität“ waren im kapitalistischen Handel noch nie existent. Selbst Institutionen wie die Kirchen handelten nie nach diesen für sich selbst verkündeten Maximen. Moral und Humanität sind das Opium fürs Volk, das von weltweit agierenden Konzernen dauerhaft klein gehalten wird. Dazu kommt leider die Tatsache, dass Politiker stets die Erfüllungsgehilfen der Wirtschaftsbosse waren. Weiterhin: Die Globalisierung ist nicht zu Ende, sie hat derzeit allenfalls eine leichte Delle zu verkraften.

Die weltweiten wirtschaftlichen Verknüpfungen sind nicht mehr rückgängig zu machen. Außerdem: Haben Sie schon mal was von „Kriegsgewinnlern“ gehört? Gab es immer schon und wird es weiterhin geben. Und: Fossile Energie ist leider nicht gleichmäßig über den Globus verteilt. Also holt man sie sich dort, wo sie (noch) im Überfluss vorhanden ist, egal wie moralisch oder humanitär in diesen Ländern verfahren wird. Die Welt rennt offenen Auges in die finale Vernichtung, entweder durch Krieg oder (eher) durch die Klimakatastrophe, die von den maßgebenden Konzernmanagern weiterhin geleugnet wird. Profit ist angesagt, sonst nichts! – Roland Fischer

 

Ein großes DANKE an Bernd Ulrich und Jens Jessen für die klare Beschreibung was ist, nicht was sein sollte oder könnte. Fühle mich gut unterstützt. – Alfred Preuß

 

DAS ENDE DER GLOBALISIERUNG ? Da haben Sie mit Ihrer Philippika der Enttäuschungen, Ängste, Abhängigkeiten, Illusionen doch sehr weit, ja maßlos überzogen. Auch die Untertitel sind unzutreffend, denn sehr viele denkende Mitbürger stehen der Parole von der ‚Überlegenheit des westlichen Lebensstils‘ äußerst skeptisch gegenüber. Kulturen in Europa und der ganzen Welt und der gegenseitige Austausch sind zu achten. Ihre Bedrückung und Verzweiflung ist dabei gut zu verstehen, denn die Vielzahl der globalen Probleme, deren Antwort offen ist, muss die Gesellschaft bedrohen. Aber Ihre Kernaussage „So wie unsere Welt derzeit beschaffen ist – nämlich keinesweg unterwegs zu mehr Demokratie und einer liberal gedachten Modernen -, bedeutet Moral das Ende der Globalisierung“ ist nicht zu akzeptieren.

Die Welt hat sich für den Weg der Technik entschieden und die ‚Antiquiertheit‘ der Menschen ist sein Fluch. Die Größe und Komplexität der Entwicklung übertrifft schon lange unsere Fähigkeit, das Tun zu ‚beherrschen‘. Aber kann uns der Rückzug zu einer auch ‚klugen‘ Autonomie neue Moral gewinnen lassen? Wir sind in Europa, in der Demokratie, im Produzieren und Handeln gezwungen, uns weltweit zu bewegen. Die menschliche Gesellschaft lebt zusammen mit Austausch, Information und muss auch alle Irrungen und Machtmissbrauch mit ertragen. Das krumme Holz kämpft dabei immer neu um seine Moral. Mit Dank für Ihre Herausforderung. – Detlef Geisendörfer

 

Ihren Artikel finde ich sehr erfreulich. Mich wundert nur, dass Sie und offensichtlich die Mehrzahl Ihrer Journalistenkollegen dieser „Illusion“ – wie Sie es nennen – einer moralisch gelingenden Globalisierung erliegen konnten (bzw. mehrheitlich immer noch erliegen. Journalisten beschäftigen sich doch mit weltumspannenden gesellschaftlichen Themen Tag für Tag. Leider wird aber der Fokus immer nur auf ein Problem gelenkt. Warum rüttelt Ihr „Kollegium“ nicht Woche für Woche an den Grundproblemen des globalen kapitalistischen Systems, die schon lange bekannt sind und für die es spätestens seit Piketty oder Rutger Bregman, die ja auch in Ihrer Zeitung mal kurz erwähnt oder besprochen wurden, Lösungsvorschläge gibt: Hohe Besteuerung von Vermögen und Erbschaften, Eindämmung von Gier, Umverteilung des Geldes um Chancen- gleichheit und friedlichere Verältnisse für alle zu schaffen – und zwar weltweit.

Braucht es wirklich die Gruppe der „Tax me now“- Reichen um das Offensichtliche zu bemerken bzw. es immer noch zu übersehen? Wir waren in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts schon mal weiter. Die „Zeit“ musste aber jetzt wieder ganz schnell eine andere Gruppe von Intellektuellen und Künstlern zusammensuchen, um den differenzierteren und besonneneren Kommentaren des ersten „Offenen Briefes“ und Habermas ‚ weisen Worten unbedingt die Lieferung schwerer Waffen in die brennende Ukraine entgegenzuhalten. Also: immer weiter so, bloss nicht zögern! Wie Sie schreiben, es brennt überall, aber der Jemen, der Kongo, Afghanistan und andere bedauernswerte Völker interessieren uns gerade nicht. Und die Wurzel allen Übels haben wir sowieso vergessen. – Helmut Morsbach

 

Vielen Dank für Ihren schönen Artikel. Sie schreiben, dass es eine „Illusion ist“, dass „der Kontakt mit den überlegenen Konsumprodukten der kapitalistischen Moderne“ … „die Bevölkerung dazu bringen würde, so etwas auch haben zu wollen“. Ich glaube, an der Bevölkerung liegt es nicht so sehr, wie an dem System, in den sie lebt. Wenn das System es nicht erlaubt, dass es von unten her regiert wird, dann wird der kapitalistische Konsum es auch nicht zum Umsturz bringen.

Sehr schön finde ich Ihren letzten Satz! Er lässt sich auf die Auseinandersetzung der beiden Lager bezüglich der Waffenlieferungen an die Ukraine anwenden. Die Moralisten sind für die Waffenlieferungen, obwohl das weitere Menschenleben kostet, weil die Putinsche Aggression unmoralisch ist. Die anderen sind für bedingungslose Diplomatie, obwohl sie sich damit mit Schurken gemein machen. Und so trägt keine der beiden Seiten „ein weißes Unschuldskleidchen“, wie Sie es treffend beschreiben. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Die Menschen haben ein unheimliches Problem der Unausweichlichkeit: ihren persönlichen Tod. Dies bedeutet im Unterbewusstsein vorrangig zwei Möglichkeiten: entweder ich bin mir durch diese Sterblichkeit bewusst, dass ich nur ein Gast auf Erden bin und daher alles dafür tue, dass es für die Zukunft der Menschheit durch meine Gegenwart, beste weitere Chancen gibt – oder aber ich lasse die Sau raus in meiner kurzen Lebenszeit unter dem Motto: „Apres moi le deluge!“ – „Nach mir die Sintflut!“ Und genau letzteres Drauflosleben, indem einem alles scheißegal ist, was nach mir kommt – beinhaltet das System des Kapitalismus im großen wie im kleinen Verhalten (ebenso auch als Konsument) des Benutzens und Ausnutzens!

Sicherlich sind im Menschen von seiner evolutionären Entwicklung her, die individuellen Überlebenszwänge auf das persönliche Durchsetzungsprinzip ausgerichtet, gleichwohl ist die Gemeinsamkeit mit anderen Menschen (außerhalb der sogenannten: Familie) ebenso überlebensnotwendig – immer aber nur in den umgebenden Umgrenzungen überschaubar und belebbar… Die grenzenlose Vereinnahmung von individuellen Ausbreitungen erfordert eine geistige, ethische und ästhetische Voraussetzung des flexiblen Individuums in der Fremde der Befremdungen und gleichzeitig auch die entsprechenden integrativen Anpassungen…

Damit kommen wir zur Ernüchterung dieser Globalisierung – der Masse der Menschen fehlt die geistige und kultivierte Bildung und dadurch das Empfinden sowie Einfinden in/für andere Traditionen, Mentalitäten, Religionen, Gebräuche und Verhaltensstrukturen… Je technisch entfremdend moderner die Gesellschaften der Industrieländern werden, desto gegenübergestellt rückschrittlicher ist die geistige-gebildete Voraussetzung in der Masse der Menschen eines Volkes, mit anderen Worten: diese Menschenmassen sind schlichtweg geistig primitiv geblieben und können mit diesem technischen „Fortschritt“ (und den dadurch zwingend erforderlichen Voraussetzungen) global nicht mithalten…

Verwehrend verbleibt: Der Kapitalismus kann und will auch keine gebildete Masse an Menschen für sich in dieses System „produzieren“ – denn, dann würde sofort dieses System entlarvt sein, das ja nicht auf wirklichen Demokratien aufgebaut ist: sondern im Prinzip eine Clique von Oligarchen und Konzernen das politische Geschehen bestimmen und die Globalisierung benutzen, um mit ihren begierigen Interessen die Welt der Massen-Menschen, auszunutzen… Wir Masse an Menschen sind hierbei nichts anderes: als die „Sklaven der Moderne!“

Der ach als Ökonom bekannte Helmut Schmidt nannte in den 1980iger-Jahren den Titel zu seinem Buch aus dem Robinson-Verlag: „Weltwirtschaft ist unser Schicksal!“ – und der RvM hatte die Gelegenheit, ihm (als Repräsentant des Verlegers Dr. Brunner) dieses Buch (nach der Drucklegung) noch druckwarm persönlich zu übereichen – und der Autor sagte mir in diesem Zusammenhang:

„Es wird die Zeit kommen, dass wir in unserer gegenseitigen industriellen Abhängigkeit als Konkurrenten nicht mehr weltwirtschaftlich voneinander profitieren können, sondern auch politisch erpressbar werden durch die global agierenden Konzerne und den politischen Diktaturen: von deren natürlichen Ressourcen wir als Industrieländer abhängig sind! Dadurch könnten nicht nur Stellvertreterkriege möglich werden, die sich dann zu einem globalen Chaos auswirken müssen… Weltwirtschaft ist unser Schicksal – aber gleichzeitig auch unser Fatum: ohne einen verinnerlichen, ausgleichenden Verismus und eine gerechte weltweite Verifizierung des Handelns und des Handels.“

Helmut Schmidt rauchte in diesem dreißigminütigen Gespräch mehrere Zigaretten – von innerer Vernunft zur Gesundheit (in der Ökonomie des Körpers) konnte da keine Rede sein. Was mir bewies, dass Theorie und Praxis auch in einem klugen Kopf keinen Raum finden, wenn nicht die Vernunft das Wollen dirigiert, sondern das Wollende unvernünftig verbleibt. Als Vergleich wäre diese Metapher auf die Weltwirtschaft übertragbar – was bedeuten könnte: kein Staat und kein Land und kein Volk sollte sich von dieser globalen Weltkrankheit „Weltwirtschaft“ abhängig machen, denn die unausweichlichen Konsequenzen sind dann weltweit ein Absturz in die auch nationalen Katastrophen…

Wir haben das mit dem Bankencrash in jüngster Zeit erleben müssen, wo nur durch eine Absicherung seitens des Staates (um hierbei nur Deutschland zu benennen) mit dem Volksvermögen: hunderte von Milliarden Gelder zur Absicherung der Banken bereitgestellt wurden, die vorher alles weltweit verzockt hatten… Und dennoch wird munter hemmungslos kapitalistisch weitergezockt – im Zweifelsfalle des nächsten Banken-Crash kann wiederum das Volksvermögen (als Staatserpressung) angezapft werden unter dem Motto: „Gewinne werden privatisiert und die Verluste sozialisiert!“

Jens Jessen hat sich gefährlich auf die Wahrheit der Ursachen zu diesem kapitalistischen System, weit herausgelehnt: Respekt vor dieser betroffen machenden ZEIT-Analyse in „DIE ZEIT“ und erstaunlich zudem, dass dieser Artikel die Herausgeber-Barriere (des ZEITlichen Konservatismus) überwinden konnte. Quo vadis –in tempus veritas? Wohin wird nun auch der Weg dieser Zeitung inhaltlich gehen müssen, zwangsläufig durch diese Erkenntnis und inneren Offenbarung des Jens Jessen – verdeutlicht durch diese Conditio sine qua non des erschreckenden Weltgeschehens… Und realistisch mitbedacht: „Das Ende der Globalisierung“ war doch ohne die kapitalistischen Scheuklappen, deutlich vorauszusehen!

Noch genauer formuliert: Das kapitalistische System produziert geradezu die Verwahrlosung des: „Apres nous les deluges!“ – und es gibt keinerlei Sicherungsverwahrung für die PolitikerInnen dieser Verwahrlosungen des Systems – sie sind abhängig und quasi „gekauft“ durch die Globalisierung der Konzerne und deren Machtanwesenheiten… Die Diktatur des Wladimir Putin durch das Gas und Öl auch gegenüber den europäischen Abhängigkeiten, hat doch erst den Weg der Aggression gegen die Ukraine ermöglicht: Hunderte von Milliarden Dollar und Euro sind geflossen und fließen dadurch: für ein Kriegspotential an Kriegsmaterial für die Okkupation eines anderen Landes…

Die Annektion der Krim durch Putins Russland: wurde doch seitens der europäischen Politik letztlich im (wirtschaftlich abhängigen) Kotau hingenommen und erst mit diesem sich politischen Wegducken: war der aggressive Kriegspfad frei für den Diktator Putin, um (sich) möglichst die gesamte Ukraine zu erobern. Desweiteren die Frage: Welche anhängende Schuld belastet denn das heutige Deutschland gegenüber Russland und dem vom anteiligen Volk gewählten Wladimir Putin, dessen Politik doch offensichtlich ist für eine gewaltsame Erweiterung des russischen Staatsgebietes…

In der Rückblende: Konkret hatten doch Stalin und Hitler gemeinsam paktiert, um Polen zu okkupieren und um die Interessensphären in Europa entsprechend diktatorisch aufzuteilen. Warum wird diese politische Realität nicht zu den Argumenten und Vorhaltungen einer deutschen Nazi-Aggression, mitbenannt: und die damalige diktatorische Stalin-Politik mit verurteilt – die erst den Angriffskrieg auf Polen für Nazi- Deutschland ermöglichte… Hitler hätte niemals ohne dieses Abkommen mit Stalins Sowjetunion – seinen Krieg gegen Polen begonnen und durchgeführt! Das ist die Wahrheit hinter der heutigen Wegduckung und deutscherseits der eigenartigen Verheimlichung: des militärischen Zusammenkommens dieser beiden Diktatoren Hitler und Stalin!

Danach kann weiterhin spekuliert werden, ob durch diese beiden verbrecherischen (scheinbar konträren) Systeme und deren Diktatoren, der Krieg gegen die Sowjetunion unvermeidlich geworden wäre, oder ob der Angriff des Hitlerschen Nazi-Militärs auf diesen Stalin und die Sowjetunion nicht der Automatismus des Präventivkrieges gewesen sein könnte, bevor die hochgerüstete sowjetische Militärmaschinerie gegen Nazi- Deutschland aufmarschiert wäre…

Die sogenannte heutige Globalisierung (der Weltwirtschaft) betrifft doch immer nur gewinnbringend die Industrieländer und Konzerne, die sich auf Kosten der anderen (industrie-armen) Länder in den Profit stürzen, ihre Produkte zwangsläufig doch loswerden müssen: Business as usual – und wenn die ganze Welt zusammenfällt und auseinanderbricht. Moral in der Ökonomie ist genauso widersprüchlich wie das industrielle Wachstum mit der Ökologie zu verbünden.

Nur der Rückschritt wäre der Fortschritt für die Menschheit, und nur aus der Globalisierung der Vernunft kann die Zukunft der kommenden Menschengenerationen gewährleistet werden. Nach uns also nicht die Sintflut, sondern die Flut an jetzigen positiven Entscheidungen für eine Welt der Menschen und nicht für die Weltwirtschaft ohne Rücksicht auf Verluste… Und wer erwartet in China eine kapitalistische Demokratie – auf die dann über 1,4 Milliarden chinesische Menschen losgelassen werden…

Das sind doch Absurditäten eines verrückten Systems, das sich ununterbrochen selbst belügt und betrügt, bis es in sich selbst zusammenstürzen muss… Das ist die unweigerliche Zukunft dieses raubtierhaften Kapitalismus. Doch welches andere System kann die Menschenwelt global integrieren: Diogenes hatte diese Erkenntnis längst getroffen in seiner Genügsamkeit seiner Lebensart – als Alexander ihm jeden Wunsch erfüllen woll(t)e, und Diogenes (der Kyniker) ihm antwortete: „Geh mir nur ein wenig aus der Sonne!“ – und Alexander dann zu seiner Begleitung verinnerlicht gesagt haben soll: „Wahrhaftig, wenn ich nicht Alexander wäre, dann möchte ich wohl Diogenes sein!“

Was haben wir Wesentliches daraus gelernt – nur, dass wir die Sonnenenergie nutzen müssen… – aber nicht: dass in uns weltweit die moralische Sonne scheinen sollte! Kaum einer von uns will in einer Tonne oder einem Zelt leben. Wenn man das in Deutschland starten wollte, und dadurch im Wald sich genügsam sein Zelt aufbaute – käme sofort die Polizei! Einfaches und bescheidenes Leben in bewusster Selbstzufriedenheit: kapitalistisch absolut verboten! Pecunia not olet! Auch wenn dabei über Leichen weltweit weiterhin drauflos gewirtschaftet wird! – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 

Aktuell real existierende oder geschürte Identitätskrisen von Nationen oder Völkern können vor dem Hintergrund rasanter Veränderungen immer weniger international ausbalanciert werden. Statt des erhofften harmonischen Zusammenwachsens in einer vernetzten Welt gilt es, neue Konflikte globalen Ausmaßes zu erkennen, vor allem zwischen den Kulturen. Dafür finden weder Institutionen wie die UNO noch die EU die adäquaten Antworten, weil sie eine Harmonisierung von Kulturen mit einer ökonomisch geprägten Vermischung von Kulturen verwechseln. Geblendet von scheinbar erfolgreichen Strategien der sozialen Medien, deren Halbwertszeiten aber längst begonnen haben. – Jürgen Dressler

 

Was Jens Jessen mit seinem Artikel sagen will, weiß ich zwar, trotz sorgfältiger Lektüre immer noch nicht. Ich weiß aber, dass der Artikel zu den schwächsten zählt, den ich in der „Zeit“ bisher gelesen habe. 21 mal (ich habe es gezählt) benutzt Jessen das Wort „man“ und er benutzt es als Popanz, der sich trefflich prügeln und für alles verantwortlich machen lässt. Stilblüten wie: „Man hat Blutdiamanten gerne um den Hals getragen“ (um nur eine zu nennen) machen den Artikel gewiss nicht besser. Warum nur musste die Bundesregierung das Rentenalter auch für Journalisten erhöhen? Artikel wie diese wären uns jedenfalls erspart geblieben. – Dr. Heinrich Erdmann

 

Natürlich kann man im Stil von Herrn Jessen den „westlichen Lebensstil“ (welchen?) für die Schattenseiten der Globalisierung verantwortlich machen. Allerdings ist im „Zeitalter des Anthropozäns“ mit ca. 8,5 Milliarden Menschen gerade eine Globalisierung erforderlich, d.h. alles unter den Blickwinkel der vielen Menschen zu sehen und entsprechend zu handeln. Gerade zeigt sich ja im Krieg Russlands gegen die Ukraine wozu „egoistisches und eingeschränktes Sehen“ führt. – Ernst Kreuzfelder

 

„Die Globalisierung ist am Ende“, so meint es Jens Jessen. Es ist wohl eher Wunschdenken. Wenn sich die Container im größten Containerhafen der Welt in China wieder bewegen, kann man wahrscheinlich garnicht so schnell hingucken, wie sich die Lieferketten in der Welt wieder schließen. – Walter Schroiff

 

Politische Scheuklappen. Die Globalisierung in Grund und Boden zu verdammen, wie es der Autor tut, lässt einen sehr eingeschränkten Blick auf die Welt erkennen. Die Globalisierung hat wesentlich zu unserem Wohlstand beigetragen. Die Globalisierung hat nachweislich Millionen von Menschen aus extremer Armut geholt (besonders in China). Und ja, von der Globalisierung haben auch Schurkenstaaten sehr profitiert – und das ist wohl das Einzige, was der Autor erkennen kann. Für mich sieht das nach Scheuklappen aus. Und der Formulierung „Deutschlands Mitschuld an Putins Überfall auf die Ukraine ist nachgerade ein Gemeinplatz geworden“ muss ich entschieden widersprechen. Ich empfinde diese Formulierung als Unverschämtheit. – Raimund Helbrich

 

Aus Kränkung falsche Schlüsse? Jens Jessen schreibt zurecht über die Doppelmoral, die allein ökonomischen Profit ohne Einpreisung ethischer Standards suchte: Öl aus Putinrussland, Blutdiamanten, Palmöl, VW-Werk im nordwestlichen China. Aber warum setzt er diese Art einer ökonomischen Globalisierung mit Globalisierung an sich in eins? Es ist zu befürchten: Um sie dann in einen Gegensatz zu einer nichtglobalen „Moral“ zu setzen. Und das ist entlarvend. Ja, Gesellschaften haben vielleicht wie Jessen es nennt, verschiedene Moralkataloge. Aber sie haben sich einmal aus guten Gründen zu Menschenrechten gemeinsam verabredet.

Deswegen gibt es das von ihm genannte Dilemma „Sich mit Schurken gemein machen oder mit Moral die Welt auseinandertreiben“ so nicht. Stattdessen gibt es eine reale Welt mit Widersprüchen, in der in Extremsituationen konsequent sanktioniert werden muss, in der in anderen Fällen erstrebenswerter Weise begleitet von politischem Willen abgewogen wird, Kompromisse geschlossen – und kontinuierlich darauf hingewirkt, dass Mindeststandards an Rechten eingehalten werden. Was ist denn die Alternative? Seltene Erden selbst herstellen? Solarkraft für Schottland erfinden? Impfstoffe weiter der Welt vorenthalten?

Dass der multilaterale Rahmen erneut in der ZEIT keine Erwähnung findet, möglicherweise gar verdrängt wird, ist bedenklich. Kündigt sich hier ein verzagter Rückzug in heimische nationale Bezugsrahmen an? So scheint es. Schade. Es ist ein eitles Missverständnis „westlichen Lebensstil“ als Mittelschichtslebensstil verallgemeinert sehen zu wollen, statt als historisches Privileg von Rechtsgarantien. Und der Pflicht, an nachhaltiger Entwicklung zu arbeiten. – Dr. Odila Triebel

 

Eine treffende Beschreibung und doch auch etwas zu kurz gesprungen: Es gab gibt ja durchaus starke Impulse die „Blüten“ der Globalisierung einzuhegen – nicht zuletzt hier in Deutschland z.B. die Initiative des ehem. Entwicklungsministers Gerd Müller im Hinblick auf Lieferketten und der EU zur Sozial- und Umwelttaxonomie. Wer immer hart gegen solche Veränderungen angekämpft hat und es auch heute und vermutlich auch morgen noch tun wird, sind die Wirtschaftseliten, die solche Korrekturen als unzulässigen Eingriff in den freien Markt brandmarken.

Richtig wäre, wenn wir die in den Lieferketten stattfindenden Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen als Produkteigenschaft und damit als Produktmangel wahrnehmen würden. Es wäre eine marktkonforme Haltung, die die richtige Wirkung erzeugt. Probleme, die dabei zu lösen sind, ist die Frage wie und in welchem Maß solche Aspekte eingepreist werden können und welche Rechtsnormen dies erlauben. Es müssten deutliche Preisaufschläge – als Zoll, Steuer oder Abgaben – sein, die der Größenordnung nach dazu geeignet sind und dazu verwendet werden die Schäden zu beheben, Ausgleich für die Betroffenen zu organisieren und auf „kranke“ Strukturen Einfluss zu nehmen.

Eine globale gegenseitige Abhängigkeit zu beseitigen ist wohl kaum möglich und auch nicht uneingeschränkt wünschenswert. Wie die Sanktionen zeigen, wirkt diese wechselseitige Abhängigkeit ja in beide Richtungen. Der Vorschlag von Mario Dragi beim deutschen „Gas-Problem“ mit einem Preisdeckel zu reagieren und die Differenz zum Marktpreis in einen Fonds einzulegen um für die Geschädigten – hier die Ukraine – entspr Hilfe zu organisieren und zu leisten, wäre ein markgerechter Schritt mit sicherlich guter Wirkung!

Die Endlichkeit unserer Erde zu ignorieren führt zur globalen Katastrophe. Diese globale Abhängigkeit können wir auch mit noch so viel Autarkie-Bestrebungen – ob national, EU-weit oder in noch größerem Radius – nicht auflösen. Wichtig wäre eine Umkehr der „freien Welt“ zur Einsicht der Endlichkeit oder zu den „grenzen des Wachstums“ – wie dies der Club of Rome bereits vor vielen Jahren durchaus richtig formuliert hat. Es lebt sich nicht wirklich gut im gedankenlosen Konsum-Taumel und Börsen-Fieber-Schüttelfrost-Wechselspiel. – Tilmann Wolf

 

Seit über 20 Jahren habe ich „Die Zeit“ abonniert und gelesen. Mein erster Leserbrief entstand jedoch erst im Februar 2022 an Frau Parnack. Daraus folgte eine Einladung zur Blattkritik im Wirtschaftsressort , ein nachhaltiges Erlebnis für mich, Danach jedoch glaubte ich, man dürfe sich nicht inflationär zu Wort melden. Dieses Vorhaben durchkreuzten Sie mir mit dem genannten Artikel , der mir Wort für Wort derart aus dem Herzen spricht, daß ich mich dafür bedanken möchte.Außerdem hoffe ich , diesen Artikel als Ausgangspunkt für weitere Recherchen zu erleben,Stichwort z.B.Terrorfinanzierung durch Import nahöstlichen Öls und weitere Interessante Themen. – Sabine Stäudtner

 

Vielen Dank für diesen herausragenden Beitrag zu einem der größten Dilemmata unserer Zeit. Der oft aufgeblasene und instrumentalisierte Begriff der Moral (Kubricks Alex lässt grüßen) birgt die unangenehmsten Verstrickungen. Und es wird immer einfacher bleiben, eine edle Gesinnung zur Schau zu stellen und mit dem langen Finger auf andere zu zeigen, als mögliche Handlungen anhand den vermuteten Folgen und anhand einer wohlüberlegten Priorisierung unterschiedlicher Ziele sein zu lassen oder in die Tat umzusetzen. – Dr. Christian Voll

 

Jens Jessen stellt fest: «Die Überlegenheit des westlichen Lebensstils hat sich als Illusion erwiesen.» Und fragt: «Wie konnten wir nur daran glauben?» Aber das woran man geglaubt hat, waren vor allem der Nutzen und die Stabilität der Globalisierung. Globalisierung beruht vor allem auf der ausreichend verfügbaren Möglichkeit Waren zu transportieren. Diese Möglichkeit wurde einerseits vom Westen bewusst eingeschränkt. Das betrifft Gas- und Öllieferung aus Russland und den Handel mit Russland. Andererseits wurde diese Möglichkeit durch den Krieg eingeschränkt. Das betrifft etwa die Lieferung von Getreide und Sonnenblumenöl aus den Kriegsgebieten.

Die tiefere Ursache für die Transport-Einschränkungen ist erstaunlicherweise die Globalisierung. Und das geht so: Globalisierung bewirkt, dass das produziert wird, was am Weltmarkt am meisten Gewinn bringt. Das verstärkt zunächst die ökonomischen Gräben innerhalb der Menschheit. Dies wiederum führt zu Polarisierungen, die es Menschen wie Putin oder Xi ermöglichen durch das Versprechen von Perspektiven (mehr Wohlstand, nationaler Aufstieg, Bedeutungsgewinn der Religion) an die Macht zu kommen und ihre politischen Vorstellungen wirksam werden zu lassen. Letzteres wiederum führt über Krisen zu den genannten Einschränkungen der Transportmöglichkeiten. Und damit zur Abschwächung der Globalisierung.

Trotz dieser Abschwächung wäre es wohl etwas übertrieben, von einem «Ende der Globalisierung» zu sprechen. Denn nach wie vor macht die Globalisierung das Plündern der Ressourcen fürs Bedienten des Weltmarkts rentabel. Dies bietet den lokalen Eliten weiterhin die Möglichkeit aufs Wohlstands-Niveau des Westens und darüber hinaus zu gelangen und ihre Macht durch Verteilen von Brosamen zu festigen. Dies schwächt sowohl die Eigenverantwortung für die Produktion von Lebensmitteln als auch für realistische Familienplanung. Anstatt lokale Eigenverantwortung einzufordern ist es einfacher und breit akzeptiert, die Folgen von Fehlentwicklung zu kompensieren durch Mittel, die beim Plündern einheimischer Ressourcen gewonnen werden.

Die genannte Abschwächung ist daher zwar ungenügend aber insofern hilfreich, als sie dazu zwingt, stärker die eigenen Ressourcen zu nutzen. In Staaten, die bisher von billigen Weltmarktpreisen für Getreide profitierten, kann dies bewirken, dass man sich auf einheimische Nahrungs-Grundlagen rückbesinnt. Es geht um kleinbäuerliche Produktion lokaler Nahrungsmittel und um Viehhaltung, die auf die lokalen Ressourcen abgestimmt ist.

Im Übrigen sollte die Abschwächung ein Anlass sein, einen Lebensstil zu entwickeln und weltweit zu verbreiten, der auf das gemeinsame Ziel, das gute Fortbestehen der Menschheit ausgerichtet ist. Es geht dabei vor allem darum die Ursachen für die ökonomischen, ökologischen und demographischen Gräben zu reduzieren und Perspektiven zu entwickeln, die mit Nachhaltigkeit vereinbar sind. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Die Frage, ob es eine Re-Globalisierung geben wird, ist auch aus psychoanalytischer Sicht interessant. Die Polarität scheint im Menschsein grundsätzlich angelegt. So streben wir nach Nähe, brauchen aber auch Distanz, suchen Gemeinschaft, wollen uns aber auch individuieren. Dass die Globalisierung nun zu einer Gegenreaktion führt, ist logisch-quasi psycho-logisch. Man kann es eigentlich vorhersagen: immer wenn es zu stark in Richtung eines Pols geht, gibt es eine Gegenbewegung – Counter-Vailing Powers..

Nun scheint das Pendel sich in die andere Richtung zu bewegen. Auch der aufgekommene Nationalismus könnte verstanden werden als unbewusste Bewegung gegen die Globalisierung – in diesem Fall leider destruktiv agiert. So stellt sich die Aufgabe, einerseits global, weltumfassend zu sein und andererseits sich auch als kleinere Gemeinschaften, Nationen zu identifizieren und vom globalen zu unterscheiden.

Die Schnelligkeit mit der eine ökonomische Öffnung möglich geworden ist, korrespondiert leider nicht mit der Langsamkeit, die psychische Integration braucht. So sind wir mit Russland ökonomisch stark in gegenseite Abhängigkeiten und Geschäftsbeziehungen geraten, aber offensichtlich hat das an der zugrundeliegenden Wertewelt eines Wladimir Putins nichts geändert. Trotz aller Geschäfte und gegenseitiger Profite ist seine massive Ablehnung des westlichen Systems unberührt geblieben. Anscheinend haben wir die Wirksamkeit der Ökonomie zur Zusammenführung differierender Gesellschaftssysteme stark überschätzt.

Die Entschiedenheit der ukrainischen Bevölkerung sich gegen den Angriffskrieg Putins zu wehren, hat kaum etwas mit ökonomischen Interessen zu tun. Auch Putin nimmt schwere wirtschaftliche Schäden in Kauf, ebenso wie inzwischen der Westen. Offenbar sind die zugrundeliegenden Werte – hier die Demokratie, die Freiheit, die Selbstbestimmung, dort deutlich „gelenktere“ autokratische Systeme, eine weitaus bedeutendere Kraft als die Ökonomie. An den globalen ökonomischen Möglichkeiten ist nichts auszusetzen. Sie sind ja nur Möglichkeiten, und damit eine Erweiterung. Sie sollten aber nicht allein handlungsleitend sein, da Menschen mehr brauchen als eine funktionierende Ökonomie.

Ein schuldfreies Leben ist auf unserer Erde nicht möglich. Allerdings haben wir Wahlmöglichkeiten, wie groß oder wie klein die Schuld ist, die wir auf uns nehmen. Die jüngere Generation in den westlichen Ländern ist stärker von sozialer Verantwortung geprägt als ihre Eltern und Großeltern. Beispiele: Man muss keine billigen T-Shirts kaufen, die unter unmenschlichen Bedingungen hergestellt werden und auch nicht mit Energie aasen. Wir sind alle von einander abhängig und unser Handeln beeinflusst nicht nur unser Leben, sondern auch das Leben von anderen.

Hier ein gesundes Verhältnis von Eigeninteressen und den Blick für den anderen zu finden, ist hohe Kunst und die Herausforderung unserer Zeit. Selbst in einer Zweierbeziehung geht es darum, sich selbst UND sein Gegenüber zu sehen. Dann können wir uns wohl fühlen mit uns und in Gemeinschaft. Bei der Frage, welche Werte vielleicht geopfert werden könnten, weil ein ideales Leben unerreichbar bleiben wird, scheint mir der Wohlstand in westlichen Ländern an erster Stelle zu stehen. Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung sind scheinbar für mehr Menschen als früher bedeutsamer als Wohlstand, der auf Kosten anderer geht. – Gabriele Oelmann

 

Medien oder andere Diskussionsteilnehmer (ich nehme mich als Ende 07/2013 pensionierter Energieökonom nicht aus) hätten auf Risiken und Nebenwirkungen hinweisen können, denn anders kann und will „die Öffentlichkeit“ keine ernsthaften Probleme wahrnehmen. Wenn ich (als lange Zeit TOP-Energie-Ökonom) die praktizierte Energiewende-Politik bewerte, erlebe ich heute ein Déjà-vu:

Das bisherige Gesäusel drittklassiger Journalisten oder „Energie-Expert*innen“ trägt keineswegs zu „Klimapolitik“ bei, sondern führt mangels solider Grundlagen eher zu Pleiten, Pech und Pannen. Auch bei Themen wie „Energiewende“ und „Vorbild zur Klimarettung“ träumen wir lieber, anstatt die Realität mit ihren großen Herausforderungen wahrzunehmen: Wir wollen das so, weil es heute bequemer und schöner ist! Der Schlamassel mit Blackout kommt ja höchstens übermorgen! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Was DIE ZEIT in letzter Zeit alles im Feuilleton unterbringt ist schon erstaunlich. Erfreulicherweise hat es Ihr wunderbar unaufgeregter Artikel dadurch in die Veröffentlichung geschafft. Er hebt sich wohltuend von der jetzt grassierenden Besserwisserei und dem moralischen Schulterklopfen ab. Tatsächlich steht die Frage im Raum, wie wir unseren Ressourcenverzehr so beschränken können, dass ein Planet dafür ausreicht. Geht das ohne Minderung unseres Konsums? Ich glaube nicht. Und welche politische Strömung traut sich, Konsumverzicht auf ihre Fahnen schreiben, wohl wissend, dass damit derzeit immer noch keine Wahlen zu gewinnen sind. Schon Erhard kam mit seinem Maßhalteappell nicht weit.

Kann der Primat der Moral die Rettung bringen? Ich glaube nicht. Warum? Was bliebe dann noch an Wirtschaftsbeziehungen übrig? Muss mir, ums mal ganz auf den Alltag herunterzubrechen, der Bauer meines Vertrauens nachweisen, dass er seine Steuererklärung wahrheitsgemäß verfasst oder seine kranken Eltern ordentlich versorgt? Und wie soll das im globalen Maßstab gelingen? Fragen über Fragen und bestenfalls die Möglichkeit, mit kleinen Schritten uns an die Antworten hinzutasten. – Udo Kroschewski

 

Mir scheint, daß auch schon vor Pinochets (und Kissingers) Putsch in Chile (11. 9. 1973!) in Deutschland – der Bundesrepublik – die Neigung nicht sehr ausgeprägt war, darauf zu achten, ob die den Wohlstand aufzeigenden importierten Güter auch „sauber“ produziert waren. Ich denke da vor allem an den 2. Juni 1967 und die in Berlin (West) angetretenen Jubelperser, die mit tätiger Unterstützung des damaligen Berliner Polizeipräsidenten für die triumphale Begrüßung des Schahs von Persien sorgten, einschließlich eines Kollateralschadens namens Benno Ohnesorg. Ich finde, Herr Jessen, Sie hätten ruhig erwähnen können, daß es sich hierbei um eine langgeübte und nicht diskutierte Praxis zur „Versüßung“ der angenehmen Lebensumstände unserer Bevölkerung handelte. – Raimund Scholzen

 

Das hat Jens Jessen gut auf den Punkt gebracht: Moral bedeutet das Ende der Globalisierung. Nicht erst seit Putins Einmarsch in die Ukraine. In Wirklichkeit wussten wir das schon lange: Seitdem sich der Menschheitsblick von der Kirchturm-Perspektive über den ganzen Erdball (und ins Universum) geweitet hat, leben wir mit Widersprüchen. Wir leben gut im globalisierten Kapitalismus, während viele andere leiden. Jetzt wirklich die Konsquenzen zu ziehen und uns auf die Moral zu besinnen, wird wirklich weh tun. Wir müssen nämlich lernen zu verzichten – das kannten wir bisher nicht. – Werner Bohn

 

Wer ist „man“, Herr Jessen? Sie schildern das Ende der Illusion einer bestimmten Form von Globalisierung unter dem Deckmantel von „man“ und „wir“, als habe es eine breite Kritik an genau dieser Form der Globalisierung nie gegeben. Ich frage mich, im Namen welcher Wirtschaftselite oder welchen politischen Gruppierung Sie hier schreiben! Statt „man“ oder „wir“ hätte ein kräftiges „mea culpa“ an diese Stelle gehört, falls Sie wirklich geglaubt haben, was Sie hier schreiben.

So aber sieht es wieder einmal so aus, als habe „man“ das alles nicht wissen können, so wie „man“ von der Finanzkrise 2008/09 in der Meinung fast aller Leitmedien nichts wissen konnte, so wie „man“ von Klimakatastrophe und Artensterben nichts wissen konnte, so wie „man“ trotz Warnungen sogar von „Falken“ wie Zbigniew Brzezinski nicht wissen konnte, welche Folgen die kecke Reizung des russischen Bären haben könnte…

In klebriger Weise werden in Ihrem Artikel alle für ein Modell des Wirtschaftens, des Ressourcenverbrauchs, der internationalen Arbeitsteilung, der Terms of Trade, der Umweltzerstörung usw. in Mithaftung genommen und damit so getan, als hätten wir nicht wissen können, welche vielfältigen desaströsen Folgen neben zahllosen Bequemlichkeiten für uns in den Industrieländern diese Globalisierung mit sich bringt.

Doch, ich habe es gewusst, und viele, viele andere auch! Und wir hätten umsteuern können, längst! Seit den achtziger Jahren war dies alles z.B. im internationalen Ökumenischen Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung der evangelischen und orthodoxen Kirchen akribisch benannt und bearbeitet worden, und auch säkulare Kritik an all diesen Phänomenen gab es in unterschiedlichen Schattierungen zu Hauf!

Wer hat denn geglaubt, dass eine „unaufhaltsam zum Guten eilende Moderne… am besten in einem weltweit ausgreifenden Kapitalismus aufgehoben war“? Wer hat denn parlamentarische Demokratie und Gewissensfreiheit „untrennbar mit Red Bull und Coca Cola“ zusammengedacht? Es gibt diese Gruppierungen, aber dann benennen Sie sie bitte auch! Für die Zukunft von Interesse wäre offenzulegen, warum so viele Verantwortliche den von Ihnen genannten Vorstellungen anhängen und warum sie über Jahrzehnte weitgehend beratungs- und kritikresistent sind. Der Deckmantel „man“ und „wir“ verschleiert nur und hilft nicht, das Übel aufzudecken.

Nein, der „Globale Süden“ ist keineswegs ein Euphemismus, sondern ein Sammelbegriff für die Länder des Südens, die zur Ausplünderung zur Verfügung standen und stehen. Seit dem Anfang der (neuerlichen) Globalisierung mit dem Beginn einer „neuen internationalen Arbeitsteilung“ in den 70er Jahren hatte es vehemente Kritik an zahlreichen diesem Modell inhärenten destruktiven Mechanismen gegeben, an den Terms of Trade und anderen Gerechtigkeitsfragen, an dem Irrsinn der Transporte von Rohstoffen, Halbfertig- und Fertigwaren rund um den Globus oft für jeweils ein einziges Produkt, an der Ressourcenverschleuderung und ihrer zerstörerischen Konsequenz, an Preisen für Arbeit und Ressourcenverbrauch, die die Realität nicht abbilden, an der Vernichtung autochthoner Kulturen usw. usw.

Am Rande erwähnen Sie Südafrika, Chile und Peru (warum eigentlich ausgerechnet Peru??), wo der globale Kapitalismus sich der jeweiligen „Schurkenregime“ bediente. Warum so zaghaft? Ihre Antwort, dass die Logik der (kapitalistischen) Weltwirtschaft all das „nahelegt“ – nein: erzwingt! – ist ja richtig. Aber in welchem „wir“ genannten Bekanntenkreis hat „man“ „…die Blutdiamanten aus afrikanischen Sklavenbergwerken gerne um den Hals getragen…“ usw.? Nennen Sie doch lieber Ross und Reiter! Es gibt in unserem Land und in allen Teilen der Welt – auch im Global South! – Eliten, die so leben und die sehr gut von dem Elend der Menschen, der Tiere und der Natur leben! Es geht um Macht- und Gewaltverhältnisse.

Mitschuldig machen wir uns alle immerzu, weil wir Teil dieses großen Ganzen sind und oftmals nicht aus unserer Haut können. Aber eine Analyse, die so tut, als ob uns diese Erkenntnisse hinterrücks auf einmal überfallen hätten, die sich hinter „man“ und „wir“ versteckt und so tut, als seien diese Gewaltverhältnisse jetzt erst sichtbar geworden, verdient diesen Namen nicht. – Dr. Thomas Posern

 


 

 

Leserbriefe zu „Sylt oder Selters“. Streit von Ole König und Isabella Wolbart

 

Der Ansturm auf das 9 – Euro – Ticket dürfte nicht lange auf sich warten lassen. Die Grundidee dafür ist gut. Frau Wolbart hat diese Idee nicht ganz verstanden oder will dies nicht. Es geht hier nicht um einen Klassenkampf und die „Chaostage“ werden genau diejenigen treffen, die sie angeblich gegen den Kapitalismus schützen will, die Pendlerinnen und Pendler zwischen Niebüll und Westerland. Diese tun mir jetzt schon leid, sind sie durch die teils unhaltbaren Bedingungen in den Zügen gebeutelt genug. In diesem Punkt gebe ich Herrn König recht.

Sylt ist eine wunderschöne Insel und als Schleswig – Holsteinerin gehen mir einige Vertreter der Schickimicki – Liga, die dort Ferienhäuser besitzen oder in exklusiven Hotels wohnen, auch gegen den Strich. Man sehe sich nur einmal an, was aus List geworden ist. Am Hafen ein großes Einkaufszentrum, Bekleidungsgeschäfte mit teuren Modelabels und ebenso teure Lokalitäten. Früher gab es da eine Fischbude und einen Anleger für Kutterfahrten, das ist lange her und es war schön. So verlieren viele Orte auf Sylt ihren ursprünglichen Charakter und Chaostage hat Sylt nicht auch noch verdient.

Als Abonnentin eines Monatstickets für den Bus freue ich mich auch über das 9 – Euro – Ticket. Drei Monate ein vergünstigter Preis und die Bahn ist auch mit dabei. Los geht es auch für mich, aber bestimmt nicht nach Sylt. – Regina Stock

 

Es soll ja Leute geben, die mit 21 oder 39 Jahren mehr als Boulevard geeignete Sprüche beherrschen. ( Land zurückerobert werden, das eigentlich uns allen gehört – Zeitgeist, der neusozialistische Tendenzen aufweist). Sei es drum – dies aber unter die Überschrift STREIT zu stellen, führt in die Irre. Es wird über die gesellschaftlichen Widersprüche und Schieflagen nicht gestritten. Was investiert der Steuerzahler in den Erhalt der Insel?

Wer profitiert davon? Welche Kollateralschäden erzeugt die Immobilienblase hier? An welchen Stellen müsste man ansetzen, um den volkswirtschaftlich erzielten Gewinn sinnvoll einzusetzen? PS Mein Vater war nach 1940 beim Marine-Flak-Regiment 14 in Hörnum und 1954 hat die Familie dann auf Sylt zwei Wochen Urlaub gemacht. Da wurde der Aufstieg aus dem Nachkriegselend so langsam jedem deutlich. – Klaus Timmerbeil

 

„…. und Leistung nicht wertschätzt“ … Der Herr König zeigt, ganz sicher ungewollt, das Problem des gängigen Verständnisses der „Marktwirtschaft“ auf: Wer in einem hoch dotierten Job arbeitet, leistet viel (später fallen noch Wörter wie Mut und Fleiß) und hat sich damit das Recht, auf Sylt zu entspannen, erarbeitet (geerbt hat nach seiner Theorie ja niemand).

Menschen in weniger gut dotierten Jobs leisten oftmals definitiv nicht weniger und hätten womöglich sogar – wenn wir schon von Leistung ( Blut, Schweiß, Tränen) sprechen – noch mehr Anrecht auf Erholung dieser Art. Mit mehrfacher Wiederholung des Wortes Antifa (Antifaschismus/Antifaschisten) meint Herr König obendrein eine vermeintliche Bedrohungslage zu verargumentieren und ruft sogar menschenunwürdige Szenarien in den Zügen herbei. Mir sagt seine Argumentationskette: Sylt, oder vielleicht auch nur Herr König, braucht dringend mehr Links und mehr Antifa … – Stephanie König

 

Sehr geehrte Frau Wolbart, mit Entsetzen habe ich Ihren Beitrag zur Frage „Sylt oder Selters“ gelesen. Dass eine Bundessprecherin einer linken Jugendorganisation (in Zeiten eines brutalen Eroberungskrieges in unserer europäischen Nachbarschaft) von der „Rückeroberung eines Stück Landes“ spricht und damit Kriegsrhetorik anwendet, erachte ich als schäbig, unanständig und nicht links. Für Ihre Formulierung und Forderung, die Idee von Sylt zu „zerstören“, sollten Sie sich obendrein schämen. Was ist in Ihren Augen die Idee von Sylt? Sind Sie überhaupt schon einmal dort gewesen?

Wussten Sie, dass engagierte junge Aktivist:innen dort ihr freiwilliges ökologisches Jahr verbringen und Naturschutz im Nationalpark Wattenmeer betreiben? Wussten Sie, dass es auch Tourist:innen gibt, die dieses Engagement durch Eintrittspreise und Spenden würdigen? Wussten Sie, dass mehrere Reha-Einrichtungen auf Sylt Menschen auf ihrem schweren Weg der Rehabilitation helfen? Wussten Sie, dass viele familienbetriebene Pensionen Unterkünfte zu durchschnittlichen Nordseepreisen anbieten? Wussten Sie, dass diese Betriebe sowie zahlreiche gastronomische Einrichtungen, Fahrradverleihe, Campingplätze, Jugendherbergen, Fischereibetriebe, Strandkorbverleihe und Arbeiter:innen der Mittelschicht vom Tourismus auf Sylt leben und von Pseudo-Aktivist:innen wie Ihnen in Ruhe gelassen werden wollen?

Ich gehöre mit meinem Jahreseinkommen zur klassischen Mittelschicht und habe trotzdem schon mehrfach auf dieser wunderschönen Insel Urlaub gemacht, als Asthmatiker die Nordseeluft genossen, ein erschwingliches Fischbrötchen genossen und Landschaft, Mensch und Natur kennengelernt. Ich habe kein Problem, wenn Sie und andere Aktivist:innen neben Ihren Protesten für eine gerechtere Welt auch die Insel Sylt besuchen und diese (und die Menschen dort!) kennenlernen. Aber lernen Sie diese gefälligst erst einmal kennen, bevor Sie einen solchen ideologischen Unsinn schreiben. – Henning Becker

 

Da hat die Linke wieder einmal ein schönes Thema gefunden – und zeigt, dass sie die Menschen per se nicht erreicht. Die ganz Inselwelt an der Nordsee ist faszinierend – die Tage vergehen einfach anders – genau deshalb sind die Urlauber bereit, hier viel Geld auszugeben. Übrigens nicht nur auf Sylt, auch auf Amrum, Norderney, Föhr etc. Aber ich habe mit meinen 57 Jahren schon so viel Erfahrung:

An ähnlichen Stellen in Europa ist es ähnlich teuer – und die meisten Quartiere auf Sylt sind auch keine Luxusbuden – sondern einfache Reihenhäuser oder freistehende Häuser – die halt einen irrationalen Wert sitzen. Die Besitzer hegen und pflegen die Insel mit viel Aufwand und viel Liebe. Glauben die Linken ehrlich, dass Handwerker auf der Insel einfacher zu finden sind, als in Hamburg oder Berlin – oder gar billiger? – Stephan Siegel

 

Wenn man arm ist, dann ist es sinnvoll, dort Urlaub zu machen, wo man am meisten für sein Geld bekommt. Und es gibt ja Orte am Meer oder an einem See, wo man kostengünstig den Sommer am Wasser geniessen kann. Schlimm ist es, wenn ein See von Privatgrundstücken umzingelt ist, sodass nur Privilegierte dort baden können. Schön ist es hingegen, wenn es an einem Gewässer immer wieder mal Stellen gibt, wo freier Zutritt möglich ist. So gesehen ist es ja nicht schlecht, wenn Superreiche statt einem Seegrundstück eine Eigentumswohnung oder auch ein Haus auf Sylt nutzen.

Dazu kommt noch Folgendes: Wenn Reiche dort Ferien machen, wo es auch andere Reiche tun, dann geben sie vermutlich überdurchschnittlich viel Geld aus (alles ist dort teurer), was Geld unter die Leute bringt. Den Reichen, den Spass am Reichsein an ihren bevorzugten Orten zu verderben, unter Inkaufnahme von Gedränge und langer Anfahrt das ist ein spezielles Vergnügen. Es erinnert an eine russische Fabel.

Ein Bauer, der einen als Bettler verkleideten Gast freundlich aufgenommen hat, darf sich etwas wünschen. Der – offensichtlich an psychologischen Experimenten interessierte – Gast macht den Bauern auf eine Nebenbedingung aufmerksam. Alles was er sich wünscht, erhält auch der benachbarte Gutsherr und zwar in doppelter Ausführung. Vielleicht dachte der Gast ja auch nur an eine gute Ernte oder guten Viehbestand. Der Bauer jedoch dachte an was anderes und wünschte sich: Oh Herr reiss mir bitte ein Auge aus.

Ganz so massiv ist der Wunsch den Reicheren das Leben zu vermiesen im Falle Sylt zum Glück nicht. Schliesslich ist das 9 Euro Ticket ein Geschenk an diejenigen, die genug Zeit haben, es zu nutzen. Da es nicht kostendeckend ist, kommen diejenigen dafür auf, die mehr bezahlen, insbesondere mehr Steuern. Und die Superreichen, die sich eine eigene Insel oder eine Jacht leisten können (auch das bringt Geld unter die Leute), sind von den geplanten Störungen ohnehin nicht betroffen. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Gab es da niemand anderen als einen Immobilienmakler/unternehmer? – J. Völker

 

Zur Meinung von Frau Wolbart übersende ich Ihnen folgenden Leserbrief: Wieviel Unsinn in wenigen Zeilen! Nur weil ein sehr geringer Teil der Gesellschaft für sich in Anspruch nimmt, was Wolbart beschreibt, alle Urlauber auf Sylt in einen Topf zu werfen, spricht für die Beschränktheit ihres Denkens. So wie viele Mallorca mit dem Ballermann gleichsetzen, so versucht die Aktivistin, von Schönen und Reichen auf alle Besucher Sylts zu schließen. Mir scheint, die Autorin ist noch nie auf Sylt gewesen und hat nicht die ganz überwiegenden Menschen getroffen, die das Klima, die Natur und die Kultur der Insel genießen wollen.

„Reiche Elite, Verfestigung von Klassenunterschieden, Millionärsinsel, kaum jemand, der hart arbeitet, kann es hierher schaffen“, mit diesen Synonymen für Sylt begründet sie die Zerstörung der „Idee von Sylt“. Fragen Sie mal die Menschen nach dieser Idee, die auf den Plätzen vor der Musikmuschel in Westerland von der Band aufgefordert werden, die Hände in den Himmel zu heben. Das erinnert dann doch eher an den Balllermann als an die „Idee von Sylt“. Oder die Menschen, die jeden Morgen vor den Bäckereien der Insel Schlange stehen, um sich fürs Frühstück zu versorgen. Die wollen nur einen angenehmen Urlaub verbringen und sich dabei auch selbst versorgen.

Bevor frau sich aufmacht, die Idee der klassenlosen Gesellschaft am Beispiel Sylt zu demonstrieren, wäre es ratsam, sich vorher über die wahren Verhältnisse zu informieren. Dass die Verhältnisse nicht immer so sind, dass es überall gerecht zugeht, wusste uns schon Brecht zu sagen. Dass es besser wird, daran wird auch auf Sylt gearbeitet. Aber mit dem von Wolbart verbreiteten Schwachsinn der Zerstörung der „Idee von Sylt“ wird man den berechtigten Anliegen vieler Insulaner überhaupt nicht gerecht. Kein Wunder, dass die Linken im Bund und in den Ländern immer mehr an Zustimmung und Parlamentssitzen verlieren. – Dietmar Schönhoff

 

Vor 40 Jahren war ich mit dem Fahrrad auf Sylt, danach immer wieder in einfachen Pensionen, zuletzt dreimal schön und bescheiden in der DJH List mit netten Erinnerungen. Isabel Wolbart verkennt, bei allem Respekt für jugendliches Engagement, dass vermutlich viele Menschen, in den letzten 40 Jahren auf Sylt Urlaub gemacht haben, die sich einen gewissen Wohlstand redlich erworben haben, die Sylt kennen und Lieben und das in 2 oder 3 Sterne Unterkünften. Reichtum ist in jeglicher Hinsicht ein Problem, ganz bestimmt und ebenso der an Vorurteilen. Überhaupt – leider- scheint mir das Thema Urlaub überbewertet. Stattdessen: Was lesen wir diesen Sommer? – Hans Suck

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum so wütend, Herr Snyder?“ Gespräch mit Timothy Snyder von Jochen Bittner

 

Frieden war gestern und Krieg ist heute. Russland hat ihn einzig und allein zu verantworten Die Deutschen haben 2. Weltkriege ausgelöst. Hitler schien der letzte Diktator zu sein , der die Nazi- Idelogie über ganz Europa legen wollte. Sein Nachfolger ist Putin und die Zeitenwende beginnt mit allen Mitteln, schweren Waffen, alles liefern um die Ukraine militärisch kampffähig und abwehrbereit zu machen. Diplomatie- diese Logik beginnt nicht während eines Krieges, sondern nach seinem Ende oder vor einem Krieg – Deutschland steht nicht nur an der Seite der Ukranie, dazu gehört, wir sollten mehr tun als andere, rechtzeitig ohne zu zögern, denn die Ukraine darf den Krieg nicht verlieren, sonst ist Europa bald ganz verloren. Der Amtseid des Kanzlers Schaden vom Deutschen Volk abzuwenden, das reicht eben nicht aus, hier geht es um viel mehr. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Vielen Dank für Ihren Artikel „Warum so wütend Herr Snyder?“. Ihm möchte ich danken für den Begriff „Schizofaschist“. In der Tat handelt es sich „im Fall Putin“ aus psychiatrischer Sicht um einen Menschen mit einer schizo-affektiven Psychose, genauer, einer paranoiden Schizophrenie. Grenzenlose, narzisstische, vermeintlich göttliche Überlegenheit des Eigenen, keinerlei Krankheitseinsicht, und den Abwehrmechanismus des „Verkehrung ins Gegenteil“ nutzend. Hierbei werden die eigenen massiven Aggressionen dem anderen zugeschrieben. Der andere ist der Faschist, der Aggressor, das Böse.

Er hat seine Psychose mithilfe des KGB und mafiöser Strukturen Russland, ja der ganzenWelt, übergestülpt. Wir müssen das besser verstehen, um zu wissen, mit wem wir es hier zu tun haben. Wir müssen verstehen, dass wir es mit einem außerordentlich kranken und gestörten, hochgefährlichen Mann zu tun haben, der hunderttausende von Menschen und andere diktatorische Regime mit seinem Wahn manipuliert und Atomwaffen in seiner Gewalt hat. Die eigene vermeintliche „Überlegenheit“ (Größenwahn) hat schon so manches andere Land zuvor verführt und so unendlich viel Leid angerichtet. Putin ist deshalb so perfide, weil er die Realitäten ins Gegenteil verkehrt, was insbesondere von bildungsschwachen Menschen nicht durchschaut werden kann.

P.S. Gerade heute brauchen wir Deutschen die Sicht und den Diskurs von außen (danke Hr. Snyder), um zu verstehen, dass unser Schuldgefühl angesichts des Holocausts uns heute daran hindert, Putin und sein System als das zu sehen und zu bezeichnen, was es ist: Schizo-Faschismus. Erst wenn wir es so begreifen, können wir wieder frei und verantwortungsbewusst denken und handeln. – Isilea Taufrisch

 

Warum immer diese Verallgemeinerungen, Herr Synder, wenn sie da sagen: „Die Deutschen behandeln die Ukraine reflexhaft von oben herab“. Wer sind denn nun eigentlich diese „Deutschen“, die Tomothy Synder da meint und warum diese allgemeine Pauschalierung von „uns“ Deutschen? Oder sucht auch hier nur wieder jemand einen Sündenbock, hat diesen auch schon längst ausgemacht, um wenigsten auf „irgendjemand“ zeigen zu können!? Frustentladung auf Kosten von anderen soll derzeit mega-in sein! – Klaus P. Jaworek

 

Was ist das für ein infames Ranking, zu äußern, die Ukraine habe viel mehr unter dem Überfall des Nazireichs gelitten als Russland. Was würden die Nachkommen der 800 000 Toten der Blockade von Leningrad zu einem solchen Satz sagen, oder die Enkel der Bürgerinnen und Bürger von Stalingrad? Hier wird offenbar versucht, den verbrecherischen Überfall Russlands auf die Ukraine zum Anlass zu nehmen, den Angriffskrieg der Nazis und seine Folgen für die Menschen in der gesamten damaligen Sowjetunion zu relativieren. – Friedrich Caron

 

Hr. Snyder legt die Scheinheiligket und Selbstgefälligkeit der Deutschen mutig und schonungslos offen. Statt an den wirklichen Opfer des 2. Weltkrieg, den Ostblockstaaten und allen voran der Ukraine, etwas wieder gut zu machen, hofiert der Schlächter von damals den Schlachtkollegen von heute. Dass die Zeit Hr. Snyder diesen Raum gibt ist auch bemerkenswert ehrlich. – H. Giller

 

Vielen Dank für die erhellenden Interviews in Ihrer letzten Ausgabe mit dem ehemaligen US-General Ben Hodges und Professor Snyder,welche die Rolle der Bundesrepublik im Ukrainekrieg und in der diesem vorrausgehenden Periode aufzeigen und klar aufzeigen,welch grosse Bringschuld die BRD gegenüber der Ukraine hat .Durch die Interviews wird auch die Ungeheuerlichkeit der Forderung von Frau Zeh und Kolleginnen (s .Ausgabe 12.5.22) deutlich,die freiheitsliebende,demokratische Ukraine solle sich dem Tyrannen Putin unterwerfen,damit wir hier ruhig schlafen können. – Christoph Lohr

 

Wie ähneln sich doch in ihrer Kernbotschaft das Snyder-Interview und die Martenstein-Kolumne: wir reißen unser Maul weit auf, um vermeintlich Schwächere mit unserer Zeitgeistmoral zu belehren: Ungarn, Polen, Ukrainer oder aber eine Zugbegleiterin mit verrutschter Maske! Unsere stolz geschwellte moralischer Brust braucht kaum einen Kratzer befürchten! Gegenüber einem Mächtigen oder Starken:

Rußland, China, Islam (ischen Staaten) oder aber einem hünenhaften, grimmig dreinschauenden Zugbegleiter ohne Maske beißen wir uns lieber zweimal auf die Lippen, bevor wir ein zaghaftes kritisches Wort äußern; schnell drohen diplomatische und wirtschaftliche Sanktionierung oder aber eine blutige Nase! O heilige Scheinheiligkeit! Ich darf den Gernot Haßknecht in mir nicht durchbrechen lassen! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Es ist aufschlussreich, dass sich das Interview mit dem Osteuropahistoriker Snyder gerade in der mit „Die großen Seelenschau“ betitelten Ausgabe findet, legt doch auch Snyder quasi die deutsche Vergangenheits- und Ostpolitik auf die Couch der Analyse. Man muss ihm nicht zur Gänze zustimmen, doch dass die deutsche Politik lange Zeit das sowjetische Vergangenheitsnarrativ übernommen hat – und das auch über 1991 hinaus – scheint doch sehr schlüssig. Wir haben uns damit in eine doppelte Abhängigkeit gegenüber dem totalitären Regimes im Kreml begeben: Energiepolitisch und mit Blick auf die angestrebte Bewältigung der eigenen deutschen Vergangenheit.

Dass die deutsche Verantwortung für Krieg und Holocaust nicht gleichbedeutend ist mit einer sowjetischen Unschuld an Unterdrückung und Gewalt, wurde als sperrige Einsicht eher ungern thematisiert, und dass die Ukraine unter beiden Regimen in besonderer Weise litt, verschwand unter dem Narrativ der einheitlichen sowjetischen Opfergruppe – liest man manche Äußerung von den politischen Rändern links und rechts – bis heute.

Was Snyder kritisiert, wurde unlängst auch mit der Metapher „Tränen ohne Trauer“ (Per Leo) beschrieben: Es war eben auch bequem, eine mitunter plakative Aufarbeitung der deutschen Verbrechen zu leisten und eigene Schuldentlastung im unspezifischen „Osten“ zu suchen. Zur „Zeitenwende“ sollte auch Ehrlichkeit auf diesem verminten Feld der Erinnerungspolitik gehören, diese Notwendigkeit macht Snyder in seiner Polemik sehr deutlich. – Jörg Heger

 


 

 

Leserbriefe zum Thema „UKRAINE“

 

Eigentlich sollte es doch klar sein…. Die Komfortzone zu verlassen fällt immer schwer, aber es kann notwendig sein. Erst recht, wenn es das eigene Leben und vor allem das der Enkelkinder betrifft. Ja, da gibt es keine Alternative! Wovon rede ich? Nun, ganz einfach: vom Krieg, oder besser gesagt: vom Nicht-Krieg! Vergleichen wir: Meine Eltern haben zwei Weltkriege erleben müssen. Reduzieren wir die Gründe für diese Kriege auf übersteigerten Nationalismus in den betroffenen Staaten und die Überzeugung, die jeweiligen Gegner militärisch besiegen zu können. Meine Generation ist die erste seit sehr, sehr langer Zeit, die auf ein Leben in Frieden und Wohlstand zurückblicken kann!

Ich bin Geburtsjahrgang 1949, bezeichnenderweise also hineingeboren in das Gründungsjahr der Nato und die ersten Bestrebungen zur Gründung einer europäischen Gemeinschaft. Und da haben wir auch schon die Gründe für mein friedliches Leben: die Abwesenheit des unsäglichen Nationalismus und…ja, nennen wir es beim Namen: die Sicherheit durch die Beistandsverpflichtung der Nato und die gegenseitige atomare Abschreckung. Beides ist zur Zeit gefährdet.

Es ist offensichtlich, dass der Hass säende Nationalismus in Deutschland und Europa wieder zunimmt bzw. in einigen Osterweiterungs-Ländern noch gar nicht richtig weg war. Und stellen wir uns lieber nicht vor, wie die aktuelle Entwicklung sein würde, wenn der amerikanische Präsident noch Donald Trump heißen würde, der schon in normalen Zeiten im Rahmen seines „America first“-Denkens die Nato und den atomaren Schutz Europas aufkündigen wollte. Wenn man sich nun vor Augen führt, dass eine ziemlich große Wahrscheinlichkeit besteht, dass Trump oder einer seiner Klone 2024 in den USA wieder an die Macht kommt, ist es eigentlich doch klar…

Damit auch unsere Enkelkinder annähernd in Frieden und Sicherheit leben können, wie wir es konnten, lasst uns zumindest in diesem Bereich die Geschichte wiederholen: Bekämpfung des Nationalismus, Stärkung der Europäischen Union und – auch wenn es mir schwer fällt zu schreiben – eine von den USA weitgehend unabhängige atomare Abschreckungsfähigkeit Europas unter Beteiligung und Führung von Frankreich, Großbritannien und der Bundesrepublik Deutschland. Die Komfortzone besteht seit dem völkerechtwidrigen Einmarsch der russischen Streitkräfte in die Ukraine nicht mehr. – Bernd Hinse

 

Selig sind die Guten. Und unbelehrbar. Sanktionen gegen „böse“ Staaten sind bekanntlich sehr beliebt. Dabei ist es ein alter Hut, dass in erster Linie immer deren Bevölkerungen getroffen werden: für politische Verbrechen der Regierun-gen werden also genau deren erste Opfer bestraft, während die Täter nicht selten sogar noch davon profitieren. Sanktions-Ziele sind freilich immer höchst moralisch, aber leider noch nie erreicht wor-den – siehe Kuba: seit über 60 Jahren nicht, oder Iran: seit über 40. Was nur macht uns nun im Falle Russlands so sicher, dass auf einmal irgendeins der propagierten Ziele je – in wieviel Dutzend Jah-ren? – erreicht und irgendeine Bevölkerung profitieren wird?

Dabei rechnen uns unsere Medien be-reits täglich vor, welche Schäden die Sanktionen sogar uns selbst bescheren… Und was bloss macht uns auch so sicher, dass das gleichzeitige Vollstopfen der Ukraine mit unseren Waffen (die wir Steuerzahler mit klingender Münze zu berappen haben) nicht bloss hilft, den Krieg nur immer wei-ter zu verlängern und die Heimstätten der zu uns Geflüchteten nur immer noch verheerender zu zer-stören? Ist das wirklich in deren Interesse?

Was für Kriegshelden sind wir, fernab von den täglichen Schlächtereien, uns den Gürtel nur immer enger zu schnallen, damit uns die Ukrainer vor Ort das Dreckgeschäft des Tötens und Sich-töten-lassens besorgen sollen? (…wenn denn alles halbwegs gut geht und nicht in die atomare Weltkatastrophe führt…) Nur weil wir die Guten sind… – Benjamin Kradolfer

 

Was ist nur aus deutschen Politikern geworden? Bis vor kurzem hieß es: „Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen!“ Und jetzt? Werden Waffen ohne Zahl an ein durch und durch korruptes, von nationalistischen Oligarchen beherrschtes und durch eine amerikanische Marionette namens Selenski regiertes Land geliefert. Vor ein paar Monaten noch stellte eine EU-Beitrittskommission fest, daß die Ukraine praktisch in keinem Punkt die Kriterien für einen Beitrittskandidaten erfüllt und jetzt will man dieses Land sogar in die NATO aufnehmen? Geht es noch dümmer, will man tatsächlich einen Atomkrieg entfesseln? Wo soll das enden?

Durch Drehen an der Spirale der Gewalt und immer neue Sanktionen, welche unsere eigenen Armen am meisten treffen und unsere Wirtschaft und die Arbeitsplätze massiv gefährden, werden Elend und Gewalt in der Ukraine (und sonstwo auf der Welt!!) nur verlängert! Wann haben Waffenlieferungen je zum Frieden beigetragen? Ohne den russischen Angriff rechtfertigen zu wollen, aber die absprachewidrige NATO-Osterweiterung ist der Hintergrund dieses von beiden Seiten brutal geführten, blutigen Krieges und die Doppelmoral des Westens stinkt zum Himmel und ist eine Schande:

Wie viele völkerrechtswidrige Angriffskriege haben die Amerikaner seit 1945 geführt? Man stelle sich einmal vor, in Kanada oder in Mexiko wäre ein durch den KGB moskauhöriges Regime installiert worden, was wäre dann wohl passiert? Richtig: Ohne jeden Skrupel wären diese Länder in die Steinzeit zurückgebombt worden! Irak, Libyen, Afghanisten, Serbien…alles Kriegsverbrechen durch Amerika und andere europäische „Freiheits- und Demokratieverteidiger“ an wehrlosen Frauen und Kindern!

Kriegstreiber und Kriegsgewinnler zugleich sind die Amerikaner: Verkaufen mehr Waffen als je zuvor und deren dreckiges Frackinggas kann endlich zu horrenden Preisen losgeschlagen werden und wie immer, wenn die Amerikaner einen Krieg zumindest provoziert haben, sind sie weit weg vom Ort des Geschehens, sie lehnen sich bequem zurück, beziehen weiter russisches Öl und andere Rohstoffe und sehen zu, wie sich die Europäer an den Flüchtlingen abarbeiten und ihre eigene Wirtschaft durch Sanktionen massiv schädigen!

Denkt überhaupt noch einer der ach so werteorientierten Europäer an Guantanamo, dort wo seit Jahrzehnten die Menschenrechte durch die Amerikaner schwer verletzt und mit Füßen getreten werden oder an die vielen blutigen Umstürze in Süd- und Mittelamerika, welche vom CIA organisiert, finanziert und damit herbeigeführt wurden? Sollte Deutschland noch eine Demokratie sein (was ich massiv bezweifle) kann die Devise nur heißen: Volksabstimmung über Waffenlieferungen und Sanktionen jetzt – wenn es um Krieg und Frieden geht muß das Volk gehört werden, denn das Volk muß ausbaden, was irregeleitete, kriegslüsterne und manipulierte Politiker ihm durch diese Wahnsinnspolitik einbrocken!

Es bestätigt sich wieder einmal: Die Wahrheit stirbt zuerst im Krieg und die Hoffnung auf Frieden zuletzt, aber wer wie die Amerika-NATO nur auf die militärische Karte setzt anstatt zu verhandeln (Was wäre so schlimm an einer neutralen Ukraine?), der will in Wirklichkeit keinen Frieden, sondern die Demütigung des Gegners – nur wird dieser im Bedarfsfall alle militärischen Optionen, einschließlich dem Einsatz von Atomwaffen – nutzen und Europa wird zum atomaren Inferno, während die amerikanischen Strippenzieher wenigstens zunächst wieder einmal verschont bleiben… – Helmut Böpple

 

Man darf gespannt sein, wann es Herrn Selensky endlich auffällt, wie sehr sein Antonym und sog. Chefdiplomat in Deutschland den Interessen seines Landes schadet. Spätestens seit dieser bei M.Lanz wie ein Dressman in knallroten Hosen versuchte, das traurige Schicksal seines Volkes darzustellen, fragt man sich, wie ihm zwischen Herrenausstatter und Solarium Zeit bleibt, zur Liste von Forderungen immer unverschämtere Beleidigungen für die deutsche Regierung zu formulieren. Der Eindruck entsteht, ginge es nach ihm, hätten wir längst den dritten Weltkrieg für die Ukraine entfachen und selbstlos das Schicksal unserer eigenen Nation und Jugend aufs Spiel setzen müssen. Dieser Herr ist alles andere als ein Diplomat und in anspruchsvollen Talk-shows sollte ihm keine Bühne mehr geboten werden! – Dr. Hans-Joachim Betz

 

Der Krieg wird dauern. Ist es nicht ein merkwürdiger Verteidigungskrieg, bei dem das angegriffene Land bestimmt wie lange der Krieg noch dauert. Mindestens 90 Tage, sagt Selensky – so lange wird erst mal das Kriegsrecht im Land verlängert, „damit sein Militär in Ruhe agieren kann“ Wer also bestimmt das Ende dieses sinnlosen Krieges? Wenn ein hochrangiger Militär der USA sagt, wir kämpfen in der Ukraine bis zum letzten Ukrainer, könnte man Verdacht haben, da geht es nicht um die Verteidigung der Ukraine. Selenskij fordert Geld von der EU und ganz speziell von Deutschland sonst würde sein Staat pleite gehen – dies zu fordern, sei sein gutes Recht und unsere verdammte Pflicht, denn in der Ukraine würde unsere Demokratie verteidigt. Gerade von der Ukraine ist das eine kühne Behauptung.

Es stimmt, dass schon seit 2014 im Osten der Ukraine prorussische Milizen und das ukrainische Militär Krieg führen. Allerdings gab es da mal einen Waffenstillstand, Minks 1 und Minks 2, besiegelt durch einen völkerrechtlich gültigen Vertrag. Dieses Völkerrecht wurde auch deshalb gebrochen, weil die Ukraine behauptet, sie hätten den Vertrag unter Druck unterschreiben müssen und deshalb sei er ungültig. Was mag das für die nächste Unterschrift der Ukraine bedeuten, falls sie denn je zustande kommt? – Diethard Klante

 

Als achtzigjähriger Urgroßvater sehe ich mich gezwungen, mit meiner Stimme die Stimmungslage in Deutschland zu beeinflussen, egal, ob es gewünscht ist. Feststellung: Mit dem Tod meines Vaters, der als Fernaufklärer – Staffelkapitän an der Ostfront gekämpft hat, scheint die „Kriegsgeneration“ ausgestorben zu sein, die „nie wieder“ mit der Knarre in der Hand gegen „die Russen“ marschieren wollten! Unsere heutigen „Politiker“ scheinen da ganz anderer Meinung zu sein, um „ihre Demokratie“ zu verbreiten. Erst mal etwas sortieren: Die Russen sind mit viel Militär an die Ukrainische Grenze gerückt.

Biden hat verkündet, dass “ jetzt die Zeit der Diplomatie und der Verhandlungen sei. ABER: Über die Wahl der Ukraine zum Eintritt in die NATO und die EU – verhandeln wir nicht!“ Unsere lernwillige Außenministerin A. Baerbock verkündete wortgleich dasselbe. Nun haben „wir“ den Krieg in Europa! Frage: Wessen Krieg ist das? Die Ukraine hat sich anscheinend überhaupt nicht auf diesen vorbereitet. Statt dessen stellen Präsident Selenskiy und Botschafter Melnyk frech und unverschämt Milliardenforderungen und die Lieferung von Waffen, von Schweren Waffen an Deutschland, verbunden mit Vorwürfen und Beleidigungen unserer Landesführung. Die Reaktion: Altpräsident Gauck fällt dem Melnyk um den Hals (Im Bundestag!). Der Bundestag erhebt sich (weshalb?) von den Sesseln und unser Präsident entschuldigt sich!!

Frage: Ist das unser Krieg? Wer sieht hier Vorteile? Die Amerikaner? Unsere Rüstungsindustrie? Eine Antwort: US-General Ben Hodges „… dies ist mittelbar auch unser Krieg!“ Osteuropa-Experte Timothy Snyder „…Die Deutschen behandeln die Ukraine reflexhaft von oben herab!“ Fazit: Die Ukraine hat kein logisches Kriegsziel und lehnt Verhandlungen weiterhin ab. Der „Westen“ (Amerika, EU, Nato, Deutschland) hat kein logisches Kriegsziel. Wie Afghanistan?, Wie Syrien?, Wie Vietnam?, Wie Deutschland in Mali? Ich habe arge Bedenken für die Zukunft meiner Kinder, Enkel und Urenkel. Wir gehören nicht zu dem Personenkreis, der eines Tages mit Miltärmaschinen und Hubschraubern aus einem kaputten Land ausgeflogen wird. Und für unsere Politiker ist´s zum Lernen zu spät! – Wolfgang Sack

 

Botschafter im Ausland sein, scheint im medialen und digitalen Zeitalter von heute an einstiger Bedeutung von Diplomatie in Friedensmission an Wirksamkeit verloren zu haben. Wenn bereits 150 digitale Ansprachen in der ganzen Welt, es der Ukrainische Präsident Selenskyj geschafft hat so viel Aufmerksamkeit für sein Land zu gewinnen. Diplomaten allein schaffen es nicht, einen Krieg zu verhindern, dennoch bleiben sie wohl unverzichtbar, wie lange noch ? – Thomas Bartsch-Hauschild

 

„Jeder Geschickte ist auch ein Gesandter, aber nicht jeder Gesandte auch ein geschickter!“ Ein paar Gedanken zu Andrij Melnyk. Jedes Land schickt den Botschafter in ein anderes, von dem es sich gut vertreten fühlt und etwas verspricht. Mir fällt auf: Melnyks gestylter Auftritt mit gestärktem, strahlendweißem Hemd steht in bizzarr-krassem Widerspruch zum Elend seiner Landsleute im Krieg, die wir täglich in den Nachrichten sehen. Nun, er lebt im sicheren Berlin und muss sich weder um sauberes Wasser kümmern, noch darum, etwas zu essen zu bekommen. Es sei ihm gegönnt. Ich erlebe:

Die medialen Auftritte Melnyks- zu anderen habe ich keine Zugang – empfinde ich als frech, flegelhaft-fordernd und respektlos – Personen und Insitutionen unseres Staates gegenüber. Ich bemerke bei mir: Sein aus meiner Sicht völlig inakzeptables Verhalten bewirkt bei mir etwas, was ich eigentlich nicht will: Meine bisher nahezu uneingeschränkte Unterstützungsbereitschaft für das ukrainische Volk bekommt deutliche Risse! Möglicherweise geht das auch anderen so. Und das wegen eines unpassenden Mannes?

Ich empfehle unseren Medien: Hofiert künftig A. Melnyk weniger, entzieht ihm die Plattform – viel Substanzielles, v.a. zur Konfliktlösung, kam von ihm ohnehin nicht. Ich wünsche: dem ukainischen Staat, also seinen Bürger*innen, eine bessere Vertretung mit einem geschickten Gesandten für ihren aufopfernden Kampf gegen den Aggressor. Denn den hätten die Menschen verdient. Und ein gutes Ende des Krieges, wenn es so etwas überhaupt gibt! – Falko M. Sauter

 


 

 

Leserbriefe zu „Plötzlich modern“ von Mariam Lau

 

Nach Artikel 21 Absatz 1 GG wirken die Parteien bei der politischen Willensbildung mit. Es soll also idealerweise um die Wünsche und Ziele aller Menschen gehen. So der akademisch rechtliche Grundsatz der Mütter und Väter des Grundgesetzes. Was ist in über 70 Jahren daraus geworden? Die demokratischen Parteien (CDU/CSU, SPD, Grüne, FDP und einige kleinere Parteien wie SSW) wirken nicht nur mit, sondern sind mittlerweile die „Trendsetter“ im politischen Alltag. Insofern werden durch die Parteien die aktuellen Themen (Ukraine-Krieg, Corona-Pandemie, Innere Sicherheit und so weiter und sofort) besetzt. Wobei es an zielorientierten Lösungen mangelt. Dies gilt natürlich für alle Parteien.

Die daraus resultierende Politikverdrossenheit zeigt sich in der Wahlbeteiligung der letzten Landtagswahlen (Saarland 61,4 %, Schleswig-Holstein 60,4 %, NRW 55,5 %). Im Umkehrschluss haben auch alle Wahlgewinner (SPD, CDU und CDU) viele Stimmen verloren. Die CDU in Schleswig-Holstein und in NRW sind wirklich gut beraten demütig das Votum der Wähler anzunehmen. Das gilt natürlich gleichermaßen für die Grünen. Jede Partei sollte den Wählerwillen im Auge behalten. Wenn die Frage nach den Landtagswahlen lautet: Warum ist die CDU wieder da?

Ergibt sich sofort die Frage nach der Bundestagswahl 2021 mit einem Wahlergebnis der SPD von 25,7 % bei einer Wahlbeteiligung von 76,6 % = Warum ist die SPD wieder da? Es hat meines Erachtens schon ein Geschmäckle zu behaupten Michael Kretschmer und Markus Söder hätten viel Verständnis für Putin und würden fossile Energien weiterhin favorisieren. Putin-Verständnis ist doch wohl eher in Mecklenburg-Vorpommern bei Manuela Schwesig zu finden. Alle Parteien müssen sich mit ihren Fehleinschätzungen kritisch auseinandersetzen. Die Verzwergung der Bundeswehr und sie zu einer Truppe ohne Einsatz- und Durchschlagskraft verkommen zu lassen tragen CDU/CSU und SPD gleichermaßen.

Der Dank an die letzten zurückkommenden Soldatinnen und Soldaten aus Afghanistan ist weder von der Verteidigungsministerin noch von der Kanzlerin und auch nicht vom Bundespräsidenten vorgenommen worden. Das passt in das Bild der „Anerkennung“ der Bürgerin und des Bürgers in Uniform. Schlussendlich zeigt diese Petitesse die Wertschätzung der Parteien bzw. der Verantwortlichen der jeweiligen Parteien zu dem Volk (Wahlvolk). Wen wundert dann noch, dass Herr Merz der auf der Hand liegende Wahrheiten ausspricht, wie auch Herr Habeck, besser ankommen als Herr Scholz der sein Handeln schlecht bis gar nicht kommuniziert. Die SPD sollte oder muss sich wieder ihrer Werte (Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität) besinnen.

Das gilt natürlich auch für die CDU (Christliches Bild vom Menschen und seiner unantastbaren Würde und den Grundwerten Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit). Finde die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede! Alles schöne Schlagworte. Wann werden diese Worthülsen zum Leben erweckt? Wann wenn nicht jetzt ist Solidarität und Gerechtigkeit gefragt? Es wäre an der Zeit zusammen und nicht gegeneinander für das Volk tätig zu werden. Das wäre eine wirkliche und echte Zeitenwende:

Unterstützung für alle die am meisten unter der Teuerung leiden, Rentner natürlich ausgenommen. Kein Gießkannenprinzip nur weil es so schön einfach ist. Aber wieder mal setzt sich der kleinste Partner der Ampel durch. „Alles Geschehen aus Absichten ist reduzierbar auf die Absicht der Mehrung von Macht“. (Friedrich Nietzsche) – Felix Bicker

 

Nun sind leider auch Sie im Chor der Besserwisser (Besserwisserinnen?) anzutreffen. Von welch hoher Warte lassen sich „80 Jahre verfehlte Russland- und Energiepolitik“ beobachten? Es gab in den letzten 100 Jahren mit unbezweifelbarer Sicherheit genau sechs verfehlte Jahre deutscher Russlandpolitik, nämlich vom Abschluss des Hitler-Stalin-Paktes 1939 bis zum Hinauszögern der Niederlage 1945. Ob das, was davor oder danach stattfand, verfehlt war, darüber ließe sich trefflich streiten.

Was wäre denn nicht verfehlt gewesen? Hätte man etwa nach der deutschen Kapitulation zusammen mit den Westmächten gleich wieder nach Osten marschieren sollen? Hätte man Ungarn, die Tschechoslowakei, Polen oder die DDR in ihren Aufständen militärisch unterstützen sollen? Oder hat nicht die Brandt/Scheelsche Ostpolitk erheblich zur Schwächung und letztlichen Auflösung der Sowjetunion und der Wiedervereinigung Deutschlands beigetragen?

Dass in Russland mit Putin ein autokratischer Revisionist an die Spitze geraten konnte, ist wem unserer PolitikerInnen vorzuwerfen? Und haben nicht zuletzt auch die USA gezeigt, dass die Macht selbst in einem urdemokratischen Staate von mehr als dubiosen Figuren gewonnen werden kann? Etwas mehr Differenziertheit und Zweifel am eigenen (Pauschal-)Urteil scheinen mir in Zeiten, wo sich das Farbspektrum zunehmend auf Schwarz und Weiß verengt, durchaus angebracht. – Udo Kroschewski

 

Friedrich Merz hat erst beim dritten Anlauf sein selbstgestecktes Ziel erreicht, aber da war für ihn schon eigentlich alles (ab)gelaufen! Er ist nun der Boss der CDU, hat erhältnismäßig wenig bis fast gar nichts wirklich zu melden! Er und seine CDU belegen die Oppositionsbänke im Deutschen Bundestag und die sind sicherlich furchtbar hart und total unbequem! Was nun, Herr Merz?

Der selbsternannte Heilsbringer ist zur Notlösung innerhalb der CDU geworden; zur Verlegensheitslösung, zur einer Übergangslösung oder Interimslösung. Friedrich Merz ist bestenfalls ein Lückenbüßer, ein Provisorium, ein Figurant auf dem Abstellgleis der CDU, der schon viel bessere Tage gesehen haben dürfte. Ziel erreicht, aber insgesamt gesehen hat er irgendwie nichts erreicht! „Man kann ein Auto nicht wie ein menschliches Wesen behandeln. Ein Auto braucht Liebe!“ (Walter Röhrl, *1947, deutscher Ralleyfahrer) – Klaus P. Jaworek

 

Friedrich Merz und der CDU spielt zynischerweise der Krieg in der Ukraine ins Programm. Wertegemeinschaften, Wehrhaftigkeit und bei Aelteren verhaftete Kriegsangst vor Russland und der Konservatismus mit deutlich verfehlter Energie – und Klimapolitik, alles das bringt Wähler unter Bürgern für die alles bleiben muss wie bisher. Keine Eigenverantwortung, bloß kein Tempolimit 120, nur keine Windraeder in der Nähe, nur nichts abgeben und Jammern auf hohem Niveau. Zur Wehrhaftigkeit bleibt zu hoffen, dass sie sinnvoll umgesetzt wird und nicht so wie die PKW Maut.

Sie erwähnten die Konrad Adenauer Stiftung die nach Kontraste – Magazin eine sehr gute Vernetzung mit der MCC in Ungarn hat. Friedrich Merz besuchte diese größte Bildungseinrichtung, ein Fachkollegium für Schüler, Studenten, Akademiker und Führungskräfte. Der MCC-eigene Verlag hat das neue Buch von Friedrich Merz verlegt. Der MCC ist nach Recherche von Kontraste die Rechte Kaderschmiede von Ungarns patriotischer Elite auf dem Weg zur Autokratie, wo Presse nur noch politisches Instrument der regierenden Partei des Viktor Orbans ist, dies auch offen so gefordert wird.

Die deutsche Demokratie und die Pressefreiheit wird herabgewuerdigt, verunglimpft als schwach und einseitig. Ungarn sollte Beispiel für Europa sein, so der Sprecher des MCC, und Friedrich Merz steht mittendrin und widerspricht nicht. EU-Gelder fließen in Millionenbetraegen in diese Bildungseinrichtung. Wir sollten fragen wem solche Politiker nützen, die sich geschickt vermarkten, aber sonst wenig zu bieten haben. – Annette Hartwig

 

Ja, wenn sich der Wind der Veränderung – wie nun durch den Ukraine-Krieg leider auf drastische Weise geschehen – dreht, weht denen, die nach bisheriger Einordnung fortschrittlich(er) in Richtung Zukunft unterwegs waren, womöglich eine heftige Brise ins Gesicht; indessen bekommen die anderen deutlich mehr Luft unter die bislang trägen Flügel. Die Erkenntnis hieraus, dass es sich auch in der Politik lohnen kann, für Überzeugungen mitunter gegen den „Mainstream“ einzutreten und zu streiten, ist freilich weder neu noch außergewöhnlich, ebenso ist nichts daran, das man im üblichen Sinne als modern betrachten sollte.

Was allenthalben wichtig war, ist und bleibt für die Politik in einer Demokratie: Die Gesellschaft „mitnehmen“ durch objektive Aufklärung, offene Diskurse führen hin zu Verständigung und Kompromiss, im Zuge dessen Werte schaffen, bewahren und verfolgen. Nicht zuletzt natürlich mittels gemeinschaftlicher Akzeptanz, dass Irren menschlich ist, dass selbst die besten politischen Maßnahmen niemals ohne Toleranz und Korrekturen, zumal in Windeseile, gelingen können. – Matthias Bartsch

 

Zwei Zitate aus Ihrem Kommentar: „Die latente Verachtung der Sozialdemokraten für das antikommunistische Osteuropa beispielsweise (die in der Haltung zur Ukraine bei so manchem nachklingt) war beiden Parteien immer fremd. Auf die Idee, sich im Namen der Stabilität mit den polnischen Generalen gegen die Gewerkschaft Solidarnosc zu verbünden, wie es die SPD getan hat, wäre in der Connection keiner gekommen.“ „

An 80 Jahren verfehlter Russland- und Energiepolitik war sie (hier die CDU) genauso beteiligt wie die SPD“ Zum ersten Zitat: Mit Connection sind CDU und Die Grünen gemeint, die Mitte der Neunzigerjahre in Bonn aus der Taufe gehoben wurde – gute 14 Jahre NACH Ausrufung des Kriegsrechts in Polen. Warum stellen Sie diesen – offensichtlich falschen – Zusammenhang her?

Zum zweiten Zitat: rechne ich 80 Jahre zurück befinden wir uns im Jahr 1942 – da können Sie wahrlich von einer verfehlten Russlandpolitik reden, die Gott sei Dank 1945 ihr Ende fand. Ich habe heute 72,80 für mein vierteljährliches Abo der ZEIT überwiesen. Da wünsche ich mir ein wenig „mehr“ Qualität – insbesondere auf der ersten Seite der ZEIT! Danke vorab. – Roland Wisskirchen

 

Sie schreiben in Ihrem Text „An 80 Jahren verfehlter Russland- und Energiepolitik war sie (die CDU) genauso beteiligt wie die SPD.“ Ich bin erschüttert, dass in der ZEIT, und auch noch im Aufmacher, so etwas zu lesen ist. Zunächst ist es historisch falsch: Russland existiert als Staat erst seit 30 Jahren. Zuvor war das, was Sie vermutlich meinen, eine Politik gegenüber der Sowjetunion. Zu dieser gehörte bekanntlich auch die Ukraine. Der ´“Wandel durch Annäherung“ an verschiedene Länder Osteuropas von Willy Brandt und Egon Bahr hat ja immerhin Jahrzehnte der Verständigung, gegenseitigen Kennenlernens und Einsicht in Fehler sowie Verbrechen der Vergangenheit gebracht. Man könnte das auch Frieden nennen.

Das als „verfehlt“ zu bezeichnen, finde ich kühn, zumal in einer Zeitung, die sich (aus meiner Sicht: dankenswerterweise) vehement für diese Politik eingesetzt hat. Unter Gorbatschow, also an der Wende von Sowjetunion zu Russland, bestand die Hoffnung auf ein „Haus Europa“, das viele mit bauen wollten und auf das sogar Putin in seiner Rede im Bundestag hoffen ließ. Viele Initiativen – zumal politisch (nicht vor allem wirtschaftlich) motivierten – hatten auch immer die Verbrechen der deutschen Besatzungsmacht im „Unternehmen Barbarossa“, also dem deutschen Krieg gegen die Sowjetunion, im Blick.

Diese sind m.E. bis heute nicht Allgemeingut in der deutschen Öffentlichkeit. Aber diejenigen, die davon wussten, mussten sich gegenüber den Staaten, die aus der UdSSR hervorgegangen waren, in einem um Vergebung bittenden Tonfall nähern. Bundespräsident Steinmeier hat das u.a. in einer Rede in Minsk anlässlich der Eröffnung der Gedenkstätte Maly Trostenez so zutreffend wie bewegend getan. Alles „verfehlte Politik“? Das können Sie doch nicht wirklich meinen. Im Zuge solcher Reden und Begegnungen sind auch Kontakte entstanden, die einen Wert in sich darstellen, nehmen Sie nur alle Organisationen für Tschernobyl-Oper in der Ukraine und in Belarus oder – um auch Russland zu erwähnen – die Einrichtungen und Werkstätten für Menschen mit Behinderung in Pskow. Alles verfehlte Politik?

Dass hunderte Menschen Lebensorte und Arbeitsplätze gefunden haben und die Haltung in Russland gegenüber behinderten Menschen sich gewandelt hat? Auch das können Sie nicht wirklich meinen. Natürlich ist es schrecklich und beklemmend, dass so viele, die Verständigung suchten, Putin auf den Leim gegangen sind, ihn nicht als den Verbrecher wahrgenommen haben, als den man ihn bezeichnen muss. Auch dass Deutschland sich in wirtschaftliche Abhängigkeit von einem Staat gebracht hat, ist falsch. Der Begriff „verfehlt“ trifft hier am ehesten zu. Aber der gesamte „Wandel durch Annäherung“ hatte seine Kraft und Würde. Und ich vermute – und hoffe – dass das Fundament von Verbindungen zu Menschen in der Ukraine, in Belarus und Russland , das dadurch entstanden ist, eines Tages wieder tragen wird. – Irene Dänzer-Vanotti

 


 

 

Leserbriefe zu „Die große Seelenschau“ von Stefanie Kara und Rudi Novotny

 

Es ist interessant, dass die ZEIT die Verantwortung für die Psychologisierung der Gesellschaft den hilfsesuchenden Patienten zuschiebt, als seien diese verweichlichte Individuen („Im Land der Empfindsamen“). Die Zunahme nicht nur psychischer Störungen, sondern auch chronischer Krankheiten sind eher Reaktion auf eine immer gnadenlosere Arbeitswelt, ein kälter werdendes Gesellschaftsklima und die ökologische Katastrophe. – Dr. med. Dipl. Psych. Victor Chu

 

Das Ich und meine Psyche sind mir angeboren und bleiben immer in mir. Quer Beet von Freud bis Marx sind die psychologische Bruchstücke mit eigener Geschichte der Zeit Epoche verbunden. Resilienz als mögliche Widerstandskraft braucht eine Quelle geistig- seelischer Erfrischung durch erlebte Freude, in einer empathischen Gesellschaft. Lebensrisiken gehören zum Alltag, immer öfter und heftiger, von Corona bis zur Flutkatastrophe. Empfindsamkeit braucht Wachsamkeit. Miteinander statt gegeneinander hilft gegen psychologische Erschöpfung und den Klinikaufenthalt. – Thomas Bartsch Hauschild

 

Den Artikel „Die große Seelenschau“ als Titelthema habe ich ehrlich gesagt mit einigem Entsetzen gelesen und muss sagen, ich finde es wirklich sehr schade, dass Sie hier doch recht oberflächliche psychologische Ratgeber und Seminare mit „der Psychologie“ gleichsetzen und dies als „die Beschäftigung des Einzelnen mit sich selbst“ beschreiben, was dann in seinem Nutzen verständlicherweise in Frage gestellt wird. Ich arbeite selbst als angehende Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin, und mir rollen sich tatsächlich die Zehennägel auf, wenn ich höre, wie eine psychotherapeutische Auseinandersetzung mit den eigenen Schwierigkeiten hier ein bisschen als überflüssige Nabelschau abgetan wird.

Dabei geht es mir gar nicht so sehr darum, dass ich vielleicht meine eigene berufliche Arbeit in Frage gestellt sehe, sondern tatsächlich auch um die Frage, die Sie auf dem Cover der Zeitung bereits aufwerfen: Hilft so etwas eigentlich auch der Gesellschaft in diesen schwierigen Zeiten? Und an dieser Stelle fände ich es schön, wenn Sie den Blick eben nicht nur auf die schnellen und funktional ausgerichteten Verfahren richten würden, sondern auch auf die Psychoanalyse. Neben ihrer Funktion als Heilverfahren bietet sie gleichzeitig die Möglichkeit einer tieferen Auseinandersetzung mit sich selbst, und das ist keineswegs ein überflüssiger und etwas spleeniger Luxus, sondern eigentlich das, was es braucht, um innere Stärke zu entwickeln und die vielbeschworene „Resilienz“.

Die entsteht nämlich nicht durch den Kauf eines angesagten Ratgebers, und man kann sie nicht mal eben durch das Lernen von Leitsätzen oder durch „positives Denken“ erwerben. Ich denke, dass es an dieser Stelle tatsächlich die Schnelllebigkeit unserer Zeit ist und die Erwartung, möglichst fix und kostengünstig zu seelischer Gesundheit zu finden, die es so schwer machen, sich auf so etwas wie „die Psyche“ überhaupt einzulassen und darüber nachzudenken, was das eigentlich bedeutet, psychisch gesund zu sein und mit Schwierigkeiten fertig zu werden.

In einer Psychoanalyse oder längeren Therapie Beziehungsfähigkeit zu entwickeln und sich der eigenen inneren Konflikte gewahr zu werden, um dann einen Umgang damit zu finden, trägt ganz wesentlich dazu bei, dass ein Mensch ruhig, gelassen und verantwortungsvoll auf die gesellschaftlichen Krisen reagieren kann, dass er sich konstruktiv einbringt und zu Lösungen beiträgt und sich eben nicht radikalisiert, seine Mitbürger aufwiegelt und seine unbewältigten Ängste nach außen trägt. Einen Raum der Sicherheit für sich zu haben, sowohl innerlich als auch äußerlich, ist ganz entscheidend für einen besonnenen Umgang mit Herausforderungen, auch mit den Krisen unserer Zeit. Und die Auseinandersetzung mit sich selbst, mit seinen Ängsten und Konflikten sollte vielleicht auch einmal ganz klar unterschieden werden von einer Flucht in esoterische Welten oder Drei-Wochen-Kursen zur Selbstfindung. Das ist damit nicht gemeint.

Ich halte es deshalb für sehr bedenklich, gerade jetzt eine solche These zu bringen, dass die Beschäftigung mit der eigenen Seele angesichts eines Kriegsgeschehens gewissermaßen zur Verweichlichung beiträgt und der Gesellschaft nichts nützt. Das Gegenteil ist ja der Fall. Jeder, der seine Neurosen nicht an der Gesellschaft ausagieren muss, trägt unweigerlich zu deren gesamter Resilienz bei. Ich würde mir wünschen, dass Sie bei der Auswahl psychologischer Themen die psychoanalytische Richtung und Denkweise etwas mehr berücksichtigen würden, zumal sie ja in der psychotherapeutischen Landschaft derzeit sehr unterrepräsentiert ist und in der Gesellschaft mit einigen Vorurteilen behaftet.

Dass im ZEIT-Magazin auf der letzten Seite ab und zu auch Analytiker zu Wort kommen, freut mich deshalb auch sehr, reicht aber sicher noch nicht aus, um den Lesern die Thematik näher zu bringen und sie zum Nachdenken darüber anzuregen. Eigentlich ist die Psychoanalyse mit ihrer langsamen Wirkung, der etwas „altmodischen“ Anmutung und der mühseligen, aber nachhaltigen Heilung und Veränderung doch vielleicht etwas, das in der jetzigen Zeit wichtig werden könnte. – Catherina Schneider

 

Vielen Dank für den interessanten Artikel „Die große Seelenschau“. Ich persönlich würde gerne die ganze Menschheit in Therapie schicken. Dann würden sich viele gesellschaftliche Missstände, die von Saskia Scholten und Stefanie Graefe natürlich zu Recht benannt werden, gleich miterledigen. Mein Umfeld (inklusive mir selbst) ist sehr therapiewillig und ich sehe, wie Kindheitskränkungen geheilt werden und die Betroffenen reihenweise zu empathischeren, beziehungsfähigeren, verantwortungsbewussteren Persönlichkeiten heranreifen. Wenn tief sitzende Kränkungen ungeheilt bleiben – das führen einem Putin, Trump und Co. bildhaft vor Augen – dann gute Nacht. Die Welt verwandelt sich in einen grausamen Kindergarten. – Sarah Bergmann

 

Danke für den Artikel! Der Artikel bestärkt mich in meinem Verdacht, dass Psycholog*innen häufig versuchen, den Menschen an die – schlechten – Verhältnisse anzupassen, anstatt die Leid erzeugenden Verhältnisse selbst zu kritisieren. Besser wäre es wohl, ein Wirtschafts-, Sozial- und Gesellschaftssystem zu schaffen, in dem Menschen ohne ständigen Druck, ohne Demütigungen, ohne Angst und ohne finanzielle Not leben und arbeiten können.

Für Menschen mit Beziehungsproblemen mögen Therapien oder auch populärpsychologische Veranstaltungen wie das im Artikel geschilderte Seminar hilfreich sein. Für Menschen aber, die schlichtweg wegen ihrer Armut oder ihrer prekären oder übermäßig belastenden Arbeit in – auch psychischer – Not sind, wären mehr Geld und/oder bessere Arbeitsbedingungen wohl allemal hilfreicher. Es ist eben kein Zufall, dass es den Reichen oder zumindest Wohlhabenden in der Regel auch psychisch besser geht als den Armen. – Dr. Ulrich Willmes

 

Ganz herzlichen Dank für diesen hervorragenden Artikel zur „dritten Psychowelle“! Sehr differenziert beschreiben Sie das Für und Wider, die positiven und negativen Folgen bzw. Gefahren der sich ausbreitenden Angebote von Coaches, PsychologInnen und Psychotherapeut!nnen. Auch nach meinem Eindruck ist diese dritte Welle ein Signal für die zunehmende Übertragung und Internalisierung von Effizienz und Effektivität aus den Bereichen der Wirtschaft auf die eigene Person. Mich erschreckt immer wieder der Begriff „Humankapital“ und wie selbstverständlich er verwendet wird. Es handelt sich um Menschen!

Meines Erachtens ist die Zunahme an psychischen Erkrankungen und insbesondere an Erschöpfungssyndromen kein Wunder, wenn schon Kindergartenkinder verstanden haben, dass sie im Auto auf dem Weg vom Kindergeburtstag oder der Musikschule nach Hause nicht einschlafen dürfen, weil sonst der ganze auf Funktionalität getrimmte familiäre Rhythmus durcheinanderkommt. Als eine Bekannte aufgrund der Erkrankung ihrer Tochter einen Tag von der Arbeit fern bleiben musste, empfand sie diese Situation als Notlage! Und das, obwohl sie keineswegs irgendwelche Folgen auf ihrer Arbeit zu befürchten hatte (was ja leider auch vorkommt). Wie mag sich diese Priorisierung der Arbeit wohl auf ihre Tochter auswirken?

Der Preis für unsere Art, unser Leben wirtschafltichen Vorgaben anzupassen, zeigt sich längst nicht mehr lediglich an der malträtierten Umwelt inklusive der Klimaveränderungen mit all ihren Folgen, sondern zunehmend wird sichtbar, wie sehr jeder einzelne Mensch daran krankt. Dass auch die Psychologie sich dieser Effizienzlogik in Teilen unterwirft, treibt diese Folgen auf die Spitze. „Die erschöpfte Gesellschaft“ ist das Ergebnis. – Dr. med. Sibylle Riffel

 

Die Frage, die schon auf Seite 1 gestellt wird, finde ich schon länger recht spannend. Ein bisschen habe ich aber das Ringen um eine Antwort vermisst. Sind die individuellen Ansprüche schneller gewachsen als die zugehörigen Potentiale? Ist die Selbstverwirklichung als höchstes Ziel des Menschen für jeden erreichbar, unabhängig von Begabung, Leistung und sozialer Intelligenz? Ist jeder seines Glückes Schmied oder ist der Staat verantwortlich für jegliches individuelles Wohl und Weh? Und welches System wird sich durchsetzen? Die unendliche, lähmende Rücksicht oder die kalte, herzlose Empirie? Oder irgendwas dazwischen? – Dr. Christian Voll

 


 

 

Leserbriefe zu „Was heißt hier Sieg?“ von Simone Brunner et al.

 

Meines Erachtens kann nach all den Opfern, die die Ukrainer*innen gebracht haben und immer noch bringen, kein Gebietsverlust von ihnen verlangt werden. Auch ist ja nicht erst der Versuch, die gesamte Ukraine zu erobern, ein Verbrechen, sondern bereits die Annektion der Krim und die Abspaltung von Teilen des Donbas waren/sind Verbrechen und sollten möglichst rückgängig gemacht werden. Jeder Gebietsgewinn wird Herrn Putin meines Erachtens zu weiteren Angriffskriegen motivieren.

Dass Herr Putin bei einer Rückeroberung des Donbas und der Krim durch die ukrainischen Truppen in Russland als Verlierer dasteht und deshalb versucht sein könnte, Atomwaffen einzusetzen, sehe ich nicht: Herr Putin hat dank seiner Propagandainstrumente offenbar die fast vollständige Kontrolle darüber, was die Russ*innen „erfahren“ und folglich fühlen und denken. Wer den Russ*innen einen Juden als Nazi, einen brutalen Krieg als Spezialoperation und jede Menge Verbrechen als Wohltaten verkaufen kann, wird ihnen wohl auch eine Niederlage als Sieg schmackhaft machen können. Orwell lässt grüßen. – Dr. Ulrich Willmes

 

Die Autoren stellen absolut berechtigte Fragen. Die Einheit der westlichen Staaten ist sehr brüchig. Die Stärke der Demokratien, ihre Meinungsvielfalt, ist gleichzeitig auch ihre Schwäche gegenüber einer aggressiv auftretenden Autokratie. Diese Schwäche wird vermutlich die größte Hürde auf dem Weg zur Beendigung des Ukrainekrieges sein, wenn Putin nicht siegen soll. Danke an die Verfasser für ihren Ausblick in die nahe Zukunft. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Die ukrainische Fahne auf dem Moskauer Kreml… HERRLICHE Vorstellung! – Thomas Walter

 

Wenn immer es um den Krieg in der Ukraine geht, dann fühlt sich Deutschland irgendwie sofort sehr angesprochen! Nach dem Zweiten Weltkrief gab es zig Kriege auf der großen und weiten Welt, ohne dass ein „deutscher Hahn mords danach gekräht“ hätte! Wenn ich dann noch von Frau Ursula von der Leyen zu hören bekomme: „Die Ukraine soll am Laufen gehalten werden“, dann stellen sich sämtliche meiner Nackenhaare senkrecht auf und ich denke mir, ja wo laufen sie denn zum Donnerwetter nur hin?

(Gedankenblase: Vielleich sogar geradewegs und direkt zu uns ins deutsche Land?) „Ich stehe hier, ich könnt auch anders“, diesen Titel einer CD von Klaus-Andre Eickhoff (*1972, dt. Musiker, Liedermacher, Texter & Moderator), den finde ich in diesem (Ukraine-)Zusammenhang, dann doch mehr als trefflich! – Klaus P. Jaworek

 

Die Zeit #21 brachte 3 Artikel zu dem Ukrainekrieg von herausragender Bedeutung: „Was heißt hier Sieg?“; „Putin hat viele Gespenstersoldaten“ und „Warum so wütend, Herr Snyder?“ In der Tat ist die Version, dass Russland uns im großen vaterländischen Krieg vom national-sozialistischen Faschismus befreit hat, die am weitesten verbreitete Meinung in Russland. Eine Verarbeitung des Stalinismus hat es nie gegeben, schließlich war die UDSSR Sieger und hatte wissenschaftliche und technologische Erfolge vorzuweisen.

Allerdings führten Korruption und Misswirtschaft zur wirtschaftlichen Pleite. Gorbatschow versuchte, die Sowjetunion mit Glasnost und Perestroika zu demokratisieren und in eine Gemeinschaft unabhängiger Staaten zu überführen, was bekanntlich misslang. Jelzin machte sich zum Staatspräsidenten und gemeinsame Sache mit Lukaschenko aus Weißrussland und Nusarbajev aus Kasachstan. 1994 wird die Ukraine mit Einverständnis Russlands, NATO und EU unabhängig, liefert ihre Atomwaffen an Russland aus. 2001 hält Putin seine Rede im Bundestag über das Verhältnis von Russland und Deutschland und gemeinsame Sicherheitsstrukturen und die Demokratisierung Russlands. Heute tritt er als russischer Nationalist und Faschist auf, der die Welt nach russischem Vorbild formen will.

Nationalismus kann in einem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion, auf dem viele Völker vereint waren, nur in Gewalt und Krieg mit Genozid enden. Der Feind Russlands ist nicht die NATO, sondern die von der NATO geschützte freiheitlich-demokratische Ordnung. Der Frieden kann aber nur gewahrt werden, wenn das Recht zur Selbstbestimmung mit der Bereitschaft zur sozialen Solidarität einhergeht. Zum Recht der Selbstbestimmung gehört rechtmäßig erworbenes und legal verwaltetes Eigentum, Bereicherung an Gemeinschaftseigentum und Korruption müssen ausgeschlossen sein. – Prof. em. Dr.Hans-Jochem Kolb

 

Der durch Kriegserfolge gewachsene Mut der Ukraine und ihre heutigen Ambitionen lassen einen wenig erfreulichen Blick in die Zukunft zu: 1. Der Ukrainekrieg wird lange dauern und uns sicher das ganze Jahrzehnt beschäftigen. 2. Bei guter Materialversorgung durch den Westen können auch die Ukrainer angesichts hoher Motivation Schlachtenglück erwarten. 3. Friedensbemühungen werden an fehlendem Einigungswillen scheitern, solange auch nur eine Seite die Vorstellung hat, im Krieg mehr gewinnen zu können oder sich eine bessere Verhandlungsbasis zu schaffen. 4. Bloße Waffenstillstände werden nutzlos sein.

Sie dienen allenfalls der Neuaufstellung. 5. Die Ukraine wird langsam ausbluten, Russen dagegen können auch bei hohen Verlusten ersetzt werden. 6. Im ganzen Land muss damit gerechnet werden, dass alle größeren Städte zerbombt werden, um die Bevölkerung zu zermürben. 7. Die Ukraine wird kaum noch Produktion und Einnahmen haben. Neben den Waffenkosten muss der Westen daher den gesamten Bedarf des Landes fortlaufend finanzieren. Der größte Teil davon wird an Deutschland hängen bleiben.

8. Die abfließenden Mittel führen zu einem Wohlstandsverlust und dieser zu einer Destabilisierung westlicher Staaten durch eine damit unzufriedene Bevölkerung. Dies umso mehr als gleichzeitig noch beträchtliche Mittel für die eigene Verteidigungsfähigkeit aufzuwenden sind. Dass zu Anfang eine breite Mehrheit für die Unterstützung war, nützt dann nichts mehr. 9. Auch Russland wird durch die Kriegskosten geschwächt, jedoch mit weniger Konsequenzen. Die Bevölkerung ist anspruchsloser und leidgewohnt.

10. Als interessierter Zuschauer hat China gegen ein geschwächtes Russland nichts einzuwenden und vielleicht ergeben sich bei europäischen Problemen sogar Einflussmöglichkeiten. China kann daher nur profitieren. Wie sind wir nur in diese Situation als Beteiligter gekommen, die bei Lieferung der ersten Stahlhelme wohl niemand vorhersah? Die geballte Ladung von Wut, Angst, Mitleid und – bei den USA- schlechtem Gewissen, unterstützt von den Medien, machte politisch eine geringere Unterstützung wohl unmöglich, zumal einige EU-Länder bereits vorgeprellt waren. Für den Fall, dass die Ukraine die Rückerlangung der am 23.2.22 schon abgefallenen Gebiete verfolgt, sollte jedoch schon jetzt auf diplomatischen Weg klargestellt werden, dass Deutschland dies nicht mittragen würde. – Dr. Roland Noack

 

Wenn Scholz und Macron Putin fast freundlich auffordern die Waffen in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine schweigen zu lassen steht das im Gegensatz zu den Forderungen der Osteuropäer und auch Amerikas und Englands, die da einen ganz anderen Ton anschlagen. Wie der englische Premier Johnson schon vor Wochen durch Kiew spazierte und dabei seine Entschlossenheit zeigte der Ukraine zu helfen konnte man so eine Geste von Scholz oder Steinmeier schon nicht mehr erwarten. Deutsche Nickeligkeit und eine kleinkarierte, typisch deutsche Reaktion auf ukrainische Kritik zeigte deutlich die Grenzen der deutschen Politik gegenüber dem überfallenen Land auf.

Putins Russland scheint im politischen Kosmos von SPD-Kanzler und seiner Partei immer noch mehr Gewicht zu haben als die „kleine“ Ukraine die ja bei vielen Russlandfreunden eigentlich zu Putins Reich gehört. Unvergessen die Mahnung von Bundespräsident Steinmeier vor dem 24.Februar an die Ukraine, „das Säbelrasseln gegenüber Russland doch einzustellen“. Scholz vergaß derweil nicht, eine Stelle aus seinem Amtseid zu erwähnen, der ihn verpflichtet, Schaden von Deutschland abzuwenden. Eigentlich in Demokratien normal wenn von Regierungschefs so etwas gefordert wird, nur im Unterschied zu Scholz halten es die anderen für überflüssig so etwas noch anzusprechen was selbstverständlich ist.

Dazu passte es gut, wenn Scholz auch nicht vergaß, auf die Gefahren eines Atomkrieges hinzuweisen, falls man eine Nuklearmacht wie Russland zu sehr reizt. Das klingt nach Angstmache aus dem Munde des deutschen Kanzlers, da schon seit längerem viele Fachleute versichern, dass Putin so weit nicht gehen würde. Auch dem brutalen Diktator Putin traut man immer noch eine gewisse Rationalität zu. Also auf der einen Seite des Westens, falls es zu einem Ende des Krieges kommt, die Bereitschaft, Putin mit einem blauen Auge davonkommen zu lassen ?

Eigentlich kann und darf das nicht passieren, wenn Gut und Böse in der Politik noch unterscheidbar bleiben sollen. Klar nur, dass das Problem Putin Russland selbst lösen muss, genauso wie die Ukraine alles Recht der Welt auf die Wiederherstellung seiner staatlichen Grenzen hat und die Kosten ihres Wiederaufbaus von Russland zu tragen sind. Die vielen Toten, Verwundeten und Vertriebenen des Krieges müssten Putin den Schlaf rauben -vermutlich tun sie es leider nicht. – Klaus Reisdorf

 


 

 

Leserbriefe zu „Dieses Kunstwerk soll an die Morde von Hanau erinnern. Die ganze Stadt ist dafür.“ von Katharina Meyer zu Eppendorf und Cathrin Schmiegel

 

In der Überschrift lese ich zum geplanten Denkmal „die ganze Stadt ist dafür“ und es wird dann trotzdem „nicht gebaut“ wird. Im Text selbst kann ich diese Behauptung nicht belegt finden: Die Bürgerbeteiligung ist gering, der gewünschte Standort wird abgelehnt. Wieso „dafür“?

Ich bin nicht aus Hanau und nicht weiter involviert, sondern finde einfach derartige unsachliche Zuspitzungen ärgerlich, sie scheinen mir immer mehr in Mode zu kommen. Und dies vor allem in der ZEIT, die ich (immer noch) für seriös halte. Hat das denn die Redaktion nicht bemerkt? Macht eure Seriosität nicht kaputt! – Michael Barth

 

Trotz jahrzehntelanger „Diaspora“ in Köln, bleibt Hanau meine Heimat, in der ich aufgewachsen bin. Unser Marktplatz in seiner jetzigen Gestalt, nach dem Krieg geformt, jedoch der Vorkriegsform folgend, hat etwas so Altehrwürdiges für uns Hanauer, daß eine Veränderung durch ein modernes Denkmal – egal an welcher Stelle – einem Sakrileg gleichen könnte.

Das ist den betroffenen Mitbürgern wohl sehr bewußt mit ihrem Wunsch, dieses Menetekel zu fordern! Mein Tip von der Auswahl der Kunstwerke wären die Bäume am Main gewesen oder die Stelen irgendwo an der Kinzig. An einem Fluß kann man genauso gut innehalten und gedenken, wie auf einem Friedhof. – G. Hartwig

 

Lang her, meine Mitwirkung im Magistrat der Stadt Hanau als Stadtbaurat. Aber meine Erinnerung an eine sich dynastisch missverstehende Familie Hoppe ist noch gegeben. Der Vater als Verwaltungsbeamter pflegte mit Unterstützung eines ehemaligen Oberbürgermeisters seine Anmaßung, eine über seine Fähigkeit hinausgehende bestimmende Bedeutung zu besitzen. Seine Mutter im dynastischen Wahn, politische Relevanz zu repräsentieren und nun ein Sohn in tradierter Form, das familiäre Missverständnis weiter treiben zu können. Dazu von der fachlichen Beschränktheit eines Verwaltungswirts und Politologen fehlgeleiteter, lediglich durch Parteipolitik „inaugurierter“ Kulturchef, mehr für das Scheitern ist nicht zu liefern. – Jürgen Dressler

 

Gut gemeint und im Prinzip auch gut gemacht: ein Wettbewerb, eine Jury, die die Mahnmal-Entwürfe prüft und die Vorstellungen der Angehörigen der neun in Hanau erschossenen Menschen mit einbezieht, die Vorstellung der Künstler, die Ansichten der Bürger und Politiker. So funktioniert Demokratie. Wenn es dann doch nicht klappt mit dem Denkmal, dann ist dies das Ende eines demokratischen Entscheidungsprozesses. Punkt. Den beiden Autorinnen gebührt ein großes Lob für die Darstellung dieses Prozesses: klar, schnörkellos, informativ und ohne persönliche Einschätzungen. Den Leserinnen und Lesern bleibt es vorbehalten, selbst zu urteilen. Ein preiswürdiges Dossier. – Martin Messy

 

Die Hanauer können mit einem Mahnmal ihre Haltung zu den Morden zeigen, die viele Menschen nun mit ihrer Stadt in Verbindung bringen. Dass Hanau nicht den prominenten Marktplatz dafür hergeben will, ist allerdings ebenfalls ein starkes Signal: Was muss noch passieren, damit ein Mahnmal sich diesen Platz verdient? Wenn es nicht der Marktplatz sein darf, teile ich Herrn Gültekins Meinung, dass man es dann auch lassen kann. – Dr. Peter Scheibl

 

Der Attentäter von Hanau hat außer sich selbst 10 Menschen umgebracht. In dem Artikel wird immer nur von 9 Opfern gesprochen. Die ermordete Mutter, Gabriele R, wird nirgends erwähnt. Anscheinend, weil sie keinen Migrationhintergrund hat. Oder weil das zeigen würde, dass dieser Fall komplizierter ist. Und dass, wer es nur unter dem Stichwort „Fremdenfeindlichkeit“ einreiht, es sich recht einfach macht. In der „Zeit“ ist kurz nach den Morden ein Artikel erschienen, in dem dargelegt wird, der Täter sei wohl psyschich gestört. Durch seinen Selbstmord kann das aber nicht mehr geklärt werden. Und so können Aktivisten oder die „Bildungsreferent:in“ ihr eingeschränktes Weltbild in diesen Fall hineintragen. Merke: Rassisten sind immer die anderen. – Manfred Walter

 


 

 

Leserbriefe zu „»Putin hat viele Gespenstersoldaten«“. Gespräch mit Ben Hodges geführt von Cathrin Gilbert und Michael Thumann

 

Ihr dass immer häufiger Politiker und Militärs Eure Seiten füllen, redigiert vielleicht. Audiatur altera pars: Gebt doch auch mal einem russischen General ne Seite zu Lügen. – Wolfgang Frings

 

Wiederholt ist mir aufgefallen, dass in der Zeit ungenau mit militärischen Begriffen umgegangen wird. Zuletzt in der Bildunterschrift zum Interview mit Ben Hodges „Putin hat viele Gespenstersoldaten“ in der Zeit vom 19.05.2022. Der von Ihnen interviewte Ben Hodges war bis 2017 nicht „Oberkommandierender der US-Streitkräfte in Europa“, sondern „Commanding General, United States Army Europe“, also kommandierender General des US-Heeres (Landstreitkräfte) in Europa.

Der Begriff „Streitkräfte“ umfasst die Gesamtheit der militärischen Organe, im Falle der US-Truppen in Europa wären das neben der Army (Landstreitkräfte), die Air Force (Luftstreitkräfte), die Navy (Seestreitkräfte) und das Marine Corps (Marineinfanterie) (Die Space Force und Coast Guard haben keine Strukturen in Europa). „Oberkommandierender der US-Streitkräfte in Europa“ ist der Befehlshaber des United States European Command, welcher in Personalunion NATO-Oberbefehlshaber für Europa ist (SACEUR).

Dieser Hinweis sieht vielleicht wie Wortklauberei aus. Aus meiner Sicht offenbart dieses Beispiel aber eklatante Wissenslücken über militärische Zusammenhänge, wenn schon solch einfache Bezeichnungen, die man in wenigen Minuten Internetrecherche herausfinden kann, nicht richtig verwendet werden. Auch die inhaltliche Qualität leidet an solchen Wissenslücken. Im Artikel über J.D.Vance in der Zeit 18/2022 wurde er bspw. als Veteran der US-Marine beschrieben. Er war aber Corporal des US-Marine Corps (Marineinfanterie), welches eine ganze andere Ausbildung und Aufgabe hat als die US Navy (Marine); vom gesamtgesellschaftlichen Image in den USA oder gar dem Selbstverständnis der einzelnen Soldaten ganz zu schweigen. Ich bitte daher darum, mehr Sorgfalt walten zu lassen. – Nils Mengeringhausen

 

In Rußland darf man das Wort Krieg nicht aussprechen – in Deutschland auch nicht, wie schon seinerzeit in Afghanistan. Damals wurde, so der Verteidigungsminister, Deutschlands Freiheit am Hindukusch verteidigt. Keiner traut sich zu sagen, daß Deutschlands Freiheit heute am Dnjepr verteidigt wird. Realistisch betrachtet sind wir, Deutschland, Europa, die Nato, bereits im Krieg.

Denn Putin greift nicht nur die Ukraine, sondern unser gesamtes politisches und gesellschaftliches demokratisches System an. Wenn Rußland schlußendlich auch nur einen Quadratkilometer Boden mehr sein eigen nennen kann als vor dem Überfall auf die Ukraine, dann wird Putin es das nächste Mal wieder versuchen. Wo werden wir dann unsere Freiheit verteidigen? – Raimund Poppinga

 

Gern möchte ich den Aussagen von EX General Ben Hodges folgen : Pazifismus ist jedoch nicht der Weg zum dauerhaften Frieden. Das sollte jedem klar sein. Und wenn man nicht bereit ist zu kämpfen, wird man irgendwann alles verlieren. Diese Ansicht von Ben Hodges teile ich aus voller Überzeugung. Er stellt fest, dass Putin wahrscheinlich allein aus taktischen Gründen keine Atomwaffen einsetzen wird, denn er ist ja nicht verrückt. Er weiß, dass die Nato antworten würde. Selbst er als brutaler Kriegsverbrecher kann das nicht riskieren. Der Krieg in der Ukraine ist immer auch unser Krieg und Deutschlands Sicherheit hängt auch davon ab, was in der Ukraine passiert. Die Ukraine kämpft um ihre Existenz und Fakt ist, dass sie von Russland überfallen wurde.

Wie kann es also sein, dass es Deutsche gibt, die der Ukraine die Waffen zur Verteidigung verweigern wollen. Es ist einfach, aus der Sicherheit und Demokratie heraus von Frieden und Waffenstillstand zu reden. Seine eigene Haut riskiert man dabei nicht. Die zögernde Politik der SPD im Ukraine Krieg schadet dem Ansehen und Vertrauen in Europa. Zum Beispiel wartet Polen noch immer auf die vereinbarte Panzer Lieferung. Die Sorgen der Osteuropäer hat die SPD schon einmal ignoriert mit schlimmen Folgen. Die Einigkeit westlicher Staaten ist das Wichtigste und zeigt Putin die rote Linie. – H. Justin

 

In dem Interview trägt Ben Hodges interessante Aspekte über z.B. die russ. Atomstrategie vor. Mr. Hodges ist EX-General und in Frankfurt wohnhaft. Um seine Aussagen besser einordnen zu können, wäre es mir hilfreich gewesen, zu wissen, welcher aktuellen Tätigkeit er nachgeht (gerne bei allen Ihren Interviews). Mr. Hodges hat den „Pershing Chair“ beim transatlantischen Thinktank CEPA inne, der erwartungsgemäß zu einem guten Teil aus dem militärisch-industriellen Komplex „supported“ wird. – M. Linder

 


 

 

Leserbriefe zu „Der moralische Kurs“ von Mona Linke und Marcus Rohwetter

 

Die Autoren machen es sich zu einfach. Nur weil mein Sohn mit dem Bus zur Schule fährt, dieser bei „Shell“ tankt, ist das für mich kein Freibrief die fossile Energiewirtschaft zu unterstützen! Würde die Bundesregierung nach Abstimmung im Parlament gezielt Staaten in Not unterstützen, ist das etwas völlig anderes, als Panzer nach Ägypten, die VAR oder Saudi Arabien zu verkaufen. Selbstverteidigung ja, aber Panzer als Handelsgut, nein. – Thomas Groß

 

Vielen Dank für Ihren Artikel zu moralischen Abwägungen im Zusammenhang mit denkbaren Geldanlagen im Rüstungsbereich. Sie schreiben erfreulicherweise in Ihrem Artikel, die Dinge seien kompliziert. Warum vereinfachen Sie aber derart, indem Sie schreiben: „Wer beispielsweise bei Shell tankt, kann ohne schlechtes Gewissen die Shell-Aktie besitzen. Und wer es trotz aller Probleme mit Waffenexporten befürwortet, dass Deutschland seine Landesverteidigung verbesser, der kann an der Börse guten Gewissens in Rüstungsaktien investieren.“ Als ob es doch ganz einfach wäre.

Betrachten Sie es als Teil Ihres journalistischen Auftrags, ethisch schwierige Abwägungen Ihren Lesern abzunehmen? Es hätte doch zumindest heißen müssen: Unter der Bedingung, sich gut über das Gebahren eines Unternehmens informiert zu haben, und zu dem Schluss gekommen zu sein, dass dieses Gebahren den eigenen Wertvorstellungen entspricht, kann man auch dessen Aktien kaufen. – S. Riffel

 

Ich habe selten eine derart moraline Überschrift gepaart mit so einer Ansammlung von akademischen Banalitäten erlebt. Wann gewinnt der deutsche Journalismus seine Souveränität zurück und dekontaminiert seine wichtigen Beiträge von sogenannten wissenschaftlichen Experten? – Jürgen Dressler

 

In ihrem Artikel „Der moralische Kurs“ (Zeit Nr. 21) weisen Mona Linke und Marcus Rohwetter zu Recht darauf hin, dass der Kauf oder Verkauf von Aktien nicht nur aktuell den Börsenwert der betreffenden Unternehmen beeinflussen, sondern langfristig auch das finanzielle Umfeld dieser Unternehmen. Ein breiter Ausstieg von Stiftungen, Kommunen, Investmentfonds z.B. aus der Kohleindustrie erschwert deren Geschäfte. Aber selbst wenn dem nicht so wäre, selbst wenn die Unternehmen, deren Anteile man erwirbt, von höheren Kursen nicht profitieren würden – man muss doch nur die Frage umdrehen und sich fragen:

Profitiere ich als Käufer und damit Miteigentümer davon? Nun, davon gehe ich als Käufer doch aus, sonst würde ich die Aktien nicht erwerben. Aber möchte ich wirklich Einnahmen erzielen z.B. aus Menschenhandel, z.B. aus Kinderarbeit, z.B. aus Waffenexporten nach Saudi-Arabien? Kann ich es mit meinem Gewissen vereinbaren, dass ein Teil meiner Einkünfte aus Blutgeld besteht? – Michael Serrer

 

Doch man kann es nur ganz einfach beantworten. Jeder der Rüstungsaktien kauft oder besitzt ist oder wird Teilhaber an einem Unternehmen und somit auch mitverantwortlich für dessen Handeln. In diesem Fall für die Herstellung, den Verkauf und die Verbreitung von Waffen, die irgendwann zum Töten von Menschen verwendet werden können. Da gibt es nichts zu relativieren, da können die Autoren noch so viele verbale Nebelkerzen entzünden. Und jeder einzelne hat diese Verantwortung auch wenn er nur eine Aktie bestritt, sowie jeder einzelne Veganer der Beginn einer Veränderung ist und sehr wohl etwas bewirkt. Dieser pessimistische Pragmatismus der Autoren der Einzelne könne nichts bewirken und die neoliberale amoralische Haltung finde ich zutiefst abstoßend. – Arthur Konietzko

 


 

 

Leserbriefe zu „PROMINENT IGNORIERT. Zügin“ von USTO

 

Euer Ernst? Mario Barth lässt grüßen. Und das auf der Titelseite. (Ansonsten alles chico, gern so weitermachen!) – Alexandra Meyen

 

Ich muss zugeben, dass mich der Absatz in „Prominent ignoriert“ in dieser Ausgabe der Zeit mehr als enttäuscht hat und ich ihn obendrein auch noch als ziemlich unverschämt wahrgenommen habe. Erstens finde ich, dass das Thema überhaupt nicht in den Header passt, weil es damit als unwichtig dargestellt – und zusätzlich noch lächerlich gemacht wird. Selbst 1960 hätte dieser Artikel schon besser gelingen können. Sollten wir nicht mittlerweile gesellschaftlich an dem Punkt sein, dass Fortschritte im Bereich Gleichstellung eine Errungenschaft und kein Futter für – schlechte – Satire sind?

Selbst wenn nur noch Frauen* im „FEMALE ICE“ als Passagiere zugelassen werden, kann es in der zweiten Klasse wohl auch Bier geben… oder wer sagt noch mal, dass Frauen* ausschließlich Prosecco trinken? Naja, vielleicht würde ein „FEMALE ICE“ immerhin zu weniger Verzögerungen im Betriebsablauf führen. Denn schließlich sind Frauen* ja auch das besser organisierte Geschlecht, oder? Habe ich zumindest mal gehört. Darauf ein Prosecco. – Lisa Ferin

 

Ich möchte ungewöhnlicher Weise die Kategorie „Prominent ignoriert“ von dieser Woche kritisieren. Mir ist bewusst: Der Stil ist ein ironischer, ein Augenzwinkern muss mitgemacht werden.. Diesmal nervt mich aber nicht nur, dass mal wieder die eigentlich ernsten Themen Gendern und Parität veralbert werden, sondern auch, dass hier die leider dazugehörigen sexistischen Klischees reproduziert werden, a la „ Alle Frauen sitzen zu Scharen in Zügen und genehmigen sich ein Prosecco-Frühstück“. Das ist einfach, ich muss es leider so sagen, ziemlich billig, trotz satirischem Stilmittel, und für mich echt ein No- Go.

Mag sein, dass die DB mit ihrem plakativen Diversity- und Gendermanagement ein paar absurde Blüten treibt, aber die üblich reaktionäre (meist männliche) Antwort in Form eines vermeintlich „witzigen“ Schreckgespenstes („Hilfe, bald dürfen Keine Männer mehr in die, haha, Züginnen“), ist echt so was von von gestern und vorbei am ernsten Grundthema, dass ich es einfach nicht mehr witzig finden kann. Nennen Sie‘s humorlos, aber über manche Sachen kann man als Frau eben nicht mehr lachen, wenn man als Antwort auf die angestrebte Gleichberechtigung mal wieder nur die Lächerlichmachung serviert bekommt. – Julia Molina

 

Ich musste doch mit erstaunen feststellen was in der sonst so amüsanten Rubrik „Prominent ignoriert“ von gestern stand. Von einer Gleichstellung zwischen Mann und Frau sind wir leider noch weit entfernt, deshalb sind solche initiativen wie hier von der Deutschen Bahn wünschenswert. Die Kommentierung fand ich sehr deplatziert. Frauen trinken Prosecco oder Sekt und Männer trinken Bier, an diesem alten Stereotyp wurde hier ein schlechter Scherz aufgebaut.

Gerade in den letzten Jahren, wo traditionelle Rollenbilder wieder an Bedeutung gewonnen haben, Abtreibungsverbote in Europa und den USA wieder eingeführt wurden, ist eine solche Initiative, wie die der Deutschen Bahn, wichtig. Auch ich als Mann habe große Vorteile, wenn überkommene Rollenbilder überwunden werden. Auch der erste Satz impliziert, dass die Deutsche Bahn sich mehr um Gender-Themen als um den Ausbau ihrer Infrastruktur kümmert, was objektiv Falsch ist.

Von einer Zeitung die normalerweise für ihre journalistische Qualität gelobt wird, erwarte ich hier eigentlich etwas weniger plumpes. Das soll hier kein Aufruf aus der Links-Grünen Bubble nach einen Redeverbot sein. Ich schätze es auch sehr wenn progressive Bewegungen aufs Korn genommen werden, aber ich dachte über die Reproduktion von Stereotypen sind wir hinweg gekommen. Streitgespräche in den letzten Ausgaben der Zeit waren sehr lesenswert und beide Standpunkte sind klar und nachvollziehbar geworden, um hier mit einem positiven Feedback abzuschließen. – Mike Spoerer

 

Lange habe ich überlegt ob und wie ich Ihnen schreiben kann, weil ich keine differenzierte Formulierung gefunden habe, allerdings hat sich die Autorin auch nicht die Mühe gemacht diesen irgendwie differenziert zu verfassen. Es geht um Ihre meist so charmante Rubrik „prominent ignoriert“.

Wenn es berechtigte Kritik an der Aktion der Bahn gegeben hätte, hat die Autorin sich für einfache, plakative und sexistische „Witze“ entschiedene. Da hat es wohl die Bahn geschafft ein besseres Zeichen für Gleichberechtigung zu setzen als Sie. Darüber bin ich enttäuscht und ehrlich gesagt auch genervt, aber ich schätze das ist der Preis den mal zahlt, wenn man aufhört über misogyne Kommentare zu schmunzeln. Ich glaube das können Sie besser. – Svenja Loth

 


 

 

Leserbriefe zu „Achtung, Herpes!“ von Ulrich Bahnsen

 

Vielen Dank für den interessanten Einblick in die neuen Erkenntnisse bezüglich Viren und deren Auswirkungen auf unsere Erkrankungen. Es ist schon erschreckend, welche schweren Erkrankungen mit unseren vermeintlich harmlosen Viren, die uns begleiten, in Verbindung gebracht werden. Es erschreckt mich jedoch auch, welche Folgen das für das Handeln der Medizin hat. Der immer noch experimentelle mRNA-Impfstoff wird bereits als Lösung des Problems gehandelt.

Die Komplikationen der mRNA-Impfkampagne werden hartnäckig tabuisiert. Ob die Wissenschaft in Erwägung zieht die Komplikationen einer massenhaften mRNA-Impfung von Kleinstkindern gegen ihren vermeintlichen Nutzen abzuwägen? Mein Vertrauen in dieser Angelegenheit ist während der der letzten zwei Jahre auf ein Minimum gesunken. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Vielen Dank, Herr Bahnsen, für diesen interessanten Artikel. Jetzt bleibt für mich die Frage offen, warum Sie trotzdem die MS weiterhin als Autoimmunerkrankung bezeichnen. Mache ich vielleicht einen Denkfehler? – Dr. Uwe Roske

 

Haben Sie Dank für Ihren interessanten Artikel zum Epstein-Barr-Virus („Achtung, Herpes!“) in der ZEIT Nr.21/2022, S. 35. Ich möchte eine Anmerkung machen, die nicht den medizinischen Inhalt betrifft, sondern die Verwendung des Wortes „Wahrscheinlichkeit“: „Die Wahrscheinlichkeit, dass Ascherios Befund ein Zufallsergebnis sei, rechnete die New York Times im Februar vor, liege unter eins zu einer Million.“ Die Wahrscheinlichkeitsrechnung berechnet auf der Grundlage von Annahmen die Wahrscheinlichkeiten von Ereignissen. Sie macht meines Wissens keine Aussagen darüber, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein beobachtetes Ereignis ein Zufallsergebnis sei. Diese Unterscheidung ist für den Artikel unwichtig.

Sie ist aber in meinen Augen dort wichtig, wo die Gefahr besteht, dass aus „höchstwahrscheinlich kein Zufallsergebnis“ ein „höchstwahrscheinlich schuldig“ wird. Ein Beispiel: Mein Nachbar kreuzt auf einem Lottoschein 6 von 49 Zahlen an. Unter der Annahme, dass alle möglichen Kombinationen von 6 aus 49 Zahlen mit gleicher Wahrscheinlichkeit gezogen werden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Zahlen meines Nachbarn am nächsten Samstag gezogen werden, nur etwa eins zu 14 Millionen, also etwa 0,000007%.

Wenn seine Zahlen aber doch gezogen werden, darf ich dann behaupten, sein Lottogewinn sei mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 99,999993% kein Zufallsergebnis? Hat mit dieser hohen Wahrscheinlichkeit jemand das Ziehungsgerät manipuliert? Meiner Ansicht nach darf ich das nicht behaupten. – Andreas Vogt

 


 

 

Leserbriefe zu „Fahrerwechsel“ von Peter Dausend et al.

 

Ich bin einer von 44% aus NRW, die an der Wahl durch Nichtabgabe Ihrer Stimme dran teilgenommen haben. Wahlberechtigt ist Wahlberechtigt. Ob ich zur Wahl gehe oder nicht, ist diesbezüglich nicht relevant. Oder werden neuerdings in einer Demokratie Bürger/Wahlberechtigte ausgeschlossen? Antwort: s.u. Meine Begründung, warum ich der Politik, wie Sie aktuell umgesetzt wird, nicht vertraue: In der Vergangenheit wurde ich mehrfach durch u.a. nicht eingehaltener Wahlversprechen seitens der Parteien getäuscht. Man kann nicht mehr unterscheiden, welcher Skandal echt oder nicht echt ist.

Dadurch, das es alle Parteien betrifft, die im Bundestag unterwegs sind. Von daher ist es mir unmöglich, auch nur einer politischen Partei zu vertrauen. Ich muss ja Sorge haben, das ich von einer „Sonstigen“ Partei ebenfalls getäuscht werde. Ich möchte Sie darauf hinweisen, das bereits seit Jahren die, die nicht Ihre Stimme abgegeben haben, systematisch unterdrückt werden. Es interessiert niemanden, ob ich/wir vielleicht auch eine Meinung dazu haben. Immerhin sind 44% aus NRW mit der Politik nicht einverstanden.

Was ist mit den Rechten derer? Hat man kein Anrecht drauf gehört zu werden? Muss man direkt diffamiert werden, nur weil man der Politik nicht vertraut? Bin ich dadurch ein Bürger niedriger Klasse? Bin ich es nicht wert, von der „Herrenrasse“ gehört zu werden? Ist das überhaupt seriös? Und dann wird noch vom Bundesverfassungsgericht die einrichtungsbezogene Impfpflicht bestätigt? Von dem Gericht, wo der oberste Richter Dr. Habarth 2013 Wahlhelfer der CDU war? Und dieser Herr will nicht befangen sein? Sehe ich so blöd aus, das man mich noch länger täuschen wird können seitens der Politik?

Oder was ist mit der Executive? Vergleichen wir mal die Grossdemo in Berlin, wo selbst ein Herr Lauterbach anwesend war mit den sogenannten „Spaziergängen“. Grossdemo: egal ob Abstand nicht eingehalten oder keine Maske auf Spaziergänge: Nun ja, die Nachrichten darüber dürften noch jedem bekannt sein. Die Executive soll nicht befangen sein? Und dann soll noch Gewaltenteilung herrschen? Und jetzt wollen extremistische, mitunter faschistische Minderheiten (Parteien) eine Mehrheit von 44% zwingen, sich denen zu beugen! Die Spaltung existiert seit Jahren! Ich weiss jetzt auch wo. Ausgeschlossene Wahlberechtigte, die von keiner Stimme gehört werden will!

Stattdessen wurde man als Schwurbler, Querdenker, Verschwörungstheoretiker und was weiss ich sonst noch diffamiert! In keinem offiziellen Ergebnis werden die aufgeführt, die nicht zur Wahl gegangen sind. Es wird nur am Rande festgehalten durch die „Wahlbeteiligung“. Und selbst dann muss man sich noch ausrechnen, wie viele der Politik nicht mehr vertrauen. Das ist diskriminierend, wenn nicht sogar rassistisch/faschistisch meiner Person und meiner politischen Einstellung gegenüber. Bitte helft mir und den anderen Bürgern, die dieser Politik nicht mehr vertrauen. – Sven Feldbusch

 

Ich muss feststellen: Auch in der ZEIT – wie in anderen Medien auch – verschlafen die Journalisten die Analyse und Sezierung des wichtigsten Ergebnisses in der NRW-Wahl. Warum hat keiner den Mut, das traurige Ergebnis der Wahlbeteiligung von 55,5% zu untersuchen. Das relativiert alle anderen Ergebnisse. Interessiert Sie das alle nicht, warum so viele Menschen „keinen Bock“ mehr auf das politische Angebot haben? Wo bleibt Ihre Neugier? Warum ignorieren Sie das? Mich interessiert das sehr und gibt Anlass zum Nachdenken! – Klaus Prinz

 

Die Grünen stellen viele Forderungen, aber wer soll das alles bezahlen? Sie sollten anfangen, kleinere Brötchen zu backen, schließlich haben nur etwa 1,3 Millionen Menschen in NRW Grün gewählt, aber 11,7 Millionen Wahlberechtigte haben sich gegen Grün entschieden. Den Abstand von Windrädern zu Wohnbebauung noch weiter verringern? Wer möchte allen Ernstes neben einem Windpark wohnen? Niemand! Aber solche Sorgen können den Grünen, von denen die meisten bekanntlich in der Stadt und nicht auf dem betroffenen Land wohnen, ja egal sein. Rücksichtslosigkeit war seit den Anfängen der Grünen Bewegung, als sie sich mit Polizisten in Brokdorf und anderswo bürgerkriegsähnliche Schlachten lieferten, eines ihrer Markenzeichen. – Toni Vollmer

 


 

 

Leserbriefe zu „Den Regenwald verfüttert“ von Maria Mast

 

Leider sind wir da auch keine völlig reinen Waisenknaben bzw. ganz reine Waisenmädels, wenn es um das Problem der Umweltzerstörung geht! Wir holzen alles ab, solange es noch etwas abzuholzen gibt. Dann bauen wir irgendetwas aus Beton, Teer oder Stein auf diese abgeholzten Flächen zu, Stichwort: Flächenfraß! Bei uns wird versiegelt was nur zu versiegeln geht, denn jedes kleine „Nest“ braucht sein eigenes Industriegebiet, bombastische Einkaufsmöglichkeiten mit einem überdimensioniertem Parkplatzangebot für die reichlich spritverbrauchende Familienkutsche Van, dem SUV oder gleich einem Familien-Diesel-LKW, um täglich, wirklich nur das Allernötigste einholen zu können.

Gut, eine sehr große Menge Soja kommt aus Brasilien, die versiegeln im Gegenzug keine Böden, bauen aber ständig nur Soja an. Soja braucht immer mehr vom „Roundup-Dünger & Co.-Zeugs“, damit überhaupt noch etwas auf dem „Boden“ gedeihen kann. Dieser Soja ist ja nur für die Tiere, und diese sojagefütterten Tiere, die schlingt, schaufelt und stopft dann, der viel und gerne billigfleischessende Mensch gnadenlos, aber durchaus genüsslich in sich hinein! Erst der sattgewordene Mensch kann nach einem üppigen Mahle wenigsten versuchen, die Erde zu retten; mit einem (kleinem) Hungergefühl im Bauch, geht da absolut nichts! – Klaus P. Jaworek

 

Das Problem Soja haben die Fachleute rund um die Landwirtschaft und die Lebensmittelindustrie geschaffen. Eine Lösung mit diesen Beteiligten wird es nie geben, der einfache Grund ist unendliche Geldgier. Eine Lösung kann nur der gewählte unabhängige Volksvertreter schaffen: 100% oder mehr Importsteuer auf Soja und Tierfuttermittel. Damit sind auf einfachste Weise noch viele andere akuten Probleme lösbar: Fleischkonsum; Gülleschwemme; umweltschutz; Artenschutz; Methan und CO 2; uvm. Die Welt ist unvorstellbar einfach. Man muss es nur anpacken. – H. Giller

 

Ein toll recherchierter und lebendig geschriebener Artikel. Sehr schön auch seit einiger Zeit die Infos „Hinter der Geschichte“. Was ich jetzt noch sehr begrüßen würde, wenn es Aktionsinformationen gäbe. Unsere Zeiten erfordern es mitzumachen. Wen also kann man ansprechen (WWF, Greenpeace etc.), wo kann man mitmachen und wo könnte man z.B. direkt etwas spenden? – Frank Linde

 


 

 

Leserbriefe zu „Der gute Ton in schlechten Zeiten“ von Florian Eichel

 

Wenn man große Künstler und bekannte Sportler Russlands nicht dazu bewegen kann, mit blaugelben Accessoires Putin für böse und Selenskyi für heilig zu erklären, und wenn man sie dann europaweit für alle Veranstaltungen und Auftritte sperrt, darf man das dann als Sippenhaft bezeichnen ? Und wenn ich das nun sage, bin ich dann sofort ein Putinversteher und muss auf den Scheiterhaufen ? Frag ja nur. – Wolfgang Frings

 

Alles nur noch „Ukraine oder was!?“ Mich hätte es nur sehr gewundert, wenn die Ukraine bei, diesem wie ich meine schon immer „total überflüssigen Eurovision Song Contest“, nicht gewonnen hätte! „Überfluss und Mangel machen blind“ (Ernst Ferstl, *1955, östereichischer Lehrer & Dichter) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Preisfrage“ von Mark Schieritz

 

Ich will noch einen Gedanken hinzufügen: Es ist allerhöchste Zeit, dass die Politik ihren Wählern ganz offen sagt, dass „die Bäume nicht länger in den Himmel wachsen“, sondern dass die Grenzen des Wachstums erreicht sind und wir uns in Zukunft mit weniger bis viel weniger begnügen müssen. Solange die Wählerinnen und Wähler nämlich in einer Welt leben, in welcher alle Probleme „mit Geld zugekleistert“ werden können und nur die Parteien gewählt werden, die „den Himmel auf Erden“ (Beispiel: Keine Steuererhöhung, sichere Arbeitsplätze, großzügiger finanzieller Ausgleich bei irgend- welchen Belastungen …) versprechen, solange werden sie Einschränkungen jeglicher Art als unbillig und unzumutbar ansehen.

Es ist vollkommen richtig, dass Ausgabenkürzungen oder Steuererhöhungen die Mittel der Wahl sind, aber die Parteien müssen sich trauen können, dies den Wählerinnen und Wählern offen als Alternativen anzubieten ohne Gefahr zu laufen, bei der nächsten Wahl abgewählt zu werden, weil die gewinnen, die „Freibier für alle“ versprechen. – E. Würth

 

Der Leitartikel von Herrn Schieritz sollte vergrößert und eingerahmt in jede Wohnung Deutschlands aufgehängt werden. Endlich mal klar und eindeutig die Lage analysiert und die Folgen aufgezeichnet. Ich hoffe nur, dass man den Artikel im politischen Berlin auch lesen wird.

Betr. Ukraine-Stellung der ZEIT Ich möchte feststellen, dass ich durchaus alle Unterstützungsmaßnahmen für die Ukraine unterstütze, auch die notwendigen Waffenlieferungen. Andererseits muss ich allerdings feststellen, dass die ZEIT doch immer mehr den Anschein erweckt, eine Kriegspostille zu werden. In fast allen Artikeln werden nur die prokriegerischen Aspekte erörtert oder gar propagiert. Krieg ist grausam, das sollte nie vergessen werden und es ist deshalb inakzeptabel, diesen zu propagieren oder gar zu verherrlichen. Ich kann es ehrlicherweise nicht an konkreten Artikeln festmachen, es ist eher ein sich verstärkendes Gefühl über den Gesamteindruck. – Wolfgang Hahn

 


 

 

Leserbriefe zu „Nennen wir es Diplomatie“ von Michael Thumann

 

Wozu Erdogan Waffenlieferungen zusichern? Nach den letzten Erfahrungen benötigt die Türkei Waffen nicht um sich zu verteidigen, oder Aufgaben der NATO zu erfüllen, sondern um neoosmanische und revisionistische Ambitionen zu bedienen. Und nicht zuletzt um seine militärische Überlegenheit gegenüber dem Nachbarland Griechenland auszubauen und seine Kriegsdrohung ihm gegenüber zu verschärfen, um Forderungen durchzusetzen, die nicht mit dem Internationalen Recht konform sind. Eigentlich sollte in diesem Fall Griechenland seinerseits gegen die Aufnahme von Finnland und Schweden in die NATO Veto einlegen, weil diese unmittelbar zu einer Gefährdung seiner Sicherheit zur Folge hätte. – Dr.-Ing. Efstratios Rigos

 

Der strategische Pragmatismus Erdogans lässt umfangreiche diplomatische Bemühungen nicht zu, denn es geht ihm um seine persönliche Darstellung als unübersehbare Figur. Das eigentliche Motiv für seine Haltung ist aber sein aus einer anderen Zeit stammendes Religionsverständnis. Damit meint er, dem Ursprung seines eigenen Wertesystems so nahe wie möglich zu sein. Zwar steht er mit dieser Ansicht nicht allein, die wird aber zur Legitimation absolutistischer Phantasien instrumentalisiert.

Der wahre Ursprung eigenen Handelns und Wirklichkeitsverständnisses wird in der Gegenwart wirksam. Sich bevorzugt auf Bilder und Standards der Vergangenheit zu beziehen, die man dazu noch seinen separaten Interessen unterordnet, beruht auf einer absichtlich in Kauf genommenen Illusion, die man zwar vorübergehend in die Waagschale werfen kann, die aber nur von kurzer Dauer sein kann. Und das widerspricht sowohl dem Anspruch der Nähe zum historischen Ursprung seiner Absichten, als auch den Möglichkeiten ausgewogener Diplomatie. – Christoph Müller-Luckwald

 


 

 

Leserbriefe zu „Tod einer Zeugin“ von Lea Frehse

 

Ich empfinde den Artikel „Tod einer Zeugin“ von Lea Frehse der Ausgabe Br. 21 vom 29. Mai 2022 als tendenziös. Ich würde von der „Zeit“ ein höheres Niveau an Unparteilichkeit und eine umfassendere Berichterstattung erwarten. – Sonja Dieterich

 

Ich bin deutsche Staatsbürgerin, schreibe Ihnen aber aus Wien, wo ich seit langem lebe. Ich habe die ZEIT seit mehr als 20 Jahren (damals noch als Studentin in Deutschland) als „meine“ Zeitung schätzen und lieben gelernt. Bis jetzt. Seit einiger Zeit kämpfe ich mit einer für mich inakzeptablen Tendenz in Ihrer Zeitung, Ihre üblichen hohen journalistischen Standards bei der Berichterstattung zu Israel scheinbar zu oft zu vergessen.

Seit vielen Jahren, mit kleinen Unterbrechungen, werden die Terrorattacken in Israel insbesondere in ZEIT ONLINE oft in einer seltsamen Täter-Opfer-Umkehr beschrieben, bei der in zu vielen Fällen in der Überschrift von „Israelischen Soldaten, die xyz tun“, berichtet und lediglich im Text oder einer Unterüberschrift der tatsächliche Sachverhalt dargestellt wird, nämlich die Reaktion auf eine Terrorattacke oder Terrorwellen wie die jetzige. Zu oft werden Terrorattacken auf israelische Zivilisten als Reaktion auf „die Besatzung“ interpretiert und damit entschuldigt (was Ihnen niemals bei Terror in Wien oder Berlin einfiele) oder das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung einseitig Israel angelastet. Zu oft lassen die beteiligten Autoren und Autorinnen grundlegende (geschichtliche) Kenntnisse des Konflikts und der Staatsgründung Israels vermissen (oder sie ignorieren die Fakten schlichtweg).

Der Artikel „Tod einer Zeugin“ von Lea Frehse unter der Mitarbeit von Katharina Konarek, der es sogar in die Printausgabe schaffte, brachte für mich das Fass zum Überlaufen. Weiterhin Ihre Zeitung zu lesen hieße, eine verheerende Stimmungsmache gegen Israel und einem damit verbundenen erstarkenden Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft zu unterstützen. Nun werden Sie einwenden, man dürfe Israel doch wohl kritisieren. Allein diese Feststellung wäre im Kern schon antisemitisch, weil dies niemand je in Frage stellte.

Ich empfehle hierzu die brillante Analyse des britischen (jüdischen) Intellektuellen David Baddiel „Jews don’t count“, erschienen bei TLS, über den erstarkten Antisemitismus gerade in dem Teil der Gesellschaft, der sich landläufig auf „der richtigen Seite der Geschichte“ wähnt, also die typischen ZEIT-LeserInnen und -JournalistInnen. Mir fiel beim entsetzten Lesen des o.g. Artikels wie Schuppen von den Augen, warum Baddiel eine jüngste Umfrage unter den Juden und Jüdinnen Europas zitieren konnte, die für Deutschland eine 80%- Zustimmung bei erlebten Aggressionen gegen sich im öffentlichen Raum aufführte und eine knapp 70%-Zustimmung zum Statement, dass Medien (!) als antisemitisch wahrgenommen werden, und hier wurde dezidiert auf traditionelle Medien abgestellt. Ich schäme mich als (ost)deutsche Nichtjüdin in Grund und Boden. Die journalistisch Verantwortlichen bei der ZEIT auch?

Um es vorweg zu nehmen: der im Artikel thematisierte Tod von Shireen Abu Akleh ist eine Tragödie, die nicht hätte passieren dürfen, die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Genauso ist der Gewaltausbruch bei ihrer Beerdigung scharf zu verurteilen und zu untersuchen. Aber der Artikel von Frau Frehse tritt mit seinem skandalös tendenziösen Ton nicht nur alle journalistischen Standards mit Füßen, von denen ich glaubte, die ZEIT würde sich diesen verpflichtet fühlen. Er ist eine Aneinanderreihung von aus dem Zusammenhang gerissenen, selektiven Fakten, dem bewussten Weglassen relevanter Fakten, einer Neuanordnung von Informationen und der Verdrehung von Ursache und Wirkung.

Der Artikel ist damit nichts anderes als eine antiisraelische Hetzschrift und bedient sich der Dämonisierung, Delegitimierung und Doppelstandards in einer Weise, die, wenn nicht den Kriterien des Israel bezogenen Antisemitismus bereits erfüllend, haarscharf an diesen vorbeischrammt. Bitte entschuldigen Sie die längere Analyse, die folgt. Schon der Titel triggert eine Verurteilung Israels, man glaubt, man hat es mit jemandem zu tun, der in der Manier der organisierten Kriminalität Zeugen seiner kriminellen Machenschaften aus dem Weg schafft. Israel wird durchwegs im gesamten Artikel als Besatzungsmacht, nicht als legitimer Staat, bezeichnet, die tote Journalistin als „Kronzeugin der Besatzung“, da sie in Jerusalem lebte.

Der Artikel beginnt, dass Araber nicht nach „Palästina“ dürfen, Palästinenser aus Gaza nicht nach Israel. Er lässt aber weg, dass der Staat Israel heute einen Großteil des ehemaligen britischen Mandatsgebiets einnimmt, Araber sehr wohl einreisen können – heißt dies, dass Frau Frehse Israel nicht anerkennt, was versteht sie unter „Palästina“? Er lässt auch weg, dass sich Israel erst wieder durch die jüngste Terrorwelle, die mindestens 14 Zivilisten das Leben kostete, gezwungen sah, die Grenzen mehr oder weniger zu schließen, weil palästinensische Terroristen wahllos mit Messern, Äxten und Gewehren auf Israelis losgehen und ermorden (wollen). Die Autorin fährt fort „wer schoss, ist ungeklärt“, reißt aber diese korrekte Aussage im Handumdrehen wieder ein, indem sie suggeriert, dass es natürlich ein Israeli gewesen sein musste.

Vorverurteilung? Bei Israel geht das. Kein einziges Wort davon, dass Israel sofort eine Untersuchung einleitete, eine Kooperation bei der Untersuchung mit der PA vorschlägt, die diesen Vorschlag aber sofort ablehnte (aus nur zu offensichtlichen Gründen), dass Israel bis heute auf die ballistische Untersuchung wartet, dass Israel sehr wohl nach dem anfänglichen Schock einräumte, dass es ein IDF Soldat gewesen sein könnte. Die Autorin ignoriert, dass Tötung in Israel wie in jeder Demokratie geahndet wird, nicht wie in Gaza, wo Hamas-Terroristen Süßigkeiten an Passanten verteilen, sobald wieder ein Israeli getötet wurde.

Nein, sie schreibt sogar „der Druck zur Aufklärung bleibt mäßig“ (Ihre Zeitung berichtet am Freitag, dass die IDF das Gewehr gefunden haben). Sie schreibt, dass die Aufklärung egal wäre, da das Verbrechen „nicht das eines Einzelnen“ sei, suggerierend, der Staat Israel wäre ein Verbrechensregime. Die Autorin versucht sich in zwei Strängen von, wie sie sagt, „plausiblen“ Erklärungen für den Tod der Journalistin und der Gewalt bei ihrer Beerdigung, als Ergebnis lässt sie eine Kombination beider gelten: Einerseits aus Schwäche der Polizei und Regierung Israels, daher müsse man um sich schlagen, andererseits aus Übermacht eben dieser, dezidiert schreibend, dass die Sicherheitskräfte zuschlugen, „weil sie es sollten“, die „Brutalität entspreche der Agenda des ultranationalistischen Premiers und dem, was die israelische Mehrheit gutheißt“. Dies sind schlichtweg Lügen.

Sie spricht weiter davon, dass die Unterdrückung der Palästinenser seit der „letzten Intifada“ zunimmt, da hätten wir doch einmal einen veritablen Grund, der aber ignoriert wird. Kein Wort, dass Gaza alleinig von der Hamas verwaltet wird und dass es die Hamas, als Terrororganisation eingestuft, unmöglich macht, Ruhe zu erreichen, weil sie nur aus Terror ihr Gewaltmonopol ziehen und festigen kann. Sind Juden nur gute Juden, wenn sie sich nicht wehren? Sollen sie ungestraft 4000 Raketen auf Zivilisten feuern und wie jüngst Zivilsten wahllos attackieren lassen? Würde die Autorin das auch von einem europäischen Staat erwarten?

Ich vermute, die Autorin würde ähnliche Terrorakte in Europa als das benennen, was sie sind, Terror, nicht aber in Israel, hier fällt es ihr nicht einmal ein, diese auf den Tisch zu legen. Kein Wort davon, dass die hochkorrupten Führer in der Westbank und in Gaza das Geld der EU und USA verprassen (man möge sich die Paläste, die an die geschmacklosen Mafiavillen in Süditalien erinnern, ansehen) sowie Terror und Indoktrinierung schon der Jüngsten damit bezahlen, um ihre verquere Legitimierung zu festigen, anstatt das Geld in die Entwicklung der Gebiete zu stecken. Die Autorin möge sich kurz überlegen, was mit den Unsummen erreicht hätte werden können. Aber Israel ist schuld, natürlich.

Sie fährt fort, vom Beschuss und Einsturz des Medienhauses in Gaza zu berichten, ohne zu erwähnen, dass die IDF die Reporter vorher warnten, weil die Hamas darunter Waffen (wie unter vielen Schulen, Kindergärten, Wohnhäusern) lagert. Sie spricht davon, dass israelische Oppositionelle und nicht-israelische Organisationen Israel als „Apartheid“ bezeichnen, lässt aber aus, dass es verschwindend Wenige sind und zudem die mehrheitliche Diskussion in den Demokratien dieser Welt zu einem anderen Ergebnis kommt.

Besonders erschütternd ist weiterhin der Umstand, dass sie die aktuelle Terrorwelle kleinredet und auf einen Vorfall (den in Elad) reduziert, bei dem jüdisch-orthodoxe Menschen umgekommen sind, die den israelischen Staat im Grunde ablehnen. Es liest sich ohne Umschweife als: dumm gelaufen, ihr habt die Falschen erwischt, die sind auf eurer Seite und delegitimieren den Staat Israel genauso. Die Autorin schreckt nicht einmal davor zurück, die richtige Entscheidung Berlins anzugreifen, die diesjährigen Pro-Palestine-Demos zu verbieten, die von unbeschreiblichem Judenhass in der Vergangenheit geprägt waren, mit Parolen, die wiederzugeben sich verbietet. Sie schreibt, dass dieses Verbot international verurteilt wurde, bleibt aber schuldig von wem, der Hamas? Sie vermutet hier eine anti-palästinensische Haltung Deutschlands. Es ist ihr also lieber, in Berlin brennende Israelfahnen zu sehen und „from the river to the sea“ zu hören.

Wenn ich die Analyse des Texts bis hierher Revue passieren lasse, muss ich meine oben genannte Aussage revidieren, der Artikel schrammt nicht haarscharf an den Drei-D-Kriterien vorbei, er übererfüllt sie. Ist die ZEIT noch bei Sinnen? Wie kann so etwas in Ihrem Blatt erscheinen? Dies hat mit Qualitätsjournalismus nichts gemein und erinnert an Hetzblätter, es ist Propaganda der schlimmsten Sorte, die hilft, den ohnehin gefährlich gestiegenen, oft Israel bezogenen Antisemitismus in unserer Gesellschaft zu verfestigen. Ist Ihnen das egal?

Ich weiß nicht, worauf die Erscheinung dieses Artikels (und anderer grenzwertiger Meldungen und Artikel in der Vergangenheit) zurückzuführen ist. Mangelnde redaktionelle Qualitätskontrolle? Nur funktioniert die Qualitätskontrolle ja in anderen Bereichen. Muss ich annehmen, dass die hier vertretene Meinung zumindest nicht auf Ablehnung in der Redaktion stößt? Oder meinen Sie am Ende, sich auf Kosten journalistischer Qualität den Erwartungen eines Großteils Ihrer Zielleserschaft anpassen zu müssen, bei der „Anti-Zionismus“ (der nichts anderes als schlecht getarnter Antisemitismus ist) immer mehr um sich greift?

Ein Blick auf die Internetaktivitäten der Autorin (und ihrer Mitarbeiterin) würde reichen. Die jüngsten Twittermeldungen von Frau Frehse (sie firmiert als ZEIT-Korrespondentin) sind getragen von Aufstachelung gegen Israel. Die Israel-Artikel beider Autorinnen bei der Plattform dis:orient sind durchwegs eine fast schon wahnwitzige Ursachen-Wirkungs-Umkehr, die alleinig Israel die Schuld am Konflikt in die Schuhe schiebt. Frau Konarek berichtet z.B. traurig von der Veränderung ihrer Wahlheimat Haifa, nur noch Polizisten, die die arabische Minderheit malträtieren würden, ohne jeden Hinweis auf die jüngsten Attentate.

Ich kenne Haifa sehr gut, mein israelischer, jüdischer Lebensgefährte stammt von dort. Wir können es nicht fassen, dass in dieser wunderbaren Stadt ein arabisches 15jähriges Mädchen auf einen jüdischen Mann auf offener Straße einstach. Der Vater (!) des Mädchens wandte sich im Vorfeld an die Behörden, sie konnten die Attacke aber nicht mehr verhindern. Sie war indoktriniert von der perfekt geölten Social-Media-Kampagne der Hamas. Jüdische Menschen haben wieder eine diffuse Angst um sich und ihre Kinder auf der Straße, kein Wort in den Artikeln dazu. – Univ.-Prof. Dr. Kerstin Neumann

 


 

 

Leserbriefe zu „ZEIT für Geld“ von Rüdiger Jungbluth

 

Die Aussage in o.g. Artikel, dass Kursgewinne aus Aktien, die vor 2009 gekauft wurden, nur noch bis zum Ende 2017 steuerfrei sind und alle Kursgewinne seit 2018 steuerpflichtig sind, ist falsch. Das gilt lt. Investmentsteuerreform nur für die im Artikel richtigerweise genannten Investmentfonds. – Johannes Heinz

 

Sie schreiben in Ihrem Artickel vom 19. Mai unter Anderem, „….Verkaufsgewinne aus Kurssteigerungen von Altaktien und -fonds, die 2018 und später eingetreten und in den kommenden Jahren noch eintreten werden, müssen versteuert werden“. Diese Aussage ist nach meinem Wissen und meiner Recherche nicht richtig. Diese Aussage trifft nur auf Fonds und nicht auf Altaktien (vor 2009) zu. Alle Aktien, die sich seit 2009 im Depot befinden haben bis heute ununterbrochen „Bestandsschutz“, das heißt, dass bei Veräußerung alle Kursgewinne nach wie vor kapitalertragssteuerfrei bleiben. Eine Richtigstellung in der nächsten Ausgabe dürfte einige Aktienbesitzer beruhigen und vor unnötigem Aktivismus schützen. – Friedrich Kremer

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Stich gelassen“ von Jana Hensel

 

Journalistischer Offenbarungseid Jana Hensels Text „Im Stich gelassen“ strotzt vor Einseitigkeit und Polemik. Zu Zeiten eines seriösen Journalismus galt als unverzichtbar, solide zu recherchieren und beide Seiten einer Kontroverse objektiv und gelassen zu betrachten: „Audiatur et altera pars“. Im Beitrag freilich wird die eine Seite gepriesen und die andere verurteilt oder lächerlich gemacht. Obendrein vermischt die Verfasserin unentwegt Bericht und Kommentar, was in eben jenen Zeiten als journalistisches Fehlverhalten galt.

Nur zwei Beispiele: Frau Hensel erwähnt beiläufig, „sogar der Vorwurf des Mobbings wurde erhoben“. Nein, er wurde nicht erhoben, sondern in mehreren Beiträgen belegt. Frau Hensel hätte sich freilich die Mühe machen müssen, das “ Mobbing-Tagebuch“ einer der Mitarbeiterinnen der Darmstädter PEN-Geschäftsstelle oder Yücels Mails an die Vizepräsidentin zu studieren. Ihr hätten vermutlich die Haare zu Berge gestanden: Verunglimpfungen, Unfähigkeitsbezichtigungen, sexistischer Sprachgebrauch und Ausdrücke, wie sie gemeinhin unter Protagonisten des halbseidenen Milieus kursieren, sind da zu lesen. Die Mühe des Studiums hat sich Frau Hensel leider nicht gemacht, stattdessen Vorurteile und Falschnachrichten kolportiert.

Die Mitarbeiterinnen wurden auch nicht „zwischen den beiden Fronten reichlich zerrieben“, sondern einzig und allein durch die regelmäßigen Schmähungen von Yücel, Helfer und Helfershelfern. Seit Yücels Rücktritt können die Kolleginnen endlich wieder vernünftig arbeiten. Beispiel zwei: Das „Anti-Yücel-Lager“ habe Klagedrohungen erhoben, schreibt die Verfasserin. In Wahrheit hatten im Vorfeld der Gothaer Tagung Yücel und Co. eine renommierte und sündhaft teure Berliner Kanzlei beauftragt, zwei kritischen PEN-Mitgliedern Klagedrohungen zuzusenden, um diese mundtot zu machen.

Dies ist nicht nur ein Missbrauch der finanziellen Mittel des PEN, sondern ein Sündenfall in einer Organisation, die der „Freiheit des Wortes“ verpflichtet ist. Von all diesen Tatsachen schreibt Frau Hensel nichts. Lediglich in einem Punkt ist ihr zuzustimmen. Yücels Unterstützer-Eva Menasse, Daniel Kehlmann, Thea Dorn u.a. – waren, von zwei Ausnahmen abgesehen, in Gotha nicht anwesend: wie auf anderen Mitgliederversammlungen der Vergangenheit. Die Herrschaften hat, in nuce, der PEN keinen Deut interessiert, allenfalls als Karrierebeförderungsmittel.

Sie hatten und haben daher auch keine oder lediglich geringe Ahnung von den Aufgaben und Tätigkeiten des PEN während der letzten Jahrzehnte. Ihre Empörung ist daher fadenscheinig. Auf den dionysischen Rausch folgt gemeinhin der Kater und, hoffentlich, Apollons Klarheit. Auch im PEN. Ich bin zuversichtlich. – Prof. Dr. Lutz Götze

 

„Ein Minimum an „Objektivität- bitte!“ Selbstverständlich wird in einem Artikel immer die Meinung und Haltung eines Verfassers mit einfließen, seine Sympathien ebenso, so wie im Bericht über den Rücktritt des PEN-Vorsitzenden. Doch gibt es meiner Überzeugung nach hier Grenzen, denn das bewusste Ausblenden einer (Gegen-) Seite, so wie es die Autorin hier tut, ist unangemesen und einer journalistischen Analyse unwürdig. Herrn Yücel als armes Opfer von Intrigen und von verkrusteten Strukturen (die „Altvorderen und Besitzstandswahrer“) darzustellen, ohne auch nur ernsthaft den Vorwürfen gegen ihn bezüglich des persönlichen Umgangs mit Mitarbeitern („Mobbing“) wirklich nachzugehen- nein, so geht es nicht!

Diese letzteren Dinge kann und will ich nicht kommentieren, weil sie außerhalb meiner Einsicht und Kompetenz liegen. Aber sein zu Beginn des Ukraine-Kriegs zum Thema „Flugverbotszone in der Ukraine“ Geäußertes etwa war an Naivität, Unreflektiertheit, Unbedachtheit und Unverantwortlichkeit tatsächlich kaum zu toppen und hatte verheerende Wirkung- kein Wort davon im Artikel! Nein, Frau Autorin, so geht es nicht, wenn man seriös publizieren will, da haben Sie leider den Auftrag und das Ziel Ihres Artikels „verfehlt“! – Karl-Heinz Grau

 


 

 

Leserbrief zu „Gibt es ein Leben nach der AfD?“ von Anne Hähnig

 

Ich bin kein geübter Leserbriefschreiber. Als Abonnent der Zeit muss ich mich dennoch an Sie wenden, da ich vermehrt unsauber dargestellte Sachverhalte erkennen kann, die mich als Politologen „nerven“. In einem Format, wie der Zeit, erwarte ich (Spitzen-) Qualitätsjournalismus, der sein „Geld wert“ ist. Zur Sache: Politik, Seite zwei von Anne Hähnig über Uwe Wurlitzer: In diesem Artikel wird (ist das in diesem Zusammenhang überhaupt von Relevanz??) folgendes ausgeführt: „Er arbeitet inzwischen als gesetzlich bestellter Betreuer. Das ist tatsächlich ein Beruf, solch einen Betreuer kann man zum Beispiel beim Sozialamt beantragen, …“

Das ist völliger Blödsinn. Betreuer werden aufgrund des § 1896 ff. BGB durch die jeweiligen Amtsgerichte bestellt. Nur durch eine gerichtliche Entscheidung (Beschluss) kann in das Leben eines Bürgers eingegriffen und dessen Grundrechte tangiert werden. Nur im Rahmen der angeordneten Aufgabenkreise kann der Betreuer tätig werden. Ich arbeite seit 1994 als Berufsbetreuer und habe in dieser Zeit mein Wissen und Knowhow vielen Menschen zur Verfügung stellen und deren Lebenssituation verbessern können.

Zudem konnte ich erleben, dass viele Menschen mit den stetig komplexer werdenden Gesetzen und Rechtsvorschriften immer größere Probleme haben und daran z.T. auch zerbrechen. Dann löse ich eben -nach Bestellung- die bestehenden Probleme. Insofern finde ich die oben getätigte Aussage: „Das ist tatsächlich ein Beruf“ beleidigend für mich und meine Kollegen und Kolleginnen (Ich gendere bewusst nicht!!). Wirtschaft, Seite 20 „Putins Kerlchen“: Das gezeigte Bild trägt die Unterschrift „Bayrische Idylle: Der Tegernsee mit Blick auf Rottach-Egern“. Fast getroffen: Das Bild zeigt Tegernsee Süd von Rottach-Egern aus.

Wenn Sie den blühenden Strauch wegnehmen, sehen Sie die Villa von Manuel Neuer am Leeberg, Tegernsee. Das gezeigte Bild ist in der Nähe der Seestrasse im Malerwinkel/ Rottach-Egern aufgenommen!! Ich bin als studierter Politologe ein sehr aufmerksamer Leser, der darauf angewiesen ist Informationen zu erhalten die „hieb- und stichfest“ recherchiert wurden. Das bitte ich zukünftig zu beachten! – Josef-Friedrich Bergrab

 


 

 

Leserbrief zu „Veränderung muss Pflichtfach werden!“ von Bob Blume

 

Dankenswerterweise nennen Sie Bob Blume einen „Influencer“, also einen Beeinflusser. Er will uns Lesern nämlich weismachen, dass „die Schule“ dringend Wandel, Veränderung – und das am besten permanent – braucht. Sicher würde er auch hinzufügen: „gerade jetzt“. Und als selbstverständlich setzt er voraus, dass dies nur als fortschreitende Digitalisierung verstanden werden könne. Dass das nicht in dem von ihm gewünschten Maß umgesetzt wird, dafür sieht er vor allem auch „unwillige Lehrkräfte“ am Werk.

Nun scheint Bob Blume über seinem ganzen Bloggen und Influencen schon länger nicht mehr wahrzunehmen, um wen es in „der Schule“ eigentlich geht: nämlich um heranwachsende Menschen zwischen Kindheit und Erwachsensein. Wer jeden Tag tatsächlich mit dieser spannenden Phase des Lebens zu tun hat, der weiß, dass es bestimmte Entwicklungsschritte gibt, die naturnotwendig ablaufen und die man nicht beliebig beschleunigen kann: Motorik, Kognition, psychosoziale Entwicklung, Abstraktionsvermögen – um nur einige zu nennen.

Könnte es nicht sein, dass echte Lehrkräfte den Heranwachsenden genau die Zeit geben wollen, die sie brauchen, um diese Entwicklungsschritte in der richtigen Reihenfolge zu tun? Und ihre Schüler genau deshalb vor Hyperdigitalisierung schützen wollen? Und weit davon entfernt sind, diese für „guten Unterricht“ zu halten? Bob Blume hingegen erweist sich mit seinem undifferenzierten Veränderungsfuror als Digitalisierungslobbyist, der vermutlich schnell einen Sprecherposten bei der FDP bekommen könnte, aber nicht in eine Schule gelassen werden sollte, die um das Wohl von Kindern bemüht ist. – Joachim Schieb

 


 

 

Leserbrief zu „Am Strand sind nur die Möwen“ von Andrea Jeska

 

Odessa – eine der Traumstädte der Welt. Einfühlsamer Bericht. Hat der/die Reporter*in auch die bekannte* Treppe gesehen, noch nicht beschädigt ? Wäre ein bisschen zu schwierig, auch die – wie viel andere öffentliche Kunstwerke – zu verhüllen. *Weltberühmt geworden durch den Eisenstein-Film „Panzerkreuzer Potjemkin“. – Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbrief zu „Der Fall Nordirland. Warum gibt es schon wieder einen Brexit-Streit?“ von Ulrich Ladurner und Jan Roß

 

Ihr Artikel über Nordirland hat mir gefallen. Ich sehe Analogien zur Klein Walsertal-Lösung zur Zeit, als ich dort meine Jugend verbrachte. Es wurde damals festgelegt, daß das Tal österreichisches Staatsgebiet blieb, aber deutsches Wirtschafts- und Währungsgebiet wurde. Unter diesen Bedingungen entwickelte sich dort ein buntes Treiben, wobei auch der Schmuggel über die Zollgrenze des Gebirges eine wichtige Rolle spielte. Erwähnenswerte Transfers waren die Kronjuwelen der Hohenzollern und auch Nähmaschinennadeln aus Solingen, die über Österreich in die Tschecho-Slowakei gebracht wurden und zu Maschinengewehr-Schlagbolzen umgeschliffen wurden.

Orlando, der legendäre Wirt, hatte seine Schwarzwasserhütte mit getrennten Eingängen für Zöllner und Schmuggler versehen, um die Abwicklung der sensiblen Vorhaben konfliktfrei zu gestalten. Die Staatsgrenze hatte die wichtige Funktion, nicht zu stören. Im Falle Nordirlands wäre dann die irische See die würdige Kulisse für entsprechende gewinnbringende Aktionen. Auf der Minusseite des errungenen Wohlstands der Walser liegt die Verbauung des putzigen Tals mit Hotelklötzen. Nur die Nebentäler bewahrten ihre Schönheit. – Lothar Dilcher

 


 

 

Leserbrief zu „Putins Kerlchen“ von Hannah Knuth und Ingo Malcher

 

Wenn man solche Vermögen einziehen will, dann ist es Das Beste und Sicherste , wenn man die Jungs von der GEZ Und der Stasi das machen läßt. Die wissen wie das geht und haben bestimmt Noch alte Seilschaften. – Manfred Mengewein

 


 

 

Leserbrief zu „»Nicht wieder alte ideologische Debatten führen«“ Gespräch mit Lars Feld geführt von Mark Schieritz

 

Wachstum durch Produktivität ist also kein alter Hut? … Wenn Deutschland ein volkswirtschaftliches Risikomanagement mit einer Grünen Null anstrebt, sollten Marktleistungen im Güterkreislauf als steuerliches Bezugssystem dienen. … So könnten Sie betriebswirtschaftliche Leistung fordern und durch eine „Steuerkurve“ fördern. Das Steuermotto: „je näher dem Marktideal, desto geringer der Steuersatz“ würden dem Leistungsgedanken der FDP entsprechen. – Matthias Losert

 


 

 

Leserbrief zu „Eine Bauingenieurin auf der Flucht“ von Tom Schmidtgen

 

Hier ist dem Verfasser des Artikels ein grober Fehler in der Einschätzung zweier Berufsgruppen 1. Reinigungskraft „. 2 Pflegefachkraft unterlaufen. Jetzt im Klartext , haben Sie verehrter Autor in den Zeiten von Corona nicht mitbekommen , was Krankenpflege nicht nur auf Intensivstationen bedeutet ? Mir scheint , dass sie noch nie einen nahen Angehörigen in der Klinik hatten , sprich eine Klinik von Innen kennen ! Ihre Gleichsetzung bedeutet , dass sie sich von einer Reinigungskraft professionell. pflegen lassen würden !

Ich wünsche Ihnen gute Gesundung ! Die Reinigungskraft , ist in den Kliniken genau so unersetzbar , wie der ärztliche Mitarbeiter , die Laborfachkraft ,die Pflegefachkraft mit od. ohne Zusatzausbildung und die vielen anderen Mitarbeiter. Eine Pflegefachkraft hat eine andere Ausbildung , als eine Reinigungskraft , wie können sie beides im selben Schriftzug benennen ? Etwas mehr Respekt bitte sehr ! ! Ich wünsche Frau Alina den Arbeitsplatz für den sie qualifiziert ist , ohne die deutsche Bürokratie. – Zwickenpflug, Christiane

 


 

 

Leserbrief zu „Friedensmissionar im Krieg“ von Marco Ansaldo et al.

 

Der Papst hat Charles de Foucault heilig gesprochen. Möge er auch den Mut haben, in Blick auf die Ukraine und die Westmächte die Worte weiterzugeben, mit denen der Heiliggesprochene die Liebe Gottes zu allen Menschen begriffen hat: „Wenn ihr wirklich versteht, dass alle Menschen zusammen nur eine und dieselbe Familie bilden mit Gott als dem gemeinsamen Vater, Schöpfer und Erhalter, der alle Menschen ohne Ausnahme liebt..und der so sehr will , dass diese Liebe unter ihnen herrsche und ebenso die Nachsicht und nachgiebige Güte , wie sie ein zärtlicher Vater unter seinen Kindern zu sehen wünscht…So wünscht dieser Gott, dass man sich gegenseitig nachgebe ohne Berechnung; ja, dass jeder von seinem Recht ablasse ohne je im geringsten darauf zu bestehen.. und dass man dem fehlenden Bruder nachgebe, um ihn durch Milde zu bekehren, um so den Frieden für die Menschheitsfamilie zu retten“.

Aber diese Umkehr ist nicht zuerst von Putin, sondern von Silenskys’ Ukraine und von der Westmächten zu erhoffen! Da gibt es keine Rechtfertigung : Putin ist schuld, dass wir den Krieg weiter antreiben! Nur diese geistige Revolution: Weg von der Kriegs-Gesinnung des Westens (!) hin zur Gesinnung Gottes im Geist der „Bergpredigt“ kann vor einem größeren Krieg bewahren! – Peter Mathei

 


 

 

Leserbrief zu „GEGEN DEN SALZWIND“ von Volker Weidermann

 

Eine Reportage nicht nur über eine mutige Anwältin der Meere, sondern auch ein beeindruckendes Zeugnis der Kraft „geerdeter“ Meeres-Visionen und konkreter Utopien, die der Verfasser hautnah erfahren hat und zu teilen scheint. Der Verfasser meint, auf dem Schiff das Zusammenspiel der Profis bei der wissenschaftlichen Erkundung der majestätischen Größe des Universums durch sein bloßes Dasein vielleicht „gestört“ zu haben.

Mich stört allerdings etwas anderes: dass der Krieg auch hier seine Klauen ausstreckt und russische Forscher „aussetzt“ (Wohin eigentlich?). Elisabeth Mann, für das Recht der Meere kämpfend, hätte sich bestimmt auch für das Recht freier Forschung eingesetzt. Zumindest lässt das literarische Werk ihres Vaters die Romanfiguren am Meer frei von allen Zwängen sein. – Ingeborg Lukas

 


 

 

Leserbrief zu „Politisch nicht korrekt?“ von Michael Allmaier

 

Auf dem kulinarischen Sektor tun sich weite Aspekte auf, die unglückselige, sich krakenhaft in alle Richtungen ausweitende „Identitätstheorie“ mit dem „Verbot der kulturellen Aneignung“ bis tief in den nationalen Bereich hinein voranzutreiben: Keine „Münchner Weißwürste“ aus Nürnberg und keine „Nürnberger Bratwürste“ aus München, kein „Pfälzer Saumagen“ aus der Oberpfalz, kein „Limburger Käse“ aus Frankfurt, keine „Frankfurter Grüne Sauce“ aus Stuttgart und – damit das alles nicht gar so traurig ist: keine Hamburger aus Bremen.

Es ist bedauerlich, dass die globale Bedrohung durch Pandemie und Klimakrise nicht zu der Einsicht führt, das universell Menschliche in den Vordergrund zu stellen, statt neue künstliche Solidaritäts-Trennwände zu errichten, die zu einer Spaltung der Gesellschaft führen. – Ludwig Engstler-Barocco

 


 

 

Leserbrief zu „Anna Mayr entdeckt: Durchwurschtelismus“ von Anna Mayr

 

Anna Mayrs einleuchtende Überlegung, wie man sich im Hotel-Doppelbett am besten davor schützt, von einem nächtlichen Mörder als erster getötet werden, ist ein wertvoller Beitrag zu einer effektiven Überlebensstrategie in Zeiten des Massentourismus, für den man sich als sentimentaler Reisender nicht genug bedanken kann. – Ludwig Engstler-Barocco

 


 

 

Leserbrief zu „RICHTIG GUTE LEUTE. In dieser Woche freuen wir uns über: Julia Hagen“ protokolliert von Gabriel Proedl

 

Später in der Toskana leben wollen: Glücklich, wer noch solche Träume hat! Ich wünsche der sympathischen jungen Frau eine glückliche Zukunft im Süden mit einem klangvollen Cello guter alter Bauart (nicht zu 100 Prozent vegan, siehe „Entdecken“ ZEIT Nr. 20). – Ludwig Engstler-Barocco

 


     

                       

Leserbrief zu „Es trifft die Falschen“ von Ann-Kathrin Nezik

 

Ihre Autorin Frau Nezik schreibt: „Schon wer harmlose Urlaubsfotos seiner Kinder in die WahtasApp-Familiengruppe postet, könnte schlimmstenfalls ins Visier geraten“. Dazu ein Gedanke: Wenn Urlaubsfotos von Kindern (die in der Regel ja nicht gefragt werden und die Fotos dann noch als Erwachsene im Netz finden können – nein wie niedlich?!) im WhatsApp-Datenmoloch von „jedem“ gesehen werden können und dann so „freizügig“ sind, dass jeder Pädophile seine Freude daran hat (das ist auch schon bei so manchem Strandfotos der Kleinen im Badeanzug der Fall) sollte sich durchaus gefallen lassen müssen, dass er sein unüberlegtes Handeln mal begründet und überdenkt! – S. Prinz

 


 

 

Leserbriefe zu „»MIT 15 BIST DU MITTENDRIN, IN ALLEM«“ von Khûe Pham et al. im ZEIT Magazin

 

Vor ein paar Jahren amüsierte ich mich schon über die deutsche Modebranche und ihre Wortschöpfungen. Jetzt wiederholt sich die Geschichte im aktuellen ZEIT-Magazin auf Seite 16: Aus einem Körpertäschchen (hier ein leckerer Geburtstagskuchen) wird ein Body-Bag. In body bags (Leichensack) wurden tote US-Soldaten aus Afghanistan oder dem Irak in die Heimat „versandt“ Vielleicht sollte man bisweilen wieder ein Übersetzungsprogramm in Anspruch nehmen. – Volker Karcher

 

Ein bisschen Eigenwerbung kann ja nicht schaden. Die Erinnerung an das Wiederaufleben des ZEITmagazins vor 15 Jahren. Die Zahl 15 passt nicht so ganz in den Jubiläums-Kanon: 10 / 25 / 40 Jahre für Jubiläen in Firmen, Verwaltungen oder auch Redaktionsstuben. Gibt es denn eine kleine Feier oder einen freien Tag oder eine Gehaltserhöhung für die Mitarbeiter. Weiterhin: Viel Glück und Engagement für das magazin. – Hartmut Wagener

 

Was ich so mit 15 getrieben habe, da fällt mir herzlich wenig dazu ein, irgendwie war ich in der Schule! „Vergangen, vergessen und vorbei!“ Wer sich als alter „Knochen“, wie ich es bin, noch an diese Zeit erinnern will, der soll das tun. Ich lebejetzt im Jetzt und Hier, mit der Vergangenheit und allem drum und dran auf meinem Buckel, aber diese Vergangenheit, die ist nun mal vergangen, da gibt es nichts mehr dran zu rütteln!

Mein Leben war irgendwie aufregent und dann auch wieder nicht, aber da bin ich auch keine rühmliche Ausnahme! Jetzt, da treiben es leider die von uns gewählten Politiker mit ihrer neusten Masche, der „Affenpocken-Hysterie“ mal wieder auf die Spitze. Im Augenblick da möchte ich mit keinem jungen Menschen, der so um die 15 herum ist, beim besten Willen tauschen. Ich bin einfach froh, dass ich ein gewisses Alter erreicht habe; ich bin eben ein Mann im gewissen, für mich aber auch bestem Alter! – Klaus P. Jaworek

 

S. 16: Da hat mich aber wirklich das blanke Entsetzen gepackt. Über dem bunten Bild mit der kleinen Tasche steht tatsächlich das Wort Body-bag! Der Name des Verantwortlichen ist nicht zu ersehen – es ist doch wohl kein Fünfzehnjähriger -, aber unabhängig davon darf so etwas ausgerechnet in der ZEIT einfach nicht passieren. Seine besondere Note erhält dieser Fauxpas noch, wenn wir Bilder sehen mit Leichensäcken von Ukrainern und russischen Soldaten. Also: große Abmahnung! – L. Fensch

 


 

 

Leserbriefe zu „Über eine Begegnung mit Ukrainern und ein Maskendrama im Zug“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

„Was auch immer es war, dieser Moment der unaggressiven Einigkeit besaß einen Zauber.“ Mit Gewinn gelesen. Falls in 100 Jahren Menschen etwas über uns wissen wollen, so eine Kolumne sagt alles. Seit Jahren ein mit der ZEIT zufriedener – Klaus Timmerbeil

 

Sie haben uns 2 interessante Zugerlebnisse mitgeteilt. Das mit der ungezogenen Rucksackfrau hat mich wütend gemacht: alle Mitreisenden haben sich verständnisvoll schweigend „zugelächelt“ aber niemand sprang der bewundernswerten Schaffnerin bei. Was für Feiglinge die „Wohlerzogenen“ doch sind! – Peter Kania

 


 

 

Leserbrief zu „SCHACH“ von Helmut Pfleger im ZEIT Magazin

 

Warum nicht 1. … h5 2.Kc5 (1.g4 hxg4 2.hxg4 b6) Kxe5 3.Kb6 d4 4.cxd4 Kxd4 5.Kxb7 c5 6.b5 c4 7.b6 c3 8.Ka8 c2 9.b7 c1=D 10.b8=D Da3 und Schwarz gewinnt leicht nach dem Damentausch. – Rudolf Reus

 


 

 

Leserbrief zu „Heiter bis glücklich“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

 

Am Vuitton-Model fiel mir als Erstes die überdimensionierte Hose auf – vielleicht Beute aus dem letzten One-Night-Stand? Und die Krawatte? Nun nicht mehr Pflicht für aufstrebende Sparkassenazubis, kann sie wieder werden, was sie eigentlich ist: bewusst gewählter Ausdruck von Stil und Eleganz. Es liegt mir fern Ihnen allen Ernstes zu widersprechen, aber Geschmacksurteile, besonders an Trends orientierte, sind halt so leicht und gaukelnd wie ein Schmetterling im Sommerwind. Diesem Spiel zuzusehen macht ebenso viel Spaß wie die Lektüre des Zeitmagazins insgesamt. – Siegfried Fels