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22. Dezember 2021 – Ausgabe 53

Leserbriefe zu „Verschont mich mit politischen Predigten!” von Liane Bednarz 

 

In o. g. Artikel setzt sich die Autorin Liane Bednarz mit der Linie des Rats der EKD unter dem früheren Präses Heinrich Bedford-Strohm auseinander. Unter Hinweis auf die Unterstützung des Rats für die Klimabewegung „Fridays for Future“ (FFF) und die zivile Seenotrettung von Geflüchteten im Mittelmeer gelangt sie zum Befund, die Kirche sei „mehr an der Verkündung politischer Botschaften (mit grüner oder linker Schlagseite) interessiert als an der für das Christentum zentralen Trias aus Sünde, Tod und Erlösung“ und erhebt schon in der Überschrift die Forderung: „Verschont mich mit politischen Predigten!“

Leider überzeugt ihr Text schon in seiner Grundthese nicht, die evangelische Kirche habe sich mehr auf die Lehre von den letzten Dingen zu beschränken, als auf aktuelle politische Themen. Theologisch ist die Konzentration kirchlicher Lehre auf das Jenseitige eine Position des 19. Jahrhunderts, die heute weitgehend als überholt gilt. Nicht zuletzt, weil sie ihrerseits damals eine politische Positionierung war, nämlich gegen Aufklärung und Moderne. Es sei zudem der Hinweis erlaubt, dass das Neue Testament selbst keineswegs so einseitig eschatologisch ausgerichtet ist.

Ja, Christus und die Apostel haben die Erlösung von Sünde, die Aufhebung der Trennung zwischen Mensch und Gott, gepredigt. Dass das aber das irdische Leben nicht unbeeinflusst lassen kann, ist vielfältiges Thema des Neuen Testaments, wenn es ermahnt, freundlich gegen jedermann zu sein (2. Tim. 2, 24) oder den als „Lügner“ bezeichnet, der behauptet, Gott zu lieben, aber seinen Bruder hasst (1. Joh. 4, 20). Und auch Jesus selbst wird Kritisches an den Wortführern seiner Zeit zugeschrieben: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen“ (Mt. 5, 20).

Statt „Orientierung in Lebensfragen“ habe man von der EKD unter Bedford-Strohm vor allem „publikumswirksam Politik eingetrichtert“ bekommen, schreibt Bednarz – „in der Regel eine eher linke“. Dies macht sie vor allem an der erwähnten Unterstützung für FFF und die Seenotrettung fest.  Ja, das sind politische Positionierungen. Zu tagesaktuellen Themen. Aber aus einer theologisch begründeten Grundhaltung heraus. „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ sind spätestens seit den 1980er Jahren anerkannte Felder kirchlichen Engagements in der Gesellschaft, aus dem Glauben heraus.

Und sie hindern niemanden inner- oder außerhalb der Kirche, andere Überzeugungen zu pflegen. (Wobei ich persönlich mich da frage, was am Ertrinken lassen von Menschen denn christlicher wäre.) Kirchliche Einrichtungen unterstützen auch Frauen im Schwangerschaftskonflikt, ohne dass das eine zwingende Positionierung von Christen zur Abtreibungsfrage implizieren würde. Am Ende bleibt der auffallendste Satz des Textes die Selbstoffenbarung der Autorin, dass „gerade für konservative, fromme Menschen wie mich“ die Befürwortung einer Kirche mit einer „politisierten Spitze“ frustrierend sei.

Das mag sein, schon der Befund einer (natürlich negativ verstandenen) Politisierung bedürfte dann aber durchaus einiger weitergehender Belege als ein bisschen FFF hier und ein Flüchtlingsschiff dort. In seiner Zeit als Präses hat sich Heinrich Bedford-Strohm u. a. auch dafür ausgesprochen, das Abtreibungsrecht zu lassen, wie es ist (2018), hat in der Diskussion um die „Ehe für alle“ hervorgehoben, dass deren Ermöglichung den Wert der traditionellen Ehe von Mann und Frau unterstreiche (2017), hat das Versagen der Kirche angesichts des NS-Vernichtungskriegs bekannt (2021), hat gefordert, Deutschland müsse ein kinderfreundlicheres Land werden (2021), und er hat auch die Bedeutung des Sonntags als arbeitsfreiem Tag hervorgehoben (wobei das schon 2012 war, bevor er Präses wurde). Themen, die eher die konservative Seite der Kirche betonen, oder doch jedenfalls nicht exklusiv „linksgrün“ sind.

Und ebenso hat Bedford-Strohm in seiner Amtszeit betont, dass mit der Osterbotschaft der ganze Glaube steht und fällt (Osterpredigt 2019) oder sich in einem ausführlichen Essay in der FAZ mit der Aktualität lutherischer Theologie und dem Sinn des Kreuzes auseinandergesetzt (2018). Gut, er hat es damit nicht jedes Mal in die Abendnachrichten geschafft. Aber das ist wohl weniger ihm als dem hieran nicht gleich hohen journalistischen Interesse zuzuschreiben. Am Ende bleibt von Bednarz‘ Text vor allem eine doppelte Filterung: zum einen die der Medien, die, fraglos, die Positionierung zu aktuellen gesellschaftlichen Streitthemen prominenter wiedergeben als eine theologische Äußerung.

Und zum anderen die der Autorin als Rezipientin, der nun gerade diese Positionierungen wenig behagen. Das mag, wie gesagt, sein. Und bleibt ihr unbenommen. Mich z. B. irritiert, wie wenig beide Kirchen in über zehn Jahren Diskussion über Missbrauch dazugelernt haben. Aber ein generelles Urteil des Zuschnitts „daran liegt’s, dass den Kirchen die Leute weglaufen“ trägt das wohl kaum. Zumal Liane Bednarz ja schon selbst darauf hinweist, dass es ganz andere, konservativere, frommere Strömungen innerhalb der EKD gibt.

In der christlichen Tradition der Barmherzigkeit wäre da wohl zu fragen, ob man dem leitenden Personal nicht auch nachsehen muss, wenn es nicht immer der eigenen Meinung ist. Die zu haben und zu pflegen, natürlich auch Frau Bednarz nicht verwehrt werden soll. Aber am Ende bleibt der Eindruck, es gehe um ein „Lasst mich mit konkreten Folgerungen aus dem christlichen Glauben in Ruh und predigt halt vom Jenseits“. Das ist, bei Licht besehen, ein neuer Aufguss eines recht alten konservativen Themas. – Heiko Habbe 

 

Die Kritik von Frau Bednarz an politischen Aktionen der EKD ist jedenfalls berechtigt, soweit durch sie Tatsachen herbeiführt und so die mit einem demokratisch legitimierten Mandat versehenen staatlichen Institutionen unter Handlungszwang gesetzt werden. Für solche Aktionen hat sie keinen Auftrag aus dem Evangelium. Sie hat nicht einmal die Mittel, um selbst die Folgekosten zu tragen. Statt solcher Aktionen müsste sie den Mitgliederschwund sehr ernst nehmen und mit aller Kraft aufzuhalten versuchen, damit die Bedeutung des Wirkens Jesu und der Apostel in einem breiten Teil der Bevölkerung erhalten und zur Geltung gebracht werden kann.

Der Religionsunterricht in Schule und Kirche scheint vor allem reformbedürftig. Warum gibt es keine nachhaltigen Anstrengungen, mehr Kindern durch eine aufgeklärte Art der Präsentation der biblischen Geschichten den Sinn und persönlichen Gewinn einer christlichen Grundhaltung und der Bindung an die Kirche näher zu bringen? Statt umstrittener politischer Aktionen würden Überlegungen und Bemühungen in dieser Richtung den evangelischen Kirchen und ihren Anhängern helfen können, und der Vorwurf der politischen Übergriffigkeit könnte nicht erhoben werden. – Jürgen Klose 

 

Was uns eint, ist eine gewisse Abneigung gegen Herrn Bedford-Strohm. Ich konnte nie etwas Substanzielles in seinen selbstgewissen und stets wenig überraschenden Worten finden. Bezüglich ihrer „Funktionen“ sehe ich die Kirchen in einem echten Dilemma. Aus säkularer Sicht wurde ein moralisierender Gott just in dem Moment der Menschheitsgeschichte „entdeckt“, als es galt, immer komplexere Gesellschaften mittels göttlich autorisierter, einheitlicher Regeln zu festigen und weiter zu entwickeln. Und es hat gewissermaßen funktioniert. Ohne die zehn Gebote & Co hätten wir wohl vieles nicht erreichen können, was uns heute selbstverständlich ist. Jedes Regelwerk muss allerdings auch durchgesetzt werden. Ein gängiges Mittel, damals wie heute, sind Sanktionen.

Hiervon machten auch die Religionen bzw. deren Vertreter Gebrauch. Neben handfesten Sanktionen im Diesseits wurden bei schweren Regelverstößen auch heftige, unendliche Bestrafungen im Jenseits in Aussicht gestellt. Doch auch positive Anreize können im gewünschten Sinne motivieren. Es gibt im Menschen eine große Sehnsucht nach Gnade und Erlösung. Und so wurden diesen Themen, nach meinem Verständnis, gerade in den von Luthers Denken geprägten Kirchen zu einem zentralen Thema. Nach meiner Erfahrung ist es für viele „Alltagschristen“ nicht entscheidend, ob Gott ein real existierendes Wesen ist oder eine Projektion der eigenen Wünsche und Sehnsüchte.

Für viele ist auch ein gutes Gewissen und ein vages Licht nach dem Tode bedeutsamer als eine allzu ausgefeilte Vorstellung des Jenseits. Viele wollen aus dem Glauben einfach eine Richtschnur ableiten können, was in diesem Leben richtig und was falsch ist. In diesem Sinne ist es nicht ganz unverständlich, wenn die Kirchen sich in die Politik einmischen. Denn die verbindlichen Regeln, nach denen wir leben, werden nicht mehr von der Kanzel verkündet, sondern im Parlament ersonnen. Im säkularen Sinne bedroht das den genuinen Sinn der Religion. Eine Religion, in der das individuelle Seelenheil losgelöst von sozialen Fragen im Vordergrund steht, hat in meinen Augen eher den Charakter einer Psychotherapie, zumindest verabschiedet sie sich von ihrem ursprünglichen „Auftrag“.

Aber auch der ursprüngliche Auftrag ist nicht mehr einfach zu erfüllen. In einer multireligiösen Gesellschaft können göttlich autorisierte Regeln einzelner Religionen das Gesamtsozialen nicht mehr strukturieren. Es herrscht eine neue babylonische Verwirrung. Wir bräuchten ein neues Pfingsten, oder eine globale Einheitsreligion, die Götter der Welt müssten sich vereinigen, nur dann hätten wir wieder eine einheitliche Richtschnur, derer wir heute – nebenbei gesagt – mehr bedürfen denn jemals zuvor. Angesichts dieses hoffnungslosen Funktionsverluste im Gesamtsozialen ist es wiederum verständlich, dass die individuelle Spiritualität wieder mehr in den Vordergrund rückt.

Ein Wort darf ich noch zum Politischen verlieren. Sie setzen beim Klima- und Umweltschutz eher auf marktwirtschaftliche Anreize. Als Lektüre hierzu empfehle ich „The Climate Casino“ von William Nordhaus. Der Autor wurde aufgrund seiner ökonomischen Forschungen zur CO2-Bepreisung mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet. Aus seiner Sicht kann man das Klima relativ einfach retten. Der Markt braucht „lediglich“ ein bisschen Starthilfe von der Politik, also einen adäquaten CO2-Preis. Diesen CO2-Preis aber wird der Markt nie aus eigenen Kräften generieren, hier ist eine Vorgabe aus der Politik unentbehrlich.

Und es geht darum, einen globalen CO2-Preis zu erreichen, da nur ein einheitliches Verfahren zu machbaren Kosten den Temperaturanstieg begrenzen wird. Beim Artensterben, dem in vielen Augen noch weitaus größeren Problem, sieht Herr Nordhaus aber schwarz, was die Möglichkeiten der Ökonomie betrifft. Für einen effektiven Artenschutz aus marktwirtschaftlichen Mechanismen heraus müsste jede Art und jedes Ökosystem auf jeder Komplexitäts-Ebene mit einem volatilen Preis versehen sein. Dieser Preis müsste vom jeweiligen Verbraucher beglichen werden. Hier prägt der glühende Ökonom Nordhaus den Satz: economies can help us least where we need it most. – Dr. Christian Voll 

 

„Unpolitische Predigten“ gefordert? Eine theologische Antwort an Frau Liane Bednarz. Der Vorwurf ist nicht neu und muss nicht in jedem Falle unbegründet sein: Kirche versäume ihre eigentliche Aufgabe, nämlich eine Antwort auf die „letzten Dinge“, auf Lebenssinn und den unausweichlichen Tod, auf das „Danach“ und den Umgang mit Leiden, nicht nur in diesen Pandemie-Zeiten. Der Journalist Ulf Poschardt hat in den letzten Jahren mehrfach – um nicht zu sagen: regelmäßig – gegen die angebliche Linkslastigkeit der EKD und ihrer Gliedkirchen gewettert. Da wird behauptet, Kirche vertrete ausschließlich oder fast ausnahmslos „grüne“ oder gar „linke“ Positionen. Poschardt aber hat sich mit völlig undifferenzierter Kritik an allen Corona-Maßnahmen für Menschen mit anderer Auffassung längst ins Abseits manövriert.

Deshalb soll es um ihn hier nicht primär gehen; zugleich darf seine Polemik auch nicht ausgeblendet werden, wenn in der Folge der Blick sich auf den Artikel „Verschont mich mit politischen Predigten“ von Liane Bednarz richtet. Um einem naheliegenden Missverständnis vorzubeugen: natürlich hat jeder Mensch das Recht, Kirche aus einer konservativen Haltung heraus zu kritisieren. Fatal wird es – dies sei schon an dieser Stelle gesagt –, wenn die eigene Position absolut gesetzt wird. Bei Frau Bednarz scheint mir dies der Fall zu sein, und so ist ein Dialog schwierig. Zweifellos hat sie gute Gründe für ihre Kritik an Heinrich Bedford-Strohm, der sich in der Tat regelmäßig im Fahrwasser von „Fridays for future“ gezeigt hat und dessen Haltung in der Flüchtlingsfrage auch viel Stirnrunzeln hervorgerufen hat.

Dass Bedford-Strohm nun allerdings eine durchweg „linke“ Position vertrete, lässt sich nur bei Ausblendung wesentlicher Fakten behaupten. Zumindest in seiner – ja, doch – Anbiederung an katholische Positionen (in einem Kabarettbeitrag wurde formuliert: „Mit Bedford-Strohm zurück nach Rom!“) unter Aufgabe eigenständiger protestantischer Sichtweisen ist das Gegenteil der Fall, und bei aller Hochachtung vor katholischer Basisarbeit allerorten muss doch gesagt werden: von den Leitungsfragen her ist Ökumene nicht gelungen, ja nicht einmal denkbar. Die katholische Kirche nämlich hat weiterhin den An-spruch, einzig wahre Kirche zu sein. Aber das mag hier auf sich beruhen, wenn es für kritische Theologie auch keinen Anlass zur Ruhe bietet. Frau Bednarz kritisiert im Grunde die „Politisierung der Kirche“.

Sie tut dies aus einer Position heraus, die sie selbst als „konservativ“ bezeichnet. Dies alles ist ihr gutes Recht. Aber gäbe es bei ihr auch dann Kritik, wenn Kirche – wie von Frau Bednarz wahrgenommen – nicht „grün“ und/oder „links“ ausgerichtet wäre? Gäbe es für sie und andere heutige Kritiker*innen auch bei einer eindeutig CDU-nahen Kirche Grund zur Sorge und für Distanz? Ich bezweifle das entschieden, und der Text von Frau Bednarz bestätigt mich in meinem Zweifel. Es ist nicht neu in diesem Land: wenn Kirche den konservativen Erwartungen nur noch begrenzt zu entsprechen scheint, wird geklagt. Schon in den siebziger Jahren hat der nun wahrhaft extrem konservative Bischof Lilje die „Politisierung der Kirche“ abgelehnt und zugleich in seinem Sinne vorangetrieben.

Helmut Gollwitzer antwortete darauf mit Schärfe: „Keine Politisierung der Kirche war es, wenn in unserem lutherischen Deutschland für Kaiser und Reich und Heldentod und gegen die gottlose Sozialdemokratie gepredigt wurde. Politisierung fürchtete man erst, wenn religiöse Sozialisten und Pazifisten sich rührten.“ (Ich stelle Interessierten die sehr viel ausführlichere und grundsätzlichere Darstellung Gollwitzers gern zur Verfügung. Sie gilt noch heute Wort für Wort.)  Frau Bednarz gehört einer Partei an, in der schon im Namen das Christentum als angebliches Programm vereinnahmt wird. Wohin diese Partei in Zukunft gehen wird, bleibt abzuwarten.

Dass aber in dieser Partei Nazis wie Globke, Filbinger, Kiesinger, Strauß und auch Alfred Dregger (der bekanntlich nicht den 30. Januar 1933, sondern den 8. Mai 1945 für die größte Katastrophe der deutschen Geschichte hielt) viele Jahre lang meinungsbildend tätig waren, ist ihr entweder unbekannt oder von ihr verdrängt. In unseren Geschichtsbüchern steht davon vermutlich wenig bis gar nichts. Das Thema „soziale Gerechtigkeit“ hat sich in der Geschichte der CDU nur sehr selten durchgesetzt. Und immer gab es, sofern es versucht wurde, massiven Widerspruch. Frau Bednarz ist offenbar verärgert über den Slogan „Kapitalismus ist kein Naturgesetz“ und wirft Kirche vor, diese Auffassung zu unterstützen.

Für Vertrete-rinnen des Jahrgangs 1974 sind die zahllosen Verbrechen dieses Wirtschafts-Systems bestenfalls Geschichte. An zwei dieser Verbrechen von unzähligen, die hier genannt werden könnten, sei erinnert: 1967 putschte in Griechenland das Militär, um eine linke Regierung – deren wahrscheinliche Wahl die Putschisten bejahten! – zu verhindern. Das deutsche Kapital unterstützte die mit dem Putsch entstandene Folterdiktatur bis zum Sturz 1974. War das christlich? In Chile (und zuvor in Guatemala bis 1954, in Brasilien bis 1964 und in vielen an-deren Ländern) unterstützten Christen ein neues Bemühen um soziale Gerechtigkeit unter dem Präsidenten Allende.

Dann kam der Putsch mit Tausenden von Opfern, bejubelt von der westdeutschen Presse – nicht nur der des Hauses Springer – und als legitim gegen den gottlosen Kommunismus propagiert. War das christlich? Natürlich hat Frau Bednarz das Recht, „eher auf marktwirtschaftliche Ansätze“ zu setzen, was die aktuellen Probleme angeht. Dass sie offenbar aber ihre Auf-fassung für christlicher hält als den Gegen-Entwurf, macht mich nicht nur skeptisch, sondern verursacht bei mir eine Mischung aus Ratlosigkeit und Ärger. Bin ich deswegen kein Christ mit dem Recht auf eigene Meinung, die von der CDU und der FDP abweicht? Ich warte auf Antwort. Ist es nicht auch Aufgabe unserer Kirchen, sich mit den aktuellen politischen und sozialen Problemen kritisch auseinanderzusetzen?

Jahrhundertelang wurden die Anliegen der Arbeiterschaft von Theologen ausgeblendet. Vertröstung fand statt, im Jenseits sei alles besser. Was war denn, bitte schön, an dieser Haltung weniger weltfremd als an manchen Verirrungen der Theologie in der Gegenwart? Frau Bednarz: Sie fordern ein Bekenntnis zu Gott und zu Jesus. Impliziert das keine Verantwortung für die Zukunft der Welt? Jesus, der jüdische Wanderprediger, der eben keine neue Weltreligion schuf, sondern innerhalb des Judentums wirken und eine Neu-Orientierung erreichen wollte, hat sich den Ärmsten an die Seite gestellt.

Ist nicht gerade das auch kirchlicher Auftrag in einer Zeit, in der eine kleine Gruppe immer reicher und die Mehrheit der Welt immer ärmer wird? Warum polemisieren Sie gegen „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ als „Mantra eines ziemlich ideologisch ausgelebten Konzepts? Ist Ihnen eine Kirche lieber, die einfach die gegenwärtigen Zustände als gottgegeben betrachtet? Wem nützen diese Zustände? Der verarmenden Bevölkerung in zahllosen Ländern nicht. Sind sie deshalb christlich? Meine Auffassung ist ganz einfach: eine Theologie, die nicht an der Seite der Armen, genauer: der Ärmsten steht, hat keinen Grund, sich christlich zu nennen und sich auf Jesus zu berufen.

Damit sind nicht Details aktueller Politik „vorgeschrieben“, wohl aber ist die einzige legitime Richtung vorgegeben, die sich für mich theologisch ergibt. Dass so etwas Widerspruch hervorruft, ist logisch. Das ändert nichts daran: der kirchliche Platz ist an der Seite der Armen. Dass die Menschen in Scharen aus der Kirche austreten, ist unübersehbar. Dass sie es tun, weil sie mit den politischen Äußerungen von Bedford-Strohm und anderen Kirchenleitenden nicht einverstanden sind, ist eine bislang unbewiesene Behauptung. Dass der Mensch, wie Frau Bednarz schreibt, in „Sündhaftigkeit und Erlösungsbedürftigkeit“ steht, ist sicher richtig. Aber was spricht da-gegen, Menschen auch vom irdischen Elend erlösen zu wollen, wenigstens vor-läufig?

Aus der Situation eigenen Wohlstands heraus – den ich Ihnen wie mir nicht vorwerfe! – lässt sich gut die Fortsetzung der erkennbaren Strukturen betonen und festschreiben. Kirche hat zwangsläufig eine politische Funktion, ob wir das nun wollen und akzeptieren oder nicht. Sie lässt ihre Geistlichen nicht „nur“ in Gemeinden tätig sein, sondern auch in Krankenhäusern (und wer dort arbeitet, wird zwangsläufig Fragen zu den Profiteuren des aktuellen Gesundheitssystems haben), in Altenheimen, in Gefängnissen. Sehr schnell und sehr weitgehend sind wir als Theologen da in politische Konflikte verwickelt.

Sollen wir uns nun, damit die CDU und die FDP (sowie weite Teile der SPD, auch der inzwischen weithin angepassten Grünen) mit uns zufrieden sind, aus dem allen heraushalten? Ist in all diesen Kontexten ausschließlich unseres Gebetes gefordert, sollen wir die berechtigten Rückfragen der in diesen Bereichen Tätigen mit „ausgewogenen“ Predigten beantworten – und somit gar nicht? In zwei Stadtteilen Hildesheims liegt die Kinderarmut nachweislich bei 40 bis 60 Prozent. Ist es nun unerlaubt, wenn Kirche dagegen protestiert? Wenn sie diese Zustände eben nicht als gottgewollt akzeptiert? Und wie soll das, bitte schön, mit marktwirtschaftlicher Ausrichtung geschehen?

Genau diese Fixierung hat doch zu solchen Umständen geführt, auch wenn Konservative (von den immer öfter auftretenden und immer lauter schreienden Rechtsextremisten gar nicht zu reden) das bestreiten. Hier sind alle gefordert, nicht nur die Parteien, welche Ausrichtung sie auch immer haben mögen. Aber eben auch die Kirchen. Es kann nicht darum gehen, fertige Lösungen anzubieten. Aber eine „Volkskirche“ – wie von Frau Bednarz gefordert, gewünscht und offenbar ersehnt – kann nicht allen gefallen wollen. Die Parteien haben in der Frage der Verteilung der vorhandenen Güter versagt, haben sie fast nie ernsthaft in den Blick genommen.

Ist es kirchliche Aufgabe, diesem Versagen nachzueifern? Der Theologe Ernst Käsemann, dessen Tochter Elisabeth von den Militärs in Argentinien ermordet wurde, schrieb einmal: „Wir können es uns als Christen nicht mehr leisten, die Ärmsten auf den St. Nimmerleinstag hin zu vertrösten.“ Auch das, gerade das, ist christlich verantwortete Theologie. Wer solche Aussagen als „grüne oder linke Schlagseite“ diffamiert, muss sich fragen lassen, ob sie oder er das eigene Verständnis von Christentum überhaupt auch biblisch überprüfen will. – Ulrich Tietze 

 

Das mag ein bisschen weh tun, steht aber außer Frage: Jesus war ein Linker. – Andreas Kostolnik 

 

Das konservative Klagelied – die alte Leier! Politik von der Kanzel, Fridays for future, aber sonntags nichts von Sünde, Tod und Erlösung, dazu noch das ideologisch ausgelebte Konzept von Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Man kennt diesen angeblich unpolitischen theologischen Standpunkt, von dem aus man dann endlich wieder die Marktwirtschaft zum Allheilmittel propagieren und die private Seenotrettung ins ethische Zwielicht zerren kann. Am Schluss ihres Beitrages lenkt Frau Bednarz scheinbar ein, wenn sie schreibt, dass es selbstverständlich die Aufgabe christlicher Ethik sei, „die Gläubigen auch zum positiven Handeln in der Welt aufzurufen und zu ertüchtigen.“

Nur, dass darüber „die Kernbotschaft aus Sünde, Tod, Erlösung und dem ewigen Leben nicht aus dem Blick“ geraten dürfe. Christliche Ethik ist also für sie etwas, was auch noch dazu kommt, ein Appendix zur eigentlichen Botschaft, nicht wesenhaft mit ihr verbunden. Martin Luther sagte noch, der Glaube ist ein Täter und die Liebe seine Tat. Der Glaube will sich also materialisieren, er kann gar nicht anders. Und er ist nicht ergriffen von einem Gott, der dich und mich allein erlösen will, sondern der die Welt und das Leben insgesamt für sich und seinen Willen zurückgewinnen will. Die für Frau Bednarz zentralen menschlichen Fragen lassen sich deshalb nicht auf „persönliche Vergebung“, auf „Streitereien in der Familie“, auf „Schuld- und Gewissensnöte“ und auf das reduzieren, „was man hinterlässt, wenn plötzlich der Tod kommt.“

So wichtig diese Fragen im Einzelfall auch sind, der Glaube hat mehr im Blick als das, was mit den Kategorien einer Individualethik zu fassen ist. Denn Sünde und Erlösung übersteigen für den biblischen Glauben den Horizont von Moral und persönlicher Vergebung. Die Sünde ist für die Bibel eine Macht, sie ist etwas Transpersonales, sie lebt nicht nur in den einzelnen Menschen, sondern materialisiert sich auch in den Strukturen des politischen und gesellschaftlichen Lebens, die uns prägen. Der biblische Glaube ist deshalb auf eine politische Ethik ausgelegt, die gewiss nicht das Reich Gottes auf Erden verwirklichen will, die aber zeichenhaft deutlich machen will, dass diese ganze Erde auf eine Zukunft ausgerichtet ist, in der wie die Bibel es sagt „Frieden und Gerechtigkeit“ sich küssen werden. – Andreas Zühlke 

 

Zugegeben, eine unpolitische Predigt, die zu harmonischer Innerlichkeit verhelfen möchte, ist mir auch manchmal lieber. Aber wenn Sie an einem Haus vorbeikommen, aus dessen Erdgeschoss bedrohlicher Qualm austritt und in den Nachbarwohnungen schlafen oder feiern noch Menschen, was würden Sie ihnen sagen: „Das wichtigste ist ganz klar: Jesus liebt euch!“ Oder würden Sie doch Alarm schlagen und die Feuerwehr rufen? Auch wenn der erste Satz nach kirchlicher Meinung sicher nicht falsch ist, so wirkt er allein in dieser Situation vor allem zynisch.

Und die Ereignisse, welche zur Entstehung der Kirche führten, waren sie nicht von Anfang an hoch politisch? Mose wurde berufen, um vor den Pharao zu treten und die Freilassung der Sklaven zu verlangen (Ex. 3). Ein Christentum, welches über die Universalität der menschlichen Würde hinwegsieht, ist keins mehr. Das gilt auch gegenüber Geflüchteten sowie der Überdehnung globaler ökologischer Grenzen. Nur ein radikaler Umbau der Gesellschaft, der diese Imperative beachtet, kann die Bewohnbarkeit der Erde noch erhalten. – Friedrich Brachmann 

 

Von Christin zu Christin: ich wünschte mir, meine Kirche – bin katholisch und parteilos – würde sich deutlich politischer verhalten und äußern – ich beklage also das Gegenteil! Immerhin: einige kathol.Priester tun das, oft auch der Papst, kürzlich las ich ein beachtliches Interview mit Bischof Bätzing – und sehe ich all dem keinen Widerspruch zur reinen Lehre. Gott hat mich mit großer Verantwortung ausgestattet; für mich, meinen Nächsten und Seine Schöpfung. Was ich an meinem Platz tun kann, soll ich tun, daran werde ich gemessen.

Gott ist es wohl egal, ob ich Linke, Liberale oder Konservative bin; Seine Gebote gelten für alle. Sünde, Tod, Erlösung?! Beispiel Klimakrise (hier mal aus Platzgründen nur Coronabezogen): Wir Menschen haben uns versündigt an Seiner Schöpfung, wir haben in unserer maßlosen Gier einem Tod-bringenden Virus den Weg bereitet, worin bestände nun die Erlösung? Aus meiner Sicht: bereuen und zurückrudern und das endlich in Ruhe lassen, was seit Jahrtausenden gut ohne unsere Interventionen klargekommen ist und auch uns in Ruhe gelassen hat.

Erlauben Sie mir noch einen Satz zum C in Ihrer Partei: aus dem ließe sich trefflich eine Politik ableiten, ähnlich der der von Ihnen kritisierten Organisationen, aber auf anderem Fundament. Armin Laschet hat mir – bei aller Kritik an ihm – Anlass zur Hoffnung gegeben. Bei Herrn Merz seh ich diesbezüglich so was von schwarz … – Marlene Derendorf 

 

Die ausführliche Kritik an der ev. Kirche und insbesondere dem EKD-Vorsitzenden Bedford-Strohm ist mehr als berechtigt. B.-S. arbeitet schon seit längerem daran, aus der einst religiösen Institution Kirche einen sozialpolitischen Verein zu machen und verwendet unkontrolliert und möglicherweise unrechtmäßig Steuergelder in sehr fragwürdige Rettungsaktionen zur See. (Ich denke mit Wehmut an den intellektuellen Bischof Huber). Leider scheint die Zeit für religiöse Führer dieses Formats vorbei. Verständnis für alle, die sich dem Unsinn von B.-S. durch Kirchenaustritt entziehen wollen. – Klaus Grasenick 

 

Die Kirchen sind schwach besucht. Bis 2060 wird eine Halbierung der Mitgliederzahl erwartet. Ca. die Hälfte davon aus demographischen Gründen – nicht beeinflussbar; die andere Hälfte größtenteils, weil die Kirchen diese Menschen thematisch nicht mehr erreichen. Letzteres gilt teilweise auch für mich, trotz einer tiefen Sehnsucht nach „Glauben“. Die Bundesregierung sieht die Kirchen als wichtige Akteure im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung.

Die Schriften „Geliehen ist der Stern auf dem wir leben“ (EKD) und „Laudato Si“ (Papst Franziskus) haben mich in dem Sinne motiviert wie kein politisches Parteiprogramm. Sie sind die Übersetzung christlicher Werte in eine Grundlage diesseitigen, überlebensrelevanten Handelns. Der Artikel von Liane Bednarz ist nachvollziehbar aber einseitig. Eine verbindende Ergänzung im obigen Sinne scheint geboten, um „Spaltungspotential“ zu vermeiden. – Peter Vollmer 

 

Da begibt sich die Juristin auf theologisches Glatteis. „Himmel noch mal“ ein bisschen christliches Fluchen? Die „Kirche Gottes“ – (Gott braucht keine Kirche!) – sei keine Vorfeldorganisation des linken politischen Spektrums, also einer sozialen, der Nächstenliebe (ein Anliegen Jesu!) geschuldeten Einstellung. Hallo! Noch viel weniger ist sie „marktwirtschaftlichen Ansätzen“ von rechten bis rechtsextremen Parteien verpflichtet. Dazu passt ja „Sünde, Tod und /Teufel wie es früher hieß, und Erlösung“ als Kernbotschaft. Es ist immer interessant, wie theologische Laien, die „wie sich der kleine Moritz das vorstellt“ den Predigern ihre Vorgaben machen wollen, mitunter für CDU/SCU oder FPD Parteipropaganda zu machen. „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!“ – Christine Preyer 

 

Ein Kompliment an Frau Bednarz, dieses Thema offen anzusprechen und zu artikulieren, was man als Christ von der Kirche erwarten sollte: nämlich religiöse Orientierung bei wichtigen Lebensfragen. Ein Blick auf den Gründer des Christentums liefert wertvollen Aufschluss: Jesus selbst bezeichnete sich als kein Teil der (politischen) Welt (Johannesevangelium Kapitel 17 und 18)., anerkannte aber dennoch die Staatsmacht. Als er von den Pharisäern in eine politische Diskussion verwickelt wurde, antwortete er lediglich „gebt Cäsar zurück, was Cäsar gehört, und Gott, was Gott gehört.“ (Markusevangelium 12, Vers 17) Und er betete für seine Jünger, ebenfalls kein Teil der Welt zu sein.

Offensichtlich folgten die ersten Christen Jesu Vorbild, wie es Doug Bandow in seinem Buch Beyond Good Intentions A BIBLICAL VIEW OF POLITICS (1988) ausdrückte: „Die frühen Christen sahen es zwar als ihre Pflicht, den Trägern der Staatsgewalt Ehre zu erweisen, doch von einer Beteiligung am politischen Geschehen hielten sie nichts.“ Stattdessen rückten sie das Reich Gottes, die Erlösung von Sünde und Tod sowie christliche Lebensprinzipien in den Vordergrund. – Erika & Bernhard Beringer 

 

Leider muss ich ihnen Recht geben. Hier ein weiteres Beispiel, das zeigt, dass gewisse Kreise in der EKD offenbar zu der – wie Martenstein sagt – „Klimareligion“ übergetreten sind. Herr Heinrich Bedford-Strohm hatte im Chrismon geschrieben „Die Flut im Ahrtal zeigt es: Wir müssen … gegen den Klimawandel vorgehen“. Ich hatte den Chrismon daraufhin auf einen wissenschaftlichen Artikel von der TWH Aachen zu den Geschehnissen im Ahrtal hingewiesen. Eine erste Stellungnahme dort lautet: Es reicht nicht, gegen den Klimawandel vorzugehen, um derartige Ereignisse zukünftig zu verhindern.

Die nächste derartige Extremwetterlage kommt auch unter den jetzigen Bedingungen, wir wissen nur nicht, wo und wann. Die Antwort von Frau Claudia Keller, der stellvertretenden Chefredakteurin: „Ich stimme Ihnen zu, dass die Flut im Ahrtal eher eine Folge von Bebauung und Flächenversiegelung ist als eine direkte Folge der Erderwärmung. … Sie schreiben ja selbst, dass die Ursachen für die Flut im Ahrtal auch mit dem Klimawandel zusammenhängen, wenn auch nur zu einem kleinen Teil.

Warum sollte man sich nicht auch bemühen, den „kleinen Teil“ aufzuhalten?“ Eine Korrektur der Worte von Herr Bedford-Strohm erfolgte nicht. Mein Leserbrief wurde auch nicht abgedruckt. Ist das der richtige Weg, wie ein Christ mit dem Gebot „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen nächsten“ umgeht? Zum Glück kann ich sagen: Die Pastorin und der Pastor hier vor Ort können sich sehr gut auf das fokussieren, was christlich ist. – Dr. Viktor Blümel 

 

Kein Geschenk war so zutreffend und auf den Punkt wie der Artikel von Frau Bednarz. Mein Reden seit 20 Jahren!!! Die (v.a. Evangelische) Kirche hat ihr Kerngeschäft aufgegeben und läuft hechelnd dem Zeitgeist hinterher, aus Angst abgehängt zu werden. Aber das schafft sie auch selber! Wer die biblische Botschaft aufgibt, kann nur das anbieten, was links angehauchte Parteien und die VHS auch offerieren und dafür muss man keine Kirchensteuer zahlen. Dann muss man logischerweise Kirchen in Discos und Museen umwandeln, weil sie ja sonst keinen Zweck mehr erfüllen und die Konsequenz ist der Untergang des Abendlandes. Aber dafür gilt die Weihnachtsbotschaft: Fürchtet euch nicht! – Karin Kloke 

 

Gern habe ich Ihren Text gelesen. Ich freue mich an und mit Menschen, für die christlicher Glaube Bedeutung hat und die nach seiner Relevanz in unserem Leben suchen. Weil Sie unter der Überschrift „Streit“ veröffentlichen, suchen Sie in ihrem Text vermutlich nicht nach einem konstruktiven Ausblick, sondern wollen polarisieren. Das gelingt, es meldet sich sogleich spürbare Freude von Ihrem Text. Ich hoffe, das stört Sie. Sie erwecken den Eindruck, dass der massenhafte Austritt aus der evangelischen Kirche einen Zusammenhang hat mit grün/linker politischer Parteinahme der EKD. Das ist kühn behauptet und so gar nicht belegt.

Ich stelle dagegen, dass der christliche Glaube für immer weniger Menschen Relevanz hat. Ein Grund dafür ist sicher das Credo der Markt- und Wettbewerbsgläubigkeit, wonach die persönliche Leistung zum Glück führt und nebenbei Alter, Pflege und Leid individualisiert werden. Die evangelische Kirche äußert sich sehr wohl zu den von Ihnen eingeforderten Themen, allerdings sind diese Denkschriften und Texte kaum geeignet für eine breite gesellschaftliche Debatte. Hier könnte eines der zentralen Probleme unserer Kirche liegen, dass die Menschen uns nicht mehr verstehen.

Religion ist immer politisch, darf es aber nicht nur sein. Da stimme ich Ihnen gern zu. Soziale Gerechtigkeit, ökologische Verantwortung oder der Einsatz für Frieden sind jedoch unbedingter Ausdruck christlichen Glaubens. Etwas ratlos lese ich Ihren Text und frage mich, was Sie daran stören könnte. Aber vielleicht geht es ja an dieser Stelle zuerst um einen Streit. Gern möchte ich von Ihnen lesen, wie aus Ihrer Sicht die großen Themen des Lebens zu den Menschen kommen. Der sonntägliche Gottesdienst ist es leider nicht. – Christian Heine 

 

Welch ein „garstig“ politisches und wenig weihnachtliches Klagelied einer konservativen evangelischen Christin, die das „Diesseits“ des christlichen Glaubens fast vollständig verneint und als „linke“ Predigt verächtlich macht! Sie wirft dem ehemaligen Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und seiner Kirche vor, „sie sei mehr an der Verkündigung politischer Botschaften (mit grüner und linker Schlagseite) interessiert als an der für das Christentum zentralen Trias von Sünde, Tod und Erlösung“. Wo bleibt bei ihr das Gebot der christlichen Nächstenliebe, wenn sie die Unterstützung der privaten Seenotrettung im Mittelmeer mit Schiffen brandmarkt und damit den Tod vieler Flüchtlinge in Kauf nimmt?

Täglich ertrinken dort vier Flüchtlinge auf dem Friedhof der Schande Europas. Erst jüngst hat Papst Franziskus die europäische Flüchtlingspolitik bei seinem zweiten Besuch der griechischen Insel Lesbos als inhuman gegeißelt und die EU-Staaten aufgefordert, nicht Zäune und Mauern zu bauen, sondern die Menschenrechte zu wahren und die Flüchtlinge als Menschen zu behandeln.  Er verdammt die Gleichgültigkeit der Europäer als Versuch, die Verbindung mit dem Schicksal der Elenden zu leugnen. Wenn die Autorin das als politische Predigt versteht, ist ihr christlicher Glaube ziemlich einseitig ausgeprägt! Sie sollte uns mit dieser Einseitigkeit zu Weihnachten, dem Fest der Nächstenliebe, verschonen! – Hans-Henning Koch 

 

Mich interessiert die Frage, welche Weihnachtsbotschaft die Autorin vernehmen will. Die des wärmenden Feuers der Hirten, der kuscheligen Enge des Stalles, des angenehmen Geruchs vom Stroh in der Krippe? Dabei sind die zentralen Botschaften „Fürchtet euch nicht“ und „Friede sei mit euch“ doch eminent politische Botschaften. Von den Seligpreisungen der Bergpredigt ganz abgesehen. Wenn sie das Jenseitige in den Aussagen der EKD vermisst, hat sie wohl nicht Dietrich Bonhoeffer im Blick, der gesagt hat: „Das jenseitige ist nicht das unendlich Ferne, sondern das Nächste“. Leider ist Frau Bednarz nicht in meiner Heimatgemeinde groß geworden, sonst wäre ihr vielleicht noch das Antependium in Erinnerung mit der Bibelstelle aus Jakobus 1, 22: „Seid Täter des Wortes und nicht Hörer allein“. Die Farbe des Tuches war übrigens weiß, die liturgische Farbe der Christfeste Weihnachten und Ostern. – Berthold Lange 

 

Die Kirche hat auch die Aufgabe sich für die «Bewahrung der Schöpfung» einzusetzen, auch um die Erfüllbarkeit ihrer übrigen Aufgaben zu sichern. Dabei gilt folgendes: Es gibt Aufgaben, da müssen zunächst mal Zielkonflikte gelöst werden. Sonst gilt «Viele Köche verderben den Brei». Die «Bewahrung der Schöpfung» ist eine solche Aufgabe. Und zwar geht es bei dieser Aufgabe um Einschränkungen auf verschiedenen Gebieten, ums Begründen und Verteilen von Verantwortung und um Vorschlagen von Maßnahmen. Eine wichtige Aufgabe ist dabei, ein übergeordnetes Ziel zu betonen, um Zielkonflikte zu bereinigen.

Die folgende Forderung wäre da geeignet: «Wir sind nur Gast auf diesem schönen Planeten und als Gegenleistung für dieses Privileg verpflichtet, diesen Planeten unseren Nachkommen unversehrt zu überlassen». Diese Pflicht betrifft die Suche nach Lösungen für die demographischen, ökonomischen und ökologischen Ursachen für die gegenwärtigen Krisen. Es gilt dabei u.a. einen Zielkonflikt zu lösen, denjenigen innerhalb der Menschenrechte zwischen den Rechten auf Lebensunterhalt und dem Recht auf Eigentum. Zum Eigentum zählen auch intakte soziale Netze und eine möglichst unbeschädigte Natur, die nicht durch zu hohes Wachstum von Konsum und Kopfzahl bedroht werden dürfen.

Was die Menschenrechte auf Lebensunterhalt betrifft, so muss bei ihrer Nutzung die Endlichkeit der langfristig verfügbaren Ressourcen berücksichtigt werden. Das Beteiligen an der Suche nach Lösungen für den genannten Zielkonflikt ist auch Voraussetzung dafür, dass die Kirche Lösungen für «zentrale menschliche Fragen» anbieten kann. Die Kirche kann dies auch im Vertrauen darauf, dass der barmherzige Gott will, dass die Menschheit lange, friedlich und gut fortbestehen kann. Diesem Willen entspricht, dass alle Glaubensrichtungen sich dafür einsetzen müssen, dass für die ökologischen und demographischen Zielkonflikte Lösungen gefunden werden, die die genannte Zukunft ermöglichen. – Dr. Gernot Gwehenberger 

 

Politikfreie Predigten und dafür Besinnung auf das Wesentliche des Glaubens wünscht sich Liane Bednarz von ihrer ev. Kirche. Was würde wohl Jesus zu dieser Haltung sagen? Es ist natürlich müßig darüber zu spekulieren. Ich erlaube mir aber diese Haltung, die Frau Bednarz vertritt, in Frage zu stellen. Kirche muss politisch sein. Ich verzweifle an Predigten, die uns das Paradies im Jenseits versprechen, über Sünde, Tod und Erlösung schwafeln aber die dringendst zu lösenden Probleme der Menschheit: Hunger, Armut, Ausbeutung, Kriege, Umweltverschmutzung und, und ,und, nicht als christliche Aufgabe sehen.

Kirche muss aufrütteln, sie muss den Finger in die Wunde legen, ja, sie muss politisch werden, wenn sie glaubwürdig bleiben will. Am Sonntag in der Predigt bewahren wir den echten Glauben und an den Wochentagen frönen wir wieder dem Raubtierkapitalismus. Ist es das, was sich Frau Bednarz vorstellt und dessen Ergebnis wir täglich in seinen schrecklichen Folgen weltweit präsentiert bekommen? Ja, ich wünsche mir eine engagierte politische Kirche. – Rolf Steck 

 

Der evangelischen Kirche stehe ich nicht nur nahe, sondern ich bin dort Mitglied und über den gelegentlichen Besuch des Gottesdienstes hinaus zeitweilig auch aktiv. Gleichwohl bin ich auch mit der Kirchenleitung schon sehr lange unzufrieden und werfe ihr angesichts der dramatischen Austrittszahlen Versagen vor, zumal es wohl in der Tat so ist, dass nicht nur unter den Ausgetretenen viele Menschen heute an „jenseitigen Dingen“ interessiert sind. Was allerdings das Inhaltliche angeht, so bin ich völlig anderer Auffassung als Frau Bednarz.

Ich glaube nicht, dass die „Trias aus Sünde, Tod und Erlösung“, das ewige Leben oder die Sündhaftigkeit und die Erlösungsbedürftigkeit heute im Mittelpunkt des Interesses der Menschen stehen, sondern die schlichte Frage, ob es eigentlich einen Gott gibt, und wenn ja, ob das für mich relevant ist. Stimmt es, dass er die Menschen liebt, wie die Christen behaupten, und wie passt das mit den schreienden Ungerechtigkeiten zusammen, die täglich passieren? Wie können Christen von Nächsten- und sogar Feindesliebe sprechen, wenn sie diese noch nicht einmal in den eigenen Reihen, geschweige denn gegenüber den anderen Religionen praktizieren?

Was kann heute Kern der christlichen Aussage sein: dass Jesus von Nazareth über Gottes Liebe zu den Menschen gepredigt und erklärt hat, nach der Liebe zu Gott sei die Liebe zum Nächsten, ja sogar die Feindesliebe das höchste Gebot, oder ist es das, was Paulus und die Kirche später daraus gemacht haben, dass nämlich Jesus ans Kreuz geschlagen werden musste, um Gott mit den Menschen zu versöhnen? Muss nicht auch der christliche Glaube immer wieder neu übersetzt und sollte dabei nicht auch berücksichtigt werden, wie sich die Menschen in den vergangenen 2000 Jahren verändert haben, was sie an Wissen, Erfahrungen und Werten dazugewonnen haben?

Die Idee vom Opferlamm mag im Altertum akzeptabel gewesen sein. Opfer waren schließlich damals etwas ganz Normales. Für Menschen heute ist die Idee völlig fremd, manche halten sie für abstoßend. Und weiter: Solange man die Erde für eine Scheibe hielt und den Himmel sich als eine Kuppel darüber vorstellte, konnte es auch eine Unterwelt geben und über dem Himmel ein göttliches Jerusalem. Heute weiß jeder, dass die Erde ein Planet ist, der um die Sonne kreist und einen glühenden Kern hat, und wer sich mit der Größe des Weltalls beschäftigt, bekommt eine Vorstellung von der Unendlichkeit Gottes. Warum beschäftigt sich die Kirche nicht mit den Erkenntnissen der Naturwissenschaften?

Ich möchte weder Frau Bednarz noch anderen Christen etwas absprechen von ihrem Glauben an die Trias von Sünde, Tod und Erlösung durch die Kreuzigung Christi. Ich möchte nur werben und um Verständnis dafür bitten, dass man als Christ sich auch mehr auf das konzentrieren kann, was der historische Christus gelehrt hat und wofür er auch gestorben ist, nämlich dass wir die Nächsten-, die Feindesliebe praktizieren sollen. Könnte nicht darin gerade das Besondere liegen, was das Christentum einbringen kann in das gemeinsame Bemühen aller Religionen um Verständigung unter einander und um Frieden in der Welt, wofür der große Hans Küng so leidenschaftlich eingetreten ist.

Über die tagespolitischen Aktivitäten von Herrn Bedford-Strohm war ich auch nicht glücklich. Nur: die heutige Bedeutung des Gebotes zur Bewahrung der Schöpfung war vor 2000 Jahren kein Thema. Wenn wir Jesu Worte in unsere Zeit übersetzen, dann ist dieses Gebot eine Ausprägung des Gebotes der Nächstenliebe. Denn unsere Nächsten sind auch die zukünftigen Generationen. Wir müssen heute dafür sorgen, dass auch sie wie wir auf unserem Planeten gut leben können. Dass auch politische Parteien sich das zum Ziel gesetzt haben, können Christen daher nur begrüßen. – Dr. Wolf-Dieter Hauenschild 

 

Sie scheinen sich recht sicher zu sein, welches Verhalten der ev. Kirche überwiegend zum Mitgliederschwund führt. Haben Sie statistische Zahlen dazu? Was lässt Sie die Bewegung um FFF dem linken bis sehr linken Lager zuordnen? Liegt es daran, dass aus dieser Community eher die Halter von SUVs wegen des überzogenen CO2-Footprints gebrandmarkt werden? Ich kann bei ihrer Einschätzung, dass eine Kirche eher den individuellen Frieden mit Gott propagieren sollte, als sich für die Wahrung der Umwelt und damit der Schöpfung einzusetzen, nicht mitgehen.

Am Ende geht es da nicht um die Frage der linken oder grünen politischen Orientierung, sondern um die (Über-)Lebensbedingungen für die nächsten Generationen. Schon okay, dass solche Klagelieder auf der Streitseite erscheinen – man ist doch überrascht, welche Positionen mit welcher Ernsthaftigkeit vertreten werden – , aber müssen es so viele Strophen sein. Die Kernaussage hätte auf der Hälfte des Texts Platz gehabt, und da die Autorin um Schonung bittet, möchte man das als Leser für sich auch erbitten. Das Gespräch mit Frau von Redecker und Herrn Messner ist dagegen ein echtes Highlight. Bitte mehr davon. – Uwe Apel 

Vorausschicken möchte ich, dass dies der erste Leserbrief in meinem nunmehr 79jährigen Leben ist. Der Inhalt des Beitrages von Liane Bednarz lässt allerdings eine Zurückhaltung meinerseits nicht zu. Wer, wenn nicht die Kirche, welche die Welt als Schöpfung Gottes für sich in Anspruch nimmt, sollte sich in ureigenster Sache für die Bewahrung eben dieser Schöpfung, sprich: für Fragen der Umwelt im umfassenden Sinne an vorderster Front engagieren?

Diese Verpflichtung der Kirche abzusprechen und ihr Betätigungsfeld auf Fragen von Tod, Sühne und dgl. zu reduzieren, halte ich für schlichtweg naiv und in höchstem Grade weltfremd angesichts der elementaren Probleme, vor denen die Welt steht. Ich kann nur hoffen, dass die Verfasserin des Beitrages lediglich Teil einer verschwindend geringen Minderheit von Gläubigen oder Kirchenvertretern ist. Ansonsten bleibt nur wenig Hoffnung für den ohnehin gefährdeten Fortbestand der Institution Kirche. – Renate Bierbaum 

 

Bis auf einige Abstriche spricht mir der Artikel aus dem Herzen.  Dass Annette Kurschuss als höchste Repräsentantin der EKD jüngst öffentlich erklärt hat, sie empfehle zur Bewältigung der Pandemie die Impfpflicht, empfinde ich als eine grobe Grenzüberschreitung. Kirche ist für alle Menschen da. Mehr habe ich dazu als Geimpfter nicht zu sagen, es bleiben nur viele Fragezeichen zurück. – Erich Röber 

 

Obwohl ich mich mehr als diesseitigen Christen sehe und in den Geschichten von Jesus wichtige Anregungen für mein Leben immer aufs Neue bekomme, unterstütze ich Ihre Meinung voll. Ich finde es auch sehr gut, dass Sie in der Zeit ein Forum dafür bekommen. Ergänzend möchte ich persönliche Erfahrungen schildern, die Sie vielleicht in Ihrer weiteren Arbeit unterstützen: In meinem Freundes- und Bekanntenkreis sind Etliche aus der Evangelischen Kirche ausgetreten, weil sie sich dauerhaft mit politischen Äußerungen konfrontiert sahen, die konträr zu den ihrigen waren.

Und das waren oft zahlungskräftige Mitglieder, zwar fernstehend aber im Grundsatz evangelische Christen, nun außerhalb der EKD-Organisation. Solche politischen Aussagen sind eine so große Dummheit, weil immer eine Hälfte der Mitglieder dagegen ist. Es steht z.B. nirgendwo in der Bibel, dass Atomkraft abzuschaffen sei. Aber es gibt in der Bibel sicherlich sehr vielsagende Texte, die Anleitung geben, wie man eine Diskussion darum führen kann, welche Gesichtspunkte zu beachten sind und auf welche Menschen man Rücksicht nehmen muss.

Das wären die Punkte, mit denen sich die Kirche lautstark zu Wort melden müsste. Verbunden mit der Gemeindearbeit erlebe ich, dass oft vom Sparen die Rede ist. Das ist auch sinnvoll, aber ich vermisse die Einnahmeseite zu betrachten und damit die auch von Ihnen angesprochene Mitgliederzahl. Mit Parteipolitik wird das niemals klappen, da werden wir auch nicht wahrgenommen, weil das dann Parteienthemen sind und wir nur Mitläufer. Die Bibel, deren täglich aktualisierte Auslegung und die christliche Gemeinschaft, das ist unser Alleinstellungsmerkmal! Politische Äußerungen von Evangelischen Würdenträgern empfinde ich manchmal als Amtsmissbrauch.

Beispiel: eine Äußerung eines Pfarrers gegen die dritte Startbahn am Flughafen München wird von manchen Menschen als christlich richtig empfunden, obwohl dieser Pfarrer in der Frage keine besondere Fachkenntnis hat, seine Äußerung nicht mit der Bibel belegen kann und hier nur seine Privatmeinung äußern dürfte, dass aber nicht abgrenzt. Dass im konkreten Beispiel die Interessen der Anwohner und des Naturschutzes berücksichtigt werden müssen, könnte man durchaus aus der Bibel herleiten, was derjenige aber nicht tat. Lösungen dazu lassen sich ja auch mit Flugverbotszeiten, wenig Schall emittierenden Flugzeugen, Schließung von anderen unrentablen Flughäfen usw. erreichen.

Unberücksichtigt ließ derjenige auch die Tatsache, dass der Flughafen München einer der größten Arbeitgeber in der Region für nicht-akademische Berufe ist. Zusammenfassend: die evangelische Kirche schafft sich mit ihren politischen Äußerungen unnötig Feinde, kommt vom Kernthema ab und verringert ihre eigene Bedeutung. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Durchsetzung Ihrer Stimme in der Evangelischen Kirche! – Christian Voss 

 

Ich will mich zum Jahresende mal als Leser bei Ihnen für die gute Arbeit bedanken. Herausheben will ich, dass das Ressort Streit immer wieder für erhellende Erlebnisse bei mir sorgt. Das ist mir wieder in der Ausgabe Nr.53 aufgefallen, in der die Telefonmitarbeiter von ihren Erlebnissen erzählen. Und Liane Bednarz hat mit ihrer Kritik an der Politisierung der evangelischen Kirche mir Klarheit verschafft. Außerdem finde ich generell Ihre Hintergrund-Berichte zur Pandemieentwicklung und den damit verbundenen Beschlüssen und Strategien ganz hervorragend. Faktenorientiert, nüchtern und sachlich, Unsicherheiten klar benennend, schreiben Sie genau das Richtige, um Orientierung in diesen verrückten Zeiten zu finden. Die Zeit bietet die optimale Ergänzung zu den täglich neuen Halbinformationen anderer Medienformate. – Andreas Matt 

 

Muss man so auf die Pauke hauen? Ganz viele Anliegen der Autorin kann ich verstehen. Mir gehen dieselben Gedanken durch den Kopf. Das Wort ,Erlösung‘ möchte ich nicht so oft verwenden. Lieber möchte ich stattdessen von Versöhnung sprechen. Aber das ist nur eine Nuance. Meine menschliche Aufgabe besteht doch darin, mich mit meinem Nächsten zu versöhnen. Aber kann ich mir dann meine Kirche so wünschen, dass sie mit einem „Bekenntnis zu Gott und Jesus Schlagzeilen macht“? Außerdem: die größere Gefahr sehe ich im Augenblick darin, dass wir unsere Gotteshäuser mit ‚Religionisieren‘  leer predigen und nicht mit ‚Politisieren‘ – wie‘s im letzten Satz heißt. Und: soll ich im Normalfall als Pastor mit meinem Predigen Schlagzeilen machen? Mein vorrangiges Anliegen ist es, dass Menschen mit Gott und ihrem Nächsten und mit sich selbst in‘s Reine kommen. – Hartwig Schulte 

 

Ich finde es löblich von Ihnen, dass Sie mit Ihrer religiösen/theologischen und Ihren politischen Überzeugungen bzw. Einstellungen nicht hinter den Bergen halten. Sie sind Mitglied der CDU und verstehen sich selbst als „konservativer, frommer“ Mensch. Sie werfen der evangelischen Kirche ziemlich pauschal vor, politische Botschaften mit „grüner oder linker Schlagseite“ zu verkünden. Es hindert Sie aber nicht daran, Klima- und Umweltschutz in den Versionen von CDU und FDP als Gegenentwurf für politische Predigten zu positionieren.

Entweder sind Sie grundsätzlich gegen jegliche politischen Äußerungen von Kirchenvertretern, dann sollten auch Sie Ihre persönlichen politischen Überzeugungen zurückhalten. Wenn Sie mit den religiösen /theologischen Äußerungen von Kirchenvertretern unzufrieden sind, dann sollten Sie auch religiös und fromm argumentieren. Wie dann auch immer und bitte nichts durcheinander  mischen. Was müsste Ihrer Meinung nach von den protestantischen Kanzeln zur „Trias aus Sünde, Tod und Erlösung“ gesprochen werden, damit Sie als konservativer und frommer Mensch zufrieden sind?

Damit konservativ und fromm nicht nur leere Floskeln bleiben, müssen sie mit Inhalten gefüllt werden. Leider bleiben Sie da stumm! Schade!!! Könnten Sie sich vorstellen, dass ein großer Teil der aus beiden Kirchen Ausgetretenen die theologischen und frommen Worte schon seit langer Zeit nicht mehr verstehen, d.h. mit Inhalten ihres Lebens verbinden können? So suchen viele Kirchenvertretern in ihren Predigten einen neuen „Sitz im Leben“ von Menschen des 21. Jahrhunderts zu finden. Mit allen Irrungen und Wirrungen, wie seit 2000 Jahren. – Dr. Hermann Scheile 

 

Die Zeit veröffentlicht eine halbe Seite mit dem Artikel von Liane Bednarz, in dem sie, in der Ich-Form (Zitat: „ich wünsche mir…“) ihre konservative Wunschvorstellung einer christlichen Religion beschreibt, die sich aus der Politik heraushält. Wird die Zeit jetzt zum Sprachrohr christlich konservativer Religionswunschvorstellungen? Passt Fr. Lianes Wunsch nach mehr Besinnung auf Ewiges Leben, Sünde etc., passt das Schwarz-Weiß-Denken zu der heutigen politischen Zeit und zu der Zeitung ZEIT?

So einen Artikel unkommentiert zu veröffentlichen??? Warum ist es in der ZEIT anscheinend möglich, eine halbe Seite für seine persönlichen Religionsvorstellung zu bekommen. Fr. Liane Bednarz formuliert in der ICH!-Form Sätze wie: „Ich wünsche mir“ oder „ich muss anderen erklären“ (hier ist ihre persönliche Religionshaltung gemeint). Das alles leider völlig unkommentiert von der Zeit. Wo bleibt zumindest die neutrale und hinterfragende Haltung der Zeit hier? Ich hab sie hier jedenfalls nicht finden können. Sehr enttäuschender Artikel! – Rafael Pelka

 

Unter dem Leitgedanken „Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine“, haben Sie sich in der aktuellen Ausgabe der ZEIT dafür ausgesprochen, die evangelische Kirche möge sich wieder auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren, statt von links zu missionieren. Ich möchte Ihnen als evangelische Christin widersprechen. Nach meiner Auffassung ist ein christlicher Glaube, der sich nicht in unserem Handeln in der diesseitigen Welt niederschlägt, nicht überzeugend. Ich bin keine Theologin, aber nach meinem Verständnis als evangelische Christin hat sich Jesus stets für die Ausgestoßenen und Schwachen einer Gesellschaft eingesetzt. Wenn wir Jesus nachfolgen wollen, wäre es doch angezeigt, sich daran zu orientieren. Nichts anderes ist ja diakonisches Handeln.

Kirche und Diakonie setzen sich für Arme, Kranke und Benachteiligte ein. Aus meiner Sicht ist das richtig und nach meinem christlichen Verständnis gehört dazu auch, die Verbesserung der Lebensverhältnisse dieser Menschen in den Blick zu nehmen und sich zum Beispiel für soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Dazu gehört auch, als Christin Verantwortung in der Welt wahrzunehmen. In diesem Sinne finde ich es richtig und wichtig, dass sich Heinrich Bedford-Strohm insbesondere für Geflüchtete eingesetzt hat und das Bündnis United4Rescue unterstützt hat – auch gegen Widerstände konservativer Christen.

Wie wäre es, wenn Jesus heute unter uns wäre? Glauben Sie ernsthaft, Jesus würde die private Seenotrettung für ethisch fragwürdig halten? In Ihrem Beitrag suggerieren Sie, die Kirchenaustrittszahlen könnten damit zusammenhängen, dass die evangelische Kirche den Menschen zu linkspolitisch sei. Ich würde eher behaupten, den Menschen gefällt keine Kirche, die Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung predigt, dabei aber nicht dafür eintritt, dass diese Ziele im irdischen Leben auch erreicht werden können. Die Menschen lassen sich nicht mehr wie im Mittelalter auf das Jenseits vertrösten. Sie wollen erkennen, dass die Kirche die eigenen Ideale auch versucht, in der Welt umzusetzen, statt nur zu predigen.

Dass konservativen Christen der Eintritt der Kirche für Klimaschutz an der Seite des Akteurs Fridays for Future ebenso wenig gefällt wie der Einsatz für die Rettung Geflüchteter, ist für mich interessant. Wenn es ernst wird mit der Nächstenliebe und dem Nachdenken über den eigenen Lebenswandel im Wohlstand, dann wird die Kirche zum Stachel im Fleisch – und das ist auch gut so. Nach meiner Auffassung müsste sie sich noch viel lauter zu politischen Themen äußern. Zum Beispiel zum Waffenhandel in der Welt und der deutschen Beteiligung daran.

Der oder die Ratsvorsitzende der EKD ist vor allem ein:e Repräsentant:in. Die Pfarrerinnen und Pfarrer, die sonntagsmorgens in unseren Kirchen predigen, befassen sich keinesfalls übermäßig mit Politik. Das erlebe ich in Frankfurter Kirchengemeinden nicht. Dort geht es durchaus um andere Lebensfragen, die außer bei den Fürbitten selten mit Politik zu tun haben. Ich sehe daher keinen Anlass zur Sorge. Ein Letztes: Ich besuche seit 1993 den Deutschen Evangelischen Kirchentag, der maßgeblich auch von Vertreter:innen der evangelischen Kirche mitgestaltet wird.

Ich begrüße es außerordentlich, dass dort ein großer Raum für gesellschaftliche und politische Debatten besteht, der in dieser Größenordnung meines Wissens nach an keiner anderen Stelle in unserem Land Menschen so intensiv zusammenbringt. 2017 in Berlin waren Sie Podiumsgast bei der Kirchentagsveranstaltung „Christen in der AfD?“ Eine durchaus politische Veranstaltung zu einer Frage, die Kirche und Politik gleichermaßen betrifft. Es wäre schade, wenn Christinnen und Christen sowie die Kirche als Institution sich derartigen Debatten künftig nicht mehr stellen würden. – Erika S. Becker 

 

Sie sprechen mir aus der Seele! „Schuster bleib bei Deinen Leisten“ ist gefragt. – Horst Beck 

 

Das Lamento von Frau Bednarz befremdet. Kennt sie die Bibel nicht? Die Bibel ein hoch politisches Buch. Der Auszug aus dem Sklavenhaus Ägypten. Der Streit um Gerechtigkeit, Autonomie und Gleichheit in der Thorarepublik. Der Kampf Elias gegen den Staatskult von König Ahab. Das Buch Daniel eine visionäre Streitschrift gegen die Hellenisierung von Israel und den griechischen Goldstandard in der Seleukidenzeit. Und dann noch die mittelalterliche Frage „wie bekomme ich einen gnädigen Gott“. Dahinter sehe ich die hochpolitische Kreation der Erbsündenlehre durch den Bischof von Hippo (Augustinus) zur Domestizierung der Kirchenschafe, mit Wirkung bis heute. – Ulrich Soller 

 

Es steht zu befürchten, dass die evangelische Kirche, in welche Frau Bednarz sich zurücksehnt, zu einer Sekte verkümmern würde. Obwohl eine Generation älter als Frau Bednarz, würde ich in einer ihrer Vorstellung gemäßen Kirche nicht mehr Mitglied sein wollen und bin mit dieser Haltung gewiss nicht allein. Flucht aus den Herausforderungen der Gegenwart kann gerade für Kirche nicht die Lösung sein. – Hildegard Schuster 

 

Auch ich bin der Meinung, die Kirchen sollten sich auf ihren ‚Kern‘ besinnen. Allerdings was ist der ‚Kern‘. Was sind die Kernaussagen der christlichen Kirchen? Was sind die Kernaussagen der anderen Religionen? Meiner Meinung nach sind die Kernaussagen aller heute bedeutenden Religionen, dass man Gott ehren und die Schöpfung achten und bewahren soll. Außerdem, dass wir uns um unsere Mitmenschen kümmern und sorgen sollen. Diese Botschaften sind heute so aktuell wie vor 2000 Jahren.

Durch unsere Lebens- und Wirtschaftsweise sterben täglich ca. 150 Arten auf der Erde aus. Wir verändern fahrlässig unser Klima. Die verheerenden Folgen für uns und das ökologische Gleichgewicht auf der Erde sind absehbar. Mein Weihnachtswunsch wäre, dass die Kirchen und Religionen kleinliche Streitigkeiten über Rechtgläubigkeit, über die richtigen Riten und Auslegungen über die Schriften bei Seite legen und stattdessen gemeinsam in allererster Linie für Frieden und den Erhalt unserer Welt eintreten! – Joachim Wagner 

 

Seit geraumer Zeit schon hechelt die evangelische Kirche dem politischen Zeitgeist hinterher, vernachlässigt dabei ihre Kernaufgaben! Mit der Verkündigung der frohen Botschaft soll sie uns kein grünes, CO2-freies Paradies auf Erden verheißen, sondern Jesus Christus! Die stille, kaum beachtete Seelsorge für das einsame, kranke, sterbende Gemeindemitglied tritt in den Hintergrund zugunsten der spektakulären Rettung schiffbrüchiger Flüchtlinge und der großherzigen Öffnung unserer Grenzen für alle vermeintlich Mühseligen und Beladenen unserer Erde! Hat die Kirche dann ihr Gewissen erleichtert, überlässt sie all die Menschen unserer Gesellschaft und verweigert sich obendrein einem Blick in die Zukunft unseres Landes („…et respice finem!“)!

Natürlich soll die Kirche Notleidenden helfen, aber bitte vor Ort, so wie sie dem Nächsten beisteht zu Hause, im Krankenhaus, im Pflegeheim! Zur gleichen Zeit laufen ihr die Mitglieder in Scharen davon! Nur Zufall? Jeder Pfarrer sollte mit jedem Mitglied, das seine Gemeinde verlassen hat, ein ehrliches, offenes Gespräch führen, um die wahren Gründe zu hören, die es zu diesem einschneidenden Schritt bewogen haben! Erst dann kann er seine seelsorgerische Arbeit neu ausrichten! Mit dem Verkünden eines Grüne-Politik-Verschnitts jedoch oder einer zeitgeistkonformen Gegenwartsmoral wird er kaum eine Seele zurückgewinnen! – Dr. med. Ulrich Pietsch 

 

Die Kirche hat zu allen Zeiten Politik betrieben zu Gunsten einer ihr genehmen Obrigkeit.  In den Predigten wurde klar verlangt, dass CDU zu wählen ist. Glaube und Kirche sind in ihrer Funktion unvereinbar. Glaube der von den Kirchen vermittelt wurde, hatte zum Ziel, den Mensch in Angst vor dem jüngsten Gericht zum folgsamen Untertan der Obrigkeit zu erziehen. Durch Ihre positive Erwähnung des Katholizismus fühle ich mich gedemütigt, dass eine päpstliche Enzyklika dem Menschen die Aufgabe abnehmen soll, über Sünde und deren Folgen nachzudenken, sondern sich der Enzyklika mit Androhung der Exkommunikation zu unterwerfen.

Die evangelische Kirche hat erkannt, dass sich die Menschen heute nicht mehr durch eine obrigkeitsorientierte Kirche bevormunden lassen wollen. Sie hat zur Kenntnis genommen, dass sie für viele Verbrechen mitverantwortlich ist und den durch sie mitverursachten Schaden zur Buße verpflichtet ist. Sie tut Buße, in dem sie anerkennt, dass die Bewahrung der Schöpfung Voraussetzung ist um Weltfrieden zu bewahren, Flüchtlingsströme zu vermeiden und eine menschenwürdige Wirtschaftsform zu unterstützen. – Detlef Seidler 

 

Das Gute an der Evangelischen Kirche ist ja ihre weitgehend demokratische Organisation. So bietet sie Platz für Frau Bednarz mit ihrer persönlichen Glaubenseinstellung wie auch für Menschen, für die die These von der „Sündhaftigkeit und Erlösungsbedürftigkeit des Menschen“ auch deren aktives Handeln zur Bewahrung der Schöpfung fordert. Wenn Frau Bednarz wirklich auf der Suche ist, findet sie diese Vielfalt in der Evangelischen Kirche. Diese Vielfalt ist zu verteidigen.

Zurückzuweisen ist deswegen die Forderung von Frau Bednarz, die im demokratischen Prozess erwachsenden Positionen der Kirche zu zensieren. Zensur findet auch in der Kirche nicht statt. Gott sei Dank wird das Gebot zur Nachfolge von Jesus in der Nächstenliebe durch die Kirche auch ganz praktisch auf dem Rettungsschiff „Sea Watch 4“ im Mittelmeer befolgt. Eine Kirche, die sich ausschließlich nach den Vorstellungen von Frau Bednarz richtet, wäre nicht meine Kirche. – Dietrich Dasenbrook 

 

Liane Bednarz unternimmt den eigenmächtigen und anmaßenden Versuch, einer Kirche vorschreiben zu wollen, was sie muss. Kann sie etwa bezeugen, aus dem engsten Jüngerkreis um den Rabbi Yehoshua zu stammen, um eine Aussage darüber zu treffen, was er wirklich wollte? Wohl kaum. Die Selbstüberhöhung, mit welcher heutzutage selbsternannte „Experten“ auftreten ist schon erstaunlich. Ich widerspreche ihren Darlegungen, denn sie sind nicht stichhaltig, und ihnen liegen etliche gravierende Fehleinschätzungen zu Grunde. Schon ihre Benennung der christlichen Kernthemen ist theologisch falsch. 

1, Im Christentum geht es keineswegs um den Tod, sondern um die Relativierung des Todes. Mit seiner Auferstehung wollte Jesus genau das aufzeigen. „Tod, wo ist dein Stachel“ formuliert Paulus. Der Tod hat eben nicht das letzte Wort!! Das Menschenbild Jesus geht ganz selbstverständlich davon aus, dass der Mensch mehr ist als eine Anhäufung von Materie, die irgendwann vergeht. Sondern eine geistig-seelische Schöpfung Gottes, die im Kern unzerstörbar ist. Wäre der Tod das alles auslöschende und unausweichliche Ende, wäre sein Tod ja sinnlos gewesen.  Der Tod macht alles, wofür ich mich einsetzte und was ich erreicht habe, erst wertvoll.  

2, In den von Jesus überlieferten Aussagen findet sich kein Hinweis, dass sich der Mensch zu allererst als sündhaft betrachten sollte und einen Grundmangel in sich trägt. Nach der Schöpfung stellte Gott selber fest, dass alles „sehr gut“ gelungen sei. Also auch der Mensch. Das mit der Erbsünde ist allenfalls eine Erfindung von Paulus, der einen Bezug von der alttestamentlichen Erzählung des Sündenfalls Adams zum Wirken Jesu herstellt. Nachdem dort eine Schlange spricht könnte man mit Fug und Recht von einer Fabel reden.

Jesu Botschaft ist aber genau das Gegenteil: Dass wir uns ausnahmslos als Söhne und Töchter eines barmherzigen und sorgenden Gott-Vaters begreifen sollen. Damit ist sowohl eine Gleichrangigkeit als auch eine Gleichwürdigkeit angepeilt. Und zwar mit einem Auftrag: Das Reich Gottes zu suchen, „denn es ist in Euch“! Davon geben die über 80 Gleichnisse ein beredtes Zeugnis. Ich empfehle Ihnen, Frau Bednarz, die Lektüre dieser Bibelausschnitte. Des Weiteren liefert die Bergpredigt (Mt. 5-7) eine Anleitung zu einer christlichen Ethik, wenn Sie schon einen authentischen Leitfaden für kirchliches Handeln zitieren wollen.  

3, Offenbar haben Sie, Frau Bednarz, nicht im Ansatz den Ernst der globalen Lage begriffen. Wenn sich der Ratsvorsitzende der EKD – und mit ihm seine Kollegen – mit einer Fridays-for-future-Bewegung solidarisieren ist das weder einseitig noch Verdiesseitigung, sondern Konsequenz!! Konsequentes Eintreten für den Erhalt einer wunderbaren Schöpfung, für den Erhalt einer Vielfalt und für eine Lebensweise, die ALLEN Geschöpfen das Recht auf Leben zuerkennt.

Und das ist beileibe kein „ideologisch ausgelebtes Konzept aus den Achtzigern“, sondern in seiner Dringlichkeit jeden Tag aktueller. Ebenfalls Papst Franziskus ist besorgt über den unverantwortlichen Umgang mit der Natur und hat eine bedeutende Enzyklika dazu herausgegeben. Wenn Sie, Fr. Bednarz darin nur eine „Säkularisierung“ oder „Umdeutung biblischer Inhalte“ sieht, dann haben Sie nicht im Mindesten begriffen, was Sache ist und wozu Kirche da ist. 

4, Und der Auftrag der Kirche ist mehr, als eine rein innerliche Schrumpf-Theologie á la Bednarz zu verkünden und den Menschen irgendeine schwurbelige „Erlösung“ zu versprechen. Von was denn?? Nein, es geht seit Anbeginn darum, ihm seine Umwelt- und Mit-Verantwortung bewusst zu machen und dafür auch persönliches Bekenntnis zu geben; eben genau, wie das Herr Bedford -Strohm tut. Da trägt einer seine Überzeugung furchtlos nach außen. Hut ab! Und man tut ihm sicherlich unrecht, das als „linkes“ Denken zu verurteilen.

Das riecht nach Schubladen-Denken.  Und warum bitteschön soll sich eine Kirche nicht dezidiert äußern, wenn die Grundlagen unserer Existenz gefährdet sind?? Im 3.Reich haben Kirchen vielfach geschwiegen, wo ebenfalls Grundlagen christlicher Werte gefährdet waren; und danach hat man ihnen dieses Schweigen angelastet. Ja was denn nun? Die EKD vermittelt eine Parteinahme für das Leben, und das ist weder politreligiöser Impuls noch fatal. Sorry, da irren Sie, Frau Bednarz, aber ganz gewaltig in Ihrer Einschätzung.

Und haben nicht begriffen, dass heute JEDES Handeln oder Nichthandeln politisch ist. Jede Kaufentscheidung ist auch politisch. Eine Weltkirche hat geradezu die Pflicht, sich auch politisch einzumischen, wenn es um die Verteidigung urchristlicher Werte geht. Was soll daran so falsch sein? Mehr davon und weiter so!  Mit einer Lehre von Sünde, Tod und Erlösung kann man allenfalls im Kloster noch punkten, nicht mehr in der realen Welt des 21.Jhds. – Bernhard Moser 

 

Danke für Ihren wunderbaren Artikel! Genau dieses Anbiedern an politische Richtungen/Parteien/Programme etc. finde ich seit Jahrzehnten verstörend, noch bin ich aber nicht ausgetreten, denn es gedeihen auf Gemeindeebene kleine Hoffnungspflänzchen, selbst im heidnischen Berlin! Ihren Artikel im Kopf und im Gepäck werde ich zum nächsten Gemeindetreff der Hohenzollernkirche in Berlin-Wilmersdorf gehen! – Antje Behrens 

 

Eine kurze Netz Recherche ergab, dass Buße, Reue Gegenteile von Sünde seien. Stimmt das? Ist es nicht eher so, das Buße und Reue der Sünde nachfolgen? Aber wie entdecken wir das Gegenteil der Sünde? Wie wäre es mit Nicht- Sünde? Es geht also um ein Nicht- Fehlverhalten. Wenn der Suchende mit irgendeiner Sache seiner Wahl nicht weiterkommt, hat er nur die Möglichkeit zu horchen und zu sehen was ist. Auch Weisheits- Schriften können eine Lösung bieten. Warum lassen Sie, liebe Frau Bednarz nicht zu, dass Leute anders handeln als Sie es sich vorstellen?

Warum müssen Sie unbedingt viele Menschen in der Kirche haben? Meiner Meinung nach, müssten erstmal sämtliche Bänke aus der Kirche entfernt werden, so dass man auf dem Boden Platz nehmen kann. Grüne Meditationsmatten sollten ausgerollt werden. Happy birthday Jesus … Die Menschen sollten einen radikalen Wandel im Kirchenraum der Landeskirchen erleben können. Klar, das Sterben wird jeder von uns erleben. Aber über den Tod weiß niemand etwas. Die Erlösung findet im Hier und Jetzt statt. Was von einem Menschen bleibt ist das Weiterleben im  Bewusstseinsstrom der Lebenden. – Klaus Wolfbeisz 

 

Alternativ zur „Bednarz-Predigt“ kann ich mir gut folgende Headlines vorstellen: Verschont mich vor der CDU! oder bitte zuerst vor der eigenen Türe kehren…. Es ist immer wieder erstaunlich, was man von der CDU hört. Der Partei mit dem großen „C“. Ein „Mäntelchen“ mit „sehr geringem, christlichen Inhalt“. Die CDU sollte sich auf „ihren Kern“ besinnen und die viel gepriesenen „Werte“ zuerst vorleben.

Wenn dieser Tage z. B., der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Donth für den Wahlkreis Reutlingen (BaWü), im UNESCO Biosphärengebiet „Schwäbische Alb“ zwei Fichten (eine davon lt. Angaben 15 Meter hoch und knapp 40 Jahre alt) fällen lässt, um diese 2 Weihnachtsbäume dann auch noch vom THW nach Berlin karren zu lassen, hat das aus der Sicht vieler Bürger, gar nichts mit diesen „Werten“ zu tun. Im Gegenteil! Das alles in einer sich permanent verschärfenden Klima- und Gesundheitskrise?

Dafür gibt es nur eine „Wertung“: Völlig daneben! Dann auch noch diese Aktion „Klimaneutral nach Berlin unterwegs“ zu benennen und anzugeben, dass man dafür persönlich 2,74 Tonnen CO2-Emissionen, urkundlich bestätigt durch die gemeinnützige Organisation PRIMAKLIMA e.V., kompensiert hätte, bedarf keines weiteren Kommentars. Nur einfach mal „nachrechnen“. Bei vielen Teilen der CDU hat man offensichtlich immer noch „…den Knall nicht gehört…“, so wie es Serap Güler und Karin Prien, beschreiben. Herr Bedford-Strohm hat wenigstens etwas getan, bei der CDU fehlt das immer noch! Fazit: Vor der eigenen Türe liegt genügend Dreck (Masken etc.), der zuerst weggeräumt gehört, bevor man sich mit „Anderen“ beschäftigt und sich darüber auslässt. Wieder mal eine peinliche Vorstellung… – Gerdi + Klaus Frankenberger 

 

Liane Bednarz benutzt – meiner Meinung nach – die evangelische Kirche und deren angeblich linkslastige Predigten als Präsentierproblem. Dahinter liegt das eigentliche Problem: der Machtverlust von CDU/CSU. Würde sich Frau Bednarz intensiver und sachlich mit dieser Thematik auseinandersetzen, bräuchte sie Heinrich Bedfort- Strom nicht derartig zu attackieren. – Uta Preisenberger 

 

Beim Lesen des Beitrags von Frau Bednarz habe ich meinen Augen nicht getraut und war versucht, das Ganze als ironisches Kabinettstück zu deuten, aber weit gefehlt. Durch etliche ihrer Formulierungen, beispielsweise dass unter Bedford-Strohm linke Politik „eingetrichtert“ worden sei, dass er „jubiliert“ habe angesichts des globalen Klimastreiks, wurde ich eines Besseren belehrt: Es ist ihr heiliger, wütender Ernst. Sie geht so weit, den Pazifismus zu verunglimpfen und einen künstlichen Gegensatz herzustellen zwischen Pazifismus und „Frieden mit Gott durch die Überwindung der Sünde dank Jesu Tod“. Letztere „Kernbotschaft aus Sünde, Tod, Erlösung und dem ewigen Leben“ ist das Lebensthema der Autorin. Arme evangelische Kirche. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde. – Christiane Fladt 

 

Schön, dass die ZEIT viele Meinungen zu Wort kommen lässt. So konnte ich erfahren, was sich eine „konservative, fromme“ Christin von ihrer Kirche verspricht: Ein Ernstnehmen von Themen wie Sündhaftigkeit und Erlösungsbedürftigkeit der Menschen. Sie möchte ein Bekenntnis zu „Gott und Jesus ohne Angst davor verlacht zu werden.“ Mir ist beim Lesen nicht zum Lachen. Da glaubt jemand in 2021 folgende Geschichte: Gott schickt seinen Sohn hinunter ans Kreuz um uns durch seinen Tod von unseren Sünden zu erlösen. Er steht dann wieder auf, fährt in den Himmel, sitzt neben Gott, um zu richten die Lebendigen und die Toten.

Nun denn. Dass man mit einem derartigen Glaubenskonstrukt Schwierigkeiten in der Vermittlung von Inhalten hat, ist aus meiner Ansicht nur zu begrüßen bzw. eine logische Folge. Es ist eine alte Geschichte mit schwachem Sinn, mit der häufig alte Männer ihren Tanz um die Asche eines hoffentlich immer kleiner werdenden Feuers tanzen. Wer in solchen Glaubens-Sätzen Trost findet und sein Leben liebevoller gestaltet, soll es tun. Wer sehen will, wie sich fromme, konservative Bibeltreue verhalten, sollte den Blick u.a. auf den bible belt in den USA richten. Ich persönlich hoffe auf einen weiteren Anstieg der Austrittswilligen und ZweiflerInnen. – Frank Tofern 

 

Frau Bednarz klagt darüber, dass für die evangelische Kirche die für das Christentum zentrale Trias Sünde – Tod – Erlösung nicht mehr interessant ist, und dass dies der Grund für viele Kirchenaustritte sein könne. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Da diese Trias und die sich daraus ergebenden theologischen Konstruktionen mir wenig sagen, bin nicht nur ich, sondern auch viele andere aus der Kirche ausgetreten. Viel interessanter sollte für die Kirche die Trias Mitleid – Hilfsbereitschaft – Barmherzigkeit (auch mit Bootsflüchtlingen im Mittelmeer!) sein. Der bisherige EKD- Ratspräsident hat auch richtig erkannt, dass die „Bewahrung der Schöpfung“ und damit der Kampf gegen den Klimawandel wichtig sind. Aber daran ist Frau Bednarz offenbar weniger interessiert, wie ich ihrem weihnachtlichen Klagelied entnehme. – Dr. Peter Dode 

 

Eine berechtigte und „überfällige“ Stellungnahme. Der Autorin sei für ihren Mut und ihre Geradlinigkeit gedankt! Mein Glaube in die Meinungspluralität ist seitdem wieder etwas gewachsen! – Karl-Heinz Grau 

 

Frau Bednarz ist mit dieser Haltung schlechterdings der Inbegriff für die Bigotterie und Verlogenheit, die man Gläubigen oft vorwirft. Es ist schon eine merkwürdige Form der inneren Arbeitsteilung, wenn man die Werte der Kirche in der jenseitigen Welt, der Glaubenswelt, bejaht, im Diesseits dagegen ihre Legitimität in Zweifel zieht. Menschenwürde, soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz und Rettung von Hilfsbedürftigen sind grundsätzlich keine Koordinaten zur Verortung innerhalb der Grenzen des demokratischen politischen Spektrums, sondern universelle Menschenrechte, für deren Durchsetzung auch die christlichen Kirchen gemäß ihrer Ausrichtung in der Pflicht stehen.

Angesichts schwindender Mitgliederzahlen täte es der Kirche gut, sich nicht in religiöser Amphigurie zu verlieren, sondern Taten im Hier und Jetzt als Ausdruck eines ethischen Verhaltenskatalogs christlicher Prägung zu zeigen. Die Verfasserin des Textes scheint hingegen ein sehr verzerrtes Verständnis von ihrer Religion zu haben und wirkt im christlichen Kontext fast wie ein Fremdkörper, der bislang sehr wenig von dem verstanden hat, worum es geht. Sie richtet und bewertet durch ihre politische Brille die Akte der Kirche – und genau das sollte man nicht tun, wenn man seinen Glauben ernst nimmt. – Stefan Sohr 

 

Ich bin Liane Bednarz sehr dankbar, dass sie in der aktuellen „Zeit“ das Problem einer Verdiesseitung des christlichen Glaubens derart präzise auf den Punkt bringt und an das Proprium unserer christlichen Botschaft erinnert: Jesus ist Mensch geworden, hat den Sühnungstod am Kreuz erlitten und ist auferstanden, damit der in Sünde gefallene Mensch mit Gott versöhnt werden kann! Das von Bednarz beschriebene Phänomen gilt aber gleichermaßen auch für eine Allianz von Christen mit der politischen Rechten.

Ich weiß, dass Bednarz viel dafür tut, um dieser Identifikation entgegenzuwirken, deswegen renne ich bei ihr vermutlich offene Türen ein, wenn ich sage: Auch wer Glaube und Nation in eins setzt, stellt damit den christlichen Glauben unter einen Gesinnungsvorbehalt und macht sich des Synkretismus‘ schuldig (vgl. den evangelikalen Trumpismus bzw. die deutsche Entsprechung in Gestalt der unverhohlen AFD-affinen Christen). Ich bin sehr dankbar, dass mein Dienstherr mich regelmäßig zu Wahlkampfzeiten an die Mäßigungs- und Zurückhaltungspflicht seiner Beamten per Aushang im Lehrerzimmer erinnert.

Gibt es eine solche (Selbst)Verpflichtung eigentlich für Pfarrer, Theologen, Bibelschullehrer u. ä. nicht? Bin immer wieder erstaunt, wie viele von ihnen in den sozialen Medien und andernorts ohne Not zu jedem und allem parteipolitische Positionen beziehen. Ich nehme Bednarz Artikel daher zum Anlass, einmal mehr für eine Zurückhaltungspflicht von Geistlichen analog der von Beamten zu plädieren. Denn: Linke, Grüne, Liberale, Sozialdemokraten, Konservative und auch AFDler – sie alle brauchen unterschiedslos Jesus! – Marcel Haldenwang 

Liane Bednarz hat recht, wenn sie die Aufgaben der Kirche und der Politik unterschieden wissen will. Es stimmt: Die Kernaufgabe der Kirche war und ist, sich um die Seele der Menschen zu kümmern. Wie der Politik primär aufgegeben ist, für das irdische Wohl und Wehe unentwegt Sorge zu tragen. Bednarz irrt aber, wenn sie in ihrem weihnachtlichen Klagelied (mehr über Bedford-Strohm als über die EKD) aus der notwendigen Unterscheidung beider Sphären faktisch eine Scheidung macht. Wenn sich die Kirche nach Jesus Christus richtet, dann weiß sie: Das Heil der Seele und das Wohl der Welt sind die zwei nicht trennbaren, lediglich unterscheidbaren Seiten der gesamten biblischen Botschaft.

Es waren nach dem Krieg gerade die Väter und Mütter der CDU, die das nach Weimar und Hitler für immer verinnerlicht hatten. Sie hatten am eigenen Leib das fast völlige Versagen beider Kirchen im Blick auf die katastrophalen Entwicklungen in der Politik ihrer Zeit erlitten. Diese CDU wusste noch: Wenn Politik gegen biblische Grundaussagen verstößt, dann dürfen Christen sich nicht zurückziehen und nur um das eigene Seelenheil besorgt sein – wie weithin im 3. Reich geschehen und heute wieder in der Orthodoxie Russlands. Das passt den „Herren dieser Welt“ a la Hitler, Putin, Lukaschenko usw. zwar sehr gut ins Konzept, nicht aber dem HERRN dieser Welt.

Gott wird keine Seele im Himmel freudig begrüßen, die sich nicht auf Erden fleißig um das Wohl seiner großen Menschenfamilie gekümmert hat. Das heißt, wenn Politik im Blick auf Menschenrechte und auf den Umgang mit der Schöpfung versagt, dann muss sich jede Christin und auch die EKD in das notwendigerweise immer ambivalent bleibende Geschäft der Politik einmischen und, wenn das Reden auf taube Ohren stößt, sich evtl. die Finger selbst schmutzig machen (z. B. bei der Seenotrettung im Mittelmeer oder bei Fridays For Future). Nichts anderes hat der fromme EKD-Ratsvorsitzende H. Bedford-Strohm getan. Dafür gebührt ihm Dank, nicht Schelte. – Heinrich Nikolaus Caspary 

 

Ganz meiner Meinung – Sie stehen damit nicht allein! Vom Mitgliederschwund angstgetrieben sucht die Kirche leider immer öfters ihr Heil in einem opportunistischen Politisieren. – Dieter Wurm 

 

Die „dramatischen Austrittszahlen“ haben wohl nahezu nichts mit einer Politisierung der evangelischen Kirche zu tun; vielmehr wird die „Kernbotschaft aus Sünde, Tod, Erlösung und dem ewigen Leben“ von immer weniger Kirchenmitgliedern noch geglaubt – und das führt dann logischerweise irgendwann zum Austritt, wenn man sich in seiner Kirche nicht mehr heimisch fühlt. Wer glaubt denn noch an einen Gottvater, der als Sühneopfer für die „Sünden“ der Menschen bzw. für das, was die Kirchen jeweils für Sünde halten, den Kreuzestod des eigenen göttlichen Sohnes verlangt?

Auch auf ein ewiges Leben nach dem leiblichen Tod hoffen viele Menschen in Deutschland nicht mehr. Warum sollten sie dann noch in einer Kirche Mitglied sein, sofern es nicht soziale Beziehungen gibt, die sie darin halten? Informationen zum Glauben bzw. wohl eher Unglauben der Deutschen, auch der Kirchenmitglieder, enthalten u. a. die Webseiten der „Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland“ (https://fowid.de/, z. B. https://fowid.de/meldung/christlicher-glaube-deutschland-2019). Wenn die Großkirchen in Deutschland nicht zu Sekten werden wollen, werden sie sich etwas einfallen lassen müssen. – Ulrich Willmes 

 

Das Statement von Liane Bednarz in der aktuellen Zeit, „Verschont mich mit politischen Predigten“ kann unmöglich so stehen bleiben. Soviel Unsinn wie im Beitrag von Liane Bednarz“ Verschont mich mit politischen Predigten“ habe ich seit zwanzig Jahren Leserschaft in der Zeit noch nie auf einer Seite gefunden. Frau Bednarz macht sich beliebig ihre eigene Religion, die herzlich wenig mit der Botschaft Jesu Christi zu tun hat und fordert dann von ihrer Landeskirche, diese von ihr konstruierte Religion zu verkünden und den wahren Kern zu verraten. Sünde, Tod und Erlösung war zwar leider häufig der Haupttenor kirchlicher Verkündigung; das war bereits ein Verrat an der Botschaft Jesu, für die er gestorben ist.

Die Kernbotschaft des Menschen aus Nazareth war Das Reich Gottes ist nahe. Es ist jetzt schon anfanghaft mitten unter euch. Kehrt um und glaubt an diese Frohe Botschaft. Beim Evangelisten Matthäus beginnt sein öffentliches Wirken damit, dass er umherzieht und das Evangelium vom Reich Gottes verkündet und Krankheiten und Leiden heilt. (Mt.4,23) Bei Lukas wird deutlich, wie dieses Reich Gottes aussieht: „Der Geist des Herrn … hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.“ (Lk 4,18)

Sein ganzes wirken und Leben ist ein permanentes Eintreten für dieses Reich, in dem besonders die Ausgegrenzten und zu kurz gekommenen eingeladen sind. Gegründet in einer tiefen Beziehung zu Gott, den er seinen Vater nennt stellt er sich gegen alles, was seiner Vision vom Reich Gottes entgegensteht. Seine Botschaft ist zutiefst spirituell und politisch. Sie beginnt und bewährt sich hier und jetzt. Gottes Gerechtigkeit und menschliche Gerechtigkeit hier und jetzt gehören untrennbar zusammen. Frau Bednarz trennt dies und will, dass die Kirchen die politische Dimension verraten, die Gerechtigkeit wieder in den Himmel verlagern und die Botschaft Jesu auf die Verheißung nach dem Tod reduzieren.

Der Schweizer Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti (1921-2017) kommentiert dies so: „Das könnte den Herren der Welt ja so passen, wenn erst nach dem Tode Gerechtigkeit käme“. Leider hält es die CDU zu sehr mit den Mächtigen und wird zurecht von kirchlicher Seite dafür kritisiert. Dass die Verkündigung der Kirche eher für eine „linke“ Politik wirbt, liegt nicht an politischer Einseitigkeit, sondern liegt an der Botschaft Jesu. Dass diese weit mehr zum Parteiprogramm der Linken passt als zu dem der CDU liegt nicht an den Kirchen. Die marktwirtschaftlichen Ansätze, welche CDU/CSU und die FDP favorisieren sind Instrumente zum Wohle der Starken, Reichen und Mächtigen, sie stehen dem Reich Gottes eher entgegen als es zu fördern.

Die Flüchtlings- und Migrationspolitik der Union kann (nicht nur) aus christlicher Sicht gar nicht scharf genug verurteilt werden. Und ein Seenotrettungseinsatz, der Menschen vor dem Ertrinken rettet, weil der Staat in dieser Aufgabe versagt, mag rechtlich umstritten sein – schlimm genug – ethisch ist er nur eines: unbedingt geboten. Anstatt sich der politischen Provokation der Botschaft Jesu zu stellen und die Politik ihrer Partei dahingehend zu kritisieren, will Frau Bednarz, mit politischen Predigten verschont werden. Wenn der christliche Glaube nicht zu meinem Parteiprogramm passt, dann muss eben der Glaube verändert werden. Man möchte antworten: „Verschont mich mit solch überheblicher Ignoranz“. – Diplom Theologe Klaus Metzger-Beck 

 

Frau Bednarz mutmaßt, dass die Evangelische Kirche mehr an der Verkündigung politischer Botschaften interessiert sei, als an das  ür das Christentum zentrale Trias aus Sünde, Tod und Erlösung. Ich würde sagen „Verschont mich mit Sünde, Tod und Erlösung“, denn genau diese Worte haben mich an die mittelalterlichen Angstpredigten erinnert. Und ich tue mir genau diese Arte zu predigen nicht mehr an. Frau Bednarz arbeitet sich an Bedford-Strohm und der EKD ab. Ich habe Bedford-Strohm als fröhlichen, herzlichen, zugewandten und mutmachenden Prediger erlebt, der das Evangelium (die frohe Botschaft) verkündigt. Also genau das, was wir Menschen in diesen Krisenzeiten erwarten. „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ sind doch exakt die Werte, für die Christen einstehen sollen!

Und hier stimme ich in Bezug auf die „Erlösungsbedürftigkeit“ auch Frau Bednarz zu. Sich nämlich für den Frieden zu engagieren, sich um Gerechtigkeit zu mühen und die Schöpfung auch für unsere Nachkommen zu bewahren, da finde ich mich „politisch einseitig“ wieder und lasse mich an diesen Punkten auch „Links“ einordnen. Nebenbei bemerkt: Die Zeiten, in denen katholische Priester (z.B. in Oberschwaben) von der Kanzel die Gemeinde aufgerufen hat, CDU zu wählen, sind noch nicht so lange her. – Ruth Dittus 

 

Der Artikel ist schon etwas lustig. Man kann mit der Bibel keine Politik machen, aber sie setzt klare Leitplanken. Und gerade die Konservativen Politiker, die verletzen diese beständig – und das lässt sich weltweit beobachten. Gerade heute habe ich gehört, dass in Brasilien wieder bis zu 10% der Einwohner an Hunger leiden – dabei hatte Präsident Lula (links) aktiv den Hunger bekämpft, aber seine Nachfolger (rechts) haben diese Sozialprogramme auslaufen lassen – Zero Fame sobre.

Brich dem Hungrigen Dein Brot – das ist die Aufgabe von Christen, nicht 2015 darf sich nicht wiederholen. Pastöre / Priester sollen nun nicht direkt Wahlwerbung machen, aber bei Friday for Future, da sollten eigentlich alle mit machen – wer das kritisiert, der hat die aktuelle Weltlage nicht verstanden. Und noch ein Blick zu der katholischen Seite: Warum wohl hat Papst Franziskus vor 8 Jahren seine erste Reise nach Lampedusa gemacht – und dort in violett die Trauermesse gelesen? Weil die Flüchtlingspolitik der EU ein Skandal ist – und menschenverachtend.

Er hat in ähnlichen Worten die gleiche Botschaft auch in Strassbourg übermittelt, als vor dem EU-Parlament geredet hat. In den griechischen Lagern hungern Flüchtlinge – und die Verteilung auf alle 27 Länder und ist noch immer nicht geregelt. Mt 25,31. Mir ist immer lieber, Leute wie Markus Söder, Friedrich Merz etc. gehen in die Kirche – oder sind zumindest dafür offen – aber es muss sich auch bemerkbar machen. Ich bin gespannt, wieviel Christentum in Olaf Scholz steckt. Zum Schluss noch ein Blick auf Weihnachten: Das Licht leuchtet in der Dunkelheit – und die Dunkelheit hat es nicht erfasst! – Stephan Siegel 

 

Es ist nun wahrlich nichts Neues, wenn Konservative die fortschreitende Politisierung der (evangelischen) Kirche beklagen. Auch nicht neu, aber dennoch unredlich ist der Versuch, die in der Tat dramatischen Kirchenaustritts-Zahlen durch eben diese Politisierung erklären zu wollen. Liane Bednarz geht da subtiler vor („Die Motive für die Austritte mögen unterschiedlich sein, aber gerade für konservative, fromme Menschen wie mich ist die Befürwortung einer Kirche mit einer politisierten Spitze nicht einfach…).

Die Realität ist viel banaler: Fast 2/3 (64%) der Ausgetretenen wollen schlicht und einfach die Kirchensteuern sparen. Geiz ist geil, Kosten-Nutzen-Rechnung, das ist doch das Credo des marktradikalen Konsumismus und der neoliberal-individualistischen Ideologie. Das Credo des modernen Konservatismus? In ihrer Geschichte war Kirche zu oft und zu lange auf der Seite der Mächtigen und hat zu oft und zu lange geschwiegen, wenn Gottes Ebenbilder versklavt, gefoltert, ausgebeutet, in endlosen Kriegen um Macht und Ressourcen ermordet, verstümmelt, vergewaltigt und zur Flucht gezwungen wurden, während die Profiteure „keinen Platz in der Herberge“ angeboten haben.

Zu lange geschwiegen angesichts des weitweiten Ökozids, der Verstümmelung und schleichenden Vergiftung von Gottes Schöpfung. Ja, Sünde im Anthropozän, im Zeitalter des Kapitalismus. Kirche hat sich geändert. Gott sei Dank. Vor 50 Jahren hatten wir noch Zweifel, heute sind wir gerne Mitglieder der Evangelischen Kirche. Politische Predigten hören wir gerne, wenn sie gut sind. Das gilt natürlich auch für „unpolitische“. Aber Frau Bednarz, liebe Schwester im (evangelischen) Glauben: „Katholizismus als attraktive Alternative“? – Kennen Sie schon Papst Franziskus? Wäre doch eher für uns eine Alternative…. – Brigitte Ehrich und Jürgen Dornis 

 

Der Artikel von Liane Bednarz fordert zum Widerspruch heraus. Eine unpolitische Predigt gibt es nicht. Entweder sie übergeht aktuelle Themen und schweigt lieber dazu. Dieses Schweigen ist politisch gesehen Zustimmung. Oder sie bekennt sich, fordert damit zum Dialog heraus und wird politisch wirksam. Würde Frau Bednarz ihre Argumentation auch vor den vielen Pfarrern vertreten, die sich mutig gegen die Nazi-Ideologie stellten? Eine eher evangelikale Predigt zu fordern ist eine Sache für sich. Denn erstens kennt Frau Bednarz diese sicherlich schon in- und auswendig, zweitens könnte es sein, dass auch sie dann in die Nähe der „Seelen-Egoisten“ gehört (siehe Gerhard Steiff, Kamele 1985) und drittens hat die Theologie seit jeher die Aufgabe, alte Missverständnisse und Irrlehren zu revidieren, wobei sie bis heute dazulernt. – Rainer Schreier 

 

Es ist keine gnadenlose Offenheit, wenn von Kirchenvertreterinnen und Kirchenvertretern gefordert wird, Predigten und kirchliche Handlungen zu entpolitisieren und sich aus dem gesellschaftlichen Diskurs „Jenseits von Eden“ herauszuhalten. Es ist vielmehr politisches Kalkül. Seit geraumer Zeit werden politische Positionen seitens konservativer und bürgerlicher Parteien mit religiöser Begrifflichkeit aufgeladen und damit sakralisiert. Besonders deutlich zeigt sich dies, wenn die Union die kirchlich geprägte Begrifflichkeit „Bewahrung der Schöpfung“ zu ihrem Markenkern stilisiert und die Chiffre im umweltpolitischen Diskurs immer wieder als Nebelkerze zündet, um von eigenen Versäumnissen abzulenken.

In gleichem Maße wird von konservativen Christinnen und Christen die vermeintliche Säkularisierung kirchlicher Positionen und Predigten beklagt. Die Kirchen sollten sich lieber auf ihre christliche Kernbotschaft besinnen, die eher unpolitisch sei. Liane Bednarz benennt sie mit „Sünde, Tod, Erlösung und ewiges Leben“. Bereits in dieser Fokussierung auf der persönlichen Vergebung als unerschöpflicher Vorratskammer der kirchlichen Verkündigung, aus der, wie es auch Dietrich Bonhoeffer einmal kritisierte, mit leichtfertigen Händen bedenkenlos und grenzenlos ausgeschüttet werden müsste, wird deutlich, dass es nicht gewollt ist, davon zu sprechen, was Leben heute gesellschaftlich gefährdet. Religion wird auf die Jenseitshoffnung des Einzelnen reduziert.

Lange Zeit sammelten sich diverse kirchliche und nicht-kirchliche Gruppen unter dem Leitgedanken „Bewahrung der Schöpfung“, um ein aus ihrer Sicht progressives Umweltkonzept zu propagieren, etwa die „Mitwelt-Engagierten“ in den Kirchen der DDR oder die „Steyler Missionare“ mit ihrem Engagement am Amazonas. Anders als das gemeinsame Wortfeld von „konservativ“ und „bewahren“ nahelegt, zielte „Bewahrung der Schöpfung“ aber ursprünglich nicht nur auf eine bestimmte Gruppe von Wählerinnen und Wählern.

Die Unversehrtheit der Erde als Schöpfung, die umfassende Bewusstheit ihrer Würde, aber auch ihre Verletzlichkeit und die klare Grenzziehung zu kurzfristigen Verwertungsinteressen galten vielmehr als Richtlinie. Gut aber, dass in dem Artikel an diesen Ursprung der Chiffre im konziliaren Prozess des Ökumenischen Rats der Kirchen als Teil der Trias „Justice, Peace, Integrity Of Creation“ erinnert wird. Es war damals vorausgesetzt, dass diese Einheit untrennbar ist, wenn man von Gottes Schalom reden möchte. Und genau dazu finden sich auch biblisch die bestbegründbaren Positionen, etwa in den Aussagen Jesu Christi aus der Bergpredigt. 

Wieso aber ist heute das Engagement für das Überleben von Geflüchteten theologisch erklärungsbedürftig? Und wieso soll gerechtfertigt werden, sich mit anderen auf einer Demonstration für mehr Klimaschutz zu verbünden, wenn der eigene Glaube und das eigene Gewissen einem raten, dass für das künftige Leben von Generationen mehr getan werden muss?  Dr. Constantin Gröhn 

 

Das von Liane Bednarz angesprochene Problem sehe ich auch. Es scheint mir aber damit zusammenzuhängen, dass in bestimmten kirchlichen Kreisen auch nach hundert Jahren noch das Bewusstsein lebendig ist, irgendwie Staatskirche zu sein (und nicht eine Religionsgemeinschaft neben anderen, die — so wie politische Parteien — eben mit anderen koexistiert und auch konkurriert).

Man möchte sich dann seiner staatstragenden Funktion und „Systemrelevanz“ dadurch vergewissern, dass man politisch-erzieherisch auf die ganze Gesellschaft wirkt (statt nur die Botschaft der eigenen Religion zu verkünden), was dann gerne darauf hinausläuft, dass die politischen Sonntagsreden von vor drei Wochen (gegen Fremdenfeindlichkeit, für Diversität, gegen Verdrängung der NS-Zeit usw.) noch einmal auf der Kanzel paraphrasiert werden. Ähnlich verstand übrigens schon der Rationalismus des frühen 19. Jahrhundert die gesellschaftliche Funktion der damaligen Staatskirchen: als Volkserziehungsanstalten im Rahmen eines von einer aufgeklärt-absolutistischen Obrigkeit geführten Gemeinwesens. – Simon Gerber 

 

Nach dem ersten Lesen des Beitrags von Frau Bednarz hatte ich die Vorstellung: hat die ZEIT Angst, dass sie die nächste Leserbrief-Seite nicht vollkriegt? Ich bin 91 Jahre alt, im Laufe meines Lebens in unterschiedlicher Nähe zur Kirche, ich würde mich deutlich als evangelische Christin bezeichnen. „Es interessiert mich nicht die Bohne, was mit mir nach meinem Tod passiert. („Das absolute Nichts denkt sich schlecht“: Adorno.)

Ich habe nicht die Vorstellung, dass der Tod des Jesus von Nazareth mich davor bewahrt, nach meinem Tod in der Hölle zu brutzeln, also dass er mich in diesem Sinn „erlösen“ muss. – Ich bin in der evangelischen Kirche – nach einer Phase der Distanz – aktiv geworden, als sie sich gegen Atomwaffen im Sinne der Friedensbewegung positioniert hat, in Hamburg besonders die Christuskirche in Wandsbek. Im zarten Alter von 53 Jahren bin ich mit ihr das erste Mal zu einer Demo gegangen, ich wollte nicht unter einer falschen Fahne marschieren. – Als die sogenannte „Flüchtlingskrise“ die Evangelische Kirche dazu gebracht hat, ein Rettungs-Boot im Mittelmeer zu finanzieren, habe ich dazu gern ein Scherflein gespendet. Warum? 

Ich fand es nicht so gut, viele Menschen im Mittelmeer einfach ertrinken zu lassen. Warum? Da steht als zentraler Satz in der Bibel: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ – Ach ja, ich ertrinke auch nicht gern! – Als uns allen klar wurde, dass die „Schöpfung“, Erde, Pflanzen, Tiere, Menschen durch unsere Art zu leben in großer Gefahr sind, fand ich es sehr gut, dass die evangelische (und katholische) Kirche dazu beigetragen haben, unser Bewusstsein zu schärfen: wir können unser Leben gut und gern ein bisschen (oder doch entschieden?)  ändern, damit das Leben auf dieser schönen Erde erhalten bleibt. Ich höre so etwas gern in jeder Predigt, wir sind ja träge, da muss es uns häufig gesagt werden.“ – Marlies Buchholz 

 


 

 

Leserbriefe zu „Eine fehlt” von Tina Hildebrandt 

 

Was für ein bemerkenswerter Artikel. Ich habe ihn gleich zweimal gelesen. Er hat so viel Nachdenklichkeit und Innehalten in mir ausgelöst. – Helga Wick 

 

Das ist ja mal eine ganz neue Andrea Nahles: Sie spielt Pippi Langstrumpf und willst Du nun mein Gegner sein, dann gibt es was auf die Fresse! Alles nur Spaß! Alles nur heiter und so liebevoll und so ein tolles soziales Verhalten! Mutter von so einem süßen, selbst erzogenen Mädchen, in einem so süßen kleinen Ort mit selbstgestricktem Pullover selbst die Brötchen holend, das Bauernhäuschen vom Vater umbauen lassen, so niedlich, so kuschelig.

Und dann aber die böse Realität: Rücktritt und Antritt zur Präsidentin der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation. Der richtige Posten für eine (jetzt wieder-sprechende) Germanistin; leider ist dieser Posten nur zwischen 180.000,00 € und 200.000,00 € dotiert! Ein unsozialer Hungerlohn. Aber irgendwie, so ganz im Geheimen verstehe ich schon, weshalb Frau Nahles nicht mehr zur Ministerin berufen wurde, wer lässt sich schon gerne unter dem Tisch vor das Schienbein treten? Und bei Ihren sozialen Fähigkeiten wäre sie auch glatt im Stande das Kabinett Scholz I nach kurzer Regierungszeit zu sprengen, eben nur mal so zu ihrem Spaß! – Peter Janssen 

 

Sie hat also die Hartz IV Reform „Rückabgewickelt“? – Ist mir gar nicht so aufgefallen. Anyway – sie war jedenfalls immer dagegen und bestimmt nicht Schröders Liebling. Andere waren sehr dafür, haben die Agenda entwickelt und sind jetzt Bundespräsident und Bundeskanzler. Merke….. -Es lohnt sich immer wieder „kleine Leute“ in die Pfanne zu hauen. -Es ist wichtig die Starken zu stärken. – Man muss im „Notfall“ (??) bereit sein gegen die eigenen Wähler zu entscheiden. – Karrieretechnisch gesehen macht man was der Boss (Schröder) sagt um in Amt und Würden zu bleiben und weiter aufzusteigen. – Dieter Herrmann 

 

Bei Ihrer Glorifizierung von Andrea Nahles als Heilige Mutter der Sozialdemokratie haben Sie unter Anderem aus den Augen verloren, dass Frau Nahles im Angesicht des demografischen Wandels gegen den Rat von Experten die Rente mit 63 durchgesetzt und damit den unverhofften Frührentnern zwar eine Freude gemacht, dem Land insgesamt aber Schaden zugefügt hat. Überhaupt hatte ich eigentlich die Hoffnung, dass es nicht darum geht, dass sich die SPD gut fühlt, sondern dass Politik gemacht wird, die für das Land gut ist.

Auch bei der später vielgescholtenen Agenda 2010 und Hartz IV sollte es nicht darum gehen, ob diese Reformen für die SPD „fatal“ waren und ob sich die SPD damit gut fühlt, sondern darum, dass wir uns die „soziale Hängematte“ in der damaligen Form nicht mehr leisten konnten und diese Reformen den Grundstein für einen gewaltigen und langanhaltenden Aufschwung gelegt haben. Gerhard Schröder sah sich doch erst zur Einführung dieser Reformen gezwungen, als er mit dem Rücken zur Wand stand und Deutschland als „kranker Mann Europas“ galt.

Ich kann deshalb in der „Rückabwicklung“ durch Frau Nahles nichts Dankenswertes sehen, womit ich nicht sagen will, dass man die Gesetze nicht an der einen oder anderen Stelle nachbessern könnte. Ich bin froh, dass eine so ideologisch und faktenresistent agierende Politikerin wie Frau Nahles in der neuen Regierung keinen Platz und keine Bühne bekommen hat und hoffe, dass sie ihren neuen Posten als Leiterin der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation ernst nimmt und, statt selbstmitleidig ihre Wunden zu lecken und verflossener Macht nachzutrauern, zum Wohle aller wirkt. In dem Bereich gibt es doch genug zu tun… – Dr. Barbara Wassenberg 

 

Wer jahrzehntelang und wenn auch nur kommunalpolitisch in der SPD aktiv war, leidet am stalinistischen Grundverständnis dieser Partei. Für die Opfer stehen Brandt und Nahles. Für die Täter Wehner, Schmidt, Rau und heute Kühnert. Von deren scheindemokratischem Handeln sollte man sich nicht täuschen lassen. Deshalb vielen Dank für diesen Artikel. – Jürgen Dressler 

 

Bitte helfen Sie mir und erklären Sie mir Ihren Satz in dem Artikel: Andrea Nahles wurde MATERIELL der Boden unter den Füßen entzogen. Wie bitte? Die Frau war Abgeordnete und Ministerin mit einem Gehalt von ca. 16.000 Euro pro Monat. Sie wird doch wohl ein paar Euro auf die Seite gelegt haben, um zu überbrücken, bis man ihr den nächsten hoch dotierten Posten zuschob. Ich empfinde Ihren Satz als blanken Hohn für die alleinerziehenden Mütter, die täglich an Kassen sitzen, putzen, beim Friseur oder im Krankenhaus für einen Hungerlohn arbeiten. Zu schweigen von den gering verdienenden Frauen, die durch Rationalisierung und Strukturveränderung (Einzelhandel) arbeitslos werden? Es wäre schön, wenn Sie sich bei all diesen Frauen öffentlich dafür entschuldigen würden. – Johanna Piller 

 

Tina Hildebrandt setzt sich oft für die Interessen privilegierter Frauen ein. Wie entfernt das von den Lebenswelten der meisten Frauen ist, zeigt auch dieser Artikel. Sie behauptet, Andrea Nahles sei nach dem Abschied aus der Politik materiell „der Boden unter den Füßen weggezogen worden“. Nahles war 18 Jahre Bundestagsabgeordnete und vier Jahre Ministerin. In dieser Zeit wird sie wohl ein gutes finanzielles Polster angesammelt haben. Nach ihrem Ausscheiden standen ihr für 14 Monate etwa 140000€ Übergangsgeld zu.

Davon leben Bürger oft viele Jahre. Aus ihren beiden Tätigkeiten steht ihr eine Altersversorgung von jeweils etwa 5000€ mtl. (bei gegenseitiger Aufrechnung) zu. Das kann kein Versicherter erreichen. Was Nahles nicht bestreiten würde. Nach gut einem Jahr verdankt sie ihrer politischen Laufbahn ein Präsidentenamt in einer Bundesanstalt, vergütet mit etwa 180000€ im Jahr zu Beginn. Ich schätze Nahles sehr als sozialdemokratischen Typus, der in der akademisierten SPD rar geworden ist. Ich kann gut verstehen, dass sie das Ende ihrer politischen Laufbahn sehr mitgenommen hat. Ihr wurde übel mitgespielt, wie Kurt Beck, Peer Steinbrück und vielen anderen Politikern. Ob aber das Bild, das Hildebrandt von ihr verbreitet, in ihrem Sinn ist? – A. B. 

 

Kaum zu glauben, dass ein solch weinerliche Artikel in Ihrer Zeitung Platz gefunden hat. Es fehlte nur noch der Spendenaufruf für die arme alleinerziehende Frau Nahles. – Manfred Mengewein 

 

Zur eventuellen Berücksichtigung Andrea Nahles‘ bei der Vergabe von SPD-Posten mag man stehen wie man will, aber eine Politikerin, die jahrelang hohe Abgeordneten- und Ministerinnengehälter erhalten hat, der zudem 13 Monate Übergangsgeld zustanden, mit arbeitslosen, alleinerziehenden Müttern gleichzusetzen ist etwas dreist. Die werden auch nicht nach einer kurzen Pause gleich Leiterinnen der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation. Natürlich wird die Situation von Frau Nahles alles andere als angenehm gewesen sein, als sie – wie ihr Vorgänger Martin Schulz – vom Posten der Parteivorsitzenden verdrängt (weggemobbt?) worden ist, doch der Vergleich mit Frauen in zum Teil ausweglosen Situationen verhöhnt diese. – Julio C. Hernández 

 

Es ist auch eine wichtige journalistische Aufgabe, das Unsichtbare, das Verschwindende, das Scheue, das Verborgene zu zeigen, ohne übergriffig und reißerisch zu werden, was Tina Hildebrandt natürlich gelingt. Es geht auch um das Menschliche im Politischen und im Gesellschaftlichen. Nicht nur zu Weihnachten sollten wir wahrnehmen, wenn Plätze frei bleiben, wenn jemand die Sprache verliert oder aus der Zeit fällt. Menschen hinterlassen Lücken. Lücken sind Freiräume für andere, die diese füllen. Wenn wir bereit sind, in den offenen und gefüllten Lücken auch unsere Verantwortung, unsere Anteile und unsere blinden Flecken zu sehen, wenn Respekt nicht nur eine Phrase sein soll, um Respektlosigkeiten zu übertünchen, dann müssen wir miteinander reden, nicht übereinander. – Reinhard Koine 

 

Danke für das gute Porträt Andrea Nahles‘, das viel über die Politik im Allgemeinen und der SPD im Besonderen aussagt! Noch besser wäre es gewesen, einen Absatz jenem Tag des Jahres 2005 zu widmen, an dem Andrea Nahles mit ihrer Kampfkandidatur den damaligen Parteivorsitzenden Franz Müntefering stürzte. An den Querelen, die zu einer Vielzahl Parteivorsitzender seit der Wahlniederlage von 2005 führte, hatte sie somit einen gewichtigen Anteil. – Torsten Berndt 

 

Die Betrachtung der Parteivorsitzenden Andrea Nahles verlangt m. E. eine andere Perspektive als die Sicht auf die Person. Die Mehrheit der Wähler steht nicht auf Politiker, die sich durch spektakulären Krawall profilieren. Frau Nahles konnte sich nicht selbst reflektieren, nicht infrage stellen. Kevin Kühnert lässt sich filmen, wenn er Saskia Esken berät, wie sie glaubhafter öffentlich auftreten sollte. Hat er vielleicht Andrea Nahles zu ihren öffentlichen Ausfällen ebenfalls verleitet? – Renaux 

 


 

 

Leserbriefe zu „Mit Merz und Maß” von Mariam Lau 

 

Ob man Herrn Merz nun als mehr oder weniger „rechts“ bezeichnen möchte – viel relevanter ist in seinem Fall die Frage, wie sehr er dazu beiträgt, die marktradikale Ideologie der Neunziger und frühen Zweitausender Jahre in unserem Land zu verstetigen. Längst zeigt die Evidenz, z.B. im Krankenhaussektor, dass Lobby-Einflüsse zugunsten gewinnorientierter Finanzierungsmodelle und internationaler Private Equity-Fonds bei Aufgaben der Daseinsvorsorge mehr Probleme geschaffen als gelöst haben.

Selbst die Weltbank, ein Hort des Marktliberalismus, vertritt nicht mehr das Mantra, der Markt regele alles, sondern sieht Marktversagen als ein Risiko bei der Bereitstellung von öffentlichen Gütern. Mit einer marktradikalen, rückwärts orientierten CDU als stärkster Oppositionspartei würde die Entwicklung zu einer wirklich sozialen Marktwirtschaft auf der Höhe der Zeit sehr erschwert. – Dr. med. Heide Richter-Airijoki 

 

Friedrich Merz ist für viele Nichtparteigänger ein politisches Echo aus der Vergangenheit auf der inzwischen verzweifelten Suche der CDU nach innerem Frieden. Von den meisten Parteimitgliedern indes ist er bestimmt und gerufen worden, um vermeintlich verlorengegangenen Konservatismus zu einen und in eine bessere, sprich erfolgreichere Zukunft zu transformieren. Das grundsätzliche Problem, insbesondere der CDU, ist freilich, dass die Welt nicht stehengeblieben ist; dass auch konservative Ansinnen einem Wertewandel unterliegen, wenn alles so werden bzw. bleiben soll wie es war. Oder, andersherum betrachtet: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“; das eben gilt nicht nur für weltgeschichtlich angelegte Programmatik. Mit dem wirtschaftsnahen Sauerländer also könnte die CDU nunmehr noch eher zu spät kommen. – Matthias Bartsch 

 

Wenn man schon nach wenigen Wochen die öko- und liberalpupertären Wendungen von Ampel-Partnern befürchten muss, darf man auf ein prinzipielles politisches Verständnis bei der CDU hoffen. Umso mehr, weil das Handeln der Grünen und FDP ausschließlich von einem politikwissenschaftlichen Verständnis in der hiesigen Medienlandschaft geprägt ist. Wenn es mittelfristig auch zu keiner anderen politischen Konstellation in Berlin führen wird, wird dennoch eine prinzipientreue CDU durch die bekanntlich prinzipielle Zurückhaltung des Kanzlers zu seinem verlässlichen Partner in den wesentlichen politischen Handlungsfeldern. Dieses wird ihr als das alleinige Ziel von Merz, eher als heute vermutet, die Macht zurückgeben. Keine SPD, auch nicht ihr linker Teil, wird das national und international unerfahrene Handeln von Grünen und FDP lange ertragen wollen. – Jürgen Dressler 

 

Jetzt ist er der alleinige Retter der CDU. Mit dem dritten Anlauf hat er endlich seinen idealen Absprung hingekriegt; Glückwunsch und viel Freude im Amt! „Der Mensch gerät in große Gefahr, wenn er seine einseitig gewonnene Erfahrung zum alleinigen Maßstab seines Urteils und zum Prinzip seines Handelns macht.“ (Christian Friedrich Hebbel, 1813-1863, deutscher Schriftsteller, Dramatiker & Lyriker) – Klaus P. Jaworek 

 

Ob Friedrich Merz die CDU wieder regierungsfähig machen kann, wird die Zukunft zeigen. Was mich an dem Artikel ein wenig stört, ist, dass die Begriffe „Taliban“ und „liebevoll“ in Zusammenhang gebracht werden. – Roman Beck 

 

Ihre Weihnachtsbotschaft an die Bürger dieses Landes, die ihnen vermutlich die Angst vor einem Rechtskurs der CDU unter Merz nehmen soll, ist nicht sehr beruhigend. Die enorme Zustimmung die Merz aus der CDU erfahren hat, lässt anderes befürchten. Schon die Vorgeschichte der Suche nach dem „richtigen“ Kanzlerkandidaten, die nur knapp an der, aus der Sicht von Nicht-CDUlern, Schreckensherrschaft von Söder vorbeigeschrappt ist, ließ das rechte Potential in der Nach-Merkel-CDU aufleuchten. Der Eindruck ist deutlich, die CDU konnte ja nicht Söder wählen, also hat sie den aus ihrer Sicht am weitesten rechtsstehenden gewählt. Von Merz erwartet man nun auch, dass er liefert. Ich sehe keinen Grund, warum er seine Klientel nicht bedienen sollte. Aus meiner Sicht: Das Unheil nimmt seinen Lauf. – Helmut Kapferer 

 

Wir müssen auch Norbert Röttgen und Helge Braun danken, dass sie sich ohne Aussicht auf Erfolg so ernsthaft zur Wahl gestellt haben. Sie haben das überaus klare Ergebnis für die CDU erst möglich gemacht (andere haben sich da berechnender verhalten). Vor diesem Hintergrund kann kraftvolle Opposition nun endlich eine einigende Wirkung für die CDU und die Union entfalten und zugleich enttäuschte Anhänger zurückgewinnen. Eine Doppelstrategie bietet sich an: Möglichst hoher Symbolgehalt auf Nebenkriegsschauplätzen und feine Nuance zur Ampel in den zentralen Aufgaben unserer Zeit, um Regierungsanspruch jetzt schon zu signalisieren.

Mit einer solchen Strategie ist die Abgrenzung zur AfD so wenig ein Thema, dass Mariam Lau es in ihrem Leitartikel nicht einmal erwähnen musste. Die Entscheidung für Friedrich Merz ist an diesem Punkt tatsächlich ein Glücksfall für unsere Demokratie. Und vielleicht auch für ihn selbst, denn durch einen gelingenden Übergang kann er zu einer leuchtenden Gestalt in der CDU-Ahnenreihe werden, wie einst Rainer Barzel. – Reinhard Koyne 

 


 


Leserbriefe zu „Schöne Bescherung” von Andreas Sentker 

 

Das Virus mutiert nicht ziellos vor sich hin. Was wir gerade mit dem Virus erleben ist nichts anderes als eine Momentaufnahme der Evolution, steht sinngemäß im oben ausgeführter ZEIT-Artikel. Andreas Sentker hat richtigerweise die Omikron Virusvariante nicht als besorgniserregend eingestuft. Aber ein Corona-Artikel auf der ersten Seite der „ZEIT“ darf keinen schwachen Punkt erlauben. Speziell die Aussage: Das Virus mutiert ziellos vor sich hin, ist so nicht korrekt und erzeugt beim Leser zudem Unsicherheit und Ängste, was in dieser Zeit unbedingt verhindert werden sollte. Das Virus mutiert, weil es dem Wirt gut gehen will und seine Bleibe beim ihm sichern will.

Rein aus eigenem Interesse sorgt es dafür, dass der Wirt am Leben bleibt. In dem es immer nach der bestmöglichen Variante sucht, die dem Wirt, also seinem eigenen Brotgeber, weniger Schaden zufügt Das ist sein Ziel. Und das macht es mit Plan. So die Theorie der Evolution. Meldungen aus England und Südafrika bestätigen dies. Omikron ist weniger gefährlich, als die Delta-Variante. Auch das RKI meldet, dass es bei den 7225 Omikron infizierten nur ein Todesfall gab. Bei den 7.03 Millionen Infizierten mit den vorherigen Varianten sind 111.000 gestorben. Also ein Todesfall pro 63 Infizierten, d.h. die Omikron Variante ist (wird) um ein vielfach, (hier ein statistisch vorsichtiger Hinweis: 7225:63=114x), weniger gefährlich als die vorherigen.

Aber mich bewegt noch ein weiter Grund, was ich mit meinem Leserbrief bzw. Beitrags ansprechen möchte. Ich ziele auf die Kinderimpfung ab. Ich selbst bin dreimal geimpft. Und ich möchte hier zeigen, warum meine Enkelkinder keine Impfung brauchen. In der Corona-Statistik des Robert-Koch-Instituts (RKI), Stand 15.12.21 werden 106.507 Todesfälle registriert. Die Todesfälle bei den unter 50jährigen macht nur 1.5% aus. Und die 42 Todesfälle bei den unter 20jährigen machen nur 0.04% aus. Diese offiziellen, vom RKI herausgegebenen Statistiken, müssten meiner Meinung nach, von den Verantwortlichen als Basis für die Entscheidungen von Maßnehmen dienen.

Um das Bild zu vervollständigen, müssen auch die durch die Corona-Maßnahmen verursachten Schäden statistisch, gegenübergestellt werden. (häusliche Gewalt, Depression, Bildungsrückstand, Steuergeldverschwendung und vieles mehr….) Das Prinzip der Verhältnismäßigkeit hätte man anwenden müssen. Und leider wird es noch schlimmer. Die Badische-Zeitung vom 27.12.21 berichtet, dass in Freiburg auch Kinder unter 5 Jahren geimpft werden. Darunter ein acht Monate altes Mädchen. Obwohl dafür es keine Empfehlung der Impfkommission gibt. Will man vielleicht so die Impfgegner überzeugen? – Dr. Konstantin Karras 

 

Ich bin nicht mehr der Jüngste; glaubte einmal Journalisten seien schlaue Leute, zumindest wüssten sie, wovon sie schreiben. Seitdem der Herr Wieler irgendwann einmal den Begriff des exponentiellen Wachstums verwendet hat – der hatte davon keine Ahnung – geistert dieses Schlagwort durch manchen Beitrag jedweder Form. Früher war das einmal Mathestoff im Gymnasium; heute schon in der Realschule. Geht man davon aus, dass die Omikron-Variante seit 5 Wochen auf der Welt ist, dann hätten sich bei 2hoch35 bereits mehr Menschen anstecken müssen als es gibt. Sorry, aber in letzter Zeit fallen immer mehr dieser Denkfehler auf. Eigentlich kann man keine Denkfehler machen, wenn man nichts denkt. War die Wochenzeitung die Zeit schon mal besser oder nicht!? – Stefan Müller 

 

Seit fast 20Jahren lese ich DIE ZEIT, viele Jahre davon im eigenen Abonnement, auch zu Zeiten der Facharztausbildung als ich als alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern immer das Geld zusammenhalten musste. Nun, wo ich in eigener Niederlassung etwas mehr verdiene, bräuchte ich mir keine Gedanken um die Finanzierung mehr machen, viel mehr mache ich mir Gedanken, ob ich sie weiter finanzieren will. Einst ein Wochenblatt voll mit Artikeln, die mir gut recherchiert schienen, die in einem Artikel auch mehrere Sichtweisen zu Wort kommen ließen. Und nun, vor allem in Punkto Corona? Sie stoßen in dasselbe Horn wie fast alle bekannten Medien in Deutschland.

Zuletzt hat mich der Artikel „Schöne Bescherung“ auf der Titelseite der letzten Ausgabe geärgert. Woher nehmen Sie die Kenntnis: „hilft gegen eine Infektion mit Omikron verlässlich nur noch nach der dritten Dosis: die Impfung“? Wie können Sie nur so populistisch tönen: „Wer jetzt nicht geimpft oder genesen ist, ist einer rasch wachsenden Gefahr ausgesetzt.“ Welcher denn? Das man als Corona-Impfstoffreier allein auf Arbeit ist, weil es die Kollegen nach ihrer Boosterimpfung für ein, zwei Tage aus dem Rennen nimmt? Sie verlieren eine treue Leserin, wenn Sie nicht bald zu Ihrer alten, d.h. kritischen, abwägenden, neutralen Art zurückkehren. Vielleicht sagen Sie sich nun, ist uns egal, auf einen kann man verzichten. – Dr. med. Marlen Arnold 

 

Frage: „Haben wir eigentlich noch etwas anders im Kopf, als nur noch das Coronavirus, und das von früh bis spät?“ Antwort: „Nein, wozu auch!“ Heute Morgen auf BR24, dem Nachrichtensender in Bayern, da ging es auch nur noch um das Omikronvirus, speziell in der Schule, wo bis zum nächsten Lockdown, das Dauerlüften, die Nummer Eins auf dem Stundenplan ist. Was die Nummer Zwei ist, und ob es die im Unterricht überhaupt noch eine Nummer zwei gibt, das scheint gar nicht mehr so wichtig zu sein.

Das Ende vom Lied war dann, so in etwa, dass wir an einer Durchseuchung im Endeffekt nicht vorbeikommen werden. Gut habe ich mir dann gedacht, das mit dem Denken klappt noch relativ gut bei mir, dann geht´s eben auch noch auf zum Durchseuchen; warum auch nicht! Vielleicht bekommt dann die Folgewelle noch einen „lustigeren Namen“ mit auf ihren Weg, und schwuppdiwupp wird aus dem ach so gefährlichen Virus, ganz plötzlich ein relativ harmloses Grippevirus. Ende gut alles gut! Na, da hege ich an dieser Regierung mit ihrem Expertenrat, nebst der Bundeswehr, so meine Zweifel! – Klaus P. Jaworek 

 

Querdenker mögen ja oft fehldenken, irren, Intrigen befördern, oder generell spinnen. Ohne sie aber, wären wir alle noch Leibeigene des Königs und Kaisers und unsere Technik wäre auf dem Stand der Postkutsche. Dass wir Impfstoff haben, verdanken wir den chemisch physikalischen Querdenkern, nicht den Druiden oder den Ofenpennern. Sowohl in Technik wie auch in der Politik, haben wir uns, haben die Querdenker uns, den Fortschritt und die Demokratie mit vielen Toten, mit unendlich vielen zerstörten Existenzen erkämpft.

Dieses Volk hat Erfahrung im Querdenken und es ist gut, wenn die Mächtigen das Fürchten. Die Querdenker sind zwar nicht das Volk, aber sie sind die Garanten der Demokratie, die Garanten unserer Gesundheit. Die Nickaugusts aber, sind, weil sie nichts beitragen zum Fortschritt, steuerbare Leibeigene. Genderopfer. Auch wenn ihre Vorsager recht hätten. Wenn also, wie es überall kommuniziert wird, Omikron weniger schlimme Auswirkungen hat, dann müssen jetzt nicht mehr die Intensivstationen, sondern die Infrastruktur, das Gas, das Wasser, der Müll, der Strom, geschützt werden?

Es ist anders: wenn Omikron nicht so schlimm ist, dann gehen wir zur Arbeit, omikronkrank. Wie wir die letzten zwei Jahre zur Arbeit gegangen sind, weil es schlimm zusammen mit den Impfungen oder ohne Impfung genug war, aber eben doch nicht so schlimm, dass wir in der Arbeit oder sonst wo wie Fliegen weggestorben wären. Daher: Schluss mit der Panikmache! Jeder kann sich Impfen, boostern, schützen. Der Rest geht den Staat nichts an. – Michael Maresch 

 

Ihrem Artikel in der ZEIT ist nichts hinzuzufügen. Ich nehme an, Sie werden einiges an zustimmenden Kommentaren erhalten. So hat er auch mich zu einer Anmerkung angeregt, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Zurzeit nehmen wir teil an einem Intensivkurs in Biologie, genauer: In Mikrobiologie. Wer bis jetzt noch keine Ahnung von Viren und ihren „Fähigkeiten“ hatte, wer, da man sie ja nicht sehen kann, über-haupt nicht an ihre Existenz glaubte, von ihnen viel-leicht auch gar nichts wissen wollte, muss sich nun eines Besseren belehren lassen: Es gibt sie scheinbar doch – und das in unvorstellbaren Mengen.

Außer-dem sind sie äußerst kreativ, finden immer von Neuem die Schlupflöcher, die ihnen die klugen Menschen überlassen und nutzen sie aufs Groß-zügigste. Dass es bei uns drunter und drüber geht? Berührt das Virus nicht im Geringsten. Vielleicht lernen wir aber etwas in diesem Kurs, an dem wir überhaupt nicht freiwillig teilnehmen: Dass sich die Welt nicht um uns Menschen dreht, dass unsere enorme Bedeutung nur eingebildet ist, und wir uns vielleicht etwas rücksichtsvoller verhalten gegen-über den anderen auf dieser Erde lebenden Mit-geschöpfen. Ich verspüre sogar Hoffnung in diese Richtung. – Hans Contier 

 

Ich zitiere Sie: “Die meisten Menschen wissen offenbar, was jetzt zu tun ist. Von Welle zu Welle haben sie dazugelernt, Kontakte reduziert, ihre Mobilität beschränkt. Viele haben gehandelt, bevor Infektionsschutzgesetze sie dazu anhielten. Auch jetzt – das beweisen Mobilfunkdaten – zeigen die Verantwortungsbewussten genau dieses vorausschauende Verhalten. Sie bereiten sich auf weihnachtliche Treffen mit Eltern und Großeltern gezielt vor. Sie schützen sich gegenseitig, organisieren Impftermine und beraten familiäre Teststrategien.”

Ich finde zwei Erklärungen für Ihr „Wissen“ ob der Mobilfunkdaten. Beide sind zumindest erschreckend. Entweder hat ihr Gehirn das getan, was unser aller Gehirn am liebsten tut, es nimmt den energiesparenden Weg, den Weg des geringsten Widerstands. Es greift sich eine Information und tut sie in die Schublade, die er immer nimmt, sprich: nicht denken, sondern sich selbst in seiner eigenen Meinung immer wieder bestätigen. Oder: Sie können auf Daten zugreifen, die uns allen verborgen sein sollten, nämlich der Zugriff auf unsere Mobilfunkdaten samt ihrer Verwendung.

Und das wäre mindestens so bedenklich wie der erste Fall. Ich finde es schade, dass Sie das Medium einer Wochenzeitung nicht nutzen, um zu einer halbwegs sachlichen Darstellung des Themas Corona beizutragen – und nicht das Lager der „Verantwortungsbewussten“ plump zu bedienen. Die Stimmung im Land wird es Ihnen danken. – Barbara Fuchs 

 


 

 

Leserbriefe zu „Macht ein Grundeinkommen faul?/Utopie im Alltagstest” von Kolja Rudzio 

 

Auf 2 Seiten schreiben Sie über das Grundeinkommen, ohne genau zu sagen wer es bekommt und wie viel. An einer Stelle heißt es „Jeder Mensch bekommt so viel Geld vom Staat, dass es für ein einfaches Leben reicht.“ An dieser Stelle bleibt unklar: Wie viel? Was ist ein einfaches Leben? An anderen Stellen in dem Artikel und in dem Artikel auf der nächsten Seite über “ Nichtstun ist nicht mein Ding“ ist dann von 1200 € pro Monat die Rede und dass auch ein gutverdienender Softwareentwickler diesen Betrag bekommt. Das lässt die Vermutung aufkommen, dass alle Bürger das Grundeinkommen erhalten sollen.

Das wird auch durch andere Quellen bestätigt. Wenn wir mal für den Moment annehmen, dass nur alle Arbeitnehmer, und das sind zurzeit 45, 2 Millionen, gemeint sind, kommt man auf folgende Beträge: 45,2 Millionen x 1200 € x 12 Monate. Das sind 650 Milliarden Euro pro Jahr. Sollten wirklich alle Bürger den Betrag erhalten, verdoppelt sich der Betrag noch mal ungefähr auf 1,3 Billionen Euro pro Jahr. Der Bundeshaushalt umfasst zurzeit 498 Milliarden Euro. Wer soll das bezahlen? Diese Frage hätte eigentlich der Autor stellen und auch beantworten müssen. Stattdessen wird eine lange Geschichte erzählt ohne genau das Grundeinkommen und deren Bezieher zu definieren. – Dietmar Kröner 

 

Für einen Hartz-IV-Bezieher, der sich für das bedingungslose Grundeinkommen beworben hat, ist es schon sehr interessant, wenn er erfahren muss, das niemals beabsichtigt war, Menschen, die Leistungen vom Jobcenter erhalten, an diesem sogenannten Experiment teilhaben zu lassen. Warum wurde das vorab verschwiegen? Warum wird hier eine nicht gerade kleine Bevölkerungsgruppe ausgegrenzt? Stattdessen schenkt man das Geld einem 31-jährigern Software-Entwickler, dem es finanziell ganz gewiss nicht schlecht geht, der anschließen weiterhin Vollzeit aktiv ist und das Geld einfach mal an seine Familie in Indien weiterleitet.

Eine 24-jährige Studentin leistet sich ein WG-Zimmer für 860 Euro und freut sich darüber, dass sie zumindest für drei Jahre kein Bafög beantragen muss, womit sie gegenüber denjenigen, die auf Bafög angewiesen sind und dies irgendwann zurückbezahlen müssen, einen nicht unerheblichen Vorteil hat. Darüber hinaus kann sie 450 Euro dazuverdienen, ohne dass ihr Grundeinkommen gemindert wird. Wenn ich auf 450-Euro -Basis arbeiten gehe, bleiben mir davon 120 Euro. Der Rest wird mit Hartz-IV verrechnet. Eine 29-jährige Schwimmlehrerin sucht sich eine bessere Wohnung, kauft sich ein Sofa, einen neuen Schrank, ein Boxspring-Bett, nächstes Jahr wird dann wohl ein Auto geleast und die Kreuzfahrt ist auch schon in Planung.

Und darüber hinaus will sie es dann mal ein bisschen lockerer angehen lassen. Absolut verständlich, dass Samira Korves dem Grundeinkommen kritisch gegenübersteht. Denn manche Menschen wollen ja nur das Geld zum Fenster rausschmeißen und sich einen schönen Lenz machen. Das ist kein Experiment. Das ist einfach nur Schwachsinn ohne irgendeine gesamtgesellschaftliche Relevanz. – Lutz Klingenmayer 

 

«Werden Menschen faul, wenn sie Geld bekommen, ohne etwas dafür tun zu müssen? Oder werden sie sogar fleißiger, aktiver und vielleicht auch gesünder?» Was reiche Erben betrifft hat Bismarck eine ähnliche Frage (betreffend nicht selbst erworbenes Einkommen) so beantwortet: «Die erste Generation erwirbt, die zweite verwaltet, die dritte studiert Kunstgeschichte». Was ganze Volkswirtschaften betrifft, so gibt es da bekanntlich die «Holländische Krankheit». Der Ursprung des Namens: In den Niederlanden wurden nach großen Erdgasfunden eine Zeit lang andere Industriezweige vernachlässigt.

In manchen Ländern existiert das Phänomen noch immer: Etwa in Venezuela oder Argentinien ermöglichte der Reichtum an Öl und anderen Ressourcen Experimente, die langfristig zu Finanzkrisen führten. In ölreichen Staaten im Nahen Osten reduzierte die zeitweise üppige staatliche Hilfe den unternehmerischen Elan und die demographische Eigenverantwortung. Eine Hilfe, die in eine ähnliche Richtung geht wie Grundeinkommen ist das kostenlose oder kostengünstige Nutzungsrecht für staatliche Einrichtungen wie Sportanlagen, Schwimmbäder, Kitas, Gesundheitswesen, geförderte Studentenheime, öffentlicher Verkehr, etc.

Die finanzielle Entlastung durch Erhöhung der Kaufkraft durch Discounter (wie Aldi) oder Internet-Anbieter (wie Amazon) bewirkt ebenfalls finanzielle Entlastung. Der dabei durch Automatisierung und Konzentration geförderte Verlust an Arbeitsplätzen verweist auf einen weiteren Aspekt des Grundeinkommens. Eine Berechtigung für selbiges ergibt sich daraus, dass der technische Fortschritt Entwicklungen fördert, die durch das Stichwort «The Winner takes it all« charakterisiert werden können. Wovon z.B. Aldi oder Amazon profitieren. Dies öffnet die Schere zwischen Arm und Reich und macht Leistungstransfer möglich und nötig. Lokal in Form von Grundeinkommen. Global etwa in Form von Entwicklungshilfe.

Beim Thema «faul oder fleißig» wäre auch noch die Wirkung auf die Klimakrise zu berücksichtigen. Diese wird durch zu viel Wachstum an Konsum und Kopfzahl verursacht wird. Stichwort: «Tragik der Allmend». Damit stellt sich die Frage was besser ist «faul-sein» und beitragen zur Reduktion von Konsum und Produktion (mit positiver Wirkung aufs Klima) oder «fleißig-sein» um die Wettbewerbsfähigkeit und Finanzkraft des eigenen Landes zu erhöhen und möglicherweise gleichzeitig die globalen ökonomischen Gräben zu vertiefen.

Dabei wäre auch ein (wegen offensichtlichem Mangel an Talent und Fleiß) erfolgloser Künstler in die Kategorie «faul» einzuordnen. Andererseits verkörpert er einen Lebensstil, der zur Reduktion von Produktion beiträgt und daher positiv fürs Klima ist. Der entsprechende Zielkonflikt gewinnt an Schärfe, wenn man das Thema Demographie mit einbezieht. Wenn Leistungstransfer (wie das Grundeinkommen) dazu führt, dass weniger Arbeitsplätze benötigt werden und dadurch auch weniger Wirtschaftswachstum nötig ist, dann ist das positiv fürs Klima.

Wenn aber als Ersatz für Perspektiven durch Arbeit solche Perspektiven genutzt werden, die zur Erhöhung der Geburtenrate führen, ist das negativ fürs Klima. Das gilt insbesondere in Bezug auf Entwicklungsländer. Leistungstransfer (lokal Grundeinkommen, global Entwicklungshilfe) wäre nur dann nicht negativ fürs Klima, wenn gleichzeitig die Eigenverantwortung in Bezug auf die Begrenzung (bzw. Reduktion) von Kopfzahl und Konsum angemessen gefordert, wenn nicht gar erzwungen würde. – Dr. Gernot Gwehenberger 

 

Wie wäre es, bei einer allgemeinen Einführung das bedingungslose Grundeinkommen nicht ganz bedingungslos auszuzahlen und an den dringend notwendigen gesellschaftlichen Transformationsprozess anzubinden? BürgerInnen könnten neben ihren gängigen Bankkonten ein Ökokonto mit der dazugehörigen Öko-Chipkarte führen, über die nur ökologische und nachhaltige Waren gekauft bzw. gehandelt werden dürften. Damit würde ein zweiter Wirtschaftskreislauf geschaffen, der relativ schnell einen wirtschaftlichen, sozialen und umweltfreundlichen Wandel herbeiführen würde. – Walter Moritz 

 

Ich habe Ihren Artikel mit großem Interesse gelesen. Mir geht schon lange eine Idee dazu im Kopf herum: In den Braunkohlegebieten wird es einen gigantischen Strukturwandel geben müssen, weil eine wesentliche Einkommensquelle für erhebliche Teile der Bevölkerung wegbricht. Wenn man dort ein Grundeinkommen all denen für einen langen Zeitraum zahlen würde, die davon betroffen sind, wäre es wunderbar messbar, wie sich ein Grundeinkommen auf die Wirtschaft auswirkt.

Gepaart mit Investitionshilfen ließe sich sehr gut feststellen, wie sich ein solches Modell auf die Ansiedelung von Unternehmen auswirkt (es sind niedrigere Löhne möglich, da ja ein Grundeinkommen vorhanden ist, die Empfänger müssen davon keine Sozialabgaben zahlen (wird ja aus dem GE bezahlt). Das könnte hoch attraktiv sein für Gründer. Es würde sich lohnen einen Tante-Emma-Laden aufzumachen oder eine Dorfkneipe. Bio-Landwirte wären mit niedrigeren Lohnkosten plötzlich konkurrenzfähiger. Solche Effekte wären denkbar. Vielleicht haben Sie die Kanäle, eine solche Idee in Wissenschaft und/oder Politik einzuspeisen. – Fritjof Möckel 

 

Ich muss zugeben diesen Artikel nicht gelesen zu haben. Das heißt nicht, dass mich dieses Thema nicht interessiert, es interessiert mich sogar brennend. Ich halte es sogar für das aktuell bedeutendste neben Klimawandel und Artensterben. Es freut mich, dass Ihnen die Zeit für dieses Thema 2 ganze Seiten gewährt hat. Nur ein Grundeinkommen, das allen Menschen ein lebenswertes Leben ermöglicht sichert uns gesellschaftlichen Frieden und innovativen Fortschritt. Es ist Menschenwürde!

Die Alternative wäre ein Sieg des Eigentums versessenen Liberalismus und die Rückkehr zu Ausbeutung und Sklaventum. Den halben Weg dahin zurück hat unsere Gesellschaft schon geschafft. 1% der Weltbevölkerung besitzt ca. die Hälfte des Vermögens. Wenn Kapitalerträge höher als Arbeitseinkommen sind ist der Weg dorthin vorgegeben. 42% Juristenanteil im Bundestag und anderswo sorgen dafür, dass es so bleibt. Da bleibt nur zu hoffen, dass der Klimawandel mit allen seinen fatalen Nebenwirkungen einen Bruch dieser Entwicklung bewirkt. Der wird brutal und dass das friedlich abläuft ist nicht zu erwarten. Es stand kürzlich erst in der Zeit, dass Vernunft nicht zu unserer erforderlichen Gehirnprägung gehört. – H. Giller 

 

Die vergleichende Grafik hakt. Menschen die Grundsicherung für Arbeitsuchende oder im Alter erhalten finanziert das Sozialamt auch die (angemessene) Miete. Deshalb wäre ein Grundeinkommen von 1.200 Euro (unter Wegfall aller anderen staatlichen Transferleistungen) in den allermeisten Fällen (viel) weniger als vorher. – Rüdiger Weigel 

 


 


Leserbriefe zu „Das nehme ich Olaf Scholz wirklich übel” von Peter Dausend 

 

Herzlichen Dank für das Interview mit dem Christkind in der Weihnachtsausgabe! Mein bestes Weihnachtsgeschenk! Nachdem ich in meiner Kindheit sozusagen mit dem Christkind groß geworden bin, dies aber immer weniger in Erscheinung tritt, habe ich jede Zeile genossen. Vermutlich die aktuellste Weihnachtsgeschichte, die es derzeit gibt. Danke dafür und euch und Ihnen einen guten Rutsch! – Stephanie Fahnemann 

 

Es ist schon einmalig, dass Sie mit dem Christkind sprechen konnten. Das Gespräch selbst – grandios!! – Adolf John 

 

Selten so gelacht! Sehr geistreich, und der Weihnachtswitz des Christkindes ist nicht blöd, sondern gut! – Sven Herfurth 

 

Genau so kann man seinen (Pandemie-)Frust auf die ZEIT-Leser abwälzen, der sich seit dem ersten Lock-/Shutdown im März 2020 so angestaut haben dürfte. Den Begriff „Shutdown“ benützt schon niemand mehr, da hat sich der Begriff „Lockdown“ für das ganze Schreckensszenario voll durchgesetzt. „Delta“ klingt ab, dafür werden wir jetzt von den gewählten Politikern mit dem Nachfolgevirus „Omikron“ genervt, das noch ansteckender sein soll, obwohl dessen Gefährlichkeit (fast) gegen Null tendieren soll.

Ich glaube unsere gesamte Impfpflicht-Befürworterschaft, die wollen jetzt noch schnell das „Impfding“, mit all ihrer zur Verfügung stehender Gewalt, wahrscheinlich oder auch Gott sei Dank, ganz ohne Gottesbezug, hurtig durchziehen. Ob unser Herr Jesus Christus, dessen Geburtstag wir immer in der Weihnachtszeit feiern sollten, dass alles so gewollt hat, das wage ich sehr stark zu bezweifeln. Die Hauptsache bleibt seit eh und je, auch in Zeiten der Pandemie: „Die Weihnachtskassen müssen klingeln, je extra süßer, umso besser!“ – Klaus P. Jaworek 

 

Auch Schröder brauchte als Kanzler Gottes Hilfe nicht … – Elisabeth Mayer 

 

Ein kleiner Hinweis an das Christkind. In Frage 18 sagt es, Olaf Scholz sei der erste Kanzler, der beim Amtseid auf den Gottesbezug verzichtet habe. Bereits Gerhard Schröder hatte bei seiner Vereidigung auf den Gottesbezug verzichtet. Das hatte damals vielmehr Beachtung hervorgerufen, als jetzt die Vereidigung von Olaf Scholz. Soweit ich mich erinnere, war Schröder damals der Einzige im Kabinett, der den Amtseid ohne Gottesbezug geleistet hatte. Diesmal waren es neben dem Kanzler noch weitere Kabinettsmitglieder. – Rainer Walcha 

 


 

 

Leserbriefe zu „Werte und Interessen sind kein Gegensatz”. Gespräch mit Annalena Baerbock, geführt von Jörg Lau und Samiha Shafy 

 

Ich habe mich sozusagen sehr, sehr geärgert als ich die Zeit von 22/12/2021 bekommen und erste Seite aufgeschlagen habe, konnte meine Augen nicht glauben, dass die ganze Seite für die Dame, die außer Verleumdungen, lügen auf Wahlkampf gewesen ist und bekommt dafür eine volle Seite. Nicht zu glauben. Friede, Freude und Ponyhof. Sie soll lieber Salto springen. Oder Pullover stricken. Heute sind die nicht mehr grün, sondern grau Partei geworden. Und dafür bekommt sie Außenministerium Posten. Lieber Schinken Olaf; ist die Deutsche Außenministerium so wertloser geworden? Ich bin dafür einfach sehr enttäuscht. – Mehmet Yagmur 

 

Allen Unkenrufen zum Trotz ist dies ein ordentliches und überzeugendes Interview von unserer neuen Außenpolitikerin. Die kommenden 4 Jahre werden zeigen, inwiefern sie sich in diesem Haifischbecken behaupten kann. Ich wünsche es ihr. – Yves Pulst 

 

Das Interview mit Annalena Baerbock hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Jörg Lau und Samiha Shafy stellen geschickte Fragen, weisen auf Widersprüche und Probleme in der deutschen Außenpolitik hin. Annalena Baerbock hat ihre Hausaufgaben gemacht. Sie ist inhaltlich gut vorbereitet und kennt sich aus. Vor allem aber hat sie von ihrem Kanzler gelernt, wie man es mit rhetorischer Raffinesse hinbekommt, den gewünschten Antworten auf gestellte Fragen auszuweichen und dabei dennoch einen abgeklärten Eindruck zu hinterlassen. Ein Beispiel möge dies erläutern.

Die Journalisten der ZEIT weisen auf das Vertretungsbüro Taiwans in Litauen und den Druck Chinas hin. ZEIT: Auch deutsche Unternehmen werden gedrängt, Geschäfte mit Litauen einzustellen, wenn sie im chinesischen Markt bleiben wollen. Wird Deutschland Litauen beistehen. Baerbock: Europa muss klarmachen, dass wir uns nicht gegenseitig ausspielen lassen. Damit ist die Frage nach der deutschen Haltung und einer möglichen Unterstützung Litauens natürlich nicht beantwortet. Warum haken Jörg Lau und Samiha Shafy hier nicht nach? Stattdessen lassen sie Baerbock mit ihrem Ausweichmanöver davonkommen. Schade! – Johannes Klemenz 

 

Das Foto zum Interview zeigt Annalena Baerbock arbeitend in einem repräsentativen Rahmen. Hätte sie selbst repräsentieren wollen, wäre ihre linke Hand sicherlich entspannt auf der Stuhllehne abgelegt, um Macht und Würde einer Politik der ruhigen Hand auszudrücken. Seltsam verspannt aber wirkt die Hand, wo der kleine Finger sich hinter den Stuhl klemmt. Richtig: Werte und Interessen sind kein Gegensatz. Sie sind zwei Schneiden eines Schwertes, die zu einer Spitze zusammenlaufen.

Wenn Diplomatie im übertragenen Sinne auch Schwertkampf ist, kommt es gerade auf den kleinen Finger an. Er kann durch den Hebel ganz ohne Mühe große Wirkung entfalten, die auch von groß auffahrenden Autokraten respektiert werden kann. Es braucht etwas Übung, mit kleinen Ursachen große Wirkung zu erzielen. Leistungssport scheint mir kein guter Ratgeber für diese Art der Diplomatie zu sein. – Reinhard Koine 

 

NATO muss Abstand halten. Frau Außenministerin Baerbock sollte als noch sehr junge Politikerin bedenken: Nach dem Zerfall des Warschauer Paktes (dank Gorbatschow) hat Russland in Richtung Westen folgende Bruderstaaten verloren (Eiserner Vorhang): Polen, drei Länder im Baltikum, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien, dazu auch das ehemalige Jugoslawien mit Serbien, Kroatien, Bosnien Herzegowina, Slowenien u.a. im Balkan mit Albanien, Montenegro und Nordmazedonien. Alle diese Länder sind inzwischen in der NATO.

Frau Baerbock sollte sich das einmal auf der Landkarte ansehen, dann versteht sie vielleicht die Sorge Russlands, dass die NATO noch näher an Moskau heranrückt, denn die Ukraine möchte sich auch von Russland abwenden und Mitglied der der NATO und wenn möglich auch Mitglied der EU werden. Da muss man kein „Putin-Versteher“ sein, um die Gemütslage des „russischen Bären“ zu verstehen. Putin sagt, dazu „jetzt ist Schluss, oder es gibt Krieg“.

Es braucht eine neutrale Pufferzone zwischen den Blöcken. Die Antworten der EU sind zu einfältig: Immer wieder werden Sanktionen verhängt. Das ist keine Politik auf Augenhöhe, zumal Russland als das größte Land der Erde nicht nur eine „Regionalmacht“ ist, wie von Obama verächtlich gesagt. Nur Diplomatie kann einen Krieg verhindern, vor allem aber die Zurückhaltung der NATO. – Dr. Kuno Zeller 

 


 

 

Leserbriefe zu „Rainbow-Washing im Kinderzimmer” von Charlotte Parnack 

 

Ihren Beitrag habe ich als eine Art Satire gelesen. Das war hoffentlich auch so gedacht… Sie schreiben u.a., dass sich Eltern mittels politisch designter Spielsachen ihrer liberalen Haltung versichern können. Und das, ohne sie ihren Kindern tatsächlich vorleben zu müssen. Was genau meinen Sie damit? Muss sich jetzt jeder aus Diversitätsgründen in eine gleichgeschlechtliche Beziehung begeben? Hätten wir dann Diversität? Als Vater von mehreren Kindern machte ich eine spannende Beobachtung: Meine Söhne sprangen tatsächlich auf ähnliche Dinge an.

Einer liebt Bagger und Traktoren, der andere liebte den Kran und Autos – und das, obwohl ich, der Vater, so gar kein Interesse an Maschinen jedweder Art habe. Es stehen „Jungs“- und „Mädchen“spielsachen rum, jede/r darf frei wählen und mit allem spielen. Trotzdem haben die Buben ihre Tendenz(en). Und das Mädchen auch. Im Haushalt helfen eher die Jungs mit, meine Tochter ist da nicht so interessiert. Spannenderweise scheint es okay zu sein, wenn das Mädchen, nennen wir sie: die Mittlere, Klamotten vom älteren Bruder anzieht; das ist für Frauen und Männer okay. Wie ist es aber, wenn der Kleine Sachen von seiner Schwester anzieht?

Die anderen Väter haben damit kein Problem. Das haben vielmehr die Frauen. Und richtig interessant wird es, wenn es um körperliche Arbeit geht, also Sachen tragen, im Garten werkeln usw. Es wird gemeinhin als richtig angesehen, dass die Jungs Aufgaben im Haushalt übernehmen. Muss das Mädchen bei körperlicher Arbeit auch anpacken, dann ist Grund für einen mittelgroßen Shitstorm – übrigens wieder von Frauen (sofern man zur Beurteilung/Einteilung rein biologische Maßstäbe heranzieht). Die angesprochenen flexiblen Kompetenzen sind sicher gut, jedoch: Kann man die nur in der Kindheit erwerben? Dürfen unsere Kinder bitte einfach nur spielen? Mit Puppen?

Wenn sie wollen auch mit Baggern, und das selbst dann, wenn die Aussicht besteht, dass es später mal keine Bagger mehr geben wird.(?) Bei aller Liebe, aber hier wird ein Druck aufgebaut, der sicher mehr Schaden als Nutzen verursacht. Alles ist so dermaßen existenziell aufgebläht, man bekommt es richtiggehend mit der Angst zu tun. Wenn in dem Artikel Geschlechtergerechtigkeit mitverhandelt werden soll, so sprechen wir dann bitte aber auch über Privilegien von Mädchen und Frauen. Kaum vorstellbar, die gibt es aber auch. Das dann übrigens nicht um aufzurechnen, verstehen Sie mich bitte nicht falsch, sondern um das Bild rund zu machen. – Volker Kaufmann 

 

„Rainbow-washing“ – wird DIE ZEIT jetzt aktiv bei der Vervollkommnung von Denglisch? – Giselher Propach 

 

Es ist immer wieder ein Gewinn, wenn man sich die Zeit nehmen kann, die „ZEIT“ zu lesen: Der Artikel über genderneutrales Spielzeug – gelesen aus Neugier – lässt mich etwas ratlos zurück.
Die Werbung des ZEIT Shop auf einer Seite desselben Buchs (S. 32) für ein Sitzkissen für Kinder „Löwin Nora“ – mit Mähne (!) – gibt mir meine Gewissheit zurück: Gendern ist schwierig, sprachlich eine Zumutung und vermutlich Blödsinn. „… so soll es sein, so kann es bleiben …“ (aus Liedtext Adel Tawil) – Reinhard Zschoche 

 

Beim Lesen des Artikels war mein erster Eindruck, dass Frau Parnack mit einer Mischung aus provokant gemeint, altmodischen Ansichten und zum Ende hin mit Humor versuchte, damit auf besondere Art Aufmerksamkeit für das Thema zu wecken. Sollte sie aber z.B. ernst gemeint haben, dass die Art des Spielzeuges weniger Einfluss auf die Sozialisation von Kindern hätte im Vergleich z.B. zur Vorbildwirkung der Eltern, dann hat sie wesentliche Punkte dieses sehr, sehr wichtigen Themas für unsere Gesellschaft schlicht weg nicht verstanden.

Es scheint mir auch so, dass sie eine banale, aber wichtige Erkenntnis, die die meisten Menschen, denke ich, im Laufe der Persönlichkeitsreife erlernen, nicht gewonnen hat oder ignoriert, nämlich dass sich bei komplexen Themen fast immer hilfreiche Einflüsse nicht gegenseitig ersetzen müssen, sondern dass sogenannte integrierte Lösungswege beschritten werden müssen. Sprich: natürlich ist die Vorbildwirkung der Eltern für die Vermeidung von Blau-Pink-Schubladen notwendig. Aber eben unbedingt auch das Spielen und die dabei verwendeten Spielmittel!

Für jemand wie mich mit Ende Fünfzig, der mit viel Frustration zusehen muss, wie junge Frauen eher mehrheitlich in Verhaltensmuster antiquierter Rollen zurückfallen, ich besorgt zusehen muss, wie sie die hart erkämpften Rechte von Frauen viel zu selbstverständlich hinnehmen und vor allem im persönlichen Alltag längst durch die uralten, sexistisch geprägten Muster ganz aktiv und freiwillig ersetzt haben, den ärgert dieser Artikel eher. Und dann die rituelle Schuldzuweisung auf die bösen Konzerne, die uns manipulieren und nur den maximalen Profit im Auge haben.

Wie oft muss ich das noch lesen oder hören? Nochmal: Die Unternehmen produzieren das, was gekauft wird. Natürlich erreichen sie über ihre Werbung ähnlich viele Menschen, wie z.B. die PolitikerInnen über die Tagesschau. Aber während Autokonzerne seit Jahrzehnten schon E-Autos anbieten und produzieren, braucht es scheinbar mehr als das, um die Menschen zum Kauf eines solchen Produktes zu bewegen. Und im Moment sind es die sehr großen Autos, die mit E-Antrieb gewinnbringend verkauft werden können. Alles andere ist eine Quersubventionierung!

So wird es für LEGO vermutlich – mindestens zu Beginn, aber wie ich befürchte, auch längerfristig – ähnlich mit genderneutralen Spielsachen sein, weil eben die Eltern dieser Welt grad wieder voll den Rückwärtsgang eingelegt haben! Es ist bequemer, sicher. Keiner will sein Kind unnütz in Konflikte hineinmanövrieren. Aber wie soll sich auf diese Art etwas positiv verändern? Meine nächste Mail wird wohl an LEGO gerichtet sein mit einem Dankeschön für diese neuen Ansätze der Produktentwicklung. Dafür danke ich auch der ZEIT, dass ich es durch den Artikel erfahren durfte. Nur die Botschaft des Artikels – nochmal – finde ich ärgerlich. – Frank-Michael Gräfe 

 

Ich habe Ihren Artikel zum Rainbow-Washing gelesen. Ich dachte, ich teile mal das Bild eines Lego-Beipackzettels, das ich vor Jahren zugeschickt bekam, als wir uns in einer Gruppe von Eltern ärgerten über rosa und himmelblau gegendertes Lego und die guten alten Klötzchen vermissten. Der anhängende Lego-Zettel soll aus den 1970er Jahren stammen. Geprüft habe ich das nicht. Passen würde es. Und es ergänzt Ihren Artikel um eine historische Perspektive, die mir fehlte.

Denn Lego hat ja offenbar – wie andere Spielzeugkonzerne auch – ihre Targeting-Strategie hinsichtlich zu vertretender Geschlechterrollen bereits mehr als einmal angepasst. Spielzeug ist sicher nicht der einzige Weg, auf dem Kinder lernen, ihren Platz in der Welt zu finden. Allerdings ist Spielzeug dennoch alles andere als gleichgültig bei der Formung von Weltbezügen. – Albert Kümmel-Schnur 

 


 

 

Leserbriefe zu „Hat die New York Times anders recherchiert, weil der Täter schwarz ist?” von Jochen Bittner 

 

Danke für diesen Artikel. Interessant fand ich, dass im letzten Absatz eine Statistik angeführt wird, welche die 2020-Mordopfer der USA in schwarz und weiß auseinander differenziert. Wäre eine ähnliche Statistik auch für die zugehörigen Täter „erlaubt“? Aufgabe des Journalismus ist es in meinen Augen, über das zu berichten, was ist. Ein Journalismus, der sich ständig von möglichen gesellschaftlichen Reaktionen hemmen lässt, verliert dieses Ziel m.E. unweigerlich aus den Augen. – Dr. Christian Voll 

 

Mit Erstaunen und Besorgnis sehe ich wiederholt, wie in diesem Artikel eine völlig abwegige Verwendung des Begriffs „Rassismus“ in der ZEIT stattfindet, ohne diese auch nur zu kommentieren, geschweige zu hinterfragen. Wie kann es sein, dass kluge Redakteure sich nicht um Kenntnis über die genaue Bedeutung eines so wichtigen Begriffes im aktuellen Diskurs kümmern? Sogar dann nicht, wenn sie exakt zu der Thematik Rassismus einen Artikel verfassen? Ein Schelm, wer den entsprechenden Autoren eine Tendenz zuschreibt, überkommene Machtstrukturen doch bitte nicht infrage zu stellen.

Jetzt mache ich mir mal die Mähe, die Begrifflichkeit knapp und hoffentlich unmissverständlich zu erläutern. „Rasse“ ist ein Begriff, der erfunden wurde, weil „weiße“ Menschen, die andere Menschen unterdrückt haben, Rechtfertigungen dafür gesucht und in einer Hierarchisierung von Menschenwert in Form äußerer Merkmale gefunden zu haben behaupteten. Die unterdrückten Menschen haben diese Vorgehensweise – also die Kombination aus der Unterdrückung von Menschen mit der Behauptung, das sei in Ordnung, weil diese ja ganz sichtbar minderwertig seien – Rassismus genannt. Es geht daher nicht, schwarzen Menschen oder People of Color Rassismus vorzuwerfen.

Das wäre so, als würde man einem jüdischen Menschen, der einen Menschen angreift, den er für einen Antisemiten hält, Antisemitismus vorwerfen mit dem Argument: „Der macht doch dasselbe wie die, gegen die er sich wehrt.“ Das sollte doch zu verstehen sein!?! Inzwischen ist – das wage ich mal vorsichtig zuversichtlich zu behaupten – ein erfreulicher gesamtgesellschaftlicher und fast weltweiter Prozess im Gange, der solche Zusammenhänge aufdeckt. Und das ruft bei Teilen der „weißen“ Menschen Aktivitäten auf den Plan, die einem Versuch entsprechen, die Sachlage umzukehren.

Leider trifft dies auf viele offene Ohren und schürt das Gegeneinander. Es ist bedauerlich, wenn die ZEIT sich daran beteiligt, die ansonsten nach meinem Eindruck in der Medienlandschaft in sehr angenehmer Weise dadurch hervorsticht, vielfältige Sichtweisen differenziert und respektvoll zu Wort kommen zu lassen. Im Übrigen halte ich es für unbedingt notwendig, Übertreibungen beim Versuch, mit rassistischen Handlungsweisen aufzuräumen, offen zu legen und kritisch zu diskutieren. Wir sind dabei zu lernen, wie es gelingen kann, uns von Gewalt gegen Menschen, sei es durch Diskriminierung, sei es durch tätliche Gewalt, zu verabschieden, damit am Ende die Würde aller Menschen Achtung erfährt. – Sibylle Riffel 

 

Sie erwähnen (nicht zum ersten Male), dass der New York Times Reporter Donald McNeill entlassen wurde, weil er das „N-Wort“ zitiert hatte. Wann werde ich endlich mal aus Ihrer Zeitung erfahren, ob es sich bei besagtem „N-Wort“ um das N-Wort, das mit „Ni“ anfängt oder um das N-Wort, das mit „Ne“ anfängt handelt, oder ob es sich vielleicht sogar um ein anderes N-Wort als ich nur vermuten kann handelt – haben Sie etwa auch die Befürchtung bei der „Zeit“ gefeuert zu werden, wenn Sie das Wort vollständig zitieren und die Information nicht geheim halten?

Das erinnert mich irgendwie an die Mohammed Karikaturen – die abzudrucken auch keine Zeitung genügend Arsch in der Hose hatte. Es wird zwar fleißig über die mutigen Journalisten in Russland, Weißrussland, China oder Malta berichtet und die werden gelobt für ihre Berufsauffassung, aber hier reicht es nicht mal zu einem vollständigen Zitat, damit der geneigte Leser wenigstens weiß, wovon überhaupt die Rede ist. – Volker Thomaszik 

 

Dieser Beitrag wäre in der NYT sicherlich nicht erschienen, sieht man sich ihre Entwicklung an. Da lobe ich mir doch die ZEIT. Die NYT ist ein Leitmedium, nicht nur in den USA. Sie hat großen Einfluss auf die Meinungsbildung und trägt damit eine ebenso große Verantwortung. Dessen sollten sich Chefredakteur und Herausgeber dieser Zeitung eigentlich bewusster sein. Natürlich ist es die Entscheidung eines Mediums selbst, ob es, wie in diesem Fall, die Hautfarbe eines Mörders in einem Bericht nicht erwähnt.

Andere Medien haben nicht so entschieden. Wenn es aber darauf hinausläuft, dass eine Zeitung wie die NYT bewusst Unterschiede in der Berichterstattung zu vergleichbaren Sachverhalten macht, weil es um verschiedene Identitäten geht, wird es heikel. Es ist schon erstaunlich, dass ein Journalist der NYT sagt, dass das meiste was er tue, durch seine Identität als schwarzer Journalist geprägt sei. Niemand kann oder soll seine Identität leugnen. Herkunft, Hautfarbe usw. entscheiden nicht über den „Wert“ eines Menschen. Problematisch ist es aber, wenn sich die Identität eines Mitarbeiters in der beruflichen Tätigkeit so auswirkt, dass die Professionalität an zweiter Stelle steht.

Guter Journalismus kann sich so etwas eigentlich nicht leisten und ein renommiertes Blatt wie die NYT schon gar nicht. Herr Frederico Rumpini hat recht, die NYT verliert so an Glaubwürdigkeit und verfehlt ihr eigenes Leitmotiv. Wenn Chefredakteur und Herausgeber zulassen, dass sie die Identität ihrer Mitarbeiter über eine gut recherchierte und sachliche Berichterstattung stellen, zulassen, dass einige (wenige) Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen darüber entscheiden, welche Meinung „richtig“ und „falsch“ ist, sowie erlauben, dass „Political Correctness“ nicht mehr mit Inhalten ausgefüllt, sondern zu reinem Selbstzweck wird, verliert eine Zeitung zwangsläufig an Qualität. Im Falle der NYT irgendwann vielleicht auch die Rolle als Leitmedium. – Regina Stock 

 


 

 

Leserbriefe zu „Mit vollen Taschen” von Martin Spiewak 

 

Dieter Schwarz kann es besser als der Staat! Ginge es tatsächlich um die Förderung der Stadt Heilbronn und deren Umland, so könnten die Beträge, gern auch unter Namensnennung, in bestehende öffentliche Bildungseinrichtungen investiert werden. Aber nein, man kann es besser als der Staat und macht „ebbes (etwas) Eigenes“. Das im höchsten Gremium der Stiftung der ehemalige Wissenschaftsminister Frankenberg (CDU) sitzt, leider schon fast normal. Mehr Gemeinsamkeit und im positiven Sinne zu Schau gestellte Unterstützung der staatlichen Institutionen wäre lobenswert. Konkret, ein neuer Chemielehrsaal am öffentlichen Hohenstaufen Gymnasium in Bad Wimpfen, statt einem Stiftungslehrstuhl für Künstliche Intelligenz in wo? – Martin Rauscher

 

Vielen Dank für Ihren interessanten Artikel über den LIDL-Milliardär Dieter Schwarz, der in Heilbronn eine „Wissens-Stadt“ baut. Nicht erst seit Sars-CoV-2 sind wir angehalten, unsere Gesellschaft, ihre Entwicklung und ihre Probleme im Zusammenhang zu sehen. Unter diesem Blickwinkel vermisse ich in Ihrem Artikel mindestens zwei Aspekte. Bei der letzten Bundestagswahl gab es in Heilbronn eine Wahlbeteiligung von etwa 76 %. Die Kandidatin der AfD erhielt ca. 13 % der Stimmen. Es ist eine Annahme, dass „die Kundschaft“ von LIDL und KAUFLAND von „der Politik“ sogar in der „Wissens-Stadt“ Heilbronn nicht erreicht wird.

Einige Sätze zu diesen Verwerfungen in unserer Gesellschaft hätten Ihren Artikel bereichert. Zu hinterfragen ist, ob das Modell „Wissens-Stadt“ Heilbronn in irgendeiner Weise auf andere Regionen in Deutschland übertragbar ist, oder ob Leuchttürme wie der von Dieter Schwarz in Heilbronn und einige andere z.B. der SAP-Gründer an wenigen anderen Orten als Zukunftsmodell für ganz Deutschland betrachtet werden können, denken Sie an Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Auch dazu wären einige Sätze wünschenswert gewesen. – Joachim Selbig 

 

Seit Jahren verfolge ich die Entwicklung der Stadt mit großem Interesse, die ich nach Abitur und Zivildienst in den 1980er Jahren fluchtartig verließ. Meinen Heilbronnern gönne ich das Aufblühen ihrer Stadt von Herzen. Niemand, auch nicht Martin Spiewak in seinem ausführlichen Artikel, konnte mir allerdings bislang die Frage beantworten, ob Studierende aus Nicht-EU-Ländern am Heilbronner TUM-Campus nun baden-württembergische Studiengebühren bezahlen müssen oder nicht?

Zwischen den 13 Cent für das Lidl-Wasser und den Milliarden der Schwarz-Stiftung liegen die 1500 Euro pro Semester, die für Chan Siu Ming und Jane Doe in Heidelberg, Freiburg oder Tübingen aber nicht in München fällig werden, wohl im blinden Fleck des öffentlichen Interesses. Wer, wenn nicht Martin Spiewak, könnte für mich herausfinden, ob die TUM in Heilbronn unter bayerisches oder unter baden-württembergisches Recht fällt? – Peter Häußermann 

 

Schon beeindruckend, was Herr Schwarz in Gang gesetzt hat, aber wäre es nicht viel besser, er würde seine Gewinne ordentlich versteuern? Bildung gehört in die öffentliche Hand, darf nicht von privaten Investitionen abhängen! – Ute Bönsel-Hüsing 

 

Danke, dass Sie Thema aufgreifen! Wenn ich mir die immer unlogischere Vorgangsweise unserer Regierung anschaue, bleibt mir einfach die Spucke weg – und ich möchte betonen, dass ich weder ein C-Leugner bin und außerdem bereits 3x geimpft…; ich möchte nur darstellen, warum der Widerstand bei vernünftig denkenden Menschen immer größer wird. Ein paar Auszüge, über die ich mir echt den Kopf zerbreche:

1. Lockdown Überlegungen auf Basis folgender Aussage: „Es könnte sein, dass die neue C-Variante bei den Risikogruppen zu vermehrten Notfallstationsaufenthalten führen könnte…“ 2. Dies obwohl bereits gesicherte Daten aus S-Afrika vorliegen, die beweisen, dass bei weitem weniger Akutfälle bei Omnikron auftreten. 3. Dies obwohl nachgewiesener Maßen die höchste Ansteckung im privaten Bereich erfolgt. 4. Dies obwohl es noch in keiner „Welle“ zu wirklichen Überlastungen unseres Gesundheitssystems gekommen ist oder habe ich da etwas übersehen, denn Überlastung heißt nicht, es könnte wahrscheinlich vielleicht kommen, sondern es ist…

5. Arbeiten während des lockdowns ist natürlich erlaubt, Theater oder Konzert aber nicht??? 6. Dichtgedrängt U-Bahnfahren während des lockdowns ist natürlich erlaubt, Kino aber nicht??? 7. Ich darf Essen kaufen gehen, aber keine Schuhe??? 8. Im Sommer/ Herbst waren bei exakt der gleichen Virenbelastung Fußballspiele mit 100.000 Besuchern ohne Maske kein Problem? 9. Ich liebe den Regulator GELD! 10. Restaurantbeschränkung auf 23:00 und noch besser auf 22:00 zu Silvester??? 11. Ist der Virus danach weniger ansteckend für die Menschen, die dort seit 3 Stunden nebeneinander sitzen??? Was werden die Menschen wohl danach machen? 12. Ausnahmeregelung für Ungeimpfte zu Weihnachten und zu Silvester???

13. Der absolute Brüller = Weihnachtsamnestie für psychisch gestörte Mörder, weil halt Weihnachten ist?!?!?!?! 14. Beschränkung der privaten Feiern auf 10 Personen?!?!?! 15. Ist also erst die 11. eine Gefährdung der anderen?????? Die ersten 10 können ja ohne Test und alles kommen – first come first serve in einer neuen Variante. 16. Wer soll das außerdem kontrollieren? Ich bedauere zutiefst unsere Exekutivorgane, die offensichtlich nichts Besseres zu tun haben als party crasher zu spielen. 17. Generelle Maskenpflicht?

18. Ich besitze selbst ein biochemisches Labor der Klasse II und weiß, was alles einzuhalten ist, um einen tatsächlichen Schutz vor einer Tröpfchenübertragung von Viren zu vermeiden! Wenn mir dann jemand weismachen möchte, dass eine schief über dem Gesicht getragene 5 Tage alte Papier-Maske etwas bewirkt, dann würde ich diese Person gerne wieder zurück in die Volksschule schicken! (wiss. beweisbar) 19. Das Modell Schweden wird einfach totgeschwiegen (wiss. beweisbar). 20. Wiederholte Impfungen mit ein und demselben Wirkstoff sind gegen stark mutierende Viren völlig sinnlos (wiss. beweisbar)

21. Nicht die Anzahl der Antikörper steigert die antivirale Wirkung, sondern die Zielgenauigkeit des Antikörpers (wiss. beweisbar) 22. Infektion mit dem C-Virus ist nicht gleich Erkrankung an C-Virus, weshalb man vielleicht langsam aber sicher von diesem Messparameter Abstand nehmen sollte (wie Sie ja selbst schreiben…) 23. Ich habe in meinem persönlichen Umfeld 5 Unternehmer, deren Unternehmen wegen der Quarantäne Regeln für völlig symptomlose Infizierte beinahe zusperren müssen.

24. Infektionsrate = Testrate, d.h., je mehr Testungen, desto mehr (nachgewiesene und deshalb darstellbare) Infektionen und umgekehrt  25. Ö ist derzeit das einzige (?) Land, das Testungen noch immer gratis anbietet…….  Diese Liste könnte noch lange weitergeführt werden – ich frage mich als Rufer in der Wüste nur, weshalb kein Qualitätsmedium es wagt, das auch einmal zu schreiben oder sind wir tatsächlich bereits beim Punkt angekommen, der jegliche Kritik verbietet?  – Helmut Schmutz 

 

Der Titel ist eine durchaus berechtigte Frage. Die Omikronvariante führt die Impfung und v a. die Impfpflicht ad absurdum. Mittlerweile müssten wir alle drei Monate ca. 80 Mio Menschen durchimpfen, um überhaupt einen messbaren schützenden Effekt gegen Corona zu erhalten. Wir können froh sein, wenn die Impfung zumindest gegen schwere Verläufe schützt. Mindestens genauso wichtig wäre je­doch eine senkende Wirkung auf den Infektionsdruck! Davon sind wir weit entfernt. Ohne eine präventive Maßnahme wird der Pandemie nicht beizukommen sein.

Somit möchte ich Ihren Titel aufgreifen und behaupten, dass wir alle unabhängig vom Impfstatus in eine präventive Quarantäne müssen! Das nennt sich dann ein Lockdown! Die Politik scheut diesen Begriff wie der Teufel das Weihwasser. Aber wir können es uns aussuchen. Entweder alle kurz (z.B. zwei Wochen) in einen harten Lockdown mit einer deutlichen Senkung des Infektionsdrucks, dafür aber einer Prävention gegen viele tödliche Verläufe, oder Quarantäne einer nach dem anderen mit hohen Infektionszahlen und folglich auch Todesfällen. Solange wir nur auf Impfung und Impfpflicht (mit allen ihren gesellschaftlich zersetzenden Eigenschaften) setzen, wird uns die zweite Variante nicht erspart bleiben. – Dr. med. Martin Krivacek 

 

Was sagte Christian Drosten im Jahr 2014 über den PCR-Test: „Die Methode ist so empfindlich, dass sie ein einzelnes Erbmolekül dieses Virus nachweisen kann. Wenn ein solcher Erreger zum Beispiel bei einer Krankenschwester mal eben einen Tag lang über die Nasenschleimhaut huscht, ohne dass sie erkrankt oder sonst irgendetwas davon bemerkt, dann ist sie plötzlich ein Mers-Fall. Wo zuvor Todkranke gemeldet wurden, sind nun plötzlich milde Fälle und Menschen, die eigentlich kerngesund sind, in der Meldestatistik enthalte.“

Ob symptomlose oder mild Infizierte wirklich Virusträger seien, so heißt es weiter in dem Interview von damals, halte Drosten für fraglich. Noch fraglicher sei, ob sie das Virus an andere weitergegeben können. Heutzutage ist das natürlich alles ganz anders, völlig anders! Fragen über das „Warum“ sind deshalb mehr als unerwünscht! Solche Äußerungen werden heutzutage als reine Verschwörungstheorie betrachtet! Ich bin da mal gespannt, wenn wir alle in der Omikron-Quarantäne sitzen werden sollten; was dann? Hat hier im Lande noch irgendjemand seine kompletten Tassen im Schrank? – Klaus P. Jaworek 

 


 

 

Leserbriefe zu „Der große Raum der Freiheit” von Nina Pauer 

 

Ich freue mich, dass Sie das Thema Lastenfahrräder auf den Haken genommen haben. Die einseitige Sicht auf das Thema aus fast nur einer Perspektive irritiert mich. Aber das scheint ein Trend dieser Zeitung zu sein, für die Sie schreiben. Mich treibt ein anderer Aspekt zu diesen „SUV´s“ der Radwege um. Die Größe, die Geschwindigkeit und die Unsicherheit der Lenker, egal ob Frau oder Mann. Sie beherrschen die schmalen Radwege und führen zu einer gefährlichen Gemengelage im Radverkehr.

Da sind die schnellen „Boten-Fahrer“ auf ihren Rennrädern, die rücksichtslosen „Gorilla-Fahrer“ auf panzerähnlichen Gefährten, die schnellen Radfahrer mit „Elektrorädern“ und letztlich die ganz normalen Radfahrer mit Fahrrädern mit oder ohne Gangschaltung. Ich bin mit bald 76 Jahren ein Radfahrer, der mit einem 43 Jahre alten Hollandrad ohne Gangschaltung unterwegs ist. Mich verunsichert diese Mischung auf den schmalen Radwegen, die in Bremen häufig auch noch im Gegenverkehr genutzt werde dürfen.

Die zum Teil extremen Geschwindigkeiten, in den Zonen mit 30 km/h sind die „Radfahrer“ auf Radwegen schneller als die Autos, verrückt! Und als „Top oft he Cream” das nicht kennen oder beachten der allgemeinen Verkehrsregeln. Wohin wird uns das führen, wie kann ich da als „alter weißer Mann“ bestehen oder soll ich zurück zum Auto gedrängt werden? – Jörg Puttfarken 

 

Die Reaktion meiner Frau auf den Artikel fand ich sehr interessant und kann ein Beispiel sein, was an der Lastenradmutter nerven könnte. Meine Frau konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, kurz vor der Geburt und den dazugehörigen Wehen auf einem Fahrrad in den Kreissaal zu fahren. Sie konnte am Ende kaum noch laufen, wir schafften zwischen den Wehen vielleicht drei Meter zu Fuß, unter starken Schmerzen. Da fühlt man sich dann so richtig als Weichfrau und bekommt es mit schönem Foto, Facebook Post und Artikeln in den Medien unter die Nase gerieben.

Die Frau von heute, sie muss alles können und machen und dabei natürlich noch total cool sein. Vor allem muss sie alle daran teilhaben lassen, wie perfekt sie ist. Ach ja, Abgeordnete ist Frau Genter noch nebenbei. Das zur Schau stellen ist es doch, was nervt. Es mag sie geben, die alleinerziehende Lastenradmutter, klar. Wen man aber wirklich auf dem Spielplatz kennenlernt, sind doch andere. Hervorgehoben werden die 150m2 Wohnung im hippen Stadtviertel, der sinnvolle, ökologische oder soziale Job, in dem man / frau natürlich nicht so viel verdient, denn Geld ist ja nicht wichtig, sondern die ökologische, quasi konsumfreie Lebensweise.

Außer halt die überteuerte Kleidung der Kinder, die riesige Wohnung (natürlich energetisch saniert), die Einkäufe bei Alnatura, das Wohnmobil (man gönnt sich ja sonst nichts), die Digitalkameras, das MacBookPro, bisschen Altersvorsorge (paar ETF, vermietete Eigentumswohnung). Das Erbe der Eltern, aus der Generation der verachteten Boomer, die, wie meine Eltern, 4 Kinder großzogen, ein Haus bauten und beide lebenslang arbeiteten, mit dem die Lastenradmütter und -väter sich das alles leisten können, wird nicht ganz so gern zur Schau gestellt.

Oben genannte alleinerziehende Mutter steht eher nicht auf dem Spielplatz und vergleicht die Second Hand Kleidung ihres Kindes mit der von Hessnatur der Lastenradmütter, dafür hat sie doch meist keine Zeit und wahrscheinlich auch nicht die Nerven. Ich wüsste nicht, warum man diese Menschen hassen sollte, genervt vom Gestus und der Hybris dem Leben anderer gegenüber, kann man / frau durchaus sein. – Walter Horms 

 

Einen Satz, gefunden in „Der große Raum der Freiheit“ von Nina Pauer, wie der folgende: „Und sei dieses Arbeiten noch so zerquetscht zwischen Kita-Bringzeiten und Jobwelten, die weiterhin beachtlich überrascht tun angesichts der Tatsache, dass Mütter nicht mehr wählen wollen zwischen Beruf und Kindern.“, sollte es in „Die Zeit“ nicht geben. Für eine derartige Verschachtelung multipler, sehr skurriler grammatikalischer Gräuel, muss man sich ja direkt schon Mühe geben. Wenn ich bei meinen eigenen Texten zum Korrekturlesen komme, mache ich eine Pdf-Datei und lese diese. Es ist erstaunlich, wie einem da die Fehler ins Auge springen. Der Artikel an sich hat mir jedoch sehr gut gefallen, witzig und informativ. Aber hier ging der Wortwitz wohl etwas zu weit. – Rene Grosheintz-Laval 

 

Jetzt staune ich doch sehr, eben noch bestaunte Exotin bin ich nun eine Ikone des Jahres! Allerdings bin ich mir, als Lastenradmutter nicht der ersten, aber doch einer früheren Stunde, nicht sicher, ob ich überhaupt gemeint bin. Mein Fahrrad surrt nicht, es klappert und keucht (nein, das Keuchen bin ich) und hin und wieder überholen mich mitleidige Jogger. Vor allem aber fällt die mentale Last nicht in die Kiste. Für Windeln und Laptop ist dort Platz, für die Verantwortung nicht.

Die bleibt im Kopf und manchmal lässt sie kaum Raum für den Straßenverkehr. Ob das den Müttern in den SUVs auch so geht? Und jetzt wird es ernst: anders als in Dänemark passen Lastenräder bei uns oft nicht auf die Fahrradwege, das wird spätestens dann klar, wenn eines von diesen schicken neuen an mir vorbei will. Auch die Stellplätze sind häufig zu schmal. Also bleibt die Straße. Der Hass, vor allem im Wahlkampfspätsommer war beängstigend. – Julika Stenzel 

 


 

 

Leserbriefe zu „Meiler im Mohnfeld” von Matthias Krupa 

 

Die Befürworter der Atomenergie haben ein neues zeitgemäßes Argument entdeckt! Was für ein Denkfehler und tragischer Trugschluss! Auf die Frage der sicheren atomaren Endlagerung gibt es definitiv keine Antwort! Niemand, auch nicht die französische Regierung, kann annähernd garantieren, dass die unmöglichste aller menschlichen Hinterlassenschaften, zehntausende bis hunderttausende Jahre in ihren 1000 Meter tiefen Gräbern sicher überdauern kann.

Ja, die Menschheit hat neben ihren Kunst- und Bauwerken, die wir noch heute ausgraben und freilegen, auch immer Müll hinterlassen, aber keine Zivilisation hat nachfolgenden Generationen totbringenden Abfall hinterlassen. Abgebrannte Brennstäbe strahlen zwischen zehntausenden und hunderttausenden Jahren — oder anders formuliert bis zu 7000 Generationen und mehr! Ganze Kontinente bewegen sich, driften auseinander, schieben sich übereinander – und unser radioaktiver Müll soll dennoch sicher verwahrt sein? Hoffen wir, dass die radioaktiven Warntafeln in hunderttausend Jahren auch verstanden und die Siegel und Plomben nie aufgebrochen werden. – Franz Josef Dorn 

 

„Eine technologisch-industrielle Utopie“ und „entsprang demselben bedingungslosen Fortschrittsglauben“ sind die fatalen und zentralen Aussagen über die europäische Atomwirtschaft der letzten Jahrzehnte. Sie werden nun wegen gleicher Herstellungs- und Entsorgungsunabwägbarkeiten durch E-Autos ersetzt. Getrieben von einer ähnlichen anmaßenden politischen Ahnungslosigkeit. – Jürgen Dressler  

 

Der Autor vergisst einen wichtigen Grund, warum Atomstrom in Frankreich so beliebt ist: der Preis. Ich bezahle z.Zt. in Frankreich 0,1 €/kwh, in Deutschland 0,2 €/kwh, jeweils netto ohne alle Steuern. Da in Frankreich viele Wohnungen mit Strom beheizt werden, ist eine Erhöhung sehr unpopulär. – Peter Pielmeier 

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie sagt der Staat Stopp?” von Götz Hamann und Ann-Kathrin Nezik

 

Die Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen darf nur aktiv werden, wenn bei einem Treffer der Bezug zu Nordrhein-Westfalen besteht. Und das bei einem Netzwerk, das weltweit benutzt wird. So ein Irrsinn! – Angelika Adler 

 

Eigentlich kann ich zu den Inhalten der sogenannten Sozialen Medien mangels Kenntnis und Nutzung inhaltlich nichts beitragen. Ich möchte aber dennoch drei Fakten benennen, die in der Diskussion aus meiner Sicht zu kurz kommen:  1. Telegram und auch der Browser TOR sind für viele politisch Verfolgte und unterdrückte Menschen, die nicht das Glück haben, z. B. Europäer zu sein, die einzigen (lebens-)sicheren Kommunikationsmedien.

2. Alle Regelungen und Verbote erzeugen nachhaltige – und evtl. noch schlechter zu kontrollierende – Ausweichaktivitäten; taugen also nicht als Lösung. 3. Das offensichtliche Erfolgsmodell „maximale Aufmerksamkeit um jeden Preis erreichen“ wird bisher weder durchbrochen noch „befriedet“ sondern durch noch mehr Aufmerksamkeit (z. B. der offiziellen Medien) angeheizt. Manchmal verhelfen entspannte Ignoranz auf der einen und korrekte zeitnahe Strafverfolgung aus dem bestehenden Rechtsrahmen auf der anderen Seite vielleicht besser zur Lösung? – Wolfgang Siedler 

 


 

 

Leserbriefe zu „Heiliges Brathähnchen” von Katharina Koerth 

 

Ich hoffe, der Artikel über KFC und weniger über japanische Essgewohnheiten zu Weihnachten, hat sich wenigsten für die Autorin bezahlt gemacht. Ein halbwegs aufschlussreicher Nährwert für mich, war nämlich nicht zu finden. Mehr als drei Millionen Japanerinnen und Japaner von über 125 Millionen, essen zu Weihnachten Fast-Food. Das mit der Unterzeile „In Japan ist Weihnachten ein Fast-Food-Fest“ zu versehen, lasst bei mir nur Rückschlüsse auf Probleme in Mathe zu. – Peter Zierden 

 

Der Artikel berichtet über Weihnachten in Japan. Nicht wie Ausländer dort Weinachten feiern, sondern über die Japaner. Es wird unterstellt, die Geburt des Herrn sei dort ein Fastfoodfest. Mit Brathähnchen. Da kann ich nur staunen. Die japanische Kultur ist bestimmt durch einen ziemlich harten ZenBuddhismus geprägt. Da hat der kleine Jesus nichts verloren. Und wieso Fastfood? Was die Japaner da mit Stäbchen mampfen ist meistens traditionell zubereitet, nicht immer mit westlichem Geschmack. Aber Brathähnchen? Das bleibt dann wohl für immer ein Geheimnis des Landes der aufgehenden Sonne. – Hans-Emil Schuster 

 


 

 

Leserbriefe zu „Küchenpsychologie: Macht Lächeln gute Laune?” von Sarah Koldehoff

 

„Nichts auf der Welt ist so wunderbar ansteckend wie schlechte Laune.“ (Charles Dickens, 1812-1870, englischer Schriftsteller) Ich habe es irgendwann einmal ganz kurz mit Lachyoga probiert, so lustig war das auch nicht, da waren die Yogaübungen im Yogakurs weitaus lustiger. Dort konnte ich sogar über mich lachen, wenn irgendetwas nicht so gelungen ist, wie es eigentlich gelingen sollte. Aber den vielen anderen Mitteilnehmer und Mitteilnehmerinnen erging es auch nicht wesentlich besser. „Wenn du lachst, lockerst du die Muskeln. Wenn du Tränen lachst, badest du die Seele. Und wenn du nichts mehr zu lachen hast, kannst du immer noch schmunzeln über dich.“ (Petrus Ceelen, *1943, belgischer Geistlicher, Psychotherapeut, Autor & Apostristiker) – Klaus P. Jaworek 

 

Wer hat denn schon gute Laune? Wenn das so einfach wäre einfach mit einem Lächeln. Die meisten Menschen haben nichts zu lachen, dazu ist das Leben bescheiden genug. – Hans-Emil Schuster 

 


 

Leserbriefe zu „Übel und gefährlich” von Christian Fuchs, Henrik Merker et al. 

 

Was ist an der Erstarkung der rechten in Deutschland extrem gefährlich, der NS ist kein an die Ratio appellierendes Phänomen gewesen und was von ihm bestehen geblieben ist, ist es ebenfalls, er appelliert an Grund Impulse die jeder Mensch hat, das war systematisch so gewollt, er appelliert an die Wut und aggressivitätsebene, wenn ein Mensch sich in der Situation der Ausweglosigkeit wähnt oder sich angegriffen fühlt, man kann das vergleichen mit den Impulsen von Raubkatzen wenn man an ihre Jungtiere will oder ihnen ihr Futter wegnehmen will oder wenn sie in eine Ecke gedrängt sind und kein Ausweg für das Tier möglich ist.

Die Rechte fährt zurzeit eine Ebene auf der sie sich auf Verfassungsgrundlagen stützt Dinge wie würde, Freiheiten jeglicher Art, Unterdrückungsgewalt durch den Staat die verfassungswidrig angewandt wird und so weiter. Sie stellt sich dadurch als Opfer eines Unterdrückungsstaates dar. Hinzukommt dass der NS doktrinär war und seine Überreste ebenfalls, er benutzt religiöse Riten um die Menschen passioniert, enthusiastisch und fanatisch zu machen und ihre Hemmebene bei rationalen und willensgesteuerten Bremsmechanismen bei Impulsen der Gewalt gegen andere Menschen zu brechen.

In diesen Riten spielten und spielen immer noch eine Rolle, Mythos und Verherrlichung der Nation und des Nationalgefühls, Verherrlichung und Mythisierung des Gemeinschaftsgefühl weg von der individuellen persönlichen Findungs- und Entwicklungs- und Identifikationsebene, Verherrlichung und Mythisierung von Symbolen und Statussymbolen heute sind das Markengüter die aufgrund ihrer hohen Preise eine Status- und Würdeebene darstellen mit der die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft (siehe Victor Klemperer LTI Darstellung der Begriffe Gemeinschaft und Fanatismus im Nationalsozialismus) signalisiert werden sollen.

Ein zurzeit an humanistische und ethische Grundwerte appellierende rechte die sich als Opfer der Verletzungen gegen diese darstellt kann Menschen für sich gewinnen, bei einer Verrauung der Sitten und ethisch/moralischen populären Paradigmen und Vorstellungen, kann die rechte wieder zu ihrer inhumanen und menschenverachtenden Vorgehensweise Rhetorik und Propaganda basierend auf ihren Grundwerten und Haltungen zurückkehren die sie im Prinzip als Grundgerüst ihrer Ideologie unter der vorgegebenen demokratischen und ethischen Korrektnis beibehalten hat, den Menschen durch Suggestion trotz einer humanistischen und demokratietreuen Polemik diese auch fortwährend vermittelnd.

Und so für sich eine ähnliche Situation wie in den Jahren vor 33 Jahren schaffen kann, von der Krisensituation, im historischen Fall die Weltwirtschaftskrise von 1928 im heutigen Fall Corona und die zunehmende Angst vor dem Klimawandel und dem Verlust des durch den Wohlstand garantierten Status, verbunden mit wirtschaftlicher und finanzieller Stagnation, profitierend.  Bei einem Durchbruch der rechten, sind alle Phänomene zu erwarten die in den Jahren 28 bis 45 die politische und gesellschaftliche Landschaft in Deutschland geprägt hatten. – J. Capellmann 

 

Glückwunsch zu diesem Artikel. Er stellt das Thema prägnant und kurz sehr gut dar. Thema und Titel des Artikels offenbaren viele weitere Sichtweisen und offene Fragen: 1. Sie stellen die Überwachung der Szene und der treibenden Akteure als nahezu unmöglichen Unterfangen dar. Das kann nicht Ihre wirkliche Überzeugung sein.  2. Die Aufdeckung vieler großer Skandale durch Dritte und die Presse beweist das Gegenteil. Wirecard und alles rund um die Kinderschänderszene sind herausragende Beispiele. Herausragend für einen englischen Börsenprofi und unsere Presse, aber unbeschreiblich beschämend für unsere Behörden.

3. Unsere Behörden sind in großen Teilen ganz offensichtlich auf dem rechten Auge blind, in Teilen auf beiden Augen und der überwiegende Rest schaut weg aus vielen Motivationen. 4. Justiz und Polizei machen ihren Job nicht. Google oder Facebook muss man nicht mögen, aber als externe Dienstleister mit Erfolgshonorar wären sie sicher weit effizienter. Mein Weihnachtswunsch: weitere Berichterstattungen zu diesem Themenbereich. – H. Giller 

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Moment der Unverfügbarkeit!” von Johanna Schoener 

 

Als Chormitglied habe ich Ihren Text, Frau Fischer, mit Begeisterung gelesen.  Ein Satz am Ende aber hat mich stutzig gemacht.  „Doch auch wenn es mir unbegreiflich ist, warum manche sich immer noch nicht für eine Impfung entschieden haben….“  Sie als Wissenschaftlerin müssten sich dann informieren, warum viele Ärzte, Pathologie-Professoren, medizinisches Personal usw. sich nicht haben impfen lassen.  Denn in den Medien wird das nicht kommuniziert. Wir sind nicht alle Querdenker, Demokratiefeinde usw. usw. Sie, Frau Fischer, haben sich aus Angst und Selbstschutz impfen lassen…. warum sollen meine Ängste nicht ernst genommen werden?  Informierte Ungeimpfte kümmern sich intensiv um ihre Immunkraft selbst und halten die sonstigen Regeln streng ein. – Marian Blass 

 

Ich danke Ihnen – stellvertretend für mehr als 100.000 junge Sänger:innen in Deutschland – von ganzem Herzen für Ihren Artikel, indem Sie die Kraft des Singens beleuchten. Es sind Geschichten wie die des wegen seines Geruchs gehänselten Jungens, der dann beim Chorsingen bewundert wird, die die wahre Kraft des Singens offenbaren. Singen verwandelt eben nicht nur Luft in Töne, sondern wirkt auch auf den Singenden und sein Umfeld. Daher ist es für die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen essentiell, dass sie Zugang zu Chorangeboten haben.

Unabhängig von ihrer Herkunft oder dem sozialen Hintergrund der Eltern. Dieses Angebot wollen wir insbesondere mit unserem Projekt „Together!-Chor.Leben“ (https://www.deutsche-chorjugend.de/projekte/together-chorleben) oder dem „Singbus“ (https://www.deutsche-chorjugend.de/singbusbereichern), der trotz Corona seine Deutschlandtour absolvierte, bereichern, um damit Kinder und Jugendliche, die bisher noch nie in einem Chor gesunden haben, für das gemeinsame Singen zu begeistern. Leider beobachten wir als Deutsche Chorjugend, die größte Interessenvertretung der singenden Jugend in Deutschland in der mit mehr als 100.000 jungen Sänger:innen in über 3500 Kinder- und Jugendchören organisiert sind, besorgt die zunehmende Auflösung von Kinder- und Jugendchören während der Corona-Pandemie.

Keine Frage, die Eindämmung des SARS-CoV-2 hat in diesen Tagen absoluten Vorrang. Bei einem Blick in die Zukunft müssen jedoch die negativen gesundheitlichen Auswirkungen von „Sanglosigkeit“ insbesondere für Kinder und Jugendliche in den Fokus geraten. Zentraler Punkt ist hierbei die Verschlechterung der „mental Health“ bei Kindern und Jugendlichen. Doch nicht nur auf die Gesundheit wirkt sich „Sanglosigkeit“ aus. Chöre sind für uns Orte des Demokratielebens, Orte der gelebten Partizipation von Kindern und Jugendlichen und Orte der gelebten und gesungenen Vielfalt. Chöre sind eine Chance zu einer ganzheitlichen musikalischen Persönlichkeitsbildung und eine Möglichkeit zur kulturellen Teilhabe.

Daher sollten wir als Gesellschaft ein großes Interesse daran haben, Deutschland nach der Corona-Pandemie wieder zu einem Chorland zu gestalten. Ein Chorland, in dem jedes Kind- und jeder Jugendlicher unabhängig von seiner Herkunft, seiner Heimat, dem Einkommen seiner Eltern und seiner Sprache in einem Chor singen kann. Ein Chorland, in dem die Interessen der singenden Kinder- und Jugendlichen auf Landes- und Bundesebene durch eigenständige Chorjugenden vertreten werden (von Kindern und Jugendlichen für Kinder und Jugendliche).

Ein Chorland, indem Kinder und Jugendliche in einem vor sexueller Gewalt geschützten Rahmen ihre ersten künstlerischen, demokratischen und partizipativen Erfahrungen sammeln können. Ein Chorland, in dem „Alt“ und „Jung“ gemeinsam ihre Stimme gegen Diskriminierung, Rassismus und Feinde der Demokratie erheben – denn in diesem Chorland gilt: „Zusammen singen wir stärker!“ Ich möchte Sie darin ermutigen, das Thema „Kraft des Singens“ immer wieder in der ZEIT aufzugreifen! Hierzu stehen wir Ihnen jederzeit als Gesprächspartner zur Verfügung. Über 100 000 junge Sänger:innen in Deutschland werden es Ihnen danken! P.S. Falls Sie neugierig sind, wie „Oh du fröhliche“ gesungen vom größten virtuellen Weihnachtschor Deutschland klingt, kann ich Ihnen #zusammenSINGENzurWEIHNACHT – Größter virtueller Weihnachtschor Deutschlands https://www.youtube.com/watch?v=DlrYDzS5Ss0 nur herzlichst empfehlen. – Marcel Schmalz 

 


 

 

Leserbriefe zu „Gesteltzer Jambus für Versautes” von Adam Soboczynski 

 

„Wie   gerne  aber  hätte  man Adam ……..oder die verzweifelte Eve, großartig emphatisch gespielt  von Lisa Hradina, UMHERLAUFEND bewundert“ …. Nein, ich muss zugeben: ich  möchte  die  Dame nicht  im Laufen sondern ganz  kommod in meinem Theatersessel bewundern !! Kleiner amüsanter Fehler- er sei  angesichts  der ansonsten ja wirklich  profunden  Kritik  verziehen. Wenn ich mir erlauben darf, auf die  gekonnte  „Kombi“ aus  heutigem  Outfit und Blankvers hinzuweisen: Die wilde  Hollywood-Version   von  ROMEO  UND  JULIA  hat  das  ja  wunderbar vorgemacht !!!!! Ich wünsche Ihnen einen guten Rutsch – warum man in diesem Land immer ins Neue Jahr rutscht, entzieht sich lebenslänglich  meiner  Kenntnis  –  und  ein  hoffentlich wenig   dramatisches Jahr 2022. – Petra Urban 

 

Ihre (Theater- und Literatur-)Rezensionen lese ich immer wieder gerne; Ihre Buch-Empfehlungen wie zuletzt „Die Macht der Gier“ (Die ZEIT Nr. 52/2021) sind wirklich eine gute Hilfe für die Auswahl und den Kauf aktueller Literatur. Mit Ihrer neuesten Besprechung von gestern zum Kleist’schen Lustspiel „Der zerbrochne Krug“ in der Fassung bzw. der aktuellen Aufführung des Deutschen Theaters Berlin wird meine schon seit Längerem gehegte Vermutung bestätigt: Sie sind ein absoluter und bekennender Fan von Heinrich von Kleist! Wie ich darauf komme?

Ihren kurzen Artikel am Beginn der Corona-Pandemie „Der Schrecken des Menschen“ (DIE ZEIT vom 26.3.2020) habe ich in meinem Reclam-Band mit Kleist-Erzählungen hinter „Das Erdbeben in Chili“ eingeklebt. Diese meisterhafte Novelle, ja das gesamte Werk von Heinrich von Kleist, wird leider noch immer zu wenig be- und geachtet im Vergleich mit anderen Klassikern wie Goethe und Schiller. Daher danke ich Ihnen sehr, dass Sie diesen Umstand mit ihren Beiträgen verändern. Ich halte übrigens „Michael Kohlhaas“ für eine der bedeutendsten Novellen deutscher Sprache, siehe unter https://www.ronald-siller.net/kleist-kohlhaas/ – Ronald Siller 

 


 

 

Leserbrief zu „Brandt hat niemandem geschadet”. Gespräch mit Bernd Rother, geführt von Christian Staas 

 

„Nicht überall, wo Geheimdienst draufsteht, ist eine aufregende Enthüllung drin.“ Aha, danke für die Aufklärung. Dann sind die Geheimdienste nur zum Kaffee kochen da? – Harald Krings 

 


 

 

Leserbrief zu „Gottes Buchmacher” von Jonas Weyrosta 

 

Den Bibelgesellschaften kann ich nur zurufen: Nur Mut – zur Bibel! Das Interesse an der Bibel ist hoch, auch bei Kirchenfernen. Dieses habe ich in den letzten 10 Jahren in Bibelseminaren (expedition-bibel.de) selber erfahren dürfen. Trotz der Warnungen von Experten und für die Bibel in den Kirchen Zuständigen laufen meine Seminare gut. Man kann seinen „Kunden“ etwas zumuten. Also: nur Mut! – Peter Kuhlmann 

 


 

 

Leserbrief zu „Das Leid mit dem Zins” von Roman Pletter 

 

Sie bezeichnen die Kritik an der Nullzinspolitik („Kleinsparer werden in die Armut getrieben“) als Unsinn. Es gäbe kein Menschenrecht auf Zinsen. Diese Aussage finde ich zynisch. Politiker unterschiedlichster Lager haben mehrfach betont, dass die gesetzliche Rente im Alter nicht ausreicht und die Bürger privat oder über den Betrieb Vorsorge treffen sollen. Durch das Betriebsrentenstärkungsgesetz wurde die betriebliche Altersvorsorge mit einem zusätzlichen Anreiz versehen, das gleiche gilt bei aller Kritik an einzelnen Produkten, auch für Riester.

Wenn die Politik diese Anreize schafft, besteht bei den Bürgern die diesen Empfehlungen folgen, meiner Meinung nach zurecht eine Erwartungshaltung auf Ertrag. Für viele Kleinsparer summieren sich die Widrigkeiten. Sie haben nichts oder nur wenig geerbt, die Altersrente fällt ebenfalls nur gering aus. Wenn nun auch die Lebensversicherung oder betriebliche Altersvorsorge wegen der geringen Zinsen nicht den erhofften Ertrag bringt, stellt sich die Frage, welche Alternativen diese Menschen haben, um der Altersarmut zu entgehen. Ich habe das Thema Aktien bewusst nicht erwähnt, da meines Wissens nach, kein Politiker hierzu eine klare Empfehlung ausgesprochen hat. – Tobias Böhm 

 


 

 

Leserbrief zu „Manch Neues erscheint lange abstrus”. Gespräch zwischen Eva von Redecker und Dirk Messner, geführt von Maximilian Probst Anna-Lena Scholz 

 

Im Gespräch mit Dirk Messner und Eva von Redecker geht’s zwar um die Klimakrise, doch dahinter steht die allgemeinere Frage «Was ist notwendig und hinreichend, damit die Menschheit noch lange, gut und friedlich fortbestehen kann?» Es gibt darauf nur eine Antwort: Das klappt nur, wenn jeder Staat eine ausgeglichene ökonomische, ökologisch und demographische Bilanz aufweisen kann. Da dies im Allgemeinen nicht durch Autarkie möglich ist, sind Transferleistungen in einem oder mehreren der drei genannten Bereiche nötig.

Die Transferleistungen müssen langfristig realisierbar sein, um das genannte Ziel zu erreichen. Jeder Staat ist verpflichtet, Lösungen zu erarbeiten, um das genannte Bilanz-Ziel zu erreichen und umso auch seinen Beitrag zum Bewältigen der Klimakrise zu leisten. Dazu muss die gesamte Bevölkerung beitragen. Das betrifft Politik, Wissenschaft, Religionen, Wirtschaft etc. Dafür wäre nötig, dass bestimmte Grundüberlegungen geteilt werden. Eine solche wäre etwa, dass die aktuellen Krisen durch Plündern der Ressourcen hervorgerufen werden, was eine Art «Tragik der Allmend» bewirkt.

Eine Überlegung wäre, dass dies nicht so weiter gehen kann und dass es am Ende keine Gewinner gibt. Hilfreich für die Unterstützung solcher Überlegungen ist die Vorstellung: «Wir sind nur Gast auf diesem schönen Planeten und als Gegenleistung für dieses Privileg verpflichtet, diesen Planeten unseren Nachkommen unversehrt zu überlassen». Eine weitere hilfreiche Überlegung ist, dass Transferleistungen (in allen drei genannten Gebieten) der Rechtfertigung bedürfen. Insbesondere wäre zu berücksichtigen, dass es einen ungelösten Zielkonflikt innerhalb der Menschenrechte gibt. Es geht um den Zielkonflikt zwischen den Rechten auf Lebensunterhalt und dem Recht auf Eigentum.

Zum Eigentum zählen auch intakte soziale Netze und eine möglichst unbeschädigte Natur, die nicht durch zu hohes Wachstum von Konsum und Kopfzahl bedroht werden dürfen. Was die Menschenrechte auf Lebensunterhalt betrifft, so muss bei ihrer Nutzung die Endlichkeit der eigenen langfristig verfügbaren Ressourcen berücksichtigt werden, um das Recht auf Eigentum anderer Gruppen zu wahren. Schließlich ist zu bedenken, dass das Ziel nicht einfach ist. Die Gleichung: «Wenn wir schon die Macht haben, das Klima anzuheizen, haben wir auch die Macht, es sein zu lassen» geht nicht so einfach auf.

Expansion ist einfacher als Rückzug. Das gilt nicht nur im Militär (siehe z.B. Afghanistan). In der Geschichte der Menschheit wurden vor allem Herrscher berühmt, die Expansion ermöglichten. Solche die nur verwalteten – auch wenn dies noch so gut geschah – erwarben selten Lorbeeren. Das Ziel ist aber auch deswegen nicht einfach, weil es eine Absprache unter Staaten, Gruppen, Religionen, schließlich Menschen geben muss, die durch die Überlieferung geprägt sind, dass Erfolg mit Expansion gleichzusetzen ist. Es gilt daher vor allem die Erfolge von Gesellschaften zu würdigen, denen es gelang, langfristig mit ihren Ressourcen auszukommen.

Diese Erfolge sind unterm Aspekt der am Schluss des Interviews genannten «Erdsystemverantwortung» und «Weltwahrung» zu würdigen. Die ebenfalls genannte Dreiheit «Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit» reicht nicht. Der Pole im folgenden Witz hat recht: «Ein Pole und ein Russe finden einen Schatz. Der Russe: Den teilen wir brüderlich. Der Pole: Nix da. Fifty Fifty.» Wenn es um Einschränkungen und Verteilen der Verantwortung geht, gibt es wenig zu verschenken. «Gute Rechnung gute Partner» muss eine Devise sein. – Dr. Gernot Gwehenberger 

 


 

 

Leserbrief zu „Stimmt’s? Das häufige Tragen von Mützen und Hüten führt zu Haarausfall” von Christoph Drössler 

 

Eine merkwürdige Frage. Wenn das stimmen würde, wären ja die meisten Menschen kahl. Besonders die Typen welche ununterbrochen (selbst im Schlaf) Baseballmützen trugen, wie es sehr lange mal en vogue war. Und wenn schon. Es gibt ja Haarwässerchen, Tonikums, Toupets und Perücken. Also nicht den Mut verlieren. – Hans-Emil Schuster 

 


 

 

Leserbrief zu „Der Zickige” von Brigitte Wenger 

 

Ihr lesenswerter und informativer Artikel zum Boden des Jahres 2022 hätte einen Platz auf S. 1 und dort einen größeren Umfang verdient gehabt! Aber leider regt die Überschrift „Der Zickige“ nicht zum Lesen an, weil der/die Unkundige – die meisten bzgl. Bodenkunde – die Überschrift nicht mit Minutenböden assoziieren. Außerdem fehlt die Worterklärung für den Begriff Pelosol (ein Bodentyp, keine Bodenart).

Und Herr Fleck hat bestimmt nicht gesagt, dass die Auszeichnung als Boden des Jahres schließlich zeigen soll, „wie vielfältig die Bodenarten sind“, denn Herr Fleck weiß ganz sicher, dass nicht die Bodenarten – Ton, Schluff, Sand (und Kies) – vielfältig sind, sondern die Bodentypen sind vielfältig, und einer der vielen Bodentyp ist der Pelosol, nun Boden des Jahres 2022 (2021: Schwarzerde). Ihr letzter Satz wäre der richtige Untertitel gewesen: Boden ist die unterschätzte Ressource von unschätzbarem Wert. Er ist kein Dreck! Also: SOS – Save Our Soils. – Dr. Artur Behr 

 


 

 

Leserbrief zu „Hymnen der Zuversicht” von Volker Weidermann 

 

… und, verehrte Zeit nicht ein einziges der neuen Gedichte möchten Sie uns gönnen??? Das ist schon eine sehr merkwürdige Art der Berichterstattung…. ein „Bericht“ ohne Inhalt – Reinhart Groebe 

 


 

 

Leserbrief zu „Der Saltospringer“ von Iris Radisch 

 

In den 1960er und 1970er Jahren bin ich (Jahrgang 1951) mit Büchern von „kleinen“ Verlagen, wie Wagenbach, der Eremiten-Presse dem Literarischen Colloquium, Friedenauer Presse; dann noch z. B. mit L 76 Herausgegeben von Heinrich Böll, Günter Grass und Carola Stern und Kursbuch 13, 1968 herausgegeben von Hans Magnus Enzensberger und so weiter und so fort literarisiert und politisiert worden: Heinrich Böll, Günter Grass und Arno Schmidt wurden und sind mein „Dreigestirn“ am Literaturhimmel.

Dazu kam, und dass bis heute, noch Peter Handke, als weiterer Fixstern und lebender Verfasser von Texten sowie Zeichnungen (wie auch Günter Grass gezeichnet hat und Bildhauer war). Die genannten „Wortkünstler“ und der eine „Wortmetz“ und die kleinen und auch die großen Verlage (Suhrkamp, Fischer, Rowohlt, Diogenes etc.) haben mir dann den literarischen Horizont erweitern helfen mit Büchern von Autoren „aus aller Welt“.

Deshalb bin ich aber Klaus Wagenbach sehr dankbar für sein Programm in seinem Verlag und den relativ erschwinglichen Preisen die mich in die Lage versetzten Schriftsteller wie: Wolf Biermann, Erich Fried, Günter Eich, Gerhard Zwerenz, F.C. Delius, Peter Rühmkorf, Alfred Andersch, Nicolas Born, Günter Bruno Fuchs, Rainer Kunze, Hubert Fichte, Christoph Meckel, Thomas Brasch, Heiner Müller, Dieter Forte und, und, und kennenzulernen. Der Reihe Tintenfisch sei Dank! Hoffentlich gab es am 17. Dezember 2021 einen Salto direkt in den Literaturhimmel. Karl Kraus: „Wo nehm ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen.“ – Felix Bicker 

 


 

 

Leserbrief zu „Im Gänsemarsch zum Wunschkonzert“ von Michael Stallknecht 

 

„Meine Lippen, sie küssen so heiß. Meine Glieder sind schmiegsam und weiß. In den Sternen, da steht es geschrieben. Du sollst küssen, du sollst lieben. Meine Füße, sie schweben dahin, meine Augen, sie locken und glühn. Und ich tanz´wie im Rausch, denn ich weiß, meine Lippen, sie küssen so heiß.“ (aus Franz Lehars „Giuditta“). In den guten alten Zeiten, das sind die Zeiten vor der Pandemie, da war in der Bayerischen Staatsoper bei 2101 Zuschauern Schicht im Schacht bzw. Ausverkauft.

Jetzt in diesen Pandemiezeiten darf das Haus mit höchstens 525 Zuschauern befüllt werden, dann ist ausverkauft! Das ist keine bayerische Bescheidenheit, das ist blanker hanebüchener Unsinn. Es gilt eine 2G-plus-Regel, die nur von der Testpflicht befreit, wenn die Boosterimpfung länger als 14 Tage her ist. Während der Vorstellung gilt eine FFP2-Maskentragepflicht, ob das auch für die Akteure auf der Bühne gilt, das will ich schon gar nicht mehr wissen. Wer sich so etwas bieten lässt, der kann nur wirklich hart im Nehmen sein; das ist ein harter Hund, eine harte Hündin! – Klaus P. Jaworek 

 


 

 

Leserbrief zu „Merkels Weihnacht” von David Safir 

 

Von der ersten bis zur letzten Zeile samt Zeichnung: SCHROTT ! Weiterhin frohe Weihnachten und tapferen Aufbruch in das neue Jahr ! – Helmer-Christoph Lehmann 

 


 

 

Leserbrief zu „Das Unmögliche ist möglich” von Johanna Haberer und Sabine Rückert im ZEIT Magazin 

 

Vielen Dank für das originelle Titelthema „Wunder – wer glaubt den sowas?“ und die Ausführungen dazu im ZEIT-Magazin! „Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist“, das gilt sowohl in der Naturwissenschaft wie bei Niels Bohr als auch in der Geschichte wie bei David Ben Gurion. Viele Phänomene sind nicht mit Zufall und Notwendigkeit allein erklärbar. Allerdings nimmt mich die biblische Exegese der Autorinnen Haberer und Rückert doch etwas wunder (ein wunder-schönes Wort für den ZEIT-Wortschatz 😊), indem sie die Botschaft der biblischen Wunder vom Exodus bis zum übers Wasser laufenden Petrus reduzieren auf: „verlasse alte Trampelpfade und schlage neue Wege ein“ und damit Wunder gleichsam zu einer menschlich verfügbaren Leistung deklarieren à la „alles ist möglich, wenn Du nur glaubst“.

Biblische Wunder kennzeichnet doch gerade ihre Unverfügbarkeit, die Abhängigkeit vom Handeln des Anderen! Sie können nicht aus der Leistung und Anstrengung des Menschen heraus produziert werden. Wunder sind Geschenke, die dem Glaubenden die Gnade und Macht Gottes vor Augen führen. Natürlich kann die Haltung eines Menschen einen Rahmen dafür schaffen oder diese auch ausschließen. An Weihnachten feiern wir nicht den Wunderglauben, sondern dass eben dieses Unverfügbare uns in einem kleinen Kind als Person begegnet und uns sagt: „Ich liebe Dich.“ Das ist genau das Gegenteil menschlichen Machbarkeitswahns. Und als Physiker füge ich gern hinzu: Wenn es diesen Gott gibt, dann gibt es auch keine Sicherheit gegen Wunder!

Eine Beispielgeschichte dazu: „Hirntumor“ lautete die Diagnose für den Vater meines Schulfreundes (er war Pfarrer an der St. Michaeliskirche in Hof/Saale) vor 25 Jahren. Schon länger hatte er Doppelbilder gesehen. Der Hirnscan war eindeutig, Fehldiagnose ausgeschlossen. Der Pfarrer ließ einen Freund für sich beten. Nach vier Wochen trat er in einer hirnchirurgisch renommierten Klinik zur Voruntersuchung an – wieder in den Tomographen. Es folgte die Überraschung: die Operation wurde abgesagt. Der lebensbedrohende Herd war verschwunden wie auch schon am Vortag die Symptome. „Ich gratuliere Ihnen, Sie sind gesund!“ verabschiedete ihn der ansonsten tatenlose Chirurg. Die Hofer Lokalpresse (Frankenpost, Hofer Anzeiger) interviewte den stadtbekannten Pfarrer ausführlich über die wunderhafte Genesung. – Alexander Fink 

 

Als ich den Artikel von Frau Haberer und Frau Rückert las, fragte ich mich schon, worin der Sinn liegen könnte, wenn Gottverneinende einen Artikel über biblische Wunder schreiben. Mir kommt das so vor, als wenn ein überzeugter Veganer einen Artikel über die Vorteile von Fleischgerichten schreiben müsste. Ich zitiere (S. 16): ‚Die Wunder der Bibel haben es noch schwerer: Sie gelten als Erfindungen für Kindergartenkinder, so ähnlich wie Grimms Märchen. Drollig oder ärgerlich – je nach Weltansicht. Auf jeden Fall Quatsch‘. Dazu drei Entgegnungen: Erstens: Diese Haltung und diese Formulierungen sind für mich arrogant, selbstgefällig und sehr wertend. Solche Verunglimpfungen von Glaubenswerten vieler gläubiger Christen in einem ZEIT – Artikel ist sehr verletzend.

Sie zeugen vom Feingefühl einer Abrissbirne! Zweitens: Unterschiedliche Weltanschauungen sind in Ordnung. Ihr Chefredakteur, Herr di Lorenzo, hat anfangs des Jahres geschrieben, dass die Zeit mutigen Journalismus betreiben will, der informiert und nicht manipuliert. Gut. Deshalb sollte guter Journalismus dialektisch sein, das Für und Wider aufzeigen und dem Leser letztlich überlassen, für welche Seite er sich entscheidet. Das Gegenteil davon sind solche Festlegungen wie oben zitiert; denn das ist absolut manipulativ und bezüglich des Themas biblische Wunder auch noch äußerst dünn gebohrt.

Drittens: Ich selber habe in vielen Gebeten Heilungswunder erlebt: Befreiung von Schmerzen jeglicher Art, innere Heilung. Und ich schäme mich dessen nicht. Ein Hamburger Allgemeinmediziner, Arne Elsen, betet mit seinen Patienten und erlebt viele Heilungen, sogar nachweisbar Heilung von Krebs. M.a.W.: Wenn man sich um Informationen bemüht, findet man viele Erfahrungsbeispiele. Wissen Sie, was Nils Bohr mit seinem Zitat meint? Er drückt damit seine ehrfürchtige Überzeugung aus für den genialen Schöpfergott der Bibel. Die Geheimnisse der Materie offenbarten ihm die Wunder der Schöpfung und ihrer Ordnungen. Aber heute ist so etwas nur für Kindergartenkinder. Oder Quatsch. Natürlich. Ganz klar. – Thomas Conrad 

 

Das Evangelium nach Rückert und Haberer. Der Beitrag im Zeit Magazin war dieses Jahr mein Weihnachtsgottesdienst. Die biblischen Wunder wurden mir neu erklärt und nahegebracht.
Dass am Anfang Niels Bohr zitiert wird, einfach genial. Was gibt es Schöneres als das Gemälde von Joseph Anton Mengs zu bewundern? Vielen Dank an Sabine Rückert und Johanna Haberer. – Martin Helm 

 

Diese Geschichten um das Unmögliche, das dann doch möglich ist, die haben mir gefallen! Da ich nach wie vor ein Rockfan bin, hat mich natürlich die Geschichte von der „Gretsch 6120-Gitarre“ von Randy Bachmann besonders angesprochen. Dieser Randy Bachman (*1943) ist mir schon bei der kanadischen Band „Guess Who“ aufgefallen, denn diese Rockkapelle hat es als erste kanadische Band in den Staaten geschafft auf Platz Eins der Singles-Charts zu kommen. Wer kennt diesen Song „American woman“ eigentlich nicht?

Wir alten Knochen, die um 1950 geboren worden sind, ganz sicherlich (fast) jeder. Dieser Gretsch-Giatarrist Randy Bachman, hat auch meinen Guess-Who-Lieblingstitel „These eyes“ (1969) mit dem Burton Cummings (auch bei Guess Who) komponiert. Bei Bachman-Turner Overdrive, wieder mit dem besagtem Randy Bachmann, da heiß meine Lieblingsnummer „Roll on down the highway“ aus dem Jahr 1975, wieder aus der Feder von Randy Bachman. – Klaus P. Jaworek 

 

Wunder kann man definieren als die Außerkraftsetzung von Naturgesetzen durch übernatürliche Wesen mit dem Zweck, die Menschen zu beeindrucken. Wunder waren in vorwissenschaftlicher Zeit die Gottesbeweise für die Gläubigen. Mit dem Aufschwung der Wissenschaft sank die Zahl der Wunder kontinuierlich. Dass der Wunderglaube neues, originelles Denken gefördert habe, ist durch nichts belegt. Der Glaube, dass übernatürliche Akteure in natürliche Abläufe eingreifen, hat im Gegenteil wissenschaftliche Kreativität erschwert und oft genug verhindert. Die wundersamen Krankenheilungen Jesu waren medizinhistorisch eine Katastrophe. In der antiken griechisch-römischen Heilkunde gab es bereits naturwissenschaftliche Ansätze.

Nun machten die christlichen Heiler in der Nachfolge Jesu den heidnischen Ärzten mit der Methode der Teufelsaustreibung Konkurrenz. Medizinische Schriften der Heiden wurden zerstört, medizinische Forschung unter Strafe gestellt. Es gab jahrhundertelang keinen medizinischen Fortschritt. Die sieben Berichte über wundersame Vorkommnisse in der Gegenwart sind alle mit den Naturgesetzen vereinbar. Es handelt sich also nicht um Wunder, sondern lediglich um seltene, unerwartete Ereignisse. – Wolfgang Graff 

 

Zu Ihrem Titelessay über Wunder möchte ich anmerken, dass mir in allen Berichten und Kommentaren zu kurz kommt, dass nicht die Gesundheit das höchste Gut der Menschheit darstellt. Fast alle Neujahrsbriefe und –mails enden mit dem Wunsch: „Und, bitte, bleib gesund!“ Merken die Absender eigentlich, dass damit ein Erkrankter in seiner Menschenwürde herabgesetzt wird? Wenn die Hauptsache die Gesundheit ist, ist die Erkrankung ein Mangel, Makel und Würdedefizit.

Schon schwangeren Frauen wird das Angstbild eines möglicherweise behinderten Kindes eingejagt: Nur gesunde Menschen sind lebenswert! Haben wir derartige Gedanken nicht mit der letzten Diktatur überwunden? Die Bilder von fröhlichen und dankbaren Erstgeimpften im hochbetagten Alter tun ihr Übriges, dass unsere Bevölkerung in der diesjährigen Krippe nicht ein verwundbares Gotteskind sieht, sondern eine Impfdose; Predigten, die das Licht aus Bethlehem mit den ersten Impfungen vergleichen, tun ihr Übriges.

Nicht dass ich falsch verstanden werde: Gott gebe, dass diese Pandemie auch durch erfolgreiche Impfungen ausgemerzt werden möge; aber die Erkrankung selbst, die immer ein Widerfahrnis bleibt und deren Ursache jenseits von menschlicher Schuld bzw. göttlicher Strafe zu suchen ist, durch eine derartige Überhöhung des Wertes der Gesundheit in ein dunkles Licht zu tauchen, schadet einer Gesellschaft dauerhaft mehr als ein Virus; denn gesunde Gesellschaften würden Gesundheit und Krankheit, wie es Dietrich Bonhoeffer gedichtet hat, aus Gottes Hand getrost entgegennehmen: „Und reichst Du mir den schweren Kelch, den bitter´n, des Leids gefüllt bis an den höchsten Rand, so nehm´ ich ihn dankbar ohne Zittern aus Deiner guten und geliebten Hand.“

Ich wünsche mir Verantwortliche, die zu Beginn des Jahres 2022 nicht den Wunsch nach Gesundheit, sondern den Segen der Sternsinger als Wunder unter alle Reden, Mails und Briefe schreiben: Christus segne Dein Zuhause im neuen Jahr 2022 („20*C+M+B+22“); denn in Gesundheit und in Krankheit Gottes Trost zu erfahren, ist die menschenwürdigste Art des (Über-) Lebens. – Barbara Klann 

 

Nach Ihrer Darstellung zur Auferstehung an Ostern 2020 haben Sie wiederum eine Sichtweise zu den Biblischen Wundern geschrieben, die uns einen neuen Zugang zu den altvertrauten Geschichten schafft. Herzlichen Dank dafür. – Wolfgang Sielemann 

 

Kompliment für den Leitartikel über Wunder! In gebotener Kürze haben Sie das Wesentliche über die Wunder in der Bibel zusammengefasst, haben endlich gezeigt, dass sich unser materialistisches Weltbild allmählich auflöst durch die Erkenntnisse der modernen Physik und dann haben sie auch noch konkrete Wundergeschichten zusammengetragen. Wunderschön illustriert im Stil des magischen Realismus. Besser geht‘s nicht. Ich kann nur hoffen, dass sich Wissenschaft und Religion irgendwann zu einer neuen Synthese zusammenfinden. Herzlichen Dank und weiter so. – Albrecht Gralle 

 

Ich möchte wirklich niemandem sein christliches Weihnachtsfest streitig machen. Aber als ZEIT-Leser will mir nicht einleuchten, warum diese Art von „Erbauungs-Journalismus“ kurz hintereinander zwei Titel-Plätze bekommt. Auch die innere Konsistenz des Beitrages über „Wunder“ erschließt sich nicht wirklich: Während in der ersten Hälfte (durchaus informativ) auf den historischen und metaphorischen Charakter der Wundererzählungen hingewiesen wird, werden am Ende einfach mal alle irgendwie besonderen bzw. eher unwahrscheinlichen Ereignisse auch als eine Art Wunder deklariert.

So, als ob es egal wäre, ob externe Eingriffe in die Naturgesetze stattfänden oder eben unerwartete und bestaunenswerte Dinge passieren bzw. geleistet werden. Also nennen wir jetzt einfach alles „Wunder“, was uns anrührt und begeistert – und da das so guttut, haben wir dabei gleich die allzu nüchterne naturalistische Weltsicht ausgehebelt und Weihnachten gleich mit gerettet! Hosianna! – Frank Wecker 

 


 

 

Leserbrief zu „Wamsers Welt” von Henning Sußebach im ZEIT Magazin 

 

Den Artikel über Herrn Wamser, der jahrzehntelang verantwortungsvoll und gewissenhaft im Kernkraftwerk Brokdorf gearbeitet hat, sollten alle die erbitterten Kernkraftgegner lesen. Vielleicht wird dann wenigstens dem einen oder der anderen klar, was sie mit ihrer bornierten Ideologie anrichten. Herrn Wamser sage ich gerne vielen Dank! Wir haben oft in der Nähe des Kernkraftwerks Brokdorf Urlaub gemacht und sind dort am schönen Elbedeich spazieren gegangen. Wie diese schöne Landschaft aussehen wird, wenn hunderte oder tausende Windräder gebaut werden, mag ich mir nicht vorstellen. – Sabine Kiermaier

Vielen Dank an Henning Sußebach für seinen ehrlichen und mutigen Artikel über die Abschaltung des AKW Brokdorf, der mich wieder mit der ZEIT versöhnt hat. Doch wie schlimm steht es mit der deutschen Mediengesellschaft Regierungsbeschlüsse, die aus Panik und Unvernunft vor über 10 Jahren getroffen wurden stur und brav umzusetzen, obwohl heute jeder weiß, welcher Schaden für Umwelt und Steuerzahler damit angerichtet wird? – Gerhard Stolzenberg 

 

Der Beitrag hat mich sehr berührt weil H. Wamser, Werkstattleiter Leittechnik im Kraftwerk Brokdorf, als Einziger von 319 dort tätigen Menschen sich mit H. Sußebach unterhält. H. Sußebach, dass er diese Gelegenheit nutzt für einen Blick auf die Menschen die mit dieser Technik über Jahrzehnte sicher und klimafreundlich Strom produzierten. Nebenbei blickt er darin auf die 36 Jahre bis heute unseres Landes. Auch auf Menschen welche gegen Brokdorf waren und dessen Ende herbeisehnten und beschlossen.

Die Stichworte „Monopolbräsigkeit der Atomkonzerne“, „Opportunismus der Politik“ , „Sensationssucht der Medien“, „unser Mehrheitswille“ umreißen die Vorgeschichte treffend. H. Wamser kann H. Sußebach die Unterschiede zu Tschernobyl und Fukushima „genau darlegen“. Wamser hatte jedoch „oft den Eindruck, dass er…. kleinlich klingt. Und dass ihm niemand zuhört. Alle haben Angst vor der Atomkraft, aber niemand will sie erklärt bekommen“ Am 1. Januar 2023 sind Brokdorf und die verbliebenen Atomkraftwerke abgeschaltet.

Der „Mehrheitswille“ hat endlich sein lang ersehntes Ziel erreicht, den Atomausstieg. Bald sind auch die verbliebenen Kohlekraftwerke abgeschaltet. Dann wird der gestiegene Stromverbrauch klimafreundlich erzeugt durch Wind und Sonne und durch neue Trassen dorthin verteilt wo er gebraucht wird. Sind die Tage trübe und windstill, kaufen wir Strom von unseren Nachbarn wo noch Kohlekraftwerke und Atomkraftwerke weiter in Betrieb bleiben. Oder wir haben bis dahin genug Gaskraftwerke zugebaut. Wo bleiben die Aufkleber: „Russisches Erdgas ja bitte!” – Bernhard Kreß 

 

Ein ruhiger, auf grün-besserwisserische Kontrapositionen verzichtender Beitrag. Wie ironisch klingt doch heute die Alternativlösung der Kernkraft-Gegner aus den 70er und 80er Jahren, die fossilen Brennstoffe Kohle und Öl (und Gas) würden noch für Jahrhunderte eine “ungefährlichere“ Energieversorgung der Menschheit gewährleisten. Ist es nun zu bedauern, dass Brokdorf & Co doch ans Netz gingen?  Wie leicht hätten wir schon heute das Klimaziel 2,5°C globale Temperaturerhöhung mit Kohle, Öl und Gas erreicht haben können, wenn nur die ignoranten Regierungschefs der Kernenergie betreibenden Länder den so nachhaltig denkenden grünen Propheten (und -innen) gefolgt wären. – Ernst Kaffanke 

 


 

  

Leserbrief zu „Ein spätes Weihnachtsessen” von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin 

 

Ich schätze Ihre Rezepte sehr, da ich viel koche und sehr neugierig bin beim Ausprobieren. Ich habe eine große Bibliothek mit Kochbüchern. Und Ottolenghi – ich kenne alle seine Restaurants und Shops in London – verehre ich sehr – und habe auch seine Kochbücher. Seit vielen Jahren bin ich eine begeisterte ZEIT-Leserin und – wenn es dann auch mal klappt – bekomme ich die ZEIT überall hin nachgesandt…. Aber gestern Abend habe ich Ihr letztes Rezept „Kichererbsen mit Käse und viel Pfeffer „nachgekocht. Verzeihen Sie, aber das ist nun wirklich zu viel des Guten, was man da mit den Kichererbsen machen muss.- Da benötigt man ja einen ganzen halben Tag plus eine Nacht für das Gericht. Nun ich habe es hergestellt, serviert und stieß nicht auf große Begeisterung. Diese Seite im Magazin werde ich vernichten und werde Yotam Ottolenghi auch noch schreiben. Was ist Ihr Kommentar dazu? – Marlis Leo