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25. Mai 2022 – Ausgabe 22

 

Leserbriefe zu „Himmel in Flammen“ von Thomas Assheuer

 

Welch ein überwältigender und ergreifender Artikel, der uns die eigene Unzulänglichkeit grausam vor Augen führt. Thomas Assheuer zeigt in seinem dystopischen Appell, dass es an der Zeit ist die gesellschaftlichen Verhältnisse zum Tanzen zu bringen, anstatt den alten Gottheiten von Kapital und uneingeschränkter Freiheit zu huldigen. Die Menschheit hat dabei nichts zu verlieren außer ihre Ketten, die sie unumgänglich dem Untergang entgegenziehen. – Lennart Kempf

 

…dann hat er verloren! Thomas Assheuer gibt ein hoffnungslos deprimierendes(?) Zustandsbild der Menschheit. Und ich gebe ihm recht! Das scheinbar unaufhaltsame Heranrollen der vernichtenden menschlichen Maßlosigkeit ist gottgegeben und daher umkehrbar?! Warum? Na, weil wir, die Menschen, Gott sind. Was wir brauchen ist der Wille und die Zeit! Was wir nicht haben, ist die Zeit und den Willen?! Was wir haben, ist die Hoffnung! Frustrierte Verzagtheit bringt uns sicher nicht weiter, daher: ohne Hybris geht es auch jetzt nicht (©️Thomas Assheuer). – Wolfgang Sauer

 

Alle Appelle an die Vernunft der Menschen haben bislang nicht gefruchtet, da Wirtschaft, Kirche und die menschliche Ignoranz es bislang verhindert haben, den Klimawandel zu stoppen. So bleiben nur radikale Maßnahmen, wie sie bereits von einigen Umweltorganisationen propagiert werden, um die Verantwortlichen zu zwingen, unseren Planeten zu retten. Die andere Möglichkeit wäre, dass Gott erneut eine Sintflut auf die Erde schickt, aber auf den ist auch kein Verlass. – Jürgen Neunaber

 

Die Volkswirtschaftslehre beschreibt die Summe aller Transfers als kollektiven Willen einer Unsichtbaren Hand vom Markt. … Sie lehrt auch die Existenz vom Güter- und Finanzmarkt. Da unser Wirtschaftssystem nur monetäre Transfers gewährt, sind wir „Blind“ für geophysikalische Transfers. … Die Summe unserer geophysikalischen Transfers destabilisiert das Ökosystem; und löst eine Abwärtsspirale aus. Dadurch erhöht sich die Eintrittswahrscheinlichkeit von volkswirtschaftlichen Risikofaktoren, wie Pandemien, Umweltschäden, Hungersnöte und Krieg. … Der politische Slogan „Wandel durch Handel“ ist eine geophysikalische Wirklichkeit, wo der Mensch erntet, was er sät.

Historisch kamen und gingen Weltbilder. Derzeit herrscht das monetäre Weltbild. Menschengemachte Weltbilder stürzen durch ein besseres Naturverständnis: das lehrt uns die Kopernikanische Wende. Nach der Wende89 glaubten wir an einen Sieg von menschengemachter Demokratie & Marktwirtschaft. … Vom Erfolg euphorisch Besoffen lief die Vorstellung weiter. Bis 9/11, wo selbstermächtigte Gotteskrieger, das westliche Weltbild angriffen: Warum? …

Gemäß dem Neuen Testament Offenbarungen an Johannes führt Gott einen Krieg gegen diejenigen, die die Erde verderben. … Wenn das Klimarisiko das warum ist, was ist dann der Krieg? … Genügt ein geistiges Ringen um Antwort auf die Frage zu finden: „Wie könnte sich eine Prophetie, trotz menschlicher Willensfreiheit, erfüllen?“ … Die Kraft, die das Werden aus dem Nichts veranlasst, wird weitergehen: mit oder ohne Menschen. Womöglich entscheidet jedoch die Antwort die Frage: „Mit oder ohne Menschen?“

Sollte ein Mensch eine Antwort finden, ist er ein neuer Prometheus: er kann das ökonomische Wachstumsbild nach gegenwärtigen naturwissenschaftlicher Erkenntnis transformieren und anbieten: ohne Nachfrage bleibt sein Angebot für das Anthropozän wirkungslos. … Wir leben in einer naturgegebenen Demokratie & Marktwirtschaft, wo die Legislative als Naturkraft, die Exekutive als geophysikalische Transfer-Entscheidung und die Judikative als Unsichtbare Hand vom Gütermarkt wirkt. … – Matthias Losert

 

Seit der Mensch sich aus dem Paradies verabschiedet hat, ist die Erkenntnis endlich der Herr im eigenen Haus – seiner endlichen Erde – das endlose Wachstum nicht folgenlos bleiben, diese Art der Verdrängung, das der Mensch , Teil der Natur ist und von ihr immer Abhängig sein wird, ist kein Defekt der DNA. Jede Art von Aufklärung von Adorno oder Horkheimer, können die seelische Dynamik, sein Antrieb jeder technischer Fortschritt durch Forschung und Wissenschaft alle von Menschen geschaffene Probleme; am Ende lösen wird. Die Erde stirbt und der Mensch zuletzt.

Der Klimawandel ist nicht mehr aufzuhalten und alle eingeleiteten Maßnahmen, werden durch den jüngsten Krieg in Europa noch Mal verschärft. Gott sagt: Mensch du trägst allein die Verantwortung für alles Leben was ich dir auf dieser Erde geschenkt habe. Gott Spielt nicht mit seiner Schöpfung. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

„Der Mensch braucht den Größenwahn“? Um Himmels willen! Der Vernunft-Philosoph Kant irrte: >>Der Mensch muss so verfahren, als ob alles auf ihn ankomme<<. Irrtum, gar nichts kommt auf den Menschen an, der am Ende zu einem Häuflein Erde, Staub und Asche wird. Alles kommt auf Gott an, dem menschliche Hybris – Hochmut und Stolz – ein Gräuel ist, und der die Demut liebt. Auch 2022 kommt Hochmut vor dem Fall. Wie man es am Scheitern der Hybris eines Putin hinlänglich erkennen kann, die Ukraine im Handstreich einnehmen zu wollen. Dessen Hybris ist teuer bezahlt, mit tausenden von eigenen, toten und verwundeten, Soldaten.

Eine Demokratie braucht keine Hybris, nicht einmal das Erwägen ihrer. Aber Demut. Was für eine Zumutung für die heutige Welt, die sich in ihrem Größenwahn zugrunde richtet, Demut vor Gott, der Schöpfung, zu erzeigen. Darauf kommt es an. Was zählt, ist Demut. „Ohne Hybris geht es auch jetzt nicht“? Es ist nicht wahr. Aber ein Spiel mit dem Feuer. Vielmehr muss der Mensch das mit Demut Erreichbare versuchen, um das aus Hybris Entstehende zu verhindern. – Axel Spellenberg

 

Sprache verrät oft schon mit einem Wort einen ganzen Sachverhalt – „Deine Sprache verrät dich!“ „Fortschritt“. Warum ist er so positiv besetzt? Vor dem ersten Schritt vor die Tür sollte man sich doch über das Ziel im Klaren sein. So mancher ach so euphorisch begrüßte Fortschritt, z. B. der Technik, hat die Menschheit zwar weiter, aber zugleich ins Unglück geführt. Fortschritt bedeutet ja weggehen. Dazu müsste man das Ziel kennen. Flüchtlinge wissen selten, was sie erwartet. Fortschritt bedeutet praktisch oft einfach Flucht, ohne das Ziel zu bedenken. Weggehen heißt etwas verlassen. Aber wir kennen die Zukunft wird, was daraus werden soll. Dann gibt es kein Zurück; das Leben ist eine Einbahn. – Christine Preyer

 

Der Mensch spielt deswegen Gott, weil Gott nicht mehr Gott am Menschen spielt. Will sagen: Eine Herrschaft Gottes wie Jesus sie offenbarte und neu lehrte und deswegen vom Reich Gottes sprach, gibt es hier im und an den Menschen nicht. Existiert erst gar nicht. Kommt erst gar nicht im Leben und der Religiösität der Menschen mehr vor. Ich kann das Ding und Thema vom Reich Gottes auch mit „Der Gnade der Herrschaft CHRISTI“ übersetzen, die ich und meine Ehefrau Christina noch kennen. An uns Beiden spielt GOTT noch GOTT und HERR.

Aber an dem ganzen System und Prinzip von Deutschland, Westeuropa, westlich-verkirchlichte Welt und den Kirchen nicht. Denn tatsächlich leben wir in einem sehe grossen Missverständnis. Sieht Jesus noch das Kommen und das Wachsen des Reiches Gottes vor, hat die Nachwelt nach Ihm alles wieder zurück nach hinten und nach unten gedrückt zu religiösen Menschenkirchen hin, wo auch meist nur sehr religiöse Menschenmänner alles Sagen, Macht und Herrschaft haben. Entgegen aller Offenbarung Jesu vom Reich Gottes doch nur wieder Menschenherrschaft bei Staat und Religion/ Kirche.

Da braucht man sich nicht zu wundern, dass die Nachwelt nach Jesus schon immer gerne Gott gespielt hat. Der Mensch ohne tatsächlich in einer Herrschaft Gottes zu leben ist eben so und macht dann auch logischerweise so. Er fühlt und meint dann selber „Gott“ zu sein. Da braucht man nur an die irrige Erhöhung des Papstamtes zu denken, mit der schneeweissen Soutane und der Anrede „Heiliger Vater“. Man soll endlich damit aufhören uns Menschen immer wieder auf das Neue zu verteufeln und alle Schuld an allem Versagen und Scheitern der Welt immer allein nur bei uns Menschen zu suchen.

Der Messias Jesus irrte sich eben mit seiner Predigt vom Reich Gottes und einem neuen, etwas anderen und viel besseren Menschen dazu, der „Fleisch“ ist nach dem Evangelium. Das gibt es hier alles nicht (mehr), denn „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie und grün des Lebens goldner Baum“. Man kann und will eben entweder nicht oder nicht richtig genug dem Evangelium und der Offenbarung und Botschaft vom Reich Gottes darin glauben.

Wir können es nicht mehr und wollen es auch nicht mehr. Es ist hier alles eben nicht unser Ding und es ist auch alles nicht die Lehre, Botschaft und Predigt der Kirche. Wofür Jesus wirklich nur kam, missionierte, lehrte und predigte und um was es dabei eigentlich nur wirklich geht, ist nicht das Nachfolgeding der religiösen Kirchen, insbesondere nicht von der kath. Kirche. Dann kann es auch ein Heil für die Welt nicht (mehr) geben und ein wahres, echtes, spürbares Christentum auf Erden gibt es dann auch nicht (mehr). – Ulrich Hübner-Füser

 

Als ich den Satz las „Adolf Hitler (…) vernichtet die europäischen Juden.“ musste ich sofort aufhören, weiterzulesen. Welche Ungeheuerlichkeit! Die Überlebenden werden ignoriert, dem Ungeheuer Hitler ein Sieg unterstellt, den es nicht gab. Ich erwarte eine Richtigstellung. – Werner Winkler

 

Wo der Mensch Gott spielt, pflastern Leichen seinen Weg, der direkt auf den Abgrund zuführt. Nur wenn es dem Menschen gelingt, mit aller Entschiedenheit und Leidenschaft den Menschen zu spielen, das heißt den Erdbewohner als gleichberechtigten Teil der Natur, kann die globale Katastrophe vielleicht noch abgewendet werden. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Was ist Hybris? Dieser Frage geht Thomas Assheuer in seinem ZEIT-Essay nach. Dabei ist mir der Gedanke gekommen, dass es wohl keine eindeutige Definition dieses Begriffes gibt. Denn jede Zeit würde ihn wohl anders definieren entsprechend der Grenzen ihres Bewusstseins und jeweiligen Fortschrittsstandes. War es in der Antike der Traum vom Fliegen, der Ikarus zum Verhängnis wurde, so ist heute die Idee, den Mars zu besiedeln ein Beispiel menschlicher Hybris. „Geht nicht, gibt’s nicht“ wäre die vereinfachte Formel für diesen Drang des Menschen, Grenzen zu überschreiten. Solange es Menschen gibt, haben sie versucht, das Unmögliche möglich zu machen.

Der Baum der Erkenntnis, von dem Adam und Eva in der Bibel naschten, ist eine frühe Metapher für dieses im Menschen angelegte Streben nach Entgrenzung. Wirkt hier die in Genesis 1, 26 von Gott selbst ausgesprochene Formel nach, die lautet „Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, die da herrschen…..“? Der Herrschaftsauftrag Gottes an den Menschen, der als schöpferische Kraft in ihm fortwirkt und ihn forttreibt zu immer Neuen, selbst wenn er wie bei Goethes Faust auf der Suche nach dem, was die Welt im Innersten zusammenhält, eine Spur der Zerstörung hinterlässt.

Es fehlt dem Menschen offenbar die Fähigkeit zu erkennen, wann dieser Drang nach Erkenntnis zu einer Kraft wird, die das Gute will und doch das Böse schafft. Der Wissenschaftler in Max Frischs Komödie „Die Physiker“ hat die Gefahr erkannt, dass er die Kontrolle über seine Erfindung verlieren könnte wie einst Goethes Zauberlehrling die Befehlsgewalt über seinen Zauberbesen. Der Physiker Möbius versteckt sich hinter seinem angeblichen Wahnsinn, um die Verfügung über seine Erfindung zu behalten. Und doch kann es nicht verhindern, dass das einmal Gedachte in die Welt kommt. Er kann es nicht mehr rückgängig machen.

Es finden sich in der Menschheitsgeschichte genug Beispiele, wie Erfindungen aus Skrupellosigkeit, Macht-und Geldgier zur Bedrohung wurden. Die Fähigkeit zum Guten wie zum Bösen ist uns immanent und wir wissen nicht, wohin uns die menschliche Hybris noch führen wird. Gewarnt wird vor ihr schon seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte wie die antiken Mythen, die Bibel und viele moderne Parabeln beweisen. Apokalypsen wurden und werden beschworen und doch hat der Mensch bisher immer wieder die Kurve gekriegt.

Es stellt sich schließlich die Frage, wie Hybris eingehegt werden könnte. Demut, Selbstbe- schränkung, Mäßigung und Verzicht sind nicht gerade angesagte Tugenden. Und ohne Hybris wäre der Mensch nicht über den Atlantik in die neue Welt aufgebrochen, auf dem Mond gelandet oder hätte Gentechnik und Künstliche Intelligenz geschaffen. Es ist wie beim Zauberlehrling: Er muss die Zauberformel zum Aufhören rechtzeitig finden. – Mia Herber

 

Sehen Sie nicht, dass der menschliche Hang zur Hybris vor allem der männliche ist? Wäre doch interessant, das Phänomen aus dieser Perspektive zu beleuchten. – Paula Wehmeyer

 

Das Besste, das ich (so komprimiert und verständlich) in den letzten 10 Jahren gelesen habe. Voller Bewunderung und Dankbarkeit. – Sven Herfurth

 

Ein interessanter Artikel, den Sie verfasst haben! Und mir erscheint es überfällig, dass sich die ZEIT mit den grundlegenden Ursachen der Menschheitskrisen auseinandersetzt. Dabei könnte die Betrachtung den Schwerpunkt mehr auf das Bewusstsein des Menschen von sich und der Welt legen, aus dem er sein Verständnis und Handeln in der Welt ableitet. Wie kurz im Artikel angedeutet kommt der Erkenntnis, dass in der heute herrschenden Sichtweise alles in der Welt – und der Mensch selbst – Objekt ist, ein besonderer Stellenwert zu, will man genauer analysieren, was den Menschen bewegt. Dem Menschen fehlt somit die innere Gewissheit und ein inneres Erleben der eigenen Existenz. Zu diesem Thema wäre ein weitergehender Dialog sicher fruchtbar.

Vor dem Hintergrund ihrer Darlegungen reibt man sich dann jedoch erstaunt die Augen, wenn Sie zu der Schlussfolgerung kommen, in der Impfung („Wunder“) läge die Lösung („Rettung der Art“) zur Überwindung von Zoonosen, Syndemien, Pandemien oder die vielfache Schädigung und Vulnerabilität durch Zivilisationskrankheiten. Welche Hybris! Doch andererseits ist solch eine Schlussfolgerung interessant, möchte man das Phänomen der Hybris anschaulich studieren. – Michael W. Geisler

 

Wenn der Mensch Gott spielt … Nicht erschrecken, der spielt nur! – Christoph Müller-Luckwald

 

Vielen Dank für Ihre Analyse „Himmel in Flammen“. Nach meiner Einschätzung, die treffendste Kurzbeschreibung menschlichen Seins, die in letzter Zeit veröffentlicht wurde. Sie ist mehr eine philosophische Betrachtung als eine journalistische. Es würde sich lohnen, daraus ein philosophisches Essay zu machen, das die Hintergründe epistemologisch aus der Entwicklung und ontologisch als Faktizität begründet. Als Resümee bleibt die Feststellung, dass der Mensch keiner moralischen Entwicklung unterliegt und dass die Hybris mit der er annimmt, Herr der Welt zu sein, seinen Untergang besiegelt. Wenn er es nicht rasch selbst besorgt (Atomkrieg) wird die Natur ihn als das behandeln, was er ist und bleibt, eine Episode. – Wolfgang Clausmeyer

 

Lieber prometheische,Goethe Promovierter,Vermessenheits-Besessener Retter unsere bedrängten Zivilisation, Thomas Assheuer, Ganz Richtig gedacht:“Die Götter (und Medien) nennen es Größenwahn,Nur Goethe nannte es einst Freiheit“.(Prometheus-Hymne).: Doch nur Freiheit?Neigt zum Größenwahn (Hybris)-Doch nur Fortschritt? Artet in Zwang aus(Gesetz-Diktat)-Doch allein nur Naturbeherrschung?Ruiniert die Erde (Ausbeutung /Verwüstung).Als Ergebnis unseres Vermessenheits-Anspruches.

Daher haben für mich jeglicher humaner Aufklärungs-Versuch und sämtliche spiritualen/medialen Informations-Bedürfnisse nur ein Bildungs-Ziel verfolgt,mich als frei-denkender und gläubiger Rest-Mensch aller meiner Wertmaßstäbe und Mitte (Kern des Seins) zu berauben.Somit ist Hybris nur ein dämonischer Spiegel unser selbst ,den wir uns im Rollenspiel als Feuerbringer Prometheus ,menschlicher Heiliger/Märtyrer im Theater des Lebens stets als erlösende Fiktion vorgaukeln.Darum handeln wir gerade als vernunftbegabte Wesen so menschlich und gesellschaftlich desaströs und rigoros in unseren Handlungsweisen und Strukturbildungs-Prozessen.

Wir versuchen damit allein nur das „Unerreichbare“ zu erschaffen ,um das „Unvorstellbare“ verhindern zu können.(Klima- Sicherheit)-Aber es geschieht trotzdem und trotzallem!Weil ohne Hybris unsererseits keine Freiheit -kein Fortschritt und damit keine Menschheitsentwicklung und Geschichte möglich wären. Ihr Goethe -Freund – Lothar Hantel

 

Ich gratuliere zu einem verheißungsvoll wichtigen Feuilleton, erst Herr Jessen zur Globalisierung, jetzt Herr Assheuer zur Hybris, eines Tages werden Sie noch vor den Stellenanzeigen und der Kinderseite landen. Ich fänd‘s angemessen. – Martin Ahrends

 

In der Liste dessen, was „die Menschheit“ tun muss, um zu überleben, fehlt meines Erachtens ein wichtiger Punkt: Geburtenkontrolle. Es reicht nicht, wenn jeder einzelne Mensch und insbesondere jene Menschen, die derzeit besonders viel verbrauchen, sich bescheiden bzw. wenn „die Politik“ solche Selbstbeschränkung „der Menschheit“ weltweit durchsetzt. Man muss zusätzlich verhindern, dass durch die Geburt von immer mehr Menschen immer mehr Ressourcen gebraucht und Schadstoffe angereichert werden, um allen Menschen ein Leben in leidlichem Wohlstand zu ermöglichen.

Die Erde ist eben begrenzt und kann nicht beliebig vielen Menschen ein Leben in Wohlstand oder überhaupt genug Nahrung bieten. Ich weiß nicht, warum der Punkt Bevölkerungswachstum und Geburtenkontrolle in solchen Artikeln wie Ihrem regelmäßig schamvoll verschwiegen wird. Rührt das vom Einfluss der Religionen, die das „Seid fruchtbar und mehret Euch!“ zum göttlichen Gebot gemacht haben? – Dr. Ulrich Willmes

 

Besondere qualität hat ein recht auf würdigende rückmeldungen: ein – aktuell besonders- wichtiger denkanstoss !!! kein wort zu wenig, kein wort zu viel – und v.a. jeder gedanke bedeutsam ! wie schade, wie bedenklich, dass nur zu wenige mitbürgerInnen diesen text lesen werden; er sollte möglichst breit gestreut und v.a. sogenannten ‚entscheidungsträgern‘ aufgegeben werden. chapeau und danke, herr assheuer! p.s. hat die literatur des MA’s (und haben nicht bereits viele kluge und verantwortlich denkende) das “ gegengift “ für hypris benannt : (‚frouwe) maze` ! – bernd otto mueller

 

Zu: Thomas Assheuer, „Himmel in Flammen“, DIE ZEIT, Nr. 22 vom 25. 5. 2022, S. 55f): Wenn Hybris Verstand und Vernunft killt, wenn der Mensch meint, alles machen zu dürfen und zu müssen, was er kann oder zu können glaubt, schrumpft er vom Homo sapiens zum Homo hybris und egoisticus. „Human dignity“ – um der Menschen Willen und Würde: Wie kann es gelingen, Diktatoren und Egozentristen zu überzeugen, dass Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit , und nicht Macht, Krieg, Eroberung und Vernichtung ein gutes, menschliches Dasein schaffen?

Gegen Machtmissbrauch haben die Menschen, als Individuen und Gemeinschaftswesen, nur ein Mittel: Humanität! Um sie durchzusetzen und zu erreichen braucht es den mündigen, demokratisch, kritisch denkenden und handelnden Menschen. Aufstehen und Menschenfeinde stoppen, wenn nötig auch gewaltsam. Weil Frieden das höchste Gut der Menschheit ist! – Dr. Jos Schnurer

 

Da US-Bürger und – Medien es in Frage stellen, ob die USA die Fortführung des Ukraine-Krieges mit Riesensummen unterstützen sollen, nehm ich zum nachfolgenden englischen Leserbrief an die New York Times auf den o.g. Artikel Ihrer Zeitung Bezug sowie auf das Feuilleton Ihrer Zeitung vom 28.10. 2021. Darin zitiert Florian lllies Alexander Kluge: „Wir müssen den Hassenden eine Gegenerzählung bieten.“

Statt Gott zu spielen könnte hierzu die Pfingstzeit inspirieren und eine deutsche bzw. europäische Vermittlung zur vernünftigen Einigung/Versöhnung im Ukrainekrieg begünstigen, da die Kriegsparteien erschöpft, dem Frieden dienende Diplomatie akzeptieren könnten, wenn auch Deutsche und/oder Europäer mutig, verantwortlich und gutwillig im Geist von Evangelium und Pfingstbotschaft frei nach Kants Schrift Zum ewigen Frieden hierzu entschieden beitragen. – Konrad Frischeisen

 

In ihren ansonsten guten Text fällt am Ende doch ein „Wermutstropfen!“ Die Wissenschaft hat ein Wunder vollbracht u.über Nacht einen nur bedingt zugelassenen Impfstoff „zusammengeschustert.“Die Ergebnisse sehen wir:Geimpfte können Corona bekommen u.weiter verbreiten, von der grossen Zahl der Impfschäden,die auf die Gesellschaft zukommen will ich garnicht reden!….Am Ende leider „zu kurz gesprungen“….schade. – W. Wagner

 

Die Hybris zu meinen, der Mensch könne den Planeten zerstören, dem ein gigantischer Meteoriteneinschlag nicht geschadet hat, wird nur noch vom Größenwahn überboten, er könne ihn retten. Noch ein Witz für die Last Generation: Im All treffen sich zwei Erden. „Wie geht’s?“ fragt die Eine im Vorbeiflug. „Schlecht, ich habe Menschen.“ „Aus weia, nix machen. Die gehen von selbst wieder weg.“ – Ingo Klamann

 

Ich möchte mich bei Thomas Assheuer und der ZEIT für diesen Artikel bedanken. Mich hat er insofern bewegt, weil es ihm gelingt, unsere menschliche Verantwortung für den Zustand der Welt aufzuzeigen. Er beobachtet und beschreibt, und bewegt doch tief. – Franz Wahle

 

Nachdem Thomas Assheuer uns vor den Gefahren der Gottlosigkeit gewarnt hat (Zeit 48/2021) beschreibt er jetzt das Unheil, das der Menschheit durch Mangel an Demut droht. Bereits die Beherrschung der Natur durch menschliche Technik erscheint als anmaßende Überheblichkeit, die letztlich in der Katastrophe enden wird (wenn Gott gewollt hätte, dass der Mensch fliegen könnte, hätte er ihm Flügel verliehen). Da man aber nicht wie beispielsweise die Mitglieder der Amish-Sekte auf jeden technischen Fortschritt verzichten und wenigstens ein Telefon nutzen möchte, ist die Hybris (und damit die Sünde) unausweichlich.

Für einen Christen ist die bedingungslose Unterwerfung unter Gottes Willen, die Demut a priori, zentraler Glaubensbestandteil. Jedes menschliche Selbstbewusstsein muss dann als Überheblichkeit erscheinen. Es gibt gewiss den Größenwahn Einzelner, in der Allgemeinheit taugt aber die Polarisierung Hybris – Demut nicht zur Würdigung menschlicher Anstrengungen und Werke. – Holger Holland-Moritz

 

Aus einem hervorragenden Artikel wäre ein großer Artikel geworden, hätte der Autor den Mut gehabt, ihn mit dem Satz zu schließen: „in einer sinnlos verfeindeten Welt … klingt die Rede vom gemeinsamen Kampf gegen die Erderwärmung vollends illusorisch“. Nach einer scharfen Analyse mit einem moderaten „Und doch bleibt …“ weiterzumachen, enttäuscht angesichts der dramatischen Lage. Beim Leser wird eher die Vorstellung vom Et-hätt-noch-immer-jot-jejange erzeugt als jene von den apokalyptischen Reitern. Die Conclusio – ohne Hybris geht es auch jetzt nicht – ist zwar eine schöne journalistische Pointe, mehr aber auch nicht. – Bernward Bergmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Alles auf Oliv“ von Peter Dausend

 

Wo er recht hat, hat er recht, der Peter Dausend, wenn er mit Bezug auf unseren Bundeskanzler sagt: „Führung hört sich anders an“. Und zwar ganz anders. – Klaus Grasenick

 

Dass die Bundeswehr vermutlich noch nie wirklich einsatzfähig war, hat mich bisher nur dahingehend tangiert, dass ich die bisherigen Ausgaben für die Bundeswehr für rausgeschmissenes Geld halte, das wir besser anders eingesetzt hätten. Was man nicht richtig macht , kann man besser ganz lassen. Nun brauchen wir sie doch, nur halt funktionierend. Wenn wir diese Megaaufgabe erfolgreich erledigen wollen, kann das keinesfalls mit dem derzeitigen Personal und den derzeitigen Strukturen geschehen. Das Geld wäre raus- oder anders formuliert, der Rüstungsindustrie in den Rachen geschmissen. Erfolg fraglich, siehe Vergangenheit. Die Sanierung muss bei den Strukturen beginnen, sonst sind die 100 Milliarden weg und es bleibt alles wie es ist. – Willi Krebser

 

Man nenne mich gerne als Pazifisten naiv: die Vorstellung, wir brauchen eine Armee die unser Land verteidigen kann, ist es auch: sollte Berlin in einem Bombenhagel verschwinden, ist Deutschland nicht mehr zu verteidigen. Schutz davor liegt in dem schon jetzt vorhandenen Abschreckungspotential. Davon noch mehr? Angesichts von Problemen wie Pflegenotstände und Klimawandel?

Die eigentliche Gefahr liegt in der permanenten atomaren Aufrüstung. Es wird zu wenig in Rüstung investiert? Die Entwicklung weltweit seit 1945 zeigt etwas anderes. Empfehlung: Noam Chomsky oder Sipri Jahrbücher lesen. p.s. Mich interessiert sehr, wer eigentlich von der Aufrüstung profitiert. Im wahrsten Wortsinn. Sowohl bei den Russen als auch bei der NATO. Die Spur des Geldes verfolgen erklärt nicht alle Interessen, aber einige. Traut sich die ZEIT Namen zu nennen. – Frank Tofern

 

Ist es sinnvoll die Bundeswehr aufzurüsten oder sollte man einen Großteil der veranschlagten 100 Mrd. woanders einsetzen? Die Bundes Wehr wird mit jährlich 30 – mittlerweile 50 Mrd unterstützt , und was hat es gebracht?Man ließt so einiges, da ist von fehlender Winterkleidung im Baltikum,von flugunfähigen Hubschraubern , Panzern ,die nicht einsatzfähig sind usw. Wir haben es mit der jetzigen Unterstützung nicht geschafft funktionsfähig zu sein und ich bezweifele das sich das mit mehr Geld ändert. Warum kein Systemwechsel? Wir sind Mitglied der NATO und unterliegen damit dem Schutz des Bündnisses durch Angriffe von außen.

Warum unterstützen wir nicht eine NATO Eingreiftruppe mit Manpower und Material, und rüsten diese auf den modernsten Stand ,auch in Zukunft aus.Das würde alle Mitglieder entlasten und trotzdem eine gewaltige Militärmacht darstellen ,die im Notfall wahrscheinlich auch Einsatzbereit wäre.Verteidigung ist und bleibt eine notwendige eine Investition ,die wir hoffentlich nie in Anspruch nehmen müssen.Nur ist dieser geplante Kostenaufwand gerechtfertigt? Ich denke nein . Der Klimawandel betrifft uns alle und da sollten die größten Investitionen erfolgen,was Ei Aufrüsten der Bw nicht ausschließt , aber eben geringer. – Ralf Ebber

 

Dausend will Krieg führen und schnell 100.000.000.000 € verpulvern. Geld, mit dem man zwar die Um-Welt nicht retten, aber wenigstens ihre Vernichtung hinauszögern könnte. Stattdessen schwadroniert er von bewaffneten Drohnen und nuklearen Teilnahme, Verzeihung Teilhabe. – Hartmut Bernecker

 

Ich musste mir erst einmal die Augen reiben, als ich den Artikel las. Deutschland hat eine Bundeswehr, die von Einsatzfähigkeit weit entfernt ist, und von den 100 Milliarden für die Bundeswehr soll noch etwas abgeknapst werden? Unglaublich! Sicherlich muss das Beschaffungswesen stark verbessert werden, aber die 100 Milliarden sind wohl trotzdem nötig, um die Einsatzfähigkeit wiederherzustellen. Und zu dem Konzept der „vernetzten Sicherheit“ gehört es wahrscheinlich dann auch, dass der Bundeskanzler zwar Russland nicht gewinnen lassen will – die Ukraine aber offenbar auch nicht. Oder hat er schon einmal verlauten lassen, dass die Separatistengebiete und die Krim von den ukrainischen Truppen zurückerobert werden sollten? – Dr. Ulrich Willmes

 

Klar, die brenzlige Lage der ukrainischen Truppen erfordert schnelle Hilfe – so weit, so gut. Ja, die Bundeswehr ist seit Jahren chronisch unterfinanziert. Fakt ist außerdem, dass geostrategische und sicherheitspolitische Überlegungen in den letzten Jahrzehnten vernachlässigt wurden. Aber nun das Ruder gänzlich rumzuwerfen und nur auf Abschreckung und Aufrüstung zu setzen und dabei die strukturellen Ursachen von Krisen und Kriegen komplett auszublenden, ist garantiert der falsche Weg – so kommen wir dem hehren Ziel einer friedlicheren Welt niemals näher.

Mich wundert die Ungeduld und Unnachgiebigkeit, mit der Kommentatoren und Leitartikler die Ampelregierung, und hier speziell den Bundeskanzler, der Tatenlosigkeit bezichtigen und auf schnelle Aufrüstung drängen. Jene Vertreter der veröffentlichten Meinung tun gerade so, als stünde ein russischer Angriff auf Nato-Territorium unmittelbar bevor, ein Argument, das sie freilich – in einem anderen Kontext, wenn Besonnene vor der Eskalationswirkung von Waffenlieferungen warnen – empört als unbegründet und weltfremd zurückweisen. Oft wird beklagt, auch in dieser Zeitung, dass in der Bundesrepublik eine pazifistische Grundstimmung vorherrsche.

Auf der Basis dieser Annahme käme allerdings eine Ankündigung des Bundeskanzlers, wir müssten Sozial- ausgaben kürzen und ökologische Projekte hintanstellen, einem politischen Himmelfahrtskommando gleich. Eine so verstandene „Führung“ bewirkte genau das Gegenteil dessen, was Peter Dausend für notwendig hält: die Akzeptanz in der Bevölkerung für ein höheres Verteidigungsbudget würde signifikant geschwächt. – Rüdiger Paul

 

„Für die Bundeswehr“, Ende der Durchsage. Was gibt es da nicht zu verstehen? Geht es mit diesem Hin und Her noch länger weiter, wird die Zeitenwende nur ein großes Wort und unerfülltes Versprechen bleiben. Für diese Streiterei habe ich überhaupt kein Verständnis und ich frage mich, ob die Ampelkoalition noch ernst genommen werden will. Die Bundeswehr soll 100 Milliarden Euro für ihre „Sanierung“ erhalten, bitter nötig und, glaubt man den Experten, reichen diese nicht einmal. 100 Milliarden Euro sind in einer Summe viel, aber es sind auch die Milliarden, die jahrzehntelang nicht in den Haushalt für die Bundeswehr geflossen und anderweitig ausgegeben worden sind.

Das ist die finanzielle Seite. Aus der Zeitenwende wird ebenso keine Zeitenwende werden, wenn sie in der ideellen Wertvorstellung einiger Politikerinnen und Politiker stecken bleibt. Herr Dausend nennt das die Fabulierlust der Grünen und Roten, ich nenne dies einen mangelnden Realitätssinn und das Unvermögen, über den eigenen Tellerrand zu schauen, um eine sachgerechte Politik zu verfolgen.

Keinesfalls darf sich der Bundeskanzler jetzt darauf einlassen, das Sondervermögen ohne eine Grundgesetzänderung zu verabschieden. Nur so bleibt das Sondervermögen sicher vor Verteilung und die Opposition wird mit in die Verantwortung genommen. Kanzler Scholz hat die Richtlinienkompetenz, er muss sie jetzt ausüben und zeigen, dass er in dieser Koalition den Hut auf hat. – Regina Stock

 

Es zeugt von Willen zur Debatte, dass Dausend in seinem Kommentar für die Aufrüstung der Bundeswehr das Konzept der vernetzten Sicherheit aufnimmt und damit versucht, die Argumente seiner Opponenten mit in die Waagschale zu werfen. Allerdings reicht es nicht aus, diesen Ansatz als in der jetzigen Situation unvernünftig abzutun, mit dem schlichten Einwand, die Wehrhaftigkeit des Landes sei Voraussetzung für die Wirksamkeit vernetzter Sicherheit. Da der Zusammenhang zwischen beidem weder erklärt wird noch zu erkennen ist, kann man davon ausgehen, dass hier ganz einfach eine normative Priorität gesetzt wird: Aufrüstung ist wichtiger als Kriegsprävention! (Und ja, es handelt sich um Aufrüstung, da der Waffenbestand der Bundeswehr vergrößert wird).

Hinter dieser Behauptung steht ein Risikokalkül. Während man bei Stärkung des Militärs durch offensichtliche kausale Zusammenhänge die Chancen eines Gewinns erhöhe, könne man durch Hungerbekämpfung, Demokratieförderung und Diversifikation der Importe nur indirekt das Ausbrechen eines Kriegs verhindern und sei ausgeliefert, wenn dieser vor der Tür steht. Man könnte mit legitimen Argumenten genauso ein andere Position verteidigen:

Nicht das Verlieren eines Kriegs sondern bereits die Notwendigkeit zu Kämpfen zeugt von Versagen. Natürlich gibt es Versagen unterschiedlichen Grades und ein Krieg, bei dem nach dem Kämpfen nicht nur Menschenleben, sondern auch Demokratie und Bürgerreche ausgelöscht sind, zeugt von größerem Versagen als ein gewonnener Krieg. Letztendlich wird man zu dem Schluss kommen, dass sowohl Wehrhaftigkeit, als auch Prävention notwendig sind.

Auch in der derzeitigen Situation sollte keiner der Standpunkte alleinig priorisiert werden, denn akut ist die Bedrohung der NATO nicht. Russland wird durch den Ukrainekrieg wirtschaftlich sowie militärisch massiv geschwächt und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie ein Einmarsch in osteuropäische NATO-Staaten bevorsteht. Selbst wenn dem so wäre, werden zu oft falsche Zahlen verglichen. Es geht nicht darum, ob sich Polen, Litauen oder Deutschland verteidigen können. Relevant ist, wie die NATO im Vergleich zu Russland aufgestellt ist. Über Personal, Waffen und Flugzeuge hinweg ist das Verhältnis 4:1 oder besser (1).

Noch bei den Bundestagswahlen im vergangenen Jahr waren sich die meisten einig über die Unsinnigkeit und Willkürlichkeit des 2 %-Ziels der NATO. Nur ein Kritikpunkt daran ist, dass das Militär weitaus größer als notwendig wäre, wenn alle dieses Ziel einhalten. Natürlich sollte man sich auch im internationalen Kontext an Verpflichtungen (vor allem selbstgesetzte) halten, aber vielleicht wäre es in diesem Fall eher angebracht über neue Standards zu verhandeln anstatt über die Anpassung an veraltete Zahlen.

Eine Notwendigkeit für die Aufstockung des Waffenbestands der Bundeswehr ist nicht zu erkennen (vor allem da sich schon viel durch effektivere Verwaltung ändern ließe). Die 100 Milliarden zu Teilen für Energieunabhängigkeit auszugeben oder dem Entwicklungsministerium zuzuweisen scheint vollkommen legitim. – Max Hoffmann

 

Auch im Artikel „Alles auf Oliv“ von Peter Dausend wird wieder die „Führung“ von Olaf Scholz gefordert. In den Medien sämtlicher Art – in Fernsehnachrichten, Talk-Shows, Zeitungsartikeln usw. – wird der Bundeskanzler ständig mit einer – angeblichen – Führungsschwäche verunglimpft. In einigen Jahren werden wir wohl alle froh darüber sein, einen Bundeskanzler in diesen Zeiten gehabt zu haben, der eben nicht der Meinung ist, die Zukunft zu kennen bzw. alles selbst am besten zu wissen. Und alle hätten das zu akzeptieren. Deutschland hatte bereits einmal einen „Führer“. Mit welchen Ergebnissen! – Rosemarie Hofmann

 

Es gibt kein Sondervermögen, sondern nur eine Sonderverschuldung. Ob sich die Notwendigkeit für unsere Wehrfähigkeit auf 50 Mrd, 100 Mrd oder auf 200 Mrd Verschuldung beläuft, ist bisher nicht neutral und wissenschaftlich untersucht worden. Aufgrund von Schätzungen eine Grundgesetzänderung für den Bundestag zu begründen, erscheint mir in dieser Eile für sehr problematisch und aus meiner Sicht für nicht akzeptabel.

Mit Rüstung und Waffen, also insbesondere mit Kriegen, sollten Aktionäre kein Geld verdienen dürfen, so dass deutsche Rüstungsunternehmen und Waffenlieferanten ausnahmslos von Aktiengesellschaften zu Genossenschaften umgewandelt werden sollten. Das bedeutet vielleicht 30 % mehr Geld für den Wehretat oder alternativ auch 30 % weniger Verschuldung, wenn Aktionäre nicht mehr die Gewinne bei Rüstungsunternehmen und Waffenlieferanten abschöpfen können.

Nur eine generell vorgeschriebene Umwandlung von Rüstungsaktien in Genossenschaftsanteilen ist wert, im Grundgesetz mit einer 2/3 Mehrheit manifestiert zu werden. Zunächst wünsche ich mir eine qualifizierte Diskussion ohne Lobbyinteressen, die zu diesem Ziel führen kann. – Helmut Kähler

 

Früher galt: „Wer die Zeche bestellt der bezahlt sie auch!“ Das waren ganz andere Zeiten. Heute werden 100 Milliarden Euro Sondervermögen also Steuergelder und Schuldenfinanziert für die Ertüchtigung der Bundeswehr getragen von SPD, Grünen, FDP und CDU/CSU zur Verfügung gestellt. Einem schon lange überforderten Bundeswehrbeschaffungsamt und einer Bundesverteidigungsministerin, Frau Lambrecht, die wie man liest und hört sich nur langsam und unwillig in ihr wichtiges Amt einarbeitet. Das ist der Effekt keine Fachleute, sondern Juristinnen und Juristen nach Proporz in Ämter zu hieven die sie nicht ausfüllen wollen oder können. Diese Riesenaufgabe traut man dem Beschaffungsamt und der Ministerin schlichtweg nicht zu. Unbestritten sollte das ganze Geld des Sondervermögens nur und ausschließlich für die Bundeswehr verwendet werden.

Der besorgniserregende Zustand der Armee muss schnell und zielgerichtet (im Gegensatz zum Sturmgewehr) dergestalt geändert werden das die Landesverteidigung und der NATO-Bündnis-Fall zu stemmen sind. Bisher galt offensichtlich: „Täuschen, Tarnen und Verpissen!“ Aber langjährige Versäumnisse sind nur schwer in einem akzeptablen Zeitraum aufzuarbeiten. Damit überhaupt etwas passiert musste dieser menschenverachtende, unselige Ukrainekrieg durch Russland angezettelt werden.

Das ist mehr als Traurig. Wieviel Generationen deutscher Steuerzahler werden diese vielen Milliarden für die Pandemie, den Bankenskandalen (Wirecard, Cum-Ex), den Entlastungen für exorbitante Preissteigerungen und eine verfehlte Außenpolitik (Afghanistan, Mali etc.) zurückzahlen müssen. Wo bleiben die Milliarden gegen Kinder -und Altersarmut, bezahlbaren Wohnraum und für Bildung und Digitalisierung?

Diese Ampelkoalition mit Herrn Lindner als sparsamen Kassenwart und Herrn Scholz als Entschlussfreudigen und kommunikativen Teamchef wird keine der vorhandenen Krisen bewältigen oder gar lösen. Die Ampel hat ganz stark angefangen und dann ganz stark nachgelassen. Diesem neuen Aufbruch wohnt nunmehr der Zauber des Zögerns und der Inkompetenz inne. Die Richtung weist auf Schwarz Grün hin. Macht das Hoffnung? – Felix Bicker

 

Jetzt ist es fix, auch die Union hat diese 100 Milliarden-Ding-Geldspritze für die Bundeswehr mit abgesegnet. Fast alle, die täglich so im Bundestag herumsitzen haben genickt, und schon ist alles bingo! Zwar fehlen dem Staat an allen Ecken und Enden die Geldmitteln, aber was soll´s, wo nichts ist, da kann unser „Staat“, dieses „Nichts“, trotzdem ganz locker vom Hocker, verteilen. Immer wenn der „Staat“ seine Finger mit im (Glücks)Spiel hat, dann streckt sich wahrscheinlich jeder Goldesel aus lauter Freude und vor ungebremstem Übermut und kackt auf Staats-Wunsch freiwillig alles aus, auch wenn es eigentlich gar nichts zum „Kacken“ gibt! – Klaus P. Jaworek

 

Das 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Bundeswehr ist für große Investitionen in Rüstungsvorhaben innerhalb der nächsten zehn Jahre vorgesehen. Parallel dazu muss aber auch die personelle Ausstattung der Truppe mit Soldaten nach Quantität und Qualität erhöht werden, um mit der materiellen Ausstattung Schritt halten zu können. Die derzeitigen personellen Probleme dürften sich noch verstärken. Deshalb muss zusätzlich zum materiellen 10-Jahresplan ein entsprechender personeller Bedarfsdeckungsplan aufgestellt werden.

Dieser sollte neben Neueinstellungen auch eine bundeswehrinterne Personalbereinigung vorsehen, was verfassungsrechtlich geboten ist. Denn in der zivilen Bundes-Wehrverwaltung (siehe Art. 87b Grundgesetz) sind in den zivilen Aufgabenfeldern der Personalbearbeitung der Streitkräfte und der Deckung des materiellen Bedarfs der Streitkräfte an die 7.000 Soldaten auf Beamten- und Angestellten-Dienstposten verfassungswidrig eingesetzt, ohne dafür qualifiziert zu sein.

Mit ihrer durchaus guten militärischen Ausbildung dürfen sie nur in den Streitkräften tätig werden (Art. 87a Grundgesetz). Deshalb sind diese „Wehrverwaltungssoldaten“ über eine Zeitachse zurück in militärische Verwendungen zu überführen. Dass zeitgleich qualifiziertes ziviles Personal in die Bundes-Wehrverwaltung einzustellen ist, versteht sich von selbst. – Bernd Henkel

 


 

 

Leserbriefe zu „Die verspätete Nation“ von Simon Langemann

 

Ich habe selbst 1987 mit dem Thema „Auswirkungen von Fahrpreisänderungen …“ an der Uni Mainz promoviert. Seit Jahr und Tag ist Verkehrswissenschaftlern und -praktikern bewusst, dass Fahrpreissenkungen alleine nichts oder fast nichts bewirken. Entscheidender ist vor allem die Reisezeit. Ist diese unattraktiv, nutzt auch ein Nulltarif nichts. Auch im Verkehrsmittelwahlverhalten gibt es Verhaltenskonstanten, die sich nicht täglich ändern. Momentan scheint die Politik aber wieder einmal das Rad neu erfinden zu wollen: mit einer drastischen Verbilligung der Fahrpreise im Nah- und Regionalverkehr (9-€-Ticket). Hat man die Erfahrungen mit Umweltkarten und dergl. in den 80ern bereits wieder vergessen?

Es mag zwar durchaus Leute mit viel Zeit und wenig Geld geben, die in den Sommermonaten wegen dieses Schnäppchens erstmals oder wieder Busse und Bahnen benutzen, aber: Die meisten Leute, die dieses Ticket nutzen werden, sind bereits Kunden, entweder als Zeitkarten- oder als gelegentiche Einzelkartennutzer. Diese Leute werden sich natürlich freuen, vorübergehend weniger zahlen zu müssen.

Wir werden das Ticket auch kaufen, wenn wir bspw. die Bahn als Zubringer zum Airport München benutzen. Das Ticket wird deshalb hauptsächlich „Mitnahmeeffekte“ (Substitution von Zeitkarten, Einzeltickets und bspw. auch „Bayerntickets“ u. ä.) erzeugen und nur wenige zusätzliche Neukunden generieren. Unterm Strich werden deshalb alle Verkehrsbetriebe dramatische Einnahmeausfälle hinnehmen müssen. Ich erlaube mir deshalb abschließend eine unwissenschaftliche Bewertung: dämlicher geht’s kaum. – Prof. Dr. Willy Frank

 

Haben Sie recht herzlichen Dank für Ihre umfassende Darstellung der katastrophalen Zustände des ÖPNV in Deutschland! Ich möchte Ihnen noch einen Sachverhalte mitteilen, der in diese Geschichte und Ihre Darstellung wunderbar passt: Ich wohne in Hattingen und fahre möglichst wenig mit der Deutschen Bahn, weil ich in 80-90 % der Fälle, in denen ich die Bahn nutze, mit mehr oder weniger gravierenden Problemen zu tun habe:

Das fängt bei geänderten Wagenreihungen oder Gleiswechseln an und geht über teils exorbitante Verspätungen, nicht vorhandene Wagen, für welche man aber eine Sitzplatzreservierunge gebucht hatte, defekte Klimaanlagen, die dazu führen, dass man selbst bei Außentemperaturen von nur um die 17-19°C gegrillt wird, fehlende Informationen der Fahrgäste bei Verspätungen, Zugausfällen bis hin zu dem Ereignis, das mich am vergangen Wochenende ereilte.

Ich versuche in der Tat, vermehrt das Auto stehen zu lassen und z. B. auf das Fahrrad (E-Bike) zurückzugreifen – mein Mann und ich leisten uns auch nur noch ein gemeinsames Auto. Ich hatte am 21.5. eine Generalprobe mit meinem Chor in Essen und am 22.5. ein Konzert. Da die Verbindung mit der S3 (Hattingen – Oberhausen über Essen) eigentlich zeitlich okay ist (vom Preis von 6 Euro für die einfache Fahrt, ca. 20 km, 22 Minuten Fahrzeit einmal abgesehen!), hatte ich mir vorgenommen, mit der Bahn zu fahren.

Da man ja immer mit Zugausfällen und erheblichen Verspätungen rechnen muss, hatte ich mir eine Bahn früher als unbedingt notwendig herausgesucht (das mache ich grundsätzlich so, weil man sonst im Zeifelsfall die Anschlüsse zu den Fernzügen nicht erreicht). Ich kam also am S-Bahnhof an, habe dann oberirdisch (weil unterirdisch kein ausreichender Datennetzempfang) mein Handy-Ticket entwertet, bin die Treppe zum Bahnsteig hinuntergelaufen und wunderte mich bereits, dass die Bahn dort nicht stand, als ich das Laufband las: „Dieser Zug fällt heute wegen Personalmangel aus“ – nun, dachte ich, dann kannst du ja evtl. den nächsten Zug nehmen (30 Minuten später!), dann kommst du zwar ein paar Minunten zu spät, aber meist biginnt die Probe nicht ganz pünktlich.

Ich habe dann in der Handy-APP geschaut, was für die nächste Bahn angegeben ist und durfte mich über die Nachricht wundern, dass auch diese Bahnd wegen Personalmangels ausfallen würde. Damit war erstens mein guter Vorsatz zunichte gemacht und zweitens hatte ich ein Ticket bezahlt, das ich nicht nutzen konnte. Ich bin dann schnell nach Hause gelaufen, habe mich ins Auto gesetzt und bin mit dem Pkw nach Essen gefahren.

Die weitere Recherche hat dann ergeben, dass die S3 das gesamte Wochenende nicht fuhr! Am nächsten Tag, musste ich also auch mit dem Auto fahren und unser Schwiegersohn (4-köpfige Familie mit ebenfalls „nur“ einem Auto) erzählte zufällig morgens, dass er vorhabe nachmittags zu seinem Konzert (er spielt in einem Blasorchester, welches zufällig auch sonntags ein Konzert gab) mit der Bahn zu fahren. Unsere Tochter benötigte das Auto, um die Kinder zum Schwimmkurs zu bringen. Dann haben wir ihn erst einmal darüber aufgeklärt, dass die Bahn nicht führe.

Lösung: Ich habe unseren Schwiegersohn mittags nach Essen-Kupferdreh gefahren, damit er dort mit einer anderen S-Bahn nach Essen Hbf fahren konnte (ich war ca. 40 Minuten unterwegs), nachmittags bin ich dann wie oben bereits dargestellt, selbst auch mit dem Auto gefahren. Insgesamt bin ich also an diesem Wochenende ca. 100 km mit dem Auto gefahren, allein weil eine S-Bahn-Linie einfach eingestellt worden war. Darüber hinaus habe ich mich gemeldet und die Erstattung des Tickets gefordert. Ich erhielt darauf eine Antwort-Mail (ich glaube vom VRR), darin wurde ich darüber informiert, dass ich hierfür die offizielle Seite der DB aufrufen und einen Vordruck ausfüllen müsse, mit dem ich den Ersatz des Tickets anfordern könne.

Heißt: Zu den zeitlichen und finanziellen Verlusten durch den Ausfall der Bahn sollte ich mich nun auch noch hinsetzen und mir im Internet das entsprechende Formular heraussuchen und ausfüllen (Fahrgastrechteformular). Das habe ich sogar getan. Fazit: das Formular konnte man soweit ausfüllen, aber Datum und Unterschrift mussten analog eingetragen werden, also ausdrucken, unterschreiben und dann entweder einscannen und via Mail oder auf dem Postweg (85 Cent) wegschicken. Zudem wurde gefordert, dass man den Originalbeleg (Ticket) beizuügen habe – wie soll das bei einem Online-Ticket des Verkehrsverbundes gehen?????

Ich habe schlussendlich aufgegeben – mein Ärger und Frust sind jedoch rieisig!!!!!!! Ich habe zu meinem Mann gesagt: Bevor wir hier gezwungen werden unser Haus zu dämmen (wofür uns schlicht und ergreifend die finanziellen Mittel fehlen) oder eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach zu setzen (wir planen eine Solarthermie-Anlage) soll die Politik doch bitte zunächst einmal dafür sorgen, dass der ÖPNV a) funktioniert und b) bezahlbar ist. Wenn eine Zugfahrt hin- und zurück im Nahverkehr für insgesamt ca. 40 km und eine Dauer von 50 Minuten (Hin und Rückweg) 12 Euro kostet und die Taktung – auch Werktags – 30 Minuten beträgt – und zwar in einem Ballungsraum, wie dem Ruhrgebiet, wozu Hattingen gehört, dann ist das inakzeptabel.

Die Bahn fuhr bis vor ca. 3 Jahren alle 20 Minuten, dann hat man die Änderung und Anpassung der Taktzeiten als großen Fortschritt verkauft und gefeiert, die Anbindung an den Rhein-Ruhr-Express solle gewährleistet werden und im Zuge dessen wurde die Taktung, die von Essen nach Oberhausen auf 15 Minuten verbessert wurde, für den Streckenabschnitte Hattingen-Essen auf 30 Minuten „verbessert“! Da kommt Freude auf.

Der ÖPNV ist nur dann akzeptabel, wenn zumindest im großstädtischen Raum, die Taktung 10 Minuten nicht überschreitet und zudem die Verkehrsmittel auch zuverläassig fahren. Dass man sich schon daran gewöhnt hat, vorsichtshalber einen Zug früher zu nehmen (30 Minuten!) spricht ja schon Bände! Insofern möchte ich mich noch einmal herzlich für Ihren Artikel bedanken und würde es sehr(!) begrüßen, wenn Sie sich für eine Beseitigung der Missstände einsetzen würden. – Karin Klauke

 

Der Artikel ist toll geschrieben – die Lage ist leider so wie dargelegt. Und Duisburg ist kein Einzelfall. Kenn Sie Altenbeken? Ich bin 57 Jahre – Grüne Partei – habe in der Frankfurter City und in HH Altona gearbeitet – Pendelei mit BahnCard 100 und dem ICE – in Hamburg und Frankfurt, da ist das Netz wirklich gut – bei der Strecke ist BC100 auch eher günstig – und der ICE auch recht zuverlässig. Das Auto ist hier keine sinnvolle Alternative.

Seit 3 Jahren hat das leider ein Ende – und ich sehe hier in Frankfurt immer wieder Zugausfälle – es ist einfach nicht verlässlich – die Verbindungen sehr langsam – der RMV ist einfach teuer. Wenn man wirklich auf das Land geht, dann hilft nur Geduld – wie auf der Mitfahrbank. Haben Sie Ideen, wie wir aus dem Loch rauskommen? Ich zweifele auch schon an meinen grünen Freunden – so durchdacht ist €9 / Ticket wirklich nicht. – Stephan Siegel

 

Die Reisestudie von Simon Langemann hat mir viel Spaß gemacht. Es lag vermutlich auch daran, dass ich letzte Woche eine Bahnreise bewältigte, die sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückfahrt mit mehreren Umstiegen und 2 Stunden Verspätung endete. Gebucht war die Fahrt von Bad Rappenau im Landkreis Heilbronn nach Wernigerode im Harz. Die schwäbische Großstadt Heilbronn hat keinen ICE Anschluss, was nicht schlimm ist: ich nehme den ICE ab Mannheim.

Es sollten 6 Std Fahrt mit 3 Umstiegen sein. Allerdings verspätete sich der Zug in Göttingen, was exakt 2 Std Wartezeit auf den Anschluss nach Goslar und später Wernigerode bedeutete. Aber als Seniorin verfüge ich über Zeit und konnte diese sogar im Bahnhofscafe´ verbringen. Anstrengend wurde die Rückfahrt. Da waren 4 Umstiege geplant. Bereits der 1. Zug kam mit Verspätung in Goslar an. Vielleicht schaffen wir den Umstieg, wenn wir auf demselben Bahnsteig umsteigen können?

Große Erleichterung: der Zug nach Göttingen stand tatsächlich noch auf dem gegenüberliegenden Gleis. Ganz schnell ausgestiegen – um dann zu sehen, wie der Zug langsam an uns vorbei aus dem Bahnhof rollte. Fassungsloses Staunen. Da fehlte offensichtlich der „Anschlussicherer“. 40 Minuten später bestiegen wir eine Regionalbahn zu einem Zwischenumstieg auf dem Weg nach Göttingen, einem sog Bahnknotenpunkt namens Kreiensen.

Ein Ort mit geschlossenem Bahnhof ohne jede Infrastruktur. Störend, dass das einzige WC im Regionalzug wegen Störung vorher schon geschlossen war. Wir mussten jetzt 1 Stunde auf diesem sog Bahnhof, durch den diverse Güterzüge donnerten, immerhin, unsere Ausdauer beweisen. Als frühere Pfadfinderin fand ich immerhin ein paar Büsche im Randbereich für das dringendste Bedürfnis. Endlich in Göttingen angekommen, spurtete ich zum ICE nach Mannheim, der tatsächlich einige Minuten gewartet hatte!

Mit 2 weiteren Umstiegen kam ich 2 Stunden verspätet, aber unverletzt, in meinem Heimatort an. Ich kann jetzt mithilfe 2er Formulare eine Entschädigung von 50% des Fahrpreises bei der Bahn beantragen. Besonders erfreut bin ich aber, dass ich die nächsten 3 Monate keinen Zug besteigen muss. Das Chaos stelle ich mir unerfreulich vor. – Christine Schlieter

 

Sie schreiben in Ihrem Beitrag, dass es unfair, aber manchmal notwendig ist, sich die Schwachstellen herauszupicken, um auf Herausforderungen aufmerksam zu machen. Vielleicht moechten Sie auch einmal ueber die Herausforderung schreiben, die Zeit im Kindle-Format mit Abbildungen und als solche markierten Zwischenueberschriften zu liefern? Seit Anfang 2021 enthaelt die Kindle-Ausgabe weder Fotos noch Grafiken (siehe Abbildungen1/2) noch sind Zwischenueberschriften als solche markiert (text.jpg), was manchmal zu ziemlicher Verwirrung fuehrt. Auf mehrmalige Nachfragen bei den entsprechenden Abteilungen der Zeit erhielt ich immer wieder die Antwort, dass daran gearbeitet wuerde. Nach 16 Monaten bin ich der Nachfragen muede und frage ich mich, wieviel Verspaetung die Zeit als angemessen empfindet. – Sabine Moehler

 

Eine Bahnerfolgsgeschichte. Gab es eine Firma mit ca. 200 Angestellten, deren Sitz an einen entfernteren OT der großen Stadt verlegt wurde. Es gab dorthin mehrere Möglichkeiten zum Arbeitsplatz, Buslinnien, die aber länger brauchten, guten Autobahnanschluß und noch ein Restmodell DB, mit ca. 5 minütiger Fahrdauer einem kleinen Bahnhpofund mit einem längeren offiziellen Weg (ca. 15 Minuten) in ein angrenzendes riisig neu erstandenes Gewerbegebiet. Es dauerte nicht lange bis eine Handvoll Aarbeeitnehmer die eingleisige Strecke verbotnerweise aber gefahrlos überquerten und einen kleinen Abhang nutzend, denn doch erheblich schneller den Arbeitsplatz erreichten.

Die DB stellte die Strecke ein, dafür übernahm eine Privatbahn, Fahrzeit alle Szunde. Um den AAbhang begehbarer zu machen vergnügten sich in der Mittagspause die Handvoll Nutzer indem sie schotter sammelten und den Weg etwas besser ausstatteten. Mittlerweile hatte es sich auch bein anderen Arbeitnhemern die Abkürzung herumgesprochen. Es wurden zunehmend mehr , immer noch entgegen jeglicher Genehmigung. Und von der Privatbahn mehr oder weniger zur Kenntnis genommen(ein besonders netter Fahrzeugführer wurde auch mal mit einer Frühstückstütre belohnt). Weil es nun aber zu Bberufsnutzungszeiten zu mehr Ausnutzung kam , auch der ursprüngliche Trampelpfad immer breiter getrampelt wurden dann auchhalbstündlich zu Hauptpendelzeiten Züge eingesetzt.

Inzwischen nach ca. 20 Jahren ist es eine bestens aaugelastete Strecke auch als Zubringer an eine noch stärker ausgenutzte Pendelstrecke. Was beweist, wo ein (auch zunächst unerschrockener ) Wille ist, kann auch ein Weg entstehen. Leider kann ich aus strafrechtlichen GRünden zunächst mal den Ort nicht nennen. aber es macht einem immer noch Freude zu wissen dass man doch mal was bewegen konnte im sonst so trägen ÖPNV. Vpon einer jetzt ca. 77-jährigen nur (leider)ÖPNV -Nutzerin, die immer noch nicht einmal Auto fahren kann.

P.S.: Aber grundsätzlich zu dem Thema. Ich glaube nicht dass nach den 3 Monaten mehr Pendler oder anderweitig Nutzende generell den ÖPNV mehr oder überhaupt nutzen und auf das Auto verzichten, weil sie jetzt gute Gelegenheit haben die Tücken ddieses Systems kennenzulernen. Die Millionen hätte man besser in gezielte Verbesserungsmaßnahmen stecken sollen. Und zum Winter hin wird dieses marode System dann ja auch noch weniger Nutzerfreundlich weil die Bahn eben nicht wie mal so großspurig bei jedem Wetter fährt: Und das aus jahrzehntelanger auch leidvoller Erfahrung einer (leider) nur ÖPNV-Nutzerin. – Geelke Braun

 

Ich bin ja immer noch verblüfft, wie konsequent die ZEIT von einer Woche zur anderen den Aufbau ihrer Artikel geändert hat: vom Fakten sammeln über das Fakten gewichten hin zur begründeten Meinung des Autors dazu – hin zu „human interest“-Geschichten. Wenn die exemplarisch sind oder doch wenigstens sein könnten, kann meine Teilnahme an diesen Schicksalen das Thema viel spannender machen – wenn ich aber wahllos mit anderen Menschen rede, die auch den ÖPNV benutzen, eher nicht. Über das ÖPNV-Angebot im Bereich entscheiden die Kreistage bzw in den Großstädten der Stadtrat. Wussten Sie das? Also wird jeder Kämmerer überprüfen, ob er bei dieser Bundesinitiative plus machen kann – und schrecklich jammern, wenn es ihm zu wenig erscheint. Über Fahrtrouten, Taktzeiten, Haltestellen usw entscheidet also der Kreistag, der dafür aber natürlich eine wohldurchdachte und anscheinend gut begründete Beschlussvorlage bekommt. Aber damit geht es erst los, denn bei der Höhe der Beträge muss diese Transportaufgabe dann europaweit ausgeschrieben werden, damit auch ein spanischer Busunternehmer sich beteiligen könnte.

Während meiner Zeit im EN-Kreistag hatten wir mal ein Beratungsunternehmen zugezogen, um uns etwas schlauer zu machen. Zusammenfassend sagte der Referent: in 40-60% der Transportvorgänge sei der ÖPNV wettbewerbsfähig mit dem eigenen Auto, denn einen Kühlschrank hat man nicht jeden Tag zu befördern. Die Menschen verzichten auf die Fahrt im eigenen Auto aber nur, wenn es gar nicht anders geht – z.B., wenn es gerade in der Werkstatt ist.

Darum kommt es bei der Verlagerung des Transportangebots in Richtung ÖPNV überhaupt nicht darauf an, noch mehr leere Busse an noch mehr Haltestellen halten zu lassen, sondern allein auf eine ÖPNV-Werbekampagne, die wirkt. Bei dieser allerdings erwarte ich, schon wegen ihrer zeitlichen Begrenzung, allenfalls einen gewissen Mitnahmeeffekt, aber keine bleibende Verhaltensänderung – und würde mich freuen, wenn ich Unrecht hätte. Bitte: doch wenigstens ab und zu einen kleien Rückfall in die alten Analysen! – Bernhard Hecker

 

Mit dem 9-Euro-Ticket einfach querbeet durch die deutschen Landen zuckeln! Mit diesem fadenscheiniger Angebot will die Ampelregierung ihr pandemiemüdes Wahlvolk wieder zu neuem Lebensmut verhelfen. Einen gewichtigen Haken hat die Sache dann doch, denn in Bus und Bahn gilt weiterhin eine FFP2-Maskentragepflicht. Da bleibt einem doch glatt die Spucke weg; aber so kann man wenigsten auch den gehamsterten Maskenberg etwas abbauen. – Klaus P. Jaworek

 

Die schnellsten Verbindungen sind nicht die schönsten: Tunnel – Brücke – Schall- und Sichtschutzwände – Tunnel …. Ich lese gerade ein wunderbares Buch über die schönsten Strecken, auch kleinere, und Bahnhöfe: Jaroslav Rudis: Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen von 2022. Mit dem Buch werde ich in den nächsten Monaten unterwegs sein. – Annette Heinbokel

 

Mit Erschrecken musste ich feststellen, dass der Kaiserstuhl und der Schwarzwald es auf Seite 3 der ZEIT geschafft haben. Nicht mit einer Werbebotschaft für die schöne Region, sondern mit einer berechtigterweise schonungslosen Darstellung der Ignoranz und der Planungs- und Umsetzungsfehler vieler Beteiligter aus Politik und Wirtschaft. Die Streckenauslegung der S1 erfolgte entgegen der Empfehlung von Verkehrsexperten mit nur wenigen zweigleisigen Abschnitten. Verspätungen und Ausfälle waren und sind vorprogrammiert.

Leider stellt sich die Lage in der Realität noch weitaus düsterer dar als in Ihrem Artikel geschildert. Neben allen technischen Unzulänglichkeiten lassen insbesondere die Fahrgastinformationen auch über 2 Jahre nach der Streckeninbetriebnahme oft sehr zu wünschen übrig. Als Beispiel hier gerne die nachgerüsteten Anzeigetafeln vom Bötzinger Bahnhof. Glücklicherweise hatte der Zug (anders als dort angezeigt, d. Red.) keine 11 Stunden Verspätung.

Die Antworten auf entsprechende Anfragen oder Beschwerden bei der Deutschen Bahn AG oder beim baden-württembergischen Verkehrsministerium lassen nur den Schluss zu, dass die Verantwortlichen den öffentlichen Nahverkehr und insbesondere die S1 nicht als regelmäßiges Verkehrsmittel nutzen. Eine Erreichung der Klimaziele mit Unterstützung durch einen ökologischen und sozialen Personennahverkehr wird mit der S1 aktuell in keiner Weise gefördert. – Jochen Staiger

 

Was hab ich gelacht bei der Lektüre! Allerdings ein schmerzverzerrtes Lachen. Ich konnte es nicht glauben, dass es in unserem Land immer noch jemand gibt, der an das Gute im ÖPNV glaubt. Wenigstens hat er die Situation mal glasklar angesprochen. Ich bin im flachen fränkischen Hinterland aufgewachsen, 20 km vom Gymnasium entfernt. Um das Internat für mich und meine zwei Geschwister zu vermeiden, hat es eines ausgeklügelten Plans privater Initiativen und eines außerordentlichen Organisationstalents aller Beteiligter bedurft.

ÖPNV bedeutete damals vor über 50 Jahren und heute immer noch (!): Morgens fährt ein Omnibus um 6Uhr in die Stadt und abends nach 18Uhr zurück aufs Land. Aber er fährt riesige Umwege und hält an jeder Milchkanne !! Das macht Bock! Zahlen: Mit dem Auto brauche ich heute in diese Stadt 25 Minuten. Mit dem ÖPNV 140 Minuten (2h 20 min)! Und natürlich gibt es nur wenige Fahrten pro Tag, vor allem morgens und abends.

Und heute erklärt uns eine voluminöse Endzwanzigerin, die nicht mal in der Lage ist, ein Studium zu Ende zu führen, wie Mobilität aussehen soll und muss. Diese Leute leben in Städten und ihr Horizont reicht bis genau an die Stadtgrenze. Da endet ihre „Mobilitäts-Erdscheibe“! Gleichzeitig wird noch nachgeplappert, wieviel Sprit man mit einem Tempolimit sparen kann. Meine Beobachtung ist, dass der potentielle und vielfach angesprochene Spareffekt aus für mich vollkommen undurchsichtiger Berechnung zumindest auf der Autobahn nicht eintreten kann, weil bereits heute viele Autofahrer „freiwillig“ sehr restriktiv fahren, um Sprit zu sparen.

Also priorisieren sie Lastenräder und hassen und verbannen den Individualverkehr mittels Autos. Was dabei vergessen wird, ist nicht nur, dass die Autofahrer jede Menge Kfz-Steuer für die Benutzung der Straßen bezahlen, sondern auch (das hat Langemann nicht explizit erwähnt), dass im ÖPNV u.U. vom Sitz erst Kaugummi entfernt werden muss oder die Sitze allgemein erst gesäubert werden müssen, bevor man sich setzen kann. Danach fallen Belästigung durch zu laute Unterhaltung und/oder Handytelefonate an, Belästigung und evtl. Bedrohung durch sturzbetrunkene Fußballfans, derer man sich nicht erwehren kann, bis zur rohen oder sogar terroristischen Gewalt, bei der man sein Leben aufs Spiel setzt. Alle weiteren zusätzlichen Zumutungen des ÖPNV hat Langemann vollkommen korrekt geschildert.

Alle aktuell politisch Verantwortlichen haben keine attraktiven weil vollwertigen Konzepte für die Mobilität der Landbevölkerung. Das Lastenrad ist am Land keine Lösung (Jeder weiß es, und ich traue mich, es hier zu sagen.). Von Lastenrad-Piloten mit Arthrose, anderweitigen Handicaps oder im hohen Alter will ich gar nicht sprechen. Das einzige, was der Politik heute einfällt, ist, die Benutzung des Autos unattraktiver zu machen durch Behinderung (weniger Parkplätze) und höhere Ausgaben für den Halter. Das geht bis zur Stadtmaut. Dabei wird vergessen, dass ich ausschließlich in die Stadt fahre, um dort Umsatz zu machen. Selbst der Besuch einer Gaststätte bedeutet einen Gewinn für die Stadt.

Die Landbewohner stellen meines Wissens mindestens die Hälfte der Bevölkerung dar. Viele dieser Menschen pendeln aktuell und bleiben aufs Auto angewiesen. Aus Höflichkeit und vielleicht auch manchmal eingeredeter Scham äußert sich diese schweigende Mehrheit nicht öffentlich, um den grünen shitstorm zu vermeiden und ihre Mobilität und ihre Arbeitsplätze nicht zu verlieren. Es kann doch nicht gewollt sein, dass diese gesamte Menge an Menschen in die Stadt zieht und dort die Immobilienpreise und Mieten explodieren lässt?

Andere wichtige Aspekte der Mobilität, die uns von sehr viel Lärm, Stress, CO2 und Belastung durch Feinstaub verschonen würde, bleiben unangetastet: Güterverkehr auf die Schiene! Dazu ist bereits alles gesagt. Ich höre aber immer nur, wie es nicht geht. Wahrscheinlich benötigt man dazu ein abgeschlossenes Studium. Mein Vorschlag ist (und der ist ernst gemeint): Man hole sich Elon Musk. Ich vermute, dann gibt es in kurzer Zeit eine gute Lösung. – Christoph Thienel

 

Das Problem beim ÖPNV sind einerseits die Preise -eine Bahnfahrt in die Nachbarstadt ist so teuer, das ich selbst bei den hohen Benzinpreisen mit dem Auto dreimal hin und her fahren könnte. Viel schlimmer ist jedoch Busfahren. Die Streckenführung und die Anschlußmöglichkeiten sind katastrophal. Für eine Autostrecke von ca. 25 Minuten bin ich zwei Stunden unterwegs. Da vorgestern ein Bus gar nicht erst kam, war ich für einen Zweistundentermin hin und zurück acht Stunden unterwegs.

Eine Autofahrt von 15 Minuten dauert mit dem Bus 40 Minuten – und der nennt sich dann höhnischerweise auch noch Schnellbus. Dann kommt er genau zwei Minuten nach Abfahrt eines Anschlußbusses an- hatte s geschafft an der dritten Haltestelle nach Startpunkt schon fünf Minuten Verspätung zu haben. Mein Fazit: jeder Mensch mit Auto, der auf den ÖPNV umsteigt muß komplett verrückt sein. – Eva Tophoven

 

Spontan fallen mir nur 2 Länder mit hervorragendem Eisenbahnnetz ein: die Schweiz und Japan. In beiden fördert der Staat das Netz mit hohem Zuschüsse, aber noch wichtiger scheint mir die Haltung der Bevölkerung: Schweitzer und Japaner lieben ihre Eisenbahn, der „Deutsche“ liebt sein Auto. – Peter Pielmeier

 


 

 

Leserbriefe zu „Männer wie wir“ von Peter Dausend und Tina Hildebrandt

 

Ich bin nun schon seit über 20 Jahren Abonnent der ZEIT. Und ja, es gab Phasen, in denen ich dachte: So, nun ist es genug, ich kündige das Abo. Einmal, weil ich meinte, dass mir die Berichterstattung zu sehr in den ökosozialen Mainstream abdriftet, dann wieder, weil ich glaubte, dass – vor allem während der Flüchtlingskrise 2015/16 – ein allzu ethnoliberaler/multikultureller Zeitgeist die Redaktion erfasst habe. Aber nein, dem ist nicht so! Ich bin immer noch ein treuer und eifriger Leser der ZEIT, weil ich sehe und es zu schätzen weiß, dass Ihre Zeitung immer wieder – und auch dann, wenn man es am wenigsten erwartet – unterschiedlichsten Meinungen, Ansichten, Analysen und Deutungen ein Forum bietet und damit im wahrsten Sinne des Wortes zur Meinungsbildung beiträgt.

Im Besonderen beziehe ich mich hierbei auf den in Ausgabe 22 erschienen Beitrag über das sehr gelungene und erhellende Psychogramm über die Männerfreundschaft zwischen Schröder und Putin („Männer wie wir“) sowie – in selbiger Ausgabe – über den differenzierenden Überblick, wie andere Weltregionen auf die Ukraine-Krise blicken („Putin? Gar nicht so übel!“). Das ist und bleibt gelebte Medien-Demokratie, und dafür bin ich der ZEIT nach wie vor dankbar! Gerade in Zeiten wie diesen. – Frank Gellert

 

Der Versuch, mit einem eigentlich unwichtigen Detail zu versuchen, die Glaubwürdigkeit zu erhöhen, mag ein journalistischer Kniff sein. Dass Franz Müntefering seine klugen Gedanken zur Männerfreundschaft mit einer Olympia-Schreibmaschine geschrieben haben soll, Ist aber eher unwahrscheinlich, falls er nicht Sammler alter Schreibmaschinen ist. Denn die legendären Erika-Papiere waren natürlich nach dem von Müntefering verwendeten Schreibmaschinentyp benannt. Gerne hätte ich jetzt geschrieben, dass ich diese kleine Bemerkung mit meiner „Adler“ getippt habe. Stimmt aber nicht, es war das Smartphone. – Dr. Dietrich Tamm

 

Wieso das Gerede über Schröder, auch wenn es sicher ein paar Leser gibt, die sich dazu ihr Hirn zermürben? Ernsthaft – an Männerfreundschaften in Wirtschaft und Politik glauben nun wirklich wohl nur noch Frauen, dabei ist es doch soo einfach. Wie sein Abgang schon zeigte, war er halt doch kein so toller Hecht, zu dem er immer stilisiert wurde, sondern spielte bloß den „Schröder“. Den Macht- und Bedeutungsverlust hat er nicht verkraftet und alles versucht um wieder eine wichtige Rolle zu spielen. Putin benutzt ihn und es scheint nicht schwierig zu sein.

Wenn Schröder einerseits noch bei klarem Verstand ist, wissen Putin und seine russischen Mätressen offensichtlich was über ihn, was ihm noch peinlicher sein muss als die aktuelle Rolle. Oder er wird von den Russen doch ernsthaft bedroht, so ein Herzinfarkt ist in seinem Alter leicht möglich. Andernfalls hat er ein bisschen Mitleid verdient, aber keinen zweiseitigen bebilderten Artikel, diese Seiten hätte Interessanteres verdient. – Dieter-Josef Walter

 

Kurt Tucholski hat in seinem Gedicht „ An einen Bonzen“ 1928 die Veränderung des Charakters eines Genossen der SPD schon damals treffend beschrieben. Mir hat dieses Gedicht schon immer gut gefallen, es entspricht so oft der Realität, nicht erst heute. – Heidi Nemetschek

 

Vor einiger Zeit wurde in einer TV-Sendung Putin charakterisier wie er die Menschen beurteilt. Er unterscheidet zwischen Freunde die für ihn sind – unverbrüchliche Freundschaft über alles. Feinden die gegen ihn sind. Sie werden mit allen Mittel bekämpft. Und am schlimmsten Verräter-die sich gegen ihn gewand haben.Sie werden mit allen Mitteln (Geheimdienstmethoden)über den ganzen Erdball verfolgt und gerichtet. Wenn Schröder gegen ihn aussagt verliert er seinen Reichtum und ist seines Lebens nicht mehr sicher. Da nützen alle Bodygards nichts,die er dann sowieso nicht mehr bezahlen kann. Also sitzt er im goldenen Käfig. Bei aller Alterssturheit und Uneinsichtigkeit. – Horst Tiator

 

Die Gründe, warum jemand zum Verbrecher wurde, sind vielleicht für einen Gutachter der Verteidigung wichtig, um vor Gericht mildernde Umstände zu begründen. Was mich interessiert, ist die Frage, warum die Sozialdemokraten über Jahre den heutigen Faschistenfreund Schröder hofiert haben. Schröder hat Deutschland immer nur geschadet und die Sozialdemokratie verachtet. Er hat insbesondere den typischen Wählern geschadet und eine Politik ausschließlich für Reiche und Superreiche gemacht. Und immer dieses Märchen, dass Schröder Deutschland aus dem Irak-Krieg herausgehalten habe. Schröder hat Auslandseinsätze und damit die Beteiligung Deutschlands an Kriegen erst möglich gemacht.

Das gab es vor Schröder nicht. Was mich auch interessiert, wann wird Schröder für die öffentliche und nicht-öffentliche Unterstützung des Angriffs auf die Ukraine vor Gericht gestellt. Warum kuschen die SPDler derartig? Was weiß Putin über diese Leute? Und zu dem Fensterkitt: Das ist eine Metapher, man darf das nicht wörtlich nehmen. Wenn jemand den Nachbarn die Scheiben einschmeißt, dann ist dieser ein Asozialer und wird zurecht verachtet. Schröder war schon als Kind kein guter Mensch. Mehr belegt diese Geschichte nicht. Schröder hat nicht Verständnis sondern Verachtung verdient. – Christian Fahn

 

Der Artikel in der Ausgabe vom 25.05.2022 zeigt, dass in plebeszitären Demokratien Narzissen ihre Chancen nutzen können. Charaktere wie Schröder, Putin oder auch Erdogan , Trump etc. sind in solchen Staatsformen in der Lage die Mehrheiten hinter sich zu bringen und später für eigene Zwecke zu mißbrauchen. Man erkennt hier die Grenzen der Demokratie, die aber leider nicht zu verhindern sind. Am Ende führt die Macht des Proletariats zu Unruhen und Zusammenbrüchen. Danach werden die Werte der Demokratie wieder belebt. Es scheint wohl ein natürlicher Kreislauf zu sein. – Tino Martin Marling

 

Der arme Wladimir Putin!? Jedesmal wenn sein „Busenfreund Gerhard“ zu Besuch zum Familienessen kommt, hat er eine jedesmal eine andere (Ehe)Frau dabei. Ist sich eigentlich Gerhard Schröder bewusst, dass er mit diesen Besuchen in Russland seinen lupenreinen Freund, den Demokraten oder war es doch der Diktator, ich weiß es wirklich nicht!?…diesen damit sehr nahe an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringen könnte!? Trotzdem wünsche ich beiden Herren plus Damen & Co. einen guten Appetit und Mahlzeit! – Klaus P. Jaworek

 

In dem Artikel steht: „Niemand wäre damals [gemeint ist 2004] auf die Idee gekommen, Putin bedrohlich zu finden.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte Putin bereits mit aller Brutalität den Zweiten Tschetschenienkrieg (vgl. u. a. https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/297700/vor-20-jahren-zweiter-tschetschenienkrieg/) führen lassen, der offenbar die Blaupause für den Angriffskrieg auf die Ukraine bilden sollte. Der Angriffskrieg gegen Tschetschenien wurde mit angeblichen Anschlägen von Tschetschenen auf zivile Wohnhäuser in Russland, bei der hunderte Menschen starben, gerechtfertigt.

Inzwischen darf wohl als ziemlich sicher gelten, dass Putin selbst diese Anschläge vom russischen Inlandsgeheimdienst hat ausführen lassen (https://taz.de/Ex-Geheimdienstler-ueber-Anschlaege-von-1999/!5156001/), um einen Kriegsgrund vorweisen zu können. Putin war also schon damals ein eiskalter und brutaler Täuscher, Lügner und Mörder – sogar der eigenen Bevölkerung. Hat der BND das 2004 nicht gewusst oder hat er den damaligen Bundeskanzler Schröder nicht darüber informiert oder hat Herr Schröder die Warnungen in den Wind geschlagen? Vielleicht wäre das einmal eine Recherche wert. – Dr. Ulrich Willmes

 

Die zwei Artikel „Männer wie wir“ und „Ein Familienessen“ zeigen deutlich, woran es Putin und Schröder mangelt: Respekt vor dem Mitmenschen, Respekt vor der kreatürlichen Vielfalt. Beide zeichnet aus: eine egomanische Fixierung auf ihre eigenen persönlichen Ziele und die Instrumentalisierung alles und jeden dafür. Diese Charaktereigenschaften scheinen offensichtlich auch durch ihre Herkunft und ihren kindlichen Werdegang gefördert und geformt worden zu sein. Sie haben sich als von der Mehrheitsgesellschaft Missachtete, Übervorteilte und Instrumentalisierte erlebt und sich fest vorgenommen, von dieser Seite der „Verlierer“ zur Seite der „Gewinner“ zu wechseln.

Die Respektlosigkeit, die sie selbst erlebt haben, haben sie derart verinnerlicht, dass sie nun ohne jeden Respekt, ohne Rücksicht auf andere ihre Ziele verfolgen. Schröder war nie ein wirklicher Sozialdemokrat. Die beiden Elemente „sozial“ und „demokratisch“ sind und waren ihm zutiefst frend. Sie würden Respekt vor den Mitmenschen, vor den Andersdenkenden erfordern, nicht Ausbeutung, nicht Übervorteilung. Seine abgrundtiefe Respektlosigkeit und egmonaische Selbstüberhöhung zeigte Schröder öffentlich im Fernsehen am Wahlabend 2005 gegenüber der Wahlgewinnerin Frau Merkel. Ob er nicht lieber in die AFD wechseln mag, die „Ausbildungsstätte für Despoten“? Man hüte sich vor solchen Menschen!!! – Sibrand Basa

 

Nirgendwo scheint die Hypothese durch, dass die Treue Schröders zu Putin in Wirklichkeit Angst sein könnte. Schröder weiß wie jeder andere auch, dass viele Leichen Putins Weg pflastern und dass der Herrscher im Kreml Verräter rücksichtslos bestraft, seien sie Oppositionelle, gefährlich werdende Weggenossen oder übermütige Oligarchen. Ist es nicht möglich, dass der Exkanzler unter dem Damoklesschwert lebt, bei einer kritischen Distanzierung von seinem früheren Kumpel beseitigt zu werden, oder Opfer eines fingierten Suizids zu werden wie viele Oligarchen in letzter Zeit, mit einer Kugel oder einer Portion Novatschok entsorgt zu werden? – Dr. Klaus Cordes

 


 

 

Leserbriefe zu „Putin? Gar nicht so übel!“ von Lea Frehse und Xifan Yang

 

Reden wir von der menschengemachte oder geophysikalischen Weltordnung? … Die Summe unserer geophysikalischen Transfers destabilisieren das Ökosystem; und lösten eine sich selbstverstärkende Abwärtsspirale aus. Dadurch wurde die Eintrittswahrscheinlichkeit von Risikofaktoren, wie Pademien, Umweltschäden, Hungersnöte und Kriege erhöht. … Der Angriffskrieg auf die Ukraine ist nur eine weitere Station abwärts. … Da der Kollaps vom Ökosystem das größte Übel ist, wird ein Dritter Weltkrieg möglich und sogar der Einsatz von Atomwaffen verliert seine Abschreckung.

Nach der Wende89 glaubten wir an einem Sieg von Demokratie & Marktwirtschaft. … Leider stellten wir nie unsere wirtschaftliche Axiome infrage, um uns weiterzuentwickeln. Daher sind wir auch Blind für evolutionäres Wachstum; und die Wirkmacht geophysikalischer Transfers auf den Planeten. … Geophysiker sprechen schon vom Anthropozän, wo der Mensch seine planetarische Umwelt als maßgebender Faktor gestaltet. … Allerdings zerstören wir derzeit unsere Existenzgrundlagen.

Hoffen wir, dass die Abwärtsspirale in eine neue Weltwirtschaftsordnung für die Realwirtschaft mündet, um die geophysikalischen Anforderungen vom Anthropozän zu erfüllen. … Allerdings ist die Art, wie „westliche Influecer“ das politische BlameGame nutzen um sich „Gut“ darzustellen, erschreckend. … Die Klimafolgen und Kriegsfolgen in der Ukraine sind nicht so weit von einander entfernt. …

Nur; beim Ukrainekrieg können wir das „Böse“ identifizieren; und bekämpfen. … Dadurch wächst die Legitimität für Gewalt; aber es wächst keine diplomatische Einsicht in geophysikalische Notwendigkeit. Immerhin kann ich bei Hr. W. Putin noch ein politisches Interesse am Lebensraum Ukraine sehen. … Daher wählte Er bewusst das kleinere Übel Krieg; im Gegensatz zum „Westen“, der an eine Weltordnung glaubt, die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse widerspricht. – Matthias Losert

 

Wenn Die Zeit doch für sich in Anspruch nimmt divergierende Meinungen zuzulassen ( was ja eigentlich ohnehin eine Selbstverständlichkeit ist) so ist es natürlich löblich die Stimmen z.B. aus dem Globalem Süden zu Wort kommen zu lassen. Erstaunlich ist hier die reflexhafte Relativierung jedes der angeführten Argumente.

Die Argumente wenden sich gegen unsere Arroganz, die Arroganz ehemaliger Kolonialmächte und heutiger westlicher Staaten, die das Gefühl der Überlegenheit gegenüber diesen Ländern nicht abzulegen im Stande und daher unfähig, in den Schuhen des Anderen auch nur gehen zu wollen. In diesem Sinne ist es schwer erträglich die befissene “ Richtigstellung “ oder man würde auch sagen können “ Einordnung “ der Autoren des Arikels kommentarlos zur Kenntnis zu nehmen. Man muss nicht immer das letzte Wort haben. – Markus Happe

 

SOJA BOHNEN AUS BRASILIEN SIND NUR EIN TEIL DES PROBLEMS. MILLIONEN TONNEN VON FUTERMITTELN, BESTEHEND AUS GETREIDE, MAIS, SOJA AUCH ABFÄLLE, WERDEN JÄHRLICH AN TIERE VERFÜTTERT MIT EINER GERINGEN AUSBEUTUNG VON CA 15%. DER REST GEHT UNVERDAUT WIEDER RAUS. DIES WIRD AUCH „VEREDLUNG“ GENANNT. DAZU WERDEN MILLION HL WASSER BENÖTIGT. TIERISCHE PRODUKTE SIND HEUTE BILLIGE MASSENPRODUKTE UND SIND NUR MÖGLICH DURCH RESPEKTLOSE MASSENTIERHALTUNG.

TIERE WERDEN GEZÜCHTET UM BESSERE „ERTRÄGE“ ZUBRINGEN MIT UNERWÜNCHTEN NEBENVIRKUNG: MÄNNLICHE KÜCKEN VON LEGEHÜHNER WERDEN MILLIONENHAFT GESCHREDDET, BULLENKÄLBER VON MILCHKÜHEN HABEN EINE UNWISSSE ZUKUNFT, ETC. MASSENTIERHALTUNGEN SIND KRANKHEITSANFÄLLIGER, ALSO WIRD DEM FUTTER ANTIBIOTIKA BEIGEMISCHT MIT NEGATIVEN WIRKUNG BEI UNS MENSCHEN, DIE DIESE PRODUKTE ESSEN. ETC, ETC…………. TIERE, KLIMA, UMWELT UND AUCH WIR MENSCHEN LEIDEN UND WIR MACHEN WEITER…………. – GÜNTHER DÖLGER

 

Auf den Punkt gebracht. Das ist Qualitätsjournalismus. – Dr. Martin Roßbauer

 

Vielen Dank für die interessante Sichtweise. Aus psychoanalytischer Sicht ist eine einseitige Sicht-hier der gute Westen, dort der böse Putin-ein ungünstiger Abwehrmechansimus. Jedes-noch so gute System-hat auch Schattenseiten. Tatsächlich scheint die Aufgabe zu sein, eine neue Weltordnung herzustellen. Putins Überfall auf die Ukraine markiert eine Unzufriedenheit mit der bestehenden Weltordnung. Betrachten wir unsere Schattenseite im Westen müssen wir tatsächlich zugeben, dass die bisher bestehende Weltordnung sehr im Interesse des Westens ist und auf Kosten zumindest der Entwicklungsländer geht. Auch stände es dem Westen gut, einmal eigrne Fehler und Schuld-Beispiel Irak und Afghanistan-zugeben zu können.

Die Idee unsere Werte in andere Länder importieren zu können ist weitgehend gescheitert. Bei der Selbstanalyse müssten wir feststellen, dass ein Überlegenheitsgefühl gegenüber anderen Ländern und Denkweisen unser Vorgehen geprägt hat. Die Polarität von Menschsein wird nicht beachtet, wenn man ein einziges System für richtig hält.

Die Kunst wäre, die eigenen Überlegenheitsgefühl wahrzunehmen, abzubauen und anzuerkennen, dass der ANDERE der ANDERE ist. Das heißt natürlich nicht etwas gut heißen zu müssen. Ein Angriffskrieg bleibt ein Angriffskrieg, Menschenrechtsverletzungen bleiben Menschenrechtsverletzungen. Da sollte es auch kein falsches Mitgefühl oder Verständnis geben. Auch sollten wir selbstbewusst zu uns und unseren eigenen Werten stehen. Ja, wir wollen in einer Demokratie und in Freiheit leben und uns gefallen keine Menschrechtsverletzungen, keine Autokratien und keine Manipulierungen des Volkes. Das klare Benennung von Übergriffen auf andere Länder ist notwendig und sinnvoll und Annalena Baerbock vertritt dies sehr gut und klar.

Auch könnten wir das „Böse“ besser von Anfang an mitdenken. Zum Menschsein gehört Gewalt, Missbrauch,Übergriff etc. Wir könnten das besser mit einplanen, bzw. immer wieder überlegen, wie wir uns davor besser schützen können. Derzeit scheint da eine Aufrüstung der Bundeswehr notwendig und sinnvoll.

Die Veränderung beginnt immer in einem selbst. Es hat noch nie funktioniert zu versuchen, den anderen zu verändern. Das kennt jeder aus seiner Paarbeziehung, man sagt dem Partner was einen stört, aber er/sie ändert es nicht. Die einzige Möglichkeit besteht darin bei sich anzufangen. Was haben wir-vor allem unbewusst-dazu beigetragen, dass es jetzt so ist, wie es ist? Wir haben verächtlich auf Russland geblickt. Wenn wir in uns einen Prozeß anstoßen, kann es, wenn es gelingt, sogar sein, dass sich dann das Gegenüber ändert.

Die Grünen machen gerade diesen Veränderungsprozess beachtenswert durch. Sie können schweren Waffenlieferungen zustimmen, obwohl das auch gegen bestimmte Werte verstößt, die ihnen wichtig ist. Das nenne ich eine positive Entwicklung. Schmerzlich, aber notwendig und konstruktiv. Beim Verhandeln einer neuen Weltordnung würde ich mir Anerkennen des Anderen wünschen, bei gleichzeitigem Benennen von Übergriffen und einem klaren selbstbewusstem sich Einsetzen für die eigenen Werte. – Gabriele Oelmann

 

Wäre Angela Merkel noch am Ruder, hätte die Ukraine den Krieg bereits gewonnen. Die derzeitige Bundesregierung allerdings verhält sich, als herrschte tiefster Friede in Europa, als bangten die osteuropäischen EU-Länder nicht um die Sicherheit ihrer Grenzen. Ohne die massive Unterstützung US-Amerikas an die Ukraine sähe der moralische Kompass des Westens sicher bedrückend aus.

Und es ist auch nicht so, als wäre das westliche Umland jetzt gerade stolz auf Deutschland. Vielleicht sollten wir uns nicht so verhalten, als wären 77 Jahre Vergangenheitsbewältigung ausreichend unsere erschreckenden Vergangenheit zu überwinden. Vielleicht hätten wir humanitär doch noch was zu beweisen, vor allem was den europäschen Osten betrifft. – Lioba Multer, Ph.D.

 

Am Ende sind alle Regierungen Opportunisten, die versuchen für Ihre Auftraggeber (nicht immer unbedingt die Bevölkerung) und natürlich auch für sich selbst, das best mögliche aus jeder Situation herauszuholen. Haben unsere Regierungen im Auftrag der Wirtschaft in der Vergangenheit auch relativ erfolgreich betrieben.

Dass sich Deutschland dabei mit Putin, wegen €-Zeichen Verblendung in den Augen, verschätzt hat, sehen sicher einige mit Schadenfreude. Und da wo es ohnehin keine freiheitlichen Grundordnungen gibt und man kein unmittelbarer Nachbar ist, braucht man sich vor einem der die freiheitliche Grundordnung angreift ja auch nicht wirklich zu fürchten. Im Zweifelsfall ein Komplize der einen selber bei der Machterhaltung unterstützt und an der Geldabschöpfungsposition hält. – Willi Krebser

 

Erfreulich differenzierte Darstellung der Einstellungen Putin gegenüber, weltweit. Ihr Artikel hebt sich gut ab gegenüber dem häufig zu findenden Fettentengefasel vom freien Westen mit wertebasierter Außenpolitik. Was soll Westen sein, Paraguay, Sudan, Dänemark, sicher doch USA, gehören Kurden, Bantu und Uiguren auch dazu? Hitlers` Außenpolitik war doch auch wertebasiert, waren aber bestimmt die falschen Werte, gell.

Die Weltordnung sei in Gefahr, eine Weltordnung hat es nie gegeben, die Verteilung von Einflusssphären wurde immer wieder durch Kriege neu „gestaltet“. Wie geeint der Westen plötzlich ist und mit schwadronierenden Brustton die „Freiheit“, gemeint ist die egoistisch eigene, proklamiert wird, ist bedrohlich und am Rande zur Kriegshetze. Ihr Artikel zeichnet sachlich und kompetent unterschiedliche Positionen zu Putin nach, danke, werde mein Zeit-Abo wohl verlängern. – Herbert Adamaschek

 

Zu Ihrem sehr lesenswerten Beitrag moechte ich hinzufuegen, dass nicht nur viele Menschen ausserhalb des „Westens“ Probleme mit dessen Anspruechen haben, sondern auch Menschen innerhalb dieser sog. Wertegemeinschaft. Da auch ich zu diesen Menschen gehoere, erlaube ich mir meine Kommentare hier beizutragen. Wir jammern ueber den drohenden Hunger in der Welt und bauen das meiste Getreide als Tierfutter an. Wir halten ein Gasembargo fuer nicht vertretbar, weil es unserer Wirtschaft und unserem Lebensstandard schaden koennte (und kritiseren gleichzeitig jene EU Mitgliedslaender, die aus gleichen Gruenden ein Oelembargo ablehnen).

Als Ersatz wenden wir uns an Laender wie Katar, das noch vor kurzem wegen seiner Behandlung von „Gastarbeitern“ heftig kritisiert wurde, und ordern Frackinggas, das bisher aus guten Gruenden noch ein „No-Go“ war. Und das alles nicht, um eine Hungerkatastrophe in Deutschland abzuwenden, sondern um unseren Lebensstandard zu sichern. Wie koennen wir es wagen von anderen Laendern zu erwarten, dass sie fuer unsere Wertvorstellungen ihre Menschen hungern lassen? Putins Angebot die Gertreideausfuhren zu erhoehen, wenn der Westen seine Sanktionen zuruecknimmt, ist ein geschickter Schachzug. Er stellt den Westen vor die Frage, ob die eigene Sicherheit und Freiheit und die der Ukraine den Hungertod von Millionen Menschen anderswo wert sind.

Von Menschen, die nicht die Moeglichkeit haben, sich und/oder ihre Familien vor diesem Tod in Sicherheit zu bringen, wie es die UkrainerInnen konnten. Von Menschen, die niemand fragt, wie sie die Prioritaeten sehen. Dass ein Nachgeben jetzt langfristig wahrscheinlich ueble Folgen haben wird, ist fuer Menschen irrelevant, die langfristig tot sein werden. Die ukrainischen Fluechtlinge werden mit offenen Armen empfangen, waehrend das Zurueckdraengen anderer Fluechtlinge an den polnischen und griechischen Grenzen als Verteidigung Europas begruesst wurde.

Wir lassen Menschen im Mittelmeer ertrinken, weil sonst ja vielleicht ein zu grosser Ansturm kommen koennte. Und waehrend eifrig Geld fuer die Ukraine gesammelt wird, muessen sich Menschen im Jemen, Suedsudan oder der DR Kongo hinten anstellen. Wie eng legt das angeblich christliche Abendland hier denn die Maxime „Liebe Deinen Naechsten wie Dich selbst“ aus? Die EU Richtlinie, nach der UkrainerInnen behandelt werden, existierte schon 2015 – aber damals konnte man es der EU nicht zumuten sie anzuwenden. Wie werden wir die Hungerfluechtlinge der jetzigen Krise behandeln? Manchmal schaeme ich mich Deutsche zu sein. – Sabine Moehler

 

Endlich! Ich bin dankbar für die interessanten Artikel „Putin? Gar nicht so übel!“ und ebenso „Was würde Helmut Schmidt dazu sagen?“ Ich erwarte schon, dass ich über verschiedene Sichtweisen und Hintergründe aufgeklärt werde! Meinungen und Einschätzungen von Ihren Redakteuren interessieren mich weniger. Weiter möchte ich darüber informiert werden, welchen Einfluss Amerika vor dem Krieg und jetzt in der Ukraine hat.

Welche Kontakte pflegten und pflegen Selensky und seine Regierung mit Amerika? Wer besitzt die Agrarflächen in der Welt, um die Preise für Nahrungsmittel und Abhängigkeiten in Zukunft zu bestimmen? PS.: Vernetzte Sicherheit kann doch nur die Zukunft sein! Deshalb unterstütze ich den Artikel von P. Dausend auf der 1. Seite nicht. Ich bin weiterhin froh, über die umsichtige Haltung von Scholz im Ukraine-Krieg! Nicht viel reden, sondern besonnen handeln, ist für mich immer eine bessere Haltung, auch privat! – Renate Schmitz

 


 

 

Leserbriefe zu „Was ist der Doktor noch wert?“ von Anna-Lena Scholz

 

Alles, was sich inflationär vermehrt, verliert an Wert: Es gibt immer mehr Abiturienten, immer mehr Studenten, immer mehr Doktoranden, immer mehr Institutionen, die akademische Grade verleihen – da verlieren Herr und Frau Doktor schon ein wenig an Exklusivität und elitärem Status. Ansonsten gab und gibt es Institute, in denen Doktorarbeiten im Akkord produziert und Doktorgrade routinemäßig verliehen werden, ebenso wie Hochschullehrer, die nur Themen mit einem hohen Anspruch vergeben und nur Ergebnisse, die einen wissenschaftlichen Fort- schritt darstellen, akzeptieren.

(Ärzte scherzen ja selbst gelegentlich darüber, dass man zur Not auch mit einer Arbeit zum Thema „Der Rezeptblock im Wandel der Zeit“ zum Dr. med. promoviert werden kann.) Beruflich kann ein akademischer Grad oder Titel nützen oder auch schaden – Letzteres z. B., wenn man an Vorgesetzte gerät, die selber mit einem Promotionsvorhaben gescheitert sind und es ungern hören, wenn Mitarbeiter mit Herr oder Frau Doktor angesprochen werden. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Gemeint ist hier wohl der Doktortitel.Und nicht die Medizinerbranche.Personaler sehen den Titel gern. Er schmückt die Namensschildchen in den Korridoren eines Konzerns oder einer Holding.Und der Titel hat einen Vorteil, wenn ein Bewerber oder Kandidat absolut nicht passt. Man lehnt ihn ab als überqualifiziert.So nennen das Personaler. – Hans-Emil Schuster

 

Anna-Lena Scholz stellt die Frage „Was ist der Doktor noch Wert?“ und erläutert dann, wie die Reputation des Doktortitels durch Plagiatsvorwürfe oder wissenschaftliches Fehlverhalten in der Vergangenheit gelitten hat. Dies ist jedoch nur ein, wenn auch unterhaltsamer, Teilaspekt in diesem Zusammenhang. Die viel interessantere Frage ist doch, welchen Gewinn die selbständige erfolgreiche Bearbeitung einer wissenschaftlichen Fragestellung – denn das sollte der Kern eines jeden Promotionsprojekts sein – für die Doktorandinnen und Doktoranden heutzutage bringt und welche Bedeutung der resultierende Zugewinn an Wissen und Fähigkeiten für unsere Gesellschaft hat.

In dem Artikel wird auch pauschal von Promotionen gesprochen ohne zu berücksichtigen, dass Promotionsprojekte in den verschiedenen Fachdisziplinen unter völlig unterschiedlichen Randbedingungen durchgeführt werden, sowohl die Promotionszeiten, die Kosten der Projekte als auch die Stellung und Bezahlung der Promovierenden betreffend. Auch dadurch wird natürlich der „Wert“ einer Promotion bestimmt. – Dr.-Ing. Berthold Scholtes

 

Mit Interesse las ich Ihren Artikel „Was ist der Doktor noch wert ?“ in der ZEIT vom 25. Mai 22, S. 33 ff, in dem Sie die Position von Theodor Mommsen von 1876 vertreten und lesenswert fortführen. Allerdings liegen Sie in Ihrer Nachricht am Ende von Seite 33, in „Pflege- und Hebammenkunde“ könne „man bald promovieren“, um viele Jahrzehnte genderspezifisch unterdrückend daneben.

Die ersten universitären Studiengänge wurden in Deutschland vor mehr als 110 Jahren gegründet, wie auch in Harvard, Yale und Oxford. Nur das Deutsche Reich beendete sie in Auschwitz. Seit 30 Jahren erst sind wieder Promotionen in Pflege-, Therapie- und Hebammenwissenschaften möglich und üblich, also keineswegs erst, wie Sie schreiben, in der baldigen Zukunft.

Für die Hypothese, ZEIT-, FAZ- und SZ-Redakteur:innen nähmen neue Entwicklungen erst mit einer Verspätung von 30 bis 100 Jahren wahr und präsentierten sie dann als die allerneusten Neuigkeiten, gibt es bisher lediglich Evidence aus zwei Dutzend Fällen. Das reicht nicht. Das ist nur anekdotische Evidenz, also keine. Sie müssten 100 Ausgaben Ihrer ZEIT lesen, um evidencebasiert sagen können, ZEIT-Autor:innen liegen durchschnittlich 30 bis 100 Jahre hinter ihrer Zeit zurück, also mindestens eine bis drei Generationen.

Ihre Verspätung um 30 bis 100 Jahre hat einen Vorteil. Auf dem Sterbebett kann sich jede von uns sagen, in 30 bis 100 Jahren entdeckt mich die ZEIT: Tröstlich verbürgt die ZEIT das halbwegs ewige Leben, gerade wegen ihres time lags um 30 bis 100 Jahre. – Johann Behrens

 

Der Doktortitel ist der Nachweis akademischen Potenzials und Fleißes und darf, so er denn angemessen verliehen wurde, gewiss mit Stolz getragen werden. Indes, je höher der Grad des geisteswissenschaftlichen Vermögens, desto weniger Titelehre und oberflächlicher Anerkennung scheinen seine TrägerInnen regelmäßig zu bedürfen. Wahre Bildung braucht ohnehin nur eines: Anwendung zur Verbesserung objektiver Lebensbedingungen.

Überhaupt müssen wir uns als Gesellschaft fragen, welche Werte und Vorstellungen uns verbindlich leiten und Kompass geben sollten, nicht zuletzt, während man/frau sich so umschaut im globalen Miteinander. Das reale Leben jedenfalls ist größer als die Aus- und Bezeichnungen, die wir uns gegenseitig zusprechen; bisweilen freilich auch die, die wir in weniger guter Absicht unterstellen. Ergo: Bildung und Nützlichkeit – über ihren Selbstzweck hinaus – sind zwei Seiten einer überaus wertvollen Medaille. – Matthias Bartsch

 

Immer wieder finde ich widersprüchliche Angaben in Zeitungsartikeln, aber nicht immer sind diese so offensichtlich wie die zwei Angaben über den Anteil der Promovierten an der Gesamtbevölkerung in Deutschland in „Was ist der Doktor noch wert?“, nämlich 1,2% und 1,76%. – Manfred Brandl

 

Der sehr instruktive Beitrag von Frau Scholz über den Doktor“titel“ (es ist kein „Titel“, sondern ein „Grad“) sollte noch um eine Information erweitert werden, die wahrscheinlich vielen Doktoren und Doktorinnen nicht gefallen wird: Der Doktorgrad ist kein Bestandteil des Namens, auch wenn er auf Antrag in den Personalausweis oder Pass eingetragen werden kann, allerdings nicht in das Personenstandsregister.

Wäre es anders, könnte der „Dr.“ ja auch durch Geburt oder Heirat „miterworben“ werden. Somit muss niemand mit Frau oder Herr Doktor angesprochen werden – die damit erwartbaren Irritationen auf der Gegenseite sollte man in Kauf nehmen. Diese Aussage gilt auch für den Professor, der eine Berufsbezeichnung und kein Namensbestandteil ist und somit in einer Personenanrede nicht erwähnt werden muss. – Manfred Kurz

 

Auch wenn ich Frau Scholz in Ihren Schluss-Folgerungen zustimme, so bleiben zwei Fragen: – Dank der neuen asozialen Medien „dürfen alle mitdiskutieren“: Wie hält man (1) reinen Unsinn, (2) Halbwahrheiten, (3) oberflächliches Gelaber und letztlich (4) sachlich gut begründete Argumente von einer Medien-gläubigen Gesellschaft in der relevanten Umsetzung auseinander? Gute Kompetenz und Qualitätsstandards in der Uni nützen wenig, wenn die Fachargumente von 5 % der Bevölkerung verstanden werden (wollen oder können) und der Rest Fake-News oder Sprüche der sympathischsten Schönschwätzer*innen bevorzugt.

– Wozu brauchen Nachwuchskräfte noch den „Mut“, immer wieder neue Fragen zu stellen und sich in jah¬relanger Arbeit in die notwendigen mathematischen oder sonstigen Grundlagen des jeweiligen Faches kompetent einzuarbeiten? Derartige „altertümliche“ Uni-Anforderungen kollidieren mit dem angestrebten Abbau des Leistungsdenkens – wie es etwa bei Harald Martenstein im gleichzeitigen ZEIT-Magazin (Seite 7) beschrieben ist. Sein Ergebnis: „Immer dann, wenn nicht die Besten gewinnen, gewinnen die Dreistesten.“ Letztlich zerfällt dann die Gesellschaft in Scherben, die einander nicht mehr verstehen wollen oder können – siehe bspw. Republikaner in den USA. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Verantwortung der Doktorväter. Ich bin immer davon ausgegangen, dass ein Hochschullehrer sein Fachgebiet beherrscht und an Doktoranden nur solche Themen vergibt, bei denen er weiß, was Stand der Wissenschaft ist und in welchen Bereichen noch geforscht und wissenschaftlich untersucht werden sollte. Wenn Doktorarbeiten, bei denen vieles ohne Quellenangabe abgeschrieben wurde, bei den Doktorvätern nicht auffallen, haben auch die prüfenden Hochschullehrer versagt! Aus meiner Sicht tragen sie eine gewisse Mitverantwortung bei den vielen in den letzten Jahren aufgedeckten Fällen. In der Presse wurde dies meiner Kenntnis nach aber in der Vergangenheit nicht ausreichend thematisiert! – Dr.-Ing. Dieter Strunz

 


 

 

Leserbriefe zu „Erbe, wem Erbe gebührt“ von Martin Machowecz

 

Was würde ein/e 18jährige/r mit 20.000€ anfangen? Ich vermute, zumeist ein Auto kaufen, und wenn er/sie klug wäre, zugleich einen festen Stellplatz dafür (die werden immer teurer weil seltener). Mein Vorschlag: alle die eine Ausbildung (betrieblich/Lehre/Studium etc.) erfoglreich abschließen, erhalten diesen Betrag oder auch gerne das Doppelte. Das könnte das Interesse an Ausbildungen für Fachleute stärken. – Martin Verrel

 

Ein Grunderbe von 20.000€ für alle zum 18. Geburtstag – Hat die Idee eine Chance? Ich meine NEIN, weil es nur wie ein Bonus-Heft für einen kurzen Moment Gleichmacherei vorspielt, weil die Idee einer Umverteilung (Vermögensabgabe) bei Beibehaltung der bestehenden Steuersysteme lächerlich ist, weil man keinen Stichtag finden könnte uvm….

ABER der grundsätzliche Gedanke die folgenden Generationen bei den gigantischen Herausforderungen welche auf sie zukommen deutlich besser zu unterstützen und zwar alle gleichermaßen, ist nicht nur eine Frage für Wohltätigkeitsveranstaltungen sondern unsere verdammte Pflicht. Ich greife dabei Artikel 14 (2) im Grundgesetz auf: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“

Eine große Verpflichtung und Herausforderung in Zeiten von Klimakrise und immer größer werdenden Vermögens-Unterschieden innerhalb unserer Gesellschaft und weit darüber hinaus. Dieses Eigentum, ob in Form von Sachen, oder in Form von Finanzvermögen, wurde geschaffen, ermöglicht und vermehrt auf Basis eines Wirtschafts- und Finanzsystems dessen negative Folgen wie Umweltschäden / sozialer und menschliches Ausbeutung / Machtmissbrauch, unser hier und heute, eben uns alle, massiv bedrohen und zwar wiederum von Oben (Superreiche) nach Unten (unter Existenzminimum) überproportional ansteigend.

Ich plädiere deshalb für die Einführung einer Verantwortungsübernahme-Abgabe in Form eines nachträglichen „Zinses“ auf alle Formen von Eigentum, weil diese Werte und Vermögen in einer Zeit geschaffen wurden in welcher eben keine Abgaben zB. auf CO2 gemacht wurden, keine entsprechenden Umweltstandards eingehalten wurden, unser endlicher Planet zu Lasten von Umwelt und nachfolgenden Generationen einseitig profitsteigernd ausgebeutet wurde.

Die Höhe der Abgabe könnte anfänglich so hoch ausfallen, dass zB. der viel zu große Differenzbetrag zwischen der aktuellen CO2-Abgabe 30€/to und der von Wissenschaftlern geforderten Abgabe von zB. 180€/to, kompensiert wird und somit die dringend erforderlichen Finanzmittel für den Umbau von Infrastruktur + Bildung bereitstehen würden und zwar nicht nur im Form privater Finanzmittel (es wären wieder die im Vorteil die schon haben) sondern im Rahmen eines allgemeinen Gesellschafts-Fonds. Ja dies wäre eine zwingend notwendige Rück-Umverteilung!

CO2-Menge (Treibhausgase) Deutschland pro Jahr ca. 760Mio.to -> 150€/to Differenzbetrag = 114Mrd.€ pro Jahr! Diese Abgabe soll zum einen das vorhandene privatisierte Vermögen an den Folgen der nun der Allgemeinheit aufgebürdeten Umweltschäden durch Ausbeutung und Raubbau beteiligenden und den unverhältnismäßig hohen aktuellen Wettbewerbsvorteil (schon alleine durch die positive finanzielle Ausgangslage ) der Besitzenden von heute relativieren.

Wie wollen wir sonst alle Mitmenschen, insbesondere die folgenden Generationen, dazu bringen durch persönlichen Einsatz sich an der Bewältigung dieser Mammutaufgaben zu beteiligen wenn sonnst doch nur wieder die privilegierten den Schnitt machen? Aktiver Umweltschutz wie auch die Einhaltung von Sozialstandards Heute darf nicht zu einem Wettbewerbsnachteil werden weil die finanziellen Mittel dermaßen ungleich verteilt sind!

Ich meine, dass der gedanklicher Ansatz durch solch eine Abgabe auf Eigentum eben auch nachträglich Verantwortung übernommen werden kann, die Chance bietet das Ungleichgewicht zwischen privatisierender Ausbeutung der Umwelt und Verantwortung, gegenüber der Umwelt, der Menschheit …. unserem geliehenen Planeten, wenigstens etwas auszugleichen. Es wäre ein starkes und wichtiges Zeichnen für unsere nachfolgenden Generationen wenn wir bereit wären zu zeigen, dass wir etwas erkannt und gelernt haben!

Auch wenn ich im meinem Beitrag die ein oder andere Zahl, Größenordnung benannt habe, so bitte ich dies als ein Gedanken-Beispiel zu verstehen um die Denkrichtung zu veranschaulichen. Alleine wenige Recherche-Klicks im Internet auf finanz- und steuerrechtlichen Seiten sowie das lesen einiger Veröffentlichungen vom Statistischen Bundesamt, unseren Umweltbehörden und auch Verbänden, NGOs ect. zeigt wie komplex die Zusammenhänge und Größenordnungen sind.

ABER es geht mir mit meinem Beitrag um das Prinzip der Verantwortung, einer Verantwortung der man auch nachträglich zumindest in Teilen nachkommen kann und sollte. Ich hoffe sehr, dass nicht nur Ideen in der Welt bleiben über die man sich empört, ich hoffe vielmehr dass Ideen in die Welt kommen die zumindest in Teilen die Kraft haben empörende Missstände zu bekämpfen. – Stephan Meyer

 

Sehr guter Vorschlag, Herr Staatsminister Schneider, allerdings nur mit einer entscheidenden Modifikation: 20.000 € zum 18. Geburtstag auf ein Sperrkonto und Auszahlung erst nach abgeschlossener Ausbildung (Handwerkslehre, Studium o.a.) – getreu dem wichtigen Erziehungsgrundsatz „Fördern UND Fordern“. – Dr. Georg Ohmayer

 

Eine sehr interessante Idee! Vielleicht besser als das Grundeinkommen. Noch radikaler die Idee aus dem Theatersstück „Jeeps“ von Nora Abdel-Maksoud (Kammerspiele München). So radikal, dass das Grunderbe mit 20 TEUR schon wieder super erscheint. In Jeeps geht es um die „Uterus-Lotterie“. Es wird in einer Erben-Lotterie weitergeführt. Umgesetzt wird das ganze durch das Job-Center.

Phantastisch skuril und genial gespielt. Und wer weiß sowas? Stiefkinder haben den gleichen Grundfreibetrag wie leibliche Kinder. Ohne Adoption. Bei all den Scheidungskindern haben diese einen doppelten Freibetrag. Ist doch auch ungerecht und unsozial. Das mindeste wäre doch ein „Erbenfreibetrag“ für jeden, egal von wem man erbt, ob von Opa, Eltern oder Freunden. – Andrea Hillebrand

 

Feudalsysthem bewaren! Der Sohn vom Fürst ist wieder Fürst und der Sohn vom Milliardär braucht sein Leben lang nicht zu arbeiten! Daher sind solche gleichmacherischen Vorschläge wie: -Erbschaftssteuer 100% für alles was über den Freibeträgen liegt. -Ausschüttung 20.000 € an jede(n). Strickt abzulehnen! – Michael Hoffmann

 

Auch volljährige Kinder reicher Haushalte sollten dieses hier Grunderbe genannte Starterkapital erhalten, wenn dies tatsächlich mit einer Steuer aus Privatvermögen finanziert würde, damit es eben keine reine Umverteilung darstellt. Somit wäre das Argument Strukturkonservativer und neoliberaler Politiker, Ökonomen etc. ziemlich entkräftet.

Ich kann der Ansicht Carsten Schneiders durchaus folgen, dass natürlich einige junge Erwachsene dass Geld nicht “erwartungsgemäß“ (meine Interpretation) investieren würden. Aber wer sagt, dass eingetretene Pfade immer zielführend sind und allein Vermögensaufbau das oberste Ziel einer Gesellschaft sein sollte. Leistung kann auch volkswirtschaftlich Vermögen aufbauen, von dem wiederum alle profitieren. Schauen wir doch nur den Zustand unserer Infrastrukturen an. – Oliver Roßmüller

 


 

 

Leserbriefe zu „Elon Musk sein“ von Heike Buchter at al.

 

Zu diesem Herrn ganz kurz mein Kommentar: Definitiv kein Musk-have. – Kurt Eimers

 

Kann es sein, dass Elon Musk mit dem Gedanken flirtet, für die Präsidentschaft von USA zu kandidieren? – Solveigh Reinhardt

 

Sie fragen, warum die Anhägerschaft von Elon Musk immer Größer wird. Die Antwort ist eigentlich einfach. Elon Musk Verkörpert für viele den Robin Hood des 21. Jahrhunderts, indem er auf seine Art Arbeitsplätze schafft und vielen wenig geliebten Behörden und Regierungen die Stirn mit Erfolg bietet. Etwas, wo von Millionen von Menschen nur träumen können. – Manfred Mengewein

 

Elon Musk ist nicht der Heiland , er allein wird die Welt nicht retten. Er ist ein hypererfolgreicher Geschäftsmann mit Gespür für sein Produkt und seine Kunden. Seine zelebrierte Volksnähe, wohl nur ein geschickter Marketingtrick, die sich mit seinem wachsenden Milliardenvermögen und seiner Nähe zu Typen wie Trump und Bolsonaro nur als „schöner“ Schein entpuppt.

Rüpelhaftigkeit und Größenwahn sollten im Geschäftsleben nicht zum Vorbild werden. Respektlosigkeit und der Glaube, sich über alle Regeln hinwegsetzten zu dürfen, ebenfalls nicht. Für mich ist so ein Verhalten nur abstoßend und auch Ausdruck eines selbstverliebten Machotums, das längst überwunden sollte und gesellschaftlich nicht mehr akzeptiert werden dürfte. Hochmut kommt ja bekanntlich vor dem Fall; ob die „Musketeers“ dann immer noch zu ihm halten und ihm alles verzeihen wollen wird sich zeigen. – Regina Stock

 


 

 

Leserbriefe zum Thema „Ukraine“

 

Der 24. Januar markiert eine Zäsur, steht für einen Schock, vergleichbar etwa mit 9/11. Das Leid der Bevölkerung ist unermesslich, die Bilder aus dem Kriegsgebiet sind kaum zu ertragen. Und doch sollte das Entsetzen, bei aller notwendigen militärischen und moralischen Unterstützung für die Ukraine, nicht zu unüberlegten, vorschnellen Schlüssen verleiten. Ein warnendes Beispiel liefern die letzten beiden Jahrzehnte: Die amerikanische Reaktion auf den islamistischen Terror, dazu noch auf einer Lüge basierend, hat die Welt nicht friedlicher gemacht, im Gegenteil. Der Irak-Krieg hat die Region weiter destabilisiert und Vor- aussetzungen für das Erstarken des IS geschaffen.

Dessen Vormarsch wiederum befeuerte den Bürgerkrieg in Syrien, der Russland und die Türkei zur kriegerischen Intervention verleitete. Der Krieg in Afghanistan endete in einem militärischen Fiasko und einem moralischen Bankrott des Westens. Klar doch, Verteidigungsfähigkeit und Verteidigungsbereitschaft sind in einer unfriedlichen Welt unerlässlich. Doch Aufrüstung allein, ohne die strukturellen Ursachen der globalen Krisen und Konflikte zu bekämpfen, führt in eine weitere Spirale der Gewalt.

Was angesichts der momentan prekären Lage der ukrainischen Truppen gern vergessen wird: jedes produzierte Maschinengewehr, jede herge- stellte Rakete, jeder ausgelieferte Panzer verschärft den Kampf um endliche Ressourcen, entreißt Rohstoffe und Arbeitskraft der zivilen Nutzung, einmal abgesehen von den Toten und Zerstörungen, wenn das militärische Gerät tatsächlich zum Einsatz kommt. Auch das „Gleichgewicht des Schreckens“ ist, nüchtern betrachtet, ein Status quo des Irrsinns – eine Kapitulation vor den eigentlichen Mensch- heitsaufgaben, die dann – mangels ausreichender monetärer und physischer Mittel – bestensfalls halbherzig angegangen werden.

Putins Krieg stellt einen barbarischen Zivilisationsbruch dar, dem wir uns, so gelesen, nicht wirklich entgegenstellen, sondern ihn perpetuieren. Nach endlosen Materialschlachten wird ein „kalter Frieden“ folgen, der weitere unmittelbare Zerstörungen verhindert, aber Verwüstungen im globalen Maßstab mit sich bringt, wenn Politik zu sehr auf Aufrüstung und Abschreckung vertraut. – Rüdiger Paul

 

Unter den konsequent handelnden US-Präsidenten in absoluten Krisenzeiten – John F. Kennedy und Donald Trump – hätte sich Putin nie getraut, die Ukraine anzugreifen. Die „Angsthasen-Politik“ des Westens kommt Putin geradezu entgegen. So kann die Abschreckung vor einem Atomkrieg und einem Dritten und Letzten Weltkrieg in der aktuellen Lage niemals funktionieren. – Roland Klose

 

Krieg ist die Hölle. Aber russische Besatzung ist auch die Hölle. Sie bringt die Herrschaft der Geheimpolizei, Willkür, Verschleppungen, Verhaftungen, Tötungen, Lügenpropaganda, die Indoktrination der Jugend, die Abschaffung von Rechtsstaat und Pressefreiheit, kurz: den Tod jeglicher Zukunftshoffnung. Hiergegen Krieg zu führen ist legitim. Der Kampf der Ukraine ist ein gerechter Krieg, den gerade Deutschland bedingungslos unterstützen müsste, Lieferung schwerer Waffen inklusive.

Umso unerträglicher das Verhalten unseres Kanzlers. Das ukrainische Volk wird hingehalten, die Überlebenshilfe verweigert. Und das von dem Land, das in den letzten zwei Jahrzehnten allen Warnungen zum Trotz wesentlich zu Russlands Stärke beigetragen hat. Nicht einmal zu einem Besuch in Kiew kann sich Olaf Scholz aufraffen. Unser Ansehen in Osteuropa und bei den Verbündeten ist auf lange Zeit schwer beschädigt. – Jutta Rüdlin und Götz Fuhrmann-Rüdlin

 

Grundsätzlich bin ich sehr einverstanden mit Ihrer Berichterstattung zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und möchte Ihnen für gute, fundierte Recherchen sehr danken. Gleichzeitig bitte ich Sie, stärker auf klare und richtige Sprache zu achten: Es handelt sich um den russischen Krieg gegen die Ukraine (und das freie Europa) – und mitnichten um eine innerukrainische Angelegenheit. Dieser Eindruck verfestigt sich aber, wenn fortwährend vom „Ukrainekrieg“ geschrieben wird. Diese Bezeichnung blendet aber vollkommen aus, daß in der Ukraine gar kein Krieg stattfände ohne den Aggressor Rußland, der zudem brutalstvorstellbar alle europäischen Normen bricht.

Die Machthaber im Kreml können Freiheit und Schönheit und Glück nicht ertragen und wollen die Linien auf der Landkarte neu ziehen — und darum lassen sie die Ukraine in Schutt und Asche bomben und ihre Einwohner verbrennen, „filtrieren“ und zu Tode vergewaltigen. Angesichts dieser Monstrosität halte ich es für angebracht, den Aggressor und Verursacher dieses Leids, das meine Vorstellungskraft übersteigt, immer zu nennen und auch ansonsten klar in der Sprache zu bleiben:

Konkret titeln Sie heute in Ihrer Berichterstattung „Russland führt Getreide aus Ukraine aus“: Diese Feststellung ist nicht falsch aber ja nur die halbe Wahrheit: Die russischen Besatzungsbehörden, die Sie richtig so nennen, *stehlen* das Getreide. Also, grundsätzlich Dank dieses generell zufriedenenAbonnenten — Verbundenheit der dringenden Bitte, noch mehr auf Genauigkeit zu achten. – Dr. Katharina Buck

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer hat hier recht?“ Protokolliert von Jana Hensel et al.

 

Das „Klima Proteste“ ein Ausdruck von einer Grundgesetz geschützten Ausdrucksform und vergleichbar mit gewerkschaftlichen Protest am 1. Mai, ebenso Streikaktionen , die auf der Straße stattfinden , Autofahrer umgeleitet werden, ruft natürlich immer Ärger hervor. Kreative Aktionen – Sitzblockaden in der Zeit der Anti – Atomkraft Bewegung. Meinungsvielfalt ist gelebte Demokratie und dazu zählt ein aktives Beteiligungsrecht, das für alle gilt, unabhängig von jeder Berufsausübung. – Thomas Bartsch Hauschild

 

Danke DIE ZEIT Der Autofahrer wollte nur weiterfahren koennen Aber vielleicht hat er sich wie ein ritter gefuehlt….der das teritorium und ueberlegenheit seines Kurfuerstens verteidigen und schutzen soll…nach so eine beleidigung Die Aktivisten wollten diese ueberlegenheit und heilige status in frage stellen Mutig in einem land wo die autofahrer die vorfahrt ueber fussgaenger haben wo es keine ample gibt oder wo autofahrer beim falschparken nur vom ordungsamt erwischt werden duerfen….in Berlin die Polizei KOENNEN strafzetteln aufschreiben…MUESSEN sie aber nicht oder wo sebstverstaendlich auf der autobahn teilweise so schnell wie moeglich gefahren wird Eine interessante Geschichte die weiter verfolgt wird. – Brian Agro

 

Wenn Leute wie Jana Mestmäcker, Benjamin und andere sich in der Ukreine vor Russlands Panzer auf die Straße kleben würden, könnte es vielleicht sein, daß das von Putin angedrohte (Atom)Heisszeit sich verhindern lässt und sie tatsächlich nicht die letzte Gemeration bleiben. Sie sollten nicht so tun , als würden ihre Aktionen besonders mutig sein. – Leena Manheimer

 

Versucht man bei einem alten Schrank durch einseitiges Ziehen eine Schublade zu öffnen, dann klemmt es und man erreicht das Gegenteil vom Gewollten. Ähnlich ist’s beim Zukunftsproblem der Menschheit. Einseitige Schuldzuweisungen führen nicht weiter. Nötig ist eine Gesamtlösung, in der die nötigen Anstrengungen koordiniert werden. Eine solche Lösung muss die Anforderungen aus den Bereichen von Ökologie, Ökonomie und Demographie berücksichtigen.

Um dies durchzusetzen ist ein düsteres Zukunftsbild wie das der «Letzten Generation» durchaus hilfreich. Auch Wissenschaft und Politik verfügen über ein solches Bild, aber können aus welchen Gründen auch immer, die sich aus dem Bild ergebenden Forderungen nicht ausreichend wirksam werden lassen. Aber wie das weltweit geschehen sollte und geschehen kann is,t eine ungelöste Frage. Auch das herauszufinden wäre Aufgabe der Wissenschaft. Der Versuch der «Letzten Generation» ist allerdings zu einseitig.

«Laut Oxfam sind die reichsten 10 % der Weltbevölkerung für die Hälfte der Emissionen verantwortlich.» Wenn man die täglichen Autoströme vor allem auf dem Weg zum Arbeitsplatz sieht, dann ist das plausibel. Eine Ursache ist, dass heute noch Arbeit nötig ist, um Lebensgrundlagen und Lebensperspektiven zu verteilen. Eine Alternative wäre etwas in Richtung Grundeinkommen. Allerdings besteht die Gefahr, dass bei Reduktion der Wichtigkeit von Lebensperspektiven durch Arbeit, Lebensperspektiven genutzt werden, die mit der Erhöhung der Geburtenrate verbunden sind.

Ein kleines Beispiel für diesen Zusammenhang lieferte Corona. Produktion und Konsum sanken während der Pandemie, gleichzeitig stieg die Geburtenrate in der Schweiz um 3 Prozent, was natürlich kein Problem ist. Dramatisch ist der Zusammenhang in den Entwicklungsländern. Die zu beantwortende Fragen wäre also: Wie viele Nachkommen braucht der Mensch? Wie viel Energie fressenden Konsum? Wie viel Arbeit?

Die Fragen stellen sich angesichts der Drohung, dass der durch Klimawandel und Ausbeutung bewirkte Mangel an Ressourcen eine brutale Antwort diktieren könnte. Das düstere Zukunftsbild der «Letzten Generation» ist also durchaus berechtigt. Vermutlich nötig wäre eine Kombination von Rationierungs-Massnahmen und Massnahmen zum Sichern der Lebensgrundlagen für Alle. Dies verbunden mit Massnahmen, die Eigenverantwortung in den Bereichen Ökologie und Demographie erzwingen. – Dr. Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Ist der »Menstruationsurlaub« eine gute Idee?“ Streit von Cathrin Gilbert und Lisa Nienhaus

 

Für Deutschland ist diese Idee völlig irrelevant. Jeder Arbeitnehmer hat hierzulande die Möglichkeit, drei Tage zuhause zu bleiben – man muss nicht einmal sagen, worunter man leidet. Es genügt zu sagen: Ich bin krank und kann nicht kommen. Das dürfte für die meisten Frauen, die unter Menstruationsbeschwerden leiden, völlig ausreichen. Und selbst wenn eine Arbeitnehmerin kundtun will, woran sie leidet, dann kann sie ja wahrheitsgemäß sagen: Ich habe Bauchschmerzen, Kopfschmerzen und was auch immer – da muss niemand was „erfinden“. Und wer länger als drei Tage arbeitsunfähig ist, holt sich eben die Krankschreibung beim Arzt – wie jeder andere Kranke auch. Warum wird da wieder mal eine Diskussion „vom Zaun gebrochen“, die völlig sinnlos ist ? – Herbert Rein

 

Als dieses Thema letztes Jahr in Heidelberg hoch kam und es bis auf den Landesparteitag schaffte, habe ich recherchiert. Ergänzend zu den Ausführungen von Frau Nienhaus könnte man feststellen, dass Frauen mit Menstruationsbeschwerden sich nicht „irgendeine Krankheit ausdenken“ sollten. Als es z.B. um die Einführung der „Krankschreibung“ per Videosprechstunde ging, standen bei den Beispielen Menstruationsbeschwerden an zweiter Stelle, zwischen Erkältungen und Blasenentzündung.

Gefunden habe ich das auf der Seite der Techniker-Kasse zum Thema Arbeitsunfähigkeit: https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.tk-lex.tk.de%2Fweb%2Fguest%2Fexternalcontent%2F-%2Fprint%2FserviceId%2F2006%2Fexternalcontentid%2FHI520248%2FhaufeChapterIndex%2FHI520248.html&amp;data=05%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C2480181c547a4102762e08da40cd761b%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C1%7C0%7C637893548445632746%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000%7C%7C%7C&amp;sdata=ZOpfP38GelfSXnD%2FnQP%2FKJA9R41YQ90hLE20RtsCe3M%3D&amp;reserved=0 (letzter Abruf am 28.5.2022)

Auch rechtlich sind abhängig Beschäftigte bei „Krankschreibungen“ gut geschützt, solange es nicht zu einer negativem Prognose kommt. In einem Urteil vom 23. 1. 2014 – 2 AZR 582/13 (https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Flexetius.com%2F2014%2C2339&amp;data=05%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C2480181c547a4102762e08da40cd761b%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C1%7C0%7C637893548445632746%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000%7C%7C%7C&amp;sdata=HM1W1OA35vxEPT%2B9Hf37bbTQsUxunV4WtoMxp0RCjWg%3D&amp;reserved=0) konkretisiert das Bundesarbeitsgericht (BAG):

„Die Wirksamkeit einer auf häufige Kurzerkrankungen gestützten ordentlichen Kündigung setzt zunächst eine negative Gesundheitsprognose voraus. Im Kündigungszeitpunkt müssen objektive Tatsachen vorliegen, die die Besorgnis weiterer Erkrankungen im bisherigen Umfang befürchten lassen. Häufige Kurzerkrankungen in der Vergangenheit können indiziell für eine entsprechende künftige Entwicklung sprechen – erste Stufe.

Die prognostizierten Fehlzeiten sind nur dann geeignet, eine krankheitsbedingte Kündigung zu rechtfertigen, wenn sie auch zu einer erheblichen Beeinträchtigung der betrieblichen Interessen führen. Dabei können neben Betriebsablaufstörungen auch wirtschaftliche Belastungen, etwa durch zu erwartende, einen Zeitraum von mehr als sechs Wochen pro Jahr übersteigende Entgeltfortzahlungskosten, zu einer solchen Beeinträchtigung führen – zweite Stufe. Ist dies der Fall, ist im Rahmen der gebotenen Interessenabwägung zu prüfen, ob diese Beeinträchtigungen vom Arbeitgeber billigerweise nicht mehr hingenommen werden müssen – dritte Stufe.“

Das von Frau Gilbert vorgeschlagene Attest würde eine solche Prognose von mehr als 6 (Arbeits-)Wochen im Jahr (3 Tage im Monat) implizieren. Und damit würden Sie eine neue Debatte um Gleich- und Ungleich-Behandlung von Krankheitsursachen lostreten – von der Gender Pay Gap-Debatte ganz zu schweigen. Andererseits wird das Thema Interessenabwägung oft eher zugunsten der Beschäftigten gesehen.

So führte das BAG in seinem Urteil vom 10. 12. 2009 – 2 AZR 400/08 (https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Flexetius.com%2F2009%2C4188&amp;data=05%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C2480181c547a4102762e08da40cd761b%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C1%7C0%7C637893548445632746%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000%7C%7C%7C&amp;sdata=ndeV9BwHrnczlLqaLTrNTS%2BlkXPmz13jWEjFhjz%2BSAs%3D&amp;reserved=0) aus:

„Nach dem das ganze Kündigungsrecht beherrschenden Verhältnismäßigkeitsgrundsatz ist eine krankheitsbedingte Kündigung auch dann ungerechtfertigt, wenn sie zur Beseitigung der betrieblichen Beeinträchtigungen und der eingetretenen Vertragsstörung nicht erforderlich ist. Sie ist nicht erforderlich, solange der Arbeitgeber nicht alle anderen geeigneten milderen Mittel zur Vermeidung künftiger Störungen ausgeschöpft hat. Zu den die Kündigung bedingenden Tatsachen gehört deshalb auch das Fehlen alternativer Beschäftigungsmöglichkeiten, die einen zukünftigen störungsfreien Verlauf des Arbeitsverhältnisses möglich erscheinen lassen. Dafür trägt der Arbeitgeber nach § 1 Abs. 2 Satz 4 KSchG die Darlegungs- und Beweislast.

Er kann zunächst pauschal behaupten, es bestünden keine anderen Beschäftigungsmöglichkeiten für den erkrankten Arbeitnehmer. Darin liegt regelmäßig zugleich die Behauptung, es bestehe keine Möglichkeit einer leidensgerechten Ausgestaltung des Arbeitsplatzes und der Arbeitsbedingungen. Daraufhin hat der Arbeitnehmer konkret darzulegen, wie er sich eine Änderung des bisherigen Arbeitsplatzes oder seine weitere Beschäftigung – ggf. zu geänderten Arbeitsbedingungen – unter Berücksichtigung seiner gesundheitlichen Beeinträchtigungen vorstellt.“

Kurzfassung: Anders, als Frau Gilbert meint, sind Menstruationsbeschwerden im professionellen Umfeld kein Tabu. So standen sie bei den Beispielen der G-BA der Krankenkassen für per Videosprechstunde diagnostizierbare Erkrankungen für eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung an zweiter Stelle, zwischen Erkältungen und Blasenentzündung. Und für krankheitsbedingte Kündigungen gibt es bereits jetzt sehr hohe Hürden. Allerdings wäre ein ärztliches Attest, das 3 Tage Arbeitsausfall im Monat prognostiziert, bei der aktuellen Rechtsprechung nicht empfehlenswert. Und isoliert betrachtet, als „Frauen-Thema“, würde es uns bei anderen Themen, wie Gender Pay Gap, mehr schaden, als den betroffenen Frauen nützen. – Wilfried Schollenberger

 

Himmel, die Berge! Da liege ich, 40 Jahre fast jeden Monat 1-2 Tage krumm vor Bauch-und Kopfschmerzen, ständig von Anämie bedroht, nenne das nun „Urlaub“, wenn nichts mehr geht….. Brauchen wir eine neue Definition dieses Wortes? – Roa Hachmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Bei mir im Revier“ von Mariam Lau

 

Warum Markus Söder so erfolglos war, ist und wohl auch bleiben wird? Weil er keine klare eigene Linie hat, sondern – auch Sie beschrieben es ja – von Saison zu Saison eine neue Kuh vor seinen Wagen spannt. Ein Wendehals. Und so jemandem soll man vier Jahre vertrauen? Ich nicht. – Uli Manschke

 

Ihrer Einschätzung und Analyse des Herrn Söder pflichte ich gerne bei. Wenn Herr Söder die Bühne der Bundespolitik betritt, muss man sich tatsächlich fremdschämen. Aber, wen soll die CSU-Elite denn sonst hervorbringen, als jemanden wie ihn? Politiker eines anderen Formats haben in der Führungsriege dieser Partei keine Chance auf Erfolg und Karriere. Vielleicht erledigt sich das Problem mit der nächsten Generation der Wähler von selbst. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Mir ist derzeit bei Triple-J-Söder (Journalist-Jurist-Jeck) unklar, welchem Schicksal römischer Kaiser ( sein Ego) er erliegen wird. Entrinnt er mit Hilfen seiner Wachen (Parteifreunde) der Gefahr oder sind es die Wachen (Parteifreunde), die ihn (politisch) umbringen? – Jürgen Dressler

 


 

 

Leserbriefe zu „»Damit sie mich in Ruhe lassen«“ von Nataliya Gumenyuk

 

Kriegsverbrechen in der Ukraine: „Kriegsverbrechen“? Das soll doch bedeuten: Ein verbrecherisches Handeln während eines Krieges, das über die „üblichen“ Kriegshandlungen hinausgeht. Bei Wikipedia heißt es zu diesem Begriff: „Kriegsverbrechen sind schwere Verstöße von Angehörigen eines kriegführenden Staates gegen die Regeln des in internationalen oder nichtinternationalen bewaffneten Konflikten anwendbaren Völkerrechts, deren Strafbarkeit sich unmittelbar aus dem Völkerrecht ergibt. Kriegsverbrechen zählen zu den Kernverbrechen des Völkerstrafrechts und unterfallen dem Weltrechtsprinzip.“

Zunächst fordert hier die Formulierung „kriegsführender Staat“ geradezu eine Sprachkritik, denn: Es wird der Eindruck erweckt, als seien sowohl ein kriegerischer Aggressor, als auch ein angegriffener, friedlicher Nachbarstaat, jeweils „kriegsführende Staaten“. Zwischen Aggressor und seinem Opfer wird kein Unterschied gemacht. Ein Opfer einer kriegerischen Aggression wird nicht einmal in Erwägung gezogen. Das ist grob fehlerhaft, weil es die Realität leugnet. Sicher gab und gibt es Fälle, in denen – beispielsweise – zwei Nachbarstaaten den unbedingten Willen gezeigt und geäußert haben, über den jeweils anderen mittels kriegerischer Mittel Herrschaft zu erlangen.

Beide wollen, beispielsweise zwecks Zugewinn von Land und Rohstoffen, gegen den anderen als Aggressor auftreten. In dem seit dem 24. Februar 2022 aktuellen Fall gibt es nur einen Aggressor namens Russland als kriegsführende Partei und einen Verteidiger, die Ukraine. Die Ukraine, die durch einen kriegerischen Aggressor in die Rolle eines Verteidigers gezwungen wird, nimmt ihr Recht war, ihre Souveränität, wie auch und insbesondere die elementaren Rechte ihrer Bewohner mit angemessenen Mitteln zu verteidigen.

Zur Wahrnehmung solcher Rechte ist eine Unterstützung durch andere Staaten mit Mitteln, die der Aggression angepasst sind, erlaubt, ja Pflicht. Weiter und insbesondere ist eine Sprachkritik am Begriff „Kriegsverbrechen“ erforderlich. Auch das Völkerstrafrecht erkennt: Eine kriegerische Aggression gegen einen friedlichen Nachbarstaat, ist bereits ein Verbrechen. Die elementaren Rechte der dort Lebenden, wie auch internationales Recht, werden durch diese kriegerische Aggression verletzt. Hier ist zu beachten:

Es macht keinen Unterschied, ob ein kriegerischer Aggressor einen Bürger, beispielsweise den eines Nachbarstaates, der als Soldat sein Land verteidigt oder ob der Aggressor einen „Zivilsten“ ermordet, diese verletzt oder diesen andere, schwere Gewalt zufügt. Solche Handlungen sind stets Kriegsverbrechen. Bei keinen der durch Menschen möglichen Handlungen kann es ein erlaubtes, legitimes Verbrechen geben. Solches jedoch suggeriert der oben zitierte Text einer Definition des Begriffs „Kriegsverbrechen“: Das Verbrechen einer kriegerischen, auch tödlichen Aggression erscheint legitim, andere, gleichzeitig stattfindende Verbrechen nicht.

Diese werden mit dem Begriff „Kriegsverbrechen“ bedacht. Nimmt man die elementaren Rechte der Menschen ernst, muss grundsätzlich gelten: Das vorsätzliche Töten eines anderen kann nur aus äußerster Notwehr straffrei bleiben. Fehlt es an diesem Umstand ist es Mord. Anderes zu behaupten, stuft die elementaren Rechte derer, die ihr Land als Soldatin oder Soldat verteidigen, unter die elementarten Rechte von sogenannten Zivilisten ein. Elementare Rechte, also jene Kraft Geburt und nicht von einem Staat gegebene Rechte, wie insbesondere Selbstbestimmtheit, Leben ohne Bedrohung, Unversehrtheit, Nahrung, Wohnung und Verteidigung dieser Rechte, haben ausnahmslos alle Menschen, ob nun Soldat, Soldatin oder sogenannter Zivilist.

Fazit: Gerade Journalistinnen und Journalisten, gleich in welchen Medien tätig, sollten daher nicht weiter unkritisch die Begriffe „Kriegsverbrechen“ und „kriegsführende Staaten“ verwenden. Russland und die Ukraine sind nicht zwei „kriegsführende Staaten“. Russland ist der kriegerische Aggressor, der kriegsführende Staat, gegen den sich die Ukraine verteidigen muss und darf. Eine unklare Sprache führt zu unklaren, ja falschen Vorstellungen, auch Rechtsvorstellungen. Daher kann auf Dauer eine unklare Sprache auch Menschenrechte und damit auch den Frieden zwischen den Menschen gefährden.

PS: Der kriegerische Aggressor ist stets Rechtsverletzer. Zu beachten ist aber auch: Verlässt der Verteidiger das für sein Handeln notwendige Maß und Mittel, kann auch er zum Rechtsverletzer werden. Dies ist hier die besondere Tragik: Für den kriegerischen Aggressor und auch den Verteidiger kann es keinen „Gewinn“ aus ihren Handlungen geben. Selbst der Verteidiger bleibt meist nicht ohne Schuld, weil er nicht immer das rechte Maß und Mittel gewählt hat. Eine zukünftige Rechtsprechung kann hier nur mittels des zu bestimmenden Strafmaßes unterscheiden. – Bert Steffens

 

Dass ein russischer Soldat wegen Ermordung eines Zivilisten verurteilt wurde, ist in Ordnung. Nicht in Ordnung ist, was schon alles durch die USA geschah, z. B. die Folterungen in den Gefängnissen von Abu-Ghuraib und Guantanamo. Der völkerrechtswidrige Krieg der USA und seiner Verbündeten gegen den Irak brachte 2003 für 30.000 irakische Soldaten und 115.000– 600.000 irakische Zivilisten den Tod. Russland wird von den USA als einer der Erzfeinde ausgewiesen, und man versucht, es tot zu rüsten. Es wird im Westen für jede Verfehlung verurteilt, ungeachtet der weit größeren Verfehlungen des Westens.

Überall versuchen die USA, unliebsame Länder zu destabilisieren. Um einen Weltenbrand zu vermeiden, ist ein Konsens nötig, dass die Ukraine nicht zu einer Angriffswaffe gegen Russland ausgebaut wird. Schluss mit dem einäugigen Freund- Feind- Denken, das Deutschland schon in blutigste Aggressionen gegen andere Länder geführt hat. Es hat auch die Devise ‚Kanonen statt CO2- Reduzierung’ hervorgebracht, diese unfassbare Verirrung der Grünen. – Hans Oette

 

Der geständige Russe Schischimarin wird sich zum Zeitpunkt X hoffentlich nicht austauschen lassen. Sonst es geht es ihm, wie den ehem. Kriegsgefangenen bei Stalin: Zurück nach Rußland, für mehrere Jahre ab in ein GULAG. – Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbriefe zu „Energisch verzockt“ von Sebastian Kempkens

 

In der o.g. Ausgabe haben Sie über die Entwicklung der Energieversorgung der Stadt Bad Belzig berichtet. Sicher ist Ihnen auch die Entwicklung der Green City Energie AG in München nicht entgangen. Die Firma ist seit Jahren in Bau und Betrieb vom nachhaltigen Energieerzeugungsanlagen aus Sonne, Wind und Wasser in In- und Ausland engagiert. Aus einer Bürgerinitiative entstanden hat sie sich bis zur Aktiengesellschaft entwickelt, die inzwischen zahlungsunfähig und seit Anfang des Jahres insolvent ist. Mit dem Vertrauen der größtenteils Kleinanleger hat das Management ein Konglomerat von über 50 Firmen aufgebaut, die sich gegenseitig mit frischen Geld versorgt haben. Dadurch sind auch Firmen überschuldet, deren Geschäfte eigentlich gut laufen.

Es handelt sich zwar nicht um das Geld der Verbraucher, dennoch steht der Verdacht im Raum, dass das Vertrauen der Anleger in eine bürgernahe, transparente und zukunftsorientierte Geldanlage sträflich missbraucht wurde. Leider ist von der lokalen Presse so gut wie nichts darüber zu hören, insbesondere über mögliche Kompetenzüberschreitungen der Geschäftsführung. Es wäre also sicher ein interessantes Thema für Ihre Zeitung. – Harald Liedl

 

Wer hat diesen Beitrag geschrieben; wer hat ihn freigegeben? Schlecht recherchiert, schlecht geschrieben. Keine Referenzzahlen. Abstruse Beispiele; z.B. der Metzger der jetzt das vierfache zahlt. Lustig auch das Ende des Artikels: „Das Ehepaar sucht nun nach einer neuen Wohnung.“ Haben Sie einen Redakteur, den Sie von BILD übernommen haben, damit beauftragt? – Bernhard Schulwitz

 

Ihr Autor Sebastians Kempkens vermengt zwei Begriffe, die nur zusammen gehören können, aber nicht müssen. OTC hat er zwar übersetzt, die Bedeutung aber nicht weiter ausgeführt. Effektiv bedeutet OTC nur, daß zwei definierte Vertragspartner direkt miteinander handeln, und nicht anonymisiert zum Beispiel über eine Handelsplattform, beschreibt also nur die Art der Abwicklung, nicht das Geschäft selbst. Leerverkäufe hat er gut beschrieben, allerdings müssen diese nicht OTC abgewickelt werden, sondern diese können wie oben erwähnt auch anonymisiert erfolgen.

Grundsätzlich ist die Erhöhung der Energiepreise für mich nicht überraschend. Zum Einen ist diese politisch gewollt und durch Steuern und Abgaben gelenkt, um den Verbrauch zu senken. Zum Anderen gilt zwar, daß die Primärenergieträger Wind und Sonne kostenlos sind, für die gesamte Infrastruktur, um Erzeugung und Bedarf in Deckung zu bringen, gilt dieses aber definitiv nicht. PS.: Gier frißt Hirn ist unter Händlern ein geflügeltes Wort. Ob es in diesem Fall zutreffend ist, wird sich hoffentlich zeigen. – Thomas Weiße

 


 

 

Leserbriefe zu „Womit keiner rechnet. Die Weltwirtschaft rutscht in die Krise, Hunger und Armut nehmen zu. (…)“ von Thomas Fischermann

 

Wieder einmal hat Oxfam den Finger in eine schwärende Wunde gelegt: die Schere zwischen Arm und Reich geht beschleunigt auseinander und beschert der Welt erhebliche Probleme. Es gibt aber noch eine zweite Studie, die Oxfam anlässlich der letzten Klimakonferenz in Glasgow veröffentlicht hat : Der CO2-Footprint der Superreichen stellt die Erreichung des 2°-Ziels von Paris in Frage.

Während wir Bundesbürger mit unseren knapp 10 Tonnen CO2 pro Jahr schon ein schlechtes Gewissen bekommen, belegen sie in ihrer Studie, dass das reichste Prozent der Weltbevölkerung im Schnitt um die 70 Tonnen emittiert. Aber das ist noch gar nichts gegen die Milliardäre, deren Ausstoß leicht in die Tausende Tonnen geht. So ergibt der CO2-Footprint einer Superyacht schon mal 20.000 Tonnen pro Jahr, von den privaten Weltraumeskapaden eines Herrn Musk mal ganz abgesehen.

Als ich die Oxfam-Studie meinen Schüler:innen ( Ich bin Lehrer an einem Gymnasium) vorlegte, waren sie nicht nur empört, sondern kamen schnell mit einem interessanten Vorschlag: Warum könnte man nicht für jede Tonne CO2, die über dem Durchschnitt liegt, eine Abgabe erlassen, die dem wahren ökologischen Schaden entspricht, also etwa 200 €/t. Da kämen bei jedem Milliardär wohl so einige 100.000 € pro Jahr zusammen, aber das sind ja wohl, verglichen mit den Einnahmen, nur Peanuts.

Zusammen genommen ergäben sich jedoch erhebliche Summen, die in der dritten Welt für die Bekämpfung der Folgen des Klimawandels dringend benötigt werden. Auch wenn der Vorschlag natürlich naiv und zur Zeit nicht durchführbar erscheint, hätte er meine Sympathie. Die Staaten jedenfalls täten gut daran, endlich in dieser Sache tätig zu werden, denn ein freiwilliger Verzicht vom Super-Luxusleben ist wohl nicht in Sicht. – Dirk Krämer

 

In einer repräsentativen Demokratie sind die gewählten Politiker*innen auch dafür verantwortlich, dass niemand Not leidet. Sie können versuchen, diese Aufgabe (teilweise) an Unternehmer, Gerwerkschaften, EZB, Finanzmärkte usw. zu delegieren, aber wenn das dazu führt, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden, müssen sie eingreifen, sonst verliert die repräsentative Demokratie in den Augen der Bürger*innen einen Großteil ihrer Legitimation.

Viele Bürger*innen wählen dann zwar nicht gleich die AfD oder andere extreme Parteien, aber sie nehmen nicht mehr an Wahlen teil, weil sie von keiner der etablierten Parteien mehr eine Besserung ihrer persönlichen Situation oder auch nur einen entsprechenden Einsatz der Politiker*innen erwarten – auch nicht jener von SPD und den Grünen. Die Überzeugung vieler hiesiger Politiker*innen, sich möglichst wenig in wirtschaftliche Vorgänge und in die Märkte „einmischen“ zu sollen und krasse soziale Ungleichheit einschließlich krasser Armut bis hin zum Hunger um des erhofften Wirtschaftswachstums willen akzeptieren zu müssen, zerstört letztlich die Demokratie – und die Umwelt, das Klima, die Artenvielfalt usw. sowieso. – Dr. Ulrich Willmes

 

Seit 1989 ist die Globalisierung in eine neue Phase eingetreten. Das Versprechen unbegrenzten Wachstums hatte neuen Auftrieb bekommen, Die zur Finanzierung notwendigen Gelder werden seitdem durch eine gnadenlose Umverteilung von unten nach oben generiert, innerhalb der kapitalistischen Länder, wie von den armen Ländern zu den reichen. Das System funktioniert wunderbar, das Aufstiegsversprechen vom Millionär zum Milliardär zumindest, nur der Tellerwäscher bleibt immer weiter außen vor.

Da aber nun endgültig klar geworden ist, dass die Erde das unbegrenzte Wachstum nicht hergibt, wachsen die Konflikte. Es wird aber keine Lösung der ökologischen Frage geben, wenn man den sozialen Sprengsatz, der in der haltlosen Machtvergrößerung der Superreichen liegt nicht bändigt. – Dieter Schöneborn

 


 

 

Leserbriefe zu „Hilfen für SUV-Fahrer“ von Roman Pletter

 

Mit dem „Tankgutschein“ und ihrer verquasten Haltung zum Tempolimit betreibt die FDP reine Klientelpolitik. Wozu das führt, haben die jüngsten Landtagswahlen gezeigt. Man fühlt sich in die Zeit der Senkung der Mehrwertsteuer für Hotelübernachtungen zurückversetzt. Und wohin das damals geführt hat – nämlich in die außerparlamentarische Opposition – werden nicht nur Ältere erinnern. – Dr. Hans Mewes

 

Zum Glück gibt es SUVs, denn sonst gingen Ihren Redakteuren wohl die Überschriften aus. Aber ernsthaft: pauschale populistische und polemische Artikel wie dieser sind Bildzeitungs-Niveau und der ZEIT unwürdig. Der Mehraufwand für Sprit hat nicht mit dem Mehrverbrauch, sondern vor allem mit meist anderen Fahrleistungen zu tun. Größere Fahrzeuge – übrigens nicht nur SUV – haben oft beruflich bedingt eine größere Kilometerleistung im Jahr als Kleinfahrzeuge, die nur im ortsnahen Verkehr eingesetzt werden.

Zudem ist das Märchen vom hohen Verbrauch bei SUVs offenbar nicht kaputt zu kriegen: wir fahren ein Mittelklasse-SUV, das mit etwas über 6 Liter weniger verbraucht als manch Kleinwagen. Und noch etwas: was bitte soll die Grafik auf der Seite zu den Rentenerhöhungen? Die Erhöhung in diesem Jahr ist keine besondere Vergünstigung für Rentner, sondern nur die Nachholung der im Vorjahr ausgefallenen Rentenerhöhung, die sich im übrigen nach festen rechtlichen Regeln vollzieht. Nach dem Untertitel wäre eine vernünftige Analyse zu erwarten gewesen. In der Schule hätte es für den Gesamtartikel eine sechs mit „Thema verfehlt“ gegeben. – Christian Felgendreher

 

Das gute an einer Inflation, die hauptsächlich durch hohe Energiepreise verursacht wird, ist, dass ihr so ziemlich jede und jeder ein Schnippchen schlagen kann: das Potenzial, Energie zu sparen, sei es durch Verzicht auf Mobilität mit motorisiertem Individualverkehr oder durch konsequentes Einsparen an Gebäude- und Wohnenergie, ist deutlich höher, als es manche sich eingestehen möchten. Dennoch ist Energie nicht unverzichtbar. Viele werden ihre Einsparmöglichkeiten unzureichend erkennen, und somit weniger für andere Konsumgüter ausgeben (können). Da aber die Nachfrage mit über den Preis entscheidet, werden Preissteigerungen nicht auf alle Lebensbereiche durchschlagen…..ergo: wer antizyklisch konsumiert, kommt (fast) ungeschoren davon. – Oliver Roßmüller

 


 

 

Leserbriefe zu „Luxus, der ins Unglück führt“ von Ole von Uexküll

 

In Ihrem Artikel in der ZEIT taucht das Wort „Bevölkerungswachstum“ überhaupt nicht auf. Eine weitere entscheidende offene Frage ist die erforderliche Umstellungszeit für eine weltweit wirkende bessere Lösung, wenn gleichzeitig die Menschheit in Richtung über 10 Milliarden anwächst. – Schon alleine die Umstellung in Deutschland auf eine Energieversorgung auf der Basis erneuerbarer erforderte gigantische Investitionen zunächst in Wind- und Solarkraftwerke, dann sehr bald in (mehrere Hundert Mrd. kWh H2) Wasserstoff-Infrastruktur und ab 2050 entstünde ein riesiger Bedarf an fortlaufendem Ersatz für „abwrackreife“ Windräder etc. WER plant heute schon das Recycling der Türme oder Weiterverwendung der Betonfundamente?

– Ähnliches gilt für die Wasser- und Nahrungsmittelversorgung bspw. in semi-ariden Gebieten mit anhaltend wachsender Bevölkerung! – Und religiös motivierte Fanatiker wie Taliban, IS oder Boko Haram sind dabei, die Frauenunterdrückung voranzutreiben; dabei wären Bildung und etwas materieller Wohlstand auch von Frauen ein Baustein in einer Strategie zur Abflachung der Bevölkerungsdynamik. – Usw. usw. Für einige dieser für mich offenen Fragen könnten auch Sie etwas präziser artikulieren, wer was wie schnell tun müsste oder wenigstens für langfristig vertretbare Lösungen vorsorgt. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Überkommenes Wohlstandsmodell//Andere Länder über Jahrhunderte wurden ausgebeutet systematisch,/nun die Lage vor allem bei den fossilen Energieträgern ist dramatisch./’Billige Beschaffung, preiswerte Produktion, teurer Absatz‘ das Modell,/derzeit jedoch an die neue Realität wir müssen uns anpassen schnell.// – Dr. Jens Brökelschen

 

Die Frage wo „Luxus“ beginnt, beschäftigt die Menschen schon lagen. So schrieb Leo Tolstoi das Buch «Wieviel Erde braucht der Mensch?». Heute müsste man auch fragen: «Wieviel Kinder braucht der Mensch? Und wo beginnt da «Luxus, der ins Unglück führt»?“ Da die Überfischung der Meere, das Zurückdrängen der Urwälder und das Verschwinden der Feuchtgebiete vor allem auf den Nahrungsbedarf zu vieler Menschen zurückzuführen ist, ist diese Frage gerechtfertigt.

Bei einer weltweiten Geburtenrate weit unter 2 wie in Südkorea (Halbieren der Kopfzahl pro Generation) wären die Menschheits-Probleme lösbar, nicht aber bei einer Geburtenrate wie in Nigeria, dessen Kopfzahl laut einer UN-Prognose im Jahre 2100 die der EU übersteigen könnte. Möglicherweise sind die im Artikel erwähnten «Kooperativen Wirtschaftsmodelle in afrikanischen Gesellschaften» eine Ursache.

Der Wohlstand Europas kommt auch daher, dass dort das demographische Problem gelöst ist. Dies ist nicht nur eine Folge des Wohlstands sondern auch ein Resultat von «demographischem Zwang». In meinem Buch „Die Technik reicht nicht» (BoD, 2016) beschreibe ich gleich zu Beginn (anhand von mehreren Beispielen) Varianten dieses Zwangs, der in Europa half, die Geburtenrate den Ressourcen anzupassen.

Etwa meine Grossmutter väterlicherseits musste als Magd ihre beiden ersten Kinder abgeben, weil Dienstboten keine Kinder haben durften. Mit 28 Jahren heiratete sie meinen damals 58 Jahre alten Grossvater, der als nicht erbberechtigter Bauernsohn ein Leben lang hart gearbeitet hatte, um als Grundlage für eine Heirat eine alte Blockhütte (Baujahr 1673) und ein paar Wiesen erwerben zu können.

Das „Unglück“ vor dem Ole von Uexküll warnt, hat seine Ursachen in den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Demographie. Das Wort «Luxus» weist daher etwas zu einseitig auf mögliche Schuldige. Es sei denn man fasst den Begriff „Luxus“ weiter. Dazu folgendes: «Laut dem Global Wealth Report der Credit Suisse besitzen die 1.1 Prozent Dollarmillionäre der Welt fast die Hälfte des globalen Eigentums.» Doch das Nutzen dieses Eigentums ist in anscheinend wichtigen Bereichen eingeschränkt. Ein Beispiel:

Leute wie Bill Gates, Elon Musk oder Prinz Andrew kamen wegen Problemen in die Schlagzeilen, die in Afrika kaum denkbar wären, wie drei Beispiele aus der Radiosendung «Persönlich» von SRF nahelegen. Am 14. April 2013 erzählte eine Architektin von einem Auftrag in Burkina Faso: Häuser für die 29 Frauen und 120 Kinder eines Häuptlings. Am 29. November 2015 erwähnte eine weltweit bekannte Sängerin aus Nigeria ihre 150 Cousinen und Cousins. Am 31.Oktober 2021 erzählte ein bekannter Kabarettist aus dem Kongo von seiner weiteren Familie, die 150 Menschen umfasst.

Die massiv ungleiche Verteilung der Vermögen und Einkünfte ist trotz den ungleichen Nutzungsmöglichkeiten kaum zu rechtfertigen. Nur, die hohen Vermögen stecken weitgehend in Besitz, der durch Aufteilung an Wert verliert (z.B. Aktien oder Luxusimmobilien). Die fast 99 % Menschen, die zusammen nur 50 % an Vermögen besitzen, würden am meisten profitieren, wenn Mangel an Arbeitskräften und Konsumenten bestünde. Denn dann könnten höhere Einkommen durchgesetzt werden.

Nun zu den Emissionen. «Laut Oxfam sind die reichsten 10 % der Weltbevölkerung für die Hälfte der Emissionen verantwortlich.» Wenn man die täglichen Autoströme auf dem Weg zum Arbeitsplatz sieht oder den Zuwachs an Wohnraum pro Kopf, dann ist das plausibel. Vermutlich geht’s nicht ohne eine Kombination von Rationierungs-Massnahmen und Massnahmen zum Sichern der Lebensgrundlagen für Alle. Dies verbunden mit Massnahmen, die Eigenverantwortung in den Bereichen Ökologie und Demographie erzwingen. Dabei gilt allerdings grundsätzlich: Das Zukunfts-Problem kann weltweit nur gemeinsam gelöst werden. Vorschläge finden sich im genannten Buch. – Dr. Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „FREUDE!“ von Felix Dachsel

 

Der nette Text des Eintracht Frankfurt Fan Felix Dachsel zum Finale der Europa League erinnert mich an das Jahr !959. Als rechter Verteidiger der Eintracht SOMA (Sondermanschaft jung und alt , Vertragsspieler und Amateure alles zum Spaß) mit der Stammkneipe -Wirt der begnadete Stürmer Alfred Pfaff – direkt an der Hauptwache. In der für immer einmalig bleibenden Konstellation Eintracht Frankfurt gegen Kickers Offenbach kam es zum Ergebnis 5 – 3 im Berliner Olmpia-Stadion. Eintracht Frankfurt war Deutscher Meister und wurde am Tag danach von 300 000 Hessen empfangen. Die Gala fand etwas später im Gesellschaftshaus am Zoo statt. Dies die Erinnerung des ZEIT-Lesers Jahrgang 1938. – Klaus Wellhardt

 

Ich freue mich für Sie, dass Sie so eine Freude in Ihrem Fansein erleben durften und dürfen. Ich möchte gleichzeitig eine Bitte an Sie richten. Sollten wir uns mal im ICE begegnen, Sie als an die Decke trommelnder Fan im Nachbarabteil, ich als ein gutes Buch lesender Normalo, und sollte ich Sie dann bitten vielleicht ein wenig leiser zu sein, denn schließlich ist der ICE ja ein öffentlicher Raum für jeden, und ich schreie ja auch nicht den Text meines Buches laut in den Wagen, dann, ja dann fände ich es ganz fantastisch, wenn Sie einfach zu mir sagen:

„ Ach so, ja, sorry, wir freuen uns nur so. Aber, ok, wir schrauben ein bisschen runter.“ Denn meist ist es ja so, dass im Zug trommelnde Fans mit einem gewissen Alkoholpegel sich eher auf dem schmalen Grat zwischen Freude und Aggression bewegen. Und wenn ich mit meinem kleinen Auto mal zufällig in ihre städtische Partyzone gelange – auch ein öffentlicher Raum – dann möchte ich nicht durchgeschüttelt werden. Sollte ich hupen, ist das nicht aus Entzückung sondern dies gibt eher meiner Angst Ausdruck, dass die Situation kippt, wenn ich zeige, dass ich das nun gerade nicht ganz so super finde. Ich gehe sehr selten ins Stadion (in Rostock).

Wenn ich gehe, fasziniert mich die Stimmung dort, und ich schaue das Spiel auch gerne an. Vor und nach dem Spiel sehe ich aber dutzende Streifenwagen, der Bahnhof ist abgeriegelt, Polizeihubschrauber kreisen über der Stadt, überall stehen gepanzerte Polizist*innen, ständig heulen Sirenen. Und an der Tanke, wo ich mir kurz noch ein Bier holen möchte, erlebe ich wie zwei aggressive Hansafans eine soeben aus einem Auto mit HH-Kennzeichen ausgestiegene Person grundlos attackieren. Der junge Mann wird in sein Auto zurückgeschubst, die Tür wird zugeschlagen, sie trommeln gegen die Scheibe: „Verpiss dich, du … !“

Der Fan im Auto ist bleich und schaut weg. Es tut mir leid, aber deswegen kann ich mit Ihrer puren Fußball-Freude nicht Schritt halten, der Fußballfan an sich hat für mich seine Unschuld längst verloren. Dennoch scheint es ja auch eine heile (Fußballfan)-Welt zu geben, bei Ihnen in Frankfurt. Vielleicht ist da alles ganz anders. Ihnen weiterhin viel Freude mit der Eintracht. – Frank Genkinger

 

Vielen Dank für das Aufnehmen des Artikels „Freude!“ in die aktuelle Ausgabe und vielen Dank an Felix Dachsel für diesen tollen Bericht zum Sieg der Eintracht im EL-Finale. Ich als Neu-Frankfurter und (lediglich) Eintracht-Sympathisant kann ich mich nur bei der Eintracht und allen Fans für diese magische Nacht bedanken! Wie groß muss da die Ekstase bei jahrzehntelangen Fans, die die im Artikel erwähnten Tiefpunkte hautnah miterlebt haben, sein..! – Janos Koch

 


 

 

Leserbriefe zu „WIND TO CHANGE“ von Dirk Peitz

 

Der harte Kern der Rockkapelle Rolling Stones wäre eigentlich schon längst im wohlverdienten Ruhestand, genug verdient haben die Herren Mick Jagger (*1943) Keith Richards (*1943) & Ron Wood (*1947) wohl schon mehr als genug,; sie hätten quai längst schon ausgesorgt! Und was machen wohl die Stones?

Richtig sie gehen wieder auf Tour! Der ganz harte Kern der Rockkapelle „The Scorpions“, sind zwar noch nicht ganz so „vergreist“, als vorgenannte Band, aber die Herren Klaus Meine (*1948), Rudolf Schenker (*1948) & Matthias Jabs (*1955) könnten auch schon längst ihr Dasein im Ruhestand genießen, genügend Kohle müssten sie längst schon „eingerockt“ haben!

Und was machen wohl die Scorpions nach all den unzähligen Lockdowns? Richtig, auch diese gehen weiter auf Tour und lassen ihren „Wind of change“ wieder kräftiger denn je wehen. Vielleicht auch bald wieder in Richtung der Ukraine!? Ich glaube fast, dass Künstler eigenlich keinen Ruhestand gebrauchen können, denn Krativität kennt keine Pause! – Klaus P. Jaworek

 

Welthit und Hymne. Hut ab vor Klaus Meine und den Scorpions! Sein mit Weitblick geschriebener Song wurde vor gut 30 Jahren musikalischer Ausdruck der größten friedlichen Revolution für Frieden und Freiheit, die wir erlebt haben. Dieser Frieden wurde mutwillig und brutal zerstört, doch dank einer voll Respekt aktualisierten Textzeile lebt das bedeutungsstarke Lied als ein Welthit weiter, größer als je zuvor. Er ist spätestens jetzt zur Hymne geworden – als Aufruf an eine tatkräftige Politik für die entschlossene Wahrung einer europäischen Friedensordnung in Freiheit. – Johannes Zink

 


 

 

Leserbriefe zu „»Man fühlt sich schon ausgenutzt«“. Gespräch mit Edeltraud Rager geführt von Hannah Knuth

 

Die Tafeln sind oft die letzte Rettung um notwendige lebenswichtige Grundbedürfnisse zu befriedigen. Gerade in Krisenzeiten wo die Lebenshaltungs Kosten unbezahlbar sind, weder die EZB noch die Bundesregierung einen wirksamen Preis-Stop organisieren. Die Tafeln geraten an ein Ende des Überflusses, der Lebensmittel Einzelhandel disponiert vorsichtiger beim Einkauf. Die sogenannten Kunden sind nur Mitmenschen, die auch Mal Hamstern, bei Corona war das Toiletten Papier zeitweise ausverkauft.Alles ganz normal in Krisen, da ist alles etwas anders. – Thomas Bartsch Hauschild

 

Wenn das wirklich wahr ist, was ich da so jeden Tag in meiner Zeitung zu lesen bekomme, dann sitzt derzeit das „Staatssäckel“ der Bundesregierung recht locker, aber nur wenn es um die Ukraine geht! Wie es den Flutopfern der Ahr geht, und wie die Menschen dort mit ihrem (katastrophalen) Nachflut-Leben fertigwerden müssen, das interessiert unsere Volksvertretung anscheinend nicht die Bohne!? Nächster Halt: „Die Tafeln in Deutschland“!

Hier treffen wir, die ärmsten der armen Menschen im Lande, die wieder all das ausbaden müssen, was ihnen, die von uns allen gewählten Volksvertreter in ihr Badewasser eingeleitet haben. Wenn es nicht um die Ukraine geht, dann hält sich unser „Staat“ vornehm und sehr diskret zurück oder er hält sich aus vielen einfach (ganz) Dingen raus! „Ich kenn´viele Beamte, die haben Bohnen in die Ohren“, so jedenfalls singt der US-amerikanische Schlagersänger und Musiker Gus Backus (1937-2019) in seinem Schlager aus dem Jahre 1966, mit dem er auch damals in den deutschen Hitlisten geführt wurde. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich sah so lächerlich aus«“. Gespräch mit Björn Ulvaeus geführt von Christoph Dallach

 

„Mit Hilfe der göttlichen Tonkunst lässt sich mehr ausdrücken und ausrichten als mit Worten.“ (Carl Maria von Weber, 1786-1826, deutscher Komponist) Eigentlich sind mir gut gemachte Schlager oder Lieder, die in meiner Muttersprache Deutsch gesungen werden, eher mein Ding. Manchmal mache ich dann die berühmte Ausnahme von der Regel, wie hier bei den Songs von ABBA, dafür sind die Regeln nun mal gemacht. Eine Show wie die in der Londoner Konzerthall, die mag ich mir einfach nicht antun, wenn schon Live-Musik dann muss da alles live sein! Wie singt das Duo „Ich + Ich“ in ihrem Lied „Stark“: „Aber ich steh´nur hier oben und sing mein Lied“; gut bei der ABBA-Show treten vier Musiker auf der Bühne als Hologramme auf! – Riggi Schwarz

 

Auch ich bin eigentlich ein ABBA-Fan, aber die sog. Avatar-Veranstaltung ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden Liebhabers der Band. Wie weit sind wir gekommen, wenn sich die Musiker nicht mal mehr die Mühe machen wollen sich auf die Bühne zu begeben? Da schaue ich mir doch lieber die alten Videos an oder schließe die Augen, wenn die ABBA-Platte läuft. Das beste wäre, wenn einfach keiner zu dieser Volksverdummung gehen würde. – Dr. med. Martin Krivacek

 


 

 

Leserbriefe zu „Was würde Helmut Schmidt dazu sagen?“ von Thomas Karlauf

 

Herzlichen Dank für Ihren Artikel „ Was würde Helmut Schmidt dazu sagen? „ Sie haben in klaren Worten dargelegt, worum es eigentlich geht und nicht dem Mainstream das Wort geredet. Ihre Ansichten bzw. die des Altkanzlers Helmut Schmidt teile ich voll und ganz. – Jürgen Lungwitz

 

Was ist bloß in die ZEIT gefahren, dass sie glaubt, zur Ehrenrettung ihres Säulenheiligen jetzt seinen Biographen aufbieten zu müsen, der mit dem Hinweis auf ein angebliches „Schmidt-Bashing“ Kritik an diesem zu delegitimieren versucht? Herr Karlauf verwendet sehr viel Mühe darauf, ihn als kühlen, ent- schlossenen Pragmatiker zu präsentieren, der eben immer genau gewusst habe, wie man mit den Sowjets reden müsse. Glaubt er wirklich, Helmut Schmidt würde heute ein Paket verlangen, das für Putin „so lukrativ ist, dass er den Krieg schnell beendet“, verhandelt und kompromissbereit ist?

Der Aggressor würde für seine Untaten belohnt, die Ukraine würde ihre Souveränität weitgehend ein- büßen, und die Gefahr wäre groß, dass der erreichte ‚Frieden‘ durch Gebietsverluste erneut verletzt wird. Wo blieb übrigens der Protest von Schmidt gegen den Bruch des Helsinki-Abkommens von 1975, das er ja selbst unterschrieben hat, durch die Krim-Annexion? Es ist bezeichnend, dass in seiner da- maligen Schmalspuranalyse (Putin wat beleidigt, weil der Westen Russland den Status einer Groß- macht bestreitet, deshalb musste er so handeln) die Begriffe ‚Freiheit‘ und ‚Selbstbestimmungsrecht‘ nicht vorkamen.

Einen „gebührenden Respekt“ für das ukrainische Volk und seine rechtmäßig gewähl- te Regierung hat er nie gezeigt. Dies ist kein Wunder, wenn man nur in den Kategorien von Einfluss- spären der Großmächte denkt, kleinere Staaten höchstens als Puffer zwischen ihnen herücksichtigt und die Ukraine nicht als Nation ansieht, was „blanker Unsinn“ ist (Ulf Brunnbauer). Helmut Schmidt hat nicht gesehen, dass es Putin immer um die Wiedererrichtung eines russischen Imperiums ging, und dass die vermeintliche Bedrohung durch die Nato-Osterweiterung eine bloße Schutzbehauptung für sein aggressives Handeln war und ist.

Die notwendigen Friedensbemühungen sollten nicht auf dem Boden einer Appeasement-Politik geschehen, die Autokraten in ihren Expansionsbestrebungen ermutigt. Russland wird erst dann ernsthaft verhandeln, wenn die eigenen Verluste zu hoch und die gesteckten Ziele nicht realisierbar sind. Das Elend der Putin-Versteher besteht nicht darin, dass sie ihn verstehen wollten, sondern dass sie ihn so gründlich missverstanden haben. Und die Schmidt- Versteher sollten einsehen, dass ihre Leitfigur so gravierende Fehleinschätzungen getroffen hat. – Detlev Hermesh

 


 

 

Leserbriefe zur Infografik „Machtzentrum vom Reißbrett“ von Arnfrid Schenk (Recherche) und Pia Bublies (Infografik)

 

Sie haben BELMOPAN, belize vergessen! – Siegfried Wittmann

 

In der Ausgabe Nr. 22 vom 25.05.2022 werden diverse Hauptstädte „früher und heute“ aufgeführt, u.a. auch in einer Rubrik „Befördert“. Da werden dann Fälle aus der Türkei, Kanada und Côte d ´Ivoire gelistet. Ich habe mich dabei gefragt, ob für das eigentlich naheliegende Szenario Bonn -> Berlin kein Platz mehr vorhanden war…. – Thomas Lenné

 


 

 

Leserbriefe zu „Gleiche Diagnose“ von Andreas Sentker

 

Sie haben vollkommen recht, was die Lehren aus den letzten zwei Jahren Pandemie anbelangt. Ich würde noch hinzufügen, dass wir auch „widerstandsfähiger werden“ sollten gegenüber außer Rand und Band geratenen Politikern, die Grundrechte und damit das Wohl der Gesellschaft und unseren Rechtsstaat gefährden. Namhafte Institutionen wie die STIKO und das PEI haben massiv an Ansehen verloren. Der politische Druck auf sie wirkt sich verheerend aus. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Ihr Kommentar enthält unbewiesene Behauptungen. Es ist keineswegs erwiesen, dass eine Reduktion des Fleischkonsums vor Krebs schützt. Das ist unseriös. Solche Glaubenssätze sollten Sie als leitender Redakteur einer Zeitschrift nicht verkünden. Ich habe übrigens selbst meinen Fleischkonsum zu reduziert. Dabei geht es mir weniger um die unmittelbaren Folgen für meine persönliche Gesundheit, als um einen kleinen bescheidenen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Es wäre natürlich toll, wenn das auch einen Gesundheitseffekt hätte. Nur ist dieser keinesfalls statistisch, noch kausal belegt. – Dr. Maik Kschischo

 


 

 

Leserbriefe zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

 

Mit Süssgebäck Verzehr sollte man sparsam sein, aber auf keinen Fall mit ,,Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin. Bitte mehr davon! – Thomas Walter

 

Eine nette Rubrik in Ihrem Wochenblatt sind die Torten der Wahrheit. Sie geben oft zu Denken und sind meist lustig. Zu den Torten in der aktuellen Ausgabe möchte ich folgenden Leserkommentar abgeben: Sehr böse!! – Achim Bothmann

 


 

 

Leserbrief zu „Was sollen wir unseren Schülern sagen?“ von Johannes Baumann und Volker Reinhardt

 

Ich verstehe, dass Sie sich schwer damit tun, den Schülern die Situation auf der Welt zu erklären. Die Globalisierung, welche zur Ausbeutung der dritten Welt beiträgt und die Schere zwischen Hunger und Wohlstand immer weiter auseinander klaffen lässt, und die Klimakrise geben kaum Anlass zu einer Hoffnung, die man so gerne den Schülern vermitteln würde. Dass ein faschistischer Diktator den einen Teil der Welt von sich abhängig machen kann, den anderen erpressen kann, und seine rücksichtslosen imperialistischen Ziele damit wohl erreichen wird, lässt jede Hoffnung auf eine positive Zukunft im Keim ersticken.

Sie haben auch vollkommen recht, wenn Sie sagen, dass es jetzt um das Einüben der politischen Urteilsbildung gehen muss. Aber Vorsicht! Die Demokratie darf man nicht nur nach außen hin, sondern musss sie auch nach innen hin verteidigen. Fake-News kommen nicht nur im Internet vor, sie kommen auch unterschwellig in unseren täglichen Nachrichten der öffentlich rechtlichen Medien vor! – Dr. med. Martin Krivacek

 


 

 

Leserbrief zu „Wann holt ihr meinen Vater raus?“ von Stefan Willeke

 

Dieser Einzelfall einer seit Jahren andauernden staatl. Entführung und die Enthüllungen über die Verbrechen an den Uiguren sollten die Gemeinschaft der demokratischen Staaten ganz schnell zum Umdenken bewegen. China ist gleich seinem Partner im Geist, Russland, überzeugt davon mit Gewalt und Lügenpropaganda die Welt von sich zu überzeugen und sich gewaltsam untertan zu machen. Menschlichkeit als Grundwert ist dort nichts wert. Wehren wir den Anfängen auch wenn wir auf etwas Billigkonsum verzichten müssen, später wird es richtig anstrengend und weh tun. – H. Giller

 


 

 

Leserbrief zu „Jeder gegen jeden“ von Miriam Gebhardt

 

Zu Ihrem Beitrag „Jeder gegen jeden“ in der Rubrik Verbrechen der Ausgabe vom 25. Mai 2022 muss ich eine Anmerkung hinterlegen. Gegen Ende der zweiten Spalte des Lauftextes ist von der „Tötungsanstalt Grafeneck in der Schwäbischen Alb“ die Rede. Die Ortsangabe „in der“ gibt es nicht. Es muss heißen „auf der Schwäbischen Alb“. Das mag die Autorin vielleicht nicht wissen. Einem erfahrenen Gegenleser in der Redaktion eines Premium-Mediums hätte es jedoch auffallen müssen. – Klaus Kresse

 


 

 

Leserbrief zu „Vom Schulfenster ausgeknockt“ von Peter Neumann

 

Vielleicht bin ich in meinem Urteil ja zu streng, weil ich mir ein Rezensionsexemplar von Ma- roldt/Vieth-Entus‘ Klassenkampf habe zusenden lassen, um es für die Zeitschrift für Pädago- gik zu besprechen, wo ich neben der Zeitschrift für Sozialpädagogik, bei der ich Wissen- schaftlicher Beirat bin und lange Redakteur war, und Sozialwissenschaftlichen Literaturrund- schau regelmäßig publiziere. Letztlich bin ich davon abgekommen und habe mich aufgrund der Qualität des von Ihnen gelobten Buches entschieden, mich auf wenige Zeilen auf Face- book zu beschränken. Diese möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, ebenso wenig die Reaktio- nen, die ich von Schulpädagog*innen aus Theorie und Praxis erhalten habe.

Bei mir heißt es: „Ein Desaster ist das Buch nicht. So wenig wie die Berliner Schulen. Viel- leicht etwas viel Schaum vor dem Mund. Aber so ist sie, die Berliner Schnauze, lecker wie Silvester Pfannkuchen – wenn man Glück hat und in den richtigen beißt. Wird sicher wer von lernen. Die Bildungspolitik nicht. Alles sattsam bekannt. Nicht wirklich falsch. Nicht wirklich richtig. Schön, mal wieder zu hören von der: „Patendlösung“ (Paul Watzlawick 1986).

5 Sei ten hätten es auch getan, vermieden zudem: Schreib-, Rede- und Lesekrampf … Cc Gerd Ap- penzeller (Vgl.) Maroldt, Lorenz / Vieth-Entus, Susanne (2022): Klassenkampf. Was die Bil- dungspolitik aus Berlins Schuldesaster lernen kann. Berlin: Suhrkamp.“ Vgl. https://www.facebook.com/berno.hoffmann/posts/5511751135525201.

Aus meiner Sicht bestätigen Sie mein Urteil implizite, wenn Sie schreiben: „Woran es ekla- tant fehlt, so versuchen Maroldt und Vieth-Entus mit dem Furor der Verzweiflung zu doku- mentieren, ist oft nur der politische Wille und ein zielgerichteter Einsatz der vorhandenen Mittel. Und Tempo. Überhaupt eine Bildungsverwaltung mit Idee und Struktur. Berlin ist bei- spielsweise das einzige Bundesland, das seine Lehrerinnen und Lehrer nicht verbeamtet.“

Das sind zum einen nichtssagende Platituden, die Sie zitieren, ohne diese als solche kenntlich zu machen. Zum anderen äußern sich Maroldt/Vieth-Entus durchaus verständnisvoll, was die Abschaffung der Verbeamtung angeht, wenn sie monieren, dass die anderen Bundesländer aus zweifelhaften Motiven diesen Weg nicht mitgegangen sind. Schließlich hätten Sie beim The- ma Quereinsteiger und fachfremden Unterrichtens gegen Maroldt/Vieth-Entus auf die Vorteile einer solchen Praxis eingehen können usw. usw., um nicht zu sagen:

Wenn Sie schon der Meinung sind, ein solch zweifelhaftes Buch rezensieren zu müssen, dann doch wenigstens im Grundansatz kritisch, mit dem Hinweis auf die Phänomene Schulbashing und pädagogischer Populismus sowie unter Einarbeitung erziehungswissenschaftlicher Expertise. Oder wäre es nicht eh besser, Bücher von journalistischen Kollegen von Experten aus der entsprechenden Wissenschaft auf Herz und Nieren prüfen zu lassen? – Dr. Berno Hoffmann

 


 

 

Leserbrief zu „»Der Zölibat kann problemlos weg!«“ Gespräch mit Hermann Häring geführt von Evelyn Finger

 

Danke für den Artikel. Zum Schlusssatz habe ich folgende Frage: Ist Sex und Fortpflanzung unheilig? Dürfen Heilige keine Lust und keinen Überlebenswillen haben? – Petra Niggemeier

 


 

 

Leserbrief zu „Nur ermahnt, nicht bestraft“ von Raoul Löbbert

 

Dass der übergriffige Bezirksdekan von anderen, die nicht Bätzings Kenntnisse hatten, vorgeschlagen wurde, ist wieder einmal ein trauriges Beispiel für bischöfliches Vertuschertum. Unfassbar, dass dies auch noch vom ZdK unterstützt wird. – Markus Stutzenberger

 


 

 

Leserbrief zu „RICHTIG GUTE LEUTE. In dieser Woche freuen wir uns über: Janna Maria Nandzi“ protokolliert von Alard von Kittlitz

 

Den Artikel in der Zeit über Ihre Initiative zu Sterben und Tod, School of death fand ich gut. Begleitend möchte ich anmerken, dass im Buddhismus die Berührung mit dem Tode seit vielen Jahrhunderten gepflegt wird und z.B. in der sog. Phowa Paxis einen Ausdruck findet (The essential Phowa Practice in The tibetian book of living and dying, Sogyal Rinpoche). Viele buddhistische Gruppen bundesweit beschäftigen sich auch damit. Z.B. in der Bewegung um Thich Nhat Hanh gibt es Initiativen in diese Richtung, bis hin zu Wohnformen.

Im Sterbeseminar für Klinikärzte welches ich besuchte wurde im Effekt mehr über das „Geschenk Leben“ nachgedacht als über den „Tod als Bedrohung“. Das ist auch in der Hospizbewegung ein Erlebnis, welches immer wieder auftaucht, dass die Beschäftigung mit dem Tod dazu führt, dass die Menschen freudiger leben. Unsere damalige Sterbeseminargruppe hatte in der Zeit , die diesem Seminar folgte im beruflichen Alltag eine „gemeinsame Basis“ und ging mit vielem offener um. Die in der Bundesrepublik eingeführte SAPV (Spezialisierte Ambulante Palliativ Versorgung) führt – wenn sie gut geführt wird vor Ort – dazu, dass Ärzte, Pflegepersonal, Patienten und Patientenangehörige besser miteinander kommunizieren.

Therapieziele werden besser und offener formuliert und viele ungute Behandlung wird gar nicht erst versucht. In unserer vorwiegend christlichen Kultur („Auferstehungskultur“) ist das Sprechen über diese Dinge schwer, wenngleich es einige christliche Denker gibt, die sich auch zu diesem Thema wertvoll äußern, Der sonntägliche Gottesdienst für die W-O-P-Christen greift das zumeist nicht auf. In der deutschen Öffentlichleit ist das Thema verdrängt und insofern ist Ihre Initiative sehr zu begüßen. Ich wünsche Ihrer Initiative viel Erfolg. Literaturhinweise: Cicely Saunders and Mary Baines: Living with Dying, Oxford University Press.

Michael de Ridder: Wie wollen wir sterben? Ein ärztliches Plädoyer für eine neue Sterbekultur in Zeiten der Hochleistungsmedizin. DVA. Gian Domenico Borasio: Über das Sterben, Was wir wissen, Was wir tun können, Wie wir uns darauf einstellen, CH Beck Verlag. Hrsg F.Waller, Allles ist nur Übergang, Lyrik und Prosa über Abschied, Sterben und Tod, Verl Klöpfer und Meyer. Lilie, Zwielein (HG): Handbuch der Integrierten Sterbebegleitung, Gütersloher Verlagshaus. – Dr. med. Wolfgang Schienle

 


 

 

Leserbrief zu „Kommt die Familie mit, Frau Ministerin/Herr Minister?“ von Joshua Schössler

 

So so, die Mitfliegerei von Familienmitgliedern wird also ordentlich Abgerechnet und von den Mitnehmern auch bezahlt und zwar gemäß Economy ticket der Lufthansa. Ist hier eigentlich noch niemandem aufgefallen, dass die LH Bramstedtlund gar nicht im Flugplan hat? Interessant ist jetzt wohl zu wissen, was Frau Lambrecht für ihren Sohn bezahlt hat. – Manfred Mengewein

 


 

 

Leserbrief zu „WIE ES WIRKLICH IST … als professioneller Sänger nebenberuflich Pornos zu drehen“ aufgezeichnet von Thilo Adam

 

Ich frage mich zunehmend, weshalb es diese Rubrik gibt. – Monika Hornung

 


 

 

Leserbrief zu „Nur über ihre Leichen“ von Christine Lemke-Matwey

 

Ich habe in einigen Krimiserien ähnliche Eindrücke gesammelt wie Sie. Allerdings scheinen nicht ausschließlich die TV-Kommissarinnen vom Tod bedroht zu sein. Ihre männlichen Kollegen hat es zuletzt in „Mord mit Aussicht“, „Der Alte“ und „Ein starkes Team“ erwischt. Insofern scheint das Thema geschlechtsübergreifend relevant zu sein. Offenbar steckt nicht in jedem Fall der Wunsch der Schauspielerin / des Schauspielers, aus der Serie auszusteigen, dahinter.

In der neuesten Folge von „Ein starkes Team“ hatte ein bereits seit mehreren Jahren (nicht aus Altersgründen) verabschiedeter Kollege quasi als ein in ein mysteriöses Umfeld verwickelter Gaststar seinen neuerlichen Auftritt, um am Ende erschossen zu werden. Vielleicht soll den Zuschauern das Gefühl geraubt werden, dass die Serienfiguren eigentlich unsterblich sind? – Dr. Andreas Schäfer

 


 

 

Leserbrief zu „Was mein Leben reicher macht“

 

Was mein Leben reicher macht … die Episode von der Keksrolle, die irrtümlich, aber genüsslich von Herrn Kolb gemeinsam mit einem jungen Mann im Zug vernascht wurde, weil der Verfasser im festen Glauben war, dass es sich um seine eigene handelte und später feststellte, dass sie doch dem Mitreisenden gehörte und seine Rolle unversehrt unter seiner Zeitung lag. Die Situation erinnert sehr stark an die wunderbare Kurzgeschichte Spaghetti für zwei von Federica di Cesco, in der sich zwei wildfremde Personen irrtümlich ein Essen teilen. Ich denke, die Episode von Herrn Kolb lässt sich wunderbar zusammen mit dieser Geschichte im Deutschunterricht einsetzen. – Dr. Rainer E. Wicke

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Mann mit der Kamera“ von Daniel Müller und Lena Niethammer im ZEIT Magazin

 

So wichtig das Thema Missbrauch ist, so delikat ist der öffentliche Umgang damit. Insofern halte ich es für problematisch, 10 Tage vor einem Urteil in einem Prozess eine streitige Darstellung zu veröffentlichen. Diese 10 Tage bis zu einem Urteil abzuwarten wäre geboten. Und im Anschluss ist die Veröffentlichung substanziiert. – Jürgen Neises

 

Da scheint vor der Herausgabe des Zeitmagazins No. 22 etwas schief gelaufen zu sein! Man kann nicht einen Artikel über Achim Lippoth veröffentlichen und das Magazin dann auf der Rückseite mit Werbung für DIOR mit zwei magersüchtigen Kindermodells (Mädchen) herausbringen. Auch wenn Herr Lippoth mehr den kleinen Jungen zugewandt ist/war, kann ich mir diese Werbung auf der Rückseite nach Lektüre des Lippoth Artikels nicht anschauen ohne dass sich gruselige Assoziationen auftun. – U. Baedorf

 

Als ehemaliger Angeklagter des Loveparade-Prozesses bin ich von dieser journalistischen Aufarbeitung eines Missbrauchsverdachts völlig entgeistert. Mit unverkennbar voyeuristischen Andeutungen schwebt geradezu dieser Artikel zwischen den Belangen von Betroffenen und Hinterbliebenen und des in Verdacht geratenen prominenten Fotografen. Neben der Fragwürdigkeit des journalistischen erschreckt vielmehr der anmaßende juristische Aufklärungsanspruch, auch weil man mit vermeintlicher Distanz zu täuschen versucht. Es kommt mir sogar der Verdacht, ein Plädoyer für den Fotografen erkennen zu können.

Wenn es stattdessen um das Schicksal etwaig betroffener Kinder gehen soll, entlarvt dieser Artikel ein naives Verständnis für juristischer Aufklärungen in unseren medialen Zeiten. Die Hinterbliebenen des Loveparade-Prozesses erlangten ihr verständliches Trauma über das Ende des Prozesses, weil sie naiv an eine politisch unbeeinflusste, medial neutrale Aufklärung des Gerichts glaubten. Dafür wurden sie zu den wahren Betrogenen.

Wenn es dann weder um den Fotografen noch um die betroffenen Kinder gehen soll, welche geradezu perfide Absicht angesichts der juristischen Ermittlungen steckt dann hinter diesem Artikel? Das pathologische Missverständnis des deutschen Journalismus, für jede gesellschaftliche Angelegenheit einen Vorrang zu besitzen, führt zu willschen und lanzschen Niveaulosigkeiten und nervt Intelligenzen. – Jürgen Dressler

 

Danke für den Artikel über Achim Lippoth. Es ist sehr wichtig, dass dieses Thema immer wieder benannt wird. Meine Mitbwohnerin kommt selbst aus einer Familie in der es zu sexuellem Missbrauch gekommen ist. Sie hat nochmal betont, dass solche Artikel bei Betroffenen aber starke Gefühle erzeugen können. Wir haben uns gefragt, warum Sie keine Telefonnummern oder Anlaufstellen benennen.

Ich meine, stellen Sie sich vor, jemand, der selbst betroffen ist, das Geschehene aber verdrängt hat, liest den Artikel und alles kommt wieder hoch. Wie hilfreich und ermutigend wäre es, am Ende des Artikels einen Hinweis für eine Stelle zu lesen, die sich um die Opfer kümmert! Ich würde mich freuen, wenn Sie bei Ihren Artikel über die Täter, auch an solche Hilfsangebote denken würden. Dann würde ich Ihre Berichterstattung als noch menschlicher empfinden. – Christine Nippoldt

 

Leider konnte ich den Artikel in der Arztpraxis nicht ganz lesen, aber das hole ich nach. Mich bewegt die Frage, ob die Eltern dieser Model-Kinder am Verdienst der Kinder mehr verdient haben, als diese verdient haben? Lag da ein Einverständnis vor? Hat man es billigend in Kauf genommen? Ist das der Ring hinter dem Ring? – Gudrun Wilhelmy

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Die Prüfer Tochter Greta ist 15 und will zur Bundeswehr.Also Greta,mit 15 sind Sie zu jung, bei dem Laden muss man 18 sein.Früher in aristokratischen Zeiten war das anders. Da gab es Kadettenanstalten.Die nahmen auch kleine Jungs.Aber das ist lange vorbei.Es gab und gibt eine Menge Leute ,die nichts mit der Bundeswehr zu tun haben wollen.Und Sie Greta ,wollen da freiwillig hin.Bei so viel Mut und Entschlossenheit sehe ich Sie schon als UvD (Unteroffizier vom Dienst) Umgeschnallt,da kommt Zack in die Bude,mit Greta ist nicht zu spassen. – Hans-Emil Schuster