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02. März 2023 – Ausgabe 10

 

Leserbriefe zu „Vom Sofa aus“ von Robert Pausch

 

Vom Sofa aus lässt sich die Lage in der Welt kommentieren. „Weißbierwaldi“ Waldemar Hartmann ist inzwischen bei Sandra Maischberger zum Analysten der deutschen Friedenspolitik geworden. Den Vogel abgeschossen hatte aber am Montagabend in der ARD die Runde und der neue Moderator bei „Hart aber fair“. Teils driftete er in „Hart und auch nicht ganz fair“ ab, als er Sarah Wagenknechts Äußerung, dass „in jedem Krieg vergewaltigt“ wird, brüsk und empört zurückwies und als Beleg die UNO anführte: Das Abklatschen von KGE (Kaarin Görimng Eckardt) machte sogar Martin Luther  in seinen besten Tagen Konkurrenz, als er sich mit seinen an die Wand genagelten Thesen mit dem Papst und der gesamten katholischen Kirche anlegte. So müssen evangelische Pastoren sein. Kreuzzug gegen Alice Schwarzer.

Mein Gott. Zwei Frauen, die ihr Leben lang geltungssüchtig und meinungsstark sind, nutzen die Plattformen, die sie beide haben und blasen die Fanfare des Friedens. Einen Friedensnobelpreis wie einst Bertha von Suttner werden sie dafür nicht bekommen. Immerhin sie engagieren sich. Putin und Selsnky wirds nicht interessieren. Der Verlauf der Weltgeschichte wird sich dadurch auch nicht verändern. Was bedenklich ist. Von Waldemar Hartmann bis KGE und SZ / Strack- Zimmermann und den vielen anderen, die sich über den Krieg auslassen. Sie wollen keine Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen. Sie wollen, dass die Ukraine alle besetzten Gebiete zurückerobert. Und wenn das noch zwanzig Jahre dauern möge. Koste es was es wolle an Menschenleben und Blut. Und mit Putin setzt man sich sowieso an keinen Tisch. Frage: Warum hat man sich mit Mao Dsedong an einen Tisch gesetzt? Warum haben sich Roosevelt und Churchill mit Stalin mehrfach bei den Konferenzen zur Beendigung des Zweiten Weltkrieges an einen Tisch gesetzt. Die deutsche provinzielle Sicht auf die Dinge ist typisch deutsch. Selbstgerecht, anmaßend und überheblich. Nur klug ist diese Sicht niemals. – Detlef Rillinbg

 

Kriege werden durch Verhandlungen beendet (1. Weltkrieg, Versailler Vertrag) oder durch Kapitulation ( 2. Weltkrieg). Die erste Option war Wagenknechts Mission, sie war hingegen nur von kurzer Halbwertszeit, weil die prominente Linke in ihrer Moskauaffinität blind war für Putins wahren Ziele. Der hatte sich Tage nach der Großdemo in Berlin erlaubt, die Friedensbotschaft seines engsten Verbündeten, China, brüsk zurückzuweisen. Ob jetzt für unbeirrbare, verbissene Friedensapostel ein Weltbild einstürzt und Wagenknecht ihr Manifest zurückzieht? – Christoph Schönberger

 

Ich, Jahrgang 1941, bin noch aus einer Zeit, in der man sich naive Friedenswünsche noch nicht leisten konnte. Die Bedrohung aus dem Osten war immer real. Ihr Artikel ist wohltuend sachlich und fordert zum Nachdenken auf. – Manfred Kintzler

 

Kein vernünftiger Mensch wünscht einen Krieg. Alle wollen Frieden. Sowohl die BefürworterInnen als auch die GegnerInnen der Waffenlieferungen sind davon überzeugt, die bessere Strategie zu vertreten. Prominente, streitbare Persönlichkeiten stoßen eine öffentliche Debatte an, um sich mehr oder minder scharf zu profilieren, mit unterschiedlichem Erfolg. Ob sie aus tiefer Überzeugung oder opportun handeln, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Prominenz verpflichtet, gewissermaßen. Das gehört nun mal zum medialen Geschäft, das nicht immer schön anzusehen ist. Wenn sie umstritten sind, was im konkreten Beispiel der Fall ist, werden sie gern mal durch den Dreck gezogen, angeblich ihrer Meinung wegen. Zahlreiche JournalistInnen versuchen oft, InterviewpartnerInnen durch perfide Fragen in Widersprüche zu verwickeln. Einige legen es regelrecht darauf aus. In den unsozialen Medien, die viele JournalistInnen unverzichtbar nennen, aber wie ein Brandbeschleuniger wirken, wird die Debatte angeheizt, ohne sich um eine Argumentation zu bemühen. Ich finde es eklig. Leider ist dieser typische Ablauf populär, und er verhilft zu lauteren Schlagzeilen in Bildzeitung-Manier oder zu besseren Quoten.

Die Kritik ist berechtigt, keine Frage. Sie hat aber mit dem Thema nichts zu tun. Man hätte zur Corona-Politik selbiges feststellen können. Das Problem liegt viel tiefer. Das ist unserer Kommunikations- und Medienstruktur geschuldet. Die „Demokratisierung“ der Medienlandschaft tut an der Stelle einer demokratischen Meinungsbildung nicht gut. – Alain Sourrouille

 

Soeben habe ich die beiden Artikel gelesen… und weiß erneut, warum ich DIE ZEIT lese. – Vielleicht liest (nicht nur) unser Wirtschaftsminister auch Ihre Zeitung…?! – Klaus Busch

 

Ich, ein im Grunde meines Herzens Friedfertiger und somit kompromissaffiner 80Jähriger halte „Nie wieder Krieg!“ für die einzig vernünftige Grundeinstellung bei jedweden Konflikten – ob als Beteiligter oder als Außenstehender. Parteinahme ist schon dann schändlich, wenn Zwei sich streiten! – Andreas Weng

 

Robert Pausch hat genau die arrogante Wortwahl, die er beklagt und das in einem Leitartikel.
Liebe ZEIT, wo ist ihr von mir geschätztes sprachliches und journalistisches Niveau?
Ich war auch auf der Demo. Ich möchte auf eine Welt hinarbeiten mit immer weniger Krieg, wo nicht gleich nach dem Krieg schon für den nächsten Krieg wieder hochgerüstet wird! Wo auch ausreichend Geld präventiv in Instrumente der internationalen Konfliktvermeidung ausgegeben wird. Wo wir uns nicht nach einem Krieg bequem zurücklehnen und business as usual betreiben, sondern alles tun, um Konfliktherde frühzeitig zu orten und dann diplomatisch aktiv werden. Mit Frankreich und Deutschland hat das auch geklappt, warum nicht eben diese Instrumente nutzen? Was lernen wir aus diesen sinnlosen Kriegen, dem Hinmorden von ganzen Generationen für reines Machtstreben, was es leider immer wieder geben wird. Aber wir sind dem nicht so hilflos ausgesetzt, wenn wir auf die Konfliktforschung hören und nicht automatisch nur nach den alten militaristischen Mitteln greifen. Aber dazu brauch es den politischen Willen und den nötigen Vorlauf! Das man jetzt, wo das Kind in den Brunnen gefallen ist, die Ukraine nicht ohne Unterstützung lassen kann, ist auch den meisten Teilnehmern auf dieser Demo klar gewesen. Um für Verhandlungen zu sein, muss ich nicht vorher wissen, was bei Verhandlungen rauskommt! Das wird verhandelt! Und da gibt es wirklich kompetente politisch unterstützende Mediatoren!

Herr Pausch, mit dieser Meinung war ich und auch andere Teilnehmer auf dieser Demo. Und das ist NICHT naiv, das könnte ich eher zurückgeben. Hier einige Ihrer Textbeispiele:
Sie pauschalisieren unzulässig! Z. Bsp. unterstellen Sie „muffiger Antiimperialismus“.
Mir und anderen ist völlig klar bei allen völkerrechtswidrigen Angriffen der USA in der Vergangenheit, dass Putin hier der Imperialist und brutaler Aggressor ist, seine russischen Kolonien zurück haben will!
Die Unterstellung, dass für die Demoteilnehmer immer „Amerika schuld ist, selbst wenn Putin seinen Nachbarn überfällt“, ist infam und generalisierend! Sie können ruhig differenziertes Denken voraussetzen, nicht alle Demoteilnehmer in einen Topf werfen! Das Interesse der amerik. Regierungen war nie ganz deckungsgleich mit den Interessen Europas in Bezug auf das Verhältnis Europa/Russland, und das ist so und muss gesagt werden dürfen!
Weiter! Haben Sie nicht darüber nachgedacht, dass mindestens die Hälfte der Demo-Teilnehmer aus der ehemaligen DDR stammten und so sicher nicht „aus dem gedanklichen Milieu zur Zeiten der Hofgartendemo in Bonn“ kommen können. IHRE Ausdrucksweise ist arrogant, geringschätzig und diffamierend gegenüber tausenden von Menschen, auch wenn Sie gönnerhaft realisierten, dass kaum Nazis auf der Demonstration zu erkennen waren! Gott sei Dank! Das hätte auch mir Bauchschmerzen verursacht! Ich fühle mich verletzt, wenn sie mir „Kälte“ und „auf Opfer des Angriffs schulterzuckend herabblicken“. Ich arbeite seit Jahrzehnten im Flüchtlingsbereich, habe wirklich ausreichend Leid mitbekommen.

Ihr Leitartikel war sicher nicht der Weg, mit guten Argumenten der Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken und der ZEIT unwürdig! Vielleicht sollten Sie mal einen Blick auf „Prantels Blick“ werfen! Der kann’s! – Hilla Keilinghaus

 

Wer ist eigentlich Robert Pausch, daß es ihm gelingt, seinen Artikel „Vom Sofa aus“ auf die erste Seite der „Zeit“ zu bringen?!

Man/frau hätte doch davon ausgehen können, daß dieser Mann doch genau das vermieden hätte, über etwas zu schreiben und es dabei fertig zu bringen, inhaltlich nichts dazu zu sagen, über das er eigentlich etwas hätte sagen müssen und aus bestimmten Gründen nichts sagen wollte oder auch konnte. Die beiden Frauen, die es immerhin geschafft haben, tausende Deutsche, die für Frieden sind, mit ihren absonderlichen Vorstellungen nach Berlin zu locken, hatten diesen Leuten nichts anderes als leere Phrasen anzubieten, von denen jeder auf dem Platz wissen konnte, daß sie Putin einen feuchten Dreck interessieren. Jeder, der den Dingen ehrlich ins Gesicht schaut, weiß, daß Putin den Krieg begonnen hat und am Ende des Krieges nicht interessiert ist, es sei denn, er hat die Ukraine erobert, seine Kriegsziele erreicht! Das ist die traurige Wahrheit, die bei dieser Versammlung keine Chance hatte, auch nur erwähnt zu werden!

Was war eigentlich der wahre Grund dieser Versammlung?

Die häßliche alte Frau Schwarzer, die sich in der Vergangenheit mit ihrer „Emma“ für Frauen eingesetzt hat und damit ihren Lebensunterhalt finanziert hat, ist mit der Zeit aus dem Focus der Massen verschwunden und hat damit an Bedeutung verloren. Ein Zustand, der für solche Typen schlecht zu ertragen ist. Da war es doch eine tolle Sache, von einer Frau mit den gleichen Problemen zu einer Veranstaltung eingeladen zu werden, die alles wieder „auf Anfang“ stellen könnte. Nur, die Zeiten haben sich inzwischen geändert und die Leute sind auch nicht mehr die von früher!

Die Leute von heute haben den ernsthaften Wunsch nach Frieden und wollten das ganz sicher ernsthaft mit diesem Besuch der Veranstaltung der Beiden zum Ausdruck bringen, daß sie gegen jede Art von kriegerischer Lösung von gegensätzlichen Ansichten im politischen Bereich sind, kurz die für Frieden sind und Befürworter für friedliche Lösungen von politischen Problemen. Vielleicht haben auch einige gedacht, daß man mit solchen Veranstaltungen den Verantwortlichen Wege aufzeigen kann, wie man zu friedlichen Lösungen kommen kann. Da reicht es tatsächlich nicht, auf solchen Veranstaltungen laut Frieden einzufordern, und das war’s dann! Man ist für Frieden und der Rest des Volkes ist für Krieg?!

Und: Gab es Friedensvorschläge auf dieser Veranstaltung? Hatten die beiden Veranstalterinnen praktikable Vorschläger in dieser Richtung? Ich habe keinen einzigen vernommen! Und was hatte diese Versammlung dann für einen Grund? Einzig allein den, die beiden Frauen wieder in ihrem Selbstbewußtsein zu stärken. Nichts ist schlimmer für solche Typen als dem Vergessen der Massen anheimzufallen . . .

Ich finde es traurig und gleichzeitig auch sehr verwunderlich, daß das dem Robert Pausch auf der ersten Seite der Zeit einfach nicht auffallen wollte. – Klaus Rickert

 

Zu Beginn des Leitartikels erscheint es so, als wolle Robert Pausch beherzt Stellung beziehen gegen die vorwiegend undifferenzierten Kommentare zur Friedensdemonstration, die man in deutschen Medien fast ausnahmslos lesen konnte. So wird eine Berichterstattung fortgesetzt, die die Vorgeschichte des Konflikts (spätestens seit 2008) weglässt: Ausdehnung der NATO nach Osten, vom Westen organisierter und finanzierter Umsturz der gewählten Regierung in Kiew 2014, 14000 Tote bis Februar 2022 seitdem im Osten der Ukraine, den selbst der derzeit bekanntesten Autor der Ukraine als prorussisch beschreibt, Kampf um geopolitische Einflusszonen, Stationierung amerikanischer Atomraketen in Polen und Rumänien, Verhalten der USA und Englands bei vergleichbaren Bedrohungen ihrer Interessen, Ankündigung der Zerstörung der Milliarden teuren Pipeline durch Biden schon vor dem Krieg etc.- Doch dann liest man simplifizierende Propaganda, z.B. „Die Leute vereint ein muffiger Antiimperialismus, bei dem am Ende immer die Amerikaner schuld sind, selbst wenn Russland seinen Nachbarn überfällt“. Natürlich ist auch von „Kälte“ die Rede, um die angebliche Menschlichkeit der Gegner zu betonen. Statt anzuerkennen, dass Sahra Wagenknecht nicht nur hoch informiert, sondern auch hoch intelligent argumentiert und Frau Schwarzer scharfsinnig urteilt, wird deren Beweisführung als „selbstgerecht„ und „parolenhaft“ disqualifiziert.

Natürlich macht Robert Pausch Stimmung im Sinne linksliberaler Leserinnen und Leser der ZEIT. Ideologie ist sicherlich nicht vom IQ abhängig. Dennoch fielen mir Sätze des römischen Komödiendichters Terenz ein, der ca. 195 v. Chr.. geboren wurde, als Sklave aus. Nordafrika kam, freigelassen wurde und dann sogar (warum wohl?) mit den Spitzen der römischen Gesellschaft Umgang pflegte: „Homini homo quid praestat? Stulto intelligens quid interest?“ „Wie sehr übertrifft der eine Mensch den anderen? welch ein Unterschied besteht zwischen einem Dummen und einem Klugen“.

Allerdings könnte man sogar beruhigt sein, wenn intellektuelle Mängel die Ursache solcher Kommentare wären. Doch die haarsträubenden Logikfehler und Unwahrheiten bei den Vorwürfen gegen Frau Wagenknecht in der Talkshow „hart aber fair“ wegen angeblich nicht existierender UNO-Berichte zu ukrainischen Kriegsverbrechen, Vergewaltigungen im prorussischen Gebiet des Landes lassen bewussten Irreführung vermuten. – Karl Seegerer

 

Der Leitartikel „Vom Sofa aus“ von Robert Pausch (Zeit 10/23) hat mir gut getan. Ich war entsetzt über die niederträchtigen und gehässigen Berichte und Kommentare, die sich die meisten sogenannten Qualitätsmedien zum „Aufstand für den Frieden“ von Sarah Wagenknecht und Alice Schwarzer gönnten. Ich war und bin entsetzt über keifenden Expertinnen, die sich in Talkshows vor Wut über die Nachdenklichkeit der Regierung krümmen, ich bin entsetzt über blutrünstige Leitartikler und Kommentatoren die zufrieden schmunzelnd über jeden toten Russen faseln, ich bin entsetzt über den bösen Geist, der dabei durch unser Land weht.

Ich bin erstaunt und verblüfft darüber, dass „Spiegel“-Redakteurinnen kritisch Demonstrationen abschreiten, um die Zahl der Teilnehmer zu verifizieren, um dann stolz die Veranstalterinnen zu korrigierten. Das wird als ernsthafte Recherche gewertet. Was geht in den Köpfen der Journalistinnen und Journalisten und der ungezählten Fachfrauen und Fachmänner vor, die fast Abend für Abend ihre Schlachtpläne andächtig lauschenden Moderatorinnen und Moderatoren verkünden, ohne zu spüren, dass dies tatsächlich „Schlacht“-pläne sind.

Robert Pausch hat Recht: Der Krieg in der Ukraine ist ein „furchtbares Dilemma“… jede „Vereinfachung führt in die Irre“. Gewiss: Wagenknecht und Schwarzer verdienen für ihre wenig durchdachten Vorschläge scharfe Kritik, sie verdienen aber gleichermaßen auch Dank dafür, dass sie viele Tausend friedliebende Bürger zusammengetrommelt haben. Ein Glück, dass auch die „Zeit“ solchen Gedanken nahe steht. – Ulrich Runkel

 

Jede Generation hat ihre Träume, Ideale und es ist auch gut so. Ich bin damals gegen die Aufstellung von Pershing-Raketen aufmarschiert. Wir wollten keinen Krieg vorbereiten/provozieren, überhaupt Geld dafür geben. Ich habe gedacht, dass die Menschen drüben den Frieden auch wollten. Und es war zum großen Teil sicher auch so. Leider muss ich sehen, dass die Friedfertigkeit eines Volkes nichts nützt, wenn die « Krieger » die Oberhand haben (und es braucht viel Mut die Staatsgewalt zu trotzen). Die « Krieger » verstehen nur die Sprache der Waffen. Überlässt man einem Diktator den Spielkasten, bekommt man zuerst München 1938 dann den Rest.

Man kann übrigens ein halb leeres Glas unterschiedlich anschauen und das gilt auch für den Satz von Frau Baerbock: Die gelieferten Waffen retten auch, indem sie gegen den Feind eine Barriere bilden und die wehrlose Bevölkerung schützen. Wir denken zu sehr an unserem Komfort und machen uns Knoten, während Männer und Frauen ihr Leben für ihre Heimat (Garten wo man sich daheim fühlt und den man pflegen muss) für unsre Demokratie voll einsetzen.

Wenn Demos, dann für klimaschonende Strategien. Bleibt zu hoffen, dass sich der Permafrost beim Zar Putin bald meldet. »

 

Die Situation ist zu ernst, um nicht zu reagieren. Irgendwann hoffe ich auch, dass alles aufhört. Unserem Planet geht es gar nicht gut. – Y. Gautier

 

Ihrem Artikel kann ich an vielen Punkten nachvollziehen. Allerdings erschließt sich mir der Grund nicht für den pauschalisierenden Seitenhieb auf die „Hofgarten-Demonstranten“. Wozu ist der nötig? Damit die ZEIT nicht zu weit links erscheint? Um sich von Meinungen aus dem letzten Jahrtausend abzugrenzen, die ja irgendwie nur aus der Steinzeit stammen können?

Auch ich habe damals im Hofgarten gestanden und mit demonstriert. Das hindert mich heute aber keinesfalls an der bitteren Erkenntnis, dass derzeit gegen Putin wohl nur Waffen helfen. Um den Wechselfällen der Zeit gerecht zu werden, müssen manchmal Entscheidungen getroffen werden, die auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen mögen. Die nur derjenige nachvollziehen kann, der sich einen Blick unter die Oberfläche zumutet. Und was den Pazifismus anbelangt: der bleibt nach wie vor oberstes Gebot. Auch, wenn wir im Augenblick beklemmenderweise Waffen liefern müssen, denn eine Unterwerfung unter Putin bedeutet noch lange keinen Frieden. – Ulrike Burbach

 

Wer mich ein wenig kennt, weiß um mein Bemühen, redlich und sachlich zu reagieren. Aber bei diesem Artikel kann einem nur der Hut hoch gehen.

Robert Pausch beschreibt eine vermeintliche Stärke von Wagenknecht, weil „die Medien mit dem gewohnten Lustgrund…reagieren“ und legt im gleichen Stil los. Wagenknechts Unsinn gewinnt auch deshalb Bedeutung, weil selbst DIE ZEIT die erforderliche Souveränität nicht aufbringt, nicht von jedem Irregeleiteten zu berichten.

Wenn es seitens meiner einzigen Zeitung nicht entgangen sein sollte, dass schon im Auftritt von Lafontaine, Wagenknecht und der gänzlich abgedrehten Schwarzer faschistoide Grundverständnisse erkennbar sind und die anwesenden Claqueure ihren Vorbildern aus Putinschem Umfeld ähneln, muss man nach journalistischen Absichten fragen. – Jürgen Dressler

 

Robert Pausch schreibt, Annalena Baerbocks Behauptung, dass „Waffen Menschenleben retten“ sei falsch, weil „Waffen töten“. Da muss ich widersprechen: Waffen töten (leider) manchmal auch, um Menschenleben zu retten. Muss ich Beispiele aus der Geschichte anführen? Wohl eher nicht. – Kurt Eimers

 

Eine „Berufs-Linke“ Frau Wagenknecht und eine „Berufs-Emanze“ Frau Schwarzer haben ein Manifest, also ihre Meinung handgreiflich offenbart, verfasst oder gar „verbrochen“. Warum? Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht! Wenn man dieses „Manifest für Frieden“ aufmerksam liest stellt sich die Frage: Wo ist das Recht der Ukraine ein souveränes Land zu bleiben? Die erste rote Linie, die überschritten wurde war die, dass Putin die Ukraine als Aggressor militärisch am 24.02.2022 völkerrechtswidrig überfallen hat. Die UN-Vollversammlung hat am 23.02.2023 Russland zum Rückzug aus der Ukraine aufgefordert. 141 Länder stimmten dafür 7 Länder stimmten dagegen und 32 Länder enthielten sich, neben afrikanischen Ländern, auch China und Indien. Die Ansichten und Schlussfolgerungen, die in dem Manifest für den Frieden dargelegt werden sind grundlegend falsch und einseitig und sprechen Herrn Putin das Recht zu über kriegerisch annektierte Gebiete der Ukraine am Verhandlungstisch mit faulen Kompromissen zu verhandeln. Das ist keine Lösung, dass wäre ein Diktatfrieden, der Herrn Putin über weitere Überfälle auf baltische Staaten (Estland, Lettland und Litauen) nachdenken lässt, um sein Ziel das alte russische Reich herzustellen näher zu kommen. Hierbei ist zu beachten, dass diese drei Länder Mitglieder der EU und der Nato sind. Nicht zu vergessen Moldawien. Dieses Land ist derzeit lediglich Beitrittskandidat für die EU und die Nato. Also für Putin ein „gefundenes Fressen“? Das Manifest verkennt auch, dass die meisten Kriege militärisch, wenn auch durch Kapitulationen oder durch die Feststellung das Soldaten und Material nicht unendlich zur Verfügung stehen (Tschetschenien und Afghanistan), entschieden worden sind. Im Umkehrschluss machen die Lieferungen von Waffen für die Ukraine Sinn, um dieses Land in die Lage zu versetzen sich, im weitesten Sinne auch uns (den Westen), zu verteidigen. Die Demonstration „Aufstand für den Frieden“ in Berlin hat gezeigt, dass das Schicksal der Ukraine nur zweitrangig war und vereinzelt Verständnis für Putin geäußert wurde. Nicht die Amerikaner und/oder die EU sind die Schuldigen in diesem fürchterlichen Krieg, sondern einzig und allein die Russen. Um Gespräche zu führen über die Beendigung des Ukraine-Krieges müssen sich die Ukraine und Russland, also Herr Selenskyj und Herr Putin, an einen Tisch setzen. Augenblicklich erscheint dieses Szenario nicht wirklich möglich. Vor allem weil Herr Putin daran kein wirkliches Interesse hat. Die Ukraine muss selbst über Friedensverhandlungen entscheiden. Ein Einsatz atomarer Waffen verhindert China vehement, da die europäischen Absatzmärkte nicht vernichtet werden sollen. Ergo führt dieses Manifest in die Irre und weckt Hoffnungen die es offensichtlich derzeit gar nicht gibt. Vielleicht sollten Frau Wagenknecht und Frau Schwarzer die Möglichkeit sondieren eine Kundgebung mit den Zielen ihres Manifestes auf dem „Roten Platz“ in Moskau zu organisieren. Hierbei viel Glück. Im Übrigen nehmen in Deutschland die Befürworter für Waffenlieferungen an die Ukraine immer mehr zu. Somit steht für mich fest, dass ich dieses „Manifest für Frieden“ nicht guten Gewissens unterzeichnen kann. – Felix Bicker

 

Ich stimme Ihren Ausführungen mehrheitlich zu. Was mir aber auch hier fehlt ist die Vorstellung, dass es Menschen gibt, die Waffenlieferungen unterstützen aber auch Initiativen zu Waffenstillstands/Friedensverhandlungen einfordern. Bisher habe ich von europäischer und deutscher Seite nur Diskussionen zu Waffenlieferungen wahrgenommen.

Noch vor ein paar Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, dass man sich in Deutschland für die Teilnahme an einer Friedensdemo rechtfertigen muss. Ich war übrigens einen Tag vorher auch bei der Antikriegsdemo vor der russischen Botschaft auf der Straße Unter der den Linden dabei und habe am dort liebevoll aufgebauten provisorischen Mahnmal für die Opfer des Krieges eine Rose abgelegt. Ich hätte gern noch eine zweite Rose gehabt, für den dort ausgestellten zerstörten russischen Panzer. – Axel Voss

 

Sind wir mal ganz ehrlich, so wie die Lage jetzt ist, die sich von Tag zu Tag immer mehr zuspitzt, so kann und darf es nicht weitergehen. Was ändern wir eigentlich durch ständige Lieferungen von Kriegsmaterial an die Ukraine? Der Krieg dauert jetzt schon ein Jahr, Leid und Elend nehmen zu, täglich werden in der Ukraine Menschen getötet und ein Ende ist nicht absehbar. Jetzt haben sich zwei bekannte Frauen auf den Weg nach Berlin gemacht und sie hatten viele Gleichgesinnte an ihrer Seite, die nicht anderes, als endlich Frieden wollen.

Und nun Herr Scholz, Pistorius & Co. was wird sich in naher Zukunft ändern, frage ich nun ganz naiv in die Runde? – Riggi Schwarz

 

Gerade lese ich im heutigen Newsletter der ZEIT (02.03.23) ein Zitat des Wirtschaftsberaters des ukrainischen Präsidenten, A. Rodnjanskyj zur Lage in Bachmut: „Unser Militär prüft offensichtlich alle Optionen. Bisher haben sie die Stadt gehalten. Wenn es aber sein muss, werden sie (sich) strategisch zurückziehen. Wir werden nicht alle unsere Leute für nichts opfern.“ Nicht alle Leute opfern für nichts, aber viele für …was? Warum müssen eigentlich die Gegner weiterer, insbes. bedingungsloser Waffenlieferungen an die Ukraine bzw. Befürworter von sofortigen oder baldigen Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine immer gleich erklären, wie diese Verhandlungen aussehen sollen und was deren Ziel sein könnte? Die Befürworter der Waffenlieferungen müssen scheinbar nicht erklären, wann mit dem Töten Schluss sein soll, wann dieses berühmte Zeitfenster sich öffnet, damit Verhandlungen möglich sind. Mit Putin kann man nicht verhandeln, schallt es uns Kritikern entgegen. Was ist denn das für ein Quatsch – solange er russischer Präsident ist, muss und wird man irgendwann mit ihm verhandeln. Wenn wir mit keinem Staatschef mehr verhandeln würden, der die Menschenrechte verletzt oder in der Vergangenheit Krieg geführt hat, wäre die Diplomatie weltweit tot. Die Ukrainer*innen den russischen Vergewaltigern und Verschleppern von Kindern überlassen? Diese Kriegsverbrechen sind eine Folge des Krieges. In jedem Krieg haben sich in der Vergangenheit Menschen mit und ohne Uniform von ihrer schlimmsten Seite gezeigt – aber viele auch von ihrer emphatischen, menschlichsten (das berichteten mir viele Menschen meiner Großvätergeneration über Krieg und anschließende Kriegsgefangenschaft in Russland im II.Weltkrieg). Nur eine Ruhe der Waffen macht es möglich, Menschenrechtsverletzungen zu stoppen. Ranghohe Militärs der NATO bezweifeln Waffenlieferungen ohne Benennung eines strategischen Ziels – der militärische Sieg über Russland wird dabei mehr als in Frage gestellt. Erfahrene Politiker*innen führen immer wieder die wichtige Rolle der USA ins Feld, damit die Ukraine und Russland an den Verhandlungstisch zurückkehren könnten. Eine vor wenigen Tagen in eurem Newsletter publizierte Umfrage zeigt, dass der Anteil der Befragten in den letzten Monaten stark angestiegen ist, die trotz Zustimmung zu Waffenlieferungen an die Ukraine sich mehr diplomatische Bemühungen seitens der Bundesregierung für Friedensverhandlungen wünschen. Ja, ich selbst sitze auch auf dem buchstäblichen Sofa (neben meiner Arbeit mit Obdachlosen – auch hier häufig vom Krieg traumatisierten Menschen). Auch maße ich mir nicht an, den Ukrainer*innen irgendetwas vorzuschreiben und bin für das Recht der Ukrainer*innen, sich mit Waffen gegen diesen brutalen Angriff Russlands zu wehren. Aber ich würde gerne einmal die Meinung der ukrainischen Bevölkerung hören – und nicht immer nur die des Präsidenten Selenskyi uns seiner Vertrauten. Dass die Menschen dort Frieden wollen, steht außer Frage – zu welchen Bedingungen würden sie verhandeln? Waffenstillstand und Verhandlungen sind das Gebot der Stunde. Jeder getötete, verstümmelte oder traumatisierte Mensch ist einer zu viel. Diesen Krieg kann niemand gewinnen. Profitieren wird – wie immer – nur die Rüstungsindustrie und ihre Finanziers. Auf beiden Seiten bleiben am Ende nur die bronzenen Tafeln, die der Gefallenen gedenken. – Philipp Pöhlert-Brackrock

 

Vom Grundsatz her kann eine Demonstration für den Frieden nie falsch sein. Über den „Aufstand für den Frieden“ kann man aber durchaus geteilter Meinung sein. Viel Zulauf hatte dieser Aufstand nicht. Das liegt zum einen an dem Auftritt von „Altpazifisten“, die immer noch auf dem amerikanischen Imperialismus herumhacken müssen und nicht verstehen wollen, dass mit dem Angriff auf die Ukraine Russland der Aggressor und Putin der Imperialist ist. Mit solchen Parolen können sich diese Friedensdemonstranten vielleicht noch selbst überzeugen, andere verständlicherweise nicht. Die Zeiten haben sich geändert.

Zum anderen liegt es sicherlich auch an den Initiatorinnen Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer. Beide Frauen sind starke Persönlichkeiten, die vielen vor den Kopf stoßen und dabei nicht immer zimperlich sind. All das rechtfertigt aber nicht, dass man Wagenknecht und Schwarzer jetzt verhöhnt, ihnen Sofa-Pazifismus vorwirft und sogar in die rechte Ecke stellt. Da gehören sie nun wirklich nicht hin. Leider ist es ja nicht neu, dass Rechtsextreme und Neo-Nazis mittlerweile fast jede Demonstration für sich zu nutzen versuchen und sie instrumentalisieren wollen. Hauptsache, es geht gegen den Staat und Andersdenkende.

Auch ein Magazin der SPIEGEL sollte sich eigentlich zu schade dafür sein, Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer zu einem Interview zu laden, um sie dann in unsachlicher Art vorzuführen. Was hat Alice Schwarzers Steuerhinterziehung denn mit Sahra Wagenknecht zu tun, spielt das eine etwa eine wesentliche Rolle bei deren Initiative? Wohl kaum, solche Interviews dienen dann doch nur der Befriedigung der Sensationslust. Dafür ist der Ukraine -Krieg zu ernst. Es ist so wichtig, dass die Ukraine eine uneingeschränkte Solidarität von uns allen erfährt. Befürworter und Gegner von Waffenlieferungen an die Ukraine dürfen sich nicht gegeneinander aufreiben oder aufhetzen lassen. Das nutzt nur einem: Wladimir Putin. – Regina Stock

 

Danke an Herrn Pausch für diesen reflektierten Blick, den ich in vielen Punkten unterstütze. Und noch etwas: welche Folgen hat die tägliche ‚Fütterung‘ mit den erschütternden, ja unerträglichen Kriegsbildern und -berichten – im Sofa sitzend! – Arno Heitmann

 

Auch wenn in diesem Artikel Ansätze von einer versuchten Objektivität zu finden sind, folgen Sie doch dem „Narrativ“ (eine Erzählung lt. Duden) mit dem Hass gegen eine Friedensbewegung (Pazifismus) und gegen Leute, wie Sarah Wagenknecht und Alice Schwarzer. Reiner Hass, eine Hasspostille. Überdies schlecht recherchiert, Sie verschweigen beispielsweise die über 733.000 Unterstützer des Manifestes.

Die Wahrheit stirbt zuerst, heißt es, bei DIE ZEIT ist sie schon lange tot. Recherchieren Sie einmal ordentlich über den Krieg und dessen Vorgeschichte, das Internet macht es möglich.

Zur Historie empfehle ich das Buch:

Abelow, Benjamin: „Wie der Westen den Krieg in die Ukraine brachte.“

Die Rolle der USA und der NATO im Ukraine-Konflikt.

Benjamin Abelow. – Great Barrington: Siland Press, 2022.

Auch auf englisch verfügbar. Begutachtet und empfohlen von renommierten US-amerikanischen Professoren.

Benjamin Abelow war in Washington, D.C. als Autor und Vortragender tätig. Zudem betrieb er im Kongress Lobbyarbeit zum Thema Atomwaffenpolitik. Er besitzt einen B.A. in Europäischer Geschichte von der University of Pennsylvania und einen Doktortitel in Medizin von der Yale University School of Medicine. Zu seinen weiteren Interessensgebieten zählen Traumapsychologie, einschließlich Kriegstrauma.

(Amazon)

Als Ergänzung das Vermietertagebuch von Alexander Raue

https://youtu.be/4aPQkwwc6sM

Weiters:

Das ignorierte Angebot: Russlands Briefe vom 17. Dezember 2021

https://www.infosperber.ch/medien/ueber-die-netzwelt/das-ignorierte-angebot-russlands-briefe-vom-17-dezember-2021/

Russland veröffentlicht Forderungen an Nato zu Sicherheitsgarantien

https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-12/ukraine-konflikt-russland-nato-sicherheitspakt .

Da gab es im Jahr 1990 den 2+4-Vertrag. Die Bezeichnung des Vertrages geht auf die deutsche Bundesrepublik und die DDR auf der einen Seite und die Besatzungsmächte Sowjetunion, Frankreich, GBR und die USA auf der anderen Seite zurück. Ziel des Vertrages war die Wiedervereinigung Deutschlands. Daneben gab es viele Absprachen hinsichtlich der NATO-Ost-Erweiterung, vor allem, um die Zustimmung der Sowjetunion zu erhalten.

Kontroverse zur NATO-Osterweiterung in Zwei-plus-Vier-Vertrag

https://de.wikipedia.org/wiki/Zwei-plus-Vier-Vertrag

In diesem Artikel eine Aussage des deutschen Bundesaußenministers Genscher am 31.1.1990:

„Was immer im Warschauer Pakt geschieht, eine Ausdehnung des Nato-Territoriums nach Osten, das heißt, näher an die Grenzen der Sowjetunion heran, wird es nicht geben. […] Der Westen muss auch der Einsicht Rechnung tragen, dass der Wandel in Osteuropa und der deutsche Vereinigungsprozess nicht zu einer Beeinträchtigung der sowjetischen Sicherheitsinteressen führen dürfen.“

Und vor allem, im Juli 2021 provozierte ein US-geführtes Militärmanöver gemeinsam mit der Ukraine im Schwarzen Meer.

„Bis zum 10. Juli absolvieren mehr als 5.000 Soldaten aus mehr als 30 Länder die bislang größte Militärübung im Schwarzen Meer. Russland spricht von einer Provokation.“

https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-06/sea-breeze-militaeruebung-militaermanoever-usa-ukraine-schwarzes-meer-krim

Das erinnert an die Kuba-Krise. Damals gab es Präsidenten mit Vernunft, die einen Atomkrieg verhinderten. Auf Kuba wurden die russischen Raketen entfernt, in der Türkei die amerikanischen. Das Wissen die wenigsten, dass es vorher in der Türkei amerikanische Raketen gab. Man verbindet mit Kuba-Krise nur die Russen – und das ist falsch.

Wenn vom Aggressor gesprochen wird, so ist zu hinterfragen, warum es seitens der EU-Granden zwischen dem 17.12.2021 (russische Bedingungen) und dem 24.2.2022 (Einmarsch) keine Verhandlungen zur Vermeidung des Krieges gab. Man ist nur dem amerikanischen Imperialismus, wie die Lemminge, gefolgt. Kurzsichtige Politiker(innen) der EU haben nicht einmal den geringsten Willen für Verhandlungen gezeigt. Die Machtdemonstration der US-Marine im Schwarzen Meer im Juli 2021 wurde nicht verhindert, 7 Monate später gab es Krieg, dazwischen war Winter. Tausende Tote und Verletzte, ein zerstörtes Land und Millionen an Vertriebenen sind die Folgen dieser Untätigkeiten. Darüber sollten Sie schreiben. Die Rechnung zahlt die Bevölkerung, die in der Ukraine teilweise auf der Straße elend dahinvegetiert. Diese Politiker(innen) zahlen die Rechnung nicht selber. Sie lassen die Bevölkerungen zahlen. Die Schuld ist nicht allein bei Putin zu suchen. Erkennen sie die jahrzehntelangen Versprechungen des Westens an Russland, die Nato würde nicht an die Grenzen Russlands gehen.

„Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt“ (Niccolò Machiavelli). Ich nehme an, Ihnen ist Machiavelli ein Begriff.

Damit sollten sich auch die Redakteure und Redakteurinnen von DIE ZEIT einmal gründlich auseinandersetzen und nicht nur das nach sprechen bzw. nach schreiben, was ihnen so vorgekaut wird. Im Internet sind noch weitere Informationen zu finden, von Jeffrey Sachs, Scott Ritter, McGovern – wie Abelow alles US-Amerikaner (und keine Russen), entweder Professoren oder ehemalige Geheimdienst-Offiziere.

Enthüllung von Seymour Hersh zu Nord-Stream-Anschlägen: Angst vor der Wahrheit

https://www.freitag.de/autoren/wolfgang-michal/enthuellung-von-seymour-hersh-zu-nord-stream-anschlaegen-angst-vor-der-wahrheit

Und Scott Ritter

This Russian Offensive in Ukraine – Scott Ritter – YouTube

https://www.youtube.com/watch?v=kgg1Cl6rmxQ

Scott Ritter: Ukraine cannot win this war. It’s a ‚fantasy.‘ – YouTube

https://www.youtube.com/watch?v=JCR-Phtgx0k

Zwischen dem verdammten Militärmanöver im Juli, weiters dem 17.12.2021 und dem 24.2.2022 hatte es genug Zeit gegeben, einen Krieg zu vermeiden. Aber Biden wollte nicht, die EU-Kommission wollte nicht, das EU-Parlament wollte nicht und so mancher Regierungschef wollte nicht. Die Folge des Nichtwollens sind tausende Tote und Verletzte, ein zerstörtes Land und Millionen Vertriebene, die all ihr Hab und Gut verloren haben und teilweise in der Ukraine auf der Straße vegetieren und sterben müssen. Auch wir haben mit Teuerung, Inflation und Energieprobleme in Folge der Sanktionen zurecht zu kommen. Obwohl dies im Vergleich relativ geringfügig ist.

Und noch ein Nachsatz zu der Diskussion im ARD, im Irak-Krieg gab es ca.500.000 tote Kinder, wobei die US-Außenministerin Madeleine Albright meinte, „der Preis war es wert“. Und da meinten „manche dieser politischen Funsen von Grün und Gelb“ im TV in Kriegen würde so etwas nicht allgemein passieren. In einer Sendung von „ORF Magazin“ (da gibt es tüchtige junge Redakteure und Redakteurinnen) wurden die Verschleppungen von Kindern unter den Nazis und Kinder der Aborigines in Australien gezeigt. So ist das in Kriegen und deshalb gilt es Kriege zu vermeiden bzw möglichst bald zu beenden. Das kapieren die Depperten nicht. Nur Frieden kann so etwas verhindern.

Manche der Politiker(innen) haben die Symbolik des verknoteten Revolvers nicht verstanden.

„Allen ist das Denken erlaubt. Vielen bleibt es erspart (Curt Goetz) – Peter Jürß

 

Ich finde es erschreckend auf welches Niveau Ihre Berichterstattung gesunken ist. Meine Familie hat an der Friedensdemo in Berlin teilgenommen. Anders gesagt, sind wir „Wagenknechts Gefolge“, wie Herr Pausch es so nett formuliert. Wir haben die Reden gehört und andere Teilnehmer kennengelernt und vielleicht hätte es Herrn Pausch auch gutgetan etwas besser zuzuhören. Nichts von den substantiellen Aussagen der Redner finde ich in diesem Artikel wieder. Auch keinen unvoreingenommenen Bericht zu den tatsächlichen Ereignissen. Dafür aber Diffamierung und Abwertung aller Beteiligten.

Ich bin promovierte Ärztin und habe 2 kleine Kinder. Ich weiß nicht, wie es dazu kommen konnte, dass man als Teilnehmer einer Friedensbewegung derart verurteilt wird. Aber es ist eine Ungeheuerlichkeit, dass uns und allen anderen Teilnehmern der Demonstration eine „Kälte und ein Schulterzucken gegenüber den Opfern dieses Angriffs“ unterstellt wird.

Dass sich Ihre Zeitung an dieser Art von Meinungsmache und Manipulation beteiligt, ist traurig. Sie kommen Ihrer journalistischen Aufgabe und Verantwortung in keinster Weise nach. Und das nach 2 Weltkriegen, die wesentlich von der medialen Kriegspropaganda angeheizt wurden. Leider bleibt das Einzige, was ich tun kann, Ihnen diesen Leserbrief zu schreiben und mein ZEIT-Abonnement zu kündigen. Es bleibt die Hoffnung, dass es bald wieder eine verantwortungsvolle und neutrale Berichterstattung geben wird. – Juliane Sternberg

 

Viele Journalist*innen und Politiker*innen mögen mit Frau Wagenknecht, Frau Schwarzer und all jenen, die ständig „Verhandlungen“ statt Waffenlieferungen fordern, ungnädig umspringen, aber es nervt eben auch ungemein, ständig eine solche entweder sehr naive oder sehr zynische Forderung hören oder lesen zu müssen, denn jeder Mensch zumindest in Deutschland kann wissen, dass Herr Putin überhaupt keine ernsthaften Friedensverhandlungen will, solange er mit einem Sieg Russlands rechnet, und dass das Einstellen der Waffenlieferungen für die Ukrainer*innen bedeutete, dass sie ihre Freiheit und viele auch ihr Leben verlören. Angesichts dessen empfinde ich die Forderung nach „Verhandlungen“ und Einstellung der Waffenlieferungen, also angesichts der derzeitigen Situation faktisch nach einer Kapitulation der Ukrainer*innen, als entweder naiv oder menschenverachtend. Klar, dass ich für Frau Wagenknecht und Frau Schwarzer und für jene derzeit ca. 40 Prozent der Deutschen, die die Ukrainer*innen auffordern, den russischen Angriffskrieg mit dem Verzicht auf ukrainische Gebiete zu „honorieren“ – mit der Folge, dass die dort lebenden Ukrainer*innen auf Dauer in Unfreiheit unter einem Willkürregime leben müssten -, nur noch ungläubiges Kopfschütteln übrig habe. Darüber hinaus ist die Forderung nicht nur naiv oder zynisch, sondern auch unklug, denn ein Sieg Russlands über die Ukraine hätte mittelfristig wahrscheinlich weitere Eroberungskriege Russlands und irgendwann dann möglicherweise tatsächlich den Einsatz von Atombomben zur Folge. Die militärische Unterstützung der Ukrainer*innen ist also nicht nur ethisch richtig, sondern liegt auch im Interesse Deutschlands – und letztlich aller Menschen einschließlich der Russ*innen selbst. – Ulrich Willmes

 

Grundsätzlich begrüße ich jede Aufforderung, im gegenseitigen Respekt miteinander zu sprechen. Doch hier geht es um Krieg, die grausamste, unmenschlichste Form der Machtausübung. Krieg zwingt zur Polarisierung, zwingt zur Kategorisierung in Freund oder Feind. Und wer sich in einer global verflochtenen Welt als „neutral“ versteht, wähnt sich bestenfalls etwas weiter weg. Wir jedoch sind verdammt nah dran. Putin spricht da Klartext. Der gesamte „Westen“ mit seiner liberalen Werteorientierung ist sein Feind. Die Kriegsfront wütet in der Ukraine. Die Propagandafront erreicht jedes Sofa. Für mich stellt sich da nicht die Frage, was Wagenknecht stark macht, sondern was Putin hilft. Und wer mit einer unbelehrbaren Starrköpfigkeit behauptet, Putin jetzt an den Verhandlungstisch bringen zu können, in dem er Putins Ansage einfach nicht hören will und stattdessen die Aufmerksamkeit auf die Polarisierung in Friedensfreunde und Kriegstreiber lenkt, der bedroht meine Welt und meine Werte. Ein Dilemma des Krieges besteht nämlich auch darin, dass Pazifisten und Bellizisten einer bedrohten Kultur gemeinsam(!) eine Antwort gegen den Feind finden müssen.

Waffen töten an der Front. Worte können überall „töten“. Sie reichen weit über das Hinterland hinaus bis hin zu den Verbündeten oder „Neutralen“ auf ihre, noch gemütlichen, Sofas. Sie zermürben und ersticken die Visionen, Hoffnungen und Lebensentwürfe aller, die sich nicht mit dem herrschsüchtigen Kriegsherren gemein machen. Putin zerstört mit Waffen die Ukraine und mit Worten die gesamte liberale Welt über die Reaktivierung eines autoritären Weltbildes. Unabhängig von der menschlichen Sehnsucht nach Frieden, lassen sich gerade auch bei den LINKEN autoritäre Denkmuster erkennen, die unsere liberale Gesellschaftsordnung gefährden (Lit.: Konformistische Rebellen. Zur Aktualität des autoritären Charakters. Hrsg. K. Henkelman et.al. Verbrecher Verlag 2020). Das muss im Angesicht des Krieges in aller Deutlichkeit benannt werden. – Jürgen Pilz

 

Was soll ich von einer Politikerin halten, die nur Stunden vor Putins brutalen Angriffskrieg eine russische Invasion als unrealistisch darstellte? Was soll ich von einer Politikerin halten, die die USA bezichtigt, diesen Krieg herbeigeredet zu haben? Was soll ich von einer Politikerin halten, die Russland zugesteht gar keinen anderen Ausweg gesehen zu haben als mit dem Säbelrasseln Ernst zu machen?

Nach dem Überfall ändert Frau Wagenknecht blitzartig Ihre „Einschätzung“, die im Grunde genommen nichts anderes als ein Kniefall vor einem großmachtsüchtigen Despoten war. Auch wenn nur „vereinzelt“ organisierte Rechte an der Demonstration teilgenommen haben, wie Sie in Ihrem Artikel schreiben, allein dass antieuropäische Gruppen zur Unterzeichnung aufgefordert waren, halte ich für inakzeptabel. – Franz Josef Dorn

 

Schaut man auf die Medienausschnitte der Wagenknecht-Schwarzer-Veranstaltung, so wie sie bei uns ankamen, sprechen diese eigentlich schon für sich: dort steht eine angestrengt schauende Sahra neben einer in überdrehter Feierfröhlichkeit kichernden Alice und der Rest der Teilnehmer blickt eher distanziert ins Weite. Spätestens beim Versuch gemeinsam zu singen hatte alles nur noch Peinlichkeitscharakter. Niemand ist dem ernsten und bedrückenden Thema gerecht geworden. Wir haben uns, vom Sofa aus, beim Anschauen dieses Auftritts recht unwohl gefühlt. Hier passt dann auch das schöne Wort vom „Fremdschämen“. Welche Aussenwirkung! Was um Himmels Willen hat Frau Wagenknecht bewogen, sich Alice Schwarzer als Aushängeschild an die Seite zu holen? So bitte nicht noch einmal!! – Franziska Schmidt-Schierhorn

 

Kommt ZEIT, kommt Rat. Jedenfalls möchte man vielen derzeitigen Diskursanten und Demonstranten den überaus reflektierten Leitartikel von Robert Pausch sehr an Hirn und Herz legen. Welchen Lösungsansatz wir – die meisten von uns fürwahr vom Sofa aus – für die Beendigung des ukrainischen Leidens auch erwägen mögen, wir sollten uns gründlich darum bemühen, auf Vorurteile und Polemik zu verzichten.

Argumentieren wir also nicht aus einer gedanklichen Komfortzone heraus, in der wir uns das Offensichtliche entsprechend unserem (bisherigen) Weltbild selbstgefällig zurechtbiegen und zurechtinterpretieren. Rücken wir vielmehr den Status Quo in den Fokus unseres Beurteilens; fragen wir uns selbst, was wir erhoffen und ersinnen würden, wenn es um unsere Würde, um unsere Freiheit, um unser Leben ginge. – Matthias Bartsch

 

Robert Pausch hat Recht, wenn er bezugnehmend auf den «Aufstand für den Frieden» sagt: «Allerdings sollte man es sich nicht zu leicht machen.» Das Suchen nach einer Basis für Frieden ist schliesslich eine Voraussetzung für Frieden. Es geht um die Alternative zwischen standhaftem Agieren und Nachgeben. Für beides gibt es schwerwiegende Argumente. Für den Widerstand spricht, dass ein Verbrecher belohnt wird, was weitere Folgen haben kann. Für Nachgeben spricht, dass kein Ende des Kriegs in Sicht ist. Eine Atom-Macht kann nicht durch Invasion besiegt werden. Ein Ende des Bombenhagels auf die Ukraine und die Reduktion der kampffähigen Bevölkerung ist nicht abzusehen.

Das grundlegende Problem ist, dass kein brauchbares Weltbild vorhanden ist, das Katastrophen wie den Ukraine-Krieg aber auch den Klimawandel verhindern kann. Ein solches Weltbild müsste sowohl auf die Diktatoren als auch auf die sie unterstützenden Gruppen einwirken. Dafür, dass unser aktuelles Weltbild zum Teil schizophrene Inkonsequenzen aufweist, folgendes Beispiel. Einerseits kann dieses Weltbild von jungen (und auch älteren) Männern fordern, unter Einsatze ihres Lebens, eben diese Weltbilder zu verteidigen. Dies ist die Grundlage für die Ausreisesperre aus der Ukraine. Andererseits ist es nach diesem Weltbild nicht zumutbar, von allen Menschen weltweit zu verlangen, diejenigen Grenzen einzuhalten bezüglich Geburtenraten und Konsumverhalten, die notwendig sind, damit unsere Spezies langfristig gut überleben kann. Dies, obwohl das Einhalten der Grenzen nicht den Einsatz des Lebens verlangt.

Auch dafür kann man allerdings ein gewisses Verständnis aufbringen. Denn die aktuellen Schwierigkeiten der Menschheit beruhen nicht auf bösem Willen, sondern auf breit akzeptierten Verhaltensweisen. Eine der genannten akzeptierten Verhaltensweisen betrifft die Demographie. Kinderreichtum wird seit jeher als Segen angesehen, er soll den Lebensabend der Eltern sichern und Ansehen schaffen. Eine weitere Verhaltensweise betrifft das Streben nach Fortschritt, nach Wachstum von Produktion und Konsum. Auch diese Verhaltensweise gibt Ansehen und Perspektiven, indem sie auch Arbeitsplätze schafft.

Die Ursache für die Akzeptanz dieser Verhaltensweise erinnert an einen Satz in der Bibel: «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein». Der Mensch braucht auch Perspektiven. Er braucht daher positive Alternativen zu den negativen Perspektiven, die langfristig in die Katastrophe führen können. Solche negativen Perspektiven sind Perspektiven, die das kriegerische Anstreben von nationaler Grösse betreffen, aber auch Perspektiven, die überhöhtes Wachstum von Konsum und Kopfzahl der Menschheit veranlassen. Das Aufzeigen von positiven Perspektiven ist nötig, um Diktatoren und Regierende dazu zu veranlassen, Wege zu finden, die das Fortbestehen der Menschheit sichern und damit auch ihrer Völker.

Mit solchen Perspektiven sollte es möglich sein, ausreichend Einfluss geltend zu machen, um den Krieg zu beenden. Ein gemeinsames Motto müsste sein: Wir sind nur Gast auf diesem schönen Planeten und müssen somit dafür sorgen, dass dieser Planeten unseren Nachkommen unversehrt übergeben werden kann. Das betrifft Demographie, Ökonomie und Ökologie aber auch das Verhindern von Kriegen. – Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Femi was?“ von Alica Bota et.al.

 

Chapeau Frau Baerbock, Chapeau Frau Schulze. Endlich ergreifen zwei Politikerinnen aktiv eine Initiative, anstatt auf die jeweilige Stimmungslage und Umfrageergebnisse zu reagieren. Hier wird endlich gestaltet, zumindest wird Gestaltung versucht.

Ein Anfang ist gemacht und das verdient höchste Anerkennung.

Wem das Niveau zu hoch erscheint, wem Begriffe schwer verständlich sind, der sollte bei sich anfangen, statt auf andere zu zeigen! Wer erwartet hätte, dass die übrigen „Ampel-Parteien“ oder gar die CDU/CSU die Initiative der beiden Ministerinen begrüßen oder gar unterstützen, verkennt oder ignoriert die patriarchalische Realität unsrer Gesellschaft.

Schade ist nur die monothematische Sicht auf Unterdrückung, Erniedrigung und Ausbeutung. Rassistische, religiöse, antisemitische Diskriminierung ist ebenso alltäglich wie Altersdiskriminierung und zahlreiche andere Formen des Ableismus. Hier ist also noch einiges nachzuholen. – Bruno Fey

 

Schön, dass Sie einzelne Prozentzahlen von Seite 82 der Leitlinien zur feministischen Außenpolitik zitieren. Leider springen Sie dabei wohl selbst etwas zu kurz:

Sie übersehen leider die erste Dynamik des Wandels in den 2,5 Jahren vom 30.06.2020 von bis zu 14 %-Punkten zusätzlich (im Fall der Abteilungsleitungen), also Veränderungsraten von 1,5 bis fast 6 % pro Jahr je nach Führungsebene. Und Sie blenden – wie auch das Auswärtige Amt – die Stellenentwicklung im Hintergrund aus, die es erlauben würde, das Geschehen ganzheitlich einzuordnen. Dann wäre auch deutlicher erkennbar, als wie nachhaltig eigentlich die Entwicklung einzuschätzen ist.

Vielleicht hätten Sie auch nicht nur mit Insidern reden sollen, sondern z.B. auch mit der Personalvertretung des Auswärtigen Amtes (was sagen z.B. auch die männlichen Mitarbeit wenn Sie – ich überspitze um die Problematik deutlich zu machen – wenn sie auf Jahre hinaus beim Aufstieg im Amt kaum mehr zum Zug kommen (Besitzstände wie immer einmal ausgenommen)? – Martin Hommel

 

Die öffentlichen Äußerungen diverser Politiker zu diesem Thema bedürfen eines Kommentars:

Als Erstes ist zu bemerken, dass auch Frau Baerbock einen Amtseid abgelegt hat (zunächst egal ob mit oder ohne Gott). Daraus besteht die unteilbare Verpflichtung, als Außenministerin zum Wohle Deutschlands tätig zu sein. Dies steht an erster Stelle und erst mit großem Abstand kommen andere Gedanken. Es ist interessant, dass die Grünen Themen ins mediale Interesse bringen (z-B. Gendern, indigene Völker oder feministische Außenpolitik), die angesichts Millionen Toter bei Kriegen, Katastrophen und Unglücksfällen geradezu nebensächlich erscheinen. Sind das Ablenkungsmanöver, um Vom Versagen der eigentlichen Politik abzulenken oder um zu verschleiern, dass die Grünen nun an der Macht auch reichlich Kreide fressen mußten. Gaseinkauf, Laufzeit der Atomkraftwerke etc. etc. sind hier Stichworte. Sie treffen auch unglückliche Entscheidungen: Die Abschaffung von Öl- und Gasheizungen ist eine grundsätzlich richtige Entscheidung, aber das geht nicht par ordre du mufti, das muß wohl überlegt sein und jeder muß die Möglichkeit haben, diesen Wechsel bei sich zu vollziehen, niemand darf sich abgehängt fühlen. Hier wäre es richtig gewesen, vorher mit kompetenten Personen zusprechen. – Eberhard Krauße

 

Außenpolitik kann richtig oder falsch bzw. diplomatisch oder direkt sein, aber was ist feministische Außenpolitik und warum soll diese oft mit Kampfrhetorik und starren Fronten ohne große dialektische Beweglichkeit verbundene Einstellung außenpolitisch verbindlicher sein? Hat man dann zu Ländern, die von Frauen vertreten werden, wie etwa Finnland oder Italien, ein besseres und zu männerdominierten Staaten ein schlechteres Verhältnis bzw. bricht man zu moslemischen Staaten, vor allem, wenn sie fundamentalistisch orientiert sind, jede Beziehung ab, weil Frauen dort nicht viel zählen? Letztlich alles Unsinn, denn Politik kann nur menschenorientiert im Sinne von Gleichberechtigung und Gleichheitsgrundsätzen sein und darf nicht edukativ und moralisierend werden. Und plant die deutsche Außenpolitik, auf dieser Grundlage gestaltend in die Innenpolitik anderer Staaten einzugreifen? Auch wenn sich Frau Baerbock um 360 Grad dreht, was sie vor gar nicht so langer Zeit von Putin gefordert hat, ist das nicht umsetzbar. – Martin Behrens

 

Danke für den kritischen Blick. Dass „nur“ 14 Prozent der Mitarbeiter migratorischen Hintergrund haben, finde ich nicht bedenklich. Es entspricht der Statistik: 26% aller in Deutschland lebenden Personen haben ihn, und 50% davon sind Deutsche. – Sven Prevrhal

 

derzeit sind 27% der Botschafterposten im Auswärtigen Amt mit Frauen besetzt. Nun soll die feministische Außenpolitik das schlagartig ändern. Am einfachsten wäre es also in etlichen Ländern „Doppelbotschaften“ zu errichten, um so schnell auf die 50 Prozent oder mehr zu kommen. Anderseits stellt sich die Frage, wo eigentlich die Diplomatinnen für diese Posten herkommen sollen. Eine weitere lästige Hürde ist das Auswahlverfahren und die Anzahl der Bewerberinnen. Vielleicht hat Frau Baerbock jüngst bei einer Auslandsreis e sich im Hütchen- spiel geübt. Sie muss ja sozusagen Kaninchen aus dem Hut zaubern. Entscheidend in der Außenpolitik ist zuerst fachliche Substanz, klare konzeptionelle Konzepte, Intelligenz, Durchhaltevermögen, Sensibilität und reflektierend Analysefähigkeiten und diplomatisches Geschick. Aber die derzeitige Amtsträgerin Annalena Baerbock hat mit all dem ja keine Probleme, so verkündete sie doch vor zwei Jahren im Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen „Eine Mutter kann alles“. Damit meinte sie die Kanzlerschaft. – Detlef Rilling

 

Sie (Annalena Baerbock) könnte in ihrem Amt anfangen – so lautet die Überschrift des Artikels – um überhaupt die Rechtfertigung für feministische Außenpolitik zu erhalten. Wenn das mal so einfach wäre, verkrustete, alte und von Männer ach so gewohnte Strukturen aufzubrechen. Vielleicht mag DIE ZEIT ja dabei helfen und häufiger den Politikteil mit Artikeln über und mit Frauen und feministischen Themen füllen, so wie in dieser Ausgabe. Zumindest bei mir kommt das an. Und wenn es dann eben über Außenministerinnen aus der vermeintlich zweiten Reihe ist: recht so! Ich erführe gerne zu jeder der Damen auf dem Foto mit Frau Baerbock Genaueres. – Lothar Glasmann

 

Als Mann erwarte ich, dass meine Steuern beiden Geschlechtern zu Gute kommen und nicht nur Feministinnen. Wenn diese andere Feministinnen unterstützen wollen, dann sollen sie dies durch eigene Beiträge tun und nicht durch das immense Steueraufkommen der Männer. Wenn wir unsere Außenpolitik nur noch nach feministischen Kriterien ausrichten wollen, werden wir keine Außenpolitik mehr benötigen, weil keine ausländischen Partner vorhanden sein werden, die etwas mit uns zu tun haben wollen. Außer denen natürlich, die Deutschland als Versorgungskasse der Welt sehen. Außen- wie Wirtschaftspolitik der grünen Politiker eine einzige Katastrophe. Wie kommt Deutschland da bloß wieder raus? – Wolfgang Sibold

 

Ihre Ausführungen zum Thema feministische Außenpolitik las ich mit großem Interesse. Ich verfasste dazu gerade den folgenden Leserbrief: Liebe Autor:innen, toller Beitrag! Es ist, wie in der Tierwelt: Männliche Exemplare müssen immer zeigen, wer der Stärkere ist. Das läuft im normalen Leben, aber auch in der Politik so. Alles andere wird diesem Umstand untergeordnet. Es gibt wenig Toleranz, Konflikte sind vorprogrammiert – im Prinzip unausweichlich. Bei Frauen läuft das anders. Anna-Lena Baerbock übt selbstbewusst Kritik, spricht Probleme offen an, nimmt kein Blatt vor dem Mund und ist dabei ehrlich. Sie lehnt Blumensträuße ab und schaut sich viele Frauenprojekte an. Ich wünschte mir, dass ihre männlichen Kollegen, auch einmal die feministische Politik ausprobierten, statt wie aufgeblasene Gockel aufeinander herumzuhacken… – Achim Bothmann

 

Klug, informativ, gendersensible, barrierearm und doch unterhaltsam lesbar informierten Sie uns. Und schwupp! … ausgerechnet im letzten Absatz verließ Sie alle sprachsensible Fähigkeit: „…nur 14 % aller Mitarbeiter ….“Schade! Aber es zeigt, wie wichtig Baerbocks Entscheidung ist, feministische Außenpolitik auf ihrer so umfangreichen Agenda zu verfolgen. Schmerzhaft merken wir gerade rund um den Globus, wie zerstörend sich die fehlende feministische Fokussierung in der ganzen Welt auswirkt. – Sabine Wotha

Zu den beiden hauptsächlich genannten Staaten Iran und Afghanistan sollten diplomatische Beziehungen natürlich nicht pauschal abgebrochen werden, denn gerade da sind Möglichkeiten feministischer Außenpolitik dringend notwendig. Nicht als festgelegte Forderungen, sondern sowohl Mullahs als auch Taliban sollten auf die Rechtfertigungsstrategie ihres jeweiligen Tuns angesprochen werden. Das kann auch in Frageform geschehen: Und was hat das mit Religion zu tun? Darauf sollte so lange bestanden werden, bis die Antworten (falls man welche bekommt) sich nicht mehr auf standardisierte Formulierungen mit dem einzigen Zweck des Machterhalts beziehen. Wenn das so praktiziert würde, wäre das eine wesentliche Unterstützung zur schrittweisen Befreiung unterdrückter Frauen. – Christoph Müller-Luckwald

 

Die sogenannte „feministische Außenpolitik“ von Frau Baerbock finde ich unglaubwürdig und die Grünen habe ich vor ein paar Jahren zu den Akten gelegt. Nämlich als öffentlich wurde, dass Jürgen Trittin sich vor Jahrzehnten für Kindesmissbrauch ausgesprochen hat. Der sitzt weiterhin als Volksvertreter im Bundestag und das widerspricht meiner Meinung nach jeglicher Achtung der Menschenrechte. – Karin Große Banholt

 

Offensichtlich hält nicht die deutsche Außenministerin ihr Handy hoch, sondern ihre slowenische Kollegin Tanja Fajon. Kleinigkeit, sicher. Aber das geht auch in einer Bildunterschrift nicht, oder? – Reinhard Helling

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer hat hier was zu melden?“ Streit von Judith Rahner und Kristina Schröder

 

Kohl-Fangirl Kristina Schröder, wie man sie kennt: ideologisch verbohrt, aber nicht weiter erstaunlich, wenn man in der Hessen-CDU sozialisiert wurde. Warum mussten Sie ausgerechnet diese Dame wieder aus der Versenkung ausbuddeln? Mich wundert, dass sie noch nicht der „Werte“union beigetreten ist. Mit den deutschen „Linguisten“, deren Petition sie unterzeichnet hat, ist der Verein für deutsche Sprache gemeint. Sie scheint da schon mehrere derartige Kampagnen unterstützt zu haben. Ich möchte keine Werbung für den Verein machen und füge den Aufruf von 2019 deshalb nicht als Link bei. Schöne Gesellschaft, in der sie sich da übrigens befindet: Maaßen ist natürlich dabei und Heinrich XIII. auch. Das große Vomitieren bekomme ich aber, wenn ich sehe, wieviele Professoren und sogar Professorinnen unterzeichnet haben. Bei Karl-Heinz Göttert („Die Sprachreiniger: Der Kampf gegen Fremdwörter und der deutsche Nationalismus“) kann man nachlesen, in welcher Tradition diese Sprachpuristen stehen (darunter auch ein gewisser Sarrazin, allerdings Otto mit Vornamen; der faule Apfel fällt nicht weit vom verrotteten Stamm). – Thomas Manthey

 

Ich halte den Begriff des Feminismus nicht nur für entbehrlich, er hat auch das Potential, zu polarisieren und zu spalten. Die sogenannte „geschlechtergerechte Sprache“ wird ihr Ziel nie erreichen können, raubt uns aber im Gegenzug Sprachmittel, allen voran kategoriale Bezeichnungen, die für eine effektive, inhaltsorientierte Sprache wichtig wären. Ich bin gegen diese Art von Sprachregeln, weil ich sie eher für gefährlich halte, ganz bestimmt aber nicht für sinnvoll.

Antifeminismus ist für mich schon jetzt das Unwort des Jahres. Es beinhaltet den plumpen Versuch, Menschen unter Druck zu setzen, die den Auswüchsen des Feminismus abseits der Frage nach tatsächlicher Gerechtigkeit kritisch gegenüberstehen.

Muss man sich entscheiden, ob man nun Feminist sein will oder Antifeminist. Wenn man sich derart festlegen muss, wenn kein Ausweichen möglich ist, so wäre ich schon aus Trotz gerne letzteres.

Werde ich aufgrund dieses Leserbriefs in der Meldestelle für antifeministisches Verhalten registriert? Werde ich darüber zumindest informiert. Wenn ich registriert werde, werde ich dann überwacht? Kann man da auch jemanden denunzieren? – Christian Voll

 

Ein Streitgespräch darüber, ob eine zivilgesellschaftliche Meldestelle für „antifeministisches“ Verhalten notwendig ist oder – im Gegenteil – der Denunziation Tür und Tor öffnet und Handlungsmöglichkeiten und traditionelle Sprechgewohnheiten einschränkt, könnte zur Versachlichung der aktuellen „Kulturkampf“-Debatten beitragen. Doch diesem Anspruch wird der Schlagabtausch nicht einmal ansatzweise gerecht. Es scheint fast so, als lebten die beiden Frauen in unterschiedlichen Universen. Was bleibt, sind verhärtete Fronten. Kristina Schröder bekennt sich zur Gleichberechtigung, nicht jedoch zur Gleichstellung, hinter der sie Gleichmacherei und staatlichen Zwang vermutet – und offenbart damit eine eigenwillige Interpretation der Begriffe. Dass Antifeminismus in einer engen Verbindung zu menschenfeindlichen Ideologien steht und durchaus in der Mitte der Gesellschaft anschlussfähig ist, wie Judith Rahner darlegt, mag die ehemalige Familienministerin nicht sehen. Stattdessen holt sie zum Gegenschlag aus: Staatlich aufgelegte Programme gegen Rechtsextremismus dienten ihrer Meinung nach dazu, konservative und liberale Positionen zu diskreditieren. Man kann nur hoffen, dass ein möglicher Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz Kristina Schröder nicht in sein Kompetenzteam beruft und dies dann noch als frauenpolitische Großtat feiert. – Rüdiger Paul

 

Was sind Klima, Krieg, Hunger etc., wenn man die Probleme der Frau Rahner hat? Wie das vom Bundesfamilienministerium gefördert wird, drängt sich die Frage auf, was in dem Ministerium alles drinsteckt. In Ihrem Interview hält dankenswerterweise Frau Schröder wacker dagegen.
Nach dem Interview habe ich lieber zur Seite 3 zurückgeblättert. – Walter Engel

 

Welch ein Glück, in einer friedensverwöhnten Demokratie leben zu dürfen! Doch einigen von uns scheint der äußere Feind zu fehlen; sie blähen sich dafür riesige Popanze auf, die meist mit „Anti“ beginnen und auf „ismus“ enden, gegen die sie wütend ankämpfen: Antisemitismus, -genderismus, jetzt -feminismus! Dafür benötigen sie staatlich geförderte Meldestellen, wo viele Ober- und noch mehr Unterbeauftragte eigenmächtig festlegen, was antifeministisch ist; die alle großzügig aus Steuergeldern finanziert werden müssen! Dieses Geld fehlt Schulen, Straßen, Sportstätten…!

Dorthin, wo Antifeminismus endemisch ist, in Immigrantenbezirke unserer Städte, trauen sich die Beauftragten jedoch nicht! Die überlassen sie gern unseren tapferen Ordnungshütern, denen sie sonst überkritisch auf die Finger schauen! Lieber blenden sie die Schattenseiten unserer Hochglanz-Willkommenskultur, Buntheit und Vielfalt aus. Immigranten des Antifeminismus zu bezichtigen wäre ohnehin ein unerlaubter Eingriff in ihre Identität, schwerwiegender als der Vorwurf selbst! So bleiben sie lieber in ihren warmen Büros und arbeiten sich mit Inbrunst an antifeministischen Bagatellen ab! Die Gesellschaft reibt sich verwundert die Augen, der Staat sieht wohlwollend zu, schwächelt mehr und mehr und geht eines Tages in eine Anti-ismus-Minderheitendiktatur über! – Ulrich Pietsch

 

eine selbst erklärte Elite versucht die eigenen Wertvorstellungen mit aller Macht durchzusetzen. Sie ist, mit Ausnahme der eigenen Meinung, nur nichts demokratisch legitimiert, Gefühle ersetzen naturwissenschaftliche Fakten. Sie wollen bestimmen, was wir denken, sagen und schreiben dürfen und was nicht. Dieses Gehabe erinnert mich sehr an sehr dunkle Zeiten unseres Landes. – Dirk Hoppe

 

Das ist einmal ein Streitgespräch, das seinen Namen verdient. Die Initiatorin der „Meldestelle Antifeminismus“ vertritt hier sehr vehement ihre Sichtweise von Antifeminismus und lässt mich daran zweifeln, ob in der Amadeu-Antonio-Stiftung die nötige Objektivität herrscht, die bei diesem Thema geboten sein sollte.

In der Lebensrealität der meisten Frauen spielen Transsexualität und das Genderthema wohl kaum die Hauptrollen. Sie kämpfen immer noch um Gleichberechtigung, in der Arbeit, bei der Bezahlung, in der Familienarbeit. Ganz abgesehen von sexualisierter und häuslicher Gewalt.

Es ist geradezu hanebüchen, dass Frau Rahner die biologische Zweigeschlechtlichkeit bestreitet und allen, die hier nicht folgen wollen, Transfeindlichkeit unterstellt. Der Begriff „Terf“ gehört für mich nicht in den Zusammenhang mit einer Meldestelle Antifeminismus gebracht, die eigentlich für alle Frauen mit unterschiedlichen Sichtweisen und Lebenserfahrungen offen sein muss.

Mit ihren eigenen Dogmen und ihrer Ideologie verengt Frau Rahner unnötigerweise den Personenkreis, der sich von der Meldestelle angesprochen fühlen sollte, und macht sie im schlimmsten Fall zu einem exklusiven „Club“, der seine eigene Suppe rührt. Das ist schade und eine verpasste Chance, denn Antifeminismus ist immer noch alltäglich und dagegen muss von staatlicher Seite viel deutlicher vorgegangen werden. – Regina Stock

 

Die Bundesregierung richtet also eine Meldestelle für “antifeministische Äußerungen” ein, und zwar unterhalb der Strafbarkeitsschwelle!

Marcuses Diktum, wonach Rede- und Meinungsfreiheit die eigentlichen Unterdrückungsmittel sind, seine repressive Toleranz, die nur genehme Meinungen gelten lässt, sind demnach Wirklichkeit geworden. Die, die im Besitz des gnostischen Wissens sind, merzen fortan das “falsche Bewusstsein” mit Hilfe staatlicher Gewalt aus.

Das ist Inklusion um den Preis von brachialer Ausgrenzung. Schlimmer noch: Sobald die Wahrheit mit den Mitteln des Staates durchgesetzt werden soll, werden böse Erinnerungen an den totalitären Stalinismus wach. Mich fröstelt! – Marcel Haldenwang

 

Zugegeben, so richtig habe ich aus dem „Streitgespräch“ in der aktuellen Ausgabe der Zeit nicht ableiten können, welchen gefährlichen Tendenzen im Bereich Feminismus sie nun nachspüren. Aber ich glaube schon, dass ich als älterer weißer Mann im Fokus Ihrer Aufspürarbeiten stehe. Folglich möchte ich hiermit Selbstanzeige erstatten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich gefährlich bin bzw. mich künftig als gefährlich erweisen könnte. Da sollten Sie gewappnet sein. Zum Hintergrund der Selbstanzeige sei insbesondere auf Folgendes hingewiesen:
Ich lehne die Umformung der Sprache im Sinne einer vermeintlichen Geschlechterneutralität ab. Dies unabhängig davon, dass ich mal bei meinem seinerzeitigen Arbeitgeber, BMF, ein Preisausschreiben gewonnen habe, weil ich die richtige Anzahl der in einem Text versteckten Sternchen erraten habe. Ich spreche mich für den Beibehalt des Ehegattensplittings aus. Damit wird nämlich schlicht der Nachteil ausgeglichen, der mir dadurch entsteht, dass ich mindestens die Hälfte meines Gehalts monatlich an meine Frau abgebe, d.h. meine Leistungsfähigkeit gemindert ist. (Das Geniale am Splitting ist übrigens, dass es nicht wirkt, wenn beide Ehegatten verdienen.) Ich lehne das Tragen des Kopftuchs oder anderer fraulicher Verhüllungsvorgaben ab. Das gilt auch dann, wenn das Kopftuch selbstbewusst getragen wird, weil damit dem „Wunsch“ des jüngeren Bruders und des Babbas entsprochen wird. (Ich befinde mich insoweit übrigens auf einer Linie mit den Frauen im Iran!) Ich spreche mich gegen rein geschlechtspezifische Erleichterungen für Frauen aus, die diese im Vergleich zu männlichen Bewerbern bei Gehaltsverhandlungen haben sollen. Wenn gleiche Vergütungsansprüche, dann bitte für jeden. (Im Übrigen kenne ich keine Tarifverträge, die die Vergütungshöhe nach Männlein und Weiblein unterscheiden. Also, was soll die Aufregung?) Sie sehen, es gibt einige Charakterzüge, die mich möglicherweise interessant für Ihre Datensammlung machen könnten.

Und abschließend mal im Ernst, meinen Sie wirklich, dass sich Deutschland noch weiter solchen Zeitvertreib wie Gender Studies und vergleichbare Studiengänge mit nachfolgender Tätigkeit leisten kann? Dies vor dem Hintergrund, dass überall im richtigen Leben Fachkräftemangel herrscht. – Erich Pinkos

 

hätte es dieses Streitgespräch nicht gegeben, nie im Leben käme man auf die Idee, dass es inzwischen sogar eine „Meldestelle für antifeministisches Verhalten“ gibt. Gefördert aus Bundesmitteln. Letztlich auch durch mich. Irre. Und was Frau Rahner an verschwurbelten Rechtfertigungsversuchen auftischt, passt zu ihrem offensichtlichen Anspruch, alles, was auch nur entfernt ihrer vermeintlich einzig richtigen Ideologie widerspricht, denunziatorisch sich melden zu lassen. Mich erinnert das an nichts anderes als an Spitzelei. Auch vor über 30 Jahren dachte eine ideologisch verbrämte Gesinnungspolizei an ihre vermeintlich hehren Ziele, als sie andere Menschen dazu brachte ihre Nachbarn und Kollegen zu bespitzeln. Hoffentlich hat man ein Einsehen und streicht sofort diese Gelder für ein solch aberwitziges Projekt. Zum Glück gibt es Politikerinnen, wie Frau Schröder, die mit feiner Klinge dagegen halten. – Thomas Harnisch

 

Wie abgehoben viele Debatten über Themen geführt werden, in denen es nur noch darum geht, die eigene Gesinnung und die eigene Ideologie einer nicht interessierten Bevölkerungsmehrheit überzustülpen, zeigt dieses Streitgespräch und immer häufiger auch die Arbeitsweise unserer Regierungskoalition.

Konfrontieren Sie doch einmal einen Busfahrer in einer Großstadt, verheiratet, der mit zwei Kindern und seiner ebenfalls berufstätigen Frau in einer viel zu kleinen und zu teuren Wohnung weit entfernt der Arbeitsstelle leben muss, mit so einem Streitgespräch. Inflation- Nebensache, Kindererziehung- leider zu teuer. Die wirklichen Probleme heißen: Gender- Mainstream, Gender Ideologie, Zwei-Geschlechter-System, Transexkludierende radikale Feministinnen. „Habt Ihr Sie noch alle!“ wäre eine sehr wahrscheinliche Antwort auf die Frage, welche der wirklich dringenden Probleme in unserem ideologisch verminten Land zuerst gelöst werden muss. – Andreas Löbbers

 

Es ist selbstverständlich, dass auch eine exzentrische, weit gefasste Definition von „Antifeminismus“, wie sie von Judith Rahner vertreten wird, ihren Platz in der öffentlichen Diskussion haben muss. Auch dass die Amadeu-Antonio-Stiftung ein Meldeportal für „antifeministische Vorfälle“ für „mögliche Demokratiegefährdung“ einrichtet, gehört diskutiert. Und selbst das Geschwubel von einem „transformativen, machtkritischen Feminismus“, der „Transfeindlichkeit in feministischen Kontexten“ benennt, fällt, wiewohl schwer erträglich, natürlich unter die Meinungsfreiheit.

Aber doch nicht mit staatlicher Förderung! Der veritable Skandal ist die Unterstützung dieses Meldeportals und vor allem der dahinterliegenden Ideologie mit 133.000 Euro Steuermitteln. Dem stehen bislang nur 600 Meldungen gegenüber; lediglich ein Drittel davon sind „antifeministische Vorfälle“. Sowohl vom Konzept als auch der Kosteneffizienz her handelt es sich um eine krasse Fehlverwendung öffentlicher Gelder! – Peter Brinkmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Sind sie wie wir? “. Gespräch mit Norbert Sachser geführt von Malte Henk et.al.

 

Eine Freude, daß Sie sich regelmäßig der Tiere annehmen. Das Interview ist das kleine ABC für Menschen, die sich noch nie mit den anderen Wesen befasst haben … daher vorzüglich zur Einführung.

Meine Anmerkungen dazu: Jeder Homo Sapiens, der halbwegs wahrnehmungsfähig ist, weiß, instinktiv!, daß Tiere fühlen und denken. Unsere Zellen entstammen der gleichen Ursuppe. Die Frage nach dem Ich-Bewußtsein braucht keinen Spiegeltest: jedes Tier hat, deutlich sichtbar, seine EIGENE Todesangst, stirbt seinen EIGENEN Tod. Die Kuh, die vor dem Schlachthof fliehen will, hat Angst um IHR Leben. Jedes Tier hat Angst vor Schmerzen, die IHM zugefügt werden könnten. Und grundsätzlich: Der Mensch, das Musterbeispiel für Konditionierungen aller Art, versteht ja nicht einmal sich selbst … welch eine Anmaßung, andere Lebewesen in niedere und höhere einzuteilen. Ich hoffe, auch Schnecken und Würmer lachen bitter darüber … – Jacqueline Majumder

 

Erstaunlich, daß man in Bielefeld noch 1974 dachte, „Tiere können nicht denken“. Als Abiturient hatte ich ein knappes Vierteljahrhundert vorher, im „Forum der Wissenschaften“, das unsere FDJ-Gruppe an der Leipziger Petrischule gegründet hatte, einen Vortrag zu diesem Thema gehalten. „Der Referent versuchte“ – so berichtete später mein Klassenkamerad Peter Stahlknecht in der Printausgabe der Wandzeitung – „an Hand zahlreicher Beispiele die Zuhörer von der Ansicht zu überzeugen, daß Tiere denken können. So beschrieb er ausführlich die zahlreichen Versuche mit Affen, so z.B. den Umwegversuch, den Bindfadenversuch […].“ Ich hatte mich dabei vor allem auf die Ergebnisse der Versuche mit Schimpansen bezogen, die Wolfgang Köhler bereits während des Ersten Weltkriegs auf Teneriffa durchgeführt hatte. „Die ausführliche Diskussion zeigte allerdings, daß fast alle Anwesenden den Standpunkt des Vortragenden vertraten“. Und in Bielefeld damals wirklich nicht? – Erhard Geißler

 

Toller Einblick in die Verhaltensbiologie der Tiere. Als Bauernsohn aus dem Nordwestirgendwo habe ich so viele Nutz-, Haus-, Wildtierbeobachtungen erlebt. Zwei widersprechende Aspekte treiben mich weiterhin um. Vielleicht kennen Sie die Antwort oder die Antwort ist im Text für mich als Laien verborgen.

Sind die menschlichen Beobachtungsmöglichkeiten und Experimente derart beschränkt, dass die Superinstinkte und feinen Konditionierungen der tierischen Spezialisten fälschlicherweise als Bewusstsein gedeutet worden. Oder hat jedes Tier ein Bewusstsein, dass sich nicht gegen die Instinkte/Konditionierungen durchsetzen oder entwickeln konnte? Es reicht halt immer zur Erhaltung der Spezies auch ohne ausgeprägtes Bewusstsein? Vielleicht hat der Mensch sich -sein selbst zugewiesenes Bewusstsein- entwickelt, weil er vieles kann aber Nichts wirklich gut. Aus Mangel an Superinstinkten und Konditionierungen konnte sich möglicherweise anfängliches Grundbewusstsein zur Erhaltung der Spezies weiterentwickeln und durchsetzen? Hypothese: Aus mittelmäßigem Können hat sich noch rechtzeitig! Bewusstsein zur Erhaltung der Spezies dazu entwickelt. Glück gehabt? – Wilhelm Trentmann

 

Von Hunden und Mäusen

Ein langgestreckter Kopf mit kräftigem Gebiss, langhaariges, glänzend schwarzes Fell mit hängenden Ohren und zwei seelenvollen, samtig braunen Augen. Troll, der Hund meiner Eltern ist eine undefinierte Mischung aus Irischem Setter, Labrador und vermutlich noch einigen anderen Hunderassen. Es gibt diese Hunde so oft, dass man fast glauben könnte, sie wären eine eigene Rasse. Er ist ein friedlicher und ausgeglichener Hund mit zwei auffallenden Eigenschaften. Er ist sehr geschickt im Fangen und er hat, wie so viele Katzen, Mäuse zum Fressen gern.

Die Geschichte beginnt an einem heißen Sommernachmittag. Die Eingangstüren stehen offen, um einen kühlenden Durchzug in das Haus zu bringen. Mit dem Hund Troll stehe ich gerade im zentralen Eingangsbereich des Hauses, als eine kleine, graue Maus ganz unerschrocken und neugierig um die Ecke des Flures spaziert. Dem Staunen über die Unbekümmertheit des Eindringlings folgt eine kurze, blitzartige Hetzjagd und wenige Sekunden später ist die kleine Maus im großen Maul des Hundes verschwunden.

„Bravo Troll“, sage ich anerkennend, „das hast du super gemacht“.

Stolz, mit glänzenden Augen setzt er sich vor mich hin. Von der Beute ist nur noch der dünne, graue Schwanz zu sehen, der seitlich aus dem geschlossenen Maul heraushängt. Geschmeichelt durch mein Lob will er mir nun seinen Fang als Ganzes zeigen und öffnet dazu sein Maul mit den kräftigen, weißen Zähnen. Dann passiert das gänzlich Unerwartete.

Die Maus, die gerade noch dem Tod in seinen übelriechenden, finsteren Rachen gesehen hat, springt kurzentschlossen aus dem todbringenden Maul hinunter auf den gefliesten Steinboden. Unser beider Staunen über den verwegenen Sprung wurde zu einem geradezu ungläubigen Starren, als die Maus, statt weg zu rennen, sich vor dem Hund Troll auf die dürren Hinterbeine stellte. Sie machte sich dabei ganz groß, ballte die Vorderpfoten wie ein Boxer beim Kampf und gab dabei ein lautes, heraus-forderndes Pfeifen von sich. Ein geradezu unglaublicher Akt von Heldenmut und Todesverachtung für so einen kleinen, pelzig grauen Nager.

Sie Maus sah wohl, wie wir beide, der Hund und ich, sie voll ungläubiger Überraschung ansahen und nutzte blitzschnell den Überraschungsmoment ihrer verwegenen Aktion. In einem, für eine so kleine Maus unglaublichem Tempo, flitzte sie den Flur entlang, um die Ecke Richtung Haustüre, hüpfte in großen Sprüngen die drei Stufen zum Garten hinunter und rannte geradewegs Richtung Gemüsegarten. Nach kurzem Zögern setzte der Hund Troll in langen Sprüngen hinter der flüchtigen Maus her. Er wollte seine sicher geglaubte Beute auf keinen Fall wieder entwischen lassen. Kurz vor dem Maschendrahtzaun um den Gemüsegarten war es soweit. Ein schnappender Biss und die Maus würde auf alle Zeiten in seinem dunklen, hungrigen Schlund verschwinden. Doch da war plötzlich ein silbernes Gitter. Flink huschte die Maus unter dem rettenden Draht hindurch und lies einen ungläubig den Gartenzaun anstarrenden Jäger zurück.

Gemüsegärtner gehören sicher nicht zu den natürlichen Freunden der kleinen Nager, die mit Vorliebe die zarten Wurzeln der Salatköpfe und Petersilienpflanzen abfressen. Trotzdem hat es mich gefreut, dass der kleine pelzige Abenteurer mit seinem verwegenen Mut, seiner Klugheit und Schnelligkeit es geschafft hat, einen übermächtigen, tödlichen Gegner an der Nase herum zu führen. Ich stelle mir dann vor, wie in kalten Winterabenden, tief unter der Erde, eingekuschelt in warmes Moos und trockenes Gras die große Mäusefamilie versammelt ist und sich die Geschichte von ihrem tapferen Vetter erzählt. Mit glänzenden Augen werden sie sich andächtig hinter den kleinen, pelzigen Ohren kraulen und von großen Abenteuern träumen. – Wolfgang Hurmer

 

Ein lesenswertes Interview, aufgelockert durch kurze erklärende Einschübe der Autoren, mit einem Verhaltensbiologen, der uns seine Forschungen und gewonnenen Erkenntnisse über kognitive Fähigkeiten von Tieren, bis hin zu Insekten, darlegt. Wir lesen sie mit Staunen und sollten künftig unseren Mitgeschöpfen mit Ehrfurcht und Respekt begegnen! Auch wenn sie immer noch ein kleineres zentrales Nervensystem haben als wir Menschen, verfügen sie über Instinkte, die sie befähigen, im Einklang mit der Natur zu leben! Unserer größerer Verstand erlaubte uns „Fortschritt“ und ließ uns die Erde beherrschen; doch wir verloren mehr und mehr unsere Instinkte! Wenn etwa ein Tier in seinem Habitat nicht genügend Futter vorfindet, bleibt sein Nachwuchs begrenzt. Wir dagegen haben uns unkontrolliert vermehrt, die Natur ausgebeutet, auf der Erde Müllgebirge aufgetürmt, Luft und Meere vergiftet! Unsere Zahl muß sich verringern, der Kulturraum verkleinern, der Naturraum vergrößern! Wir müssen zu einem rückstandsfreien Naturkreislauf zurückfinden! Wie Tiere sich an eine veränderte Umwelt und ein überhitztes Klima anpassen oder ob oder warum sie unter diesen veränderten Lebensbedingungen aussterben, sollen Biologen weiter beobachten und erforschen! Wir Menschen, die wir nur unseren Verstand gebrauchen können, können viel von unseren tierischen Mitgeschöpfen lernen! Mit freundlichen Grüßen! – Ulrich Pietsch

 

Großartig! Ganz wichtiges Thema, nach meinem Geschmack noch immer viel zu wenig beachtetet, welches hier im Interview mit dem Wissenschaftler Norbert Sachser eingehend beleuchtet wird. Ich sehe das so: wir als Gesellschaft dürfen hier nicht länger wegsehen und es bedarf wesentlich mutigerer politischer Entscheidungen. Die Verbraucher*innen sind bedingt auch Opfer, denn: niemand findet die Zustände in der Massentierhaltung gut. Aber: ich konsumiere weiter wie gewohnt und verdränge. Oder ich entscheide mich bewusst für Vegetarismus/ Veganismus, um mit meinem Verzicht die Nachfrage zu dämpfen. Doch allein das reicht nicht, solange die Rechte von Tieren nicht gesetzlich definiert werden und wir für mehr Aufklärung, besonders in den Schulen, sorgen. Ändert den Biologieunterricht: lebende Tiere erfahren statt sezieren! Tierhalterführerscheine o.ä. müssen zur Norm gemacht werden, genauso wie die Anpassung von Strafen bei vorsätzlichen tierquälerischen Handlungen… bitte. – Simone Degner

 

Seite 15, zweite Spalte von rechts: Dort sagt Herr Sachser zum Thema Hunde:

„Wir züchten auf Schönheit. Dalmatiner müssen blaue Augen haben. Obwohl klar ist, dass sie dann taub sind.“

Diese Aussage ist falsch! Der Rassestandard für Dalmatiner (VDH / FCI) sagt, dass schwarz schwarzgefleckte Hunde dunkelbraune Augen haben sollen, braungefleckte Hunde sollen braune bis bernsteinfarbene Augen haben. Hunde mit blauen sind von der Zucht ausgeschlossen! Die Augenfarbe der Hunde hat nichts mit ihrer Hörfähigkeit zu tun. Man vermutet, dass die bei Dalmatinern tatsächlich manchmal vorkommende Taubheit auf einem Ohr oder auch auf beiden Ohren mit ihrer weißgrundigen Haut zusammenhängt. Auch Hunde andrer Rassen können von Geburt an taub sein.

Der Dalmatiner ist eine der ältesten Hunderassen überhaupt und wird nicht primär auf Schönheit gezüchtet. Ich lebe seit über 40 Jahren mit Dalmatinern zusammen und habe einige Ahnung von der Rasse. – Ute Dreckmann

 

Wir sind wie sie! Ein großartiges Interview über die Fähigkeiten und Ähnlichkeit unsere Mitgeschöpfe. Tatsächlich verhalten sich Rhesusaffen- und Menschenkinder identisch, wenn sie isoliert ohne Sozialkontakte aufwachsen: Aggression und Ängste bestimmen den Lebensweg. Dasselbe bei Meerschweinchen, die asoziales Verhalten entwickeln, wenn sie ohne ihre Kolonie isoliert aufwachsen müssen. Auch von heranwachsenden Menschen ohne Vaterkontakt weiß man, dass sie signifikant auffällig werden, sei es mit Schulversagen, Suchtverhalten oder Kriminalität. Das Leid von Nutztieren von der Massenhaltung bis zur industriellen Tötung ist unermesslich. Hemmungslos werden sie von der „Krone der Schöpfung“ ausgebeutet, alle Wissenschaft konnte in Wirtschaft und Politik bisher kein Umdenken bewirken. Unser Vorteil im Gehirn wird nur zur Unterdrückung genutzt. – Johannes Zink

 

Wenn ich das Interview mit dem Verhaltensbiologen Norbert Sachser vor ein paar Wochen gelesen hätte, wäre ich mit der immanenten Grundaussage, dass Tiere hier endlich realistischer beurteilt werden, ganz zufrieden gewesen. Heute bin ich es nicht mehr. Das liegt daran, dass ich derzeit das phänomenale Buch von Ed Yong, „Die erstaunlichen Sinne der Tiere“, lese. Man kann sagen, dieses Buch hat meinen Blick auf die Tierwelt vollkommen umgekrempelt. In diesem Buch werden Tiere nämlich nicht wie bisher, mit Bezug auf den Menschen – schlechter, besser, ähnlich – beschrieben. Das Tier steht hier eigenständig im Fokus der Betrachtung. Es existiert in seiner ganz speziellen „Umwelt“ (Jakob v. Uexküll). Seine Sinne sind auf das Überleben in der jeweils eigenen „Umwelt“, einer Art Wahrnehmungsblase, ausgerichtet. Auch wir Menschen leben in unserer Wahrnehmungsblase, die sich von der der Tiere unterscheidet. Sie ist für uns das Maß aller Dinge, aber nicht für Tiere.

Tiere riechen, sehen, schmecken, hören, tasten auf ihre Weise. Aus Menschenperspektive erbringen sie dabei unglaubliche Leistungen. „Delphine können z.B. auch ein verstecktes Objekt durch Echolokation ausfindig machen und dann dasselbe Objekt visuell erkennen – und das sogar auf dem Fernsehschirm. … Es geht dabei vom Schall aus. … Wir können die Form eines Instruments nicht allein auf Grund des Klangs vorhersagen.“ In seiner „Umwelt“ braucht der Delphin solche Sinne, die Selbsterkennung braucht er im Meer dagegen eher nicht. Ist der Delphin deshalb weniger Wert als ein Putzerfisch, der sich selbst erkennen kann, der aber das mit der Echolokation nicht drauf hat? Tiere (auch Menschen) unabhängig von ihren unterschiedlichen „Umwelten“ zu vergleichen ist einfach nicht sinnvoll.

Tiere, die sich mit Ultra- oder Infraschall verständigen, haben eine andere Sprache als wir. Wir können sie bloß ohne technische Hilfsmittel nicht wahrnehmen. Kann man deshalb behaupten, nur der Mensch habe Sprache?

Beim Lesen des Buches von Ed Yong muss ich immer wieder staunend innehalten. Die unglaubliche Vielfalt tierischer Möglichkeiten sich mittels ihrer Sinne in ihrer „Umwelt“ zu behaupten, löst bei mir Wellen größter Bewunderung aus, gleichzeitig aber auch Demut, weil man begreift, wie wenig wir bisher wissen.

Vielleich machen sie Herrn Sachser einmal auf dieses bahnbrechende Buch aufmerksam. Denn wer Tiere bloß von außen verhaltensbiologisch betrachtet, aber kaum etwas weiß über ihre Sinne, kann keine realistische Beschreibung von Tieren machen. Wer zum Beispiel nicht weiß, wie Tiere Hitze, Kälte und Schmerz fühlen, kann auch wenig über ihre Gefühle sagen. Im Text anklingende moralische Denkansätze bei Tieren sind nur für Menschen sinnvoll.

Es wäre toll, wenn das Buch von Ed Yong in der Zeit eine ebenso große Würdigung erhielte wie die Arbeit von Norbert Sachser, der seine Erkenntnisse über Tiere vielleicht noch einmal auf den Prüfstand stellt, wenn er das Buch gelesen hat. Damit wäre er nicht allein. – Gabi Jahn

 

Zum Glück nicht. Noch mehr ihre und unser aller rücksichtslos zerstörende Arten kann dieser Planet nun wirklich nicht brauchen. – Wolfgang Burkhardt.

 

Ich musste an meine Studienzeit denken, als ich als Studentin an Tierversuchen teilgenommen habe. Auf meinen – nicht sehr lauten Protest hin, eher eine Maulerei, versicherte uns unser Professor leicht verärgert, dass Tierversuche für unsere Ausbildung unerlässlich seien. Sie wären für unser ganzes (Berufs- )leben wichtig. Wir würden für unser ganzes Leben davon lernen. Und ja, ich habe sie nie vergessen und ich schäme mich all die Jahre dafür, dass ich dabei gewesen bin. Dieses Gefühl hat mich mein ganzes Leben lang begleitet. – Christina Gerlach-Schweitzer

 

Vielen Dank für den Artikel über die Gefühle, sozialen Kompetenzen und Bewusstsein so vieler Tiere. Es erinnert mich an ein altes Gedicht von mir, in dem ein überlegener Alien die Menschheit warnt nicht vorschnell im All auf sich aufmerksam zu machen angesichts der vielen Erfahrungen, die andere soziale, fühlende und sogar relativ intelligente Wesen, ja sogar unseres gleichen mit uns als überlegener Zivilisation machen mussten. – Peter Selmke

 


 

 

Leserbriefe zu „DIE TAGE DES WESTENS SIND GEZÄHLT“ von Albrecht Koschorke

 

dem „politischen Westen“ wurde im Bürgerdialog2012 und bei der EU-Zukunftskonferenz eine neue Weltwirtschaftsordnung angeboten. Im Grunde eine axiomatische Wirklichkeit, die Ökonomie mit Ökologie so vernetzt, dass beide unsichtbare Hände vom Markt an einem Strang ziehen. …

Gegen Evolution hilft nur Anpassung! – Matthias Losert

 

Koschorke sieht im Ukraine-Krieg einen Katalysator für den endgültigen Niedergang des Westens, ohne einen Gedanken an Entwicklungen zu verschwenden, die dieser defätistischen Prognose widersprechen könnten: das Erwachen der NATO aus ihrem Dornröschenschlaf, die schon durch den Corona-Schock initiierte Rückholung von Produktionsstätten nach Westeuropa, die Bewusstwerdung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und in der Folge die sich exponentiell verstärkende Hinwendung zu anderen Energieträgern, die ungebrochene Migration in den gelobten Westen, das durch einen gemeinsamen Feind erleichterte Zusammenrücken Westeuropas, Deutschlands endlich begonnener Auszug aus machtpolitischer Naivität usw. Hinzu kommt Russlands Abstieg in eine globale Mittelmacht, schon wegen demographischer Entwicklungen, die das hunderttausendfache Sterben junger Russen in der Ukraine verschärft. Kurz: Man könnte nun auch den Westen, besonders Westeuropa als Phoenix aus der fossilen Asche besingen, aber Kassandra-Rufe klingen ja schriller. Allerdings gilt auch: Totgesagte leben länger. – Andreas Goletz-de Ruffray

 

Die Gründe zumindest der Europäer, die Ukrainer*innen militärisch zu unterstützen, sind nicht nur moralische Empörung und Mitgefühl oder Ideologie, wie der Artikel nahelegt, sondern zu einem Gutteil die pragmatische Befürchtung, dass Putins Russland im Falle eines Sieges oder Teilsieges über die Ukrainer*innen nach einer Phase des militärischen und wirtschaftlichen Wiedererstarkens Russlands den nächsten Nachbarstaat angreifen wird. Die Bedrohung der Europäer durch Putins Russland ist real und groß, die Sorge vor weiteren Eroberungskriegen berechtigt. Nicht zuletzt deshalb, nämlich aus legitimem Eigennutz, helfen die europäischen Staaten den Ukrainer*innen, während viele weiter entfernte und für die Europäer nicht so bedrohlich wirkende Kriege und Konflikte sie weit weniger bis gar nicht zur Unterstützung der Angegriffenen bewegen. – Ulrich Willmes

 

Der gute Herr Professor hat in vielem Recht in seiner Analyse. Dem Westen sind viele Greuel zuzuweisen, von spanischen Südamerika-Eroberern bis Afghanistankrieg. Das alles ist schlimm; an unserem Wesen soll die Welt genesen, hieß es einmal. Trotzdem stimmt Ihre These nicht: Die Tage des Westens sind noch lange nicht gezählt.

Fragen Sie mal einen jungen Usbeken, eine Frau aus Malawi oder einen Peruaner, auch einen Inder oder Chinesen, wo sie/er leben möchte. Ich bin sicher, dass die 1. Antwort heißt: USA. Der American Way of Life ist allgegenwärtig. Warum überrollt Englisch die ganze Welt die Pop-Kultur, das Internet? In derselben ZEIT-Ausgabe wird über ein Treffen von Russlandunterstützern in Moskau berichtet; die Gastgeber reden russisch, alle anderen verständigen sich auf Englisch. – Erhard Heisel

 

Historisch erfahrene, globale Wanderungen von Kulturkreisen waren stets multipolar und multikulturell. Fast schon nach historischen Vorbildern wird als bedeutsamste Diskrepanz zwischen den Völkern zukünftig nicht mehr nationale Politik, Ideologie oder Ökonomie gelten, sondern eine Politik der Kulturkreise.

Heutige intra kulturelle Konflikten beziehen sich auf die Verschiedenheit von Kulturkreise, zumindest auf Spannungen unterschiedlicher Fraktionen in einem Kulturkreis. Als Veranschaulichung eines solchen Zerfalls kann die eigene Wiedervereinigung angesehen werden, in der sich bis heute kulturelle Unterschiede zeigen und polarisierende Kräfte anwachsen.

Da kulturelle Grundlagen auch bestimmend für die politische und wirtschaftliche Entwicklung sind, wird der unstrittige Niedergang des Westens insbesondere von einer wachsenden Dominanz anderer globaler Kulturkreise trotz dort existierender Fraktionskonflikte beschleunigt. Die demographischen „Brandbeschleuniger“ in Asien, Afrika und Süd- und Mittelamerika werden eine dynamische Neuorientierung hervorbringen, welche von neubestimmten islamischen, afrikanischen, hinduistischen und konfuzianischen Kulturen geprägt sein werden.

Dass die westlich- und orthodox-christliche Kultur ihren Einfluss verloren hat, wird an einer fehlenden Neuorientierung in ihren Einflussbereichen nach dem Kalten Krieg sichtbar. Der Überfall Russlands ist ein Beispiel dafür und möglicherweise ein Vorzeichen für existenzielle Spannungen von Fraktionen in unserem Kulturbereich. – Jürgen Dressler

 

  1. „Der Ukraine könnte es dank westlicher Waffenhilfe zwar gelingen, ihre Souveränität zu bewahren und die russischen Truppen aus den neu besetzten Gebieten heraus zu drängen, …

Zwar könnte die Ukraine die Russen vertreiben, das aber nicht nur wg. der westlichen Waffen­hilfe, sondern wegen des Todesmutes mit dem die Menschen dort ihr Land verteidigen. Mit „Todesmut“ deshalb, weil ansonsten …

  • … ihre Männer nach Sibirien verschleppt würden, um sich dort für den weiter steigenden Reich­tum der Oligarchen tot zu schuften.
  • … oder aber sich von der Armee rekrutieren zu lassen (als angeblich bessere Alternative) und sich dann bei weiteren Raubüberfällen auf andere Länder ebenfalls als „Kanonenfutter verheizen“ zu lassen.
  • … ihre Frauen von Russen vergewaltigt würden, ebenfalls bis zu ihrem Tode.
  • … ihre Kinder verkauft würden an Paare, die mit Sicherheit „Verwendung“ für sie haben.

Das war schon zu Zeiten des Julius Caesar nicht anders.

Außerdem: Wäre die „westliche Waffenhilfe“ wirklich etwas wert, wäre der Krieg schon längst beendet, weil die Russen die Flucht ergriffen hätten – vernünftigerweise.

  1. … aber nur um den Preis unendlichen Elends und einer flächendeckenden Verwüstung des Landes.“

Das hört sich an, als sei die Ukraine verantwortlich für das „unendliche Elend“ und die „flächendeckende Verwüstung“, die nur der Willkür Wladimir Ps entspringt: „Wenn ich das Land nicht kassieren kann, dann soll für euch aber auch nichts übrig bleiben.“ Das sieht dann doch so aus, als übernähme der Verfasser die Sprachregelungen Wladimir Ps und rechtfertige damit dessen Vorgehen.

  1. Russland wird nach der fehlgeschlagenen Invasion militärisch blamiert, politisch isoliert, wirtschaftlich geschwächt und gesellschaftlich um Jahrzehnte zurückgeworfen sein.

Die Russen werden (ähnlich wie die Deutschen) „bis in alle Ewigkeit“ mit ihrer Schuld leben müssen. Damit ist noch nichts ausgesagt über die „Folgekosten“, an denen Russland noch „eine halbe Ewigkeit“ zu tragen haben wird.

  1. Doch auch der Westen wird nicht triumphieren. Von den Folgekosten seiner eigenen Sanktionen abgesehen, hat er im vergangenen Jahr erfahren müssen, in welchem Maß seine internationale Gestaltungsmacht schwindet. An den Maßnahmen zur Isolation Russlands sind fast ausschließlich die ohnehin dem Westen zugerechneten Staaten beteiligt, ungeachtet der verbalen Verurteilung des Krieges durch die jüngste UN-Resolution.

Will „der Westen“ „triumphieren“? Einige wenige „Kreise“ und Personen sicherlich, wenn auch ich keinen einzigen kenne, auch noch von keinem gelesen habe. Wo ich hinkomme, höre ich nur Entsetzen über das Ungeheuerliche, das dort geschieht und kriege auch einiges mit von der Hilfsbereitschaft gegenüber den Geflohenen. Auch gegenüber Russen, die ebenfalls Gründe hatten, die Flucht zu ergreifen. Nirgendwo erlebe ich Überheblichkeit in dem Sinne: „Wir im Westen sind die Überragenden“! Im Gegenteil: Es herrscht viel Zerknirschung wg. unseres Versagens in der Vergangenheit; deshalb, weil sich unsere Politiker, allen voran A Merkel, von Putin haben „einseifen“ lassen. Ich sehe auch die Bereitschaft, einen Beitrag zu leisten zum Wideraufbau der Ukraine, sehe aber auch politische Kräfte, die das alles verhindern wollen. Hoffentlich ohne Erfolg!

  1. „Die Sowjetunion existiert nicht mehr, lebt aber im russischen Neoimperialismus und in seiner Einflusszone in Zentralasien als ein Phantom fort.

Zustimmung!

  1. Der um die vormaligen Ostblockstaaten erweiterte Westen hat sich (…) unter US-amerikanischer Führung von Neuem konsolidiert.

Zustimmung mit Vorbehalten!

  1. Die meisten der sich im Ukraine-Konflikt neutral gebenden Staaten sind aus den Blockfreien hervorgegangen (…). In den kommenden Jahren werden sie eine klare Vormachtstellung erringen; …

Dito!

  1. … während die USA sich vorläufig noch behaupten, fällt Europa ins zweite oder dritte Glied zurück. Der Kontinent, der noch im Kalten Krieg den Hauptschauplatz bildete, rückt an den Rand des Weltgeschehens.

Wenn „der Kontinent“ die Chance nutzen könnte, wäre das nur zu seinem Vorteil!

Musste er sich in die Konflikte der letzten beiden Jahrzehnte hineinziehen lassen? Nun, Europa ist uneinig, die einzelnen Staaten sind egoistisch, ihre Politiker so schwach, dass sie sich gegeneinander ausspielen und von Autokraten am Nasenring führen lassen.

Aber vielleicht bewirkte Wladimir P eines: Europas Bevölkerungen wird bewusst: Erstens: Wir sind gar nicht so schwach, wie wir meinen. Zweitens: Wenn wir unseren Untergang vermeiden wollen, geht das nur gemeinsam. Drittens: Wir klopfen unseren Politikern und (angeblichen) Intellektuellen auf die Finger!

Sie sollen endlich aufhören, uns für dumm zu verkaufen.

  1. „Während er bei uns Tag für Tag die Schlagzeilen beherrscht, steht er in Indien, China, Indonesien, Lateinamerika, Afrika, den arabischen Staaten und der Türkei nicht in gleicher Weise oben auf der Agenda. Dort sind andere politisch-militärische Brandherde und vor allem die Folge missglückter westlicher Interventionen im Nahen Osten und in Afghanistan deutlicher im Bewusstsein.“

Für deren Probleme sind wir nur zum Teil verantwortlich. Wir sollten soviel Selbstbewusstsein haben, deutlich auszuspre­chen, wo deren eigenes Versagen vorliegt. Dass wirtschaftliche Interessen, die allerdings zum geringeren Teil dem „Fußvolk“ zugutekommen, eine Rolle spielen, sei nicht bestritten. Aber auch da wäre viel geholfen, wenn „Ross und Reiter“ benannt würden. Das wäre der erste Schritt zur Abhilfe.

  1. „Ohnehin begegnet man dort der moralischen Parteinahme des Westens für die Ukraine mit dem Verdacht, dass dem Leiden von Weißen mehr Gewicht beigemessen wird als dem Elend in südlicheren Weltregionen.“

Das mag zum Teil stimmen, aber wirklich nur zum Teil. Einerseits ist viel Elend in der „Dritten Welt“ selbst verschuldet, das wir überhaupt nicht ausgleichen können. Andererseits ist die Ukraine ein Nachbarland, das von einem „Drachen“ wie Selenskij Wladimir P im SPIEGEL nannte, mitten im Frieden überfallen worden. Ein Schicksal, das auch uns blühen kann.

  1. „Inflation und Verknappung lebenswichtiger Güter werden nicht allein dem russischen Überfall, sondern auch den westlichen Sanktionen zugerechnet, deren sukzessive Ausgestaltung im Übrigen aus egoistischen Gründen inkonsequent war.

Es ist dies (auch) zu betrachten als Ausrede der Potentaten gegenüber ihren eigenen Bevölkerungen.

  1. „Dass der Westen sich einmal mehr in ein womöglich auswegloses militärisches Engagement verstrickt, wird in Ländern der früheren Dritten Welt als ein Symptom für das nahende Ende einer von den USA dominierten internationalen Ordnung gelesen.“

Wie diese das lesen, das ist ihre Sache. Wie es sich wirklich verhält, das hängt von unserem Handeln ab.

  1. Die Ansicht, dass die Tage des Westens gezählt sind und dessen Vormacht einer multipolaren Weltordnung weichen muss, bildet eine ideologische Brücke zwischen Russland und dem Globalen Süden.

Zwischen Russland und den Potentaten des „Globalen Südens“. Ob die Völker unseren Lebensstil oder den russischen, bzw. chinesischen bevorzugen, das ist eine andere Frage.

  1. Aktuelle Umfragen dokumentieren eine sich vertiefende globale Kluft. Sie zeigen, dass nicht nur die Regierungen vieler sich für neutral erklärender Länder mit Russland paktieren, sondern dass auch in den Bevölkerungen häufig eher Sympathien für die russische Seite bestehen.

Da liegen jeweils innenpolitische Gründe vor, die wohl in erster Linie der Sicherung der Macht der Herrschenden dienen.

  1. Der Mächtigkeit weitverbreiteter antiwestlicher Ressentiments treten handfeste ökonomische und geopolitische Interessen zur Seite. Der Geltungsverlust der westlichen Demokratien erweitert den Spielraum anderer Staaten zur Verfolgung ihrer eigenen Prioritäten.

Ob sie das zu ihrem eigenen Vorteil tun, wird sich noch zeigen.

  1. Am augenfälligsten ist dies im Fall Chinas, das (…) für den russischen Überfall letztlich die USA verantwortlich macht – als lachender Dritter in der Eskalation der Gewalt zwischen den beiden Supermächten des 20. Jahrhunderts.

Wir sollten auch China mit seinen riesigen Problemen nicht überbewerten, sondern nur als einen von vielen „Mitspielern“ betrachten, der zwar im Besitz von Atomwaffen ist, aber das ist der politische Zwerg Nordkorea auch.

  1. Während Putin (…) auf Geschichtsmythen (…) zurückgreift, ist der Westen in seinen eigenen Mythologien gefangen. Deren Zentrum bildet die seit der europäischen Aufklärung immer wieder erneuerte Erwartung, dass der Fortschritt der Moderne eines nicht fernen Tages die friedliche Vereinigung aller Völker herbeiführen werde.

Nun haben wir die Gelegenheit, diesen Mythen eine realistische politische Theorie entgegen zu setzen.

  1. Freihandel und internationale Verflechtung sollten kriegerische Auseinandersetzungen unmöglich machen. (…) Im Narrativ der Globalisierung als eines scheinbar unausweichlichen Prozesses fand er seine vorerst letzte Bastion.

Auch dies eine von interessierten Kräften geförderte Ideologie, die nun hinterfragt und durch realistische Konzepte ersetzt werden könnte. Sofern denn der Wille dazu sich durchsetzen kann.

  1. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein musste der Liberalismus seine Vision der weltgeschichtlichen Entwicklung mit anderen ideologischen Verheißungen teilen. (…) Inzwischen ist es um seine Akzeptanz sehr viel schlechter bestellt.

Alles, was nun folgt,…

Es handelt sich um eine realistische Analyse!

… lässt sich folgendermaßen beantworten:

  • behalten wir Augenmaß,
  • werden wir in unseren Ansprüchen beschei­dener,
  • gehen mit anderen Ländern auf Augenhöhe um und
  • lassen uns nicht auf krumme „Deals“ ein, werden wir verlorenes Vertrauen schnell wieder gewonnen haben
  • und können unsere „Stärken“ für alle nutzbringend einbringen.

Nur eine Einschränkung muss ich machen: Eine „kriegstreiberische Stimmung“ kann ich in Deutsch­land nicht erkennen. Dass wir gerade feststellen: Wir müssen mit allem rechnen und können nicht auf unsere Verteidigungsfähigkeit verzichten, das geht voll und ganz auf das Konto von W Putin. (1439) – Hans Contier

 

Erfrischend, diese Draufsicht zur globalen Lage zu lesen. Mir stellt sich die Frage: Warum ist die Sichtweite der europäischen Politiker, die zu entscheiden haben derart verengt? Danke, dass Sie diese Analyse gedruckt haben. Zum Inhalt wird es einige Proteste geben, aber ich gebe Herrn Koschorke in allem recht. – Klaus Prinz

 

Albrecht Koschorke, Professor für Literaturwissenschaften stellt fest: «Auch wenn Russland seinen brutalen Angriffskrieg nicht gewinnt, dürfte am Ende eine neue Weltordnung stehen». Diese Änderung ist jedoch nur Symptom eines tiefer gehenden Wandels. Dessen Ursachen liegen tiefer. Dabei sind mehrere Schichten zu unterscheiden. Die unterste beschreibt ein Bibelwort: «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.» Er braucht auch Perspektiven. Eine Folge dieses Strebens ist der technische Fortschritt und dessen Folgen. Das sind einerseits die tiefen demographischen und ökonomischen Gräben innerhalb der Menschheit. Und das ist anderseits, die Möglichkeit, die Grenzen zu sprengen, die die Natur dem Menschen gesetzt hat. Diese überschrittenen Grenzen betreffen Kopfzahl und Konsum. Die Folgen charakterisiert ein Stichwort «Tragik der Allmend». Eine Ursache der Gräben charakterisiert ein anderes Stichwort «The Winner takes it All», das eine weitere Folge des Fortschritts beschreibt. Wenn zwei Bauern Kartoffel anbauen, können beide profitieren. Wenn zwei Firmen ein IT-Produkts für einen bestimmten Zweck oder ein Medikaments für eine bestimmte Krankheit entwickeln, wird sich meist nur ein Produkt durchsetzen und hohe Gewinne bringen. Ein solches Prinzip öffnet Gräben nicht nur zwischen einzelnen Menschen, sondern auch zwischen Staaten. Ähnliches gilt immer mehr nicht nur für High Tech. Massenproduktion fördert Rationalisierung und damit den Kapitalbedarf, sodass auch in weniger anspruchsvollen Bereichen eine Konzentration der Produktion stattfindet. Ein Beispiel ist die Abhängigkeit von Getreide von der Nordküste des Schwarzen Meeres.

Das wirkt sich aus auf die Art und Menge der verfügbaren Perspektiven und erzeugt die genannten Gräben. Entscheidend für die Entwicklung in den einzelnen Ländern der Erde sind demnach die dort nutzbaren Perspektiven. Nach dem ersten Weltkrieg mangelte es in Deutschland an wirtschaftlichen Perspektiven. Der Nationalsozialismus lieferte als Ersatz ein nationalistisches Weltbild mit den bekannten Folgen. Nach dem zweiten Weltkrieg bewirkten auch die neuen wirtschaftlichen Perspektiven, dass dieses Weltbild weitgehend verschwand. Der Rückhalt Putins beruht auch darauf, dass in Russland ein nationalistisches Weltbild Ersatz liefert für fehlende wirtschaftliche Perspektiven. In vielen Industriestaaten sinkt die Geburtenrate, weil Kinder hohe Kosten verursachen, was das Nutzen alternativer Perspektiven fördert. In vielen Entwicklungsländern ist es umgekehrt, dort fehlen vielen Menschen die wirtschaftlichen Perspektiven. Daher besteht wie Koschorke sagt: «auch in der Bevölkerung häufig eher Sympathien für die russische Seite.»

Aber sind dadurch die Tage des Westens gezählt? Gezählt sind vermutlich die Tage des westlichen Weltbildes. Einfach deshalb, weil die ökonomischen, demographischen und militärischen Kapazitäten des Westens nicht ausreichen, den westlichen Moralvorstellungen weltweit Geltung zu verschaffen. Eigentlich wär’s ja nicht unbedingt schlecht, wenn riskante westliche Interventionen unterblieben. Aber wie steht’s mit den westlichen Moralvorstellungen, mit den Menschenrechten, dem Völkerrecht? Leider ist es nicht so, dass wenn die Tage des Westens gezählt sind und die Tage des Ostens oder des Südens anbrechen, es einfach so weitergehen wird wie bisher, nur das die Rollen vertauscht sind. Ein ähnlicher Wechsel ohne Folgen für die Moral, wie der teilweise Übergang der wirtschaftlichen und politischen Dominanz von Europa nach Nordamerika ist kaum denkbar.

Nötig ist daher ein weltweit akzeptiertes Weltbild, das geeignet ist das Fortbestehen der Menschheit zu sichern. Angesichts des Wachstums der Menschheit in Bezug auf Kopfzahl und Konsum ist das entscheidend. Eine Grundlage müsste folgende Forderung sein: Wir sind nur Gast auf diesem schönen Planeten und müssen somit dafür sorgen, dass dieser Planeten unseren Nachkommen unversehrt übergeben werden kann. Das betrifft Demographie, Ökonomie und Ökologie aber auch das Verhindern von Kriegen. – Gernot Gwehenberger

 

Ich würde meinen, die „geostrategischen Rückzugsgefechte“ sind Ausdruck einer Legitimationskrise nicht nur der „westlichen“ Staaten und „Werte“ (die eben auch auf – nicht nur kolonialer – Ausbeutung und Unterdrückung beruhen), sondern der hierarchisch strukturierten Macht allgemein; denn auch in China (und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion sowieso) ist ja das alte kommunistische Versprechen der Überwindung der drückenden ökonomischen Ungerechtigkeit inzwischen dem real existierenden Kapitalismus (und das heißt eben wieder: Ausbeutung und Unterdrückung der Vielen durch eine kleine „Elite“) gewichen.
Was 1917 und auch noch 1990 technisch kaum umsetzbar war, nämlich eine echte Demokratie (in der eben permanent über Sachfragen gleichberechtigt diskutiert und abgestimmt wird, anstatt wie im Parlamentarismus alle paar Jahre das jeweils „kleinere Übel“ auswählen zu dürfen) und eine funktionierende Planwirtschaft nach den Bedürfnissen der gesamten Bevölkerung, wäre heute im Zeitalter der Digitalisierung machbar – und doch wohl auch in unser aller Sinne, selbst der kleinen Minderheit, die sich heute noch an die ererbten Strukturen und ihre daraus erwachsenen Privilegien klammern, und zu denen eben leider nicht nur die Superreichen der globalen Weltwirtschaft oder die Nomenklatura in den sogenannten „Volksrepubliken“ gehören, sondern auch all jene, die in parlamentarischen Systemen die Politik zu ihrem Beruf gemacht haben.
So aber taumeln wir, schlecht organisiert und gegeneinander statt miteinander handelnd, einer absehbaren Katastrophe entgegen. – Thomas Movtchaniouk

 

Danke für diesen hervorragenden, schwurbel- und propagandafreien Artikel. Hätte nicht gedacht, dass das linksgrüne Kampfblatt ZEIT einen solchen veröffentlicht. Die letzten ZEITen hatte ich nur noch durchgeblättert, wenig war lesenswert. Gegen GRÜN bin ich inzwischen allergisch. – Hans Mayer

 


 

 

Leserbriefe zu „Geklebte Demokratie“ von Petra Pinzler und Marcus Rohwetter

 

Es ist schon schwer zu ertragen, die Kriminalisierung der Aktivisten der „Letzten Generation“ in den Boulevardblättern zu erleben, jedoch ist es unglaublich in der „Zeit“ einen Vergleich mit der Mafia lesen zu müssen. Während bei den allermeisten Demonstrationen und Aktionen die Beteiligten für ihre persönlichen Vorteile eintreten, nehmen die Mitglieder der „Letzten Generation“ für ihre Überzeugung (und Verzweiflung) persönliche Nachteile in Kauf! Ihre Ziele sind ebenfalls nicht kriminell, denn ein verbesserter Nahverkehr, sowie ein Tempolimit kämen der Masse der Bevölkerung zugute.
Eher frage ich mich, wie das egoistische Verhalten vieler Regierenden und Mächtigen, teils sogar ihr Ignorieren von Gesetzen und Gerichtsurteilen zu bewerten ist.

Ist übrigens irgendein Politiker, der sich nach den Treckerblockaden für die Belange der Landwirte eingesetzt hat, ähnlich wie Herr Onay angegangen worden? – Konrad Möllering

 

Die Argumente von Herrn Pletter sind sachlich zutreffend (DANKE dafür!), umfassen jedoch längst nicht alle wichtigen Probleme der „Energiewendepoltik“. In der Gegenüberstellung PINZLER – ROHWETTER taucht der Aspekt, dass die praktizierte Energiewende (vor allem mit diesem sachlich ahnungslosen Personal!) trotz guter Absichten, jedoch schlicht fehlender Sach-Kompetenz, scheitern kann, gar nicht groß auf. Dabei wäre DAS ja die Voraussetzung für eine sinnvolle Diskussion.

Als mehrere Jahrzehnte lang tätiger Umwelt-, Ressourcen- und Energieökonom (jeweils in der deutschen Spitzengruppe) bekomme ich langsam „die Krise“, wenn längst sogar auch von „grünen Gutachtern“ benannte Größenordnungen in Politik, Medien etc. weitestgehend ignoriert werden.

Stattdessen findet ein „Überbietungswettbewerb“ statt, wann der „Kohleausstieg“ erfolgt. – Wolfgang Ströbele

 

Es als Lobbyismus für Erpresser zu bezeichnen, dass Herr Onay die Forderungen der Letzten Generation vertritt, ist echt verfehlt. Nach dieser Logik wäre die CDU in weiten Teilen eine Lobbyorganisation für Rechtsextreme. Und dass Herr Onays Interesse an einem reibungslosen Verkehr in Hannover, wo er Oberbürgermeister ist, gleichgesetzt wird mit einem FDP-Politiker, der auf Parteispenden oder einen gut bezahlten Job aus ist, ist auch bezeichnend. – Paul Friedemann Kliesch

 

Das „NEIN“ von Marcus Rohwetter.

Um nur einige Punkte/Worthülsen, des wundersamen Kommentars/der Meinung von M. Rohwetter zu nennen, wie:

….macht sich zum Erfüllungsgehilfen einer Gruppe

….beugt sich dem Willen der Aktivisten…

….wir haben die Hoheit über die Straße…

….ein prominenter Großstadtpolitiker macht sich zum Fürsprecher und Lobbyisten…

….die Autorität seines Amtes einer Organisation zur Verfügung stellt…

….handelt auf Druck, weniger aus Überzeugung…

….so lange Druck macht, bis Politik sich irgendwann unterwirft…

Alles das richtet sich offensichtlich gegen eine „Gruppe“, die der Politik „Beine machen möchte“!

Dies in der „geklebten Demokratie-Form“, die sicherlich in Teilen grenzwertig ist. Jedoch ist ja bekanntlich bisher nichts (oder nur sehr begrenzt) „etwas geschehen“, um der allerorts nachvollziehbaren Klima- und Umwelt-Problematik, in einem „Akt der Verzweiflung“ Ausdruck zu verleihen.

Leider haben bisher „seichte Maßnahmen“ zu sehr wenig, bis gar nichts geführt.

Was bisher ebenfalls weitgehend fehlt, ist die aktive Einbeziehung der Bürger, durch z. B. Bürger(bei)räte. Das, was der (siehe vorstehend) „Großstadtpolitiker, Erfüllungsgehilfe etc.“ getan und erreicht hat, ist zunächst einmal, dass eine Form des Gesprächs/des Austausches gefunden wurde und dabei auch noch „ein Ergebnis, eine Einigung“ erzielt hat. Ist das verwerflich, in einer solch festgefahrenen Situation/Problematik? Die Antwort lautet eindeutig: NEIN!

Was Herr M. Rohwetter niederschreibt, sind im Gegenteil dazu, die „allseits bekannten statements “ der wirklichen Lobbyisten, wie z. B. der Auto-/Energie-Lobbyisten, zu deren Fürsprecher er sich macht. Darauf können wir verzichten, denn damit bewegt sich auch weiter nichts! Ein „Weiter so“ ist damit garantiert!

Aktuell dazu, die peinliche Diskussion um das „Verbrenner-Aus in der EU ab 2025“….

Es ist schon schade, dass diese Ansammlung unfairer Hinweise weiter dazu führen kann, dass statt dringend erforderlicher Lösungen, althergebrachte und völlig ungeeignete „Argumente“ weiter Verbreitung finden und die zweifelhaft erforderlichen Änderungen, weiter nicht in Angriff genommen werden.

Vielleicht sollte Herr M. Rohwetter mal das Buch von Jeremy Rifkin „Das Zeitalter der Resilienz“ lesen. Ggf. könnte er dann, einen sinnvollen und zutreffenden Beitrag zur Wende verfassen. Auf geht’s! – Klaus Frankenberger

 

„Die Aktivisten treten für sinnvolle Ziele ein“. Da haben Sie recht! Ist es auch ein sinnvolles Ziel für die Wahrung der Grundrechte einzustehen? Verbot der Berufsausübung, Versammlungsverbot, Verletzung des Rechts auf körperliche Unversehrtheit, Verbot des Schulbesuches. Haben wir gerade hinter uns. Wo ist der Aufschrei der journalistischen Elite geblieben? Fehlanzeige! – Martin Krivacek

 

Der grüne Oberbürgermeister von Hannover darf zufrieden mit sich sein, er hat einen guten „Deal“ mit den Aktivisten der „Letzen Generation“ gemacht. Fix das eigene Parteiprogramm abgeschrieben, ab damit nach Berlin, fertig. Er hat jetzt erst einmal Ruhe vor Klebeaktionen der Aktivisten. Ein falscher Frieden und

ein völlig falsches Signal, das weiteren Aktionen Tür und Tor öffnet. Marcus Rohwetter bemerkt zu Recht, dass es hier um Erpressung geht.

Die Bürgermeister anderer Städte tun mir jetzt schon leid, wenn sie kein grünes Parteibuch haben. Was könnten sie „ihren“ Klimaaktivisten anbieten, wenn Hannovers Beispiel Schule macht?

Jetzt haben Aktivisten der „Letzten Generation“ das Grundgesetz-Denkmal in Berlin mit schwarzer Farbe beschmiert. Das ist radikal.

Diese Schandtat in Berlin macht mich persönlich betroffen und wütend und traurig zugleich. Bei allem Verständnis für die gerechte Sache, der Zweck heiligt nicht diese Mittel. Die Aktivisten erreichen für den Klimaschutz damit gar nichts.

Es ist an der Zeit, die Beteiligten strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen, will man eine weitere Eskalation solcher Aktionen verhindern. Welchen Preis hätte ein Bürgermeister denn den Berliner Klimaaktivisten bieten müssen, damit sie die Finger vom Grundgesetz-Denkmal lassen? Eine Abschrift aus dem eigenen Parteiprogramm hätte vermutlich nicht gereicht. – Regina Stock

 

Die Forderungen von „den Klimaaktivisten“ stehen im Einklang mit, von im politischen Bereich getroffenen Vereinbarungen und auch von Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichtes. Ihr Handeln, wie Straßenblockaden, beschädigen und nicht achten von Eigentum, Symbolisches absägen eines Baumes, Besetzung eines Waldes mit Zerstörung/Störung von Flora und Fauna sind zu hinterfragen bzw. abzulehnen.

Wenn jetzt ein Oberbürgermeister sagt: Eure Themen sind auch unsere Themen. Ich will euch helfen stärker Gehör zu finden und mit euch versuchen die Klimaschutzziele, die schon längst beschlossen sind, auch zu erreichen, aber hört die unsinnigen Aktionen auf. Was ist daran zu kritisieren, ist das Erpressung?

Wenn große Wirtschaftsunternehmen an die Politik herantreten mit einer Bitte/Forderung und gleich dazu sagen: Wenn nicht dann! Produktionsverlagerung, Arbeitsplatzabbau usw. Wenn kleine Unternehmen mit guten, fortschrittlichen Ideen und Konzepten nicht zum Zuge kommen, weil sie von der Politik nicht unterstützt werden und es den großen in der Branche nicht passt, sie keine große Lobby haben und im Zweifel auch nicht im Stande sind Spenden an die Parteien, natürlich ausschließlich ohne Hintergedanken, zu machen: Ist hier wohl irgendwo Erpressung im Spiel?

Fazit: Tiefer hängen, Relationen wahren und die Augen auf die echten Themen richten. – Wolfgang Schultz

 

Hallo, geht’s noch, Hr. Rohwetter? Den Protest der Klimaaktivisten gleichzusetzen mit der Mafia, Schutzgelderpressung, rabiate Peinigermethoden zur Unterwerfung der Politik. Das ist rabiate Hetze gegen ein gesamtgesellschaftlich sinnvolles Protestziel, wie Sie selbst schreiben, was ist das für ein Demokratieverständnis, was lese ich da für eine Zeitung? – H. Giller

 

Sehr differenzierte Stellungnahme von Marcus Rohwetter, plastisch zugespitzt in dem schönen Mafia-Film Vergleich: Gefällt mir! Demgegenüber Petra Pinzler ´s absolut empiriefreie Behauptung über die „Untätigkeit der Regierung“. – Dr. Elmar Philipp

 

Ein klares NEIN!

Das traurige Beispiel von Hannover und seinem grünen Bürgermeister macht offenbar Schule, denn nun fordern die Klima- Chaoten der ‚Letzten Generation‘ auch in Hamburg unter Androhung von „maximaler Störung der öffentlichen Ordnung“ ein sofortiges Handeln zur Erfüllung ihrer „Forderungen“. Das Erpresserschreiben ist somit folgerichtig vom Hamburger Bürgermeister an die Sicherheitsbehörden weitergeleitet worden.

Welches Demokratieverständnis, sofern vorhanden, befindet sich in den Köpfen dieser geistig verwirrten Klima- Chaoten und ihrer Unterstützer?

Dabei geht es ja nicht einmal um einen Dissens zwischen unserer Gesellschaft und den völlig überdrehten „Aktivisten“: Auch die Menschen, die sich nicht so gern auf dem Straßenasphalt festkleben möchten, wollen eine saubere Umwelt und einen Schutz unserer Erdatmosphäre. Hier geht es vielmehr um die Methode, mit der Klima- Chaoten versuchen, einer demokratisch gewählten Volksvertretung jeglichen Respekt zu entziehen und die sofortige Erfüllung gewisser Forderungen erpresserisch abzuverlangen. Für diesen Gesetzesbruch wird man die Klima- Kleber zur Verantwortung ziehen, denn eine derart anspruchsvolle Thematik wie das Weltklima lässt sich nicht mit der Brechstange bearbeiten. – Michael Deil

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich brauche keine Talkshows« “. Gespräch mit Melanie Brinkmann geführt von Martin Machowecz

 

Das Interview mit Prof. Brinkmann zeigt sehr schön, was passiert, wenn praxisferne, empathiefreie Wissenschaft die Kompetenz erhält, über die Lebensentwürfe von Millionen Menschen mitzubestimmen und persönliche Ängste und Befürchtungen zum Maßstab für alle gemacht werden und dabei einfachste Regeln übersehen werden! Ich frage als Praktiker ganz pragmatisch: Warum muß z.B. beim „Impfen“ nicht aspiriert werden? – Fritz Junghans

 

„Die Wahrheit ist ein Kleinod, darum will sie mancher nicht alle Tage zur Schau tragen.“ (Sprichwort)

Man muss nur an das glauben, was man so von sich gibt, dann ist vielleicht alles gut.

Das ist für mich die Kernaussage des Gesprächs mit Frau Brinkmann!

„Die Lüge wird zur Wahrheit, der kein Wissen hat.“ (Zitat von Klaas Ockenga, *1938) – Klaus P. Jaworek

 

Frau Prof. Brinkmann scheint wenig davon zu halten das Vorgehen in den vergangenen drei Jahren der Coronakrise wenigstens im Nachhinein etwas differenzierter betrachten zu wollen. Sie versteht immer noch nicht, dass es Menschen geben kann, die eine Impfung nicht nur deswegen gut und sicher finden, weil das Wort „Impfung“ drauf steht und die sich nicht einfach nur auf die Herstellerangaben verlassen wollen. Ich gebe ihr deswegen insofern recht, als dass ich ebenso wie sie hoffe, dass wir aus der Corona-Pandemie gelernt haben und zukünftig Berater oder Beraterinnen mit Vernunft und Weitblick in ein Gremium berufen. – Martin Krivacek

 

In diesem Interview sind die Fragen ergiebiger als die Antworten. Sie haben Fr. Brinkmann sehr sanft mit manchen ihrer Äußerungen von damals konfrontiert, und erhielten als Antwort, dass sie aus heutiger Sicht alles genauso sagen und machen wurde. Die Frage, ob über Ungeimpfte zu hart geredet wurde, ließ sie völlig unbeantwortet, denn für Fr. Brinkmann gibt es keinen Grund, sich nicht gegen Corona impfen zu lassen. Mit derselben Überzeugung findet sie weiterhin, dass NoCovid eine Öffnungsstrategie ist. Ist sie in der Theorie, so wie zB die Deutsche Demokratische Republik auf dem Papier demokratisch war. Doch aus diesem Interview kann man viel lernen: den Unterschied zwischen Theorie und Praxis vor Augen zu haben, oder wie schnell totalitäres Denken Einzug findet, wenn man überzeugt ist, richtig zu liegen. Und noch eine pragmatische Lehre: Frau Brinkmann kann leider in der Aufarbeitung der Pandemie nicht weiterhelfen. Da müssen ganz andere Menschen gefragt werden. – C. Hegger

 

Einige Fragen an Frau Brinkmann,

  1. Ihr Blick scheint sehr eng fokussiert zu sein, sicher gut für eine wissenschaftliche Karriere, schlecht für eine ausgewogene Perspektive. Es gibt nicht“ DIE Wissenschaft“, sondern verschiedene Disziplinen und jede hat ihren Erkenntnis Modus. Verfügen Sie über ein Studium Generale u.a. auch Erkenntnistheorie?
  2. Wie treffen Sie Unterscheidungen zwischen solchen und solchen wissenschaftlich Arbeitenden?
  3. Wie halten Sie es mit ihrer Verantwortung als eine der wesentlichen Beraterinnen mit doch eklatanten Fehleinschätzungen?
  4. Wie mit dem Umgang anderen Disziplinen z.B. Spezialisten für Kinder (ist was anders als Mutter sein!) , vorbildlich Frau Dr. Genewein als Leiterin einer großen Einrichtung bei Markus Lanz am 9. Feb. 23 , auch mit kritische Fragen an Hr. Lauterbach
  5. Für den großen Aufklärer de Montaigne ist nur unabhängig, wer auch den eigenen Ansichten misstraut. Daher: Wie ist Ihr Modus einer kritischen , aufgeklärten Reflexion , gerade angesichts ihrer technischen Spezialisierung ? – Wolfgang Zimmermann

 

Das Interview mit Frau Brinkmann ist unerträglich. Ich habe selten etwas von einer derart selbstsüchtigen und unreflektierten Person lesen müssen, die auch jetzt noch ihre sämtlichen Corona-Aussagen durchweg für richtig hält, obschon der Bericht des Sachverständigenrates längst das Gegenteil ausführlich nachgewiesen hat. Frau Brinkmann hält sich offensichtlich für schlauer als dieses gesamte Gremium, obwohl sie nicht mal vom Fach ist. Die Krönungen sind aber, wenn sie die diktatorischen Lockdown-Maßnahmen in China nach wie vor verteidigt – allen rechtsstaatlichen Bedenken zum Trotz – und uns am Ende des Interviews schon die nächste Pandemie an die Backe labbern will. Frau Brinkmann ist damit das klassische Beispiel eines Wissenschaftlers, der in seinem Elfenbeinturm lebt und auf keinen Fall auf die Menschheit losgelassen werden darf. Wenn wir hoffentlich eines aus der Corona-Pandemie gelernt haben, daß wir solchen Menschen nie wieder eine Bühne geben dürfen. – Volker v. Moers

 

Und wieder hat eine prominente Wissenschaftlerin nichts zu bereuen und lag in ihrer Einschätzung stets richtig! Ein Blick auf die Fakten zeigt deutliche Erinnerungslücken:

Im September 2021 prophezeite Frau Brinkmann im Falle einer Durchseuchung mehrere Hundert toter Kinder. Die Omikrondurchseuchung kam, nicht aber die Brinkmannsche Anzahl toter Kinder (von Beginn der Pandemie 2020 bis heute sind insgesamt weniger als 100 Kinder gestorben).

„Habe ich mich (zur Impfpflicht) so stark geäußert“? Hat sie!

November 2011: „Ich glaube nicht, dass wir da anders rauskommen“ Januar 2022: „Eine Impfpflicht für Menschen über 50 würde Sinn machen“.

Frau Brinkmann hat lange Zeit mit großer Vehemenz eine Zielinzidenz von 10 eingefordert: „Bei diesem Inzidenzwert könnten die Gesundheitsämter wieder Infektionsketten nachverfolgen, und wir alle bekämen unser Leben zurück“.

Im Sommer 2021 lag die Inzidenz einen Monat lang unter 10. Trotz konsequenter Kontaktnachverfolgung und strenger Isolationspflicht sind die Infektionszahlen in der Folge wieder angestiegen, was Frau Brinkmanns Überzeugungen aber kein bißchen erschüttert.

Die Fähigkeit zur Selbstkritik ist Grundlage jeder Wissenschaft, dieses Interview mit Frau Brinkmann beweist in ihrem Fall leider genau das Gegenteil. – Matthias Staiger

 

Melanie Brinkmann hat also durchweg nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt; das kaufe ich ihr durchaus ab.

Gleichwohl sei ihr mit Verlaub die Website www.sokrates-rationalisten-forum.de empfohlen, auf der andere Experten ein deutlich abweichendes Fazit über die wissenschaftliche Begutachtung und Einschätzung der Pandemie/Coronapandemie in Deutschland zeichnen.

So bleibt’s dabei: Der interessierte Laie liest und wundert sich. – Matthias Bartsch

 

Ihre Vorschläge und Warnungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sieht Frau Prof. ret. nat. M. Brinkmann ärgerlich unkritisch. Letztlich gab „es bei Corona ein klares Richtig und Falsch“ eben nicht! Nur ihre Warnung vor „hunderten toter Kinder“ (siehe DIE ZEIT September 2021) war damals schon absehbar unseriös – auch wenn ihrer Meinung nach „ab dem Spätsommer und Herbst 2020 (…) die Lage völlig klar“ war. An Corona sind laut Deutscher Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (Stand 17.02.2022) in etwa 24 Monaten Pandemie in Deutschland tragischerweise fünf Kinder und Jugendliche verstorben. Diese Zahl muss für diese Altersgruppe unter Berücksichtigung anderer Todesursachen, der Folgen, die die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie hatten, sowie der Effektivität jeder einzelnen Maßnahme zur Bekämpfung der Pandemie bewertet werden.

Pädiater haben schon sehr früh auf den geringen Einfluss von Kindern auf das Infektionsgeschehen hingewiesen und vor den Folgen der Maßnahmen für Kinder gewarnt (Deutsches Ärzteblatt 2020; Schober et al., Coronakrise: Kinder haben das Recht auf Bildung).

Generell entsteht der Eindruck, dass vor allem praxisferne Wissenschaftler in der Pandemie zu Wort gekommen sind und zu wenig (forschende) infektiologisch tätige Ärzte mit Patientenbezug. – Lutz Blömer

 


 

 

Leserbriefe zu „»Das Wort gibt der Angst Gestalt«“. Gespräch mit Jakob Hein geführt von Britta Stuff et.al.

 

Wie auch in anderen Fällen halten die Artikel nicht das, was die Überschriften versprechen. Ihre Zeitung wendet sich doch wohl in erster Linie an informierte Akademiker. Denen muss man z.B. nicht sagen, dass das ärztliche Gespräch manchmal wichtiger ist als teure Untersuchungen, die nichts bringen, dass solche guten Gespräche aber bedauerlicherweise von den Krankenkassen nicht angemessen honoriert werden. Dann findet man die Notizen eines Therapeuten über einen langen Zeitraum hinweg. Es geht um den burnout einer Lehrerin. In keinster Weise wird der innere Entwicklungsprozess dokumentiert. Vielmehr werden Plattitüden notiert: Sie konnte ihr Arbeitszimmer aufräumen. Sie konnte mit ihrem Gatten sprechen. Diese Notizen zeigen: Irgendwie ging es ihr irgendwann besser. Jeder Außenstehende hätte dies alles notieren können. Es fehlt in der Beilage insgesamt das, was im Titel versprochen wird: Eine Erläuterung, wie Worte heilen können. Dabei wäre es nicht mal darum gegangen, die konkurrierenden Therapiemethoden (Verhaltenstherapie, systemische Therapie, usw.) zu vergleichen, sondern nur exemplarisch oder theoretisch zu zeigen, was da zwischen Klient und Therapeut passiert. Andere Artikel in der ZEIT lassen sich ähnlich charakterisieren. Das leere Gerede wird angereichert mit namedropping, um dem Leser das Gefühl zu geben, er sei informiert worden oder irgendwie „auf dem Laufenden“. So ist in derselben Ausgabe der ZEIT ein Interview mit Kardinal Kasper. Es geht überhaupt nicht um Inhalte, also z.B. um welche Reformen es gehen sollte und welche Intentionen der Papst im Einzelnen verfolgt. Wichtig ist, dass Papst Benedikt dem Kardinal 20 Tage vor seinem Tod noch einen netten Brief geschrieben habe, Inhalt egal. Und auf die Frage, welche nichtreligiösen Autoren der Kardinal favorisiere, kommt die Antwort. Nietzsche etc. Aber wieder wird nicht gefragt; warum gerade Nietzsche.

Man könnte sagen: Vielleicht will der Leser gerade das: Er will vermeintlich dabei sei, aber andererseits in Ruhe gelassen werden. Eine Variante ist auch, dass es Artikel gibt, die wirklich substanziell eine hochinteressanten Einstieg besitzen wie z.B. der Aufsatz: Die Tage des Westens sind gezählt. Dann aber versickert der Elan in einem unklaren Pessimismus. Gerade dann, wenn etliche Entwicklungen in der Weltpolitik sich gegen den Westen wenden, muss dieser doch darauf eine Antwort finden. Es reicht jedenfalls nicht, wenn der langen Rede kurzer Sinn ist, man müsse „die Folgen der Aggression“ Russlands „vorläufig hinnehmen“! Auch hier wird der zögernde, in der Nachmittagssonne am Bodensee sitzende Leser darin bestätigt, dass es gut ist, erst einmal nachzudenken, sich nicht festzulegen, sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen, statt auf den bellistischen Aktionismus reinzufallen.

Eine weitere Variante sind Aufsätze über Opfer (Frauen, Migranten, Farbige, sonstige Diskriminierte) sowie Aufsätze über Emanzipationsprozesse (z.B. Iran). Selten gibt es aber kontroverse Positionen, z.B. gerade jetzt, wo überall in Deutschland die Aufnahmefähigkeit von Flüchtlingen geringer wird. Es ist ein Leichtes, über die unhaltbaren Zustände in den Flüchtlingsunterkünften auf griechischen Inseln zu berichten. Es wäre ungleich schwerer, sich hinsichtlich der Flüchtlingsfrage kontrovers zu positionieren. Die gängige Variante ist zu fordern, es müsse eine europäische Lösung geben. Was immer es ist: Der ZEIT-Leser will in Ruhe gelassen werden, aber trotzdem irgendwie immer dabei sein. Dabei ist er scheinbar dann immer auf der sicheren Seite. – Roland Willareth

 

Oh, ein Therapie-Spezial. Spannend! Und dann beim Durchblättern: es berichten zwei Therapeuten. Zwei Männer. Zwei ärztliche Therapeuten. Ihr Ernst? Es ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen, dass es Frauen in diesem Beruf gibt? Viel mehr sogar. Und auch psychologische Psychotherapeut:innen?
Aber natürlich sind es wieder die männlichen Ärzte, die Raum bekommen… – Monika Krabbe

 

Guten Tag, ich habe heute das Interview gelesen und mich sehr geärgert. Die erste Frage, über die ich gestolpert bin, ist folgende: „Wieso brauchen Sie eine Supervision? Sie könnten doch einen Kumpel fragen“ Diese Frage ist doch total platt. Dass man als Therapeut unbedingt die professionelle Auseinandersetzung über seine Arbeit und über die Prozesse mit den Klienten braucht, ist doch wohl selbstverständlich! Und auch die folgende Frage ist so eine billige Metapher: „Ist Therapie ein Aufräumen im eigenen Keller oder Licht anmachen und erstmal schauen, was so rumsteht?“ Haben Sie sich selber erst so wenig mit Psychotherapie auseinandergesetzt oder trauen Sie uns Lesern so wenig zu? Und dann schreiben Sie „Worte können manchmal mehr weh tun als Schweigen“. Aber darum geht es in der Therapie doch gar nicht. Es geht doch darum Dinge in Worte zu fassen, gehört und verstanden zu werden ohne Bewertung und sich eventuell aus der eigenen Ohnmacht zu befreien. Traumatische Erlebnisse und Erfahrungen zu bearbeiten/ zu integrieren oder zu lernen mit ihnen zu leben. Anscheinend hat Herr Hein sich auch über Ihre Frage geärgert, als Sie Reden mit Insulin vergleichen. Sie schreiben, dass wir in einer total verquatschten Gesellschaft leben wo reden überhaupt kein Problem sei und alles gesagt wird was gesagt werden will. Das „Gequatsche“ kann man doch überhaupt nicht gleichsetzen mit dem Reden innerhalb einer therapeutischen Sitzung. Alles zu sagen, alles aussprechen zu können, heißt noch lange nicht, sich mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen, reflektiert zu sein. Die Krönung im negativen Sinne in diesem Interview ist allerdings die Erwähnung von Prinz Harry und dem was er in seinem Buch schreibt. Sind Sie wirklich der Meinung, dass wenn jemand sich in der Öffentlichkeit traut alles zu sagen, dass er dann keine Therapie braucht? Ist das ein Kriterium? Sicherlich nicht! Und auch die Frage nach dem „Kern“ und dem „Ankommen“ und der Frage nach der „Bewertung von Leid“ zeigt, dass Sie eine bestimmte Vorstellung von Psychotherapie haben. Warum stellen Sie keine offenen Fragen wie:

– was ist Ihnen wichtig in der Therapie?

– was sind die größten Herausforderungen?

– was lieben Sie an Ihrem Beruf?

– was kann das Ziel in der Therapie sein?

– wie gehen Sie mit dem Leid der Klienten um?

– aus welchen Gründen kommen Menschen in Ihre Praxis?

Nach dem wichtigen Satz von Herrn Hein „Eins ist klar: Es kommt keiner zum Spaß in unsere Praxis“ hätte das Interview enden können! Stattdessen die völlig absurde und provokante Frage, ob Herr Hein womöglich nach so vielen Gesprächen schlechter über Menschen denken könnte… Wenn das so wäre, könnte er kein guter Therapeut sein!

Insgesamt sehr enttäuschend. Schade – Katrin Çetin

 

Einmal abgesehen davon, dass Entdecken jenes Buch der ZEIT ist, das man getrost unentdeckt lassen kann – der Fasching ist seit einer Woche vorbei! Aber abseits von Helau und Alaf – also im richtigen Leben – bemerken womöglich einige, dass es gut täte, wenn wir einander ein paar Worte mehr zu sagen hätten. Ernsthafte, nicht nur die Kryptischen, die wir Tag für Tag ins Handy rotzen. Und dafür… ja, dafür bietet das, dieses Mal ganz nach hinten gerückte, ZEIT-Titelthema (?) einem Psychotherapeuten, der sinnigerweise Rudolf Steiner heißt, ein Forum, um aus sage und schreibe 121 Sitzungen mit einem einzigen Patienten zu berichten. „Es könne“ – so räumt Steiner gegen Ende des ganzseitigen Artikels ein – „auch eine psychische Abhängigkeit des Patienten vom Therapeuten entstehen, ähnlich einer Sucht.“

Was also ist diese krakenhaft um sich greifende Psycho-Welle, die uns DIE ZEIT – zum Fach- oder vielmehr Tratschblatt für Psychologie mutiert – unablässig meint bescheren zu müssen? Ist es nicht esoterisches Heilsversprechen auf der einen und ein blendendes Geschäftsmodell auf der anderen Seite? Für das die Krankenkassen doch bitte – wie immer wieder gefordert wird – samt und sonders aufkommen sollen?

Reden hilft? – Ähm, die wievielte Sitzung ist es mittlerweile bei der ZEIT? Frau B., die Patientin von Rudolf Steiner, „ist bis heute in Therapie“… – Christian Schlender

 

“ Wir Menschen sind mit dem Reden besonders vertraut. Schreiben hilft auch, aber das kann oder mag nicht jeder. Es helfen ganz viele Dinge. Berührung, Ergotherapie, Malen. Reden ist das Einzige, was immer hilft.“

Neueste Forschungen haben ergeben, dass der Gleichklang aller Therapieformen zur Genesung führt. – Tobias Steeb

 

mein langjähriges Abonnent Ihrer Zeitung „Zeit“ verbinde ich mit der Erwartung, gut recherchierte Informationen mit Neuigkeitswert, ergänzende Blickwinkel und möglichst kluge, einordnende Kommentare zu bekommen. Bei Ihren aktuellen Artikeln zum Thema Psychotherapie vermisse ich das. Dabei wäre es sehr interessant, dieses Thema als Zeichen unserer Zeit besser zu verstehen und zu durchdringen. In der „Zeit“ Nr. 10 wird ein Interview mit Jakob Hein geführt. Meine Irritation beginnt mit der intransparenten, nicht nachvollziehbare Auswahl des Interviewpartners. Ein Kinder- und Jugendpsychiater als Experte für Psychotherapie? Aus dem Artikel geht nicht hervor, ob Herr Hein auch als Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut qualifiziert ist. Nicht zufällig verheddert sich so das Interview an der Frage, ob Worte eine quasi-medizinische Intervention sein können. – Stefan Plöger

 

Ich finde den Artikel des Kollegen Hein (ich bin selbst Psychologischer Psychotherapeut) sehr spannend und lesenswert. Gestört hat mich die Stelle, in der Sie im Interview auf die Religion zu sprechen kommen. Der Frage „die Therapie ersetzt ein bisschen den Verlust der Religion?“ trifft auch meiner Meinung nach zu. Die Beschreibung „die Religion bietet Erklärungsmuster mit klaren autoritäten Handlungsanweisungen. Wenn etwas Schlechtes passiert, dann haben wir eben gesündigt, und wenn etwas Gutes passiert, hat Gott wieder gut aufgepasst“ finde ich fern von jeder differenzierten Auseinandersetzung mit religiösem Erleben und theologischer Wissenschaft. Als Beleg mag hier genügen, dass die Auseinandersetzung mit der Frage, warum Gott Leid zulässt, das Alte und das Neue Testament und auch die theologische Wissenschaft jahrhundertelang durchzieht. Eugen Drewermann – um nur einen bekannten Theologen und Psychotherapeuten zu nennen – bietet weitaus differenzierten und gleichzeitig kritischen Zugang zum Verhältnis von Psychotherapie und Religion. – Erhard Scholl

 


 

 

Leserbriefe zu „Was kostet uns der Fachkräftemangel in den Kitas?“ von Charlotte Parnack et.al.

 

Das Mega – Thema “ Fachkräftemangel ist jeden Tag präsent in der Medienlandschaft, in Zeitungen und Fernsehen, bis hinein in den Bundestag und der Kanzler reißt ins Ausland um für Deutschland als attraktiven Standort zum Leben und Arbeiten bewerben. Studieren oder Berufs – Ausbildung, stehen miteinander im Wettbewerb. Doch Frauen bei uns verdienen immer noch weniger bei gleicher Qualifikation mit den Männern seit Jahrzehnten, trotz eines Gleichbehandlungsgebot.

Gute Unternehmensführung und gerechte Personal – Verantwortung ist die Beste Lösung, um den Fachkräftemangel effektiv zu begegnen. Wir schaffen das, sagte die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel. Ob Kita, Schule oder Pflegekräfte überall fehlen gleich hunderttausende, die besonders belastenden Arbeitsbedingungen machen diese Berufe höchst unattraktiv. Fachkräftemangel ist ein typisch Deutsches Mentalitätsproblem um einen Bewerber – Boom im Ausland nach Deutschland entfachen. Das alles ist nicht ganz neu, aber eben auch ein durchaus erkennen hausgemachtes Problem . – Thomas Bartsch Hauschild

 

Ein Kostenfaktor fehlt mir in dem Artikel: die Krankheitskosten. Von 23 Erziehern sind 15 krank, heißt es an einer Stelle. Wieviel Prozent davon gehen auf das Konto von Dauerstress und Überlastung? Außerdem führt eine extreme Arbeitsbelastung dazu, schon im Falle geringerer Beschwerden sehr genau zu überlegen, ob man wirklich arbeitsfähig ist und im Zweifelsfall eher zuhause zu bleiben.

Wäre ich Erzieherin und lebte im Raum Tübingen, so würde ich mich für eine dortige Kita bewerben, denn der dort eingeschlagene Weg ließe mich hoffen, nicht ständig über meine Belastungsgrenzen hinaus gefordert zu werden.

Ich hätte die Hoffnung, auf Vorgesetzte zu treffen, denen klar ist, dass man durch ständige Überbelastung des wenigen Fachpersonals dieses auch noch vergrault und den potentiellen Nachwuchs gleich mit, denn es spricht sich in interessierten Kreisen herum, wie die Arbeitsbedingungen sind.

Ich hätte die Hoffnung, mich bei der Arbeit zumindest zeitweise wie eine Fachkraft zu fühlen und nicht wie ein Sklave mit Kinderverwahrauftrag.

Ich hätte die Hoffnung, in meiner Freizeit noch Ressourcen zu deren sinnvoller Gestaltung zu haben, statt matt auf der Couch zu liegen.

Und ich hätte die Hoffnung, dass meine Stadt und mein Arbeitgeber zum Vorbild werden für andere Arbeitgeber und andere Mangelberufe und diese anderen auch anfangen, nur Leistungen anzubieten, die sie auch fachlich einwandfrei und ohne vorzeitigen Personalverschleiß erbringen können.

Die strukturellen Probleme, die den Fachkräftemangel verstärken, werden für meinen Geschmack viel zu wenig diskutiert. – Susanne Sänger

 

Der Mensch als Humankapital für die Wirtschaft

Fachkräftemangel im Bildungsbereich lässt sich schwer mit stetig steigender Bürokratie und Versprechungen auf Betreuungsplätze reduzieren. Die Zeit für Bildung fehlt zunehmend. Die Zeit für das Ausfüllen von Statistiken, Beobachtungsbögen, Anträge und Formulare, Verträgen, Zusatzvereinbarungen und Dokumentationen erhöht sich ständig. Die Idee akzentfreie Deutschkenntnisse für Kinder mit Migrationshintergrund mit fremdsprachigem Personal entgegenzuwirken ist unzureichend und wirklichkeitsfremd.

Die Räumlichkeiten der Betreuungsorte entbehren zunehmend adäquate Außenanlagen für Bewegungsmöglichkeiten außerhalb geschlossener Räumlichkeiten, da der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung besteht, unabhängig von realen Gegebenheiten. Die Zeit die Menschen ab einem Jahr, erzwungenermaßen und notgedrungen in Gemeinschaftsunterkünften verbringen, soll sich weiter erhöhen. Ein arbeitender Mensch hat einen Rechtsanspruch auf maximal acht Arbeitsstunden am Tag. Kinder, vor der Einschulung, sind bis zu 10 Stunden in begrenzten Räumlichkeiten untergebracht und ständigem Beisammensein ausgeliefert. Stress durch ständige, unausweichliche Kontakte und Reaktionen darauf mit emotionaler, sozialer und organisatorischer Überforderung, zeigt sich unter anderem durch starke Anspannung, innere Unruhe, Hyperaktivität, aggressive Ausbrüche, Schlafstörungen, ausgeprägte Niedergeschlagenheit, Stimmungsschwankungen, Wut und Trotz, um nur die sichtbarsten Auswirkungen aufzuzeigen. Soziale Anforderungen und Aufgaben, die erfüllt werden müssen, wie gewisser Gruppenzwang, Anpassung und Rücksichtnahme, verschärft sich durch fehlendes Personal.

Entfaltung braucht Raum, Bewegung und Zeit. Bildung braucht Impulse und die Möglichkeit der freien Entwicklung. Selbstvertrauen, Kontaktfreude, Gefühlsstabilität, Optimismus, Handlungskontrolle, Realismus und Analysestärke wären ein schönes Ziel für ein befriedetes, vielschichtiges Miteinander. Humankapital für die Wirtschaft ist eine Sache, Menschlichkeit Bildungsarbeit. Es geht um mehr als nur Fachkräftemangel. – Elisabeth Gröll

 

Die katastrophale Mangelsituation in den Kitas (und ja auch in den Schulen) hat endlich den Wirtschaftsteil der ZEIT erreicht. Schön herausgearbeitet ist, wie der Personalmangel in den Kitas bereits jetzt spürbar als Personalmangel in der Wirtschaft ankommen, wo Eltern ihrer Arbeit nicht nachgehen können, um Ausfälle bei den die Einrichtungen aufzufangen. Es geht immer ums Geld. Woher sollen die vielen ErzieherInnen kommen, wenn diese für ihre Ausbildung selbst zahlen müssen? Es ist ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft, wenn das Kindeswohl allein als Argument kaum wirksam ist, um eine Betreuung in guter Qualität sicherzustellen. Wenn die Wirtschaft das durch Personalmangel verursachte Leiden beenden will, muss sie das Leiden der Kinder an dieser Gesellschaft beenden. – Reinhard Koine

 

Der Mangel an Erzieher:innen ist unerfreulich. Erfreulich ist, dass Sie an prominenter Stelle darüber berichten. Richtig ist leider auch Ihr Befund, dass so schnell niemand neue Fachkräfte „backen“ kann. Jedoch betrifft dieses Problem nicht nur die Kindergärten, auch in der Eingliederungshilfe (insbesondere in Wohnheimen für behinderte Menschen) fehlt pädagogisches Personal, so dass Plätze leer stehen. Auch dies hat dramatische Auswirkungen für die Klienten und deren Angehörige, die dringend auf Plätze warten.

Wenig hilfreich ist es nur eine Branche zu betrachten, dies zeigt die Entwicklung in den Krankenhäusern. Nachdem die Fallpauschalen die Ärztegehälter und die Zahl der Operationen gesteigert hat, ist nun die Misere groß. Reagiert wird mit steigenden Gehältern in der Pflege. Erfreulich! Damit verlieren aber beispielsweise Diakoniestationen und auch die Eingliederungshilfe (EGH) Mitarbeiter:innen. Ich fürchte, dass bei den Erzieher:innen nun das Gleiche passiert, wenn nur die Kindergärten betrachtet werden. Es muss massiv in Ausbildung finanziert werden. Noch wichtiger erscheint mir aber für alle Bereiche, dass Deutschland aufhört Arbeitskräfte zu verschwenden. Erzieher:innen berichten, dass mehr und mehr Zeit für Dokumentation und Planung verwendet wird. Neulich war in einer Bundestagsdrucksache zum Bundesteilhabegesetz zu lesen, da jährlich für über 100 Mio € neue pädagogische Stellen bei den Kostenträgern der EGH geschaffen wurden. (Dabei unberücksichtigt sind noch die neuen Stellen bei den Leistungserbringern und neue Verwaltungsstellen). Wohlgemerkt, keine neuen Stellen, die direkt mit den Menschen arbeiten, sondern administrative Aufgaben wahrnehmen. Bildung statt Bildungsplanung müsste es für die Kindergärten heißen. Oder in der EGH: Teilhabe statt Teilhabeplanung. – Michael Conzelmann

 

Seit fast einem Jahr unterstütze ich ehrenamtlich eine Deutsch-Libanesin dabei, irgendwie einen Weg zu finden, in einer Kindertagesstätte tätig zu werden. Sie hat im Libanon bereits 10 Jahre als Erzieherin gearbeitet, nur wird hier ihre Ausbildung nicht anerkannt – was uns von vornherein klar war. Da allerdings das Original ihres Schulzeugnisses (nicht ihres Ausbildungs- und Arbeitszeugnisses!) verloren gegangen ist, kann sie auch keine Ausbildung an einer deutschen Fachschule beginnen. Nun gibt es seit Mai letzten Jahres eine neue Verordnung hier in Schleswig-Holstein (PQVO §4, Ziffer 5), wonach Menschen mit mindestens fünfjähriger praktischer Erfahrung in einer Kita mit einer 480-stündigen Anpassungsqualifizierung sich zur Sozialpädagogischen Assistentin fortbilden lassen können. Voraussetzung ist, dass sie parallel dazu in einer Kita angestellt sind. Für diese Qualifizierung stehen Gelder zur Verfügung, die auf Antrag sowohl die Ausbildungs- als auch die Personalkosten zumindest teilweise decken. Anfragen bzw. Bewerbungen um eine Stelle in einer Kita bei etlichen Trägern hiesiger Kindertagesstätten liefen leider ins Leere. Entweder kamen gar keine Antworten oder man zeigte freundliches Interesse, da man von dieser neuen Verordnung noch nichts gehört hatte!! Dann aber kamen Absagen wegen unsicherer Finanzierung und/oder wegen anderer undurchsichtiger Gründe. (Es lag nicht an der Person der Bewerberin – man hatte sie noch gar nicht kennen gelernt!) Was ich hier in wenigen Sätzen zusammengefasst habe, ist tatsächlich das Ergebnis einer unendlichen Zahl von Telefonaten, Mails und Briefen. Frau A. und ich haben erfahren müssen, wie schwer es Menschen mit ausländischen Wurzeln gemacht wird – trotz Fachkräftemangel – eine sinnvolle Tätigkeit zu beginnen. Im Kampf durch den Dschungel der Verordnungen und Bestimmungen hilft keine Behörde. Aber das Jobcenter zahlt weiterhin Bürgergeld ….. –

Etta Schomerus

 


 

 

Leserbriefe zu „Das System Zalando “ von Carmen Maiwald et.al.

 

Zalando ist nicht die einzige Firma, die nicht nachhaltig agiert. Vor einem Monat habe ich online bei Douglas zwei Düfte bestellt. Einer kam direkt aus Deutschland, der andere von einem Vertriebspartner aus „Madrid“!!!! Ich habe an die Geschäftsführung geschrieben: Keine Antwort! Douglas online ist für mich passé! – Joseph Zenz

 

Danke für diesen sorgfältig recherchierten, wenn auch frustrierenden Artikel. Was mich immer wieder beim Thema Rücksendungen wundert, sind Rücksendungen von getragener und/oder verschmutzter Kleidung. Für mich ist das die gleiche Art von Diebstahl, wie wenn jemand ein Fahrrad klaut, damit dorthin fährt wo er/sie hin will, und es dann irgendwo abstellt oder ins Gebüsch wirft und somit zur allgemeinen Vermüllung beiträgt. Ich frage mich, wie die Menschen, die sich so verhalten, ihr eigenes (aus meiner Sicht krass egoistisches) Verhalten beurteilen und rechtfertigen. Wissen Sie, ob es dazu Untersuchungen gibt? – Sabine Moehler

 

Der Artikel von Ihrem Team C.Maiwald, V. Materla, S. Rehmann u.a., die den Weg von Retouren an Zalando anhand eines getrackten Babystramplers über 7000 km quer durch Europa (i.W. Deutschland-Polen-Skandinavien) verfolgt haben, ist einer spannenenden Verfilmung würdig.

Die Autoren geben die Rechtfertigung von Zalando wieder, dass der Transport auf Grund eines Algorithmus erfolge, der die Wahrscheinlichkeit untersucht, wo der Artikel am nächsten Ort gekauft und geliefert werden könnte. Das ist natürlich Unsinn, da dafür natürlich keine Zickzackwege über X-Grenzen mit gewaltigen Transportkosten notwendig sind und der Babystrampler an der nächsten Ecke oder Kita hätte verschenkt werden können. Jene verdeckten Wege sollen wahrscheinlich ganz andere Inhalte vertuschen und so die Transporte wirtschaftlich machen: der Transport von illegalen Zigaretten, auf dem Rückweg Drogen, möglicherweise Waffen unter Zalando Retouren und Babystramplern möglichst mit grünem Logo!

Könnte das Netzwerk Recherche den eigentlichen Zweck des sinnlosen Hin-und Herfahrens der Zalando u.a.-Produkte untersuchen? – Klaus Guddas

 

Die Zufahrtsstraßen zu den Lägern von Zalando zu blockieren, müsste doch für die Aktivisten der „Letzten Generation“ ein echtes High Light sein. Ich kaufe grundsätzlich weder im Onlineshop noch im stationären Geschäft von Zalando ein. – Albrecht Aurand

 

Das System Zalando ist noch übler als der CO2-Waldzertifikatehandel. Was fehlt ist eine gesetzlich verordnete Transparenz aller umweltrelevanten Waren- und Handelsströme. Unlautere Werbesprüche kann dann jeder mit einer Recherche bloßstellen. Intransparenz und Geheimniskrämerei schützt nur die Ganoven. – H. Giller

 

Bravo – zwei Seiten über die Auswirkungen einer Ursache zu verwenden. Was für eine Verschwendung! Warum nicht mit ein paar Zeilen beschreiben, was die Ursachen sind: Kein drastischer Kostenbeitrag für Kunden bei jeder Rücksendung bei allen Handelsunternehmen (es geht immer nur über das Geld, weil es da am meisten weh tut). Den jungen Leuten klarmachen, dass das zeitlich längere Tragen von Kleidung nachhaltiger ist. Kaufen vor Ort im Geschäft (und eventuell auch ein Umtausch) weniger Energie und Ressourcen verbraucht. Warum kleben sich zur Abschaffung dieser Ursachen dafür die jungen Leute nicht an? – Weil sie keine Zeit haben und bei ZALANDO „online einkaufen gehen“! – Klaus Prinz

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die Gewinnspanne ist also enorm«“. Gespräch mit Henk van Alphen geführt von Uwe Jean Heuser

 

Wer einem Investor in Lithium Minen – Chile, auch den Süßwasser- Verbrauch drastisch erhöht und indigene Völker benachteiligt sind , in der Zeit eine öffentliche Plattform bietet und Greenpeace den Vorwurf erhebt mit Falschinformtionen von Arbeitsmöglichkeiten abhält. Haben Sie, Herr Heuer., hierzu Greenpeace um eine Stellungnahme gebeten? Dieser einseitige und unreflektierte Journalistische Haltung ist unseriös. Diese Intellektuelle Überheblichkeit gehört offensichtlich zur DNA der Zeit. – Thomas Bartsch Hauschild

 

Es regt sich auch Widerstand gegen den Abbau im sogenannte Lithiumdreieck (Chile, Argentinien und Bolivien). Um Lithium zu gewinnen, werden große Mengen Wasser benötigt – und das in einer der trockensten Regionen weltweit. So geht für die Menschen in der gesamten Region die wichtigste Ressource verloren. Zum Klimawandel haben sie nichts beigetragen. Ihre Umwelt aber soll jetzt für den grünen Umstieg in Deutschland herhalten, damit jeder einen Tesla hat oder einen E-BMW fahren kann. – Wolfgang Hachtel

 

Dem Artikel (DIE ZEIT N10 vom 2.3.23, GREEN. S.30) über Fluch und Segen der Lithiumgewinnung fehlt mindestens der Hinweis auf die gigantische Resourcenvergeudung, die sich aus politischer Unbedarftheit bei der Förderung von e-Mobility ergibt: dass Privatautos inkl. Batterie durchschnittlich 97% ihrer Lebenszeit ungenutzt herumstehen, sollte nie unerwähnt bleiben, weil dies den Wahnsinn individueller Kfz-Akkus zeigt, die eben nicht „klik-klak“-wechselbar in zentralen „Tausch-Tank-Lade“-Stellen bereitgehalten werden – wo sie auch wirklich einfach der (Bundes-) Netzpufferung dienen können. (Während die heutige Rechtslage das Rückspeisen aus „privaten“ Speichern wohl aus gutem Grund noch verhindert.). Das krasse, fortgesetzte Versäumnis des Gesetzgebers, der e-Mobilitätsbranche tauschbare, modular einheitliche Akkus vorzuschreiben, ist viel Publicity wert, denn die „Seltenen Erden“ werden also für Autos vor Allem verschwendet! Auf noch ganzheitlicher konstruktiv-kritische Artikel im Sinne unserer Zukunftssicherung freue ich mich. – Hans-Jörg von Lücken

 

Green oder Greenwashing?

Es ist für mich etwas merkwürdig, dass sich in der „Green“ Rubrik ein Bergbauunternehmer völlig unwidersprochen den Lithiumabbau in Chile derart schönreden kann.

Es passt wirklich alles perfekt zusammen: Wir Deutsche haben den Wunderstoff, mit dem wir weiterhin mit tonnenschweren Blechmonstern über unsere Autobahnen rasen können und retten dabei noch das Weltklima. In Chile retten wir die Eingeborenen aus Elend und Armut, und die Natur freut sich, denn der Bergbau verbraucht ja kaum Flächen.

Ich verbringe seit dreißig Jahren mehrere Monate jährlich im Norden Chiles. Als Geograph mit Spezialgebiet Klimawandel und seine Auswirkungen auf den Naturraum Hochgebirge und auch als Bergsteiger bin ich viel in der Puna de Atacama (der Hochgebirgsteil der Atacamawüste) herumgekommen.

Nun bietet sich mir während dieser Zeit ein ganz anderes Bild als von Herrn van Alphen geschildert.

Die Atacamawüste ist mit einem Spinnennetz von Pipelines und Stromleitungen sowie Minenstraßen durchzogen. Ein ununterbrochener Strom von Tanklastern und anderen Minenfahrzeugen wälzt sich durch die Landschaft. Dazwischen ein paar verlorene Touristen. (die Bösen!)

Es ist überhaupt sinnvoll, sich per Satellitenbild eine Vorstellung vom räumlichen Ausmaß des Bergbaus in den Anden zu machen. Das geht schon problemlos mit Google Earth. Als Mitteleuropäer neige auch ich sonst dazu die schiere Größe der Anlagen und Abbaugebiete zu unterschätzen.

Wo genau das Lithium herkommt wird nicht gesagt: Nicht aus der leblosen Wüste, sondern aus den Salaren die ein weltweit einzigartiges Ökosystem beherbergen.

Was die angeblichen Segnungen für die Einheimischen betrifft liegt mir zwar keine repräsentative Umfrage vor, aber aus vielen Gesprächen mit Einheimischen in Chile und mehr noch in Argentinien bietet sich mir doch eher ein skeptisches bis ablehnendes Bild. Vielleicht wissen die Einheimischen aber auch nur nicht was gut für sie ist. Das muss natürlich die Minengesellschaft für sie entscheiden. Vielleicht fällt es uns aber auch nur schwer, zu glauben, dass es in den Anden Menschen gibt, die in unseren Augen wirklich „arm“ sind aber deren Lebensziel dennoch nicht der nächste SUV oder ein riesiger Fernseher ist. Das hört sich vielleicht klischeehaft an, aber diese Menschen gibt es wirklich, und nicht zu wenige in den nördlichen chilenischen und argentinischen Anden.

Zu behaupten die Touristen seien für den Naturraum Atacama schädlicher als der Bergbau ist nun wirklich lächerlich. Die Anden gehen nicht dadurch kaputt, dass man darin herumläuft und Fotos macht. Fährt man überall mit riesigen Raupenfahrzeugen herum allerdings schon.

Ich kann nur empfehlen: Touristen kommt und schaut es euch vor Ort an, falls euch die Minenunternehmen durch ihre Hochsicherheitszäune lassen. – Florian Ludwig

 

Als die Gründung Eures Ressorts angekündigt wurde, habe ich es gefeiert. Endlich mal eine Zeitung, die nicht nur von Katastrophen und Problemen berichtet, sondern den Menschen Lösungen näher bringt, die vielleicht so begeistern, dass die Leserinnen und Leser über ihr Verhalten reflektieren oder es sogar ändern.

Versteht mich nicht falsch, wir müssen über die Klimakatastrophe, die negativen Implikationen linearer Wirtschaftssysteme und den Verlust von Biodiversität sprechen. Dafür gibt es genügend Ressorts in der Zeit, aber negative Schlagzeilen gehören nicht zu Lösungen. Das Greenwashing von Zalando, die Zerstörung von einer Insel, und viele Berichte mehr der letzten Wochen definiert Ihr wohl selbst kaum als Lösung.

Aber es gibt sie! Bei Forschungseinrichtungen, Start-ups, Traditionsunternehmen – das will man in so einem Ressort sehen! Zumal es inzwischen erwiesen ist, dass viele Menschen psychisch unter der Debatte zur Klimakatastrophe leiden. Wäre es nicht erfrischend hier neue Impulse zu geben? War nicht das eigentlich die Intention bei Eurer Gründung?

Ich kann inzwischen auf jeden Fall darauf verzichten Eure Artikel zu lesen. Nicht weil diese nicht gut geschrieben und hoch interessant sind, sondern weil Eure Ressortbezeichnung eine Irreführung der Leser und Leserinnen ist. Gibt es sowas wie Greenwashing eigentlich auch im Journalismus? – Katrin Moegele

 


 

 

Leserbriefe zu „Panzer für die Ukraine Warum dauert es so lange?“ von Peter Dausend

 

Einen Teil der Realität blendet der Artikel leider aus: Einen möglichen Tausch der von den USA zugesagten 31 Abrams-Panzer gegen weitere polnische Leo2. Polen erhalt aktuell schrittweise ohnehin rund 370 Abrams von den USA und könnte – mit verbesserter Logistik auf beiden Seiten – „wertgleich“ seinerseits in größerer Zahl LeoA5 an die Ukraine abgeben. – Martin Hommel

 

Diese Überschrift lässt die übliche Schuldzuweisung vermuten, doch dann kommt – Überraschung! – plötzlich alles anders. Boris Pistorius, Annalena Baerbock, selbst Olaf Scholz, werden als pragmatische Macher und zugleich erfolgreiche Mahner vorgestellt, die den abwartenden europäischen „Panzer-Koalitionären“ die Leviten lesen und Druck dahingehend erzeugen, die vollmundig auf der internationalen Bühne gegebenen Zusagen auch endlich umzusetzen. Eines verschweigt Peter Dausend dann doch: Es waren nicht nur die europäischen Partner, allen voran die Polen, die dem deutschen Kanzler Zögerlichkeit, Zaudern und mangelnden Führungswillen vorwarfen. Vor allem die CDU/CSU-Opposition bediente sich ebenfalls dieses bequemen Narrativs, das die deutschen Leitmedien im Gestus der Empörung stereotyp wiederkäuten. – Rüdiger Paul

 

Die Ukraine spricht nicht mit einer Stimme. Meine Freunde haben ukrainische Flüchtlinge bei sich aufgenommen, die Geschichts- und Deutschlehrerin Irina mit ihren beiden Kindern. Ich bin da gern zu Gast, natürlich sprechen wir auch über deutsche Panzer, und ich wundere mich über die Meinungsvielfalt zu diesem Thema. Und wundere mich, dass ich mich darüber wundere. „Ihr interessiert Euch heute so wenig für die Vielfarbigkeit und Vielstimmigkeit unseres Landes wie vordem“, sagt Irina. „Die Ukraine ist kein sozial homogenes Land, so wenig wie irgendein anderes.“ Dieses Land habe zwar eine eigene Sprache, aber es spräche nicht mit einer Stimme. „Ich weiß“, sagt Irina, „das ist ein Gemeinplatz, aber Euer Desinteresse für die reale Ukraine fordert diesen Gemeinplatz heraus. Was soll ich denn von Eurer vielbesungenen Vierten Gewalt halten, wenn Tatsachen, die nicht in Euer Freund-Feindbild passen, kaum veröffentlicht werden. Ja, es gibt Ausnahmen, in dieser wunderbaren Hamburger Wochenzeitung las ich neulich über Bachmut, dass ‚womöglich die Mehrheit der Bevölkerung prorussisch‘ ist. Na, immerhin.“ Irina lacht. Ihre Mutter lebt in der Nähe von Bachmut, und der, höre ich, sei es inzwischen egal, wer das Sagen habe, Hauptsache Frieden. Für ihre Mutter sei die Hauptsache, dass es wieder eine geregelte Versorgung mit Brennstoff und Lebensmitteln gibt. Über Politik könne man später noch lange genug streiten, über die künftige Ausrichtung welcher Teile der Ukraine in welche politische oder Himmelsrichtung. Das, sagt Irina, sei für ihre Mutter im Moment sekundär. Die Wahrheit sei immer konkret, habe Lenin gesagt, und konkret betrachtet, lägen die Dinge doch etwas vielfältiger, als man sie in Deutschland gern sehen wolle. „Vielfalt!“, lacht Irina, „das ist doch euer Lieblingswort. Der Krieg fördert die Abstraktion. Noch sollten wir uns eine differenzierte Sicht der Dinge leisten können. Pardon, aber das gehört doch auch zur Demokratie, dass ich meinen Regierungschef nicht anbeten muss. Oder habe ich da was falsch verstanden? Der spricht längst nicht für alle Ukrainer. ‚Kein Meter ukrainischer Boden…‘ Das ist mir viel zu abstrakt. Aber unter dieser Losung kämpfen unsere Männer, mein Mann ja auch. Und ich frage mich: Ist es das wert? Und wenn diese Frage vom sicheren Deutschland aus so eindeutig mit ja beantwortet wird, so ist mir das ein typisches Indiz für einen Stellvertreterkrieg. Eure Werte sollen im Donbass verteidig werden? Woher kommt mir das so bekannt vor?“ Jetzt lacht Irina nicht mehr. Sie erinnert uns an das Sprichwort „Der Klügere gibt nach“, das es so ähnlich auch in der Ukraine gäbe. Das klinge nicht sehr heroisch aber durchaus patriotisch. Ob sie den Frieden wählen würde zum Preis der ukrainischen Teilung, frage ich Irina. „Das hat mich noch niemand gefragt“, sagt sie und denkt länger nach. „Ich bin Patriot“, sagt sie dann, „kein Nationalist. Entwicklung gibt es nur im Frieden. Wie und wohin sich dieses Land entwickelt, ist tatsächlich weit offener, als man von hier aus sehen kann.

Man soll einfach mal die Menschen fragen, ob sie zu Russland oder der Ukraine gehören wollen. Das hat doch bei euch im Saarland auch funktioniert. Ohne nationalistische Eitelkeiten und Verletzlichkeiten. Wir Ukrainer haben ja nun den Westen mit eigenen Augen gesehen und sogar etwas näher kennengelernt, wir werden bei unserer Entscheidung klarer sehen als zuvor, auch etwas desillusioniert. Pardon, wir sind hier sehr freundlich aufgenommen worden, aber ob wir so leben wollen wie ihr, das ist eine ganz andere Frage.“ – Martin Ahrends

 

Die Entscheidung Panzer zu liefern hat schon lange gedauert. Vorausgegangen war eine Treibjagt, der Partner, aber vor allen Dingen der Medien auf unseren Bundeskanzler. Der bewahrte erst mal Ruhe. Dann ließ er erstmal seine Verteidigungsministerin durchzählen wie viele wir eigentlich haben. Was sagt das Ergebnis? Eine Veröffentlichung unterliegt sicher der Geheimhaltung. Vieleicht ist die Gesamtzahl nicht gleich der einsatzfähigen Panzen. Und zu berücksichtigen ist auch noch die eigene Verteidigungsfähigkeit. Und dann kam noch das Disaster mit der Alternative, dem Panther. Oder ist damit eine komplette Brigade selbst mit Partnern nicht auszurüsten. Diese Diskrepanz zeigt sich schon beim großmundigen Vorgehen zur Aufstellung einer Eingreiftruppe. – Peter Leischner

 


 

 

Leserbriefe zu „Was sind euch diese Bäume wert?“ von Judith Raupp

 

Da stellt Herr Ikolongo aber ziemliche Forderungen. Ich lese heraus, dass es sich da wohl um einen afrikanischen Patriarchen wie aus dem Bilderbuch handelt. Ein König über eine Bretterbude, der 16 Kinder gezeugt hat, die ihm dann im Alter umsorgen. Aber es niemals schaffte, diesen Kindern ein gutes Heim zu bieten. Da wird aus demselben Wasser getrunken, in welches man seine Notdurft verrichtet. Einfach nur widerlich. Was die Hygiene anbelangt, nur höchst bedenklich.

Mehr als 150 Millionen Euro an deutschen Geldern werden dem Kongo für dortige Naturschutzprojekte gegeben. Aber wer garantiert, dass dieses ganze Geld am Ende auch wirklich dort ankommt, wo beabsichtigt? Und nicht in den Händen irgendwelcher Ganoven und Gangster landet, die damit ihre bunten und schillernden Maßanzüge finanzieren? Es ist kein neues Geheimnis, dass das Land seit jeher von tiefer Korruption geplagt ist. Hier finden ganz offenbar keine wirkungsvollen Prüfungen über die Geldflüsse statt, wo ist hier die Transparenz? Ungeachtet dessen werden dennoch sechsstellige Summen transferiert. Ich finde das nur fragwürdig.

Insbesondere deshalb, weil wir zurück bei uns, in Deutschland, unseren eigenen Mitbürgerinnen und Mitbürgern nur zähneknirschend die 502,- € Bürgergeld zugestehen, die sie für Brot und Wasser brauchen. – Michael Ayten

 

Sehr geehrte Redaktion, in Ihrem Artikel über den Kongo ist Ihnen wohl ein Fehler unterlaufen. Sie schreiben in der ersten Spalte, im Torfgebiet wären 29 Millionen CO2 gespeichert. Da allein Deutschland mehr als 700 Millionen Tonnen Emissionen CO2 jährlich produziert, gehe ich eher von 29 Milliarden Tonnen aus. – Joachim Heins

 

„In den Tiefen speichern Pflanzenreste, die sich über Tausende von Jahren angesammelt haben, die riesige Menge von 29 Millionen Tonnen CO₂. Einer Studie der Universitäten Kisangani, Leeds und London zufolge ist das so viel Klimagas, wie die ganze Welt in drei Jahren durch den Verbrauch fossiler Brennstoffe ausstößt.“

2021 betrug der globale CO2 Ausstoß 37 Milliarden Tonnen (37 Gigatonnen). Die fehlerhafte Angabe zeigt, wie schwach das implizite Wissen um die gigantischen Dimensionen unseres globalen Zerstörungswerks ausgeprägt ist. – Rainer Böhm

 

„…. die riesige Menge von 29 Millionen Tonnen CO2. Einer Studie der Universitäten … zufolge ist das so viel Klimagas, wie die ganze Welt in drei Jahren durch den Verbrauch fossiler Brennstoffe ausstößt“

Das ist ja eine sehr eigenartige Angabe. Wurden da ein paar Größenordnungen durcheinander gebracht?

„Um rund ein Prozent im Vergleich zum Vorjahr sind die globalen Kohlendioxid-Emissionen in 2022 gestiegen, insgesamt auf 40,6 Milliarden Tonnen.“

( https://www.tagesschau.de/wissen/klima/co2-ausstoss-carbon-project-101.html )

Es gibt viele andere Quellen mit ähnlichen Größenordnungen. – Wolfram Leonhardt

 


 

 

Leserbriefe zu „Born in Bielefeld“ von Tilman Rammstedt

 

Also, das Bielefeld Bild vom Autor Tilman Rammstedt kann ich nicht so stehen lassen.

War neugierig, hab schmunzelnd den eine ganze Seite füllenden Artikel gelesen. Ja, stimmt, die Bahnhofsstraße ist nicht „nice“, war sie früher auch nicht, die Alstadt aber schon. Kennen Sie die Galerie von Ruth Baumgarte? Meine Schwester war früher reiten mit deren Tochter. Bielefelder haben ein Faible für Reitsport, Outdoor Leben und die Arminia kriegt es auch wieder hin mit der Bundesliga.

Ich bin 1961 in Kirchdornberg (ein Stadtteil im Grünen), da steht die Kirche eben noch im Dorf, geboren, eine wunderbare ländliche Kindheit auf dem Bauernhof, die gute Teuto Landluft gibt es auch heute – 61 Jahre später noch. For free.

Mit dem Bus, es gab einen Stammplatz, ging es idyllisch übers Johannistal, vorbei am Tierpark Olderdissen zum Ratsgymnasium, gleich an der Altstadt und Kunsthalle gelegen. Dort wurde beim Sportunterricht um den Henry Moore gejoggt, der „Denker“ von Rodin steht da auch, ach mir fallen ganz viele tolle Bielefeld Erinnerungen ein. Stimmt mit dem Regen, aber um es klar zu sagen:

so dröge in der Kommunikation sind die Bielefelder nicht, finde ich. Auf meiner Schule 2 Klassen höher war z.B. I. Lück, der hat es in der Unterhaltung doch weit gebracht…viele interessante, kulturelle Menschen kommen aus Bi, es gab so etwas wie die taz das „Stattblatt“, viel innovative Kultur u.v.m. Die jüngste erste Bundestagsabgeordnete der Grünen war meine Kindheitsfreundin…und ging zum Oberstufenkolleg, einer innovativen Schule an der Uni.

Vielleicht kann man – ich – das bunte und auch sehr problematische Berlin Leben (seit 1991) nur so locker bewältigen, weil ich viel Erdung und Klarheit aus den ersten Bielefeld Jahren – durch meine Familie – mitnehmen konnte.

Das sagt eine Psychologin dem Journalisten zu seinem Inneren Kind Artikel, der eigentlich nur die langweiligen Bielefeld Witze nachahmt. Wieso fällt Ihnen nichts Neues, Anderes ein? War es sooo… langweilig in Sieker?

„Muss ja“ wohl so sein. Punkt. Klar. Fertig…so ist der westfälische Humor. Nix für ungut. – Heike Kemmer

 

Der Reiseteil ist normalerweise für mich eher uninteressant, aber das war ein recht netter Artikel. Ich habe „À la recherche du temps perdu“ bisher noch nicht gelesen, aber ungefähr so lakonisch-sentimental wie Ihre Reise in die Kindheit stelle ich mir den Klassiker auch vor.

Nicht jeder kann Born In The USA oder Born In The GDR sein, manche Leute sind halt im Nirgendort Bielefeld geboren worden. Gut auch, dass Sie zu Ihrer Neurose stehen und sie nicht zu einer Neurodermitis verklären, wie es unlängst im ZEIT Magazin eine Vertreterin der Neurosenlobby (schöner Ausdruck!) getan hat. Wer mit Playmobil spielen musste, konnte ja zwangsläufig nur neurotisch werden.

Die Stadt wird bestimmt bald überrannt werden. Wo sonst gibt es noch so viel Nieselregen in Zeiten der Klimakatastrophe?

Ich habe auch Erinnerungen an Bielefeld: Einmal auch aus der Kindheit, als wir Dorfkicker mal auf der Alm ein Turnier gegen relativ große Vereine spielen durften. Leider auf einem Platz mit roter Asche und die Fußballschuhe waren hinterher kaum sauber zu kriegen. Und die zweite Erinnerung ist ein Casting für eine Quizshow vor ca. 15 Jahren. Leider erfolglos. Aber beide Ereignisse haben bei mir zum Glück keine Neurosen hinterlassen. – Thomas Manthey

 

Nun weiß ich nicht, wann Herr Rammstedt das letzte Mal Bielefeld besucht hat, aber wenn er in den letzten Monaten dort gewesen war, hätte er sicherlich die große Baustelle am Bahnhof bemerkt. Umleitungen zeichnen die Stadt aus. Ich selber bin laut Personalausweis Brackweder/ jetzt Bielefeld, dies hat mit der Gebietsreform 1975 zu tun. In Brackwede, auf der anderen Seite des Berges befindet sich heute die Hauptstraße. Wie sie richtig vermuten, sie ist wegen Bauarbeiten gesperrt. Und deshalb nennt man Bielefeld auch: die freundliche Baustelle am Teutoburger Wald. – Michael Stoll

 

Es fällt mir schwer, mich zu erinnern, einen solchen belanglosen Artikel gelesen zu haben. – Walter Engel

 


 

 

Leserbriefe zu „Das neue Berlin heißt Wuppertal“ von Hanno Rauterberg

 

Man sollte Sie zum Ehrenbürger der Stadt Wuppertal machen. Wie Sie es schaffen, aus einer hässlichen, maroden und verfallenen Stadt ein Kraftzentrum der Künste (!) zu zaubern, ist allerhöchste journalistische Schreibkunst. Einfach wunderbar. – Reinhard Schmitz

 

…Und im Herbst eröffnet dann der Papst mit meiner Tochter eine Herrenboutique in Wuppertal. So endet der Loriot-Sketch mit Erwin Lindemann. Ein humoristischer Vorbote für etwas Wirres, was jetzt offenbar in Wuppertal tatsächlich passiert. Ein utopischer Aufbruch, wie ihn z.B. Užupis, ein Stadtteil von Vilnius, in den 1990er Jahren erlebte, nachdem sich Litauen als erste Sowjetrepublik für unabhängig erklärt und gegen die russischen Spezialkräfte durchgesetzt hatte. Die Geschichtsbrache in Užupis bot Raum für die Entfaltung einer Utopie, einer Künstlerkolonie als freier Republik mit einer eigenen Verfassung. Auch in Wuppertal gibt es eine untergegangene Zeit, die als vielfältiger Frageraum präsent ist, der Raum für viele Antworten bietet. Wenn die Zukunft im Abseits liegt, dann ist Wuppertal ein guter Ort. Provinz eignete sich schon immer besonders gut für Erneuerung und Aufbruch. Das hat Pina Bausch mit ihrer tiefen Suche nach Antworten auf die vielen existenziellen Fragen und mit ihrem Tanztheater Wuppertal schon gezeigt. Und wenn dann irgendwann einmal unweigerlich die Gentrifizierung um sich greift, dann wird sich die Kunst ein neues Kraftzentrum suchen, während die Schwebebahn weiter über allem im Wuppertal schwebt. – Reinhard Koine

 

Meine Stadt als Alternative zu Berlin – zugegeben, erst auf den zweiten Blick – hat übrigens neben Tuffi und Pina Bausch … noch anderes zu bieten: einen Weltkriegsbunker (am sogenannten Döppersberg), der auf ca. 1000qm Fläche zu einem Club für die Techno-, House- oder auch Dubstep-Szene umgebaut wird. Das ist doch mal ne echte Konkurrenz für Berlin – und eine glatte Recherche-Lücke! – Angela Erfurt-Körner

 

Vielen Dank für den tollen Artikel über Wuppertal, dem ich mich voll und ganz anschließen kann.

Ich komme aus den beschaulichem Heidelberg und war anfangs wenig empfänglich für den Wuppertaler Charme und der Dynamik. Hier ist ja das Circular Valley, dem Zentrum der Kreislaufwirtschaft, am entstehen, mit internationalen Playern und ganz starker Dynamik! Am 23.3.23 ist Demo Day der startups und wenn Sie möchten, schicke ich ihnen gerne eine Einladung zu diesem Event. Wir werden mit der Auktionsplatform für Abfall, Clickwaste, auch dabei sein. – Daniel Vuynovich

 


 

 

Leserbriefe zu „GOLDFISCHOMA“ von Karen Köhler im ZEIT Magazin

 

Es ist schrecklich und es ist wunderschön, wie die Autorin ihre Zeit mit der dementen Großmutter beschreibt. Es ist wunderschön, mit einem langen Leben gesegnet zu sein. Es ist schrecklich, mit einem langen Leben „gesegnet“ zu sein. Es ist beides.

Wie viele haben die Geduld, das Geld und die Liebe in sich, ihren dementen Verwandten so viel Aufmerksamkeit zu schenken? Wie viele jüngere sind überhaupt noch da?

2050 wird es sehr, sehr viele alte Menschen in Deutschland geben. Mit Verlaub, wir sind am Arsch. – Polina Dekarz

 

Wie geht es der Goldfischoma heute. Nach jeder gelesenen Zeile Ihres Artikels habe ich Ihre Oma mehr ins Herz geschlossen. Versuchen Sie so lange wie möglich im Aquarium mitzuschwimmen, bevor die Goldfischoma ganz abgetaucht ist. Lange habe ich meine dementkranke Mutter gepflegt, betreut und versucht in Ihre Welt einzutauchen. Es hat lange funktioniert, bis ich nicht mehr mithalten konnte……. Ich wünsche Ihnen, dass Sie noch ganz viele Schnipsel zuordnen können. Liebe Grüße und vielen Dank für den so schönen Artikel – Daniela Schäfer

 

Ich möchte mich endlich mal für die Artikel in ihrem ‚Zeitmagazin ‚ bedanken. Ich lese natürlich auch gerne die anderen Beiträge aber irgendwie nehme ich mir regelmäßig das Magazin heraus und werde bestens unterhalten. Der Beitrag von der Schriftstellerin ‚Karen Köhler‘ hat mich sehr berührt. In einer Offenheit beschreibt sie die Beziehung zu ihrer Oma…rückblickend und dann den Einzug ins Altenheim. Die Autorin schreibt so liebevoll und mit großer Würde….Vielen Dank für diese unglaublich schöne. Wenn auch traurige Geschichte. – Mechthild Römer

 

So ein liebevoller und tröstlicher Artikel. Vielen Dank! – Judith Rachel

 


 

 

Leserbriefe zu „Alt. Na und?!“ von Paul Middelhoff

 

Schon erstaunlich, wenn nicht sogar bewundernswert, wie der Autor die Riesenprobleme der Biden-zeit elegant auslaesst:

Keinerlei Fortschritt im Immigrantenproblem

Meist unnötige von ihm initiierte Geldschwemme mit dem Ergebnis einer horrenden Inflation sowie noch groesserem Schuldenproblem.

Immer hoehere Sozialleistungsversprechen, deren Folgen unfinanzierbar sind und einfach auf folgende Generationen abgeschoben werden, immer nach der Methode “Nach mir die Sintflut”.

Schade, sieht so ausgeglichener Journalismus bei der ZEIT aus? – H. Peter Krebs

 

Herr Middelhoff schreibt hier eine einzige Lobeshymne auf Herrn Biden. Das ist befremdlich. Es ist Herr Biden, der America First zwar freundlicher Als Trump, aber immerhin genauso einsetzt. Die Eingriffe Amerikas in die Europäische Wirtschaft sind schon sehr, sehr stark, besonders wenn man

Das gnadenlose Verfolgen bei sogenannten Verstössen gegen die von den USA erlassenen Sanktionen, wird hier komplett verschwiegen. Auch wird nicht darüber geredet, dass das Umweltprogramm ganz entschieden amerikanische Hersteller bevorzugt, und zwar in der Art, dass deutsche Firmen überlegen Fabriken in den USA zu bauen, um an diesem Programm teilnehmen zu können. Noch eine Frage: glaubt Herr Middelhoff wirklich, dass die USA sich so stark im Ukraine Kriege engagiert, nur aus Gründen der Verteidigung der Freiheit? Ich bin überzeugt davon, dass die USA hier an ihre eigene Vormachtstellung in der Welt denken, die verteidigt werden muss. – Manfred Mengewein

 

Der Philosoph Sokrates fühlte sich mit seinen 70 Jahren zu alt für einen „Neuanfang“ außerhalb seines tödlichen Gerichtsurteils der 500 Athener Richter – hätte durch Freunde und Gönner aus seiner Gefangenschaft zwar fliehen können, doch er lehnte ab: Er sah für sich in seinem Alter keine Zukunft mehr! Alt. Na und?! Paul Middelhoff in seinem Artikel über den US-amerikanischen Präsidenten Joe Biden (der die stärkste militärische Macht dieser aggressiven Menschenwelt repräsentiert) – verzeichnet in seinem Text ein Bild von „Sleepy Joe“ (so nannte und nennt ihn nicht nur Donald Trump), den er scheinbar ohne journalistischen Widerspruch auch für die nächste Präsidentschaft aufgestellt sehen könnte, selbst wenn zu Beginn seines Artikels nett-scheuer formuliert wird: „Man bangt, jedes Mal. Hoffentlich stolpert er nicht, hoffentlich verhaspelt er sich nicht, beginnt keinen dieser Sätze, die nach wenigen Worten ins Leere laufen.“ Das sind doch geradezu die prägnanten Warnungen zu jenem hohen Alter, nicht mehr fit und flexibel zu sein für dieses Amt als Präsident der USA, während seiner amtlichen offiziellen Anwesenheiten oft auch einzuschlafen bzw. ein Nickerchen zu machen – nicht etwa hierbei in sich vertiefend über die Probleme auf diese Art und Weise zu philosophieren… „Jenseits von Gut und Böse?“ Eher doch abhängig von der aufscheinenden Senilität! Das muss leider so auch geäußert werden dürfen – hey Joe!

Nein und No? – dieser Joe Biden mag ja eine gewisse (humanistische?) Altersweisheit als gewählter Präsident mit ins Amt gebracht haben, und selbstverständlich haben wir alten Menschen (der Leserbriefschreiber wird 75) auch am politischen Geschehen eine Mitbestimmung zu leisten, einzufordern – jedoch in solch exorbitanter Position wie die des Joe Biden: sollte doch ein derartiger „Methusalem“ seine althergebrachten Machtansprüche überdenken und ganz besonders auf eine weitere Amtszeit verzichten… Jeden Moment hinterfragen zu müssen, dass Bidens geistigen Funktionen auch der angemessenen (politischen) Wirklichkeit zu entsprechen hätten – muss doch auf seine BeraterInnen geradezu alarmierend wirken; und in welcher Situation müsste dann der plötzlich anspringenden Senilität widersprochen, die hierbei irrationalen Befehle des Präsidenten außer Kraft gesetzt werden! Welches handlungskonkrete Recht haben in solchen Fällen die „Untergebenen“ eines alters-(kranken) Präsidenten, der eben nicht nur als „Sleepy Joe“ einschläft, sondern tatsächlich ad hoc nicht mehr ganz bei Sinnen sein könnte…

Nirgendwo auf der Welt wird ein 80jähriger Manager in irgendeinem Weltkonzern eine führende Position bekommen können – außer in seinem eigenen Betrieb kraft seines Besitzanspruches! Es ist doch geradezu verrückt und illusionistisch: das moderne, rasante Weltgeschehen einem gestrigen Oldie-Opa auf Jahre anzuvertrauen, der jeden Augenblick nicht nur geistig entrückt, sondern auch körperlich-alterskrank ausschaltet – zwar wäre dann die Vizepräsidentin Kamala Harris zur Stelle… Aber mit welchem anachronistischen Risiko eines persönlich besichtigbaren Untergangs: wird hierzu (unhoffnungsvolle) Weltpolitik vorgeführt, wo doch weltweit beobachtet werden kann: dass der Präsident der Vereinigten Staaten persönlich angeschlagen wirkt, stolpert, sich verhaspelt und mit wenigen Worten oft auch ins Leere läuft, doch zudem auch den nahenden Tod vor Augen hat… Jedem Schauspieler, jeder Schauspielerin auf der Bühne mit solch einer Vorstellung und Darstellung: würde allerhöchstens die Rolle der senilen Lachnummer vom Publikum abgenommen – wenn denn aus Pietätsgründen nicht schon das unfreiwillige Auslachen dem/der Bewerbenden erspart bleibt, die Theaterleitung ihn/sie vor sich selbst in Schutz nimmt. Der Volksmund berichtet aus dem Leben heraus sehr menschennah: „Alter schützt vor Torheit nicht!“ Warum also wählt das Volk in der Mehrheit solch einen alten Mann und Mitmenschen?

Paul Middelhoff vermerkt zum Schluss seines Textes lakonisch: „Das Joe Biden im nächsten Jahr noch einmal zur Wahl antritt, gilt mittlerweile als sicher. Eine gute Entscheidung? Ein Staatsoberhaupt wird schließlich nicht für die Leistungen gewählt, die hinter ihm liegen, sondern für das, was man sich in der Zukunft von ihm erhofft. Wenn Biden irgendwann nicht mehr kann, sollte er auch nicht mehr Präsident sein. Aber gerade kann es wohl niemand besser als er.“ – Und was heißt zudem als Unterüberschrift: „Nicht ideal, aber das Beste, was möglich ist“ Wenn der eigentlich so wichtige Artikel in DIE ZEIT so wenig kritisch sich vorzeigt, dann muss die Erkenntnis des Sokrates dafür aufgezeigt werden: „Gut alt werden heißt: Ich habe gelernt zu verlieren.“ – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 


 

 

Leserbriefe zu „Chinas Friedensplan. Was will die Regierung in Peking?“ von Mark Schiezitz et.al.

 

Trotz berechtigter Skepsis gegenüber China sollte der Westen offensiv China zu konkreten Initiativen auffordern: Beim Getreideabkommen, bei Beendigung der Angriffe auf die Zivilbevölkerung und zivile Infrastruktur, die Sicherung der Atomkraftwerke, die Ächtung eines Atomwaffeneinsatzes samt entsprechender Drohungen und die Abwehr eines Kriegseintritts von Belarus. Xi Jinping muss vor der Weltöffentlichkeit schlicht „sein Gesicht verlieren“, sollte er ohne konkrete Ergebnisse hier im Frühjahr zu Putin reisen. – Martin Hommel

 

Da China eine Diktatur ist und wenig vom Völkerrecht hält, wie u. a. die politische und wirtschaftliche und vielleicht bald auch militärische Unterstützung für Putins Russland zeigt, sollten alle Demokratien sich möglichst schnell wirtschaftlich unabhängig von China machen, bevor Erpressungsversuche einsetzen, wie Herr Putin sie bezüglich des Gasexportes unternommen hat, oder bevor China Taiwan angreift und deshalb Wirtschaftssanktionen unvermeidlich werden. Viele Rohstoffe könnte man wiedergewinnen, statt sie immer neu zu importieren. Wenn Wiedergewinnung nicht möglich ist, muss man nach alternativen Lösungen suchen, bei denen man nicht auf das Wohlwollen von Diktatoren angewiesen ist. Das kann teurer sein/werden als der bisherige Import. Aber sollten die Sicherung von Freiheit und Rechtsstaatlichkeit und langfristigem Wohlstand den Europäern und allen Menschen, die in freiheitlichen Demokratien leben, vorübergehende Wohlstandseinbußen nicht wert sein? Den Ukrainer*innen ist ihre Freiheit sehr viel mehr wert. – Ulrich Willmes

 

Was Chinas Regierung in Peking will? Ganz einfach. Da ist der Regierungssitz.

Oder lautet die Frage: Was will die Pekinger Regierung? – Wolfgang Burkhardt.

Bei allen (!) Initiativen Chinas ist zu berücksichtigen, was langfristig Chinas Intension ist: Die Einverleibung von Taiwan. Nach chinesischer Ansicht ein rein innerstaatliches Unternehmen, das keine ausländische Einmischung zulässt. Chinas Positionspapier zum Ukrainekrieg ist die Argumentationsvorlage für den Angriff auf Taiwan. – Erfried Steen

 


 

 

Leserbriefe zu „Solidarität heißt nicht Schweigen “ von Shimon Stein et.al.

 

Man kann nur hoffen, dass der eindringliche Appell der beiden israelischen Intellektuellen Stein und Zimmermann von unseren immer noch für bedingungs- und vorbehaltslose Israel-Unterstützung werbenden Politikern zur Kenntnis genommen wird! Wer für eine wertorientierte Politik auch im Umgang mit Israel eintritt, muß jetzt die Stimme erheben gegen die rechtsradikalen, rassistischen und nationalreligiösen Politiker, die ihr Land in den Abgrund treiben. Wer sich – aus welchen Grund auch immer! – nicht traut, seinem Freund die Wahrheit zu sagen, ist kein Freund, sondern feige oder ein Heuchler!

Man kann den beiden hochverehrten israelischen Intellektuellen nicht genug dafür danken, dass Sie die Heuchelei und Doppelmoral vieler betont philosemitischer deutscher Politiker und Journalisten anprangern. Die „falsche Freundschaft“ zu Israel zeigt sich schon darin, dass – wären die Autoren dieses wichtigen Artikels von Stein und Zimmermann keine jüdischen Israelis – in den deutschen Medien sicher ein Aufschrei erfolgt wäre, der den Autoren Israel- ja womöglich Judenhass und unverblümten Antisemitismus unterstellt hätte. Wahre Freundschaft erfordert Ehrlichkeit und keine kritiklose Verehrung! Vor allem nicht Schweigen! – Björn Luley

 

Wieso ist „Schweigen “ in diesem Kontext ein Substantiv? – Wolfgang Burkhardt.

 

Die momentane politische Entwicklung in Israel zeigt drastisch, was passiert, wenn die Zahl derjenigen Bürger, die partielle Identitäten über allgemeine Talente und Herausforderungen unseres Menschseins stellen, kontinuierlich zunimmt. Sie verabsolutieren ihre jeweiligen Weltbilder und bleiben damit in ihren Exklusivräumen stecken. Zugehörigkeiten werden dann zu illusionären Werten hochgepuscht, Kompromisse und Kooperationen werden nur noch zur Selbstbestätigung zugelassen.

Wer sich dazu noch auf standardisierte Leitlinien der Orthodoxie beruft, schottet sich damit immer mehr von allem anderen ab. Das griechische Wort orthodox bedeutet rechtgläubig. Wenn das nicht nur auf den persönlichen Glauben bezogen wird, sondern pauschale Gültigkeit beansprucht, isolieren sich deren Protagonisten. Und wenn das im politischen Spektrum entscheidende Bedeutung gewinnt, isoliert sich der jeweilige Staat – und das ist schon seit langer Zeit kontraproduktiv. – Christoph Müller-Luckwald

 


 

 

Leserbriefe zu „Heulen ist noch keine Kunst“ von Matthias Kalle

 

1.) Nach etwa drei Vierteln des Textes wollte ich mich vergewissern, ob ein Mann oder eine Frau den Artikel geschrieben hat. Bin beruhigt, dass es ein Mann ist.

2.) Weder interessieren mich Schicksalsgeschichten (eine derartige Lektüre überlasse ich gerne den Frauen) noch irgendwelche Befindlichkeiten anderer Menschen, egal ob männlich oder weiblich und schon gar nicht in schriftlicher Form. Ich höre dementsprechend zum Beispiel auch keinen Befindlichkeits- oder Heulsusenpop.

3.) Mal ein großes Lob an Ihre Grafikabteilung! Gerade in dieser Ausgabe gab es wieder tolle Einfälle. Neben diesem heulenden Gesicht (wahrscheinlich eher zufällig ist rechts auch noch ein Männchen mit zwei ausgestreckten Armen und einem ausgestreckten Bein entstanden) gefällt mir auch der genetische Fußabdruck auf S. 31 und ganz reizend war auch die Idee, einer Fünfjährigen die Bebilderung des Kita-Artikels auf S. 19 zu überlassen. – Thomas Manthey

 

Der Mann war schon immer ein wehleidig heulender Hund, und tut seinem Schmerz nicht erst seit gestern irgendwie kund. Ob derzeit gut beobachtet durch die digitale Brille von dir/ihnen Matthias, macht dich/sie dieser Text noch längst nicht zum Männertränenmessias. Im Verlauf des Textes dachte ich schon er würde besser im Manager Magazin wohn‘.

Der letzte Satz allerdings gibt ihm dann doch die ‚Feuilletongreenkart‘ blindlings. – Bodo Klimmek

 

An sich möchte ich Ihnen gerne Recht geben: Ausschweifendes Selbstmitleid ist wirklich keine Kunst. Weinerlichkeit nervt (übrigens geschlechtsunabhängig!). Aber irgendwie können die armen Männer heutzutage auch nichts richtig machen, oder? Entweder toxisch männlich oder verweichlicht aufmerksamkeitsheischend. Geschieht ihnen recht!, könnte man jetzt sagen. Ich finde das ein bisschen zynisch. Keine Ahnung, wie lange Männern von Geburt an indoktriniert wurde, ihre Gefühle zu unterdrücken und zu verstecken, aber sollte es uns nicht freuen, dass Kinder, die jetzt aufwachsen, etwas anderes lernen? Ich bin dafür, der Männerwelt ein bisschen mehr Zeit zu geben. Die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen hat dort gerade erst angefangen. Wo wurde jemals von einem Anfänger Perfektion erwartet?

Und ist Ihnen mal in den Sinn gekommen, dass ein derartiger Artikel Männer davor zurückschrecken lassen könnte, Verletzlichkeit zuzulassen? Je mehr ich darüber nachdenke, desto deplatzierter finde ich diesen Artikel in der heutigen Zeit. Vielleicht wäre ein Text darüber, wie Männer es richtig machen können, angebrachter gewesen. Aber das wissen Sie wahrscheinlich selber nicht. – Julia Sperhake

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir müssen uns zuerst selbst bekehren«“. Gespräch mit Walter Kasper geführt von Evelyn Finger

 

Ein wirklich tolles Gespräch, das Frau Finger hier mit Herrn Kasper führte. Da bekommt man gleich Lust, nach Rom zu fahren, um über den Petersplatz zu laufen. – Michael Ayten

 

Was schreiben Sie denn da für Zeug: „Die Krise seiner (Kaspars) Kirche“

Das wird auch durch Wiederholung nicht besser: es ist eine Krise des Klerus! nicht der Kirche. Ich weiß nicht, wieso Sie Kirche=Klerus setzen. Milliarden Menschen sind Christen und keine Missbrauchenden. Zehntausende Pruestervund Ordensleute sind rechtschaffene Menschen und setzen such für andere, auch Nichtchristen ein. Es ist und bleibt eine Glaubwürdigkeitskrise der Menschen, die ihre kirchliche Machtstellung als Täter und Täterinnen ausgenutzt und Leid zugefügt haben, und oft wussten nicht nur die Opfer davon, sondern andere, die schwiegen und mitschuldig wurden. Aber die Mehrheit (wie viel % über 90?) der Christen und Kirchenmitglieder sind nicht Täter. Krise des Klerus, ja, aber bleiben Sie auf dem Boden, nicht der Kirche. – Alois Lienhard

 

Typisch verwirrend die Sprache der Theologen, die glauben machen wollen, Diener einer Wissenschaft zu sein deren Freiheit aber unter dem Vorbehalt des Papstes steht. Wenn der Theologe Kasper den wohlklingenden Spruch „Wir müssen uns zuerst selbst bekehren“ verkündet, hätte man gerne mehr darüber erfahren, was er eigentlich damit sagen will. Meint er damit den Zweifler der endlich zum christlichen Glauben finden soll oder meint er die Bekehrung eines unsicheren Menschen zu den Grundlagen seines christlichen Weltbildes da ihn Zweifel befallen? Werden Theologen wie Hans Küng zu Kritikern der Amtskirche entzieht man ihnen kurzerhand die Lehrerlaubnis. Kardinal Kasper beeilt sich zu betonen, dass er administrativ damit nichts zu tun hatte, sie wurde ja von Rom entzogen. Er vergisst aber nicht zu erwähnen, dass er Küngs Positionen polemisch zugespitzt fand. Eher anmaßend die Aussage des Kardinals, dass man als Theologe nicht von Gott reden, ohne auch zu ihm zu reden und auf ihn hört. Ein Philosoph wird hier die Stirn runzeln und sich fragen, wem Theologen ihre vermeintliche Nähe zu Gott verdanken -Gott selbst wohl nicht. Da kann man schon eher seiner Bemerkung zustimmen, dass das Christentum philosophisch relevant bleibt. Die Verbundenheit der verschiedenen christlichen Religionen (Ökumene) hat mit dem skandalösen Verhältnis der Russisch-Orthodoxen Kirche zu dem Kriegsverbrecher Putin eine gefährliche Schieflage erreicht. Putin präsentiert die grässliche Maske des Vernichtungskrieges gegen die Ukraine und im russischen Fernsehen zeigt man ihn sogar, wie er sich neben einem Priester bekreuzigt. Eine schlimmere Verquickung von Religion und verbrecherischer Politik kann man sich nicht vorstellen. Der katholischen Kirche, und nicht nur der, ist aber anscheinend das kirchenpolitische Instrument Ökumene wichtiger als die Grundlagen des christlichen Weltbildes. Der Kardinal nennt die Komplizenschaft zwischen Diktator Putin und der Russisch-Orthodoxen Kirche unter Patriarch Kyrill lediglich eine ungute Verflechtung von Kirche und Politik. Aus dem Munde eines Kardinals reicht das nicht aus. Es zeigt nur, wie sehr die katholische Kirche viel zu oft eher weltpolitisch orientiert ist und dabei ihr christliches Fundament vernachlässigt. – Klaus Reisdorf

 


 

 

Leserbriefe zu „Über anspruchsvolle Karrierefrauen auf der Suche nach ebenbürtigen Männern“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Zunächst: ich freue mich jedes Mal auf Herrn Martenstein und hoffe, dass er noch sehr lange für das Zeitmagazin schreiben wird.

Zu seinem letzten Artikel, der sich mit einem Extremfall der Partnersuche beschäftigt, möchte ich eine allgemeingültige Anmerkung machen, die sie auch gerne auf der Leserbriefseite abdrucken dürfen. Der Wunsch der Frau nach einem möglichst starken, schönen, reichen Mann von hohem sozialen Status ist Ursache für viel Unglück und Leid in der Welt. Weniger bei den Frauen selbst, deren Wunsch nicht erfüllt wird, als vielmehr bei den Männern, die sich abmühen, diesen Wunsch zu erfüllen und dabei sich selbst und der Welt großen Schaden zufügen. – Andreas Matt

 

Seit vielen Jahren lese ich die Zeit und mit besonderem Vergnügen Ihre Beiträge im „Zeit Magazin“.

Ihr Text in der Ausgabe vom 02.02.2023 passt hervorragend zu den Anbahnungsversuchen der, von sich selbst begeisterten, Schnallen im Kapitel „Kennenlernen“ am Ende des Hefts. Weiter so! – U. Herrmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Soziale Energie“ von Rainald Goetz

 

Ein von Reinald Goetz gesprochener Text, abgedruckt in der ZEIT unter der Überschrift „Soziale Energie“. Wer hat sich für diese Überschrift und gegen „Abstrakter Idealismus“ entschieden? Wer hat die Unterzeile mit der zusammenfassenden Einordnung geschrieben? Er ist wieder da, steht da. War es eine Rede, ein Bericht? Alles eingespannt zwischen einer szenischen Folge quadratischer Bilder, die den Schriftsteller redend und gestikulierend zeigen. Die minimalistische Bildunterschrift: Name, Datum, Ort. Im gedruckten Text Hervorhebungen in Großschrift, u.a. „Soziale Energie“, „Hysterieenergie“, „Gegensinn“, „Nichtgedrucktes“, „Graubereich“. Nicht hervorgehoben sind Worte wie „Geheimnis von Autorschaft“, „Trubel des Konkreten“, „Ordnung“. Zwischen den Textsäulen ausgewählte Zitate als eingewobene rote Satzfäden. Wer hat die Auswahl getroffen? Der feiernde Text muss nun gedruckt für sich sprechen. Selbst wenn der redende Autor in der Bilderfolge für den abwesenden Leser stumm anwesend ist. Partizipiere ich nun an der sozialen Energie? Als Leser, als Leserbriefschreiber? – Reinhard Koine

 

„…ein huschendes Schreiben/ein flatterndes Denken – Wovon man träumen würde: Mit leichter Hand hingeworfene Skizze der Situation, in der wir hier sind, versammelt, um das Erscheinen dieses Heftes zu feiern.“

Und dann liest der ZEIT-mitbeteiligte Lesende zu seiner verbrauchenden Lebenszeit diese gedruckte Rede des Rainald Goetz: zwei engbedruckte (letztlich unbeeindruckende) ZEIT-Seiten beanspruchend – genau diesen Zeitrahmen wie zu dem Rede-Vortrag des Energie-aufgebrachten literarischen Delinquenten, der mit aller Effekthascherei und überhaupt nicht des huschenden Schreibens und des flatternden Denkens sich hingebend, sondern wie in einer Predigt vor der Gemeinde sich heftig dafür/darauf vorbereitend, den sprachlichen Pegasus auf die Erde herabholen wollend: jedoch eher affektierte Zurschaustellung eines Text-Konglomerats zur Applaus-Vorbereitung vor jenem „Wissenschaftskolleg“ in Berlin und wahrscheinlich mit dem zuvorigen Wissen, dass diese Suada in DIE ZEIT ihre Öffentlichkeit finden wird… „Dieser abgedruckte Text sei eine Blattkritik der „Zeitschrift für Ideengeschichte“ – die vom Wissenschaftskolleg mitherausgegeben und redaktionell von Stephan Schlak verantwortet wird“: schreibt das ZEIT-Feuilleton auf den Knien einer Bewunderung zu den gestikulierenden Worteabrufungen vom abgelesenen Text des auch schauspielerisch begabten Rainald Goetz herab von seinem Podium ins ach so verständige versammelte Publikum zum Jahrmarkt der diesbezüglichen Eitelkeiten…

Und da liest der ZEIT-Reisende das Feuilleton dieses textisch geistesantrainierten Hirn-Body-Buildings und lässt seine Blutzirkulation vorerst entsprechend druckvoller in die Hirnpartien hinaufbluten, um diesen gesamten Sermon nicht etwa nun zu verdauen, sondern herabsacken zu lassen in den erkennbaren Auflauf an gekonnter Produktion der hirnträchtigen Machbarkeiten eines literaturdramatischen und dramaturgischen Dabeiseins: und genau aus dieser Besichtigung heraus wird jener Text zu einer entwurzelten Durchschaubarkeit… Das Blutbad der aufgeritzten Stirnedarbietung des seinerzeitigen Rainald Goetz (in Klagenfurt) muss nicht nochmals rotfarbig wiederholt werden, es genügt schon die Selbstbeweihräucherung zu dessen Vortrag in Berlin, wenn er da aufschreibt: „…Deshalb ist der Literaturbetrieb, ähnlich wie der Wissenschaftsbetrieb, von einer solch immensen Vitalität, beider Aktivitäten leben aus der inneren HYSTERIEENERGIE, die der Geist in jedem Aktivisten braucht und hervorbringt, wenn schriftliche Dokumente dessen entstehen sollen, was die Sprünge der Gedanken, die schauhafte Vielfalt von gleichzeitig eingesehenen Aspekten im Augenblick des Verstehens einer Sache, die kaskadenhafte Folge von explizierenden Schritten der Darlegung von Argumenten, die diese Augenblicke von Erkenntnis nachvollziehbar machen, was geistige Arbeit in ihrer ganzen Wirrheit und Irrheit, zugleich hochrational, als Praxis ist: Textproduktion, das Kleingedruckte, Schrift. Davon handelt mein Text hier, ABSTRAKTER IDEALISMUS. Bericht.“

„Horch was kommt von draußen rein“ – und verinnerlicht sich in den Freiräumen zu den vergeistigten Hirnwindungen, nur gut: dass wir mit einem endlos langen Darmgekröse nicht zu denken und zu Bedenken haben und uns nicht über die entsprechenden Darmwinde geistig austauschen müssen… Der relative Verstand hat keine wirkliche Vertraulichkeit gegenüber den Ergüssen einer deutlich erkennbaren Anhäufung von pseudoliterarischer textlicher Schönfärberei – doch verdeutlichend für den Lesenden dieser Aufhäufung von wortreicher Beifallserwartung ist die vermeintliche wohlweisliche Nachwirkung dieser abgelesenen Rede und die wohl beabsichtigte verbleibende Bewirkung auf das LeserInnen-Publikum in DIE ZEIT. Nein: man kann dann diese massiven Zeilen anders lesen: „Die von sich selbst überforderten Regulierungsbemühungen, im Apostolischen Schreiben oder an dieser Ampel, wirken, wenn man sie beobachtet, immer ein bißchen verzweifelt, denn der normale, ganz einfach Umgang mit solchen Lagen ist das Einspringen der Weisheit des GRAUBEREICHS, der Grundregel: alles Genauere bleibt ungeregelt…“ Quo vadis – Hochwürden zur Aufgeplustertheit aus der zehnjährigen Stille oder des Stillhaltens?

Aus dem Literaturbetrieb kann der Leser, die Leserin nicht austreten – wie etwa aus einer Kirche als Verein: in der die Pfaffen beständig jeden Sonntag in ihren Predigten ihre Wiederholungen der Wiederholungen den erwartungsvollen Anwesenden vorkäuen in all der durchtrainierten Verlogenheit ihres „verinnerlichten“ Systems der Verführbarkeiten von Menschen-(Massen)… Die Heilserwartung bewirkt doch geradezu grotesk die Erwartungshaltungen durch diese Verheißungen von der Kanzel herab – und dann wird auch noch das „Blut Christi“ aus dem Kelch der Lügen getrunken und sein gemarterter Leib vereinnahmt: welch eine Tragik der Anhäufungen von Anmaßungen und menschlichen Überhöhungen… Und nicht anders in der Gegenbewusstheit erscheint dem RvM dieser durchtrainierte

Text des Rainald Goertz – man liest und liest, verharrt, verweilt, sucht nach Gegenbildern und verinnerlichten Aufbewahrungen: hält inne und vermerkt immer deutlicher: dass dieses Erschreiben von „langer Hand“ verplant und geplant wurde – nichts spontanes, nicht eine etwa mit leichter Hand hingeworfene Skizze der Situation – zwar nun im Wissenschaftskolleg zu Berlin als Rede vielleicht eher organisiert hingeworfen, aber zuvor mit allen Tricks des Literaturdaseins aufgeworfen zu einem Textmarathon der jahrmarktlichen Komprimiertheit, eine ausgefuchste Selbstbespiegelung der persönlichen Eitelkeiten… Und DIE ZEIT schreibt euphorisch hierzu: „Es war eine Feier der Zeitung und des gedruckten Wortes und die lang erwartete Rückkehr des Schriftstellers in die Öffentlichkeit.“

Aus anderen Tiefen kommend – da der Leserbriefschreiber hierzu kurz zuvor noch das Buch (oder „den Bericht“) von Peter Bamm „Die unsichtbare Flagge“ lesend beendet hatte und dann der Text des Rainald Goetz sich aufzeigte – und dadurch verdeutlicht wurde, wie doch oberflächlich erkennbar, dieser Text auf gefälligen Beifall hingedrechselt erscheint; und der RvM hinterfragt desweiteren was literarisch bewirkt werden kann, wenn einem vorgegaukelt werden soll, dass dies mit leichter Hand eine hingeworfene Skizze der Situation sei… Welche/r Situation denn? – dass ausgesuchte Leute dort zu dem möglichst beeindruckenden, gestikulierenden Redner Goetz sich versammelten, um sich selbst grell zu beleuchten und zu berauschen, zur scheinbaren geistigen Elite zu gehören… Und dann kommt da ein Textanteil zur Kenntnis: „Es ist das NICHTGEDRUCKTE, das aus der Spannung zwischen den Bildern und dem sie umgebenden Kleingedruckten entsteht, was die rätselhafte, einfach nicht vergehende Faszination ausmacht, die von der realen Mentalität von Gedrucktem ausgeht, am allermeisten, allerschönsten und alleralltäglichsten auf den Seiten der Tageszeitungen. In meinem Text wird das ausgiebig gefeiert…“

Ist das nicht mit dem rostig erkennbaren Hammer vergüldet philosophiert – in der Hingabe zu einer Veröffentlichungs-Erhaschung? Und DIE ZEIT schreibt hingebungsvoll kniefällig auffällig: „Seine zehnjährige Stille wurde zuletzt nur unterbrochen von einem Theaterstück „Reich des Todes“, uraufgeführt im September 2022 am Hamburger Schauspielhaus.“ Von welcher zehnjährigen Stille wird da geschrieben und gesprochen und zu welcher Vermisstheit gegenüber welchem Publikum und welchen erhoffenden Erscheinungen…? Eher doch ein textliches Aplomb – das kaum jemand im „gemeinen“ Volk sich verständlich machen kann, herauserhöht im überlegen(d)en Bewusstsein, sich elitär zu empfinden als Schriftsteller mit den wortreichen Gesten eines sich darstellenden Katalysators an zu erwartender Ewigkeit über DIE ZEIT der Zeitlosigkeit hinaus…

Der Leserbriefschreiber kommt nicht umhin, dieses zweiseitige Redemanuskript, abgedruckt durch das ZEIT-Feuilleton: als eine durchschaubar komponierte Affektiertheitshascherei zu empfinden, um auch beim zweiten Durchlesen diesen Eindruck nicht fortwerfen zu können… Zum Ende des Textes hin wird Rainald Goetz nochmals sehr selbstberührt feierlich: „Beides zu feiern, das FEIERN und zuletzt doch auch das die Feier auslösende, abwesende Lesen, beide Zustände und Bilder und das Taumeln zwischen ihnen, sind wir zum Erscheinen dieses hochverdichteten Anregungskonglomerats, dieser Zeitschrift hier versammelt. Und ich, sollte ich vorhin nicht besser gesagt haben: aufgeschreckt? oder federnd? Im Denken, im Schreiben, DANKE Ihnen herzlich, halleluja.“ HEUREKA-Tralala?

Da nehme man den Sokrates auf seiner Agora ins antike Gebet, der sicherlich auch zu eitel und von sich selbst und seinem Orakel von Delphi beeindruckt war – sich auf die Suche begab, dann doch der Weiseste unter den Weisen sein zu wollen, indem er die anderen ihrer „Weisheit“ enthob… „Wenn du etwas weitersagen willst, so seh es zuvor durch drei Siebe: Das Erste lässt nur das Wahre hindurch, das Zweite lässt nur das Gute hindurch, und das Dritte lässt nur das Notwendigste hindurch. Was durch alle drei Siebe hindurchging, das magst du weitersagen…“ In summa: Rainalds unerGOETZliche offensichtliche Selbstbeweihräucherung! – Conditio sine qua Nonsens? – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 


 

 

Leserbrief zu „Wenn Journalisten ihre eigenen Kollegen zum Schweigen bringen wollen“ von Yascha Mounk

 

Um seine ultra-liberalen Thesen zur Gefährdung der Meinungsfreiheit zu untermauern, wählt Yascha Mounk auch dieses Mal ein extremes Beispiel, das beim Leser zu Recht Empörung hervorrufen dürfte. Doch der Autor verfehlt den Kern des Problems. Den entscheidenden Grund, warum junge Journalisten den Pfad der vermeintlichen Neutralität in der Berichterstattung verlassen, nennt der Verfasser allerdings selbst: Donald Trumps zweifelhaften Umgang mit der Wahrheit. Angesichts einer ohnehin polarisierten Medienlandschaft, gut gefüllter „Kriegskassen“ der Fossil-Lobby, Fake News ausländischer Troll-Fabriken und der Suggestivkraft evangelikaler Kulturkampfrhetorik, ist eine publizistische Gegenbewegung nötig, die über die realen Machtverhältnisse aufklärt, Fehlinformationen schonungslos aufdeckt, Diskriminierung und strukturelle Gewalt klar benennt – dabei lässt sich eine gewisse Parteinahme und prinzipienfeste Haltung ehrlicherweise nicht vermeiden. Verächtlich spricht Yascha Mounk von „selbst ernannten Verteidigern der Demokratie“, die sich anmaßten, den Leser mit paternalistischem Gestus vor „politischen oder moralischen Fehlern“ bewahren zu können. Dabei überschätzt er das Urteilsvermögen und unterschätzt die „Verführbarkeit“ der sogenannten Mitte der Gesellschaft. Wer meint, im Namen der Meinungsfreiheit vorrangig den angeblich „woken“ Zeitgeist geißeln zu müssen, macht sich ungewollt zum Büttel neurechter, zutiefst illiberaler „Identitätspolitiker“, die gezielt, und nicht ohne Erfolg, an den Grundfesten pluralistischer Gemeinwesen rütteln. – Rüdiger Paul

 


 

 

Leserbrief zu „»Nachhaltigkeit gibt es nicht umsonst« “. Gespräch mit Jochen Eickholt geführt von Roman Pletter et.al.

 

Schön und gut, wenn der Chef von Siemens Gamesa Jochen Eickholt ein level playing field, also einen fairen Wettbewerb fordert, weil die böse Konkurrenz aus China sämtliche Hebel und Schalter betätigt, um sich selbst in eine wirtschaftlich vorteilhafte Position zu bringen. Aber wenn wir uns mal ehrlich machen, waren wir in der Vergangenheit doch genauso vorgegangen. Und tun es bis heute. Nicht umsonst sind wir die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt.

 

Es geht immer auch darum, möglichst gute und günstige wirtschaftliche Bedingungen herauszuschlagen, damit wir dann langfristig von diesen Benefits profitieren können. Ob das jetzt die Produktion im Ausland angeht, weil dort die Personalkosten wesentlich geringer sind oder Subventionen, die dort zum Tragen kommen, um so den Standort lukrativ erscheinen zu lassen.

Die Chinesen spielen letztendlich nur mit denselben Methoden. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Das Geheimnis der Schätzchen“ von Thomas Fischrmann

 

Als ehrliche Männer Roms sollten wir erst gar kein Gold erstehen.
#mosmaiorum – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Der Schrecken der Insulaner“ von Ricarda Richter

 

Gut, dass Sie sich dieses Themas angenommen haben. Als Fortsetzung ist es notwendig, die Hintergründe dazu zu beleuchten. Das wäre z.B., dass wir in Deutschland bislang das Fracking, wodurch LNG gefördert wird, (noch) ablehnen konnten, da es geophysikalisch und gesundheitlich unübersehbare Folgen haben kann. Die Zahl der Tanker, die mit Schweröl über den Atlantik kommen nebst dem umweltzerstörenden Fracking war mal Thema der Grünen, leider ist das nicht mehr erwähnenswert. Zudem gibt es Hinweise, dass Norwegen an den Manövern der USA in der Ostsee beteiligt war, bevor die Sprengung der Northstreampipelines erfolgte. Nun profitiert ein norwegisches Unternehmen mit RWE daran und nutzen die Pipelines? Insofern recherchieren Sie umfassend weiter und halten uns auf dem Laufenden! – Susanne Schwierskott

 


 

 

Leserbrief zu „Frischer Visch“ von Henning Suessbach

 

Ein hervorragender Beitrag, den der Schöngeist Henning Sussebach da verfasst hat. Alleine schon, dass der gute Mann das Präteritum-Verb verbuk im Text verwendet, war mir schon Erheiterung für die Seele. Da lacht mein Herz! Ich werde dieses kleine literarische Glanzstück gleich bei einer Tasse Kaffee ein erneutes Mal lesen. Welch schmeichelhafte Zeilen. Herr Sussebach, es sei Ihnen gedankt. Bravo! – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Keine gute Figur“ von Peter Neumann

 

In Ihrem Artikel “ Keine gute Figur“ schreiben Sie, Frau Guerot habe behauptet “ der Westen habe den Krieg mit Russland begonnen“. Ich habe die Bücher von Frau Guerot, die ich im Übrigen sehr schätze, gelesen und auch mehrere Interviews von ihr gehört. Nirgends habe ich diesen Satz gehört oder gelesen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie die Quelle angeben könnten, wann und wo sie das gesagt oder geschrieben hat. Vielen Dank im Voraus. – Dorothee Winter

 


 

 

Leserbrief zu „Frisch erforscht. Japanisch per Rosenduft“ von Ranghild Schweitzer

 

Bereits beim Lesen des Artikels stellt man schnell fest, dass die zugrundeliegende Studie vermutlich nicht besonders aussagekräftig ist. Ich habe daher in die Studie gesehen, sehr schnell kommt man zu dem Ergebnis, dass die Ergebnisse vermutlich nicht replizierbar sein werden (man weiß es zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht). Seit 2015 ist bereits bekannt, dass in der Psychologie viele Studien nicht replizierbar sind (https://www.zeit.de/2019/12/wissenschaftliche-studien-forschung-nachrichtenwert). Dies liegt in der Regel an kleinen Stichproben, nachträglich geänderten Auswertungsmethoden, etc. Auch in der hier zitierten Studie fallen einem die Punkte direkt ins Auge:

– Die Stichprobe ist relativ klein, 183 Personen, die auf mehrere Gruppen aufgeteilt werden. D.h., es die einzelnen Gruppen sind noch deutlich kleiner.

– Das Experiment hat online stattgefunden. Die Umgebungen sind also nicht kontrolliert, es ist unwahrscheinlich, dass alle Personen sich an den Aufbau gehalten haben.

– Die entscheidende Stelle steht aber in den Ergebnissen: „(N vs. LST: p = 0.037, LT vs. LST: p = 0.0029; LS vs. LST: p = 0.028; see Table 2)“ Hier werden p-Werte angegeben, die knapp unter der 0.05 liegen. Es gibt mittlerweile recht gute Hinweise darauf, dass diese Ergebnisse sich nicht replizieren lassen.

Diese Art von Forschung ist genau jene Forschung, die in der Psychologie zur Replikationskrise geführt hat. Natürlich ist es in einem wissenschaftlichen Journal publiziert, aber das heißt nun leider wenig bis gar nichts. Das Journal ist ein Open Access Journal, es verdient also nur Geld, wenn publiziert wird (für diesen Artikel haben die Autor*innen 2090€ bezahlt, https://www.nature.com/srep/open-access#apc).

Die Qualitätskriterien bei wissenschaftlichen Studien sind in der Regel nicht besonders leicht zu durchschauen, aber ich persönlich schaue immer auf folgende Merkmale: Sind die Stichproben groß genug (mindestens 100 je Bedingung, hieße hier, mindestens 300 Personen), sind die Daten frei verfügbar? (sind sie hier nicht) und wurde die Studie prä-registriert? (wurde sie auch nicht).

Ich würde mich freuen, wenn Sie diese Informationen an die Autorin des Artikels weiterleiten, gern kann sie sich auch direkt an mich wenden für Rückfragen. Leider bekommen derartige Studien viel zu viel Aufmerksamkeit, obwohl sie in der Regel nicht besonders aussagekräftig sind. Mittelfristig führt dies dazu, dass die Wissenschaft darunter wieder leidet, weil in 10-15 Jahren wieder keine dieser Studien replizierbar ist. Ich freue mich grundsätzlich natürlich sehr, wenn über wissenschaftliche Ergebnisse berichtet wird! – Kai Horstmann

 


 

 

Leserbrief zu „Macht das Smartphone dümmer, Herr Montag?“. Gespräch mit Christian Montag geführt von Sarah Koldehoff et.al.

 

Zunächst wären die Hirn-Schadenswirkungen der Smartphones eher eine individuelle Sache. Millionenfach dosiert und zusätzlich jede Menge „Pseudo-Informationsblasen“ sowie teilweise sachlicher Unsinn bei Wikipedia: Schon entsteht bald ein riesiges gesellschaftliches Problem. In meinem Fachgebiet Energie-, Umwelt- und Ressourcenökonomik wimmelt es inzwischen von Pseudo-wissenschaftler*innen mit Verbreitung von Unsinn oder auch Unterdrückung von zutreffenden Größenordnungen – weil diese „unangenehm“ sind. – Wolfgang Ströbele

 


 

 

Leserbrief zu „Werist der weiße Hai?“ von Georg Seesseln

 

Jesus Christ und Kyrieleis! In welchem WAHN wurde denn diese Rede gehalten? War da etwa KOKAIN mit im Spiel? Ganze zwei Seiten mehr oder weniger zusammenhangloses LOSGELABER mit nur ganz wenigen SPURENELEMENTEN an Substanz. Sind Sie sich sicher, dass das Ganze GEBLUBBER in der ZEIT erscheinen sollte? ODER hat der Chatbot die Dingizität des KLEINGEDRUCKTEN überlesen. Leider schaffe ich es nicht, noch mehr ähnlich gequirlten Stuss zu fabrizieren und DESWEGEN beende ich das Ganze jetzt mit einem dreifachen Zickezacke, zickezacke, hoi, hoi, hoi! PS: Gibt es in der nächsten Ausgabe wenigstens die fehlenden Fußnoten zu der Rede?

Die Rezension von Georg Seeßlen hat alles wieder gut gemacht. Dem sollten Sie lieber zwei ganze Seiten überlassen. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zu „TAGEBUCH AUS KIEW. 16. FEBRUAR: DER FLUSS DNIPRO“ von Sergiy Maidukov im ZEIT Magazin

 

Der Illustrator Maidukov behauptet, die russischen Besatzer hätten die Tore des Staudamms von Kachowka geöffnet, …

Eine meiner Bekannten hält das für ein Fake, u.a., weil darüber im Internet nichts zu finden sei. Was wissen Sie darüber? Gibt es neuere Informationen? Das würde mich sehr interessieren. Es ist in meinem Bekanntenkreis gerade ein heftiges Thema. – H. Schwarz

 


 

 

Leserbrief zu „»DIE WAHREN LEGENDEN SIND TOTAL LASSIG«“. Gespräch mit Måneskin geführt von Giovanni Di Lorenzo im ZEIT Magazin

 

Sehr cool! Ein Gespräch mit Måneskin und Ihr Chef könnte, dem Foto nach zu urteilen, bei der Band direkt einsteigen. Vielleicht als „Boss“. Das macht einige Modehefte wieder wett! (Als ich das Cover sah, hatte ich schon wieder eins befürchtet.)

Es freut mich, dass diese Band immer noch sehr erfolgreich ist. Den ESC-Sieg hat sie unter anderem auch mir zu verdanken. Das musikalisch durch Ballermann-Schlager verpestete Deutschland, hat sie, wenn ich mich richtig erinnere, ja bloß auf Platz 7 gehabt. Ich beteilige mich an den Abstimmungen nur äußerst selten (Lena war bei der Vorausscheidung ähnlich überzeugend), aber da mich Måneskin sehr an eine meiner französischen Lieblingsbands (Noir Désir, durch die Ereignisse um Marie Trintignant und Bertrand Cantat leider lange unhörbar, was sich erst durch Felix Meyers kongeniale deutsche Version von „Le vent nous portera“ wieder gebessert hat) erinnert, habe ich hier einmal eine Ausnahme gemacht.

Schön auch, dass aus Italien musikalisch endlich mal wieder etwas Neues und Frisches kommt. Sehr reflektierte Antworten. Man muss nicht zu Allem eine konkrete Meinung haben, aber wenigstens eine Haltung zu gewissen (politischen) Dingen sollte man schon haben. Und dass die wahren Stars nahbar bleiben, kann ich bestätigen. Zumindest gilt das für Billy Bragg, der nach einem Konzert in Hannover persönlich das Merchandising übernahm und Mike Peters (The Alarm) habe ich sogar bei zwei Konzerten die Hand schütteln können, einmal in Hildesheim (während der Konzertpause kam er aus seiner Garderobe heraus, was ich bei keinem anderen Künstler je erlebt habe) und einmal in Hannover, als laut Tourmanagerin das Taxi schon auf ihn wartete, aber für uns Fans nahm er sich noch die Zeit.

Damiano sollte mit seinem Verkaufstalent für überteuerte Kopfkissen bei Ihnen im ZEIT Shop anheuern. – Thomas Manthey