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11. Januar 2024 – Ausgabe 3

Leserbriefe zum Titelthema „Die blockierte Republik“ „Wer lähmt hier wen?“ von Peter Dausend et al.

Die Autoren des „Titelthema“s kommen der Ursache nicht einmal nahe. Ist der Kapitän schuld oder die Mannschaft? War es der Wind oder der Eisberg? Dass das gesamte System nicht mehr funktioniert, das darf nicht sein!  Staat und Gesellschaft haben einen so hohen Grad der Politisierung und Bürokratisierung erreicht, dass eine zentrale Steuerung versagen muss. Eine moderne, hochkomplexe Gesellschaft und Volkswirtschaft lebt von Eigenverantwortung und zehntausenden Automatismen, die in Versuch und Irrtum die richtigen Wege finden. Die Bundesrepublik aber ist in einer sozialistischen Zentral. und Planwirtschaft gestrandet. Regierung, Staat und die sie tragenden Parteien sind für die Rahmenbedingungen (!!!) des Landes zuständig.  Für Glück und Unglück, für Not und Notwendiges können und müssen die Menschen selber einstehen. Der zentralistische, grüne Umbau ist nun der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Man müsste zurückkehren zu einer vernünftigen, freiheitlichen Arbeitsteilung zwischen Volk und Wirtschaft auf der einen Seite und Staat und Politik auf der anderen.  Aber bevor das geschieht, gefriert die Hölle zu.
Fred Klemm

Solange der Klimaschutz nur auf dem Papier stand, waren (fast) alle dafür. Nun macht die Ampel damit Ernst und verfügt konkrete Maßnahmen, die von (fast) allen Verzicht fordern, da gibt es große Proteste. Es stimmt: ihr Geldbeutel ist den Leuten wichtiger als die Zukunft.
Hermann Weigmann

Immerhin konstatieren die Autoren, dass nicht allein die Ampel für die desaströse Stimmung im Lande zwischen lähmender Depression und entgrenzter Wut verantwortlich ist – und dass der Kanzler in der undankbaren Rolle gefangen bleibt, die gegensätzlichen Interessen der Koalitionspartner ausbalancieren zu müssen, statt in „Basta-Manier“ durchregieren zu können. Auch wird fairerweise daran erinnert, dass diese Aufgabe durch das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts deutlich erschwert wurde. Schließlich bekommt auch die Union „ihr Fett weg“, da sie die diffuse Unzufriedenheit großer Teile der Bevölkerung wahltaktisch ausnutzt und durch populistische Forderungen weiter anheizt, statt realisierbare Gegenvorschläge zur Regierungspolitik zu unterbreiten. Und nicht zuletzt die Wählerschaft selbst, die sofort zurückschreckt, sobald sie auch nur einen kleinen Eigenbeitrag zur notwendigen ökosozialen Transformation beizusteuern gefordert ist.
Die aufgeworfene Frage, wer hier wen lähmt, lässt sich also nicht einfach beantworten: Das aufeinander  bezogene, interessengeleitete, in der Konsequenz aber dysfunktionale Verhalten der  verschiedenen Player – Regierung, Opposition, Bürger, Wirtschaft, organisierte  Verbände, Medienhäuser – ergibt in der Zusammenschau das deprimierende Bild  einer sich selbst verstärkenden Paralyse. Allerdings verschweigt der Artikel, dass nicht zuletzt die Medien zu dieser Gemengelage beitragen – sie bilden gesellschaftliche Stimmungen ab, verstärken diese aber oft opportunistisch und wenig reflektiert, nicht immer zum Vorteil des Gemeinwesens.
Der Kampagnenjournalismus des Boulevards hat beispielsweise die Bürgergelderhöhung erst zu einem gesellschaftlichen Aufreger gemacht. Das Durchstechen eines unfertigen Entwurfs zum Heizungsgesetz und die anschließende Skandalisierung der angedachten Pläne haben tiefe Verunsicherung in die Bevölkerung hineingetragen, radikale Kräfte gestärkt, mit Robert Habeck einen begnadeten Politiker demontiert und generell Zweifel an der Handlungsfähigkeit der Regierung genährt. Selbst die Qualitätspresse muss sich den Vorwurf gefallen lassen, weniger über die unbestreitbaren Erfolge der Koalition berichtet zu haben als über regierungsinterne Dissonanzen, Kommunikationspannen und handwerkliche Fehler. Zudem haben sich die Leitmedien unisono in geradezu zwanghafter Weise an der der Persönlichkeit des Kanzlers („Zauderer“, „Besserwisser“) abgearbeitet – mit bekanntem Resultat.
Rüdiger Paul

Gerade halte ich Die aktuelle Zeitausgabe „die blockierte Republik“ in meinen Händen und möchte den RedakteurInnen auf diesem Wege die Nachricht zukommen lassen, dass Ihr Artikel leider der Betrachtung des Volkes entbehrt. Ich verstehe, dass man die große Kundengruppe, nämlich uns alle nicht kritisieren möchte, dennoch sei hier bemerkt, dass wir alle nichts erreichen, wenn wir stetig unser Gegenüber kritisieren und es in Grund und Boden etikettieren, wie es in diesem Artikel mit den Politiktreibenden gemacht wurde. Das zersetzt in der Tat den Glauben an unsere Demokratie und polarisiert. Hier wir und dort die – Politiker. Es ist wie so oft, sehr einfach zu sagen, was „die“ machen, geht hier und da schief, ist dieses oder jenes. Schwieriger ist es darzustellen, wie blind wir Bürger für den Verwaltungsapparat sind, den wir selbst über Jahrzehnte geschaffen haben. Denn jeder der in Amt und Würden war, wollte sein Ego, seinen Fußabdruck hinterlassen und wenn es nur eine simple Verordnung war. Das fällt den heute politisch Tätigen stetig vor die Füße. Und wie soll es anders sein, ein Teil der Politiker ist auch so, dass er/sie immer neue Verordnungen zur Lösung aller Probleme schaffen möchte, aber in Wirklichkeit nicht um Probleme aus der Welt zu schaffen. Alles ist sehr komplex, dass es kaum einer durchschaut, geschweige sich dafür interessiert. Am Ende werden alle Politiker einem Bashing ausgesetzt anstatt, dass wir wahrnehmen, wirklich wissen wollen und einfach beschreibend bleiben.
Der aktuelle Artikel befriedet das Ego der einzelnen Journalisten, die sich am besten spüren können, wenn sie sich in eine betrachtende, bewertende Position begeben. Besser wäre, sie würden sich wertfreier auch für das Verhalten des heutigen Bürgers interessieren und die Komplexität stehen lassen. Das bedarf Wohlwollen und eine gute Selbstreflexion. Derartiges Verhalten würde unsere Demokratie stärken, so treiben Sie die Leute in Richtung AfD, die freuen sich über Ihre Überschrift. Schleichend und unbewusst unterstützen wir so Zersetzungsprozesse der Demokratie. Am Ende interessiert sich Niemand mehr für wirkliche Lösungen, die meistens aufwendiger und anstrengender herzustellen sind, wenn man stetig befürchten muss, derartig beschämt zu werden, wie Sie das in Ihrem Artikel mit den Handelnden tun. Sollten Gruppierungen wie die AfD irgendwann so stark werden, dass sie die politisch Bestimmenden sind, werden Journalisten sofort zur Zielscheibe, die nicht in ihrem Sinne berichten. Und die Komik daran ist das wir selbst alles dafür tun, dass es dazu kommt, wenn wir weiter unbewusst bleiben. Nehmen Sie mehr wahr!
Yvonne von Langsdorff

In Zeiten wie diesen sind alle beteiligt an der Lähmung. Es geht um eine Transformation, die unser Leben und Arbeiten sehr umfassend berührt. Alle müssen sich bewegen – alle Menschen in Stadt und Land. Wenn das so ist, dann ist es nicht klug, wenn politische Verantwortungsträger den Menschen versprechen, dass sie sich nicht bewegen müssen. Erst dieses unhaltbare Versprechen blockiert, schafft lähmende Ängste und Wut. Dann spielen wir: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren. Und die Opposition hat leichtes Spiel: Sie kann sowohl den Stillstand als auch jede kleinste Bewegung geißeln. So erleben wir jenen hektischen Stillstand, der alle zermürbt, da die Widersprüche spürbar für alle wachsen. Das ist die Lage, in die der Kanzler sich einfühlen sollte. Wir haben mehrheitlich eine Fortschrittskoalition gewählt. Und wir haben Führung bestellt. Zur Führung gehört nun mal Kommunikation, um eine lebendige Verbindung zu den Bürgerinnen und Bürgern herzustellen, um verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen, um die Menschen zu gewinnen, mitzugehen. Vielleicht ist es ein kommunikativer Ansatz, permanent präsent zu sein (wie z.B. Söder), unterhalb der Bazooka-Schwelle zu sprechen (weniger Wumms, Zeitenwende und Deutschlandtempo) und mit klarer Sprache (weniger Selbstgefälligkeit) Richtung und Plan zu verdeutlichen.
Reinhard Koine

Eine Regierung, die ungeachtet der sich verändernden Rahmenbedingungen an der Umsetzung ihres Koalitionsvertrages festhält, zeigt damit, dass sie die geänderten Rahmenbedingungen nicht zur Kenntnis nimmt und die Krisen, die sich in den geänderten Rahmenbedingungen offenbaren, nicht zur Kenntnis nimmt. Die Regierung handelt wie ein Autofahrer, der nachts bei Nebel und Frost weiter mit dem Tempo unterwegs ist, als sei es warm und trocken. Einem solchen Fahrer vertraut man auch nicht, sondern ermahnt ihn langsamer und umsichtiger zu fahren. Schließlich versucht man ihn zum Anhalten zu bewegen und einen anderen Fahrer ans Steuer zu lassen, um nicht doch noch einen Unfall zu erleiden. Was sind die geänderten Rahmenbedingungen im Vergleich zum Zeitpunkt des Abschlusses des Koalitionsvertrages? Es ist der Krieg in der Ukraine und die dadurch ausgelöste Energiekrise. Der Krieg in der Ukraine offenbart, dass Krieg in Europa wieder möglich ist. Dies erfordert eine andere Prioritätensetzung, als sie sich aus dem Koalitionsvertrag ergibt. Aufgabe des Staates ist es, dass er die Einwohner gegen Bedrohung von außen schützt. Dies erfordert eine schnelle Aufrüstung der Bundeswehr mit Waffen und Munition für die Bundeswehr und die Ukraine, durch deren Abwehrkampf auch die deutsche Freiheit verteidigt wird. Nichts tut sich da bisher sichtbar.
Durch den Lieferstopp von russischem Erdgas und -öl wurde eine Energiekrise ausgelöst. Gleichzeitig zeigte der Anschlag auf die Nordstream-Pipelines, dass die Energieversorgung durch Importe anschlagsanfällig ist. Nötig wäre deshalb eine Konzentration auf die Erschließung einheimischer Energiequellen und die Weiternutzung schon vorhandener Energieträger. Die Regierung aber schaltet die letzten vorhandenen Kernkraftwerke aber noch ab und verknappt so zusätzlich den Strom. Ebenso setzt sie weiterhin auf den Energieimport mittels LNG, das lange Transporte und damit hohe Kosten verursacht. Auch ist es umweltschädlich, wegen der Transporte mittels Tankern, die Schweröl verbrennen. Durch LNG wird nur eine Abhängigkeit durch eine andere ersetzt. Das trägt nicht zur Energiesicherheit in Krisenzeiten bei. Nötig wäre die Erschließung einheimischer Erdgasquellen mittels Fracking und der Weiterbetrieb der bestehenden Atomkraftwerke gewesen. Mit ihrer anderen Politik hat die Regierung die nächste Krise, nämlich die Inflation selbst verursacht. Jetzt wird es für die Regierung sehr glatt und sie rutscht mit ihrem Fahrstil aus. Hoffen wir, dass es keinen Baum gibt, an dem das Auto Deutschland zercrasht. Hoffentlich kommen wir noch rechtzeitig zum Stehen und dass ein anderer, vernünftiger Fahrer das Auto wieder auf den richtigen Weg fährt.
Christoph Meißner

Oh, wie wahr ist der Satz in der Mitte des Artikels „Zum Gesamtbild der blockierten Republik trägt auch die Opposition bei“ Das entlastet nicht die gebeutelte „Ampel“, die stetig damit beschäftigt ist, sich zusammen zu raufen, weil der Kanzler seine Minister zu wenig moderiert und steuert, so dass ein ständiges Hin-und-Her keine überzeugende Linie erkennen lässt. Aber die demokratische Opposition wäre gut beraten, mehr Demut zu zeigen, denn dort sind vorwiegend zwei Alpha-Tierchen damit beschäftigt, um die Wette kernige Worte gebären, die nicht wirklich erkennen lassen, dass sich gute Konzepte dahinter verbergen. In Zeiten der Verunsicherung durch die Kriege in der Ukraine und in Israel/Gaza und der Verunsicherung durch die Herausforderungen des zusätzlichen Investitionsbedarfs, der auch erforderlich ist, um die Versäumnisse der Vorgängerregierung aufzuholen (u.a. zukunftsfähige Infrastrukturen), hat die Opposition, deren Verkehrsminister vor wenigen Jahren Millionen in den Sand gesetzt hat, der Regierung zur Unzeit die Investitions-Bremse per Verfassungsgerichts-Beschluss verordnet. Und jetzt genießt sie mit hoch erhobener Nase, dass notwendige Investitionen unterbleiben und Sparmaßnahmen die Bürger erzürnen. Mitverantwortung der Opposition stelle ich mir anders vor! Dies um so mehr, da der mutwillig erzeugte Verdruss absehbar nicht die demokratische Opposition stärkt, sondern die sogenannte Alternative, die gerne die liberale Demokratie in ein autoritäres System verwandeln würde.
Tilmann Wolf

Vielen Dank für diesen Artikel,  der das bequeme und einseitige Ampel-Bashing vermeidet  und berechtigter Weise eine Kritik der Kritiker, ja sogar vieler Bürger, einschließt, die es sich oft viel zu leicht machen  und viel zu viel erwarten, in etwa nach dem Mythos oder Märchen,  dass  für wen oder was auch immer  mehr getan und bezahlt werden kann und soll, ohne dass  irgendjemand oder fast alle dafür mehr arbeiten oder zahlen müssen, außer vielleicht „der Staat“,  als ob der Arbeit und Leistungen — zusätzlich zum bisherigen — aus dem Nichts schöpfen könnte wie ein Perpetuum mobile.  Fast alle sagen nur, was sie jeweils nicht wollen und, dass sie jeweils nichts beitragen können, weder mehr Steuern noch weniger Subventionen noch fürs gegebene Geld mehr arbeiten. Aber niemand will sich den Mund verbrennen und sagen woher die gebrauchten Milliarden Euro und Arbeitsstunden denn kommen sollen, oder dass der Staat letztlich wir alle sind. Und wenn einige von uns entlastet werden oder mehr Rechte genießen sollen, bedeutet das logisch, dass alle anderen — im Durchschnitt — mehr belastet werden und mehr Pflichten haben, für die Rechte der anderen zu arbeiten oder zu zahlen.  „Der Staat“ ist kein Flaschengeist, der uns bequem und gratis alle Wünsche erfüllen könnte, ohne ihn auch selbst zu unterstützen oder zu „füttern“.   Und Schulden sind auch keine Gratisquelle für Leistungen, sondern werden von künftigen Menschen oder Inflationsopfern bezahlt, die sich keinen „Ausgleich“ erstreiken können.  Abbau von Korruption und Verschwendung?  Natürlich, aber auch das verlangt erst einmal mehr Arbeit und vielleicht weniger Datenschutz, und des einen Verschwendung ist des anderen „Recht“ oder Notwendigkeit.
Dass der Staat wir alle sind, gilt für vieles geforderte:  Mehr Wohnraum für weniger Geld pro qm,  mehr Geld für die Bauern, mehr Integration und Ausbildung der — legalen — Flüchtlinge und Migranten,  mehr Inflationsausgleich für Rentner und Arbeitnehmer und  auch für die Staatsdiener,  zu denen indirekt auch die Bahn-Mitarbeiter gehören,  mehr Bildung und Inklusion, mehr Geld für Zukunfts-Investitionen, insbesondere für Klimaschutz und — oft tabuisiert — auch für Entschädigungen und Hilfen auch zum Klimaschutz für den globalen Süden,  etc. etc. Am besten aufgespießt haben Sie das ganze illusionäre Wunschdenken — eigentlich aller Oppositionsparteien — mit dem ironisch überspitzten Satz  „Mit uns geht es auf direktem Weg ins Schlaraffenland, in eine Welt ohne Zielkonflikte und komplizierte Abwägungen … „, sinngemäß alle gegensätzlichen sich eigentlich ausschließenden Wünsche auf einmal erfüllt, indirekt sogar versprochen, ohne dass irgendwer dafür mehr arbeiten müsste, sei  es auch nur um die noch untätigen  Migranten zu integrieren, unterzubringen, in der Sprache zu schulen und auszubilden.  Und genau das ist es anscheinend, was viele erwarten und was unausgesprochen ihre Bedingung für neues „Vertrauen“ ist.   Für vieles kann die Ampel eigentlich nichts, was sie an Problemen aus der Welt, aus der Gesellschaftsentwicklung und von Vorgänger-Regierungen auf dem Hals hat.
Aber die großmäuligen Pläne und teils „Versprechungen“, alle Probleme der Gegenwart und der Zukunft zu lösen, alle Herausforderungen zu meistern, ohne — zusätzliche — Beiträge der Bürger, sei es an Geld, an Arbeit oder an „Zumutungen“ oder „Verzichten“ auf jeweils anderes, das fällt ihr zunehmend auf die Füße. Es wurde nicht einmal der Versuch gemacht, ob die meisten Bürgerinnen und Bürger mit einer vernünftigen Erwachsenenansprache schon zu erreichen wären, wenn man ihnen sagt: „Es gibt nun mal eine Häufung neuer und Zuspitzung lange bekannter Probleme und dabei weniger zu verteilen – und es gibt eben Leute, die diese Lasten tragen müssen.  Das können wir paar Leute in der Regierung nicht allein, wir brauchen Euch und Eure Vernunft, Euren Gemeinsinn, euren Fleiß und Eure Mit-Verantwortung für die Zukunft der Kinder und Enkel.  Niemand ist so genial, auch die Opposition nicht, das alles ohne eure Mitarbeit und Mitfinanzierung zu schaffen. Und niemand kann das im erforderlichen Tempo mit völliger auch subjektiv von jedem empfundener Gerechtigkeit schaffen.  Und wir wollen doch den Kindern und ihren Fürsprechern nicht nur die Wahl lassen, entweder kaputtes Klima und kaputte Infrastruktur zu erben oder aber einen noch viel riesigeren Schuldenberg, der sich nicht von allein bezahlt macht, wenn es nicht um Verbesserungen geht, sondern nur um Vermeidungen von Verschlechterungen der Zukunft.“
Nach den lange gepflegten und von fast allen befeuerten Erwartungen und Illusionen und Märchen hätte es allerdings auch der begabteste Redner nicht leicht mit so einer Erwachsenen-Ansprache, vor allem gegen den Befund, dass vielen der eigene Geldbeutel wichtiger ist als das Klima — und auch sonstige Zukunfts-Vorsorgemaßnahmen,  und gegen den vielstimmigen Chor der Gegner auch in vielen Medien,  die jeweils behaupten,  es sei kein grundsätzliches Problem, sondern nur das der falschen Regierung.  Zur Not gelte es eben, einer Partei die Chance zu geben, die bisher noch nicht in Regierungsverantwortung erprobt ist und deshalb bisher als einzige nicht „versagt“ hat. Es bräuchte nicht nur Politiker*innen, sondern auch Medien und Privatmenschen, die den Mut nicht nur zu „Visionen“, sondern auch zu Ehrlichkeit und Realismus haben und zu einer „Vision“, die sich vor allem dadurch auszeichnet, dass alle oder ausreichend viele „mit anpacken“, und auch die Dilemmas und Hindernisse einer Regierung anerkennen, statt nur selbstgerecht zu kritisieren und zu fordern.
Natürlich ist für vieles „die Politik“ gefordert, ein anderer Begriff für „der Staat“. Aber wer bestimmt denn durch Wahlen, durch Medienkommentare, durch Mitgliedschaften, durch Steuern, durch Hinnahme oder Blockade politischer Entscheidungen, durch Belohnung oder Bestrafung in den nächsten Wahlen, welche Politik gemacht wird oder gemacht werden kann, und welche nicht?  Wer bezahlt oder erarbeitet denn die geforderten „Anreize“ z.B. für Klimagerechtes Verhalten?   Die Neurowissenschaft und Herr Latif haben leider weitgehend, aber nicht ganz Recht:  Vielen „Gehirnen“ ist die Zukunft „fast egal“, aber nicht allen, und nicht in jeder Hinsicht:  Menschen nehmen große Mühen auf sich für Karrierefrüchte in der Zukunft, für künftige Gesundheit und sonstiges künftiges Wohlergehen ihrer Kinder oder Enkel.  Aber beim Klima und auch anderen gesellschaftlichen Zukunfts-Vorsorgen scheint es anders zu sein: irgendwie  herrschen hier viel Wunschdenken, Gewohnheiten und Verlassen auf andere wie „die Politik“  oder  „technologische Innovationen“,  ohne zu berücksichtigen,  dass auch die nicht zaubern können, denn sonst hätte es die vielen Vorläufer-Katastrophen wie Ahrtal-, Ostsee- und andere Fluten, Dürren, Waldbrände etc. und auch den PISA-Schock, den Fachkräftemangel und den Wohnungsmangel nicht geben dürfen. Wer glaubt, eine „bessere Politik“ hätte das Zauberkunststück hinbekommen, was die bisherige nicht geschafft hat, erinnere sich, dass fast alle Parteien beteiligt waren, und wir deren Stimmanteile und damit oft Blockade-Macht gewählt haben, und dass manche Protestler, selbsterklärten „Retter“ und „Bringer einer besseren Welt“ in der Geschichte ihr Land vom Regen in die Traufe oder in die Hölle gebracht haben.
Peter Selmke

„Die Menschen machen es sich zu einfach, stets die Schuld bei der Politik zu suchen, denn jede und jeder hat eine Verantwortung, das Gesamtsystem am Laufen zu halten. Doch nach mehr als 70 Jahren bundesrepublikanischer Erfolgsgeschichte scheinen uns Krisen inzwischen so sehr aus dem Tritt zu bringen, dass wir bei noch so geringen Wohlstandsgefährdungen nach dem Staat rufen. Kennzeichnend dafür ist, dass die kumulierte Krisenhaftigkeit eine ebenso kumulierte Forderungswelle zur Folge hat. Ob Landwirte, Mediziner, Lokführergewerkschaft und viele andere Arbeitnehmervertretungen, die ein teils ausuferndes Anspruchsdenken demonstrieren, stets lässt sich ein Argument für die Berechtigung der eigenen Forderung finden. Es würde zur Beruhigung der gesellschaftlichen Spannungen beitragen, sich zu vergegenwärtigen, dass wir ein Wohlstandsniveau erreicht haben, welches in der Geschichte der Menschheit einmalig ist. Wenn wir also jetzt nicht bereit sind, uns zumindest ein Stück weit selbst zu beschränken und stattdessen weiterhin die eigenen Ansprüche konsequent und rücksichtslos über die gesamtgesellschaftliche und demokratische Funktionalität erheben, stellen wir letztlich die Systemfrage, und diese könnte zugunsten einer in den Startlöchern stehenden extremistischen Partei entschieden werden.“
Günter Pesler

In Ihrem Artikel fehlt mir persönlich die Kritik am erheblichsten Unruhe- und Störfaktor der Ampel seit Regierungsbeginn – Christian Lindner! Drei sind in diesem Fall einer zu viel.
Bibijana Münch-Sgodda

Wenn man der Meinung ist, dass der Abstand zwischen denen, die von Sozialtransfers und denen die von erarbeiteten Einkommen leben, zu klein ist, sollte man dafür sorgen, dass die Löhne, einschl. des Mindestlohns steigen. Sonst werden nur wieder die Ärmsten unserer Gesellschaft gegeneinander in Stellung gebracht. Wie armselig.
Rüdiger Weigel

Ich habe in dem Artikel, verfasst von 3 ihrer Journalisten, vergeblich nach einem Hinweis auf die Weimarer Republik (1918-1933) gesucht. Ist das noch ein Tabu für die „Zeit“, obwohl nach der ansonsten gelungenen Beschreibung der aktuellen politischen Stimmungslage in Deutschland es eigentlich höchste Zeit gewesen wäre für einen historischen Abgleich der Gegenwart mit der Zeit vor Hitlers Machtergreifung. Im Zeitalter der Sozialen Medien kann jeder „Uwe“ seinen politischen Fantasien frönen.  Das berauschende und brandgefährliche dabei ist die unkontrollierte Verbreitung von politischem Schwachsinn bis Wahnsinn. Als es noch kein Internet gab, hat sich „unser Uwe“ vielleicht gar nichts aus Politik gemacht! Von den Möglichkeiten der Sozialen Medien macht die Politik heute genauso Gebrauch wie jede andere Person bzw. Institution. Um hier überhaupt noch unkontrollierten Missbrauch zu verhindern, bedarf es schnellstens eines Regelwerks (international) was mit drastischen Strafen droht. Hätten Hitler und seinen Gesinnungsgenossen solche Möglichkeiten wie heute schon damals zur Verfügung gestanden, wäre er nicht erst 1933, sondern vielleicht 10 Jahre früher an die Macht gekommen!
An den heute neu auf den politischen Markt drängende Parteien wie „Bündnis Sahra Wagenknecht“ oder die künftige Partei von Hans-Georg Maaßen haftet der Ruch von Populismus und politischer Oberflächlichkeit an. Gefährlich wird es, wenn eine Nähe zu Russland in Verbindung mit einer Ablehnung der Ukrainehilfe propagiert wird (Wagenknecht). Spielt die Parteigründerin damit auf der Klaviatur von Bürgerängsten vor dem Ukrainekrieg und der drohenden Gefahr eines Sieges von Kriegsverbrecher Putin? Sollte Wagenknecht mit ihrer neuen Partei Erfolg haben und der AfD Stimmen abjagen könnte man mit einem weinenden und lachenden Auge zustimmen. Putin kann sich jedenfalls die Hände reiben. Vorher schon hat sich ihm die AfD die Arme geschmissen. Seine guten Verbindungen zu den Rechtspopulisten verteilen sich ja inzwischen auf ganz Europa. Selbst der Linkspopulist Melenchon in Frankreich zeigt mehr Verständnis für Putin als für das unter dem russischen Angriffskrieg leidende ukrainische Volk. Wankt Europa inzwischen dem russischen Diktator entgegen? Die deutsche Ampelregierung ist politisch fast am Ende. Umfragen, die das belegen sind schon gar nicht mehr nötig. Die Stimmung in der Bevölkerung ist mit den Händen zu greifen. Neben den politischen Torheiten wie Heizungsgesetz, Wegfall der E-Auto Förderung und vielen anderen Ungereimtheiten im Umgang der Ampel-Koalitionäre untereinander ist zu konstatieren, dass ein Dreierbündnis von SPD, Grünen und Liberalen auf Dauer nicht funktionsfähig ist.
Eine SPD, die morgens noch nicht wie weiß, was sie am Abend parteipolitisch von sich gibt, die es nicht schafft, den Putin Freund Schröder aus der Partei zu werfen, eine FDP die illiberal ist und deren dogmatischer Vorsitzender Lindner wie angeklebt wirkt an der Mumie Staatsverschuldung und die Partei der Grünen, deren politische Einfallslosigkeit bezüglich der Umsetzung ihrer Umweltziele immer offener zu Tage tritt. Einzige Rettung wären – möglichst früh – Neuwahlen um es einer CDU/CSU Regierung zu ermöglichen, die braune Gefahr durch die rechtsextreme AfD zu stoppen. Mit wem die CDU/CSU koalieren könnte? Einzige Möglichkeit scheinen die beiden Verliererparteien SPD und FDP zu sein. Die Grünen werden ja von CDU-Chef Merz und CSU-Chef Söder weniger gemocht. Wieder mal auffällig, wie wenig Talente in der deutschen politischen Landschaft zu finden sind. Höchstens in der CDU gibt es die beiden Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Ein Blick zu unserem Nachbarn Frankreich zeigt hier ein ganz anderes Bild. Dort gibt es in vielen Parteien sehr junge hochtalentierte Nachwuchspolitiker. Jüngstes Beispiel ist der neue Premierminister Gabriel Attal. Sein und Macrons Gegenspieler für die anstehende Europawahl ist die zurzeit in den Umfragen mit Abstand führende sehr populäre Marine Le Pen vom RN (früher Front National) mit ihrem Kronprinzen Jordan Bardella. Der ist gerade mal 28 Jahre alt!
Klaus Reisdorf

Wer wen und wie blockiert ist interessant, aber das Entscheidende ist das Ergebnis und das ist fatal: Deutschland steht still. Das spüren viele und macht sie unzufrieden. Aber es kommt noch etwas dazu, was möglicherweise viele Menschen zunehmend verzweifeln lässt: Das Preis-Leistungsverhältnis des Staates stimmt nicht mehr. Wir bekommen viel zu wenig für das, was wir mit Steuern und Sozialabgaben bezahlen. Eine gutverdienende, alleinstehende OP-Schwester erhält inkl. Weihnachtsgeld 4.000 €/mtl., im Jahr 48.000 € brutto. Davon zahlt sie zunächst an Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherungsbeiträgen 842 €, wovon der Arbeitgeber ungefähr die Hälfte übernimmt. Wer aber die Überweisung an die Sozialversicherungsträger leistet, ist vollkommen nebensächlich. Theoretisch könnten sowohl die OP-Schwester (bei einem höheren Bruttogehalt) als auch das Krankenhaus (bei einem niedrigeren Bruttogehalt) den vollen Beitrag übernehmen, das ist reine Technik, es bleibt bei einer Belastung iHv. 842 €/mtl. Außerdem werden 555 €/mtl. an Einkommenssteuer abgezogen, verleiben 2.473 €/mtl.
Diese 2.473 € sind aber nur ein gehaltsabrechnungstechnisches Netto und entgegen dem Augenschein leider nicht steuerfrei. Neben besonderen, zusätzlichen Steuern wir z.B. Tabak-, Kfz- und Energiesteuer fallen regelmäßig weitere 19% Mehrwertsteuer beim Kauf von Waren oder Dienstleistungen an, was mit gutem Gewissen in die Steuerbelastung der OP-Schwester eingerechnet werden muss. Da kommen schnell weitere 400 – 450 € zusammen, sodass die tatsächliche, monatliche Steuerbelastung bei 1.000 € oder knapp darunter liegen dürfte. 10.104 € Sozialversicherungsabgaben plus 12.000 € Steuern machen 22.104 € Gesamtbelastung im Jahr, beinahe 50% des Gehaltes der OP-Schwester. Was bekommt sie für dieses Geld? Schauen wir und das Gesundheitswesen an, die Infrastruktur, die überbordende Bürokratie, das Rentensystem, die Bundeswehr, den Migrationsdruck, das Bildungssystem, die Energieversorgung und, und, und. Alles Baustellen, an denen – so scheint es zumindest – entweder gar nicht oder aber nicht entschlossen, ehrgeizig und zielstrebig gearbeitet wird. Wo bleiben diese 22.104 €? Die OP-Schwester bezahlt viel zu viel Geld für eine schlechte Politik. Das merken immer mehr Menschen in diesem Land. Wir brauchen einen Neustart, schnell.
Detlev Köhler

„Wir in Deutschland kommen da durch“, sagte der Kanzler in seiner Neujahrsansprache. Eine Phrase wie „Wir schaffen das“, die seinerzeit von Angela Merkel kam. Wen sollen solche Sätze eigentlich überzeugen, wenn die Redner selbst nicht überzeugt sind?  Bauernproteste, denen sich andere Mittelständler anschließen, Streiks und andere Demonstrationen scheinen das Land lahm zu legen und nur zu nerven. Ich finde, das ist ein Trugschluss, denn das sind normale Prozesse, die eine stabile Demokratie aushalten muss und kann. Neu ist nur, dass diese Proteste massiver denn je sind, in Deutschland waren wir das bisher nicht so gewohnt. Problematisch ist aber, dass die Demokratie in Deutschland nicht mehr so stabil ist, wie sie es zu sein schien und sie auch keine bequeme Selbstverständlichkeit mehr ist. Deshalb ist richtig, dass die Bevölkerung für die Demokratie eintreten soll und dazu aktiv aufgerufen werden muss.  Das entastet diese Regierung aber nicht, die Ampel ist schwach, steht sich selbst im Wege und hat den Kontakt zur Bevölkerung verloren. Schlecht gemachte Gesetze, öffentlicher Streit und eine FDP, die in der Regierung Opposition spielt.
Und der nicht vollkommen unbegründete Eindruck, dass die politischen Ziele dieser Regierung ganz überwiegend auf Kosten der „arbeitenden oder bürgerlichen Mitte“ gehen, die zu immer mehr Steuerzahlungen und Sozialversicherungsleistungen herangezogen wird, von denen sie selbst nichts mehr hat. Anders kann ich mir nicht erklären, warum die AfD so übermäßig erstarkt und sich jetzt die Parteien von Wagenknecht und Maaßen gründen, die versprechen, den Ungleichstand in Deutschland beenden zu wollen. Mich erinnert dies alles an die Zustände in der Weimarer Republik und das macht mir Angst. Das Bild zu diesem Artikel spricht Bände. Eine frustrierte Spitze der Ampel-Koalition, die mehr und mehr ratlos wirkt. Womöglich war diese Koalition, die als Fortschrittskoalition angetreten ist, von vornhinein zum Scheitern verurteilt. Zu unterschiedliche Positionen, nur daran einig, zusammen regieren zu wollen. Das reicht nicht, ganz abgesehen von der komplizierten weltpolitischen Lage und den Kriegen in der Ukraine und Nahost. Dazu ein Kanzler, dem die richtigen Worte fehlen.
Regina Stock

„8,74 Mrd. EUR Subventionen von Bund und EU im Jahr 2023 gibt bei ca. 256.000 Landwirtschaftsbetrieben in Deutschland einen Schnitt von ca. 33.745 EUR. Von den protestierenden Landwirten sah mir keiner so aus, als hätte er diese Summe bekommen. Der Dt. Bauernverband als einer der größten Lobbyverbände wirkt in Agrarausschüssen in Bund und Land unmittelbar bei der Verteilung der Subventionen mit. Wie kann es dann sein, dass diese offenbar überproportional an große Betriebe fließen und die kleinen übergangen werden? Sieht man sich die Struktur des DBV einmal an, stellt man fest, dass unter den 44 assoziierten Mitgliedern (wirken an der inhaltlichen Arbeit mit, werden vom Präsidium beratend hinzugezogen; fester Sitz in der Delegiertenversammlung) Groß-Molkereien (z.B. Müllermilch), große Schlachtbetriebe (Tönnies Group – Sie erinnern sich?), Pharmakonzerne wie Bayer und BASF sowie Handelsketten vertreten sind. Wie kann es sein, dass Herr Rukwied über sein „Forum moderne Landwirtschaft“ 2016 ohne große Anstrengung die Verlängerung von Glyphosat erreichen konnte, aber bis heute keine gerechte Verteilung der Subventionen hinbekommen hat? Mir kommt der leise Verdacht, dass die Landwirte nur zum Demonstrieren auf die Straße gehetzt wurden, um Subventionen zu sichern, von denen sie selbst gar nichts haben. Wo kommen die Gelder denn letztlich an? Offenbar liegt dem Bauernverband aber nicht viel daran, die bisherige Praxis zu ändern. Liebe Landwirte – fahren Sie gern nach Berlin. Aber nicht vor die Regierung, sondern vor die Geschäftsstelle Ihres DBV. Dieser Saustall gehört nämlich dingend ausgemistet.“
Brigitte Loderer

Ich kann es nicht mehr hören und lesen. Die ewige Nörgelei, die jetzt auch in seriösen Medien um sich greift. Leider. Keine Beziehung und auch keine Regierung kann perfekt sein. Gegen konstruktive Kritik ist nichts zu sagen, wer aber immer nur den Schwächen-Zoom ausfährt, trägt nichts zu einer gelingenden Verbindung bei. Immerhin erwähnen Sie in fünf Zeilen, dass viele der Probleme des letzten Jahres an Dramatik verloren hätten. Klingt, als ob dies durch ein Wunder geschehen ist. Wohl kaum. Sondern es wurden Entscheidungen gefällt und die Dinge angepackt. Dass diese Entscheidungen der Ungewissheit unterliegen, gehört zur Natur der Sache, und niemand kann sämtliche Konsequenzen und die Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens voraussagen. Und hinterher ist man immer schlauer. Darf ich Ihnen mal eine Serie über die Dinge, die gut laufen in unserem Land, vorschlagen. Heiter weiter.
Barbara Schneider

Markenzeichen der repräsentativen Demokratie ist eine starke Legislative und mit ihr auch Executive. Die Gewählten sind im Wesentlichen nur ihrem Gewissen verpflichtet. Populismus wäre deshalb die falsche Handlungsmaxime. Wenn sich die Regierung aber wie in Frankreich durch Gelbwesten treiben lässt, hat sie bereits verloren. Sie macht sich erpressbar. Altkanzler Schröder wusste um Risiken und Ablehnung seiner Agenda. Doch er hat sie umgesetzt selbst auf die Gefahr hin, abgestraft zu werden. Das macht politische Größe aus. Davon ist in Berlin weit und breit nichts zu sehen. Lavieren statt regieren lautet offenbar die Devise. Wobei die Dissonanzen bereits in der Zusammensetzung der Ampel angelegt waren. Die FDP hat mit Zustimmung zum Koalitionsvertrag in Vielem Verrat an ihrer eigenen DNA begangen und kämpft jetzt ums parlamentarische Überleben.
Christoph Schönberger

Liegt es daran, dass der Ampel das Gefühl für die Bürger verloren ging, wie auf S.2 vermutet wird? Nein, am Gefühl liegt es nicht. Die Lage ist ernster: die Politik kann ihren Klientelgruppen ehrlicherweise keine Wohlstandsgewinne mehr versprechen. Wie immer man sich dreht und wendet, nicht Zuwächse, sondern Einbußen werden heute und morgen zu verteilen sein. Das bringt immer tiefergehende Ängste mit sich, die die Fundamente der demokratischen Ordnung bedrohen. Die fatale Personalisierung: „Sie können es nicht!“ muss schleunigst abgelöst werden von der Einsicht: wir können es (bisher) nicht: – den absehbar negativen Verteilungskampf parlamentarisch zu organisieren.
Roland Eckert

Man kann zur Ampel stehen, wie man will (und in der Tat mein Favorit ist es wahrlich nicht). Aber bei aller Kritik, die sicherlich auch berechtigt ist, müssen wir uns die Frage stellen, wie es denn vor drei Jahren zu dieser Ampel gekommen ist. Letztlich ist sie das Ergebnis eines durch die dt. Verfassung validierten demokratischen Prozesses; will sagen: der Bürger hatte sich bei der letzten Bundestagswahl entschieden und das Ergebnis war nun einmal eine Ampel in irgendeiner Form. Die Leitfrage in Entscheidungsprozessen sei es bei der Regierungsbildung oder bei realpolitischen Entscheidungen ist doch nicht, was die absolut-beste Option ist, sondern eher, was das geringste Übel ist. Das hat uns die politische Philosophie der Antike schon vordekliniert. Nun, was tun: Die Verbreiterung der Parteienlandschaft mag zwar ideologisch für eine Demokratie hilfreich sein, weil dadurch lt. Schulbuch der gesellschaftliche Dialog gestärkt wird. Realpolitisch wird es dadurch aber immer schwerer, klare Mehrheiten im Parlament zum Regieren zu bilden. Folglich lauten mein Plädoyer für die kommende Bundestagswahl, dass der mündige Bürger sich nicht durch mehr oder weniger gut gemeinte Wahlprogramme aufs Glatteis führen lassen darf, sondern dass vielmehr seine Wahlentscheidung darauf fußen muss, wie denn die Machtverhältnisse im Parlament aussehen sollen. Und statt Protestwahl sei es aus Wut oder aus anderen irrationalen und kurzsichtigen Gründen sollten wir uns auf unsere Werte als entwickelte Gesellschaft besinnen. Warum nicht dem oben genannten Postulat des geringsten Übels folgend unsere angestammten Parteien wählen, die übrigens über Regierungserfahrung verfügen (ob gut oder schlecht – aber immerhin), um damit den randfransigen politischen Erscheinungen in der extremen Rechten und Linken eine Abfuhr zu erteilen. Kritik an der Regierung ist in einer Demokratie normal und gesund. Das Risiko, daß Regierende den Bodenkontakt verlieren, haben schon die Griechen vor über zweitausend Jahren formuliert. Das sollte uns nicht erschüttern oder verwundern. Nur dürfen wir nicht aus diesem Grund den politisch Extremen Tür und Tor öffnen.
Stephan Krahe

Kurz bevor der RvM-Leserbriefschreiber Ihren Artikel „Wer lähmt hier wen? – Die Regierung das Land oder das Land die Regierung?“ zu lesen beabsichtigte – hörte ich im Radio die Tagesnachricht: dass die Innenministerin Nancy Faeser prüfen lassen will, ob die AfD verboten werden könnte, sie genauer zitiert: „Ich schließe das Verbot nicht aus.“ Und fordert quasi im nächsten Atemzug die anderen Parteien auf: „…sich mit dem Inhalt der AfD auseinanderzusetzen…“ Ach ja doch: der so unbekannte AfD-Inhalt? – und gleichzeitig teilt die Innenministerin noch mit: dass die Hürden eines Parteiverbots in unserer Demokratie hoch seien! Hochdreister und Demokratie-gefährdend kann sich eine Innenministerin (gegen das deutsche Innenwohl) nicht verhalten – so aus ihrer Amtsposition heraus in das deutsche Volk hinauszuposaunen: „Ich schließe das Verbot der AfD nicht aus!“ Man muss sich das als Bürger und Bürgerin nur mal zur deutlichen Vorstellung bringen – dass die SPD-Innenministerin (deren Partei bei den Umfragen in der Wählerungunst so ziemlich auf dem Tiefpunkt angekommen ist) nun auf die vermeintliche SPD-„Anti-Untergangs“-Idee kommt: diese AfD-Partei evtl. auszuschalten – sich eine doch enorme Konkurrenz-Partei im deutschen WählerInnen-Volk möglichst vom SPD-Niedergang wegzuschaffen! Hat diese Innenministerin noch alle politischen Tassen im Schrank ihrer undemokratischen Erwägungen – steht der SPD schon das Wasser so sehr bis zum Hals? Klar doch, dass dann noch von ihr (scheinheilig) hinzukommentiert wird: „Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, es werde nach einem Parteiverbot gerufen, weil die Politik argumentativ nicht weiterkomme …“ Und dann könne man ja in einem „Aufwasch“ auch noch die „Junge Alternative“ (die Nachwuchsorganisation der AfD) zum Verbot bringen, sie sei ja nur ein Verein und könnte vom Bundesinnenministerium verboten werden… Hoppla – wenn schon, denn schon: alles auf einen Streich? Für wie unterwürfig devot (und verblödet) hält die Innenministerin das deutsche Volk, dass sie mit ihrem vermeintlichen Schachzug gegen die AfD in der Erkennbarkeit des Niedergangs der SPD: tatsächlich aber diese eigenartig besichtigbare „Demokratie“ aushebeln würde – und sie dabei wahrscheinlich auch noch einen Aufstand des anteiligen Volkes, gar einen Bürgerkrieg mit riskieren müsste… Hat denn der Kanzler Olaf Scholz nichts mehr dirigistisch zu melden aus seinem politischen Innen heraus gegenüber dieser gefährlich aufwiegelnden Innenministerin Nancy Faeser.
So aufgebracht, liest nun der RvM-Leserbriefschreiber das POLITIK-Titelthema in DIE ZEIT „Wer lähmt hier wen? – und ist wahrlich nicht mehr erstaunt, dass Peter Dausend, Tina Hildebrandt, Robert Pausch und Mark Schieritz in dieser Quadrophonie mit kaum einer Silbe: auf das wahre Hauptproblem in Deutschland zu schreiben kommen – nämlich: diese massenhafte Migration in die Bundesrepublik Deutschland, zusätzlich zu den über eine Million Ukrainern und Ukrainerinnen… Wie kann man sich mit vier Personen als Redaktionsteam eigentlich so an der Wirklichkeit vorbeimogeln, gemeinsam dies absprechen (?): diesen ganzseitigen Artikel als Titelthema unisono „contre la Vérité“ zu schreiben und dabei diese Hauptursache der volksanteiligen Zustimmung für die AfD nicht zu benennen, nicht explizit darzulegen: dass diese massenhaften Zuströmungen nach Deutschland unsere deutschen Verankerungen zu unserer Kultur und unseren Landesmentalitäten: immer mehr beschädigen und uns Deutsche scheinbar allmählich (ist das politisch so gewollt?) entdeutschen soll… Da liest man in DIE ZEIT einen vertuschenden Absatz des Gesamtartikels zur wahren Befindlichkeit im Volk gegenüber den Milliarden Euro-Finanzierungen der Migration in diesem benutzten und ausgenutzten Deutschland – dessen Bürgerinnen und Bürger mit ihren Steuergeldern all das Befremdende bezahlen müssen: „Gerät gerade etwas ins Rutschen? Die Verbindung zwischen Regierung und Regierten scheint immer öfter abzureißen. Beim Bürgergeld war das so, mit dessen Erhöhung die SPD ihre große Wunde namens Hartz IV heilen wollte, um dann erstaunt festzustellen, dass „die Menschen da draußen“ keineswegs erfreut auf die vermeintliche soziale Wohltat reagierten. Im Gegenteil, viele fanden es ungerecht, dass der Abstand zu klein ist zwischen denen, die ausschließlich von Sozialtransfers leben, und denen, die ein Einkommen erarbeiten.“
Kein Wort über die Migrationsüberflutungen! Jedoch wird von DIE ZEIT ein wenig von den aktuellen Bauernprotesten, vom Heizungsgesetz und von Habeck in Schlüttsiel, und dass er nur unter Polizeischutz sein Urlaubsdomizil auf Hallig Hooge verlassen konnte… – hineingeschrieben… Und dabei würde zudem „…immer wieder zielgenau am Lebensgefühl der Mehrheitsbevölkerung vorbeiregiert und darüber gestritten, wer schuld daran ist.“ Warum aber hat DIE ZEIT, genauer diesmal dieses Vierer-Redaktionsteam nicht den Mut zur Wirklichkeit und Wahrheitsfindung: die tatsächlichen Stimmungen im Volk bezüglich der massenhaften Migration aufzuschreiben und damit wesentlich zu einer vernünftigen (politischen) Diskussion beizutragen! – auch das ist doch die Verantwortung einer so bedeutenden Zeitung: wie sie DIE ZEIT in unserem Land, unserer Kultur wesentlich zu repräsentieren hätte… Über jede wichtige Buchneuerscheinung, jedes herausragende Theaterstück, jedes bedeutenden Kulturevent wird kritisch geschrieben und wir Lesenden verlassen uns (wie mit anwesend) auf diese (stellvertretenden) Impressionen und Besichtigungen… Warum also wird in DIE ZEIT – wenn es zu der wesentlichen politischen Erkennbarkeit in Deutschland eine journalistische Verantwortung gibt – nicht diese Verantwortlichkeit genauesten beschrieben: die Überflutungen der Fremden in die Bundesrepublik bei den Tatsachen benannt, verdeutlicht: wie die Mehrheit des deutschen Volkes sich in Deutschland dadurch entfremdet fühlt… Solange sich diese Wahrheitsdarstellung nicht auch in den Medien (die für die BürgerInnen eine-vertretende Macht im demokratischen Staat zu gewährleisten haben) aufzeigt, all das Vorhandene jedoch vertuscht und verheimlicht wird, wir Deutschen nurmehr mit dem Maulkorb durch das verfremdete (eigene) Land geduckt und devot zu laufen haben – wird sich diese Zusammenballung von fremder Bedrohlichkeit und auch diesbezüglicher Zukunftsängste: spätestens in den Landtagswahlen und der Bundestagswahl 2025 entsprechend auswirken… Und komme da niemand von den Obendroben-Protagonisten, dann zu behaupten: es sei dies nicht gewusst oder verstanden worden… Hört und schaut und fühlt ins deutsche Volk hinein: und es wird jedem unverdrängenden Offenkundigen bewusst, wie die Stimmungen im Lande am Tiefpunkt sind! Die Androhung des Parteiverbots der AfD von der Innenministerin ist doch fast schon die offensichtliche Kapitulation der SPD und der Ampelregierung – sich so als undemokratisch als verlierende Parteien aufzuspielen, nur um die eigenen Machtpositionen nicht wegfallen zu sehen…
DIE ZEIT – die Quadrophonie oder das Quartett des Journalistenverbundes von Peter Dausend, Tina Hildebrandt, Robert Pausch und Mark Schieritz schreiben dann zum Schluss des gemeinsamen Artikels noch: „Und selbst da, wo Scholz richtig handelt, wie bei seinem Besuch der Flutgebiete, wo der Kanzler bepöbelt wurde, bleibt sein Auftreten im Rest der Republik weitgehend wirkungslos, wird sein politisch-gesellschaftlicher Fußabdruck immer kleiner. Der Kanzler denke nach, er versuche, ein Gefühl zu bekommen für die Lage, heißt es. Ja, das wäre nicht schlecht.“ Um es den ZEIT-JournalistInnen hierbei höflich zu verdeutlichen – der Kanzler wurde nicht bepöbelt, sondern diese Verhaltensstrukturen sind der Ausdruck des anteiligen Volkes zu den Auswirkungen: die uns Deutschen die Politik dieser Ampelregierung zumutet und die wir nur noch sehr schwer ertragen (nicht mittragen) können! Es wäre also dringlichst an der Zeit für DIE ZEIT: das endlich eine der wichtigsten-bedeutendsten Zeitungen in Deutschland zur Wahrheitsfindung sich auffindet – um letztlich den Demokratie-Karren nicht an die Wand zu fahren. Italien hat besonders zu dem Migrantenproblem dieserhalb mehrheitlich rechts gewählt: diese Rechtsparteien sind an der Regierung!
Wir Deutschen sind in der allergrößten Mehrheit keine Rassisten, Diskriminierenden und Antisemiten – aber wir sind Deutsche: die in all ihren Kompliziertheiten gelernt haben: was Mitmenschlichkeit bedeutet und wieviel dafür schon getan und geleistet wurde und wird… Kein Land und keine Bevölkerung kann aber (noch dazu von der eigenen Regierung überfordert werden!) Doch man darf all diese mitmenschlichen Verpflichtungen nicht überstrapazieren – und auch das ist die Aufgabe der Politik für Deutschland: dass ebenso die Deutschen sich in ihrem Land zu Hause fühlen und mit ihrer Kultur und ihren Mentalitäten sich gemeinsam verbunden empfinden können… An DIE ZEIT meine Bitte: Finden Sie als JournalistInnen in der Gegenwart die recherchierenden Bewahrheitungen für eine v/erträgliche Zukunft durch die Bestandsaufnahme des Wesentlichen für unsere mitbeteiligende vertrauenswürdige Demokratie… Um noch Joseph Beuys (1921-1986) vermittelnd zu zitieren: „Die Zukunft, die wir wollen, muss erfunden werden. Sonst bekommen wir eine, die wir nicht wollen.“
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

Ich zähle zu der Minderheit, die unverdrossen glaubt, dass die Regierung ordentlich arbeitet. Dass eine regierungserschöpfte SPD nach den Merkel-Jahren nicht die Führungskraft einer Fortschrittskoalition sein wird, war zu erwarten. Mit ihrer Regierungserfahrung hätte sie die beiden anderen Parteien allerdings besser im Griff haben können. Die Wucht der Krisen hat Kräfte gebunden und zwang alle schmerzlich, Überzeugungen hintan zu stellen. Den Grünen wird ihr Pragmatismus sogar als Verrat vorgeworfen. In Anbetracht all dessen hat sich die Ampel wacker geschlagen. Alle diagnostizieren ein deutliches Kommunikationsdefizit, so DIE ZEIT: „Die Verbindung zwischen Regierung und Regierten Vermittler scheint immer öfter abzureißen.“ Diese Verbindung zwischen Ampel und dem Wahlvolk ist unter anderem die Presse. Da stellt sich mir die Frage, ob dieses Bindeglied noch ausreichend funktioniert.
Ein Beispiel: 91 Prozent der Bundesbürger befürworten den klimagerechten Umbau der Wirtschaft. Und 73 Prozent befürchten, dass dadurch die soziale Ungleichheit steigt. Aus dem „Und“ macht DIE ZEIT ein „Aber“ mit dem Verweis auf den egoistischen Geldbeutel. Mir sind etliche Leute bekannt, die diese Ungleichheit auch fürchten – aber aus anderen Gründen. Die notwendigen Belastungen werden diejenigen, die das Klima am wenigsten verändern, am härtesten treffen; das ist nicht fair. Daraus ein generelles Veränderungsparadox zu zimmern, scheint mir nicht seriös. Wenn das „Und“ und nicht das „Aber“ gilt, muss dann die Regierung besser kommunizieren? In diesem Zusammenhang wundert mich ein Thema besonders. Vor dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts las man von Stimmen, die ein milderes Urteil erwartet hatten. Nun haben die Richter das für die Ampel brutalstmögliche Urteil gefällt. Sie waren sich sicher bewusst, welche verheerenden Folgen das für unsere Demokratie haben wird. DIE ZEIT nennt das ein desaströses Zeugnis für Scholz. Darf man allein ihm die Wirkung des Urteils in die Schuhe schieben? Der Kanzler hat die sich ihm von der Verfassung bietenden Möglichkeiten, soweit es ihm möglich erschien, auszuschöpfen versucht. Sicherlich wollte er hier nicht den Orbán oder den Kaczyński spielen, um das Grundgesetz auszuhebeln. Unter den Randbedingungen der Schuldenbremse, der schwarzen Null und dem Zeitdruck gab es wohl kaum Alternativen, die Positionen dreier Partner unter einen Hut zu bringen. Ein Finanzpaket, das wenigstens ein erster Schritt gewesen wäre, um die Versäumnisse der Vergangenheit zu beheben, wurde richterlich pulverisiert.
Wo sind die Stimmen, die ein anderes Urteil erwartet haben? Darf man das hohe Gericht nicht sachlich kritisieren? Haben die Medien hier versagt? Kann man von den Richtern verlangen, sich tiefer in das Thema Artenschwund und Erderwärmung einzugraben, wenn ihnen seriöse Medien den Ernst der Lage nicht korrekt darstellen? Sicher gibt es in Ihrer Redaktion Bestrebungen, vor den bevorstehenden Beschädigungen unserer Umwelt stärker zu warnen. Aber letztlich hat die Lifestyle-Fraktion doch eher das Sagen. Selbstkritisch würden Sie wohl bezweifeln, dem Ernst der Lage angemessen Platz einzuräumen. Die Sprachwissenschaftlerin Marie-Luise Wolff, eine Führungspersönlichkeit in der Energiewirtschaft, beklagt in ihrem Buch „2,8 Grad“ das fahrlässige Verniedlichen der Klimakrise. Um den Artenschwund steht es sicher nicht besser. Krisen rollen wie ein Tsunami auf unser Land zu. Wie soll da eine Regierung, zudem in Kriegszeiten und beim Vordringen rechtsradikaler Parteien, sich anders schlagen, wenn das Wahlvolk den Ernst der Lage nicht kennt? Hätte die Ampel nicht wenigstens eine sachgerechte Darstellung der aktuellen Situation verdient?
Hermann Pütter

 

Ein wesentlicher Beitrag gegen multiple Lähmungserscheinungen ist Ehrlichkeit. Denn das bevorstehende Tal der Transformation fordert seinen Tribut. Es scheint den meisten Menschen in dieser Republik immer noch nicht klar, dass es so wie bisher nicht mehr weiter gehen kann. Dass Bescheidenheit die Gier nach dem Schneller – Höher- Weiter ersetzen muss, ist unabdingbar, wenn diese Gesellschaft auch in Zukunft noch funktionieren soll. Was wir in diesen Zeiten nicht brauchen, ist eine Opposition, die wohlwissend, dass sie an den Fakten und Perspektiven nichts ändern kann, den Zorn in der Bevölkerung aus Machtinteresse schürt, Lobbygruppen, die egoistisch ihre Interessen lautstark durchzusetzen versuchen, und ein Land, das im Dauerjammer-Modus alles schlecht redet, statt sich den Herausforderungen dieser Zeit zu stellen. Was wir brauchen, ist eine Gesellschaft, die sich nicht gegenseitig lähmt und erkennt, dass nun Solidarität statt gegenseitiges Ausspielen angesagt ist, dass Veränderung auch Chancen bietet. Wir brauchen die gut situierten Bevölkerungsteile, die bereit sind, ihren Anteil zur Finanzierung der anstehenden Umbrüche zu leisten, und wir brauchen die Einsicht, dass wir eine Klimawende nicht nur in Umfragen wollen. Was wir aber dringender denn je brauchen ist eine politische Klasse, die endlich einmal ehrlich ist und den Menschen erklärt, dass die kommenden Jahre Einbußen mit sich bringen werden. Wenn dies nicht gelingt, und die politisch Verantwortlichen weiterhin die Opportunität über die Realität stellen, wird am Ende das Tal der Transformation uns nicht mit einem Aufschwung erwarten, sondern mit dem Abgrund. Dort stehen die Abbrucharbeiter schon bereit, um unsere Demokratie zu demontieren.
Michael Stürm


Leserbriefe zu „Die Wut reicht tiefer“ von Merlind Theile

Seit Jahrzehnten genießt die Landwirtschaft Subventionen in unterschiedlichen Formen, insbesondere bei Agrardiesel-Subventionen.  Der zigtausend Tonnen Auswurf von Ruß, Co2 und sonstigen Schadstoffen wird seither staatlich subventioniert, während die Bundes- und Landesregierungen um Schadstoff- und Co2 Reduzierungen bemüht sind.

Das ist doch krank! Der Versuch endlich eine umweltverträglichere Politik zu gestalten, wird durch die eigene Subventionspolitik konterkariert.
Bruno Fey

Da wird doch mit zweierlei Maß gemessen: Während die Bauern ungestraft Autobahnauffahrten blockieren und den morgendlichen Berufsverkehr lahmlegen, werden andere Aktivisten, wie zum Beispiel die sogenannten Klimakleber, wegen Nötigung angezeigt und häufig auch verurteilt. Wie sich die Bauern verhalten, geht weit über das verbriefte Demonstrationsrecht hinaus. Dass die Wut der Landwirte tief sitzt, ist ja nichts Neues. Seit eh und je sind die Bauern mit ihrer ökonomischen Situation und ihrem Status in der Gesellschaft unzufrieden. Und es war immer so, dass die reichsten Bauern die Klappe am weitesten aufreißen. Bezeichnenderweise haben in den Bauernkriegen des 16. Jahrhunderts die einflussreichen und wohlhabenden Bauern aufbegehrt.
Wolfgang Wendling

Die Wut der Landwirt*innen richtet sich meines Erachtens im Wesentlichen gegen die Falschen. Das erfährt man leider erst fast am Ende des Artikels. Das Hauptproblem der Landwirt*innen ist wohl kaum, dass sie zu wenig subventioniert werden, wenn ca. die Hälfte ihrer Einnahmen aus Subventionen besteht, und das Hauptproblem sind auch nicht die Gesetze zum Umwelt- und Klimaschutz und zum Tierwohl, die meines Erachtens notwendig und längst überfällig und immer noch viel zu lasch sind. Das Hauptproblem der Landwirt*innen ist, dass sie keine Marktmacht besitzen und gegenüber ihren Abnehmern, etwa den großen Supermarktketten, keine hohen Preise durchsetzen können. Dagegen helfen aber all die gegenwärtigen Proteste nichts. Helfen würde es den Landwirt*innen, wenn sie gegenüber den Abnehmern geeint agieren würden, was sie aber nicht tun, weil sie sich als selbständige Unternehmer*innen fühlen, und helfen würde es den Landwirt*innen auch, wenn der Gesetzgeber dafür sorgen würde, dass Lebensmittel, die nicht nachweislich nach den für Landwirt*innen in Deutschland geltenden Gesetzen und Verordnungen hergestellt wurden, nicht nach Deutschland importiert werden dürfen. Das würde aber natürlich dazu führen, dass die Preise für Lebensmittel in Deutschland weiter steigen würden – und das möchten die Verbraucher*innen und deshalb auch die Politiker*innen dann doch eher nicht.
Ulrich Willmes

Bei allem Verständnis für so manchen berechtigten Frust: Die Landwirte sollten sich bewusst sein, dass die rechtsradikalen und antidemokratischen Schachspieler Bauern gut gebrauchen können. Da wird der Bauer dann schnell zum Bauernopfer.
Kurt Eimers

Die Bauern leben rund zur Hälfte von Dauersubventionen. Wieso kann ein Berufsstand, der für die Ernährung des Landes unerlässlich ist, nicht aus eigener Kraft existieren, wie jede andere Industrie? Antwort: Das ist das Ergebnis von jahrzehntelanger Lobbyarbeit der Bauernverbände.  Die Erzeugerpreise seien so niedrig, da müssten sie Geld vom Steuerzahler bekommen. Wie bitte? Welcher Handwerker bekommt Geld vom Staat, wenn er sich von wenigen Abnehmern abhängig gemacht hat, die ihm nun die Preise diktieren? Die Regierung wird vor Gericht zum Sparen gezwungen, und wenn sich auch die Bauern daran beteiligen sollen, dann proben sie den Umsturz. Dafür trampeln sie auf den normalen Steuerzahlern herum, von deren Geld sie leben. Es wird Zeit, die ganze Branche vom Kopf auf die Füße zu stellen. Weg mit allen Vorschriften, dafür keine Subventionen mehr. Und die 43 Tonnen CO2-Emission pro Hektar und Jahr, die Verseuchung des Grundwassers mit Nitrat, die Resistenzen gegen Antibiotika, sowie alle anderen Schäden gehören in Rechnung gestellt.
Hans List

am Ende des Artikels wird dann doch noch erwähnt, dass die Bauern die Hälfte ihres Einkommens über Subventionen erhalten. Die Subventionen für den Diesel Treibstoff machen gerade mal 6% der Gesamtsubventionen aus. Die Landwirtschaft ist der Wirtschaftszweig, der über viele Jahre immer wieder die meisten Subventionen erhalten hat. Die Anwendung von Pestiziden, die viele Gülle auf den Feldern, die immer höheren Nitratwerte im Boden verursacht, da braucht es Regeln und Verbote. Schützen die Bauern unsere Landschaft noch oder tragen sie durch Monokultur, Massentierhaltung und die Umweltgifte, die sie auf den Feldern verteilen, nicht zum Artensterben in großem Maße bei? Güllegestank im Frühjahr und im Sommer monotone Maisfelder, über die niemand mehr hinwegsehen kann, so sieht es inzwischen im Münsterland aus. Ein völliger Umbau der Landwirtschaft müsste erfolgen. Der ökologische Landbau muss subventioniert werden, damit es sich für jeden Bauern lohnt auf Biolandbau umzustellen.
Albert Mühlenhoff

Respekt! Schon in der Überschrift zeigt M. Theile, dass sie die Triebfeder für den Protest der Landwirte erfasst hat: deren Gefühl mangelnder Wertschätzung. Da wird dann eben zum großen Besteck gegriffen: Martialischer Auftritt mit dem größten Trecker, den man hat; Plakate verkünden den Untergang der Landwirtschaft und Nahrungsmangel; an Galgen baumelnde Ampeln; Umzingelung des Wohnhauses von Landwirtschaftsministerin Staudte; die versuchte Erstürmung der Fähre in Schlüttsiel, um Robert Habeck zu… – ja, um Himmels willen: Was denn eigentlich? Um die Rücknahme der Subventionskürzungen geht es längst nicht mehr. Das, was man als unzumutbar und existenzvernichtend proklamierte, ist nach erfolgter Rücknahme nur „der letzte Tropfen“. Man könnte ihn einpreisen in sein Geschäftsmodell, wenn man es wollte. Will man aber nicht. Man will auch die Subventionen nicht im Grunde, sondern das tun, was man gelernt hat und gut kann: Spitzenerträge erzielen mit den allgemeinen Methoden der „guten fachlichen Praxis“. Das Problem ist nur, dass man sich genau hiermit in eine Sackgasse manövriert hat: Eine Landwirtschaft, die zu viel Treibhausgase emittiert, die Grundwasser, Fließgewässer und Böden mit Phosphat, Nitrat und Pestiziden belastet, das Artensterben verschärft, die durch die Herdenbetreuung in der Massentierhaltung (Metaphylaxe) Antibiotikum-Resistenzen befördert und deren Wasserverbrauch bei der Feldberegnung eine Blackbox ist. Dabei sind es nicht zuletzt die wettbewerbsverzerrenden Subventionen, die diese umweltschädigenden Produktionsweisen begünstigt haben.
Die Gesellschaft belastet dies in doppelter Weise: Sie zahlt erst die Subventionen, später trägt sie die Folgekosten. Die Kritik daran kommt nun nicht mehr nur von den „Erzfeinden“ (Umweltverbände, „die Grünen“), sondern zunehmend auch aus der gesamten Gesellschaft. Die Dankbarkeit allein dafür, satt gemacht zu werden, hat sich abgeschliffen. Die Menschen erkennen, dass es ohne die Erbringung von Gemeinwohlleistungen (Umwelt-, Klima-, Tierschutz) ein böses Ende nimmt. Noch vernebelt der Hinweis „Aus der Region – für die Region“ den kritischen Geist argloser Verbraucher.
Noch beißt der Hamburger guten Gewissens in den knackigen Apfel aus dem alten Land – nicht ahnend, dass dieser duzend Mal mit Pestiziden gespritzt wurde. Die verstummende, sterbende Natur vor den Toren der Stadt wird ihm die Augen öffnen. Das wird mit martialischen Treckerkorsos nicht zu heilen sein. Der Klimawandel verlangt mehr als den Ausbau der Feldberegnung. Das Artensterben anderes als ein erfolgreiches Angehen gegen die geplante Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln, auf die Landvolkpräsident Hennies vor kurzem „ein bisschen stolz“ zurückblickte. Solange man die Suche nach nachhaltigen Bewirtschaftungsmethoden (z.B. trockenresistente Sorten, Agroforst, Paludikultur, Unterflurbewässerung), auf die sich Biobauern oder Quereinsteiger wie Benedikt Bösel (Landwirt des Jahres 2022) begeben haben, nur argwöhnisch beäugt oder als akademische Themen abtut, wird es nicht vorangehen mit der vermissten Wertschätzung durch die Gesellschaft (ideell und finanziell) und auch nicht mit der eigenen Arbeitszufriedenheit. Die Transformation der Landwirtschaft ist unausweichlich. Die wütenden Bauern haben die Wahl – blockieren oder mitgestalten.
Wilhelm Klindworth

In diesem Artikel über die Bauernproteste wird sehr schön klar, dass in einer Gesellschaft alles mit allem zusammenhängt, und dass nicht ein Teil verändert werden kann, ohne das System zu verändern. Und dieses System geht so: Bauern erzeugen Lebensmittel aber müssen von der Politik subventioniert werden, die großen Supermarktketten diktieren die Preise, wir Verbraucher möchten billige Lebensmittel, die Verbraucher wählen Politiker, die ihnen das versprechen, diese Politiker machen dann Schulden um die Subventionen bezahlen zu können. In diesem System konnten die Bundesbürger bis heute 7,4 Billionen Euro an reinem Geldvermögen ansammeln und sind nicht bereit etwas davon abzugeben aber fordern immer noch mehr Unterstützung durch den Staat, der das bisher durch immer mehr Schulden finanziert hat, bis die Schuldenbremse kam … In einem anderen System wären die Bürger eines Landes solidarisch und würden einen angemessenen Preis für den Bedarf des täglichen Lebens bezahlen – so ein System muss aber erst noch erfunden werden.
Uwe Dieckmann

Wer diktiert den Bauern die Preise für Mich und Mehl? Die Markt beherrschenden Discounter von Aldi, Edeka, Lidl, Rewe…Sie kassieren die Gewinne. Warum blockieren die Bauern nicht einfach die Discounter und stellen Wegweiser zu den nächsten Hofläden auf? So bleibt der Schatz in Bauernhand.
Gitta Kerbel

Sie haben in der Sendung die Ausführungen des Bauernpräsidenten kritisiert. Nun das war endlich mal gegenüber der s.g. Zukunftsregierung, wie sie sich immer bezeichnet, eine klare Ansage. Es ist ja schon beschämend, wenn der Landwirtschaftsminister sich nicht hinter seine Landwirte stelle und nur rumeiert. Wenn man dann noch die Ausführungen der ehemaligen Briefträgerin Esken, heute SPD-Vorsitzende hört, kann man nur noch Angst haben, wie es in Deutschland mit dieser Regierung weiter gehen soll. Das waren klare Worte zur rechten Zeit. Alle die daran Kritik über, sollten immer daran denken, dass die Bauern die Grundlage für unsere tägliche Ernährung sind. Auf Ihre Antwort bin ich dann mal gespannt und auch interessiert.
Lothar Schumann

Mit Interesse habe ich Ihren Bericht zu den Bauernprotesten gelesen, in dem der Landwirt Schnakenberg im Mittelpunkt steht. Als Bürgerin einer Großstadt ist es für mich sicherlich nicht verkehrt, mich mit der Perspektive eines Landwirtes auseinanderzusetzen, um zu verstehen, worum es den Bauern geht. Ich stehe den aktuellen Bauernprotesten eher skeptisch gegenüber. Mir gefällt der ganze Ton nicht, die Attitüde, mit der die Bauern ihr aggressives „Die Ampel muss weg“ plump in die Welt rufen. Wenn man etwas Zeit aufwendet, kann man zur Agrarpolitik von Deutschland einiges nachlesen: zum Beispiel, dass sie überwiegend von Europa gelenkt wird. Das, was wir heute in der Landwirtschaft sehen, ist das Ergebnis jahrzehntelanger EU-Politik. Und in Deutschland vor allem von CDU-Landwirtschaftsministern. Der Deutsche Bauernverband hat diese Politik des „wachse oder weiche“ lange mitgetragen und scheint sich wenig darum gekümmert zu haben, dass Tausende landwirtschaftliche Betriebe schon vor Regierungsübernahme der Ampel verschwunden sind.
Dass dem Herrn Schnakenberger die Bio-Landwirtschaft nicht gefällt, finde ich durchaus ärgerlich. Natürlich sind die vielen Pestizide in der Landwirtschaft ein Problem! Und die Auflagen für die Fruchtfolgen sind ja wohl die Konsequenz daraus, dass die Landwirtschaft viele Jahre lang so gewirtschaftet hat, dass die Böden ausgelaugt sind und das Artensterben befeuert wird. Von selbst löst sich nichts. Ich als Bürgerin erwarte von der Regierung, dass sie Maßnahmen durchsetzt, damit die Art, Landwirtschaft zu betreiben, sich verändert. Wenn das nicht notwendig wäre, hätten wir all die Probleme nicht: das Artensterben, die Nitrate im Wasser, das Tierleid in den riesigen Massentierzuchtanlagen. Ich muss keine Fachfrau für Landwirtschaft sein, um festzustellen, dass diese Art der Bewirtschaftung nicht gut sein kann für den Planeten, auf dem ich leben will. Ich verstehe, dass der Landwirt Schnakenberg gebraucht werden möchte. Und ich versuche auch, meine Produkte regional zu kaufen und im Supermarkt bevorzugt Ware aus Deutschland zu kaufen.  Übrigens nicht im Discounter, wo sie fast nichts kosten, sondern im Bio-Supermarkt. Aber das ist gar nicht so einfach, denn in den Gemüseabteilungen liegt viel Obst und Gemüse aus Spanien, Italien, Holland und aus Südamerika oder Afrika. Daher hat es mich nicht gewundert, an anderer Stelle zu lesen, dass die deutschen Landwirte überwiegend für den Export produzieren. Herrn Schnakenbergs These, dass unser Land ohne die deutschen Bauern nicht satt würde, ist also möglicherweise etwas übertrieben.
Ich fände es trotzdem schön, wenn ich heimische Produkte kaufen könnte, aber allein das Gebrüll nach der Rücknahme der Absage an die Diesel- und KfZ-Subventionen – das ist übrigens die einzige Forderung, die ich von den Traktorprotestlern lese – ist aus meiner Sicht falsch. Eine Branche, die zu 40% schon subventioniert wird (von wem übrigens, sind das nicht unsere Steuergelder?), sollte sich grundsätzlich Gedanken machen, wie sie sich besser aufstellt, als nur mit selbstgebastelten Galgen durchs Land zu fahren und die Ampel zu beschimpfen. Und noch etwas nervt mich angesichts der Bauernproteste. Allerdings sind die Adressaten hier nicht unbedingt die Bauern selbst, sondern vor allem die CDU und ein Teil der Bevölkerung. Vielfach habe ich in den Medien Vergleiche gelesen zwischen den Bauernprotesten und den Protesten der Klimaaktivisten der Letzen Generation. Während man letztere zu Terroristen erklärt, werden die Bauern, die mit ihren Traktoren ganze Städte und über Kilometer die Autobahnen blockiert haben, bejubelt. Dabei haben die Bauern sich genau jener Methode bedient, die bei den Klimaaktivisten beklagt wird, nämlich das Anhalten des Alltags. Der Unterschied dabei ist, dass die Bauern mit ihren schweren Maschinen eine Bedrohung darstellen und sich zum Teil auch bedrohlich verhalten haben. Es sind zahlreiche Unfälle gemeldet worden, Rettungsfahrzeuge wurden behindert und es gab sogar tödlich Verletzte. Im Schneidersitz auf der Straße sitzende junge Leute sind nervig, aber nicht bedrohlich. Eine derartige Vielzahl an erheblichen Zwischenfällen habe ich von der Letzten Generation und ihren Aktionen noch nicht gelesen.
Hier kommt die Doppelmoral der Deutschen zum Ausdruck und es wird deutlich, dass der Klimawandel und seine Folgen ganz offenbar von vielen Deutschen noch nicht begriffen wurden. Sobald es wirklich zu politischen Veränderungen kommen soll, erklären sie jene, die sich für eine ernsthafte Transformation einsetzen zu Terroristen und stellen sich an die Seite jener, die möchten, dass alles so bleibt wie es ist – einschließlich ihrer Dieselsubventionen. Und es spielt wohl nach wie vor auch eine Rolle, wer in Deutschland protestiert: Konservative, überwiegend männliche CDU-Anhänger, die vermeintlich „hat arbeiten“, werden bejubelt, während man junge, oft akademisch gebildete Menschen delegitimiert und ihnen „Geht arbeiten“ zuruft. Das ist schon ganz schön spießig. Wer mich auch sehr verärgert, ist die CDU/CSU: Söder, Klöckner & Co stellen sich nun scheinheilig an die Seite der Bauern, obwohl sie die aktuelle Lage der Landwirte über Jahrzehnte mit bestimmt haben. Im Bundestagsausschuss hat die CDU darüber hinaus ebenfalls für die Abschaffung der Diesel-Subventionen gestimmt, die ja keine Idee von Robert Habeck war, sondern vom Rechnungsprüfungsausschuss des Deutschen Bundestages. Sich hinterher hinzustellen und zu behaupten, man stehe an der Seite der Bauern, ist scheinheilig. Jenseits der Traktorenproteste findet am kommenden Wochenende in Berlin zum wiederholten Male die von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) mit initiierte Demonstration „Wir haben es satt“ statt. Für die hat sich in den vergangenen Jahren selten jemand von der CDU interessiert. Dort geht es auch um andere Themen als Diesel und KfZ. Die AbL hat eine Reihe von Forderungen veröffentlicht, die auch mir als Städterin einleuchten. Und sie hat sich glaubwürdig gegen Rechts positioniert. Mit diesen Protesten fühle ich mich solidarisch.
Erika S. Becker

An unsere politischen Eliten habe ich in 2006 und 2019 2 Briefe nach Berlin adressiert, um die Weichenstellungen der Landwirtschaft zu kritisieren oder zumindest zu hinterfragen, die Globalisierung der Industrie anzusprechen und Hinweise zur deutschen Wiedervereinigung zu geben, da ich in allen 3 Bereichen meine „Erfahrungen“ sammeln durfte. Im Presseclub wurden m. E. zu diesen Anforderungen – uns im Familienbetrieb überfordernden Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft – nicht wirklich eingegangen.
Heinz und Ute Fuchs

Der Ärger der Landwirte über die Streichung der Steuererstattung für Agrardiesel ist verständlich, gibt es doch andere umweltschädliche Subventionen (Dienstwagenprivileg, Steuerbefreiung für Flugbenzin und viele andere), die vorrangig gestrichen werden könnten, würde dies nicht von der FDP blockiert. Für ihre Proteste könnte man deshalb Verständnis haben, würden sie denn so erfolgen, wie es sonst bei Demos üblich ist: zu Fuß, per Fahrrad und gewaltfrei. Statt auf Argumente setzen die Landwirte jedoch auf Landmaschinenmasse zur Durchsetzung ihrer Interessen. Das ist nicht nur unfair im Vergleich mit anderen Demonstrationsformen, bei denen solche Mittel nicht eingesetzt werden (können), es ist unter Klimaschutzaspekten auch unverantwortlich, denn Landmaschinen arbeiten extrem ineffizient, wenn sie als Verkehrs- und Demonstrationsmittel missbraucht werden. Eine Treckerfahrt von Schleswig-Holstein nach Berlin erzeugt deshalb größenordnungsmäßig so viel Treibhausgas, wie eine Autofahrt nach Spanien. Bekenntnisse von Landwirten und deren Interessenvertretungen zum Klimaschutz sind deshalb komplett unglaubwürdig.
Bernhard Biggemann

Der Artikel stellt gut dar, dass es so ganz konkret keinen Grund für diese maßlosen Proteste gibt. Die Bauern sind getrieben vom Vorbild der Lokführergewerkschaft und den Gelbwestenprotesten in Frankreich, die durch ihre Wirkung auf die Wirtschaft und Öffentlichkeit, sei es mittels ihres Materials (in Form der riesigen Traktoren) oder durch die Masse den Staat erpressen wollen. Im Artikel wird die Abnahme der Betriebe erwähnt, aber leider nicht die Tatsache, dass die landwirtschaftlich genutzte Fläche nur unwesentlich abgenommen hat. Die Betriebe sind deutlich grösser geworden. Es wird Zeit für eine ehrliche Bilanz der Wertschöpfung der Bauern für die Gesellschaft. Sie verursachen Kosten im Milliardenbereich für die Versorgung, Pflege und Instandhaltung von Wasser, Strom und Straßen der in Fläche verteilten Höfe. Dazu kommen hohe Kosten für die Reinigung des Trinkwassers von Nitraten und Pestiziden. Es geht weiter mit Subventionen aller Art, was im Artikel auch deutlich gemacht wird.
Die Überproduktion an Agrarprodukten ist auch eine Ursache für die niedrigen Preise und kostet die EU viel Geld durch die Abnahme mit festgelegten Preisen, die sie dann mit Verlust im Weltmarkt verkauft oder für die Weiterverarbeitung in eine haltbare Form ausgeben muss. Allein im Jahr 2023 wurde in Deutschland 1 Million Tonnen Milch zu viel produziert (Quelle: Milchindustrieverband). Die wird dann billig in China und Afrika verkauft. Eine Folge der billigen Lebensmittel ist die Verschwendung bzw. das Wegwerfen und Vernichten, in jedem Haushalt im Supermarkt beim Verarbeiter usw. Dann verlangen die Bauern „Planbarkeit“. Wie soll das funktionieren? Wir haben keine Planwirtschaft, sondern eine Marktwirtschaft. Jeder Handwerksbetrieb muss die Risiken abwägen und seine Leistungen an den Markt anpassen. Wieso können die Bauern das nicht? Durch die unsägliche Subventionspolitik der EU hat sich bei den Bauern eine Art Beamtentum entwickelt, die keine Risiken tragen wollen und auf ihr „Recht“ auf Gewährleistung von „fairen“ Wettbewerbsbedingungen durch den Staat pochen. Das Recht gibt es nicht und was heißt fair im Vergleich mit wem? Die Bauern wollen sicher keinen Vergleich mit Handwerksbetrieben aller Art.
Manfred Giltjes

Nach zwei Artikeln von Ihnen, in denen konventionelle Milchbauern zu Wort kommen freue ich mich schon auf einen Bericht aus der Redaktion, aus dem hervorgeht, wie das dennoch wirtschaftlich aufgeht bei Bio-Bauern.  Wahrscheinlich hat es etwas damit zu tun, dass diese auch an der Abnehmer-Seite, also den Vermarktungsstrukturen (Stichwort fair trade) gearbeitet haben, statt lediglich höhere Subventionen zu fordern. Und sich nicht so abhängig von Düngemittel-, Pestizid- und Saatgut-Industrie gemacht haben, oder vom Export. Angesichts dessen wundert mich, dass konventionelle Landwirte den Bio-Anbau scheinbar immer noch indiskutabel finden – als wären o.g. verschärfte Abhängigkeiten die bessere Lösung. Die vermeintlich hohen Umweltstandards hierzulande verhindern noch nicht das Artensterben, den Rückgang der Insektenpopulation und hohe Kosten für die Trinkwasseraufbereitung – sind also offenbar nicht ausreichend.
Gunda Matschonat

„Der Dt. Bauernverband als einer der größten Lobbyverbände wirkt in Agrarausschüssen in Bund und Land unmittelbar bei der Verteilung der Subventionen mit. Wie kann es dann sein, dass diese offenbar überproportional an große Betriebe fließen und die kleinen übergangen werden? Sieht man sich die Struktur des DBV einmal an, stellt man fest, dass unter den 44 assoziierten Mitgliedern (wirken an der inhaltlichen Arbeit mit, werden vom Präsidium beratend hinzugezogen; fester Sitz in der Delegiertenversammlung) Groß-Molkereien (z.B. Müllermilch), große Schlachtbetriebe (Tönnies Group – Sie erinnern sich?), Pharma- und Chemiekonzerne wie Bayer und BASF vertreten sind. Wie kann es sein, dass Herr Rukwied über sein „Forum moderne Landwirtschaft“ ohne große Anstrengung die Verlängerung von Glyphosat erreichen konnte, aber bis heute keine gerechte Verteilung der Subventionen hinbekommen hat? Mir kommt der leise Verdacht, dass die Landwirte nur zum Demonstrieren auf die Straße gehetzt wurden, um Subventionen zu sichern, von denen sie selbst gar nichts haben. Wo kommen die Gelder denn letztlich an? Offenbar liegt dem Bauernverband aber nicht viel daran, die bisherige Praxis zu ändern. Liebe Landwirte – fahren Sie gern nach Berlin. Aber nicht vor die Regierung, sondern vor die Geschäftsstelle Ihres DBV. Dieser Saustall gehört nämlich dingend ausgemistet.“
Brigitte Loderer

Obwohl nur ein relativ kleines Problem, verkeilen sich Bauernvertreter und Ampelregierung über der Frage „Abschaffung oder Erhalt der Subventionen für Agrardiesel“. Dabei sind sie blind für eine Lösung, die allen hilft, nämlich: Ertüchtigt die Landwirtschaft zur dezentralen Eigenproduktion von CO2-neutralem, mittels regenerativer Energie erzeugtem Synthesediesel aus Biomasse oder aus CO2 aus der Luft! Anlagen hierfür, die in einen ISO-Container passen, sind entwickelt und erprobt. Man schlägt dabei mindestens sechs Fliegen mit einer Klappe: a) Die Bauern können ihre teuren Traktoren weiter betreiben; b) da der Kohlenstoff im Synthesediesel aus der Atmosphäre stammt, belastet seine Verbrennung die CO2-Bilanz nicht (geschlossener CO2-Kreislauf); c) Wind- und Photovoltaikanlagen müssen bei einem Überangebot an Strom im Netz nicht heruntergeregelt werden, sondern können stattdessen Synthesekraftstoff auf Vorrat produzieren; d) durch den lokalen Verbrauch werden die Stromnetze entlastet; e) durch die lokale Eigenproduktion werden die Landwirte sowohl unabhängig von Preisschwankungen am Ölmarkt, als auch von Subventionen für Agrardiesel; f) Synthesediesel verbrennt im Motor wesentlich sauberer als fossiler Diesel, wodurch nicht nur der Schadstoffausstoß sinkt (Ruß, NOx), sondern auch der Motor geschont wird.
Franz Ulrich Häusler

Falsche Freunde – eine Agrarwende zu einer umweltverträglichen Landwirtschaft ist höchst überfällig. Seit Wochen blockierte Deutschlands Agrarlobby mit ihren Schleppern die Straßen. Nur vordergründig ging es um den Abbau der Subventionen für Diesel und landwirtschaftliche Fahrzeuge. Es geht um sehr viel mehr. Nämlich um die Existenz eines Großteils der bäuerlichen Betriebe, die um das Überleben kämpfen, denn das ist mehr als die Hälfte und vor allem die kleinen Familienbetriebe. Die hektarstarken Großbetriebe brauchen sich nicht zu sorgen. Diese reiche Lobby von Agrarfabrikanten, schöpft den Hauptteil der Subventionen ab und kooperiert mit der mächtigen Agrarlobby. Der Agrarsektor verfügt über eine der mächtigsten und einflussreichsten Lobbyvereinigungen in Berlin und Brüssel. Diese setzen sich zusammen aus sehr gut organisierten Führungskräften und bezahlten Lobbyisten der Bereiche Agrochemie, Agrohandel, Finanzwirtschaft und dem Deutschem Bauernverband (DBV). Der DBV ist eng verwoben mit CDU/CSU und der Europäischen Volkspartei (EVP). So ist es nicht verwunderlich, dass das gefährliche Pflanzentötungsmittel Glyphosat der Firma Monsanto von der EU auf weitere 10 Jahre zugelassen wurde. Verantwortlich für das Bauernsterben ist diese unselige Allianz, welche die Bauern in die Abhängigkeit der Chemiegiganten zwingt und nicht die Bemühungen um eine umwelt- und sozialverträgliche Landwirtschaft wie man uns glauben machen will.
Die Landwirtschaftspolitik vor allem unter CDU und CSU hat dazu geführt, dass zwischen 1975 und 2020 von rund 900 000 landwirtschaftlichen Betrieben rund 647 200 wegrationalisiert wurden. Die kleineren Familienbetriebe sind verschwunden und mit ihnen auch die Artenvielfalt. Übrig bleiben langfristig nur riesige Agrarfabriken, die für den Weltmarkt produzieren und das, obwohl die genannten Parteien über Jahrzehnte den bäuerlichen Familienbetrieb propagiert haben. Unsere Landwirtschaft produziert nicht für uns, sondern für den Weltmarkt und das mit allen Mitteln. Die Schuld an dieser Entwicklung der Ampel in die Schuhe zu schieben, die erst zwei Jahre regiert, ist nur politische Propaganda für die Opposition. Wenn dieser Trend so weiter geht, wird die Zahl der Bauernhöfe in Deutschland bis 2040 von aktuell rund 256.000 auf nur noch etwa 100.000 sinken. Das ergab eine Branchenanalyse der DZ Bank. Die neuerlichen Proteste dokumentieren vor allem die Ängste der kleinen und mittleren bäuerlichen Familienbetriebe vor einem politisch gewollten Bauernsterben, das wieder nur die Kleinen trifft nach dem Motto „Wachse oder weiche“.
Die bundesweiten Kundgebungen und die Lobbyarbeit der angeschlossenen Organisationen zielen auf die Beibehaltung des Status quo ab. Im Klartext heißt das weiterhin Agrar-Gifte, Glyphosat, Massentierhaltung, Insektenvergiftung, Vogelsterben, CO2-Belastung, Nitrat im Grundwasser und gleichzeitig auch Bauernsterben. Die mächtige Lobby der Bauernverbände und ihre politischen Helfer in Brüssel und Berlin haben bisher einen Richtungswechsel zu einer nachhaltigen Landwirtschaft verhindert. Die Bauern haben sich die falschen Freunde gewählt. Wahre Freunde haben die Bauern in einer Kundschaft, die sich gesunde und lokal produzierte Nahrungsmittel wünscht und für eine Produktion bezahlt die ohne Agrar-Gifte, Glyphosat, Massentierhaltung, Insektenvergiftung, Vogelsterben, CO2-Belastung und Nitrat im Grundwasser auskommt. Auch die Umwelt- und Verbraucherverbände oder die Verbände, welche dem Tierwohl verpflichtet sind, sind die potenziellen Verbündeten der kleineren und mittleren bäuerliche Betriebe und solcher, die umweltverträglich wirtschaften. Sie haben eine europaweite Kampagne gestartet: Europäische Bürgerinitiative (EBI) „Save Bees and Farmers – Bienen und Bauern retten“ (s. u.). Dazu braucht es nicht nur kurzfristige Hilfen, sondern eine andere, neue Agrar- und Subventionspolitik. Umweltzerstörung darf nicht steuerlich gefördert werden! Und die Landwirtschaft braucht endlich auch gute Preise für gute, umweltschonend erzeugte Produkte. Ein Weitermachen wie bisher zerstört nicht nur die Artenvielfalt. Es bringt das politisch gewollte kurz- und mittelfristige Ende aller kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe.
Conrad Fink

Die Wut der Bauern hat tiefere Ursachen. Die Wut gründet aber auch in der perfiden Formulierung, Dieselsubventionen zu streichen. Nach einem bewährten Muster hatte die Ampel hier erwartet, dass doch niemand etwas entgegenzusetzen hätte, wenn dem Diesel die Subventionen gestrichen werden. Doch die noch latent vorhandene Aversion aus dem Dieselgate konnte eben ohne die Umwelthilfe keine Zauberwirkung entfalten. Tatsache ist, dass der Agrardiesel überhaupt nicht subventioniert ist. Kraftstoffsteuer ist eine zweckgebundene Steuer zum Erhalt der Verkehrsinfrastruktur. Die Landwirtschaftliche Arbeitsmaschine, das ist ja nicht nur der Traktor, sondern auch der Harvester und vieles mehr, verbraucht den Diesel aber nicht auf dem Weg zum Feld, sondern dort, wo er tief pflügt. Beim Versicherungsrecht wird schon genauer unterschieden: Ein Traktor, der zum Schadenszeitpunkt nur als Arbeitsmaschine unterwegs im Einsatz ist, ist nicht durch die KFZ-Haftpflicht gedeckt.
Es ist also schlichtweg nicht legitim, Kraftfahrzeugsteuer auf Agrardiesel zu erheben. Traktoren befahren Straßen auf dem Weg zum Feld, damit aber nur einen marginalen Teil der Verkehrsinfrastruktur. Kulturlandschaft braucht Pflege. Diese Pflege kostet Geld, Geld das mit Weltmarktagrarpreisen in Europa nicht zu erwirtschaften ist. Deshalb ist es richtig, die Landwirtschaft in Europa zu subventionieren. Denn sonst werden andere uns vorschreiben, was wir essen. Und der Nachhaltigkeit ist nicht gedient, wenn wir Agrarprodukte nur noch von Betrieben, die in Südamerika von großen Kapitalgesellschaften betrieben werden, beziehen.
Gerhard Ellsässer

Welch Egoismus! Da versucht ein gut subventionierter Berufsstand seine Vorstellungen mit Begründung von „es reicht aufgestauter Wut“, mit solch Teckermachtaufstand durchzusetzen. Haben sie nicht mitgemacht bei all den nicht nachvollziehbaren landwirtschaftlichen Entwicklungen? Von Schweinen auf Betonspaltenböden über ihren Exkrementen, von Sauen welche 27 Tage in Käfigen liegen, damit das Ferkel nicht erdrückt wird, Kühe mit solch dicken Eutern, dass sie nicht mehr laufen können, der Kartoffelacker der 12-mal während der Wachstumsperiode mit allem, was die Giftküche hergibt gespritzt wird. Aber von Bio hält er nicht viel, sagt Bauer Schnakenberg, weiß er denn nicht, dass es das 7bis 15-fache an Grünfutter braucht um 1 kg Fleisch zu erzeugen? „Ihr quält die Tiere in unvorstellbarem Maße, Ihr vergiftet das Wasser, Ihr verseucht die Böden, vernichtet die Insekten, beschwert Euch, dass Ihr weniger düngen und Pestizide einsetzen sollt, auf Fruchtfolge und auch noch aufs Tierwohl achten! Ja verdammt noch mal, kommt Ihr da nicht selber drauf? Ihr habt nicht geringen Anteil an der Klimakrise und wollt Achtung Respekt, Verständnis und auch noch Planungssicherheit für nachfolgende Generationen? Ich hab da was für Euch, da wir doch im Kant-Jahr sind: „Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen“! Lebe hier in der dritthöchsten Schweinedichte Europas
Barbara Jamin-Sassmannshausen

Die theoretischen Laien der Ampel wollen den Landwirten, den Praktikern auf dem Acker und im Stall, erklären, wie diese fachgerecht ihren Beruf auszuüben haben. Bei der Demo in Roth, da haben sich der Vertreter der Grünen Sascha Müller und die Vertreterin Kristine Lütke (FDP) dabei ganz schön in ihre Fingerchen geschnitten. Außer ihrem üblichen mantrahaften Blabla zur Klimaneutralität, kam da nicht viel bis rein gar nichts. Die Ampel muss weg war unter anderem auf Plakaten zu lesen und das wäre für mich der einzige richtige Schritt in die richtige Richtung. Mit diesen Vertretern der Ampel, da ist kein Staat mehr zu machen, diese grüne Ampel regieren unseren Staat und uns in Grund und Boden. Manfred Dorner, der Kreisobmann des Bauernverbands des Kreises Roth „leitete“ in Roth (Mittelfranken) diese Demonstration und wir das Volk wir hörten ihm dabei zu und muckten lautstark, aber friedlich (das muss immer und immer und immer betont werden) auf. Ganz am Schluss der Demo überreichte er den beiden Vertretern der Regierung einen „Fresskorb“ mit sehr viel heißer Luft darin, und die Gesichter von Herrn Müller und von Frau Lütke, die sprachen eiskalte Bände. Die Bauern werden weiter protestieren, wir machen weiter mit; z.B. am Freitag in Nürnberg auf dem Volksfestplatz. Die vielen Traktoren in Roth auf dem viel zu kleinen Festplatz, die waren eine ganz schön heiße Nummer bei diesen Minustemperaturen (Klimawandel, was sonst???).
Klaus P. Jaworek

Wir waren bei der Demo der Landwirte (Bauern) & Co. in Nürnberg mit dabei. Dort hat der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) dem Präsidenten des Bayerischen Bayernverbands Günther Fleißner „das Blaue vom Himmel herunter“, sprich Pinkepinke aus Steuermitteln, versprochen! Bei der Demo der Landwirte (Bauern) & Co. in Berlin, da waren wir nicht mit dabei, aber nach allen zugänglichen Medienberichten, bei denen man sich informieren kann und auch sollte, da wurde Olaf Scholz, der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland dort nicht gesichtet. Unser „hochgeschätzter“ Finanzminister Christian Lindner (FDP) als Ampelvertreter, hat dort dem Landwirt und Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes Joachim Rukwied keine weiteren Zugeständnisse gemacht; was Wunder! Unsere Steuergelder sollen weiterhin in alle Ecken der Welt fließen! Und wer soll diese Mittel dafür aufbringen? Richtig, wir die „dummen“ Steuerzahler hier in Deutschland. Die Bauerndemos waren jetzt der Anfang und der Unmut der Bevölkerung über dies Politik der Ampel, der bleibt weiter riesengroß!
Riggi Schwarz

Die Reaktionen und Kommentare einiger politischer Gruppierungen, insbesondere der Union, auf die aktuellen Proteste der Landwirte werfen ernsthafte Fragen auf. Ein genauer Blick auf die vergangenen Jahrzehnte zeigt, dass die Bundeslandwirtschaftsministerien unter der Führung von Unionspolitikern eine Ära des Versagens prägten. Die Politik von Seehofer, Aigner, Friedrichs, Schmidt und Klöckner zeichnete sich durch das Aussitzen von Problemen und die konsequente Umsetzung von Klientel- und Lobbypolitik aus, vor allem zugunsten von Großbetrieben, Lebensmittelkonzernen, Discounter-Ketten und Pestizidherstellern. Diese Politik führte zu alarmierenden Konsequenzen wie dem Überrollen des Marktes durch Billigfleisch, Massentierhaltung, unsäglichem Tierleid, schlechter Produktqualität und der Ausbeutung von Mitarbeitern in Großbetrieben. Die Umweltbelastung durch übermäßige Gülleproduktion und der Einsatz extrem schädlicher Pestizide trugen zusätzlich zur negativen Bilanz bei. Dringend notwendige Reformen wurden systematisch verhindert, während die Agrarwirtschaft zum Paradies für Lobbyisten und Großbetriebe wurde. Kleine und familiengeführte Betriebe gerieten dabei ins Hintertreffen, was zu einem drastischen Rückgang bäuerlicher Kleinbetriebe führte.
Die aktuelle Regierung sieht sich nun vor der Herausforderung, die Landwirtschaft aus dieser Misere zu befreien. Trotz unpopulärer Maßnahmen, bedingt durch die klima- und wetterabhängige Natur der Landwirtschaft, ist eine notwendige Umstrukturierung unumgänglich. Der Klimawandel mit zunehmenden Hitze- und Trockenperioden bedroht die Landwirtschaft als Lebensmittellieferant, und nur stabile Wetterlagen gewährleisten langfristige Planbarkeit und Sicherheit. Diese können nur mit klimaschützenden Maßnahmen erzielt werden. Ein Mosaikstein dieses Maßnahmenpakets ist die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energieträger. Die Förderung bäuerlicher Kleinbetriebe, der Anbau gesunder Produkte – bestenfalls nachhaltig und ökologisch produziert – sowie die regionale Vermarktung sichern langfristig die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland. Der mittelständische Betrieb in Deutschland ist international anerkannt als Erfolgsmodell, und es liegt nahe, dass dies auch für die landwirtschaftliche Branche gelten kann. Die Frage, ob die CDU/CSU nun zur Politik von gestern zurückkehren will, indem sie sich vor die Bauern stellt und gegen die Politik der Ampel lauthals protestiert, wirft nicht nur den Schatten billigen Populismus, sondern zeigt auch den Versuch, verzweifelt Wählerstimmen zu generieren.
Ralf Urban


Leserbriefe zu „Ach, Franz“ von Oliver Fritsch et al.

Beckenbauer mag Fehler begangen haben beim „deutschen Märchen“. Aber Peanuts gegenüber dem, was danach kam. Ihn daran zu messen, ist deutscher Masochismus. Als genialer Spieler und spätere Coach der Nationalmannschaft hat er uns unendlich belohnt am Bildschirm. Dafür sind wir ihm dankbar. Er bleibt auch ohne Denkmal eine Lichtgestalt.
Christoph Schönberger

Ich weiß nicht, Beckenbauer war doch kein Heiliger? Ich erinnere nur eine Handy-Reklame, wo ich den Eindruck hatte: Blick Franz das überhaupt, was er da sagt? Wobei ich nicht ganz sicher bin, ob die Werbe mit der IT-Unschuld von Franz B. spielte? Eleganz, Lichtgestalt etc. – ich weiß nicht.
Gerhard Schroeder

Jesus konnte übers Wasser laufen, Beckenbauer schwebte über dem Rasen. Was kann Hummels? (Okay, Kopfbälle bei Ecken einnicken. Aber ansonsten?) Mats Hummels mit Franz Beckenbauer zu vergleichen, wie es Matthias Brandt tut, grenzt für mich an Blasphemie. Das Einzige, was die Beiden vielleicht noch verbindet, ist ihre (beim Kaiser gelegentliche, bei Hummels permanente) Lauffaulheit und eine gewisse Sprintschwäche. Beckenbauer konnte sich das aber noch leisten, weil das Spiel damals vergleichsweise langsam war. An dessen Eleganz kommt niemand heran, schon gar nicht Hummels. Der Einzige, der noch über Beckenbauer steht, ist und bleibt Pelé. Ich fand Beckenbauer schon klasse, als ich mich noch mehr für das Sandmännchen als für Fußball interessierte (wobei allerdings Sepp Maier mein erstes richtiges Fußballidol war) und bin sehr froh, dass ich ihn, als das Interesse für den Fußball dann erwacht war, noch einige Jahre habe spielen sehen. Nach allem, was man so gehört hat, muss sein Umgang mit seinen Fans ähnlich nett gewesen sein wie der, den Uwe Seeler mit ihnen pflegte. Wo viel Licht ist, ist auch zwangsläufig ein wenig Schatten, aber ohne Beckenbauers Einsatz wäre die Stimmung 2006 in Deutschland eine ganz andere gewesen und die Euphorie, die damals das Land erfasste, lasse ich mir auch im Nachhinein nicht mehr vermiesen. Wenn jemand korrupt ist, dann der internationale Fußball, insbesondere der von der FIFA verantwortete, aber ganz sicher nicht Franz Beckenbauer, dann schon eher der DFB! Die Vorwürfe gegen ihn haben ihm ja leider auch gesundheitlich zugesetzt.
Libero und Vorstopper sind für die beiden Generation nach mir bestimmt schon zu ebensolchen Fremdwörtern geworden wie es für mich „Halbstürmer“ und „Außen- und Mittelläufer“ immer waren. Das letzte Mal, das ich einen Libero auf dem Platz gesehen habe, muss irgendwann in den 90ern gewesen sein, als mein Dorfverein aus Personalnot darauf zurückgriff. Herr Weidermann stellt auf der Titelseite die Frage, warum wir um „den Franz“ so trauern. Bei mir ist es so, dass mit ihm, auf den Tag fast genau ein Jahr nach Rosi Mittermaier, ein weiteres Stück „gute, alte Bundesrepublik“ verschwindet. Beckenbauer konnte ab und zu grantig (meist gegenüber Pressevertretern) und (aus guten Gründen!) auch richtig wütend sein (ich erinnere nur an die angeschwollenen Halsadern bei der WM 1986 in Mexiko oder die zugeschmissene Kabinentür, die Rudi Völler 1990 die Nase hätte brechen können), aber genau wie bei Rosi bleibt vor allem seine Freundlichkeit für immer in Erinnerung. Von allen deutschen Sportlern sind Beckenbauer und Mittermaier für mich diejenigen mit dem größten Charisma. Eine kleine Ergänzung, weil mir das Wortspiel ganz gut gefällt: Der Kaiser hat ab und zu einen ziemlichen Schmarrn erzählt (der schlimmste war der mit den Sklaven in Katar, die er nirgends gesehen hatte), aber das meiste davon konnte man ihm nicht übelnehmen, weil es sehr unterhaltsam war.
Thomas Manthey

Bemerkenswert ist, was bei der Rückschau auf das „Sommermärchen“ geflissentlich vergessen wird – auch jetzt, wenn es um die zwiespältige Rolle Franz Beckenbauers bei der Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 geht. Erstens war die zweite WM in Deutschland vom fußballerischen Niveau her die wahrscheinlich schlechteste der vergangenen 40 Jahre – kein Vergleich zur hohen sportlichen Qualität der Turniere 1998 in Frankreich oder 2014 in Brasilien. Und zweitens haben viele Fehlentwicklungen im heutigen Profifußball im Sommer 2006 begonnen oder sich zumindest massiv beschleunigt. Der mediale Overkill, die Hybris eines sich selbst quasi religiös überhöhenden Kommerzbetriebs, ein entfesseltes Geschäft, dessen Strippenzieher sich für wichtiger halten als Politik, Wirtschaft und den Rest der Welt zusammen, das kritiklose Kreisen um sich selbst und die eigene Blase – das alles hat sich leider seit 2006 mit voller Wucht Bahn gebrochen. Mit dem „Sport“, den der Spieler Franz Beckenbauer so genial verkörperte, hat das alles nichts mehr zu tun.
Ulrich Gerecke

„Geht´s raus und spielt´s Fußball“, ist ein kaiserlicher Aussage von Franz Beckenbauer (11.9.1945 – 7.1.2024). Er hat es zwar getan, aber das mit dem Singen, aber das war nicht gerade sein Metier, als Fußballer war er wesentlich überzeugender und auch schlagfertiger. „Gute Freunde kann niemand trennen“, so hieß dieser Versuch, dem Schlager doch ein Schnippchen zu schlagen! Franz Beckenbauer war ein brillanter Fußballspieler, danach war er auch als Fußballtrainer ohne Lizenz ziemlich erfolgreich, aber er musste sich Teamchef nennen. Als Fußballfunktionär gab es für ihn viele Höhen, aber er musste auch durch die Täler der Tiefen wandeln. Die letzten Jahre hat Franz Beckenbauer die Öffentlichkeit gemieden, aber jetzt, wo er gestorben ist, da steht er plötzlich wieder im Mittelpunkt und er wird von vielen über den grünen Klee und darüber hinaus (nur noch) gelobt! „Am Ergebnis wird sich nicht mehr viel ändern, es sei denn, es schießt einer ein Tor“, das ist auch ein sehr origineller Originalspruch von Franz Beckenbauer!
Klaus P. Jaworek

Fußball hat mich nie die Bohne interessiert, trotzdem kenne ich natürlich, den als Kaiser titulierten Franz Beckenbauer, der nun verstorben ist. Über Fußball oder über Franz Beckenbauer, da will ich nicht groß drüber schwadronieren, denn da kenne ich mich nicht besonders aus. Das Sterben jedenfalls, das gehört als endgültiger Endpunkt auch zum Leben dazu, jedoch werden die meisten von uns, das Zeitliche ohne großes und öffentliches Brimborium segnen müssen. Nur noch zum Thema Fußball, so ganz am Rande! Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die ehemalige „Fußball-Weltmacht Made in Germany, gar keine Weltmacht mehr im Fußball ist, oder!?
Riggi Schwarz

Der Entidealisierung von Franz Beckenbauer ist unsere Idealisierung vorausgegangen. Wo wir in der Erfahrung von Last, Mühe, Vergeblichkeit und Unzulänglichkeit leben, repräsentiert Beckenbauer Leichtigkeit, Mühelosigkeit, Erfolg. Er wusste, was er aus sich heraus konnte, und war nicht auf die Idealisierung durch uns angewiesen. Seine Erfolge gingen im gefeierten Erfolg der Mannschaft auf. Gemeinhin ist dies in unserer Anstrengungs- und Wettbewerbsgesellschaft, in der sich Leistung gerne auch zu Lasten anderer lohnt, eher eine seltene Erfahrung. Bei der durchaus notwendigen Entidealisierung sollten wir reifen und auch unsere Bedürftigkeit sehen, und die Anteile, die für das eigene Wohl einen Sündenbock brauchen. Mit seiner entspannten Souveränität, seinem Blick für das Ganze und seiner Verantwortungsbereitschaft bleibt Franz Beckenbauer ein großes Vorbild, gerade auch für Menschen in Führungspositionen. Ach, in unserer Welt, die zurzeit vor allem Zumutungen für uns bereithält, wäre eine glaubwürdige Ausstrahlung von Zuversicht sehr hilfreich. Einer Zuversicht mit Substanz, der es gelingt, den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu fördern und diesen Satz zu sprechen: Wir schaffen das! – Schau’n mer mal.
Reinhard Koine

Die Veröffentlich des Fotos in der ZEIT ist rassistisch und verdeutlicht einen tiefsitzenden subtilen Rassismus. Der weiße deutsche „Kaiser“ von vorne, in voller Länge oder Kürze und der schwarze brasilianische Volksheld von hinten, wäre nicht durch eine Redaktionskontrolle gekommen, behaupten wir.
Gertrud und Alexander Lürmann

Ein Uwe Seeler ist mir als Sportler und vor allem auch als Vorbild 100-mal lieber als ein Franz Beckenbauer; und ich bin weder Hamburger noch HSV-Fan.
Werner Kerschgens

In dem Beitrag „Ach, Franz“ der aktuellen Ausgabe (3/24) heißt es im Teaser: „Über einen Mann, der das ganze Land geprägt hat“. Als ich das las, bekam ich Schnappatmung – ähnlich wie nach der Lektüre des Beitrags von Florian Illies „Sehnsucht nach Trost“ (45/23), wo ist im Teaser heißt: „Die Deutschen sind verrückt nach Caspar David Friedrich“. Hiermit tue ich kund und zu wissen: Ich bin weder verrückt nach Caspar David Friedrich, noch hat mich Beckenbauer geprägt. Und ich wäre Ihnen superdankbar, wenn Sie auf solch unseriöse Vereinnahmungs-Floskeln verzichten könnten. Sie gehören zu Gala & Co. Die habe ich aber nicht abonniert.
Anja Martin

Alles wäre gut gewesen, wenn Franz Beckenbauer uns nicht in dem Glauben gelassen hätte, dass er nur ein Taschengeld für die WM erhalten hätte und er uns nach der WM gesagt hätte, dass auch er Leute der FIFA schmieren musste. Das hätte seine Verdienste in keiner Weise geschmälert. Da hätte man ihm selbst seinen Spruch, dass er keine Sklaven in Katar gesehen hat, verziehen.
Rüdiger Weigel

Gibt es denn keine Berichterstattung über Beckenbauer, ohne immer über das Sommermärchen 2006 zu schreiben. Da ist nix bewiesen. Auch dieser Artikel besteht zu 2/3 aus Spekulationen. Natürlich wird bei der FIFA geschoben und betrogen. Der jetzige Präsident hat vom alten gelernt, wie man keine Fehler macht, und sich so die Taschen füllt. Bei Schäuble, nachgewiesener Geldkofferträger des Waffenschiebers Schreiber, hieß es nur „er hat alle Höhen und Tiefen eines Politikerlebens durchlebt“, obwohl die Korrektheit bewiesen war, ebenso bei Kohl, dem Parteispendenbetrüger, kein Wort. Beckenbauer ist und bleibt einmalig, erfolgreich und seiner Zeit weit voraus. R. i. P. Franz.
Klaus Nielsen

Ich dachte immer, hinter dem tiefgründig klingenden, Respekt einflößenden Begriff „Dossier“ verbirgt sich eine Recherche, die weiter und tiefer geht als üblich und die für die Konsumenten Einblicke gewährt, die sie sonst nicht so erwarten. Dieses Dossier wirkt auf mich mehr oder weniger wie eine ganzseitige Traueranzeige.  Franz Beckenbauer steht für eine ganz spezielle deutsche Eigentümlichkeit. Menschen werden zu Volkshelden und dann ins Überirdische transferiert. Sie sind dann „wir“. Wir sind Weltmeister….Versagen sie oder lassen sie sich was zuschulden kommen, werden sie erbarmungslos gejagt und müssen büßen. Oftmals allerdings zu Recht. Dann ist von „wir“ keine Rede mehr. Wenn sie dann sterben, verunglücken, erschossen werden…. dann geistert eine lähmende Sprachlosigkeit und Verlogenheit durchs Land, mit der ich persönlich nie zurechtkommen werde.
Boris Bogunovic

Franz Beckenbauer ist tot. Mein Beileid gilt seinen Angehörigen und Freunden. Es war ein stiller, einsamer Tod. Trotz herausragender Verdienste als Spieler, Trainer und Funktionär, gab es in seinen späten Jahren einen Makel. Vorwürfe über Schmiergeldzahlungen (5 Mio €) kamen hoch, die offenbar für die WM-Vergabe 2006 flossen. Wir wissen alle, dass bei der korrupten Fifa eigentlich keine (!) andere Chance besteht, die Vergabe eines Welt-Turniers zu beeinflussen. Die Kataris – so ist es in Ihrem Beitrag zu lesen – machten dafür 800 Mio € locker. Letztlich war die WM 2006 für uns ein Sommermärchen. Deutschland lebte auf, zeigte ganz neue Seiten. Was bei Nachbarn schon ewig praktiziert wurde, ging plötzlich auch hier. Überall sah man Deutsche Flaggen. Und das hatte nichts mit Nationalismus zu tun. Es war dieses GEFÜHL, das uns der Kaiser (eher unbeabsichtigt?!) mit dieser WM zurückgab. Das ist es, was aus meiner Sicht zählt, dafür bedanke ich mich beim Franz! Verglichen mit den Summen, die heute für Spieler, Trainer, Übertragungsrechte, WM-Vergaben (…) im Profifußball gezahlt werden, ist die Summe, die für die WM 2006 aufgewendet wurde, verschwindend gering. Wir taten Franz Beckenbauer mit den Korruptionsvorwürfen und der damit verbundenen Ächtung seiner Person unrecht. Vielleicht trifft Franz – dort wo er jetzt ist – alte Mannschaftskameraden. Vielleicht kickt er mit Ihnen herum, erfreut sich daran und vergisst seine letzten Jahre unter uns. Ich würde es ihm wünschen…
Achim Bothmann

Wir werden noch einige Beckenbauers (oder einige üble Gestalten) brauchen, um die Anführungszeichen um das „Wir“ herum abzuschütteln. Die Autoren meinen es jedenfalls noch zu brauchen.
Christian Voll

Die Verfasser der Nachrufe auf Franz Beckenbauer sahen sich offenbar leider durch die Bank zu einer Übererfüllung des (ohnehin meist falsch verstandenen) „De mortuis nihil nisi bene“ genötigt. Ich kann mich nicht daran erinnern, in Nekrologen eine derartige Flut von Superlativen bei zugleich konsequenter Vermeidung, ja Verleugnung all dessen, was auch nur den allergeringsten Schatten auf das Leben und Treiben der verstorbenen Person werfen könnte, gelesen zu haben, wobei allzu tiefe oder gar kritische Blicke in das Privatleben ohnehin tunlichst unterlassen wurden. Das führt dann zu der paradoxen Situation, dass einige wirkliche Superlative – z. B. sein geradezu schamloses Erwerbsstreben (keine Tütensuppe war zu dünn, um nicht von ihm angepriesen zu werden) und die beispiellose Sinn- und Inhaltslosigkeit vieler seiner Aussagen, Interviews und „Kommentare“ (bekanntlich meist nicht einmal von ihm selber verfasst) entweder unerwähnt bleiben oder in raffinierter Dialektik zu etwas Positivem oder gar Höherem umgedeutet werden. „Ja gut – ähhh!“
W.-R. Heilmann

Ich war 10 Jahre alt, als ich die WM in England 1966 ansehen durfte. Dort spielte der Franz herausragend. Mein Fußballspiel wurde stark von ihm beeinflusst. Diesem Mann muss eine ehrenhafte Gedenkstätte gesetzt werden. Der Artikel trifft den Typ und Charakter von Franz Beckenbauer recht gut. Schade, dass Sie Uli Hoeneß nicht dabei hatten.
Bernd Anders

„Über einen Mann, der das ganze Land geprägt hat“. Da sind die Trauerrösser aber mit den Autoren durchgegangen. Ist das nicht etwas dick aufgetragen? Geht es nicht eine Nimmer kleiner?
Sven Herfurth


Leserbriefe zu „Das Gift des Grundsätzlichen“ von Thomas E. Schmidt

„Wenn die Dinge uns brennend auf den Leib rücken, muss eine Kritik entstehen, die das Brennen zum Ausdruck bringt – sie ist keine Sache richtiger Distanz, sondern richtiger Nähe.“ (Peter Sloterdijk). Schon in dem hier zitierten Vermerk von Thomas E. Schmidt, dem subtilen Autor dieses vielschichtig-aufregenden ZEIT-Artikels „DAS GIFT DES GRUNDSÄTZLICHEN“: – „Joe Chialo, der Berliner CDU-Kultursenator, hat eine revolutionäre Tat vollbracht, und die ruft wie jede einschneidende Maßnahme, heftigen Widerstand hervor, auch weil ihre Folgen noch nicht abzusehen sind. In Zukunft soll die Vergabe von Kulturgeldern, so schreiben es die von Chialos gerade beschlossenen Förderrichtlinien vor, an klare Vorbedingungen geknüpft werden, an ein ausdrückliches Bekenntnis gegen Antisemitismus und Diskriminierung.“ – wird erkennbar, welche (auch bedenklich undemokratischen) Bewirkungen diese staatliche Einschränkung für die Kunst (und den unangefesselten „Narr“ als Künstler) bedeuten müsste… Doch was – bitte sehr – konkret: soll hierbei „revolutionär“ an diesem staatlichen kunstdestruktiven Machtmissbrauchsversuch (vorinszeniert vom Berliner Kultursenator Joe Chialo) des Verbotes einer künstlerischen Meinungsfreiheit, sein, die selbstverständlich sich auch mit dem kunstaktiven Beteiligen einer freien Kritik gegenüber dem (z.B. auch religiösen, anteiligen nationalistischen-chauvinistischen) Judentums als „Eretz Israel“ oder dem („siedlerisch“- usurpatorischen) politischen Staat Israel, aufzeigt – sie sodann eingegrenzt wird: sich gegen die Kunstunabhängigkeit unfrei auswirkt… Die staatlichen Fördergelder sollen (zu dem Chialo-Plan) gestrichen werden bzw. ausbleiben: wenn die Künstlerin, der Künstler nicht ein persönlich unterschriebenes Bekenntnis (Statement? – for all the time?) der staatlichen Behörde (ergo: dem staatlichen Kultursenator als Impresario dieser Aufforderung) vorlegt, grundsätzlich sich nicht (irgendwie auch nur künstlerisch verklausuliert) „antisemitisch“ in seiner/ihrer Kunst aufzeigt – ansonsten die staatliche Kulturförderung entzogen oder nicht bewilligt wird und würde… Wer überhaupt bestimmt, was öffentlich Kunst-förderungswürdig sei – und außerdem: sind doch die hierbei assoziierenden Kriterien-„InhaberInnen“ schon einschränkend genug, dann noch fassungslos hinzukommend nun vielleicht die Chialo-verordnete Schere im Kopf für die Kunstschaffenden… DIE ZEIT berichtet: „Mehr als dreitausend Künstlerinnen und Künstler wehren sich in einem Protestaufruf mit dem Titel „Für die Wahrung von Kunst- und Meinungsfreiheit“. Überhaupt: wie will man „Diskriminierungen“ in der KUNST je abschaffen wollen – die Kunst an sich wird doch in ihrer Freiheitlichkeit schon auf eigenartige notwendige „Diskriminierungen“ mit konzentriert – es sei denn: alles wird in Grau einverfügt und nur noch diese Farbgebung (in allen Kunstbereichen) für die Augen-Blicke und Gedankenzugänge der Menschheit zugelassen und auferlegt…
Was sind eigentlich Verhältnismäßigkeiten in Bezug auf „unachtsame?“ Verhaltensmuster von virulierendem „Antisemitismus“ und „Rassismus“ und Diskriminierungen „senza Dogma“ – oder aber (als gegenspiegelnde Moralbesichtigung) massenhaft-genehmigte Tötungsvorgänge zu den Abtreibungen: und dennoch ein alltäglicher Verbleib in dieser vernichtenden „Normalität“: zu jener/jenen doch so unvorstellbar im mitmenschlichen Menschenbewusstsein als „werdende“ Mutter/Mütter: entscheidend, tragischen Betroffenen… Man muss diese Vergleiche gegenbildlich thematisieren, um (als Mensch nicht) zu begreifen, mit welcherlei „Verständnis“ jene „mörderische“ Abruptio graviditatis sich hier in Deutschland durch den Gesetzgeber (gesellschaftlich ebenso) legalisiert hat – und wie gleichzeitig aber von der Politik und den Organisationen: die scheinbar (stets immer noch?) anfälligen Deutschen beständig gegen ihren (so uns eigenartig bewusst aufoktroyiert) und vor dem Antisemitismus und Rassismus gewarnt und verwarnt werden – die Strafbarkeit hervorgehoben wird… Selbstverständlich sind hierbei (auch bedeutende finanzielle) Interessen vorhanden, die Schuldbelastungen des deutschen Volkes auf „hohem Niveau“ zu erhalten – denn ohne diese organisierten „maxima culpa-Verantwortlichkeiten“: würde ja das Deutschland der Bio-Deutschen als Nation sich aus den ewigen Abzahlungen (und „Entwarnungen“) allmählich entfernen… Gleichwohl: ein Land wie diese einstige mörderische Nation der Deutschen sollte mit jener furchtbaren Vergangenheit: ganz sicherlich mit dem ungeborenen Leben dieser getöteten und weiterhin zu tötenden Kinder: jenen Ungeborenen eine andere moralische Selbstverständlichkeit des Überlebens garantieren – und nicht massenmörderisch (leider muss der RvM dies so benennen: er hat selbst zu drei Abtreibungen keinen Einspruch erhoben – aus der damaligen Vermeintlichkeit seiner persönlich deklarierten Unverantwortlichkeit heraus…) dieses Vernichtungsprogramm legalisieren… Was ist uns denn dann überhaupt noch mitmenschlich heilig und unantastbar? Wieso dann vorrangig ständig angemahnt von Antisemitismus und Rassismus sich echauffieren, wenn alljährlich diese ungeborenen Menschlein massenhaft (industriell) vernichtet werden wie am Fließband. Was haben uns diese hilflosen Lebewesen im Beginn ihrer Existenzwerdung angetan? Und warum können wir dies „kollektiv“ verdrängen zu diesen Kinder-Vernichtungen?
Pro Jahr werden in Deutschland über 100.000 Embryos „legal“ abgetrieben – die Dunkelziffer ist zudem sehr hoch und der Staat subventioniert diese Abtreibungen auch durch die Kostenbeteiligungen der Krankenkassen. Wo bleibt hierbei die Moral eines Volkes? Und nun auch nur annähernd in der eigenen Nähevermutung (ohne motiviertem Hintergrund) zu einem persönlichen „Antisemitismus“ oder „Rassismus“ verdächtigt zu werden: bedeutet schon die Möglichkeit einer Anzeige und auch einem Strafverfahren durch die Justiz. Jede fremde ausländische Person auf der Straße aber kann einen per se: als deutsches Schwein und Nazi oder Rassist oder Antisemit betitulieren – ohne Anhaltspunkte und reale Wirklichkeit, nur weil man Deutsche/r sei! Und keine Strafbehörde wird sich dafür interessieren! Mancher Künstler, manche Künstlerin könnte sich vielleicht hinter der (beizubehaltenden) Kunstfreiheit verstecken, um womöglich seine (hier benannten) Antihaltungen und Aggressionen einzuverfügen – oder wenn ja: dann doch erkennbar diese „Offenlegungen“ persönlich verdeutlichen und dafür seine Standpunkte ebenfalls klar zur Schau stellen und damit entweder auch durch die Kunst zu provozieren:  doch gleichzeitig werden hierzu die Gegenentwürfe und Kontrapositionen auffindbar sein zu dieser konsequenten Öffentlichkeit in den erkennbaren Beobachtungen! Besser doch, sich öffentlich darstellen, als heimlich seine eigenartige Meinung im Untergrund zu verkünsteln… Neonazis im Untergrund – nein: lasst sie oben mitschwimmen und somit enttarnen! Und hat nicht diese Figur am Kreuz: eine dauerhafte optische Schädigungsauswirkung für das Aufwachsen zu den Kindheiten, werden die Kinder nicht dadurch psychisch (unterbewusst) traumatisiert – selbst, wenn diese traumatischen optischen Kruzifixierungen durch die Erzählung einer phantasierten Auferstehung wiederum „relativiert“ werden sollen… Hierbei lügt und betrügt doch auch die Kunst in den verschiedenen Varianten seit endlosen Zeiten – und nicht nur in den Kirchen und Museen wird uns Menschen diese Schmerzens-Figur zur Kreuzigung vor Augen gehalten: und darüber hinaus auch noch all das als Gottes Wille dargeboten: „Eli Eli lama sabachthani“ Wann endlich begreifen wir diese dramatische Hypnotisierung und Manipulation zum Devotheitsverhalten des Volkes gegenüber den Mächtigen zu dem System der Unterdrückungen per Religionen und den mitbedrängenden Machtinhabern als UNS Ausbeutende… Deus lo vult… Pecunia non olet! Jene Kunst wurde zur Propaganda!
Was also „darf/dürfte“ denn Kunst nicht? Auch das (internationale) nationale Judentum kann in Deutschland nicht sakrosankt sein gegen diverse Kritiken sowie zu den Inhalten von Kunst, ebenso nicht die Politik des Staates Israel eines so verdeutlichten, erkennbaren „kollektiven“ Judentums… Überhaupt im Sonderstatus: den Deutschen grundsätzlich erkennbar einen Maulkorb zu verpassen, wer und was sich „contre les Juifs“ aus dem realen Leben gegriffen: kritisch äußert und dann sofort womöglich als Antisemit deklariert wird. Ein Jonathan Robin Meese („Oni wa Soto“ – „…politische und religiöse Kunst ist Scheiße!“) thematisiert historische Figuren: die Weltgeschichte „inszeniert“ haben und von Meese in Szene gesetzt werden über seine Kunstinstallationen, wenn er z.B. einen Adolf Hitler durch den Hitlergruß (in der Provokation des damaligen deutschen Sieg-Heil-Enthusiasmus) symbolisch portraitiert und persifliert – dem Volk sozusagen den deutschen Spiegel der Vergangenheit vorhält zu diesem atavistischen Phänomen: „Ein Volk – ein Reich – ein Führer“: „Ein Volk – ein Brei – ein Rührer“… Diese psychische Selbstkontrolle dekoriert den Verlauf der Geschichte von 1933-1945 und verfügt auch gleichzeitig den Ablauf von Zeit zuvor: denn ohne diese volksdevoten „Überlieferungen“ hätte es auch einen Adolf Hitler als Ver-Führer nicht geben können… Im personalen Hintergrund weiß Jonathan Meese sehr genau, dass mit seiner Kunst-Besichtigung der (deutschen) Mythen und Heldensagen erst dadurch auch erkennbar wird, wie dieser A.H. emporgejubelt wurde. Somit verewigt diese Kunst ein Gegenüber zu der vorhandenen Vergesslichkeit und Verdrängung in diesem Deutschland der Jetztzeit und ihrer noch vorhandenen inneren Mitbeteiligung an Verflüchtigungen und Verweigerungen… Was aber sind zusätzliche, vermeintliche oder wesentliche antisemitische „Wahrnehmungen“ bezüglich der Definition des IHRA? Wie also hat man sich grundsätzlich „koscher“ zu verhalten als Nichtjude weltweit gegenüber der jüdischen Mitwelt – und besonders als Bio-Deutsche, Bio-Deutscher ohne Spagat und Angst vor dem ewigen Fehlverhalten in jedwedem Anwesenheitsbild? Der RvM-Leserbriefschreiber ist als Atheist ständig in der Bedrängnis der verschiedenen Religionen, als Vegetarier im „Erklärungsnotstand“ und als Künstler im beständigen Anprallen zu den Konfrontationen gegenüber dem Anschein der verbreiteten Anstandsbehauptungen!
Benennen wir also zuvor die im Jahr 2016 von 34 Mitgliedsstaaten formulierte Definition der „International Holocaust Remembrance Alliance“: „Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort und Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.“ Für den Bund (also die Bundesrepublik Deutschland) gilt zudem hierzu: „Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein.“ Weichen wir einen Moment von der Freiheit der Kunst ab, und hinterfragen wir uns, was es bedeuten kann: den Staat Israel als jüdisches (religiöses) Kollektiv (bundesrepublikanisch) ansehen zu müssen… Das könnte ja im übertragenen Sinne bedeuten, dass Deutschland als ein Kollektiv der Bio-Deutschen (ausschließlich) zu betrachten wäre – und dabei noch das Christentum rauszuhängen: eine heute unvorstellbare „arische“, religiöse Vermessenheit! Ebenso wie kein anderes Land/Nation in dieser Welt sich den Gleichklang mit der Einheits-Religion und den dort lebenden Bürgerinnen und Bürgern des Landes, anmaßen dürfte… Doch diese religiösen Zwänge existieren – und ganz besonders in Israel zu deren Selbstfindung und Selbstverständnis im Bekenntnis zum (religiösen) Judentum, was doch einer jüdischen Selektion gleichkommt, damit die anderen Religionen bzw. die Nichtjuden als „unerwünscht“ deklassiert und deklariert werden…
Genau das ist doch das Problem der Menschheit: dass die verschiedenen manipulierenden Religionen und deren phantasierten Götter/Göttinnen zu all dem Wahnsinn der Verbrechen an den jeweiligen gegensätzlichen religiösen Menschenbekenntnissen: erst diese grauenvollen gegenseitigen Drangsalierungen, Verfolgungen, Vertreibungen, Zerstörungen, Kriege und Vernichtungen den Menschen suggerierten und sie somit gewalttätig verrückt werden ließen: Bis in die heutige Zeit – und somit hat keine sogenannte Moderne auch nur Einhalt geboten gegenüber den weiterführenden Verfolgungen und den Kriegen im Namen der jeweiligen Religionen und Gottheiten… Wann kapieren wir endlich in unseren religionsdressierten Hirnen, dass wir leider allesamt in jeder Religion (diese uns den Gott und die Götter unterjubeln) nur von einer Illusion uns verrückt machen lassen… Erst wenn wir absolut uns selbst aus diesen Isolationen (gegenüber den eigenen und den anderen Unglaubhaftigkeiten) befreien können, werden wir als Menschen insgesamt unsere Freiheiten miteinander empfinden und beleben – vorher aber: wird es immer wieder zu den Auseinandersetzungen bis hin zu Kriegen kommen! Kein Ende in Sicht! Welche zusätzlichen Verpflichtungen hat hierbei die KUNST?
„Ich habe gelesen, ich habe verstanden, ich habe verworfen!“ (Kaiser und Philosoph Julian – „Apostata“). Die Kunst aber muss und will sich von den Verfangenheiten unserer (auch religiösen) Menschenverrücktheiten lösen können – gleichwohl jede Art von künstlerischer Verrücktheit als selbstverständlich zu integrieren sei in jede Kunst der jeweiligen Gegenwart. Glaubt denn der Berliner Kultursenator Joe Chialo, dass er sich durch solche maßgeblichen (kontraproduktiven) Einforderungen selbst auch somit einen persönlichen Schutz gegen den „Rassismus“ mit einverfügen könnte, den (negativen) ideologischen Charakter gegenüber biologischen optischen Merkmalen… Durch Verbote kann niemand innerlich zu einer Veränderung gezwungen werden – nur durch Aufklärung und allmähliche Menschenbesinnung auf unser jeweils einziges Leben hin zum Tod dieser kollektiven, unausweichlichen Sterblichkeit… Wer und wie dann in den variabel versprochenen Himmel aufgestiegen wird und mit welchem Glauben und Bekenntnis – das (verdammt nochmal) sollte doch endlich zu den Vorstellungen der „Gläubigen“ als Trug-SCHLUSS des Lebens erkannt werden können… Ach, was wäre das für eine Befreiung für unsere Menschheit auf diesem verdammt kleinen, winzigen Planeten zu all den Universen der Unendlichkeiten und des Wahnsinns – sich das auch nur im Verrücktesten vorstellen zu wollen… Wenn wir die Kunst in „freien Ländern“ durch diese Kunsteinschränkungen (gleich Meinungsanfesselungen) zulassen wollten, und vor allem hier in Deutschland (zu einer vergangenen einstigen zusätzlichen Kunstdiktatur), wird genau das erreicht: dass nämlich in jedem Kunsthirn von Beginn des Entstehens einer Idee und Kreativität zur Phantasie: sofort eine Schere im Hirn hier das Gedankliche und Hinzufliegende abschneidet – ob das nun im Beginn ein Verbot gegen das Bedenken zum Glauben einer Religion, eines Verhaltens des jeweiligen Staates im Zusammenhang mit den Eingrenzungen und Ausgrenzungen von Wahrnehmungen in der Kunst, bei den Künstlern und Künstlerinnen sich aufzeigt… Schon die letzte DOKUMENTA in Kassel hat doch verdeutlicht, wie konkret sich auf Künstlerinnen und Künstler eingeschossen wurde – die in ihrer Kunst Symbole und Notierungen einbrachten, die angeblich dann als antisemitisch kontrolliert wurden und dann ins öffentliche Verbotsbild fielen… Will das ein Joe Chialo als Künstler bzw. in der Oberhoheit als Kultursenator in Berlin zur staatlichen Kontrolle über die Kunst und über die Gedankenbilder in den Köpfen der Künstlerinnen und Künstler… Die Geschichte der Menschheit besteht in der brutalen Übersichtlichkeit aus den gegenseitigen Zerstörungen und Vernichtungen, den Aggressionen gegen die andere Anwesenheit des Gegensätzlichen – und doch nur die moderne Kunst (des späten 19. Jahrhunderts bis Heute) eröffnete eine weltweite Neutralität der Übersichtlichkeit des variablen (befreienderen) Menschseins bzw. eine Offensive der Abwendungen von Religionen, Traditionen, den Anmaßungen von Überheblichkeiten der scheinbaren Überhöhungen von und zu den Menschenselbstbesichtigungen… Denn wir alle sind doch nur die Opfer eines kollektiven Todes – allesamt Todeskandidaten auf diesem Planeten! Wann kapieren wir das endlich!
Auch ich benutze in meinen Bildern als Maler die Symbole des Hakenkreuzes als Terrorsymbol der Vergangenheit und einer diktatorischen Allzeit-Gegenwart – und in meinen Schriften und Gedichten ebenso auch die Zusammenhänge von deutschem und internationalem Anti-Verhalten gegenüber Menschen in anderen Einrahmungen ihrer jeweiligen Anwesenheiten… Wenn wir erträglich als Mitmenschen global keinerlei Schablonen mehr anlegen wollten, alles im Einklang der Verfärbungen es nur noch eine Farbe des Kollektivs als gedankliche Zulassung gäbe – dann wären wir in einer desolaten Einteilung von planetarem „Menschenmaterial“ oder wie es der Philosoph Sloterdijk vorformulierte: in einem „Menschenpark“ – und das kann nicht im Sinne der Natur, des Erfindens unserer optischen menschlichen Vielseitigkeiten, sein… Nein: wir sind unterschiedlich in unseren jeweiligen Optiken – und innerhalb dieser verschiedenen Anwesenheiten auch von der Natur (bzw. von uns Menschen zudem eingeordnet) mehr oder weniger schön und hässlich, reich und arm, stark und schwach, machtlos oder machtvoll – einbezogen in die Menschenfluktuationen der Austauschbarkeiten zwischen Verleben und Tod.
Die Natur hat uns nicht als Menschen produziert – selbst wenn die Evolution diesen „Fehler“ nicht mehr revidieren kann: die wesentliche Schönheit von Tieren werden wir nie wieder erlangen können, selbst wenn wir noch so zerstörerisch mit diesen Mitgeschöpfen uns „als Mordende“ bloßstellen… Letztlich tun wir Menschen uns gegenseitig genau das an, was wir in Massenmorden an den Tieren (und in der Vernichtung der Natur) hier auf Erden veranstalten… Welch eine Hölle auf Erden – und das sollen Gott und Götter uns zugelassen haben, wir scheinbar als die Ebenbilder dieser Halluzinationen… In dem Zusammenhang des Freiheitswillens der Kunst zur Kreativität, Phantasie und Universalität des Denkens – möchte der RvM an die spätantike Mathematikerin, Astronomin, Philosophin und Künstlerin HYPATIA (im März 415 n.u.Z. in Alexandria gesteinigt und ihr Leichnam zerstückelt) erinnern – die mit ihren revolutionären Gedanken-Vorstellungen zum damaligen Weltbild, erkannt haben wollte, dass sich die Erde in einer elliptischen Bahn um die Sonne bewegt – und dies auch als (religionsneutrale) Philosophin ihren Schülern verständlich zu erklären versuchte… Christen, Juden und sogenannte Heiden warfen ihr Gotteslästerungen, Intoleranz und Wissenschaftsfeindlichkeit vor – was schließlich zu ihrer grauenhaften Ermordung sich auswirkte! Joe Chialo sollte darüber nachdenken, sich aus dieser Einengung seiner (dann staatlichen) Maßregelungen zurückziehen und der Kunst keine Freiheitsbeschränkungen zu den Meinungsfreiheiten auferlegen… Denn, wo es dann somit anfängt, wo aber hört es dann nie mehr auf… Der Antisemitismus müsste dann auch in allen arabischen Ländern umgehend verboten werden, sämtliche politischen und wirtschaftlichen Verbindungen seitens der westlichen Welt zum Abbruch kommen – wenn das dann der Berliner Kultursenator mit einbringen wollte in seiner nicht nur Berlinerischen Enklave, weltweit herausfordert und von der Bundeshauptstadt aus, hinausverkündet… Um dann gleich auch noch den Rassismus in den USA zu proklamieren, die Schwarzen zur Revolution aufzufordern dort in diesem Kontinent (der begrenzten Möglichkeiten mit dieser Hautfarbe) der Unausgeglichenheit, dem Land mit dem sogenannten Recht auf deklariertem, scheinbarem persönlichem Glück…
Nun liest man noch in DIE ZEIT und nachdenklich abwägend von Thomas E. Schmidt – ohne sich auf eine der Seiten dieser Auseinandersetzungen zu positionieren: „In der Praxis werden die Berliner Förderrichtlinien ihre Freiheitslast auf die Ebene der Kommissionen der Projektverantwortlichen, Jurys, Gremien und Kuratoren abwälzen. Sie, die sich bisher so frei wie die Künstler (Künstlerinnen) fühlten, müssen sich nun für den Erhalt von Fördermitteln rechtfertigen und führen eine Aufsicht. Denn darin liegt auch eine Chance. Denn, falls sie tatsächlich einmal sprechfähig werden und eine politische Kontroverse auch durchzustehen lernen, besteht die Möglichkeit selbstverständlich fort, mit palästinensischen Künstlern zusammenzuarbeiten. Auch das wäre revolutionär: Die gesellschaftliche Auseinandersetzung verlagert sich in die kulturelle Arbeit und verliert dabei das Gift des Grundsätzlichen. Die intermediäre Ebene des Kulturbetriebs würde mehr Verantwortung übernehmen. Kunst und Meinungsfreiheit zu verteidigen.“ Nochmals sei der Philosoph Peter Sloterdijk zitiert: WER NOCH KEIN GRAU GEDACHT HAT. „Die polychrome Idylle trägt; die zur Durchmischung einladende Liberalität der Moderne kann die erwünschte Regenbogengesellschaft nicht erzwingen. Zugleich ist es für Entmischung und reinfarbige Identitäten zu spät.“
Bedenkenswerter Thomas E. Schmidt – genau diese Vorausunübersichtlichkeit, die Sie nun mit einbeziehen in ihre seltsame neutrale Prognose zur Zukunft der Kunst in Berlin (und darüber hinaus?), bedeutete doch im Diskurs mit palästinensischen Künstlerinnen und Künstlern – genau denen dann einen Maulkorb, eine persönliche Unfreiheit in der Kunst aufzuerlegen zu ihren Themen in der Auseinandersetzung mit den politischen Gegebenheiten beider Seiten: der Palästinenser (ohne Heimat) und der Juden im gegründeten Staat Israel. Auch Rainer Werner Fassbinder wurde Anfang der 70er Jahre mit seinem Theaterstück „Der Müll, die Stadt und der Tod“ von vielen Seiten boykottiert und gleichzeitig auch des Antisemitismus beschuldigt… Gleichwohl ging es in dieser Auseinandersetzung um die Erhaltung der historischen Substanz von Gebäuden: auch um die Profitgier des Abrisses der historischen Architektur im Frankfurter Westend… Zu der Uraufführung in der Regie von Dietrich Hilsdorf in der Alten Oper in Frankfurt – besetzten vorwiegend etwa 30 Mitglieder der Jüdischen Gemeinde das Bühnengeschehen und nannten dieses Stück dann einen subventionierten Antisemitismus… Weiterhin wird dieses Stück vom Zentralrat der Juden in Deutschland als antisemitisch gedeutet – obwohl in weltweiten Aufführungen hier eine ganz andere Definition erkennbar wurde: nämlich auch die Einhaltsgebietung von Spekulation gegen das historische Überliefern von bedeutender Architektur zur Erkennbarkeit einer Kultur der Vergangenheit in die Jetztzeit. Eigenartig: neben dem Rechtsfaschismus, existiert nun auch ein sogenannter Linksfaschismus – und immer wieder werden da die Klischees versammelt, sei nun der Kapitalismus mit dem Antisemitismus in Verbindung gebracht, und die Negativfigur des reichen Juden… Aber hatte nicht Werner Nachmann: der Vorsitzende des Zentralrats deutscher Juden in den 1980er-Jahren einen Betrag von etwa 33 Millionen an deutschen staatlichen Wiedergutmachungsgeldern: für sich persönlich unterschlagen, obwohl diese für überlebende Holocaust-Leidtragende vorgesehen waren… Was ging in solch einem jüdischen Menschen vor sich: vor allem in dieser zentralen Position der zudem moralischen Verantwortlichkeit, sich an diesen Notlinderungs-Geldern zu bereichern? Hier wird mit keiner Moralkeule zugeschlagen – doch erkennbar bleibt: der Mensch im Menschsein ist unberechenbar!
Man hört, dass Joe Chialos Vater mit seinen letzten Worten seinem Sohn Joe mit auf den Lebensweg gegeben haben soll: „A luta continua“ – somit: „der Kampf geht weiter!“. Welcher Kampf also? – doch hoffentlich ein Kampf für die Kunst und die Freiheit des Künstlerischen für die Künstlerinnen und Künstler in und um Berlin und in Deutschland und in der gesamten Welt der Menschheit… Das sollte sein Kampf in dieser Position als Kultursenator sein, denn als einstiger auch Türsteher in einer Disco hatte er sicherlich nicht alle Reinwollenden reingelassen: und somit wird er die Kunst-Verbote in seinem Ressort als Kultursenator von Berlin hoffentlich auf keinen Fall als ein „politischer Türsteher“ behandeln und handhaben wollen… Die Documenta-Debatte war kulturpolitisch wichtig – verdeutlichter aber muss in den Köpfen der Menschen dies betrachtet werden: dass genau die verschiedensten künstlerischen Argumentationen gegeneinander erkennbar und kritisierbar sind – frei in den Köpfen und Hirnen und noch befreiter von irgendwelchen (staatlichen) Beeinflussungen! Denn Freisein in der Freiheit des Un-Möglichen muss für die Kunst unausweichlich sein! Ansonsten wären die Künstlerinnen und Künstler jeweils wie ein Goldfisch in einem Wasserglas eingefangen – es lebe die Phantasie der Kreativität ohne Maulkorb und Anfesselungen. Die moderne, kritische Kunst wird von Diktatoren gehasst und verboten! „Jeder freie Mensch ist kreativ. Da Kreativität einen Künstler, eine Künstlerin ausmacht, folgt: nur wer KünstlerIn ist, ist Mensch. Jeder Mensch ist ein Künstler, eine Künstlerin.“ (Joseph Beuys). Kunst hat Macht gegen die Ohnmacht. Kunst macht freie Kunst gegen die Macht und Mächtigen! KünstlerInnen ermächtigt die Kunst gegen die Macht der Politik, der Religionen und Ideologien. Somit macht Kunst UNS frei. Alle FREIHEITEN den Mächten der Künste gegen die Ohnmacht der Menschen! Macht Euch allesamt darüber unbedingt Eure Gedanken für diese Kunstfreiheiten und Eure/Unsere Freiheiten dadurch mit einbezogen! Und WIR müssen erkennen, dass WIR nicht weiterhin zu den „Sklaven der Moderne“ werden! Cogito – ergo sum!
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

es wird zeit, dass die zeit aufhört die anti-bds-desinformation israels und des deutschen bundestages nachzuplappern. ein netzwerk ist ein netzwerk, in dem sich auch extreme stimmen äußern, die ich nicht teile und keine zentral gesteuerte propagandamachine wie es der artikel suggeriert.
f. sobiech

Der Autor ist leider auch mit dem „Gift des Grundsätzlichen“ infiziert. Sein Artikel unterstellt Israelkritikern per se, antisemitisch zu sein und den Terror der Hamas gutzuheißen. Zwischentöne sind nicht zu vernehmen. Damit verbaut Thomas E. Schmidt den Weg für einen offenen, klärenden Diskurs und verhärtet abermals die Fronten.
Rüdiger Paul

Zum Gift des Grundsätzlichen: Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrückt. Dieser Satz reicht meiner Meinung völlig aus. Ihm liegt in letzter Instanz der Wandel der Wahrnehmung der Juden durch Mohamed zu Grunde. In der Zeit seiner politischen Tätigkeit in Medina offenbarte sich sein zunehmender Hass auf die Juden in einigen Suren des medinensischen Koran („die Juden im Koran“, Abdel Hakim Ourghi). Wie wäre es, wenn in Diskussionen mit Arabern und Palästinensern versucht wird diese Problematik anzusprechen, damit sie sich erinnern können, wo in ihrer religiösen Erziehung der Judenhass seinen Ursprung hat, der dann durch Kränkungen wie Gründung des Staates Israel Nahrung fand und in weiteren Ereignissen, verlorene Kriege, erfolgreicher Aufbau des Staates Israel, das Gefühle der Demütigung und damit den Hass verstärkte. Damit will ich nicht die katastrophale Entwicklung der jetzigen israelischen Regierung erklären und wie es dazu kam. Sie müsste gesondert aufgearbeitet werden. Wie kam es zur Nakba mit der Vertreibung von 800000 Palästinensern?  Warum die ethnische Säuberung von 900000 Juden aus allen arabischen Ländern 1948. Was könnte ein binationaler Staat für beide Völker ein Segen sein, wo jedem Volk sein Selbstbestimmungsrecht durch die Verfassung garantiert ist, religiöse Toleranz besteht. Die Voraussetzung für letzteres ist allerdings die Erinnerung und die Anerkennung der arabischen jetzigen Generationen, wo in ihrer Religion die Verteufelung des Juden begonnen hat. Hätte es diesen Hass auf Juden nicht gegeben, wäre es vermutlich weder zur Vertreibung der Palästinenser noch zur Vertreibung der Juden gekommen.
M. Hopmann

Es gibt die Klagemauer und es gibt DIE ZEIT und alle anderen Medien, die angefüllt sind von der ersten bis zur letzten Seite mit den Ereignissen in Israel und in Gaza. Verwundern sollte es die jüdische Seite nicht, dass es zu dem Angriff der Hamas kam, so sehr man es auch verurteilen kann. Nach Jahrzehnten der Schikanen, den Ausgrenzungen mit zehntausenden von Toten bis hin zum Genozid brannten die Sicherungen durch und sie zahlten Israel zurück, was sie selber durch sie erleiden mussten, in einem Fanal der bewusst die Weltöffentlichkeit suchte, denn vorher verhallten alle ihre Hilferufe ungehört. Alle ausgehandelten Verträge zur Lösung ihrer Probleme wurden von Israel gebrochen und je länger diese Situation andauerte, umso unerträglicher wurde sie. Ein bis an die Zähne bewaffnetes Israel diktierte das Geschehen und sie hatten nicht die Absicht irgend etwas zur Verbesserung der Lage der Palästinenser zu tun, auch hatten sie offensichtlich keine Absicht das es zu einer Zwei- Staaten Lösung kam. Man muss sich nur die Bilder des pulverisierten Gaza anschauen, um zu sehen mit welcher blindwütigen Energie sie handelten und es ist richtig dass man sie dafür vor Gericht wegen des Tatbestandes des Völkermordes stellte.
Was sie getan haben steht in nichts den Verbrechen jedes anderen totalitären Staates nach und dafür müssen sie zur Rechenschaft gezogen werden. Denn zu den etwa 23000 getöteten Alten, Kranken, Frauen und Kindern während der Kampfhandlungen kommen demnächst Hunderttausende weitere Opfer hinzu die verhungern, verdursten oder ihren Verletzungen erliegen. Es ist an der Zeit Israel zur Rechenschaft zu ziehen, so wie sie es mit allen getan haben die ihnen Unrecht angetan haben. Aber man sollte es aussprechen dürfen, dass ihre unnachgiebige und kompromisslose Politik dazu beigetragen hat, dass es zu den Ereignissen am 7. Oktober kam. Ein wenig mehr Menschlichkeit anstatt religiöses Dogma hätte dieses Blutvergießen verhindern können.
Gert Besner

Herr Schmidt beklagt sich, dass die Vergabe von Fördergeldern an Voraussetzungen geknüpft wird. Er schreibt: „Sie, die sich bisher so frei wie die Künstler fühlten, müssen sich nun für den Erhalt von Fördermitteln rechtfertigen … „Selbstverständlich müssen sie das. Wenn der Staat Leuten, die ihr Brot in der freien Wirtschaft verdienen müssen, Geld (Steuern) wegnimmt, um damit anderen Leuten eine Betätigung zu bezahlen, mit der sie am freien Markt nicht bestehen würden, dann ist der Staat den Geldgebern natürlich rechenschaftspflichtig. Und diese Rechenschaftspflicht setzt sich entlang des Geldweges fort bis zu den Empfängern. Alles andere wäre eine grobe Missachtung der Geldgeber.
Hans List

Ich bin über die Aussagen in ihrem Artikel entsetzt. Diese Festlegungen des Berliner Kultursenators setzt eine nicht erträgliche Informationspolitik und Meinungsbeeinflussung in unserem Land fort. Der Zusatzartikel zu der internationalen Definition von Antisemitismus der Bundesrepublik Deutschland stellt eine Hörigkeit gegenüber dem Staat Israel in meinen Augen dar. Wenn man bereits als Antisemit bezeichnet wird, weil man die Politik des Staates Israel als falsch und teilweise verbrecherisch benennt, herrscht in der Bundesrepublik Deutschland keine Meinungsfreiheit mehr. All den Vertretern dieser Politikrichtung sei empfohlen das Buch des israelischen Historikers Ilan Pappe zu lesen. Bereits vor der Staatsgründung Israels beschlossen führende Vertreter des späteren israelischen Staates (Ben-Gurion, Moshe Dayan, Menachim Begin Yitzchak Rabin…) die ethnische Säuberung in Palästina zu Gunsten jüdischer Siedler. Die Politik wird von der jetzigen Regierung konsequent fortgesetzt, indem der Gazastreifen unbewohnbar gemacht wird. So kommt es nie zu einem Frieden in dieser Region, sondern es wird durch Israel die nächste Generation der Kämpfer für Terrororganisationen geschaffen. In allen Aussagen unserer Regierungsvertreter, Funk, Presse und anderen Medien wird konsequent die Religion der Juden mit dem Staat Israel gleichgesetzt – das ist falsch.
Rolf Geyer

Der Artikel behandelt ein Thema, das unsere Gesellschaft zutiefst aufwühlt. Darin steckt meiner Meinung nach eine von der Israel-Lobby mit großer Effizienz bewirtschaftete unselige Verknüpfung von politischer Israel-Kritik und Antisemitismus. Damit kommt Deutschland mit seiner Nazi-Vergangenheit automatisch in Geiselhaft: Nur bedingungslose Unterstützung der israelischen Regierung vermeidet die Ächtung durch neu aufkeimenden Judenhass. Bei der Lektüre Ihres Artikels, Thomas Schmidt, bekam ich den Eindruck, dass diese Verknüpfung auch für Sie ihre Gültigkeit hat. Es wird oft der Bezug auf BDS gemacht. Und dies ist nach meinem Verständnis eine der wenigen, wenn nicht gar die einzige Instanz, die Kritik an der israelischen Besetzung- und Siedlungspolitik mit aktiven, geforderten Konsequenzen betreibt. Vielen Menschen geht es ähnlich in ihrer Wahrnehmung von BDS. Dies aber wird in einen Topf geworfen mit dem Vorwurf der Unterstützung der fürchterlichen Hamas-Terroristen und einer antisemitischen Grundeinstellung. Auf diese Weise wird jede Kritik an Israels Politik mundtot gemacht, was -wie schon seit zu vielen Jahren – jede Chance für eine einvernehmliche Lösung des Konfliktes blockiert.
Peter Früh


Leserbriefe zu „Über schwindende Leistungsansprüche und die Frage, was sie für unser Land bedeuten“ von Harald Martenstein, Autor im ZEITmagazin

Was mich Reicher macht? Dass Martenstein wieder den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Und dass die Zeit ihn uns jede Woche lesen lässt.
Wilma Iggers

Jeden Satz Ihrer neuen Kolumne unterstreiche ich. Als ehemalige Internatsschülerin weiß ich, was Leistung bedeutet, auch unter Druck zu arbeiten – das Wort Stress wurde damals noch nicht benutzt. Aber wir sind inzwischen „old school“, leben aber damit ganz gut. Wenn ich sehe, dass den armen Kindern sogar der Ranzen getragen wird, fällt mir nicht mehr ein.
Wiebke Robl

Die erste qualifizierte politische Tat, um wenigstens diesen „Mittelweg“ zu beschreiten, wäre die Entlassung der „Qualitätsbeauftragten der Senatsschulverwaltung“, anschließend die Abschaffung sämtlicher Beauftragter unseres Staates, die uns mündigen Bürger entmündigen! Das eingesparte Steuergeld darf dann nicht in obskuren grünen Kanälen versickern, sondern muss zur Lehr- und Lernfreude bereitenden Ausstattung der Schulen und besseren Ausbildung und Besoldung der Lehrer gesteckt werden! Sie sind es doch, die verborgene Begabungen ihrer Schüler (m,w,d) erkennen, die anspornen, loben, trösten, wenn ’s mal nicht so gut gelaufen ist, und ermutigen und ermuntern, es beim nächsten Mal besser zu machen! Nichts motiviert mehr, als eine Aufgabe zu erfüllen, die man sich selbst, auch ein anderer, nicht zugetraut hat!  Meine Famulatur habe ich zu einem Teil in einem Missionshospital in Swaziland abgeleistet, wo ich nicht am Ende eines Pulks von Weißkitteln an Krankenbetten vorbeihuschen musste. Mein erster Auftrag: eine Lumbalpunktion bei einem älteren, sehr geduldigen Mann. Dieser kleine Eingriff war mir bis dahin nur theoretisch bekannt. Ich konzentrierte mich, schwitzte und traf; der Liquor floss!
Danach schwitzte ich nur noch vor Stolz. Man übertrug mir anschließend die Betreuung zweier Stationen. Zum Glück waren dort Qualitätsbeauftragte für das Krankenhaus unbekannt; wenn ich Fragen hatte, und das war häufig, wandte ich mich selbstverständlich an die qualifizierten amerikanischen und einheimischen Ärzte! Der Trend, dem die o. g. „Qualitätsbeauftragte“ huldigt und damit die (Erziehungs)Richtung vorgibt: in Watte packen, vor möglichen Misserfolgen schützen, sich mittelmäßig durch die Schulzeit lavieren! Im Erwachsenenalter setzt sich dieser Trend fort: nicht alleinverantwortlich sein, sondern Verantwortung auf mehrere Köpfe verteilen, bis keiner mehr für irgendetwas zur Rechenschaft gezogen werden kann! Nicht das Risiko der Selbständigkeit eingehen, sondern lieber als Angestellter arbeiten, mit geregelter Arbeitszeit, nicht nachts oder am Wochenende, reichlich Erholungsurlaub und eine zunehmend Richtung life verschobene work-life-balance! Wie wollen wir mit solchem Personal den gewaltigen Herausforderungen der Gegenwart begegnen, wie soll unser Land die Zukunft bestehen? Alternativ wäre vielleicht die Planstelle eines Qualitätsbeauftragten für Hellseherei einzurichten; alle notwendigen praktischen Aufgaben übernehmen KIs!
Ulrich Pietsch

WIE IM ALTEN ROM. Wenn Urlaub ohne Kinderlärm gesellschaftsfähig wird, wenn Arbeit nur noch Stress bedeutet, wenn Burn-out keinen Burn-in mehr braucht, wenn das einzig Erstrebenswerte Freizeit ist, wenn der Körper die neue Religion ist, wenn der SUV keinen Kratzer haben darf, wenn immer neue Verordnungen und Gesetze bremsen, wenn jeden Abend der Fernseher läuft, wenn wir nicht mehr in der Lage sind, Körperspannung aufzubauen, wenn mit der Handynacken allgegenwärtig wird, wenn die Katze vegan ernährt wird, wenn unsere Dekadenz ihren Höhepunkt erreicht hat, wenn wir das nicht bemerken, dann werden wir untergehen.
Fred Rasch

Was mein Leben reicher macht: Kurz gesagt: Harald Martenstein und seine Kolumne im Zeit Magazin.
Karl Thoma

Ich empfehle Herrn Martenstein sich – trotz seines hohen Alters – mit dem modernen Bildungssystem der skandinavischen Länder zu befassen (neun Jahre gemeinsamer Unterricht), die in den Pisa Studien besser abschneiden als Deutschland. Aber mit Halb- oder Unwissen polemisiert es sich besser.
Sven Herfurth

Zuwi(e)derum eine VerKo(h)lumne des MartenSTEIN-Anstoßes im Glashaus des (Un)-Verstandes der schwindenden Lei(s)tungsansprüche in „unserem“ Land und zudem die Fragen: die das un/abhängige Menschsein betreffen zur relativen Benutzung und Ausnutzung der Er/Lebenszeit im System der Ausbeutungen… Wenn sich zwei Eintagsfliegen zufällig antreffen – und die eine fragte die andere: „Was machst Du morgen?“ – wäre es wahrscheinlich zynisch (oder ironisch resignierend), wenn hierbei nur die eine von beiden Eintagsfliegen über deren zeitlichen Schicksale genauestens Bescheid wüsste… Wir Menschen (um hierbei die statistischen Lebenserwartungen in Deutschland anzuführen): verfügen lt. der „aktuellen Sterbetafel“ als Frauen: über 83,2 Jahre und Männer: über 78,3 Jahre des durchschnittlichen Lebenszeitmaßes im jeweiligen Dasein… Aber die dennoch anteilig persönlichen erweiterungsmöglichen Lebenszeitzugaben zu dieser durchaus sehr allgemeingehaltenen doch (tragisch) vermessenen Lebensstatistik (auch der zeitkalkulierenden kapitalen Lebensversicherungen): sind naturgegeben natürlich vorhanden – dennoch sollte dieses Zeitmaß in den Exitus „zuvor“ doch auch mitberücksichtigt werden – man weiß ja schlussendlich nie… Wenn nun Harald Martensteins Kolumne „Über schwindende Leistungsansprüche und die Frage, was sie für unser Land bedeuten“ deutlicher bedacht werden muss, WIR also allgemein (verhandelbar) mehr ranklotzen und malochen sollen – dann wird doch auch in unserem jeweils persönlichen Lebenszeitrahmen die Hinterfragung erlaubt sein dürfen: warum schufte ich mich in meinem zeitkurzen Leben (abwägend zuvor zur Eintagsfliege – vielleicht doch zeit(un)länger philosophisch vorstellbar , obwohl Einstein erklärte: dass Zeit relativ sei…) mit Arbeiten ab, wo/weil ich dann doch schlussendlich sterben werde – und was habe ich dann eigentlich von meiner Lebenszeit insgesamt gehabt…? Das sind doch wesentliche Fragen, die sich pro Person (ohne Hohn) gestellt werden müss(t)en.
Harald Martenstein verklärt das mit einer eher unattraktiven Parole ins Volk (oder doch wohlweislicher in wertere DIE ZEIT-Lesenden) hineingeplaudert: „Aber wenn Leistungswillen und Leistungsforderungen generell unter dem Verdacht stehen, Menschen nicht gutzutun, dann kommen halt irgendwann nirgends mehr Leistung und Qualität zustande. Ich würde es zum Beispiel begrüßen, von Politikern regiert zu werden, die so ehrgeizig sind, dass ihnen beim Niedergang des deutschen Bildungswesens die Tränen kommen.“ Werter kluger, sibyllinischer Harald Martenstein – mir kamen dabei gleich die Tränentröpflein vor mitberührender Rührung! Ihnen sollte doch bewusst sein, dass der Staat des kapitalistischen Systems sowie dessen Mächtigen darin (und damit die jeweiligen PolitikerInnen in ihren diesbezüglichen Abhängigkeiten zu den Anhänglichkeiten) überhaupt kein Interesse daran haben können, dass die Masse des Volkes gebildet würde und wesentliche Bildung haben soll(t)e – wer bitte: wollte dann (z.B.) unsere Scheiße und unseren Müll wegarbeiten, wer all die „niedrigen“ auch körperschweren Arbeiten wegmalochen und all jene einfachen Dienste verrichten, die schlichtweg beständig insgesamt eingefordert werden zum Erhalt des ganzen Aufgebrauchens und Verbrauchens…? Hat MartenSTEIN hierbei den Stein des Weisen für uns alle parat – oder wird ihm wiederum nicht erkennbar: dass die allermeisten Arbeitnehmenden (…“wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing…“) nicht gerne an ihrem Arbeitsplatz dieses Arbeiten-müssen verrichten (oder durchzustehen haben) und wir (bzw.: die) in der Masse des Volkes letztlich in diesem System doch die „Sklaven der Moderne“ sind… Warum wird denn wohl so sehr auf den großen Lotto-Gewinn gehofft – um dann etwa z.B. in der Südsee auf einer Insel nunmehr weiterzumalochen vor lauter Lust und Freude am früheren Arbeiterdasein…
Wo nimmt der werte(nde) Kolumnist eigentlich die freiverwilligte Chuzpe her (aus seinem Elfenbeinturm als Kolumnenschreiber) – jenseits von allem nichtvorhandenen Bildungswesen im Volke: sich stark zu machen für (noch) mehr Leistung und Qualität (des Funktionierens?): auch wenn er (solidarisch ?) doch selbst einige Jahre Mitglied in der DKP gewesen war und hierbei sicherlich auch über die Un/Gleichheit des Menschendaseins zudem in den Arbeitsprozessen rund um die Uhr: debattiert wurde… Lang ist´s her seit den 1970er Jahren – und sicherlich hat bei ihm auch ein innerer Wandel (zudem zum gehobeneren Lebensstandard) stattgefunden! Der RvM-Leserbriefschreiber will das nicht als Er-Mahnung verstanden wissen wollen, sondern eher als eine Art verinnerlichter Selbstbeobachtung bezüglich der Wahrnehmungen mitten aus dem Leben des Volkes und in dessen Geschehens – und sich dann doch zusätzlicher bedenkend „über die schwindenden Leistungsansprüche und die Frage, was sie für unser Land bedeute… Na ja – „unser Land“. Was heißt das heute im übertragenen Sinne für dieses (verschwindende einstige deutsche) Deutschland, wenn die normal (doch wenig) ver/dienenden Massenmenschen feststellen, dass sie malochen müssen um (jahraus-jahrein) knapp mit ihrem Unterhalt von Monat zu Monat irgendwie über die Runden kommen – gleichzeitig aber die Millionen Angekommenen (nicht etwa vom Staat und den Politikern), sondern vom arbeitenden Volk durch die hohen Steuern: bezahlt werden „dürfen“… Der RvM will das hier nicht weiter (mitmenschlich gezwungen) ausführen – im Klartext aber bedeutet es unzweideutig: dass die Mehrheit der Deutschen längst schon „die Schnauze vollhaben“ und sich das politisch auswirkt, weil die Politik sich nicht um die Belange des deutschen Volkes schert… All das wird nicht in den Kolumnen des H.M. erwähnt, wobei jener (doch durchblickende) Harald Martenstein sich zur massenhaften Migration ebenfalls sehr bedeckt hält – an diesem vorrangigen Thema Nr. 1 vorbeikolumnisiert: hierbei von diesbezüglichen „verschwenderischen Leistungsansprüchen“ aus Sonstwoher überhaupt keine Rede sei! Dieses Thema ist heiß – doch das Volk wird nicht gefragt oder befragt, beständig an den Deutschen vorbeiregiert… Und es ist liegt wohl mit an dem nicht vorhandenen Bildungswesen im Volk, dass die abgehobenen PolitikerInnen glauben deuten zu können: dass all diese Miseren sich nicht in den scheinbar ungebildet-volkshohlen Köpfen sich verfügen und irgendwie und irgendwann in diesen „Hohlheiten“ zeitnah sich verflüchtigen… „Vox populi, vox Rindvieh!?“
Aber werden wir doch angehobener ein wenig literarisch mitbedachter – und erinnern wir uns an den 15. Brief Friedrich Schillers an seinen Mäzen Friedrich Christian II., Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg Augustenburg (aus dem Jahre 1795): Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt:“ Oder lesen wir in der Novelle des Joseph von Eichendorff „Aus dem Leben eines Taugenichts“ – desweiteren noch in dem Roman „Oblomow“ von Iwan Gontscharow – oder ganz viel früher in die griechische Antike hinüberschauend zu den Kynikern und besonders den Philosophen Diogenes („im Fasse“) betreffend, der da lebensnah für sich selbst erkannte und dies auch so belebte: „Die größte Freiheit liegt im Verzicht. Nicht der Mensch ist glücklich, der am meisten besitzt, sondern der, welcher am wenigsten braucht. Wer mit nichts zufrieden ist, der besitzt alles.“ Harald Martenstein sinniert in eine ganz andere Richtung des kapitalistischen („freien“) Marktgeschreis: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis für die Alten auf den deutschen Golfplätzen die Löcher so groß sind wie Badewannen, bis man den Abituraufsatz von der künstlichen Intelligenz schreiben lassen darf, wobei man immerhin wissen muss, wie man diese runterlädt, und bis an der Kunsthochschule die Aufnahmeprüfung darin besteht, einen Smiley zu zeichnen.“ Klar doch, dass die vielen Alten in den beengten Altersheimen fast täglich (bei guter Kondition) auf den Golfplätzen der Bundesrepublik ihre freie Lebenszeit verbringen und auch der Illustrator Martin Engel schließt sich diesem Gesamtbild (ironisch) an. Ja, werter Harald Martenstein – es ist eine höchstmögliche Freude in „unserem Land“ auch als alter Mensch diese vielseitigen Möglichkeiten ausleben zu können – andererseits reicht dann das (dort normal-verabreichte soziale) Taschengeld von 38 Euro pro Woche kaum für eine einzige Taxifahrt zum Golfplatz: aber warum nicht täglich dort hinlaufen – das hält gesund für die ausdauernde Zukunft!
Man merkt also kaum merklich, dass Herrn Martenstein die sozialen Probleme in „unserem Land“ dennoch umtreiben – und alsbald: nach dem 67. Lebensjahr können doch endlich die RentnerInnen ihr Bildungswesen nachholen – all das in ihre Köpfe nun hineinvertiefen, was sie im früheren („wahren“) Leben nicht wahrnehmen wollten, weil vielleicht das heftige Arbeiten über Jahrzehnte nicht zur Kopflastigkeit auch noch mit verarbeitet werden können sollte… Man kann sich nebenbei zwar auch darüber streiten, ob der deutsche Durchschnittsbürger eigentlich durchschnittlich pro 24 Stunden des Tages und eher doch abends dann: 195 Minuten (drei Stunden und 15 Minuten) vor dem Fernseher (dem TV-Gerät) sitzen will: um sich vorwiegend seicht unterhalten zu lassen… Doch diese Art von Unterhaltung (Entertainment) in den platten Fernsehprogrammen: gehört mit zu der staatlichen Verfügung und Vorsorge – die Menschen bei wenig geistig-anstrengender Laune zu er/halten (damit nicht über die Leistungsansprüche und den eher kargen Lohn nachgedacht würde – und ja keine revolutionären Gedanken entstehen könnten…). Schließlich und letztlich leben wir doch in einem kapitalistischen System – wo es die Unternehmer und die Unterlasser geben muss… Und das ist letztlich die Frage, was dies für unser Land (und die Welt als Umwelt mit der Natur und den Menschen) bedeutet – besonders auch für die Zukunft der nächsten Generationen… Zudem: Quo vadis Germania?
Und da möchte der RvM-Leserbriefschreiber gerne doch den Harald Martenstein befragen – ob er nicht in einer seiner nächsten Kolumnen darüber schreiben könnte: wie er sich eine Zukunft der Menschheit (und damit auch der Menschen in Deutschland – „unserem Land“) mit dem Turbokapitalismus: gedanklich vorstellt, und wenn man hierbei (rein denkerisch) doch nur vorerst tausend Jahr mit diesem System weiterexistieren wollte oder müsste… Hier und heute hat man aber deutlichst das Gefühl, als ob von den entsprechenden PolitikerInnen viel eher der verinnerlichte Slogan vertreten wird: „Après nous le déluge“ – „Nach uns die Sintflut“. Von den Ausbeutenden in diesem System ist das ja sowieso nicht anders zu erwarten – besonders auch in „unserem Land“. Harald Martenstein fügt noch in seiner Kolumne futuristisch mit hinzu: „Aber wieso soll es grundsätzlich ein Problem sein, sich an ein neues Tempo gewöhnen zu müssen? Festzustellen, dass man sich mehr anstrengen muss? Ich sehe das Problem einfach nicht.“  Wohl wahr, vom RvM ein wenig aus dem textlichen Martensteinschen Zusammenhang „verrissen“ – doch werter Herr Martenstein: hierbei handelt es sich bei uns allen: um Menschen mit Seelen, und die(se) wollen nicht lebenslang ausgepresst werden wie Zitronen… Das schreibe und benenne ich Ihnen unbescheiden in diesem Leserbrief – auch wenn es Ihnen dabei sauer aufstoßen möge… „Omnia mea mecum porto!“ – oder ein wenig umbenannter zudem erläuterbarer ohne diese philosophischen Bedenken: „Das letzte Hemd hat keine Tasche!“ – bzw.: in der Urne verbleibt nur Asche.
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

„Es ist nicht gut, mitten im Rennen die Pferde zu wechseln.“  Das geschieht jedoch in der abgehobenen“ Blase der Bildungstheoretiker. Statt sich dort umzusehen, wo regelmäßig erfolgreiche Bildungspolitik betrieben wird, experimentiert die deutsche Bildungspolitik an der Generation der Zukunft. Eine konstruierte Gender-Sprache wird der Mehrheit der Menschen gegen ihren Willen mit Mitteln der „Cancel Culture“ und autokratischer Macht aufgedrängt. Schreiben nach Gehör, verbale Beurteilung der Schülerleistungen anstelle von Noten. War der Ingenieur/Diplomingenieur tatsächlich schlechter als der Bachelor/Master-Abschluss oder wollten einige Beamten „besonders hervortreten“ um ihre Chancen auf der Leiter ihrer Karriere in zu verbessern?
R. Reiger


Leserbriefe zu „In den freien Raum“ von Volker Weidermann

In Zeiten der Polykrise wächst das Bedürfnis nach Identifikation mit vorzeigbaren „Lichtgestalten“ aus Sport und Showbusiness – möglichst „biodeutsch“ und ohne Migrationsgeschichte sollen sie sein. Franz Beckenbauer ist eine solche Verkörperung, der verstorbene Uwe Seeler ebenso. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: der Hanseat war bodenständig, im besten Sinne (lokal-)patriotisch, bescheiden, blieb dem Medienrummel fern, ließ sich nicht mit Geld locken. Franz Beckenbauer war ein begnadeter Fußballer und geschickter Selbstdarsteller, aber ansonsten eine moralisch fehlbare Person. Ein Politiker mit einer solchen Vita dürfte heutzutage auf keine Gnade in den Medien hoffen. Dass Deutschland der erstaunten Welt 2006 während des „Sommermärchens“ ein freundliches Gesicht zeigte, ist das Ergebnis einer nicht selbstverständlichen, langwierigen Entwicklung hin zu einer offenen und toleranten (Einwanderungs-)Gesellschaft, die die bayerischen Politikerfreunde und Protegés des „Kaisers“ allerdings stets zu torpedieren versuchten.
Rüdiger Paul

Der deutsche Fußball wäre ohne die Persönlichkeit Franz Beckenbauer auf und neben dem Spielfeld fraglos deutlich weniger erfolgreich und glanzvoll gewesen. Beckenbauer war die Initialzündung für den Aufstieg des FC Bayern zu einem Meister der Rekorde und für weltmeisterlichen Sport in Deutschland schlechthin. Allein die systemische Dekadenz der FIFA hat die Leuchtkraft des „Kaiser“ später so schmälern können, wie es einem sportlichen Gegner zuvor nicht gelingen konnte. Das indes sagt mehr über den größten Sportverein der Welt als über den zweifachen Weltfußballer Franz Beckenbauer aus. Der Mensch Franz Beckenbauer ist nun nach einem erfüllten Leben heimgegangen. Die Legende Franz Beckenbauer lebt weiter fort.
Matthias Bartsch

De mortuis nihil nisi bene, aber geht es auch eine Nummer kleiner, Herr Weidermann? Natürlich hat Beckenbauer einzigartig Fußball gespielt, auch seine Fähigkeiten als Trainer, der führen und ein Team zusammenhalten kann, stehen außer Frage. Ihn jedoch nicht nur als unantastbare Lichtgestalt zu verklären, wie es ja zu oft geschieht, sondern ihm allen Ernstes auch jahrzehntelange gesellschaftspolitische Bedeutung zuzuschreiben, sprengt dann doch wohl den Rahmen eines guten Nachrufs. Beckenbauer war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um erfolgreich sein motorisches Talent in allen seinen Facetten entfalten zu können. Rhetorisch bodenständig blieb Beckenbauer immer volksnah, sein bisweilen schlichtes Gemüt konnte jedoch lediglich bestimmte Bevölkerungsgruppen dauerhaft beeindrucken, und so eignet sich der ‚Kaiser‘ nur bedingt als Leitbild für unsere dynamische Welt. Ob er „überall da draußen“ fehlen wird, lassen wir mal dahingestellt.
Willi Goldstein

Mit diesem Artikel kann ich mich nur sehr schwer und in sehr kleinen Teilen identifizieren. „Wir wollten es aber nicht wissen. Wir wollten feiern.“ Leider denken viele Bundesbürger auch heute so!
Klaus Pannott

Zuallererst starb mit Franz Beckenbauer ein Ehemann, ein Vater, ein Großvater und ein Schwiegervater. Dann erst starben ein begnadeter Fußballer, ein erfolgreicher Libero, ein überragender Teamchef und ein Kaiser von Volkes Gnaden. Wenn er sprach, menschelte es gewaltig. Auch missglückte Kommentare (Ich habe keine Sklaven gesehen in Katar) haben seinem Kultstatus keinen Abbruch getan. Ebenso das mit Sicherheit gekaufte Sommermärchen für Deutschland hat nur sporadisch die Zuneigung der Deutschen für den „Kaiser“ beeinträchtigt. Sein bayrischer Zungenschlag wird fehlen. Der FC Bayern hat seinen Besten verloren. Das ist weder durch Uli Hoeneß noch durch Karl-Heinz Rummenigge oder Paul Breitner aufzuwiegen. Der Franz ist unersetzlich, zumal er in einer Zeit den Fußball zelebriert hat die leider unwiederbringlich vorbei ist. Im Übrigen waren in allen Nachrufen und Interviews keine oder fast keine negativen Äußerungen zu lesen und zu hören. Die Lichtgestalt Franz Beckenbauer überstrahlt nunmehr alle Schattenseiten.
Felix Bicker

So viel Verklärung kannte ich bislang nur von der katholischen Kirche, wenn es um den Messias geht, der es nur zum „König“ brachte, ein ähnliches Schicksal erlitt und wie der „Kaiser“ am Ende in Ungnade fiel („Hosianna – kreuziget ihn!“).
Sven Herfurth


Leserbriefe zu „Bis der Arzt geht“ von Carla Neuhaus

Ich habe in bisher jeder Nachricht zu dieser Zusammenkunft ein m.E. für die Versorgung, insbesondere der ländlichen Bevölkerung, zentrales Thema vermisst: Eine Abschaffung der Prüfzeiten, mindestens für Haus- und Kinderärzte. Für alle, die sich in den Feinheiten der ärztlichen Abrechnungen nicht auskennen eine kurze Erläuterung: Ein Arzt mit vollem Versorgungsauftrag darf im Quartal max. 720 Stunden kassenärztliche Leistungen abrechnen. Zur Messung ist jeder anrechenbaren Ziffer eine sog. Prüfzeit zugeordnet (damit dieser Brief nicht zu umfangreich wird, verzichte ich auf die Erklärung der Tagesprüfzeiten, da bei den meisten Fachrichtungen irrelevant). Überschreitet nun ein Arzt (gemessen wird immer der einzelne Arzt und nicht eine Gemeinschaftspraxis o.ä.) diese 720 Stunden, muss er sich nicht auf einen Regress, sondern auch auf ein Strafverfahren!! wegen Abrechnungsbetrug gefasst machen. Es gibt aktuell noch niedergelassene Ärzte, die in unterversorgten Gebieten, die Lücken füllen wollen und vor Arbeit und ihrer Verantwortung nicht zurückschrecken. Ich kenne auch genügend Fachärzte, welche gerne etwas gegen die ausufernden Wartezeiten auf Termine tun würden. Durch dieses extrem leistungsfeindliche und leider weitgehend unbekannte Detail des ärztlichen Abrechnungssystems, wird jede Bereitschaft etwas mehr für die Versorgung tun zu wollen, völlig ausgebremst. Aus meiner Brille ist die Abschaffung dieses Nicht-Anreizes viel eher zielführende um die absehbare Katastrophe in der ambulanten Versorgung (wenn die Babyboomer ihre Praxen abgegeben haben und diese Gruppe erstmal so richtig ärztliche Versorgung benötigt) abzuwenden als die Aufhebung der Budgets. Warum haben die Funktionäre das nicht bei Herrn Lauterbach angesprochen? Meine einzige Erklärung ist, dass diese Gruppe niemals mit den Prüfzeiten Probleme bekommen wird, da diese neben ihren Funktionärstätigkeiten weniger Zeit für die Versorgung der Patienten haben. Wäre es evtl. Auch denkbar, dass diese Vertreter der Hausärzteschaft bei einer Abschaffung odergrundlegenden Reform dieses Missstandes fürchten, das Geld von deren (kleineren) Praxen zugunsten der ausschließlich mit Patientenversorgung beschäftigten Praxen fürchten?
Holger Rößner

Wenn das Thema Arzthonorare zur Sprache kommt, oder andere Verbesserungen für Patienten, ist der „Aufschrei“ der Krankenkassen unüberhörbar; die Erhöhung der Krankenkassenbeiträge! Dabei wird von diesen Kassen nie verlangt, wie sich die eigenen Kosten der Kassen, im Laufe vieler Jahrzehnte und pro Kopf eines Versicherten, erhöht haben. Denn, wie auf den meisten Ebenen in unserem „Beamtenstaat“, ist die „Bürokratie“ auch bei den Krankenkassen überbordend. Die Einführung der „EDV“ sollte in den 70/80 Jahren zu „erheblichen Personaleinsparungen“ führen. Das Gegenteil ist jedoch, wie in so unglaublich vielen „Institutionen“ der Fall! Je mehr Personal – je mehr „Chefs“! Wie immer von guten Statistikern mit einem „Manpower Vergleich“ pro Versicherten nachzuweisen!
Günther Kampf

Vielen Dank für die Beleuchtung dieses eigentlich bekannten, aber lange ignorierten oder tabuisierten Problems. Ihr Kommentar müsste vielen, die derzeit für deutlich weniger als 38 Stunden pro Woche streiken, in den Ohren klingeln. Ich kenne das System, da ich, wenngleich im Krankenhaus, lange vor meiner Berentung als Arzt gearbeitet habe.  Ich hatte zwar keine 60 Wochenstunden, sondern meist „nur“ zwischen ca. 42   und 48, von denen die „überzähligen“ auch nur phasenweise bezahlt oder mit Freizeit ausgeglichen wurden.   Die Alternative war lange ein Risiko von vorgeworfener Arbeitsverweigerung, weil man das angeblich gut in der normalen Arbeitszeit hätte schaffen können, und am Schluss ähnlich wie bei den Hausärzten das Bedürfnis nicht die falschen, vor allem die Patienten für die Mängel des Systems leiden zu lassen.   Ich habe dieses System, bei den Hausärzten noch mehr als bei mir selber, regelrecht als Erpressung der Ärzte empfunden, mit den Patienten und ihrem Wohl als Geiseln. Diese wird es auch am meisten treffen, wenn immer mehr Ausbildungswillige durch die Verhältnisse im Gesundheitssystem abgeschreckt werden, die dann entweder in ganz andere Berufe gehen oder aber in andere Länder, in denen wenigstens weniger Druck auf die Ärzte ausgeübt wird und die Verantwortung für Mängel mehr von anderen übernommen wird.
Gleichwohl sehe ich auch ein Problem in den immer weiter steigenden Kosten für immer teurere und immer zahlreichere Behandlungen durch die Fortschritte der Medizin wie durch die zunehmende Anzahl Älterer und Hochbetagter, bei tendenziell abnehmender Zahl an Beitragszahlern. Der Staat, der immer wieder gefordert wird, sind schließlich wir alle, auch als Steuerzahler oder Beitragszahler oder als Arbeitnehmer, wenn auch teils durch hohe Lohn-Nebenkosten Betriebe im Wettbewerb mit anderen Ländern in Schieflage geraten.   Letztlich werden wir alle einen höheren Teil unseres Wohlstands als bisher in die Gesundheit stecken müssen, und dafür weniger in manches eher entbehrliche wie Flugfernreisen, dicke Autos oder Fast-fashion oder Prestige-Symbole. Vielleicht werden auch einige wieder mehr arbeiten müssen, natürlich weit unter dem bisherigen Ärzte-Niveau von bis 60 Wochenstunden, um überlastete Ärzte zu unterstützen oder wenigstens zu vergüten.
Peter Selmke

Es wäre gut, wenn mal die Zahl der niedergelassenen Fachärzte deutlich reduziert würde. Zugleich sollte das verpflichtende Hausarztprinzip eingeführt werden. Weniger niedergelassene Fachärzte, besser ausgebildete Hausärzte und Druck auf die kassenärztliche Vereinigung wegen der Verteilung der Gelder. Dann bliebe unser Gesundheitswesen bezahlbar und die Honorare würden hoffentlich gerechter verteilt auf Haus- und Kinderärzte.
Irmgard Hofmann

Bürokratie ist oft eine Umschreibung dafür, dass eine Arztpraxis heute ein kleines bis mittleres Unternehmen ist. Ärzte studieren aber meist nicht deswegen Medizin, um später als Manager ein Unternehmen zu leiten, sondern um den Menschen zu helfen. Hier in Süd-Hessen hat man in letzter Zeit Medizinische Versorgungs-Zentren eingerichtet, in denen der Staat die Organisation übernimmt und die Ärzte angestellt sind. Dies hat einige neue Praxen in die Gegend gebracht.
Peter Pielmeier

Mit Wirkung zum 01.01.2024 hat die KV Nordrhein den kassenärztlichen Notdienst „reformiert“: Bei mir im Oberbergischen Kreis gibt es nun unter der Woche statt 3 Notdienstpraxen nur noch eine. Nachts ist im Fahrdienst ab sofort nur noch eine Kolleg*in für den kompletten, knapp 918,5 (!) Quadratkilometer großen, stark hügeligen Kreis mit 275404 (!) Einwohnern zuständig. Eine! Exemplarische Berechnungen ergeben, dass die bloße Fahrtzeit bei 3 Einsätzen bis zu 5,5h betragen kann – nachts, ggf. bei Schnee und Eis! Das gefährdet sowohl die Gesundheit der Patient*innen als auch die des Arztes.  Die eingerichtete Notdienstpraxis (MFA, Technik etc.) muss von den dienstleistenden Ärzten ab sofort über eine Umlage selbst finanziert werden. Zusätzlich behält die KV ab sofort 15% der erzielten Umsätze ein, was einer Lohnkürzung im Notdienst von 15% entspricht. Für die Erfüllung einer auferlegten Dienstpflicht bezahlt der Arzt also ab sofort gleich zweimal, während andere Berufsgruppen trotz einer angebotenen Lohnerhöhung von 11% streiken. Widersprüche von mir und Kolleg*innen wurden von der KV mit einer Anordnung zur „sofortigen Vollziehung“ beantwortet, da „ein besonderes öffentliches Interesse an der Durchführung des organisierten ärztlichen Notdienstes besteht, welches Ihr privates Aussetzungsinteresse überwiegt“. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den im Widerspruch dargelegten Punkten ist bislang nicht erfolgt.
Was ergibt sich darauf für den Arzt? So richtig streiken/blockieren wie die Landwirte? Nicht erlaubt! Aussicht auf Erfolg durch Klage? Laut Anwalt Null.  Unter sowohl Haus- als auch Fachärzten höre ich entsprechend immer häufiger Überlegungen, unter diesen Bedingungen möglichst bald aus der Niederlassung auszusteigen. Nachfolger findet man – speziell auf dem Land – ohnehin kaum, so dass die Praxis bzw. deren Abgabe als Alterssicherung ohnehin nicht mehr taugt und es entsprechend auf ein paar Jahre früher auch nicht ankommt.  Von den jungen Kollegen wiederum kenne ich niemand, der nach einem anspruchsvollen Hochschulstudium, ggf. einer Promotion und einer 5jährigen Facharztausbildung (die auch der Hausarzt braucht) unter diesen Bedingungen zu arbeiten bereit wäre.  Moment, werden Sie sagen, was ist denn mit der nicht-materialistischen, emotionalen Erfüllung des Arztberufes durch die am Mitmenschen sinnvolle Tätigkeit des Heilens und Helfens als Kompensation? Ganz ehrlich, die hält sich mittlerweile durch die zunehmenden, immer aggressiver vorgetragenen Ansprüche vieler Patienten und der damit einhergehenden Zunahme von Beschwerden und Klageandrohungen bei nicht möglicher Erfüllung in deutlichen Grenzen. Die Möglichkeit für die Patienten ihrer massiven Wut einfach anonym durch eine nicht weiter zu begründende schlechte Bewertung in einem Onlineportal Ausdruck zu verleihen, trägt zum Gefühl der Wertschätzung auch nicht wirklich bei.
Die KV auf der anderen Seite verlangt beispielsweise jährlich immer wieder aufs Neue und fälschlicherweise, bei auch nur 2minütiger Überschreitung meiner Höchstarbeitszeit (bei mir begründet durch die bei der KV beantragte und von ihr genehmigte „Sozialpsychiatrievereinbarung“) unter der grundsätzlichen Unterstellung des Abrechnungsbetrugs („Plausibilitätszeitüberschreitung“) eine ausführliche Stellungnahme. Die Medikamentenlieferengpässe, tw. auch -lieferstopps (bei Medikamenten, die man eigentlich überhaupt nicht schlagartig absetzen darf, wie z. B. Guanfacin) haben aktuell ein derartiges Ausmaß angenommen, dass ich etwa jedes 3. Rezept zurückbekommen würde, wenn ich nicht gemeinsam mit den Patienten bei jedem Rezept vorher in der Apotheke anrufen würde, um mich zu vergewissern, was gerade lieferbar ist.  Dies alles nur exemplarisch, um darzulegen: es liegt sehr vieles im Argen. Neben Geld geht es um noch viel mehr. Nicht nur für mich als Arzt, sondern für jeden.
Ja, die Ärzte sind im Begriff zu gehen, wenn sich nicht schnell was ändert – wohl eher früher als später. Anders als andere Berufsgruppen tun sie dies selten tagesschau- oder ZEITwirksam. Sie sind dann einfach weg und die Praxis bleibt zu.  Dies wird sowohl von der Politik als auch dem Großteil der Bevölkerung, die immer noch dem Narrativ des im Geld schwimmenden Arztes, der sich folglich nicht so anstellen sollte, anhängt, vollständig ignoriert und als elitäre Jammerei abgetan.  Alles andere, wie z. b. die gerechte vollständige Bezahlung aller erbrachten Leistungen aller Fachgruppen und ohne Spaltung von Haus- und Fachärzten, Komplettfinanzierung des Kassenärztlichen Notdienstes durch die Krankenkassen, Abschaffung der Möglichkeit zur anonymen Bewertung/Mobbing im Internet, Schutz vor zunehmender verbaler und tw. auch körperlicher Gewalt in Arztpraxen, Abschaffung des ständigen Generalverdachts des Betruges bei Abrechnung und Verordnung von Medikamenten und Heilmitteln durch die KV mit der Gefahr des Regresses und der persönlichen Haftung etc.wäre ja auch zu unbequem und kostspielig.  Aber: Erst wenn der letzte Arzt in der näheren Umgebung gegangen ist, wird jeder merken, dass fahrende Züge, einheimisches Obst und Gemüse, die 35h-Woche, Home-Office und vieles andere natürlich wichtig, aber nicht alles sind.
Christian Kiefer


Leserbriefe zu „Ein Krieg kommt vor Gericht“ von Andrea Böhm

Zum Glück, muss man sagen, hat Südafrika den Mut gegen die westliche Unterstützereinheit Israels anzutreten. Israel hat eine Art Apartheid-Regime in den letzten Jahrzehnten geführt und Palästinenser aber auch Christen systematisch unterdrückt und benachteiligt. Selbst Frau Baerbock kam bei ihrem letzten Besuch nicht umhin, die Zustände für Palästinenser im West-Jordan-Land zu kritisieren und Israel zur rechtmäßigen Behandlung anzumahnen. Auch im Gaza-Streifen sind die Zustände nun wissenschaftlich dokumentiert. Neben der auch von Ihnen genannten Ermordung von 8.000 Kindern – bleibt fraglich, inwieweit die Ermordung von Kindern dem Selbstschutz dient -, haben amerikanische Wissenschaftler ermittelt, dass die Gebäudestruktur im Gazastreifen mindestens zur Hälfte zerstört ist. Der Gazastreifen ist damit unbewohnbar und Israel hat diese Unbewohnbarkeit absichtlich herbeigeführt.
Die Zerstörung der Lebensgrundlage eines Volkes ist aber Völkermord per definitionem. Der Vertreter der WHO Peeperkorn spricht nach seinem Besuch eines Krankenhauses im Gaza-Streifen von einem „Schlachtfeld“ und berichtet von schreienden Patienten, Operationen ohne Narkose und dem fast vollständigen Mangel an medizinischem Material. Wenn wundert es da noch, dass im Internet längst Pläne eines israelischen Immobilien-Projektentwicklers mit Villen am Meer im Gazastreifen existieren. Ein Haus am Strand muss kein Traum bleiben, so der Werbeslogan. Das ist der Charakter der Menschen, die Ihr Haus noch zu verteidigen sucht. Für Ihre verzweifelten Versuche, die Vorgehensweise Israels noch irgendwie zu rechtfertigen, kann man sich nur noch schämen. Das hätte es unter Helmut Schmidt nicht gegeben, der wäre sich dafür zu schade gewesen.
Volker v. Moers

Die wahren Ursachen des Konflikts zwischen den Palästinensern und Israel werden wohl kaum vor dem IGH in Den Haag zur Sprache kommen. Diese sind aus meiner Sicht der permanente Krieg der Palästinenser gegen Israel, die islamistische Ideologie von der Vernichtung Israels und der Juden, der zionistische Traum von Groß-Israel, die Siedlungspraxis in den besetzten Gebieten. Tatsachen wie die palästinensischen Schulbücher, die bedingungslose Unterstützung der Massaker an israelischen Männern, Frauen und Kindern am 07.10.2023 durch Schweigen der muslimischen Gemeinden, die religiös motivierten Attentate (persönlicher Dschihad im Dienste der Religion) in Israel und in Europa, weisen auf die wahren Ursachen des Konflikts hin.
R. Reiger

„Der Gazastreifen ist schlicht unbewohnbar geworden“, sagte Martin Griffiths, der Nothilfekoordinator des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten. Das große Foto zu dem o.a. ZEIT-Artikel verdeutlicht das auf beklemmende Weise. Wie heuchlerisch klingt da die gestrige Äußerung Netanjahus, Israel befürworte die Rückkehr der „aus dem Norden des Gazastreifens evakuierten palästinensischen Bevölkerung“ nach dem siegreichen Ende des Krieges gegen die Hamas!
Björn Luley

Als Hitler Europa mit seinem verbrecherischen Krieg überzog und im Innern Millionen Menschen in seinen KZ-Lagern umbringen ließ, gab es, auch als Vergeltung für Coventry, die Bombenangriffe auf die Deutschen Großstädte! Mit 9 bis 15 Jahren habe ich sie in Hamburg miterlebt und mit eigenen Augen gesehen, in welcher Größenordnung Menschen starben! Zigtausende in einer Nacht! Was aber wäre wohl passiert, wenn es den Alliierten verboten worden wäre, diese Angriffe zu stoppen? Undenkbar, wie lange der Krieg dann noch gedauert hätte und welchem Ende! Nach den bestialischen Morden der HAMAS, kann es doch – leider – nur dann zu einem evtl. guten Ende kommen, wenn der Terror unmöglich gemacht wird!  Dazu gehört jedoch auch, dass Israel schon jetzt verbindliche Zugeständnisse macht, für eine friedliche Koexistenz nach diesen Auseinandersetzungen!
Günther Kampf

Dass Südafrika dem Staat Israel Völkermord in Gaza vorwirft und darüber den Internationalen Gerichtshof in Den Haag entscheiden lassen will, ist aus deren Sicht verständlich. Wenn für eine Verurteilung allerdings bereits eine genozidale Absicht genügt, kann man auch sagen, dass Israel militärisch einen Genozid, nämlich den eigenen, verhindert, was wiederum die Hamas mit ihren menschenverachtenden Strategien verhindern will. Um nicht missverstanden zu werden, füge ich hinzu, dass die Siedlungspolitik Israels im Westjordanland umgehend gestoppt werden sollte. Geschieht das nicht, müsste die militärische, finanzielle und moralische Unterstützung Israels zumindest auf den Prüfstand gestellt werden. Den Aktivisten der aggressiven Siedlungspolitik sei gesagt, dass ihre Rechtfertigungsstrategie nicht nur vollständig aus der Zeit gefallen, sondern auch mit der Berufung auf religiöse Werte ganz und gar unvereinbar ist. Religionen dienen nicht exklusiven Ego- und Überlegenheitsräuschen. Niemand steht pauschal und von vornherein auf der „richtigen Seite“. Schließlich zu dem im Artikel auftauchenden Begriff der beabsichtigten „physischen Zerstörung“ der Bevölkerung in Gaza. Diese Formulierung ruft mit aller Vorsicht die Frage auf, ob Menschen nur oder hauptsächlich durch ihre physische Existenz definiert werden können.
Christoph Müller-Luckwald

Die Situation erscheint zumindest mir weitaus komplexer als Ihr o. g. Bericht suggeriert. Die Wurzeln des Kriegs, keineswegs nur ein Krieg zwischen Israel und Hamas/Palästinensern, reichen z. T. zurück bis zum Niedergang des Osmanischen Reichs, mit dem die Länder des „Nahen Ostens“ nicht in die Eigenständigkeit entlassen wurden. Frankreich und Großbritannien hatten bereits 1916 im geheimen Sykes-Pikot-Abkommen die Region unter sich neu aufgeteilt, um sich in gewohnt kolonialer Manier politische und wirtschaftliche Kontrolle – auch über Ressourcen – zu sichern. Schon die willkürlichen Grenzziehungen sorgten für Konfliktstoff.  Gegen Ende des 19. Jhs. bildete sich mit dem Zionismus die jüdische Nationalbewegung heraus mit dem Anspruch auf ein eigenes Staatsgebiet. Landesweite Pogrome gegen Juden lösten 1882 in Russland eine erste Auswanderungswelle*) von Juden nach Palästina aus. Weiterer Zuzug und ausgedehnte Landkäufe stießen – nicht verwunderlich – auf den Protest der einheimischen Araber. Für weiteren Zündstoff sorgte 1917 die Balfour-Declaration**), mit der die Briten beiden Seiten Versprechungen machten, die unvereinbar miteinander waren. In der Folgezeit stiegen die Spannungen. Als Folge der mit der Machtergreifung der Faschisten (1933) einsetzenden Judenverfolgung in Deutschland, welche zum fabrikmäßigen Massenmord am europäischen Judentum gesteigert wurde, bekam der Zionismus Auftrieb. Manche europäischen Juden zogen nun nach Eretz Israel und konnten so dem Völkermord entkommen.
Die Briten, geschwächt durch den 2. WK, kündigten 1947 an, das Mandat über Palästina zurückgeben zu wollen. Am 29.11.1947 stimmten zwei Drittel der UN-Generalversammlung dem UN-Teilungsplan (UN-Res. 181) zu. Radikale jüdische Nationalisten bestanden auf einem eigenen Staat. Arabische Führer lehnten den Plan ebenfalls ab. Zum einen lehnten sie einen jüdischen Staat ab. Zum anderen sahen sie die Rechte der Mehrheitsbevölkerung verletzt. In der Folgezeit kam es im Mandatsgebiet zu zahlreichen Überfällen und Anschlägen durch irreguläre jüdische und arabische Kräfte. (s.  Nahostkonflikt – Wikipedia; UN-Teilungsplan für Palästina – Wikipedia; In diese Zeit fällt der Beginn der ersten Nakba. „Der Beginn der Nakba umfasst die Vertreibung und Flucht der Palästinenser von 1948 und die Vertreibungen der Palästinenser von 1949 bis 1956. In der ersten Nakba von 1948 flohen etwa 750.000[3] palästinensische Araber (etwa die Hälfte der arabischen Bevölkerung Palästinas) aus ihren Häusern oder wurden von zionistischen Milizen und später von der israelischen Armee vertrieben. Gleichzeitig wurden etwa 400 mehrheitlich arabische Städte und Dörfer entvölkert; [4] Viele der Namen dieser Orte wurden hebräisiert. Als Ganzes deckt die Nakba die seit langem andauernde Ablehnung des palästinensischen Rückkehrrechts, die Schaffung dauerhafter palästinensischer Flüchtlinge und die „Zerschlagung der palästinensischen Gesellschaft“ für die Errichtung eines jüdischen Staates ab. [5][6][7][8]….
Städte wie Tiberias (18. April 1948), Haifa (22. April), Safed (11. Mai), Jaffa (13. Mai), Akko (18. Mai) und Beerscheba (21. Oktober) [34] sowie Hunderte von Städten und Dörfern wurden zerstört oder entvölkert. [35] Tausende von Palästinensern wurden in Dutzenden von Massakern getötet,[36] darunter in Balad al-Shaykh (Dezember 1947),[37] Deir Yassin (April 1948),[38] Tantura (Mai),[39] Lydda und Ramle (Juli),[40] Safsaf (Oktober),[41] und Dawayima (Oktober). [42] Etwa ein Dutzend Vergewaltigungen von Palästinensern durch reguläre und irreguläre israelische Streitkräfte wurden dokumentiert, und weitere werden vermutet. [43] Plünderungen von palästinensischen Häusern, Geschäften, Bauernhöfen, Kunstwerken, Büchern und Archiven durch israelische Soldaten und Zivilisten waren weit verbreitet. [44] Am Ende des Krieges im Jahr 1949 hielt Israel etwa 78% Palästinas,[45] einschließlich etwa der Hälfte des arabischen Staates, der im UN-Teilungsplan vorgeschlagen wurde. [46] Etwa 156.000 Palästinenser blieben innerhalb der Grenzen Israels, viele wurden zu Binnenvertriebenen. [47] Der Gazastreifen kam unter ägyptische Kontrolle,[48] und 1950 wurde das Westjordanland von Jordanien annektiert.[49]“ (s. Nakba – Wikipedia) Inmitten all dieser Unruhen hatte David Ben-Gurion – unmittelbar nach dem Abzug der Briten – am 15. Mai 1948 Israels Unabhängigkeit erklärt. Umgehend anerkannt wurde dieser Akt von den USA, der Sowjetunion, der Türkei sowie dem Iran.
Vor dem keineswegs friedliebenden Charakter der Partei Menachim Begins anlässlich dessen bevorstehenden Besuchs in den USA sowie bevorstehender Wahlen warnten jüdische Intellektuelle wie Hannah Arendt, Albert Einstein u. a. in einem Offenen Brief an die New York Times vom 4. Dezember 1948. (s. Brief von Albert Einstein an die New York Times. 4. Dezember 1948 New Palestine Party. Besuch von Menachen Begin und diskutierte Ziele der politischen Bewegung: Albert Einstein, Hannah Arendt, Sidney Hook, et.al.: Kostenloser Download, Ausleihe und Streaming : Internet Archive) – An Eindringlichkeit und Schärfe lässt dieser Brief nichts zu wünschen übrig. Ein Omen für die Entwicklung, die der neu gegründete Staat Israel nehmen sollte? Arendt wie Einstein würden hierzulande heute wohl unter das Verdikt „Antisemitismus“ fallen.
In den folgenden Jahrzehnten fehlte es nicht an mahnenden – auch jüdischen – Stimmen, die – der besonderen Beziehung Deutschlands zu Israel eingedenk – forderten, Kritik an der Politik Israels müsse gleichwohl möglich sein und wäre notwendig. Jüdische Stimmen warnten zum einen davor, dass der Druck auf dem Kessel Palästina sich irgendwann gewaltsam entladen werde. Zum anderen äußerten sie starke Befürchtungen, gerade das Ausbleiben von Kritik aufgrund falsch verstandener Rücksichtnahme, werde den in der hiesigen Gesellschaft unbestritten vorhandenen Antisemitismus nur verstärken. Statt dass ihnen Gehör geschenkt worden wäre, – was wäre in einer demokratischen Gesellschaft angemessener? –  mussten sie in den letzten Jahren immer stärker erleben, dass sie mundtot gemacht wurden, ihnen öffentliche Räumlichkeiten verwehrt wurden u. v. a. m.
Nur am Rande: die hierzulande stets mit Attributen wie „gewaltbereit“, „radikalislamisch“, „terroristisch“ versehene Hamas wurde am 26.01.2006 demokratisch gewählt. Selbst der Hohe Repräsentant der EU, Javier Solana, hatte am selben Tag offiziell erklärt, die palästinensischen Wahlen seien unter demokratischen und friedlichen Bedingungen verlaufen. Das so genannte Nahost-Quartett (USA, EU, UNO und Russland) rief ebenfalls am 26.01.2006 alle Parteien dazu auf, die Wahlergebnisse und den Ausgang des Regierungsbildungsprozesses anzuerkennen. (s. Wählen lassen, bis es passt? Demokratieförderung und Terrorismusbekämpfung in den palästinensischen Gebieten Demokratieförderung und Terrorismusbekämpfung in den palästinensischen Gebieten on JSTOR). Dass weder Solana noch das Nahost-Quartett begeistert über das Ergebnis waren, steht auf einem anderen Blatt. Unzufriedenheit mit der Korruption der PLO dürfte für die Bevölkerung mit ausschlaggebend gewesen sein… Wie selbst im Spiegel zu lesen war, hatte Netanjahu die Hamas sogar jahrelang gepäppelt, um die Palästinenser zu spalten, und eine Zwei-Staaten-Lösung auch auf die Art unmöglich zu machen. (s. Israel: Wie ausgerechnet Benjamin Netanyahu die Hamas groß werden ließ – DER SPIEGEL + Wie Netanjahu die Hamas von 2012 bis 2018 finanzierte, aufbaute und zu einem Verbündeten machte pressenza.com) Aktuell nehmen auch im Westjordanland die Sympathien für die Hamas zu.
WER WIRKLICH FRIEDEN WILL, MUSS AUCH DIESE SEITE DER GESCHICHTE ZUR KENNTNIS NEHMEN! War der kollektive Westen bislang dazu bereit? Offensichtlich nicht. Angriffe auf Zivilisten verstoßen gegen das Völkerrecht. Das gilt selbstverständlich für beide Seiten.  Allerdings konnte Israel, den Palästinensern militärisch ohnehin haushoch überlegen, sich solche Verstöße jahrzehntelang leisten: ungebrochene Kolonisierung und Enteignung von Land, die regelmäßige Zerstörung von Häusern, Gärten und Plantagen, die Gewalt der Siedler, um den Palästinensern die Existenzgrundlage zu entziehen. Die täglichen Schikanen und Demütigungen an den Checkpoints, das System der Militär- und Administrativhaft mit Tausenden von Gefangenen sowie Tausenden von inhaftierten palästinensischen Kindern und Jugendlichen. –  Die allgemeine Rechtlosigkeit schuf ein Klima permanenter Angst, Unterdrückung und Apartheid (so Amnesty International, Human Rights Watch und ein UN-Bericht). Die UN erließ zahllose Resolutionen. Israel scherte sich einen Dreck darum. Nie musste Israel fürchten, zur Rechenschaft gezogen zu werden, im Gegensatz zu anderen Ländern, gegen die der kollektive Westen solche Maßnahmen ohne Zögern verhängte. Eigenmächtig. Denn legitimerweise darf allein der UN-Sicherheitsrat Sanktionen verhängen. Schutz davor bot stets das Veto der USA. Umgekehrt: Taten die Palästinenser zwischendurch auch mal alles dazu, um mit friedlichen Mitteln auf die Unhaltbarkeit ihrer Lage aufmerksam zu machen, z. B. durch Veranstaltungen und Demonstrationen zum Gedenken der Nakba, wurden diese von der deutschen Regierung verboten. Ebenso versuchte die Bundesregierung, – im Ergebnis erfolglos, – BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) zu kriminalisieren, eine internationale Kampagne, die Israel zur Einhaltung des Völkerrechts bringen will. – Wer würde angesichts all dieser Fakten nicht von Komplizenschaft sprechen? Ist nicht gerade Deutschland wegen des Holocausts und der daraus erwachsenen besonderen Verantwortung für Israel in gleicher Weise auch den Palästinensern verpflichtet? Auch die Nakba ist schließlich eine Folge des Holocausts.
In meinem Geschichtsunterricht in der Schule kam diese Seite nicht vor. Daran scheint sich bis heute nicht sehr viel geändert zu haben. Den 2010 gestarteten Versuch, dass jüdische und palästinensische Kinder mittels eines Schulbuchs die Gelegenheit erhalten, beide Seiten der Geschichte kennenzulernen, unterband das israelische Erziehungsministerium per Verbot. (s. Israel verbietet Schulbuch: Die falsche Version der Geschichte – taz.de) Bezeichnenderweise entschied das Präsidium des Evangelischen Kirchentags im letzten Jahr, diesmal keine Nakba-Ausstellung stattfinden zu lassen. Ebenso auffällig sind die eigenmächtigen Eingriffe des Deutschen Weltgebetstagskomitees in die aktuelle Liturgie des jeweils am ersten Freitag im März weltumspannend gefeierten Gottesdienstes, bei dem am 01.03.2024 PALÄSTINA im Mittelpunkt steht. Die ursprünglich von Christinnen weltweit erarbeitete Fassung wurde hierzulande sogar eingestampft! (Wir hören auf die Partnerkirchen – Materialien des Weltgebetstags im Original – Forum Friedensethik (forum-friedensethik.de) Interessant ist auch, dass die jüngste Onlineausgabe von Chrismon ein kritisches Interview mit einem palästinensisch-christlichen Bauern enthält (https://www.online-kiosk-24.de/epaper), dieses in der Printausgabe aber fehlt.
Die eindringliche und bittere Klage gegen das Schweigen der christlichen Geschwister im Westen zum Völkermord in Gaza, unüberhörbar in der Weihnachtsansprache eines palästinensisch-christlichen Pfarrers aus Bethlehem – wem unter den Adressaten in Deutschland ist sie zu Herzen gegangen? (Christ under the Rubble. Lutheran Christmas Church Bethlehem (youtube.com) MENSCHEN MIT GEWISSEN HABEN NICHT GESCHWIEGEN! Auch wenn die meisten hiesigen Medien sie geflissentlich ignorieren. – die Bevölkerungsmassen auf den Straßen in den arabischen Ländern, die das Leiden der Palästinensischen Geschwister nicht ungerührt lässt. Eine Region in Aufruhr. Der Gazakrieg entfacht die arabische Welt: Die Wut richtet sich nicht nur gegen die militärische Antwort Israels, sondern auch gegen den Westen.  02.11.2023 Marcus Schneider Naher Osten/Nordafrika: Krieg in Nahost: Glaubwürdigkeit des Westens unter Feuer IPG-Journal (ipg-journal.de) – Menschen in Irland und Südafrika, die sich aufgrund ihrer eigenen Geschichte dem Kampf für Menschenrechte und Freiheit in Palästina zutiefst verbunden fühlen. – „Wir sind Zeugen der größten Antikriegsproteste in den USA seit 20 Jahren“, hieß es Ende Oktober bei Mondoweiss. (Es sind die größten Antikriegsproteste seit dem Irakkrieg – Mondoweiss) – Ebenso beeindruckend: Jüdische Stimmen in den USA
Nie wieder für irgendjemanden! Hunderte versammeln sich an der Freiheitsstatue und fordern Waffenstillstand in Gaza. „Wir weigern uns, einen Völkermord in unserem Namen zuzulassen“, sagte der Organisator Jüdische Stimme für den Frieden. „Waffenstillstand jetzt, um Leben zu retten!“ 06.11.2023 „Nie wieder für irgendjemanden“: Hunderte versammeln sich an der Freiheitsstatue und fordern Waffenstillstand in Gaza (commondreams.org) – Die 87-jährige Holocaust Überlebende Marion Ingram, protestierte vor dem Weißen Haus und forderte Waffenstillstand für Gaza. 87-Year Old Holocaust Survivor Condemns Israeli Assault & Calls for Peace (youtube.com) – Jewish religious leader reveals how he feels about Israeli aggression in Gaza 12.12.2023 (Jewish religious leader reveals how he feels about Israeli aggression in Gaza (youtube.com) – THE WIRE. Wir haben in der 8. Nacht von Chanukka 8 Brücken in 8 Städten geschlossen. 18:12:2023 (Wir haben in der 8. Nacht von Chanukka 8 Brücken in 8 Städten geschlossen. – JVP (jewishvoiceforpeace.org) Jüdische Stimmen aus dem Inland, u. a. solche, die sich voller Zorn dagegen verwahren, dass andere sich anmaßen, für Juden zu sprechen! (: Seniora.org – Offener Brief von Oliver Ginsberg: Schluss mit der Anmaßung für Juden zu sprechen) – Das sagt Masha Gessen zum umstrittenen Holocaust-Vergleich 15.12.2023  (https://www.ardmediathek.de/video/buten-un-binnen-oder-regionalmagazin/das-sagt-masha-gessen-zum-umstrittenen-holocaust-vergleich/radio-bremen/Y3Jp)
Stimmen aus Israel:
– Israeli Journalist Amira Hass, Daughter of Holocaust Survivors, Calls for Gaza Ceasefire Now 21.10.2023  Israeli Journalist Amira Hass, Daughter of Holocaust Survivors, Calls for Gaza Ceasefire Now – YouTube – Ein offener Brief von Israelis an die Israelis: Wir verdienen die Wahrheit über den 7. Oktober 31.10.2023 (Ein offener Brief von Israelis an die Israelis: Wir verdienen die Wahrheit über den 7. Oktober – Mondoweiss) – „Ich habe der israelischen Armee stolz und loyal gedient. Heute ist sie eine brutale Kolonialmacht“ 21.12.2023 Avi Shlaim („Ich habe der israelischen Armee stolz und loyal gedient. Heute ist sie eine brutale Kolonialmacht“ (nachdenkseiten.de) – Beschimpft und verhaftet Friedensaktivisten in Israel berichten von Schikanen 22.12.2023 beschimpft und verhaftet: Friedensaktivisten in Israel berichten von Schikanen – Politik (stuttgarter-zeitung.de)
Stimmen aus Gaza: – Ramallah Friends School (RFS Song to the World (youtube.com) WER WOLLTE GEGEN DIESEN VIELSTIMMIGEN UND WELTWEITEN CHOR ANKOMMEN? NICHT ZU VERGESSEN IST ABER: ALL DIES GESCHIEHT VOR DEM HINTERGRUND DER AUSEINANDERSETZUNGEN UM DIE GLOBALE HEGEMONIE. Die Machtgewichte sind seit einer Weile dabei, sich rasant zu verschieben. Der kollektive Westen unter Führung der USA kämpft mit buchstäblich aller Gewalt darum, seine bisherige Führungsposition zu behalten. Auf Dauer wird ihm das nicht gelingen. Es sei denn, er reißt, um dem eigenen wirtschaftlichen Niedergang zu entgehen, den „Rest der Welt“ mittels eines totalen Kriegs mit ins dann ultimative flammende Inferno. Die monströse Aufrüstung zu Lasten der jeweiligen Bevölkerungen, die ins Rote Meer entsandten Kriegsschiffe (Deutschland stets getreuer Vasall) und die irrwitzigen Kriegsmanöverpläne (Quadriga u. a.), an denen auch Deutschland sich im Rahmen der NATO beteiligt und die jegliches Gerede, die drohende Klimakatastrophe zumindest noch abmildern zu wollen, ad absurdum führen, könnten darauf hindeuten.
IST ES NICHT ALLERHÖCHSTE ZEIT, DIESEM RAD IN DIE SPEICHEN ZU FALLEN? Den Palästinensern endlich Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, könnte ein erster Schritt dazu sein. Wer sich weiterhin weigert, ihnen ebenso ein Existenzrecht und Menschenrechte – wie allen anderen auch – zuzuerkennen, outet sich selbst als Rassist, egal wie laut er/sie das Hohelied auf die Menschenrechte ansonsten singt. Sowohl auf palästinensischer als auch auf jüdisch-israelischer Seite gibt es Menschen, die zu einem gleichberechtigten Miteinander bereit sind! Schlussbemerkung: als Unterzeichnerstaat der Völkermord-Konvention wäre auch Deutschland verpflichtet gewesen, vor dem internationalen Gerichtshof Anklage zu erheben.
Anmerkungen: *) Bis zu diesen Einwanderungswellen hatten in Palästina Araber und Juden relativ friedlich und auch auskömmlich zusammen gelebt. **) Sowohl die Balfour-Deklaration als auch das Mandat für Palästina bezeichneten die 90% arabische Bevölkerung als „existierende nichtjüdische Gemeinschaften“ Nakba – Wikipedia
Ursula Mathern


Leserbriefe zu „Was ist soziale Energie?“ von Hartmut Rosa

Hartmut Rosa stellt in seinem Artikel „Was ist soziale Energie?“ unter anderem fest, dass es keinen modernen Begriff für „soziale Energie“ gäbe. Wenn „soziale Energie“ nicht modern genug ist, wie wäre es z.B. mit Social Battery (Sozialer Akku)? Ich denke das Begriffe für dieses Phänomen durchaus geläufig sind, wir leider dennoch häufig zu wenig auf unsere Energiereserven achten. Der Mensch soll scheinbar möglichst effizient sein in unserer heutigen Welt, ist stets gestresst, erschöpft, ausgelaugt. Begriffe, die das Gegenteil dieser ständigen Betriebsamkeit beschreiben, sind deutlich seltener zu hören. Wie hieß das doch gleich … Muße.
Florian Meyer

1.) Ihr erster Satz, wonach jeder „das“ kenne (nämlich freitags abends zu nichts mehr zu gebrauchen zu sein, bis irgendwelche Freunde klingeln, die einen auffordern, irgendwohin auszugehen), stimmt nicht, jedenfalls trifft er auf mich in dreierlei Hinsicht nicht zu: erstens habe ich nachmittags schon ein Nickerchen gehalten bin also in der Regel abends wieder frisch, zweitens bin ich froh, dass bei mir noch nie jemand freitags abends überraschend geklingelt hat, um mich irgendwohin zu verschleppen und drittens plane ich mein Ausgehen alleine.
2.) Reden Sie bitte Deutsch! Ich musste vor allem „uno actu“ erst einmal recherchieren. Scheint irgend etwas mit Betriebswirtschaftslehre zu tun zu haben. Ich freue mich jetzt schon auf die Leserbriefe im Blog, die sich über den üblichen Soziologenjargon beschweren, wobei ich andererseits aber auch sagen muss, dass Sie für einen Soziologen doch halbwegs verständlich reden bzw. schreiben können.
3.) Was Sie bzw. der dänische Philosoph Løgstrup in der Spalte ganz rechts zu egoistischer und altruistischer Liebe sagen, erinnert stark an „The End“ von den Beatles: „And in the end / The love you take / Is equal to the love / You make / Ah, ahh, ahhhhhh“. (Die letzte Zeile hätte ich natürlich auch weglassen können, finde es aber viel lustiger so.)
4.) Apropos Rockmusik: Ohne ein Angie-McMahon-Zitat komme ich auch hier nicht aus. Das Zirkuläre des Lebens, was Sie am Ende Ihres Artikels erwähnen, hat sie in „Making It Through“ etwas weniger soziologisch, dafür aber etwas poetischer formuliert. Nachdem die Zeit abgelaufen und die Sonne wie unsere Stimmung, unsere Energie und unser Batteriestand gesunken ist, singt sie: „Rise, fall, rise, / Life, death, life again / Sky, ground, sky, / Day, night, day again / Rise, fall, rise, / Life, death, life again / Sky, ground, sky“ und danach folgt in mantrahafter Wiederholung die Zeile, die ihrem aktuellen Album den Titel gab: „Light, Dark, Light Again“. Die Hoffnung bleibt, dass wir uns momentan wieder in der „Light-Again“-Phase befinden, ich bin da allerdings skeptisch. Alles dreht sich im Kreis, kein Nirvana in Sicht, immer nur der fatale letzte Inhalt der Büchse der Pandora, aber immerhin gibt es ja noch Sisyphos … Kurz gesagt: Just making it through (somehow) is the lesson …
Thomas Manthey

Es sind materialisierte und digitalisierte Gefühle, die Hartmut Rosa, beschreibt. Gefühle, die unsere menschliche Lebendigkeit mehr und mehr blockieren, ja lähmen. Viele Menschen konsumieren immer sinn- und kopfloser, manchmal aus schierer Kauflust. Sie pflegen die Beziehungen zu ihren Smartphones, PCs, Fernsehern etc. oft mehr als die Beziehungen zu ihren Mitmenschen. Vielfach ist so eine Art „Gewohnheitsenergie“ entstanden; statt uns mit anderen zu treffen, gehen wir shoppen oder shoppen im Internet, tauschen uns über digitale Nachrichten aus, lenken uns damit ab von den multiplen Krisen. Und verschlimmern sie damit noch. Vielfach wurden solche Ersatzhandlungen schon in der Kindheit angelegt. Dann, wenn Bedürfnisse nach Liebe und Zuwendung durch neue Spielsachen und/oder flimmernde und piepsende Bildschirme „befriedigt“ wurden. Das heimliche Mantra des Konsums lautete und lautet: immer mehr. Wer viele Stunden am Tag danach lebt, muss irgendwann innere Leere empfinden. Wenn Menschen die stärkende Kraft,  „sozialer Energie“, die Hartmut Rosa beschreibt, kaum noch fühlen, muss das zwangsläufig zu Blockaden und Stillständen führen. Wenn wir soziale Energie wieder mehr in unseren Alltag holen, kann „sozialer Wohlstand“ entstehen. Und der könnte die oft so destruktiven Energien, mit denen uns viele Medien täglich speisen, reduzieren. Und wir könnten vielleicht wieder ein „selbst“-bewussteres und erfüllteres Dasein genießen und hätten sogar noch Zeit für „kreativen Wohlstand“.
Ursula Reinsch-Brandes

Ich freue mich über diesen Artikel und schon jetzt auf Ihr nächstes Buch. In Ihrem Werk „Resonanz“ habe ich wesentliche und weite Bereiche meiner Lebenserfahrung (privat und beruflich) erfasst und erhellt empfunden. Es hat mich – interessanterweise gemeinsam mit Videos von Thich Nhat Hanh, der Beobachtung der traumatherapeutischen Arbeitsweise von Peter Levine und Hirnforschungsergebnissen von Stephen Porges (insbesondere das, was er „social engagment system“ nennt) – für meinen weiteren eigenen Lebensvollzug stark inspiriert, was zu größerer Zufriedenheit geführt hat.

Unwillkürlich entwickle ich Wege, diese Erkenntnisse und neuen lebendigen Erfahrungen an meine Klient!nnen weiterzugeben und erlebe mit Freude, wie sich auch deren Wohlbefinden häufig verbessert. Das geht in aller Regel in dieser erschöpften Gesellschaft mit einem Empfinden von besserer Lebensenergie einher, zumeist, weil Nichtstun einen Stellenwert erhält und somit Ausruhen und Regeneration aufgewertet werden. Das wiederum, so scheint es mir, erhöht die Chance von Erfahrungen der Resonanz, was zu größerer Zufriedenheit führt. (Dass es manchen Menschen nahezu unmöglich ist, sich körperlichem Erleben zuzuwenden, ist leider auch eine häufige Beobachtung.) Es scheint mir nur schlüssig, dass Sie sich jetzt dem zuwenden, was während Erfahrungen der Resonanz genau passiert (ich weiß nicht, ob ich das richtig ausdrücke). Wie kommt es, dass diese Erfahrungen uns stärken? Es sind ja gerade Erlebnisse, die keine sonderliche Mühe erfordern, sondern eher eine Art generelle Öffnung, das Herz öffnen oder so etwas. Ja, es fehlt die Sprache dafür.
Möglicherweise verstehe ich Ihr Werk gar nicht ganz so, wie Sie es meinen. Aber dennoch fühle ich mich dadurch bereichert und erhalte Orientierung und Mut, für eine Lebensführung, die sich dem Beschleunigungswahn, soweit es geht, entgegenstemmt. (Meine individuelle Variante, weil die Lebensenergie aufgrund entsprechender biographischer Erfahrungen eingeschränkt ist.) Ich wünsche Ihnen viel Kraft für Ihr weiteres Schaffen, viele wundervolle Momente mit anderen Menschen oder Dingen, die Ihnen diese Kraft spenden, sowie eine gute Verbindung zu den Signalen des Körpers und den Mut, auf sie zu hören.
Sibylle Riffel

Hartmut Rosa stellt in seinem Artikel „Was ist soziale Energie?“ unter anderem fest, dass es keinen modernen Begriff für „soziale Energie“ gäbe. Wenn „soziale Energie“ nicht modern genug ist, wie wäre es z.B. mit Social Battery (Sozialer Akku)? Ich denke das Begriffe für dieses Phänomen durchaus geläufig sind, wir leider dennoch häufig zu wenig auf unsere Energiereserven achten. Der Mensch soll scheinbar möglichst effizient sein in unserer heutigen Welt, ist stets gestresst, erschöpft, ausgelaugt. Begriffe, die das Gegenteil dieser ständigen Betriebsamkeit beschreiben, sind deutlich seltener zu hören. Wie hieß das doch gleich … Muße.
Florian Meyer

Ehrlich gesagt, verstehe ich den neuen Forschungsansatz von Hartmut Rosa zum Thema soziale Energie nicht. In der Systemtheorie kann man bei Niklas Luhmann, Soziologe, nachlesen, dass Systeme ihre Energie aus sich selbst schöpfen, dass sie auf keine externe Energie angewiesen sind. Autopoiesis nennt Luhmann das. Die Energie ergibt sich aus einem inneren Spannungsfeld, einer Polarität, die ein Potential eröffnet. In Kommunikationssystemen ist das nach Luhmann die Anschlussfähigkeit. Aus einer Frage und Antwort ergibt sich eine neue Frage usw. Damit ist zugleich eine Rückbezüglichkeit gegeben, die den angesprochenen Energiekreislauf darstellt. Die von Luhmann beschriebenen Kommunikationssysteme sind soziale Systeme, die einen Mehrwert, die soziale Energie, produzieren. Was also ist neu an dem Forschungsansatz von Hartmut Rosa?
Benedikt Winter


Leserbriefe zu „Green: Streit um die Bremse“ von Uwe Jean Heuser und Jens Tönnesmann

„Einem sterbenden Volk braucht man keinen gesunden Haushalt hinterlassen“.  Hätten doch alle auf Franz Josef Strauß gehört! In unnachahmlicher, treffender Manier vor Jahrzehnten auf den Punkt gebracht angesichts des Geburtendefizits. Der letzte knipst das Licht aus und bedankt sich vorher artig bei den Banken. Wäre es nicht richtig, zunächst wenigstens diejenigen zu fragen, die dereinst für die (angeblichen) Zukunftsinvestitionen aufkommen müssen? Die Eltern stellvertretend für ihre Kinder.
Christoph Schönberger

Mal wieder einer: Jens Tönnesmann. Ultra Kapitalist? Als ob man mit Geld alles „bezahlen“ kann. Nur noch eine Frage, bevor ich ihm recht gebe: Wohin sollen wir das Geld überweisen; wer kann uns gegen Geld vor der Klimakatastrophe bewahren? Erbitte Antwort, dann bin ich dabei.
Stefan Müller

Regierungspolitiker wollen mehr Kredite aufnehmen, nicht nur um die Umwelt zu schützen, sondern auch um in die marode Infrastruktur und die Digitalisierung zu investieren. Doch die Politiker- und Ökonomen-Zunft ist im Streit um die im Jahre 2009 im Grundgesetz festgeschriebene Schuldenbremse ebenso gespalten wie die beiden Zeit-Kontrahenten Heuser und Tönnesmann. Während die Gegner der Schuldenbremse sie als „Zukunfts- und Wohlstandsbremse“ ablehnen, rät der Münchner Ökonomieprofessor Niels Potrafke wie Uwe Jean Heuser „an der Schuldenbremse ohne jegliche Reformen“ festzuhalten, denn Fiskalregeln wie die Schuldenbremse helfen, Haushaltsdefizite zu reduzieren. Die Wirtschaft in Ländern mit der in der Verfassung verankerten Fiskalregel sei schneller gewachsen als in Ländern ohne solche Regelungen. Die Fiskalregeln (Schuldenbremse, Ausgaben-, Einnahmen- und Schuldenstands-Klauseln) wirken dem Selbstbindungsproblem der Politik entgegen, die dazu neigt, übermäßige Konsumausgaben (unproduktive Investitionen) zu Lasten der Zukunft zu tätigen. Es gelinge der Politik schlichtweg nicht, sich glaubhaft selbst zu verpflichten, die heute aufgenommenen Schulden in der Zukunft zurückzuzahlen. Die junge Generation solle sich daher neben dem Klima auch um nachhaltige Finanzen sorgen.
Potrafke weist außerdem darauf hin, dass Länder mit Fiskalregeln eine um elf Prozentpunkte geringere Staatsverschuldung aufweisen, dass Fiskalregeln Risikoprämien von Staatsanleihen reduzieren. Wenn Regierungen durch Fiskalregeln weniger öffentliche Mittel für den Schuldendienst aufwenden müssen, dann können sie diese Gelder für Investitionen in die Infrastruktur oder für Klimaschutz ausgeben. Der Bund wendet gegenwärtig rund 40 Milliarden Euro im Jahr für den Schuldendienst auf. Wenn also jetzt weitere Kredite aufgenommen werden sollen, steigt der Schuldendienst gerade in der jetzigen Hochzinsphase weiter kräftig an und beeinträchtigt den zukünftigen finanziellen Handlungsspielraum des Staates sehr. Die Mannheimer ZEW-Ökonomen Friedrich Heinemann und Achim Wambach weisen unter anderem auch darauf hin, dass wirksame Fiskalregeln nicht nur in den Hochschuldenstaaten unverzichtbar sind, sondern auch für das vergleichsweise niedrig verschuldete Deutschland bleiben sie gerade aus europäischer Warte essenziell. Denn die fiskalische Stabilität Deutschlands sei für die Funktionsfähigkeit europäischer Finanzierungsinstrumente wie der EU-Wiederaufbaufonds „Next Generation EU“ eine wichtige Voraussetzung. Es geht also in der Diskussion um die Zukunft der Schuldenbremse nicht nur um die Höhe der Kreditaufnahme für produktive Zukunftsinvestitionen, sondern auch um die Interdependenz mit anderen Einflussfaktoren, die auf die finanzielle Leistungsfähigkeit des Staates einwirken! Die Behauptung, die Schuldenbremse sei eine Zukunfts- und Wohlstandsbremse ist somit nicht nachvollziehbar!
Hans-Henning Koch

Der Streit um die  immer neu und mehr geforderten Staats-Kredite beschäftigt mich auch seit langem, vor allem im Sinne der Nachhaltigkeit und der Schonung der kommenden Generationen vor immer mehr Belastungen, die insgesamt oft die Folge der gewünschten Null-Belastung der Jetzt-Generation(en) sind: Gerade bei den neuen Protesten gegen die Ampelbeschlüsse kämpfen viele für ein günstigeres Leben und Wirtschaften,  gegen neue Belastungen, egal ob gedacht zugunsten des Staatshaushalts, der Umwelt oder des Klimas. Sowohl die protestierenden und streikenden als auch die Opposition wollen einfach alle Belastungen weghaben, ohne zu sagen, woher denn dann stattdessen das Geld für den Staatshaushalt kommen soll, das infolge Inflation, prekärer Lage des Klimas, und etlicher Versorgungssysteme fehlt, oder wo stattdessen gekürzt werden soll.  Im Endeffekt läuft es auf die Wahl zwischen 2 Möglichkeiten hinaus:  In beiden Fällen werden die Belastungen mal wieder auf die Zukunft verschoben: Entweder wie bei der GroKo über weitere Vernachlässigung von Klima und Investitionen für Bildung, Wohnungen, Gesundheit, Fachkräftegewinnung oder -ersatz durch Automatisierung, etc.  oder wie bei anderen Ländern und gefordert von vielen über weiter gesteigerte Schuldenberge, auch auf nächsten Generationen oder auf Inflationsopfer.
In allen Fällen eint die Demonstranten und die „genialen Problemlöser“, dass in der Gegenwart niemand belastet wird oder werden soll, dafür wenngleich vielfach geleugnet, in der Zukunft um so schlimmer.   Die zwei „alternativen Lösungen“ von Herrn Tönnesmann bedeuten im Endeffekt, den kommenden Generationen und ihren jetzigen Fürsprechern nur die Wahl zwischen Belastung durch Schuldenberge oder aber durch weiter vernachlässigtes Klima und sonstige Zukunfts-Investitionen zu lassen. Aus meiner Sicht eine zynische Alternativ-Setzung. Viele der Begründungen für die angebliche Harmlosigkeit von — noch größeren — Schuldenbergen sind eher Milchmädchenrechnungen:  Die Investitionen machen sich dann und nur dann von selbst bezahlt, wenn sie künftig Mehreinnahmen generieren wie kluge Wirtschafts-investitionen.  In Wirklichkeit geht es aber meist gar nicht um Verbesserungen und Steigerungen des Volksvermögens, schon gar nicht solche, die Mehreinnahmen generieren, sondern um Abwendung oder Vermeidung von Verschlechterungen, wie bei einem Haus, das nicht im Wert gesteigert werden soll, sondern nur durch Reparatur oder Instandhaltungen erhalten werden soll oder kann.  Auch schaffen Investitionen in erneuerbare Energien oder Energie-Einsparungen meist nur Ersatz für wegfallende fossile Energien, die teils sogar stranded Assets werden, indem sie lange vor der Altersschwäche oder Nutzungs-unfähigkeit stillgelegt werden müssen oder müssten.
Und das die Schulden relativierende Wachstum, mit auch bisher immer mehr Steuereinnahmen, steht immer mehr in Frage durch den Fachkräftemangel, die Demographie, die Klimafolgen und die Schwierigkeiten der Arbeitsmarkt-Integration von Eingewanderten. Und von den zahlreichen Ländern mit deutlich höheren Schuldenständen in % der BIP haben viele damit bereits erhebliche Probleme, etliche dringen samt ihrer Fürsprecher bereits auf Schuldenerlasse, sei es auf Kosten der Kreditgeber oder — eher — auf Kosten anderer Staaten.  Das ist derzeit bei einigen wohl noch möglich, vielleicht auch nötig, um nicht die ganz falschen für die ursächlichen Faktoren, teils neben schlechter Handelspraktiken auch Korruption, Misswirtschaft oder Verschwendungen, sowie Bevölkerungsvermehrungen, zu bestrafen.  Wer aber sollte irgendwann Deutschland oder die ganze EU aus Überschuldungsproblemen „retten“?  Das wären wohl am ehesten die Opfer von Inflation, die sich keinen Ausgleich erstreiken können,  oder leer ausgehende Gläubiger,  auch solche, die keine Reichtümer, sondern  z.B. ihre Altersversorgung  in Staatspapiere gesteckt haben.
Leider würden auch die eigentlich guten Vorschläge von Herrn Heuser Proteste provozieren, oder Firmen würden noch mehr als ohnehin schon wegen der Energiepreise und Lohnkosten in andere Länder auswandern, besonders wenn sie im Wettbewerb mit Regionen mit viel  „bescheideneren“  Arbeits-, Umwelt-  und Lohnstandards sind.  Gegenüber konkurrierenden Importen können zwar Klimazölle eine Lösung sein, nicht aber für den für Deutschland so wichtigen Export in andere Länder. Leider sehe ich derzeit kaum eine Chance, den kommenden Generationen noch eine erträgliche Summe aller Belastungen zu hinterlassen, solange dieses auch in vielen Medien vertretene Tabu oder Undenkbarkeit besteht, der Jetzt-Generation irgendetwas „zuzumuten“.  Ich persönlich kämpfe dennoch weiter für ein verantwortbares Gesamt-Erbe, das wir hinterlassen, aber etwa wie Soldaten auf fast verlorenem Posten, nachdem die meisten sie im Stich gelassen haben. Aber: Auf einem meiner kleineren Wandbilder steht der Satz von Vaclav Havel:  „Hoffnung ist nicht der Glaube daran, dass es gut ausgeht. Sondern es ist die Gewissheit, dass etwas Sinn hat. Egal wie es ausgeht.“   Mir ist zwar nicht egal, wie es ausgeht, aber Sinn hat der „Kampf“ auch bei Misserfolg, und der Sinn ist gleich doppelt, wenn man nicht alleine „kämpft“.  Diese Philosophie hilft mir, trotz allem nicht in Hilflosigkeit und Resignation zu verfallen.
Peter Selmke

Im Vergleich zu Herrn Tönnesmann erzielt Herr Heuser bzgl. „Schuldenbremse“ den Punktsieg. In einem Punkt bleibt er unklar: „Der Staat“ muss keineswegs die bald nötigen Backup-Systeme wegen der zunehmenden Bedeutung volatiler Stromerzeugung zur Abwehr „angeblich drohender Stromausfälle“ bezahlen: Nach dem Verursacherprinzip müssten die Betreiber von PV- und Windkraftanlagen eine Umlage aufbringen, aus welcher die nötigen Backup-Systeme für mehrere 2 – 5 Tage „Dunkelflaute“ pro Jahr erstellt werden. Diese treten bevorzugt in den Monaten November bis Mitte Februar auf – wie ein Blick in die Datenbank SMARD der Bundesnetzagentur für 2022 und 2023 zeigt. Und Herr Tönnesmann muss sich die Frage gefallen lassen, wie sich das Weltklima – also auch in Deutschland – weiterentwickelt, wenn bis 2060 rund 6 – 7 Mrd. Menschen gar keine Lust haben, auf konventionelle und billigere Energie zu verzichten und zudem auch weiter Wälder, d.h. CO2-Senken vernichten? Wo ist dann der „Klimanutzen“ ab 2045 für uns – doch eher wohl bei NULL?
Wolfgang Ströbele


Leserbriefe zu „Sie sabotieren sich selbst“ von Yascha Mounk

So ganz vermag ich den Aussagen von Herrn Mounk nicht zuzustimmen. Warum? Was ist mit dem „impact factor“? Führt er nicht mit dazu, dass man möglichst viel und Spektakuläres veröffentlicht, weshalb man es mit der Wahrheit etc. nicht so genau nimmt? Ist es nicht so, dass Forschung mehr Geld bringt als Lehre? Natürlich ist es problematisch, wenn sich Präsidien etc. zu laufenden Debatten äußern. Nur wofür habe ich denn die pundits an den Unis, zum Schweigen? Haben die deutschen Universitäts-Mandarine nicht geschwiegen und versagt? Es gibt strukturelle und individuelle Probleme im universitären Bereich, die es zu lösen gilt. Ein Zurück in den efeubewachsenen Elfenbein-Turm kann es m. E. nicht sein.
Gerd-Rüdiger Erdmann

Danke für den interessanten Einblick in die Problematik der amerikanischen Eliteuniversitäten. Einen Genozid zu fordern ist ein schwerer Verstoß gegen Moral, Ethik und international geltende Menschenrechte, egal gegen wen sich so eine Forderung richtet! Das wäre die richtige Antwort auf die provokante Frage im US-Kongress gewesen. Dass die Harvard-Präsidentin bei diesem Test auf eine so desaströse Art durchgefallen ist, spricht nicht für das intellektuelle Niveau, welches man von der Elite einer solchen Universität erwarten würde. Da stellt sich folgerichtig die Frage, ob die Eliteuniversitäten nicht mehr Schein als Sein sind. Es ist zu viel Geld im Spiel, und Geld verdirbt nicht nur den Charakter, sondern auch den Intellekt. Vielleicht sollten die USA mehr auf staatliche Universitäten setzen? Dann würde sich die amerikanische Elite nicht mehr nur über den Geldbeutel definieren, und die wirklich Intellektuellen hätten einen Zugang zur Bildung!
Martin Krivacek

Ihre Wortschöpfung: “ Studierendenschaft“ ist vielleicht politisch korrekt, ansonsten idiotisch.
Hans Spychalski

Leider bietet das ungeschickte Taktieren der zurückgetretenen Harvard-Präsidentin Claudine Gay eine Steilvorlage für alle liberal-konservativen Kritiker der gegenwärtigen US-amerikanischen Universitätslandschaft. Die Reformbedürftigkeit, speziell der Elite-Kaderschmieden, ist offenkundig, solange diese den privilegierten Zugang wohlhabender Bevölkerungskreise weiterhin sichern. Doch der Artikel basiert, trotz aller sprachlichen  Zurückhaltung, auf einem fragwürdigen Framing, das gängige Stereotype vereinigt: „Schwarze Quotenfrau“, nur durch die – begabte unvermögende Weiße und Asiaten ausschließende – „affirmative action“ überhaupt erst auf diese Position gelangt, hält simple  wissenschaftliche Standards nicht ein und plagiiert schamlos, schleift generell das Leistungsprinzip unter ihrer Präsidentschaft, politisiert die Universität, baut sie zu  einer „Wokeness“-Hochburg aus, behindert damit sowohl die Meinungsfreiheit als auch einen objektiven, ausschließlich der Wahrheit verpflichteten Wissenschaftsbetrieb.  Mit diesem Subtext gesellt sich der Autor ungewollt auf die Seite der rechten Kulturkämpfer, deren Unverfrorenheit und Radikalität er eigentlich verabscheut.
Rüdiger Paul 

„Das jüngste Beispiel“ für „einen beispiellosen Absturz“ der Eliteuniversität Harvard sei, dass für die Harvard-Präsidentin themenunabhängig und somit prinzipiell „der Wert der akademischen Freiheit“ „sakrosankt“ sei. So heißt es am Anfang des Textes. Zum Ende hin werden Reformen angemahnt, dass „Universitäten wieder konsequent für die akademische Freiheit einstehen“ müssten – genau das, was vorher als „Absturz“ bezeichnet wird.
Kurt Schäfer


Leserbriefe zu „Hurra, es ist eine Galaxie!“ von Ulrich Schnabel

Abonniert haben wir DIE ZEIT, erhalten aber statt WISSEN leider oft ein Potpourri inkohärenter Ideen. und halten uns deshalb lieber an (die Sektion) ‘SINN & VERSTAND‘. Die Frage nach der Natur der Dunklen Materie wird ‘die Zunft‘ natürlich zu ihrem eigenen ‘Glück‘ noch so lange weitertreiben, bis die Steuerzahler nicht mehr zahlen. Nachzulesen in den Berichten von Gullivers Reisen, Swifts Persiflage der Organisation und Praxis von Forschung, nicht nur zu seiner Zeit.
Michael Schmiechen.

Die Theorie der dunklen Materie ist ein Hirngespinst. Die Physik ist vor mehr als einem Jahrhundert bereits schon einmal einem solchen Fantasiegebilde hinterhergelaufen. Damals war das der sog. Äther. Wir haben in unserer Stiftung einige Historiker, die sich engagiert mit Wissenschaftshistorie beschäftigen; die Übereinstimmungen zwischen der damaligen Situation und der heutigen sind aus historischer Sicht frappierend. Grob gesagt, soll eine fehlerhafte Theorie mit etwas gestützt werden, was sich auf Biegen oder Brechen nicht nachweisen lässt. Die dunkle Materie ist ein Irrweg, ebenso wie es vor gut 100 Jahren der Äther war. Wir brauchen einen neuen Einstein.
Benjamin von Thalbusch

Es wird berichtet, „Auf neuen Bildern des James-Webb-Teleskops sehen die ersten Galaxien wie Bananen aus. Was die Bananen betrifft sollte man diese Josefine Baker überlassen, nach meiner nicht unwesentlichen Meinung. Nicht unwesentlich, weil ich selbst mal Jahrzehnte lang in der Astronomie Branche gearbeitet habe. Wenn die Galaxien tatsächlich wie Bananen aussehen, sollte man die Optik des Teleskops nachschleifen. Wieso dann das Rätsel der Schwarzen Materie gelöst wird, bleibt ein Rätsel der Betreiber. Aber vielleicht findet man Schwarzes Loch und das saugt Teleskope und Betreiber an, und das war es dann. Im nächsten Universum neues Glück, neue Teleskope, neue Betreiber und neue Bananen.
Hans-Emil Schuster

Interessant. Aber könnten die dunklen Teilchen nicht auch von vielen leichten Axiomen im Lauf der Zeit zu weniger, schwereren Wimps werden, durch „schwere“ Gravitation …?
Michael Koehn

Die scheinbare Bananenform der Galaxien ist eine Folge des Gravitationslinsen-Effekts, nicht – wie behauptet – die Form einer Galaxie. Deshalb erscheint es mir nicht stimmig, die frühere Form unserer Galaxie, der Milchstraße, könne ebenfalls diese Form gehabt haben.
Klaus Wolfbeisz


Leserbriefe zu „Dampf ablassen“. Gespräch mit Erik Knochenhauer geführt von Hannah Knuth und Jonas Schulze Pals

Das hessische Landesarbeitsgericht ist in der Gutleutstr. 130 in 60327 Frankfurt am Main und nicht in Wiesbaden.
Detlef Rein

Was denn nun? Im Schaubild wird die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Lokführer in Deutschland im Jahr 2023 mit 38.390 angegeben, und im Text wird der interviewte Lokführer Erik Knochenhauer als „einer von rund 19.400 Lokführern bei der Deutschen Bahn“ vorgestellt. Welche Zahl stimmt denn nun?
Björn Luley

Sie finden es „engstirnig“, dass EVG-Mitglieder sich dem GDL-Streik nicht anschließen wollen? A ja! Ich finde es engstirnig, fahrlässig den notwendigen ökologischen Umbau immer wieder mit überzogenen Forderungen mutwillig auszubremsen: Auch der gutwilligste Bahnkunde verliert allmählich die Lust am Verzicht aufs Auto.  Sie werden für einen anstrengenden, verantwortungsvollen Job im Schichtdienst zu schlecht bezahlt und Ihr Biorhythmus gerät durcheinander? Ach je! Und was ist mit Pflegepersonal oder Nachtschichten in der Produktion? Ich hoffe, ich erlebe es noch, dass die Bahn auf KI und autonomes Fahren umsteigt und sich die GDL-Egomanie ausgewerkschaftelt hat.
Sabrina Hausdörfer

Nur eine kleine Anmerkung zum Artikel „Dampf ablassen“: Herr Knochenbauer schildert seinen Schichteinsatz und sagt dabei „… Manchmal haben wir nur einen halben Tag Pause, dann geht es direkt wieder los.“ Vermutlich versteht er unter einem „halben Tag“ 12 Stunden, aber dazu hätte eine Nachfrage der beiden Zeit-Journalisten zu Klarstellung beigetragen.
Peter Forcher

Herr Knochenhauer verdient ca. 3.735 Euro brutto im Monat, ein Krankenpfleger ca. 3.764 Euro brutto im Monat (Quelle: https://www.jobs-regional.de/ausbildungsguide/gehalt-krankenpfleger) und ein LKW-Kraftfahrer ca. 2.942 Euro brutto im Monat (Quelle: https://www.stepstone.de/gehalt/LKW-Kraftfahrer-in.html). Die Tätigkeit von Herrn Knochenhauer besteht dem Artikel nach im Wesentlichen im Anfahren und Abbremsen. Krankenpfleger haben Schichtdienste und Bereitschaftsdienste, häufig auch Nachtdienste, LKW-Kraftfahrer sind oft lange unterwegs und müssen nicht nur anfahren und abbremsen. Sowohl Krankenpfleger als auch LKW-Kraftfahrer haben in der Regel einen deutlich anstrengenderen und stressigeren und ebenfalls verantwortungsvollen oder sogar noch verantwortungsvolleren Job als Lokführer. Ich konnte mich deshalb beim Lesen angesichts der Tätigkeitsbeschreibung und Argumente von Herrn Knochenhauer eines Schmunzelns nicht erwehren.
Ulrich Willmes


Leserbriefe zu „Ist die Linke zu woke?“ Streit von Alice Hasters und Susan Neiman

Ich würde den Damen weder „Links“ noch „Woke“ empfehlen. Es kommt eine Zeit, wo das Karriere-Killer sein könnten.  Aber „dass Identität immer einen Einfluss auf die Position hat“, da gebe ich Alice Hasters recht. Ich war nie ein Rassist. Ich liebe Mandela, Bischof Tutu, Ali und Miles Davis. Rassisten haben mich immer wütend gemacht. Aber inzwischen bin ich nicht nur ein weißer, sondern auch ein alter Mann. Aber in den letzten 10 Jahren hat mich die woke Bewegung gelehrt, dass ich als nicht-rassistischer weißer Mann nutzlos und ungewollt bin. Denn Identität bedeutet heute für junge, schwarze Menschen ein Karrierevorteil. Damit das so bleibt, brauchen sie dringen alte, weiße Rassisten. Nach Möglichkeit auch wohlhabend. Da möchte ich Alice Hasters natürlich nicht im Wege stehen. Also versuche ich so einem Feindbild zu genügen. Die beiden Damen haben scheinbar ein großes Bedürfnis nach dergleichen.  Leider bin ich nicht wohlhabend. Aber immerhin bin ich sehr liberal, neoliberal, wenn’s hilft. Und ich überlege ernsthaft, ob ich auf meine alten Tage doch noch ein einigermaßen vorzeigbarer Rassist werden könnte. Mögen mir die beiden Damen dazu die Daumen drücken! Ganz herzlichst!
Fred Klemm

Die Gretchenfrage, ob also Immigration nach Deutschland unbegrenzt zugelassen werden sollte, oder welche Regeln ansonsten gelten und in welcher Art durchgesetzt werden, wurde leider nicht gestellt. Ähnlich wie die Parteien am rechten Rand hat die Linke wenig konkrete Lösungsansätze zu bieten. Und da sie im Rahmen ihres universalistischen Projektes – fast wie nebenbei – die ganze Welt retten wollen, aber allenfalls in Deutschland bestimmen dürften, glaubt niemand mehr an sie.
Christian Voll

Das Argument des Tribalismus, das Frau Neiman vorgebracht hat, ist für mich am überzeugendsten. Tribalismus mögen wir Linken und Linksliberalen doch bitte den Pseudolinken und den Rechtsaußen überlassen. Ich habe keine Lust, mein Linkssein bzw. meine Linksliberalität ständig zur Schau stellen zu müssen, das kommt hoffentlich auch auf andere Weise heraus. Deswegen gendere ich durchaus, aber nicht durchgängig. Ich bin dabei, muss ich zugeben, ziemlich inkonsequent, vor allem aus ästhetischen Gründen. Ich bin auch nicht mit allem einverstanden, was der überwiegende Teil der Linken fordert. Bei Abtreibungen bin ich anderer Ansicht und meine Solidarität mit dem korrupten und faschistischen Gebilde „Palästina“ liegt seit München 1972 (bzw. seitdem ich davon erfahren hatte, sehr spät im Übrigen, erst Anfang oder Mitte der 80er, das sollte wohl auch verdrängt werden) bei null. Frau Hasters hat Recht: die Radikalisierung Deutschlands begann viel früher, nämlich in den 80er-Jahren, als der neo“liberale“ Zeitgeist einzog. Und Klassenkampfrhetorik à la Wagenknecht macht die Welt auch nicht gerechter. Damit spaltet man die Gesellschaft nur noch weiter. Ich glaube im Übrigen nicht, dass es überhaupt noch „Klassen“ in diesem Lande gibt, bestenfalls gibt es Schichten. Der angesprochenen ostdeutschen Rentnerin fehlt nämlich mit ziemlicher Sicherheit das dafür nötige Klassenbewusstsein und dem westdeutschen Rentner vermutlich auch. Derartiges Denken wurde uns durch die Desolidarisierung seitens der Neo“liberalen“ und -konservativen systematisch ausgetrieben. Warum die beiden Damen nicht verstehen, warum die Rechte es geschafft hat, die Linke zur Elite zur erklären, begreife ich wiederum nicht: Antiintellektualismus ist integraler Bestandteil des Rechtsseins. Die Rechten wollen einen Kulturkampf anzetteln, man muss aber nicht über jedes Stöckchen springen, das sie uns hinhalten. Andererseits sollen sie aber auch nicht glauben, dass wir alles hinnehmen.
Thomas Manthey

In der Diskussion mit Philosophin Susan Neiman beschreibt die Autorin Alice Hasters den Begriff woke folgendermaßen: «Der Begriff woke ist afroamerikanischer Slang. Er bedeutet ursprünglich, die Perspektive von schwarzen Menschen wahrzunehmen, die Diskriminierung, Ungerechtigkeit bis hin zu bestimmten Gefahren erleben.» Heute heißt woke sein, u.a. eine Opferrolle für die eigene Gruppe zu reklamieren und damit anderen Gruppen die entsprechende Täterrolle zu überreichen. Der Zweck einer Opferrolle ist, sich selbst oder einer Gruppe Vorteile zu verschaffen. oder auch ein Ideal zu unterstützen. Bei den im Artikel erwähnten «linken Werten» handelt es sich vor allem um Gerechtigkeit, um Chancengleichheit, um die Reduktion des Grabens zwischen Arm und Reich. Beim Begriff woke bezieht sich das allerdings nicht auf alle Themen, bei denen es um Gerechtigkeit geht. Das Aufreißen von neuen Gräben behindert dabei die Sicht auf alte Gräben, die nach wie vor wichtig sind. Daraus ergibt sich eine Unausgewogenheit, die zur Kritik am Begriff woke führt. Außerdem mit der Gerechtigkeit ist es so eine Sache. Die Gräben zwischen Arm und Reich haben verschiedene Ursachen. Eine davon ist sicherlich ungerechtfertigte Bereicherung. Eine andere Ursache beruht auch auf dem Prinzip „The Winner takes it All“. Dieses gilt nicht nur im Sport, sondern auch in der Kunst, in Wirtschaft und Technik. Was durch den technischen Fortschritt befeuert wird. Er gilt sogar in der Landwirtschaft. Großbetriebe kommen besser zurecht mit Fortschritt und wachsender Bürokratie.
Eine oft ignorierte Ursache des Grabens zwischen Reich und Alt liegt auch darin, dass sich eine erfolgreiche Gruppe problemorientierter (oder „richtiger“) verhält als eine andere. Und dies oft auch zum Nutzen der Allgemeinheit. In besonderem Ausmaße gilt das im Bereich der Demographie. Die unterschiedlichen Geburtenraten ergeben die weltweiten demographischen Gräben. Ein Beispiel für die Auswirkungen: Der Wohlstand Europas beruht auch darauf, dass es mit heute unzumutbaren und unnötigen Mitteln geholfen hat, das Bevölkerungswachstum den vorhandenen Ressourcen anzupassen. Solche Mittel waren etwa die Kloster-Laufbahnen oder das Erbrecht, das bewirkte, dass die Geschwister des Hoferbens oft gezwungen waren, als Dienstboten auf das Gründen einer Familie zu verzichten. Ein Beispiel: Das Dorf, in dem mein Vater geboren wurde, hat heute weniger als 400 Einwohner. Allein schon der größte Bauer im Dorf hatte vormals 21 Dienstboten (14 Knechte, 7 Mägde). Vermutlich ist der Unterschied der beiden Zahlen darauf zurückzuführen, dass die Mädchen länger bei den Eltern blieben und so oft ebenfalls keine Familie gründen konnten. Vgl. mein Buch «Die Technik reicht nicht. Was ist nötig, damit die Menschheit noch lange, gut fortbestehen kann.» (BoD 2016).
Die heutigen politischen Probleme lassen sich zum guten Teil auf den ungelösten Zielkonflikt zwischen den Menschenrechten auf Lebensunterhalt (Asyl, Wahl der Familiengröße unabhängig von Ressourcen) und dem Menschenrecht auf Eigentum zurückführen. Wenn es keine Obergrenze für die Migration gibt, gibt’s auch keine Obergrenze fürs Missachten des Rechts auf Eigentum. Konflikte wie der Bahnstreik oder die Proteste der Bauern sind die Folge. Fazit: Die Zukunftsprobleme lassen sich nur gemeinsam lösen. Pauschale Entlastungen von Gruppen, deren Unterstützung notwendig ist, sind nicht hilfreich. Ebenso nicht hilfreich sind pauschale Schuldzuweisungen an Gruppen, deren Mitglieder in vielen Fällen zur Entschärfung der Zukunftsprobleme beigetragen haben oder noch beitragen. Das betrifft nicht nur den Bereich der Ökonomie, sondern auch den der Demographie.
Gernot Gwehenberger


Leserbriefe zu „Flau am Bau“ von Anna Mayr

Wie bitte sollen durch serielles Bauen 3.000 € pro qm bei den Baukosten eingespart werden, wenn die gesamten Herstellungskosten pro qm Wohnfläche in etwa bei diesem Betrag liegen? Derzeit wird eine Eigentumswohnung im ländlichen Raum für 5.300 Euro verkauft darin sind Steuern, Planungskosten, Grundstückskosten, Geschäftskosten und Gewinn des Bauträgers enthalten.
Michael Großmann

Die „einfache Regel“ „je weniger Zinsen, desto mehr Bau“ mag vordergründig plausibel erscheinen, wenn man nur die Zeit nach der Finanz- und Euro-Krise oder gar nur den Zeitraum ab 2021 betrachtet.  Schon die beigefügte Grafik der Baugenehmigungen zeigt Anfang der 1990er Jahren etwa doppelt so hohe Werte wie um 2020 – bei einem Zinsniveau zum Teil über 8%. Leider fehlt in der Grafik der „Bautätigkeit“ der Zeitraum bis 1990 mit den hohen Fertigungszahlen nach den Bombenschäden und Millionen Geflüchteten und Vertriebenen im Westen, dann dem Sanierungsbedarf (zum Beispiel Bad und WC in der eigenen Wohnung) und der erforderlichen Energieeinsparung (weg vom arabischen Erdöl). Um den Zusammenhang zwischen Zins und Bautätigkeit zu untersuchen, wäre eine Kurve der durchschnittlichen Darlehnszinsen (möglichst ab 1949) erforderlich gewesen (Platz war noch genug auf der Seite). Außerdem empfehle ich einen Blick in alte ZEIT-Jahrgänge, etwa von 1974. Der Autor Securius zeigt dort, wie eine steuerliche Änderung (viele Ausgaben von Wohnungsbauträgern wurden nicht mehr als Werbungskosten, sondern als Herstellungskosten bewertet) die Bautätigkeit absacken ließ.
Überhaupt Anfang der 1970er Jahre: Die hohe Inflationsrate im Baugewerbe führte trotz hoher Darlehnszinsen dazu, dass verstärkt gebaut wurde („nächstes Jahr ist das Bauen noch teurer“); man sprach von „Betongeld“ bzw.  „-gold“. Soweit der unvollständige Überblick. Fazit: Der Zins gehört zweifelsohne zu den Bestimmungsfaktoren auf der Angebots- und der Nachfrageseite; desweiteren gibt es aber noch viele weitere Faktoren.  Nun noch ein paar private Erlebnisse: Seit über 4 Jahren versuche ich ein kleines Haus altersgerecht („barrierefrei“) umzubauen. Erst fand ich keinen Architekten, der Zeit für die Planung hatte. Dann zog sich die baurechtliche Prüfung lange hin. Seit 14 Monaten habe ich eine Baugenehmigung (mit geringfügigen Änderungen gegenüber dem ursprünglichen Plan). Dann war es schwierig, Baufirmen zu finden, die überhaupt noch Aufträge annahmen, oft ohne vorherigen Kostenvoranschlag (wenn, dann galten sie eine Woche oder mit der Klausel, dass Preisänderungen der Vorlieferanten vollständig weitergegeben werden).  Ohne umfangreiche Eigenleistungen wären wir noch längst noch nicht so weit. Zurzeit sind noch der Elektriker und der Heizungsbauer überlastet, ihre Gewerke gehen also nur schleppend voran. Ich hoffe, in 3 Monaten einziehen zu können. Wie gut, dass der Gesundheitszustand meiner Frau noch nicht zu einer Pflegestufe geführt hat.
Adolf Ronnenberg

Im Artikel wird viel geklagt und spekuliert. Ein Thema, dass das Bauen aus meiner Sicht nicht nur günstiger, sondern auch wesentlich klimaneutraler und nachhaltiger machen würde, nämlich das Bauen mit Holz, wird im Artikel leider gar nicht erwähnt. Und offensichtlich wird dies auch nicht in der Branche und in der Politik thematisiert. Sehr schade, dass könnte die Baubranche jetzt nutzen, um hier endlich mal den geforderten Klimazielen etwas näher zu kommen. Das Beispiel zeigt, wie wenig die Gesellschaft, Industrie und die aktuelle Politik der Ampel die echten Baustellen bezüglich Nachhaltigkeit und Reduktion der Treibhausemissionen angeht. Die Baubranche ist einer der größten Treibhausgas-Emittenten in Deutschland und der Welt. Allein die Zementproduktion verursacht nach den USA und China weltweit gesehen am drittmeisten Treibhausgase. Holz kann den Zement an vielen Stellen ersetzen und durch die längerfristige Verbauung und hoffentlich einem späteren Recyclingprozess, so dass es nicht verfeuert werden muss wenn es ausgebaut wird, schafft es einen langfristigen Kohlenstoffspeicher. Ich bin sehr verwundert, dass hierzu die Politik nicht längst bei den Hochbauämtern etc. konkrete Vorgaben zum Bauen mit Holz gemacht hat. Aktuell wieder schön zu besichtigen an der Exzellenzuniversität Technische Universität München beim Bau eines Forschungsgebäudes an der Liesl-Beckmann-Straße – von unten bis oben alles aus Beton.
Das passt nicht mehr in die heutige Zeit! Ein weiteres Beispiel wäre der Bau von Supermärkten. Ein sehr gutes Beispiel, bei dem man sieht, wie man nachhaltiger bauen kann ist der neue REWE-Markt in Scheyern, den das Benediktinerkloster Scheyern gebaut hat. Viel Holz und ein Gründach – und das schaut auch noch richtig gut aus. An anderer Stelle werden dagegen grad etliche Edeka-Märkte (aktuell in Gerolsbach, und vor kurzem in Reisgang, Petershausen und Reichertshausen) komplett aus Betonelementen gebaut. Abgesehen davon, dass man sich bei dem einen oder anderen Supermarktprojekt fragt, warum es noch mehr Verkaufsfläche braucht, fragt man sich auch, warum es hier nicht längst eine Holzquote für den Bau gibt. Bauholz gibt es genug und das auch noch zu absolut günstigen Preisen – zumindest bei mir als Forstwirt. Davon bin ich natürlich nicht begeistert, da diese Preise für mich keine nachhaltigen Preise sind. Die Preise müssten auf Forstwirtsseite mindestens doppelt so hoch sein – was vermehrtes Bauen mit Holz auch bringen könnte und das Bauholz nicht verteuern müsste. Die Sägebranche verdient hier gerade prächtig da sie die günstigen Einkaufspreise nicht wirklich an die Kunden für Schnittholz weitergibt – ein klares Marktversagen aufgrund einer Oligopolstruktur (gefördert von der EU und Österreich).
Stefan Thurner

Den aufschlussreichen Beitrag habe ich mit Interesse gelesen. Die grafische Darstellung Fertiggestellte Wohnungseinheiten enthält m. E. ein zweideutiges Element: Nach meinem Verständnis fehlt bei den Zweifamilienhäusern ein Zusatz, der darlegt, ob es sich um 22.950 Häuser mit 45.900 Wohneinheiten handelt, oder um 22.950 Wohneinheiten in Zweifamilienhäusern. Elegant ausgedrückt müsste es heißen 77.050 WE in Einfamilienhäusern und xx WE in Zweifamilienhäusern. Weil immer wieder bemängelt wird, dass die Deutschen im europäischen Vergleich eine geringe Eigentumsquote aufweisen: Ich behaupte, dass der Wert des im privaten Eigentum befindlichen Immobilienbestands pro Einwohner das Bild etwas zurechtrücken würde. Außerdem halte ich es für schlau, auch Mietwohnungen in verschiedenen Preislagen vorzuhalten, weil gerade qualifizierte Arbeitskräfte in der Zeit der Transformation der Wirtschaft räumlich flexibel bleiben möchten (oder müssen), um ihre Arbeitsangebot jeweils am regionalen Bedarf ausrichten zu können. Da wäre Wohneigentum nur ein Klotz am Bein. Mit 75 Jahren und seit meiner Heirat sieben Umzügen in 5 Regionen spreche ich aus persönlicher Erfahrung.
Wilfried Süß


Leserbriefe zu „Wie geht man mit so einem Feind um?“ von Evelyn Finger

„Die Zeit“ bezieht also entschieden Position im Kampf zur Deutungshoheit betreffend des Nahostkrieges. Wären nicht vor kurzer Zeit drei israelische Geiseln mit weißen Fahnen und nacktem Oberkörper von der israelischen Armee erschossen worden und sähe man nicht immer wieder die Bilder von völlig zerstörten Städten in Gaza, stünde man nicht so gänzlich fassungslos der Veröffentlichung dieser Interviews gegenüber. Das ganze Elend eines Krieges so darzustellen, indem man Betroffene einer Seite zu Wort kommen lässt und die Betroffenen der anderen Seite ausblendet, das, dachte ich mir, kommt nur im Boulevard vor. Wie man sich doch täuschen kann!
Hermine Stampfer-Schriebl

Die Berichte von Amos Davidowitz und Amit Barak werden von Ihnen mit der Unterschrift versehen „Ihre Angaben können wir nicht prüfen“. Natürlich können Sie das nicht, es ist ja auch keine journalistisch sauberen Recherchen, sondern es sind persönlich gefärbte Schilderungen in der Rubrik Glauben und Zweifeln, die auch als solche ausgezeichnet sind. Vielleicht ist es ja für deutsche Leser tatsächlich ungeheuerlich, was die Soldaten erzählen. Ihre Kommentierung suggeriert aber, dass sich die Soldaten das alles möglicherweise ausgedacht haben, eine implizite Behauptung, die für uns jüdische Menschen in diesem Land ihrerseits ungeheuerlich ist.
Hanna Liss

Danke für die Berichte der zwei israelischen Soldaten auf Seite 54 in der Rubrik Glauben und Zweifeln. Ich habe lange auf einen solchen Artikel gewartet. Aus welchen Gründen auch immer, kaum jemals wird erwähnt, dass es unsinnig ist in diesem Krieg zwischen Soldaten und Zivilisten zu unterscheiden, als gäbe es hier einen „normalen“ Krieg, in dem die unschuldige Zivilbevölkerung leidet. Viel zu selten wird auch gesagt, dass die Hamas der eigentliche Feind aller ist, weil sie es genau darauf anlegt viele Opfer zu „produzieren“, egal ob Palästinenser oder Israelis. Wie perfide die Kriegsführung der Hamas ist, wird hier genau dargelegt. Ich finde, es schade, dass dieser Artikel lediglich die Meinung zweier Soldaten darstellt. Ich meine, dass es zur deutschen Staatsräson und zum journalistischen Handwerk gehören müsste, diese Wirklichkeit immer wieder zu erzählen. Oft habe ich den Eindruck, dass wir nur das Narrativ der Hamas von den vielen unschuldigen Opfern zu hören bekommen. Das finde ich nicht richtig.
Detlef Bertram

Folgende Anmerkungen zum Artikel „Glauben & Zweifeln“ – Wie geht man mit so einem Feind um?: Die beiden beschreiben, dass sie Schritt für Schritt vorangehen, ganz langsam … Das kann sich eigentlich nur auf die Bodenoffensive beziehen. Was ist mit der Zeit davor? Die israelische Armee hat wochenlang ununterbrochen bombardiert und den kleinen Gazastreifen mit 2 Millionen Palästinensern einschl. der Hamas in Schutt und Asche gelegt. Ohne Rücksicht auf Frauen, Kinder und alte Leute. Es gibt sicher auch unter den Männern Nicht-Sympathisanten, die keine Anhänger der Hamas sind. Unter den Toten gibt es auch Ärzte, Krankenschwestern und UN-Personal, die Hilfe leisten. Ein solches barbarisches Vorgehen ist durch nichts zu entschuldigen. Eine so gut ausgebildete Armee samt Geheimdienst muss andere Strategien anwenden. Der Frage „Wie geht man mit so einem Feind um?“ sollten andere vorangehen: „Wie konnte es so weit kommen?“ Was haben wir selbst falsch gemacht?“ Solange Israel sich die eigenen Fehler nicht selbst eingesteht, wird sich nicht viel ändern. Die Hamas wird man so nicht besiegen. Im Gegenteil, der Hass wird immer tiefere Wunden verursachen, die kaum zu heilen sind. Leider mussten sehr viele Menschen sterben und verletzt werden, ihr Hab und Gut verlieren, damit die Weltöffentlichkeit auf die Probleme der Palästinenser aufmerksam wird. Sie wurden zu lange vergessen und sich selbst überlassen. In der Hoffnung auf ein Nachdenken und Einlenken der israelischen Regierung,
Doris Steuer


Leserbriefe zu „Fridays gegen Future“ von Henrik Rampe

Vielleicht sollte sich „Fridays for Future“ umbenennen in „Fridays for Hamas“, wenn es den Aktivist*innen nicht mehr um die Begrenzung der Erderwärmung, sondern um die Vernichtung des Staates Israel geht. Aber im Ernst: Ich finde es erschreckend, wie leicht ein paar Leute, denen offenbar nicht der Klimaschutz, sondern die Vernichtung des Staates Israel am Herzen liegt, die Bewegung „Fridays for Future“ missbrauchen und in Verruf bringen konnten. Noch erschreckender finde ich freilich, dass selbst der Gründerin der Bewegung der Kampf gegen den Staat Israel offenbar inzwischen wichtiger ist als der Kampf gegen die Klimakrise. Von solchen Aktivist*innen muss sich die Bewegung meines Erachtens schnellstmöglich trennen, wenn sie glaubwürdig bleiben will.
Ulrich Willmes

Ich fasse es nicht: Ein uninteressanter, narzisstischer 19-jähriger Dummkopf, wie es viele gibt, darf sein Kaputtsein und seine einzige Kompetenz, nämlich manipulative Handhabung in Social Media von einem Redakteur in Worte fassen lassen. Es ist nicht von Relevanz, ob er Antisemit ist oder nicht, es reicht bereit sein offensichtliches Kaputtsein, um ihm keine Öffentlichkeit zu geben. Sollte er überhaupt Print lesen, empfehle ich ihm, Aufbauarbeit zu leisten in einem der seit 75 Jahren existierenden und immer noch als Flüchtlingslager bezeichneten palästinensischen Wohngebiete, egal ob in Gaza, Libanon oder im Westjordanland.
Prietzel-Düwel

Der Artikel „Fridays gegen Future“ zeigt, dass auch Bewegungen wie Fridays for Future (FFF) nicht immun sind gegen Hass und destruktive Hetze. Nicht überraschend eigentlich. Aber bitter: Typen wie Hasan Ö. sind dabei zu zerstören, was Tausende „Luisas“ aufgebaut haben. Was folgt daraus: Wer langfristig Klimapolitik verändern will, muss rein in die demokratischen Parteien und ihre Strukturen. Und nicht nur zu den Grünen bitte. Ich würde mir wünschen, dass engagierte FFF-Aktivistinnen und -Aktivisten in Union, SPD und FDP z.B. gegen klimaschädliche Subventionen kämpfen, für ausreichend hohe CO2-Preise (und weltweiten Emissionshandel), den Ausbau Erneuerbarer Energien und Aufbau einer klimafreundlichen Wasserstoffwirtschaft. Verbündete finden sie dort auf jeden Fall – mehr als sie wahrscheinlich denken. Mit etwas Geduld, Kompromiss- und Lernbereitschaft erreicht man so auch parlamentarische Mehrheiten.
Martin Lochner

Bühne für antisemitischen Egoshooter. Warum bietet „DIE ZEIT“ einem deutlich antisemitisch, israelfeindlich und geltungsbedürftig aufgestellten Menschen eine ganze Seite zur Selbstinszenierung zur Verfügung? Um deutlich zu machen, dass er mit seinen verpeilten Aktionen Friday for Future schadet, hätte eine Zeile gereicht – aber so macht dieser Artikel keinen Sinn und ärgert den Leser.
Christoph Stellmacher


Leserbriefe zu „Ich muss ja nicht rumbolzen“. Gespräch mit Caren Miosga geführt von Götz Hamann

Wenn die Moderatorin über einen Knopf im Ohr von Ihrer Redaktion hört, dass die Aussage eines Gesprächspartners Fake sei, ist dies einerseits schon hilfreich. Andererseits erscheint die öffentliche Medial-Blase narrativ derart einseitig ausgerichtet, dass solche redaktionellen Einschätzungen schnell parteiisch sein können. Wenn ein Gast die Meinung vertritt und begründet, dass Putin zu einem Gutteil zu seinem Krieg provoziert wurde, wird damit schon eine narrative rote Linie überschritten? Wenn ein Gast in der breiten, ansässigen Bevölkerung keinen nennenswerten Antisemitismus entdecken kann, gilt dies dann als Fake oder gar antisemitisch? Der Moderatorin sei hiermit von Herzen gewünscht, dass es ihr bei ihrer Arbeit gelingt, an eingefahrenen Narrativ-Routinen vorbei für die breite Bevölkerung als nachhaltig glaubwürdig zu gelten.
Kurt Schäfer

Zu den Talk-Sendungen von Markus Lanz und nun Caren Miosga. Dem Erstgenannten würde ich raten, die letzte Antwort von C. Miosga in ihrem ZEIT-Interview zu überdenken.
W. Loacker

Vielen Dank für das mutige und emanzipierte Interview mit Karen Miosga. Die Republik traut sich etwas zu! Sie engagierte Frau Miosga, um Anne Wills Sonntagabend Talkshow zu übernehmen. Ich bewundere diese Frau zutiefst, und erfreue mich an der Präsenz ihrer Antworten auf ihre Fragen. Freue mich auf ihre Sendungen, stellte erschrocken fest, dass ihr Interview im Bereich “ Wirtschaft“ angesiedelt ist, und ich mich doch eher, als “ Nachhaltigkeit- eher Nicht-Kapitalistin empfinde. Desweiteren ihr Antworten sich im Verlauf ihres Interviews mit einer Brillanz darstellen, die mich glücklich, erstaunt zurücklassen. wow, eine Frau hat mit einem Mann eine Firma gegründet, um eine Talk Show produzieren zu können. Mit ihrem Geld, Ihrer Expertise, ihrem Mut. Danke! Und schon die Reaktion auf ihre Anmerkung “ Die Zeit“: “ so unterscheiden sich Träume und Realität wohl so oft“, ist wunderbar, scheint sie doch für den “ Drüberhinwegleser nichts mit ihrer Anmerkung zu tun zu haben, dass sie es bedauere, nicht einmal eine Zeitlang in Moskau gelebt zu haben, und gibt mir zu verstehen, wie sehr die Emanzipation ihres Wesens, bei ihr verankert scheint. Denn wie Hr. Hamann will man denn eigentlich „Realität“ definieren? Unfassbar gut! Danke Fr. Miosga! Gelacht habe ich bei Ihrer Antwort “ Muss ich mir Sorgen machen? Frage und ihre faszinierend brillant kluge Schlussfolgerung als Behauptung: “ Freundlich plus empathisch gleich konfliktscheu. Eine Bessere hätten Sie nicht finden könne für ein Interview, Hr. Hamann. tausend willkommen Danke schön aus der Welt der Frauen.
Regina Sowa

Talkshows sind für mich längst schon aus der Zeit gefallen. Bei der Talkshow mit Frau Miosga werde ich nochmal eine Ausnahme machen, wenn da wieder alle gegen einen lostreten sollten, dann ist für mich endgültig Schluss mit dem Thema „Talkshow sehen“. Das dauerhafte Herumgeätze gegenüber der AfD, der ständig irgendwelche rechtsradikale Dinge vorgeworfen werden, ohne das mit konkreten Beispielen zu belegen. Wo und wie bitte betreibt denn diese AfD diese ständigen Volksverhetzungen und warum um Gottes Willen, sollte die AfD die Demokratie abschaffen wollen? Wo hat sich denn nur der Linksradikalismus versteckt?
Klaus P. Jaworek


Leserbriefe zu „Alter Ego“ von Heinrich Wefing

Unglaublich, mit wie wenig Substanz ein Leitartikel auskommt. Ein alter Mann und noch einer. Das wars. Wie wäre es mit den Vorteilen des Mehrheitswahlrechts, das Wählern Alternativen gibt. Oder mit dem deutschen Verhältniswahlrecht, wo sich die politische Mitte so radikalisiert, dass der Wähler zu den Rändern flüchtet. Wie wäre es mit den Politiken von Trump und Biden und nicht der immer gleiche personalisierte Antiamerikanismus. Und nehmt Trumps Politik verdammt noch mal ernst und habt Respekt vor unserer Schutzmacht! Von einem Leitartikel der Zeit darf man mehr erwarten.
Fred Klemm

Sie schreiben in ihrer Überschrift „Viele Amerikaner, wollen weder Trump noch Biden. Doch das Wahlsystem verhindert andere Kandidaten“. Diese Aussage ist so nicht korrekt. Es gibt ja über die Vorwahlen die Möglichkeit, dass sich auch andere Kandidaten durchsetzen können. Von daher ist nicht das Wahlsystem per se eine mögliche Ursache dafür, dass sich kein anderer Kandidat durchsetzt. Es ist es eher die momentane Konstellation eines amtierenden Präsidenten, der in aller Regel wieder als Kandidat aufgestellt wird und auf der anderen Seite ein Donald Trump, der zumindest momentan augenscheinlich nicht oder nur sehr schwer zu verdrängen ist. Wenn sie zu den Chancen, der Kandidatur von Niki Haley ganz lapidar „(unwahrscheinlich)“ schreiben, Ist das für mich eine plausible, aber trotzdem gewagte Prognose. Wenn man sich die Dynamik der Vorwahlen aus der Vergangenheit anschaut, kann man schnell erkennen, dass sich erst zeigt, wer die Nase wirklich vorne hat, wenn sich das Bewerberfeld ausgedünnt hat und sich nur noch zwei Kandidaten gegeneinanderstehen. Immerhin hat Chris Christie das Handtuch geworfen. Und in dem Moment, wo auch De Santis die Flügel streckt, wird es erst richtig spannend. Nicki Hailey hat eine bemerkenswerte Aufholjagd hingelegt und wird inzwischen von sehr einflussreichen Geldgebern unterstützt. Ich würde 1000 € darauf wetten, dass sie das Rennen macht.
Faried Muscati

Nicht das US-Wahlsystem verhindert andere Kandidaten, sondern der Ego-Tripp des jetzigen und des letzten Präsidenten. Man kann nur hoffen, dass Biden krachend bei den Vorwahlen scheitert und eine überzeugende Demokratin das Rennen macht.
Wilhelm Büttemeyer


Leserbriefe zu „Psychokrieg in Tilsit“ von Michael Thumann

Zitat: „Hui sind Reisen aus Russland in die EU kompliziert geworden“. Da der Autor dieses Berichts versäumt hat, ähnliche Situationen früherer Transitreisen auf deutschem Boden zu erwähnen, möchte ich das nachholen und an diese deutsch-deutsche Geschichte erinnern. Der „Reisebericht“ „Psychokrieg in Tilsit“ hat mich 1 zu 1 an meine Transitreisen von und nach West-Berlin durch die ehemalige DDR erinnert! Ich bin beinahe sprachlos über diese Parallelen. Insbesondere kommt mir eine nächtliche Reise in Erinnerung, bei der mir die Vopos (zu Unrecht) unterstellt hatten, ich hätte die Transitstrecke verlassen: Fahren Sie links ran. Eine Stunde Wartezeit ohne Aufklärung. Danach etwa eine weitere Stunde Wartezeit auf einem Stuhl in einer Baracke. Danach Befragung „wo kommen Sie her, wo wollen Sie hin, wo wohnen Sie, was sind Sie von Beruf, …“. Danach weiteres Warten. Weiterfahrt zum nächsten Stopp: Ähnliche Befragung wie zuvor; und wieder warten. Dritter Stopp wieder warten und Befragung. Nach etwa drei Stunden Passübergabe und freie Fahrt nach Bayern. Das war am Grenzübergang Hirschberg (Thüringen) / Rudolphstein (Bayern), an der heutigen A 9 und nach(!) dem Transitabkommen 1971. Insbesondere vor dem Transitabkommen waren Amtsstuben und Psychokriege der Vopos der Gräuel jeder Transitreise. Meine frappierende Schlussfolgerung: FSB-Beamte und DDR-Vopos nutz(t)en die gleichen schikanösen Arbeitsanweisungen.
Rüdiger Weis

Russland möchte gerne in die Europäische Union, kurz EU genannt. Der Kreml biedert sich an mit der Königin Luise Brücke, die über die Memel führt und die Grenze zwischen Litauen und Kaliningrad markiert. Und die Stadt hieß früher mal Königsberg. Das erinnert an die erste Strophe des Deutschland Lieds, heute nicht mehr korrekt, „Von der Maas bis an die Memel“. Na bitte, Putin hat noch mehr zu bieten. Billiges Gas und Öl, russische Staatsanleihen und Tourismus zum Roten Platz. Also herein mit den Russen und darauf einen Wodka aus einem großen Glas.
Hans-Emil Schuster

Die Königin-Luise-Brücke über die Memel markiert nicht die Grenze zwischen Kaliningrad und Litauen, sondern die zwischen Tilsit und Litauen! Insofern hätte auch die Kartenzeichnung nicht Kaliningrad, sondern Tilsit zeigen müssen. Man stolpert über die fehlerhafte Bildbeschriftung bereits bei Betrachtung der Karte.
Juliane Duvigneau


Leserbriefe zu „Wir sind nicht die Konsumentenpolizei“ Gespräch mit Alexander Birken, geführt von Laura Cwiertnia

„Schon fast lustig zu lesen, wie Herr Birken stolz darauf ist, nicht die Nische mit Pelzen und Tropenholz zu bedienen und den Blauen Engel auf einigen der angebotenen Produkte zu haben (der prangt übrigens sogar auf dem Kreuzfahrtschiff AIDA). Um den gesellschaftlichen Schulterschluss zu erreichen, den Herr Birken vorschlägt, wäre es ein erster Schritt die eigenen Abhängigkeiten und Zwängen zu benennen, die einer wirksamen Transformation des Unternehmens entgegenstehen – und dann diese tatsächlich im gesellschaftlichen Austausch abbauen. Sicher würde das nicht bedeuten als Händler zur Konsumpolizei zu werden, sondern aufzuhören der Dealer zu sein.“
Tobias Littschwager

Im Interview mit Herrn Birken vom Otto-Konzern sagt dieser: „Der Onlinehandel ist klimaverträglicher als der Handel in Ladengeschäften, weil die Sendungen gebündelt zu den Kunden kommen und nicht jeder einzeln in die Stadt fährt. Das ist wissenschaftlich belegt.“ Ist Ihnen dieser Beleg bekannt? Ich habe im Unterricht immer das Gegenteil behauptet, allerdings bezogen auf eine Großstadt (Berlin). Hier sehe ich als Alternative, dass die Kunden zumindest zu einem großen Teil mit dem ÖPNV oder zu Fuß zum Ladengeschäft gehen, was eher umweltverträglicher ist. Ein Großteil der Bevölkerung lebt nun in solchen Großstädten, daher würden mich hier verfügbare Zahlen interessieren. Ich habe keine gefunden. Wäre ggf. auch eine Frage für die Rubrik „Stimmt‘s?“
Thomas Struppe


Leserbriefe zu „Das Ausmaß der Grausamkeit“ von Jürgen Zimmerer

Das neue Modewort heißt Kontextualisierung, hätte auch der deutschen Kolonialgeschichte gutgetan. Deutschland war eine späte und unbedeutende Kolonialmacht. Es gibt nichts zu beschönigen, was in Namibia oder Tansania geschehen ist. Doch Jahrhunderte vorher schon hatten Spanier, Niederländer oder Briten ihre brutale Handschrift in Übersee und im Sklavenhandel hinterlassen und der belgische König sich den Kongo zur privaten Beute gemacht mit Millionen Opfern. Vergangenheitsbewältigung scheint vor allem eine deutsche Sitte zu sein, die mit Staatsgeld prächtig gedeiht und zahllosen Tugendwächtern ihr Auskommen verschafft. Das Büßergewand steht anderen ungleich besser.
Christoph Schönberger

Im Detail hat Herr Zimmerer natürlich recht mit seiner Kritik am offiziellen Diskurs bezüglich der Dekolonisierungsdebatte. Wir wollen das Thema mit ein paar Gesten abtun, noch ein wenig forschen und damit soll es gut sein. Wir wollen nicht begreifen, dass buchstäblich alles, was wir als unsere materielle und kulturelle Identität betrachten auf der Grundlage der Maßlosen Ausbeutung der Natur, der Vernichtung von indigenen Völkern, der Sklaverei und des Kolonialismus beruht. Und noch weniger wollen wir begreifen, zu welchen Menschen wir selbst dabei geworden sind. Die Selbstgerechtigkeit, die in der “großmütigen” Restitution steckt, ist auch wieder nur eine der Masken des Kolonisators, der nicht nur die Macht behalten will, sondern sich auch noch moralisch erhaben fühlen möchte. Ein Umdenken wäre eine europäische Aufgabe, die aber auf sich warten lässt.
Dieter Schöneborn

In seinem Beitrag für die ZEIT vom 11. Januar 2024 beklagt der Historiker Jürgen Zimmerer, dass das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste ausgeschlossen habe, „die rassistische Wissenschaftsgeschichte der human remains am Uni-Klinikum Hamburg aufarbeiten zu lassen“. Das Zentrum „verweigere“ sich damit einer „Auseinandersetzung mit den rassistischen Strukturen deutscher Universitäten und Sammlungen“. Dieser Darstellung möchten wir entschieden entgegentreten. Zum Hintergrund: Herr Zimmerer hat 2019 Projektgelder beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste beantragt. Das Zen­trum för­dert die Pro­ve­nienzforschung zu unrechtmäßig entzogenen Kultur- und Sammlungsgütern an Einrichtungen wie Museen, Universitäten und Bibliotheken. Herrn Zimmerers Antrag betraf Provenienzforschung zu den sterblichen Überresten von 75 Individuen aus ehemals kolonisierten Ländern; diese sogenannten human remains befinden sich heute im Universitätsklinikum Eppendorf.
Richtig ist: Der Antrag von Herrn Zimmerer wurde vom Zentrum bewilligt. Weder dem neunköpfigen Förderbeirat noch dem Vorstand des Zentrums fiel die Abwägung zwischen den damals eingereichten Anträgen leicht. Der finanzielle Umfang des Antrags von Herrn Zimmerer betrug ein knappes Viertel der für alle Projekte in diesem Bereich zur Verfügung stehenden Fördermittel. Eine vollumfängliche Bewilligung wäre nur auf Kosten anderer Antragsteller möglich gewesen.
So wurde entschieden, bei Herrn Zimmerers Projekt nur diejenigen Forschungsmethoden zu fördern, die unabdingbare Voraussetzung für die Identifikation verschleppter Individuen und damit für die Kontaktaufnahme mit ihren Herkunftsfamilien und -gesellschaften sind. Wir bedauern, dass Herr Zimmerer auf diese Entscheidung hin seinen Antrag zurückgezogen hat. Ziel von Provenienzforschung aber muss die Ermöglichung von Restitutionen sein. Die Aufarbeitung von Institutions- und Wissenschaftsgeschichte dagegen gehört nicht zu den Aufgaben des Zentrums. Museen und Universitäten sollten sie mit Unterstützung ihrer Träger aus eigener Kraft unternehmen. Wenn die Mittel dafür nicht ausreichend sind, kann das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste hier leider nicht unterstützen, so notwendig die Aufarbeitung auch ist.
Die Zahl der menschlichen Überreste aus ehemals kolonisierten Ländern in deutschen Sammlungen übersteigt laut jüngster Umfrage der Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten die ungeheuerliche Zahl von 17.000. Daher müssen das Zentrum und sein Förderbeirat immer wieder abwägen, an welchen Stellen Kürzungen in einem Projekt sinnvoll sind, um auch anderen Antragsteller:innen Mittel für die Provenienzforschung – und damit auch die Vorbereitung von Restitutionen – zur Verfügung stellen zu können. Abstriche an ihren Projekten mögen für einzelne Antragsteller:innen schmerzhaft sein, sollten jedoch in der Einwerbung von Drittmitteln erfahrene Professor:innen nicht überraschen.
Gilbert Lupfer, Larissa Förster


Leserbriefe zu „Nüchtern betrachtet“ von Carla Neuhaus

Nüchtern betrachtet, was die Ureinwohner nicht immer sind, liegt Lonsheim im schönen Rheinhessen (in Rheinland-Pfalz) und ist das größte Weinanbaugebiet Deutschlands.
Christina Sirrenberg

Ein bisschen Lokalpatriotismus muss sein. In Ihrem Artikel wird die Weinkellerei Trautwein Lonsheim nach Hessen verlagert, liegt aber in Rheinhessen und das gehört zu Rheinland-Pfalz.
Rolf Sachs


Leserbrief zu „Wie viel Deich braucht das Land?“ von Sibylle Anderl et al.

Vielen Dank für den informativen Artikel, der gleichwohl um einige Aspekte ergänzt werden muss. Es heißt, „um sich vor dem nächsten Hochwasser zu schützen, muss Deutschland sich verändern“. Zweifellos richtig. Die Formulierung „zu schützen“ impliziert Prophylaxe. Besteht die nur in Deichbau, der Platz braucht und viel Geld kostet? Gibt es ergänzende Maßnahmen, die leichter zu realisieren sind und nicht so viel Geld kosten oder Platz brauchen? Vor einigen Jahren stand in einer Tageszeitung, dass in Äthiopien an einem Tag Millionen von Bäumen gepflanzt wurden. Die Blätterdächer (zumindest im Sommer) nehmen Regen auf und geben das Wasser später stoßweise (Wind) wieder ab, so dass nicht solche Wassermassen auf einmal auf den Boden prallen. Wäre eine solche konzertierte Baumpflanzaktion in Deutschland auch möglich? Mit schöner Regelmäßigkeit wird darüber geklagt, dass zu viel Fläche versiegelt wird. Kennen wir nicht alle idiotisch große Sperrflächen? Wie ist die Norm (gibt es garantiert) für die Anzahl der Bäume pro Supermarktparkplatz? Könnten es ein paar Bäume mehr sein? Sie erwähnen die Niederlande. Vor kurzem wurde in den TV-Nachrichten darüber berichtet, dass man in den Niederlanden begonnen habe, Boden zu entsiegeln unter Beteiligung der Bürger (es soll zu einem richtigen „Wettbewerb“ zwischen den Städten gekommen sein). Hier ein bissl am Haus, dort die freie Fläche unter einem Baum vergrößert. Den Fußweg um eine Platte verschmälert und offengelassen. Flächen (Spielplätze etc.) wurden so gestaltet, dass sich in ihrer Mitte das Wasser sammeln kann, das später kontrolliert abgelassen wird. Das alles verhindert möglicherweise keine Überschwemmungen, aber vielleicht sind sie ein bisschen weniger ausgeprägt. Warum geht das in Deutschland nicht? Blockierte Republik oder schlicht Brett vorm Kopf?
Gerd-Rüdiger Erdmann


Leserbrief zu „Leider nur scheinreich“ von Ingo Malcher

Ist dieser Beitrag aus den Zeiten eines Dr. Jürgen Schneiders „gekupfert“? Wen wundert’s eigentlich jenseits raffgieriger Geldgeber, autistischer Politiker und naiver Journalisten, dass es diesem Pack von Blendern wie Neue Heimat, Schneider und nun Benko immer wieder gelingt, zu tarnen, zu täuschen und sich dann gut abgesichert zu verpissen?
Jürgen Dressler


Leserbrief zu „Wurzel des Problems“ von Sophie Neukam

Warum so viele Überlegungen? Es geht doch ganz leicht: In den letzten drei Jahren habe ich langsam, aber sicher mehr als 10 Kilo (von 83 auf derzeit 72 Kilo) abgenommen, weil ich auf ärztlichen Rat hin meinen Schokoladenkonsum reduziert habe. Die Änderungen: 7.30 Uhr 1 Schnitte Vollkornbrot mit Aufstrich/Aufschnitt (statt 1 Tafel Schokolade), 11.30 Uhr ebenfalls 1 Schnitte Vollkornbrot mit Aufstrich/Aufschnitt (statt 1 Tafel Schokolade). Unverändert blieben: 15.30 Uhr 1 großes Stück Kuchen, 18.30 Uhr Abendessen: z. B. mäßig Fleisch oder Fisch, viel Gemüse oder Salat, wenig oder keine Beilage. Alternativ: Suppe (z. B. Linsen-, Bohnen-, Möhren-, Erbsen-, Kohlrabi-, Gemüse- oder Kartoffelsuppe) mit geringer Fleischeinlage oder Maultaschen mit Zwiebeln oder Auflauf oder Quiche oder Reibekuchen mit Apfelmus oder Rührei mit Gemüseeinlage auf Brot oder (einmal pro Woche) Pizza. Nachtisch: z. B. 2 Pralinen oder Trüffel. Getränke tagsüber: ungesüßter Kaffee oder Leitungswasser, gelegentlich Bier oder Wein (nur am Abend), nach dem abendlichen Zähneputzen nur noch Leitungswasser. Zwischendurch bei Bedarf: Nüsse (nicht mehr nach dem Abendessen und Zähneputzen). Ergänzend: Gymnastik oder zumindest Spaziergänge (1 bis 2 Stunden pro Tag). Nachtruhe: ab 22 Uhr. Probieren Sie es aus. Es wird wohl auch bei Ihnen funktionieren.
Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Er macht weiter“ von Jana Simon

Wie wohl einige Interessierte habe ich mich über die Entwicklungen von Palästinensern und dem israelischen Staat informiert. Meine Wahrnehmung von Israel war ein von der UN befürworteter Staat, Kibbuzbewegung, eine gute wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung. Viele Freunde waren schon dort und alle wollten mal hin. Kriege musste Israel gegen arabische Nachbarstaaten zum Selbsterhalt führen. Die Vertreibung und Enteignung der Palästinenser 1948 war mir bis jetzt nicht bewusst. Ich las auch in den 80-ern von den Massakern in Sabra und Chatila aber erst J E T Z T von der maßgeblichen Rolle der israelischen Armee bei diesen Verbrechen. Palästinenser waren in meiner Wahrnehmung für Attentate verantwortlich in München und auch anderswo, aber die PLO stand für Verhandlungen mit Israel und auch den USA. Herr Friedmann nimmt von Holocaust (niemals und durch nichts zu relativieren) bis Nakba, von Golda Meir bis zu seiner eigenen Familiengeschichte alles aus dem Kontext. Wieso glaubt er, seit 75 Jahren staatenlose Palästinenser und israelische Bürger einer Atommacht sind gleichberechtigte Gesprächspartner bei Annäherung und Versöhnung?  Menschliches Verständnis werden Familien immer gegenseitig aufbringen können. Aber wenn „Israel“ seinen Enkeln nicht auch die eigenen Verbrechen erzählt, dann werden diese die Entwicklungen (bereits vor dem Überfall und der Geiselnahme) für richtig halten, nämlich die Einebnung palästinensischer Schulen und die Aussage einer Siedlerin, die Palästinenser sollen doch irgendwo in der arabischen Welt leben, den Israelis gehört laut Bibel das gesamte Land.  Vielen Menschen, nicht nur Jugendlichen, kommt vieles aus Israel jetzt als Heuchelei vor.
Brigitte Faber


Leserbrief zu “This is Lagos!“ von Yves Bellinghausen

Ich habe aus persönlichen Kontakten eine gewisse Kenntnis über die nigerianische Mentalität. Aufgrund der wirtschaftlichen Zwangssituation dort und des enormen Zwangs, irgendwie, egal was immer auch dafür nötig ist, „erfolgreich“ zu sein resultiert zwangsläufig eine geradezu tunnelartige Fokussierung auf Geld und Status, eingebettet in eine hochgradige „Neidkultur“. Der von – nach meinem Eindruck – Faszination und touristischem Interesse geprägte Artikel ist hochinteressant, wenn man die(se) afrikanische Kultur an sich so schätzt wie ich, aber auf der anderen Seite genauso befremdlich wie Ähnliches über z.B. Dubai, Katar oder die Türkei. Durchaus richtig: Nur in Lagos, der Wagenburg bzw. Insel der Seligen oder derjenigen, die es werden wollen (und wer es einmal ist, der will es um jeden Preis bleiben) kann man wohl ungefährdet so richtig die Sau rauslassen – oder (mindestens) überleben. Wie Sie zutreffend schreiben, regieren von Lagos aus in fast jeder Himmelsrichtung Warlords und ganz besonders Boko Haram. Vom Osten Nigerias (dto. Kamerun und Niger) flüchten die Menschen in den Tschad. Deren Vieherden fressen den Menschen dort buchstäblich alles weg. Der Tschad ist unter den sieben ärmsten Ländern Afrikas das mit der geringsten Wirtschaftskraft.
Nigeria bekommt nach Syrien, Äthiopien, Bangladesch, Jemen und Afghanistan mit ca. 4 Milliarden $ (glaube ich, in der ZEIT war kürzlich ein Artikel dazu) die höchste weltweite „Entwicklungshilfe“. Und das, o b w o h l Nigeria in Afrika das reichste Land mit der größten Wirtschaftskraft ist. 2022 (Wikipedia) war Nigeria mit 441 Milliarden $ Bruttoinlandsprodukt die größte Volkswirtschaft Afrikas. Sehen Sie die Relation z.B. zum Tschad (wieviel bekommt der eigentlich an „Entwicklungshilfe“)?  Was machen die in Nigeria eigentlich mit der ganzen Kohle??? Rhetorische Frage, sh. Mentalität, sh. Lagos. Ich verstehe zwar den hedonistischen Spaß am „Nigerian Dream“ generell, aber die touristische Begeisterung an der Partymeile Lagos unter diesen Umständen, genauso wie das Entzücken über Monstrositäten wie Palm Jumeirah oder den Burj Khalifa, doch nur bedingt. Sowas sollte man etwas „einhegen“, finde ich, und auch die Verwendung der Gelder, z.B. der UNO (Deutschland gehört wohl mit 640 Mio. Euro, soweit ich weiß, hier zu den Hauptakteuren) genau hinterfragen. Und wenn Nigeria mit all seiner Wirtschaftskraft, von der offensichtlich ein großer Teil derzeit in die Vergnügungen von Lagos zu fließen scheint, es nicht schafft z.B. Boko Haram endlich den Garaus zu machen, sollte man ernsthaft darüber nachdenken, den Geldhahn selektiv zuzudrehen. Oder gleich ganz. P.S. (Zahlen von: Weltbank/Statista) Der Tschad hat ein Bruttoinlandsprodukt von rd. 12 Mrd. $, Nigeria hat ein Bruttoinlandsprodukt von 440 Mrd. Beim Pro-Kopf-BIP wirds interessant: Pro Kopf-BIP Tschad 685 $, Nigeria 2065 $.  Nigeria ist Gesamt BIP- Spitzenreiter in Afrika, noch vor Südafrika. Zum Gesamtvermögen vorab nur soviel: In Nigeria gibt es 15700 Dollar-Millionäre und eine Handvoll Milliardäre (Spitzenreiter davon ist der Unternehmer Aliko Dangote mit 14,2 Mrd. Dollar und Wohnsitz in, na? Lagos!!)), mehr als 60% davon in, na? Lagos!! (Quelle: National Geographic). Beim Pro-Kopf-BIP rangiert Nigeria unter „ferner liefen“ und ist in der Statistik von z.B. Statista noch irgendwo hinter Mauretanien. Schlecht verteilt? Grund?? Siehe oben! Als „Reiseziel“ hat das doch ein unangenehmes G’Schmäckle, oder nicht?
Frank Hiller


Leserbrief zu „Der tanzende Araber“ von Maxim Biller

Denunzieren, das kann Biller. Antisemiten und Judenhasser findet er immer. Darauf kann man sich verlassen, es ist sein Tagesgeschäft. Ein helfender deutscher Arzt in Gaza erinnert ihn natürlich an einen Nazi, was denn sonst! Dass ein arabisch-israelischer Schriftsteller vor einem immer aggressiver und rassistischer sich entwickelnden Israel in die USA flüchten könnte, kommt Biller nicht in den Sinn. Kein Wunder, dass Sayed Kashua auf seine E-Mail nicht antwortet.
Helmut Schmitz


Leserbrief zu „Wer war‘s?“ von Hanno Rauterberg

Wahrheit, Anspruch, Täuschung, Protest, Legende, Projektion, Vereinnahmung, Offenbarung – ein ewiges Spiel, das fortlaufend die Konstrukte zerstört, an denen wir uns doch festhalten wollen. In unserer Not halten wir uns sogar an einem Pissoir fest und suchen selbst im Unernst nach Spuren von Tiefe und Ernst. Und wir geraten ins Wanken, wenn dieser Duchamp zugeschriebene Fixstern der modernen Kunst nicht mehr so klar und eindeutig strahlt. Wer war´s: eine notwendige aber letztendlich doch sinnlose Frage. Vor dem Hintergrund von Ovids Metamorphosen und der Heisenbergschen Unschärferelation mag es sinnvoller erscheinen, mit Duchamp Schach zu spielen. Unser Leben oszilliert zwischen der stetigen Wiederkehr des Immergleichen und dem ewigen Wandel. Ein unfassbarer Schwebezustand, den wir aushalten und ausschöpfen müssen. Oder dem wir uns mit Kunst nähern können.
Reinhard Koine


Leserbrief zu „Sie stopfen die Löcher“ von Johanna Jürgens et al.

Es ist sehr lobenswert, dass die Leistung ehrenamtlicher Helfer in Ihrem Artikel Beachtung findet. Bei keiner Berichterstattung war aber, weder im TV oder in Printberichten, erkennbar, ob sich eventuell auch die zahlreichen Flüchtlinge an diesen Aktionen beteiligt haben. Das würde mich sehr interessieren.
Siggi Benders


Leserbrief zu „Womit keiner rechnet“ von Celine Schäfer

Der Artikel nennt nur die halbe Wahrheit! Gleichzeitig mit der Einführung der kostenfreien Buslinien in der Erlanger Innenstadt erhöhten die Stadtwerke den Fahrpreis in die Außenbezirke. Zeitgleich wurden die Frequenzen nach und von dort an den Samstagabenden und Sonntagabenden „ausgedünnt“ – anstatt alle 30 Minuten verkehren die Busse in die Stadtteile am Rande der Stadt nur noch stündlich.   Für Alle, die zum Bahnhof fahren oder dort ankommen, für alle Theatergänger, Konzert- und Kino-Besucher bedeutet ist dies eine erhebliche Beeinträchtigung – und zudem mitnichten ein Beitrag zu einer umweltbewussten Verkehrswende.
Michael Popp


Leserbrief zu „Unterscheidet sich der Mensch wirklich vom Tier, Herr Conrad?“. Gespräch mit Nicholas Conrad geführt von Salome Müller und Urs Willmann

Im Interview sagen Sie, der Mensch unterscheide sich vom Tier durch die symbolische Kommunikation. Ich bin Autistin. Wir AutistInnen haben ebenfalls Probleme mit symbolischer Repräsentation durch Sprache. Wir bilden keine repräsentativen Prototypen, und widersprechen jeder Gruppenbildung. Wir können keine kulturellen Codes lesen, und keine Merkmale abstrahieren. Dafür haben wir auch keine Vorurteile, und kommunizieren immer im Buberschen Sinn mit einem „Du“, niemals mit einem „es“. Wir streiten Tieren nicht das Bewusstsein ab. Wir nehmen die Diskrepanz zwischen Symbol und Realität wahr.  Nach Ihrer Definition wären wir also keine Menschen? AutistInnen hat es vielleicht gegeben, solange es Menschen gibt. Ich würde mich freuen, wenn die Forschung uns nicht immer nur als Pathologie wahrnehmen würde, sondern die Neurominoritäten als wertvollen Teil der menschlichen Evolution begreifen und erforschen würde.  Denn Ihrer These widerspricht unsere durchschnittliche bis sehr hohe Intelligenz. Alle AutistInnen eint – neben dem radikalen Individualismus – die Liebe zur Mustererkennung und die große Begabung dafür. Mustererkennung ist aber das Basiskriterium von Intelligenz. War Intelligenz nicht in der Evolution der Menschen ebenso wichtig wie symbolische Kommunikation?  Wir sind nicht wenige, wahrscheinlich bis zu 4 Prozent der Bevölkerung. Dazu kommen noch 8% ADHSler und andere Neurominoritäten. Auch wir gehören zur Menschheit, wenn auch ohne Verständnis für symbolische Kommunikation, oder gerade mit Verständnis – für ihre Schwächen!
Ilona Mennerich


Leserbrief zu „Mich interessiert dieser Superheldenkram nicht, aber das wollen die Kids jetzt sehen, und damit ist es völlig legitim“. Gespräch mit Hans-Christoph Blumenberg geführt von Katja Nicodemus

Sehr merkwürdig: Herr Blumenberg behauptet, John Wayne habe sich um Rock Hudson gekümmert, als dieser AIDS hatte. Wenn ich Wikipedia glauben kann, ist Wayne 1979 gestorben, da war AIDS noch überhaupt kein Thema. Außerdem wurde die Krankheit bei Hudson erst 1984 diagnostiziert, ein Jahr vor seinem Tod. AIDS wurde erst Anfang der 80er zu einem Begriff, das Virus 1984 überhaupt erst entdeckt.
Thomas Manthey


Leserbrief zu „David Hugendick entdeckt: 33333“

Ich glaube, die Frage nach der PLZ 33333 kam kürzlich tatsächlich in irgendeiner Quizshow vor, kann sogar WWM gewesen sein, kann aber andererseits auch eine andere markante Zahl gewesen sein. Ich habe tatsächlich schon zweimal bei ein und derselben TV-Sendung etwas Krimskram samt Tasche gewonnen, ich sage aber nicht, bei welcher, damit Sie mir nicht noch Konkurrenz machen. Geht ein bisschen in Richtung „Tor des Monats“. Ich glaube, ich habe damit schon zuviel erzählt … Leider gibt es die Teletextgewinnspiele nicht mehr. Und nur deswegen sage ich das öffentlich. Vor etwa 20 Jahren gab es dort bei RTL und Sat.1 Quizspiele (Quizfire, Familienduell etc.) und Schiffe versenken. Da habe ich regelmäßig die Tages- und Wochenpreise abgeräumt und zweimal sogar vierstellige Beträge. Von dem zweiten Gewinn hätte ich beinahe nichts erfahren, weil ich für meine Verwandtschaft auch gespielt hatte und ich im Teletext nicht gelesen hatte, dass ich für meinen Onkel gewonnen hatte. Mein Vorteil war, dass wir nur terrestrischen Empfang hatten, dadurch fiel die Verzögerung per Satellit weg und man war einfach schneller mit den Antworten und den versenkten Schiffen. Sat.1 schuldet mit übrigens noch eine Einladung zum Quizfire-Casting, die für die besten Teilnehmer als Gewinn ausgelobt wurde.
Thomas Manthey


Leserbrief zu „Hypochondrie kann das Leben verkürzen“ von Harro Albrecht

Ich empfehle dem Autor des Artikels, dem Schriftsteller Jakob Hein als auch den schwedischen Psychter:innen das Studium von Goethes herrlichen Gedicht „Freuden des jungen Werthers“, in dem er auch schon zu dem Ergebnis kam, das Hypochonder kürzer leben: Ein junger Mensch, ich weiß nicht wie, starb einst an der Hypochondrie. Und ward dann auch begraben.
Andreas Hoffmann


Leserbrief zum Wochenmarkt „Hoffnung zum Löffeln – Knallgrüne Gemüsesuppe“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

Im letzten ZEITmagazin haben Sie eine wunderbare grüne Suppe vorgestellt, die wir sofort gekocht haben. Ein Juwel in dieser Jahreszeit. Sehr gefreut habe ich mich über Ihren Satz: „…denn so wie man im Januar unter Lichtmangel leidet, so fehlen einem auch die Farben – der Himmel grau, alle Winterjacken schwarz.“ Ja, warum tragen gefühlt 95% der Menschen in Deutschland im Winter schwarze, dunkelblaue und graue Jacken? Mode? Mainstream? Wenn ich meine Freunde frage, kommt oft die Antwort, es gibt keine anderen Farben. Dies stimmt natürlich nicht. Ich trage im Winter immer Orange. Stellen Sie bitte gerne noch bunte Suppen auf dem Wochenmarkt vor. Die kochen wir dann für unsere Freunde mit den schwarzen Winterjacken.
Norbert Rose


Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ „Das ist geisteskrank schön!“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

Diese Floskel benutzt Lotta, um irgendwas zu kommentieren, was sie toll findet. Das ist wirklich geisteskrank. Mit „GEISTESKRANK“ spielt man nicht herum. Das ist Sache von Psychiatern und anderen Fachleuten. Also Lotta, andere Floskeln benutzen, wenn Sie etwas toll finden.
Hans-Emil Schuster