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22. September 2022 – Ausgabe 39

 

Leserbriefe zum Streitgespräch „Sind Journalisten Manipulateure?“ mit Harald Welzer und Richard David Precht

Auch wenn mir dieser Begriff Dekontextualisierung  bis dato unbekannt ist, löst sich durch die Erklärung von Welzer und Precht meine latente Verzweiflung über die ständigen Manipulationsversuche von Journalisten. Dieses Interview selbst belegt die Richtigkeit des Vorwurfs.

Fatalerweise ist es der ZEIT gelungen, die geneigte Leserschaft vom Streit auszuschließen. Da das Buch „Die Vierte Gewalt“ noch nicht vorliegt, darf auch hier ein gesinnungsethischer Manipulationsversuch unterstellt werden.

Allein die Anmaßung der Gesprächsführer, Journalisten hätten eine Kontrollfunktion für politisches Handeln, spiegelt ein fatales Rollenverständnis wider. Journalisten stehen in der Pflicht der objektiven Berichterstattung und nicht in der einer pathologischen Meinungsbildung.

Mich interessieren Umstände, Hintergründe und Zusammenhänge, und nicht die Subjektivität. Diesen Pfad einer journalistischen Tugend verlassen auch die Redakteure der ZEIT zunehmend. Jürgen Dressler, Mülheim a.d.R. 

Precht und Welzer sprechen mir aus der Seele, wenn Sie die extreme Einseitigkeit der medialen Berichterstattung über den Ukraine-Krieg kritisieren. Und diese liegt mitnichten daran, dass außenpolitische Experten, wie die Frager nahelegen, immer zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommen. Es liegt vielmehr an der Auswahl derjenigen, die in den Medien zu Wort kommen. Wenn Journalisten darüber entscheiden, wen sie interviewen, entscheiden sie auch darüber, welche Botschaften transportiert werden. Denn die Meinung des Interviewten ist in der Regel bekannt. Wenn eine Talkrunde zusammengestellt wird, entscheidet die Redaktion durch die Auswahl der Teilnehmer über die Richtung der Diskussion. Und dies führt in punkto Ukraine nahezu immer zu den von Welzer und Precht zu Recht kritisierten 4-zu-1-Konstellationen – woraus durch tendenziöse Moderation nur allzuoft ein 5 zu 1 wird. Und es geht bei der Auswahl von Gesprächsteilnehmern bei Weitem nicht immer um Sachkompetenz. Sonst würde man nicht ständig einem blasiert daherschwadronierenden Anton Hofreiter begegnen, sondern mehr kontrovers Diskutierenden aus Wissenschaft und (Ex-)Militär. Dr. Mathias Siekmeier, Köln

Danke für das interessante Interview unter der Rubrik STREIT!
Zunehmend habe ich das Gefühl, dass ich mit meiner kritischen Betrachtung der Medien seit Beginn der Corona-Thematik nicht mehr allein stehe! Als politisch interessierte Bürgerin möchte ich meine Beobachtungen und kritischen Anmerkungen öffentlich aussprechen – war aber bisher rethorisch und oft auch emotional nicht in der Lage, meine Meinung zu verteidigen.
Vielleicht wäre es nun auch noch möglich, einen geschichtlichen Hintergrund darzustellen, damit die Leser:innen eine Chance bekommen, die bedrohliche Macht der NATO zu erkennen!
Danke!
Birgit Reinhart (68)

Danke für Ihren Artikel, der wieder aufzeigt, dass auch die ZEIT kein stichhaltiges Argument gegen die Thesen von Welzer und Precht bringen kann. Obwohl er unter der Rubrik STREIT steht, ist hier die Meinung eindeutig. Auch die Reakteure der ZEIT folgen dem Mainstream. So wie sie in 16 Jahren Merkel notorische Jasager zur Russland-Politik waren, sind sie jetzt notorische Jasager zu Waffenlieferungen an die Ukraine. Sie sollten viel mehr problematisieren, wohin diese Einstellung führen kann (was sie damals auch nicht getan haben). Es behauptet niemand, dass sie auf Anweisung der Regierung handeln, es ist aber sehr schlimm, dass die meisten Zeitungen und Talkshows dasselbe bringen, obwohl wir eine freie Presse haben. Ich verstehe diese Selbstbeschränkung nicht.
Siegfried Pulvermüller Geislingen

Ein Angebot zur Reflexion? Oder doch eher eine Reaktion auf erfahrene Kränkung (Achtung: Psychologisierung). Mit leichter Zuspitzung bekannter medienkritischer Thesen nehmen die beiden Autoren im Interview eine trotzige Minderheiten-Pose ein, die sich zugleich des Beifalls einer semiaufgeklärten Mehrheit sicher sein kann. Ich finde, es muss gesagt werden dürfen, das dies in Kombination mit der Bekanntheit der Autoren durchaus auch nach Marketing riecht. Harald Welzer und Richard Precht lassen jede Kritik einen Tick zu souverän an sich abtropfen. So gelingt es ihnen, ihr Buch als Ware zu präsentieren, auf das die Welt gewartet hat.
Reinhard Koine, Bad Honnef

Sehr lustig, dieses Interview mit zwei jammernden Narzissten zu lesen. Herrje, Herr Precht redet in Talkshows zum Thema Ukrainekrieg gegen eine Wand? Ganz schön hart. Vielleicht liegt das ja daran, dass die meisten Menschen in Deutschland nicht so feige, empathielos und menschenverachtend wie Herr Precht argumentieren. Sehr entlarvend ist es auf jeden Fall, dass sich Welzer und Precht mit ihrer populistischen Medienschelte neben Sarrazin, Tellkamp und Co. einreihen. Manuel Andrack

Ich teile die Ansicht der Herren, dass das völlig überzogene, geifernde Herumhacken eines Teils der Medien auf kleinsten Verfehlungen bei Politikern, Entscheidungsträgern und Prominenten unerträglich geworden ist. In Bezug auf ihre Aussage, dass der Meinung, man solle lieber keine Waffen an die Ukraine liefern und vor Putin kuschen, kein angemessener Raum in der öffentlichen Debatte eingeräumt würde, beschleicht mich dann aber doch der Eindruck, dass Herr Welzer und Herr Precht nicht gut damit klarkommen, dass dies von weiten Teilen der Bevölkerung und auch der Medienvertreter schlicht anders gesehen wird. Die beklagte zahlenmäßige Unterlegenheit in Talkshows und auf Podien sollte daher auch nicht künstlich zur Anpassung an das Weltbild der beiden korrigiert werden. Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl.-Inform. Andreas Zabel, Dortmund

Zur Auswahl der ZEIT, was Kritiker schwerer Waffenlieferungen betrifft: Warum findet Eugen Drewermann bei Ihnen keine Erwähnung? Ist Ihnen das Eisen zu heiss, ähnlich den Öffentlich-Rechtlichen? Peter Birkholz, Bremen

Je öfter ich den Beitrag lese, je mehr Kopfschmerzen durch Kopfschütteln bekomme ich! Hier sind zwei selbstverliebte, egozentrische Personen, die darunter leiden, dass sie nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die, wie sie meinen, ihnen zusteht. Wenn man sie in Diskussionen erlebt, wie sie Andersdenkende abkanzeln, beide mit der Arroganz, ich bin etwas Besseres, ich bin euch intellektuell überlegen, der eine zusätzlich mit professoraler Arroganz, der andere mit einem Redeschwall. Beide benehmen sich wie Karikaturen von Lehrern in den 50er Jahren. In meiner Studienzeit nannte man solche Personen 0-Leistungs-Reaktoren, viel Aufmerksamkeit und 0 Leistung! Da die beiden, wie ich und viele andere Europäer, keine Okkupation erlebt haben, würde ich ihnen gönnen und empfehlen in einem von den Russen okkupierten Teil zu leben, aber sie hätten wohl schneller als schnell sich mit der Okkupationsmacht arrangiert. Ich nehme ja stark an, wenn Deutschland überfallen worden wäre, mit entsprechenden Übergriffen an der Bevölkerung, würden sie auch sagen, Verhandlungen müssen her, was mit der Bevölkerung ist, ist uns egal, wichtig ist, dass wir beiden frei sind! Kritik an Journalisten ist oft berechtigt, aber hier zeigen die Journalisten mehr Gerechtigkeitssinn als die beiden. Könnte es sein, dass die beiden meinen, ihre eigene Freiheit sei mehr wert als die eines ukrainischen Bauern? Haben den beiden vergessen: in den 20er-Jahren wurde die ukrainische Bevölkerung durch die Sowjetunion dezimiert, in den 40er-Jahren durch Deutschland und jetzt durch Russland! Erik Stein

Warum geben Sie zwei aufgrund mangelnden Zuspruchs zu ihrer Minderheitenmeinung anscheinend frustrierten, öffentlichkeitsabhängigen Aufmerksamkeitsprofis, die nur mit ihrer zur Allgemeinbildung gehörenden Kritik an Klickzahl-gesteuerten Medien einen richtigen Punkt machen, so viel Raum? Tim Böger

Sowie der Kapitalismus seine Überlebensfähigkeit der Tatsache verdankt, auch seine größten Gegner und Kritiker reich zu machen, so ist eine der besten und gleichzeitig tragischsten Eigenschaften der freien Medien, dass sich die am häufigsten über alle Plattformen tingelnden Personen mit ihren Meinungen am meisten unterdrückt fühlen und von eben jenen Medien noch eingeladen werden über dieses Gefühl zu sprechen. Im Gegensatz zu Herrn Precht bevorzuge ich keine möglichst polarisierte Abbildung von Meinungen zu einem Thema, sondern akkurate Informationen und saubere Argumente – drei Wetterberichte, die mir morgen 14 bis 16 Grad vorhersagen halte ich für nützlicher als einen der 0 und einen der 28 Grad sagt.

In diesem Sinne nehme ich es der deutschen Medienlandschaft sehr viel übler, dass sie hierzulande Leute wie Herrn Precht, Krone-Schmalz und Scholl-Latour über Jahre ein Ukraine- und Russlandbild hat (mit)prägen lassen, bei dem die weitgehend ignorierten Osteuropahistoriker und -experten sowie sicherheitspolitische Analysten nur die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben. Seine Fragen, die den Befürwortern über die militärische Perspektive der Ukraine oder die nuklearen Fähigkeiten Russlands angeblich nicht gestellt werden, wurden aberhunderte Male detailliert und in aller Ausführlichkeit beantwortet. Das Beschweren über einen vermeintlichen Rechtfertigungszwang bestimmter Positionen von jemandem der sich in der Öffentlichkeit zu so ziemlich jedem Thema (u. a. Ukraine, Regierungsbildung, Greifvögel, Schulsystem, Digitalisierung, ökologische Transformation, Sozialstaat, Coronaimpfung, Landwirtschaft und Fußball) äußern durfte, ist aber ohnehin nur äußerst schwer zu ertragen.

An dieser Stelle möchte ich mich nochmal in besonderer Weise bei der Arbeit Ihrer Redaktion im Allgemeinen und besonders der Ihrer wunderbaren Korrespondentinnen wie Alice Bota oder Xifan Yang bedanken. Adrian Schröder, Münster

Harald Welzer und Richard David Precht beklagen in einem ausgiebigen Interview mit der ZEIT eine mediale Einseitigkeit, einen journalistischen Mainstream und dessen „Selbstgleichschaltung“, wobei Positionen wir ihre, z.B. in ihren Erklärungen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs, bewusst marginalisiert oder kritisiert würden. Abgesehen davon, dass ich ihre häufige Präsenz in den Medien anders wahrnehme, haben Welzer und Precht nun viel Platz und Gelegenheit bekommen, sich und ihr Lamento in der ZEIT, einem Medium des Mainstreams, darzustellen. Somit haben sich die beiden jetzt auch selbstgleichgeschaltet. Prof. Dr. Klaus-Peter Hufer, Kempen

Mit diesem Interview springt ZEIT mal wieder über ihren Schatten und verlässt für einen kurzen Augenblick den Mainstream. Glückwunsch! Leider ist dies nicht der Normalfall, und schon gar nicht in der deutschen Medienlandschaft. Welzer und Precht haben völlig recht. Die etablierten Medien berichten sehr einseitig und die Besetzung der Talkshows ist eine Katastophe. Scheindiskussionen, abgeschlossene Mainstreamblase, Haltungsjournalismus und moralisierende Überheblichkeit sind die bekannten Kritikpunkte. In den letzten drei Jahren hat sich der Meinungskorridor extrem verengt. Anstatt den breiten Diskurs abzubilden, wird der Bürger an die Hand genommen und in eine bestimmte Richtung gedrängt. Wer dem Mainstream widerspricht, wird nicht widerlegt, sondern zum Schweigen gebracht, wird ausgegrenzt oder in die rechte Ecke abgeschoben. George Orwell soll gesagt haben, Journalismus sei dann gegeben, wenn man etwas veröffentlicht, was jemand nicht veröffentlicht haben möchte. Alles andere sei Propaganda. Gemessen an diesem Anspruch muss man leider sagen, dass die Mainstream-Medien in der Corona-Krise zu 90 Prozent Propaganda geliefert haben und dies jetzt im Ukrainekrieg massiv fortsetzen. Herbert Freyaldenhoven, Aachen

Neben den von Welzer und Precht genannten drei Themenbereichen – Flüchtlings-Krise, Corona und Ukraine-Krieg – kann ich ein viertes Gebiet zum „Cursor des gefühlten Anstands“ mit fast identischen Argumenten wie Welzer und Precht anbieten: Auch zum Thema Energiewende gibt es Diskutanten und verbündete Medienjournalist*innen, welche vorrangig ihre guten Absichten betonen. Andererseits gibt es Menschen, die von den komplexen zu bewältigenden Aufgaben sachlich kompetent etwas verstehen und konkrete Projekte angehen. Letztere müssen notwendigerweise auf einige innerhalb von 20 Jahren schwer zu lösende Umsetzungsprobleme und Risiken und Nebenwirkungen sowie Kosten o.ä.  hinweisen. Diese verstehen die ersteren als Missachtung ihrer so hehren Ziele – ein typisch infantiles Verhalten eines Vierjährigen!

Folgt jedoch die Mehrheit weiter den frommen Sprüchen, zeichnet sich heute schon (mangels Kenntnis der sachlichen Grundlagen) ein gruseliges Zukunftsbild mit wachsendem Lotterie-Charakter der „sicheren Stromversorgung“ ab. Am absehbaren großflächigen Blackout werden wohl weder Politiker- noch Journalist*innen ihre Mitschuld eingestehen! Prof. em. Dr. Wolfgang Ströbele, Lübeck-Travemünde

Falls Journalisten Meinungen manipulieren, um ihren Vorgesetzten zu gefallen oder selbst die Absicht haben, den Leser oder andere Mediennutzer in eine bestimmte Richtung zu locken, ist das genauso wenig auszuschließen, wie dass Publizisten das auch versuchen.

Aber dem deutschen Journalismus solche Tendenzen pauschal zu unterstellen oder als zeittypisch zu beklagen, ist unsinnig und lässt den Eindruck entstehen, dass die beiden Publizisten Welzer und Precht mit ihrem Buch eher einen reißerischen Stil bevorzugen. Das bleibt natürlich jedem Autor unbenommen. Dass die USA für Aufklärung per Satellit und Flugzeug präzise Daten an die Ukraine liefern, hilft deren Militärapparat in entscheidender Weise, sich gegen die vermeintliche Überlegenheit zu stemmen, die bei dem russischen Gegner mit seiner überlegenen Truppenstärke und Waffenarsenal bisher vermutet wurde.

Dass Putin junge Soldaten an vorderster Front nur als „Kanonenfutter“ missbraucht, sollte dem russischen Volk endlich die Augen öffnen über einen Diktator, dessen Ähnlichkeit immer mehr an Hitler und Stalin erinnert.

Die deutsche Diskussion über Waffenlieferungen und deren Sinn sollte endlich Abstand von einer Fokussierung auf eine vermeintlich überängstliche Öffentlichkeit nehmen und mehr in die Tiefe gehen, um humanitäre oder gar philosophische Aspekte des Vernichtungskrieges zu beleuchten.

Der französische Philosoph Bernard-Henry Lé​vy  hat schon vor Monaten auf das grundsätzliche Problem eines freien und souveränen Volkes hingewiesen, das mit einem brutalen militärischen Überfall in seiner Existenz bedroht wird. Seiner Auffassung nach als Philosoph müssen sich die Menschen dagegen zur Wehr setzen um ihre Würde nicht zu verlieren. Leider heißt das hier für die überfallene Ukraine, zu einer Abwehr mit militärischen Mitteln gezwungen zu sein.

Oder glaubt in deutschen Friedenszirkeln immer noch jemand, Putin mit Verhandlungen zu einem wie immer gearteten Frieden bewegen zu können ? Bestimmte intellektuelle Kreise Deutschlands haben es bis heute nicht geschafft, die Hitler-Vergangenheit in die deutsche Geschichte so zu integrieren, dass es nicht nur zu einer dauerhaften Verpflichtung für uns Deutsche führt, sondern uns auch immer noch die Augen dafür verschloss, dass die eigene Betroffenheit endlos lange als außenpolitische Bremse missbraucht wurde.

Hitlers verbrecherischer Krieg und seine Vernichtung der europäischen Juden konnte, objektiv gesehen, nie ein Grund sein, anderen Völkern den Umgang mit dem Krieg vorzuschreiben und damit sich nicht mehr entschieden gegen den Terror einer Gewaltherrschaft wehren zu können.

Was passiert denn, wenn die Ukraine den Krieg verliert, da der Westen, namentlich das ängstliche Deutschland, seine Waffenhilfe für die Ukraine einfriert?

Wenn Putin diesen Krieg gegen die Ukraine doch gewinnen sollte, und das ist immer noch nicht ganz ausgeschlossen, wird die Ukraine ein zerstörtes und verwüstetes Land sein, mit demoralisierten und verzweifelten Einwohnern. Putin kalkuliert so und nicht anders und er wird dann zu den Mitteln Stalins greifen: Die für ihn unbrauchbare, oder gar rebellische „Restbevölkerung“ wird er nach Sibirien zwangsumsiedeln. In der entleerten Ukraine können dann Kriminelle, seine „Speichellecker“ oder „verdiente“ Militärführer schalten und walten und versuchen, daraus eine russische Provinz zu formen.

Sind intellektuelle Kreise in Deutschland für so etwas blind und beschäftigen sich lieber mit dem Popanz „schwere Waffen“?Klaus Reisdorf, St.Paulet de Caisson, Frankreich 

Herr Precht erläutert erst umfassend, was die Autoren alles unter Dekontextualisierung verstehen, und praktiziert einige Antworten später genau dieses, wenn er als erstes Argument gegen Waffenlieferungen an die Ukraine die geringen Chancen der Ukraine auf einen – auch nur teilweisen – Sieg anführt.

Wenn er diese Gedankenkette mal fortführen würde, könnte er doch gleich zu dem Schluss kommen, dass wir das Recht des Stärkeren akzeptieren sollen.
Vielen Dank auf jeden Fall, dass Sie von der ZEIT diesen Disput geführt haben und die narzisstische Attitüde der Autoren offen gelegt haben. Uwe Apel, Neckartalfingen

Herr Precht und Herr Welzer entlarven sich im Interview selbst. Die von ihnen kritisierte „wachsende Erregungskultur“ befeuern sie persönlich. Dabei schlagen sie in der Wortwahl heftige Töne an, die sie woanders kritisieren. Das verschwenderische Verhalten von Frau Schlesinger mit dem Lachen von Herrn Laschet beim Besuch des Flutgebiets gleichzusetzen, indem beides als Kleinst-Affäre eingeordnet wird, zeugt ihrerseits von mangelndem Gespür für Verhältnismäßigkeit. Herr Precht und Herr Welzer scheinen ebenso nicht damit klar zu kommen, dass ihre Meinung nicht Mehrheitsmeinung sein könnte und werden in diesem Falle umso lauter. Claudia Füßler, Sickte

Manipulation von Menschen setzt eine gezielte und vorsätzliche Handlung voraus: Die subtile Einflussnahme, um eine bestimmte Meinung zu erzeugen oder eine bestimmte Verhaltensweise zu fördern. Journalisten als Manipulateure zu bezeichnen, geht mir zu weit. Sicher ist aber, dass Medien und Journalisten Einfluss auf die Gesellschaft haben, indem sie die Art der Berichterstattung und die Auswahl der Berichte steuern. In Krisenzeiten bedeutet dies eine große Verantwortung.

Richard David Precht stößt sich besonders an den (Polit-) Talkshows und deren Besetzung. Ich sehe mir solche Talkshows schon lange nicht mehr an. Allerdings nicht, weil ich diese Sendungen für manipulativ halte oder ich den Eindruck habe, dort mit einem moralischen Rigorismus konfrontiert zu werden. Mich langweilen diese Talkshows, immer wieder dieselben Gesichter, viel zu oft von Politikern,  immer wieder vorhersehbare Diskussionen und Moderatoren, die mir zu oft mit Schlagwörtern kommen, statt wirklich in die Tiefe zu gehen. Es stimmt, was Precht sagt, das Publikum solcher Shows ist viel diverser.

Richard David Prechts und  Harald Welzers Kritik an den „Direktmedien“ ist allerdings sehr berechtigt. In einigen dieser Medien gehören  Meinungsmache, Empörungskultur und die Diskreditierung von Menschen anscheinend zum Geschäftsmodell. Es gibt immer noch genug seriöse Medien,  sie sollten es sich  (auch) zur Aufgabe machen, diesem unerträglichen Trend offen entgegenzutreten. Regina Stock, Kiel

Das Foto sowie den Abdruck des Interviews auf Seite 10 werden Harald Welzer und Richard David Precht autorisiert haben. Dass sie auf dem Foto daherkommen wie die fabelhaften Jammer-Boys, mag manchem aufmerksamen Beobachter so vorkommen; offenbaren doch Körpersprache und (insbesondere die Mimik) der Protagonisten ein hohes Maß an kränkungsauslösenden Kontextbedingungen: zwei Jungs, die gleichermaßen enttäuscht und beleidigt ihre Schäufelchen aus dem Sandkasten eines einseitigen Medienzirkus zu retten versuchen. Warum?

Zunächst kurz zu meiner Beziehung zu den beiden Hauptprotagonisten: Als 52er Jahrgang bin ich älter als die beiden: Harald Welzer begleitet mich seit vielen Jahren sowohl mit Blick auf meine Eltern-, das heißt Kriegsgeneration, als auch auf meine EnkelInnen. Die von ihm gemeinsam mit Sönke Neitzel vorgelegten Studien zum Referenzrahmen des Handelns deutscher Soldaten im zweiten Weltkrieg (Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben – Frankfurt 2011) haben Maßstäbe gesetzt für ein grundlegendes Verständnis von „Kriegswahrnehmung von Soldaten in historischer Echtzeit“. Seine seit 2002 publizierte Studie zum kommunikativen Gedächtnis (Eine Theorie der Erinnerung, erschienen in der Beck’schen Reihe) gibt mir bis heute Gelegenheit und Einsicht in den Aufbau dessen, was wir „autobiographisches Gedächtnis“ nennen. Welzers Publikationen stehen allesamt in meiner Handbibliothek, hochgeschätzt und vielgenutzt – so wie zuletzt „Nachruf auf mich selbst“ (Frankfurt 2021). Dort schreibt er auf Seite 22: „Auch heute noch, mindestens ein Jahrzehnt später (es geht um klimapolitische Eckpfeiler, Verf.), bin ich der Auffassung, dass die Möglichkeit, Zukunft zu gestalten, davon abhängt, die Bedingungen dafür realistisch zu betrachten, also nicht nur von dem Wunsch getrieben, dass das doch bitte irgendwie gutgehen möge, trotz aller Daten, die dagegensprechen.“ (Zu Richard David Precht nur so viel, dass ich ihn meinen Töchtern immer wieder nahegelegt habe, um einen populärwissenschaftlichen Zugang zur Philosophiegeschichte zu finden.)

Nun zwingen mich die beiden, meinen Leserbrief – in Analogie – mit dem Titel Die fabelhaften Jammer-Boys zu versehen. Warum? Es gibt schlagende Indizien, dass beide in den aktuellen Auseinandersetzungen die Bodenhaftung verlieren. Auf einen Nachweis, der mich persönlich – insbesondere auf die souveräne Haltung Welzers – schmerzt, möchte ich mich im Folgenden konzentrieren:

Welzer spricht von einer „extrem personalisierten Berichterstattung“, einer „wachsenden Erregungskultur“ und einer „großen Einhelligkeit der veröffentlichten Meinung“. Und er beklagt einen zunehmenden „Grad der Dekontextualisierung“. Precht spricht von „Cursor-Jorunalismus“ und meint damit die Neigung von Journalisten, „immer auf der richtigen Seite stehen zu wollen“. So weit, so gut! Peinlich wird es, wenn Richard David Precht – vermutlich nolens volens (obwohl er ja das Interview in seinem Wortlaut autorisiert und zum Abdruck freigegeben hat) – die Situation des Exzellenz-Clusters mit Blick auf die veröffentliche Meinung (das sind die mehrere Dutzend Akteure, die die Lizenz erworben haben, im veröffentlichen Diskurs immer wieder vor einem Millionenpublikum ihre Weltsicht und -deutung vertreten zu dürfen – Welzer und Precht gehören dazu!) sich mit der Etikettierung „Cursor-Journalismus“ zu folgender Aussage hinreißen lässt: „Cursor-Journalismus heißt: Immer auf der richtigen Seite stehen zu wollen – der Seite, die unter Kollegen und in den sozialen Netzwerken Punkte bringt. Immer situativ die richtige moralische Position einzunehmen, mit äußerst flexiblen Grundsätzen. Man denkt an seine Kollegen, kennt deren Denken, will deren Lob und richtet sich an denen aus. Man empfindet sie als das eigentliche Publikum. Man vergisst, dass das echte Publikum da draußen viel diverser ist.“ Ja, lieber Richard David Precht, es ist dieser Sprachgestus, der nicht nur mit Blick auf die Profis in den Medien entlarvend sein mag, auch Welzer und Precht agieren offensichtlich mit einem Selbstbild, das ein „Drinnen“ und ein „Draußen“ unterscheidet. Ihr seid drin, ich bin draußen (kann mir nicht einmal sicher sein, dass mein Leserbrief überhaupt abgedruckt bzw. wahrgenommen wird). Und hier liegt natürlich der Hase im Pfeffer: „Wissen Sie, wie hart es sit, in einer Talkshow gegen diese Wand anzureden?“ Mit dieser Jammerhaltung begründet Richard David Precht in der von ihm konstruierten Auseinandersetzung, dass er gegen die Phalanx der Befürworter von Lieferungen schwerer Waffen in die Ukraine – mit wenigen anderen – alleine auf weiter Flur stehe. Nun halten Alexander Cammann und Martin Machowecz dagegen, ob es denn nicht plausibel sei, dass Journalisten, die sich mit Außenpolitik auskennten, aus guten Gründen zu ähnlichen Urteilen kämen? „Bislang gibt es keinen konstruktiven Vorschlag, wie Russland sonst dazu gebracht werden kann, den Krieg aufzugeben?“ Harald Welzer wendet ein, begründungspflichtig seien nur „die Abweichler, nicht der medial behauptete Mainstream – das ist fatal. Der Abweichler wird gedisst – warum?“ Einmal abgesehen davon, dass auch Harald Welzer auf hohem Niveau in Prechts Jammergesang einstimmt, gibt es darauf vielleicht nur eine plausible Antwort. Kathrin Eigendorf und die anderen, die aus der Ukraine unmittelbar berichten, belegen glaubwürdig – so sehen es zumindest viele Bürger „da draußen“ –, dass die Russen heute an der polnischen Grenze ständen, hätte man die Urkraine nicht in ihrem legitimen und auch rechtmäßigen Abwehrkampf unterstützt (Letzteres: die Legitimität des Widerstands gegen einen Völkerrecht missachtenden Aggressor bestreiten auch Welzer, Precht und andere nicht). Wie sehr auch in öffentlichen Sendeformaten beispielweise ein Pro und Contra schwerer Waffenlieferungen auf faire Weise inszeniert wird, belegte zuletzt die Disputation zwischen Norbert Röttgen und Wolfgang Merkel im Sendeformat „Unter den Linden“. Ich selbst  – ich höchst selbst (wer sonst) –, meint Richard David Precht, war der einzige Kontrahent, der jemals in einer deutschen Talkshow (nämlich im Disput mit Markus Lanz) eine Sendeformat mitgestaltet hat, bei dem „Befürworter von Waffenlieferungen und Zweifler daran gleichmäßig besetzt waren.“ Precht bringt sich mit seiner Hybris und seiner maßlosen Selbstüberschätzung um das Renommee, das er sich erworben hat. Gewiss haben wir es insgesamt – vielleicht auf unvermeidbare Weise – mit einem abgehobenen Journalismus zu tun, der – zumindest in Deutschland – in vielfältigen Formen und Profilen eine seriöse, höchst professionelle Arbeit leistet. Richard David Precht und Harald Welzer belegen mit ihrem Interview (und generell mit ihrer Omnipräsenz im Medienzirkus), dass sie einem inneren Zirkel angehören, der jede Chance nutzt, in den Prozess der öffentlichen Meinungsbildung einzugreifen.

Zum Schluss: Beworben wurde die am 28. September im S. Fischer Verlag erscheinende, von Welzer und Precht zu verantwortende Streitschrift Die vierte Gewalt mit einer Vorankündigung, die den Begriff der Selbstgleichschaltung verwendet. Die ZEIT-Redakteure stellen beiden die Frage: „Wieso haben Sie dieses Wort benutzt? Sie wissen, dass das Assoziationen an die NS-Zeit weckt.“ Und Welzer reagiert eben, wie ein deutscher Professor reagiert: „Das  ist überhaupt nicht unser Diskursraum“ und fügt hinzu: „An der Änderung (Verzicht auf diese Begriffsverirrung, Verf.) sehen Sie doch, wie kritikfähig wir sind…“

Im gesamten Diskurs um die russische Aggression hat es (und ich räume ein, diese Einschätzung entspricht meiner beschränkten Wahrnehmung) aus dem Zirkel der „Aufmerksamkeitsprofis“ bislang niemand für notwendig gehalten, in der von Heinrich August Winkler (und vielen anderen) hergestellten Analogie zwischen der nationalsozialistischen Vorgehensweise (Münchner Abkommen) und der russischen Vorgehensweise einmal Carl Schmitts 1932 platzierte Publikation „Der Begriff des Politischen“ (bei Duncker & Hublot – Berlin 2002 in der siebten Auflage) zu bemühen. Dort wird auf 124 Seiten – jenseits aller demokratischen Errungenschaften im Sinne beispielsweise der Fraenkelschen Pluralismustheorie – als einzige „spezifische politische Unterscheidung, auf welche sich politische Handlungen und Motive zurückführen lassen“, die Unterscheidung von Freund und Feind genannt. Carl Schmitt schreibt auf Seite 27:

„Die Unterscheidung von Freund und Feind hat den Sinn, den äußersten Intensitätsgrad einer Verbindung oder Trennung, einer Assoziation oder Dissoziation zu bezeichnen […] Der politische Feind braucht nicht moralisch böse, er braucht nicht ästhetisch häßlich zu sein; er muss nicht als wirtschaftlicher Konkurrent auftreten, und es kann sogar wirtschaftlich vorteilhaft scheinen, mit ihm Geschäfte zu machen. Er ist eben der andere, der Fremde, und genügt zu seinem Wesen, daß er in einem besonders intensiven Sinne existenziell etwas anderes und Fremdes ist, so daß im extremen Fall Konflikte mit ihm möglich sind, die weder durch eine im voraus getroffene generelle Normierung, noch durch den Spruch eines ‚unbeteiligten‘ Dritten und daher ‚unparteiischen‘ Dritten entschieden werden können.“

Ich möchte von Herrn Welzer, von Herrn Precht, von Herrn Merkel und den vielen anderen wissen, ob man zumindest bereit ist, die ideologischen Grundlagen des russischen Vorgehens unter Putin – um mit Harald Welzer zu sprechen – in ihrem „historischen Referenzrahmen“ zu sehen und zu bewerten? Putins Vorgehen hält sich radikal an Carl Schmitts Definition. In der Folge muss uns deutlicher werden, dass man jemanden, der sich bewusst und kategorisch jenseits des Rechts bewegt, eben nicht so ohne Weiteres an den Verhandlungstisch zwingen kann:

„Die Begriffe Freund und Feind sind in ihrem konkreten, existenziellen Sinn zu nehmen, nicht als Metaphern oder Symbole, nicht vermischt und abgeschwächt durch ökonomische, moralische und andere Vorstellungen, am wenigsten in einem privat-individualistischen Sinne psychologisch als Ausdruck privater Gefühle und Tendenzen (a.a.O., S. 28).“

Es ist bitter, dass ein deutscher Verfassungsjurist der russischen Gegenwartspolitik die ideologischen Grundlagen liefert. Grundlagen, die in unserem Denken und in unserem Wertehorizont jene rote Linie markieren, die das Deutschland der Nazis vom Deutschland Konrad Adenauers, Carlo Schmids, Willy Brandts, Helmut Kohls, Friedrich Merz‘ und Olaf Scholz – von unserem Deutschland – unterscheidet.

Und im Übrigen: Wer, lieber Richard David Precht, „gesinnungsethische Entfesselung“ in seiner radikalsten Ausformung beobachten will, der muss in erster Linie in das Russland Wladimir Putins schauen. Im Wikipedia-Beitrag wird Gesinnungsethik im Sinne Max Webers als eine Haltung definiert, die Handlungen nach der Handlungsabsicht und der Realisierung eigener Werte und Prinzipien bewertet, und zwar ungeachtet der nach erfolgter Handlung möglicherweise eintretenden Handlungsfolgen. Dr. Franz Josef Witsch-Rothmund, Koblenz

„Sind Journalisten Manipulateure?“, wurden Harald Walzer und Richard David Precht gefragt. Dieses Thema gehört schon seit langer Zeit auf die Agenda der Medien.

In der jetzigen Zeit werden Menschen, die eine Meinung vertreten, die ein kleines bisschen von der herrschenden Meinung abweicht, als „rechtsradikal“ bezeichnet. Wenn diese Menschen mit ihrer Meinung – wenn es sich später herausstellen sollte – eventuell auch noch richtig liegen könnten, werden sie als „Terroristen“ beschimpft.

Diese „Meinungsgleichmacherei“ zeigt sich auch im Fall der Winnetou-Debatte. Wann fangen wir denn an, wieder alle nicht genehmen Bücher zu verbrennen?

Man sollte dann aber auch die Bibel nicht vergessen, die doch in einigen Teilen ganz schön antisemitisch daherkommt.

Als Leserin der ZEITseit vielen Jahren – und somit als deren „Gästin“ (lt. Duden: noch fürchterlicher geht’s nicht mehr hinsichtlich des Genderns) – bekomme ich es langsam mit der Angst, wie weit das Ganze noch führen soll.

Es war wohltuend, auch einmal die Gedanken nicht ganz angepasster Journalisten zu lesen. Und nicht nur die Gedanken derer, die nur die „herrschende Meinung“ weiterverbreiten ohne über ihre eigenen Aussagen nachzudenken. Rosemarie Hofmann, Bad Steben

Der unstreitbare und zugleich enorm hohe Wahrheitsgehalt von den Thesen beider Herren ist der Hauptgrund, warum ich jede Woche über eine Kündigung meines Abos nachdenke. Immer wieder der gleiche monotone Müll: „Weg mit putin“, „Russland fühlt sich straffrei“, et cetera, et cetera … extrem einseitige Themenwahl! Das ist nicht nur Selbstgleichschaltung der Medien, es ist gar kein ethisch vertretbarer Journalismus mehr! (Gehen Sie im übrigen davon aus, dass hinsichtlich politischer Leitthemen die nicht befragten Argumente von Precht, Welzer, mir und vielen anderen wohl deutlich fundierter und belastbarer zu werten wären als der vom Social Media Mob erheblich beeinflusste Gleichschaltungs-„Journalismus“. Der Masse hinterherlaufen hat selten einen historischen Nutzen geschaffen für die Menschheit. P. S.: Spannend wäre mal ein Wertediskurs zwischen Frau Baerbock, Herrn Precht und Herrn Nida-Rümelin… dann würde auch der Dümmste Zwitscherer etwas lernen können. Wolfgang Neidnig

Ich werde ja den Verdacht nicht los, dass die sicher nicht ganz uneitlen Herren Welzer und Precht noch nicht begriffen haben, dass sie dank Social Media nicht mehr die alleinige Deutungshoheit über den Diskurs haben. Und dann müssen sie auch noch mit Widerspruch leben. Und zwar nicht von den Medien, sondern von den Nutzern. Stefan Müller-Veeh, Hamburg

Sind Journalisten Manipulatoren? Sie sind es wohl zumeist ohne Vorsatz und ohne es sich bewusst zu machen. Auch sie haben Familie, vielleicht ein Haus abzuzahlen, dürfen ihren Job nicht verlieren, also hüten sie sich, auf der vermeintlich moralisch falschen Seite zu stehen. Keine „Feigheit vorm Feind“ zu zeigen rückt vor die politische Vernunft, die „Kunst des Möglichen“. Das wirkt dann allerdings gleichgeschaltet, manchmal dümmlich. Umso wichtiger, dass in Deutschland mit Mut und Kompetenz darauf reagiert werden kann. Wer da mit dumpfen Ahnungen auf die Straße geht, ist leicht lächerlich zu machen. Verdienstvoll die Arbeit der Herren Precht und Welzer und der ZEIT, die sie zu Wort kommen lässt. Paul Reizwerk, Werder/Havel

Natürlich sind Journalisten Manipulateure, aber das hat diese beiden Pharisäer nicht gestört, solange sie Teil des gesellschaftlichen Mainstream waren. Hans-Josef Esser

Dem Buch von Richard David Precht und seinem Co-Autor wünsche ich weite Verbreitung. So wie ich die Autoren verstehe (und gut nachzuhören ist deren Standpunkt auch im Podcast Geyer&Niesmann)wertschätzen sie die wichtige Rolle von Print-, Internet-Medien und den Öffentlichen-Rechtlichen für eine akkurate, komplexe Information ihrer Leser- und Hörerschaft über gesellschaftlich-politische Themen und kritisieren das sich zu einer Art Leit-Medium entwickelnde Twittern mit all den damit verbundenen Verkürzungen, Diffamierungen und Aufregungen. Ich teile ihre Beobachtung, dass auch die seriöse Berichterstattung es sich immer einfacher macht. Anstatt komplexe Sachverhalte zu vermitteln, geht es immer mehr darum, wer etwas gesagt hat. Ist diese Person unter irgendeinem Verdacht, erfährt sie kein ernsthaftes Gehör mehr. Während etwa unter Austs und Dönhoffs Zeiten mit Argumenten über „falsch und richtig“  gestritten wurde, scheint es heute primär um „gut oder böse“ zu gehen. Das ist einem sachlichen Ringen um die Wahrheit- und darum geht es doch hoffentlich noch – unwürdig. Myriam Wolf

Seit 1978 lese ich DIE ZEIT. Jahrzehntelang begeisterte mich ihre Meinungsvielfalt: Thesen, Antithesen, Synthesen in allen Ressorts. Streit im besten Sinne bis Anfang 2016! Seither suche ich ihn fast immer vergeblich. Auch im Kontext des Ukraine-Krieges!

Dank langjähriger ZEIT-Lektüre finde ich Einhelligkeit bedenklich. Verstehe bigotte Empörung als solche. Erinnert mich die aktuell (g)eifernde aktuelle Erregtheit auch in der ZEIT in erschreckender Weise an eine Zeitenwende des letzten Jahrhunderts.

Es war an der Zeit, die Frage zu stellen, ob Journalisten Manipulateure sind. Oder  – anders als Welzer und Precht – sich nur mehrheitlich geschichtsvergessen in der Behaglichkeit des lukrativen „Cursor Journalismus“ einrichteten. Charlotte Lenz, Eschenburg

Wenn Herr Welzer sich darüber beschwert, seine abweichende Auffassung zum Urteil über Putins Angriff auf die Ukraine begründen zu sollen, verwundert das schon – das darf man doch zumindest erwarten, oder? Und wenn er dann auch noch die steile These aufstellt, der „Abweichler wird gedisst (…), weil sich die publizistische Mehrheit (auf eine Verurteilung des Angriffs auf die Ukraine) geeinigt hatte“, reiht er sich ein in die prachtvolle Zunft der überaus schlauen Verschwörungstheoretiker – Applaus! Und wenn Herr Precht, nicht weniger schlau, seinen Senf dazugibt: „Dabei wäre in großen Krisen Zweifel wichtig“, stellt sich doch die Frage, worauf zielt denn der Zweifel, wenn Putin das Völkerrecht bricht und seine Armee über die Menschen in der Ukraine herfallen lässt. Beiden ins Stammbuch: Niemand hat sich darauf „geeinigt“, dass der Angriff Putins auf die Ukraine als Verbrechen zu deklarieren ist – es ist ein Verbrechen und als solches zu beklagen; und niemand kann daran zweifeln, wenn er denn bei Sinnen ist. Horst D. Brandt, Hamburg

Die von Welzer genannten „zentralen Probleme“ der heutigen Politikberichterstattung in Deutschland – extrem personalisierte Berichterstattung„, „wachsende Erregungskultur„, „große Einhelligkeit der veröffentlichten Meinung“ – sind meiner Meinung nach unterschiedlich virulent. Richtig ist, dass es den Redaktionen kaum noch gelingt, strukturelle Prozesse, Zwänge und Defizite als solche zu thematisieren. Systemische Widersprüche und Strukturprobleme werden vorschnell auf die interaktive Konfliktebene heruntergebrochen und personalisiert, was zu einer analytischen Oberflächlichkeit der dominanten Erzählungen führt. Dies befeuert dann ignorante Verschwörungserzählungen an den marginalisierten Rändern des politischen Meinungsspektrums, die die analytische Oberflächlichkeit der dominanten Diskurse ins Absurde vergrößern.

Die von Welzer und Precht unterstellte „Einhelligkeit der veröffentlichten Meinung“ kann ich allerdings deutlich nur im thematischen Umfeld der Political Correctness wahrnehmen, für die auch die Diagnose der „wachsenden Erregungskultur“ sicherlich zutrifft. Hier sind es die sogenannten Leitmedien, die den Ton der veröffentlichten Debatte bestimmen, darunter dominant eben auch die intellektuell-hochkulturelle Betulichkeit der ZEIT und u.a. die Lifestyle-Arroganz des SPIEGEL. Hier haben Welzer und Precht sicherlich recht, wenn sie diesen Konformitätsdruck in die mediale Talkshow-Welt des Fernsehens verlängert sehen: Man denkt an seine Kollegen, kennt deren Denken, will deren Lob und richtet sich an denen aus.“

Dass daneben aber eine wachsende Zersplitterung und gegenseitige Abschottung der kulturellen, sozialen und kommunikativen Subkulturen zu konstatieren ist, die im wesentlichen durch die Anarchie der Social-MediaKommunikation genährt wird, scheint mir aber das wichtigere und potentiell gefährlichere Phänomen zu sein. Und es greift einfach zu kurz, wenn man diese gesellschaftliche Fragmentierung als Reaktion auf die „Einhelligkeit der veröffentlichten Meinung“ interpretiert. Dann ist man nicht mehr weit davon entfernt, die Erzählung von der „Lügenpresse“ als real existent zu sehen.

Ich will das Welzer und Precht nicht unterstellen, aber sie sollten sich zumindest auch einmal Gedanken darüber machen, was eine Gesellschaft zusammen hält, ob wir nicht in der Tat einen gewissen Grundkonsens in der Interpretation der Welt brauchen und worauf dieser sich beziehen könnte. Das traumatische Erlebnis, in einer Talkshow isoliert zu sein, was beiden ja offenkundig unter die Haut gegangen ist, sollte nicht dazu verleiten, den „Lügenpresse“-Propagandisten in intellektuell sublimierter und kultivierter Art und Weise Beifall zu klatschen!
PD Dr. Dirk Gerdes, Neckargemünd

Auch im Journalismus arbeiten Menschen. Das, und dass wir gesamtgesellschaftlich fortlaufend dazu aufgefordert sind, Demokratie zu erhalten, dürfen sich also nicht nur Journalistinnen und Journalisten hinter die Ohren schreiben.
Matthias Bartsch, Lichtenau

Immer wieder gut, dass die Zeit kritisch nachfragt, obwohl – ein wenig mehr Schärfe hätten Precht und Weltzer schon verdient.

Ich kann mich bei beiden des Eindrucks nicht erwehren, dass hier zwei eitle und wohl auch gekränkte Männer argumentieren. Dabei kann ich Harald Welzer in seiner Argumentation besser folgen als Richard David Precht. Insbesondere letzterer kommt doch medial sehr häufig vor. Was wird hier beklagt, dass evtl. eine Mehrheit ihre Ansichten nicht teilt? Dass z.B. eine Mehrheit der Deutschen eine Unterstützung der Ukraine, auch mit schweren Waffen, befürworten, spiegelt sich nach meinem Dafürhalten auch medial wider. Nach unterschiedlichen Quellen sprechen sich ca. 37 Prozent dagegen aus. Durch Sendungen wie Lanz & Co wissen wir dank des Erscheinens von Precht und anderen dort, dass sie zu den 37 Prozent gehören. Auch wissen wir über die Zauderer von der SPD Bescheid.

Dass auch Medien kritisch hinterfragt gehören, ist richtig und wichtig. Die Art und Weise wie die beiden ihrer beider Meinungen nicht widergespiegelt sehen und daher ihre eigene mediale Präsenz ausnutzen, ist mehr als befremdlich. Helmut Thiede, Bruchhausen-Vilsen


 

Leserbriefe zu „Bitte nicht bei uns!“ von Thomas Fischermann, Ingo Malcher und Marc Widmann

Zum Thema Fracking gibt es ausreichend international industrieunabhängige wissenschaftliche Literatur, die jene durch freigesetzte hochtoxische Substanzen entstandenen Schäden für Umwelt und Bevölkerung gut dokumentieren.

Der für die Energiebilanz der Bundesrepublik durch Fracking zu gewinnende Anteil an Energie ist bekanntermaßen gering.

Nicht alles Machbare sollte auch gemacht werden, sondern überlegend abgewogen werden, ob der Vorteil einer Methode so groß ist, dass deren objektivierte Nachteile für Umwelt und Bevölkerung unbedenklich in Kauf genommen werden dürfen. Dr. Matthias Bantz, Internist/Umweltmediziner, Rotenburg

Als langjähriger ZEIT-Leser, schätze ich die kritischen Beiträge meines Lieblingsblattes zu nahezu allen Themen. Umso mehr enttäuscht mich daher, dass Windkraftanlagen in fast allen Artikeln völlig unkritisch als Wundermittel für erneuerbare Energien positioniert werden. Falls doch mal Kritik an WKA geübt wird, dann mit erkennbar schwachen Argumenten (Ästhetik, Infraschall, Greifvögel …). Das Kernproblem wird dagegen vollständig ausgeblendet: die unbefriedigende ganzheitliche ökonomische und ökologische Bilanz der derzeit gebauten WKA. Die derzeit installierten und geplanten Anlagen an Land generieren einen erschreckend hohen CO2-Fußabdruck in allen Phasen, von der Herstellung, dem Transport, der Installation auf Betonsockel, während der Nutzung und schließlich auch noch bei der Entsorgung. Je nach Bauart wird der negative CO2-Effekt einer WKA erst nach Jahren, wenn überhaupt, kompensiert durch die Bereitstellung von nachhaltigem Strom. Windkraft effizient und ökologisch zu nutzen, ist natürlich sinnvoll. Um das allerdings ganzheitlich sicherzustellen, sind noch einige Innovationen bei WKA erforderlich. Dr.-Ing . Roland Haselmann, Kronberg

Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass Deutschland sich über riesige Windtürme im Schwachwindraum streitet, während die Sonne weiterhin ungenutzt die Sahara verbrennt, die Magma ungenutzt unter Island brodelt und die Windkraft da, wo wirklich der Wind weht, weit unter ihren Möglichkeiten bleibt.

Verzicht auf die Unendlichkeit ist natürlich nicht diskutabel. Aber wir wollen auch niemandem zur Last fallen. Keinesfalls sollten wir als Schmarotzer dastehen. Wir wollen endlich Schluss machen mit der Ausbeutung der Energielieferanten. Denn Russland und der nahe Osten haben schon genug darunter gelitten.

Energie ist nicht alles. Da Autarkie die oberste moralische Norm zu sein scheint, so sollten wir endlich auch auf den Import von Bananen und Orangen verzichten. Mit ein paar Gewächshäusern können wir das genausogut selbst anbauen. Vielleicht gehen dort auch Ölpalmen. Vor allem sollten wir aber auch das Soja für unsere Schweine selbst produzieren. Dann könnten wir auch auf diese unethischen Importe verzichten. Und unsere Schweine sollten wir alle selbst aufessen, wir lassen uns schließlich nicht von anderen ausbeuten.

Alternativ könnten wir die Klimakrise als globales Problem mit globalen Lösungsansätzen begreifen. Wir könnten versuchen, mit der begrenzten Fläche der Erde zu haushalten. Demnach würde Energie dort produziert werden, wo es am effektivsten und am billigsten ist, und/oder wo die Kollateralschäden am kleinsten sind.

Ein Gleichstromkabel sollte nicht allzu viel schwerer zu verlegen sein als eine Gaspipeline. Vielleicht hätte Herr Habeck nach seinem Besuch in Katar auch in Ägypten, Algerien und Marokko vorbeischauen sollen. Dort befinden sich die Ölfelder der Zukunft –in Form von riesigen, glühenden, menschenleeren Geröllwüsten.

Aber wir machen den Strom natürlich lieber bei uns, auch wenn die Produktion das Zehnfache kostet und vieles zum Teufel geht. Einfach, weil es anständig ist. Dr. Christian Voll, Passau

In den vielen Artikeln über Gas, sei es auf den Seiten Politik, Wirtschaft oder Wissen, habe ich noch nie einen Hinweis darauf gelesen, was mit den „Löchern“ geschieht, die das herausgezogene Gas im Boden hinterlässt. Ob in Sibirien, Kleinburgwedel, Groningen oder weltweit. Ist der Überbau von der Erdoberfläche über die Zwischenschichten bis zum Gas“loch“ so stark, daß es, zwar kleine Beben wie in Groningen, aber keine Bodensenkungen Richtung Mittelpunkt der Erde gibt? Bei der Steinkohle weiß man es, z.B. im Ruhrgebiet, daß die abgebauten Gänge in der Erde größtenteils mit Abraum verfüllt wurden. Allerdings gab/gibt es beachtliche Bodensenkungen, z.B. im Schrebergarten des ehem. Bergmanns. Möglicherweise, nicht so bekannt, auch im oberschlesischen Bergbaugebiet. Hartmut Wagener, Mettmann

Wir treiben auf eine große Energiekrise zu, die unberechenbare, wahrscheinlich schwerwiegende Folgen für unsere Wirtschaft und Gesellschaft haben wird. Anstatt die drei CO2-emissionsfreien AKWs für den Weiterbetrieb zu ertüchtigen, sollen diese aus ideologischen und parteipolitischen Gründen zum Jahresende abgeschaltet werden. Das ist unverantwortlich und entbehrt jeglicher Weitsicht.
Das oft genannte Hochrisiko ist nur im Klimawandel und dem Verlust von Lebensräumen zu sehen, nicht aber in der Nutzung der immer weiter reifenden Technik. Ausreichend Siedlungsflächen, Nahrung und Energie sind elementare Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander.

In den sechziger Jahren liefen bei uns die ersten Digitalrechner, mit einem Arbeitsspeicher von wenigen Bytes, die, wie die Logik der CPU, mit Radioröhren realisiert wurden. Heute haben bereits Kinder Smartphones in der Tasche, die einem Rechenzentrum jener Zeit leistungsmäßig weit überlegen sind. Warum wird diese Entwicklung als selbstverständlich angesehen und die gleiche fortschrittliche Entwicklung in der Nukleartechnik ignoriert?

1960 war unsere Erde mit ca. 3 Milliarden Menschen besiedelt. Heute sind es bereits über 8 Milliarden; Tendenz: steigend. Der Primärenergieverbrauch hat sich in diesem Zeitraum mehr als verdreifacht; Tendenz: steigend. Der weitaus größte Energieanteil wird mit fossilen Brennstoffen gedeckt; Tendenz: steigend.

Diese Entwicklungen führen schneller zur Erderwärmung als uns lieb sein kann. Trotzdem werden auch bei uns wieder zunehmend fossile Brennstoffe eingesetzt, um den Energiebedarf einigermaßen zu decken. Und obwohl gravierende Energieengpässe zu erwarten sind und die Energiepreise ins Unerträgliche steigen, produzieren unsere drei modernen Kernkraftwerke aus ideologischer Engstirnigkeit statt Strom nur hohe Kosten.

In unserer Situation hat eine saubere Energieversorgung eine besondere Bedeutung. Und da die Entwicklung von Fusionsreaktoren noch lange dauern kann, ist die Kernenergie dazu eine wichtige Säule. Reaktoren der neueren Generation bieten sehr viel Interessantes und die großtechnische Umwandlung strahlender Rückstände in nicht strahlende Materie macht große Fortschritte. Wir brauchen keine Endlager sondern nur Zwischenlager für begrenzte Zeit. Unseren Politikern fehlen eigene Kenntnisse und richtige Berater für notwendige Visionen. Zusätzlich hat man den Eindruck, dass die Wissenschaft zu sehr artig schweigt und der Entwicklung ins Chaos und einer möglichen Unregierbarkeit des Landes zusehen muss. Ein Lichtblick ist hier die Petition „Stuttgarter Erklärung“, der sich hoffentlich noch viele Mitbürger anschließen.

Fazit: Im Augenblick brauchen wir die drei Kernkraftwerke, um die Energieengpässe zu mindern und Energiepreis zu begrenzen. Der zusätzlich anfallende Atommüll spielt im Zusammenhang mit dem bereits vorhandenen kaum eine Rolle. Über die weitere Energieversorgung sollte unter Abschätzung aller Risiken ideologiefrei nachgedacht und gehandelt werden. Unsere derzeitige Regierung tut sich da wohl sehr schwer damit. Prof. Dr.- Ing. B. Itschner, Karlsruhe

Der Wind ist gratis und die Idee, ihn für die Menschen nutzbringend einzusetzen, ist uralt. Das zeigen die Segelschiffe und etwas später die von Windflügeln angetriebenen Kornmühlen, Wasserpumpen zum Trockenlegen von Feuchtgebieten in Holland, und zum Bewässern von Feldern mit Brunnenwasser. Die Gratissonne wurde zum Trocknen von Lebensmitteln zwecks besserer Haltbarkeit benutzt. Das fließende Wasser trieb Wasserräder an, zum Mehlmahlen und an Flüssen zum Wasserschöpfen zur Feldbewässerung. Dann lernte die Menschheit die fossilen Brennstoffe zu nutzen, was ein Epoche machender Fortschritt zum Wohlstand für alle darstellte. Der I-Punkt auf der Erzeugung von Energie war die Entdeckung der Atomspaltung zur Wärmeerzeugung.

In jedem Falle musste der menschliche Genius eine möglichst effiziente Umwandlung der von der Natur zur Verfügung gestellten Kräfte in brauchbare Energie erfinden. Das war ein fortlaufender Prozess, der nun mit der Kernspaltung seinen Höhepunkt erreichen sollte.

In der nun satten, wohlhabenden und verwöhnten Gesellschaft konnte sich aus lauter Langeweile heraus eine ökologische Idee entwickeln mit allen ihren fatalen Auswirkungen, wie z. B. Wind- und Sonnenenergie, was einen gewaltigen ökonomischen Rückschritt zu allen verfügbaren Energiequellen darstellt und unvorstellbar teuer ist und in absehbarer Zukunft noch sehr viel teurer wird – bis Deutschland Pleite ist. Das will ich versuchen in ganz verständlichen Worten anhand der Windräder zu erklären:

Vergleichen wir den Aufwand an Material für Atomkraftwerke und für Windmühlen, so ergibt sich ein Unterschied von 400 mal größerem Materialaufwand pro 1 kWh erzeugten Stroms bei Windmühlen gegenüber einem AKW. Das ist so unvorstellbar groß, dass es wohl noch kein Politiker so richtig kapiert hat.

Dazu kommt, dass ein Windrad nach 20 Jahren Schrott ist und rückgebaut werden muss. Das AKW bleibt mindestens 60 Jahre am Netz und erzeugt grundlastfähigen Strom. Grundlastfähig heißt im Klartext, dass immer Strom erzeugt wird, Tag und Nacht.

Windkraft-Anlagen laufen im Durchschnitt während 30 – 40 Prozent des Tages und erzeugen während der verbleibenden 60 – 70 Prozent Stillstand keinen Strom. Sie produzieren also sogenannten Zappelstrom oder intermittierenden Strom, mit dem man weder Industrie noch Haushalte den ganzen Tag über mit Strom versorgen kann.

Kein Industriebetrieb kann Stromausfälle akzeptieren, wenn er nicht Gefahr laufen soll, Pleite zu gehen. Kein Haushalt wird akzeptieren, dass abends, wenn er TV sehen will und die Heizung wärmen soll, kein Strom aus der Steckdose kommt – und er sein E-Auto nicht laden kann.

Die von der Presse verbreiteten Meldungen, dass ein neuer Windpark z.B. 5.000 neue Haushalte mit Strom versorgen kann, ist absoluter Schwachsinn. Denn Strom kommt weiterhin aus konventionellen, grundlastfähigen Kraftwerken (Gas, Erdöl, Kohle, AKW), und nur wenn Wind weht, kommt der Strom von den Windmühlen, wobei die konventionellen Kraftwerke in der Leistung abgeregelt werden, und im Teillast-Bereich laufen müssen, was unrentabel ist, da die Fixkosten immer gleich hoch bleiben. Strom aus Windmühlen verteuert in jedem Fall den Preis je kWh, da kann man sich wenden wie man will – es handelt sich um eine Doppel-Investition.

Wenn Windernergie nicht ideologisch/staatlich vorschrieben wäre, dann würde kein normal denkender Industrieller auch nur einen Cent in diese Anlagen investieren, denn bei einer Auslastung der Kapazität von 30 – 40 Prozent ist die Investition absolut unrentabel. Das versteht sogar ein Schüler aus der Grundschule.

Dass es trotzdem Windparks gibt, liegt an der Zusicherung des Staates, den Strom in jedem Falle abzunehmen und zu subventionieren. Der Staat bezahlt natürlich auch die Windmühlen, was zu einer unsinnigen Entwicklung einer Industrie geführt hat, die im Moment Milliarden verdient – aber auf Kosten des Volksvermögens.

Abgesehen davon, dass dies eine Verzerrung des Wettbewerbs durch staatliche Eingriffe darstellt, verteuert es den verfügbaren Strom um das Doppelte, was der Industrie schadet und mittelgroße Betriebe schon jetzt in die Insolvenz treibt. Klaus Mertz, Casablanca


 

Leserbriefe zu „Dreht er jetzt ab?“ von Marcus Rohwetter

Eigentlich eine informative Schilderung von Klaus Müllers Problemen. Aber man sollte zur Erhöhung der Dramatik nicht übertreiben und statt des „Kohlenklaus“ von 1944 überall einen Russen an die Wand malen.

Von den „drei deutschen Raffinerien des russischen Konzerns Rosneft“ zu sprechen ist schlicht falsch und irreführend. Lediglich an der Raffinrie Schwedt hielt Rosneft eine Mehrheitsbeteiligung von 54,17 Prozent (Shell 37,5, ENI 8,33). Bei der Raffinerie Miro in Karlsruhe steht die Shell mit 32,25 Prozent an erster Stelle vor der Esso mit 25 Prozent. Rosneft musste sich hier mit 24 Prozent begnügen. Auch an der BayernOil Raffinerie hielten die Russen nur eine Beteiligung von 28,57 Prozent. Haupteigner ist mit 51,43 Prozent die Varo Energy (USA, Niederlande), und der ENI gehören 20 Prozent.

Fazit: Die hier angedeutete weitere Abhängigkeit von Russland durch den Ausverkauf der Rohölverarbeitung an russische Firmen gibt es nicht.  Und die Verfügbarkeit von Rohöl auf dem Weltmarkt stellt mittelfristig kein Problem dar. Sven Herfurth, Bargteheide

Wir sind längst in einem Ost-West (Wirtschafts-) Krieg, erstaunlich ist es, wie schnell unsere Regierung immer wieder neu reagieren muss, um die Gesellschaft und unsere Wirtschaft zu schützen. Gut wäre es allerdings für unsere Demokratie, wenn die Opposition auch gute Vorschläge einbrächte.

So wäre es aus meiner Sicht viel besser, einen Krisen-Soli einzuführen, der alle Steuerzahler, besonders die Wohlhabenden und Reichen zur Kasse bitten würde, statt eine Gasumlage einzuführen, die besonders die Ärmeren trifft! Diese Solidarität haben wir doch auch schon bei der Wiedervereinigung Deutschlands erfolgreich gezeigt! Dr. Wolfgang Adam, Rahden

In der jüngsten Ausgabe der ZEIT bildet Herr Rohwetter auf der Seite 19 eine Grafik mit dem Titel „Voller als geplant“ ab. Darin wird der Verlauf des Füllstands der in Deutschland gelegenen Gasspeicher von Oktober 2021 bis Oktober 2022 dargestellt.

Mir ist völlig unverständlich, wie in dieser Grafik zugleich die Schwankungsbreite der Speicherfüllstände für einen völlig anderen Zeitraum (April 2016 bis September 2021) dargestellt werden kann. Ich bitte Sie höflich um Erklärung. Detlef Hacker

Einige Passagen aus dem insgesamt hervorragenden Artikel muten ein bisschen wie Satire oder Sarkasmus an, bezogen auf die allzu vielen Kritiker und Forderungssteller gegenüber Herrn Müller, dem Wirtschqaftsminister und dem Staat allgemein, nach dem Motto „Wenn er nicht alles so regelt, dass alle Erwartungen und Wünsche erfüllt sind, dass wir einfachen Bürger von den mehrfachen Krisen – jetzt und in der Zukunft – fast nichts merken, hat er versagt.“ Das klingt wie die Quadratur des Kreises oder eine Zauberei oder das berüchtigte Waschen ohne nass zu machen, und das ist es auch. Naturgemäß sind solche Forderungstöne ausgeprägter bei der jeweiligen Opposition, besonders der bisher zuständigen und ins unerträgliche gesteigert bei den Extremisten ganz links und ganz rechts. Der Vergleich der Speicherfüllstände zu Beginn der „Ampel“ mit dem jetzigen bei Berücksichtigung der Krisenprobleme zeigt insgesamt doch eine gewaltige Leistung, die nur vom bisherigen Wohlstand verwöhnte Anspruchs-Denker als so völlig selbstverständlich betrachten können. Immer wieder wird de Facto gefordert, alle Wünsche gleichzeitig zu erfüllen, die Rechnung dafür aber fast niemandem zu präsentieren, außer vielleicht über Schulden irgendwem in einer ungenannten ferneren Zukunft, ungeachtet der dann ohnehin zunehmenden Leiden durch all unsere bisherigen Hinterlassenschaften. Prävention sei niemals ruhmreich, meint Herr Müller; wie wahr, aber auch wie falsch von all denen,  die eben solcher Prävention den Ruhm, Respekt oder Dankbarkeit verweigern, von der Bereitschaft, ihren Preis zu tragen, ganz zu schweigen. Die Prävention wird quasi als selbstverständlich erwartet und besondere Abstriche an sonstigem oder Verzichte oder Beiträge der meisten Bürger als unnötig oder unzumutbar angesehen. „Politische Entscheidung“ oder „politischer Wille“, das wird besonders gern gefordert, wenn es um bisher vermiedene unbequeme Entscheidungen zwischen zwei oder mehr Übeln geht oder um Ziele, die bisher auch kein anderer geschafft oder gewagt hat angesichts der kontroversen Kehrseiten, Kosten oder Nebenwirkungen. „Komfort-Anteil“ des Gas-Verbrauchs oder allgemein Energieverbrauchs:  Kein Wunder, dass kaum jemand sich traut, den genauer zu benennen, denn Beifall ist hier selten, wütende Empörung aber fast gewiss bei all denen, für die das Eigene nie Komfort ist, geschweige denn Luxus oder Verschwendung, sondern unbedingt nötig. Glücklicher Weise gibt es auch diejenigen, die sich fragen, was sie selbst tun und beitragen können, die mit Gemeinsinn und Vernunft reagieren, und die anerkennen, dass die beste Regierung und Behörde nicht zaubern kann, aber die gehen eher nicht auf Demos und sind auch sonst meist nicht so laut wie die mit fast allem außer sich selbst unzufriedenen. Eine sehr gute Ergänzung dazu gibt der Artikel „Bitte nicht bei uns!“ in derselben Ausgabe, man könnte noch allgemeiner formulieren „bitte auch im Geringsten nicht auf meine Kosten“. Dieses „NIMBY“-Phänomen ist ja lange bekannt, wird hier aber besonders gut und umfassend dargestellt. Immer wieder werden „Lösungen“ erwartet, wobei unter „Lösung“ tendenzell das vestanden wird, was den Fordernden nichts kostet und in keiner Weise Abstriche an sonstigem erfordert, keine unerwünschten Änderungen der Steuern, der Preise, der Landschaft, des Verhaltens usw., und das immmer noch nach den Jahren bis Jahrzehnten  der Vernachlässigung und Anhäufung der Probleme bis an den Rand des Abgrundes. Dabei haben alle realen Alternativen ja tatsächlich ihre Risiken und Nachteile, teils sogar sehr große, aber in der Regel ist es wie in der Medizin, wo ebenfalls ein Heilmittel ohne jedes Risiko und ohne jede Nebenwirkung auch nichts hilft.  Viel mehr als über Pro und Kontra einer einzelnen Maßnahme oder Energie zu diskutieren, müsste die Frage heißen: Bei welchem Mix aus den verschiedenen Energien sind langfristig  die angehäuften Summen der Übel am geringsten? Für mich wären das rasant ansteigende Anteile von Wind- und Solar-energie, ergänzt allerdings durch große Speicher-Kapazitäten besonders für die im Winter nur spärliche Photovoltaik, gerade dann, wo der Bedarf am größten ist. Dieser Aufbau geht aber natürlich nicht ohne Abstriche an anderem, weder hinsichtlich Geld noch Arbeits-Mengen bzw. Freizeit  noch an völlig unverstellter Landschaft. Wer das alles fern von Deutschland in den südlichen Wüsten haben möchte, sollte sich und Experten fragen, was angesichts des Alters dieser Idee alle bisher davon abgehalten hat, und welche Abhängigkeiten und Abwanderungen der Industrie dann folgen könnten, wie viel der dortige Aufbau samt Leitungen und Umwandlungen in transportierbare Formen kosten würde und wie viel Prozent insgesamt auf dem Weg zu unseren Verbrauchern verloren ginge.

Dazu passt wiederum der Artikel „Wie teuflisch sind E-Fuels?“, der einige Gegen-Argumente und Probleme dieser „Lösung“ bis  zur Unkenntlichkeit verdreht.  E-Fuels sind natürlich nicht „teuflisch“, wohl aber alle verdeckten Neben-Ziele, Illusionen und Mythen, die mit dieser „Lösung“ verkauft werden. So die Hoffnung, damit alle Unbequemlichkeiten und Unannehmlichkeiten vermeiden und im Wesentlichen so weitermachen zu können wie bisher, z. B. nicht nur die schon vorhandenen Kfz weiter zu nutzen, sondern einfach weitere Verbrenner zu bauen, ungeachtet der Tatsache, dass ihre Laufzeit dann weit über der Zeit bis zum Überschreiten der 1,5-Grad-Erhitzung und der Kippunkte des Klimas liegen würde. Bisher reicht der EE-Strom ja nicht einmal zuverlässsig zur Deckung der Hälfte des Stromverbrauchs, viel weniger zur Deckung des Gesamtbedarfs. Und bei der nötigen Umwandlung des Stroms in grünen Wasserstoff geht schon ca. die Hälfte verloren. In Deutschland könnte man die Abwärme wenigstens noch für Heizungen und Prozesswärme nutzen, in den Wüsten wird kaum Heizung benötigt. Und in der weiteren Umwandlung in flüssige Energien bleiben schließlich noch ca. ein Fünftel oder weniger der Strom-Energie, wie selbst im genannten Artikel eingeräumt wird. Woher soll also diese ungeheure Strommenge in der kurzen verbleibenden Zeit bis zum Klima-Kippen kommen? Die Überlegungen  zur überreichlichen Sonnenenergie und freien Flächen in den südlichen Wüsten sind rein theoretisch. In Wirklichkeit gibt es bis zur fertigen Produktion riesige Kosten, Organisationsprobleme und Zeit-Dauern wie auch Abhängigkeiten von lokalen Machtstrukturen zu berücksichtigen. Und was überhaupt an flüssigen Kraftstoffen darstellbar ist, wird zunächst für all die Zwecke gebraucht, wo es kaum anders geht, wie Flugzeuge oder Teile der Schiffsflotten, soweit diese nicht durch mehr Regionalität und Saisonalität und Bescheidenheit entbehrlich sind oder sein müssen, um die prekär bedrohten Klimaziele überhaupt noch zu retten. Den vorletzten Satz des Artikels, der mit Synthetischen Kraftstoffen angetriebene Diesel brauche sogar dreimal weniger Strom als ein E-Auto und ermögliche eine extrem hohe energie-Effizienz, kann ich vor diesem Hintergrund in keiner Weise nachvollziehen, er erscheint mir eher als eine Irreführung. Schließlich muss das CO2, was überhaupt aus der Atmosphäre herausgeholt werden kann, dauerhaft aus ihr heraus, und soll nicht gleich darauf wieder verbrannt und emittiert werden.

Damit ist bereits einiges zum folgenden Artikel über Kreuzfahrten und Verzicht gesagt, der angeblich die Welt nicht besser mache, insbesondere beim „Setzen auf E-Fuels und Biokraftstoffe. Letztere verbrauchen zu ihrer Produktion noch viel größere Flächen als PV- oder Windstrom, Flächen, die damit für Wälder, Moore, Wohnen und Ernährung verloren sind, die allesamt auf der Welt ohnhin in prekärer Lage sind. Ob Verzicht die Welt besser macht, ist wohl sehr davon abhängig, wessen Welt und welcher Verzicht gemeint ist. Die bekannten Gesetze verlangen uns ständig mit gutem Grund Verzichte ab, so auf fremdschädigendes Verhalten und auf einen Teil unserer Einkommen, um damit Gemeinschafts-Aufgaben finanzieren zu können. Und in dieser Hinsicht gäbe es inzwischen eine Menge, was bisher erlaubt, aber auch schädlich, oder was zusätzlich als Gemeinschaftsaufgabe und -ausgabe nötig wäre.

Die Leserbriefe S. 16 zeigen das ganze Dilemma  der Hilfen für Drittweltländer, die einerseits ethisch und klimapolitisch geboten sind, andererseits aber allzu leicht zur weiteren Vernachlässigung der dortigen Hausaufgaben verleiten können oder schlimmstenfalls sogar in ein Fass ohne Boden gehen könnten. Sie können deshalb nicht ohne jegliche Bedingungen und nicht ohne gleichzeitige Änderungen und Anstrengungen vor Ort gegeben werden, die z. B. die weitere Vernichtung von Wäldern, Korruption, Bevölkerungswachstum und Kriege betreffen. Ebenso ein Dilemma trifft den Wirtschaftsminister bei der Frage der Weiternutzung der Kernkraft: Er wird „geprügelt“, was auch immer er hier macht, wegen der Risiken, Kosten und Nebenwirkungen auf beiden Seiten der Entscheidung. Einige Argumente sind allerdings Verdrehungen: So die Feststellung, ein AKW könne nicht beliebig hoch- und runtergefahren werden, was zwar stimmt, was aber auch wohl niemand je vorgehabt hat. Es ging lediglich um eine Genehmigung rechtzeitig bei Sichtbarwerden bzw. Absehbarkeit einer mehr oder weniger wahrscheinlichen Mangellage, z. B. auch durch massenhafte Nutzung von Stromheizung statt Gasheizungen, z.B. bei denen. deren Gas noch teurer geworden ist als der Strom oder die keine korrekte Vergleichsrechnung machen können. Eine „Lösung“ für den strahlenden Abfall in dem Sinne, dass es überhaupt keine Risiken und Nachteile mehr gäbe und jeder zufrieden wäre, wird es ohnehin wie auch bei anderem nie geben, wie auch das vom selben Kommentator kritisierte Beispiel der Schweiz zeigt, die wenigstens überhaupt etwas entschieden und sich damit dieser Kritik ausgesetzt hat, die auch bei jeder anderen möglichen Entscheidung kommen würde. Natürlich ist Atomkraft eine Hochrisiko-Technologie, aber allzu lange hat man sie allzu bequem durch die andere, nicht weniger riskante Technologie ersetzt, nämlich durch fossile Energiegewinnung, teils auch deshalb, weil man beim Wind- und Solarstrom große Speicher mitzubauen vergessen oder versäumt hat, so dass man bei Dunkelheit und/oder Flaute immer noch auf Gas als Lückenbüßer angewiesen war. Das trifft selbst viele Grüne Mitverantwortliche. Das wir Deutschen so viel mehr Energie sparen werden als uns zugetraut wird, und es dadurch keinen Blackout gibt, ist zwar wünschenswert, sogar nötig, aber alles andere als sicher. Wie es im Film über Deepwater Horizon hieß: „Hoffnung ist keine Strategie“. Deshalb ist es leider sicherer, das Sparverhalten durch Preise und Regeln bis zu Verboten  zu verstärken. Dass den Grünen der parteipolitische interne Frieden wichtiger sei als das Wohl der aktuellen (sonstigen) Menschen, ist grob ungerecht angesichts der vielen Schatten, über die sie, insbesondere Robert Habeck, bereits gesprungen sind, leider nicht nur zugunsten des gegenwärtigen Wohls, sondern nebenbei auf Kosten des Wohls der künftigen Menschen, sei es beim Thema Klima, bei Schulden oder bei der (fast erzwungenen) Wahl der Koalitionspartner. Ob die Entscheidung zur Atomkraft nun richtig ist, oder nicht, die Mehrheit der Grünen folgt hier nicht einer Mode, sondern dem zumindest subjektiv verantwortbaren, für das Wohl aller Generationen incl. der künftigen.

Zum Artikel über das EuGH-Urteil zur Datenspeicherung: Wieder ein Dilemma. Es geht ja nicht um die persönlichen Interessen von Ermittlern, Staatsanwälten, Justiz- und Innenministern, sondern um den von ihnen vertretenen Schutz des Gemeinwohls und der Opfer vor massiven Gefährdungen und Schädigungen, an Leib, Leben, Seelen und Früchten ihrer Arbeit. Dies alles gehört sicher nicht auf den „Müllhaufen der Geschichte“. Die Sorgen um langfristige und kurzfristige Risiken sind hier geradezu umgekehrt wie bei der Klimafrage: Hier dominiert die Sorge vor eher in der Zukunft liegenden, derzeit eher unwahrscheinlichen Risiken, während die Minimierung der Schäden durch die verschiedenen Formen der Kriminalität eher als selbstverständlich angesehen wird, ohne für sie irgendetwas anderes auch nur ein bisschen hintanstellen zu wollen. Die einen lehnen dafür mehr Steuern ab, die anderen juristische oder technische Erleichterungen der Ermittlung und Beweisführungen. In der Summe all dieser Ablehnungen ist der Staat zwar nicht völlig hilflos, muss aber eine gewaltige Zahl von nicht aufgeklärten oder nicht einmal bekannten Delikten hinnehmen, die bei mehr Ausstattung, Personal und Befugnissen der Ermittler aufdeckbar und bzgl. ihrer Widerholung damit vermeidbar gewesen wären. Peter Selmke

Vor einigen Wochen im Sommer hörte ich im Radio die Nachricht, dass der Gasverbrauch trotz der Sparappelle nicht gesunken sei. Warum man plötzlich weniger heißes Wasser brauchen sollte als sonst, erschließt sich mir nicht.
Nun las ich, dass Herr Klaus Müller mit leichtem Groll angemerkt habe, dass die ersten privaten Heizungen schon vor Herbstanfang wieder liefen.
Vielleicht hätte jemand Herrn Müller sagen sollen, dass sich die Temperaturen weder nach dem Kalender richten noch nach einem offiziellen Beginn: am 21. Sept. hatten wir nachts Frost und tagsüber knapp 13°C. Bleibt die Heizung aus, schimmelt es.
Und niemand in unserem Bekanntenkreis verschwendet Energie, weil sich das schon vor der Krise keiner leisten konnte. Oder ein energetisch optimiertes eigenes Haus. Oder ein E-Auto.
Im Gegenteil hörte ich von einer Kollegin, dass sie momentan im Wohnzimmer bei 16°C mit Pullover und Wollsocken sitzen muss, weil der Vermieter die Heizung noch nicht eingeschaltet hat. Das Wasser kommt auch nur noch lauwarm aus dem Hahn.
Wir sind sehr froh, dass wir unsere (vor 10 Jahren noch geförderte!) Gasheizung selber anstellen können und uns nicht solcherart bevormunden lassen müssen. Denn Herr Müller wird sicher nicht zum Renovieren vorbeikommen.
Wer nun leichten Groll aus diesen Zeilen liest, vermutet richtig. Andrea Ahlbrecht-Fehling, Mechernich


 

Leserbriefe zu „Die kleine Weltmacht“ von Lea Frehse

Das Emirat fördert also jährlich mehr Gas als seine gesamtem Gasreserven hergeben.

Des idealen Gasgesetzes mächtig, habe ich das kurz im Kopf überschlagen und errechnet, dass 23,9 Milliarden Kubikmeter ca. 16,19 Mio to entsprechen. Mal wieder hat der ZEIT-Journalismus auf groteske Weise versagt.

Warum hat die Zeit bis heute  niemanden, der nur die Zahlen checkt, welche sie in die Welt setzen? Wie soll ich ihnen glauben, was sie recherchiert haben, wenn solch grobe handwerkliche Fehler nicht mal von einem Autorenteam bemerkt werden? Markus Harder 

Der Westen hat einiges auszusetzen am Regime in Katar, und doch betteln wir um Gas – die geballte Faust bleibt in der Hosentasche. Doch unterdrückte Aggressionen tun selten gut. Vielleicht können wir uns eine Scheibe abschneiden vom Wüstenstaat. Entspannt mit allen im Gespräch zu bleiben – zumindest hinter den Kulissen – ist immerhin eine unabdingbare Voraussetzung für die Bewältigung der erdsystemischen Krisen. Christian Voll, Passau

Das „böse Russland“ könnte noch, doch es darf nicht mehr, die „guten Emirate“ können und dürfen daher Energie liefern, denn ohne genügend Energie ist Deutschland, sind wir, geliefert!

Vielleicht gibt´s einige Hidschabs und Dschibabs für die Damen der Ampelregierung als kleines Extra obendrauf; Kopftuch und Schleier sind nämlich bei den schleierhaften „Emirats“ mega-in! „Russia is out, zero points, Emirates are in, twelve points!“ Klaus P. Jaworek, Büchenbach

Das Bild hat sich mir eingebrannt, und bis heute verfolgen mich deswegen Albträume. Wie der Vizekanzler Robert Habek, ein Repräsentant der liberalen Demokratie, dem Diktator Emir von Katar, praktisch die ,,Füße küsst“! Thomas Walter


 

Leserbriefe zu „Weg mit Putin!“ von Nitkita Juferew

Möge der Himmel Vernunft und Demut auf Putin regnen lassen oder, wenn er doch fortdauernd ideologisch hartleibig bleibt, einen schicken, der uns von ihm erlöst: die Mehrheit der Russen, ja ganz Europa würde aufatmen! Die Aussicht auf eine paneuropäische Demokratie würde die Menschen beflügeln!
Mögen die tapferen Demonstranten um den Autor des Beitrags nicht ihren Mut verlieren, möge die Zahl ihrer Anhänger größer und lauter werden, mögen sie bald erfolgreich sein! Dr. med. Ulrich Pietsch, FA für Allgemeinmedizin 

Höchsten Respekt für Nikita Juferew. Genau wie Millionen Menschen in der Ukraine, bringt Juferew den Mut auf, sich gegen den menschenverachtenden und grausamen Tyrannen Putin zu stellen. Wohl wissend, daß er sich und seine Familie dadurch in höchste Gefahr begibt. Von dieser Haltung können sich all diejenigen in Deutschland ein Beispiel nehmen, die jetzt schon wankelmütig werden bezüglich weiterer militärischer Unterstützung für die Ukraine und der Fortsetzung bzw. Verstärkung der Sanktionen gegen Rußland. Wir bezahlen für die Kriegsverbrechen, das Morden, die Vergewaltigungen von Putin in der Ukraine mit unserem Wohlstand (na und?), die Ukrainer mit ihrem Leben und die mutigen Russen mindestens mit ihrer persönlichen Sicherheit. Das sollten wir uns jeden Tag vor Augen halten, bevor wir Zweifel an weiterer militärischer Unterstützung für die Ukraine oder Zweifel an Sanktionen gegen Rußland äußern. Putin hat uns 22 Jahre gelehrt und mit Bomben und Raketen unterschrieben, daß er den Westen mit seinen demokratischen Systemen, Regeln und Werten verachtet.

Wenn die Ukraine verliert und Putin gewinnt, wird er sich zweifellos das nächste Land vornehmen, d.h. militärisch überfallen und dort erneut unschuldige Menschen vergewaltigen und wegbomben lassen. Wir sollten uns alle vor Augen führen, daß dieses Szenario kein worst case, sondern geradezu alternativlos ist. Anders als China, ist Putin unfähig und unwillig sein eigenes Land in die Moderne zu führen. Putin kann das einfach nicht, weder wirtschaftlich, noch technologisch, noch politisch, noch historisch-kulturell. Ihm fehlen dazu schlicht die Fähigkeiten. Auf allen Ebenen der Entwicklung seines Landes in die Zukunft hat er vollständig versagt. Und daran ist nicht der ach so böse Westen schuld. Weil er auf all diesen Ebenen noch nicht einmal die Autorität einer Regionalmacht hat, kompensiert Putin sein eigenes Versagen mit der totalen Unterdrückung all derjenigen Nationen, die sich Richtung Zukunft entwickeln wollen, die aber militärisch alleine nicht stark genug sind, die russische Aggression abzuwehren.

Sein eigenes Land, das größte Flächenland der Erde, mit seinem immensen Rohstoffreservoir, überreichen Naturkapital, einem beneidenswerten kulturellen Kapital, exzellenten Wissenschaftlern und hervorragend ausgebildeten IT-Experten, hat Putin in den letzten 22 Jahren systematisch ausgeraubt, dabei die Erträge aus Rohstoffen seiner millardenschweren, korrupten KGB-Geheimdienstclique zukommen lassen und sein eigenes Volk immer weiter drangsaliert. Und auch das ist nicht die Schuld des ach so bösen Westens. Putin hat nichts anderes gelernt und ausgeübt als Gewalt, Grausamkeit, Mord und Krieg. Das demonstriert er seit 22 Jahren, im In- und Ausland. Mit Hilfe seiner Hitler-gleichen gnadenlosen Propagandamaschinerie hat er sein eigenes Volk seit 22 Jahren belogen, betrogen, ausgeplündert. Die vielfachen, bekannten, Morde und Mordanschläge, in und außerhalb Rußlands, Anna Politkovskaja, Alexander Litwinenko, Boris Nemzow, Sergej Skripal, Selimchan Changoschwili, Alexander Nawalny, legen eindeutiges Zeugnis ab, welcher Unmensch hier am Werk ist. Die Macht des Stärkeren. Die zahlreichen militärischen Überfälle und das Abschlachten der Bevölkerung in vielen Nachbarländern Rußlands runden dieses Bild des Grauens nur noch ab. Wenn Putin in der Ukraine gewinnt, wird er weitermachen – weil er zu nichts anderem fähig ist, als zu belügen, zu betrügen und zu morden. Das hat er 22 Jahre lang demonstriert. Er kann nichts Anderes.

Es gibt keine Zukunft für und mit Putin. Deswegen ist es mit Nikita Juferew richtig: Weg mit Putin! Man möchte noch ergänzen: Egal wie, Hauptsache so schnell wie möglich. Für alle die Diplomatieverfechter unter uns sei noch angefügt: in den letzten 22 Jahren hat Reden dabei leider nicht geholfen. Hans-Jörg Glaß

Ich werde mir den Artikel von Herrn Juferew ausdrucken und aufbewahren, damit ich seinen Namen nie vergesse. Meine allergrößte Hochachtung! Wenn ich gläubig wäre, würde ich für ihn beten. Nina Seidler


 

Leserbriefe zu „Rette sie, wer kann!“ von Mark Schieritz

Ich weiß auch heute noch nicht, wer meinen durchschnittlichen Lebensstandard, den ich bis heute erreicht habe, weiterhin bezahlen soll. Die Inflation liegt bei rund 8 Prozent. Sie soll steigen. Die Rezession ist im Anmarsch. Das heißt, ich muß schon jetzt an das Eingemachte ran. Die Hilfen – welche? Etwa die 300 Euro, welche ich bis Ende des Jahres erhalten soll? Ergeben bei mir bei der Teilung durch 12 Monate, 25 Euro im Monat. Das reicht nie und nimmer bei meinem Rentnereinkommen, um über die Runden zu kommen. Die sogenannten Expertenkommissionen verdienen bestimmt mehr, geschweige die Regierungsmitglieder. Es kommt leider unten sehr wenig Nachweisbares, Billiges, an. Und den Krieg, den Putin angefangen hat, verachte ich sehr. Deshalb sollen wir mit „Wohlstand“ bezahlen, das sehe ich nicht ein. Menschenleben und Greueltaten sind bei einem Krieg immer auf beiden Seiten zu beklagen. Man sollte verhandeln. Es ist noch nie ein Krieg auf dem Schlachtfeld entschieden worden. Man sollte dabei auf das Sprachrohr, Herrn Selensky, Druck machen, dass er verhandeln soll, indem man keine Waffen mehr an ihn liefert. Mir ist das Hemd näher, als die Hose. Und ich bin bestimmt nicht der einzige, der so denkt. Wenn man mich auch gleich in die rechte Ecke versucht zu drängen. Unsere Regierung, bzw. Kanzler und Minister, hatten einen Eid geschworen, dem Volk zu dienen und Unheil abzuwenden. Davon sind wir, nicht nur meiner Meinung nach, weit entfernt. Es wird alles teurer. Die Krise wird anhalten, wenn wir nicht einen anderen Weg einschlagen. Wofür wurde die Regierung gewählt? Sie soll ordentlich mit allen Länder pflichtbewußt verhandeln, damit wir und unsere Kinder diesen Krieg, nicht bezahlen müssen. Günter Schneider, Berlin Marzahn

Die Ampel hat ganz Deutschland in diese fast ausweglose Situation gebracht. Wenn Sanktionen, die Russland treffen sollten, nur uns selbst (vernichtend) treffen, dann stimmt mit diesen Sanktionen und auch mit der Regierung, die diese Sanktionen auf den Weg gebracht hat, irgendetwas nicht! Jetzt wird Energie überteuert aus anderen „Schurkenstaaten“ gekauft, um uns zu retten!

Der Haken an der Sache ist jedoch, das sich fast keiner im Lande diese teuere Energie leisten kann! Deshalb schnürt die verzweifelte Ampel jetzt ein Rettungspaket nach dem anderen, um noch zu retten, was zu retten ist; diese Pakete sollen von den Geldern bezahlt werden, die keiner hat! Klaus P. Jaworek, Büchenbach


 

Leserbriefe zu „Russland fühlt sich straffrei“. Gespräch mit Michailo Podoljak

Diese Statements des engsten Beraters des ukrainischen Präsidenten, in ihrem Schwelgen in der Befreiungskriegs-Rhetorik des 19. Jahrhunderts und in ihrer kaum verhüllten Aufforderung, Deutschland solle sich endlich für die direkte militärische Konfrontation mit Russland entscheiden, sollten jedem Realpolitiker den Angstschweiß auf die Stirn treiben.Ich kann Kanzler Scholz in seiner Zurückhaltung gut verstehen, er mag sich wohl – genauso wie ich – schon länger fragen, für welche Zielstellungen unser Land eigentlich seine Existenz aufs Spiel setzen soll. Matthias Wagner, Weimar

In dem Interview mit dem Berater Podoljak wurden die Getreideschiffe nicht erwähnt, die auf Vermittlung der UN und der Türkei durch die von See-Minen freigeräumten Korridore das Schwarze Meer verlassen konnten. Waren die Schiffe in den Empfangshäfen angekommen, entladen und sind leer auf dem Weg zurück ins

Schwarze Meer? Wird dort in den Lagerhallen wartende neue ukrainische Getreideladung aufgenommen und werden die Verschiffungen kontinuierlich fortgesetzt? Es sind doch auch Schiffe mit russischem Getreide dabei (?). Hartmut Wagener, Mettmann


 

Leserbriefe zu „Ein guter Junge“ von Yassin Musharbash und Fritz Zimmermann

Wenn Grundschuldbriefe ohne Namen die Clan-Kriminalität fördern, dann frage ich mich, warum der Gesetzgeber sie nicht verbietet. Nachdem die Berliner Polizei den Aufbau der Clan-Kriminalität nicht verhindert hat, sollte der Gesetzgeber zu einer solchen Aktion dringlichst greifen. Dr. Walter Engel, Pfinztal

Wer’s glaubt wird selig. Wann macht sich unsere Legislative endlich die Mühe, die Gesetzeslage dahingehend zu verändern, dass wir vom Traumland für Mafiosi zum Schreckensland für diese werden? Die Probleme sind bekannt, warum lässt man die Exekutive damit alleine? Willi Krebser, Lörrach-Brombach


 

Leserbriefe zu „Die ethnische Falle“ von Anna Sauerbrey

Vielen Dank für Ihren Artikel. Multi-Ethnizität und die damit verbundenen Rivalitäten scheinen mir der Kern der Probleme im gesamten Osten zu sein. Michael Scheppler, München

 „Wir sind ja kein hirnloses Volk“  – nachdem ich den Artikel gelesen habe, ist mein Eindruck leider ein anderer. Willi Krebser, Lörrach-Brombach


 

Leserbriefe zu „Schwester, Tochter, Frau“ von Lea Frehse

Das iranische Regime, das zur Durchsetzung seiner angeblich religiösen Vorstellungen einer Sittenpolizei und deren Methoden bedarf, dokumentiert damit, dass ihm das Wesen des Religiösen vollständig unbekannt ist. Wenn religiös verbrämte Absolutheitsansprüche als Rechtfertigungen herangezogen werden, um die eigenen Parolen und Praktiken jeglicher Hinterfragung zu entziehen, sollte dem auf allen Ebenen mit grundsätzlicher Argumentation widersprochen werden. Nämlich, dass das mit Religion absolut nichts zu tun hat. Glaube und dessen orientierende Wirksamkeit im alltäglichen Geschehen lassen sich ja nicht verordnen – das würde zur Erstarrung aller dynamischen Schöpfungskräfte führen, die dem Leben nun mal zu eigen sind. Christoph Müller-Luckwald, Bingen 

Mahsa Amini, eine 22-jährige Iranerin, wurde am 19. September von der iranischen Sitten- und Religionspolizei wegen ihrer Kleidung festgenommen! Kurz darauf fiel sie mit Verletzungen ins Koma und starb im Polizeigewahrsam im Krankenhaus.
Nach solch einem brutalen Ereignis wurden viele Proteste in verschiedenen Städten des Iran gestartet. Tausende Menschen versammelten sich in der Hauptstadt Teheran, um den Tod von Mahsa Amini zu verurteilen. Auch in anderen Städten des Iran demonstrierten viele Menschen auf den Straßen. Medienberichten und vielen veröffentlichten Videos zufolge wurden gewalttätige Aktivitäten von Polizei und Sicherheitskräften gemeldet.
Darüber hinaus gibt es Berichte über mehrere Tote bei den Protesten.
Dies ist vielleicht die größte Demonstration in der Geschichte der Frauenrechte im Nahen Osten, und heutzutage wird sie von der Regierung brutal unterdrückt.  Niemand, der behauptet, die Freiheit zu verteidigen, kann und sollte diesen tapferen Widerstand ignorieren.  Wir bitten Sie, diesen einzigartigen und bewundernswerten Mut vorrangig zu verbreiten.
Tahmineh Moradi


 

Leserbriefe zur Titelgestaltung

Die Andrede ohne die „sehr geehrten Damen“ benutze ich deswegen, weil ich vermute, dass an diesem Titel keine Frau mitgewirkt hat – mitgewirkt haben kann! Was haben Sie sich denn dabei gedacht, „Die Stunde der Egoisten?“ zu schreiben und dann zwei Frauen abzubilden? Passend zu dem Bild müsste es doch sprachlich korrekt „Die Stunde der Egoistinnen“ heißen. Mich bewegt zudem die Frage: Wenn es um eine negative Aussage geht, die die Allgemeinheit betrifft, warum zeigen Sie dann Frauen? Kann man auch heutzutage noch immer keinen Mann abbilden, wenn es um etwas Negatives geht? Müssen auch heute noch Frauen für alle Übel herhalten? Mit durchaus verärgerten Grüßen Ursula Schwarzer, Berlin


 

Leserbriefe zu „Wo es wehtut“ von Ulrich Ladurner

Na endlich, die EU-Kommission ist im „Flow“. Quertreiber und Putin-Freund Viktor Orban hätten schon längst seine Grenzen aufgezeigt gehört. Die EU-Gelder waren im immer sehr willkommen, die restlichen Prinzipien der EU aber nicht. Seit Jahren führt Orban Ungarn unter den Augen der EU aus der Rechtsstaatlichkeit.

Noch mehr solcher Mitgliedstaaten kann sich auch eine EU nicht leisten, insofern ist die Kürzung der EU-Gelder für Ungarn folgerichtig und auch ein warnendes Signal an andere Mitgliedstaaten. Aktuell an Italien, sollten bei den Parlamentswahlen die Rechtsnationalen an die Macht kommen. Und das steht leider zu befürchten.

Die EU ist es den Bürgerinnen und Bürgern aller Mitgliedstaaten schuldig, dass Typen wie Orban das Bündnis nicht vorführen und nur für die eigenen Interessen benutzen können. Die EU ist nicht die Weihnachtsgans, die es auszunehmen gilt, dass hat Orban zu begreifen.

Wir leben in einer globalisierten Welt, in der die EU nur Bestand haben wird, wenn sie ihre (=unsere) Interessen mit der nötigen Konsequenz verfolgt. Die Härte gegenüber Russland seit Ausbruch des Ukraine-Krieges zeigt ganz klar, dass sie es auch kann. Regina Stock, Kiel


 

Leserbriefe zu „Vom Wert der Bäume“ von Merlind Theile

In dem Artikel „Vom Wert der Bäume“ in der Ausgabe Nr.39, S.4 schreibt Merlind Theile in ihrer Aufzählung der vielen Aufgaben des Waldes: „Er … wandelt Kohlendioxid in Sauerstoff „. Der Wald wie auch jede Pflanze wandelt nach der fotosynthetischen Reaktion zwar Kohlendioxid und Wasser in Glukose und Sauerstoff um. Der Sauerstoff stammt aber nicht vom Kohlendioxid. Mit Hilfe der Lichtenergie wird in Anwesenheit von Chlorophyll vielmehr Wasser in seine beiden Bestandteile aufgespalten. Der dabei freigesetzte Sauerstoff ist für die Pflanzen ein Abfallprodukt – natürlich ein sehr kostbares, wie wir alle wissen. Mithilfe des abgespaltenen Wasserstoffs als Energiequelle machen die Pflanzen dann aus Kohlendioxid Glucose – ohne dabei Sauerstoff abzuspalten (für die  Entschlüsselung dieses komplizierten Stoffwechselprozesses bekam der amerikanische Chemiker Melvin Calvin 1961 den Nobelpreis). Für die Erhaltung der Wälder mag dieses Wissen nur von akademischer Bedeutung sein – oder doch nicht, wenn Forschung und Technik es der Natur nachmachen und Kohlendioxid aus der Luft als Rohstoff für die Herstellung nützlicher Produkte in nennenswerten Mengen herstellen könnten und damit einen Beitrag leisten würden zur Reduzierung des Kohlendioxidgehalts in der Luft. Egbert Mackel, Gütersloh


 

Leserbriefe zu „Alles für den Sieg“  von Thomas Fischermann

Dass Sie nichts von der Taetigkeit der Frauen halten, ueber die Sie berichten, geht aus Ihrem Beitrag klar und deutlich hervor. Die Bezeichnung „Damenkraenzchen“ hat mich dennoch ueberrascht, denn einen solch maennlich-arroganten, herablassenden Begriff haette ich eher von einem Herrn Bolsonaro erwartet als von einem professionellen Journalisten, insbesondere in einem Beitrag, der nicht als Kommentar gekennzeichnet war. Etwas weniger Wertung haette meinen Vorstellungen von Professionalitaet eher entsprochen. Sabine Moehler


 

Leserbriefe zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

Liebe Frau Berlin, ich habe beim wöchentlichen Betrachten jedesmal den Eindruck, dass Sie eine der ganz Wenigen sind, die wirklich begreifen was bei uns zu Hause (ich lebe seit 2019 nicht mehr dort) in Deutschland wirklich los ist.Niemand legt den Finger so schön und so treffend in die Wunde(n). Willi Krebser, Lörrach-Brombach