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21. Juli 2022 – Ausgabe 30

 

Leserbriefe zu „FRAUEN, AN DIE ARBEIT!“ von Anna Mayr

 

Ihr Artikel trifft den Nagel auf dem Arbeitsmarkt direkt auf den Kopf. Wir brauchen mehr „Frauen, an die Arbeit“ (macht von „macht mal“ Auch ich wünsche mir mehr Damen bei Polizei und Armee oder in den Aufsichtsorganisationen der Vollzugs- und Psychiatrischen Anstalten! Insbesondere aber im Baugewerbe! Bei aktuellen 40 Grad auf der Baustelle, -an der Mischmaschine, -auf dem Dach als Dachdecker `in oder Zimmer`in oder aber im Straßenbau. Da muss doch für jede Frau ein Anreiz bestehen sich dort zu engagieren!?

Warum tut es KEINE? Derzeit werden Arbeitskräfte mit Hacke und Schippe an Asphaltier-Maschienen oder bei der Deutschen Bahn im Gleisbau –DRINGEND GESUCHT!- Insbesondere die in den o. g. Bereichen bestehenden Einkommens- und Verwirklichungschancen müssten unsere deutschen Frau doch gerade magisch anziehen! Wenn sich dann, der von Ihnen angesprochene Personenkreis, in ihrem Neuen Arbeitsumfeld „ausgetobt“ hat, besteht sicherlich kein:: Verlangen Mehr nach Wäschezusammenlegen. ::(oder gerade doch?!) – Heinz Kahl

 

Nach Frau Mayr sind die meisten Ehefrauen Sexarbeiterinnen, die von ihrem vollzeiterwerbstätigen Gatten für ihre Dienstleistungen bezahlt werden, und das ohne einen fairen Nacht-Zuschlag. Dieser Hölle entkommt man am besten, in dem man enthaltsamer Single bleibt. Dann gibt’s auch keine kleinen Quälgeister und man wäscht nur seine eigene Wäsche. – Dr. Christian Voll

 

Menschen – Frauen & Männer – sind Vernunft-Wesen: Es lohnt sich einfach für viele Frauen nicht zu arbeiten, denn wer arbeitet wird bestraft. Arbeit wird bei uns zu stark besteuert und mit weiteren Abgaben belastet. Krankenversicherung- Pflegeversicherung- Arbeitslosenversicherung… Verheiratet nicht zu arbeiten, rentiert sich dagegen. Mann oder Frau ist kostenlos versichert und die Rentenansprüche werden eh geteilt im Falle einer Scheidung. Da rechnet es sich einfach nicht zu arbeiten. Würde jeder Mensch eine Krankenversicherung bezahlen müssen, ohne Ehegattensplitting und ohne geteilte Renten Ansprüche – also so wie zB in Schweden – würde es sich auch bei uns für alle rentieren zu arbeiten… – Elisabeth Mayer

 

Gerade habe ich Ihren Artikel „Frauen, an die Arbeit!“ gelesen. Da kürzlich schon mal ein Artikel über Frauen und Arbeit in der ZEIT war juckt es mich nun in den Fingern ein paar Gedanken hinzuzufügen die meiner Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit bekommen.

Zur Zeit bin ich in der Lage, dass ich „zuhause sitze“ da ich mich eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin im Mutterschutz befinde. Davor habe ich ganz regulär Vollzeit gearbeitet und zwar habe ich tagtäglich mein bestes gegeben – in erster Linie Frauen (Migrantinnen, Langzeitarbeitslose, Menschen ohne Ausbildung) „nachzuqualifizieren“ und bei Bewerbungen etc. zu unterstützten. Man könnte also sagen ich habe versucht an ihrem Plädoyer mitzuwirken und Frauen zum arbeiten zu bewegen.

Trotzdem habe ich einige Einwände: Warum bekommen wir Kinder? Ich behaupte dass es in Deutschland (zum Großteil) mittlerweile nicht mehr um Existenzsicherungsgründe geht, sondern um andere egoistische Gründe, die schwer zu benennen sind. Denn wenn ich rational drüber nachdenke – tue ich meinem Kind wirklich einen Gefallen es in eine Welt voller Krieg und Hass zu setzen? Ich kann das nicht eindeutig mit „ja“ beantworten.

Trotzdem habe ich mich dazu entschieden mit meinem Freund (jawohl, unverheiratet) ein Kind in die Welt zu setzten.Wir tragen die Verantwortung für unser Kind. Daher habe ich auch den starken Wunsch, dass wir als Eltern unser Kind besonders die ersten Lebensjahre betreuen, begleiten, erziehen, Werte vermitteln. Für mich stellt sich die Frage: Warum sollte ich ein Kind bekommen wenn ich es von 7 bis 16 Uhr in eine Krippe oder Kita gebe und es so quasi überhaupt nicht sehe?

Das ist doch der einfachste Weg die Verantwortung möglichst schnell wieder abzugeben. Beruflich hatte ich viele Einblicke in verschiedene Kitas und muss Ihnen sagen, dass mich das bestärkt hat die ersten Lebensjahre mein Kind selber zu begleiten und nicht an fremde Personen abzugeben. Es gibt super Erzieher*innen und Kinderpfleger*innen. Aber es gibt eben auch das Gegenteil und an wen mein Kind gerät habe ich nicht in der Hand (und ich rede hier jetzt nicht von Kleinigkeiten).

Unser Kind war „Absicht“. Wenn ich mit Absicht ein Kind zeuge steht das für mich in Zusammenhang mit viel Verantwortung, die ICH bzw. WIR als Eltern für das Kind tragen. Daher ist es für mich auch keine Option das Kind nach 7 Monaten anderen zu überlassen. Auch wissenschaftlich gesehen macht es Sinn, dass das Kind zunächst bei der Mutter ist, denn: Wer hat die Brüste mit der Milch die optimal für das Kind ist? Das bin dann leider ich. Klar abpumpen wäre eine Option. Wie die Wissenschaft aber heutzutage weiß geht es beim stillen nicht nur um die reine Nahrungsaufnahme, es geht um Bindung, es geht ums Immunsystem durch den engen Hautkontakt.

Obwohl ich schlank bin, mich seit jeher gesund ernähre und Ausdauersport mache wurde bei mir ein Schwangerschaftsdiabetes festgestellt (zum Glück mit der Ernährung einstellbar). Das bedeutet, dass mein Kind auch eine höhere Wahrscheinlichkeit hat eines Tages an Typ 2 Diabetes zu erkranken. Durch langes Stillen, kann ich dieses Risiko minimieren. Wie egoistisch wäre es wenn mir das egal wäre? Wenn ich sozusagen absichtlich die Chancen erhöhe dass mein Kind später mal krank wird? Nur damit ich brav dem Arbeitsmarkt diene?

Noch eine Zwickmühle in der wir gerade stecken beim Aufteilen der Elternzeit: Ich habe zwei Jahre Vollzeitberufstätigkeit hinter mir, weshalb mein Elterngeld ein ganz gutes Ausmaß hat. Mein Freund hat nach Beendigung seines Studiums erst im März angefangen zu arbeiten. Da das Elterngeld ein gewisser Prozentsatz von dem ist was man die letzten 12 Monate im Schnitt verdient hat, können Sie sich vorstellen, dass dies deutlich weniger ist als bei mir. Den ersten Monat wird er trotzdem als Stütze und zum Kennenlernen daheim sein.

Ich werde mindestens 12 Monate daheim sein um (wissenschaftlich angeraten) 12 Monate voll zu stillen. Auch die nächsten 12 Monate, am liebsten bis das Kind drei ist, wünsche ich mir dass es hauptsächlich von uns betreut wird. Ob wir das finanziell hinbekommen oder nicht wird sich herausstellen. Und auch wer in welchem Umfang die Betreuung übernimmt. Dabei geht es mir nicht darum dass ich „kein Bock“ habe zu arbeiten. Aber Kinderbetreuung und Arbeit gleichzeitig ist in Deutschland schwer kombinierbar. Aber etwas was ich mir sehr gut vorstellen kann.

Und auch wenn das Kind drei ist wäre meine Wunschvorstellung, dass das Kind von 8-12 in die Kita geht und nicht länger. Denn zum Beispiel auch Ernährungstechnisch fühle ich mich für mein Kind verantwortlich und trotz lauter guter Initiativen ist in den meisten Kindergärten die Ernährungssituation nicht gut (als Ökotrophologin und Ernährungsberaterin/DGE darf ich das wohl beurteilen.)

Langfristig wäre unsere Wunschvorstellung übrigens, dass wir beide Teilzeit arbeiten z.B. je 30h pro Woche. Denn wir wünschen uns beide neben der Arbeit auch Freizeit, Zeit mit den Kindern und Zeit für uns. Um zum Schluss zu kommen: ich verstehe Ihren Wunsch, für mich ist es aber nicht so einfach zu sagen „geht alle arbeiten und gebt eure Kinder ab“. Ich glaube über dieses Thema kann man noch ewig diskutieren und mir fallen immer noch neue Sachen ein. Ich höre nun aber trotzdem auf und hoffe mein Text ist nicht zu verwirrend.

P.S. Brot: Klar niemand muss mehr Brot selber backen. Ich habe die Wahl: Kaufe ich Brot für 2,50 beim Bäcker neben an mit allen möglichen Zusatzstoffen, Auszugsmehl, konventionell oder gehe ich zum Biobäcker und kaufe ich ein Brot für 6 Euro, hier zwar vollwertig aber eben teuer ODER kaufe ich mir für 95 Cent Vollkornmehl (in Bioqualität) habe einen Sauerteig im Kühlschrank und verwende ein paar Minuten um mein eigenes Brot zu backen? Ganz freiwillig entscheide ich mich häufig für die letzte Variante. Sie macht mir nämlich auch noch Spaß.

P.P.S. Noch arbeitsfähiger könnte man die Frauen vielleicht machen wenn die Leihmutterschaft in Deutschland erlaubt würde? Der Arbeitgeber müsste dann keinen einzigen Tag auf seine Mitarbeiter*in verzichten. Super fürs BIP. Und die Leihmutterschaft könnten ja die machen die eh nicht so viel zum BIP beitragen – bzw. dadurch würden sie dann ja was beitragen. – Hanna Loosen

 

Frauen an die Arbeit – dass bringt Steuern! Was nun? Life-balance oder Maloche? Wir arbeiten um zu konsumieren, je mehr wir arbeiten, desto mehr können wir konsumieren. Konsumieren heißt Flugreisen, teure Autos, große Wohnung mit entsprechend groß ausgelegter Heizungsanlage, großzügiger Umgang mit Lebensmittel, Verfallsdatum in Sicht, wegschmeißen. Einkaufen gehen, nein Internetshoppen und dreimal am Tag kommt der Lieferdienst, zumeist ist keiner da, beide gehen Arbeiten. Nachbarschaftshilfe, nein, nach 8 Stunden Arbeit nicht das noch. Sorgearbeit? Wir lassen sorgen, um unsere Kinder, wenn wir überhaupt welche haben, um unsere Eltern, um unseren Haushalt.

Toll wird Herr Lindner sagen, das bringt Steuern auf allen Ebenen. Und um Umweltschutz, der durch die Arbeitsteilung mit mehr Verkehr und durch mehr Verbrauchsgüter zwar notwendiger ist aber weniger Beachtung findet, soll sich die Regierung kümmern. Und dass die große Mehrheit der Weltbevölkerung einen geringeren Lebensstandard hat als unsere Sozialhilfeempfänger, wäre auch noch ein Thema, aber lassen wir das heute.

Richtig ist, dass durch die geänderte Priorisierung, „ich will alles, und zwar sofort“, die Institution der Ehe zu einem temporären Steuersparmodell verkommen ist. Die Abschaffung des Ehegattensplittings träfe aber zwangsläufig besonders Familien. Gibt es eigentlich noch die Formulierung „bis dass der Tod Euch scheidet“ noch? Wenn fast 40 % der Ehen geschieden werden, kann man das wohl in Frage stellen. Die Gesellschaft hat sich halt geändert und das müssen wir akzeptieren?

Aber erstaunlicherweise sind Alleinerziehende in Realität ein Problem, besonders für die Betroffenen. Und wer fragt bei Scheidung die Kinder? „Besser Scheidung als sich vor den Kindern streiten“ ist eine der häufigsten Begründungen, wenn man mit den Betroffenen spricht. Erst ich, denn ich will mich streiten, dann die Kinder. Selbstverwirklichung ist das Egomotiv unsrer Zeit. Verantwortung für den Nächsten, also Mann, Frau und Kinder, zu übernehmen, auch wenn es mit Einschränkungen verbunden ist, scheint ein Auslaufmodell zu sein.

Da heute Kinder mehr als Hobby denn als Lebensaufgabe betrachtet werden, verliert auch der Generationenvertrag zumindest seine Bedeutung als individuelle Daseinsvorsorge. Einerseits nehmen wir immer mehr Dienstleistungen in Anspruch, andererseits sinkt die relative Zahl der Dienstleistenden durch verlängerte Lebenserwartung und verringerte Kinderzahl.

Mit der Forderung, „Frauen an die Arbeit“ werden zwar mehr Dienstleistungen erbracht aber auch mehr Dienstleistungen in Anspruch genommen. Dieser Leistungsaustausch schafft ein höheres Bruttosozialprodukt, die Messlatte unseres Wohlstandes. Aber ist dies „mehr“ wirklich ein Mehr an Lebensqualität. Mit 80 Jahren, davon 44 Jahre verheiratet, drei Kinder und fünf Enkelkinder, bin ich meiner Frau dankbar, dass wir auf das 2. Einkommen verzichtet haben.

Aber dennoch habe ich einen Verbesserungsvorschlag: Wenn ich meine Frau überlebe, bekomme ich meine Altersbezüge weiter, meine Frau aber würde nur 60 % erhalten. Das ist bei unserem Lebensmodell ungerecht. Die in der Ehe erworbenen Ansprüche müssen gleichmäßig verteilt werden, z. B. jeder Überlebende 75 %. Zumindest sollte dies freiwillig vereinbart werden können. – Jens Krause

 

Der Artikel „Frauen an die Arbeit“ hat mich zuerst in Staunen versetzt, teilweise auch amüsiert und zuletzt richtig wütend und traurig gemacht! Einige Expertinnen, die höchstwahrscheinlich alle eine selbstgewählte 40 plus X-Stundenwoche haben, werden einfach nicht müde, auf teilzeitarbeitenden Müttern bzw. Vollzeit-Müttern herumzuhacken, auf sie herabzuschauen, ihnen Existenzängste einzujagen oder vor Neid zu zerplatzen.

Ist ja nur gerecht, wenn alle mehr arbeiten müssen und es sich zuhause nicht zu bequem machen. Und: Sollen doch weiterhin schlecht bezahlte Migrantinnen die Care-Arbeit von gut verdienenden Akademikerinnen übernehmen, damit diese nicht ständig um ihre Kinder helikoptern oder mit ihren Putzfrauen konkurrieren. Wie zynisch und menschenverachtend ist das?

Frauen, die neben einer Teilzeit-Erwerbsarbeit auch noch Care-Arbeit leisten, werden abgewertet, indem man ihnen unterstellt, entweder unfähig oder bequem zu sein („können sie nicht oder wollen sie nicht?“).

Im ganzen Artikel wird davon ausgegangen, dass die Care-Arbeit eine minderwertige Tätigkeit ist, die man unbedingt ganz oder größtenteils outsourcen sollte, am besten noch staatlich subventioniert! Warum Wäsche zusammenlegen, wenn man ein Vollstudium absolviert hat? Dies ist nach Ansicht der Autorin Verschwendung von Humankapital und rentiere sich nicht für die Gemeinschaft. Warum seinen Haushalt selber führen und seine Kinder selber beim Großwerden und Aufwachsen begleiten, sie nähren, trösten, Streit schlichten, mit ihnen lernen, spielen und für sie da sein, wenn man diese verantwortlichen Aufgaben zu 90 Prozent an die Ganztagesbetreuung, an Nannies, Au-pairs und sonstige Personen und Institutionen „outsourcen“ kann?

Vielleicht, weil es schön ist, für seine Kinder da zu sein, vielleicht, weil man eine intensive Eltern-Kind-Beziehung für bedeutsam hält. Vielleicht, weil man weiß, dass die professionelle Als-ob-Liebe nicht ausreicht. Aber dies ist ein Tabu und darf nicht ausgesprochen werden. Fürsorge ist zur Ware geworden – bei den Jüngsten und bei den Ältesten. Die können sich nämlich nicht wehren. Natürlich werden erwerbstätige Eltern immer mit dem Argument kommen, dass Kinder nicht durch die eigenen Eltern erzogen, betreut und geliebt werden müssen, um gesund aufzuwachsen. Natürlich bieten Kitas, Horte, Ganztagesschulen oder Kinderfrauen eine verlässliche Betreuung, aber niemals emotionale Verbundenheit, Liebe und Zärtlichkeit.

Mutter sein ist tatsächlich eine Herausforderung und bedeutet auch Verzicht. Ja, das muss auch gesagt werden, man muss eigene Bedürfnisse hintenanstellen, verdient weniger Geld, bekommt wenig Anerkennung, hat keinen Feierabend (zumindest in den ersten Jahren). Dass Familien steuerlich begünstigt sind, ist nur gerecht. Schließlich stellen sie mit ihrem Nachwuchs sicher, dass auch künftige Generationen Steuern zahlen werden.

Lediglich die Erwerbsarbeit sei von gesellschaftlicher Bedeutung und wird hier wertgeschätzt; die unbezahlte Care-Arbeit ist untergeordnet und sollte Mütter nicht davon abhalten, sich ganz dem „Job“ zu widmen! Egal, ob er Spaß macht oder nicht. Und: Das soll angeblich auch dem Arbeitskräftemangel abhelfen! Dass ich nicht lache – soll die studierte Anglistin etwa im Service arbeiten, Balkone sanieren oder Fluggäste abfertigen? Und die in Vollzeit arbeitende Erzieherin soll sich ernsthaft eine Kinderfrau leisten? Eher nicht, soll sie doch eher dazu beitragen, den Wohlstand und Status der Kita-Eltern zu sichern.

Ach ja, und da wäre ja auch noch die teilzeitarbeitende Mutter und Ehefrau, deren Ehe in Wirklichkeit ein Anstellungsverhältnis ist; Schließlich seien wir alle Opfer wird am Anfang des Artikels proklamiert und Erwerbstätigkeit müsse gerecht verteilt werden, zumal sie wirklich nerve! Möglicherweise ist das Hauptmotiv dieses Artikels schlichtweg Neid – kein sehr konstruktiver Ansatz! Leider allzu leicht zu durchschauen….. – Saskia Okrslar

 

Frau Mayr hat meines Erachtens ihre Überlegungen in 2 Punkten nicht zu Ende gedacht: 1. Jede nicht dem „Norm-“kollektiv des heterosexuellen, hellhäutigen, gesunden Cis – Mannes in den besten Jahren entsprechende Person braucht keine weiteren Zwänge. 2. Finanziellen Ausgleich für Sorgearbeit, Haushaltsführung, Organisation usw einzuführen und damit mehr Frauen in die Erwerbstätigkeit zu bringen ist an sich eine gute Idee. Kann aber meines Erachtens nur gelingen, wenn die Vollzeitbeschäftigung in ihrem Stundenumfang für alle schrumpft. Es gibt keine unbegrenzte Menge an Menschen, die für andere den Haushalt erledigen, die Alten pflegen oder die Kinder großziehen. – Imke Marie Brocksieper

 

Ja, es wäre „allen geholfen“, wenn Mütter mehr arbeiten würden… Außer den notorisch gestressten jungen Familien. Wurde in der Pandemie nicht der Sinn und Zweck von Care-Arbeit entdeckt (für alle außer für Mütter und Großmütter anscheinend eine neue Einsicht)? Ist nicht angesichts von Rationalisierungspotentialen durch die Digitalisierung mehr Zeit für die Familie statt weniger das Ziel? Es scheint Frau Mayr sehr zu ärgern, wenn Mütter nicht dem Ruf des Arbeitsmarkts, sondern dem ihrer Kinder folgen. Aber das auch noch als willentliche Vermeidung eines gar so anstrengenden Vollzeit-Jobs, sprich als Faulheit, hinzustellen, ist ignorant und zynisch. – Friederike Allner

 

Der Artikel stößt leider in das gleiche Horn wie manch andere Veröffentlichung der ZEIT zu dem Thema: Kriterium für eine „perfekte“ Gesellschaft ist der Anteil vollzeiterwerbstätiger Frauen. Um das zu erreichen, soll den einen – den Vollzeitbeschäftigten – staatlicherseits etwas gegeben werden:

Ganztagesbetreuung, subventionierte Haushaltsdienstleistungen. Wer sich aber erlaubt, sich für das von Frau Mayr nicht favorisierte Lebensmodell zu entscheiden – Familie ohne Berufstätigkeit oder maximal mit Minijob oder Teilzeitarbeit –, dem soll etwas genommen werden: Ehegattensplitting, Familienmitversicherung. Und am Schluss des Artikels kommt dann auch noch Arbeitszwang ins Spiel: „Unverheiratete Leute müssen ja auch arbeiten.“

Bedrückend ist auch, wie gering die gesellschaftliche Wertigkeit von Kinderbetreuung und –erziehung ist, die in dem Artikel deutlich wird. Frauen und Männer sollten alle Freiheiten haben, sich als Eltern für das zu ihnen passende Lebensmodell zu entscheiden und darin auch vom Staat unterstützt werden und nicht durch politische Entscheidungen und einseitig propagierte gesellschaftliche Normen in eine bestimmte Richtung gedrängt werden. – Dr. Klaus-Dieter Beims

 

Die Autorin rechnet uns vor, dass eine Steigerung der Erwerbstätigkeit unter Frauen die aktuellen Probleme löst. Meine Frage ist: Wer, bitteschön, macht denn dann die Care-Arbeit, wenn auch Frauen Vollzeit arbeiten sollen? Solange flexible Teilzeitmodelle mit 60, 70 oder 80% in der Wirtschaft nicht üblich sind und der weibliche Körper die Kinder gebärt, ist es nur verständlich, dass die Mutter in Teilzeit arbeitet.

Um das finanzielle Risiko zu mindern, sollten sich Frauen von ihrem Partner Gehalt auszahlen lassen. So kämen beide finanziell für die Care-Arbeit auf. Und wer nimmt eigentlich mal die Frauen in den Blick, die lieber in Teilzeit arbeiten, weil sie sich um andere Dinge kümmern möchten statt müssen? Die ihre Kinder gerne selbst aufwachsen sehen? Die Selbstbestimmung der Frau wird hier unterschlagen. – Merle Becker

 

1. Es gibt keinen Grund die Quellen der Statistiken nicht anzugeben. Das machen vielleicht Humoristen, aber dann schreiben sie nicht auf der dritten Seite in der Zeit. 2. Interessant sind solche Statistiken, was Menschen verdienen vor allem in dem was sie nicht berücksichtigen, zum Beispiel Sexualarbeiter, oder Erben. 3. Wenn Frauen appelliert werden an die Arbeit zu gehen für die Gemeinschaft, dann ist es schade nicht die Männer an ihren Fähigkeiten zu erinnern.

Wie viele studierte Taxifahrer würden sich gerne ermutigt sehen, oder Ärzte, die nicht mehr praktizieren und sich dem Show Business hingeben. 4. Ich bin überzeugt jeder ist Teil dieser Gesellschaft und tut sein Bestes, Sie auch. Ich hoffe es war eine konstruktive Kritik, seien Sie versichert an frau muss man nicht mehr rumzupfen, das ist schon in Ordnung so wie sie ihr Leben führt. – Flora Patrix

 

Danke Ihnen, dass sie unbeirrt immer wieder darüber berichten, was längst alle wissen sollten, trotzdem kaum jemanden interessiert und nicht oft genug wiederholt werden kann: Dass es Frauen zum Teil selber in der Hand haben, wieviel Freiheit sie durch eigenes Geld zur Verfügung haben, indem Care Arbeit gegen Lohn geleistet wird. Der Volkswille für die politische Umgestaltung scheint immer noch nicht stark genug zu sein.

Das Ehegattensplitting beispielsweise wird vermutliche noch so manche Legilaturperiode überleben. Meiner Meinung nach ist die Dringlichkeit der Aufklärung von Mädchen und Frauen über Geld direkt neben der über Familienplanung zu sehen. Dass ein Mann kein Kapital ist, ist aktueller denn je. – Katja Ulrich

 

Ihr Artikel hat mich unfassbar wütend und sehr traurig gemacht, vor allem weil es innerhalb weniger Monate der zweite ist, der einen sehr einseitigen Blick auf dieses komplexe Thema wirft. Anna Mayr vertritt die These, dass sich viele unserer gesellschaftlichen Probleme in Luft auflösen würden, wenn endlich alle Frauen im erwerbsfähigen Alter in Vollzeit arbeiten würden ganz unabhängig von ihrer sozialen, familiären und gesundheitlichen Situation. Die sogenannte Care-Arbeit soll ganz an andere delegiert werden oder muss so nebenbei miterledigt werden.

Den Anspruch an Mütter und Väter, trotz Kindern voll erwerbstätig zu sein, gibt es schon lange und der Druck, das Kind immer früher in Kindertagesstätten zu geben, wächst stetig. Dabei wird völlig außer Acht gelassen, dass es vielen Müttern und Vätern ein wichtiges Anliegen ist, ihre Kinder ein Stück weit selbst ins Leben zu begleiten und Ihnen die Zeit, Aufmerksamkeit und Fürsorge zu schenken, die sie brauchen.

Und es wird auch nicht beachtet, dass dies für Kinder zu den wichtigsten Faktoren gehört, die sie für ihre Entwicklung brauchen. Stattdessen werden Kinder möglichst früh der Mutterbrust entrissen, um dann in überfüllten Kindertagesstätten von überlasteten Erzieher*innen betreut zu werden und anschließend von ihren überforderten und dauergestressten Eltern versorgt zu werden. Das ist die traurige Realität heute in vielen Familien. Wie sollen Kinder da innere Stabilität entwickeln?

Der Anspruch, Vollzeit erwerbsfähig zu sein, führt außerdem viele Mütter und Väter in die Überforderung und ruft vielfältige Erkrankungen hervor. Ich bin Psychotherapeutin und erlebe in meiner Praxis täglich Menschen, die genau an diesem Anspruch gescheitert sind und Depressionen, Angstzustände oder psychosomatische Symptome entwickelt haben. Um langfristig wieder arbeitsfähig zu sein, bleibt da nur in Teilzeit zu gehen. Darüber hinaus gibt es den Kreis der Menschen, die aufgrund von Behinderungen oder gesundheitlichen Einschränkungen „nur“ in Teilzeit arbeiten können. Der Anspruch auf volle Erwerbstätigkeit würde auch diese Menschen als nutzlos abstempeln und aus der Berufswelt aussortieren. Damit würde viel wertvolles Potential verloren gehen.

Meiner Ansicht nach brauchen wir flexible Arbeitszeit- und Rentenmodelle für alle, die es Frauen und Männern ermöglichen, Erwerbsarbeit und Care-Arbeit so zu verbinden, dass sie selbst gesund bleiben. Menschen, die ihre Kinder selbst erziehen oder kranke, alte oder behinderte Familienangehörige pflegen, leisten einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Leben. Ihre Arbeit sollte endlich wertgeschätzt und angemessen entlohnt werden.

(Zur Erinnerung vier von fünf Pflegebedürftigen werden zu Hause meist von Familienangehörigen gepflegt). Durch flexible Arbeitszeitmodelle könnten auch nicht voll leistungsfähige Menschen mit Behinderungen besser in den Arbeitsmarkt integriert werden. Davon würden sowohl die Betroffenen als auch die Gesellschaft profitieren. – Bettina Saure

 

Ich gehe in vielen Punkten der Argumentation für mehr Erwerbsarbeit von Frauen mit. Abschaffung des Ehegattensplitting, Gleichberechtigung in der Elternzeit, Gleichverteilung der Sorgearbeit unter Paaren, Bezahlung von Sorgearbeit etc..

Was Sie aber gänzlich vergessen und in Ihrer Betrachtung gar nicht vorkommt: die Kinder – menschliche Wesen, keine Objekte, die erledigt, outgesourct oder wegorganisiert werden sollen. Menschliche Wesen, die Bindung, Nähe, Zeit, Aufmerksamkeit brauchen, die Erwachsenen von morgen, die eine gute Erziehung brauchen, um später miteinander eine gute Gesellschaft zu bilden. In Ihrem Text kommt das Wort Kind ein einziges Mal vor (ich hoffe, ich habe nichts übersehen), und das auch nur als Beschreibung eines Zeitpunkts (wenn ein Kind geboren wird).

Die Realität sieht aber so aus: ständig wechselndes Personal in Kitas – schlecht für die Bindung, gestresste Eltern, die nach einem 8-Stunden-Tag ihr Kind gehetzt in der Kita abholen, Kinder, die krank in die Kita gebracht werden, weil die Eltern arbeiten müssen, eine nicht kleine Zahl von Kindern, die nicht erzogen werden, die keine Grenzen mehr gesetzt bekommen etc.

Die Frage ist doch eher die: brauchen wir die ganzen Dinge, die unbedingt produziert sein müssen, brauchen wir immer mehr Wirtschaftswachstum? Und ist es überhaupt eine Verbesserung ein ganzes Heer von schlecht bezahlten Putzleuten, WäscherInnen, Lieferdiensten (die ihre MitarbeiterInnen schlecht bezahlen) zu beschäftigen, damit der / die AkademikerInnen Vollzeit arbeiten können? Wir brauchen realistische Löhne, damit eine Familie von zwei z.B. 60%-Stellen leben kann. Wir brauchen ein Konsens, dass Sorgearbeit wichtig ist und einen Wert für die Gesellschaft hat, und wir brauchen die Gleichberechtigung von Männer und Frauen in diesen Fragen. – Andrea Beck

 

In einem Land, in dem das erste Bundesland aufgrund des Lehrermangels an die Einführung der Viertagewoche an Schulen denkt und der gesetzliche Anspruch auf einen Kindergarten- / Kitaplatz auf dem Papier ein frommer Wunsch aber ansonsten Utopie ist, wirkt dieser Artikel seltsam realitätsfremd und leider auch ziemlich naiv. Wenn ein Kind erstmal geboren wurde, ist und bleibt es Realität und lässt sich nicht so einfach wegorganisieren. Da hilft es auch nicht, «direkte Sorgearbeit» und Hausarbeit auseinander zu dividieren. Denn: Wenn eine Mutter kocht, hütet sie ihr Kind. Wenn sie wäscht, hütet sie ihr Kind.

Wenn sie bügelt, putzt, Einkäufe erledigt, Wäsche sortiert, den Familienalltag organisiert – hütet sie ihr Kind. Solange die «Leute, die professionell Wäsche waschen», die diese Arbeiten nach den Vorstellungen von Frau Mayr anstelle der Mütter erledigen sollten, nicht auch die Kinderbetreuung übernehmen – dann wären es Nannys – ist diese Unterscheidung absolut sinnfrei und wäre ansonsten auch noch unbezahlbar. Eine realistische Antwort auf die Frage, wo denn die Kinder bleiben sollen während beide Elternteile Vollzeit arbeiten bleibt die Autorin schuldig.

Weshalb das Gesetz des Marktes, wonach die Preise bei geringem Angebot und hoher Nachfrage steigen, für Arbeitnehmer, die im Moment vielerorts Mangelware sind, nicht gelten soll, erschliesst sich mir nicht. Es ist ja nicht so, dass sie nach der Pandemie von der Erdoberfläche verschwunden wären, sie haben sich schlicht neu orientiert in Bereichen, die offenbar bessere Konditionen bieten. Warum also nicht wie üblich den Gesetzen des Marktes folgen und höhere Löhne bezahlen? Dann dürften die Arbeitnehmer von selbst wiederkommen.

Diese Lücke nun ausgerechnet mit Müttern stopfen zu wollen, die nach der Logik der Autorin bereits heute in der Ehe aufgrund der unbezahlten «Care-Arbeit» ausgebeutet werden, ist ein starkes Stück. Ein Recht auf Teilzeit haben in Deutschland übrigens auch Unverheiratete, dafür braucht es keinen Trauschein und vor allem keinen Mutterpass.

Wenn der Anspruch auf den KiTa-Platz in Deutschland Realität, Kindertagesstätten und Kindergärten zu Orten werden, in die Kinder nicht wegorganisiert sondern in denen sie Ihren Bedürfnissen entsprechend betreut, gefordert und gefördert werden, wenn flexible Urlaubsregelungen Eltern die Möglichkeit geben, die jährlich rund 12 Wochen Schulferien der Kinder abzudecken, erst dann haben Mütter, die gerne mehr arbeiten würden eine echte Wahl.

Vergessen wir aber bitte (bitte!) nicht diejenigen, deren vorrangiges Ziel es sieben Monate nach der Geburt nicht ist, als Humankapital die Bedürfnisse der Wirtschaft nach mehr Arbeitskraft zu befriedigen sondern als Mutter die ihrer Kinder. An deren Bedürfnisse denkt in der öffentlichen Debatte nämlich kaum jemand und das ist ein Problem. Auch die Autorin hat sie in ihrem Artikel komplett ignoriert – wieder etwas, das auf dem Papier einfach, in der Realität jedoch unmöglich ist. – Hanna Muffler

 

Wie schade, dass Sie – vielleicht weil Sie urlaubsbedingt im Sommer gewisse Engpässe haben – die Seite 3 des Politikteils mit einem so unreflektierten Artikel über die Aufteilung der Erwerbsarbeit zwischen Männern und Frauen füllen. Es ist schon so, wie Rutger Bregman feststellt, dass es uns als Gesellschaft nicht an Wohlstand, sondern an Phantasie und Visionen fehlt.

Da hilft es auch nicht, wenn Beiträge wie dieser mal wieder diverse Stereotypen auf dem Niveau eines nachbarlichen Gesprächs über den Zaun, gewürzt mit ein paar statistischen Zahlen, durchgeht. Über das Wesen von Arbeit unter ihren vielen Aspekten, hat etwa André Gorz in seiner Kritik der ökonomischen Vernunft vor über 30 Jahren schon wesentlich tiefer nachgedacht. Und ich bin mir sicher, dass es seither viele Beiträge zu dieser Diskussion gegeben hat, die es wert gewesen, gewürdigt zu werden.

Aber nein, Frau Mayr will Frauen durch die Abschaffung des Ehegattensplittings in die Erwerbsarbeit zwingen und Familien dazu, als fast notwendige Folge einen Teil der Care-Arbeit auszulagern. Aber soll der Staat wirklich versuchen, alte Rollenmodelle aufzubrechen, indem er alle Menschen in das Modell der Vollerwerbsarbeit presst? Und dabei alle Formen der Nicht-Erwerbstätigkeit erschweren? Hier vermischen sich auf ungute Weise zwei Themen, das der Emanzipation und das der Erwerbsarbeit. Schauen wir uns nur das Ehegattensplitting an.

Warum sollte man das nicht weiter denken und allen Menschen diese Form der gemeinsamen Versteuerung ermöglichen, die ihre Erwerbseinkommen zusammenlegen und gemeinsam davon leben? Dann könnten diese Menschen selbst überlegen, wie sie die Erwerbsarbeit unter sich aufteilen. Und warum sollten etwa die so erworbenen Rentenansprüche nicht auch gleichmäßig auf diese Menschen verteilt werden? Das ist ja auch nur eine politische Entscheidung. Warum also nicht etwas weiter denken? – Henrik Rentz-Reichert

 

Vielen Dank für Ihren Artikel „Frauen an die Arbeit“ in der Ausgabe 30 der ZEIT. Honecker wäre stolz auf Sie gewesen. Sie fordern mehr Frauen in die Vollbeschäftigung, weil das gut für die Gemeinschaft sei und Sie finden, dass es gerechter sei, wenn alle Menschen Erwerbsarbeit leisten, auch wenn sie „nervig sein kann und ausbeuterisch“.

Frauen, die sich selbst um ihren Haushalt kümmern, nähmen professionellen Reinigungskräften die Jobs weg und die drücken die Löhne. Ein sehr kreativer Denkansatz, den Sie da wählen. Ihre Lösung besteht darin, dass Frauen mehr außer Haus arbeiten und den Haushalt an Putzkräfte outsourcen. Die Arbeit übrigens, die sie abwertend unter „Wäschelegen“ zusammenfassen. Das können doch die anderen machen, „diese Arbeitskräfte, noch dazu meist migrantisch, ohne deutschen Pass“. Hört sich ein bisschen an, als sollte jede Frau ihren migrantischen Sklaven zu Hause haben. Die migrantische Hausangestellte übrigens, die dann das Geld nach Hause schickt zu ihren Kindern, die sie nicht sehen kann.

Die meiste „care-Arbeit“ bestehe aus Ihrer Sicht aus „kochen, putzen, waschen“. Nur 13 Prozent braucht man für „füttern, wickeln, kuscheln, spielen“, was sie zu den Dingen zählen, „die das Leben im eigentlichen Sinn schön machen“. Sie haben ganz offensichtlich keine Ahnung von dem, was Frauen (auch Männer, aber weniger) zu Hause leisten. Eine Familie ist ein riesiges Projekt, das es zu stemmen gilt. Neben dem unvermeidlichen Haushalt ist das Leben der Familie zu organisieren, oftmals gepaart mit sozialem Engagement in den Vereinen der Kids.

Die Frauen pflegen die sozialen Kontakte in der Nachbarschaft, sind Nachhilfelehrer, Restaurantbetreiber (kochen, einkaufen, Essen planen), Arztbegleitungen, Hüter bei Krankheit, psychosoziale Betreuer, Pfleger der alten Familienmitglieder, usw. usw. All diese Dinge sind doch schon recht viel Arbeit für die Gemeinschaft. Sie jedoch meinen nicht die nahestehende Gemeinschaft, die Familie und die Nachbarschaft, sondern die große, obwohl sie mir nicht der Typ Volksgemeinschaft zu sein scheinen.

In ihrem – ich hoffe doch – satirischen Beispiel, schlagen sie vor, dass eine fiktive „Lena“ ihr Kind ganztags in die Betreuung zu „Pia“ gibt, die dann auch mehr arbeiten darf, um in einem Handwerksbetrieb „Wärmepumpen“ zu bauen. Denn, dann gäbe es mehr Wärmepumpen und die wären nicht so teuer und wir hätten keine Inflation. Dass die Inflation mit der Geldmenge zusammenhängt wissen sie nicht. Wahrscheinlich, weil sie keine Zeit haben, um Bücher zu lesen. Lena und Pia verdienen damit nicht nur den Gutmenschennobelpreis, schließlich produzieren sie nicht einen Porsche, sondern eine Wärmepumpe, sondern auch noch Rentenansprüche, „was nett ist, der Gemeinschaft und ihnen selbst gegenüber, denn so brauchen sie nach einer möglichen Scheidung keine Transferleistungen. Alle gewinnen.“ So schreiben Sie.

Ja, alle gewinnen, außer das Kind, das nun weniger von Mama hat, weil die Wärmepumpen für die Energiewende baut und deren Scheidung wahrscheinlicher wird, weil sie nur noch gestresst ist. Wussten Sie, dass es in der DDR viel mehr Scheidungen als in der BRD gab? Und wussten Sie auch, dass Scheidungskinder es im Leben schwerer haben? Aber egal, hauptsache, die Mutter braucht keine Transferleistungen. In Ihrem Beispiel gewinnt vor allem der Staat, denn der nimmt mit diesem Modell viel mehr Steuern ein. Die Frauen gehen arbeiten, verdienen mehr, zahlen mehr Steuern und haben weniger Zeit für ihre Familie. Irgendwas muss doch da auch bei Ihnen in der Logik haken.

Bei einer ver.di-Umfrage stellte sich raus, dass Frauen gar nicht mehr arbeiten wollen. Haben Sie mal darüber nachgedacht, dass den Frauen Zeit wichtiger ist als Geld, dass Freiheit wichtiger und Selbstverwirklichung nicht auf einen Nine-to-Five-Job angewiesen ist? Wir reden seit Jahrzehnten über die Work-Life-Balance und Sie wollen die Frauen ans Fließband bringen? Oder reden Sie gar nicht von solchen Jobs, sondern nur von denen, die so sind wie Ihrer? Wo man aus der Distanz der Sorglosen auf die anderen herabblicken und deren Leistung ignorierend Vollzeitarbeit fordern kann?

Sie sagen, Frauen, die nicht arbeiten, sind „eine Verschwendung von Humankapital“, weil sie für die Gemeinschaft nichts leisten. Setzen Sie sich doch dafür ein, dass der Arbeitsscheu-Paragraf wieder kommt, damit all die faulen Weiber endlich wieder was für alle tun. Anders bekommen Sie diese sonst nicht wieder ins System. Weil diese Frauen nicht mehr an die Rente glauben und keine Steuern erarbeiten wollen, wenn Schulen zerbröckeln?

Wo waren Sie die letzten zwei Jahre, als vorrangig Frauen erkannten, wie das so läuft, ohne staatliche Infrastruktur? Diese Frauen haben ihre Kinder zu Hause ausgebildet, bekocht und versucht, irgendwie ein soziales Leben aufrecht zu erhalten. Ohne sie hätte dieser ganze Lock-Down-Wahnsinn noch schlimmere Folgen als er sowieso schon hat. Wäre es denn nicht angebracht, den Müttern zu danken? Danke dafür, dass sie für ihre Familien sorgen, dass sie ihre Werte weitergeben und dafür, dass sie Familienarbeit als selbstverständlich ansehen und nicht als Verhandlungsmasse in einem Streit zwischen Mann und Frau, angefeuert von Neo-Feministinnen aus Berlin.

Eine Familie zu gründen und zusammen zu halten ist Arbeit. Hausfrauen in Voll- oder Teilzeit sind keine Opfer, die Sie retten müssen. Sie sind erwachsene Frauen, die einen Deal mit ihrem Mann haben. Das ist eine Sache zwischen diesen beiden. Und dieser Deal kann sehr gut aussehen. Davon jedoch, haben Sie keine Ahnung. – Juliane Uhl

 

Ein Feminismus der in Frauen und Mütter zerfällt und in dem sich die Nicht- Mütter erdreisten, die Mütter in den kapitalistischen Arbeitsmarkt zwingen zu wollen nach dem Motto dies sei gerecht ist ein starkes Stück. Wie wäre es mit einer sicherlich aus der Zeit gefallenen Debatte darüber, ob der Weg aus dem Patriarchat über “ jedem nach seinen Bedürfnissen “ oder einen Gerechtigkeitsbegriff, der beiden Geschlechtern das Gleiche abverlangt, aber der keinem gerecht wird, führt. – Gela Becker

 

Hier ein Beispiel aus meiner mehr als 40 jährigen Erfahrung als Vollzeitbeschäftigte (Krankenversorgung – keine „Pflege“): Ich arbeite seit 17 Jahren in einem Team von 30 Leuten – 24 Frauen, 6 Männer. Davon sind insgesamt 14 Vollzeitkräfte, (9 Frauen + 5 Männer, wovon 2 Männer verheiratet sind). Alle anderen – und das sind 16 Personen! – arbeiten Teilzeit. 15 Frauen(12x verheiratet, 2x geschieden, 1x verwitwet) und 1 Mann bevorzugen dieses Arbeitszeitmodell . Von den 16 Teilzeitkräften haben nur 7 Personen Kinder (1- 18 Jahren), was immer gerne als Argument für diese Beschäftigungsform herhalten muss.

Auch wiederholte Angebote/ Bitten an diesen Personenkreis die Arbeitszeit aufzustocken, blieben und bleiben erfolglos. Das heißt, die Mehrzahl der TZ Kräfte sind versorgt, oder lassen sich versorgen. Frau schätzt diese Beschäftigungsform, die zwar neben weniger Einkommen viele Vorteile bietet. Sie ist krankenversichert und lässt Freiräume für sonstige Aktivitäten. Solange das „Geld reicht“, gibt es für sie keinen Anlass dies zu ändern. – M. Trampe

 

Vielen Dank für den Artikel. Ihre Themenwahl (ich sage nur: Panzer fahren) und Ihre Art zu schreiben sind für mich stets ein besonderes Vergnügen. Wie immer hat jede Medaille 2 Seiten. Meine Frau ist Fachärztin für Gastroenterologie in Saarlouis in Einzelpraxis und beschäftigt 10 Mitarbeiterinnen. 4 Mitarbeiterinnen als Ganztagsbeschäftigte. Davon sind 3 krank. Die anderen sind Halbtagsbeschäftigte und eine Auszubildende. Eine Halbtagsbeschäftigte, 20 Jahre in der Praxis, spielte mit dem Gedanken, in Vollzeit zu gehen. Sie ist verheiratet, über 50, Tochter aus dem Haus, Eltern gesund, Hund tot. Also wären die Voraussetzungen ideal.

Als Teilzeitkraft erhält sie brutto monatlich € 1.685,00 plus Fahrtkostenzuschuss von € 59,40. Netto erhält sie 1.099,41. Das sind rund 36% Abzüge, falls ich mich nicht verrechnet habe. Meine Frau bezahlt als Arbeitgeberin ihre Beiträge zu den Sozialversicherungen in Höhe von € 338,00, also insgesamt 2.082,68 Gesamtkosten nur fürs Gehalt.. In Vollzeit erhielte die Mitarbeiterin ca. € 1.100,00 mehr. Nach Aussagen des Steuerberaters wären das rund € 500,00 mehr netto. Da hat sie die Idee wieder aufgegeben.

Auch die Aussicht auf mehr Rente ab 70 oder noch später, war für sie kein Anreiz. Ich bin Rentner, ich kann das sehr gut verstehen. Wenn ich eine Rentenerhöhung von € 50,00 bekomme, bleiben nach Abzug der Krankenkasse und Steuern nicht einmal € 25,00 übrig. Ihre Ideen und Wünsche in Ihrem Artikel sind alle richtig und gut. Nach meiner Ansicht ist die größte Falle für Frauen nicht die Wahl des falschen Mannes, das ist schnell zu ändern, sondern der Wunsch nach Kindern. Das ist die Verurteilung für lebenslänglich und irreversibel. Es gäbe eine Möglichkeit, aus dieser Falle zu entkommen, wie ich meine.

Ich schrieb es Ihrer Kollegin von Tadden vor einigen Monaten. Die ersten € 20.000,00 pro Jahr sind Steuer- und Sozialversicherungsfrei. Sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer. Aber ich fürchte, das käme einer Revolution gleich. Mit Herrn Lindner wäre das wohl nicht zu machen. Er würde das als spleenige Idee eines alten, verkalkten Rentners abtun, der zu wenig zu tun hat. Vielleicht hat er ja recht. Aber wie würden Sie sagen: ich frage ja nur mal. Behalten Sie Ihre Neugierde und Ihren Humor. Schöne Grüße aus Saarbrücken. – Hartmut van Meegen

 

Wie bitte? Welch eine unverschämte Überschrift zu einem Artikel, in dem es um die Erwerbstätigkeit von Frauen geht. Anfangs dachte ich noch, es könnte provozierend oder ironisch gemeint sein. Aber da steht doch tatsächlich: „Wenn Frauen nicht arbeiten oder nur wenig…“ und an anderer Stelle: „…ist es auch unökonomisch, wenn Frauen nicht arbeiten“. Gemeint sind in diesen Fällen nicht berufstätige Frauen. Ok. Der Artikel ist auch ein Plädoyer für eine bessere Bezahlung berufstätiger Frauen. Aber die Diktion ist weiterhin unkorrekt. Der Gipfel ist der letzte Satz: „Unverheiratete Leute müssen ja auch arbeiten.“

Ich bin entsetzt, dass selbst in einer Zeitung wie Die Zeit, die ich seit Jahrzehnten regelmäßig gerne lese, nicht differenziert wird zwischen Arbeit und Erwerbstätigkeit. Dabei bin ich selbst von der Unterstellung, dass nicht berufstätige Frauen nicht arbeiten, nicht betroffen, da ich schon während des Studiums und erst recht danach mit Ausnahme der Mutterschutzzeiten erwerbstätig war.

Aber die Tätigkeit meiner Mutter als Hausfrau als „nicht arbeitend“ zu bezeichnen, ist eine verbale Ungerechtigkeit, gegen die ich mich hiermit ausdrücklich verwahre. Fünf Kinder groß zu ziehen, drei Senioren bis zum Tod zu pflegen, einen großen Garten zu bewirtschaften, alle Kleidung zu pflegen und zu reparieren: das soll keine Arbeit gewesen sein, nur weil es kein offizielles Beschäftigungsverhältnis war? Wo bleibt da die Wertschätzung für die Familienarbeit, für den Beitrag zum Familieneinkommen durch die Erzeugnisse des Gartens und wo bleibt der Respekt vor dieser Art der Arbeit, auch wenn sie nicht monetär entlohnt wird.

Ich war als alleinerziehende Mutter mit meiner eigenen Erwerbstätigkeit in einem anspruchsvollen Beruf glücklich und wäre nicht auf die Idee gekommen, das Lebensmodell meiner Mutter zu kopieren. Jedoch respektiere ich jeden Menschen, Frau oder Mann, die/der sich für einen anderen Weg entscheidet. Fatal ist dabei tatsächlich, dass dies häufig mit unzureichender Altersversorgung bei einer Trennung verbunden ist. Da ist offensichtlich ein Fehler im System. Deshalb ist jede Initiative für eine gerechtere Bezahlung lobenswert. Aber es darf nicht so formuliert werden, dass Frauen (und auch Männer) die nicht erwerbstätig sind, nicht arbeiten.

Ich bitte doch dringend darum, dass Journalisten und Journalistinnen sich in diesem Kontext einer korrekten Sprache bedienen. Alles andere ist nicht nur Gedankenlosigkeit, sondern eine Respektlosigkeit gegenüber einer großen Gruppe Menschen, überwiegend Frauen, die einen wichtigen Beitrag in unserer Gesellschaft leisten. – Regina Poth

 

Sicherlich würde eine Volkswirtschaft davon profitieren, wenn Frauen statt unbezahlter Arbeit zuhause eher einer Erwerbstätigkeit nachgingen. Ein Aspekt wurde in diesem Artikel m. E. aber völlig außer Acht gelassen: Eine Aufgabe, die zwar von Frauen unbezahlt ausgeführt wird, deren Erfolg aber gleichzeitig für alle unbezahlbar ist, nämlich die Versorgung, Betreuung und Erziehung der Kinder. Abgesehen davon, dass es eine äußerst schöne und erfüllende Tätigkeit ist – ich persönlich empfinde es jeden Tag als Privileg in den ersten Lebensjahren meines Kindes nicht arbeiten zu müssen – scheint mir niemand besser für diese Aufgabe geeignet zu sein als die eigene Mutter.

Wenn man im Sinne der arbeitsteiligen Wirtschaft immer denjenigen für eine bestimmte Tätigkeit bezahlen sollte, der sie möglichst professionell und effizient ausführt, sollte einer Mutter als primäre Bezugsperson für ein Kind für drei Jahre Elterngeld gezahlt werden, damit sie sich in diesen für die Bindung so wichtigen Jahren voll und ganz ihrem Kind widmen kann. Mit einem sicheren Bindungsverhalten legt man für sein Kind ein wichtiges Fundament für ein erfolgreiches Leben. Davon profitiert am Ende nicht nur die Mutter, die wieder arbeiten kann, weil sich ihr Kind problemlos in das System Kindergarten und Schule einfügt, sondern die ganze Gesellschaft.

Natürlich mag es auch Mütter geben, die ihr Kind vernachlässigen, obwohl sie ohne Erwerbsarbeit zuhause sind. Doch gerade Frauen mit gut bezahlten Jobs, die ihr Kind wahrscheinlich angemessen betreuen und fördern könnten, bemerken vielleicht erst Jahre später, wenn sie mit ihrem sozio-emotional auffälligen Kind beim Schulpsychologen sitzen, dass sie die falschen Prioritäten gesetzt haben, als sie möglichst schnell nach der Geburt wieder arbeiten gingen. Und auch wenn einem als Frau – wie in diesem Artikel gern suggeriert wird – das Damoklesschwert „Scheidung“ stets über einem zu hängen scheint, ist die Investition der eigenen Zeit in das Kind in den ersten Lebensjahren immer die bessere Wahl.

Wenn man als Frau nach einer Scheidung i. d. R. sowieso wieder arbeiten muss, gelingt dies mit einem „funktionierenden“ Kind sicherlich besser als mit einem auffälligen. Aus diesem Grund werde ich wohl noch einige Zeit zuhause bei meinem Kind bleiben und meine Wäsche waschen, was ich im Übrigen nicht nur sehr gerne, sondern sogar trotz (oder vielleicht sogar wegen) meines Studienabschlusses in Germanistik und Klassischer Philologie meiner Ansicht nach recht effizient mache. – Franziska Prölß

 

Danke, dass Sie sich dieses Themas angenommen haben! Ich finde, in der aktuellen Debatte um den Fachkräftemangel kommt die ungerechte Verteilung der unentgeltlichen Care-Arbeit in der Regel viel zu kurz. Ihr Artikel hat mich während der letzten Tage sehr beschäftigt, allerdings möchte ich Ihnen in Bezug auf Ihre Schlussfolgerungen teilweise widersprechen. Ich bin Mutter einer sieben Monate alten Tochter und aktuell bis Januar in Elternzeit. Schwangerschaft, Geburt und das erste halbe Jahr mit Baby – auch wenn ich diese Zeit als sehr schön empfunden habe – waren mit hoher physischer und psychischer Belastung für mich verbunden, wie sicherlich für die allermeisten anderen Mütter auch.

Vor meiner Schwangerschaft habe ich Ihre Meinung geteilt, dass Elternzeit zwischen beiden Elternteilen gleich aufgeteilt werden sollte, aber mittlerweile empfinde ich es so, dass ich mir das Privileg verdient habe, mehr Zeit mit dem Baby in Elternzeit zu verbringen als der Vater, falls aus finanziellen oder sonstigen Gründen nicht anders darstellbar.

Ich finde es natürlich nach wie vor wünschenswert, dass möglichst viele Väter möglichst viel Elternzeit nehmen. Wenn ich jetzt zu diesem Zeitpunkt, an dem die Kinderbetreuung leichter wird, zwangsweise wieder zur Arbeit zurückkehren müsste, würde ich das dennoch als ausgesprochen unfair empfinden. Viel wichtiger als ein halbes Jahr mehr oder weniger Gehalt ist mir eh, dass ich in den folgenden Jahren ausreichend Unterstützung bekomme, um Beruf und Familie miteinander vereinbaren zu können.

Ein weiterer Punkt, den ich (leider) nicht für realistisch halte, ist Ihr Vorschlag, die Hausarbeit an professionelle Haushaltshilfen outzusourcen. Das widerspricht meines Erachtens der Argumentation, dass Frauen mehr Erwerbsarbeit leisten sollten, da sie aufgrund des Fachkräftemangels dringend auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden. Der Fachkräftemangel, der sich ja inzwischen bereits zu einem allgemeinen Arbeitskräftemangel auswächst, würde es gar nicht hergeben, dass jeder Haushalt eine Haushaltshilfe in Anspruch nimmt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es im Frankfurter Speckgürtel jetzt schon nicht einfach ist, jemanden zu finden, zumal, wenn man dabei auf dem Boden der Legalität bleiben möchte. An letzterem ist sicherlich nicht zuletzt das unsägliche Ehegatten-Splitting schuld.

Meine Wunschvorstellung wäre, dass die 32-Stunden-Woche zur neuen Norm für alle wird. Diese bzw. die 4-Tage-Woche wird in der öffentlichen Debatte gern unter dem Aspekt der Work-Life-Balance betrachtet, aber sie könnte meiner Meinung nach auch einen großen Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit leisten, wenn die Männer die neu gewonnene Freizeit nutzen, um ihren Beitrag im Haushalt zu leisten. Um das zu realisieren wäre natürlich ein höherer Grad an Automatisierung in den meisten Berufen erforderlich, aber ich denke, dieser wird sich durch den Fach-/Arbeitskräftemangel mittelfristig sowieso einstellen. Bisher war es für einige Firmen aufgrund der Verfügbarkeit billiger Arbeitskräfte einfach nicht lukrativ, Routineaufgaben zu automatisieren. Das ändert sich gerade.

Nicht zuletzt läuft bei diesem Thema meiner Meinung nach in der Erziehung von Mädchen und Jungen grundlegend etwas schief. Eltern sollten sensibilisert werden, ihre Töchter nicht in der Einstellung zu erziehen, später einmal die Hauptverantwortung für den Haushalt zu tragen, und ihre Söhne in der Einstellung zu bestärken, sich ebenfalls für diese Dinge verantwortlich zu fühlen. Sonst – so meine Erfahrung in meiner Familie – reicht der beste Wille nicht aus im Kampf gegen den inneren Schweinehund, wenn es konkret darum geht, nach der Arbeit noch Wäsche zu falten.

Übrigens habe ich Ihren Artikel beim Wäschefalten gehört. Ich weiß nicht, ob es an dieser Stelle sinnvoll ist, mir mehr Artikel im Audioformat zu wünschen, aber es passt ein wenig zum Thema. Die Zeit neben der Hausarbeit hören zu können, hilft mir enorm, dem aktuellen Geschehen zu folgen, auch wenn ich mal gar keine Gelegenheit zum Lesen habe. Und es macht die Hausarbeit erträglicher. – Johanna Schubert

 

Ihre Texte mag ich. Auch die, welche gern das Frauendasein in unserer Gesellschaft beleuchten. Hier kurz ein paar Anmerkungen. In den Neunzigern besuchten wir Bayern, wir rodelten Vormittags mit unseren Kindern auf einem netten Hang – es war unser Winterurlaub – wir kamen ins Gespräch mit anderen Müttern, sie hatten keinen Urlaub. Wir wunderten uns, mit welcher Selbstverständlichkeit an einem Wochentag junge Mütter mit ihren Kindern ganz ohne im Urlaub zu sein, den Rodelhang genossen. Wie sich die Zeiten ändern.

Heute scheinen sich die Frauen regelrecht nach einem Job zu sehnen, Kinder und Partner hin oder her, ist das so? Vielleicht. Aber doch wohl nicht als Monteurin von Wärmepumpen oder am Kofferband der Flughäfen, um nur zwei der unzähligen nicht zu besetzenden Stellen zu nennen. Und was wäre denn wirklich gerecht, würde tatsächlich helfen? Wenn das Splittingverfahren verschwindet? Was hindert denn das Ehepaar daran, beide in der gleichen Steuerklasse zu verharren, trotz erheblicher Unterschiede im Einkommen?

Der Partner mit dem geringeren Einkommen muss ja nicht in der Klasse 5 sein. Ich für meinen Teil empfinde UNSERE Abgabenlast als hoch, sehr hoch, auch ‚gesplittet‘; sollte ich persönlich die in ihrem Beispiel genannten 18.000 € „Subvention“ auch noch abführen dürfen, dann mache ich auch gleich auf Teilzeit oder gehe vorzeitig in den Ruhestand, obwohl ich noch sehr gern meinen Beitrag leiste. Völlig richtig ist, dass jegliche Subvention von Erwerbsarbeit abgeschafft gehört, sie müsste sich allein an der Leistung (nicht Stellung) ausrichten und egal ob verheiratet oder nicht ein gutes Leben ermöglichen.

Handelt es sich um Bereiche der Daseinsvorsorge gern in staatlicher Hand. Aber was erträumen wir uns da für eine allzu gerechte Welt. Wir sind von ihr weiter entfernt denn je. Und ich möchte mich nicht dauernd dafür entschuldigen weil ich am Ende des Berufslebens stehend, gut verdiene und sicher auch ein angenehmes Leben führen darf. Wer sagt eigentlich, dass die im Artikel so oft erwähnten Alleinerziehenden, allein bleiben müssen oder es überhaupt sind… – Thomas Harnisch

 

Hach ja, hört die Autorin mich ebenfalls seufzen. Spricht da der pure Neid? Neid auf die Frauen, denen die Kindheit ihrer Kinder mehr am Herzen liegt, als ein Job – dem frau in jeder Lebensphase nachgehen kann; die Kindheit der Kinder lässt sich jedoch nicht beiseite schieben. Die Autorin scheint selbst keine Kinder zu haben, sonst käme sie nicht auf die absurde Idee, dass es in jedem Fall besser sei, einem ausbeuterischen Job nachzugehen, als sich um die eigenen geliebten Kinder zu kümmern. Was für traurige Zeiten für Frauen und Kinder dieser Welt, Hauptsache schnell wieder arbeiten, egal für welchen Preis. – Nina Hess

 

Danke, Anna Mayr! (Der Artikel)…hängt jetzt über meinem Schreibtisch! – R. Eickfeld

 

Ihr Artikel, Fray Mayr, „FRAUEN, AN DIE ARBEIT!“ regt mich zum Widerspruch an. Zumal ich an den Artikel von Ihnen, Frau Mayr, in der Zeit Nr 12 vom 17.03.2022 „Anna Mayr entdeckt: Nichts als die Wahrheit“ denken musste, der immer griffbereit auf meinem Schreibtisch liegt, da ich für sehr gut halte. Und auch an den Artikel „Die wahre Macht“ in der Zeit Nr. 28 vom 7.7.2022 auf Seite 4 – und in diesem Artikel auf die Formulierung „Counter-majoritarian rule“ – die „Herrschaft gegen die Mehrheit“ (Artikel von Heinrich Wefing) Frau Mayr, beim Lesen Ihres Artikels konnte ich den Gedanken nicht los werden, daß Sie genau diese „Herrschaft gegen die Mehrheit“ anstreben UND die „Unterüberschrift“ Ihres Artikels über die Wahrheit „Realität ist das was ist – nicht das, was sein sollte.“ im Artikel „FRAUEN, AN DIE ARBEIT!“ nicht beherzigen.

Denn: a) wenn 39,9 Prozent aller Ehen geschieden werden (laut Ihrem Text), dann lässt sich diese Aussage auch formulieren durch „60,1 % aller Ehen werden nicht geschieden“ – und das ist eine deutliche Mehrheit ! Also bitte keine „Herrschaft gegen die Mehrheit“ ! b) wenn 45,8 % der teilzeitbeschäftigten Frauen (Ihr Text) nicht mehr arbeiten wollen – ist es dann fair, diese Aussage mit der Frage nach „… eher Nicht-Können…“ zu verknüpfen ?

Zumal das Wort „können“ hier missverstanden werden kann, nämlich sowohl in nicht können aufgrund fehlender Fähigkeiten (sollten Sie das gemeint haben ?) als auch in nicht können aufgrund fehlender zeitlicher Möglichkeiten aufgrund anderer Verpflichtungen. Beide Interpretationen sind möglich, aber sie deuten jeweils in eine andere Aussagerichtung. c) Ihre Aussage „… ist es auch ökonomisch unsinnig, wenn Frauen nicht arbeiten:“ übersieht aus meiner Sicht völlig, daß wir in einem Staat leben, der uns (hoffentlich noch auf Lange Zeit!) die Freiheiten unseres Grundgesetzes garantiert. Und dazu gehört auch, daß Niemand gezwungen wird, zu arbeiten!.

Daß Menschen arbeiten um einerseits ihren Lebensunterhalt zu verdienen und andererseits auch, weil es Tätigkeiten, Berufe gibt, die Freude bereiten und Zufriedenheit bringen, das ist unstrittig. Doch zu fordern, daß ALLE Menschen in unserem Land (ab welchem Alter ? ab 16 ? – weil ja auch das Wahlberechtigungsalter auf 16 Jahre gesenkt werden soll bzw teilweise bereits ist) berufstätig, produktiv arbeiten müssen, das kann ich unter dem Aspekt unserer grundgesetzlich garantierten Freiheiten nicht nachvollziehen . Und das geht auch wieder in Richtung „Herrschaft gegen die Mehrheit“. UND – einen ganz subjektiven Denkansatz dazu:

Meine Frau und ich, wir sind beide 68 Jahre alt. Meine Frau und ich – wir haben mit 21 Jahre gehereitet und uns für das Lebensmodell „eine Person geht einer gelderwerbsmässigen Arbeit nach und die andere Person kümmert sich um Kinder, Haushalt, Familie, Haus, Finanzen, kranke Angehörige usw. Das mag ja in den Augen Vieler ein uraltes Auslaufmodell sein – doch wir sind damit glücklich und zufrieden gewesen – und sind es noch. UND – wenn Sie alles nur auf die Faktoren „Alterssicherung, Anstellungsverhältnis, Putzen usw. usw. „ reduzieren, dann vermisse ich hier ganz einfach den Punkt „Liebe“ – wir haben aus Liebe geheiratet, wir sind aus Liebe zusammen geblieben, und wir haben aus Liebe eine für uns beide (auch im Fall des Todes von einem/einer von uns eine sehr gute Altersicherung geschaffen.

Das geht sogar bei einem Verdienst *), wenn der Partner/die Partnerin sich ebenfalls mit seinen Fähigleiten einbringt und sich z.B. um die „Finanzen“ kümmert und sich am Aktienmarkt einarbeitet und auch einen Gemüsegarten hegt und pflegt => Sie glauben es evtl. nicht, wieviel Geld man sparen kann, wenn man seine Tomaten, Gurken, Bohnen, Auberginen, Zucchini, Erdbeeren, Himbeeren usw. selbst anpflanzt und ernten kann …. *) = daß dieser aufgrund von entsprechendem Engagement und Leistung dann auch „entsprechend hoch“ ausgefallen ist – ist zugegebenermaßen eine Kombination aus Glück und Können/Fähigkeit, wobei ich hier mit Glück immer das Glück des Tüchtigen sehe …..

1. d) Und Ihre Aussage „Nebenbei sind nicht berufstätige Frauen eine Verschwendung von Humankapital“ – das ist für mich / für uns eine Aussage, die schon sehr grenzwertig ist ! Und wir fühlen uns durch die Aussage in unserer Menschenwürde, die immerhin im §1 des GG (Grundgesetz) verankert ist – verletzt. Denn als verschwendetes Humankapital habe ich meine Frau in bald 48 Ehejahren noch nie wahrgenommen, dazu musste ich erstmal einen Artikel in der ZEIT lesen ……… – Der Grundgesetz-Kommentar von Günter Dürig zum § 1 unseres GG formuliert:

„Die Menschenwürde ist dann getroffen, wenn der konkrete Mensch zum Objekt, zu einem bloßen Mittel, zur vertretbaren Größe herabgewürdigt wird.“ Doch muß ich hier Ihnen zu Gute halten, daß Sie ja meine Frau oder auch eine andere Frau nicht gemeint haben, nicht direkt, konkret angesprochen haben, und da der Kommentar ja „… der konkrete Mensch..“ formuliert, so greift meine Argumentation bzgl. der (Verletzung der) Menschenwürde nicht wirklich. D.h. ich ziehe diese Aussage wieder zurück.

Lasse diese Aussage aber bewusst stehen, um die tiefgehende Getroffenheit (nicht nur Betroffenheit) zum Ausdruck zu bringen. Frau Mayr, mir ist schon klar, daß guter Jurnalismus auch provozieren darf und muss. Doch darf ich als Leser auch meine Sichten auf die Sachlagen haben. Und – ich zitiere Sie – „Realität ist das, was ist – nicht das, was sein sollte“ Ich freue mich auf weitere Artikel von Ihnen. – Steffen Lasch

 

„Je n’ai fait celle-ci plus longue que parce que je n’ai pas eu le loisir de la faire plus courte (Plaise Pasal, 1656)“ – Ich hatte Zeit: Daß der Artikel zwar zu einem brennenden Thema – aber mit dem Bild und dem langen Text – nahezu nichts zu den betroffenen Kindern sagt, sagt implizit einiges aus: das Thema entartet zu einer Debatte von Egoismen von Frauen und Männern. – Dr. Ulrich Sailer

 

Auf den ersten Blick erscheint Ihr Aufruf, Frauen grundsätzlich erst einmal zur (Voll)erwerbsarbeit aufzufordern, plausibel. Während mein Sohn nach Abschluss seines juristischen Referendariats die Phase der Stellensuche mit einem Nebenjob überbrückt hat, gab es diesen Druck nicht für alle Frauen seiner Examensgruppe.

Die relative Problemlosigkeit, eine Arbeit aufzunehmen, kann ich aber so pauschal auch nicht sehen: Als Sozialarbeiterin befindet sich meine Tochter in einer Phase befristeter Stellenangebote, z.T. in bewusster Teilzeit durch den Arbeitgeber. Zu erwarten, dass in unserer Gesellschaft zwei Vollzeitstellen die Norm werden, weil es ökonomischer ist, auf Kitas und Pflegeeinrichtungen zu setzen, geht für mich zudem auf Kosten der Inhalte.

Care-Arbeit mag man rechentechnisch minimieren können; es wird dabei aber vergessen, dass sie a) nicht zeitfenstergerecht planbar ist und b) die ausgelagerten Institutionen damit selbst bei hoher Qualität strukturell überfordert sind. Statt dessen werden hier Frauen auf ihre Rolle als homo oeconomicus reduziert und ihnen die alleinige persönliche Verantwortung für ihre Situation gegeben. – Ute Wördenweber

 


 

 

Leserbriefe zu „Da hört der Spaß auf!“ von Ikke Hüftgold

 

Boah ey, echt jetzt? Solch thematisch derart interessante und von Wortwitz sprühende Beiträge mögen manche Leser goutieren, mich treibt dabei eher die Frage um, ob ich nicht einfach gleich zur Bildzeitung greifen sollte. … und dies in einer Rubrik, die mit einem Zitat von Helmut Schmidt überschrieben ist, aber vielleicht war ja wegen der Urlaubszeit kein anderer Autor zu finden. – Anette Theimer

 

Nach 50 Jahren in der ZEIT endlich ein Artikel, in dem von einem ausgewiesenen Experten an exponierter Stelle auf ¾ Seiten die dringlichen derzeitigen Probleme in den korrekten Zusammenhang gestellt werden. Der Afghanistan-Krieg – in dem 59 Soldaten fielen – gleichgesetzt mit der Diskussion über einen Ballermann-Hit. (Diktatur, Zensurverbot, Verweis auf das Grundgesetz). Geben Sie dieser Koryphäe den von ihr beanspruchten Raum. Jede Woche ein Leitartikel von Hrn. Hüftgold – es gibt noch so viel zurechtzurücken. – Dr. Joachim Both

 

Ein Lied geht um die Welt. Heute Layla, früher Rosie. Haben wir neben der allumfassenden Liebe und der Hochzeit in Weiß als Mann noch den Wunsch, sexuelle Macht über Frauen auszuüben? Oder sind wir heute alle Singles und bezahlen für Sex wie fürs Fitness-Studio? Da wünsche ich mir mehr Emotion und erfülltes Miteinander. Vielleicht stimmt ja doch die Geschichte von Platons Kugelmenschen: Das passende Gegenstück zu finden scheint unmöglich – auf dem Weg dorthin ist Layla wie die Oase in der Wüste. Ach ja, die Rosie der Münchner Freiheit. Die wird auch in Würzburg bekannt sein:

In München steht ein Hofbräuhaus/Doch Freudenhäuser müssen raus/Damit in dieser schönen Stadt /das Laster keine Chance hat/doch jeder ist gut informiert /weil Rosi täglich inseriert/und wenn dich deine Frau nicht kriegt /wie gut das es die Rosi gibt//und draußen vor der großen Stadt /stehen die Nutten sich die Füße platt/Skandal im Sperrbezirk /Skandal im Sperrbezirk /Skandal Skandal um Rosi.

Vielleicht ist dieser Text ehrlicher. Aber er ist auch ein Partyhit der 80er. Der wird bestimmt nicht mehr verboten. Danke an Ikke Hüftgold und seine Gedanken über die Freiheit der Kunst. Es lohnt sich für die Freiheit des Denkens und über die Missstände der Prostitution zu streiten. – Karsten Mielke

 

Autsch! Ballermann goes Kultur, das kann nicht gut gehen.Man stelle sich vor, im „Bierkönig“ würde die „Zeit“ verteilt, um anschließend mit Gästen die Inhalte zu diskutieren…..! Schade um diese Seite. Verschenkte Zeit. – Thomas Baßler

 

Neulich hatte ich zusammen mit vielen anderen Menschen den „Spaß“ in einem vollen Waggon von Karlsruhe nach Stuttgart zu fahren, der von 12 (!) Fussballfans beschallt wurde, die zu einem Spiel der Mannschaft ihres Vertrauens fuhren. Alle ihre Songs handelten von Frauen, die zu hässlich sind und die mann sich schön trinken muss, von geilen Puffmüttern, von Gurken, die irgendwohin müssen…(mein Gehirn hat zum Glück das meiste davon gnädig vergessen…)

Die Songs wurden jedenfalls umso begeisterter und lauter mitgesungen je betrunkener die 12 Herren wurden. Es war eine Zwangsbeschallung, alle litten mehr oder weniger, keine/r, auch ich, wusste, wie man sie beenden könnte. Von so einer Zwangsbeschallung versucht die Stadt Würzburg die Besucher/innen ihrer Volksfeste zu schützen. Das ist keine Zensur und vom Scheiterhaufen sind wir da weit entfernt. In seinem privaten Umfeld kann doch jeder weiterhin hören, was er will.

Vielleicht denken diejenigen, die diese Lieder schreiben (und damit viel Geld verdienen), hören und singen, bevor sie ihr Recht auf sexistische Musik in der Öffentlichkeit einfordern an das Grundrecht auf physische und psychische Unversehrtheit ihrer Mitmenschen, insbesondere ihrer Schwestern, Cousinen, Töchter, Freundinnen – aller Frauen! Danke, Würzburg! – D. Kreh

 

Ich würde gern zu den verfassungsrechtlichen Bedenken des Herrn ‚Hüftgold‘ anmerken, daß das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung allerspätestens da aufhört, wo nicht nur Gefühle verletzt, sondern reale Gefahr für Leib und Leben gefördert wird. Jede dritte Frau auf diesem Planeten wird zu irgendeinem Zeitpunkt ihres Lebens Opfer sexualisierter Gewalt durch Männer (Quelle: amnesty international).

Jede Woche werden in unserem Deutschland zwei Frauen von einem Partner oder Expartner ermordet. Diese anhaltende Gewalt gegen Frauen wird niemals aufhören, solange weibliche Körper von manchen Männern als Objekte angesehen werden, über die sie nach Belieben verfügen können. Liedgut wie das in dem Beitrag beschriebene befördert diese Sichtweise in meiner Meinung nach höchst abstoßender Weise. Deshalb: gute Entscheidung, Würzburg, bitte weiter so! – Dr. Dagmar Paulus

 

Beim Schreiben der Anrede fängt in diesem Fall der Spaß an. Ich kannte Ihr Lied bis vor ein paar Wochen nicht – das änderte sich beim Abiball meiner Tochter. Der DJ legte zu später Stunde den Song auf und die Menge war begeistert. Kurz danach kam dann die ebenso begeisterte Aufregung von ein paar Provinzpolitikern. Würde es diesen Menschen um die Sache gehen, würden sie sich echte Schwergewichte der Volksfestverdächtigen aussuchen: der von Ihnen erwähnte „Skandal im Sperrbezirk“ zum Beispiel wäre ein würdiger Gegner. Eine Kerwa ohne Rosi hier in Franken? Kaum auszumalen.

Aber dafür ist das Thema den Damen und Herren wohl doch wieder nicht wichtig genug. Vielleicht ist es aber auch einfach die Freude an der Aufregung über Nebensächlichkeiten – denn die wirklich wichtigen Dinge anzugehen ist oft so anstrengend. Wie dem auch sei – mir persönlich gefällt Ihr Lied nicht aber Sie wissen schon, Voltaire (einem Ihrer Vorgänger in der Unterhaltungsbranche) wurde es in den Mund gelegt: „Ich lehne ab, was Sie sagen, aber ich werde bis auf den Tod Ihr Recht verteidigen, es zu sagen.“ Bis auf den Tod vielleicht nicht – aber mit einem Leserbrief lege ich mich für Sie ins Zeug damit Sie sich mit Ihrer Kunst weiterhin äußern dürfen. Von mir aus auch mit Essays – das hat mir übrigens gefallen. – Dr. Frank Philipp

 

Sie haben recht, wir können uns gegenseitig nicht oft genug an unsere im Grundgesetzt verbriefte Meinungsfreiheit erinnern. Ich zum Beispiel bin der Meinung, dass der Text des Liedes ‚Layla‘ frauen-entwürdigend und daher das Lied für öffentliche Feste inakzeptabel ist. Außerdem finde ich meinen Text viel lustiger.

Layla/(im Original von DJ Robin & Schürze)//Neulich in der Stadt stand da ein Mann//Er schaute mich vernebelt an//„Hey, komm mal her“, sagte er zu mir//„Dort steht mein Jagdwild, mein Revier“//„Ich werd‘ sie mir nehmen, alleine für mich.“//Was er von mir wollte, wusste ich nicht//Ich sah nur das Grinsen in seinem Gesicht//da war nur Geilheit, sonst sah ich nichts.// //Ich steh auf sie//die dort steht, die schöne Layla//Bin scharf auf sie, und werde immer geiler.//La-La-La-La-La-La-La-Layla //La-la-la-la, die wunderschöne Layla//

Doch sie mag keine blöden Keiler,//La-la-la-la, die selbstbewusste Layla//zieht nette Männer vor, die Layla//La-La-La-La-La-La-La-La// //Dann war es auch um mich gescheh’n//Das wollte ich aus der Nähe seh’n//Ich ging zu ihr hin, doch sie sagte nein,//ich werde wohl auch nicht nett genug sein.// //Er ist zu schroff,//zu plump und uncharmant für Layla,//Sie findet Höflichkeit viel geiler//La-La-La-La-La-La-die Layla//mag mehr Respekt, die anspruchsvolle Layla//bei Männern findet sie das geiler.//La-la-la-la, die attraktive Layla//

Hast leider Pech gehabt bei Layla//La-la-la-la, la-la-la-la-la-la// //Die kluge Layla, gescheite Layla//charmante Layla, flotte Layla//Begehrte Layla, entspannte Layla//Die Ärztin Layla, Doktor Layla// //Und die Potenz?//Du brauchst vielleicht jetzt einen Heiler//Versuchs doch mal bei Urologin Layla.//Profession punktet bei Layla//La-la-la-la, die promovierte Layla//Träum halt weiter, von ihr: Layla//Blitzt nur ab bei der begehrten Layla//La-La-La-La-La-La-La-Layla//Armer Chauvi! La-la-la, la-la- – Ortrud Mauk

 

Oh ja, Ikke Hüftgold als Essayist in der ZEIT und mit einer klaren Ansage an das Spießertum. Gar nicht so schlecht. Prollig und nur im Vollrausch zu ertragen, so sind Partyschlager vom Typ „Layla“. Ikke Hüftgold erhebt keinen Anspruch darauf, dass solche Songs Teil kultivierten Liedguts sein sollen. Es geht um Spaß, zugegeben um recht derben. Dass es noch primitivere und moralisch anfechtbarere Liedtexte in diesem Genre gibt, weiß Hüftgold auch und gibt Beispiele. Ob „Layla“ tatsächlich sexistisch ist, darüber darf natürlich gestritten werden. Darum geht es nicht, es geht um Zensur. Kritik ja, Scheiterhaufen nein!

Scheiterhaufen zu errichten, gehört mit zu den dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte und die Kritiker dieses Partyschlagers sollten darüber reflektieren, was sie damit anrichten. Zumindest schießen sie damit weit über eine legitime Kritik hinaus, ungewollt verhelfen sie „Layla“ zu einem Erfolg, den es sonst nicht gegeben hätte. Eine pluralistische Gesellschaft besteht nun einmal nicht nur aus „woken“ Aktivisten und Intellektuellen, das ist Realität und zu tolerieren.

Einer „Partykultur“, die nach unterirdischen Songs tanzt und singt, wird man durch Scheiterhaufen nicht davon abhalten. Auf ein Volksfest, das auch von Kindern besucht wird, gehören diese Lieder für meinen Geschmack nicht hin, ansonsten muss ich mir das ja nicht anhören. Haben wir nicht weitaus gewichtigere Probleme in dieser Zeit als Partyschlager?

Ikke Hüftgold nimmt sich selbst nicht ganz ernst, das spricht aus seinem Essay und gefällt mir. Danke an die ZEIT, dass sie ihn zu Wort kommen lassen und mir damit einen Einblick in eine für mich ganz andere Welt ermöglicht hat. Das macht die ZEIT für mich als liberales Medium mit aus und unterscheidet sie dadurch von so vielen anderen. – Regina Stock

 

Unter einem in roter Schrift zitierten Dictum von Helmut Schmidt, das als Einleitung des folgenden Artikels steht, erwartet man etwas Besonderes. Stattdessen liest ma den Text eines weiteren Blödelbarden, – ein früherer war bekanntlich der Autor jenes Gedichts über Erdogan, mit dem er “ den Humor mit Ironie und Satire hochficken “ wollte – der sich als Verteidiger der Kunstfreiheit und Demokratie , als Dichter und Denker geriert.

Was hätte der vormalige Mitherausgeber der “ Zeit “ der, wie bekannt, keinen Mist auf seinem Schreibtisch haben wollte, zu einem solchen Elaborat gesagt? Ich vermute, er hätte mit einem Fingerzeig Richtung Papierkorb, nichts gesagt. – H. Zerfas

 

Nein, Herr Hüftgold, Zensur ist etwas ganz anderes! Wenn ein Veranstalter, der für eine Veranstaltung verantwortlich ist, darum bittet, dass ein bestimmtes Lied nicht gespielt werden möge, dann ist das eine Meinungsäußerung und eine Bitte. Der Angesprochene kann dann seinerseits reagieren, z.B. das Lied trotzdem spielen oder es ablehnen an der Veranstaltung teilzunehmen. Zensur geht gaaaaanz anders.

Und Argumente wie „das war schon immer so“ finde ich persönlich primitiv. In allen Bereichen des Lebens waren Dinge schon immer irgendwie bis irgendwelche klugen und mutigen Menschen sagten, das ist nicht gut, das müssten wir ändern. Ohne das würden Sie, Herr Hüftgold, ja noch auf dem Baum sitzen.

Und angesichts der Vorkommnisse in der letzten Zeit (K.o.-Tropfen auf einem Sommerfest, sexistische Bemerkungen die Fußballspielerinnen betreffend, Respektlosigkeit gegen weibliche Fans bei der Formel 1) ist es schon schön, wenn da ein paar kluge und mutige Menschen sagen, an der Wahnehmung muss etwas geändert und nicht ein merkwürdiges Lied gegrölt werden. – Brigitte Wiechmann

 

Jetzt kennen wir alle nicht nur den Dysphemismus von „Layla“, sondern auch das Arschloch, das dahinter steckt! – Annemarie Briese

 

Herr Hüftgold hat recht: schlechter Geschmack lässt sich nicht verbieten und auch nicht durch Mehrheitsentscheidungen unterbinden. Schwamm drüber. Aber muss die ZEIT dafür eine dreiviertel STREIT-Seite zur Verfügung stellen? Worüber sollten wir da streiten? Mir fallen noch ein paar Themen ein, wo sich zu streiten lohnen würde. Oder war das Ihr Beitrag zum Sommerloch? – Siegfried Welz-Hildebrand

 

Wenn sogar jemand wie Springer-Chef Döpfner das Ziegenficker-Schmähgedicht des Herrn Böhmermann für „ein Kunstwerk“ hält, dann fällt nach diesem Maßstab Ikke Hüftgolds Ballermann-Hit von der Puffmutter Layla in dieselbe Kategorie. – Ernst-Peter Hoffmann

 

Süffisant sich in der ZEIT auslassen, umso mehr als mann sich zu Unrecht angegriffen fühlt – das steht Herrn Hüftgold selbstredend zu. Meinungsfreiheit. Kunstfreiheit. Pressefreiheit. Gottseidank. Daß die „Puffmama“ aber jetzt ausnahmslos jeder kenne – da möge er sich und seine Wirkmächtigkeit bitte nicht so überschätzen. Alleine ich kann schon von mehreren Leuten berichten, denen das Thema nichts sagte als ich es ansprach.

Ich weiß um das Lied aus der Süddeutschen Zeitung. Alle anderen „Ballermann-Hits“, die in dem SZ-Artikel genannt wurden, waren mir unbekannt. Und als ich die Layla schließlich googelte, erwartete ich eine mitreißende Melodie – und war echt überrascht von der musikalischen Fadheit. Meiner Freundin ging es genauso. Unten mein Leserbrief an die SZ vom 16.07.22 Später las ich in der BILD-Zeitung, daß sich junge Frauen danach drängten, mit BILD zum Ballermann zu reisen um dort das Lied hochleben zu lassen. Jede/r wie er/sie es mag, klar. Meine Frage aus dem SZ-Leserbrief (siehe unten) bleibt dennoch bestehen. Bin also gespannt auf allfällige repräsentative Umfragen. – Erna Apfelbacher

 

Echt jetzt? Eine Dreiviertel Seite unkonzentriertes Geschwurbel über angebliche Zensur und Freiheit für einen aus kommerziellen Gründen bewusst provokant getexteten sexistischen Song für ein spezielles Publikum. Hat niemand in der Redaktion gemerkt wem ihr da auf den Leim gegangen seid. Für solche „Essays“ habe ich die Zeit nicht abonniert. – Michael Großmann

 

Frei nach Rudi Völler: „Ich kann diesen Käse nicht mehr hören, diese Diskussion ist jetzt bei einem noch tiefererem Tiefpunkt angekommen.“ – Johannes Meissner

 

Ja, es stimmt: der Layla-Text stand in der Zeitung, ich konnte ihn zur Kenntnis nehmen. Wer so etwas in der Regel nicht liest/hört, ist also ein Spießer? Nun geht es um unser Grundgesetz und die ‚Kunstfreiheit‘. Freiheit? Ja. Verbot? Nein. Kunst? Satire? Ironie? Jeder, der es will, kann und soll Layla hören dürfen – aber nicht überall. Kein Veranstalter ist verpflichtet, diesen Song zu präsentieren. – Christine Harder Fockbek

 

Als Nicht-Partygänger (zu alt!) und Nicht-Mallorca-Urlauber hatte ich bisher keine Gelegenheit, die Bekanntschaft der rührigen Madame Layla zu machen. Dem Verbot des Songs „Layla“ durch die Würzburger Stadteltern beim Kiliani-Fest ist es zu verdanken, dass wir ZEIT-Leser nun die „STREIT-Schrift“ des Produzenten Ikke Hüftgold zu lesen bekommen, der sich als ein ganz famoser, geistreich-witziger Essayist erweist, den man sich durchaus als gelegentlichen fünften Kolumnisten im Feuilleton vorstellen könnte. P.S. Der heilige Kilian hilft übrigens bei Gicht und Rheuma, springt also ein, wenn alles Tanzen auf Partys und Volksfesten langfristig nichts geholfen hat. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Selten habe so einen dummen und niveaulosen Unfug in der Zeit gelesen wie den Artikel von „Titten-Produzent“ Hüftgold. Mit Freiheit – sogar Kunstfreiheit – rechtfertigt er das dumme und frauenverachtende Machwerk „Layla“, das von alkoholisierten Mallorca-Dumpfbacken gegrölt werden soll. Das ist vollkommen unakzeptabel. Man muss es nicht verbieten, aber mitgrölen auch nicht. Es einfach nur widerlich finden reicht schon. – Peter-Michael Schmidt

 

Ich abonniere die Zeit seit mehr als 20 Jahren; nun stehe davor, mein Abo zu kündigen. Ich will Sie kurz wissen lassen, wie es dazu kam. Die Einseitigkeit der Berichterstattung zum Thema Trans* irritiert mich seit geraumer Zeit. Was mich aber nachgerade erschüttert, ist, dass nur über Trans geschrieben, um nicht zu sagen: gewettert wird. Mir ist kein Artikel bekannt, in dem die Betroffenen das Wort erhielten und gehört wurden. Dies öffnet Tür und Tor für Projektionen.

Womit wir bei reaktionären Stimmen wie Kathleen Stock, Alice Schwarzer oder Marie-Luise Vollbrecht wären, die stattdessen bei Ihnen eine Plattform erhalten und die keine Gelegenheit auslassen, in Trans* ein phantasmatisches Feindbild zu bekämpfen. Wir sehen hier, wie im Sinne des vermeintlich Guten und Gerechten (Feminismus) eine noch weniger privilegierte Gruppe paranoid aufgeladen und gesellschaftlich weiter diskreditiert wird (angeblich gewalttätige Trans*menschen, die in weibliche Safespaces eindringen).

Noch absurder scheint mir der Fall von Marie-Luise Vollbrecht zu sein: eine angehende Wissenschaftlerin, die sich wundert, dass sie gecancelt wird, wenn sie in ihren Auslassungen zur Biologie der Geschlechterunterschiede meint, Erkenntnisse jahrzehntelanger Forschungen der Sozialwissenschaften zu diesem Thema ignorieren zu können. Mein Verdacht: unter der Chiffre bedrohte Wissenschaftsfreit lässt sich Die Zeit ganz leicht für solche Argumentationen ködern. Pikant ist nur: Alle Drei, Stock, Schwarzer und Vollbrecht, bewegen sich in ihrer regressiv-destruktiven Sichtweise gegen Trans* ganz auf der argumentativen Linie der neuen Rechten oder von fundamentalistischen Evangelikalen in den USA.

Der gleichen Denkfigur sind Sie aber auch in Ihrer aktuellen Ausgabe vom 21. Juli erlegen, in welcher Sie den für Die Zeit wirklich unwürdigen Essay des „Mallorcabarden“ Ikke Hüftgold druckten. Auch hier meinen Sie offenbar, das vermeintlich Gute/Richtige (Meinungsfreiheit) sei durch das Verbot des Liedes Layla in Gefahr. Im Hintergrund taucht schnell wieder dasselbe phantasierte, projektiv verzerrte Feindbild auf: verrückt gewordene „woke“ Aktivist*innen, die eine Meinungsdiktatur errichten wollen.

Dabei geht völlig unter, dass durch das „canceln“ des Songs „Layla“ darauf aufmerksam gemacht werden soll, wie tief wir weiter in patriarchalen Strukturen stecken und dass es für das Jahr 2022 einfach nicht mehr angemessen ist, wenn mehrheitlich betrunkene Männer sog. Hits auf Stadtfesten mitgröhlen, in denen Frauen auf dümmste Weise sexualisiert und verobjektiviert werden. Ich fürchte, in der Zeit kein Zuhause mehr zu finden. – Jan Lindmeyer

 

„Jedem Tierchen sein Pläsierchen“! Zumal es in einer – zum Glück – freien Gesellschaft ohnehin nicht annähernd gelingen dürfte, jedweden Schwachsinn einzufangen. Wer wo und wann auch immer Lust und Drang verspürt, an die Grenzen des eigenen Verstandes oder Unverstandes zu gehen, möge das auf eigene Rechnung tun. Jedenfalls, solange diese Tollheit nicht (zu einer gesamtgesellschaftlichen) Methode wird.

Sprich, solange uns beim Austarieren von notwendiger Toleranz und Intoleranz nicht zunehmend der Kompass für Maß und Mitte verloren geht. Dass sich die Parameter für mediale Aufmerksamkeit und Relevanz selbst abseits des tumben Mainstreams nicht zugunsten des intellektuellen Anspruchs verschoben haben, ist indes kein Geheimnis mehr. Aber auch hier gilt wohl der Ausruf des Cicero: O tempora, o mores! – Matthias Bartsch

 

Ist es nicht beschämend, dass jemand, der so primitive Texte schreibt und so fragwürdig argumentiert, sich in dieser niveauvollen Zeitung äußern darf? – Frauke Gothan

 

Kommen Sie zur Sache, Herr Hüftgold! Lieber Herr Hüftgold, Ja, lesen wir doch mal das Grundgesetz und sprechen wir über Sexismus, so wie Sie es in Ihrem Gastbeitrag fordern und dann doch nicht tun. Sie feiern vielmehr die durch das Würzburger Verbot ungewollte Promotion für Ihren Song „Layla“ und bezeichnen all jene als „Spießer“, die ihn nicht hören wollen, sehen Ihre Produktion gar auf dem „Scheiterhaufen“, sollte sie nicht durch die Boxen dröhnen dürfen.

Aber der Reihe nach – fangen wir mit dem Inhalt Ihres Songs an, auf dem Sie in Ihrem Essay nur am Rande eingehen. Ihrer „Puffmama“, die „jünger, schöner, geiler“ ist, stelle ich die Worte der ehemaligen Prostituierten Huschke Mau gegenüber, die vor zwei Wochen in der „Brigitte“ über das „Nordische Modell“ spricht. Sie zitiert Studien, die „besagen, dass 83 Prozent der Frauen in der Prostitution ein Kindheitstrauma durch familiäre Gewalt bzw. Missbrauch haben, neun von zehn einen Zuhälter, bei bis zu 90 Prozent liegen deutliche Merkmale von Zwangsprostitution vor, zwischen 80 und 90 Prozent der Prostituierten kommen aus dem Ausland. Frage man Frauen in der Prostitution, was sie am dringendsten bräuchten, antworten 89 Prozent ‚einen Ausstieg‘.“

Sie sagt außerdem: „Prostitution ist immer eine Notlage.“ Die Frauen wollen keinen Sex, sie brauchen das Geld: für ihre Miete, ihren Zuhälter, Alkohol, Drogen. Geld aber könne niemals sexuellen Konsens ersetzen. „Freier nehmen es hin, mit einer Frau zu schlafen, die eigentlich gar nicht mit ihnen schlafen will – und das ist klar Missbrauch.“ Wo bitte, Herr Hüftgold, sind hier die Satire, Ironie und der Humor, von dem Sie sprechen? Ich kann nichts davon erkennen, dafür aber: Sexismus, Frauenverachtung und die Missachtung der Menschenwürde, der Frauen, die in der Realität Opfer sind und die Sie in Ihrem „Partyhit“ als Ware anpreisen. Womit wir beim Grundgesetz und dem „Scheiterhaufen“ wären: Die Kunstfreiheit ist ein Grundrecht, das in Art. 5 Absatz 3 des Grundgesetzes (GG) verankert ist.

Ihm vorangestellt ist Artikel 1, ich erinnere: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ „Layla“ verherrlicht und verharmlost Menschenhandel und Artikel 1 legt nahe, dass der Song nicht nur verboten werden kann, sondern muss. Nicht die Kunstfreiheit also liegt auf dem Scheiterhaufen, sondern die Würde der Frauen, die Sie und Ihr „Partypöbel“ johlend verbrennen. Und: von wessen „Freiheit“ sprechen Sie dann eigentlich in Ihrem Artikel?

Es gäbe noch viel mehr zu sagen: Dass sie sich in eine Reihe mit den alten, weißen Männern „der Vergangenheit, die vor vielen Jahrzehnten schon Zeilen sangen wie „Siebzehn Jahr, blondes Haar“ (Udo Jürgens), „Ich war 16 und sie 31“ (Peter Maffay) oder „Draußen vor der großen Stadt steh’n die Nutten sich die Füße platt“ (Spider Murphy Gang)“, „10 nackte Friseusen“ (Mickie Krause) stellen, sagt einiges über ihr Selbstverständnis und Ihre Rückwärtsgewandheit die Frauenrechte betreffend, aus.

Dass Sie schon vor „Layla“ frauenverachtende Songs wie die von Ihnen zitierten „Urensohn, Ich schwanke noch“, „Dicke Titten, Kartoffelsalat“ oder „Unten kommt die Gurke rein“, produziert haben ist ein sehr schlechtes Argument für die Unantastbarkeit von „Layla“, sondern zeigt, wie überfällig eine Debatte um die textuelle und bildliche Darstellung von Frauen in der Musik ist.

Dass der Würzburger Bürgermeister zu „Layla“ tanzend gesehen worden ist, belegt vielleicht einfach nur die Tatsache, dass die meisten Partylaunigen Songtexte nicht bewusst wahrnehmen und schon gar nicht auf der Tanzfläche reflektieren. Außerdem, Herr Hüftgold: eine Frau ist weit mehr als „ein wunderschönes Vorbild für wunderschöne Kunst“ – abgesehen davon, dass die Schönheit und der Kunstcharakter Ihrer Produktionen durchaus streitbar ist.

Und: Schön, dass Sie sich freuen, dass „Layla“ „durch die ganze Republik schallt“, aber: die große Masse liegt nicht immer richtig (der Verweis auf die deutsche Geschichte erscheint in diesem Zusammenhang obsolet). Zuletzt zur Ihrer Anfangsfrage: Müssen Sie sich entschuldigen? Ja, Herr Hüftgold, das sollten Sie schleunigst tun, nicht nur bei jenen Frauen, deren Würde Sie verletzen, sondern bei allen „Spießern“ und Fröhlich-Feierenden in Deutschland – übrigens: Menschenhandelszielland Nummer eins. – S. Pentzlin

 

Ein Herr Hüftgold schreibt über künstlerische Freiheit, verniedlicht Prostitution und meint eines dieser Ballermann-Machwerke, die nur schwer alkoholisiert zu ertragen sind. Wenn überhaupt. Kommentar: 1970 veröffentlichten Eric (Clapton) and the Dominos die Eigenkomposition „Layla“. Schöner Song. Heute noch. Da hört der Spass wirklich auf! – Dr. Bernd Wessollek

 


 

 

Leserbriefe zu „Welche Krise?“ von Mariam Lau

 

Söder – eine Schande für das (noch verbliebene) Ansehen Deutscher Politik. Schon von jeher eiskalt-berechnend in seiner politischen Kommunikation und seiner Karriereentwicklung, mit seinen täglich wechselnden politischen Ansichten vollumfänglich respektlos gegenüber mündigen Bürgern und dazu im letzten Bundestagswahlkampf der mit Abstand aggressivste Widersacher gegenüber einem Kandidaten aus dem eigenen politischen Lager. Politik-er-verdrossenheit aus dem Lehrbuch. Was will er eigentlich, außer die Macht ?

Söder, selber ohne jeglichen eigenen ethischen und politischen Kompass ausgestattet, schwadroniert seit Jahren selbstgefällig und ohne festen politischen Anker vor sich hin, dabei völlig ungeniert im Umgang mit seinen ständigen eigenen Widersprüchen. Jetzt zeigt sich, daß man von jemandem der seinen eigenen Kanzlerkandidaten torpediert, offenbar auch keine Loyalität zum eigenen Land erwarten kann. Nicht einmal in der schlimmsten Krise seit dem 2. Weltkrieg, in einem unmenschlichen Vernichtungskrieg, angezettelt vom einem politischen Terroristen aus dem Kreml, der unsere eigenen westlichen Werte in der Ukraine täglich zusammenbomben läßt.

Zu einem Zeitpunkt also, wo Geschlossenheit, Rückgrat, Loyalität, ethische Werte dringender denn je benötigt werden, kann Deutschland und der Westen auf Markus Söder nicht zählen. Erst hat er den eigenen CDU Kanzlerkandidaten verraten, jetzt verrät er unser Land und die westlichen Werte. Wir schämen uns vor der ukrainischen Bevölkerung und unseren westlichen Partnern für Söder und daß in Deutschland weiterhin Politiker in führenden Positionen ohne Anstand und Moral selbstverliebt ihren eigenen politischen Egoismus pflegen.

Und die Reaktion der CDU bzw. von Friedrich Merz ? Nun, die CDU hat sich im letzten Jahr für März als Parteivorsitzenden entschieden. Damit hat die CDU sich für Lautstärke, für politische Profilierung, also letztendlich für Macht entschieden. Gleichzeitig ist die Entscheidung für März auch eine unzweifelhafte Entscheidung gegen ein so dringend benötigtes neues konservatives politisches Programm gewesen. Der einzige CDU Kandidat, der für eine programmatische Erneuerung der CDU stand, H. Dr. Röttgen, hat in der heutigen CDU keine Mehrheit.

Die CDU steht in ihrer Mehrheit nicht mehr für programmatische Lösungen, Krisenprävention und Zukunftsgestaltung des 21. Jahrhunderts, sondern primär für eloquenten Krawall und Showeffekte, für wenig Verantwortung, für wenig kritische Vernunft, für wenig politisch-gesellschaftliche Strategie, für wenig Zukunft. Und wie weit es mit der Loyalität der CDU zum eigenen Land und zu den westlichen Werte steht, dürfen wir in diesen Wochen beobachten.

Denn ausgeprägte Loyalität gegenüber dem eigenen Kanzlerkandidaten war ja auch beim CDU-Spitzenpersonal ein signifikantes Defizit und das am meisten hervorstechendste Merkmal bei der letzten Bundestagswahl. Wir dürfen also weiter gespannt sein, wohin Merz die CDU führt. Weiter in den Populismus, oder zur Verteidigung unserer Freiheit. Für letztere sind wir auch bereit zu frieren und unseren beschämenden, planet-zerstörenden Überkonsum deutlich einzuschränken. – Hans-Jörg Glaß

 

Darf man es noch verantwortliche Politik nennen, wenn man sich von einer vermeintlichen „Brokkoli-Republik“ unterscheiden, aber sich ganz im Sinne des eigentlich gemeinten politischen Opportunismus so betätigen will? Warum tut sich auch die ZEIT so unendlich schwer, ihre Verachtung für eine solche Haltung drastischer zu formulieren. Meine Sorge ist, dass sich eine Mehrheit der Bevölkerung im Glauben wähnt, sich davon begünstigend „hunzen und schuriegeln“ lassen zu können. – Jürgen Dressler

 

Miriam Lau spricht in einem Artikel, der nicht als Kommentar gekennzeichnet ist, in unser aller Namen davon, dass die Ukraine „unseren Kampf kämpft“. Ich möchte mich hiermit dagegen verwahren. So, wie ich mich seinerzeit gegen die Behauptung des SPD-Verteidigungsministers Struck verwahrte, dass wir(!) Deutsche Freiheit am Hindukusch verteidigten. Ich kämpfe nicht mit einem Staat, der sich auch durch faschistoide Landsknechte unterstützen lässt und auf den Nazikollaborateur Bandera beruft. Ich weiß, das ist gegen den Bundeszeitgeist. – Wolfgang Frings

 

5 Minuten sind wirklich zu wenig für Ihren Beitrag. Täglich mehrstündiges fremdschämen für das mediale und politische abkacken, des deutsch europäischen Versagens gegenüber dem Angriffskrieg auf die Ukraine. Deren Kampf auch für uns in vollendeter Vergessenheit. Gruselig: die Panikmache, dass wir hier etwaig im Winter dicke Pullis in der Wohnung anziehen müssen, aber lauter Guzzis und Bonbons zum Ausgleich. Auffangen der spritpreiserhöhungen auch für Porschefahrer statt des längst überfälligen Tempolimits. Und endlos so weiter. Wir haben genug gelitten! Aber wir sind schuld daran : finden wir in der Tagesschau noch echte Infos über den Fortgang des Krieges? Die Inflationsrate muss abgefangen werden, in der Ukraine wird munter weiter gestorben, Putin spottet. Die Zeit des Blau-Gelben fahnenschwenkens ist vorbei. Solidarität beiseite.

Man muss ja auch mal an sich selber denken, nicht wahr. 100 Menschen sterben täglich, aber wir gehen Eis essen. Haben wir mit der Hitzewelle und dem Fachkräftemangel nicht genug zu tun? Meine These: neben CDU und CSU dominiert noch immer wie Jahrzehnte zuvor die popelige Anhängsel Partei namens FDP und blockiert jede Weiterentwicklung. Die Grünen passen sich notgedrungen und verständlicherweise an: Waffenlieferungen, Atomkraft und Kohlekraftwerke. Der Abhängigkeit von Russland und dem Krieg Einhalt gebieten. Merz und Lindner stellen sich quer und erpressen.

Meine These, die Zwote: die Medien versagen, die verfluchten Hauptnachrichten konzentrieren sich auf das unsäglich peinliche Verhalten der Politiker und der Wirtschaft. Hintergrundinformationen und Kontexte fallen völlig unten durch. Keinerlei Einladung mehr, sich mit der Situation der Ukraine zu beschäftigen. Höre ich WDR 5, kommen in den laberanteilen des Senders in einer einstündigen Sendung über gaseinsparungen Vokabeln wie silensky, Völkerrechtsverletzungen, etc etc überhaupt nicht mehr vor. Von Zwang ist die Rede, der Kontext, dass wir nicht auch ohne Krieg in Bezug auf den Klimawandel mit Energieverbrauch und Knappheit kürzer treten sollten: versunken im Nebel des ausblendens.

Was haben wir hier in Deutschland schon gelitten, Verzicht üben müssen, und das seit Februar wir müssen entschädigt werden, endlich. Ironie, Sarkasmus, Zynismus. Deutschland: Kein Essen kein trinken, darben in Kellern Bombardierungen ein paar Angehörige und Nachbarn weniger… und dann noch Corona und 40 Grad! Mir fehlen die Worte. Sie haben welche gefunden und ich bin Ihnen dankbar dafür.

P.S.: Es geht ja weiter mit der Sparsamkeit in der Nutzung des Verstandes: die unsägliche Aussage von Annalena baerbock: Wenn Putin den Gashahn zudreht, kann es hier zum Volksaufstand kommen und dann können wir die Ukraine nicht mehr unterstützen. Ich sehe Putin, wie er sich auf die Schenkel klopft. Seine spielerische Erpressung in täglich neuen Variationen funktioniert. – Suggestiv: Frau Baerbock bringt uns auf Ideen: am besten ein Generalstreik der Deutschen gegen die Verschwendung von unseren Steuergeldern… – Dann noch: Eine nicht gerade ermutigende Drohung an die Ukraine: Wenn es an unsere Heizung oder Duschzeit geht, dann ist aber Schluss mit Hilfe, sorry, das müsst ihr verstehen. Es ist und bleibt ja euer Krieg!

Ein simpler Satz von Baerbock mit gleich drei verheerenden Folgen. Und unsere Medien posaunen diesen hemmungslos lautstark hinaus. In aller Regel unkommentiert. – Darum ist Ihre Arbeit so wichtig. Die Meldung, dass laut aktueller Umfragen immer noch die Mehrzahl der Deutschen für eine Unterstützung der Ukraine ist und bleibt, trotz aller noch vergleichsweise geringfügigen Einschränkungen, diese fehlt schlichtweg.

Sprich: vorauseilendes Sichern von Wählerstimmen. Söder und Konsorten. Liebe Mariam Lau, ich weiß, ich weiß: Meine Mails sind prinzipiell zu lang. Germanistik geht nie wieder raus. Aber die Analyse wenigstens eines Satzbeispiels ist mir wichtig. Ich weiß ja sonst nicht wohin mit meinem Entsetzen. Ich hoffe, es bleibt für sie ein guter Tag, ohne Floskel!

Keine Mail ohne PPS: Der einzige Politiker, der diesen Namen zur Zeit verdient, ist Habeck. Er mutet seinen sogenannten Bürgern Veränderungen und Einschränkungen argumentativ manifestiert zu, Kritik und Verlust an Wählerstimmen riskierend. Ich bin links grün bis hinter beide Ohren. Wie mein Ziehvater, der rote Toni, Guha von der Frankfurter Rundschau, auch. Moralische Verantwortung gegenüber der Welt und soziale Gerechtigkeit. Er würde sich im Grabe herumdrehen.

Sogar er als eingefleischter Pazifist wäre für die umfangreichsten Waffenlieferungen an die Ukraine. Meine These: durch radikale Geschlossenheit und Entschlossenheit in der Bekämpfung von Putins Möchte-gern- Renaturierung der Sowjetunion hätte der Krieg in den ersten vier Wochen beendet werden können. Ich erspare Ihnen Details. Wohin mit alledem? Ich kann ja nicht einmal einen Blog einrichten… – Sonja Röder

 

Geht es auch eine Nummer kleiner? Ich gönne Ihnen Ihre Unions- und spezielle Bayern-Phobie! Aber etwas sachlicher wäre schon schön. Sie und ich (80) waren noch nicht geboren, als die Vaterlandslosen Gesellen erfunden wurden. Nun haben Sie diese in Gänsefüßchen gesetzt, wahrscheinlich um einer eventuellen juristischen Auseinandersetzung vorzubeugen. Aber schließlich muß man etwas haben um drauf zu hauen.

Ach ja, und natürlich hat uns die Union die Abhängigkeit von Herrn Putin „eingebrockt“! Frau Schwesig und viel früher Herr Gerhard Schröder könnte Sie jetzt wegen Beleidigung verklagen. Und übrigens haben auch Sie von dieser Abhängigkeit in den letzten Jahren recht gut profitiert. Ach so, vielleicht ist ja die kleine Überschrift „Populismus“ nicht für Herrn Söder sondern für Ihren Artikel gedacht? – Arnold Grolmus

 

Ich weiß nicht, was Sie sich bei Ihrem haarsträubenden Artikel gedacht haben! Stimmung machen? Provozieren? Die Provokation ist Ihnen gelungen. Was ist daran verkehrt, wenn verantwortungsvolle Politiker an die Bevölkerung im eigenen Land denken? Diese Gedankengänge mit einer möglichen Begeisterung von Putin zu verknüpfen ist unprofessionell. Blühender Unsinn ist auch, unreflektiert Diktator Selenskyjs Äußerungen, die Ukraine kämpfe unseren Kampf, nachzusprechen, seinen immer dreister werdenden Forderungen nachzugeben und immer schwerere Waffen zu liefern. Waffen haben noch nie einen Krieg verhindert – nur möglich gemacht!

Es ist in der Tat an der Zeit, ideologische Starrköpfigkeiten aufzugeben und Friedensverhandlungen aufzunehmen, um das Leid der ukrainischen Bevölkerung zu beenden. Es ist auch an der Zeit, dass Bundeskanzler Scholz einen Hintern in der Hose hat und Mut zu unbequemen Entscheidungen zeigt und den Grünen klar signalisiert, dass es bei einem Ausstieg aus der Atomkraft bleibt, selbst wenn Gas über Nord Stream 2 fließen sollte. Die Ostsee-Pipeline hat den Steuerzahler schließlich ein hübsches Sümmchen gekostet und sollte nicht zu einer milliardenschweren Bauruine verkommen. – Stefan Weidner

 

Vorab möchte ich schicken, dass ich die Zeit selten bis nie lese. Ich weiß also nicht, wie sie schreiben. Ich weiß vor allem nicht, ob das repräsentativ für die Zeit ist, wie Frau Lau den Artikel „Welche Krise“ geschrieben hat. Es hat mich geschockt, welches Demokratie- und Staatsverständnis für mich in dem Artikel „Welche Krise“ durchscheint. Für mich passt das weder zur Demokratie, wie sie unser Grundgesetz meinem Verständnis nach definiert, noch kann ich mir vorstellen, wie sich so eine Gesellschaft nachhaltig organisieren könnte. Ich möchte Sie daher bitten, diesen Artikel im großen Kreis der Redaktion noch mal anzuschauen und das darin zum Ausdruck kommende Staats- und Politikbild zu reflektieren.

Was mich darin so schockt, ist die darin durchscheinende Loslösung von Politik und Staat einerseits und Wählern andererseits. Anstatt, dass die Macht vom Volke ausgeht, geht sie im Artikel scheinbar schon von den Parteien aus. So scheint mir das Bild hinter dem Artikel zu glauben, dass der Wähler später nicht derjenige sein wird, der später die Quittung für das zu zahlen haben wird, was er gestern gewählt hat. Der Staat scheint also nicht im positiven wie negativen die Organisation des Volkes zu sein, deren vollhaftende Gesellschafter das Volk ist. Es fehlt folglich die Verantwortung. Weder der Wähler noch der Politiker wird für die Folgen in dem Bild, wie ich es da sehe, Haftung übernehmen.

Eine Demokratie, wie Sie sie da zu beschreiben scheinen, wäre eine, die nach dem Motto „nach mir die Sinnflut“ handelt. Leider scheint die real existierende Demokratie genau das zu tun. Und das scheint mir sehr damit zu tun haben, dass nicht nur Ihrem Artikel dieses Staats- und Demokratieverständnis zugrunde zu liegen scheint. Ich möchte abschließend noch auf das Konzept der freien Wahl verweisen. Meinem Eindruck nach, schafft es die etablierte deutsche Medienlandschaft nicht, dieses ausreichend zu würdigen. Doch von der Vitalität der freien Wahl hängt es ab, ob die Wähler Macht haben oder nicht.

Die freie Wahl ermöglicht es den Wählern, Alternativen zur Wahl zu stellen, sollten die etablierten Parteien nicht das anbieten, was die Wähler wollen. Ist dieser Weg aber nicht lebendig, können wir als Volk nicht jenseits der etablierten Parteien komplexe Antworten entwickeln, verhandeln und wählen. Dann wären wir den Parteien und deren Vorgaben ausgeliefert, wie es das Bild hinter dem Artikel zu sehen scheint. Die Macht ginge dann von den Parteien aus, obwohl sie laut Grundgesetz vom Volke ausgehen muss. – C. Pape

 

„Krisen sind Weichenstellungen des Lebens. Nur der Tod kennt keine Krise.“ (Andreas Tenzer, *1954, deutscher Philosoph & Pädagoge) Unsere Ampel hat uns, gänzlich ganz ohne Not in diese Notlage getrieben. Die Ampel wollte kein Gas mehr aus Russland beziehen, spielt aber gerne die beleidigte Leberwurst, wenn der Gashahn tatsächlich zugedreht bleiben sollte.

Russland hat selbigen Gashahn nach einer zehntägigen Warten der Gasleitung, nun wieder aufgedreht, aber selbst das sieht die Ampel nur mit sehr viel Skepsis und noch mehr Argwohn. Irgendwie weiß diese Ampelmannschaft selbst nicht was sie will, ob es hüh oder doch eher hott gehen soll. Gut die Besserwisser in den Reihen von CDU/CSU, sind auch nicht gerade die Allerklügsten, und so wurschelt wir alle weiter vor uns hin, bis wir vor lauter unsinnigen Vorschriften, uns das „Vor-uns-hin-wurschteln“ selbst verboten haben. – Klaus P. Jaworek

 

„Welche Krise?“ Wann findet die Politik endlich den Mut, klar zu sagen, um was und wieviel es im Krieg Russlands geht und dass uns der Kampf um unsere Freiheit und unsere Werte ein Stück Wohlstand kosten wird! In dieser Existenzkrise wird der Wohlstand aller nicht durch Entlastungspakete mit der Gießkanne zu geährleisten sein. Worauf es ankommt: den wirklich Bedürftigen muss geholfen werden und wir anderem müssen das bezahlen und nicht per Schulden an die nächste Generation weiterschieben.

Über das Gießkannenprinzip beim 9-€-Ticket, dem Kinderbonus, dem Energiegeld und dem Tankrabatt kann man nicht nur den Kopf schütteln, man kann über die Unvernunft dieser Maßnahmen nur verzweifeln! Wann wird ein Politiker abgesichts der Lage mit Chuchill uns zurufen „we shall never surrender“ und dafür die Notwendigen Opfer einfordern? – Dr. Artur Behr

 

Es war einmal ein Land mit Bergen im Süden, lieblichen Mittelgebirgen und der See im Norden sowie schönen kleinen Inseln. Das alles wollte regiert werden. So wählte im September 2021 das Volk. Nach einer knappen Entscheidung bestieg Olaf S. der Rote den Kanzlersessel. Er gewann Grüne und Gelbe Mitstreiter zum Regieren. Die bisherige schwarze Kanzlerin, Angela M., war abgetreten und nach langen zermürbenden Kämpfen war Friedrich M., der mehrfach gescheiterte, nunmehr der Chef der schwarzen Gegner der Rot, Grünen und Gelben Farbenpracht. Alles hätte seinen gewohnten Ablauf folgen können (weitermachen wie immer):

Aber dann hat der Tyrann im Osten Wladimir P. ein Brudervolk brutal überfallen. Das konnte das fast vereinte Europa, allen voran Deutschland, so nicht hinnehmen. Sanktionen gegen den Tyrannen. Gas Reduzierung und eine nie geahnte Panik brach aus. Die Gasabhängigkeit vom Bösen im Osten war von Schwarz und Rot sehenden Auges, mit Eurozeichen in denselben, wider besseren Wissens, eingefädelt worden. Jetzt haben alle anderen es immer schon besser gewusst. Völliger Quatsch! Es war gut so: Gas war billig und immer verfügbar.

Es war einmal der Glaube vom Wandel durch Handel der sich nun als politische Utopie selbst ad absurdum geführt hat. Das Volk, hier die ärmsten der Armen, werden diese absehbare Fehleinschätzung ausbaden müssen. Kalte Wohnungen, höhere Energie- und Lebensmittelpreise. Olaf S. schweigt und redet und schlingert keiner richtigen Lösung entgegen. Dazu noch Friedrich M. mit seiner Schwesterpartei unter Führung von Markus S. versprechen dem Wahlvolk: Wir sehen den Silberstreif am Horizont.

Also von der Regierung, mit Ausnahme, des Grünen Robert H., wird das Volk für dumm verkauft. Friedrich M. und Markus S. wollen uns weismachen, dass das Glas der Ukraineunterstützung und der einhergehenden Gas-Strom und Lebensmittelkrise nicht halb, sondern voll ist. Was nunmehr von einer Verkennung der wirklichen Lage zeugt. Eigentlich müssten jetzt alle demokratischen Kräfte für das Volk an einem Strang ziehen.

Leider ist das C im Namen der CDU/CSU nicht mehr von Belang. Genauso wie das S im Namen der SPD keinen Wert mehr zu haben scheint. Es war einmal ein Land in dem sich die Regierung und die Opposition soweit annähern konnten um gemeinsam für das Volk zu akzeptablen, vertretbaren und christlich, sozialen Lösungen zu kommen die niemanden ausschlossen. Und wenn diese Politiker nicht alle gestorben sind werden wir noch in diesen schwierigen Zeiten erleben, dass sich Rot, Grün, Gelb und Schwarz zu Lösungen, Hilfspaketen und Entlastungen für alle die das eine oder andere nötig haben zusammenraufen. Es ist an der Zeit, dass das Wünschen hilft. – Felix Bicker

 

So durchschaubar das Gerede von CDU/CSU oder speziell von Herrn Söder ist, so unkritisch ist der Artikel von Frau Lau – wie viele Artikel im Politikteil der ZEIT zum Russisch-Ukrainischen Krieg mittlerweile generell sind. Die arme, korrupte Ukraine kämpft nicht unseren Kampf. Sie hat sich für die Geopolitik der USA einspannen lassen. Über die Vorgeschichte dieses Krieges, die nicht 2022 oder 2014 begann, – kein Wort.

Die NATO wird von Frau Lau zur Wertegemeinschaft hochstilisiert. Geht`s noch? Westliche NATO-Mitglieder sind die Guten, auch wenn sie Kriegsverbrechen begangen haben. Geschenkt, die Russen sind die Bösen. Von Morgens bis Abends werden wir von den Medien mit Kriegsberichterstattungen aus Sicht der Ukraine überhäuft. Die deutschen Medien scheinen zur Propagandaabteilung der Ukraine/USA degradiert worden zu sein.

Nah 16 Jahren Merkelhype jetzt der Ukrainehype. Kritischer Journalismus, der im Falle des Ukrainekrieges beide Seiten, aber auch die deutschen Interessen darstellt, ist dabei auf der Strecke geblieben. Nicht nur PolitikerInnen halten den Wähler mit Frau Lau’s Worten für ein „bissl blöd“, die Medien tun es auch. Nah 45 Jahren Abonnement der ZEIT ist es wohl an der Zeit über eine Beendigung desselben nachzudenken. – Marliese Seibert-Schüler

 

Im Text….“nimmt sich die Union eine Migräne“ wird alle Migränekranken ärgern. Migräne ist eine Erkrankung, die man sich nicht nimmt. Freuen Sie sich, wenn Sie was Migräne betrifft, so ahnungslos sind wie Erich Kästner seinerzeit, der es damals noch nicht besser wissen konnte. – Irmgard Michel

 

Habe ihren Artikel „Welche Krise?“ mit Interesse gelesen bis ich in der 2. Spalte ungefähr in der Mitte las: „…nimmt sich die Union eine Migräne.“ Da muss ich Sie aufklären: eine Migräne kann ich mir nicht nehmen, die überfällt einen hinterrücks. Da sind Sie einem leider noch immer populären Vorurteil aufgesessen, wie es z. B. auch Erich Kästner in „Pünktchen und Anton“ beschreibt: „Migräne sind Kopfschmerzen wenn man keine hat!“ Das ist überfällig, solche Bemerkungen zu lassen! Sie sind ein Hohn für alle, wie mich, die unter dieser sehrsehr einschränkenden Krankheit leiden. Das tut weh, so ein übles Vorurteil zu lesen! Bitte recherchieren Sie einmal genauer über diese Krankheit! – Angela Haase

 

Die Deutschen blicken sorgenvoll dem herannahenden Herbst und Winter entgegen. Kein Wunder. Allerorten werden „Teufel“ in Form von kaum noch bezahlbaren Energiekosten und im Winter kalten Wohnungen an die Wand gemalt. Analog der Krisen der vergangenen Jahre hyperventiliert Deutschland leider auch in der Gaskrise. Ganz Deutschland? Nein. Mit reißerischen und dramatischen Meldungen verdient man im Internet mehr Geld als wenn man an eine zugegeben sehr schwierige Situation mit der nötigen Nüchternheit und Sachlichkeit herangeht. Als die Ölpreiskrise im Jahr 1973 auch über Deutschland hereinbrach, war ich elf Jahre alt.

Nach meiner Erinnerung blieben die Erwachsenen damals relativ gelassen. An vier autofreien Sonntagen gehörten Deutschlands Straßen und Autobahnen den Radfahrern und Fußgängern. Manche spannten die Pferde vor die Kutschen oder ritten mit ihren Pferden wie einst „Tscharlie“ in den „Münchner Gschichten“ durch die Innenstadt. Die Menschen machten das Beste aus der Situation ohne sich verrückt machen zu lassen. Damals gab es noch kein Internet, keine sozialen Medien und eine Medienlandschaft, die man heutzutage vermutlich als eher langweilig bezeichnen würde, der ich aber nachtrauere.

Die Sparquote in Deutschland weist den höchsten Wert seit Jahrzehnten auf. Trotz Nullzinsen haben die Deutschen in guten wirtschaftlichen Zeiten offensichtlich ihre „Scheunen für schlechtere Zeiten gut gefüllt“. Die sogenannte Mittelschicht hat es, obwohl ihr die Politik der vergangenen Jahre mittels international betrachtet hoher Steuer- und Abgabenbelastung Knüppel zwischen die Beine geworfen und berufstätigen Eltern sowie Alleinerziehenden das Leben so schwer wie möglich gemacht hat, aufgrund von viel Fleiß und Engagement verdientermaßen zu einem kleinen Wohlstand gebracht. Sie müssen sich normalerweise keine Sorgen machen, wenn „die Scheune“ aufgrund der steigenden Energiepreise vorübergehend nur halb gefüllt ist.

Ich bin überzeugt, dass sich die derzeitige Krisenlage bereits in einem Jahr wesentlich positiver darstellt. Denn diese Bundesregierung, deren Parteien ich nicht gewählt habe, ist im Gegensatz zu den vorhergehenden Merkel-Regierungen aktiv und hellwach. Insbesondere in Robert Habeck, dem ich lange Zeit sehr kritisch gegenüberstand, der für mich mittlerweile jedoch ein „Kanzler der Herzen“ ist, begründe ich meinen Optimismus. Er besitzt möglicherweise das politische Potenzial, das Land aus dieser Krise führen zu können.

Ohne die nachhaltige Unterstützung durch die Bevölkerung kann es aber die Politik nicht schaffen. Es gibt viele Möglichkeiten, Energie zu sparen. Die Heizung von 25 Grad auf immer noch angenehme 21 Grad zurückzudrehen wäre ein großer Schlüssel zum Erfolg, vorausgesetzt es machen alle mit. Der Standby-Modus bei Elektrogeräten sollte ein Tabu sein. Ebenso wie unnötige Autofahrten, nur weil einem gerade langweilig ist oder weil man ansonsten nichts Besseres zu tun weiß. Das Internet ist alles andere als schlecht. Es bietet unter anderem viele wertvolle Tipps zum nachhaltigen Energiesparen.

Nach Jahren des in weiten Teilen der Gesellschaft aufkeimenden Narzissmus, Egoismus, einer abnehmenden Rücksichtnahme gegenüber Mitmenschen sowie einer Bundeskanzlerin, deren Hauptinteresse ihrer persönlichen Machtgier galt, könnte diese Krise eine Chance bieten, eine gesellschaftliche „Zeitenwende“ einzuleiten. Am Ende wäre es dann Putin, der „dumm aus der Wäsche guckt“, weil er mit einem derart starken Deutschland nicht gerechnet hat. – Alfred Kastner

 

Wer hat denn vergessen, dass die Union Deutschland in die fatale Abhängigkeit von Putins Russland mit eingebracht hat ? Zur Freude Putins erheben sich jetzt die Stimmen Wankelmütiger und Politiker und fordern die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland. Also bei Putin um Gas betteln ! Dafür die Ukraine im Stich lassen und erst einmal das eigene Hemd retten ? Ich bin davon überzeugt, dass die Mehrheit der Menschen für eine weitere und stärkere Unterstützung der Ukraine mit Waffen ist. Es ist notwendig, jetzt die Zähne zusammenzubeißen und sich gegen einen gemeinsamen Feind zu stellen. – H. Justin

 

Prima, dass Sie „Gayropa“ als eine erhaltenswerte Errungenschaft für alle charakterisieren. Die Emanzipation der Lesben und Schwulen hat vielleicht nicht die revolutionäre Bedeutung, von der ich vor 30 Jahren phantasierte, aber eine schöne Bestätigung ist es doch für unsere Behauptung: Schwul sein ist nicht privat, sondern politisch. – Dr. Claus Bornemann

 

Söder ist nicht die Union . Er sag viel, wenn der Tag lang ist und hat auch oft kein Problem damit, heute genau das Gegenteil von gestern zu sagen. Anfangs wurde der Aspekt des sich nicht selbst schaden bei Diskussionen über die Sanktionen gegen Rußland hoch priogesiert. Mittlerweile spielt dies offensichtlich keine Rolle mehr. Und da muß ich Söder eigentlich recht geben. Wir schaden uns zur Zeit massiv selber. Ich frag mich ernsthaft, ob es der Ukraine nützt, wenn wir die nächsten Winter im Kalten sitzen, und wahrscheinlich etliche Firmen in Insolvenz gehen. „Für sie, also die Wähler soll alles so weitergehen, mit dem Verbrenner, der Wurst usw.“, lese ich.

Ja, würde ich sagen. Werden hier nicht eigentlich über die Hintertür die von Habeck vor der Bundestagswahl angekündigten notwendigen Grausamkeiten gegen den Klimawandel durch die entsprechend Sanktionenpolitik bewußt oder unbewußt legalisiert? „Nie mehr russisches Gas“, orginal Baerbock. Die Sanktionen gegen Putin haben bisher wenig, zum Teil Gegenteiliges bewirkt. Die veröffentliche Meinung bei uns ist lückenhaft, wenn man ins Ausland schaut. Wollen wir eigentlich einen jahrelangen Krieg? Politik ist anders definiert. – Walter Schroff

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Langsamladeland“ von Claas Tatje

 

Der Artikel bringt das Wunschdenken zur Elektromobilität nur zum Teil herüber. Strom kommt eben nur ganz einfach aus der Steckdose – damit ist das Problem scheinbar gelöst, aber er muss auch bis zur Steckdose der speziellen Art kommen! Gesetzt den Fall, ich habe genug „Knete“, mir ein E-Auto zu kaufen und bringe meinen Verbrenner zum Händler, der mir einen angemessenen Aufkaufpreis anbietet. Mein Verbrenner hat 100.000 km auf dem Tacho, hat gerade einen Tüv bekommen. Was macht dann wohl der Händler mit meinem Auto:

Er wird es sich gründlich anschauen, eventuell durch eine Waschstrasse schicken und dem nächsten Kunden für ein Vielfaches meines Aufkaufpreises verhökern ! Damit wird der Sinn eines Elektroautes zunichte gemacht. MEIN Auto wird durch lediglich einen neuen Besitzer genau so wie ich Abgase in die Umwelt abgeben wie ich zuvor. Sinn macht die E-Auto-Geschichte ja nur, wenn der Austausch eines Verbrenners zum E-Auto zwansläufig zum Verschrotten des Verbrenners ( und körperlichen Einschmelzen !) führen würde.

Dabei ist die Energie, die zur Herstellung meines Autos erforderlich war, verloren – und im logischen Sinn nur als Sünde zu bezeichnen! E-Autos können zur Luftreinhaltung nur beitragen, wenn gleichzeitig eine Verringerung der Verbrenner stattfindet – und sie nicht bei uns oder Anderswo weiter fahren. Unsere Erde hat nur eine Lufthülle ! – Detlef Sankowski

 

Zuerst Millionen E-Autos mit Batterie! Leider ist dafür auch eine komplexe Ladeinfrastruktur, d.h. verstärkte Regionalnetze und Lademöglichkeiten nötig. Auch wenn diese bald existierten, bräuchte man immer noch eine stets ausreichende Stromversorgung aus erneuerbaren Quellen, um etwa 800.000 E-Autos gleichzeitig aufzuladen – Lastzuwachs um 30 GW abends auf über 100 GW.

Heute schon ist im Winter der Strombedarf um 20 % höher als im Sommer. Was bei Dunkelheit, Windstille und Kälte? Ohne riesige Mengen grünen Wasserstoff und Wiederverstromung in Brennstoffzellen gibt es keinerlei Aufladung der E-Autos! Warum nicht gleich Wasserstoff tanken?

Will man mit hunderttausenden Skifahrern Richtung Alpen an einem Wochenende von Hannover nach Serfaus mit Kindern ins Skigebiet fahren, dürften die 760 Kilometer bei Kälte und Schneetreiben zwei Aufladungen unterwegs erfordern. Mit 12 kg „getanktem Wasserstoff“ (≈ 400 kWh H2) ließen sich rund 180 kWh Strom erzeugen: Über 600 km Reichweite und bequemes Wiedertanken in Österreich an modifizierten „Tankstellen“ wären nicht schlecht!

Und weiß Herr Tatje, dass ein (Benziner-)Polo-Fahrer pro 100 km derzeit rund das Doppelte an fiskalischem Beitrag gegenüber dem E-Auto-Fahrer aufbringt? Auf 40 Mrd. € Mineralölsteuer jährlich als „Straßenbenutzungsgebühr“ kann der Staat locker verzichten. Das „Märchenerzählen“ zur erfolgreichen Energiewende geht weiter! – Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele

 

Lummerland statt Langsamland. In Lummerland fährt eine große Lokomotive über eine kleine Insel. Nicht sehr effizient – Fantasie eben. Ähnlich mutet der Artikel als Bericht aus Fantasia-Land an: Mit einem elektrisch angetriebenen SUV bei 70 Prozent theoretischem Ladestand mit 150 Stundenkilometern eine relativ weite Strecke über die Autobahn rasen. Da würde selbst Lukas der Lokomotivführer mit dem Zeigefinger an die Stirn tippen. Elektromobilität an sich ist gut, wenn die Ausgangsvoraussetzungen stimmen.

Zwei von drei Autofahrten täglich erstrecken sich über 40 Kilometer – klassische Pendlerfahrten. Werden diese Fahrten elektrisch bewältigt, gibt es mit der theoretischen Reichweite keine Probleme. Ebenso, wenn das Fahrzeug nicht den Charakter einer Lokomotive hat, also weniger als zwei bis drei Tonnen wiegt. Und über eine vernünftige Geschwindigkeitsbegrenzung verfügt – ein Tempolimit ist sowieso längst überfällig! Und wenn der Strom dann noch von der eigenen Photovoltaik-Anlage kommt, dann läuft’s richtig rund.

Das Ganze hat also mehr mit der Suffizienz des Einzelnen zu tun als mit der Unfähigkeit von Ladestation-Errichtern auf dem flachen (norddeutschen) Land. PS: Schön wäre noch eine Grafik gewesen „Öffentlich zugängliche Ladepunkte pro 1.000 Einwohner, von 2019 bis 2022“ – Berthold Hanfstein

 

Auf S. 29 werden knapp u. eindringlich die Klimafolgen beschrieben. Der Bericht über E- Autos auf Seite 20 passt gar nicht dazu: Tempo 150 od. mehr ist in heutigen Zeiten völlig abwegig, möglichst viele/alle sollten E- Auto od. besser noch mit der Bahn fahren. Im Verkehrssektor müssen schnell u. massiv die Emissionen gesenkt werden, nach der Lektüre dieses Erfahrungsberichtes, der leider keinerlei Bezug zur Klimakrise herstellt, werden nicht viele LeserInnen für den Kauf eines E- Autos motiviert werden. Das ist sehr bedauerlich. Die Medien bzw. viele Journalisten sind des Ausmaßes dieser Krise nicht bewusst, was hier wieder bestätigt wird. Da reichen auch Bernd Ulrichs Artikel nicht. – S. Pilgrim

 

Ihre Recherche zur E-Mobilität vor zwei Jahren habe ich ebenso gelesen wie diesen Bericht. Wie hoch ist eigentlich die Prämie der niedersächsischen Verbrenner-Industrie? Einige Fakten aus Ihrem Bericht sind nicht von der Hand zu weisen, die Tendenz geht jedoch in die falsche Richtung, wie ich meine.

Wir fahren seit Anfang des Jahres einen Opel-Mokka, haben eine Solaranlage auf dem Dach und eine Wallbox in der Garage. Längere Fahrten planen wir im voraus. Das haben wir früher auch so gehalten. Heute zeugt uns das Navi drei Alternativen, wie wir schnell, günstig oder gemittelt zum Ziel kommen. So lernen wir auch Fahrtrouten kennen, die uns bisher fremd waren.

Die App des Ladesäulenbetreibers zeigt uns seine eigenen und auch fremde Ladesäulen an. Frei oder besetzt, Normal- oder Schnellladung, wir können wählen. In einem Kurzurlaub im Eggegebirge luden wir unseren Mokka nachts an der hoteleigenen Ladestation. Am Dümmersee benutzten wir während der abendlichen Restaurantbesuche die örtliche öffentliche Ladestation, vorher in der App als „frei“ ausgesucht.

Auf der Rückfahrt ins Rhein-Main-Gebiet machten wir eine Rast in einem Autohof, luden unseren Opel-Mokka in einer mit Pellet-Öko-Strom versorgten Schnellladestation nach und tranken in der Zwischenzeit eine Tasse Tee. Auch früher, wir sind jetzt Rentner, haben wir während längerer Strecken schon Pausen eingeplant. Das führte zu entspanntem Fahren und sicherem Ankommen. Mit 180 km/h sind wir fast nie gerast, ein Tempolimit halten wir aus den verschiedensten Gründen für sinnvoll, Raserei eher nicht.

Wenn Ihre Kinder die Babysitterin für Ihre Enkel braucht, Sie im batteriebetriebenen Rollstuhl sitzen, können Ihre Ur-Enkel den klaren Sternenhimmel bewundern, so hoffe ich, und darüber sinnieren, was ihr Ur-Opa so alles für ihre Zukunft getan hat. – Werner Ch. Buchwald

 

Es ist nicht das Ziel der Verkehrswende, das alles so bleibt wie es ist nur in Strom. Und was heißt beim Stromer ist die Höchst- geschwindigkeit mit inbegriffen? Auch beim Benziner kann ich nicht beliebig Rasen, ohne das sich das auf den Verbrauch bemerkbar macht. Um Mobilität auch in Zukunft noch bezahlbar und umweltfreundlich zu machen, braucht es eine flächendeckende Verstromung vor allem in den Ballungszentren. Aber nur eine mit Schiene und Oberleitung. Das 9-EUR-Ticket und die Subventionierung des Kaufs eines E-Autos, verschwendet schon wieder Zeit und Geld.

Das Problem ist doch nicht, das der Bus zu teuer ist. Es fährt keiner! Der Autoverkehr wird vorrangig und überproportional finanziert. Der unterfinanzierte ÖPNV kann da nicht mithalten. Dabei ist es sogar billiger den Bus- und Bahnverkehr auszubauen. Die Straße ist hoffnungslos überlastet. Es fehlen LKW-Fahrer. Wann merkt denn mal einer das wir in der Sackgasse stehen? Die Bahn ist ein leistungsfähiges und günstiges Transportmittel, das auch noch Arbeitsplätze schafft. Ein gut ausgebautes Straßenbahnnetz ist die beste Alternative zu Dauerstau und Schadstoffbelastung. – Olaf Goldschmidt

 

Danke für den interessanten Artikel, ABER: Ich fahre seit 4 Jahren einen ZOE und lade ihn in meiner Garage mit dem Notladekabel mit nur 2 kW Leistung auf. Tags mit der PV und nachts mit dem Stromnetz. Das ist sehr bequem und kostensparend. Ich hätte das Auto nie gekauft, wenn ich es wie sie beschreiben, abends zum Laden wegfahren müsste ,um es dann nach 2 h wieder abzuholen. Eine verstärkte Schukodose oder eine Campingdose, für 230V 10Ampere in die Garage zu setzen ist ja kein großer Aufwand. Davor einen FI Schutz und einen Überspannungsschutz zu setzen auch nicht. Eine Wallbox ist dann gar nicht nötig. Das Schwachladen ist übrigens die Batterieschonendste Lademöglichkeit.

Beim Fahren über Land, also weiter weg, hatte ich noch nie ein Problem eine Ladesäule zu finden. Im Gegenteil, das Nach-Laden nach 200 km mit Pause ist gut gegen damit vermiedene Fahrfehler. Ein 100 Tempo-limit halte ich automatisch ein, weil damit die Reichweite erhöht ist, gegenüber Tempo 135. – Michael Konstanzer

 

Wenn für Sie ein bei 180km/h abgeriegelter Motor zu einer „behutsamen Fahrweise“ beiträgt, zeigt dies eindrucksvoll, welche Folgen das jahrzehntelange Mantra „Freis Fahrt für freie Bürger“ (das mittlerweilen sogar der ADAC kassiert hat) in manchen Köpfen immer noch anrichtet. Zuvor beklagen Sie (größtenteils natürlich zu Recht) die mangelhafte Organisation der Ladeinfrastruktur in D´land, glauben dann aber, die mühsamst mit unendlichem Zeitaufwand einer Ladesäule abgerungene elektrische Energie mit V= 180km/h vergeuden zu müssen? Da kann ich nur einige Nachhilfestunden in Physik empfehlen! (irgendwas mit Quadrat der Geschwindigkeit …)

Mein vollelektrischer Kleinwagen aus Frankreich wird bei 135km/h abgeriegelt, mehr „braucht“ kein Mensch im Jahre 2022. Zur Diskussion über das Tempolimit : Völlig unklar ist mir, wieso immer nur über die ach so tollen deutschen Autobahnen diskutiert wird. Zu einem stimmigen Gesamtkonzept würde außer einer Begrenzung auf den Autobahnen (120km/h !) auch gehören, auf Landstraßen (80km/h, wie in Frankreich) und in den Städten (max. 40km/h auf Durchgangsstraßen, sonst überall 30km/h) einzuführen. Aber solange das Verkehrsministerium von der deutschen Autoindustrie geleitet wird ….. – Lothar Wisplinghoff

 

Mit Interesse habe ich ihren Artikel „Im Langsamladeland“ vom 21.7.22 gelesen. Seit 1,5 Jahren fahre ich einen Hyundai Kona vollelektrisch mit 300 km Reichweite. Das Aufladen geschieht in der Regel zu hause an einer Wallbox mit Ökostrom. Die normalen Fahrten zur Arbeit, Einkaufen und Besuchen kann ich problemlos abdecken, indem ich einmal in der Woche die Batterie über Nacht voll auflade. Für weitere Fahrten ist Vorausplanung erforderlich, die beim Verbrenner nicht nötig ist. Wir waren jetzt mit unserem Batterieauto in Urlaub nach Südfrankreich (1300 km ein Weg) und hatten keine Probleme mit Schnellladesäulen. Für solch eine Fahrt sind folgende Punkte zu beachten:

Planung der Fahrt mit einer App für Elektroautos, z. B. https://abetterrouteplanner.com/. Elektroautofabrikat, Ladesäulenverfügbarkeit, Ladekarte auswählen und berechnen lassen. Tempolimit auf der Autobahn 100 kmh. Geschwindigkeit, Berge und tiefe Temperaturen fressen Batteriekapazität! 50 km Restreichweite lassen, falls die Ladesäulen besetzt oder defekt sind und neue über App suchen. Zeit mitbringen. Für 80 % Aufladung haben wir immer 45 Minuten gebraucht.

In Deutschland und Belgien war jede Autobahnraststätte mit Ladesäulen ausgerüstet, in Frankreich gab es hier noch deutliche Lücken. Die Reise haben wir jeweils mit einer Hotelübernachtung absolviert. Das Hotel hatte eine Normalladesäule und das Auto hatte über Nacht dann wieder 100 % Leistung. Am Urlaubsort habe ich die normale Schukosteckdose am Ferienhaus benutzt. Es ist also möglich, auch weitere Fahrten klimaneutral zu bewältigen. Man muss es nur wollen! – Andreas Backhaus

 

Wir haben seit ein paar Monaten einen ID 4 (77kw ca. 500km Reichweite) und können Ihren Meinung nicht teilen. Für eine Langstreckenfahrt von ca. 370 km kommt man bei moderater Fahrweise mit einer 100% Ladung (ca 500km) Fahrweise ohne Zwischenladen aus. Warum sind Sie nur mit 70% Ladezustand losgefahren? Wenn Ihr Schwiegervater unbedingt mit über 130km über die Autobahn fahren muss, könnte man bei einem Ladestopp und einer Tasse Kaffee dem Opa erklären, das die Zukunft seiner Enkel bei einem weiter so mehr als gefährdet wäre.

Es gibt an der Strecke von Hannover nach Nordenham über 40 Schnellladesäulen. In 10 Minuten haben Sie ca 100km und in 20 Minuten 192km geladen. 3 . Zu Ihrer Aussage „Akku wird unter Unmengen an Kohlestrom produziert“ Akku wird zur Zeit in Polen mit Regenativer Energie produziert und nicht in China.“ Ab 2025 soll die ID Serie zu100% Klimaneutral (grüner Stahl, Lithium aus dem Rheingraben) gebaut werden.

4.) Sie haben bei einem teuren Anbieter geladen. Mit einer Ladekarte( ADAC oder EnBW) bezahlen Sie wesentlich weniger. Wir haben eine 2500km lange Reise durch die Alpen unternommen und hatten Gesamtladekosten von ca 150 Euro. Ein Verbrenner hätte ca das doppelte gekostet. – Manfred Lecht

 

Ich muss ihnen danken. Auch dafür dass in meiner geliebten Zeit ab und zu auch ein Artikel(chen) zum Auto erscheint. Ist ja ansonsten eher unterbelichtet das Thema… Können sie nix für. Begreift man ihre Zahlen und führt sie ein bisschen zusammen, sind wir heute, mehr als 10 Jahre nachdem der erste rein elektrische BMW in Leipzig das Licht der Welt erblickt hat, nun ja noch nicht wirklich weiter. Sagen wir, ich starte so ganz spontan mit ihrem ID5 hier in Leipzig zu einer „Spritz“tour (spritzig wird sie nicht werden, vielleicht schön geruhsam) nach sagen wir Torfhaus im Harz (dank der unzähligen abgestorbenen Bäume vielleicht nicht eine ganz so gute Idee, aber das ist ein anderes Thema).

Sagen wir es ist wenigstens Sommer (Warm = Reichweite) und sagen wir ich hätte vollgeladen und schaffe damit sagenhafte 340 km. Von mir nach Torfhaus sind es um die 160. Ich muss also nachladen. Schön wäre es vor Ort. Ich weiß natürlich nicht ob das geht und wenn ja, ob ich nicht doch im Harz umherirre nach einer freien Ladesäule. Sicher geht von dieser dann auch mein Wanderweg los. So easy ist das in der neuen Welt der individuellen Fortbewegung. Ach ja, es gibt derzeit um die 46 Millionen Verbrenner, wie viele Ladesäulen wollen wir denn da benutzen, sollen diese durch E-Autos ersetzt werden?

Na ja man kann ja dann sicher auch Nachts kurz raus und sich ein Plätzchen zum Kuscheln, äh laden suchen. Aus meiner bescheidenen Sicht ist das ein einziger Irrweg. Warum nur ist keiner auf die Idee gekommen, das E-Auto nur für die Ballungsräume zu entwickeln und den hocheffizienten Verbrenner weiter zu optimieren für alle die weiter weg wollen und müssen. Oder wenigstens 3, 4 einheitliche Batterietypen, die sich an der Tankstelle vom Tankwart (Achtung Arbeitsplätze) leicht entnehmen und mit der selben Batterie in geladenem Zustand wechseln lassen. Ach ja, wenn ich so schleiche wie mit einem Elektromobil (in Österreich zum Beispiel) zeigt mein Diesel eine Reichweite von 1.300 km an, am Stück. – Thomas Harnisch

 

Ich bin irritiert: Dieser an sich humorvolle Beitrag zum Ladenotstand für E- Autos ist m. W. der erste seiner Art in der ZEIT, der sich kritisch mit den Gebrauchseigenschaften der E- Autos auseinandersetzt! Was hat Sie zu dieser Schubumkehr bewogen? In nahezu allen Beiträgen der ZEIT war doch das E- Auto bislang geradezu das Breitbandtonikum gegen Umweltverschmutzung und Klimawandel.

Ihre traumatischen Erfahrungen bei der Suche nach Reichweite in der norddeutschen Tiefebene: Geschenkt! Das wird sich noch bessern, wenn man die fehlenden 94% der geplanten Ladepunkte erst einmal installiert hat. Viel gravierender erscheint mir der Hinweis, dass das E- Auto im Betrieb keinen Beitrag zur Verringerung des CO2- Ausstoßes leistet, denn 100% grüner Strom wird, nicht zuletzt aus aktuellem Anlass, noch sehr lange nicht verfügbar sein. Dass die Rohstofffrage für die Batterieproduktion die zukünftig größte Hürde darstellen wird, dürfte sich ebenfalls herumgesprochen haben.

Gemeint sind nicht nur Lithium und Kobalt, die unter unglaublich umweltschädlichen und menschenverachtenden Umständen gefördert werden, auch konventionelle Elemente wie Kupfer stoßen an Bedarfsgrenzen die nicht mehr bedient werden können. Das E-Auto ist daher und auch aus Kostengründen nicht massentauglich. Ein Lichtblick: Die jetzige Bundesregierung wird die beispiellos unsinnige finanzielle Förderung zum Kauf von E-Autos drastisch reduzieren und tw. einstellen. Das Geld der Steuerzahler sollte man eben nicht zum Kaufanreiz für ein miserables Produkt verwenden. – Michael Deil

 


 

 

Leserbriefe zu „Werden Waffenlieferungen zu riskant?“ Streit von Carlo Masala und Wolfgang Merkel

 

Danke für das umfangreiche Interviev mit dem Für und Wider von Waffenlieferungen an die Ukraine. Ich denke , dass sich ohne Gas aus Russland das Thema erübrigen könnte, weil auch Herr Hofreiter m.E. nicht bedacht hat, dass ohne Gas weder Waffen noch andere lebenswichtige Güter produziert weden können. Wir und besonders unsere Politiker, die geschworen haben , Schaden vom Deutschen Volke abzuwenden, stecken in dem schlimmen Dilemma, uns selbst zu schaden, ohne die Ukraine letztlich wirksam vor weiterer Zerstörung und vielen weiteren Getöteten bewahren zu können. – Dr. Robert Fischer

 

Herr Merkel möchte offenbar stellvertretend für die Ukrainer*innen entscheiden, was diese zu tun oder zu lassen haben. Das finde ich – zumal für einen Deutschen! – anmaßend und unanständig. Wenn die Ukrainer*innen ihren Staat, ihre Freiheit und vielfach auch schlicht ihr Leben verteidigen möchten – und das wollen sie ganz offensichtlich! -, sollte man sie dabei meines Erachtens nach Kräften unterstützen, und zwar durch Lieferung aller Waffen und logistischen Informationen, die sie benötigen, um die von Putins Truppen eroberten Gebiete zurückzuerobern.

Das ist doch auch im deutschen Interesse: Solange das Putin-Regime gegen die Ukraine Krieg führt oder wenn es den Eroberungskrieg wegen der hohen Verluste aufgibt, wird Herr Putin wohl keine weiteren Staaten angreifen lassen, etwa die baltischen NATO-Mitglieder. Dass Russland den Eroberungskrieg aufgibt, halte ich nicht für unmöglich: Auch aus Afghanistan sind die russischen Truppen am Ende abgezogen. Ich fände es sogar legitim – allerdings auch gefährlich und unklug -, den Ukrainer*innen Atomwaffen zu liefern: Herr Putin hat mit dem Einmarsch u. a. auch das Budapester Memorandum von 1994 gebrochen. Demnach stünden der Ukraine Atomwaffen nun wieder zu.

Wenn die Garantiemächte USA und das Vereinigte Königreich diese – aus verständlichen Gründen – nicht liefern wollen, sollten sie meines Erachtens – zusammen mit allen übrigen das Recht achtenden Staaten – zumindest dafür sorgen, dass die Ukrainer*innen jede sonstige militärische Unterstützung erhalten, um schnell zu Erfolgen zu kommen, bevor die Unterstützungsbereitschaft in den Gesellschaften erlahmt, weil den Menschen der kurzfristige Erhalt ihres momentanen Wohlstandes wichtiger ist als der langfristige Erhalt ihrer eigenen Freiheit. Beim Kampf gegen die Klimakatastrophe gibt es übrigens ein vergleichbares Problem: Verzicht ist unerwünscht. Das Ende wird wohl bitter sein. – Dr. Ulrich Willmes

 

Die fehlende Rationalität und der fehlende Mut vieler deutscher Intellektueller wird mir immer deutlicher. Aus existenziellen Ängsten, die von Putin geschickt geschürt und von vielen nicht rational aufgearbeitet werden, wird im Sinne der Perspektiven der Ukraine, der EU, ja des Weltfriedens defaitistisch argumentiert. Die Übermacht Russlands befürchtend drängt W. Merkel auf appeasement zu einem Zeitpunkt, wo Medjewew die Existenz eines ukrainischen Staates schlichtweg leugnet!

Wann begreifen diese Politologen und anderen Intellektuelle, dass es die Schwäche des Westens war nicht rechtzeitig schwere Waffen inclusive Panzer zu liefern, Dann hätte die Zerstörung ukrainischem Territorium und das Morden, Vergewaltigen, die Zerstörung ziviler Infrastruktur gar nicht dieses Ausmaß annehmen können. So hätte Leben gerettet werden können! Die Verhandlungsfantasien von Merkel und Co. ringen Putin nur ein Lächeln ab.

Seine Zufriedenheit beim letzten Auslandsbesuch erinnern mich an Hitlers zufriedenes Lachen nach der Eroberung von Paris. Wie schafften es die Alliierten ihn später zu stoppen. Ein nicht unwesentlicher Beitrag war die Überlassung von 2600 Kampfflugzeugen über Alaska an die SU durch die USA! Masalas Positionen sind sehr zu begrüßen! – Dr. M. Hopmann

 

Danke für das interessante Streitgespräch. Mit der Argumentation von Herrn Merkel tue ich mich etwas schwer. Er sagt, dass wir nicht erpressbar werden dürfen, aber fordert Verhandlungen aus einer völlig unterlegenen Position heraus, die er genau kennt. Er sagt, dass wir bei den Waffenlieferungen die ethischen Aspekte berücksichtigen müssen. Deutschland liefert seit Jahrzehnten massiv Waffen ins Ausland, die auch in Krisengebieten eingesetzt werden. Dieser ethische Widerspruch ist nichts neues. Warum beruft er sich also jetzt plötzlich auf die Ethik, wenn es aktuell tatsächlich um die Zukunft unserer Werteordnung in Europa geht? – Dr. med. Martin Krivacek

 

Werden Waffenlieferungen zu riskant ? Die sachliche und realistische Stellungnahme Carlo Masalas hat mich sehr beeindruckt. Die Vorstellungen und Forderungen Wolfgang Merkels empfinde ich dagegen als ziemlich ernüchternd. In Anbetracht des jüngsten Vertragsbruchs zum Getreideabkommen mit Russland durch den Raketenbeschuss des Hafens in Odessa ist doch deutlich zu erkennen, was man von Putin zu erwarten hätte, wenn die Ukraine seinen Forderungen nachgeben würde.

Die angebotene Neutralität von Selensky ignorierte Putin, wie er auch offensichtlich an keinen Gesprächen am Verhandlungstisch Interesse zeigt. Er will die Zerstörung demokratischer System, einschl. der EU um jeden Preis. Jedes Gebietszugeständnis wäre eine Ermunterung für ihn weiterzumachen z. B. in Moldawien oder in den baltischen Staaten. Wenn jetzt die Stimmung in Deutschland kippt wegen der Energiekrise und damit die Solidarität zur Ukraine schwächelt, freut das Putin. Erst wenn die Ukraine sich erfolgreich zur Wehr setzen kann und Putin mehr zu verlieren als gewinnen kann, wird er einlenken. – H. Justin

 

Verdammt lang her, dass wir mutige Menschen waren? Warum empfehlen wir dem ukrainischen Volk den „GULag“ zu akzeptieren? Hoffen wir, dass dadurch das restliche Europa vielleicht, wenn`s dem russischen „GröFaZ“ gefällt, in Frieden leben kann? Für das russische Volk haben wir den „GULag“ schon akzeptiert! Wo finden wir Antwort in unserer Not? Europa hat seine Wurzeln in Griechenland. Deshalb lohnt es sich nach den Wurzeln auf dem Peleponnes zu schauen.

Dort wurde ein Dichter geboren, welcher zu Straf-, Sonder-, Speziallager einiges zu sagen hat. Giannis Ritsos und er hat folgendes geschrieben: „Wenn es der Tod ist, kommt er immer nur als Zweiter. Immer an erster Stelle steht die Freiheit.“ Verdammt lang her, dass wir an die Freiheit geglaubt haben? P.S. Wenn der deutsche „GröFaZ“ im Jahr 1939 in Polen gescheitert wäre, vielleicht, wäre dem restlichen Europa vieles erspart geblieben. – Thomas Fouquet

 

Bei dem Bewusstsein, das uns viele Politiker aller Parteien bisher gezeigt haben, wächst die Gefahr, dass sie uns in einen direkten Konflikt mit Russland führen. Die Bellizisten, die Stammtische und die Rüstungsindustrie wird es freuen. Wenn die russische Antwort sich auf die Reduzierung der Gaslieferungen beschränkt, dann können wir uns glücklich schätzen. Wer seinen Lieferanten mit Waffen bedroht, der kann kaum noch ernsthaft mit Lieferungen rechnen. So weit so logisch und so kühl gedacht.

Ich warte seit Monaten darauf, dass vernünftige Politiker die USA dazu drängen, in ernsthafte Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen mit Russland und der Ukraine einzutreten. Bislang vergeblich. Die Frauen der ukrainischen Soldaten wird diese internationale Politik zur Verzweiflung treiben und die Soldaten selbst in den Tod. Täglich sterben ca. 100 oder auch mehr und dazu noch Zivilisten jeden Alters. Es ist unverantwortlich!

Es ist die Aufgabe der Politiker aller handelnden Länder, die Soldaten und Zivilisten vor dem Tod zu bewahren. Aber dieses Handwerk beherrschen sie nicht. Sie wollen den Gegner töten und in die Knie zwingen, koste es so viele Menschenleben, wie das sich aufgrund solcher Entscheidungen zwangsläufig ergibt. Und damit meinen sie, ihr Gesicht zu wahren. Das ist altmodisch und verantwortungslos und entspricht dem lächerlichen Machodenken vergangener Jahrhunderte.

Es ist einfach unglaublich, wie Politiker vom weichen Parlamentssessel aus die Ukrainer mit unseren Waffen in den russischen Kugel- und Raketenhagel und damit in den Tod schicken. Verabschiedet Euch von Eurer verantwortungslosen, schief-romantischen Pfadfindermentalität! Stoppt nicht die Energielieferungen, stoppt endlich den Krieg !!! – Klaus Lachetta

 

Das Streitgespräch zwischen Wolfgang Merke= und Carlo Masala offenbart wieder einmal die ganze Pseudo-Tragik der deutschen Debatte um Waffenlieferungen an die Ukraine: Natürlich hat Wolfgang Merkel mit seinen Einwänden in soweit recht: Es ist fraglich, ob überhaupt genug Waffen geliefert werden können, um der Ukraine zu einem militärischen Sieg zu verhelfen. Und ja, Waffenlieferungen führen kurzfristig zu weiteren Blutvergiessen. Zudem ist fraglich, ob eine Diktatur wie die russische diese Eskalation nicht länger aushalten kann als eine freie Gesellschaft mit ihren offenen Debatten. Alles zutreffend, aber die Grundannahme Merkels ist falsch.

Sie basiert auf einer Art emotionalen Kolonisierung des ukrainischen Leidens: Die Lage ist so schlimm, die Nachrichten sind so bedrückend, dass die sensible Gefühlslage westlicher Zuschauer offenkundig nur ein Heilmittel dieses Fremdschmerzes kennt: Das Leiden muss aufhören, sofort und um jeden Preis. Dass die Ukrainer selbst die Lage anders sehen, dass sie Waffen verlangen, um sich verteidigen – und eben nicht auf ihre Selbstbestimmung verzichten wollen, um das Beobachtungsleiden im sicheren Deutschland zu beenden -, wird ebenso ausgeblendet wie der Umstand, dass es auf Seiten des russischen Aggressors keine Bereitschaft zu irgendwelchen Verhandlungen gibt, die diesen Namen verdienen.

Während immer unverblümter die Ausweitung der Kriegsziele formuliert und die Eigenständigkeit der Ukraine insgesamt geleugnet wird, fordert Merkel „simultane Verhandlungen“. Ja, mit wem? Mit dem professionellen Lügner Lawrow? Wo? Am Hof des Siegers, im Kreml? Mit welchem Ziel? „Entmilitarisierung“ der Ukraine und „Heim ins Reich“? Wie sieht das Gewicht aus, dass die Ukraine hier in die Waagschale werfen könnte? Bildung einer Exilregierung nach polnischem Vorbild 1939? Solche Fragen müssten die selbsternannten Verantwortungsethiker einmal beantworten – und man müsste sie ihnen natürlich auch stellen.

Aber so bleibt am Ende nur der Dank für die nette Gesprächsatmosphäre, wo doch angesichts der verschwiegenen Konsequenzen einer fortgesetzten Appeasement-Politik 2022 Empörung sein müsste. – Jörg Heger

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich bin längst nicht so ›woke‹, wie viele denken«“. Gespräch mit Ferda Ataman geführt von Paul Middelhoff und Nina Monecke

 

Frau Ataman passt mit ihrer Teflonhaltung gut zu unserem Bundeskanzler. Vorwürfe lässt sie abprallen oder Zitate wurden nicht vollständig wiedergegeben. Aber glaubt sie wirklich, wenn sie sagt: „Damals wurde den Lehrkräften beigebracht, dass Kinder aus Familien, deren Eltern nicht Deutsch können, nicht aufs Gymnasium gehen sollten.“ Ich habe „damals“ auch schon gelebt. Wer sollte so einen Schwachsinn propagiert haben? – Rolf Schikorr

 

Gerne schreiben wir Ihnen dass uns das Interview mit Ferda Ataman gut gefallen hat. Für ein Sehr Gut hat es leider nicht gereicht da die FragestellerInnen aus der Zeit nicht auf Höhe der Zeit waren. So ist die Frage an Zugewanderte ob sie selbst schon mal Diskriminierung und Rassismus erlebt hätten von keiner Kenntnis der Lage im Lande geprägt…

Auch die Versuche Frau Ataman mit fragwürdigen „Zitaten“ bloßzustellen mit Recht daneben gegangen denn allein die „Enthüllung“ um die Deutsche Kartoffeln zeigt mit welchem Vorurteil hier gearbeitet wurde. Allein dafür ist eine Goldene Kartoffel fällig. Aber Danke das wir jetzt wissen wie Frau Ataman denkt und handelt und dass das Neue Amt bei ihr in guten Händen ist. – Ursula und Erdmann Linde

 

Ihr Beitrag leidet schon an der Tatsache, daß sie die falsche Person befragt haben. Sie ist selbst Ausländerin. Sie werden kaum von ihr erwarten können, daß sie sich negativ über Ausländer auslässt. – Gunter Knauer

 

Ferda Ataman erwähnt bei ihrer Suche nach Diskriminierungstatbeständen auch die angebliche Benachteiligung von Hartz-IV-Empfängern bei der Wohnungssuche. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Bei diesem Personenkreis zahlt das Sozialamt die Miete, weshalb die Einnahmen für die Vermieter garantiert sind. Bessere Mieter kann man kaum finden. Frau Ataman verbiegt ein Privileg zu einer Diskriminierung! – Martin Köhl

 

Bitte vermeiden Sie doch endlich mal Begriffe, die aus dem Englischen herausgerissen überhaupt nicht dem entsprechen, was damit ausgedrückt werden soll. Im aktuellen Artikel über die neue Antidiskriminerungsbeauftragte wird das Ganze lächerlich: wenn hier woke als aufgeweckt gedacht ist, warum schreiben Sie das nicht einfach? Die wörtliche Übersetzung bedeutet laut Pons- und Langenscheidt-Wörterbuch nämlich „erwachen“. Wenn man dann eine muttersprachliche Engländerin dazu befragt, schüttelt die nur den Kopf und versteht den Zusammenhang nicht, da dann das woke nämlich plötzlich nicht aufgeweckt oder erwacht bedeutet, sondern wütend im Sinne von „Aufstehen um Gewalt anzuwenden“. – Thomas Weißenborn

 

Integration und Diskriminierung sind untrennbar verknüpft.Es haben sich kaum Schnittmengen mit den Migranten entwickelt.Allein die Kindererziehung- in der Muttersprache-divergiert stark: Sozialisation,Geschlechterbilder,Arbeitseinstellung,Umgang mit Belastung,Schmerz u.Krankheit,Sozialverhalten,Umweltverantwortung,Problemlösung,Haltung zum Staat u.v.m. Am inompatibelsten mit unserer Gesellschaft u.Werten erweisen sich Muslime,siehe z.B.manifestierte Parallelgesellschaft.Interreligiöser Dialog trägt keine Früchte;jeweils aufgeladene Stimmung an Moscheen.

Die Zeichen der Zeit dürfen nicht fahrlässig ausgeblendet werden wie im Casus Putin geschehen; ebensowenig die Stimmen unserer Weisen,die den Dingen auf den Grund gehen,gingen,neuerdings als“weißer alter Mann“ geschmäht.Wenn selbst Muslime seit langem schon vor ihren Glaubensbrüdern,die in den Westen drängen, und deren Neuem Totalitarismus warnen.Das Damokles-Schwert islamischer Gewalt- und u.Terrorakte ist schon vielfach auf uns herabgestürzt.Offenlegen tiefgreifender Mißstände ist nicht gleichzusetzen mit Rassismus.

Bedenkenswert: Von den knapp 30 Kriegen weltweit sind fast alle muslimische;eindeutig keine Religion desFriedens,was sie missionierend von sich behaupten.In Indien ist „love-dschihad“ verboten worden.Welche Beweggründe hat Frau Atamanj,Muslime generell,sich von islamischem Terror nicht zu distanzieren? M.E. muß Fr.Ataman ihr Augenmerk auf Disktiminierung durch Muslime richten in all ihren Formen.Auch bei ihrem Rederecht im Bundestag.Was „Sprachsäuberung“ und Umdeutung betrifft: „1984“ von George Orwell lesen. – M. Klotter

 

Ihr Beruf bringt es wohl mit sich, daß Sie vor lauter Bäumen, besonders Mimosen und Espen, die schon beim leisesten Diskriminierungshauch erzittern, den Wald nicht mehr sehen? Die Mehrheit, die er hier verkörpern soll, leidet genauso unter Diskriminierung durch Minderheiten, nur hat sie keine(n) Beauftragte(n), die/der sie davor schützt: Eiferer, die mit einer künstlichen „gendergerechten“ Sprache, die auch Sie verwenden, mit all ihren Sternchen, Strichchen, Pünktchen, Sprechpäuschen die Sprache Luthers, Goethes, Nietzsches; die das biologische Geschlecht durch ein gefühltes ersetzen wollen; die in jedem (alten) Weißen einen (potentiellen) Rassisten sehen!

Identitätspolitische Ideologen, die unsere Gesellschaft auseinanderreißen wollen! Woher nehmen sie sich das Recht dazu, woher rührt ihre wissenschaftsfeindliche Rage? Wer schützt uns vor ihnen? Soll man die Wahrheit, pardon, die Wirklichkeit, nicht mehr beim Namen nennen, aus Angst, man könnte damit pauschal irgendeine Minderheit verletzen? Clan-Kriminalität gibt es nun einmal erst, seit Menschen, Großfamilien, besonders aus Vorderasien eingewandert sind.

Sie ist eine besondere Art des Verbrechens und sollte, wie andere spezifische Straftaten, statistisch erfaßt – und vor allem bekämpft werden! Abschiebung ausreisepflichtiger Asylbewerber ist hoffentlich keine Diskriminierung, gar Menschenrechtsverletzung? Bin mir da bei Ihnen nicht ganz sicher! „Kartoffeln“, das Kosewort für Biodeutsche, wurzeln schon seit vielen Jahrhunderten in Mitteleuropa; länger jedenfalls, als die echten Erdäpfel aus Südamerika hierher eingewandert und heimisch geworden sind!

Vielleicht sollte man sie daher lieber „Mohrrüben“ nennen (geht nicht, steckt das N-Wort drin!), also einfach „Rüben“, um ihre besondere Blut- und Bodenhaftung in der heimischen Scholle hervorzuheben? Bin gespannt, werde es vermutlich nicht mehr erleben, ob Sie die „Kartoffeln“, wenn sie Mitte des Jahrhunderts sich auch zu den Minderheiten zählen dürfen, genauso vor Diskriminierung schützen wie alle anderen Minderheiten, die sich in unserem geradezu über-toleranten Land noch immer diskriminiert fühlen? – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Danke für das aufschlussreiche Interview! Wenn die Arbeit von Frau Ataman so faktenbasiert, kompetent und wissenschaftsorientiert geschieht wie bei der Passage des Interviews, als sie über eigene Diskriminierungserfahrungen spricht, dann ist Frau Ataman offensichtlich eine Fehlbesetzung. Über die hier geäußerten pauschalen und diskriminierenden Unterstellungen werde ich mich an die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes wenden. – Christof Schmiechen

 


 

 

Leserbriefe zu „Piep?“ von Merlind Theile

 

Eine wirklich umfassende Recherche, die das ganze deutsche Dilemma offenlegt. Unsere moralische Überheblichkeit korreliert leider nicht mit unserem Einkaufsverhalten bei den Lebensmitteln, denn sonst wäre z.B. das Zweinutzungshuhn längst die Regel und die Billigimporte von Nahrungsmitteln ein Auslaufmodell. – Hubertus Fehring

 

Nein, die Rede ist nicht vom menschlichen Embryo. Die „Zeit“ widmet eine Doppelseite den männlichen Küken! Für den Genuss von Eiern darf man keine männlichen Küken töten. Einverstanden. Für das Credo der freien Liebe aber m u s s man Kinder töten? Rational ist die Wiederkehr des menschenfressenden Molochkultes nicht zu erklären. Und die perverse Schraube wird immer noch eine Windung weitergedreht. Nicht nur für „freie Liebe“ darf man nun Kinder töten, nein auch fürs Mutterglück.

Nichts Anderes passiert in den Befruchtungslabors, wo Unmengen von Embryonen erzeugt und entsorgt werden, damit eine unfruchtbare Frau – oder ein schwules/lesbisches Paar – zu „ihrem Kind“ kommt. Die Begründungen die – bis hin in verständnisvolle liberalkirchliche Kreise hinein – für das Recht (gar das „Menschenrecht“) auf Abtreibung gegeben werden, sind erschütternd schwach; sie laufen in der Regel auf „Selbstbestimmung der Frau“ und Entpersonalisierung des Kindes hinaus.

Das Kind im Bauch der Mutter darf kein „Anderer“, kein „Kind“, kein „Jemand“ sein; deshalb ist es ein „werdendes Leben“, ein „Zellhaufen“, ein „Fötus“, eine „Schwangerschaft“, die man „unterbrechen“ kann. Um sie danach fortzusetzen? Die Begründungen geben sich übrigens ausnahmslos „moralisch“. Der Einsatz für männliche Küken ist ehrenwert. Ich frage mich aber: Ist da niemand, den es noch mehr davor schaudert, einem anderen Menschen das Leben zu nehmen? – Marcel Haldenwang

 

Da kommt mir das Zitat des „Reichsführers SS“ Heinrich Himmler aus seiner Posener Rede von 1943 in den Sinn: „Ob bei dem Bau eines Panzergrabens 10.000 russische Weiber an Entkräftung umfallen oder nicht, interessiert mich nur insoweit, als der Panzergraben für Deutschland fertig wird. Wir Deutsche, die wir als einzige auf der Welt eine anständige Einstellung zum Tier haben, werden ja auch zu diesen Menschentieren eine anständige Einstellung einnehmen, aber es ist ein Verbrechen gegen unser eigenes Blut, uns um sie Sorge zu machen.“ Ja, wir Deutschen sind berühmt für unsere Freundschaft mit den Tieren. Das Tierschutzgesetz im sog. Dritten Reich war das fortschrittlichste. – F. A. Schaeffer

 

Danke für den informativen, vielfältig abwägenden Artikel! Angemerkt sei nur, dass die für die Zucht und für die Vermehrung benötigten Hähne natürlich nicht schon als Küken getötet werden können (irgendwie müssen die dafür benötigten Eier ja befruchtet werden), aber dies liegt im Promille-Bereich. Etwas gravierender ist dies bei der Hähnchenmast (Hähnchen- nicht Hühnchenmast!), da die dafür benötigten eierlegenden Schwestern nur etwa halb soviele Eier legen wie die „Legehennen“. Es ist erstaunlich, wie das Wort „Bruderhahn“ Karriere gemacht hat („Schwesterhenne“ als Pendant zu den Masthähnchen habe ich noch nicht gehört).

Meines Wissens geprägt hat diesen Begriff vor wenigen Jahren Carsten Bauck vom seit den 1930er Jahren biologisch-dynamisch wirtschaftenden Bauckhof in 29525 Uelzen-Klein Süstedt, Zum Gerdautal 2, Tel 0581-90160, vertrieb@bauckhof.de. Der Bauckhof war in 2002 auch Vorreiter der „Hühnermobile“, die sich bei den Eierdirektvermarktern steigender Beliebtheit erfreuen. Mobile Hühnerställe gab es schon um 1960. Sie konnten sich aber gegen die stark arbeitszeitsparende Käfighaltung nicht behaupten. In den 1950er Jahren entwickelten sich neben der Hybridzucht (Basis sind Inzuchtlinien) auch die Käfighaltung und die Produktion von (Küken-, Junghennen- und Legehennen-) Alleinfutter (in optimaler Zusammensetzung), oft gepresst.

Dies ermöglichte eine arbeitszeitsparende, aber kapitalintensive „flächenunabhängige“ Eier- und Hähnchenproduktion. Da zum Beispiel ein 10ha-Hof schon mit 5000 Legehennen gewerblich wird (wenn er weiteres Vieh hält, wird die Grenze weit früher überschritten), bauten insbesondere in den Landkreisen Cloppenburg und Vechta Landwirte Gemeinschaftsställe. Oft beteiligten sich Nachbarn mit Kapital, gern auch Gutverdienende aus der Region, zum Beispiel Ärzte, Rechtsanwälte (die an der Ausarbeitung der Verträge verdienten) etc. an diesen Gewerbebetrieben. Häufige Rechtsform war die „GmbH &Ko KG“, die das Risiko maximal senkte.

Die Einkommensteuer-Richtlinie ermöglichte es (bis 1972), die gekauften Junghennen im Jahr der Anschaffung auf insgesamt 1DM abzuschreiben. Bei optimaler Gestaltung (Fertigstellung des Stalles samt Inneneinrichtung und Aufstallung der Junghennen gegen Ende des Geschäftsjahres (dadurch hohe Abschreibung und kaum Einnahmen) und zwei Drittel Fremdkapital) überstieg der Verlust im 1.Geschäftsjahr den Eigenkapitaleinsatz. Bei einem Grenzsteuersatz von über 50% hatten Gutverdiener bereits nach einem Jahr ihren Einsatz wieder herein. Als vor 50 Jahren eine Dissertation dies aufdeckte (Herr Wesche), wurde genannte Richtlinie geändert.

Zudem können Verluste aus gewerblicher Tierhaltung nicht mehr mit Gewinnen aus anderen Einkunftsarten verrechnet werden. Dadurch ließ das Interesse von reinen Kapitalanlegern nach. In den letzten 30 Jahren stiegen wieder verstärkt Landwirte ein. Die heutige Struktur der Geflügelhalter kann Ihnen sicher Herr Friedrich-Otto Ripke vom Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. Claire-Waldoff Str.7, 10117 Berlin, Tel 030-288831-10, info@zdg-online.de, erklären.

Um „klein- und mittelbäuerlichen Betrieben“ Einkommen durch die „Veredlung“ der erzeugten pflanzlichen Produkte zu ermöglichen, erlaubt §13, Absatz 1, Ziffer 1 des Einkommensteuergesetzes landwirtschaftlichen Betrieben eine Viehhaltung auf den ersten 20ha von 10 Vieheinheiten (z.B. 1Kuh oder 50 Hühner) je Hektar, viel mehr als von der Fläche ernährt werden können. Der Zukauf von Futter (z.B. von den Weserhäfen) ist dabei unterstellt. Anfangs wurde dadurch der Nährstoffgehalt der Böden angehoben (=höhere Bodenfruchtbarkeit), inzwischen ist dies längst zu einem Problem geworden.

Wann schreiben einmal ZEIT-Journalisten nicht nur über den Einfluß der EU-Subventionen, sondern auch über den Einfluß der Steuergesetzgebung auf die Landwirtschaft? Übrigens: Nach der Währungsreform am 20.6.1948 wurde bei Eiern als eine der ersten Produkte die Zwangsbewirtschaftung aufgehoben (z.B. keine Marken mehr erforderlich). Der Erzeugerpreis stieg sofort von 10Pf (im Sommer, im Winter 20Pf) auf 45Pf. In der BRD, später der EWG gab es keine Marktordnung im Inland, sondern nur Außenzölle (daher „Hähnchenkrieg“ in den 1960er Jahren). 1970 sank der Eier-Erzeugerpreis auf 6-7Pf pro Ei und deckte damit gerade noch die Futterkosten der Hybridhühner in Käfighaltung (ich arbeitete damals in den Sommersemesterferien in einem Lehr- und Versuchsstall).

Eine Vereinbarung mehrerer – gewerblicher – Großproduzenten führte zu einem geringen Bestandsabbau (bzw. verzögerter Wiederaufstallung ) und damit zu einem Preisanstieg auf ein auskömmliches Niveau. Ich hoffe auf weitere Recherchen von Ihnen und wünsche Ihnen viel Spaß dabei. – Adolf Ronnenberg

 

Super Artikel, danke! Fühle mich bestens und umfassend informiert. Schade nur, daß der Artikel nicht schon früher erschien. Bin gespannt wie es weiter geht mit den „Bruderhähnen“. Und, ganz ehrlich gesagt, hab ich mir da von Anfang gedacht: Was ist so schlimm mit dem Töten wenn es so passiert daß das Tier nichts spürt (womit ich nicht gesagt haben will, daß das wirklich so war, weil das WEISS ich einfach nicht) – und die toten Küken weiterverarbeitet werden können?!?

Was da mit den Bruderhähnen für ein Rattenschwanz von Problemen hintendran hängt – davor haben Experten doch sicher vorher schon gewarnt?!? Aber der Politik ging es, wieder mal, darum, was zu tun (ha!) um, erst mal, gut dazustehen (doppel-ha! – bzw *seufz*) – Rena Rappel

 

Dem o.g. Artikel stimme ich 100% ig zu! Eine Bitte: drucken Sie einen ebenso ausführlichen Bericht in der ZEIT über menschliche Embryonen, deren Entwicklung,Schmerzempfinden usw. Was mag heute ein behinderter Mensch,z.B. mit Trisomie 21, denken, wenn er erfährt, dass ca. 90% der ungeborenen Babies mit der gleichen Behinderung vor der Geburt “ entsorgt“ werden? Mein Vorschlag: Beginnen wir mit der vielgepriesenen Inklusion doch schon bei den Ungeborenen! – H. Dressler

 

Der Artikel hinterlässt bei mir zwiespältige Gefühle. Es erstaunt mich, was für Anstrengungen in unserem Land unternommen werden, um die Tötung des Bruderhahns sofort nach dem Schlüpfen abzuwenden, damit ihm ein, wenn auch auf die Schlachtreife begrenztes Leben ermöglicht wird. Auf der anderen Seite vermisse ich ähnliche Anstrengungen und einen ähnlichen Einsatz von Kreativität auf der Suche nach Lösungen, um die Abtreibungszahlen in unserem Land zu senken und ungeborenen kleinen Wesen ihr Leben zu ermöglichen. – Martin Gebhardt

 


 

 

Leserbriefe zu „Schau in die Wolken, dort lebt immer ein Text, den es nicht gibt, den musst Du finden.“ von Martin Walser

 

Martin Walser: Worauf freuen Sie sich nach dem Tod? Martin Walser bezeichnet Gott als einen Schmierer. Er mag Atheist sein, aber die Freiheit ist spätestens seit Rosa Luxemburg auch immer die Freiheit des Andersdenkenden. „Schmierer“ beleidigt nicht nur Gott, sondern auch die, die an ihn glauben.

Besser sind seine Gedanken über die Natur: „Fast alles, was im Garten sein kann, ist geschehen.“ Aber auch das habe ich schon einmal woanders gelesen, nämlich bei Tucholsky: „Wenn der Sommer vorbei ist und die Ernte in die Scheuern gebracht ist, wenn sich die Natur niederlegt, wie ein ganz altes Pferd…-dann ist die fünfte Jahreszeit.“ Der Text ist empfehlenswert. Martin Walser begleitet mich seit meiner Schulzeit. Nun ist er 95 und bekommt in der Zeit eine ganze Seite, und ich bin 65 und schreibe einen Leserbrief.. – Professor Dr. Heiner Wenk

 

Martin Walser schaut in die Wolken und findet einen Text: so voller Schmerz, so voller Trauer – und doch ganz und gar wunderbar! Beim Vorlesen einiger Sätze verfalle ich unwillkürlich in den seit langem vertrauten Walser-Tonfall. Sofort ist es wie eine Bestätigung der Echtheit, derer es doch gar nicht bedurft hätte. Dank an Martin Walser für diese Kostbarkeit, und Dank an die, die sie ihm abverlangt haben! – Walter Martin

 

Frage an Martin Walser: „Worauf freuen Sie sich nach dem Tod?“ In seiner Antwort verfehlt der Dichter das Thema. Und das ist gut so! Lieber wollen wir doch wissen, was ihn bewegt und was er uns noch zu verraten hat, bevor es so weit ist, dass bei seiner Beerdigung geraucht werden darf (Tagebuch 12.12.1968). Ja, den Rat wollen wir gern befolgen: Unsern Text in den Wolken finden.

Warum so bieder die Fauna: Bloß Katze und Hund? Hat doch der Verfasser des „Nathan“ („Immer Lessing im Mund“) auch gesagt: „Ach! Grillen, dazu wird man nimmermehr zu alt!“ („Die alte Jungfer“). Warum so bieder die Flora: Bloß Salbei und Melisse? Saxifraga ist doch die Beste: Die bricht den Stein. Warum träumen von einer Schönen, deren nackte Hüften so eckig vorstehen, wo es doch so viele mit den tollsten Rundungen gibt? Was soll’s? Am 24. März 2027 treffen wir uns zur Enthüllung der Gedenktafel am Geburtshaus. Dann sehen wir weiter. Hasta luego! – Ludwig Engstler-Barocco

 

Martin Walser sähe sich gern anders, als er ist und stellt fest, dass er auf diese Weise natürlich nicht so wird, wie er sich gern sähe. Mit fünfundneunzig Jahren gestattet er sich einen gleichermaßen geistreichen wie larmoyanten Epilog – ein Schlussakkord aus Donnerhall und sphärischen Klängen (alle Zitierungen kursiv):

Es dunkelt jetzt, wird eng im Jahr. Du kannst Dir nichts mehr denken. Fast alles, was im Garten sein kann, ist geschehen. Schau in die Wolken, dort lebt immer ein Text, den es nicht gibt, den musst Du finden. Lasst Euch von Martin Walser sagen – gleich immer wie alt oder jung Ihr auch seid: Jeder Tag ist ein Gedicht, das wir aus Unachtsamkeit nicht lesen.

Aber bleibt skeptisch, wenn jemand – inmitten der Neunziger – in Lieblosigkeit bei Lebzeiten… und in einem sich nicht auskennen wollen, seine nachgetragenen Ideale sieht. Und dabei vor allem keine Hoffnung mehr züchten will. Martin Walser bekennt, unsere hart gewordenen Zungen müssten splittern, wenn sie beten müssten. Und vor allem, dass wir alle Angst haben voreinander! Und die keine Angst haben, sollte man fortschicken, damit sie das Fürchten lernen. Als wäre uns nicht allen schon die Furcht und die Angst in die Gesichter geschrieben und in die Seelen gekerbt.

Und eines lässt Martin Walser Gewissheit werden: Es ist gewesen. Das und das. Sein wird. Nichts. Es lebe die Niegewesenheit. Wenn das so ist, ja dann wird die Sehnsucht verständlich, die aus dem Glück der Selbstvergessenheit jenes Unglücklichsein schöpft, das uns die Frage nach dem Warum erspart und auf diese Weise die menschenwürdigste Form des Unglücklichseins begründet. Und über allem die Frage: Wenn das Leben nicht mehr tobt, warum soll man dann noch leben???

Lieber Martin Walser. Du kannst Dir die Antwort nicht geben – und ganz gewiss kann ich sie Dir nicht geben. Ich bin mit meinen siebzig Jahren noch viel zu jung! Mir fällt auf, dass Dein Geist wach und Deine Gedanken rege sind – zumindest kann ich ja lesen, was Du bereit bist uns zu erzählen! Und Du erzählst uns eine Menge auch über Deine Biologie, gewissermaßen über Dein gelebtes Leben. Das ist geeignet uns jene Angst zu vermitteln, die uns so viele schon vermittelt haben, die vor uns gegangen sind.

Martin Heidegger gehörte zu jenen, die meinten, die menschliche Grunderfahrung sei die Angst. Und die Angst ängste sich nicht so sehr vor anderem Seienden – seit Putins Amoklauf kann man das gewiss auch wieder anders sehen –, sondern um das In-der-Welt-Sein als solches; genauer: um die Möglichkeit des eigenen Nicht-Seins. Wie es philosophisch weitergeht, wissen wir: Die Angst tritt auf den Plan als die radikale Erfahrung, in der dem Menschen das Seiende im Ganzen entgleitet. Wir begegnen unserem eigenen Tod!

Du, Martin Walser, lässt uns nun teilhaben an der Erfahrungswelt eines 95jährigen – und das in aller Ambivalenz. Was wir lesen zum Erleben des Bios im Alter, das ist in der Tat – wie schon viele vor Dir feststellten – nichts für Feiglinge. Du eröffnest mit einer finalen Attacke: Glaubt keinem, der über das Altwerden und Altsein spricht. Er lügt. Keiner kann die Wahrheit sagen über das Altwerden und das Altsein: Sie ist zu scheußlich. Je älter man wird, desto mehr muss man lügen.

Du weißt nicht mehr wohin Du Dich drehen sollst. Die Widerlegung alles bisher Erfahrenen erwartest Du. In der Bestätigung des von der Überzahl der Menschen Erfahrenen schreibst Du hingegen: – Rinn herab, quälende Schmiere, füll mir die Augen mit Brand, es kann nichts Falsches geschehen. Es gibt das Richtige nicht. – Zwischen meinen Zehen wächst der Tod, meine Lippen verkaufe ich gern als Mund. – Abschied auf jeder Seite, jede Bewegung Flucht, Fluch aller Weite, gesucht wird die Schlucht. – Am Anfang ist jeder ein reicher Bettler. Am Ende ein armer Fürst, der durch Hallen tanzt mit seinem Partner Tod.

– Wir sind ein Geschmier und kennen den Schmierer nicht. Die meisten nennen ihn Gott. – Ich bin ausgelaufen, danach vertrocknet, hat mich jemand aufgewischt, war’s Gott. – Allein genügt im Raum, Erkältungswahn und Purzelbaum, ich denk an den Lebensquell, mein totes Hirn döst grell. – Ich komme nicht mehr dazu, an meinen Tod zu denken, aber mein Tod denkt ja an mich. Und bei alledem immer noch ein bisschen Hybris – eitler Fatzke: Wenn mich jemand Literaturpapst nennt, lächle ich und sage: Ein Papst kann höchstens ein Stellvertreter auf Erden sein. Wieso halten Sie mich für einen Stellvertreter?

Auf der anderen Seite sind vielleicht diese Empfehlungen bzw. Mahnungen zur Übernahme ins Langzeitgedächtnis geeignet (so kann natürlich nur jemand reden und argumentieren, der sich noch jung fühlt bzw. noch nicht für alt – jedenfalls nicht so alt wie Du, lieber Martin Walser: – Wie konnte man tändeln, allem entgegenstehend, Zeit, eine Ahnung die nichts wog. – Wie konnte man tändeln damals am Ufer der Gewissheit, die’s nicht gab.

Am See hast Du wohl die Seite gewechselt. Du schreibst: In der Klinik Abendfrieden, in Kreuzlingen kann man sterben (dafür ist die junge Frau ausgebildet – und wieder und immer noch eitler Fatzke: Vielleicht will man, wie man stirbt, sie beeindrucken. Man tut so, als sei es gar nicht so schlimm. Und sie tut auch so). Dort scheint man auch seinen Frieden mit dem Unausweichlichen zu machen, indem man irgendwann hofft langsam, aber irreversibel hinüberzudämmern – wohin?

Die Müdigkeit meint’s gut mit mir, betäubt gleite ich durch meine Verhängnisse, der Erdball voller Schmerz stürzt mutlos durchs Blau meiner Benommenheit… Ich bin schon ein Freund der Wurzeln, der Katze fahre ich endlos durchs Fell und lass mir ihre kleinen Knochen begegnen, aber am Abend starr ich ratlos ins Dunkel. Dann renn ich zum Retter Wein.

Der Tanz ist zu Ende, wo Dichten und Lachen eins waren – stumm auf Steine beißen, das ist heute Deins, taub Dein Geschick, liegt todmüde Dein Lachen Dir im Mund; die Zeit ist vorbei, wir haben nicht mehr hitzefrei, wir sind jetzt kalt und arm und fluchen uns warm. Du schreibst – es hört sich fast tröstlich an: Ich dämmere im Licht, der Tag sieht mich, ich ihn nicht. Ich bin geborgen. Schwäche schützt. Weitab liege ich. Abgeblitzt.

Du ziehst Dich in Deine Träume zurück – sie gehören Dir allein. Und schließlich: Mich verbergen in mir, die Sprache wechseln, dass ich mich nicht mehr verstehe. Aber sei gewiss, davon weißt Du noch nichts! Hättest Deinen Schwiegervater pflegen sollen tief in die Dunkelheit hinein; die dunkelste Schwärze, die sich keiner vorstellen kann. Übrigens lies doch einmal: Hast Du uns endlich gefunden von Deinem Schwiegersohn Edgar! Wie schön, dass im Garten Dein Freund Salbei wartet – und Deine Freundin Melisse! – Dr. Franz Josef Witsch-Rothmund

 

Alter Mann wann bist zu endlich still? Wir wollen nichts mehr von Dir hören! Deine Suche nach Weisheit ist zu einem weidwunden Selbstmitleid geworden. Der Kluge schweigt. Geschwätzig bleibt der Beifallheischende. – Benno Winkler

 

Mein leserbriefgedicht: wolkenleser/ / /walser: schau in die wolken, dort lebt immer ein text/den es nicht gibt, den musst du finden/ /sieh du in die wolken und such nach deinem text/du bist aus der übung und schon halb erblindet/es kann also dauern/dir werden durch die strümpfe, die sohlen der schuhe/wurzeln wachsen bis unter die grasnarbe und /dein nacken könnte versteifen, nicht aber, wenn du/ihn kreisen lässt – auch die wolken gehorchen/zyklischen gesetzen/ /wenn du deinen text gefunden hast, nimm ihn mit/die schere der freude kappt deine wurzeln/du weißt, du kannst jederzeit neue bilden/jetzt, da du den text kennst/ /ich werde solange ins gebüsch kriechen/und das rauschen der blätter von innen kennenlernen – sara camatta

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie geht Gassparen?“ von Thomas Fischermann und Carolin Rückl

 

Vielen Dank für die wohlfeilen Ratschläge für die Landwirtschaft zum Gassparen. Leider sind die Vorschläge teilweise ohne fachliche Substanz. Die Landwirte sehen beim Energiesparen sehr wohl genau hin. Die mir bekannten Betriebe nutzen das Engerstellen der eingestallten Küken schon immer. Da lässt sich nichts mehr sparen, weil die Tiere auch Frischluft brauchen und die Wärme aus der Abluft schon zurückgewonnen wird. Einfach mal mit einem Praktiker sprechen.

Der Vorschlag den Mais an eine Biogasanlage zu liefern, statt die Körner zu ernten und zu trocken lässt sich nicht realisieren, weil alle Biogasanlagen ihren Bedarf vertraglich abgesichert haben und nichts zusätzlich abnehmen können. Im Übrigen spart die Ausbringung von Gärresten aus Biogasanlagen netto keinen Dünger ein, weil nur die Nähstoffe zurückfließen, die vorher geliefert wurden. Die „Präzisionslandwirtschaft“ ist eine gute Sache, aber leider für 95 % der Betriebe wegen ihrer geringen Betriebsgröße nicht finanzierbar. Kurzgesagt, es ist alles etwas komplizierter. – Karl Heinz Mann

 

Beim lesen des o.a. Artikel im Wirtschaftsteil bin ich doch sehr irritiert und frage mich, ob der Punkt 5. „Tiere enger stellen“ ein satirischer Beitrag sein soll, oder doch zu den ernsthaften Überlegungen gehört, Gas einzusparen. Wer nur den Funken einer Ahnung von Tierhaltung hat, ob BIO oder konventionell, der weiss, das dies eine völlig absurde Überlegung ist.

Nur die Zulieferer von Herrn Tönnies wird das sicher freuen, aber machen die das nicht ohnehin schon? Oder noch enger? Haben Carolin Rückl und Thomas Fischersmann noch nie Ställe aus der Massentierhaltung gesehen bzw. davon gehört? Ach so, jetzt hab ich’s: BIO-Höfe sollten nun auf Massentierhaltung umstellen. Gehts noch?! – Maximilian Bruhn

 

In der Ausgabe vom 21.07.2022 zum Artikel im Wirtschaftsressort „Wie geht Gassparen?“ hätte ich mir ein paar originelle Ideen gewünscht als das was eh schon alle wissen. Bsp könnte man mal über die Gaserzeugung aus Papierabfällen bei EWS Schönau berichten. Sicherlich deckt das nicht den deutschen Gasbedarf, aber mehr solcher Projekte leisten auch einen Beitrag zur Unabhängigkeit von Russland. https://www.ews-schoenau.de/energiewende-magazin/zur-ews/aus-altpapier-wird-biogas/,https://www.ews-schoenau.de/export/sites/ews/energiewende-magazin/.files/ewm-aus-altpapier-wird-biogas.pdfEva Böndel

 

Wie ernst zu nehmen ist das tägliche Klagen und Jammern um das Gas, um den Putin, der angeblich das Gas politisch nutzt, der unzuverlässig sei usw..Wozu braucht dieses Land ein derart hilfloses Jammertal von Regierung, die eigentlich nur beklagt, was sie selbst als Wertegemeinschaft verursacht haben und muner weiter betreiben. Wenn der Habeck den Putin beschuldigt das Gas politisch zu benutzen, warum fragt er sich nicht mal was endlose Sanktionspakete unpolitisch gedacht sein sollen. Welche Logik hat das dumme Gejammer?

Ist unsere Bevölkerung wirklich so dumm nicht zu erkennen, wer mit seinen Sanktions-paketen und allem Tun genau das verursacht was sie jetzt beklagen. Da fällt nur eine Erklärung ein, dass die Habeck und Co von einem Putin erwarten der ahndle nach dem tiefen Glaubenssatz; wenn dir einer aufdie eine Backe schlägt, halte ihm die andere noch hin.

Ein solches Handeln ist nicht einmal bei den tiefst gläubigen in der Ampelregierung auch nur im Ansatz erkennbar. Hat sich noch nicht herumgesprochen, dass Krieg nie nur Waffengewalt ist, dass es Wirtschaftskrieg, politisch – idelogischer und Krieg der Demagogen, der Lügen und Volksverdummung immer war uns ist. – Roland Winkler

 

Ich habe mich nach längerer Überlegung nun doch entschlossen, Ihnen diesen Brief zu schicken. Der Artikel der Redakteur*innen Thomas Fischermann und Carolin Rückl „Wie geht Gassparen“ aus der letzten Ausgabe hat mich mindestens nachdenklich, eher fassungslos zurückgelassen. Ich bin ganz bei Ihnen, dass insbesondere in den kommenden Monaten Politik, Wirtschaft und Privathaushalte hinsichtlich der Energieeinsparungen im wahrsten Sinne des Wortes zusammenrücken müssen. Dass Sie das aber auch für Tiere in der Landwirtschaft anraten, finde ich allerdings höchst problematisch.

Ich kann Ihnen nun von den unterirdischen Bedingungen der Tierhaltung in Deutschland berichten – wobei das ja eigentlich Ihre Aufgabe wäre. Allerdings gehe ich nun das Wagnis ein und setze voraus, dass Sie (Herr Fischermann, Frau Rückl) schonmal von überfüllten Mastbetrieben, Tierquälereien, grauenvollen Schlachtprozessen und – Achtung, Ihr Stichwort – maximal beengten Käfigen und Gehegen ohne Auslauf gehört haben. Wenn nicht empfehle ich Ihnen hier gerne zwei Artikel, vielleicht hat ja jemand in Ihrer Redaktion ein Sueddeutsche-Abonnement.

https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wissen/qual-fuers-fleisch-warum-tierschuetzer-in-schweinestaelle-einbrechen-e371198/ https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/panorama/tierquaelerei-bei-der-kaninchenzucht-schockierende-bilder-und-videos-e699804/ Um allerdings nicht gänzlich destruktiv zu sein, sicherlich sind einige Punkte in Ihrem Artikel ganz richtig. Wenn Sie allerdings auf Fracking hinweisen, erläutern Sie das nächste mal doch besser, weshalb einige Vorbehalten der Bevölkerung bzgl. dieser Methode nicht gänzlich korrekt sind. Auch hier weise ich wieder auf einen Beitrag hin, der erstaunlicherweise nicht von der ZEIT kommt: https://www.youtube.com/watch?v=eCUyUqr54Xw

Das Argument, dass man die Umwelt möglicherweise etwas hintenanstellen müsse/bzw. dass die Umwelt mal wieder den Handlungen der Menschen untergestellt ist, ist wirklich unglücklich. Das ist kurzsichtig gedacht und sonderlich pfiffig ist das auch nicht, wenn ich das mal so sagen darf, Herr Fischermann und Frau Rückl. Denn wir haben jetzt schon ein massives Klimaproblem und eine andere Krise zulasten dieser zu lösen, ist wirklich nicht nachhaltig. Ganz und gar nicht. Wenn Sie allerdings weiterhin darauf bestehen, einen solchen Stuss zu veröffentlichen, würde ich Ihnen doch mindestens empfehlen, ihn als „Kommentar“ zu deklarieren. Oder besser noch als Satirebeitrag. – Lana Fassbender

 


 

 

Leserbriefe zu „PUTINS BESTER MANN“ von Ingo Malcher und Stefan Willeke

 

Wenn es auch als Randnotiz gelten könnte, ist der Verweis auf die Nähe deutscher Diplomaten wie Ischinger zu Oligarchen auch allgemein gültig. Diese Bürokraten im Staatsdienst vergessen zunehmend als Diplomaten, empfänglich für eine öffentliche Meinung als scheinbar zeitgemäßer Teil einer Außenpolitik sein zu und stehen zu dürfen. Eine Parallelität zu einer „schwätzenden“ Ex-Generalität fällt auf.

Eine sensibilisierte Öffentlichkeit strebt wie in vielen Politikfeldern an, auch in der Diplomatie Einfluss zu nehmen und fördert damit – wissentlich – unerwünschte Interdependenzen von Regierungshandeln. Diplomaten wie Ischinger sind wegen ihres öffentlichen Gestus aus der Zeit gefallen, repräsentieren sie ein unnötiges, für den Staat nachteiliges Spannungsverhältnis zwischen – gerne von Medien erwarteten – individuellen Befindlichkeiten und staatlichen Erfordernissen. Melnyk lässt grüßen. – Jürgen Dressler

 

Vielen Dank für Ihre umfassende Recherche. – Michael Scheppler

 

Ich schreibe Ihnen hinsichtlich Ihrer Recherchen zu Oleg Deripaska. Im Dossier wird angeführt, der Oligarch würde sexuelle Beziehungen zu Minderjährigen unterhalten. Gibt es dafür Belege? Außerdem interessiert mich der letzte Abschnitt Ihres Dossiers, in dem Sie über in Reagenzgläsern aufbewahrte Nachkommen Deripaskas berichten. Handelt es sich hier um befruchtete und tiefgefrorene Eizellen? Oder können Sie mir andere Informationen dazu geben? – Nadia Weiss

 

Große Hochachtung für diese intensive und aufschlussreiche Recherche. Ohne diese Art der Aufklärung dunkler Machenschaften, Intrigen und Nepotismus würde unsere Demokratie etwas früher untergehen. – W. Scheer

 

Unerträglich, wie der österreichische Unternehmer Siegfried Wolf die EU-Sanktionen gegen russische Oligarchen – mafiöse Stützen der Putin-Regierung – mit der Shoah vergleicht. Wolf nennt die Sanktionen „Endlösungen“. Der österreichische Politikwissenschaftler Bernhard Weidinger wirft Wolf deshalb vor, den Holocaust zu relativieren. Siegfried Wolf ist laut „Der Zeit“ von der wirtschaftlichen Kraft der russischen Oligarchen beeindruckt, von deren Disziplin (meint er die kriminelle Disziplin seiner Oligarchen-Freunde?), von der Oligarchen-Mafia, die das glatte Gegenstück der Bussi-Bussi-Gesellschaft sein soll.

Wolf ist Teil genau dieser Gesellschaft, die bekanntesten Gesichter waren Sebastian Kurz, HC Strache, der ÖVP-Stratege Thomas Schmid. Herrschaften, die keinen Respekt vor dem Rechtsstaat hatten. Die Bussi-Bussi-Gesellschaft steht im Fall Wolf für 15 prozentige Lohnkürzungen bei seinen ArbeitnehmerInnen im MAN-Werk in Steyr, für die Entlassung von 500 der 1.900 MAN-MitarbeiterInnnen. Bussi-Bussi auch auf seinem Golfclub Fontana, in dem verschiedenen Persönlichkeiten der Kurz-ÖVP aus- und eingingen. Kam er deshalb auch in den Genuss eines Steuernachlasses in der Höhe von 600.000 Euro?

Von 1978 bis 2021 wohnte der Unternehmer Wolf in Wien in einer Gemeindebauwohnung, trotz eines 50.000 Quadratmeter großen Bauernhofes in Weikersdorf in Niederösterreich. Wolf ist wahrscheinlich auch deshalb mit den russischen Oligarchen solidarisch, weil gegen ihn auch ermittelt wird. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft forscht hinter Wolf her, wegen angeblicher Bestechung einer Finanz-Beamtin, in der Causa Eurofighter, wegen Geldwäsche, usw.

Wegen Oligarchen-Dinger. Wolf drohte der Wochenzeitschrift profil rechtliche Schritte und Schadenersatzklagen an, sollte die Redaktion über den Putin-Versteher – Siegfried Wolf und seinen Wirtschafts- und Polit-Freunden – recherchieren. – Wolfgang Mayr

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Gesellschaft hat geantwortet“ von Thomas E. Schmidt

 

Seit über 2000 Jahren ist die „zornigste Geschichtserzählung“, genauer eigentlich: „die zornigste Erzählung in der Geschichte“, die Erfindung vom allein verbindlich herrschenden Gott, des Narrativs vom Monotheismus. Kaum etwas war bisher so rational zielgerichtet wie diese Moses zugeschriebene Revolution in der Religionsgeschichte der Menschheit, dass Gott ein einziges Volk für sich erwählt habe.

Weil dieser zornige Gott es also seit ewigen Zeiten so will, hat niemand das Recht auf nur „auf ein bisschen Judenhass“. So beansprucht das Auslegungsmonopol, als Humanismus getarnt, die Erinnerung an das Schicksal von 700.000 vertriebenen Palestinänsern aus dem kollektiven Langzeitgedächtnis zu tilgen. – Wer hat hier eigentlich wem vermeintlich chancenlos die Programmatik dieser uralten Schau gekapert? – JÜRGEN VOIGT

 

Auf der documenta 15 in Kassel wurde kurzzeitig ein altes, bereits vielfach in anderen Ländern ausgestelltes Werk gezeigt, was u.a. zwei Karikaturen von Menschen jüdischen Glaubens beinhaltete. Gemäß dem Artikel von Herrn Schmidt kam es in der Folge zu einem allgemeinen Aufschrei und er macht dabei wahlweise die Gesellschaft, die Öffentlichkeit und die Zivilgesellschaft als Akteure aus. Ich habe da eine gegenteilige Wahrnehmung.

Ja, es wurde sofort Antisemitismus gerufen. Damit war aber eine ausgewogene Auseinandersetzung über das Bildnis augenblicklich tot. Allenfalls wurde die Kunstaustellung als solches, die Auswahl der Kuratoren und nicht zuletzt die Stadt Kassel als Austragungsort in Frage gestellt. Niemand wagte es sich mehr Fragen zu stellen, die in diesem Zusammenhang folgendermaßen hätten lauten können: Was ist Kunst? Was darf Kunst? Wie frei ist Kunst und wer entscheidet darüber, was das Publikum sehen darf? – Rüdiger Mentz

 

Keine leichte Kost: inhaltich, thematisch und in der Formulierung. Beim zweiten mal Lesen habe ich alles verstanden. ( so hab ich es im Studium auch immer gemacht). Die anspruchvolle Zusammenstellung der unterschiedlichen Positionen und letzlich die Aussage sind brilliant gelungen. Von der Documenta habe ich in der Zeit schon viel gelesen und möchte Ihnen, als Kenner der Veranstaltung, eine praktische Frage stellen: Welchen “ Weg“ muß ich gehen, damit auch ich auf der nächste Dokumenta ausstellen kann. Ich bin nicht berühmt, Architekt und Maler,bewusst nicht im Internet zu finden , aber fantasievoll und kreativ . – Reinhard Schmitz

 

Der Artikel von Herrn Schmidt vom 21.07. ist für mich schwer lesbar. Ich werde hier als zur deutschen Gesellschaft zugehörig in einem für mich plakativen und polemischen Artikel vereinnahmt; das lehne ich ab. Ich frage mich, ob Herr Schmidt die „documenta 15.“ besucht hat. Warum nur eine Replik auf Herrn Boehm?

Es gibt 32 Ausstellungsorte und unzählige Projekte und Künstler vornehmlich der Südhalbkugel. Es steht uns an, einen Perspektivwechsel zu wagen und über die außerordentlich interessante Weltausstellung zu berichten, hiervon findet sich wenig in unseren Medien. – Irina Baumann

 


 

 

Leserbriefe zu „»Es gibt ein Netzwerk der Superreichen, das wie die Tentakel des Kremls fungiert und weit über Russland hinausreicht«“. Gespräch mit Catherine Belton geführt von Jochen Wegner, übs. von Anne Vonderstein

 

Frau Belton wäre glaubwürdiger, wenn sie Namen nennen würde. Wie hieß denn der übergelaufene KGB-Spion und wie hieß denn das RAF-Mitglied? – Rolf Schikorr

 

Dank für das aufschlussreiche Interview. Bewunderung für die Arbeit und den Mut der Journalistin Catherine Belton. Ja, wir müssen dieses Hintertreiben analysieren. Nicht mit dem Katechismus in der Hand, sondern weil es einfach schädlich ist und durch eine besserer Ordnung ersetzt werden sollte. Schädlich nicht in einem verächtlichen Sinn, sondern weil die Herausforderungen die wir auf diesem Planeten haben, bessere Lösungen benötigen. Mir geht das Ehrenwort von Helmut Kohl nicht aus dem Kopf. – Michael Scheppler

 

Großartig und packend das Interview mit Catherine Belton! Ich lese gerade ihr faszinierendes Buch „Putins Netz“. Es sollte Pflichtlektüre für jeden Verantwortung tragenden Politiker sein! Noch nie habe ich eine solch akribische journalistische Recherche lesen dürfen (allein die Fußnoten könnten eine gesonderte Broschüre füllen). Alle aufgeführten Personen sind im Netz mit Biografien etc. nachzulesen. Einzige Kritik am Buch: Es fehlt ein Personenregister.

Und: Man fragt sich angesichts der Lektüre, womit haben sich die zahllosen politischen Institute, Stiftungen mit unzähligen Politikwissenschaftlern und politischen Beratern, geschweige die Politiker selbst (außer den GRÜNEN – sie waren die einzige politische Kraft in Deutschland, die seit Jahren vor Putin gewarnt haben!) in den zurückliegenden 20 Jahren eigentlich beschäftigt???

Anregung für DIE ZEIT: Das Kapitel „Obschak“ des Buches enthält auf S. 393 – 400 hochinteressante Ausführungen zum Thema Restauration der „Zarenherrschaft“ – Traum vom großrussischen Imperium Eurasien etc. Es werden Namen genannt: Jean Goutchkoff, Serge de Pahlen, Alexaner Trubezkoi. Es handelt sich um Emigranten und Nachkommen russischer Adelsfamilien, die in international tätigen Netzwerken aktiv sind.

Belton legt offen, dass auch in diesen Leuten eine Quelle für Putins Ideologie und Macht begründet ist. KGB-FSB + Orthoxe Kirche + restaurativer Adel der Zarenzeit: Es schaudert mir. Ebenso wie unter dem Titel der letzten ZEIT-Ausgabe „Das Spinnennetz der Oligarchen“ sollte DIE ZEIT sich ähnlich ausführlich mit diesem bisher in der Öffentlichkeit wenig beleuchteten Thema befassen. – Reinhard Decker

 

Catherine Belton beschreibt die Bedeutung der Oligarchen für Russlands Wirtschaft und den Wandel Russlands von einer Oligarchie zur Diktatur Putins. Dieser Wandel hat mehrere Gründe. Putin hatte die Staatssicherheit hinter sich und entsprechendes Know How und später wohl auch das Militär. Dann war wohl auch der Umstand wirksam, dass Opportunisten nach Möglichkeit den vermutlich Erfolgreichsten unterstützen (Prinzip: The Winner takes it all).

Dazu kam ein Umstand, den man mit folgender Anekdote illustrieren kann: Ein Bauer wurde gefragt, warum er immer noch Monarchist sei. Er antwortete, er habe festgestellt, dass ein fettes Schwein weniger frässe als 6 magere. Also ein Diktator ist auch aus Sicht der Bevölkerung ökonomischer als eine Diktatur. Schliesslich gibt’s da ein weiterer Umstand für die Popularität Putins. Auch diesen kann man mit einer Anekdote (aus der Zeit Napoleons und Andreas Hofers) illustrieren.

Ein Tiroler wurde gefragt, warum die Tiroler es vorzögen bei den Habsburgern zu bleiben, anstatt sich Bayern anzuschliessen. Blau-Weiss sei doch viel schöner als Schwarz-Gelb (eigentlich Schwarz-Gold, aber abgebildet wird meistens Gelb). Der Tiroler meinte: in seiner Rauchküche würde aus Blau bald einmal Schwarz und aus dem Weiss bald einmal Gelb. Diese Sichtweise des alten Tirolers entspricht der traditionellen Sichtweise eines Teils der russischen Bevölkerung. Das Gründen von Unternehmen im Bereich des technischen Fortschritts ist schwierig und vom Regime wenig erwünscht, weil es den aufsässigen westlichen Lebensstil fördert.

Dazu kommt die Anspruchslosigkeit und verbreitete teilweise Selbstversorgung in weiten Teilen der Bevölkerung. Der Staat kann (noch) dank Öl-Einnahmen eine Alternative zum aktiven Unternehmertum bieten. Dies führt zu einer Ablehnung des westlichen Lebensstils und erklärt wohl auch zum Teil die breite Akzeptanz des Regimes. Der auf den beschriebenen simplen Mechanismen beruhende Aufstieg Putins hat leider zu dessen übersteigerten Sendungsbewusstsein bis hin zum Grössenwahn geführt.

Aufgabe der Oligarchen ist es, durch Engagement im Ausland fürs Nutzen des technischen Fortschritts zu sorgen und Staats-Einnahmen im Ausland im Sinne des Regimes zu investieren. Natürlich ist die politische Einstellung der Bevölkerung sowohl in Russland als auch in der Ukraine nicht homogen. In der Ukraine hat sie sich von Ost- zugewandt nach West- zugewandt verschoben (um es stark zu vereinfachen). In Russland und Belarus wird eine entsprechende Entwicklung massiv unterdrückt. Aber auch in der Ukraine wurde Druck – in die andere Richtung – ausgeübt. So ist am 16. 1. 2022 ein Gesetz in Kraft getreten, das die Verwendung der russischen Sprache massiv einschränkt, dies obwohl 40 Prozent der Ukrainer russisch sprechen. Dies ist keineswegs eine Rechtfertigung für das Brechen von Verträgen und den Angriffskrieg Russlands. Übrigens war auch bei der türkischen Invasion Nord-Zyperns (Sommer 1974), die Benachteiligung des türkischen Bevölkerungsteils ein willkommener Anlass der völkerrechtswidrigen Invasion.

Möglicherweise hat der Graben, der durch die unterschiedliche Ausrichtung der Bevölkerung (nach Osten oder Westen, bzw. nach liberalem oder konservativem Lebensstil) entsteht, seine Parallele im Graben in den USA zwischen Republikanern und Demokraten. Die Gräben weisen auf Schwachstellen in den vorherrschenden Weltbildern hin. Angenommen, es gäbe in Russland keine fossilen Energieträger und angenommen es gäbe die Weizenfelder am Schwarzen Meer nicht, dann wären die Grenzen für das Wachstum von Konsum und Kopfzahl schon früher sichtbarer geworden und man hätte schon früher forcierter nach Lösungen für die Begrenztheit der Ressourcen sorgen müssen. – Dr. Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer zahlt?“ von Mark Schieritz

 

Tut mir leid, dass ich jetzt ausgerechnet bei diesem Artikel reagiere, aber langsam nervt es doch. In fast jeder Ausgabe DIE ZEIT steht irgendetwas darüber, dass der Staat die Privatnutzung von Dienstwagen finanziert. Könnten Sie bitte folgendes an die gesamte Redaktion weiterleiten. Der Staat zahlt, finanziert oder subventioniert hier überhaupt nichts. Wenn Sie einen Firmenwagen privat nutzen, dann gewährt Ihnen die Firma einen geldwerten Vorteil, den Sie versteuern müssen. Das wird die Firma wohl nur tun, wenn Sie dieses Geld mit ihrer Arbeit auch erwirtschaftet haben, wir sind ja nicht in der Politik.

Ich fahre einen VW Sharan, den meine Firma bezahlt. Für die Privatnutzung muss ich ca. 1.800 € im Jahr privat an zusätzlichen Steuern zahlen, das entspricht ca. 6.000 privat gefahrenen Kilometern, die ich gar nicht fahre. Würde ich mit dem Auto in Urlaub fahren, käme ich vielleicht etwa auf diese Summe. Andere Leute fahren größere Autos, verdienen mehr und zahlen mehr Steuern. 6.000 km muss man aber erst mal privat fahren. Wer hat dafür schon die Zeit. Wie gesagt, die 1.800 € zahle ich nicht an die Firma, die das Auto finanziert, sondern an den Staat, der hierzu überhaupt nichts beiträgt. Der Staat erhält nur zusätzliche Steuern.

Da ich gerade mal dabei bin. Oft liest man auch, dass sich Beamte und selbständige mehr an den Sozialversicherungen beteiligen sollten. Ich finde es unerträglich, als Selbständiger mit Beamten in einem Atemzug genannt zu werden. Der Selbständige, der nichts in die Sozialversicherung gezahlt hat, bekommt auch nichts, es sei denn, er sei am Ende auf Grundsicherung angewiesen. Der Beamte, der nichts eingezahlt hat, erhält eine vorzügliche Pension garantiert auf Lebenszeit, Geld dass er nie erwirtschaftet hat. Entschuldigung (generisches Maskulin), Beamtinnen sind natürlich mit gemeint. Tut mir leid, eigentlich habe ich gar nichts gegen den Artikel. Aber diese dummen unhinterfragten Narrative gehen einem wirklich auf die Nerven. – Karlheinz Martin

 

Wenn die deutsche Regierung so weiter regiert, wie sie gerade regiert, dann dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis wir total ausgeblutet sind! Die bundesdeutsche Ampel will zwar irgendwie die ganze Welt retten, vergißt dabei jedoch ganz und gar, dass Deutschland bereits am Tropfer hängt und auf Intensiv liegt. – Klaus P. Jaworek

 

Immer wenn super einfache Lösungen für komplexe Probleme angeboten werden, handelt es sich um Populismus, auch in DIE ZEIT und egal aus welcher politischen Ecke er kommt. Mark Schieritz titelt: „Die Reichen sollten deshalb zur Kasse gebeten werden“. Damit ist dann schon seine Lösung kommender Finanzprobleme Deutschlands ausformuliert. Wahrscheinlich stellt er sich vor, dass man ‚den Reichen‘ nur das viele Geld wegnehmen muss, das sie wie Onkel Dagobert in großen Geldspeichern angehäuft haben.

Es wäre schön, wenn er sich vor seinem Artikel ein paar grundlegende Fragen gestellt hätte und in seinem Artikel zu verstehen gegeben hätte, dass er darüber nachgedacht hat:1. Wer sind „die Reichen“, ab wann sind deutsche Bürger*innen Teil ‚der Reichen‘?2. Welche Beispiele zeigen, dass diese einfache Lösung erfolgreich ist? Seine Beispiele Lastenausgleich und Solidaritätszuschlag taugen nicht, denn sie wurden keinesfalls nur von ‚den Reichen‘ bezahlt! 3. Welchen Anteil an den Steuern tragen bisher ‚die Reichen‘ im Lande? Welchen Anteil will Herr Schieritz erreichen?

4. Welches Land ist Vizeweltmeister bzgl. der Steuerlast?5. Warum könnte die FDP rechthaben, wenn sie bei einer ‚Reichensteuer‘, einem ‚Kriegssoli‘, einer ‚Luxussteuer‘ oder beim Aufgeben der Schuldenbremse zurückhaltend ist? (In der Demokratie sollte man immer in Betracht ziehen, dass andere auch rechthaben könnten! Ja, das ist unbequem, aber nur in einer Diktatur muss man sich solche Gedanken nicht machen!)

5. Wer kann schneller und einfacher seinen steuerlichen Wohnsitz in ein Land mit geringerer Steuerlast verlegen, Arbeiter*innen beim Daimler in Stgt-Untertürkheim, Häuslesbesitzer in Stgt-Hedelfingen, Beamte beim Finanzamt Stuttgart oder ‚die Reichen‘? 7. Wer bezahlt die verlorenen Steuern in Deutschland, wenn ‚die Reichen‘ und die ‚Superreichen‘ ihren steuerlichen Wohnsitz verlegt haben und ihre Steuern woanders bezahlen? Nicht vergessen: viele wohlhabende Bürger*innen bezahlen bisher gerne und freiwillig ihren gerechten Anteil an den notwendigen Steuern, Populismus alla „Die Reichen sollten zur Kasse gebeten werden“ ist nicht hilfreich. – PD Dr. Peter-Jürgen Kramer

 

Vielen Dank für die beiden o.g. Artikel oder Kommentare (die Grenze ist bei der ZEIT wohl manchmal fließend). Beide haben mir sehr aus dem Herzen gesprochen wie auch die Beiträge von Frau Pinzler zur letzten Anne-Will-Talkshow. Sie haben im 1. Beitrag den ganzen Populismus mit seiner kurzsichtigen, einseitigen und eingeengten Denklogik wunderbar bloßgelegt! Allerdings ist die Union nicht gerade allein mit diesen Tönen der Demokratie als Pflichtlieferant für Bequemlichkeit, Wohlstand und Gewohnheits- und Versorgungsrechte für alle.

Fragt sich nur wer bei diesen Vesprechungen für alle denn die Rechnung übernehmen oder die versprochenen Leistungen — zusätzlich — erarbeiten soll, wenn doch niemandem größere Belastungen als bisher „zugemutet“ werden sollen. Sie sollten uns doch schnell ihren Zauberstab oder Wundergeist aus der Flasche vorführen! Wie sie so scharf aber treffend zu den angesprochenen schreiben: „Man hält sie, mit anderen Worten, für ein bissl blöd.“ Eigentlich sollte nun die Wählerschaft oder die Nachrichten-Hörer- und -Leserschaft sich in ihrer Intelligenz beleidigt fühlen, was für manche wohl auch zutrifft.

Leider ist das furchbare aber, dass in der Geschichte immer wieder auch von demokratischen Mehrheiten solche „Wunderpropheten“ mit ihren verführerischen wenngleich irreführenden „Erreichungs-Plänen“ an die Macht gebracht wurden. Wenn dies künftig nicht oder möglichst selten geschehen soll, braucht es eine Presse oder Medien wie Sie, die auch den Kritikern gegenüber kritisch sind und neben dem Gemeinwohl auch der Vernunft und Ehrlichkeit, dem Realismus und der langfristigen Folgenbetrachtung wieder zu ihrem Recht verhelfen.

Teils ähnliches gilt für den 2. o.g. Artikel, der ebenfalls sinnbildlich ausspricht, was eigentlich klar ist, aber fast niemand zu benennen wagt: Dass irgendwer am Ende die Rechnung zahlt, und zwar auch dann, wenn der Staat das Geld „digital erschaffen“ sollte, denn den maßgebenden Gegenwert für das Geld kann er nicht schaffen, solange er nicht alle zu mehr Arbeit verpflichtet, was ja auch eine Form der Steuer wäre.

Den Satz „Wenn die Reichen sie nicht zahlen, zahlen sie die Armen“, würde ich allerdings gern ergänzen, z.B. mit dem Wort „auch“ und „oder die Sparer oder die künftigen Bürger“, damit allerdings auch auf jeden Fall die falschen, denn auch die künftigen Menschen bei uns wie auch in anderen Ländern werden mit allen unseren Hinterlassenschaften sicherlich nicht gerade besser belastbar sein als wir oder mindestens ein Teil von uns heute. Immer wieder wird übersehen, dass die Rechte, Entlastungen und Wohltaten für die einen nur so viel wert sind wie die solches gute schaffenden Pflichten oder Belastungen für die anderen oder einen Teil der anderen. – Dr. Peter Selmke

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Fascho-Patriarch“ von Toni Tholen

 

Vielen Dank für Ihren Beitrag. – Michael Scheppler

 

Vielen Dank für Ihren ausgezeichnete Analyse: Wladimir Putin : Der Fascho-Patriarch. Bitte mehr davon. Ich, Jahrgang 1966, erkenne mich sehr gut wieder in der Beschreibung. Erobern wollen, kämpfen, sich beweisen steckt tief in den Genen unserer 50.000 jährigen Geschichte als Jäger und Sammler. Seit dem unsere kulturelle „Moderne“ angebrochen ist, ist nur ein Wimpernschlag vergangen. Die menschliche Neigung zum Fascho-Patriarch, auch Frauen können diesem aktiv wie passive anheimfallen, werden wir noch lange kulturell bekämpfen müssen. Herr Tholen gibt uns Hoffnung dass uns dies gelingt. – Klaus Siersch

 

Ein sehr wichtiger Artikel zur Aufklärung der Motive des wahnsinnigen Kriegsgeschehens in der Ukraine. Was mir trotzdem ein bisschen zu kurz kommt, ist ein Blick auf diejenigen, die sich den Fascho-Patriarchen dieser Welt andienen, ausliefern oder die sogar unterstützen. Haben sie dafür nur pragmatische Gründe, sich also ein mindestmaß an Freiheit oder Überlebensaussicht offen zu halten, oder sind sie gemäß einer unbewussten Strategie sogar froh, die Verantwortung für ihr eigenes Tun und Lassen weitgehend abgeben zu können? Immerhin kann eine solche „Einschränkung eigener Gestaltungsspielräume“, wie es im Artikel heißt, zum zwar individuellen, aber leider illusionären Empfinden konzentrierter eigener oder Teilnahme an vorgegebener Stärke führen. – Christoph Müller-Luckwald

 


 

 

Leserbriefe zu „EIN ALL FÜR ALLE“ von Robert Gast

 

In der 2.Spalte, am Ende des vorletzten Absatzes schreiben Sie, der US-Präsident Lyndon B. Johnson habe 1958 gesagt, „Wer das All beherrscht, beherrscht die Welt“. 1958 war Johnson noch kein Präsident. Ist dies ein Schreibfehler (etwa „1968“) oder hat der spätere Präsident dies bereits 1958 gesagt? Wenn ich an die vielen Phantastereien in den 1950er, 1960er Jahren denke, so bin ich skeptisch hinsichtlich der jetzigen Ideen. Ich werde wohl die Umsetzung kaum noch erleben. Andere werden es erleben. – Adolf Ronnenberg

 

Am 21. Januar 2022 haben wir – auf 1000 Metern im Allgäu lebend – das Hochschießen von Satelliten beobachten können; wohl die von SpaceX (Elon Musk). GRUSELIG kann ich nur sagen. Der Weltraum ist der heutige „wilde Westen“ – ohne jeglichen Schutz und Vereinbarungen! Wer Geld hat, macht was er will! Leider fanden unsere Proteste, die wir als ein paar Leuten aus unserem Dorf nach unserer Beobachtung verschickten, kein Gehör. Umso erfreulicher ist es, dass sich der grüne Politiker Niklas Nienaß nun genau für unser Anliegen stark macht! Danke! – Beate Nagel

 

Ein interessantes und wichtiges Thema, dass mir viele Informationen gegeben und mich zum Nachdenken angeregt hat, danke dafür. Aber musste die Vorstellung des Politikers Herrn Nienaß wirklich so von oben herab und gönnerhaft sein? „Bubenhaftes Gesicht“, „Ein Jacket nur für diesen Termin“, „Selbsternannter Weltverbesserer“ – das ist Der Zeit nicht würdig! Leider kennt man so etwas sonst eher bei einer von Mansplaining durchsetzten Beschreibung weiblicher Politiker.

Warum nicht einfach „Politiker mit einem passionierten Interesse an einem zeitgemäßen Weltraumgesetz“? Und ab wann ist man eigentlich kein Nachwuchspolitiker mehr? Wer ins Europaparlament gewählt wird und dort seit 2019 seine Arbeit macht, ist für mich einfach ein Politiker. Noch dazu beschäftigt er sich in seiner politischen Arbeit mit einem Thema, über dass er als Jurist laut Ihrem Artikel seine Masterarbeit über Weltraumrecht geschrieben hat. – I. Duffy

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Sendung mit dem Prof“ von Astrid Herbold

 

Nicht mehr als ein Marketinggag. Der zurecht kritische Bericht von Astrid Herbold über Kinder-Unis schaut nur eine Seite der Medaille: die fehlende Nachhaltigkeit und Wirkung sowie die mangelnde Evaluation der Veranstaltungen. Er blickt leider weder darauf, ob Kinder-Unis zur gesetzlichen Aufgabe der Hochschulen gehören, noch ob sie die mit ihnen verbundenen Kosten rechtfertigen.

Mit diesen Fragen habe ich auf dem Podium der Tagung „Unterwegs zur ‚besten Kinderuni‘“ (Köln 2014) die Teilnehmer konfrontiert. Ich saß da u.a. mit der zitierten Susanne Kretschmer und Michael Seifert, seinerzeit Präsident der European Children’s Universities Network, und war damals einer der seltenen Kritiker von der Kinder-Unis im Kreis der Hochschulkommunikatoren. Ein Jahr zuvor war ich nach 23 Jahren als Sprecher der Ruhr-Universität Bochum altersbedingt ausgeschieden, in der Szene aber noch aktiv als Geschäftsführer des Informationsdienst Wissenschaft (idw-online).

Den Unis scheint die öffentliche Wahrnehmung und das Spektakel zu genügen. Die Veranstalter wollen nicht hören, dass Kinder zu belustigen – nichts anderes sind die Kinder-Unis -, nicht zu den Kernaufgaben von Hochschulen gehören. Hier stehen teuer bezahlte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, für die zuvor wissenschaftliches Personal, Verwaltung und Hausangestellte aufwändig alles aufbereiten, von der Sicherheit für Grundschulkinder und Eltern bis zur Bereitstellung von Technik und Bedienung kostspieliger Forschungsapparate, um das Gelingen der Veranstaltung zu garantieren.

Zuvor haben Marketingspezialisten mit Wissenschaftlern das Programm abgestimmt, das zuvor ordentlich geprobt wird, sind Glanzprospekte und Flyer konzipiert, layoutet, gedruckt und verschickt, die Presse eingeladen sowie alles getan worden, um TV-Sendern und Fotografen gute Bilder zu ermöglichen. Solche Tage verursachen Kosten von bis zu sechsstelligen Beträgen. Dabei ächzen schon lange die Universitäten unter der Last ihrer Kernaufgaben Lehre, Forschung und Transfer. Sie sind also kaum ausreichend auch noch dafür ausgestattet, dass ihr Personal zu Animateuren von Grundschulkindern degradiert wird, unabhängig davon, dass viele das sehr gern und auch sehr gut machen.

Astrid Herbold irrt übrigens in der Frage nach dem Angebot für die 13-18-Jährigen. Ein Blick in das „Alfried-Krupp-Schülerlabor“ in Bochum zeigt: Dort werden tatsächlich Jugendliche früh auf wissenschaftliches Arbeiten vorbereitet – und manche Oberstufenschüler und -schülerinnen dürfen schon neben der Schule in der „Schüler-Uni“ Bochum studieren und echte Scheine und Prüfungen machen, die im späteren Studium anerkannt werden. Von dieser Investition profitieren alle Seiten. – Dr. Josef König

 

Der insgesamt interessante und informative Artikel von Astrid Herbold hat am Ende leider einen blinden Fleck: „In der Pubertät freilich dringt die Kinder-Uni nicht mehr durch. Gerade bei den 13- bis 18-Jährigen klafft eine Dialoglücke. Die zündende Idee, womit man Teenager erreichen könnte, fehlt in den Institutionen“?

Richtig ist: Es gibt die zündende Idee, und ihr Name lautet Schülerlabor. Viele Universitäten und andere Wissenschaftseinrichtungen haben inzwischen solche Einrichtungen, die sich starker Nachfrage erfreuen. Das Schülerlabor der Ruhr-Universität Bochum etwa besuchen jährlich mehr als 15.000 Kinder und Jugendliche, um Forschungsprojekte aus allen Wissenschaftsbereichen kennen zu lernen. Die meisten von ihnen sind zwischen 13 und 18 Jahre alt – und zudem äußerst dialogfähig. Es gilt also: Pubertieren hindert nicht am Studieren! – Prof. Dr. Helmut Pulte

 

Ein herrliches Bild! Kinder an der Uni! Bildunterschrift: „Kinder erinnern sich nicht an die Inhalte einer Vorlesung…“ Offensichtlich langweilen sich die Kinder. Denn die auch in Schulen weit verbreitete Lehr-/Lernform der Vor-„lesung“ (Frontalunterricht) bringt wenig und ist weit entfernt vom Be-„greifen“. – Hartmut Welzel

 


 

 

Leserbriefe zu „THE LÄND dreht durch“ von Jeannette Otto

 

Das geht schon seit Jahren so! Immer der gleiche Aufschrei, ohne, dass was passiert und dann Ruhe bis nächstes Jahr. Dabei ist das einfach nur sittenwidrig. Wo bleiben da die Gewerkschaften? Im Prozenten-Schacher um Einkommens- Erhöhungen sind die Weltmeister. Aber bei der Gerechtigkeit? Fehlanzeige! – Peter Diehl

 

Es hilft gelegentlich über den Gartenzaun zu schauen. In diesem Fall mal in ein anderes Blatt. Passend zum Bericht in unserer Tageszeitung (ABB/BNN Krhe) liest man heute Do in Die ZEIT, dass das Land (neudeutsch se Länd) „durchdreht“. BW entlässt über die Großen Ferien einen Teil seiner Lehrpersonen, weil damit 15 Millionen eingespart werden —immerhin lobenswert, dass man sich Gedanken über den Umgang mit dem Geld des Steuerbürgers macht—, während sich die Stuttgarter Landesregierung noch kurz vorher eine Werbekampagne für 21 Millionen gegönnt hatte, ohne Skrupel … Investitionen in die Zukunft? War da mal was?

Verrückt ist dabei auch, dass das Geld, das den nun zeitweilig arbeitslosen Pädagogen über die Runden hilft, genauso aus den Steuern der Bürger stammt, nur ist es sozusagen eine andere Kostenstelle. Ein durchsichtiges Täuschungsmanöver … – W. Kasper

 

Vielen Dank für den Kommentar „The Länd dreht durch“. Er beschreibt ein jährlich wiederkehrendes Ritual der Baden-Württembergischen Landesregierung. Mir scheinen nur zwei Aspekte unterzugehen. Zum einen werden hier Jahr für Jahr Versichertengelder aus der Arbeitslosenversicherung schmarotzt (mißbraucht) und der ursprüngliche Versicherungsgedanke ad absurdum geführt.

Menschen werden wie Dreck behandelt und zu Bittstellern des Staates degradiert. Was für ein Menschenbild? Zum anderen stellt sich mir die Frage wie diese Menschen auch über Jahre später neben Wissen, Werten, Moral auch unser Demokratieverständnis an unsere Kinder weitergeben sollen. Ich bin froh, in The Länd leben und arbeiten zu dürfen. Aber genauso froh bin ich, kein Angestellter von The Länd zu sein. – M. Delius

 


 

 

Leserbriefe zu „Was tun an einem Sonntag bei 35 Grad?“ von Jens Jessen

 

Was tun an einem Sonntag bei 35 Grad ? Ein Museum besuchen. Bevorzugt ein Kunstmuseum. Am besten eines mit Beuys Abteilung. – Wilfried Würges

 

Dass die Schludrigkeiten in Deutschland auf fast allen Ebenen zunehmen, muss ich (70) leider ertragen, solange ich noch lebe. Von einem gestandenen Journalisten wie Sie, Herr Jessen erwarte ich aber in einem (sogenannten) Qualitätsmedium, dass er die richtige Verwendung der Begriffe „herumlaufen und umher laufen“ drauf hat. Die Leute laufen nicht alle im Kreis herum! Dass die „Kleidung“ vieler Menschen heute in der Öffentlichkeit zum „Davonlaufen“ ist, muss ich ebenfalls still beim „Umherlaufen“ ertragen! – Klaus Prinz

 


 

 

Leserbriefe zu „Bitte nicht so billig!“ von Kolja Rudzio

 

Es mag stimmen, dass subventionierter Verkehr zu mehr Verkehr beiträgt, aber das trifft weniger in der Nutzung des ÖPNV zu, als bei den vielfachen Subventionen des Motorisierten Individualverkehrs (MIV). Warum das so ist? Das Auto ist ständig verfügbar und ermöglicht in der Regel eine schnellere und flexiblere Mobilität als mit anderen Verkehrsmitteln. Die Schädlichkeit der Subventionen im MIV ist zudem viel weitreichender.

Das geht von der zu geringen Bepreisung des Energie- und Ressourcenverbrauchs über die immer noch viel zu häufig verbreitete Praxis, sein Fahrzeug unentgeltlich im öffentlichen Raum abstellen zu können bis hin zu nicht gedeckten Folgekosten für Umwelt und die Volkswirtschaft durch Emissionen und Unfälle. Nutzer des ÖPNV fahren aufgrund des höheren Zeitaufwands per se nicht zum alleinigen Vergnügen herum.

Was aber gar nicht zieht ist das Argument, eher das Geld in den Ausbau der Infrastruktur zu investieren als die Nutzung des ÖPNV höher zu subventionieren. Diese beiden Sachverhalte sind völlig unabhängig voneinander. Selbst wenn der Nutzer je nach Verbund seine 75 bis 200 Euro monatlich für eine Netzkarte bezahlt, wird nicht mehr investiert, da Verkehrsunternehmen in der Regel nicht Infrastrukturbetreiber sind.

In kaum einer größeren Volkswirtschaft in Europa und der westlichen Welt wird mehr und auch unsinnig Auto gefahren wie in der Bundesrepublik. Herr Rudzio hat womöglich keine Kenntnis von den jüngst veröffentlichten Daten und Zahlen des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), wonach neben dem Preis vor allem die bundesweite Gültigkeit das 9-Euro Ticket für die Bürger*innen (1 von 3) so attraktiv macht.

Kein Studium unverständlicher Tarifbestimmungen in fremden Regionen, keine Gefahr unverschuldet Schwarzfahrer zu werden. Das ist mit Abstand neben dem immer noch verbreitet negativen Image im Allgemeinen die Zugangshürde num eins schlechthin. Dass Wohlhabende plötzlich ihr Herz für den Nahverkehr entdecken, schließe ich auch eher aus. Also ist ein Absenken der Preise tendenziell eher eine Entlastung für weniger Vermögende. Herzlichen Dank. – Oliver Roßmüller

 

Die Argumente des Kommentators Kolja Rudzi sprechen meiner Meinung nach die Probleme des Nahverkehrs in aller Deutlichkeit an. Ich möchte noch ein Argument hinzufügen. Seit Jahren können wir nicht mehr genug Straßen bauen, um den ständig weiter wachsenden Verkehr aufzufangen. Daher kommt es zu immer häufigeren und längeren Verkehrsstaus mit den Konsequenzen, die sie in Ihrer Infographik: Stau (S. 44)darstellen.

Daraus folgt, dass wir, wenn wir so weitermachen, unweigerlich auf einen Verkehrskollaps zusteuern. Und hier gilt wie überall, je länger wir damit warten, dieses Problem ernsthaft in den Griff zu bekommen, desto teurer wird es. Es ist also richtig, die wahren Kosten des öffentlichen Verkehrs sichtbar zu machen und statt E-Auto-Prämie oder Dienstwagenprivileg das Geld in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs zu stecken. – Dr. Hannelore Sánchez Penzo

 


 

 

Leserbriefe zu „Insel der Weichheit“ von Ursula März

 

Als ich das erste Mal beim „Isserwirt“ in Lans war, habe ich mir natürlich auch den Lanserhof angeschaut, „berühmt“ geworden durch Susanne Klatten, also nicht nur ein teurer, sondern auch ein höchst gefährlicher Ort! Es stimmt, die Geschichte erinnert an den Zauberberg. Roman Abramowitsch ist wohl häufiger mit Bodyguards in Lans unterwegs, sein Flugzeug steht dann in Innsbruck im Hangar. Vielleicht ist Sylt n u r teuer und weniger ereignisreich!!! Vielen Dank für diesen ausgesprochen interessanten Artikel. – Ruth Kirchstein

 

Frevel an der Natur. Der Bau ist ein massiver Eingriff in die Dünenlandschaft, eine unfassbare Zerstörung der Natur und hätte niemals genehmigt werden dürfen. Jetzt hat der Kreis Nordfriesland die Nutzung des Lanserhofes aufgrund brandschutztechnischer Mängel untersagt (21.7.2022). – Ingke Rasmussen

 


 

 

Leserbriefe zur Infografik „Keine Bewegung!“ von Matthias Schütte (Infografik) und Mats Schönauer (Recherche)

 

Nach meiner Beobachtung resultieren viele Staus aus Fehlverhalten der Autofahrer. Hierzu ein Gedankenexperiment: Auf einer stark befahrenen Autobahn fahren alle 120 kmh und halten den Mindestsicherheitsabstand von 60 m zum Vorausfahrenden ein. Es kommt eine Baustelle mit Begrenzung auf 60 kmh, alle bremsen ab und verringern den Abstand auf 30 m. Dadurch dass jetzt doppelt so viele Autos pro Straßenkilometer unterwegs sind, entsteht trotz halbierter Geschwindigkeit kein Stau.

Die Zahl der durchfahrenden Autos pro Minute ist genau so groß wie bei Tempo 120 (und Abstand 60m). Das heißt, wenn alle Autofahrer auf stark befahrenen Straßen versuchen, den Mindestsicherheitsabstand („halber Tacho“) einzuhalten, werden Staus zumindest kürzer, wenn nicht gar vermieden. Ein solches Fahrmuster erfordert allerdings viel Konzentration und ist unbequemer als das Zuckeln mit weitem Abstand zum Vordermann. – Frieder Schmidt

 

Eine kleine Ergänzung zum Thema „Stau“: Schnelle Autos „verbrauchen“ mehr Straße und tragen so zur Staubildung bei. Tempo 130 ist angesagt! – Hartmut Welzel

 


 

 

Leserbriefe zu „Generation auf Pump“ von Heike Buchter und Leon Koss

 

Generation auf Pump? Damit sind wahrscheinlich nicht nur Jugendliche gemeint,sondern auch Erwachsene.Wo es was auf Pump gibt ist jeder dabei.Kaufen sie jetzt,zahlen sie später.Ungeheuerlich diese Angebote. Übrig bleiben Verschuldete.Und dann ? – Hans-Emil Schuster

 

Na klar verdient sich Klarna eine golde Konsumnase. Genauso wie beim ewigen Schreien nach der Ampel auf Nahrungsmitteln sollte man nicht vergessen, dass auch die Konsumenten Verantwortung tragen für ihr Tun. Ich schaue bei den Lebensmitteln auf die Inhaltsstoffe und mache das auch bei Klarna oder ähnlichen. Ich habe auch noch nie den Überblick bei anderen bargeldlosen Einkäufen verloren.

Warum? Ich glaube, man hat mir damals mehr zugetraut und mir immer gesagt, dass ich für mich und mein Leben Verantwortung tragen muss und – das habe ich früher immer gehasst :-) – mich eben selbst kümmern muss. Diese Generation, in der so viele ein Anspruchsdenken entwickelt haben, das mir Übelkeit verursacht, sollte anfangen, Fehler auch mal bei sich zu suchen. – Annette Haagen

 


 

 

Leserbriefe zu „Die nukleare Option“ von Robert Pausch

 

Bekommen manche Leute allmählich Angst, dass deren Pool nicht mehr angenehm genug beheizt werden kann. Oder wie sonst soll ich die Kritik an den meiner Meinung nach soliden und durchaus nachvollziehbaren Sparplänen von Robert Habeck verstehen? Wo sonst soll man anfangen Energie zu sparen als bei sich selbst? Die ständige Kritik an der jetzigen Bundesregierung ist wenig konstruktiv und bringt uns nicht weiter.

Sie hat das Dilemma nicht verursacht. Von Kritik an Merkel, der eigentlichen Verursacherin dieser Jahrhundertkrise, ist hingegen wenig zu hören und zu lesen. Aber zur Entlastung der Mehrheit der Medien sei erwähnt, dass nur jeder dritte Bundesbürger eine Entschuldigung der früheren Bundeskanzlerin erwartet. Ich verstehe dieses Land und seine Bürger nicht mehr. – Alfred Kastner

 

Auf die Plätze fertig los! Die Union will den Ausstieg vom Ausstieg, dann steigen wir halt über die Einstiegsleiter wieder ein in die Kernkraftenergiegewinnung. Wenn es alle tun, dann kann es doch nicht so schlimm sein, wenn wir es auch wieder mit tun.

Das Leben ist immer irgendwie ein Drahtseilakt, der mit gewissen Risiken verbunden ist und die Gewinnung von Energie aus Atommeilern ist auch so ein Drahseilakt, der mit gewissen Risiken verbunden ist. Alles zusammengerechnet ergibt ein Doppelrisiko, aber wenn die „christlichen“ Parteien so dafür sind, dann gnadet uns unser Gott bestimmt auch für diese (Un)Tat! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Kongressanhörungen. Kann Donald Trump es noch einmal schaffen?“ von Jörg Lau

 

Wenn Donald Trump die Wahl 2024 gewinnen sollte, wären die Folgen für Amerika wie für uns bereits unabsehbar. Der wahre Alptraum jedoch wäre es, wenn er mit Hilfe seines „handverlesenen“ Supreme Courts noch einmal ins Weiße Haus einziehen sollte, obwohl er die Wahl klar verloren hat – ein Szenario mit allem, was daraus folgt, auf das wir uns einstellen sollten. – Gebhard Boddin

 


 

 

Leserbrief zu „Energie. Warum reist eine Gasturbine um die Welt?“ von Anna Sauerbrey

 

„Frühstück in Paris und danach Joggen auf Hawaii und um das ganze noch zu toppen geh´n wir Shoppen in L.A.! Egal wohin du willst, wir fliegen um die Welt. Hau´n sofort wieder ab, wenn es dir hier nicht gefällt.“ So sing der Rapper „Cro“ (alias Carlo Waibel) in seinem selbstgeschriebenen Lied „Einmal um die Welt“. Ja und so ist das auch mit dieser Gasturbine, wenn das „Ferne“ liegt so fern, wozu dann das „Nahe“ in der „Nähe“ suchen! Lebensmittel neben oft auch lieber diesen Umweg rund um die Welt in Kauf, um dann irgendwann einmal wieder am Ausgangpunkt der Reise zu landen. Ich glaube leider nur so kann das „Wirtschaften“ funktionieren! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Die fantastischen Vier“ von Harro Albrecht

 

Die Pandemie-Verwalterung um Lauterbach & Holetschek machen jetzt schon alles mobil, um uns nach der Sommerwelle auf eine katastrophale Corona-Situation im Herbst und Winter einzustimmen. Angst- und Panikmacherei sind da ihre besonders bewerten und beliebten Mittel aus dem Instrumentenkasten (der Höllenpein)!

Noch wird gestritten wer denn wirklich nun den vierten Piks bekommen soll; trotzdem ist „Die Sommerwelle ist da“, so dürfen wir es, die braven Zeitungsleser, jetzt in einer ganzseitigen Anzeige lesen. Ach ja, da soll es doch noch ein Häuflein von unheimpften Menschen geben, die komischerweise immer noch leben; so cirka 15 bis 20 Millionen Menschen sollen das etwa im Lande sein, aber Gewisses weiß man halt nicht so ganz genau. „Unser Wissen ist ein kritisches Raten, ein Netz von Hypothesen, ein Gewebe von Vermutungen.“ (Karl Raimond Popper, 1902-1994, öster.-brit. Philosoph) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Gute Frage. Sollen Krankenkassen Homöopathie bezahlen?“ von Hanna Grabbe

 

Ob Krankenkassen Homoöpathie bezahlen sollen ? Gemeint sind hier wohl die gesetzlichen Krankenkassen.Wenn der Patient das will und Kügelchen und verdünnte Wässerchen ihm helfen. Ich will das nicht und verlasse mich da lieber auf die angewandte Chemie der Pharmazie. Ein Antibiotikum können Kügelchen und Wässerchen nicht ersetzen. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „»Für viele ist der Schmerz kaum auszuhalten«“. Protokolliert von Evelyn Finger

 

Mein Name ist Christiane Perry -ich habe von 1985 bis 2000 in Calgary und Bragg Creek Alberta gelebt, während mein Mann Steve Perry im Foothills Hospital vorübergehend als Biologe angestellt war. Wichtiger ist, dass ich während dieser Zeit — wir lebten in Bragg Creek n- eben der Tsutina Reserve- in der Reserve mitgearbeitet habe und über all diese Probleme wie z.B. die Residential Schools Bescheid wusste. Wir haben versucht zu protestieren und zu helfen.

Die Res.Schools waren grausame Unterdrückungsinstitute, wo die Kinder gezwungen wurden, nur noch Englisch zu sprechen und ihre Traditionen vollständig zu vergessen, sonst wurden sie grausam bestraft und auch missbraucht. Eigentlich hätte schon Papst Benedikt vor 20 Jahren einschreiten und um Vergebung bitten müssen Die First Nations Indianer haben ein völlig anderes Sozialsystem als wir Weissen! !! Provinzen Kanadas waren von Ost nach West von den weissen Eroberern und Siedlern erobert worden mit Ausnahme von British Colombia.

Ich hab einen kleinen Bericht auf Deutsch vor einiger Zeit geschrieben – innerhalb meines Lebensberichts bis 2016, Ich gehöre zu den Vertriebenen“, wurde in Breslau geboren,hab den Krieg als Kind in Berlin erlebt, und bin inzwischen zu alt geworden, um noch reisen zu können. Das Schicksal der First Nations bewegt mich jedoch noch immer sehr, und als ich las, dass Papst Franziskus morgen nach Kanada reist und Vergebung erbittet, las ich meine Unterlagen nochmals durch. Hoffentlich bricht der alte und kranke Papst während seiner Reise nicht zusammen, denn um Vergebung hätte eigentlich schon Benedikt vor 20 Jahren bitten müssen!!! – Christiane Perry

 


 

 

Leserbrief zu „Francesco Giammarco entdeckt: Seine lose Zunge“ von Francesco Giammarco

 

Vielen Dank für diesen sehr schönen, witzigen, lehrreichen und uns bereichernden Beitrag! You made my day:) – Klaus Siersch

 

 

 

Leserbrief zu „WIE ES WIRKLICH IST … Haustiere aus der Ukraine zu retten“. Aufgezeichnet von Stefanie Witterauf

 

Lieber Herrn Winkler, für Sie ist ein Tierleben genauso viel wert wie ein Menschenleben. Für mich auch!! Schön, dass es Sie gibt und es ist so großartig, was Sie tun!!!! – Annette Haagen

 


 

 

Leserbrief zum Thema „UKRAINE“

 

In Medien wird ja gerne spekuliert,was Putin eigentlich will. Eigentlich will er keine selbständige Ukraine.Das ist insgesamt ein längerer Weg. Da muss er sich auch auf Zwischenlösungen einlassen. Und er hat ja auch den Vorteil,das keiner gegen ihn Krieg führen will.Also aktiv.Was ja auch sein berechtigten Gründe hat. Also gibt es Andere,die ihn ärgern. Dann ärgert er die auch. Beide Seiten verkünden aber medial,das sie die andere Seite schon ein bisschen mehr ärgern können. Aber auch bei Verbündeten untereinander erkennt man,das man national da noch ein bisschen mehr rausholen kann.In der ukrainischen Notsitiuation. z.B. Panzerringtausch -aus alt mach moderner-.

Dem ukrainischen Volk in seiner Gesamtheit nützt das alles nichts. Und Sanktionen spüren eigentlich Alle die,welche Sanktionen nicht über den Mammon ausgleichen können. Es gibt auf allen Seiten Verluste und Gewinne. Der einfache Mensch stellt aber fest.Die Menschen sind ganz schön verlogen. Wobei die Frage im Raum steht.,ob sie mit der Feststellung nicht auch gemeint sein können. Das ist meine Meinung. – Joachim Weiß

 


 

 

Leserbrief zu „Das Wetter von morgen“ von Stefan Schmitt

 

Frau Otto könnte als „Attributions-Forscherin“ eine Vielzahl möglicher Einflussgrößen betrachtet haben und zwar zunächst jede einzelne isoliert und dann in mehreren Bündeln mit plausiblen und gut kalibrierten Modellen (Mit welchen einigermaßen zuverlässigen Daten über 120 Jahre?) möglicher dynamischer auch nicht-linearer Wechselwirkungen.

Erstes Problem: Welchen Anteil (mit eventuell variabler Gewichtung) hat Frau Otto für die Zeit ab 1850 bspw. a)          Der Netto-Akkumulation von Emissionen von heute sieben Treibhausgasen und b)      dem „Umpflügen der Erdoberfläche“ (changed land use, d.h. Beeinträchtigung von CO2-Senken), c)            „natürlicher Wiedererwärmung“ nach Ende einer fast 500-jährigen kleinen Zwischeneiszeit zugewiesen? Je nach Gewichtung fallen auch Politikempfehlungen unterschiedlich aus.

Wie hat sie die komplexen Wechselwirkungen von Meeresströmungen oder unterschiedlicher Bindung von CO2 in Pflanzen und anderen Faktoren wie regional fallender Grundwasserspiegel, Versteppung durch Überweidung oder Wasserentnahme an den Oberläufen großer Ströme (wie Nil) modelliert ? Zweites Problem: Wie zuverlässig war die Datenbasis für derartige Rechnungen, denn meines Wissens gibt es manche Daten weltweit erst seit ca. 25 – 30 Jahren in einigermaßen Qualität?

Sollte Frau Otto sich (auch mangels besserer Daten) vorrangig auf Effekte von industriellen Treibhausgas-Akkumulation kapriziert haben, (weil dies ja eine „gute Korrelation“ ergab) wäre ja das Einordnen von „Changed land use“ (Zerstörung von „Senken“) auf der Cop 7 im Jahre 2001 geradezu sträflich „falsch“ gewesen: Eine CoP (wie auch die in Paris 2015) kann sich doch nicht irren! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 


 

 

Leserbrief zu „Schlechte Laune“ von Maxim Biller

 

Herr Biller hat ja vor wenigen Wochen angekündigt nicht mehr schreiben zu wollen,aber manchmal ändert ja man Entscheidungen,macht jeder,ist völlig legitim.nur Frage ich mich,was mir eine Kolumne bringen soll,die sich fast nur mit der Kleidung bzw.mit dem Äußeren der Protagonisten befasst,vielleicht ist aber mein Intellekt nicht ausgeprägt genug. – Lotte Gindorf

 


 

 

Leserbrief zu „Mein erster Hitzesommer“ von Claus Leggewie

 

Wann rufen angesichts der Dürre und des kontinuierlich sinkenden Grundwasserspiegels die Wasserwerke und Verwaltung zum Sparen auf? Dazu ein paar Vorschläge: Zweimal Duschen pro Woche reicht, Spartaste der Toilette nur kurz drücken, Gemüsewaschwasser zum Gießen nutzen. Wasch- und Geschirrspülmaschine nur voll gefüllt einschalten. Mulchen hält die Feuchtigkeit im Boden und Regenwasser sammeln hilft.

Wenn Landwirte ihre Beregungsanlagen bei Sonnenschein laufen lassen, verdunstet mehr als 50 Prozent des Wassers. Angesichts der Dürre wird ein grüner Rasen oder ein gefüllter Pool zum Schandfleck. Wasser ist unser größter Schatz, den auch kommende Generationen zum Leben brauchen. – Brigitta Kerbel

 


 

 

Leserbriefe zu „Über das Gute an Entdeckern und die Frage, warum sie auf einmal als böse gelten“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Ich kann mich nicht einmal entrüsten. Da bleibt nur noch Kopfschütteln. Wenn das Attribut „primitiv“ von Martenstein nicht schon mit den Irokesen und Kommantschen konotiert wäre, würde ich seinen Beitrag so bezeichnen. – Sven Herfurth

 

Ihr Glaube an höhere Mächte in allen Ehren, aber was und wer die Guten sind, das bestimmen hier längst keine höheren Mächte mehr sondern die „woke“ Community. So konnte man in den letzten Jahren zusehen, wie Menschen, Ereignisse oder Handlungen als gut und böse eingestuft wurden.

Impfen ist gut und schwere Waffen an die Ukraine liefern ist gut – der Widerspruch fällt dabei niemanden auf -, gendern ist gut, stigmatisieren ist böse – so ist der Begriff Clankriminalität böse aber nicht wegen der kriminellen Handlungen potentieller Clanmitglieder sondern weil er stigmatisiert -, Vorurteile wegen Hautfarbe, Herkunft oder Religion sind böse, Voruteile gegen Impfgegner, Putinversteher sind gut, denn die sind wahlweise rechts oder böse oder am besten beides, alte weiße Männer sind böse, Frauen und Emazipation sind gut, Geschlechtsänderungen sind gut, auch wenn es bei 13-14jährigen Kindern geschieht, die der Gesetzgeber ansonsten weder reif für das Autofahren oder Wählen hält, und Männlichkeit ist böse, selbst wenn man damit versucht, sein Land zu beschützen (Selenskyi). Die Aufzählung ist wahllos und keineswegs abschließend.

Inzwischen nimmt das interessantwerweise neo-faschistische Züge an. Robert Paxton beschreibt Faschismus als „Form des politischen Verhaltens“. Dies sei gekennzeichnet „durch eine obsessive Beschäftigung mit dem Niedergang, der Demütigung oder der Opferrolle einer Gemeinschaft sowie durch einen kompensatorischen Kult um Einheit, Stärke und Reinheit.“ Hinzu kommen eine „Massenpartei“, die mit traditionellen Eliten zusammenarbeitet und demokratische Freiheiten abschafft. Innere Säuberung und äußere Expansion sollen „mit einer als erlösend verklärten Gewalt erreicht werden“.

Natürlich besteht da noch ein großer gradueller Unterschied, aber tatsächlich haben wir eine Gemeinschaft, die sich selber oder stellvertretend für alle Geächteten (Frauen, Farbige Homosexuelle etc.) in einer Opferrolle sieht und durch einen kompensatorischen Kult (Gendern, sprachliche Veränderungen, Gleichstellungen) eine innere Säuberung durchaus auch mit Gewalt (u.a. Shitstorms, Strafanzeigen, Ausgrenzung) erreichen möchte.

Im Prinzip ist die Bewegung, die sich selber für extrem tolerant hält, intolerant und vorurteilsbelastet bis ins Mark. Mit Abweichlern wird nicht diskutiert, sie werden mundtot gemacht, geächtet und ihre öffentlichen Auftritte oder Vorträge unterbunden. Insofern entscheidet keine höhere Gewalt mehr über gut und böse. Die Entscheidung ist längst getroffen. Entdecker sind im Regelfall alt, größtenteils sogar schon verstorben, und weiß – also sind sie böse. – Volker v. Moers

 


 

 

Leserbrief zu „Unter Strom. Mirko Borsche kann vom Hochdruckreinigen nicht genug bekommen“. Aufgezeichnet von Nele Sophie Karsten im ZEIT Magazin

 

Wann fängt eigentlich Mirko Borsche endlich mal mit dem Energiesparen an und nennt seine Kolumne „ohne Strom“? Diese Spalte finde ich seit Jahren unzeitgemäß aber jetzt reicht es wirklich. – Mirjam Zylla-Kilian

 


 

 

Leserbrief zum Wochenmarkt „DER NUDEL KERN“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Malfatti halt , bisschen anders Gahn ! P.S. Otolengi Ricottaknödel !! – Oswald Baumeister

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Wer da den Raum fordert, ist Prüfers Tochter Greta. Sie meint hoffentlich nicht das Arbeitszimmer von Papa. Denn wo soll Prüfer dann seine wöchentlichen Schmonzetten schreiben? Greta braucht einfach Raum. Wozu bleibt unklar, irgendwas mit Tetrapacks. Die Frage bleibt jetzt, ist das die gleiche Greta, die unbedingt zur Bundeswehr wollte ? Da hätte Greta einen Raum, hier Stube genannt. 6 Rekruten, 3 Stockbetten und 6 enge Kleiderschränke für die Klamotten. So Greta das ist ein Raum. Den können Sie haben. Das war wohl nicht Ihre Vorstellung. – Hans-Emil Schuster