Lesezeichen
‹ Alle Einträge

24. November 2022 – Ausgabe 48

 

Leserbriefe zu „Ihr mit eurer Moral“ von Bernd Ulrich

 

Wenn wir die historischen CO2-Schulden wirklich abtragen wollten, dann müssten wir die verbleibenden CO2-Kontingente an diejenigen Länder abtreten, die bislang nichts zur Erderwärmung beigetragen haben. Das wollen aber nicht mal die Grünen. Von daher werden wir mit dieser real existierenden Schuld wohl leben müssen. Eine echte Wiedergutmachung ist an keinem Horizont sichtbar und vielleicht auch schlicht nicht umsetzbar.

Und wer sich in ein Land wie Qatar einladen lässt, der sollte die allgemeinen Grundregeln der Höflichkeit beherzigen. Die Grundregeln in Qatar waren bekannt. Man hätte durch einen Boykott ehrlich und anständig dagegen protestieren können. Aber erstmal anzureisen, um dann den Gastgebern in ihrem eigenen Haus die edle europäische Gesinnung vor einem Milliardenpublikum mittels der one-love-Binde frech um die Ohren zu schlagen, das gehört sich nicht. Hier zeigt sich die Arroganz des Westens von ihrer tatsächlich arroganten Seite.

Die Fifa dagegen betreibt mit ihren angeblichen 3000 Jahren europäischer Greueltaten offenen Geschichtsrevisionismus. Sie sollte sich für die Korruption in ihren eigenen Reihen und für die energieaufwändige Kühlung ganzer Fußballstadien in Grund und Boden schämen, statt sich pseudomaralisch hinter einer fiktiven Vergangenheit zu verstecken. – Dr. Christian Voll

 

Wo der Zweck die Mittel heiligt, nehmen wir Unrecht hin. Wo Schuld aufgerechnet wird, verfestigt sie sich. Wo einer auf den anderen zeigt, herrscht bestenfalls Stillstand, obwohl wir doch so dringend Entwicklung brauchen. Es hilft angesichts der Menschheitsprobleme nur jene Menschlichkeit, die auf Wechselseitigkeit angelegt ist. Diese Menschlichkeit dominiert nicht. Sie lebt von Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit und Nächstenliebe: Ehrlich zu sich und anderen sein und Schuld bekennen, wahrhaftig sein und Verantwortung übernehmen, den Nächsten lieben und Verzeihen ermöglichen. Moral, die in erster Linie westliche Interessen flankiert, bleibt verdächtig. – Reinhard Koine

 

Es fehlt jeder Hinweis auf die Grundlagen der Moralvorstellungen der Kataris. Sie fußt auf dem Islam. Das hätte zur Klärung beigetragen? – Hedwig Benke

 

Was genau soll eigentlich mit der One Love-Binde und vor allem wem gezeigt werden? Doch wohl nicht ernsthaft den Katarern? Das eigentliche Problem ist, dass man die WM überhaupt nach Katar vergeben hat. Das war weder aus ethischen noch aus klima-relevanten Gründen zu rechtfertigen. Da verblüfft es mich doch sehr, wenn sich aktuell so viele Menschen scheinbar ernsthaft wundern oder sogar darüber empören, dass in Katar die Menschenrechte einen geringeren Stellenwert haben als bei uns und Homosexuelle nicht mit offenen Armen empfangen werden.

Toll, dass Frau Faeser ihre Sicherheit garantiert bekommen hat, aber mehr kann man von diesem islamistischen Regime ja wohl nicht ernsthaft erwarten. Alle kennen die offizielle Haltung und Regeln dort und wenn Homosexuelle sich das wirklich antun wollen, dorthin zu reisen, müssen sie sich selbstverständlich an die bekannten Regeln halten. Das wünschen wir uns doch auch von ausländischen Gästen. Zurück zu meinen Einstiegsfrage: Geht es nicht in erster Linie um eine eher billige, aber für hiesige Verhältnisse moralisch wertvoll wirkende Geste für die deutsche Öffentlichkeit? Gut fürs Image eben, aber mehr auch nicht. – Barbara Rogge

 

Wenn es Moral wäre, würden jenseits von Europa weniger Zweifel an einer Redlichkeit bestehen. Doch erweist sich insbesondere die deutsche Moral als Zweischneidigkeit, wenn man einerseits der Welt mit geradezu missionarischem Übereifer Besserwissereien aufzwingt, andererseits sich wegen Feigheit vor dem Feind aus einer internationalen Verantwortlichkeit in Mali wie schon in Afghanistan stiehlt.

Da er auch mehr innenpolitischen Zwecken dienen soll, ist der moralische Egotrip deutscher PolitikerInnen besonders zweifelhaft. Schade ist nur, dass die deutsche Presse wegen einer Befangenheit für diesen vermeintlich ethischen Anspruch ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzt. – Jürgen Dressler

 

Geschehenes kann niemand ungeschehen machen. Auch nicht das, was westliche Gesellschaften jahrhundertelang der Welt und anderen Gesellschaften angetan haben. Die Aufarbeitung der Geschichte liegt in der Verantwortung des Westens, das ist die eine Seite. Die andere Seite ist Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen und das gilt für alle Gesellschaften auf dieser Welt. Dazu gehört selbstverständlich auch die Kritik an Ländern, deren Machthabern und anderen, wenn sie jetzt im Begriff sind, Menschenrechtsverletzungen zu begehen, es bereits tun oder der Welt in anderer Hinsicht Schaden zufügen.

Nein, den Westen zum Stillschweigen zu verurteilen unter dem Hinweis auf seine Doppelmoral ist keine Rechtfertigung für eigenes (skrupelloses) Handeln. Ganz im Gegenteil, der Maßstab für die Zukunft ist eine gerechtere und lebenswerte Welt für die Menschheit zu schaffen und zu erhalten. Das kann nur zusammen mit dem Westen geschehen. Und was Gianni Infantino betrifft: Er sollte nun wirklich seine Klappe halten. Mit der Vergabe der Fußball WM nach Katar hat er sich endgültig zu einem korrupten Popanz der „Fußballindustrie“ gemacht. Als Historiker muss er sich jetzt nicht auch noch versuchen. In Gänze ein sehr guter Leitartikel von Bernd Ulrich zu einem wichtigen Thema. – Regina Stock

 

Recht haben Sie in meinen Augen mit Ihrem Artikel und den darin gemachten Überlegungen zum Thema Moral des sogenannten Westens. Ich finde es gut, wie Sie beide Seiten abwägen und einen argumentativen Ausgleich versuchen. Weder sind die Schuld des und die daraus entstehenden Erwartungen an den Westen zu bagatellisieren, noch können sie Grund des dauerhaften moralischen Verstummens sein. Im Gegenteil: Gerade das würde doch bedeuten, dass man aus der eigenen Geschichte und Schuld gar nichts gelernt hat, wenn man zum erkannten und einst selbst begangenen Unrecht nun einfach schweigen würde. Sie nennen es treffend:

„Lieber Doppelmoral, als gar keine Skrupel.“ Außerdem macht der Ton die Musik. Man kann Unrecht auch mit Demut ansprechen, ohne als Moralapostel aufzutreten (ob das bei der aktuellen WM so der Fall ist, weiß ich nicht). Zwar bleibt die Befangenheit der Sprecherposition ein Problem, aber es wäre gleichermaßen absurd, wenn jemand, der ein Unrecht begangen hat, nie wieder ein solches als solches benennen dürfte.

Nett war in diesem Zusammenhang auch Ihre satirische Bemerkung zum „Stand-up-Comedian“ Infantino, aus dessen Munde das Schuldargument nur als absichtlich geworfene Nebelkerze erscheinen kann und sich selbst ad absurdum führt, wenn der Vorsteher eines korrupten Vereins anderen vorhält, keine weiße Weste zu haben. Jedenfalls: Danke für Ihre erhellenden Zeilen. – Julia Molina

 

Der katarische Sonnenkönig Scheich Infantino der Erste hat in völliger Überschätzung seiner Person eine unsägliche, unverschämte und moralinsaure Rede „zelebriert“. Ein Thema war der Umgang der Menschen miteinander und/oder gegeneinander in den letzten 3.000 Jahren. Was für ein gequirlter Unsinn fern jeder Sachkenntnis. Historische Betrachtungen der Menschheitsgeschichte für den Weltfußball im Besonderen für den derzeitigen Austragungsort der WM 2022 fehlten gänzlich. Nach dieser infantilen Lesart hätte wegen des früheren und teilweise noch heute stattfindenden Umgangs mit der Indigen Bevölkerung eine Fußball WM in den USA und in Brasilien nie stattfinden dürfen.

Der Umgang mit den Menschen in den Kolonien hätte die Austragung der Fußball WM in Deutschland, Spanien, Frankreich und England verboten. Im Übrigen haben sich die nächsten Kandidaten Canada und Mexiko auch nicht mit Ruhm bekleckert. Es gibt für die westlichen „Führungsnationen“ viel aufzuarbeiten auch im Hinblick auf aktuell stattfindende Ausbeutungen in „Schwellenländern“ die Ressourcen wie billige Arbeitskräfte und seltene Erden oder andere wichtige Rohstoffe besitzen. Da werden auch gerne mal bei Arbeitsschutz, Kinderarbeit, Umweltverschmutzung und Lohndumping beide Augen zugedrückt.

Ebenso wie beim Lieferkettengesetz. Der Profifußball und die WM in Katar bilden da keine Ausnahme. Elf Millionäre müsste ihr sein. Wirtschaftlich Vorteile und Gier nach mehr Milliarden sind leider das Maß der Dinge. Herr Infantino und die Fifa sind offensichtlich diesbezüglich nicht zu bremsen zumal auch der DFB seinen Kotau vor den Scheichs und Infantino machten. Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut! – Felix Bicker

 

Die Vergangenheit kann man nicht wieder in Ordnung bringen und Schuld lässt sich nicht mehr wiedergutmachen, wenn die Opfer tot sind. Selbst Vergebung ist dann nicht mehr möglich, denn vergeben können nur die Opfer selbst, nicht deren späte Nachfahren nach Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten. Und auch die Täter*innen sind dann tot. Deren Nachfahren aber sind nicht mitschuldig an den Taten ihrer Vorfahren und haben wie alle anderen Menschen das Recht, die Einhaltung der Menschenrechte einzufordern.

Auch ist „ein bisschen bewusstes Vergessen“ meines Erachtens weder notwendig noch hilfreich, und zwar weder seitens der Nachfahren der Opfer noch seitens der Nachfahren der Täter*innen, sondern vielmehr ein auf der Erinnerung an das Unrecht der Vergangenheit beruhendes verantwortliches Handeln in der Gegenwart und für die Zukunft. Kurzum: Ich bin nicht mitschuldig an den bösen Taten meiner Vorfahren noch gereichen mir ihre guten Taten zur Ehre, aber das Wissen um diese Taten sollte für mich Verpflichtung und Ansporn sein, ethisch korrekt zu handeln. – Dr. Ulrich Willmes

 

Vielen Dank für Ihren Artikel. In der Kunst trennt man gelegentlich zwischen Werk und Künstler. Denn der Mensch bleibt nur ein Mensch (vgl. Kurt Kotrschal, „Der Wolf und wir“) und niemand ist frei von Widersprüchen und Fehlern (vgl. Diskussion um die Kirchen). Die geistige und kulturelle Leuchtturmwirkung engagierter, ernst gemeinter moralischer Argumentation steht für sich und hat ihre Berechtigung; man kann es dann gut oder weniger gut finden.

Das, was unter dem Begriff „Menschenrechte“ angesprochen wird, ist ein hochaktuelles Thema in einer Welt der Veränderungen; apolitischer, existenzieller gesellschaftlicher Veränderungen. Das Beispiel der Worte des Herrn Infantino mag rational betrachtet ein Stück weit stimmen. Dessen Haudrauf-Tonfall jedoch verstellt den Blick auf Veränderungen und Lösungen. – Michael Scheppler

 

Der Ball bleibt rund, so das überraschende Fazit in Katar. Wer jetzt noch diese „One-Love-Binde“ tragen will, der kann das tun, der wird dann nicht nur „Out of Game“ sein, der ist einfach weg vom Fenster bzw. weg vom heiligen Rasen in Katar. Wer als fußballspielender Leder-Drauf-Drescher nicht auf die FIFA hören will, der könnte das nicht nur im prall gefüllten Geldsäckel merken, der muss jetzt auch noch dazu ein bisschen leiden, die „Japan-Pleite“ ist abgehakt, ein Pünktchen gegen Spanien wurde auf dem Konto bereits gutgeschrieben! – Riggi Schwarz

 

Es gehört schon sehr viel Verdrängungskompetenz dazu, historische Schuld und Verbrechen Europas in die Debatte zu werfen und zu sagen, ok, das müssen wir jetzt mal eben kurz gedanklich beiseite schieben und die Einhaltung der Menschenrechte in Katar fordern – von einem Europa, das bis heute sehenden Auges im Mittelmeer Menschen ertrinken lässt, ohne dass es irgendeinen Aufruf zum Boykott gibt, ohne nennenswerte Proteste, im Gegenteil mit dem Versuch, die Retter dieser Frauen, Kinder und Männer noch zu kriminalisieren. Dieses Europa sollte erst einmal seine eigenen Hausaufgaben machen, bevor es sich als moralische Instanz bei anderen aufspielt. – Christa Grewe

 

Mit dem Leitartikel habe ich so meine Probleme und zwar dahingehend, dass er für mich nicht trennscharf genug ist. Ulrich fragt, ob „die westlichen Gesellschaften nach all dem, was sie jahrhundertelang der Welt angetan haben, noch das Recht haben, andere zu kritisieren,…, oder sollten sie einfach mal die Klappe halten?“ Später zitiert er Herrn Infantino, der meint, man solle sich „für die nächsten 3000 Jahre entschuldigen, bevor wir anderen moralische Lektionen erteilen.“ Die fehlende Trennschärfe bezieht sich auf die Begriffe Gesellschaft, Moral und die Zeitachse. Da Übertreibung anschaulich macht, übertreibe ich mal ein wenig.

Wenn man diese Aussagen richtig ernst nimmt, heißt das, dass die Nachkommen der römische oder griechischen Gesellschaft der Antike, das sind die Italiener bzw. Griechen, heute die Klappe halten sollen/müssen? Ein Individuum der ital. oder griechischen Gesellschaft von heute wird zum Schweigen gezwungen, weil ein oder mehrere Individuen vor tausend Jahren sich schuldig gemacht haben? Nein, eine Gesellschaft kann sich nicht schuldig machen, das machen Individuen. Ansonsten hätten wir eine Kollektivschuld. Zur Moral. Kann es sein, dass man moralische Gebote entwickelt im Sinne eines Ideals, dass ich selbiges aber nur ansatzweise leben „kann“ (wenn ich es könnte, wäre es ja kein Ideal mehr).

Hatte Kant, einer der Väter der westlichen „Moral“, nicht gesagt, dass der Mensch aus krummen Holz ist oder hatte Freud nicht darauf hingewiesen, dass wir nicht Herr im eigenen Haus seien? Ist es nicht Totschlagsrhetorik, wenn man „zurückfragt“, machst „Du“ es besser? Wer ist schon ohne Fehl und Tadel? Hier wäre weniger Idealismus (Kant) und mehr Schmuddel (Sartre, Schmutzige Hände) angezeigt, wozu Ulrich dann ja auch kommt mit der Aussage „lieber Doppelmoral als gar keine Skrupel“.

Problematisch ist doch der absolute Universalitätsanspruch der westlichen Moral, was S. Huntington in seinem Buch The Clash of Civilization problematisierte. Die „anderen“ wehren sich vielleicht mehr gegen die Überheblichkeit des Absoluten und weniger gegen das Moralische an sich. Zur Zeitachse. Wann ist denn genug Zeit vergangen? Nach 3000 Jahren? Wer bestimmt das? Nein, jeder hat das Recht jeden zu kritisieren, auch wenn man es in dem Moment selber nicht besser kann. Aber vielleicht später. – Dr. Gerd-Rüdiger Erdmann

 

Ja, es wäre schon angebracht, mal die „Klappe zu halten“ wie Bernd Ulrich das formuliert. Die Geste der moralischen Überlegenheit führt völlig in die Irre. Um zu verstehen was abläuft, hilft mir die feministische Philosophin Nancy Fraser. Sie hat die ähnliche Situation wie sie jetzt besteht, schon vor einigen Jahren im Blick auf das Silicon-Valley beschrieben. Die Riesenunternehmen, die in der digitalen Kultur ungeheure Summen verdienen, verbünden sich mit der vermeintlichen kulturellen Avantgarde und borgen sich deren Charme für die eigenen Geschäftsinteressen. „One Love“ ist nur bei uns die Schaumkrone auf der Welle der Empörung über nicht haltbare Arbeitsbedingungen und politische Strukturen im Emirat.

Aber die Empörung befriedigt nur die Empörten. Bernd Ulrich hat recht, wenn er Infantino als „Stand-up-Comedian“ bezeichnet. Er ist der Kopf einer Organisation, die sich durch eine schamlose Geldgier auszeichnet. Gleichzeitig zeigt die Empörung keinerlei Respekt vor der arabischen Kultur. Kein Wunder sind wir in den arabischen Ländern wieder die „Kreuzzügler“, die dort moralisch bestimmen wollen, wie es zu laufen hat. Für uns hier geht das nicht, was dort an Arbeitsbedingungen gegolten hat und was die Stellung der Frau anlangt, was also von unseren Lautsprechern inkriminiert wird. Nur müssen wir uns immer wieder klarmachen, dass unsere stabile Demokratie an den Wohlstand gekoppelt ist.

Und der ruht nicht nur auf unserer Arbeitsleistung, sondern auch auf dem Schmiermittel der fossilen Energie. Ulrich plädiert für „Doppelmoral“. Das wird nicht funktionieren: sie ist immer an die Lüge angebunden. Die Prediger der moralischen Überlegenheit lassen jedes Verständnis für die Gegenseite vermissen. Sie sollten mal die Zügel in die Hand nehmen und ihren Streitwagen auf einen anderen Kurs bringen. – Dr. Siegfried Däschler-Seiler

 

Inzwischen dürfte die ganze Welt die Preislinien kennen, nach denen sich im kulturell-kultivierten Westen der Wert der Moral gemeinhin bemisst. Ob es dabei nun um die Bewahrung der Schöpfung, um die Einhaltung der unveräußerlichen Menschenrechte oder eben um die Durchführung lukrativer Sportevents geht. Moral ist mitnichten verbindlich, sie besitzt keinen Realwert; sie spiegelt die profane Summe aus Geld und Macht.

Und weil das schon immer so war (wenngleich wohl noch nicht derart ausgeprägt wie anlässlich der WM in Katar) und immer so sein wird, ist und bleibt auch das eigentlich Unpolitische politisch. Historische Schuld und Sühne sind dabei freilich de facto ebenso relevant wie Ethik und Moral. – Matthias Bartsch

 

Leserbrief zu – „Die Umstände sind skandalös“, Interview Thomas Hitzlsperger, DIE ZEIT Nr. 46, 10.11.22 – „Seelsorge“, Cathrin Gilbert, DIE ZEIT Nr. 47, 17.11.22 – „Sie holen sich unsere Unterhaltungsdrogen“, Interview Peter Sloterdijk, DIE ZEIT Nr. 47, 17.11.22 – „Ihr mit eurer Moral“, Bernd Ulrich, DIE ZEIT Nr. 48, 24.11.22 – „In unmöglicher Mission“, Jörg Kramer, DIE ZEIT Nr. 24.11.22 Wer entscheidet, wo eine WM stattfindet? Die Eliten. Wer oder was sind die Eliten? Einflussreiche Personen in Spitzenpositionen aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Sport usw. Wer richtet über die Entscheidung? Wieder die Eliten. Auch wenn „die“ Medien das nicht so sehen, sie gehören zu den Eliten. Denn spätestens, wenn es um die Deutungs- und Meinungshoheit geht, bekleiden sie Spitzenpositionen.

Nun haben beträchtliche, westliche Teile der Eliten, also auch die Medien, festgestellt: So eine WM geht gar nicht, gehört sogar boykottiert. Für diese – wohlgemerkt nicht globale – Sichtweise haben sie 12 Jahre gebraucht. Egal, es ist immer an der Zeit, das der sogenannte Westen die sogenannte Pflicht hat, den anderen zu erklären was richtig und falsch ist. Auch wenn man scheinbar immer zu spät kommt. Was kann man jetzt denn noch tun? Nicht viel. Man will es sich ja auch mit keinem verscherzen. Also sollen gefälligst andere das Gerichtete richten? Wer? Das Volk, hier das Fußballvolk. Wir geben die Verantwortung einfach ab. Das haben wir in Fragen des Klimas, des Tierwohls, Coronas, der Energiekrise usw. auch gemacht. Es hat sich zwar kaum bewährt, vernebelt aber unsere Unfähigkeiten.

Was braucht es dazu? Die Medien. Die haben sich als Oberlehrer bewährt. Was sollen sie tun? Das Volk belehren und mit schlechtem Gewissen versorgen, es so zum Verzicht treiben. Gehören die Eliten denn mit zum Volk und sollen auch verzichten? Nein. Die müssen natürlich genauer hinschauen und berichten, sich an ihre(n) Verbindungen (fest)halten. Da ist schlicht eine besondere Verantwortung vor Verträgen, Arbeitgebern, der Macht und dem Geld, die man nicht abgeben will, ähm, übertragen kann. Achtung! Im Fußballvolk soll es Fußball-Liebhaber geben. Die kriegen wir vermutlich nicht so leicht manipuliert. Was tun?

Wir prangern die fehlende Fußball-Tradition von Katar, ach was, vom ganzen arabischen Raum, ach was, von all den afrikanischen und asiatischen Ländern an. Vielen dort ist der Fußball aber Freude, Ablenkung, Stolz, sogar Hoffnung. Ja, aber in Katar ist es nur Macht und Geld. Also wie in den großen europäischen Ligen? Papperlapapp, eine WM gehört in ein Fußball-Land, was immer das auch ist. Haben wir solchen Konservatismus früher nicht verurteilt? Egal, im Krieg fürs Gute und Gerechte ist alles erlaubt. Aber die Fußball-Liebhaber sind vielleicht verliebt, nicht dumm. Die wissen im Gegensatz zu uns, dass es kaum ein Land gibt, in dem Fußball keine Bedeutung, keine Tradition hat. Mag sein, aber im Winter da spielt man doch keine WM!

Wo bleibt denn da das Feeling? Also genau genommen haben wir Herbst. Und das ist doch mal eine nette Abwechslung, im tristen November/Dezember bis dann der Winter kommt Tag für Tag WM-Spiele schauen zu können. Und dann auch mal zu Zeiten, wo Kinder noch nicht ins Bett müssen. Und mit Home-Office lässt sich das prima kombinieren. Kein Mensch will bei einer WM alle Spielen sehen! Äh doch, diese Spezies namens Fußball-Liebhaber. Und so was zu behaupten, ist doch recht despektierlich gegenüber den kleinen Nicht-Fußballnationen, zumal wenn sie welche sind. Und was ist mit Alkohol? Da ist noch nicht mal Bier im Stadion erlaubt!

Aber seit wann sind wir bekennende Verfechter des alkoholisierten Fantums! Zudem gab es Zeiten, noch nicht lange her, wo Bier im Stadion bei uns auch verboten war, weil immer Krawall und ja generell gesundheitsschädlich und sowieso man kann doch auch ohne freudig sein, dachte ich. Ok, schützen wir lieber ungefragt die Gesundheit: Es ist viel zu anstrengend, für die armen Spieler, dieser nahtlose Übergang von Saison in WM, was die vielen Verletzten beweisen. Sie meinen diese Spieler, die wir sonst als abgehobene, geldgeile, auf neutral langweilig getrimmte Wesen verachten? Da sind übrigens nicht mehr verletzt als bei einer Sommer-WM.

Die Ausfälle fallen nur mehr auf, weil keine Pause vor der WM war. Ach, das bemerken doch nur Mathematiker. Na ja, riecht trotzdem ziemlich alles nach Doppel-Moral, nur weil wir die Welt so wollen, wie sie uns gefällt. Gut, dann erheben wir die Doppel-Moral flugs zum guten Recht der Gerechten. Wie das? Beauftragen sie die Medien mit entsprechendem Geschreibsel. Feiern sie bitte Hände vor Mündern, politische Botschaften auf Binden, freie Oberarme von Innenministerinnen usw. Sind das unterm Strich nicht recht gefallsüchtige Aktionen?

Egal, unter den Strich schaut das belehrte Volk in der Regel nicht. Und nehmt den Sloterdijk ins Programm. Die intellektuellen Schreihälse denken dann, da kümmert sich schon einer, kann ich mir meinen Senf sparen. Intellektuell und Fußball? Soll es geben, dieses Klientel schmück sich durchaus gerne mit dem Fußballspiel, also dem Spiel an sich, und fabuliert von Ascheplatzerlebnissen, aus Zeiten, die sie sonst zerreißen, wo in dem Fall aber noch alles gut war. Ach ja, und den Hitzlsperger ins Boot holen. LGBT muss dabei sein. Und wenn alle sehen, dass sogar die Doppelmoral können, ohne es zu merken, wird man es allgemeingültig nicht wagen, dass zu kritisieren. Wieso? Kritik ist da direkt Diskriminierung und somit nicht erlaubt.

Und in Zukunft, wo soll dann überhaupt noch eine WM gespielt werden? Hm…, schauen wir mal in die Top Ten der Freiheits-, Demokratie und Gerechtigkeitsindexe: Herzlichen Glückwunsch an Skandinavien und Benelux. Andere kommen vermutlich die nächsten 50 Jahre nicht in Frage. Dauert ja alles ewig, was man von außen verändern will. Aber was ist mit dem unsäglichen Walfang, den Stallhühnern des Meeres, also der Lachszucht, der Überfischung an sich, den Öl-, Gas-, Plastik-Umweltsünden, Geldwäsche im Großherzogtum, dem Vergehen an den Inuit, und nicht zuletzt den deutlich rechten Bewegungen dortzulande?

Ja, aber die stehen doch in allen Top Ten dieser Indexe. Nun, das liegt wohl daran, dass nur so gut 30 Länder auf der Welt als funktionierende Demokratien gelten. Da ist es leicht unter die besten 10 zu kommen, in dem man schlicht weniger auffällt als andere oder sich einfach mal raushält? Raushalten? Kommt nicht in Frage! Also Deutschland muss es machen! Wir büßen schließlich jeden Tag für unsere Untaten. Na ja, soziale Ungerechtigkeit, Rassismus, traditionell geordneter politischer Einfluss auf die Presse, kein Tempolimit, Korruption, Gehälterungerechtigkeit ist ja auch Ausbeutung usw. Das würden doch alle für ein Märchen halten. Herrje, lieber Pinocchio, dann sollen sie die WM doch auf der Playstation spielen. Playstation?

Die Playstation-FIFA-Spielreihe, die unsere Söhne seit bald 30 Jahren in den Schatten ihrer muffigen Kinderzimmer gefangen hält? Mensch, es geht doch darum, „hinter der FIFA den Fußball wiederzuentdecken.“ Aber geht das überhaupt? Kann man etwas wieder-entdecken, das man zuvor nie entdeckt hatte? Wer weiß, vielleicht verstehe ich das Missionarstum an sich ja nicht, erkenne irrigerweise im sogenannten Guten und Gerechten gleichsam Schlechtes und Ungerechtes, bin einfach aus der Zeit gefallen oder habe, obwohl Fußball-Liebhaber, schlicht keine Ahnung von Taktik. Z. B. von der, dass man einem FIFA-Clown mit Nonsens begegnen muss. – Torsten Weyers

 

Bernd Ulrich fragt: «Haben die westlichen Gesellschaften nach all dem, was sie jahrhundertelang der Welt angetan haben, noch das Recht, andere zu kritisieren, gar etwas von ihnen u verlangen – oder sollten sie einfach mal die Klappe halten?» Nun, der Westen ist – genau wie der Rest der Welt – verpflichtet, das nötige zu tun, um der Menschheit eine gute Zukunft zu ermöglichen. Dieses Ziel bestimmt, wo die Klappe gehalten werden muss und wo nicht. Nötig ist, eine Weltsicht zu präsentieren, die hilft, das genannte Ziel zu erreichen. Überbewerten von Schuld ist nicht hilfreich, kollektive Schuldzuweisung schon gar nicht. Der Westen und damit auch der technische Fortschritt und das Geld können das Problem nicht im Alleingang lösen. Eine wichtige Rolle muss auch die Demographie spielen, sowohl bei der Schuldfrage, als auch bei der Suche nach Lösungen.

Dazu folgendes Beispiel: Gäbs weltweit die Geburtenrate des reichen Südkoreas (Halbieren der Kopfzahl pro Generation) wäre das Klima-Problem lösbar. Bei einer Rate wie im armen Nigeria (Verdreifachen) eher nicht. Eine Ursache des höheren Wohlstands im Westen (mal abgesehen vom Wohlstand vieler Öl-Staaten) ist das Anpassen der Geburtenrate an die verfügbaren Ressourcen. Das hat eine weltweite Tradition. Ein Mittel, die Kopfzahl an die Ressourcen anzupassen war und ist gesellschaftlicher Zwang: Den gabs z.B. auf der Insel Tikopia (vgl. das Buch «Kollaps»), aber auch in buddhistischen Dörfern (vgl. Buch «Das alte Ladakh») durfte nur der älteste Sohn Kinder haben. Ähnliches gab’s in weiten Teilen Europas, wo die Geschwister des Hoferbens kinderlose Dienstboten wurden (falls Alternativen wie das Kloster fehlten). Die heutigen tiefen Geburtenraten in Industrie-Staaten beruhen ebenfalls auf Zwang durch die Konkurrenz bei Bildung und Beruf. Ein Beispiel für die Kraft des Zwangs: In Südkorea musste bezahlter Nachhilfeunterricht nach 22 Uhr verboten werden, um diesen Zwang und dessen negative Folgen zu reduzieren.

Bernd Ulrich stellt fest: «Der Westen muss ganz praktisch beweisen, dass er selbst Demokratie und Menschenrecht auch kann, ohne dabei andere Völker, die Natur und die Zukunft auszubeuten, das hat es nämlich bisher noch nicht gegeben.» Nun eine wesentliche Vorleistung hat der Westen erbracht: Einst war jeder dritte Mensch Europäer; heute ist es jeder Zehnte. Das hohe Bevölkerungs-Wachstum ausserhalb Europas wäre übrigens ohne den technischen Fortschritt nicht möglich. Aber dieser kann nicht alles leisten. Ein ungelöstes Problem liefern die demographischen und die ökonomischen Gräben. Diese sind miteinander verknüpft. Weniger Konsum und Produktion – nützlich fürs Klima – fördert die Suche nach Ersatz-Perspektiven im Bereich der Geburtenraten – schädlich fürs Klima. Ein Beispiel liefert der obige Vergleich zwischen Südkorea und Nigeria. Ein minimales Beispiel für die Verknüpfung lieferte Corona: Während Corona sanken Konsum und Produktion in der Schweiz gleichzeitig stieg kurzfristig die Zahl der Geburten um 4 Prozent.

Das zeigt, diese Verknüpfung bewirkt eine Art Wasserbett-Effekt. Ein Senken in einem Bereich, bewirkt eine Erhöhung in einem anderen Bereich. Nötig ist also eine gesamtheitliche Sicht. Ein weiteren Zielkonflikt, der ebenfalls eine gesamtheitliche Sicht erfordert, ergibt sich aus folgender Situation: Wenn wir Ressourcen sparen, etwa in den Bereichen Ferntourismus, Kleider, fossile Energie, etc. dann hat das negative Auswirkungen auf die Wirtschaft vieler Entwicklungsländer. Beispiele liefern Ägypten bis Tunesien (ÖL, Tourismus, Phosphor, etc.). Diese Ausführungen zeigen, es sind Zielkonflikte zu lösen. Das erfordert auch das Nutzen historischer Erfahrungen. Wenig hilfreich sind gegenseitige Schuldzuweisungen. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

One love one world. In einem Kommentar einer Zeitung stand unlängst der Vorschlag, die guten Länder dieser Welt, also die echten Demokratien, sollten doch ihre eigene Fußballweltmeisterschaft veranstalten und alle anderen Länder ausschließen. Corona-Impfgegner sollten aus dem solidarischen Krankenversicherungsschutz fliegen, Firmen, die zu viel CO2 produzieren werden boykottiert, SUVs wird die Luft abgelassen. Das, was als schlecht angesehen wird, soll bestraft werden, nicht mehr teilhaben dürfen am guten großen Ganzen. Andere Menschen zu verurteilen wegen befremdlicher Gedanken oder Handlungen ist ein einfacher Weg und schafft, ein wohliges Gefühl. Verstärkt noch, wenn dies mit anderen Menschen gemeinsam stattfindet, in einer geteilten Blase. Wir sind die Guten.

Es ist so einfach, die Welt in Gut und Böse einzuteilen. Doch so einfach ist es nicht. Menschen, Gruppen, Organisationen, Firmen oder Länder sind viel zu komplex, um sie auf ein schlichtes Gut oder Böse herunter zu reduzieren. Wer hat das Recht zu beurteilen wer oder was gut oder schlecht ist? Häufig werden vermeintlich böse Taten personalisiert. Der SUV Fahrer verhält sich nicht schlecht, weil er ein unangemessen großes Auto fährt, er ist schlecht. Durch die Verbindung von Tat und Identität wird der Angriff deutlich verstärkt und ein Ausschluss kann so gerechtfertigt werden.

Mit diesen Ausschlusswünschen wird eine moralische Überlegenheit demonstriert, die verdächtig nach Freuds Theorie der Übertragung ausschaut. Alles, was mir in mir, an mir selber nicht gefällt, projiziere ich nach außen in einen anderen Menschen oder eine Gruppe oder eine Organisation oder eine Firma oder ein Land. Es ist eine nicht bewusste Abwehrreaktion, um sich selber zu schützen. Dort im Außen kann ich es bekämpfen, ohne mich um mich selber zu kümmern, dort draußen kann ich auf das Böse herabblicken und mich selbst erhöhen, ich kann mich gut fühlen, indem ich dafür sorge, dass andere sich schlecht fühlen.

Immer wenn man heftigere negative Gefühle anderen gegenüber in sich spürt, so ist das in der Regel ein Hinweis für Projektionen. Dann hat die Bewertung dieses Verhaltens der anderen eher mit einem selber zu tun, als mit dem Anderen. Aus derartigen Gefühlen heraus macht es wenig Sinn in die Welt zu gehen und zu agieren, in den „guten und gerechten Kampf“ zu ziehen. Man wird schnell ungerecht, kann kaum klar denken eingenebelt von Ärger und Wut. Diese Gefühle sind eher als Einladung zur Selbstreflexion zu verstehen, denn als Einladung gegen dieses vermeintlich Böse etwas zu unternehmen. Wer sich nicht über andere Menschen aufregt, ärgert, oder Wut verspürt, hat sich selber angenommen in all der eigenen Vielfalt.

Die Auseinandersetzung mit der eigenen Person ist nicht ersetzbar. Wir müssen das Böse in uns selbst finden und transformieren. Dann können wir auch ein differenzierteres Bild von der Welt da draußen erhalten und in einen vernünftigen und respektvollen Dialog treten und die eigene Haltung zu reflektieren, um ungerechte Projektionen zu verhindern.

Im Ergebnis, kann ich mich vollständig selber anerkennen und wertschätzen. Dann kann ich es auch bei anderen tun. Als grundsätzliche Haltung. Dann wird auch der andere viel eher bereit sein mir zuzuhören und ich werde bereit sein ihm zuzuhören und versuchen das, was da gesagt wird zu verstehen und darum bitten selber angehört zu werden. Dann gibt es auch die Chance zu einer echten nachhaltigen Lösung. Gleichzeitig ist es natürlich wichtig und richtig eine Haltung zu haben und zu zeigen.

Abgesehen von den eigenen positiven Gefühlen, was ist mit einem Ausschluss gewonnen? Die Folgen des Ausschlusses durch moralisch Überlegende sind schwerwiegend und es ist fraglich, ob man sich so dem Ziel nähert, nämlich der Verhaltensänderung der Anderen oder dass sie gar einen Identitätswandel zu vollziehen. Fast alles deutet darauf hin, dass dem nicht so ist. Die Ausgeschlossenen fühlen sich beschämt, weder komplett wahrgenommen noch verstanden oder respektiert und ungerecht beurteilt oder verurteilt.

Das wird deren Haltung eher verstärken, als sie bekehren. Es besteht die Gefahr, dass sie sich zusammenschließen, eine eigene Allianz bilden und sich so die Fronten verhärten. Es besteht die Gefahr, dass Dialoge abgebrochen werden, da niemand bereit ist, dem Anderen wirklich anzuhören und zu versuchen diese andere Haltung zu verstehen. Das ist eine unabdingbare Voraussetzung dafür, zu einer Lösung zu gelangen. Alles andere ist nicht von Dauer und führt nicht zur Zufriedenheit.

Wir brauchen keine Polarisierung. Wir brauchen keine Einteilung in Gut und Schlecht. Wir alle sind gleichzeitig gut und böse. Wir brauchen keinen Wettbewerb darin, wer nun die bessere Position verfolgt, die besten Taten verübt. Wir brauchen für die dringend anzugehenden Probleme in dieser Welt Lösungen und viele, viele Menschen, die sie mitgestalten und mittragen und zwar weil sie das möchten. Wir sind eine Welt. One love – one world. – Bettina-Christin Lemke

 

Unbeirrt wie folgerichtig argumentiert Bernd Ulrich, dass ohne die Anerkennung von allgemein verbindlichen, ethischen Handlungsmaximen die Weltgemeinschaft auf Dauer nicht überlebensfähig ist. Dafür muss jeder das Wort ergreifen, und (!) selbst vorbildhaft dafür einstehen. Wird jedoch Moral als Waffe eingesetzt, oder als solche verstanden, dann wird man auch die Skrupellosen nicht erreichen, und jegliche Doppelmoral wird als „Rohrkrepierer“ dem Schützen selbst, und dem Ziel als Ganzem, schaden. – Jürgen Pilz

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer blockiert den Klimaschutz?“ Streit von Daniel Cohn-Bendit und Jana Mestmäcker

 

Wenn sich eine «aufgeklärte» Gesellschaft noch nicht einmal zu einem minimalen Tempolimit durchringen kann, wo mithin geistige Mobilität im reziproken Verhältnis zur mechanischen steht, wenn sich Daniel Cohn Bendit ins Format «weiser Opa» hinein schrumpfen lässt, wenn Medien glauben, der Kartoffelbrei am „van Gogh“ sei das Problem, wenn also Politik durch Politmarketing ersetzt wird, wo geglaubt wird, den Wählern nichts zumuten zu können, wo die Wählerinnen «mitgenommen» werden sollen, bevor sie von der reissenden Flut mitgerissen werden, dann verbleibt der «letzten Generation» nurmehr Verzweiflung. – Heinz Abler

 

Es ist wichtig und richtig, dass ärmere Länder durch die reichen Länder von Klima-Schäden entlastet werden. Noch wichtiger wäre aber, wenn es zu einer Verminderung der Schäden kommen würde – durch verbindliche Verpflichtungen der größten CO2-Emittenten zur Rückführung der Emissionen. Die USA, die EU und Deutschland haben sich anspruchsvolle Ziele vorgenommen und werden diese wohl auch einhalten. An die anderen großen Emittenten ist in Ägypten nur ein Appell erfolgt, die bestehenden Ziele bis 2030 zu verschärfen – auf freiwilliger Basis!

Das wird dazu führen, dass die Rückführungen der USA, der EU und Deutschlands von den weiter zunehmenden Emissionen allein von China und Indien übertroffen und damit die Gesamtemissionen weiter steigen werden. Weil die weltweiten CO2-Emissionen sich relativ rasch durch die Windsysteme zu einer überall auf der Welt fast einheitlichen CO2-Konzentration mischen, wird auch die CO2-Konzentration in der Atmosphäre weiter steigen und mit ihr der Temperaturanstieg sowie dessen Folgen. Erinnert sei an das Ahrtal und Braunsbach (Beispiele).

Die Klimakonferenz in Scharm El Scheich hat ein weiteres Mal bewiesen, dass die Staatengemeinschaft der Welt nicht in der Lage ist, durch Verhandlungen mit diesen beiden Ländern (auf die allein 37% der weltweiten CO2-Emissionen entfallen) auch deren verbindliche Zusage zur wesentlichen CO2-Reduzierung zu erreichen. Diese Verhandlungsschwäche von uns allen blockiert nachhaltige Erfolge im Klimaschutz. Das bedeutet: es wird schlimmer werden. Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre wird jährlich weiter um 2-3 % steigen und 2030 zwischen 430 und 440 ppm liegen (heute weltweit zwischen 410 und 420 ppm, 1780 aber 280 ppm). – Andreas Tiefensee

 

Wenn es den Klimaaktivisten darum geht, die Menschen für stärkere Maßnahmen gegen den Klimawandel zu mobilisieren, dann erreichen sie ihr Ziel offenbar nicht. Wenn es ihnen darum geht, die Bundesregierung anzuhalten, ihrer verfassungsrechtlichen Klimaschutzverpflichtung nachzukommen, dann erreichen sie auch dieses Ziel nicht. Eher verbündet sich die Regierung mit der Bevölkerung gegen die Klimaaktivisten. Die Bundesregierung weiß: Die Mehrheit der Menschen wird in der Janusköpfigkeit verharren, den Klimawandel zu beklagen und weiterleben zu wollen wie bisher. Bevölkerung und Regierung empfinden Klimaaktivisten als Störung.

Der verzweifelte Notwehrcharakter der Aktionen kommt nicht an. Willkommen ist dagegen die entlastende Position von Daniel Cohn-Bendit, nach der sich ohnehin erst dann etwas ändern wird, wenn China, Russland, Indien und die USA sich bewegen. Was tun? Die Klimaaktivisten sollten sich mit dem Klimawandel verbünden und bei der nächsten Katastrophe, die sicherlich nicht lange auf sich warten lässt, unaufgeregt auf die Versäumnisse der Bundesregierung aufmerksam machen und auf diese Weise die Menschen mobilisieren.

Die Idee: Die überwältigend große Energie des äußeren Gegners (= Klimawandel) nutzen, um die sprudelne Quelle des Klimawandels (= wir, als der innere Gegner) zu einem Umdenken zu bringen. Es ist kein Zynismus, die Verantwortlichen in der Regierung auf frischer Untat ertappen zu wollen. – Reinhard Koine

 

Ich möchte Cohn-Bendits Kritik an der „letzten Generation“ ausdrücklich zustimmen. Das Thema “Klimaschutz” treibt mich schon lange um und ich nutze jede sich bietende Gelegenheit, umweltethische Themen wie die Notwendigkeit zu dekarbonisieren in meinem Unterricht zu platzieren. Ich haue als Christ n i c h t in die Kerbe der evangelikalen Klimaskepsis und nehme Klimaschutz im Rahmen des “Bebauens” und “Bewahrens” von Gen 2,15 sehr ernst. Als Christ bin ich überzeugt: Wir werden auch im Hinblick auf unser Umweltverhalten vor Gott Rechenschaft ablegen.

Aber: Im Hinblick auf die Vertreter der “last generation” überkommt mich zunehmend ein großes Unbehagen, ja Mitleid: Hat denn niemand ihnen je den Unterschied zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik erklärt? Privat kann ich ja so strikt gesinnungsethisch handeln, wie ich möchte, und Verzicht bis zur Schmerzgrenze betreiben. Ein Staat aber muss verantwortungsethisch handeln und muss angesichts eines Krieges in der Mitte Europas auch andere Ziele als den Klimaschutz verfolgen.

Hat denn niemand ihnen von dem Gott der Bibel berichtet und ihnen die große Geschichte Gottes mit dem Menschen, die sog. Heilsgeschichte, wenigstens in ihren Grundzügen vermittelt? Offensichtlich sind sie nun einer Zivilreligion verfallen. Kennen sie den wahren Grund aller Probleme nicht, den Abfall des Menschen von seinem Schöpfer, den Einbruch der Sünde in die tadellose Schöpfung? Wir müssen uns nicht selbst erlösen, Jesus hat für die gesühnt, die an ihn glauben. Und so ist auch die Lösung des ökologischen Problems losgelöst von Gott nicht zu haben! Dem Engagement für die Umwelt geht eine geklärte Gottesbeziehung voraus – zeitlich und auch, was die Prioritäten betrifft.

Das führt mich zum dritten Punkt: Hat denn die „letzte Generation“ noch nie das Wort „Eschatologie“ vernommen? Jesus hat verheißen wiederzukommen, und dann wird es auch einen neuen Himmel und eine neue Erde geben. Einzig das Wissen darum, dass Gott im Regiment sitzt und alles wohl lenkt, kann m. E. auch Jana Mestmäcker und ihren Mitstreitern helfen, gelassener zu werden und aus der gefährlichen Selbstradikalisierung auszusteigen. – Marcel Haldenwang

 

Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als Aktivisten – die nannten sich nur damals nicht so – die Kastortransporte mit dem Atommüll blockierten. Ich erinnere auch an die Baumbesetzungen, wenn Wälder weichen sollten. Da kann man jedenfalls den Zusammenhang zwischen Aktion und Ziel erkennen. Das, was die sog. Letzte Generation aber veranstaltet, lässt diesen Zusammenhang weitgehend vermissen. Wird sich etwa die Mutter, die im Stau feststeckt, weil sich Aktivisten an die Straße geklebt haben und die ihr Kind nicht rechtzeitig von Kindergarten oder Schule abholen kann, jetzt mehr für Klimaschutz oder Tempo 100 auf Autobahnen engagieren?

Wird das die Politik beeindrucken? Und wo ist bitte der Zusammenhang, wenn Kunstwerke beschmiert werden? Solche Aktionen sind einfach nur dümmlich. Man dokumentiert mit solchen Aktionen nur seine eigene Phantasielosigkeit und befriedigt sein Ego. Man fühlt Macht über andere, man erlebt die Euphorie in der Gruppe und geilt sich dabei auf. Diese Bewegung wird sich entweder totlaufen oder weiter radikalisieren und dann endgültig den Weg beschreiten, der in die Kriminalisierung führt. – Bernd Riegsinger

 

Ein netter Plausch zwischen einer Vertreterin der „Last Generation“ und einem grünen Realpolitiker. Vor dem Hintergrund, dass Klimaschutz ein globales Problem ist und Maßnahmen nur dann etwas bewirken, wenn zumindest alle großen Emittenten mitmachen, wirkt die Forderung nach einem 9-Euro-Ticket naiv. Der effektivste Ansatz ist, die fossilen Energien erst gar nicht zu fördern. Daran können sich alle „Willigen“ beteiligen, indem die Förderländer dafür bezahlt werden, Öl, Gas und Kohle im Boden zu lassen. Dann können diese fossilen Ressourcen auch nicht mehr von den „Unwilligen“ verbrannt werden. Und die „Last Generation“ kann sich an den Förderstellen ankleben. – Jochen Gintzel

 

Sämtliche Versuche das Klima im Museum mit Kartoffelbrei retten zu wollen, die sind zwar sehr medienwirksam, bringen jedoch letztendlich auch nicht viel bis gar nix! Ebenso erfolglos bleibt das „Sich-auf-der-Straße-festkleistern“ oder den BER total zu blockieren! Das Klima wird am Ende des Tages genau das, was es machen kann und will, und der Mensch, der bleibt nur ein ganz, ganz kleines Würstchen in der Unendlich des unendlichen Universums. – Klaus P. Jaworek

 

Wenn ich den 20-30-jährigen von der „Letzten Generation“ mit den gleichaltrigen Jahrgänge nach dem Mauerbau vergleiche muss ich das Mut den heutigen Protestierende bewundern. Durch Fluchthelfe, Bücher, Geld und Medikamenten Schmuggel riskierten die Gleichaltrigen von damals nur ihr Leben und ihre Gesundheit (z. B. 10 Jahre „Kuraufenthalt“ in Bautzen). Heute riskieren die todesmutigen „Straßenkleber“ und „Bilderstürmer“ ein 30 Tage Aufenthalt in einem der berüchtigten deutsche „Komfortzellen“ mit eigenem Bett etc. was per se viel schlimmer ist als den obigen „Kuraufenthalte“!

Dass die heutigen Protestierende nicht vor dem Ukrainische Botschaft um eine Wiederaufbau, die nicht CO2-frei sein wird, zu verhindern ist wegen den tödliche Gefahr sehr verständlich. Das Angriff auf die Ukraine ist logischerweise uninteressant, denn wenn global gedacht wird zählen die dortigen Toten nichts gegen die Rettung der Menschheit (Kollateralschäden?). Dass mehr oder weniger die demokratische Länder Europas und die USA seit über 3000 Jahre (Platini) an den ganzen Elend dieser Welt schuld ist versteht sich von selbst, dazu braucht man nicht die Weisheit vieler Psychologen. Dass die „Letzten Generation“ sich auf Demokratien beschränken ist logisch, denn die Bevölkerung nicht-demokratischen Ländern haben anscheinend nicht solche Probleme! – Stein-Erik Greter

 

Über tausende von Jahren haben Minderheiten, die sich im Besitz der Wahrheit wähnten, seien es Religionen, seien es sonstige Ideologien, versucht der Mehrheit Ihre Meinung aufzuzwingen. Nun also die „Letzte Generation“, deren Namenswahl an eine Weltuntergangssekte erinnert. Besonders die Befreiung, als die Frau Mestmäcker die Ermächtigung durch eine Autobahnblockade empfunden hat, gibt mir zu denken. Zur Ermächtigung wurde 1933 vom deutschen Reichstag ein Gesetz verabschiedet.

Wie von Ihren Moderatoren gesagt, entscheidet sich der Klimawandel bei den derzeit großen Emittenten. Die Vergangenheit ist unerheblich, weil dieses CO2 bereits in der Atmosphäre ist. Des Weiteren will Frau Mestmäcker „ihre“ demokratisch gewählte Regierung, und damit deren Wähler, „zur Rechenschaft ziehen“. Falsch gewählt? Eine ungeheure Anmaßung. – Dirk Hoppe

 

Frau Mestmäcker hat einen Punkt, wenn sie darauf hinweist, dass die Bundesregierung gegen die Verfassung verstößt, da sie weiterhin viel zu wenig für den Klimaschutz tut. Daher kann ich auch die Notwehrsituation, in der sich die Aktivisten wähnen, sehr gut nachvollziehen. Ich fürchte nur, dass sie mit ihren Aktionen keinerlei tatsächlichen Effekt erzielen werden, eher im Gegenteil. Die Mehrheit der Bevölkerung (mich eingeschlossen) ist nicht dazu bereit, ernsthafte Klimaschutzmaßnahmen zu mitzutragen.

Daher hätte es echter politischer Führung bedurft, um wirksame Maßnahmen gegen den Willen der Bevölkerung durchzusetzen. Dies haben jedoch alle Regierungen unter Frau Dr. Merkel nicht getan, ich vermute, da sie schlicht die Priorität auf den Machterhalt gelegt haben. Auch die aktuelle Bundesregierung folgt dieser Vorgehensweise. Die dramatischen Folgen werden vor allem Leute in Frau Mestmäckers Alter zu spüren bekommen. Auch daher kommt mein Verständnis für die Aktionen. – Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl.-Inform. Andreas Zabel

 

Gefährlicher Unsinn! Auf die Klebeaktionen der „Letzten Generation“ haben viele PolitikerInnen mit scharfer Kritik reagiert: „blanker Vandalismus“, „kriminelle Straftäter“, „immer skrupelloser“, „demokratieverachtend“, „gefährlicher Unsinn“. Es ergehen Rufe nach „hartem Durchgreifen“, „wegsperren“ und „schärferen Gesetzen“.

Diese Äußerungen sind nur allzu verständlich. Kommen sie doch von PolitikerInnen und Parteien, die lange Zeit den Klimawandel geleugnet haben und die bis heute keinen wirksamen Klimaschutz hinkriegen. Sie fühlen sich von den Aktivisten bloßgestellt und reagieren entsprechend gereizt. Sie ahnen, dass sie selbst die Straf- und Übeltäter sind, die das Erreichen des gesetzlich verpflichtenden 1,5-Grad-Zieles blockieren und umweltpolitisch einen „gefährlichen Unsinn“ fabrizieren. Die verdrängte Schuld am Klimakollaps verwandelt sich unter dem Eindruck der Protestaktionen in Abwehragression.

Psychologisch leicht nachvollziehbar, dass sie massenmedial hyperventilieren und die Aggressionen gegen die Klimaaktivisten richten. Diejenigen, die beim Klimaschutz am meisten auf der Bremse standen und stehen, zeigen naturgemäß den größten Diffamierungs-Eifer. Durch üble Nachrede wollen sie die Gesellschaft gegen Klima-Aktivisten aufbringen. Mit Repressionen wollen sie den Protest einschüchtern. Auf der Innenministerkonferenz diskutieren die Herrschaften in Amt und Unwürden über verschärfte Polizei- und Strafgesetze. Die Gesetzgeber wollen also ihre eigene fortgesetzte Klimaschutzblockade, ihre eigene Klimaschutzunfähigkeit in die Gesetzesverschärfung mit einplanen!

Weil sie auch in Zukunft noch nicht mal sowas lächerlich einfaches wie ein Tempolimit beschließen wollen, wird es wohl weitere Protestaktionen geben, werden weitere Repressionen fällig, wird kein Tempolimit beschlossen, wird es weitere Aktionen geben, wird es Ausweitungen von Polizeibefugnissen geben, etc.. Wenn sie schon den Klimakollaps nicht hinreichend bekämpfen, dann wenigstens den zu erwartenden Protest der jüngsten oder auch „letzten Generation“. Was für eine Fehlleistung der „vorletzten Politikergeneration“! – Rudolf Müller

 

Schade! Eine Frage stellen die tollkühnen VertreterInnen der Letzten Generation den so gutwillig-paternalistisch und links-grünen „Großvätern“ nicht: „Glauben Sie wirklich Herr Cohn-Bendit/Herr Trettin, dass ICH in Ihrem Alter, also in ca. 50 Jahren, noch ein ebenso wohlstandsgesichertes und freiheitliches Leben werde führen können, wie es Ihnen und ihrer Generation vergönnt ist, wenn Politik so weiterläuft wie bisher?“

PS: Cohn-Bendits Behauptung, der deutsche Ausstieg aus Atom, sei auf demokratische Mehrheitsentscheidung hin erfolgt, ist schlicht falsch. Die geschah nach Fukoschima und im Kern als Einfrau-Entscheidund der Kanzlerin Merkel und ihrer Richtlinienkompetenz. – karl heinz stoll

 

Es ist nicht zu fassen: Da fordert Frau Mestmäcker als Aktivistin der „Letzten Generation“ ein Tempolimit von 100 km/h und ein dauerhaftes 9-Euro-Ticket, obwohl sich jeder ausrechnen kann, dass das nie kommen wird. Zur Verstärkung solcher Illusionen wirft sie an späterer Stelle noch ein, dass sie Psychologin ist. Da frage ich mich, ob sie neben einem Autobahnrastplatz oder vielleicht in Atlantis studiert hat.

Um nicht missverstanden zu werden: Wer höchstens Tempo 100 fahren will, soll das tun, und ein 9-Euro-Ticket für Menschen mit geringem Einkommen wäre okay, das aber generell zu fordern ist Zeit- und Energieverschwendung. – Christoph Müller-Luckwald

 

Da präsentiert sich uns aber ein weichgespülter Cohn-Bendit im Streitgespräch! Er steht für eine angepasste Partei, die in ihren Anfängen sehr radikal eine Politik des negativen Wachstums vertreten hat. Aber spätestens seit dem Veggie-Day-Desaster ist man vorsichtig geworden, jetzt wird von Grünem Wachstum schwadroniert, das es ja gar nicht gibt.

Die Anti-AKW- Bewegung vor 50 Jahren hat sich einen Dreck darum geschert, was die Menschen denken – und sie hat gut daran getan. „Die Menschen nicht zu verschrecken“ ist der falsche Weg, gerade die enthemmte Reaktion der CSU-Granden zeigt, dass ein wichtiger Nerv getroffen wird. Man sollte die „Leute“ nicht für zu doof halten, ihnen ist schon klar, worum es den Aktivisten von „Letzte Generation“ geht. Ich hoffe, die Aktivisten lassen sich noch viele spektakuläre Aktionen einfallen. – T. Schilling

 

Vorab, den Leserbrief schreibe ich in dem Stil wie ihr protestiert. Provokativ! Eure Großeltern und eure Eltern waren doch die Leute, die in den 60ern, 70ern und 80ern Jahren mit ihren Protesten die CO2-freie Stromerzeugung in Deutschland verhindert haben. Eure Großeltern und Eltern haben mit dafür gesorgt, dass Braunkohle-Kraftwerke, Steinkohle-Kraftwerke, Gas-Kraftwerke und Öl-Kraftwerke gebaut werden mussten und diese Kraftwerke den für unsere Republik notwendige elektrische Energie erzeugten. Durch diese Stromerzeugung der fossilen Kraftwerke kommt u.a. es zu den heutigen hohen CO2-Werten. Vorschlag: Ihr solltet euch vor den Türen eurer Verwandtschaft ankleben. Kommt erst einmal mit euren Großeltern und Eltern ins Reine. Denn „man sollte vor der eigenen Tür kehren, bevor man andere Leute kritisiert“. – Klaus Ramakers

 

Die behäbigen Antworten des Herrn Cohn-Bendit lassen vermuten das er weder den Ernst der Lage noch unsere Verantwortung für die selbe versteht. Mit unsere verstehe ich ganz explizit die Baby boomer Generation die es so gut und einfach hatte. Die Mittelklasse die mit wachsenden Einkommen reiste, konsumierte und dank des langen Marsches durch die Institutionen auch mehr Freiheiten und soziale Gerechtigkeit erfuhr. Wir flogen zu den unberührten Stränden wo unser Kinder nurmehr Plastikmüll vorfinden. Woher nehmen wir das Recht die Jungen zu kritisieren?

Wir sitzen in unseren warmen Häusern, den obere Mittelklasse Wagen vor der Tür, lesen die Zeit, planen den Besuch der nächsten Ausstellungseröffnung oder unser Studium im Alter während das Geld welches unsere Renten speist zerstörend um den Planeten marodiert. Wir wissen seit Jahrzehnten was vor sich geht aber unsere Konsumsucht hat unsere Augen verklebt und ohne unser Verlangen nach billigen Waren würde China nicht so viel CO2 ausstossen. Angesprochen auf die eigene Verantwortung sagt unser Generation oft: ‚…aber was kann man schon tun…‘ gefolgt von einem ehrlicheren ‚…ich bin froh das ich das nicht mehr erleben muss…‘ Après nous, le déluge Herr Cohn-Bendit. – Markus Voigt

 

„Ich wüsste gerne, Frau Mestmäcker, wann denn für Sie der Punkt erreicht wäre, an dem genug getan wird?“ fragt Daniel Cohn-Bendit Jana Mestmäcker. Vorangegangen war ihre Aussage:“ Ich habe auf Menschen gewartet, die etwas gegen die Klimakatastrophe tun. Aber nichts ist passiert. Nun blockiere ich Autobahnen in Berlin.“ „Wir fordern ein Tempolimit von 100 Stundenkilometer und ein dauerhaftes 9-Euro-Ticket.“ „Mehr nicht?“, fragt C.-Bendit.

Antwort. “ Wären diese Forderungen erfüllt, würden unsere Forderungen eingestellt.“ An dieser Stelle des Interviews habe ich mir die Fakten, die ja gerne von den Klimaaktivisten bemüht werden, bzw. von “ der Wissenschaft“ gesprochen wird, angeguckt. Im Ranking liegt Deutschland in der Welt auf Rang 6 mit den CO2 Emissionen bei 753 Mill. Tonnen. Ein gefordertes Tempolimit würde zwischen 1,9 und 5,4 Mill. Tonnen liegen . Das wären ca. 0,17 % der gesamten deutschen Emisionen.

Weltweit wurden 2021 37,2 MILLIARDEN Tonnen CO 2 emittiert. Die Schieflage zwischen Aktion und Wirkung der Klimaaktivisten ist unübersehbar. Eine bedenkliche Betrachtungsweise der „Letzten Generation“ in ihren Aktionen sehe ich aber in erster Linie in einer Eskalation ihrer Protestformen, verstärkt durch eine wohlgesonene mediale Akzeptanz, wo der zivile Ungehorsam eine breite Toleranz erfährt. – Walter Schroiff

 

„Seit wann müssen wir Mehrheiten organisieren, um die Verfassung zu achten?“ Sehr geehrte Frau Mestmäcker, Die Antwort auf Ihre Frage mag Sie verblüffen, aber sie ist in einer Demokratie schlicht und einfach: Schon immer. Warum? Weil funktionierende Verfassungen sich auf Mehrheiten gründen, d.h. auf die mehrheitliche Akzeptanz der dort niedergelegten Regeln. Sonst sind sie wertlos, oder wir sprechen von Diktatur. Dementsprechend können Verfassungen auch durch Mehrheiten geändert werden. Jeder Staat, den wir – und ich hoffe auch Sie – als Demokratie einordnen, kennt dafür entsprechende Kriterien und Prozeduren.

Die in Verfassungen moderner Demokratien niedergelegten Grundsätze sind kein als Legitimation begründungslos geltend gemachtes Gottesgnadentum, und – Sie mögen dies bedauern – sie sind auch kein Kanon von Moral, Werten und Ansprüchen gesellschaftlicher Gruppen, zu deren eigenem Grundverständnis die Segnung mit gottbegnadeter Einsicht in den Gang von Natur und Gesellschaft gehört.

Im Alter von 30 Jahren sollte man bereits über etwas Lebenserfahrung und damit über wesentliche Grundeinsichten in das Funktionieren sozialer Großgruppen verfügen. Zumal als Psychologin, und insbesondere dann, wenn man öffentlich geltend macht, die ‚eigentlichen‘ Interessen seiner Mitmenschen zu kennen und für sie Verantwortung tragen zu wollen. Ihre Anregung, dass sich die Grünen-Fraktion dafür doch bitte kollektiv auf der Autobahn festkleben sollte, zeigt mir, dass dem leider (noch) nicht so ist. Sie ist schlichtweg infantil.

Die Konsequenz einer solchen Aktion wäre nämlich, dass eine Regierung, die solches gutheißt, nicht wieder gewählt werden würde. Und diese Konsequenz, von Ihnen dann gewiss als unerhört gebrandmarkt und einer ‚uneinsichtigen‘ Mehrheit angelastet, wäre verfassungsgemäß. So etwas nennt man Demokratie. Sie haben ja noch etwas Zeit für diese Einsicht. – Dr. Matthias Wagner

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich finde SUVs nicht massig, sondern schön«“. Gespräch mit Markus Duesmann geführt von Claas Tatje und Marc Widmann

 

Vielen Dank für Ihr Interview: „Ich finde SUVs nicht massig, sondern schön“, mit Markus Duesmann in der Zeit Nr. 48. Wir alle möchten gerne so weitermachen wie bisher Sie, ich, und natürlich Herr Duesmann. Für uns(?), für ihn(?) muss der Schutz Unbeteiligter hinter der individuellen Freiheit zurückstehen. Für uns(?) und für ihn(?) ist es in Ordnung wenn pro Jahr ca. 30 Unschuldige durch unangepasste Geschwindigkeit auf unseren Autobahnen sterben, von hunderten (schwerst) Verletzten und deren traumatischen Erfahrungen und die ihrer Angehörigen ganz zu schweigen. Jedes Jahr gibt es Hunderttausende chronisch Lungenkranke und frühzeitig Sterbende durch erhöhten Ausstoß von Ruß und Klimagasen sowie den Abrieb der immer größeren und schwereren Reifen. Wir und alle Dues(e)mann`s pfeifen drauf! Wir, unsere Freiheit kommt zuerst!

Halt: Muss nicht der Gesetzgeber für einen gerechten Ausgleich sorgen zwischen den Interessen von Einzelnen bzw. der Industrie auf der einen Seite und andererseits unserem Verlangen nach: – einer sicheren Zukunft für uns und unsere Kinder mit mehr Natur, saubere Luft, frisches Wasser und genug gesunde Nahrung für Alle. – Ich denke dass sich heimlich auch Herr Duesemann nach Tempolimit 100 auf der Autobahn sehnt, so wie er Temolimit 100 auf der Landstraße, bzw. 50 oder 30 innerorts auch befürwortet, denn es hätte für ihn nur Vorteile: Alle Autos hätten sofort eine viel größere Reichweite, da sie dann je KM viel weniger Energie verbrauchen. Die Batterien bleiben kleiner und es müsste weniger Energie erzeugt werden.

Sofort sterben weniger unschuldige Menschen bei den gefürchteten Raserunfällen. Kein Verbot, aber eine saftige Steuer, die der Umweltschädlichkeit entspricht, auf den Kauf und Betrieb von SUVs und sie kämen aus der Mode. Dann werden kleinere, umweltfreundliche Autos, Fahrradfahrer und Fußgänger nicht mehr von immer hässlicheren und größeren Panzern ähnlichen Ungetümen zerquetscht. Warum nicht wieder Stadttore errichten, durch die nur kleine Autos passen? Der Feinstaub in den Städten würde sofort abnehmen.

Wir wissen um den Waffen-Wahnsinn in den USA, wir bedauern dessen Opfer, aber wir selbst sind blind für unseren eigenen Raser- und Panzer-SUV-Wahnsinn. Die Autoindustrie möchte gerade die EURO 7 Normen der EU abschwächen, um weiter ihre E-Reifenabrieb-Monster zu verkaufen. Wer wie Herr Duesemann beim Thema Mobilität nur an „höher, schneller, weiter“ denkt, landet auf einer Erde mit endlichen Ressourcen bei immer größerem Wohlstand zwangsläufig in einer Sackgasse. Noch ein paar Dürren, Hitzewellen, Waldbrände und Flugkatastrophen, dann wird die Demokratie nach weniger individueller Freiheit, aber mehr Verantwortung und Schutz rufen. Bis dahin, vielen Dank für das entlarvende Interview.

Wir richten uns, sie wie Herr Duesmann, die Welt mit gefühlten Wahrheiten häuslich, relativierend bequem ein. Selbst der unromantische katholische Sozialist und UNO Generalsekretär António Guterres und die spassbefreite evangelisch protestantische Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen möchten eigentlich so weitermachen wie bisher. Beide sind nicht der Träumerei, Übertreibung oder Panikmache verdächtig. Dennoch wiesen beide auf den katastrophalen Kurs hin, an dem wir festhalten und immer noch mehr Gas geben, wobei der uns sicher mit Karacho auf die Klippen der Klimakatastrophe laufen lässt.

Stellen Sie sich vor: Sie fahren mit Ihrer Familie auf einem Schiff voll auf die Klippen zu, anstatt auf Ihre dringenden Bitten zu hören und den Kurs zu ändern, hält der offensichtlich unbelehrbare Kapitän daran fest. Seine Mannschaft und die anderen Passagiere sind genauso unbelehrbar und geben noch mehr Gas. Würden Sie das Rettungsboot schnappen und sich mit Ihrer Familie in Sicherheit bringen, obwohl Sie wüssten, dass dadurch die noch freien Plätze des Rettungsbootes für die Anderen nicht mehr zur Verfügung stünden? Vermutlich schon. Ähnlich fühlen sich die Umwelt- und Klima-Aktivisten, nur hat die Erde kein Rettungsboot. Ihnen bleibt nur das Festkleben.

Und was macht alle Medien und die Zeit? Sie reden und schreiben immer noch von: „Erderwärmung“ (gar nicht so schlecht, denn endlich erwärmen sich meine Finger wieder in der kalten Wohnung), „Erderhitzung“ (oh wie schön, die Erde ist ein bisschen hitzig und alle Kinder und Lehrer haben bald noch viel mehr Hitzefrei!), “Klimafrage“ (Hey Klima, wer weis denn sowas?) “Klimaproblem“ (Hey alter Planet, ich hab auch ein Problem, hast Du mal einen Euro?) „Klimawandel“ (mein Lebenswandel ist jetzt besser, der von der Erde wird schon auch noch) und „Klimakrise“ (na und, ich hab 5 mal am Tag auf der Arbeit meine Krise), Nur die Klimaaktivisten nenne die UMWELT- , ARTEN- und KLIMAKATASTROPHE das was es ist: eine KATASTROPHE.

Politik und Medien schlagen sich zu oft auf die Seite des “Weiter so, nur nicht nachdenken und schön immer das machen, was alle machen.“ Wir wissen, dass wir und die Medien die Wirklichkeit verzerrt wahrnehmen und abbilden, dass uns Medien und Politik keine Antworten geben können. Wir hoffen aber, dass die Medien Haltung, Integrität und Augenmaß bewahren und uns und damit die Politik vor unseren Irrtümern bewahren. Aber leider passiert das, trotz ihres DOSSIER`s zu wenig und genau dass blockiert den Umwelt- und Klimaschutz, denn:

Die Zeit ist exemplarisch für die Darstellung von Umweltthemen in den Medien. Das Thema Klima-Umwelt-Katastrophe erscheint nach COP27 nur noch als Störgeräusch neben zeit.de/reiseauktion und anderen Anzeigen für Produkte des gelebten Egoismus: Luxus Reisen, Luxus Autos, Luxus Uhren. Selbst in redaktionellen Texten finden sich oft Informationen, die aber doch Bedürfnisse wecken und uns Lesern ein Gefühl vermitteln von: „Du darfst so weitermachen wie bisher, es ist schon in Ordnung was du machst und eigentlich bist Du derjenige, der mehr verdient hat, auf den mehr Rücksicht genommen werden müsste.“ Trotzdem nagt die Wirklichkeit der Klimakatastrophe immer stärker an uns: Artensterben, Fluten im Ahrtal und Pakistan, wie heiß und wie trocken wird der nächste Sommer, wie viel Wald verbrennt, etc.

Den Schrecken dieses Damocles Schwertes können wir trotz (oder gerade wegen) all dieser Pracht und Herrlichkeit nicht verdrängen. Wir fühlen immer mehr Wut, Scham und Verzweiflung aber wenn wir Ihre Zeitung und Ihr Magazin betrachten, werden in uns vor allem die Bedürfnisse geweckt, die genau dazu führen, dass die Zustände, die in uns Wut, Scham und Verzweiflung auslösen sich verschlimmern. Dabei sehnen wir uns nach nichts so sehr wie nach Solidarität, Kooperation und Vertrauen um uns zusammen für ein Ziel einzusetzen: „Eine sichere Zukunft für uns und unsere Kinder mit mehr Natur, saubere Luft, frisches Wasser und genug gesunde Nahrung für Alle“

Stattdessen betäuben uns die Medien und verleiten uns dazu gar nichts zu tun bzw. auf ein „Weiter so!“ zu pochen. Mit der Aufrechterhaltung dieses Kontrastes betreiben die Medien ein opportunistisches politisches Geschäft. Sie relativieren auch noch die schlimmsten Botschaften, um selbst so weitermachen zu können wie bisher und am Verkauf von klimaschädlichen Konsum mitverdienen zu können. Damit sind die Medien nicht neutral, sondern politisch. Und ohne es zu wollen sind damit die Journalisten politisch, die mit ihren, bestenfalls kritischen, Beiträgen dennoch dem bedenkenlosen Konsum eine Plattform geben und im schlechtesten Fall diesen sogar aktiv unterstützen. Journalisten berufen sich gerne auf Hanns Joachim Friedrichs Neutralitäts Dictum:

„Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“ Eine solche Haltung ist eine Illusion, denn jeder noch so neutrale Beitrag wird innerhalb des Mediums, in dem er erscheint, selbst zu einem Teil der klimaschädlichen Plattform. Somit wird die Arbeit des Journalisten und damit er selbst Teil des Mediums und den daran aufgehängten politischen Botschaften. Kein Wunder, wenn die einen weiter SUV fahren, während die anderen sich schon vor Panik auf die Straße kleben.

Bitte bekennen Sie auch als Verlag Farbe und übernehmen Sie Verantwortung. Die Zeit muss auf Ökostrom und Umweltschutzpapier umstellen und sich öffentlich(!) dazu bekennen. Sie darf keine Leserreisen mit Kreuzfahrtschiffen und/oder Flugzeugen anbieten oder für ähnlich umweltschädliche Produkte werben und sich öffentlich(!) dazu bekennen. Sonst verschärfen Sie die Klimakatastrophe, denn …

Die Klimakatastrophe ist eine immer größere Medienkatastrophe. Bei uns nehmen nur die Klimaaktivist*innen die Klimakatastrophe als wirkliche Katastrophe wahr. In den Medien und in der Politik fallen zu oft die Begriffe „Klimawandel“, „Klimakrise“, „Erderwärmung“ oder „Erderhitzung“. Mit „Wandel“ (Lebenswandel), „Krise“ (ich krieg 5 mal am Tag ne Krise), „Erwärmung“ oder „Erhitzung“ werden in der öffentlichen Wahrnehmung harmlose bzw. reversible Vorgängen konnotiert. Damit wird die Klimakatastrophe von etwas katastrophalem zu etwas harmloseren bzw. Vorübergehendem herabgestuft.

„Die Zeit“, nennt ihre Rubrik über die Klimakatastrophe sogar maximal verharmlosend „GREEN“, was eher nach Gartenkolumne klingt. Wir wissen schon längst, wie katastrophal, unumkehrbar und vernichtend die Klimakatastrophe sein wird, dennoch benennen die Medien sie nicht so, sondern halten sie uns mit harmloseren Wörtern auf Abstand. Damit bleiben wir passiv abwartend in unseren Konsummustern gefangen, wissend, dass derweil die Katastrophe ungebremst immer größere Ausmaße annehmen, immer verheerender sein wird. Dabei könnten wir so viel mehr dagegen tun, als wir aufgrund der verharmlosenden Wörter bereit sind zu tun. Ihre journalistische Arbeit verkommt durch die geschaltete Werbung nur allzu oft zu einem Gerüst, einer Litfaßsäule, an der Reklame für besonders umweltschädliche Luxusprodukte wie Autos, Flugreisen und „fast fashion“ angeschlagen wird. In diesem Sinne…

Spielen die Medien sowohl den Biedermann als auch den Brandstifter. Ist der Sommer auch noch so heiß, sind die Klimakatastrophen, die Hitze-, Dürre-, Flutopfer auch noch so zahlreich, alle Medien berichten weiterhin „schön ausgewogen“ nach dem Motto von Hanns Joachim Friedrichs: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“

Unter diesem Deckmäntelchen der Neutralität macht man sich dann aber doch zum willfährigen Botschafter des Konsums: „So viel Negatives ist unseren Kunden nicht zuzumuten und bloß keine zu deutlichen Aufrufe zum Verzicht, sonst verprellen wir unsere zahlungskräftigen Inserenten!“ (So lassen sich die Antworten zusammenfassen, die ich von Spiegel und Zeit erhalten habe). Aber die Medien sind in Marshall McLuhan`s Sinne schon längst die Botschaft: „The medium is the message“ https://en.wikipedia.org/wiki/The_medium_is_the_message.,

„Wer versucht, unpolitisch zu sein, ist politisch ohne es zu wollen.“ (Rosa Luxemburg)
In allen Medien wechseln sich nämlich Klima-Katastrophenmeldungen in schöner Regelmäßigkeit ab mit glücklich machenden Beiträgen. Nach der „Tagesschau“ mit tausenden Flutopfern kommt „Das Traumschiff“ zum Wegträumen auf exotischen Reisen mit Flugzeug und Kreuzfahrtschiff. Die passende „Mein Schiff-Aida-Reklame“ inklusive! Nach jedem erschreckenden Bericht wird doch wieder verlockend das neueste SUV besprochen oder die letzte wilde Bucht für einen exotischen Urlaub angepriesen!

Nach den sachlichen Berichten über immer schneller schmelzende Gletscher, verschwindende Arten und zunehmende Katastrophen berichten Medien ebenso neutral über die Weigerung der Politiker, dem Wunsch der Mehrheit nach einem Tempolimit nachzugeben. Sie berichten ebenso sachlich über das Ausbremsen des Artenschutzes, um stattdessen Getreide für billigen Fleischkonsum anzubauen. Genauso sachlich werden die wiederholten Forderungen für möglichst billige Energie aus fossilen Quellen wiedergegeben. Diese „sachlichen“ Aneinanderreihungen mildern die Schrecken der Klimakatastrophe ab, sie lassen uns verwirrt zurück: „Ist Konsum jetzt doch nicht so schlecht?“

„Warum soll ich verzichten, wenn es so viele andere auch tun, so sehr dafür geworben wird und selbst die Politik und Medien wollen das ich es auch tue?“ Verwirrt und zweifelnd verharren wir als Konsumenten, werden gegenüber den Schreckensnachrichten immer passiver und geben uns dafür immer aktiver unserem eigenen kleinen Glück, dem Konsumieren hin. Dabei wäre nichts so effektive wie unser individuelle Wille, unser individuelles Handeln, siehe: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wirtschaft/energie-energiekrise-strom-gas-oel-e670572/?reduced=true

Wir brauchen eine Kehrtwende, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Diese muss bei uns selbst beginnen. Aber das geschieht nur, wenn uns die Medien eine entsprechende Dringlichkeit vermitteln. Aber genau daran fehlt es. Nach diesem Katastrophen-Sommer blieb in den Medien der Aufschrei aus, vielmehr wird in den Medien der Rückzug ins Private zelebriert, es werden Sonderheft über Mode, Design, Kunst, e.t.c. herausgegeben aber kleines in dem steht wie wir alle mithelfen können diese Erde gerechter und lebbarer zu machen?

Kein einziges wichtiges Medium wie, Der Spiegel, Die Zeit, SZ, FAZ oder die öffentlich rechtlichen machen ein Sonderheft oder einen Sendetag 100% Klima-ehrlich. So ein Heft sollte auf Umweltschutzpapier (Blauer Engel) gedruckt und für Büro und Druckerpresse oder Studio 100% Ökostrom gekauft werden. Zu jedem vorgestellten Artikel, Produkt, Reise oder Tätigkeit sollte benannt werden, was der damit verbundene Klimaschaden ist, nicht um zu Schulmeistern und zu Belehren, sondern um zu informieren. Gleiches sollten bei jeglicher Werbung vermeldet und klimafreundliche Alternativen benannt werden. Dafür würden sich auch Partner finden, die in einem solchen Heft oder an einem solchen Sendetag gerne ihre umweltfreundlichsten Produkte anstatt der luxuriösesten und schädlichsten bewerben wollen, z.B. VEGANE Rügenwalder Teewurst statt SUV`s, klimafreundliche Kleidung statt Dior.

Medien müssen anderen ein Vorbild und ein gesellschaftlich relevanter Vorreiter sein. In diesem Sommer ist in Europa dreimal so viel Wald verbrannt wie im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Medien sollten nicht nur mit Mode und Lifestyle provokant und innovativ sein, sie sollten Furore machen, mit einer Weltpremiere groß raus kommen und Konkurrenten hinter sich lassen. Aber keine der anerkannten Medien will (auf eine positive Weise) in die Schlagzeilen kommen.

solch ein Sonderheft, einen Sendetag mit vorbildlicher Klima-Ehrlichkeit überhaupt versuchen zu machen, wobei dies eigentlich das höchste gebot der Stunde währe! Es würde was kosten, es ist viel Arbeit und tut vielleicht weh, aber so ist Klimaschutz nun mal, wer jetzt immer noch nichts tut wird später noch viel mehr Kosten, Arbeit und Leid erfahren. Anstelle ein gesellschaftlicher Vorreiter zu sein, verschanzen sich die Medien hinter Zweifeln und selbst verschuldeter Unwissenheit. Stehlen sich von ihrer moralische Verantwortung davon wie ein Dieb in der Nacht!

Niemand traut sich als Erster zu rufen, dadurch traut sich niemand aus der Deckung, bleiben die Zweifel. Kein Medium möchte Geschichte schreiben, keines mit einem solchen Statement seine Möglichkeiten ausloten, Unsicherheit und Zweifel wegblasen. Kein Medium will für sich und Ihre Leser gesellschaftlich relevant vorantreibend sein. Viel mehr verharren alle im hinteren Drittel, manche heimlich andere unabsichtlich bremsend. Kein einziges Medium versucht einen „Sustainability Challenge“ so wie es die Luftfahrt schon tut: https://www.youtube.com/watch?v=F0L2tvtm9Qg

Das Hamburger Zeitmagazin, hatte schon einmal eine Weltpremiere. Sie druckte Ende der 90er Jahre als erstes Medium überhaupt ein Magazin mit dem Blut von vergewaltigten Frauen des Jugoslawienkrieges. Damit wollte die Redaktion eine gesellschaftliche Debatte lostreten über die strukturelle Gewalt gegen Frauen. 2016 kam das österreichische Magazin „Vangardist“ damit sogar weltweit in die Schlagzeilen: https://www.theguardian.com/society/2015/may/06/blood-from-hiv-positive-people-used-to-print-austrian-magazine.

Wartet Sie jetzt erst auf den steigenden Meeresspiegel, um dann ein Magazin mit dem Blut der Ertrinkenden zu drucken? Wenn die Medien jetzt weiterhin versuchen, unpolitisch zu sein, sind sie politisch, ohne es zu merken! (Rosa Luxemburg) Verharren die Medien ebenso tatenlos wie wir Konsumenten? Lehnen sie genauso jegliche Eigenverantwortung ab? Betten Sie weiterhin jeden zukünftigen Artikel über die Klimakatastrophe ein in eine Vielzahl von Artikeln, die Konsum und Verbrauch von fossilen Energien gutheißen, dann verhalten sich die Medien ähnlich wie bei der Argumentation gegen das Rauchen in öffentlichen Räumen. Sie verharmlosen unnötig lange die wahre Schädlichkeit und verzögern damit das gesellschaftliche Bewusstsein über das Ausmaß des Problems und damit wichtige politische Entscheidungen.

Um das nötige Bewusstsein zu erreichen brauchen wir klima-ehrliche Medien. Gerade jetzt ist ein fruchtbares Zusammenspiel von uns allen, den Medien und der Politik nötig. Was möglich wäre, zeigen die Beispiele des Kühlschranks ohne FCKW und der Glühbirne. Ersterer wurde lange durch die Industrie verhindert mit dem Argument: „Das ist technisch unmöglich.“ Erst als Greenpeace 1992 medienwirksam die Werbetrommel für den FCKW-freien Kühlschrank eines Herstellers aus Sachsen rührte und dafür in kürzester Zeit 100.000 Bestellungen bekam, zog die West-Industrie nach und wurde FCKW in Kühlschränken per Gesetz verboten.

Bei der Glühbirne fragten die Bürger erst nach sparsamen Leuchtmitteln. Der Markt reagierte mit teuren, hässlichen und kümmerlichen Produkten. Einige kauften diese trotz aller Nachteile, aber die meisten bevorzugten weiterhin die viel billigeren Glühbirnen. Als 2010 der politische Druck zum Energiesparen größer wurde, niemand wollte noch mehr Kraftwerke und Hochspannungskabel, kam 2010 ein EU-Glühbirnenverbot. Die Anbieter reagierten und wir freuen uns jetzt über die vielseitigen Anwendungen und die größere Zuverlässigkeit der heutigen Lampen.

Wollen wir die Klimakatastrophe verhindern, dann braucht es einen klima-ehrlichen Markt, bewusst entscheidenden Konsumenten und eine Politik, die mit effektiven Gesetzen dem Markt Klima-Ehrlichkeit abverlangt. Aber zuallererst müssen wir hierfür das nötige Bewusstsein erreichen und gerade dafür brauchen wir vor allem kritische und klima-ehrliche Medien. Diese dürfen nicht die fatalen Fehler wiederholen, wieder blind in die gleichen Fallen tappen, wie in der Vergangenheit bei der Diskussion um die Schädlichkeit des Rauchens.

Jedes Kind versteht, dass wir ab jetzt sparen müssen. Wir müssen immer und überall sparen, ganz gleich wie sinnvoll es uns erscheint, denn der sparsame Umgang mit allen Ressourcen der Erde ist moralisch immer richtig angesichts wachsender Bevölkerungszahlen mit wachsendem Wohlstand. Jedes Kind versteht das, nur wir handeln immer noch so, als ob es diese Wahrheit nicht gäbe.

Auch wenn wir nicht durchschauen was die aktuellen politischen Regeln aus unserem Sparen machen, lohnt es sich, z.B. importiert Frankreich unseren Solarstrom, wenn ihre Atomkraftwerke abgeschaltet werden, da ihnen wegen Hitze und Dürre ungenügend Kühlwasser aus den aufgeheizten und vertrockneten Flüssen zur Verfügung steht. Unsere privaten Solaranlagen liefern dann Strom an die immer zahlreicheren privaten französischen Klimaanlagen.

Ein Beispiel aus meiner Berufswelt: Wie klimaschädliche Steuergeschenke unsere Gesellschaft spalten. Bitte sehen Sie auch die im Anhang beigefügten Informationen zur Luftfahrt. Ich bin selbst Pilot, aber die derzeitige Steuerfreiheit für luxuriöse Flüge finde ich äußerst unzeitgemäß. Dass 1% der Bevölkerung luxuriöseste Reisen unternimmt und dabei steuerfrei 50% des weltweiten Kerosin verbrennt während Arme für jeden Kilometer, Energie-, CO2-, Öko- und Mehrwertsteuer bezahlen, ist höchst unsozial und spaltet unsere Gesellschaft. Es blockiert auch die Entwicklung der Luftfahrt zu mehr Klimafreundlichkeit.

Es ist jetzt höchste Zeit für eine ehrliche Steuer für den Gebrauch von fossilem Kerosin in der Luftfahrt. Wie wichtig der Einfluss von uns Bürgern ist, macht gerade das Fliegen deutlich. Airbus verspricht in 20 Jahren für die Kurz- und Mittelstrecke ein klimaneutrales Wasserstoffflugzeug, aber noch keine einzige Airline will es kaufen. Davon abgesehen planen weder Airbus noch Boeing in den kommenden 20 Jahren überhaupt andere, klimaschonende Modelle. Viel lieber kaufen die Airlines modernisierte Airbus A320 und Boeing 737, also Flugzeuge, deren ursprüngliche Konzeption aus den 80er bzw. 60er Jahren stammt.

Interkontinentale Flüge fliegen zu ca. 60%(!) von und nach Europa und verbrauchen ca. 80%(!) des europäischen Kerosins, aber auch dafür wird es in den kommenden 20 Jahren kein neues Modell geben. Die dafür verwendeten Airbus A330NEO und Boeing 777 stammen aus den 80er Jahren, die Airbus A350 und die Boeing 787 aus den 2000er Jahren. Dabei erwarten Airbus, Boeing, die Luftfahrtorganisationen IATA und ICAO aber mindestens eine Verdoppelung der bestehenden Flotte bzw. des Passagieraufkommens. Also wird die Luftfahrt 2030 und 2050 das gesteckte Ziel weit verfehlen bald mehr als doppelt so viel CO2 ausstoßen wie heute.

Weiterhin werden diese, einem Diesel-SUV ähnelnden, Flugzeuge mit Vollgas über die interkontinentalen Luftstraßen düsen. Neue, radikal sparsame Flugzeugkonzepte bleiben ungenutzt. Gerade deshalb sind jetzt unsere individuellen Entscheidungen so wichtig. Wenn Konsumenten nun sagen: „Das Produkt lehne ich ab, egal wie billig oder schädlich es ist“, nutzen Sie einen der zur Verfügung stehende Wege, effektiv Einfluss aus zu üben. Wie schon in der Vergangenheit verschwinden dann Produkte, die niemand mehr nachfragt oder sie werden verbessert. Dafür ist jetzt gerade bezüglich der Luftfahrt höchste Zeit. – Klaus Siersch

 

Herr Duesmann schreibt, SUVs bieten eine höhere Sitzposition und können mit einer Fahrt mehr Passagiere transportieren als andere. Nach dieser Logik könnte Herr Duesmann sich mehr für den ÖPNV stark machen: In Bussen sitzen die Menschen auch höher und transportieren mehr Passagiere. Komischerweise sieht man in SUVs wie dem Q7 oder Q8 meist eine Person, nämlich die, die am Steuer sitzt.

Es gibt einfach kein rationales Argument für die Anschaffung eines Oberklasse SUVs wie den Q7 oder Q8. Diese Autos sind ein Statussymbol, für Menschen, die den Gong noch nicht gehört haben. Ein Verkehrsunfall mit diesen Autos ist noch lebensgefährdender. Das höhere Sicherheitsgefühl der oft (noch jungen) SUV-Insassen führt oft zu nachlässigerem oder aggressiverem Verhalten laut einer Studie des ADFC. – Esther Uhlig

 

Warum veröffentlicht „Die Zeit“ solche „PR Gespräche“ mit Managern. Der Ruf von Herrn Duesmann war lädiert, weil er in der Presse mit Tempolimits und Sonntagsfahrverboten in zu Zusammenhang gebracht wurde. Da gab es wohl bei Herrn Lindner, mit dem er telefoniert, und dem Stammtisch der SUV-Fahrer einen Aufschrei. Diesen Aufschrei zu beschwichtigen war nun Aufgabe Der Zeit vom 24.11.2022, ansonsten war der Inhalt des Gesprächs nur PR- Gelaber. Dafür sollte sich die Zeitredaktion zu schade sein. Der Abdruck war überflüssig. – EDo Lübbing

 

Wie Physiker und Mathematiker schon lange wissen, liegt auf Autobahnen der Stau vermeidende optimale Verkehrsfluss bei Geschwindigkeiten im Bereich 80 – 100 kmh. Daher entspricht die Ablehnung eines Tempolimits durch den Ingenieur(!) Duesmann eher der dümmlichen Forderung: „Freie Staus für freie Bürger“! Genau wie die Darstellung, dass die Gewichtszunahme bei Automodellen um bis zu 1,5 Tonnen auf der vermehrten Sicherheitstechnik beruht, ist dies nichts anderes als verlogener Lobbysprech der Autoindustrie. Freiheit endet bei der Freiheit der anderen, setzt daher Eigenverantwortung und damit Wissen voraus. – Dr. Klaus Schindler

 

So, Herr Duesmann bekommt bei Audi mehr als 5 Mio. Euro im Jahr. Wird man als Neider dargestellt, wenn man fordert es möge nicht mehr als für den Bundeskanzler sein? Welch eindimensionaler Freiheitsbegriff: In einer Blechkiste sitzend auf der Autobahn mehr oder minder geradeaus rasen. Keine Möglichkeit spontan anzuhalten, umzukehren oder schlicht aufzustehen (das ist alles zurecht verboten). Das ist doch keine Freiheit. Dass die Kisten immer größer und schwerer werden steigert vielleicht die Sicherheit, aber auch die Nebenwirkungen.

Die Automobolindustrie werde die individuelle Mobilität möglichst CO2-neutral ermöglichen – größer und schwerer wolle die Kundschaft (die es sich leisten kann). Auf die Fragestellung mit dern Parkhäusern und dem öffentlichen Raum geht er gar nicht ein obwohl er sich doch eine differenzierte Diskussion wünscht. Stattdessen kehrt er heraus, dass in SUVs mehr Personen befördert werden könnten. Meiner Erfahrung nach werden aber auch mit diesen Fahrzeugen meist nur ein bis zwei Personen befördert. Für mehr Gepäck gibt es Dachboxen und Anhänger.

Aber derlei fände er womöglich zu massig. Und ich hatte gedacht da sei ein vernünftiger Mensch Chef bei Audi, als ich diese verkürzt wiedergegebene Aussage zum Tempolimit hörte. So kann man sich irren. Wohingegen für Herrn Duesmann ausgeschlossen zu sein scheint, mit der technischen Entwicklung könne man das Entgleisen des Klimas verhindern, sei möglicherweise ein Irrtum… – Christoph Godo

 

Herr Duesmann begründet die Notwendigkeit von immer größeren SUVs mit dem Platzbedarf von Familien. Nun ja, auch in unseren deutlich kleineren und leichteren Citroën Berlingo passen auf der Rückbank drei Kindersitze nebeneinander, nur mit etwas weniger Prestige. Aber auch für Fußgänger und Fahrer von Kleinwagen oder Fahrrädern sieht es in der Welt von Audi schlecht aus: schön, dass die Personen in ihrem tonnenschweren Panzer ein erhöhtes Sicherheitsempfinden genießen können, während die Umwelt niedergemäht wird. – Christian Tulka

 

Welch selbstgefällige Heuchelei. Kein Wort zu den Millionen “familienfreundlicher“ SUV‘s, die täglich von nur einer Person genutzt werden. Kein Wort zur Ressourcenverschwendung bei Herstellung und Betrieb dieser Autos.Aber große Worte zur Freiheit……, ähm wessen Freiheit denn eigentlich? Die zukünftiger Generationen? – Oliver Wolgast

 

Wie oft müssen wir in der ZEIT eigentlich noch diese stereotypen Interviews mit den Chefs deutscher Automobilfirmen und ihre selbstgefälligen Antworten lesen? Dieses Geschwafel von der Freiheit auf deutschen Autobahnen, über Kunden, die sich halt für SUVs entscheiden und über Elektrofahrzeuge, die das Klimaproblem natürlich lösen werden. Die Herren müssen Autos verkaufen, massenhaft, das ist ihr Job. Und sie haben daher jahrzehntelang die Wende hin zu einer klimafreundlichen Mobilität verschlafen, verschleppt oder gezielt zu verhindern gewusst. Und klar, man war schon immer gegen Verbote. Herr Duesmann fährt wahrscheinlich auch bei Rot über die Ampel. – Markus Zipf

 

Gehts noch? Erstens: einer solchen Einzel-Meinung unwidersprochen eine solche Bühne zu geben. Zweitens: der Herr ist der Realität entkommen und redet sich das Ungeheuerliche schön. Drittens: 2,4 Tonnen Blech zum Transport von 80 kg „Lebendfleisch“. Viertens: diese Monster werden durch mein Steuergeld mit subventioniert! – Claus Schüßler

 

Bitte sagt mir, dass dieses Interview Satire war und in der nächsten Ausgabe das „echte“ Interview erscheint. Das Interview, in dem der Vorstand eines Weltkonzerns das Erreichen der planetaren Grenzen anerkennt, die Notwendigkeit, unseren maßlosen Konsum im Allgemeinen und Mobilität im Speziellen radikal zu überdenken.

Ich musste laut lachen, als ich das Interview gelesen habe – vor Fassungslosigkeit. Seit langem fühle ich mich oft mutlos und bedrückt angesichts des Laissez-faire gegenüber der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Und dann lese ich, dass unbegrenztes Tempo auf der Autobahn und das Fahren von x-Tonnern eine Form der Freiheit ist? – Wessen Freiheit? SUVs sorgen für Sicherheit auf der Straße? – Wessen Sicherheit? Sie bieten Platz? – Ein SUV bietet vor allem Karosse. Ginge es um Platz, kennen wir genügend andere PKW mit deutlich geringeren Ausmaßen und Gewicht bei deutlich mehr Platz.

Und von Nachhaltigkeit sind wir doch Lichtjahre entfernt. Selbst wenn der Strom grün erzeugt wäre (!), sind es Batterieproduktion und -entsorgung noch lange nicht. Vom Thema Einnahme und Gefährdung des öffentlichen Raums ganz zu schweigen. Lieber Herr Duesmann, ist das wirklich Ihr Ernst? Menschen wie Sie rauben mir die Hoffnung. Nichts hat an Kants Ausspruch „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt“ an Aktualität eingebüßt. – Julia Berghoff

 

Ich kann Ihrem Begriff von Freiheit durch das Auto nichts abgewinnen.Im Gegenteil: Ich fühle mich seit ich kein Auto mehr habe wesentlich freier.Ich muss mich um keinen Parkplatz kümmern, um keinen TÜV, keinen Reifenwechsel, keine Inspektion, keine Reparatur kümmern. Das sind zwar Dinge um die Sie sich nicht persönlich kümmern aber Millionen andere Autofahrer. Ganz abgesehen vom Unfallrisiko, das durch ein Tempolimit auch minimiert werden könnte. Ich verpeste keine Luft mit Feinstaub, der auch von E-Autos verursacht wird. Als Fußgänger erlebe ich die täglichen Staus, an denen ich lächend vorbeigehen kann.

Sie vergessen total die Freiheit der autolosen Teile der Bevölkerung wie Kinder, Radfahrer und Menschen, die sich kein Auto leisten können.Sie schränken deren Lebensraum durch Parkplätze, Straßen, schlechte Luft massiv ein. In diesem Sinne bitte ich Sie Ihren Freiheitsbegriff zu überdenken. – Christa Wasmer

 

Die „emotionale Überzeugungsarbeit“ bei Audi sieht leider so aus, dass das Design immer aggressiver wird: Kühler in Haifischmaul Form, riesige Räder, Design-Elemente aus dem Motorsport. Und der SUV vermittelt den Fahrern eine subjektive Sicherheit und Überlegenheit gegenüber den Kleinwagenfahrern. – Peter Pielmeier

 


 

 

Leserbriefe zu „Bohr, ey!“ von Martin Machowecz

 

Vielen Dank für Ihren Artikel: Bohr, ey! vom 24.11.2022 Jeder Euro der in die fossilen Energien gesteckt wird, fehlt beim Ausbau der erneuerbaren. Alle möchten gerne so weitermachen wie bisher, die Gaswirtschaft, die Ministerpräsidenten, Herr Lindner, Sie und wir möchten das auch. Also richten wir uns die Welt so ein. Selbst der unromantische katholische Sozialist und UNO Generalsekretär António Guterres und die spassbefreite evangelisch protestantische Präsidentin der Europäischen Kommission “Röschen“ Ursula Gertrud von der Leyen möchten eigentlich so weitermachen. Beide sind nicht der Träumerei, Übertreibung oder Panikmache verdächtig. Dennoch mussten beide auf den katastrophalen Kurs hinweisen, an dem wir festhalten und immer noch mehr Gas geben, wobei der uns sicher mit Karacho auf die Klippen der Klimakatastrophe laufen lässt.

Stellen Sie sich vor: Sie fahren mit Ihrer Familie auf einem Schiff voll auf die Klippen zu, anstatt auf Ihre dringenden Bitten zu hören und den Kurs zu ändern, hält der offensichtlich unbelehrbare Kapitän daran fest. Seine Mannschaft und die anderen Passagiere sind genauso unbelehrbar und geben noch mehr Gas. Würden Sie das Rettungsboot schnappen und sich mit Ihrer Familie in Sicherheit bringen, obwohl Sie wüssten, dass dadurch die noch freien Plätze des Rettungsbootes für die Anderen nicht mehr zur Verfügung stünden? Vermutlich schon. Ähnlich fühlen sich die Klima-Aktivisten, nur hat die Erde kein Rettungsboot. Ihnen bleibt nur das Festkleben.

Und was macht der Spiegel? Er schreibt immer noch von „Erderwärmung“ (gar nicht so schlecht, denn endlich erwärmen sich meine Finger wieder in der kalten Wohnung), „Erderhitzung“ (oh wie schön, die Erde ist ein bisschen hitzig und alle Kinder und Lehrer haben bald noch viel mehr Hitzefrei!), “Klimafrage“ (Hey Klima, wer weis denn sowas?), “Klimaproblem“ (Hey alter Planet, ich hab auch ein Problem, hast Du mal einen Euro?), „Klimawandel“ (mein Lebenswandel ist jetzt besser, der von der Erde wird schon auch noch) und „Klimakrise“ (na und, ich hab 5 mal am Tag auf der Arbeit meine Krise),

Seit wann schlagen Sie sich auf die Seite der “Weiter so, nur nicht nachdenken und schön immer das machen was alle machen“ Fraktion? Wir wissen, dass Sie die Wirklichkeit verzerrt abbilden und uns keine Antworten geben können. Wir hoffen, dass Sie Haltung, Integrität und Augenmaß bewahren. Ihr Artikel und das ganze Heft ist exemplarisch für die Darstellung von Umweltthemen in den Medien. Das Thema Klima-Umwelt-Katastrophe erscheinen nach COP27 nur noch als Störgeräusche. Zeit.de/reiseauktion und andere Anzeigen für Produkte des gelebten Egoismus: Luxus Reisen, Luxus Auto, Luxus Uhren.

Selbst in redaktionellen Texten finden sich oft Informationen, die aber doch Bedürfnisse wecken und uns Lesern ein Gefühl vermitteln von: „Du darfst so weitermachen wie bisher, es ist schon in Ordnung was du machst und eigentlich bist Du derjenige, der mehr verdient hat, auf den mehr Rücksicht genommen werden müsste.“ Trotzdem nagt die Wirklichkeit der Klimakatastrophe immer stärker an uns: Artensterben, Fluten im Ahrtal und Pakistan, wie heiß und wie trocken wird der nächste Sommer, wie viel Wald verbrennt, etc.

Den Schrecken dieses Damocles Schwertes können wir trotz (oder gerade wegen) all dieser Pracht und Herrlichkeit nicht verdrängen. Wir fühlen immer mehr Wut, Scham und Verzweiflung aber wenn wir Ihre Zeitung und Ihr Magazin betrachten, werden in uns vor allem die Bedürfnisse geweckt, die genau dazu führen, dass die Zustände, die in uns Wut, Scham und Verzweiflung auslösen sich verschlimmern. Dabei sehnen wir uns nach nichts so sehr wie nach Solidarität, Kooperation und Vertrauen um uns zusammen für ein Ziel einzusetzen: „Eine sichere Zukunft für uns und unsere Kinder mit mehr Natur, saubere Luft, frisches Wasser und genug gesunde Nahrung für Alle“.

Stattdessen betäuben uns die Medien und verleiten uns dazu gar nichts zu tun bzw. auf ein „Weiter so!“ zu pochen. Mit der Aufrechterhaltung dieses Kontrastes betreiben die Medien ein opportunistisches politisches Geschäft. Sie relativieren auch noch die schlimmsten Botschaften, um selbst so weitermachen zu können wie bisher und am Verkauf von klimaschädlichen Konsum mitverdienen zu können. Damit sind die Medien nicht neutral, sondern politisch. Und ohne es zu wollen sind damit die Journalisten politisch, die mit ihren, bestenfalls kritischen, Beiträgen dennoch dem bedenkenlosen Konsum eine Plattform geben und im schlechtesten Fall diesen sogar aktiv unterstützen. Journalisten berufen sich gerne auf Hanns Joachim Friedrichs Neutralitäts Dictum:

„Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“ Eine solche Haltung ist eine Illusion, denn jeder noch so neutrale Beitrag wird innerhalb des Mediums, in dem er erscheint, selbst zu einem Teil der klimaschädlichen Plattform. Somit wird die Arbeit des Journalisten und damit er selbst Teil des Mediums und den daran aufgehängten politischen Botschaften. Kein Wunder, wenn die einen weiter SUV fahren, während die anderen sich schon vor Panik auf die Straße kleben.

Bitte bekennen Sie auch als Verlag Farbe und übernehmen Sie Verantwortung. Die Zeit muss auf Ökostrom und Umweltschutzpapier umstellen und sich öffentlich(!) dazu bekennen. Sie darf keine Leserreisen mit Kreuzfahrtschiffen und/oder Flugzeugen anbieten oder für ähnlich umweltschädliche Produkte werben und sich öffentlich(!) dazu bekennen. Sonst verschärft Sie die Klimakatastrophe, denn …

Die Klimakatastrophe ist eine immer größere Medienkatastrophe. Bei uns nehmen nur die Klimaaktivist*innen die Klimakatastrophe als wirkliche Katastrophe wahr. In den Medien und in der Politik fallen zu oft die Begriffe „Klimawandel“, „Klimakrise“, „Erderwärmung“ oder „Erderhitzung“. Mit „Wandel“ (Lebenswandel), „Krise“ (ich krieg 5 mal am Tag ne Krise), „Erwärmung“ oder „Erhitzung“ werden in der öffentlichen Wahrnehmung harmlose bzw. reversible Vorgängen konnotiert.

Damit wird die Klimakatastrophe von etwas katastrophalem zu etwas harmloseren bzw. Vorübergehendem herabgestuft. „Die Zeit“, nennt ihre Rubrik über die Klimakatastrophe sogar maximal verharmlosend „GREEN“, was eher nach Gartenkolumne klingt. Wir wissen schon längst, wie katastrophal, unumkehrbar und vernichtend die Klimakatastrophe sein wird, dennoch benennen die Medien sie nicht so, sondern halten sie uns mit harmloseren Wörtern auf Abstand.

Damit bleiben wir passiv abwartend in unseren Konsummustern gefangen, wissend, dass derweil die Katastrophe ungebremst immer größere Ausmaße annehmen, immer verheerender sein wird. Dabei könnten wir so viel mehr dagegen tun, als wir aufgrund der verharmlosenden Wörter bereit sind zu tun. Ihre journalistische Arbeit verkommt durch die geschaltete Werbung nur allzu oft zu einem Gerüst, einer Litfaßsäule, an der Reklame für besonders umweltschädliche Luxusprodukte wie Autos, Flugreisen und „fast fashion“ angeschlagen wird. In diesem Sinne…

Spielen die Medien sowohl den Biedermann als auch den Brandstifter. Ist der Sommer auch noch so heiß, sind die Klimakatastrophen, die Hitze-, Dürre-, Flutopfer auch noch so zahlreich, alle Medien berichten weiterhin „schön ausgewogen“ nach dem Motto von Hanns Joachim Friedrichs: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“

Unter diesem Deckmäntelchen der Neutralität macht man sich dann aber doch zum willfährigen Botschafter des Konsums: „So viel Negatives ist unseren Kunden nicht zuzumuten und bloß keine zu deutlichen Aufrufe zum Verzicht, sonst verprellen wir unsere zahlungskräftigen Inserenten!“ (So lassen sich die Antworten zusammenfassen, die ich von Spiegel und Zeit erhalten habe). Aber die Medien sind in Marshall McLuhan`s Sinne schon längst die Botschaft: „The medium is the message“ https://en.wikipedia.org/wiki/The_medium_is_the_message.,

„Wer versucht, unpolitisch zu sein, ist politisch ohne es zu wollen.“ (Rosa Luxemburg) In allen Medien wechseln sich nämlich Klima-Katastrophenmeldungen in schöner Regelmäßigkeit ab mit glücklich machenden Beiträgen. Nach der „Tagesschau“ mit tausenden Flutopfern kommt „Das Traumschiff“ zum Wegträumen auf exotischen Reisen mit Flugzeug und Kreuzfahrtschiff. Die passende „Mein Schiff-Aida-Reklame“ inklusive! Nach jedem erschreckenden Bericht wird doch wieder verlockend das neueste SUV besprochen oder die letzte wilde Bucht für einen exotischen Urlaub angepriesen!

Nach den sachlichen Berichten über immer schneller schmelzende Gletscher, verschwindende Arten und zunehmende Katastrophen berichten Medien ebenso neutral über die Weigerung der Politiker, dem Wunsch der Mehrheit nach einem Tempolimit nachzugeben. Sie berichten ebenso sachlich über das Ausbremsen des Artenschutzes, um stattdessen Getreide für billigen Fleischkonsum anzubauen. Genauso sachlich werden die wiederholten Forderungen für möglichst billige Energie aus fossilen Quellen wiedergegeben. Diese „sachlichen“ Aneinanderreihungen mildern die Schrecken der Klimakatastrophe ab, sie lassen uns verwirrt zurück: „Ist Konsum jetzt doch nicht so schlecht?“

„Warum soll ich verzichten, wenn es so viele andere auch tun, so sehr dafür geworben wird und selbst die Politik und Medien wollen das ich es auch tue?“ Verwirrt und zweifelnd verharren wir als Konsumenten, werden gegenüber den Schreckensnachrichten immer passiver und geben uns dafür immer aktiver unserem eigenen kleinen Glück, dem Konsumieren hin. Dabei wäre nichts so effektive wie unser individuelle Wille, unser individuelles Handeln, siehe: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wirtschaft/energie-energiekrise-strom-gas-oel-e670572/?reduced=true

Wir brauchen eine Kehrtwende, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Diese muss bei uns selbst beginnen. Aber das geschieht nur, wenn uns die Medien eine entsprechende Dringlichkeit vermitteln. Aber genau daran fehlt es. Nach diesem Katastrophen-Sommer blieb in den Medien der Aufschrei aus, vielmehr wird in den Medien der Rückzug ins Private zelebriert, es werden Sonderheft über Mode, Design, Kunst, e.t.c. herausgegeben aber kleines in dem steht wie wir alle mithelfen können diese Erde gerechter und lebbarer zu machen?

Kein einziges wichtiges Medium wie, Der Spiegel, Die Zeit, SZ, FAZ oder die öffentlich rechtlichen machen ein Sonderheft oder einen Sendetag 100% Klima-ehrlich. So ein Heft sollte auf Umweltschutzpapier (Blauer Engel) gedruckt und für Büro und Druckerpresse oder Studio 100% Ökostrom gekauft werden.

Zu jedem vorgestellten Artikel, Produkt, Reise oder Tätigkeit sollte benannt werden, was der damit verbundene Klimaschaden ist, nicht um zu Schulmeistern und zu Belehren, sondern um zu informieren. Gleiches sollten bei jeglicher Werbung vermeldet und klimafreundliche Alternativen benannt werden. Dafür würden sich auch Partner finden, die in einem solchen Heft oder an einem solchen Sendetag gerne ihre umweltfreundlichsten Produkte anstatt der luxuriösesten und schädlichsten bewerben wollen, z.B. VEGANE Rügenwalder Teewurst statt SUV`s, klimafreundliche Kleidung statt Dior.

Medien müssen anderen ein Vorbild und ein gesellschaftlich relevanter Vorreiter sein. In diesem Sommer ist in Europa dreimal so viel Wald verbrannt wie im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Medien sollten nicht nur mit Mode und Lifestyle provokant und innovativ sein, sie sollten Furore machen, mit einer Weltpremiere groß raus kommen und Konkurrenten hinter sich lassen. Aber keine der anerkannten Medien will (auf eine positive Weise) in die Schlagzeilen kommen.

solch ein Sonderheft, einen Sendetag mit vorbildlicher Klima-Ehrlichkeit überhaupt versuchen zu machen, wobei dies eigentlich das höchste gebot der Stunde währe! Es würde was kosten, es ist viel Arbeit und tut vielleicht weh, aber so ist Klimaschutz nun mal, wer jetzt immer noch nichts tut wird später noch viel mehr Kosten, Arbeit und Leid erfahren. Anstelle ein gesellschaftlicher Vorreiter zu sein, verschanzen sich die Medien hinter Zweifeln und selbst verschuldeter Unwissenheit. Stehlen sich von ihrer moralische Verantwortung davon wie ein Dieb in der Nacht!

Niemand traut sich als Erster zu rufen, dadurch traut sich niemand aus der Deckung, bleiben die Zweifel. Kein Medium möchte Geschichte schreiben, keines mit einem solchen Statement seine Möglichkeiten ausloten, Unsicherheit und Zweifel wegblasen. Kein Medium will für sich und Ihre Leser gesellschaftlich relevant vorantreibend sein. Viel mehr verharren alle im hinteren Drittel, manche heimlich andere unabsichtlich bremsend. Kein einziges Medium versucht einen „Sustainability Challenge“ so wie es die Luftfahrt schon tut: https://www.youtube.com/watch?v=F0L2tvtm9Qg

Das Hamburger Zeitmagazin, hatte schon einmal eine Weltpremiere. Sie druckte Ende der 90er Jahre als erstes Medium überhaupt ein Magazin mit dem Blut von vergewaltigten Frauen des Jugoslawienkrieges. Damit wollte die Redaktion eine gesellschaftliche Debatte lostreten über die strukturelle Gewalt gegen Frauen. 2016 kam das österreichische Magazin „Vangardist“ damit sogar weltweit in die Schlagzeilen: https://www.theguardian.com/society/2015/may/06/blood-from-hiv-positive-people-used-to-print-austrian-magazine. Wartet Sie jetzt erst auf den steigenden Meeresspiegel, um dann ein Magazin mit dem Blut der Ertrinkenden zu drucken?

Wenn die Medien jetzt weiterhin versuchen, unpolitisch zu sein, sind sie politisch, ohne es zu merken! (Rosa Luxemburg) Verharren die Medien ebenso tatenlos wie wir Konsumenten? Lehnen sie genauso jegliche Eigenverantwortung ab? Betten Sie weiterhin jeden zukünftigen Artikel über die Klimakatastrophe ein in eine Vielzahl von Artikeln, die Konsum und Verbrauch von fossilen Energien gutheißen, dann verhalten sich die Medien ähnlich wie bei der Argumentation gegen das Rauchen in öffentlichen Räumen. Sie verharmlosen unnötig lange die wahre Schädlichkeit und verzögern damit das gesellschaftliche Bewusstsein über das Ausmaß des Problems und damit wichtige politische Entscheidungen.

Um das nötige Bewusstsein zu erreichen brauchen wir klima-ehrliche Medien. Gerade jetzt ist ein fruchtbares Zusammenspiel von uns allen, den Medien und der Politik nötig. Was möglich wäre, zeigen die Beispiele des Kühlschranks ohne FCKW und der Glühbirne. Ersterer wurde lange durch die Industrie verhindert mit dem Argument: „Das ist technisch unmöglich.“ Erst als Greenpeace 1992 medienwirksam die Werbetrommel für den FCKW-freien Kühlschrank eines Herstellers aus Sachsen rührte und dafür in kürzester Zeit 100.000 Bestellungen bekam, zog die West-Industrie nach und wurde FCKW in Kühlschränken per Gesetz verboten.

Bei der Glühbirne fragten die Bürger erst nach sparsamen Leuchtmitteln. Der Markt reagierte mit teuren, hässlichen und kümmerlichen Produkten. Einige kauften diese trotz aller Nachteile, aber die meisten bevorzugten weiterhin die viel billigeren Glühbirnen. Als 2010 der politische Druck zum Energiesparen größer wurde, niemand wollte noch mehr Kraftwerke und Hochspannungskabel, kam 2010 ein EU-Glühbirnenverbot. Die Anbieter reagierten und wir freuen uns jetzt über die vielseitigen Anwendungen und die größere Zuverlässigkeit der heutigen Lampen.

Wollen wir die Klimakatastrophe verhindern, dann braucht es einen klima-ehrlichen Markt, bewusst entscheidenden Konsumenten und eine Politik, die mit effektiven Gesetzen dem Markt Klima-Ehrlichkeit abverlangt. Aber zuallererst müssen wir hierfür das nötige Bewusstsein erreichen und gerade dafür brauchen wir vor allem kritische und klima-ehrliche Medien. Diese dürfen nicht die fatalen Fehler wiederholen, wieder blind in die gleichen Fallen tappen, wie in der Vergangenheit bei der Diskussion um die Schädlichkeit des Rauchens.

Jedes Kind versteht, dass wir ab jetzt sparen müssen. Wir müssen immer und überall sparen, ganz gleich wie sinnvoll es uns erscheint, denn der sparsame Umgang mit allen Ressourcen der Erde ist moralisch immer richtig angesichts wachsender Bevölkerungszahlen mit wachsendem Wohlstand. Jedes Kind versteht das, nur wir handeln immer noch so, als ob es diese Wahrheit nicht gäbe.

Auch wenn wir nicht durchschauen was die aktuellen politischen Regeln aus unserem Sparen machen, lohnt es sich, z.B. importiert Frankreich unseren Solarstrom, wenn ihre Atomkraftwerke abgeschaltet werden, da ihnen wegen Hitze und Dürre ungenügend Kühlwasser aus den aufgeheizten und vertrockneten Flüssen zur Verfügung steht. Unsere privaten Solaranlagen liefern dann Strom an die immer zahlreicheren privaten französischen Klimaanlagen.

Ein Beispiel aus meiner Berufswelt: Wie klimaschädliche Steuergeschenke unsere Gesellschaft spalten. Bitte sehen Sie auch die im Anhang beigefügten Informationen zur Luftfahrt. Ich bin selbst Pilot, aber die derzeitige Steuerfreiheit für luxuriöse Flüge finde ich äußerst unzeitgemäß. Dass 1% der Bevölkerung luxuriöseste Reisen unternimmt und dabei steuerfrei 50% des weltweiten Kerosin verbrennt während Arme für jeden Kilometer, Energie-, CO2-, Öko- und Mehrwertsteuer bezahlen, ist höchst unsozial und spaltet unsere Gesellschaft. Es blockiert auch die Entwicklung der Luftfahrt zu mehr Klimafreundlichkeit.

Es ist jetzt höchste Zeit für eine ehrliche Steuer für den Gebrauch von fossilem Kerosin in der Luftfahrt. Wie wichtig der Einfluss von uns Bürgern ist, macht gerade das Fliegen deutlich. Airbus verspricht in 20 Jahren für die Kurz- und Mittelstrecke ein klimaneutrales Wasserstoffflugzeug, aber noch keine einzige Airline will es kaufen. Davon abgesehen planen weder Airbus noch Boeing in den kommenden 20 Jahren überhaupt andere, klimaschonende Modelle.

Viel lieber kaufen die Airlines modernisierte Airbus A320 und Boeing 737, also Flugzeuge, deren ursprüngliche Konzeption aus den 80er bzw. 60er Jahren stammt. Interkontinentale Flüge fliegen zu ca. 60%(!) von und nach Europa und verbrauchen ca. 80%(!) des europäischen Kerosins, aber auch dafür wird es in den kommenden 20 Jahren kein neues Modell geben. Die dafür verwendeten Airbus A330NEO und Boeing 777 stammen aus den 80er Jahren, die Airbus A350 und die Boeing 787 aus den 2000er Jahren. Dabei erwarten Airbus, Boeing, die Luftfahrtorganisationen IATA und ICAO aber mindestens eine Verdoppelung der bestehenden Flotte bzw. des Passagieraufkommens. Also wird die Luftfahrt 2030 und 2050 das gesteckte Ziel weit verfehlen bald mehr als doppelt so viel CO2 ausstoßen wie heute.

Weiterhin werden diese, einem Diesel-SUV ähnelnden, Flugzeuge mit Vollgas über die interkontinentalen Luftstraßen düsen. Neue, radikal sparsame Flugzeugkonzepte bleiben ungenutzt. Gerade deshalb sind jetzt unsere individuellen Entscheidungen so wichtig. Wenn Konsumenten nun sagen: „Das Produkt lehne ich ab, egal wie billig oder schädlich es ist“, nutzen Sie einen der zur Verfügung stehende Wege, effektiv Einfluss aus zu üben. Wie schon in der Vergangenheit verschwinden dann Produkte, die niemand mehr nachfragt oder sie werden verbessert. Dafür ist jetzt gerade bezüglich der Luftfahrt höchste Zeit. – Klaus Siersch

 

Ihr Artikel über Hydrofrac enthält Zitate, die z.T. unrichtig oder unzulänglich sind. Als Leiter des Instituts für Boden- und Felsmechanik der Uni Karlsruhe (heute KIT) war ich vor über 50 Jahren Berater von Shell/Rijswijk, seitdem befasse mich u.a. mit dem Reservoir Engineering (RE). Als Emeritus des KIT habe ich mit Koautoren in ACTA GEOTECHNICA (Nr. 1 im Ranking) Methoden des RE hinterfragt (pdf anbei), die für die Gasförderung in Niedersachsen verwendet wurden. Dabei geht es insbesondere um Seismik und Hydrofrac, doch nicht nur um Gasförderung.

Die Caprocks der Gasfelder in Niedersachsen liegen rund 5 km tief – nicht 2 km, was Herr Meyer wissen sollte. Der Pleonasmus ‚Wenn das Fracking einmal gut gegangen ist, ist es gut gegangen‘, kaschiert Schwächen und ist für das RE typisch (ich darf meine damaligen Befunde für Shell zu Verlusten und Havarien bis heute nicht publizieren).

Hydrofrac erfordert so hohe Drücke, dass Risse den Caprock entlang von Verwerfungen durchqueren können, so dass Fluid und Erdgas die Geländeoberfläche erreichen. Nach Schätzungen entweicht ungefähr ebenso viel Erdgas wie gefördert wird, damit auch injiziertes Fluid. Da Methan ein stärkerer Klimakiller als Kohlendioxid ist und dies bei der Verbrennung bildet, ist Erdgas – pro MWh aus Steckdosen – ebenso klimaschädlich wie Öl oder Kohle. Hydrofrac kann harmlose Seismik induzieren oder stärkere auslösen.

Derartige technisch beförderte tektonische kritische Phänomene lassen sich mit Monitoring und Computersimulationen nicht vorhersagen (wie für die Atmosphäre, Pandemien oder Börsencrashs). Das will die RE-Community nicht wahrhaben, weil Profit Vorrang hat. Auch andere Geowissenschaftler tun sich damit schwer, und das Misstrauen von Laien ist berechtigt. Heike Buchter berichtete in der ZEIT vor einem Jahr mit dem Titel ‚Batterien aus Stein‘ über einen Feldversuch, um mittels Hydrofrac Energie im Untergrund zu speichern. Die Quidnet-Ingenieure aus Houston/Texas wussten offenbar nicht, dass so nur rund 10% der eingetragenen Energie wieder gewonnen werden kann – das gilt mutatis mutandis auch für Gasmengen.

Deutsche Geowissenschaftler sagen, dass Hydrofrac zur unschädlichen Gasförderung mindestens fünf Jahre Entwicklungsarbeit erfordere. Es dürfte länger dauern, bis dahin ist die Stromerzeugung hoffentlich ganz auf Erneuerbare umgestellt. Das erfordert Speicher für Dunkelflauten, an einer unterirdischen Version arbeiten wir. – Gerd Gudehus

 

Seit Jahrzehnten lese ich die ZEIT mit anhaltendem Vergnügen. Diesmal ein besonderes Kompliment an Martin Machowecz für seinen geist- und inhaltsreichen Artikel über das Fracking-Gas „Bohr, ey!“ – Reinhold Krevet

 

BOHR,ey! hier geht es um Fracking,das ist Löcher jn die Erde bohren, um auf Gas oder Öl zu stossen.In Deutschland nicht erlaubt.Und das soll auch so bleiben.Oder soll ganz Deutschland voll gebohrt werden mit Löchern,und der bekannten Käsesorte ähnelt? – Hans-Emil Schuster

 

Nun also auch das noch: Nachdem wir Leser mehr oder weniger subtil auf die vermeintliche Notwendigkeit des Weiterbetriebs von Atomkraftwerken eingestimmt wurden, schleift die ZEIT jetzt das nächste „Tabu“: Fracking – vorgeblich ungefährlich, schnell einsetzbar, im nationalen Interesse liegend. Dabei werden diejenigen, die an dem Frackingverbot festhalten wollen, indirekt als moralische Heuchler und Ressourcenverschleuderer vorgeführt.

Plötzlich gelten alle Hindernisse, die den Ausbau der erneuerbaren Energien verzögern, als leicht überwindbar – die Möglichkeit heftiger Anwohnerproteste und juristischer Auseinandersetzungen wird komplett ausgeblendet. (Nicht von ungefähr will der bayerische Ministerpräsident von Bohrungen in seinem „Freistaat“ nichts wissen). Die angestoßene Debatte ist wenig hilfreich, lenkt sie doch von der dringenden Notwendigkeit ab, fossile Brennstoffe so schnell wie möglich zu verbannen. – Rüdiger Paul

 

Seitdem ich die Methanschwaden über Arlington (Texas) im Infrarot-Video gesehen habe (ARTE mediathek: „Das System Total“), bin ich gegen jede Erschließung neuer Gasfelder. Da bläst ein europäischer Konzern in der Führungsnation USA Massen von Methan und Benzol in die Luft. Das verschlimmert die Klimakrise enorm und mag die vermehrten Krebskranken bei den Gasfeldern erklären.

Also ist es wohl Augenwischerei, wenn die Lobby behauptet »im Hinblick auf die drei größten Gefahren … habe sich die Technik stark verbessert«. Statt „Fracking für uns alle“ zu deklamieren, will ich raus aus dem Gas. Vor Jahren die Solarthermie. Im Herbst die „Klimaanlage“ für 3000 €. Wieder hat sich mein Gasverbrauch halbiert. Zwei Nachbarn machen jetzt mit. Wenn wir an einem Strang ziehen, wird das Gas aus erschlossenen Quellen für die Übergangsjahre reichen. – Almut Stribeck

 

„Wäre es klug, Investition in Fracking deutscher Gasfelder zu tätigen, d.h. in eine Energieressource von vorgestern und eine Technik von gestern? Jeder Cent, der dorthin fließen würde, könnte besser dazu verwendet werden, die Energieversorgung in Deutschland durch Investitionen sowohl auf der Angebotsseite als auch auf der Nachfrageseite nachhaltiger zu gestalten. Zur Angebotsseite fallen mir mehr Fotovoltaik, mehr Windräder mit Beteiligung von Anrainern, bessere Speichermöglichkeiten, Netzausbau, der Abbau bürokratischer Hürden und vieles mehr ein.

Wichtiger noch wären Investitionen auf der Nachfrageseite, um Energieeinsparungen zu ermöglichen. Die Liste der Einsparmöglichkeiten ist lang und bekannt; vorrangig wären Investitionen im Gebäudesektor und im Verkehrssektor mit einer vernünftigen Verkehrswende. Vielleicht reicht das Geld da ja sogar, um ein paar fehlende Tempolimit-Schilder für unsere Autobahnen zu drucken…. Investitionen in Energieeinsparung, Energieeffizienz und nachhaltige Energieversorgung: das wäre klug. – Prof. Dr. Andreas Fangmeier

 

Dank an den Autor, der in dem Artikel sehr verständlich erklärt, was eigentlich Fracking ist. Bisher hatte man immer den Eindruck, wer frackt, ruft den Teufel herbei. Dem ist wohl nicht so. Ich verweise auch auf die Markus-Lanz-Sendung vom 24.11.2022, in der der Geophysiker Hans-Joachim Kümpel erklärt hat, die beim Fracking in das Gestein mit dem Wasser gepressten Chemikalien seien nicht gefährlicher als Spülmittel, zudem sei die verwendete Technologie sehr sicher.

Trotzdem habe ich wenig Hoffnung, dass sich unter unserer Rot-Grün-dominierten Regierung die Haltung zum Fracking verändern wird. Man wird krampfhaft Argumente suchen, die gegen Fracking in Deutschland sprechen, einfach aus bornierten ideologischen Gründen. Lieber importiert man Fracking-Gas aus dem Ausland, das umweltschädlich zu uns transportiert werden muss. Was für eine Doppelmoral. In Deutschland können wir halt nicht „Krise“. Aber wir können moralisieren. Mal schauen, ob uns davon warm wird. – Bernd Riegsinger

 

Wenn führende Politiker der „Grünen“ (wie der Umwelt- und Energieminister in Niedersachsen) bis 2040 weder Öl noch Erdgas in Deutschland brauchen, müssen sie in 18 Jahren (trotz Fachkräftemangels und wenig Zulauf zu MINT-Fächern) eine zweistellige Millionenzahl von Gebäuden energetisch saniert haben und zusätzlich jährlich eine riesige Menge gespeicherten grünen Wasserstoffs (bspw. 667 Mrd. kWh H2 jährlich ) erzeugen können, die gemäß Gutachten des „grünen“ Wuppertal-Instituts für „FFF“ von Oktober 2020 dann benötigt wird.

Wer dazu schweigt, weil wichtige Sachaussagen der eigenen „grünen Gutachter“ nur stören, bringt mit realitätsfremden Träumen Klimaaktivist*innen zu Forderungen, dass Deutschland in kurzer Zeit ein weltweites Vorbild „zur Klimarettung“ werden sollte. Im Ergebnis trägt dies zur Verdummung der Öffentlichkeit und der Radikalisierung sachlich weitestgehend ahnungsloser „Ökos“ bei. Beim STREIT-Thema geht es somit primär nicht um „Abwägen“ verschiedener Sach- und Politikargumente, sondern entweder um fehlende Sachkenntnis (vulgo „Dummheit“) oder bewusstes Ignorieren seriöser „grüner“ Sachargumente aus politischer Absicht (vulgo „Manipulation“) – beides wäre recht schlimm in einer Demokratie. – Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele

 

Das chronisch gute deutsche Gewissen schwebt weithin sichtbar über den Dingen und ist jederzeit anschlussfähig gegen alles Mögliche. Das schlechte Gewissen dagegen hält sich im Verborgenen. Eine Tiefenbohrung von Martin Machowecz wird schon unmittelbar unter der dünnen Oberfläche fündig: Deutliche Spuren von schlechtem Gewissen, das allerdings felsenfest in steinernen Schichten von Selbstlügen und lähmenden Glaubenssätzen gebunden ist. So tritt es von alleine nur ganz selten aus. Besonders große Vorkommen werden in Bayern vermutet. Erst das journalistische Fracking fördert es mit dem Zusatz von Vernunft zu Tage. Wenn es einmal strömt, kommt es darauf an, den hohen Druck des schlechten Gewissens zu kanalisieren und umzuwandeln in den Ausbau von erneuerbaren Energien. Glück auf! – Reinhard Koine

 

In der Diskussion, ob man die nicht nachgewiesenen deutschen Gasreserven, bei denen es sich nicht um gigantische Vorkommen handelt, mit fragwürdigen Methoden erschließt, wäre es nützlich, sich von einigen Fakten leiten zu lassen: 1. Die erschlossenen Vorkommen in der Welt reichen aus um den Weltbedarf zu decken. Der Engpass ist eine vorrübergehende durch den Krieg und durch die überwiegende Leitungsbindung des russischen Gases entstandene Störung. Es mag eine Weile dauern, bis das russische Gas wieder Abnehmer findet und es wieder einen Käufermarkt gibt, aber nicht lange genug, um vergleichsweise winzige Gasvorkommen mit großem, langwierigen Aufwand gewinnbringend zu erschließen.

2. Die extrem hohen Gaspreise, die Voraussetzungen für die wirtschaftliche Erschließung von Frackinggas wären, werden keinen Bestand haben. In den letzten 60 Jahren haben „Experten“ in Krisenzeiten mindestens zehnmal vorausgesagt, ein bestimmtes Preisniveau würde es nie wieder geben. Sie lagen (bis auf einmal 1973) immer falsch. Vor nicht all zu langer Zeit wurde Rohöl fast verschenkt, nachdem man vorher wieder einmal geweissagt hatte, unter 60$/bbl würde die Brent- Notierung nie wieder fallen. Die Erdgaspreise befinden sich auch in einer Abwärtsbewegung.

3. Die Erschließung und Förderung von Frackinggas birgt zweifellos ökologische Risiken, die man nur eingehen sollte, wenn sich der Aufwand lohnt. Insofern ist es ein großer Unterschied, ob wir so gewonnenes Gas aus den USA beziehen oder die riskante Fördermethode für eigene unwirtschaftliche Vorkommen einsetzen 4. Eine Milliarde klingt viel. Um bei Erdgas in cbm nicht ins Schleudern zu kommen, könnte man die großen Zahlen durch 1.000 teilen, um in etwa auf das Heizwertäquivalent von Rohöl oder Heizöl zu kommen bzw. man sollte die vielen Milliarden auf unseren Erdgasverbrauch von ca. 90 Milliarden/a beziehen. Herr Meyer fördert so besehen mit 100 Millionen Kubikmeter in 10 Jahren nur etwa 0,01% unseres Bedarfs. Aber heutzutage ist eben jeder Beitrag willkommen. – Sven Herfurth

 

Ich verstehe uns Deutsche nicht mehr. Wie schizophren denken wir eigentlich? Frakinggas aus USA, demnächst Kohlestrom aus Polen und Atomstrom aus Frankreich ( wenn deren Kraftwerke wieder laufen). Tiefengeotherme bei uns geht nicht – weil es könnten ja Mikrobeben entstehen; Windenergie – angeblich zuviel Lärm oder zu hässlich für den Alpenblick; und ganz zu schweigen von der Weigerung ein Tempolimit einzuführen. Sind wir noch zu retten? Belastung und Risiko für unsere Energieversorgung muss im Land bleiben. Unser CO2 exportieren wir in die Welt, die dann darunter leidet. Wir brauchen eine Mentalitätsänderung. Danke für diesen Artikel. – O. Strauß

 


 

 

Leserbriefe zu „Bis aufs Blut“ von Ingo Malcher

 

Vielen Dank für Ihren Artikel: Bis aufs Blut, in der Zeit Nr. 48. Ihr Artikel ist das beste Plädoyer für 90% Erbschaftssteuer bei so großen Vermögen! Wir alle möchten gerne so weitermachen wie bisher, Sie, ich, und natürlich die Erb*innen. Aber wie viel Gutes können wir mit dem Vermögen der Agnellis erreichen? Aber leider richten wir uns die Welt mit gefühlten Wahrheiten häuslich, relativierend bequem ein. Selbst der unromantische katholische Sozialist und UNO Generalsekretär António Guterres und die spassbefreite evangelisch protestantische Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen möchten eigentlich so weitermachen. Beide sind nicht der Träumerei, Übertreibung oder Panikmache verdächtig. Dennoch wiesen beide auf den katastrophalen Kurs hin, an dem wir festhalten und immer noch mehr Gas geben, wobei der uns sicher mit Karacho auf die Klippen der Klimakatastrophe laufen lässt.

Stellen Sie sich vor: Sie fahren mit Ihrer Familie auf einem Schiff voll auf die Klippen zu, anstatt auf Ihre dringenden Bitten zu hören und den Kurs zu ändern, hält der offensichtlich unbelehrbare Kapitän daran fest. Seine Mannschaft und die anderen Passagiere sind genauso unbelehrbar und geben noch mehr Gas. Würden Sie das Rettungsboot schnappen und sich mit Ihrer Familie in Sicherheit bringen, obwohl Sie wüssten, dass dadurch die noch freien Plätze des Rettungsbootes für die Anderen nicht mehr zur Verfügung stünden? Vermutlich schon. Ähnlich fühlen sich die Umwelt- und Klima-Aktivisten, nur hat die Erde kein Rettungsboot. Ihnen bleibt nur das Festkleben.

Und was macht alle Medien und die Zeit? Sie reden und schreiben immer noch von: „Erderwärmung“ (gar nicht so schlecht, denn endlich erwärmen sich meine Finger wieder in der kalten Wohnung), „Erderhitzung“ (oh wie schön, die Erde ist ein bisschen hitzig und alle Kinder und Lehrer haben bald noch viel mehr Hitzefrei!), “Klimafrage“ (Hey Klima, wer weis denn sowas?) “Klimaproblem“ (Hey alter Planet, ich hab auch ein Problem, hast Du mal einen Euro?) „Klimawandel“ (mein Lebenswandel ist jetzt besser, der von der Erde wird schon auch noch) und „Klimakrise“ (na und, ich hab 5 mal am Tag auf der Arbeit meine Krise), Nur die Klimaaktivisten nenne die UMWELT- , ARTEN- und KLIMAKATASTROPHE das was es ist: eine KATASTROPHE.

Politik und Medien schlagen sich zu oft auf die Seite des “Weiter so, nur nicht nachdenken und schön immer das machen, was alle machen.“ Wir wissen, dass wir und die Medien die Wirklichkeit verzerrt wahrnehmen und abbilden, dass uns Medien und Politik keine Antworten geben können. Wir hoffen aber, dass die Medien Haltung, Integrität und Augenmaß bewahren und uns und damit die Politik vor unseren Irrtümern bewahren. Aber leider passiert das, trotz ihres DOSSIER`s zu wenig und genau dass blockiert den Umwelt- und Klimaschutz, denn:

Die Zeit ist exemplarisch für die Darstellung von Umweltthemen in den Medien. Das Thema Klima-Umwelt-Katastrophe erscheint nach COP27 nur noch als Störgeräusch neben zeit.de/reiseauktion und anderen Anzeigen für Produkte des gelebten Egoismus: Luxus Reisen, Luxus Autos, Luxus Uhren. Selbst in redaktionellen Texten finden sich oft Informationen, die aber doch Bedürfnisse wecken und uns Lesern ein Gefühl vermitteln von: „Du darfst so weitermachen wie bisher, es ist schon in Ordnung was du machst und eigentlich bist Du derjenige, der mehr verdient hat, auf den mehr Rücksicht genommen werden müsste.“ Trotzdem nagt die Wirklichkeit der Klimakatastrophe immer stärker an uns: Artensterben, Fluten im Ahrtal und Pakistan, wie heiß und wie trocken wird der nächste Sommer, wie viel Wald verbrennt, etc.

Den Schrecken dieses Damocles Schwertes können wir trotz (oder gerade wegen) all dieser Pracht und Herrlichkeit nicht verdrängen. Wir fühlen immer mehr Wut, Scham und Verzweiflung aber wenn wir Ihre Zeitung und Ihr Magazin betrachten, werden in uns vor allem die Bedürfnisse geweckt, die genau dazu führen, dass die Zustände, die in uns Wut, Scham und Verzweiflung auslösen sich verschlimmern. Dabei sehnen wir uns nach nichts so sehr wie nach Solidarität, Kooperation und Vertrauen um uns zusammen für ein Ziel einzusetzen: „Eine sichere Zukunft für uns und unsere Kinder mit mehr Natur, saubere Luft, frisches Wasser und genug gesunde Nahrung für Alle“

Stattdessen betäuben uns die Medien und verleiten uns dazu gar nichts zu tun bzw. auf ein „Weiter so!“ zu pochen. Mit der Aufrechterhaltung dieses Kontrastes betreiben die Medien ein opportunistisches politisches Geschäft. Sie relativieren auch noch die schlimmsten Botschaften, um selbst so weitermachen zu können wie bisher und am Verkauf von klimaschädlichen Konsum mitverdienen zu können. Damit sind die Medien nicht neutral, sondern politisch. Und ohne es zu wollen sind damit die Journalisten politisch, die mit ihren, bestenfalls kritischen, Beiträgen dennoch dem bedenkenlosen Konsum eine Plattform geben und im schlechtesten Fall diesen sogar aktiv unterstützen. Journalisten berufen sich gerne auf Hanns Joachim Friedrichs Neutralitäts Dictum:

„Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“ Eine solche Haltung ist eine Illusion, denn jeder noch so neutrale Beitrag wird innerhalb des Mediums, in dem er erscheint, selbst zu einem Teil der klimaschädlichen Plattform. Somit wird die Arbeit des Journalisten und damit er selbst Teil des Mediums und den daran aufgehängten politischen Botschaften. Kein Wunder, wenn die einen weiter SUV fahren, während die anderen sich schon vor Panik auf die Straße kleben.

Bitte bekennen Sie auch als Verlag Farbe und übernehmen Sie Verantwortung. Die Zeit muss auf Ökostrom und Umweltschutzpapier umstellen und sich öffentlich(!) dazu bekennen. Sie darf keine Leserreisen mit Kreuzfahrtschiffen und/oder Flugzeugen anbieten oder für ähnlich umweltschädliche Produkte werben und sich öffentlich(!) dazu bekennen. Sonst verschärfen Sie die Klimakatastrophe, denn …

Die Klimakatastrophe ist eine immer größere Medienkatastrophe. Bei uns nehmen nur die Klimaaktivist*innen die Klimakatastrophe als wirkliche Katastrophe wahr. In den Medien und in der Politik fallen zu oft die Begriffe „Klimawandel“, „Klimakrise“, „Erderwärmung“ oder „Erderhitzung“. Mit „Wandel“ (Lebenswandel), „Krise“ (ich krieg 5 mal am Tag ne Krise), „Erwärmung“ oder „Erhitzung“ werden in der öffentlichen Wahrnehmung harmlose bzw. reversible Vorgängen konnotiert. Damit wird die Klimakatastrophe von etwas katastrophalem zu etwas harmloseren bzw. Vorübergehendem herabgestuft.

„Die Zeit“, nennt ihre Rubrik über die Klimakatastrophe sogar maximal verharmlosend „GREEN“, was eher nach Gartenkolumne klingt. Wir wissen schon längst, wie katastrophal, unumkehrbar und vernichtend die Klimakatastrophe sein wird, dennoch benennen die Medien sie nicht so, sondern halten sie uns mit harmloseren Wörtern auf Abstand. Damit bleiben wir passiv abwartend in unseren Konsummustern gefangen, wissend, dass derweil die Katastrophe ungebremst immer größere Ausmaße annehmen, immer verheerender sein wird. Dabei könnten wir so viel mehr dagegen tun, als wir aufgrund der verharmlosenden Wörter bereit sind zu tun. Ihre journalistische Arbeit verkommt durch die geschaltete Werbung nur allzu oft zu einem Gerüst, einer Litfaßsäule, an der Reklame für besonders umweltschädliche Luxusprodukte wie Autos, Flugreisen und „fast fashion“ angeschlagen wird. In diesem Sinne…

Spielen die Medien sowohl den Biedermann als auch den Brandstifter. Ist der Sommer auch noch so heiß, sind die Klimakatastrophen, die Hitze-, Dürre-, Flutopfer auch noch so zahlreich, alle Medien berichten weiterhin „schön ausgewogen“ nach dem Motto von Hanns Joachim Friedrichs: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“

Unter diesem Deckmäntelchen der Neutralität macht man sich dann aber doch zum willfährigen Botschafter des Konsums: „So viel Negatives ist unseren Kunden nicht zuzumuten und bloß keine zu deutlichen Aufrufe zum Verzicht, sonst verprellen wir unsere zahlungskräftigen Inserenten!“ (So lassen sich die Antworten zusammenfassen, die ich von Spiegel und Zeit erhalten habe). Aber die Medien sind in Marshall McLuhan`s Sinne schon längst die Botschaft: „The medium is the message“ https://en.wikipedia.org/wiki/The_medium_is_the_message.,

„Wer versucht, unpolitisch zu sein, ist politisch ohne es zu wollen.“ (Rosa Luxemburg)
In allen Medien wechseln sich nämlich Klima-Katastrophenmeldungen in schöner Regelmäßigkeit ab mit glücklich machenden Beiträgen. Nach der „Tagesschau“ mit tausenden Flutopfern kommt „Das Traumschiff“ zum Wegträumen auf exotischen Reisen mit Flugzeug und Kreuzfahrtschiff. Die passende „Mein Schiff-Aida-Reklame“ inklusive! Nach jedem erschreckenden Bericht wird doch wieder verlockend das neueste SUV besprochen oder die letzte wilde Bucht für einen exotischen Urlaub angepriesen!

Nach den sachlichen Berichten über immer schneller schmelzende Gletscher, verschwindende Arten und zunehmende Katastrophen berichten Medien ebenso neutral über die Weigerung der Politiker, dem Wunsch der Mehrheit nach einem Tempolimit nachzugeben. Sie berichten ebenso sachlich über das Ausbremsen des Artenschutzes, um stattdessen Getreide für billigen Fleischkonsum anzubauen. Genauso sachlich werden die wiederholten Forderungen für möglichst billige Energie aus fossilen Quellen wiedergegeben. Diese „sachlichen“ Aneinanderreihungen mildern die Schrecken der Klimakatastrophe ab, sie lassen uns verwirrt zurück: „Ist Konsum jetzt doch nicht so schlecht?“

„Warum soll ich verzichten, wenn es so viele andere auch tun, so sehr dafür geworben wird und selbst die Politik und Medien wollen das ich es auch tue?“ Verwirrt und zweifelnd verharren wir als Konsumenten, werden gegenüber den Schreckensnachrichten immer passiver und geben uns dafür immer aktiver unserem eigenen kleinen Glück, dem Konsumieren hin. Dabei wäre nichts so effektive wie unser individuelle Wille, unser individuelles Handeln, siehe: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wirtschaft/energie-energiekrise-strom-gas-oel-e670572/?reduced=true

Wir brauchen eine Kehrtwende, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Diese muss bei uns selbst beginnen. Aber das geschieht nur, wenn uns die Medien eine entsprechende Dringlichkeit vermitteln. Aber genau daran fehlt es. Nach diesem Katastrophen-Sommer blieb in den Medien der Aufschrei aus, vielmehr wird in den Medien der Rückzug ins Private zelebriert, es werden Sonderheft über Mode, Design, Kunst, e.t.c. herausgegeben aber kleines in dem steht wie wir alle mithelfen können diese Erde gerechter und lebbarer zu machen?

Kein einziges wichtiges Medium wie, Der Spiegel, Die Zeit, SZ, FAZ oder die öffentlich rechtlichen machen ein Sonderheft oder einen Sendetag 100% Klima-ehrlich. So ein Heft sollte auf Umweltschutzpapier (Blauer Engel) gedruckt und für Büro und Druckerpresse oder Studio 100% Ökostrom gekauft werden. Zu jedem vorgestellten Artikel, Produkt, Reise oder Tätigkeit sollte benannt werden, was der damit verbundene Klimaschaden ist, nicht um zu Schulmeistern und zu Belehren, sondern um zu informieren. Gleiches sollten bei jeglicher Werbung vermeldet und klimafreundliche Alternativen benannt werden. Dafür würden sich auch Partner finden, die in einem solchen Heft oder an einem solchen Sendetag gerne ihre umweltfreundlichsten Produkte anstatt der luxuriösesten und schädlichsten bewerben wollen, z.B. VEGANE Rügenwalder Teewurst statt SUV`s, klimafreundliche Kleidung statt Dior.

Medien müssen anderen ein Vorbild und ein gesellschaftlich relevanter Vorreiter sein. In diesem Sommer ist in Europa dreimal so viel Wald verbrannt wie im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Medien sollten nicht nur mit Mode und Lifestyle provokant und innovativ sein, sie sollten Furore machen, mit einer Weltpremiere groß raus kommen und Konkurrenten hinter sich lassen. Aber keine der anerkannten Medien will (auf eine positive Weise) in die Schlagzeilen kommen.

solch ein Sonderheft, einen Sendetag mit vorbildlicher Klima-Ehrlichkeit überhaupt versuchen zu machen, wobei dies eigentlich das höchste gebot der Stunde währe! Es würde was kosten, es ist viel Arbeit und tut vielleicht weh, aber so ist Klimaschutz nun mal, wer jetzt immer noch nichts tut wird später noch viel mehr Kosten, Arbeit und Leid erfahren. Anstelle ein gesellschaftlicher Vorreiter zu sein, verschanzen sich die Medien hinter Zweifeln und selbst verschuldeter Unwissenheit. Stehlen sich von ihrer moralische Verantwortung davon wie ein Dieb in der Nacht!

Niemand traut sich als Erster zu rufen, dadurch traut sich niemand aus der Deckung, bleiben die Zweifel. Kein Medium möchte Geschichte schreiben, keines mit einem solchen Statement seine Möglichkeiten ausloten, Unsicherheit und Zweifel wegblasen. Kein Medium will für sich und Ihre Leser gesellschaftlich relevant vorantreibend sein. Viel mehr verharren alle im hinteren Drittel, manche heimlich andere unabsichtlich bremsend. Kein einziges Medium versucht einen „Sustainability Challenge“ so wie es die Luftfahrt schon tut: https://www.youtube.com/watch?v=F0L2tvtm9Qg

Das Hamburger Zeitmagazin, hatte schon einmal eine Weltpremiere. Sie druckte Ende der 90er Jahre als erstes Medium überhaupt ein Magazin mit dem Blut von vergewaltigten Frauen des Jugoslawienkrieges. Damit wollte die Redaktion eine gesellschaftliche Debatte lostreten über die strukturelle Gewalt gegen Frauen. 2016 kam das österreichische Magazin „Vangardist“ damit sogar weltweit in die Schlagzeilen: https://www.theguardian.com/society/2015/may/06/blood-from-hiv-positive-people-used-to-print-austrian-magazine.

Wartet Sie jetzt erst auf den steigenden Meeresspiegel, um dann ein Magazin mit dem Blut der Ertrinkenden zu drucken? Wenn die Medien jetzt weiterhin versuchen, unpolitisch zu sein, sind sie politisch, ohne es zu merken! (Rosa Luxemburg) Verharren die Medien ebenso tatenlos wie wir Konsumenten? Lehnen sie genauso jegliche Eigenverantwortung ab? Betten Sie weiterhin jeden zukünftigen Artikel über die Klimakatastrophe ein in eine Vielzahl von Artikeln, die Konsum und Verbrauch von fossilen Energien gutheißen, dann verhalten sich die Medien ähnlich wie bei der Argumentation gegen das Rauchen in öffentlichen Räumen. Sie verharmlosen unnötig lange die wahre Schädlichkeit und verzögern damit das gesellschaftliche Bewusstsein über das Ausmaß des Problems und damit wichtige politische Entscheidungen.

Um das nötige Bewusstsein zu erreichen brauchen wir klima-ehrliche Medien. Gerade jetzt ist ein fruchtbares Zusammenspiel von uns allen, den Medien und der Politik nötig. Was möglich wäre, zeigen die Beispiele des Kühlschranks ohne FCKW und der Glühbirne. Ersterer wurde lange durch die Industrie verhindert mit dem Argument: „Das ist technisch unmöglich.“ Erst als Greenpeace 1992 medienwirksam die Werbetrommel für den FCKW-freien Kühlschrank eines Herstellers aus Sachsen rührte und dafür in kürzester Zeit 100.000 Bestellungen bekam, zog die West-Industrie nach und wurde FCKW in Kühlschränken per Gesetz verboten.

Bei der Glühbirne fragten die Bürger erst nach sparsamen Leuchtmitteln. Der Markt reagierte mit teuren, hässlichen und kümmerlichen Produkten. Einige kauften diese trotz aller Nachteile, aber die meisten bevorzugten weiterhin die viel billigeren Glühbirnen. Als 2010 der politische Druck zum Energiesparen größer wurde, niemand wollte noch mehr Kraftwerke und Hochspannungskabel, kam 2010 ein EU-Glühbirnenverbot. Die Anbieter reagierten und wir freuen uns jetzt über die vielseitigen Anwendungen und die größere Zuverlässigkeit der heutigen Lampen.

Wollen wir die Klimakatastrophe verhindern, dann braucht es einen klima-ehrlichen Markt, bewusst entscheidenden Konsumenten und eine Politik, die mit effektiven Gesetzen dem Markt Klima-Ehrlichkeit abverlangt. Aber zuallererst müssen wir hierfür das nötige Bewusstsein erreichen und gerade dafür brauchen wir vor allem kritische und klima-ehrliche Medien. Diese dürfen nicht die fatalen Fehler wiederholen, wieder blind in die gleichen Fallen tappen, wie in der Vergangenheit bei der Diskussion um die Schädlichkeit des Rauchens.

Jedes Kind versteht, dass wir ab jetzt sparen müssen. Wir müssen immer und überall sparen, ganz gleich wie sinnvoll es uns erscheint, denn der sparsame Umgang mit allen Ressourcen der Erde ist moralisch immer richtig angesichts wachsender Bevölkerungszahlen mit wachsendem Wohlstand. Jedes Kind versteht das, nur wir handeln immer noch so, als ob es diese Wahrheit nicht gäbe.

Auch wenn wir nicht durchschauen was die aktuellen politischen Regeln aus unserem Sparen machen, lohnt es sich, z.B. importiert Frankreich unseren Solarstrom, wenn ihre Atomkraftwerke abgeschaltet werden, da ihnen wegen Hitze und Dürre ungenügend Kühlwasser aus den aufgeheizten und vertrockneten Flüssen zur Verfügung steht. Unsere privaten Solaranlagen liefern dann Strom an die immer zahlreicheren privaten französischen Klimaanlagen.

Ein Beispiel aus meiner Berufswelt: Wie klimaschädliche Steuergeschenke unsere Gesellschaft spalten. Bitte sehen Sie auch die im Anhang beigefügten Informationen zur Luftfahrt. Ich bin selbst Pilot, aber die derzeitige Steuerfreiheit für luxuriöse Flüge finde ich äußerst unzeitgemäß. Dass 1% der Bevölkerung luxuriöseste Reisen unternimmt und dabei steuerfrei 50% des weltweiten Kerosin verbrennt während Arme für jeden Kilometer, Energie-, CO2-, Öko- und Mehrwertsteuer bezahlen, ist höchst unsozial und spaltet unsere Gesellschaft. Es blockiert auch die Entwicklung der Luftfahrt zu mehr Klimafreundlichkeit.

Es ist jetzt höchste Zeit für eine ehrliche Steuer für den Gebrauch von fossilem Kerosin in der Luftfahrt. Wie wichtig der Einfluss von uns Bürgern ist, macht gerade das Fliegen deutlich. Airbus verspricht in 20 Jahren für die Kurz- und Mittelstrecke ein klimaneutrales Wasserstoffflugzeug, aber noch keine einzige Airline will es kaufen. Davon abgesehen planen weder Airbus noch Boeing in den kommenden 20 Jahren überhaupt andere, klimaschonende Modelle. Viel lieber kaufen die Airlines modernisierte Airbus A320 und Boeing 737, also Flugzeuge, deren ursprüngliche Konzeption aus den 80er bzw. 60er Jahren stammt.

Interkontinentale Flüge fliegen zu ca. 60%(!) von und nach Europa und verbrauchen ca. 80%(!) des europäischen Kerosins, aber auch dafür wird es in den kommenden 20 Jahren kein neues Modell geben. Die dafür verwendeten Airbus A330NEO und Boeing 777 stammen aus den 80er Jahren, die Airbus A350 und die Boeing 787 aus den 2000er Jahren. Dabei erwarten Airbus, Boeing, die Luftfahrtorganisationen IATA und ICAO aber mindestens eine Verdoppelung der bestehenden Flotte bzw. des Passagieraufkommens. Also wird die Luftfahrt 2030 und 2050 das gesteckte Ziel weit verfehlen bald mehr als doppelt so viel CO2 ausstoßen wie heute.

Weiterhin werden diese, einem Diesel-SUV ähnelnden, Flugzeuge mit Vollgas über die interkontinentalen Luftstraßen düsen. Neue, radikal sparsame Flugzeugkonzepte bleiben ungenutzt. Gerade deshalb sind jetzt unsere individuellen Entscheidungen so wichtig. Wenn Konsumenten nun sagen: „Das Produkt lehne ich ab, egal wie billig oder schädlich es ist“, nutzen Sie einen der zur Verfügung stehende Wege, effektiv Einfluss aus zu üben. Wie schon in der Vergangenheit verschwinden dann Produkte, die niemand mehr nachfragt oder sie werden verbessert. Dafür ist jetzt gerade bezüglich der Luftfahrt höchste Zeit. – Klaus Siersch

 

Genauso nackt wie Herr Agnelli ins ruhige Meer springt, genauso nackt werden Margherita und alle Agnellis sein, wenn sie diese Erde verlassen. Und sie werden wertvolle Zeit und Energie darauf verbracht haben, um ein unfassbares Vermögen zu streiten… anstatt etwas sinnvolles mit ihrem Dasein und den paar „Milliardchen“ anzufangen. Der Obszönität dieser Familiensaga kann nur damit begegnen, indem man ins Wasser springt und sich dabei die Nase zuhält… – Nathalie Meinecke

 

Was ist das für ein Wirtschaftsteil, der mit einer dreiseitigen Seifenoper über den Agnelli-Clan aufmacht? – Karl-Heinz Noack

 

Gibt es schon einen phantasievollen Drehbuchautor und einen guten Regisseur, die diese Shakespearehafte Familien-Tragikomödie in Hollywood Manier verfilmen könnten ? Auf der Besetzungsliste als die Agnellis senior: George Clooney und Meryl Streep……. – Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbriefe zu „Jede Stimme zählt?“ von Lorenz Maroldt

 

Vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht. Die Gefährdung der Demokratie wird meistens den rechtsradikalen Gruppierungen angelastet. Nun zeigt sich die Regierung unserer Haupstadt unfähig, eine normale demokratische Wahl abzuhalten. Angeischts der geschilderten ungenügenden Vorbereitung muss selbst der ernsthafte Wille dazu in Frage gestellt werden. Reue oder Scham bleiben trotz deutlichster Worte des Verfassungsgerichtshofes aus. Bedrohliche Alarmzeichen werden schulterzuckend ignoriert. Das haut dem Fass den Boden raus. Wer soll die Demokratie schützen? Wer bewacht die Wächter? Einen herzlichen Dank an diejenigen, die geklagt haben. Das sind die wahren Helden dieser Geschichte. – Dr. Christian Voll

 

Kann mir jemand erklären warum man einen Artikel Grafisch so aufarbeitet das er eher schlechter als besser zu lesen ist? Ganz abgesehen davon, was sind soll das darstellen? Die drei schiefen Säulen der Demokratie? Selbst mit Lesebrille ist der rote Verlauf ein Lesehindernis und vor lauter schief wird einem fast Übel. Es wäre toll wenn sie sich der Lesbarkeit verschreiben würden und sehr viel weniger verkünzelte Seitengestaltungen drucken würden. – Jessica Reitz

 

Fast möchte man warnen: Wanderer kommst du nach Berlin, verlässt du Deutschland. Die verkorkste Wahlen waren nur die Spitze des Eisberges. Der Airport BER steht für das Totalversagen der Stadt, selbst wenn Hamburg mit der Elbphilharmonie auch nicht viel besser war. Doch es ist die Nonchalance, mit der Berlin darüber hinweggeht. Bezeichnend, die letzten Wahlen waren eben kein Hilferuf , sondern haben den Murks quasi sanktioniert, organisatorisch und politisch. Berlin ein failed state. – Christoph Schönberger

 

Der Verfassungsgerichtshof Berlin hat mit einer vernichtenden Urteilsbegründung die Wahlen zum Abgeordnetenhaus und den Bezirksvertretungen für ungültig erklärt, die OSZE will bei der Wiederholungswahl Wahlbeobachter nach Berlin schicken. Wenn das nicht Gründe zur Sorge sind? Franziska Giffey muss ein sonniges Gemüt haben, wenn sie so sorgenfrei daherkommt und meint, mit positiver Haltung und Stolz könne man Berlin regieren.

Es ist ja nicht neu, dass Berlin massive Probleme nicht nur mit der Verwaltung hat. Geändert hat sich all die Jahre nichts, Berlinerinnen und Berliner müssen das Chaos ausbaden und sich reichlich veräppelt fühlen, wenn sie ihre Regierende Bürgermeisterin so reden hören. Das Wahldebakel ist nur der traurige Höhepunkt des ganzen Versagens. Die politisch dafür Verantwortlichen haben anscheinend ihre „Jobbeschreibung“ nicht gelesen, bevor sie sich haben wählen lassen. Berlin ist eine so tolle Stadt, das hat sie nicht verdient. Eine grundlegende Verwaltungsreform ist dringend nötig, damit die Berlinerinnen und Berliner endlich das Gefühl bekommen, von Profis regiert zu werden und mit Recht stolz auf diese Stadt sein können. – Regina Stock

 


 

 

Leserbriefe zu „Sollten Bargeldgeschäfte in Höhe von über 10.000 Euro verboten werden?“ von Thomas Fischermann und Zacharias Zacharakis

 

Herr Fischermann hat in seinem Beitrag kein einziges Argument genannt, das einen plausiblen Grund für Bargeldzahlungen in der Höhe darstellt. – Gerd Nieschalk

 

Was ist Geld? Ein System von Schuldscheinen. Jeder kreiert Geld, wenn er jemandem einen Schuldschein ausstellt. Der ist aber nur so vertrauenswürdig, wie der Aussteller. Damit es ein allgemein anerkanntes Geld gibt, stellt eine anerkannte Institution Schuldscheine aus, z.B. die EZB in Form von Banknoten. Das Geld auf dem Konto ist nichts anderes. Es ist das elektronische Versprechen der Bank, mir auf Verlangen offizielle Schuldscheine (Banknoten) auszuhändigen.

Das ist so vertrauenswürdig, wie die Bank; die Deutsche Bank z.B. Das immaterielle Geld ist also auf doppeltes Vertrauen aufgebaut, das in die die Zentralbank und dazu noch das in die Geschäftsbank. Wird nun die Basis angegriffen, indem man die Banknoten nicht mehr frei verwenden kann, dann wackelt das ganze Konstrukt aus Vertrauen. Dann wackelt die Institution „Geld“. – Hans List

 

Sie erwecken in ihrer Argumentation den Anschein, dass Bürger*innen finanzielle Nachteile drohen, wenn sie nun auch Bargeld i.H.v. 10.000€ in das Finanzsystem einführen müssen. Wie Sie wahrscheinlich wissen, gibt es in Deutschland (und in der EU) aber zahlreiche Banken, die keine Verwahrentgelte verlangen. Zudem kann man, wenn man tatsächlich so vermögend ist und mehr als 100.000€ verfügt, sein Geld auf zwei oder mehrere europäische Banken transferieren. Somit droht kein Wertverlust.

Bzeüglich Ihres zweiten Arguments: selbst wenn der Großteil des Schwarzgeldes nicht in Form von Bargeld seinen Weg nach Deutschland findet, finde ich es argumentativ schwach, zu schlussfolgern, dass sich das Vorhaben nicht lohne. Das ist wie bei der Legalisierung von Marihuana, wo Kritiker entgegnen „damit trocknen Sie den Schwarzmarkt nicht aus“. Das stimmt zwar, aber auch hier: ein Vorhaben, dass Dinge nur zu 80, 40 oder bloß 20% besser macht, ist immer noch besser als der unbefriedigende Status quo. – Dominik Göhmann

 

Mit Verlaub, Sie schauen zu viele billige Krimis im Fernsehen. Die Geldwäsche funktioniert nicht mit Bargeldsummen in Koffern mit Kette am Handgelenk. Die zwei Brüder an der französischen Grenze waren Diletanten. Das Geld wird bereits im Ausland gewaschen, und dann werden ganz legal riesige Immobilien in München oder Berlin von dubiosen ausländischen Investoren erworben. Hier muss die Politik tätig werden und Herkunftsnachweise verlangen. Das ist leider etwas komplizierter, wäre aber effektiver.

Es wird immer mehr zur politischen Praxis mit Angst vor vermeintlichen Gefahren Grundrechte und Freiheiten der Menschen einzuschränken. Das haben wir gerade seit 2020 erlebt. Ihre bequeme Art den Kaffee mit dem Smartphone zu bezahlen wird Ihnen dann zum Verhängnis, wenn Sie in einer wirtschaftlichen Krise nicht mehr an Ihr Geld kommen, weil der Staat oder die Bank der Meinung ist, dass sie Ihr Geld nötiger hat als Sie selbst. Dann erst werden Sie merken, dass das Geld, welches Sie nicht in die Hand nehmen können, gar nicht Ihnen gehört! – Dr. med. Martin Krivacek

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die Lage für das Virus wird prekär«“. Gespräch mit Christian Drosten geführt und Andreas Sentker und Jakob Simmank

 

Zuerst einmal meinen Dank an Sie und die Zeit für ein wieder mal interessantes Interview mit Herrn Drosten. Einen nennenswerten Kritikpunkt habe ich allerdings: Long COVID und Post COVID haben leider einen, meiner Meinung nach, zu unterkomplexen Stellenwert gehabt. [1] Und zwar sowohl im Rahmen der medizinischen Analyse, als auch die sozialen, gesellschaftlichen/ politischen und wirtschaftlichen Aspekte betreffend.

Ein Beispiel dazu aus der Kategorie der N=1 Studien des persönlichen Umfelds; eine Freundin (29 Jahre alt, zwei Impfungen) hat sich vor gut einem Monat mit SARS-CoV-2 infiziert und Long COVID, bzw. mittlerweile Post COVID entwickelt. Ihre Krankheitsschwere hierbei ist zwar nicht absolut besorgniserregend, aber dennoch so stark belastend, als dass sie über gut einenden Monate auch beruflich ausfiel und sich mittlerweile wieder recht langsam, aber bisher stetig erholt. Und sie ist mit anzunehmender Sicherheit kein Einzelfall.

Während seit Anfang 2020 bis zum Beginn dieses Jahres immer wieder lautstark von Lobbyisten, wie z.B. von Herr Hüther vom IW, gefordert [2] wurde, dass zugunsten der Vermeidung wirtschaftlicher Schäden auch schon mal ein paar mehr Menschen über die Klinge springen müssten, als es aufgrund der klaren Eindämmung seinerzeit verhindert wurde, so hört man zu wirtschaftlichen Schäden aufgrund Long-/ bzw. Post-COVID Problematik ein lautstarkes Schweigen von der Seite der Wirtschaftslobbyisten.

Mir drängt sich der Verdacht auf, dass die Kosten (Arbeitsausfälle, Krankengeld, Reha-, Behandlungs- und sonstige medizinische Kosten, etc.) stillschweigend bei der Allgemeinheit abgeladen werden sollen, zugunsten der Verhinderung von Kosten für die Privatwirtschaft, durch Isolation oder Testungen, und letztlich also zu Lasten der Reduzierung der Long/ Post COVID-Wahrscheinlichkeit. Salopp: Gewinne werden privatisiert, Verluste werden sozialisiert.

Vielleicht könnte man seitens der Zeit diese Betrachtung der auch insbesondere wirtschaftlichen Folgen von sowohl akuten, als auch chronischen Covidverläufen einmal öffentlichkeitswirksam thematisieren – denn diese Betrachtung ist in Deutschland auffallend stark ausgeblendet in der Öffentlichkeit, vor allem von denen, die sonst lautstark (vor allem in der Springerpresse) immer den Fokus auf (privat-) wirtschaftliche Aspekte lenken.

[1] »ZEIT: Wir laufen in einen Alltag hinein, in dem wir uns wiederholt mit Coronainfizieren werden. Was bleibt als Risiko? Drosten: Die Risiken werden immer kleiner. Wenn ein neues Virus erstmals auf eine ungeschützte Erwachsenenbevölkerung trifft, kommt es zu unvorhersehbaren Immunreaktionen, wie wir sie bei Long Covid sehen. Bei endemischen Viren infiziert man sich erstmals in der Kindheit, da ist die Immunreaktion anders. Bald gilt das auch für Sars-CoV-2. Daten aus Katar zeigen, dass eine überstandene Infektion vor einer Neuinfektion mit dem gleichen Serotyp fast eineinhalb Jahre lang schützt und bei einem anderen Serotyp wenigstens sechs oder sieben Monate lang. Wahrscheinlich wird das Virus erst mal beim jetzigen Serotyp bleiben – und wir werden einen lang anhaltenden Schutz haben. Erwachsene stecken sich dann viel seltener an.

ZEIT: Die ersten vier Bundesländer heben die Isolationspflicht für Corona-Infizierteauf. Das scheint dann nur konsequent, oder? Drosten: Wenn man konstatieren kann, dass Sars-CoV-2 ein endemisches Virus ist, dann werden wir damit so umgehen wie mit anderen Erkrankungen. Für Influenza gibt es ja auch keine Isolationspflicht. So geht die Logik der Politik. Und eigentlich sind wir sowieso schon längst dabei, die Isolationspflicht aufzuweichen. Die fünf Tage, die im Moment vorgeschrieben sind, reichen in Wirklichkeit nicht aus, um Infektionen zu verhindern. Solche Kompromisse sind nur in einer Übergangsphase sinnvoll.«

[2] »„Wir müssen ökonomisch abwägen, was gesellschaftlich eine ethische Dimension hat, nämlich die Frage, wie viele Corona-Fälle und auch Corona-Tote in einer Welt mit umfassend verfügbarem Impfstoff hinnehmbar sind”, fordern Hüther und Bardt stattdessen. “Deshalb müssen wir ein gewisses Gesundheitsrisiko und leider auch eine gewisse Sterblichkeit hinnehmen, um dauerhaft zur Normalität zurückkehren zu können,” bekräftigte Hüther laut der “Welt”.« – Florian Lahmann

 

Die Pandemie, die mutmaßlich keine war, zur Endemie zu erklären, ist wohl eher der zunehmend kritischen Öffentlichkeit geschuldet als neuen medizinischen Erkenntnissen. Die willkürlichen und unverhältnismäßigen Maßnahmen, die aus reinem Populismus und egoistischem Machterhalt (“Selbstinszenierung“ genannt) angeordnet wurden, entbehrten vermutlich ohnehin jeglicher evidenzbasierter Faktenlage.

Prof. Drosten ist als instrumentalisierter Erfüllungsgehilfe der Pharmaindustrie und einer verfehlten Regierungspolitik mitverantwortlich sowohl für den entstandenen, immensen wirtschaftlichen Schaden als auch für die noch lange nachwirkenden gesundheitlichen Schäden an Körper, Geist und Seele so vieler Menschen insbesondere unserer Kinder (Prof. Drosten beschreibt es als „soziale Auswirkungen von Interventionen“). Ich befürchte, daß das Handeln aller Verantwortlichen wie so häufig politisch und strafrechtlich folgenlos bleiben wird.

Ich stimme Prof. Drosten jedoch zu, daß es zwingend erforderlich ist, das Geschehen der letzten drei Jahre sachlich und neutral aufzuarbeiten, um zu verhindern, daß zukünftig solche fehlgeleiteten Entscheidungen getroffen werden können. Konsens besteht auch darin, daß an dieser Aufarbeitung selbstverständlich nicht derselbe sogenannte Expertenrat mitwirken darf, der diese Situation erst hervorgerufen und verursacht hat. – Gerd Höffeler

 

Im Interview mit Herrn Drosten werden Aussagen gemacht, die nicht mit den amtlichen Daten und Statistiken übereinstimmen. So ist seine Behauptung «gegen eine schwere Infektion schützen die Impfstoffe absolut und nachhaltig» nicht vereinbar damit, dass gem. Daten des BAG (CH) etwa ein Drittel der Corona-bedingten Todesfälle vollständig Geimpfte betrifft, alles andere als ein «absoluter» Schutz also. Und angesichts der kurzen Wirkdauer selbst einer vierten (!) Impfung tönt das «nachhaltig» doch etwas hohl.

Der im Interview vermittelte Eindruck einer substantiellen individuellen Bedrohung steht in Widerspruch zur deutlich tieferen Letalität COVID-19 als initial vorhergesagt (Stand 23.11., Daten Schweiz: Letalität gesamt 0.3*, für unter 65jährige im 0.0x Bereich, also erfreulich tief für humanpathogene Viren). Eine angemessene Analyse der neueren qualitativ guten Studien zu Themen wie Impfnebenwirkungen fehlt leider ebenfalls. Wenn Sachverhalt und Meinung derart auseinanderdriften wie in diesem Interview, scheint nicht die Frage nach Interessenskonflikten angebracht? – M. Berkhoff

 

Omikron sei nicht mild, sondern die Impfung hätte Omikron seine Milde verliehen. Als Beispiel nennt Herr Drosten Hongkong. Welch eine unglaubliche Aussage! Herr Drosten gehört ins Labor und nicht ans Mikrofon! Ich erinnere an die ersten Meldungen über die Omikronvariante aus Südafrika, einem Land mit einer außerordentlich niedrigen Impfrate. Damals schon wurde berichtet, dass sich dort viele infizierten, aber die Verläufe außerordentlich mild verliefen. Man muss kein Experte sein, um die Aussagen von Herrn Drosten als tendenziös zu durchschauen.

Als Interviewpartner würde ich an Ihrer Stelle nicht jemanden nehmen, der viele medienwirksame Auszeichnungen im Schrank stehen hat. Wie wäre es mit einem Interview mit Prof. Schrappe, Prof. Pfaff oder Prof. Stöhr? Ich bin mir sicher, dass Sie und Ihre Leser eine durchaus neue Sicht auf die Coronapandemie und die Rolle der sog. „Impfung“ bekämen. Es wird höchste Zeit sich kritisch mit den letzten drei Jahren auseinanderzusetzen! – Dr. med. Martin Krivacek

 


 

 

Leserbriefe zu „Zufrieden?“ von Martin Machowecz

 

Ist es nicht so, dass mittlerweile generell gekeift, gemotzt, gebrüllt und beleidigt wird? Der Dreiwortsatz „Merkel muss weg“ war die Spitze des Eisbergs. Nachdem es üblich geworden ist, seinen Frust rauszubrüllen, ist man derartige Ungezogenheiten fast schon gewohnt: Radfahrer beschimpfen Autofahrer, die wiederum Fußgänger anmotzen, Klimaaktivisten schreien gegen Weltzerstörer, Polizisten und Einsatzkräfte werden mit Schimpfwörtern überzogen und behindert, was im Netz abgeht ist sowieso „jenseits von Gut und Böse“.

Eine echte Debatte mit dem Austausch von Argumenten wird mittlerweile schon als Highlight des Parlamentarismus gefeiert. Wenn Wut allein als Begründung für schlechtes Benehmen ausreicht, verkommen viele Demonstrationen zum Ekel-Parolen-Durchfall! Die Protestierenden im Iran haben dagegen andere Anliegen und Forderungen. Sie kämpfen um Freiheit und um Ihr Leben. Man schämt sich, wenn man die Demos hierzulande damit vergleicht. Vielen Dank für eine gute Idee, die Sie in einem sehr guten Artikel verarbeitet haben. – Thomas Meichle

 

Danke für den Artikel. Anspruchsvoll und gut lesbar. Seien Sie mit Ihren Mitbürgern in den sog. Neuen Bundesländern ein wenig nachsichtig. Der die Geschichte von Moses und den Juden aus Ägypten aufgeschrieben hat, wusste, dass die Juden vorher Sklaven waren. Also kein selbstbestimmtes Leben führen konnten. Mit solch sozialisierten Menschen kann man keinen neuen Staat aufbauen, weil sie nie eigene Entscheidungen treffen konnten. Und das seit über 100 Jahren, also mehr als 3 Generationen.

Deshalb hat Moses sich für die Reise 30 Jahre, also eine Generation, Zeit gelassen. Die Mitbürger in den Neuen Bundesländern konnten seit 1939 keine eigenen Entscheidungen treffen. Die jungen Erwachsenen von heute sind sozialisiert von 2 Generationen Menschen, denen man den freien Willen abtrainiert hat. Sich gegen Eltern und Großeltern zu entscheiden ist nicht so einfach. Die Frauen haben es da einfacher. Die erleben von klein auf, dass Frauen das Elternhaus verlassen. Ich lebe seit gut 40 Jahren im Saarland. Hier gibt es den Spruch: „Der Bub reißt sich mit Gewalt von zu Hause los und baut sein Haus bei Mama im Vorgarten.“ Wenn der Bub in eine Nachbargemeinde zieht, nimmt er sich eine Woche Urlaub, wenn in seiner Heimatgemeinde Kirmes ist. In den Dörfern in Lothringen ist das nicht viel anders.

Was Ihre Protagonisten angeht: 40% der Amerikaner glauben nicht an die Evolution, sondern an das, was sie in der Bibel lesen. Und Unzufriedenheit auf eine Person zu fokussieren ist immer einfacher, als sich mit komplexen Themen zu befassen. Oder einfacher: Bin ich unzufrieden, weil meine Ansprüche zu groß sind? Oder: Geht mich das überhaupt was an? Lieber Herr Machowecz, behalten Sie Ihre freundlich-kritische Distanz und lassen mich und andere Leser weiter teilhaben an Ihren Beobachtungen. – Hartmut van Meegen

 

1) Das Deutschland Zuwanderung für die Wirtschaft benötigt, liegt wohl an einer nicht ausreichenden Schul- und Ausbildung. 2) Mit der Zuwanderung für unsere Wirtschaft ziehen wir fachlich qualifizierte Menschen aus anderen Ländern ab. 3) Eine frühere Einbürgerung (z.B. nach einem Jahr) könnte durch eine Prüfung ermöglicht werden. – Rolf Dombrowsky

 


 

 

Leserbriefe zu „Gefährliche Selbstzensur“ von Yascha Mounk

 

Um seine These von der „gefährlichen Selbstzensur“ zu stützen, spielt Yascha Mounk den massiven Einfluss der finanzstarken reaktionären Thinktanks auf die Meinungsbildung bewusst herunter. Wegen seiner öffentlichen Äußerungen in einen hässlichen Shitstorm zu gelangen, ist für einen „woken“ Studenten – zumindest im außeruniversitären Umfeld – zigmal wahrscheinlicher als für einen konservativen Studenten, der rassistische oder sexistische Klischees bedient. Es sei „zutiefst kontraproduktiv, wenn Reporter oder Professoren sich angewöhnen, vor jeder Wortmeldung darüber nachzudenken, ob sie der Demokratie gerade nutzen oder schaden“, so Yascha Mounk.

Genau das Gegenteil – überlegtes Argumentieren, selbstkritisches Hinterfragen der eigenen Rolle und inhaltlichen Positionen – darf man wohl noch von einem in der Erwachsenenbildung tätigen Hochschullehrer und von verantwortungsbewussten Journalisten erwarten. Das als „gefährliche Selbstzensur“ zu geißeln, offenbart ein problematisches, libertäres Verständnis von Meinungsfreiheit, das passgenau den rechten Demokratieverächtern zuspielt. – Rüdiger Paul

 

Pro oder contra Cancel Culture, Wokeness etc. ist eine Frage der persönlichen Einstellungen und nicht aufzulösen. Fatal sind allerdings Risiken und Nebenwirkungen der Medikamente mit einer Tendenz, dem jeweiligen Gegenüber Böses zu unterstellen, anstatt einen Faux pas aus der Sicht des Adressaten als eventuell unbedacht mit Humor zu nehmen. In der Tat werden in den Medien zunehmend Beispiele für strukturellen Rassismus gebracht, die ärgerlich und geneigt sind, kontraproduktiv zu wirken. Anbei eines der Beispiele aus der Rubrik „Was ihr nicht seht!“ des Berliner Tagesspiegels.

Das Erlebnis eines dunkelhäutigen Mannes in der Notaufnahme einer Berliner Klinik wird skandalisiert: Die ihn aufnehmende Krankenschwester kuckte kurz auf und bat den Mann, seinen Namen selber ins Formular zu schreiben, das ginge doch schneller. Vielleicht hieß der Mann nur Meier, das hätte er mit einem Lächeln sagen können; aber mit „ei“. Dies hat nichts mit Sensibilität zu tun sondern ist Ausdruck einer negativen Haltung, die mit der Geschichte des Hosenbandordens verbunden ist: Honi soit qui mal y pense. – Dr. Hans-Günther Vieweg

 

„Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine!“ Argumentativ und auf Augenhöhe! Doch ausgerechnet in der Vorzeigedemokratie USA höhlen, vor allem identitätspolitische, Ideologen die demokratische Streitkultur aus, indem sie Andersdenkende niederbrüllen, ausgrenzen und als Rassisten oder alte weiße Männer beschimpfen! Wer sich als Einzelperson gegen solche Angriffe nicht wehren kann, unterwirft sich lieber der Selbstzensur, redet nur noch hinter vorgehaltener Hand oder im stillen Kämmerlein oder hält gleich den Mund!

Eine offene Diskussion unter gleichberechtigten Teilnehmern, in der allein das bessere Argument zählt, findet nicht statt; zur Wahrheit erhobenes Halbwissen wird zur allgemein gültigen Norm erklärt, jeder Andersdenkende in irgendeine -istische Ecke gestellt! Der Unterschied zu einer Diktatur besteht nur in der (noch) fehlenden physischen Gewalt! Man möchte rufen: wehret den Anfängen! Doch diese Auswüchse einer Streit-Antikultur sind inzwischen aus Amerika nach Europa herübergeschwappt, wo sie längst endemisch geworden sind, die Gesellschaft spalten und die Demokratie untergraben!

Wie froh bin ich da, schon ein alter (weißer) Mann zu sein, der Narrenfreiheit genießt, der von den Ideologen und selbstermächtigten (Sprach)Moralwächtern ohnehin nicht mehr für voll genommen wird! Der weiterhin sagen wird, was er denkt, besonders jetzt, wo die Demokratie allmählich auf einem absteigenden Ast nach unten rutscht! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Was steckt da wirklich drin?“ von Sebastian Kempkens et al.

 

Vielen Dank für Ihre Dossier: Was steckt da wirklich drin? In der Zeit Nr. 48. Wir alle möchten gerne so weitermachen wie bisher Sie, ich, und natürlich die Manger*innen. Also richten wir uns die Welt mit gefühlten Wahrheiten häuslich, relativierend bequem ein. Selbst der unromantische katholische Sozialist und UNO Generalsekretär António Guterres und die spassbefreite evangelisch protestantische Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen möchten eigentlich so weitermachen. Beide sind nicht der Träumerei, Übertreibung oder Panikmache verdächtig. Dennoch wiesen beide auf den katastrophalen Kurs hin, an dem wir festhalten und immer noch mehr Gas geben, wobei der uns sicher mit Karacho auf die Klippen der Umwelt- und Klimakatastrophe laufen lässt.

Stellen Sie sich vor: Sie fahren mit Ihrer Familie auf einem Schiff voll auf die Klippen zu, anstatt auf Ihre dringenden Bitten zu hören und den Kurs zu ändern, hält der offensichtlich unbelehrbare Kapitän daran fest. Seine Mannschaft und die anderen Passagiere sind genauso unbelehrbar und geben noch mehr Gas. Würden Sie das Rettungsboot schnappen und sich mit Ihrer Familie in Sicherheit bringen, obwohl Sie wüssten, dass dadurch die noch freien Plätze des Rettungsbootes für die Anderen nicht mehr zur Verfügung stünden? Vermutlich schon. Ähnlich fühlen sich die Umwelt- und Klima-Aktivisten, nur hat die Erde kein Rettungsboot. Ihnen bleibt nur das Festkleben.

Und was macht alle Medien und die Zeit? Sie reden und schreiben immer noch von: „Erderwärmung“ (gar nicht so schlecht, denn endlich erwärmen sich meine Finger wieder in der kalten Wohnung), „Erderhitzung“ (oh wie schön, die Erde ist ein bisschen hitzig und alle Kinder und Lehrer haben bald noch viel mehr Hitzefrei!), “Klimafrage“ (Hey Klima, wer weis denn sowas?) “Klimaproblem“ (Hey alter Planet, ich hab auch ein Problem, hast Du mal einen Euro?) „Klimawandel“ (mein Lebenswandel ist jetzt besser, der von der Erde wird schon auch noch) und „Klimakrise“ (na und, ich hab 5 mal am Tag auf der Arbeit meine Krise), Nur die Klimaaktivisten nenne die UMWELT- , ARTEN- und KLIMAKATASTROPHE das was es ist: eine KATASTROPHE.

Politik und Medien schlagen sich zu oft auf die Seite des “Weiter so, nur nicht nachdenken und schön immer das machen, was alle machen.“ Wir wissen, dass wir und die Medien die Wirklichkeit verzerrt wahrnehmen und abbilden, dass uns Medien und Politik keine Antworten geben können. Wir hoffen aber, dass die Medien Haltung, Integrität und Augenmaß bewahren und uns und damit die Politik vor unseren Irrtümern bewahren. Aber leider passiert das, trotz ihres DOSSIER`s zu wenig und genau dass blockiert den Umwelt- und Klimaschutz, denn:

Die Zeit ist exemplarisch für die Darstellung von Umweltthemen in den Medien. Das Thema Klima-Umwelt-Katastrophe erscheint nach COP27 nur noch als Störgeräusch neben zeit.de/reiseauktion und anderen Anzeigen für Produkte des gelebten Egoismus: Luxus Reisen, Luxus Autos, Luxus Uhren. Selbst in redaktionellen Texten finden sich oft Informationen, die aber doch Bedürfnisse wecken und uns Lesern ein Gefühl vermitteln von: „Du darfst so weitermachen wie bisher, es ist schon in Ordnung was du machst und eigentlich bist Du derjenige, der mehr verdient hat, auf den mehr Rücksicht genommen werden müsste.“ Trotzdem nagt die Wirklichkeit der Klimakatastrophe immer stärker an uns: Artensterben, Fluten im Ahrtal und Pakistan, wie heiß und wie trocken wird der nächste Sommer, wie viel Wald verbrennt, etc.

Den Schrecken dieses Damocles Schwertes können wir trotz (oder gerade wegen) all dieser Pracht und Herrlichkeit nicht verdrängen. Wir fühlen immer mehr Wut, Scham und Verzweiflung aber wenn wir Ihre Zeitung und Ihr Magazin betrachten, werden in uns vor allem die Bedürfnisse geweckt, die genau dazu führen, dass die Zustände, die in uns Wut, Scham und Verzweiflung auslösen sich verschlimmern. Dabei sehnen wir uns nach nichts so sehr wie nach Solidarität, Kooperation und Vertrauen um uns zusammen für ein Ziel einzusetzen: „Eine sichere Zukunft für uns und unsere Kinder mit mehr Natur, saubere Luft, frisches Wasser und genug gesunde Nahrung für Alle“

Stattdessen betäuben uns die Medien und verleiten uns dazu gar nichts zu tun bzw. auf ein „Weiter so!“ zu pochen. Mit der Aufrechterhaltung dieses Kontrastes betreiben die Medien ein opportunistisches politisches Geschäft. Sie relativieren auch noch die schlimmsten Botschaften, um selbst so weitermachen zu können wie bisher und am Verkauf von klimaschädlichen Konsum mitverdienen zu können. Damit sind die Medien nicht neutral, sondern politisch. Und ohne es zu wollen sind damit die Journalisten politisch, die mit ihren, bestenfalls kritischen, Beiträgen dennoch dem bedenkenlosen Konsum eine Plattform geben und im schlechtesten Fall diesen sogar aktiv unterstützen. Journalisten berufen sich gerne auf Hanns Joachim Friedrichs Neutralitäts Dictum:

„Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“ Eine solche Haltung ist eine Illusion, denn jeder noch so neutrale Beitrag wird innerhalb des Mediums, in dem er erscheint, selbst zu einem Teil der klimaschädlichen Plattform. Somit wird die Arbeit des Journalisten und damit er selbst Teil des Mediums und den daran aufgehängten politischen Botschaften. Kein Wunder, wenn die einen weiter SUV fahren, während die anderen sich schon vor Panik auf die Straße kleben.

Bitte bekennen Sie auch als Verlag Farbe und übernehmen Sie Verantwortung. Die Zeit muss auf Ökostrom und Umweltschutzpapier umstellen und sich öffentlich(!) dazu bekennen. Sie darf keine Leserreisen mit Kreuzfahrtschiffen und/oder Flugzeugen anbieten oder für ähnlich umweltschädliche Produkte werben und sich öffentlich(!) dazu bekennen. Sonst verschärfen Sie die Klimakatastrophe, denn …

Die Klimakatastrophe ist eine immer größere Medienkatastrophe. Bei uns nehmen nur die Klimaaktivist*innen die Klimakatastrophe als wirkliche Katastrophe wahr. In den Medien und in der Politik fallen zu oft die Begriffe „Klimawandel“, „Klimakrise“, „Erderwärmung“ oder „Erderhitzung“. Mit „Wandel“ (Lebenswandel), „Krise“ (ich krieg 5 mal am Tag ne Krise), „Erwärmung“ oder „Erhitzung“ werden in der öffentlichen Wahrnehmung harmlose bzw. reversible Vorgängen konnotiert. Damit wird die Klimakatastrophe von etwas katastrophalem zu etwas harmloseren bzw. Vorübergehendem herabgestuft.

„Die Zeit“, nennt ihre Rubrik über die Klimakatastrophe sogar maximal verharmlosend „GREEN“, was eher nach Gartenkolumne klingt. Wir wissen schon längst, wie katastrophal, unumkehrbar und vernichtend die Klimakatastrophe sein wird, dennoch benennen die Medien sie nicht so, sondern halten sie uns mit harmloseren Wörtern auf Abstand. Damit bleiben wir passiv abwartend in unseren Konsummustern gefangen, wissend, dass derweil die Katastrophe ungebremst immer größere Ausmaße annehmen, immer verheerender sein wird. Dabei könnten wir so viel mehr dagegen tun, als wir aufgrund der verharmlosenden Wörter bereit sind zu tun. Ihre journalistische Arbeit verkommt durch die geschaltete Werbung nur allzu oft zu einem Gerüst, einer Litfaßsäule, an der Reklame für besonders umweltschädliche Luxusprodukte wie Autos, Flugreisen und „fast fashion“ angeschlagen wird. In diesem Sinne…

Spielen die Medien sowohl den Biedermann als auch den Brandstifter. Ist der Sommer auch noch so heiß, sind die Klimakatastrophen, die Hitze-, Dürre-, Flutopfer auch noch so zahlreich, alle Medien berichten weiterhin „schön ausgewogen“ nach dem Motto von Hanns Joachim Friedrichs: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“

Unter diesem Deckmäntelchen der Neutralität macht man sich dann aber doch zum willfährigen Botschafter des Konsums: „So viel Negatives ist unseren Kunden nicht zuzumuten und bloß keine zu deutlichen Aufrufe zum Verzicht, sonst verprellen wir unsere zahlungskräftigen Inserenten!“ (So lassen sich die Antworten zusammenfassen, die ich von Spiegel und Zeit erhalten habe). Aber die Medien sind in Marshall McLuhan`s Sinne schon längst die Botschaft: „The medium is the message“ https://en.wikipedia.org/wiki/The_medium_is_the_message.,

„Wer versucht, unpolitisch zu sein, ist politisch ohne es zu wollen.“ (Rosa Luxemburg)
In allen Medien wechseln sich nämlich Klima-Katastrophenmeldungen in schöner Regelmäßigkeit ab mit glücklich machenden Beiträgen. Nach der „Tagesschau“ mit tausenden Flutopfern kommt „Das Traumschiff“ zum Wegträumen auf exotischen Reisen mit Flugzeug und Kreuzfahrtschiff. Die passende „Mein Schiff-Aida-Reklame“ inklusive! Nach jedem erschreckenden Bericht wird doch wieder verlockend das neueste SUV besprochen oder die letzte wilde Bucht für einen exotischen Urlaub angepriesen!

Nach den sachlichen Berichten über immer schneller schmelzende Gletscher, verschwindende Arten und zunehmende Katastrophen berichten Medien ebenso neutral über die Weigerung der Politiker, dem Wunsch der Mehrheit nach einem Tempolimit nachzugeben. Sie berichten ebenso sachlich über das Ausbremsen des Artenschutzes, um stattdessen Getreide für billigen Fleischkonsum anzubauen. Genauso sachlich werden die wiederholten Forderungen für möglichst billige Energie aus fossilen Quellen wiedergegeben. Diese „sachlichen“ Aneinanderreihungen mildern die Schrecken der Klimakatastrophe ab, sie lassen uns verwirrt zurück: „Ist Konsum jetzt doch nicht so schlecht?“

„Warum soll ich verzichten, wenn es so viele andere auch tun, so sehr dafür geworben wird und selbst die Politik und Medien wollen das ich es auch tue?“ Verwirrt und zweifelnd verharren wir als Konsumenten, werden gegenüber den Schreckensnachrichten immer passiver und geben uns dafür immer aktiver unserem eigenen kleinen Glück, dem Konsumieren hin. Dabei wäre nichts so effektive wie unser individuelle Wille, unser individuelles Handeln, siehe: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wirtschaft/energie-energiekrise-strom-gas-oel-e670572/?reduced=true

Wir brauchen eine Kehrtwende, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Diese muss bei uns selbst beginnen. Aber das geschieht nur, wenn uns die Medien eine entsprechende Dringlichkeit vermitteln. Aber genau daran fehlt es. Nach diesem Katastrophen-Sommer blieb in den Medien der Aufschrei aus, vielmehr wird in den Medien der Rückzug ins Private zelebriert, es werden Sonderheft über Mode, Design, Kunst, e.t.c. herausgegeben aber kleines in dem steht wie wir alle mithelfen können diese Erde gerechter und lebbarer zu machen?

Kein einziges wichtiges Medium wie, Der Spiegel, Die Zeit, SZ, FAZ oder die öffentlich rechtlichen machen ein Sonderheft oder einen Sendetag 100% Klima-ehrlich. So ein Heft sollte auf Umweltschutzpapier (Blauer Engel) gedruckt und für Büro und Druckerpresse oder Studio 100% Ökostrom gekauft werden. Zu jedem vorgestellten Artikel, Produkt, Reise oder Tätigkeit sollte benannt werden, was der damit verbundene Klimaschaden ist, nicht um zu Schulmeistern und zu Belehren, sondern um zu informieren. Gleiches sollten bei jeglicher Werbung vermeldet und klimafreundliche Alternativen benannt werden. Dafür würden sich auch Partner finden, die in einem solchen Heft oder an einem solchen Sendetag gerne ihre umweltfreundlichsten Produkte anstatt der luxuriösesten und schädlichsten bewerben wollen, z.B. VEGANE Rügenwalder Teewurst statt SUV`s, klimafreundliche Kleidung statt Dior.

Medien müssen anderen ein Vorbild und ein gesellschaftlich relevanter Vorreiter sein. In diesem Sommer ist in Europa dreimal so viel Wald verbrannt wie im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Medien sollten nicht nur mit Mode und Lifestyle provokant und innovativ sein, sie sollten Furore machen, mit einer Weltpremiere groß raus kommen und Konkurrenten hinter sich lassen. Aber keine der anerkannten Medien will (auf eine positive Weise) in die Schlagzeilen kommen.

solch ein Sonderheft, einen Sendetag mit vorbildlicher Klima-Ehrlichkeit überhaupt versuchen zu machen, wobei dies eigentlich das höchste gebot der Stunde währe! Es würde was kosten, es ist viel Arbeit und tut vielleicht weh, aber so ist Klimaschutz nun mal, wer jetzt immer noch nichts tut wird später noch viel mehr Kosten, Arbeit und Leid erfahren. Anstelle ein gesellschaftlicher Vorreiter zu sein, verschanzen sich die Medien hinter Zweifeln und selbst verschuldeter Unwissenheit. Stehlen sich von ihrer moralische Verantwortung davon wie ein Dieb in der Nacht!

Niemand traut sich als Erster zu rufen, dadurch traut sich niemand aus der Deckung, bleiben die Zweifel. Kein Medium möchte Geschichte schreiben, keines mit einem solchen Statement seine Möglichkeiten ausloten, Unsicherheit und Zweifel wegblasen. Kein Medium will für sich und Ihre Leser gesellschaftlich relevant vorantreibend sein. Viel mehr verharren alle im hinteren Drittel, manche heimlich andere unabsichtlich bremsend. Kein einziges Medium versucht einen „Sustainability Challenge“ so wie es die Luftfahrt schon tut: https://www.youtube.com/watch?v=F0L2tvtm9Qg

Das Hamburger Zeitmagazin, hatte schon einmal eine Weltpremiere. Sie druckte Ende der 90er Jahre als erstes Medium überhaupt ein Magazin mit dem Blut von vergewaltigten Frauen des Jugoslawienkrieges. Damit wollte die Redaktion eine gesellschaftliche Debatte lostreten über die strukturelle Gewalt gegen Frauen. 2016 kam das österreichische Magazin „Vangardist“ damit sogar weltweit in die Schlagzeilen: https://www.theguardian.com/society/2015/may/06/blood-from-hiv-positive-people-used-to-print-austrian-magazine.

Wartet Sie jetzt erst auf den steigenden Meeresspiegel, um dann ein Magazin mit dem Blut der Ertrinkenden zu drucken? Wenn die Medien jetzt weiterhin versuchen, unpolitisch zu sein, sind sie politisch, ohne es zu merken! (Rosa Luxemburg) Verharren die Medien ebenso tatenlos wie wir Konsumenten? Lehnen sie genauso jegliche Eigenverantwortung ab? Betten Sie weiterhin jeden zukünftigen Artikel über die Klimakatastrophe ein in eine Vielzahl von Artikeln, die Konsum und Verbrauch von fossilen Energien gutheißen, dann verhalten sich die Medien ähnlich wie bei der Argumentation gegen das Rauchen in öffentlichen Räumen. Sie verharmlosen unnötig lange die wahre Schädlichkeit und verzögern damit das gesellschaftliche Bewusstsein über das Ausmaß des Problems und damit wichtige politische Entscheidungen.

Um das nötige Bewusstsein zu erreichen brauchen wir klima-ehrliche Medien. Gerade jetzt ist ein fruchtbares Zusammenspiel von uns allen, den Medien und der Politik nötig. Was möglich wäre, zeigen die Beispiele des Kühlschranks ohne FCKW und der Glühbirne. Ersterer wurde lange durch die Industrie verhindert mit dem Argument: „Das ist technisch unmöglich.“ Erst als Greenpeace 1992 medienwirksam die Werbetrommel für den FCKW-freien Kühlschrank eines Herstellers aus Sachsen rührte und dafür in kürzester Zeit 100.000 Bestellungen bekam, zog die West-Industrie nach und wurde FCKW in Kühlschränken per Gesetz verboten.

Bei der Glühbirne fragten die Bürger erst nach sparsamen Leuchtmitteln. Der Markt reagierte mit teuren, hässlichen und kümmerlichen Produkten. Einige kauften diese trotz aller Nachteile, aber die meisten bevorzugten weiterhin die viel billigeren Glühbirnen. Als 2010 der politische Druck zum Energiesparen größer wurde, niemand wollte noch mehr Kraftwerke und Hochspannungskabel, kam 2010 ein EU-Glühbirnenverbot. Die Anbieter reagierten und wir freuen uns jetzt über die vielseitigen Anwendungen und die größere Zuverlässigkeit der heutigen Lampen.

Wollen wir die Klimakatastrophe verhindern, dann braucht es einen klima-ehrlichen Markt, bewusst entscheidenden Konsumenten und eine Politik, die mit effektiven Gesetzen dem Markt Klima-Ehrlichkeit abverlangt. Aber zuallererst müssen wir hierfür das nötige Bewusstsein erreichen und gerade dafür brauchen wir vor allem kritische und klima-ehrliche Medien. Diese dürfen nicht die fatalen Fehler wiederholen, wieder blind in die gleichen Fallen tappen, wie in der Vergangenheit bei der Diskussion um die Schädlichkeit des Rauchens.

Jedes Kind versteht, dass wir ab jetzt sparen müssen. Wir müssen immer und überall sparen, ganz gleich wie sinnvoll es uns erscheint, denn der sparsame Umgang mit allen Ressourcen der Erde ist moralisch immer richtig angesichts wachsender Bevölkerungszahlen mit wachsendem Wohlstand. Jedes Kind versteht das, nur wir handeln immer noch so, als ob es diese Wahrheit nicht gäbe.

Auch wenn wir nicht durchschauen was die aktuellen politischen Regeln aus unserem Sparen machen, lohnt es sich, z.B. importiert Frankreich unseren Solarstrom, wenn ihre Atomkraftwerke abgeschaltet werden, da ihnen wegen Hitze und Dürre ungenügend Kühlwasser aus den aufgeheizten und vertrockneten Flüssen zur Verfügung steht. Unsere privaten Solaranlagen liefern dann Strom an die immer zahlreicheren privaten französischen Klimaanlagen.

Ein Beispiel aus meiner Berufswelt: Wie klimaschädliche Steuergeschenke unsere Gesellschaft spalten. Bitte sehen Sie auch die im Anhang beigefügten Informationen zur Luftfahrt. Ich bin selbst Pilot, aber die derzeitige Steuerfreiheit für luxuriöse Flüge finde ich äußerst unzeitgemäß. Dass 1% der Bevölkerung luxuriöseste Reisen unternimmt und dabei steuerfrei 50% des weltweiten Kerosin verbrennt während Arme für jeden Kilometer, Energie-, CO2-, Öko- und Mehrwertsteuer bezahlen, ist höchst unsozial und spaltet unsere Gesellschaft. Es blockiert auch die Entwicklung der Luftfahrt zu mehr Klimafreundlichkeit.

Es ist jetzt höchste Zeit für eine ehrliche Steuer für den Gebrauch von fossilem Kerosin in der Luftfahrt. Wie wichtig der Einfluss von uns Bürgern ist, macht gerade das Fliegen deutlich. Airbus verspricht in 20 Jahren für die Kurz- und Mittelstrecke ein klimaneutrales Wasserstoffflugzeug, aber noch keine einzige Airline will es kaufen. Davon abgesehen planen weder Airbus noch Boeing in den kommenden 20 Jahren überhaupt andere, klimaschonende Modelle. Viel lieber kaufen die Airlines modernisierte Airbus A320 und Boeing 737, also Flugzeuge, deren ursprüngliche Konzeption aus den 80er bzw. 60er Jahren stammt.

Interkontinentale Flüge fliegen zu ca. 60%(!) von und nach Europa und verbrauchen ca. 80%(!) des europäischen Kerosins, aber auch dafür wird es in den kommenden 20 Jahren kein neues Modell geben. Die dafür verwendeten Airbus A330NEO und Boeing 777 stammen aus den 80er Jahren, die Airbus A350 und die Boeing 787 aus den 2000er Jahren. Dabei erwarten Airbus, Boeing, die Luftfahrtorganisationen IATA und ICAO aber mindestens eine Verdoppelung der bestehenden Flotte bzw. des Passagieraufkommens. Also wird die Luftfahrt 2030 und 2050 das gesteckte Ziel weit verfehlen bald mehr als doppelt so viel CO2 ausstoßen wie heute.

Weiterhin werden diese, einem Diesel-SUV ähnelnden, Flugzeuge mit Vollgas über die interkontinentalen Luftstraßen düsen. Neue, radikal sparsame Flugzeugkonzepte bleiben ungenutzt. Gerade deshalb sind jetzt unsere individuellen Entscheidungen so wichtig. Wenn Konsumenten nun sagen: „Das Produkt lehne ich ab, egal wie billig oder schädlich es ist“, nutzen Sie einen der zur Verfügung stehende Wege, effektiv Einfluss aus zu üben. Wie schon in der Vergangenheit verschwinden dann Produkte, die niemand mehr nachfragt oder sie werden verbessert. Dafür ist jetzt gerade bezüglich der Luftfahrt höchste Zeit. – Klaus Siersch

 

Na. das haben wir doch immer schon geahnt. und diese ahnungen betreffen wohl mehr oder weniger alle produkte und dienstleistungen. wie überall….die präsentation wird zur substanz. und viel zu anstrengend wäre es nachzurecherchieren wo eventuell noch ehrlichkeit herrschte. bleibt eigentlich nur der verzicht. Klamotten auftragen bis sie durchsichtig werden. sind dann eh die bequemsten. und nachschub vom Flohmarkt. na gut. ausser unterhosen vielleicht. und nach dem flohmarktbesuch bei einem heissen tee im zeit shop magazin blättern und wunderschöne überflüssigkeiten betrachten. – Michael Puls

 

Die Reise der Mikroplastik-Teilchen ist am Ende Ihres Artikels nicht zuende. Denn Meerestiere schlucken das Plastik, es sammelt sich in ihren Mägen, sie verhungern. Das ist schon lange bekannt. Hier beginnt also der nächste Problemkreis. Im Zusammenhang mit Sportkleidung interessiert mich schon lange die Frage, weshalb diese praktisch nicht mehr aus Baumwolle hergestellt wird. Diese hat temperaturausgleichende Eigenschaften, sie kühlt (im Gegensatz zum Plastik) und sie erzeugt keine solch schädlichen Abfälle. Baumwollgewebe kann man ebenso recyceln wie PET. Wie wäre es mit einem weiteren Dossier zum Thema Sportbekleidung? – angela paap

 


 

 

Leserbriefe zu „Unsichtbare Bremser“ von Petra Pinzler

 

Vielen Dank für Ihren Artikel: Unsichtbare Bremser, in der Zeit Nr. 48. Wir alle möchten gerne so weitermachen wie bisher, Sie, ich, und natürlich die Staatschefs. Also richten wir uns die Welt so ein. Selbst der unromantische katholische Sozialist und UNO Generalsekretär António Guterres und die spassbefreite evangelisch protestantische Präsidentin der Europäischen Kommission “Röschen“ Ursula Gertrud von der Leyen möchten eigentlich so weitermachen. Beide sind nicht der Träumerei, Übertreibung oder Panikmache verdächtig. Dennoch mussten beide auf den katastrophalen Kurs hinweisen, an dem wir festhalten und immer noch mehr Gas geben, wobei der uns sicher mit Karacho auf die Klippen der Klimakatastrophe laufen lässt.

Stellen Sie sich vor: Sie fahren mit Ihrer Familie auf einem Schiff voll auf die Klippen zu, anstatt auf Ihre dringenden Bitten zu hören und den Kurs zu ändern, hält der offensichtlich unbelehrbare Kapitän daran fest. Seine Mannschaft und die anderen Passagiere sind genauso unbelehrbar und geben noch mehr Gas. Würden Sie das Rettungsboot schnappen und sich mit Ihrer Familie in Sicherheit bringen, obwohl Sie wüssten, dass dadurch die noch freien Plätze des Rettungsbootes für die Anderen nicht mehr zur Verfügung stünden? Vermutlich schon. Ähnlich fühlen sich die Klima-Aktivisten, nur hat die Erde kein Rettungsboot. Ihnen bleibt nur das Festkleben.

Und was macht die Zeit? Sie schreibt immer noch von „Erderwärmung“ (gar nicht so schlecht, denn endlich erwärmen sich meine Finger wieder in der kalten Wohnung), „Erderhitzung“ (oh wie schön, die Erde ist ein bisschen hitzig und alle Kinder und Lehrer haben bald noch viel mehr Hitzefrei!), “Klimafrage“ (Hey Klima, wer weis denn sowas?) “Klimaproblem“ (Hey alter Planet, ich hab auch ein Problem, hast Du mal einen Euro?) „Klimawandel“ (mein Lebenswandel ist jetzt besser, der von der Erde wird schon auch noch) und „Klimakrise“ (na und, ich hab 5 mal am Tag auf der Arbeit meine Krise),

Seit wann schlagen Sie sich auf die Seite der “Weiter so, nur nicht nachdenken und schön immer das machen was alle machen“ Fraktion? Wir wissen, dass Sie die Wirklichkeit verzerrt abbilden und uns keine Antworten geben können. Wir hoffen, dass Sie Haltung, Integrität und Augenmaß bewahren und uns und damit die Politik vor unseren Irrtümern bewahren. Aber leider passiert das, trotz Ihres Beitrags zu wenig denn:

Die Zeit ist exemplarisch für die Darstellung von Umweltthemen in den Medien. Das Thema Klima-Umwelt-Katastrophe erscheint nach COP27 nur noch als Störgeräusch neben zeit.de/reiseauktion und anderen Anzeigen für Produkte des gelebten Egoismus: Luxus Reisen, Luxus Autos, Luxus Uhren. Selbst in redaktionellen Texten finden sich oft Informationen, die aber doch Bedürfnisse wecken und uns Lesern ein Gefühl vermitteln von: „Du darfst so weitermachen wie bisher, es ist schon in Ordnung was du machst und eigentlich bist Du derjenige, der mehr verdient hat, auf den mehr Rücksicht genommen werden müsste.“ Trotzdem nagt die Wirklichkeit der Klimakatastrophe immer stärker an uns: Artensterben, Fluten im Ahrtal und Pakistan, wie heiß und wie trocken wird der nächste Sommer, wie viel Wald verbrennt, etc.

Den Schrecken dieses Damocles Schwertes können wir trotz (oder gerade wegen) all dieser Pracht und Herrlichkeit nicht verdrängen. Wir fühlen immer mehr Wut, Scham und Verzweiflung aber wenn wir Ihre Zeitung und Ihr Magazin betrachten, werden in uns vor allem die Bedürfnisse geweckt, die genau dazu führen, dass die Zustände, die in uns Wut, Scham und Verzweiflung auslösen sich verschlimmern. Dabei sehnen wir uns nach nichts so sehr wie nach Solidarität, Kooperation und Vertrauen um uns zusammen für ein Ziel einzusetzen: „Eine sichere Zukunft für uns und unsere Kinder mit mehr Natur, saubere Luft, frisches Wasser und genug gesunde Nahrung für Alle“

Stattdessen betäuben uns die Medien und verleiten uns dazu gar nichts zu tun bzw. auf ein „Weiter so!“ zu pochen. Mit der Aufrechterhaltung dieses Kontrastes betreiben die Medien ein opportunistisches politisches Geschäft. Sie relativieren auch noch die schlimmsten Botschaften, um selbst so weitermachen zu können wie bisher und am Verkauf von klimaschädlichen Konsum mitverdienen zu können. Damit sind die Medien nicht neutral, sondern politisch. Und ohne es zu wollen sind damit die Journalisten politisch, die mit ihren, bestenfalls kritischen, Beiträgen dennoch dem bedenkenlosen Konsum eine Plattform geben und im schlechtesten Fall diesen sogar aktiv unterstützen. Journalisten berufen sich gerne auf Hanns Joachim Friedrichs Neutralitäts Dictum:

„Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“ Eine solche Haltung ist eine Illusion, denn jeder noch so neutrale Beitrag wird innerhalb des Mediums, in dem er erscheint, selbst zu einem Teil der klimaschädlichen Plattform. Somit wird die Arbeit des Journalisten und damit er selbst Teil des Mediums und den daran aufgehängten politischen Botschaften. Kein Wunder, wenn die einen weiter SUV fahren, während die anderen sich schon vor Panik auf die Straße kleben.

Bitte bekennen Sie auch als Verlag Farbe und übernehmen Sie Verantwortung. Die Zeit muss auf Ökostrom und Umweltschutzpapier umstellen und sich öffentlich(!) dazu bekennen. Sie darf keine Leserreisen mit Kreuzfahrtschiffen und/oder Flugzeugen anbieten oder für ähnlich umweltschädliche Produkte werben und sich öffentlich(!) dazu bekennen. Sonst verschärfen Sie die Klimakatastrophe, denn …

Die Klimakatastrophe ist eine immer größere Medienkatastrophe. Bei uns nehmen nur die Klimaaktivist*innen die Klimakatastrophe als wirkliche Katastrophe wahr. In den Medien und in der Politik fallen zu oft die Begriffe „Klimawandel“, „Klimakrise“, „Erderwärmung“ oder „Erderhitzung“. Mit „Wandel“ (Lebenswandel), „Krise“ (ich krieg 5 mal am Tag ne Krise), „Erwärmung“ oder „Erhitzung“ werden in der öffentlichen Wahrnehmung harmlose bzw. reversible Vorgängen konnotiert.

Damit wird die Klimakatastrophe von etwas katastrophalem zu etwas harmloseren bzw. Vorübergehendem herabgestuft. „Die Zeit“, nennt ihre Rubrik über die Klimakatastrophe sogar maximal verharmlosend „GREEN“, was eher nach Gartenkolumne klingt. Wir wissen schon längst, wie katastrophal, unumkehrbar und vernichtend die Klimakatastrophe sein wird, dennoch benennen die Medien sie nicht so, sondern halten sie uns mit harmloseren Wörtern auf Abstand.

Damit bleiben wir passiv abwartend in unseren Konsummustern gefangen, wissend, dass derweil die Katastrophe ungebremst immer größere Ausmaße annehmen, immer verheerender sein wird. Dabei könnten wir so viel mehr dagegen tun, als wir aufgrund der verharmlosenden Wörter bereit sind zu tun. Ihre journalistische Arbeit verkommt durch die geschaltete Werbung nur allzu oft zu einem Gerüst, einer Litfaßsäule, an der Reklame für besonders umweltschädliche Luxusprodukte wie Autos, Flugreisen und „fast fashion“ angeschlagen wird. In diesem Sinne…

Spielen die Medien sowohl den Biedermann als auch den Brandstifter. Ist der Sommer auch noch so heiß, sind die Klimakatastrophen, die Hitze-, Dürre-, Flutopfer auch noch so zahlreich, alle Medien berichten weiterhin „schön ausgewogen“ nach dem Motto von Hanns Joachim Friedrichs: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“

Unter diesem Deckmäntelchen der Neutralität macht man sich dann aber doch zum willfährigen Botschafter des Konsums: „So viel Negatives ist unseren Kunden nicht zuzumuten und bloß keine zu deutlichen Aufrufe zum Verzicht, sonst verprellen wir unsere zahlungskräftigen Inserenten!“ (So lassen sich die Antworten zusammenfassen, die ich von Spiegel und Zeit erhalten habe). Aber die Medien sind in Marshall McLuhan`s Sinne schon längst die Botschaft: „The medium is the message“ https://en.wikipedia.org/wiki/The_medium_is_the_message.

„Wer versucht, unpolitisch zu sein, ist politisch ohne es zu wollen.“ (Rosa Luxemburg) In allen Medien wechseln sich nämlich Klima-Katastrophenmeldungen in schöner Regelmäßigkeit ab mit glücklich machenden Beiträgen. Nach der „Tagesschau“ mit tausenden Flutopfern kommt „Das Traumschiff“ zum Wegträumen auf exotischen Reisen mit Flugzeug und Kreuzfahrtschiff. Die passende „Mein Schiff-Aida-Reklame“ inklusive! Nach jedem erschreckenden Bericht wird doch wieder verlockend das neueste SUV besprochen oder die letzte wilde Bucht für einen exotischen Urlaub angepriesen!

Nach den sachlichen Berichten über immer schneller schmelzende Gletscher, verschwindende Arten und zunehmende Katastrophen berichten Medien ebenso neutral über die Weigerung der Politiker, dem Wunsch der Mehrheit nach einem Tempolimit nachzugeben. Sie berichten ebenso sachlich über das Ausbremsen des Artenschutzes, um stattdessen Getreide für billigen Fleischkonsum anzubauen. Genauso sachlich werden die wiederholten Forderungen für möglichst billige Energie aus fossilen Quellen wiedergegeben. Diese „sachlichen“ Aneinanderreihungen mildern die Schrecken der Klimakatastrophe ab, sie lassen uns verwirrt zurück: „Ist Konsum jetzt doch nicht so schlecht?“

„Warum soll ich verzichten, wenn es so viele andere auch tun, so sehr dafür geworben wird und selbst die Politik und Medien wollen das ich es auch tue?“ Verwirrt und zweifelnd verharren wir als Konsumenten, werden gegenüber den Schreckensnachrichten immer passiver und geben uns dafür immer aktiver unserem eigenen kleinen Glück, dem Konsumieren hin. Dabei wäre nichts so effektive wie unser individuelle Wille, unser individuelles Handeln, siehe: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wirtschaft/energie-energiekrise-strom-gas-oel-e670572/?reduced=true

Wir brauchen eine Kehrtwende, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Diese muss bei uns selbst beginnen. Aber das geschieht nur, wenn uns die Medien eine entsprechende Dringlichkeit vermitteln. Aber genau daran fehlt es. Nach diesem Katastrophen-Sommer blieb in den Medien der Aufschrei aus, vielmehr wird in den Medien der Rückzug ins Private zelebriert, es werden Sonderheft über Mode, Design, Kunst, e.t.c. herausgegeben aber kleines in dem steht wie wir alle mithelfen können diese Erde gerechter und lebbarer zu machen? Kein einziges wichtiges Medium wie, Der Spiegel, Die Zeit, SZ, FAZ oder die öffentlich rechtlichen machen ein Sonderheft oder einen Sendetag 100% Klima-ehrlich.
So ein Heft sollte auf Umweltschutzpapier (Blauer Engel) gedruckt und für Büro und Druckerpresse oder Studio 100% Ökostrom gekauft werden.

Zu jedem vorgestellten Artikel, Produkt, Reise oder Tätigkeit sollte benannt werden, was der damit verbundene Klimaschaden ist, nicht um zu Schulmeistern und zu Belehren, sondern um zu informieren. Gleiches sollten bei jeglicher Werbung vermeldet und klimafreundliche Alternativen benannt werden. Dafür würden sich auch Partner finden, die in einem solchen Heft oder an einem solchen Sendetag gerne ihre umweltfreundlichsten Produkte anstatt der luxuriösesten und schädlichsten bewerben wollen, z.B. VEGANE Rügenwalder Teewurst statt SUV`s, klimafreundliche Kleidung statt Dior.

Medien müssen anderen ein Vorbild und ein gesellschaftlich relevanter Vorreiter sein. In diesem Sommer ist in Europa dreimal so viel Wald verbrannt wie im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Medien sollten nicht nur mit Mode und Lifestyle provokant und innovativ sein, sie sollten Furore machen, mit einer Weltpremiere groß raus kommen und Konkurrenten hinter sich lassen. Aber keine der anerkannten Medien will (auf eine positive Weise) in die Schlagzeilen kommen.

solch ein Sonderheft, einen Sendetag mit vorbildlicher Klima-Ehrlichkeit überhaupt versuchen zu machen, wobei dies eigentlich das höchste gebot der Stunde währe! Es würde was kosten, es ist viel Arbeit und tut vielleicht weh, aber so ist Klimaschutz nun mal, wer jetzt immer noch nichts tut wird später noch viel mehr Kosten, Arbeit und Leid erfahren. Anstelle ein gesellschaftlicher Vorreiter zu sein, verschanzen sich die Medien hinter Zweifeln und selbst verschuldeter Unwissenheit. Stehlen sich von ihrer moralische Verantwortung davon wie ein Dieb in der Nacht!

Niemand traut sich als Erster zu rufen, dadurch traut sich niemand aus der Deckung, bleiben die Zweifel. Kein Medium möchte Geschichte schreiben, keines mit einem solchen Statement seine Möglichkeiten ausloten, Unsicherheit und Zweifel wegblasen. Kein Medium will für sich und Ihre Leser gesellschaftlich relevant vorantreibend sein. Viel mehr verharren alle im hinteren Drittel, manche heimlich andere unabsichtlich bremsend. Kein einziges Medium versucht einen „Sustainability Challenge“ so wie es die Luftfahrt schon tut: https://www.youtube.com/watch?v=F0L2tvtm9Qg

Das Hamburger Zeitmagazin, hatte schon einmal eine Weltpremiere. Sie druckte Ende der 90er Jahre als erstes Medium überhaupt ein Magazin mit dem Blut von vergewaltigten Frauen des Jugoslawienkrieges. Damit wollte die Redaktion eine gesellschaftliche Debatte lostreten über die strukturelle Gewalt gegen Frauen. 2016 kam das österreichische Magazin „Vangardist“ damit sogar weltweit in die Schlagzeilen: https://www.theguardian.com/society/2015/may/06/blood-from-hiv-positive-people-used-to-print-austrian-magazine. Wartet Sie jetzt erst auf den steigenden Meeresspiegel, um dann ein Magazin mit dem Blut der Ertrinkenden zu drucken?

Wenn die Medien jetzt weiterhin versuchen, unpolitisch zu sein, sind sie politisch, ohne es zu merken! (Rosa Luxemburg) Verharren die Medien ebenso tatenlos wie wir Konsumenten? Lehnen sie genauso jegliche Eigenverantwortung ab? Betten Sie weiterhin jeden zukünftigen Artikel über die Klimakatastrophe ein in eine Vielzahl von Artikeln, die Konsum und Verbrauch von fossilen Energien gutheißen, dann verhalten sich die Medien ähnlich wie bei der Argumentation gegen das Rauchen in öffentlichen Räumen. Sie verharmlosen unnötig lange die wahre Schädlichkeit und verzögern damit das gesellschaftliche Bewusstsein über das Ausmaß des Problems und damit wichtige politische Entscheidungen.

Um das nötige Bewusstsein zu erreichen brauchen wir klima-ehrliche Medien. Gerade jetzt ist ein fruchtbares Zusammenspiel von uns allen, den Medien und der Politik nötig. Was möglich wäre, zeigen die Beispiele des Kühlschranks ohne FCKW und der Glühbirne. Ersterer wurde lange durch die Industrie verhindert mit dem Argument: „Das ist technisch unmöglich.“ Erst als Greenpeace 1992 medienwirksam die Werbetrommel für den FCKW-freien Kühlschrank eines Herstellers aus Sachsen rührte und dafür in kürzester Zeit 100.000 Bestellungen bekam, zog die West-Industrie nach und wurde FCKW in Kühlschränken per Gesetz verboten.

Bei der Glühbirne fragten die Bürger erst nach sparsamen Leuchtmitteln. Der Markt reagierte mit teuren, hässlichen und kümmerlichen Produkten. Einige kauften diese trotz aller Nachteile, aber die meisten bevorzugten weiterhin die viel billigeren Glühbirnen. Als 2010 der politische Druck zum Energiesparen größer wurde, niemand wollte noch mehr Kraftwerke und Hochspannungskabel, kam 2010 ein EU-Glühbirnenverbot. Die Anbieter reagierten und wir freuen uns jetzt über die vielseitigen Anwendungen und die größere Zuverlässigkeit der heutigen Lampen.

Wollen wir die Klimakatastrophe verhindern, dann braucht es einen klima-ehrlichen Markt, bewusst entscheidenden Konsumenten und eine Politik, die mit effektiven Gesetzen dem Markt Klima-Ehrlichkeit abverlangt. Aber zuallererst müssen wir hierfür das nötige Bewusstsein erreichen und gerade dafür brauchen wir vor allem kritische und klima-ehrliche Medien. Diese dürfen nicht die fatalen Fehler wiederholen, wieder blind in die gleichen Fallen tappen, wie in der Vergangenheit bei der Diskussion um die Schädlichkeit des Rauchens.

Jedes Kind versteht, dass wir ab jetzt sparen müssen. Wir müssen immer und überall sparen, ganz gleich wie sinnvoll es uns erscheint, denn der sparsame Umgang mit allen Ressourcen der Erde ist moralisch immer richtig angesichts wachsender Bevölkerungszahlen mit wachsendem Wohlstand. Jedes Kind versteht das, nur wir handeln immer noch so, als ob es diese Wahrheit nicht gäbe. Auch wenn wir nicht durchschauen was die aktuellen politischen Regeln aus unserem Sparen machen, lohnt es sich, z.B. importiert Frankreich unseren Solarstrom, wenn ihre Atomkraftwerke abgeschaltet werden, da ihnen wegen Hitze und Dürre ungenügend Kühlwasser aus den aufgeheizten und vertrockneten Flüssen zur Verfügung steht. Unsere privaten Solaranlagen liefern dann Strom an die immer zahlreicheren privaten französischen Klimaanlagen.

Ein Beispiel aus meiner Berufswelt: Wie klimaschädliche Steuergeschenke unsere Gesellschaft spalten. Bitte sehen Sie auch die im Anhang beigefügten Informationen zur Luftfahrt. Ich bin selbst Pilot, aber die derzeitige Steuerfreiheit für luxuriöse Flüge finde ich äußerst unzeitgemäß. Dass 1% der Bevölkerung luxuriöseste Reisen unternimmt und dabei steuerfrei 50% des weltweiten Kerosin verbrennt während Arme für jeden Kilometer, Energie-, CO2-, Öko- und Mehrwertsteuer bezahlen, ist höchst unsozial und spaltet unsere Gesellschaft. Es blockiert auch die Entwicklung der Luftfahrt zu mehr Klimafreundlichkeit.

Es ist jetzt höchste Zeit für eine ehrliche Steuer für den Gebrauch von fossilem Kerosin in der Luftfahrt. Wie wichtig der Einfluss von uns Bürgern ist, macht gerade das Fliegen deutlich. Airbus verspricht in 20 Jahren für die Kurz- und Mittelstrecke ein klimaneutrales Wasserstoffflugzeug, aber noch keine einzige Airline will es kaufen. Davon abgesehen planen weder Airbus noch Boeing in den kommenden 20 Jahren überhaupt andere, klimaschonende Modelle. Viel lieber kaufen die Airlines modernisierte Airbus A320 und Boeing 737, also Flugzeuge, deren ursprüngliche Konzeption aus den 80er bzw. 60er Jahren stammt.

Interkontinentale Flüge fliegen zu ca. 60%(!) von und nach Europa und verbrauchen ca. 80%(!) des europäischen Kerosins, aber auch dafür wird es in den kommenden 20 Jahren kein neues Modell geben. Die dafür verwendeten Airbus A330NEO und Boeing 777 stammen aus den 80er Jahren, die Airbus A350 und die Boeing 787 aus den 2000er Jahren. Dabei erwarten Airbus, Boeing, die Luftfahrtorganisationen IATA und ICAO aber mindestens eine Verdoppelung der bestehenden Flotte bzw. des Passagieraufkommens. Also wird die Luftfahrt 2030 und 2050 das gesteckte Ziel weit verfehlen bald mehr als doppelt so viel CO2 ausstoßen wie heute.

Weiterhin werden diese, einem Diesel-SUV ähnelnden, Flugzeuge mit Vollgas über die interkontinentalen Luftstraßen düsen. Neue, radikal sparsame Flugzeugkonzepte bleiben ungenutzt. Gerade deshalb sind jetzt unsere individuellen Entscheidungen so wichtig. Wenn Konsumenten nun sagen: „Das Produkt lehne ich ab, egal wie billig oder schädlich es ist“, nutzen Sie einen der zur Verfügung stehende Wege, effektiv Einfluss aus zu üben. Wie schon in der Vergangenheit verschwinden dann Produkte, die niemand mehr nachfragt oder sie werden verbessert. Dafür ist jetzt gerade bezüglich der Luftfahrt höchste Zeit. – Klaus Siersch

 

Die Chinesen sehen in den Klimaschutzkonferenzen einen hegemonialen grün-technologischen Diskurs vornehmlich der Amerikaner und Europäer, der es ihnen erschwert, sich an internationalen Allianzen offensiv zu beteiligen. Sie befürchten, dass die auf Dekarbonisierung abzielende ökologische Modernisierung der USA und Europas durch diese Konferenzen eher einem neuen globalen Rohstoffzyklus gleicht. Auch wenn die Betonungen der Konferenzen auf einer umweltschonenden und sozial gerechten Nutzung von Natur liegen, gelten die Verabredungen eher dem Umbau von Wirtschaft, Energie und Verkehr im Rahmen einer grünen Ökonomie.

Dieses bedeutet jedoch insbesondere wegen der Rohstoffarmut Europas, über solche Konferenzen den Druck auf Ökosysteme und Lebensgrundlagen in den Ländern zu erhöhen, welche aufgrund ihres Rohstoffreichtums im Hinblick auf Nutzung, Kontrolle, Zugang und Erhalt gerade mit China umkämpft sind – redlicher – geopfert werden. Die eigene, sich verschärfende Energieversorgung Deutschlands bei gleichzeitigem Erneuerungszwang wird die Diskrepanz zwischen der Alibifunktion einer deutschen Klimastaatssekretärin und der realen Energie- und Klimapolitik Deutschlands aufzeigen und man wird sich auch hier chinesischen Strategien nähern. – Jürgen Dressler

 

Warum hackt Petra Pinzler so auf China herum. Der Vergleich von absoluten CO2- Austoß-Zahlen mit einem Land, dessen Bevölkerung sechzehn Mal so groß ist wie die unsere, ist ebenso unsinnig wie unfair. Wenn ein Staat, dessen industrielle Entwicklung fast hundert Jahre hinterherhinkt, in der pro-Kopf-Emission mit der Bundesrepublik, dem selbsternannten Vorreiter der Klimaschutzbewegung, etwa gleichauf liegt und mehr als 50% unterhalb der USA, dann gibt es da die eigene und die Nase von Onkel Sam, an die man zuerst fassen sollte. Das heißt nicht, dass sich die Volksrepublik verweigern darf. Auch die Chinesen sollten Verpflichtungen akzeptieren. – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum holt sich Robert Habeck eine Heuschrecke in sein Ministerium?“ von Robert Pausch und Mark Schieritz

 

Adie Überschrift zu Ihrem Artikel auf Seite 8 ist m. E. irreführend, da BlackRock keine Private Equity Firma ist, die Herr Müntefering mit „Heuschrecken“ meinte. Ich erwarte eine bessere Recherche, bevor Sie reißerische Titel, wie die Boulevardpresse verwenden. PS Müntefering Aussage war zudem grundfalsch – wer kauft schon abgegraste Umternehmen!? – Peter Schwanitz

 

Ich empfinde es als ärgerlich, wenn gleich zwei Wirtschaftsredakteure der renommierten „ZEIT“ den deutschen Ordoliberalismus „als eine ökonomische Denkschule, die staatlichen Eingriffen in das Marktgeschehen eher ablehnend gegenübersteht“ bezeichnen. Das zeugt von Unkenntnis oder aber einer bewussten Meinungsmache mit dem Ziel, die deutsche Wirtschaftspolitik pauschal in die Nähe des heute grassierenden Neoliberalismus zu rücken. Richtig ist: Der Ordoliberalismus sieht in einer demokratisch legitimierten und politisch gesetzten Rahmenordnung, die Grundlage für funktionierenden Wettbewerb mit dem Ziel, Sozialgedanken und Leistungsprinzip, Ordnungsauftrag und Dezentralismus miteinander auszusöhnen.

Der „Vater“ des Ordoliberalismus und Ideengeber von Ludwig Erhard, Walter Eucken, brachte das Leitbild des Ordoliberalismus auf die Formel: „Staatliche Planung der Formen – ja; staatliche Planung und Lenkung des Wirtschaftsprozesses – nein.“ Der Staat spielt also durchaus eine entscheidende Rolle – aber nicht im Sinne einer dirigistischen Zentralverwaltungswirtschaft, sondern als Gestalter, der z. B. die Bildung von Monopolen und Oligopolen zu verhindern versucht (Kartellgesetzgebung!). Das Ergebnis war die Soziale Marktwirtschaft – mit der der Turbo-Kapitalismus, dem Gerhard Schröder vor etwa 20 JahrenTür und Tor öffnete nun wirklich nichts zu tun hat! – Dr. rer. pol. W. E. Fischer

 

Diese Personalie könnte auch ein Hinweis auf den zukünftigen Wandel GRÜNER Politik sein. Wer sich noch an die Pullover tragende Turnschuh-Generation mit den Strickzeug nutzenden Abgeordneten erinnern kann, sieht natürlich in dem teueren Zwirn tragenden, sich vor dem Gas-Scheich verbeugenden Wirtschaftsminister und seiner neuen Abteilungsleiterin ein Indiz für mögliche Änderungen in der Grundeinstellung dieser Partei. Falls die ehemalige Investmentbankerin auch in Rüstungsindustrien und Kernenergieanlagen investiert haben sollte, ahnen wir, wie flexibel und arm an Skrupeln die Öko-Partei in Zukunft werden könnte. – Johann Rentz

 


 

 

Leserbriefe zu „Anna Mayr entdeckt: Den Unterschlupf“ von Anna Mayr

 

Meinen Steuerberater kann ich Ihnen leider nicht empfehlen; er arbeitet am Limit, seit sein wichtigster Mitstreiter gekündigt hat! Vielleicht sollte der Bundestag noch einmal über den frühmerz’schen Bierdeckel debattieren? Ihr schöner altdeutscher „Unterschlupf“ allerdings hat meinen Widerspruchsgeist geweckt! Ich stelle mir darunter einen Kellerraum oder eine Dachkammer vor, ein Versteck für eine kurze Zeit. Sie haben sich, wenn ich Sie richtig verstanden habe, immer in einem „Büro“ mit „dunkelblauem Boden“ aufgehalten, nicht allein, sondern mit Kollegen und -innen, mit denen Sie gelacht und gestritten und „säuerlichen Kaffee“ getrunken haben (vielleicht war er so dünn, daß ihn jemand für Tee hielt und deshalb ein bisschen Zitronensaft hineingeträufelt hat?)

Wo Sie Ihre Gedanken schweifen ließen, um dann etwas zu Papier zu bringen, das die Welt aus den Angeln hebt, na ja, zumindest aufhorchen lässt! Als ich nach meiner Spätberentung mein Sprechzimmer endgültig verließ, hatte ich noch ein Vielzweckzimmer, das ich aber nicht heize. Ich halte mich lieber in einem Teil unseres Wohn-Eßzimmers auf, sitze dort auf meinem Sessel, die Beine auf dem Couchtisch, Blick auf das Sofa, auf dem ich, wenn möglich, ein Mittagsschläfchen halte, und die Bücherwand, die eigentlich meinen Geist beflügeln soll, beim Lesen der illustren Namen auf den Buchrücken jedoch schnell flügellahm werden lässt!

Tee und Kaffee stehen in Reichweite, abends dagegen ein Glas Wein oder Sekt oder beides! Mit meiner Frau muß ich keine Revierkämpfe austragen, denn sie sitzt viel lieber am Eßtisch, wo sie Gemüse schnippelt, Einkaufslisten austüftelt und französischsprachige Krimis liest! In meiner „(Wohlfühl)Ecke“ – meine Unterschlupfalternative – lese ich DIE ZEIT, versuche, das knifflige Zeitmagazinrätsel zu lösen und touche (tatsche?) öfter einen Leserbrief auf den screen meines Handys, während sich die noch ungelesene Fachliteratur auftürmt!

Zwischendurch kommt meine 16 Monate alte Enkelin ein ums andere Mal angetrippelt, hält mir ein Buch mit Tierbildern unter die Augen und deutet mit ihrem Blick unmissverständlich an: laß jetzt DIE ZEIT DIE ZEIT sein und schau mit mir die Bilder an! Wer kann da widerstehen? Das ist meine Wohlfühloase! „Oase“ könnte man meine „Ecke“ eigentlich auch nennen! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Was für ein rührender Artikel. Ich weiß, wovon Sie schreiben. Sollte es Sie einmal ins Saarland verschlagen, sind Sie bei uns zu Hause herzlich willkommen. Unser „Unterschlupf“ hat ca. 70 qm, eine große Dusche und ein lustiges Klo. Der Kaffee ist auch nicht sauer. Über die Gastfreundschaft der Saarländer kann Sie Herr Dausend informieren. – Hartmut van Meegen

 


 

 

Leserbriefe zu „Hartes Schlicksal“ von Marc Widmann

 

Ich kann mich sehr gut an Sandkasten-Spiele in meiner Kindheit erinnern, wo wir in einer Grube Sand abgetragen und oberhalb durch ein Rohr mit Wasser wieder eingeschwemmt haben. Das haben wir stundenlang gemacht. Hat Spaß gemacht. – Martin Grau

 

„Echte Wertschöpfung“ – Herr Widmann spricht ein großes Wort gelassen aus. Alleine dieses Wort verdient ein 3-seitiges Dossier, völlig unabhängig vom Hamburger Hafen. Darin ließe sich diskutieren, ob Werte aus dem Nichts geschöpft werden, oder doch aus einer endlichen Grundmasse – die dadurch an Wert verliert. Die Welt ist zu kompliziert, um noch in isolierten Systemen zu denken. Die tröstende Decke der sogenannten Optimisten ist längst zu kurz, die Entwertung vermeintlich wertloser Dinge ist viel zu weit fortgeschritten, um das Wort der „Wertschöpfung“, diesen Euphemismus aus goldenen Zeiten, noch unkritisch und leichtfertig in den Mund zu nehmen. – Dr. Christian Voll

 


 

 

Leserbriefe zu „Billige Butter, Kartoffeln“ von Antonia Baum

 

Vielleicht erinnern sie sich an mich, ihren notorishen Email-Verfolger von vor einiger Zeit. Wieder komme ich nicht umhin, ihnen für ihre wirklich wie ich finde brillante letzte Kolumne zu danken. Ihre Prosa ist ein einziger sprach- licher Hochgenuss, und würden sie Romane schreiben, würde ich sie jetzt schon sofort in meine Sammlung in die Reihe der deutschsprachigen Klassiker einreihen. Am Besten hat mir der „Kartoffelporsche“ gefallen. Ich habe mich so gekringelt. Woher haben sie bloß das Wort? Von ihrer Großmutter?

Oder sollten sie es tatsächlich selbst erfunden haben? Ich muss gestehen, dass es mir neu war. Aber dass sie sich wirklich in einem REWE-Markt eine Lebensmittelschlacht mit ihrem Therapeuten geliefert haben sollen, vermag ich nicht zu glauben. Scheinbar bestehen die Lebensberichte in ihren Kolumnen doch teilweise auch aus Fiktion, und ich könnte also mit meinen lebenspraktischen Ratschlägen an sie doch auf sie reingefallen sein. Hoffentlich habe ich mich damit nicht bei ihnen in der Redaktion lächerlich gemacht. (Am Lustigsten an ihrem kleinen Schlachtgemälde fand ich übrigens die Biopastinake. Ich finde sie sind wirklich eine sprachgewandteste köstlichste Humoristin als Autorin. Ich freue mich wieder sehr auf ihre nächste Kolumne.) – Philippe Zucco

 

Leider eben erst gelesen: Antonia Baum ist ja dermaßen lustig, hier bei ,Billige Butter, Kartoffeln‘, was will man mehr! – Beatrix von Hagen

 


 

 

Leserbriefe zu „Ihre Zauberformel“ von Jeannette Otto

 

Ganz hervorragender Ansatz, ich hätte noch Ergänzungsvorschläge: Entbeamtet die Lehrer und gebt Ihnen Ingenieursgehälter. Gebt den Schulleitungen die Freiheit Lehrer auf Grund von Bewerbungen auf dem dann entstehenden Markt selbst auszusuchen und die Möglichkeit sie auch wieder los zu werden. Die Schulamtaufgabe wird auf Zielvorgaben und Qualitätskontrolle wie in Hamburg beschränkt. – Willi Krebser

 

Der „Sinkflug“ der Schulleistungen in Deutschlands Schulen könnte aufhören, WENN Schulen zu einem Wohlfühlort für Schülerinnen und Schüler werden. Zu diesem Zweck beschließt die Kultusministerkonferenz einen Paradigmenwechsel vom betriebswirtschaftlich orientierten Konzept der Output-Bildung zum pädagogischen Konzept einer „Schule vom Kinde aus“ mit folgenden Maßgaben: Bildungsgrundlage ist das angeborene Lerninteresse des Kindes, mit seiner Sehnsucht, auf dem Meer seines Lebens in Freiheit selbstständig zu navigieren, statt Lernplan-SOLL mit Bildungsstandards; der Bildungshorizont ist um Herz- und Bauchgehirn erweitert, statt weiterhin auf Kopfgehirn beschränkt;

Curriculum ist das Potential des Kopf-, Herz- und Bauchgehirns des Kindes, statt verordneter Lehrpläne mit Fachanforderungen; der Lernprozess verläuft als Potentialentfaltung in Selbstorganisation mit individuellem Zeitmanagement, statt Verabreichung verordneten Fachlernstoffs im 45-Minuten-Takt; Bildungsparameter ist Selbstregulations-Kompetenz, statt willkürlich gesetzter PISA- und Monitor-Indikatoren; Bildungsziel ist die autonome Bürgerin/der autonome Bürger mit der Fähigkeit zur Zivilcourage, statt auf Anpassung konditionierte Opportunistinnen/Opportunisten;

Lernlandschaften werden mit Wohlfühlatmosphäre für Schülerinnen und Schüler geschaffen, statt die junge Generation, wie bisher, täglich acht Stunden in Lernfabriken zu internieren; Einen solchen Paradigmenwechsel hat die Grankulla-Schule in Espoo (Finnland) vollzogen. Die Universitätsschule Dresden befindet sich seit 2019/20 noch in der Versuchsphase. – Horst Költze

 


 

 

Leserbriefe zu „Jener innere Schwarzwald“ von Elisabeth von Thadden

 

Vielen Dank für Ihren wundervolles Porträt über Oxana Timofeeva: Jener innere Schwarzwald, in der Zeit Nr. 48. Wir alle möchten gerne so weitermachen wie bisher. Aber leider richten wir uns die Welt mit gefühlten Wahrheiten häuslich, relativierend bequem ein. Frau Timofeeva stellt dies zum Glück in Frage. Das ist noch viel öfter nötig, denn selbst der unromantische katholische Sozialist und UNO Generalsekretär António Guterres und die spassbefreite evangelisch protestantische Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen möchten eigentlich so weitermachen.

Beide sind nicht der Träumerei, Übertreibung oder Panikmache verdächtig. Dennoch wiesen beide auf den katastrophalen Kurs hin, an dem wir festhalten und immer noch mehr Gas geben, wobei der uns sicher mit Karacho auf die Klippen der Klimakatastrophe laufen lässt.

Stellen Sie sich vor: Sie fahren mit Ihrer Familie auf einem Schiff voll auf die Klippen zu, anstatt auf Ihre dringenden Bitten zu hören und den Kurs zu ändern, hält der offensichtlich unbelehrbare Kapitän daran fest. Seine Mannschaft und die anderen Passagiere sind genauso unbelehrbar und geben noch mehr Gas. Würden Sie das Rettungsboot schnappen und sich mit Ihrer Familie in Sicherheit bringen, obwohl Sie wüssten, dass dadurch die noch freien Plätze des Rettungsbootes für die Anderen nicht mehr zur Verfügung stünden? Vermutlich schon. Ähnlich fühlen sich die Klima-Aktivisten, nur hat die Erde kein Rettungsboot. Ihnen bleibt nur das Festkleben.

Und was macht die Zeit? Sie schreibt immer noch von „Erderwärmung“ (gar nicht so schlecht, denn endlich erwärmen sich meine Finger wieder in der kalten Wohnung), „Erderhitzung“ (oh wie schön, die Erde ist ein bisschen hitzig und alle Kinder und Lehrer haben bald noch viel mehr Hitzefrei!), “Klimafrage“ (Hey Klima, wer weis denn sowas?) “Klimaproblem“ (Hey alter Planet, ich hab auch ein Problem, hast Du mal einen Euro?) „Klimawandel“ (mein Lebenswandel ist jetzt besser, der von der Erde wird schon auch noch) und „Klimakrise“ (na und, ich hab 5 mal am Tag auf der Arbeit meine Krise),

Seit wann schlagen Sie sich auf die Seite der “Weiter so, nur nicht nachdenken und schön immer das machen was alle machen“ Fraktion? Wir wissen, dass Sie die Wirklichkeit verzerrt abbilden und uns keine Antworten geben können. Wir hoffen, dass Sie Haltung, Integrität und Augenmaß bewahren und uns und damit die Politik vor unseren Irrtümern bewahren. Aber leider passiert das, trotz Ihres Beitrags zu wenig denn:

Die Zeit ist exemplarisch für die Darstellung von Umweltthemen in den Medien. Das Thema Klima-Umwelt-Katastrophe erscheint nach COP27 nur noch als Störgeräusch neben zeit.de/reiseauktion und anderen Anzeigen für Produkte des gelebten Egoismus: Luxus Reisen, Luxus Autos, Luxus Uhren. Selbst in redaktionellen Texten finden sich oft Informationen, die aber doch Bedürfnisse wecken und uns Lesern ein Gefühl vermitteln von: „Du darfst so weitermachen wie bisher, es ist schon in Ordnung was du machst und eigentlich bist Du derjenige, der mehr verdient hat, auf den mehr Rücksicht genommen werden müsste.“ Trotzdem nagt die Wirklichkeit der Klimakatastrophe immer stärker an uns: Artensterben, Fluten im Ahrtal und Pakistan, wie heiß und wie trocken wird der nächste Sommer, wie viel Wald verbrennt, etc.

Den Schrecken dieses Damocles Schwertes können wir trotz (oder gerade wegen) all dieser Pracht und Herrlichkeit nicht verdrängen. Wir fühlen immer mehr Wut, Scham und Verzweiflung aber wenn wir Ihre Zeitung und Ihr Magazin betrachten, werden in uns vor allem die Bedürfnisse geweckt, die genau dazu führen, dass die Zustände, die in uns Wut, Scham und Verzweiflung auslösen sich verschlimmern. Dabei sehnen wir uns nach nichts so sehr wie nach Solidarität, Kooperation und Vertrauen um uns zusammen für ein Ziel einzusetzen: „Eine sichere Zukunft für uns und unsere Kinder mit mehr Natur, saubere Luft, frisches Wasser und genug gesunde Nahrung für Alle“

Stattdessen betäuben uns die Medien und verleiten uns dazu gar nichts zu tun bzw. auf ein „Weiter so!“ zu pochen. Mit der Aufrechterhaltung dieses Kontrastes betreiben die Medien ein opportunistisches politisches Geschäft. Sie relativieren auch noch die schlimmsten Botschaften, um selbst so weitermachen zu können wie bisher und am Verkauf von klimaschädlichen Konsum mitverdienen zu können. Damit sind die Medien nicht neutral, sondern politisch. Und ohne es zu wollen sind damit die Journalisten politisch, die mit ihren, bestenfalls kritischen, Beiträgen dennoch dem bedenkenlosen Konsum eine Plattform geben und im schlechtesten Fall diesen sogar aktiv unterstützen. Journalisten berufen sich gerne auf Hanns Joachim Friedrichs Neutralitäts Dictum:

„Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“ Eine solche Haltung ist eine Illusion, denn jeder noch so neutrale Beitrag wird innerhalb des Mediums, in dem er erscheint, selbst zu einem Teil der klimaschädlichen Plattform. Somit wird die Arbeit des Journalisten und damit er selbst Teil des Mediums und den daran aufgehängten politischen Botschaften. Kein Wunder, wenn die einen weiter SUV fahren, während die anderen sich schon vor Panik auf die Straße kleben.

Bitte bekennen Sie auch als Verlag Farbe und übernehmen Sie Verantwortung. Die Zeit muss auf Ökostrom und Umweltschutzpapier umstellen und sich öffentlich(!) dazu bekennen. Sie darf keine Leserreisen mit Kreuzfahrtschiffen und/oder Flugzeugen anbieten oder für ähnlich umweltschädliche Produkte werben und sich öffentlich(!) dazu bekennen. Sonst verschärfen Sie die Klimakatastrophe, denn …

Die Klimakatastrophe ist eine immer größere Medienkatastrophe. Bei uns nehmen nur die Klimaaktivist*innen die Klimakatastrophe als wirkliche Katastrophe wahr. In den Medien und in der Politik fallen zu oft die Begriffe „Klimawandel“, „Klimakrise“, „Erderwärmung“ oder „Erderhitzung“. Mit „Wandel“ (Lebenswandel), „Krise“ (ich krieg 5 mal am Tag ne Krise), „Erwärmung“ oder „Erhitzung“ werden in der öffentlichen Wahrnehmung harmlose bzw. reversible Vorgängen konnotiert.

Damit wird die Klimakatastrophe von etwas katastrophalem zu etwas harmloseren bzw. Vorübergehendem herabgestuft. „Die Zeit“, nennt ihre Rubrik über die Klimakatastrophe sogar maximal verharmlosend „GREEN“, was eher nach Gartenkolumne klingt. Wir wissen schon längst, wie katastrophal, unumkehrbar und vernichtend die Klimakatastrophe sein wird, dennoch benennen die Medien sie nicht so, sondern halten sie uns mit harmloseren Wörtern auf Abstand.

Damit bleiben wir passiv abwartend in unseren Konsummustern gefangen, wissend, dass derweil die Katastrophe ungebremst immer größere Ausmaße annehmen, immer verheerender sein wird. Dabei könnten wir so viel mehr dagegen tun, als wir aufgrund der verharmlosenden Wörter bereit sind zu tun. Ihre journalistische Arbeit verkommt durch die geschaltete Werbung nur allzu oft zu einem Gerüst, einer Litfaßsäule, an der Reklame für besonders umweltschädliche Luxusprodukte wie Autos, Flugreisen und „fast fashion“ angeschlagen wird. In diesem Sinne…

Spielen die Medien sowohl den Biedermann als auch den Brandstifter. Ist der Sommer auch noch so heiß, sind die Klimakatastrophen, die Hitze-, Dürre-, Flutopfer auch noch so zahlreich, alle Medien berichten weiterhin „schön ausgewogen“ nach dem Motto von Hanns Joachim Friedrichs: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“

Unter diesem Deckmäntelchen der Neutralität macht man sich dann aber doch zum willfährigen Botschafter des Konsums: „So viel Negatives ist unseren Kunden nicht zuzumuten und bloß keine zu deutlichen Aufrufe zum Verzicht, sonst verprellen wir unsere zahlungskräftigen Inserenten!“ (So lassen sich die Antworten zusammenfassen, die ich von Spiegel und Zeit erhalten habe). Aber die Medien sind in Marshall McLuhan`s Sinne schon längst die Botschaft: „The medium is the message“ https://en.wikipedia.org/wiki/The_medium_is_the_message.,

„Wer versucht, unpolitisch zu sein, ist politisch ohne es zu wollen.“ (Rosa Luxemburg) In allen Medien wechseln sich nämlich Klima-Katastrophenmeldungen in schöner Regelmäßigkeit ab mit glücklich machenden Beiträgen. Nach der „Tagesschau“ mit tausenden Flutopfern kommt „Das Traumschiff“ zum Wegträumen auf exotischen Reisen mit Flugzeug und Kreuzfahrtschiff. Die passende „Mein Schiff-Aida-Reklame“ inklusive! Nach jedem erschreckenden Bericht wird doch wieder verlockend das neueste SUV besprochen oder die letzte wilde Bucht für einen exotischen Urlaub angepriesen!

Nach den sachlichen Berichten über immer schneller schmelzende Gletscher, verschwindende Arten und zunehmende Katastrophen berichten Medien ebenso neutral über die Weigerung der Politiker, dem Wunsch der Mehrheit nach einem Tempolimit nachzugeben. Sie berichten ebenso sachlich über das Ausbremsen des Artenschutzes, um stattdessen Getreide für billigen Fleischkonsum anzubauen. Genauso sachlich werden die wiederholten Forderungen für möglichst billige Energie aus fossilen Quellen wiedergegeben. Diese „sachlichen“ Aneinanderreihungen mildern die Schrecken der Klimakatastrophe ab, sie lassen uns verwirrt zurück: „Ist Konsum jetzt doch nicht so schlecht?“

„Warum soll ich verzichten, wenn es so viele andere auch tun, so sehr dafür geworben wird und selbst die Politik und Medien wollen das ich es auch tue?“ Verwirrt und zweifelnd verharren wir als Konsumenten, werden gegenüber den Schreckensnachrichten immer passiver und geben uns dafür immer aktiver unserem eigenen kleinen Glück, dem Konsumieren hin. Dabei wäre nichts so effektive wie unser individuelle Wille, unser individuelles Handeln, siehe: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wirtschaft/energie-energiekrise-strom-gas-oel-e670572/?reduced=true

Wir brauchen eine Kehrtwende, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Diese muss bei uns selbst beginnen. Aber das geschieht nur, wenn uns die Medien eine entsprechende Dringlichkeit vermitteln. Aber genau daran fehlt es. Nach diesem Katastrophen-Sommer blieb in den Medien der Aufschrei aus, vielmehr wird in den Medien der Rückzug ins Private zelebriert, es werden Sonderheft über Mode, Design, Kunst, e.t.c. herausgegeben aber kleines in dem steht wie wir alle mithelfen können diese Erde gerechter und lebbarer zu machen? Kein einziges wichtiges Medium wie, Der Spiegel, Die Zeit, SZ, FAZ oder die öffentlich rechtlichen machen ein Sonderheft oder einen Sendetag 100% Klima-ehrlich.
So ein Heft sollte auf Umweltschutzpapier (Blauer Engel) gedruckt und für Büro und Druckerpresse oder Studio 100% Ökostrom gekauft werden.

Zu jedem vorgestellten Artikel, Produkt, Reise oder Tätigkeit sollte benannt werden, was der damit verbundene Klimaschaden ist, nicht um zu Schulmeistern und zu Belehren, sondern um zu informieren. Gleiches sollten bei jeglicher Werbung vermeldet und klimafreundliche Alternativen benannt werden. Dafür würden sich auch Partner finden, die in einem solchen Heft oder an einem solchen Sendetag gerne ihre umweltfreundlichsten Produkte anstatt der luxuriösesten und schädlichsten bewerben wollen, z.B. VEGANE Rügenwalder Teewurst statt SUV`s, klimafreundliche Kleidung statt Dior.

Medien müssen anderen ein Vorbild und ein gesellschaftlich relevanter Vorreiter sein. In diesem Sommer ist in Europa dreimal so viel Wald verbrannt wie im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Medien sollten nicht nur mit Mode und Lifestyle provokant und innovativ sein, sie sollten Furore machen, mit einer Weltpremiere groß raus kommen und Konkurrenten hinter sich lassen. Aber keine der anerkannten Medien will (auf eine positive Weise) in die Schlagzeilen kommen.

solch ein Sonderheft, einen Sendetag mit vorbildlicher Klima-Ehrlichkeit überhaupt versuchen zu machen, wobei dies eigentlich das höchste gebot der Stunde währe! Es würde was kosten, es ist viel Arbeit und tut vielleicht weh, aber so ist Klimaschutz nun mal, wer jetzt immer noch nichts tut wird später noch viel mehr Kosten, Arbeit und Leid erfahren. Anstelle ein gesellschaftlicher Vorreiter zu sein, verschanzen sich die Medien hinter Zweifeln und selbst verschuldeter Unwissenheit. Stehlen sich von ihrer moralische Verantwortung davon wie ein Dieb in der Nacht!

Niemand traut sich als Erster zu rufen, dadurch traut sich niemand aus der Deckung, bleiben die Zweifel. Kein Medium möchte Geschichte schreiben, keines mit einem solchen Statement seine Möglichkeiten ausloten, Unsicherheit und Zweifel wegblasen. Kein Medium will für sich und Ihre Leser gesellschaftlich relevant vorantreibend sein. Viel mehr verharren alle im hinteren Drittel, manche heimlich andere unabsichtlich bremsend. Kein einziges Medium versucht einen „Sustainability Challenge“ so wie es die Luftfahrt schon tut: https://www.youtube.com/watch?v=F0L2tvtm9Qg

Das Hamburger Zeitmagazin, hatte schon einmal eine Weltpremiere. Sie druckte Ende der 90er Jahre als erstes Medium überhaupt ein Magazin mit dem Blut von vergewaltigten Frauen des Jugoslawienkrieges. Damit wollte die Redaktion eine gesellschaftliche Debatte lostreten über die strukturelle Gewalt gegen Frauen. 2016 kam das österreichische Magazin „Vangardist“ damit sogar weltweit in die Schlagzeilen: https://www.theguardian.com/society/2015/may/06/blood-from-hiv-positive-people-used-to-print-austrian-magazine. Wartet Sie jetzt erst auf den steigenden Meeresspiegel, um dann ein Magazin mit dem Blut der Ertrinkenden zu drucken?

Wenn die Medien jetzt weiterhin versuchen, unpolitisch zu sein, sind sie politisch, ohne es zu merken! (Rosa Luxemburg) Verharren die Medien ebenso tatenlos wie wir Konsumenten? Lehnen sie genauso jegliche Eigenverantwortung ab? Betten Sie weiterhin jeden zukünftigen Artikel über die Klimakatastrophe ein in eine Vielzahl von Artikeln, die Konsum und Verbrauch von fossilen Energien gutheißen, dann verhalten sich die Medien ähnlich wie bei der Argumentation gegen das Rauchen in öffentlichen Räumen. Sie verharmlosen unnötig lange die wahre Schädlichkeit und verzögern damit das gesellschaftliche Bewusstsein über das Ausmaß des Problems und damit wichtige politische Entscheidungen.

Um das nötige Bewusstsein zu erreichen brauchen wir klima-ehrliche Medien. Gerade jetzt ist ein fruchtbares Zusammenspiel von uns allen, den Medien und der Politik nötig. Was möglich wäre, zeigen die Beispiele des Kühlschranks ohne FCKW und der Glühbirne. Ersterer wurde lange durch die Industrie verhindert mit dem Argument: „Das ist technisch unmöglich.“ Erst als Greenpeace 1992 medienwirksam die Werbetrommel für den FCKW-freien Kühlschrank eines Herstellers aus Sachsen rührte und dafür in kürzester Zeit 100.000 Bestellungen bekam, zog die West-Industrie nach und wurde FCKW in Kühlschränken per Gesetz verboten.

Bei der Glühbirne fragten die Bürger erst nach sparsamen Leuchtmitteln. Der Markt reagierte mit teuren, hässlichen und kümmerlichen Produkten. Einige kauften diese trotz aller Nachteile, aber die meisten bevorzugten weiterhin die viel billigeren Glühbirnen. Als 2010 der politische Druck zum Energiesparen größer wurde, niemand wollte noch mehr Kraftwerke und Hochspannungskabel, kam 2010 ein EU-Glühbirnenverbot. Die Anbieter reagierten und wir freuen uns jetzt über die vielseitigen Anwendungen und die größere Zuverlässigkeit der heutigen Lampen.

Wollen wir die Klimakatastrophe verhindern, dann braucht es einen klima-ehrlichen Markt, bewusst entscheidenden Konsumenten und eine Politik, die mit effektiven Gesetzen dem Markt Klima-Ehrlichkeit abverlangt. Aber zuallererst müssen wir hierfür das nötige Bewusstsein erreichen und gerade dafür brauchen wir vor allem kritische und klima-ehrliche Medien. Diese dürfen nicht die fatalen Fehler wiederholen, wieder blind in die gleichen Fallen tappen, wie in der Vergangenheit bei der Diskussion um die Schädlichkeit des Rauchens.

Jedes Kind versteht, dass wir ab jetzt sparen müssen. Wir müssen immer und überall sparen, ganz gleich wie sinnvoll es uns erscheint, denn der sparsame Umgang mit allen Ressourcen der Erde ist moralisch immer richtig angesichts wachsender Bevölkerungszahlen mit wachsendem Wohlstand. Jedes Kind versteht das, nur wir handeln immer noch so, als ob es diese Wahrheit nicht gäbe. Auch wenn wir nicht durchschauen was die aktuellen politischen Regeln aus unserem Sparen machen, lohnt es sich, z.B. importiert Frankreich unseren Solarstrom, wenn ihre Atomkraftwerke abgeschaltet werden, da ihnen wegen Hitze und Dürre ungenügend Kühlwasser aus den aufgeheizten und vertrockneten Flüssen zur Verfügung steht. Unsere privaten Solaranlagen liefern dann Strom an die immer zahlreicheren privaten französischen Klimaanlagen.

Ein Beispiel aus meiner Berufswelt: Wie klimaschädliche Steuergeschenke unsere Gesellschaft spalten. Bitte sehen Sie auch die im Anhang beigefügten Informationen zur Luftfahrt. Ich bin selbst Pilot, aber die derzeitige Steuerfreiheit für luxuriöse Flüge finde ich äußerst unzeitgemäß. Dass 1% der Bevölkerung luxuriöseste Reisen unternimmt und dabei steuerfrei 50% des weltweiten Kerosin verbrennt während Arme für jeden Kilometer, Energie-, CO2-, Öko- und Mehrwertsteuer bezahlen, ist höchst unsozial und spaltet unsere Gesellschaft. Es blockiert auch die Entwicklung der Luftfahrt zu mehr Klimafreundlichkeit.

Es ist jetzt höchste Zeit für eine ehrliche Steuer für den Gebrauch von fossilem Kerosin in der Luftfahrt. Wie wichtig der Einfluss von uns Bürgern ist, macht gerade das Fliegen deutlich. Airbus verspricht in 20 Jahren für die Kurz- und Mittelstrecke ein klimaneutrales Wasserstoffflugzeug, aber noch keine einzige Airline will es kaufen. Davon abgesehen planen weder Airbus noch Boeing in den kommenden 20 Jahren überhaupt andere, klimaschonende Modelle. Viel lieber kaufen die Airlines modernisierte Airbus A320 und Boeing 737, also Flugzeuge, deren ursprüngliche Konzeption aus den 80er bzw. 60er Jahren stammt.

Interkontinentale Flüge fliegen zu ca. 60%(!) von und nach Europa und verbrauchen ca. 80%(!) des europäischen Kerosins, aber auch dafür wird es in den kommenden 20 Jahren kein neues Modell geben. Die dafür verwendeten Airbus A330NEO und Boeing 777 stammen aus den 80er Jahren, die Airbus A350 und die Boeing 787 aus den 2000er Jahren. Dabei erwarten Airbus, Boeing, die Luftfahrtorganisationen IATA und ICAO aber mindestens eine Verdoppelung der bestehenden Flotte bzw. des Passagieraufkommens. Also wird die Luftfahrt 2030 und 2050 das gesteckte Ziel weit verfehlen bald mehr als doppelt so viel CO2 ausstoßen wie heute.

Weiterhin werden diese, einem Diesel-SUV ähnelnden, Flugzeuge mit Vollgas über die interkontinentalen Luftstraßen düsen. Neue, radikal sparsame Flugzeugkonzepte bleiben ungenutzt. Gerade deshalb sind jetzt unsere individuellen Entscheidungen so wichtig. Wenn Konsumenten nun sagen: „Das Produkt lehne ich ab, egal wie billig oder schädlich es ist“, nutzen Sie einen der zur Verfügung stehende Wege, effektiv Einfluss aus zu üben. Wie schon in der Vergangenheit verschwinden dann Produkte, die niemand mehr nachfragt oder sie werden verbessert. Dafür ist jetzt gerade bezüglich der Luftfahrt höchste Zeit. – Klaus Siersch

 

Eine russische Philosophin, deren Liebe zu ihrem Volk und ihrer Heimat einen sehr berührt da gegenwärtig ein Despot ihr Land regiert, dessen brutaler Überfall der Ukraine in seiner perversen Einstellung gegenüber dem von ihm beherrschten russischen Volk begründet wird. Putins Krieg gegen die Ukraine soll der Hebel sein, um Druck auf die Russen zu erzeugen, damit sie nicht der Versuchung erliegen, ein demokratisch regiertes Land als Alternative zu einer Diktatur anzustreben. Die Philosophin Timofeeva ist beispielhaft für eine russische Elite, die gegen die verbrecherische Regierung Putins und seiner Helfer in Stellung geht um das ruinierte Bild Russlands in der Weltöffentlichkeit zu relativieren.

Gab es in Hitlers Deutschland einen Philosophen der im Land blieb und sich der Gefahr aussetzte, mit seiner Kritik an der Diktatur vernichtet zu werden ? Wie kennen nur das Gegenteil – in Person des Philosophen Heidegger ! Die Menschen in den demokratischen Staaten des Westens sehen mit Erstaunen, wie indifferent die russische Bevölkerung auf Putins Gewaltherrschaft reagiert. Vermutlich begründet in der russischen Geschichte die außer der Zarenherrschaft und der anschließenden kommunistischen Gewaltherrschaft keine demokratischen Lernprozesse durchlief. Überlagert davon aber immer wieder die Versuche der russischen Schriftsteller und hier einer Philosophin, die Nähe zu der europäischen Aufklärung zu pflegen.

Oxana Timofeeva kennt ihr riesiges Russland aufgrund ihres Lebensgeschichte zu gut um nicht auch eine Verbindung zwischen dem fossilen Geschäftsmodell des korrupten Putin-Regimes und seiner Profiteure mit ihrer Sicht gegen die Ausbeutung der Natur herzustellen. Hier stößt die Philosophie endlich auf die Politik und kann versuchen, eine Brücke zu schlagen um die dauernde Sprachlosigkeit beider Seiten zu überwinden. Im Deutschland dagegen endet die Wahrnehmung des Ukrainekrieges oft an politischen und militärischen Grenzzäunen und lässt philosophische Fragen gar nicht erst zu. Lebendige philosophische Kritik an einer Politik, die Kriege anzettelt und der Frage, wie die menschliche Vernunft mit dem Grauen umgehen kann, finden sich eher in Frankreich und jetzt auch in Russland. – Klaus Reisdorf

 


 

 

Leserbrief zu „Musik ist Hoffnung“ von Navid Kermani

 

Vielen Dank für Ihren wundervolles Porträt: Musik ist Hoffnung in der Zeit Nr. 48. Wir alle möchten gerne so weitermachen wie bisher. Aber leider richten wir uns die Welt mit gefühlten Wahrheiten häuslich, relativierend bequem ein. Die Menschen im globalen Süden und die im Norden. Während die einen fast machtlos sind, könnten die Anderen so viel mehr tun um für alle einen Traum wahr zu machen: „Eine sichere Zukunft für uns und unsere Kinder mit mehr Natur, saubere Luft, frisches Wasser und genug gesunde Nahrung für Alle“

Selbst der unromantische katholische Sozialist und UNO Generalsekretär António Guterres und die spassbefreite evangelisch protestantische Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen möchten eigentlich so weitermachen. Beide sind nicht der Träumerei, Übertreibung oder Panikmache verdächtig. Dennoch wiesen beide auf den katastrophalen Kurs hin, an dem wir festhalten und immer noch mehr Gas geben, wobei der uns sicher mit Karacho auf die Klippen der Klimakatastrophe laufen lässt.

Stellen Sie sich vor: Sie fahren mit Ihrer Familie auf einem Schiff voll auf die Klippen zu, anstatt auf Ihre dringenden Bitten zu hören und den Kurs zu ändern, hält der offensichtlich unbelehrbare Kapitän daran fest. Seine Mannschaft und die anderen Passagiere sind genauso unbelehrbar und geben noch mehr Gas. Würden Sie das Rettungsboot schnappen und sich mit Ihrer Familie in Sicherheit bringen, obwohl Sie wüssten, dass dadurch die noch freien Plätze des Rettungsbootes für die Anderen nicht mehr zur Verfügung stünden? Vermutlich schon. Ähnlich fühlen sich die Klima-Aktivisten, nur hat die Erde kein Rettungsboot. Ihnen bleibt nur das Festkleben.

Und was macht die Zeit? Sie schreibt immer noch von „Erderwärmung“ (gar nicht so schlecht, denn endlich erwärmen sich meine Finger wieder in der kalten Wohnung), „Erderhitzung“ (oh wie schön, die Erde ist ein bisschen hitzig und alle Kinder und Lehrer haben bald noch viel mehr Hitzefrei!), “Klimafrage“ (Hey Klima, wer weis denn sowas?) “Klimaproblem“ (Hey alter Planet, ich hab auch ein Problem, hast Du mal einen Euro?) „Klimawandel“ (mein Lebenswandel ist jetzt besser, der von der Erde wird schon auch noch) und „Klimakrise“ (na und, ich hab 5 mal am Tag auf der Arbeit meine Krise),

Seit wann schlagen Sie sich auf die Seite der “Weiter so, nur nicht nachdenken und schön immer das machen was alle machen“ Fraktion? Wir wissen, dass Sie die Wirklichkeit verzerrt abbilden und uns keine Antworten geben können. Wir hoffen, dass Sie Haltung, Integrität und Augenmaß bewahren und uns und damit die Politik vor unseren Irrtümern bewahren. Aber leider passiert das, trotz Ihres Beitrags zu wenig denn:

Die Zeit ist exemplarisch für die Darstellung von Umweltthemen in den Medien. Das Thema Klima-Umwelt-Katastrophe erscheint nach COP27 nur noch als Störgeräusch neben zeit.de/reiseauktion und anderen Anzeigen für Produkte des gelebten Egoismus: Luxus Reisen, Luxus Autos, Luxus Uhren. Selbst in redaktionellen Texten finden sich oft Informationen, die aber doch Bedürfnisse wecken und uns Lesern ein Gefühl vermitteln von: „Du darfst so weitermachen wie bisher, es ist schon in Ordnung was du machst und eigentlich bist Du derjenige, der mehr verdient hat, auf den mehr Rücksicht genommen werden müsste.“ Trotzdem nagt die Wirklichkeit der Klimakatastrophe immer stärker an uns: Artensterben, Fluten im Ahrtal und Pakistan, wie heiß und wie trocken wird der nächste Sommer, wie viel Wald verbrennt, etc.

Den Schrecken dieses Damocles Schwertes können wir trotz (oder gerade wegen) all dieser Pracht und Herrlichkeit nicht verdrängen. Wir fühlen immer mehr Wut, Scham und Verzweiflung aber wenn wir Ihre Zeitung und Ihr Magazin betrachten, werden in uns vor allem die Bedürfnisse geweckt, die genau dazu führen, dass die Zustände, die in uns Wut, Scham und Verzweiflung auslösen sich verschlimmern. Dabei sehnen wir uns nach nichts so sehr wie nach Solidarität, Kooperation und Vertrauen um uns zusammen für ein Ziel einzusetzen: „Eine sichere Zukunft für uns und unsere Kinder mit mehr Natur, saubere Luft, frisches Wasser und genug gesunde Nahrung für Alle“

Stattdessen betäuben uns die Medien und verleiten uns dazu gar nichts zu tun bzw. auf ein „Weiter so!“ zu pochen. Mit der Aufrechterhaltung dieses Kontrastes betreiben die Medien ein opportunistisches politisches Geschäft. Sie relativieren auch noch die schlimmsten Botschaften, um selbst so weitermachen zu können wie bisher und am Verkauf von klimaschädlichen Konsum mitverdienen zu können. Damit sind die Medien nicht neutral, sondern politisch. Und ohne es zu wollen sind damit die Journalisten politisch, die mit ihren, bestenfalls kritischen, Beiträgen dennoch dem bedenkenlosen Konsum eine Plattform geben und im schlechtesten Fall diesen sogar aktiv unterstützen. Journalisten berufen sich gerne auf Hanns Joachim Friedrichs Neutralitäts Dictum:

„Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“ Eine solche Haltung ist eine Illusion, denn jeder noch so neutrale Beitrag wird innerhalb des Mediums, in dem er erscheint, selbst zu einem Teil der klimaschädlichen Plattform. Somit wird die Arbeit des Journalisten und damit er selbst Teil des Mediums und den daran aufgehängten politischen Botschaften. Kein Wunder, wenn die einen weiter SUV fahren, während die anderen sich schon vor Panik auf die Straße kleben.

Bitte bekennen Sie auch als Verlag Farbe und übernehmen Sie Verantwortung. Die Zeit muss auf Ökostrom und Umweltschutzpapier umstellen und sich öffentlich(!) dazu bekennen. Sie darf keine Leserreisen mit Kreuzfahrtschiffen und/oder Flugzeugen anbieten oder für ähnlich umweltschädliche Produkte werben und sich öffentlich(!) dazu bekennen. Sonst verschärfen Sie die Klimakatastrophe, denn …

Die Klimakatastrophe ist eine immer größere Medienkatastrophe. Bei uns nehmen nur die Klimaaktivist*innen die Klimakatastrophe als wirkliche Katastrophe wahr. In den Medien und in der Politik fallen zu oft die Begriffe „Klimawandel“, „Klimakrise“, „Erderwärmung“ oder „Erderhitzung“. Mit „Wandel“ (Lebenswandel), „Krise“ (ich krieg 5 mal am Tag ne Krise), „Erwärmung“ oder „Erhitzung“ werden in der öffentlichen Wahrnehmung harmlose bzw. reversible Vorgängen konnotiert.

Damit wird die Klimakatastrophe von etwas katastrophalem zu etwas harmloseren bzw. Vorübergehendem herabgestuft. „Die Zeit“, nennt ihre Rubrik über die Klimakatastrophe sogar maximal verharmlosend „GREEN“, was eher nach Gartenkolumne klingt. Wir wissen schon längst, wie katastrophal, unumkehrbar und vernichtend die Klimakatastrophe sein wird, dennoch benennen die Medien sie nicht so, sondern halten sie uns mit harmloseren Wörtern auf Abstand.

Damit bleiben wir passiv abwartend in unseren Konsummustern gefangen, wissend, dass derweil die Katastrophe ungebremst immer größere Ausmaße annehmen, immer verheerender sein wird. Dabei könnten wir so viel mehr dagegen tun, als wir aufgrund der verharmlosenden Wörter bereit sind zu tun. Ihre journalistische Arbeit verkommt durch die geschaltete Werbung nur allzu oft zu einem Gerüst, einer Litfaßsäule, an der Reklame für besonders umweltschädliche Luxusprodukte wie Autos, Flugreisen und „fast fashion“ angeschlagen wird. In diesem Sinne…

Spielen die Medien sowohl den Biedermann als auch den Brandstifter. Ist der Sommer auch noch so heiß, sind die Klimakatastrophen, die Hitze-, Dürre-, Flutopfer auch noch so zahlreich, alle Medien berichten weiterhin „schön ausgewogen“ nach dem Motto von Hanns Joachim Friedrichs: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“

Unter diesem Deckmäntelchen der Neutralität macht man sich dann aber doch zum willfährigen Botschafter des Konsums: „So viel Negatives ist unseren Kunden nicht zuzumuten und bloß keine zu deutlichen Aufrufe zum Verzicht, sonst verprellen wir unsere zahlungskräftigen Inserenten!“ (So lassen sich die Antworten zusammenfassen, die ich von Spiegel und Zeit erhalten habe). Aber die Medien sind in Marshall McLuhan`s Sinne schon längst die Botschaft: „The medium is the message“ https://en.wikipedia.org/wiki/The_medium_is_the_message.,

„Wer versucht, unpolitisch zu sein, ist politisch ohne es zu wollen.“ (Rosa Luxemburg) In allen Medien wechseln sich nämlich Klima-Katastrophenmeldungen in schöner Regelmäßigkeit ab mit glücklich machenden Beiträgen. Nach der „Tagesschau“ mit tausenden Flutopfern kommt „Das Traumschiff“ zum Wegträumen auf exotischen Reisen mit Flugzeug und Kreuzfahrtschiff. Die passende „Mein Schiff-Aida-Reklame“ inklusive! Nach jedem erschreckenden Bericht wird doch wieder verlockend das neueste SUV besprochen oder die letzte wilde Bucht für einen exotischen Urlaub angepriesen!

Nach den sachlichen Berichten über immer schneller schmelzende Gletscher, verschwindende Arten und zunehmende Katastrophen berichten Medien ebenso neutral über die Weigerung der Politiker, dem Wunsch der Mehrheit nach einem Tempolimit nachzugeben. Sie berichten ebenso sachlich über das Ausbremsen des Artenschutzes, um stattdessen Getreide für billigen Fleischkonsum anzubauen. Genauso sachlich werden die wiederholten Forderungen für möglichst billige Energie aus fossilen Quellen wiedergegeben. Diese „sachlichen“ Aneinanderreihungen mildern die Schrecken der Klimakatastrophe ab, sie lassen uns verwirrt zurück: „Ist Konsum jetzt doch nicht so schlecht?“

„Warum soll ich verzichten, wenn es so viele andere auch tun, so sehr dafür geworben wird und selbst die Politik und Medien wollen das ich es auch tue?“ Verwirrt und zweifelnd verharren wir als Konsumenten, werden gegenüber den Schreckensnachrichten immer passiver und geben uns dafür immer aktiver unserem eigenen kleinen Glück, dem Konsumieren hin. Dabei wäre nichts so effektive wie unser individuelle Wille, unser individuelles Handeln, siehe: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wirtschaft/energie-energiekrise-strom-gas-oel-e670572/?reduced=true

Wir brauchen eine Kehrtwende, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Diese muss bei uns selbst beginnen. Aber das geschieht nur, wenn uns die Medien eine entsprechende Dringlichkeit vermitteln. Aber genau daran fehlt es. Nach diesem Katastrophen-Sommer blieb in den Medien der Aufschrei aus, vielmehr wird in den Medien der Rückzug ins Private zelebriert, es werden Sonderheft über Mode, Design, Kunst, e.t.c. herausgegeben aber kleines in dem steht wie wir alle mithelfen können diese Erde gerechter und lebbarer zu machen? Kein einziges wichtiges Medium wie, Der Spiegel, Die Zeit, SZ, FAZ oder die öffentlich rechtlichen machen ein Sonderheft oder einen Sendetag 100% Klima-ehrlich.
So ein Heft sollte auf Umweltschutzpapier (Blauer Engel) gedruckt und für Büro und Druckerpresse oder Studio 100% Ökostrom gekauft werden.

Zu jedem vorgestellten Artikel, Produkt, Reise oder Tätigkeit sollte benannt werden, was der damit verbundene Klimaschaden ist, nicht um zu Schulmeistern und zu Belehren, sondern um zu informieren. Gleiches sollten bei jeglicher Werbung vermeldet und klimafreundliche Alternativen benannt werden. Dafür würden sich auch Partner finden, die in einem solchen Heft oder an einem solchen Sendetag gerne ihre umweltfreundlichsten Produkte anstatt der luxuriösesten und schädlichsten bewerben wollen, z.B. VEGANE Rügenwalder Teewurst statt SUV`s, klimafreundliche Kleidung statt Dior.

Medien müssen anderen ein Vorbild und ein gesellschaftlich relevanter Vorreiter sein. In diesem Sommer ist in Europa dreimal so viel Wald verbrannt wie im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Medien sollten nicht nur mit Mode und Lifestyle provokant und innovativ sein, sie sollten Furore machen, mit einer Weltpremiere groß raus kommen und Konkurrenten hinter sich lassen. Aber keine der anerkannten Medien will (auf eine positive Weise) in die Schlagzeilen kommen.

solch ein Sonderheft, einen Sendetag mit vorbildlicher Klima-Ehrlichkeit überhaupt versuchen zu machen, wobei dies eigentlich das höchste gebot der Stunde währe! Es würde was kosten, es ist viel Arbeit und tut vielleicht weh, aber so ist Klimaschutz nun mal, wer jetzt immer noch nichts tut wird später noch viel mehr Kosten, Arbeit und Leid erfahren. Anstelle ein gesellschaftlicher Vorreiter zu sein, verschanzen sich die Medien hinter Zweifeln und selbst verschuldeter Unwissenheit. Stehlen sich von ihrer moralische Verantwortung davon wie ein Dieb in der Nacht!

Niemand traut sich als Erster zu rufen, dadurch traut sich niemand aus der Deckung, bleiben die Zweifel. Kein Medium möchte Geschichte schreiben, keines mit einem solchen Statement seine Möglichkeiten ausloten, Unsicherheit und Zweifel wegblasen. Kein Medium will für sich und Ihre Leser gesellschaftlich relevant vorantreibend sein. Viel mehr verharren alle im hinteren Drittel, manche heimlich andere unabsichtlich bremsend. Kein einziges Medium versucht einen „Sustainability Challenge“ so wie es die Luftfahrt schon tut: https://www.youtube.com/watch?v=F0L2tvtm9Qg

Das Hamburger Zeitmagazin, hatte schon einmal eine Weltpremiere. Sie druckte Ende der 90er Jahre als erstes Medium überhaupt ein Magazin mit dem Blut von vergewaltigten Frauen des Jugoslawienkrieges. Damit wollte die Redaktion eine gesellschaftliche Debatte lostreten über die strukturelle Gewalt gegen Frauen. 2016 kam das österreichische Magazin „Vangardist“ damit sogar weltweit in die Schlagzeilen: https://www.theguardian.com/society/2015/may/06/blood-from-hiv-positive-people-used-to-print-austrian-magazine. Wartet Sie jetzt erst auf den steigenden Meeresspiegel, um dann ein Magazin mit dem Blut der Ertrinkenden zu drucken?

Wenn die Medien jetzt weiterhin versuchen, unpolitisch zu sein, sind sie politisch, ohne es zu merken! (Rosa Luxemburg)

Verharren die Medien ebenso tatenlos wie wir Konsumenten? Lehnen sie genauso jegliche Eigenverantwortung ab? Betten Sie weiterhin jeden zukünftigen Artikel über die Klimakatastrophe ein in eine Vielzahl von Artikeln, die Konsum und Verbrauch von fossilen Energien gutheißen, dann verhalten sich die Medien ähnlich wie bei der Argumentation gegen das Rauchen in öffentlichen Räumen. Sie verharmlosen unnötig lange die wahre Schädlichkeit und verzögern damit das gesellschaftliche Bewusstsein über das Ausmaß des Problems und damit wichtige politische Entscheidungen.

Um das nötige Bewusstsein zu erreichen brauchen wir klima-ehrliche Medien. Gerade jetzt ist ein fruchtbares Zusammenspiel von uns allen, den Medien und der Politik nötig. Was möglich wäre, zeigen die Beispiele des Kühlschranks ohne FCKW und der Glühbirne. Ersterer wurde lange durch die Industrie verhindert mit dem Argument: „Das ist technisch unmöglich.“ Erst als Greenpeace 1992 medienwirksam die Werbetrommel für den FCKW-freien Kühlschrank eines Herstellers aus Sachsen rührte und dafür in kürzester Zeit 100.000 Bestellungen bekam, zog die West-Industrie nach und wurde FCKW in Kühlschränken per Gesetz verboten.

Bei der Glühbirne fragten die Bürger erst nach sparsamen Leuchtmitteln. Der Markt reagierte mit teuren, hässlichen und kümmerlichen Produkten. Einige kauften diese trotz aller Nachteile, aber die meisten bevorzugten weiterhin die viel billigeren Glühbirnen. Als 2010 der politische Druck zum Energiesparen größer wurde, niemand wollte noch mehr Kraftwerke und Hochspannungskabel, kam 2010 ein EU-Glühbirnenverbot. Die Anbieter reagierten und wir freuen uns jetzt über die vielseitigen Anwendungen und die größere Zuverlässigkeit der heutigen Lampen.

Wollen wir die Klimakatastrophe verhindern, dann braucht es einen klima-ehrlichen Markt, bewusst entscheidenden Konsumenten und eine Politik, die mit effektiven Gesetzen dem Markt Klima-Ehrlichkeit abverlangt. Aber zuallererst müssen wir hierfür das nötige Bewusstsein erreichen und gerade dafür brauchen wir vor allem kritische und klima-ehrliche Medien. Diese dürfen nicht die fatalen Fehler wiederholen, wieder blind in die gleichen Fallen tappen, wie in der Vergangenheit bei der Diskussion um die Schädlichkeit des Rauchens.

Jedes Kind versteht, dass wir ab jetzt sparen müssen. Wir müssen immer und überall sparen, ganz gleich wie sinnvoll es uns erscheint, denn der sparsame Umgang mit allen Ressourcen der Erde ist moralisch immer richtig angesichts wachsender Bevölkerungszahlen mit wachsendem Wohlstand. Jedes Kind versteht das, nur wir handeln immer noch so, als ob es diese Wahrheit nicht gäbe. Auch wenn wir nicht durchschauen was die aktuellen politischen Regeln aus unserem Sparen machen, lohnt es sich, z.B. importiert Frankreich unseren Solarstrom, wenn ihre Atomkraftwerke abgeschaltet werden, da ihnen wegen Hitze und Dürre ungenügend Kühlwasser aus den aufgeheizten und vertrockneten Flüssen zur Verfügung steht. Unsere privaten Solaranlagen liefern dann Strom an die immer zahlreicheren privaten französischen Klimaanlagen.

Ein Beispiel aus meiner Berufswelt: Wie klimaschädliche Steuergeschenke unsere Gesellschaft spalten. Bitte sehen Sie auch die im Anhang beigefügten Informationen zur Luftfahrt. Ich bin selbst Pilot, aber die derzeitige Steuerfreiheit für luxuriöse Flüge finde ich äußerst unzeitgemäß. Dass 1% der Bevölkerung luxuriöseste Reisen unternimmt und dabei steuerfrei 50% des weltweiten Kerosin verbrennt während Arme für jeden Kilometer, Energie-, CO2-, Öko- und Mehrwertsteuer bezahlen, ist höchst unsozial und spaltet unsere Gesellschaft. Es blockiert auch die Entwicklung der Luftfahrt zu mehr Klimafreundlichkeit.

Es ist jetzt höchste Zeit für eine ehrliche Steuer für den Gebrauch von fossilem Kerosin in der Luftfahrt. Wie wichtig der Einfluss von uns Bürgern ist, macht gerade das Fliegen deutlich. Airbus verspricht in 20 Jahren für die Kurz- und Mittelstrecke ein klimaneutrales Wasserstoffflugzeug, aber noch keine einzige Airline will es kaufen. Davon abgesehen planen weder Airbus noch Boeing in den kommenden 20 Jahren überhaupt andere, klimaschonende Modelle. Viel lieber kaufen die Airlines modernisierte Airbus A320 und Boeing 737, also Flugzeuge, deren ursprüngliche Konzeption aus den 80er bzw. 60er Jahren stammt.

Interkontinentale Flüge fliegen zu ca. 60%(!) von und nach Europa und verbrauchen ca. 80%(!) des europäischen Kerosins, aber auch dafür wird es in den kommenden 20 Jahren kein neues Modell geben. Die dafür verwendeten Airbus A330NEO und Boeing 777 stammen aus den 80er Jahren, die Airbus A350 und die Boeing 787 aus den 2000er Jahren. Dabei erwarten Airbus, Boeing, die Luftfahrtorganisationen IATA und ICAO aber mindestens eine Verdoppelung der bestehenden Flotte bzw. des Passagieraufkommens. Also wird die Luftfahrt 2030 und 2050 das gesteckte Ziel weit verfehlen bald mehr als doppelt so viel CO2 ausstoßen wie heute.

Weiterhin werden diese, einem Diesel-SUV ähnelnden, Flugzeuge mit Vollgas über die interkontinentalen Luftstraßen düsen. Neue, radikal sparsame Flugzeugkonzepte bleiben ungenutzt. Gerade deshalb sind jetzt unsere individuellen Entscheidungen so wichtig. Wenn Konsumenten nun sagen: „Das Produkt lehne ich ab, egal wie billig oder schädlich es ist“, nutzen Sie einen der zur Verfügung stehende Wege, effektiv Einfluss aus zu üben. Wie schon in der Vergangenheit verschwinden dann Produkte, die niemand mehr nachfragt oder sie werden verbessert. Dafür ist jetzt gerade bezüglich der Luftfahrt höchste Zeit. – Klaus Siersch

 


 

 

Leserbrief zu „»Möge der Feind kommen«“ von Lea Frehse

 

Ich danke Lea Frehse für ihren mutigen Bericht, der leider meine Hoffnungslosigkeit verstärkt. Ich hoffe, dass er ihr keine Antisemitismus-Vorwürfe einbringt. – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbrief zu „Ist das Kritik, oder kann das weg?“ von Peter Neumann

 

Wo sich Kunst selbst verliert, findet die Kunstkritik ihren Gegenstand nicht mehr. Kunstkritik wird immer mehr zur Chronistin des Verschwindens der Kunst und auch des eigenen Verschwindens. Die Auflösung des Subjektes mündet in Oberflächlichkeit und Ausdruck-losigkeit. Die Illusion von Identität erstickt das Nichtidentische. Wo bei sich sein und in der Welt sein zusammenfallen, ist Kunst und Kritik entbehrlich. Es ist alles nur ein harmloses Spiel. Alle Sichtweisen sind gleich-gültig. Wo es im Fluss des Beliebigen nichts festzuhalten gibt, könnte man es auch einfach sein lassen. – Reinhard Koine

 


 

 

Leserbrief zu „PROMINENT IGNORIERT. Herbstfantasie“ von USTO

 

Fast über zwei Jahrhunderte wurden Waldböden mit ihren Lebewesen durch Laubentnahme schwer und bis heute nachwirkend geschädigt, aus Not und Mangel. Ja, es ist prominente Ignoranz, diese Verirrung nunmehr im Zusammenhang mit der kohlenstoffbasierten Energiegewinnung zu glossieren, aus Jux und Tollerei. Mensch, Mensch, Mensch! – Georg Josef Wilhelm

 


 

 

Leserbrief zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Ich bin erstaunt und erfreut, wie offen und ehrlich man eine korrupte Fifa-Bande beim Namen nennen kann. – Ingo Rentzsch-Holm

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Im Blütenrausch“ von Anne Gerdes (Infografik) und Yannick Ramsel (Recherche)

 

Im Blütenrausch: hier geht es um Cannabis ,Handel und Anbau in Deutschland verboten.Das soll aber nun bald legal werden. Bitte nicht,das Zeug ist ein Rauschgift und grhört verboten,oder? – Hans-Emil Schuster

 

Vielen Dank für diesen positiven Mut machenden Artikel! Dank auch an Herrn Buchta für seinen starken Einsatz für eine lebendige Havel. Wir haben diese Lebendigkeit aktuell (Nov.22) genießen können: Seeadler reichlich, gr. Brachvögel, Kibitze, Gänse und Kraniche in großen Schwärmen. Sehr emotional. Das dieser Rückbau sich auch positiv regulierend auf die möglichen Hochwässer auswirkt, ist ein toller Nebeneffekt. Gern weiter so, auch an der Elbe! – Hans-Joachim Schröder

 


 

 

Leserbrief zu „Einmal begradigt und zurück“ von Carolin Wahnbaeck

 

Vielen Dank für diesen positiven Mut machenden Artikel! Dank auch an Herrn Buchta für seinen starken Einsatz für eine lebendige Havel. Wir haben diese Lebendigkeit aktuell (Nov.22) genießen können: Seeadler reichlich, gr. Brachvögel, Kibitze, Gänse und Kraniche in großen Schwärmen. Sehr emotional. Das dieser Rückbau sich auch positiv regulierend auf die möglichen Hochwässer auswirkt, ist ein toller Nebeneffekt. Gern weiter so, auch an der Elbe! – Hans-Joachim Schröder

 


 

 

Leserbrief zu „Es ist der ganz große Gong“ von Florian Zinnecker

 

Ist Tom Buhrow sich des Bildungsauftrages der Öffentlich-Rechtlichen bewusst, wenn er der Meinung ist, Orchester und Chöre aus dem Etat streichen zu können? Angesichts der horrenden Summen, die für Übertragungsrechte an eine Fifa (deren Nähe zu einer kriminellen Vereinigung aktuell diskutiert wird) von Öffentlich-Rechtlichen aufgebracht werden, kann man als nicht um seine Meinung gefragte Gebührenzahlerin nur von einem Affront sprechen. – Andrea Trautnitz

 


 

 

Leserbrief zu „»Wir sind anders katholisch!«“ von Marco Ansaldo und Evelyn Finger

 

Was haben die Weltklimakonferenz und der Trip der deutschen Bischöfe in den Vatikan gemeinsam? Richtig, das Ergebnis dieser „Quasseltantenklubs“ ist immer das Gleiche, „< Null“!!! Die Welt wird sich so weiter drehen, wie es bisher, die Reichen bestimmen über die Armen! Die katholische Kirche bleibt so katholisch wie sie ist, denn anders ist sie nicht zu haben! Wer eine saubere Umwelt haben will, der kann weiter davon träumen und wer die katholische Kirche zu altmännerlastig findet, der guckt halt Frauenfußball! – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbrief zu „»Ein Systemwechsel findet nicht statt«“ von Mariam Lau

 

Sie sollten schon ein wenig genauer darstellen, in welcher ARD-Sendung die angeblich wiehernde Union gezeigt wurde. Es macht nämlich durchaus einen Unterschied, ob das beispielsweise die „Tagesthemen“, „Monitor“ bzw. „Panorama“, „extra3“ oder „Die Carolin Kebekus Show“ war. Ich glaube jedenfalls nicht, dass man die gesamte ARD dafür verantwortlich machen kann. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zu „Ulmen“ von Stefanie Flamm

 

Vor einigen Jahren sah ich auf Sareema (einer zu Estland gehörenden Insel in der Ostsee) große, mir gänzlich unbekannte Bäume. Es sind Ulmen! Anbei ein Foto der Allee in Kuressare. Ist es nicht ein Glück, dass es diese herrlichen Bäume dort gibt, denen kein Pilz oder anderer Schädling etwas anhaben konnte bis jetzt? Und besonders schön wäre es, wenn Sie weitere Zuschriften bekämen mit solch alten Prachtexemplaren von Ulmen… – Christiane Fischer

 


 

 

Leserbrief zu „Sie sagt Er sagt“. Gespräche geführt von Sarah Levy

 

Am Ende des Textes habe ich mich gefragt, was ist das? Spontan kam mir das Wort Maschinensex in den Kopf. Knopf drücken, weiter …. Dann fiel mir ein, dass ein guter Freund, der viele Liebschaften hintereinander, nicht gleichzeitig hatte, auf meinen Einwand: „Das ist Quantität nicht Qualität“ antwortete, „wenn ich eine Torte haben kann, nehme ich doch nicht nur ein Stück“. “ Nein, das ist klar, Du nimmst 3 oder 4 Stück, danach ist Dir übel.“ Er sagte nichts – seinem Blick sah man an, das war wohl genau richtig. Das Übermaß bei allen Dingen, Konsum jeglicher Art führt immer zu einer Zeit zum Verderben oder Absterben.

Das erleben wir gerade bei dem Verhalten gegenüber der Gemeinschaft insgesamt, gegenüber der Umwelt und bei zunehmender Gleichgültigkeit bei Missständen. Wie heißt es heute, wenn es zweihundert Menschen auf der Welt gibt, die sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen, dann ist eine gute Zukunft möglich. Bei Sodom und Gomorrha hieß es, wenn es zehn Anständige in der Stadt gibt, wird Gott sie schützen. Die gab es nicht. Ist das unser heutiges Szenario.? P.S.: Liebe Redaktion, auch wenn Sie finden, es habe keinen Zusammenhang, dann denken Sie vielleicht zweimal darüber nach. – Edith Wesler

 


 

 

Leserbrief zu „Gute Frage. »Schränken Sie sich wegen der Energiekrise ein?«“ von Hanna Grabbe

 

Mit Irritation sehe ich die Einkommensgrenzen in Ihrer Grafik… 6000€ netto? Netto? Monatlich? Sind Sie sicher, dass Sie die richtigen Menschen anrufen? Ist das der ZeitLeser-Durchschnitt? Und dann „gut verdienend“? Ist das nicht zumindest sehr sehr gut verdienend? Selbst ich als studierte Architektin mit über 20 Jahren Berufserfahrung bin davon weit entfernt und möchte mich aber nicht beschweren über mein Einkommen… Laut meiner Recherche lag der Durchschnitt in Deutschland 2021 bei ca. 4000€ Brutto… ? Was sind die Gründe der Zeit für eine solche Grafik? – Kristina Jendrowiak

 


 

 

Leserbrief zu „Der Flug des weißen Hasen“ von Stefan Schmitt

 

Vielen Dank für Ihren Bericht, Raumfahrt: Der Flug des weißen Hasen, in der Zeit Nr. 48. Wer, wie die Raumfahrt, an andere Planeten denkt, vergisst schnell, dass wir die endlichen Ressourcen auf unserer Erde schützen, erhalten und mehren müssen, um eine sichere Zukunft zu haben für uns und unsere Kinder, mit mehr Natur, saubere Luft, frisches Wasser und genug gesunde Nahrung für Alle. Wenn nicht, geraten wir bei immer größerem Wohlstand zwangsläufig in eine Sackgasse. Noch ein paar Dürren, Hitzewellen, Waldbrände und Flugkatastrophen, dann haben wir alle weniger individuelle Freiheit, aber noch mehr Verantwortung, um unsere Erde zu schützen. Hoffentlich kommt uns dann das Wissen der Raumfahrt von Nutzen.

Selbst der unromantische katholische Sozialist und UNO Generalsekretär António Guterres und die spassbefreite evangelisch protestantische Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen möchten eigentlich so weitermachen wie bisher. Beide sind nicht der Träumerei, Übertreibung oder Panikmache verdächtig. Dennoch wiesen beide auf den katastrophalen Kurs hin, an dem wir festhalten und immer noch mehr Gas geben, wobei der uns sicher mit Karacho auf die Klippen der Klimakatastrophe laufen lässt.

Stellen Sie sich vor: Sie fahren mit Ihrer Familie auf einem Schiff voll auf die Klippen zu, anstatt auf Ihre dringenden Bitten zu hören und den Kurs zu ändern, hält der offensichtlich unbelehrbare Kapitän daran fest. Seine Mannschaft und die anderen Passagiere sind genauso unbelehrbar und geben noch mehr Gas. Würden Sie das Rettungsboot schnappen und sich mit Ihrer Familie in Sicherheit bringen, obwohl Sie wüssten, dass dadurch die noch freien Plätze des Rettungsbootes für die Anderen nicht mehr zur Verfügung stünden? Vermutlich schon. Ähnlich fühlen sich die Klima-Aktivisten, nur hat die Erde kein Rettungsboot. Ihnen bleibt nur das Festkleben.

Und was macht der Spiegel? Er schreibt immer noch von „Erderwärmung“ (gar nicht so schlecht, denn endlich erwärmen sich meine Finger wieder in der kalten Wohnung), „Erderhitzung“ (oh wie schön, die Erde ist ein bisschen hitzig und alle Kinder und Lehrer haben bald noch viel mehr Hitzefrei!), “Klimafrage“ (Hey Klima, wer weis denn sowas?), “Klimaproblem“ (Hey alter Planet, ich hab auch ein Problem, hast Du mal einen Euro?), „Klimawandel“ (mein Lebenswandel ist jetzt besser, der von der Erde wird schon auch noch) und „Klimakrise“ (na und, ich hab 5 mal am Tag auf der Arbeit meine Krise),

Seit wann schlagen Sie sich auf die Seite der “Weiter so, nur nicht nachdenken und schön immer das machen was alle machen“ Fraktion? Wir wissen, dass Sie die Wirklichkeit verzerrt abbilden und uns keine Antworten geben können. Wir hoffen, dass Sie Haltung, Integrität und Augenmaß bewahren. Ihr Artikel und das ganze Heft ist exemplarisch für die Darstellung von Umweltthemen in den Medien. Das Thema Klima-Umwelt-Katastrophe erscheinen nach COP27 nur noch als Störgeräusche. Zeit.de/reiseauktion und andere Anzeigen für Produkte des gelebten Egoismus: Luxus Reisen, Luxus Auto, Luxus Uhren.

Selbst in redaktionellen Texten finden sich oft Informationen, die aber doch Bedürfnisse wecken und uns Lesern ein Gefühl vermitteln von: „Du darfst so weitermachen wie bisher, es ist schon in Ordnung was du machst und eigentlich bist Du derjenige, der mehr verdient hat, auf den mehr Rücksicht genommen werden müsste.“ Trotzdem nagt die Wirklichkeit der Klimakatastrophe immer stärker an uns: Artensterben, Fluten im Ahrtal und Pakistan, wie heiß und wie trocken wird der nächste Sommer, wie viel Wald verbrennt, etc.

Den Schrecken dieses Damocles Schwertes können wir trotz (oder gerade wegen) all dieser Pracht und Herrlichkeit nicht verdrängen. Wir fühlen immer mehr Wut, Scham und Verzweiflung aber wenn wir Ihre Zeitung und Ihr Magazin betrachten, werden in uns vor allem die Bedürfnisse geweckt, die genau dazu führen, dass die Zustände, die in uns Wut, Scham und Verzweiflung auslösen sich verschlimmern. Dabei sehnen wir uns nach nichts so sehr wie nach Solidarität, Kooperation und Vertrauen um uns zusammen für ein Ziel einzusetzen: „Eine sichere Zukunft für uns und unsere Kinder mit mehr Natur, saubere Luft, frisches Wasser und genug gesunde Nahrung für Alle“.

Stattdessen betäuben uns die Medien und verleiten uns dazu gar nichts zu tun bzw. auf ein „Weiter so!“ zu pochen. Mit der Aufrechterhaltung dieses Kontrastes betreiben die Medien ein opportunistisches politisches Geschäft. Sie relativieren auch noch die schlimmsten Botschaften, um selbst so weitermachen zu können wie bisher und am Verkauf von klimaschädlichen Konsum mitverdienen zu können. Damit sind die Medien nicht neutral, sondern politisch. Und ohne es zu wollen sind damit die Journalisten politisch, die mit ihren, bestenfalls kritischen, Beiträgen dennoch dem bedenkenlosen Konsum eine Plattform geben und im schlechtesten Fall diesen sogar aktiv unterstützen. Journalisten berufen sich gerne auf Hanns Joachim Friedrichs Neutralitäts Dictum:

„Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“ Eine solche Haltung ist eine Illusion, denn jeder noch so neutrale Beitrag wird innerhalb des Mediums, in dem er erscheint, selbst zu einem Teil der klimaschädlichen Plattform. Somit wird die Arbeit des Journalisten und damit er selbst Teil des Mediums und den daran aufgehängten politischen Botschaften. Kein Wunder, wenn die einen weiter SUV fahren, während die anderen sich schon vor Panik auf die Straße kleben.

Bitte bekennen Sie auch als Verlag Farbe und übernehmen Sie Verantwortung. Die Zeit muss auf Ökostrom und Umweltschutzpapier umstellen und sich öffentlich(!) dazu bekennen. Sie darf keine Leserreisen mit Kreuzfahrtschiffen und/oder Flugzeugen anbieten oder für ähnlich umweltschädliche Produkte werben und sich öffentlich(!) dazu bekennen. Sonst verschärft Sie die Klimakatastrophe, denn …

Die Klimakatastrophe ist eine immer größere Medienkatastrophe. Bei uns nehmen nur die Klimaaktivist*innen die Klimakatastrophe als wirkliche Katastrophe wahr. In den Medien und in der Politik fallen zu oft die Begriffe „Klimawandel“, „Klimakrise“, „Erderwärmung“ oder „Erderhitzung“. Mit „Wandel“ (Lebenswandel), „Krise“ (ich krieg 5 mal am Tag ne Krise), „Erwärmung“ oder „Erhitzung“ werden in der öffentlichen Wahrnehmung harmlose bzw. reversible Vorgängen konnotiert.

Damit wird die Klimakatastrophe von etwas katastrophalem zu etwas harmloseren bzw. Vorübergehendem herabgestuft. „Die Zeit“, nennt ihre Rubrik über die Klimakatastrophe sogar maximal verharmlosend „GREEN“, was eher nach Gartenkolumne klingt. Wir wissen schon längst, wie katastrophal, unumkehrbar und vernichtend die Klimakatastrophe sein wird, dennoch benennen die Medien sie nicht so, sondern halten sie uns mit harmloseren Wörtern auf Abstand.

Damit bleiben wir passiv abwartend in unseren Konsummustern gefangen, wissend, dass derweil die Katastrophe ungebremst immer größere Ausmaße annehmen, immer verheerender sein wird. Dabei könnten wir so viel mehr dagegen tun, als wir aufgrund der verharmlosenden Wörter bereit sind zu tun. Ihre journalistische Arbeit verkommt durch die geschaltete Werbung nur allzu oft zu einem Gerüst, einer Litfaßsäule, an der Reklame für besonders umweltschädliche Luxusprodukte wie Autos, Flugreisen und „fast fashion“ angeschlagen wird. In diesem Sinne…

Spielen die Medien sowohl den Biedermann als auch den Brandstifter. Ist der Sommer auch noch so heiß, sind die Klimakatastrophen, die Hitze-, Dürre-, Flutopfer auch noch so zahlreich, alle Medien berichten weiterhin „schön ausgewogen“ nach dem Motto von Hanns Joachim Friedrichs: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“

Unter diesem Deckmäntelchen der Neutralität macht man sich dann aber doch zum willfährigen Botschafter des Konsums: „So viel Negatives ist unseren Kunden nicht zuzumuten und bloß keine zu deutlichen Aufrufe zum Verzicht, sonst verprellen wir unsere zahlungskräftigen Inserenten!“ (So lassen sich die Antworten zusammenfassen, die ich von Spiegel und Zeit erhalten habe). Aber die Medien sind in Marshall McLuhan`s Sinne schon längst die Botschaft: „The medium is the message“ https://en.wikipedia.org/wiki/The_medium_is_the_message.,

„Wer versucht, unpolitisch zu sein, ist politisch ohne es zu wollen.“ (Rosa Luxemburg) In allen Medien wechseln sich nämlich Klima-Katastrophenmeldungen in schöner Regelmäßigkeit ab mit glücklich machenden Beiträgen. Nach der „Tagesschau“ mit tausenden Flutopfern kommt „Das Traumschiff“ zum Wegträumen auf exotischen Reisen mit Flugzeug und Kreuzfahrtschiff. Die passende „Mein Schiff-Aida-Reklame“ inklusive! Nach jedem erschreckenden Bericht wird doch wieder verlockend das neueste SUV besprochen oder die letzte wilde Bucht für einen exotischen Urlaub angepriesen!

Nach den sachlichen Berichten über immer schneller schmelzende Gletscher, verschwindende Arten und zunehmende Katastrophen berichten Medien ebenso neutral über die Weigerung der Politiker, dem Wunsch der Mehrheit nach einem Tempolimit nachzugeben. Sie berichten ebenso sachlich über das Ausbremsen des Artenschutzes, um stattdessen Getreide für billigen Fleischkonsum anzubauen. Genauso sachlich werden die wiederholten Forderungen für möglichst billige Energie aus fossilen Quellen wiedergegeben. Diese „sachlichen“ Aneinanderreihungen mildern die Schrecken der Klimakatastrophe ab, sie lassen uns verwirrt zurück: „Ist Konsum jetzt doch nicht so schlecht?“

„Warum soll ich verzichten, wenn es so viele andere auch tun, so sehr dafür geworben wird und selbst die Politik und Medien wollen das ich es auch tue?“ Verwirrt und zweifelnd verharren wir als Konsumenten, werden gegenüber den Schreckensnachrichten immer passiver und geben uns dafür immer aktiver unserem eigenen kleinen Glück, dem Konsumieren hin. Dabei wäre nichts so effektive wie unser individuelle Wille, unser individuelles Handeln, siehe: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wirtschaft/energie-energiekrise-strom-gas-oel-e670572/?reduced=true

Wir brauchen eine Kehrtwende, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Diese muss bei uns selbst beginnen. Aber das geschieht nur, wenn uns die Medien eine entsprechende Dringlichkeit vermitteln. Aber genau daran fehlt es. Nach diesem Katastrophen-Sommer blieb in den Medien der Aufschrei aus, vielmehr wird in den Medien der Rückzug ins Private zelebriert, es werden Sonderheft über Mode, Design, Kunst, e.t.c. herausgegeben aber kleines in dem steht wie wir alle mithelfen können diese Erde gerechter und lebbarer zu machen?

Kein einziges wichtiges Medium wie, Der Spiegel, Die Zeit, SZ, FAZ oder die öffentlich rechtlichen machen ein Sonderheft oder einen Sendetag 100% Klima-ehrlich. So ein Heft sollte auf Umweltschutzpapier (Blauer Engel) gedruckt und für Büro und Druckerpresse oder Studio 100% Ökostrom gekauft werden.

Zu jedem vorgestellten Artikel, Produkt, Reise oder Tätigkeit sollte benannt werden, was der damit verbundene Klimaschaden ist, nicht um zu Schulmeistern und zu Belehren, sondern um zu informieren. Gleiches sollten bei jeglicher Werbung vermeldet und klimafreundliche Alternativen benannt werden. Dafür würden sich auch Partner finden, die in einem solchen Heft oder an einem solchen Sendetag gerne ihre umweltfreundlichsten Produkte anstatt der luxuriösesten und schädlichsten bewerben wollen, z.B. VEGANE Rügenwalder Teewurst statt SUV`s, klimafreundliche Kleidung statt Dior.

Medien müssen anderen ein Vorbild und ein gesellschaftlich relevanter Vorreiter sein. In diesem Sommer ist in Europa dreimal so viel Wald verbrannt wie im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Medien sollten nicht nur mit Mode und Lifestyle provokant und innovativ sein, sie sollten Furore machen, mit einer Weltpremiere groß raus kommen und Konkurrenten hinter sich lassen. Aber keine der anerkannten Medien will (auf eine positive Weise) in die Schlagzeilen kommen.

solch ein Sonderheft, einen Sendetag mit vorbildlicher Klima-Ehrlichkeit überhaupt versuchen zu machen, wobei dies eigentlich das höchste gebot der Stunde währe! Es würde was kosten, es ist viel Arbeit und tut vielleicht weh, aber so ist Klimaschutz nun mal, wer jetzt immer noch nichts tut wird später noch viel mehr Kosten, Arbeit und Leid erfahren. Anstelle ein gesellschaftlicher Vorreiter zu sein, verschanzen sich die Medien hinter Zweifeln und selbst verschuldeter Unwissenheit. Stehlen sich von ihrer moralische Verantwortung davon wie ein Dieb in der Nacht!

Niemand traut sich als Erster zu rufen, dadurch traut sich niemand aus der Deckung, bleiben die Zweifel. Kein Medium möchte Geschichte schreiben, keines mit einem solchen Statement seine Möglichkeiten ausloten, Unsicherheit und Zweifel wegblasen. Kein Medium will für sich und Ihre Leser gesellschaftlich relevant vorantreibend sein. Viel mehr verharren alle im hinteren Drittel, manche heimlich andere unabsichtlich bremsend. Kein einziges Medium versucht einen „Sustainability Challenge“ so wie es die Luftfahrt schon tut: https://www.youtube.com/watch?v=F0L2tvtm9Qg

Das Hamburger Zeitmagazin, hatte schon einmal eine Weltpremiere. Sie druckte Ende der 90er Jahre als erstes Medium überhaupt ein Magazin mit dem Blut von vergewaltigten Frauen des Jugoslawienkrieges. Damit wollte die Redaktion eine gesellschaftliche Debatte lostreten über die strukturelle Gewalt gegen Frauen. 2016 kam das österreichische Magazin „Vangardist“ damit sogar weltweit in die Schlagzeilen: https://www.theguardian.com/society/2015/may/06/blood-from-hiv-positive-people-used-to-print-austrian-magazine. Wartet Sie jetzt erst auf den steigenden Meeresspiegel, um dann ein Magazin mit dem Blut der Ertrinkenden zu drucken?

Wenn die Medien jetzt weiterhin versuchen, unpolitisch zu sein, sind sie politisch, ohne es zu merken! (Rosa Luxemburg) Verharren die Medien ebenso tatenlos wie wir Konsumenten? Lehnen sie genauso jegliche Eigenverantwortung ab? Betten Sie weiterhin jeden zukünftigen Artikel über die Klimakatastrophe ein in eine Vielzahl von Artikeln, die Konsum und Verbrauch von fossilen Energien gutheißen, dann verhalten sich die Medien ähnlich wie bei der Argumentation gegen das Rauchen in öffentlichen Räumen. Sie verharmlosen unnötig lange die wahre Schädlichkeit und verzögern damit das gesellschaftliche Bewusstsein über das Ausmaß des Problems und damit wichtige politische Entscheidungen.

Um das nötige Bewusstsein zu erreichen brauchen wir klima-ehrliche Medien. Gerade jetzt ist ein fruchtbares Zusammenspiel von uns allen, den Medien und der Politik nötig. Was möglich wäre, zeigen die Beispiele des Kühlschranks ohne FCKW und der Glühbirne. Ersterer wurde lange durch die Industrie verhindert mit dem Argument: „Das ist technisch unmöglich.“ Erst als Greenpeace 1992 medienwirksam die Werbetrommel für den FCKW-freien Kühlschrank eines Herstellers aus Sachsen rührte und dafür in kürzester Zeit 100.000 Bestellungen bekam, zog die West-Industrie nach und wurde FCKW in Kühlschränken per Gesetz verboten.

Bei der Glühbirne fragten die Bürger erst nach sparsamen Leuchtmitteln. Der Markt reagierte mit teuren, hässlichen und kümmerlichen Produkten. Einige kauften diese trotz aller Nachteile, aber die meisten bevorzugten weiterhin die viel billigeren Glühbirnen. Als 2010 der politische Druck zum Energiesparen größer wurde, niemand wollte noch mehr Kraftwerke und Hochspannungskabel, kam 2010 ein EU-Glühbirnenverbot. Die Anbieter reagierten und wir freuen uns jetzt über die vielseitigen Anwendungen und die größere Zuverlässigkeit der heutigen Lampen.

Wollen wir die Klimakatastrophe verhindern, dann braucht es einen klima-ehrlichen Markt, bewusst entscheidenden Konsumenten und eine Politik, die mit effektiven Gesetzen dem Markt Klima-Ehrlichkeit abverlangt. Aber zuallererst müssen wir hierfür das nötige Bewusstsein erreichen und gerade dafür brauchen wir vor allem kritische und klima-ehrliche Medien. Diese dürfen nicht die fatalen Fehler wiederholen, wieder blind in die gleichen Fallen tappen, wie in der Vergangenheit bei der Diskussion um die Schädlichkeit des Rauchens.

Jedes Kind versteht, dass wir ab jetzt sparen müssen. Wir müssen immer und überall sparen, ganz gleich wie sinnvoll es uns erscheint, denn der sparsame Umgang mit allen Ressourcen der Erde ist moralisch immer richtig angesichts wachsender Bevölkerungszahlen mit wachsendem Wohlstand. Jedes Kind versteht das, nur wir handeln immer noch so, als ob es diese Wahrheit nicht gäbe.

Auch wenn wir nicht durchschauen was die aktuellen politischen Regeln aus unserem Sparen machen, lohnt es sich, z.B. importiert Frankreich unseren Solarstrom, wenn ihre Atomkraftwerke abgeschaltet werden, da ihnen wegen Hitze und Dürre ungenügend Kühlwasser aus den aufgeheizten und vertrockneten Flüssen zur Verfügung steht. Unsere privaten Solaranlagen liefern dann Strom an die immer zahlreicheren privaten französischen Klimaanlagen.

Ein Beispiel aus meiner Berufswelt: Wie klimaschädliche Steuergeschenke unsere Gesellschaft spalten. Bitte sehen Sie auch die im Anhang beigefügten Informationen zur Luftfahrt. Ich bin selbst Pilot, aber die derzeitige Steuerfreiheit für luxuriöse Flüge finde ich äußerst unzeitgemäß. Dass 1% der Bevölkerung luxuriöseste Reisen unternimmt und dabei steuerfrei 50% des weltweiten Kerosin verbrennt während Arme für jeden Kilometer, Energie-, CO2-, Öko- und Mehrwertsteuer bezahlen, ist höchst unsozial und spaltet unsere Gesellschaft. Es blockiert auch die Entwicklung der Luftfahrt zu mehr Klimafreundlichkeit.

Es ist jetzt höchste Zeit für eine ehrliche Steuer für den Gebrauch von fossilem Kerosin in der Luftfahrt. Wie wichtig der Einfluss von uns Bürgern ist, macht gerade das Fliegen deutlich. Airbus verspricht in 20 Jahren für die Kurz- und Mittelstrecke ein klimaneutrales Wasserstoffflugzeug, aber noch keine einzige Airline will es kaufen. Davon abgesehen planen weder Airbus noch Boeing in den kommenden 20 Jahren überhaupt andere, klimaschonende Modelle.

Viel lieber kaufen die Airlines modernisierte Airbus A320 und Boeing 737, also Flugzeuge, deren ursprüngliche Konzeption aus den 80er bzw. 60er Jahren stammt. Interkontinentale Flüge fliegen zu ca. 60%(!) von und nach Europa und verbrauchen ca. 80%(!) des europäischen Kerosins, aber auch dafür wird es in den kommenden 20 Jahren kein neues Modell geben. Die dafür verwendeten Airbus A330NEO und Boeing 777 stammen aus den 80er Jahren, die Airbus A350 und die Boeing 787 aus den 2000er Jahren. Dabei erwarten Airbus, Boeing, die Luftfahrtorganisationen IATA und ICAO aber mindestens eine Verdoppelung der bestehenden Flotte bzw. des Passagieraufkommens. Also wird die Luftfahrt 2030 und 2050 das gesteckte Ziel weit verfehlen bald mehr als doppelt so viel CO2 ausstoßen wie heute.

Weiterhin werden diese, einem Diesel-SUV ähnelnden, Flugzeuge mit Vollgas über die interkontinentalen Luftstraßen düsen. Neue, radikal sparsame Flugzeugkonzepte bleiben ungenutzt. Gerade deshalb sind jetzt unsere individuellen Entscheidungen so wichtig. Wenn Konsumenten nun sagen: „Das Produkt lehne ich ab, egal wie billig oder schädlich es ist“, nutzen Sie einen der zur Verfügung stehende Wege, effektiv Einfluss aus zu üben. Wie schon in der Vergangenheit verschwinden dann Produkte, die niemand mehr nachfragt oder sie werden verbessert. Dafür ist jetzt gerade bezüglich der Luftfahrt höchste Zeit. – Klaus Siersch

 


 

 

Leserbrief zu „Das All auf Erden (6/6). Im Staub der Kanaren – Suche nach extraterrestrischem Leben“ von Alena Weil

 

Die Serie von sechs Fotos zeigt beeindruckend das Training von Astronauten in Landschaften, z. B. auf der Kanareninsel Lanzarote, wie wir sie auf Mond oder Mars erwarten: Vorbereitungen für außerirdische Erkundungen. Aber, müssen Mond und Mars mit enormem Kostenaufwand erforscht oder gar besiedelt werden? Wäre es nicht gerechter und unter sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten sinnvoller zunächst die Erde zu sanieren – nachhaltig – global – damit alle Menschen ein genügsames Leben führen können? – Hjalmar Thiel

 


 

 

Leserbrief zu „»Ich war naiv, sehr naiv«“. Gespräch mit Chelsea Manning geführt von Holger Stark

 

Es gibt in dem Interview mit der Whistleblowerin Manning so eine von ihr ausgehende Tendenz zum Egozentrischen, glaube ich. Manchmal ist die Spannungsleitung auf Mannings Seite so ausgelastet, das man beim Lesen elektrische Entladungsblitze sieht. Merkwürdig ist doch ihre Haltung zu Julien Assange. Man weiß viel über Empathie, eben auch, dass man sehr wenig von einem Menschen wissen und kennen muss, um mit ihm mitzufühlen. Sich durch Mitgefühl verbunden zu fühlen. Und diese beiden verbindet nun mal auch noch eine andere Sache: die Offenlegung geheimer Dokumente der US-Regierung. Um einen kriminell agierenden Staat zu entlarven. Oder weil man am Silvesterabend 2010 im Irak dachte: „Das wird mein Jahrzent.“

Und damit ist die Verbundenheit vielleicht auch schon entzweit. Warum reagiert sie so kalt und abweisend auf Nachfragen, die Assange betreffen? Markant ist hier der Satz: „Um andere Menschen mache ich mir nicht so viele Gedanken“. Was man bezweifeln möchte, da sie auch beschreibt, wie sie unter den „zynischen Reaktionen und der fehlenden Solidarität“ nach der Schießerei im Pulse-Nachtclub litt. Kann sie in dem Fall tatsächlich nur sich selbst als Betroffene und Leidende meinen? Möglich ist das schon, aber erklärt das auch ihre abweisende Haltung zu Assange? Haben Sie das auch so wahrgenommen, Herr Stark? Hätten Sie im Nachhinein gerne nachgehakt?

Persönlich kenne ich Assange auch nicht. Aber sein Schicksal geht mir sehr nah. Vor einem halben Jahr schrieb ich Briefe an verschiedene Politiker, u.a. Kevin Kühnert, Anton Hofreiter, Annalena Baerbock, mit dem Anliegen, ihre politische Präsenz und Wirkkraft zu nutzen, um diese groteske Ungerechtigkeit, diese Menschrechtsverletzung, die in der westlichen Spiegelbildwahrnehmung keinen Makel zu zeichnen scheint, in demokratische und zukunftsweisende Richtung zu lenken. Alle Briefe bleiben unbeantwortet. – Lea Hansen

 


 

 

Leserbrief zu „Ziemlich glimpflich“ von Kolja Rudzio

 

Das Herr Rudzio keinen Zusammenhang zwischen dem propagieren von „katastrophalen Szenarien“ und dem anschließend veränderten Verhalten von Menschen erkennen mag, entspringt vermutlich seiner konservativen Haltung, würde ein Anerkennen von diesem Zusammenhang doch bedeuten, dass sich die Welt verändern ließe. Ok, aber dass er die Situation als glimpflich bezeichnet, wenn Flüchtlinge in Sporthallen übernachten, wenn die Tafeln keine zusätzlichen Menschen mehr versorgen können und abweisen, wenn viele nicht wissen, wie sie ihren nächsten Einkauf bezahlen sollen, verwundert deutlich und lässt erahnen, wohin Herr Rudzio entschwebt ist.

Geschmacklos wird es am Ende: Nachdem Herr Rudzio in den letzten Wochen künftige Bürgergeldempfänger als Reiche bezeichnet hat, meint er nun, dass die Krise „uns“ also ihm, viel abverlangen wird. Nun stilisiert er sich also auch noch als gut bezahlter Redakteur zum potentiell Betroffenen der Krise. Unfassbar. Nein Herr Rudzio, anderen wird bereits viel abverlangt und Ihnen wird auch künftig nicht viel abverlangt werden. Sie müssen nicht zur Tafel.

Ich finde es gut, dass die Zeit unterschiedliche Meinungen abbildet, aber die Arbeit von Herrn Rudzio ist mittlerweile an der Grenze zum Populismus, wenn Fakten verdreht werden, Begriffe umgedeutet werden, gegen Arme polarisiert wird und er selbst sich schon in die Opferrolle flüchtet. (Auch der naheliegende Zusammenhang zwischen der gestiegenen Zahl von Beschäftigten, dem stabilen Konsumverhalten und den ca. 800.000 Flüchtlingen im Land wird ausgeblendet). Lieber Doppelmoral als gar keine Skrupel. Für so einen Satz von Herrn Ullrich haben sich 6,20 Euro gelohnt. Warum ich teures Geld für die aggressive Arbeit von Herrn Rudzio bezahlen soll, erschließt sich mir nicht. Können Sie mir das erklären? – Lars Wiebke

 


 

 

Leserbrief zu „Grünkohl statt Anpfiff“ von Henning Sußebach

 

Letzte Woch schrieb ich Ihnen von meiner Empathie für Sie bezüglich Ihrer „Lücke im Lebenslauf“. Sie erinnern sich; ich bin der, der das Jahrhundertspiel verpennt hat und der sich zum Boykott dieser WM fest entschlossen hatte. Es ist so, dass es erstens immer anders kommt und zweitens als man denkt. Ich habe als „Fussballtraditionalist“ diesen Boykott begonnen und musste feststellen, dass dieser von einer lautstarken Personengruppe vereinnahmt wurde: den Diversitärspropagandisten.

Von Leuten, die diese WM dazu nutzen, um für ihre Diversitätsfantasien zu werben, denen aber die Thematik „Ausverkauf und Kommerzislisierung“ nur zweitrangig erscheint. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin Freigeist und Menschenrechteverteidiger. Aber ich lasse mich nicht vereinnahmen. Ich boykottiere nun den Boykott. Vielleicht kann Ihnen dieses Schreiben als kleine Argumentationsstütze dienlich sein, sollten auch Sie in Erklärungsnöte geraten. Was ich aber nicht glaube. – Boris Bogunovic

 


 

 

Leserbriefe zu „Über den Boykott der Fußball-WM“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

WM-Boykott. Sie schreiben in einem Absatz, dass der Fernsehboykott nichts bringen würde. Ich sehe das anders. Wer glaubt, dass der DFB, die FiFa und Co Wohltätigkeitsvereine sind hat das Prinzip hinter der Wirtschaft „Fußball“ nicht verstanden. „Moral“ ist für diese Institutionen schön und gut, aber kein ernsthaftes Argument. Selbstverständlich sind diese Institutionen auch von Werbeeinnahmen abhängig, wobei die Werbekunden wiederum auf die Einschaltquoten fokussiert sind. Fallen diese deutlich ab, fallen auch die exorbitant hohen Werbeeinnahmen.

Damit trifft man jene an der empfindlichsten Stelle, die uns als vergleichsweise „kleinem Mann“ oder „kleiner Frau“ bleibt zu treffen. Nur gemeinsam sind wir stark! Nur so kann sich zukünftig bei jenen Wirtschaftsbetriebe etwas ernsthaft ändern – so sehr ich mir auch andere Wege zur Erneuerung wünschen würde. Die Moral bleibt leider in diesem Fall nur den Zuschauern und der Politik überlassen anzuprangern. Aber ja, auch ich würde zum Gefallen für meinen Sohn ausgewählte Spiele der WM schauen, aber eben nicht unter dem Aspekt, dass abschalten eh nichts bringen würde. Außerdem fliegt die deutsche Mannschaft eh früh aus der Runde, da bleiben die Sohneswünsche (zum Glück) auf das Finale beschränkt… – Dr. Florian Rommerskirchen

 

Es stimmt ja – würden Sie darauf verzichten, sich die Spiele der Fußball-WM anzuschauen, würde das nichts ändern an der durch Korruption zustande gekommenen WM-Vergabe, an den Verletzungen der Menschenrechte und der autokratischen Diktatur in Qatar, und es würde auch die vermutlich Tausende von toten Bauarbeitern nicht wieder lebendig machen. Aber das muss ja nicht bedeuten, dass Ihr Boykott gar nichts bewirkt.

Würden Sie z. B. darauf verzichten, sich am Sonntag das Spiel Belgien – Marokko anzuschauen, könnten Sie mit Ihrem Sohn in der Kreisliga Uckermark, also gleich bei Ihnen um die Ecke, die Partie SV Blau-Weiß 90 Gartz II gegen SV Blau-Weiß Röddelin besuchen. Wäre es nicht schön, wenn sich herausstellen würde, dass wegen der WM in Qatar in der Kreisliga einige Fans mehr am Spielfeldrand stehen? Die Vereine könnten ein paar Euro aus dem Verkauf von Glühwein und Bratwürsten gewiss besser gebrauchen als die Fifa ihre Milliarden aus Werbe- und Fernsehrechten. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Es ist ja auch nicht so leicht für einen Kolumnisten jede Woche wieder was Tolles zu generieren. Aber heute hat er uns mal wieder zum Schmunzeln gebracht. :-). Danke – Rolf Wittig

 

Nachdem ich wie meist jeden Donnerstag den Artikel/die Kolumne im Zeit Magazin von Hr. Martenstein gelesen habe, möchte ich dazu meine persönliche Meinung äußern: Die Kolumnen erscheinen ja jede Woche, und Hr. Martenstein kann da also laufend seine Auffassung zu den verschiedensten Themen von sich geben, dieses Mal aktuell zum Boykott der Fußball. Meine erwachsenen Kinder sagen ab und zu mal zu mir, wenn ich Ihnen den einen oder anderen Artikel zeige, „Papa, das ist ein alter weißer Mann“, der hat nichts kapiert; und ich habe ihn bisher immer wieder verteidigt (mit Argumenten wie andere Auffassungen akzeptieren, bewusst gegen „Mainstream“ argumentieren, zum Nachdenken anregen, etc.).

Nun diese Kolumne zur Fußball WM. Hr. Martenstein hat wirklich nichts verstanden, er ist doch ein alter weißer Mann, endlich habe ich es auch kapiert, meine Kinder werden sich freuen. Ein Fernseh-Boykott bringt nichts! Es bringt also auch nichts wenn man Fahrrad fährt statt sein Auto zu benutzen, oder weniger Fleisch ist. Hat alles keinen Sinn, denn die WM Vergabe war ja schon 2010, kann also nicht mehr verhindert werden. Dann kann man ja auch Fleisch essen so viel man will – das Tier ist ja schon tot.

Das ist eben die genau falsche Denke: man sehr wohl etwas bewirken, wenn mal den Boykott unterstützt, die Einschaltquoten sinken, die TV Sender müssen und werden darauf reagieren. Die Vergabe war schon 2010, macht es das besser? Soll man deswegen seinen Mund halten? Widerstand kann man nicht nachholen? Natürlich findet die WM jetzt statt (leider aus meiner Sicht, obwohl ich selbst Fußball Fan bin). Und man kann und sollte auch sehr wohl auch nachträglich seine Meinung äußern oder seinen Protest kundtun.

Falsche Entscheidungen können und sollten sehr wohl auch Jahr später noch kritisiert werden – man denke nur an die Abhängigkeit von russischen Gasimporten, weil man nur das wirtschaftliche Interesse im Vordergrund sah. Auch und gerade als einzelne Person sollte man reagieren, um so seinen Protest zu äußern; natürlich ist das prozentual nicht relevant. Und es nützt der Umwelt sehr wohl, wenn als einzelne Person Fahrrad fährt oder mal kein Fleisch isst. Was würde wohl passieren, wenn jeder denken würde, als einzelne Person kann man nichts ausrichten? Dann würde sich nie etwas zum Positiven verändern.

Weiterhin der völlige Blödsinn, sollen halt die nicht am Fußball interessierten die WM boykottieren, das wäre die richtige Entscheidung. Also das ist in etwa so wie wenn jemand der kein Fleisch isst, weiterhin keines zu sich nimmt oder einer der kein Auto fährt, weiterhin mit dem Fahrrad unterwegs ist. So entstehen keine Veränderungsprozesse. Liebe Zeitredaktion, es wäre an der Zeit mal die Kolumne jemand anders schreiben zu lassen, jemand der offen ist für die Themen unserer Zeit, unserer Jugend, unserer Zukunft. – Rainer Weber

 

In Ihrem Beitrag „Über den Boykott der Fußball-WM“, erschienen im ZEIT-Magazin am 24.11., stellen Sie die These auf, ein Boykott würde nichts bringen und führen dafür als Begründung an, es würde sowieso nichts ändern und den Scheich nicht interessieren. Zu Argument Nr. 2 habe ich meine Zweifel: Wenn es dem Scheich egal wäre, ob die Welt Katar wahrnimmt, hätte er sich den Aufwand sparen können. Irgendwas wollte er mit Millionen von Bestechungsgeldern und Baukosten erreichen, und was soll es anderes sein als Prestige durch weltweite Aufmerksamkeit?

Dem ersten Argument („was würde ein Fernsehboykott bewirken? Überhaupt nichts.“) widerspreche ich ganz vehement. Es geht nicht nur um Katar, sondern vor allem um die Fifa. Die lässt von Jahr zu Jahr deutlicher raushängen, dass sie sich für Recht, Moral und Proteste nicht interessiert, solange das Geld fließt. Und das Geld kommt in erster Linie von den Sponsoren. Sponsoren interessiert nur eins: Einschaltquoten (= Reichweite ihrer Werbung). Deshalb: Wenn es einen Hebel gibt, der in derartig korrupten und gewissenlosen Strukturen etwas bewirken kann, dann ist es Geldentzug, sprich: Boykott! Ich möchte Ihnen Ihre Vater-Sohn-Zeit nicht nehmen, aber machen Sie bitte nicht auch noch Werbung für die FIFA-Unterstützung! – Manfred Stedtler

 


 

 

Leserbriefe zu „WAS LANGE WÄHRT“ von Johanna Haberer und Sabine Rückert im ZEIT Magazin

 

Ich möchte Sie zu Ihrem Essay beglückwünschen. Etwas so kraftvolles, ein Plädoyer für mehr gelassenes und kluges Warten, habe ich selten gelesen. Besonders der Absatz „Geduldig abwarten, bis die Zeit reif ist, und dann handeln, das ist die Wellenbewegung der Klugheit. Und die religiöse Einsicht ist, dass der einzelne Mensch nur das wenigste selbst in der Hand hat und dass ihm die großen Momente vom Schicksal geschenkt werden. Aber auf die muss er vorbereitet sein – sonst erkennt er seine Chance nicht, und der kosmische Moment verstreicht.“ hat mir sehr gefallen. Dieser ist so geschrieben, dass sicher jeder einen positiven Nutzen daraus ziehen kann. Vielen Dank! – Tobias Vogt

 

Stehe im Stau und warte auf die Aufhebung der Tunnelsperre.Laut dem Verkehrsfunk dauert es noch mind. 20 Minuten und so habe ich Zeit das interessante Essay von Frau Haberer und Frau Rückert zu lesen, dass auch zur Selbstreflektion einlädt. Was mache ich eigentlich mit meiner Zeit, in der alles immer „sofort“ und „jetzt gleich“ passieren muss? Wie verhalte ich mich, wenn ich warten muss? Habe ich nicht meinen Schüler*innen von Hermann Hesses Siddhartha vorgeschwärmt, der denken, warten und fasten konnte? Wer von uns kann das noch?

Ist warten sinnlos und vertane Zeit? Ist meine Wartezeit im Stau nicht viel mehr eine Luxuswartezeit, weil ich nicht um Wasser oder eine Essensration anstehen muss? Weil ich nicht wie in der Ukraine warten muss, bis der Strom wieder aus der Steckdose kommt? Weil ich Wartezeit zur Entschleunigung und Reflektion habe? „Es ist ein köstlich Ding, geduldig zu sein…“ heißt es in den Klageliedern und wie schrieb schon der angeblich weiseste Mensch der Erde, König Salomo: „Alles hat seine Zeit“ – auch das Warten. Erstaunlich, wo mich diese Wartezeit im Stau und das kurze Zeit-Essay gedanklich leiten. – Franz Josef Dorn

 

Eigentlich beinhaltet der Artikel ja ein Lob der Gerechtigkeitsliebe, der Geduld, der Hartnäckigkeit, der Selbstlosigkeit und der Furchtlosigkeit – gegenüber Richter*innen und Staatsanwält*innen – des Anwalts Hubert Gorka. Bei mir kamen allerdings vor allem Gefühle der Angst, der Hilflosigkeit und auch der Wut hoch. Wie kann ich einen derart engagierten und kundigen Anwalt finden, falls ich selbst einmal zu Unrecht angeklagt werden sollte? Wie kann man ein Justizsystem verbessern, das von derart von sich selbst und ihrer eigenen Unfehlbarkeit überzeugten Staatsanwält*innen und Richter*innen dominiert wird?

Offenbar gibt es in Deutschland zahlreiche Staatsanwält*innen und Richter*innen, die lieber einen unschuldigen Menschen im Gefängnis belassen, als sich selbst und anderen Menschen eigene Fehler/Fehleinschätzungen einzugestehen. Wird bei der Auswahl/Einstellung von Richter*innen und Staatsanwält*innen denn gar nicht auf die Fähigkeit zur Selbstkritik, auf Gerechtigkeitsliebe und auf die Fähigkeit zum Mitgefühl geachtet? Und warum wird es Verteidiger*innen offenbar auch verfahrenstechnisch überaus schwer, ja fast unmöglich gemacht, ein Wiederaufnahmeverfahren zu erreichen? Wie lässt sich das ändern?

Übrigens lese ich auch die Artikel, die auf der Seite „VERBRECHEN“ in der ZEIT erscheinen, häufig mit Schaudern und einem sehr mulmigen Gefühl. Bei der deutschen Justiz und den Gesetzen Deutschlands scheint vieles im Argen zu liegen: Einerseits können Menschen, von denen man genau weiß, dass sie Straftaten begangen haben, nicht überführt und angemessen bestraft werden, andererseits werden Menschen, die keine Straftat begangen haben, aufgrund falscher Zeugenaussagen oder Indizienbeweise eingesperrt. – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbriefe zu „»»ICH WAR DER MIT DEM TEUFELSRAPPEN«“ von Michael Allmaier im ZEIT Magazin

 

Letzte Woche erschien in der Schachspalte des Magazins 47 der Zeit eine Schachaufgabe -eine der schönsten und schwersten der letzten Jahre-zum zweiten Mal. Wollte Herr Pfleger die Aufmerksamkeit seiner Leser testen oder war es gar ein freudscher Wiederholungs–Versprecher ? Aber nein, mit dem Magazin dieser Woche klärte sich für mich alles: Es war ein Geschenk von Herrn Pfleger an seine geneigte Leserschaft zu seinem eigenen Geburtstag. Herzlichen Dank. – Wolfgang Gromes

 

Ihr Interview mit Helmut Pfleger hat mich sehr gefreut. Beinahe hatte ich befürchtet, dass Herr Pfleger mit seiner Kolumne aufhört, war dann aber erleichtert, dass der Anlass nur das 40-jährige Jubiläum war. Die Schach- und die Scrabblekolumne sind für mich die wichtigsten Elemente Ihres ZEIT-Magazins. Normalerweise war ich bei Ihren Sommerrätseln immer ziemlich schlecht, aber meinen absoluten Rekord habe ich ausgerechnet dort aufgestellt. (COMMENTS für über 200 Punkte, so viel habe ich nie zuvor oder danach im „normalen“ Leben erreicht.

Leider gibt es unter den ZEIT-Lesern zu viele schlaue Leute, so dass die Chance auf einen Gewinn sehr gering war.) Ich erinnere mich mit ein wenig Nostalgie an die Schachsendungen im WDR (zu den WMs, anderen wichtigen Turnieren und zum Fernsehschachpreis) und diejenigen in den 80ern, die immer zur Jahreswende im NDR liefen. Dazu gab es immer Hallenfußball (als er noch Spaß machte) und Volleyball, ein alljährlicher Höhepunkt des Fernsehprogramms. Schade, dass es all das heute nicht mehr gibt …

Herrn Pfleger habe ich einmal persönlich bei einem Auftritt in einer Buchhandlung in Hannover getroffen, wo er mir im Anschluss eine Ausgabe von „Zug um Zug – Schach für Jedermann“ signierte. Passend zum Hauptthema „Warten und Geduld“ Ihrer aktuellen Ausgabe nahm er sich für die Vorstellung des Schachprogramms, das er promotete, viel mehr Zeit als wohl eigentlich vorgesehen war. Er machte genau den gleichen sympathischen Eindruck wie in Ihrem Interview. Ohne sehr viel Geduld kann man natürlich kein Schach spielen.

Leider bin ich ein ziemlicher Stümper am Brett, unsere Schach-AG war in den 80ern dennoch recht erfolgreich. Einmal haben wir es sogar bis zum Wettkampf auf Landesebene geschafft. Wahrscheinlich wäre ich ohne Herrn Pflegers Schachbücher ein noch viel schlimmerer Rumpatzer gewesen … Ich hoffe, dass die amüsante Schachkolumne uns noch lange erhalten bleibt. Es ist erstaunlich, wie viele nette Anekdoten Herr Pfleger immer noch zu erzählen weiß. Ein recht gemütliches Schachzimmer hat er da im Übrigen. Und nach möglichen Damen- oder Turmopfern schaue ich auch immer zuerst. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbriefe zu „Warten auf den Arzttermin (…)“ von Tanja Stelzer im ZEIT Magazin

 

So schön und berührend Ihr Artikel ist, sticht doch ein Grammatikfehler in der Überschrift sofort ins Auge: „Und dass, obwohl plötzlich jede Sekunde kostbar ist“. Es muss heißen: “ Und das…“, da es sich nicht um ein Relativpronomen handelt, sondern ein Demonstrativpronomen. Auch unsere Tochter (Ernährungswissenschaftlerin, Abitur mit 1,3) macht auch immer wieder den Fehler und überdies auch das word-Rechtschreibprogramm! – Elisabeth Krikkay

 

Im Zeitmagazin Nr. 48 „warten sie als Patientin auf die Diagnose. Es dehnt sich die Zeit. Und dass ( ?? ) , obwohl plötzlich jede Sekunde kostbar ist.“ Sie sind erfolgreiche und dekorierte Journalistin . Der Einsatz von das oder dass ? Ich kann mir vorstellen, dass das für Grundschüler ein bisschen schwierig ist . Wer hat ihnen da ein Bein gestellt ? Sie sich selbst oder das Schreibprogramm ? Oder das Korrekturprogramm ? Wir lesen seit 55 Jahren mit Vergnügen die „ZEIT“ . – Susanne Hussong

 


 

 

Leserbriefe zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Jede Woche freue ich mich über Ihre Artikel über Ihre Töchter im ZeitMagazin. Oft erkenne ich uns und unsere Töchter wieder. So auch in dem Artikel von Luna, die ein Studium zur Osteopathie begonnen hat. Der letzte Satz aber hat mich ziemlich erschreckt. Es zeugt von ungeheurer Arroganz, Menschen, die nicht die Möglichkeit haben erst mit 22 ein Studium zu beginnen (ich denke mal, das Ganze wird von Ihnen oder über Bafög finanziert) als eine traurige Existenz zu bezeichnen. Unser Land braucht HandwerkerInnen mehr denn je, diese beginnen ihre Ausbildung meistens mit 16 oder 17 Jahren und tragen einen großen Teil zu unserem Wohlstand bei. Bitte diese Menschen nicht beleidigen, sie haben unseren Respekt verdient. – Jutta Hager

 

Ich lese die Zeit nur sehr sporadisch (früher war ich mal Abonnent) und hatte mir eigentlich die letzten Male schon gesagt, dass ich ihre Kolumne nicht mehr lesen will… Und doch tat ich es gerade. Und bin entsetzt: es ist einer der abgehobensten & arrogantesten Artikel, den ich seit langem gelesen habe. Wie viele junge Menschen können es sich gar nicht leisten Abitur zu machen und zu studieren? Sie müssen schon mit 15 wissen (oder vielmehr „werden gewusst“), welche Ausbildung sie beginnen. Und später wechseln ist auch nicht, da sie schlicht das (elterliche) Geld nicht haben. Sie bezeichnen das abschließend als „traurige Existenz“. Wie abgehoben kann man sein? Hui. – Alexander Diez

 


 

 

Leserbrief zum Wochenmarkt „QUITTENZAUBER“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Abends Rezept gelesen, noch schnell die Zutaten um die Ecke im türkischen Geschäft erstanden und gekocht. Alle waren spät am Abend dann wie verzaubert von dem Essen. Liebe Frau Raether, meistens koche ich Ihre Rezepte irgendwann nach. Vielleicht bewirkte es Ihr Text, vielleicht auch das Photo oder der Duft der Quitten, dass dieses so hurtig von mir zubereitet werden musste. Dieses Rezept kommt erst einmal nach ganz vorne in meinem Ordner. Vielen Dank dafür. – Raimond Hintze