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29. Dezember 2022 – Ausgabe 1

 

Leserbriefe zu „Klein und allein“ von Johanna Schoener

 

Dieser Leitartikel ist das großartigste, was ich seit langem gelesen habe. Es trifft genau mein Gefühl zu diesem Thema. Ich könnte irre werden … Hauptsache man gendert und schafft Gesetzte, dass sich Pubertierende mit Pubertätsblockern und Hormonen und Operationen umorientieren können und sich somit ggf.ein unbeschwertens und glückliches Leben durch lebenslange Einnahme von Medikamenten verbauen … Würde man sich um gute Betreuung, Bildung, Förderung der Kinder und Jugendlichen, um Fürsorge, Aufmerksamkeit und Sicherheit kümmern, wären die jungen Menschen zufriedener und ausgeglichener um die Irrungen und Wirrungen der Pubertät zu meistern …

Es werden Milliarden für Kanzleramt, Finanzbehörden etc.ausgegeben und die Schulen sind in desaströsen Zuständen. Es geht seit 3 Jahren um den Schutz der Alten und Kranken … aber doch nicht ausschließlich auf dem Rücken der Kinder und ihrer Familien!!! Ich hoffe, sie finden durchgehend zu diesem kritischen und kontoversen Journalismus zurück … ich brauche Informationen … meine Meinung bilde ich mir selbst. Vielen Dank! Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Jahreswechsel und ein friedliches und gesundes 2023! – Simone Westphal

 

Sehr freue ich mich darüber, dass das Wohl für Kinder auf der ersten Seite der ZEIT behandelt wird…!! Dieser Staat hat ein gestörtes Verhältnis zu seinen Kindern… Es fehlt an Interesse. Mit Bildungs- und Familienpolitik macht man keine Karriere… Sie haben so recht! Unsere Eltern und Großeltern lebten in finsteren Zeiten, die Nachgeborenen erleben eine nie dagewesene reiche Zeit bis heute. Weder die christlichen, freien oder sozialen Demokraten kümmert es, wie die Gesellschaft von morgen aussieht; sie lieben die Macht und wollen gewählt werden. Sicher: wir leben momentan in einer (für viele bitteren) Krise, doch das Desinteresse an Kindern und Jugendlichen wird in Zukunft ganz andere Krisen nach sich ziehen. Sehr geehrte Frau Schoener! Gespannt bin ich auf Ihren nächsten Beitrag in der ZEIT. – Klaus Busch

 

Viel zu wenig investieren wir in die nachwachsende Generation. Wie auch bei den natürlichen Lebensgrundlagen sind wir bereit, die Substanz aufzuzehren, von der wir doch eigentlich leben wollen. Um das Wohlstandsniveau mindestens aufrechtzuerhalten, ignorieren wir, dass die Grenzen der Regenerationsfähigkeit längst erreicht sind. Wir folgen der Logik: Wohlstand zuerst, dann das Wohl der Kinder (und die Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen). Wir glauben, dass die gesellschaftliche und die natürliche Substanz sich schon irgendwie regenerieren wird (durch notdürftige Reparaturen und Symbolpolitik, wie Johanna Schoerner schreibt).

Der Bundespräsident nährt in seiner Weihnachtsansprache diesen Glauben, indem er von dem gemeinsamen Ziel spricht, dass die Jüngeren nicht die „letzte Generation“ sind, sondern die erste Generation einer klimafreundlichen Welt. Er hat noch nicht mitbekommen, dass die nachwachsende Generation allergisch reagiert, wenn von Zielen die Rede ist. Bei Zielkonflikten entscheidet sich die Politik stets für den Wohlstand und gegen die Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Natur. Was muss passieren, damit die Politik endlich ihren selbstmörderischen Weg verlässt? – Reinhard Koine

 

Ich kann die Argumente des Artikels gut nachvollziehen, aber es ist für mich das übliche Wehklagen angesichts einer mehr als nicht zufriedenstellenden Situation. Es ist leider eine Tatsache, dass der Regierung die Wähler und ihr Wohlergehen viel wichtiger ist als eine Zukunft, die eh anders kommt, als man sie sich vorstellt. Ich habe gelernt, dass ich die Lebenssituation wenig bis nicht beeinflussen , sondern mich nur bestmöglich darin einrichten kann. Deshalb habe ich mich ganz egoistisch entschlossen, mit 63 in den Vorruhestand zu gehen, denn die Einzigen, die sich um mich kümmern, sind meine Familie und ich. Was die Regierung mit den von mir gezahlten Steuern anfängt (ob sie die Automobil- industrie unterstützt oder für mehr Kinderbetreuung sorgt), kann ich nicht beeinflussen; nur eines steht fest:

Die finanziellen Ressourcen sind endlich und die Wählerinnen und Wähler befürworten mehrheitlich den Kurs der Regierung (sonst wäre sie nicht gewählt worden). Es ist vollkommen klar, dass Familien mit Kindern heute vor ganz anderen Herausforderungen stehen als meine Eltern, als ein Verdiener in der Familie ausreichte, um eine Familie zu ernähren und man auch ohne frühkindliche Erziehung ein vernünftiges Leben führen konnte. Aber so wie man heute mehr oder weniger mitleidsvoll auf die früheren Generationen blickt, in denen sich beispielsweise Frauen beruflich kaum verwirklichen konnten, so blicken ältere Generationen auf die jüngeren Generationen, die im Leben „alles gleichzeitig erreichen wollen“ (und das noch mit maximaler Unterstützung durch den Staat).

Das alles wird in den kommenden Jahren noch viel interessanter, wenn eine Mehrheit der Älteren fast alles unternehmen wird, ihre Besitztümer zu schützen gegen die Ansprüche der Jungen, die zumindest ein so gutes Leben wie ihre Altvorderen haben wollen, ohne allerdings je aus einer Mangel- oder Verzichtsituation gekommen zu sein. – E. Würth

 

Johanna Schöner konstatiert eine „desolate Gesamtsituation“. Allerdings vergaß sie zu erwähnen, in wie vielen und in welchen der 200 Länder dieser Welt, die Situation besser ist. Auch wenn sie sich „bemüht“, mehr als 20 dürften es nicht sein. Kritik an sich ist gut und berechtigt. Die Einordnung gehört dazu. – Dietmar Baier

 

Leider haben Sie mit Ihrem Artikel ins Schwarze getroffen. Die Prioritäten unserer Gesellschaft liegen im hier und jetzt und nicht in der Zukunft! Ansonsten hätten wir jetzt mehr Kinder, mehr Betreuung, mehr Lehrer und das Wissen um die Bedeutung unserer Jugend als unsere Zukunft. Grade eine alternde Gesellschaft sollte nicht nur als Pflegekräfte sondern auch auf die zukünftigen Renten- und Pflegeversicherungszahler verlassen müssen. Das funktioniert am besten, wenn beide Elternteile arbeiten und einzahlen können, was eine gute Infrastruktur voraussetzt. Mit dem aktuellen System ist es unmöglich, dass beide Elternteile voll arbeiten können. Der Generationenvertrag gilt für mich in beide Richtungen! – Florian Walotka

 

Deswegen plädiere ich für das Familienwahlrecht. Erst wenn Kinder Wähler sind, wird sich die konkrete Politik auch nach ihnen ausrichten. Nur weil ich (schon etwas länger) über 18 bin, darf ich wählen. Ganz egal ist dabei, ob ich mich vor der Wahl mit den Wahlprogrammen beschäftigt habe oder meine Entscheidung nach Lieblingsfarbe treffe. Weder interessiert es, ob ich einen Haustyrannen als Ehemann habe, der mich in meiner Wahlentscheidung manipuliert, noch, ob ich das wähle, was ein Promi gut findet oder die Zeitung, die ich lese, suggeriert.

In einer Diskussion mit Kollegen um das Wahlrecht für Behinderte fiel mir auf, dass auch der nicht geistig beeinträchtigte Erwachsene ziemlich unsachliche Gründe seiner Wahlentscheidung zu Grunde legt. Von „war doch immer so“, „ich find die super, aber dann kommt das Tempolimit“ bis „ich mag ihre Stimme nicht“. Mit welchen Argumenten schließen wir also Schulkinder von der Wahl aus? Weil sie nicht reif genug sind? Wie reif ist denn die Wahlentscheidung danach, wessen Stimme man mag?

Kinder verstehen sehr oft viel besser, was im Leben wichtig ist. Wer sagt, die könnten so leicht beeinflusst werden, verkennt, dass wir alle leicht beeinflusst werden. Früher hat der Pfarrer Wahlempfehlungen abgegeben (wahrscheinlich in manchen Dörfern immer noch) . Wer einen Freundeskreis hat in dem Rezo oder Danger Dan abgefeiert wird, wird einen inneren Konflikt erleben, CSU wählen zu wollen. Das ist alles ok- warum haben wir Angst davor, dass der Fussballtrainer das Kind beeinflusst? Wenn das Kind die Entscheidung trifft, es vertraut dem Fussballtrainer, dann ist dass auch nicht verwerflicher als wenn ich einer eloquenten Freundin oder Rezo oder dem Wahlomat vertraue und danach wähle.

Das Wahlrecht der Nicht- Schulkinder/ Kleinkinder würden in meiner Vorstellung die Eltern ausüben. Der fromme Gedanke dahinter wäre, dass Eltern dann kindswohlorientiert wählen. Das wird für jeden was anderes sein. Die einen wählen eine Zuwanderungskritische Partei, weil sie meinen, das ist gut für die Zukunft ihres Kindes, die andern eine Partei, die am meisten für den Klimaschutz tut. Nicht immer wird mir die Argumentation gefallen, aber das ist ja immer so in einer Demokratie.

Endlich hätten die Kinder eine reale Macht. Die Parteien würden ihre Wahlprogramme anders schreiben (müssen), anderen Wahlkampf machen, es gebe eine andere öffentliche Wahrnehmung. Ich als Kinderlose kann auch keine Ungleichbehandlung erkennen. Ich muss irgendwann von der nächsten Generation gepflegt, verarztet und regiert werden. Wenn die Politik häufiger auf die Jüngeren schaut, werde ich im Alter auch als Kinderlose profitieren! Ich werde nicht ungleich behandelt, nur weil ein Mensch in diesem Land ein Stimmrecht bekommt, was genau so viel zählt wie meins. – Birgit Müller

 

Eine fast schon vernichtende Beurteilung mit Hinblick auf die derzeitige Situation, wie es mit dem Wohl unserer Sprösslinge bestellt ist. Genauso vernichtend wie die Waffe des imperialen Sternenkreuzers, die per Knopfdruck ausgelöst, den Planeten Alderaan aus dem Universum tilgte. Ich sehe Frau Schoener in diesem Moment in imperialer Uniformstracht mit zusammengeführten Händen auf dem Rücken der Vernichtung beiwohnen.

Doch wie ich finde, durchaus gerechtfertigt, um wieder auf das Thema zurück zu kommen. Also die Kritik von Frau Schoener. Kinder sind nun mal der größte Schatz, den wir haben. Wenn wir möchten, dass sich die Verhältnisse in Deutschland künftig verbessern sollen, müssen wir damit beginnen, unsere Pflänzchen zu gießen. Einmal in der Woche lüften reicht da nicht aus.

Auch wenn der amerikanische Austauschschüler und Instagram-Comedian „ZAC XCVIII“ da etwas anderes behauptet, wenn er zurück in den USA, seiner Mutter verklickern möchte, dass fünf Minuten am Tag lüften vollkommen ausreiche. Die Deutschen würden ja schließlich darauf schwören. Nein, nein, dazu gehört auf jeden Fall mehr. Wie es bereits im Beitrag beschrieben wird. Fürsorge, Aufmerksamkeit und Sicherheit. Und nebenbei. Das sollte definitiv nur das Mindeste sein, was wir den Kindern zukommen lassen sollten! – Michael Ayten

 

Papier ist wieder mal geduldig. Der Koalitionsvertrag der Ampelregierung fordert mehr Fortschritt wagen als Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Unter Punkt V stehen Leitsätze wie:“ Chancen für Kinder, starke Familien und beste Bildung ein Leben lang, Bildung und Chancen für alle, Frühkindliche Bildung, Ganztag, Startchancen-Programm, Digitalpakt Schule, Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer (wenn denn genug Lehrkräfte vorhanden wären), Ausbildungsförderung, Erwachsenenbildung“ und so weiter.

All das basierend auf Art. 6 Abs. 1 des Grundgesetzes wonach Ehe und Familie unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung stehen. Was aber ist nach mehr als einem Jahr aus den niedergeschriebenen Absichten der Verbesserung der Situationen für Kinder und Jugendlichen geworden? Ausreden, trotz der Krisen (Ukraine-Krieg, Corona-Pandemie, Inflation etc.), gelten nicht. Zwei Bundesministerinnen der „Ampel“ 1. Frau Lisa Paul (Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) von den Grünen sowie 2.

Frau Bettina Stark-Watzinger (Ministerin für Bildung und Forschung) von der FDP stehen mit den Nachweisen ihrer Arbeit und Erfolgen nicht gerade im Rampenlicht der Ampel. Von eigenen Kinderrechten, verankert im Grundgesetz, Kindergrundsicherung, Qualitätsentwicklung in Kitas, Digitalisierung des Bildungswesens (vom baulichen Zustand der Schulen und anderer Bildungseinrichtungen ganz zu schweigen), besseren Bildungschancen unabhängig vom sozialen Status der Eltern sind wir augenblicklich meilenweit (so wie die Erde vom Mond) entfernt. Das alle Kinder und Jugendliche derzeit die gleichen Chancen haben ist leider nur eine hohle Phrase. Liegt es daran, dass Kinder und derzeit die meisten Jugendlichen nicht wählen dürfen?

Was ist mit unser aller Zukunft die von gut versorgten und ausgebildeten Kindern und Jugendlichen abhängig ist? Wie ignorant sind die Politiker die weiterhin diese wichtige Ressource vernachlässigen? Die Politik und die Politiker, nicht nur im Bund, haben erkennbar die Bodenhaftung und das Gespür für normale Menschen und damit jeden Realitätssinn verloren. Es werden Milliardenbeträge für die Bundeswehr (Rüstung), die Ukrainehilfe und Unterstützung der deutschen Wirtschaft und Teilen der Bevölkerung (Gaspreisbremse) ausgegeben. Das ist alles wichtig und ebenso richtig. Aber wo sind die Milliarden um die privaten (ehrenamtlich betriebenen) Tafeln in ganz Deutschland zu unterstützen; damit auch viele Kinder und Jugendliche täglich etwas zu essen haben?

Dies in unserem reichen Deutschland (einer der größten Volkswirtschaften der Erde). Das ist traurig und völlig indiskutabel. Wenn insgesamt kein baldiges Umdenken erfolgt haben sehr viele Kinder und Jugendliche weiterhin schlechte Aussichten ihrem Schicksal kurzfristig zu entkommen. Sie bleiben bis auf weiteres sehr klein und verdammt allein. – Felix Bicker

 

Es ist klar: Leitartikel sollen appelieren, zumal zum Jahreswechsel. Bei mangelndem Realitätsbezug verfehlt aber auch der flammenste Aufruf seine Wirkung. Frau Schoener zeigt zutreffend schwere Mängel bezüglich der Kinderversorgung auf. Zur Abhilfe verlangt sie eine „gemeinsame Strategie“. Fachleute, die eine solche formuliert haben, benennt sie nicht. Ist das also der Ruf nach „Weisen“ (aus dem Morgenland?), die unerklärlicherweise bisher geschwiegen haben? Was soll der kritische Leser damit anfangen? Welche „gemeinsame Strategie“ verhilft beispielsweise Kommunen zu mehr geeigneten Fachkräften für die Kindertagesstätten? Bitte nicht die üblich gewordene Forderung nach „mehr Zuwanderung“.

Die Aufnahme von ca. 1 Million Migranten im Jahre 2015 hat weder mehr Erzieher/innen noch wesentlich mehr Pfleger/innen bewirkt. Die Forderung von Herrn Bauer nach der Entsendung von Entwicklungshelfern nach Afghanistan macht ob ihrer Realitätsferne fast sprachlos. Welche jungen Menschen glaubt Herr Bauer denn dafür gewinnen zu können, wenn im Inland schon wesentlich „komfortablere“ Stellenangebote nicht angenommen werden? Welche Idealisten sollen denn an eine Einwirkungsmöglichkeit ausgerechnet in einem Land glauben, in dem solche Bemühungen 20 Jahre lang verpufft sind? Selsbtverständlich: viele Afghaninnen hungern nach Bildung – und werden gerade deswegen von den Taliban gezielt eingesperrt.

Denn diese sehen genau, dass im Nachbarland Iran die Proteste vorrangig von gebildeten jungen Frauen getragen werden. Eine solche „Entwicklung“ werden sie um jeden Preis verhindern. Und welche „Entwicklung“ möchte Herr Bauer den männlichen Afghanen angedeihen lassen – die sich krampfhaft an ein frühmittelalterliches Weltbild klammern? Mein Vorschlag an Herrn Bauer: das vor ca. 2 Jahren in der ZEIT erschienene Dossier zur Entwicklung der Kabuler Universität zu studieren. Was braucht es denn noch, um „aufgeklärten Westlern“ ihre Ohnmacht in diesem Land zu verdeutlichen? Realistisch bleibt dem „fortschrittlichen Westen“ nur, durch Lebensmittelspenden eine stets wachsende afghanische Bevölkerung für alle Zeiten vor dem Verhungern zu bewahren. Eine weitere Einmischung der „Ungläubigen“ werden die Taliban konsequent zu verhindern wissen. – Friedrich Schweikert

 

Eine der klimaschädlichsten Dinge, die Mann oder Frau tun können, ist es Kinder zu bekommen. Ein Single, der ein Auto besitzt und mehrmals im Jahr eine Flugreise antritt, spart mehr CO2 als eine Familie mit drei Kindern, die mit dem Fahrrad herumfährt und regional ihren Urlaub verbring. Das wurde mehrfach berechnet. Aber wem wird klimaschädliches Verhalten vorgeworfen? Wir brauchen also nicht meht, sondern weniger Kinder. Natürlich ist es Unsinn zu sagen, wie das Frau Schoener tut, Kinder sind dazu da später finanziell für die Alten zu sorgen. Da sollten wir lieber gobal als national denken. Es gibt wohl genug Menschen auf dieser Welt, die gerne zum Arbeiten und Leben zu uns kommen würden. Und das wäre deutlich klimafreundlicher, zudem günstiger. – Luzy Gellert

 

ENDLICH!! Und jetzt: am Thema bleiben! Was kann wichtiger sein?! – Andrea Frings

 

Ich bin 15 Jahre alt und wohne in Dresden. In der letzten Ausgabe der ZEIT habe ich den Leitartikel über die Jungen und Jüngsten unserer Gesellschaft, zu denen ich mich auch zähle, besonders aufmerksam und mit einer Mischung aus Genugtuung und Freude, doch auch mit Anklängen von Traurigkeit gelesen. Der Artikel „Klein und allein“ hat mir allerdings nicht aus dem Grund gefallen, weil er meiner Generation das Recht geben könnte sich zu beschweren. Nein, darum geht es mir nicht. Sondern darum, das ich vieles, was in diesem Artikel beschrieben ist trauriger Weise in meinem Alltag und in meinem Umfeld nahezu identisch so wahrnehmen kann und weil, wie schon oft bemerkt, Kinder keine Lobby haben.

Wenn nun also, nach all dem, was das Leben von Jugendlichen in den letzten Jahren erschwert hat, eben diese Missstände in der Kinder- und Jugendpolitik und auch die alltäglichen Probleme Erwähnung finden, dann fühle ich mich als junger Mensch verstanden. Allerdings reicht die reine Erwähnung durch eine/n Erwachsene/n dieses Umstands aus meiner Sicht nicht. Ich bin der Meinung, über Junge Menschen und unsere Probleme sollte nicht nur geschrieben, sondern auch mit uns gesprochen werden.

Genauso wie der/die Intensivmediziner/in über Überlastung oder der/die Landwirt/in über immer schlechtere Erträge öffentlich sprechen können, genauso sollten auch Stimmen junger Menschen Gehör finden. Ich meine damit aber nicht nur die, die sich schon laut auf der Straße äußern, sondern auch diejenigen, welche bis heute kaum zu hören sind. Ich sage ihnen das, weil sie als Medienschaffende dies ändern könnten. Der Text war trotz der fehlenden, eigenen Perspektive der Jungen Menschen eine Freude für mich. – Henry Hafer

 

Frau Schoener bringt das Dilemma mit wenigen Sätzen auf den Punkt. Und sie zeigt dabei auf die Unfähigkeit eines föderalen Systems, auf den wichtigsten gesellschaftspolitischen Feldern gleichlaufende Politik zu machen. Das ist ja eigentlich eine Verletzung der Menschenrechte, die im GG festgeschrieben sind , (z.B. Art. 33 (1): „Jeder Deutsche hat in jedem Land die gleichen staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten.“). Freu Schoener sagt es lapidar mit einem kurzen Satz: „Was fehlt, ist eine gemeinsame Strategie, …“. Das ist ein Hinweis in aller Schärfe auf Probleme, die der Föderalismus provozieren kann.

Fazit: Leider wird Frau Schoeners Appell wie eine Stimme im Wind verhallen. Sie scheint das auch selbst zu ahnen. Denn ihr Artikel endet mit einem Satz, der an Fatalismus und Zynismus erinnert. Diese Regierung vermittelt den Eindruck, dass sie im Hinblick auf die fundamental wichtigen Problemfelder willens ist, auf ganzer Linie zu scheitern. Andere Klientele sind ihr wichtiger. Wie nehmen Regierungsmitglieder eigentlich die Eidesformel bei der Einführung in ihr Amt wahr, die lautet: „… Schaden von ihm wenden …“? Ich frage mich oft, kann dieses Land auf dem Gebiet der Zukunftsvorsorge noch schlechter regiert werden als zurzeit? Trotzdem: Vielen Dank an Sie, Frau Schoener, für diesen Artikel, den man allen Regierungsmitgliedern auf den Schreibtisch legen sollte! – Herbert Schenk

 

„Kinder brauchen echte Zuneigung; keine obligatorisch am Abend vor dem Zubettgehen gezeigten, schnell erledigten Sprüche. Kinder brauchen die Anwesenheit mindestens eines Elternteils zunächst ganztags, später halbtags. Wer bereits Kinder bereits im Alter von deutlich unter einem Jahr in der Kita deponiert und so zur emotionalen Selbstabhärtung zwingt, der sollte sich nicht wundern, wenn ihn diese Kinder kalt und rücksichtslos ins Altersheim stecken, wenn er oder sie beginnt, zu sabbern und wenn die Kinder – ganz nach elterlichem Vorbild – ungehindert Karriere machen wollen. Aber gerade die, die ihre Kinder durch das disfunktionale outsourcing von Zuneigung und Liebe emotional für ihre Karriere bezahlen ließen, die werden trotzdem anmaßend erwarten, dass sich ihre Kinder im Alter liebevoll um sie kümmern.

So ist sie halt, unsere aktuelle, unintelligente Egoistengesellschaft. Ich übe keinerlei Kritik an Eltern, die aus finanziellen Gründen nicht anders können, als Kinder in die Kita zu schicken, weil nur beide gemeinsam den Lebensunterhalt erwirtschaften können! Ich finde es aber zynisch, unanständig und verachtenswert, wenn Politik und Medien aus durchsichtigen Gründen die verantwortungsvollen Frauen mit Mobbing überschütten, die für ihre Kinder wirklich da sind, die außerdem den Job eines Organisators, Einkäufers, eines Kochs, eines Aushilfslehrers, Reinigungsmitarbeiters, einer Krankenschwester, eines Psychologen, etc.etc. ausüben.

Eine Situation von Multileistung, die manche der sog. Karrierefrauen am Arbeitsplatz total überfordern und in den Burnout treiben würde. Die sog. Heimchen am Herd leisten mehr als die, die über diese starken Frauen dümmlich und unerzogen lästern. Das gilt sowohl für die vielfachen sachlichen Tätigkeiten als auch bezogen auf das Wohl der Kinder. Das derzeit weitestgehend propagierte Modell der Abschiebung der Kinder schafft diesen Kindern für später die logisch besten Argumente und die emotionale Erziehug zur Ignoranz, um alte Eltern genau so mitleidlos abzuschieben wie diese Kinder bereits im Windelalter abgeschoben wurden.

Die grauenhafte Spaltung der Gesellschaft geht somit systmatisch bis in den intimsten Bereich der Familie. Wem nutzt dieses Modell gesellschaftspolitisch wirklich? Den Kindern jedenfalls nicht. Hilfreich wäre eine wirklich ernsthafte und intensive Diskussion darüber. Ideologisches Aufkreischen über einen abweichenden aber begründeten Standpunkt wird der Sache nicht gerecht und den Kindern schon gleich gar nicht!“ – Klaus Lachetta

 

Als Vater von drei Kindern im Alter von 14, 16 und 19 Jahren, dessen Frau berufstätig ist und der sich seit Jahren ehrenamtlich kommunalpolitisch meinem Wohnort dafür einsetzt, dass unsere Schulen gut ausgestattet sind, ausreichend und finanzierbare Kindergarten- und Krippenplätze vorhanden sind und es genügend unterschiedliche außerschulische Freizeitangebote gibt, stelle ich mir seit Jahren die Frage: “Was machen eigentlich die Eltern?”

Keine staatliche Institution wird je in der Lage sein, die Aufgabe der Eltern wahrzunehmen, für die Kinder zu sorgen und sie fit für ein selbstbestimmtes Leben zu machen. Erziehung ist zunächst einmal die Aufgabe der Eltern – egal wie “gestresst” sie sein mögen. Ein “stressfreies” Leben mit Kindern gibt es nicht – und gab es auch in der Vergangenheit nicht. Es ist auch keine Frage des Geldes, gemeinsam mit seinen Kindern die Mahlzeiten einzunehmen und dabei zu hören, wo der Schuh drückt, um ihnen dann mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Oder abends aus einem Buch vorzulesen oder einfach mal gemeinsam ein Spiel zu spielen.

In den letzten Jahren sind bereits erhebliche finanzielle Mittel zum Aufbau einer bedarfsgerechten “Betreuungsinfrastruktur” aufgewendet worden, die nicht “der Staat” finanziert, sondern deren Bürger und damit – auch – die arbeitenden Eltern. Trotz all dieser – offenbar nicht ausreichenden – Investitionen, wir die Situation für einige Kinder immer prekärer. Ich schließe daraus, dass es ohne die sog. “Erziehungsberechtigten”, die besser “Erziehungsverpflichtete” genannt werden sollten, nicht geht. Eltern müssen (wieder?) mehr ihrer Verantwortung nachkommen und sich um das Wohl und Wehe ihrer Kinder kümmern. Das sind die Erwachsenen, auf die sie sich verlassen können müssen. Ohne Eltern geht es nicht. – Torsten Lohse

 

Deutschland gehört zu den wohlhabendsten Ländern der Welt mit einem immer noch guten Sozialversicherungssystem. Nur Geld allein hilft nicht. Es braucht Arbeitskräfte. Was jetzt auf den Kinderstationen der Krankenhäuser, den Kitas und den Schulen passiert, ist eine Schande und Folge jahrzehntelanger Ignoranz und Untätigkeit seitens der Politik. Allen Warnungen zum Trotz. Es ist doch lange schon klar und nur ein Rechenbeispiel, wann die geburtenstarken Jahrgänge in die Rente gehen.

Johanna Schoener schreibt: “Die Viertklässler, die in der Schule nur stockend lesen lernen, sollen in zehn Jahren den Babyboomern einen schönen Lebensabend bereiten.“ Dieser Satz impliziert, dass die sogenannten Babyboomer die alleinige Verantwortung für diese Misere tragen und jetzt auch noch erwarten, von immer weniger gut ausgebildeten und versorgten Kindern im Alter selbst bestens versorgt zu werden. Eine reichlich simple Formel. Ganz angesehen davon, dass es tatsächlich schon einige Generationen nach den Babyboomern gibt, finde ich diese Verallgemeinerung ungerecht und nicht zutreffend. Und das nicht, weil ich selbst zu den Babyboomern gehöre (was ich mir übrigens auch nicht ausgesucht habe).

Ich habe drei Kinder großgezogen, die jetzt selbst im Beruf stehen und habe dabei immer gearbeitet, arbeite jetzt noch. Den Spagat zwischen Kindererziehung und Beruf kenne ich nur zu gut. Eine „Work – Life – Balance“ hat es in meinem Arbeitsleben nie gegeben, bis heute nicht. Ich erwarte weder von meinen Kindern noch von irgend jemand anderen, dass er mir meinen Lebensabend versüßt. Was ich aber erwarte ist, dass die Versorgung und Erziehung unserer Kinder als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe gesehen und anerkannt wird, nicht nur als Privataufgabe der Eltern. Die Herumhackerei auf den Babyboomern (auch in anderen Zusammenhängen) bringt da gar nichts. – Regina Stock

 

Menschenrechtskommission und Verfassungsgericht haben recht: Der Charakter einer Gesellschaft zeigt sich an ihrem Umgang mit den Schwächsten. Wie traumatisiert muss ein Volk sein, das so gnadenlos böse mit seinen Kindern umgeht. Während des Corona-Wahns ist diese Haltung schließlich allzu offensichtlich geworden. Der aktuell beobachtbare Rückfall in diesbezügliche Verdrängung und Verharmlosung erinnert mich an den Tag nach der Orgie in Patrick Süßkinds Das Parfum. Chapeau, der wichtigste Kommentar seit langer Zeit. Das Schlafende muss erwachen! – Dr. Andre Hempel

 

Wenn in dem 1. Artikel der Nr.1 der ZEIT so undifferenzierte, verstörende Sätze vorkommen wie z.B. „Den Kindern fehlen Erwachsene, auf die sie sich verlassen können.“ oder „Die Großeltern wohnen weit weg.“ oder „ Der Staat hat ein gestörtes Verhältnis zu seinen Kindern“ oder „Deutschland missachtet das Wohl seiner Kinder“oder „Die psychisch angeschlagenen Jugendlichen von heute sollen dann einer Altenrepublik Zuversicht einhauchen“, dann ermuntert es keinen aktiv zu werden, sondern es stößt ab, ist zynisch, arrogant und kalt, #VersagerStaat. Es fehlt nur noch -wie immer wieder in manchen Zeitköpfen- „die SPD ist an allem Schuld“- und das vor den nächsten zwei riesigen Seiten einer absurden Audi-Reklame. „Oh ZEIT, wo driftest Du hin!“ warnt ein langjähriger Leser. – Rolf Wiehe

 

Bitte beantworten Sie mir eine Frage, warum Ihre Artikel, und die Ihrer meisten Kollegen, nicht ohne Teile aus der englichen Sprache auskommen können. Ich möchte das einfach mal begreifen. Dass Sie englisch sprechen und schreiben können, setze ich für eine Journalistin einfach mal voraus. Dabei will ich mich über die Eigenschaften der deutschen Sprache und deren schöpferische Möglichkeiten gegenüber anderen Sprachen gar nicht auslassen. Es stimmt schon, erst bei Kenntnis fremder Sprachen begreift man die eigentliche Schönheit der eigenen Muttersprache. – Heinz Brennenstuhl

 

Mit der Autorin kann man durchaus d’accord gehen, was die gesellschaftliche und politische Sichtweise auf unsere Kinder angeht. Doch meiner Meinung nach greift das zu kurz. Denn Kinder brauchen nicht alleine den Staat, sondern sie brauchen v.a.staatliche Rahmenbedingungen, die sie möglichst sicher und geborgen in ihrer Herkunftsfamilie aufwachsen lassen. Sie brauchen Vater und Mutter und zwar die biologischen. Nicht umsonst hat die Natur das so eingerichtet, dass aus Vater! und Mutter! ein Kind entsteht.

Alle anderen Lösungen, ob Kita, Pflege-, Stief-, gleichgeschlechtliche-, Lgbt-Eltern etc., sind bestenfalls Notlösungen, schlimmstenfalls ein Alptraum. Denn irgendwann fragen die Kinder nach ihren “wirklichen“ Eltern und suchen nach ihre Wurzeln. Andernfalls gäbe es auch nicht die vielen Dramen in den Pflegefamilien. Oder wer fragt heute nach den psychischen Schäden der DDR- Kinder in der Wochenkrippe oder der Frühbetreuung in den bindungsrelevanten ersten zwei Lebensjahren? Natürlich rühren diese Probleme auch an Begriffen wie Werte und Ethik. Brandheiße Eisen. Denn wer möchte heutzutage etwas hören von Treue, (Nächsten-) Liebe, Verantwortung, Rücksicht…., stehen sie doch diametral dem goldenen Kalb der Selbstverwirklichung entgegen?

Leider kann auch die Herkunftsfamilie kein 100%iger Garant für Kinderglück sein, aber sie sollte als ein “wichtiges Gut“ wieder einen höheren Stellenwert bekommen. Stattdessen demontiert die Politik (linksgrün im besonderen) permanent den Mittelstand, obwohl der- so spießig man das auch finden mag- noch einiges an diesen Kernwerten besitzt. Von Politik und Wirtschaft beeinflusst, vom Egoismus angetrieben, ist die Gesellschaft kaum noch bereit, anzuerkennen, was ein Kind braucht. Es braucht Eltern, die Zeit haben, und es nicht von einer Betreuung in die nächste “entsorgen“. Und damit meine ich nicht, Mutter zurück an den Herd.

Auch der Vater darf durchaus gerne “an den Herd“ oder man teilt ihn sich. Aber ein Kind sollte wissen, zuhause ist ein Platz, da kann ich jederzeit hinkommen und bin kein Störfaktor im Karrierebetrieb meiner Eltern. Mittlerweile ist es so, dass man von einem oder zwei halben Einkommen als Familie kaum noch leben kann (andererseits auch nicht will).Der Normalfall soll sein, alle (erwerbs-)arbeiten immer, denn schließlich möchte man sich etwas leisten -nämlich genau die Dinge, die die Wirtschaft am Brummen halten und leider auch unsere Umwelt vernichten.

Das wird von den Unternehmen -und damit der Politik- befeuert, die die Eltern nach höchstens einem Jahr zurück in den Beruf drängen und vom gesellschaftlichen Druck; “Was arbeitest du eigentlich?“, fragt man die dreifache Haus-Mutter (oder selten auch den Hausmann). Sucht man Alternativen zur Wirtschaftslobby, landet man u.U.bei den Grünen, die auf biologische Herkunft gar nichts mehr geben (alles muss natürlich sein, nur nicht das Kind) und außerdem Kinder bereits gerne als Umweltsünde betrachten. Was wir dabei zurück bekommen, sind einsame, psychisch angeknackste, identitätslose Kinder -mit geringer Resilienz und Lebensfreude. Und in der Tat, selbst aus Egoismus müssten wir uns fragen, ist es das, was wir wollen und brauchen für unsere Zukunft (und Rente)? – K. Riemer

 

Aber hallo: ständig: der Staat soll dies, der Staat soll das – Eigenverantwortung – schon mal gehört? Ich arbeite zeitweise in einer Kinderkrippe und da bekommen wir so kleine Zeitbömbchen hereingereicht – da möchte ich später kein Lehrer oder Arbeitgeber sein. Bei uns sind ihre Eigenheiten noch süß, aber, wenn sie dann ausgewachsene Bomben sind ?! Meiner Meinung nach wird das Pferd heute zunehmend von hinten aufgezäumt. Natürlich ist was dran an der mangelnden Wertschätzung unseres Nachwuchses durch die Öffentlichkeit, aber die Eltern sind doch die Erziehungsberechtigten, und daß Erziehungsberechtigung auch mit einer gewissen Erziehungspflicht verbunden sein könnte, hat sich desöfteren wohl irgendwie davon geschlichen?!

Wir Tagesbetreuungseinrichtungen bekommen wertvolle Rohdiamanten, jedoch ohne die wirkliche Möglichkeit, diese auch nachhaltig zu formen – und die, die es könnten und sollten vergeuden ihr Potenzial in irgendwelchen Work-Life-Balance-Aktionen – zur Selbstberuhigung des schlechten Gewissens? Allen Beteiligten wäre mit ernsthafter Erziehung sicherlich mehr geholfen. – Inka Brückner

 

Wie ermöglicht man allen Kindern ein gutes Aufwachsen – trotz Dauerkrise? Man sollte zuerst Erwachsene erziehen, nicht die Kinder! – Thomas Walter

 

Ein hervorragender Artikel, der mir in jeder Hinsicht aus der Seele spricht. – S. Cirsovius

 

Seit Jahren arbeite ich Ihre Print-Ausgabe intensiv durch, d.h. ich versuche sie mit Verstand zu lesen. Aber auch in Ihrem Medium entdecke ich , wie auch schon z.B. in der Tagesschau (!), oder den WDR-Radio-Nachrichten, den Hang zur einfachen Sprache. Hier ein aktueller „Aufreger“: In der Ausgabe 1/2023 gibt es den sehr lesenswerten Artikel von Frau Schoener, dem ich inhaltlich ohne Einschränkungen zustimme. Frau Schoener schreibt jedoch – vielleicht als Gag zur Abrundung – „Oder zwei Flaschen guten Wein, um …“. Ich denke, auch hier wäre der gute alte Genitiv (guten Weines) angebracht, auf den allerdings viele (andere) sog. „Qualitätsmedien“ verzichten.

Bei all den anderen Forderungen, die für Kinder (habe 4 Kinder, 5 Enkelinnen) zu Recht zu stellen sind, sollte man/frau die Spracherziehung nicht komplett vergessen – denn in dieser (!) Stelle ist es keine Überbeanspruchung der Kinder, sondern eine „Fehlerziehung“ der Eltern/Großeltern zur sprachlichen Unkonzentriertheit – mit generativen Kollateralschäden. Das wäre nicht das einzige Beispiel. Oder ist der Wunsch nach sprachlicher Disziplin im Schriftdeutsch eines Qualitätsmediums so aus der Zeit … – Harri Fechtner

 

Seit immer mehr Schwachstellen in unserem Land offensichtlich werden, stelle ich mir bei Artikeln wie „Klein und allein“ die Frage: Welches Ziel verfolgen wir mit unserem Gemeinwesen? Das Wohl von allen Menschen in diesem Land scheint es kaum zu sein. Die Grundlagen unserer gemeinsamen Daseinsvorsorge haben wir, seit eine neoliberale Marktwirtschaft die soziale Marktwirtschaft abgelöst hat, dem Shareholder Value geopfert. Mit Bahn und Post ging es los, dann verscherbelten wir das Tafelsilber unseres Gemeinwesens wie finanzierbare Wohnungen und so manche kommunale Wasserversorgung.

Gespart haben wir an den Schulen, den Krankenhäusern und der Infrastruktur. Eigenwohl geht vor Gemeinwohl, was sich an der Umsetzung von Projekten zum Wohle der gesamten Gemeinschaft zeigt. Man möge sich hier den Ausbau der Bahnstrecken oder der Stromtrassen als Beispiel nehmen. Eine Schule, Kita-Mitarbeiter oder Kinderkrankenstationen zählen nichts, denn welcher Shareholder wäre hier schon zum Investment zu bewegen, wenn kein Kind zurückgelassen werden soll. Und wenn man dem Autor Frank Schätzing in seinem Traktat zur Weltrettung folgt, dann erklärt er, dass dauerhaft vier Milliarden Menschen besser sind als acht Milliarden.

Macht man es der jungen Generation nur schwer genug das Dasein zu organisieren, werden sie auch bald aufhören, Kinder zu kriegen. Hebammen und Geburtsstationen gibt es schon weniger, Kita-Plätze gibt es trotz entsprechender Gesetze nicht ausreichend, die Schulen rotten vor sich hin, Lehrer gehen vorzeitig in Ruhestand. Weniger Kinder ist der Lösung erster Teil. Dumm ist nur, dass dann niemand mehr da ist, um den Dreck wegzumachen. Eigentlich muss man noch dafür sorgen, dass wir Babyboomer nicht zu lange das Renten- und Gesundheitssystem belasten.

Da wir aber etwa ein Viertel der Bevölkerung ausmachen und im Gegensatz zu Kindern wählen dürfen, traut sich die politische Kaste nicht, an eine unangenehme Lösung, sondern verschlimmert das Problem durch einen Renteneintritt mit 63. Die Lösung des Problems werden später die wenigen Jungen übernehmen, wenn ihnen die Last der Alten zu groß wird. Wir sollten endlich darüber reden, wie wir unser Land gestalten wollen. Und zwar bald. – Bernhard Seilz

 

Beim Lesen des Leitartikels stellte sich mir die Frage, ob die Autorin jemals über den Tellerrand geblickt und vielleicht die Situation hungernder Kinder auf dem afrikanischen Kontinent oder der Kinder in der Ukraine analysiert hat? Die bewusst inszenierte Dramatik der global vom Lockdown traumatisierten und vernachlässigten Kinder, denen Fürsorge und Aufmerksamkeit fehlt, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Haben nicht gerade unsere Kinder die mit den Einschränkungen der letzten Jahre verbundenen Maßnahmen, die ja der damaligen Situation geschuldet und keine „kindliche Globalstrafe“ waren, ganz gut überstanden und kompensiert? Sind nicht vielmehr die (Helikopter)Eltern der Generation Z, die ihrem Nachwuchs offensichtlich alle Herausforderungen und Unannehmlichkeiten ersparen wollen, das eigentliche Problem?

Bildung ist zweifelsohne unser wichtigstes Gut und mehr diesbezügliche Investitionen sind definitiv sinnvoll, richtig und wichtig. Und ja, hier tut sicher auch Reform Not, insbesondere im Hinblick auf soziale Ungleichheiten. Aber nehmen wir unseren Kindern nicht alles ab, trauen wir ihnen wieder mehr zu und blicken wir in einem Land, das immer noch zu den reichsten und bestversorgtesten Ländern der Welt zählt, ruhig mal wieder etwas positiv in die Zukunft, Optimismus ist ansteckend! – Dr. G. Müller

 

Dieser Leitartikel beinhaltet so viele Wahrheiten, die ich nur bestätigen kann. Es trüge für jeden einzelnen Menschen (Kinder sind auch Menschen) dazu bei, wenn es mehr Kindergärten, bessere Schulen und mehr und bessere Betreuung gäbe, ganz verwerflich ist die medizinische Betreuung als kaufmännische Einrichtung zu betrachten. Es fehlte nicht nur 2022 daran, unser Staat wurde kaputt gespart. Wem nutzt es denn, wenn diese verlorenen Menschen später kriminell werden, sich besorgen, was sie sich hätten kaufen können, wenn man (Gesellschaft) ihnen Bildung zugetragen hätte. Warum wird das übersehen? Menschenkinder haben keine Lobby, besonders nicht in Deutschland.

Es hat Jahre gedauert, bis in der Rechtssprechung das Vergehen an Kindern höher bestraft wird als das Entwenden einer Handtasche. Und wenn dann die Menschen, denen Bildung kein Fremdwort ist, darauf verzichten würden, das Elternhaus, in dem auch bereits keine Bildung stattgefunden hat, dafür verantwortlich zu machen, das wäre dann auch noch Empathie für die Kinder. Vielen Dank für diesen Artikel, dazu noch auf der ersten Seite. Hoffentlich lesen ihn auch die, die an der Situation etwas ändern könnten. – Elisabeth Witt-Kipper

 

Danke! Als Vater zweier Söhne, die in der Corona-Zeit ihren Schulabschluss gemacht haben sprechen Sie mir aus der Seele. Geld wäre ja genug da: – zig Milliarden werden ausgegeben damit Leute wie ich einen Zuschuss zu Benzin- und Heizkosten bekommen. Ich brauche das gar nicht! Es wäre mir viel lieber, diese Riesensumme würde in Bildung und Fürsorge für unsere Kinder investiert. – Martin Lewit

 

Grenzen und Konsequenzen. Natürlich wird man in dieser Gesellschaft schnell als kinderfeindlich abgestempelt, wenn man die Akzente anders setzt als Johanna Schoener in ihrem Artikel „Klein und allein“. Gibt es auch noch zuerst und vorrangig die Verantwortung der Eltern, wenn es um Erziehung und Bildung der Kinder geht? Vielleicht fehlt es ja auch am Interesse des Staates bezogen auf die Kinder, aber zu allererst ist es die Aufgabe der Eltern, selbst „Fürsorge, Aufmerksamkeit, Sicherheit“ (J.S.) in ihre Kinder zu investieren. Das kann und sollte der Staat nur nachrangig leisten. Nicht nur in der Öffentlichkeit erlebt man immer öfter Kinder mit ihren „unerzogenen oder desinteressierten Eltern“, die ihren „lieben Kleinen“ keine Grenzen mehr setzen und auch noch chic und selbstbewusst finden, was man früher einfach als „unerzogenes“ Verhalten bezeichnet hätte.

Dass wir die „starre und strenge Erziehung“ vor 1968 überwunden haben, ist ein großer Fortschritt. Aber inzwischen muss man vielleicht darüber nachdenken, ob „Grenzen und Konsequenzen“ in der Erziehung wieder eine größere Rolle spielen müssen und ob staatliche Leistungen für Familien sogar daran gekoppelt werden sollten, ob Eltern sich auch selbst um ihre Kinder kümmern und sich für sie interessieren. Diese Verantwortung sollte man Eltern nicht abnehmen.

Dann würden die Kinder vielleicht auch „an-schaulich“ lernen, dass es so etwas wie Eigenverantwortung für ihr Leben gibt und der Staat nicht die Dauerfürsorgerin der Familien ist. Dass es in Ausnahmefällen so sein muss, ist ja unbestritten. Aber die extreme Drop-out-Quote in unserer Gesellschaft ist alarmierend und ein Indikator für die Notwendigkeit, dass Ermutigung zur Anstrengung und eigenen Stärke wichtiger ist als ein ständiges „Pampern“ und es staatliche Unterstützung nicht zum Nulltarif geben sollte. – Bruno Hessel

 

Nicht „der Staat hat“, sondern die Eltern haben ein gestörtes Verhältnis zu ihren Kindern. – Paul & Amy Desmet

 

Schön daß Sie sich um Kinderkram auf der ersten Seite bemühen. Aber was den Artikel von Johanna Schoener betrifft, ist das wenig hilfreich. Deutschland missachtet das Wohl seiner Kinder? Fürsorge, Aufmerksamkeit und Sicherheit, dafür haben Kinder Eltern. Der Staat, sofern er in Form einer freiheitlichen und demokratischen Republik geführt wird, sorgt für den Rahmen. Er bietet Kindergarten, Schule und ein duales Ausbildungsangebot oder Universitäten an. Sich zu fragen, warum ein Teil der Schüler weder rechnen, lesen noch schreiben kann, bedeutet, sich zu fragen, ob die zahllosen Reformen an den Schulen dazu beigetragen haben.

Diese Problematik immer nur mit fehlenden finanziellen Möglichkeiten und der sogenannten sozialen Ungleichheit zu erklären, ist fatal und entspricht nicht der Realität. Und wie ermöglicht man allen Kindern ein gutes Aufwachsen – trotz Dauerkrise? Raus aus dem Krisen- und Jammermodus und den Kindern als Eltern das geben, was sie brauchen: Gute Wurzeln, Liebe und Verständnis, damit ihnen die notwendigen „Flügel“ wachsen können.

Die öffentlichen Einrichtungen sind dafür nicht zuständig. Das heißt konkret: Zurück zur Eigenverantwortung und weg von der überdimensionalen Einmischung und Besserwisserei durch den Staat. Der Staat sind nämlich wir alle, kein unbekanntes Wesen. Die Verantwortung für sich muss jeder selber zum Wohle der Gemeinschaft übernehmen. Dabei zu unterstützen, das wäre eine hilfreiche und sinnvolle Aufgabe. – Martina Lorch

 

In o.g. Artikel schreibt Johanna Schoener „Deutschland missachtet das Wohl seiner Kinder“ und fragt unter Verweis auf die erschreckenden Ergebnisse schulischer Bildung in Deutschland: „Warum wird nicht investiert, obwohl es dringend nötig wäre?“ Diese Frage stelle ich mir schon lange. Frau Merkel hat zu Beginn ihrer Kanzlerschaft Bildung zur Chefsache erklärt!

Das Ergebnis, bereits 2011 statistisch erfasst von Prof. Dr. Anke Grotlüschen (Uni Hamburg) in ihrer sog. Leo-Studie zum „funktionalen Analphabetismus“ Erwachsener in Deutschland: – Menschen, die einzelne Wörter lesend verstehen oder schreiben können, nicht jedoch ganze Sätze: 2,3 Millionen Analphabeten entsprechend 4,5% der Erwerbstätigen Bevölkerung – Menschen, die einzelne Sätze lesen oder schreiben können, nicht aber kürzere Texte wie z. B. eine Arbeitsanweisung: 7,5 Millionen funktionale Analphabeten entsprechend 14,5% der erwerbstätigen Deutschen (hierin sind die vorgenannten 4,5% enthalten, die die Satzebene unterschreiten).

– Menschen, die auch bei gebräuchlichen Wörtern fehlerhaft schreiben: 13,3 Millionen entsprechend 25,9% der erwerbstätigen Bevölkerung. Damit sind 20,8 Millionen Menschen in Deutschland – also 40,4% der deutsch sprechenden erwachsenen Bevölkerung im Alter von 18-64 Jahren – nicht in der Lage, den gesellschaftlichen Erwartungen und Normen entsprechend mit Schriftsprache umzugehen. Ich hätte erwartet, dass solche Zahlen einen gewaltigen Aufschrei bewirkt hätten, doch nichts Grundsätzliches ist seitdem geschehen. Zurück zum Artikel von Frau Schoener: Aus den in jeder Hinsicht schlecht betreuten Kindern werden Erwachsene mit den oben beschriebenen Handicaps.

Und da fragen wir uns, wo die überall dringend benötigten qualifizierten Arbeitskräfte sind… Und wir fragen uns, wer die Idioten sind, die Feuerwehrleute, Sanitäter und Polizisten angreifen, die in der Hilfe für unsere Gesellschaft tätig sind… Und wir haben (noch) keine Vorstellung davon, welcher volkswirtschaftliche Schaden mit diesem 20MillionenMenschenProblem einhergeht… Was muss eigentlich passieren, bis unsere politischen Träumer endlich aufwachen und ihre Agenda prioritär überarbeiten? – F. Funk

 

Bevor ich es jetzt noch einen Tag aufschiebe, weil zwischen Arbeit, Kindern, Einkaufen und den großen Sorgen über die entsetzliche Schulsituation für das große Kind kurz vorm dem Wechsel in die 7. Klasse SCHON WIEDER KEINE ZEIT BLEIBT, danke ich Ihnen ganz herzlich, ja wirklich: aus vollstem Herzen für Ihren klugen, differenzierten und dabei dennoch angemessenen wütenden Artikel „Klein und allein“. Es macht mich immer wieder sprach- und fassungslos, wie wenig Kinder in diesem reichen Land zählen (Stichwort: „Sondervermögen“), wie wenig Lobby sie haben, warum wir es uns angesichts der auf uns zu kommenden Krisen leisten zu können glauben, eine Generation in ständig geschlossenen, maroden, peinlich analogen Schulen mit überlasteten Lehrer:innen auszubilden. Es ist eine Schande.

Aber mehr als abends am Küchentisch zu ranten und meine Kinder zu verunsichern, kriege ich nur in Ausnahmefällen hin – und kann mich also schön an die eigene Nase fassen, wenn ich mich frage, warum „die“ Eltern nicht eigentlich jeden Tag auf der Straße sind. Umso herzlicheren aufrichtigeren Dank also für Ihren Beitrag, ich weiß ihn sehr zu schätzen und hoffe, dass Ihnen die ZEIT mehr und mehr und immer mehr Platz für diese Themen gibt. – Janika Gelinek

 

Als alter Mann (immerhin aber Weltmeisterjahrgang 1954) schäme ich mich, wie wir als Gesellschaft mit Kindern umgehen. Ich teile alle Argumente im Leitartikel Klein und allein. Meine Enkelinnen wohnen in Meine, Landkreis Gifhorn, also im wohlhabenden Speckgürtel von Wolfsburg. Die dortige Kita leidet unter Personalnot, Personalfluktuation und Raumnot. Eine Behebung der zahlreichen Mängel scheitert am Geld. Es gibt aber eine riesige neue Schützenhalle samt überdimensioniertem Parkplatz nebst Tagungssaal.

Und die monatliche Miete für ein nicht genutztes Gebäude würde reichen, um meinen Enkelinnen und ihren Freunden den dringend notwendigen Lärmschutz zu bezahlen, ohne den die Kinder nicht vernünftig sprechen lernen können. Da die Kinder ausserdem weniger Platz haben als eine deutsche Legehenne, habe ich für das neue Jahr den Vorsatz gefasst, eine Initiative „Oldies for Kids“ zu gründen, die sich demnächst mit der bekannten braunen Frühstücksmasse vor der Kita festkleben wird. – Prof. Dr. Ralf Kreikebohm

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Was die Zeit aus uns macht“ von Harald Martenstein

 

Man könnte den Titel auch anders schreiben, z.B. : Was DIE ZEIT aus uns macht, nämlich gut informierte Leserinnen und Leser. In diesem Sinne, weiter so im neuen Jahr. – Ute Koch

 

Als 53er-Jahrgang kann ich zu Ihren Gedanken und Ausführungen nur eines sagen: Danke! Ich unterschreibe jeden Satz. Und: was ich am Altern wirklich fürchte, ist der Umstand, dass Sie mit dem Schreiben aufhören könnten. Und ich mit dem Lesen… – Thomas Meichle

 

Da fällt mir nur ein Wort ein: Chapeau! – Thomas Bickelhaupt

 

Alles Gute zum 70. Herr Martenstein. – Peter Krieger

 

Die Konstanz mit der Qualitätsjournalismus, stets verlässlich und pünktlich ins Haus geliefert wird macht dankbar. Mit den beiden Beiträgen von Harald Martenstein belegt die Redaktion wieder einmal die Hand am Puls der Zeit zu haben (die letzte Generation?) und Mitarbeitende unter einen Hut zu bringen, die seriös und kreativ eine immense Spannbreite abdecken. Der Redaktion weiterhin eine glückliche Hand bei der Auswahl der Themen und der optischen Gestaltung. – Robert Gfrörer

 

„DANKE“ !!!! für diesen Artikel, Danke an Herrn Martenstein als Verfasser, Danke an die Radaktion für die Veröffentlichung! Ich habe schon lange keinen solche beeindruckenden Artikel gelesen, einen Artikel, der mir so aus dem Herzen spricht ! Das einzige was ich daran bedauere ist, daß ich nicht in der Lage bin, solch einen Artikel zu schreiben – so umfassend, so sprachlich genial, so ohne Besserwisserei, so ohne Resignation ! „Chapeau!“ Herr Martenstein ! – Steffen Lasch

 

Wo ist Ihr Witz geblieben, Ihre Hellsichtigkeit, Ihr Selbst-Bewusstsein? Nur weil Sie als typisch ältlicher Mann mit Kleinkind in Zügen regelmäßig von Frauen und Jugendlichen belästigt wird, haben Sie nicht das Recht, ihr Beleidigtsein, ihre Entrüstung, ihre Empörung dermaßen vorhersehbar, klischeehaft, gewöhnlich und ununterhaltsam zu veröffentlichen. Sie können das besser! – P. Wargalla

 

Wer ist eigentlich dieser Harald Martenstein und warum wird mit ihm auf dem Titelblatt geworben und nicht mit den jungen Frauen, die in Afghanistan Teppiche knüpfen? Wer soll mit dem Aufmacher angesprochen, angezogen, zum Kauf verführt werden? Wer ist Ihre Zielgruppe und was ist Ihr Anspruch an sich und Ihre Leserschaft? – Stephanie Lamping

 

So gerne ich Ihre Kolumne im Magazin bisher über die Jahre genossen habe, u.a. wegen der Ironie und des unterschwelligen Sarkasmus, so sind Sie in dem „küchenphilosophischen“ Versuch sich über das Alter auszulassen im falschen Ressort gelandet. Haben sie denn nicht die am gleichen Tag erschienenden Leitartikel der ersten Seite der Zeit gelesen? Wie kann man da voller Inbrunst „weihnachtsduselig“ und senilsentimental hinausposaunen: “ Das Leben ist schön und ich mache alles für die Enkel“!

Aus einer Wohlstandsblase heraus kann man natürlich so etwas formulieren, aber die Mehrheit der Menschen auf diesem Planeten würde da sicher anderer Meinung sein. Putin ist in Ihrem Alter, er lässt morden für „seine“ Enkel, an die unschuldigen Menschen, an die sinnlose Zerstörung denkt er sicher nicht, aber das Leben ist schön!!! Ich halte es da eher für angebracht 2 Zitate über das Dasein anzumerken: „Ob das Universum unendlich ist, weiß ich nicht, aber die Dummheit der Menschen ist es sicher!!“ (Physiker), “ Nicht geboren zu werden, ist das höchste Glück auf Erden!“ (Philosoph). – Wolfgang Springfeld

 

Ihre Texte in der ZEIT (zb auch der kürzlich erschienene über das Altern) enthalten immer eine ganze Reihe von schönen, berührenden und originellen Gedanken und (Selbst-)Beobachtungen! Am schönsten finde ich Ihre Texte, wenn Sie etwa über andere, vom Leben nicht so gut behandelte oder vorbildhafte Personen schreiben. Weniger mag ich, wenn Sie (für mich zu oft und ausführlich) Ihre bzw. unsere/meine Generation verteidigen und in Selbstmitleid schwelgen. Allerdings kann ich mir schon vorstellen, dass viele kritische bis beleidigende Leserbriefe und Social-Media Shitstorms dazu führen können…

Ich bin auch schon deutlich über die 50, mein Onkel war in diesem Alter bereits tot, mein Cousin schon viel früher, und ich habe dem Sterben von Menschen schon persönlich beigewohnt. Ich denke, im Alter von 60 oder 70 oder auch darüber sollte ein Text über das Altern und das Lebensende weniger „ich ich ich“ und weniger Selbstmitleid und weniger „wir wissen was ihr noch nicht wissen könnt…“ enthalten, bzw. weniger darüber besorgt sein, dass man „höllisch aufpassen muss, damit überhaupt etwas bleibt und man nicht vergessen wird“.

Ich meine, man sollte sich spätestens in diesem Alter eher auf das konzentrieren, was ein Sinn des Lebens (persönlich und im allgemeinen) und der Sinn der Welt („Schöpfung“) sein könnte – auch wenn wir das natürlich niemals sicher wissen können- und welchen Beitrag man noch leisten kann, zum „Sinn in diesem Sinne“ beizutragen – ohne danach zu schielen, dass man vielleicht doch noch eine kleinere Berühmtheit wird, die erst 20 Jahre später vergessen wird als andere… Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen in separater Email noch ein paar Gedanken mitgeben, welchen Sinn (außerhalb von einem selbst) man in dieser Welt vielleicht noch finden könnte, auch jenseits der 50 oder 70. Einer davon ist etwa im großartigen Song „A New Day“ von Neil Young beinhaltet. – Paul Dietl

 

Während ich gestern Ihre Zeilen las, übertrug das Fernsehen die 9. Symphonie von Beethoven aus der Semperoper. Wehmut überkam mich, als ich mir dabei vorstellte, daß unsere Generation vielleicht die „letzte“ ist, die solche, angeblich zeitlose, Musik noch hören will. Die Generationen nach uns verbringen ihre Zeit überwiegend im ständigen Dauergedudel, das aus Handys und Warteschleifen ihre Hörnerven abstumpft, sie am Lenkrad wachhalten, zum Kaufrausch animieren, vielleicht sogar vom Nachdenken ablenken soll? So geht mehr und mehr der Sinn und die Muße für echte Kunst verloren!

Der 4. Satz weckte meine Lebensgeister wieder; ich wünschte mir, noch viele Jahre (gesund) zu erleben, um immer wieder von neuem von solcher Musik ergriffen zu werden. Um zu versuchen, auch meine erwachsenen Kinder und meine Enkel für sie zu gewinnen. Zum Ausgleich höre ich mir dann auch – in Maßen – Kinderlieder und Rockmusik an! Im Alter müssen wir keine Karriereleitern mehr erklimmen, allenfalls die Himmelsleiter! Andererseits haben gerade Politiker jenseits des Renteneintrittsalters noch viel bewegt und erreicht. Insofern stimmt „Du kannst nichts mehr werden“ nur zum Teil, trifft allerdings auf die Mehrheit der Alten zu!

Doch können sie offen sagen, was sie denken – ohne Rücksicht nehmen zu müssen auf all die selbstermächtigten Moralisten, Sprachpolizisten oder -isten jedweder Ideologie! Lieber Herr Martenstein, schreiben Sie noch viele Jahre, mindestens bis 80, ohne Rücksicht auf den jeweiligen Zeitgeist über alles, was Ihnen an Absonderlichem begegnet und widerfährt, und steigern Sie unsere Lese(r)freude mit Ihrem Humor, Ihrer Ironie und einer kräftigen Prise Sarkasmus! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Um es vorweg zu sagen, ich kann oft wenig mit Herrn Martensteins Texten anfangen. Als 32-Jährigem ist mir seine Perspektive häufig fremd, die – das darf ich wohl unterstellen – doch die eines älteren weißen Herrn ist, der insgesamt ein privilegiertes Leben gelebt hat. Ich mag also nicht ganz unvoreingenommen an seinen Essay herangegangen sein. Einigen Gedanken würde ich auch durchaus zustimmen, etwa dass man, egal in welchem Zusammenhang, Pauschalisierungen möglichst vermeiden sollte, den Wert von Erinnerungen als Hinterlassenschaft, oder dass es wenig Sinn macht, in den Kategorien „richtig“ und „falsch“ auf persönliche Entscheidungen zurückzublicken.

Der aus meiner Sicht wichtigste gesellschaftliche Gedanke kommt jedoch viel zu kurz: die Verantwortung vergangener für zukünftige Generationen. Und dazu passt für mich eben keine Einstellung wie „ich hab’s nicht nötig, mich anzupassen“, die zuallererst Egoismus ausdrückt, und auf frühere Generationen zu verweisen, die ja „auch schon rauchende Schlote“ hatten. Wie wär’s stattdessen mit: Lasst uns dankbar auf den Wohlstand blicken, der uns so ein angenehmes Leben ermöglicht hat, und jetzt ein Stückchen von diesem Komfort aufgeben, damit unsere Kinder ebenfalls so ein „wunderbares Leben“ haben können? Sehr schade, dass Herr Martenstein diese Gelegenheit verpasst hat. – Jonathan von Oppen

 

Mit Interesse und viel Zustimmung habe ich (74) die Gedanken von Harald Martenstein über das Altern gelesen. Jetzt würde mich sehr interessieren, wie ein Artikel zum selben Thema, aber von einer 70-jährigen Frau geschrieben, ausfallen würde! Ich hoffe, ein derartiger Beitrag ist bereits in Vorbereitung! – Reinhild Berger

 

Meine Freundin (78) und ich (84) lesen gerade den Beitrag von MARTENSTEIN über das Alter. Wunderbar und auch menschlich sehr gut getroffen, so kennen wir ihn eigentlich nicht. Vielen Dank für diesen Beitrag. – K. Winterfeld

 

Der alte Spruch der Computer-Leute: „Garbage in – garbage out!“ gilt auch heute noch! Viele der heute jungen Leute vertrauen blind asozialen Medien, Wikipedia und ähnlichen „Weisheitsquellen“ – auch wenn sich dort fachlicher Blödsinn findet , den sie kaum als solchen erkennen. Hauptsache, die verbreiteten (pseudo-) wissenschaftlichen Erkenntnisse passen zu ihren „guten Absichten“!

Sie, Herr Martenstein, sollten sich somit keine Sorgen machen: Der (vermeintlich „alles könnende“) technische Fortschritt braucht immer noch fachlich qualifizierte und denkende Menschen, die Unsinn von Fakten unterscheiden können! Das politische Problem liegt im erstaunlich großen Nichtwissen(-wollen?) eines größeren Teils der jungen Generation U28. Auch dort „Fachkräftemangel“ oder hat sich der „Dunning-Kruger-Effekt“ als Seuche verbreitet? – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Ein alter weißer Mann möchte die Gelegenheit Ihrer beiden Artikel im letzten Zeitmagazin nutzen, um Ihnen einmal Dank zu sagen. Was ich von Ihnen lese, ist wohltuend von den Qualitäten geprägt, die Sie als heute obsolet benannt haben wie Ehrlichkeit, Selbstkritik, Empathie. Und da nichts aufgeregt aufgemacht wird und selbst bei dem ein Lächeln durchschimmert, was Sie kritisieren bzw. in der Kritik sehen (wie Ihren 300 SL), , würde ich das gemäß meiner Sozialisation als weise bezeichnen – alles andere als vertrocknet, abgestanden, vorgestrig, sondern mit weitem Horizont, erfahrungsgesättigt, klar, erfrischend, herausfordernd und mit einfach liebenswerter Note. Sie sprechen persönlich und nicht pauschalisierend.

Was mich besonders berührt hat, waren die Sätze zur Gnade – dass Sie dieses Wort überhaupt in die Zeile zu nehmen wagen! Da erinnerte ich mich an die Unterscheidung von Person und Werk, die Sie mal als Ergebnis Ihrer religiösen Erziehung berichteten. Da lachte mein Pfarrerherz, weil ich gelernt hatte, dass sie eine der entscheidenden Entdeckungen Luthers gewesen sei. Und es geht bei Ihnen unaufhörlich in die Schule, um zu studieren, wie glaubwürdig gesagt werden kann, dass geistlich Grundiertes sich als säkulare Lebenskraft auswirkt. – Michael Heering

 

Seit ca. 50 Jahren lese ich „DIE ZEIT“- früher im Beruf mehr Politik und Wirtschaft, seit einigen Jahren in der Pension beginne ich im ZEIT Magazin mit Harald Martenstein. Großartig was Ihnen einfällt. Bitte machen Sie so weiter. PS : Übrigens im „Loch“ habe ich jetzt Zeit den überwiegenden Teil der ZEIT zu lesen, wozu mir früher im Beruf die Zeit fehlte. – Otto Rinninger

 

Gerade habe ich Ihren neusten Artikel über das Altern gelesen. Ich bin jetzt 63 Jahre alt und man macht sich nun viele Gedanken weil man Zeit hat. Ihr Artikel ist von Anfang bis Ende einfach großartig. Er beschreibt genau die Gedanken vieler in unserem Alter und nach dem man ihn fertig gelesen hat fühlt man sich einfach nur gut. Danke dafür. – Peter May

 

Es mag daran liegen, dass auch ich im Jahr 2023 70 Jahre alt werde, dass mir Ihr Artikel so aus dem Herzen spricht. Auch ich bin nicht mehr einverstanden mit vielen meiner Ansichten und Äußerungen als Zwanzigjähriger. Es treibt mir immer mal wieder die Schamesröte ins Gesicht, wenn ich daran denke, mit wie wenig Empathie ich mit meinen Altvorderen umgegangen bin, weil ich einfach keine Ahnung hatte und haben wollte, wie es ist, alt zu sein. Dass die heutigen Jungen ähnlich sind kann ich ihnen also eigentlich nicht verdenken.

Allerdings glaube ich, dass unsere Generation doch etwas besser war im Differenzieren: wir hassten die Nazis, aber es war trotzdem klar, dass nicht alle der Elterngeneration Nazis waren. Deshalb kränkt es mich auch so sehr, wenn pauschal „wir Alte“ den Jungen jetzt angeblich „die Zukunft klauen“. Als seit Jahrzehnten eingefleischte Umweltschützerin bin ich mit Sicherheit weniger geflogen (zwei Mal im Leben, seit 1974 überhaupt nicht mehr) und weniger Auto gefahren (nur ungern und wenn es nicht anders geht, denn ich lebe auf dem Land mit kaum existierenden ÖPNV), als sehr viele der jungen Leute, die so lauthals uns Alte verteufeln, und die in ihren 20 Lebensjahren schon mehr CO2 verursacht haben als ich in fast 70.

Ich esse kaum Fleisch, trage die Kleidung jahre- bis jahrzehntelang, hege und pflege meinen naturnahen Garten, schütze Vögel usw. usw., wie so viele meiner Generation. Ich finde, dass „wir“ völlig zu Unrecht an den Pranger gestellt werden. Das Schwarz-Weiß-Denken, das bei vielen jungen Leuten so stark verbreitet ist, verhindert Kommunikation und Annäherung von Menschen unterschiedlicher Generationen, dabei gibt es doch zusätzlich auch noch viele Abstufungen von grau, außerdem sogar bunt.

Ich würde die junge Generation auch nicht in Bausch und Bogen ablehnen, weil es unter ihnen jede Menge Individuen gibt, die wir früher als „Konsumidioten“ bezeichnet hätten. Es ist doch ganz einfach so, wie meine Oma sagte: „Es gibt solche und solche.“ Manche sind gelassen, andere dauererregt, manchen liegen die Umwelt und ihre Mitmenschen am Herzen, andere denken nur an sich. Das ist keine Frage der Generation, sondern eine Frage des Charakters.

Alt werden und alt sein ist nicht sehr angenehm, wenn sich die verschiedenen Zipperlein einstellen, wenn man sich vom Sohn oder Enkel Vorgänge am Computer erklären lassen muss, wenn man weiß, dass der größere Teil des Lebens vorbei ist. Andererseits empfinde ich wie Sie auch ein großes Maß an Freiheit. Ebenso wichtig das Gefühl der Erleichterung, dass es mich nicht kümmern muss, wie weit die Erderwärmung im Jahr 2050 fortgeschritten sein wird. Es tut mir leid für die Menschen, die dann unter diesen Bedingungen leben müssen, aber i c h muss es nicht. Unsere Generation hatte einfach auch unverschämtes Glück, was den Zeitpunkt und das Land der Geburt betrifft.

Was Sie über die Gnadenlosigkeit schreiben empfinde ich auch sehr stark. Ist es eine gewisse Altersmilde, die mich dazu bringt, toleranter und verständnisvoller zu sein? Zu akzeptieren, dass auch eine andere Meinung ihre Berechtigung haben kann? Andererseits: Waren nicht auch diejenigen Teile der 68er-Bewegung, die sich radikalisiert haben, gnaden- und respektlos? Gab es nicht damals die „klammheimliche Freude“ über die Taten der RAF, wenn sie alte Nazis kidnappten und sogar töteten, weil die in der BRD nahtlos weiter Karriere gemacht hatten statt ins Gefängnis zu wandern?

Auch ich war damals nicht ganz frei davon, aber heute finde ich diese Taten schrecklich, weil ich davon überzeugt bin, dass, außer in Notwehr, kein Mensch einen anderen töten darf, egal, welche Schuld der auf sich geladen hat. …. Aber dann frage ich mich natürlich nach dem Jahr 2022: wie ist das mit dem Krieg in der Ukraine? dürfen die ukrainischen Soldaten die russischen töten oder doch eher nicht? Ach, es ist ja alles so kompliziert! Für grün Angehauchte ganz besonders.

Bei aller Übereinstimmung in den Ansichten, lieber Herr Martenstein, habe ich Ihnen doch eins voraus: Sie sind ein weißer, alter Mann, das ist ganz böse, ich bin eine weiße, alte Frau, das ist nicht ganz so schlimm. Sie hätten bei der Wahl Ihres Geschlechts etwas vorsichtiger sein sollen. Also bemühen wir uns weiter, alles nicht so verbissen zu sehen und den Humor zu bewahren, auch wenn es angesichts dessen, was in der Welt passiert, manchmal sehr schwer fällt. – Marianne Schenk

 

Sie können gar nicht zu viel schreiben. Machen Sie bitte noch lange, zumindest bis „irgendwann“ weiter. – Kurt Heinz

 

Wie kann einen dieses wunderbare Leben jemals satt machen? Liebe ZeitlerInnen, lieber Harald Martenstein, das ist das bisher Beste, das wir von ihm, Ihnen gelesen oder gehört haben! Ganz doll Dankeschön sagt – Gudrun von Felde

 

Ihr Beitrag im ZEITmagazin Nummer 1/2023 hat mir gut gefallen. Wahrscheinlich vor allem deshalb, weil ich mich ihrer Generation zurechne, obwohl ich schon ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel habe. Viele der darin geäußerten Gedanken sind mir in gleicher oder ähnlicher Weise vertraut – ich erkenne mich darin sozusagen wieder.

Eine Position allerdings kann ich nicht nachvollziehen, nämlich Ihre Haltung zur Erbschaftssteuer. Was ist so falsch daran, wenn (junge?) Menschen, die vermutlich das Glück hatten, in einigermaßen privilegierten Verhältnissen aufzuwachsen, etwas von dem Geld der Gemeinschaft abgeben, das ihnen ohne eigenes Verdienst zufällt (Sie benennen es ja richtig: „Leistungsloses Einkommen“)?. Und wenn Sie nahelegen, dass es besser wäre, Ihr Geld zu verjubeln als einen Teil davon dem Staat überlassen zu müssen, nehme ich Sie nicht ernst! Ihre Kinder würden dann ja auch leer ausgehen. Und da Sie behaupten, dieselben zu lieben (was ich ihnen auch abnehme), glaube ich Ihnen einfach nicht.

Ich selbst habe drei Kinder und sieben Enkelkinder und werde ihnen bei meinem Ableben auch einiges hinterlassen. Dabei finde ich es zugegebenermaßen ganz schön, dass aufgrund der doch recht hohen Freibeträge kaum Erbschaftssteuer anfallen wird. Sie müssen mir aber glauben, dass ich es nicht schlimm fände, wenn meine Nachkommen dem Umstand ein wenig Rechnung tragen müssten, dass sie sich bisher meistens auf der Sonnenseite des Lebens befunden haben und darüber hinaus auch ganz gut ohne meinen Nachlass klarkämen. Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen das Verfassen ihrer Artikel auch im neuen Jahr viel Spaß macht. Mir wird es auch weiterhin Spaß machen, sie zu lesen – meistens, nicht immer. – Roland Rössler

 


 

 

Leserbriefe zu „Hinein, nicht hinaus“ von Wolfgang Bauer

 

Diskriminierende Herrschaftsideologien können sich nur bei Strafe des eigenen Untergangs dauerhaft öffnen. Offensichtlich haben die Taliban dies erkannt. Eine fortgesetzte Liberalisierung im eigenen Land würde ihren Alleinvertretungsanspruch immer mehr aushöhlen und letztendlich ihre absolute Herrschaft destabilisieren. Nicht wirklich überraschend, wenn die Taliban nun zur reinen Lehre zurückkehren. Was also jetzt tun? Afghanistan bestrafen? Die Taliban werden die Strafe an die Schwächsten weitergeben und sich intern als Beschützer gegen den externen Feind aufspielen.

Und sie werden auf diese Weise ihre Herrschaft stabilisieren. Es bleibt nur der Weg der Differenzierung: Weiter helfen, wo die Not am größten ist, ohne in den Dienst der Taliban zu treten. Die Schwächen der Taliban stärken. Und sich nicht als externen Feind anbieten, denn das schweißt die Herrschaftsclique zusammen und erschwert, dass sie an sich selbst – an den eigenen Widersprüchen und internen Machtkämpfen – scheitern. – Reinhard Koine

 

Ich nehme Bezug auf den Artikel „Hinein, nicht hinaus“ von Wolfgang Bauer. Hier ist zu lesen:“Wir brauchen Akademien, auf denen die Landessprachen unterrichtet werden, auf denen Entwicklungshelfer ausgebildet werden, die sich auf Jahre für dieses Land verpflichten, nicht bloß auf Monate.“ Ich bin erneut irritiert, dass Herr Bauer sich offensichtlich kein Bild darüber gemacht hat, wie Entwicklungshelfer*innen auf Einsätze vorbereitet werden. Ich war über 2 Jahre in Mazar-e-Sharif am dortigen „Institute of Health Sciences and Medical Training“ tätig.

Wie auch bei vorherige Auslandstätigkeiten erfolgte vorher eine Vorbereitung, zu der auch ein Dari-Sprachkurs gehörte. Entwicklungshelfer*innen haben auch vor Ort die Möglichkeit die jeweilige Sprache zu erlernen und zu vertiefen (bezahlt von der Entsendeorganisation). Die Akademie für Internationale Zusammenarbeit (AIZ) (lange Zeit in Bad Honnef angesiedelt) existiert schon seit Jahrzehnten und unterstützt ganz unterschiedliche Entsender intensiv bei der Vorbereitung auf die Arbeit im Ausland. Schade, dass Herr Bauer das nicht weiß! – Eva-Maria Sammet

 

Verteidigten wir Demokratie und Freiheit am Hindukusch erfolgreich? Nein. Vermittelten wir andere Werte, wie Bildung? Nichts, was unumkehrbar ist. … Wir bekämpften die Taliban und besetzten das Land Afghanistan, erreichten aber nicht die Herzen und Köpfe von Afghanen. … Wie kommt es zur ressilenten Herzensbildung, die Arterhalt vor Selbsterhalt priorisiert?

Der Arterhalt umfasst acht Milliarden Menschen und nachfolgende Generationen. Derzeit riskieren wir mit Kohlenstoffemissionen die Chancen der Menschheit. Das parlamentarische Fazit „ein höherer Preis für Kohlenstoffemissionen wäre sinnvoll, schadet aber der monetären Wettbewerbsfähigkeit“ offenbart die Vorherrschaft eines monetären Weltbildes, was uns auf den „highway to hell“ navigiert. 9/11 war Grund für den Einmarsch in Afghanistan. Die größte Bedrohung für die Menschheit ist ein monetäres Weltbild, was naturwissenschaftlichen Einsichten widerspricht; und dennoch vorherrschenden Regierungen der Orientierung dient.

Beten Christen im Vaterunser nicht für einen Gottesstaat? … Das Wort Gott als Axiom für einen unerklärbaren Anfang vor unserem naturwissenschaftlichen Anfangsverständnis ist ein Mysterium. Das Universum entfaltete sich von selbst, wie durch unsichtbare Hand von Gott. … De facto leben wir bereits in einem Gottesstaat, wo Gott legislativ Naturgesetze erlässt, der Mensch exekutiv durch Transfers seine Wirklichkeit gestaltet und wo Judikativ eine unsichtbare Hand als kollektive Entscheidung wirkt. Statt Gott könnten Sie auch Evolution oder Gütermarkt sagen. … Wenn Ökonomie nicht 14 Milliarden Jahre Wachstum ohne Mensch und Kapital ignorieren würde, wäre das geistige Ringen um höhere Priorität zwischen Ökologie und Ökonomie entschieden. … – Matthias Losert

 

Bislang vermisse ich den Protest des aufgeklärten Islam. Wo bleiben die modernen Imame, die darauf hinweisen, dass die Unterdrückung der Frau auf einer falschen Interpretation des Korans und anderer Grundlagen der Scharia resultiert? Wo sind die gemäßigten religiösen Führer, die für die bedingungslose Gleichberechtigung der muslimischen Frauen kämpfen? Solange das Grundsätzliche nicht gleichzeitig von Innen heraus in Frage gestellt wird, bleibt alles andere Makulatur. – Dr. Christian Voll

 

Wir können einiges tun, denn viele Afghanen, die vor den Taliban geflüchtet sind, versuchen gerade in Deutschland zu überleben. Ich unterrichte Deutsch für Kinder in Berlin, die vor den Kriegen oder anderen menschenunwürdigen Zuständen in ihren Ländern geflüchtet sind. Diese Kinder sind in vielerlei Hinsicht eine Freude. Herzlich, gut erzogen und extrem wissbegierig: Sie wollen Deutsch lernen und pauken.

Mein Unterricht reicht nicht aus, um das zu vermitteln, was es wirklich bräuchte. Diese Kinder und auch die Familien hinter diesen Kindern brauchen mehr: Mehr Praxis und Übung der deutschen Sprache, mehr Unterstützung bei der Orientierung in unserem – oft genug nicht selbsterklärendem – Land Deutschland. Ich alleine kann diesen Bedarf nicht auffangen und suche Unterstützung in diesem konstruktiven Prozess. Diese Menschen wollen und könn(t)en Integration.

Auch unter uns gibt es viele, die dasselbe wollen und könn(t)en, aber nicht wissen wo und wie sie sich mit kleinem Aufwand einbringen können. Dies wäre ein Anfang auf privater Ebene: Ich suche Leute, die Lust hätten, sich ab und zu mit Geflüchteten zusammenzusetzen, die zur Zeit in Deutschland leben, ein wenig zuzuhören und etwas langsamer Deutsch zu sprechen. Die sich für die andere Kultur interessieren und auch gerne unsere Geschichte, Kultur und Realitäten vermitteln würden.

Die beiden Kinder aus Afghanistan in meinem Deutschunterricht gehören zu meinen besten Schülern. Sie legen sich nicht nur ins Zeug und verschlingen mein Unterrichtsmaterial, sondern sie sind auch ganz unglaublich süß und sympathisch, ich habe sie fest in mein Herz geschlossen. Auch ihre größeren Geschwister sind so fleißig und lernen wie verrückt Deutsch. Doch kein Buch dieser kann ein lebendiges Gespräch von Mensch zu Mensch ersetzen. Deswegen suchen wir immer wieder GesprächspartnerInnen. RentnerInnen, Sprachbegabte, ehemalige LehrerInnen, Arbeitslose, Peacemaker und anders politisch Interessierte, sind sehr willkommen! www.bettina-ullmann.deBettina Ullmann

 

In seinem Artikel „Hinein, nicht hinaus“ weist Wolfgang Bauer darauf hin, dass die Taliban den afghanischen Frauen den Universitätsbesuch grundsätzlich verboten haben. In diesem Zusammenhang ist vielleicht interessant, dass die Technische Universität Eindhoven in den Niederlande sich 2019 vorgenommen hat, in den nachfolgenden fünf Jahren keine Männer, sondern nur noch Frauen einzustellen, um den Frauenanteil zu erhöhen. Viel scheint daraus nicht geworden zu sein. Wenn man heute die Homepage der Universität durchsucht, sticht davon nichts ins Auge. Jedenfalls spielte bei dem Projekt wie bei den Taliban das Geschlechterthema die entscheidende Rolle.

In der gleichen Ausgabe der ZEIT beklagt Johanna Schoener unter der Überschrift „Klein und allein“, dass der deutsche Staat „ein gestörtes Verhältnis zu seinen Kindern“ hat, es fehlt an „Fürsorge, Aufmerksamkeit und Sicherheit“. Die Autorin behandelt das Thema ohne das Wort „Frauen“ in ihrem Beitrag ein einziges Mal zu erwähnen. Vermutlich fürchtet sie, in die taditionelle Ecke gestellt zu werden, weil sie mit der Nennung von Kindern und Frauen in einem Atemzug einer rückständigen Frauenrolle das Wort reden könnte.

Es ist auch bezeichnend, dass bei der Fußball-WM der Männer die siegreichen argentinischen Spieler ihre Kinder über den Platz trugen, während bei der Frauen-EM im Sommer nichts vergleichbares zu sehen war. Wenn also schon die Frauen auf Distanz gehen, warum soll sich dann der Staat für die Kinder ins Zeug legen. Ich möchte das nicht weiter vertiefen, sondern mit Blick auf beide Artikel feststellen: Was die Taliban mit den Frauen machen ist unrecht, die Welt durch die Geschlechterbrille zu sehen und verzerrt wahrzunehmen, liegt aber auch uns nicht ganz fern. – Dr. Hans Peteer Basler

 

Man(n) schaue doch mal hinein, in unser Land. 1980 war ich eine der ganz seltenen Spezies Mann, der in die Domäne der Frau einstieg, vollberuflich Kinder erzog und Schulbegleitung und Haushalt managte. Der Beruf konnte seitdem nicht mehr vollumfänglich aufgenommen werden. Noch heute stehe ich an der Wand der gesellschaftlichen Isolation:

knappe Rente bei hohem Krankenkassenbeitrag, der sich an einem gesetzlich vorgegebenen, weit überhöhten Grundeinkommensbetrag, nicht dem realen Renteneinkommen, bemisst. Demzufolge Altersarmut und Zukunftsangst. Eine Petition um Gebührenermäßigung wurde vom freiesten und wohlhabendsten aller Staaten abgewiesen. „Vogel, friss, oder stirb“, war der staatliche Tenor. Nicht mal den Tod kann sich der Vogel leisten, geschweige denn Konsum oder gesellschaftlich kulturelle Abwechslung. Die exorbitanten Teuerungen führen zu zunehmendem Lebensverdruss des noch immer tätigen Hausmanns – der kann doch nicht alleine so dran sein?

Es würde mich interessieren, wie viele Frauen, Kolleginnen, von einem ähnlichen Los betroffen sind. Hinein schauen wollte ich in die noch immer von Männern dominierte deutsche Wirklichkeit, in der Schreibtisch hier, Haus, Herd und Kinderstube dort nach wie vor separat beherrscht werden. Wozu hat man(n)/Frau eigentlich eine Ausbildung im demokratischsten aller Länder, wenn diese zwischen Einkaufswagen, Rührlöffel, Windeln und Klobürste zugrunde geht? – Axel Spellenberg

 

Nach der Lektüre der Reportage „Ein afghanischer Teppich“ bin ich erschüttert und frage mich: Was können wir tun? Können wir irgendetwas tun, um die Mädchen und jungen Frauen zu unterstützen? Das Schulgeld für die Privatschule übernehmen? –Susanne Langley-Hunt

 

Spricht eigentlich etwas dagegen, dass ein grösserer Kreis westlicher Staaten afghanischen Mädchen und jungen Frauen umgehend und im grossen Stil eine belastbare Zusage von Asyl und Ausbildung macht? Die jeweiligen Botschaften und Konsulate in den Anrainerstaaten Afghanistans könnten solche „Asyl-Stipendien“ unbürokratisch vor Ort an Geflüchtete vergeben und die Ausreise in die Zielländer organisieren. Das wenig überraschende Geraune über die so unsagbar malträtierten Afghaninnen hat doch ansonsten sehr den Ruch, nur so lange anzuhalten, bis unsere Empörungsgesellschaft zum nächsten medialen Grossereignis weiterzieht. – Manuel Álvarez

 

Der Abzug des Westens aus dem glücklosen Land ließ uns schmerzlich erfahren, dass ein Freiheitsbegriff, wie wir ihn interpretieren und richtigerweise leben, weiten Teilen des afghanischen Volkes egal zu sein scheint oder schlichtweg nicht verstanden wird. Ansonsten lässt sich der Erfolg der Taliban kaum erklären.

Die großen finanziellen Zuwendungen aus dem Ausland tun ihr übriges die Macht der Taliban zu sichern. Gerade diesbezüglich wäre es im Rahmen Ihres Beitrags wünschenswert gewesen mehr über die Geberländer zu erfahren, die die Taliban politisch stärken möchten und damit auch Erfolge erzielen, was die jüngsten frauenfeindlichen Eskapaden der Gotteskrieger traurig belegen.

Ganz im Dunkeln liegen die Positionen der Bundesregierung und der EU gegenüber denjenigen Staaten, die die derzeitige bedauerlich Entwicklung in Afghanistan aktiv fördern. So richtig und wichtig eine Ausweitung westlich orientierter Präsenz im dort noch verbliebenen öffentlichen Leben, wie Sie es fordern, auch ist: Den Taliban den erhobenen – westlichen – Zeigefinger vor die Nase zu halten, wird so lange nichts bringen, wie der Westen nichts gegen die Finanzströme unternimmt, die den Taliban vom Ausland her zufließen. – Dr. Johannes Warbeck

 

Ich musste den Artikel zweimal lesen, um zu realisieren was da stand: Unsere Entwicklungshilfe soll umstrukturiert werden. „Damit wir wieder lernen zu helfen“. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Die Taliban sollten lernen, in der Gegenwart angekommen zu sein. Und solange dies nicht geschieht, sollte nicht ein einziger Cent nach Kabul fließen. Deutschland braucht Afghanistan nicht und umgekehrt. Afghanistans Exportschlager sind Drogen und eventuelle Bodenschätze, die sich sowieso China holen wird.

Deutschland hat selbst Probleme genug zu bewältigen; da ist die Altersarmut, die unselige Kultusministerkonferenz mit ihrem Bildungsprogramm, Bundeswehr, der Bürokratiewahnsinn u.v.m.. Die afghanische Gesellschaft kann sich nur von innen heraus selbst „besiegen“. In Afghanistan existiert ein Kriegerdenkmal aus dem 19. Jahrhundert: „Das afghanische Volk ist unbesiegbar“. Ich meine der Ort heißt Heimatbond. – Horst Eggert

 

Die beiden Leitartikel auf der ersten Seite der DIE ZEIT illustrieren auch einen Zielkonflikt innerhalb des Bereichs der Menschenrechte. Links der Titel «Klein und allein» beschreibt die massiven Defizite bei Kitas, Schulen und Kinderkliniken. Deren Behebung benötigt viel Geld aber auch Interesse. Und Interesse ist eher rar. Denn dabei zu sein »wenn ein LNG-Terminal eröffnet wird» bringt Publizity. „Abgelichtet in einem überlasteten Kidergarten» zu werden ist diesbezüglich Zeitverschwendung. Aber auch «die Einmischung» in Afghanistan benötigt Geld und Interesse. «Wir brauchen Akademien, auf denen die Landessprachen unterrichtet werden, auf denen Entwicklungshelfer ausgebildet werden, die sich auf Jahre für dieses Land verpflichten.»

Denn «Wer den Frauen helfen will, muss ins Land.» Da Geld nicht in beliebigem Ausmasse vorhanden ist, ergibt sich daraus auf den Gebieten der Finanzen (aber auch des Interesses) der erwähnte Zielkonflikt zwischen dem Menschenrecht auf Eigentum und den Menschenrechten auf Lebensunterhalt. Zum von den Steuerzahlern finanziertem Eigentum gehört auch das gute Funktionieren der staatlichen Einrichtungen. Zu den Lebensrechten gehören in Bezug auf Afghanistan insbesondere auch die Rechte auf Nahrung, Bildung und (ebenfalls) funktionierende staatliche Einrichtungen. Das Mindeste was nötig ist, diesen Zielkonflikt zu lösen, wäre ihn in der Politik insbesondere aber auch gegenüber Afghanistan zu thematisieren.

Was Afghanistan anbelangt sind zwei Entwicklungen vorstellbar. Die eine wäre, durch Beihilfe zu wirtschaftlichem Wachstum Wohlstand und Bildung (trotz mangelnder Unterstützung durch die Taliban) soweit zu vermehren, dass sich von daher ein Wandel ergibt. Die andere wäre, klar zu machen, dass die Möglichkeit ökonomische Unterstützung zu liefern so stark beschränkt ist (vor allem langfristig), dass es nötig ist, die Geburtenrate zu senken. Welcher Weg gewählt wird, bzw. wie die beiden Entwicklungen kombiniert angegangen werden, das ist nicht nur eine Frage der Finanzen, sondern auch eine Frage der langfristigen Erfolgsaussichten für eine gute Zukunft Afghanistans. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Es ist einfach ungeheuerlich, welcher Schmach die Frauen aus Afghanistan ausgesetzt, ja unterworfen sind, nun, nachdem die Steinzeit-Talibanis die Entrechtung wieder verstärkt in den Vordergrund gerückt haben. Und dies nur weil sie Frauen sind. Was ist das eigentlich für ein Gott, der solch eine Entwürdigung gutheißt? Ich kann nicht anders, als dass mir dazu ein gewisser alttestamentarischer Zorn zu Kopfe steigt, wenn solche Ungerechtigkeiten noch dazu als fromme Gottgläubigkeit dargestellt werden. Der Taliban als Allegorie der verblendeten Intoleranz. Der Intoleranz par excellence.

Wenn ich hier in Deutschland nicht lernen und nicht in Büchern blättern dürfte, was bliebe mir da noch übrig? Ich weiß es nicht. Würde ich mich damit zufrieden geben, nur noch für den Bauch und den Witz zu leben? Vermutlich nicht. Vermutlich würde ich nach einem Weg suchen, das Land zu verlassen. Auch wenn es schmerzhaft wäre. Sehr schmerzhaft. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie gingen die Streits dieses Jahres aus?“ von Peter Dausend et al.

 

(1.) Gender und Sex, „gefühltes Geschlecht“ und biologisches Geschlecht zu unterscheiden, sollte zum 1×1 für Beiträge zu diesem Thema gehören. Das biologische Geschlecht ist eine Frage der Wissenschaft. Dazu eine Meinungsumfrage ist absurd. Warum nicht eine Meinungsumfrage zur Lichtgeschwindigkeit? – Dietmar Baier

 

(5.) Was halten sie davon, neben dem biologischen Geschlecht einen zweiten standesamtlichen Eintrag für die subjektive Geschlechtsidentität zuzulassen? Dann wäre alles korrekt notiert, oder? – Dr. Christian Voll

 

Beim Lesen des Beitrages von Harald Martenstein zum Duschverhalten des Bundesbürgers und seinem Beitrag zum Energiesparen kamen mir sofort Erinnerungen an meine Jugend. Ich habe in Halle/Saale in den 1970 er und 1980 er Jahren studiert und gearbeitet, gehöre also zur Alterskohorte „Martenstein “. Die damalige dauerhafte Energiekrise, die natürlich so nicht bezeichnet wurde, war allgegenwärtig.

Täglich standen die Spitzenbelastungszeiten des Elektronetzes in der Presse und der Bürger sollte in diesen Zeiten möglichst wenig Elektroenergie dem Netz entnehmen. Nur jede zweite Lampe der Straßenbeleuchtung brannte, die Betriebe hatten Energiekontingente und die Krankenhäuser wurden in besonders kritischen Wochen zeitweise mit Notstromaggregaten versorgt usw.

Nun zum Duschverhalten: Ich wohnte viele Jahre in einer Altbauwohnung und hatte keine Dusche und auch kein fließendes warmes Wasser. Es gab einen Stromanschluss und einen kleinen Kohleofen mit Braunkohlenbefeuerung. Die Sanitäranlagen erläutere ich lieber nicht näher. Etwa Wöchentlich ging ich zum Haarewaschen in ein Hallenbad und später duschte ich wenn ich Nachtdienst hatte in meiner Arbeitsstelle (einer Universitätsklinik) oder nach dem Volleyball in der Sporthalle. Zu den von Martenstein genannten „Nieduscher“ gehörte ich nicht. Ich würde mich als „Gelegenheitsduscher “ bezeichnen. Akzeptanzprobleme bei Kollegen, Freunden oder Freundin hatte ich übrigens nicht. An die Dauer meines Duschens kann ich mich nicht sicher erinnern.

Erotische Erlebnisse in den öffentlichen Duschen waren auch in der SBZ tabu. Wahrscheinlich war ich eher ein „Langduscher“. Mit viel Energieverbrauch konnte man vielleicht den Niedergang der DDR Diktatur etwas beschleunigen. So hatte ich für meine Wohnung einen kleinen Elektroradiator mit 1000 Watt Leistung (Erstanden im Intershop für DM, Elektroheizgeräte gab es nicht im freien Verkauf). Das Einschalten des Gerätes zu den Spitzenlastzeiten war die stille Rache des Untertanen in einer Diktatur.

Der Stromtarif war stabil, die Stromspannung schwankend. Für 8 Pfennige der DDR bekam man 1 KWh bei einem Durchschnittsgehalt von 900,- Mark und Durchschnittsrenten von 400,- Mark. Zu meinem heutigen Duschverhalten: Da geht es mir wie Martenstein und das Berieseln mit warmem Wasser empfinde ich als verlorene Zeit. – Dr. Mathias Eisfeld

 

Zu „STREIT; Wie gingen die Streits dieses Jahres aus?; 3. Zeigt der Streit um »Layla« und Winnetou, dass das Land 2022 achtsamer, gar »woker« wurde?“, von DIE ZEIT N° 1, Interview von Martin Machowecz. Soeben habe ich mir mal den Songtext zu Layla durchgelesen. Der ist durch und durch roh und unkultiviert. Wahrscheinlich wie die Menschen, die solche Lieder auch noch ernsthaft mit Lust und Freude hören, dabei tanzen, grölen und schäkern.

Nun gut, ich schätze mal, dass unsere Demokratie diese Mitesser und Maden genauso gesellschaftlich miteinschließt wie die Postkutschenräuber*innen, die bei unseren Öffentlich-Rechtlichen Anstalten als Fernsehintendanten*innen beschäftigt sind. Igittigitt für mein distinguiertes Wesen. Und pfui dazu. Doch wir wollen uns weiter in Toleranz & Resilienz üben. Um der Demokratie wegen.

Gendern tue ich, um nun auf dieses Thema überzugehen in erster Linie aus rein erotischer Ästhetik. Es hat einen charmanten Glanz, nicht nur Hühnerdiebe, sondern auch Hühnerdiebinnen anzuführen. Ich bin mir sicher, dass es Menschen und Menschinnen gibt, die es ebenso aus selbigen Motiven heraus praktizieren.

Zu „STREIT; 4. War es richtig, die letzten drei Atommeiler bis April 2023 am Netz zu lassen?“, von DIE ZEIT N° 1, von Jochen Bittner. Jetzt muss ich mal für Greta in die Bresche springen, nachdem sie den Meistermacker und Trotzprotz Andrew Tate in die Schranken gewiesen hat. Verrückt, doch die geschickte Paroli wurde sooft gesehen, dass sie es nun in die Top 10-list der „most-liked tweets“ geschafft hat. Wegen dem Atommüll. Den könnten wir doch zum Mars fliegen. Vielleicht hilft Elon Musk. Der ist, übrigens in der Top 10-Liste auf Platz 2 markiert. Mit dem Tweet -Achtung Spoiler!- „Next I’m buying Coca-Cola to put the cocaine back in“. Großartig. Einfach großartig.

Zu „STREIT; 10. Sind Sie stolz auf die deutsche Unterstützung für die Ukraine in diesem Jahr?“, von DIE ZEIT N° 1, von Anna Sauerbrey. Ach kommen Sie, liebe Frau Sauerbrey. Bis zum November waren die Temperaturen ja auch noch nicht so kalt, dass man hätte heizen müssen. Jetzt dafür heimlich einen Pokal einheimsen zu wollen, weil wir Deutschen so vorbildlich sparsam waren, ist Kokolores. Wir Deutschen sind ein Volk von Erdnussknabberern und Sesselpupsern. Daheim lassen wir uns gehen wie es Herr Broder von der WELT für gewöhnlich tut und steigen für den fünfminütigen Weg zum Fleischer ins Auto. Was es dann abends nach der Schüssel Crunchips gibt? Richtig, Nackensteak mit Coca-Cola.

Mit besten Grüßen von Herrn Brinkhaus. Unsere Verteidigungsministerin hat zuhause zudem garantiert Weihnachtsplätzchen gebacken. Und dafür braucht man nun mal eben Energie. Im Übrigen finde ich ihren Beitrag sehr lesenswert. Ich gestehe, dass mich Ihre Wortwahl etwas bezirzt, nahezu entzückt. Wenn Sie beispielsweise das Wort „hamburgern“ verwenden. Vortrefflich Frau Sauerbrey, einfach vortrefflich. – Michael Ayten

 

5. Frage: „Inwiefern stimmen Sie der Aussage zu, dass es mehr als zwei biologische Geschlechter gibt?“ „Inwiefern stimmen Sie der Aussage zu, dass es mehr als zwei biologische Geschlechter gibt?“ Diese Frage im Artikel „Streits des Jahres“ im gleichen Atemzug mit Fragen wie ob Olaf Scholz seine Rolle als Bundeskanzler gut ausgefüllt habe oder ob die Hochzeit von Christian Lindner der Insel Sylt geschadet habe, zu lesen, hat mich sehr erstaunt.

Die Existenz intergeschlechtlicher Menschen ist eine wissenschaftlich belegte Tatsache, die keiner Zustimmung der Befragten eines Meinungsforschungsinstituts bedarf. Dass 67% der Befragten hier mit „Nein“ geantwortet haben, ist ein dringender Hinweis auf den Bedarf an Aufklärungsarbeit. Aufklärung erreicht man aber nicht, indem man die Existenz einer Gruppe von Menschen, die eh schon in hohem Maße von Diskriminierung bis hin zu Gewalt betroffen sind, in den Diskurs privilegierter Menschen stellt, die sich offenbar mit dem Thema noch nie auseinander setzen mussten.

Was intersexuelle und nicht-binäre Menschen brauchen, ist Sichtbarkeit, Normalisierung und Anerkennung in der Gesellschaft. Wir müssen sehen, dass diese Menschen aufgrund unserer binären Gesellschaftsstruktur weitaus häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen sind, weil es ihnen massivst erschwert wird, ihr wahres Selbst zu leben. Und wir müssen anerkennen, dass wir als Personen, die aus Unwissenheit die Frage nach der Existenz von mehr als zwei Geschlechtern mit „Nein“ beantworten, Teil dieses Problems sind. Erst dann nämlich werden Betroffene sich trauen können, bei einer Bewerbung das Kästchen „divers“ anzukreuzen. – Lea Wierwille

 

Ihr Text “Inwiefern stimmen Sie der Aussage zu, dass es mehr als zwei biologische Geschlechter gibt” unter der Überschrift “Streits des Jahres” (29.12.22) hat mich zugleich wütend und traurig gestimmt. Die Existenz intergeschlechtlicher Menschen ist absolut keine Meinungsfrage , sondern Lebensrealität von mindestens zwei Prozent aller Menschen weltweit. Niemand, auch keine Mehrheit von 67%, hat darüber zu entscheiden, ob es diese Menschen gibt, denn sie sind einfach da. Jede einzelne Person zählt und hat es verdient, dass wir ihr Recht auf ein gewaltfreies Leben in sozialer Teilhabe schützen. Und das tun wir, indem wir ihr Sichtbarkeit geben, statt ihre Existenz zu bestreiten oder als intellektuelles, grünes Großstadtkonstrukt verleumden.

Ihre Aussage: “Praktische Relevanz hat das Thema kaum” trieft von der Überheblichkeit eines weißen cis Mannes, der nicht über den Rand seines Privilegientellers hinausschauen mag oder kann. Anstatt an dieser Stelle für Aufklärung zu sorgen, schüren Sie nur mehr Ablehnung gegenüber diesen Menschen. Sie verwechseln zudem scheinbar Ursache und Wirkung: Wenn intergeschlechtliche Menschen sich häufig einer der beiden “großen” Geschlechtergruppen zuordnen bzw. bei Behörden und in Bewerbungsunterlagen das Kreuz nicht bei der dritten Option setzen, dann spielen Scham, Angst vor Diskriminierung und eine lebenslange binäre Erziehungsdoktrin dabei wohl eine große Rolle. Das Thema ist eben doch relevant, weil Menschen jeden Tag darunter leiden.

In Ihrer Position als Wissenschaftsjournalist hätte ich außerdem von Ihnen erwartet, dass Sie den aktuellen Forschungsstand zur Thematik kennen und erläutern, anstatt althergebrachte Binsenweisheiten weiter zu zementieren. Die Zweigeschlechtlichkeit ist eben längst kein Konsens mehr unter Biolog:innen. Ganz im Gegenteil wird auch in der Biologischen Wissenschaft von einem Spektrum ausgegangen. Eine Zusammenfassung des Forschungsstandes finden Sie zum Beispiel bei Claire Ainsworth (“Sex redefined”, 2015) oder Heinz-Jürgen Voß (“Geschlecht”, 2010). Die Geschlechtsentwicklung unterliegt vielfältigen Einflussfaktoren auf Zellebene und die Annahme einer DNA, die alles eindeutig bestimme, ist längst widerlegt. Letztlich sind z.B. die verschiedensten Ausprägungen des Genitaltraktes oder Hormonspiegel möglich und stellen sich in der Realität auch dar.

Es ist nur die Art, wie wir unsere Körper lesen wollen, und welche Körper wir sichtbar machen wollen, die uns zum vereinfachten Modell der Zweigeschlechtlichkeit verleitet. Herr Spiewak, sie sind im Alter meines Vaters und ich erkenne in Ihren Zeilen die Polemik seiner Generation. Ich apelliere an Ihre Verantwortung. Nutzen Sie Ihre Macht, um den Diskurs im Sinne der Betroffenen zu verändern. Wollen Sie als “Stein im Weg” in die Geschichte eingehen, oder heute ein change maker werden? – Maximiliane Sordini

 

Ich finde es wirklich bemerkenswert, wie es die Befürworter der Atomkraft über Jahrzehnte und bis zum heutigen Tag geschafft haben, die andere Seite unwidersprochen als ideologisch verblendet darzustellen. Steht man auf der Seite der Wissenschaft und des Fortschritts, darf man unhinterfragt die Kernkraft (ob Spaltung oder Fusion) als eine tragende Säule einer klimaverträglichen Energieversorgung sehen und daran glauben, dass wir unseren Ressourcenverbrauch nicht reduzieren müssen, sondern dass wir schon noch rechtzeitig eine technische Lösung finden werden. Aber mit Ideologie hat das alles gar nichts zu tun, denn es ist ja alles sachlich und wissenschaftlich begründet. Und da die vermeintlichen Ideologen Sachargumenten natürlich nicht zugänglich sind, braucht man diese verständlicher Weise erst gar nicht mehr anzuführen.

Zum Thema Gender stellen Sie meines Erachtens schon die falsche, da uninteressante Frage. Dass es nur zwei biologische Geschlechter (engl. Sex) gibt, da es nun mal nur die Kombinationen XX und XY gibt, werden die meisten Menschen teilen. Die eigentliche Diskussion geht doch um das soziale Geschlecht (Gender). Und diese Diskussion lässt sich eben nicht mit Verweis auf das biologische Geschlecht bei Seite wischen. Und zu allem Überfluss werfen Sie in Ihrem kleinen Beitrag auch noch beides in einen Topf. Sie stellen die Frage eindeutig nach dem biologischen Geschlecht, um das Ergebnis im Text dann so darzustellen, als wäre der Genderdiversität eine Abfuhr erteilt worden. Schade und unverständlich, da in Ihrer Zeitung ja durchaus differenzierte Betrachtungen zu dieser Thematik zu lesen waren. – Dr. Henrik Rentz-Reichert

 

Mit erschrecken fiel mir Ihre Zeitschrift der vergangenen Woche in die Hände und bereits auf Seite 2 des Artikels „5. Inwiefern stimmen Sie der Aussage, dass es mehr als zwei biol. Geschlechter gibt zu?“ war das lesen für mich beendet. Die Qualität Ihrer Artikel ist sehr schlecht und das unsachliche aneinandereihen unterschiedlicher Wörter und Themen und eine offensichtliche fehlende Kenntnis des Autors Martin Spiewak + Autorinkreis zum Thema Wissenschaft und Biologie zeugen von der Unseriösität des Magazins. Ohne eine wissenschaftliche Ausarbeitung zu schreiben, einige Fakten: 1. Im Standesamt können 4 „Geschlechter“ gewählt werden – laut Spiewak nur 3 2. Aus dem Geschlecht im Standesamt lässt sich keine Verbindung zum biologischen Geschlecht ziehen und umgekehrt auch nicht. – Spiewak tut dies.

3. Warum dies in Standesämtern möglich ist und welche Gründe es gibt sieht Spiewak auch nicht 4. Wertet er eine Umfrage zu Biologischen Geschlechtern im Kontext von „Anhänger der Genderdiversität“ aus. Da gilt auch 2. und… 5. „Gender“ bezeichnet im englischen die soziokulturellen Geschlechter, das biologische Geschlecht um das die Umfrage geht heißt im Englischen „Sex“. Zwei unterschiedliche Ebenen der Geschlechterbetrachtung, die vom Autor Spiewak gemischt und als eins betrachten werden, was fachlich, wissenschaftlich und inhaltlich falsch ist. 6. Auch die Interpretation „die jüngere Generation erinnert sich besser an den Biologieunterricht“ ist außerordentlich fragwürdig.

Dazu möge man nur auf die Titelseite der Zeitschrift blättern. Das Bildungsniveau ist deutlich gefallen in allen Bereichen und diese junge Generation ist auch aufgrund weniger Lebenserfahrung und weniger Wissenschaftserfahrung nicht als gebildeter anzusehen. 7. Auch unterscheidet die Biologie nicht nur nach die Gameten sondern auch die Gonaden. Und diese Begriffe dienen in der Biologie der Beschreibung der geschlechtlichen Fortpflanzung, und nicht der Gender und der damit soziokulturellen Geschlechtern. 8. Und was wäre der biologischen Meinung des Autors Spiewak mit einer unfruchtbaren Frau/ einem unfruchtbaren Mann ? Diese würden nicht der biologischen Fortpflanzungsbeschreibung entsprechen und werden dann Ihrem Geschlecht ausgeschlossen?

9. Chromosomen, – da gibt es schonmal Wissenschaftlich nachgewiesen mehr als XX und XY, wäre aber wieder eine andere Ebene der Betrachtung, gleiches für die vom Autor Spiewak erwähnten Hormone und Genitalien. 10. Was ist die biologische Wirklichkeit der Meinung des Autors nach? Die Biologie kennt Abweichungen. 11. im Bereich der sozialen Rollen, Gefühle, Identität bewegt der Autor sich nun wieder im Bereich des Gender und der soziokulturellen Gechlechter. Diese Waren aber gar nicht Gegenstand der Umfrage und des Artikels und werden offensichtlich aus Unwissenheit des Autors wieder eingemischt. 12. Gender gibt es je nach Kultur mehr und weniger und das klar bewiesen (Hijra, Eunuchen, Bugis, …).

Hätte der Autor in seinem Bildungsweg aufgepasst so hätte er ordentlich recherchiert und über den Tastaturrand geschaut. Wenn nicht mal der Autor Martin Spiewak weiß worüber er schreibt, woher sollen die Befragten eine sachliche Antwort abgeben und geschweige die Lesenden sich eine Meinung bilden können. Die einseitige Darbietung des Autors stellt den Journalismus in Frage. Wie hätte die Antworten bei der Frage nach soziokulturellen Geschlechern ausgesehen und die es im Text eigentlich ging?

Und können die Befragten und Lesenden das überhaupt trennen. Die Frage die letztlich allen (Befragten, Betroffenen, Lesenden,…) mehr gebracht hätte, wäre wohl gewesen: Sollte man aufhören mit Falschen Inhalten Diskussionen in die Länge zu ziehen, damit man die Zeitung/ Medien gefüllt bekommt? Ich machte mir ein wissenschaftliches Bild von der Thematik, ausgegangen von den ganzen oberflächlichen Laien Diskussionen der letzten Jahre. Habe hinzukommend ein Umweltwissenschaftlichen Bildungsweg und Journalismus/ Medien ebenfalls in meiner Vita. – Lea Fischer

 

Hier: 9. War es richtig, die Maskenpflicht im ÖPNV in den meisten Bundesländern beizubehalten? Antwort: Ja, denn Maskenträger sind die verantwortungsvolleren Menschen. Oder? Zunächst scheint der Autor Jakob Simmank das Für und Wider schwieriger Entscheidungen der Politik mit Argumenten abzuwägen, und man möchte ihm gerne über weite Strecken zustimmen. Aber dann – kurz vor Schluss – kommt er doch noch zur Sache: „Das Tragen der Maske wäre dann ein Ausdruck von Verantwortung“. Und genau das ist es, woran die ganze Auseinandersetzung über die Coronapolitik von Anfang an krankt: Andersdenkende wurden und werden herabgesetzt.

Denn der Satz bedeutet ja im Umkehrschluss: Wer keine Maske trägt, ist verantwortungslos. Da nützt auch der nachgeschobene Satz „Und natürlich wäre es freiwillig“ nichts mehr. Leider war genau dieser Duktus in vielen Beiträgen in der ZEIT der Corona-Jahre vorherrschend, gerade auch in Artikeln, die nicht genug betonen konnten, dass wir jetzt doch aufeinander zugehen sollten und Verständnis für andere Einstellungen oder Einschätzungen haben sollen. Es wird höchste ZEIT, darüber gründlich nachzudenken. – Siegfried Mangold

 

Grundsätzlich lese ich die Zeit ganz gern, aber diese ewigen Sportvergleiche von Peter Dausend sind wirklich ein zuverlässiger Rausschmeißer. Wie kommt man auf die Idee, einen kurzen Text über Olaf Scholz‘ erstes Jahr als Kanzler so ausgiebig mit US-Football einzuleiten, einer Sportart, für die sich in Deutschland kaum jemand interessiert? Kann es sein, dass Herr Dausend endlich alle seine Fußball-Anekdoten aufgebraucht hat? Ach nein, mit Fußball kommt er in diesem Artikel auch noch allen Ernstes an. Es ist wirklich unglaublich, wie wenig geistreich ein Text sein darf, der an so prominenter Stelle in der Zeit veröffentlicht wird. Von den ulkigen Wortspielen, mit denen Herr Dausend die armen Leserinnen und Leser seiner Kolumne quälen darf, will ich gar nicht erst anfangen. – Sarah Schaefer

 

Es tut so gut, dass Sie ausführlich über positive Ereignisse des vergangenen Jahres berichten. Könnten Sie nicht in jeder Ausgabe eine entsprechende Seite bringen? Ich finde, das sollte mehr herausgestellt werden; denn mit negativen Nachrichten werden wir inzwischen überschüttet. – Marlies Wilkes

 

Man kann die Traurigkeit von Herrn Spiewak über das Ergebnis – 67% der Befragten sind mit zwei Geschlechtern zufrieden – förmlich mit Händen greifen. Wo doch die ZEIT fast schon gebetsmühlenartig dieses Thema über die Jahre hinweg bearbeitet hat. Bei der Umfrage stimmt allerdings der Zähler nicht: es hätten auch repräsentativ die Lebewesen aller ca 8 Millionen Arten auf unserer Erde befragt werden müssen.

Die Absurdität liegt nicht in meinem Vorschlag, sondern in dem Mindset der Transbewegung, dass wir Menschen etwas Besonderes wären. Sind wir aber nicht. Natürlich sind wir mehr als nur Hormone und Genitalien. Aber bei der Transbewegung wird der Mensch genau auf diese Bereiche reduziert, mit Hilfe der nicht-evidenzbasierten Schönheitschirurgie und der pharmazeutischen Industrie. Wäre das Umfrageergebnis nicht ausreichend, diesen offensichtlich gehypten Konflikt mal auf das entsprechende Maß zurückzuschrauben? – Dr. Bernd Langer

 


 

 

Leserbriefe zu „Schon wieder Goldgräberstimmung“ von Christiane Grefe

 

Frau Grefes Artikel zeigt in dankenswerter Weise auf, dass es faktisch Nutzungskonflikte auch bei erneuerbarer Energiesystemen geben kann. Dass große Wasserkraftanlagen durchaus problematisch sein können (Eintrag von wertvollen Substanzen wie Silikate in die Ozeane fast verhindert), kennt man schon lange; ebenso das Vogelschlag-Risiko von Windkraftwerken. Es gibt eben „Kein Frühstück umsonst!“ – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Der Artikel Goldgräberstimmung auf Seite 35, Ausgabe Nr. 1 vom 29. Dezember 2022 bedarf der Berichtigung. Im Beitrag wird festgestellt, dass für Solaranlagen, die mehr als 20 Megawatt pro Jahr produzieren können, das EEG nicht gilt. Megawatt ist ein Maß für die Leistung und nicht für eine mögliche Jahreserzeugung. Tatsächlich können sich Anlagen mit einer Leistung von mehr als 20 MWp nicht an der Ausschreibung nach dem EEG, die dort für Anlagen größer als 1000 kWp vorgeschrieben sind, beteiligen.

Sie erhalten keine Vergütung nach dem EEG und müssen den erzeugten Strom selber vermarkten. Es gibt derzeit davon nur sehr wenige Anlagen. Grundsätzlich unterliegen alle Freiflächenphotovoltaikanlagen dem Baurecht, auch kleinere mit festen Vergütungssätzen nach dem EEG. In der Regel ist ein Bebauungsplan notwendig, bei dem verschiedene Belange, so auch Belange des Natur- und Artenschutzes und Belange der Landwirtschaft einfließen.

Diese müssen von der zuständigen Kommune abgewogen werden. Allein die Zustimmung des Gemeinderates reicht nicht aus. Die Aussage, dass bei Produktionskosten von vier bis sechs Cent pro Kilowattstunde und Strompreisen über dem Sieben- und Zehnfachen der Erzeugungskosten liegen, ist zu kurz gegriffen. Der Strompreis basiert nicht nur auf den Produktionskosten. Hinzu kommen Netzentgelte und eine ganze Reihe von Umlagen. Richtig ist, dass die derzeitigen hohen Strompreise, eine Vermarktung von Photovoltaikstrom außerhalb des EEG attraktiver machen. Richtig ist auch, dass die für die Photovoltaikanlagen vorgesehenen Flächen oft nicht den Landwirten gehören.

Dies liegt aber an der generell hohen Pachtquote in Deutschland. Es müssen nicht unbedingt Geschäftsleute und Banken sein, die die Flächen für PV-Anlagen verpachten wollen, sondern es kann sich auch an langjährige Eigentümer, oft ehemalige Landwirte, handeln. Die Übertragung von Flächen an Geschäftsleute, Banken und Lebensmittelunternehmen, also an Nichtlandwirte, ist nicht ohne weiteres möglich, sondern im Grundstücksverkehrsrecht geregelt. Das Phänomen, dass Flächen in großem Stil als Kapitalanlage an Investoren veräußert werden, tritt vor allem in den neuen Bundesländern auf.

Zur Wahrheit bei der Freiflächenphotovoltaik gehört auch, dass sie nicht im gleichen Maße wie die Windenergie geeignet ist, die Stromerzeugung der Zukunft zu lösen. Denn die Sonne scheint nun mal im Winter viel zu selten und viel zu kurz. Dies wird beim Blick auf den Energiemonitor der Zeit eindrucksvoll deutlich. Die Windenergie hat hier deutliche Vorteile, zumal wenn die Erzeugung europaweit vernetzt ist. Auch die Flächeneffizienz spricht für die Windenergie. Sie ist bei der Windenergie rund 20 mal höher als bei der Freiflächenphotovoltaik. Wenn man Freiflächenphotovoltaik und Windenergie abwägt, entsteht der Eindruck, dass Photovoltaik deshalb so gehypet wird, weil die Widerstände bei der Windenergie ungleich schwerer zu überwinden sind. – Helmut Hessenauer

 

Um die Probleme Herr zu werden reicht nur 2 Zahlenangaben bezüglich die Solarpaneele: Untere Grenze der unter Seite der Paneele 100 cm über die Erde, untere Grenze der obere Seite der Paneele 150 cm über die Erde. Da ist die Erde so geschützt, dass Pflanzen und Tiere dort frei wachsen bzw. leben können und u. U. sogar wirtschaftlich benützt werden können. Nun ist es aber wahrscheinlich, dass eine einfache Verordnung so kompliziert gemacht wird, dass es nur für Juristen verständlich wird, denn für Deutsche Gesetzgebung gilt der goldene Regel „Wenn man einen Gesetz, Verordnung etc. kompliziert machen kann, wird es gemacht“. – Stein-Erik Greter

 

Falsche Annahmen, richtige Conclusio. Viele Entwickler, Erbauer und Betreiber von Photovoltaik Freiflächenanlagen würden sich wünschen, in Goldgräberstimmung zu sein, leider ist das jedoch nicht richtig. Die Ausschreibungen der Bundesnetzagentur sind aktuell unterzeichnet, der benötigte Zubau an Anlagen stottert gewaltig, da die Renditen für Großanlagen in Anbetracht der gestiegenen Material- und Installationskosten zu gering sind, um Zinssätze von jetzt wieder ca. 4% auffangen zu können.

Die angegebenen Renditen von 7- bis 10-fachem Verkaufspreis sind mittelfristig ein Märchen, da die Strompreise wieder sinken und keine verlässliche Kalkulationsgrundlage darstellen. Dazu ist im Dezember ein Gesetz verabschiedet worden, dass diese „Zufallsgewinne“ auf 3ct pro kWh begrenzt werden. Das führt zu enormen Unsicherheiten, wer glaubt, dass das nur vorübergehend der Fall sein wird? Goldgräberstimmung trifft jedoch auf Landbesitzer zu, die Pachtpreise z.B. in Bayern sind bereits weit über den im Artikel genannten 2000€/ha. Bei Prüfungen der Pachtverträge durch den Bauernverband werden Landwirte sogar ermutigt, mehr zu verlangen.

Trotz der Schwächen in der Darstellung der Fakten, z.B. auch von Versiegelung der Landschaft durch PV-Anlagen zu sprechen (das Gegenteil ist der Fall: die Biodiversität wird gefördert) kommt der Artikel doch zu richtigen Annahmen. Dass die hohen Pachtpreise den Konflikt zwischen „echten“ Landwirten und Landwirten, die die Bewirtung aufgeben wollen, fördert liegt auf der Hand: sie können kein zusätzliches Land anpachten, im Gegenteil müssen sie gepachtetes Land wieder abgeben, da die Besitzer über PV deutlich mehr verdienen können. Die einzige Lösung hierfür ist tatsächlich AGRI-PV, die Kombination aus Landwirtschaft und Photovoltaik.

Hierbei ist vor allem die Kombination aus Nachführsystemen mit Bearbeitung zwischen den Reihen zu nennen, 90% der landwirtschaftlichen Fläche bleibt erhalten, Grünschnitt, Gemüsebau, Kartoffeln, Raps und Getreide erfahren eine Ertragssteigerung bzw. erträgliche Verluste, das heißt dass dadurch im Vergleich zu Standard-PV Anlagen auf dem Acker 85-95% weniger landwirtschaftlicher Ertrag „vernichtet“ wird. Die Feuchtigkeit wird besser im Boden gehalten, die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, wie essentiell sich Trockenheit auf die Erträge auswirkt. – Axel Pustet

 

Sie schreiben in Ihrem Artikel: „Solaranlagen …., die mehr als 20 MW pro Jahr ….“. Diese Angabe ist falsch, denn Watt ist eine zeitbezogene Einheit und kann nicht noch einmal auf einen Zeitraum bezogen werden. Was meinen Sie wirklich? Solaranlagen, die 20 MWh/Jahr produzieren können oder die eine installierte Leistung von 20 MW haben?

Ich habe diesen Fehler schon mehrfach bei der Zeit kritisiert und bin der Meinung, dass Journalisten, die sich mit dem Thema „Energie“ befassen, sich zunächst einmal Klarheit über die SI-Einheiten verschaffen sollten. Ich finde die Einheitenbezeichnung „Watt“ für die Leistung auch nicht glücklich, weil es immer wieder Irrtümer gibt; aber sie ist nun einmal im Internationalen Einheitensystem oder SI (Système international d’unités) so festgelegt. Für die Energie(menge) beziehungsweise die Arbeit können z.B. die Einheiten Kilowattstunde kWh oder Megawattstunde MWh verwendet werden, für die Leistungsangabe muß das „h“ entfallen. – Dr. Wolfgang Schäfer

 

Goldgräberstimmung trifft sturen Bürokratismus. In Ihrem Beitrag vom 29.12.20222 „Schon wieder Goldgräberstimmung“ gehen Sie zu Recht auf den Zielkonflikt zwischen notwendiger Energiewende und sinnvoller Nutzung des Bodens ein. Zur Lösung trägt dabei aber nicht der tendenziöse Aufmacher „Goldgräberstimmung“ bei, der unterstellt, es ginge nur um Profit. Tatsache ist, dass beides notwendig ist, die Agrarnutzung und die Gewinnung von Solarenergie. Beides muss und kann ein sinnvolles Nebeneinander bilden.

Dieses Nebeneinander trifft aktuell jedoch auf willkürliche Entscheidungen der Kommunen, die vermehrt jeder Freiflächenanlage eine Goldgräbermentalität unterstellen, und auf veralterte genehmigungsrechtliche Vorschriften, die der Energiewende entgegenstehen und von der Verwaltung zu deren Verhinderung gepflegt werden. Als konkretes Beispiel möchte ich auf (m)ein Grundstück entlang einer Bahnstrecke hinweisen. Eine Photovoltaikanlage kann dort nicht errichtet werden, weil das Grundstück in einem HQ 100 Gebiet liegt, also unter der Prognose eines Jahrhundertwassers als Abflussgrundstück dient, auf dem jede bauliche Nutzung untersagt ist (§ 78 WHG).

Nun ist der Hochwasserschutz unbestritten als vorrangiges öffentliches Interesse zu berücksichtigen. Die Photovoltaikanlage steht dem Hochwasserschutz jedoch selbst nach Auffassung der Fachbehörde, dem Wasserwirtschaftsamt, nicht entgegen, weil das Wasser weiter abfließen kann. Im Gegensatz zur aktuellen Nutzung des Grundstücks für den Maisanbau mit schwerem Ackergerät würde die Versickerungsfähigkeit des Bodens gestärkt und dessen Biodiversität gefördert, kurzum: der Boden würde im Sinne des Hochwasserschutzes, der erneuerbaren Energien und des Umwelt- und Naturschutzes optimal genutzt.

Tatsache ist jedoch, dass das Vorhaben stur unter Hinweis auf ein Bauverbot verhindert wird. Trotz vollmundiger Ankündigungen der Ampelregierung, wonach die „erneuerbaren Energien zukünftig im überragenden öffentlichen Interesse stehen und damit im Zuge der Güterabwägung als vorrangig betrachtet werden“ sollen, fehlen diesen Worten die Taten und wird Engagement für die Energiewende als billige Goldgräberstimmung angeprangert. Es gibt sehr wohl Flächen, die für die Nutzung der Solarenergie geeignet sind. – Dr. Winfried Maier

 

Ich frage mich schon seit Jahren, warum die Solaranlagen nicht in größeren Höhen über dem Acker installiert werden. Dann könnten darunter weiterhin Agrarprodukte angebaut werden. Müsste nur so Hoch sein, dass die Traktoren und die Sonne noch darunter passt. Wann immer ich per Bahn oder Bus durch McPom an solchen Anlagen vorbei reiste, kamen mir diese Gedanken. Ist das den Investoren zu teuer oder kommen die eventuell benötigten Putzkolonnen dann nicht mehr darauf und der Erlös geht deutlich zurück? – Georges Wilkerling

 

Es tut mir sehr leid, dass eine Zeitung wie Ihre (mit einem eigentlich meist recht seriösen „Wissen“-Teil) mal wieder Energie und Leistung durcheinanderwirft. Die in dem Artikel zur vermutlich verstärkt kommenden Freiflächenfotovoltaik strotzt von Fehlern und Polemik, angefangen bei den aufgeführten „20MW pro Jahr“, ab denen eine Baugenehmigung erforderlich sei – MW ist eine Einheit der Leistung (Megawatt=1 Million Watt), nicht der Energie, die in Joule=Wattsekunde oder auch in Wattstunden bzw. deren vielfachen angegeben wird.

Auch der Zahlwert ist rätselhaft, 20MW Leistung würden eine Fläche von (bei typischen 200W/m²) ca. 100000m², also 10ha erfordern. Wären 20MWh gemeint, reichen allerdings schon (bei typisch 200kWh/Jahr Energieertrag pro m²) 100m², also eine nicht besonders große Dachfläche. In Bayern (und wohl den meisten Bundesländern) ist eine Baugenehmigung für eine Freiflächenanlage nicht an Leistung oder Energie gekoppelt, sondern an ihre Größe, s. z.B. https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.energieatlas.bayern.de%2Fthema_sonne%2Fphotovoltaik%2Fgenehmigung&data=05%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C3999d7081d12434c0f0b08daee42da58%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C1%7C0%7C638084268155957420%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000%7C%7C%7C&sdata=37nvoAsilwsKp8c7IKiH44C5RzZxyymmwuG%2FJ5H8Wp0%3D&reserved=0 .

Hier wird eine Genehmigung ab 3x9m² gefordert. Aber auch von dieser Schlampigkeit abgesehen teile ich die Ansicht von Frau Grelle nicht – natürlich kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass Strom ja bekanntlich aus der Steckdose kommt. Niemand ist begeistert von mit Windrädern und Solarflächen gepflasterter Landschaft, aber solange keine vernünftigen Alternativen genannt werden, ist solche Kritik ziemlich billig.

Natürlich sollte darauf geachtet werden, dass eher wertlose Flächen (etwa an oder über Autobahnen, über Parkplätzen etc.) genutzt werden, aber vermutlich wird das nicht reichen. Deutschland hat ca. 13000km Autobahnen, werden hiervon 10% auf einer Breite von 100m für Fotovoltaik genutzt, ergibt sich mit den Werten von oben (bitte nachrechnen, Frau Grelle) eine installierte Leistung P = Fläche * Leistung/Fläche = 130km² * 200MW/km² = 26 GW und pro Jahr eine Energie von E = P *t =26GW * 1000h = 26TWh Dies sind ca. 5% des Jahresverbrauchs an elektrischer Energie in Deutschland, und die Leistung entspricht etwa den (s. https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.zeit.de%2Fwirtschaft%2Fenergiemonitor-deutschland-gaspreis-spritpreis-energieversorgung&data=05%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C3999d7081d12434c0f0b08daee42da58%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C1%7C0%7C638084268155957420%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000%7C%7C%7C&sdata=IVDoZz88FgIjx7YguCTR9MnjNa7z%2BkJ4KBNjMXE%2Bfw0%3D&reserved=0) angepeilten 22GW jährlichem Ausbau – dummerweise nur einmal. Sprich – wir werden, falls wir nicht unseren Lebensstil entscheidend ändern, nicht vermeiden können, auch „wertvollere“ Flächen zu nutzen. – Ferdinand Haider

 

Zu den Aussagen im Artikel von Christiane Grefe: 1. Fotovoltaik auf Freiflächen (ca. 700.000 kWh je ha) ermöglicht ökologisch sinnvollen Ackerbau und Artenschutz. Der Ausbau dieser regionalen, umweltfreundlichen und neben der Windkraft mit 7 c/kWh preiswertesten Stromerzeugung ist als Ergänzung zu Dachanlagen für den Klimaschutz erforderlich. Die Energiewende wird nur damit zum Vorteil der Landwirte, der Kommunen und Verbraucher gelingen. 2. Der Bau von großen Photovoltaik-Freiflächenanlagen ist eine nachhaltig wirtschaftliche Alternative zum Anbau von Energiepflanzen.

Die Belastung von Böden und Trinkwasser werden bei einem Kostenvorteil von etwa 10 c/kWh entfallen. 3. Zudem ist die Flächeneffizienz der Photovoltaik höher: Nach Angaben des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) lassen sich 33mal mehr Strom als mit einem Hektar mit Silomais erzeugen. Das bedeutet umgekehrt: Statt 1 Mio. ha Silomais in Deutschland wären nur noch rund 30.000 ha für Solarparks nötig. Warum sollte jetzt noch Strom in Biogasanlagen mit einem großen Flächenbedarf für nachwachsende Rohstoffe zu einem Preis von über 17 ct/kWh erzeugt werden, wenn die direkte Nutzung der Sonnenenergie auf 3 % der für Biogas benötigten Landfläche für ca. 7 c/kWh möglich ist?

4.Mit den freigesetzten Mitteln könnte bisherige Einkommen der Landwirte gesichert, Investitionen in Speicher-Elektrolyseuranlagen (Wasserstoff) bezahlt, und ein ökologischer Ackerbau auf einer Fläche von über 950.000 ha finanziert werden. Die heimische Landwirtschaft könnte auf dieser freigewordenen Fläche ca. 40 Mio. t Futtermittel anbauen und damit die Importmenge von Soja senken. Zukunftsfähig wäre auch ein Ausbau der Agrophotovoltaik (APV)-Anlagen in Kombination mit eine doppelte Ernte: Pflanzenproduktion (Photosynthese) und PV- Stromproduktion (Photovoltaik). 5. Der Aufbau der Freiflächen Fotovoltaik sollte im ländlichen Raum als Ergänzung zur Windkraft, bei kommunaler Steuerung von den Bürgern der Region zB. in Genossenschaften durchgeführt werden. – Clemens Lüffe

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir müssen den Krieg vom Ende her denken«“ von Elvira Rosert und Frank Sauer

 

Ist eine soziologische Perspektive ausreichend für das Verhältnis Natur und Mensch? … Was macht Krieg wahrscheinlich? Unsere globalen Kohlenstoffemissionen senkt die planetarische Leistungsfähigkeit vom Ökosystem. Ein knapper werdender Lebensraum bedeutet für biologische Arten ein Anpassungsstress. Soziologisch spaltet u. U. ein zunehmender Dichtesstress die Gesellschaft, was gesellschaftliche Ausgrenzung fördert, Wut auslöst und in Hass mündet. Hass senkt die natürliche Tötungshemmung. Evolutionär gesehen, ist Artreduzierung eine mögliche Reaktion auf knapper werdende Lebensräume. …

Zynisch gesehen, da eine logistische Lösung im Gütermarkt auf das Klimarisiko fehlt, ist der Ukrainekrieg das kleinere Übel zu einem ökologischen Kollaps. … Da das Töten in der Ukraine nicht hinreichend das Klimarisiko senkt, werden Kriegsrisiken stärker. … Geistig werden wir schon auf den nächsten Gebietskonflikt um Taiwan eingestimmt. Der ukrainische Selbsterhalt ist irrelevant für den evolutionären Arterhalt. Den Krieg können Sie erst dann beenden, wenn die Menschheit beginnt Evolution in Sprache zu fassen und priorisiert nutzt. – Matthias Losert

 

Manchmal ist es vielleicht doch hilfreich, die Dinge vom Ende her zu denken: Wenn der Westen in seiner Unterstützung für die Ukraine zu sehr schwächelt, dann und wohl nur dann wird das ganze Land eher früher als später ein Teil von Groß-Russland sein. Dann stünden wir vor der Entscheidung: Sollen wir die Menschen in der Ukraine in Stich lassen? Oder sollen wir den Ukrainern dadurch beistehen, dass wir Russland dabei helfen, den von ihm verwüsteten Teil seines Territoriums wieder aufzubauen? Höchst unerquickliche Alternativen.

Wollen wir diesem Dilemma entgehen, bleibt wohl nichts anderes übrig, als der Ukraine jede nur mögliche Unterstützung zukommen zu lassen – deutlich mehr noch als bisher. Deutschland käme dabei fast eine Schlüsselrolle zu. Aber wie soll das gehen mit einem hasenherzigen Bundeskanzler, der schon bei seiner Zeitenwenderede nicht auszusprechen wagte, dass uns die kommenden Zeiten – nicht gerade Blut, Schweiß und Tränen, aber doch Opfer und Zumutungen abverlangen würden? Diese Personalie ist einer der weniger ermutigenden Aspekte. – Dr. Wolfgang Salzert

 

Richtig,das Ziel im Auge zu haben,der Ukraine ihre alten rechtmässigen Grenzen zurückzugeben. Dies zu erreichen ,sind alle einschätzbaren Massnahmen geboten und gerechtfertigt.Der marode Zustand von Putins Militärmaschinerie demonstriert,dass dieses Ziel erreichbar ist. Durch unser hasenfüssiges zögerliches Verhalten haben wir leider viel Zeit verloren und der Bevölkerung der Ukraine viel vermeidbares Leid zugefügt. – Hans Peter Schüz

 

Vielen Dank für den erhellenden und die vermeintlichen Putinversteher*innen und Vom-Ende-her-Denkenden hoffentlich erleuchtenden Artikel! Dass Russland/Putin das nukleare Tabu bricht, ist möglich, aber nicht wahrscheinlich, denn Herr Putin hat in seinem ganzen bisherigen Leben keine Neigung zum Suizid oder (stark) erweiterten Suizid erkennen lassen. Die Staatengemeinschaft sollte ihm aber vorsichtshalber anbieten, in ein für ihn sicheres Land, z. B. China oder Saudi-Arabien, auszureisen, falls ihm die Situation in Russland zu brenzlig werden sollte. Deutschland sollte tun, was ethisch, militärisch und politisch geboten ist, nämlich die Ukrainer*innen nach Kräften mit allen (!) benötigten Waffen unterstützen, um die russischen Truppen möglichst aus der gesamten Ukraine herauszudrängen und Russland/Putin von weiteren Angriffskriegen abzuhalten.

Ethisch und juristisch wäre es meines Erachtens sogar gerechtfertigt, wenn auch vielleicht nicht klug, den Ukrainer*innen Atomwaffen zu liefern, denn der ukrainische Verzicht auf Atomwaffen, der im Budapester Memorandum von 1994 festgeschrieben wurde, ist meines Erachtens durch den Bruch dieses Vertrages – und etlicher weiterer Verträge – durch Russland/Putin hinfällig geworden. Sollte Russland/Putin die Ukrainer*innen doch noch besiegen, wird fortan wahrscheinlich jeder Staat, der es sich leisten kann, zum Selbstschutz nach Atomwaffen streben. – Dr. Ulrich Willmes

 

Ihren Artikel “Wir müssen den Krieg vom Ende her denken” habe ich mit großem Interesse gelesen, will sagen durchgearbeitet. Mein knapper Kommentar: Was soll man vom Ende, das man nicht kennt, her denken ? – Dr. Klaus Miltenberger

 

Während die Autoren behaupten „diese populäre Floskel“ würde „in die Irre führen“, tut genau dies deren falscher Denkansatz. Immerhin wird der wesentliche Fehler dieser Denkrichtung vermieden, eine nukleare Eskalation durch Putin sei nicht auszuschließen. Mit dieser richtigen Annahme widerlegen die Autoren aber gleich ihre Eingangsthese, es sei falsch, Konzessionen gegenüber Putin als unausweichlich einzustufen.

Vollkommen absurd wird jedoch deren nächste Einschätzung, „dass Russland tatsächlich das nukleare Tabu bricht, liegt im Bereich des Möglichen – und die Auswirkungen wären epochal.“ „Epochal“ (Def. Lt. Duden: „über den Augenblick hinaus bedeutsam, in die Zukunft hinein wirkend“) zeigt ein völliges Unverständnis oder die völlige Unkenntnis der Folgen eines „Bruches des nukleares Tabus“. Kommt es dazu, so wird es keine Zukunft für die Menschheit, zumindest der nördlichen Hemisphäre mehr geben, in die irgendetwas „hinein wirken“ könnte.

Wer über die Führbarkeit (oder Gewinnbarkeit) einer nuklearen Auseinandersetzung schwadroniert, hat schlicht die „Geschichte des Nuklearzeitalters“ verpasst und sich gleichzeitig nicht über die Hintergründe informiert. Der „Bruch des nuklearen Tabus“ lässt sich – von der Struktur der Befehlskette und Abläufe – nicht auf einen beherrschbaren oder gar planbaren Schlagabtausch mit ein paar wenigen Atombomben beschränken. Der Einsatz einer Atombombe löst einen Gegenschlag aus, innerhalb Minuten.

Wenn die Vorwarnsystem funktionieren, erfolgt der Gegenschlag BEVOR die erste Bombe ihr Ziel erreicht. Der Einzige, der die Hoheit über die Eskalation hat, ist Putin bei der Beantwortung der Frage, auf welches Ziel diese erste Bombe gerichtet ist. Läuft die „Befehlskette“, ausgelöst durch die Freigabe des Atomwaffeneinsatzes durch den Oberbefehlshaber, so greifen nur noch vorgefertigte Automatismen. Zu einer Reaktion, gar zum Nachdenken über die nächsten Schritte gibt es in diesem System keinerlei Zeitreserve mehr.

Die Drohung der USA und der Nato besagen, dass im Fall des Einsatzes einer einzigen Atombombe gegen die Ukraine ein massiver – zunächst nicht nuklear geführter Gegenschlag gegen die gesamte russische Armee geführt würde. Das wiederum kann und wird Putin nur mit einem massivem atomaren Gegenschlag beantworten. Also selbst dieses scheinbar nicht nuklear bedrohliche Szenario führt in den Atomkrieg.

Letztlich zu den angesprochenen Fehleinschätzungen: Vor dem 24.2. hatten nur wenige Fachleute … mit der russischen Invasion gerechnet; [Zitat] die meisten hielten den Einmarsch jedoch für unwahrscheinlich. Heute halten nur wenige Fachleute eine nukleare Eskalation für wahrscheinlich. Wenn sie sich dieses Mal irren, gibt es diese Welt nicht mehr! Die Autoren führen aus, „dass Politik Zukunft gestalten muss.“ Ein Fehleinschätzung des Nuklearkriegsrisikos wird die Zukunft nicht gestalten, sie wird die Gegenwart abrupt beenden. – Karl-W. Koch

 

Mit meinen guten Neujahrs-Wünschen möchte ich zum Bericht „… den Krieg vom Ende her denken“ einen Gedanken einbringen: die Russen zu fragen, – was macht Russland wenn es nur mehr Russland gibt …? Und übrigens, inzwischen ein Fremdwort – Besessenheit, aber allgegenwärtig, seit dem Alten Testament als Menschen sess-haft wurden … Tagebuch der Menschheit! – Walter Kircher

 

Die beiden Autoren halten sich nicht an das, von was sie im Text selbst schreiben:“ Politik… sollte Zukunft als Raum verschiedener Möglichkeiten verstehen.“ Etwas später postulieren sie: “ Um dem Ziel (der befreiten Ukraine) näher zu kommen, sind weitere militärische Siege des Landes notwendig.“ Nun ja, Herr Sauer arbeitet ja an der Bundeswehr Universität München. Die Autoren stellen nur gegenüber : Konzessionen gegenüber Präsident Putin unausweichlich – oder weitere militärische Siege.

Warum sollen noch weitere militärische Siege nötig sein? Es besteht doch schon ein Patt! Weitere Möglichkeiten oder Gedankenspiele stellen sie nicht in den Raum: z.B. Vorbereitungen zu Gesprächen unter Einbeziehung von Staaten des Globalen Südens über eine neue Friedensordnung in der Welt mit Einbeziehung von natürlich Russland und China im Rahmen von Erörterungen über mögliche gemeinsame Werte von Menschen. Präsident Putin spricht ja oft von Werten, die er erhalten möchte – dies wäre ja ein Ansatzpunkt. Man könnte auch überlegen, welche anderen gemeinsamen Werte zu Erhaltung des Lebens es gäbe.

Entscheidend ist, über gemeinsame, allgemeine Werte im internationalen Rahmen zu sprechen, ohne irgendwelche Voraussetzungen. Natürlich ist das ein langer Weg – aber gibt es eine realistischere Alternative?? Der Friedensforscher Johan Galtung hat ja in dieser Richtung vorgedacht. Vermittler oder Moderator für solche Gespräche könnte der Generalsekretär der UN Guterrez sein, unterstützt durch einen Dialog-Fachmann, z.B. Professor Friedrich Glasl, Wien. – Walther Moser

 

Die alte Weltordnung hat abgewirtschaftet – die heutigen Krisen verlangen ein grundsätzliches Umdenken. Eine Entwicklung vom Ende her denken, ist nie falsch. Und gerade ein Krieg bedeutet das Ende von Verständigung und Interessenausgleich mit dem Ziel der Unterwerfung. Das hier geforderte Neue entpuppt sich als das alte Machtspiel. Das Traurige daran ist, dass wir keine Utopie mehr wagen. Ein Zukunftsentwurf z. B., der eine Politik beschreibt, die nicht mehr vom Macht- und Sündenbockdenken beherrscht ist.

Sondern eine, die dem Eigensinn und der Selbstbestimmung eines jeden Einzelnen (und auch Staates) Rechnung trägt, insoweit sie von dem Gedanken nach einer gerechten Güterverteilung und Sicherheit für alle anstelle von Gier angetrieben wird. Also eine Situation, in der niemand mehr Macht und Größe zum Zweck der Selbstbehauptung nötig hat. Wer diese neue Ordnung erdenkt, durchsetzt und wirksam überwacht, müsste eine neuartige UN regeln. – J. Kirchhof

 


 

 

Leserbriefe zu „Vorfeiern. 2023 – ein Ausblick“ von Maxim Biller et al.

 

Der Beitrag über George Harrison (25.2.1943 bis 29.11.2001) hat mich sehr gefreut, da er auch gerade rechtzeitig zu unserer kommenden Schaufenster-Ausstellung im KM15/Abenberg passt, die am 8. Januar 2023 losgeht und bis zum 22. Februar 2023 dauern soll! Wir befassen uns darin mit dem Monat Februar, in dem auch der Musiker George Harrison und auch ich (14.2.) hinein geboren wurden.

Der Februar ist bekanntlich der kürzeste Monat des Jahres und alle Schaltjahre lang, hat er einen Mittelpunkt, nämlich dann den 15. Februar, das ist alles recht einmalig im Jahresgefüge. Die Musik von George Harrison hat mir schon immer besonders gut gefallen und sein Titel „Here comes the sun“ ist mittlerweile zu einem richtig bekannten Welthit geworden. – Klaus P. Jaworek

 

Tolle Idee mit dem Vorfeiern. Ich bin beim Vorfeiern auf den 90. Geburtstag von Susan Sontag gestoßen. Sie wurde am 16. Januar 1933 als Susan Lee Rosenblatt in New York geboren. Die Biografie von Benjamin Moser zitiert als Motto einen Tagebucheintrag: F: Haben Sie immer Erfolg? A: Ja, ich habe in dreißig Prozent der Fälle Erfolg. F: Dann haben Sie nicht immer Erfolg. A: Aber ja. In 30% der Fälle Erfolg zu haben ist immer. Sontag hat Ihren Kindheitswunsch, den Literaturnobelpreis zu erhalten, nicht verwirklichen können. Sie starb am 28.12.2004. „Aber, Ja“ – ein feines Motto für 2023. – Christine Schürmann

 

Sie schreiben über Neubrandenburg „Denn eigentlich ist Neubrandenburg außer für seine Olympioniken……für nichts bekannt.“ Das wirkt überheblich. Neubrandenburg hat nicht nur wertvolle Backsteinbauten (u.a. die Wiekhäuser). Es ist auch von einer herrlichen Landschaft umgeben und hat eine Hochschule. In Neubrandenburg lebte zeitweilig Fritz Reuter (1810 – 1873), der bedeutendste plattdeutsche Dichter. Seine Werke werden auch heute noch in Deutschland und im Ausland gelesen.

In seiner Erzählung „Dörchläuchting“ beschreibt er den trotteligen Herzog von Mecklenburg – Strelitz, Adolf Friedrich IV. Die Handlung spielt in Neubrandenburg. Reuter ist ein Beispiel der preußischen Willkür, der wegen „Tätigkeit in der Burschenschaft“ von 1833 – 1840 in Festungshaft saß. Nicht zu vergessen ist bei einer Betrachtung Neubrandenburgs die dortige Gedenkstätte Fünfeichen (Kriegsgefangenenlager und Speziallager). – Dr. Herwart Pittack

 

In Ihrer Aufzählung der bekannten Persönlichkeiten, die die Jahreszahl 2O23 betreffen, haben Sie den am. Politiker Henry Kissinger unerwähnt gelassen, der immerhin vor beinahe 1OO Jahr in Fürth geboren und heute noch in den USA lebt. – Uwe Büssing

 

Zu „FEUILLETON; „Vorfeiern“, von DIE ZEIT N° 1, von Antonia Baum. Herzlichen Dank Frau Baum, dass Sie uns an Ihren Erinnerungen teilhaben lassen. Die Nostalgie, die da durchschimmert, erreicht mich, den Leser, der gerade ganz corleonesk mit übereinander geschlagenen Beinen in seinem Lesesessel sitzt ebenso. Wenn Sie also so über ihre italienischen Nachbarn und den Fiat erzählen. Ich für meinen Teil habe neuerdings festgestellt, wenn ich einen kurzen Schwenk machen darf, dass ich ein Faible für No-Name-Haushaltsgeräte entwickelt habe. Ganz besonders für jene aus Geschäften wie Woolworth oder vergleichbaren Krämerläden.

Als Kaffeeliebhaber habe ich mittlerweile einige Maschinen und Methoden ausprobiert und schließe, dass die Filterkaffeemaschine aus dem Woolworth nicht nur mit der Ästhetik des weißen Plastiks besticht, nein dazu auch noch mit dem sensationell bodenständigem Preis von 17,99 € aufwartet. Was will man mehr? Und ob man es nun glaubt oder nicht. Der Kaffee aus dieser Maschine schmeckt unangefochten gut. Siebträgermaschine? Nö danke. So, jetzt muss ich nach der Tomatensoße schauen. Und hey, der Fiat auf dem Foto sieht einfach spitze aus.

Zu „Feuilleton; Vorfeiern, von DIE ZEIT N° 1, von Volker Weidermann. Ich fühle mich verpflichtet Herrn Weidermann nachträglich meinen Dank auszusprechen. Dafür, dass er mir mit dem „Duell“ ein tolle Zeit beschert hat. Der ein oder andere besonders schöne Satz aus diesem Werk hat sich sich seitdem bei mir eingebrannt. Zum Beispiel dieser von Herrn Reich-Ranicki. Gott behüte seine Seele an dieser Stelle. „Die Deutlichkeit ist die Höflichkeit der Kritik.“ Wundervoll. Und natürlich auch der folgende: „Die Weichsel ist ein breiter, immer breiter werdender, trotz der vielen Sandbänke schiffbarer Strom.“ Sensationell, Herr Weidermann. Einfach sensationell. – Michael Ayten

 

Dass es Kafka immerhin mit der Kurzwürdigung auf die erste Position der Seite 45 gebracht hat, ist schon erstaunlich für eine Zeitschrift, die meint, Jay-Z, einem der “erfolgreichsten, bedeutendsten und reichsten Rapper“ die ganze Seite 47 widmen zu müssen, auf der er auch auf einem vielsagenden Bild zu bewundern ist. Die Prioritäten verschieben sich eben rasant und der Normalbürger kommt einfach nicht mehr hinterher, bevor er es nicht unter die Nase gerieben bekommt. – Prof. Michaela Böhmig

 

Ein Bravo Ihrer Idee zum Jahresbeginn eine Übersicht der zu feiernden Jubiläen zu bringen. Nur schade das * 15.05.1773 Clemens Lothar Wenzel Fürst von Metternich nicht erwähnt wurde; denn er ist der erste europäische Politiker, der einen „Europäischen Völkerbund““ nach den Visionen seiner Lehrer Koch und Vogt als das Ideal für Europa hielt und anstrebte: „Die freien und selbstständigen Nationen sollten durch ein allgemeines Band geeint sein,… Staatsgrundsatz sei dabei, keinen europäischen Staat so mächtig werden zu lassen, dass man ihm nicht mehr widerstehen könne.“ (W. Siemann, Metternich, S. 81)

Teil eines solchen Völkerbundes hätte Österreich-Ungarn mit seinen vielen Nationen sein können, nicht aber bei der kleindeutschen Lösung. Dass es dann noch – nach den napoleonischen Kriegen und drei weiteren europäischen Kriegen – Weltkriegen – zwei Jahrhunderte dauerte bis 1992 mit EU und den Maastrichter Verträgen diese Vision Wahrheit wurde, ein Grund mehr an diesen vor 250 Jahren geborenen Politiker, ja „Kosmopoliten“ bewusst und vorurteilsfrei zu erinnern. Wie? Ach ja, Geschichte gehört nicht zum Resort Feuilleton. Der Leserbrief hätte zumindest auch am Porträt Metternichs von Francois Gérard aufgefädelt gehört, ja dann… – Udo Bünnagel

 


 

 

Leserbriefe zu „Wir haben gute Nachrichten! (…)“ von Nadine Ahr et al.

 

Ich hatte es schon aufgegeben, das Zeitunglesen und das Schauen von Nachrichten. Nun dieses Dossier vom 29.12. mit drei Seiten positiver Nachrichten aus dem Jahr 2022 und ich denke mir: geht doch! Ich lese von unterschiedlichsten Fortschritten in der Energiegewinnung, wieder angesiedelten Nashörnern, Hoffnung auf ein Kriegsende in Äthiopien u.v.m. Vielleicht wäre ein guter Neujahrsvorsatz für Journalisten: JEDE WOCHE BRINGE ICH EINEN „LEUCHTTURMBEITRAG“!

Es ist wichtig und unerlässlich von den Krisen der Welt zu berichten und das Leid der Menschen anzuerkennen. Das ist das Mindeste, was wir tun können. Ohnmacht hingegen ist äußert problematisch. Sie bedeutet ein Verharren in der Untätigkeit und verhindert Aktion. Den Blick auf das Positive zu richten, mobilisiert Kräfte, die in der Krise so dringend benötigt werden. Also bitte mehr von derartiger Berichterstattung und dann bin ich auch wieder im Boot der Zeitungsleser. :-) – Angela Hornung

 

Nach den bedrückenden Nachrichten, mit denen wir uns alle in 2022 auseinandersetzen mußten, war die Aufmachung Ihres Dossiers vom 29.12.22 mit den dort aufgeführten guten Nachrichten eine echte Wohltat! Haben Sie vielen Dank dafür! – HERBERT KORN

 

Stiere sollen am Leben bleiben. Aus dieser Überschrift spricht bereits die ganze menschliche Hybris. Es ist ein Irrsinn, was hier mit den Tieren angestellt wird. Ob Stierkämpfe in Mexiko, Bullenhatz im spanischen Pamplona oder die brutale Zwangsmästung französischer Gänse. Dies dazu der Welt als kulturelle Identität respektive kulturelles Erbe verkaufen zu wollen, um der Scheußlichkeit dadurch eine gewisse Legitimität zu geben, ist frivol und zutiefst unanständig.

Es ist längst genug Tierquälerei betrieben worden. Wie lange soll das eigentlich noch weitergehen? Bis etwa der nächste Aquadom in tausend Teile explodiert? Das ist eine üble Perversion, die hier gegenwärtig vonstatten geht. Eine Million Liter Wasser auf der Straße und 150 Meerestiere, die verendet sind, und das weil die Noblesse aus der Berliner Karl-Liebknecht-Straße unbedingt eine Tierschau halten möchte. Abscheulich. Höchst abscheulich. – Michael Ayten

 

Danke für diese Berichterstattung von der Gesellschaft und der Welt sowie dem Raum, den Sie dieser einräumen; es gibt sie und wir sollten Sie teilen. Ich bin froh, in unserer ZEIT nicht die beiden Irrtümer zu finden : Alles ist gut und alles wird gut. Bleiben wir besser bei der Realität und widmen uns auch den wirklich guten Nachrichten. – Bernd Ritter

 

Seit einigen Monaten lesen wir, mein Partner und ich, die ZEIT mit großer Begeisterung. Zum Einen finde ich die visuellen Darstellungen und Grafiken immer toll und sehr kreativ (hier ist mir besonders die asiatische Take-Away Box mit den Rapper-Goldketten in Erinnerung geblieben), zum Anderen die sachliche Berichterstattung, die einen guten Überblick über das aktuelle Geschehen ermöglicht.

Der mehrseitige Beitrag „Wir haben gute Nachrichten!“ im Dossier der letzten Ausgabe hat mir geholfen, trotz der vielen schlimmen Ereignisse im vergangenen Jahr, wie Krieg, Inflation, Naturkatastrophen und so vielen mehr, auch positiv auf das Jahr 2022 zurückzuschauen! Besonders berührt haben mich die Berichterstattung zum Lottogewinn in Ahrweiler, der Zusammenschluss zur Bäckerei-Genossenschaft in Wombach und das Forschungsprojekt Glück als Unterrichtsfach. Ein Kompliment für die Zusammenstellung – bei mir haben diese drei Seiten nicht nur ein gutes Gefühl aufkommen lassen, sondern auch für ein leises Aufatmen und einen wohligen Seufzer gesorgt! :) Herrlich!

Ich würde mir wünschen, dass „gute Nachrichten“ als eigene Kategorie Einzug findet – immerhin scheint die Waage kategorisch im Ungleichgewicht zu sein, und man weiß gar nicht so recht ob man sich die Augen und vielleicht am besten auch gleich noch die Ohren zuhalten sollte, wenn man heutzutage von der Zukunft spricht. – Katharina Auer

 

Dies ist mein erster Leserbrief. Ich musste jetzt einmal schreiben, und zwar aus Freude und Dankbarkeit über das Dossier in Nr. 1. Es erinnert mich an meinen Eindruck, den ich von Ihrer Zeitung hatte, als ich vor ca. 10 Jahren angefangen habe zu lesen. Dieses Gefühl, dass endlich jemand die Dinge schreibt, die wirklich interessant/ wichtig/ relevant sind! Danke! – Nora Porten

 

Vielen Dank für das Dossier „Gute Nachrichten 2022“! Diese Meldungen gehen viel zu leicht in der Masse der negativen Nachrichten unter. Es tut gut in unserer von Krisen geprägten Zeit etwas zu lesen was Zuversicht vermittelt. – Gerlinde Hofmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Volles Rohr“ von Marcus Rohwetter

 

Mit Interesse habe ich Ihren Artikel „Volles Rohr“ gelesen. Leider reduzieren Sie das Thema „Heizen“ oder die Frage „Wie bekomme ich bezahlbar meine Wohnung nachhaltig warm“ sehr plakativ und zeigen keine Lösung auf. Eine etwas differenziertere Betrachtung hätte ich mir gewünscht.

Zukünftig soll per Gesetz der Verbau von Heizanlagen, die fossile Brennstoffe wie Gas und Öl nutzen, stark reduziert oder sogar verboten werden. Die alternative Lösung lautet: Wärmepumpe. Eine Wärmepumpe erwärmt die Wohnung bis ca-15 Grad C Außentemperatur. Dann funktioniert das Prinzip der Kompression nicht mehr, die Wärmepumpe schaltet ab. Ein elektrischer Heizstab von ca. 6 KW kommt zum Einsatz. Was würde passieren, wenn wir mehrheitlich mit Wämepumpen heizen, diese Temperaturgegenden erreicht werden und alle ihre Heizstäbe aktivieren? Sämtliche mit fossilen Brennstoffen betriebene Kraftwerke müssten aktiv werden, wahrscheinlich würde das Stromnetz ob der Last zusammenbrechen.

Als Wärmepumpenbetreiber hat man ein Backupsystem: einen Kaminofen. Idealerweise ist dies ein wasserführender Kaminofen, den man nicht im Baumarkt, sondern bei einem Ofenbauer beauftragt. Die Kosten liegen bei ca. 10.000 €. Dafür bekommt man einen Wirkungsgrad von 80%. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und verbrennt CO2-neutral. Die wenigsten Kaminofenbesitzer werden ihren Müll, alte Autoreifen oder nasses Holz in ihrem Kamin verbrennen, selbst wenn sie nur 1000 € im Baumarkt investiert haben.

Es ist oft einfach, mit dem Finger auf Einzelne zu zeigen, aber was sind die Alternativen? Als ich vor 25 Jahren durch Norwegen gefahren bin, war vor jedem Haus Holz für zwei Jahre gestapelt. Als ich 2018 durch Norwegen fuhr, war davon nichts mehr zu sehen. In Norwegen kostet eine Kilowattstunde Strom 3 ct. – Oliver Gräulich

 

Es ist wirklich schade, dass ein Kamin so viel Schadstoffe in die Atmosphäre bläst. Lange spielte ich mit dem Gedanken, mir eines Tages einen offenen Kamin zuhause installieren zu lassen. Dann würde ich unzählige Abende damit verbringen, ins offene, warme Feuer zu blicken und mich an dem Knistern zu erfreuen. Platz genommen im liebsten Ohrensessel und mit einem dicken Buch auf dem Schoß und der Wolldecke über den Beinen bräuchte ich dann absolut nichts mehr vom Leben. Hach, welch behagliche Vorstellung.

So werde ich das Heim meines Nachbarn weiterhin aufsuchen müssen, um mit ihm gemeinsam an seinem Kamin – er hat schon lange einen ganz putzigen – Pfeife zu rauchen und seinen abenteuerlichen Geschichten zu lauschen. Nun denn. Sitzend am warmen Feuer hebe ich mein Glas, zücke das Hütlein und verabschiede mich mit einem Adieu aus dem Wohnzimmer des Herrn Bilbo Beutlin. – Michael Ayten

 

Wichtig: Massiver Einsatz gegen Klimakrise (fossile Enerieträger in der Erde lassen) Weniger wichtig: Info darüber, dass es noch veraltete Holzöfen gibt (eine Seite in der Zeit) Um unsere Erde zu erhalten muss sehr viel Holz genutzt werden. Beispiel Grunewald 1943 bis 1950: Die meisten seiner Bäume wanderten in Öfen. Der Wald erbrachte damit seine Höchstleistung, er bewahrte Gesundheit und rettete Leben. Das muss weltweit in den Wäldern geschehen (langlebige Holzprodukte und Energie aus Holz) Holznutzung selbstverständlich nicht durch Kahlschlag, sondern als Durchforstung. Junge Wälder mit raschwachsenden Baumarten binden mehr CO2 als alte Wälder. – Dr. Helmuth Freist

 

Als ich Ihren Artikel, Volles Rohr, gelesen habe, musste ich schmunzeln! Erst dachte ich ganz interessant! Doch wen man genauer liest , ganz schön oberflächlich! Auch in alten Öfen baue Filterschamottesteine ein. Sie reduzieren Schadstoffe gerade beim anbrennen und herunterfahren von Kaminöfen ! Kostenpunkt ca . 50 -120 € ! Auch wird die Verbrennung gesteigert so das man locker 20 Prozent Energie spart! Gerade der Feinstaub wird reduziert! Im Angesichts des Krieges sollten wir jede heimische Energie nutzen.

In Deutschland haben wir einen jährlichen Holzzuwachs von 122 Millionen Kubikmetern! 50 Mio Kubikmeter werden als Schadholz eingeschlagen. Der Holzvorrat in Deutschland beträgt zurzeit 3,4 Milliarden Kubikmeter! Der größte Europa weit! Zu den Schornsteinfegerbeamten ist noch zu sagen, sie sollten ihre Kunden besser informieren, über die Möglichkeit, einen passiven Feindsaubfilter nachzurüsten , statt alte Öfen rauszuschmeissen! Holzverbrennung ist nachhaltig und extrem gemütlich! – Klaus-Dieter Ritz

 

Rohwetter wettert gegen Kaminöfen. Statt Fakten in Form von Zahlen zu liefern schreibt der Autor von möglicherweise auftretenden Feinstaubbelastungen in Wohngebieten. Auch wird vermutlich nasses Holz und Sperrmüll oder Möbel verbrannt. Warum konzentriert sich der Autor nur auf die Fehlnutzung von Kaminöfen. Wenn wir bei allen Dingen des Lebens so argumentierten, dann ist das Auto bei Fehlbedienung natürlich auch ein Mordinstrument. Weiss der Autor eigentlich das bei seiner Atmung ebenfalls ein erheblicher Anteil an CO2 entsteht das zum Klimawandel beiträgt, wie er den Kaminofenbetreibern vorwirft.

Ich betreibe meinen Kaminofen mit selbst vom Förster zugewiesenem Holz aus unserem FSC zertifizierten Heidelberger Stadtwald, Feuchtgehalt kleiner 10%. Für mein Niedrigenergiereihenhaus benötige ich 2 Ster pro Winter. Das ist für mich wesentlich beruhigender als eine Gastherme, die wohlmöglich mit russischem Gas bezogen über Drittländer, betrieben wird. So wird ein Gasthermebesitzer bei (Fehl)nutzung seiner Heizung schnell zum Putinunterstützer. – Dr. Thomas Möllers

 

Ihr o.g. Artikel ist sicherlich gut recherchiert und zeigt Probleme auf, die beim Heizen mit Holz auftreten können. Aber was wollen Sie mit dieser Aufmachung bezwecken? Der kleine Ofen des gut situierten Rotwein trinkenden Ehepaars stößt eine Rauchwolke aus, die einem vorindustriellen Kohlekraftwerk entspringen könnte – und damit zerstören die Beiden lachend nebenbei noch die Welt? So ist es aber nicht. Ihre grün-populistische Aufmachung ist eigentlich eine Frechheit gegenüber denjenigen Bürgern, die aufgrund der verfehlten ideologisch geprägten Energiepolitik der derzeitigen Regierung versuchen, mit den bisher so gepriesenen nachwachsenden Rohstoffen ihre finanzielle Not zu lindern. Um Gemütlichkeit geht es diesen Leuten in erster Linie nicht. – Günter Schneider

 


 

 

Leserbriefe zu „STILLE“ von Bernd Deininger und Anselm Grün

 

Diese beiden „Experten der Stille“ kennen sich schon viele Jahrzehnte lang, und das habe ich beim Lesen auch bemerkt, als ich mit aller Ruhe und in aller Stille ihre beiden Beiträge nacheinander gelesen habe. Der katholischer Bendediktinerpater Dr. Anselm Grün und der ev. Theologe, Nervenarzt und Psychoanalytiker Dr. Bernd Deininger ziehen sich bei vielen Gelegenheit (wenn möglich) in ihrem „Raum der Stille“ zurück, um dort wieder neu (fürs Leben) aufzutanken und dadurch auch gefestigter zu werden und zu sein. Hoch interessant, der eine von beiden sucht die Tiefe und der andere will immer zu sich kommen, vielleicht tauschen sich auch beide, nach wie vor darüber aus! – Klaus P. Jaworek

 

Gerade sitze ich gemütlich im Sessel und lese die neueste Ausgabe der ZEIT, wo es in der Rubrik „Glauben & Zweifeln“ um Stille geht und wo sich Pater Anselm Grün und Bernd Deininger darüber sinnreiche Gedanken machen. Ist es mir erlaubt, eine klitzekleine Korrektur zu den Gedanken von Pater Grün – den ich übrigens sehr schätze – zu übermitteln? Anselm Grün spricht eingangs vom Lärm, dem Gegenteil von Stille, und leitet dieses Wort von Alarm ab, das wiederum aus dem Italienischen kommt.

Das stimmt zwar, die richtige Herleitung aus dem Italienisch lautet aber „alle armi“ (= zu den Waffen) – und nicht, wie abgedruckt, all arme. Das italienische Wort für die Waffe ist l’arma (f), das zwar im Plural den weiblichen Artikel le bildet, aber das Singular -a nicht in das eigentlich normale Plural -e verwandelt, sondern in ein -i – die Waffen heißt italienisch also „le armi“, zu den Waffen folglich: alle armi. Ich wünsche dem gesamten Redaktionsteam ein gesundes und friedvolles Neues Jahr – vielleicht übermitteln Sie meine Neujahrswünsche auch an den Hochwürdigen Herrn Pater! – Franz Schneider

 

Die zwei Texte unter der Überschrift „Stille“ sprechen mich sehr an. Zwei Texte, zwei Wege in die Stille, zu sich selbst. Die Texte strahlen trotz ihrer inhaltlichen Fülle Ruhe, Gelassenheit und Zuversicht aus: Stille ist möglich. Sie sind Angebote, stellen sich selbst nicht in Frage, leben nicht vom Zweifel. Nur zwei Fragen gibt es, und die kommen von außen: Wie komme ich in den inneren Raum der Stille, lässt Anselm Grün sich fragen. Was tue ich, obwohl ich es nicht will, schlägt Bernd Deininger als Frage vor, um sich zu sich selbst zu befreien. Die Texte zeigen alternative Wege in eine ehrlich gemeinte, nicht oberflächliche Stille. Es gibt keine Rezepte, keine Garantien, um anzukommen. Und es gibt sicherlich noch mehr Wege. Ehrlichkeit ist Voraussetzung und Ergebnis, Ausgangspunkt und Ziel. – Reinhard Koine

 

Wegen Ihrer Worte zur „Stille“ in der Zeitung Die Zeit vom 29.1.22 schreibe ich Ihnen. Sie als Mönch, Herr Grün, beschreiben die „Stille“, die wir zur Weihnacht ja so sehr genießen (oder so sehr vermissen), als einen Heiligen Ort, „frei von Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen“. Dort sei man „eins mit Gott und eins mit allen Menschen“. Nun, hier schreibt ein moderner deutscher Pater mit einem verinnerlichten humanen Gottesbild. Doch es ist gerade nicht das Bild von Gott, wie es der Vatikan heute zeichnet: Der anerkannte es im Heiligen Jahr 2000 als wahr, dass in der Hölle ewige Foltern stattfinden, bei deren Anblick man „vor Entsetzen“, wie es heißt, sterben könne.

Es ist nicht das Bild von Gott, das das evangelische Gesangbuch unseren Kindern zu präsentieren wagt: So man nicht Buße tue, müsse Seele und Leib in der Hölle brennen. Diese Worte habe Gott selbst gesprochen, so im Buch. Dass Gott nicht spricht, wissen wir, seit es die neuen Medien gibt. Als Analytiker, Herr Deininger, beschreiben Sie, was das Gottesbild des Vatikans bewirkt: Stille sei nur dann stärkend, wenn man sich „angenommen“, also nicht verurteilt oder gar verdammt fühle. Verborgenes werde in der Stille Licht, so zitieren Sie Heidegger.

„Schutzlos“, würden sich Ihre Patienten fühlen, wenn sie Ängste haben und Depressionen und wenn dann Stille eintritt, und damit die Konfrontation mit dem, was ihnen Angst macht. Die größte Angst des Menschen ist nach Eugen Biser die vor einer göttlichen Strafe. Es ist dies die Angst, die Graham Greene im Buch „Das Herz aller Dinge“ beschreibt: Der liebevoll verheiratete Protagonist verliebt sich auch in eine andere. Er kann dies nicht erlösend beichten, weil eine Absolution – als im Grunde unmenschlich – das Ende der neuen Beziehung voraussetzt. So wird ihm nicht vergeben. In der Gewissheit ewiger Verdammnis bringt er sich um:

Ein typischer Fall eines Sacco-Syndroms mit überflüssigen Sündengefühlen, mit überflüssiger Angst und mit viel Leid. Die hier mitverantwortliche Bergpredigt ist eben gerade nicht von Jesus. Sie ist, am sündenfreien Jesus vorbei, vormittelalterliche Familienpolitik verantwortungs- und liebloser Geistlicher. Es braucht viel Mut, dem Vatikan, dem Fundamentalismus, den er ebenso wie die EKD vertritt, die Stirn zu bieten. Ich sehe diesen Mut in Ihnen beiden. Haben Sie Dank. – Frank Sacco

 

Die Betrachtungen der beiden Herren zum Thema Stille hätte ich vor zwei Jahren mit innerer Zustimmung gelesen. Heute, als kinderlose Witwe, auf dem Land lebend, im beruflichen Ruhestand, stellt sich mir das Thema Stille ganz anders dar. Die Stille, in der ich jetzt lebe, ist nicht selbst gewählt, sondern auferlegt. Sie ist nicht mehr ein Teil meines Lebens, der ergänzend und wohltuend ist, sondern sie füllt das Leben aus. An manchen Tagen kann ich sie begrüßen als Freiraum, als Gestaltungsraum, an vielen Tagen lastet sie und lähmt mich. In meinem Leben ist Stille nicht nur Segen, sondern auch Fluch, weil die Seite des Lebens, die die Stille erst fruchtbar werden lässt, nicht mehr als ausreichendes Gegengewicht vorhanden ist. Nur die Balance zwischen Anregung und Ruhe, zwischen Bindung und Autonomie gibt der Stille den Stellenwert, den die beiden Autoren beschreiben. – Anne Grillenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Zeitenwendeli“ von Matthias Daum und Samiha Shafy

 

Ihren Artikel auf Seite 9 der Ausgabe vom 29.12.2022 verstehe ich dahin gehend, dass die Schweiz sich weigert 12.400 Schuss Munition für die Gepardpanzer freizugeben. Wenn ich Roderich Kiesewetter richtig verstanden habe verschießt ein Gepard mehr als 1000 Schuss pro Minute; wir reden also über eine Einsatzzeit von etwa zwölf Minuten . Ob das der Ukraine wirklich hilft ? – Wolfgang Mehlen

 

Ich kann und möchte der Schweiz die Neutralität nicht absprechen. Ganz im Gegenteil. Irgendwie finde ich es sogar gut, dass es im Herzen Europas einen Staat gibt, der eine gewisse Gravitas verkörpert, und lieber den heimischen Frieden zu pflegen priorisiert anstatt in die gehetzte Betriebsamkeit anderer Länder miteinzustimmen. Soll sich die grüne, kleine Schweiz etwa jetzt auch noch aufbäumen, um dem Spinner aus Moskau die Stirn zu bieten? Wozu? Nur weil es einem von den umstehenden Anrainerstaaten wild zugerufen wird? Den Hobbits wäre es nie in den Sinn gekommen, ihr idyllisches Auenland zu verlassen, um im Tausch dafür gen Mordor zu marschieren. No way.

Die Welt als solche gleicht bereits einem Perpetuum Mobile. Über die Steppen und Gefilde der internationalen Weltbühne zu jagen, hin- und her zu flitzen wie manche europäischen Außenminister*innen und eigene ausschweifende Reisefreudigkeit als Indikator zu nennen, man würde so die Welt ein Stück besser machen, wird der Sache nicht gerecht. Eile mit Weile war das Motto des einstigen Kaisers Augustus. Dem kann ich vieles abgewinnen. – Michael Ayten

 

„Die Zeit hat ein Problem“ – das stimmt in der Tat. Und der Artikel macht es deutlich: das Problem der Schweiz hat einen Namen, nämlich Christof Blocher. Sie beschreiben zwar seinen Versuch, eine Neutralitäts-Initiative zu starten – aber sein politisches Agieren ist nun einmal ganz und gar nicht neutral. Er selber und auch mehrere der SVP-Politiker der Schweiz machen unverhohlen Werbung für Putin und seine Ideologie.

Besonders deutlich wird das, wenn man die Rolle der Wochenzeitung „WELTWOCHE“ beobachtet, dem publizistischen Aushängeschild der SVP und wirtschaftlich von Blocher abhängig. Chefredakteur Koeppel läßt keine Gelegenheit aus, die Vorzüge der Putinschen Gedankenwelt vor dem „Woken Westen“ zu preisen. Nein, um Neutralität geht es Blocher – ebenso wie den vielen anderen antieuropäisch gestimmten Rechtspopulisten – gar nicht. Und ganz zufällig geht es dann ja ganz nebenbei auch noch darum, ein bisschen am Rohstoffhandel mitzuverdienen. – Lutz Keil

 

Erstreckt sich das „Zeitenwendeli“, um den Titel des Beitrags von Matthias Daum und Samiha Shafy aufzugreifen, auch auf die völkerrechtliche Institution der Neutralität und speziell die schweizerische Neutralität? Wie sollte die Schweiz weiterhin ihre Neutralität gestalten? Oder ist diese ein Auslaufmodell? Totgesagte leben bekanntlich länger, weswegen der Abgesang auf die Neutralität zu früh kommt und die Neutralität in den internationalen Beziehungen auch zukünftig eine konstruktive Option nationaler Außenpolitik bleiben wird und nicht nur eine historische Anomalie darstellt.

Die Neutralität einzelner Staaten deeskaliert, als positives Beispiel, das Konfliktpotential sich feindlich gegenüberstehender Bündniskonstellationen – so geschehen im Kalten Krieg, illustriert am Beispiel der Ansiedelung der IAEO im neutralen Österreich und durch die Vermittlung Finnlands als Gastland der KSZE. Und man sollte nicht die Initiative Nehrus und Titos vergessen, die zur Gründung der wirk-mächtigen Vereinigung der Blockfreien führen sollte, mit dem erklärten Ziel der konstruktiven Zu-sammenarbeit und Deeskalation der Blockkonfrontation.

Neutrale Staaten bleiben, auch angesichts des Ukraine-Krieges, auf den Feldern der Diplomatie und als Sitz supranationaler Organisationen (man denke hier an Genf und Wien), z.B. als Gastgeber für Friedens- und Abrüstungskonferenzen, enorm wichtig, weil ihre Vermittlerrolle in den internationalen Beziehungen ein gefragtes öffentliches Gut darstellt. Fazit: Das Modell der schweizerischen Neutralität sollte als Vorbild einer deeskalierenden außen-politischen Alternative, gerade angesichts der aktuell zunehmenden für den Weltfrieden schädlichen Polarisierung zwischen demokratisch und autokratisch regierten Nationen, unangetastet bleiben! – Julian Tobias Klar

 


 

 

Leserbriefe zu „Bio nur für alle“ von Marcus Rohwetter

 

Die Frage ist doch: warum gelingt es den Discountern Bio Lebensmittel zu so günstigen Preisen anzubieten? Zum Einen ist es unfair EU Bio mit Bioland oder Demeter zu vergleichen! Auch wenn Sie sich in Ihrem Artikel über Demeter lustig machen: vergleichen Sie doch einfach mal den Geschmack des Gemüses- wenn Sie diesen Unterschied nicht merken sollten Sie an Ihrem Geschmacksinn zweifeln.

Zum Anderen hat der günstige Preis im Discounter auch etwas mit der Art zu tun wie Discounter Ihre Lieferanten und Mitarbeiter behandeln. Die Marktmacht der großen Discounter ist enorm. Da wundern Sie sich über die Art wie das Gemüse z.B. in Spanien produziert wird- wie sollte es denn sonst so billig werden? Und jetzt wollen Sie ernsthaft daß unsere Bioläden zu „BioLidels“ werden?

Ja, gute Lebensmittel sind teuer und bei uns in Deutschland sind leider viele Menschen nicht bereit Geld für gute Lebensmittel auszugeben. Natürlich gibt es auch Menschen die sich das wirklich nicht leisten können, bei vielen aber geht es vor allem darum wo die Prioritäten liegen. Es wäre angemessener zu fragen warum Menschen Unsummen für Autos ausgeben aber zu geizig für gute Lebensmittel sind ode warum in der Zeit Reisen beworben werden die 20 000€ pro Person und mehr kosten (und wahrscheinlich auch verkauft werden) , es aber Menschen gibt die sich gute Lebensmittel nicht leisten können. – Andreas Dill

 

Ein guter Text, der die Biomärkte mal so beschreibt wie sie von vielen in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Exklusiv, esoterisch und wichtigtuerisch. Beinahe auch schon leicht chauvinistisch. Discounter wie Aldi oder Lidl muten hingegen bescheiden und bodenständig an. Alle fühlen sich willkommen. Und das sagt den Bürgern und Bürgerinnen am Ende mehr zu, als einen Laden zu betreten, der nicht bloß Supermarkt ist, sondern auch ganz ostentativ eine Art Akademiker-Treff, vor dem Lastenräder parken, die pro Stück mehrere Tausend Euro gekostet haben. Da rein? Nein danke. – Michael Ayten

 

In dem Artikel wird der Biobranche vorgeworfen,“ ihre Idee massentauglich zu machen, nicht richtig genutzt zu haben“. Der Grund dieser Behauptung ist der Umsatzrückgang bei Bioläden, die als „Boutiquen“ bezeichnet werden, also als Laden, der sich nur an einen kleinen Kreis wendet. Die Discounter dagegen hätten „vermutlich mehr getan für das Biosegment“. Herr Rohwetter geht aber auf die sehr unterschiedlichen Kriterien für das jeweilige Lebensmittel gar nicht genau ein,sondern qualifiziert die z.t. ab als „manchmal aus dem Märchenland, kosmische Vernetzung von Kühen, Vollmondlicht“. Wo der Autor Kriterien von „purer Esoterik“ in den Darstellungen der Bioverbände gefunden hat, weiß ich nicht! Vielleicht nach dem Motto: Die Leser*innen zum Belächeln zu bringen, ist gut!

Als Beispiel für die ernsthafte Unterschiedlichkeit von Biosiegeln zitiere ich nach u.a. https://www.familie.de/familienleben/bio-oeko-regional-die-wichtigsten-bio-siegel-im-vergleich/ : Das EU-Bio-Siegel fasst die Mindeststandards für die ökologische Erzeugung zusammen…..Es konzentriert sich auf den fairen Handel mit den Erzeugern und Händlern. Demeter…ist zugleich strengstes Bio-Siegel. Schon die Nahrung der Tiere entspricht höchster Qualität. Die Demeter-Landwirtschaft setzt auf eine lebendige Kreislaufwirtschaft. Außerdem geht aus den Richtlinien beispielsweise hervor, dass ein krankes Tier erst Antibiotika erhält, wenn Naturheilverfahren zur Heilung ausprobiert wurden.

Die Richtlinien des Bioland-Verbands verbieten u. a. den Einsatz von Gentechnik und chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Düngern; der Einsatz der Dünger und die Zahl der Tiere pro Fläche sind beschränkt. Besonderen Wert legt der Verband auf eine nachhaltige Landwirtschaft, den Umwelt- und Naturschutz und das Tierwohl. Laut Wikipedia sind Kriterien für Lebensmittel beim EU-Bio-Siegel u.a. erzeugt nicht durch und mit gentechnisch veränderte/n Organismen, nicht mit Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln, nicht mit Hilfe von leicht löslichen mineralischen Düngern.

Betrachtet man, ohne auf finanzielle Aspekte Wert zu legen, die Kriterien, so könnte man sagen, dass eigentlich die anderen Siegel wie von Demeter und Bioland etc. für die Erhaltung einer artenreichen, gesunden Pflanzen- und Tier-Welt sehr sinnvoll sind. Esoterik ist da als offensives Verkaufsargument nicht zu finden, höchstens als kleine Randbedingung bei der Erzeugung! Durch politische Rahmenbedingungen sollte die Erzeugung und der Erwerb solcher Lebensmittel zukunftsfähiger gemacht werden als von jenen mit minimalen Mindeststandards. In diese Richtung sollte eigentlich der Kommentar gehen. – Walther Moser

 


 

 

Leserbriefe zu „BELLA CIAO!“ von Robert Pausch

 

Au weia. Das ist ja an Selbstzerfleischung nicht mehr zu überbieten. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich den Best-Entertainer-Award für dieses Jahr der Frau Wagenknecht verleihen würde. Wobei ich null und nichtig ein Fan ihrer politischen Person bin, hat sie es doch zuweilen geschafft, mir ein Lachen aus dem Halse abzutrotzen.

Wenn ich da saß, so ganz alleine in meinem Arbeitszimmer und einer morgendlichen Tasse Nespresso-Kaffee. George Clooney hat mich am Ende dann doch noch bekommen. Genau wie Frau Wagenknecht. Liebe Linke, gute Genesung! – Michael Ayten

 

…..Bevor wir untergehen, werden wir verrückt……. Ist es denn gerechtfertigt das Drama der Linken an so prominenter Stelle, auf einer ganzen Seite zu dokumentieren? Es ist eine Partei i m Abgrund: sie hat bei den letzten Wahlen unter 5% abgeschlossen und das unter den fragwürdigen dort herrschenden Bedingungen. Nur auf Grund einer ganz seltsamen Regelung im Wahlrecht, zog sie wegen dreier Direktmandate (in Berlin!!) mit sag und schreibe 39 Abgeordneten in den Bundestag ein!

Warum nicht nur mit dreien? Im Grunde hat sie dort keine Daseinsberechtigung, schon gar nicht mit 39 Abgeordneten.Sie steht eigentlich nicht mehr einen Schritt vor dem Abgrund, sondern ist schon einenSchritt weiter. Also, was soll diese episch breite Behandlung einer Partei, die fast keiner mehr will? – Siegfried Linn

 

Das Hauptproblem: Die Linken sind, zumindest als Partei, nie im gesamtdeutschen Hier und Heute angekommen; sie suchen seit über dreißig Jahren nach einem gemeinsamen politischen Kompass. Und wenn man/frau bedenkt, wie eminent wichtig gerade jetzt eine starke und durchsetzungsfähige linke Politik wäre, dann ist es tatsächlich zum Verrücktwerden. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Verräterische Muster“ von Andreas Sentker

 

Vielen Dank für diesen sehr interessanten Artikel. Am Ende bin ich dann aber doch über die eurozentristische Sichtweise gestolpert. Sie schreiben: „Die beste Vorbereitung auf die nächste Pandemie ist etwas anderes: Bildung.“ Da kann ich absolut mitgehen. Aber dann: „Bildung, die Menschen in Afrika und Asien über Krankheitsmechanismen und Infektionsrisiken aufklärt.“ Nur dort? Hat nicht die Corona-Pandemie gezeigt, wie groß auch das Bildungsversagen gerade hier in Deutschland ist? Wie viele Menschen (leider auch viele studierte) einfache statistische Zusammenhänge und medizinische Vorgänge nicht nachvollziehen können?

Wie viele Menschen auf völlig unwissenschaftlichen Vorstellungen von dem, was im Körper geschieht und wie z. B. unser Immunsystem funktioniert, beharren? Dass Menschen eher an Homöopathie als an wissenschaftliche Evidenz glauben? Dass der Unterschied zwischen anekdotischer Evidenz und validen Daten von so vielen Menschen nicht verstanden wird? Ich würde mir sehr wünschen, dass Deutschland eine Bildungsoffensive startet, die den Menschen wissenschaftliches Denken, medizinische Grundlagen und Statistik nahe bringt. Vielleicht haben wir dann in der nächsten Pandemie mehr Drosten/Cisek und wenige Querdenken. – Milena Robbers

 

Danke für eine Berichterstattung, die erschreckt, Ohnmacht zurückläßt, aber doch interessante Einblicke verschafft, hoffentlich weitergetragen wird und viele betroffen macht. An dieser Stelle zitiere ich gerne die ZEIT vor längerem, wenn der Mensch gegen die Natur lebt, lebt die Natur gegen den Menschen. – Bernd Ritter

 

Am Ende des lesenswerten Artikels „Verräterische Muster“ geht es um Bildung: „Bildung, die Menschen in Asien und Afrika…, Bildung, die für Migranten in Europa…“ Das ist sicherlich ein Teil der Zielgruppen. Der andere Teil sind wohl auch Menschen in den USA oder Europa, die Impfung – aus Mangel an Bildung? – ablehnen oder Menschen, die mangels Bildung, den Unterschied zwischen einer Influenza und einer Sars-Cov-2 Infektion nicht kennen (wollen). Der Verweis auf mangelnde Bildung nur bei Asiaten oder Menschen des globalen Südens (Migranten) erscheint merkwürdig. – Wolfgang Michel

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Geld-für-alle-Experiment“ von David Gutensohn und Kolja Rudzio

 

Sollen wir jetzt alle wie Frau Korves einer 80-Stunden-Woche nachgehen, nur um uns dann abends besser zu fühlen? Was für ein Schmu. Entschuldigen Sie bitte meine Erregung, aber das geht dann doch zu weit. Frau Korves sollte uns bitte mit Ihrer Turbo-kapitalistischen Weise, wie Sie die Welt sieht verschonen und nur in Ruhe lassen. Viele von uns wollen einfach keinen BMW X1, geschweige denn überhaupt ein Auto fahren.

Es gibt nun mal auch Kreative und Bohemiens, die lieber lesen, Gedichte schreiben oder sich der Porträtmalerei verpflichtet fühlen. Ist das denn nicht auch ein kulturell bedeutender Beitrag zur Gesellschaft? Von daher, nochmal mit der Rolle rückwärts ins 19. Jahrhundert zurück zu fallen? Nein danke. Und einen Zoo würde ich ebenso niemals unterstützen, werte Frau Pseudo-Weltverbesserin. – Michael Ayten

 

Als Befürworter eines bedingungslosen Grundeinkommens und Verfechter der europäischen Idee schlagen zwei Herzen in meiner Brust – leider nicht im gleichen Takt. Ja, die Idee ist bestechend, sie ist angesichts der diversen, oft nicht aufeinander abgestimmten Transferleistungen unseres Staates ein einfacher Weg in eine tatsächlich solidarische Gesellschaft, in der die Grundsicherung oberhalb der Armutsgrenze eine gesellschaftliche Selbstverständlichkeit wird und nicht von Leistung und Gegenleistung, Prüfung und Kontrolle abhängig gemacht wird.

Finanzierbar ist die Idee angesichts der Höhe der diversen im weitesten Sinne Sozialleistungen ebenfalls, von dem Effekt der personellen Veränderungen dadurch, dass tausende von Stellen in der Sozialverwaltung auf allen Ebenen unseres Gemeinwesens eingespart werden und das hoch qualifizierte Personal anderweitig dringend benötigt wird.

Und nun kommt der europäische Kontext: Ein Grundeinkommen, besonders ein bedingungsloses, ist kein nationales Instrument, sondern ist unzweifelhaft den Regeln der Freizügigkeit in unserem Europa einzuordnen. Somit bekommt die tolle Bewegung einen sicherlich nicht intendierten nationalstattlichen Beigeschmack, denn ein Alleingang verbietet sich als klarer Verstoß gegen Europarecht. Das müssen doch alle Befürworter und Befürworterinnen wissen; jedoch wird nirgendwo diese Problematik thematisiert. Geht das in der Begeisterung unter oder ist es Absicht?

Ich erinnere den Aufschrei bestimmter politischer Gruppierungen, als es um das Kindergeld für Bürger und Bürgerinnen ging, deren Kinder in anderen europäischen Staaten leben und deren Eltern hier das ihnen zustehende Kindergeld bezogen. Also sollten wir lieber jetzt eine offene, gründliche und europakonforme Debatte führen, als später erneut Missgunst, Neid und gesellschaftliche Ressentiments zu schüren. Es wäre dringend und würde der Debatte um das bedingungslose Grundeinkommen nur nützen.. – Karl Stengler

 

Das bedingungslos Grundeinkommen Experiment ist eine spannende Sache und ich freue mich schon auf das Ergebnis der Studie. Aber deswegen schreibe ich Ihnen nicht. Beim Lesen der Erfahrungen der 3 Empfänger wurde mein Stirnrunzeln immer größer. (Wie Sie ja schreiben, muss das bedingungslose Grundeinkommen ja irgendwann gegenfinanziert werden.) Die Schwimmlehrerin hat den erweiterten finanziellen Spielraum genutzt, um zu investieren, was gut für die Gesamtwirtschaft ist (und damit indirekt auch für mich).

Die Studentin kann sich mehr auf ihr Studium konzentrieren. Kurzfristig ein Verlust für die Gastronomie, aber langfristig besteht zumindest die Chance, dass die Wirtschaft profitiert. Und dann der Software-Entwickler der ein Haus in Indien finanziert… Wo ist da der Vorteil für die Wirtschaft/mich? (Gut bei längerer Überlegung, könnte man so mehr Facharbeiter anlocken, aber Junge wäre das ein teurer Spaß. ) – Armin Halbach

 


 

 

Leserbriefe zu „Diener zweier Herren“ von Ingo Malcher

 

Ein sehr aussagekräftiger Fall, der die Fragwürdigkeit der Beauftragung von externen Beratungsunternehmen zeigt. Die Gefahr von Interessenskollisionen und das Risiko der Weitergabe von vertraulichen Informationen sind bei der Zusammenarbeit mit externen Kräften logischerweise immer gegeben. Auch ohne diese Risiken ist der Einsatz von derartigen Beratern bedenklich: Die Auftraggeber machen sich abhängig von den Kapazitäten der Berater, statt Expertise und Ressourcen im eigenen Bereich aufzubauen.

Mit dem Auftrag an die externen Unternehmen umgehen die Leitungen gerne den eigenen Bereich, um die inhaltlichen und zeitlichen Zielvorgaben leichter durchsetzen zu können. Denn in Ministerien sind die Beschäftigten nicht nur dem Willen der Leitung unterworfen, sondern vor allem dem Gesetz. Es erfordert mehr Führungsstärke der Leitungen, gegen den Widerstand von teil eigenen Einsparvorgaben eigene Kapazitäten aufzubauen. Vielmehr gilt: Je mehr Einsparungen erfolgt sind, um so leichter fällt die Begründung für die Notwendigkeit externer Berater.

Diese sind nur Berater und übernehmen keine Verantwortung für Arbeitsergebnisse. Berater sind nur so gut, wie die internen Mitarbeiter des Auftraggebers die notwendigen Informationen weitergeben und die Berater beraten. – Richtig, es ist eine gute Idee genauer hinzuschauen. Es ist eine noch bessere Idee, Voraussetzungen zu schaffen, dass externe Berater gar nicht erst beauftragt werden „müssen“. – Reinhard Koine

 

Der Autor spricht von EUR 11,8 Mio “Verdienst”, meint aber wohl Umsatz bzw Einnahmen, denen ja auch Kosten gegenüberstehen, bevor man “verdienen” kann. In diesem Sinne ist die Aussage zwar publikumswirksam aber falsch, was in einem Wirtschaftsresort haette auffallen muessen. Schade! – H. Peter Krebs

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Ausbeutung stoppen“ von Kolja Rudzio

 

Herr Rudzio formuliert die Frage, ob sich Deutschland womöglich übernimmt. Das würde ich so nicht sehen. Ich schaue aus einer anderen Perspektive auf diesen Sachverhalt. Deutschland macht vielmehr den ersten Schritt, um das mal aus diesem Blickwinkel zu beschreiben. Und darf sich ganz gerechtfertigt in dieser Hinsicht als Pionier und Wegbereiter bezeichnen. Wer würde es denn alternativ tun? Viktor Orban? Giorgia Meloni? Sebastian Kurz? Ach, den gibt’s ja nicht mehr. Der arbeitet ja jetzt für Herrn Thiel. Selbstkritik ist gut und essentiell, damit unsere Demokratie vorankommt. Aber wir sollten ab und an darauf achten, dass die Kritik nicht überbordet und wir Gefahr laufen, aus einer konstruktiven Selbstkritik in eine Selbstzerfleischung zu fallen.

Darum möchte ich an dieser Stelle für die Initiative um den ersten Schritt für Deutschland eine Lanze brechen. Menschen die Kinderarbeit zulassen oder es billigend in Kauf nehmen, dass Schmutz und Chemie in Flüsse gekippt werden, sollten auch endlich dafür in Verantwortung gezogen werden und dafür Rechenschaft ablegen. Das Lieferkettengesetz bildet, so meine Zuversicht, einen Anbeginn in eine neue und gesunde Richtung. Ich drücke die Daumen! – Michael Ayten

 

Ihr Kommentar trifft den Nagel auf dem Kopf: ja dieses neue Deutschland, mit seinem überwältigenden Gutmenschentum, übernimmt sich und zwar an allen Fronten! Das Ergebnis wird sein, dass weite Teile der Welt, mit Verwunderung und vielleicht sogar mit Häme, zusehen dürfen, wie wir zwar höchsten Standards genügen (wollen) und gleichzeitig unseren eigenen Abstieg beklatschen. Wir werden auch hier erleben, dass gut gemeint, nicht gut gemacht bedeutet.

Schauen wir uns doch die Resultate an: Atomausstieg, will eigentlich von den Atomnationen keiner, Kohleausstieg, gern in 50 Jahren, Migranten, ja natürlich, aber eine faire Verteilung klappt nicht einmal in Europa, E-Auto, wird für ¾ des weltweiten Fahrzeugbestandes keine Alternative sein, wohin dann unsere E-Autos exportiert werden, keine Ahnung, erneuerbare Energien, wir sind höchstens ein Vorbild wie es nicht gelingt, siehe Netzausbau, die Einforderung der Menschenrechte, drauf gepfiffen, siehe Fußball WM in Katar. Wann nehmen wir zur Kenntnis, dass unsere Ansätze zwar gut und richtig sind, es aber scheinbar niemanden sonst interessiert. Und genauso wird es auch mit dem Lieferkettengesetz werden. – Thomas Harnisch

 


 

 

Leserbrief zu „Irgendwie alle“ von Anna-Lena Scholz

 

Anna-Lena Scholz bringt es auf den Punkt mit dem Bild des erschöpften Menschen „als zerschlissenes Rädchen einer spätkapitalistischen Hochleistungsmaschinerie“. Unsere Gesellschaft und unser Wirtschaftssystem fordern von uns, uns ständig zu optimieren, und wir machen mit: Wir wollen ‚bestmögliche‘ Eltern werden, im Beruf möglichst ‚erfolgreich‘ sein, unsere Freizeit auf die beste Art und Weise ’sinnvoll‘ gestalten. Wir internalisieren diese Forderungen und machen uns selbst ständig Druck. Der Weg aus der Erschöpfung führt über die Entscheidung, das alles nicht mehr mitzumachen. – John Stevens

 

Mit viel Freude lesen wir die ZEIT, bleiben aber nach der Ausgabe 52/22 mit einer offenen Frage zum Artikel „Irgendwie alle“ von Anna-Lena Scholz zurück. Im Kontext der Erschöpfung durch aktuelle Veränderungen fragen wir uns, ob dies ein Phänomen unserer nationalen oder europäischen Gesellschaft ist, und wie sich die Belastung global einordnen lässt. Dürften entsprechende Belastungen in Gesellschaften in Entwicklungs- und Schwellenländer nicht auf einem noch höheren Niveau liegen? Gibt es im Rahmen der Recherche eine Einordnung in entsprechende internationale Entwicklungen? – Shirin Engel und Stefan Fertmann

 


 

 

Leserbrief zu „Auf dünnem Eis“ von Alice Bota et al.

 

Kann BionTech China retten? Meiner Meinung nach ganz klar nein! Das eine sind die Versprechen von Herrn Sahin, der sich aber (ähnlich einem Guru) vorsichtshalber nicht in die Karten schauen lässt, und das andere ist die tägliche Beobachtung wie sich Menschen trotz mehrfacher Impfungen (aktuell 5mal im Bekanntenkreis) mit Corona anstecken und durchaus schwere Verläufe zeigen. Seit der hastigen Einführung der „Coronaimpfung“ haben wir erstaunlicherweise unsere Erwartungen und medizinischen Anforderungen daran, was eine Impfung sein sollte, massiv heruntergeschraubt! – Dr. med. Martin Krivacek

 


 

 

Leserbrief zu „Ist das Bruce Willis?“ von Peter Dausend

 

Eine packende Erscheinung, unser Inspekteur der deutschen Luftwaffe, wahrlich. Um über diesen schillernden und bedeutsamen Militär ein besseres Bild zu erhalten, nehme ich mir gleich mal vor, etwas Recherchearbeit zu betreiben. Bruce Willis, Top Gun, Patriot, F-35, Iron Dome. Diese Begrifflichkeiten strotzen nur so vor Kraft und Archaik.

Ich gebe zu, dass ich diesem Muskelspiel, dieser Kraftmeierei erliege und ihrer Verführung zu widerstehen nicht in der Lage bin. Testosterongeschwängert im Geiste, sollte ich mich vielleicht gleich mal vor den Computer setzen und im Internet einen griechischen Harnisch ordern, um meiner Ergötzung einen visuellen Nährboden zu beschaffen.

Lediglich das Nämchen Lambrecht fügt sich in diese Reihe nur schwer ein. Wenn ich so über den Nachnamen unserer Verteidigungsministerin sinniere, dann denke ich eher an Lamm oder Lämmchen. Oder der biblischen Bezeichnung Jesu als dem Lamm Gottes. Oder daran, wie sie damals, nachdem sie den Ukrainern und Ukrainerinnen 5000 Helme zukommen ließ, anschließend bei heimischen Feuer in der Wohnstube saß und Strümpfe häkelte.

An Halloween klopften die Kids. Sie hatte natürlich vorgesorgt und reichte, die mehlbestäubte Backschürze noch um, selbstgebackene Plätzchen. Herr Gerhartz als unser führender Prätorianer, der dem römisch-militärischen Komplex als Führungsfigur vorangeht. Heroisch, zugleich aber auch faszinierend martialisch. Welch ein Krieger des Mars! Mehr davon bitte! Mehr! – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „RICHTIG GUTE LEUTE. In dieser Woche freuen wir uns über: Monika Schönauer“ protokolliert von Stefanie Witterauf

 

So erfreulich, kreativ und interessant Ihre Dauerschaltung per Internet für Sie und auch im Allgemeinen sein mag, so schade finde ich, dass in der Wahrnehmung anscheinend keine Rolle spielt (vor allem in Zeiten von Klimawandel und Energiekrise), wieviel Strom dabei verbraucht wird und wieviel Co 2 infolgedessen ausgestoßen wird . – Birte Abel

 


 

 

Leserbriefe zu „PROMINENT IGNORIERT. Stammgast“ von HBK

 

Nun ist mir ganz zum Schluss das Kürzel aufgefallen. HBK. Ich fragte mich gleich, wofür es stehen könnte. Bis es mir dann plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel. Natürlich wusste ich, wofür es steht. Irgendwo in einer meiner hinteren Hirnareale ging ein Türchen auf. Und da stand dann die World Wrestling Federation-Legende HBK Shawn Michaels vor mir. 2004 hatte ich ihn hautnah und live in der Frankfurter Festhalle erleben dürfen. Ein Kindheitstraum war für mich in Erfüllung gegangen.

Vielleicht könnte man den Heart Break Kid -dafür nämlich steht das Kürzel- aus seinem wohlverdienten Ruhestand holen, indem man ihm eine Anstellung als Pförtner schmackhaft macht. Als Sicherheitsbeauftragter an der Tür des Dreisternelokals Casadonna Reale, wenn man so will. Und wenn der Bär mal wieder käme und sich auch an der Tür unbelehrbar zeigen sollte, dann würde Mr Michaels dem Ganzen einfach ein Ende setzen. Sweet Chin Music. I’m just a sexy boy. Sexy booooy. Wundervoll! Einfach wundervoll! – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „»Es ist wirklich wahr!«“ von Rudi Novotny

 

Der Mechanismus wurde 1964 nicht nur von Peter Higgs, sondern unabhängig und fast gleichzeitig auch von zwei Forschungsgruppen gefunden: Francois Englert und Robert Brout an der Uni. Libre de Bruxelles (sogar etwas eher eingereicht) sowie von Tom Kibble, Carl Hagen und Gerald Guralnik am Imperial College in London. Peter Higgs war jedoch der Erste, der auch die Existenz eines neuen Teilchens vorhersagte. Englert und Higgs bekamen 2013 den Physik-Nobelpreis. Robert Brout war 2 Jahre vorher gestorben. Was das Higgs-Boson betrifft, kann niemand erklären, warum das Higgs-Boson 125-mal schwerer ist als ein Proton. Es dauerte 40 Jahre und kostete €10 Mrd bis das Higgs-Boson gefunden wurde. Bis jetzt besteht es die Frage, warum es die Hierarchie der Teilchenmassen gibt.

Das Problem mit dem Standard Modell ist wie folgt. Wie das Fachmagazin „Symmetry“ vom 1.12.2021 schrieb: Das Standard Modell kann nicht die Existenz der Dunklen Materie erklären – die geheimnisvolle Substanz, die 85% der Masse des Universums ausmacht – noch die Masse des Higgs-Bosons erklären. Für Jahrzehnte schien ein Satz von Theorien, gemeinsam bekannt als Supersymmetrie, eine elegante Lösung zu bieten.“ Die Physiker, die Verfechter von Supersymmetrie waren, haben ihre Gruppenwette in Kopenhagen am 16.08.2016 verloren, da bis dahin keine Supersymmetrie gefunden wurde. Man sucht aber weiter nach der Dunklen Materie. Es wurden $1.5 Mrd. in den Detektor AMS (Alpha Magnetic Spectrometer) auf der Raum-station ISS investiert, aber bis jetzt wurden keine Teilchen der Dunklen Materie eindeutig gefunden. Jetzt wurde das AMS-Experiment um weitere 10 Jahre verlängert.

Ein russisch-deutscher Satellit Spektr-RG (Spektrum-Röntgen-Gamma), startete am 21. Juni 2019, um auch nach Spuren von Dunkler Materie zu suchen. Die EU will die dunkle Energie und die dunkle Materie mit dem ESA Satellit Euclid erforschen, der voraussichtlich im Q3/2023 starten sollte. Das für Mitte der 2020er-Jahre geplante Infrarotteleskop WFIRST (Wide Field Infrared Survey Telescope) der NASA, aus Budgetgründen gestrichen wurde, dann umbenannt in „Nancy Grace Roman Space Telescope“ und sollte etwa 2026 starten.

In einer gemeinsamen Studie der Uni. Groningen, Uni. California in Davis, Uni. California in Santa Barbara und Niederlandes Institute for Radioastronomy schrieben sie, dass wir beim Beobachten von sog. Satelliten-Galaxien die Eigenschaften von Dunkler Materie ändern müssen, falls nicht genug davon gefunden werden. Falls so viele davon gefunden werden, wie es durch eine Computer-Simulation vor-hergesagt wird, dann hat die Dunkle Materie die Eigenschaften, die wir denken, dass sie sie hat.

Prof. Pavel Kroupa, Uni. Bonn, zweifelt an dem kosmologischen Standardmodell und an der Existenz der Dunklen Materie. Er sagte einmal: „unser Modell scheint die Existenz von Dunkler Materie auszuschließen und bedroht eine zentrale Säule der gegenwärtigen kosmolo-gischen Theorien. Wir sehen dies als den Beginn eines Paradigmen-wechsels, einer, der uns letztlich zu einem neuen Verständnis des Uni-versums, in dem wir leben, führen wird.“ Prof. Kroupa schrieb sogar 2013 „Dark matter crisis: Falsification of the Current Standard Model of Cosmology“. – Igor Fodor

 


 

 

Leserbrief zu „AM GRAB VON GÜNTER GRASS“ von Christof Siemes

 

Wenn ich germanistisch oder journalistisch gebildet wäre, hätte ich den Nach-Nachruf auf Günter Grass nicht besser schreiben können. Als Zeitgenosse habe ich Grass so erlebt, wie ihn Christof Siemes beschrieben/gewürdigt hat. In meiner „Tellersammlung“ an den Wänden meiner Küche hängt ein Rosenthal -Teller von 1972 mit einer Zeichnung von Grass: Der Fortschritt ist eine Schnecke -Bild einer Schnecke- Bürger für Brandt # Günter Grass Das war ein Geschenk von ihm an die Wahlkämpfer der SPD von 1972. – Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbrief zu „Wirtschaft in einem Satz“

 

Entsichert: Der Motorsägen-Unternehmer Nikolas Stihl sieht bei der deutschen Energiewende Dilettanten am Werk. Wie schafft man es, in der ZEIT-Rubrik „Wirtschaft einem Satz“ zitiert zu werden? Ganz sicher stellt(e?) die Firma Stihl hochwertige Geräte her, aber das dürfte doch sehr stark dem Unternehmensgründer Hans-Peter Stihl zu verdanken sein. Jedenfalls hat sein Sohn und Nachfolger Nikolas Stihl noch keine erkennbare eigene Leistung erbracht. Stattdessen scheint er ein Vertreter jener Art von Kapitalismus zu sein, die nur in der kurzfristigen Gewinnmaximierung ihr Heil sieht. An Nachhaltigkeit oder gar soziale Verantwortung ist da wohl kaum zu denken.

Die folgende Geschichte mag ein Schlaglicht auf die Praxis der „neuen“ Firma Stihl werfen. Im März 2022 bestellte ich ein Stihl-Gerät, und zwar absichtlich nicht im Stihl Online-Shop, sondern im Stihl-Fachhandel. Zunächst war von einer Lieferzeit von ca. 6 Wochen die Rede, dann von weiteren 8 Wochen, aber noch immer war keine Lieferung in Sicht. Kurzer Check im Stihl-Online-Shop: angeblich alles auf Lager und lieferbar. Nachfrage beim Fachhändler. Der zuckt mit den Schultern und meint, ich soll doch direkt beim Stihl-Kundenservice anrufen und nachfragen.

Das tat ich dann (inzwischen war es November geworden) und schilderte der „Kundenberaterin“ den ganzen Verlauf. Sie wollte mir dann weismachen, dass die Stihl-Fachhändler ihre Waren von verschiedenen Lagern aus geliefert bekämen, und da könne es schon mal sein, dass ausgerechnet das für meinen Fachhändler zuständige Lager gerade dieses spezielle gewünschte Gerät nicht vorrätig habe. Dazu muss man eigentlich gar nichts sagen. Wenn es wirklich so wäre, würde das ein mehr als schlechtes Licht auf die Firma werfen. Das war aber noch nicht alles – ein oder zwei Tage später bekam ich noch eine E-Mail vom Stihl-Kundenservice:

„Sehr geehrter Herr Mangold, wir haben soeben die Antwort für Ihren Fall von der zuständigen Fachabteilung erhalten und möchten Sie um Folgendes informieren: Wir haben Ihre Anfrage in Anspruch genommen. Sie können gerne erneut mit dem Ihrem STIHL Fachhandel Kontakt aufnehmen um die weitere Vorgehensweise abzustimmen.“ Ja, Sie haben es richtig gelesen, ich habe nichts falsch abgeschrieben, sondern „sicherheitshalber“ das Zitat aus der Mail kopiert. Vielleicht im Original polnisch und von Google-Translate übersetzt? Seither ist übrigens Funkstille. Im Online-Shop wird die Ware immer noch als lieferbar ausgewiesen.

Es drängt sich sehr der Verdacht auf, dass die Firma Stihl gar kein Interesse daran hat, ihre „eigenen“ Fachhändler mit Ware zu versorgen, denn natürlich wirft der Verkauf durch den hauseigenen Online-Shop einen höheren Gewinn ab. Was also will uns Herr Nikolas Stihl mit seiner (fast möchte ich sagen „dumm-dreisten“) Mitteilung sagen? Vor allem aber: Was will mir die ZEIT mit der Veröffentlichung eines solchen Schwachsinns nahebringen? Diese Art von „Berichterstattung“ wirft leider auch ein sehr schlechtes Licht auf Ihre ZEITung. – Siegfried Mangold

 


 

 

Leserbrief zu „Wie findet man das Glück?“ von Katerina Kitsikoudi

 

Ein wirklich toller Beitrag. Ich las vom ersten bis zum letzten Satz ganz interessiert ohne einmal aufzuschauen. Der Erzählstil von Frau Kitsikoudi ist außergewöhnlich elegant, und hat mich zudem auf wohlige Weise vereinnahmt. Ich kann es daher nur wiederholen, super geschrieben. Ein klein wenig habe ich mich sogar wiedergefunden. Im Casino Royale. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Francesco Giammarco entdeckt: Muskelspiele“ von Francesco Giammarco

 

Also ich muss ja schon sagen, dass das Internet heutzutage von Narzissten und Eitelkeit triefenden Selbstdarstellern*innen nur so heimgesucht wird. Die darüber den Jungen mit ihren ganz dubiosen Heilslehren geradezu auflauern, wenn man so will. Testosteron-Golem Markus Rühl, weinerlicher Allesfresser Sharo von BeastKitchen -ja, der Name ist Programm- oder auch der hier vorgestellte Scharlatan und Leberkönig schwätzen sich um Kopf und Kragen. Wenn sie sich gelegentlich bloß mal selbst zuhören würden, könnten sie sehen, wieviel dummes Zeug sie da eigentlich predigen. Ich persönlich habe mittlerweile die Schnauze voll von solchen Kulturbarbaren. Daumen runter und Dislike. Ganz klar. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbriefe zu „EIN AFGHANISCHER TEPPICH“ von Wolfgang Bauer im ZEIT Magazin

 

Sicher ist es nicht nur mir aufgefallen: 30 Knoten pro Minute ergeben in acht Stunden 14.400 Knoten. 8.640 Knoten in acht Stunden entsprechen dagegen 18 Knoten pro Minute. – Thomas Movtchaniouk

 

Drei Mal zwei Meter Länge kann es nicht geben. Eine Möglichkeit wäre : Drei Meter Länge. Eine weitere Möglichkeit wäre : Auf einer Fläche von drei mal zwei Metern. – Dr. Martin Roßbauer

 

Ein großes Lob an den Autor für diese vielschichtige und herzzerreißende Geschichte. Es ist eindrucksvoll, wie differenziert die verschiedenen Personen ihre eigene Situation wahrnehmen, vielleicht ist es auch Symptom meiner eigenen eurozentrischen Überheblichkeit, zu glauben, diese Menschen wären wegen ihrer mangelnden Schulbildung naiv und hätten keine Träume.

Dennoch: so viele Momente im Text, wo man innehalten und etwas einwerfen möchte: Masouma, die ihren Vater gut nennt und im nächsten Satz berichtet, dass er sie an einen älteren Mann verkauft, der sie misshandelt. Die Tochter Saliha, die sich Turnschuhe kauft, verständlich für ein Mädchen ihres Alters, und dennoch so kurzsichtig. Die Familie könnte versuchen zu investieren, aus der Not eine zumindest winzig kleine Tugend machen, vielleicht besseres Licht im Haus. Aber vielleicht ist es auch klüger, gar nichts zu sagen, was wissen wir schon, westliche Besserwisserei hat dem Land jedenfalls bislang nicht geholfen. – Michael Schultheis

 

Danke für den ergreifenden und traurigen Bericht aus Herat. Wirklich toll geschrieben ! Mit meiner Organisation Interplast Germany planen wir im April chirurgische Einsätze in Kabul und Bamian. – Paul Schüller

 

Zum zweiten Mal lese ich den Artikel über die beiden Mädchen Saliha und Rahima. Die Betroffenheit, Traurigkeit und Wut bleiben. Traurig, wenn ich lese: „jetzt knüpfen sie aus Hoffnungslosigkeit“. Wütend, wenn ich lese: „Afghanistan ist das einzige Land auf der Welt, dass Frauen höhere Bildung verwehrt. 2003 war ich selbst mit den „Grünhelmen“ in Afghanistan, um dort eine Schule zu bauen. Die erste Schule in der Umgebung von Herat, aus der dann im Lauf der Jahre über 30 wurden. Eine sogar in der Nähe, wo jetzt Saliha und Rahima Teppiche knüpfen müssen.

Vor Baubeginn wurde mit dem Mullah und den Stammesvertretern alles Wichtige besprochen. Vor allem musste geklärt werden, dass die Schule nur dann gebaut wird, wenn Jungen und Mädchen – wohl nicht zeitgleich – dort unterrichtet werden würden. Auch den Vorschlag doch zwei Schulen zu bauen oder wenigstens das Gebäude durch eine hohe Mauer zu trennen, lehnten wir strikt ab. Es gab Widerstand gegen unsere Bedingung, doch am Ende wurde diese immer akzeptiert.

Es ist nicht bekannt, wie es an den Grünhelme Schulen unter dem jetzigen Regime der Taliban läuft. Eines dürfte klar sein, ohne die NGOs, die in unterschiedlichen Bereichen arbeiten und ohne diplomatische Unterstützung (noch immer ist die Deutsche Botschaft in Kabul geschlossen) werden die Mädchen weiter „gegen das Elend“ anknüpfen. Auch, wenn es eine Gratwanderung ist, der Kontakt mit den Taliban muss gesucht und aufrechterhalten werden. Auf die „Einmischung“ wie es Wolfgang Bauer auf der ersten Seite der gleichen ZEIT-Ausgabe nennt, müssen sie die Taliban jedoch einlassen. – Rudolf Stängle

 


 

 

Leserbriefe zu „Über kritisches Denken und die Frage, was Erstsemester im Kino lernen könnten“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Der Begriff „Trigger“ stammt aus der Psychologie und beschreibt Dinge, die Erinnerungen an traumatische Erlebnisse auslösen. Auch Beschreibungen in Büchern können bewirken, dass Betroffene mit nicht verarbeiteten Traumata (unerwartet) von Gefühlen überschwemmt werden, die sie mit einer traumatischen Erfahrung in Verbindung setzten. Triggerwarnungen können dies verhindern und dienen also vor allem dem Schutz von Menschen, die durch Gewalterfahrungen oder als Opfer von Naturkatastrophen oder auf andere Weise traumatisiert wurden. Eine Triggerwarnung für ein Buch bedeutet also nicht, dass das Buch, wie von Ihnen zugespitzt formuliert, für die Studierenden „gefährlich“ ist oder dass zu diesem Buch an Hochschulen generell nicht gelehrt wird.

Zeigen Sie die von Ihnen bei einigen jungen Menschen vermisste Empathie für Menschen, die Opfer von Gewalttaten geworden oder auf andere Weise traumatisiert worden sind, und die durch Triggerwarnungen auf *für sie* möglicherweise schmerzhafte oder vielleicht sogar gefährliche Inhalte in Medien hingewiesen werden können. Ihr Vorschlag, die angehenden jungen Studierenden durch das Ansehen von Zombiefilmen seelisch „abzuhärten“, erscheint in diesem Zusammenhang unpassend. – Carmen Belitz

 

Es erscheint irritierend, wenn Martenstein viele junge Menschen für etwas kritisiert, was er selbst nicht vermag: Aus meiner Sicht fehlt es ihm an Empathie. Dies spiegelt sich insbesondere in dem letzten Absatz der Kolumne für mich wider. Wie lässt sich folgender Abschnitt verstehen? „Die Idee, die Entlassung von Menschen zu fordern, weil man sich über einen Satz von ihnen geärgert hat, muss jemand erst mal einfallen können. Sie haben mühelos gute Noten bekommen, ihnen wurde nie widersprochen. Was ‚Ambiguität‘ ist, wissen sie gar nicht“.

Ich weiß nicht, an welche Sätze Herr Martenstein hierbei gedacht hat. Aber es gibt sehr viele Sätze, die eine solche Forderung rechtfertigen können. Hierbei sind sexistische oder rassistische Motive nur zwei Beispiele. Mit dem Verweis auf „Ambiguität“ lässt sich nicht alles rechtfertigen. Ein Beispiel wäre hier ein sexistischer Kommentar, der im Nachhinein als Kompliment oder als ‚nicht so gemeint‘ gerechtfertigt wird.

Abseits dessen erfordert es zunächst Mut, die eigene Stimme zu erheben. Und ob jungen Menschen tatsächlich nie widersprochen worden ist, will ich stark bezweifeln (siehe auch das Interview von Nele Sophie Karsten, die selbst 25 Jahre alt ist, mit Tara Frauke Christopeit in dieser ZEITmagazin-Ausgabe).

Dass sich Menschen in Deutschland in der Breite im 21. Jahrhundert tendenziell mehr mit ihren Emotionen und insbesondere auch Ängsten auseinandersetzen und diese aufarbeiten, halte ich für eine wichtige Entwicklung und einen gesellschaftlichen Beitrag für unsere Kinder und Enkelkinder. In meinem Umfeld, das größtenteils jung und zwischen 20-35 ist, habe ich bisher keine Sorg- oder Kritiklosigkeit verspürt. Und nicht alle Menschen haben einen unbefristeten sicheren Arbeitsplatz oder geschweige denn einen finanziell sicheren Rahmen (insbesondere in der Medienbranche). Manche Menschen haben Sorgen um ihre Gesundheit oder ihre Familien, die im Ausland leben.

Mit etwas mehr Empathie hätte der letzte Satz nicht geschrieben werden können, dass junge Menschen, die u.a. in der Medienbranche tätig sind, nie Angst gehabt hätten, nicht geweint oder gezittert hätten. Für mich bringt diese Aussage das Fass zum Überlaufen und wirkt anmaßend. Wie wäre es mit einem Dialog mit jungen Mitmenschen anstatt eines Monologs über sie? Abschließend frage ich: Wann wird diese prominente Stelle im ZEITmagazin endlich für progressive Stimmen, gerne auch feministische, geräumt? Es gibt viele Kolumnist*innen, die diese Textstelle ausgesprochen gut füllen könnten und aus meiner Sicht differenziertere Perspektiven aufwerfen. ZEIT für Wandel würde diesem Magazin gut stehen. – Kira Feldt

 


 

 

Leserbrief zum Wochenmarkt „KOCHEN MIT KI“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Ich habe vorhin Ihr KI – Kürbisgratin – Rezept ausprobiert und bitte Sie dringend, künftig auf die Mitarbeit von KI zu verzichten. Mein armer Mann und ich fanden das Gratin nahezu ungenießbar. Ich habe das ganze dann püriert und versucht, mit Orangensaft aufzupeppen. Ein Genuss wurde es dennoch nicht. – Petra von Borch