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04. Mai 2023 – Ausgabe 19

 

Leserbriefe zu „Die Würde in Person“ von Christina Rietz

 

Nein, Deutschland sollte sich nicht (noch einmal) an ihr – der parlamentarischen Monarchie – versuchen. Das Konzept, jemand stehe qua Geburt über allen anderen, ist für mich vergleichbar zum Kolonialismus. Ich bin sehr froh, dass wir hier in Deutschland beides überwunden haben und mit der parlamentarischen Republik die tatsächlich beste aller Staatsformen haben. Ich will weder Herrn (oder Frau oder divers) Windsor noch Herrn (… dito) Hohenzollern bezahlen. Und zum Glück gibt es auch in Großbritannien schon eine nicht unbeträchtliche Zahl an Republikanern. Ich hoffe, dass es irgendwann noch möglich früh in diesem Jahrhundert zu einer Volksabstimmung kommt, die die Umwandlung des Landes in eine Republik bestimmt. Und ich freue mich sehr über jedes Land, dass die Monarchie (und jede andere Form der Adelsherrschaft) abschafft. Demnächst hoffentlich Australien. – Wilfried Meister

 

Seit geraumer Zeit sammle ich Artikel, die zum Thema „Rückzug der Aufklärung“ passen. Da war z.B. das Thema Abtreibung in den USA oder auch der „Tanzskandal“ von Sanna Marin. Der Beitrag zur Krönung von Charles #3 jedoch bekommt einen Ehrenplatz. Zum Beispiel der Absatz zur Salbung von Karlchen mit Creme aus Jerusalem: Die Salbung ist so heilig, daß sie den Blicken entzogen werden muss. Herrlich! Oder war das Satire und ich hab’s wieder mal nicht gemerkt? Falls Deutschland sich endlich was von der britischen Monarchie abschaut ist aber schon klar, wer König wird: Markus der Große. Die Salbung findet in Neuschwanstein statt. – Wolfram Leonhardt

 

In Ihrem Artikel outen Sie sich als Fan des Krönungszeremoniells des britischen Königs in spe mit Hinweis auf die „Schaffung einer kollektiven Identität und eines Zusammengehörigkeitsgefühls“. Zeremonien machten aus dem Menschen ein Kulturwesen. Sie bedauern das Fehlen eines staatstragenden Rituals im bundesdeutschen zivilgesellschaftlichen Protokollkalender. Eine davon ausgehende Faszination ist schon irgendwie nachvollziehbar angesichts des unverschämten Bling-Blings und des Herrschers Kronjuwelen: jetzt soll Charles endlich seine Eier bekommen, die er schon so lange verdient. Gesalbt vom Erzbischof von Canterbury in geheimer Audienz, für einen kurzen Augenblick sind sie wieder vereint in gottgesegneter Eintracht. Die obersten der oberen ihrer konstitutionellen Kasten in ihrem Distinktionsexzess lassen sich beschauen von ihren zu Ehrfurcht erstarrten Untertanen. Was daran identitätsstiftend sein soll? Es gibt eine jubelnde Masse, okay. Die gibt es auch alle zwei Wochen in Old Trafford oder im Sale bei Primark. Dass eine Masse Menschen ein öffentlich verbreitetes Ereignis bejubelt ist doch wirklich nicht identitätsstiftend. Es sei denn, man macht den Zirkus mit und grenzt sich mit der Zurschaustellung der Insignien der Macht gegen Underdogs ab. 

Sie ignorieren mit Ihrem Plädoyer für überkommene Machtdemonstrationen herrschender Weniger Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende zivilgesellschaftliche Entwicklungsgeschichte (s. Fazit). Ihr Argument, die „crowned republic“ sei eine elegante Staatsform versetzt mich in Staunen. Die Windsors sind so unverschämt reich und haben damit immer noch immensen Einfluss und Macht, auch ohne ergebenes Volk, das kann denen doch egal sein. Jegliche große Akkumulation von Kapital ist immer demokratiefeindlich und dient einzig dazu, Macht zu konservieren. In dem ganzen mit Weihrauch vernebelten, händelträllernden Aristokratenritual äußert sich wehmütig die Sehnsucht nach der guten alten Zeit, als die Erde noch eine Scheibe war. Was sind eigentlich „Zivilreligion“, „staatsverherrlichendes Zeremoniell“ und „rituelle Würde“? Ich hoffe, ich bin nicht der einzige, dem bei derlei Begrifflichkeiten die Kinnlade runterklappt. Und „Gott sei Dank“ ist der Bundespräsident einer von uns, primus inter pares sozusagen. Ich finde das Ritual der Bundespräsidentenwahl von der Bundesversammlung völlig ausreichend und damit ist meinem „Verfassungspatriotismus“ genüge getan. Darüberhinausgehende sogenannte Form-und-Förmlichkeit-verliebte Folkloreveranstaltungen braucht kein*e Obdachlose*r, kein*e Alleinerziehende*r, kein Geflüchtete*r usw. Die haben ganz andere Probleme. Irgendwie haben Sie, glaube ich, Rainald Grebes Satire auch nicht so richtig verstanden (Nachdenkemoji).

Ach, und eine Party muss verschwenderisch sein??? Diesen ganzen Quatsch mit den Kronen, Zeptern, Kutschen… die besten Partys stehen und fallen mit den Gästen und nicht, ob Champagner gereicht wird. Diejenigen braven Konsumenten, die „heute ein König“ brüllen und dabei King Charles, den Schlachmichtoten mit ihrem Union Jack ihre Fahne präsentieren sind nicht die Partygäste, mit denen ich mir eine rauschende Ballnacht vorstellen kann. Fazit VORWÄRTS und NICHT VERGESSEN: wir hatten Fackelaufmärsche in Deutschland (kollektive Identität?!), die Franzosen haben aus dem Thron die Guillotine upgecycelt („Friede den Hütten…“), Galileo hat der Zeremonienmeister auf dem Gewissen, Martin Luthers Vermächtnis verdanken wir nicht zuletzt einem Sachsen (bestimmt kein Demokrat) und Sie, Frau Reiz sehnen sich nach den nach Anachronismus stinkenden Nebelbomben der herrschenden Clique. Warum schreiben Sie eigentlich nicht in „Frau im Spiegel“ oder der „Bunten“ (die gibt’s doch noch, oder)?! Stattdessen Sie firmieren als Redakteurin der ZEIT-Beilage „Christ & Welt“. Es gab doch da mal einen, das müssten Sie wissen, dem haben sie eine Dornenkrone aufgesetzt und der war dann König (Zwinkersmiley). Vergessen Sie das bitte nicht, wenn Ihnen vor der Glotze die Augen feucht werden. Amen und Hallelujah. – Andreas Fesser

 

Ich halte die Glorifizierung des britischen Königshauses für äußerst befremdlich und undemokratisch. Warum selbst in den deutschen Medien die Zeremonien nahezu ohne jede Kritik abgefeiert werden, habe ich nie verstanden. Für mich ist das britische Königshaus der Inbegriff von Ungerechtigkeit und Klassengesellschaft. Dass (wie von der Autorin behauptet) die bundesdeutsche Demokratie von der Krönungszeremonie eines Königs, der über keinerlei demokratische Legitimation verfügt, etwas lernen könne, erscheint mir als völlig widersprüchlich. Wenn wir etwas vom Umgang mit dem britischen Königshaus lernen können, dann ist es, wie eine kritische Aufarbeitung der eigenen Geschichte nicht funktioniert. Da bin ich von der ZEIT besseres gewöhnt (und hoffe auf eine Erwiderung an gleicher Stelle). – Timo Hoelzmann

 

Ein sensationell „schönes“ Stück, das sie da geschrieben haben, Frau Rietz! Danke – made my day! Ihr letzter Satz über das Erleben von Schönheit durch das Sehen von Schönheit (das markant deutsche Defizit im Herstellen von Zusammengehörigkeitsgefühl!), lässt sich also leicht abwandeln durch eine ebenso bewährte Erkenntnis: „Schönheit erlebt, wer sie zu lesen bekommt“. Und dass DIE ZEIT, die meine Familie seit 1952 jede Woche liest, Ihr Stück gedruckt hat, ist (angesichts der Ahnungslosigkeit, wenn nicht Banalisierungs-Bereitschaft vieler deutscher Medienleute gegenüber allem Zeremoniellen) ein wunderbares Signal! Worin bestünde auch der Sinn, in Demokratien die Entritualisierung „Werte-haltiger“ Abläufe in naiver Weise fortzusetzen während die autokratischen Systeme in puncto Kult und Inszenierung massiv aufrüsten? Und diese Aufrüstung dem hiesigen Publikum dann zum (latenten) benchmark wird. Die Rituale „in order to rallye people behind“ sollten die Guten nicht länger den Weniger-Guten überlassen – auch das wäre ja ein „eindrucksvoller“ Beitrag zu Selbstvergewisserung wie Wehrhaftigkeit unserer freien Welt. – Christofer Habig

 

Mag Charles III. auch ein Ritter ohne Fehl und Tadel sein, so repräsentiert er als Apanage-Krösus doch nur die schamlos zusammengeraffte imperiale Vergangenheit Großbritanniens. Bezahlte Gefolgschaftswillige trieben das Volk ins untertänige Joch – was heutzutage als patriotische Pflicht in Leistung und Teilhabe für einen funktionalen Sozialstaat gepriesen wird. Als Teil der Nation, in Wahrheit ein zu Haufen getriebener Menschenzoo, in dem wir uns, leistungserbringend geborgen fühlen, ersehnen doch tatsächlich etliche domestizierte Zeitgenossen alltagsenthebende Jubelarien von Krönungen und Salbungen herbei, dessen rituellem Fahrwasser wir seit den Frankenherrschern (mit dem zweischneidigen Schwert der blutigen Christianisierung) Ungleichheit und Untertanengeist, nebst vieler Völkerschlachten, aus denen Staaten hervorgingen zu verdanken haben. Erstünde jeder Gruppierung ein Primus inter pares auf Zeit und Auftrag, wäre aller Welt wohler getan. (Dies schreibe ich, weil es uns allen gut zu Gesicht stünde, überkommene Strukturen und unser reaktives Verhalten zu hinterfragen. Als Gewohnheitstiere sind wir ja so was von manipulierbar! Das beginnt im Grunde schon mit allen erzieherischen Maßnahmen ab der Geburt…!) – Andreas Weng

 

Danke für Ihren tollen Text. Ich halte mich für einen aufgeklärten, rationalen Menschen. Meistens. Ich mag englische Kultur. Aus dem Augenwinkel verfolge ich manchmal etwas verschämt, was da mal wieder so in der englischen Monarchie geschieht. „Verschämt“ , weil dem irgendwie etwas Irrationales anhaftet. Diese Ambivalenz kommt sehr gut in ihrem Text zum Ausdruck. Touché! – Gösta Niedderer

 

Merkwürdig: Ausgerechnet eine „Redakteurin der ZEIT-Beilage <Christ & Welt>“ sieht jene Würde hauptsächlich in der Person begründet, die durch das „Krönungszeremoniell“ in seinem Reich „zum Quell der Ehre“ wird, an der partizipiert, „wer im Königreich Besonderes erreicht“. Also nur eine elitäre Minderheit mit zeremonieller Macht? Dabei knüpft dies Zeremoniell mit der Arthussage an eine „vorvernünftige und idealisierte Vorzeit“ an, wie die Autorin erklärt. Um dann abschließend „das königliche Ritual … vor allem „schön“ zu nennen, weil „Schönheit erhebt, wenn man sie sieht“. Weshalb sich Deutschland fragen könne, ob es „sich nicht wenigstens an ihr versuchen“ solle. Dabei war die Autorin zu Beginn des Artikels auf der Spur einer viel älteren und überzeugenderen Erklärung jenes Rituals. Dies hat seinen Ursprung zwar auch nicht in Händels „Krönungshit“ von 1727. Der aber knüpft an das Krönungsritual von König Salomon an, wie es im „Alten Testament“ und von der Autorin erzählt wird. Dann jedoch ist der unbeirrbare Glaube an eine überirdische, übermenschliche Macht die eigentliche Begründung für das Ritual, die das rationale und emotionale Sinn – und Sicherheitsbedürfnis von Menschen befriedigt. Und das heutige britische Krönungsritual ist die säkulare Beschwörung eines religiösen Zeremoniells, das gerade mit der extremen „Veräußerlichung“ all seiner konkreten Elemente deren eigentlichen Sinn in unsere Zeit herüberretten will. Ein Erfolgsmodell in Krisenzeiten: Ein König von Gottes, nicht von Volkes Gnaden, wie früher bei uns? Vielleicht. Aber ein Zukunftsmodell auch für Deutschland? – Eckhard Heumann

 

Erlauben Sie mir bitte eine Frage, die u.a. heute meinen Kopf beschäftigt: Der König von England ist auch ein überzeugter und produktiver Ökologe. Und der Bundespräsident von Deutschland…? Gibt es bei ihm überhaupt ein (geheimes) politisches Anliegen, das mir verborgen geblieben ist? – Klaus Busch

 

Ein (Teil-) Plädoyer für die Monarchie (hier GB) in der Rubrik „Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine“ zu veröffentlichen, befremdet mich. Eine Monarchie – auch eine parlamentarische – ist grundsätzlich keine vollständige Demokratie. Auch leidet dieses Plädoyer stark unter der Tatsache, dass die Zustimmung (auch die in Deutschland!) für Charles III. und seine Frau sehr temporär ist. Vor 25 Jahren waren diese beiden am anderen Ende der Skala zu finden. Und stellen wir uns einmal vor, nicht Charles wäre der Erstgeborene sondern Randy Andy. Da dürften die Staatsoberhäupter aller Republik-Demokratien (vollständigen Demokratien) in der Angesehenheit bei ihrem jeweiligen Volk (und anderen Völkern) höher angesiedelt sein. – Michael Bingeser

 

Die Qualität einiger Ihrer Artikel ist herausragend. Ich kann gar nicht zählen wie oft ich schon den wirklich exzellenten Artikel über Demokratie empfohlen habe. (Zur Wahl steht: Die Demokratie, aus: Die Zeit 04/2017.) Wegen solcher Perlen war ich gerne Abonnent Ihres Digital-Angebots. Immer mal wieder stolpert man über Artikel von so hoher journalistischer Qualität, dass es sich lohnte, dafür zu zahlen. Der am 05. Mai veröffentlichte Text von Christina Rietz (Die Würde in Person.) hat mich jedoch an meinem Verstand zweifeln lassen. Ist das gut verpackte Satire? Oder meinen die das Ernst? Dass Sie tatsächlich ohne jegliche Einordnung ein kritikloses Lob der Monarchie veröffentlichen, lässt mich sprachlos zurück. Die Ungerechtigkeit und die Verbrechen der Vorfahren des britischen Königs im Speziellen und des Feudalismus und der Monarchie im Allgemeinen sind unbestrittene Tatsachen. Einen solchen Text ohne Gegenposition oder Kritik ins Internet zu stellen, ist wirklich ein starkes Stück. Tatsächlich scheint Kritik am Monarchismus in Ihrer Berichterstattung zur Krönung nur in einem kleinen Bruchteil der Texte zum Thema und auch da nur im Wiedergeben der Position von Kritikern der Monarchie bzw. in Interviews stattzufinden. Der Rest der Artikel scheint eher auf Linie mit Frau Rietz zu sein. Als überzeugter Republikaner und überzeugter Anhänger der Ideale der französischen Revolution, der Gleichheit aller Menschen und des Glaubens daran, dass Adel und dergleichen unsoziale Gesellschaftsentwürfe der Menschheit noch nie etwas Positives gebracht haben, möchte ich nicht mehr Abonnent eines Mediums sein, wie es sich hier zu meinem großen Bedauern präsentiert. – Johannes Hell

 

Sich an dem Krönungszeremoniell unvoreingenommen mit kindlichem Blick zu erfreuen, sei jedem ohne jede Häme zugestanden. Dessen Bedeutung aber derart kulturgeschichtlich zu überhöhen, ist geradezu grotesk. Wie kommt Christina Rietz beispielsweise zu der grundlegenden Aussage, die parlamentarische Monarchie sei die beste aller Staatsformen? Weil sie „Intellekt mit Sinnlichkeit“ vereint, wie die Autorin behauptet? Die „Macht des Rituals“ wird bekanntlich meist missbräuchlich in autoritären Staaten eingesetzt, um Willkürherrschaft zu rechtfertigen und zu stabilisieren. Eine gestandene Demokratie hat derartige Inszenierungen nicht nötig. Gegen Rituale an sich ist nichts einzuwenden, sie „sagen dem Menschen, wer er ist“. Nun gut, die britischen Staatsbürger sind als Steuerzahler die wahren Finanziers des Spektakels. Man sollte sich nicht kleinkrämerisch über die hohen Kosten echauffieren, denn „ein Fest muss verschwenderisch sein, sonst ist es keins“. Zudem handele es sich bei den Feierlichkeiten um ein „ultimativ elaboriertes Ritual“, also sozusagen um die „Krönung“ menschlicher Ausdrucksfähigkeit und Symbolkraft. In eine ähnliche Kategorie gehöre, man glaubt es kaum, das öffentliche Gelöbnis der Bundeswehrrekruten. Was an militärischem Zack „sinnlich“ sein soll, kann ich nicht erkennen, dazu fehlt mir wohl die nötige „Liebe zur Form und zur Förmlichkeit“. – Rüdiger Paul 

 

Bereits der Untertitel zu diesem Artikel, dass ausgerechnet die Krönung von Charles III. zeige, „die parlamentarische Demokratie ist (!) die beste aller Staatsformen“, lässt mich verwundert den Kopf schütteln. Mag sein, dass es unserer parlamentarischen Demokratie für viele Menschen an sinnlichen Ritualen mangelt. Wie die Autorin aber zu dem Schluss kommt, dass ausgerechnet das englische Herrscherhaus und mit ihm Charles nicht gewöhnlich sei, stattdessen die „personifizierte Würde“ verkörpere, und das vor allem deshalb weil man in England seit „tausend Jahren“ die englischen Könige mit „heiligem Öl“ salbe, lässt mich doch geradezu erschrecken. Ist es tatsächlich eine Sternstunde des Staatswesens, wenn Millionen dafür ausgegeben werden, dass der Abkömmling einer superreichen Familie, die ihr Vermögen auf dem gebeugten Rücken ihrer Untertanen aufgebaut hat, und die vor allem dazu taugt, Schlagzeilen für Boulevardblätter zu produzieren, mit Öl aus Jerusalem gesalbt wird? Nach was sehnt sich eigentlich die Autorin? Es scheint viele Leerstellen in ihrem Leben zu geben, wenn sie sich an überkommenen Ritualen dieser Art so berauschen muss. Das ist natürlich alleine ihre Sache und steht ihr zu. Nur verschone man bitte die (dafür zahlenden) ZEIT-Leser mit solchem Geschwurbel. – Martin Wörner

 

Die Hommage von Frau Rietz an die parlamentarische Monarchie in Großbritannien mag aus tiefenpsychologischen Gründen durchaus verständlich sein, aber ist sie auch zukunftsweisend? Die von ihr erwähnte „personifizierte Würde“ haben diese Würdenträger eigentlich schon längst verloren. Nur die besonderen Rituale und der Erzkonservatismus der meisten Briten ermöglichen die besondere Stellung der Monarchie im Königreich gegenüber den anderen in Europa. Umgekehrt fördert die britische Monarchie in ihrer Form das von Frau Rietz beschriebene „Zusammengehörigkeitsgefühl“ der Briten. Aber nicht nur das, sondern auch eine Wendung nach innen, eine Abgrenzung vom Rest Europas, das dann als Gefahr für ihre erzkonservative Monarchie und ihre Traditionen angesehen wird. Genau das ist der Nährboden für die Argumentation gegen eine Integration in den Rest Europas und Gift für die Idee einer erfolgreichen Europäischen Union, was wir mit dem Brexit eindrücklich erlebt haben. Der Monarchismus befriedigt eher die unterschwellige Gefühle. Was wir jedoch brauchen, ist mehr Hirn und Ratio. – Martin Krivacek 

 

Ihr Text „Die Würde in Person“ in der Zeit hat mir so gut gefallen, dass ich Ihnen das sagen muss. Ich habe ihn sogar zweimal gelesen, weil Sie mir damit bewusst gemacht haben, welchen Wert Rituale haben, und wie sehr wir darauf angewiesen sind; sie heiligen unseren Alltag, der ohne sie nüchtern und leer ist. Fasziniert von der Krönung in London saß ich vor dem Bildschirm und habe mich gefragt, warum ich Stunden meiner Zeit dafür „verschwende“ und warum mir sonderlich feierlich zumute wurde. Als Katholikin an Rituale von Klein auf gewöhnt, glaubte ich, diese mittlerweile aus Vernunftgründen ablehnen zu müssen und spürte doch ein Verlustgefühl. Dank Ihres Textes, der bei mir ein ganz neues Besinnen ausgelöst hat, urteile ich inzwischen etwas milder über das prachtvolle Präsentieren von der Erhabenheit gewisser Rituale. Ich habe sie halt zwangsläufig immer mit männlicher Machtdemonstration identifiziert und daher abgelehnt. Ich danke Ihnen deshalb sehr, dass Sie mir mit Ihren Gedanken zu völlig neuen Überlegungen verholfen haben. – Herma Brandenburger

 

So edelfedern Sie auch ausführen, wie erhaben und würdevoll, traditionsbewusst und feierlich sich die britische Monarchie inszenieren vermag – die Antwort auf die Kernfrage bleiben Sie uns schuldig: Warum darf das Haus Windsor, und ausschließlich dieser familiäre Zweig, die Segnungen der von Ihnen hochgepriesenen parlamentarischen Monarchie genießen? Ist diese eine Familie tatsächlich von Gott auserkoren, die Reste des britischen Empire in die Zukunft zu führen? Soll man Charles wirklich als König von Gottes Gnaden bezeichnen wie einst Wilhelm zwo in vordemokratischen Tagen? Ist er allein, weil er ein Windsor ist, wirklich das geeignete Oberhaupt einer Kirche? Fragen über Fragen, aber Antworten finden wir im Text keine. – Wolfgang Wendling

 

Die anachronistische Jubelarie von Christina Rietz über die Monarchie als beste Staatsform wirft die Frage auf, wer denn wohl das edelste Geblüt für das Monarchenamt besitzt: vielleicht Hobby-Kleptokrat Georg von Preußen aus dem berlin-brandenburgischen Clanmilieu? Oder doch lieber einer, der schon kurz davor war, König zu werden, aber an seinem momentanen Wohnsitz in der JVA Karlsruhe keine weiteren Krönungsvorbereitungen treffen kann: Heinrich XIII. Prinz Reuß. – Tilman Lucke

 

Zu Recht will Chr. Rietz den Krönungsakt mit all seinem tradierten Pomp nicht allein den Regenbogenmedien überlassen und begründet die Notwendigkeit von Ceremonien und Ritualen sehr überzeugend mit der „Doppelnatur“ des Menschen: einerseits die aufgeklärte, puritanisch-protestantische Genügsamkeit, mit der bei uns in der Regel Staatsakte begangen werden – andererseits das wohl universelle Bedürfnis nach Erhabenheit, Spiritualität, Pathos, das ein Ereignis wie die Krönungsfeierlichkeiten zu befriedigen vermag. So möchte ich, mit Händels „Halleluja“ oder Elgars „Land of Hope and Glory“ im Ohr, dem „Cogito,ergo sum“ der Aufklärung eine irrationale, gefühlsbetonte Version gegenüberstellen: Ich lasse mich anrühren, also bin ich. – Wilhelm Kösters

 

Christina Tietz schmachtet ihn ihrem Artikel – oder ist es eine Glosse? – fasziniert der (parlamentarischen) Monarchie als die beste aller Staatsformen hinterher. Über Rituale, Salbungen, Identität, als etwas, was in Deutschland nicht existiert und fragt sich, ob wir uns nicht etwas abschauen können. Kurz danach das sehr gelungene Dossier über die Reichsbürger von Heinrich XIII. Prinz Reuß. Detailliert wird hier beschrieben, wie hier ein Monarch als Staatsoberhaupt eingesetzt werden sollte. Ironie? Wir sollten uns den Ursprung dieser Sehnsüchte bewusst sein. Zwar wollen nur 8 % der Deutschen eine Monarchie nach englischem Vorbild, jedoch 25 % einen starken Führer (https://www.spiegel.de/politik/deutschland/deutschland-etwa-25-prozent-der-jungen-wuenschen-sich-einen-starken-fuehrer-a-1254614.html). Dies sollte nicht vergessen werden, wenn man die vermeintlichen positiven Bewertungen dieser Staatsform erwähnt. Es ist nicht ausschließlich öffentlich alimentierte Folklore. – Johannes Meissner

 

Das Publikum in einem schottischen Fußballstadion, das bei Carolin Kebekus zu sehen war und das gesanglich klarmachte, was es von der Krönung hält und wohin die Engländer sich das Ganze stecken können, möchte ich hier nicht zitieren. Ich werde die Zeremonie trotzdem aus landeskundlichen Erwägungen verfolgen, auch wenn ich das ohne Rolf Seelmann-Eggebert als dem einzig wahren Adelsexperten nicht ernst nehmen kann. Pomp and Circumstances hat niemand besser drauf als die Briten. Bei der „Last Night of the Proms“ schwenke ich die Irlandfahne, die ich mir mal bei einem Länderspiel gekauft hatte, und singe die Lieder lauthals mit. Wobei ich natürlich weiß, dass der Text von „Rule Britannia“ ziemlich bekloppt ist. „Britons never will be slaves“? Was für ein Blödsinn! Wer waren denn die kolonialistischen Sklaventreiber? Aber ich bin nun mal ein Hymnenfan. Wenn schon feierliche Zeremonien, dann lieber welche, bei denen Deutschland zum Fußballwelt – oder -Europameister gekrönt wird. Dafür benötigt man auch keine zusammengeklauten Juwelen. Mal schauen, wieviel Gegenproteste es geben wird. God save the king, the fascist regime! (Der schöne Reim ist leider flöten gegangen.)

Und wenn man den Naziwiderstand feierlich würdigen möchte, dann nicht die Militaristen um den Antisemiten Stauffenberg, die sich erst zum Attentat aufraffen konnten, als der Krieg in die Binsen gegangen war, sondern dann lieber Georg Elser, der den Verbrecher Hitler schon VOR dem Krieg beseitigen wollte (Ich muss mich korrigieren: Am 8. November 1939, als Elser das Attentat verübte, hatte der Krieg ja schon begonnen. Aber die Planungen begannen schon weit vorher.). Das, was ich unter Demokratie verstehe, war auch nicht unbedingt das Ansinnen vieler Verschwörer des 20. Juli. Interessant auch, dass Sie öffentliche Gelöbnisse für besonders fernsehtauglich halten. Die ständigen Großen Zapfenstreiche nerven mich schon genug. Was ist das überhaupt für ein Kriterium für die Bedeutung solcher Rituale? Und können wir nicht endlich mal das Mittelalter (Ritter, Arthur, Camelot, Salbungen, Ölungen) hinter uns lassen? Charles, „die Würde in Person“? Und was war das nochmal mit dem Tampon? – Thomas Manthey

 

Ich möchte die Aussagen von Frau Rietz um einen Aspekt ergänzen. Sie hält die parlamentarische Monarchie für die beste aller Staatsformen und fragt, ob wir uns nicht etwas von den Briten abschauen könnten, weil sie den bundesdeutschen Verfassungspatriotismus für „unsinnlich“ hält. Ihrer Argumentation vermag ich durchaus zu folgen. Allerdings braucht man nicht unbedingt eine Monarchie, um das zu erreichen, was für Frau Rietz in Deutschland zu kurz zu kommen scheint. Die US-Amerikaner haben den Präsidenten und die First Lady als Ersatz. Bestes Beispiel JFK und Jackie. Die Franzosen haben ihren Staatspräsidenten, der quasi der Ersatz-König ist. Selbst in Deutschland gelangt dies zweimal: Warum wurde denn das Präsidentenehepaar Wulff so herausgehoben? Auch, weil das Ehepaar Wulff so repräsentabel war. Das gilt auch für das Ehepaar Weizsäcker. Die Blässe der BRD bzw. ihrer (obersten) Repräsentanten lässt sich historisch nur bedingt begründen und wenn dann eher als reaktive Ablehnung des geschmacklosen Prunks Wilhelms II und zudem über die preussisch-protestantische Neigung zur Askese. Es hat vielmehr damit zu tun, dass man verdiente Parteisoldaten versorgt oder evtl. mißliebige Konkurrenten hoch – und weglobt. Das durch dieses Vorgehen das Bedürfnis nach Sinnlichkeit oder Würde etc. zu kurz kommt, der Nation auch ein Vorbild fehlt usw., spielt keine Rolle, weil es (ausschließlich) um Macht und Opportunität geht. Bedauerlich, weil zu kurz gedacht und falsch empfunden. Und ja, wir könnten uns von den Briten oder anderen etwas abschauen. – Gerd-Rüdiger Erdmann

 

Ich habe viele Sätze zweimal gelesen, weil ich es nicht glauben konnte. Dann habe ich mich gefragt, ob mir mein Sinn für Satire abhanden gekommen ist. Schließlich verdichtete sich mein Anfangsverdacht: Frau Rietz meint es ernst. Strafmildernd kann man ihr allerdings den folgenden Satz von Ewigkeitswert zugute halten, aus dem eine gewisse Einsicht spricht: „Im strengen Sinne nötig sind Monarchien natürlich nicht“. Mein Bedürfnis, „Teil einer höheren Ordnung zu sein“ ist anscheinend nicht sehr ausgeprägt, und wer ich bin habe ich auch ohne Rituale entdeckt. Nicht nur darum widerspreche ich Frau Rietz mit großer Entschiedenheit: Die parlamentarische Monarchie ist nicht die beste Staatsform!! Ihren Kollegen Johannes Schneider erinnerte Charles bei der Krönung an gleicher Stelle an einen unglücklichen Prinz Karneval und er stellt abschließend fest, „dass so ein König von Gottes Gnaden eigentlich eine ziemlich komische Idee ist in einer säkularisierten Welt“. Ich möchte ergänzen: Wenn der Abbau von Ungleichheit in der Welt unser Anliegen ist, dann sollten wir keinen Popanz aufbauen. – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbriefe zu „Schwerpunkt Wärmewende“ von Max Hägler et.al.

 

Was passiert gerade mit einem bekannten Hersteller von Wärmepumpen in Deutschland? Wird die bekannte Zerstörung der deutschen Solarindustrie nun eine sogenannte Blaupause für die deutsche Wärmepumpen-Industrie? Es dürfte unstrittig sein, dass die Produktion von Wärmepumpen künftig ein ertragstarkes Geschäftsfeld für jeden Herstellerkonzern sein wird. Auch deshalb, weil die deutsche Politik die gewollte Anschaffung von Wärmepumpen mit hohen finanziellen Preis-Zuzahlungen an die deutschen Immobilieneigentümer stützen muss. Haben die deutschen Wirtschaftsbosse und die deutschen Politikverantwortlichen verstanden, dass letztendlich bei einem Verkauf deutscher Hersteller von Wärmepumpen an ausländische Konzerne hohe Summen deutscher Steuergelder oder anders formuliert Subventionen, indirekt an ausländische Konzerne gezahlt werden. Haben sie auch verstanden, dass dann auch dieser Industriebereich (ähnlich wie die Solarindustrie) für den Industriestandort Deutschland verloren sein wird? – Ludwig und Jana Degenhart

 

Um den Begriffswirrwar etwas einzu“dämmen“ hier der Hinweis: Um etwas vor Wärmeverlust zu schützen dämmt man ( siehe hierzu auch Titelblatt oben rechts ) Um sich vor elektrischem Strom zu schützen isoliert man. ( Kabelummantelung ) Um ein Bauteil vor Feuchtigkeit zu schützen wird abgedichtet Soweit die Sprachregelung der Bauschaffenden. – Josef Roman Straub

 

Sie sprechen mir aus der Seele. Ich bin vor einem Vierteljahrhundert in ein Berliner Mietshaus aus dem Jugendstil gezogen, nicht nur wegen seiner Schönheit, sondern auch wegen seiner klugen, nachhaltigen Baukunst mit dicken Wänden und Kastenfenstern mit ihrem ausgeklügelten energetischen Prinzip. Ich hatte jahrzehntelang bis heute sehr geringe Heizkosten, obwohl die Kastenfenster nie gewartet wurden. Jetzt werden im Rahmen der sog. energetischen Sanierung die wunderschönen Kastenfenster mit ihren ziselierten Messinggriffen aus dem Jugendstil herausgerissen und durch schneeweiße Plastikfenster mit Plastikgriffen ersetzt. Was ist daran nachhaltig? Ich trauere wirklich um diese sinnlose Zerstörung von architektonischem Kulturgut, das den Zweiten Weltkrieg überlebt hat, nicht aber den Vermieter. Ich wundere mich, dass es so wenig Proteste in der Bevölkerung und bei Fachleuten dagegen gibt. Auch vom gesundheitlichen Aspekt her ist diese Abdichtung der Wohnungen nicht unbedenklich, da sie zu einer Konzentration von Schadstoffen in der Raumluft führt, insbesondere, wenn man wie ich an einer verkehrsreichen Straße lange lüften muss. Jetzt muss ich auch noch die Klage des Vermieters überstehen, weil ich die Duldungserklärung für die Modernisierungsmaßnahme nicht unterschrieben habe. Mache ich auch nicht. – Marianne Nossel

 

„Millionen Hausbesitzer sollen bis 2030 den Wärmeschutz ihrer Gebäude verbessern. Die Kosten sind für viele erdrückend“ heisst es im Untertitel. Falls es sich um Mietwohnungen handelt kann man den Mietern doch einfach die Miete erhöhen. Sind die Mieter knapp bei Kasse, gibt es einen Mietzuschuss vom Sozialamt. Interessant kann es in Baden-Württemberg werden, dem Land notorischer Häuslebauer. Manche da haben zwei oder drei Hütten, zum Teil mit Hypotheken belastet. Das kommt eben vom vielen „schaffe, schaffe, Häusle baue“ Und die Dämmung überhaupt? Nichts wird so heiss gegessen wie es auf den Tisch kommt. Und irgendeine Lobby wird sich finden, die die Dämmung abdämmt. Wer nicht dämmt, wird der bestraft? Mit Enteignung etwa? „Dämm it“ – Hans-Emil Schuster

 

Mein Frust nach über 30 Jahren Energieberatung ist nicht neu. Seit den 90-ern erklärten mir Hauseigentümer unentwegt: „Wärmeschutz lohnt sich für mich nicht“. So verharrte die Modernisierungsrate bei nur einem Prozent jährlich und heute zahlen sie die Zeche. Tatsächlich hätte sich Dämmung immer dann gelohnt, wenn ohnehin Dach oder Fassade saniert wurde. Besonders alle 18 Millionen Dachböden und Kellerdecken könnten längst gut gedämmt sein, denn das war schon ohne jede Förderung wirtschaftlich. Seit vor ca. 20 Jahren die Energieberatung zur reinen Förderberatung wurde, bin ich da raus. Solche Förderprogramme sind Verhinderungsprogramme. Die damit verknüpfte Pflicht zur Begleitung durch Energieberater und Erstellung von Energiebilanzen blockierte jeden Fortschritt. Alle Einzelmaßnahmen am Haus sind ökologisch, ökonomisch und bauphysikalisch sinnvoll. Viele Eigentümer hätten mit ihrem Ersparten mal die Wand und dann das Dach gedämmt – gäbe es nicht die lähmende Bürokratie für mickrige Kredite. Daran ändert sich bis heute nichts, baulicher Wärmeschutz als unverzichtbares Fundament jeder Energiewende bleibt im ministerialen Förderdschungel auf der Strecke. – Johannes Zink

 

Städtebau ist stets Zeugnis des architektonischen Wandels der letzten Jahrhunderte; Hamburg hat davon einiges wirklich Schönes zu bieten. Trotzdem stehen u. a. die sogenannten ‚Grindelhochhäuser‘ (ortsfremden sei gesagt, sie sind wirklich keine Augenweide) unter Denkmalschutz, da sie Zeugen einer Bauepoche sind. Wir dürfen nicht das übergeordnete Ziel „Klimaschutz“ zugunsten nostalgischer Gedanken vernachlässigen. So ‚spotten‘ wir doch auch über die bayrische Blockade, Windräder in die ach so schöne bayrische Landschaft zu stellen. Ich bin sicher, findige Ingenieur:innen werden kurz – bis mittelfristig attraktivere Sanierungslösungen entwickeln … und einige der bis dahin sanierten Immobilien werden dann womöglich auch irgendwann unter Denkmalschutz stehen … als Zeitzeugen der großen Herausforderungen, in denen wir uns in den zweitausendzwanziger Jahren befanden. – Stephanie König

 

Die Lektüre dieses Artikels hat mich sehr traurig gemacht. Die schönen alten Häuser in unseren Städten, die das Herz mit ihrem Fachwerk, mit den die Phantasie beflügelnden Erkern und Schmuckfassaden erfreuen und uns auch in der grau-tristen Coronazeit Kraft und heilsamen Trost spendeten: künftig in Plastik formierte Einheitspakete wie in einem riesigen Amazonlager? Ein Gang durch die Stadt sollte wie ein Waldspaziergang sein, der uns so gut tut, weil er alle Sinne anspricht – ist Architektur im Idealfall doch nichts anderes als eine Ausdehnung der Natur in den vom Menschen geschaffenen Bereich hinein. Wie ein Kunstwerk nach Goethe auch „Lebenssteigerung“ bedeuten muss, so ist dies auch von guter Architektur zu erwarten; sie soll Lust machen, sie mit den Blicken zu berühren, was gleichzeitig unser Erinnerungs- und Vorstellungsvermögen befeuert und unsere Träume Illustriert. Man stelle sich nur einmal vor, welch stumpfsinnige Schatten solche baulichen Einheitspakete werfen werden. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Der Vergleich, dass Häuser durch Wärmedämmung wie Scheiblettenkäse luftdicht in Plastik eingeschweißt werden, ist blanker Unsinn, den sich auch eine neue Querdenkerbewegung gegen die Fassadendämmung hätte ausdenken können. Tatsächlich stehen zur Fassadendämmung luftdurchlässige Materialien wie Stein – oder Holzwolle zur Verfügung. Davon abgesehen lässt bereits der Innenputz so gut wie keine Luft durch. Die atmenden Wände sind ein Mythos aus dem 19. Jahrhundert, durch Messfehler des Hygienikers Max von Pettenkofer entstanden und längst widerlegt. In Wirklichkeit findet der Luftaustausch fast ausschließlich durch undichte Fenster und die Übergänge zwischen Fenster und Wand sowie durch das Lüften statt. Die Fassadendämmung mit geeigneten Materialien verschlechtert daher nicht den Luftaustausch und kann die Schimmelbildung an schlecht gedämmten Bauteilen verhindern. Herr Rauterberg, bei naturwissenschaftlich – technischen Themen reicht es nicht sprachgewandt zu sein, bitte das nächste Mal Erkundigungen bei Fachleuten einholen! – Jürgen Klute

 

Hausbesitzer:innen müssen nicht nur sich, sondern bald auch ihre Häuser warm anziehen. Denn das Europäische Parlament macht ernst mit seinen Energieeffizienz – und Sanierungsvorgaben für Gebäude. Nun geht natürlich das große Gejammer los: Wie soll das finanziell zu stemmen sein? Und dann auch noch bei grassierendem Handwerkermangel? Die Schuldigen sind schnell ausgemacht: Die grüne Politik hat es auf die Häuslebauer:innen abgesehen und verleidet ihnen die Freude am eigenen Domizil. Was in Ihrem Artikel leider völlig fehlt, ist eine kritische Auseinandersetzung mit den stetig gestiegenen Ansprüchen an das eigene Zuhause; vor allem was dessen Größe betrifft. Denn schon seit Jahrzehnten wächst die beanspruchte Wohnfläche pro Kopf – laut Umweltbundesamt lag sie 2021 bei 47,7 Quadratmetern. Eigentümer:innen scheinen sich zu lange in der Sicherheit gewiegt zu haben, dass sie von hohen Kosten beim Heizen und Sanieren verschont bleiben und haben ihr Geld lieber in mehr Fläche, anstatt in die Energieeffizienz gesteckt – obwohl der Klimawandel ja nicht erst seit Kurzem bekannt ist. Das rächt sich nun nachträglich. Eigentum verpflichtet! Selten war dieser kurze Satz so wichtig wie heute: Denn was man mit seinem Eigenheim anstellt, ist mitnichten eine Privatsache. Überdimensionierte Einfamilienhäuser werden immer mehr zu einer Belastung der Allgemeinheit. Sie verbrauchen viel Energie und Platz und schaden dadurch u.a. dem Klima und der Artenvielfalt. Die internen Kosten für den Bau werden durch Eigen – und Fremdkapital der Häuslebauer:innen gedeckt, während die externen Kosten rücksichtslos auf die Gemeinschaft abgewälzt werden. Damit muss endlich Schluss sein: Es wird höchste Zeit, dass die Illusion verpufft, dass sich jede:r ein großzügiges Haus leisten kann. Denn mit luxuriösen Wohnansprüchen geht auch eine besondere Verantwortung für die Gesellschaft und das Klima einher. – Martin Reinecke

 

Stimmt, ein mächtiger Gleichschaltungsdrang scheint die deutsche Baulandschaft zu durchziehen und Ihre Sorge gilt den letzten Orten von architektonischer Vielfalt, den alten Häusern. Das teile ich mit Ihnen, als Architekt im Denkmalschutz. Wenn auch nicht unbedingt widersinnig, zumindest aber vertan, finde ich es, Klima – und Kulturschutz gegeneinander auszuspielen. Ihr Artikel über die gedämmte Stadt als kulturelle Katastrophe lässt sich nur so verstehen. Zum Phänomen: Dass unsere Städte in großen Teilen bereits so daherkommen, wie Sie es als Horrorvision zurecht beschreiben, das liegt meist eher an baukulturellen Schienenstellungen, die nicht im Klimaschutz wurzeln, sondern in Bereichen von Baurecht, Ökonomie und Stadt – und Architekturtheorie. Das aufwändige Deduzieren von Gebäuden aus den engmaschigen Vorgaben des Baurechts und dem Interesse der Ökonomie sind es, die in erster Linie zum uniformen Bauen in Deutschland führen, dessen Resultate eher Regel – und Normendiagramme sind als individuelle Kunstwerke im klassischen Sinn. Hinzu kommt eine, in den zurückliegenden drei Jahrzehnten machtvolle, konservative Architekturauffassung. Deren formuliertes Ziel war genau jene von Ihnen gelobte „feingliedrige, luftige, verspielte, heitere und sanft verwitternde, patinierte Fassade“ – ein traditionalistischer Anspruch, eine neue Architekturkonvention zu etablieren. Ihre Hegemonie aber führte zu zusätzlicher formaler Verengung architektonischer Möglichkeiten und letztendlich zu individuell gefertigter, jedoch uniformer Anzugsware und sentimentalen Rekonstruktionen. Schließlich sei noch erwähnt, dass der Architekturberuf in Deutschland, durch seine starke Konzentration auf Bau – und Konstruktionsinhalte und Zurückdrängung Jüngerer, anders als in anderen Staaten, sich seines visionären und entwerferischen Potentials institutionell selbst beraubt. 

Angst um unsere Baudenkmäler aber sollten wir nicht haben. Ich bin überzeugt, weder dem Römerberg (Fachwerk), der Mathildenhöhe (Jugendstil) oder auch weniger prominenten Architekturensembles droht Gefahr durch Wärmedämmung. Auch nicht dem Tiergartenviertel und anderer „schwebender“ Nachkriegsmoderne. Der Denkmalschutz steht sicherlich vor neuen Herausforderungen, aber seine Existenz stellt niemand in Frage. Eine „Totalverdämmung“ ist nicht in Sicht, auch wenn es tatsächlich im Denkmalschutz kein „weiter wie bisher“ geben kann. Eine Überschätzung des Gebauten aber bringt uns nicht weiter. Über die Jahrhunderte hinweg, erhält sich Architektur nicht, weil sie gut oder schön gebaut ist, sondern weil Menschen bestehende Architektur immer wieder neu entdecken, denken und aktiv um ihren Fortbestand bemüht sind. Es gibt keine Architektur, die Menschen bewegt und einnimmt, die nicht umgekehrt von Menschen genutzt, instandgehalten und inszeniert wird. Umgekehrt aber, wird es keine kulturelle Umwelt mehr geben, die dies auf sich nimmt, wenn die ökologische Umwelt hoffnungslos verödet ist. Bauen für die romantische Archäologie einer fernen Zukunft, das wäre ein zynisches Ziel. Sie sagen, ihre Antwort sei die einzige: Keine Dämmung! Deshalb muss ich fragen: Und dann? Den Ruf nach Klimaschutz und Dämmung können wir ignorieren. Wir können uns ihm verschließen. Aber lohnender, und darin liegt mein Anspruch als Architekt im Denkmal, ist es dem Wandel als Herausforderung begegnen. Ihn als Chance begreifen, auch um die festgefahrene Ödnis zeitgenössischer Architekturproduktion durch neue Formen und neue Perspektiven, zu überwinden, auch kreativ zu sein, im „Verpacken“ von Häusern, für den Umzug in eine neue Zeit. Dazu jedoch braucht es jetzt in Deutschland mehr Offenheit, mehr Forschung, mehr Experiment. So dass wir von der Dystopie einer schon existierenden kulturellen Katastrophe prohibitiven Bauens wieder zu einem architektonischen Zukunftslabor werden. – Markus Podehl

 

Ich bleibe beim „Damn it!“ Ich halte wenig von der WDV-Dämmung. Und die Förderung ist auch zu kompliziert und einseitig. Warum soll ich mir Styropor auf die Wände kleben? Das ist angeblich nach 15 Jahren erneuerungsbedürftig und brennt im Brandfall ganz fürchterlich. Natürliche Dämmung ist dann wieder teurer, aber eben nachhaltig. Auch sind die Förderungsbedingungen von Afa oder KfW zu undurchsichtig, bzw. zu kompliziert. Wir haben ein älteres Haus. Eine 5-10cm Naturdämmung würde sicherlich schon viel ausmachen, aber es muß ja dann die Stufe 40 erreichen, sonst gibt’s nichts. Will man selbst dämmen wird es noch komplizierter. Warum soll man sich das antun? Bei den Klimaschutzvorhaben der Bundesregierung fühle ich mich langsam nicht mehr abgeholt. Bisher war es so: wollte man auf freiwilliger Basis etwas für den Klimaschutz tun (nach dem Motto: Veränderung fängt bei Dir selbst an), konnte man auf Fleisch verzichten, ÖPNV fahren, klimabewußt verreisen, sein Haus dämmen etc. Machte man das für ein Jahr, hatte man solange ein gutes Gewissen bis ein Superreicher mit seiner Superyacht quer übers Mittelmeer bretterte und ein Jahr Klimavorbild war im Eimer. Wer’s mag. Nun wird das Ganze auch noch gesetzlich vorgeschrieben! Der Einzelne muß demnächst eine klimafreundliche Heizung einbauen. Er muß demnächst ein batteriegetriebenes Auto fahren. Er muß demnächst dämmen.

Und er muß bald mehr für die CO²-Tonne zahlen, wenn die EU-Pläne umgesetzt werden. Von der geplanten Erhöhung des CO²-Preises sind aber Yachten und Privatflugzeuge ausgenommen (die Yachten wohl vielleicht nicht, aber da hat die entsprechende Lobby bestimmt noch nicht das letzte Wort gesprochen). D.h. jetzt spare ich gesetzlich vorgeschrieben ein Jahr vorbildlich CO² ein und dann donnert wieder einer mit der Superyacht von St. Tropez nach Mykonos und meine gesetzliche Sparvorlage ist wieder im Eimer! Geht’s noch?!!! Ja es muß alles klimafreundlicher werden. Keine Frage – bin ich dabei. Aber wenn es jetzt gesetzlich vorgeschrieben wird, dann bitte für alle! Dann muß auch ein Tempolimit her. Dann müssen CO²-Subventionen (Flugbenzin, Dienstwagen etc.) gestrichen werden. Dann müssen ressourcenverplempernde Großautos empfindlich teurer werden. Dann müssen Kurzstreckenflüge weg und Privatyachten und Privatflugzeuge teuerst sanktioniert werden. Und dann müssen alle mit anpacken. Jeder wie er kann. Denn die Energieveränderung ist teuer. Oder man steuert es durch Anreize. Warum denkt man nicht über einen KfW-Soli nach. Die KfW vergibt zinslose Kredite fürs Dämmen, die Heizung und das E-Auto und jeder zahlt zurück wie er kann bis zum Lebensende. Und wenn es nur 5€/Monat sind. Und der KfW-Soli ist gestaffelt: kleine Einkommen zahlen 0,5% vom Einkommen und große bis zu 5%. Nur als Idee, gibt bestimmt auch andere. Und warum gibt es keine EU-Initiative dazu? Wo ist die EU bei alldem? Bei Corona war es plötzlich möglich Staaten zu fördern und Geld auszugeben? Warum nicht beim Klimaschutz? Warum macht wieder jedes Land alles allein? Und das Klimadrama der jetzigen Regierung ist auch nicht mehr mit anzusehen. Bei der FDP heißt ihre Freiheits-Ideologie: Freiheit, das ist immer Freiheit auf Kosten anderer. Bei der SPD darf man wieder „Respekt“ vor der Allwissenheit des Kanzlers haben. Und die Grünen geben überall nach. Warum soll ich dämmen? P.S. Wir wohnen am Waldrand. Bis 2030 haben wir bestimmt eine Zunahme an Waldbränden (siehe die Provinz Alberta z.Zt.). Da erübrigt sich dann das Dämmen sowieso. – Wolfgang Michel

 

Fießmann – die große Verheizung. Auch mal ein Anlass, über die unternehmerische Klasse in Deutschland nachzudenken. Leidenschaft und vor allem Pflichtbewusstsein muss man den Entscheidern absprechen, die sich doch mit diesen 2 Attributen gerne im Rampenlicht wähnen. Eine Blamage, die hoffentlich im deutschen Mittelstand keine Schule macht. – Christian Leutheußer

 

Ihr Beitrag gehört als Leitartikel auf Seite 1! Er zeigt eindrücklich welchen irren und wirren Wegen wir als Bürger und Eigentümer, dank einer regelrechten Verbots – und Gebotsmanie grüner Umweltaktivisten, inzwischen ausgesetzt sind! Ich warte nur auf den Tag, an dem unsere Parlamentarier in Europa endlich von ihren eigenen Plänen und Vorschriften eingeholt werden und ihr stolzer Belle Époque Balkon an Nizzas Strandpromenade zur Hälfte in Styropur verschwunden ist. Erst Minister Habecks Heizungsverbote und nun Europas Dämmstoffwahn, unausgegoren, gegen den Willen der allermeisten klar denkenden Menschen und vor allem, mit Verlaub das ist fast noch schlimmer, mit einem nur aus sozialistischen Zeiten bekannten Einheitsbrei, dass einem bestenfalls schlecht werden kann. Holt am besten die große Abrissbirne und macht alles einmal Neu in A+++, nur dass bis dahin auch die letzte Ressource im Einheitsneubau verschwendet sein wird. – Thomas Harnisch

 

In einigen Teilen pflichte ich Ihnen bei, in weiten Teilen jedoch nicht. Zunächst ein – mal: haben Sie denn einen Vorschlag, wie die deutschen Hausbesitzer auf die extrem steigenden Energiekosten reagieren sollen? Und wie Klimaschutz im Gebäudebereich zu realisieren wäre? Nein? Ich würde mir sehr wünschen, dass die Redakteure der von mir so geliebten ZEIT etwas besser recherchieren und nicht so tendenziös berichten würden. Im Einzelnen: Ja, die EU plant die EPBD-Richtlinie, mit Hilfe derer die energetisch schlechtesten Häuser auf bessere Effizienzklassen gebracht werden müssen. Aber: ist dies falsch? Bei Heizenergieverbräuchen von > 250 kWh/m2a zahlt der Bewohner einer 100 m2 großen Wohnung:

 – Bei Gas 3.000 € Heizkosten pro Jahr (12 ct/kWh)

 – Bei Öl 2.275 € Heizkosten pro Jahr (aktuell 9,10 €/l)

 – Bei Wärmepumpen (JAZ bestenfalls 2 in sehr schlecht gedämmten Häusern)

4.750 € pro Jahr (38 ct/kWh – sofern nicht der Staat wieder mit x Milliarden € die Energieverschwendung sponsort). Die jeweiligen CO2-Emissionen lassen wir mal außen vor …

Ihnen ist schon klar, dass gerade in solchen Gebäuden Personen leben, denen es finanziell nicht so gut geht? Haben Sie eine Idee, wie man dieses Problem anders als mit geringfügigen Dämmmaßnahmen lösen kann? (meine Cousine und ihr Mann – Rentner, geringes Einkommen – z.B. wohnen in einem alten Gebäude in der Rhön mit Nachtspeicherheizung – davon gibt es mehr als 1 Mio. in ganz Deutschland – und hatten in 2021 Stromheizungskosten von > 500 € pro Monat – bis ich dafür sorgte, dass in wenigen Stunden die Decke ihres Gebäudes mit 35 cm Dämmung versehen wurde, zu Gesamtkosten von 2500, – €, und ihr Heizstromverbrauch um ca. 30% sank. Das Ganze können Sie sich gerne in einem Film des HR angucken (leider nicht mehr in der Mediathek verfügbar, ich habe diesen Film je – doch und könnte ihn Ihnen zur Verfügung stellen). In diesem Fall wurde die Verbesserung des Gebäudes gleich um 3 Effizienzklassen zu Kosten realisiert, die sich in 3 Jahren amortisieren. Ist das etwa falsch? Was ist daran zu kritisieren? Wäre vielleicht hilfreich, auch solche Beispiele zu bringen und nicht nur Katastrophenzahlen zu veröffentlichen.

Und: Um ein altes Wohngebäude von Effizienzklasse „H“ (EU-Klassen) auf z.B. „E“ oder „F“ zu bringen – was geplant ist, sind mitnichten hohe Sanierungskosten erforderlich. Schon für weit unter 10.000 € pro Gebäude ist dies möglich! Siehe das vorgenannte Beispiel. Übrigens: Die ZEIT ist in HH ansässig. Diese Stadt ist nicht nur geprägt von der norddeutschen Backsteinarchitektur, sondern deren Wände auch von einer besonderen Bau – weise: dem zweischaligen Mauerwerk nämlich. Den Luftspalt in diesen Wänden (diese Bauweise kommt bei 30% der deutschen Gebäude vor 1 ) kann man mit sehr geringem finanziellen Aufwand (ca. 4.000 € pro EFH) dämmen und den Energieverbrauch des Gebäudes um bis zu 20% senken. Ähnliches gilt für die Dämmung der oberen Geschoßdecke (s.o.) Wäre nett gewesen, wenn Sie auch auf die niedriginvestiven Dämmverfahren hingewiesen hätten. Zu den Kosten: Vielleicht sollten Sie in Zukunft

 – Entweder Organisationen fragen, die sich auskennen (das FIW, Energieinstitut Hessen, Energiekonsens, gerne auch IPEG)

 – Oder kurz ein paar Handwerker anrufen – dauert nicht lange, aber nicht Organisationen, die mit schlecht bezahlten PraktikatInnen arbeiten und schlichtweg keine Ahnung haben: CO2-online nämlich. Eine sauber recherchierte Kostenübersicht liegt bei.

Die Kosten für ein WDVS liegen mitnichten bei ab 90 € pro m2. Bitte nennen Sie mir eine Firma, die das zu den Konditionen durchführt, ich würde sie sofort beauftragen! Tatsächlich jedoch gehen die Kosten bei 150 € pro m2 los. Eine Kellerdecke von unten für 18 €/m2 dämmen? Wer macht das in Deutschland bitte. Das sind ja allein die Materialkosten! Die Kosten sind i.d.R. 5x höher (die 1 Quellen: FIW München, Energieinstitut Hessen, Energiekonsens Bremen u.a. Dämmung der Kellerdecke nämlich ist eine der kompliziertesten und damit teuersten Maßnahmen überhaupt. Ich rate dazu, in den eigenen Keller zu gehen, sich die Decke anzuschauen und zu überlegen, wie lange das wohl dauern würde, fachgerecht zu dämmen. Allein die angegebenen Kosten zur Dämmung der Decke in Höhe von 24 – 30 €/m2 sind korrekt. (womit Sie sich selber ausrechnen können, dass die in den Medien kolportierten Kosten von > 100.000 €, um die EPBD-Richtlinie zu erfüllen, absoluter Nonsens ist.

Vielleicht investieren Sie 29,90 € in das Buch „Richtig dämmen – ein Bauherren-Ratgeber für Sanierung und Neubau“ (STIFTUNG WARENTEST)? Das Buch liest sich sehr gut und gibt einen umfassenden Einblick in die Chancen, Kosten, Problematiken der energetischen Altbausanierung. Oder Sie studieren die wiss. Untersuchung des Energieinstitutes Hessen unter https://www.ipeg-institut.de/files/studie_niedirginvestive_energiespartechnik-2nied – rigstauflo__sung.pdf – kostet nix, liest sich ebenfalls gut und ist umfangreich bebildert und mit Grafiken versehen. In dieser Studie wird nachgewiesen, dass durch niedriginvestive Dämmverfahren (z.B. die genannte nachträgliche Kerndämmung von zweischaligem Mauerwerk, oder die Dämmung der OGD, oder der Gebäudetrennfugen, oder des zweischaligen Flachdaches (Bungalow oder Hochhaus), oder des Drempels, oder der nicht gedämmten Dachschräge (in Summe > 2,5 Milliarden m2 Gebäudehülle) ca. 25% Heizenergie, bzw. 184 TWh, bzw. 58 Mio. to CO2, deutschlandweit eingespart werden können, und das bei einem ROI über alles von 8,1 Jahren. Oder Sie lesen den Artikel Ihres Kollegen Karl Grünberg (ZEIT online) vom 11. März d.J. „Die nächste Kälte kommt bestimmt) Ein letztes: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass insbesondere Politiker starr und stur auf ihren Aussagen bestehen, meistens auch Journalisten, nach dem Motto: „was ich geschrieben, bleibt geschrieben“ (Pontius Pilatus). Vielleicht haben Sie, hat die ZEIT, die Größe, den betr. Artikel zu korrigieren bzw. richtigzustellen? Würde mich sehr freuen! – Arnold Drewer

 

Ihr Artikel ‚Verbaute Zukunft‘ spricht mir aus der Seele. Zugeklebte Stuckfassaden der schönen alten Häuser haben wir doch bereits genug aus den 60iger und 70iger Jahren, in denen die Häuser verklinkert wurden, um den regelmäßigen Anstrich zu sparen. Wir wohnen in einem Haus von 1909 mit hübscher Fassade zur Straße. Wenn wir die Fassade dämmen wollten, würde die Fassade hinter hässlichen Styropor – (oder anderen Dämm-)platten verschwinden und wir müssten alle Fenster erneuern. Außerdem taucht noch ein anderes Problem auf: Unser Dach wird durch eine wunderschöne alte Blutbuche (gehört den Nachbarn) auf der gesamten Südseite fast vollständig verschattet und auf der Westseite steht eine große alte Linde, die uns gehört. Sollen zukünftig alle Bäume gefällt werden, damit kein Schatten auf die Dächer fällt und man eine Photovoltaikanlage installieren kann? Die Bäume sorgen im Sommer für kühle Temperaturen im Haus (spart die Klimaanlage). Es kann doch nicht sein, dass plötzlich der Naturschutz keine Rolle mehr spielt. Werden die Fällgenehmigungen aufgrund der Wärmedämmung in jedem Fall erteilt? Man ist als Hausbesitzer verunsichert und muss die hohen Abschläge bei den Gas – und Stromanbietern irgendwie bezahlen. Alle sparen doch sicher schon, wo es nur geht. Leben wir inzwischen in einer Diktatur? Natürlich möchten auch wir umweltfreundlich heizen, aber wie? – Gudrun Kolberg

 

Ich bin schockiert ob der Einseitigkeit und Pauschalisierungen in dem Artikel auf ZEIT ONLINE lesen: https://www.zeit.de/2023/19/waermedaemmung-baubranche-neubauten-staedte?wt_zmc=sm.ext.zonaudev.mail.ref.zeitde.share.link.x. Das Niveau der Bild-Zeitung ist erreicht, ich hatte mir eine differenzierte Herangehensweise erhofft. Gerade bei einem so wichtigen Thema, was im Diskurs von Falschbehauptungen und Gefühlen geprägt ist. – Benjamin Dinkel

 

Im Winter 22/23 haben wir in unserer Eigentumswohnung im Altbau mit einer modernen Gas-Brennwert-Anlage 5300 kWh Erdgas für Heizzwecke verbraucht. Die Wohnung hatte in Wohnräumen 20 °C. Wir haben gespart und der Winter war recht mild. Ich habe damit über die Heizperiode genauso viel Kohlendioxid* erzeugt, wie ein Urlauberpaar, was einmal nach Gran Canaria, Azoren, Türkei oder Ägypten geflogen ist. Flugreisen werden stark beworben, das nächste Flughafen-Terminal ist in Planung oder im Bau. Wieso sollten die Eigentumsbesitzer fünfstellige Euro-Investitionen in die Hausdämmung und Wärmepumpe investieren, wenn über 50 % der deutschen Urlauber in ihrer Freizeit mit dem Flieger fossile Brennstoffe verbrennen und das noch stark steuerlich subventioniert wird?

*4000 km Entfernung und zurück mit 2 Personen sind 16.000 km. Kerosinverbrauch (voller Flieger) konservativ angenommen von 3,5 L/100 Km. 160 x 3,5 L/100 Km sind 560 L Kerosin (das entspricht etwa 5600 KWh). – Klaus Pohl

 

Es ist sehr schön, dass Sie sich so sehr für die Architektur interessieren und engagieren. Allerdings vergessen Sie dabei folgende Aspekte: Gebäude sollen nicht nur der Schönheit dienen, sondern haben auch Funktionen: Sie schützen Menschen vor der Witterung. Sie sind unsere zweite Haut, die nicht wie das Wechseln der Kleidung dem jeweiligen Wetter angepasst werden kann. D.h., ein Haus muss dauerhaft vor Wind, Stürmen, Regen, Sonneneinstrahlung, Hitze, Schnee, Eis und Kälte schützen können. Das Wärmen ist wichtig für die Wohngesundheit der Bewohner, vor allem von Kindern, Kranken und alten Menschen. (In England sind bereits arme alte Menschen im Winter erfroren aufgrund schlechter Altbauten und fehlendem Geld für Heizmaterial.) Eine ähnliche Bedeutung für die Hygiene und Gesundheit wie das Wasserklosett, hat auch die wärmeisolierende Hülle der Gebäude. Genau hier, beim Wärmen und Kühlen, zeigen Altbauten große Defizite. Bund, Länder, Kommunen, Institutionen und Firmen ertüchtigen ihre Immobilien. Die jeweiligen Gebäudehüllen werden bauphysikalisch berechnet, bewertet zum Festlegen der notwendigen Dämmmaßnahmen. Gebäude sind Individuen wie Menschen. Dazu passend wählen die Architekten kreativ aus dem Repertoire, was der Stand der Technik, seine beständige Weiterentwicklung der Fassadenverkleidungen bietet. Dabei sind WDVS Wärmedämmverbundsysteme mit Dämmungen aus Polystyrol, Phenolharz, Polyurethan, Mineralfaser, Steinwolle, seltener Holzfaser nur ein Teil. Es gibt verschiedenste Arten von vorgehängten Fassaden aus unterschiedlichsten Materialien, Oberflächen, Farben, Dimensionen: Faserbetontafeln, Keramikelemente, Natursteine, Sichtmauerwerk, Metalle (Streckmetall, Lochblech, Wellen, etc.) und Hölzer aller Art etc., gewöhnlich in Kombination mit Mineral – oder Steinwolle Dämmung. So entsteht eine sehr große Vielfalt. D.h., der von Ihnen wahrgenommene Einheitslook ist subjektiv selektiv und nach meiner Kenntnis nicht zutreffend (siehe Fachzeitschriften).

Private Bauherren haben meist ein geringeres Budget. Sie neigen deshalb meist zur kostengünstigsten Variante. Das sind die WDVS mit den Kunststoffen. Aber auch hier gibt es Spielraum. Die Fensterebene kann verändert werden, entweder in die Dämmebene oder bündig mit der Wand, so dass die Rahmen überdämmt werden und einen Anschlag erhalten können. Falls vorhanden, kann die Rollladen – oder Jalousieebene verändert werden. Es muss keine tiefen Leibungen, Löcher, Schießscharten geben. Es können bei Bedarf Fenster um die Brüstung nach unten vergrößert werden. Es gibt verschiedene Putze, Gliederungen sind möglich und das Verwenden von zusätzlichen andersartigen Materialflächen (Keramik, Holz) und Farben. Es gibt viele gelungene Beispiele (Siehe Fachzeitschriften). Sowohl bei Sanierungen als auch bei Neubauten hängt es immer von den Bauherren, den Architekten, Ingenieuren und dem finanziellen Rahmen ab, ob etwas mehr oder weniger Gutes entsteht. Denkmalfassaden werden/sind natürlich zu erhalten. Hier werden die Dächer gedämmt und die Fenster erneuert. Innendämmungen sind eher die Ausnahme. Es gibt einen KfW Antrag, um bei Kommunen Gebäude als „erhaltenswerte Bausubstanz“ deklarieren zu lassen. Im Falle der Genehmigung liegen die geringeren Dämmwerte für Denkmale der Förderung zu Grunde, was privaten Bauherrn hilft.

Nach meinen persönlichen Erfahrungen sind Altbauten im Winter ganz und gar nicht kuschelig, im Gegenteil. Noch heute zieht es durch die Ritzen der alten Fenster (60er Jahre) meines ehemaligen Büros. Altbau Außenwände haben aufgrund der schlechten U-Werte (Wärmestrom durch ein Bauteil) eine viel niedrigere Oberflächentemperatur als die Raumlufttemperatur und wirken deshalb Kälte abstrahlend. (Die Wanddicke hilft bei altem Mauerwerk nichts.) Als Kind schlief ich unter einer ungedämmten Dachschräge im kalten Schlafzimmer und hatte alljährlich Angina. Auch das 60er Jahre Haus meiner Eltern war im Winter unerfreulich kalt und zugig. Darum haben wir Erben es generalsaniert, rundum warm eingepackt und können so seine Wärme im Winter und Kühle im Sommer der heißen Rheinebene genießen. Wir alle, jeder nach seinem finanziellen Vermögen mit Nutzung der Förderungen, müssen uns anstrengen und alles tun um die Klimakatastrophe zu verhindern. Laut Ihrem stellvertretenden Chefredakteur, Herrn Bernd Ullrich, bei Anne Wills Talkshow: „Ist keine Zeit mehr zu verlieren.“ – Gudrun Pirzer

 


 

 

Leserbriefe zu „Fünf Richtige“ von Kolja Rudzio

 

Seit Längerem gehöre ich zu den interessierten Lesern Ihrer Wochenzeitung. Heute schreibe ich gern eine, wie ich meine, wichtige Kritik: Ein modernes Team an Redakteuren und Journalisten sollte sich nicht nur im großen politischen, ökonomischen und sozialen Weltgeschehen kundig machen, sondern auch in der modernen Nomenklatur der Berufe. Bezug nehmen möchte ich auf Ihren Leitartikel – Fünf Richtige – Eine Viertagewoche mit Lohnausgleich? Schon seit einigen Jahrzehnten sprechen wir nicht mehr von Sprechstundenhilfen in Arztpraxen. Nachdem über lange Zeit die Berufsbezeichnung – Arzthelferin/Arzthelfer – galt , ist seit vielen Jahren die Bezeichnung -Medizinische Fachangestellte/Medizinischer Fachangestellter die offizielle Nomenklatur . Diese Bezeichnungsänderungen, die auch im Bereich des Anwalts- und Notariatswesen stattgefunden haben, dienen vor allem der Aufwertung des Berufsbildes. Somit sollte auch Ihre Zeitung diese schon seit vielen Jahren gültige Bezeichnung verwenden. – Beate Kreifels

 

Ich, 86 jährig, habe mein Berufsleben als Softwareentwickler gewirkt, ich habe sehr viel menschliche Arbeitszeit durch Microchips erledigen lassen. Umsonst, umsonst, den Karnickelwettlauf gegen die staatliche Bürokratie habe ich krachend verloren, krachend. Beispiel gefällig? Mein Einkommensteuerbescheid von 1988, arbeitende Person, umfasste 2 (ZWEI) Seiten, Bearbeitungszeit 5.11.89 bis 17.1.90 macht 64 Tage, mein Einkommensteuerbescheid von 2020, Rentner, umfasst 9 Seiten dann noch 2 Seiten gesonderte Feststellung und dann noch mal 6 Seiten Korrektur und Nachtrag, Bearbeitungszeit 2.8.2021 bis 2.5.2023 macht 639 Tage, heftig, mein Einkommensteuerbescheid von 2021 umfasst 9 Seiten dann 5 Seiten Vorauszahlungsbescheid und 2 Seiten gesonderte Feststellung, der Nachtrag steht noch aus, heftig, heftig, heftig. Mein Opa hatte mit Renteneintritt Ruhe vom Finanzamt. Ich nicht, mein Leben lang soll ich diese dämliche Einkommensteuer abliefern. Da ich nicht genau am 31.12. sterben werde müssen meine Nachkommen noch mal ne Steuer abdrücken, und nach 639 Tagen die Korrektur. Was soll das?

Ich bekomme vom Finanzamt einen Vorauszahlungsbescheid und soll jedes Vierteljahr, bitte nicht vergessen, wenige Kröten abdrücken. Warum? Unser Staat hat gewaltige Schulden, die Vorauszahlungen aller Rentner liegen im Verhältnis zu den Schulden im Promillebereich. Wo bleibt da ein winziger Blick auf die Verhältnismäßigkeit? Noch ein Beispiel: Ich erhalte einen Brief vom Finanzamt, ich soll abgedruckte Zahlen abtippen und an das Finanzamt übermitteln. Bravo. Zahlen vom Finanzamt an das Finanzamt. Wer hat sich diesen Schwachsinn ausgedacht? absurder geht es nicht, es ist die Grundsteuer. Die Grundsteuer ist ein typisches Zwei-Stufen-Spiel, in Stufe EINS werden viele Zahlen gesammelt, viele Zettel gewendet, Briefe verschickt, Gesetzestexte verfasst, ins Elster geglotzt und das Ergebnis ist eine unbedeutende Zwischensumme. In Stufe ZWEI wird diese Zahl mit dem Hebesatz multiplizier, fertig. Warum eigentlich der dämlich unnötige Aufstand in Stufe EINS? Es werden die Steuerzahler abgelenkt, vom Hebesatz der jetzt neu bestimmt wird ohne einen Steuerzahler fragen zu müssen und die Stadt Stuttgart stellt neues Personal ein und erhöht die Gehälter. Weitere Beispiele: die Bundesdatenschutz Grundverordnung, das deutsche Arbeitszeitschutzgesetz mit Dokumentation auf Papier, die Klimaabgabe fürs Heizen bei Vermietern, Inflationsausgleichsgesetzes, Reichensteuersatz, Neuerung Tabaksteuer, Führerschein-Umtausch, neue Einstufung der Typklassen, Masken im Verbandskasten, Passwort-Teilen verboten, Mehrwegpflicht in Restaurants, Lieferkettengesetz, Infektionsschutzgesetz, Mindestlohn mit zugehöriger Dokumentation, neue Heizkostenabrechnungsverordnung, IT-Sicherheitskennzeichen, Kükentöten und weiteres.

Eine Arbeitszeit von DREI Tagen die Woche ist möglich, da gibt es keinerlei Probleme, natürlich nicht mit Lohnausgleich, sehr wohl aber mit Kaufkraftausgleich. Von einem Kaufkraftausgleich will kein Gewerkschafter etwas wissen, Beamte sind auch Arbeitnehmer für die gekämpft wird. Deshalb sind die Steuern in Deutschland so hoch. Die Bäckerei-Verkäuferin ist in einer Steuerprogression die zur adenauerzeit Millionären vorbehalten war. Die kalte Progression grüßt. Eine Steuersenkung, ein Kaufkraftausgleich ist möglich und sinnvoll, und wird in Zukunft immer wichtiger und wird auch kommen. Beamte mit den Einkommensteuerformularen verheizen auch viel CO2 – die Pelletheizung wird verboten, ein Mehrfaches des Verbrauches aller Pelletheizungen wird als Papier von Behörden mit der Post durch die Gegend gekarrt: vor meiner Einkommensteuer sitze ich sieben oder zehn Tage im Jahr, verschmiere Papier, kopiere wie ein Wilder und liefere dann mit dem PKW das Kilo Papier beim Stuttgarter Finanzamt ab.

Diesen Ihren Artikel auf Seite EINS, habe ich zuerst, dann noch mindestens 5 mal gelesen, ein riesiges Kompliment an Sie und vielen Dank für Ihre Recherche. Die vorgebrachten Argumentation ist hoch ambivalent, bravo, vielen Dank an Sie. Hat sich herumgesprochen, wegen der Umwelt sollte einiges getan werden, das gilt natürlich nur für die anderen, eine bestimmte Berufsgruppe in Deutschland will eigentlich keinerlei Änderung vornehmen und schiebt alle Fakten einfach vom Tisch: Pelletheizungen werden verboten aber Papier wird immer heftiger verbraucht. 18,8 Millionen Tonnen in 2019.

Jetzt noch einige kleine Bemerkungen: Esken und Hofmann sind Gewerkschafter, deren Meinung kann übergangen werden, interessiert niemanden, wir sind auf keiner Betriebsversammlung. Wohnungsbau: Massenfertigung mit 3D-Druckern, das geht, in BW aber nicht da gibt es den Architektenzwang, Statikerzwang, und eine Bauordnung die in Stuttgart für jede Straße eine andere Dachneigung und Ziegelfarbe vorsieht. Windrad: dazu benötigt der Ingenieur eine Woche, hier in BW die Genehmigung 7 Jahre. Und dann? Dann ist die Konstruktion reif für die Tonne, hoffnungslos veraltet, die Technik hat sich weiterentwickelt, Materialien und Aufbau sind anders, Angebote der Zulieferer sind Makulatur. Die Baubehörde in Stuttgart nimmt beim Hausbau nur komplett auskonstruierte Pläne entgegen, bei Windrädern ist es nicht ganz so schlimm, aber da jedes Kind ein Windrad kennt würden zur Genehmigung zwei Zahlen reichen: Standort und Nabenhöhe. Aber bis dahin sind es noch Lichtjahre. Wer weniger arbeitet muss verzichten. Das ist natürlich ein gewaltiger Trugschluss, stimmt nicht, siehe: Mooresches Gesetz. Hier wurde genau das Gegenteil formuliert und bewiesen. Gefällt keinem Gewerkschaftler. – Ulrich Bosshammer

 

Meines Erachtens geht es bei der Viertagewoche um die Umverteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit und um eine gesamtgesellschaftlich positivere Bewertung von unbezahlter Arbeit. In Vollzeit arbeitende Menschen sollen Aufgaben im persönlichen Nahbereich übernehmen können: Dasein für die eigenen Kinder und die alten Eltern, Unterstützung der Nachbarschaft und der lokalen Organisationen und ebenso das Reparieren kaputter Gegenstände – um den Wandel weg von der Wegwerfgesellschaft zu meistern. Das sind unbezahlte bzw. unbezahlbare Aufgaben. Die Rede von der Work-Life-Balance trifft es nicht. – Angela Raith

 

Hurra! Der gesunde Menschenverstand lebt noch. Er zeigte sich in beiden Leitartikeln. Wie wohltuend. Aber als ich dann die Meinung von Frau Roig im Streitgespräch gelesen habe, überkam mich doch wieder der Zweifel… – Günter Erdelkamp

 

Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken benötigt wohl ein kleines Update zur Arbeitsmarktlage in Deutschland. Gleiches gilt für den IG-Metall – Chef Jörg Hofmann. Ihr Vorstoß zur Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich ist irritierend und weckt falsche Hoffnungen. Genügend Arbeitskräfte und eine solide Finanzierung sind die Voraussetzungen für eine viertägige Arbeitswoche mit vollem Lohn. Jetzt schon fehlt qualifiziertes Personal in Kitas, Schulen, der Pflege, im Gesundheitswesen et cetera. Freie Ausbildungsplätze werden nicht besetzt, besonders im Handwerk. Die negativen Folgen sind allenthalben spürbar. Und Selbstständige? Für viele von ihn wäre eine Fünftagewoche schon ein Traum. Kolja Rudzio verweist zu Recht auf den demografischen Wandel in diesem Land. In absehbarer Zeit werden hunderttausende „Babyboomer“ in die Rente gehen, die Arbeit bleibt aber. Ich gehöre auch zu den Boomern und gönne jedem seine Work-Life-Balance. Ich möchte mir dann aber nicht von den Verfechtern der Work-Life-Balance anhören, die Babyboomer würden die Rentenkassen übermäßig belasten (was einfach in der Natur der Sache liegt) und dass eigentlich ein höheres Renteneintrittsalter für sie eingeführt werden müsse. Letzteres ist übrigens schon oft der Fall, zumindest im öffentlichen Dienst. 

Statt von einer Viertagewoche mit vollem Lohn zu fabulieren, ist es viel wichtiger, die aktuellen Missstände auf dem Arbeitsmarkt zu bekämpfen. Immer noch gibt es viel zu viele schlecht bezahlte Jobs, die einen Zweitjob erforderlich machen, um über die Runden zu kommen. Mickerige Renten, die zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig sind und damit staatliche Transferleistungen vorprogrammieren. Altersarmut und Kinderarmut (insbesondere bei alleinerziehenden Eltern) sind bittere Realität in diesem Land. Hier muss Geld in die Hand genommen werden! Ansonsten steht zu befürchten, dass der kostenintensive Traum von der Viertagewoche zum Alptraum für die Schwächsten werden kann. Und das ganz abgesehen vom Fachkräftemangel. – Regina Stock

 

Als Student hatte ich bei einem Ferien-Job in der Kasseler Spinnfaser-AG gefärbte Wolle zum Trockner zu schieben und arbeitete im rotierenden 8-Stunden-System manchmal von 22 Uhr bis morgens um 6 . Ein etwa 50-jähriger Mitarbeiter äußerte sich mit der Feststellung, dass er die wöchentlich übliche Arbeit von 48 Stunden an den Tagen Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag in 4 mal 12 Stunden hat aufteilen dürfen, um dann am Wochenende in seiner Freizeit als Tuchhändler „hinter dem Herkules“ noch etwas dazu zu verdienen. „Und das“, so sagte er, „hat mir die Scheiß-Gewerkschaft mit dem neuen System von 6 mal 8 Stunden an den Tagen Montag bis Samstag kaputt gemacht?“ Hätte man ihn lassen sollen? In jener Zeit kursierte in Deutschland folgender Witz: Genossen und Genossinnen, im Jahre 2000 werdet Ihr nicht mehr 48 Stunden arbeiten müssen, sondern nur noch Mittwochnachmittag! Meldet sich einer der Umstehenden:“ Genosse Vorsitzender, j e d e n Mittwochnachmittag?“ – Dietrich Bauer

 

Kolja Rudzios Argument gegen die Viertagewoche ist der Arbeitskräftemangel. Schade, dass er das nur mit gefühlten Fakten belegt. Gibt es dafür nicht Statistiken, Modellrechnungen, und Prognosen, mit denen man zumindest quantitative Größenordnungen abschätzen kann? Ausserdem schert er leider genauso alle Berufe über einen Kamm. Eine generelle Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich für Lehr – und Erziehungskräfte, Krankenhauspersonal und im Handwerk würde den Fachkräftemangel in diesen Branchen lösen. Motivierte gibt es dafür nämlich genug. Aber warum 40 Stunden körperliche oder seelische Schwerstarbeit auf sich nehmen, wenn man im sinnlosen, aber gemütlichen Bullshit-Job viel mehr verdienen kann? Klar, diese Stundenlohnerhöhung für wichtige Mangelberufe kostet Geld. Aber solange wir als Gesellschaft nicht bereit sind, diese Arbeit attraktiv zu vergüten, brauchen wir auch nicht über den angeblichen Fachkräftemangel jammern. – Eckhard Wallis 

 

Papst Johannes XXIII hat auf die Frage wieviel Leute im Vatikan arbeiten geantwortet: „Wenn es gut läuft, die Hälfte!“ Das war zu einer Zeit Ende der 1950er Anfang der 1960er Jahre, des letzten Jahrhunderts, als Gewerkschaften mit dem Slogan warben: „Samstags gehört Vati mir!“ Nun sollen sechzig Jahre später Vati und Mutti freitags und samstags der Familie gehören. Das nach Ansicht von Teilen der SPD und der Gewerkschaften bei vollem Lohnausgleich. Wie soll das gehen? Wer bezahlt das am Ende? Noch wichtiger ist die Beantwortung der Frage wer denn letztendlich die vorhandene und weiter anfallende Arbeit auffangen und vor allem erledigen soll? Der Fachkräftemangel ist in allen Bereichen der Arbeitswelt spürbar und wächst eher weiter an, als dass er in einem absehbaren Zeitraum behoben werden könnte. Da ist die Idee oder gar Forderung einer Viertagewoche kontraproduktiv. Die Transformation des Klimawandels bedarf einer enormen technischen und personellen Herausforderung die nur mit mehr Personal zu bewältigen sein dürfte. Wer soll all die Windräder, Photovoltaikanlagen und die Wärmepumpen-Heizungen planen, bauen und installieren? Ganz abgesehen vom Wohnungsbau, der Pflege der Kranken und der Alten und der Beaufsichtigung in Kindergärten und der Wissensvermittlung in Schulen und Universitäten und so weiter und so fort. Was in fünf Tagen nicht geschafft wurde soll nun aber in vier Tagen erledigt werden. Eine solche Logik ist sehr fragwürdig. Auch das Narrativ, dass eine Viertagewoche ein Mehr an Freizeit mit sich bringt, bedeutet im Umkehrschluss, dass auch hierfür finanzielle Mittel für den Einzelnen von Vorteil wären. Aber spätestens hier wird die Idee von der Wirklichkeit eingeholt. Viel wichtiger wäre auf individuelle Lösungen zu setzen die im Betrieb und am jeweiligen Arbeitsplatz mit den Partnern möglich und finanzierbar sowie mit den Arbeitsabläufen vereinbar sind. Keine Planwirtschaft, sondern freie Marktwirtschaft. – Felix Bicker

 

Die Diskussion, Beschäftigen zumindest eine Viertagewoche in Vollzeit zu ermöglichen, sehe ich als richtig und wichtig. Ein Argument ist, dass in manchen Branchen mittlerweile eine enorme Arbeitsverdichtung trotz zunehmender Produktivität herrscht. Nicht alle, aber manche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer laufen am Limit, was auch zur Folge hat, dass unsere Gesellschaft die Folgekosten für psychische Erkrankungen oder gar eintretende Erwerbsunfähigkeit zu tragen hat für diejenigen, die zu spät die “Reißleine“ ziehen. Ein weiterer Aspekt ist, dass viele Erwerbstätige auch im Privaten einer hohen Belastung ausgesetzt sind. Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und damit Chancengleichheit für Frauen auf dem Arbeitsmarkt fallen durch eine Viertagewoche auf jeden Fall leichter. Auch privates Engagement in Vereinen mit zunehmend komplizierten Auflagen und Gesetze zur Durchführung der Vereinstätigkeit nehmen Aktive zunehmend in die Pflicht und man soll auch diese wichtige Aufgabe fördern und nicht weiter erschweren. Unsere Wirtschaft muss anerkennen, dass sie auch mal hinter Gesundheitsinteressen, Familie und gesellschaftlichen Belangen zurückstehen muss…damit diese Gesellschaft auch in zwanzig und mehr Jahren weiter “funktionieren“ kann. Anpassung lautet die Devise, und Anreize setzen sowie Wachstum nicht um jeden Preis. Wer mehr leisten kann und möchte, soll gerne weiterhin sich auf seine Erwerbstätigkeit fokussieren. Jede und jeder wie es beliebt. Es geht nicht um Gleichmacherei. – Oliver Roßmüller 

 

Falls die Ampel so weiter regiert, wie sie gerade regiert, dann dürfte sich diese Frage bald nicht mehr stellen! Die Industrie verlässt fluchtartig den Standort Deutschland, ab in Richtung USA, China oder auch nach „Santa Irgendwohin“. Vielleicht ist es das, was man unter dem Begriff CO2-Neutralität zu verstehen hat! Der letzte Industriearbeiter sollte hier in „Good Old, Made in Germany“ das Licht ausmachen; Energie einsparen bleibt nämlich weiterhin in! – Klaus P. Jaworek

 

In Ihrem Beitrag „Fünf Richtige“ erwähnen Sie, dass aufgrund des demografischen Wandels immer mehr Pfleger, SPRECHSTUNDENHILFEN und Ärztinnen benötigt werden. Nun ist die Bezeichnung „Sprechstundenhilfe“ ein Begriff aus den 50er Jahren und hat nichts mit der eigentlich korrekten Berufsbezeichnung „Medizinische Fachangestellte“ zu tun. Vielmehr gibt es den Beruf „Sprechstundenhilfe“ gar nicht. Wir sind mitnichten nur die Helferlein des Arztes oder der Ärztin, sondern üben einen Beruf mit einem komplexen Aufgabengebiet aus. Dazu gehört, um nur einen Bruchteil zu nennen, die gesamte Verwaltungsarbeit in einer Praxis inkl. Kassen – und Privatabrechnung und natürlich auch das Durchführen von Untersuchungen bei PatientInnen. Es ist ein klassischer Ausbildungsberuf mit drei Jahren Ausbildungszeit. Praxen und Kliniken würden ohne Med. Fachangestellte zusammenbrechen, in Kliniken werden wir noch immer schlechter bezahlt als das Pflegepersonal. Jüngere MFAs können sich trotz Vollzeittätigkeit oft keine eigene Wohnung leisten, da der Beruf nicht gerade gut bezahlt ist. Auch während der Coronapandemie waren wir die Verliererinnen, es gab keine Coronazulage für uns, obwohl wir unter widrigsten Bedingungen massenhaft Patienten versorgt haben und Impfungen en masse durchgeführt wurden. So empfinde ich den Begriff „Sprechstundenhilfe“ als zutiefst degradierend und absolut nicht mehr zeitgemäß und war sehr erstaunt, dass ausgerechnet diese veraltete Bezeichnung in Ihrer Zeitung noch verwendet wird. So tragen Sie leider dazu bei, dass diesem wichtigen Beruf noch immer die so wichtige Wertschätzung versagt bleibt und wir einfach nur als kleine „Helferlein“ des Arztes/der Ärztin betrachtet werden. – Claudia Fischer

 

Vielen Dank für diesen Leitartikel, mit dem Mut, etliche Traumtänzern und Populisten samt ihren „Followern“ aus gleich einigen beliebten Träumen herauszureißen. Die Forderungen oder Vorschläge sind geradezu das Gegenteil des derzeit gebrauchten angesichts des gewaltigen Rückstands an Produktion von Wohlstand aus der Corona – und der Energiekrise und der von ihnen richtig genannten mehrfachen Gründe für Steigerungen der Wochen – und Lebensarbeitszeiten, wenn nicht noch viel mehr als bisher schon vernachlässigt werden oder den Bach runter gehen soll. Ich fühlte mich erinnert an eine kürzliche Überschrift in meiner Tageszeitung „Fortschritt muss man erkämpfen“, was ein Zitat einer Gewerkschaftsführerin vom 1. Mai war.. Dieser Satz ist offensichtlich nur eine Halb – oder Teilwahrheit und nicht einmal immer zutreffend: Der Fortschritt und sogar die Bewahrung des gewohnten Wohlstands kann nicht allein durch „kämpfen“ gewonnen werden, sondern er braucht mindestens genauso Arbeit und oft Erfindungen und Forschungen und damit auch Bezahlung, um verwirklicht werden zu können, je nachdem um welche Art Fortschritt oder Bewahrung es gerade geht. Da, wo er nur durch einen „bösen“ ausbeuterischen Arbeitgeber, Systemzustand oder Diktator verhindert wird, mag es auch einmal reichen zu „kämpfen“. Aber selbst bei Verteilung der z.B. sehr fragwürdigen 14%-Steigerung der Vergütung der DB-Führungen würde deren Verteilung an alle Mitarbeiter der Bahn wohl unter einem Promille bringen. Aber nicht immer ist das so, denn nicht immer sind die Arbeitgeber (unnötig oder ungerecht) reich oder ausbeuterisch oder „teuflisch“, besonders wenn es sich um einen demokratisch gestalteten Staat und ebenso gewählte Regierung handelt. Hier kämpft oder streikt der Arbeitnehmer nicht nur gegen eine Führung oder privilegierte Vorgesetzte, sondern auch gegen die (Vertretung der) Mehrheit der Mitbürger, und nicht selten fordern die streikenden Privilegien, die nur so verwirklicht werden können, indem für andere und anderes umso weniger übrig bleibt, besonders wenn es sich um systemrelevante Berufe in Schlüsselstellungen handelt, die nach Belieben streiken können ohne ihren Arbeitsplatz zu gefährden, auf dessen Erhaltung samt Erhaltung des Betriebes im Wettbewerb andere Rücksicht nehmen müssen, ganz zu schweigen von denen, die überhaupt nicht streiken können. Und was die einen als Gerechtigkeits-Notwendigkeit und berechtigt ansehen, würden andere schon als bevorzugendes Privileg ansehen. Insofern muss man bei „konfrontativem“ Durchsetzen von Forderungen/Zielen schon aufpassen, ob diese nicht in Wirklichkeit Gruppen-egoistische privilegierende und erpresserisch ertrotzte Ziele sind oder eine Verwirklichung gerecht auch für alle anderen völlig unmöglich ist, weil die Masse des zu verteilenden einfach nicht ausreicht oder gar stark abgenommen hat wie bei Corona und der Energiekrise, von einzelnen Krisengewinnlern abgesehen, deren Gewinne aber meist auf Kosten der Allgemeinheit oder Konsumenten und nicht auf Kosten ihrer Mitarbeiter erwirtschaftet wurden. Auch der vom IGBCE-Führer geforderte klimagerechte Umbau ist zwar sehr nötig, wird aber mit zunehmenden Löhnen und abnehmenden Zahlen und gleichzeitig abnehmenden Wochen – und Lebensarbeitszeiten derer, die ihn durchführen, immer schwieriger.

Die Fälle, in denen Betriebe die 4-Tagewoche bei gleicher Tagesarbeitszeit „freiwillig“ durchgeführt haben, teils unter dem Druck der Fachkräftemängel, gingen auf Kosten geringerer Bezahlung, höherer Preise für die Kunden, oder auf Kosten von anderen, denen sie damit Arbeitskräfte weggeschnappt haben. Wenn aber alle in Deutschland das machen, geht es unvermeidlich unter Verschlimmerung des Arbeitskräftemangels auf Kosten von mehr Inflation oder Verlagerung von Produktion ins Ausland, was schon jetzt ca. 25% der Mittelständler erwägen angesichts der schon sonstigen Belastungen in Deutschland wie Energiepreise, Bürokratie und Lohn-Niveaus. Einige Einwände der Befürworter von immer weniger Arbeitsstunden sind schon vorherzusehen, über die hinaus, die Sie schon behandelt haben: So erhoffen sich ja viele die „Lösung“ durch „einfach“ mehr Qualifizierung von bisher arbeitslosen und/oder Einwanderung von Migranten. Beides brauchen wir zwar, ist aber erstens zunächst mit noch viel zusätzlicher Arbeit verbunden zur Integration, Auswahl, Unterstützung und Ausbildung, wie auch zur Schaffung von noch mehr Wohnraum, Schulklassen, Kitas, etc. als ohnehin schon fehlen. Und zweitens sind nicht gerade 100% der Hoffnungsträger überhaupt willig oder fähig zu zeitnaher Ausbildung und/oder Arbeitsleistung in den benötigten Berufen, z.B. wegen Krankheiten oder Behinderungen. Dass das alles nicht automatisch läuft ohne – – zunächst noch – – mehr Anstrengungen – – und damit Arbeit – – sieht man an der Tatsache, dass ein großer Teil der eingewanderten immer noch arbeitslos ist, trotz aller Fach – und Arbeitskräfte-Mängel. Insgesamt geht es nicht nur ums Kämpfen, sondern auch ums Erarbeiten von Fortschritten oder Vermeidung von Rückschritten, samt der Anerkennung von deren Bedingungen und Realitäten. – Peter Selmke

 

Wenn es für eine Viertagewoche jemals eine Unzeit gibt oder gab, dann jetzt. 5-1=4. 5 (als funktionierende Konstante)-1 (als unbekannte Variable) ergibt aber nicht vier!! Nicht nur Viertklässler haben aktuell Schwierigkeiten mit den Grundrechenarten, auch die Elterngeneration und die Generation Z. Ein kleiner Betrieb mit fünf Mitarbeitern sucht vergebens Zuwachs. Es hakt überall. Jetzt soll es eine Viertagewoche geben. Wie soll das gehen? Wenn aus der Work-Life-Balance eine Life-Work-Balance werden soll, bekommen wir alle ein riesiges Problem. In der zusätzlichen arbeitsfreien Zeit soll die individuelle Bespaßung natürlich weiter funktionieren, inklusive der frischen Sonntagsbrötchen. Gut, dass dann andere „Verlierer“ die zusätzliche freie Zeit organisieren. Was für ein ätzender Egoismus. – Andreas Löbbers

 

Ihr Artikel spricht mir aus der Seele – Viertagewoche, voller Lohnausgleich, mehr Work-Life-Balance? Das geht über die kommende Jahre(zehnte) daneben, JFK hat es richtig gesagt: frage nicht was der Staat für dich tut, sondern Du für den Staat tun kannst. Das Anspruchsdenken der Jüngeren ist schon krass, insb. die Z-Generation die mit Handy 30 cm neben der Mutterbrust aufgewachsen. Wir sind nicht Katar! So unsere Großindustrie aus weltpolitischen Gründen ins Ausland abwandern sieht es alsbald schlecht aus. Und unsere Regierung meint mittels „sozialer Gießkanne“ am Ruder zu bleiben? Unterstützung der Jungen – JA, doch leider landet das Geld oft nicht bei Kitas/Bildung, vielmehr gibt es manch Sozialempfänger für Unnützes aus, zB neue game-station. Wer will denn heute noch Erzieher, Lehrer werden, weniger die Kinder denn manch Eltern sind das Problem. Facharbeitersuche im Ausland – peinlich, wie unser Kanzler da im Ausland herumbettelt, insb. in rohstoffreichen Ländern. „Last generation“-Mitglieder könnten statt herumsitzen und sich festkleben eine Ausbildung zum Heizungstechniker machen, wer dank Schmalspur-Abi auf Höheres aus ist -> Studium der Energie-/Wärme-/Umwelttechnik. Arbeit schändet nicht, wer früh in den Beruf einsteigt, den Handwerksmeister macht und sich regt, verdient langfristig mehr als manch Akademiker. – R. Kerler

 

Digitalisierung und KI werden uns als Segnungen angepriesen, weil sie viele von Menschen verrichtete Arbeiten übernehmen und wir wegen der damit eingesparten Zeit die Hände früher in den Schoß legen können. Wird die Sache konkret, gibt es viele Gründe und Notwendigkeiten den Arbeitnehmern einen Anteil an den versprochenen Vorteilen zu verweigern. Die Viertagewoche ist ein weiteres Beispiel. Es sind die bislang nicht ausreichend Gewürdigten, die in unterbezahlten Berufen arbeiten, die die Folgen der Versäumnisse der Politik und der Arbeitgeber in der Bildung und Ausbildung, nämlich den Mangel an Fachkräften, ausbaden sollen. Übrigens hat niemand gefordert, dass das Model von mehr Freizeit überall zeitgleich eingeführt wird. Zudem werden die positiven Erfahrungen von Experimenten und in anderen Ländern einfach ignoriert. Der von Kolja Rudzio bei dieser Gelegenheit wieder als Teufelswerk gegeißelte volle Lohnausgleich (für lediglich vier Stunden) wäre eine Gelegenheit, den Wert der Arbeit in den harten Berufen, in denen Arbeitskräftemangel herrscht, nicht nur mit warmen Worten sondern mit dringend benötigtem Geld zu honorieren. Auch bei den meisten Arbeiten, für die Fachkräfte benötigt werden, gibt es Einsparungen durch Digitalisierung und KI. Diese gewonnene Zeit sollte auch den „malochenden“ Bäckereifachverkäuferinnen und nicht nur wieder den Unternehmen als Personaleinsparung und Ergebnisverbesserung zugute kommen. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich habe mindestens fünf „Rationalisierungen“ mitgemacht, die jedes Mal für die verbleibende Belegschaft Mehrarbeit bedeuteten. Profitiert haben immer die Anteilseigner, die Vorstandsgehälter und natürlich die klugen „Berater“. Herrn Rudzio als „Anwalt der lohnabhängigen Klasse“ zu bezeichnen, wäre sicher eine Fehleinschätzung. Denn die altruistisch klingende These, dass alle profitieren, wenn es den Unternehmen besser geht, hängt inzwischen mächtig schief. Herr Rudzio sollte sich mal den „windfall profits“ widmen, die bei vielen Unternehmen durch das schamlose Ausnutzen der durch den Ukraine-Krieg entstandenen Krisensituation „angefallen“ sind. – Sven Herfurth

 

Sie täuschen sich, bzw. lassen sich wie wir alle vom Kapital, das unsere Wirtschaftsregeln kreiert täuschen. Wir haben riesige Fortschritte in der Automation und EDV-Steuerung hinter uns und mit sich weiter entwickelnden Algorithmen in vermehrtem Maß vor uns. Und was machen unsere Geldgötter? Sie machen alles komplizierter und teurer, sodass wir uns immer weniger leisten können, oder – sodass wir uns aufschwatzen lassen wir müssten mehr arbeiten. Das Hamsterrad lässt grüßen. Zu diesem Verdummungssystem gehört auch unser Wirtschaften der letzten Jahrzehnte, das unser Klima und Umwelt schwer geschädigt hat, mit der Folge: Sie schreiben es „fünf Richtige“. Die Zeit liegt voll im Verdummungstrend. – Hans Giller

 

Weniger Beitragszahler, höhere Renten + bedingungsloses Grundeinkommen für alle + (voller) Lohnausgleich bei weniger Arbeitstagen bzw. –Stunden. Bin auch als Arbeitnehmer sehr gespannt, mit welchen Vorschlägen man in Zukunft – nebst strikten Steuergesetzen und Umweltvorschriften – die deutsche Volkswirtschaft noch traktieren will. Und wie wollen wir es nennen, das neue (?) Wirtschaftssystem, mit dem wir dann freilich international nicht mehr wettbewerbsfähig sein werden? – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Besser, als frau denkt?“ Streit von Martin Schröder und Emilia Roig

 

In Die ZEIT Nr. 19 vom 4. Mai 2023 findet sich auf Seite 12 ein Streitgespräch zwischen der Politologin Emilia Roig und dem Soziologe Martin Schröder zum Thema Zufriedenheit der Frauen und ohne größere Einordnung das Thema Gleichberechtigung – aus meiner Sicht ein enormer Lapsus der beiden interviewenden Journalisten bzw. der verantwortlichen Zeit-Redaktion. Selbstverständlich erhalten wir hier und da, anhand der Antworten und Aussagen der Kontrahenten, en passant Anhaltspunkte, wie eine Einordnung dieser beiden wichtigen und komplexen Begriffe angegangen werden könnte aber letztlich bleibt es ein Passionsspiel ohne Kreuzigung. Diese Doppelsinnigkeit bezieht sich nicht zuletzt auf die unterschiedlichen Umlaufbahnen, von denen aus, die beiden Akademiker das Themengebiet bearbeiten. Wer, jetzt Bullshit Bingo ruft, outet sich als Frühergeborene, die die noch die Bestsellerliste der 90er kennt: Männer sind vom Mars, und Frauen von der Venus. Fraglich, ob der Titel heute noch durch Sensibilitätsbeauftrage abgenickt werden würde. Warum also wieder altes Klischee? Weil genau dieser alte Zopf genau die Versuchsanordnung der Zeit-Redaktion widerspiegelt. Schröder gibt den Zahlenkompetenten Wissenschaftler, Roig die emotionale Amazone. Als Leser wissen wir nicht, wer als „Zeit“ die Fragen an die beiden Wissenschaftler stellt, Jana Hensel oder Martin Spiewak, aber wenn gegen Ende des Gesprächs scheinheilig gefragt wird, woher die unterschiedlichen Verhaltensweisen von Männern und Frauen stammen: Erziehung oder Natur?, dann wäre die interessantere Antwort weder die von Schröder oder Roig gewesen (Diese sind fast schon so vorhersagbar, wie stereotyp), sondern an die Zeit selbst, warum diese Geschlechterdebatte in archetypischer Rollenverteilung stattfand, auch wenn inhaltlich mittlerweile jede und jeder Prinzessin auf der Erbse imitiert. Handelt es sich um eine perfekte Persiflage für all diejenigen, denen die bierernsten Gender-Debatten aufstossen? Eine hintersinnige Folge von Versteckter Kamera für Intellektuelle? Wissen wir wie Schröder und Roig bei der Auflösung reagierten? Oder ist es am Ende doch ein Hinweis für Eingeweihte: Zeit mal wieder Foucault und Derrida auf den Nachttisch zu legen, pardon Gabentisch.

Nun ja, wir wissen es nicht. Was wir aber mittlerweile besser verstehen ist, dass das Geschlecht eine signifikante Rolle bei der Disposition, also bei der Persönlichkeit, beispielsweise des Big-Five-Modells haben. Und dabei sind wir mitten in einem Versuch der Einordnung von Gleichberechtigung und Zufriedenheit. Frauen haben statistisch gesehen höhere Werte bei Neurotizismus, welcher mit negativen Emotionen in Verbindung gebracht wird, wie Kummer, emotionaler Schmerz, Sorgen. Auf der anderen Seite zeigen sie mehr Mitgefühl, Höflichkeit und Wärme. Wir wissen aus der Cognitive Behavioral Therapy, das Frauen eine höhere statistische Wahrscheinlichkeit haben Post-Traumatische-Stress-Symptome zu entwickeln. Das alles muss nicht vertieft werden, zumal ich kein Experte auf dem Gebiet bin, aber es handelt sich um wissenschaftlich belegte, gut dokumentierte Tatsachen. Dann wäre ja eine grundsätzliche Frage erlaubt: Woher soll die Zufriedenheit kommen, wenn alle gleich sind und wir wissen, dass es allein schon aufgrund der Persönlichkeitspsychologie verschiedene Typen gibt? Letzte Frage, und diese ist inspiriert von Bettina Stangneth, die in ihrem scharfsinnigen Buch Sexkultur schreibt, dass die Überwiegende Mehrheit der sexuellen Aufklärer in der frühen BRD nicht heterosexuell waren, und diese wichtige Information nie debattiert wurde. Es ist meine Meinung, dass wir – bei all den Fortschritten die wir in der Psychologie, der Biologie, Neurowissenschaften und der Lerntheorien gemacht haben Standard sein müsste, den eigenen Bias des oder der Forschenden in ihren Studien offen darzulegen. Die Streitgespräche sind wichtig, sie können Kristallisationspunkte der öffentlichen Debatte sein, können anregen und provozieren. Können sie noch mehr erreichen, wenn sie zumindest kursorisch in ihren Kontext eingebettet werden? Selbst wenn die Antwort ja lauten sollte, müsste die Zeit-Redaktion noch entscheiden, ob sich damit noch Geld verdienen ließe. – Rafael Frey

 

Um die Erzählung von der strukturellen Benachteiligung von Frauen zu widerlegen, nutzt Martin Schröder Datensätze aus der (quantitativen) empirischen Sozialforschung und unternimmt den Versuch, die Wissenschaftlichkeit der Gender-Studies in Frage zu stellen. Deren Vertreterinnen bezichtigt er, einen moralisch aufgeblasenen „Opfer-Feminismus“ zu betreiben, der aus ideologischen Gründen die „wahren“ Interessen der Frauen verleugne, die in der Mehrzahl mit ihrer aktuellen Situation sehr wohl zufrieden seien. Zudem führt er das „Gender-Equality-Paradox“ an, wonach Unterschiede zwischen den Geschlechtern hinsichtlich der Berufswünsche in Staaten mit weitgehend realisierter Gleichberechtigung zunähmen. Als akademischer Soziologe scheut er sich, über mögliche Ursachen dieses Phänomens öffentlich zu spekulieren – das überlässt er dann seinen geneigten Lesern, die sich in ihrer Annahme einer „natürlichen“ Rollenverteilung bestätigt fühlen dürften. Martin Schröder wähnt sich auf der richtigen Seite. Dabei verfährt er nach einem ähnlichen Muster wie Thilo Sarrazin, der seine kruden Thesen mit Statistiken und Tabellen zu untermauern versucht und damit den Anschein von Objektivität erweckt. Eine generelle Aussage über die Zufriedenheit von Frauen kann seriös bestenfalls erst dann erfolgen, wenn neben quantitativen Verfahren auch qualitative Studien herangezogen werden. Martin Schröders Thesen fügen sich nahtlos ein in das modische „Anti-Wokeness-Projekt“ – die sogenannten Progressiven gebärdeten sich „illiberal“, autoritär und elitär, verachteten den „gesunden Menschenverstand“ der „schweigenden Mehrheit“ und verunsicherten dank ihrer „kulturellen Hegemonie“ Künstler, Kommentatoren und Intellektuelle. Die behauptete „linksliberale Diskurs-Dominanz“ gelte es zu brechen. Auffällig ist auch Martin Schröders argumentativer Gleichklang mit seiner „Schwester im Geiste“, der früheren Familienministerin Kristina Schröder. – Rüdiger Paul 

 

Die von Herrn Schröder angeführten Argumente, die untermauern sollen, dass Frauen heute zufriedener seien als Männer, können nur von einem Mann stammen. Wer wird der Leserkreis seines Buches sein? Ich denke weder zufriedene noch unzufriedene Frauen – vielleicht zufriedene Männer? Ich unterstütze die Argumente von Frau Roig sehr. Welcher Maßstab ist „Zufriedenheit“? Hätte man z. B. in den 50er Jahren Frauen gefragt, sie wären nicht alle unzufrieden gewesen. Ebenso wie heute, es sind nicht alle unzufrieden. Aber, was hat das mit Gleichberechtigung zu tun, um diesen allgemeinen Begriff zu verwenden? Wie Frau Roig sagt, glaube ich auch, dass Frauen – wie Männerzufriedenheit eben Ergebnis der Erziehung und der gesellschaftlichen Regeln ist. Wir sind konditioniert. Wie wäre sonst eine ganz andere Stellung von Männern und Frauen auf der Welt zu erklären. Z. B. bei den Khasi in Indien, bei den Mosou in China oder den Minangkabau in Indonesien. – Petra Schaus-Wagner

 

Schade, dass Sie für das Streitgespräch zur Situation von Frauen in Deutschland Frau Roig ausgesucht haben. Jedenfalls fühle ich – Naturwissenschaftlerin, glücklich verheiratet mit geteilter Hausarbeit, 3 teilw. erwachsene Kinder, Vollzeit im Entwicklungsbereich tätig, ausreichende eigene Altersvorsorge – mich von diesem Gejammere nicht vertreten. Als ob wir Frauen es nicht in der Hand haben, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen – mit allen Konsequenzen. Und Frauen, die sich für Care-Arbeit oder einen Beruf mit geringerer, durchschnittlicher Bezahlung entscheiden, den freien Willen und die Zufriedenheit abzusprechen, finde ich schon anmaßend. – Annette

 

Frau Roig sagt (zweite Spalte, unten), daß Frauen „in Universität, Politik, Unternehmen und Medien seltener vertreten sind als Männer“. Daraus zieht sie den Schluß, daß Frauen nicht gleichberechtigt sind. Das ist objektiv falsch ! Wenn jeder das gleiche Recht auf etwas hat, ist damit noch lange nicht gesagt, daß jeder das gleiche erreicht haben muss. Oder anders gesagt: Frau Roig hat den Unterschied zwischen „Gleichberechtigung“ und „Gleichheit“ nicht kapiert. In der dritten Spalte, untere Hälfte, behauptet Frau Roig mehrfach, daß das Verhalten von Frauen insbesondere z.B. bezüglich Berufswahl („Care-Beruf“ oder nicht) nicht aus eigenem Antrieb gesteuert würde, sondern von „der Gesellschaft“, die sie so erzogen bzw. manipuliert hätte oder die sie für bestimmtes Verhalten belohnen oder bestrafen würde. Dabei übersieht Frau Roig offenbar vollständig, daß diese „Gesellschaft“ zur Hälfte aus Frauen besteht, ja sogar, was die Erziehung der Kinder betrifft, zum überwiegenden Anteil von Frauen bestimmt ist – man schaue sich nur mal den Anteil der Frauen in Kitas und Grundschulen an. Wenn es also tatsächlich eine „falsche“ Erziehung gäbe, dann wäre sie im Wesentlichen von Frauen zu verantworten.

Wenn Frau Roig Untersuchungen zitiert, die ihr „in den Kram passen“, dann stellt sie diese als objektive Tatsachen in den Raum. Beispielsweise die behauptete „Orgasmuslücke“ (Spalte 3). Wenn Herr Schröder zu dem gleichen Thema Umfrageergebnisse zitiert, die nicht in ihr Weltbild passen, dann zweifelt sie, daß die Befragten ehrlich geantwortet haben. Zusammengefasst: Frau Roig hat offensichtlich keine Vorstellung davon, daß andere Frauen über andere Dinge glücklich sein könnten als sie selbst – das ist Dummheit !. Frau Roig akzeptiert bei Frauen keinen Lebensentwurf, der nicht ihren Vorstellungen entspricht, als „glücklich machend“. Wenn Frauen etwas Gegenteiliges behaupten, dann nur aufgrund von gesellschaftlicher Manipulation oder Unehrlichkeit in Umfragen – das ist Arroganz ! Ich finde es sehr schade, daß die ZEIT für dieses Streitgespräch offenbar keine intelligentere Frau als Frau Roig finden konnte. – Herbert Rein

 

Ein interessantes STREIT-Gespräch. Frau Roig spricht in der Tat einige wahre Dinge an, sei es, ob es nun um das Abhängigkeitsverhältnis oder das Machtgefüge zwischen Mann und Frau geht. Ebenfalls bin ich der Meinung, dass das toxische Männlichkeitsbild, das gerade jetzt wieder so etwas wie eine Renaissance erlebt, für Frauen und die neue Generation heranwachsender, junger Männer eine große Gefahr darstellt. Influencer wie Karl Ess oder Andrew Tate gehen auf Menschenfang und predigen den Jungen wieder die gleiche, alte Leier. Ich Mann, du Frau. Um es mal ganz abgedroschen zu formulieren. Diesen Phänomenen müssen wir gesamtgesellschaftlich entgegentreten. Das möchte ich mit Nachdruck bekunden, weil ich davon überzeugt bin, dass der Machoismus die Keimzelle alles männlichen Übels ist. Wieso ich das denke? Ich selbst bin in einer Migrantenfamilie groß geworden. Die Ehe meiner Eltern wurde damals arrangiert, sie vollzog sich also in erster Linie nicht aus reiner Liebe. Mein Vater unterdrückte meine Mutter, seitdem ich mich erinnern kann. Ob er sie mit verletzenden Sprüchen im Vorbeigehen schikanierte, anderweitig gängelte, indem er grundlos und mit eiserner Regelmäßigkeit über ihre Eltern herzog, sie verhöhnte, verlachte, stalkte und gelegentlich auch schlug. Irgendwann war das für uns Kinder traurigerweise ganz normaler Alltag geworden. Irgendwie mussten wir diese Kindheit überstehen. Denn wir wussten mit der Mündigkeit käme auch unsere Freiheit. Wenn es sich abzeichnete, dass er mal wieder handgreiflich werden würde, sprangen meine Geschwister und ich unserer Mum zur Seite. Sie hat über 20 Jahre lang mit ihm verbracht. Viel zu lange, wie ich finde. Längst sind sie geschieden. Dies aber auch nur, weil sie bei einer Nacht-und-Nebel-Aktion ihren ganzen Mut zusammen nahm und die Flucht ergriff. Ich vergleiche das Verhältnis meiner Eltern oft mit dem von Natascha Kampusch und ihrem Peiniger. Wenn Menschen der eigenen Bildung keinen bedeutenden Stellenwert beimessen, nichts von universellen Menschenrechten oder dem ersten Artikel des Grundgesetzes wissen wollen, sich stattdessen in den Schritt greifen und dazu Mir scheißegal rufen, dann haben wir als Land einfach ein gewaltiges Problem. – Michael Ayten

 

Die einzige, die im Streitgespräch mit diskriminierenden Äußerungen auffällt, ist Frau Roig. Während Herr Schröder sich für seine Meinung im Streitgespräch auf die Auswertung von 190 Studien aus Fachzeitschriften berufen kann, erklärt Frau Roig ohne jeden Beleg, daß diese Studien einen falschen Eindruck vermitteln und sie besser weiß, daß sich Frauen auch nach wie vor viel mehr diskriminiert fühlen als in den Studien zum Vorschein kommt, weil sie in den Studien falsche Angaben machen. Mal abgesehen davon, daß sich das irgendwie nach einer Verschwörungstheorie anhört – entgegen allen Studienergebnissen findet Frau Roig bestimmt auch, daß die Corona-Impfung nicht geholfen hat, weil alle Befragten dazu falsche Angaben gemacht haben -, spricht Frau Roig damit allen anderen Frauen ihre Fähigkeit zum selbständigen Denken und Empfinden ab und erklärt ihnen, das und warum sie sich weiter schlimm diskriminiert fühlen müssen. Das ist übrigens ein allgemeines Problem der Diskriminierungsdebatte, das nicht die Betroffenen gehört werden sondern selbsternannte Experten sich über die Aussagen und Gefühlen von Betroffenen hinwegsetzen, um auch mal ein wenig Öffentlichkeit abzubekommen. – Volker v. Moers

 

Wie schade, wenn ein Professor so naiv durchs Leben geht, dass er solche Ansichten vertritt und verbreitet. Dass einem Soziologieprofessor der Einfluss der Gesellschaft und der Normen, denen gerade Kinder aufgedrückt werden, nicht bewusst sind, ist schon fast fremdschämend zu lesen. – Claudia Danisch

 

Ich bin gerne eine Frau und sehr zufrieden damit. Ich möchte nicht wie ein Mann behandelt werden – denn dann wäre ich ja einer. Und was ginge mir alles verloren! Sie tun mir leid, die Frauen, die diesen Zauber nie erlebt haben. – Ines Sprenkmann

 

Gut, dass sie ihren geneigten Lesern immer wieder vor Augen führen, was es doch für krude Ansichten gibt. Da wiederlegt Martin Schröder eindrucksvoll das Feministinnen-Weltbild ohne in die Rolle des Fortschrittsverweigerers zu fallen und Emilia Roig hat nichts Besseres zu tun, als die alte Leier vom bösen Mann und der armen strukturell benachteiligten Frau wiederzukäuen. Natürlich gibt es noch immer Ungerechtigkeiten und tradierte Rollenmuster. Aber dass wir auf einem manchmal schon anstrengend guten Weg sind, will man im Lager derer von Frau Roig nicht wahrhaben. Es könnte sonst neben ihrem Weltbild auch ihre berufliche Existenz bedroht sein. Frau Roig, die gleich mal die Ehe an sich abschaffen möchte (!), wäre zu wünschen, dass die Männer einen weiten Bogen um sie machen, denn bei solch einer Grundeinstellung zu ihrem potentiellem Partner können diese einem wirklich nur leidtun. – Thomas Harnisch

 

Aus individuellen Empfindungen, wie Zufriedenheit, sind, auch wenn „viele“ Menschen befragt wurden, nicht automatisch systemische Ableitungen zu treffen. Nach wie vor befinden wir uns in einem hauptsächlich von Männern gestalteten System. Neben unseren männlichen Zeitgenossen haben sich darin auch alle anderen Menschen eingerichtet. Dass es darunter auch zufriedene Menschen gibt, ist erfreulich. Und ich gehöre glücklicherweise auch dazu. Dennoch erlebe auch ich tagtäglich, dass die Strukturen ausschließlich von Männern gemacht sind. Der moderne Mensch kommt nicht umhin, an die durch das Patriarchat gesetzten gesellschaftlichen Normen zu gehen, deren Orientierungspunkte kritisch zu hinterfragen und neu auszurichten, um einen Resonanzraum zu entwickeln, der für alle Menschen gleichermaßen gemacht ist. Danke, Frau Roig. – Simone Storch

 

Für mich sind Soziologen die heutigen Erklärer des menschlichen Handelns. Ich halte es beinahe für unwissenschaftlich und für geschlechtliche Aneignung, wenn ein Mann Frauenzufriedenheit wissenschaftlich bewertet. – Hans Giller

 

Sind unsere klugen Frauen nicht frau genug, um ohne feministische Belehrungen und Weisheiten von Frau Roig selbst zu erkennen, wann und warum sie zufrieden sind? Ob als Nur-Mütter, Lehrerinnen, Krankenschwestern, Ärztinnen, Raumpflegerinnen oder -fahrerinnen, und selbst, wenn sie in einfachen und bescheidenen Verhältnissen leben? Die (männlichen) Karriereattribute Geld, Posten, Macht tragen schon Unzufriedenheit in sich, denn sie drängen stets nach mehr, höher, größer! Das altgriechische: Erkenne dich selbst! ruft uns auf, nach innen zu schauen und unsere Stärken und Schwächen zu entdecken! Dann können wir mit unserem Grips und unseren Händen, unserem Können und unseren Talenten unseren ganz persönlichen Beitrag leisten zum Nutzen, Schutz und Fortbestehen unserer Familie, unseres Landes und unserer Erde, ohne irgendeiner Ideologie oder einem -ismus hinterherzulaufen! Auch wenn wir unser Ziel nicht immer erreichen, der unermüdliche Einsatz auf dem Weg dorthin schenkt uns, die wir nun mal unvollkommen sind, Zufriedenheit und Glück! – Ulrich Pietsch 

 

Wenn wir über Gleichberechtigung sprechen, sollten wir auch auf die Belegung unserer Gefängnisse schauen: 20 mal mehr Männer als Frauen sitzen eine Strafe ab. Viele wegen Gewaltdelikten. Wollen wir, dass Frauen „männlicher“ werden und 20 mal mehr Straftaten begehen oder wollen wir, dass Männer zivilisierter werden, also weniger Verbrechen begehen? Für mich ist Gleichstellung erst erreicht, wenn Männer im Durchschnitt genauso zivilisiert sind wie die Frauen es jetzt schon sind. Die Statistik über die Belegung der Gefängnisse sagt alles. Wir Männer müssen unsere überholten Selbstverständlichkeiten noch viel mehr hinterfragen. https://www.dw.com/de/europas-gef%C3%A4ngnisse-%C3%BCberbelegung-kaum-frauen-und-ein-ost-west-gef%C3%A4lle/a-57138743. Ich wünschte, der Text von Robert Sapolsky, Gewalt und Mitgefühl S. 382 ff, „Rousseau mit Schwanz“ wird schnell Pflichtlektüre. Bitte sehen Sie die Beilage. Nach allem, was wir wissen, leben männliche Primaten besser als Bonobo. Diese sind den Schimpansen sehr ähnlich, aber in ihrem Sozialverhalten viel umgänglicher. Bei Ihnen werden Konflikte friedlich mit einvernehmlichem Sex gelöst. Bei den aggressiven patriarchalischen Schimpansen herrscht Krieg, Mord und ewiger Streit um die Rangordnung. Dabei haben die ranghöchsten Tiere genauso hohe Stresswerte im Blut wie die Individuen mit dem niedrigsten Rang. Siehe auch: „Mamas last Hug“ von Frans de Waal. https://www.youtube.com/watch?v=INa-oOAexno. Nach 5.000 Jahren Krieg, Terror und Elend sollten wir meiner Meinung nach die nächsten 5.000 Jahre einfach mal das Matriarchat ausprobieren. – Klaus Siersch

 

Vielen Dank für dieses interessante Streit-Gespräch zwischen Frau Roig und Herrn Schröder. Als ich es gelesen habe, musste ich allerdings ein paarmal sehr schlucken, denn die Aussagen von Herrn Schröder sind meiner Meinung nach etwas weltfremd und hinterfragen nicht. Ich denke, Herr Schröder lebt in einer gendergerechten Blase und sieht nicht, dass in vielen Branchen und Gesellschaftsgruppen die Realität ganz anders aussieht. Den Argumenten von Frau Roig zu der sehr subjektiven Wahrnehmung und den Aussagen von Frauen stimme ich voll und ganz zu. Wir geben uns häufig schneller mit Sachen zufrieden, haben niedrigere Ansprüche und passen uns leichter Personen und Situation an. Das beobachte ich in meinem Umfeld und in den Medien. Schon junge Mädchen holen sich ihre Bestätigung leider viel zu häufig von Jungs und tun oder akzeptieren Dinge um ihnen zu gefallen. Um das zu beobachten, muss man eigentlich nur aktuelle Medien gucken. Und es ist doch sehr offensichtlich, dass die Verhaltensweisen von Jungen und Mädchen schon in ganz jungen Jahren geprägt und anerzogen werden. Dazu gibt es auch Studien.

Ich habe eine 2-jährige Tochter, die ein tolles Selbstbewusstsein hat, das ich versuche zu unterstützen und zu bewahren. Leider sehe ich schon in der Kita und im Alltag (von den Büchern ganz zu schweigen), dass Mädchen und Jungs unterschiedlich behandelt werden und in Rollen hineingedrängt werden. Natürlich erziehe auch ich meine Tochter zu Rücksichtnahme und bringe ihr bei sich um andere/kleinere Menschen/Kinder zu kümmern, weil ich das sehr wichtig finde. Das würde ich bei einem Sohn genauso machen. Ich kann nur hoffen, dass auch die Eltern von Jungs dies tun, denn nur dann können wir die Geschlechterrollen aufbrechen und Gleichberechtigung für die nächste Generation herstellen. Und nur dann werden alle Geschlechter frei entscheiden können. Ich hoffe, Herrn Schröder ist es dann auch nicht mehr egal woher die Verhaltensweisen von Männern und Frauen kommen, denn das sollte eine repräsentative Studie auch hinterfragen. – Cornelia Gottschalk

 


 

 

Leserbriefe zu „Hut ab!“ von Anna Mayr

 

Man sollte die Diskussion mal wieder vom Kopf auf die Füße stellen! Wider die kulturelle Aneignung! Dürfen schwarze Theater in Schwarzafrika Shakespeare spielen? Stücke eines alten, weißen, privilegierten, seit Jahrhunderten toten, daher wehrlosen Mannes? Dürfen Schwarze Wagneropern aufführen? Auch ein toter Mann, der sich nicht wehren kann! Kann sich überhaupt jemand in Menschen anderer Kulturen hineinversetzen? Dürfen deutsche Verlage den jüdischen Deutschen Heinrich Heine drucken, und wenn ja, dürfen die Franzosen ihn, und das auch noch auf Französisch, nachdrucken? Danke für Ihren Artikel, zumal er auch noch humorvoll endet. Und danke den Damen aus Mannheim!!! Oh mein Gott, wo sind wir nur hingekommen??? – Michel Dericks

 

Nun, auch die Zeit schreibt mit lateinischen Buchstaben und arabischen Zahlen. Ein klarer Fall von kultureller Aneignung. Wir müssen auf allen Ebenen schleunigst wieder zu den germanischen Runen zurückkehren (Vorsicht: Zynismus). – Martin Loser

 

in Ihrem Artikel „Hut ab“ werden die Damen an einer Stelle als Omas bezeichnet. Ich habe niemals gelesen, dass ein älterer Herr in einem Ihrer Artikel, als Opa bezeichnet wurde. – Rita Kirschner

 

Sombreros tragende Seniorinnen – das lässt woke Menschen nicht kalt: Kulturelle Aneignung! Aber Aneignung ist auch Weiterentwicklung. Sonst würden sich die Woken auf die Erfindung von Melitta Bentz verlassen und nicht Cappuccino aus der Siebträgermaschine genießen, natürlich „neu interpretiert“ mit (zu) viel Milch in der übergroßen Tasse. Kultur ist nicht starr, sie ist fließend, sie nimmt immer wieder anderes in sich auf. Das ist nicht immer hässlich, sondern zeigt oftmals die Freude am Fremden. – Ralf Weskamp 

 

Dieser Bericht zeigt aus meiner Sicht, wie Ideologien von Minderheiten aus Angst vor inszenierten Entrüstungsstürmen zur Selbstzensur führen können. Das hat nichts mit Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, mit der Gewissensfreiheit zu tun. Hier wird versucht, die Mehrheit der Gesellschaft zu terrorisieren. – R. Reiger 

 

Kurzer Einwurf: nein, es ist keine kulturelle Aneignung, wenn ein Deutscher, der in Vietnam im Urlaub war, in Deutschland ein vietnamesisches Restaurant aufmacht. Auch dann nicht, wenn das von einem dort geborenen Vietnamesen geführte Restaurant in der Nähe pleite geht. Das wäre ein normaler Vorgang, sonst nichts. Konkurrenz nannte man das früher; man nennt es m.E. immer noch so. Überlegen Sie die Implikationen, wenn Sie dieses wirklich ernst meinten und als wahr bewerten würden. – Thomas Kunert

 

Vielen Dank für die Erklärung dessen, was denn nun unter dem Problembegriff der kulturellen Aneignung zu verstehen sei. Es kocht also der Deutsche deutsch, der Vietnamese vietnamesisch und der Türke türkisch, alles andere ist problematisch, zumindest sofern der (möglicherweise nicht-intendierte) Effekt des eigenen Handelns sich ökonomisch nachteilig auf Gruppe X auswirkt? Mögliche nichtvietnamesische Kenner und Liebhaber der vietnamesischen Küche sollten sich also ebenso wenig professionalisieren wie vietnamesische Liebhaber der chinesischen Küche oder deutsche Sushi-Liebhaber? Besteht das Problem nun im Geld-Verdienen (vielleicht ist das Restaurant nicht nebenan, sondern nur in derselben Stadt?), in der Heftigkeit des ökonomischen Effekts (vielleicht wird der Umsatz nur schlechter?) oder in der Diskriminierung (sind „die zwei Deutschen“ auch stellvertretend schuldig für die Diskriminierung oder nur, sofern sie selbst auch diskriminieren?)? Was, wenn das deutsch-vietnamesische Restaurant tatsächlich besser vietnamesisch kocht als das vietnamesisch-vietnamesische? Was, wenn die Kinder nicht diskriminiert wurden? Und darüber hinaus: Sind Speisen wirklich Symbole? Mir scheint Ihr Beispiel auf sehr tönernen Füßen zu stehen. Nicht nur hinsichtlich der genannten Einwände, sondern auch, weil es eine starre und substantialistisch aufgeladene Identität von Individuum und „Kultur“ unterstellt, wo jenes in dieser immer schon aufgeht. Dass es von dort nur ein Sprung zur Idee des Ethnopluralismus ist, die man sich nun wirklich nicht einhandeln will, ist Ihnen hoffentlich bewusst. – Steffen Andrae

 

Ich selbst fremdschäme ja etwas und finde es nur albern, wenn sich betagte Damen in solch stereotype Kleider werfen, um dann auf der Bühne das Tanzbein zu schwingen. Ich verstehe den Zweck nicht wirklich. Getanzte Weltoffenheit oder am Ende doch nur schräger Humor? Seht her, wir können auch multikulti. Solche Schaustücke muten doch recht überholt an. Die Altdeutschen und ihr Umgang mit der eigenen Befangenheit gegenüber fremden Kulturen. So kommt’s jedenfalls bei mir an. Peinlich. – Michael Ayten

 

„Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut…“ Vielleicht hätten die Seniorinnen besser zu dieser Melodie tanzen und statt eines Sombrero die im Lied besungene Kopfbedeckung tragen sollen? Doch selbst hier hätte ein überkritischer Vertreter des Zeitgeists eine kulturelle Aneignung wittern können: Mannheimer Flachlandtirolerinnen maßen sich an, mit high heels in die Berge zu klettern, Absturzgefahr inbegriffen, um in die Kluft jodelnder und schuhplattelnder Gebirgstirolerinnen zu schlüpfen! Vor vielen Jahren, im 20. Jahrhundert, hat ihnen das schon ein Afroamerikaner vorgemacht: Billy Mo! Er hat einfach auf die kulturelle Aneignung gejodelt, die damals allenfalls noch in den Windeln lag, kleidete sich in alpenländische Tracht, trompetete und sang wie ein Tiroler! Statt ihn deshalb heute der kulturellen Aneignung zu bezichtigen, müßte man eher mit einem Augenzwinkern von gelungener Integration sprechen! – Ulrich Pietsch 

 

Natürlich waren die Chinoiserien der Barockzeit eine kulturelle Aneignung, genauso die Übernahme von Volksmelodien in Sinfonien und Kunstlieder im 19. Jahrhundert. Und der Jazz muss auch verboten werden, schliesslich entspringt er dem Sklavenregime der Südstaaten der USA. – Peter Pielmeier

 

Wenn sich ältere Damen für eine Tanznummer als Mexikaner mit Sombrero oder Japanerinnen im Kimono verkleiden, entrüsten sich die Woke-Wächter über die “kulturelle Aneignung”; wenn aber biologische Männer sich im realen Leben in Frauengewänder kleiden, verlangen dieselben Woke-Wächter Respekt und Toleranz für diese Entscheidung und fallen über diejenigen her, die das vielleicht nicht ganz so toll finden. Wie soll der normale Mensch das verstehen? – Michaela Böhmig

 

In dem Artikel „Hut ab!“ ist mehrfach die Rede von Omas, das empfinde ich als diskriminierend! Oma ist eine verwandtschaftliche Bezeichnung, liebevoll für Großmutter. In dem Beitrag handelt es sich um ältere oder alte Frauen, die aber nicht pauschal als Omas bezeichnet werden sollten. Ich kann mich nicht erinnern, jemals von schwimmenden oder joggenden Opas gelesen zu haben! – Astrid Otto

 

Dafür eine ganze Seite im Politikteil?! Der Chef des Europaparks, Thomas Mack, beantwortet die Frage, indem er treffend feststellt, dass wir in unserer Gesellschaft andere Probleme hätten, (über die man einen interessanteren Artikel hätte schreiben können). – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbriefe zu „Alles für die Familie“ von Marc Widmann

 

Nun, dass Posten gezielt durch eigene Leute besetzt werden, regeln seit jeher alle Parteien und Regierungen so. Das sollte doch den Grünen nicht angelastet werden. Schön, wenn jetzt erkannt wird, dass es allen übrigen Parteien an Energieexperten mangelt – dann sind doch zeitgenau die Richtigen an der Regierung! Schließlich wurde 16 lange Jahre die Energiewende samt Wärme – und Verkehrswende gar unter einer Physikerin im Kanzleramt wider besseres Wissen versäumt. Als Energieberater seit Merkels Zeit im Umweltministerium bin ich froh und erleichtert, wenn nun erstmals echte Expertise in die Schaltstellen der Macht einzieht. Das Gebäudeenergiegesetz ist ein laues Lüftchen gegen das, was seit 30 Jahren sinnvoll und möglich gewesen wäre. Soll es nun zerpflückt und zerredet werden, nur weil es nach Jahrzehnten des Nichtstuns so abrupt und ohne Vorbereitung kommt? – Johannes Zink

 

Auf Ihrer Titelseite von DIE ZEIT Nr.19 stehen gleich zwei vollkommen richtige Artikel, denen nur ein kleiner wichtiger Aspekt hinzuzufügen wäre. Ein aus Indien stammender Wissenschaftler sprach es mir gegenüber aus: Wir denken die Problematiken der Zukunft von dem derzeitigen Ist-Zustand aus und ausschließlich aus deutscher Sicht. Wir müssen uns aber darauf gefasst machen, dass da ganz Anderes auf uns zukommt. Dass auch andere Länder sich entwickeln werden und wollen. Der heutige Weltüberlastungstag für Deutschland (04.05.23) sagt ganz klar, dass wir um das Dreifache über unsere Verhältnisse leben, also in Zukunft nur noch ein Drittel an Ressourcen verbrauchen und Raubbau treiben dürfen wie bisher. Alle reden davon, Wohlstandsverluste zu vermeiden. ABER: Unser Wohlstand wird komplett anders zu definieren sein als bisher. Wir werden nicht weniger, sondern wieder mehr arbeiten müssen, weil wir nicht mehr derart viel Arbeit auf Maschinen = auf externe Energie verlagern werden können. Die Parteien des gesamten Spektrums scheuen sich vor dieser Aussage. Auch das ein Grund dafür, dass sich in den Parteien CDU/CSU, FDP, SPD, Linke, AfD nur wenige Personen ernsthaft um die Fragen der Energiewende, der Wirtschaftswende, der Wirtschaftskulturwende, der Gesellschaftswende kümmern mögen. Auch bei den Grünen mögen das nur wenige. Die Einzigen, die das organisiert ansprechen, sind „Letzte Generation“, „Ende Gelände“, „Fridays For Future“ etc.. Sie werden als Radikale abgetan. Aber in Wahrheit negiert die große Mehrheit unserer Gesellschaft in radikaler Weise, was tatsächlich auf uns zukommen wird. Fragen Sie nur die Wissenschaft. – Sibrand Basa

 

Ihren Leitartikel habe ich mit Freude gelesen, keine Polemik, sondern Tatsachen. Ihr Bedauern über das Fehlen von Experten außerhalb der Grünen teile ich nicht. Eine Strategie kann nur erfolgreich sein, wenn sie alle betroffenen Bereiche berücksichtigt. Das geschieht in einer interdisziplinären Zusammenarbeit. – R. Reiger

 

Für den grünen Filz in Habecks Ministerium letztlich die anderen Parteien in die Verantwortung zu nehmen, ist eine interessante Sicht der Dinge. Die dabei zugrunde gelegte Hypothese, die anderen Parteien hätten nur wenig Expertise für die Organisation der Energiewende zu bieten, wird auch nicht ansatzweise mit Tatsachen unterlegt. Wahrlich kein Ruhmesblatt für eine Wochenzeitung mit Tiefgang. Ob Herr Widmann das gleiche Verständnis für einen derartigen Vorgang in einem FDP geführten Ministerium gehabt hätte? – Dieter Fritz

 

Die Politik muss nur bereit sein, auf den bisher gepflegten grünen „Schönschwätz“ und Verharmlosung realer Probleme zu verzichten und zuerst Sachkompetenz von Energie-Experten mit diversen Schwerpunkten ernsthaft zu erörtern – auch wenn „die angebliche Weltrettung“ sichtbar etwas länger dauert. Mein Vorschlag: Jeder Politiker lese als erste Diskussionsgrundlage das durchaus nützliche Wuppertal-Gutachten von Oktober 2020 für „FFF“! Bisher hat sich nicht einmal Frau Neubauer öffentlich über den dort genannten „grünen Wasserstoff“-Bedarf für Deutschlands-Klimaneutralität von jährlich rund 20 Millionen Tonnen H2 (≈ 667 Mrd. kWh H2) in gespeicherter Form (bspw. Seite 15 des Wuppertal-Gutachtens für FFF) geäußert. Das wäre schon ein erster Schritt zu einer offenen Sach-Diskussion. – Wolfgang Ströbele

 

Was passiert da gerade bei den Grünen? Wirtschaftsminister Robert Habeck ist durch das unausgegorene Heizungsgesetz sichtlich angeschlagen. Nun kommt der Vorwurf von Vetternwirtschaft in seinem eigenen Ministerium dazu. Dieser Vorwurf schadet ihm persönlich und stärkt auch nicht gerade die Position der Grünen in der Ampel. Die „Causa Graichen“ sorgt für Vertrauensverlust, zumal sich die Grünen selbst gerne als „Saubermänner“ der Politik sehen. Marc Widmann spricht dies zu recht und ohne Häme an. Ein Chef, der seinen Laden nicht im Griff hat, sitzt in der Politik auf einem Schleudersitz und kann schnell zu einem ehemaligen Chef werden. Marc Widmann meint, dass die Klima – Experten anderer Parteien nicht einmal eine Skatrunde zusammenbringen könnten. Ob das so stimmt, weiß ich nicht. Aber es steht doch nirgendwo geschrieben, dass sich ein Minister nur auf das Wissen der Experten aus den eigenen Reihen verlassen muss. Dieses Vorgehen ist natürlich viel kuscheliger für ihn, mit viel Gegenwind hat er nicht zu rechnen und unangenehme Fakten bleiben vielleicht unbeachtet. Der Rat von externen Sachverständigen kann nie schaden, Robert Habeck täte gut daran, dies zu beherzigen, statt nur im eigenen Teich zu fischen. Klimawandel und Energiewende sind komplexe Themen und haben große Tragweite für die Zukunft. Politische Entscheidungen zur Energiewende setzen zudem das technische „Know – how“ für ihre Umsetzung voraus. Der Wirtschaftsminister muss jetzt dringend Klarheit schaffen und sich sorgenfältig überlegen, wie viele Mitglieder der Familie Graichen in seinem Hause tragbar sind. – Regina Stock

 

Vielen Dank für diesen sehr aufschlußreichen Artikel, denn er kennzeichnet hervorragend den Gemütszustand der Grünen – eingebildete Arroganz. Es gibt a) niemand der ernsthaft Klimaschutz betreibt außer den Grünen, es gibt b) niemand der Ahnung vom Klimaschutz außer den Grünen hat und deshalb sind c) alle Vorschläge von Dritten natürlich hirnloser Blödsinn. Auch wenn wir alle wissen, daß eine ernstzunehmende CO2-Reduktion im Flugverkehr in angemessener Zeit nur über E-Fuels zu erreichen ist, sind E-Fuels „realitiätsvergessen“ und auch neutrale Experten nehmen das nicht ernst. Dabei ist schon fraglich, wer diese neutralen Experten denn sein sollen, wenn der Autor nur wenige Sätze später schreibt, daß es quasi keine Experten außerhalb der Grünen gäbe. Tatsächlich demontiert Frau Borg in derselben Ausgabe der Zeit die grüne Energiepolitik in zwei Sätzen. Ob man Frau Borg als Chefin des Energiekonzerns Vattenfall wohl auch mangelnde Expertise vorwerfen mag, wenn sie klar und deutlich sagt, daß grüner Wasserstoff kaum für die Stromerzeugung zum Einsatz kommen wird, weil es nicht effizient sei, „Strom zu erzeugen, um damit Wasserstoff herzustellen – nur um dann wieder Strom daraus zu erzeugen.“ Natürlich wird man diese Aussage bei den Grünen nicht zur Kenntnis nehmen und weiter auf die Stromerzeugung aus grünen Wasserstoff setzen. Immerhin gehört der entsprechende Sonderbeauftragte der Bundesregierung ja zur Familie. – Volker v. Moers

 

Selbstbedienungsmentalität. Es ist gut, dass einmal beschrieben wird, wie gut dotierte Posten und öffentliche Gelder für Studien möglichst unterhalb der öffentlichen Aufmerksamkeitsschwelle und intransparent von Spitzenvertretern der Grünen organisiert werden. Wenn es mal auffällt, wird gerne argumentiert, es ginge ja um das Wohl der Allgemeinheit und deshalb sei das Vorgehen vertretbar gewesen. Der Unter-Überschrift Das ist schlecht – aber nicht allein deren Schuld ist allerdings zu widersprechen. Sicher kann gesagt werden, dass es gut wäre, wenn bei den Parteien, die jetzt den Filz kritisieren, mehr Expertise zu Themen wie Energiewende und Klima vorhanden wäre. Aber das entscheidende Problem ist, dass die Grünen-Entscheider solche Expertise, die nicht ihre Meinung vertritt, gar nicht mehr hören wollen – auch nicht von parteiungebundenen Fachleuten, die es reichlich gibt. Dies wurde im letzten Jahr z.B. bei der Debatte zum Weiterbetrieb der letzten drei KKW deutlich: Im Umweltministerium (Frau Lemke) wurde behauptet, sicherheitstechnische Gründe sprächen dagegen, ohne dass die für solche Fragen berufene Reaktor-Sicherheitskommission dazu gefragt wurde, weil bekannt war, dass die das anders sah. Und im Wirtschaftsministerium (Herr Habeck) wurde die Feststellung eigener Beamter gestrichen, dass der Weiterbetrieb viele Millionen t CO2-Emissionen sparen würde. Und das ist nicht das einzige Beispiel. – Ulrich Waas

 

Sie haben die 2 Seiten der Medaille samt der furchtbaren Dilemmas des Wirtschaftsministeriums und der Gesellschaft insgesamt sehr gut herausgearbeitet. In der Nebenübershrift Seite 1 steht schon das entscheidende „… dealen fast nur Grüne mit Grünen. Das ist schlecht, aber nicht allein deren Schuld“ . Ich würde sogar eher sagen „eher am wenigsten deren Schuld“. und es ist auch bei weitem nicht derart schlimm, wie die Bremser des Klimaschutzes und Opponenten der Grünen sogar in der eigenen „Ampel“ es aus teils eigensüchtigen populistischen Machtinteressen oder Wirtschaftlichen Interessen gern darstellen, auch um ihre eigenen viel schlimmeren Versäumnisse vergessen zu machen. Viele der anderen Medien und der anderen Parteien lassen alle von Ihnen genannten mildernden Umstände und Zwangslagen für Ministerium wie Klimaschutz überhaupt unter den Tisch fallen und setzen die angebliche grüne „Lobby“ oder „Vetternwirtschaft“ gleich mit anderen Skandalen, wo es nicht nur um Vertrautheit und Verlässlichkeit im Interesse der überfälligen Beschleunigung von Energie – und Wärmewende und des Klimaschutzes ging, sondern um egoistische Wirtschafts-, Gewinn – oder Machtinteressen. Im Vergleich dazu ist dieser Fehler geradezu aufgebauscht als angeblicher Skandal, der nun alles entwerten soll, was Herr Graichen vorher geleistet hat und noch leisten sollte, wofür er offensichtlich kaum zu ersetzen ist, schon gar nicht durch einen Nichtgrünen, unter denen die ausreichend kompetenten Experten offensichtlich sehr dünn gesät sind und die, wo es sie geben sollte, sich auch noch geraume Zeit in die speziellen Arbeitsziele einarbeiten müssten, nicht zuletzt diejenigen, die mit ihren Worten „“realitätvergessene Vorschläge“ machen wie E-Fuels für Autos oder Wasserstoff für Gasheizungen und damit „Talkshow-Populismus“ betreiben, den leider viel zu viele ernst nehmen statt sich fundiert darüber zu informieren.

Und fast alle anderen Parteien hatten 16 Jahre Zeit zu zeigen, dass sie es besser können, besser nicht nur für die Bequemlichkeiten und den Wohlstand der jetzigen Generation, sondern für künftiges Wohl und Überleben der jungen und kommenden nächsten Generationen. Andere Länder haben diese Zeit viel besser genutzt wie die Schweden, die ihre Heizungen seit 20 Jahren z.B. auf Wärmepumpen umstellen, wobei sie es durch reichlich Wasserkraft und damit wie ganz Skandinavien auch Möglichkeiten zu Pumpspeicherkraftwerken für „Dunkelflauten“ auch leichter haben. Im Vergleich zu diesen Versäumnissen bei uns ist dieser eine Fehler des Herrn Graichen geradezu lächerlich, und seine Entlassung würde als Schlussfolgerung aus Ihren beiden Artikeln der Zukunft und dem Klimaschutz sehr, sehr viel mehr schaden als ihm selbst oder Herrn Habeck persönlich, die jetzt als Sündenböcke dafür missbraucht werden, dass die noch rechtzeitige Rettung des Klimas durch 2 Jahrzehnte Versäumnisse so viel entbehrungsreicher und härter geworden ist. Richtig war natürlich gleichwohl den Fehler einzuräumen und zu „heilen“ und sich begrenzt kritisieren zu lassen und vielleicht auch ein bisschen zu schämen angesichts des grünen moralischen Anspruchs. Aber bitte nicht mit Kanonen auf einen Spatzen schießen, der mal ein falsches Korn erwischt hat, was nicht für ihn gedacht war, nachdem er Myriaden von schädlichem gefressen hat; und dabei bitte nicht rund um den Spatzen viel wichtigere Dinge zertrümmern!

Den meisten „Kritikern“ geht es ja gar nicht um die politische Korrektheit, sondern um die Gelegenheit, den bis vor kurzem noch beliebten Minister schlecht zu reden und ihre eigene bisherige Bremserpolitik besser dastehen zu lassen durch aufbauschen und einseitig fokussiertes Scheinwerferlicht auf diesen bisher einmaligen Mangel, ergänzt um das andere „Verbrechen“ des grünen Ministeriums, die überfällige Energiewende – – zunächst im Heizungsbereich – – doch nicht so bequem, billig und zumutungsfrei und dennoch noch ausreichend und rechtzeitig hinzukriegen wie bis vor kurzem als möglich behauptet, leider von allen, weitgehend selbst von den Grünen, während bei Ihnen in der ZEIT dankenswerter Weise gelegentlich Hinweise kamen, dass eine Klimarettung, von der für den Bürger kaum etwas zu merken ist, zu erwarten traumtänzerisch wäre. Das gilt noch weit mehr, seit Krieg und Energiekrise dazu gekommen sind; und für Wohnungsbesitzer oder -mieter ohne ausreichendes Geld für ökologisches Heizen liegt es auch daran, dass die FDP die möglichen Quellen für mehr finanzielle Förderung und Unterstützung verstoft hat, sei es durch höhere Steuern oder Abbau von fossilen Subventionen oder durch mehr Kreditaufnahmen, die allerdings eine schlechte Quelle wäre, da sie längerfristig ungerecht von allen Inflationsopfern und/oder nächsten Generationen bezahlt werden. Der „alternative“ Vorschlag von mehr Emissions-Preis-Handel ist eine heuchlerische Nebelkerze, denn er funktionierte für Klimaschutz und ökologische Umstellung auch nur dann, wenn die Preise genauso hart würden, dass sie auch einem „Zwang“ zu neuer Mobilität und Heizung gleichkämen. Das ganze wird sogar noch härter und teurer, wenn wir und alle Öl – und Industriestaaten die nötigen Hilfen und Anreize für den globalen Süden für dortigen Klimaschutz ernsthaft angehen würden. Aber selbst für die Menschen dort wird es nicht ohne auch eigene Anstrengungen und Verhaltensänderungen abgehen, die die Zahlerstaaten auch als Bedingung stellen müssten, um alle schmerzlichen Opfer für Hilfen nicht in ein Fass ohne Boden gehen zu lassen. – Peter Selmke

 

Ja, bei der Energiewende dealen (leider) fast nur Grüne mit Grünen, und (vermutlich) ja, die Klimaexperten der anderen Parteien bringen kaum eine Skatrunde zusammen, und das nicht, und da widerspreche ich Ihnen, weil die keine Ahnung haben, sondern weil die nicht wollen! Schlimm! – Thomas Schmid

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Freude am Wachstum“ von Uwe Jean Heuser

 

Wunderschön und voll daneben, Zeitungsente auf der ersten Seite oder lieber neudeutsch Fake News? Aus dieser Zeitung wächst eine Wiese? Bestimmt nicht. Warum werden die Leserinnen und Leser für dumm verkauft? Aus dem beigefügten Samentütchen mit einer Mischung für Wildblumen – sehr gute Idee – wächst ein kleines Biotop, aber niemals Mohn, der sehr dekorativ den Titel ziert, der ist gar nicht im Tütchen, ebenso wenig wie Natternkopf, Odermennig und Karde. Von den 25 Arten im Tütchen sind nur etwa ein Drittel Wiesenarten, ansonsten Ackerwildkräuter und Arten der Säume, Wegränder und Staudenfluren. – Anke Henz

 

Gratulation zu Ihrer Idee „für eine grünere Welt“. Es passt auch in unsere persönliche Planung. Wir haben auf unserer Grundstücksfläche, die bisher immer ein 1-2 x pro Monat gemähter Rasen war, eine Fläche von ca. 250 qm ausgenommen, die in diesem Jahr nur im April einmal gemäht wurde und bis zum Herbst nach Belieben wachsen darf. In diese Fläche haben wir drei Blüh-Flecken eingesät und warten nun gespannt, was daraus wird. Natürlich machen wir mit. Wir werden in der Fläche einen weiteren qm freimachen und mit den ZEIT-Samen einsäen und Sie gerne darüber informieren, was daraus wird. Wenn alle Menschen, die die ZEIT abonnieren, kaufen und lesen (610983 Menschen am 3.5.2023/ WIKIPEDIA) auch mitmachen, würden in Deutschland rund 85 Fußball-Felder ZEIT-Blütenflächen entstehen. Das wäre wunderschön und die Umwelt wäre happy. – Andreas und Barbara Tiefensee

 

Nachdem ich heute morgen den Newsletter auf meinem Rechner gelesen habe, ist es mir eine Bedürfnis, Ihnen mitzuteilen, dass ich mich als Naturgartenplanerin sehr gefreut habe, dass Sie über dieses elementar wichtige Thema berichten und auch in einigen weiteren Ausgaben berichten wollen. Bei Ihren Recherchen sind Sie sicher den Naturgarten e. V., gestoßen, der sich schon seit über 30 Jahren für die naturnahe Gestaltung von Grünflächen jeder Art (private Gärten, öffentliches Grün, soziale Einrichtungen, Firmengelände, …) mit heimischen Wildpflanzen einsetzt. Nur mit diesen Pflanzen kann dem Insektensterben Einhalt geboten werden; das ist die Essenz. Langjährige Mitglieder des Vereins, wie Dr. Reinhard Witt, Ulrike Aufderheide, Dipl.-Ing. Dorothee Dernbach, ….. uvm. sind als Naturgartenplaner mit der Verwendung heimischer Wildpflanzen vertraut und gestalten so seit Jahrzehnten die Lebensräume, die verschwunden sind und immer weiter verschwinden. P.S.: Auch nach dem Bekanntwerden der Krefelder Studie geht das Artensterben der Insekten (und natürlich anderer Lebewesen) weiter; da gab es bislang viel zu wenig Änderung/Verbesserung. Insektennisthilfen aufzuhängen und zu denken, dass es damit getan ist, hat keine Wirkung. Nur die echten heimischen Wildpflanzen, deren Lebensgrundlagen im Übrigen auch bedroht sind, werden dringend in der Gestaltung von Grünflächen benötigt. Das ist die Abhängigkeit von Fauna und Flora, die über Jahrhunderttausende entstanden ist. Meine Arbeit ist daher nicht nur Broterwerb. – Annett Welskop

 

„Möge jeder still beglückt seiner Freuden warten! Wenn die Rose selbst sich schmückt, schmückt sie auch den Garten.“ (Friedrich Rückert, 1788-1866, deutscher Dichter, Lyriker und Übersetzer) Mir macht das „gärteln“ einfach immer einen riesengroßen Spaß; ich bin draußen und arbeite mich an der frischen Luft so richtig aus. Nach getaner Gartenarbeit bin ich oft k.o, auch wenn mein Garten nach drei Stunden intensiver Gartenarbeit so aussieht, als hätte ich gar nichts damit gemacht, wenn das so ist, dann habe ich alles richtig gemacht! „Warum denn warten von Tag zu Tag? Es blüht im Garten, was blühen mag.“ (Klaus Groth, 1819-1899, deutscher Schriftsteller) – Riggi Schwarz

 

Wir haben uns sehr über diesen Artikel in der Ausgabe vom 4.5. gefreut. Familiär haben wir so etwas ähnliches in diesem Jahr realisiert. Schon seit Jahren schenken wir unseren Enkelkindern zu Ostern keine Schokolade, sondern unternehmen gemeinsam etwas. In diesem Jahr haben meine Frau und ich für unsere vier Enkelkinder Blumentöpfe, Holzblumen, Blumenerde und Blumensamen gekauft und bei ihrem Osterbesuch durfte jedes der vier Kinder einen kleinen Blumengarten selbst anlegen. Ich habe die Aktion fotografisch begleitet. Im Anschluss kam mir der Gedanke, damit eine PowerPoint-Präsentation zu erstellen, die ich ggf. im Rahmen einer Veranstaltung für Deutsch als Zweit – und Fremdsprache mit Kindern bei Bedarf nutzen kann. (Ich bin ab und zu noch als freiberuflicher Forttbilder DaF / DaZ tätig. Ich habe mir gedacht, es wird sie interessieren, dass andere Personen genau so denken wie Sie und vielleicht ist diTöpfe mit nach Hause genommen und beobachten jetzt gespannt, was sich tut. Inzwischen wächst schon etwas. Übrigens war unsere Schwiegertochter in spe so begeistert von der Idee, dass sie sich unter die Kinder gemischt und ihren eigenen Topf gestaltet hat. – Rainer E. Wicke

 

Eine großartige Initiative der ZEIT! Mitmachen, statt nur zu reden. Im Online – Gespräch der ZEIT zum naturnahen Gärtnern war das Saatgut bereits angekündigt worden, spannend. Ich habe die Saatmischung für Wildblumen bekommen, vielen Dank, ich freue mich. Seit ein paar Jahren säe ich in die Töpfe auf meiner Dachterrasse immer verschiedene Blühsaaten unter die Dauerbepflanzung. Es ist interessant, welche Blumen dann wachsen und sich selber weiter aussäen. Kornblumen beispielsweise, sehr hübsch. Seitdem wimmelt es nur so von Bienen und Hummeln auf der Terrasse, die auch ein Bienenhaus bekommen haben. Nun kommen die Wildblumen dazu. Herrlich, selbst das Gärtnern auf einem so begrenzten Raum kann eine kontemplative Tätigkeit sein. Das tut der Seele gut, nicht nur der Natur. Uwe Jean Heuser hat recht, es lohnt sich, auch im Kleinen um die Natur zu kämpfen. Jede Blüte zählt! – Regina Stock

 

Ich habe Totholz, Nistkasten, Bienenweide und Insektenhotel im kleinen verwilderten Garten. Leider sehr klein. Hausverwaltung pflegt diesen nicht und kassiert nur. Kaum Gartenvögel und Insekten leider. Es ist leider so, dass viele meinen, ein Garten muss „geleckt@ sein. Ein Irrglaube. Gute Aktion der Zeit! – Martin Fehringer 

 

Angeregt durch die vorgestellte Aktion „Ein Quadratmeter für eine grünere Welt“, stelle ich mir die Frage „Wie grün bist du eigentlich?“. Und das bringt mich zu der Anfrage, ob es einen Fragebogen oder ein anderes Messinstrument gibt, mit dem ich mich selbst einschätzen und schließlich vergleichen kann. Ich denke dabei an Stichworte wie Pkw-Benutzung, Fleischverzehr, Gartengestaltung, Abfallmengen, Bioabfall, Flugreisen, Rauchen u.v.m. Über eine, möglichst konkrete, Antwort würde ich mich sehr freuen. Auf jeden Fall danke ich für die Aufmerksamkeit, die meiner Frage entgegengebracht wurde! – Michael Wolfschlag

 

Seit über 40 Jahren habe ich beruflich mit Wildblumen zu tun. Ich finde es sehr gut, dass Sie sich so engagiert mit diesem Thema beschäftigen. Wenn alle Ihre Samentütchen ausgesät werden, dann kommt schon eine riesige Fläche zusammen. Leider wird in der gleichen Zeit, in der jetzt diese Tütchen ausgesät werden, in viel größerem Umfang Blühfläche zerstört. Ich meine damit tausende Kilometer Straßenränder, die nicht nur bis zu den Leitpfosten, sondern auch weit dahinter abgemulcht werden. Dadurch kommen sehr viele Blumen nicht mehr zum Aussamen und verschwinden mit der Zeit. Außerdem findet durch das Mulchen ein Massaker an Insekten und besonders deren Larven statt. Das passiert auch auf vielen Brachflächen, die auch Städten und Gemeinden gehören. Es geschieht meist völlig sinnfrei! Ein Verzicht auf diese schädlichen Arbeiten würde Geld sparen, CO2 sparen und der Natur helfen. – Uwe Baum

 

So etwas nenne ich GREEN-Washing… Bei ca. 611.000 Ex. DIE ZEIT bedeutet dies ein neues „Blumenmeer“ von 61,1 Hektar in Deutschland. Ganz nett, in der Tat. Jedoch stehen diesen positiven 61,1 Hektar 3800 Tonnen (!) Glyphosat entgegen, die in Deutschland pro Jahr (!) verbraucht werden. DAS ist das Problem, welches nach Lösung schreit…. – Hans-Joachim Schröder

 


 

 

Leserbriefe zu „Die liebe Verwandtschaft“ von Petra Pinzler

 

Die Grünen sind im Alltag angekommen. Noch keine Amigos, aber auf dem Weg dorthin trotz hehrer ethischer Ansprüche. Mit etwas Ironie werden ihre Vorbehalte gegen Wortverbindungen mit „Clan“ plausibel. Besonders „Clankriminalität“ ist aus ihrer Sicht diskriminierend und deshalb tabu als spezielle Bezeichnung. Verständlich im Lichte der neuen Entlarvungen, auch wenn Klientelpolitik erst eine Vorstufe ist. – Christoph Schönberger

 

Es ist schon erstaunlich, welches „trojanische Pferd“ der Staatssekretär und Ober-Öko-Lobbyist, Patrick Graichen (Agora Energiewende + Familie) da ins Bundeswirtschaftsministerium hereingetragen hat. Und das alles dann auch noch über einen US-amerikanischen Milliardär finanziert, der seine Überzeugungen nicht nur durch Leute eines Schlages Graichen in unser System überträgt, sondern als Öko-Fundamentalist manche Fehlentwicklungen (Wärmepumpe + Co statt z.B: Gasheizungen H2-ready zu machen) auslöst, die dem Standort Deutschland in vielerlei Hinsicht (Wettbewerbsfähigkeit, Energiekosten u.v.a.) großen Schaden zufügt. Hinweis: Viessmann hatte vor allem darauf gesetzt, Gasheizungen via Wasserstoff zu nutzen – die Wärmepumpe war da erst gar nicht so wichtig bei Altbauten. Graichen + Co haben diese sinnvolle Zukunftsentwicklung mit Absicht hintertrieben. All diese Verstrickungen sind schon schräg: da wollen Öko-Fundamentalisten unser System in ihrem Sinne und moralischen Selbst-Überschätzung umbauen – koste es was es wolle. Letztendlich geht all das, was von denen kommt zu Lasten unserer Wirtschaft, unseres Systems und der Menschen. Nun kann man Leute wie diese unsägliche Frau Prof. Kemfert richtig einordnen – die tickt so, weil sie dafür wohl viel Geld bekommt und wiederholt in stoischer Ruhe laufend ihre faktisch falschen Argumente (H2 + Co) in den Medien und Talkshows ohne Widerspruch zum Besten geben kann. Ein Patrick Graichen wollte gar die Gasnetze verstaatlichen und/oder zurückbauen, ist indes doch klar, dass es gerade die Gasnetze (560.000 Km in Deutschland) das perfekte Netzwerk sind, Wasserstoff via Einfügung (blending) zu transportieren. Was treibt den Mann? Nun wissen wir es. Nur gut, dass dies nun aufgedeckt wird. Den GRÜNEN sei ins Stammbuch geschrieben: Die Moralischsten sind die Schlimmsten! (wie es sinngemäß Nietzsche dies formulierte) – Sven Jösting

 

Vetternwirtschaft bei den Grünen – ist nicht gut und klingt nicht gut. Amigo-Affäre bei der CSU – war nicht gut, klang aber besser. Es entsteht der Eindruck dass bei den Grünen immerzu andere, strengere Maßstäbe angelegt werden als bei herkömmlichen Parteien. Vermutlich weil die anderen immer wieder eine Laufzeitverlängerung bekommen haben. Naturgemäß wurde man dort im Laufe der Zeit mit mehr menschlichen Fehlern konfrontiert und ist insofern ein bisschen abgestumpft. Bimbes-Affäre, eine ganz spezielle Form der Vetternwirtschaft in der CDU, bis heute nicht aufgeklärt – klingt aber so süß. Im vorliegenden Fall wurden Fehler eingestanden und korrigiert, dann sollte auch gut sein. Mit Verzeihen tut sich die Öffentlichkeit anscheinend leichter, wenn die maßgebliche Partei ein C im Namen trägt. Also: Mehr Maß und Mitte, bitte! – Berthold Hanfstein

 

Wenig erstaunlich wie Sie Patrick Graichen decken, ja geradezu glorifizieren. Direkt zu Anfang lassen Sie uns wissen das er ja an einer Jahrhundertaufgabe arbeitet und deshalb solche Fehler( Filz und Lobbyismus) ja passieren können. Und in anderen Parteien, so schreiben Sie, sei das ja des Öfteren der Fall. Nein . Ein solch massiver Verwandtschaftsfilz in einem Ministerium ist frech, atemberaubend frech. Er untergräbt auch die sonst so zur Schau getragene moralische Integrität der Grünen. Und davon schreibt die Zeit kein Wort. Damit outen Sie sich nun endgültig zum Aktivismus, und nicht mehr zum Journalismus. – Peter Knappmann

 

Wo gehobelt wird, fallen Späne. Das weiß man. Und wenn solche Späne in krisenhaften Situationen fallen, wie sie uns mit Putins Überfall auf die Ukraine in besonderem Maße beschert werden, dann tut man gut daran, auf Häme zu verzichten und Herrn Habeck Weitblick und Geschick bei der Korrektur bestimmter Personalentscheidungen in seinem Ressort zu wünschen. Im Übrigen steht außer Frage, dass wir uns alle zügige Fortschritte und beherzte Entscheidungen im Bereich der Klimapolitik wünschen. Aber wenn der Dachstuhl brennt, es also zunächst einmal darum geht, die Energieversorgung im privaten, wie auch im gesamten Wirtschaftsleben, sicherzustellen, dann man sollte man so fair sein, über diskussionswürde Personalentscheidungen hinwegzusehen, so sie denn korrigiert werden. Und es gilt hinzunehmen, dass die drängenden Umwelthemen zunächst einmal zweitrangig sind. Das gilt auch für jene Amigo-Nutznießer, die sich jetzt bar jeder politischen Verantwortung mit Kritik zu Wort melden. – Harald Seidel

 

Wasserstoff in Gasheizungen wäre ein sinnvoller Weg und besser für Altbauten als die Wärmepumpe. Hat das alles was mit Viessmann zu tun und dem Netzwerk Graichen ? Meine Kombination: Es ist schon erstaunlich, welches „trojanische Pferd“ der Staatssekretär und Ober-Öko-Lobbyist, Patrick Graichen (Agora Energiewende + Familie) da ins Bundeswirtschaftsministerium hereingetragen hat. Und das alles dann auch noch über einen US-amerikanischen Milliardär finanziert, der seine Überzeugungen nicht nur durch Leute eines Schlages Graichen in unser System überträgt, sondern als Öko-Fundamentalist manche Fehlentwicklungen (Wärmepumpe + Co statt z.B: Gasheizungen H2-ready zu machen) auslöst, die dem Standort Deutschland in vielerlei Hinsicht (Wettbewerbsfähigkeit, Energiekosten u.v.a.) großen Schaden zufügt. Hinweis: Viessmann hatte vor allem darauf gesetzt, Gasheizungen via Wasserstoff zu nutzen – die Wärmepumpe war da erst gar nicht so wichtig bei Altbauten. Graichen + Co haben diese sinnvolle Zukunftsentwicklung mit Absicht hintertrieben. All diese Verstrickungen sind schon schräg: da wollen Öko-Fundamentalisten unser System in ihrem Sinne und moralischen Selbst-Überschätzung umbauen – koste es was es wolle. Letztendlich geht all das, was von denen kommt zu Lasten unserer Wirtschaft, unseres Systems und der Menschen. Ein Patrick Graichen wollte gar die Gasnetze verstaatlichen und/oder zurückbauen, ist indes doch klar, dass es gerade die Gasnetze (560.000 Km in Deutschland) das perfekte Netzwerk sind, Wasserstoff via Einfügung (blending – bis zu 40% möglich, in Indien staatlich bis 18% vorerst) zu transportieren. Was treibt den Mann? Nun wissen wir es. Das Gleiche gilt für den Stopp der Kernenergie bei gleichzeitigem Hochlauf von Kohlekraftwerken und auch bezogen auf die einseitige Ausrichtung der Elektromobilität auf die Batterie statt ergänzend der Brennstoffzelle und Wasserstoff die Zukunft auch beim PKW zu geben. (Toyota hat gerade fünf weitere PKW-Modelle mit Brennstoffzelle + H2 vorgestellt) – überall steckt ein Netzwerk Graichen dahinter und/oder ist da der Strippenzieher. Zum Schaden unseres Systems. Nur gut, dass dies nun aufgedeckt wird. PS: bin im Thema Wasserstoff seit 20 Jahren aktiv – auch beruflich. U.a. DWV, Wasserstoffgesellschaft Hamburg e.V. u.v.a. Habe bei Facebook die mit größten H2-Communities mit ca. 16.000 Mitgliedern hydrogen + fuel cells sowie wasserstoff + brennstoffzellen. – Sven Jösting

 

Wenn es um Fragen der Energie und deren Wende geht, ist Petra Pinzler meine erste Wahl. Zum wiederholten Mal gelingt es ihr ein schwieriges Thema durch Expertise und Ausdrucksfähigkeit zu versachlichen. Nach der Lektüre ihres großartigen Berichts über das Gesprächs mit Patrick Graichen sollten alle Gutwilligen – sie müssen nicht grün sein – ein gewisses Verständnis für die Handlungen und Fehler des Staatssekretärs aufbringen können. Dass die lautesten Rücktrittsforderungen ausgerechnet aus Bayern kommen, wo die „Spezl-Wirtschaft“ erfunden wurde und wo mit Andi Scheuer ein unfähiger Minister und Schadensverursacher bis zum Schluss im Amt verblieb, zeugt von Unverfrorenheit, einer bei bayerischen Politikern nicht untypischen Charaktereigenschaft. – Sven Herfurth

 

Nach all dem Gewimmel auf der medialen Hüpfburg endlich ein wohltuend unaufgeregter Beitrag zur causa Patrick Graichen. Dafür mein Dank an Sie! – Franz Ulrich Häusler

 

Dieser Darstellung kann ich nicht folgen. Alle Beteiligten haben der Demokratie einen Bärendienst erwiesen. Die Mehrheit der Wähler sind die Mitbürger, die den „Laden am laufen halten“. Es sind Praktiker, sie beherrschen nicht nur das kleine Einmaleins, Dort hält man wenig von Ausreden und fadenscheinigen Erklärungen. In diesem Fall steht eindeutig fest: So darf es nicht sein! Aus meiner Sichtbar die Vetternwirtschaft kein „Fehler“, sondern ein Verstoß gegen das Beamtenrecht, leider ohne Konsequenzen. Den Beteiligten geht es um eine Idee, die durch „Kampf“ und “Standhaftigkeit“ in eine „neue Ära“ führen soll. Es wird nicht nach links und rechts geschaut, ein Merkmal des Fanatismus. Deutlich wird das ebenfalls, wenn die Beteiligten nicht auf Fragen antworten, sondern ihre bekannten Vorstellungen genau ob ohne Unterbrechung herunterrasseln und sich dabei ereifern. Dieser Weg negiert weithrjrnd die unsere für jedermann wahrnehmbare Wirklichkeit.

Im antiken Griechenland hieß es: „Tauch die Zunge in Dein Hirn, bevor du sprichst!“. Dafür reicht der Redeschwall der Eiferer mit sehr kurzem Luftholen kaum aus. Wissen soll heute jedoch keine Rolle mer spielen. Funktionieren (Funktionierende), ist das Leitmotiv. Allen Beteiligten sollte bekannt sein: Eine Strategie, die nicht alle betroffenen Bereiche des Lebens (der Wirklichkeit) berücksichtigt, hat wenig Aussicht auf Erfolg (Carl von Clausewitz über Strategien). Sie ist ein Spiel mit dem Risiko des Scheiterns. Mit dem Entwurf zum „Heizungsgesetz“ wäre jeder Student durch die Prüfung gefallen, nicht so in der großen Politik mit Tausenden Mitarbeitern in den Ministerien. – R. Reiger

 


 

 

Leserbriefe zu „Gottes Werk und Staates Beitrag“ von Raoul Löbbert

 

Seit 1949 bis 2022 belaufen sich die Zahlungen der verschuldeten Länder auf 20,2 Milliarden an die Kirchen. Warum wird dieser Betrag nicht für die Ablösung angerechnet? In der Homepage http://www.staatsleistungen.de finden sich alle Information zu dem Thema. – Erwin Schmid

 

Ich bin überzeugt, dass die Kirchen ihre Besitztümer vom Volke genommen haben, was sich dagegen wohl nicht wehren konnte. Schade, das hätte man erwähnen können. – Manfred Mengewein

 

Der weitgehend entschädigungslosen napoleonischen Säkularisation folgte, einsetzend mit dem Wiener Kongress, eine regional unterschiedlich gehandhabte Ablass-Kompensation, die ab der Reichsgründung 1871 in Form gegossen wurde. Hinfort als staatstragend eingestuft, konnten sich die Kirchen üppiger Apanagen auf Steuerzahlers Kosten erfreuen. Herr Löbbert streut uns klerikalen Sand ins Gemüt, wenn er unsere Blicke auf die Spitze des Eisbergs lenkt. Wem sonst zugeneigt verkauft er dem geneigten Leser diese Mogelpackung? Übersteigen doch allein die BW-Zuweisungen p. a. 1,3 Milliarden und die bayrische Staatskanzlei beziffert den Zuwendungsetat auf mehr als das Doppelte. Andererseits: Wie können wir Transparenz und Aufrichtigkeit von einer Glaubensverkündigungselite erwarten, die uns aufgehübschte Legenden, mit weiser Philosophie garniert, als gewisslich wahr verkauft? Sie, die Organe der Allerchristlichsten, knausern mit dem geschenkten Geld aller Gläubigen und Ungläubigen. Der Staat lässt sich – Seilschaften lassen grüßen – dank der geduldigen und ob des sozialen Engagements dankbaren Bürger nicht lumpen! Da muss die Gretchenfrage erlaubt sein, inwiefern die Verkündung „Gottes Wortes“ gemeinnützig ist… – Andreas Weng

 

Ihren Artikel habe ich mit großem Interesse gelesen, dabei hatte ich völlig vergessen, dass die Kirchenbesitzenteignung bereits im Jahr 1803, nach dem Sieg über Napoleon beschlossen wurde, sowie auch die Verpflichtung zur Versorgung der Kirchen durch den Staat. Was ich in Ihrem Bericht vermisse ist die Tatsache, dass die Kirchen zwar nicht mehr Eigentümer sind, aber den nicht unerheblichen Nutzen aus Vermietung und Verpachtung der Objekte ziehen. – Arthur Leidig

 

Hier verrate ich ihnen ein Geheimnis. Nicht weitersagen, aber merken: Es gibt in Deutschland ZWEI Kirchen, die Staatsleistungen erhalten. Die katholische (die ja meist genannt wird) und die evangelische (die mehr eine Geheimorganisation zu sein scheint). – Uter Szameitat

 

Von DIE ZEIT erwarte ich umfassendere Problemanalysen als den Beitrag von Herrn Raoul Löbbert im Wirtschaftsteil. Als Lektüre empfehle ich https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fstop-kirchensubventionen.de%2F&data=05%7C01%7CLeserbriefe%40zeit.de%7C2d71fa8abc4140653f5b08db4f9c7af1%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C638191305712669730%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000%7C%7C%7C&sdata=UHyV0muDU2bNxL1ZeOR0VgfludecuacA01jUd3tU3mc%3D&reserved=0. Mich enttäuscht, daß durch Subvention des Kirchensteuerabzugs, die Befreiung von Kapitalertragsteuer sowie Grundsteuer dem Staat entgehende Einnahmen unerwähnt bleiben. – Jens Rosenkranz

 

Leider geraten bei vielen Darstellungen Sinn und Zweck des verfassungsrechtlichen Auftrags zur Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen aus dem Blick. So auch beim Artikel des Christ & Welt-Redakteurs Raoul Löbbert in der Zeit. Die Reichsverfassung von Weimar erklärte die Trennung von Staat und Kirche unmißverständlich, auch in finanzieller Hinsicht. Dass diese Trennung für letztere das Risiko birgt, möglicherweise in finanzielle Schieflage zu geraten, ist unvermeidlich, bei den deutschen Kirchen, die im Weltmaßstab als überaus vermögend gelten, aber wenig glaubwürdig. Trotz Ablöseauftrag fließen die als Staatsleitungen bezeichneten Steuergelder seit mehr als 100 Jahren in die Kirchenkassen, seit 1949 in üppiger, jährlich steigender Höhe. Wenn die Kirchen es versäumten, daraus einen ertragreichen Kapitalstock aufgebaut zu haben, kann dies sicher nicht erneut zulasten der Steuerzahler:innen gehen. Aber das finanzielle Klagen gehört ja seit je zum „Geschäftsmodell“ der Kirchen. Wehe, wenn sich jemand einmal genauer die Anspruchsgrundlagen der Staatsleistungen ansähe und feststellte, dass sich diese praktisch in Luft auflösten. Kirchlicher Besitz zu Feudalzeiten war selten Eigentum, sondern vielmehr geliehenes (Lehen), gestiftetes oder schlicht angeeignetes Vermögen. Und die protestantischen Fürsten, die während der Reformation vormals katholischen Besitz übernahmen -„Kirchenraub!“ riefen viele Katholiken damals -, konnten sich kaum selbst enteignen. Und es wäre lohnenswert, die nach 1919 abgeschlossenen Kirchenverträge hinsichtlich der Regelungen zu den Staatsleistungen unter die verfassungsrechtliche Lupe zu nehmen. Sind sie verfassungskonform? Fallen sie vielleicht garnicht unter das Ablösegebot, könnten also entschädigungsfrei beendet werden? In jedem Fall muss bei der Formel „Ablösung gleich Beendigung gegen Entschädigung“ die 104-jährige Nichtablösung mit betrachtet werden. So wird es heute auch unter Staatsrechtlern gesehen (stellvertretend: Christian Walter, „Eigentlich schon lange quitt“, Artikel im Humanistischen Pressedienst, hpd.de). Selbst eine „Überzahlung“ könnte man konstatieren, wenn man die 1919, zeitgleich mit dem Ablösungsauftrag der Staatsleistungen, deutschlandweit eingeführten Kirchensteuern berücksichtigt, die ja die finanzielle Unabhängigkeit der Kirchen sichern sollten (vgl. den Artikel von Carsten Frerk, „Staatsdotationen und Staatsleistungen“ unter fowid.de). 

Wie könnte eine Lösung der derzeitigen „Verklemmung“ im Ablösedisput zwischen Bund, Ländern und Kirchen aussehen? Ein Vorschlag: Der Bund löst die Staatsleistungen durch einen symbolischen Betrag von EUR 1,00 ab, die Länder heben alle diesbezüglichen Regelungen in den Kirchenverträgen einseitig auf. Sollte allerdings der Bund ein Rahmengesetz gegen den Willen der Länder „durchdrücken“, das diese zu hohen Ablösezahlungen verpflichtet, sollten die Länder ein Normenkontrollverfahren gegen den Bund vor dem Bundesverfassungsgericht anstrengen. Das Gericht wird sich dann sicher nicht nur die juristischen, sondern auch die historischen Anspruchsgrundlagen ansehen, dies auch mit Blick auf die Verfasstheit einer immer säkularer werdenden Gesellschaft. – Christian Casutt

 

Im oben genannten Artikel, dessen Überschrift wirklich gut gelungen ist (!), war zu lesen, dass ein Gesetz, das die Ablösung der Staatsleistung an die Kirchen zum Inhalt hat, nicht durch den Bundestag müsse. Dies sei „Pech“ für [Winfried] Kretschmann; dass das Gesetz nicht durch den Bundestag müsse, führt der Artikel darauf zurück, dass es noch keine Bundesländer gegeben habe, als ein Verfassungsauftrag, die Staatsleistungen betreffend, formuliert worden sei. Ich würde meinen, dass dort eigentlich vom Bundesratdie Rede sein müsste; schließlich hätte Kretschmann nicht mehr Glück, wenn der Bundestag beteiligt werden müsste, denn Einfluss dürfte er als Ministerpräsident nur auf den Bundesrat haben. Ferner würde die Korrektur auch insofern naheliegend erscheinen, als augenscheinlich die Frage verhandelt wird, ob die Länder zu beteiligen seien – zu beteiligen wären sie gerade durch den Bundesrat, würde ich meinen. Sofern ich nicht vollkommen in die Irre gehe, würde ich darum bitten, den Artikel entsprechend zu korrigieren, soweit dies möglich ist (ggf. kann zumindest der Zeit+-Artikel angepasst werden, so er denn existiert?). – Mike Osterberg

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die reine Heuchelei«“. Gespräch mit Ruud Koopmans geführt von Mariam Lau

 

Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Nachdem sich unsere Flüchtlingspolitik seit Jahrzehnten immer nur im Kreis dreht, scheint jetzt tatsächlich Realismus in die Debatte zu kommen in Form der in der Tat naheliegenden Erkenntnis (die vor 20 Jahren schon Otto Schily hatte), dass dieses Asylchaos nur in geordnete Bahnen zu lenken ist, wenn das Asylverfahren stets vor der Einreise in die EU stattzufinden hat und somit nur noch anerkannte Asylberechtigte überhaupt zu uns kommen, wenn also innerhalb der EU keine Anträge mehr gestellt werden können, wenn dennoch illegal Eingereiste automatisch dorthin verwiesen und geschickt werden, wo sie ihren Antrag stellen können, und wenn dadurch überhaupt erst die Möglichkeit erschlossen wird, Migration wirksam zu steuern. Konkrete Vorschläge dazu gibt es ja zu Hauf (Ruud Koopmans, Gerald Knaus) ebenso wie praktische Beispiele (Kanada, Australien). Man darf gespannt sein, ob diese Erkenntnis irgendwelche Früchte trägt oder ob doch nur wieder jahrelang ergebnislos weitergewurschtelt wird. – Gebhard Boddin

 

Es ist verstörend, wenn wir uns vor Augen führen, wie immer noch Geflüchtete im polnisch-belarussischen Grenzgebiet ausharren müssen, dort verhungern, erfrieren und zuweilen sogar umkommen. Die Polen haben einen 5,50 Meter hohen und 186 Kilometer langen Grenzzaun errichtet, der es den Menschen, die nun im Niemandsland gefangen sind, unmöglich machen wird, in die EU einzureisen. Dazu ist er mit Überwachungstechnik versehen. So wird den Menschen nichts übrig bleiben, als dort früher oder später zu Grunde zu gehen. Selbst von den belarussischen Grenzbeamten werden sie immer wieder zurückgewiesen. Fortan sind sie also gefangen. Wenn man glauben darf, was so einige Nachrichtenseiten über die Lage berichten, dann ruft das nur Entsetzen in mir hervor. Da ist die Rede davon, dass sich manche polnische Grenzbeamte zweifelhafter Methoden bedienen, indem sie die Hilfsbedürftigen schikanieren, sie mitunter verprügeln, bei Minusgraden mit Wasserwerfern abspritzen, ihnen ihre Habseligkeiten abnehmen, dazu Telefone, Wasserflaschen und das Essen. Das ist ein höchst bedenklicher, ja schon unverzeihlicher Umgang mit Menschen. Ich schäme mich zutiefst über diese fehlende Mitmenschlichkeit. Das hat absolut nichts mit unseren europäischen Werten und Prinzipien gemein. Und darum möchte ich an dieser Stelle auch ganz klar zum Ausdruck bringen. Das ist nicht mein Europa! #JesusCameFromTheMiddleEastMichael Ayten

 

Würden unsere Regierung und all die kurzsichtigen Zeitgeistmoralisten, die sie vor sich hertreiben, bei ihrem Jonglieren mit Menschenzahlen – Obergrenzen, keine Grenzen, Fachkräftemangel – einen Augenblick innehalten, um über das Ende der Legislaturperiode hinaus in die Zukunft unseres Landes zu blicken: bei anhaltender Völkerwanderung – ein anderes Wort wäre verniedlichend – , fehlender Abschiebung, Kinderreichtum der Immigranten, Zuzug von Fachkräften würde unsere Mehrheitsgesellschaft (dank Rentnerüberhang!) zu einer von vielen Parallelgesellschaften schrumpfen oder aufgehen im neuen Klein-Afrasien! Wie schrillen noch die Hohlphrasen: „Wir schaffen das!“ und „2015 darf sich nicht wiederholen!“ in unseren leidgeplagten Ohren! Statt in Asien und Afrika immer neue Fachkräfte ab-/anzuwerben, sollte unser Kanzler sich mit vernunftbegabten europäischen Regierungschefs zusammenschließen und mit sanftem Druck, aber unmissverständlich den asiatischen und afrikanischen Staaten klarmachen, daß Europa kein grenzenlos aufnahmebereites Flüchtlingslager ist, sondern daß sie selbst verantwortlich sind für die Fluchtursachen und ihre Bekämpfung und die Flüchtlinge auf dem Grund und Boden ihrer riesigen Kontinente unterbringen müssen! Gelingt das nicht, wird die eigentliche Buntheit und Vielfalt, die der europäischen Völker und Nationen, ihre Gesichter, Gebräuche, Lebensart, Kultur, Sprachen und Dialekte einer grauen Einfalt und Beliebigkeit weichen! Wir müssen uns entscheiden, w e l c h e Vielfalt wir wirklich wollen! – Ulrich Pietsch 

 

Der richtige Ansatz. Sehr zu Recht wird in dem Interview mit Ruud Koopmans als Resümee angesprochen, dass eine Verbesserung in der Migrationssituation voraussetzt, dass einige Beteiligte in der Migrationsdebatte sich von Ihren jeweiligen „Lebenslügen“ befreien: die Migrationskritiker von der Illusion, dass allein mit verstärkten Abschiebebemühungen und Abschottung die Situation zu bewältigen sei, etliche Flüchtlingshelfer von der Illusion, dass die generelle Ablehnung von außereuropäischen Asylprüfungsstellen dem Schutz von Flüchtlingen und der Gerechtigkeit dienen würde. Es ist klar, dass es bei einer so komplexen Lage hinsichtlich Migration und Integration keine ideale, alle Wünsche erfüllende Lösung gibt. Aber die Pflege der Illusionen verhindert bessere Lösungen, als wir sie heute haben. – Ulrich Waas

 

Keinem, der in der ZEIT zu Wort kommt, habe ich eine scharfe Ansage zugetraut, wie sie Ruud Koopmans im Interview gemacht hat. Zusammen mit meiner Frau hatte ich über drei Jahre lang engen Kontakt mit einem jungen Mann aus Nigeria, der übers Mittelmeer zu uns gekommen ist. Zahlreiche Gespräche und Erlebnisse mit diesem Migranten habe ich in Tagebuchform festgehalten. Inzwischen habe ich mich gründlich von der Illusion verabschiedet, dass Humanität keine Obergrenze kennt. Diese Vorstellung ist nicht nur reine Heuchelei, sie ist auch eine reine Überforderung der Zivilgesellschaft. – Jean-Claude Will

 

Bundesinnenministerin Nacy Faeser stellt angesichts der aktuellen und der zu erwartenden hohen Zahl an Flüchtlingen fest «Von Überforderung könne keine Rede sein…» Dieser Optimismus ist angesichts der Knappheit an Schulplätzen, Wohnungen, Ärzten, Personal nicht zu rechtfertigen. Zu Recht kritisiert der Migrationsforscher Ruud Koopmans die deutsche Flüchtlingspolitik. Das Grundproblem ist allerdings nicht die aktuelle und auch nicht die zu erwartende Überforderung. Es geht darum, dass der Flüchtlingspolitik die tragfähigen Grundlagen fehlen. Es geht um moralische, ökonomische, ökologische und demographische Grundlagen. Dieses Fehlen ist eine wesentliche Ursache der wachsenden Zahl der Asylanträge. Beim Bau eines Hauses genügt es nicht, die aktuelle Situation zu berücksichtigen. Es reicht nicht, dass das Haus nicht gleich einstürzt. Es muss auch sichergestellt sein, dass das Haus auch stehen bleibt, wenn voraussehbare Umweltkatastrophen eintreten: Hochwasser, Erdbeben, Erdrutschgefahr, auch Zinserhöhungen. Ähnlich bei der Flüchtlingspolitik. Die Grundlagen sind nicht stabil, weil es da den ungelösten Zielkonflikt gibt beim Realisieren der Menschenrechte auf Lebensunterhalt einerseits und beim Realisieren des Menschenrechts auf Eigentum andererseits. Zu den erstgenannten Rechten gehört neben dem Recht auf Asyl auch das Recht, die Familiengrösse zu realisieren, unabhängig von kurz – und langfristig verfügbaren Ressourcen. Das Ausüben des letztgenannten Rechts führt regelmässig zu politischer Instabilität wegen Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, Armut etc.. Dies wiederum führt immer mehr zu Situationen, die berechtigen das Recht auf Asyl zu beanspruchen.

Natürlich kann man sagen, das Recht auf Eigentum ist einzuschränken, angesichts des ökonomischen Grabens. Aber letztlich beruht das Schlamassel der Menschheit auf einer Art Tragik der Allmend, wobei zur Allmend die Aufnahmekapazitäten der Erde für Kopfzahl und Konsum, nicht nur für Co2 gehören. Das Realisieren des Rechts auf Eigentum ist letztlich das Mittel, das Mass an Eigenverantwortung zu verlangen, das nötig ist, aus dem Schlamassel raus zu kommen. Gelingt das nicht, sind langfristig auch alle anderen Menschenrechte nicht mehr realisierbar. Fazit: Das Recht auf den Fortbestand des Eigentums, wie funktionierende Verwaltung, funktionierende Schulen, ausreichende Naturräume, soziale Netze, usw. verlangt, dass die Verantwortung für die Realisierung anderer Menschenrechte im ausreichenden Ausmass ausreichend verteilt wird. Insbesondere an diejenigen, die verantwortlich sind für die Überlastung in den Bereichen Demographie, Ökonomie und Ökonomie. Die Aufnahmekapazität der Erde für Konsum und Kopfzahl ist beschränkt, ebenso wie die Aufnahmekapazität des Nordens für Flüchtlinge. Hier müssen Lösungen gefunden werden, zu denen auch der Norden beitragen muss, aber eben auch durch Klarstellen der Notwendigkeit, die Verantwortung zielgerichtet zu verteilen. – Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Unbedingte“ von Mariam Lau

 

Betreffend die Demission des Tübinger OB Boris Palmer zitiere ich einen Satz von Mariam Lau, den ich unterstreichen würde: „Die Grünen tragen nämlich am Ende womöglich den größeren Schaden davon als Boris Palmer.“ Deshalb wäre zu befürchten, dass der durchschnittliche IQ dieser Partei um einige Punkte absinkt. – Ragnar Reuland 

 

in der Neuen Osnabrücker Zeitung heißt der Kommentar von Rena Lehmann zu dem Thema: „Mehr Boris Palmer wagen!“ Nicht immer war/bin ich mit seinen Äusserungen einverstanden, aber Frau Lehmann hat recht. Ohne Menschen wie Palmer, Gysi, Wagenknecht oder all die demokratischen „Unbequemen“ hätte m.E. die AfD noch wesentlich mehr Stimmen. Warum wurde Palmer Oberbürgermeister in Tübingen? Dass dieser (ökologisch bewusste) Mann kein Heiliger ist, wissen wir doch alle. Zu gerne hätte ich ein Streitgespräch gelesen! Wie arm müssen die Grünen sein, wenn offensichtlich keine(r) von ihnen dazu in der Lage ist??? Gerne hätte ich zudem gewusst, wie kommunale PolitikerInnen, deren Arme nicht bis nach Berlin reichen, über „den Fall Palmer“ denken. – Klaus Busch

 

Ihr Artikel in Sachen Boris Palmer gefällt mir nicht. Ich finde den Artikel im Ton etwas naseweiß, in der Sprache mit Mängeln und im Inhalt tendenziös. Ein paar Beispiele, querbeet. „Vorfeld“ – das gibt es nur auf einem Flughafen. „N-Wort“ – sagen Sie Neger oder sagen Sie es nicht, verschonen Sie erwachsene Leute mit Ihrem Gesinnungsvokabular, das ist – letztlich – Exhibitionismus. „Dann verstieg er sich …“ – die Formulierung gehört in einen Meinungsbeitrag, nicht in einen Bericht. „Die Invektiven gegen ihn seien ’nichts anderes als der (an der Stelle zitieren Sie falsch „ein“) Judenstern'“ – Palmer wendet sich nicht gegen die Invektiven, sondern gegen die Methode der Ausgrenzung, und da hat er so unrecht nicht, und wenn man das so verstehen will, kann man das auch so verstehen, auch wenn Nazi-Vergleiche immer heikel sind, wenn man klug ist, läßt man das – aber Palmer ist (in der Hinsicht) nicht klug, Palmer ist lieber engagiert (ich rechne ihm das eher an als daß ich ihm das vorwerfe). „suchthafte(s) Um-sich-Schlagen“ – das ist die Pathologisierung natürlichen Temperaments. „schmale Chance“ – da will jemand originell sein oder weiß es nicht besser. P.s „Desaster“ – das gibt es nicht, ein Desaster kann man verursachen, vorfinden, veranstalten und vieles mehr, aber nicht haben, besitzen. An Problemen „wachsen“ (auch: reifen) – das ist ein uralter Ausdruck, ich habe das auch immer gehasst: weil es Probleme als vorübergehend und nichtig verniedlicht. „Wuchtige Parkgebühren“ – siehe „schmale Chance“. „Palmers maximale ökologische Effizienz“ – maximal, meine ich, hieße höchst erreichbar. Meinen Sie das? (Ich glaube nicht.) „Die Causa Palmer“ – so geschwollen redet kein Mensch, so geschwollen schreiben nur Journalisten, die beeindrucken wollen. „Palmers Äußerungen waren oft unerträglich“ – ja, wenn man nicht gehört hat, was man nicht hören wollte; es ist schon was dran an der Sentenz, daß man mit dem Herzen besser sieht und hört. Jetzt hab ich doch mehr geschrieben, als ich eigentlich wollte, sehen Sie’s mir nach. – Thomas Leschke

 

Das ist aber ein ganz starkes Stück, der Boris Palmer nimmt jetzt seinen ganzen Resturlaub, Auszeit nennt er selbst das ganze! Ich nenn´ das sehr löblich, vielleicht geht er sogar gleich ins Kloster, der nicht mehr so immergrüne Boris, natürlich nur um sich geistig rein zu waschen. Tipp von mir lieber Herr Palmer, nehmen sie doch auch diesen grünen Habeck und seinen gesamten Vetternklub mit in diese lange, lange Auszeit. – Klaus P. Jaworek

 

Boris Palmer hat, wie anderen Publikationen zu entnehmen war, darauf hingewiesen, das Neger oder Niger (nicht Nigger!) nur in bestimmten Zusammenhängen als anstößig empfunden wird. Der Fluss und das Land Niger rufen keine bösen Konnotationen hervor. Die Porta nigra erinnert allenfalls an römischen Kolonialismus. Und der Negerkuss ist eine gelungene Wortschöpfung von Ästhetik und Genuss. Ich finde das Verhalten von Palmer aus anderen Gründen bedenklich: Der Mann sagt, was er denkt: Die ihn als Nazi beschimpfen, was offenbar in unserem Land korrekt ist, vergleicht er mit Nazis, die die Juden zum Tragen des diskriminierenden Sterns zwangen. Ein überzogener Vergleich, gewiss. Aber nicht jeder, der sich zu einem politisch nicht korrektem Vergleich versteigt, ist verrückt oder krank! Dass Palmer sich zu Krankheit bekennt, ist krank. Oder Kalkül: Er bliebe gerne der unabhängige, selbstständige, selbsttätige und hoch angesehene Oberbürgermeister. Wer verrückt ist, dem kann man nicht helfen; Kranke haben Anspruch auf Empathie. – Johannes Kettlack

 

Natürlich halten sich die Grünen zurück, weil sie erkennen, dass ein “ kleiner“ Bürgermeister in Tübingen genau einiges durchgesetzt was ihnen auch gerne gelungen wäre – Was die letztlichen Entgleisungen Palmes nicht entschuldigt. Aber andererseits, wie verzweifelt muß man sein wenn alles für das die Grünen auch gerne ansatzweise wenigsten zumindest mal angedacht hatten in Tübingen funktionieren konnte und Palme dennoch immer wieder gewählt wurde. als Bürgermeister und nicht wie es jetzt den Grünen vorgeworfen als Moralapostel. Vielleicht hätte man ihn schon früher viel mehr unterstützen müssen damit es nicht zu der Verzweiflung gekommen wäre. – Geelke Braun

 


 

 

Leserbriefe zu „Ozean im Hitzestress“ von Stefan Schmitt

 

Vielen Dank für Ihren schon fast düster kryptisch apokalyptisch angehauchten Artikel über die Erderwärmung: Ozean im Hitzestress, in der Zeit vom 4. Mai 2023, Bitte stoßen Sie endlich einen Meinungsstreit/Diskurs bezüglich der Rolle der Medien in der Klimakatastrophe an! Ich würde mich sehr freuen, wenn die Medien ihre eigene Rolle bezüglich des Anheizens der Klimakatastrophe kritisch öffentlich diskutieren. In meinen Augen hat der Inhalt der Zeit großen Einfluss auf die öffentliche Meinung. Wenn während der nächsten Hitzewelle die Zeit-Redaktion einen „Testbericht“ über Klimaanlagen veröffentlicht mit dem Titel: „Klimawandel: Diese Geräte lassen Sie auch bei der größten Hitze nicht im Stich“ werden mehr Menschen solche Anlagen kaufen und sich weniger motiviert fühlen darüber hinaus aktiv zu werden. Bringt die Redaktion jedoch einen Artikel: „So hilft natürliches Grün unsere Stadt zu kühlen“, dann werden sich mehr Menschen für den Erhalt bzw. den Ausbau der Stadtbegrünung einsetzen. Um Klimakatastrophen abzuwenden, müssen wir uns als Gesellschaft offen und einander unterstützend verbinden. So machten wir den Sprung in die Neuzeit mit ihren rasanten Fortschritten. Für den Sprung über die Zeit der Klimakatastrophen sollten wir uns alle motiviert fühlen, so viel persönliche Verantwortung wie möglich zu übernehmen, um zusammen die besten Lösungen zu finden. Bei dieser Herkulesaufgabe ist Ihre verdienstvolle Arbeit von äußerster Wichtigkeit und genießt meinen größten Respekt. – Klaus Siersch

 

Als aufmerksamer Leser mit ein wenig Hintergrund stolpere ich das ein oder andere mal über Angaben, die mir „Spanisch“ vorkommen. So ging es mir zu Beginn ihres obengenannten Artikels, wo sie durchaus korrekt aufgrund der hohen Wärmekapazität von Wasser die Bedeutung der Ozeane für den Wärmehaushalt im Vergleich zur Atmosphäre herausstellen. Nur über ihre Aussage „Zum einen hat auf der Erde das Meerwasser viel mehr Masse als die Lufthülle“ zu Beginn bin ich gestolpert. Nach schneller Recherche (u.a. Wikipedia) komme ich mit Umrechnung zu dem Schluss, dass alles Wasser auf der Erde 1,4 x 1018 Liter (=kg) umfasst, im Vergleich zu unserer Atmosphäre mit einer Masse von 5,5 x 1018 kg Luft. Kein wirklich großer Unterschied zur Lufthülle. An einem Massenunterschied liegt es dann wohl nicht, dass Ozeane so viel mehr Wärme speichern können, wohl eher an der Löslichkeit von C02. Oder unterliege ich einem Denkfehler? – Jörg Siebert

 

Im Teil Wissen der Ausgabe 19 vom 4. Mai – „Ozean im Hitzestress“ ist die Beschreibung der Wärmeaufnahmefähigkeit (WAF) – übrigens ein physikalischer Begriff der auch im handwerklichen Bereich durchaus geläufig ist – nicht korrekt erklärt, auch wenn der Autor im Nachsatz salopp von „simpler Physik“ spricht. Der dritte Satz in dem Beitrag lautet nämlich – „Und zum anderen nimmt ein Kilogramm Wasser viermal so viel Hitze auf wie ein Liter Luft, bevor es ein Grad Celsius wärmer wird“. Im weiteren dient dies als Grundannahme für die gedankliche Schlußfolgerung, dass die Ozeane sehr viel größere Wärmemengen speichern können als die Atmosphäre, was im Grunde natürlich richtig ist. Leider stimmt der Vergleich nur, wenn man die Wärmeaufnahmefähigkeit von einem Kilogramm Wasser auch mit korrekterweise mit der von einem Kilogramm Luft vergleicht. Ein Liter Luft wiegt bei atmosphärischen Druck nämlich nur ca. 1,3 Gramm. Um auf die Masse von 1 kg athmosphärischer Luft zu kommen, bräuchte man also annähernd 770 Liter davon, was bedeutet dass Wasser erheblich mehr Wärme als nur das Vierfache von Luft aufnehmen kann – simple Physik also, wenn man nicht Liter mit Kilogramm vergleichen würde. – Günther Ebenbeck

 

Zitat: „… nimmt ein Kilogramm Wasser vier Mal soviel Hitze auf wie ein Liter Luft, bevor es ein Grad Celsius wärmer wird.“ Die spezifischen Wärmen von Wasser mit 4,19 J/(g ∙ K) und Luft mit 1,01 J/(g ∙ K) unterscheiden sich um den Faktor vier. Da ein Liter Luft aber nur eine Masse von 1,29 Gramm hat, muss es richtig heißen: Für eine Temperaturzunahme um 1 Grad Celsius braucht ein Kilogramm Wasser etwa 3200 Mal soviel Wärme wie ein Liter Luft! Schade dass man auch in der „Zeit“ auf solche entstellende Nachlässigkeiten stößt. Die generell in der sog. gebildeten Schicht herrschende abgrundtiefe „physikalische Gefühllosigkeit“ verhindert, dass die Klima-Problematik von der Gesellschaft angemessen eingeordnet wird. – Klaus Ziegenberg

 

Hunderte Leser werden den Fehler aus S. 38 „Ozean im Hitzestress“, Ihrer Ausgabe DIE ZEIT N 19, Wissen, vom 4.5.23 monieren… Falls nicht: die wärmetechnische Entsprechung von einem Kilogramm Wasser liegt bei vier Kilogramm Luft (bzw. vier Kubikmeter Luftvolumen), wenn man Wärmekapazitäten vergleichen möchte. Also Kilogramm, nicht Liter als Vergleichsgröße bei beiden Medien. Eine plausibilisierende Infoseite (Dr. Asendorpf?) der involvierten Größen beim aktuellen Thema Heizenergieeinsparung wäre sicher hilfreich. Auch als Ingenieur tue ich mich schwer, über die verschiedenen Faktoren zu einer verhältnismäßig (!) angemessenen Verbesserung des Wärmehaushalts von Gebäuden zu finden… – Hans-Jörg von Lücken

 

In der Einleitung des Artikels „Ozean im Hitzestress“ scheint mir ein Fehler zu sein, wenn gesagt wird „… ein Kilogramm Wasser nehme 4 mal soviel Hitze auf wie ein Liter Luft, bevor es ein Grad Celsius wärmer wird“. Richtig wäre „… wie ein Kilogramm Luft, …“. Wenn man die spezifischen Wärmekapazitäten auf das Volumen Wasser bzw. Luft beziehen würde, käme sogar noch der Faktor 1000 ins Spiel, um den die Dichte des Wassers größer ist als die der Luft. – Heinz Bingemer

 


 

 

Leserbriefe zu „Über Freundschaft und Verrat“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

„Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“ – das beweist eindrücklich der Artikel von Harald Martenstein, in dem er Benjamin von Stuckrad-Barre Verrat an seinem Freund Mathias Döpfner vorwirft. Man sollte wissen, dass Mathias Döpfner nicht nur der Arbeitgeber von Stucki war, sondern auch Martenstein für den Springer-Verlag arbeitet und Geld vom Hause Springer, also Döpfner, bezieht. War das der Grund für diesen unsäglichen Artikel? Will Herr Martenstein seine Aufträge vom Springer-Verlag nicht gefährden und beschreibt deshalb Döpfners krasse und teilweise menschenverachtenden SMSen, in denen Ostdeutsche pauschal beleidigt werden und Döpfners Sympathien für Trump offenkundig werden, lapidar als „WELTSCHMERZ“? Ohne das Buch von Stuckrad-Barre gelesen zu haben („Kaufen würde ich das Buch aus moralischen Gründen eh nicht“), fragt er sich, wie man ticken müsse, wenn man diejenigen, die die Kohle bezahlten (Döpfner = Arbeitgeber) mit Dreck bewerfe. Das wäre in seinen Augen nur dann legitim, wenn es „relevant Kriminelles“ zu enthüllen gäbe. Dazu muss gesagt werden, dass noch nicht einmal klar ist, wer diese SMSen an die Öffentlichkeit gebracht hat – vermutlich Julian Reichelt, an den diese auch gerichtet waren.

Hat der Mann eigentlich keine Ahnung vom Thema, um das es bei Döpfner und dem BILD-Skandal ging? Ist das jahrelange Vertuschen und nicht Hingucken bei sexuellem Missbrauch und Belästigung von Untergebenen, wie es Mathias Döpfner im Fall von Julian Reichelt und seinen Mitarbeiterinnen getan hat, etwa nicht strafrechtlich relevant? Ist das kein guter Grund für Stuckrad-Barre, seine Freundschaft mit Döpfner zu beenden? Zeigt es nicht eher von einem guten Charakter und sehr viel Rückgrat, wenn jemand TROTZ fünfstelliger monatlicher Geldeingänge aus moralischen Gründen die Freundschaft kündigt? Ist es nicht vielmehr so, dass der, der seine Aufträge nicht verlieren will und deshalb blinde Loyalität und Kadavergehorsam übt, zum System des Machtmissbrauchs beiträgt? Hallo, Herr Martenstein, ich spreche von Ihnen? Lesen Sie doch bitte erst einmal das Buch, Herr Martenstein. Dann können Sie auch mitreden. Vorher sollten Sie sich in Schweigen hüllen. Stucki tickt genau richtig. – Jeanette Ruh

 

Vielen Dank, Frau Radisch, für die meines Erachtens richtige Einordnung dieses Buches. Harald Martenstein komplettiert das Ganze eine Woche später mit den schnöden Seiten des Mammons und des Egos. Irgendwie sind wir noch nicht so richtig weitergekommen, wenn solche Bücher so gehyped werden. – Elsabe Elson

 

Sie sprechen mir mit Ihrem letzten Artikel (wieder einmal ) aus meinem Herzen. Alles ist dort gesagt. Dieses Buch ist an unverschämter Heuchelei und Niedertracht kaum zu überbieten. Und bei all diejenigen BILD-Hasser, zu denen auch die elitäre Blase der ZEIT gehört, die jetzt den für Stuckhard-Barre so profitablen Beifall klatschen, gehören die Moralvorstellungen auf den Prüfstand oder gleich in die Tonne. – Bernhard Jung

 

Dass ausgerechnet Sie einen „Unsere Ehre heißt Treue“ Artikel mal schreiben werden, hatte ich nicht erwartet. Natürlich ist es anrüchig, sich wegen dem lieben Geld mit einer zweifelhaften Sache einzulassen. Aber tun wir das nicht alle? Viele, auch ich, schaffen bei Konzernen, deren einziges Geschäftsmodell darin besteht, unbeschränkt günstigsten Zugang zu wertvollen Ressourcen, Arbeitskräften, usw. zu bekommen, um daraus den maximalen Profit rauszuschlagen. Andere kaufen bei solchen Konzernen, um möglichst billig an Essen oder Luxusprodukte zu kommen. So oder so, unsere Moral bleibt da immer auf der Strecke. Müssen wir nicht froh sein, wenn sich die „Springer-Jungs“ endlich mal selbst in der Wolle haben und sich gegenseitig mit Dreck bewerfen. Endlich kommt mal Licht in das Dunkel. Wie weit ist es eigentlich mit der Moral der Journalistik in der Zeit der Klimakatastrophe her? Diese spielt doch noch immer den Biedermann, indem sie ausgewogen „HJ Friedrichs gleich“ sich ja nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten. Aber andererseits bereitet „die Journalistik“ willfährig den klimaschädlichen Umtrieben der Brandstiftungen betreibenden Verlage das Bett.

Wieviele „Zeit Leserreisen“, wieviele „Zeit Magazine“ und „Zeit Magazin Mann“ wird es noch geben, die den bedenkenlosen Konsum von Luxus, SUVs, Kreuzfahrten und Interkontinentalflüge anpreisen? Wie lange wollen Sie noch versuchen, „unpolitisch“ zu sein? Heute zählt Rosa Luxemburgs Wort anscheinend nichts mehr. Denn sie mahnte: „Wer versucht, unpolitisch zu sein, ist höchst politisch, ohne es zu wollen!“ Bitte stoßen Sie endlich einen Meinungsstreit/Diskurs bezüglich der Rolle der Medien in der Klimakatastrophe an! Ich würde mich sehr freuen, wenn die Medien ihre eigene Rolle bezüglich des Anheizens der Klimakatastrophe kritisch öffentlich diskutieren. In meinen Augen hat der Inhalt der Zeit großen Einfluss auf die öffentliche Meinung. Wenn während der nächsten Hitzewelle die Zeit-Redaktion einen „Testbericht“ über Klimaanlagen veröffentlicht mit dem Titel: „Klimawandel: Diese Geräte lassen Sie auch bei der größten Hitze nicht im Stich“ werden mehr Menschen solche Anlagen kaufen und sich weniger motiviert fühlen darüber hinaus aktiv zu werden. Bringt die Redaktion jedoch einen Artikel: „So hilft natürliches Grün unsere Stadt zu kühlen“, dann werden sich mehr Menschen für den Erhalt bzw. den Ausbau der Stadtbegrünung einsetzen. Um Klimakatastrophen abzuwenden, müssen wir uns als Gesellschaft offen und einander unterstützend verbinden. So machten wir den Sprung in die Neuzeit mit ihren rasanten Fortschritten. Für den Sprung über die Zeit der Klimakatastrophen sollten wir uns alle motiviert fühlen, so viel persönliche Verantwortung wie möglich zu übernehmen, um zusammen die besten Lösungen zu finden. Bei dieser Herkulesaufgabe ist Ihre verdienstvolle Arbeit von äußerster Wichtigkeit und genießt meinen größten Respekt. – Klaus Siersch

 


 

 

Leserbriefe zu „Dieser Apfel ist zu teuer“ von Merlind Theile

 

Es ist sicherlich eine nette Tätigkeit für Herrn Gaugler und Frau Michalke sich mit Lebensmittelkosten zu beschäftigen, zumal die Erhebung auch noch mit 450 00 € in 4 Jahren unterstützt wird. Es macht nur keinen Sinn. Was als Neuentdeckung bei der Preisfindung “ plötzlich“ ausgegraben wird, intensive Landnutzung, massenhafter Pestizideinsatz, Nitratüberschüsse und Emissionen aus der Massentierhaltung wird auch in Zukunft nicht eingerechnet werden können, weil es nicht in das System von Angebotspreis und Nachfrage eingebaut werden kann. Es wäre besser, das bestehende Subventionsmodell der Agrarwirtschaft zu untersuchen, z. B. den Basisprämie von 156€/ha oder die Unterstützung von Ziegen, Schafen ( 35€) und von Mutterkühe (78 €) usw. Hier gibt es eine bereits bestehendes Modell, dass mit Umweltanreizen „gefüttert“ , schnell und effektiv Verbesserungen schaffen kann. Auch bei der ganzheitlichen Betrachtung der Lebensmittelkosten. – Reinhard Schmitz

 

Warum immer auf US Ökonomen oder Professoren berühmter Universitäten referenzierten wenn das „Glück“ doch so nahe ist. Christian Hiß hat bereits 2015 in seinem Buch „Richtig rechnen!“ Möglichkeiten gezeigt die wahren Kosten zu berechnen und wie die Buchhaltung zu erweitern wäre. – Oliver Wedlich

 

Welche Kosten oder auch negative Kosten verursachen Lebensmittel, die in unseren Regionen wachsen, aber nicht genutzt werden. In den Mittelgebirgslagen Südwestdeutschlands liegen beispielsweise immer mehr Streuobstwiesen brach. Auf diesen Flächen werden im Sommerhalbjahr in Gräsern, Hölzern und Früchten große Mengen an organischem Kohlenstoff eingelagert und im Winterhalbjahr beim Verrotten wieder als schädliches Klimagas an die Atmosphäre abgegeben. Hier werden doch Ressourcen, welche uns die Natur vor Ort bereitstellt verschwendet! Die Gesellschaft isst bei einem Selbstversorgungsgrad von 50% Äpfel aus Südafrika und trinkt Apfelsaftkonzentrat aus China, lässt aber die Früchte vor der Haustüre vergammeln. Die Forschungsarbeit zum wahren Preis von Lebensmitteln könnte um diesen Gesichtspunkt ergänzt werden. – Wolfgang Behrendt

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Tod auf Raten“ von Alice Bota

 

Über Nawalny wird viel berichtet, in Ordnung frage weil er Russe ist? Und Putin` s Gegner. Wo bleibt Julian Assange? Ist er in den Medien abgeschrieben der sitzt seit über 12 Jahren im Gefängnis weil er die USA an den Pranger stellte, was tun seine lieben journalistischen Kollegen? Naja, mit der USA legt man sich nicht an (Feiglinge!). Nun Frau Bota? – Edgar Oberkehr

 

Das ist ein riesengroßer Skandal, wie da mit dem Oppositionellen Alexej Nawalny umgegangen wird. Wir sprechen neuerdings ja mitunter davon, dass wir uns nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Nationen einmischen sollten, ganz nach dem Schmidt’schem Credo, was ich ja zum Teil für vollkommenen Quatsch halte. Denn wenn es um universelle Menschenrechte geht, halte ich es durchaus für notwendig, ja sogar für geboten, auf diese Missstände hinzuweisen. Russland hat noch immer ein sehr merkwürdiges Menschenbild. Ein Menschenbild, das so rückständig und ramponiert wirkt. Wo es sowas wie Wahrung der Würde des Einzelnen schlichtweg einfach nicht gibt. Hier müssen meines Erachtens gewisse kulturelle Reformen angestoßen werden. Es kann doch nicht sein, dass Menschen ganz willkürlich inhaftiert werden und schlimmstenfalls dann im Netz der Straf- und Arbeitslager respektive dem Gulag einfach spurlos verschwinden. Verzeihen Sie mir die Wortwahl, aber das ist nichts weiter als roher und grausamer Barbarismus, ein Zustand der Unzivilisiertheit und des Nichtvorhandensein von Kultur. Es ist grauenvoll, wie mit Herrn Nawalny umgegangen wird, kann ich abschließend nur wieder verlautbaren. Das Thema wühlt einen wirklich auf. Ich wünsche Alexej Nawalny alles Glück auf der Welt! – Michael Ayten

 

Beim Fall Nawalny packt einen die Wut auf das System Putin. Gleich möchte man damit alle sog. Putinfreunde konfrontieren. Doch was kommt dann als Antwort? Der Fall Edward Snowden oder Julian Assange. Schnell ist man mit seiner Argumentation am Ende. Solange der Westen die Werte, die er wie eine Monstranz vor sich trägt, nicht auch wirklich lebt, macht er sich leider unglaubwürdig und erleichtert totalitären Regimen ihre menschenunwürdige Verfolgung und Folter von Regimekritikern. – Martin Krivacek 

 


 

 

Leserbriefe zu „Die letzten Seiten“ von Götz Hamann et.al.

 

Ist das jetzt der Zwang zur Digitalisierung? Kostet die Infrastruktur für das Internet bis ins letzte Dorf kein Geld? Und die Anschaffung für ein Laptop um Zeitung zu lesen, übersteigt die Abo-Kosten bei weiten. Mit der Digitalisierung werden die Kosten einfach nur weitergereicht. Und billiger wird es nicht. Die Technik wird immer aufwendiger und die Endgeräte immer teurer. Vom Strom – und Ressourcenverbrauch ganz zu schweigen. Ich will einfach nur Zeitung lesen. Anscheinend ist das aber schon eine Art linker Antikapitalismus-Protest durch Konsumverweigerung. Frechheit! – Olaf Goldschmidt

 

Ich habe mit großem Interesse den Artikel von Götz Hamann, Hannah Knuth und Valerie Schönian über die prekäre Situation der Zeitungsverlage und der Zustellung von Tageszeitungen gelesen. Einen Aspekt finde ich bei der Darstellung noch wichtig: überall dort, wo die Tageszeitungen nicht mehr zugestellt werden, greifen die Leser und Leserinnen im ländlichen Raum umso mehr auf kostenlose Werbezeitungen zu, vgl. Der KURIER im Altenburger Land. Ich merke das hier bei meinen älteren Verwandten und Bekannten. Der KURIER ist voller Ressentiments und teilweise demokratieverachtenden Texten. Er wird gelesen, weil er alle Sterbeanzeigen abdruckt, aber der Rest wird eben auch gelesen. Die demokratieverachtenden Texte werden zwar immer als „Anzeige“ oder Lesermeinung markiert, aber für die älteren Leserinnen und Leser ist das nicht immer unterscheidbar. Fällt im Schriftbild zu wenig auf. Zudem gilt für viele ältere Leserinnen und Leser: Das stand in der Zeitung, nach dem Motto, muss doch was dran sein. Dies ist das eigentlich Fatale: Wenn öffentliche Medien aus dem flachen Land verschwinden, öffnet dies Hass und Hetze und vor allem der AfD Tür und Tor. Es wäre sehr interessant neben die von Ihnen gezeigte Karte, die die unrentablen Zustellgebiete markiert, eine solche zu legen, die zeigt, wo jetzt schon AfD gewählt wird. Meine Sorge ist, das wird fast deckungsgleich sein. Eine Investition des Staates in die Zustellung von Zeitungen wäre aus meiner Sicht insofern auch ein Mittel die Demokratie zu fördern, bzw. sie zu erhalten. Jedenfalls: Vielen Dank, dass Sie im Wirtschaftsteil überhaupt über dies Dilemma berichtet haben. – Kristin Jahn 

 

Ganz ungeachtet der Form, ob nun digital oder ganz klassisch aus Papier. Die Zeitung leistet -da werden wir uns sicher alle einig sein – einen unverzichtbaren Beitrag zum Funktionieren der Demokratie. Die Presse ist und bleibt ein essentieller Pfeiler unserer Gesellschaft. Wie sollen Meinung und Aufklärung entstehen, wenn Informationen erst gar nicht geliefert werden? Mit dem Umstieg auf ein digitales E-Paper hätte ich persönlich ja ganz große Probleme. Ich finde es nämlich nur unerträglich, die ganze Zeit auf einen leuchtenden Bildschirm zu blicken. Und darum kann ich die betagten Damen und Herren aus dem ostthüring’schen Kurtschau auch nur bemitleiden. Dass denen da jetzt die alte, vertraute Papierzeitung einfach aus dem Leben genommen wird, finde ich falsch. Stattdessen sollten, so finde ich zumindest, lieber Innovationen angestoßen werden, wie wir als Bundesrepublik Deutschland die Papierzeitung künftig weiter erhalten können. Und im Übrigen. So fresh & clean ist die Digitalisierung dann auch nicht. Denn irgendwo müssen die Informationen ja herkommen. Die hässlichen Klotzbauten, die oft in der Form eines Quaders daherkommen, heißen Data Center. Und Data Center fressen Strom. Viel Strom. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbriefe zu „Gentechnik zum Frühstück“ von Andreas Sentker

 

Verdauen können wir sicher das Allermeiste, aber es geht nicht um’s Essen, sondern um Folgen potentiell disruptiver Veränderungen: Auch bei der Gentechnik müssen wir unsere selbstverschuldete Unmündigkeit überwinden, bevor wir den kommerziellen Trieben freien Lauf lassen: Das Problem liegt weniger in den „bösen Potentialen“ eines veränderten Saatgutes als in der Nutzung, die darauf erfolgt. Riesige Monokulturen mit allen Verdrängungsfolgen – und niemand sichert zuvor den noch vielfältigen Bestand. Meist wissen wir nicht, was wir verlieren. Die Kombination mit Pestzidresistenzen enthemmt den ökologisch jedenfalls schädlichen Pestizideinsatz. Pestizide, wie ihre Gegenmittel und Dünger, zerstören unsere Trinkwasser spätestens bei dieser Überdosierung. Das heute bereits übliche Totsprühen von riesigen Feldern vor resistenter Ansaat läßt mindestens alles organische Leben verhungern, das irgendwie dort mitlebte. Kommerzieller Mißbrauch von Monopol-Eigentum: selbst proliferiertes Saatgut benachbarter Anbaubetriebe wird von Lizenzinhabern juristisch verfolgt, durchaus mit Willkürcharakter gegenüber „Normalbauern“. Und im Energiepflanzenanbau entfallen wohlmöglich die letzten Hemmungen, die in der Nahrungsmittelbranche noch geachtet werden? Es braucht also einen wesentlich qualifizierteren Umgang als den parteipolitisch auf die nächste Wahl schielenden. – Hans-Jörg von Lücken

 

Der Bericht ist sehr einseitig und befürwortet unkritisch die Gentechnik in der Landwirtschaft. Die Alternative zu chemisch-synthetischen Pestiziden gibt es bereits! Seit Jahrzehnten zeigen ökologisch wirtschaftende Bäuerinnen und Bauern und Gärtner/rinnen, dass Lebensmittel ohne Pestizide und ohne Gentechnik erzeugt werden können. Ich bin als langjähriger Zeit-Leser sehr enttäuscht, dass dies im Jahr 2023 nicht einmal erwähnt wird. – Heiko Schnell

 

Die einzelne gentechnisch veränderte Pflanze ist nicht gefährlich. Aber dass die Art, wie v.a. glyphosatresistente Pflanzen angebaut werden, erhebliche Folgen für Menschen und Umwelt haben, davon haben Sie etwa noch nie gehört? https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.researchgate.net%2Fpublication%2F323965432_Environmental_Exposure_to_Glyphosate_and_Reproductive_Health_Impacts_in_Agricultural_Population_of_Argentina&data=05%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C952d7400773b41f7527508db5156fffb%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C638193206322313365%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000%7C%7C%7C&sdata=lLsV6yXgzYS8RjVSbrWRZ%2Bo%2FAYOIPlBjKQvVzo8QVtg%3D&reserved=0 als Beispiel. Die Weise, wie die Pflanzen angebaut werden, ist das Problem. – Herbert Neumeyer

 


 

 

Leserbriefe zu „Countdown zum Umsturz“ von Thomas Fischermann et.al.

 

Was für eine irre Geschichte. Ein Stoff für einen Spielfilm, bei dem sich ganz Deutschland totlachen kann. Eine einmalige Gelegenheit, diese Spinner, diese Reichsbürger, Querdenker und QAnon Leute der Lächerlichkeit preiszugeben. Auf diesen Film freue ich mich jetzt schon. – Jochen Wagner 

 

„Wehret den Anfängen – auch wenn sie noch so anfänglich zu sein scheinen…!“ – Auf der Titelseite DIE ZEIT schreiben sie in der Kurzform-Einleitung: „Waffen und Wahn – Prinz Reuß und seine „Reichsbürger“ planten den Umsturz. Wie gefährlich waren sie wirklich?“ Diese (interessant recherchierten) Hinterfragungen (?) zentrifugieren genau dieses Fragezeichen zu den Bundes(staats)anwaltschaftlichen Vorermittlungen bzw. den Verfestigungen dieser Vorstellung: dass ein Staatsstreich von jener Gruppierung geplant gewesen wäre… Sodann hatte diese „staatsschützende Behörde“ eingegriffen und die/den „Rädelsführer(?)“ festgenommen: a la tete de la „Rebellion“ gleichzeitig jenen Aristocat Prinz Reuß (den soundsovielten XIII.) vorerst arretiert – und man mag meinen, dass aus diesem Heinrich vielleicht ein verblendeter Heini geworden sein könnte, keineswegs aber (wie von seinen Unterwürfigen? devot veräußert) eine so benannte: „Durchlaucht“ oder „Königliche Hoheit“. Aber an irgendjemandem (namentlich) „Herausragenden“ muss sich eine Gruppe ja hochhangeln und dadurch sozusagen eine Hierarchie sich bilden… Der Vergleich hinkt zwar, dennoch: Hitler sah sich zu Beginn seiner Karriere als „der Trommler“ für eine zukünftige Lichtgestalt – bis er dann (auch besonders durch Dietrich Eckart protegiert) für sich selbst die Führerfigur an/in sich zu erkennen glaubte… Doch soweit (sollte zu diesem flüchtigen Reuß XIII.-Interwall) nicht in die braune Zeitgeschichte zurückgegriffen werden bzw. für einen zukunftslosen Monarchie-Umsturz Gedanken verschwendet sein… Das heutige Deutschland ist eine kapitalistische Republik – in der zwar das gemeine Volk keine Mitbestimmung (zu einer möglichen Demokratie?) hat, ausgebeutet wird von den Mächtigen, den Oligarchen und Nomenklaturen des Kapitals, das Volk in Massen die Sklaven der Moderne sind und zu funktionieren, zu produzieren und zu konsumieren haben… Dennoch: weit und breit ist keine andere Loslösung von solch einem System zu erkennen – besonders dann nicht, wenn 85 Millionen Menschen an diesem kapitalistischen „Tropf“ hängen und irgendwie über die Runden kommen müssen – da auch im Hintergrund ein soziales Netz zumindest die Überlebensbedingungen garantiert falls man rausfällt aus diesem Hamsterrad der eingeordneten Mitbeteiligungen als „BefehlsempfängerInnen“. Bleiben wir aber bei den verschiedenen Systemen – und dazu zählt seit Jahrtausenden die Monarchie bzw. die Oberhoheit des Adels, deren Status als Herrschaftsschicht zur Unterdrückung und Ausbeutung die Garantie gab: dass die große Masse des Volkes mehr oder weniger die Untertanen zu sein haben, funktionale unterwürfige, stetige Dienste Leistende! Ansonsten wurde man hoheitsvoll in den bäuerlichen/arbeiterischen/bürgerlichen Arsch getreten – hatte zudem noch dankbar zu sein je nach den Zudringlichkeiten zu den verschiedensten Tages-und-Nacht-Launen der hohen Herrschaften… Selbst die Höchsten (unter dem Kaiser und/oder König) in solch einem Staate erwischte es diesbezüglich: Wolf Rumpf (1536-1606 -ein Vorfahre des RvM) war Obersthofmeister und Obersthofkämmerer, und somit der wohl mächtigste Mann (und Freund) am Hofe des Habsburger Kaisers Rudolf II., residierend auf der Burg/Schloss Hradschin in Prag – dieser Wolf Rumpf später in einem Wahnanfall (Rudolf II. war Syphilitiker) des Kaisers fast von ihm persönlich ermordet worden wäre, und dann „nur“ im Jahre 1600 des Hofes verwiesen wurde… So läuft das Spiel der jeweiligen Abhängigkeiten – mal vielleicht ganz oben und dann jeweils immer in Absturz – und auch in Lebensgefahr!

Wir wissen vom abgedankten Kaiser Wilhelm II. (1859-1941), dass er in seinem Exil in Doorn, versuchte, nun wieder auf den Thron zu kommen – geglaubt wurde, dass Hitler ein Steigbügelhalter für dessen Rückkunft als Kaiser (bzw. für den Thronfolger) sein könnte… Hitler hat anfangs zu dieser kaiserlichen – monarchistischen Wunschvorstellung mitgespielt, hat sich zuerst auch als (wessen?) Trommler anteilig mitaufgeführt, um wohl die Monarchisten ebenfalls für seine Pläne zu gewinnen – die sogenannte Revolution war ja erst 1918 über die Bühne gegangen und hatte den Umsturz bewirkt. Wilhelm II. posaunte in Hoch-Zeiten seiner kaiserlichen Euphorie ins Volk hinaus: „Ich führe Euch herrlichen Zeiten entgegen!“ Und verführte das Volk mit in den (verlorenen) I. Weltkrieg zu Millionen Menschenopfern – ermöglichte dadurch erst indirekt den Aufstieg dieses zukünftigen Diktators Adolf Hitler, dessen Programm dann folglich lautete: „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“ – und in dieser nationalsozialistischen Menschenmanipulation sich „vereinheitlichte“, in: „Ein Volk, ein Brei, ein Rührer!“ Ähnlich gestaffelt aber bewirkt doch das System des Kommunismus auch mit den Manipulationen: das Volk, die Völker zu einem Einheitsbrei, wird aus der (angedachten) theoretischen Solidaritätsidealität eine allgemein brutale Unterdrückungsmaschinerie – hierbei waren Hitler und Stalin dann die schrecklichsten (befehlenden) Massenmörder der Menschheitsgeschichte!

Aber kommen wir zu diesen sogenannten „Reichsbürgern“, die wohl ein einstiges (aus welchen Zeiten auch immer?) großes Deutschland sich vorstellen und verwirklicht zu erhoffen „wünschen“ –diese also eine nicht verifizierbare Menge an Menschen, die jenen Traum mit sich herumschleppen und sich in eine Version/Vision eines anderen Deutschlands hineinverirren, durchaus auch (abstrakt irrsinnig) vorstellbar aber niemehr realisierbar! Die Deutschen sind in einem europäischen Verbund, und alleine schon diese Zusammenfindung hat uns Deutsche bisher seit genau 78 Jahren vor zentraleuropäischen Kriegen bewahrt! Um aber den Krieg zwischen Russland und der Ukraine (zeitanteilig) zu verdeutlichen (?) – Preußen und die deutschen mitbeteiligten Klein-(Staaten) hatten gegen Österreich (Juni-August 1866) einen Bruderkrieg geführt: es ging um die Vormachtstellung in einem zukünftigen Deutschland, das als „Deutsches Reich“ im Jahre 1870 Wirklichkeit wurde. Russland und die Ukraine sind gleichfalls Bruder – Schwester-Völker im Kern ihrer Identität, Sprache, Mentalität und Kultur – aber die mitbedachte jeweilige Zeitverschiebung in der Geschichte zählt nicht nach vorstellbaren Jetztzeiten der gegenüberzustellenden Vergangenheiten und Gegenwarten… Es ist wie mit den mächtigen Religionen – unsere christliche Religion hat jedoch nicht mehr (in Zentraleuropa) das bestimmende Fundament – aber der Islam seinen Fundamentalismus weiterhin bei den über 1,9 Milliarden muslimischen Menschen in der Durchdringung bis in die Migrationen in die fremden Länder: in Europa leben zwischenzeitlich über 50 Millionen Muslime, Muslima mit ihrem Sinnbild des als sakrosankt geltenden Propheten… Der Atheist RvM staunt über die Phantasie der Gläubigen in allen Gott-Götter-Religonen: sich ein jeweiliges Paradies und die Auferstehung von den Toten so gläubig vorstellen zu wollen! Der Tod ist hierbei der markante Meister des Illusionismus – wir Menschen können uns mit einer Endlichkeit des Lebens nicht abfinden, sind bei der Vorstellung „Aus die Maus“ in einen Hirnwahn verfallen, der uns suggerieren soll: das (eigene) Leben gälte für alle Ewigkeiten…

Ideologien und Religionen sind zumeist in ähnlichen Emotions-Strukturen aufgebaut – irgendwie allesamt in Heilserwartungen im Irdischen und Überirdischen verfangen! Wird/wurde sarkastisch nach dem Unterschied zwischen dem Christentum und dem Nationalsozialismus gefragt – kam die Antwort: „Im ersteren: einer für alle. Im zweiteren: alle für einen.“ Nun beschreibt DIE ZEIT in einer eigenwilligen Definition das „Reichsbürger-Sein“: „Die Reichsbürger-Ideologie hat ihren Ursprung in der Nachkriegszeit, als ehemalige Angehörige der Wehrmacht sich weigerten, den Untergang des Deutschen Reiches zu akzeptieren… 1995 tauchte der Begriff erstmals in einem Verfassungsschutzbericht auf, nachdem ein Rechtsextremist Schulungen in „Reichsbürgerkunde“ gegeben hatte. Jahrelang reagierten deutsche Behörden kaum auf die Gefahr…“ Ein verbitterter Herr Prinz Reuß (in der Bundesrepublik Deutschland gelten Adelstitel nur noch als Teil des Namens) versuchte nach der Wende in verschiedenen Gerichtsprozessen: ehemalige Ländereien und Immobilien des Hauses Reuß wieder in Besitz zu bekommen – ohne Erfolg! Dass eine relativ junge (sich weiterhin orientierende?) so genannte Demokratie (zudem: auch als Nachfolge des „Nationalsozialistischen Deutschen Reiches“) nicht unbedingt Anerkennung von Seiten mancher Anteiligkeit „des Adels“ als Ewiggestrige und von braunen Gestrigen, findet – scheint ein „unkündbares“ Festhalten an der Vergangenheit zu sein und hat eben auch wiederum mit Ideologien zu tun. In Italien ist die faschistische Partei (als Nachfolge von Benito Mussolini) nicht verboten – und z.Zt. regiert ein rechtes Parteienbündnis als Koalition in diesem Land… Aber kommen wir zurück auf diesen Herrn Prinz Reuß XIII. – dessen fast infantiles Engagement für eine mögliches Staatsveränderung doch irgendwie lächerlich erscheint – und vom Verfassungsschutz diese kleine Truppe von obskuren Abweichlern über alle Maßen der Öffentlichkeit als Terroristentruppe offeriert wird, deren verfügten Einteilungen: in „Staatsoberhaupt“, „der Rat“, „der Militärische Arm“, „Heimatschutzkompanien“ letztlich doch geradezu grotesk bezeichnet und verzeichnet werden: all diese Verrücktheiten um theoretische Positionen/Positionierungen und künftige Machtverteilungen wie eine Idee zu/auf einer kleinen Bananeninsel sich aufzeigen… Mag da eine ehemaliger Richterin und auch zwei/drei einstige Bundeswehr-Uniformierte sich mit ins irrationale Spiel gebracht haben und dabei noch einige Anhängsel sich mit aufblasen – aber all dieses Theater ist doch nicht auf der Bühne des BRD-Lebens zu verwirklichen, mag der Herr Prinz Reuß neben seiner Burg in Thüringen zudem sich noch so viele Luftschlösser aufbauen wollen; entschieden ist hierbei zu vermerken: dass dieser Heinrich XIII. eigentlich eher als ein verirrter Heini dasteht und z.Zt. in Untersuchungshaft sein Domizil vorzuweisen hat. Clevere Rechtsanwälte werden diesem uneingetragenen Verein von verirrten Seltsamkeiten ihren Beistand leisten, diese gegen die Vorwürfe des Verfassungsschutzes oder einer Anklage der Staatsanwaltschaft bezüglich der Gründung einer Terror-Organisation: zu verteidigen wissen! Schaun wer mal: was dabei herauskommen wird und inwieweit diese gefährliche (?) Sturmwarnung auf die Demokratie sich in einen Sturm im Wasserglas (gerichtlich) verflüchtigen könnte?

Man vergleiche nun das Schweizer Demokratie-Verständnis! Ganz anders aber ist eine „Demokratie“ zu bewerten, die dem Volk keine Mitsprache (durch Abstimmungen in ganz besonderen nationalen Fragen) gewährt – sei es in der Umstellung von DM auf den Euro, der massenhaften „Zuwanderung“ von Migranten nach Deutschland oder damals die politisch-vertragliche Abtretung der Ostgebiete ohne Volksabstimmung… Ein Volk: über das politisch fast diktatorisch hinweg regiert wird in solch wichtigen nationalen Veränderungsbelangen – kann eigentlich kein Vertrauen in eine derartige „Demokratie“ sich zumuten wollen und somit wird auch verständlich, dass die AfD als eine Alternative für Deutschland mitempfunden werden kann… In Italien ist eine Mehrheit der Bevölkerung nach rechts abgedriftet – in Frankreich hat Marine Le Pen mit ihrer Partei „Rassemblement National“ hohe WählerInnenstimmen – Beteiligungen zu verzeichnen! Die deutsche Mentalität scheint noch stabil gegen diese rechtsorientierte Manipulation sein zu wollen – doch sollten die politischen Parteien der anderen bürgerlichen Lager nicht weiterhin mit dem Feuer spielen: und im besten Interesse des deutschen Volkes ihre Regierungspolitik zukünftig auszurichten, um „demokratisch“ überleben zu können! DIE ZEIT hat zweieinhalb Seiten als „Countdown zum Umsturz“ in der „Rubrik Dossier“ aufgewendet und gleichzeitig die „Reichsbürger – Ideologie“ textlich (unübersichtlich) mit einverfügt – doch tatsächlich war es mehr ein Bericht über den Hofklatsch beim dreizehnten Heinrich, dem alten Prinzlein aus dem Hause Reuß von einstigen Gnaden – zu dem die kleinen, verschworenen mitverschwörerischen Mitbeteiligten aufschau(t)en und nun wohl (und im übertragenen Sinne) feststellen mussten (oder es werden): „Ene mene miste es rappelt in der Kiste…“ – oder aber zu diesem Theaterchen abgehobener: „Mene mene tekel upharsin! – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 


 

 

Leserbriefe zu „Flasche zu Flasche“ von Ann-Kathrin Nezik

 

Verpasste Chancen. Sowohl Günter Jauch als auch Ann-Kathrin Nezik hätten in ihren Formaten doch wenigstens als Schlusspointe erwähnen können, dass es Wasser in Deutschland fast überall in absoluter Trinkqualität aus dem Hahn gibt und das dessen Umweltbilanz nicht zu toppen ist und dass es diesen ganzen Flaschenwahn gar nicht geben müsste. (Wo Wasser keine Trinkwasserqualität hat, wissen die Menschen das, weil sie informiert werden.) Leider wird auch von den Wasserwerken und den Umweltbehörden viel zu wenig Werbung für unser fantastisches Wasser gemacht, was ich noch nie verstanden habe. – Petra Haller

 

Wäre es nicht nachhaltiger und auch besser für die Umwelt, wenn wir vermehrt Wasser aus dem Hahn trinken würden? – Michael Ayten

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Schrecken des Friedens“ von Navid Kermani

 

Wenn man Navid Kermanis erschütternde Reportage aus dem bürgerkriegsversehrten Tigray gelesen hat, versteht man noch besser, warum der Ukraine-Krieg im globalen Süden so distanzierte Reaktionen hervorruft. Die Botschaft, die uns vor allem aus Afrika entgegenschallt lautet: „Unsere Kriege interessieren Euch nicht, ja sie berühren Euch oft nicht einmal.“ Navid Kermani mag das Gleiche gefühlt haben, wenn er in einem einzigen kommentarlosen Satz die Opferzahlen unter der Zivilbevölkerung aus beiden Kriegen einander gegenüberstellt. Das unbeschreibliche Grauen in Tigray zeigt das ganze Dilemma der sog. wertegeleiteten Außenpolitik. Der Tunnelblick der Außenministerin auf die Ukraine ist eben auch ein Akt europäischer Selbstbespiegelung. Frau Baerbock fordert mit Nachdruck Putin für seine Verbrechen vor ein internationales Strafgericht zu bringen. Doch wo bleiben die Rufe nach Sondertribunalen für den äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed, neben dem eritreischen Diktator Afwerki Hauptverantwortlicher für das Schlachten in Tigray? Die wertegeleitete Außenpolitik besteht offensichtlich zu einem guten Teil aus Doppelmoral. Das macht die Emphase, mit der sie vorgetragen wird nur noch unerträglicher. – Mathias Siekmeier

 

Ein weiterer berührender Artikel von Navid Kermani hat mich etwas beschämt zurück gelassen. Denn er hat es treffend zusammen gefasst – während der Krieg in der Ukraine allgegenwärtig die Nachrichten dominiert, sicherlich aus nachvollziehbaren Gründen, bleiben Kriege und Leid in anderen Regionen der Welt unbeachtet, ja bedeutungslos. Ich habe nur eine Frage zum Artikel: Herr Kermani schreibt auch von einem Waisenheim bei Wuqro als einem Ort der Hoffnung, das sich u.a. mit Spenden finanziert. Haben Sie eventuell genauere Informationen, wohin man spenden kann, damit konkret dieses Heim unterstützt wird? – Katja Kurze

 


 

 

Leserbriefe zu „Ärger auf dem Fernseh-Olymp“ von Katja Nicodemus

 

Wenn man ganz ehrlich sein darf, muten solche Entdeckungen im Nachhinein nicht besonders überraschend an. Es ist immerhin bekannt, dass mit dem Entstehen der jungen Bundesrepublik Deutschland so einige Alt-Nazis ganz unbehelligt neuen Beschäftigungen in Ministerien, Ämtern oder Kanzleien nachgehen konnten, ohne sich für ihre vergangenen Vergehen zu verantworten. Eine vollständige und lückenlose Entnazifizierung kam nie zum Tragen. Wie auch, hieße dies doch einen beträchtlichen Teil der deutschen Bevölkerung auf die Anklagebank zu bringen. Ich würde mich darum auch nicht wundern, wenn diesbezüglich noch so einige biografische Vergangenheiten aufgedeckt werden. – Michael Ayten

 

Hans Abich, das ist die Leiche im Keller der ARD. Wahrscheinlich gibt es noch mehr davon. Z.B. [Bernhard Hamann]! Bei Wikipedia wird man über diesen Herrn gut informiert. U.a. 1. Konzertmeister des Sinfonieorchesters des NWDR/ab 1956 NDR in Hamburg. Dort gründet Hamann sein Streich-Quartett. 1.Violine (Bernhard Hamann), 2.Violine (Fritz Köhnsen) Viola (Fritz Lang) Violoncello [Siegfried Palm], letzter von 1950-1962. Kompositionen von ihm gibt es auch Op.1 – op.16 u.m. ohne op-Zahlen. Etliches verlegt bei Ries & Erler in Berlin. Für die Sinfonische Dichtung op. 102 wurde ihm von der [Philharmonischen Gesellschaft Bremen] der „1. Bremer Musikauftrag“ verliehen. Die Uraufführung fand am 15.12.1941 in Bremen statt. Das Propaganderministerium gab seinen Segen dazu. Das Bundesarchiv, BArch 19/403 veröffentlichte unter Bernhard Hamann folgenden Eintrag: [SS-Grenadier Bernhard Hamann], Geiger und 1. Konzertmeister der Dresdner Philharmonie. – Händeschonende Verwendung in der Nachrichtentruppe. Provenienz: Persönlicher Stab Reichsführer SS 1936 – 1945. 1968 verstarb B.H. in Hamburg. Für seine Tochter Evelyn gilt: Seine Eltern kann man sich nicht aussuchen. Quellen: Wikipedia: Bernhard Hamann, Hamann-Quartett, Siegfried Palm Bundesarchiv: SS-Grenadier Bernhard Hamann. – Jürgen Brüggebors

 


 

 

Leserbriefe zu „Aura für alle“ von Florian Eichel

 

Es war Mike Winkelmann, auch bekannt als Beeple, der selbst sagte „Ich betrachte dies als das nächste Kapitel der Kunstgeschichte.” Neben Beeple gibt es jetzt ein paar anderer NFT-Künstler: Pak, XCopy, Fewocious, Justin Aversano usw. Der Markt explodierte. Für Monate hörten wir über Rekordverkäufe: Nyan Cat ($590.000), Fewocious ($19 Millionen), CryptoPunks ($23 Millionen), Ix Shells ($2 Millionen), XCopy ($7 Millionen), usw. usw. Pak war übrigens noch erfolgreicher als Beeple, er verkaufte sein Werk “The Merge” für $91,8 Millionen. Und Beeple zeigt eine Ausstellung von Malereien und Drucken in der Jack Hanley Gallery in New York, genannt “Uncertain Futures” (Unsichere Zukunft). NFT ist eine Methode von elektronischem Verkauf, Eigentum und Geldinvestition, die ohne Strom und leistungsfähige Server nicht funktioniert, es ist Verkauf und Einkauf von digitalisierten Coupons. Herr Eichel schreibt: „Die aktuelle Netzkultur… erhebt Auraverfälschung, ebenso wie Desinformation zum ästhetischen Prinzip“. Weiter schreibt er: „Im Auraverfall der Kunst sah er (Michel Houellebecq) die Geburtsstunde eines mündigen Publikums, das…der Kultur kritisch begegnet.“ Nur Michel Houellebecq konnte damals nicht ahnen, was das Internet zusammen mit TikTok, Twitter, YouTube, WhatsUp usw. mit uns machen wird. 

Der U.S. Sozialkritiker Theodore Roszak hat schon in dem U.S. Magazin Digital Media vom 05.06.1995 einen Artikel „The virtual duck and the endangered nightingale“ geschrieben: „In einer Kultur, die sich sehr rapide zu einem dekonstruierten Chaos von Pixeln und Soundbytes verwandelt, ist die einfache Fähigkeit, sich auf etwas zu konzentrieren, was länger als ein paar Sekunden dauert – einen Satz nach dem anderen zu verfolgen, den Anfang mit dem Ende eines Arguments zu vergleichen, zwischen einem Fakt, einer Meinung und einer Interpretation zu unterscheiden – diese fundamentalen intellektuellen Fähigkeiten können eine tödliche Degradierung erleiden.“ Herr Eichel fragt gar nicht, warum überhaupt Millionen Besucher in die Louvre gehen, nicht nur die Mona Lisa zu bestaunen. Nicht nur weil die Kunst aus unsrem Leben verschwunden ist und gleichzeitig, gibt es keinen Meister wie Leonardo da Vinci, der so ein Bild malen konnte. Es ist nicht nur ästhetische, sondern auch hand-werkliche Qualität. Fotografie und Filme haben Malerei als Kunst beendet. Künstler wie z.B. Bill Viola und Jeff Wall zeigen es doch deutlich, sie benutzen Fotos und Videos. Und das hat sich jetzt noch durch Internet mit Bildübertragung, -vervielfältigung und Bildmanipulierung gesteigert.Das was man heutzutage „Kunst“ nennt, wurde von den Menschen entkoppelt, von ihrem Können und ihrer Kreativität. Jetzt können die Computer die Kunst ohne Menschen erzeugen. Es scheint, dass die Kunst (und Ästhetik), wie wir sie kannten, aus unserem Leben verschwunden ist. Deswegen versucht man umso mehr, mit aller Macht künstlich Kunst zu erzeugen – aber nicht zu erschaffen! Was entstanden ist, ist seelenlos. Fünf Jahre nach der Formierung von FAIR Facebook AI Research, hat die Gruppe Labore in Menlo Park, New York, Seattle, Pittsburgh, Montreal, Tel Aviv, Paris und London. Die Firma verwendet die KI fürs „Data Analytics“, d.h. Suche nach beliebigen Suchparametern in den sozialen Netzen (genannt „Social Discovery“). Dabei geht es gar nicht um die Aura des Einzigartigen. Im Gegenteil, damit lassen sich Millionen von verschiedenen Daten der Facebook-Nutzer beliebig durchsieben und filtrieren. Und das ist genau das, was man fürs Marketing braucht. Mark Zuckerberg hat begriffen, dass man mit Web 3.0 und Metaverse kein Geld verdienen kann. Deswegen debütiert Meta dieses Jahr mit generativer KI zur Anzeigenerstellung, sagte Andrew Bosworth, Metas Chief Technical Officer. Florian Eichel hat nicht erwähnt, dass Tiktok von der Fa. Bytedance ist. Der Gründer und Besitzer Zhang Yiming bekam 2019 $1,3 Mrd. Darlehen von der Wall Street, die Großbanken Morgan Stanley und Goldman Sachs sind unter den Geldverleihern. Bytedance ist mit $70 Mrd. die wertvollste Firma im Privatbesitz,. Der Japaner Masayoshi San hat mit seiner Fa. SoftBank $3 Mrd. in Bytedance investiert. – Igor Fodor

 

Der Schluß des sehr lesenswerten Artikels offenbart unsere Ignoranz gegenüber „digital“ organisierten Realitäten, wie sie zu allervorderst Chinas Diktatur bereits etabliert hat. Die Niedlichkeit der Tatsache, dass es bei uns trotz der informationellen Selbstaufgabe unseres Smartphone-Alltags noch den Spiel(!)raum zur „Vergesellschaftung der Aura“ von Möchte-Gern-Führern gibt, ist völlig unerkannt. Schaffen wir es, rechtzeitig Mitmenschenmassen von innovativer Demokratie statt digitaler Führung zu begeistern? Statistisch repräsentative Bürgerversammlungen nach verfassten Regeln wären ein gut erprobter Ansatz. Wo bleibt das rechtzeitig sichernde Gesetz? – Hans-Jörg von Lücken

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie siehst du denn aus?“ von Johannes Gernert und Johanna Bouvier

 

Ja das habe ich mich bei dem Artikel auch gefragt. Zum Glück sind die Zeiten vorbei, wo Leute, die aus welchem Grund auch immer mit merkwürdigem Erscheinungsbild Aufmerksamkeit erheischen wollten, nur eins erreichten: als merkwürdig wahrgenommen zu werden, mit den dann u.U. negativen Konsequenzen. „Mode ist Kommunikation“, ja klar, das ist der Hauptgrund – nicht Kohle damit zu machen. Apropos Kohle oder Gas, oder Energiewende und die Zwangseingriffe in die deutschen Privathaushalte. Zu Verdeutlichung der Relationen und des Stellenwerts der (deutschen) Modebranche in diesem Zirkus (der Ausdruck passt für diese Branche am besten): CO-Emissionen der gesamten privaten Feuerungsanlagen in Deutschland 2020: 90 Mio. Tonnen (Quelle: Umweltbundesamt). CO-Emissionen Deutschland insgesamt 2022: 666 Mio. Tonnen (Quelle: Umweltbundesamt) Anteil der deutschen Bekleidungs- und Textilindustrie (vulgo: „Mode“) daran 13 % = knapp 87 Mio. Tonnen (Produktion in Deutschland und im Ausland für den deutschen Markt (Quelle: „Klima-Fußabdruck Made in Germany“, Frankfurter Rundschau Online 12.04.22). Diese Zahlen dürften in den nächsten zehn Jahren, wenn dieser Unsinn so weitergeht, noch deutlich ansteigen: Der Bekleidungs-Textilienverbrauch in Deutschland von (2015) 60 Mio. Tonnen soll sich (geschätzt) bis 2030 auf 102 Mio. Tonnen fast verdoppeln und damit dann z.B. den CO-Ausstoß privater Feuerungsanlagen bei Weitem übersteigen. Nur mal zum Mitdenken: Überwiegend (lebens)notwendige private Energieversorgung wird sanktioniert und weitgehend nutzloser Mode-Unsinn als „inspirierend“ oder „kommunikativ“ deklariert und praktisch kritiklos gefördert oder mit Beifall bedacht. Das Gegenteil sollte der Fall sein. Herr Harbeck sollte d o r t mal sanktionieren und entsprechende Gesetze rauslassen, dann könnte er bei der „dringend notwendigen Energiewende“ des privaten Heizungs- und Warmwassersektors mal etwas vom „Gas“ gehen (Wortspiel nicht beabsichtigt). Ausserdem (weiß zwar mittlerweile hoffentlich jeder, aber ich sags trotzdem nochmal): Der CO-Emissionsanteil Deutschlands (Viertgrößte Wirtschaftsmacht weltweit, Quelle: Statista 2022) liegt im internationalen Vergleich mit 1,74% (Quellen: mehrere, recherchiert von ig.com) auf Platz 7, hinter Japan und zwischen Iran und Südkorea). Die 2%, die noch überall rumgeistern, beziehen sich auf deutlich veraltetes Material aus 2018. Und bei insgesamt 34,8 Milliarden CO-Emissionen weltweit sind 0,26 Prozentpunkte schon eine Nummer, da sollte man schon pingelig sein. Noch Fragen? Und, last but not least, solchen Modeschwachsinn wie in der letzten Ausgabe braucht in der heutigen Zeit wirklich kein Mensch mehr. – Frank Hiller

 

Selten habe ich so sehr gelacht (zuletzt bei den Psychiatrie-Eichhörnchen auf dem ZEITMAGAZIN-Cover) wie bei der Lektüre des Artikels von Andreas Englisch. Die Episode mit dem „Proselytismus“ war äußerst lustig – kommt da die Tante Prusseliese bzw. Fräulein Prysselius her? – der Artikel gibt aber auch einen sehr interessanten Einblick hinter die Kulissen des Vatikans. Und direkt danach ging das Lachen weiter mit dem Modeexperiment von Johannes Gernert. Allein schon die Fotos! Jesus mit Hochwasser. Bei solch exorbitanten Preisen vermute ich, dass die Tasse leer war, jeder versehentliche Fleck könnte teuer werden. Dann einmal Knitter-, einmal Schlabber – und einmal ein unmöglicher Fransenlook. Und zu dem Schnitt des Diorkragens fällt mir gar nichts mehr ein, von der merkwürdigen Farbe mal ganz abgesehen. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbriefe zu „UNTER AUFSICHT“ von Friederike Mayer und Lena Schnabl im ZEIT Magazin

 

Danke, dass beispielhaft der Missbrauch von Psychopharmaka deutlich wird. Behinderte und Heimbewohner/innen werden mit unnötigen Medikamenten und mit Gewalt behandelt, weil nach den bestehenden Vorgaben Pflege wie Maschinenarbeit abläuft und die Pflegenden ihre vielleicht in der Ausbildung erworbenen Fähigkeiten wie Mitgefühl, Geduld, Kontaktpflege, gewaltfreie Kommunikation und intensive Zuwendung in der Praxis nicht ausreichend anwenden können oder aber auch ohne solche vorhandenen Fähigkeiten arbeiten. So gleichen wir unsere Einrichtungen der Massentierhaltung an. Überall wurde und wird durch Technik und Maschinen Personal, Zeit und Geld gespart. Wir haben es aber versäumt, Personal, Zeit und Geld dann da einzusetzen, wo es je länger je mehr gebraucht wird. So wird es dabei bleiben, dass gute Unterbringung im Heim kaum ohne Engagement der Angehörigen und ein seltener Glücksfall ist. Mir graut davor. – Annette Lukat

 

Solche Zustände werden auch noch über die Staatsleistungen von der gesamten Gesellschaft (egal welcher Konfession man angehört oder ob man konfessionslos ist) mitfinanziert? Unfassbar! – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbriefe zu „OHNE STROM. OPINEL-TASCHEN-MESSER“ von Mirko Borsche im ZEIT Magazin

 

Oh, Herr Borsche ist ja gar nicht sooo jung wie ich dachte. Dass er das Opinelmesser entdeckt hat, freut mich außerordentlich. Wenn…Ja wenn er es auch schon wesentlich früher, z.B. in den Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts, hätte nutzen können. Als junger Bub zum schnitzen und schneiden. Wohl wahr, das Schweizer Taschenmesser ist wahrscheinlich älter, da bin ich mir nicht sicher. Das Opinel, das naturfarbene, ist jedenfalls schon sehr lange ein Klassiker. Und, so dachte ich, den Frankofilen zumindest sehr vertraut. In Provence und Lorraine und der Vendee, immer war es dabei. Und hat nun seinen Platz im ZEITmagazin mehr als verdient. DANKE dafür, lieber Mirko Borsche. Zuletzt mag ich erwähnen, man sehe mir dies nach, dass es mir als Künstlermesser schon seit 30 Jahren lieb und wert ist. Bleistifte anspitzen, Lack von der Radierplatte abkratzen, Buchstaben Schablonen reinigen: es ist mir einfach unersetzlich. – Cordue von Heymann

 

Der Artikel von Mirko Borsche über das Taschenmesser lässt jegliches Feingefühl vermissen. In einer Zeit fasst täglicher Messerattacken sollte man überhaupt Messerwerbung unterlassen. Es wäre schön gewesen, wenn er ein Messer angepriesen hätte, dass bei Anwendung gegen Menschen sofort in alle Einzelteile zerfällt. – Gert Dörnhaus

 


 

 

Leserbriefe zu „Was ich gern früher gewusst hätte“ von Mike Shinoda im ZEIT Magazin

 

Die Serie „Was ich gern früher gewusst hätte“ finde ich nach wie vor sehr interessant, denn das, was ich gerne früher gewusst hätte, das kann ich nur aus heutiger Sicht feststellen, wenn eben ein bestimmtes Maß an „früher“ bereits vergangen ist. Die erste Single von der band Linkin Park hieß „One step closer“ und da heißt es u.a. in der deutschen Übersetzung: „Alles was du zu mir sagst, bringt mich dem Abgrund einen Schritt näher, und ich bin kurz davor zu zerbrechen. Ich brauche etwas Raum zum Atmen.“ Diesen Raum zum Atmen, den muss man sich täglich neu erarbeiten, und das ist nicht immer so einfach, aber eine gewisse Hartnäckigkeit oder vielleicht sogar von Sturheit, die dürfte sich (fast) immer lohnen! – Klaus P. Jaworek

 

Ist jetzt mit Ihrer neuen Rubrik im ZEITmagazin „Was ich gern früher gewusst hätte“ die Twitterisierung im Print auch bei Ihnen umgesetzt? Haben Sie keine Mittel mehr um ein interessantes gehaltvolles Interview oder jedenfalls einen längeren zusammenhängenden Text zu produzieren? Ich bin seit vielen Jahren Abonnentin und habe die letzte Seite im Magazin immer geschätzt, sie war immer interessant und mit Tiefgang, bot manches Mal auch Lebenshilfe. Sie war Anlass, dass ich das Magazin immer von hinten nach vorn gelesen habe. Die neue Rubrik ist ein Ärgernis: Flach, beliebig, allenfalls Kalenderspruch tauglich. Bitte machen Sie da wieder was Vernünftiges hin. – Jutta Hagemann

 


 

 

Leserbrief zu „Er ist das Volk“ von Ulrich Ladurner

 

«In Tunesien beseitigt Präsident Kais Saied die letzten Errungenschaften des Arabischen Frühlings» Die Hoffnungen auf das Beibehalten und Nachwirken dieser Errungenschaften wurden also auch in Tunesien und nicht nur in Libyen, Syrien oder Ägypten nicht erfüllt. Die tieferen Ursachen liegen in den Bereichen der Ökonomie und der Demographie, also vor allem auch in der hohen Jugendarbeitslosigkeit. In Tunesien liegt sie bei 40 Prozent. Die ökonomischen Probleme stellen die Regimes vor fast unlösbare Aufgaben. Es rächen sich die Fehler, vor allem auch die der Vergangenheit. Eine tiefere Ursache steht schon in der Bibel: «Der Mensch lebt nicht von Brot allein.» Er braucht auch Perspektiven. Findet er diese nicht ausreichend im Erwerbsleben, dann sucht er diese im Bereich der Demographie, denn auch hohe Kinderzahl gibt Ansehen. Eigentlich ein Teufelskreis, denn dadurch steigt die zukünftige Jugendarbeitslosigkeit. Es werden weniger Stellen frei, als benötigt werden, um der nachrückenden Generation Stellen zu bieten. Industrialisierung ist kein Ausweg, auch angesichts eines Überangebots auf dem Weltmarkt.

Dazu ein Beispiel für das die Problematik illustriert: Greenpeace stellt fest: «Deutsche Verbraucher kaufen im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr – tragen diese allerdings nur noch halb so lang wie vor 15 Jahren» Ein Resultat sind riesige Altkleiderhalden in Chile und anderen Entwicklungsländern. Auf der anderen Seite werden in Bangladesch 80 Prozent der Exporte in der Textilindustrie erwirtschaftet. Trotzdem sind die Arbeitsbedingungen zum Teil katastrophal, auch weil es ein Überangebot an Arbeitskräften gibt. Der Zielkonflikt zwischen Naturschutz und Senkung der Armut ist also beim Beispiel weitgehend ungelöst. Ähnliches gilt für zahlreiche andere Zielkonflikte. Etwa beim Ferntourismus, denn Fliegen schadet dem Klima, schafft aber Arbeitsplätze, auch in Tunesien. Dann wäre da auch der Konflikt zwischen dem Ziel, die ökologische Landwirtschaft zu fördern, um den Rückgang der Artenvielfalt, etwa bei den Insekten zu stoppen und dem Ziel immer mehr Menschen ernähren zu können. Letztlich geht’s darum, die Kopfzahl nicht nur den aktuell verfügbaren Ressourcen sondern auch den langfristig verfügbaren Perspektiven anzupassen. Notwendig wäre in etwa folgende Regelung: Arbeitslose Jugendliche müssen mit dem Gründen einer Familie warten, bis sie eine solche ernähren können. Sie müssen irgendwie beschäftigt werden. Die dabei sichtbaren Engpässe müssen Anlass sein, später die Zahl der Kinder den verfügbaren Ressourcen anpassen. Aufgabe der Regierung wäre das Unterstützen dieser Massnahme als Voraussetzung für externe Hilfe. Diese Hilfe ist gerechtfertigt, auch um die unterdurchschnittliche Teilhabe am Weltmarkt zu kompensieren. Notwendig ist’s, diesen Sachverhalt klar zu machen, auch um politische Stabilität zu ermöglichen und Extremismus zu verhindern. Es gilt die Realität anzuerkennen, auch um Krisen, die bis zum Bürgerkrieg führen können, zu vermeiden. – Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbrief zu „Was oft Schmu ist“ von Hannah Knuth

 

Wir können machen und tun was wir wollen, denn irgendwie ist es egal was wir auch tun und machen, wir schaden damit immer dem Klima, aber vielleicht auch wiederum nicht!? Was verträgt denn das Klima überhaupt so? Irgendwie weiß ich das nicht, vermutlich weiß das niemand und befragen kann man zwar das Klima; wer jedoch könnte dann die Antwort entschlüsseln!? Alles steht in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander, und aus dieser Nummer kommen wir nicht raus! Wenn ich dann noch so etwas, wie „Klimaneutralität“ höre oder lese, dann stellen sich meine Nackenhaare senkrecht nach oben! Klimaneutraliät ist ein ausgemachter Blödsinn, kein Mensch weiß was das sein soll, was das zu bedeuten hat. Aber tun wir nicht alle so, als hätten wir schon einige Rezepturen in irgendwelchen Geheimfächern parat liegen! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zum Titelthema „Machen Sie sich keine Illusionen“ von Jens Jessen

 

Zur Ehrenrettung des von mir geliebten Kirschlorbeers: Jens Jessen bezeichnet die Pflanze als „ökologisch tot“. Das aber ist der Kirschlorbeer mitnichten: Der Gehölzexperte Klaus Körber von der LWG Veitshöchheim hat bereits 2020 in einem Arbeitspapier darauf hingewiesen , dass „Kirschlorbeer ökologisch nicht so schlecht ist wie sein Ruf, die Invasivität ist nicht extrem. Hervorragend bei Hitze und Trockenheit!“ Er hat für Bienen, Hummeln und Wildbienen einen Nektarwert 2 und Pollenwert 3. Zudem „wurden an fruchtfressenden Vogelarten Amsel, Buchfink und Drosselvögel wie die Misteldrossel beobachtet“ Die Immergrünen Pflanzen seien zudem ein gutes Versteck und Schutzgehölz, Insekten – und Vogelnährgehölz. Voraussetzung ist natürlich, dass die Pflanzen blühen dürfen. Genannt werden in dem Papier alle gängigen Sorten. Quelle: https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.meco.lu%2Fwp-content%2Fuploads%2F2021%2F03%2FK-Korber-Biodiversitat-und-Baumschulgeholze-2.pd&data=05%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C81184b0315d443d1260708db4e1e300b%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C638189664237113189%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000%7C%7C%7C&sdata=kZYjjojYrDjGbP602lqtI5rAY3eODsmYyrHj3c0pQrI%3D&reserved=0Carola Rückert

 


 

 

Leserbrief zu „Nazis im Museum“ von Yannick Ramsel

 

Ein toller Beitrag, den ich sehr gerne las. Es ist bewundernswert, mit welch einem Mut sich Herr Banghard den Rechtsextremisten entgegenstellt. Umso mehr noch, weil nicht alle diesen Mut hätten. Ich für meinen Teil würde wahrscheinlich niemals offen und direkt einen Neonazi ansprechen. Weil dies für mich schlichtweg eine Lebensgefahr darstellen könnte. Darum kann ich Herrn Banghard auch nur meine höchste Anerkennung aussprechen. Nur was den Wiederaufbau alter Nazihäuser angeht, habe ich so meine Bedenken. Sicher erschließt sich mir der Aspekt der Aufklärung, aber muss man dafür wirklich wieder ein Hakenkreuz an die Kommode montieren? Würde das nicht nur noch mehr verblendete braune Geister anlocken? Würden bzw. können Nazis eigentlich differenzieren? Würden sie die Geschichtsverzerrung, die die Nationalsozialisten betrieben, auch als solche anerkennen, also als eine Verzerrung? Ich habe da ja so meine Bedenken. Wir als freie Gesellschaft gedachten gestern mit dem 8. Mai der Kapitulation Nazi-Deutschlands, dem Nie wieder & dem Erhalt der freien Welt, die für Respekt, Toleranz und Menschlichkeit eintritt. Nazis jedoch gedachten dem 20. April. Puh… – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Immer-früher-Blüher (1/5). Die Hasel wartet nicht“ von Yannick Ramsel

 

Geisenheim liegt mitnichten „bei Mainz“! Sehen Sie auf Google maps den Rhein? Sehen Sie auf Google maps die Ländergrenze? Mainz liegt auf der ebsch Seit‘. Geisenheim liegt nahe Wiesbaden, der schönen und edlen Landeshaushalt HESSENS. Meinetwegen können Sie auch „Rhein-Main-Gebiet“ schreiben. Also bitte nicht die Städte dribbdebach in einen Topf mit den rechtsrheinischen Gebieten werfen. – Susanne Dietz

 


 

 

Leserbrief zu „Verbindung abgebrochen“ von Julian Hans

 

Es ist bedauerlich, wenn regimekritische Wissenschaftler*innen, aber auch grundsätzlich Menschen, die sich gegen die Politik ihres russischen Präsidenten stellen, nun ebenso von den Sanktionen betroffen sind. Jetzt könnte man ganz laienhaft argumentieren, die russische Bevölkerung wäre in ihren Protesten nicht entschieden genug und hätte es darum auch nicht besser verdient. Dem könnte man dann wiederum entgegnen, dass sich die meisten gerade darum eher bedeckt halten, weil sie einfach keine Lust haben, der willkürlichen Schikane von Behörden und Ordnungspolizei ausgesetzt zu werden. Wenn’s schlecht liefe, würde man sie inhaftieren und wegsperren. Vielleicht kämen sie nach einiger Zeit wieder raus. Im Worst Case jedoch verschwänden sie womöglich im undurchsichtigen und weiten Netz der Straf- und Arbeitslager, dem sogenannten Gulag und man würde nie wieder etwas von ihnen hören. Eine schauerhafte Vorstellung! – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „»Wir sehen keinen Nutzen“. Gespräch mit Michaela Eikermann geführt von Jan Schweitzer

 

Besten Dank für das Interview zum Thema IGEL-Leistungen, das sehr in formativ war – wenn auch nicht unbedingt im positiven Sinne. Ich habe eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema vermisst, und wie es doch eigentlich bei der ZEIT auch üblich ist. Den Großteil des Interviews mit dem Covid-Thema zu verbringen, wird dem Thema nun wirklich nicht gerecht. Außerdem haben Sie statistische Zahlen angegeben, ohne sich damit auseinanderzusetzen: 18 Prozent, also beinahe jede/r Fünfte, sagt, dass eine Behandlung mit einer Kassenleistung vom Arzt vom Kauf einer IGEL-Leistung abhängig gemacht wurde. Auf gut Deutsch: Arzt sagt, wenn Du mir nichts abkaufst, behandele ich Dich auch nicht. Dass Sie das als Journalist so unkommentiert stehen lassen, habe ich als sehr irritierend empfunden. Wenn Sie das alles nicht wirklich interessiert, füllen Sie doch lieber ihre halben Seiten mit einem unstrittigen Medizin-Thema. – Inga Pabst

 


 

 

Leserbrief zu „RICHTIG GUTE LEUTE“ von Sara Fazilat

 

Frank Dux wollte man ebenfalls Grenzen setzen, als er in Hongkong zum Kumite – der Vollkontakt-Meisterschaft – erschien und behauptete, dass er im Namen von Shidoshi Tanaka antreten würde. Er sei kein Japaner, und kein Tanaka, hieß es gleich ganz entsetzt von der Gegenseite. Doch man einigte sich. Zeigen Sie uns den Dim Mak, Herr Dux, und Sie werden zum Turnier zugelassen. Frank tat den Dim Mak und all die Umstehenden wurden eines Besseren belehrt. Der Glaube an sich selbst zahlt sich also aus, ganz egal was andere sagen. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Die Speedy“ von Maxim Biller

 

Armbanduhren werden überschätzt. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Will er mich submarinen, oder was?“ von Moritz Hürtgen

 

Leider wird der offensichtliche Meta-Trend gar nicht erwähnt: Weg vom Deutschen und Hin zum Englischen. Dieser Umbruch gestaltet sich aber ziemlich holprig und beschert uns neben unzähligen Lehnwörtern auch dämliche Anglizismen wie „das macht Sinn“. Ich plädiere daher für einen geordneten und zügigen Übergang: Wir schaffen Deutsch als Amtssprache zugunsten des Englischen ab. Dann ließe sich das Adjektiv „neudeutsch“ auch endlich sinnvoll verwenden und Altdeutsch würde zur Museums – und Bibliothekensprache mit historischem Wert. Wir wechseln von der Sprache der Täter zur Sprache der Sieger. Das „macht“ doch Sinn. Oder auf „neudeutsch“: You grow! – Wolfgang Deimel

 


 

 

Leserbrief zu „Wandern wie König Karl“ von Jochen Bittner

 

Die Fotos zum Beitrag sind eine Augenweide und wecken Sehnsüchte , wieder einmal dorthin zu reisen. Nun zeigt das zweite Foto aber nicht das kleine Loch nan Eun, sondern den recht großen See Loch Muick mit dem Ferienhaus, das schon Queen Victoria im „Urlaub“ bewohnte. Mein Mann und ich erkannten es sofort, 1977 wanderten wir rund um den See und waren von diesem Fleckchen Erde begeistert! – Silvia Schmitt

 


 

 

Leserbrief zu „Heiter bis glücklich“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

 

Soll das witzig sein, weil Claire Beermann nichts anderes eingefallen ist? Ihr Text auf S. 8 des Zeit Magazins hat mir was angetan. Denn bei „Jesus von Nazareth“, „Psalm“ und „Amen“ höre ich genau hin und wenn ich davon lese, bin ich genauso genau. In „Nazareth“ im gebirgigen Galiläa ist Jesus aufgewachsen. Sein Vater war vom Bau. Er arbeitete mit Holz und Stein. Das tat auch Jesus, genauer Jeschua. Nazareth war ein kleiner Weiler mit 200 Einwohnern im gebirgigen Galiläa und war nicht einmal über eine öffentliche Straße zu erreichen. Sein Ausflug nach Jerusalem wurde Jeschua zum Verhängnis. Der junge Jude wurde verhaftet, verhört, gefoltert und auf grausamste Weise getötet. Er starb viel zu früh. Und er ist auferstanden. Also lebt er. „Psalm“ ist hebräisch und heißt auf Deutsch „Lied“. Es gibt 150 jüdische Psalmen. Sie sind gesungene Gedichte des Lebens und Glaubens. Der berühmteste ist der 23., für viele Gläubige der Lieblingspsalm, weil er existentiell zu trösten weiß. „Amen“ ist hebräisch und heißt auf Deutsch „So soll es sein“. Es kommt 60x kommt es in der jüdischen Bibel und im Neuen Testament vor. In letzterer am meisten. Und stilistisch beendet ein „Amen“ niemals einen Psalm, wie es Claire Beermann in ihrem Text tut, sondern ein Gebet oder eine doxologische Abschlussformel (1x in den Psalmen in 41,14). Also drei zentrale Begriffe des weltweiten Glaubens in einem Text über Lizzo, Apps und Beyoncé. Was soll das? – Ewald Förschler

 


 

 

Leserbrief zu „»Moment, ich war nie ein Nerd! Lassen Sie uns Filmgenie sagen«“. Gespräch mit Quentin Tarantino geführt von Christoph Amend

 

Quentin Tarantino: „Ich werde dann wohl der Letzte sein, der dort das Licht ausmacht.“ Heißt das, all die anderen haben es davor auch schon ausgemacht? Wenn jeder sein Licht hätte, könnte man an eine Hausfassade denken, an der nach und nach alle Lichter ausgehen. Dann wäre die Formulierung korrekt. Ist nicht aber gemeint: Last one out turn off the lights? Wenn alle sich in einem Raum aufhalten und diesen nach und nach verlassen, würde nach der Übersetzung im Zeit Magazin jeder beim Verlassen des Raumes diesen in Dunkel tauchen, das Licht wieder angeschaltet werden usw. bis schließlich unser Held der Letzte ist, der das Licht ausmacht. Tarantino fantasiert nicht der Letzte von allen zu sein, die das Licht löschen, sondern der Letzte der den Raum verlässt und in dieser Funktion halt auch noch das Licht ausmacht. Die Wendung Last one out turn off the lights müsste m.E. übersetzt lauten: Ich werde dann wohl der Letzte sein, derjenige, der dort das Licht ausmacht. – Martin Zeitelberger

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Die Tochter Lotta,18 will nach Paraguay. Irgendwas mit Sozialen Dienst. Sowas können die Bewohner dort auch selber. Die hat uns gerade noch gefehlt wird man sagen. Die Männer finden Lotta attraktiv. Eine Rubia, und kommen gleich zur Sache. Soll sagen an die Wäsche. Die Damen vom Sozialdienst sagen Tonta, Estupida. Spricht Lotta Spanisch ? Wenn nicht, ein Vorteil. Dann versteht sie nicht, was man so über sie redet. Wo soll Lotta wohnen? Wer bezahlt sie? Da muss Prüfer wohl öfter mal Geld schicken. Ich habe fast 30 Jahre in Südamerika gelebt und gearbeitet. Auf einer Internationalen Sternwarte ,gut bezahlt. Und rate Lotta, bleibe im Lande und Sozialdienste dich redlich. Probleme gibt es auch hier genug. – Hans-Emil Schuster