Lesezeichen

18. Januar 2024 – Ausgabe 4

Leserbriefe zu „Airbags für die Demokratie“ von Heinrich Wefing

Vielen herzlichen Dank für Ihr Titelthema: Airbags für die Demokratie, in DIE ZEIT vom 18. Januar 2024. Wieder waschen Sie Ihre Hände in journalistischer Unschuld. Als ob meinungsführende Medien wie DIE ZEIT nur kommentierend am Spielfeldrand stehen würden. Dabei tragen sie ganz erheblich zur aktuellen politischen Stimmung bei. Sie liefern doch erst den Schnee, der die populistische Schieflage in der Gesellschaft zur Lawine anschwellen lässt. Denn die andauernd in den Medien zur Schau gestellte Werbung für klimaschädliche tierische Produkte, SUVs, Flugreisen, Kreuzfahrten und Luxus verleugnen genauso die Wirklichkeit wie es die AFD tut. Ist es nicht gerade das verlockende Versprechen, dass wir uns bezüglich unseres KONSUMS in keinster Weise einschränken müssen, was die AFD so erfolgreich macht? Medien und AFD sind „Brüdern im Geiste“. Denn sie bewerben diese Produkte auch noch mit redaktionellen Beiträgen, bzw. Schleichwerbung. Sehen Sie z.B. S 58 OMAN. Die große Mehrzahl der in DIE ‚ZEIT vorgestellten Reiseziele sind nur durch die besonders klimaschädliche Interkontinentalflügen zu erreichen. DIE ZEIT arbeitet damit genauso der AFD in die Hände wie „das ZDF-Traumschiff“. Nach deprimierenden DIE ZEIT- und öffentlich-rechtlichen Klima Nachrichten bekommen immer mehr Menschen Lust auf solche Urlaube. Ergo: Die AFD und die Medien sind die größten gesellschaftlichen „Parteien“, die unablässig verkünden, dass es solche Urlaube oder anderen klimaschädlichen Luxus immer öfter und für immer mehr von uns geben muss.
Die emotional werbende Kraft der Medien wird somit zur Energie, welche unablässig die Lawine AFD beschleunigt. Jeder realistische Aufruf zur Vernunft und zum Verzicht, der klimapolitisch dringend nötig ist, verpufft da wirkungslos. Die AFD bietet eine klare Liebig, während alle demokratischen Parteien von der Klimarealität gezwungen werden, immer mehr Gruppen zu bitten Kompromisse einzugehen und Verluste hinzunehmen. Niemand will dass, also wird lieber AFD gewählt! Darum werden auch Ihre Warnungen ungehört verpuffen. Sie beklagen vehement Wirklichkeitsverlust und historische Blindheit, den Beitrag der Medien weigern Sie sich aber zur Diskussion zu stellen. Dabei passiert jetzt nichts anderes als in den 90er, als die Medien den Nichtraucherschutz blockierten, weil sie darauf bestanden, den 3 bezahlten Studienlieferanten der Tabakslobby genauso viel Raum einzuräumen wie den 10.000 anderen. So hysterisch wie uns damals das Rauchverbot spaltete, so spaltet uns jetzt die klimaschädliche Werbung und wieder sind die Medien, also Sie, mittendrin.
Klaus Siersch

Aufgezählte Fakten und Rückblicke auf bereits erfolgte Urteile des Verfassungsgerichtes, bilden im Artikel einen guten Überblick auf diese Problematik. Gefahren, die nicht nur die Politik, Rechtswissenschaftler und auch unsere Medien in unterschiedlicher Betrachtungsweise sehen, werden plötzlich auch von großen Teilen der Bevölkerung wahrgenommen. Wenn sich das daraus entstandene Bild meinen Wahrnehmungen ähnelt, frage ich mich, auf welcher Seite ich eigentlich stehe, wenn von einem Antrag abgeraten wird, die AfD zu verbieten. Die Argumente sind aufgezählt, sind vielfältig, man rechnet aber vorauseilend mit einer Ablehnung durch unsere Gerichtsbarkeit. Stehen wir wirklich so weit auseinander, Bevölkerung und Verfassungsschutz? Stehe ich dann auf der falschen Seite, wenn das höchste Gericht der Bundesrepublik den Antrag ablehnt und keine Gefahr von der AfD ausgeht? Braucht man wirklich vier Jahre, um diese Gefahr von Deutschland abzuwenden, oder vier Jahre, um doch letztendlich den Antrag abzulehnen? Würde ein 2024 gestellter Antrag, sich nur auf die eingereichten Argumente beziehen oder würden neue Erkenntnisse in die Beurteilungszeit bis zum Urteilsspruch 2028 oder später einfließen? Nochmals, haben wir wirklich vier oder mehr Jahre Zeit, auf so eine Einschätzung zu warten? Wenn sich schon keine Berechtigten trauen, das Verfassungsgericht anzurufen, dann bitte alle Möglichkeiten ausschöpfen, die uns unsere Demokratie bietet oder sind wir tatsächlich hilflos gegen rechts?
Edgar Scholz

„Rechts von der CDU/CSU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben“, das sagte der deutsche Politiker Franz Josef Strauß (CSU) am 9. August 1987. Im politischen Spektrum sind/waren(?) CDU und CSU immer mitte-rechts verortet. Wenn es heutzutage um „rechts“ geht, dann wird mit sämtlichen Fingern nur auf die AfD gezeigt und dieses „rechts“ wird auch noch auf „rechtsradikal“ ergänzt, aber stichhaltige Argumente dafür, für diese Art von AfD-Bashing, die erfolgen irgendwie, dann doch nicht. Sind diese „Demonstranten gegen rechts“ mit dieser Politik der Ampel (sehr) zufrieden oder sind sie einfach nur auf der falschen Demo gelandet? Die Ampel will sämtliche Probleme, die sie allesamt selbst geschaffen hat, unter keinen Umständen lösen. Die Ampel will weiterhin nur davon ablenken und der AfD alles in deren Schuhe schieben, wenn hier im Lande nichts mehr richtig rund läuft. Im Augenblick gilt anscheinend für die Ampel nur noch ein Motto: „Rechts ist radikal, Links ist optimal“!
Klaus P. Jaworek

Der Autor ringt mit der Frage, wie die AfD zu neutralisieren und von der Macht fernzuhalten sei. Doch die meisten Strategien ziehen nicht, würden möglicherweise sogar das Gegenteil bewirken. Selbst Korrekturen beim Status des BVerG wären Nahrung für deren Opferrolle.  Dabei wäre es so einfach, ihr nicht mit Verboten oder windigen Ideen, sondern mit einem effektiven Kurswechsel in der Flüchtlingsfrage den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die Mehrheit der Bevölkerung will einen weitgehenden Stopp des Zustroms. Die jüngsten Beschlüsse sind dagegen eher hilflose Versuche. Wenn das nur mit Aussetzung der Flüchtlingskonventionen möglich ist, ist das die Wegscheide. Das bisher Undenkbare wird mE kommen, selbst wenn dabei humanitäre Konstanten auf der Strecke bleiben. Auch das ist Demokratie, und die wäre in Europa, so wie es aussieht, nicht auf verlorenem Posten. Nach dem Krieg in historischer Verantwortung und hohem Ethos ersonnen, besteht das Flüchtlingsregime heute nicht mehr den Realitätscheck, sondern spaltet die Gesellschaft.
Christoph Schönberger

Die AfD muss man nicht rechtlich, sondern mit ihren Inhalten bekämpfen. Ein wichtiger Schritt hierzu wäre das Programm der AfD in den Mittelpunkt der Diskussion zu stellen und nicht immer nur vor der Gefahr AfD warnen. Die größten Verlierer bei der Umsetzung des Programmes der AfD wären ihre eigenen Wähler. Hier liegt der Schwachpunkt der AfD.
Frank Zehnle

Die Quintessenz beider Artikel kommt bezeichnenderweise von Herrn Gauland, wenn er konstatiert, dass „seine Partei nicht so toll sei, sondern die andern wahnsinnig schlecht“, wozu die Aussage passt, dass das politische Stellen der AfD nicht klappt. Da eine inhaltliche Auseinandersetzung offenbar nicht gelingt, wird zum letzten Mittel gegriffen, dem formal juristischen Verbot. Gleichbedeutend mit dem Eingeständnis des eigenen Versagens. Der juristische Weg dauert aber etwa vier Jahre. Um Wahlsiege der AfD in 2024 zu verhindern, hätte man das Verbotsverfahren also 2020 beginnen müssen. Hilfe. Eine Analogie: Wenn eine Fußballmannschaft schlecht spielt, potentiell, aber guten Fußball spielen kann, dann wird der Trainer sie auffordern, besser zu spielen. Was, wenn die Mannschaft nicht besser spielen kann? Wird dann nicht zum Schieds-Richter gerannt und dies und jenes reklamiert? Um bei der Fußball-Analogie zu bleiben. Kann es sein, dass die Parlamente und Regierungen der BRD seit vielen Jahren von Personen gebildet werden, die sich spielerisch auf dem Niveau einer F-Jugend befinden? Im Gegensatz zur wirklichen F-Jugend aber ohne Aussicht auf Besserung? Nun mag ich nicht glauben, dass sich in allen Parteien, aus denen die Politiker hervorgehen, nur Dilettanten befinden.
Es stellt sich somit die Frage, wie diese „Negativ-Auswahl“ zustande kommt. Geht es nur noch um „l’art politique pour l’art politique“? Wer diese Kunst beherrscht, kommt nach „oben“, aber andere Fertigkeiten als diese Kunst-Fertigkeit existieren darüber hinaus nicht bzw. kaum? Was passiert, wenn Leute auftauchen, die die Spielchen entlarven und (erstmal oder vorgeblich) nicht mitmachen? Die AfD wurde im Februar 2013 gegründet. In nunmehr fast elf (!) Jahren ist es den sogenannten etablierten Parteien nicht gelungen, ein wirksames „Gegenmittel“ zu finden. Wie ist das zu erklären? Wenn man der AfD den Wind aus den Segeln nehmen will, bedarf es einer anderen Politik (z. B. mehr Bürgerbeteiligung, Volksbefragungen), und anderer politischer Strukturen (z. B. Limitierung von Amtszeiten), was sich, zumindest, was die rechtlichen Rahmenbedingungen betrifft, auch noch kurzfristig umsetzen lässt und ein Signal an die Bevölkerung wäre („wir haben verstanden“). Unter Berücksichtigung der dt. Politik in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten bin ich skeptisch, ob man dafür die Intelligenz, die Kraft, die moralische Integrität und den Willen hat.
Gerd-Rüdiger Erdmann

Wenn ich das richtig verstehe, dauert ein Verbotsverfahren vor dem BGH bis zu einem Urteil 2-4 Jahre. Es hilft also nicht zur nächsten Bundestagswahl, wie bereits öffentlich angemerkt wurde. Sollte es zur übernächsten Bundeswahl angestrebt werden? Die Langsamkeit des BGH steht ihm selbst im Weg: Man stelle sich vor, die Weimarer Verfassung hätte damals eine ähnliche Verbotsregelung und die Regierung / der Reichstag hätte 1931 ein entsprechendes Verbotsverfahren beantragt. Wäre ein solches Verbot vor den Wahlen 1932 rechtskräftig geworden und ein Ermächtigungsgesetz im März 1933 mithilfe des Zentrums verhindert worden? Mit den Maßstäben von heute betrachtet, wohl eher nicht. Ein mögliches Szenario nach der nächsten Bundestagswahl: AfD-Abgeordnete mit den Gefolgsleuten von Maaßen und ein paar Rechtsaußen-Abgeordneten der CDU wählen Frau Weidel zur neuen Kanzlerin und beschließen anschließend mehrheitlich ein neues „Ermächtigungsgesetz“, das dann vielleicht „Übergangsregelungen zu einem wahren Deutschland“ heißen könnte. Außerdem hat der BGH den politisch Verantwortlichen „den Schneid abgekauft“ ein solches Verfahren anzugehen, nach dem er zweimal entsprechende Anträge ablehnte. Der BGH sitzt auf dem Ast, den er – unwissentlich (?) – absägt. Geschichte kann sich wohl doch wiederholen.
Hans-Jürgen Michelmichel

Der oben genannte Artikel ist beeindruckend in der Beschreibung der Beunruhigung. Meine Frau und ich sind Jahrgang 1949/50 und wohnen seit über 40 Jahren in einem kleinen Ort 20 km westlich von Schwerin. Am Dienstag, den 16. Januar waren wir auch bei der Demonstration gegen Rechts und die AfD in Schwerin mit dabei. Es war für alle ein sehr gutes Gefühl! Inzwischen gehen ja „Gott sei Dank“ Hunderttausende in dieser Weise auf die Straße und setzen ein sehr ermutigendes Zeichen. Die entscheidende Frage ist nur: wie beeindruckt und beeinflusst das eine für Populismus offene, speziell der AfD zugeneigte und zuletzt bedrohlich anwachsende Wählerschaft? Die Zeiten werden eher rauer (multiple Krisen, Transformationserfordernisse usw.) mit weiteren Zumutungen und Einschnitten für größere Bevölkerungsteile. Es ist bekannt, dass signifikante Gesellschaftsgruppen zunehmend weniger mit Sachargumenten erreichbar sind. Wir konstatieren eine „verrohte Bürgerlichkeit“. Weder das inakzeptable Erscheinungsbild der AfD noch die Massenproteste gegen sie und auch keine noch so gut geführte inhaltliche Auseinandersetzung zur AfD werden daran etwas gravierend ändern. Damit würde ein weiterer Wählerzuwachs für diese unser demokratisches Gesellschaftssystem gefährdende Partei nicht eingedämmt werden.
Nun zu meinem Vorschlag für einen weiteren Demokratie-Airbag, der -zugegeben- zunächst recht abstrus anmutet. Aber wir leben in komplex-dynamischen Zeiten, die wir uns vor kurzem nicht im Traum vorstellen konnten und deshalb müssen u.E. auch diverse rechtliche und gesetzliche Regelungen neu zur Disposition gestellt und verfasst werden – im Artikel sind ja Möglichkeiten aufgezeigt/angedeutet. Wenn also ein Parteiverbot der AFD unter Bedacht aller Konsequenzen (noch) nicht Frage kommt, so müssen zusätzliche Bremsmechanismen für deren Aufstieg und Wachstum wirken. Ein solcher Ausbremseffekt wäre erreicht, wenn nach Wahlen die Anzahl zugeschriebener Wählerstimmen entsprechend gedeckelt würde! Um also einen gesellschaftlichen Systemwechsel mit demokratischen Spielregeln oder bereits einen Zustand der Destruktion präventiv abzuwenden, sollte einer als demokratiefeindlich attestierten AFD bei Bundes- und Landtagswahlen ein Limit von zuschreibbaren Wählerstimmen gesetzt werden (z.B.: max. 25%; auch wenn der reale Stimmenanteil größer ausfiele; derartige Wahlstimmen sollten als gültig erfasst, jedoch als nicht zuschreibungsfähig deklariert werden). Es klingt und ist bestimmt verrückt, aber es wäre ein relevanter, grundsätzlicher und nachhaltiger Airbag zum Erhalt unseres liberal-demokratischen Staatswesens. Wir bleiben unserer ZEIT weiter treu.
Jochen Gensel

Die Überlegungen zum Schutz der verfassungsmäßigen Ordnung werden von einem Bild untermalt. Eine Demonstrantin hält ein Plakat hoch mit „Alle hassen Nazis“. Das ist eine offenbar akzeptierte Erklärung des Hasses auf eine Gruppe von Menschen gemeinsamer Überzeugung (Nazis). Das Konzept ist attraktiv. Dazu zwei Verständnisfragen: Gehören zur Gruppe der Nazis z.B. Herr Puma Shen (taiwanesischer Politiker mit Unabhängigkeitswunsch von China, DIE ZEIT Nr.3/24 berichtete) oder die ukrainische Führung?  Welche anderen Gruppen darf man hassen und gleichzeitig Wertschätzung erfahren? Ich denke da an „Alle hassen Moslems oder Großkapitalisten“ als Parole.
Ralf-Stefan Gärtner

Noch ein Hebel zur Stärkung der Demokratie – die CSU sollte Deutschland weit sich zur Wahl stellen! Die CSU sollte Deutschland weit wählbar sein! Damit gäbe es rechts von der CDU eine auch für AfD-Wähler interessante Partei – in Taxifahrten in Berlin häufig gehört: Den Söder, den hätte ich gewählt! Das wäre auch für die beiden Parteien CDU und CSU gut. Dann müssten keine internen Richtungskämpfe mehr geführt werden – wie Söder-Laschet – sondern, die Wähler bundesweit hätten ihr Votum dazu! Vor allem würde diese Idee, die Parteienlandschaft SCHNELL und GUT ändern! DANKE für Ihre immer wieder spannend zu lesenden Hintergrundinformationen, ganz besonders in diesem für unsere Demokratie wichtigen Artikel im Politik-Teil!
Beate Nagel

Natürlich müssen Schwachstellen unserer Demokratie nachjustiert werden. Doch solange sich die wohlwollenden Kräfte der Problemlösung verweigern, weil ihnen manches dabei zu unedel erscheint, wird auch dieser Wettbewerb letztlich verloren werden. Herr Kühnert schaffte es nach den letzten beiden Landtagswahlen mit jeweils deutlichen Zugewinnen für die AfD, diese fatale Hilflosigkeit in nur 2 Sätze zu gießen: „Wir haben verstanden. Aber illegale Migration lässt sich halt nicht begrenzen“. Wer so denkt und spricht, trägt Mitverantwortung für den Aufstieg destruktiver Kräfte.
Christian Voll

Es ist schön, dass sich die Zeit, anders als viele Lokalzeitungen, lieber mit dem beschäftigt, was die Anti-AfD-Demos bewirken wollen (Parteiverbotsverfahren), als den links-grünen Helden der Straße ein noch größeres Forum zu bieten, als es die reißerischen Fotos von den Demonstrationen eh schon liefern. Meines Erachtens ist das Problem der politischen Kultur und gesellschaftlichen Spaltung in Deutschland kein primär durch die dritte Gewalt im Staat (Gerichte) zu lösendes Problem. Vielmehr sollte die Frage beantwortet werden, wie bekomme ich das Volk hin zu einem gemäßigten Wahlverhalten: Durch Meinungsbildung statt Anti-AfD und Gender-Cancel-Meinungsmache! Es folgt ein Plädoyer für verantwortungsvolles politisches Engagement und Qualitätsjournalismus: Ich verstehe, dass man gegen etwas demonstriert, was man nicht mag, um von Entscheidungsträgern etwas zu erpressen. So hat „Wir sind das Volk!“ die DDR zu Fall gebracht, Streiks erpressen bessere Arbeitsbedingungen und auch die Bauernproteste sind sehr effektiv, weil sie politisch Mächtige fordern und dem Wähler (Otto-Normalverbraucher) aufzeigen, dass er Probleme kriegt, wenn er sich entweder kein (politisch-korrektes) Bio-Essen mehr leisten kann (grün-links) oder bei Trakorschleichfahrten mit seinem Benz von Fußgängern überholt wird (rechts). Unsere Landwirte erzwingen sich also gerade „Respekt“ von allen Seiten!
Was soll es aber bringen, wenn man gegen eine politische Partei oder Gesinnung protestiert? Wen setzt man da unter Druck?! Im Falle der Anti-AfD-Demos überhöht sich doch der „linke“ (politisch- korrekt durchgegenderte und zurechtgecancelte) Wähler/Zeitungsleser über den „rechten“ Wähler, weil er suggerieren möchte: ich bin nicht rechts-extrem. Das wiederum verleiten den „recht- schaffenden“ Menschen zu denken: „Ich habe keine Lust auf Demos, Polarisierung und Gewalt. Ich gehe lieber arbeiten und fahre Benz! Wen soll ich wählen?“ Es wäre schön, wenn die „demokratischen“ Parteien (Thüringen offenbarte den hanebüchenen parteiübergreifenden Konsens, dass Non-AfD richtiger ist als ein verfassungskonform gewählter FDP- Ministerpräsident!), mit Unterstützung der „vierten Macht“ im Staat (Journalismus!), wieder ihrem von Steuergeldern finanzierten Auftrag folgen würden: Meinungsbildung, d.h. dem Wähler ihre Politik und deren Auswirkungen verständlich zu erklären statt Koalitionen und Sicherheit durch Führung (Kanzler/Ministerpräsidenten) zu versprechen. In der Bilderbuchrealität würde man dann für seine gute Arbeit „von Volkes Gnaden“ mit exekutiver Machtausübung belohnt und bei guter Arbeit (Verhandlungsgeschick in der Koalition) mit einer Wiederwahl belohnt. Wo sind die nachhaltigen (Grün?) Sozial-Liberalen (SPD-FDP?!), die dem Volk zusammen mit Journalisten ausgewogen aufzeigen, dass nachhaltig ist, was Arbeitsplätze mit -motivation schafft und Familien absichert, damit sich der Staat Steuern und Kinder überhaupt „verdient“?!! Aus allen anderen Heilsversprechen UND reißerischen Zeitungsartikeln/-bildern resultiert gesellschaftliche Spaltung; im demokratischen Sinne: a-soziale Ressourcenverschwendung! Und das kann die AfD (von Volkes Gnaden ermächtigt) und undifferenzierte Berichterstattung in der Tat am allerbesten!
Christoph Polzer

Deutschland ist eine Diskurs- und keine Verbotsdemokratie. Es ist daher ein Zeichen von Ignoranz und Hilflosigkeit, nacheinander das Verbot der ganzen AfD, eines Landesverbandes und ihrer Jugendorganisation zu fordern und zum krönenden Abschluss die Aberkennung der Grundrechte eines missliebigen politischen Gegners. Es sollte, wie Heinrich Wefing sich erinnert, die AfD gestellt werden, also argumentativ zur Klärung ihrer Positionen veranlasst werden. Wir Bürger sollten darauf bestehen! Mein Vorschlag: In einer Serie von Dialogen auf offener Bühne zwischen Vertretern der alten Parteien und der AfD werden die Argumente ausgetauscht. Folgende Paarungen erscheinen mir weiterführend: zur Einführung Gauck/Gauland; dann Scholz/Weidel; Habeck/Chrupalla; Baerbock/von Storch; Lindner/Boehringer; Merz/Vincentz; Klingbeil/Höcke; und zum Abschluss di Lorenzo/Tichy.
Johannes Kettlack

Heinrich Wefing weist zu Recht darauf hin, dass es sicherlich schwierig wäre, ein Verbotsverfahren gegen die rechtsextreme AfD einzuleiten. Dennoch bin ich der Überzeugung, dass wegen der fraglos zu intensivierenden politischen Auseinandersetzung mit der AfD die juristische Auseinandersetzung, also ein Verbotsverfahren gegen jene Verfassungsfeinde, notwendig ist. In Artikel 18 des Grundgesetzes ist eindeutig geregelt, dass diejenigen, die die freiheitlich demokratische Grundordnung missbrauchen, diese Rechte verwirken können. Wann, so frage ich, war die Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland jemals stärker bedroht als in diesen Zeiten. Neonazis wie der Faschist Björn Höcke von der AfD treten immer aggressiver auf und die Zahl derer in diesem Land, insbesondere im Osten, die diesen Rattenfängern nachlaufen, wird immer größer. Der Verfassungsschutz bezeichnet vollkommen zu Recht die AfD als zumindest in Teilen rechtsextremistisch. Die Mütter und Väter des Grundgesetzes haben wohl wissend, dass die Weimarer Republik auch an den fehlenden Instrumenten zum Schutz der Verfassung zugrunde gegangen ist, im Grundgesetz Sicherungen eingebaut, damit der Staat nicht von innen und außen ausgehöhlt werden kann. In der Tat ist die laufende Legislaturperiode nicht mehr lang und die Zeit drängt, denn wir haben für die Demokratie schon 5 Minuten nach 12.
Es wird höchste Zeit, dass eine Grundrechtsverwirkung ausgesprochen wird, und zwar für die gesamte AfD, die inzwischen total durchradikalisiert ist. Ja, es ist Angst einflößend, was wir derzeit in der Republik beobachten müssen. Hier sind zum einen die Zivilgesellschaft, die demokratischen Parteien, Gewerkschaften und Kirchen aufgerufen, sich politisch mit der AfD auseinanderzusetzen und als das zu entlarven, was sie sind und immer offenkundiger wird, nämlich ein bräunlich schimmerndes Sammelbecken alter und neuer Nazis. Außerdem ist Faschismus, und ich denke hierzu gibt es gesellschaftlich einen Konsens, keine Meinung, sondern ein Verbrechen und Verbrecher müssen verfolgt und bestraft werden. Ich bin in großer Sorge, dass der Aussage „nie wieder ist jetzt“ zu spät gefolgt wird und diese Demokratie mangels Entschlossenheit zum Verbot vor Hunde gehen könnte. Das wäre das Schlimmste, was passieren könnte, nämlich das Aufwachen in einem rechtsautoritären Regime. Demokratinnen und Demokraten, man kann es nur immer wiederholen, müssen jetzt aktiv zusammenstehen, um diesen Staat zu beschützen. Ich plädiere daher nochmals dafür, unser Gemeinwesen aktiv zu unterstützen und die Demokratie mit Sauerstoff zu versorgen, das heißt, ich bin für ein Verbot der AfD und hier muss auch die Justiz ihre Verantwortung erkennen und handeln. Manfred Kirsch, Neuwied.
Manfred Kirsch

Es ist doch ein Fehlannahme, dass alle AFD-Wähler rechtsradikal seien. Und wahrscheinlich trifft das auch für einen Großteil der AFD-Mitglieder zu. Die AFD-Wähler sind zu großen Teilen konservativ denkende Menschen, die sich insbesondere nach der Flüchtlingspolitik von 2015 nicht mehr in der CDU wiederfanden.  Sehr bedauerlich ist, dass die anderen Parteien das nie richtig ernst genommen haben. Erst nach den kürzlichen Wahlerfolgen der AFD in Bayern und Hessen wird umgesteuert. Das hätte viel früher passieren sollen. Man muss die Wähler ernst nehmen und nicht einfach als rechtsradikal oder Nazi bezeichnen (auch wenn das ggf. für einen Teil zutreffen könnte). Für Viele bleibt als Ergebnis: wähle AFD und es ändert sich was. Das ist bedauerlich und hier wäre der Hebel für Änderungen anzusetzen. Bei einer derzeitigen konservativ-bürgerlichen Mehrheit in der Bevölkerung (AFD-, CDU-, FDP-Wähler) macht es doch keinen Sinn eine Regierung von CDU bis Linke zu planen. Das wird die AFD noch weiter stärken.
Christian Voss

Ob man eine verfassungsrechtlich dubiose Partei juristisch bekämpfen kann, darf bezweifelt werden. Das momentan wirksamste Zeichen ist der Protest der demokratischen Zivilgesellschaft gegen die Blut- und Bodenideologie der AfD und für Freiheit und Demokratie, ungeachtet einer zerstrittenen Ampelkoalition und eines überforderten Kanzlers. Seit 1948 leben wir, im Wesentlichen dank der US-Amerikaner, in einer offenen Gesellschaft, der wir Freiheit und Wohlstand verdanken. Historisch betrachtet sind diese 75 Jahre ein Wimpernschlag. Aber dieses Privileg möchten die völkischen Ideologen zurückdrehen; die 12 „Vogelschiss“-Jahre im ersten Teil des letzten Jahrhunderts mit bekanntem Ausgang lassen grüßen! Wehret den Anfängen!
Jürgen Rohlfshagen

Die Auswahl des Fotos zum Artikel über die Anti-Rechts-Proteste finde ich ausgesprochen unglücklich. Das gezeigte Plakat mit der Aufschrift „Alle hassen Nazis“ ist sicher nicht repräsentativ für die breite Protestbewegung. Der Spruch ist sachlich falsch, und vor allem sind (weitere) Hassparolen das Letzte, was jetzt gebraucht wird.
Bettina Ziegler

Ich vermisse den Artikel 20, Absatz 4 des GG in ihrem Artikel, wonach jeder das Recht auf Widerstand hat, der den Versuch unternimmt, Rechtsstaat und Demokratie zu beseitigen. Noch mag „andere Abhilfe“ dagegen möglich sein, aber wie lange noch …? Komisch übrigens, dass dieses Recht nur Deutschen eingeräumt wird, aber letztendlich auch nicht entscheidend. Dieser Widerstand kann natürlich auch gewaltsam sein (was wäre das ansonsten auch für ein „Widerstand“?), aber vielleicht reicht vorläufig eine „Remigration“ der Nazis nach Madagaskar. Deutschland den Demokraten! Nazis raus!
Thomas Manthey

Um angesichts der „Mischung aus Tatendrang, Ratlosigkeit und Verzweiflung“ im Hinblick auf mögliche Strategien zum Umgang mit der AfD nicht nur nach juristischen Instrumenten zu schauen, sollten grundsätzliche Überlegungen stärker bedacht und kommuniziert werden. Nämlich, dass es an erster Stelle nicht die Durchsetzbarkeit von Programmen, sondern um unsere Menschlichkeit geht. Einfache Aussagen gibt es da nicht, denn unser Menschsein ist in ständiger Entwicklung in alle möglichen Richtungen. Festlegungen auf standardisierte, exklusivistische Muster sind kontraproduktiv. Sie verhindern Kreativität und vorurteilsfreies Miteinander. Wer statische gesellschaftliche Strukturen fordert und die dann kontrollieren will, schränkt seine eigenen Talente zu gelingendem Leben ein. Die Basis aller gesamtgesellschaftlichen Überlegungen und Aktivitäten sollte also der Mut zu Diversität, Wandelbarkeit, Lernbereitschaft und Unperfektion bzw. Vorläufigkeit sein. Alles andere entspricht pauschal selbstbezüglichen Standpunkten, durch die man sich Erweiterungen und Konkretisierungen seines eigenen Lebensverständnisses erschwert oder sogar unmöglich macht.
Christoph Müller-Luckwald

Ihr Artikel wirft ein dunkles Bild auf die Möglichkeiten der Bekämpfung von Neonazis und Faschisten. Überall nur Bedenkenträger. Es ist furchtbar, wenn Richter, die ja einen Ermessensspielraum haben, Buchstaben und Kommas wichtiger sind als der gesunde Menschenverstand. Ein solches Rechtssystem ist nicht in der Lage, die Demokratie zu schützen. Sie ist Steigbügelhalter für Neonazis und Faschisten. Auch Politiker, welche nur Parteiinteressen verfolgen, schützen nicht die Demokratie. Wenn ich das Geschwafel höre, man muss mit den Nazis diskutieren und mit Argumenten die Oberhand gewinnen, wird mir schlecht. Große Teile der CDU-Spitze hinter und mit Merz würden zum Zwecke der „Machtergreifung“ selbst mit dem Teufel paktieren und geben nur leere Worthülsen über eine klare Abgrenzung von sich. Die Reden von Herrn Merz im Bundestag haben nur zwei Ziele: Selbstdarstellung und Zerstörung der jetzigen Regierung.
Rolf Geyer

Erschrocken habe ich das Bild zum Artikel „Airbags für die Demokratie“ wahrgenommen. Sofort musste ich an das Zitat von Carolin Emcke denken: „Dem Hass begegnen lässt sich nur, indem man seine Einladung, sich ihm anzuvertrauen, ausschlägt.“ Ich möchte mich nicht auf die Hassebene begeben, nicht gegen Nazis, nicht gegen die AFD oder gegen andere Menschen. Auf der Demonstration gegen rechts am Wochenende in Bremen war ein viel passenderes Schild zu sehen: Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf. Im übrigen passt das Bild auch nicht zum Text, der ja sehr vernünftig darlegt, wie wichtig es jetzt ist, die Demokratie zu stärken, mit den ihr gegebenen Mitteln.
Carola Thurow

Heinrich Wefing weist zu Recht darauf hin, dass es sicherlich schwierig wäre, ein Verbotsverfahren gegen die rechtsextreme AfD einzuleiten. Dennoch bin ich der Überzeugung, dass neben der fraglos zu intensivierenden politischen Auseinandersetzung mit der AfD die juristische Auseinandersetzung, also ein Verbotsverfahren gegen jene Verfassungsfeinde, notwendig ist. In Artikel 18 des Grundgesetzes ist eindeutig geregelt, dass diejenigen, die die freiheitlich demokratische Grundordnung missbrauchen, diese Rechte verwirken können. Wann, so frage ich, war die Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland jemals stärker bedroht als in diesen Zeiten. Neonazis wie der Faschist Björn Höcke von der AfD treten immer aggressiver auf und die Zahl derer in diesem Land, insbesondere im Osten, die diesen Rattenfängern nachlaufen, wird immer größer. Der Verfassungsschutz bezeichnet vollkommen zu Recht die AfD als zumindest in Teilen rechtsextremistisch. Die Mütter und Väter des Grundgesetzes haben wohl wissend, dass die Weimarer Republik auch an den fehlenden Instrumenten zum Schutz der Verfassung zugrunde gegangen ist, im Grundgesetz Sicherungen eingebaut, damit der Staat nicht von innen und außen ausgehöhlt werden kann.
In der Tat ist die laufende Legislaturperiode nicht mehr lang und die Zeit drängt, denn wir haben für die Demokratie schon 5 Minuten nach 12. Es wird höchste Zeit, dass eine Grundrechtsverwirkung ausgesprochen wird, und zwar für die gesamte AfD, die inzwischen total durchradikalisiert ist. Ja, es ist Angst einflößend, was wir derzeit in der Republik beobachten müssen. Hier sind zum einen die Zivilgesellschaft, die demokratischen Parteien, Gewerkschaften und Kirchen aufgerufen, sich politisch mit der AfD auseinanderzusetzen und als das zu entlarven, was sie sind und immer offenkundiger wird, nämlich ein bräunlich schimmerndes Sammelbecken alter und neuer Nazis. In diesem Zusammenhang ist es eine Erleichterung, dass jetzt Hunderttausende für die Demokratie auf die Straße gegangen sind. Außerdem ist Faschismus, und ich denke hierzu gibt es gesellschaftlich einen Konsens, keine Meinung, sondern ein Verbrechen ist und Verbrecher müssen verfolgt und bestraft werden. Ich bin in großer Sorge, dass der Aussage „nie wieder ist jetzt“ zu spät gefolgt wird und diese Demokratie mangels Entschlossenheit zum Verbot vor die Hunde gehen könnte. Das wäre das Schlimmste, was passieren könnte, nämlich das Aufwachen in einem rechtsautoritären Regime. Demokratinnen und Demokraten, man kann es nur immer wiederholen, müssen jetzt aktiv zusammenstehen, um diesen Staat zu beschützen. Ich plädiere daher nochmals dafür, unser Gemeinwesen aktiv zu unterstützen und die Demokratie mit Sauerstoff zu versorgen, das heißt, ich bin für ein Verbot der AfD und hier muss auch die Justiz ihre Verantwortung erkennen und handeln.
Manfred Kirsch

 

Herr Wefing beschreibt sehr gut, was wir alle insbesondere auch die Politiker und Juristen gegen die immer größer und bedrohlicher werdende „Rechtsdrift“ in der Gesellschaft tun können. Leider wird aber immer wieder in einem Zustand der Angst des Kaninchens vor der Schlange verharrt, nach dem Motto, „Wenn wir jetzt versuchen, die AFD zu verbieten oder einen Antrag auf Grundrechtsverwirkung von Höcke zu stellen, dann treiben wir noch mehr Menschen in die Arme dieser Partei“. Aber wann, wenn nicht jetzt wäre es an der Zeit endlich zu handeln? Es mag zwar zunächst so sein, aber andererseits haben die vielen, mit einer überwältigenden Teilnehmerzahl durchgeführten Demonstrationen gezeigt, dass die Menschen hier in ihrer Mehrheit für eine freie, demokratische und vielfältige Gesellschaft sind. Jetzt ist es wichtig, dass die Politiker nicht nur über die o.g. Themen, sondern auch über die Anregungen von Herrn Voßkuhle sprechen und entsprechende Maßnahmen auf den Weg bringen, sonst werden wir alle nach den nächsten Wahlen wie der berühmte Zauberlehrling dastehen, der den rasenden braunen Mob nicht mehr unter Kontrolle bringen kann, und dann ist da leider kein „alter Hexenmeister“, der dem Treiben Einhalt gebieten könnte!
Gabriele Raab

Der im Zusammenhang mit dem Verbot der NSDAP-Nachfolgeorganisation SRP gemachten Feststellung „Der neubraune Spuk war schlagartig vorbei…“ kann ich nicht zustimmen. So fand im Jahr 1958 ein Treffen ehemaliger SS-Mitglieder in einem Hotel in Coburg statt. Dort wurden Pläne über ein vereinigtes Europa geschmiedet, jedoch unter nationalistischen Voraussetzungen. Eine nach dem Ende des „Dritten Reiches“ von Altnazis gegründete Deutsche Soziale Bewegung sprach statt von „Europa“ von einer „weißen Welt“, was wohl heißen soll, daß in das Europa nach ihren Vorstellungen nur Menschen mit weißer Hautfarbe Zutritt bekommen sollen. Diese damals gelegte Saat soll nun, zumindest wenn es nach den auf dem jüngsten Treffen von Rechtsgesinnten gemachten Äußerungen geht, wohl endlich aufgehen…
Christian Kruse

Der Rechtsstaat lässt sich vor seinen Feinden schützen, aber wer befasst sich endlich einmal mit dem Problem einer zunehmend diffusen Wählerschaft? Warum kümmern sich Öffentlichkeit (die Wählerschaft ist ein Teil davon), Publizistik und Politik nicht endlich mehr um das Phänomen Wähler, deren politische und gesellschaftliche Struktur und ihrer Sensibilität gegenüber Einflüssen von Seiten rechtsradikaler Parteien und ihrer demagogischen Kräfte? Wir haben inzwischen gelernt, dass die etablierten Parteien sich nicht einen mm bewegt haben, um ihre Feigheit gegenüber der vermeintlichen Gefährlichkeit von unberechenbaren Wählerreaktionen aufzugeben. Man hat furchtbare Angst davor, dem Wähler klarzumachen, dass eine neonazistische Partei wie die AfD inzwischen Hitlers NSDAP mehr ähnelt als man sich das bis vor kurzem noch vorstellen konnte. Zu den Wählern mit ihrer Vielzahl an individuellen Eigenschaften zählen auch die weniger politisch interessierten, kaum richtig informierten Zeitgenossen, die ohnehin zu wenig Zeit oder Lust haben sich bei der Flut der persönlichen Probleme im Alltag gründlich über den wahren Charakter einer faschistisch orientierten Partei, wie die AfD es ist, zu informieren. Hier erwächst die besondere Pflicht der demokratisch gewachsenen Parteien, eine parteiübergreifende Aufklärung zu leisten und nicht im parteipolitischen Klein-Klein ihr Heil zu suchen.
Die meiste Angst flößt den Parteien der Protestwähler ein, da er irrational reagiert und sich damit dem Kalkül der Politik entzieht. Es ist höchste Zeit für eine konzertierte Aktion der etablierten Parteien und der gedruckten und elektronischen Medien, um die Wählerschaft aufzurütteln. Es bleibt natürlich ein Problem, wenn viele der potentiellen AfD-Sympathisanten unter den Wählern, die weder Spiegel, Zeit, FAZ, Süddeutsche usw. lesen, da sie meistens nur die Bild-Zeitung konsumieren und im Fernsehen bei Politik-Sendungen schnell umschalten. Also muss man etwas dafür tun, dass in einem solchen Blatt mit Nachdruck und der richtigen Ansprache die Wählerschicht der unentschlossenen oder falsch bis gar nicht informierten Wähler aufgeklärt wird. Hier hat die oft geschmähte Bild-Zeitung (oder ähnliche) eine dringliche Aufgabe in der für den Bestand der deutschen Demokratie sehr entscheidenden und wichtigen Phase. Mindestens genauso gefährlich sind die verdeckten und heimlichen AfD-Sympathisanten in den „gutbürgerlichen Kreisen“ oder gar an der Spitze der sogenannten Eliten. Auch in der Weimarer Republik gab es in den „besseren Kreisen“ Sympathien für den politischen Emporkömmling Hitler. Es galt aber als angemessen dem am Anfang etwas komischen wirkenden Mann mit einem gewissen Maß an Verachtung zu begegnen. Was auch auffällt ist die seltsame Zurückhaltung des DGB mit ihren Einzelgewerkschaften gegenüber der AfD. Das erinnert an das Verhalten von SPD, CDU/CSU, Grünen und FDP. Auch die katholische und evangelische Kirche halten sich mit Warnungen vor den fremdenfeindlichen und rassistischen Aussagen der AfD merkwürdigerweise bedeckt.
Aus Kreisen der Unternehmer fällt eigentlich nur positiv Joe Kaeser von Siemens auf, der sich überdeutlich kritisch über die AfD äußerte. Aus der Welt der großen Geister, wenn es die in Deutschland überhaupt noch gibt, fällt nur der ehemalige SPD-Vorsitzende Gabriel mit seiner Kritik an Philosoph Sloterdijk auf, dem er vorwirft, ein rechter Ideologielieferant zu sein. Das geht ja wohl in Richtung AfD. Oder Leute, die sich im Halbdunkel von politischen Verschwörern und abstrusen Ideen tummeln wie Götz Kubitschek als Ideengeber der Neurechten. Bei dem jüngsten Vorfall, dem Treffen der Rechtsextremisten, Identitärer Bewegung und AfD-Funktionären in Potsdam und deren Vorschläge zu einer Aussiedlung bzw. Remigration von Migranten können die Alarmglocken nur noch schrill läuten. Klingt so als hätten die Hitler-Freunde aus der AfD den Platz für die Juden aus der NS-Zeit jetzt für die Migranten freigemacht -einziger Unterschied, es geht noch nicht um deren Vernichtung. Die nicht weniger wichtige Frage ist die eines Verbots oder Einschränkung der Partei AfD oder ihrer Mitglieder. Hier wird über Artikel 18 aus dem Grundgesetz debattiert der eine Art Betätigungsverbot ausspricht. Da es bei der Anwendung dieses Artikels bisher keinen Erfolg zu verzeichnen gab sollte inzwischen keinesfalls mehr abschreckend wirken! Eine andere juristische Möglichkeit von mehreren ist die Forderung nach Streichung der öffentlichen Mittel an eine Partei, wenn sie die freiheitliche demokratische Grundordnung missachtet. Dieses Mittel wird gerade gegen die Nachfolgeorganisation („Die Heimat“) der NPD in einem Gerichtsverfahren verhandelt. Öffentlichkeit, Regierungen, Parteien, Institutionen oder Interessengruppen sollten verstärkt von ihren Rechten als Kläger Gebrauch machen, um das Krebsgeschwür AfD zu bekämpfen.
Die Deutschen müssen sich von ihrer „Angst vor der eigenen Courage“ schnell befreien. Ein weiterer Skandal ist die Nähe der AfD zu Kriegsverbrecher und Diktator Putin. Das ist die, zurzeit, einzige Gemeinsamkeit mit der neuen Partei Sarah Wagenknechts und Putin Freund Ex-Kanzler Schröder. Vielleicht noch ein kurzer Blick auf die RN (früher FN) von Mitgründerin Marine Le Pen im Nachbarland Frankreich. Inzwischen liegt diese rechtspopulistische Partei in den französischen Umfragen weit an der Spitze, auch noch deutlich vor Staatspräsident Macrons Partei. Vergleicht man die französische RN mit der deutschen AfD fällt auf, wie geschickt es Le Pen verstand, die früher FN genannte Partei ihres Vaters umzukrempeln und sie für das bürgerliche Lager zu öffnen. Alte Forderungen wie Austritt aus der EU und radikale Maßnahmen gegen arabischstämmige Franzosen oder latenter Antisemitismus werden inzwischen unterdrückt und nicht mehr erwähnt. Dass die Partei latent antisemitisch blieb und nach wie vor extrem rechte Positionen verfolgt wird inzwischen sorgsam kaschiert, um die Wähler der Mitte nicht abzuschrecken. Diese Strategie Le Pens funktioniert bei den Franzosen politisch überraschend gut. Dass ihre Nähe zu Putin als ernster Makel anzusehen wäre, stört dabei viele Franzosen anscheinend nicht. Wie anders die Holzfällermentalität der AfD in ihrer politischen Vorgehensweise: Neonazis und andere Rechtsextreme bilden eine Art Basis der deutlich führungsschwachen Partei die keine erkennbare Rezepte gegen die sich auftürmenden Probleme wie Ukrainekrieg, Umweltstrategie, oder zu Fragen der Verteidigung Europas gegen Diktator Putin vorzuweisen hat. Europa wird wahrscheinlich gezwungen sein, ohne die Hilfe des nächsten amerikanischen Präsidenten (wahrscheinlich wieder Trump) seine Probleme selbst zu lösen. Hier scheint sich der Unterschied im Verständnis von Politik zwischen den Nachbarvölkern Frankreich und Deutschland herauszuschälen. Bei uns geht man politisch brachial vor, in Frankreich dagegen eher spielerisch und besonnen. Das Auto Deutschland muss seine Insassen bei dem zu erwartenden Unfall mit der Betonwand AfD vor schweren Verletzungen oder gar Tod stärker sichern. Deswegen muss es auch seine Knautschzone deutlich verbessern und nicht nur Sicherheitsgurten und Airbags vertrauen. Das sicherheitstechnisch hochgerüstete Auto wird zwar bei dem Zusammenprall mit der AfD schwer beschädigt aber die Deutschen als Insassen werden das politisch eher überleben.
Klaus Reisdorf

AFD, Werteunion, Reichsbürger – was für ein Gemengelage! Die zig-tausendfache Beteiligung an den Demonstrationen gegen Rechts von der großen Masse der demokratischen Bevölkerung, von der breiten Mitte. Toll! Weiter so! Ist das der berühmte „Ruck“, der -laut unserem ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog- durch die Bevölkerung geht? Und die Politik? Wann geht ein Ruck durch die demokratischen Parteien? Oder sind die schon in Schockstarre und starren weiterhin wie das Kaninchen auf die Schlange? Wie lange noch?
Martin Moers


Leserbriefe zu „Wer hat die Bauern verraten?“ Streit von Michaela Kaniber und Anton Hofreiter, moderiert von Stefan Schirmer und Merlind Theile

Vielen herzlichen Dank für Ihren Streit: Streit: Wer hat die Bauern verraten? In DIE ZEIT vom 18. Januar 2024.
1.) Immer mehr Menschen sperren sich gegen jegliche Kompromisse, wenn ihnen der Staat mit Klimaschutzmaßnahmen kommt. Ob Heizungsgesetz oder jetzt die Proteste der Bauern. Sobald der Staat an unseren Wohlstand, Luxus oder Privilegien kommt, gehen wir auf die Barrikaden, selbst wenn uns bereits das Wasser der Klimakatastrophe wie den Norddeutschland Landwirten buchstäblich bis zum Hals steht.
2.) Die großen Bauern haben in den Bauernverbänden und damit in der Politik das Sagen. Darum hängen die EU-Agrarsubventionen von der Größe der bewirtschafteten Fläche ab und schlucken immer weniger Großbetriebe die kleineren. Diese rationalisierten Agrarbetriebe beuten auch noch den letzten Winkel der Landschaft aus. Die dabei eingesetzten Totalherbizide (wie der Name schon sagt) vernichten zusammen mit den anderen Giften und der durch übermäßige Tierhaltung anfallende Gülle die natürliche Flora und Fauna und verderben unser Trinkwasser. Anstatt: „Stirbt der Bauer, stirbt das Land“, muss es also heißen: „Ruht die Agrarindustrie, dann blüht das Land!“
3.) Der ganze Stolz der Bauern sind die bulligen Traktoren, mit denen sie jetzt auf die Demos fahren. Es handelt sich schon längst nicht mehr um eine Landwirtschaft, die das Land bewirtschaftet, sondern um eine Industrie, für die die Erde oft nur Dreck ist, mit dem sie macht, was sie will. Aber dieser Kampf gegen die Natur wird immer hoffnungsloser, denn die Natur schlägt immer öfter mit Dürren und Überschwemmungen zurück. Um diese Extreme aufzufangen, brauchen wir dringend mehr Moore, Bäume, Sträucher und frei fließende Gewässer. Aber die sind in der auf unendliches Wachstum getrimmten Agrarindustrie nicht vorgesehen!
4.) Die Wut der Bauern kommt durch die Sackgasse, worauf sie zulaufen: Die Natur lässt sie im Stich, und der Verbraucher verzichtet zugunsten des Klimas immer öfter auf genau die tierischen Produkte, womit gerade die Fahrer der größten Traktoren das meiste Geld verdienen. Wer so viel zu verlieren hat, neigt gerne zu Trotz und Raserei. Trotz allem, was sie der Erde und den Tieren antun, genießen die Traktorfahrer dennoch eher unsere Sympathie als die Klimakleber, denn wenn es den Bauern gelingt die Regierungen in die Knie zu zwingen und die klimaschädlichen Subventionen zu behalten, dann dürfen wir auch noch länger hoffen von einschneidenden Klimamaßnahmen verschont zu bleiben. Aber um ganz sicher zu sein, können wir und die Bauern auch einfach die AFD wählen.
5.) Dass wir und die Bauern sich so verhalten, hat auch etwas mit der Werbung zu tun, die ständig in den Medien gezeigt wird: Da wir immer und überall klimaschädliche Produkte wie SUVs, Flugreisen, Kreuzfahrten, Luxus, Fleisch und Käse, etc. beworben werden wollen wir immer mehr davon haben. So drängt es uns zu immer mehr individualistischen Konsum, bzw. einer Politik unter dem Motto: „Wenn ich’s nicht tue, macht es jemand anderes.“ Immer mehr Wähler*innen denken darum: „Lieber heute Konsum unter der AFD als morgen darben für eine unsichere Klimazukunft – die eh den Bach runter geht“.
6.) Da nur die AFD die Wirklichkeit komplett verleugnet, kann sie am aufrichtigsten lügen, dass sich für uns nichts ändert, also unser Konsum und Luxus immer so weiter geht. Ergo wählen die Menschen lieber die „aufrichtigen“ AFD-Lügner*innen, die genau den gleichen unbegrenzten Konsum versprechen wie die in den Medien gezeigte Reklame, als demokratische Politiker*innen, die Kompromisse aushandeln und Wählergruppen überzeugen müssen einen Verlust hinzunehmen. Daher auch die „natürliche“ Nähe der AFD zu den Bauernprotesten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Machtpolitiker wie Merz das Lager wechseln.
7.) Medien „verbrüdern“ sich mit der AFD, wenn sie auch noch im redaktionellen Teil Schleichwerbung für klimaschädliche Produkte machen und SUVs, Luxus- und XXL-Designermöbel verlockend darstellen oder Reiseziele besprechen, wie es z.B. die SZ-Reihe „Einmal im Leben“ tut, die nur durch besonders klimaschädliche Interkontinentalflüge zu erreichen sind. Siehe auch die ZDF-Sendung „Das Traumschiff“. Nach all den deprimierenden SZ- und öffentlich-rechtlichen Klima-Katastrophen-Nachrichten bekommen immer mehr Menschen Lust auf solche Urlaube. Ergo: Die AFD und die Medien sind die größten gesellschaftlichen „Parteien“, die unablässig verkünden, dass es solche Urlaube oder anderen klimaschädlichen Luxus immer öfter und für immer mehr von uns geben muss.
8.) Die emotional werbende Kraft der Medien wird somit zur Energie, welche zugleich den demokratischen Regierungen die Hände bindet und der AFD immer mehr Auftrieb verleiht. Jeder realistische Aufruf zur Vernunft und zum Verzicht verpufft da wirkungslos. Den Wirklichkeitsverlust der anderen beklagen Medienschaffende sehr oft, ihren eigenen Beitrag dazu stellen sie aber nie zur Diskussion. Dabei ist es jetzt nichts anderes als in den 90er Jahren: Damals blockierten die Medien den Nichtraucherschutz, weil sie darauf bestanden, den 3 bezahlten Studienlieferanten der Tabakslobby genauso viel Raum einzuräumen wie den 10.000 anderen. So hysterisch wie uns damals das Rauchverbot spaltete und den Nichtraucherschutz lähmte, so spaltet und lähmt uns jetzt die klimaschädliche Werbung und wieder sind die Medien, also Sie, mittendrin.
Klaus Siersch

Zum Streitgespräch zwischen Frau Michaela Kaniber und Herrn Anton Hofreiter in der Ausgabe Nr. 4 habe ich folgende Anmerkung: “ Leider ist es der Zeit nicht gelungen, Frau Landwirtschaftsministerin Kaniber einen geeigneten Gesprächs- (Streit-)partner gegenüberzustellen. Von Herrn Hofreiter werden keine überzeugenden Argumente zum Streitthema vorgetragen.
Siegfried Brugger

Vielen Dank für die Moderation des Streitgesprächs zwischen Anton Hofreiter und Michaela Kaniber. Beim Lesen des ersten Beitrags von (dem von mir ansonsten sehr geschätzten) Anton Hofreiter, hat’s mir die Sprache verschlagen. Herr Hofreiter sagt über die Subventions-Kürzungen der Bundesregierung: „Der ursprüngliche Vorschlag war erstens überfallartig, zweitens schlecht kommuniziert und drittens zu viel.“ Geht’s noch? Ein führendes Mitglied der Grünen bezeichnet eine Aktion der Regierung, für die letztlich der eigene Minister für Landwirtschaft zuständig ist, als „überfallartig“! Offene Worte, Herr Hofreiter. Allerdings so eher von der Opposition zu erwarten. Bei allem Respekt, wer sich so abfällig über die Arbeit der eigenen Regierung äußert, darf sich über Häme und Wählerverdruss nicht wundern. Dass sich Anton Hofreiter im weiteren Verlauf des Gesprächs über das teils unwürdige Niveau der demokratischen Debatte beklagt, ist lobenswert. In Bezug auf seinen eigenen Beitrag in Richtung Regierungsarbeit sollte er ebenso selbstkritisch sein. Vielen Dank für die ZEIT von heute. Die zahlreichen Beiträge darin „gegen rechts“ machen Mut. Ob es was nützen wird…?
Thomas Meichle

Ich glaube Frau Kaniber hat die Situation noch nicht erkannt. Krisen, wo man nur hinschaut, die viel Geld kosten, und die somit das Überprüfen und Sparen aller Ausgaben geradezu erzwingen. Nur ausgerechnet die Bauern, die schon Subventionen in schwindelerregenden Höhen bekommen, sollen davon ausgenommen sein? Die gesamte Argumentationskette wenig schlüssig, ein ständiges Abweichen vom eigentlichen Thema – das Interview war wirklich keine Sternstunde der CSU-Landwirtschaftsministerin.
Matthias Adelsberger

In der Zeit und vielen Medien verspürt man den großen Frust vieler Menschen, für die das Leben härter wird. Wir leben in einer Zeit, in der wir feststellen müssen, dass die Förderung vor allem quantitativem grenzenlosem Wirtschaftswachstum nicht so weiter geht und es auch nicht unsere Verteilungsprobleme löst. Umso wichtiger ist es daher, Politik kausal zu begründen. Wie kann es sein, dass Landwirte die Hälfte ihrer Einkünfte aus Subventionen beziehen, obwohl sie lieber von ihren Erzeugnissen leben möchten? Es kann auch nicht sein, dass wir über Dieselsubventionierung Geld aufwenden den Kohlendioxidausstoß nicht zu verteuern. Solche Subventionen entziehen unserer Gesellschaft Geld und schaden ihr. Sie verringern unser Handlungsspielräume und erodieren die Zukunft unserer Kinder. Aber warum stärkt man die Bauern nicht, damit sie solchen Subventionsabbau verkraften? Wenn sich die Bauern nicht gegen weit entfernte Großbetriebe im Preiskampf befänden, bekämen sie für ihre lokalen Erzeugnisse mehr. Wenn ein großer Discounter (Aldi) stufenweise auf die niedrigsten Haltungsformen für Tiere verzichten will, warum ist dies nicht im großen Stil möglich?
Dadurch das wir umweltschädliche Großbetriebe und damit verbundenen Tiertransporte überhaupt erlauben stehen die erwünschten regionalen Kleinbetriebe finanziell unter Druck, und wir die Gesellschaft müssen für die Umweltschäden aufkommen ob durch die Art der Haltung verursacht oder den Transport mittels LKW. Warum verbieten wir nicht einfach die schlechteste Haltungsform mit einer Frist von sagen wir zwei Tierleben? Für wen wäre das zu viel verlangt? Doch nur für einen kleinen Teil Profiteure, die ihre Gewinne auf den Kosten unserer Gesellschaft, der Tiere und zukünftiger Generationen machen. Könnte man dafür nicht jedem Landwirt in seinem Landkreis also wirklich regional beim Strukturwandel entgegenkommen? Warum befreit man sie nicht von Marktgebühren beim Eigenverkauf und von der Mehrwertsteuer? Es gäbe sicher noch mehr Möglichkeiten. Warum investieren wir nicht in diesem Sinne für sie?
Thilo Kehr

Wir waren bei der „Aufstand der Landwirte“ in Nürnberg mit dabei, Michaela Kaniber (CSU) ebenfalls! Markus Söder (CSU) ihr Chef, der hat mit und zu den Bauern gesprochen und diesen auch bayerische Soforthilfe in Aussicht gestellt. Diese Berliner Ampel jedoch, die zerstört mit dieser grünen Politik systematisch unser ganzes Deutschland! Anton Hofreiter sitzt für die Grünen im Bundestag und auch in vielen Talkshows herum und streut überall diesen grünen Wahnsinn unter das Volk. Auch im Gespräch mit Stefan Schirmer und Merlind Theile ist das keinen Deut anders!
Klaus P. Jaworek

Wer ist schuld? Schon die Frage lädt zur Polarisierung ein. Frau Kaniber springt darauf an und geht voll auf Angriff. Ein sachlich orientiertes Streitgespräch, wo Argumente ausgetauscht werden, kommt nicht zustande. Frau Kaniber nutzt eine polarisierende, zuspitzende Rhetorik, um die CSU in einem hellen Licht erstrahlen zu lassen und die Grünen in ein möglichst schlechtes Licht zu stellen. Alles ist erlaubt, um ein möglichst kontrastreiches Bild zu erzeugen. Erschreckend, wenn Frau Kaniber in dem Moment, wo es um das Zusammenstehen der Demokraten geht, die Grünen als Feind brandmarkt und sich damit inhaltlich und rhetorisch in das Lager der AfD stellt. Sie trägt dazu bei, ein Klima zu erzeugen, das Politik verunmöglicht und letztendlich vor allem der AfD dient. Die Achse wird immer weiter nach rechts geschoben. Ein Pyrrhussieg für die CSU.
Reinhard Koine

Die Bauern haben es nie ganz leicht gehabt, großzügig seit Jahrzehnten finanziell von der EU und Deutschland gefördert. Es geht schließlich um Ernährungssicherheit in Deutschland, seit 1950 sind die Hungersnöte nach dem Krieg bis heute im Überfluss von Lebensmitteln sicher angekommen. Der Klimawandel wird nun zur echten Bewährungsprobe der Landwirtschaftlichen Erträge- durch Überschwemmungen und Dürrezeiten. Ein Berufsstand mit Selbständigkeit – einem Arbeitseinsatz 7 Tage in der Woche und das rund um die Uhr und keine 30Tage Urlaub im Jahr. Inzwischen haben die Bauern ein zweites Standbein, durch Solarparks und Windräder als wichtigsten Hinzuverdienst eine sichere Verdienstquelle entdeckt. Im Wandel der Zeit gehört der fossile Brennstoff auch nicht mehr in den Trecker! Alternative Kraftstoffe aus Biomasse – fehlen derzeit noch. Der Wandel braucht Zeit- das muss auch die Politik noch lernen, die CDU und der konservative Bauernverband haben stets die Ökologische Landwirtschaft vehement bekämpft. Kooperation statt Konfrontation, das scheint sich langsam durchsetzen – zuerst bei den Bauern selbst.
Thomas Bartsch Hauschild

Wie wunderbar, dass mit dem Gespräch nun auch eine Leserschaft außerhalb Bayerns an der argumentativen Dauerschleife von Fr Kaniber teilhaben darf. Statt konstruktive und zukunftstaugliche Vorschläge zu unterbreiten, wird in der Dauerschleife das Narrativ von „Ideologie“ und „verbieten und vorschreiben“ strapaziert. Damit erweist sich Fr Kaniber eifriges Sprachrohr ihres Chefs, Hr Söder. Es sind genau solche polemischen und spalterischen Versuche eines „wir gegen die da in der Regierung“, die viele aus der Mitte der Gesellschaft so ermüdet und den gesellschaftlichen Zusammenhalt so arg strapaziert. Für „die schweigende Mehrheit“ geht es um die Lösung von Zukunftsfragen und nicht parteipolitisches Kalkül.
Michaela Röming

Dieses Interview halte ich für einen der absoluten Tiefpunkte in der 50-jährigen Geschichte der Zeit, die ich überblicke. Ich halte es für völlig verfehlt, wenn gleich zwei Journalisten/innen so schlecht informiert sind, dass sie den Phrasen und Lügen von Frau Kaniber nichts entgegenzusetzen haben. Der redliche Herr Hofreiter hatte dagegen keine Chance. Dass ihre Interviewer/ innen dem Nichts entgegenzusetzen hatten, macht mich fassungslos.
Bernd Auerbach

Die Qualifikationen der Frau Kaniber als Landwirtschaftsministerin: Fakten verdrehen, schamloses Lügen, gutes Aussehen und Steuerfachangestellte. Letztere Qualifikation hatte ja schon Frau Gebauer in NRW als Schulministerin glänzen lassen.
Rüdiger Weigel

Die Bauernschaft kann stolz sein mit der bayerischen Agrarministerin die bestmögliche Lobbyistin zu haben. Ihre Polemik trifft bei ihrer Klientel sicher auf offene Ohren. Der dt. Michel muss sich fragen, wenn das Aufgabe eines Regierungs-/Ministeramtes ist, was ist mein zuständiges Ministerium oder was ist bei der nächsten Wahl meine Alternative?
H. Giller

„Niemals“, postuliert Frau Kaniber, werde es Ihrer Meinung nach ein Bündnis mit den Grünen geben. Das liest man nicht nur kopfschüttelnd, sondern zunehmend entsetzt, denn trotz der Gefahr von rechts betreiben CDU und CSU weiterhin ungeniert das bekannte Grünen-Bashing. Dabei muss man gar nicht mit den Grünen sympathisieren, um die Notwendigkeit der Koalitionsfähigkeit mit allen politischen Parteien, die Rechtsstaat und Menschenwürde schützen wollen, zu erkennen, wofür uns die Landtagswahlen im Herbst absehbar Anschauungsunterricht liefern werden. Aber anscheinend ist es wichtiger, die Freien Wähler und weiter rechts angesiedelte Wählergruppen zu gewinnen als die greifbare Gefahr zu erkennen. Wie blind ist Frau Kaniber? Es ist nur absurd!
Johannes Weischede

Kein Anspruch auf Subventionen. Die Landwirtschaft hat immer geglaubt, dass sie einen Anspruch auf Subventionen hat. Das hat sie aber nicht. Subventionen sind eine Leistung der Gesellschaft, und die entscheidet darüber, wie hoch sie sind. Leider hat der Bauernverband es seit Beginn der Subventionierung in den 1960er Jahren versäumt, an einer vernünftigen Subventionierung der Landwirtschaft zu arbeiten.
Bernd Lienesch

Das Interview mit Frau Kaniber und Herrn Hofreiter zeigt typische Argumentationsweisen nicht nur, aber leider auch der Union auf, die auch andere Themenfelder betreffend so ähnlich sind: Übertreibungen, an der Frage vorbeiredend, Verantwortungsabwälzungen, Verdrehungen und Verfälschungen wie „ständig sagen will, wie sie leben sollen, was sie essen sollen und was nicht. Oder wie sie reden sollen“, Tunnelblicke auf ausgestanzte kleine Teile der Realität, Verallgemeinerungen wie „die Proteste“ statt Teile der Proteste, demagogische Verteufelungen wie „Feind der Landwirtschaft“ , Heucheleien wie „darf nicht zur sozialen Frage werden“ (als sei das nur durch ein Weiter-So erreichbar), Unterstellungen wie „will“ nur xy ausgeben, fragwürdige Maßstäbe für „genug“ oder „geht nicht“ wie  „für den Klimaschutz leisten sie wahrlich schon genug, mehr geht nicht“ , Anmaßung von Gedankenlesefähigkeiten wie „kein Verständnis für die Bedürfnisse der Bauern haben“ oder von Wahrheits-Monopol wie „wenn man Ihnen …. sagt, was wahr ist“, oder schlicht falschen Behauptungen wie, es gebe kein Einnahmeproblem, unter Ignorierung aller neuen Krisen und Bedarfe, oder „alles von knallharter Ideologie geleitet“ oder „müssen den Menschen … erklären, warum eine Nutztierhaltung auch wichtig ist“, als sei es die Gefahr, dass jede Nutztierhaltung verboten werden sollte, statt einer Teilreduktion auf das gesunde, klimaverträgliche und Tierwohl ermöglichende Maß.
Daneben vermeidet sie natürlich Antworten auf die Fragen, wo denn statt von den landwirtschaftlichen Subventionskürzungen die fehlenden Gelder herkommen sollen. Das Opposition und die meisten Protestierenden Einigende ist ja: Sie kämpfen für ein günstigeres Leben und Wirtschaften, gegen neue Belastungen zugunsten des Staatshaushalts, der Umwelt oder des Klimas.  Sie alle wollen einfach alle Belastungen weghaben, ohne zu sagen, woher denn dann stattdessen das Geld für den Staatshaushalt kommen soll, das infolge Inflation, Streiks, prekärer Lage des Klimas, und etlicher Versorgungssysteme fehlt, oder wo stattdessen gekürzt werden soll.  Im Endeffekt läuft es auf die Wahl zwischen 2 Möglichkeiten hinaus:  In beiden Fällen werden die Belastungen mal wieder auf die Zukunft verschoben: Entweder wie bei Merkels Schwarz-Rot-Koalition über weitere Vernachlässigung von Klima und Investitionen für Bildung, Wohnungen, Gesundheit, Fachkräftegewinnung oder -ersatz durch Automatisierung, etc.  oder wie bei anderen Ländern und gefordert von vielen über weiter gesteigerte Schuldenberge auch auf nächste Generationen oder auf Inflationsopfer.  In allen Fällen eint die Demonstranten und die „genialen Problemlöser“, dass in der Gegenwart niemand belastet wird oder werden soll, dafür in der Zukunft um so schlimmer. Leider haben auch Teile der Ampel, insbesondere FDP und SPD durch ihre Tabus und zugunsten ihrer Klientele alle erdenklichen gerechter verteilten Belastungen auch anderer Gruppen als der Landwirte verhindert.
Im Vergleich dazu sind die Äußerungen von Herrn Hofreiter eine sehr positive Überraschung:  Er plädiert ehrlich, realistisch und mutig für Belastungen auch, aber sicher nicht nur der Bauern, statt sich auf Floskeln, Vermeidungen oder Forderungen nach „Reform“, in Wirklichkeit eher Verwässerung oder Kastration der Schuldenbremse zu verlegen.  Mit solchem Mut und Ehrlichkeit war er bereits vor längerer Zeit bei der Infragestellung der regelmäßigen und fast überall gewährten Genehmigung von Einfamilienhäusern aufgefallen, was allerdings auch prompt verdreht und verfälscht wurde.  Außerdem kontert er sehr geschickt, logisch Realitäten nennend und energisch, aber ohne eigene unanständige Methoden, die ganzen demagogischen Argumente der CSU-Ministerin. Leider muss er wohl aus Koalitionsdisziplin die mutmaßlichen Vetos der Koalitionspartner bei anderen Subventionskürzungen verschweigen, die sich damit auch teilweise „bei der entscheidenden Frage der Finanzierung wegducken“.
Peter Selmke

Vielen Dank für diese Entlarvung der bayrischen Landwirtschaftsministerin als plumpe Populistin. Befeuerung des dumpfen Gefühls, von einer „von knallharter Ideologie geleiteten“ Elite regiert zu werden, Verunglimpfung des politischen Gegners, das ganze garniert mit Unterstellungen und falschen Tatsachenbehauptungen: Woran erinnert das? Die Union sollte nach diesem Gespräch eine Brandmauer zwischen sich und Frau Kaniber errichten, wenn sie weiterhin glaubwürdig bleiben will.
Johannes Koch

Es ist seit vielen Jahren das erste Mal, dass ich nicht nur enttäuscht, sondern regelrecht empört bin – empört über DIE ZEIT. Die CSU-Interviewpartnerin hat nichts zu bieten, als pures CSU-Wahlkampfgetöse. Losgelöst vom Thema und den konkreten Fragestellungen verbreitet sie ausschließlich hochdosierte CSU-Ideologie, Fake News und begibt sich damit auf ein populistisches Niveau von AFD und Trump. Relevante politische und gesellschaftliche Fragestellungen wie die klimaschädliche Agrarsubventionen werden von der CSU instrumentalisiert, um Schuldige auszumachen, statt im demokratischen Diskurs um die besten Alternativen zu ringen. Im Vergleich zu einem verantwortungsbewussten Anton Hofreiter, der sich mit dem Zielkonflikt gleiche Wettbewerbsbedingungen in Europa vs. Klimaschutz sachlich auseinandersetzt, nimmt die CSU-Politikerin dieses Problem erst gar nicht ernst, sondern konzentriert sich primär darauf möglichst viele Giftpfeile aus dem CSU-Ideologiebunker in Richtung Regierung und Grüne abzufeuern. Warum hat DIE ZEIT nicht direkt ein populistisches Original von der AFD zum Interview gebeten? Ein erstklassiges Qualitätsmedium, DIE ZEIT, bereitet einer drittklassigen CSU-Provinzpolitikerin die Bühne, die nichts Inhaltliches beizutragen hat, sich stattdessen aber von der primitivsten CSU-Seite zeigen darf. Dafür gab es bestimmt viel Lob von den Chef-Ideologen Dobrindt und Söder und viel Applaus von der falschen Seite. Für DIE ZEIT hoffe ich auf einen einmaligen Ausrutscher, Springer-/Bild-Niveau möchte ich in DER ZEIT nicht mehr finden.
Hans-Jörg Glaß

Ehrlich gesagt bin ich schockiert über die Art und Weise wie Frau Kaniber in diesem Streitgespräch polemisiert und formuliert – ganz abgesehen von den konkreten Inhalten. Das erinnert mich mehr an den berühmten „Stammtisch“ oder beispielsweise an Donald Trump als an einen Diskurs unter Menschen, die Verantwortung für unser Land tragen. Von letzteren erwarte ich auch in punkto Kommunikation, dass sie uns Zuhörenden vorleben, wie Streit und daraus möglicherweise resultierende Konsensfindung funktionieren kann: Das Gegenüber ernst nehmen, Argumenten zugänglich sein, selbige entkräften, wenn möglich oder nötig, Wertschätzung anderen Meinungen gegenüber, Vermeidung von unzulässigen Verallgemeinerungen usw. Bei einem derartigen Vorbild wie Frau Kaniber, muss sich niemand wundern, dass auch die Kommunikation „auf der Straße“ immer mehr verroht. Zuerst wollte ich noch Beispiele hinzufügen, konnte mich aber bei der Vielzahl von Möglichkeiten nicht entscheiden.
Andreas Busch

ES GIBT KEIN RICHTIGES LEBEN IM FALSCHEN …“ Eine öffentliche „Bewegung“ als Zeichen von Solidarität und Humanität: Die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus in deutschen Städten am Wochenende des 20./21. Januar 2024. Grundsätzlich läuft die bisweilen mit polemischem Unterton geäußerte Einschätzung rechter Kreise, die allerorts durch große Teilnehmerzahlen aufsehenerregenden Demonstrationen des 20. und 21. Januar 2024 seien Ursache „agitatorischen Regierungsverhaltens“, das angeblich „Phantom-Ängste“ schüren würde, völlig ins Leere. Das Gegenteil ist der Fall: Nicht „Phantom-Ängste“, sondern real begründete Befürchtungen eines antidemokratischen Rechtsrucks des gesellschaftspolitischen Klimas sind die maßgeblichen Triebfedern der von großer Resonanz geprägten Demonstrations- Kundgebungen, nicht nur in den Metropolen wie Hamburg, München oder Köln. Allerorts ist das Maß der Dinge der Anstand, sich gegen Rechtsextremismus zu erheben – in moralischer Verpflichtung und menschlicher Verantwortung. Zeugt dies von Panikmache oder Ausgrenzung? Nein! Ironie des Schicksals: Die von der eurokritischen „Lucke-Partei“ zur faschistischen „Höcke-Partei“ mutierte AfD ist die parteipolitische Inkarnation von Ausgrenzung – und gehört genau deshalb ausgegrenzt!
BEWUSSTSEIN FÜR MENSCHLICHE WERTE. Menschenverachtende Rassisten, Antisemiten und Faschisten dieser „Höcke-Partei“ – nichts anderes repräsentiert die AfD in ihrem gegenwärtigen Zustand – sind absolut inakzeptabel, da beißt die Maus keinen Faden ab. Und genau dagegen stehen jene Menschen, die aus einem grundanständigen Verhalten auf die Straße gehen – und eben nicht, weil sie womöglich von „Ampel-Koalitionären“ angestachelt oder ideologisch indoktriniert worden wären. Somit fallen teils Vertreter abschätziger Meinungen, wonach die in beeindruckender Vielzahl bei den Demonstrationen buchstäblich wie symbolträchtig zusammenstehenden Menschen aller Couleur einem „manipulierbaren Pöbel“, der nicht wisse „wo es langgeht“ angehörten, einem großen Irrtum anheim. Wer meint, sich über derartiges Engagement in hämischer Weise lustig machen zu müssen, sollte sich selbst sehr intensiv nach seiner Einstellung zu menschlichen Werten befragen und sich ihrer bewusst werden – ausschließlich, aber ausschließlich darum geht es im Kern dieses Diskurses …
NAZI UND NAZI-VERGLEICH. Verräterisch ist vielmehr, dass eben genau jener – gerichtlich legitimiert als Faschist zu bezeichnende Thüringer AfD-Fraktionsvorsitzende und programmatische Parteipräzeptor namens Björn Höcke, ausgerechnet die an ebendiesem Januar-Wochenende gegen Rechtsradikalismus demonstrierenden Menschen mit Nazis gleichsetzt, die 1933 Fackelzüge für Hitler inszeniert hätten (ZDF – Berlin direkt, 21.01.2024). Diese perfide Aussage Höckes ist nicht nur bezeichnend, weil sie von argumentativ bodenloser, geschichtsklitternder Frechheit zeugt, sondern wieder einmal mehr von einer beispiellos infamen, im Höcke-typischen „Goebbels-Tremolo“ skandierten Pervertierung historischer Tatsachen.
EINIGKEIT GEGEN RECHTS. Keineswegs sind diese „Wochenend-Demos“ und all das „Drumherum“ eine Sache der Bundesregierung, um auf womöglich manipulatorische Art gegnerische Feindbilder aufzubauen. Es ist der freie Wille eines jeden Teilnehmers und ein darin sich wiederspiegelndes öffentliches Bewusstsein für ein viel grundsätzlicheres Thema, nämlich ein passioniertes Engagement für Freiheit, menschliche Werte und einer deutlichen Haltung und Abgrenzung gegenüber einer antidemokratischen und faschistischen Gesinnung, der mit vehementer Kraft ganz offensiv entgegenzutreten ist. Und genau das tun offensichtlich zahlreiche Bürger, und nunmehr auch jene, die dies zuvor vermutlich noch nicht in der Öffentlichkeit einer „Demo“ praktiziert haben, aber jetzt endlich tun, weil es „fünf vor zwölf“ ist und vermutlich noch in diesem Jahr die ersten AfD-Regierungen im Osten Deutschlands zu befürchten sein könnten. Dies alles hat rein gar nichts mit einer vermeintlichen Intoleranz gegenüber Andersdenkenden zu tun. Hier und jetzt gilt es, sich zu positionieren, klare Kante für Humanität und Null-Toleranz gegen rechte, faschistoide, rassistische oder antisemitische Tendenzen zu signalisieren. Die Kundgebungen dieses Januar-Wochenendes sind mehr als Demonstrationen; sie sind fundamentaler Ausdruck einer bundesweiten, solidarischen „Bewegung“ gegen die heraufziehende Gefahr, Bedrohung und etwaige Zerstörung der Demokratie durch den in der AfD virulenten Rechtsextremismus – von zukünftig vielleicht nicht absehbarer, irreversibler Tragweite.
NS-IDEOLOGIE. Spätestens seit dem Nationalsozialismus ist unstrittig: In faschistoidem Gebaren sind jedwedes eigenständige Denken und analytische Reflexion als „zersetzender Intellektualismus“ perhorresziert und ad absurdum geführt; die Individualität des Einzelnen ist der Konformität der Masse unterzuordnen bzw. zu opfern. Völlig unreflektierte, populistische „Hau-drauf“-Phrasen wie der vulgäre Kampfbegriff „Lügenpresse“ oder Euphemismen wie „Remigration“ (das „Unwort des Jahres 2023“ als rechtsextremer Kampfbegriff zur Verschleierung einer menschenunwürdigen Abschiebepraxis) waren und sind nach wie vor bei den Rechtsextremisten „bewährte“ Methoden, die darin bestehen, den Massen auf höchst doktrinäre Weise vorgefertigte Ideologeme einzuhämmern. Insofern sind die AfD und deren Derivate gar nicht als „andersdenkend“ zu bezeichnen, da ihnen das Denken im Sinne sauberer Reflexion durch die totalitäre NS-Ideologie genuin völlig abgeht bzw. fremd ist. Als einfacher Vergleich formuliert: Leuchtet z. B. eine Verkehrsampel gerade „Rot“ oder „Grün“ ist dieser Zustand völlig belanglos, vergegenwärtigt man sich in pervertierter Äquivalenz das berüchtigte Goebbels-Zitat: „Wer Jude ist, bestimme ich!“ Will sagen: Unstrittige Tatbestände spielen keine Rolle mehr, es werden lediglich unsachliche Behauptungen aus persönlicher Willkür aufgestellt, die jeglicher faktischen Basis entbehren, so dass man ggf. zurückrudern muss, aber immerhin durch wohlkalkulierte Provokation oder gar Lügenkonstrukte Aufsehen erheischt hat. Das ist das immer wieder von Wissenschaftlern analysierte parteipolitische Verhaltensmuster von NSDAP und AfD – wie auch aktuell der oben erwähnte Höcke-Auftritt beispielhaft verdeutlicht.
DUMPFE MEDIENSCHELTE. Wohin versteigen wir uns, wenn wir getreu der manipulativen Masche der AfD über Bausch und Bogen, ohne jedwede Streit-, Debatten- und Argumentationskultur unserer Medienlandschaft die Seriosität durch an Dummheit kaum zu überbietende Plattitüden wie dem bei AfD-Demos gegröhlten Kampfbegriff „Lügenpresse“ aberkennen lassen? Unumstößlich gilt: Jedes Medium, sei es Rundfunk, TV oder eine Tages- oder Wochenzeitung, ist nur so gut, wie der einzelne Journalist oder Autor, der diesen oder jenen Beitrag aufgrund von mehr oder weniger intensiven, gründlichen Recherchen erarbeitet hat. Man beachte auch hier die stets zu fordernde Quellenkritik und die damit einhergehende Frage nach Herkunft, Informationsgehalt, Neutralität und Reputation des Verfassers. Wer will denn wohl ernsthaft einer Carolin Emcke, einem Giovanni di Lorenzo, Georg Mascolo oder Heribert Prantl sowie vielen anderen ihrer Kolleg*innen ein Mindestmaß an journalistischer Seriosität und fachlicher Kompetenz absprechen? Sollen dies etwa jene von der AfD inkriminierten Vertreter der „Lügenpresse“ sein? Mit Verlaub und ohne Häme: Mehr als fragwürdig sind genau jene vorverurteilenden Leute, die namhafte Journalisten oder Autoren von Reputation womöglich nicht mal namentlich kennen oder vielleicht noch nie eine Ausgabe der ZEIT, SÜDDEUTSCHEN oder FAZ in den Händen gehalten haben, geschweige denn gelesen haben, weil ihr geistiger Horizont es womöglich nicht zulässt, die dort publizierten Artikel überhaupt zu verstehen. In diesem Zusammenhang kommt einem – ganz frei von Arroganz – eher Ludwig Wittgensteins These 5. 6 aus seiner „Logisch-philosophischen Abhandlung“ aus dem Jahr 1921 in den Sinn: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“
ZUM SCHLUSS. Fazit: Bei allem unappetitlich braunen Gesocks, insbesondere mit Blick auf die AfD samt dem üblen Höcke-Geschmeiß, könnte man einerseits mit jenem Wort enden, das da lautet: „Sowas lebt – und Goethe musste sterben!“ Oder besser mit jener leicht abgewandelten, noch trefflicheren Sentenz des großen Roger Willemsen, der einst „elegant und stilsicher, wie der Dichter sagt, sechs Sorten Scheiße aus ihr rausprügeln“ wollte, „wenn es bloß nicht so“ – und hier folgt die Abwandlung von „frauenfeindlich“ in das allgemeinere Wort – „menschenfeindlich“ wäre. Mögen auch zukünftig bei allen wesentlichen Entscheidungen in privater, politischer oder beruflicher Hinsicht, geneigte Leser*innen, engagierte Demonstrant*innen, demokratische Politiker*innen und recherchefreudige Journalist*innen sowie überhaupt alle dem Menschsein dienenden Zeitgenossen das fortwährend einfache und wahrhaftige Leitmotiv aus Theodor W. Adornos „Minima Moralia“ beherzigen, das da lautet: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“. Wohl denn …!
Thomas Eickhoff

 

Dünkel-Politik, demokratische Couch-Potatoes und die Rechten. Der Spruch ist schon uralt: 1811 schrieb Joseph Marie de Maistre „Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient“. Größere Sorge macht zurzeit die Überlegung, dass jedes Volk die Regierung bekommen wird, die es verdient. Und im Fall der Deutschen ist zu sagen, dass sie nicht offenen Auges in eine erschreckende Zukunft wandern, sondern eher geschlossenen Auges. Eine behäbige, satt und fett gewordene Masse wird zum willenlosen Hüllenwesen. Zumindest, was den politischen Willen angeht. Und zumindest die Masse der Mitte. Auf die konnte sich die Politik bisher verlassen: Den demokratischen Couch-Potatoes der Mittelschichten ging es gut genug, sodass sie sich bequem fühlten, moralisch ach so anständige Werte sie nichts kosteten – und man die Politik mal machen ließ. Die anderen, die weiter unten, die wurden abgespeist und der Kuchen der oberen immer größer. Also weiter so – dachte man sich. Doch nun steht ein Schreckgespenst da: Die Rechte droht! Aktivität droht! Verlust droht! Dieses Jahr sind Landtagswahlen, tatsächlich! Anscheinend unerwartet wurden Teile der Mitte zu unteren, weil sie die Biedermeieridylle nicht mehr glauben konnten und nichts mehr erlebten, was dazu passte. Wer für Energie mehr zahlen muss und nicht mehr in Urlaub fahren kann, rutscht in seiner Wahrnehmung sozial ab.  Ob dazu das Nichterblühen der Landschaften der ehemaligen DDR oder globale Krisen wie Klima und Migration oder die zunehmende Aggressivität in der Außenpolitik wie den Angriffskrieg auf die Ukraine oder die massive Polarisierung von Einkommen, Vermögen und Ressourcen bei Superreichen dazu beiträgt, erscheint nur Makulatur. Wesentlich ist, dass eine neue Masse entstanden ist, die sich nicht an die bisherigen Spielregeln des Schlafwandelns hält.
Die etablierte Dünkel-Politik macht erst einmal die Augen zu – vielleicht verschwindet etwas, wenn man es nicht sieht? Dann wird prokrastiniert: Sie agiert wie gehabt und definiert, dass die Guten schon gewinnen und die Guten, das sind sie selbst. Aber wie gut ist eine Politik, die abgehoben ihre eigene Kultur pflegt und vermittelt, dass sie den BürgerInnen nichts zutraut und gleichzeitig lauthals klagt, dass die BürgerInnen desinteressiert und politikverdrossen seien? Es gleicht einem Lippenbekenntnis, wenn nun die politische Aktivität von rechts beleidigt beklagt und verteufelt wird. Schließlich werden im Rahmen des Grundgesetztes Verbote von rechtsextremen Organisationen erwogen, ob es nun Jugendbewegung, Landesverbände oder die Bundespartei der AfD sein sollen, oder der Entzug von Grundrechten bei Einzelpersonen. Dazu müsste vermittelbar sein, dass die Motivation dafür das Interesse an demokratischen Werten ist und nicht nur eine Angst vor Veränderung. Was nutzen einer wehrhaften Demokratie Verbote, wenn der Demokratie nichts mehr zugetraut wird und keine Angebote sichtbar sind? Also: Augen zu geht nicht, politische Interaktion jeder Form ist ernst zu nehmen, und Verbote machen nur zusammen mit Angeboten Sinn. Pluralistische Demokratie mit Menschenrechten und nicht Deutschenrechten muss überzeugen und sie muss gelebt werden. Sie mag nicht ideal sein, aber sie ist immer noch die beste bisher gefundene Möglichkeit, wie unterschiedliche Menschen frei und selbstbestimmt leben können. Die Utopie mündiger BürgerInnen, die in der Aufklärung entstand, betont vernünftiges und kritisches Denken, Diskutieren und Handeln.
Die Kombination aus Dünkel-Politik und demokratischen Couch-Potatoes ist gefährlich, weil beide Gruppen in trauter Eintracht nebeneinander her leben und sich keiner Veränderung stellen. Die abgewerteten unteren Ignorierten sind gefährlich, weil sie enttäuscht sind und hören wollen, dass alles gut wird und andere Schuld sind. Ein Teil von ihnen ist brandgefährlich, weil sie AfD mit Aufruf für Demokratie übersetzen, dabei braucht die Dünkel-Politik keinen Denkzettel, sondern Impulse. Die Rechte und ihre politische Form der AfD sind gefährlich, weil das völkische Demokratieverständnis der AfD nichts mit der pluralistischen Demokratie zu tun hat. Menschenrechte sind biologisch und gesellschaftlich fassbar, Deutschenrechte sind willkürlich. Und wer demokratisch gewählt wurde, ist dadurch weder demokratisch noch genießt er das Recht, nachweislich undemokratisch zu reden und zu agieren. Spätestens der aktuelle Begriff der Remigration zeigt, wie totalitär, undemokratisch und entschlossen die AfD ist. Hinsichtlich der Sprache gilt eine wichtige Asymmetrie: Die Rechte verfügt übe keine Regierungsmacht, also kann ihre sprachlich geschaffene Realitätsvorstellung zunächst ein Wolkenkuckucksheim bleiben. Die regierenden Parteien dagegen müssen ihre Sprache tatsächlich in sichtbare Aktion umsetzen. Die Sprache der Rechten sei populistisch und demagogisch, wird behauptet, aber die Sprache der Dünkel-Politik verwischt und liefert keine Glaubenssätze. Die erstere mag verführen, der letzteren glauben viele nicht mehr. Der „Doppelwumms“, die „Zeitenwende“ oder „technologieoffene“ Konzepte mäandern als Worthülsen daher. Der Sprache muss die sichtbare und authentische Umsetzung folgen. Was wäre denn mal mit neuen Ideen wie einem verpflichtenden und bezahlten Deutschlandjahr für alle jungen Erwachsenen nach der Schulzeit, um denkende junge Menschen in eine für alle ähnliche Erfahrung zu bieten und sie den Staat als Recht und Verpflichtung erleben zu lassen? Was wäre mit modularer Bildung, einem Bildungssystem, das vom Kindergarten an in individuellen Modulen arbeitet und nicht nur die anachronistische Bildungsdoktrin des ehemaligen Mittelstandes reproduziert? Was wäre mit einem vereinfachten steuerberaterfreien Steuersystem, das schon in der Schule von allen verstanden werden kann? Wäre es unangemessen, wenn wir neben den etablierten Kanälen wie Wahlen und Petitionen auch Politik-Influencer, Partei-Rapper und Politik-Poetry-Slams hätten?
Wenn wir so weitermachen, werden wir künftig wirklich eine Regierung bekommen, die wir verdienen und versacken in unserer selbstverschuldeten Unmündigkeit. Daher der Appell: An die Demokraten-Politiker: Geht es nicht mir etwas weniger Dünkel und mehr offener Gesellschaft? An die demokratischen Couch-Potatoes: Geht es nicht mit etwas weniger Ignoranz und mehr aktivem Engagement? An alle: Geht es nicht mit etwas weniger Selbstbedienung und mehr solidarischer Verantwortung? Letzteres beinhaltet die Einsicht, dass wir eine Gesellschaft sein wollen, in der demokratische Kompromisse gefunden werden und in der wir uns wohler fühlen als unter einem willkürlich festgesetzten Deutschenrecht auf Kosten anderer – vor allem, wenn man keine blauen Augen und einen dunkleren Teint hat.
K.M. Jankowski

Meine Reaktion auf Ihre Frage „Hilflos gegen rechts?“ Nein, wählen gehen! Und andere dazu bewegen, das auch zu tun! Dieser Appell fehlt mir bisher in allen Reden und auf Demonstrationen.
Sabine Rösner

 «Das Auftreten der Radikalen wird immer brutaler. Und die AfD immer stärker. Braucht es jetzt ein Verbot? … Oder muss etwas ganz anderes geschehen?» Offensichtlich geht es um eine Entwicklung, die an Kraft gewinnt. Wie die massenhaften Protest-Demonstrationen gegen Rechts zeigen, gibt es aber auch eine wachsende, sichtbarer werdende Gegenbewegung. Der Graben wächst. Die Mitte reduziert sich. Eventuell auch deshalb, weil für diejenigen, die sich eine politische Meinung bilden wollen, ein wachsender Zielkonflikt entsteht. Wie jeder Zielkonflikt muss dieser gelöst werden durch Anstreben eines wichtigeren höheren Zieles und das muss das gute Fortbestehen der Menschheit sein. Den Zielkonflikt kann man thematisieren als Zielkonflikt innerhalb der Menschenrechte. Es geht um den Zielkonflikt zwischen den Menschenrechten auf Lebensunterhalt und dem Menschenrecht auf Eigentum. Dieser Konflikt war bei der Deklaration der Menschenrechte nicht in vollem Masse absehbar. Seitdem hat er sich aber durch das exponentielle Wachsen von Konsum und Kopfzahl immer mehr verschärft. Zu den Menschenrechten auf Lebensunterhalt gehört das Recht auf Asyl und das implizierte Recht, dieses Recht zu nutzen, auch wenn kein oder noch kein eigentlicher Rechtsgrund auf Asyl besteht. Zu den Menschenrechten auf Lebensunterhalt gehört aber auch das Recht, mehr Kinder in die Welt zu setzten als die lokal verfügbaren Ressourcen erlauben. Das Nutzen dieser Rechte führt zum Wachsen des genannten Grabens und des beschriebenen Zielkonflikts. Es führt aber auch dazu, dass die Grenzen, die die Natur dem Wachstum ihrer Spezies setzt, überschritten werden, mit den bekannten Folgen. Es muss daher dafür gesorgt werden, dass Grenzen eingehalten werden.
Einfordern, dass es keine Grenzen beim Asylrecht gibt, bedeutet, dass es keine Grenzen beim Ignorieren des Menschenrechts auf Eigentum geben soll. Nun ist es aber so, dass das Schlamassel der Menschheit auf einer Art «Tragik der Allmend» beruht. Und das Mittel dagegen ist eben das Nutzen des Rechts auf Eigentum, als Mittel, die Eigenverantwortung in den Bereichen Demographie, Ökonomie und Ökologie zu fördern. Zum mit den Steuern erworbenen Eigentum gehört auch das gute Funktionieren der staatlichen Einrichtungen. Zum Eigentum gehört aber auch die Aussicht auf eine gesicherte Zukunft. Eine solche ist bedroht, wenn die Möglichkeit für ethnische, soziale und wirtschaftliche Konflikte wächst, wie sie dazu geführt haben, dass Länder, die vormals gute Lebensbedingungen boten, zu Konfliktzonen werden. Ein Beispiel, der Libanon galt einst als Schweiz des Nahen Ostens oder Afghanistan war einst ein nicht nur bei Hippies beliebtes Reiseziel. Das Mindeste, was nötig ist, diesen Zielkonflikt zu lösen, wäre ihn auch in der Politik zu thematisieren.
Gernot Gwehenberger

 


 

Leserbriefe zum Titelthema „Hilflos gegen rechts“ allgemein

Es gibt zwei Möglichkeiten gegen rechts bzw. die AfD: Erstens machen wir es wie alle gefestigten Demokratien und nehmen die rechten in die Verantwortung und sehen dabei zu, wie die Realität diese Parteien entzaubert. Die zweite Möglichkeit konnten wir in der Türkei und noch besser in Russland beobachten. Wir beschränken den öffentlichen Diskurs oder verbieten diese Parteien, die nicht spuren, gleich ganz. Eine Diktatur ist vielleicht gar nicht so schlimm, wenn man selber das Sagen hat? Allerdings sind die Hütten recht hoch. Aber wenn es der guten Sache dient…!
Fred Klemm

Ich bin fassungslos, dass die Politik so unendlich hilflos auf diese existenzielle Gefährdung unserer Demokratie reagiert. Ja, auch Sie als Journalisten. Wir haben überall Gesetze, um uns zu schützen, den Straßenverkehr sicherer zu machen, Diebstahl zu verhindern. Aber gegen Menschen, die explizit die Demokratie abschaffen wollen, stehen wir ohne Schutzschirm da. Wirklich? Es muss ins Grundgesetz aufgenommen werden, dass Parteien, die gegen unseren Rechtsstaat agieren, von der Teilnahme an Wahlen ausgeschlossen werden. Ihnen die bürgerlichen Rechte aberkannt werden. Diese Aufgabe, das zu prüfen, ist Sache der Justiz.  Und solange diese Prüfung der Justiz erfolgt, dürfen diese Menschen/Parteien nicht an Wahlen teilnehmen. Ja, es wird heftigen Widerstand dagegen geben, auch Gewalt. Aber da muss unsere Gesellschaft durch und es aushalten. Wir haben auch die RAF überwunden.  Und, es wird immer, immer eine kleine Gruppe von Bürgern geben, die gegen unseren Staat sind. Das war so und wird auch weiterhin so sein. Diese Gruppe wird niemals durch Gespräche und Angebote von ihrer Überzeugung abrücken. Genauso wie, Kriminelle nicht durch angedrohte Strafen von ihrem Tun ablassen.  Wir dürfen vor diesen Menschen keine Angst haben. Sie müssen uns fürchten.  Und das braucht Zeit und Geduld. Und klare Gesetze.
Rehberg-Pawlowski

Dieser Aufmacher hat mich sehr enttäuscht. Gewünscht hätte ich mir z. B. „Mit rechts aus der Misere?“ – das wäre mal eine – längst fällige – „Ansage“ gewesen. Die letzten Jahre der Merkel Regierung waren schon degenerativ genug! Die Ampel war beim Start zwar guten Willens – mit dem Ergebnis: „Sie hat sich bemüht“ – bedeutet im Klartext =“Durchgefallen“! Ein schwacher SPD-Kanzler wird beherrscht von ideologisch agierenden Grünen (Stichworte: Heizungsgesetz und Agrardiesel), die kleine FDP als überfordertes Korrektiv wird dazwischen leider mehrheitlich als „Störfaktor“ wahrgenommen. Die beiden nach- folgenden Artikel „Airbags für die Demokratie“ und „Die blaue Gefahr“ beschäftigen sich wenigstens mal ansatzweise mit einer eventuell mitregierenden AfD. Dieser Ansatz ist seit den letzten Wahlen überfällig, wird aber permanent als extremistisch, nazifreundlich etc. verunglimpft. Eine starke, endlich wieder konservativ ausgerichtete CDU-/CSU – eventuell noch im Verbund mit der FDP – und dazu die AfD im Regierungsbündnis, das wäre die richtige Konsequenz aus den sich abzeichnenden Wahlergebnissen. Das wäre eine klare Ansage an den wählenden Souverän und würde dann hoffentlich an der Wahlurne einen grundlegenden demokratischen Politikwechsel herbeiführen. Ein „weiter so“ mit Koalitionen aus Schwarz, Rot, Grün, Gelb entspricht nach heutigem Erkenntnisstand nicht mehr dem mehrheitlichen Wählerwillen. Das gehört klar benannt! Der Daueralarm von vielen Politikern und Medien zur AfD bezüglich rechtsextrem, verfassungsfeindlich und demokratiefeindlich ist kontraproduktiv und zeigt zudem ein ziemlich merkwürdig einseitiges „Demokratie Verständnis“!
Reinhard Mayer

Alle Demokraten gemeinsam gegen Rechts? Die CDU, allen voran Herr Merz, nutzt den Tagesordnungspunkt, um mit der Regierung abzurechnen. Parteiwerbung first! Zur Erinnerung: die AfD gewann an Fahrt unter einer CDU geführten Regierung. Herr Merz wollte mit seiner Amtseinführung die AfD Werte halbieren. Stattdessen übernimmt er, im rechten Rand fischend, deren Parolen.  Zahnarzt Besuche durch Migranten. Kleine Paschas, Kinder von Einwanderinnen. Schon vergessen? Es ist ist wirklich zum Fürchten!
Frank Tofern

Die AFD muss weg! Die AFD ist nicht unser Volk! Wir müssen viel aktiver werden, um die Rechte in großen Teilen auch faschistische Partei zu bremsen, ehe sie an die Regierung kommt. Die Krisen Corona, Putins Krieg, Nahost Krieg, Wirtschaftsschwäche und Klimawandelfolgen können wir bewältigen, aber die AFD können wir nur verhindern, wenn die noch Regierenden von CDU, CSU, SPD, FDP, Linken und Grünen zusammen die Krisen bewältigen und gegen die AFD stehen. Wir, das Volk stehen hinter euch, um ein „Viertes Reich“ zu verhindern!
Wolfgang Adam

Zustimmend las ich zunächst Martensteins Kolumne im ZEIT MAGAZIN, nur, um mich beim darauffolgenden Blick auf die Schlagzeile, heftig am Frühstückstoast zu verschlucken. Geht guter Journalismus so verkürzt? Und kann man als Demokrat Grundrechtseinschränkungen fordern, die nur die eine (rechte) Seite des Extremismus beträfen?
Gunther Adam

Rein zufällig und exemplarisch sende ich der ZEIT heute diese Zeilen. Die etablierten Medien – wie Ihr Haus – übertreffen sich mit Meldungen zu möglichen Verbotsverfahren gegen die AFD. So wie alle ‘etablierten‘ Parteien dies auch ‘diskutieren‘. Ich selbst wähle nicht die AFD und habe das auch nicht vor (wie traurig sowas vorausschicken zu müssen). Das Jagen der rechten Politiker und das Bemitleiden der linken Politiker steht in keinerlei Gleichgewicht mehr. Wenn man nach Freiheit von Staat und Meinung trachtet bekommt man hierzulande allmählich etwas Angst vor einer eigenartigen Übermacht. Im Gegensatz zur linken Kommunikation stelle ich allerdings keinen Vergleich zur unsäglichen deutschen Vergangenheit her. Der Vergleich ist immer falsch und den Opfern gegenüber beschämend. Aber ja ich habe etwas Angst nicht mehr meine Meinung frei artikulieren zu dürfen. Ja ich habe Angst, dass mit dieser Propaganda (erlauben Sie mir diesen harten Ausdruck) im Gegenteil: die extreme Rechte und Linke sogar geschürt wird. Ja ich habe Bedenken die ein oder andere innenpolitische Meinung nicht mehr zu äußern, weil sonst eine gesellschaftliche Ächtung dem einher geht. Wir brauchen keinen Mainstream als Einheitsdenke, sondern die Freiheit jegliche Meinung solange sie nicht Menschenschädlich* ist zu hören, und offen zu diskutieren. Wir brauchen doch dringend Lösungen und nicht moralische Vorverurteilungen. Wer für das Verbot von ca 30 % der Wähler (Ostdeutschland) ist, stellt die Demokratie in Frage. Übrigens ist jemand nicht verfassungsfeindlich, weil er links oder rechts ist, sondern weil er eine konkrete staatsfeindliche Tatsache schafft oder für eine dramatische Forderung eintritt – dies gilt es jeweils in der Sache einzeln zu beurteilen. *Aprops: 2020 hat auf einem Kongress der Linken eine Teilnehmerin zum Mord aufgerufen und Herr Riexinger dies dann lustig ‘relativiert‘ – ohne Folgen. Ein rechter Politiker säße dafür auf der Anklagebank.
Florian Kohler

Hunderttausende Demonstranten als Antwort auf ein Treffen rechts- radikaler Spinner mit Deportationsphantasien. Ein respektables Zeichen ohne Frage. Allerdings ist ein Szenario, welches eine millionenfache Deportation von Migranten beschreibt, so irreal wie das von Reichsbürgern angestrebte Königtum von Heinrich XIII. Prinz Reuß. Real war dagegen das Massaker der Hamas an 1200 Israelis. Es brachte zwar auch zigtausende auf die Straße, leider aber in überwältigender Mehrheit feiernde Antisemiten. Dagegen fiel der Protest in Form proisraelischer Solidarität zahlenmäßig eher bescheiden aus und musste überdies zum Teil von Polizeikräften geschützt werden. Ich hätte mir von den Nachfahren der Holocaustverantwortlichen ein vergleichbares Signal gewünscht wie dasjenige für Demokratie und gegen Rechts.Während je- doch ein latenter Antisemitismus hierzulande zwar beklagt aber eher achselzuckend hingenommen wird, werden migrations- kritische Stimmen und seien die- se noch so berechtigt, als rechtslastig desavouiert und damit irrelevant! Diese Stimmen gehen zwar für den öffentlichen Diskurs verloren, tauchen aber im Wahlergebnis der AfD wieder auf.
Sybille Statz

Das sind genau die Argumente, die die Menschen – vor allem ältere, aus Ostdeutschland – die AfD wählen lassen: Die Einbürgerungszeiten von 8 auf 5 (und auch auf 3 Jahre in bestimmten Fällen) zu senken, Doppelpass für die doppelte Staatsbürgerschaft und Bürgergeld (nebst weiteren staatlichen Leistungen, Mietkostenübernahme u.a.) für alle – auch die Ukraine-Flüchtlinge – spalten die Gesellschaft. Sollte all dies nicht überdacht werden, ganz anders kommen? Eventuell besser die Einbürgerung mit Anreizen und Bedingungen versehen? Ich würde Menschen mit Flüchtlingshintergrund, Asyl + Co, die hier schon länger leben und integriert sind, aber rechtlich (Wirtschaftsflüchtling) leider keine Bleibeperspektive haben, die Chance geben, hier dauerhaft leben zu können und auch den deutschen Pass zu erhalten. Auf der anderen Seite Menschen, die hier eventuell nicht integrierbar sind und eventuell unser System gar ablehnen oder kriminelle Hintergründe haben verstärkt in ihre Heimatländer zurückzuschicken – natürlich leichter gesagt als getan. Der Doppelpass sollte so einfach nicht möglich sein. Man muss sich positionieren – Heimat ist da, wo man lebt, den Lebensunterhalt bestreitet, sozial integriert ist. Wir sehen eine solche Fehlentwicklung doch bei vielen türkischen Mitbürgern – selbst bei den hier geborenen – dass Integration so nicht funktioniert. Viele Türken – stellvertretend für andere Gruppen – die den Doppelpass haben, wählen stramm einen Diktator in ihrem Ursprungsland. Für mich geht nur das Eine und nicht Beides.
Dann soll mancher Türke nur seinen türkischen Pass behalten aber nicht noch den deutschen haben sollen. Man muss sich positionieren. Wir machen uns als deutsche Leitkultur (Definition als die Kultur, die in einem Land das Wertesystem stellt) lächerlich. Bürgergeld: was sind das für Fehlanreize für manche Gruppe unserer Gesellschaft – gerade auch für Flüchtlinge. Viele Rentner sind finanziell am Ende, auf Sozialhilfe angewiesen; haben ihr Leben lang gearbeitet und Steuern gezahlt. Am Lebensende bleibt diesen nichts. Für diese ist das Bürgergeld + ergänzende Zuwendungen doch sinnvoll, notwendig. Auf der anderen Seite erhalten Menschen Bürgergeld, denen dies einfach in meiner Sichtweise einfach nicht zusteht. Da muss unser überbordendes Bürokratiesystem massiv entschlackt werden, damit Flüchtlinge/Asylsuchende unterschiedlicher Couleur (Fluchtgrund, Land, Umstände) schneller in den Arbeitsprozess integriert werden. Leider haben alle Parteien da vollmundige Pläne – setzen es dann aber doch nicht um, außer in Talkshows oder haben moralische Bedenken (Grüne, Linke, SPD). Einen Job zu haben, heißt ja auch Teilhabe am Leben, ist gut für das Selbstverständnis (eigenes Geld) und entlastet den Staat und lässt Probleme (Facharbeitermangel, fehlende Kräfte in der Gastronomie u.a.) win:win-mäßig lösen. Klar ist auch: wir müssen als Gesellschaft viele Strukturen ändern, strukturelle Änderungen auf den Weg bringen = Bürokratie via Digitalisierung senken, Anreizsysteme statt Subventionen Vielleicht bin ich da zu naiv, aber ich spreche mit Menschen aller sozialer Schichten. Ich mag da auch populistisch argumentieren, nur werden die oben genannten Gründe und Beschreibungen der AfD – leider – weiter großen Zulauf bescheren. Demos gegen Rechts sind ja ganz schön, aber a) werden diese nichts ändern und b) viel heiße Luft und nur Lippenbekenntnisse.
Sven Jösting

Politiker aller Parteien (außer der AfD natürlich) fordern eine politisch-argumentative Auseinandersetzung. Was der Bürger in Parlamenten und Medien erlebt, ist aber zumeist eine rein polemische Abgrenzung, die nicht funktioniert. Im Gegenteil: Die AfD wächst und wächst. Was also tun? Der Thüringer CDU-Parteivorsitzende Mario Vogt hat angekündigt, das direkte öffentliche Streitgespräch mit seinem Gegenüber bei der AfD, Björn Höcke, zu suchen.  Es soll um das Thema Europa gehen. Warum sind die Medien, insbesondere der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seiner Informationspflicht, nicht schon lange auf ein solches Format gekommen? Vielleicht könnte dieses Beispiel ja Schule machen. Robert Habeck versus Alice Weidel zur Wirtschaftspolitik, die FDP – Verteidigungspolitikerin Marie – Agnes Strack – Zimmermann versus Joachim Wundrak, einem ehemaligen Drei Sterne General zum Krieg Russlands gegen die Ukraine, oder der Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag, Rolf Mützenich versus dem AfD-Mitvorsitzenden Tino Chrupalla zur Ausländer- und Asylpolitik. Das sind nur Beispiele, denen eines gemeinsam ist: AfD Wählern und – Sympathisanten zu zeigen, dass sie bei einer der anderen Parteien besser aufgehoben sind, wenn es um Deutschland und ihre eigene Zukunft geht.
Henning von Vieregge

Hallo Deutschland! Was ist los in unserem Land? Das permanente Herumgehacke auf unserer Regierung ist doch absurd. Die Ampel lebt uns die ganze Zeit vor, wie Demokratie geht! Die 3 Parteien mit ihren unterschiedlichen Zielsetzungen vertreten doch entsprechende Gruppierungen in unserer Gesellschaft, von denen sie gewählt wurden. Die Ministerien müssen eine Menge sehr hochkomplexer Probleme lösen, Probleme mit denen in dieser Anzahl und Ausprägung noch keine der Vorgängerregierungen zu tun hatte: Pandemie, Ukrainekrieg, Energiekrise, Klimakatastrophen, Inflation, Umbrüche in der Wirtschaft, Modernisierung der Bundeswehr, Aufnahme von Flüchtlingen, Ausbau erneuerbarer Energieproduktion und der Digitalisierung, Förderung des Wohnungsbaus, usw…,usw. Logisch, dass es da in der Koalition massenhaft Diskussionsbedarf gab und gibt und es dann auch nicht einfach ist, zu praktikablen Kompromissen zu kommen. Und bis jetzt hat diese Regierung uns doch auch recht gut durch einige Krisen gesteuert und viele Lösungen auf den Weg gebracht. Logisch ist auch, dass nicht jede Bevölkerungsgruppe zu ihrer absoluten Zufriedenheit bedient werden kann, zumal die Finanzen auch in einem reichen Land wie unserem nicht unendlich vorhanden sind. Zugegeben; manche Diskussionen hätten geräuschloser stattfinden und vor allen Dingen die Ergebnisse medienwirksamer vermittelt werden können. Aber das alles dürfte für denkende Menschen doch kein Grund sein, die Ampelregierung dauernd „schlecht zu reden“. Eine Demokratie ist nie fertig, nie einfach und nie bequem, aber es ist immer noch die beste Regierungsform, die es gibt.
Wer nicht in der Verantwortung ist, hat es immer leicht zu kritisieren. Was Herr Merz mit seinen, an Unerträglichkeit grenzenden parteipolitischen Spielchen macht, sollte nicht als Vorbild dienen. Wir sollten alle etwas gelassener sein, weniger „ich“ und mehr „wir“ denken und den Politikern bei der Lösung so komplexer Probleme auch mal Fehler zugestehen. Für mich ist es dann auch kein Zeichen von Schwäche, wenn Fehler korrigiert werden. Am schlimmsten für unser Land ist aber, dass so viele Menschen aus Frust oder Protest eine Partei wie die AfD wählen. Ich war immer überzeugt, dass eine solche Partei in diesem Land nie wieder eine Chance haben würde. Eine Partei, die eine rückwärtsgewandte, menschenverachtende, nationalistische Ideologie vertritt, die sogar das Vokabular der Nazi-Diktatur verwendet, die unser Land schon einmal in den Abgrund geführt hat. Viele der heute ältere Menschen, zu denen ich auch gehöre, haben diesen Abgrund in einem zerstörten Land, in zerbombten Städten in Trauer, Armut, Hunger und Kälte erlebt, sind in dieser Zeit aufgewachsen – und das ist erst 80 Jahre her! Da unsere Verfassung in begrenztem Bereich auch solche Parteien zulässt – wir leben ja in einer Demokratie – müssen wir aufstehen, als sogenannte „schweigende Mehrheit“ nicht mehr schweigsam sein. Wir müssen heute und in Zukunft und bei jeder Gelegenheit deutlich machen, dass in diesem Land nur unsere Verfassung gilt, in der die Würde des Menschen – unabhängig von Herkunft, Religion, politischer Einstellung – als unantastbar festgeschrieben ist und die jedem ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmung garantiert. Wir brauchen in unserem Land nie wieder eine Partei mit einer Ideologie, die unsere Werte verachtet.
Rainer Henze

Das falsche Lernen der Politiker und Politikerinnen an der Macht, die nicht funktionierende Diskussion hat wohl ihre Gründe in der Kommunikation, die aneinander vorbei geht. So wie beispielsweise Hillary Clinton damals vor Trumps Wahl in den Debatten versucht hat, mit Argumenten gegen Bullytum, Falschinformationen und Polemik gehört zu werden, so gelingt es auch in Deutschland zu wenig, argumentativ gegen die aggressiven Plattitüden der AfD zu punkten. Warum? Weil man die Wähler der AfD (wie in den USA die „Base“ von Trump) nicht versteht, oder es nicht will (weil man die z.B. intellektuell nicht für voll nimmt). Um nicht das nachzumachen, was die USA als Gesellschaft die Republikaner in den letzten Jahren machen (und kaputtmachen) lassen, schadet es nicht, von ihnen zu lernen. Weder alle Trump Wähler noch alle AfD Wähler, diese These stelle ich auf, wählen „das Ganze“. Sie wählen das bzw. den dafür Stehenden, der „endlich einmal xxx ausspricht, oder gegen xxx ist, oder xxx abschaffen will“ und vor Allem diesen Protest und nicht die Persönlichkeit. Anders ist in den USA die Unterstützung der fundamental evangelikalen Wählerschaft für Trump nicht zu verstehen. Deshalb gelingt es meiner Meinung nach hier bei uns auch der AfD, zu viele der Stimmen zu erhalten, die von Protestwählenden, Nichtwählenden, aus-Protest-ungültig-Wählenden, Wahlmüden und so weiter kommen, ebenso natürlich der Relativität wegen über Prozente von den weiterhin Nicht-Wählenden zu profitieren. Und, um das zu verhindern, ist es eben falsch, die Fehler von so vielen, und – wir können eben von den US-Amerikanern lernen – beispielsweise Hillary Clinton und aktuell den amerikanischen Democrats zu imitieren. Argumentieren erreicht nur einen zu kleinen Bruchteil der rechtspopulistisch Wählenden! Gehen die Populisten auf Argumente ein? Was geben die von sich, dass sie bei „ihren Gefolgsleuten und Wählenden“ Gehör finden? Das muss man sich anschauen.
Die AfD profitiert vom Protest (die Rechten nutzen Protest und Demonstrationen zu jedem Thema für sich aus), von Slogans, kurzen, nicht sehr inhaltsreichen und von Bullies (bei uns sagt man Mobbing Betreibende dazu). Will man dagegenhalten, muss man vorbereitet sein auf platte Kurzmitteilungen, die polemisieren, und diese kurz und knapp aushebeln. Man muss vorbereitet sein (Trump liefert da gute Lehrstücke) auf das Zur-Seite-geschoben-werden, körperlich-an-den-Rand-gedrängt-werden, ewig-Händeschütteln und so weiter, dem man mit Erläuterungen, Argumenten, Erklärungen nicht begegnen kann, sondern nur mit Körpersprache (Dominanz, selber seine Hand oben auf die des ewig Händeschüttelnden legen, bevor er das tun kann, Selbstsicherheit ausstrahlen etc.)und mit kurzen, schlagkräftigen Statements, Sätzen ohne lange Erklärungen oder Rechtfertigungen. Das fühlt sich zwar für argumentationsfreudige normalpolitische Menschen an wie Verrat an der Argumentation, der Ehrlichkeit und der Macht der Argumente. Aber die führen, wie wir jetzt ja wieder sehen und miterleben, nicht etwa zum Ziel, sondern spielen dem Populismus sogar in die Hände.
Achim Stein

Was ist los in dieser Republik? Ich bin als Nachkriegskind 1951 geboren worden, in einer Zeit, in der unsere Eltern diesen Staat, diese Demokratie, nach dem von Nazi – Deutschland angezettelten 2. Weltkrieg, wieder aufbauen mussten. Als ich älter wurde, habe ich – wie viele meiner Generation – den Eltern und Großeltern vorgeworfen, zu wenig gegen die Hitler – Diktatur bzw. die Machtergreifung der Nazis getan zu haben, obwohl meine Großeltern zeitweise einen Juden in ihrer Wohnung vor der Deportation versteckt haben sollen. Man hätte doch Hitlers Planungen vorab in „Mein Kampf“ erkennen können, war die Meinung vieler in meiner Generation. Jetzt im Alter von 73 Jahren muss ich erneut gegen Strömungen in dieser Gesellschaft angehen, die diese Demokratie aushöhlen, vielleicht sogar abschaffen wollen. Ich meine damit vor allem die AfD, eine Partei, die Leute wie Höcke und andere in ihren Reihen hat, die das Vokabular der Nazis bewusst benutzen bzw. ausländerfeindliche und antisemitische Parolen brüllen. Dass sich Juden – aber auch andere Minderheiten – in Deutschland nicht mehr sicher fühlen, hätte ich mir bis vor einigen Jahren nicht vorstellen können und diese Entwicklung beschämt mich zutiefst. Auch ich sehe viele Dinge in dieser Gesellschaft kritisch und verlange von den politisch Verantwortlichen Antworten auf die Probleme in diesem Land. Es geht nicht, dass z.B. die Folgeprobleme der Migration (z.B. fehlende deutsche Sprachkenntnisse, fehlender Respekt in den Schulen vor Lehrern, besonders vor Lehrerinnen, fehlende Akzeptanz gegenüber Polizei, Feuerwehr u.a., fehlende Integrationsleistung von Seiten der Zuwanderer) nicht bedacht werden und nicht genügend Personal zur Lösung dieser Probleme vorhanden ist. Viele Migranten („Gastarbeiter“) haben in der Nachkriegszeit zum Wohlstand unseres Staates beigetragen und als Folge haben viele Menschen hier einen Migrationshintergrund, tragen heute nicht nur zur wirtschaftlichen Entwicklung bei, sondern ohne sie wäre der Fachkräftemangel in Deutschland noch größer.
Wir werden auch in Zukunft Zuwanderung benötigen. Welche Integrationsleistungen von Zuwanderern, aber auch von der Mehrheitsgesellschaft, zu fordern ist, wird in Politik und Gesellschaft offen und durchaus kontrovers zu diskutieren sein. Die Äußerungen aus dem Umfeld der AfD zur „Remigration“ zeugen von Dummheit und Respektlosigkeit gegenüber allen Mitbürgern. Auf jeden Fall muss von allen hier in Deutschland lebenden Bürgern gefordert werden, dass sie auf dem Boden des Grundgesetzes stehen. Diese Demokratie ist bei all ihren Schwächen das Beste, was Deutschland im Laufe seiner Geschichte erlebt hat, sie hat den Bürgern über Jahrzehnte Wohlstand und ein i.w. friedliches Miteinander ermöglicht, Freiheit für den Einzelnen, Gewaltenteilung als Basis der politischen Ordnung, die immer wieder Korrekturen an Missständen ermöglicht. Ich möchte keine autokratische Regierung und auch keine Partei wie die AfD, die die Menschen bevormunden und die Gesellschaft spalten will, die Nazis in ihren Reihen hat und den Respekt vor Andersdenkenden verloren hat. Die AfD gefährdet all das, was mehrere Generationen in Deutschland aufgebaut haben.
R. Brodmann

Eine linke Verschwörungstheorie. Wenn stimmt, was laut Medien Teilnehmer an dem Treffen in einem Haus in Potsdam gesagt haben sollen, dann wäre das doch auch eine Hilfestellung für die Bundesregierung, die ja versucht, Personen ohne Aufenthaltsrecht abzuschieben, dies aber nicht schafft. Indem die Potsdam-Runde Handlungsmöglichkeiten für Abschiebungen entwickelt, springen sie der handlungsunfähigen Regierung mit Ideen bei. Solche Politik wird ja schon in einigen westlichen Demokratien erprobt. Betonblöcke um Weihnachtsmärkte herum und Polizeieinsätze bei Silvester-Feiern verstärken doch eher die Angst in der indigenen deutschen Bevölkerung. Wer Schaden vom deutschen Volk abwenden will, muss Personengruppen mit möglichen Gefährdern vom Bundesgebiet fernhalten. Dass jetzt Tausende auf die Straße gehen gegen vermeintlichen „Rassismus“ und angebliche „Nazis“, ist angestachelt durch eine Berichterstattung, die beruht auf Behauptungen des Netzwerkes „Correctiv“ darüber, was Teilnehmer des Potsdam-Treffens gesagt haben „sollen“. Wörtliche Belege als Primärquellen haben die Medien nicht bekannt gemacht. Diese Nachrichten sind unzuverlässig. Solche Berichterstattung braucht ein Korrektiv – aber nicht das Netzwerk Correctiv, das Verschwörungstheorien verbreitet.
Hass kam zu uns mit muslimischer Verachtung für unsere Lebensweise und mit islamistischer Gewalt gegen unser Leben: Berlin-Breitscheit-Platz, Brokstedt, Freiburg, Offenburg und viele mehr. Um weitere solcher Morde zu verhindern, begehren nun mehr und mehr Menschen auf. Das ist nicht „Hass und Hetze“, sondern Notwehr, da uns die Regierung nicht schützt. Und warum erscheinen diese Enthüllungen erst zwei Monate nachdem Correctiv sie gemacht hat? Wenn sie so schlimm wären, hätte man sie doch sofort bekannt machen müssen. Der Verdacht kommt auf, dass dieser Termin der verzögerten Veröffentlichung mit Bedacht gewählt wurde als Teil einer langfristigen Strategie. Und warum kommt der angeblich schlimmste der Verschwörer nicht so im deutschen Fernsehen zu Wort, dass er seine Sicht ebenso ausführlich darstellen kann wie die „Enthüller“? Wir müssen nun aufpassen, dass wir nicht manipuliert werden!
Thomas Rieckmann

Ein weiterer Grund für das Erstarken der AfD sind die Schwächen der etablierten Parteien: diese haben sich mittlerweile fast ununterscheidbar um eine imaginäre „Mitte“ ausgerichtet und jedes schärfere Profil verloren. Die „Liberalen“ sind schon lange nicht mehrliberal, sondern zu einer Klientelpartei für die Eliten und Besserverdienenden herabgesunken. Die Sozialdemokraten haben nicht nur ihr natürliches Habitat – die Eisen- und Kohlekumpels – verloren, sondern damit auch jedes Gespür für soziale Gerechtigkeit (was nicht zu verwechseln ist mit der Gießkanne sozialer Wohltaten, die gerne eingesetzt wird). Die Konservativen wissen angesichts der sich rapide wandelnden Verhältnisse nicht mehr, was sie eigentlich noch konservieren wollen und sollen. Lediglich die Grünen haben zwar noch Ideen, können aber nicht genug Bürger mitreißen und enden immer wieder bei kleinteiligen Verbotskatalogen. Hinzu kommt, dass unser Parlament tatsächlich nicht mehr das ganze Volk in seiner vielfältigen Lebenswirklichkeit widerspiegelt: einige Bevölkerungsgruppen und Milieus dürften überhaupt nicht mehr vertreten sein, während eine Gruppehaushoch dominiert: die Beamten. So wird unsere Republik fantasielos von Bürokraten verwaltet, aber nicht von engagierten, leidenschaftlichen Demokraten geführt. Ich teile die Sicht Harald Martensteins, dass das Hitler-Argument (also der Warn-Hinweis auf Demokratiegefährdung) nichtmehr verfängt, sondern dass unsere Politiker mehr und anderes bieten müssen.
Wolfgang Heckl

Nicht alle AfD Wähler sind Rechtsradikale. Es gibt viele Protestwähler, die bisher gar nicht oder ungültig wählten oder einer Partei die Stimme gaben, die an der 5% Hürde scheitert. All dies zeigt keine Wirkung und beunruhigt nicht die Parteien. Jetzt aber endlich können diese Bürger den etablierten Parteien ihre Unzufriedenheit zeigen und erzielen Wirkung. Nur wird leider den radikalen Parteiführern eine Macht übertragen, die diese niemals wieder haben dürfen. Vielleicht würde dieser Vorschlag helfen:
1. Wahlpflicht für alle Staatsbürger.
2. Der Wahlzettel wird um zwei Möglichkeiten ergänzt.
O Ich interessiere mich nicht für Politik und komme meiner Wahlpflicht nach.
O Ich will keiner der aufgeführten Parteien meine Stimme geben.
Wir hätten dann alle 4 Jahre eine Ahnung von der Politikverdrossenheit vieler Bürger und die Politiker würden endlich erkennen, dass nicht die Bürger, sondern sie selbst den größten Anteil an der Misere haben.
Werner Bouhs

Spürt ihr noch irgendwas? Ich habe Euch gerade frisch abonniert, wie kann man sowas drucken in diesen Zeiten? „Man wird ja wohl noch rechts sein dürfen?“ habe ich das wirklich richtig verstanden? Stört sich HM an den Protesten gegen rechts? Und ihr druckt das auch noch?! Leute, Leute, Leute …
Michael Fleck


Leserbriefe zu „Über das Wahljahr und die Frage, was rechts ist“ von Harald Martenstein, Autor im ZEITmagazin

Selten ist eine Martenstein-Kolumne so schlecht gealtert wie diese. Keine zwei Wochen sind seit den Correctiv-Enthüllungen vergangen, die belegen, was jeder längst wissen kann: die AfD will einen rechtsautoritären Staat herbeiputschen. Nun lese ich in dieser Kolumne ein Plädoyer dafür, dass es in Ordnung ist, eine Migrationspolitik nach dem Gusto der AfD, also massenhafte Zwangsdeportationen, zu wollen und herbeizuwählen. Besonders geschmackvoll ist es, dass ein AfD-wählender deutschtürkischer Taxifahrer als Kronzeuge zitiert wird. Ob den die AfD-Regierung nach erfolgreicher „Machtergreifung“ nicht schnurstracks deportiert? Besucht ihn dann Herr Martenstein im Lager, um Trost zu spenden? Auf diese Kolumne bin ich schon jetzt gespannt.
Christoph Jahr

“Man kann alles Rechte verbieten, das wäre dann halt Diktatur. Nicht jeder mag Diktaturen. … Wenn eine weniger laxe Migrationspolitik oder das Comeback der Kernkraft als Klimaretter wirklich schon Faschismus bedeuten, dann wären Schweden und Dänemark inzwischen Nazi-Diktaturen.“ Wünsche mir, auch Anna Mayr, die bei Maischberger diese Woche genau dieser Argumentationslogik folgte, würde seine Kolumne öfters lesen. Kurzum: Mal wieder sehr kluge Bemerkungen von Harald Martenstein, der im Leserbriefteil der vorherigen Ausgabe seiner eigenen (!) Zeitung erneut übelst beleidigt und pathologisiert wurde.
Marcel Haldenwang

Ich bin seit meiner späten Teenagerzeit eine treue Leserin und, mit kurzer Unterbrechung, auch Abonnentin der „Zeit“. Lange habe ich die Kolumnen von Herrn Martenstein mit Amüsement gelesen. In den letzten Jahren gingen meine Mundwinkel bei der Lektüre seiner Texte aber immer häufiger nach unten als nach oben. Als er beim Tagesspiegel rausflog, fand ich es dennoch gut, dass er seine Kolumne im Zeit-Magazin fortführen konnte – in einer Demokratie wollen wir ja Meinungsvielfalt. Manche Auswüchse von Wokeness und Cancel-Culture – die er sehr pointiert darstellt – regen mich auch ziemlich auf, und auch wenn ich die Selbstgefälligkeit, mit der er sich in seiner selbstgewählten Rolle als alter weißer Mann geriert, zunehmend unangenehm und eindimensional fand, konnte ich doch gelegentlich noch Berührendes (z.B. über das Verhältnis zur Mutter) in dem, was er schrieb, finden. Der aktuelle Beitrag ekelt mich aber einfach nur noch an. Just in der Woche, in der – nicht wirklich überraschend – evident wird, wie menschenverachtend die Gedankenwelt der AfD ist, zitiert Herr Martenstein den arbeitsamen migrantischen steuerzahlenden Taxifahrer zum Beleg dafür, dass es in jedem ordentlichen Parlament auch eine Rechte gibt und dass das doch völlig okay ist.
Nein, sehr geehrter Herr Martenstein, das ist überhaupt nicht okay! Ich ärgere mich, wie vermutlich alle anderen Leserinnen und Leser, häufig über Auswüchse der Bürokratie, Unzulänglichkeiten der Behörden, Fehler der Regierenden. Und es ist gut und wichtig, darauf, z.B. mit spitzer Feder, hinzuweisen. Aber ich bin auch zutiefst dankbar dafür, in einer Demokratie zu leben, in der ich meinen Ärger kundtun kann, in einer Gesellschaft zu leben, in der Menschen mit unterschiedlichem nationalen und kulturellen Hintergrund ihren Platz haben. Und ich denke, es ist unsere Aufgabe, für den Erhalt eines solchen Gemeinwesens zu kämpfen. Sich gemütlich den Bauch zu kratzen und zu sagen, na, das gehört halt dazu, wenn diese Nazi-Suppe hochkocht – das ist definitiv nicht in Ordnung! Ich würde mir sehr wünschen, dass Sie, sehr geehrter Herr Martenstein, mal darüber nachdenken, was diese Relativierung von Neonazis eigentlich bedeutet. Und ich fände es ziemlich gut, wenn die Chefredaktion kommentiert, wie sie sich zu diesem Problem verhält.
Eva Schielke

Der rechte Blick? Meine Mutter, sie wurde immerhin 94 Jahre alt, hat die meiste Zeit ihres Lebens links gewählt. Jedenfalls das, was man in meiner Familie für links hielt. Mit zunehmendem Alter äußerte sich bei politischen Themen allerdings dahingehend, dass unter Hitler nicht alles schlecht gewesen wäre. Er hätte doch für Arbeit gesorgt, Autobahnen gebaut und viel für die echten Deutschen getan (sic!). Ich schrieb das dem Umstand zu, dass sie mit zunehmendem Alter im gleichen Maß den Überblick verlor. Mit Verlaub und bei dem noch vorhandenen Respekt vor Ihnen: muss ich das gleiche bei Ihnen vermuten? Verlieren Sie den Überblick? Ich bin Ihrer Kolumne eigentlich sehr zugetan. Meinen Sie jetzt im Ernst, der Rechtsruck gehöre zur Demokratie und es sei alles nicht so schlimm? Die Unterwanderung eben jener Demokratie, die vor unseren Augen stattfindet, sei keine echte Gefahr? Ich bin ob ihrer populistisch anmutenden Äußerungen doch einigermaßen fassungslos. Oder habe ich Sie etwa falsch verstanden?
Monika Sander

Auf Harald Martensteins Verteidigungsplädoyer für AfD-Wähler will ich nicht eingehen. Ich hatte bei ihm schon immer einen Verdacht, der durch das offensichtliche Verständnis für den Taxifahrer mit dem steuerhinterziehenden Kumpel seine Bestätigung findet. Unkenntnis oder das Leugnen von Fakten und eine rechte Grundeinstellung waren schon immer gute Voraussetzungen für die Wahl der AfD.
Sven Herfurth

Die „verschiedenen Varianten des Weiter-so“ in der Asylpolitik unserer Altparteien sind es, die so viele Wahlbürger in die Arme der AfD treiben! Schon seit 8 Jahren hören sie markige Sprüche wie: „2015 darf sich nicht wiederholen“ oder „Abschiebung in großem Stile“, ohne dass ihnen handfeste, vor allem wirksame Taten folgen! Unsere Regierungen ducken sich lieber hinter längst verstaubte Gesetze, statt ihre rosaroten Brillen abzunehmen, um die Wirklichkeit im Land wahrzunehmen, die Belastungen ihrer Bürger zu erkennen und endlich diese Gesetze zu ändern! Da scheint es bequemer, den Störenfried des ewigen Weiter-so zu verbieten. Doch damit kann man nicht die Ablehnung der derzeitigen Asylpolitik durch die große Mehrheit und ihren Zorn über die Untätigkeit der Regierung verhindern. Welcher Partei sollen sie denn ihre Stimme geben, wenn der Stopp der Dauerimmigration ihr wichtigstes Anliegen ist? Da bleibt für sie leider die Alternative alternativlos, auch wenn sich dort manch unappetitlicher Zeitgenosse (natürlich ohne Bindestrich!) tummelt! Richteten unsere jeweiligen Regierungen ihren Blick in die Zukunft doch einmal über das Ende der Legislaturperiode hinaus, dann könnten sie vielleicht erahnen, dass bei ihrem Weiter so die jetzige, schon recht große Minderheit der Immigranten eines Tages Mehrheit wird. Drastische Änderungen unserer Regeln und der Richtlinien der Politik wären dann denkbar, was bei der Zerstrittenheit und gegenseitigen Blockierung unserer Altparteien nicht allzu schwierig sein dürfte! So geht Demokratie, ob gewollt oder ungewollt!
Ulrich Pietsch

So sehr ich Ihrer Israel-Kolumne aus Nr. 2 beigepflichtet habe, so entschieden widerspreche ich dem Tenor Ihrer Kolumne aus (2024) Nr. 4. Ja, „in Russland gewinnt immer der Gleiche“ — seit die russischen Freunde Ihrer „lieben Freunde“ aus Brandenburg ihn einmal demokratisch gewählt hatten, gibt er sein Amt nicht mehr ab und verbietet auch Kolumnisten den Mund. Schreiben Sie doch nicht von Schweden und Dänemark, ohne einen der demokratisch an die Macht gekommenen Möchtegern-Diktatoren zu erwähnen: Trump, Orban, Kaczynski, Fico … Weil Sie eine aufrechte Demokratin sind, haben Sie Ihren Freund*innen sicher die Abwägung des anrichtbaren Übels vor Augen gestellt, wenn sie Frau Höcke oder Herrn Weidel wählen. Tschuldigung, Kumpel, falls ich mit dem deutschen Geschlechterwechseln nicht hinterherkomme. Nichts für ungut, Liebchen, in Krieg und Krise kann uns keine Partei den Pelz waschen, ohne uns nass zu machen. Wenn ich wähle, entscheide ich mich nach dem Kriterium, welche Partei an der Problemlösung arbeitet, wenn sie nicht gerade von nacktem Machtinteresse behindert wird — auch dadurch, dass Freundesgruppen uns einreden wollen, dass diejenigen die die Ärmel aufkrempeln „träumen von einer Welt, in der alle links und grün denken“. Nee, Kasper! Bitte keine Stigmatisierung! Sonst kannst Du nicht mehr meine rechte Freundin sein.
Almut Stribeck

Ich bin entsetzt bis erschüttert über den Text „Über das Wahljahr und die Frage, was rechts ist“. Einen Systemwechsel zu  Gunsten einer Partei, die unsere Demokratie zerschlagen will, als erst mal nichts verwerfliches zu bezeichnen,  die Nähe Weidels zu Putin, also nicht mal Weidels Gesinnung als Ganzes, nur als „unschön“ zu bezeichnen, dem Staat das Recht zum Verbot rechtsextremer Parteien mit der Begründung, dies führe zu einer Diktatur, abzusprechen, diese ganze Relativierung des Rechtsruckes, der sich durch unser Land den Weg frisst und sich dabei auf diesen unsäglichen Harald Schmidt zu berufen, finde ich unerträglich. Soll Herr Martenstein doch lieber weiter über „das Kind“ schreiben. Das ist zumindest nur langweilig und nicht gefährlich. Oder besser ganz aufhören.  Gibt es in der Redaktion denn Niemanden, der sich schämt für solche Statements in dieser an sich tollen und wichtigen Zeitung? Ich überlege ernsthaft, ob ich mit meinen über 350€ für ein Abo, die ein deutliches Loch in mein Budget hinterlassen, solchen Menschen ihren Lebensunterhalt weiterhin mitfinanzieren will und kann, so sehr ärgere ich mich.
Christian Seidl

Leider gibt es bei der aktuellen Kolumne von Harald Martenstein im ZEITmagazin wenig zu lachen. Das Lachen bleibt einem im Halse stecken. Und auch wenn es etwas aus der Zeit gefallen scheint, fällt mir als erstes nur der Satz ein: Schämen Sie sich nicht? Schämen Sie sich nicht, Harald Martenstein? Schämen Sie sich nicht, Giovanni di Lorenzo? Schämen Sie sich nicht, Sascha Chaimowicz? Schämen Sie sich nicht, Emilia Smechowski? Schämt sich wenigstens einer/eine in der Redaktion? Dem geburtenstarken Jahrgang 1964 zugehörig, bin ich in meinem Leben leider schon vielen „kleinen Martensteins“ begegnet. Ein Typ Mann, der gerne von oben herab Dinge beurteilt, ohne seine privilegierte Stellung überhaupt wahrzunehmen und zu reflektieren. Auf dem „rechten“ Auge blind, sich über andere erhebend, aber überzeugt davon, dabei objektiv zu bleiben. Das ist sehr bedauerlich, gehört aber zum patriarchal geprägten Alltag, und ein größerer Anteil Ihrer Leser*innenschaft leidet sicherlich auch unter dieser „Eigenblindheit“, sonst hätten Sie wohl schon lange eine andere Kolumne. Von der Redaktion erwarte ich im Jahr 2024 allerdings etwas anderes. Bisher konnte ich die biederen, altbackenen und uninspirierenden Martenstein Kolumnen, die aus dem letzten Jahrhundert/Jahrtausend altväterlich belehrend herüberscheinen durch „nicht lesen“ ignorieren oder unter dem Motto der wunderbaren Therese Giese in ihrer Rolle als Oma Häusler aus den Münchner G’schichten von Helmut Dietl > „Am Herrgott sei Zoo is so grous, do hod so a Aff wia du aa no blotz“ einordnen. Die Qualität Ihrer sonstigen Artikel hat dies bisher ermöglicht.
Bei der aktuellen Kolumne „Über das Wahljahr und die Frage, was rechts ist“ gelingt mir diese Haltung leider nicht mehr, weshalb ich diesen traurigen Leser*innenbrief schreiben muss. Ich schäme mich für das ZEITmagazin und die ZEIT, dass Sie in diesen wirklich dunklen Zeiten diese Kolumne gedruckt haben. Ich schätze Ihre ZEITung sehr und bin immer wieder begeistert von den hervorragend recherchierten und sehr informativen Artikeln. Guter Journalismus ist in heutigen Tagen so unglaublich wichtig und unterstützenswert. Aus eigener Lektüre kann ich sagen, dass Sie in Ihrem Archiv zahlreiche Artikel aus den Bereichen > Politik, Kultur, Soziologie, Philosophie, Wirtschaft und Wissenschaft finden, die sich damit auseinandersetzen, warum in Deutschland immer noch rechtes Gedankengut als Bodensatz aus der Vergangenheit zu finden ist und was dazu führt, dass dieser Bodensatz als Nährboden für Rassismus, Klassismus, Misogynie, Antisemitismus und Diskriminierung dient. Das gute Gedeihen dieser ist nicht mehr zu übersehen.
„Die Blindheit auf dem rechten Auge“ und das Verdrängen der tatsächlichen Ursachen sind ja keine neuen Themen in diesem Land. Polemisieren in Form von „Steuern zahlen, sich um die Kinderkümmern – ist rechts?“ (bitte hierzu das Stichwort „Care-Arbeit“ betrachten), „weniger laxe Migrationspolitik“ (was bitte ist eine laxe Migrationspolitik? – das hunderte von Menschen im Mittelmeer ertrinken?), ohne Unterscheidung „Merkel, Weidel, Schwesig, Le Pen und Wagenknecht“ (Relativierung von rechter Gesinnung?) in einen Topf zu werfen, um einen mehr als schalen Witz mit Putin als Frauentyp (Frauen brauchen einen starken Mann?) zu machen, sowie am Ende noch einen Taxifahrer mit Migrationshintergrund für das Erstarken der AfD verantwortlich zu machen – was denken Sie sich eigentlich alle dabei? Schämen Sie sich nicht? Dieser Text vereint gleich alle oben genannten „-ismen“ auf sehr schlichte und dümmliche Weise. Haha, wie lustig – leider nein. Wohin dies alles führt, haben Sie ja in zahlreichen Dossiers und Artikeln schon gut beschrieben.
Kirsten Kleie

Ich bin eine sehr beständige Leserin von Herrn Martenstein. Ich sehe die Welt oft anders als er, bin aber interessiert an seiner Sicht. In der letzten Ausgabe habe ich mich allerdings gefragt, was Herr Martenstein für Schlüsse zieht: ist es das Problem des Bürgergeldes oder des zusätzlichen Schwarzarbeitens ohne Steuern zu zahlen, was die Ungerechtigkeit zwischen dem Taxifahrer und seinem Kumpel ausmacht? Schubladendenken helfen unserer Demokratie nicht weiter, das Gemeinwesen braucht Beiträge aller!
Daniela Braungart

Ganz Deutschland steht auf gegen Rechts und ich muss in Harald Martensteins Kolumne eine mimimi-Relativierung der AfD-Wähler lesen? Die armen wollen ja nur, dass sich endlich was an der Politik ändert, was sollen sie auch sonst machen. In der gegenwärtigen Situation muss doch endlich mal Schluss sein mit der Verharmlosung dieser faschistischen Partei und ich kann bei aller Liebe zur Meinungs- und Pressefreiheit nicht nachvollziehen, warum solche Ignoranz noch eine Bühne bekommt.
Karin Brendel

Ich verstehe Harald Martenstein. Andersdenkende als Faschisten (oder rechts im schlimmsten Sinne) zu bezeichnen, ist ein böses Instrument, es geht häufig nur darum, sie mundtot zu machen. Was besonders schlimm ist, dass damit der Begriff Faschismus banalisiert und dessen eigentlich grausame Wesensart relativiert wird. Viel zu oft ist das in der letzten Zeit (Jahren) passiert und damit ist es kein Wunder, dass sich die betroffenen Menschen irgendwann zu wehren anfangen. Wer möchte sich schon gerne als „Kohlefaschist“ diffamieren lassen, wenn es in Lützerath zu Großdemonstrationen von Klimaaktivisten kommt. Warum kann Robert Habeck es nicht lassen, als aller erstes auf eine mögliche rechte Unterwanderung der Bauernproteste hinzuweisen, statt sich mit den Sachthemen zu befassen?  Es geht hier um eine Generalisierung, die nicht gerechtfertigt ist, was natürlich keinesfalls eine Bauerntruppe entschuldigt, die Habeck auf seiner Urlaubsfähre festhält. Ein bisschen mehr Weitblick und eine kultivierte Streitkultur ist da auch von links vonnöten. Nur zwei Beispiele aus jüngerer Zeit. Ich verstehe den Frust vieler über die derzeitige Regierungsarbeit, den Frust wegen der unkontrollierten Migration und auch den Frust über unausgegorene Gesetze, die manche Menschen hart treffen.
Aber: Ich verstehe nicht, dass viel zu viele meinen, deshalb die AfD wählen zu „müssen“, um ihrem Protest und ihrer Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen. Mittlerweile habe ich den Eindruck, dass viele die AfD bewusst wählen, weil sie deren Politik tatsächlich unterstützen oder zumindest glauben, dass die AfD ihr Leben besser machen könnte. Es ist schön zu erleben, dass Menschen aus allen Bevölkerungsschichten auf die Straße gehen und gegen die AfD und „echte“ Rechte demonstrieren. Eine friedliche demokratische Option, die die AfD- Wähler nicht für sich in Anspruch nehmen wollen.  Der Schuss kann gewaltig nach hinten losgehen und ich hoffe sehr, dass in diesem Wahljahr die Vernunft und die Demokratie siegen werden!
Regina Stock

In seiner Kolumne stuft Harald Martenstein die AfD anscheinend als eine ganz normale rechte Partei ein, deren Verbot für ihn einer diktatorischen Maßnahme gleichkommen würde. Dass unter Beteiligung einiger nicht unbedeutender Funktionäre dieser rechtsradikalen Partei beim Potsdamer Geheimtreffen Pläne zur Deportation unangepasster Personen erörtert und damit verfassungsfeindliche Ziele verfolgt worden sind, ist ihm keine Betrachtung wert. Indem er über die Erkenntnisse des Verfassungsschutzes stillschweigend hinweggeht, stellt er Höcke und Co.  indirekt einen Freibrief zur Verfolgung ihrer faschistoiden Ziele aus. Es ist bedrückend so etwas im ZEIT-Magazin lesen zu müssen und es macht traurig zu erfahren, wes Geistes Kind der Autor geworden ist. Sollte Herr Martenstein, der nirgendwo im Netz eine Kontaktanschrift hinterlassen hat, die Größe besitzen, diese Kritik zu lesen, danke ich ihm dafür.
Helmut Zimmermann

Als gelegentlicher, aber interessierter Leser Ihrer Kolumne, (Meinungsseite?) im Zeit Magazin sah ich bisher keinen Grund, mich zu Ihren Beiträgen zu äußern. Bis jetzt. Da das Thema Ihres Beitrages „Rechts“ als politische Standortbestimmung ist, kurz zu meiner politischen Verortung: ich sehe mich selbst als liberal-konservativ, bin Fan (eher Ultra) der FDGO, des GG und der parlamentarischen Demokratie mit ihren wechselnden Mehrheiten. Ihren Beitrag „Über das Wahljahr und die Frage, was rechts ist“ habe ich mit wachsender Fassungslosigkeit gelesen und mich gefragt, ob dieser eine Glosse, eine Satire oder ein „Verständnisartikel“ über AfD-Wähler sein soll. Falls der Artikel aufrütteln sollte, hat er sein Ziel klar verfehlt. Setzen, Sechs. Und: Eine derartige Verharmlosung der rechtsextremen AfD als Gefahr für unsere liberale Demokratie ist mir unverständlich. Ich selbst habe die aktuelle Regierung nicht gewählt und finde deren Performance gruselig. Da ist deutlich Luft nach oben. Dies rechtfertig in meinen Augen aber nicht den Angriff auf dessen Repräsentanten oder das Verschieben des politischen Diskurses bzw. die Grenzen des Sagbaren.
Eine Demokratie bedeutet Streit und Diskussion – um die beste Lösung. Und nicht Hass, Hetze und Fakenews, um Menschen und Gruppen zu diskreditieren. Demokratie bedeutet in meine Augen auch, sich anzustrengen und seinen persönlichen Beitrag zum Gelingen zu leisten – und nicht auf einen „Führer“ (Führerin?) oder wie auch immer zu warten, der/ die einem gebratene Tauben verspricht und dabei das Blaue vom Himmel lügt, nur um an die Macht zu kommen. Eine Demokratie respektiert die Menschen und sucht sich keine Gruppe aus, um einen Sündenbock zu haben und so den gesellschaftlichen Hass auf Sie zu lenken. Ist die eine Gruppe weg, kommt die nächste dran – ich will jetzt nicht Martin Niemöller zitieren. Die Zeit, die AfD zu verharmlosen oder Witze über sie zu machen, ist vorbei. Die AfD hasst die liberale Demokratie und die FDGO. Dies muss eindeutig benannt werden. Und jedem, der die AfD als politische Alternative sieht, muss das klar gemacht werden: Er/sie trägt dazu bei, diesen Staat und seine Gesellschaftsordnung abzuschaffen. Die flächendeckenden Demonstrationen vom Wochenende zeigen eindrucksvoll, dass nicht die AfD das Volk repräsentiert (was für eine blasierte Behauptung), sondern dass die Mitte der Gesellschaft aufsteht und zu diesem Staat, dessen Grundwerten steht und diese verteidigt. Zu ihrer Entlastung nehme ich an, dass der Redaktionsschluss für Ihren Beitrag vor der Veröffentlichung der Rechercheergebnisse von Correctiv über die Deportationspläne des rechten Netzwerkes „Düsseldorfer Forum“ lag. Falls nicht frage ich mich, auf wessen Seite Sie stehen.
Andreas Kuttenkeuler

Traurig, diese Kolumne zu lesen. Als würde das Kümmern um die eigenen Kinder und das Zahlen von Steuern bedeuten, dass ein Mensch mit lauteren Absichten vor einem steht. Herr Eichmann war wahrscheinlich auch sehr korrekt in der Erfüllung seiner staatsbürgerlichen Pflichten. Nicht jeder Rechte ist ein Nazi, das stimmt wohl. Aber viele Rechte würden es billigend in Kauf nehmen, Menschen mit faschistischen Zielen zu Einfluss zu verhelfen, um einen „nicht verwerflichen politischen Richtungswechsel“ herbeiführen zu können. Wehret den Anfängen, sie gedeihen gut im Garten der Versteher und Verharmloser!
Christoph Hausmann


Leserbriefe zu „Das Ende von woke“ von Ijoma Mangold

Das englische Wort „woke“ wird falsch definiert. „Woke“ ist kein Nomen, es ist ein Verb, genauer: das Präteritum von „to wake“ (also „weckte“). In der gegenwärtigen englischen Umgangssprache wird es leider als Nomen verwendet, aber das muss nicht heißen, dass die deutsche Übersetzung diesen Fehler fortsetzt.
Kathleen Splieth

Der Wokeismus ist eine “ideologische Schreckensherrschaft” (McWhorter, Die Erwählten) und hat jahrelang gnadenlos und (weitgehend) unwidersprochen Hexenverbrennungen betrieben. Gottlob sind die Zeiten, in denen woke Haltungen sakrosankt waren, seit den Ereignissen des 7.10.23 vorbei. Wenn Postkolonialisten und Antirassisten zu keiner angemessenen Reaktion auf den Terrorangriff der Hamas auf Israel willens oder fähig sind oder Schwierigkeiten haben, in Bezug auf den russischen Angriffskrieg deutlich zwischen Tätern und Opfern zu unterscheiden, haben sie das Recht, jedem, der ihnen zu widersprechen wagte, “victim blaming“ vorzuwerfen, endgültig verwirkt. Ich bin Mangold sehr dankbar, dass er mit seiner Einrede gegen den woken Zeitgeist dem Rad in die Speichen fällt. Möge sein Beispiel Schule machen! Haie lassen auch erst von ihrem Opfer ab, wenn man ihnen auf die Nase haut, wie McWhorter es so treffend formulierte.
Marcel Haldenwang

An zwei Stellen verlässt der von mir geschätzte Autor Ijoma Mangold den Pfad der sachlichen Argumentation und gibt sich ungehemmt dem Ressentiment hin: Zum einen behauptet er lapidar, jegliches Ausbleiben von Mitgefühl für die israelischen Opfer geschehe im Sinne von Judith Butler, die sich in deutschen Medien wiederholt diesem Vorwurf ausgesetzt sah und, tief verletzt, um Klärung bemüht ist. Zudem denunziert er das gesellschaftspolitische Programm DEI („diversity, equity, inclusion“) als ein „Machtspiel“, das „akademische Karrieren ohne Substanz“ ermögliche, siehe Ex-Havard-Präsidentin Gay. Gewiss, es gibt einiges auszusetzen an der entgrenzten „Wokeness-Bewegung“, doch wenn geifernde „Anti-Wokeness-Krieger“ künftig den Zeitgeist dominieren sollten, gerieten selbst liberal-konservative Autoren wie Ijoma Mangold in deren Schussfeld und würden unterschiedslos dem verhassten „linken Establishment“ zugerechnet – ein Albtraum für jeden aufrechten Demokraten.
Rüdiger Paul

„Wokeness war schon immer ein Elitenprojekt“ – gegen Ende des Beitrags die Erleuchtung. In den Abschnitten davor lässt uns Ijoma Mangold in die vergangenen Jahre zurückblicken, als hätten wir etwas wie die McCarthy Ära hinter uns. Gab es Denk- und Sprechverbote? Wohl nicht. Hatte und hat sich der Diskurs einer vermutlich urbanen, jungen Gruppe von Menschen verschärft? Vermutlich ja. Ist ein Meinungskorridor verengt, wenn die Attacken und Aktionen schärfer werden? Nun ja. Wie umfassend die Woke-Strömung Gesellschaften in den Vereinigten Staaten oder auf dem europäischen Kontinent erfasst hat, wird Gegenstand sozio-historischer Proseminare der kommenden Jahre sein. Und dort, so ist zu hoffen, umfassend beforscht werden. Vorbei ist sie meines Erachtens nicht. Den 7. Oktober als Wendepunkt einzustufen, ist naheliegend, wenngleich man auch fragen könnte: Warum nicht der 24.2.2022? Leider verhält es sich mit diesem Beitrag Ijoma Mangolds wie mit Vorvergangenen – und ich bemühe mich redlich, da ich den Autor schätze: Wer sich auf das Eis feuilletonistischer Großdeutung begibt, sollte seine brüchigen Bereiche kennen. Und diese behutsam umfahren oder uns Gelegenheitsläufer auf sie hinweisen.
Gunnar Krüger

Auch wenn ich bezüglich des Befunds, des Ergebnisses seiner Analyse zurückhaltender, vorsichtiger bzw. skeptischer bin, so ist der Artikel doch in seiner rückschauenden Übersicht, seiner Anschaulichkeit wirklich „erhellend“, exzellent geschrieben! Ein hilfreicher und somit wertvoller Beitrag!
Karl-Heinz Grau

Es wäre wirklich schön, wenn die „Woken“ künftig deutlich kleinere Brötchen backen würden. Mit Grundgesetz, Strafgesetzbuch und Duden haben wir ein solides Fundament und einen ausbalancierten Rahmen für u. a. das Sprechen und Schreiben in unserer Gesellschaft. So hätte aus meiner Sicht z. B. das Wort „Mikroaggression“ nicht unbedingt erfunden werden müssen; und eine als „Mikroaggression“ empfundene Äußerung sollte schon gar nicht als Rechtfertigung eigener verbaler „Makroaggressionen“ dienen dürfen. – Eine ausländische Diplomatengattin soll einst mit Bismarck über den Unterschied von „senden“ und „schicken“ gesprochen haben, woraufhin das bismarcksche Bonmot entstanden sein soll, ihr Mann sei ein Gesandter, aber kein Geschickter. In Anlehnung daran habe ich für mich die „Woken“ so charakterisiert: Wer „woke“ ist, mag wach sein, ist aber deswegen nicht zwangsläufig aufgeweckt.
Christian Sorge

Ihre kritische Auseinandersetzung mit dem viel verwendeten Begriff Wokeness beschreibt das Problem sehr zutreffend: Wokeness ist zu einer Attitüde verkommen, die die Gesellschaft mehr spaltet als ihre unterschiedlichen Gruppen zusammen zu bringen. Vermeintlich benachteiligte Gruppen reißen die Definitionshoheit an sich und bestimmen, wer Rassist ist. Allen weißen Menschen, ungeachtet ihrer sozialen Stellung, strukturellen Rassismus zu unterstellen, ist eben auch rassistisch. Wer selbst im Glashaus sitzt, sollte deshalb nicht mit Steinen werfen. Der gedankenlose Einsatz des Begriffs macht ihn zu einer stumpfen Waffe. Ich erinnere mich, wie in linken Kreisen der 70er Jahre das Wort faschistisch ebenfalls zu einem wohlfeilen Kampfbegriff wurde und viele Verwender gar nicht wussten, was er bedeutet. Ein Totschlagargument, um den politischen Gegner zu entwaffnen und sich den politisch Erleuchteten zugehörig zu fühlen. Inquisition und Gesinnungsprüfungen sollten doch längst einer unseligen Vergangenheit angehören. So kann man keine Debatten führen, die die Gesellschaft weiterbringen. Gerne mehr solche zeitkritischen Texte!
Mia Herber

Den o.g. Beitrag von Ijoma Mangold habe ich aufmerksam und mit großem Interesse gelesen. In der Sache teile ich die Position des Autors, mehr noch vielen Dank für diese sehr wichtige Wortmeldung. Nicht nur die AfD – ist – auch „identitätspolitische Programme“ woker Aktivisten und Innen können eine Gefahr für die freiheitliche Demokratie werden. Völlig zu Recht wird aktuell gegen die – in Teilen gesichert rechtsextreme – AfD demonstriert, der woke Wahn wird dagegen immer noch zu oft hofiert und durch Gleichgültigkeit/ Unwissen befördert. Als Beispiel erlaube ich mir einen Leserbrief an die „taz“ zu übersenden – wenn ich mich für den Neubau eines Literaturhauses, welches sich in der Form an der Haussmann Architektur orientieren könnte, um an die von den Nazis bewusst zerstörte Kulturvielfalt, welche im „Romansiches Café“ in Berlin gelebt wurde, zu erinnern, möchte ich nicht als finstere „Rechte“ diffamiert werden…. – und auf ein aktuelles Werbeplakat der „Linkspartei“ in Hamburg-Altona aufmerksam zu machen. Dort steht „Sei kein Boomer, Unfuck the system“ Letzte Generation“. Was sagt mir dieses Plakat? Die Generation der in den 60er Jahren geborenen Menschen soll verschwinden und dann ist das Klima gerettet?
Katrinka Delattre    

Vielen Dank für den Artikel. Ich bin ein alter weißer schwuler Mann und freue mich natürlich, wenn ich nicht benachteiligt oder gar angegriffen werde, und an meinem Arbeitsplatz sowie in meinem privaten Umfeld werde ich tatsächlich nicht diskriminiert. Das hat bezüglich des Arbeitsplatzes vielleicht auch damit zu tun, dass sich meine Arbeitgeberin, die Universität Paderborn, explizit zum Ziel gesetzt hat, Diskriminierung zu verhindern. Insofern hat Wokeness meines Erachtens durchaus sein Gutes. Allerdings finde ich es nicht gut, statt des Verbindenden das Trennende zu betonen oder gar aus der bisherigen Diskriminierung einer „Gruppe“, z. B. der Nichtheterosexuellen oder der Nichtweißen – dort, wo die Nichtweißen in der Minderheit sind, also u. a. in Europa und den USA -, einen Anspruch auf gegenwärtige und zukünftige Bevorzugung abzuleiten, wie es geschehen ist und noch geschieht. Gleichberechtigung gerne, Bevorzugung besser nicht, denn Bevorzugung aufgrund einer Gruppenzugehörigkeit und nicht aufgrund von Fähigkeiten oder Verdiensten ist ja nicht weniger ungerecht als Benachteiligung und im Falle der Bevorzugung nichtweißer und der Benachteiligung weißer Menschen meines Erachtens nur eine andere Form von Rassismus.
Ulrich Willmes

Für mich ist das Woke-Identity-Konzept lediglich eine modernisierte postmarxistische – diesmal allerdings im Kern ganz klar neorassistisch ausgerichtete – Ideologie. Sie leugnet die Ambivalenz der menschlichen Natur und macht den Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit und in ihren Interessengegensätzen keinerlei versöhnendes Angebot. Im krassen Gegensatz zur behaupteten Bedeutung menschlicher Individualität lebt sie von pauschalisierenden Schuldzuweisungen an zeitgeistlich definierte gesellschaftliche Gruppen, kultiviert Sündenbocktheorien, erhebt Sakrilegsvorwürfe gegenüber Unerwünschtem und betreibt intensive Reinigungsrituale zur Stabilisierung der eigenen Anhängerschaft. Um es unmissverständlich auszudrücken: Der ewige Jude mit seiner untilgbaren ‚Schuld am Tod des Heilands‘ wurde durch den ewigen Weißen mit seiner untilgbaren ‚Schuld am Rassismus der Welt‘ ersetzt. Erneut wird die Stigmatisierung von Gruppen zum Kernelement theoretischer, pseudowissenschaftlicher Erörterung, aber auch ganz praktischer gesellschaftlicher Ausgrenzung gemacht. Es überrascht mich in keiner Weise, dass im Zuge des Terrorangriffs der Hamas auf Israel diese Kompatibilität mit dem althergebrachten Antisemitismus deutlich sichtbar wurde. Und es wäre begrüßenswert, wenn nach der ausgeprägten Ich-Orientierung des Woke-Identity-Konzepts wieder eine allen Menschen zugewandte, betont nicht-aktivistische Bürgerlichkeit Raum gewinnen würde.
Matthias Wagner

Mangold verweist auf die amerikanische (jüdische!) Philosophin Judith Butler, die seiner Ansicht nach „jedes Mitempfinden für die israelischen Opfer“ verbietet. In einem kürzlichen Interview mit der Frankfurter Rundschau sagte Butler aber:  „Die an der israelischen Zivilbevölkerung begangenen Greueltaten waren entsetzlich und können weder hingenommen noch rationalisiert werden.“ „Greueltaten….entsetzlich“ – nicht „Mitempfinden“ genug? Dann möge Herr Mangold erklären, wie er einen Artikel von einer ganzen ZEIT-Seite zum Thema schreiben kann, ohne mit einer einzigen Silbe ein Mitgefühl für die unzähligen palästinensischen Opfer im Gaza-Streifen, die nicht Mitglieder der Hamas sind, zu äußern. Verdienen sie nicht unser Mitgefühl? Sind sie etwa selber schuld an ihrem Unheil?  Ich zitiere weiter Judith Butler – um die gesamte ZEIT-Redaktion, die zur Zeit einen gleichgeschalteten Eindruck macht, an ihre journalistische Sorgfaltspflicht zu erinnern: „Wenn wir uns für Gründe interessieren, warum es zu dieser Gewalt kam, sollten wir in der Lage sein, die Geschichte zu rekonstruieren, um sie besser zu verstehen. Historisch zu verstehen, warum es zu dieser Gewalt kam, ist nicht gleichbedeutend mit der Billigung von Gewalt. Die Geschichte darzustellen und ein moralisches Urteil zu fällen, ist nicht dasselbe.“ „Kontext“ war früher einmal eine journalistische Tugend; in der ZEIT-Redaktion ist es anscheinend nur noch ein Schimpfwort.
Wilhelm Otto Deutsch

Ihr Artikel ist sehr interessant und teils noch überraschend, aber unter dem Strich sind die Beobachtungen eher erleichternd als bedauerlich: Die an sich gut gemeinten und teilweise verdienstvollen Anliegen und Bemühungen der Woke-Befürworter haben am Ende  ein derart übertriebenes Maß, Missbräuche, Bevormundungen, Verteufelungen von missliebigen Personen, kontraproduktive Ergebnisse  und Heucheleien hervorgebracht, dass zumindest ihre Auswüchse nur noch schwer erträglich waren.  Zu solchen Auswüchsen gehört offensichtlich auch, wenn sich radikal übereifrige und selbstgerechte „jedes Mitgefühl“ für israelische Opfer des brutalen Hamas-Überfalls vom 7.10.23 verbaten, so dass sich selbst friedensliebende linke und die Rechte der Palästinenser respektierende Juden „verraten und verkauft“ fühlten.  Die „Auslöschung des israelischen Staates“ zu fordern, ist zwar theoretisch nicht unbedingt genozidal gemeint, aber zumindest sehr verdächtig und sehr nahe dran auf eine Auslöschung oder zumindest Vertreibung aller Juden auch im völkerrechtlich anerkannten Teil Israels hinauszulaufen. Das wird auch dadurch nicht gerechtfertigt, dass auch radikale oder anmaßende Bewohner Israels etliche Palästinenser vertrieben oder gar ohne Notwehrberechtigung getötet haben. Auch die Verteidigung einer als Plagiatorin und Betrügerin entlarvten Uni-Präsidentin, sie werde nur rassistisch motiviert verfolgt oder verleumdet, ist mutmaßlich typisch für den nicht seltenen Missbrauch von Rassismus-Vorwürfen für eigene auch illegitime Vorteile.  Ihr Befund des moralischen Bankrotts der Hypermoralisten ist berechtigt und zeigt auch auf, wie wichtig nicht nur hier eine Unterscheidung von moralischen und ethischen Werten und Forderungen einerseits und Hypermoralismus andererseits ist.
Es wäre nämlich fatal, wenn nun alle moralischen und ethischen Maßstäbe und Forderungen als „moralistisch“ abgelehnt oder gar als Gängelei oder Bevormundung verteufelt würden, wie es leider bei vielen populistischen Politiker*innen leider auch demokratischer Parteien praktiziert wird. Der Rassismus und einige andere xy-ismen sind reale Probleme, aber wahrlich nicht nur weißer Männer, sondern leider in der Natur des Menschen mit dem starken Gruppendenken und Gruppenfühlen angelegt.  So gelten die positiven Gefühle und Verhaltensweisen seit jeher vornehmlich den Mitgliedern der eigenen Gruppe, des eigenen Kollektivs, während andere und vor allem Fremde deutlich gleichgültiger, unempathischer, wenn nicht gar feindselig bewertet werden.  Entsprechend werden den eigenen Gruppenmitglieder regelmäßig positive, manchmal schöngefärbte Eigenschaften und Werte zugeschrieben, denen anderer Kollektive entsprechend, vor allem im Zweifelsfall, negatives zugeschrieben wird mit entsprechendem Misstrauen, Verachtung oder gar Feindschaft
Peter Selmke

Allmählich scheint ein Hauch von Einsicht die Hirne der woken Akademiker zu erreichen! Sie müssen schmerzlich erkennen, dass Wokeness, wie auch Gendern, nicht in den Köpfen und Herzen des einfachen Volkes verfängt! So dreht sich ihre Ideologie immer nur im (in den) gleichen Kreis(en) und läuft sich irgendwann tot! Schließlich landet sie auf dem großen Friedhof der Illusionen! Doch, auch die Geschichte der Ideologien verläuft in Zyklen und Wellen, so daß ihre treuesten Anhänger auf eine Wiedergeburt hoffen dürfen! Diesmal ist das Baby jedoch nicht nackt, sondern mit einem Tuch verhüllt, damit man es nicht gleich wiedererkennt. Einziges Identifikationsmerkmal: das Tuch ist nicht weiß!
Ulrich Pietsch

Vorab dem ZEIT-Feuilleton vom RvM: Chapeau! Der kultiviert lockere, zudem (literarisch) geistesschürfende und kulturell en vogue erkennbare Ijoma Mangold scheint in diesem ganzseitigen Artikel „Das Ende von WOKE“ sich als beobachtender Trendsetter in DIE ZEIT doch sehr weit prognostizierend hervorgewagt zu haben, um die Veränderungen im (oft entgeisterten) Zeitgeist nun nicht mehr so woke als Standardausrüstung unausweichlich erkennbar zu wissen… Sein persönliches optisches Erscheinungsbild ist farbig, oder wie dies „woke“ genauer zu beschreiben wäre? – dunkelhellhäutiger gegenüber dem weißen Farbenbild der Mehrheit im umfärbten deutschen Alltagsleben… Die griechisch-antike philosophische Lehre der Kyrenaiker (4/3 Jahrhundert v.u.Z.) – besagt, dass besonders auch die optischen Erkennbarkeiten des anwesenden Seins (des Menschen, der Dinge) unmöglich zu erkennen sind – diese äußeren Vorhandenheiten nur durch die inneren Empfindungen der Sinnesorgane sich als Seelenbilder darstellen… Somit hatten die Kyrenaiker für sich selbst konkretere Sprachaussagen verwendet – z.B.: anstatt: „Ich sehe etwas Weißes“, die Aussage: „Ich werde geweißt“ – was bedeuten sollte: dieses – unser/mein Besichtigen: ist nicht tatsächlich die Farbe Weiß, sondern ich bin nur in meinem Empfinden (pathon) „geweißt“ – und mit dem falschen äußeren Besichtigen in der Übereinstimmung zu dem nichtvorhandenen Erkennen… Es also keine wahren Aussagen, Beweise (piseon) über das „Vorhandene“ geben kann: dies dadurch auch nicht in eindeutiger Sprache vermittelbar und erkundbar wäre… – selbst wenn die Masse der Nichtkyrenaiker für diese Vorhandenheiten gemeinsame Wörter (koina onomata) im Gebrauch haben für deren sprachlichen Alltagsverfügungen… Weiß ist also nicht gleich weiß und Schwarz nicht gleich schwarz – was auch mit jeder anderen Farbe oder Verfärbung zuträfe: nach deren philosophischen Lehre… Und der blinde Philosoph, Sophist und Wanderlehrer Deroxomos äußerte seherisch: „Wenn alle Menschen blind wären, gäbe es keine besichtigbaren Farben in dieser Menschenwelt – und es würde auch die sogenannte Schönheit oder Hässlichkeit nicht von den Menschen „erfunden“ und klassifiziert werden können… Selbst die Gefühle – die doch vom eigenen Beobachten ins Äußere durch Projektionen bestimmt werden – müssten aus einer anderen Bewertung und Verwertung sich vorfinden. Ich bin blind und dennoch seherisch! Meine innere Natur verbindet sich nur mit den Empfindungen meiner Gefühle in einem Seelenzustand der unvoreingenommenen Friedlichkeit. Somit kann ich Mensch sein ohne verletzende, sehende Vorurteile.“
Weiße/r zu sein ist kein Zustand der dies „bevorzugenden“ Natur, schlichtweg nichts anderes (in dem Genen-Zusammenspiel) als homo sapiens zum sexuellen Zusammenfinden von zwei „gleichfarbigen“ Menschen – und daraus erwächst wiederum ein „weißes“ Kind. Und ebenso ist es mit anderen sexuellen Zusammenfindungen in der Farbenskala der Natur – dort und da und irgendwo auf diesem Planeten: Farbenauffindungen in allen Menschenhautfarben zu dem sexuellen Menschentheater aus Freude an der Lust und dem Trieb zur Kopulation – und der Vermehrung hierdurch… Wir wollen im anderen gezeugten und geborenen Menschen, weiterleben – weil wir unterbewusst von den Religionsverheißungen eines „Weiterlebens nach dem Tode“ nicht wirklich überzeugt sind… Aber wieso beten gläubige Schwarze, Farbige: einen weißen blonden Jesus an – warum und in welcher un/überzeugbaren Gegenspiegelung zu ihrer optischen Existenz. Besteht hierbei nicht schon ein unüberbrückbarer Widerspruch zu dem weißen Bildnis dieses (phantasierten) jeweils Abgebildeten: der von den Weißen als ihr Erlöser manifestiert wird. Ist das nicht eine absolut extreme rassistische optische Glaubensanmaßung: der weiße, blonde jüdische Jesus von Nazareth als Gottes Sohn und Heiland und Farbenregulator unserer optischen Menschenerschaffenheiten…
Bestseller wurden geschrieben – u.a. von der „farbigen“ Alice Hasters „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen“ – hierzu der Konsens: dass alle Weißen rassistisch seien, aber in einem Zustand der Verleugnung lebten. (Aber was heißt hierbei „leb(t)en“? Was überhaupt ist rassistisch in einer Umgebung von Weißen, in deren Farbmajorität dann auch andersfarbige Menschen hinzukommen – da darf man doch vorerst einen längeren Moment verunsichert sein, wie doch auch im vorsichtigen „Abtasten“ von anderen weißen Fremden… Der eine oder andere, die eine oder andere: ist eben mehr oder weniger fremd zu dem jeweiligen Fremden und umgekehrt doch auch… Das ist durchaus eher normal in den zufälligen Begegnungen ohne näheres Zusammenkommen – und hat mit einer selbstbeschützenden Vorsicht zu tun: homo homini lupus? – egal in welcher Farbenanteiligkeit! Wenn Ijoma Mangold desweiteren öffentlich erklärt hat(te), dass er sich nie in Deutschland diskriminiert fühlte – wird dies sicherlich auch mit seiner selbstbewussten Persönlichkeit zusammenhängen, seiner klugen, vielseitigen Individualität als kultureller Intellektueller… Da ist man als Schwarzer oder Weißer oder Andersfarbiger kaum angreifbar – denn: zu vielen Menschen ist ihre selbstverschuldete Verblödung (ohne bildende Hirnauffüllung) geradezu ins Gesicht geschrieben… Untereinander diskriminieren sich diese Ungebildeten auf eine primitive Unart der Verrohung und körperlichen Anmaßung! Und das rammt in diesen unteren Abstufungen dann gegeneinander – Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Diesen massenhaften Darbietungen an Hirnlosigkeiten muss man aus dem Wege gehen – Primitivität hat leider selten einen friedliebenden Hintergrund, kochen schnell die unkontrollierbaren Emotionen hoch: „Passt Dir was nicht? Willste einen auf die Fresse haben?!“
Ijoma Mangold schreibt in seinem Artikel u.a.: „In einem anderen Mega-Bestseller jener Tage erklärte Ibram X. Kendi, dass es nur Rassismus und Antirassismus gebe – aber keinen Nicht-Rassismus. Unter Antirassismus verstand er eine kollektive Bußübung für alle Weißen, die den eigenen Makel bekennen (mea culpa, mea maxima culpa – Kendi ist nicht zufällig Theologe) und einräumen sollten, dass sie selbst schon rassistische Gefühle gehabt hätten. Jeder sollte sich zu seiner Schuld bekennen, oder er war Rassist. Neutralität war Kollaboration mit dem Feind. Oder, wie es damals hieß: Silence is violence.“ Und nun liest man „damals“ und „lebten“ – somit Vergangenheitsformulierungen, als ob nun deutliche Veränderungen im Verhalten der Menschen (gegeneinander) stattfinden, alle Menschen nun allmählich Brüder und Schwestern im Geiste des einhelligen Verständnisses (der nunmehr erlernten Gemeinsamkeiten) seien… Erkennt dies Ijoma Mangold aus der „Vergangenheit“ der Jahre 2014 bis 2022, wo das angeblich woke Denken und Bedenken sozusagen vorbildlich zu sein hatte… Ijoma Mangold hat hierzu seine Vorfindbarkeit in diesem Artikel exemplarisch so beschrieben: „Das Trübsinnige an dieser bleiernen Zeit war, dass die bürgerliche Mitte den Katechismus schluckte, um sich Ärger zu ersparen. So fehlte es an produktiven Debatten. Wer widersprach, fand sich gleich auf der anderen Seite des Frontverlaufs im Kulturkrieg. Jetzt hingegen ist der Bann gebrochen. Um es mit einem Begriff aus der marxistischen Ideologiekritik auszudrücken: Die Phase der Naturalisierung ist vorbei. Bis vor Kurzem herrschte ein Diskursklima, wonach es sich bei woken Haltungen keineswegs um ein bestimmtes ideologisches Set handelte, sondern um die ganz normale, naturwüchsige Moral, der sich jeder Mensch guten Willens notwendig anschließen müsse. Jetzt müssen woke Haltungen erstmal begründet und plausibilisiert werden, und man kann ihnen widersprechen, ohne als finsterer Reaktionär zu gelten.“  Boris Palmer wird da sicherlich ganz anderer Meinung sein – ihm sind diese eigenartigen Auffälligkeiten des Hinzumischens von Minderheiten als „Mehrheitsanteil“ dann doch auch sehr aufgefallen und er hat sich dazu entsprechend erstaunt geäußert! Die Grünen waren not amused!
Dem RvM-Leserbriefschreiber ist schleierhaft, woher Ijoma Mangold diese „beständig-anständigen“ neuesten Weisheiten realistisch vorfindet in der breiten Bevölkerung? (die doch solche Gedankenspiegeleien gar nicht in der geistigen Abrufung hat!) – aber sicherlich er in seinen privilegierten Umgebungen in DIE ZEIT und an anderen Bewegungsplätzen seines Arbeitsgebietes als kulturpolitischer Redakteur und Journalist. Ganz richtig erkannt: Wokeness war schon immer ein Eliteprojekt. Und glaube doch niemand, dass eine schöne, kluge schwarze Frau mit ihrem Selbstbewusstsein irgendwo in ihren deutschen Umgebungen irgendeiner Diskriminierung unterliegen würde – ganz im Gegenteil: auch die fettbäuchigen weißen Männer werden ihr zu Füßen liegen wollen, nur vergeblich! Solche Ablehnungen sind ganz normal unter den ungleichen Bedingungen, die uns Menschen die Natur auferlegt hat: Schönheit hat überall ihre Dominanz und wird verehrt – egal in welcher Farbenausführung. Und hierbei wird doch erkennbar, wie diskriminierend eine Gesellschaft mit ihren unansehnlichen, normal besichtigbaren Menschen umspringt – wie wenig Chancen ein unvorteilhafter optischer Mensch gegenüber einem schönen Menschen, hat: und da kann mann/frau sich noch so woke aufspielen: letztlich ver/führt die Schönheit zu ganz anderen Resultaten zudem: die oder den würde ich gerne im Bett haben wollen! Pusteblume mit der Wokeness ohne Raffinessen!
Wo wanken denn die „Geburtsstätten“ woker Denkweisen – etwa in den USA an den Universitäten? Im dortigen Volk aber läuft das Gegeneinander doch alltäglich zwischen den Farbenfronten – und auch immer nur offensichtlich im gemeinen Volk, diskriminieren sich ebenso weiß und Schwarz gegenseitig. In der kultivierteren Oberschicht läuft das alles eher distinguished ab – man zeigt nicht seine inneren Vorbehalte; die evtl. rassistischen Weißen oder Schwarze oder Gelbe oder Rote und Vermischungen: leben in einem Zustand der inneren Verleugnung. Und das ist ein ganz normales Verhalten zu einem vertrauten Gegenbild der eigenen Selbstauffindung, ohne aber den andersfarbigen Menschen bewusst rassistisch ablehnen zu wollen… Geht man als Mensch nicht eher in die Nähe seiner vorersten Wiedererkennungen – woke hin woke her! Das sind Selbstschutzmaßnahmen im Zustand der ewigen Verunsicherungen und Unsicherheiten in diesem doch gefährlichen Leben: egal in welchen Ländern oder Kontinenten! Die sexuellen Präferenzen sind doch unerheblich – wenn die Chemie stimmt, kann doch jeder mit jedem vögeln wie sie/ er es will: wenns denn zur (spontanen) Lust beiträgt. Eine andere Anmache läßt mann/frau zumeist sowieso nicht an sich ran: da muss die sexuelle Ausrichtung schon stimmen! Und zudem: Sollen sich doch die Menschen, die sich in ihren angeborenen Sexualorganen nicht wohlfühlen: im letzten psychischen Zwang auch umoperieren lassen – wenn sie damit glücklicher werden und das alles ertragen können… Lets change the difficult „natural“ Identity!
Was gibt´s noch alles zu bedenken, um gegen die Wokeness zu verstoßen – ja das Alter: das ist die allerschlimmste Diskriminierung zwischen den Menschenfiguren, wenn sich niemand mehr für die Altgewordenen interessiert, sie durch die Städte schleichen als seien sie garnicht vorhanden – Verfall als Abfall des Lebens zu diesen Abfälligkeiten der zeitjüngeren Menschen. Das ist die wahre Tragik in allen Hautfarben dieser industrialisierten Funktionswelt – die Abgeschobenheiten in die Altersheime ohne jedwede Hoffnungen auf innere Zuwendungen. Und das Draußen in der Außenwelt ist längst tot für diese isolierten Menschen, die ebenso einst vital und lebenskräftig waren, wie nun die anderen zeitlichen Todeskandidaten: die durch ihren verlängerten Zeitanteil ihre alternde „Zukunft“ verdrängen… Wie schreibt Ijoma Mangold sehr übersichtlich: „Der Begriff woke meint im Wortsinne erst einmal nur Wachheit, dass man also mit geschärfter Aufmerksamkeit auf gesellschaftliche Missstände achtete. Er wurde aber, seit er in den späten Zehnerjahren aus den USA nach Deutschland überschwappte, stets im Sinne eines bestimmten identitätspolitischen Programms gedeutet: Woke war man, wenn man in Gruppenidentitäten dachte und für eine stärkere Repräsentation marginalisierter Gruppen eintrat. Wenn also ein alter weißer Mann ein Argument vortrug, hieß es, hier wolle nur ein alter weißer Mann seine Privilegien verteidigen. Wenn hingegen ein Rapper den Mund aufmachte (selbst wenn sie aussah wie ein Angel von Victoria`s Secret), galt es als feministisches Empowerment…“
Die Menschen sehen nun mal unterschiedlich aus, sind in ihrer eigenen Haut oft nicht zufrieden, abseits von den Hautfarben: zu klein, zu groß, zu hässlich, zu unförmig, zu jung, zu alt, zu blöd, zu dumm, insgesamt zu unattraktiv – dann muss eben die alte Weisheit der Vergangenheit wieder herhalten: Jedes Töpfchen findet sein Deckelchen! Und zumeist erkennen ja die Menschen auch sehr unterschwellig, wo und wie sie zusammenpassen könnten – und wenn nichts mehr geht, muss man es sich eben selber machen, weil nichts mehr läuft – außer der Nase… Der RvM-Leserbriefschreiber versteht sich mit einem mitmenschlichen Empfinden für das Opfer – egal woher und welcher Mensch von irgendjemandem (aus welchem Gegenbild auch immer) terrorisiert und ermordet wird. Daher ist mir Ijoma Mangolds Definition jener scheinbaren Vorhandenheiten nicht erklärbar: „Dass in diesem Geschichtsbild der Staat Israel als Kolonialmacht betrachtet wurde, die es im Grunde auf einen Genozid an den „indigenen“ Palästinensern abgesehen habe, war zwar bekannt, wurde aber nicht als weiter problematisch empfunden. Das hat sich mit dem 7. Oktober schlagartig geändert. Plötzlich wurde unübersehbar, wie ernst es dem postkolonialen Lager mit seiner Israel-Gegnerschaft war. Die woke-linke Bewegung zerbrach in den radikal postkolonialen Flügel, der sich im Sinne Judith Butlers jedes Mitempfinden für die israelischen Opfer verbat, und in ein universalistisches Lager, dem Terror Terror war. Der jüdische Pianist Igor Levit, bis dahin vielleicht der vollkommenste Posterboy woker Gesinnung, war plötzlich politisch heimatlos – und fühlte sich zu Recht verraten und verkauft.“
Aber kommen wir auf den Punkt: die Unterüberschrift zu diesem Artikel lautet –„Inklusion und Diversität gelten als moralische Leitwerte. Doch jetzt nimmt der Zeitgeist eine überraschende Wende.“ Hier irrt sich der Autor dieses Artikels: – selbst, wenn er Universitätsveränderungen in den USA und auch Firmen anführt, die ihre Verhaltensstrukturen geändert haben, ihre jeweilige Marketing-Strategie umorientieren… Ganz deutlich wird hier in Deutschland besichtigbar: dass die weiße Bevölkerung sich fortwährend durch die Werbung mit schwarzen Menschen und anderen Optiken allmählich (verinnerlicht) verändern soll: dass diese weiße Gesellschaft sozusagen auferzwungen eine bunte zu werden hat… Doch die Menschen durchschauen diese Bewerbung mit dem farbigen Hammer sehr genau und lassen sich nicht auf diesem zu offensichtlichen „Umweg“ über die Werbung radikal „mit verfärben“ – das alles braucht seine Zeit und kann auch nicht durch Millionen von Migranten einem Volk: sozusagen „im Zeitraffer“ von der Politik zugemutet werden… Dass dies nicht funktioniert und die Proteste sich durch die Wählergunst zu einer AfD als Alternative ausrichten: ist doch offensichtlich und wird dennoch immer noch von der Ampel-Regierung ohne Reaktionen hingenommen – obwohl die Weichen noch anders gestellt werden könnten hin zu einer lebbaren Demokratie ohne das Volk zu überfordern… Den illegalen Wirtschafts-Migrationen muss Einhalt geboten werden!
Eine Partei wie die AfD zu verbieten, wird nicht möglich sein – denn dann müßten Millionen an Menschenparteinahmen mit verboten werden: die ja ihre Meinung erst durch das Wahlverhalten politisch kundtun können… Ijoma Mangolds Artikel für oder gegen Wokeness bzw. in der Vernunft zum mitmenschlichen Empfinden: hat eine bedenkbare Debatte in der Erweiterung mit angeregt. Dass Ijoma Mangold sich in Deutschland nie diskriminiert empfand, zeigt mir als weißer (inzwischen alter) Deutscher, dass meine Vermutung sich bestätigt: mit dem Selbstbewusstsein der eigenen Identität wird einem die persönliche Lebendigkeit des Lebens hier in diesem Land nicht streitig gemacht – auch wenn diese Gesellschaft keine Gemeinschaftlichkeit vorfinden läßt, denn: dieses kapitalistische System verlangt die Vereinzelung der Menschen in ihrer Dressiertheit zum Egoismus und dem Verlust an Empathie! Diversity, Equity, Inclusion – bringe das mal in der Masse der Menschen in eine philosophische Einheitlichkeit, wenn doch vorrangig jedes sexuelle Menschlein in diesem Menschentheater schauen muss: wie er/sie an eine Muschi oder einen Schwanz kommen kann: an denen zudem ein adäquater Mensch dranhängt, der möglichst auch noch Liebe für einen empfindet und treu bleibt und ansonsten auch noch all die Verantwortung mit übernimmt für den Nachwuchs und die unüberschaubare Zukunft an verbrauchender Lebenszeit in den endgültigen Abschied aus all diesen Verhaltensstrukturen… Da werden die Farbnuancierungen eher verundeutlichend eine Rolle spielen – die Menschen brauchen sich zueinander: die körperliche und seelische Liebe schreit nach den sich suchenden Verpaarungen. Der RvM-Leserbriefschreiber ist Ijoma Mangold insoweit dankbar – dass er zu/vor seinem zeitlichen Abgrund mit 75 Jahren hier zu diesem Artikel komplizierter mit nachdenken kann – und dennoch im Sinne keiner Selbstverleugnung (auch als Maler) im Leben munter drauflos lebt mit allen Farbenverführungen… Und ohne die gleichzeitige Feststellung, dass alle an die Farbe Grau (der Zukunft an „Gleichheit“) glauben müssten zu dem Farbenspektakel auf diesem Planeten auf der Suche nach dem Regenbogen ohne Vergänglichkeiten… Kurzum ohne Drumherum: nichts als Theaterdonner zu dem Deus ex Machina! Und philosophisch von Heraklit zum auch zeitlichen Lebensverfließen klar erkannt: „Panta rhei“ – oder aber mit Nikos Kazantzakis Epitaph zur individuellen möglichen Lebensweisheit: „Den elpizo tipota. De fovoume tipota. Ime léfteros.“ („Ich erhoffe/erwarte nichts, Ich fürchte nichts. Ich bin frei.“)
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld


Leserbriefe zu „Eine Charakterfrage“ von Roman Pletter

Von einem Leitartikel erwarte ich eine gründliche Sachkenntnis des angesprochenen Themas. Aus meiner Perspektive muss ich dieselbe leider bezweifeln. Das statistische „Monatsnetto von etwas mehr als 4.500 €“ kann nur die Menschen überraschen, denen die Landwirtschaft völlig fremd ist. Das „Monatsnetto“ ist nur ein Teil der Wirklichkeit, also die halbe Wahrheit. Die Wirkung halber Wahrheiten ist allgemein bekannt. Es geht hier nicht um „die Bauern“. Kein Bauer kann einen Landwirtschaftsbetrieb allein betreiben. Entweder arbeiten Mitglieder der Familie ebenfalls mit oder er beschäftigt Arbeitskräfte im Betrieb selbst oder in der Buchhaltung. Für Landwirte gibt es weder einen Tarifvertrag noch eine 38-Stunden-Woche noch eine 5-Tage-Arbeitswoche. Zur ganzen Wahrheit gehören die laufenden Investitionen, ohne die Keine Landwirtschaft zu betreiben ist. Abgesehen davon ist Landwirtschaft vom Wetter abhängig. Die Erträge sind davon abhängig. Der Landwirt allein trägt das wirtschaftliche Risiko des Betriebes.
Wenn das Geld knapp wird, verlangt die menschliche Vernunft, eine Bestandsaufnahme der Ausgaben vorzunehmen. Offensichtlich unterblieb das bisher. Im Rahmen der Entwicklungshilfe werden u. a.: – 300 Millionen Euro für Radwege in Peru, – 600 Millionen Euro für die Stärkung der Toleranz in Indonesien ausgegeben. Zu den in Rede stehenden 600 Millionen sollte man wissen, dass Indonesien ein islamisches Land ist. Jede Insel hat eine Moschee, die die Menschen über Lautsprecher mit Koran-Versen beschallt. Als ein Minister aus der Hauptstadt dem Wunsch betroffener Einwohner (offensichtlich „Ungläubige“) auf Reduzierung der Lautstärke nachkam und die Moschee-Gemeinde darum bat, lehnte der Imam diesen Wunsch ab. Der Minister konnte dem nichts entgegen setzen. Wer meint, mehr als eine halbe Milliarde Euro „für die Stärkung der Toleranz in Indonesien“! ausgeben zu müssen, sollte im Koran die Sure 9, insbesondere dort die Verse 5 und 29 nachlesen. Diese Millionen sollten besser in Deutschland eingesetzt werden, um junge Muslime hier über unsere Grundwerte unter den Muslimen aufzuklären und die Toleranz zu stärken.
R. Reiger

Ist wahrheitsgemäßer Journalismus und Ihr Textinhalt auch eine „Charakterfrage“ wenn Sie von einem durchschnittlichen Gewinn Einkommen von 115 000 Euro jeden Landwirt pauschalisieren. Die Spanne liegt von 45000 Euro bis zu 115 000, hier wird subjektiv suggeriert, dass die Subventionskürzungen keinen derartigen heftigen Protest rechtfertigen. Deutschland wird auch nicht “ ärmer durch die Demografie oder Energiewende, die Steuereinnahmen sind jedes Jahr gestiegen. Die Wirtschaft und Unternehmens – Vorstände halten sich mit Äußerungen in der Öffentlichkeit in heiklen allgemein Gesellschaftlichen Fragen zurück – der BDI Präsident Herr Russwurm hat aktuell reagiert – der Rechtsextremismus schadet auch der Wirtschaft selbst. Ein Charakter hat jeder Mensch ‚ ob gut oder schlecht – das gilt auch für alle, die als Medienvertreter die Verantwortung für ihre Texte  tragen
Thomas Hauschild

Danke an Herrn Pletter, dass er die Kritik an der Ampel (unseren gewählten Vertretern) in vieler Hinsicht relativiert. Die Ampel wurde in letzter Zeit von vielen Medienvertretern in unverantwortlicher Weise verrissen, was der AfD geholfen hat. Sie hatte durch den Kriegsausbruch von Anfang an sehr erschwerte Bedingungen zu bewältigen. Von Anfang an redeten viele deutsche Medien das Vorgehen der Regierung und das von Kanzler Scholz schlecht, Beispiele: Lanz, heute-journal (Sievers), Deutsche Presseagentur beim Scholz-Besuch bei Biden im Februar 2022, um nur einige zu nennen. Das besonnene Vorgehen von Scholz wurde immer wieder schlecht geredet. Auch der Wirtschaftsminister sprang über seinen grünen Schatten, fuhr nach Katar und erreichte insgesamt, dass weder letzten Winter noch diesen Winter die Heizungen ausgingen, weil die Gasspeicher voll waren. Auch hier wurde das Vorgehen von vielen Medienvertretern ständig madig gemacht. Ich nannte dieses Vorgehen in den letzten zwei Jahren unseriös. OK, das Heizungsgesetz ging extrem schief. Wer viel arbeitet, macht aber auch mal Fehler. Es ist auch unverständlich, dass die Regierung nach dem Bundesverfassungsgerichtsurteil keinen Plan B hatte. Allerdings haben wir zum ersten Mal eine Dreierkoalition und seit zwei Jahren eine extrem schwierige Weltsituation. Egal was die Regierung in dieser extrem schwierigen Lage gemacht hat, viele Medienvertreter, besonders bei den Öffentlich- Rechtlichen, haben das immer schlecht geredet und madig gemacht, sodass das Vertrauen in unsere Regierung litt.
Es wurde immer wieder gewertet, geurteilt und Stimmung gemacht. Mit dieser Meinungsmache haben sie wesentlich dazu beigetragen, dass die AFD immer stärker geworden ist. Das sollte man sich mal bewusst machen. Die Regierung hat in den letzten zwei Jahren das Meiste gut hinbekommen, in dieser schwierigen Situation. Sie hat vieles angepackt, was von den Vorgängerregierungen versäumt wurde (Stromtrassen, Wasserstoffwirtschaft, Hindernisse bei regenerativen Energien, …)! Das jetzige Verhalten vieler Medien muss ich deshalb inzwischen nicht unseriös, sondern unverantwortlich nennen. Man hat immer öfter den Eindruck, es geht nicht um verantwortungsvolle Berichterstattung und kritische Hinterfragung, sondern hauptsächlich darum, dass sich Medienvertreter nur noch selbst profilieren, z.B. wegen der Einschaltquoten u.Ä. Sie sind daher mitverantwortlich für Unzufriedenheit und das Erstarken der AFD. Repräsentative Demokratie heißt, dass der Regierung bei der Wahl das Vertrauen für die nächsten vier Jahre ausgesprochen wurde, es heißt nicht, dass sie ständig von den Medien und von der zum Teil aufgewiegelten Öffentlichkeit bei ihren Entscheidungen unter massiven Druck gesetzt werden sollte!
Reinhard Döhnel

Nach dem üblichen Ampelbashing ein Lichtblick: der wunderbar auf den Punkt treffende Artikel von Roman Pletter über die Verantwortung der Wirtschaftsführer (und der Reichen) für unsere Demokratie. Ja genau, und diese Verantwortung ließe sich gleich auch der CDU/CSU überhelfen, denen Demokratie wurscht zu sein scheint, wenn man nur die Ampel irgendwie desavouieren kann.
Sabine Korsukéwitz

Kann mir mal jemand verraten, wie es einem derart schwachen Textbeitrag gelingen kann, auf die Titelseite der ZEIT zu kommen. Über weite Strecken ist er nachweisbar fehlerhaft und durchgehend tendenziös. Fangen wir mit den Keulen an. „Vertreibung deutscher Staatsbürger mit Migrationsgeschichte“: Wenn wir schon bei Unrechtsvermutungen und Mutmaßungen sind. Nichts ist doch unwahrscheinlicher als dieser Vorwurf, denn man hätte genug damit zu tun, eine Strategie zu entwickeln, wie man Hunderttausende illegal Zugewanderter wieder in ihre Heimatländer zurückschicken kann. Traurig, dass sich damit „Geheimzirkel“ auseinandersetzen müssen, das wäre eigentlich Aufgabe der Regierung. Gegen den Willen von mindestens 70 % der deutschen Bevölkerung wählt die Ampel zur Vermeidung unliebsamer Rückführungsaktionen und zum Zudecken einer klar fehlerhaften Migrationspolitik aber lieber den undemokratischen Weg der Einbürgerung. NS-Ideologie Weidel: 
Nun, vielleicht hat Müller recht und der Verfasser unrecht, oder hat er klare Belege für so einen Rundumschlag?
„Bauern lassen Rechtsextreme gewähren“. Der Verfasser müsste mitbekommen haben, wie ordentlich und friedlich diese Massendemonstration abgelaufen ist. Linke Demos könnten sich ein Beispiel daran nehmen. Bäuerliche Ordner haben nach Kräften alles getan, um Vertreter anderer Anliegen herauszuhalten. Die paar Unentdeckten genügen dem Verfasser aber, das Ganze in ein schlechtes Licht zu rücken. „Die Hälfte der bäuerlichen Einkommen stammen aus öffentlichen Mittel“ Das Einkommen von Landwirten ist, im Unterschied etwa zu Tariflöhnen, Ergebnis der Gegenüberstellung von betrieblichem Aufwand und Ertrag. In diesem Sinne sind die öffentlichen Mittelzuweisungen nicht Teil des Einkommens, sondern ein Bruchteil des Betriebsertrages, dem der Betriebsaufwand gegenzurechnen ist. Ihrer Deutung nach dürfte es in landwirtschaftlichen Betrieben dann ja keinen Verlust geben, leider gibt es den aber. „Kürzung relativ kleiner Subventionen“ Wer jetzt immer noch nicht begriffen hat, dass Dieselrückvergütungen keine Subventionen sind, dem ist tatsächlich nicht mehr zu helfen. Tatsächlich sind es wohlbegründete Steuerbemessungen. Ihre Abschaffung ist demnach keine Subventionskürzung, sondern eine unbegründete Steuererhöhung. Diese Tatsachenbeschreibung passt aber wohl nicht ins Weltbild des Verfassers.
„115.000 € Betriebsgewinn“ Also rotzfrecher kann man den uninformierten Leser nicht hinter die Fichte führen. In den Jahren 2010 bis 2021 lag der durchschnittliche Betriebsgewinn jeweils zwischen 40.000 und 60.000 €. 2022/2023 stieg er als klarer Ausreißer auf 115.000 €. Wenn wir über diese Zeitspanne, sozusagen als Einkommenspotenzial, einen Schnitt bilden, sind wir bei durchschnittlich 63.000 € Jahresgewinn. Zum Realisieren eines Gewinns dieser Größenordnung sind mindestens zwei Vollarbeitskräfte erforderlich. Nachdem es sich dabei um Familienarbeitskräfte handelt, sind die aus dem Betriebsgewinn zu entlohnen. Weiter sind betriebswirtschaftlich unabdingbar ca. 10.000 € für Nettoinvestitionen zurückzulegen. Das Einkommen einer Ak beträgt also lediglich 28.000 €, welches dann auch noch der Einkommensteuer zu unterwerfen ist. Wenn da mal monatlich 1.800 € übrigbleiben, dann ist aber schon alles gut. Erkennt da der Verfasser einen „kleinen“ Unterschied zu seinen 4.500 € Monatsnetto? Vermutlich nicht! Zur „Charakterfrage“. Man gewöhnt sich daran: Wer nicht linksgrün denkt, ist nicht nur rechts, sondern gern ultrarechts, undemokratisch und hat zudem einen schlechten Charakter. Klar, wer bei der Migrationsfrage an der Durchsetzung geltenden Rechts interessiert ist, muss ja zwingend ein übler Bursche sein. 
Ich hingegen würde da im Gegenzug dem Verfasser dieses Artikels, der ja so massiv auf die Begradigung des Charakters Andersdenkender Wert legt, sehr dazu raten, seinen eigenen Charakter einem intensiven Lernprozess auszuliefern. Liebe ZEIT-Chefredaktion! Jeder darf gern solche Texte verfassen, wenn er sie anschließend gleich wieder in die Tonne tritt, aber Derartiges an prominenter Stelle zu veröffentlichen, ich bitte Sie! Denken Sie daran, dass viele Leser so ein Elaborat als bare Münze nehmen und damit nicht nur im Bekanntenkreis argumentieren. Wollen Sie das wirklich???
Konrad Gold

Roman Pletter fordert zu Recht, dass sich auch deutsche Unternehmen im Kampf gegen den Rechtsextremismus einsetzen müssen, um unsere Demokratie zu schützen. Hier geht es sich aber nicht um Charakterfragen oder Charaktertests für die deutsche Wirtschaft. Es geht um Lernfähigkeit, die zu der moralischen Selbstverständlichkeit führt, aus der passiven Rolle des Beobachtens herauszutreten und aktiv gegen die rechte Gefahr einzutreten. Dabei unterstelle ich mal, dass die meisten Unternehmen und deren Leitungen dazu in der Lage sind, denn Lernfähigkeit ist die Grundlage für erfolgreiches Wirtschaften. Ob hierzu überhaupt eine Lernbereitschaft vorliegt, das ist sicherlich eine Charakterfrage. Bauern sind Unternehmer. Die Bauerproteste sind für mich in diesem Zusammenhang trotzdem kein passendes Beispiel. Der Protest der Bauern, gerechtfertigt oder auch nicht, ist nicht dadurch automatisch delegitimiert, wenn einige wütende Bauern Galgen an ihren Traktor montieren oder Rechtsextreme in deren Windschatten ihre eigenen Ziele verfolgen. Abgesehen vom Präsidenten des Bauernverbandes haben sich die Teilnehmer dieser Proteste ganz überwiegend von rechtsextremistischen Umtrieben distanziert. Das nehme ich ihnen ab und denke, dass je nach Betriebsform oder Betriebsgröße nicht alle Bauern auf hohem Niveau klagen.
Roman Pletter generalisiert allzu sehr, wenn er die Persönlichkeit der Deutschen als Vollkasko – Volk bezeichnet und ich frage mich, wie er darauf kommt.  Ernsthaft, Charakter – und Persönlichkeitsbildung durch die Politik? Um die rechte Gefahr abzuwehren? Spätestens seit Corona leben alle in der Dauerkrise und die Zeiten des Zumutungsentzugs sind tatsächlich vorbei. Die Zukunft sieht im Moment nicht besonders rosig aus. Die Menschen müssen wissen, was auf sie zukommt, um sich darauf einzustellen.  Nur so kann Vertrauen in die politisch Verantwortlichen bleiben oder entstehen. Es ist die politische Pflicht der Regierung, der Opposition und anderer demokratischer Parteien, sie darüber aufzuklären. Natürlich kann eine deutliche Klarstellung, dass AfD und Rechtsextreme außer Parolen und dunkler Pläne keine Lösungen anzubieten haben, nicht schaden, selbst wenn dies die Mehrheit der Bevölkerung längst begriffen hat.
Regina Stock

Lächerlich, die protestierenden Bauern als quasi demokratiefeindlich zu brandmarken. Es wird immer abwegige Ideologien, Parteien und Organisationen geben, die sich neben, hinter und unter eine Demo mischen. Da können die Veranstalter nix oder nur wenig tun. Aber, die Gründe für diese Demo werden nicht weniger relevant, nur weil sich auch ein paar Rechtschaoten, diese auf ihr Schild schreiben.  Dafür jedoch die ganze Demo der Bauern zu diskreditieren ist eher bedenklich. Sie als Leitartikler stellen in ihrem Beitrag groß die Charakterfrage und wollen doch bloß suggerieren, wer nur ein Prozent der „Wirtschaftsleistung“ ausmacht, soll nicht noch zusätzlich das „Maul“ aufreißen, sonst bestrafen sich die demonstrierenden Bauern auch noch selbst bzw. „die Hand, die sie durch Subventionen füttert“. Das ist blanker Zynismus. Zumal die Lebensmittelindustrie, grad bei uns in Deutschland, die Erzeuger (zumindest die kleinen und mittleren Betriebe) fest in der Hand hat. Für mich stellt sich hier die „Charakterfrage“ eher umgekehrt, wenn jemand durch Stimmungsmache im Leitartikel, die Tatsachen derart verdrehen will.
Roland Peter

Das Nettogehalt eines Arbeitnehmers stellen Sie zum Vergleich neben den Gewinn eines Unternehmens. Dies ist wie der sprichwörtliche Vergleich von Äpfeln mit Birnen.  Der Gewinn der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe im Wirtschaftsjahr vom 1.7.2022 bis 30.6.23 war mit 115.000€ ein Rekordwert, also noch nie so hoch und wird wohl auch so schnell nicht wieder erreicht werden, schon gar nicht im laufenden Wirtschaftsjahr. Vom Gewinn hat der Unternehmer noch die Beiträge an die Renten- und Krankenversicherung (es gibt hier keine Aufteilung auf Arbeitnehmer und Arbeitgeber) und die Einkommen- und Kirchensteuer zu zahlen. Außerdem gehören zur Landwirtsfamilie häufig 3 Generationen, oft mehrere Kinder und die Eltern der Bewirtschaftergeneration, die meist Kost und Logis und auch Bargeld erhalten (die Teil-Altersrente reicht oft nicht). Die Abschreibung für die im Betrieb vorhandenen Maschinen, Gebäude und baulichen Anlagen ist zwar bei der Berechnung des Gewinns bereits abgezogen. Neuanschaffungen kosten aber oft das Doppelte vom ausrangierten Gut (zum Teil mehrere Hunderttausend Euro, Gebäude teils im Millionenbereich). Nettoinvestitionen sollten aber zumindest teilweise mit Eigenkapital (also aus dem Gewinn) finanziert werden. Außerdem weiß ein Unternehmer erst nach dem Ende eines Geschäftsjahres, wie hoch der Gewinn war. Bei Arbeitnehmern werden die Beiträge für die Sozialversicherungen und die Lohnsteuer vom Arbeitgeber abgeführt. Ledige Arbeitnehmer mit Spitzenverdienst dürften im Allgemeinen keine Kinder und Eltern zu versorgen haben. Und sie wissen schon Monate im Voraus, wieviel sie in den nächsten Monaten ausbezahlt bekommen (durch Prämien oder Ähnliches könnte sich der Betrag eventuell erhöhen).  Bei den Protesten der Bauern geht es vordergründig nur um wenige Prozentpunkte (Dieselbeihilfe), tatsächlich aber um grundsätzlichere Probleme, wie die Gespräche mit Journalisten und Politikern deutlich gemacht haben
Adolf Ronnenberg

Natürlich oder leider hat Herr SCHOLZ bis dato nicht zur Charakterbildung der Deutschen beigetragen … wer hat das schon in der Vergangenheit. Und es ist auch wahr, dass Herr SCHOLZ mit der Politik des Zumutungsentzugs das Persönlichkeitsprofil der Deutschen in Richtung Vollkasko-Mentalität be- resp. verstärkt hat. Es ist aber auch schwer in einer Zeit der weltweiten Unsicherheiten, Krisen und auch Kriegen nach Art von Angela MERKEL zu sagen „Wir schaffen das“. Diesbezüglich darf aber einfach auch nicht außer Acht gelassen werden, dass seinerzeit eine Große Koalition regierte, während heute die Partei von Angela MERKEL doch oft den Eindruck vermittelt, sie bestehe nur noch aus Besserwissern und Einfaltspinseln.
Roland ZAHN

In diesem Artikel wird der Gewinn eines landwirtschaftlichen Betriebes als Einkommen eines Landwirts dargestellt, was so nicht stimmt. Es arbeiten in der Regel mindestens zwei Personen auf dem Betrieb. Es müssen die Sozialversicherungen bezahlt werden und von diesem Gewinn muss noch Maschinen und Gebäude investiert werden. Außerdem wird der durchschnittliche Gewinn für 2023 um 20 bis 30Prozent sinken, da die Preise für Getreide und Milch stark zurückgegangen sind. Landwirte sind somit keine Spitzenverdiener, im Gegenteil in einem guten Jahr wie 2022 kommen sie an den Durchschnittsverdienst, ansonsten liegt er darunter. Dafür arbeiten die Landwirte 7 Tage die Woche und versorgen die Bevölkerung mit hochwertigen Nahrungsmitteln. Da wäre mehr Wertschätzung und keine zusätzlichen Belastungen angebracht.
Johanna Kees

Wo sind die Trecker gegen rechts? Vor einigen Wochen demonstrierten Landwirte bundesweit für ihre (wohl berechtigten) Partikularinteressen und legten vielerorts den Verkehr lahm. Die übrige Gesellschaft akzeptierte zähneknirschend aber meist doch solidarisch die daraus entstandenen massiven Einschränkungen ihres Alltags. Nun gehen hunderttausende Menschen aus breiten Bevölkerungsschichten auf die Straße, um ihre (mindestens ebenso berechtigte) Sorge und Empörung über die Umtriebe rechtsextremer Wölfe im Schafspelz auszudrücken. Unterstützt wird diese Bewegung inzwischen von den meisten Parteien, den Kirchen und (Teilen) der Wirtschaft. Wo aber sind die Trecker gegen rechts? Wo sind (metaphorisch gesprochen) die Misthaufen vor AfD-Parteizentralen, wo die Traktorenblockaden von rechten Aufmärschen? Das ist nicht als Kritik gemeint, sondern als Einladung: Liebe Bauern, macht mit! Gebt etwas von der Solidarität zurück, die ihr erfahren habt! Und nutzt diese Gelegenheit, um der Gesellschaft zu zeigen, dass rechte Unterwanderungsversuche tatsächlich an eurem Anstand scheitern werden! Übrigens, die Landwirtschaft wäre von der Umsetzung der rechten Pläne mit am stärksten betroffen: Wohin mit der Überproduktion an billigem Schweinefleisch in einem rein nationalen Markt? Wer pflückt die Erdbeeren, wer sticht den Spargel in einem „Deutschland den Deutschen“? Wer ersetzt die milliardenschweren EU-Subventionen nach dem „Dexit“? Gegen die dann drohenden Einkommensverluste sind die Agrardieselsubventionen nur ein Taschengeld…
Jan Querengässer

Ich habe den Steuerflüchtlingen von Müller-Milch mitgeteilt, dass ich ihre Nazi-Molken, -joghurts etc. nicht länger kaufen werde. Der Betreff meiner Mail lautete: „Alles Nazi, oder was?“ Wenn das Schule macht, freue ich mich schon auf Höckes Vorwurf eines „Judenboykotts“, so, wie er der Zivilgesellschaft gerade „Nazi-Fackelmärsche“ vorgeworfen hat. Ich jedenfalls habe bei den Antinazidemos keine Fackeln gesehen, wäre ja widersinnig gewesen, tagsüber mit Fackeln rumzu“marschieren“. Und von Trump lernen, heißt lügen lernen, was die Teilnehmerzahlen und angeblich leeren Plätze an der Alster angeht.
Thomas Manthey


Leserbriefe zu „Tja“ von Anna Sauerbrey

Man kann in der Pauschalierung, Vorverurteilung und Schmähung einer Parlamentspartei schon AMTSMISSBRAUCH sehen! Die Tobsuchtsanfälle von Nancy Faeser-Kinsky, unter deren Ägide Terroristen, Drogenkartelle, kriminelle Großclans, Despoten, Warlords und expandierwilliger Islam in Armeestärken nach Deutschland einsickern, sind ein Armutszeugnis! Und das infantile Zählen von Demonstration zeiget nur, wieviele Wähler NICHT auf die Straße gehen! Ein paar Tausend Ampelfans sind NICHT die Millionen Bürger, die insgeheim auch das Gefühl der verlorenen Heimat haben! Der politische Säuberungsversuch der Ampel wird nach hinten los gehen, die Wähler werden Nancy und Co. in die Wüste schicken! Kein Volk lässt sich permanent als Rechtsextremist beschuldigen, nur weil die Ampel UND CDU ihre katastrophale Migrationsfehlpolitik entschuldigen will! Im Übrigen paktiert und handelt die scheinheilige Ampel mit Regenten, die ihre Bürger nach Deutschland DEPORTIEREN! Nehmt meinen Fehdehandschuh! NOTWEHRNEUWAHLEN, SOFORT!
Armin Schütz

Die kürzeste und beste Einschätzung des „Handelns“ unserer Regierung!
V. Kolander

Die These ist sehr alt, wird in jüngster Zeit allerdings stark vervielfältigt: Früheres, entschlosseneres und massiveres Eingreifen und eine progressive Bewaffnung würde schlimmeres Leid verhüten. Ebenso wie der heute so beliebte Terminus „Zeitenwende“ blendet dieses Denkmodell aber das „Vorher“ und bisherige Erfahrungen als schon überholt aus. Die Realität mag ganz anders aussehen: Die raumgreifende und gerne präventive, bisweilen auch sehr blutige Interventionspolitik seit 1993 hat sehr wenige bleibende Erfolge, dafür aber viele Opfer gezeitigt. Und auch im Falle der Ukraine dürfte die Welt heute völlig anders aussehen, hätte man die OSZE zumindest ebenso wie die NATO wertgeschätzt und ausgestattet. Auch das Besonnene kann Stärke und muss keine Schwäche signalisieren.
K. U. Voss

Die drei von der „Pannenstelle Ampel“ Olaf, Robert und Christian sind sicherlich nicht das Zentrum der Kontinuität oder klarer Ordnung. Sie sind „Einzelkämpfer“ ihrer jeweiligen Parteien und versuchen das eigene Klientel zu bedienen, meist ohne Rücksicht auf die Koalitionspartner. Dieses hochbrisante politische „Geplänkel“ raubt Kraft, Zeit und vor allem Vertrauen. Es fehlen deshalb: Weitblick, Innovation und zielgerichtetes Handeln, Dies gilt auch für nationale und internationale Zukunftspläne jetziger und künftiger Krisenherde. Sowie der Umgang mit „unbequemen“ und „gefährlichen“ politischen Führern in der ganzen Welt. „Die Hoffnung als Prinzip menschlichen Zusammenlebens aufzuzeigen und zugleich den Beweis erbringen, dass die Utopie keine Schimäre, sondern eine reale Möglichkeit ist“ (Ernst Bloch). Davon ausgehend ist eigentlich klar, dass „Schlagworte“ (Doppel Wumms, Zeitenwende oder Deutschland-Pakt) nicht sonderlich weiterhelfen. Zumal wenn sie nicht mit Inhalten und/oder konkreter Politik gefüllt werden. Tja! Warum nicht mal über den eigenen Tellerrand oder den begrenzten deutschen Horizont hinausschauen oder gar hinausdenken. Wo sind die sachkundigen und kenntnisreichen Politikberater, wie es sie früher gegeben hat. Vor der Zeit der Vergabe von wichtigen Stellen an Freunde und Verwandte aus der eigenen Blase, ungeachtet von Fachwissen. Eine gesonderte Art von „Fachkräftemangel“.
Wie will die Ampelregierung verlorenes Vertrauen zurückgewinnen und die Bürger/innen mit ins schlingernde und vom Kurs abgekommene Boot bekommen? Noch fehlen Ideen, Einsichten und Aussichten für künftige und absehbare neue Krisen. Von den alten ganz zu schweigen. Wie soll der Umgang mit einem amerikanischen Präsidenten Trump aussehen?  Wie geht es weiter in der Ukraine und im Nahen Osten? Das „Haushaltsproblem“ ist ebenfalls nicht zufriedenstellend gelöst. Warum nicht mal bei sich selbst anfangen zu sparen? Beispiel: Die massive Erweiterung des Kanzleramtes (Bereits jetzt ist es achtmal grösser als Weiße Haus mit 25.347 Quadratmeter für 600 Mitarbeiter.) Die Baukosten werden mit 777 Millionen Euro prognostiziert, einschließlich eines Hubschrauberlandeplatzes. Hier wären mehr Fingerspitzengefühl und Demut zur Verausgabung von Steuergeldern wünschenswert. Dies ist nur eine von vielen Maßnahmen, die auf den Prüfstand gehörten. Dazu mangelt es an konstruktiven Vorstellungen und Vorhaben den „Höhenflug“ der AfD zu stoppen. Bei all den zahlreichen „Baustellen“ ist die Kommunikation zwischen Regierung und Bürger so lakonisch.   Tja! Da bleibt nur das Prinzip Hoffnung.
Felix Bicker

„Das ganze Leben ist ein ewiges Wiederanfangen“, dieses Zitat kommt vom österreichischen Schriftsteller, Dramatiker, Lyriker & Librettisten Hugo von Hoffmannsthal (1874-1929), dem Mitbegründer der Salzburger Festspiele und dem „Erfinder“ des (Bühnenstücks) „Jedermanns“ im Jahr 1911! Und was hat das mit Donald Trump zu tun? Vielleicht sehr viel, denn Donald Trump steht bereits in den Startlöchern und vor einem riesengroßen Comeback in der Politik und dafür tut er alles: „Eines der Hauptprobleme heutzutage ist, dass die Politik so in Ungnade gefallen ist, gute Leute gehen nicht in die Regierung!“ Diese Weisheit stammt, na von wem wohl? Richtig, vom US-amerikanischen Unternehmer und den 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten „The First“ Donald Trump (*1946) selbst! Alles klar oder doch eher unklar!?
Klaus P. Jaworek

Dieser Leitartikel ist bösartig und böswillig, sofern die Autorin gängige deutsche Tageszeitungen liest (hier die „Süddeutsche“) auch wider besseres Wissen. Mit Meinungspluralität hat dieser Unfug nichts mehr zu tun. Mir stellt sich die Frage, warum die Chefredaktion das zulässt.
Hans-Ronald Niehus

Vielen Dank für die hervorragenden Hinweise und Bemerkungen zur evtl. nochmaligen Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten!  Der Seite-1-Artikel wie auch der auf S. 7 sind gruselig, zutreffend und unterhaltsam gleichzeitig. Wie wahr, Ihr Satz:  „Wenn man erst im Ernstfall handelt, ist er eben schon da, und man macht Fehler“.  In mancher Hinsicht ist die viel gescholtene „Ampel“, insbesondere ihr Wirtschaftsminister dafür nicht nur Beispiel, sondern weitgehend auch Opfer und Sündenbock für die Folgen früheren Regierungshandelns. Auch Ihre Vorschläge am Ende dieses Artikels sind hervorragend, wenn auch vielleicht noch ergänzungs-bedürftig. Vieles, was getan werden könnte und müsste, ist nämlich nicht nur im Fall von Trumps Wahlsieg oder gar gegen Jo Biden sinnvoll und nötig, sondern in jedem Fall  und auch zur stärkeren Unterstützung und Entlastung von Biden und damit vielleicht sogar zur Verhinderung eines Trump-Siegs,  wenn man ihm das Argument nehmen würde, die Amerikaner würden  von den Europäern ausgenutzt  und mit den Belastungen weitgehend allein gelassen, besonders dort, wo es zwar nicht nur, aber schwerpunktmäßig um europäische Gefahren geht. Natürlich gibt es nicht das eine Rezept und kann es auch gar nicht geben. Es wäre sogar eine Quadratur des Kreises, solange die Tabus aufrecht erhalten werden, das „Rezept“ dürfe keinesfalls neue Belastungen für Steuerzahler oder wen auch immer beinhalten, und genauso wenig neue Risiken.
Das Prinzip Hoffnung — dass alles gut geht — ist natürlich bequemer und weniger kontrovers,  ist aber keine Strategie, wie seinerzeit  dem verantwortlichen Manager  der Deepwater Horizon gesagt wurde, bevor es zur Korrektur seines  riskanten Profit-Beschleunigungskurses zu spät war.  Auch sagte ein Experte in einer kürzlichen Doku über Propaganda „Mit Hoffnung kann man Menschen auch vergiften — wenn es falsche (oder illusionäre oder zu unsichere) Hoffnungen sind“. Dennoch wird immer wieder in Interviews nach Hoffnung machenden Aussagen gefragt und diese fast gefordert, und kaum jemand traut sich darauf zu sagen, dass eine realistische Hoffnung inzwischen Bereitschaft zu großen Anstrengungen incl. „Belastungen“ oder „Verzichten“ und Infragestellung bisheriger Erwartungen und Bedingungen voraussetzt, zumindest von einem Teil der Bürger und nicht nur von den wenigen Regierungsmitgliedern.   Es geht nicht nur um den Mangel an Plänen oder Strategie, sondern auch um die Akzeptanz der zur Verwirklichung nötigen Anstrengungen, Kosten oder Belastungen, die nicht alle über Schulden auf die kommenden Generationen und die Inflationsopfer abgewälzt werden können und noch weniger dürfen. Der Artikel auf S. 7 bestätigt das alles praktisch nur noch: Es ist sehr verdienstvoll, dass wenigstens Sie es wagen, über die drohenden Gefahren beim Sieg Trumps zu schreiben. Die Gefahr der Überforderung der USA bei alleiniger Hauptverantwortung für Aggressionen Russlands und Chinas, schlimmstenfalls noch Irans und arabischer Gegner Israels gleichzeitig gilt ja nicht nur aus der Sicht von Trump und seinen rechten Unterstützern und Think Tanks, sondern ist auch ein Problem für demokratische Präsidenten.  Das zeigt auch wie falsch es ist, das Militär von Putin allein mit dem der NATO zu vergleichen, was dann nach luxuriöser Rüstung und Ausstattung der NATO aussieht, zumindest auf dem Papier.
Auch Selenskyj hat sehr Recht mit seiner Warnung, dass eine kurzsichtige Sparpolitik bis zum Im-Stich-Lassen gegenüber der Ukraine und anderen potentiellen Aggressionsopfern einen Ausfall großer Teile des bisherigen internationalen Sicherheits-Apparats bedeuten würde, angesichts der dann nicht mehr glaubwürdigen bisherigen Abschreckung und des dann viel geringeren Risikos aus Sicht von Aggressoren in verschiedenen Teilen der Welt.  Putins Destabilisierungs-Anstrengungen gegenüber allen bisher noch attraktiven Demokratien werden ja auch längst gegen uns gerichtet, mit Unterstützung von rechtsextremer Propaganda in den a-/sozialen Medien samt Lügen, Verleumdungen, Verdrehungen, Verfälschungen und Tunnelblicken auf halbe Wahrheiten wie etwa, dass unser Staat unsere Steuergelder an andere Staaten „verschenke“, womit sie meist Verschwendung suggerieren.   Bisher haben Mehrheiten in der öffentlichen Meinung andere Prioritäten als solche Zukunftsgefahren auch nur zu sehen, ganz zu schweigen davon sie um den Preis von mehr Kosten und Anstrengungen als bisher zu bewältigen.   Aber wie Sie im ersten Artikel andeuten:  Vielleicht können die Bürger doch mehr Realität und bittere Wahrheiten und Verantwortungen „verkraften“ als ihnen bisher zugetraut oder gewagt wird zu diskutieren.  Es hilft hier wie auch bei anderen Krisen wie dem Klima nichts mehr als es wenigstens zu versuchen. Wer es versucht, kann verlieren. Wer es aber nicht mal versucht, hat schon verloren.
Peter Selmke

Die europäische Friedensordnung nach dem 2. Weltkrieg war dadurch bestimmt, dass die USA, im Gegensatz zur Zeit nach dem 1. Weltkrieg, als Ordnungsmacht in Europa geblieben sind, damit eine stalinistisch-kommunistische Diktatur verhindert haben, die Westbindung Deutschlands forcierten, mit dem kapitalistischen System nicht nur den europäischen sondern auch den weltweiten Wohlstand mehrten, letztlich 1989/90 den Kalten Krieg gewannen. In dieser Pax Americana lösten sich die Kolonialreiche auf und ein Gebilde wie die Europäische Union konnte entstehen. Sollten die USA unter Trump Europa verlassen und der russischen Hegemonie überlassen, würden sie ihren Status als Weltmacht signifikant schmälern. Ihre asiatischen Verbündeten würden sich zudem fragen, ob sie sich auf den Schutz der USA vor der chinesischen Bedrohung verlassen können. Um die USA zu ihrem eigenen besten in Europa zu halten, sollten die Europäer den USA ein Angebot machen: wir Europäer stemmen den Großteil der konventionellen Verteidigungsanstrengungen, die USA verbleiben mit einem kleineren Kontingent insbesondere an der NATO-Ostflanke im Baltikum und in Polen. Zur konventionellen Verteidigung sollten mehr als 400 Millionen Europäer gegen ca. 130 Millionen Russen in der Lage sein. Es bedeutet natürlich, dass insbesondere Deutschland seine Verteidigungsanstrengungen erhöht, sicherlich in ähnlicher Weise wie im Kalten Krieg auf 3 bis 4% des BIP. Das sollte uns unsere Freiheit wert sein. Wo ein Wille, da ein Weg. Sollten die USA aber irrationalerweise Europa den Rücken kehren, so dürfte die aktuelle europäische Friedensordnung nicht zu halten sein: als Nicht-Atommacht dürfte Deutschland mit der Verteidigung Europas überfordert sein, zumal ein russophiler Bevölkerungsanteil von ca. 30 bis 40% (AfD, BSW, Linke, Teile von SPD u. CDU, v.a. im Osten) dem entgegenstehen würde. Auch die Franzosen dürften – wie schon 1939 – nicht bereit sein, ohne US-Backup für Warschau oder Tallinn zu sterben. Europa würde wahrscheinlich zumindest bis zum Rhein der russischen Hegemonie anheimfallen. Das Machtgefüge in Europa des 21. Jahrhunderts würde dann eher der Konstellation des 19. Jahrhunderts zu Zeiten der Heiligen Allianz ähneln.
Dirk Niemann

Sie beschreiben Herrn Scholz als phlegmatisch, unterkühlt, schulterzuckend, temperamentlos, fantasielos, lernfähig, lernt aber das Falsche! Unterm Strich: eine Null! Nun ist aber Herr Scholz nicht so wie Sie ihn gerne hätten – er ist Her Scholz und genau so ist er richtig! Ich stelle mich schützend vor ihn! Und merken Sie nicht, wem Sie mit Ihren Äußerungen in die Hände spielen? (entschuldigen Sie, ich musste mich spontan äußern, nachdem ich Ihr T j a gelesen hatte)!
Peter Waltenberger

Tja, Scholz-Bashing wie gehabt. Neu ist allerdings die Behauptung, die Regierung habe bislang von der Polykrise profitiert – die Umfragewerte deuten auf das genaue Gegenteil hin. Und darauf zu hoffen, dass sich durch die möglicherweise erforderliche energischere Unterstützung der Ukraine und verstärkte europäische Verteidigungsbemühungen der Triumphzug der AfD aufhalten ließe, ist mehr als naiv. Klar, die Regierung muss sich auf den „worst case“ vorbereiten. Aber koalitionsinterne Überlegungen zum jetzigen Zeitpunkt medienwirksam auszubreiten, setzte die unheilvolle Dynamik einer „self-fulfilling-prophecy“ in Gang – der Sieg Trumps erschiene dann als geradezu schicksalhaft und unvermeidlich, die berechtigten Hoffnungen, dass es doch noch anders käme, zerplatzten wie Illusionen.
Rüdiger Paul

Tja, ganz so einfach ist es nicht! Einfach ist es nur, mal eben die verantwortlichen Politiker als unfähige, mal wieder inaktive Regierungsmitglieder dazustellen, die – wenn sie denn überhaupt auf Krisen reagieren – dies natürlich wieder viel zu spät tun. Tatsächlich ist Europa bzw. die EU aktuell damit beschäftigt ein 50 Milliarden-Unterstützungspaket für die Ukraine zu verabschieden – noch blockiert von Ungarn. Hier wird hinter den Kulissen mit Sicherheit viel Arbeit geleistet. Und in Polen wird die neue Regierung bekanntermaßen durch die Vorgängerregierung und den polnischen Staatspräsidenten am Regieren gehindert. Mal eben gemeinsam mit Warschau anstelle der USA die Unterstützerrolle auszuhandeln und zu übernehmen, scheint gelinde gesagt naiv. Und was wäre es für ein Signal, zum jetzigen Zeitpunkt von der NATO und den USA abzurücken, indem man öffentlichkeitswirksam auf eine eigenständige Verteidigung Europas setzt? Das wäre ein Abwenden von der aktuellen amerikanischen Regierung und des Verteidigungsbündnisses sowie eine damit verbundene Schwächung der NATO. Es ist deutlich komplexer als im Leitartikel angesprochen.  Gestärkt werden durch diese Simplizität nur die Politikverdrossenheit und der Unmut über die Regierenden. Und es verwundert auch nicht, dass durch solche vereinfachenden Artikel, die aufgrund vermuteter Untätigkeit wieder nur das Versagen der Regierenden ableiten, die“ Vereinfacher“ im politischen Raum an Zustimmung gewinnen. Wenn Komplexität von Themen und die Tragweite von Entscheidungen nicht mehr dargestellt werden, muss sich auch jede Journalistin, jeder Journalist und die Redaktionen fragen, ob sie ihrer großen Verantwortung gerecht geworden sind. Man spricht nicht ohne Grund von den Medien als vierte Gewalt im Staate. Dies sollten sie immer bedenken…
H. Rubarth

Der Inhalt des Leitartikels von Frau Sauerbrey und die Fragen, die darin aufgeworfen werden, sind sehr treffend. Der sprachliche Duktus dagegen ist m.E. mehr als unpassend. Es ist der Versuch, sich dem Ton der Social Media anzupassen („Tja, ähm,danke“) . Alberne Metaphern (Habeck „Emo-Beauftragter“, „wie Supermario auf Steroiden“, „Butterkeks in der Hosentasche“) lassen den Artikel ins Belanglose abgleiten. Für die Titelseite der ZEIT wünsche ich mir mehr Ernsthaftigkeit – gerade bei einem so wichtigen Thema.
Christoph Hellge


 

Leserbriefe zu „Die blaue Gefahr“ von Anne Hähnig et al.

Vielen herzlichen Dank für Ihren Beitrag Hilflos gegen Rechts: Die blaue Gefahr, in DIE ZEIT vom 18. Januar 2024. Wieder waschen Sie Ihre Hände in journalistischer Unschuld. Als ob meinungsführende Medien wie DIE ZEIT nur kommentierend am Spielfeldrand stehen würden. Dabei tragen sie ganz erheblich zur aktuellen politischen Stimmung bei. Sie liefern doch erst den Schnee, der die populistische Schieflage in der Gesellschaft zur Lawine anschwellen lässt. Denn die andauernd in den Medien zur Schau gestellte Werbung für klimaschädliche tierische Produkte, SUVs, Flugreisen, Kreuzfahrten und Luxus verleugnen genauso die Wirklichkeit wie es die AFD tut. Ist es nicht gerade das verlockende Versprechen, dass wir uns bezüglich unseres KONSUMS in keinster Weise einschränken müssen, was die AFD so erfolgreich macht? Medien und AFD sind „Brüder im Geiste“. Denn sie bewerben diese Produkte auch noch mit redaktionellen Beiträgen, bzw. Schleichwerbung. Sehen Sie z.B. S 58 OMAN. Die große Mehrzahl der in DIE ‚ZEIT vorgestellten Reiseziele sind nur durch besonders klimaschädliche Interkontinentalflügen zu erreichen. DIE ZEIT arbeitet damit genauso der AFD in die Hände wie „das ZDF-Traumschiff“. Nach deprimierenden DIE ZEIT- und öffentlich-rechtlichen Klima Nachrichten bekommen immer mehr Menschen Lust auf solche Urlaube. Ergo: Die AFD und die Medien sind die größten gesellschaftlichen „Parteien“, die unablässig verkünden, dass es solche Urlaube oder anderen klimaschädlichen Luxus immer öfter und für immer mehr von uns geben muss.
Die emotional werbende Kraft der Medien verwandelt sich in Energie, welche die AFD anschiebt. Jeder realistische Aufruf zur Vernunft und zum Verzicht, der klimapolitisch dringend nötig ist, verpufft wirkungslos. Denn die AFD bietet eine klare Lösung, während demokratische Parteien von der Klimarealität gezwungen werden, immer mehr Gruppen zu bitten Kompromisse einzugehen und Verluste hinzunehmen. Niemand will dass, also wird lieber AFD gewählt! Darum werden auch Ihre Warnungen ungehört verpuffen. Sie beklagen vehement Wirklichkeitsverlust und historische Blindheit, den Beitrag der Medien weigern Sie sich aber zur Diskussion zu stellen. Dabei passiert jetzt nichts anderes als in den 90er, als die Medien den Nichtraucherschutz blockierten, weil sie darauf bestanden, den 3 bezahlten Studienlieferanten der Tabakslobby genauso viel Raum einzuräumen wie den 10.000 anderen. So hysterisch wie uns damals das Rauchverbot spaltete, so spaltet uns jetzt die klimaschädliche Werbung und wieder sind die Medien, also Sie, mittendrin.  Erst als die Tabakswerbung verboten wurde, gab es einen Wirksamen Nichtraucherschutz. Genauso wird es erst eine wirkungsvolle, realistische und aufrichtige Anti-AFD-Politik geben, wenn die wirklichkeitsverleugnende Werbung für klimaschädliche Produkte verboten wird.
Klaus Siersch

Wir erschrecken vor der inzwischen durchaus realistischen Option, dass die AfD Regierungsmacht erhält. Noch größer ist der Schrecken, dass es so viele Wähler gibt, die unbeirrt diese rechte Partei zur Macht verhelfen wollen. Wut als Motiv allein kann es nicht sein. Es muss rechte Gesinnung sein. Was aber lässt links-grün zu einem solchen Feindbild werden, das diese Gesinnung derart anwachsen lässt? Was ist das Bedürfnis, das hinter dieser Gesinnung steckt? Ich glaube, es ist das Bedürfnis nach Selbstermächtigung. Also eigentlich ein Bedürfnis, das aus aufgeklärter Sicht Unterstützung verdient. Wir sollten diese Ambivalenz nicht mit vereinfachenden Etikettierungen (wie z.B. brauner Sumpf) abräumen wollen. Damit erreichen wir nur das Gegenteil. Ja, wir müssen die AfD politisch stellen. Ja, wir sollten unseren Rechtsstaat vorsorgend besser schützen. Aber wir sollten auch unbedingt die Wähler da abholen, wo sie stehen, und das Bedürfnis nach Selbstermächtigung ernst nehmen. Und zwar ehrlich, auf Augenhöhe und nicht aus einer Überlegenheitsposition heraus. Der selbstbezogene Überlegenheits-Überbietungswettbewerb in der Ampel jedenfalls ist Gift. Für die Demokratie mehr Demut wagen!
Reinhard Koine

Noch schlimmer als jetzt kann es nicht mehr werden was Politik – Immigration – Wirtschaft -Schulwesen – Justiz – Ukraine – Kriminalisierung – EU diese Ausbeuter – Amerikanisierung – und vieles mehr. Die Angst sitzt tief bei den Altparteien und Medien, sie sind jede Diskussion mit der AfD seit 11 Jahren aus dem Weg gegangen sie hatten Zeit gegenzusteuern, jetzt wo ihnen der Schweiß ausbricht, wollen sie diese verbieten. DDR lässt grüßen
Wolfgang Wahl

Dieses Thema fand ich sehr gut dargestellt. Auch für mich im Alter von 75 Jahren stellt sich die braune Gefahr als sehr konkret dar. Man hat in vielen Ländern schon gesehen (USA, Israel, Polen, Ungarn usw.), wie rechte Regierungen die Verfassungsorgane ihrer Länder amputiert haben. Hier ist es mittlerweile sicher auch 5 vor 12. Wir können nicht abwarten, bis die Rechten -ggf. gemeinsam mit BSW – in die Position kommen, Verfassungsorgane zu blockieren oder mit eigenen Leuten zu besetzen. Erfreulich ist, dass die Bevölkerung jetzt auf die Straße geht. Unerfreulich ist, dass der Ernst der Lage in den Parteien scheinbar noch nicht erkannt wird. Das gilt für mich leider für alle Parteien. Merz, Söder und ihre Kollegen haben sich oft genug der AFD angebiedert und versucht, mit Positionen der AFD-Wähler zu sich zu ziehen. Das ist erkennbar deutlich gescheitert und hat die Rechte nur noch gestärkt. In der Ampel sehe ich ein Chaos in der Zusammenarbeit und in der Vermittlung von Beschlüssen.
In besonders negativer Weise stelle ich das bei der FDP fest, die nichts, aber auch gar nichts unternimmt, um beim Klimathema Fortschritte zu erzielen, sondern sich als Blockierer innerhalb der Koalition darstellt. Was heute im Kabinett beschlossen wird, wird morgen öffentlich kritisiert und die Partner – vor allem die Grünen – werden zu Buhmännern abgestempelt. So wird tatsächlich in der Bevölkerung der Eindruck erweckt, dass „die da oben“ außer Zoff nicht viel zustande bringen, und das schließt CDU/CSU total mit ein. Es ist höchste Zeit, dass sich alle Demokraten zusammentun und das Wohl unserer Demokratie als höchstes Ziel betrachten und nicht die Diffamierung der anderen Parteien. Daneben finde ich die Überlegung, den Politiker mit den deutlich schlechtesten Zustimmungswerten – Olaf Scholz – durch den mit den besten Werten, nämlich Boris Pistorius zu ersetzen, einen erfolgversprechenden Gedanken. Das könnte vielleicht dazu beitragen, die Frustwähler, die ja scheinbar bald die Mehrheit haben, wieder ins demokratische Lager zu ziehen. Dazu ist aber auch das schon geschilderte öffentliche Darstellen der politischen Arbeit unerlässlich. Viel Zeit haben wir nicht mehr!!
Hans-Werner Riemann

Die parteipolitischer Ränke unverdächtige NZZ, für manche der neutrale Zensor vom Spielfeldrand aus, hat es schon vor Monaten auf den Punkt gebracht: die AfD nicht dämonisieren, sondern einbinden und entzaubern. In Regierungsverantwortung ist mehr gefordert als flotte Sprüche. Meloni in Italien, bekennende Postfaschistin, ist das Paradebeispiel. In Europa eine selbst von Scholz geachtete Regierungschefin. Und rechte Strömungen sind ja generell auf dem Vormarsch. Im Falle der AfD müssten vorher Verbote und alle möglichen Formen von „Brandmauern“ fallen. Bisher bestehen große Vorbehalte. Doch eine politische Strömung mit demnächst bundesweit vielleicht 25 % ist mehr als Wetzstein der anderen, man muss sie inhaltlich stellen. Und wenn die Migrationskrise deren Lebensader ist, muss der Politik mehr einfallen als kosmetische Korrekturen.
Christoph Schönberger

„Die ich rief die Geister, werd ich nicht los“ aus dem Gedicht „Der Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832). Würde diese Ampel genau eine Politik für und nicht gegen die Bevölkerung machen, dann wäre die AfD in den Umfragen nicht dort, wo sie gerade steht. Der grüne Robert Habeck, der „Vaterlandsliebe zum Kotzen findet“ (Zitat von Habeck), der will sich ein Deutschland bauen, das nur er mag. Dafür will er jetzt und mit Teilen der Ampel, die Bevölkerung aufstacheln, dass diese in den „offenen Kampf“ gegen die AfD ziehen sollen! Und so zieht manch Unentwegter los, er sollte nur darauf achten, dass er irgendwie, nie nach rechts abbiegt, sonst Gnade ihm Robert! „Goethe war gut, man der konnte reimen“, das sang der Goethe-Fan, Sänger, Showmaster und Schauspieler Rudi Carrell (1934-2006) über den Dichterfürsten. Dem Niederländer Rudi Carrell, der meist in Deutschland lebte, dem ist diese grün durchseuchte Ampel erspart geblieben!
Klaus P. Jaworek

Möge sich ihre Hoffnung bewahrheiten: „Zwar rechnet kaum einer damit, dass sich etwa die CDU auf irgendeine Form von Zusammenarbeit einfließe “ (mit der AfD) In den politischen Aussagen beider Parteien werden auffällige Schnittmengen sichtbar, welche ich bei keiner Ampel Partei erkenne: – Die Ampel muss weg. (Neuwahlen) – Das Bürgergeld muss weg. – Die Kernkraftwerke müssen wieder reaktiviert werden. – Dekarbonisierung muss verschoben werden, am besten ersatzlos gestrichen werden. – Das Gendern muss verboten werden. – Eine Vorbehaltlose Unterstützung der Bauerproteste.  Die Brandmauer gegenüber der AfD wird immer löchriger, obwohl die Pegel (Umfragewerte der AfD) stetig steigen. Realistisch ist eine stabile Zweiparteien Regierung im Bund und in den Ländern nur noch zwischen CDU/CSU und AfD in einer Koalition möglich. Wer garantiert uns, dass Parteiführer Merz in seinem Machhunger diese Option mit Pest und Cholera (natürlich nur aus Verantwortung gegenüber dem Staat) nicht ergreift?
Gerhart Herzig

Björn Höcke darf straflos als Faschist bezeichnet werden, AfD Landesverbände werden als rechtsextremistisch eingeschätzt oder stehen unter Beobachtung des Verfassungsschutzes et cetera. Das sind Tatsachen. Hier geht es weit mehr als darum, allen anderen Parteien mit der Stimme für die AfD einen Denkzettel zu verpassen. Spätestens seit dem unsäglichen Geheimtreffen von AfD- Funktionären mit ihren Deportationsfantasien, müsste ein Denkzettel an die AfD-Wähler gehen, denn dieses Treffen hat das wahre Gesicht der AfD entlarvt und gezeigt wie, wie es mit der sogenannten Bürgerlichkeit dieser Partei aussieht. Besonders verstörend finde ich, dass die AfD gerade in den ostdeutschen Bundesländern so stark ist. Die älteren Menschen dort haben den unfreien und autoritären DDR – Staat mit all seinen Repressalien miterlebt, viele von ihnen haben sich in friedlichen Protesten zusammengefunden und das DDR-Regime gestürzt. Es ging um Freiheit und eine demokratische Ordnung, in der wir jetzt alle leben können. Deshalb fällt es mir immer schwerer, an diese „Protestwahlnummer“ allzu vieler AfD-Wähler zu glauben.
Ob es nun schlimmer käme, wenn die AfD in einer Regierungsverantwortung scheitern würde, weil sie gar nicht regierungsfähig wäre, oder es dann doch schaffte, eine „funktionierende“ Regierung aufzustellen, möchte ich gar nicht erst ausgetestet sehen. So oder so, genug Schaden könnte die AfD ohnehin anrichten, für dieses Land, die Bevölkerung und die freiheitliche Demokratie. Die AfD darf gar nicht erst in eine reale Machtposition kommen. Die Weimarer Republik wurde durch demokratische Mittel von Antidemokraten abgeschafft mit allen fürchterlichen Folgen. Diese Erfahrung hat das fast 75 Jahre alte Grundgesetz geprägt. Natürlich gibt es keine Zeit mehr zu verlieren, um unsere Demokratie noch wehrhafter zu machen und die Verfassungsorgane zu schützen.  Die Mehrheit der Bevölkerung lehnt die AfD ab und wenn alle demokratischen Kräfte zusammenhalten, kann diese blaue Gefahr noch abgewendet werden.
Regina Stock

Wen man bekämpft, den macht man stark. Bestes Beispiel: Donald Trump. Nicht gegen Rechts kämpfen, Die Linke wählen. Die noch einzig verbliebene Partei, die sich für sozial Schwache, Geringverdiener und Benachteiligte einsetzt, und die von der Wagenknecht erbärmlich im Stich gelassen wurde. Die Parteien SPD und Grüne sind längst nicht mehr links, sondern wirtschaftskapitalistisch konservativ. Von der CDU/CSU und FDP unterscheidet sie nur das Logo. Die Linke kommt aus dem Osten, und, was ist da heute los? Der Teufel, die Rechten triumphieren. Da ist doch was seitens des kapitalträchtigeren Westens schiefgelaufen. Längst blühen nicht mehr nur Landschaften, sondern rechtslastige Gewächse. Ich wähle denen zum Trotz als Westler Die Linke. Und bin damit kontrapunktisch gegen die AfD, ohne ihnen auch nur einen Hauch an Beachtung widmen oder auf der Straße gegen Rechts marschieren zu müssen. Nicht Kämpfe und Proteste, Wahlen entscheiden.
Axel Spellenberg

Ich bin vor zwei Jahren von Berlin vor die nordöstlichen Tore der Millionenmetropole in den Landkreis Barnim gezogen, also raus aus der Blase hinein in ein Leben, wie es die weitaus meisten Menschen hierzulande täglich bewältigen. Hier in Bernau bei Berlin, so der offizielle Name der dank des Zuzugs aus der Hauptstadt mittlerweile 40.000-Einwohner-Stadt, geht alles seinen gewohnten Gang: kaum Arbeitslose, wie überall war das Heizungsgesetz der Aufreger des Jahres 2023. Hauptthema der Menschen hier ist das Geld. Nicht das sie davon zu wenig haben, der übergroßen Mehrheit geht es vergleichsweise sehr gut. Das Stadtbild prägen tagsüber Vertreter der in der ehemaligen DDR aufgewachsenen Generation 60 plus, viele haben die Möglichkeit genutzt, nach 45 Arbeitsjahren mit 63 Lebensjahren und vollen Bezügen in Rente zu gehen. Die Cafés und Restaurants sind gut besucht, fast jeder Haushalt hat mindestens ein Auto. Dennoch beginnt es auch hier zu rumoren. Es ist die Ungewissheit vor dem, was da kommt. Und es ist die Flut von teils widersprüchlichen Informationen, die tagtäglich auf einen jeden niedergeht: Ukraine helfen ja, aber ohne schwere Waffen; Heizen ja, aber doch nur noch mit Fernwärme oder Flüssiggas; Elektroauto fahren ja, aber da gebe es zu wenig Ladestationen. Etc., Etc. Eine Redewendung beginnt sich unter den um die 65järigen durchzusetzen: Gott sei Dank, haben wir unser Leben weitestgehend gelebt, aber unsere Kinder und erst recht Enkel tun uns leid; sie müssen mit all dem leben, was „die da“ veranstalten. „Die da“ sind „die Politiker“, egal welche Farbe. Und dann kommt die AfD um die Ecke: anscheinend politisch unverbraucht, außerhalb des etablierten Systems sich verortend. Ihre Vertreter trumpfen nicht mit Lösungen auf, sondern mit der Aufzählung, was alles schlecht ist in D-Land, von den Migranten bis zur Unpünktlichkeit der Bahn. Und dorthin orientiert sich die so genannte schweigende Mehrheit der heute Dreißig- bis Fünfzigjährigen. Allen Aufrufen und Mahnungen aus Berlin zum Trotz – diese verfangen hier nicht.
Michael Rebien

Ein dickes Lob für die gestalterische Aufmachung und Umsetzung der Seite 3! Hier war ein großartiger Typograph am Werke, der sein Handwerk und Können fachlich unter Beweis gestellt hat. Als Grafiker und „Schriftsetzer alter Schule aus der Bleisatz-Ära“ weiß ich noch heute, wie kompliziert diese Umsetzung des Formsatzes immer war. Klar, die moderne Technik im DTP-Satz vereinfacht das immens, aber trotzdem erfreut es einen mal wieder, so ein anspruchsvolles Thema in dieser gekonnten Umsetzung zu lesen… Ach, wären doch die AfD-blaugefärbten Stellen der neuen Bundesländer Deutschlands nur Wasserflächen… so lässt es einen auf den ersten Blick vermuten.
M. Götze

Etwas mehr Gelassenheit, bitte! Die wirtschaftliche Realität wird die AfD entzaubern. Wie kaum ein anderes Land ist Deutschland auf Im- und Exporte, d. h. auf Kontakte mit dem Ausland, angewiesen. Der Versuch einer generellen Isolierung – seien es Güter oder Menschen – ist bei jeder Regierung zum Scheitern verurteilt, daran ändert auch der Einzelfall Russland wenig. Die sogenannte Postfaschistin Georgia Meloni erlebt Ähnliches gerade in Italien. Gleiches gilt für die elektronischen Medien, deren Unterdrückung ebenfalls katastrophale wirtschaftliche Konsequenzen hätte. Die modernen Medien müsste die AfD aber verbieten, um eine von einigen ihrer Vertreter vielleicht beabsichtigte „Wiederholung der Geschichte“ geheimzuhalten: Gestapo, Euthanasie, Vorbereitung eines Angriffskrieges, Errichtung von Konzentrationslagern usw. usw. Pragmatisch betrachtet wäre eine AfD-Alleinregierung, Betonung auf „allein“, trotzdem eine Katastrophe: Aufgabe der Ukraine, Infragestellung der EU, möglicher NATO-Austritt, Wiedereinführung der Kernkraft, Neoliberalismus, keine Bewegung in der Agrarpolitik usw . Auf den genannten Themenfeldern gilt es die AfD zu stellen. Die AfD ist keineswegs die Partei der kleinen Leute. Dämonisierung hilft aber nicht weiter.
Jörg Weddigen


Leserbriefe zu „Angriff auf die Globuli“ von Hanna Grabbe

Sie versuchen einen „neutralen, leicht wohlwollenden“ Artikel zur Homöopathie zu verfassen. Die Linien, die Sie nicht überschreiten dürfen oder wollen, sind dabei klar erkennbar. Eine kristisch-positive Darstellung, hätte fatale Folgen für Sie. Der Aufschrei derjenigen, die sich als hehre Vertreter ihrer eigenen wissenschaftlichen Wahrheit, bzw. ihres Weltbildes verstehen, würde zu Ihrer Diskriminierung führen. Ihr Ruf als seriöse Journalistin wäre ruiniert. Wie sehr raubt das einem offenen, freien Austausch alle Möglichkeiten. Leider ist diese ausgrenzende Form des Umgangs sehr weit verbreitet. Daher kurz eine Aufstellung von wenigen Punkten, das Sie nicht erwähnen.
1. Herr Lauterbach meint, dass die gesetzlichen Krankenkassen nicht mehr für Behandlungsmethoden bezahlen sollen, die auf keinem wissenschaftlichen Sachstand basieren. Es trifft allerdings nicht zu, dass die Leistungen für die konventionelle Medizin die hier implizit unterstellten Standards erfüllen. Studien, die untersuchten, wie viele Empfehlungen in Leitlinien auf dem höchsten EbM Level liegen, d.h. durch wenigstens eine RCT-Studie belegt sind, zeigen für die Kardiologie die höchste Prozentzahl. So sind in den Leitlinien in der Kardiologie 11% der Empfehlungen auf dem EbM Level A, hingegen 48% lediglich auf dem Level von Expertenmeinung (Expertise von Ärzten; 2. Säule der EbM). In der Onkologie sind ca. 6% aller in den Leitlinien gegebenen Empfehlungen auf dem EbM Level A. Für alle anderen Gebiete der Medizin liegt der Empfehlungslevel A in Leitlinien und damit auch Handlungsempfehlungen im entsprechenden Fachgebiet unter 5%.
Aus diesen Fakten lässt sich erkennen, wie problematisch eine Medizin ist, die nur die externe Evidenz (Säule 3 der EbM) zulässt und wie weit entfernt sie noch ist, all ihre Handlungsempfehlungen auf einem Evidenzlevel A wissenschaftlich abgesichert abgeben zu können. Für die Homöopathie und anthroposophische Medizin existieren in Bezug auf eine EbM ähnliche Voraussetzungen wie in der konventionellen Medizin. Zudem sind diese Ansätze insbesondere als ergänzende Konzepte gedacht und zeigen sich hier bezogen auf die Säulen 1 und 2 einer EbM überaus erfolgreich.
2. Es existiert die ständig wiederholte Aussage der fehlenden Evidenz in wissenschaftlichen Studien mit dem Hinweis, dass diese Mittel keine nachgewiesene Wirkung, außer einem Placeboeffekt besitzen. Doch diese Behauptung entspricht nicht den Fakten. Dazu müsste ich weiter ausholen, denn die Studienlage ist so einfach nicht zu überblicken oder darzustellen. Erkennbar ist aber, dass diesbezüglich vollkommen andere Maßstäbe an die konventionelle Medizin und die Homöopathie gestellt werden. Bei der Homöopathie werden immer nur Kritikpunkte herausgestellt. Auch wird nir erwähnt, wie viele Studien der Pharmaindustrie nie veröffentlicht werden. Deshalb nur ein Hinweis: Die Wirksamkeit von Homöopathie ist in der Praxis, ebenso wie in zahlreichen Studien, nachgewiesen und erst jüngst in einer größeren Auswertung von Metaanalysen <https://systematicreviewsjournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13643-023-02313-2> bestätigt. Meinen Sie wirlich, dass bei aller Kritik, die bei jeder Studie immer möglich ist, alle positiben Nachweise Irrtümer sind und auf irgendwelchen Besonderheiten der Studien beruhen?
3. Es existieren sehr gute Studien von Krankenkassen, dass der Einsatz von Homöopathie zu Kosteneinsparungen führt. Zudem zeigen die Studien, in welchem Umfang Patienten davon profitieren. Ist einfach zu lesen: https://www.securvita.de/fileadmin/inhalt/dokumente/auszuege_SECURVITAL/202004/securvital_0420_6-11.pdf Die Studie der Techniker-Krankenkasse: Die Autoren der Studie kommen zu der Schlussfolgerung, dass aus versicherungstechnischer Sicht „die Behandlung […] für Teilnehmer mit Migräne oder Kopfschmerzen, Neurodermitis und Depression kosteneffektiv zu sein scheint. https://link.springer.com/article/10.1186/s12913-020-05706-4. Meinen Sie wirklich, dass dieser Nachweis der praktischen Wirksamkeit der Homöopathie nur Irrtum ist. Und würden solche Studien zu Bereichen der konventionellen Medizin existieren, wären diese nicht in den Medien als Sensation dargestellt worden – z.B. hinsichtlich der Einsparung von Antibiotika (siehe Securvita). Welche intellektuellen Verrenkungen sind notwendig, um solche Erkenntnisse nicht wahrzunehmen? Betrachtet man allein diese Tatsachen, dann sollte eine offene Diskussion und Forschung zu Homöopathie und anthroposophischer Medizin gefördert werden. Natürlich gehören hierzu unterschiedliche Meinungen – so ist Wissenschaft -, aber es verbietet sich, diese Behandlungsmethoden und die Patienten, die diese nachfragen, zu diskriminieren. Die Frage ist: Sind nun Ursache der Kürzungsinitiativen nicht vorhandenes Wissen, Dogmatik oder noch weniger akzeptabel Lobbyarbeit der Pharmaindustrie (von der Erdölindustrie, der Tabakindustrie oder der Agrochemie wissen wir um die Wirksamkeit gezielter Manipulationen.).
Je länger ich den Journalismus zur Kenntnis nehme, desto mehr wird mir offensichtlich, wie einfach dieser durch gezielte Strategien (Medienberater) zu manipulieren ist. Eine gründliche Recherche scheitert an fehlender Zeit und nicht vorhandenem Fachwissen. Ein Journalist nimmt Bezug auf den anderen, sobald ein Thema in die Welt gesetzt wird. Journalisten möchten im Besitz von Wahrheit sein (ein klares Verständnis von richtig und falsch besitzen, wobei sie auf der richtigen Seite stehen) und andere kritisieren können Wie empfänglich werden sie dadurch für das Thema Manipulation auf sich selbst und auf andere bezogen. Wie sehr würde es mich freuen, wenn eine menschliche Sicht auf die Medizin möglich wäre, in der der Patient im Mittelpunkt steht; es allgemein anerkannt wird – wie eine EbM es vorsieht –, dass die Präferenzen und Erfahrungen von Patienten von großer Bedeutung sind. Wenn z.B. auf die Erfahrungen in Indien mit der Homöopathie geschaut würde; ein augenblicklicher Erkenntnisstand in der Wissenschaft nicht als absolute Wahrheit verstanden würde; wir neugierig auch das untersuchen wollten, das unser Weltbild verändern könnte.
Michael W. Geisler

Noch nicht einmal (!) habe ich erlebt, dass über die Herstellung homöopathischer Arzneien korrekt berichtet wurde. Sie erfolgt nicht nur über eine schrittweise Verdünnung (wie Sie berichteten) sondern auch über eine Dynamisierung, das bedeutet eine Verreibung (wie im Bild sichtbar) oder eine Verschüttelung. Und darauf kommt es an! Ein Nachweis der Wirkung homöopathischer Arzneien durch übliche wissenschaftliche Studien kann meines Erachtens niemals gelingen, denn dort geht es um die Reaktionen einer einheitlichen (!) Arznei an einer Gruppe von Probanden. Der Kern der homöopathischen Behandlung besteht jedoch in der individuellen (!)Verschreibung. Das bedeutet, dass alle Symptome und Umstände eines Patienten betrachtet werden, um dann eine Arznei zu finden, die in ihrer Wirkung die größtmögliche Ähnlichkeit dazu aufweist (Ähnlichkeitsgesetz). Den Rotstift an der Homöopathie anzusetzen, zeugt von Hilflosigkeit.
Anita Schachtner

#Gesundheitsminister Lauterbach will die Homöopathie als Kassenleistung streichen# so wird der Angriff auf die Globuli beschrieben. Da hat Lauterbach recht, die Kügelchen sind zum Teil teuer, und eine Kugel reicht nicht, man sollte manchmal auf lange Zeit viele nehmen. Und ihre Wirkung ist umstritten. Es ist wohl Glaubenssache, ob sie heilen mit einer Prise Esoterik. Sterben müssen wir alle. Mit Kügelchen oder der Chemie auf Rezept in der Apotheke. Da hat man die freie Wahl, entweder die chemische Keule oder man gibt sich die Kugel.
Hans-Emil Schuster

Die Entscheidung von Lauterbach, die Homöopathie als GKV-Leistung zu verbieten, ist der Hammer.  Dann kommen irgendwelche Zahlen, die nicht aussagen, woher sie stammen. Sind damit Gesamtkosten gemeint, nur Kosten für Mittel, die eine Zulassung nach dem homöopathischen Arzneibuch besitzen? Oder gehts nur um Globuli und nicht um die (Ur-)Tinkturen? Homöopathie ist günstigste Medizin, die es gibt. Natürlich dauern die Anamnesen länger, weil ein Patient in seiner Erkrankungsgeschichte verstanden werden muss, um eine individuelle Medizin zu repertorisieren.  Diese Schallplatte mit Sprung, die Wirksamkeit der Homöopathie ist nicht bestätigt, verbirgt, wie überhaupt Wirksamkeit definiert ist. Die Wirksamkeitsnachweise in ihrer engen restriktiven Form- von zich schulmedizinisch Denkenden formuliert- ist überhaupt nicht in der Lage, Individualmedizin zu bewerten. Diese Art des Wirksamkeitsnachweises muss sich dringend ertüchtigen, um überhaupt mitreden zu können. Feinste Schwingungen, die auf die Globuli übertragen werden, sind physikalisch messbar, wenngleich sehr, sehr aufwändig und damit auch teuer. Mit Placebo hat das nur bedingt zu tun. Es gibt Gründe, weshalb sich immer mehr Menschen von der Schulmedizin abwenden. Die Ursachen liegen in der Schulmedizin selbst -auch wenn sie durchaus beachtliche Leistungen erzielt hat. Um diesen – seit mehr als 100 Jahren bestehenden – Konflikt zu lösen, müssen beide Seiten mit Achtung voreinander zusammenarbeiten. Dafür sollte Lauterbach eintreten, wenn er Geld sparen will.
Michaela Schikorra

Endlich mal ein sachlicher Artikel über Homöopathie, der bei der ideologischen Hexenjagd der „konventionellen“ modernen Medizin gegen alles, was sie nicht versteht, nicht mitmacht. Der Mensch ist kein Auto. Unser Körper ist ein hochkompliziertes LEBENDIGES System, in dem alles zusammenhängt – mit einander und mit allem „außerhalb“. Nur der kann heilen, der die Zusammenhänge versteht. Diese sind bei jedem Menschen andere. „Wissenschaftlich“ vergleichen könnte man die Wirkungen nur, wenn man ein und denselben Menschen zur selben Zeit einmal homöopathisch und einmal konventionell behandeln würde. Weil das nicht geht, stellt man Statistiken auf. Wie fehler- und vorurteils-anfällig Statistiken sind, wissen wir. Ich verstehe nicht, wie man ernsthaft glauben kann, dass etwas, was wir nicht messen können, keinen Einfluss auf uns und unseren Körper haben kann. Trauer, Stress, Angst, Verliebtsein: kann man auch nicht messen – oder?
Astrid Raimann

Zunächst vielen Dank für den gleichermaßen umfassend-knappen wie informativen Text, den ich mit viel Erkenntnisgewinn gelesen habe. Eine kleine kritische Anmerkung sei mir aber erlaubt: Der Satz „[…] belegt Deutschland damit einen Platz zwischen Rumänien und Nigeria“ ist nichtssagend und bedient rassistische bzw. zumindest chauvinistische Vorurteile. Denn der Text enthält keine Angabe dazu, wie es um das Gesundheitssystem in Rumänien und Nigeria bestellt ist. Platz 1 und 3? Platz 101 und 103? Platz 192 und 194? Oder soll der bloße Umstand, dass es sich um ein südosteuropäisches und ein afrikanisches Land handelt, schon zeigen, dass sich die Ärzte dort weniger Zeit für ihre Patienten nehmen als in der „zivilisierten“ Welt?! Ich verbleibe in der Hoffnung, dass Sie meine Anmerkung richtig einordnen – und vergleichbaren Texten vielleicht zukünftig Angaben dazu beifügen, wie die Vergleichsstaaten platziert sind.
M. Oswald

In jedem ZEIT-Artikel, der mit Homöopathie zu tun hat, wird papageienhaft die Formel wiederholt, dass deren „Wirkung wissenschaftlich nicht belegt“ sei. Das ist falsch, spätestens seit der randomisierten Doppelblindstudie der Universität Bern zum Einsatz von Homöopathie bei ADS von 2005 (https://mediarelations.unibe.ch/medienmitteilungen/archiv/2005/050905adsstudie/index_ger.html oder: https://static1.squarespace.com/static/520f6c38e4b01b013b22f419/t/52bf2d74e4b0133e02102deb/1388260724649/HomBeiHyperaktivenKindernZKH.pdf). Richtig ist dagegen, dass es für 80 bis 96% (je nach Studie) aller „Heilbehandlungen“ im deutschen Gesundheitswesen keine wissenschaftlichen Nachweise über deren Wirksamkeit gibt (umfangreiche Nachweise bei Dr. med. Gerd Reuther: Der betrogene Patient). Auch dem gesunden Menschverstand leuchtet ein, dass die homöopathische Heilmethode, die sich seit einem Vierteljahrtausend gegen erbitterte Widerstände hält, nicht wirkungslos sein kann. Die nicht einmal halb so alten Antibiotika scheinen dagegen infolge multipler Resistenzen dem baldigen Untergang geweiht. Ein letztes Argument für einen vorurteilsfreieren Umgang mit der Homöopathie: Die Menschheit hat jahrhundertelang den Erdmagnetismus z. B. in der Navigation genutzt, ohne eine wissenschaftliche Erklärung für seine „Wirksamkeit“ zu haben – dies könnte man auch mit den Globuli tun nach dem Motto ‚Wer heilt, hat recht‘. Wir sind übrigens zur Homöopathie gekommen, weil die Schulmedizin (Antibiotika und Operation, über 1000,- Euro) die wiederkehrenden Mittelohrentzündungen unseres Vierjährigen über viele Monate hinweg einfach nicht heilen konnte, was einem Fläschchen Globuli (ca. 5 Euro) in wenigen Wochen gelang.
A. Goletz-de Ruffray

Die „Antworten auf die wichtigsten Fragen“ sind absolut ungenügend!
1. Baldrian (Foto) sei „häufig in der Homöopathie verwendet“: stimmt nicht, Valeriana ist seltenen und genau definierten psychischen Zuständen vorbehalten.
2. Lauterbach wird mit Hinweis auf die „wissenschaftliche Evidenz“ zitiert: richtig, aber Homöopathie ist evidenzbasierte Medizin! Entsprechend der Sackett`schen Definition gibt es den Wunsch der Patientinnen und Patienten (Säule 1), es gibt die Erfahrung qualifizierter Ärztinnen und Ärzte (Säule 2), und, ja: es gibt harte wissenschaftliche Fakten aus der Grundlagen- und der Versorgungsforschung, und es gibt klinische Studie, Metaanalysen und ganz aktuell einen systematischen Review zu 6 Metaanalysen (Säule 3), das Ergebnis: Homöopathie wirkt über den Placebo-Effekt hinaus! Leider werden diese wissenschaftlichen Fakten negiert oder nicht zur Kenntnis genommen; aber seit wann ist Willkür eine wissenschaftliche Tugend?
3. Der „Drang“ des Gesundheitsministers, „sich als Verfechter der Wissenschaft zu positionieren“ unterstellt indirekt, dass homöopathisch arbeitende Ärztinnen und Ärzte sowie deren Patientinnen und Patienten mit Wissenschaft nichts am Hut hätten. Klingt ähnlich wie Lauterbachs Beispiel von den „Wünschelruten gegen Klimawandel“ wie eine höhnische Herabwürdigung mündiger Bürgerinnen und Bürger. Haben die das verdient?
4. Der „Trend“ zu einem „abnehmenden Vertrauen in die Homöopathie“ ist ebenso wie die Eliminierung aus Weiterbildungsordnungen etlicher Landesärztekammern Ergebnis eines medialen und teilweise politischen Kampfes gegen die Homöopathie, der mit verzerrten Argumenten, Unterstellungen („gefährlich“) und Negierung der wissenschaftlichen Datenlage geführt wird. Die permanente Wiederholung des Narrativs von der ausschließlichen Placebowirkung hat nicht zur sachlichen Auseinandersetzung mit der Homöopathie, sondern zur Verunsicherung mancher Patienten geführt.
5. Der Hinweis darauf, dass Patienten sich ihre Globuli „rezeptfrei holen“ und „selbst bezahlen“ zeigt, welchen kostenrelevanten Beitrag sie für unser Gesundheitssystem leisten! Die Streichung der Homöopathie wird keine Kosten einsparen, weil kranke Menschen immer einen Arzt und eine Therapie brauchen, und Beides gibt es auch nach Lauterbach nicht zum Nulltarif.
6. „Die Wissenschaft“ hat nichts „gegen Homöopathie“, aber deren Kritiker legen willkürlich aus, was Evidenzbasierte Medizin eigentlich bedeutet: entsprechende Studien sind nicht dazu da, die Plausibilität des Wirkmechanismus der Homöopathie zu beurteilen, sondern deren Wirksamkeit unter Praxisbedingungen. Aber es scheint ein – unwissenschaftlicher! – Reflex zu sein, eine nachgewiesene Wirksamkeit allein wegen fehlender Plausibilität in Zweifel zu ziehen.
Ärztliche Homöopathie hat eine zentrale Prämisse: es geht nicht nur um das subjektive Befinden der Patienten (nach dem Motto „Homöopathie hat mir aber gutgetan“), sondern es müssen sich auch die objektiven Befunde sichtbar oder messbar bessern. Erst dann ist Homöopathie der konventionellen Medizin ebenbürtig! Homöopathie kann das!
Ulf Riker


Leserbriefe zu „… wir haben keinen“ von Anna Sauerbrey und Heinrich Wefing

Merkels Politikstil war, das Mögliche zu tun, also das, wofür Mehrheiten gewonnen werden können. Der Politikstil von Scholz ist nur scheinbar weiter, wenn er sagt, er würde das Notwendige tun. Denn in der Ampel ist der Raum für das Mögliche enger als je zuvor. Er selbst hat durch sein Versprechen der Zumutungsfreiheit zu dieser Einengung beigetragen. Wir bleiben heute weit hinter dem Notwendigen zurück, weiter als je. Auf das Risiko „Trump“ muss sich unsere Regierung vorbereiten, wie man – zwar spät – auf die Risiken der wirtschaftlichen Abhängigkeit von China reagiert. Es ist falsch zu warten, bis das Trump-Risiko eintritt. Die Not wäre dann nur größer geworden. Deutschland und Europa wären Spielball der Umstände, die von anderen beherrscht würden. Mit den nach rechts driftenden Staaten in Europa und nach dem erfolgten Brexit wird Trump ein umso leichteres Spiel haben, Amerika First durchzusetzen. Europa würde von Russland und den USA regelrecht in die Zange genommen. Zu dem Notwendigen hätte längst gehört, den europäischen Einigungsprozess vorantreiben, um Europa zu stärken. Frankreich hatte hier einige Vorschläge gemacht. Für Deutschland waren die guten Beziehungen zu Amerika zu Lasten der Stärkung Europas wichtiger. Unsere Regierung sollte nun das Notwendige tun.
Reinhard Koine

„Die Sorgen und Beklemmungen lassen sich angesichts des folgenden Szenarios noch steigern, welches zudem unmittelbare Auswirkungen auf die deutsche Demokratie hätte: Trump hat nicht nur Sympathie für Putin bekundet, sondern auch für Chinas Präsidenten Xi Jinping, selbst für den wie aus einem schlechten Spielfilm entsprungenen Nordkoreaner Kim Jong-Un hegt er sie. Es besteht demnach kein Zweifel, dass sich Trump zu Diktatoren hingezogen fühlt, sie sogar bewundert und sich selbst als einen sieht, sodass es nicht auszuschließen ist, demnächst in einer Welt zu leben, die von drei großen autokratischen Regimen beherrscht wird, denen sich kleinere Staaten, und dazu gehören alle in Europa, in bilateralen Abkommen unterordnen müssten. Eine derartig aufgeteilte tripolare Welt könnte wie folgt aussehen: Die USA beherrschte den gesamten amerikanischen Kontinent, die Chinesen einen Großteil des asiatischen und Russland den europäischen. Und im Hinblick auf Afrika und den Nahen Osten würden zwischen ihnen Vereinbarungen zur Ressourcenausbeutung getroffen. Es hängt also extrem stark vom zukünftigen Verhalten der USA unter einem Präsidenten Trump ab, ob die demokratische Lebens- und Regierungsform in Europa noch überlebensfähig sein wird. Im Grunde genommen lässt es sich auf eine Formel bringen: Je mehr sich die Amerikaner zurückziehen, desto größer wird der Einfluss der Russen und desto geringer die Aussichten für die Demokratie bzw. die Bereitschaft der Menschen, sich für sie einzusetzen.“
Günter Pesler

Zwei Fragen drängen sich beim Lesen des Artikels ’Trump hat einen Plan, wir haben keinen’ von Anna Sauerbrey et al auf: – warum sitzt Trump für den Aufruf zur Erstürmung des Capitols als Hochverräter nicht längst hinter Gittern? Und – warum gibt es in den USA nicht analog zu den hiesigen Demos gegen die AfD keine Demonstrationen der Trump-Gegner gegen Trump??, was völlig unverständlich und nicht nachvollziehbar Ist!
Hans-Joachim Schumann

Nehmen wir mal an, Trump gewinnt. Er schätzt Russlands Putin und Chinas Jinping als „starke Anführer“, quasi als seinesgleichen. Seinesgleichen dominiert man bekanntlich nicht. Man respektiert und kooperiert, wo sinnvoll für das eigene Interesse, ansonsten macht jeder seins. So bekämen wir vielleicht flugs und ausgerechnet über Trump den Anfang der multipolaren Welt, die Putin sich 2007 in seiner Rede bei der Münchner Sicherheitskonferenz gewünscht hat: keine Hegemonie einzelner Staaten, sondern Augenhöhe, Respekt und gewaltfreie Kooperation in weltpolitisch wichtigen Bereichen, verankert im System von Institutionen der Weltgemeinschaft wie UNO, WTO, internationale Atemenergiebehörde. Deutschland würde vielleicht noch erwachsener werden, gemeinsam mit starken europäischen Kollegen auf Russland, China und andere zugehen, den USA verbunden bleiben und als verlässlicher Partner mit der restlichen Welt interessegerechtes „Geben und Nehmen“ pflegen. Egal, wer in den USA nächster Präsident wird: nicht gegen wichtige Staaten oder gar geografische Nachbarn, sondern nur mit ihnen werden wir in Deutschland und Europa globale Herausforderungen meistern und in Frieden leben können. Wenig hilfreich erscheinen mir daher im Moment diejenigen in unserem Land, die Stereotypen wie Gegnerschaft, Verteidigung, Aufrüstung befeuern und glauben machen wollen, dass Putin am liebsten morgen in das neue Berliner Stadtschloss oder in Neuschwanstein einziehen würde. Zu deren Information: Stadtschloss und Neuschwanstein sind Museen, zum Wohnen ungeeignet.
Stefan Rüll

Frau Sauerbrey und Herr Wefing erwähnen in ihrem Artikel zwar die Chinafixierung und Kriegserwartung auf US-Seite, kommen aber über ein Kratzen an der Oberfläche des Themas nicht hinaus. Glaubt irgendjemand, dass eine weitere Verschärfung des US/China-Konflikts Russland als engen Verbündeten Chinas einfach außenvor ließe? Ob Trump daran denkt – geschenkt. Das wäre nur eine weitere großmäulig angekündigte Illusion, die an der Realität platzt. Spätestens dann sind die USA auf eine starke europäische Unterstützung durch Nato und EU angewiesen und gezwungen, den zuvor angerichteten Scherbenhaufen wieder notdürftig zu kitten. Und zur atomaren Frage: Im Interesse Europas liegt es eher nahe, die Schwelle eines atomaren Konflikts möglichst hochzulegen. Also von den USA und Russland das Wiederinkrafttreten des INF-Vertrags einzufordern und atomare Gefechtsfeldwaffen in Europa zu bannen (um politische Schwachstellen des INF-Vertrags auszumerzen). Ich halte das für zielführender als einer weiteren atomaren Aufrüstung in Europa nachzuhängen. „Atomare Abschreckung“ beinhaltet dann auch die Sorge der atomaren Supermächte vor einer globalen politischen Bankrotterklärung („Huch, ich komme mit normalen Mitteln nicht mehr weiter … ).
Martin Hommen

Was für eine blinde Panikmache. UK, D, F und I geben heute zusammen bereits mehr als 4-fache von Russland für Rüstung aus. Da ein Angreifer eine 4/5-fache Überlegenheit braucht, muss auch bei einem Ausfall der amerikanischen Unterstützung kein Cent mehr in Europa für Rüstung verschwendet werden. Auch sonst könnte ein Wegfall des amerikanischen Partners sich als hilfreich für die europäische Integration erweisen. Und wenn die USA tatsächlich meinen einen Krieg mit China führen zu müssen, ist ein vernünftiger Abstand für Europa noch mehr sinnvoll.
Frank Zehnle

Die genannten Analytiker der „Trumpschen Apokalypse“ vermögen Verhaltens- und Zustandsfolgen, Szenarien, aber keine Vorkehrungen beschreiben. Die unterschwellige Kritik der Autoren trifft aber auch sie selbst, weil die erforderlichen strategischen Ausrichtungen als Analogie zu „Trump hat einen Plan…“ nicht hinterfragt wurden. Dabei betrifft die existenzielle Gefahr aus dem Ukraine-Konflikt längst die Nato. Die aktuelle Retardiertheit des Bündnisses wird sich bei einem russischen Angriff auf die Baltischen Staaten als Trugschluss ihrer Einheit und Verpflichtungen zeigen. Um sowohl den Ukraine-Konflikt zu beenden als auch den Fortbestand der NATO zu gewährleisten, wird eine Kriegserklärung an Russland zwingend erforderlich. Wie die Alliierten die Nazis hinweggefegt haben, muss im Interesse der freien Welt und der Russen selbst der demokratische Normalzustand wiederhergestellt werden. Die Erklärung selbst wird auch das Bekenntnis der Chinesen für Russland, aber auch den umtriebigen Unsinn des Herrn Trump verifizieren.
Jürgen Dressler


Leserbriefe zu „Chère Madame, was ist in Sie gefahren?“ von Iris Radisch

Ich liebe Iris Radisch. Ich liebe Annie Ernaux. Als süchtige Literatur-Konsumentin lese ich seit Jahrzehnten in meiner Beiz (also nicht als Abonnentin) die ZEIT. Und heute, nachdem ich mich Seite für Seite durchgelesen habe (und ich weiß immer weniger, wie ich den Widerspruch aushalten soll, dass man da so privilegiert hockt und ungestört all die Katastrophen liest…), kommt dieser Artikel oben: Jeder Satz von Iris Radisch ist eine Wohltat für mich, ganz grossartig, wunderbar, MERCI! Die leeren Schränke, A.E.’s erstes Buch, hat mich begeistert, hab es gestern fertig gelesen und kann irgendwie das unbedachte/falsche/enttäuschende Woke-Verhalten von A.E. verstehen. Nochmals: grosses Kompliment an Iris Radisch.
Doris Geer

Vielen Dank für Ihren Artikel über den Boykottaufruf „Strike Germany“ (der Dank geht natürlich auch an Ihren Kollegen Tobias Timm). Mir war der Boykottaufruf bisher nicht bekannt. Ich war und bin nie Besucher von Veranstaltungen im Berghain. Ein Grund, warum ich DIE ZEIT lese. Seien Sie nicht zu sehr gekränkt, wenn Sie als Teil der Medienwelt nun mit Vorwürfen bedacht werden („eigene rassistische, zunehmend neofaschistische Politik“). Als alter weißer Mann, der ich nun mal bin, kann ich sagen: Die Kränkung nimmt mit der steten Wiederholung der Vorwürfe ab. Sie beklagen die fehlende emotionale und wertschätzende Unterstützung aus Frankreich – und erklären das zum Lackmus-Test für die deutsch-französische Freundschaft. Nun ja. Ich weiß es nicht genau. Vielleicht sehen die Franzosen nicht jedes politische Manifest von Künstlern als wichtig an. Oder die Franzosen mit ihrem Nationalstolz kritisieren eine französische Literatur-Nobelpreisträgern nicht wegen abwertenden Äußerungen über Deutschland. Ich bezweifele, dass im umgekehrten Fall ein deutscher Nobelpreisträger mit der Nachsicht der ZEIT rechnen könnte. Oder der französische Kultusminister würde empört eine entschiedene Reaktion der deutschen Seite einfordern.
Ralf-Stefan Gärtner

Es geht hin und her. Was mich stutzig macht, ist dieser Satz (Sartre, Beauvoir): „…Auch diese beiden lagen politisch nicht immer richtig. Wer sich engagiere, mache eben manchmal Fehler. …“ Wer entscheidet hier über „richtig“? Wer weiß, vor welchem historischen Hintergrund auch immer, was ein Fehler ist? Diese Diskussion – gerade über BDS – mag zwiespältig sein, aber es scheint – gerade auch mit obigem Satz -, dass man hierzulande meint, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Wo ist die offene Diskussion, gerade mit Andersdenkenden im Ausland? Ich finde das beklemmend und gar nicht ergebnisoffen.
Wolfgang Michel

Die beiden Kommentare zu „Strike Germany“ von Tobias Timm und Iris Radisch verbindet eines: ein durchgängig herablassender Ton. Und in einem sind sich beide Kommentierende ganz sicher: sie stehen auf der richtigen Seite und „Maya, Jeanne, Jack“ und die anderen Nobodys der Unterzeichner eben nicht. Im Übrigen: Anwürfe, es gebe in Deutschland Anzeichen von Zensur, treffen es nicht, der Artikel von Timm schließt mit der Versicherung, die Klausel des Berliner Senats, die bei Förderanträgen unterzeichnet werden muss, habe rein „deklaratorischen“ Charakter, was immer das an Konsequenzen bedeuten mag. Unangenehmer dann der Beitrag von Irisch Radisch, die im Ton einer Pädagogin, die ihre Musterschülerin bei einem Fauxpas erwischt, mit Annie Ernaux zu Gericht geht. Mehr proklamatorischen Charakter scheint deren Unterzeichnung des Aufrufs „Strike Germany“ zu haben, was die Kommentatorin nachvollziehbar stört. Aber anstatt die inhaltliche Position der Autorin gründlich nieder zu machen, beschwört Frau Radisch die deutsch-französische Freundschaft, wünscht sich französische Solidarität mit der deutschen Presse und erinnert sich, man habe Annie Ernaux die Bekundungen für BDS Petitionen durchaus einmal durchgehen lassen und äußert sich enttäuscht, dass die störrische Autorin aus Frankreich partout nicht Raison annehmen will. Sehr geehrte Frau Radisch, machen Sie sich auf eine weitere Enttäuschung gefasst. Annie Ernaux scheint es nicht darauf anzulegen, vom Feuilleton in Deutschland geliebt werden und ist gewiss eines nicht, Ihre „Liebe Anni Ernaux“, die man gouvernantenhaft unangemessen befragt, „was ist nur in Sie gefahren?“
Elisabeth Vollers

Vor einer Woche habe ich mich mit einem Leserinnenbrief an Sie gewandt, weil ich ein zunehmendes Unbehagen darüber ausdrücken wollte, wie in der ZEIT (und nicht nur dort) über den Krieg in Nahost berichtet wird. Meine Beobachtung war und ist, dass wir durch einen eingeübten und zunehmend starren Umgang mit Nachrichten aus Israel und Palästina – Stichwort „Staatsräson“ und „Antisemitismus-Verdacht“ – blind und taub geworden sind gegenüber den Ereignissen vor Ort und der Rezeption dieser Ereignisse in anderen Teilen der Weltöffentlichkeit. Wären wir nicht so blind und leider auch voreingenommen, hätten wir uns längst schon zutiefst erschrocken über die Lage der palästinensisch/arabischen Bevölkerung in Israel, im Westjordanland und in Gaza. Wir wären erschrocken über die Menschenrechtsverletzungen, die an der Tagesordnung sind. Wir hätten im Verhalten israelischer Siedler und Soldaten gegenüber den palästinensischen Bewohnern ein Abgrund an Hass und Gewalt entdeckt, der an die Taten und Exzesse der Nazis gegen Juden in Deutschland und Europa erinnert: Nächtliche Razzien, Schläge, Demütigungen, Erschießungen… Das glauben Sie nicht? Das sind alles nur antisemitische Schauermärchen? Leider gibt es dafür viel zu viele Belege und Berichte. Nur dringen sie nicht zu uns nach Deutschland, nicht in unsere Medien.
Wir möchten gerne daran glauben, dass ein traumatisiertes jüdisches Volk aus eigener schmerzvoller Erfahrung heraus Abstand nimmt von jedweder Inhumanität. Aber es gibt nicht nur das Trauma durch das eigene Opfersein. Es gibt auch ein Trauma der eigenen Täterschaft, die nicht selten aus dem psychisch nicht verarbeiteten Opfertrauma erwächst. Es gruselt einen, die Menschenrechtsverletzungen und die Haltung, aus der sie begangen werden, bei den Nachkommen jener zu beobachten, die selbst gezwungen wurden, Gehsteige mit Zahnbürsten zu reinigen und selbst Schlimmstes erleben mussten. Und weil die Menschenrechtsverletzungen gegen Palästinenser vom Staat Israel begangen, gefördert werden und straffrei blieben und noch immer bleiben, gab es eine gewaltfreie internationale Protestbewegung, die forderte, man solle den Staat Israel und seine Institutionen solange nicht unterstützen, wie dieses Unrecht weitergeht: Das ist BDS. Solange ein Protest gewaltfrei ist, sollte er doch eigentlich erlaubt sein?
Hätte die Öffentlichkeit und Ihre Redaktion den Essay von Masha Gessen vollständig gelesen, wären Sie gewiss nicht so erstaunt über Annie Ernaux‘ s Boykottaufruf. Es gibt mittlerweile etliche Beispiele für Zensur von Künstlerinnen, Absagen von Ausstellungen, Streichung von Fördermitteln etc. durch deutsche Institutionen aus dem einzigen Grund, dass sich die Betroffenen kritisch zu Israels Politik gegenüber der palästinensischen Bevölkerung geäußert haben. Was schlicht KRITIK ist und nicht ANTISEMITISMUS. Wir sind mit den USA und Großbritannien zusammen die einzigen Unterstützer Israels vor dem Internationalen Gerichtshof gegen die Petition Südafrikas, das Geschehen in Gaza als Genozid anzusehen und Israel zur Beendigung der Bombardierungen und der Blockade aufzufordern. Das Recht zur Selbstverteidigung ist kein Recht zur Zerstörung der Lebensgrundlage der gesamten Bevölkerung in Gaza. Aber wir machen diese Differenzierung nicht. Wir lassen uns einreden, Besorgnis und Kritik gegenüber der israelischen Regierung sei „antisemitisch“. Auch in der ZEIT gibt es diesbezüglich eine Leerstelle und ohrenbetäubendes Schweigen. Wie in einer Zeitung, die sich der ausführlichen Beschreibung und Behandlung von politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Themen verschrieben hat, das Wort „Kontext“ so vermieden werden kann, wie in dem genannten, erstaunt mich viel mehr als das Kopfschütteln weiter Teile der internationalen Öffentlichkeit über uns Deutsche.
Doris Braun

Ich glaube, wenn Sie sich etwas eingehender mit der deutschen Antisemitismus-Diskussion und den daraus resultierenden Maßnahmen gegen vermeintlich nicht „ohne Wenn und Aber“ hinter der offiziellen Definition von Antisemitismus stehenden Personen auseinandersetzen, erschließt sich Ihnen sehr gut, was in Annie Ernaux gefahren ist, als sie den Aufruf „Strike Germany“ unterzeichnet hat. Kenneth Stern, der die IHRA Definition für Antisemitismus formuliert hat, kritisiert am offiziellen deutschen Umgang mit dieser Definition, dass sie nicht dafür gemacht wurde Meinungsfreiheit einzuschränken und Meinungsterror gegen andersdenkende auszuüben. Sie war nicht dafür gemacht, jegliche Kritik an Israel als antisemitisch zu diffamieren und sie sollte nicht dazu beitragen notwendige Diskussionen – auch kontroverse – über Israels Politik zu unterbinden bzw. unter Strafe zu stellen. Stern sieht ihm Zusammenhang mit dem deutschen Umgang mit der IHRA Definition McCarthyismus in Deutschland aufkommen. Das trägt bestimmt nicht dazu bei Antisemitismus in Deutschland zu überwinden, denn um das zu können, muss man sich inhaltlich darüber auseinandersetzen – ohne Angst zu haben, dass einen die eigene Meinung den Job oder Fördergelder kosten kann. Hilfreich wäre es auch, wenn sich diese Diskussion in den Zeitungen widerspiegeln würde. In einer Demokratie sollte es viele unterschiedliche Meinungen geben und die, die man nicht teilt muss man aushalten, solange es sich um Meinung handelt und nicht um diffamierende oder bedrohende Angriffe.  Annie Ernaux wäre dafür eine solche Diskussion zu führen – nicht sie zu unterbinden (und am Ende dann als „antisemitisch“ abzustempeln). Angesichts der typisch deutschen Arroganz, mit der hier auf Andersdenkende reagiert wird („was ist denn bloß in sie gefahren“) finde ich die Strike Germany Initiative ganz erfrischend und ich denke, Sie sollten versuchen herauszufinden was die Initiatoren antreibt, statt den Kopf darüber zu schütteln, dass es Leute gibt, die sich der vermeintlichen deutschen Mainstream-Meinung zu Antisemitismus verweigern. Kleiner Tipp: Kenneth Stern, The Conflict over the conflict:  The Israel/Palestine Campus Debate, kann helfen einen adäquateren Zugang zur Antisemitismus Debatte zu finden.
Birgit Möller 

Auch noch so hochrangige Künstler*innen sind nicht davor gefeit, als Menschen ganz irrationale und schwer nachvollziehbare Dinge zu tun, wie Annie Ernaux mit ihrer Unterschrift unter dem Boykottaufruf. Problematischer scheint in der Tat, dass dies in Frankreich überhaupt nicht kommentiert wird. Ein bisschen amüsant aber, dass Frau Radisch die Tatsache, dass Ernaux‘ Bücher weiterhin in Deutschland gekauft und auf die Bühne kommen dürfen, als „Großzügigkeit“ deutet. Eine Unterschrift ist kostenlos, der – eigentlich folgerichtige – Rückzug vom deutschen Markt nicht. Kann es nicht einfach ganz banal sein, dass Frau Ernaux dazu dann doch nicht bereit war, diese persönlichen Konsequenzen auf sich zu nehmen?
Heinz Wohner


Leserbriefe zu „Abrechnung in der Stallgasse“ von Marcus Rohwetter

Glückwunsch zu Ihrer neuen satirischen Kolumne im Wirtschaftsteil über das Leid und Elend der Pferdebesitzer! Ich freue mich schon über die nächsten Ausgaben: Klagelied der Segelyachtbesitzer, die sich über die teureren Liegeplätze beschweren, Verzweiflung der Oldtimersammler, da die Heizkosten für Ihre Hallen teurer werden und Beschwerden der Golfspieler über die gestiegenen Spritkosten des Rasenmähens. Nur weiter so!
Hans-Ulrich Wagner

300.000 Arbeitsplätze im Pferdewirtschaftsbereich erwirtschaften einen Umsatz von 6,7 Mrd. Euro Umsatz im Jahr = 22.333€ pro Arbeitsplatz bzw. 5.154€ pro Pferd? Dies bedeutet, dass viele in der Pferdewirtschaft Tätigen nur gering entlohnt werden, zum Beispiel die Auszubildenden „Pferdewirt“ und auch die in diesem Beruf Arbeitenden. Allein der Mindestlohn für vollberuflich Tätige liegt heute über 22.000€. Im Umsatz sind aber ja noch Sachleistungen enthalten.  Zum Bereich „Pferdewirtschaft“ gehören nur Betriebe, deren Hauptzweck im Pferdebereich liegt. Nicht dazu zählen zum Beispiel Bauern, die nebenbei ein paar Pferde auf Rest-Grünlandflächen halten und gelegentlich ein Fohlen und Heu verkaufen. Oder Bauern, die Hafer und Stroh an Pferdehalter verkaufen oder einzelne Pferdeboxen vermieten. Auch mein Gehalt zählte nicht dazu, als ich zeitweise Lehrgänge für angehende Pferdewirtschaftsmeister organisierte… Die vom FN im Internet genannten Zahlen sind also zu hinterfragen.  Übrigens kostete vor 25 Jahren die Haltung eines eigenen Pferdes mindestens 1.000DM im Monat (ohne Turnierbeteiligung, ohne Pferdeanhänger, ohne Auto mit Anhängerkupplung, ohne „gemütliche Zusammenkünfte“ etc.). Heute dürften diese Kosten wohl bei 1.000€ liegen. Um die Kosten zu senken, „teilen“ sich etliche Reiter ein Pferd (daher 1,77 Reiter pro Pferd).  Aus landwirtschaftlicher Sicht ist es erfreulich, wie viele Menschen sich ein (Teil-) Pferd leisten (zum Beispiel Pensionspferdehaltung).
Adolf Ronnenberg

Es geht um die Honorare der Tierärzte, die den Reitsport ins Aus bringen. Na sowas aber auch. Glauben denn die Reitvereine, dass die Tierärzte gratis für die Satteldrücker arbeiten? Die Lösung ist einfach. Reitsport ist Tierquälerei und sollte verboten werden. Welcher Gaul geht denn freiwillig auf die Piste, um zu rennen oder komische Schritte in Ballett zu machen. Oder über fiese Hindernisse zu springen, von denen eines Schimmelmanns Grab heißt. Pure Knochenbrecherei für Reiter und Gaul. Der Reiter wollte es ja so, aber der Gaul wohl kaum. Da ist sein Ende Salami oder Rheinischer Sauerbraten.
Hans-Emil Schuster

Die Tierärzte verlangen Geld für ihre Leistungen? Unerhört! Und „die Politik“ will keine Subventionen lockermachen? Die finanziell ausgemergelten Pferdehalter sollten mal eine Woche lang den Normalverdienern den Weg zur Arbeit versperren. Das hilft. Haben die Bauern ja vorgemacht.
Hans List

Zu Recht weist der Verfasser in seinem ausgewogenen Artikel auf die verheerenden Versäumnisse der Deutschen Reiterlichen Vereinigung im Zuge der GOT-Novelle hin, woran sich die Bundestierärztekammer genüsslich weidet. Die FN ist allerdings immer schon durch Inkompetenz gepaart mit Desinteresse an den Belangen des „normalen“ Pferdehalters aufgefallen; sie tritt hauptsächlich als Lobbyist der wenigen Tausend deutscher „Spitzen“-Reiter in Erscheinung, etwa dann, wenn sie tierschutzrelevantes Verhalten oder Doping der deutschen Reitsportelite verharmlost, sich aber lustvoll auf Verstöße der ausländischen Konkurrenz stürzt. Über ein Jahr nach deren Inkrafttreten ist die FN noch immer nicht in der Lage, die groben Webfehler der GOT 2022 klar zu benennen: einer Hausbesuchsgebühr von bis zu € 103,50, die anders als etwa Ärzten (Nr. 51 GOÄ), auch bei zahlreichen Patienten am selben Ort in voller Höhe anfällt, sowie ein Gebührenrahmen, der nach „billigem Ermessen“ ausgeübt werden kann (während Ärzte, Zahnärzte und Rechtsanwälte die Überschreitung eines Regelsatzes sehr ausführlich und justitiabel begründen müssen). Besonders von Tierklinken, die seit Jahren systematisch von wenigen Klinikkonzernen und Investmentgesellschaften aufgekauft werden, werden die Spannen regelmäßig bis zur Maximalhöhe ausgeschöpft, während der oft bis an seine Belastungsgrenze geforderte Einzelpraktiker die Hausbesuchsgebühren (laut Tierärztekammern zwingend zu erheben!) vielfach als ungerecht empfinden.
Ekkehard H. Schulze


Leserbriefe zu „Leicht entflammbar“ von Kolja Rudzio et al.

Die vielfachen Versprechen ohne Vorbehalt des evtl. Verfassungsgerichtsurteils, für den es keinen Plan B gab, fallen auch dem gutmeinenden Wirtschaftsminister leider jetzt auf die Füße. Natürlich gibt es auch hier nicht das eine Rezept und kann es auch gar nicht geben. Es wäre auch hier, wie bei der Mail zum Artikel über die evtl. erneute Trump-Wahl argumentiert, eine Quadratur des Kreises, solange die Tabus aufrechterhalten werden, das „Rezept“ dürfe keinesfalls neue Belastungen für Steuerzahler oder wen auch immer beinhalten, und genauso wenig neue Risiken. Das Prinzip Hoffnung — dass alles gut geht — war natürlich auch hier keine Strategie, wenngleich Vorbehalte oder mehr Ehrlichkeit oder ein Plan B die jetzigen Protestreaktionen oder Verunsicherungen vielleicht schon dann ausgelöst hätten und zu vielerlei Verdrehungen und Demagogie Vorschub geleistet hätten.   Als ursächlich sehe ich allerdings auch die allgemeine Erwartung als fast „Grundrecht“ und Pflichtschuldigkeit jeder Regierung, dass die Belastungen von fast allen niemals steigen dürften, sondern im Gegenteil von einer „besseren Regierung“ oder „besseren Politik“ noch mehr entlastet werden müsse, und zwar bei fast allen. Das ist im Zeitalter der neuen militärischen Aggressionen, der Klimakrise und vieler anderer Krisen immer mehr eine Zukunft zerstörende Erwartung und „Selbstverständlichkeit“, denn die „Belastungen“ können so nicht abgeschafft, sondern höchstens verschleiert und abgewälzt werden, am ehesten auf bei uns nicht wahlberechtigte ferne und/oder auf die betroffenen der Zukunft, wahlweise durch immer mehr vernachlässigte Krisenprobleme oder durch immer größere Schuldenberge.
Die Protestler meinen ja fast immer eine Belastungsminderung in der Gegenwart, während die der mittleren bis ferneren Zukunft zumindest noch keine derartige Wut und Macht entfalten. In meiner Tageszeitung wurde kürzlich ein Experte zitiert, der einen Abbau der früher mehr verbreiteten oder gar selbstverständlichen „common decency“ konstatierte.  Viele scheinen tatsächlich zu viel von dieser „common decency“ oder Anstand, Rücksichtnahme auf Rechte der anderen, Ehrlichkeit und Respekt geopfert zu haben zwecks mehr „Waffen“ und „Hebel“ zur Durchsetzung eigener Interessen oder zum Ausleben eigener Gefühlsimpulse.  Die genannten Verhaltenswerte sind aber nicht „altmodisch, spießig oder überangepasst“, sondern nötig zur Erhaltung einer minimalen gesellschaftlichen Lebensqualität auch in Konflikten und der Verteilung von Belastungen oder Vergünstigungen.  Jeder sollte sich ehrlich die Frage stellen, ob die völlige Vermeidung eigener Belastungen oder Anspruchseinschränkungen nicht bei anderen, auch denen der Zukunft, noch viel schlimmere oder unzumutbarere Belastungen bedeuten, oder Demotivierungen mit der Folge von noch viel weniger Verteilungsmasse, denn irgendwer muss am Ende alles Geforderte erarbeiten, einsparen oder bezahlen. Leider sind diese „Zahlmeister“ oder „Zwangsarbeiter“ oft die ganz falschen wie Inflationsopfer, kommende Generationen oder Kaputtspar-Opfer, besonders wenn die eigentlich belastungs-tragfähigeren auch durch Wahlen zu starke politische „Schutzpatrone“ mit Veto-Macht haben. So wurden ja viele alternative breiter gestreute und/oder gerechter verteilte Belastungen von SPD und FDP blockiert zum Schutz der jeweils eigenen Klientel wie auch der von diesen erhofften Wählerstimmen.
Der gebührende Grund-Respekt und Anerkennung der Bedeutung von sozialen Gruppen wäre aber für niemanden eine „Zumutung“.  Allerdings setzten viele auch hier die Messlatte viel zu hoch, um sich auch genügend „anerkannt“ zu fühlen, wie bei narzisstischen und kränkbaren Persönlichkeiten. Beim „Bürokratieabbau“ wird erst einmal eine Verständlichmachung gebraucht des häufigen Dilemmas zwischen mindestens gut gemeinten oder gar sinnvollen oder gar nötigen Vorschriften einerseits und dem dadurch verursachten Mehr an Arbeit, Stress und Kosten.  Bei jeder neuen oder alten Vorschrift samt gerichtlicher Anfechtbarkeit ist zu überprüfen, wo das geringere Übel liegt: Bei der Verkomplizierung und Erschwerung der Projekte oder beim „Fünfe gerade sein Lassen“ und Verzicht auf die gut gemeinte Vorschrift.  Diese Abwägung ist wohl in der Vergangenheit nicht selten vernachlässigt worden.
Peter Selmke

Es ärgert mich, wenn ausgerechnet Selbständige und Unternehmer*innen lauthals protestieren, also Menschen, die in Deutschland in der Regel zu den Spitzenverdiener*innen zählen. Die Familien Mair und Schulze, die Großbauern und -bäuerinnen, die die Kleinbauern und -bäuerinnen als Sympathieträger*innen vorschicken und selbst den großen Reibach machen, sowie Herr von Kiedrowski werden nicht darben. Sicherlich gibt es Missstände, z. B. die überbordende Bürokratie, nahezu endlose Genehmigungsverfahren und viel zu viele und zu komplizierte und fast jedes Detail regelnde Gesetze und Verordnungen. Auch die Deckelung der Arzthonorare ist für die Ärzt*innen – die gleichwohl zu den Bestverdienenden in Deutschland gehören – ärgerlich. Aber dass die direkten und indirekten Kosten für die Verteidigung der Freiheit nicht nur der Ukraine, sondern auch der derzeitigen Nato-Staaten und die Kosten für die angestrebte und auch für Deutschland unbedingt notwendige Begrenzung der Erderwärmung nicht in Gänze über Schulden finanziert werden können und zumindest vorübergehend zulasten des Konsums gehen, dürfte doch jedem verständigen Menschen klar sein.
Und dass Deutschland angesichts der demografischen Entwicklung junge Einwanderer*innen braucht, und zwar nicht nur Ärzt*innen, Ingenieur*innen und IT-Spezialist*innen, ist unter verständigen Menschen doch wohl auch unstrittig. Auch ist es meines Erachtens nicht Aufgabe der Steuerzahler*innen, Unternehmen zu subventionieren, jedenfalls nicht auf Dauer. Was also soll die Wut der Besser- und Bestverdienenden? Zu den Arztbesuchen: Es gibt in Deutschland nicht nur eine Überversorgung von Menschen mit Bagatellerkrankungen, sondern auch eine Unterversorgung von chronisch Kranken und von schwer Erkrankten, deren schwere Erkrankung von Ärzt*innen trotz deutlicher Symptome nicht rechtzeitig erkannt wird. Ich denke da u. a. an die vielen Fälle von Sepsis und Lungenentzündung, die unbehandelt oder zu spät behandelt oft zum Tode führen. In meinem eigenen familiären Umfeld gab es zwei Fälle von zu spät erkannter Sepsis. Anbei zur Demonstration ein – davon unabhängiger – Artikel zum Versagen der Ärzte.
Ulrich Willmes

Der allgemeine Frust im Arbeitsleben ist nach meinem Empfinden über Jahrzehnte gezüchtet worden und keineswegs nur der gegenwärtigen Regierung anzulasten. Anfang des Jahrtausends hatte ich eine Kollegin, die die Meinung vertrat, alles Übel im Arbeitsleben entsteht durch Betriebswirte und Juristen. Tatsächlich gibt es zumindest gefühlt seit dieser Zeit immer mehr Vorschriften, deren Einhaltung eher der Rechtssicherheit bzw. der Gewinnerzielung dient als der Sache selbst. Der Gestaltungsspielraum des Einzelnen wird massiv eingeschränkt mit der Folge, dass manche Leitungspositionen kaum noch zu besetzen sind. Verantwortung wird so geschickt delegiert, dass am Ende niemand mehr weiß, wer sie trägt. Fachkompetenz wird zwar häufig beschworen, spielt aber ungeachtet existierender toller Konzepte eine immer geringere Rolle in der Praxis. Viele Fragen, wie man unter den gegebenen Bedingungen die Arbeit zur Zufriedenheit, auch der eigenen, erledigen soll, bleiben ungestellt oder unbeantwortet, die Kommunikation ist schwierig. Wie soll da kein Frust entstehen? Ich bin überzeugt, dass die Arbeitswelt einen guten Teil zu dem politischen Rechtsruck beiträgt und beide Probleme durch Kommunikationsverweigerung verschärft werden. Löschmittelvorschlag: Alle reden ruhig miteinander und bemühen sich ehrlich um gegenseitiges Verständnis.
Susanne Sänger

In den nunmehr 36 Jahren als intensiver ZEIT-Leser und kritischer ZEIT-Genosse habe ich hin und wieder auch nicht nur meine Meinung zum Ausdruck gebracht (Wortschatz in 8/23). Heute nehme ich den Bericht „Leicht entflammbar“ im Wirtschaftsteil zum Anlass, zu dem ich „meinen Senf“ geben möchte. Den in dem Bericht aufgelisteten möglichen Einsparungen wäre noch eine hinzuzufügen.
Aus Berlin verlangt man doch von allen, Dass sie den Gürtel enger schnallen,
Und dass wir alle sparen müssen. Dabei muss man aber wissen,
Dass sie sich selbst damit nicht meinen. Sie reden hier nur von uns Kleinen.
Uns sie zum Wassertrinken raten, Um selber dann im Sekt zu baden.
Es könnte den Verstand mir rauben, Denn es ist fast nicht zu glauben.
Anna Lena gibt in einem Jahr, Für Sektempfang mit Kaviar,
Schlappe 15 Millionen aus, Und meint, das sei nicht Saus und Braus.
So weit sind die schon abgehoben, Dass dies noch als normal sie loben,
Und wundern dann sich, wenn die Leut, Ereilt die Politikverdrossenheit.
Wie soll ich die dann ernst noch nehmen? Mir liegt es mehr, mich fremd zu schämen!
Rudolf Reinhardt

Schaurig, schaurig, die Dummheit und Unverfrorenheit der Mair, Schulze als Repräsentanten der Borniertheit, Verzagtheit, Geringschätzung der Realität und der lediglichen Verweise auf die Verantwortung Dritter. Deutschland hat sein Ende der Prosperität längst und nicht nur durch eine fatale jahrzehntelange Politik erreicht, auch und gerade durch ein Beharrungsvermögen des deutschen Mittelstandes auf Unveränderlichkeit. Und der Glaube, der Staat, also letztendlich wir selbst, können es wieder richten, ist völlig ziellos. Die globale ökonomische Neuordnung wird Deutschland als Ruine dessen hinterlassen. Wenn wir eine Politik der Wahrheit und Klarheit im Sinne Ludwig Erhardts statt das Existenzgebaren von in Agonie befindlichen Parteien hätten, wäre allein der Erkenntnisgewinn Antrieb für radikale Veränderungen. Die „Solidarität“ der Politik, der Bürger, der Wirtschaft und Institutionen für ein nerviges, von den Medien lanciertes Lamentieren fördert die Dummheit im Land und das Erstarken der institutionellen Dummheit, den Rechtsradikalismus.
Jürgen Dressler


Leserbriefe zu „Der Migrationshintergrund“ von Andrea Böhm

Wann immer ich in Gambia in meinem Haus sitze, klopft jemand an, um sich bestätigen zu lassen, dass man in Deutschland tatsächlich 250 Euro für jedes Kind bekommt, egal wie viele und ohne dafür zu arbeiten. 250 Euro entsprechen dort dem Monatsgehalt eines Gymnasiallehrers; ein finanzieller Traumjob. Soll ich mal erklären, was eine „Fluchtursache“ ist? Gambia, das kleinste Land auf dem afrikanischen Kontinent, hält den Weltrekord im Anteil der Auslandsüberweisungen am Bruttosozialprodukt. Toller Artikel; mehr davon!
Michael Rohe

Die Reportage ist ernüchternd aus zwei Gründen. Die Geldtransfers der Migranten in die Herkunftsgebiete sind oft deren finanzielles Rückgrat. Deswegen sind Versuche, diese Länder mit wirtschaftlicher Hilfe kooperationswillig zu machen beim Flüchtlingsthema, fast naiv. Nicht zu lösen von außen sodann die Überbevölkerung. Ein Teufelskreis, der den Druck im Kessel bis zum Siedepunkt erhöht, ohne dass der reiche Norden darauf Einfluss hätte. Bildung und Beschäftigung seien der Schlüssel für mehr Eigenverantwortung, heißt es. Doch hunderte Mrd. an Entwicklungshilfe haben zumindest in diesem Erdkreis wenig oder nichts bewirkt anders als zB in Bangladesch. Eine fatale Situation mit explosivem Potential.
Christoph Schönberger

Ich schätze Ihre Bücher und Artikel über Afrika sehr. Ich war vor vielen Jahren in Ruanda Entwicklungshelfer und reise fast jedes Jahr einmal nach Afrika südl. der Sahara. Und zwar auf eigene Faust meist mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Damit möchte ich nicht behaupten, dass ich ein Afrikakenner bin. Aber ich beschäftige mich eben schon sehr lange mit dem Thema. Was mir aber immer wieder bei Ihren Artikeln wie auch dem jüngsten in der Zeit „Der Migrationshintergrund“ auffällt, ist (fast schon erwartbar wie in jedem ihrer Artikel) die Erwähnung des Klimawandels als Ursache für die Probleme in Afrika. Als müsste dieses Triggerwort mit Gewalt in jedem Ihrer Artikel erscheinen. In dem erwähnten Artikel schreiben Sie allerdings etwas ganz interessantes: „Als Dürreperioden in der 70ern und 80er Jahren im Sahel die Landwirtschaft und die Viehzucht fast völlig zerstörten, machte sich auch der Bauernsohn … auf den Weg.“ Aha, denkt sich da der aufmerksame Leser, das gab es im Sahel schon vor der Klimakrise. Übrigens halte ich es für falsch, von „völlig zerstört“ zu sprechen, denn es ging und geht doch im Sahel weiter. Missernten und Viehreduktion gehören schon immer zum Sahel und ich kenne keine Studie, die besagt, dass diese Probleme aufgrund des Klimawandels öfter auftreten. Hierzu die weitsichtigen Einlassungen eines Paul Alexanders aus dem Jahr 1987 in Auszügen anbei. Was ich bei meiner Reise nach Nordkamerun gesehen habe, ist, dass die Rinderzucht immer profitabler und intensiver betrieben wird, weil es ein Riesengeschäft ist, das Fleisch in die Großstädte zu verkaufen. Auf dem Viehmarkt gibt es Tiermedikamente jeglicher Art. Die Konflikte zwischen Land- und Viehwirtschaft nehmen dadurch natürlich zu.
Ich kann Ihnen nicht mehr sagen, in welchen all Ihrer Artikel der Sahel immer wieder als Musterbeispiel für die Auswirkungen des Klimawandels angeführt wurden. Aber ich hoffe, Sie wissen, welche ich meine. Genauso finde ich Ihre vage Andeutung, „dass die Klimakrise der Landwirtschaft und Fischerei zusetzt“, im gegenwärtigen Artikel nicht zielführend. Definitiv hat in den vergangenen Jahrzehnten die Bevölkerung im Sahel stark zugenommen, Nahrungs- und Futtermittelimporte sind stark gestiegen (es ist in meinen Augen übrigens ein Skandal, dass die Ukraine Afrika viele Jahre mit billigem – mit extrem viel fossiler Energie = NPK-Dünger hergestellt mit billigem Erdgas, überschwemmt und abhängig gemacht hat und die Medien und unser Staat es als Großtat ansieht, dass dies auch jetzt im Krieg möglichst aufrecht erhalten wird, Afrika könnte sich im Regelfall größtenteils selbst ernähren, gäbe es nicht die unfairen Handelsbedingungen) Ganz klar: Die Welt wird wärmer, die Niederschläge weisen derzeit noch keine Tendenzen auf. Dass es mehr Schäden weltweit gibt, ist eine Folge mangelnder Resilienz. Die wird immer weiter runtergefahren. Hierzu empfehle ich, auch wenn es etwas lange ist: https://www.youtube.com/watch?v=joVZg3Ex1dQ
Oder versuchen sie mal bei einer x-beliebigen Agrarmet. Station wie z. B. https://www.wetter.rlp.de/Internet/AM/NotesBAM.nsf/0a1c4fe9e45b5fb6c12579c000526e5e/c1eb5dda395f6962c12582a30029301d?OpenDocument&TableRow=3.10  eine Änderung der Niederschläge zu finden. Sie können da beliebige Kombinationen der vergangenen 30 Jahre zusammenstellen. Oder schauen Sie sich mal diese Seite an: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Hochwasserereignisse_an_der_Ahr. Dann kommen Sie zu dem Ergebnis, dass sich nicht die Häufigkeit sondern nur die Pegelstände erhöht haben, und das lässt sich leicht erklären: S.  1. Link zu Prof. Auerswald
Warum ist es mir wichtig, Sie darauf hinzuweisen. Weil die KKK (Klimakrisenkeule) eher das Gegenteil bewirkt. Es stimmt einfach nicht, dass z. B. die Hungerkatastrophe im Süden Madagaskars eine Folge der Klimakrise war, nein dort gab es in den letzten Jahrzehnten eine rasante Bevölkerungszunahme (=Schwächung der Resilienz – s-. Vortrag Auerswald) und dann braucht es eben nur eine Missernte, um eine Katastrophe auszulösen. Sie bzw. Ihre Kollegen von der Zeit tragen mit dieser ständigen Betonung der KK eigentlich dazu bei, dass die viel näherliegenden Probleme, die vor Ort sei es im Ahrtal, im Sahel oder wo auch immer, angegangen und konsequent gelöst werden. Es ist ja die Klimakrise, die ohnehin globales Handeln für eine Lösung benötigt. Nochmal ein Gedanke zum Klimawandel: Was wäre eigentlich, wenn fossile Brennstoffe keinen Treibhauseffekt bewirken würden. In meiner Jugend war das Hauptargument gegen das Verschwenden von Öl: Wir können daraus Medikamente und andere hochwertige feststoffliche Materialien herstellen, es ist Verschwendung, sie zu verbrennen. Deshalb bin ich allein schon aus diesem Grund für eine möglichst stoffliche Verwendung von fossilen Stoffen, dann sind es eben keine Brennstoffe mehr. Und wer glauben machen möchte, dass wir zukünftig kein Öl mehr fördern werden, der irrt sich gewaltig. Aus was machen wir dann die ganzen PVC-Rohre etc., Kabelummantelungen für Walboxes etc…  Auch hier ist die KKK völlig unnötig und kontraproduktiv. Und noch eine Anmerkung: Den Ausdruck „sympathische Zahnlücke“ finde ich unangemessen. Sie würden ja auch nie von einer unsympathischen Zahnlücke schreiben, oder?
Norbert Wimmer

In dem Artikel wird ein Senegalese porträtiert, der früher mehrfach legal in Europa gearbeitet hat und heute in seiner Heimat ein gemachter Mann ist. Er beklagt, dass viele seiner jungen Landsleute heute illegal auf der gefährlichen Seeroute nach Europa auswandern „müssen“, wo sie sich eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien im Senegal erhoffen. Er selbst ist heute mit drei Frauen verheiratet und hat 18 Kinder. An keiner Stelle wird eine Verbindung hergestellt zwischen diesem (ganz zurückhaltend ausgedrückt) „regenerativen Verhalten“ und den Fluchtursachen. Zu Beginn der 1950er Jahre lebten rund 240 Millionen Menschen in Afrika, heute rund 1300 Millionen. Bis Ende dieses Jahrhunderts werden dort 4500 Millionen erwartet. Zum Vergleich Europa: Beginn der 1950er Jahre 560 Mio., heute ca. 750 Mio. Ende des 21. Jahrhunderts werden 630 Mio. erwartet! Bei einem Wachstum wie in Europa gäbe es heute in Afrika 321 Mio.! Es gäbe genug Platz und Nahrung für alle, dafür weniger Dreck und Krankheiten. Naturkatastrophen hätten wesentlich geringere Auswirkungen, und der Klimawandel wäre geringer, denn 1 Milliarde mehr Menschen produzieren schließlich auch beachtliche Mengen mehr an CO2. Soll Europa also die 3200 Millionen Afrikaner aufnehmen, die noch in diesem Jahrhundert dazukommen „sollen“? Sogar wenn wir jetzt sofort 100 Millionen Afrikaner aufnehmen würden, änderte das fast gar nicht an der Gesamtsituation, an der auch nicht die „Kolonialherren“ schuld sind. Das Problem müssen die Afrikaner selbst lösen, und zwar zu Hause (im wahrsten Sinne des Wortes!) und nicht auf dem Mittelmeer oder in Europa. Eine entsprechende Anmerkung der Autorin habe ich schmerzlich vermisst. Man muss nicht braun oder blau sein, um diesen einfachen Zusammenhang zu erkennen.
Rudolf Spiegel

«Warum machen sich Westafrikaner auf dem Weg nach Europa?» Anlass zu der Frage gab der «Besuch in einem Dorf im Senegal, das zum großen Teil von den Geldrückflüssen seiner Auswanderer lebt.» Auf die eingangs gestellte Frage gibt es zwei Antworten zu den Ursachen der Migration. Die eine ergibt sich aus dem Wort «Geldrückflüsse» und die andere aus der Familiengröße des im Artikel erwähnten 62-jährigen Geschäftsmanns Demba Lô. Er hat 3 Frauen und 18 Kinder. Zunächst zum Thema «Geldrückflüsse»: Diese reichen offenbar nicht aus, um in Afrika durch Industrialisierung und Bildung so viele gut bezahlte Arbeitsplätze zu schaffen, dass Perspektiven und Ansehen im Berufsleben gefunden werden können und nicht mehr im Beitragen zu hohen Geburtenraten. Daher werden die Geldrückflüsse genutzt, um die Migration in die Industrieländer zu finanzieren. Diese Geldrückflüsse sind somit ein Grund für die Auswanderung aus dem Senegal und nicht nur die Armut. Ein anderer Grund für die Auswanderung ist die hohe Fertilitätsrate (4.31 im Jahre 2022). Also mehr als verdoppeln pro Generation. Auch hier ist der wesentliche Grund nicht die Armut, sondern das Ansehen und die Perspektiven, die mit hohen Fertilitätsraten verbunden sind, wie das Beispiel des Geschäftsmanns Demba Lô zeigt. Das Beispiel Senegals ist interessant in Bezug auf die Frage: wie kann es gelingen, den notwendigen sanften Ausstieg aus dem exponentiellen Wachstum von Kopfzahl und Konsum zu finden? Es geht dabei auch um die Frage: welche Rolle spielen dabei Migration, Armut, Bildung und Industrialisierung?
In diesem Zusammenhang ist ein Bericht der Tagesschau des Schweizer Fernsehens vom 9.1.24 interessant. Es geht um die tiefe Geburtenrate in Italien. Diese beträgt 1.25, das gibt nach zwei Generationen den Faktor 0.56 (0.75*0.75=0.56) und fast ein Halbieren nach 2 Generationen. Die Mittel, die die Regierung Meloni zur Verbesserung vorsieht, dürften da nicht viel bewirken. Im Bericht geht es auch um eine Ursache. Beschrieben wird die Armut von Familien, die auf den Erhalt von unverkauften Lebensmitteln aus Supermärkten angewiesen sind. Das zeigt, dass Armut in Europa lokal hilft, das Stoppen des exponentiellen Wachstums der Bevölkerung im Übermaß zu bewirken. In die gleiche Richtung zeigt, dass umgekehrt das exponentielle Wachstum der Bevölkerung Afrikas offensichtlich nicht durch Geldrückflüsse zu stoppen ist. Sondern eventuell doch – wie in Italien – durch wachsende Armut, wenn die Migration erschwert wird. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Entwicklung in Nigeria, dem ölreichsten Land Afrikas mit einer hohen Urbanisierung (über 50%). Ölreichtum und Urbanisierung scheinen nicht zu bewirken – etwa über mehr Bildungsmöglichkeiten – die Geburtenrate entscheidend zu senken. Was ebenfalls nicht gesenkt, sondern gesteigert wird, ist die Umweltbelastung und damit die Klimabelastung durch Urbanisierung und Konsum-Wachstum. All dies weist auf ungelöste Fragen hin, die gelöst werden müssen, um der Menschheit ein langes gutes Fortbestehen zu ermöglichen. Es geht dabei auch um politische Stabilität, eine Voraussetzung für das genannte Ziel. Es geht letztlich auch um den ungelösten Zielkonflikt zwischen dem Menschenrecht auf Eigentum und den Menschenrechten auf Lebensgrundlagen, also auch ums Recht, die Familiengröße unabhängig von den lokal verfügbaren Ressourcen zu wählen oder auch um Interpretieren des Asylrechts. Wenn es keine Obergrenze beim Asylrecht gibt, dann gibt’s auch keine Obergrenze beim Ignorieren des Rechts auf Eigentum. Das wiederum führt zu den aktuell wachsenden Gräben in der Gesellschaft, etwa in Europa und den USA.
Gernot Gwehenberger


Leserbriefe zu „100x Heiterkeit“ von Fabian Hillebrand et al. im ZEIT Magazin

Wirklich!  Ich bin hingerissen von Ihrem wunderschönen Zeit-Magazin:“Was gibt`s da zu lachen?“ Ich schneide mir alle Bilder aus und hänge sie an die Wände meiner Wohnung!!! D A S ist wirklich mal etwas ganz Besonderes!!!! Etwas, worüber man sich jedes Mal freuen kann!!!1000 Dank!
Barbara Sayler

Vielen Dank für den wunderbaren Artikel „Was gibt’s da zu lachen?“ Passt gerade genau richtig. Ich werde ihn aufheben u mich an trüben Tagen von ihm aufheitern u inspirieren lassen. Danke!
Cornelia Löding

„Ich bin gesund, ich bin zufrieden“ (Nr. 58); weise Worte einer alten Dame, fast wie „ich weiß, dass ich nichts weiß“! Wasser, vielleicht gespritzt, statt Champagner, Butterbrot statt getrüffelter Gänseleberpastete. Wenn das Wunderwerk ihres Körpers einmal streiken sollte, geht sie zu ihrem Hausarzt statt in eine Spezialklinik. Seinem Rat vertraut sie mehr als dem Rattern der „Röhren“. Und wenn sie gestorben ist, soll auf ihrem Grab ein schlichtes Holzkreuz stehen, nur mit ihrem Namen, keine in Stein gemeißelte Eloge. Das alles vermute ich; unter meinen Patienten gab es auch den einen oder die andere, die diese Lebensweisheit der alten Dame teilten. Bescheidenheit und Dankbarkeit statt immer mehr, immer größer, immer weiter!
Ulrich Pietsch

Wir leben in einem Land, wo die Kriminalität gering ist, so viele Menschen arbeiten wie noch nie, jeder zum Arzt gehen kann, wenn es ihm schlecht geht, die Renten und Löhne werden pünktlich ausgezahlt, Bus und Bahn fahren zu 49€, alle Kinder können zur Schule gehen, mit dem deutschen Pass kommt man in die ganze Welt, wir konnten die Heiz- und Stromkosten zahlen—  usw., usw. — aber in der Presse wird fast alles schlecht dargestellt — leider auch in  der ZEIT — kein Wunder, dass die AfD zulegt. Wo werden sie eigentlich ihrer Verantwortung gerecht — anstatt immer nur auf die Politiker zu weisen?
Volker Passing


Leserbriefe zu „Trump hat einen Plan“ von Amrai Coen und Samiha Shafty

Ich bin auf dem Schulhof der kleinste. Die anderen sind alle groß und aggressiv. Beim letzten Streit hat mich der stärkste von ihnen beschützt. Und jetzt stelle ich allen deutschen Eliten die Frage: Welcher Kleine mit etwas Verstand übergießt diesen Beschützer dafür mit giftiger Jauche? Und dann kommen diese Ausreden: Der große Kerl stinkt. Ich hätten gern einen Beschützer, der so riecht wie ich. Und ich bin viel schlauer und lieber. Und ich bin gar nicht so klein und der will mich in Zukunft gar nicht mehr beschützen – vermute ich. Und der ist so brutal und macht so viel kaputt. Ich möchte lieber von einem netten Friedensnobelpreisträger beschützt werden. Weil ich so edel, hilfreich und gut bin, tut mir sowieso niemand etwas-vermute ich. Ich gehe jetzt ins Fitness- Studio, mache 100000 Kniebeugen und bin dann selber stark. Ich denke, damit ist die deutsche Sicherheitspolitik und transatlantische Partnerschaft hinlänglich beschrieben. Und selbstverständlich hat Deutschland einen Plan. Es gibt nur diesen einen. Wenn Trump so ist, wie er seit 7-8 Jahren beschrieben wird, dann ist er jederzeit bereit, dass wir ihm in den Hintern kriechen. Kein hoher Preis für den Schutz unseres Landes und eine wunderbare Lernkurve für unsere intellektuell und moralisch so überlegenen Eliten.
Fred Klemm

Die wichtigste europäische Antwort auf eine mögliche Wiederwahl Trumps heißt: Den Krieg für die Ukraine jetzt und sofort siegreich zu beenden. Ein D-Day wie 1944, mit allen finanziellen, materiellen und personellen Mitteln. Dazu gibt es keine Alternative. Trumps Ankündigung, den Krieg innerhalb von 24 Stunden zu beenden, kann nur bedeuten, alle Mittel abzuziehen und den Krieg als europäisches Problem anzusehen, das in erster Linie von Europa gelöst werden soll. Leider verfügt Europa nicht mehr über Politiker wie Helmut Schmidt, Valéry Giscard d´Estaing und Henry Kissinger, die mit Weitsicht globale und komplexe Zusammenhänge begriffen haben und diese auch lösen konnten. Der Europäische Rat muss zuvor das Prinzip der Einstimmigkeit beenden, Stichwort Erpressung durch Orban. Europa sei in Teilen kriegsmüde geworden. Wie sollte man das den ukrainischen Soldaten erklären, die seit Kriegsbeginn an der Front stehen und sich wohlmöglich bald selbst überlassen bleiben? Es wird nicht ausreichen, zwei Prozent vom BSP für die Verteidigung einzuplanen. Es wird auch nicht mehr funktionieren, den Krieg als lästiges, aber vergängliches Intermezzo anzusehen. Warum kann man das nicht begreifen. Ist das Denkvermögen in den letzten Jahren dermaßen gesunken? Ein „business as usual“ wird es nach einem verlorenen Krieg nicht geben, nicht für Europa, nicht für die westliche Welt, nicht für die Ukraine. Für Trump jedoch schon.
Andreas Löbbers

Wenn ich die Pläne so lese, frage ich mich ernsthaft, ob unsere größte Sorge wirklich der Ausgang der drei Landtagswahlen in den ostdeutschen Bundesländern gelten sollte.
Stephanie König


Leserbriefe zu „Benkos Kumpel“ von Ingo Malcher

Der eigentliche Skandal liegt diesmal nicht bei den Politikern, sondern beim Finanzvorstand der RAG-Stiftung, Herrn Rupp. Laut „Der Standard“ hat Herr Rupp für seine Aufsichtsratsdienste bei der SIGNA Development Selection AG bis zu 580 TEUR erhalten. Mich würde interessieren welche Gegenleistungen Herr Rupp dafür erbracht hat. Die Bezüge liegen weit über dem, was Aufsichtsräte von DAX-Konzernen erhalten, und dürften in der gleichen Größenordnung wie seine Bezüge als Stiftungsvorstand liegen. Für mich liegt der Verdacht nahe, dass der Stiftungsvorstand die Entscheidung für die hohe SIGNA-Beteiligung nicht auf Basis einer profunden Risiko-Chancen-Bewertung, sondern aufgrund der zu erwartenden Kick-Back-Anreize getroffen hat. Das wäre ein Raub des Stiftungsvermögen von Innen!!
Christoph Brun

Das ist mal wieder typisch. Spitzenpolitiker sitzen im Aufsichtsrat eines Unternehmens und kassieren vermutlich entsprechend dafür; kümmern sich aber so gut wie gar nicht um die damit verbundene Aufsichtspflicht. Auch wenn R. Habeck sich an nur eine Sitzung erinnern kann und betont, dass man das dann an Staatssekretäre delegiert hatte, so bleibt doch die Frage, wie konnte man das Desaster, was sich bei Benko und Signa anbahnte, noch im letzten Jahr übersehen? Noch interessanter ist die Frage, wie konnte der Finanzchef der RAG-Stiftung, der gleichzeitig Aufsichtsrat bei Signa-Prime und Signa Development ist, nichts davon mitbekommen, was bei Signa im letzten Jahr so alles los war? Da würden bei mir sämtliche Alarmglocken schrillen. Interessant ist auch die Frage, welche Art von Staatssekretären hat man hier entsandt? Sind das auch nur irgendwelche Parteimitglieder oder verstehen wenigstens etwas von Wirtschaft? Da wieder alles beim Steuerzahler kleben bleiben wird, finde ich es umso dringender, dass in unserem Politikbetrieb endlich mal sowas wie ein Controlling Einzug hält oder man den Bundesrechnungshof mit entsprechenden Sanktionsmöglichkeiten ausstattet. Dann könnte man viele Milliarden Euro sparen und mal vernünftig investieren.
Bernd Schorr

Kleiner Hinweis: Der MP von NRW heißt Hendrik Wüst und nicht Christian Wüst.
Thomas Mensing


Leserbriefe zu „Die Position: Am Pisa-Debakel sind auch die Lehrenden schuld“ von Reinhard Oldenburg

Vielen Dank für diese wichtige Ergänzung der schon vielen Stellungnahmen zu Pisa mit diesem Statement! Wichtig ist allerdings in der Überschrift das Wort „auch“, denn die Lehrkräfte tragen gewiss nicht die alleinige Verantwortung, wie auch bei Ihnen ja schon anklingt, indem Sie auch die Lernenden, die teils überheblichen „Experten“ und Herausgeber und Befürworter von „Erklär-Videos“ nennen, dazu indirekt angedeutet auch große Teile der Gesellschaft,  die oft mathematische Sachverhalte auch als gegeben hinnehmen statt sie aus Begründungen zu verstehen, oder gar diese als unwichtig sehen, und außerdem  zu sehr Anstrengungen als unnötig und unzumutbar verkennen oder gar verteufeln  und fordern, dass das Lernen nicht nur möglichst, sondern grundsätzlich und immer leicht und spaßmachend zu sein habe.  Ich kenne solche Ansprüche auch aus meinem früheren Beruf als Psycho- und Sucht-therapeut, wo auch viel Wissen und Verständnis zu vermitteln ist, und wo die Erfüllung solcher Ansprüche auch zwar anzustreben, aber natürlich nicht immer möglich waren, sondern wo gute Ergebnisse oft anstrengend für beide Seiten waren, selbst bei guter Motivation von beiden Seiten. Ein Verständnis von Logik und Mathematik incl. des Unterschieds zwischen nötigen und hinreichenden Bedingungen hilft auch bei der Vorbeugung und manchmal Aufdeckung von häufigen Denkfehlern, und beim heute immer noch wichtigeren Verständnis von exponentiellen Entwicklungen, denen zuvorzukommen ja gerade bei der Corona-pandemie lebens-entscheidend war.  Seinerzeit haben selbst viele kluge Leute Angela Merkel und andere erst einmal ungläubig angeschaut bei den drohenden Folgen von exponentieller Krankheitsausbreitung in nur wenigen Wochen bis Monate.
Von Natur aus ist so ein Verständnis der Bedeutung exponentieller Steigerung selbst mehr als durchschnittlich intelligenten und gebildeten Menschen kaum gegeben, die eher immer wieder nur mit einer Steigerung im gewohnten Tempo rechnen.  Das spielt ja auch bei der Klimakrise eine große Rolle, denn die selbstverstärkenden Prozesse nach Überschreitung der unheilvollen Kippunkte können zumindest zu exponentiellen Prozessen werden bis zum Übertreffen der menschlichen Einflüsse, deren Mäßigung oder gar Ende dann leicht zu spät käme, so wie der Versuch eine atomare Kettenreaktion noch aufzuhalten, nachdem sie einmal begonnen hat. Es gilt also für viele Seiten, incl. Politik und Medien, die eigenen Verantwortungsanteile wahrzunehmen, die Rolle von Mathematik und Logik und deren Verständnis ernster zu nehmen und das auch gesellschaftlich zu vermitteln, und dabei auch wegzukommen vom Anspruch anstrengungslosen Lernens, das für alle zum gleichen Erfolg führen müsse.  Diese Ansprüche sind zwar als Wunsch und Idealziel verständlich und auch möglichst anzustreben, aber als absolute Pflicht der Gesellschaft und Lehrenden oder gar Bedingung für ein Lernen unrealistisch und damit oft verheerend. Diese Probleme sind allerdings im Prinzip uralt:  Ein Kollege meines Vaters äußerte bereits vor Jahrzehnten, er sei „stolz darauf, dass ich von Mathematik und Physik nichts verstehe“, und ich selbst hatte in einem dicken Lehrbuch der physikalischen Chemie vor Jahrzehnten zeitweise größte Mühe gehabt, eine Passage dort zu verstehen, bis ich nach einer Menge Mühe entdeckte, dass diese Passage einen Fehler enthielt.
Peter Selmke

„Besonders Mathematik muss anders vermittelt werden, damit sich die Leistungen von Schülerinnen und Schülern verbessern!“, schreibt Reinhard Oldenburg in der Rubrik „Die Position“. Nicht nur Mathematik muss anders vermittelt werden, der gängige Unterricht sollte umstrukturiert werden! Und auch dazu: „Bayern, baut die Grundschulen um!“ (AZ, 20.01.2024) Noch mehr Mathe und Deutsch zulasten von was? Sport, Kunst, Musik, Sachkunde treten immer mehr in den Hintergrund! Und das schon seit Jahren. Das nennt sich dann bei Frau Stolz „Flexibilisierung der anderen Fächer!“ Die Auswirkungen erleben wir schon tagtäglich! Im Sport z. B. haben uns kleinere und besser organisierte Nationen schon längst abgehängt, Beispiel, Norwegen oder die Schweiz! Nur noch in Randsportarten sind wir gut aufgestellt, und selbst das immer weniger, vergleiche Rodeln oder Bob. Die Orientierungslosigkeit der Kinder und Jugendlichen nimmt immer mehr zu. Den Alltag meistern, Umgang mit dem Internet, das Klima schützen, die Umwelt bewahren, den Mitmenschen achten und lieben! Demokratie leben in der Grundschule. Das würde auch funktionieren, wird aber in den wenigsten Grundschulen leider nicht im nötigen Umfang gelebt!
Als langjähriger Schulleiter an verschiedenen Grundschulen, über 20 Jahre Erfahrung am Seminar für Lehrerausbildung, als Montessori Pädagoge möchte ich sagen: die Grundschule muss umgebaut werden, mit wunderbaren Projekten, in denen auch gelesen und gerechnet werden muss, allerdings dann sinnvoll. Meine Kinder in der Grundschule haben sich bitterbös beschwert, dass sie um 13:00 Uhr schon nach Hause mussten. Gerne hätten Sie noch weiter am sechswöchigen Schmetterlingsprojekt mit allen Fächern und allen Sinnen gearbeitet, sich im wöchentlichen Schülerrat selbstwirksam eingebracht, oder im täglichen Morgenkreis ihr Schulleben organisiert und gelebt! Studien in anderen Ländern belegen, das ist ein möglicher Weg aus dem Dilemma. Oder besser noch: erinnern Sie sich doch selber an ihre Schulzeit, was hat Ihnen am besten gefallen?
Frido Brunold

Sie schreiben: „Am Pisa-Debakel sind auch die Lehrenden schuld; Besonders Mathematik muss anders vermittelt werden, damit sich die Leistungen von Schülerinnen und Schüler verbessern“. Zuerst Genderzumutung und dann Fallfehler als Zugabe!? Ein bisschen viel auf einmal.
Oswald Kofler


Leserbriefe zu „Die Ersten haben schon abgesagt“ von Tobias Timm

Aus meiner Sicht ist die Initiative „Strike Germany“ ausdrücklich zu begrüßen. Es ist die einzige Möglichkeit aus dem Ausland Deutschland aufzuzeigen, wie sehr man sich hier mit der sprichwörtlichen Nibelungentreue zu Israel verrennt. Nach dem Netanjahu nun auch eindeutig geklärt hat, dass eine Zwei-Staaten-Lösung, wie eigentlich von allen maßgeblichen Stimmen weltweit gefordert, für Israel nicht in Betracht kommt, müsste nun im Prinzip jedem klar sein, dass er sich mit seiner Unterstützung für Israel hat verschaukeln lassen. Die Sprüche, die wir zu Beginn der Militäroffensive aus Israel gehört haben, dass die Palästinenser auszumerzen seien und Palästina von der Landkarte zu verschwinden habe, waren immer ernstgemeint. Dies wird nun offensichtlich. Deutschland wird zum Teilnehmer an einem Völkermord. Da ist es richtig, dass man aus dem Ausland dies deutlich aufzeigt und fernbleibt.
Volker v. Moers

Dieser Artikel über „Strike Germany“ von ihrem Redaktionsmitglied Tobias Timm ist insofern einer ZEIT unwürdig, weil er sich lediglich in undifferenzierter Weise mit denjenigen befasst, die zu jenem Boykott aufgerufen haben. Wo sind die echten Hintergrundinformationen, wo befasst er sich mit einer Berechtigung oder Nichtberechtigung dieses Anlasses? Einfach nur zu diffamieren ist die unterste Schublade von Journalismus.
Albrecht Seidel

Da haben wir den Schlamassel! Weil die deutsche Bundesregierung weltweit neben den USA den Staat Israel am bedingungslosesten unterstützt und versucht, Sympathisanten der gewaltlosen internationalen BDS-Kampagne als Antisemiten zu diskreditieren, beginnen nun immer mehr internationale Künstler, Intellektuelle und Wissenschaftler sich von unserem Land zu distanzieren. Das geschieht uns recht und führt hoffentlich dazu, die unselige Anti-BDS-Resolution des Bundestages von 2019 endlich zu revidieren, die von Anfang an im Widerspruch mit unserer Verfassung stand.
Björn Luley


Leserbriefe zu „Ein bisschen Spaß muss sein“ von Moritz von Uslar

Ich hab‘s nicht so mit Schlagern. Aber ihren Artikel mit all der Freundschaft, Zugewandtheit und Lebensfreude fand ich großartig! Vielen Dank.
Gösta Niedderer

Hier geht es dem Anschein nach doch nicht um den Roberto Blanco (*1937), der irgendwie, auch noch in seinem Alter, immer noch ständig auf der Suche nach „Ein bisschen Spaß muss sein“ ist! Wenn sich drei ältere Herren, zwei von ihnen sind Komponisten von Schlagern, der dritte im Bunde ist ein Sänger von Schlagern in einer Reha-Klinik treffen, dann muss etwas „Größeres“ die Ursache sein! BILD weiß alles, BILD hat drüber berichtet und nun muss auch noch die ZEIT über diese Herren berichten! Was ist nur um Himmels Willen geschehen, was ist passiert und wie geht es diesen gestandenen (pardon hier sitzenden) Mannsbildern, gerade? Nach dem Lesen von „Ein bisschen Spaß muss sein“ bin ich bestens informiert! Irgendwie werde ich mir gleich `ne CD von Roberto Blanco in meinen CD-Player schieben (ja, ich habe noch einen) müssen! Wenn es schon um Spaß gehen soll, dann brauch ich den originalen Original-Spaß mit dem originellen Spaßbringer Roberto „Ein bisschen Spaß muss sein“ Blanco!
Klaus P. Jaworek

Panem et circenses. Mal brutaler – mal banaler. Im Meer der leichten-seichten Schlageruntiefen muss man nicht mit dem musikalischen Schnorchel auf die Suche nach mehr Tiefgang abtauchen wollen – es ist eine Branche: die dem Volk ihre Melodien und Texte unterjubelt, und wahrlicher: all die (zumeist anheimelnde Künstlichkeit) hat kaum etwas mit Kunst zu tun oder Volksgut… Gleichwohl sind die Empfindungen dieser hierbei und ach so angeregten Mitmenschen in Millionenzahl sicherlich dadurch mitzubedenken (zu den Tonleitern der Erdenklichkeiten): dass diese eigentlich doch unerträglichen Eingrenzungen durch das Hirndoping dieser Musikfabrikationen, nichts anderes bewirken sollen: als das entsprechend damit eingelullte anteilige Volk: ruhig zu stellen in ihrem Alltag der Alltäglichkeiten. Helene Fischer z.B. fischt in diesem Meer der Untiefen mit unglaublichen Erfolgen und dadurch beispielhaft erkennbar – in und durch diese/r Branche gibt es kein Erbarmen für die erweiterbaren Auffüllungen von kultureller Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft… „Es geht (nicht nur) eine Träne auf Reisen“. Ralph, Bata und Christian – ihr seid mit die Schlagerlord-SIEGEL-Bewahrer bzw. die Schlager-Ikonen: die in UNS wohnen!
Wenn DIE ZEIT ihr bundesweit doch hoheitsvoll dominierendes Feuilleton-Niveau seltenst unterwandern möchte für die auch mal volkstümelnde gedruckte Unterhaltung – und ein ansonsten kulturell tiefgründelnder Moritz von Uslar wahrscheinlich doch eher von der Feuilleton-Chefredaktion hinunter nach Bad Wiessee aufmunternd dort „Zum Jägerwinkel“ hingebeten wurde, weniger vielleicht aus freiwilligen Motivations-Erwägungen: weil, so eine persönliche derartige dreidimensionale „Eingebung als Veröffentlichung“ (Bruhn-Siegel-Illic) in der Feuilleton-Redaktions-Konferenz einzubringen, kaum vorstellbar erscheint!?! Nun aber ist diese ganzseitige „Referenz“ an jene drei alten Herren (oder Schunkelbrüder) aus der Schlagerbranche in DIE ZEIT Nr. 4 zur öffentlichen Verwertung gelangt – und schon das Photo (von Dirk Bruniecki) des Christian Bruhn (89), Ralph Siegel (78) und Bata Illic (84) zeigt gar erschröcklich: wie doch die Zeit verflogen ist, und wie vergänglich wir Menschen ins Altern hineinrutschen und wie eigenartig dabei auch das Gestern zu der Musikbrancherei von Damals durch diese Komponisten und deren Musikanten und Musikantinnen wirklich seicht und leicht (nicht nur im Nachhinein weghörend) daherkam und daherkommt – zudem Zweie von ihnen anteilig noch Komponisten und Produzenten von vorgefertigten Schlagerlegenden waren/sind (?): diese mehr oder weniger mitmach(t)en auf jenen Wellenlängen der un/aushaltbaren Austauschbarkeiten…  „Schön ist es auf der Welt zu sein…“ Obwohl unter anderen z.B.: Roy Black, Toni Marshall doch eigentlich in dieser Branche nicht von innen heraus personalisiert mitwirken wollten – „Ganz in Weiß“ und „Schöne Maid“: das war dann schon sehr unterschiedlich (für den Roy und den Tony) gewöhnungsbedürftig; doch an das dabei üppig hereinfließende Geld aus dem Publikum der Millionen von Gleichklanggeschalteten hatten sich die zaudernden (hierdurch gewordenen) Stars dann doch allmählich gewöhnt! Also machten sie den notwendigen Show-Firlefanz mit auf Schritt und Tritt und Tony den Clown – mochte man sich nicht selten gar nicht in den eigenen Spiegel dieser öffentlichen Wahrnehmungen, beschauen: Roy sanft verschönt und der Tony mit seinen etwa 20 Perücken für den fast kahlen Kopf – wo er doch wahrlich ausgebildeter Opernsänger war und der Roy viel lieber den Rock-n-Roller rausgehängt hätte: als nun ein Schlagerfuzzi zu sein…
Und nicht nur bei ihnen erkennbar im Nach(be)denken zum Gegenbild zu ihrer eigentlichen Person (oder versteckteren Persönlichkeit) in der inneren Selbstbefindlichkeit, wie doch (fast schon stellvertretend für die Branche) von Rex Gildo im Tingeln von Schau zu Schau symbolisch besungen wurde: „Es geht eine Träne auf Reisen“. Man kann derartige Lieder und Songs oder Schlager anhören wie man will: wenn sie im Radio rauf und runter gedudelt wurden – und erstaunlich sowieso: wie sich durch die Gehörgänge in die Hirnwindungen von Millionen Menschen solche Musikauswirkungen zu Verzückungen und Verklärungen erweitern können, da kommt „ein bißchen Frieden“ (komponiert von Ralph Siegel) regelrecht zur VerSIEGELung von erweiterbaren möglichen Musikrichtungen – und es muss ja dabei nicht unbedingt auch noch Offenheit für Debussy, Stockhausen oder Hindemith erübrigt sein. Und der Udo Lindenberg hats heftig drauf – mischt den Laden panikartig ohne hirnverblödendes Tralala hemmungslos auf bis ins hohe Veraltern… Und Udo weiß zu berichten: „Natürlich können Drogen die künstlerische Arbeit befeuern, das weiß man von Goethe, Freud, Bukowski und vielen anderen. Aber die haben eben auch die Regel befolgt: Im Rausch schreiben, nüchtern gegenlesen.“ Geht doch!
Auch das Private überhaupt in der Ansammlung von Erfolgen oder anfälligen Veränderungen: wurde leider zu oft im Alkohol ertränkt: Roy starb im jungen Alter von 48 Jahren. Einstiger „Sexy Rexy“ (Rex Gildo) stürzte sich von 8 Metern Höhe aus dem Fenster, starb im Krankenhaus an den Verletzungen. Wie im normalen wahren Leben eintöniger (?) – ist diese Branche an Vielheit mit ihren Höhen und Tiefen leider auch prädestiniert: das Altern nicht (bei/zu den Erfolgen) mit eingeplant zu haben – und genau dieses Schlagerpublikum von Millionen Verschlagerten: verliert irgendwann an/zu den Optiken der gealterten Stars ihr Interesse, doch die Schlager derselben leben weiter und sind Ohrwürmer geworden bis tief in die gaaanz offenen Hirnwindungen: sozusagen dann Evergreens. DIE ZEIT durch Moritz von Uslar „stellt ein paar ewige Fragen zum Schlager“: „Was dringt besser durch, Moll oder Dur? Illic: „Dur ist besser, klar.“ Bruhn: „Der Ralph hatte zwei Riesenschlager in Moll „Moskau und Dschingis Khan“. Also, das ist gleichwertig.“ Von großen, klassischen Schlager-Vokabeln – Sehnsucht, Paradies, Träume, tausend Mal, Labyrinth, Sterne, Sonnenschein -, welche geht den drei Schlager-Profis mittlerweile beim besten Willen auf die Nerven?“ – Und dann kommt erstmals Irritation am Ecktisch auf: auf die Nerven? Das zentrale Schlager-Wort so Siegel, bleibe natürlich der Frieden. Bruhn: „Herzschmerz ist verboten. Sehnsucht darf man immer sagen“. Gemeinsames Nachdenken, warum Schlager beziehungsweise das Hitschreiben verdammt viel Arbeit macht (Ralph Siegel), Christan Bruhn: „Einen fertigen Text vertonen, das geht schnell. Die Produktion, das Arrangement, die Mischung, das ist die maßgebende Kunst.“
Dann dringt Moritz von Uslar doch tiefergründig in die Psyche der drei Prominenten ein, fragt direktemang: „Was ist das Ehegeheimnis der drei Schlager-Könige? Bruhn war in seinen fünf Ehen auch mit drei Sängerinnen verheiratet, unter anderem mit Katja Ebstein. Siegel: „Die hätte ich auch geheiratet, aber da hat der Christian sie schon gehabt.“ Natürlich, immer wieder haben diese drei Männer den Satz: „Du liebst die Musik mehr als mich“ von ihren Ehefrauen gehört. Ganz einfach, hängen einem die Gefühle nicht manchmal auch zum Hals raus? Wie sagt man als erwachsener Mann und Komponist von Hunderter Liebeslieder „I love you“? alle Blicke auf Bata, er spricht ohne jeden Schlager-Schmalz: „Man muss es fühlen.“ Und zu seiner anwesenden Frau: „Olga, ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt.“ Es gibt Szenenapplaus im Jägerwinkel (zu Bad Wiessee).“ Wenn also der Ralph Siegel und der Christian Bruhn (5 Ehen) sich mehrfach verheirateten und doch beständig zuvor oder währenddessen über die „wahre Liebe“ komponierten – warum bitte schön: funktioniert dann „die wahre Liebe“ in den Ehen nur zeitanteilig? Und all die vielen Millionen Ehe-Frauen in deutschen Landen, die diese Liebeslieder „von Liebe – Herzschmerz und dies und das“ nicht nur mitträllern, sondern inniglich sich darin wiederfinden (möchten) – werden doch von diesen Schlagern nicht (etwa) betrogen oder belogen…? Von den verführbaren Männern ganz zu schweigen! Schlichtweg liegt die Erklärung zur Verklärung darin: dass die Menschenpaare in ihrer Hoch-Zeit an chemischen Reaktionen im jeweiligen „Hirnchen“ nicht daran denken können wollen, dass sehr wohl auch nach der Hochzeit dieses Hochgefühl sich allmählich in dem Alltag und den Allnächtlichkeiten vernachlässigen kann und dadurch die Enttäuschungen sich ins Eheleben einnisten… Hier bitte sehr darf der (mit anteilige) Komponist Christian Bruhn seine musikalische Stellungnahme uns schlagertechnisch nicht vorenthalten, nämlich durch das unverwüstliche, ewig zeitlose „Marmor, Stein und Eisen bricht: aber unsere Liebe nicht…“.
Kompliment an den Komponisten – das ist und bleibt ein großer Hit am Schlagerhimmel! War und verbleibt weniger schnulzig und schmalzig – ein Volltreffer ins deutsche Gemüt für Jung und Alt! Ansonsten plänkelte das Gespräch so dahin, nicht viel verdeutlichender als wenn die BILD-Zeitung sich ein bisschen mehr angestrengt hätte, um die drei Stars in dieser Manege „Im Jägerwinkel“ auf BILD-„Nivo“-Touren zu bringen. Moritz von Uslar hatte selbstkritisch erkannt, dass es nicht angebracht scheint, jene (erweiterbaren) Frage/n an diese „Drei-Einigkeit“ zu stellen: „Nee, nee, jetzt droht das Gespräch hier in die falsche Richtung zu kippen. Und der Moritz v. U. resigniert Feuilleton-technisch, hält sich klug getarnt zurück: „…man muss die drei auch einfach erzählen lassen, ohne dass eine Frage sie stört! „Hossa, Hossa, Hossa…“ – oder „Vader Abraham und die Schlümpfe“: waren unglaubliche Schlagertrümpfe auch für die Ausgewachsenen… Wie in unserer bundesrepublikanischen Demokratie: Millionen Menschen können sich nicht irren, wählen nach ihrem unverbildeten Geschmack. Interessant zu dieser Gesprächsrunde in Bad Wiessee wäre doch auch der 30. Juni 1934 gewesen: als Adolf Hitler mit einem Kommando von Kriminalpolizisten (und SS) in das dortige „Hotel Hanselbauer“ stürmte und seinen Duz Freund Ernst Röhm mit persönlich vorgehaltener Pistole, verhaften ließ… Der angeblich geplante Röhm-Putsch gegen das Regime: war von Hitler, Göring (und Himmler) als fingierter Vorwand benutzt worden, um den doch umtriebigen SA-Chef (und weitere hohe SA-Führer) loszuwerden. Am 1. Juli 1934 (einen Tag nach der Verhaftung) wurde Ernst Röhm im Gefängnis München-Stadelheim erschossen – nachdem er sich geweigert hatte, sich selbst zu erschießen… Um es nicht zu verleugnen: bei Adolf Hitlers Redeauftritten haben Frauen auch ihre noch warmen/feuchten Höschen (treudeutsch: Buxen oder Unterhosen) ihm auf die Bühne zugeworfen…Sicherlich aber zu solch einem Treffen in der Reha-Klinik auch kein zuträgliches peripheres Thema für die drei Rekonvaleszenten, obwohl doch noch durch Moritz von Uslar hinterfragt wurde, ob nicht auch Schlager-Ikonen die Stimme gegen die AfD erheben müssten… Antwort Siegel: „Christian, du voran.“ Christian Bruhn: „Ich bin Jahrgang 34, der Älteste am Tisch. Das Erstarken der AfD ist für mich so grauenhaft: Ich habe dafür kaum Worte. Und ich verstehe es auch nicht.“ Zustimmung bei Siegel und Illic. Siegel: „Ich frage mich auch noch: Wie ist es möglich, dass eine Frau wie Sahra Wagenknecht innerhalb kürzester Zeit eine Partei aufbaut und in Umfragen mehr Prozente zugesprochen bekommt als die FDP und die Linke? Es ist so katastrophal, was in diesem Land politisch stattfindet.“
Moritz von Uslar sinniert gesellschaftlich-höflich in sich hinein: „Kann das wahr sein, dass mit den Hitproduzenten und Lebemännern Siegel, Illic und Bruhn hier insgesamt zehn Ehen an einem Tisch sitzen?“ In der Rehaklinik „Zum Jägerwinkel“: Ralph im Rollstuhl (Wirbelsäulen-Spinalkanalstenose-Operation), Christian (Darmoperation), Bata (neue Hüfte): waren sich die drei Prominenten (sicherlich ohne kärgliche Renten – um diese teure Reha in dortiger Privatklinik finanzieren zu können) mit zusammen genau 251 Jahren dahingehend philosophisch einig indem Christian Bruhn nicht widersprochen wurde, als er (zu der Frage von M.v.U. nach dem Sinn des Lebens) daraufhin philosophisch locker in die Runde warf: „Der Sinn des Lebens ist, dass man es einfach tut: leben.“ Da schaun’s her: Mir san mir: – vor der Privatklinik parkt der Bentley mit der Aufschrift „Ralph Siegel Zeppelin Das Musical“. Warum auch nicht – nach über 2000 komponierten Songs aus seiner Kreativität und Phantasie entsprungen, muss doch auch ein bisschen Luxus im Leben dabei rausspringen dürfen… Wie sagte es doch Christian Bruhn so erleuchtet („unbenotet“) philosophisch: „Der Sinn des Lebens ist, dass man es einfach tut: leben.“ Der Kyniker Diogenes von Sinope (um 413 bis 323? – v.u.Z.) verstand unter dem „einfach“ Leben etwas anderes: „Nicht der Mensch ist glücklich, der am meisten besitzt, sondern der, welcher am wenigsten braucht. Wer mit nichts zufrieden ist, der besitzt alles.“ Aber Diogenes fühlte auch als Freund der musikalischen Muse: „Die Musik ist imstande, bei Unglück in der Liebe zu trösten.“ Auf ihn selbst traf die Liebe (als persönliche Erfahrung) nicht zu – er onanierte öffentlich (oder ging in Bordelle) und wollte dadurch auch in seiner Philosophie aufzeigen: sich sexuell von keiner Frau (oder von keinem Mann) abhängig zu machen. Somit trifft dieser Schlager „Marmor, Stein und Eisen bricht“ zwar auch auf den Untergang der griechischen Antike zu – jedoch die „Liebe“ mit allen Höhen und Tiefen haben die Menschen (aller Zeiten) immer wieder sich gegenseitig in die Brüche gehen lassen… Bata Illic aber ist mit seiner Olga seit über 50 Jahren verheiratet – und um nochmals diese Liebeserklärung an seine Frau (in der dortigen Runde) zu wiederholen: „Olga, ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt.“ Es gibt Szenenapplaus „Zum Jägerwinkel“ zu Bad Wiessee! RvM-Leser-Fazit bei mancher (verständlich mitfühlbar zu Moritz von Uslars) geistesabwesenden Anwesenheit zu der mitunter sehr durchscheinenden Banalität in dieser Feuilleton-Seite… Doch wie dann DIE ZEIT hierbei zu einem Schlager auch für die LIEBE werden kann! Ente gut – alles gut soweit! Um dies ohne Panik abzurunden – noch ein philosophisches Sprüchlein vom selbstironischen Oldie Lindenberg herab und hinein ins Völkchen der reiferen Frauen: „Die Höschen, die sie auf die Bühne werfen, werden etwas breiter.“
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld


Leserbriefe zu „Rechenfehler der Regierung“ von Mark Schieritz

Was heute Sozialstaat genannt wird, verträgt keinerlei Nachrechnen. Bezahlbar/Unbezahlbar ist keine zugelassene Kategorie. In diesem Wolkenschloss sind Arbeit und Nichtarbeit fast dasselbe. Nur die herzlose Realität wagt noch Widerspruch. Etwa, dass ein auf Dauer bezahlbarer Sozialstaat nach dem Subsidiaritätsprinzip gestaltet ist. Staatliche Versorgung ist kein Selbstzweck, sondert dient der Förderung und Ermächtigung des Bürgers. Ziel ist immer die schnelle Überwindung der Notlage oder der Ausgleich eines dauernden Defizits. Es muss immer darum gehen, dass der Bürger seine Kämpfe wieder selber führen kann. Eine davon unberührte Dauerversorgung ist ein Angriff auf die Menschenwürde, denn sie nimmt den Menschen ihre Kämpfe, ihre Niederlagen und ihre Siege weg. Und jeder, der zu diesem Thema spricht und so tut, als wäre die Basis des Sozialstaates die Gesetzgebung und das Grundgesetz und nicht noch zuvor die Ökonomie, verrät sich als Bewohner dieser oben schon erwähnten, luftigen Immobilie. Wer da wohnt, will nie wieder in eine dieser erdnahen Wohnungen, wo man jeden Tag nachrechnen muss, wenn man von der Arbeit kommt.
Fred Klemm

Was für eine beschämende Scheindebatte. Oder wie der Autor es so treffend zusammenfasst: Die Politik wolle mit Kürzungen beim Bürgergeld nur vom eigenen Versagen ablenken. Die Union hat in ihrer Verantwortung in 4 Legislaturperioden mit der Fixierung auf die sogenannte „Schwarze Null“, u.a. die Infrastruktur des Landes zugrunde gerichtet. Und die Ampel sucht nach Einsparmöglichkeiten, wo nur wenig zu holen ist. Gewissermaßen „Peanuts“ gegenüber anderen Möglichkeiten für eine Haushaltskonsolidierung. Ein Ablenkungsthema. Am Anfang der Woche drückte Finanzminister Lindner nicht nur seinen Ärger über die (vergleichsweise wenigen) Menschen aus, die Geld bekämen fürs Nichtstun. Am Anfang der Woche kamen auch die aktuellen Studienergebnisse von Oxfam heraus. Die zeigten eine zunehmende, geradezu obszöne Spreizung der Vermögen von Armen und Reichen weltweit. Und wiesen zudem daraufhin, dass alleine in Deutschland bei Einführung einer nur geringfügigen Steuererhöhung von 2-5% ab einem Vermögen von 5 Millionen €, Einnahmen in Höhe von über 90 Milliarden € geschaffen werden könnten. Dies in den gegenwärtigen Debatten nicht einmal zu thematisieren ist der eigentliche Skandal. Das Geld ist da. Das Haushaltsloch könnte sofort gestopft werden. Allein der politische Wille fehlt, es durch eine veränderte Steuergesetzgebung einzutreiben.
Reiner Gorning


Leserbriefe zu „Womit keiner rechnet / Lohnabstand zwischen Männer und Frauen“ von Celine Schäfer

Für das sogenannte „Gender-Pay-Gap“ führt allein der Vergleich von Stundenlöhnen bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit zu korrekten Ergebnissen. In Tarifgebundenen Unternehmen beträgt die Differenz exakt Null. Vergleicht man die gesamte Wirtschaft so ist dieser Betrag mit ca. 5%-7% anzusetzen. Alles andere ist idiologische gefärbte Propaganda.
Bernd Meyer

Selbst der bereinigte Gender-Pay-Gap sollte laut seinem Schöpfer, dem statistischen Bundesamt, nicht als Wert für die tatsächliche Ungleichbezahlung von Männern und Frauen herangezogen. Er beziffert lediglich das Maximum, welches angesichts der verfügbaren Daten und der Methode noch möglich erscheint. Leider wird der Wert in den Medien, auch in der Zeit, immer wieder im Sinne einer tatsächlich festgestellten und quasi amtlich beglaubigten Ungleichheit dargestellt. Das ist aber auch im Sinne des Urhebers der Zahl eindeutig falsch.
Christian Voll


Leserbriefe zu „Was Bauern wirklich fehlt“ von Andreas Sentker

Sie schreiben: „das etablierte agrarpolitische Instrumentarium ist … ungeeignet.“ Für die meisten anderen Berufe gibt es überhaupt kein politisches Instrumentarium. Die Landwirte haben sich daran gewöhnt, immer ein Lobbyministerium exklusiv für sich zu beanspruchen, besetzt natürlich von der aus ihrer Sicht richtigen Partei. Haben sie schon mal von einem dachdecker-, installateur- oder ingenieurpolitischen Instrumentarium oder einem Handwerksministerium bzw. Ingenieurministerium gehört? Da hat niemand Planungssicherheit und bekommt auch keine Subventionen. Im Gegenteil, aufgrund z.B. der UVgO betreibt die öffentliche Hand für Mini-Aufträge aufwändigste Vergabeverfahren, die teilweise mehr kosten als der ganze zu vergebende Auftrag umfasst. Dieser Unsinn wird dann Wettbewerb genannt. Mach es billig und bezahl davon noch viel Steuern. Die Subventionen fallen übrigens nicht vom Himmel. Sie werden von den Leuten über Steuern finanziert, die einerseits kein Geld bekommen, schon gar keine Planungssicherheit, sondern eher noch Knüppel zwischen die Füße. Die Diskussion um die Grundwasserverschmutzung durch Gülle und künstliche Dünger war schon Schulstoff in den 60-er Jahren (ich bin Jahrgang 1950) des letzten Jahrhunderts. In den 70-ern wurden deshalb auch zahlreiche Brunnen geschlossen, die man heute gut gebrauchen könnte. Da gab es noch keine EU-Trinkwasser-VO.
Milchseen, Butterberge wurden mehrfach subventioniert; Kuhställe, Kühe, staatlicher Ankauf der Butter, Bau von Kühlhäusern. Später wurde das Abschaffen der Kühe subventioniert. Wieso gibt es heute überhaupt so viele Kühe? Das ist alles nicht überraschend. Es wurde nur immer unter politischem Druck verschoben. Und was lange genug verschlafen wird, wird irgendwann eilig (s.a. Klimawende). Bevor aber jemand zu falschen Schlussfolgerungen kommt: Das alles ist sehr ärgerlich, aber lange kein Grund, Neonazis an die Macht zu wählen.
Karlheinz Martin

Mit viel Interesse habe ich die aktuelle ZEIT gelesen und mich an vielen Artikeln und Berichten gefreut (dem Streitgespräch und dem Bericht über den Landbau in Indien zum Beispiel).  Allerdings ist mir in dem Artikel zum Gender-Pay-Gap die häufig in dem Zusammenhang gebrauchte Formulierung aufgefallen, dass dieser so groß sei, weil Frauen sich die schlechter bezahlten Jobs aussuchen. Das halte ich für nicht korrekt. Fakt ist, dass klassische Frauenjobs schlechter bezahlt sind, WEIL Frauen sie machen. Es gibt sogar Anhaltspunkte, dass Berufe schlechter bezahlt werden, sobald mehr Frauen diese ausüben. Und damit ist das Problem der ungleichen Bezahlung von Berufsgruppen, was mit zum Gender-Pay-Gap beiträgt, durchaus ein sexistisches, weil Frauenarbeit weniger wertgeschätzt wird und nicht eins der individuellen Entscheidung.  In einem weiteren Artikel erörtern Sie, was Bauern wirklich brauchen. Was dabei völlig außer Acht gelassen wird, sind die KonsumentInnen. Ich glaube, was Bauern überall auf der Welt wirklich brauchen, sind KonsumentInnen die angemessene Preise zahlen. Vor allem für regionale, biologische und/oder faire Lebensmittel. Der Staat wird nie alles auffangen können. Den Menschen muss wieder bewusst werden, dass ihre Nahrung und ihre Kleidung (zum Beispiel aus Baumwolle) wertvoll ist und daher entsprechende Preise dafür gezahlt werden müssen, wenn wir wollen, dass die Natur wieder gesund wird und die Menschen die Landwirtschaft betreiben dies auch in Zukunft machen können und/oder wollen.
Munia Schwandner


Leserbriefe zu „Infografik Arbeitskampf: Nichts geht mehr!“ Pia Bublies (Infografik), Arnfried Schenk (Recherche)

Sehr informativ! Aber eine sehr wichtige Zahl zum Verständnis fehlt: Der sehr unterschiedliche „Organisationsgrad“. Damit wird Erfolg bzw. Misserfolg von Tarifverhandlungen verständlich.  Leuchtendes Beispiel bei gleichem Gewicht von „sozialer Einstellung „: Pflegepersonal vs. Klinikärzte: 10% vs. 80%. Aber auch in vielen andern Branchen von Bedeutung.
Joerg L. Neumann

Nach einer gefühlt zu langen Zeit hatte ich am Wochenende mal wieder Zeit für die ZEIT! Ich fand viele sehr gut und interessante Artikel und es hat wirklich Spaß gemacht ausführlich zu lesen. Mein einziger Kritikpunkt stößt mir allerdings auf Seite 40 in der Infografik Arbeitskampf noch immer sauer auf. Die beiden Autoren versuchen sich an einer „regionalen“ Verteilung und zeigen unbewusst oder gewollt damit die anscheinend noch immer existierende Unterteilung in alte BRD und DDR (oder ich verstehe die Grafik überhaupt völlig falsch). In welcher Geographischen Lehre liegt Bayern denn im Westen? Oder Baden-Württemberg? Oder das nördliche Mecklenburg-Vorpommern im Osten? Zwei Seiten vorher wird diskutiert, dass am schlechten PISA-Abschneiden auch die Lehrer schuld sein sollen, doch es könnte vielleicht auch ein wenig an den Journalisten liegen, zumindest im Bereich der Geographie.
Sebastian Krug


Leserbriefe zu „Die Furchtlose“ von Katja Nicodemus

gerade habe ich den text über POOR THINGS ihrer autorin gelesen. schade, sie erwähnt nicht einmal HANNA SCHYGULLA, die vor wenigen tagen ihren 80. geburtstag feierte und hier wirklich brillant ist. aber viele kennen sie wahrscheinlich gar nicht mehr, was sehr bedauerlich ist.
michael blume

Ganz großes Lob an Katja Nicodemus für die Filmbesprechung von „Poor Things“ Wer trotz einiger Vorinformationen verwirrt das Kino verlässt und dringenden Gesprächs- oder Diskussionsbedarf hat, wird aus ihren ausführlichen Erläuterungen und Interpretationen sehr viel Nutzen ziehen können. Denn: „Noch nie hat es eine Figur wie Bella Baxter auf der Leinwand gegeben. In ihrer elementaren Ungeduld brodelt eine weibliche Wut der Kinogeschichte, ihre archaische Urgewalt schießt über den Film hinaus“ (K. Nicodemus). Deshalb mein Rat für Zeitungsleser: Wenn Sie beabsichtigen, sich den Film zuzumuten, entsorgen Sie dieses ZEIT- Feuilleton nicht, bevor sie den Film gesehen haben.
Armin Thron


Leserbriefe zu „Die Hüterin der Geheimnisse“ von Peter Kümmel

Wir, mein lieber Gatte und ich lesen Die Zeit in der abonnierten Printausgabe. Neugierig lasen wir den Artikel Die Hüterin der Geheimnisse über Sandra Hüller, welche wir in allen ihren Filmen gesehen haben und die uns immer wieder begeistert. Ihr Artikel hat das Wesen von Frau Hüller sehr gut und sehr einfühlsam skizziert. Doch Ihnen ist ein kleiner Fehler unterlaufen, auf den ich gerne hinweisen möchte. In Sandra Hüllers frühen Film Requiem spielt sie keine Tochter, die sich vor ihrer Mutter in Psychosen flüchtet. Die Protagonistin Michaela leidet unter Epilepsie und beginnt trotz des elterlichen Widerstandes ein Studium. Am Ende kehrt sie aufgrund ihres sehr schlechten Gesundheitszustandes nach Hause zurück und erliegt nach mehreren Tagen einem von der Mutter beauftragten Exorzismus. Die Geschichte beruft sich auf den wahren Fall der Annelies Klingenberg. Epilepsie ist eine organische Erkrankung, deren Ursachen nicht im Lebensumfeld und/oder dem Verhalten der Betroffenen zu suchen sind. Psychosen sind manchmal Begleiterscheinungen bei Epilepsie. Sie sind aber mitnichten als Flucht aus einer Situation zu werten, denn epileptische Anfälle unterliegen nicht unserer Beeinflussung, es sei denn durch Medikamente oder Schrittmacher, welche damals nur bedingt zur Verfügung standen. Der neurotische Charakter der Figur basiert auf ihrer Krankheitsgeschichte und dem Wunsch ein selbstbestimmtes Leben trotz der Epilepsie führen zu dürfen. Ich hoffe Sie verzeihen mir meine Anmerkungen. Aber als Betroffene leide ich unter dieser Unwissenheit und den damit verbundenen Vorurteilen, dass man mit einer Lebensveränderung Einfluss auf derartige neurologische Erkrankungen nehmen könnte.
Heike Westermann

Benjamin Henrichs schrieb auf eine ganz besondere Art und Weise, die ich sehr mochte. Bei Peter Kümmel finde ich es wieder – das Besondere, Andere. Peter Kümmel, der – besonders bei dem Artikel über Sandra Hüller – mit einer Zuneigung und Liebe zu Theater und Kino schreibt. Und natürlich über die Protagonisten. Seine Liebe, die mehr ausdrückt, mehr sieht, tiefer hört. Ich empfinde, wofür Peter Kümmel Worte findet.
Ingeborg Lukowski


Leserbrief zu „Schöne Zahlen fliegen schlecht“ von Heike Buchter

Schön, dass sich auch die Zeit des Themas widmet, jedoch sind für mich da zu viele wackelige bzw. einfach falsche Informationen enthalten: a. Überschrift …“Tür heraus gebrochen …“  natürlich falsch, weiter im Text dann richtig als … nicht benötigter Notausgang …. Was soll das? Sensations- Hascherei? b. 1. Spalte: … Trümmer nicht in den Jet knallte …, leider totaler Unfug, in der Kabine herrscht schon kurz nach dem Start immer Überdruck, da kann nur „raus knallen“! Unwissen oder wieder Sensations- Hascherei? c. 2. Spalte:  … Das Teil … wurde von Spirit AeroSystems gebaut … Ja! Und wurde fertig mit dem gesamten Rumpf ex Wichita / KA über 3000 km nach Renton gekarrt, d.h. dort liegt der Fehler! (Bild Anlage) d. 3. Spalte oben: … 2011: das war bei beiden nur erste Planung, die Triebwerke, die den Verbrauch senken sollten, waren gerade angedacht. (beide gingen erst gegen 2016 / 2017 in Dienst) e. 3. Spalte mittig: ja das Triebwerk- Durchmesser- Problem wurde mit der MAX endgültig problematisch: der Leap1B wurde im Durchmesser für Boeing verringert (!), der Leap1A am A320 Neo nicht Ergänzend: ursprünglich hing der schlanke JT8 an der 737 unter der Tragfläche, aber schon mit der Einführung der 737-300 (1984) musste die Nacelle der CFM56-3 unten „plattgemacht“ werden (dicke Backen li / re), da auch der Motor nach vorne wegen Platzmangels wanderte.  So, jetzt denken Sie ich bin ein „Besserwisser“, was leider nur in diesem Bereich stimmt, ich frage mich aber immer wieder bei anderen Artikeln, ob ich das glauben kann bzw. muss, da ich da eben höchsten „etwas oder keine Ahnung“ habe.
Kai Jantzen


Leserbrief zu „Was für Sauklauen“ von Anna-Elisa Jacob

Friedrich Schiller schreibt eine äußerst akkurate deutsche Kurrentschrift. Wenn Sie die nicht lesen können, ist das Ihr Problem. Ihn als „Schmierfinken“ zu bezeichnen, zeugt nur von Ignoranz. Kindern solchen Unfug zu präsentieren, sollte unter dem Niveau einer Wochenzeitung wie der ZEIT sein.
Wolfgang Brocks


Leserbrief zu „Mein Leben als Frau“ „Die Deutsche Bahn sieht dir nicht in die Augen“ von Antonia Baum

Als treue Leserin der Zeit habe ich noch nie einen Leserbrief geschrieben, obwohl ich eigentlich schon des Öfteren Anlass dazu gehabt hätte. Heute jedoch kann ich nicht umhin, mich zu äußern. Den Artikel von Antonia Baum (Mein Leben als Frau) kann man finden, wie man will. Es ist jedoch meiner Meinung nach einfach unpassend, wenn man einen Dialekt – den man offensichtlich gar nicht richtig versteht – als komisch bezeichnet. Komisch wie possenhaft, zum Lachen reizend, sonderbar. Nur zur Erinnerung: es gibt viele berühmte gebürtige Franken u. a. der kürzlich verstorbene Henry Kissinger, die international tätig sind und waren. Bei diesen Personen ist der weiche fränkische Zungenschlag, nie negativ aufgefallen oder gar als komisch bezeichnet worden. Es ist doch schön, wenn in unserem Land noch die verschiedenen Dialekte gepflegt werden, da muss man diese nicht verunglimpfen.
Charlotte Wittl


Leserbrief zu „Die Sünden der anderen“ von Raoul Löbbert und Karsten Polke-Majewski, Illustration Masha Foya

Vielen Dank für die Gebrauchsanweisungen am unteren Rand der Seiten 51 und 52. Wie man eine Zeitung richtig liest, ist ja für viele immer noch Neuland. Dass man dafür umblättern muss und dass manche Artikel mehrere Seiten beanspruchen können, das weiß ja noch nicht jeder. Gerade für Digital Natives sind das wichtige Hinweise. Mal ernsthaft: Das ist ja nicht das erste Mal, dass Sie so etwas machen. Ich frage mich, was für einen Sinn das hat.
Thomas Manthey


Leserbrief zu „Friedrich und das Leben“ von Florian Jaenicke

Vielen herzlichen Dank für diese berührenden und nur allzu wahren Zeilen. Es tut so gut Ihre Fotoreportage in dem doch sehr hysterisch hedonistisch durchkommerzialisierten ZEITmagazin zu lesen.
Klaus Siersch


Leserbrief zu „Das wird dauern“ von Max Hägler

Was uns die Ampel ständig vorschreiben will und auch vorschreibt und wie sich diese Herrschaften in unser Leben drängen wollen und dies auch tun, das erfüllt für mich schon längst den Straftatbestand der Nötigung § 240 im Strafgesetzbuch (StGB). Mit einem demokratischen Regierungsstil hat das absolut nichts mehr zu tun. Wer ständig von Demokratie redet und ständig demokratisches Verhalten von uns einfordert, der dürfte selbst ein sehr großes Problem damit haben, sich in einer Demokratie auch demokratisch zu verhalten. Wer keinen E-Fahrer fahren will, der fährt eben kein E-Fahrzeug, so einfach sollte das sein, aber denkste! Was muss ich da gerade in den Nürnberger Nachrichten vom 20.1.2024 lesen: „Kommt jetzt die Strafsteuer für Verbrenner?“ von Ulla Ellmer.Wir sollten diese Ampel sofort vom Netz nehmen?
Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Hier wächst was“ von Christiane Grefe

ATM heißt Automated Teller Machine, zu deutsch Geldautomat, nicht any time money. In manchen Ländern funktionieren auch Geldautomaten nicht „anytime“, sondern nur zu bestimmten Zeiten, so z. B. in Kanada. Ein „money teller“ ist ein Bankangestellter, namentlich Geldwechsler.
Detlef Rein


Leserbrief zu „Gegen den Wind“ von Dirk Asendorpf

Ein Offshore-Windpark mit 2.000 MW erzeugt im Jahresdurchschnitt 7,35 Mrd. kWh elektrischen Strom, wobei die Schwankungsbreite pro Tag zwischen 1,2 Mill. kWh und „bei Starkwind“ (jedoch nicht Orkan, denn dann müssten die Windanlagen abgeschaltet werden) rund 43 Mill. kWh liegt. Zwei Kernkraftwerke à 1.000 MW bringen bei 8000 Volllaststunden jährlich weitestgehend planbar 16 Mrd. kWh Stromerzeugung: Das 2,2-fache der WKA-Gesamterzeugung und auch bei Orkan oder Flaute: Letztere beide Wetterlagen über einige Tage sind ohne riesige Speichertechniken ein spezielles Risiko der Stromversorgung– von denen wir bisher nur träumen.
Wolfgang Ströbele


Leserbrief zu „Ist da was?“ von Johannes Gernert

Sie behandeln da ein interessantes Thema: Was ist sinnvoll an med. Früherkennung/Vorsorge? Wie ist es um die Kosten/Nutzen-Relation bestellt? Das Ganzkörper-MRT als Vorsorge ist Unsinn. Viele Erkrankungen können schon mit einer einfachen Ultraschall-Untersuchung erkannt werden. Ihre Aussage, dass nur die Endoskopie, eigentlich die Rektoskopie (Darmspiegelung), ab einem bestimmten Alter als Früherkennungsmaßnahme sinnvoll sei, stimmt nicht so ganz. Ebenso muss die gynäkologische Vorsorge (Brust/Unterleib) bei Frauen als sinnvoll angesehen werden und auch das Screening der Prostata/Hoden/Blase bei den Männern. Jährlich erkranken 58000 Männer an Prostatakrebs. Leider werden diese Vorsorge-Untersuchungen, weil sie von vielen Menschen (Männern) als unangenehm empfunden werden, viel zu wenig in Anspruch genommen. Bei den Männern wurde die Krebsvorsorge am häufigsten in Mecklenburg-Vorpommern genutzt, wo 13,8 Prozent (!) aller Teilnehmer zur Krebsfrüherkennung gingen. Die Schlusslichter bildeten das Saarland mit 9,3 Prozent und Bayern mit 10,3 Prozent.
Stefan Kaisers


Leserbrief zu „Anna Mayr entdeckt: Bedarfsorientierte Erziehung“

Danke für diesen unterhaltsamen und zum Nachdenken anregenden Kommentar: Sie haben sehr Recht, dass — nicht alle aber viele — Menschen dazu neigen, was sie machen „etwas doll zu tun“, will wohl heißen zu übertreiben oder sich damit zu überhöhen.   Dennoch denke ich, man sollte sich über beide Seiten nicht lustig machen, oder zumindest deutlich machen, dass die Übertreibungen gemeint sind, und der goldene Weg eine Art Balance zwischen den Nachteilen und Risiken beider Übertreibungen ist. Schon die Römer warnten vor falschen Alternativen, indem sie sinngemäß sagten „nur die dummen vermeiden einen Fehler, indem sie den umgekehrten Fehler verfallen.“  Ich kenne kleine Traumatisierungen oder fraglich große Verunsicherungen aus meiner eigenen Kindheit, als ich ohne Ahnung irgendeiner Schuld zum Weihnachtsgeschenk einer Tante sagte „Ach, das kann ich ja gar nicht brauchen“. Statt über einen so naiv Wahrheit kundtuenden Kindermund zu lachen und/oder zu erklären, dass die Tante das gut meinte und nicht wissen konnte und zum Schutz vor deren negativen Gefühlen zumindest Dank und Anerkennung für ihre Bemühung verdient hätte, ergoss sich eine laute und heftige Schimpfkanonade meiner Mutter über mich, die mich erst mal völlig verunsichert und selbstwertgemindert stehen ließ, ohne dass ich im Moment überhaupt verstand, was ich denn schlimmes gemacht hatte. Ich denke, Kinder haben zwar sehr verständliche Bedürfnisse, aber es gehört, je mehr Jahre auch sie schon haben, umso mehr auch ein schrittweises allmähliches Lernen von möglichst auch selbst gesetzten Begrenzungen und Kontrolle der eigenen Bedürfnisse zum Leben und auch schon zur Kindheit.
Das dient nicht nur der Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse auch anderer und von Gemeinschaften wie zunächst der Familie, sondern nicht zuletzt auch dem eigenen sogar kurzfristigen Wohl wie bei der Begrenzung von Süßigkeiten und Fettem oder auch von Smartphone- und Bildschirm-Konsum.   Nicht zu verkennen ist die Gefahr der Förderung einer Entwicklung zu „kleinen Prinz*essinnen“ oder „kleinen Paschas“, die nur unzureichend gelernt haben, dass man nicht alles haben oder machen kann oder darf, worauf man gerade Lust hat, oder unterlassen, was einem gerade lästig ist wie Zähne putzen oder Schularbeiten, natürlich möglichst mit einer wohlwollenden Erklärung. Dass „eigentlich allen Menschen eine Therapie gut tun würde und die meisten dafür ihre Eltern verantwortlich machen“, hat vielleicht einen wahren Kern, wobei es aber darauf ankommt, was man hier unter Therapie versteht:  Ich war selbst lange Psychotherapeut  und habe durchaus viele Ähnlichkeiten, Überschneidungen oder Parallelen festgestellt zwischen  guter Erziehung, guten  freundschaftlichen Beziehungen  und Therapien: Alle beinhalten auch möglichst wohlwollende Hilfen zum Wahrnehmen, Verstehen, Akzeptieren und manchmal Kontrolle oder  Verändern von Gefühlen und ggf. zugrunde liegenden Erlebnissen, aber auch Gedanken, Haltungen und Verhalten,  und manchmal auch möglichst verständnisvolle kritische Rückmeldungen.  Kritik von guten und wohlwollenden Mitmenschen kann sein wie der Bohrer des Zahnarztes: Unangenehm, aber manchmal notwendig und kein feindseliger Akt.
Peter Selmke


Leserbrief zu „Da draußen, im Januar“ von Heike Faller

Dass Sie am Tisch von Katja Suding saßen, finde ich auch erstaunlich. Ausgerechnet bei einer Politikerin, deren Partei (FDP) das Gesetz des Dschungels (also so, wie man es üblicherweise versteht) vertritt.
Thomas Manthey


Leserbrief zu „Ich mag das Durcheinander nicht“ Gespräch mit Hans Hansen geführt von Moritz Müller-Wirth und Stephan Schäfer im ZEIT Magazin

Vielen Dank für das tolle Interview mit Hans Hansen! Die über so viele Jahrzehnte konsequent durchgehaltene Klarheit und Präzision seiner bewundernswerten Arbeiten haben ihn zu einem der ganz Großen seines Fachs gemacht. Und wie schön, dass man ihn im Interview jetzt auch als einen wunderbaren Menschen erleben konnte, der überhaupt kein Aufhebens um seine Person oder den künstlerischen Rang seiner Arbeit machen möchte! Nein, er möchte nichts anderes sein als „ein solider Handwerker, der mit der Erfahrung und den Jahren immer präziser und besser geworden ist“. Was für ein herrliches Motto! So nüchtern und uneitel wie seine Fotografie ist er offenbar auch selbst.
Heinz Wohner


Leserbrief zu „Ruhig bleiben und weiter leiden“ von Jochen Bittner

Eine interessante Analyse.
Christian Voss


Leserbrief zu „Die Kunst, sich zu belügen“ von Maja Beckers

Dass Ihnen „Wellness“ sehr gefallen hat, freut mich, denn mir hat es auch sehr gefallen – Hill hat u.a. ein wunderbares Ohr für Dialoge und Zwischentöne. Und vielen Dank für Ihr Lob der Übersetzer, so was liest man immer gern!  Ich habe allerdings eine Frage – oder genau genommen mehrere – zu den Beispielen für die Ihrer Meinung nach weniger gelungenen übersetzerischen Entscheidungen, und ich bitte Sie sehr herzlich, diese Fragen nicht als ironisch oder polemisch aufzufassen. Über „Plato“ (lateinisch) oder „Platon“ (griechisch) lässt sich streiten, geläufig ist beides. Aber es interessiert mich, warum Sie an „Mom“ und „Dad“ (in einem erkennbar amerikanischen Roman) Anstoß nehmen und was an „Börsenkrach“ (von 1929) und „Kaninchenloch des Internets“ (eine – vielleicht doch nicht so erkennbare – Anspielung auf „Alice im Wunderland“) fehlerhaft ist. Wie gesagt: aufrichtige Fragen, keine tongue in cheek weit und breit. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie die Zeit fänden, mich mit ein paar Zeilen aufzuklären.
Dirk van Gunsteren 


Leserbrief zu „Oman“ von Brigitte Wenger

Vielen Dank für den hochinteressanten Reisebericht über den Oman. Beim Lesen taucht man intensiv in ein vielfach noch unbekanntes arabisches Land ein. Nach der Lektüre hatte ich das Empfinden, bei dieser Abenteuerreise selbst dabei gewesen zu sein.
Roderich Buhlheller


Leserbrief zu „Ich würde gern Krebs besiegen“. Gespräch mit Belén Garijo, geführt von Max Hägler und Carla Neuhaus

Ihr Artikel war für mich sehr interessant zu lesen. Jedoch hat mich Ihre folgende Frage entsetzt, schockiert: Zitat: „ZEIT: Auch das Gesundheitssystem in Deutschland kommt an Grenzen. Solch maßgeschneiderte Medikamente, wie Sie sie versprechen, kosten Hunderttausende von Euro pro Jahr und Patient. Und doch verlängern sie das Leben eines Patienten oft nur um ein paar Wochen. Ist es das wert?“ Möglicherweise – und ich scheibe das bewusst so, haben Sie das ja „gar nicht so gemeint“ – aber es steht nun mal so da und ich habe es so gelesen: Es ist also aus Sicht der ZEIT nicht „wert“, das Leben eines Menschen „…um ein paar Wochen“ zu verlängern ! Sind Sie GOTT ? Worauf basiert Ihre anmaßende Meinung, dass „ein paar Wochen“ mehr Lebenszeit für einen Menschen keine Bedeutung haben, ja wertlos sind? Welche WERTVORSTELLUNG liegt diesen Gedanken zu Grunde? (Ich wünsche ja nicht, dass Sie eines Tages so eine „Werte-abwägende Entscheidung für sich oder nahestehende Menschen treffen müssen…)
Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland im Artikel 1, Satz (1) steht: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“! Und in unserem Deutschland ist man sich – nicht nur unter Juristen – einig, dass die „… Menschenwürde getroffen (verletzt) ist, „wenn der konkrete Mensch zum Objekt, zu einem bloßen Mittel, zur vertretbaren Größe herabgewürdigt wird“ (Dürig, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Art. 1 Abs. I, Rn. 28, 1958) Und für mich reduziert Ihre Fragestellung bezüglich der Verlängerung des Lebens „…  eines Patienten oft nur um ein paar Wochen“ genau auf diese Herabwürdigung auf eine „vertretbare Grüße“ – wie zum Beispiel eine Zahl, die dann die Kosten darstellt für die Verlängerung eines Lebens im Vergleich zu z.B. dem Gewinn eines Pharmaunternehmens! Ich schlage daher vor, dass Sie zügig eine entsprechende Klarstellung veröffentlichen! Und dass künftig das Korrektorat der ZEIT etwas sensibler mit solchen Themen umgeht…!
Steffen Lasch


Leserbrief zu „WIE ES WIRKLICH IST … mit 87 Jahren statt Französisch plötzlich Latein zu unterrichten“ von Hanne Steinbruch

Ein echter Mutmacher und ein wahres Antidepressivum dazu in diesen schwierigen Zeiten, diese fast märchenhafte Geschichte von einer 87jährigen unermüdlichen Lehrerin und ihrem Privat-Schüler, den sie aus der schulischen Abstiegszone geholt und aus ihm einen Latein-Freak gemacht hat! Fazit: Solange es solche Geschichten gibt, kann der Untergang des Abendlandes erst einmal verschoben werden. Glückwunsch an Beide!
Rainer Wütscher


Leserbrief zum Wochenmarkt „Fragt eure Mütter rechtzeitig“ „Rinderbrühe“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

Auch mir ist es nicht mehr möglich beim Brühe brühen ‚Muttern‘ zu fragen. Wie bei vielen alten Arten und Weisen des Kochens greife dann zum Lehrbuch „Gute Kost der Franziskanerinnen von Salzkotten. Dort ist alles über die Zubereitung von Suppen klassisch beschrieben – an erster Stelle „Rinderbrühe“ (s. Anlage, inkl. eines kleinen Hinweises zur Knochenfrage). Ihnen alles Gute, viel Vergnügen beim nächsten Versuch eine Rinderbrühe zu kochen – und vor allem:

Vielen, vielen Dank für Ihre wöchentlichen Rezepte/ Geschichten!
Josef Schäfers