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27. April 2023 – Ausgabe 18

 

Leserbriefe zu „Wie grün ist der Kanzler?“ von Bernd Ulrich

 

Der zutreffende Kernsatz dieses Artikels, „dass nicht nur die normalen Leute die Politik brauchen-sondern auch die Politik die normalen Leute braucht“, ist angesichts parawissenschaftlich gebildeter oder begleiteter Politikerinnen und Politiker gänzlich unwahrscheinlich. Die persönliche Existenz dieser Kaste wird dadurch gesichert, auch mit Unterstützung von Medien als nicht normal unentdeckt zu bleiben. Scholz ist der höchste Repräsentant dieser schimärenhaften Politik. – Jürgen Dressler

 

Blaß bis dunkelgrün – dem Attentismus geschuldet. Bernd Ulrichs Nadelstiche dürften ihre möglicherweise vermeintlich heilende Punktationswirkung bei Olaf S. übertrieben und dessen Plan – im Gegensatz zu Angela M. -, von dem landauf, landab die stete Rede ist, ins Nirwana verdonnert haben?! Die Scholz’sche Handlungsanleitung, sofern als solche von den relevanten Stellen erkannt, erweist dem mit exponentieller Brisanz größer werdenden Hauptthema der letzten Jahre einen Bärendienst. Scholz als Vorbild des irrlichternden österreichischen Pendants, weist in eine Politikrichtung, die europa- und weltweit dankbare Nachahmer findet und das Umweltthema als auch nicht ganz unwichtig (nebensächlich) abtut. – Wolfgang Sauer

 

Scholz: Wie Merkel, nur mit Plan. Aber ach: Kein Plan geht auf. Es kommt immer etwas dazwischen. In der Ballade von der Unzulänglichkeit menschlichen Planens von Bertolt Brecht könnte Olaf Scholz lesen: Ja, mach nur einen Plan! Sei nur ein großes Licht! Und mach dann noch’nen zweiten Plan. Gehn tun sie beide nicht. Also: Sehr richtig, wenn Bernd Ulrich aus dem Hintergrundgespräch mit dem Kanzler vor allem Zweifel mitnimmt und nicht auf den von Olaf Scholz mit großer Schlauheit angeschobenen Klimawende-Band-Wagon aufspringt. Aber ganz egal, was Journalisten mit Bezug auf das Hintergrundgespräch schreiben, es nützt immer Olaf Scholz. Jede Antithese bietet ihm die Möglichkeit, sich danach als Synthese zu inszenieren. Noch die größte Kritik am Kanzler dient als Bestätigung, denn die Kritiker zeigen nur, dass sie einfach noch nicht verstanden haben. Und am Ende hat einmal mehr der Kanzler, der stets das Notwendige tut, recht. Allerdings: Wir nähern den Zeiten, wo das eigentlich Notwendige das schier Unmögliche ist, weil bis dahin das Notwenige eben nicht getan wurde. Aber: Bange machen gilt nicht. Auch hierauf hat unsere Kanzler mit Sicherheit eine schlaue Antwort. – Reinhard Koine

 

Lippenbekenntnissen sind ihm nicht fremd. Doch das Gezerre um den Atomausstieg und das Heizungsdiktat haben zu einem Stimmungswechsel bei den Wählern geführt und den Kanzler ins Grübeln gebracht. Wenn er erfolgreich sein will, muss er sich von den Wortführern der grünen Zunft distanzieren und auch in den eigenen, allzu ökoaffinen Reihen aufräumen. Seine Stammwählerschaft, ohnehin schon ausgedünnt, wird sonst die Urnen meiden oder gleich zur Protestpartei wechseln. Ein Menetekel die französischen Verhältnisse. – Christoph Schönberger

 

Wenn Journalisten aufgeben, über die Welt zu berichten, sondern sich in den Sarkasmus zurückziehen, ist etwas faul im Land. Besonders, wenn es sich um eine der letzten seriösen Zeitungen handelt. Der Artikel über Olaf Scholz bemüht sich in kabarettistischer Schärfe und vergisst dabei, um was es geht: ein Land in einer Lage, in der jeder nur noch seinen Vorteil sucht, zu regieren. Der Autor gehört leider auch zu denen, denen es nur um sich geht und ihr Besserwissen, ohne verantwortlich zu sein. Populistisch gefällig. Schade und wenig demokratisch. Denn zur Demokratie gehört immer auch die Anerkennung. – Dominik Rüchardt

 

Jedes Wort ein Brillant, präzise-scharf geschliffen! DANKE sehr geehrter Herr Ulrich! Sie haben es (wie immer) bravourös auf den Punkt gebracht: unser Bundeskanzler agiert wie eine „Merkel ohne Plan“! Es ist zum Weinen! Wo bleiben in gewissen Kreisen der Politik (aber auch in den Medien) ENDLICH Motivation, Appell und Entschlossenheit zum SPAREN und zum VERZICHT? Auch das gehört zur Zeitenwende, wenn der Mensch noch eine Überlebenschance haben will! Auch wenn ich manche Aktionen der „letzten Generation“ für kontraproduktiv halte, für mich (als fast 70 jährige) sind sie die wahren Helden unserer Zeit! Weil mutig, entschlossen und ehrlich (besorgt)! – Berta Walter-Hamza

 

  1. Frage: findet Herr Scholz diejenigen, die seinen Klimaplan nicht für hinreichend gut halten, also nicht daran glauben, religiös verwirrt oder religiös verirrt? Bildunterschrift und Text verwenden unterschiedliche Begriffe. Beide zeigen eine erschreckende Ansicht.
  2. Bitte sehr, Herr Scholz, vermitteln auch Sie der Bevölkerung einerseits die Zufriedenheit über den relativen Erfolg des Energiesparens, aber andererseits die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit von weiteren möglichen Zumutungen und Umstrukturierungen (auch für die obere Hälfte) mit dem Ziel der ökologisch gut aufgestellten, klimaneutralen Republik. – Almut Witzel

 

„Scholz hat einen Traum und einen Plan.“. „Er kennt diese Republik…in- und auswendig. So wie Merkel. (Nur mit Plan.)“. Dazu fällt mir das Zitat von B. Brecht ein: Ja, mach nur einen Plan! Sei ein großes Licht! und mach dann `nen zweiten Plan, gehn tun sie beide nicht. – Arnulf Klocke

 

Was – der von mir sonst sehr geschätzte – Bernd Ulrich da auf einer ganzen Seite aufgeschrieben hat, lässt mich ratlos zurück. Man hätte die Zeilen auch mit Leerstellen oder -zeichen füllen können. Inhalte waren da ja nicht. Eine Begegnung der besonderen Art – beängstigend.“ – Günter Göbel

 

Sie schreiben, dass das Herz der Klimawende die Energiewende sei. Das ist sicherlich richtig, jedoch die Einsparung von Energie ist auch ein sehr wesentlicher Faktor und sollte erwähnt werden. Wenn Sie die industriellen Fertigungen und Geräte im Haushalt anschauen, werden Sie feststellen, dass alle Entwicklungen auf der Basis günstiger Energie beruhen. Nehmen Sie als Beispiel dafür eine elektrische Pfeffermühle. Wir müssen wohl akzeptieren, dass unsere Wohlstandsgesellschaft schlicht und einfach zu viel Energie benötigt. Wir werden sicherlich in einigen Jahrzehnten trefflich über die Umweltschäden der sogenannten erneuerbaren Energien debattieren. Es ist ein Märchen, wenn man glaubt dass es ohne Einschränkungen wie bisher weitergehen kann. Zugegeben politisch ist das schwer zu vermitteln, jedoch uns “anzuflunkern” hilft noch weniger. – Timon Gruber

 

Es hätte keiner ganzen ZEIT-Seite bedurft, um herauszufinden, dass der politische Weitblick von Olaf Scholz bei dem Datum der nächsten Landtagswahl endet, in trauter Einigkeit mit der FDP. Das „über den Tag hinaus“-Denken, wie seinerzeit von Willy Brandt formuliert, scheint für die SPD ein Relikt des 20. Jahrhunderts zu sein. Brandt lehrt uns, dass bei Themen, die den Zeitrahmen einer Legislaturperiode überschreiten, eine Strategie unabdingbar ist. Weder die Ampelparteien noch die größte Oppositionspartei (siehe Interview mit Friedrich März auf Seite 4) verfügen über eine. Hinzu kommen die handwerklichen und kommunikativen Fehler der Grünen. Der Schlüsselsatz von Bernd Ulrich „Scholz setzt gegen die Gesetze der atmosphärischen Physik die Gesetze der politischen Physik“ spricht für sich selbst und werden die Konflikte um die „Baustelle“ Klimaschutz nicht ruhen lassen. – Jürgen Rohlfshagen

 

Herr Ulrich stellt nur Kanzler Scholz als „Träumer“ vor. Er benennt nicht die in Punkto Energiepolitik reichlich ahnungslosen Grünen und den „Amtsinhaber“ für das Thema „Klimapolitik“, Herrn Habeck und seine Staatssekretärs- samt Berater*innen-Gruppe? Einige Fakten:

  1. Das „Umpflügen der Erde“ einer seit 1990 (5,3 Mrd. Menschen) um über 50 % angewachsenen Menschheit [auf der CoP 7, 2001 in Marrakesch benannt als „changed land use“] bewirkt faktisch ein Vernichten von bedeutenden CO2-Senken, und es gibt neben CO2 auch noch sechs weitere Treibhausgase [wie Methan, Lachgas oder Fluorgase] und fast 99 % der anthropogenen Einflüsse auf das Weltklima fallen als globales Problem in der übrigen Welt an.
  2. Selbst im Gutachten des tiefgrünen Wuppertal-Instituts von Oktober 2020 für „FFF“ [Originalfassung: CO2-neutral bis 2035: Eckpunkte …; nicht „Schlüsselergebnisse“ durch FFF!] steht auf Seite 15 ein Bedarf an gespeichertem Wasserstoff samt daraus entstandenen Derivaten von rund 20 Millionen Tonnen H2 jährlich. Warum wurden in den letzten 2,5 Jahren diese Größenordnungen nicht einmal laut diskutiert – weder von FFF, noch von den „Grünen“ oder gar Journalist*innen? Will niemand aus durchschaubaren Gründen derartige Dinge diskutieren – auch nicht „DIE ZEIT“ oder Journalist*innen im „ÖRR“? Man denke an den Leitspruch von Ferdinand Lassalle: „Alle große politische Aktion besteht in dem Aussprechen, was ist und beginnt damit.“ Würde etwa eine Offenlegung dieser Dimensionen die Bevölkerung unerwünscht verunsichern? Nahe liegende Frage: Muss man die Bürger*innen als „unmündig“ behandeln? Die Habeck‘sche Pleite mit seinen Heizungsideen (mangels funktionierender Alternativen in recht kurzer Zeit) wird längst nicht die einzige bleiben. Wer gewinnt nach den ersten „Brown-Outs“ über 2 – 3 Tage wohl die nächste Bundestagswahl? Es wird inzwischen gruselig, wie fahrlässig und mit nur mäßigem Sachverstand Politik vorrangig „mit guten Absichten“ gemacht wird. – Wolfgang Ströbele

 

Dem Kanzler, dem Bernd Ulrich durch die Farben seines Beitrags zu zwei Dritteln schwarze, einem Drittel grüne Politik zuschreibt, fehlt das breite rote solidarische Band (der SPD), das die beiden politischen Farben miteinander verbindet. Hat er es nur vergessen, wie schon zuvor so manches? Warum traut er sich nicht, statt seiner geplanten Wohlfühlpolitik alle Bürger zu etwas mehr Bescheidenheit, auch Verzicht aufzurufen? Statt Strom und Heizung für alle mit neuen Schulden zu subventionieren: für Wissenschaft und Energietechnik einen festen Zeitpunkt zu setzen, um bis zu diesem Datum aus allen nur denkbaren Quellen – Erde, Wasser, Luft, Sonne, (Bio)Müll – erneuerbare Energie zu gewinnen? Je vielfältiger das Angebot, desto günstiger der Preis, desto weniger wärmepumpenlastig das Heizen, desto geringer die Folgen etwaiger Sanktionen! Die Vielfalt der Gewinnung erneuerbarer Energie wäre ein Exportschlager für die ganze Welt: jedes Land könnte das Angebot wählen, das am besten zu seiner Lage und Geographie paßt! Darüber hinaus muß die Forschung gefördert werden, die CO2 bindet, zu neuen Stoffen synthetisiert oder technisch spaltet, wie das in der Natur dank Chlorophyll geschieht! Die Abkühlung der Erderhitzung ist aber keine allein deutsche, sondern eine weltweite Mammutaufgabe, die nur gemeinsam gelingen kann! Auf diese Zusammenarbeit mit allen Staaten sollte unser schwarz – grün – (rot – gelb)er Kanzler beharrlich hinwirken! – Ulrich Pietsch

 

Vielen Dank mal wieder für Ihren neuesten Artikel, für den ich Ihnen und den kommenden Generationen und dem Klimaschutz viele verstehende Leser wünsche. Ich habe am Rand des Blattes mit soviel Rufzeichen markiert, dass ich kaum auf jede Stelle eingehen kann. Öfter sind in einem Satz gleich mehrere Worte zu betonen. Auch mit Ihrem Beitrag bei Anne Will gestern haben Sie Nägel, auf den Kopf getroffen z.B. mit der Aussage, dass die „ganze Welt keine Zeit mehr“ hat und die von den Klimaschutz-Bremsern hochgelobten Technologien alle gut und nötig sind, aber zusätzlich und nicht für sich allein, schon gar keine Rechtfertigung, sich doch „vernünftig“ mehr Zeit zu lassen, und schließlich, dass der Bundeskanzler — zusammen mit vielen anderen — ganz falsche Erwartungen (nicht nur, aber auch an die ökologische Transformation) weckt. „Klimawende schaffen, ohne den Leuten (damit vor allem den eigenen Wählern) viel abzuverlangen“, das sollte eigentlich inzwischen für zumindest jeden halbwegs kundigen und nicht Wunschdenken-süchtigen als Quadratur des Kreises oder das ironisch berüchtigte Waschen, ohne nass zu machen zu erkennen sein, obwohl die Bremser genau das immer wieder als einzig mögliches erfolgversprechendes Vorbild zum Nachmachen durch andere Länder verkaufen. Diese anderen Länder haben natürlich die gleichen Bremser, Wunschdenker, Ignoranten, Anspruchsdenker, Generations-Egoisten und Greenwasher wie wir sie bei uns kennen. Deshalb ist natürlich dort genauso viel, oft noch mehr Aufklärung, Werbung, Diplomatie, Unterstützung von schwächeren durch stärkere und manchmal Druck nötig wie bei uns.

Dass in etlichen dieser anderen Länder der Welt ähnlich konsequente Schritte wie z.B. bei unserer zumindest geplanten Wärmewende noch ausstehen, verbessert nicht gerade die Chancen für eine weltweite Klimarettung. Aber im Bild eines untergangsbedrohten Schiffes, das mehrere Lecks hat: Soll ich am mir nächsten Leck die Reparaturarbeit liegen lassen, weil vielleicht andere ihre Arbeit auch nicht machen, sei es nicht könnend, oder nicht wollend? Nein, ich muss meine Arbeit tun, und möglichst gleichzeitig, spätestens danach sehen, was ich tun kann um auch anderen bei ihren Lecks zu helfen, sie zu motivieren, ermutigen oder, wenn sie ihren Teil aus Egoismus nicht erfüllen, Druck machen. Das ist die andere Aufgabe der Politik auch der europäischen Ebene und der Menschen überall. Es kann natürlich noch scheitern, aber wenn wir mit unseren finanziellen und technologischen Möglichkeiten nicht einmal gutes Vorbild sind, wird es sicherlich scheitern. Unabhängig davon, wie es ausgeht, möchte ich und viele andere aktive aber zumindest nicht schuldig am Scheitern werden und möglichst guten Gewissens den jetzigen Kindern und Enkeln ins Auge sehen können.

Die viel gepriesenen und erhofften neuen Technologien sind ja sehr nötig, aber eben keineswegs hinreichend, schon gar nicht ohne ganz bald ungeheure Mengen an Geld und Arbeit in sie zu stecken, die man irgendwo anders abziehen müsste, wenn man nicht zusätzlich dafür arbeiten will, was ja allein für Renten und Fachkräftemängel und ggf. Einarbeitung und Integration von migrantischen neuen Kräften schon schwer genug zu vermitteln ist. Zu einigem kann ich auch auf meine kürzliche Mail zum Artikel von Frau Pinzler verweisen, der auch sehr gut war. Sie beide gehören für mich zu den wenigen verbliebenen Hoffnungen auf eine vielleicht doch noch kommende rechtzeitige, realistische und ausreichende Wende, bevor die jetzt schon begonnenen selbstverstärkenden Prozesse völlig das Ruder übernehmen. Natürlich kommt immer wieder etwas dazwischen bei den Absichten oder Plänen zu besserem Klimaschutz, inzwischen ja schon mehrere Krisen gleichzeitig. Das ist ein mildernder Umstand für die Regierungen, aber wie auch die immer wieder betonten bisherigen (aber unzureichenden) Maßnahmen keine Entschuldigung, zumindest keine solche, die die Klimaphysik gelten lässt. Diese sagt quasi zu uns, gedolmetscht durch die Wissenschaft: „Eure Entschuldigungen könnt ihr bei einem irdischen oder beim jüngsten Gericht vorbringen; mir sind sie egal; mir ist auch egal, wieviel Überstunden ihr machen müsstet oder auf was an Geld oder sonstigem ihr vielleicht verzichten müsstet, um es noch zu schaffen: wenn ihr nicht rechtzeitig die Emissionen ausreichend stark und auch rechtzeitig auf null reduziert, werde ich Euch und noch mehr Euren Kindern und Enkeln das Leben zur Hölle machen! Dann könnt ihr philosophieren, ob Eure jetzigen Bequemlichkeiten, Gewohnheiten, Bereitschaften, Vermögenserhaltungen, gesellschaftlichen Bedingungen und „Rechte“ das wert waren.“

Herrlich, wenn auch gleichzeitig schaurig, sind auch der Sarkasmus und die Ironie in dem Satz über den 2070 lt. Verkehrspolitik kommenden Deutschlandtakt als „Beschluss-Magie“, wie auch die Bemerkung über die irrsinnige Erwartungshaltung „solche Autos in alle Ewigkeit zu kaufen, bis irgendwann das neue Zauberbenzin eingefüllt wird, das Scholz einem liefert“ Und sehr wahr auch der Satz, dass es ohne „gewisse transformative Zumutungen“ und „ein aktives Engagement der großen Mehrheit“ operativ nicht (mehr) zu schaffen ist. Die Idee, dass die Regierung allein mit guten oder „genialen“ Ideen ohne Zumutungen und Akzeptanz dafür und ohne eigene Beiträge der Mehrheit Klima und die gewohnte Art von Wohlstand zusammen retten könne, diese Idee ist zwar beliebt und verführerisch, aber ein von Wunschdenken gezeugter Mythos. Natürlich brauchen nicht nur die Menschen die Politik, sondern die Politik braucht auch die „normalen“ Menschen, jetzt noch weit mehr als zu Zeiten Kennedys, der das ja schon angemahnt hat. Viele entschuldigen sich damit, dass ihr eigener Beitrag zu klein und ohnmächtig sei, etwas zu ändern. Dennoch hoffe ich mit einigen Zeilen meines Gedichts „Traum oder Zukunft . . . „: „Nur Tropfen scheint‘s auf heißen, großen Stein, / was jeder uns’rer Zukunft tun und antun kann, / doch lasst sie achten, nicht gleichgültig sein, / denn viele Tropfen geben einen Ozean! Traum oder Zukunft? Freud‘ oder Leiden? / Wir, tun und lassen, solln‘s entscheiden; / Abwarten, Grübeln werden‘s nicht ergründen / das schafft nur unser Tun, in global‘n Bünden.“ – Peter Selmke

 

Noch vor nicht allzu langer Zeit habe ich Scholz auch Ihnen gegenüber im Vergleich mit Merkel sehr verteidigt. Heute muss ich sagen, und mein Mann sieht es genauso: Ihrer aktuellen Einschätzung und Beschreibung des Bundeskanzlers stimmen wir leider mittlerweile voll zu. Wir sind ziemlich enttäuscht und ratlos , insbesondere über den „Verrat“ der Grünen und auch die Unehrlichkeit uns, dem Volk gegenüber, das überwiegend verstanden hat, dass die Transformation auch weh tun wird und weh tun muss. Wir sind doch nicht blöd. Und außerdem bereit, unser Verhalten zu ändern, auch wenn manche jetzt im Heizungskeller erst einmal murren…..Habeck ist doch auch nicht blöd, die erwartbaren Widerstände hat er doch vorab bedacht. Und auch die folgenden Nachbesserungen. Ganz normales politisches Strategieren. Und so bleibt ein Seufzen: Ach, wie schade. Und wie gut, dass Anne Will Sie eingeladen hat am Sonntag in ihre Sendung……so waren Sie ein guter und notwendiger Garant für die Metaebene und Verhinderer so manchen (Selbst)betrugs. Wie gut , dass es SIE gibt, DIE ZEIT gibt , lieber Herr Ulrich und vielen Dank fürs immer wieder Zurechtrücken. ( Wir sind übrigens mittlerweile nahezu vegan!!!) – Birgit und Gregor Finken

 

Die Zeit war für mich einmal Deutschlands beste Zeitung, doch nun überlege ich immer öfter, mein Abo zu kündigen. Ich vermisse immer wieder sehr schmerzlich das Korrektiv durch so einen weisen alten Mann wie seiner Zeit Helmut Schmidt. Herr di Lorenzo, der ja wohl auch einmal ein großer Bewunderer war von Schmidt, hat sich leider nicht als dessen Ziehsohn erwiesen. Ich fand es blamabel, wie Herr di Lorenzo während dem Interview mit Angela Merkel immer wieder versucht hat, diese zu einem Fehlereingeständnis bezüglich ihrer Russlandpolitik zu drängen. Frau Merkel blieb standhaft und hat dafür Applaus erhalten, zum Schluß standing ovations. Das sollte ihm zu denken geben. Doch es sind noch andere Journalisten der Zeit, die ich nicht gut finde, allen voran Bernd Ulrich. Er findet es unrealistisch, dass der Kanzler sich um 2/3 der Deutschen Sorgen macht angesichts der Transformationen, die uns demnächst und in den kommenden Jahren bevorstehen. Wenn diese Transformationen mit Arbeitslosigkeit und Wohlstandsverlust besonders für die kleinen und mittleren Einkommen einhergehen, ist diese Sorge keineswegs unrealistisch. Im übrigen denke ich, daß Herr Ulrich längst kein ernst zu nehmender Journalist mehr ist, sondern ein schreibender Klimaaktivist. Die letzte Generation bezeichnet ihre Aktionen als zivilen Ungehorsam. Das ist ein Schlag ins Gesicht derjenigen Menschen, die das wirklich praktiziert haben, Menschen wie Mahatma Gandhi und Martin Luther King. Diese Menschen haben unter Einsatz ihres Lebens in brutalen Unrechtsystemen zivilen Ungehorsam praktiziert. In einem freiheitlich demokratischen Rechtsstaat wie der Bundesrepublik Deutschland sich dieses Begriffes zu bedienen, ist ein Hohn, anmaßend und arrogant. – Maud Scherz-Dowds

 

Es ist ein Trauerspiel. Sowohl der Kanzler als auch der Oppositionsführer haben die Dringlichkeit von echtem Klimaschutz noch immer nicht verstanden. Der eine sorgt sich um den Zusammenhalt der Gesellschaft, der andere um den Industriestandort Deutschland. Beides wird jedoch den Bach runter gehen, wenn nicht endlich wirksame Klimaschutzmaßnahmen beschlossen werden: Zuvörderst ein CO2-Preis, der sich an ökologischen und nicht politischen Anforderungen ausrichtet. Und dann ein europäisches Konzept des Ausbaus von Erneuerbaren inklusive Integration südlicher Nachbarn wie Marokko zur Produktion von Solarstrom. Beide Politiker reden immer wieder gerne davon, dass sie „führen“ wollen. Sie trauen sich aber nicht, mit den Bürgern Klartext zu sprechen. Als Baby-Boomer (ich bin 60) kann ich bei so viel Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen der nächsten Generationen nur Fremdscham empfinden. – Dirk Kerber

 

Bernd Ulrich ist nicht nur ein Meister der politischen Analyse sondern auch ein Akrobat im Umgang mit der deutschen Sprache. Ich bewundere ihn dafür. Es enttäuscht mich deshalb, dass er sich an der Inflation im (falschen) Gebrauch der absoluten Superlative „maximal“ und „optimal“ („total“, „perfekt“ et al) beteiligt. Die Politik wird nie „maximal“effizient, also so effizient sein können, dass es nicht noch besser ginge, und Olaf Scholz wird den Möglichkeitsraum auch nicht „optimal“ bespielen, sondern bestenfalls so gut wie (unter den gegeben Umständen) möglich. Beim festzustellenden Niedergang der Deutschen Sprache, wünschte ich mir, dass Berufsschreiber durch Sprachgenauigkeit gegensteuern. – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbriefe zu „Würg!“ von Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey

 

Der „Antilinksliberalismus“ diskreditiert und unterläuft angeblich althergebrachte Prinzipien wie Pluralismus und Toleranz., so die Quintessenz. Eine krasse Fehldiagnose! Genau das Gegenteil ist richtig! Ein Beispiel : Während die letzte Generation in linksliberalen Medien bis hin zu ARD & ZDF mit ( verschämter ) Sympathie rechnen kann, werden etwa migrationskritische Töne mit dem Nazi-Bannstrahl belegt, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung inzwischen anders denkt. Ähnlich die Klimadebatte, die Andersdenkende verunglimpft, bestenfalls ignoriert, obwohl sich auch dort der Wind gedreht hat. Die vorherrschende Meinungsführerschaft hat ihren Zenit überschritten, das verstört das Autorenteam, kein Ausweis von Toleranz. Der Grund ist der jahrelange Verdruss über die grün oder „linksliberal“ konnotierte Bevormundung, die das Klimathema zu einer Art Ersatzreligion aufwertete oder die Gefahr ungesteuerter Migration ignorierte. Für die meisten gibt es eben andere Prioritäten. Auch zu erkennen am Bedeutungszuwachs der AFD. – Christoph Schönberger

 

Es handelt sich bei Ihrem Thema keineswegs um die Konstruktion einer Feindschaft, sondern um eine tatsächlich wahrgenommene Diskrepanz innerhalb unserer Gesellschaft. Warum? Weil es in der Debatte vor allen Dingen viel um Wahrheitsanmaßung geht. Exemplarisch zu erkennen, wie sicher Sie sich sind, wer denn alles genau in der großen Schublade der „Anti-Linksliberalen“ so versammelt sein soll. Ich kann Ihnen versichern, dass ich mein gesamtes politisch bewusstes Leben als „grüner Sozi“ führe – ergo klassisch linksliberal. Ich bin sehr dafür, dass jeder Mensch das Recht hat, nach seiner Fasson zu leben zu dürfen (Religion, Geschlecht, Sexualität, Geisteshaltung etc.). Ich bin jedoch klar dagegen, dass Identitätspolitik als unser Menschgeschlecht rettendes Thema hochgejazzt wird. Ich war von Anfang an sehr kritisch gegenüber vielen Coronamaßnahmen (Stichwort: Schließung Pflegeheime, Ausgangssperren etc.). Aber, siehe da, ich habe mich trotzdem impfen lassen. Ich bin ohne Wenn und Aber für jedwede Unterstützung der Ukraine für ihren Überlebenskampf gegen die russische faschistische Diktatur. Wie passe ich da jetzt in ihre Schublade? Genau das ist das Problem. Die Gesellschaft ist nicht schwarz oder weiß, wie eben leider viele im linksliberalen Spektrum meinen, sondern deutlich bunter und komplizierter. Wer Personen (weiße Musikerin mit Rastas) auslädt, Diskussionen (gibt es biologisch nur zwei Geschlechter?) absagt, weil nicht sein kann, was nicht sein darf, der braucht sich nicht zu wundern, dass es massiven Gegenwind – auch von links – gibt. – Michael Hauck

 

Der Linksliberalismus der Nachkriegszeit hat sich als liberale Bewegung ohne inhaltliche Prägnanz und mit bewußter Distanzierung zu nationalliberalen Parteien verstanden. CDU und SPD haben es aus ihrer Bedeutung heraus als wenig lohnenswert angesehen, politisch darauf zu reagieren, zumal sie den damaligen Linksliberalismus in thematischer Hinsicht eher ideengeschichtlich deskriptiv einstuften. Dieses empfiehlt sich auch für die heutige Gegnerschaft des existierenden Linksliberalismus. Es wird eine gesellschaftliche Gelassenheit empfohlen, um der beabsichtigten Ressentimentspolitik nicht zum Erfolg zu verhelfen. – Jürgen Dressler

 

Schade, dass die Autoren zu „Würg“ das Buch Die Gesellschaft der Singularitäten von Andreas Reckwitz nicht erwähnen und seine Thesen einbeziehen. Als aktuelle Soziologen müssten sie es kennen. Ich finde, er hat sehr gut und vorurteilsfrei über die Kultur der Lifestylelinken in der Kulturellen Klasse und ihr im- und explizites Dominanzstreben argumentiert. Eine Linke, oder Linksliberale, die die Bevölkerung nicht mitnehmen, wird genauso scheitern wie zahlreiche altmarxistische 68er Phantasien. Und das Problem ist, dass es keine anti linksliberale Koalition gibt, sondern viele Menschen, die gar nicht miteinander reden und sich nicht einig sind, sich aber alle einzeln von etwas zuviel kulturellen Ansprüchen eine Kulturelite ausgeschlossen fühlen. Und dafür tut diese Elite auch einiges. Es fehlt das Brechtische in der aktuellen Diskussion. – Bernd Biehl

 

Ein längst überfälliger Artikel, denn anti-linksliberale Ressentiments verbreiten gelegentlich auch einige Zeit-Redakteure und -Mitarbeiter, zuletzt Thomas E. Schmidt in schöner Offenheit unter dem Titel “ Wut und Widerwut“. Die Autoren Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey konzidieren durchaus eine identitätspolitische Verengung linksliberaler Positionen und verschließen ihre Augen auch nicht vor überschießendem Moralismus mancher sogenannter „Lifestyle-Linker“. Doch die wirkmächtige heterogene Koalition der Anti-Linksliberalen schüttet das Kind mit dem Bade aus. Deren von Klischees nur so strotzende Kritik, ausgerechnet im Namen von Freiheit, Emanzipation und Souveränität, publizistisch verstärkt von „Welt“, NZZ, FAZ und „Focus“, beschränkt den Diskursraum, anstatt ihn zu erweitern – und greift ungewollt das neurechte Narrativ einer „linken Verschwörung“ in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft auf. Sie befeuert einen sogenannten Kulturkampf, der die demokratischen Institutionen schwächt, Politikverdrossenheit nährt, ganz im Sinne rechtspopulistischer Agitation „die Eliten“ gegen „das Volk“ ausspielt und so den notwendigen gesellschaftlichen Wandel angesichts globaler Herausforderungen verhindert. In welches machtpolitische Umfeld sich mancher streitbare „Anti-Wokeness-Warrior“ aus dem Kreise der „Alt-Linken“ begibt, ist exemplarisch in Florida zu besichtigen, wo christliche Fundamentalisten und moralfreie Rechts-Libertäre eine reaktionäre „unheilige Allianz“ eingehen und den zivilisatorischen Fortschritt der letzten 60 Jahre ungeschehen machen wollen. – Rüdiger Paul

 

Allein schon die komplexitätsreduzierende Dichotomie zwischen Anti-Linksliberalen und sogenannten Linksliberalen ist schon ärgerlich genug, aber noch ärgerlicher erscheint mir, dass der Begriff „Linksliberale“ als Bezeichnung für u.a. die Grünen in die Irre führt. So wird in der vierten Spalte doch zurecht darauf verwiesen, dass linker Liberalismus nach 1945 eine pazifistische, emanzipatorische Bürgerrechte befürwortende und zugleich sozialpolitisch marktkritische Ausrichtung aufwies, die von den heutigen Linksliberalen ins Gegenteil verkehrt worden sei. Von all dem sei bestenfalls Symbolhaftes wie die Diversitätspolitik übrig geblieben, schreiben die Autor*innen. Wenn dem so ist, dann wird doch Etikettenschwindel betrieben, wenn trotz dessen von „Linksliberalismus“ die Rede ist. Eher kann man dies als eine struktur- , bestenfalls wertkonservative Umkehrung vorheriger parteipolitischer Positionen bezeichnen und viele – ich meine wohlgemerkt nicht demokratiefeindliche Rechtsradikale-, die Kritik daran äußern, haben noch eine Idee davon, wie linksliberale Politik sein sollte. Und was beabsichtigt man damit, wenn eben jene mit allen möglichen Gruppierungen undifferenziert unter dem Begriff „ Anti-Linksliberalen“ subsumiert werden? – Klaus Fuhs

 

Offensichtlich zwingt der gesellschaftliche Wandel nicht nur zur ökologisch- nachhaltigen Debatte, sondern auch zur sozialen, kulturellen und geistigen Neu-Orientierung. Wie wäre es, in den Parlamenten den Fraktionszwang aufzuheben und in parteiübergreifenden Arbeitskreisen der Freiheit der Gedanken Raum zu geben. Kämen wir da nicht zu besseren und einheitlicheren gesellschaftspolitischen Ergebnissen?! – Walter Moritz

 

Die Christdemokraten waren 16 Jahre in der Regierung und haben es mit ihrem Klammern am Status Quo tunlichst vermieden, solche wichtigen gesamtgesellschaftlichen Prozesse anzustoßen. Dass sie nun mit solch einer Wucht und einer Dichte auf uns herniederprasseln, ist darum nicht sehr verwunderlich. Unsere Gesellschaft wird diese einschneidenden Veränderungen durchleben müssen, die jetzt von linken respektive linksliberalen Kräften in Gang gesetzt wurden. Was wäre die Alternative? Stillstand? Die Konservativen werden gegenüber Stellung beziehen und eine geschlossene, oppositionelle Front aufbauen und versuchen, möglichst vieles vom „Alten“ zu bewahren und so wenig Veränderung wie möglich zuzulassen. Und das ist gut so! Gleichwohl ist es jedoch unabdingbar, dass gesellschaftliche Transformationen zum Zuge kommen müssen, wenn Gesellschaften sich wirklich weiterentwickeln wollen. Darum halte ich die aktuellen Debatten auch für gut und richtig. Auch wenn sie zuweilen in den rauesten Tönen geführt werden. Schlimmer wäre es doch, wenn die Regierung die Themen erst gar nicht angehen würde. Demokratien leben von gesellschaftlichen Diskursen, von Disput und Debatten, dem Argumentieren bei Meinungsverschiedenheiten, von Reiberei und Kompromissen. Nur so können am Ende dann auch Synergien entstehen und freigesetzt werden. Welch‘ eine Freude, in meinem lieben, lieben Deutschland leben zu dürfen. Weitermachen! – Michael Ayten

 

JA! Ich gehöre wohl ziemlich sicher zur ‚Seite‘ der Linksliberalen! Ein deutliches Indiz dafür sind ‚steigender Puls‘ beim Lesen von Tweets von Söder, Aiwanger, Wissing und Merz, neuerdings ungefragt in meiner Timeline landen; und nur die ‚Lust‘ am bitterbösen Schmerz beim Lesen verhindert, geblockt zu werden. Dieser Text hat mir jedoch – nicht weniger schmerzvoll – vor Augen geführt, wie wichtig ein Austausch – abseits der Öffentlichkeit – beider Lager ist; beispielsweise in einem ThinkTank, besetzt mit unverbrauchten, jungen Menschen aus beiden Lagern, die die Gefahr der Lage erkannt haben, ehrlich Willens sind, Konsens zu finden und diesen in die Parteien tragen. Andernfalls wird es auf kurz oder lang einen Gewinner geben: Den Demokratiefeind. – Stephanie König

 

Aus vermeintlich überlegener Warte und nicht ganz ohne Chuzpe legen die Autoren hier sämtliche Kritiker der linksliberalen Agenda auf ihre soziologische Couch. Das könnte man durchaus amüsant finden, wenn einem da beim Lesen nicht der Gedanke aufgedrängt würde, es handele sich bei eben diesen „Kritikern“ eigentlich und im Grunde nur um Fehlgeleitete. Menschen also, die nicht in der Lage sein sollen, den Konflikt zwischen den eigenen Vorstellungen, wie es in der Gesellschaft zugehen sollte, und einer per se „fortschrittlichen“ Entwicklung eben dieser Gesellschaft zu bewältigen. Damit ist der Wettkampf quasi schon vorab entschieden, da die Kritiker unversehens in der neurotischen Schmollecke landen, während der linksliberal postulierte und prognostizierte Flow der gesellschaftlichen Entwicklung unbesehen mit der Verbindlichkeit eines Naturgesetzes etikettiert wird. Schade, denn man dreht sich doch im Kreise. – Günther Ebenbeck

 

Die in dem Artikel aufgeworfene, naive Frage, warum es diese (vermeintlich) „unbedingte Gegnerschaft gegen den Linksliberalismus“, diese (angebliche) „politische Matrix des Anti-Linksliberalismus“, diese (behauptete) „Feindschaft gegen Identitätspolitik und Linksliberalismus“ gibt, beantwortet sich für wirklich liberal denkende Menschen nach dessen Lektüre von selbst. Der Grund für die berechtigte Kritik am selbsternannten Linksliberalismus liegt nicht primär in seinen politischen Zielen, sondern vielmehr wesentlich in der Art und Weise ihrer Verfolgung, die der Artikel eindrücklich demonstriert. Um den „beschleunigten Wandel sozialer Normen“ bewerkstelligen zu können, halten sich die Links“liberalen“ offenkundig ungern mit mühsamen öffentlichen Diskursen auf und greifen stattdessen lieber zu dem altbekannten billigen Trick, Andersdenkende zu diffamieren und ihre Stimmen dadurch zu delegitimieren. Sie kreieren ein ideologisches Feindbild und unterstellen dieses Manöver kurzerhand ihren – mitnichten vereinten – politischen Gegnern. Eine doppelt perfide Strategie, denn naturgemäß gibt es mit Feinden schlechterdings nichts zu diskutieren, Feinde sind rigoros zu bekämpfen, zumal sie sich angeblich gegen einen verschworen haben. Mit manipulativen Mitteln dieser Art ersticken die Linksliberalen jegliche offene Debatte zur Sache im Keim. Das und nichts anderes ist illiberal. – Ulrike Rösler

 

Was ist denn, bitte, an dieser Konstellation liberal? Vielleicht soll dieses Wort – nirgendwo hier definiert – diesen unappetitlichen Eintopf schmackhafter machen? Nach meinem Verständnis sind Linksliberale die, die Verantwortung wieder in unserer Gesellschaft implementieren wollen, z.B. die Soziale Marktwirtschaft, die „allen nutzt, nicht nur wenigen“ (und nicht die ungezügelte Marktwirtschaft, die nur die Gesetze des Marktes kennt), die die Subsidiarität im Sozialstaat wiederfinden möchten, in dem jeder sich selber hilft und die Solidarität der Gesellschaft erst dann greift, wenn der Einzelne an seine Grenzen gerät… – Ursula Augener

 

Der Satz: „… die Kritik an ihm (scil. Linksliberalismus) hat eine illiberale Drift.“ ist Zusammenfassung und Kern der Position der Autoren: Kritik ist freiheitsfeindlich. Damit bestätigt er genau das, was als unzutreffend beklagt wird, nämlich dass „gesellschaftliche Krisen als Kulturkampf reinterpretiert (werden), der die Grundlagen des sozialen Lebens bedrohe: Freiheit, Emanzipation und Souveränität.“ – Rolf Platho

 

Weil den Parteien des linken Spektrums , SPD und zerstrittene Linke, ein überzeugendes, realistisches und progressives Gesellschaftsmodell fehlt, versucht der Linksliberalismus mit den Grünen diese Lücke zu füllen. Geschickt hat man es verstanden, sich zum Motor des Fortschritts zu machen und die anderen alt aussehen zu lassen. Pragmatismus und Ideologie bilden eine Melange, die an Einfluss gewonnen auch, auch in den Medien. Dabei schaden politische Irrtümer wie die eher spaltende Identitätspolitik oder das missionarische Gendern nicht der Zustimmung. Die erstaunlich breite Koalition des Anti-Linksliberalismus zeigt nur, wie schwer man sich dort damit tut, den schillernden Linksliberalismus zu entzaubern und ihm ein schlüssiges politisches Konzept entgegenzustellen. – Stefan Kaisers

 

Viele „Grüne“ mögen wohl „links“ sein – „Liberale“ sehe ich dort selten. Meine eigenen historischen Erfahrungen (bis Anfang der 90er Jahre) zeigten mehrfach, dass relativ „unqualifizierte Menschen“ sich gerne einer linken Fraktion anschlossen: Weniger aus sachlich begründeter Überzeugung, sondern eher, um über Seilschaften in Macht- oder Berufspositionen zu kommen. Auf meinem Fachgebiet als jahrzehntelanger [TOP 5-] Energieökonom in Deutschland erlaube ich mir noch heute, erkennbarem Unsinn oder dem Verschweigen unangenehmer Größenordnungen deutlich zu widersprechen, auch wenn heutzutage die undemokratische Keule vom „alten weißen Mann“ oder „Klimaleugner“ folgt. Wer trägt heute „sanft“ zur Abschaffung einer offenen Diskussion bei, ist also keineswegs liberal – und zudem eventuell sogar in der Sache nur inkompetent? – Wolfgang Ströbele

 

Ihren Beitrag „Würg!“ habe ich mit Interesse gelesen, werden wir doch alle „in die Ecke gestellt“, wenn wir nicht die vermeintlich richtigen Begriffe verwenden, uns angeblich falsch verhalten oder sogar dann, wenn wir untätig sind. Das muss journalistisch selbstverständlich aufgearbeitet werden, was sie beide auch tun. Soweit ok. Doch wer verwendet in diesem Zusammenhang den Begriff „Linksliberalismus“, wer befördert diese Wortzusammensetzung zum Schimpfwort? Liberal bedeutet „frei, freiheitlich“. Eine positive Besetzung, denn liberal heißt frei und sollte auch frei meinen. Der in diesem Beitrag aufoktroyierte vermeintliche Zeitgeist, den sie beide anprangern, hat nichts mit liberal zu tun sondern vielmehr autoritäre Züge. Ich kann nichts Liberales erkennen, wenn ein Gruppenzwang aufgebaut wird gegen oder für etwas. Wir laufen Gefahr den Begriff liberal zu missbrauchen, ihm nichts Gutes anzutun und Menschen, die sich als liberal bezeichnen, in die vollkommen falsche Schublade zu sortieren. Statt linksliberal wünschte ich mir, wenn schon das Wort „links“ angedockt bleiben soll, die klare Benennung: linksautoritär. – Gerd Bohr

 

„Normale“ Menschen mit wirklichkeitsnahen und realen Alltagssorgen haben einen Anspruch auf eine Regierung, die ihre Sorgen versteht und die ihre Sprache spricht. Aktuell erleben wir eine elitäre, abgehobene, wohlstandsverwahrloste Hafer-Latte Macchiato trinkende und diverse Gender-Clique, die aus ihrer Ideologieblase realitätsfern selbstverliebte, parasitäre Machtstrukturen erweitern und stärken möchte. Was interessiert uns der einfache Bürger! Wir haben größeres vor! Diese Meinungsmafia betreibt das Gendern als Gesinnugsschnüffelei. „Transexkludierende, radikale Feministin“, non-binäre Geschlechtszuordnung und der Austausch des Wortes Mutter durch „gebärende Person“ oder „entbindende Person“- das sind die wahren Probleme im hier und heute. Geht ́s noch? Betrieben durch künstliche Organismen wir Ricarda Lang oder Katharina Dröge, die in ihrem bisherigen Leben noch nie in der realen Arbeitswelt bestehen mussten. It ́s time for a change! – Andreas Löbbers

 

Jetzt ist es wieder einmal passiert: Ich lese einen Artikel und spätestens am Anfang der 3. Textspalte halte ich inne: Was habe ich jetzt eigentlich gelesen? Was möchten mir die Autoren eigentlich sagen. Und ein Verdacht schleicht sich in mein Gehirn: Könnte es sein…? Ein kurzer Blick auf die am Ende des Artikels aufgeführten Autoren bestätigt auch diesmal meinen Verdacht: Soziologen! Leider ist es nicht das erste Mal, dass ich in dieser Form an einem Artikel scheitere, bisher geschah dies allerdings eher im Feuilleton. Ich habe Abitur, studiert, bin in einem spannenden Beruf tätig, u.a. als Fachautor, und interessiere mich für vieles. Wenn ich das Ganze einmal herumdrehe: Was hindert Soziologen eigentlich daran, verständliche Texte zu verfassen? – Jörn Schramm

 

Ich habe den Gastbeitrag von Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey in meiner Mittagspause online gelesen. Ich saß da und mir saß ein Kloß im Hals und mir kamen die Tränen. Ich kann nicht verstehen, wie die ZEIT, die mir seit meiner Studienzeit – ich bin jetzt 62 Jahre alt – ein wöchentlicher Begleiter war, diesen Gastbeitrag veröffentlichen konnte und ihn dann auch noch mit diesem ekelerregenden auskotzenden Regenbogen grafisch begleiten musste. Meinungsvielfalt hin oder her: Mich hat dieser Artikel sachlich und inhaltlich sehr verletzt. Sachlich, weil er alle Meinungen, die Kritik an der vorherrschenden sogenannten „linksliberalen“ Medien üben, in einem Topf wirft und pauschal verunglimpft. An diesen „linksliberalen“ Ansichten ist gar nichts links und schon gar nichts liberal, sondern im Gegenteil: Was Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey den Kritikern des „Linksliberalismus“ unterstellen, trifft vielmehr auf diese zu: Die Unfähigkeit, sachliche Gegenargumente und Einwände auch nur anzuhören, ein jakobinistischer Eifer, der nur noch Jünger und Gegner kennt. Sachlich war der Text schwach. Soziologische Erkenntnisse habe ich dort nicht gelesen, nur Hass und Häme. Vor allem davon fühlte ich mich aber emotional tief getroffen. Ich bin für Meinungsvielfalt. Aber ich möchte kein Medium – und sei es „meine“ ZEIT – finanziell unterstützen, die solche Texte abdruckt. – Walter Liedtke

 


 

 

Leserbriefe zu „Geht das zu weit?“ von Jochen Bittner und Heinrich Wefing

 

Gesellschaftskritik. „Unglaublich! Skandalös! Zum Aufregen! Sie kleben schon wieder!“ Sie? Nein, wir alle! Wir alle kleben an den fossilen Strukturen, die sich durch die Lebensräume unseres Planeten fressen – inklusive der zivilisatorischen Errungenschaften, die in einer 3-Grad wärmeren Welt keinen Bestand mehr haben werden. Selbst aus volkswirtschaftlicher Sicht ist der Aufbruch in eine nachhaltige Zukunft überfällig; und nicht das träge Verharren in ignoranter Tatenlosigkeit. Aber je stabiler die Leitplanken der fossilen Autobahnen sind, desto sicherer fühlen wir uns als Gesellschaft. Dieser verinnerlichte Irrglaube ist der wahre Grund sich aufzuregen – und nicht ein paar Tropfen Sekundenkleber auf dem Asphalt. Doch unsere Gesellschaft hat die Empörungskultur perfektioniert, die uns erblinden lässt. Der zerstörerische Rausch des fossilen Junkies darf nicht enden – mit all seiner betäubend schönen Sorglosigkeit vernebelt er die Absurdität des bevorstehenden Sprungs in den Abgrund. Und blitzen dennoch Zweifel auf, lassen sie sich durch kosmetische Kurskorrekturen befrieden, die nur deshalb groß wirken, weil sie zuvor die medialen Skandalisierungs-Arenen durchlaufen haben. Ein grandioses Schauspiel, das eine ehrliche Debatte über unsere Zukunft unmöglich macht.

Die Aufregung über „die Klebenden“ hingegen wirkt befreiend – das Thema ist gesetzt! Und endlich wieder eines, bei dem wir als Gesellschaft zusammenstehen (wie damals zur WM 2006) und gemeinsam in den sich erwärmenden Äther brüllen: „Was erlaubt sich diese Generation“, so rücksichtslos die demokratisch legitimierte Tatenlosigkeit zu stören? Unseren Trugschluss bestärkend, dass der Aufbruch in etwas ruhigeren Zeiten doch von ganz alleine beginnen würde. Ein Aufbruch, vor dem wir augenscheinlich selber Angst bekommen. Sie fordern uns dennoch auf, den Weg zu gehen – der aber nicht gegangen werden darf. „Warum denn eigentlich nicht?“ Das ist doch die Frage, die auf die Titelseiten der großen Zeitungen gehört! Sicher, der Weg wirkt steinig – aber auch nur, solange er nicht mit der Mondlandung, der Nachkriegszeit oder schlussendlich unser aller Herkunft aus den tristen Höhlen der Steinzeit verglichen wird. Doch anstatt aufzubrechen, greifen wir lieber zur Pille der fossilen Vernebelung. Ist nicht die ständige Ablenkung vom gesellschaftlichen Diskurs die eigentliche Perversion unserer Zeit? Und nicht, wie im Klagelied der medialen Chöre besungen, die (Re)aktion einer Generation, zu der auch wir gehören? – Matthias Beilicke

 

Scholz ist Sprechpuppe der Grünen. Olaf Scholz ist Sprechpuppe der Grünen, hängt auch mit Warburg zusammen. Er war mal Sozialdemokrat, jetzt ist er ein Grünlinker, der mit dem GEG das Volk verloren hat. Er ist keine Führungskraft und tut nur, was Grüne wollen. Zusätzlich sorgt er für die Zerstörung der Natur. VLAB und Naturschutz-Initiative klagen vor dem EUGH. – Martin Fehringer

 

Heinrich Wefing sollte sich outen. als Unterstützer der „KlimaTerroristen“. Protest ja, aber ohne Nötigung und Sachbeschädigung! Deshalb sind welche verurteilt worden zu Gefängnis. Warum meldet die „LetzteGeneration“ keine Demo an? Es geht nur um die Staatszerstörung eines erfolgreiche Deutschland und Sozialismus. Warum protestieren diese nicht gegen die Naturzerstörung von Windkraft demonstrieren? GfK und Bodeneingriffe bis 5 m gefährden das Grundwasser und Infraschall bis 20 km wissenschaftlich erwiesen. Warum nicht gegen #holzofengate und die Luftverschmutzung, die amtlich bewiesen ist in der Schweiz. – Martin Fehringer 

 

Wenn die Klebe-Aktionen mit dem Berlin- oder Hamburg-Marathon oder einem Fussball-Stadt-Derby verglichen werden, ist das einfach nur falsch. Ein Marathon findet immer am Sonntag statt. Da wird fast niemand auf der Fahrt zur Arbeit oder zu wichtigen Terminen aufgehalten. Kitas und Schulen sind ebenfalls geschlossen. Umleitungen sind Wochen vorher bekannt, jeder kann sich darauf einstellen. Und Rettungsfahrzeuge können ohne Probleme auch überall hin. Ebenso finden Fussballspiele gewöhnlich am Wochenende statt und legen keine Stadt lahm. Sorry, diese „Argumente“ sind populistischer Unsinn, passen aber zu den kruden Begründungen der Kleber. Übrigens: Der Staat hat sich von RAF-Terroristen nicht erpressen lassen, warum sollte er sich von Klebeaktivisten in die Knie zwingen lassen? – Thomas Klementz

 

Wer sich die „Letzte Generation“ nennt, verweigert sich der „Nächsten Generation”! Diese Verweigerung stellt sich einer zu gestaltenden, lebenswerten Zukunft bewusst und radikal entgegen. Ich habe kein Verständnis für Menschen, die sich durch Destruktion von Kulturgütern sowie Lebens- und Arbeitsprozessen den Hoffnungen unserer Nachkommen fatalistisch entgegenstellt. – Roland Hanke

 

Der häufig herbeigeführte Vergleich zwischen der „Letzten Generation“ und der RAF ist irreführend. Gudrun Ensslin definierte das Ziel der RAF sehr klar: „die imperialen Schweine zum Teufel jagen“ und sie nahm für sich in Anspruch: „Unsere Waffe ist unsere Menschlichkeit“. Mit “imperiale Schweine“ waren konservative Politiker und führende Vertreter von großen Wirtschaftsunternehmen und Banken gemeint. Bei ihrem Kampf gegen das „imperialistische Herrschaftssystem“ der Bundesrepublik nahm die RAF ganz bewußt Gewalt gegen Menschen und billigend deren Tod in Kauf. Wie die Entführung von Hanns-Martin Schleyer im September 1977 belegte, wurden auch unschuldige Bürger, die lediglich ihrem Beruf nachgingen, brutal ermordet, obwohl die RAF stets betonte, dass sich ihr Kampf nicht gegen die Bevölkerung richtet. Die „letzte Generation“ hat ausdrücklich den Bürgerinnen und Bürgern den Kampf erklärt. Tausende von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die auf ihren Job zur eigenen Existenzsicherung angewiesen sind, werden regelmäßig davon abgehalten, pünktlich zu ihrer Arbeitsstelle zu gelangen. Nicht jeder Arbeitgeber zeigt das erforderliche Verständnis und legt Solidarität mit seinen Beschäftigten an den Tag. Weit mehr als 80 Prozent der Bevölkerung lehnt die Aktionen der sogenannten “letzten Generation“ kategorisch ab.

Die Wut auf diese Bewegung von in der Regel elitären, konsumverwöhnten jungen Menschen aus gutbürgerlichem Haus steigt kontinuierlich. „Wer Wind sät wird Sturm ernten“. Es ist eine Anmaßung sondergleichen zu glauben, dass das Klima den Schutz des Menschen benötigen würde. Der Mensch überhöht sich einmal mehr über die Natur. Die Natur und das Klima besitzen Mittel und Wege, um sich vor dem Menschen zu schützen, wenn der Geduldsfaden gerissen ist. Der sogenannten „Letzten Generation“ geht es im Grunde weniger um das Klima, sondern vielmehr um ihre eigene öffentlichkeitswirksame Wahrnehmung. Die Politik steht diesem Treiben zu Lasten der Bürgerinnen und Bürger hilflos und tatenlos gegenüber. Die Grünen halten ihre schützende Hand über ihren politischen „Nachwuchs“. Die „Letzte Generation“ ist gesellschaftspolitisch überflüssig wie ein Kropf. Sie sind lediglich ein radikales Anhängsel der Klimabewegung. „Fridays for future“ haben mit ihren regelmäßigen friedlichen Demonstrationen einen nachhaltigen Bewusstseinswandel in der Bevölkerung hinsichtlich des Klimawandels bewirkt. Nahezu die Hälfte der Bevölkerung meint, dass in Sachen Klima noch immer zu wenig getan wird. Ein Umdenken beginnt bei jedem einzelnen.

Hierzu lediglich ein Beispiel: Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nehmen täglich lange Wegstrecken zur Arbeit in Kauf, obwohl sie ohne weiteres überwiegend von zu Hause aus arbeiten könnten. Ist der Kaffeplausch mit den Kolleginnen und Kollegen wirklich wichtiger als der damit verbundene CO2-Ausstoß? Homeoffice müsste wie in der Pandemie angesichts der Klimakrise wieder gesetzlich verpflichtend werden. Das wäre ohne großen Aufwand ein wichtiger politischer Beitrag. Die jungen Menschen, die sich der Bewegung „Die letzte Generation“ angeschlossen haben, sollten trotz ihrer apokalyptischen Denkweise trotzdem an ihre eigene Zukunft denken. Das Internet vergisst bekanntlich nichts. Potenzielle künftige Arbeitgeber werden es sich überlegen, ob sie jemanden einstellen, der verhindert hat, dass seine Beschäftigten pünktlich zur Arbeit gelangen. Die Aktionen der „Letzten Generationen“ sind völlig sinnentleert und führen nur dazu, dass das Verständnis der Bevölkerung das berechtigte Anliegen der Klimabewegung schwindet. Ich würde den Aktionisten empfehlen, in die Politik zu gehen, um auf demokratische Weise für ihre Ziele zu werben. Doch das Demokratieverständnis der „Klimaaktivisten“ und der „Letzten Generation“ erscheint höchst fragwürdig. Zitat von Luisa Neubauer (Klimaaktivistin der Grünen): „Es kann keine intakte Demokratie geben, wenn wir von Notstand zu Notstand schlittern in eine Welt, in der das Klima so unkontrollierbar wird, dass wir keine Möglichkeit haben hier mitzuhalten. Die Wahl zwischen Zeit und Demokratie haben wir nicht“. Ein derartiger Satz sagt mehr aus über die Ziele der Bewegung als alle scheinheiligen Lippenbekenntnisse. Politik, Gesellschaft, Unternehmen und Medien sollten sich Hand in Hand vereinen gegen derartige Infragestellungen der über Jahrzehnte bewährten Demokratie in Deutschland. – Alfred Kastner

 

Hierzu möchte ich die „Letzte Generation “ mit einem Satz von Friedrich Nietzsche trösten: „Der letzte Mensch lebt am längsten.“ – Ragnar Reuland

 

365 Tage im Jahr erdulden die Bundesbürger kilometerlange Staus im Berufs.- und Ferienverkehr ohne sich auch nur im geringsten in Ihren Grundrechten eingeschränkt zu fühlen. Im Gegenteil, sie steuern ihr Fahrzeug stur immer wieder dort hinein, obwohl sie genau wissen, dass sie stundenlanges Ausharren erwartet. Wenn sich aber die letzte Generation, die von den Autoemissionen massiv in ihren Grundrechten nach gesundheitlicher Unversehrtheit eingeschränkt wird, friedlich gegen den Klimawandel klebt, dann wird plötzlich von eingeschränkter Freiheit gesprochen. Die Hetze in der Presse, das Unverständnis der Mehrheit der Bevölkerung und überzogene Strafen sind die falsche Antwort auf die Notwendigkeit einer anderen Klimapolitik, die die verzweifelten Aktivisten zu Recht fordern. Die Geschichte der Bundesrepublik zeigt, dass „verteufelte“ Minderheiten (68er) letztendlich in Ihrem Reformbestreben richtig lagen. – Andreas Golanowski

 

Die Beschwichtiger vertrauen auf das Urteil der unabhängigen und objektiven Justiz. Formal mag das so sein, doch der juristische Alltag lässt Zweifel aufkommen. Wenn Kriminelle selbst nach 30 Vorstrafen noch immer auf freiem Fuß sind, ist die Entfremdung zum allgemeinen Rechtsempfinden ,Grundlage jeden Rechtsstaates, evident. Auch nach den schwersten Ausschreitungen der Berliner Silvesternacht blieb die Generalprävention als Stoppschild weitgehend zahnlos. Die meisten blieben ungeschoren. Auch die Klimakleber kommen in Berlin glimpflich davon, zu milde , so vox populi. Es mag an Tabus rütteln : Die Judikative ist nicht sakrosankt, sondern Teil des Problems. Man frage nur Polizeikräfte „an der Front“. – Christoph Schönberger

 

Nach all den unsäglich geistlosen und unreflektierten Berichten und Kommentaren (auch in diesem Blatt) über die Aktionen der ‚letzten Generation’ bin ich sehr dankbar, dass sich ‚die ZEIT’ der Bewegung in einem ‚pro & contra’ gewidmet hat. Leider erlauben es mir meine alten (79 Jahre) Knochen nicht, sonst würde ich mich auch niederhocken, festkleben, verhaften und verurteilen lassen, denn der massive Protest der ‚letzten Generation’ ist mehr als unterstützenswert. Diese Proteste sind ein Gebot der Psycho-hygiene und alles andere als ein zu kriminalisierender Akt! Jedoch finde ich das sperren von Hauptverkehrsadern als nicht besonders klug und hilfreich. Vielmehr sehe ich das langfristige Blockieren von Zugängen zu sämtlichen Parteizentralen, allen Hauptverwaltungen der Großkonzerne (nicht nur der Kohle-, Öl- und Gas-Industrie), der Gewerkschaften und auch sämtlicher Gotteshäuser aber auch der Universitäten als sinnvoller, berechtigter, angemessener und zugleich wirkungsvoller an. Haben sich nicht all jene versündigt?! Wer noch bei Verstand ist und bis 3 zählen kann, weiß, dass es längst 10 nach 12:00 ist. das ‚Experiment Menschheit‘ ist nun mal gescheitert. zumindest ahnen konnte man es bereits 1972 als der erste Bericht des ‚club of rome‘ (‚die Grenzen des Wachstums‘) vorgelegt wurde. Oder etwa nicht??! – Helmut M. Schmitt-Siegel

 

Die Behinderungen durch die Proteste der „Letzten Generation“ sind aus meiner Sicht in ein bestimmtes Verhältnis zu setzen, damit sie nicht grundsätzlich als Feindbild eingestuft werden. Es sollten auf keinem Fall Rettungswagen durch Festklebeblokaden behindert oder ausgebremst werden. Da greift hoffentlich in erster Linie die Kraftfahrzeugverkehrsordnung und – sehr wichtig – die Vernunft der jungen Leute. Aber sollten wir uns nicht verwirren lassen, wenn die Strassenverkehrsordnung längst veraltet erscheint. Auf den Straßen herrscht mehr und mehr das Gesetzt der Straße. Größer, schwerer, stärker und auch lauter. Das sind aber nicht die gewollten Kriterien für ein Durchkommen in den Städten. Neulichs an einer Kreuzung (mit dem Fahrrad unterwegs) auf das Ampelgrün wartend, wurde ich Zeuge folgender Situation. Ein Rettungswagen kam nicht durch den Pulk der an der Kreuzung wartenden Autos hindurch. Ohrenbetäubende Sirene, Fahrzeuge wie im Tetris, Millimeter für Millimeter sich verrückend. Kein Durchkommen. Die Fahrzeuge, groß, schwer, stark – 35 % SUVs – es wurde immer lauter und hektischer. Es dauerte zu lange, bis sich der Unfallwagen wie mit dem Schuhanzieher durch eine schmale Gasse durcharbeiten konnte. So habe ich die Frage, ob unangemessen große SUVs sich in den immer enger werdenden Straßen nicht nur als nötigend, sondern sogar als lebensrettende Maßnahmen behindernde Fahrzeuge darstellen? Oder haben der Verkehrsminister, der Staat, die Gerichte, die Autoindustrie einen anderen und harmlosen Terminus für diese Art der Behinderung bereit? Wie heißt es noch so überzeugend: Too big to fail. Da könnten die „Herren“ Gebieter und Lobbyisten aus dem heiligen Turm der Autoindustrie mit ihren Busenfreunden aus der Politik da mal eben helfen, einen Weg durch die Gasse zu finden? Aber „Too big to fail“ kann selbstbehindernd und vernuftvermeidend wirken. – Bernhard W. Rahe

 

Nur eine Frage bitte: In wie viele Fällen sind Einsatzwagen behindert worden wegen Stau dh weil zu viele Autos auf der Straße sind OHNE Demos?? werden bestimmt keine Statistik dafür geben ….denke ich Hauptsache es bleibt in Deutschland, dass Autofahrer die Vorfahrt über Fußgänger behalten …..wo es keine Ampel gibt… Es ist SO viel besser für die Wirtschaft natürlich und SO viel besser für s Klima dass Autofahrer so wenig wie möglich warten müssen auf…..Fußgänger !!! – Brian Agro

 

Ich finde, dass sowohl Herr Bittner als auch Herr Wefing gute Argumente anführen. Wahrscheinlich wird die Wahrheit irgendwo dazwischen liegen. Ich selbst betrachte die Aktionen der Letzten Generation nicht unbedingt wertend, verstehe sie vielmehr als eine logische Konsequenz unserer Zeit. Ein Phänomen des aktuellen Zeitgeist‘, wenn man so möchte. Etwas, das in der Form früher oder später auftreten musste. Wenn ich mal bewusst provozieren darf. Die betroffenen Berliner Autofahrer*innen können ja zu Unbetroffenen werden und sich dieses ganze Leid ersparen, wenn sie vielleicht aufs Auto verzichten und stattdessen die Berliner S- und U-Bahn nehmen würden. Da sind die Verbindungen doch top ausgebaut. Dann müsste man auch nicht mehr wutentbrannt auf irgendwelche jungen Sitzblockierer*innen stürzen. Rage und Raserei umginge man so. Stattdessen säße man in der U-Bahn und läse DIE ZEIT. – Michael Ayten

 

Ja, das geht viel zu weit! Die Letzte Generation hat im Grundsatz hehre und unterstützenswerte Ziele, in dem sie von der Politik kurzfristig wirksame Maßnahmen gegen den globalen Klimawandel fordert. Was aber dann tatsächlich an konkreten Forderungen kommt: „Wir stoppen unsere Aktionen, wenn die Bundesregierung das 9-Euro-Ticket und ein Tempolimit einführt“, wirkt kleinkariert und dem großen und langfristigen Ziel nicht angemessen. Stattdessen nimmt die Letzte Generation ohne Gegenwehr die Abschaltung der 3 Atomkraftwerke zur Kenntnis, obwohl durch die Substitution der weggefallenen Grundlast durch Kohlekraftwerke pro Jahr ca. 14 Mio. Tonnen CO2 zusätzlich in die Atmosphäre gepustet werden. Zudem tragen die durch die Klebeaktionen entstehenden Verkehrstaus ebenfalls zu einem höheren CO2-Ausstoß bei. Glaubwürdigkeit ade. Stattdessen Selbstgefälligkeit und Profilneurose. Das bringt dem Klima nichts. – Jochen Gintzel

 

Sie schreiben völlig zurecht: „Meinungsfreiheit und Versammlungsfreiheit sind disruptive Grundrechte.“ Leider können sich Minderheiten nicht immer darauf verlassen einen solchen medialen Zuspruch wie den von Ihnen zu erhalten, wie wir 2020 bis 2022 erleben mussten. Nur wenige wie die Journalistin Sylvia Eigenrauch von der Ostthüringer Zeitung hat Verständnis für den damaligen Protest gezeigt. Sie wurde dafür mit einer fristlosen Kündigung sanktioniert. Das gleiche wurde im Gesundheitswesen allen angedroht, die sich auf ihr Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit beriefen. Sich für die Belange der Klimakleber einzusetzen, scheint heute nicht so riskant zu sein wie damals Verständnis für diejenigen zu haben, die Angst vor einer Injektion mit einem experimentellen „Impfstoff“ hatten. Kanzler Scholz hat die mRNA-Impfung jedenfalls als ein Experiment bezeichnet! – Martin Krivacek

 

„Warum gilt …auf der Straße sitzen als Nötigung;CO2 auszustoßen…aber nicht?“ Ja, man kann den Menschen , auch den Straßenblockierern, ja das Ausatmen nicht verbieten! Es gibt wohl zu viele CO2-Ausatmer und -ausstoßer!?! Ich gehöre auch dazu. – Alois Lienhard

 

Weder das Festkleben noch das sprühen mit Farbe begeistert mich. Die „Letzte Generation“ muss sich wirklich fragen ob sie dem Ziel mit von vielen Menschen abgelehnten Aktionen näher kommen. Aber: hört endlich damit auf, Menschen die sich über die Zukunft des Planeten ernsthaft Sorgen, zu kriminalisieren. Kriminell sind eher die Energiekonzerne, die Politiker und anderen die seit 50 Jahren den Bericht des Club of Rome ignorieren. Die die Augen vor längst offen sichtbaren Klimaauswirkungen verschließen. Die FDP, die sich einfachsten und billigsten Maßnahmen widersetzt. Vielen der in den 1950er, -60er und -70er Geborenen scheinen sich immer noch nicht darüber im Klaren zu sein, dass sie selbst die letzte Generation sind. Die letzte Generation die Klimakatastrophen nur von Roland Emmerich, Frank Schätzung, der Kinoleinwand und dem TV-Bildschirm kennenlernt. – Robert Revet

 

Darf ich einige Anmerkungen zu den Beiträgen auf Seite 4 und Seite 11 der Ausgabe von Die Zeit vom 27.April 2023 übermitteln nicht der richtige Weg – Bemerkungen zur Strategie der „last generation“. Die Aktionen (nicht nur) von „last generation“ zielen darauf ab die Bundesregierung zu Maßnahmen gegen die Klimakrise zu veranlassen. Zu diesem Zweck setzen sie medienwirksame Akte des zivilen Ungehorsams. Es stellt sich die Frage, ob diese Strategie zielführend und erfolgversprechend sein kann. Die möglichen Antworten auf diese Frage können in zwei Richtungen laufen. Zum einen könnte es an der Ausdauer und der Intensität liegen, mit denen der eingeschlagene Weg weiterverfolgt wird. Es muss aber auch die Frage gestellt werden, ob es alternative Wege gibt, und zwar insbesondere dann, wenn zugleich aufgezeigt werden kann, warum der derzeit verfolgte Weg nicht zielführend ist. Genau das soll in weiterer Folge geschehen. Es lohnt sich zu diesem Zweck ein Blick auf die Rahmenbedingungen für das Handeln der Politiker. Dieses stützt sich auf ein demokratisch herbeigeführtes Mandat: Die Handlungsermächtigung ebenso wie die Handlungsmöglichkeiten der amtierenden Politiker beruhen auf Wahlergebnissen -und allfälligen Koalitionsvereinbarungen. In ihrem Tun stehen die amtierenden Politiker im Wettbewerb mit oppositionellen Kräften. Diese müssen noch nicht einmal grundsätzlich gegen die von den amtierenden Politikern verfolgten Ziele und Maßnahmen sein, denn es geht ja vorrangig darum, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit so viele Stimmen auf sich zu vereinigen, dass sich eine Chance auf Übernahme der Regierungsgeschäfte eröffnet. Die Szene wird nicht von sachgerechten Politiken beherrscht, sondern von wahltaktischen Erwägungen.

Indem eine Regierung im Zuge der Krisenbekämpfung kurzfristig zwangsläufig unpopuläre Maßnahmen zu setzen gezwungen wäre, setzt sie sich dem Risiko aus, die Chancen für eine Erreichung ihrer Ziele der jeweiligen Opposition zu stärken. Und das ist politisch irrational! Was die „last generation“ also zu bewirken vermag, das ist das politische Scheitern von dann erfolglosen „Helden“; Helden in dem Sinn, dass die betreffenden Politiker Taten setzen bzw. gesetzt haben werden, die keine Stimmen bringen, obwohl sie sachlich richtig sind! Und das wiederum ist eine denkbar ungeeignete Strategie, um Klimaziele nachhaltig zu verfolgen. Der Schlüssel zur Lösung unserer vorrangigen gesellschaftlichen Probleme liegt vielmehr in der Verantwortung jeder einzelnen Bürgerin, jedes einzelnen Bürgers.

Was es also braucht, ist zunächst einmal eine klug aufbereitete Kampagne zur Vermittlung der Botschaft, dass es die gemeinsame zielgerichtete Anstrengung jeder/jedes Einzelnen ist, die eine Chance auf Erreichung der unumgänglichen Maßnahmen eröffnet. Aber dieses Erfordernis steht unter einer ziemlich unbarmherzigen Randbedingung. Um es kurz zu machen: Während es zweifelsfrei eine große Anzahl von Menschen gibt, deren Lebensstandard nicht nachhaltig darunter wird leiden müssen, dass sie sich einen Maßnahmenkatalog zu eigen machen, gibt es auf diese Welt noch Abermillionen (Abermilliarden) Menschen, deren erhoffte, ersehnte, erstrebte Ziele noch in mehr oder weniger großer Entfernung liegen. Diesen zugleich mit der Vermittlung der unabdingbaren Änderungen in den Verhaltensweisen zu signalisieren, dass sie auf das wonach sie streben werden verzichten müssen, wird fast nicht erfolgreich vermittelbar sein. Aber es ist natürlich vollkommen klar, dass ohne Überwindung dieser Hürde an einen Erfolg gar nicht zu denken ist. Der Wettbewerb der Machthaber und jener, die gerne an die Stelle dieser Machthaber treten möchten, macht die Hürden, vor denen wir alle stehen, noch höher. Das ändert aber nichts daran, dass der Schlüssel zu dem, was es extrem dringlich zu bewegen gilt, nicht darin zu suchen ist, dass ziviler Ungehorsam Politiker zum Handeln zwingt. Es ist die Zivilgesellschaft selbst, die ihr Schicksal in die Hand nehmen muss! – Wolfgang Weigel

 

«Die „letzte Generation“ verschärft ihre Strassenblockaden. Und testet die Grenzen des zivilen Widerstands». Es geht also um die Frage: Wie weit kann ziviler Widerstand gehen, gegen eine Allgemeinheit, die nicht bereit ist, das Notwendige und Hinreichende zu tun, damit die Klima-Krise gelöst werden kann. Die „letzte Generation“ stellt Forderungen auf. Aber ist das Erfüllen dieser Forderungen notwendig und hinreichend? Zum Beispiel ist ihre Forderung nach einem «gelosten Gesellschaftsvertrag» weder notwendig noch hinreichend. Aber welche weltweiten Massnahmen sind notwendig und hinreichend, die Klima-Krise zu bewältigen? Massnahmen, die sich auf Deutschland konzentrieren, können nicht hinreichend sein. Notwendig ist, dass weltweit akzeptierte Wege aus dem Schlamassel skizziert werden und Lösungen für die damit verbundenen Zielkonflikte gefunden werden. Unsere Aufgabe besteht auch dabei, unser Potential einzubringen. Ein einseitiges ungesteuertes massives Zurückfahren der Wirtschaft würde unser Potential schwächen.

Im Folgenden ein Beispiel für einen zu lösenden Zielkonflikt, auf dem Weg in eine gute Zukunft. Greenpeace stellt fest: «Deutsche Verbraucher kaufen im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr – tragen diese allerdings nur noch halb so lang wie vor 15 Jahren» Ein Resultat sind riesige Altkleiderhalden in Chile und anderen Entwicklungsländern. Auf der anderen Seite werden in Bangladesch 80 Prozent der Exporte in der Textilindustrie erwirtschaftet. Trotzdem sind die Arbeitsbedingungen zum Teil katastrophal, auch weil es ein Überangebot an Arbeitskräften gibt. Der Zielkonflikt zwischen Naturschutz und Senkung der Armut ist also beim Beispiel ungelöst. Ähnliches gilt für zahlreiche andere Zielkonflikte. Etwa den zwischen dem Ziel, die ökologische Landwirtschaft zu fördern, um den Rückgang der Insekten zu stoppen und dem Ziel gleichzeitig immer mehr Menschen ernähren zu können. Eine Lösung erfordert nicht nur das Übernehmen von Verantwortung, sondern auch das Einbringen der eigenen Möglichkeiten, um ein geeignetes Verteilen der Verantwortung zu erreichen in den Bereichen Demographie, Ökologie und Ökologie. – Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Nichts davon ist wahr“ von Iris Radisch

 

Nachdem Volker Weidermann das neue Buch von Benjamin Stuckrad-Barre (Noch wach?) in der vorletzten Nummer der ZEIT umschweifig-höflich vorgestellt hatte, durfte nun die fantastische Iris Radisch ran. Sie durchschaut Stuckrad -Barre und sein Getue, das ist: sein MeToo-Lügengebäude, und liefert (wieder einmal) ein Glanzstück an Literaturkritik ab. Ein reines Vergnügen. Vielen Dank. – Nithart Grützmacher

 

Danke für Ihre Rezension in der letzten ZEIT über das neue Buch von Stuckrad-Barre. Ich kenne zwar das Buch nicht und werde es auch sicher nicht lesen, aber es ist großartig, wie Sie einen total überbewerteten „Dichter“ und sein oberflächliches Machwerk zerlegen – vor allem mit einer klaren deutlichen und brillanten Sprache. Dann verstehe ich allerdings nicht, weshalb Sie am Ende des Verrisses von einem bedeutenden Roman eines bedeutenden Mannes sprechen. Oder war das ironisch gemeint? Bitte mehr Artikel von dieser Qualität! – Hugo Wendl

 

Danke Iris Radisch für die famose Richtigstellung. Treffer, versenkt! Die Frauen scheitern, der Mann schreibt mal eben ein Buch. Ein Blick in Faz und Welt, ja selbst in den Weidermann-Artikel lässt einen ratlos zurück. Gut, dass es Sie gibt! – Christina Knüllig

 

Es geht um das neue Buch von Benjamin von Stuckrad-Barre. Frau Radisch schreibt, das Buch solle der erste deutsche „ME TOO“ Roman sein. Meine spärlichen Reste Englischkenntnisse aus fernen Zeiten (ich bin 88 Jahre alt) erlauben mir die Übersetzung von „ME TOO“ mit „ICH AUCH) was immer das sagen soll. DER SPIEGEL vom 23.April 2023,Nr.17 fragt: „Wie viel Wahrheit steckt in Ihrem Roman Herr von Stuckrad-Barre ?“ Ich gehe mal davon aus, dass da vom gleichen Buch/Roman die Rede ist wie in dem ZEIT Artikel von Iris Radisch. Dazu Pontius Pilatus, der sich auch mit der Wahrheit abmühte. Er stellte nur die Frage „Was ist Wahrheit?“ Und das war’s. Und dann (nicht überliefert) „satis“ .das reicht .Finde ich auch. Und Pilatus antwortete: „me quque“. – Hans-Emil Schuster

 

Herzlichen Dank, liebe Iris Radisch, für diesen brillanten Artikel über das Buch von Benjamin Struckrad-Barre. Ihre Kritik begründen Sie absolut überzeugend – hier ist ein Autor mal ganz schnell auf den „Me-too“-Zug aufgesprungen – ziemlich oberflächlich und ohne wirklichen Tiefgang. Zugleich funkelt die Sprache Ihres Artikels geradezu von überraschenden Bildern, Vergleichen und originellen Wortschöpfungen, die die Lektüre zu einem wahren Lesevergnügen machen. Vielen Dank! – Monika Nolte

 

Ich war schon ganz verzweifelt, dass scheinbar alle auf dieses quasi me too Buch reinfallen… Dieses Buch von Benjamin von Stuckrad-Barre gehört zu jenen, die (nur) für`s Geldverdienen geschrieben wurden, und damit es besonders viel Geld wird, bekommt es die Etikette „me too“. Man kann sich auch was vormachen, Herr Stuckrad-Barre! Aber dazu ist er wohl doch zu intelligent – auf den Punkt gebracht: er will UNS LeserInnen etwas vormachen. HERZLICHEN DANK an die brillante Iris Radisch, endlich mal Klartext zu sprechen!!! Und noch ein Wörtchen an den Herrn Autor: wir Frauen sind nicht mehr die „Dummchen“ vom Lande, oder für was Sie uns sonst noch halten mögen! (natürlich immer elegant „durch die Blume“ gesprochen, Sie wollen ja ein höflicher Mensch sein…) Diese Zeiten sind allemal vorbei! – Berta Walter-Hamza

 

Sie haben meinem Unbehagen die richtigen Worte gegeben. – Sylvia Stöbe

 

Dieser korrigierend eingreifende Artikel ist eine literaturkritisch hochwertige Leistung und wirkt einleuchtend gegen die bisherige auktoriale und mediale Blendung im Zusammenhang mit Stuckrad-Barres Buch „Noch wach“. Iris Radisch wirft mit scharfsinnigen und textnahen Erkenntnissen ein Schlaglicht auf die penetrante, benebelte Bewerbung und falsche Vermarktung dieses Buches. Es leuchtet ein, wie das zu einer fehlgeleiteten Rezeption geführt hat, wie eine klare Einsicht verdunkelt und statt Verständnis Missverständnis generiert wurde. Die Botschaft dieses Beitrags ist für Autoren sowie für Leser ermutigend und wohltuend: Auch wenn man in der Fiktion manche Grenzen der Realität sprengen kann, lässt sich das Ethos der Literatur nicht folgenlos ignorieren. – Andrea Wander

 

WOW, hat das gut getan, die Wutrede von Iris Radisch zu lesen ! Zum leisen Lachen ist besonders das ironische Beiwerk in dem Artikel. Eignet sich das epochale He-Too-Machwerk schon als fertiges Drehbuch für die schauspielerische Umsetzung in einem TV-Film in ARD oder ZDF ? – Hartmut Wagener

 

Auch intelligente und gebildete Girls reden, weil grad im Schwange, in Mickey-Mouse-Sprache und können aus Begehren oder aus Liebe blöd sein. So was gibt es. Das muß kein Autor erfinden. Wie bitte? Gretchen war weiter? WIE BITTE? Gretchen hat Mutter und Kind umgebracht und wurde dafür hingerichtet! Ja: Frauen können auch dumm sein, das ist kein Privileg der Männer. – Ulrike Purschke

 

wie gut, dass DIE ZEIT mit Iris Radisch eine Redakteurin und Autorin hat, die sich von der PR gewisser Kulturschaffenden nicht einlullen lässt. Auch in den früheren Schriften Stuckrad-Barres ging es zumeist um die Suche nach der Verbändelung mit dem mächtigen Mann. Nun , in diesem so beworbenen „MeToo-Roman“, geht es um einen riesigen Verlegergott, mit dem connected zu sein für den Autoren ein bisschen das Paradies auf Erden zu sein scheint. Als dann ein Nebenbuhler auftritt ist die Exklusivität der Männerfreundschaft dahin. Auf die Verehrung folgt Enttäuschung folgt der Sturz vom Sockel oder so ähnlich. Was hat das mit Frauen, mit MeToo zu tun? Eigentlich gar nichts, und deswegen leider doch ganz viel – nur andersrum… – Kirstin Pleger

 

Danke an Iris Radisch für diesen scharfzüngigen Artikel. Endlich die richtige Replik auf diese ganze unerträgliche Wichtigtuerei und männliche Eitelkeit in Rezensionen und Interviews zu einem Buch, dessen Behauptung bei mir jedenfalls nur grossen Widerwillen und Überdruss ausgelöst hat. Auch ich nehme dem Autor seine „Wandlung“ nicht ab bzw. ich glaube ihm kein Wort. Er hat prächtig von seinen Jahren in dem uns allen bekannten Medienkonzern profitiert, offenbar ohne erkennbare Skrupel dabei zu haben. Nun profitiert er weiterhin von demselben System, nur eben nicht mehr für sondern gegen den Konzern. So what, wie ermüdend. Ganz im Sinne von Frau Radisch möchte ich mich „aus dieser Show vom Saaldienst hinausbegleiten lassen“, wobei, das erübrigt sich, eine Teilnahme an solcher Show wäre sowieso undenkbar. – Dagmar Schreiber

 

Zuerst habe ich mich geärgert, dass in der 2. Ausgabe in Folge schon wieder das neue Stuckrad-Barre Buch besprochen wird – gäbe genug andere, wird in jedem Medium derzeit rauf und runter über-gehypt usw. Da lese ich die brillant geschriebene Kritik von Iris Radisch. Freue mich über jede einzelne Zeile. „Halb zog er sie – halb sank sie hin“- wo nimmt man nur solche grandiosen Ideen her, Goethe da im Nebensatz einzubauen… Neben mir liegt laut schnarchend vor Entspannung unsere Hündin. Großartig! Das ist DIE ZEIT (versus BILD…) ! – Christine Geiger

 

Habe das Feuilleton der ZEIT immer geliebt, mit aller Brillianz, mit seinem Stil, mit allem Größenwahn und seiner Expertise. In letzter Zeit eher Krisenstimmung. Ihre St.-B.Analyse gibt mir Hoffnung. – Susanne Zimmermann

 

Danke, danke, danke für diese endlich einmal erhellende Rezension von Stuckrad-Barres neuem Roman „Noch wach?“. Wie Sie war ich äußerst irritiert von der bisherigen Rezeption des Romans und davon, dass Stuckrad-Barres „Bekehrung zum literarischen Feminismus“ diesem „weitgehend abgenommen wird“ . Ich habe die Rezension mit Freude und auch mit ein wenig Genugtuung gelesen und fand es wirklich sehr treffend und pointiert, wie sie den Roman und seine vermeintlich feministischen Positionen auseinandergenommen haben – noch einmal vielen Dank! – Anja Schlottmann

 

Niemand hätte besser über diesen Schwindel schreiben können. – Salvatore Algieri

 

Vielen Dank für diesen wunderbaren Artikel über ein weiteres durchschautes Exemplar selbstbezogener „Herrlichkeit“ – Männer, die sich breitbeinig, egoman und selbstgefällig durch das Land quatschen und fabulierend in Talkshows, Zeitungen und Büchern Frauen ungefragt die Welt erklären. Ich kann sie nicht mehr hören oder lesen. Bitte Frau Radisch, bitte unbedingt mehr von Ihren Worten, die Klarheit schaffen auf solch scharfsinnige Weise. Danke! – Astrid Klingen

 

Benjamin von Stuckrad-Barre schreibt nicht für sich. Er ist Marketing-Experte: Er schreibt für seine Zielgruppe. Und das sind nun mal primär die Männer. So easy. Der Euro rollt. – Alfried Gutsche

 

Danke für Ihren inhaltlich und stilistisch hervorragenden Artikel. Ich erinnerte mich an meine jungen Jahre in der Reisebranche (bin jetzt 75). Die allermeisten Beschäftigten waren Frauen, die relativ wenigen Männer hatten meist die Chefjobs. Es war offensichtlich dass Angestelltenverhältnisse ausgenutzt wurden. Nach meiner subjektiven Erfahrung haben Frauen auch damals z.T. bewusst den Vorteil gewählt, den sie aus bestimmten Beziehungen erhielten. Vielleicht ist auch das eine Variante der Emanzipation? Ich verteidige in keiner Weise das von Ihnen beschriebene Machoverhalten, im Gegenteil. Jedenfalls schien mir auch, dass die Herren sehr gut wussten, wen sie „herumkriegen“ konnten. Abgesehen auch von der damals herrschenden offiziellen Moralvorstellung führte manche Beziehung zu einem unguten Arbeitsklima. Mir scheint, dass sich nach so langer Zeit nichts grundsätzlich geändert hat. – Margret Berendt

 


 

 

Leserbriefe zu „»Das ist völlig inakzeptabel«“. Gespräch mit Friedrich Merz geführt von Tina Hildebrandt und Mariam Lau

 

„Wenn wir in den nächsten zehn Jahren die Weichen richtig stellen, sind wir auf einem guten Weg“, Friedrich Merz, 67, Multimillionär. -Herr Merz, was nützen uns „gute Wege“, die treffsicher in den Abgrund führen? Oder um es mit dem großen Philosophen und Staatstheoretiker Rezo zu sagen: Todeslost. – Lukas Pfeiffer

 

Mit einer großer Verwunderung lese ich das Interview mit Herrn Merz u.a. zur „Letzten Generation“. Darin beklagt Herr Merz rechtswidrige und strafbare Aktionen der Klimaaktivisten. Auch der Verkehrsminister Wissing handelt rechtswidrig und strafbar, wenn er gegen das Klimaschutz verstößt – allerdings vollkommen ohne Konsequenzen. Denn er kann ja Gesetze ändern (lassen). Und das ist völlig inakzeptabel! – Frank Zuther

 

Was für ein unsägliches Interview. In Einem hat Merz recht – wenn er sagt, die Politik und die Bevölkerung habe einen anderen Blick auf die Klimakrise – wir in der Bevölkerung sind schon viel weiter und sehen, wie wir ins offene Messer hineinlaufen. Wir sind bereit, dass entschieden und stark gegen die Klimakrise gehandelt wird. Die ewig Gestrigen in der Politik hingegen sind noch lange nicht so weit und hinken der Zeit hinterher. Bis es zu spät ist. – Claudia Danisch

 

Es wäre wirklich mal interessant, wenn die ZEIT eine Aufstellung der Innovationen der letzten hundert Jahre machen würde, die der Umwelt geholfen haben und freiwillig angenommen wurden und sich durchgesetzt haben ohne daß ein Staat dies anordnen mußte. Beispiel Katalysator beim Auto. Eine gute Innovation. Sie setzte sich aber erst durch, als in den 70er Jahren Kalifornien (ein sehr attraktiver Kfz-Markt) den Einbau vorschrieb (und das waren komischerweise keine Grünen). Die Industrie schrie, das gefährde Arbeitsplätze und die Industrie überhaupt. Heute haben alle Katalysatoren, die Menschen arbeiten und die (deutschen) Autobauer machen Rekordgewinne. Der Verweis auf das Vertrauen in Innovationen ist nur eine Ausrede nicht aktiv dem Klimawandel begegnen zu müssen. Oder was ist denn mit der Innovation Kernfusion? Seit 50 Jahren hört man immer wieder: ja, dauert noch. Das Interview strotzt nur so vor (bürgerlichen) Platitüden. Ich halte den Weg der jetzigen Regierung auch nicht für optimal. Aber anstatt als Opposition konstruktiv Vorschläge einzubringen, wie die Gesellschaft zu besserem Klimaschutz hingeregelt werden kann (denn nur Regeln definieren eine Gesellschaft und deren Zusammenhalt), wird daraus eine ideologische Debatte konstruiert (ja, auch die bürgerlichen Parteien und gerade die Fdp folgen Ideologien), die vielleicht am Söderschen Stammtisch unterhaltend wirkt, das Land aber keinen Millimeter voranbringt. Schwach. – Wolfgang Michel

 

Ich musste bei nahezu jeder Antwort von Herrn Merz fassungslos mit dem Kopf schütteln. Wir sollten alles daran setzen, dass dieser Mann nicht Kanzler wird, und die umwelt- und sozialpolitischen Verbesserungen (und ja, es gibt sie), die die Ampel mühevoll errungen hat, nicht wieder in Schutt und Asche legt. – Manuel Ohlemeyer

 

Wenn junge Menschen sich für ihre Zukunft einsetzen, basiert dies oft auf einem starken Motiv und einer tiefen Überzeugung, dass Veränderungen notwendig sind, um eine bessere Zukunft zu gestalten. Wenn Politiker wie Herr Merz diese Motive nicht erkennen oder ignorieren, könnte dies ein Zeichen dafür sein, dass sie nicht in der Lage sind, Lösungen für die Zukunft anzubieten. – Alexander Gorjinia

 

Mit seinen Äußerungen zum Klimawandel liefert Friedrich Merz der „Letzten Generation“ starke Argumente, ihre Aktionen fortzusetzen oder gar zu verschärfen. Wo im Bundestag eine Opposition fehlt, die der Bundesregierung beim Klimaschutz Beine macht, kommt der außerparlamentarischen Opposition eine wachsende Bedeutung zu. Selbst die sehr zögerlichen Schritte unsere Regierung auf dem Weg in die unter CDU-Regie verschleppte Klimawende werden von Friedrich Merz als Geisterfahrt gebrandmarkt. Völlig inakzeptabel seine Positionierung zum physikalisch bedingten Zeitdruck, wenn er sagt: „Es ist gerade nicht so, dass morgen die Welt untergeht. Wenn wir in den nächsten 10 Jahren die Weichen richtig stellen, sind wir auf einem guten Weg“. Als wenn die Meereis- und Gletscherschmelze, der Meeresspiegelanstieg, das Auftauen von Permafrostböden, die wachsenden Dürrezonen, die zunehmenden Wetter-Extreme und das Artensterben nicht längst stattfinden würden. Leider ist es kein Ansatz, die Äußerungen von Friedrich Merz einfach zu ignorieren, denn sie sorgen dafür, die Bevölkerung gegen den Klimaschutz weiter einzunehmen, gegebene Konsensräume weiter zu verengen und die kaum gestartete Klimawende auszubremsen. Die Blockade unserer Regierung und das Demokratieversagen der Opposition bei dem so existenziellen Thema des Klimawandels zwingen die „Letzte Generation“ geradezu, in eine Art von Ersatzvornahme auf die Straße zu gehen. – Reinhard Koine

 

Bereits vor ungefähr vierzig Jahren wurde im Zusammenhang mit Ozonloch und saurem Regen allabendlich im TV ein Spot ausgestrahlt. Zu sehen war ein gezoomter Baum, zu hören eine Stimme aus dem Off „Die Natur braucht uns nicht.“ Menschliches Zutun am Klimawandel war bereits erkannt und es wurde eindringlich vor dem gewarnt, was wir heute rund um den Globus erleben. Die Wissenschaft wusste es, Industrie und Politik ebenfalls und jeder Bürger, der es zur Kenntnis nehmen wollte. Zwingend notwendige Konsequenzen hätten die jeweils verantwortlichen Entscheidungsträger ziehen müssen, haben sie aber nicht, weshalb wir heute so tief im Schlamassel sitzen. Den überwiegenden Teil in diesen vier Jahrzehnten hatte die CDU die Regierungsverantwortung, hat die Chance, über demokratische Prozesse Entscheidungen zu treffen, die den Klimawandel hätten verhindern können, nicht genutzt. Und jetzt soll die „letzte Generation“ noch Vertrauen in die alten Entscheidungsträger haben? Statt öffentlich Verzweiflungstaten zu begehen, sollen sie diesen „Wir-sitzen-alles-aus Parteien“ beitreten? Welche konkreten Ideen hat die CDU für den sofortigen Wandel der von ihr mitverschuldeten Situation, abgesehen vom Schwadronieren über Zukunftstechnologien, die noch in der Entwicklungsphase sind? Und würde sie dafür auch den Absturz in den Sonntagsumfragen riskieren? Im richtigen Leben muss die jetzige Regierung aktuell retten, was zu retten ist und kriegt den Unmut der Wähler ab, die in den Umfragen nun doch lieber wieder die CDU regieren lassen würden. Und wie zynisch, dass die CDU den Grünen in der Zukunft gerne bei der Durchsetzung grüner Politik behilflich wäre. Was ist das? Realitätsklitterung oder Hybris eines Narzissten? Auf jeden Fall keine Antwort auf die Anliegen der „letzten Generation“. – Kornelia Eiberger

 

Die Politiker- und Managergeneration Friedrich Merz hat dieses Land und diese Gesellschaft in unterschiedlichen Regierungskoalitionen geprägt wie sie heute erscheint. Und dass soll sich – so im Interview gut nachzulesen nicht verändern. Technologieoffene Innovation heißt hier: Es bleibt wie es ist, das Werkzeug darf ein anderes sein. Vielleicht. Und NEIN – wir verlassen unsere Komfortzonen nicht ohne Not. Alle, die dagegen sind, Kritik äußern, auf eine Zukunft verweisen, die gutes Leben für neue Generationen ermöglichen soll sind Feinde, wenn sie sich anders als harmlos und vernachlässigbar verhalten. Wegen der großem Anhängerschaft löst sich dieser Merzialismus nicht biologisch in Wohlgefallen auf. Warten hilft also nicht. Bleibt noch, uns gemeinsam auf den Untergang zu freuen. – Wolfgang Siedler

 

Herr Merz und seine CDU hat nicht zur Kenntnis genommen , dass man keine Politik gegen physikalische Gesetze machen kann. Zuerst heißt das: CO2-Ausstoß vermeiden, also Tempolimit auf Autobahnen sofort , am besten auf 100 km/h, keine neuen Öl- und Gasheizungen. Ja, ohne deutliche Ansagen und Gesetze geht es nicht ; nur Ignoranten wie Herr Merz reden von Verboten. Wir müssen unsere Lebensweise ändern. Wir Europäer genießen unsern Lebensstandard auf Kosten vieler Menschen in Afrika und Asien. Diese Erkenntnis sollte Herr zur Richtschnur seiner Politik machen. – Manfred Prante

 

Völlig inakzeptabel sind vor allem die Äußerungen von F. merz, der berauschend innovativ zur politischen Arbeit in Parteien aufruft. dabei haben gerade etablierte Parteien mit Regierungsverantwortung mehr als 20 Jahre klimapolitisch verschlafen und sogar die ampelgrünen haben den Katastrophen Kompromiss des Tankrabattes abgenickt ( ohne deutlich hörbares Zähneknirschen ). und dann wähnt sich Herr Merz auf gutem Wege, wenn in den nächsten 10 Jahren nur Weichen gestellt werden und verweist auf das Potential der CO2 Verwertungstechnologien. auf das Stichwort USA zaubert Herr Merz eine wunderbar positive Besetzung des Themas Kilmaschutz aus dem Hut, obwohl dort z.B. der Individualverkehr in Gestalt des SUV und des Pick-ups unangefochten an erster Stelle steht ( beide in der Hauptsache tonnenschwere Verbrenner oder Greenwashing hybride ). die gepriesene investitionsoffensive in diesem land der maroden öffentlichen nah- und fernverkehrsnetze ist seit Jahrzehnten überfällig. Wie dreist das endgültige abwickeln der fehlkonzepierten Atom Industrie als mutwilliges abschalten von Kernkraftwerken zu bezeichnen! das Schreckgespenst der Deindustrialisierung muss auch noch herhalten. dabei ist die ( kontrollierte ) Entwicklung der KI der entscheidende Faktor auf dem steinigen Weg zu produktiven und selbstbestimmten Bürgern in dieser (? unvermeidlich) plutarchischen Gesellschaft. letztendlich ist natürlich die Story des gebeutelten Sauerländers rührend, der nicht mehr vor der Haustür in seine Brettl steigen kann und einmal in der Woche auf das Schnitzel verzichtet! zum Thema „letzte Generation“ bekommt der Pro/kontra Artikel „geht das zu weit“ ( gleiche Ausgabe) von mir ein Lob und sollte Herrn merz zur Lektüre ans Herz gelegt werden. – Thomas Kober

 

Friedrich Merz als wahrscheinlicher Kanzlerkandidat der CDU/CSU für die vermutlich nächste Bundestagswahl 2025 ist dem jetzigen Amtsinhaber in mancher Hinsicht überlegen. In einem Wahlkampf sind Redetalent und Charisma gefragt und Scholz kann da nicht mithalten. Ob der jetzige Kanzler 2025 auf eine erfolgreiche Kanzlerschaft zurückblicken kann -vor allem mit Blick auf seine Koalitionspartner FDP und Grüne- ist auch völlig offen. Stürzt die SPD bei der nächsten Bundestagswahl ab und wird von der CDU/CSU überholt, liegt es nahe, dass die Christdemokraten nur mit den Grünen koalieren. Die FDP wäre dabei überflüssig wie ein Kropf und -falls sie überhaupt die 5% Hürde schafft- säße sie mit SPD, Linken und vielleicht AfD auf der harten Oppositionsbank. Vorausgesetzt natürlich, die Grünen halten in etwa ihr Ergebnis von der letzten Wahl 2021. Merz lässt in dem Interview anklingen, dass so eine Konstellation nach seinem Geschmack wäre. Merz stilisiert sich als verlässlicher, bodenständiger Konservativer aus dem Sauerland, dem aber auch die globalisierte Finanzwirtschaft beruflich vertraut ist. Merz saß als Wirtschaftsanwalt in vielen Aufsichtsräten und war zuletzt bei dem amerikanischen Vermögensverwalter BlackRock (dem größten der Welt) beschäftigt. Er ist Millionär und besitzt Privatflugzeuge. Ob seine Ausführungen zu einem gerechteren Steuerrecht um untere und mittlere Steuerzahler zu entlasten, ernst zu nehmen sind bleibt abzuwarten. Vor einigen Jahren gab es viel Wirbel um ein gerechteres Steuerrecht, dass Merz glaubte auf einem Bierdeckel skizzieren zu können. Man denkt unwillkürlich zurück an die frühere CDU mit ihren Sozialausschüssen unter Blüm. Dem nahe stand auch der katholische Arbeiterverein. In diese Richtung geht wahrscheinlich der Blick des CDU-Vorsitzenden, wenn er mit der SPD um die sogenannte Arbeiterschaft buhlt. Politisch in Erinnerung ist seine Rivalität mit Angelika Merkel, der er politisch unterlag. Sein Alter von 67 Jahren spielt sicher keine Rolle. Mit Blick auf amerikanische Präsidentschaftskandidaten ist er fast noch jung zu nennen. Sein Verhältnis zum Klimaschutz und die zur Zeit etwas verzweifelten Bemühungen der amtierenden Regierung, in der Heizungsfrage den Bürgern die vielen Fragen zu beantworten, lässt für die Zukunft harte Auseinandersetzungen mit dem möglichen Koalitionspartner die Grünen erwarten. Um den Grünen zu imponieren könnte Merz sich ja dazu entscheiden, als nächstes Privatflugzeug eines mit elektrischem Antrieb zu erwerben. Merke : Wer genug Geld hat kann seinen Lebensstil ökobewusster gestalten. – Klaus Reisdorf

 

Die Art und Weise in der Herr Merz hier die Klimaproteste abwertet, ist unerträglich. Fakt ist doch, dass diese Regierung bisher nicht in der Lage oder nicht willens gewesen ist, dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu entsprechen und endlich wirksame Sofortmaßnahmen umzusetzen. Wenn nun eine so sinnvolle wie unschädliche Regelung wie ein Tempolimit etwa aus Gründen der Parteiraison („Ich will Spass, ich will Spass“) nicht umgesetzt wird und man statt dessen offenbar billigend in Kauf nimmt, dass Autofahrer gegenüber Klimaschützern verstärkt zur Selbstjustiz greifen, dann ist die kriminelle Energie sicher nicht auf Seiten der Demonstranten zu suchen. Im Falle einer CDU-Regierung gälte das natürlich erst recht, wie man weiss. – Dirk Böhm

 

Vermutlich ist es in weiten Kreisen der Menschheit Konsens, dass der Klimawandel für die Bevölkerung in vielen Ländern und Regionen lebensbedrohlich werden kann und wird. Vor diesem Hintergrund ist das Interview interessant. Es wird geprägt durch zwei Aspekte, einerseits die Aktionen der “letzten Generation” zum anderen die CDU-interne Diskussion zu ihrem neuen Grundsatzprogramm. Da ist es bemerkenswert, dass der Klimawandel im Rahmen der Mitgliederbefragung keine Priorität hat. Dass die Aktionen der Asphaltkleber abgelehnt werden, ist nachvollziehbar. Allerdings ist der politische Stellenwert des Klimawandels innerhalb der CDU befremdlich. Wenn das Überleben unserer nächsten Generationen gefährdet ist, sollte das eine konservative Partei besonders umtreiben. Was steht in der Priorität über dem Überleben unserer Enkel? Früher galt allgemein das Prinzip “unsere Kinder sollen es mal besser haben als wir”. Die Eltern legten sich z.B. für die Ausbildung krumm, sparten sich vieles vom Mund ab. Heute ist das völlig anders: die unvermeidlichen Belastungen durch die Bekämpfung des Klimawandels gelten als unzumutbar, daher werden sie in die Zukunft verschoben – “Die Welt geht morgen nicht unter”. Leider gilt das nicht nur für die Maßnahmen, sondern auch für die Finanzierung. Wir genießen die Gegenwart und belasten die Zukunft, also unsere Nachkommen, obwohl wir wissen, dass verspätetes Eingreifen die Bekämpfung des Klimawandels deutlich teurer macht. Ist das konservativ?

Was passiert, wenn man notwendige Entwicklungen vor sich herschiebt, können wir am Beispiel der deutschen Automobilindustrie beobachten. Obwohl man seit über 30 Jahren weiss, dass alternative Antriebe, solche die nicht von fossilen Brennstoffen abhängen, notwendig werden, glaubte man, das Problem pragmatisch behandeln zu können. Ergebnis: die deutsche Vorzeigeindustrie hechelt Tesla und den chinesischen Wettbewerbern hinterher, ihr Überleben ist zumindest nicht für alle Anbieter gesichert. – Frank Kleiner

 

So ist es, so ist das Geschwurbel Herrn Merz’. Mit „technologieoffen“, mit „Ökozozialismus“, mit „Verbotspartei“ haben die Spin-Doctors Begriffe geprägt und Pflöcke gesetzt, die Herr Merz anscheinend gedankenlos – noch schlimmer wäre: bewusst – einsetzt. Technologieoffen sind doch die, die die erneuerbaren Energien vorangetrieben haben. Dumm und zumindest naturwissenschaftlich ungebildet sind diejenigen, die glauben, die Kernfusion sei schon in nächster Nähe und die Minikernkraftwerke, Small Modular Reactors (SMR), – bis jetzt existiert noch keines und – würden bald das Land beglücken, uns in eine strahlende Zukunft führen, und Herr Söder würde den Atommüll für die nächsten Millionen Jahre in seinem Garten sicher vergraben. Da müssen wir unseren Lebensstil nicht ändern, oder? CO2-Kreislaufwirtschaft? Ein perpetuum mobile? Da hat wohl jemand noch nie vom zweiten Hauptsatz der Thermodynamik gehört und glaubt, die Energie für den Kreislauf würde aus der Steckdose kommen. „Verbotspartei“: Das Strafgesetzbuch ist voller Verbote, die den Einzelnen oder auch Gruppen schützen sollen. Und die letzte Generation hat doch ein vom Bundesverfassungsgericht zugesichertes Recht auf Schutz, das aber nicht durch konkrete Gesetzte abgesichert ist. Ja, das, was sie tun ist oft eine Straftat. Aber, was bleibt aber angesichts der Ignoranz von Politikern, die wie Herr Merz den Klimawandel und die zu erwartende Katastrophe an den eigenen Erfahrungen im Sauerland festmachen, weniger Fleisch essen – das tut Not und ist gut – aber weiter mit dem Privatflugzeug zu irgendwelchen Hochzeiten fliegen? Das ist tatsächlich völlig inakzeptabel. – Erhard Schoppengerd

 

Danke, jetzt bin ich im Geiste auch bereit Klimakleber zu werden. Ich würde gerne Klima- Konzept und dessen wissenschaftliche Grundlage von Herrn Merz erfahren. Die Chance auf ein bräsiges „Weiter so im Merz (-kl ) – Stil“ kann ich bisher nicht erkennen. Wäre es nicht einer Volkspartei, die Schaden vom Volk abhalten soll, würdig über den populistischen Schatten zu springen, und die gemeinsam notwendige Kraftanstrengung und Verantwortung zu betonen, statt Verbotsdiffamierung zu betreiben. Ein weiteres Zitat in diesem Zusammenhang: „Das Thema Klimaschutz rangiert schon seit langer Zeit in den Augen der Bevölkerung nicht da, wo es in der Politik gesehen wird“. Soll damit gesagt werden, dass die Stimmung in der Bevölkerung und nicht wissenschaftliche Erkenntnisse den Takt angeben?. Das kleine 1×1 sollte ja noch funktionieren. Daher würde mich auch eine Antwort auf folgende Frage interessieren: Wie wollen wir nach Herrn Merz in 20 Jahren klimaneutral sein, wenn eine Öl- oder Gas-Heizung mind. 25 Jahre hält? – Jörg Knoche

 

Friedrich Merz beleidigt, verkürzt zu stark, diffamiert und schürt Stimmungen. An der ZEIT scheint es nicht zu liegen, denn andere Interviewpartner sind durchaus in der Lage, komplizierte – auch polarisierende – Sachverhalte, differenziert und sachlich zu erläutern. – Philippe Jaeck

 

Respekt vor T. Hildebrandt und M. Lau: Ich kann dieses konfrontative Gemaule von diesem großen Pascha nicht mehr hören! – Ruth Schütz-Mitterhusen

 

Ein kuscheligeres oder unkritischeres Interview hätte wohl auch die Parteizeitung der CDU nicht hinbekommen. Eine heimelige Klimaschädenbetrachtung aus dem Sauerland, geht es noch infamer? Die CDU hat ein wichtigeres Thema als den Klimawandel? F.M. weiß noch nicht welche Technik uns erretten wird, aber es wird eine geben? So wie der Ausstieg vom Atomausstieg richtig war, bevor es richtig war doch auszusteigen? Dann bekommt die CDU den Umstieg zu alternativen Energien nicht hin, um dann der ersten grün beteiligten Regierung nach 16 Jahren schlechte Arbeit zu unterstellen? F.M. hat keine Ahnung, wie er selber zugibt, dabei sollte man es belassen und ihn in die Rente entlassen. Nicht die letzte Generation spaltet die Gesellschaft, es sind die alten Generationen, die dieses Land aufgebaut haben, die sich Ihren Reichtum erarbeitet haben und sich heute keiner persönlichen Schuld bewusst sind für den Klimawandel. Für die Verzicht ein Fremdwort ist und die die Folgen immer noch verleugnen. – Martin Eickelkamp

 


 

 

Leserbriefe zu „Erleichtert“ von Elisabeth Raether

 

Den launigen Artikel von Elisabeth Raether zum Thema Ozempic finde ich empörend, zumal er wahrscheinlich noch mehr Menschen dazu anregen wird, sich dieses Medikament ohne große Notwendigkeit verschreiben zu lassen. Mein Mann ist Diabetiker und auf das Medikament an- gewiesen. Wir warten nun schon seit 10 Tagen darauf. Laut unserer Hausapotheke entstehen die Lieferengpässe auch durch die zahlreichen Verschreibungen an Menschen, die Ozempic ausschließlich zur Gewichtsreduktion verwenden. Und ich meine hier nicht diejenigen, die adipös sind und es aus medizinischer Sicht ebenfalls benötigen (siehe den weitaus seriöseren Artikel von heute in der Süddeutschen Zeitung). – Christa Herrmann

 

Während ich seit 27 Jahren als insulinpflichtige Typ-1-Diabetikerin mit 4 Spritzen täglich meine Krankheit bestmöglich zu managen versuche, missbrauchen dekadente Schlaumeier ein Medikament zur bequemen Gewichtsreduktion, anstatt sich einfach gesund zu ernähren und ausreichend zu bewegen. Das ist krank. – Anja Gerstberger

 

Irgendetwas hat mich sehr gestört an Ihrem Text. Als seit meiner Kindheit übergewichtige Frauen, die zeitlebens Diäten gemacht hat und in zwei Phasen an starker Bulimie litt, gehen Sie mir mit dem Thema etwas zu süffisant um. Wir ( die Übergewichtigen oder besser an Adipositas erkrankten) leiden! Besser hätte ich es gefunden eine betroffene Person hätte sich des Themas angenommen. – Annette Akinay

 

Da war ich wirklich mehr als sehr irritiert: Sie, normgewichtig, gesund, genuss- und kochfreudig, intelligent, auch klug, machen SO WAS……mir unbegreiflich, als jahrelang in der Psychosomatik tätige Ärztin mit Schwerpunkt Essstörung jedweder Art, die Sie ja gar nicht haben, zumindest schimmert in dieser Hinsicht erst einmal nichts durch. Denn aus dieser meiner Perspektive ( als Arzt/Ärztin rutscht man natürlich flott in die Eltern/ Über- Ich- Kiste!) bestätige ich Ihnen gerne Ihre – wie ich am Ende Ihres Artikels meine verstanden zu haben – Selbsterkenntnis, dass Sie mit Ihrer versuchten Abkürzung ( Einsatz von Omzempic) langfristig und nachhaltig keine Gewichtsabnahme hinbekommen werden. Sie vermeiden ja die notwendige Verhaltensänderung und geben die Verantwortung an ein Medikament ab, dessen Verordnung in Ihrem Fall mehr als fragwürdig, gar unverantwortlich ist. Ihr Selbstbetrug geht aber ja weiter, denn selbst durch “ ehrenwertes“ Aufsuchen eines Ihnen unbekannten Privatarztes verbrauchen Sie 1. ein Medikament eines potentiellen Diabetes – Patienten in Zeiten des Medikamentenmangels und 2. vermeiden Sie eine unvermeidbare Diskussion mit Ihrer vertrauten Hausärztin, die Ihnen hoffentlich (Pardon!!!) nicht nur den Vogel gezeigt sondern auch die Verordnung verweigert und Ihnen stattdessen ein paar kluge Fragen gestellt hätte.

Statt der Anwendung dieses Medikaments hätte ich ,anstelle Ihrer Hausärztin , Ihnen empfohlen, sich mit Themen wie Selbstbild, Frausein, Älterwerden, Genussfreude versus Verzicht , subjektives Maßempfinden, Bedeutung von Essen, subjektives Bewegungspensum und innere Haltung zu Bewegung, Selbstregulierung bei Stress und Krisen, Selbstwirksamkeitsressourcen u.v.m. zu beschäftigen….das ist für jede spannend und interessant……ich stehe Ihnen für einen Austausch hierüber sehr gerne zur Verfügung. Es bleibt zu hoffen, dass bei den meisten Leser:innen der Eindruck hängen bleibt, dass Sie selbst dieses Experiment als übelst gescheitert einschätzen und keine Empfehlung dafür aussprechen wollen. Es kann aber einige auch genauso „erwischen“ wie Sie, eine verlockende Abkürzungen zu wählen und Verantwortung abzugeben. Die gute Nachricht aus meiner Erfahrungsschatzkiste ist: der Bumerang kommt zurück und Sie werden wieder Ihre Problemzone spüren, solange, bis Sie entweder deren Ursachen verstanden haben – sofern sie wirklich darunter leiden und es überhaupt etwas zu verstehen gibt – sie akzeptieren, ggfs. selbtverantwortete Änderungen vornehmen, die nachhaltig Substanz in Ihnen bilden, eine Substanz, die „trägt“ ohne träge zu machen und die nicht „dick“ macht. Abschließend empfehle ich Ihnen ein sehr gutes Taschenbuch: DIE FRAU, DIE IM MONDLICHT ASS von Anita Johnson, Knaur Verlag und man muss keine Essstörung haben, um wunderbare Erkenntnisse zu gewinnen. – Birgit Finken

 

Gestatten Sie mir diese Anmerkung zum o.g. Artikel, der sich ja sehr ausführlich mit der – hierfür in der BRD nicht zugelassenen – Anwendung eines einzigen Medikamentes beschäftigt. Aus meiner ärztlichen Sicht sollte ein solcher Artikel unbedingt durch eine zumindest kurze Darstellung dieses Medikamentes aus pharmakologischer Sicht ergänzt werden. Aber dies kann ja noch nachgeholt werden. – Ulrich Enzel

 

Ich bin auch ein Mensch, der gerne und mit Genuß isst, habe deshalb auch 4 kg zuviel, die ich aber so sitzen lasse. Denn schnell mal ein Magen-Darm-Infekt, und wir sind froh, Reserven zu haben. Jetzt möchte ich aber in Ihrem Text etwas monieren: Sie schreiben von einer Sprechstundenhilfe in der Arztpraxis soundso. Diese Berufsbezeichnung gibt es seit vielen Jahren nicht mehr! Es ist ein anspruchsvoller Beruf geworden, mit der Anrede “ medizinische Fachangestellte“. Zumindest wurde ich vor 15 Jahren noch als Arzthelferin bezeichnet. Klingt ein wenig besser als Sprechst. Hilfe, aber… Dann möchte ich mich für Ihr Rezept „gebackener Zitronenpudding“ im ZEITmagazin bedanken. Ich hätte in die Auflaufform hineinliegen können, so lecker war das! – Ursula Schäfer

 

Sie schreibt über das Medikament Ozempic als Mittel zum Abnehmen. Die Formulierungen Ihrer Autorin zu Nebenwirkungen von Ozempic sind recht salopp verfasst, denn sie sind keineswegs „mild“ wie sie schreibt. Weiterhin führt sie aus: „In extrem seltenen Fällen kann sich die Bauchspeicheldrüse entzünden.“ Der Hersteller von Ozempic 0,5 mg schreibt hingegen in seinen Gebrauchsinformationen unter Punkt 4 Nebenwirkungen: „Gelegentlich: kann bis zu 1 von 100 Behandelten betreffen; Entzündete Bauchspeicheldrüse (akute Pankreatitis), die dauerhafte starke Schmerzen in Bauch und Rücken verursachen kann. Suchen Sie umgehend einen Arzt auf, wenn sie diese Symptome bemerken.“ Von „extrem selten“ keine Rede……….. Ich habe selbst als Diabetes 2 Patient eine zeitlang Ozempic gespritzt und war leider einer von den 100 Behandelten. Die Entzündung meiner Bauchspeicheldrüse wurde zufällig entdeckt, weil mein Blutwert Lipase untersucht wurde. Ozempic wurde abgesetzt aber erst nach MRT- und Endosonographie-Untersuchungen konnte ein Rückgang der Entzündung diagnostiziert und ein Krebsverdacht ausgeräumt werden. Ozempic ist sicher ein Medikament, daß vielen Zuckerkranken und krankhaft übergewichtigen Menschen helfen kann, es ist aber kein Life Style Produkt. – Rainer Schmidt

 

Ich schätze als Leser der Zeit sehr ihre journalistische Tätigkeit. Leider hat mich der Artikel „ Erleichtert“ sehr enttäuscht. Ich bin Apothekerin . In Zeiten des doch auch in Ihrer Redaktion bekannten Medikamentenengpasses in Deutschland (siehe auch Zeit-online) und der wirklich dramatischen Ausnahmesituation in den Apotheken darf so ein doppelseitiger Artikel über ein Medikament , das für viele Menschen lebenswichtig und leider nicht lieferbar ist ,nicht geben. Ozempic wird uns nur sehr sporadisch zugeteilt. Wir müssen viele Patienten vertrösten. Wir sind übrigens von unserer Standesvertretung, den Apothekerkammern ,aufgefordert worden, die Patienten bei Vorlage von Privatrezepten zu fragen, ob sie Diabetiker sind!! Die Apothekerin, zu der Sie Kontakt hatten, war gewiss wie wir alle, sehr angespannt. Vielleicht können Sie sie etwas verstehen. Es gibt illegale Handelswege und in dieser Zeitung Doc Morris zu erwähnen, ist ein Hohn. Wir halten die Arzneimittelversorgung in Deutschland mit Notdiensten und großem Einsatz aufrecht und Sie prahlen mit einem Schnäppchen über die Niederlande. Es gibt in Deutschland zur Zeit übrigens auch keine Fiebersäfte für Kinder und so gut wie keine Antibiotika. Sehr würde ich mich über ein Artikel darüber freuen und nicht darüber, wie Sie 4 kg mit einem Medikament abgenommen haben, das normalen Kassenpatienten fehlt. – Ute Schmidt

 

Als Apothekerin kann ich über den Inhalt des Artikels nur den Kopf schütteln! In einer Zeit der nicht enden wollenden Lieferengpässe, von denen ganz besonders das Präparat Ozempic betroffen ist, kann es ja wohl nicht wahr sein, dass sich 1. ein Arzt findet, der es für diese „Indikation“ verordnet, dass es 2. über die ausländische Versandapotheke verfügbar ist, während wir hier in Deutschland in allen Apotheken lange Wartelisten von Diabetikern führen, die dieses Medikament dringend benötigen, während wir nur sporadisch mit Ware beliefert werden, und dass 3. mit diesem Artikel quasi Werbung dafür gemacht wird, nur für die Bikinifigur solch ein Arzneimittel zu verwenden! …Welches es zum Glück in der guten ausländischen Versandapotheke gibt, während die böse deutsche Apothekerin die Abgabe an die Nichtdiabetikerin verweigert hat. Sie musste diese verweigern, denn wenn man noch nicht mal ausreichend Ware für die kranken Patienten erhält, kann und darf man nicht Kunden mit Lifestyle- Anliegen berücksichtigen! Ich schreibe diesen Brief aus dem nächtlichen Notdienst (den auch diejenigen gerne und ausgiebig nutzen, die ihren planbaren Bedarf an Medikamente ansonsten bei den Versandapotheken decken) und bitte alle, die dies lesen, sich Frau Raether nicht zum Vorbild zu nehmen, sowie die ZEIT, sich zu überlegen, welche Folgen solche Beiträge haben könnten, – hier für die Situation des Mangels an Ozempic hier in Deutschland. – Regine Hartung

 

Der Hype um Ozempic hat zu extremen Lieferengpässen geführt. Hier konkurrieren Menschen mit Lifestyle-Bedürfnissen mit denen, für die das Medikament medizinisch indiziert ist. Was glauben Sie, mit welchen Gefühlen die DiabetikerInnen im Lande Ihren Artikel gelesen haben, Frau Raether ? Dabei ist eine drastische Reduzierung des Appetits keineswegs garantiert, wie Sie behaupten. – Jo Ewers

 

Mit gewissem Vorbehalt las ich den Artikel über Frau Raethers Selbstversuch mit OZEMPIC. Als Apothekerin erlebe ich regelmäßig die Schwierigkeit, dies Präparat für unsere Kunden mit Diabetes, die dringend darauf angewiesen sind, besorgen zu können. Und nun berichten sie detailliert über das Besorgen des Rezeptes ( ein Arzt, der Arzneimittel als Lifestyle- Medikament verschreibt, verstößt für mich gegen den geleisteten Eid) sowie die Anwendung und ihre Erfahrung mit der Wirkung des OZEMPIC. Dass eine seriöse Zeitung wie die ZEIT auf diesen Hype fast aufspringt enttäuscht mich sehr. – Susanne Lohmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Verhandeln?“ von Bastian Berbner et.al.

 

Sie beschreiben in dem Dossier die unergründlichen Widersprüche, Fehleinschätzungen und Täuschungsmanöver des Herrn Heusgen und nennen ihn trotzdem einen Experten. Warum? – Jürgen Dressler

 

Das Dossier beantwortet die im Titel aufgeworfene Frage in keinster Weise. Gleich zu Anfang wird ein Vergleich hergestellt zwischen den Aussagen von Churchill und Selenkyj und damit implizit eine Analogie zwischen Putin und Hitler hergestellt. Diesen Vergleich halte ich für sehr gefährlich, denn 1. hat Deutschland einen grauenvollen Weltkrieg verursacht und 2. wurde Deutschland nicht dadurch besiegt, dass Großbritannien oder Frankreich etc. aufgerüstet wurden, sondern dadurch das 4 Mächte Deutschland bombardiert, besetzt und entmachtet haben. Und 3. war Deutschland zum Glück keine Atommacht. Russland hat zwar den wichtigen Handelspartner EU verloren, baut aber seine Wirtschaft nach Osten aus. China und Indien haben zusammen ca. 2,8 Milliarden Einwohner die EU, die USA und Großbritannien zusammen ca. 851 Millionen. Die Allianzen und Partnerschaften verschieben sich in eine Richtung, die nicht im Interessen des Westens liegen kann. Die meisten Staaten verurteilen zwar den Angriffskrieg gegen die Ukraine, aber sie isolieren Russland nicht wirtschaftlich. D.h. durch die Sanktionen wird man Russland nicht in die Knie zwingen können.

Wenn Putin glaubt, dass dies ein viel größerer geopolitischer Krieg, letztendlich zwischen den USA und dem Westen gegen Russland ist, und die Ukraine nur eine Marionette auf deren Rücken dieser Krieg ausgetragen wird, dann muss man, auch wenn man dieses Narrativ ablehnt, es dennoch berücksichtigen. Die USA müssten, im Einvernehmen mit der Ukraine, bereit sein mit Russland zu verhandeln. Ohne die USA wird sich nichts in Richtung Waffenstillstand bewegen. Ich glaube ausserdem: Ohne die Krim aus den Verhandlungen erst mal raus zu nehmen und auch den Donbass gesondert zu betrachten, ohne dass die USA und der Westen auch die Sicherheitsinteressen Russlands berücksichtigt und die Ukraine auf eine NATO Mitgliedschaft verzichtet, wird der Krieg endlos weitergehen und die Eskalation wird immer gefährlicher werden. Und ich befürchte, dass dieser Krieg zu den 28% der Kriege gehören wird, die niemals enden. Fresenko hat recht: „Es ist eine Sache, die Befreiung der Krim und des Donbass zu unterstützen. Aber eine andere, wenn du vor der Wahl stehst, ob dafür dein Bruder, dein Vater oder dein Sohn sterben muss.“ Dieses Sterben muss enden. Die internationale Gemeinschaft muss einen Beitrag zu Waffenstillstandsverhandlungen leisten und der Westen sollte aufhören immer mehr und mehr Waffen zu liefern. Frieden wird, wenn überhaupt, erst nach sehr langen und komplizierten Verhandlungen und möglicherweise erst nach Jahrzehnten möglich sein. – Petra Harink

 

Verhandeln, um fair handeln zu können? Es kommt auf die allseitige Bereitschaft dazu an. Und die sollte nicht von strategisch besetzten Positionen abhängig sein, sondern es sollten erstmal die Voraussetzungen dafür geklärt werden, also die Ausgangsbedingungen. Die Grundlage für Verhandlungen sollte nicht auf dem Beharren auf ideologischen oder historisch zurecht gebogenen Rechtfertigungsversuchen beruhen, sondern das Leben der Menschen mit ihren Entwicklungsmöglichkeiten und Herausforderungen in den Mittelpunkt stellen. Dann können Verhandlungen auch einseitig vorbereitet werden: Indem Menschen nicht als Verfügungsmasse für obskure Ziele gesehen werden, sondern ihnen Freiräume für individuelle und gesellschaftliche Entfaltungspotenziale eingeräumt werden. Demgegenüber ist pauschales Haben- Kontrollieren- und Bestimmenwollen ein Zeichen von Ignoranz gegenüber der Vielfalt möglicher Lebensäußerungen, also ein Zeichen von Schwäche. Das sollte so kommuniziert werden, dass es auch bei denen ankommt, die nichts davon wissen wollen, also lieber auf standardisierten und damit unbeweglichen Mustern gesellschaftlicher Wirklichkeit bestehen. – Christoph Müller-Luckwald

 

Ein ganz ausgezeichneter Artikel, der leicht nachvollziehbar macht, welche Bedeutung die Verhandlungen mit Putin haben. Zu Recht erließ Selenskyj ein Dekret, das verbietet, mit Putin zu verhandeln. Verhandlungen 2015 in Minsk – Abkommen zur Ostukraine – das Putin kurz darauf bricht. Das Minsker Abkommen war tot, ehe es richtig lebte. Putin hat auch hier das Abkommen gebrochen, wie fast alle Verträge. Verträge mit Putin sind das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben sind (Zitat eines Politikers). Die Ukraine und Russland. Eine Demokratie und eine Diktatur. Die Sanktionen, die der Westen und die USA gegenüber Russland verhängt haben, sind überwiegend wirkungslos. Putin hat nicht nur finanzielle Reserven, eine widerstandsfähige Wirtschaft und wertvolle Bodenschätze. Er hat auch Verbündete und Sympathisanten weltweit. Russland ist eben nicht weltweit isoliert. Die Ukraine hat gar keine Wahl, wenn sie als Nation überleben will. Sie hat nur die einzige Chance, wenn sie ausreichend Waffen erhält, um vor allem die Luftabwehr zu stärken. – H. Justin

 

Sie beschreiben richtigerweise, dass außer der EU und den Vereinigten Staaten kaum weitere Staaten diese Sanktionen gegen Russland unterstützen. Das liegt aus meiner Sicht vor allem daran, dass sie vor allem uns und nicht Russland schaden. Und was ich erstaunlich finde, dass Sie die Rolle der USA – bereits ab 2014/15 – mit ihren Versuchen die Politik der Ukraine massiv zu beeinflussen, völlig ausblenden. Führende ehemalige Generäle aus Deutschland und den Vereinigten Staaten haben erst jetzt wieder darauf hingewiesen, dass die Ukraine diesen Krieg niemals gewinnen kann. Außerdem ist es doch verwunderlich, wie schlafwandelnd unsere Politiker mit ihren Lieferungen von Waffen und Munition die Gefahr eines nuklearen Infernos einfach ignorieren oder schönreden. Auch davon sollten Sie der Vollständigkeit halber berichten. – Claus Hörrmann

 

Sie beziehen sich auf Heusgen mit der Bemerkung Verhandlungen seien nur dann sinnvoll, wenn nachher, um die Ergebnisse zu garantieren, die Ukraine der NATO beitreten würde. Aber genau das ist doch für Russland völlig inakzeptabel. In dem Sinn stimmt es auch, dass Russland in diesem Konflikt nicht die Ukraine, sondern “den Westen”, die NATO, zum Gegner hat. Solange ein NATO-Beitritt der Ukraine als mögliches Ergebnis von Verhandlungen gesehen wird und der NATO-Generalsekretär sich dementsprechend äussert, wird Putin niemals Verhandlungen zustimmen – und die Bevölkerung der Ukraine muss weiter leiden. – Hermann Weigmann

 

Wir befinden uns in einer absurden Zeit. Noch nie hat es in Deutschland so lange keinen Krieg gegeben wie bisher. Alle direkt erlebten Kontakte kommen aus Erzählungen von Großeltern und Soldaten im Auslandseinsatz; viele kennen ihn nur aus den Nachrichten. Noch nie war Krieg so unmittelbar nah, wie es momentan der Fall ist. Wie konnte es soweit kommen, wer trägt die Verantwortung und wie sieht die Lösung aus? Fragen, die auf komplexe Weise miteinander verknüpft sind und – je nachdem wen man fragt – unterschiedlich beantwortet werden können. Gerade die letzte Frage beschäftigt die Mächtigen unserer Welt am meisten: Wo liegt die Lösung? Dazu ist ein Schritt in die Vergangenheit wichtig. Beim letzten Krieg in Europa war Deutschland der Aggressor. Die Gründe werden jedem Kind in der Schule erklärt. Wir haben vermeintlich damit abgeschlossen. Amerika kam uns Europäern zu Hilfe und hat uns den Arsch gerettet. Die Gründe waren keinesfalls selbstlos, sondern klar wirtschaftlichen Interessen geschuldet. Daraus bildeten sich neue Fronten. Auf der einen Seite stand die ehemalige UdSSR, auf der anderen Seite bildete sich eine Allianz (Nato) mit der USA an der Spitze. Der kalte Krieg war geboren. Die Supermächte investierten in Waffen und Armeen. Es wurde geforscht an Atom- und Wasserstoffbomben. Panzer, Kriegsschiffe und Flugzeuge wurden gebaut. Es wurde eine Mauer gebaut und hinter dieser Mauer wurden Kriegsmaschinen entwickelt und gesammelt.

Doch die Wandlung kam. In der ehemaligen DDR gingen die Menschen auf die Straße und zündeten Kerzen an. Das erste Mal in der Geschichte der Menschheit vermochte es ein Volk, ein System friedlich zu Fall zu bringen. (Natürlich gab es zuvor auch wirtschaftliche Zwänge sowie zwei aufgerüstete Supermächte). Die USA mit der Nato gingen als Sieger hervor. Letztere übernahm mehr und mehr die alten Bereiche der untergegangenen Weltmacht. Wir fühlten uns sicher und wurden bequem. Während unser System wuchs und sich Wohlstand etablierte, profitierten in Russland nur wenige von der Globalisierung. Das weltweite Interesse ging zurück und beschränkte sich auf Energielieferungen. Einem Diktator wie Putin kann man nichts Schlimmeres antun, als für bedeutungslos gehalten zu werden. In einer sich verändernden Welt musste er den Untergang seines Russlands beobachten. Russland drohte in Vergessenheit zu geraten und zu einer normalen Autokratie wie jede andere zu werden. Es probt mit Waffen die Reaktionen des Westens mit wie Nadelstiche in Georgien, Tschechenien und Syrien. Doch die Reaktionen fielen moderat aus. Indessen hat es China geschafft sich für den Westen unverzichtbar zu machen. Es nutzt die Abhängigkeiten um eigene Entscheidungen zu treffen und ist hinter einem Mann geeint. Die USA stehen indessen vor eklatanten innenpolitischen Problemen, Black Live Matter trifft auf Rassismus, wird geeint von Perspektivlosigkeit und gespalten durch das Recht auf Ressourcen. Aller vier Jahre wird russisch Roulette gespielt. Mal steht ein Wahnsinniger am Mikrophon und möchte ernst genommen werden, und dann wieder ein grauer Herr, der in absehbarer Zeit sterben wird.

Europa rückt zusammen. Die EU gründet sich. Die wirtschaftlichen Grenzen werden aufgehoben und Europa entwickelt sich. Im Schengenraum kann man über Ländergrenzen laufen ohne kontrolliert zu werden – was einmalig ist. Flüchtlinge kommen ab 2015 zu uns und müssen nachhaltig integriert werden. Der arabische Frühling wäre für Europa nicht so dramatisch, wenn sich der zornige Nachbar nicht einschalten würde. Er probt hier mit seiner Armee für den Ernstfall. Wir schließen die Grenzen, da wir ansonsten in absehbarer Zeit vor ähnlichen Problemen stehen, wie sie in den USA an der Tagesordnung sind. Die Zerrissenheit ist spürbar in Dresden. PEGIDA marschiert und diktiert Grenzen der Menschlichkeit. Wir Deutschen haben uns an unseren hohen Lebensstandard gewöhnt. Der Rentner braucht sein Eigenheim mit Garten. Die Familie benötigt für jedes Kind ein eigenes Zimmer. Wir brauchen Platz und auch noch Geld für unsere Träume und Urlaube. In unser zu Hause können wir uns zurückziehen, wenn die Welt Achterbahn fährt. Trotz Zuzugs wissen wir unseren Wohlstand mit kräftiger Stimme zu behaupten – zumindest die meisten von uns.

Nun kam der Klimawandel in die Köpfe und zwar in die Köpfe der vermeintlichen Kinder. Diese werden ungeduldig – es geht um ihre Zukunft – und schreien es ihren Eltern entgegen. Am Ende hören es auch die Mächtigen. Immer mehr Bedeutung wird in Zukunft dem Wasser und dem Essen beigemessen. Felder verdorren und bringen keinen Ertrag. Menschen bewegen sich um Essen zu finden und von Freitag zu Freitag werden es mehr. Energie – der Stoff unseres guten Lebens – muss neu gedacht werden: Effizient und erneuerbar. Das kostet! Ein Land wie die Ukraine wird in der langfristigen Zukunft zu einer neuen wirtschaftlichen Macht durch ihren guten Boden werden. Ein weitsichtiger Mann wie Putin weiß das. Außenpolitisch erleben wir gerade eine Neuordnung der alten Mächte. Am Ausbruch des Krieges trägt allein Putin (nicht Russland) die Schuld (nicht Verantwortung). Er handelt aus Angst. Sein Volk hat wirtschaftlich keine große Bedeutung und droht weiter unterzugehen. Aber er hat alte Waffen und nutzt sie zu seinem Vorteil. Er will sich die Ukraine nehmen und damit das ganze zukünftige Essen. Er will es im Zuge des Klimawandels für sein Volk bewahren und profitieren. Außerdem geht es Putin um Macht und Anerkennung. Beides ist seit der Wende rückläufig und wird immer wichtiger (für ihn).

Es gibt natürlich außenpolitische Kanäle die durch andere Länder offengehalten werden. Diese existieren momentan durch China und die Türkei. Wenn wir uns diese Kanäle anschauen, so hat die Türkei ein wirtschaftliches Interesse. Sie ist nicht Teil des europäischen Wirtschaftsraums (EU) und auf Russland angewiesen. Außerdem fließt ein Großteil russischer Wirtschaft durch den Warenverkehr am Bosporus. Dennoch ist sie der Nato verpflichtet. China hat lediglich ein wirtschaftliches Interesse und weiß wie keine andere Weltmacht ihre Interessen umzusetzen. Anders als der Westen haben sie Begriffen, anderen Politikern nicht ihre moralischen Interessen aufzuzwingen, sondern auf einen beidseitigen Vorteil hinzuarbeiten, was dieses Land zu einem absolut zuverlässigen und berechenbaren Partner macht. Für den letzten Krieg in der Nachbarschaft waren wir Deutsche verantwortlich. Mit dem neuen Krieg trifft uns Putin empfindlich. Außenpolitisch nehmen wir aus schlechtem Gewissen die Rolle ein, an der bestehenden Ordnung unbedingt festhalten zu wollen und diese mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. Der Krieg hat direkt Auswirkungen auf jeden von uns: Inflation und hohe Zinsen, Wohnraumschaffung und fehlendes Geld. Es ist illusorisch anzunehmen, Russland durch Repressionen erdrücken zu können. Von hinten wird sie uns selbst einholen. Unsere Bevölkerung steht (noch) hinter der Ukraine und den damit verbundenen Entscheidungen der Mächtigen. Wir alle sind fassungslos und entsetzt. Krieg war etwas Fernes und Fremdes und nun ist er so nah. Es mehren sich (noch) wenige Stimmen, die gegen Waffenlieferungen sind. Im Großen sind sie bedeutungslos. Doch es kommen leise andere Stimmen dazu.

In dieser Weltordnung ist Europa mehr denn je auf PolitikerInnen angewiesen, die mutige Entscheidungen treffen. Doch was sind die Entscheidungen die aus der Krise führen? Ich denke es ist jedem klar, dass die andere Seite auf ein Signal wartet. Es ist wichtig Gesichtswahrend einen Erfolg vorzuweisen und die hohen Verluste auf beiden Seiten zu begründen. Doch wie könnte dies aussehen, ohne dass es als Schwäche ausgelegt wird? Wo steckt die Lösung und wie kann eine Nation den Anfang machen? Deutschland kommt hier eine besondere Bedeutung mit seiner tiefen Bassstimme zu. Es ist wichtig das Schreien eines Selenskyis auszublenden, die Marktschreie des greisen Mannes von Übersee und auch die vertraute Radiostimme eines Stoltenbergs. Deutschland muss durchatmen und zur Ruhe kommen. Daraus ergeben sich zwei Möglichkeiten: Momentan kann die Ukraine ihre territoriale Souveränität von vor 2014 nur zurückerlangen, wenn wir bereit sind, eine fortschreitende weltweite Machtverschiebung zuzulassen. China und Russland wachsen zusammen. Dabei wird China zweipolig fahren. Zum einen hat der wirtschaftliche Absatzmarkt Priorität. Darin ist die westliche Welt durch ihren Konsum klar zu berücksichtigen. Auf der anderen Seite hat China von Russland gelernt. Die „innenpolitische“ Taiwanfrage Chinas wird mit steigenden Sanktionen immer klarer. Bei Verringerung des westlichen Absatzmarktes werden eigene Interessen zielstrebiger verfolgt und schlussendlich auch umgesetzt. Außerdem wird in den nächsten Jahren ein anhaltend wachsender Geldstrom für Rüstungsgüter ausgegeben werden. Geld, welches woanders fehlen wird. Diese Option hat unüberschaubaren Folgen für politische Beziehungen sowie grauenhaften Auswirkungen auf das Klima. Man macht weiter wie bisher und arbeitet an tausend Fronten synchron für ein beibehalten des Status quo.

Für meine Begriffe ist die bessere Lösung des Konflikts so unkonventionell wie mutig und einfach: Wir müssen die Fesseln des zweiten Weltkriegs ablegen. Durch die friedliche Revolution haben wir bewiesen wie gut wir (kalte) Kriege ohne Waffen lösen können. Mit diesem Selbstvertrauen müssen wir Verantwortung für unser geeintes Europa übernehmen. Wenn Russland Angst vor der Nato hat, dann muss man diese Angst ernst nehmen und die Konsequenzen ziehen. Wieso verlassen wir uns auf ein innenpolitisch gespaltenes Land in dem wichtigsten Abkommen, welches über Krieg und Frieden bestimmt? Wir brauchen ein eigenes Verteidigungsbündnis für Europa – losgelöst von der USA. Gerade halten wir an alten Dingen fest und bemerken nicht, wie uns die Zeit davonläuft. Es geht nicht um Macht(erhalt) sondern um Frieden. Herr Stoltenberg hat das begriffen: Deshalb ist er der erste Mächtige, der während des Krieges auf die Idee kommt die Ukraine in die Nato aufzunehmen. Sein Stuhl mit Macht wackelt durch die Hoffnung auf Frieden. Er steht an der Spitze einer überholten Überzeugung. Leider findet seine monotone und nach Vernunft klingende Stimme immer mehr Anhänger unter den Mächtigen. Herr Scholz hat die Stimme der Vernunft von Merkel übernommen. Sondervermögen. Das erste Signal. Sein zweites – das zögern bei Panzerlieferungen. Beides sprach für ihn. Doch es ist wichtig ein Zeichen für Frieden zu setzen. Momentan ist er jedoch lediglich Mitläufer eines Systems ohne Ausweg aus der Krise Und Macron? Der hat bereits 2018 von einer europäische Armee gesprochen. Seine junge frische Stimme wurde belächelt. Die visionäre Idee war seiner Zeit voraus, doch jetzt gibt es einen Grund zu handeln und seinen Vorschlag genau zu prüfen.

Wie wahrscheinlich ist es, bei einem Austritt Deutschlands aus der Nato, dass Putin uns angreift? Hat er etwas gegen die Deutschen? Er hat etwas gegen das von uns gewählte Bündnis. Wir haben eine breite Pufferzone und Gewinnen können wir alles. Durch die Neutralität haben wir neuen Handlungsspielraum gewonnen. Den können wir nutzen neue Verträge abzuschließen die uns hier, in Europa nutzen und unsere Demokratien von innen heraus stärken. Das wir die USA als Handels- und Bündnispartner aufgeben müssen ist damit nicht gemeint. Wir sind in vielen Dingen weiterhin abhängig vom „großen(?)“ Bruder. Geheimdienstinformationen und ganz grob „Internet“ müssen nicht auf der Strecke bleiben. Das wir den moralischen Finger so hoch erheben, wo wir einer der größten Emittenten pro Kopf bei CO2 sind und voraussichtlich trotz unserer Bemühungen auch noch lange bleiben werden. Wir müssen als Land eigene Wege finden um uns für Frieden einsetzen zu können. Dieser alte Vertrag beschwert und behindert durch eine vermeintlichen Sicherheit den objektiven Blick und führt zu einer Unsicherheit in Europa mit unklaren Ausgang. Natürlich ist einer Nato mit diesem Schritt nicht geholfen, da das Bündnis zugeben müsste, statt Frieden Krieg zu bringen. Doch wenn in einem Ringkampf eine Partei immer mächtiger wird, ist es ein Friede aus Gnaden, der je nach politischer Instabilität Wankelmütig ist. Die kluge Entscheidung des Schwächeren ist, im richtigen Moment anzugreifen, bevor es aussichtlos wird. Das Ziel sollte sein, den mächtigen seine Schutzausrüstung zu nehmen und zu zeigen, dass ein Frieden nicht allein von ihm abhängt, sondern die Mithilfe des anderen benötigt. Dazu gehört nicht, Forderungen zu stellen, sondern Taten zu vollbringen. Wir stehen vor globalen Herausforderungen denen wir nur geschlossen als Volk, als Europa, als Erde entgegentreten können. Eine Machtverschiebung birgt zeitlich ungeahnte Konsequenzen, da neue Fronten entstehen. Wir brauchen eine Lösung für unsere Kinder und müssen dafür frei von gestern mutig und zuversichtlich in die Zukunft blicken. Putin wird nicht sterben, Russland wird so schnell keine Demokratie und sie brauchen politische Zugeständnisse. Ein Kompromiss ist, bei dem sich zwei Seiten aus der Komfortzone bewegen und die Zukunft trotzdem zeigt, dass es gut war. – Gregor Salzmann

 

Der Artikel enthält etliche Mutmaßungen, dabei scheint mir die Sachlage doch ziemlich klar zu sein: Die Ukrainer*innen werden kämpfen, solange erstens den derzeit freien Ukrainer*innen ihre eigene Freiheit und die Freiheit der Ukrainer*innen in den von Russland besetzten Gebieten wichtiger sind als Wohlstand und ein Ende der Zerstörungen und solange zweitens auch den Bürger*innen und Politiker*innen der Unterstützerstaaten die Freiheit – kurzfristig nur jene der Ukrainer*innen, auf lange Sicht aber auch die eigene Freiheit – wichtiger ist als der Erhalt oder gar die Steigerung des eigenen derzeitigen Wohlstands. Zu befürchten ist, dass mit zunehmender Kriegsdauer in den Unterstützerstaaten das Interesse am eigenen Wohlstand jenes an der Freiheit – zumindest an der Freiheit aller Ukrainer*innen – überwiegt. Vielen Staaten wie Indien, Brasilien, Südafrika, der Schweiz usw. sind bereits jetzt die wirtschaftlichen Eigeninteressen wichtiger als die Verteidigung der Freiheit. Falls die Unterstützung der Ukrainer*innen nachlässt, wird Putin/Russland siegen, für seine Verbrechen mit Gebietsgewinnen belohnt und zu weiteren Eroberungskriegen motiviert werden. – Ulrich Willmes

 

Das Dossier beantwortet die im Titel aufgeworfene Frage in keinster Weise. Gleich zu Anfang wird ein Vergleich hergestellt zwischen den Aussagen von Churchill und Selenkyj und damit implizit eine Analogie zwischen Putin und Hitler hergestellt. Diesen Vergleich halte ich für sehr gefährlich, denn 1. hat Deutschland einen grauenvollen Weltkrieg verursacht und 2. wurde Deutschland nicht dadurch besiegt, dass Großbritannien oder Frankreich etc. aufgerüstet wurden, sondern dadurch das 4 Mächte Deutschland bombardiert, besetzt und entmachtet haben. Und 3. war Deutschland zum Glück keine Atommacht. Russland hat zwar den wichtigen Handelspartner EU verloren, baut aber seine Wirtschaft nach Osten aus. China und Indien haben zusammen ca. 2,8 Milliarden Einwohner die EU, die USA und Großbritannien zusammen ca. 851 Millionen. Die Allianzen und Partnerschaften verschieben sich in eine Richtung, die nicht im Interessen des Westens liegen kann. Die meisten Staaten verurteilen zwar den Angriffskrieg gegen die Ukraine, aber sie isolieren Russland nicht wirtschaftlich. D.h. durch die Sanktionen wird man Russland nicht in die Knie zwingen können.

Wenn Putin glaubt, dass dies ein viel größerer geopolitischer Krieg, letztendlich zwischen den USA und dem Westen gegen Russland ist, und die Ukraine nur eine Marionette auf deren Rücken dieser Krieg ausgetragen wird, dann muss man, auch wenn man dieses Narrativ ablehnt, es dennoch berücksichtigen. Die USA müssten, im Einvernehmen mit der Ukraine, bereit sein mit Russland zu verhandeln. Ohne die USA wird sich nichts in Richtung Waffenstillstand bewegen. Ich glaube ausserdem: Ohne die Krim aus den Verhandlungen erst mal raus zu nehmen und auch den Donbass gesondert zu betrachten, ohne dass die USA und der Westen auch die Sicherheitsinteressen Russlands berücksichtigt und die Ukraine auf eine NATO Mitgliedschaft verzichtet, wird der Krieg endlos weitergehen und die Eskalation wird immer gefährlicher werden. Und ich befürchte, dass dieser Krieg zu den 28% der Kriege gehören wird, die niemals enden. Fresenko hat recht: „Es ist eine Sache, die Befreiung der Krim und des Donbass . zu unterstützen. Aber eine andere, wenn du vor der Wahl stehst, ob dafür dein Bruder, dein Vater oder dein Sohn sterben muss.“ Dieses Sterben muss enden. Die internationale Gemeinschaft muss einen Beitrag zu Waffenstillstandsverhandlungen leisten und der Westen sollte aufhören immer mehr und mehr Waffen zu liefern. Frieden wird, wenn überhaupt, erst nach sehr langen und komplizierten Verhandlungen und möglicherweise erst nach Jahrzehnten möglich sein. – Petra Harink

 

Sie haben Sold der Soldaten genannt 2167€ , bei Tod 55000€, nur, die 35000€ bei Verletzung nicht genannt. – Edgar Oberkehr

 


 

 

Leserbriefe zu „Über Waffenlieferungen und eine Lüge vor dem Ausschuss für Kriegsdienstverweigerer“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Merci für diesen Text. Den können sich die Wagenknechte dieser Welt mal gehörig hinter die Ohren schreiben. Erlauben Sie mir noch einen Hinweis: Am 1.9.1939 startete der Überfall des nationalsozialistischen Deutschlands auf Polen. Am 17.9.1939 besetzte die Rote Armee der UDSSR Ostpolen – gemäß dem geheimen Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt von August 1939. Es handelte sich also um einen geplanten Angriff von zwei Seiten. Und die Sowjetunion war, zumindest unter Stalin, auch nur ein rot eingefärbtes, faschistisch-imperialistisches, menschenverachtendes System. Daran mag man sich in Deutschland nur ungern erinnern, bedingt durch ein berechtigtes Schuldgefühl angesichts der deutschen Verbrechen in Russland. Die Völker Osteuropas haben das aber nie vergessen. – Kurt Eimers

 

Ich bin sehr dafür, dass Herr Martenstein Lebenslänglich bei ZEIT MAGAZIN bzw. DIE ZEIT bekommt! Ohne Aussicht auf Entlassung.!!! – Thomas Walter

 

Ein überzeugendes Plädoyer für Waffenlieferungen an die Ukraine! Und die Einsicht eines alten weisen Mannes, daß man zwar aus allgemeiner pazifistischer Überzeugung den Kriegsdienst verweigern kann, in einer konkreten Bedrohungssituation aber zur Waffe greifen würde! – Ulrich Pietsch 

 

„Ob Waffenlieferungen zu mehr Toten führen ? Der Weg zum Frieden führt vermutlich nur über Waffenlieferungen. So lange Putin die Chance sieht, seine Maximalziele zu erreichen, wird er wahrscheinlich nicht verhandeln. Es wird sogar mehr Tote geben, wenn westliche Waffen die Ukraine nicht vor Luftangriffen schützt. Wenn wir vor Putins Drohungen einknicken, wäre das eine gewaltige Ermutigung für andere Atommächte, das Gleiche zu tun, wie er, etwa für China oder demnächst den Iran. Durch Nachgiebigkeit lösen wir vielleicht erst recht einen Weltkrieg aus. 1939 war es jedenfalls so, jeder kann das nachlesen.“ Meine Meinung dazu : Besser kann man es nicht erklären ! Dem ist nichts hinzuzufügen ! – H. Justin

 

Würde etwa der Kriegsdienstverweigerer von einst, gar heute selbst als Krieger in den Krieg ziehen? Was wäre wohl, wenn der Putin doch siegen sollte? Rechnen die Milchmädchen schon wieder gar fleissig? Wie sieht es eigentlich mit der CO2-Bilanz im Krieg aus? – Klaus P. Jaworek

 

Das Liefern von Waffen führt zu mehr Toten. Ein prima Satz, genau, aber wie kann man ihn auf Lieferungen der westlichen Länder beziehen, wenn zuvor die Russen ihrer Armee die zahllosen Waffen geliefert haben, mit denen Geburtskliniken, Wohnhäuser, Schulen und und und mit lauter unschuldigen Opfern angegriffen werden? Den Satz so wie Sie zu bringen, auch wenn er nur zitiert wird, stellt die Dinge vollkommen auf den Kopf. – Stephan Rohr

 

Schon beim kleinsten Anlass sind doch die Männer in Rage zu bringen und drohen sich gegenseitig Schläge an bzw. hauen sich auch in die Fresse – wie oft hat der Leserbriefschreiber das schon beobachtet, auch miterleben sollen… Aber mein Vorteil war, dass ich eine mehrjährige Karate- Ausbildung habe, sodass ich den provozierenden „Gegner“ entsprechend vorwarnen kann, und dadurch zumeist der beidseitige Rückzug stattfindet… Manche Techniken des Karate sind bei eigener extremer Todesgefahr, darauf ausgerichtet: den todesgefährlichen Angreifer auch auszuschalten! Aber lassen wir diesen persönlichen Körperschutz beiseite – gültig sollte immer bleiben: einen privaten Konflikt friedlich zu beenden. Harald Martenstein war Kriegsdienstverweigerer, wie der RvM-Leserbriefschreiber (Jahrgang 1949) auch; nur, dass der RvM zu der Frage die damals dem jungen Martenstein gestellt wurde: „Sie sind mit ihrer Freundin im Wald. Drei Typen kommen und wollen ihre Freundin vergewaltigen. Sie haben eine Waffe dabei. Was tun Sie?“ – ich als Wehrdienstverweigerer antwortete: „Denen würde ich die Eier wegschießen!“

Und schon war meine Wehrdienst-Verweigerungs-Anerkennung dahin, musste ich zum Wehrdienst antreten – wurde aber dann nach zwei beginnenden Wochen Grundausbildung aus der Bundeswehr unehrenhaft entlassen: ich hatte nämlich alle erdenkbaren Eulenspiegeleien seinerzeit aufgeboten, um aus diesem bewaffneten Verein rauszukommen! Zum unehrenhaften Abschied, sagte mir leise und heimlich der dortige hohe Offizier und Kommandant Prinz von Waldeck-Pyrmont ins Ohr: „Junger Mann, ich wollte an Ihrer Stelle sein, um auch so jugendlich und rebellisch leben zu können!“ – Werter Prinz: Danke weiterhin im Nachhinein für diese positiven Begleitworte an den freigeistigen hurtig Davoneilenden. Damals waren es Hippie-Zeiten, und wir „Blumenkinder“ wollten keine Gewalt gegen nichts und niemanden – eingedenk von mir auch zu den Bildern von Carl Spitzweg, der einem Soldaten die Blume in den Gewehrlauf gemalt hatte oder hinein in einen Kanonenlauf, Blumen dekorierte… Wunderlich ist es daher, dass Adolf Hitler die Bilder dieses Malers regelrecht süchtig als Sammler aufkaufen ließ – wo sie auf dem Kunstmarkt (oder von privat) oder bedrängend zu erlangen waren…

„Si vis pacem para bellum“ – in der Übertragung: „Wenn Du Frieden willst, bereite Dich auf einen Krieg vor!“ Heute bin ich für die höchstmögliche Bewaffnung eines Landes, auch dieses Deutschlands, und zwangsläufig somit auch für die Atombewaffnung. Denn, man kann nicht einen aggressiven Feind mit konventionellen Waffen abschrecken, der als Atommacht das entsprechende Land bedroht, es versucht zu besetzen, zu okkupieren. Die Ukrainer wehren sich auch mit den Waffen aus dem Ausland, möglichst mit modernen Kampfausrüstungen, haben die Moral und die Entschlossenheit zur Verteidigung ihrer Heimat, auf ihrer Seite – den russischen Soldaten (und dem Volk) werden entsprechende Manipulationen seitens der Führung, des Diktators quasi aufgezwungen und die Uniformierten haben deren Befehle zu befolgen, sonst würden/werden sie von diesem diktatorischen Staat entsprechend vernichtet… Die Wagner-Söldner sind großteils aus Zuchthäusern und Gefängnissen rekrutiert, werden an den Fronten regelrecht verheizt, und damit kann dieser Putin-Staat auch gleichzeitig jene „Gesetzes(ver)brecher“ diesbezüglich mit entsorgen!

Entscheidend war im II. Weltkrieg, dass der wahnsinnige und größenwahnsinnige Kriegstreiber und Massenmörder Adolf Hitler durch die unvorstellbare sowjetische-russische Abwehr und Gegenwehr (die britische Aushaltetaktik) und durch die USAmerikanischen Waffen: dann in Berlin dadurch zur Selbsttötung getrieben wurde: das Deutsche Reich, die Wehrmacht kapitulierte… Wenn heute die deutsche Bundeswehr nur noch ein unwesentlicher Bestandteil einer gefährlichen Abwehr wäre – liegt es an diesen faschistischen Hitlerjahren und der verinnerlichten Konsequenz einer Devotheit vor evtl. Kriegsabwehr-Vorbereitungen als Sicherheit für das eigene Land. Und das ist ein extremer Fehler in der Denkweise der Politik – Europa muss gemeinsam hochgerüstet sein gegen irgendwelche Aggressionen und Aggressoren, hat durch diese gemeinsame Abwehrfunktion gleichzeitig auch die (höchstmögliche) Garantie eines inneren europäischen Friedens all dieser EU-Länder – die in den Vorzeiten immer wieder Kriege führten und Kriegen ausgesetzt waren! Weltweit einen insgesamten Menschenfrieden zu ermöglichen, wird schon alleine durch die aggressive Natur des Homo sapiens nicht möglich sein (?) – vor allem auch zu den wirtschaftlichen, ökonomischen Konkurrenzkämpfen in dieser globalen Menschenwelt des Produzierens und Verbrauchens… Es wird in der Zukunft extremer noch die Völkerwanderungen der Armut nach Europa geben – wie sollen diese Invasionen friedlich überschaubar sein können: das wird die Frage und die Verantwortung der jeweiligen Gegenwarten und der Zukunft sein; auch hierbei dann Bürgerkriege zu verhindern, da diese Massen an fremden Menschen, Migranten: nicht mehr integrierbar sind und von den Bevölkerungen der europäischen Länder nicht (mehr) akzeptiert wären… Dafür hat die europäische Politik einen Ausweg und Lösungen zu finden – die Armut der Welt kann nicht durch Völkerwanderungs-Migrationen gelöst werden, zumal es in dieser Menschwelt keine ausgleichenden (wirtschaftlichen) Gerechtigkeiten oder Gleichheiten geben kann, ja selbst Angleichungen sind hierbei nicht wirklich vorstellbar und umsetzbar! Wirtschaft ist leider der Krieg mit anderen Mitteln!

Der Tod des Diktators wäre im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine die wohl vorstellbarste Variante für die Friedensverhandlungen – Hitlers Suizid hat letztlich diese deutsche Kapitulation noch beschleunigt, gleichwohl das deutsche Militär strategisch mit am Ende war! Die Ukraine wird weiterkämpfen, erhält weiterhin die entsprechenden Ausrüstungen an Waffen, bis hin zu Panzern und Kampflugzeugen – und es werden viele Soldaten auf beiden Seiten von diesem Krieg ermordet, wie auch Zivilpersonen! Was nach einem Krieg immer auch bleibt: ist der angestaute Hass und die Rache und die unausweichliche Entfremdung zwischen diesen Völkern – die doch letztlich so sehr verwandt miteinander sind! Und das wäre die Chance für eine zukünftige Friedlichkeit im Angesicht des Wahnsinns und der Unauslöschlichkeit der Erinnerung an all das Leid, die Qualen, die Zerstörungen, die Tode in diesem Krieg. Die einstigen „Erzfeinde“ Frankreich und Deutschland: sind heute ein menschenwürdiges Zusammenleben geworden – welch eine nicht nur oberflächliche Friedlichkeit und nunmehr grenzenlose Begegnung zwischen den national-befreundeten Menschen.

Harald Martenstein erwähnt folgerichtig und doch undurchsichtig: „Die Unterwerfung und kulturelle Auslöschung eines Volkes ist ja gerade nicht „Frieden“. Sonst wäre die Vernichtung des Inkareiches durch den Spanier Pizarro ein großes Friedensprojekt gewesen.“ Werter Herr Martenstein: Zum einen waren die Inka-Machthaber gleichzeitig auch die Unterdrücker der benachbarten Völker – und somit hatte Pizarro diese Helfervölker kriegerisch auf seiner Seite gegen die Inkas, womit dadurch die Pizarro- Okkupanten das Inkareich besiegen konnten… Vorrangig aber war die Gier nach GOLD! Wenn Hitler ausschließlich durch seine Politik gegen den Kommunismus, die okkupierten Völker dieses Systems auf seine Seite gebracht hätte (und die Möglichkeit war vorhanden), wäre das sowjetische zentrale Russland besiegt worden! Unähnlich ist es mit den Ureinwohnern Amerikas (der späteren USA) – wenn sich diese „indianischen“ Nationen, Völker zusammengetan haben würden, um die europäischen Eindringlinge entsprechend zu vernichten: gäbe es voraussichtlich keine „Vereinigten Staaten von Amerika?“ Sicherlich aber wäre die Überlegenheit der europäischen Waffen auf längere Sicht dann doch ausschlaggebend gewesen – man kann die vergangene Geschichte nicht rückgeblendet als Veränderungsmöglichkeiten sich vorstellen, vielleicht aber daraus lernen und für die Zukunft in der Welt sich in der Friedlichkeit miteinander verständigen… Der Illustrator Martin Fengel zeigt in seiner Aufzeichnung einen Panzer und einen Menschen! Wirft dieser Mensch nun eine Handgranate in das Kanonenrohr des Panzers oder soll diese Handgeste beide Seiten zur Friedfertigkeit aufrufen? Die Zeit wird es weisen – hoffentlich im friedlichen Einverständnis mit beiden Völkern, den Ukrainern und den Russen: somit ohne Diktator und Diktatur! Aber den Krieg zu verweigern, ist durch einseitige Kriegsdienstverweigerung nicht zu erreichen. Es verbleibt also in der Menschenwelt: Si vis pacem para bellum! Gehen wir hierbei d ́accord, sehr tiefschürfender, friedvoller Harald Martenstein…?!! – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 

Sahra Wagenknecht ist bisexuell? Weiß Oscar Lafontaine schon davon? Oder spielen Sie da auf Alice Schwarzer als neue Freundin an? Ob Frau Wagenknecht Frau Schwarzer gegen sowjetrussische Vergewaltiger mit der Knarre verteidigen würde (oder auch umgekehrt), bezweifle ich. Den beiden sind ja schon die vergewaltigten ukrainischen Frauen egal. Der- oder diejenige von der ZEIT, der oder die Sahra Wagenknecht oder Alice Schwarzer als nächstes ein Podium bietet, könnte sie ja mal danach befragen. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbriefe zu „Falsch geschrieben“ von Anne Hänig

 

Nicht zugehört hat die Politik Ein überfälliger Artikel. Es geht weiter. Wer gegen Impfung und gegen die Zerstörung der Natur ist, der wird geschnitten. Leider musste ich das leidvoll erfahren. Die Ampelkoalition macht Deutschland kaputt. Fakten zählen nicht mehr für die Politik, man muß uneingeschränkt für die Politik von Bundeskanzler Scholz sein, sonst hat man verloren. – Martin Fehringer

 

Kinder sind psychisch angeschlagen, weil sie von ihren Eltern bei positivem Testergebnis in ihr Zimmer weggesperrt wurden, Schüler wurden aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, weil sie nicht geimpft waren, Jugendliche sind vereinsamt und finden den Weg in ihre Cliquen nicht zurück, Chronisch Kranken wurde (pietätlos) „Bleiben Sie gesund!“ gewünscht, Sterbende wurden allein gelassen, weil ihre Angehörigen nicht zu ihnen durften, Zweifel an der Sinnhaftigkeit mancher Coronamaßnahmen traute man sich nicht, laut in der Öffentlichkeit zu äußern, weil man nicht in die Querdenker- und gleichzeitig rechte Ecke geschoben werden wollte, Eine Lokaljournalistin verliert ihren Beruf, weil sie Corona-Maßnahmen (vorsichtig) hinterfragt… Wie weit wäre die Gesellschaft noch gegangen?! – Susanne Stumm

 

Vielen Dank, dass Sie über diesen Fall berichten. Danke auch an „Die Zeit“, dass Sie darüber berichten dürfen! Dass so ein Fall wohl sehr selten vorkam, liegt vermutlich daran, dass die meisten Journalisten und Journalistinnen ein Gespür dafür entwickeln müssen, innerhalb welcher abgesteckten Grenzen sie sich bei ihrer Arbeit bewegen dürfen. Die Coronazeit war für den Journalismus eine finstere Zeit, in der eine rationale und differenzierte Betrachtungsweise der Coronapolitik und ihrer Auswirkungen auf die Gesellschaft praktisch nicht möglich war. Selbst rückwirkend werden die Grundrechtsverletzungen, öffentliche Diffamierungen Andersdenkender und sinnlose Zwangsmaßnahmen eher verharmlost und als aus damaliger Sicht notwendig dargestellt. Das Hinterfragen so einschneidender Maßnahmen muss aber jederzeit erfolgen können und möglich sein, ansonsten stellen sie eine Gefahr für unsere Demokratie und unseren Rechtsstaat dar und bereiten den Boden für eine Radikalisierung der Gesellschaft! – Martin Krivacek

 

Wenn Frau Eigenrauch sich nichts zuschulden kommen ließ, sollte sie ihrer journalistischen Arbeit weiter nachgehen dürfen. Dass man da Leute gleich fristlos mit sofortiger Wirkung kündigt, also rausschmeißt, finde ich nicht in Ordnung, ist es doch nicht unbedingt die feine englische Art. Die Zeit der Pandemie war aufgeladen, zugegeben, doch das darf nicht zu erratischen Entscheidungen und Schlussfolgerungen führen. Man könnte auch etwas zynisch sagen: Wo viel gefühlt wird, wird meist wenig gedacht. Dass es in deutschen Betrieben, die hierarchisch aufgebaut sind, oft auch zu Reibung, Rivalität, Anfeindung und sogar Schikane kommt, kann ich selbst bezeugen. Wir reden zwar immer von Demokratie und Meinungsfreiheit, aber in Wahrheit existieren all diese Prinzipien im Berufsleben nur kaum bis nicht wirklich, weil sie in der Tat vielmehr nach autokratischen Grundsätzen ausgerichtet sind. Da wird zum Teil von oben einfach durchdirigiert. Ohne Wenn und Aber. Immerhin muss der Betrieb in erster Linie hohe Umsätze einfahren. Dem wird dann alles untergeordnet. In den Raucherpausen hat man dann Gelegenheit, sich zu echauffieren oder auszukotzen. Danach aber begibt man sich wieder mit treuer, devoter Ergebenheit an den Schreibtisch, verhält sich konform und biedert sich den Vorgesetzten*innen wieder hündisch an. Für mich war das eine abstoßende Erfahrung, die ich nicht missen möchte! Ich plädiere darum für mehr gelebte Demokratie, für Anstand und Respekt voreinander, vor allem aber auch für Toleranz und Resilienz mit Blick auf Kolleginnen und Kollegen, die andere Meinungen vertreten. Sonst laufen wir womöglich noch Gefahr, ein Deutschland chinesischer Prägung zu werden, um es mal zugespitzt zu formulieren. Oder um es etwas zynisch zu sagen: Wo alle dasselbe denken, wird nicht viel gedacht. – Michael Ayten

 

Seltsame Geschichte – vielleicht liegt der Grund für die Kündigung tatsächlich in der gesellschaftlichen Polarisierung während der Pandemie. Wer etwas gegen die Corona-Politik sagte, wurde pauschal in die rechte Ecke gesetzt. Eine freie Diskussion war und ist leider immer noch schwierig. Ein „ich würde das anders machen“ galt bereits als fragwürdige Haltung. Einer Kritik, egal gegen welche Seite, wurde häufig mit Beleidigung und Aggressivität begegnet. „Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung wechseln können“, sagt man, aber das war für Querdenker ebenso unmöglich, wie für „Längsdenker“. Für beide Polarisierungen gab es viel zu häufig nur Denken auf Linie. Eine Journalistin, die keine Corona-Leugnerin ist, aber anscheinend Verständnis für einen postulierten „Gegner“ aufbringt und eine eigene Meinung „irgendwo dazwischen“ entwickelt, darf eben nicht sein. Seltsam und traurig. Ich hoffe, wir kommen als Gesellschaft wieder dahin, dass Menschen frei und offen reden und denken können und dass nonkonformem Denken wieder mit Respekt, Achtung und Diskussionsbereitschaft begegnet wird und nicht mit Feindschaft und persönlicher oder beruflicher Vernichtung. – Christian Fahn

 

Der Artikel `Falsch geschrieben` erinnert mich fatal an den Fall Eva Menasse, die bis zum 27.Januar 2022 regelmässig mit immer sehr interessanten Beiträgen in der Wochenzeitung `Die Zeit` vertreten war. Am 22.Januar 2022 nun unterlief Frau Menasse mit dem Beitrag `Die Antisemitismus- Debatte ist eine fehlgeleitete, hysterische Pein` der fatale Fehler, nicht auf einer Linie mit `Der Zeit ` zu liegen und diese sogar zu kritisieren. Mit grossem Bedauern kann ich nur konstatieren, dass ich seit diesem 27.Januar 2022 in `Der Zeit` keinen Beitrag mehr von Frau Menasse lesen konnte. Ausserdem muss ich anmerken, dass es der Gipfel an Zynismus und Geschmacklosigkeit ist, das tieftraurige Interview mit dem Exbotschafter der Ukraine , Andrij Melnyk in der Rubrik Unterhaltung zu bringen. Marion Gräfin Dönhoff kann sich nur im Grab herumdrehen. – Christoph Lohr

 

Wenn wir von Presse- und Meinungsfreiheit reden, dann sollte in der Tat auch die Meinung der/des Einzelnen (mit)gemeint sein. Dass dieser hehre Anspruch leider nicht immer angemessen verfolgt wird, haben einige insbesondere während der Corona-Pandemie beobachten bzw. erfahren müssen. Wer, aus welchen Gründen auch immer, nicht der Mehrheitsmeinung folgt, macht sich sonach verdächtig, braucht nachvollziehbare Argumente und erprobte Erkenntnisse. Die meisten anderen hingegen bewahren allein mit Kopfnicken ihre Rechtschaffenheit und Wahrheit; nicht zuletzt bedenklich viele VolksvertreterInnen. So indes lassen sich weder Rechtsstaat noch Demokratie glaubwürdig und nachhaltig gestalten. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „»18 Leoparden geliefert, abgehakt, finito«“. Gespräch mit Andrij Melnyk geführt von Olivia Kortas

 

Ja, Exbotschafter Melnyk fehlt in Berlin. Er hinterlässt eine Lücke, die sein Nachfolger nicht schliessen kann. Wir brauchen einen Botschafter, der sich keinen Maulkorb anlegen lässt und eben dabei nicht immer diplomatisch vorgeht. Sicher, er ist unbequem für so manchen Politiker, Regierenden, weil sie schlecht Kritik vertragen. Die ist jedoch notwendig, damit dringende und wichtige Entscheidungen eben nicht taktisch und zögernd vor sich hingeschoben werden. Es geht hier nicht nur um die überfallene Ukraine, sondern um ganz Europa. Was ist, wenn Russland die Luftwaffe stärker einsetzt ? Bedauerlich, wenn in einer Demokratie eine offene, ehrliche Meinung nicht öffentlich geäußert werden soll. Ein Kampf gegen die Mühlen der Bürokratie. – H. Justin

 

Wer „Krieg spielen“ will der muss quasi schauen, wo er bleibt, wenn er viel zu wenig Kriegsgerät hat! Wie wäre es mit dem Spiel „Schiffchen versenken“ zwischen dem Schauspieler Selenskyj und Zar Putin, da braucht man nur zwei Zettel und zwei Stifte? Oder herrscht in der Ukraine auch schon ein Mangel an beiden? – Klaus P. Jaworek

 

„Wir konnten nach Kriegsausbruch eine Situation schaffen, die wir zuvor nie hatten: Die große Nation Deutschland traf Entscheidungen nicht nur um eigene Interessen zu verfolgen…. Vor einem Jahr konnten wir diese Debatte in Berlin kräftig mitbestimmen und sogar steuern.“ Aktuell bedauert er, dass die Bundesregierung nun wieder das täte, was sie für Deutschland für richtig hält… In dieser Aussage und seiner Haltung zur Regierung unseres Land zeigt sich, dass Melnyk als Repräsentant seines Landes eine Seite der Ukraine sichtbar macht, die in unserer Demokratie große Sorgen bereiten sollte. Wenn es möglich ist, dass Kräfte aus dem Ausland dazu in der Lage sind, „Debatten zu steuern“ wo sind wir dann gelandet? – B. Kamps-Kosfeld

 

Schon wieder Melnyk… Ich kann einfach nicht verstehen, warum einem erklärten Bewunderer des Faschisten und Massenmörders Stephan Bandera so viel Raum in den Massenmedien eingeräumt wird – jetzt auch wieder in der ZEIT. Herr Melnyk brüstet sich auch noch damit, dass er die politische Diskussion in Deutschland und die Entscheidungen der Bundesregierung „kräftig mitbestimmen und sogar steuern“ konnte. Die Bewunderung des Herrn Melnyk für Stephan Bandera ist nicht irgendeine nebensächliche Marotte, über die man großzügig hinwegsehen sollte. Stephan Bandera war der Führer der OUN, einer politischen Organisation, die im 2. Weltkrieg etwa 70000 Polen und mehrere hunderttausend Juden ermordet hat, um eine ethnisch reine Ukraine zu schaffen! Nach dem Einmarsch der Deutschen kämpften Mitglieder der OUN in zwei Bataillonen der SS und einer Division der Wehrmacht mit Hitler-Deutschland gegen die Sowjetunion. Außerdem waren sie als Aufseher in den KZs und Vernichtungslagern bei den Insassen oft mehr gefürchtet als die Deutschen. Wer – wie Herr Melnyk – nach seiner Ernennung zum Botschafter in Deutschland als „erste Amtshandlung“ nach München an das Grab von Stephan Bandera fährt, um ihm seine Hochachtung zu erweisen – und das auch noch über alle sozialen Medien in die Ukraine und die ganze Welt hinausposaunt – disqualifiziert sich m.E. völlig für die Teilnahme an der politischen und gesellschaftlichen Diskussion im Westen. Und wenn er argumentiert, er und die Ukrainer würden die Freiheit des Westens für uns alle verteidigen, bin ich mehr als skeptisch. Die politische und gesellschaftliche Freiheit, die ich vertrete und deren Prinzipien im deutschen Grundgesetz niedergelegt sind, werden von Herrn Melnyk ganz sicher nicht verteidigt! – Axel Bust-Bartels

 

Sie bieten Herrn Melnyk, diesem unverschämten Beleidiger, Hetzer usw. eine ganze Seite in der ZEIT. Ich glaube nicht, dass ich solche Artikel und eine Zeitschrift, die sich auf das primitive Niveau dieses Typs herablässt, mit meinem Abo weiter unterstützen muss. Ich werde folglich mein Abo kündigen. Ich glaube in dieser Zeit kann man eine Zeitung mit solchen Schreibern mit einer Kündigung am besten treffen. Was ist aus der ZEIT geworden. – Peter Kreiser

 

Mit Irritation habe ich zur Kenntnis genommen, dass Sie Herrn Melnyk ein solches Forum bieten: Warum musste er „auf oft undiplomatische Weise“ handeln? Kein Botschafter verhält sich so. War es seine Aufgabe „die Ampel weiter unter Druck“ zu setzen? Diese Aufgaben haben Botschafter nicht. Glücklicherweise verhält sich sein Nachfolger klüger und diplomatischer, was dem Ernst der Lage angemessen ist. Kommt es zu einem dritten Weltkrieg, dann sind fordernde Kriegstreiber wie Herr Melnyk mitverantwortlich. Hoffentlich richtet er in seinem neuen Amt in der Ukraine weniger Schaden an als in seiner Zeit als Botschafter in Deutschland! Als „einfacher Bürger“ vermisse ich Herrn Melnyk nicht! – Wolfgang Kutz

 

Herr Melnyk, der den Bundeskanzler auf den Twitter einen Feigling nennt, nur ,weil er zögerlich mit der Waffenlieferungen für Ukraine gewesen war, ist für mich ein ARCHLOCH!!! – Thomas Walter

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Fleisch ohne Leid“ von Anant Agarwala und Maximilian Probst

 

Ich bin begeisterte Zeit-Leserin und es gehört für mich zu meinem persönlichen Lieblingsritual Mittwochabend die Zeit zu durchforsten und mich weiterzubilden. Ich zahle sehr gerne für guten Qualitätsjournalismus und es ist in Zeiten von KI umso wichtiger eine gute Recherche wertzuschätzen. Gerne möchte ich allerdings zu dem Leitartikel von der aktuellen ZEIT Feedback geben: Mir persönlich war der Artikel zu wenig ausgewogen, da die kritische Seite zu wenig beleuchtet war. Vorallem das Thema der Nährlösung, hätte für mich tiefer thematisiert werden können. Ich glaube fest an die Technologie und Wissenschaft und bin überzeugt, dass wir in ein paar Jahren weiter sein werden, auch wenn ich persönlich dieses Fleisch nicht essen würde, da meiner Meinung nach dann der Vegetariums vorzuziehen ist. Nur ist es auch die Wahrheit, dass wir aktuell leider noch nicht so weit sind und das fötale Kälberserum immer noch eine Rolle spielt um die Stammzellen zum wachsen zu bringen. Für mich ist dieses Vorgehen eher mit „doppeltem Leid“ zu bezeichnen, da doch mit großer Wahrscheinlichkeit Kalb und Mutterkuh sterben. Mir ist bewusst das Zellfleisch-Startups oder Biotech-Unternehmen mit Hochdruck an tierfreien Kulturmedie arbeiten, wie das kurz im Artikel angesprochene Algen-Seerum, aber noch ist der Durchbruch nicht gelungen. Es wird also weiter geforscht an pflanzlichen Alternativen, aber solange der Break-Even in der Produktion hier noch nicht erreicht ist, wird weiterhin FKS eingesetzt werden. Ich würde mich ausdrücklich darüber freuen, wenn in einem möglichen Artikel 2.0 diese Seite der Medaille beleuchtet werden könnte. – Melissa Schienle

 

Leider begegnet mir hier ein ziemlich unkritischer Artikel im „Wissen“-Teil der von mir sehr geschätzten „ZEIT“. Die Verfechter der Produktion von Kunstfleisch haben ein durchaus realistisches Szenario einer möglichen Produktion vorgelegt, allerdings bezweifele ist stark die wirtschaftliche Machbarkeit, die Sinnhaftigkeit und erst recht die Nachhaltigkeit des Verfahrens… Ein bisschen Biologie als Hintergrund: Eines unserer Darmbakterien ist der Prokaryont E.coli. Bringt man wenige E.coli-Zellen in eine billige Nährlösung unter Schütteln (Sauerstoffzufuhr) ein, so wachsen sie in weniger als 12 Stunden zu einem dichten „Bakterienschlamm“ heran, bis sie die ganze verfügbare Nahrung aufgebraucht haben. Am Ende haben sich aus wenigen Zellen 2-3 Milliarden Zellen pro ml gebildet. Auf ein Schnapsglas (20 ml= 2cl) umgerechnet wären das ca. 50 Milliarden Bakterienzellen, eine Zahl, die fast dem 7 fachen der gegenwärtigen Weltbevölkerung an Menschen entspricht. Völlig anders verhalten sich höhere Zellen (Eukaryonten), speziell die tierischen Ursprungs. Sie wachsen in Zellkultur sehr langsam und benötigen ein sehr anspruchsvolles und damit teures Medium, um überhaupt wachsen zu können. Dazu zählt „Foetales Kälberserum (FCS)“, aus dem Blut abgetriebener Kälber gewonnen, das unverzichtbare Wachstumsfaktoren enthält. Auch wenn FCS heute teilweise substituiert werden kann, ist die Produktion von Rinderzellen z.B. für Burgerfleisch ein aufwändiges und sehr teures Verfahren, dessen Marktreife noch längst nicht erreicht und dessen Sinnhaftigkeit allemal hinterfragenswürdig ist (Nachhaltigkeit nicht erreichbar). Stattdessen sollte man besser auf eine Reduktion der Fleischkonsums weltweit hinarbeiten!

(*) In der Historie sind alle Versprechungen, Gold herzustellen gescheitert und haben sich als Lügen entlarvt (heute ist die Goldherstellung durchaus möglich, aber nicht rentabel!

(**) Unter Goldsynthese versteht man den Vorgang unedle Metalle in Gold zu transmutieren. Die Goldsynthese ist mit Hilfe von Teilchenbeschleunigern oder Kernreaktoren möglich, aber in der Praxis viel zu aufwändig, um wirtschaftlich zu sein. – Peter Frank

 

Kunstfleisch wächst auch nicht allein von Luft und Liebe. Vage ist immer von „Nährlösungen“ die Rede. Fermentation ist aber keine Alchemie: In den Fermentern können nur vorhandene Substanzen (wie z.B. Sojabohnen) in andere Substanzen (z.B. Kunstfleisch) umgewandelt werden. Wie unsere Nutztiere benötigen die verwendeten Mikroorganismen dafür Futter in Form von landwirtschaftlich angebauten Pflanzen. Ich vermute, es handelt sich bei diesen Pflanzen nicht um Gras und Kräutern von extensiven, biodiversen Wiesen, wie das beim Futter mancher Biokuh der Fall ist. Eher gehe ich von hochkonzentrierten Lebensmitteln wie Soja, Getreide und Mais aus. Damit steht die Fleischfabrik ebenso wie die sogenannten „Massentierhaltung“ – direkt in Nahrungskonkurrenz zum Menschen. Dazu kommen Wasser- und Energieverbrauch bei Herstellung. Der angeblich 80% geringere ökologische Fußabdruck kann unter Berücksichtigung all dieser Aspekte getrost bezweifelt werden. Realistisch fand ich da schon ehr die Meinung von Sergiy Smetana. Er hat dieselbe Problematik beim Insektenansatz verstanden. Mehr als 1kg Fleisch aus 2kg Pflanzen ist kaum möglich, Geflügel erreicht das bereits. Ähnlich wird es auch bei Kunstfleisch sein. Das Perpetuum Mobile gibt es nicht. Was bleibt ist ein Stahltank statt einer Kuh. Wollen wir das wirklich? Und die Kuh? Will die das auch? – Ich meine die Biokuh auf der artenreichen Weide. Nicht die Hochleistungsmilchkuh aus dem Laufstall, die dort Getreide, Mais und Soja fressen soll. Ist es nicht vielleicht doch einfacher, weniger tierische Produkte zu essen, die dafür nachhaltiger und tiergerechter hergestellt werden? – Astrid Masson

 

Tatsächlich illustriert nichts besser als die Lebensmittelproduktion das verdorbene Verhältnis des Menschen zur Natur. Und das soll sich ändern, indem wir Labor- statt Naturprodukte essen? Wohl kaum. – Georges Desrues

 

Haben Sie vielen Dank für die Recherchen zu diesem Thema. Aus 30 Jahren Forschung mit Zell-/Gewebe-/Organkulturen, vorrangig mit normalen/benignen/malignen Zellen/Geweben von Patienten, für Studentenkurse auch Hühnerherz-Bröckchen (< 2×2 mm, pulsieren in vitro 5 Tg.) und Zellen/Gewebe von Maus/Ratte erlaube ich mir ein paar Anmerkungen:

– Zwischen eierlegendem Geflügel/Fisch und von Homo sap. bevorzugtem Säugetierfleisch (Steak, Spanferkel, Spare rips) liegt “in vitro“ vielmehr als ein halbe Welt – die enorme Vielfalt der Evolution. Befruchtete Hühnereier im Brutschrank (37 Grad, Feuchte, 3x tgl. vorsichtig drehen) -> nach 3 Wochen schlüpfen Küken (mickeriger als in echt, die Glucke macht es instinktiv viel besser). Solch Osterei-Überraschung bitte nicht neben dem Kamin ausprobieren wink. Befruchtete Säuger-Eizellen, zB Maus, in vivo Tragzeit ca. 3 Wo. -> geht in vitro alsbald zugrunde, nur in utero werden Babys daraus. Eine befruchtete menschliche Eizelle für IVF muss „zügig“ (Morula) in eine hormonell vorbehandelte Frau implantiert werden (-> Blastula -> 3 Keimblätter -> Differenzierung über mehrere Stufen). „In-vitro“ noch so hegen wie pflegen geht früh daneben, nach 9 Monaten ist nicht annähernd ein gesundes Baby im Brutschrank – gottlob ist da die sehr kluge Natur vor. „Der Mensch mache sich die Erde untertan …“ – der dümmste Satz in der Bibel

– „Normale“ Säugetierzellen bleiben in vitro nur vorübergehend vital, je nach Zelltyp degenerieren sie ohne externe Wachstumsfaktoren alsbald. Gelegentlich können sie „immortalisieren“ (ähnlich benigne), cave!: schleichend kommt es zu Gen-/Chromosomen-/Ploidieveränderungen, gar „maligner Transformation (infiltrierend, metastasierend)“. Solch Malignome produzieren eigene Wachstumsfaktoren (GFs), brauchen per se weder FKS, NKS, KS, schlichte Serum-Proteine würden genügen, doch der Kommerz will exzessiv schneller, besser, mehr Fleisch – ohne Tierleid. Für in-vitro-Firmen gilt das Motto „viel hilft viel“, also GFs dazu, Nährstoffe im Überschuss, Antibiotika, auch mal Fungizide, CO2-Begasung zur pH-Regulation ist der Standard bei Zellkulturen. Immerhin frei von Methan – dies liefern auftauende Permafrost-Böden bald im Überfluss.

– „Stammzellen“ = multipotent, via Keimblatt -> Gewebe -> Organ -> spezifische Zelltypdifferenzierung (Leber, Niere, Lunge, Darm, Gehirn, Nerven…). Ein ordentliches Steak besteht jedoch aus viel mehr als reinen Muskelzellen, diese brauchen Halt & Struktur durch div. Bindegewebstypen, Blut-/O2-Versorgung (Diffusion in -vivo unzureichend), Nervenzellen uä… Insb. muss sich ein gutes Steak ordentlich bewegt haben = freilebende Kuh, Ochse, Kalb laufen naturgemäß viel herum um ihre speziestypisch Nahrung aufzunehmen. Welch im Freiland lebendes Rind frisst freiwillig Fischmehl? Nur die vom (Un)mensch gemachte Massentierhaltung zwingt sowas dem hungrigen Rind oder Schwein rein.

– Petrischale, Zellkulturflaschen = Plastik, empfindliche Zellen (Leber/Hepatocyten) brauchen hochwertigstes Kunststoff-Material (ohne Weichmacher, dadurch teuer, längstlebig, nicht recyclebar) => für ein 200g-Schnitzel wären das locker 20-50 kg Plastikabfall der gesondert (Hygiene, Infektiosität) zu entsorgen ist. Deshalb

– Bioreaktor = Edelstahl mit Rührwerk od. Umwälzpumpe, chemisch wie hygienetechn. Ok, die Zellen werden halt mechanisch zermalmt. Habe einst eine Spatelspitze Muskelzell-Kultur probiert, schmeckt nach garnichts, es fehlt jegliche Muskelfaser-/Gewebsstruktur, der leicht blutige Steak-Geschmack. Darum mischt die Industrie der Matschepampe eben reichlich Fasermaterial, Geschmacksstoffe, Farbe, Aroma-Multimix, Gratis-Antibiotika etc. bei.

– Schnell wachsende „in-vitro-Kulturen“ sind idR maligne Tumorzellen! Alle weisen letztendlich Gen-, mit zunehmender Malignität/Metastasierung auch Chromosomen-Abberationen auf. Nach 2- 4 Chemo- +/- Strahlentherapien wimmelt es in manch Tumorrezidiv/Metastase an Veränderungen, die mittels isH, PCR, Sequenzierung diagnostizierbar. Hirschgeweihe sind übrigens das schnellst wachsende Säugetiergewebe, sie sprießen fixer als jeder Tumor, doch die Natur ist schlau, nach der Brunft werfen die Hirsche das Geweih ab. In den Medien wird Steak aus Stammzellen in-vitro propagiert, während manch Schwerkranker jahrelang auf eine Spenderorgan hofft. Da stellt sich dem Laien die Frage: warum bei Leukämien nicht Knochenmark aus in-vitro, und dito die essentiellen Zellen bei massiv gestörter Leber, Niere, Lunge aus der culture flasc. Mediziner wissen sehr genau warum bislang nur Haut aus in-vitro-Kulturen transplantiert wird, dient sie doch vorrangig der Abdeckung größerer Areale geschädigter Haut (zB nach Verbrennungen). So sie gut anwächst wird das Transplantat via physiologische (Unter)Hautregeneration ja wieder abgestoßen.

Tierfleisch ohne Leid aus dem Bioreaktor: Ist den Autoren neben dem Zitat: “… die US-Behörde FDA erklärte Laborhühnchen als verzehrsicher“ eine Publikation bekannt, in der versierte, seriöse, nicht profitorientierte Molekularbiologen solch in-vitro-Zellen auf Veränderungen bzgl. Genaktivitäten (Onko-, Suppressorgene) und Mutationen untersucht haben? Falls Ja, sehr gerne den zugehörigen Link an meine E-Mail-Adresse. Vermutlich aber Nein, erfahrungsgemäß liegen unerwünschte Ergebnisse nicht selten für Jahrzehnte in Schubladen (Bspl. Contergan). Bitte keine Angst, Steak & Co sind für den Menschen Fremdgenome, via Verdauung und kompletter Aufspaltung der Nahrung ist das Risiko einer Krebszell-Übertragung bei null. Trotzdem sagt ein Wissenschaftler sicherheitshalber niemals „nie“! Genug geschwafelt, auf frittiertes Hühnchen wie panierten Fisch aus Bioreaktor-Matsche verzichte ich freiwillig. „Fleisch aus dem Labor“ sehe ich als reinen Kommerz der ein tierisch gutes Gewissen machen soll. Nein danke. – Rosi Kerler

 

Die Produktion von „Fleisch ohne Leid“ durch unbegrenzte und unkontrollierte Zellteilung, die in der Natur vor allem als Krankheit in Form von Krebsgeschwüren vorkommt, ist dermaßen irrational und unappetitlich, dass sich auch dem eingefleischtesten Fleischfreund der Magen umdrehen müsste. Dieser Weg ist ebenso fragwürdig wie der Milliardenmarkt für vegane Fleischersatzprodukte, deren Zutatenliste oft länger ist als der Beipackzettel hochwirksamer Medikamente. Veganer und Vegetarier haben sich entschieden, keine tierischen Lebensmittel mehr zu konsumieren. Warum wird der Markt dennoch mit fleischlosen Burgern, Würsten, Steaks und Schnitzeln überschwemmt? Der Fleischkonsum ist rückläufig. Das scheint der Lebensmittelindustrie nicht zu gefallen. Die Gegenmaßnahme: Fleisch ohne Leid. Der Umwelt zu Liebe. Na klar. – Andreas Löbbers

 

Schon der futuristische Titel für die ZEIT- Kunstfleisch-Story ist ein höchst fragwürdiges Versprechen bar jeder zeitgenössischen Realisierbarkeit! – – – Schließlich lautet die Definition von „Fleisch“, dass dies ein in einem komplexen, lebenden Organismus gewachsenes Muskel- Gewebe ist. Es beinhaltet natürlicherweise neben einem Verband von Muskelzellen auch Fett- und Bindegewebszellen. Der ist aber absehbar in der „Retorte“ oder einem Inkubator nicht als gewachsenes Fleisch“ künstlich herstellbar. Bisher wird weder Hühnchen- noch Fisch- Muskelfleisch so erzeugt, sondern lediglich eine substanziell und in der Konsistenz unstrukturierte, minderwertige Eiweißmasse höchst aufwendig produziert, weil die bis auf weiteres lediglich auf der Vermehrung von primitiven Bindegewebszellen beruht- – -( und darauf fußen ja in den Monolayer- Zellkulturschalen der Virologen auch nachwievor deren zweifelhafte Testmethoden auf hypothetische Krankheitserreger. . .). Insofern sind die protestierenden Feinschmecker Italiens wohl langfristig auf der richtigen Spur. Denn die werden niemals auf ihr klassisches Escalop verzichten wollen. Und die Argentinier niemals auf ihr Asado!! – Horst Grünwoldt

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Alte und der Tor“ von Paul Middelhoff

 

Sehr bedauerlich und bedenklich für einen angeblich fairen Journalismus, wenn der Autor in seinen USA Artikeln immer wieder nur die angeblichen Glanzstücke Biden’s erwähnt und die riesigen Fehler einfach übergeht, nur ein Beispiel: Seine klare grosse Mitschuld an der Inflation durch meist unnütze Ausschüttung von Abermilliarden an jeden Amerikaner, egal ob bedürftig oder nicht, während der Covidzeit, ein reiner Wählerfang, dem Herrn Middelhoff anscheinend auch aufgesessen ist. Schade, in der ZEIT wäre ausgleichende Berichterstattung zu erwarten, aber diese ständige einseitige Lobhudelei der Demokraten ist nicht mehr auszuhalten! – H. Peter Krebs

 

Es fühlt sich falsch an und ist auch falsch, dass der 80 jährige Joe Biden nochmal antritt. In den ganzen USA gibt es keine:n jüngere:n, die/der die Wählerschaft überzeugen könnte? ME würde eine erneute Kandidatur von Biden die Politikverdrossenheit weiter steigern. Was spricht z.B. gegen Kamala Harris? Dass sie „verblasst“ ist? Sobald die Wahlkampagne anfängt, wird sie schon zeigen, was sie kann. Bei den Republikanern die gleiche Geschichte: warum sollte sich nicht De Santis durchsetzen? Und dann, wenn De Santis gegen Biden auftreten würde, dann würde Biden alt aussehen, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Demokraten sollten sich auf den Kandidaten De Santis vorbereiten und z.B. Kamala Harris aufstellen, finde ich. Biden gegen Trump hat was von der Dekadenz des Römischen Reichs vor dem Zusammenbruch und repräsentiert nicht mehr die Wähler:innen. – Carmen Hegger

 

Trotz aller Bedenken, die sicherlich angesichts des hohen Alters angebracht sein können, ist es meines Erachtens eine gute Nachricht, dass Joe Biden seine erneute Kandidatur für das Amt des US-Präsidenten angekündigt hat, Es spricht geradezu für den amtierenden Präsidenten, wenn er ankündigt, dass er sich mit Donald Trump messen lassen will und hierbei sehr deutlich machen wird, wie stark die Demokratie in den Vereinigten Staaten durch Leute wie Donald Trump und andere Republikaner gefährdet ist. Für den Fall, dass Donald Trump tatsächlich erneut nach dem Amt im Weißen Haus greifen will, wird es darauf ankommen, die Wahl zwischen Donald Trump, einem nachweisbaren politischen Kriminellen, der für seine Macht bereit ist, über Leichen zu gehen, auf der einen Seite und einem aufrechten Demokraten Joe Biden auf der anderen Seite, dem soziale Themen am Herzen liegen und der bereit ist, die Werte der US-amerikanischen Verfassung zu verteidigen, und für ein anderes Amerika steht als diejenigen, die aufgestachelt von Donald Trump bereit sind, das Kapitol zu stürmen und damit die amerikanische Demokratie anzugreifen, zu entscheiden. Die Demokraten und Joe Biden sollten in der laufenden Legislaturperiode dafür sorgen, dass sie der amerikanischen Gesellschaft in der noch verbleibenden Zeit bis zur Präsidentenwahl unbedingt den Stempel der gesellschaftspolitisch fortschrittlichen Demokratischen Partei sowohl innen- als auch außenpolitisch aufdrücken. Und ja, auch ich habe wie Paul Middelhoff große Hoffnung auf einen erneuten Wahlsieg Joe Bidens. – Manfred Kirsch

 

Uns bleibt aber auch wirklich nichts erspart! Wenn ich jetzt die Qual der Wahl hätte, ob ich die Pizza Funghi oder doch lieber die Veggie Pizza nehmen soll, so kann ich im Grunde nicht viel falsch machen! Welche ich auch immer nehme, so habe ich die richtige Wahl getroffen! Gott sei Dank, muss ich schon fast schreiben, gibt es bei uns noch keine Pizza Trump oder die Pizza Biden! – Klaus P. Jaworek

 

Die USA haben rund 331,9 Millionen Einwohner in 52 Bundes-Staaten. Da soll sich ernsthaft niemand als Kandidat/innen für das Präsidentenamt finden; außer ein sehr alter vergesslicher weißer Demokrat und ein großer lügender narzisstischer orangehaariger Republikaner? Was ist mit dem sternenbesetzen Banner über dem Land der Freien und der Heimat der Tapferen? Das könnte Stoff für eine griechische Tragödie sein, in der auch immer alle Rollen von Männern gespielt wurden. Oder doch ein modernes Trauerspiel im Gewand des absurden Theaters. Sinnlos und leer: Warten auf den blauen Esel und den roten Elefanten. Das passt wie die Faust aufs Auge. Bei 47 Millionen registrierten Demokraten muss es der alte Esel Biden (80 Jahre) sein und bei 33,2 Millionen registrierten Republikanern soll es der großspurige Elefant Trump (bald 77 Jahre) richten. Wo sind die jungen Leute, wo sind die vielen Frauen? Wo sind die geistig und körperlich frischen? Es gibt 52 Gouverneurinnen und Gouverneure. Da soll keine geeignete Kandidatin kein geeigneter Kandidat dabei sein? Das hat mit dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten so rein gar nichts mehr zu tun. Muss denn unbedingt ein Berufspolitiker/in der Neue, die Neue amerikanische Präsident/in der USA werden? Die Hoffnung, aber worauf, stirbt zuletzt. Ist es nicht unerträglich, nicht zeitgemäß und dem Amt unangemessen, dass sich zwei um das höchste politische Amt der USA bewerben die aus den verschiedensten Gründen ungeeignet und/oder eigentlich auch unwählbar sind. Aber leider für die Partner und auch für die Gegner im Weltgeschehen werden der Alte oder der Tor wohl das Rennen machen. So bleibt den US-amerikanischen Wählberechtigten dann nur die Wahl zwischen Not und Elend bzw. Pest oder Cholera. Was für Aussichten! – Felix Bicker

 

Einen skrupellosen Machtmenschen, der zum Volksaufstand aufgerufen hat und in jedem Land mit einem funktionierenden Rechtssystem längst zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden wäre (von seinen vielen sonstigen Übeltaten ganz zu schweigen), einen „Toren“ zu nennen, ist ja wohl die Verharmlosung des Jahrhunderts. Ich hoffe es handelt sich um mangelndes Sprachgefühl und nicht um die Fehleinschätzung des Jahrhunderts. – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbriefe zu „Viel, aber fair“ von Carla Neuhaus

 

Die unreflektierte Übernahme der Argumente aus der Mottenkiste der Arbeitgeber zu einer vermeintlich zu verhindernden „Lohn-Preis-Spirale“ in einem Leitartikel der Zeit finde ich sehr bedauerlich. Der Mythos einer sich selbst verstärkenden Lohn-Preis-Spirale ist falsch. Der Personalkostenanteil in Deutschland beträgt durchschnittlich 30 bis 40 Prozent der Gesamtkosten. Würden die Löhne und Gehälter also um 10 Prozent steigen, so hätte dies lediglich eine Steigerung der Gesamtkosten von drei bis vier Prozent zu Folge. Dem stehen auf der anderen Seite auch jährliche Produktivitätssteigerungen gegenüber. Diese vermeintliche Spirale schwächt sich bereits im Folgejahr ab, wenn die Personalkostensteigerungen wieder geringer ausfallen. Da viele Unternehmen im letzten Jahr prächtig verdient haben, liegt eher der Verdacht nahe, dass die vorgenommenen Preiserhöhungen über den Kostensteigerungen lagen, was auf eine Gewinn-Preis-Spirale hindeutet, der gesunkene Reallöhne der Arbeitnehmer gegenüberstehen. Eine an die Inflation gekoppelte Steigerung der Löhne und Gehälter ist deshalb sozial gerecht und sollte die Arbeitgeber nicht überfordern. – Roman Stoi

 

Als eines der reichsten Länder und Industrienationen der Welt muten solche Tarifverhandlungen mitunter doch wie Luxus an. Verdient ein Jurist wirklich so wenig? Wahrscheinlich fahren viele von den Tarifkämpfern und Trillerpfeifen-Warriors auch in den Urlaub oder leben in einem Einfamilienhaus, wo sie am Wochenende zuweilen ja das ein oder andere Glas Grauburgunder im eigenen Wintergarten genießen. Aber diejenigen, die solche edlen Tropfen erst möglich machen, Menschen wie Erntehelfer, sind doch in Wahrheit die, die am Ende leer ausgehen. Darum fordere ich gleiches Recht für alle! – Michael Ayten

 

Ihnen gebührt ein besonderes Lob dafür, dass Sie den Tarifabschluss im öffentlichen Dienst mit positivem Trend kommentieren – in einer Zeit, in der über alles nur gestritten wird, kein Tag ohne Kanzler-Bashing vergeht und aktuell verkündet wird, die Ampel sei stehend KO. Mit Recht stellen Sie fest, dass in diesem Umfeld wenigstens die Sozialpartnerschaft funktioniert (in 1974 hatte der Tarifabschluss die Kanzlerschaft von Willy Brandt beendet). Was dieser Abschluss für die Haushalte von Bund, Ländern (die sich anschließen müssen) und Kommunen bedeutet, beleuchten Sie kaum. Wird nun das Versprechen, die Steuern nicht zu erhöhen, Makulatur? Immerhin sind Gebührenerhöhungen zu erwarten, die die Bürger belasten werden. Dass mit Gewerbesteuer gesegnete Gemeinden anderen Gemeinden helfen sollten, ist ein frommer Wunsch. Bürgermeister dürfen kein Vermögen veruntreuen. Ist es nicht höchste Zeit, die volatil verteilte Gewerbesteuer abzuschaffen und ein sachgerechtes Verteilungssystem incl. Länderausgleich zu etablieren? Weshalb motivieren Sie die Politiker nicht, ohne Schielen auf Wählerstimmen eine sachgerechte Änderung des Grundgesetzes auszuhandeln, die permanente Streitigkeiten und einen grassierenden Bürokratieaufwand für Verwaltung, Wirtschaft und Bürger vermeidet?

Die „Konzertierte Aktion“ des Kanzlers sprechen Sie nicht an. Sie behaupten, dass die (steuerfreien) Einmalzahlungen kaum die Inflation treiben. Ist das nicht auch ein frommer Wunsch? Die Wirtschaft wird alles tun, um ihren gesamten Mehraufwand durch Preiserhöhungen auszugleichen. Was ich dazu der SZ geschrieben habe, sehen Sie unten. M.E. verstößt die Regelung eklatant gegen den Gleichheitsgrundsatz, weil Millionen Arbeitnehmer leer ausgehen, aber unter der Inflation genauso leiden. Fühlen Sie sich bitte motiviert, die Leser weiter fundiert und sachgerecht zu informieren. – Gerhard Lempenau

 

Ihrem Artikel stimme ich weitgehend zu. Aber leider sprechen Sie von der „Lohn-Preis-Spirale“. Dies gibt doch die Wirklichkeit nicht wieder. Denn die Löhne wurden doch nur erhöht, wenn die Preise gestiegen waren. Ich glaube dies ist inzwischen auch allgemeiner Konsens. Im übrigen auch durch den Beitrag von Kolja Rudzio , Seiten 24/25, bewiesen. – Eberhard Geiler

 

Den ausgezeichneten Beitrag Ihres Kollegen Rudzio habe ich erst später gelesen. Dieser zeigt eindrücklich, dass die Lohnsteigerungen nur einen kleinen Anteil an den Preissteigerungen ausmachen und beweist, dass es sich bei der Lohn-Preis-Spirale um eine realitätsferne volkswirtschaftliche Theorie handelt, die nur unter unrealistischen Ceteris-Paribus-Bedingungen zutrifft. In Ihrem Leitartikel schreiben Sie unter der Zwischenüberschrift „Einmalzahlungen helfen als Mittel gegen die gefürchtete Lohn-Preis-Spirale“ deren vermeintlichen Mechanismus, den der andere Beitrag eindrücklich widerlegt. Tatsächlich sind Einmalzahlungen ein denkbar ungeeignetes und auch unsoziales Mittel gegen Preissteigerungen. Zunächst müssen auch die Einmalzahlungen eingepreist werden und können also ebenfalls zu Preissteigerungen führen. Inflationäre Preissteigerungen sind in den meisten Fällen dauerhafter Natur, insbesondere bei Konsumgütern. Arbeitnehmer benötigen deshalb zur Erhaltung ihrer Kaufkraft auch dauerhafte Einkommenssteigerungen und keine lediglich kurzfristig wirksamen Einmalzahlungen. Ihre Empfehlung an die anderen Tarifparteien teile ich deshalb nicht.

Übrigens führt die Inflation bei vielen Steuern zu höheren Einnahmen der öffentlichen Arbeitgeber, etwa bei der Umsatzsteuer, Grundsteuer etc. sowie indirekt über die inflationsbedingten Lohnerhöhungen in der privaten Wirtschaft dann auch in der Einkommenssteuer. Folglich sollten sich gerade öffentliche Arbeitgeber inflationsorientierte Lohnerhöhungen leisten können. Die Argumentation leerer Kassen halte ich in den Tarifverhandlungen für zusammenhangslos, da diese nicht den Arbeitnehmern angelastet werden darf. Ich würde mich freuen, wenn die Zeit einen Beitrag veröffentlichen würde, der diese Zusammenhänge einmal anschaulich für ihre Leser erklärt. – Roman Stoi

 


 

 

Leserbriefe zu „Jetzt wird sogar an der Schuluhr gedreht“. Gespräch mit Mark Rackles geführt von Martin Spiewak

 

Die objektive Erfassung der Lehrerarbeitszeit ist unmöglich, weil es sich bei der Lehrerarbeitszeit weitgehend um eine individuell gestaltete selbständige Arbeit handelt, bei der auch nicht immer sinnvoll und möglich ist, zwischen offizieller Arbeitszeit und berufsbezogener Freizeitgestaltung unterschieden werden kann. Nicht umsonst sind in manchen Organisationen, z.B. die Pastoren der Kirche, von der Arbeitszeiterfassung ausgenommen. Der einzig objektive Maßstab für Lehrerarbeitszeit ist das Stundendeputat, dessen Ungerechtigkeit hinsichtlich unterschiedlicher Belastungen in verschiedenen Fächern kann z.B. durch eine Entlastung aufgrund des fachbedingten Korrekturumfangs ausgeglichen werden. Die Zuordnung eines Zeitfaktors zu jedem Fach macht die Sache nur scheinbar objektiver, denn es gibt keinen objektiven Maßstab, mit dem man die Fächer vergleichen kann.

Viel sinnvoller als komplizierte und scheinobjektive Systeme wären zwei Dinge: Erstens die Entlastung der Lehrer von (fast) allen Verwaltungsaufgaben: Wozu braucht man ein Hochschulstudium, um eine Unterrichtsverteilung und daraus einen Stundenplan – mit Programmunterstützung – zu machen, oder den Prüfungsplan für das Abitur zu erstellen, oder die Lehr- und Lernmaterialien zu veralten. Lehrer sollten vornehmlich unterrichten, für nachgeordnete Verwaltungsaufgaben sind sie einerseits über- und andererseits unterqualifiziert und überbezahlt. So müsste z.B. jeder Schulleiter mit einem dafür qualifizierten Büroleiter ausgestattet sein. Zweitens die Umstrukturierung des Beförderungssystems: Bisher wird man im Schuldienst aufgrund der unterrichtlichen Qualifikation, der Kernkompetenz des Lehrers, befördert, um dann auf dem neuen Posten weniger Unterricht erteilen zu müssen, weil man mehr Verwaltungsaufgaben zu erledigen hat. Das ist ein Grundübel, weil gerade die Lehrer, die den besten Unterricht erteilen, davon entlastet werden. Wenn man Schulen, in etwa wie auch die Gerichte, personell mit dem nötigen Unterbau ausstatten und das Beförderungssystem umstellen würde, dann würde man schon viele Unterrichtsstunden guter Qualität gewinnen, ohne neue Lehrer einstellen zu müssen. – Artur Behr

 

Als Deutsch- und Geschichtslehrer, v. a. aber als Mann einer Deutsch- und Englischlehrerin sage ich: Mark Rackles hat Recht! Meine Frau sieht oft trotz Teilzeit viele Wochenenden lang kein Tageslicht, wenn sie zum Schaden ihrer Gesundheit Stapel an Oberstufenklausuren korrigieren muss. Vor allem ist ihm zuzustimmen, wenn er schreibt, dass das Warten von Computern nicht zu den genuinen Aufgaben eines Lehrers gehört. Demgegenüber heißt es vonseiten der Schulträger, d. h. der Kommunen – die ja auch meinen, neben der Schulaufsicht den Lehrern sagen zu dürfen, was ihre Aufgaben sind – neuerdings, wir Lehrer seien für den „First-Level-Support“ zuständig. Nein, schon das Wort ist eine Zumutung, und hätte ich ITler werden wollen, wäre ich ja nicht Lehrer für zwei geisteswissenschaftliche Fächer geworden! Laptops warten und ständig für jede Apps und ein Großteil der Klasse irgendwelche verbummelten Passwörter neu generieren – das kann weniger qualifiziertes (und billigeres) Personal wirklich besser! – Marcel Haldenwang

 

Ihr Interview mit Herrn Rackles veranlasst uns als pensionierte Gymnasiallehrer mit je vier Jahrzehnten Berufserfahrung (in Vollzeitstelle) zu einigen Feststellungen:

– Die Diskussion um eine gerechte Gestaltung der Arbeitszeit für Lehrkräfte hat in Deutschland schon vor Beginn unserer Dienstzeit angefangen.

– Die angesprochenen Modelle – einschließlich der Hamburger Version – werden spätestens seit den Ergebnissen der Knight-Wegenstein-Studie von 1973 diskutiert. Diese Untersuchung diagnostizierte eine unzumutbare Überbelastung der Lehrkräfte, insbesondere in den Korrekturfächern.

– Bis heute hat sich in den Bundesländern – außer in Hamburg – nichts geändert, wenn man einmal von Vergrößerungen der Deputatsverpflichtungen absieht. Wenn in den Kultusministerien Einsicht aufblitzte und über Entlastungen nachgedacht wurde, machten die Finanzministerien ausnahmslos einen Strich durch die Rechnung.

– Bedenkt man all die Millionen, die seit vielen Jahrzehnten in die Unterrichtsforschung gesteckt wurden, handelt es sich allermeistens um Reformvorschläge, die Personal- und Sachkosten verursachen. Die Finanzministerien an erster Stelle verantworten daher sowohl die Verschwendung von Forschungsmillionen als auch die immer eklatantere Bildungsmisere. Von dem Interviewer hätten wir uns kritischere, weniger harm- und belanglose Fragen, vor allem zur Verantwortung der föderalen Kultushoheiten, gewünscht. – Peter Förster und Viktor Rintelen

 

Liebes Zeit-Team….. ja ich wusste in etwa auf was ich mich einlassen würde, als ich 1992 einen Lehrer geheiratet habe. Einen Lehrer aus Leidenschaft, der Mathe und Chemie studierte und den seine Studien-Freunde angrinsten, wenn sie von ihren tollen Jobs in der Industrie erzählten, von dem vielen Geld das sie dort verdienten. Mein Mann wollte immer nur Lehrer werden und sonst nix. Ich wusste, ab jetzt gibt es nur noch Ferien, wenn Kinder mit ihren Familien Ferien machten, wenn es richtig teuer und laut ist…. Wenn ich aber heute höre, wie über LehrerInnen gesprochen wird, packt mich die blanke Wut, obwohl ich eigentlich ein sehr verträglicher Mensch bin. Wenn jetzt überlegt wird, die Arbeitszeiten der LehrerInnen genau zu erfassen, kann ich nur sagen: endlich, endlich werden dann hoffentlich die ganzen Wochenenden erfasst, wenn Klausuren nachgeschaut werden müssen. Telefonate zeitlich erfasst, wenn es SchülerInnen schlecht geht, wenn in unserem Urlaub mal wieder Klausuren, Hausarbeiten, Fachberichte nachgeschaut werden müssen. Dieses Jahr in den Osterferien sind wir in den Harz zum Wandern und tatsächlich hatte mein Mann das erste Mal seit Jahren keine Klassenarbeiten dabei. Ich konnte es gar nicht glauben. Aber in welch einem Zustand ist jetzt mein Mann mit seinen 62 Jahren: er kann schlecht schlafen, ist oft sehr sehr abwesend, sitzt mit geschlossenen Augen beim Abendessen, nicht weil das Essen so unterirdisch schmeckt – wir können beide sehr gut kochen – sondern weil er so fertig ist. Als seine Schule vor ein paar Jahren mal wieder klagte, dass es sowenig LehrerInnen in den Naturwissenschaften gibt, hat mein Mann mal „schnell“ ein kleines Physikstudium gemacht, damit hier ein wenig Abhilfe für die SchülerInnen geschaffen werden konnte. Jetzt also Mathe, Chemie und Physik, alles Fächer mit „ganz kleinen Klassenarbeiten…. “ Mich macht es auch zornig, wenn ich höre, ja die LehrerInnen in Deutschland verdienen so viel Geld. So viel, dass immer weniger Menschen dieses Studium und den Job machen wollen. Also: Stempeluhr an der Schultür, zu Hause im Büro , in den Ferien und am Telefon, dann sprechen wir uns nochmal. Ich hoffe, dass mein Mann bis dahin noch lebt und nicht einfach umgefallen ist, auf der Fussmatte unseres Hauses…… – Angelika Thum-Lutz

 

Dieser Artikel kann nicht unkommentiert bleiben, zumal hier einiges wirr bleibt. Es gibt in Deutschland nicht die Lehrkraft, wir haben angestellte und verbeamtetet Lehrkräfte und die noch mit völlig unterschiedlichen Stundenverpflichtungen. Der Unterricht inkl. Vorbereitung und Nachbereitung ist in jeder Schulform anders. Grundschulen, Hauptschulen, Mittlere Schulformen, Gemeinschaftsschulen, Integrierte Sekundarschulen, Gymnasien (in verschiedener Ausrichtung) und berufliche Schulen (auch hier verschiedene Ausprägungen) stellen immer andere Anforderungen an die Lehrkräfte. Alle diese Lehrkräfte mit einem Zeitfaktor je nach Unterrichtsfach (0,8-1,2) auszustatten, wird dem nicht gerecht und führt zu grotesken Situationen. Vorbereitung, Nachbereitung oder Klausuren in gleichen Fächern sind in den Jahrgängen und Schultypen doch völlig unterschiedlich in Anzahl, Aufwand und Länge. Anfang der 80er Jahre haben wir in Berlin mit der Gewerkschaft die Aktion „Gläserne Schule“ durchgeführt, d.h. die Lehrkräfte blieben von 7:30 – 16:30 Uhr in der Schule. Alle Arbeiten sollten dort erledigt werden. Die Aktion war erfolgreich, da sie demonstrierte, dass das so nicht geht. Es gibt überhaupt nicht genug Platz an den Schulen um für alle Lehrkräfte Arbeitsplätze einzurichten. Für Konferenzen und Besprechungen war es leichter, man musste nicht mehr extra hinfahren. Die Schulen so auszustatten, dass alle Lehrkräfte dort einen Arbeitsplatz hätten, würde eine gigantische Schulbauoffensive erfordern.

Auch finden viele (die meisten?) Lehrerinnen und Lehrer die persönliche Arbeitseinteilung außerhalb der Unterrichtsverpflichtung angenehm. Ein Schläfchen am Nachmittag kann erholsam sein. Es nicht richtig, dass die Lehrkräfte alle erwähnten Tätigkeiten zusätzlich ohne Ausgleich erledigen müssen. 26 Stunden Unterrichtsverpflichtung sind weniger als 20 Zeit-Stunden! Zusätzlich erhalten alle Schulen (zumindest hier in Berlin) sogenannte Anrechnung- oder Ermäßigungsstunden. Das sind gar nicht so wenige, bezogen auf das Gesamtkollegium, und diese werden durch die Schulleitung verteilt (persönliche Tatbestände sind damit nicht gemeint). Die Verteilung dieser Stunden erfolgt nicht immer transparent und viele Lehrkräfte wissen davon gar nichts. Allerdings werden hier auch besondere Tätigkeiten (Systembetreuung, Medien, Kontaktlehrkräfte o.ä.) mit Stundenermäßigung honoriert. Grundsätzlich sollten diese besonderen Tätigkeiten an den Schulen bekannt sein. Wenn Lehrkräfte aus dem Gemeinschaftstopf bedient werden, müssten sie allerdings auch Rechenschaft über ihre Tätigkeit ablegen.

Einige Lehrkräfte erhalten allerdings keine Stundenermäßigung, sondern mehr Geld (Beförderung). Schul- oder Abteilungsleitungen erhalten nicht nur mehr Geld (bis A16), sondern auch zusätzlich noch Stundenermäßigung. Ein Schulleiter an einem Berliner Gymnasium oder an einem OSZ erhält A16 plus 20 Stunden als Reduzierung. Hier in Berlin müssen alle Bewerber auf Schulleiterpositionen einen Vorbereitungskurs absolvieren. Es gibt an vielen Schulen bereits seit langer Zeit Verwaltungsleiter:innen, kleinere Schulen teilen sich diese Kraft. Schulpsychologen sind hier in Berlin nicht direkt an den Schulen angesiedelt, doch die bezirkliche Ausstattung ist nicht so schlecht. Moderne Schulverwaltungssoftware vereinfacht z.B. das Schreiben der Zeugnisse. Auch können bei größeren Schulen Menschen notwendig sein, die sich um Hard- bzw. Software kümmern, doch ist hier aufgrund der nicht so üppigen Besoldung die Einstellungsmöglichkeit für IT-Fachkräfte nicht so rosig. Wir haben 16 Bundesländer mit unterschiedlichen Regeln, nicht nur mit unterschiedlichen Schultypen. Ach ja, Pausenaufsichten halte ich für eine originäre Aufgabe von Lehrkräften. Zur Veränderung und auch zur teilweisen Verbesserung der Arbeitsbedingungen gibt es bestimmt andere Vorschläge, als flächendeckend „sogar an der Schuluhr zu drehen“. Ich könnte noch einiges mehr beitragen, lasse es hier aber.

Zu mir: Seit 1976 über den zweiten Bildungsweg Lehrer an einer kaufmännischen Berufsschule. Seit 1978 am OSZ Handel 1 in Berlin Kreuzberg. Seit 2002 an diesem OSZ stellvertretender Schulleiter dieser größten Schule in Deutschland (!). Mit teilweise über 7.000 Schüler:innen und 285 Lehrkräften in fünf Abteilungen. Von 2009-2014 Oberschulrat für berufliche Schulen, also Überschneidungen mit dem damaligen Staatssekretär M.Rackles. Durch meine dreijährige Tätigkeit in der Berliner Schulinspektion habe ich einen guten Überblick über andere Schulformen. – Roger Kutschki

 


 

 

Leserbriefe zu „Kinderverunsicherung“ von Anna Mayr

 

Bei der Kindergrundsicherung denkt Christian Lindner, der FDP-Finanzminister primär an die Kindergurtsicherung, wenn er mit seiner Ehefrau eine Runde im Porsche Carrera übe r die Berliner Avus dreht. „Ob die hier hinein passt“ , flüstert er sorgenvoll vor sich hin. „Schatz gib Gas“ hört er vom Beifahrersitz „Ich muss zur WELT und dort bella figura machen. Damit der Newskanal richtig läuft“. – Detlef Rilling

 

Beim Lesen des Artikels gibt es für den zum einen unüberschaubaren Dschungel an Sozialleistungen, und zum anderen, dem immensen bürokratischen Verwaltungsaufwand, nur eine Antwort. Endlich, die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens. Es wäre so einfach. Eine Behörde mit Informationen des Einwohnermeldeamts überweist jeden Monat einen Betrag X an jeden Bürger in Deutschland. Es gäbe keine Scharm mehr bei Rentner, die sich nach 40 Jahren Berufstätigkeit nicht aufs Amt getrauen oder zur Tafel gehen müssen, es gäbe keine Alleinerziehende mehr, bei denen das Armutsrisiko groß ist. Diese Liste ließ sich unendlich fortführen. Die Argumente der Gegner sind genauso anachronistisch, wie beim Tempolimit. Es gibt bei beidem nichts, das dagegenspricht. Stattdessen, wird seit Jahrzehnten Klientelpolitik betrieben, aus Angst den ein oder anderen Bürger an eine konkurrierende Partei zu verlieren. – Christian Völklin

 

Ohne Kinder hat unser Land keine Zukunft. Wir haben viel zu wenige Kinder (Arbeitskräftemangel). Alles eingerechnet (direkte Kosten, Einkommensverlust der Mutter und die zugehörige Einbuße bei der Rente; auf der anderen Seite Kindergeld und „Mütterrente“) kostet ein Kind für Eltern mit mittlerem Einkommen fast eine halbe Million Euro. Wer sich gegen Kinder entscheidet, spart diese Kosten, profitiert aber (zum Beispiel bei der Rente) von der Leistung der Eltern seiner Generation. Allein die Rente der Kinderlosen wird jährlich mit wenigstens 90 Milliarden € von den Kindern der anderen subventioniert. Dass unser Staat vor diesem Hintergrund jede Großzügigkeit bei der Kinderförderung vermissen lässt, ist beschämend. – Jürgen Schröder

 

Das Bildungspaket ( Leistungen für Bildung und Teilhabe) und der Kinderzuschlag sind bewusst so konstruiert, dass nur wenige Anspruchsberechtigte den Antrag dazu stellen, weil sie davon meist gar nichts wissen. Solche Leistungen müssten wie das Kindergeld für jedes Kind automatisch fließen, abgeglichen mit dem Einkommen der Eltern. Dazu müsste eine vom Jobcenter unabhängige Familienkasse etabliert werden, die mit den Daten des Finanzamtes und des Jobcenters vernetzt ist und alle Leistungen für Kinder aus einer Hand zahlt. – Stefan Kaisers

 


 

 

Leserbriefe zu „Idiotenfest“ von Johanna Jürgens

 

Das erinnert leicht an das klerikale System der Buße und Beichte. Als vom Wege Abgekommener geht man zu einem Prüfunternehmen, zeigt sich reuig und gelobt Besserung. Doch der heilige Gutachter ganz allein entscheidet, ob er den Missetäter zurück auf den lichten Pfad Gottes führt. Da kann man noch so viel Einsicht zeigen. Schließlich könnte es sich ja auch um eine List Luzifers, dem gewieften Antichristen handeln. Ergo geht man auf Nummer sicher und stempelt zum Verdruss des vermeintlichen Frevlers: Abgelehnt! – Michael Ayten

 

Als psychologischer Fachgutachter möchte ich an dieser Stelle der Behauptung eines „intransparenten Prüfsystems“ entgegenhalten: Die MPU unterliegt in Deutschland einer Reihe von Regelwerken, die ebendiese Intransparenz und damit die Gefahr willkürlicher Entscheidungen vermeiden sollen. Maßgeblich sind dabei die sogenannten Beurteilungskriterien, herausgegeben von den Fachgesellschaften Deutsche Gesellschaft für Verkehrspsychologie (DGVP) und Deutsche Gesellschaft für Verkehrsmedizin (DGVM).Diese Regeln auf mittlerweile über 400 Seiten detailliert die Vorgehensweise und die Urteilskriterien, die bei der MPU vom begutachtenden Arzt und Psychologen angewendet werden müssen. Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) lässt sich jährlich eine Zufallsstichprobe aller Begutachtungsträger vorlegen und überprüft recht rigide die Einhaltung ebendieser Kriterien. So liegt es beispielweise nicht im Ermessen der Begutachtungsstelle, ob Abstinenznachweise beigebracht werden müssen – das Regeln die Begutachtungskriterien, die quasi Gesetzescharakter besitzen und auch vor Gericht standhalten. Im Übrigen möchte ich festhalten, dass nach sozialwissenschaftlichen Studien die MPU eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz besitzt und von anderen Ländern wegen ihrer hohen Prognosegüte adaptiert wird. – Till Buchmann

 

Mit Respekt, aber es stellt sich die Frage, welchen Influencer:innen Ihr Investigationsteam aufgesessen ist bei der Einschätzung der Marktgegebenheiten rund um die MPU in Deutschland. Die hier genannten Träger von Begutachtungen, Vorbereitungsmaßnahmen und Nachschulungskursen wie TÜV und DEKRA sind zwar einige, aber längst nicht alle Organisationen, die entsprechende Angebote vorhalten. Gerade im Bereich der sehr lukrativen Vorbereitung auf die MPU gibt es unzählige Institutionen und Einzelpersonen, die sich ohne Masterabschluss in Psychologie und ohne verkehrspsychologische Zusatzqualifikation die Not der ratsuchenden Personen zunutze machen und im Internet mit vermeintlich erfolgreichen Bestehensquoten bei der MPU locken. Man braucht z.B. bei Google nur die Suchbegriffe „MPU“, „MPU-Vorbereitung“ eingeben und ein Angebotskosmos tut sich auf. Fachlich nicht geeignete Vorbereiter:innen und Berater:innen sind wesentlich dafür verantwortlich, dass die Durchfallquote bei der MPU so hoch ist. Eine Regulierung des Marktzugangs durch fachlich geeignete Anbieter von Vorbereitungsmaßnahmen ist leider politisch nicht gewollt. – Ulrich Veltgens

 


 

 

Leserbriefe zu „Absolute Gewinner“ von Kolja Rudzio

 

Ich arbeite im Musikinstrumentenhandel und muss leider sagen daß unsere Branche nicht zu den Gewinnern zählt, im Gegenteil. Bei uns sind die Einkaufspreise in den letzten zwei Jahren deutlich angestiegen, die Verkaufspreise sind, im besten Fall nicht gestiegen. Was mich immer wieder verwundert: warum wird es von Politikern und den Medien immer so dargestellt wie wenn es für den Konsumenten grundsätzlich das Beste ist wenn die Preise möglichst niedrig sind? Klar, das hört sich auf’s Erste logisch an. Aber: je billiger wir unsere Produkte verkaufen müssen desto weniger Geld können wir für gute Mitarbeiter ausgeben. Wenn es nur um den Preis geht werden am Ende immer die Großen gewinnen. Und das ist letztendlich nicht gut für die Konsumenten. Der Service wird schlechter weil ja diejenigen die Service leisten wollen dies wegen des Preiskampfs nicht mehr leisten können. Was ich auch spannend finde: alle wissen wie schlecht Erzieher#innen und Pfleger#innen verdienen, daß Einzelhandelskaufleute und Verkäufer#innen noch viel schlechter verdienen weiß niemand. Und obwohl es viele nicht richtig finden daß es Menschen gibt die so wenig verdienen achten die Meisten beim Einkauf dann doch nur auf den eigenen, kurzfristigen Vorteil. – Andreas Dill

 

Eigentlich ist es einfach zu erklären: in den Medien werden drohende Preissteigerungen beschworen und in der Folge: die Preise steigen! Quasi wirken diese Prognosen wie eine Aufforderung zur Kartellbildung. Bis das Konsumverhalten angepasst ist (preisvergleichend einkaufen) sind satte Gewinne schon eingefahren. – Claus Schüßler

 

in dem artikel steht etwas von „gewinnmarge erhöhen und produktpreise stärker anpassen als es kostensteigerungen erklären würden“.der tenor des artikels hat etwas von „da stopft sich jemand die taschen voll“. es scheint, als würden die daten das klar belegen.oder aber es handelt sich um preiskorrekturen, die lange überfällig waren, zu mindest im landwirtschaftsbereich. in agrarmedien, aber auch in der allgemeinen zeitungslandschaft, konnte man oft genug von nicht kostendeckenden produktpreisen bei allen möglichen landwirtschaftlichen produkten lesen und damit zusammenhängend bauernhofsterben.vermutlich wurde im letzten jahr auch die (tragische) gunst der stunde genutzt, die preise anzupassen. gleichzeitig muss man fragen, wann finden denn preisanpassungen statt für landwirtschaftliche produkte? es gibt oft jemanden, der sich selbst und den boden oder die tiere einfach noch stärker ausbeutet.ein beispiel aus eigener erfahrung – ich baue seit 6 jahren regionale speisekürbisse für den einzelhandel an. bis jetzt ohne preissteigerungen. neben den gestiegenen saatgutpreisen und ähnlichem, hat das nicht anpassen bedeutet, dass mein stundenlohn für die handarbeit durch die allgemeine inflation jährlich gesunken ist. 2023 hab ich die preise erhöht. ich habe meine gewinnmarge im vergleich zum vorjahr erhöht. die jahre zuvor ist sie immer gesunken.eine interessante ergänzung wäre hier die veränderung vom ertrag pro hektar im vergleich der letzten 20 jahre. – georg schmid

 


 

 

Leserbriefe zu „Den Unterdrückten glauben. Aber mit gutem Grund“ von Lars Weisbrod

 

Vielen Dank für Ihren Artikel in der Zeit vom 27.4.2023, den ich sehr interessant fand. Mein Lesevergnügen würde allerdings getrübt dich die wiederholte Verwendung des Begriffs „postnatale Depression“. Dieser Begriff würde bedeuten, dass das Neugeborene, also der Natus (generisches Maskulinum), unter einer Depression leidet. Sie meinen aber sicherlich die Wöchnerin. Deshalb muss es „postpartale Depression“ heißen, der Begriff kommt vom lateinischen Wort „partus“ auf deutsch Geburt. Nichts für ungut! – Annemarie Uebe

 

Im Buch «Epistemische Ungerechtigkeit» der Philosophin Miranda Fricker geht’s darum, dass den Unterdrückten zu wenig geglaubt wird. Ein «guter Grund» warum man den Unterdrückten mehr glauben sollte, könnte sein, dass dies im Interesse der Menschheit ist. Zum Beispiel könnten die Unterdrückten ja etwas – sonst Übersehenes – sagen, was helfen kann, das Wachstum von Kopfzahl und Konsum so zu begrenzen, dass die Ressourcen der Erde auch noch für die Nachkommen ausreichen. Damit man jemand etwas glauben kann, muss dieser erst mal was sagen. Aber was sagen die Unterdrückten und ihre Advokaten, um das genannte Ziel zu erreichen? «Fricker will also in ihrem Buch beispielhaft vorführen, wie auch die trockentheoretische analytische Erkenntnistheorie ihren Beitrag leisten kann, das vielfältige Unrecht auf dieser Welt zu analysieren.» Eine Ursache des «vielfältigen Unrechts» ist der wachsende demographische Graben innerhalb der Menschheit. Je weniger Reiche es gibt, umso stärker konzentriert sich der Reichtum (unrechtmässig oder nicht) auf wenige Personen. Das gilt für Personen und Staaten. Umgekehrt je mehr Arme es gibt, umso mehr wächst die individuelle Armut und sinkt der individuelle Öko-Fussabdruck der Armen. Kurz gesagt: Wächst der Graben wächst das Unrecht. Diese Sichtweise ergibt ein Problem. Denn eine Reduktion der Geburtenrate, die auch die Ressourcen der Erde schont, führt zu einem Ergebnis, das moralisch schlecht angesehen wird (Konzentration von Reichtum). Umgekehrt führt die höhere Belastung der Erde durch hohe Geburtenrate dazu, dass die Verursacher als Opfer dargestellt werden. Denn immer mehr einzelne Menschen verfügen über einen immer geringeren Teil des Reichtums.

So stellt sich auch die Frage, welchen Einfluss es hätte, würde der ökonomische Graben durch Leistungstransfer reduziert. Ein Resultat wäre wohl, dass statt der Perspektiven, die mit hoher Geburtenrate verbunden sind, solche genutzt werden, die mit höherem Konsum verbunden sind. Positiv wäre dies unter der Bedingung, dass die Entlastung der Ressourcen durch geringere Kopfzahl nicht überkompensiert wird durch höhere Belastung durch den Konsum. Letzteres könnte geschehen, wenn nicht genug neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten und daher die Perspektiven nicht im beruflichen Fortkommen sondern doch wieder in der zu hohen Familiengrösse gesucht würden. Ein Beispiel für eine solche negative Entwicklung liefern bekanntlich Ölländer im Bogen zwischen Irak und Marokko, wo zwar der Wohlstand lange Zeit stieg, aber nicht die Zahl der Arbeitsplätze. Daraus resultierendes unangemessen hohes Wachstum der Arbeitsuchenden führt zu politischer Instabilität, insbesondere wenn die Einnahmen sinken.

Demnach ist es vermutlich nötig, direkt Einfluss zu nehmen auf das Bevölkerungswachstum durch Propagieren eines realistischen Weltbildes (und nicht nur indirekt durch Bildung etc.). Zu Wort kommen müssten nicht nur die Unterdrückten, deren Zahl durch hohe Geburtenraten wächst, sondern auch die Unterdrückten, deren Geburtenrate durch Druck gesenkt wurde. Gesellschaftlichen Zwang gab’s z.B. auf der Insel Tikopia (vgl. das Buch «Kollaps»), aber auch in buddhistischen Dörfern (vgl. Buch «Das alte Ladakh»). Dort durfte nur der älteste Sohn Kinder haben. Ähnliches gab’s in weiten Teilen Europas, wo die Geschwister des Hoferbens kinderlose Dienstboten wurden oder ins Kloster gingen (vgl. das Buch «Die Technik reicht nicht»). Die tiefen Geburtenraten in Industrie-Staaten beruhen ebenfalls auf Zwang durch die Konkurrenz bei Bildung und Beruf. Der Zwang ist so stark, dass z.B. in Südkorea Nachhilfeunterricht nach 22 Uhr verboten ist, um Gesundheitsschäden vorzubeugen. Auch den genannten durch gesellschaftlichen Zwang Unterdrückten sollte man im Interesse unserer Zukunft «mit gutem Grund» glauben. – Gernot Gwehenberger

 

Einen Zusammenhang finden zu wollen zu dem philosophischen Begriff „Epistemologie“ als Frage nach den Bedingtheiten von begründetem Wissen: und der Verfilmung des Patricia-Highsmith Buches „Der talentierte Mr. Ripley“ – scheint auch den Journalisten Lars Weisbrod zu der (be/weise/nden) Erkenntnis gebracht zu haben: dass Marge (die Verlobte des Ermordeten) ihr kriminalistisches (vermutetes!!!) Wissensgefühl (ohne Beweise) nicht umsetzen konnte in eine gerichtliche Verurteilung des Mörders, dieses durchaus sehr habgierigen, talentierten Mister Ripley. In DIE ZEIT ist dieserhalb zu lesen: „Wenn ein älterer Mann ihren (Marges) plausiblen Aussagen keinen Glauben schenkt, dann ist dieses Misstrauen eine „epistemische Ungerechtigkeit“. Die Originalausgabe des Buches „Epistemic Injustice“ der Philosophin Miranda Fricker wurde in den USA im Jahre 2007 verlegt – und somit seither zur heftigen Emanzipation der Frauen zeitlich bis ins Jahr 2023 sicherlich eher doch überholt von dem unaufhaltsamen Befreiungsdrang als Revolution des Feminismus bis in die Jetztzeit! Approximately – wird dann desweiteren von Miranda Fricker (Jahrgang 1966) erkannt: „In einer durch und durch sexistischen Gesellschaft werden Frauen sogar noch in ihrer Rolle als „Wissende“ als „epistemische Subjekte“ missachtet. Das war nicht nur in den Fünfzigern so; auch heute noch leiden Frauen darunter, ebenso People of Color oder Arme.“ Nehmen wir also alle Mühselig und Beladenen ins eigene Programm! Und den Frauen bescheren wir den Himmel auf Erden. Auf Rapa Nui (den „Osterinseln“) hatten die Langohren die Kurzohren beherrscht, ließen sie jene in sklavischer Arbeit die Steinkolosse herstellen und als diesen ewigen Götterkult mit zur Unterdrückung bringen – bis die Kurzohren zu erkennen schienen, dass der Langohren-Götter nur Hokuspokus seien und sie daraufhin brutal revoltierten: die Langohren vernichteten…

Doch diese Philosophin schmeißt alles in einen allseits bekannten (Farb-)Topf: Emanzipation, Hautfarbe und Arme (sprich: Geldknappe Menschen); nirgendwo daher Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und vor allem auch nicht die eindeutige: Schwesterlichkeit zwischen dem Konkurrenzverhalten der Frauen… Dort im Frauen-Dasein herrscht nämlich (unladylike?) der pure Dschungel des Konkurrenzkampfes untereinander, um an die entsprechende Beute zu kommen: das gleiche hemmungslose Spiel um das Besitzenwollen (ähnlich wie bei den Männern!) – und immer wieder hat die sogenannte Schönheit den Vorrang, wird die Sexualität mit allen Waffen der jeweiligen Frau, automatisch (gegeneinander) eingesetzt: und wenn ́s drauf ankommt: ficke ich mich eben nach (ganz) oben… Madame de Pompadour äußerte zum Duc de Saint Simon: „Sie wissen doch genau, dass ich den König nicht nur durch nette kluge Worte an mich gebunden habe – die Waffen einer Frau nie entschärft sein dürfen!“ Ein Mann beim ersten Rendezvous, der zwar nett und klug plaudert und später im Bett eine Niete abgibt, bekommt vielleicht eine zweite Chance – wenn er aber wiederum die Nullnummer abliefert: für den ist das Spiel dann gelaufen! Sind das epistemische Ungerechtigkeiten? Oder doch nur die Auswirkungen im Kampf der Geschlechter oder Gleichgeschlechtlichen für und gegen den eigenen Verstand und die Vernunft.

Und zugleich kontrapunktisch zu Miranda Fricker will der Leserbriefschreiber RvM seine Besichtigung des Filmes „Der talentierte Mr. Ripley“ gerne kundtun: In diesem Streifen war offensichtlich der Reichtum und die (relative) Armut des Mr. Ripley ausschlaggebend für die Tötung des Sohnes aus reichem Hause – dieses arroganten, geldangeberischen, hemmungslos schmarotzerischen jungen Mannes ohne selbsttätige Leistungen… Das solch ein „goldener Vogel“ auch „abgeschossen“ werden könnte, ist doch naheliegend im Sumpf des Systems des Kapitalismus… Reist doch mal mit einer protzigen goldenen Rolex durch Afrika oder Südamerika, den USA (um nur diese Kontinente zu benennen) oder auch durch Deutschland…: dass dann noch der Arm dran bleibt, wenn (nur) die Rolex geklaut wurde, sollte „dankbar“ als körperliche Unversehrtheit persönlich abgebucht werden… Klar doch, dass solche präsentierten Gold-Anreize die entsprechenden Menschen anlocken, um dieses Aushängeschild des „Reichtums“ auf illegalem (kriminellem) Wege sich anzueignen: Ko-Tropfen sind hierbei noch gelinde gesagt ein verkraftbarer Knock-out im gefährlichen Dasein des Lebens – und wenn mann/frau sich so schmücken will wie ein Pfau, diesbezüglich damit zuvor aufzeigt: Ich kann mir solch ein teures Objekt leisten, damit gefährlich prahlt! In München, in einem auch touristisch sehr frequentierten Bierlokal hatten angetrunkene oder betrunkene einzelne Gäste mit teuren Uhren, dann Ko-Tropfen ins Bier getröpfelt bekommen, wurden ausgeraubt, danach auf dem Viktualienmarkt nachts heimlich abgelegt von den kriminell organisierten Kellnern des Lokals… Und das mitten im Herzen der „Stadt der (einstigen) Bewegung“ nahest des Rathauses! So bewegt uns gefährlich das Leben – wenn offensichtlich der persönliche Reichtum andere dunkle Gestalten provoziert, die einem dann an die goldene Rolex oder ans aufgezeigte, gutgefüllte Leder (-Portemonnaie) wollen…

Auch kann der Leserbriefschreiber livehaftig davon berichten, dass im damaligen „Bayerischen Hof“ der späten 1970-Jahre, manche der professionellen Damen in der edlen Bar darauf lauerten, den männlichen Gästen des Hotels für 500 DM (im jeweiligen Hotelzimmer) einen bayerischen Orgasmus zu verpassen – nach dieser „Entsorgung“ sie dann wieder an der Bartheke saßen, um einem weiteren (alten) geilen Bock auf die Sprünge zu helfen… Ich sollte mal einer dieser Damen den Barhocker freihalten – und ich tat dies (in meiner zufälligen Anwesenheit) insgesamt sieben Mal in dieser Nacht, konnte dafür so viel Champagner trinken, wie ich wollte, hatte in den Pausen zwischen ihrem Arbeitseinsatz auch gute philosophische Gespräche über das Menschsein – zu denen mir zudem die Augen noch weiter geöffnet wurden bezüglich der sexuellen Emanzipation dieser Frau/en und der Abhängigkeiten der Männer von ihrem Schwanz! Jawoll: wir sind eine sexistische Gesellschaft – doch keineswegs sind die Männer geiler als die Frauen oder bedrängender auf der Suche nach sexueller Befriedigung, nach der Gier zum Orgasmus: dieser zwanghaftesten (natürlichen) Droge aller Drogen! Und warum sollte ein Mann dominanter sein – wenn doch die Frauen letztlich zigmal ficken könn(t)en, wenn dem Mann da schon längst die Puste ausgegangen ist, er keine Erektion mehr hochbekommt! Ich habe viele kluge, kreative, phantasievolle Frauen erleben dürfen – aus allen Schichten dieser Menschenmassen, und war dankbar: wenn ich meinen Horizont erweitern konnte… Der persönliche Schwanz hatte da keineswegs vorrangig mitzumischen, das ist doch ausschließliche tierhafte Antriebigkeit und kommt nur zum Einsatz, wenn beidseitig das begierig auch gewollt würde! Und dann liest mann/frau desweiteren die („philosophischen“?) Plattitüden (in konsumierenden Tüten) zu diesem Text der Miranda Fricker: „In unserer Gesellschaft sind nicht nur die materiellen Verhältnisse, die sozialen Beziehungen, der Sex, die Liebe, die Arbeitsstelle, die politischen Beteiligungsmöglichkeiten von tiefgreifenden strukturellen Ungerechtigkeiten geprägt, sondern auch das Wissen. Genauer gesagt: die Weise, auf die wir Wissen erwerben und einander zuschreiben.“ Gehört das mit zur analytischen Philosophiererei oder sind es Lebensweisheiten in gestrickten Strümpfen, die doch offensichtlich jedem Einzelnen angepasst werden könn(t)en – auch dann noch, wenn erkannt werden muss: dass das eigene Leben und die Menschenwelt in ungerechten Verteilungen sich aufteilt – auch wenn mit hinzukommt, dass: „… die epistemische Ungerechtigkeit eine ganz eigenständige Kategorie des Unrechts sei…“ Wohl wahr – wir leben in einer Welt der geistigen Unausgeglichenheiten, wollen aber in der Masse nicht wirklich den eigenen Kopf anstrengen, obwohl wir uns doch rein rechnerisch mit ähnlicher Lebenszeit (an Zeitverbrauch) rumschlagen. Und es trifft zu, dass wir keine Schildkröten-Lebenserwartung von bis zu 400 Jahren erwarten dürfen – also seien wir nicht nur utilitaristisch im Verbrauch an persönlicher Zeit!

Was tun, sprach nicht nur der antiquierte Zeus: und zudem alle erdachten Götter dieser Welt gaben den Menschen die Möglichkeit, nicht nur ihr Hirn aufzufüllen mit Wissen, sondern sich geradezu noch zu verweigern sich zu bilden, neugierig, kreativ und phantasievoll zu sein… Und kommen wir nochmals zur körperlichen Macht, die von Miranda Fricker als äußerst männerbezogen ausgelegt wird. Eine Erektion ist nichts anderes, als ein blutgefülltes Stück hartes Fleisch, das schnellsten wieder abschwillt, wohingegen eine Frau mit ihrer Vagina endlose nehmerische und geberische Kraft besitzt, überhaupt auch durch das Austragen und Gebären die eigentliche intensive Macht zwischen den Geschlechtern darstellt! Das Sperma eines Mannes kann vielfach multiplizierbar (als Samenspender) benutzt werden; doch immer nur die Frau kann ein Kind austragen und in die Welt verbringen! Das ist die Macht der Frauen – mit oder ohne viel Wissen im Kopf: denn das ist pure unaustauschbare Natur! Die Macht der Männer im antiken Griechenland kam nicht aus dem höheren Bildungswissen des einzelnen Mannes (lassen wir mal die Philosophen ebenso aufs Klo gehen), sondern bestand darin, dass die Männer mit dem gleichen Geschlecht eben auch besten Sex haben konnten und zudem noch in guter geistiger Unterhaltung (?) auf den Symposien mit viel Alkohol ihre Lust aufs Plaudern gemeinsam durchzechen konnten… Sokrates hatte sich anfangs gegen den schönen Alkibiades gewehrt, sich aber dann doch sexuell ihm hingegeben – da schon ein eigentlich optisch alter Mann, aber eben auch durch seine geistige Potenz von dem jungen Mann und Schüler, bewundert, geliebt und vereinnahmt. Jener Ehefrau Xanthippe schien er weniger gewogen gewesen zu sein – ebenso auch nicht seiner Zweitfrau!

All diese philosophischen Kopflastigkeiten auch einer Miranda Fricker – gegenspiegeln doch nur zu deutlich, dass die Masse der Menschen in einem Volk, in Völkern: gar keinen „Bock oder Schaf“ auf überquollene Wissensbildung haben wollen, zufrieden sind, wenn das Leben irgendwie klarläuft und im Bett (oder sonstwo) die sexuelle Lust befriedigt wird. Ohne dieses Wesentliche, werte Philosophin: kann mann/frau sich die einseitige (intellektuelle) Konversation gerne sonst wohin schieben – wenns nicht zur Sache kommt: nicht nur die Matratze heißläuft! Der Masse ist es doch vollkommen gleichgültig, „…ob viele analytische Philosophen/Philosophinnen steril zwischen politischer Philosophie und theoretischer Philosophie – also zwischen den Fragen nach Gerechtigkeit und Freiheit einerseits und andererseits den grundsätzlichen Fragen aus Erkenntnistheorie oder Metaphysik“ – nun hin-und-herdenken und bedenken… Es wird nie eine körperliche und/oder geistige Gleichbewertung/Gleichberechtigung zwischen den Menschen (nicht nur zwischen Mann und Frau) geben können – hierbei spielt zudem auch die Attraktivität, die optische Schönheit oder Häßlichkeit oder Normalität eine bedeutende Rolle, und die Jugendlichkeit sowie das Altern zwischen dem Altwerden und Altgewordensein… Fragt doch mich 74-Jährigen, wie mit mir umgegangen wird, draußen zwischen den Menschen – wenn man scheinbar nicht mehr beachtet wird ob seines Alters: die vitalen Frauen durch einen hindurchschauen und/oder an einem vorbeidenken: Mann ist eben nicht mehr attraktiv! Das ist die Realität und mir nutzt hierbei überhaupt kein Versuch auf der Suche nach einer epistemischen Gerechtigkeit! Du bist draußen aus dem Spiel um gegenseitige Anmache, selbst wenn der eigene Kopf noch so gefüllt sein sollte mit vielseitigem Wissen! Knowledge is power? Pusteblume! Und kann als Frau denn erwartet werden, dass der Mann die Emanzipation begreift: wenn ihm von ihr „untertänig (?)“ der Schwanz gelutscht wird – auch hierbei spielt psychologisch ein Anteil von Herrschsucht (und Unterwerfung) mit, ebenso wie beim Analverkehr.

Aber nochmals zurückzukommen auf diesen geldarmen Mister Ripley und dem Sohn aus reichem Hause – hierbei beame ich zwischen beiden Gestalten hin und her, verstehe die eine wie die andere Lebensseite… Im verdrehten Sinne: Friede den Palästen – Krieg den Hütten? Doch wenn ich nach „wahrer“ Liebe suchen wollte, würde ich nicht mit dem Reichtum rumprahlen, sondern mich unters Volk mischen und versuchen: eine spannende, kluge, kreative, phantasievolle Frau aufzufinden: mit der ich gemeinsam das Leben belebe – immer im Wissen, dass die Zukunft der Moment des Augenblicks sei, ohne aber allzeit zu sehr optimistisch oder pessimistisch zu sein. Was jedoch soll man denn „den Unterdrückten glauben“. Noch dazu „aber mit gutem Grund?“ „An die Laternen?“ Wir könnten uns an der Französischen Revolution orientieren – und dann heute ebenso wissend erkennen: dass die Revolution ihre Kinder frißt! Andererseits bin ich jenen vorrevolutionären Zeiten äußerst dankbar, dass wir so viele Kunstwerke, Schönheiten, Architekturen, Literaturen überliefert bekommen haben (z.B. ein Versailles) – zwar von einer Minderheit an Unterdrückern dem Volk (den Künsten finanziert) abverlangt, die sich in dieser Abgehobenheit von den Untertanen distanzierten… Doch, wenn alles in (unlogischer) Gleichmacherei abgelaufen wäre, wo befänden WIR uns heute in welchen äußeren (gleichgemachten) Umgebungen – vorwiegend: öde proletarische Lebens(ab)läufe ohne dauerhafte Euphorien an individuellen zukunftsbleibenden Verrücktheiten. Somit: Lieber reich und gesund, als arm und krank! Und lieber im Bett der Hengst als ein schlaffer Bettvorleger! Und lieber jung, als mich jetzt als alter (unfreiwilliger) Clown über irgendwelche mir zugefügten Unbeachtetheiten besonders aufzuregen, gar gegen derartige „Ungerechtigkeiten“ hierbei anzujammern… Epistemische Ungerechtigkeiten? Forget it! Doch wußte ich nicht, dass es mal so heftig kommen wird, das Alter nicht nur ein Massaker, sondern die extreme Form von Rassismus der jungen Menschen gegenüber der „Rasse“ der Alten sei! Als ob das Jungsein einen ewigen Bestand habe…

So läuft das (eigene) Leben ab und auf und davon – doch aus den Erinnerungen kann einen niemand vertreiben. Wichtig aber scheint mir: dass diese Erinnerungen auch wirklich gelebt worden sind, und nicht auch noch als Filme unrealistisch im Kopf einem vorgetäuscht werden… Der Mensch aber muss sich selbst (und andere) belügen und betrügen, bevor er verdrängt wird in all seinen Verdrängungen, um irgendwie überleben zu können… All das ist doch nur ein Lebenstheater mit den verschiedensten Rollen auf der ungerechten Lebensbühne! Vorhang auf und Vorhang zu ohne und mit den „Epistemischen Ungerechtigkeiten“. Qui bono?! Tempi passati! Und noch ein wichtiger Zusatz zu der Hinterfragung des Redakteurs Lars Weisbrod: „… warum hierzulande trotzdem nur die wenigsten die Autorin kennen, das liegt vielleicht auch an einer „epistemischen Ungerechtigkeit…“ – No Sir: – es liegt daran, dass die Masse des Volkes solch ein Buch über die Epistemologie zur Philosophie nie zur Hand nehmen würde: als schlichte und einfache Sklaven (in) der Moderne! Wird das zudem einem (auch epistemologisch) abgehobenen DIE ZEIT-Redakteur verständlich erkennbar sein können… „Wir sind das Volk“ – wo und wann denn? Mundus vult Schundus! Man könnte den Gerhard Schröder pro domo zitieren „Hör mal, hol mir mal ne Flasche Bier, sonst streike ich hier und schreib nicht weiter!“ – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Idealmänner der Jahrzehnte. Eine Typologie“ von Jens Balzer

 

Zum „Männer-Feuilleton“ fallen mir zwei Zitate ein: „Der Eros ist das Grab des Mannes“ (Josef Weinheber) und das eines unbekannten Autors: „Die Weisheit großer Denker verliert sich auf der Linie die zu den Lenden führt.“ – Winfried Kretschmer

 

Was mit diesen selbsternannten „Alpha“-Männern passieren sollte, zeigen die kenianischen Mädchen von Seite 3, die die traditionelle Opferrolle verlassen und im Zweifel zurückschlagen oder -treten. („I was far too scared to hit him / But I’d hit him in a heartbeat now“: Camp Copes Coverversion von Sam Fenders „Seventeen Going Under“). Aber alleine schon das Training des Selbstbewusstseins wirkt abschreckend, weil potenzielle Täter sich lieber leichte „Beute“ aussuchen. Und dann ist es auch egal, ob dich die Wut deiner „Schönheit“ beraubt, wie es im Liedtext weiterhin heißt. Lieber „hässlich“, dafür aber physisch und psychisch unversehrt. „The only thing that stops / A bad man with a gun / Is a good woman with a gun!“ (Ebenfalls Camp Cope: „Jet Fuel Can’t Melt Steel Beams“, leicht abgewandelt, in der letzten Zeile habe ich aus einem Mann eine Frau gemacht. Von den dort erwähnten Schlüsseln, die man zum Schutz zwischen den Fingerknöcheln tragen soll, raten Fachleute allerdings wegen der Eigenverletzungsgefahr ab.)

Nicht nur Frauen und Mädchen sollten sich wehren, sondern auch männliche „Betas“ bis „Epsilons“, die die angeblichen „Alphas“ und Incels genauso „ficken“ wollen und genauso verachten. Das Böse existiert und man muss sich dem entgegenstellen. Ansonsten ermutigt man die Täter nur, wie gehabt weiterzumachen. Darwin ist auch ein guter Trost: Riskantes Verhalten wird nicht immer belohnt und Incels sind oftmals ja auch depressiv veranlagt. Nicola Beer hat beim letzten FDP-Parteitag mit ihrem Schlag ins Gemächt / in die Klöten (Gemächt klingt eigentlich zu gediegen und zu sehr nach Macht) von „Alpha“-Lindner ja schon mal ein Zeichen gesetzt (auch wenn ich glaube, dass das ein freudscher Ausrutscher war, honi soit qui mal y pense, auch ungezielte Schläge erhalten die Freundschaft zwischen den Geschlechtern).Horst Janson ist tatsächlich ein „verlorener Mann“. Vielleicht auch finanziell oder warum sonst hat er Schwurbelhörbücher eingelesen? – Thomas Manthey

 

Es ist vor allem auch eine ignorante und intolerante Ideologie. Nur weil Männer kein Krafttraining machen oder widerliche Proteinshakes runterwürgen möchten, macht sie das doch nicht gleich zu weniger wertvollen Menschen. Ich finde es darum auch sehr problematisch, wenn die Jünger Karl Ess‘ oder Tates‘ die Welt in schwarz und weiß einteilen. Im Grunde genommen tun sie doch nichts anderes. Es gibt die Alphamänner und dann gibt es die Betamänner. Was für ein Schmu! Dass diese testosteron-geschwängerten Golems nun sogar auf deutschen Schulhöfen ihr Unwesen treiben & wehrlose Kinder diesem Bullshit ausgesetzt sind, sollte zu denken geben. Den westlichen Protz-Gurus & ihrem Pfad zur vermeintlichen Erleuchtung müssen definitiv Grenzen aufgesetzt werde. Diese Leute sind nichts als die widerwärtigen Machos der Moderne, Frauenfeinde in Reinkultur. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Land als Beute“ von Jörg Lau und Anna Sauerbrey

 

Der Afrikanischen Union täte es gut, die Zügel in die eigene Hand zu nehmen anstatt sich von anderen Nationen der Welt immer wieder neue Diktate aufzwingen zu lassen. Ganz gleich, welcher Natur diese entspringen, ob sie nun friedensfördernde Absichten umfassen oder nicht. Ob sie Unterstützung beim Ausbau von Infrastruktur versprechen oder nicht. Wenn die Afrikaner*innen wirklich unabhängig und souverän werden wollen, dann müssen sie endlich verstärkt Eigeninitiative zeigen, sonst werden Länder dieser Erde den Kontinent weiterhin nur als einen großen rohstoffreichen und geopolitischen Kuchen betrachten. – Michael Ayten

 

Nein, dieses Mal flüchten keine Flüchtlinge aus der Ukraine nach Deutschland, jetzt verlassen Deutsche, die bisher im Sudan gelebt haben, den Sudan in Richtung deutsche Heimat. Viele Sudanesen flüchten indes in die Nachbarländer, die rund um den Sudan liegen. Im Sudan herrscht Krieg und nicht nur dort, mittlerweile brennt es an allen Ecken und Enden der Welt. Wie steht es eigentlich in den Kriegsgebieten mit dem Klimaschutz und der CO2-Neutralität, da hört man von unseren „Obergrünen“ aus der Ampel nicht viel bis gar nichts, da verhalten sie sich ziemlich mucksmäuschenstill. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Das mit der Faulheit ist ja so eine Sache. Daran scheiden sich viele, viele Geister. Ich würde ja vielmehr von Muße oder Müßigkeit sprechen. Als kreativer Bohème bin auf diese nämlich hin und wieder angewiesen, andernfalls könnten meine Gedanken nicht fließen. Darum denke ich, dass es in gewissen Momenten auch legitim sein sollte, der Konzentration und Fokussierung ein Nö entgegen zu blubbern. Andernfalls würden die Batterien nur überhitzen. Faulheit, also den ganzen Tag rumliegen und dösen, ist aber in der Tat fragwürdig. Man darf sich selbst zumindest etwas Produktivität abverlangen. Der oder die Faule könnte ja Gedichte schreiben oder für die Nachbarschaft Zigaretten stopfen, dann täte man immerhin auch was fürs Gemeinwohl. Ich weiß, das war grob pauschalisierend. Aber es lag mir nun mal auf der Zunge. Ich konnte nicht anders. Und darum lasse ich es jetzt auch stehen. Was den Altruismus angeht, so hätte ich nichts dagegen, wenn er vermehrt Eingang in unsere Herzen findet. Eine Gesellschaft, die füreinander da ist und zusammensteht, ist mir deutlich lieber als wettbewerbs-getrimmte Menschen, die vordergründig und immerzu auf den Eigennutz gepolt sind und selbst im Kinosaal mit einem um die Ellbogenablagen streiten. Schrecklich! – Michael Ayten

 

Lieber Herr Dausend, dass Sie seinerzeit Gerhard Schröder widersprochen und ein Recht auf Faulheit propagiert haben, während Sie dem Altkanzler heute recht geben, liegt daran, dass Sie damals für eine linksliberale Zeitung geschrieben haben. Heute müssen Sie Ihre Brötchen bei einem reaktionären Wochenblatt verdienen. – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbriefe zu „Abgehängt“ von Max Hägler

 

Da vollzieht sich gerade ein Paradigmenwechsel, ganz klar und ohne Frage. Eis nur für eigene Mitarbeiter? Find‘ ich ja ganz heikel sowas. Damit katapultiert man sich nur selbst ins Abseits. Klingt nicht unbedingt nach einer China-Strategie, wenn man mich fragt. Wobei, De-Coupling war es ja dann doch in gewisser Weise. Haha! Sorry, käme es jetzt von Herrn Zipse. Um kurz auf die chinesischen Autos zu schwenken. Ich finde die Hongqi-Autos ja ziemlich schön. Insbesondere das Präsidentenmodell L5. Unvergesslich, wie Xi Jinping während der Militärparade zum 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik in einem dieser fahrenden Vehikel stand und über die auf dem Dach montierten Mikrofone zu seinen Wolfskriegern sprach: „Keine Macht kann China aufhalten“. – Michael Ayten

 

Abgesehen von den ziemlich deprimierenden Aussichten und den daraus resultierenden Folgen, ist mir in Ihrem Artikel der Satz aufgefallen: Sie verkaufen mittlerweile mehr als jeden dritten Neuwagen… Wie soll man das verstehen? Sie verkaufen mehr Autos oder weniger? Mehr als jedes dritte , z.B. jedes vierte Auto? Jedes dritte wären ca. 30% der Neuwagen. Jedes vierte wären 25%, also weniger. Vielleicht doch lieber so: sie verkaufen über 30%. Hoffen wir, dass das so bleibt. Oder ist das „mittlerweile“ irreführend, soll es heißen nur noch 30%?sorry, ich bin kein Lehrer, sorry. – Klaus Tuch

 


 

 

Leserbriefe zur Infografik „Jetzt mal langsam“ von Pia Bublies (Infografik) und Mats Schönauer (Recherche)

 

Ich habe an Ihren Infografiken immer den ausgewogenen Inhalt der Information geschätzt. Wo finde ich denn nun die Vorteile des Nicht-Tempolimits in Ihrer Grafik? – Gregor Paulmann

 

Sie schreiben, 70% der deutschen Autobahnen seien ohne Tempolimit. Hört sich viel an, ist aber eine irreführende Milchmädchenrechnung. Eine AB, auf der kaum einer fährt, hat eine andere Relevanz für Ihre Argumente als eine vielbefahrene. Die richtige Fragestellung wäre also: wie viele Kilometer werden auf limitierten/nichtlimitierten Abschnitten gefahren. Ich vermute, bei Ihren Lesern ist das Verhältnis eher umgekehrt 70:30. Wer ernst genommen werden will, muss sauber argumentieren. – Günter Kirchhain

 


 

 

Leserbriefe zu „Sie hat alle überlebt“ von Moritz Aisslinger

 

Ich möchte Ihnen für diesen Artikel danken. Habe seit langer Zeit keinen solch wunderbaren Artikel in Ihrer Zeitung zu lesen bekommen. Wie wunderbar geschrieben! – Sissel Karlsdottir

 

Anselm Ritter von Feuerbach schrieb 1832 über Kaspar Hauser als ‚Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des Menschen‘. Der Gedanke an Kaspar Hauser kommt wenn man Fatou in die Augen blickt und um das Verbrechen am Seelenleben dieses Tieres weiß. – Dietrich Rosenfeld

 


 

 

Leserbriefe zu „Yasmine M’Barek entdeckt: Handynostalgie“

 

Leider hat Frau M’Barek die technischen Daten etwas durcheinandergewirbelt: das erste iPhone SE kam 2016 und nicht 2014 auf den Markt und es hatte zu dem Zeitpunkt wahlweise 16 oder 64GB Speicher. 32GB wurden erst ab 2017 angeboten. 2014 gabe es brandneu das iPhone 6, aber leider nicht und niemals mit 32GB. Seit 2012 gab es das iPhone 5, welches in der Tat u.a. mit 32GB Speicher aufwartete. (…danke, Wikipedia…) Nun weiß ich also gar nicht, welchem ihrer Lebensjahre die Autorin nachtrauert. – Rüdiger Graf

 

Ich spiele ja tatsächlich mit dem Gedanken, mir wieder ein altes Klapptelefon zuzulegen. Also eins was nur Tasten hat, Tasten und ein 1-Pixel-Display, gefühlt jedenfalls. Ich bin so altmodisch, dass ich mir wahrscheinlich selbst nie ein Smartphone zugelegt hätte. Meine Tante steckte mir vor einigen Jahren ihr altes Gerät zu, das IPhone 5S, ebenfalls mit dem Plastik-Button. Bisher bin ich damit immer gut durchgekommen. Selbst als ich letztes Jahr mitten in der Nacht am New Yorker JFK Airport eintraf, funktionierte das WLAN einwandfrei. Da hätte mir ein nigelnagelneues Smartphone auch nichts genützt, als mich nach über einer Stunde Stehen in der Schlange der amerikanische Grenzbeamte aus der Gruppe von Touristen aussonderte und mich bat, doch jetzt bitte mitzukommen. Ich fand mich in einem hässlichen und kargen Raum wieder, dessen Wänden vor Urzeiten wohl mal weiß gewesen waren. Sie hatten mich nicht nach Guantanamo gebracht, dachte ich erleichtert. Auf den Klappstühlen saßen Menschen unterschiedlichster Herkunft. Ich setzte mich auf einen Stuhl der ersten Reihe, schlug die Beine übereinander und übte mich dann im Warten. Das war also die U.S. Customs and Border Protection. Krass, ich fiel also in die Sparte eventuelle Bedrohung für die Nationale Sicherheit. Jetzt hätte nur noch gefehlt, dass John McClane mit einer Schachtel Donuts auftaucht. Irgendwann rief mich die US-Beamtin auf. Sie stand auf einem erhöhten Podest hinter Panzerglas und erwartete mich. Das hatte schon etwas von einem U.S. Court. Ich schritt nach vorne. The judge was already waiting. Unbehaglich war’s! – Michael Ayten

 


 

 

Leserbriefe zu „MARS ATTACKS“ von Wolfgang Bauer im ZEIT Magazin

 

Wieviel Gutes könnte man auf der Erde wohl tun mit all dem Geld, das dieser Dr. Seltsam 2.0 für seinen Egotrip verbrennt? – Kurt Eimers

 

Raumfahrt: Ein faszinierenderes Thema gibt es nicht! Endlich tut sich mal wieder was. Vielleicht schaffen wir es, bevor diese Dekade zu Ende ist, wenigstens wieder zurück zum Mond. Ich habe kürzlich „Apollo 11“ von Todd Douglas Miller auf DVD geschaut und an zwei Stellen war ich den Tränen sehr nah, weil der Film die perfekte Mischung aus Doku und fast schon Spielfilm ist. Wahnsinn, was die NASA und die US-Medien da noch an Material hatten! Man hat das Gefühl, man wäre damals ganz dicht dabei gewesen. Ich habe als Kleinkind ja leider nur noch (aber auch immerhin noch) die letzten Mondspaziergänge verfolgen können. Meine allerersten Erinnerungen (neben München ’72) überhaupt. Würde schon gerne mit dabei sein, wenn der Mars besiedelt wird, aber nicht, wenn Musk da oben eine rechtslibertäre Sekte gründet.

Und dass die Besiedlung des Mars die Menschheit vor der Selbstvernichtung bewahrt, was Musk uns weismachen möchte, glaube ich nicht. Im Zweifel löschen wir uns halt zweimal aus. Mögliche Meteoriteneinschläge auf der Erde sind nicht das größte Problem. Hier werden die meisten wenigstens noch von der Atmosphäre abgebremst. Der Artikel ist klasse geschrieben. Er vermittelt die Faszination, ohne unkritisch zu sein. So ähnlich muss die Stimmung auch 1969 gewesen sein. Und die Fotos passen sehr gut zum Text. Der abgebildete Bus scheint mir symptomatisch für die USA zu sein: Sieht wie ein abgeranztes Überbleibsel aus den 50er-Jahren aus. Raketentechnik haben die Vereinigten Staaten jedenfalls besser drauf als ÖPNV. Unfassbar, wie viel Staub (vielleicht auch Wasserdampf?) diese neue gigantische Rakete beim Start aufwirbelt! Ich frage mich, ob die Bilder, die man sah, das Schlingern der Rakete zeigten oder ob das eine optische Störung durch die Atmosphäre war. Am Sonntag gab es „Kubrick erzählt Kubrick“ auf arte. Ich habe richtig Lust, mal wieder „2001“ zu gucken. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zu „PROMINENT IGNORIERT. Einer für alle“ von HBK

 

Wenn in Nürnberg der „Glubb“*) absteigt, dann steigt der „Glubb“ eben ab, na und!? Auch wurscht, denn in Nürnberg und in der Umgebung, da ist man das eben gewohnt, als „Glubb“-Fan muss man leidensfähig sein. Jetzt gurkt der „Glubb“ mit dem ehrenvollen Zusatz „Debb“, wieder mal am Tabellenende der Bundesliga Zwei herum; also alles ist ganz normal! Wenn der FC Bayern nicht auf Platz Eins in der Bundesliga steht, dann herrscht in der Säbener Straße**) in München Weltuntergangs Stimmung. Was einfach nicht sein darf, das darf einfach nicht sein! In Nürnberg ist man froh, wenn der der „Glubb“ mal ab und zu ein Pünktchen holt, soviel zum Unterschied zum Klub der Millionäre aus München!

*) „Glubb“ = 1. FC Nürnberg

**) Sitz des FC Bayern München – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Hau weg!“ von Andrea Böhm

 

Das Ganze gibt es seit Beginn der Frauenbewegung, heißt hier Wendo und wird in vielen Städten seit langer Zeit für Mädchen und Frauen unterrichtet. – Christa Anders

 


 

 

Leserbrief zu „Ist dieser Mann ein Terrorist?“ von Simon Langemann

 

Mit Interesse habe ich den o.g. Artikel von Herrn Simon Langemann gelesen. Dabei bin ich über eine fehlerhafte Wortwahl gestolpert, die in den Medien leider immer wieder vorkommt: Die Unterscheidung zwischen „Dolmetscher“ und „Übersetzer“.

„- Übersetzer übertragen Texte schriftlich von einer Sprache in die andere“

„- Dolmetscher übertragen gesprochene oder schriftlich fixierte Texte mündlich von einer Sprache in die andere“ (Siehe: https:// bdue.de/fuer-auftraggeber/gut-zu-wissen)

Im Sinne dieser anerkannten Begriffsdefinitionen müsste die Bildlegende zum genannten Text heißen: „… zwischen seiner Verteidigerin und einem Dolmetscher“, müsste es im 2. Absatz heißen, dass er „dem Gemurmel der Dolmetscherin“ lauscht. Weiter im Text (2. Spalte) wird korrekt geschrieben, dass er die in der Haft auf einer Schreibmaschine verfasste Einlassung hat „übersetzen“ lassen. Hier geht es ja eindeutig um die Schriftform. In der 4. Spalte wird korrekterweise die „Gerichtsdolmetscherin“ genannt; der Polizeibeamter hatte aber einen eigenen Dolmetscher und nicht Übersetzer (vielleicht wollten Sie hier stilisch bedingt eine Wortwiederholung vermeiden). In beiden Fällen steht die mündliche Übertragung im Vordergrund. Meinen Bekannten- und Freundeskreis versuche ich immer wieder für diesen Unterschied zu sensibilisieren. Ich gebe aber auch zu, dass dies bei mir berufsbedingt ist und es wichtigere Dinge im Leben gibt: Ich bin „Diplom-Übersetzer“, nicht „Diplom-Dolmetscher“ (dies sind 2 getrennte Universitätsabschlüsse). Ich lade Sie gerne ein, die oben erwähnte Webseite meines Berufsverbands zu besuchen. Und bei all dem: Dies mindert in keiner Weise meine Wertschätzung für Ihre journalistische Arbeit. – Michael Schreck

 


 

 

Leserbrief zu „Der zerrissene Held“ von Peter Kümmel

 

Lieber Herr Kümmel, warum bezeichnen Sie Harry Belafonte in Ihrer Kolumne als Afroamerikaner, wo Sie doch zutreffend darlegen, dass seine Eltern aus Jamaika und Martinique stammen, zwei Großeltern Weiße waren, er also nichts mit Afrika zu hatte? Und wie wir alle sehen konnten, war er nicht von schwarzer Hautfarbe. Das ist eine bemerkenswerte Typisierung. – Elfriede Huber-Söllner

 


 

 

Leserbrief zu „Die Schwester“ von Elisabeth von Thadden

 

Ich lese immer gerne, wenn aus aktuellem Anlass Verbindungen zur Literatur hergestellt werden. Dies gilt auch für den Artikel von Frau von Tadden zu Bären und Menschen. Leider musste ich feststellen, dass die geographisch-politische Verortung des Unglücks schwere Mängel – oder Schlampigkeit – aufweist. Der tödliche Angriff auf den Jogger fand im Waldgebiet von Caldes im Val di Sole statt, dieses gehört zu autonomen Provinz Trentino. Es ist also weder „Südtirol“ noch „Trentin“, wie in der Bildbeschreibung zu lesen ist. Dieser Ort liegt demzufolge auch nicht in „Tirol“, wie im Text steht. Als regelmäßige wanderbegeisterte Trentino-Urlauberin bin ich mit dieser „Lokalisierung“ nicht einverstanden. Man möge darüber hinaus die italienische Presse verfolgen, um sich ein Bild von der Problematik Bär – Mensch zu machen. Dort wird auch auf die Unterschiede in den Bärenpopulationen und den Strategien zum Umgang mit ihnen, z.B. zwischen den Bären im Trentino und denen in den Abruzzen hingewiesen. – Agnes Becherer

 


 

 

Leserbrief zu „Eine Literatur der Klasse L“ von Ronald Düker

 

Sie schreiben: „Dinçer Güçyeter kommt 1979 in Nettetal zur Welt, Landkreis Viersen, an der Grenze zu den Niederlanden qualmen damals noch die Fabrikschlote.“ Sind Sie sicher, dass die „Fabrikschlote“ damals wirklich in Nettetal – einem Naherholungsgebiet, einer Wald- und Seenidylle* – qualmten? Und nicht weiter östlich, z.B. in Duisburg? Oder meinen Sie die Braunkohleschlote in Grevenbroich. Ich halte ihr „…weiter aufs Feld, zur Spargel-, Erdbeer-, Gurkenernte.“ für wesentlich näher an der Realität.

* Zum Stadtwappen lese ich auf Wikipedia: „…wurde am 8. April 1971 ein neues Wappen eingeführt. Es stellt die Natur dar, welche die Region dominiert. Dies wird durch eine Seerose auf blauem Grund (Wasser) symbolisiert.“ – Kurt Eimers

 


 

 

Leserbrief zu „Der Oops-und-oje-Effekt“ von Hanno Rauterberg

 

Solche Unfälle kommen nicht besonders überraschend daher. Vielmehr sind sie doch bezeichnend für den modernen & westlichen Konsummenschen, der immer alles haben und fressen, alles sich einverleiben muss. Und so kommt es, dass Dinge angefasst und betatscht werden. Den eigenen Kindern verbietet man es strengstens, Dinge zu betatschen, tut es dafür aber selbst. Wer legt sein eigenes Kind freiwillig in ein hundertjähriges Grab? Das ist doch makaber. Mir ist der oberflächliche und geistlose Lebensstil der Massen sowieso nur zuwider. Auch wenn’s jetzt gemein klingt. Was mir ehrlicherweise aber egal ist. Die ständige Aneignung von Dingen, Tand & Trödel kompensiert in Wahrheit doch nur die transzendentale Obdachlosigkeit der Menschen, um hier an dieser Stelle mal Oliver Nachtweys‘ wundervolle Beschreibung aufzugreifen. Haben oder Sein?, fragte damals schon Erich Fromm. Und damit beende ich hiermit mein Traktat. Ich wünsche einen Guten Tag. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Gibt es gute Russen?“ von Juliane Fürst

 

Als wir 1970 mit 69 Westdeutschen und 11 aus der DDR in Moskau bei einer Konferenz der International Society of Music Education(ISME)begrüßt wurden, sagte Komponist Katschaturian auf Deutsch: „Gott schütze Euch alle“, während Komponist Schostakowitsch schwieg. Kann man daraus folgern, wer der gute und wer der schlechte Russe war? Ich habe das Schweigen von Schostakowitsch mit der geplanten Aushungerung seiner Heimatstadt Leningrad durch deutsche Truppen gedeutet. Bei einer anderen Gegenüberstellung ging es darum, dass wir im größten Hotel(5000 Betten) am Roten Platz saßen und ein Kollege zum Ober sagte, dass keine gehackten Mandeln in seinem Eis seien, was der Ober aber in Abrede stellte und statt mit der Polizei mit einem Tablett voll gehackter Mandeln zurück kam. Der deutsche Kollege hatte inzwischen in seinem Eis gehackte Mandeln gefunden, nahm die Nachlieferung aber entgegen, ohne sich beim russischen Ober zu entschuldigen. – Dietrich Bauer

 


 

 

Leserbrief zu „Freie Bahn“ von Matthias Kalle

 

Wie erfrischend und anregend Mathias Kalle seinen Wochenendausflug ins ÖPNV- Paradies Luxemburg schildert. Herrlich humorvoll. Zudem beschreibt er das kleine Land so liebevoll pittoresk, man bekommt direkt Lust, selber dorthin zu fahren. Da schreckt auch nicht der kleine kritische Moment ab, dass die kostenlose Reisemöglichkeit einen möglicherweise gierig werden lässt und vor sich her treiben könnte. Überwiegend wird Entspannung und Gelassenheit beim Unterwegssein spürbar, hohe Güter in unseren derzeit recht unentspannten Zeiten. Danke für diesen sehr schönen Ausflug. – Birgit Finken

 


 

 

Leserbrief zu „KENNEN SIE DIESES POSTER?“ von Nele Sophie Karsten im ZEIT Magazin

 

Ach du liebe ZEIT“! Geht`s noch? Schlimmer meine ich. Nicht genug, dass Sie solchen „Scheiß“ abdrucken, dann muss ich ihn auch noch mit meinem Abo finanzieren. Apropos abdrucken. Rechtzeitig „Abdrücken“ hätte „Mann“ sollen, dann wäre ich von dem Mist verschont geblieben! – Rudolf Rinhardt

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Ich bin Banu (11 Jahre alt), aus Zürich und habe den Artikel über Greta im ZEITmagazin 18 gelesen. Ich fand den Artikel sehr witzig und fühle es total. Aber ich hätte da noch eine Frage, was trägt Greta denn für Hosen? Es könnten ja Schlaghosen sein. Oder so baggy-Hosen. Danke für Eure Antwort! – Banu