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4. März 2021 – Ausgabe 10

Leserbriefe zu „Sie ist wieder da“ von Caterina Lobenstein und Xifan Yang

 

Spaltenweise wird in dem Artikel über verseuchtes Gelände und Wasser nach dem Tsunami in Fukushima geschrieben, über unbewohnbare Gegend, weggespülte Autos, entwichen Isotope, die Krankheiten hervorrufen könnten, Sachschäden, aber wo bleiben die 18000 Toten, die durch den Tsunami , nicht durch die Havarie des Kernkraftwerks , getötet und ertrunken sind ? Sind die eine Petitesse, die man einfach ignorieren kann ? An sie erinnern die Journualisten mit keiner Silbe. Das wundert mich sehr. Wie wenn z.B. unbewohnte Gebiete wichtiger wären als die Leben und Zukunft der Tsunami-Opfer. – Alois Lienhard

 

Die zentrale Frage des ZEIT-Titelthemas lautet: Kann die Kernenergienutzung zur Verringerung der CO2-Emissionen einen relevanten Beitrag leisten? Es ist traurig, dass dazu im Wesentlichen nur die Klischees der Verneiner wiedergeben werden. Diejenigen, die z.B. in Schweden oder Finnland die zentrale Frage in der jüngeren Zeit mit JA beantworten, kommen mit ihren Begründungen gar nicht zu Wort.

Ein Beispiel für die Methode des Artikels: Es wird länglich über Aussagen in Gesprächen zum belgischen KKW Tihange berichtet. Allerdings ist es dabei nicht erwähnenswert, dass die – nach eigenen Aussagen – kernenergiekritische Bundesumweltministerin zur Diskussion um Tihange 2018 festgestellt hat: „Die Reaktor-Sicherheitskommission (RSK) hat ihre Stellungnahme zu den sogenannten Rissfeldern der Reaktordruckbehälter in den Atomkraftwerken Tihange 2 und Doel 3 veröffentlicht. Demnach sind die offenen Sicherheitsfragen der deutschen Experten weitgehend geklärt, in einem Punkt sollen sie mit zusätzlichen Experimenten untermauert werden. Hierzu arbeiten deutsche und belgische Experten in Forschungsvorhaben zusammen.“

Warum ist sowas nicht erwähnenswert? Schadet das der Dramatisierung? Es ist zwar üblich geworden, dass für einen solchen Artikel, der sich stark mit Fragen der kerntechnischen Sicherheit befasst, die Stellungnahmen der vom Bundesumweltministerium berufenen Reaktor-Sicherheitskommission nicht mehr angeschaut werden. Aber dass jetzt auch Kernenergiekritiker:Innen nicht mehr zitiert werden, wenn sie auf wissenschaftliche Expertise nicht ganz verzichten, ist schon bedenklich. Ähnliches könnte man leider zu vielen weiteren Absätzen des Artikels schreiben, aber das würde einen Leserbrief überfordern. Hier die Links zu den Quellen https://www.bmu.de/pressemitteilung/austausch-mit-belgien-klaert-offene-fragen-zu-atomkraftwerken-in-doel-und-tihange/

http://www.rskonline.de/sites/default/files/reports/epanlagersk503hp_kor.pdfUlrich Waas

 

Jetzt hat es die „Explosion des Kraftwerks in Fukushima“ auf Ihre Titelseite geschafft. Vielleicht sollten die Damen und Herren Journalisten zehn Jahre nach der Katastrophe endlich recherchieren, was damals passiert ist: FRAGE: Was geschah am 11.März 2011 in Japan? ANTWORT Ein enormes Erdbeben im Pazifik erschütterte auch einen Teil Japans, besonders betroffen waren die drei nördlichen Prefectures Iwate, Miyagi und Fukushima. Kurze Zeit später überrollte eine Dutzende Meter (!) hohe Flutwelle die Nordostküste und machte kilometerweit ins Landesinnere alles dem Erdboden gleich. Mensch und Gut wurden in den Ozean gespült, mehr als 15.000 Menschen kamen ums Leben, zweieinhalbtausend weitere sind vermisst, also wohl ebenfalls tot, ganze Städte und Dörfer verschwanden spurlos im Ozean.

FRAGE: Was hat das mit einer Atomkatastrophe zu tun? ANTWORT: An der Küste südlich von Sendai, in der Nähe von Minami Soma liegt auf dem Gebiet der Fukushima Prefecture ein AKW. Es wurde von der Flutwelle schwer beschädigt, das Katastrophenmanagement und die Informationspolitik der Betreibergesellschaft waren gleichermaßen problematisch. Todesfälle in diesem Zusammenhang sind nicht bekannt. Die Stadt Fukushima, weit im Landesinneren gelegen, kam bei allen drei Ereignissen verhältnismäßig glimpflich davon.

FRAGE: Hätte die Katastrophe verhindert werden können, wenn Japan kein AKW betrieben hätte? ANTWORT: Die Zahl der Todesopfer wäre die gleiche, die Zahl der (teilweise noch immer) ihrer Bleibe Beraubten ein wenig kleiner. Es wäre ein Gebot der Menschlichkeit, dass die Öffentlichkeit der wirklichen Katastrophe gedenkt und nicht dessen, was unsere Medien – leider auch Ihre Zeitung – in diesen zehn Jahren aus „Fukushima“ hergestellt haben. – em.o.Univ.Prof.Dr.techn.Dieter Flury

 

Wenn es um Risken geht, ist es immer gut sich mit Versicherern zu unterhalten. Da wird knallhart mit Fakten gearbeitet, ohne politische oder Image-Befindlichkeiten. Wenn die das Risiko nicht tragen wollen, dann ist es untragbar. Die Endlagerung des Atom- und Baumülls der Kernkraftwerke verschiebt die Energiebilanz und die Klimabilanz drastisch zum Negativen. Beide dürften wohl negativ sein. Insoweit ist der Artikel trotz allem Aufzeigens von Risken sogar noch geschönt. – Iman Schwäbe

 

Der Vorfall in Fukushima hatte gar nichts mit der Atomkraft zu tun. Voreilig hatte man in Deutschland die Atommeiler still gelegt. Ein großer Fehler! Zumal es heißt; in Deutschland stehen die sichersten in der ganzen Welt. Viele Staaten bauen zwischenzeitlich neue. Die ängstlichen Deutschen waren auf dem Holzweg. Der Strom belastet die Haushalte stark. Nirgendwo ist der Strom so teuer wie bei uns. Wenn ich den Experten glauben schenken darf. Falsche Entscheidungen der Politik gehört heute zum Alltag. Und die Medien veröffentlichen diesen Unsinn. – Gunter Knauer

 

Sehr schade finde ich, daß die Autorinnen es versäumt haben den Flüssigsalzreaktor zu erwähnen. Dieser Reaktortyp könnte die Energieversorgung in naher Zukunft revolutionieren, da die Gefahren und vor Allem die anfallenden Abfälle im Vergleich zu den derzeitig in Betrieb befindlichen AKW sehr gering sind. Vielleicht können Sie dies ja in einer der folgenden Ausgaben nachholen :-) Darüberhinaus ist Ihnen ein sachlicher Fehler unterlaufen, wenn Sie schreiben das Hualong One 1170 MW pro Jahr produziert. Diese Angabe macht keinen Sinn, da [W] eine Leistungs- und keine Arbeitseinheit ist. Um die im Jahr produzierte Energie = Arbeit anzugeben müsste als Einheit kW/h angegeben werden, also Leistung bezogen auf die Zeit. Alles andere macht genausowenig Sinn wie die Aussage : Mein Auto leistet 100 PS im Jahr. – Harald Schmidt

 

Habe den 3 seitigen Bericht mit großem Interesse gelesen. All diesen Berichten, egal ob in einem hochwertigen Blatt wie DIE ZEIT oder in einer billigen (reich bebilderrten) Zeitung, zum Thema „Energiewende“ fehlt Wesentliches! Nämlich einige Tortendiagramme, globaler Endenergieververbrauch gegliedert nach Energieträgern (Öl, Gas, Elektrizität, Erdwärme, Solarwärme, Biomasse ….. ). Dieselbe Darstellung auch für einige Nationen. Weitere Tortendiagramme sollten dann noch das Tortenstück „Elektrizität“ aufteielen in Kernkraft, Kohle, Öl, Gas, Wasser, Wind, Solar, Biomasse, ….

Solche Diagramme bewirken oft großes Staunen, den die Elektrizität macht auch in hochentwickelten Industrienationen kaum 20 % des Energieumsatzes aus. Als Elektrotechniker fühle ich mich zwar sehr geschmeichelt, wenn die elektrische Energie gewaltig überschätzt wird – aber man soll doch die Kirche im Dorf lassen. Aus solchen Diagrammen ist auch schnell ersichtlich, dass auch in Staaten mit besonders viel Atomkraft, die Kernenergie nur gut 10 % des gesamten Energiebedarfes deckt. Vermisst habe ich die Beschreibung (Funktionsschema) der neuen Kernkraftwerkstypen, vor allem der Kleinstanlagen.

Ist das einem Großteil der Leser nicht zumutbar? Darf eine hochrangige Wochenzeitung keine physikalischen und chemischen Kentnisse ihrer Leser ansprechen? So richtig weh getan hat mir der vorletzte Absatz auf S 13: “ …. 1170 MW pro Jahr …. “ Bitte sind Sie mir nicht böse, aber: „Leistung pro Zeit“ ist ein KOLOSSALER BLÖDSINN !!! – Manfred Uttenthaler

 

Die Argumente für und gegen die Nutzung der Kernenergie sind angesichts des Klimawandels neu zu bewerten. Kernkraftwerke liefern seit Jahrzehnten Strom, verlässlich und relativ CO2-neutral. Man kann die Probleme nicht außer acht lassen, Unfälle und radioaktive Abfälle. Aber die Menschheit mit ihrem gewaltigen und ständig steigenden Energieverbrauch hat keine große Auswahl, eine risikofreie Technik, die gleichzeitig große Energiemengen dauerhaft bereitstellt, gibt es derzeit nicht. Deswegen nutzen viele Länder, auch in Europa, die Kernenergie und das nicht unbedacht, denn es bleibt nur noch wenig Zeit, um die Klimakatastrophe zu verhindern.

Neue Techniken für die Energiespeicherung, beispielsweise durch elektrolytisch erzeugten Wasserstoff, zu entwickeln und aufzubauen, so dass Deutschland mit Wind- und Sonnenenergie versorgt wird, wird voraussichtlich bis 2030 nicht machbar sein. Aber Deutschland zieht sich aus der sehr interessanten Technik der Entwicklung neuer Kernkraftanlagen zurück, wo es eigentlich einen wissenschaftlichen Beitrag leisten könnte. In China, den USA und anderen Ländern arbeitet man daran. Möglicherweise wird durch Kernenergie ein weitaus höherer Beitrag für CO2-Neutralität geleistet werden, als es die regenerativen je leisten können. In unserem Industrieland findet eine sachliche Diskussion des Für und Widers der Kernenergie leider kaum statt, denn das ist hier weniger eine Frage der Ökologie als der Ideologie. – Sabine Kiermeier

 

Nein, nein und nochmals nein! – Selbst wenn die Atom-Technik beherrschbar wäre und die neueren Kraftwerke deutlich besser, die Frage nach der Entsorgung der mittlerweile Milliarden (?) Tonnen strahlender Abfälle ist nicht geklärt. Gar nicht. Schade nur, dass diese Frage nur ca 0,9 % im Artikel von C. Lobenstein und X. Yang ausmacht! Lächerlich die Suche nach einem auf 1 Million Jahre „sicheren“ Standort in Deutschland (was wird in tausend Jahren sein?!) Und: Danke, dass dies einmal ein richtig großer Artikel zum Thema Klimawandel ist. Wenn das Thema Klima doch endlich so viel Presse-Aufmerksamkeit bekäme, wie Corona; also deutlich viel mehr! – Rolf Jacob

 

Es schon erstaunlich dass Sie als Autoren einer seriösen Zeitung über die Erzeugung von elektrischer Energie berichten, aber von Physik wenig Ahnung haben. Sie schreiben: „Sechzig Jahre lang soll Hualong One Strom produzieren, 1170 Megawatt pro Jahr“. Megawatt kann man nicht produzieren, da dies die Einheit der Leistung ist. Man könnte eine Kraftwerk mit 1170 Megawatt Leistung errichten, was aber schwierig sein würde, da dies eine enorm hohe Leistung wäre. Wahrscheinlich meinten Sie, das Kraftwerk kann 1170 Megawattstunden elektrische Energie pro Jahr produzieren. Als Beispiel: Auch wenn Ihr Auto 120 kW hat, ist es noch keinen Kilometer gefahren. Sie konnen sich aber trösten, die meisten Journalisten habe zwar eine gute Ausbildung in Literatur und Kunst, kennen aber nicht den fundamentalen Unterschied zwischen Leistung ( kW ) und Energie ( kWh ). – Rainer Grablowitz

 

Herzlichen Dank, dass Sie mit Ihrem Bericht „Atomkraft! Wie bitte?“ ein weiteres Mal die Diskussion zu diesem wichtigen Thema anregen. Etwas mehr Skepsis gegenüber Verlautbarungen von Atomgegnern darin wäre allerdings von Vorteil gewesen. Deren Vereine sind vor Jahrzehnten gegründet worden. Sie haben oft viele Millionen Euro jährlich an Mitgliedsbeiträgen zur Verfügung. Sie können gar nicht anders, als weiter gegen Atomkraft kämpfen. Deshalb kann man nicht sicher sein, ob sie jede ihrer Informationen mit der gleichen Sorgfalt recherchiert haben, wie man das von Internationalen Regierungsorganisationen erwarten kann.

Die UN-Organisation UNSCEAR, zum Beispiel, hat Zahlen zur mittleren Strahlenbelastung im ersten Jahr nach dem Unfall für alle betroffenen Orte der Präfektur Fukushima veröffentlicht (UNSCEAR 2013). In keinem Fall war der Wert größer als 100 Millisievert (mSv). Für 100 mSv/Jahr beträgt das Risiko vorzeitig an Krebs zu sterben aber nur 0,5 Prozent. Unter Tausend Bewohnern wären so über die gesamte Lebenszeit nur 5 zusätzliche Krebsopfer zu erwarten. Das ist bereits ein sehr geringes Risiko. Für niedrigere Strahlenbelastungen unterhalb 100 mSv/Jahr ist ein zusätzliches Risiko epidemiologisch nicht mehr meßbar.

Das ist Stand der Wissenschaft, der auch von Atomgegnern nicht bestritten wird. Sie verweisen stattdessen lieber auf den für die Bevölkerung geltenden allgemeinen Grenzwert von 1 mSv im Jahr für zusätzliche Strahlenbelastungen. Dieser Grenzwert gilt aber nur soweit, wie Maßnahmen zu seiner Einhaltung nicht mehr Schaden anrichten als sie Nutzen bringen. Denn im internationalen Strahlenschutz gilt der Grundsatz der Rechtfertigung: eine Maßnahme ist nur dann gerechtfertigt, wenn man davon ausgehen kann, dass ihr „Nutzen für den Einzelnen und für die Gesellschaft die durch sie möglicherweise verursachte gesundheitliche Schädigung überwiegt“ (Artikel 5 der EU Richtlinie 2013/59/EURATOM).

Man kann mit einigem Recht bezweifeln, ob die zahlreichen Evakuierungen nach dem Reaktorunfall von Fukushima und die damit verbundenen physischen und psychischen Belastungen für die Betroffenen, an denen 1.500 Menschen gestorben sind, durch einen unmeßbar geringen Gewinn an Sicherheit vor Krebserkrankungen gerechtfertigt werden können. Nach UNSCEAR war der wesentliche Risikofaktor für psychische Probleme bei Betroffenen die subjektive Wahrnehmung des Strahlenrisikos und nicht dessen tatsächliche Höhe (UNSCEAR 2013, Seite 255).

Ein weiteres Beispiel für antinukleare Desinformation sind die angeblichen „Risse“ im Reaktorbehälter des belgischen Kernkraftwerks Tihange. Mit diesem Begriff ist es deutschen Atomgegnern gelungen, den Eindruck zu erwecken, der Reaktorbehälter sei marode. Denn der Begriff „Risse“ läßt an Materialermüdung denken. Tatsächlich handelt es sich aber um herstellungsbedingte Einschlüsse von Wasserstoff, in den Originalschriften als „Flakes“ (Flocken) oder „defects“ bezeichnet. Diese Flocken werden seit ihrer Entdeckung natürlich intensiv überwacht. Anzeichen für eine Vermehrung oder Vergrößerung gibt es nicht. Deshalb ist das international besetzte Expertengremium auch zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Weiterbetrieb des Kernkraftwerks verantwortet werden kann. Allein der deutsche Vertreter in diesem Gremium war anderer Meinung.

Ein letztes Beispiel: Sie schreiben, „viele Fachleute“ seien sich sicher, dass eine verlässliche Stromversorgung längst ohne Kohle und ohne Kernkraft funktionieren kann. Ja, diese Fachleute gibt es tatsächlich. Nur empfiehlt es sich, genauer hinzuschauen, wer sie finanziert. Durch die Beschleunigung des Atomausstiegs nach Fukushima ist die Bundesregierung unter Druck, zu zeigen, dass die Energiewende auch ohne Kernenergie gelingen kann. Dafür sucht sie die Unterstützung der Wissenschaft. Unzählige Studien werden seitdem im Regierungsauftrag erstellt, mit dem Ziel, den Kurs der Bundesregierung zu unterstützen.

Es genügt ein Blick auf die bisherige Entwicklung und in die Veröffentlichungen des Weltklimarates (IPCC) und der Internationalen Energieagentur (IEA), um festzustellen, dass diese Studien mehr von Wunschdenken als von nüchterner Analyse geprägt sind. Zumindest aus meiner Sicht verdienen die internationalen Regierungsorganisationen mehr Beachtung als die von der deutschen Bundesregierung finanzierten Studien. – Christoph Barthe

 

Wie kann es sein, dass Sie einen dreiseitigen Artikel über die Atomkraft schreiben und nur fünf Sätze befassen sich mit dem Atommüll? Eines der Hauptprobleme der Atomkraft ist die Zwischen- und Endlagerung des radioaktiven Abfalls. Dieses ungelöste Problem kommt mir in Ihrem Dossier zu kurz. – Birgit Himmelsbach

 

In dem Dossier wird – unabhängig von den sonst ausführlich diskutierten Gefahren, die statistisch mehr oder weniger wahrscheinlich eintreten können – die SICHERE Belastung durch Lagerung radioaktiver Abfälle unterschätzt. Dabei kann jeder ausrechnen, dass allein die BEWACHUNG des hochgiftigen Mülls für 10000 Jahre mit auch nur 5000 Stellen nach BAT wenigstens 200 Milliarden EUR kostet. Eine Umlage auf alle bisher aus Kernkraft produzierten kWh hätte den Endverbraucherstrompreis schon bisher wenigstens verdoppelt: aber leider wurden derartige Folgelasten NICHT während der Betriebszeit mit angespart, die Steuerzahler haften für die kommenden 300 Generationen – zusätzlich zu den Folgen des Klimawandels !

Eine ähnliche Rechnung ergibt sich gewiss auch für zukünftige Kernkraftwerke, sie werden also vom ersten Betriebstag an unwirtschaftlich sein. Und entbehrlich sowieso, weil eine Komplettversorgung mit Strom aus erneuerbaren Energien klimaneutral in wenigen Jahren möglich wäre, wenn deren Ausbau nicht „gedeckelt“ würde. Übrigens sind Rückbau- und Folgekosten sowie Ausgleichsmassnahmen bei EEG-Projekten stets eingepreist. Und trotzdem liefern sie mittlerweile die kWh günstiger als die Kohlekraftwerke, erst recht, wenn man deren CO2-Zertifikate hinzurechnet. – Dr. Dirk Bade

 

In ihrem Dossier „Atomkraft. Sie ist wieder da.“ wird an keiner Stelle das deutsche Patent DE 50 2012 010 710 der DFR, Berlin erwähnt, das sich mit der Entwicklung eines Kernkraftwerks der Generation IV beschäftigt. Das BMWi fördert das Projekt zwar nur mit dem lächerlichen Betrag von 20 Mio. Euro pro Jahr. Das Ministerium ist aber auch nur an dem Teil der Entwicklung interessiert, der sich mit der Transmutation langlebiger Nukleide in kurzlebige beschäftigt, um eine Alternative zur langjährigen Lagerung der bisherigen Atomabfälle zu erreichen. Mittlerweile hat die DFR eine Gesellschaft kanadischen Rechts gegründet, da in Deutschland eine technologieoffene Diskussion auf Jahre ausgeschlossen ist. Daher stellt sich die Frage, ob man einerseits die sich bereits anbahnende Stromlücke in der deutschen Energieversorgung durch Kernkraftwerke beheben will, die nicht auf deutschem Boden errichtet werden und somit wenigstens formal dem grünen Verbotswahn entsprechen?

Oder andererseits die Lücke zwischen dem Ersatz des reinen Strombereichs (650 TWh/Jahr) und dem Gesamtenergieverbrauch Deutschlands (2500 TWh/Jahr) durch regulatorische Maßnahmen in den Griff bekommen möchte. Erste Versuche durch geschickt formulierte Begrenzung der Ladezeiten für E-Autos und häusliche Wärmepumpen im Energiewirtschaftsgesetz wurden kürzlich vereitelt, sind aber weiterhin nicht ausgeschlossen, wenn volatile Erzeugungskapazitäten in Deutschland überhandnehmen. Es ist unbegreiflich, dass sich die Regierung eines Industriestandorts, dessen Wohlstand bisher von der Entwicklung und Anwendung komplexer und kompetitiver Technologien garantiert wurde, derart aus dem internationalen Wettbewerb um unsere zukünftige Energieversorgung verabschiedet. – Dipl.-Ing. Rupert Rompel

 

Liegt das Super-Gau-Risiko sowohl aufgrund theoretischer Untersuchungen und auch bisher empirisch bei etwa 1:10.000 pro AKW Betriebsjahr, dann ist diese Wahrscheinlichkeit für einen Großunfall selbst bei zukünftig technisch-organisatorischer Halbierung bei 2.500 AKW weltweit 12,5 % pro Jahr: also im Durchschnitt jedes 8. Jahr ein Super-GAU. Wer will damit langfristig leben? Und den Müll aus abgebrannten Brennelementen dieser 2.500 AKW muss man auch noch entsorgen. Da 2.500 AKW à 1.250 MW bei 7000 Jahresvolllaststunden rund 22·1012 kWh = 22.000 Mrd. kWh erzeugen würden, ließe sich damit etwa der heutige Weltstromverbrauch decken, jedoch nicht einmal der für eine bald um 2 Mrd. Menschen gewachsenen Weltbevölkerung und 30 Millionen E-Autos. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Abgeschaltet ist nicht gleich stillgelegt! Deutschland ist stolz, dass nächstes Jahr alle deutschen Atomkraftwerke abgeschalten sein werden. Doch was heißt das? Bis auch nur eine einzige Schraube gelöst wird und angefangen werden kann, ein Atomkraftwerk rückzubauen, werden noch mindestens weitere 10-20 Jahre vergehen. Bis dahin wird das Kraftwerk so betrieben, als könnte man es im nächsten Moment wieder einschalten. Kein einziger Angesteller wird entlassen, alle Abläufe und Sicherheitsvorkehrungen werden weiter Tag für Tag genauso ausgeführt, bis dann endlich der lang geplante Rückbau mit seinen ganzen Fragen (Wohin mit jeder einzelnen verseuchten Schraube?) überhaupt angefangen werden kann. Dass man da auf die Idee kommt, die Zeit bis der Rückbau überhaupt stattfindet, zu nützen und den Strom zu verwenden, ist eigentlich überhaupt nicht abwegig und es ist total verständlich, dass auch Umweltschützer das unterstützen. – Eva Judkins

 

Mit Spannung habe ich vom Titelthema der Ausgabe vom 4. März 21 Ihr Dossier gelesen. Ich bin durchaus ein Gegner von Atomenergie in der derzeitigen Form und bin Ihnen dankbar für viele Aspekte, die Sie beigetragen haben. Ich vermisse allerdings 2 Aspekte, die nach meiner Ansicht zu den Beiträgen zu einem Titelthemagehört hätten, sei es in diesem Artikel oder in separaten Artikeln.

Da ist zum einen die Schnelle-Brüter-Technologie, die Sie nur als Bildunterschrift erwähnen, die aber als durchaus zielführend für Klimaschutz und Atommüllentsorgung in dem Artikel „Atomkraft, ja bitte! Wie bitte“ von Rainer Klute in der Ausgabe 41/19 vom 2. Oktober 2019 vorgestellt wurde. Zum anderen erinnere ich mich an einen Artikel aus einer der letzten Ausgaben, in dem ein Start-Up aus Südfrankreich kurz vorgestellt wurde, das in 10 Jahren einen Fusionsreaktor praxistauglich entwickelt haben will. So utopisch/unrealistisch letzteres sein mag, ich denke, beides hätte seinen angemessenen Platz in einem Titelthema „Atomkraft, wie bitte“ finden sollen. – Hans Steinberg

 

Ich bin nur noch bereit mit Leuten über den Sinn von Atomkraft zu sprechen wenn diese gewillt sind Atommüll in ihrem Vorgarten endzulagern. – Eva TRaumann

 

Im Dossier über die Atomkraft in der ZEIT Nr. 10 wird berichtet, daß Mini-Reaktoren u.a. von TerraPower entwickelt werden. Mich würde interessieren, wo diese Information herkommt. In der Wiki steht folgendes: „Im September 2015 unterzeichnete TerraPower eine Vereinbarung mit der China National Nuclear Corporation über den Bau eines Prototyps einer 600-Megawatt-Reaktoreinheit in Xiapu in der chinesischen Provinz Fujian in den Jahren 2018 bis 2025.[6] Für die späten 2020er Jahre waren kommerzielle Kraftwerke mit einer Leistung von etwa 1150 MWe geplant.“ ( https://de.wikipedia.org/wiki/TerraPower ) Das sind ja nun alles andere als Minireaktoren. Noch ein kleiner „Besserwisserhinweis“ : „60 Jahre lang soll Hualong One Strom produzieren, 1170 Megawatt pro Jahr.“ Watt ist eine Leistungseinheit, die produziert der Reaktor am Tag, in der Woche und im Jahr, sofern er läuft. Pro Jahr produziert er irgendwas mit TWh, das ist eine Energieeinheit. – Wolfram Leonhardt

 

Der Mensch baut den Globus Erde mit seinen „sicheren“ Kernkraftwerken weiterhin dicht und zu. Saubere Energie zum saubilligen Preis, so die saublöde Grundidee! Macht es dann doch einen riesigen Schepperer, wie damals in den Kernkraftwerken von Tschernobyl (1986) und in Fukushima (2011), dann ist das Entsetzen bei diesem Menschen megalomanisch. Auf einmal ist alles radioaktiv verseucht, dazu bleibt die weiterhin ungeklärte Endlagerung des Atommülls. Gott sein Dank hat der Mensch sein geliebtes Kurzzeitgedächtnis, sonst würde er es mit sich selbst nicht lange aushalten können. „Good old Germany“ legte nach dem Super-GAU in Fukushima einen Atommeiler nach dem anderen still, und wurde mit dieser Ad-hoc-Aktion weltweit zum einsamen (Anti-Kern)Wolf. – Klaus P. Jaworek

 

In diesem dankenswerten Artikel kommt leider die Zukunft der Kernkraft, der „Schnelle Brüter“ von Kalkar, die sog. Generation IV, noch zu kurz. Dieser Reaktortyp liefert in Russland mit dem BN-600 seit 1980 und mit dem BN-800 (800 MW) seit 2014 kommerziell Strom ins Netz. Er kann nicht explodieren wie Tschernobyl oder Fukushima. Gleichzeitig kann er aus dem abgebrannten Kernbrennstoff der heutigen Meiler, abwertend „Atommüll“ genannt, zusätzlich noch das 50zigfache an CO2-freiem Strom erzeugen. Die Halbwertszeit des kleinen verbleibenden Restes wird dabei von einer Million Jahre auf 300 Jahre verkürzt. – Manfred Bauer

 

Ihr Dossier vom 4.3. über die Wiederbelebung der Atomkraft ist in meinen Augen ein klassisches Beispiel dafür, wie man es nicht machen soll. Natürlich darf man Angst vor Atomkraft haben, und natürlich darf man dann Experten glauben, die behaupten, wir bräuchten die Atomkraft nicht, um den Klimawandel zu verlangsamen. Aber wenn Sie über die Aufräumarbeiten nach der Reaktorkatastrophe schreiben: „Wer dem Gemisch zu nahe kommt, erliegt den Folgen der Strahlenkrankheit.“, insinuieren Sie, dass dies regelmäßig geschähe. Bis heute, in 20 Jahren, ist dies nach Ihren eigenen Recherchen eventuell in einem einzigen Fall passiert, wenn hier Ihre Quellen nicht den damals legendären Tepco-Mitarbeiter, der beim Saubermachen einen Herzinfarkt erlitt, zum Strahlenopfer umgedeutet haben. Die Flutkatastrophe an der japanischen Ostküste kostete 18.500 Todesopfer, für die die „Zeit“ bemerkenswert wenig Mitgefühl aufbrachte und von denen 18499 keiner Erwähnung am zehnten Jahrestag wert sind – außer dem Einen, für Ihre leider deutlich erkennbare politische Haltung nutzbaren.

Eine Milliarde Liter verschmutztes, teilweise gereinigtes Wasser möchte Tepco in´s Meer leiten: Seit wann mißt die Zeit in Milliarden Litern? Eine Milliarde Liter sind ein Würfel mit einer Kantenlänge von 100 Metern oder 0,001 Kubikkilometer. Der angrenzende Stille Ozean besteht aus 700 Millionen Kubikkilometern Wasser. Tepcos Plan bedeutet also eine Verdünnung von 1:700 Milliarden oder 7*10hoch-11. Das ist ca. 14000 mal stärker verdünnt als bei der höchstverdünnten homöopathischen Dilution, der die Zeit an anderer Stelle – sicher zu Recht – mehrfach vollkommene Unwirksamkeit bescheinigt hat.

Haben Sie Hr. Walter Schumacher mal nach seiner Mathenote befragt? Ich vermute, das macht man nicht als Journalist, wenn der Gesprächspartner sagt, was man hören will. Wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit einer Nuklearkatastrophe in Tihange? Ich und jede Ihnen zugängliche Quelle sage Ihnen aber, wie hoch die Gefahr des Klimawandels ist: 1:1 oder 100 %. So sicher wie das Amen in der Kirche werden sich die natürlichen Lebensbedingungen in der dritten Welt in den kommenden Jahren spürbar verschlechtern und in Deutschland, Schweden und Rußland verbessern. Wie wär´s mit einem Dossier über steigende Erträge in der Landwirtschaft dank längerer Vegetationsperiode und steigende Umsätze in der Außengastronomie in den Ländern der Klimaprofiteure? Das könnte gut klappen, weil keiner von uns hierzu eine vorgefaßte Meinung hat, am bequemsten: Gar keine. – Jens Weber

 

In einem so schönen und übersichtlichen Artikel sollte es keinen banalen und den Leser eventuell verwirrenden Fehler geben wie den auf S.13 unten rechts! Ein Reaktor erzeugt und soll erzeugen verkaufbare elektrische Energie durch Umwandlung der im nuklearen Brennstoff gespeicherten Kernenergie, im Fall des „Drachens No.1“ mit einer Leistung von 1170 Megawatt (MW) – dauernd, nicht pro Jahr! – was aber nichts mit einer Messgrösse für Strom zu tun hat (da geht’s um Ampere!). Wenn der Reaktor unterbrechungslos ein Jahr lang liefe, erzeugte er eine Energie 365 x 24 x 1.17 Gigawattstunden (GWh) = 8760 x 1.17 GWh = 10250 GWh, d.h. ca. 10TeraWh oder 10 Giga kWh, was in Deutschland beim Verkauf (ca. 0.30 € pro kWh) an den privaten Endkunden etwa 3.3 Milliarden € einbrächte! – Klaus Kramp

 

Ich lese Ihr Wochenblatt bereits auf Anregung meiner Frau seit einigen Monaten mit Interesse und oft Wertschätzung. Aber in dieser Ausgabe haben Sie sich gleich mit einer Reihe von Artikeln selbst übertroffen. Dabei habe ich die meisten sehr positiv konnotiert als interessant, wichtig, sachlich ausgewogen incl. Pro und Kontra bzw. „einerseits und andererseits“, fair und realistisch ohne einseitige vorschnelle Schuldzuweisungen und ohne Werte zu vernachlässigen, etwa wie es die unglaublich vorbildliche Mai Thi Nguyen-Kim propagiert. Ich hatte naturgemäß bei der Anzahl guter oder wichtiger Artikel – habe 14 gezählt – Probleme die nötige Zeit von anderem abzuknapsen. Dennoch möchte ich mir die Zeit nehmen, auf etliche mit Rückmeldungen einzugehen und es nur bei einigen wie „Supergras“ (S. 50) oder „die Natur ist ein fauler Fälscher“ oder „Warp Speed und Schneckentempo“ bei der Einordnung als interessant und wichtig bewenden lassen. Dabei möchte ich viel Lob an einigen Stellen auch mit kritischen Bemerkungen garnieren. Zu den einzelnen Artikeln:

„Hauptsache, was mit Hitler“, S. 58: der Artikel beleuchtet neben dem grassierenden Missbrauch von Nazismus und Holocaust auch gleich die ebenso grassierende einseitige, übertriebene oder völlig abwegige Opferstatus-erzählung incl. dem Denkfehler, dass Opfer sein das gleichzeitige und oft viel größere Täter sein ausschließe, auch eine beliebte Methode der Selbst-Rechtfertigung oder Verantwortungsabwehr. „Neue deutsche Wälder“, S. 32: Wohltuend ist auch hier die Mahnung zur Vorsicht vor einem Vernachlässigen langfristiger Folgen bzw. Risiken, der Hinweis auf die teils widersprüchlichen (An)Forderungen, die Gefahr und Erfahrung von Kehrseiten vermeintlicher Patentlösungen und die Komplexität und Größe der Problematik.

„Was Eltern wollen“, S. 31: Eigentlich pfeifen die Spatzen bereits von den Dächern, dass Eltern immer mehr und vielfältiger belastet sind und mehr Bildung, Entlastung, Unterstützung etc. brauchen, was uns allen (nicht nur der Politik) auch viel mehr wert sein sollte. In diesem Artikel fehlt mir allerdings mehr faire Beleuchtung der Schwierigkeiten der öffentlich verantwortlichen, hier alle Wünsche zeitnah zu erfüllen angesichts der Myriaden auch sonstiger Aufgaben und Herausforderungen, dem Mangel an Fachkräften, dem Wunsch – und der Wahl – vieler von Steuersenkungen und der manchmal auch fehlenden Eigenverantwortung bis hin zu Selbstprüfung vor der Entscheidung für (evtl.) Kinder auf eigene Fähigkeit und Willigkeit zu den Herausforderungen der Elternschaft.

„Die Klima-Idee — riesige Staubsauger holen das Kohlendioxid aus der Luft“, S.36: Für informierte bzw. Naturwissenschaftler ist das auch eine uralte Idee, was die rein technische Machbarkeit (in kleinerem Maßstab) angeht. Gegen die Versuchung, dies als hoffnungsvolle Patentlösung anzusehen, ist Ihre Beleuchtung des „Hakens“ (der finanziellen und Energie-Kosten) eine gute Impfung. Allerdings lassen sie leider eine Menge Schlupfloch für solche Hoffnungsillusionen mit der – theoretischen und kaum ausreichend zeitnahen – Chance auf „technische Durchbrüche“. Seit die Klimakrise nicht mehr geleugnet werden kann, werden mit solchen „Verheißungen“ realistischere und vor allem rechtzeitige Maßnahmen gegen den (noch schlimmeren als bisherigen) Klimawandel seit vielen Jahren immer wieder abgewehrt oder zumindest gebremst, bis es heute bereits fast zu spät ist für Maßnahmen, die bis zu voller Wirksamkeit mehr als ganz wenige Jahre brauchen.

„Nicht teamsfähig“, Seite 37: Dies fand ich auch recht mutig, aber horizont-erweiternd mit der Beleuchtung eines immer wieder vorkommenden ungünstigen Phänomens: Dass verantwortliche mit Tunnelblick und Perfektions-Anspruch auf ein Teilproblem vergessen, dass man oft das geringere Übel wählen muss, statt am Ende das Kind mit dem Bade auszuschütten. Der hier verabsolutierte oder übertriebene Datenschutz behindert ja auch an anderer Stelle wichtige Aufgaben des Staates, nicht zuletzt in der Verbrechens- incl. Rechtsextremismus-Bekämpfung, aber auch in der Seuchenbekämpfung wie bei der gegenwärtigen Corona-Pandemie. Deshalb würde ich auch für die Zeit nach CORONA eine Abwägung des Datenschutzes gegen andere Werte und Bedürfnisse empfehlen um nicht darüber allzu viel anderes den Bach herunter gehen zu lassen.

„Der Rechtsstaat hat kapituliert“, S. 17: Auch dieser Artikel beleuchtet Dinge, die sonst weitgehend der öffentlichen Aufmerksamkeit zumindest in den Medien entgehen, wohltuender Weise ohne zu schnelle einseitige Schuldzuweisungen. Hier wird auch deutlich, wie die Behörden-Mitarbeiter – wohl nicht nur hier – oft selbst unter Verhältnissen leiden, die ihnen oft schnell und überheblich kritisch als „Behördenversagen“ angekreidet werden. Auch hier sind „Lösungen“ leichter gesagt als getan angesichts der Myriaden anderer Probleme und damit Konkurrenzen um Medienaufmerksamkeit, Politiker-Arbeitszeit, Geld und Fachleute (in Zeiten der Demographie), alles Probleme, die durch die Ansprüche an Perfektion, Beschuldigtenrechte, Datenschutz und Forderungen nach Steuersenkungen nicht gerade leichter werden.

„Vorsicht, Hochspannung“, Seite 24 und „sie ist wieder da“, Seite 13: Guter Überblick über den derzeitigen Stand der Energiewende, incl. noch bestehender Mängel und z.T. von deren Ursachen und der „Verzweiflungslösung“ Atomkraft, die vermutlich dann nötig wird, wenn verschiedene andere Alternativen wie Verhaltensänderungen, Einschränkungen, Steuererhöhungen, Konsum- und Wohlstandsreduktionen oder stärkere Bremsung der Menschheitsvermehrung allesamt abgelehnt oder wegen der Tabuisierung gar nicht erst diskutiert geschweige denn angegangen werden. Die drohenden katastrophalen Risiken vor allem des Klimawandels werden aber weniger beleuchtet, so dass dem Leser viel Chance zur weiteren Verdrängung oder gar Verharmlosung bleibt, mindestens aber zur Verantwortungsverschiebung an die üblichen Sündenböcke wie Regierung, „die Politik“, „der Kapitalismus“, „die Konzerne“ etc. etc.

Die Kritik bzgl. der bisherigen Entwicklung ist sicherlich berechtigt, wenn auch z.T. sehr bequem, z.B. bei den Versäumnissen von Behörden, deren Mitarbeiter oft genauso überlastet und bzgl. Personal und sonstigem jämmerlich ausgestattet sind wie in der Justiz im anderen Artikel beleuchtet. Auch hier wäre es fairer und mutiger gewesen, auch die Probleme und Quadraturen des Kreises für die Verantwortlichen ebenfalls zur Sprache zu bringen, etwa mit dem Fazit „wir alle haben – neben den regierenden und reichen – einen wenn auch vergleichsweise kleineren Teil der Verantwortung, sei es nur durch unsere Prioritäten bei den Wahlentscheidungen. Das Schlussfazit „… an der Zeit wieder Fahrt aufzunehmen“ erscheint mir eher als starke Untertreibung, da wir inzwischen bei der erreichten Nähe der Kippunkte bzw. selbstverstärkender Klimaprozesse relativ dicht am Rande des Abgrunds stehen.

„Das Recht der Räuber“, Seite 53: Wieder einige wichtige Hinweise und Erklärungen, wenn auch m. E. zu undifferenziert, zu einseitig. Die Mängel im System sind sehr gut benannt, so die Täuschungen und Manipulationen als Geschäftsmodell, die Mängel im Rechtssystem, einseitigen und oft heuchlerischen Reaktionen, der Missbrauch von Einflussmöglichkeiten und auch von Vertrauen als vermeintliche Fachkompetente Experten, die Intransparenz und Verkleidung von Betrug/Manipulation als „Innovation“ und „Problemlösung“, die immer schnellen passenden Ausreden und Beschwichtigungen, der egozentrisch-asoziale „natürliche“ Anspruch auf Profit, wobei hier wohl nicht der faire leistungsgerechte, sondern der nur durch Benachteiligung anderer erworbene Profit gemeint ist.

Dies könnte auch im Text deutlicher differenziert werden). Natürlich ist damit auch die Forderung die „Herren des Codes“ an die kurze Leine zu nehmen, (schon seit Jahrzehnten) überfällig, wenn auch nicht so leicht ohne neue Nachteile umzusetzen. Die Ursachenzuschreibung erscheint mir aber dennoch recht einseitig und unvollständig. Genauso wenig wie es NUR Einzelfälle abgeirrter schwarzer Schafe sind, genauso wenig ist es NUR das System oder gar nur der „Kapitalismus“. Das wäre auch eine zu bequeme Entschuldigung für alle Täter.

Die Eigentümer sind auch gar nicht immer die Profiteure, sondern oft eher die „angestellten“ Manager bzw. Vorstände, die den Aktionären Verträge aufgeschwatzt haben, mit denen sie alle Gehälter und „Boni“ vollständig behalten können, nachdem sie die ganze Firma an die Wand gefahren haben. Dagegen werden durch Wertverluste und Haftungs- und Entschädigungszahlungen oft die verbliebenen Aktionäre getroffen, z.T. sogar verarmt, aus deren Vermögen die Strafzahlungen genommen werden. Beim Staat ist es ähnlich: Der Beamte oder Abgeordnete behält alle Diäten, Pensionen und sonstigen Vorteile und die Strafen zahlt der Steuerzahler, der die Täter oft nicht einmal gewählt hat. Nach Abschaffung des Kapitalismus ist es bekanntlich auch in der Regel nicht besser, oft sogar schlimmer geworden mit Missbrauch und Privilegien der dann mächtigen, mit unzähligen Hungertoten durch Misswirtschaft etc. etc.

Eine der wesentlichen Ursachen ist eben auch die menschliche Natur mit ihren egozentrischen, narzisstischen und dissozialen Persönlichkeitsvarianten, leider manchmal noch verstärkt durch kollektive gruppendynamische Prozesse wie in Macht-Seilschaften, die es in jedem System gibt und leider auch verstärkt und ermutigt durch Auszehrung, Schwächung und jämmerliche Ausstattung der Kontroll- und Verfolgungsorgane.

Die Leserbriefe zu „Wollt ihr etwa ewig leben“, Seite 19: Auch den meisten von diesen möchte ich ein besonderes Lob zukommen lassen, insbesondere denen die der populistischen einseitigen und selbstgerechten Rundumkritik der Autorin eine Kritik der Kritik entgegensetzen und auf deren eigene Widersprüche, Überheblichkeit und Fehler hinweisen und den oft übertrieben und unfair angeklagten Sündenböcken auch eine Verteidigung gönnen und dazu Nachsicht, wenn sie nicht alles schon vorher gewusst haben und keinen Zauberstab haben um alle zu waschen ohne jemand nass zu machen. Bei solchen „Paradies-erwartungen“ der Erfüllung aller Wünsche kann jede Regierung nur „versagen“, was ja auch allzu oft vorschnell und oft überheblich attestiert wird und auch die Lösungen für Klima- und Corona-Krise vielfach behindert.

Regelrecht begeistert hat mich aber das Interview mit Mai Thi Nguyen-Kim, die mir bereits vor dieser Seite Sympathie und Respekt eingeflößt hat. Sie lebt nach ihren glaubwürdigen Antworten viel von dem vor, was andere mehr fordern: Fairness, Ausgewogenheit, Sachlichkeit, Realismus, Empathie, Dankbarkeit, offene Ehrlichkeit, Bescheidenheit, Respekt und sonstige Werthaltungen wie auch natürliche Lebendigkeit und Echtheit. Und sie hat etliche Dinge auf den Punkt gebracht mit einer bewunderungswürdigen Kombination aus Realismus und menschlichen und philosophischen Werten, die sonst oft so schwer zusammengehen und die ich sonst in der Öffentlichkeit weitgehend vermisse.

Sie gehört sicherlich zu den Menschen, für deren Art es sich lohnt zu arbeiten und kämpfen, dass es sie auch in 1000 Jahren noch gibt, trotz aller Drohung durch menschengemachte oder natürliche Katastrophen. – Dr. med. Peter Selmke

 

Es ist eine interessante Sichtweise, wenn im Zusammenhang mit der Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke geschrieben wird: „Dann ist die 62-jährige Atom-Ära in Deutschland zu Ende.“ Dieser Zeitpunkt markiert den Eintritt in eine sehr viel längere, sehr viel teurere und sehr viel weniger angenehme Phase der Atomenergie-Nutzung: Es fehlen noch immer Technologien zur Aufarbeitung und Konzentration aller strahlenden Abfallstoffe. Die Suche nach einer Endlagerstätte wurde erst 2020 neu gestartet.

Der anschließende Bau und die Sicherung eines Endlagers werden langfristige Kosten verursachen. „Langfristig“ orientiert sich hier an den Halbwertszeiten der zu verwahrenden Isotope, z.B. 239Plutonium mit 22400 Jahren oder 129Jod mit 15,7 Millionen Jahren. Leider ist den Autoren dieses noch immer nicht ansatzweise gelöste Problem in ihrem dreiseitigen Artikel gerade einmal 7 Zeilen wert. Es wäre sehr interessant zu beobachten, ob die neue Euphorie für die Atomkraft bei den Begeisterten auch dann erhalten bleibt, wenn sie sich verbindlich für eine Endlagerstätte an ihrem Wohnort aussprechen müssten.

Mit dem anthropogen verursachten Anstieg des CO2in der Atmosphäre wurde ein Kreislauf aus dem Gleichgewicht gebracht, aber es ist ein natürlicher Kreislauf. Auch wenn schnelles Handeln notwendig ist sollten die Konsequenzen von Gegenmaßnahmen umfassend bedacht werden. Dazu gehören an erster Stelle langfristige, nachhaltige und transparente Recycling-Konzepte, die bis zu den Ausgangsstoffen zurückreichen. Das trifft z.B. auch auf die nun propagierte massenhafte Verbreitung der Lithium-Ionen-Akkumulatoren nicht zu. Eine CO2-Vermeidung „um jeden Preis“ könnte sich als verhängnisvoller und teurer Irrtum erweisen. Oder mit den Worten des Nobelpreisträgers Richard P. Feynman: „Eine erfolgreiche Technik setzt voraus, dass Wirklichkeitssinn vor Werbung kommt, denn die Natur lässt sich nicht betrügen.“ – Thomas Wartusch

 

Sie ist wieder da, nur nicht bei uns natürlich. Nun haben Sie versichert, dass Sie auch Expertinnen zu dem Thema angehört haben, aber ich vermute, die Verfasserinnen haben nicht aufmerksam zugehört, denn so ziemlich der wichtigste Gesichtspunkt erscheint gar nicht. Sie schildern ausführlich den bedrohlichen Einfluss der radioaktiven Strahlung und dass die Furcht davor auch das Kaufverhalten des Publikums so einschränkt, dass ein Fischer um seine Existenz bangen muss. Dabei haben Sie aber einen wichtigen Gesichtspunkt vollkommen übersehen, denn radioaktive Strahlung (genauer müsste man sagen ionisierende Strahlung) gehört ganz selbstverständlich zur natürlichen Umgebung des Menschen, und da war sie immer, seit dem Beginn des Lebens auf der Erde. Nun hat der Mensch kein Sinnesorgan für diese Strahlung.

Der Grund dafür ist aber sehr einfach. Die Intensität der radioaktive Strahlung, die wir in unserer natürlichen Umgebung vorfinden, schwankt an den verschiedenen Stellen auf der Erdoberfläche etwa im Bereich von 1 zu 50, es gibt also Bereiche mit einem sehr niedrigen Wert und eben auch solche, in denen die Intensität 50 mal so hoch ist. Die möglichen Einwirkungen auf die Lebens-Chancen sind aber in diesem Bereich so minimal, dass die Natur (bzw. die biologische Entwicklung) so klug war, dafür kein Sinnesorgan zu entwickeln, es wäre einfach überflüssig bzw. nutzlos gewesen, denn andere Risiken, etwa die Gefahr, von einem Bären gefressen zu werden oder von einem Meteoriten getroffen zu werden, sind um Größenordnungen bedrohlicher.

Was lernen wir daraus ? Für die radioaktive Strahlung gibt es einen weiten Bereich, in dem eine nennenswerte Beeinträchtigung des Lebens nicht zu erwarten ist. Das ist z.B. auch der Grund, warum Piloten und Stewardessen, die in ihrem Berufsleben fast dauernd einer deutlich höheren Strahlenexposition ausgesetzt sind als die nur gelegentlich mitfliegenden Passagiere, keine messbare Gefährdung in Bezug auf Erkrankung erleben. Das wird erst anders, wenn man zu wesentlich höheren Dosen von Bestrahlung kommt, dann kann eine Gefährdung in Bezug auf eine Krebserkrankung eintreten oder sogar der unmittelbare Tod. In einem viel-zelligen Lebewesen werden laufend Reparaturen durchgeführt, beschädigte Zellen werden durch neue ersetzt, und eine Gefährdung tritt erst ein, wenn der Reparatur-Mechanismus (die Immunisierung) überfordert wird. Hier gilt der bekannte Satz, der auch auf andere Noxen zutrifft: „Die Dosis macht das Gift“. Die neueren Ergebnisse der Forschung legen sogar nahe, dass auch eine zu niedrige Dosis von radioaktiver Strahlung nicht optimal ist, weil das Immunsystem nicht ausreichend trainiert wird. Hierzu gibt es gesicherte Befunde. Es empfiehlt sich also, gelegentlich auch mal Urlaub in einer Berg-Region zu machen, um die Strahlen-Dosis aufzutanken.

Auch sonst gibt es noch einige Fehler in Ihrem Dossier. Das Risiko, das mit der Nutzung der Kernenergie verbunden ist, wird falsch angegeben, tatsächlich gibt es exakte Zahlenwerte. So muss man natürlich zwischen Sachschaden und Schaden an Menschenleben unterscheiden, der Unfall in „Three Mile Island“ hatte „nur“ Sachschäden und ist wohl deshalb von Ihnen nicht erwähnt worden, und Fukushima hatte eigentlich auch „nur“ Sachschaden (wenn man davon absieht, dass einige Menschen bei der überstürzten und schlecht organisierten Evakuierung zu Schaden gekommen sind). Im Falle von Tschernobyl wird die sehr wahrscheinliche Zahl von Todesopfern mit 140 angegeben (und nicht 4000 wie im Artikel genannt).

Nun gibt aber keine menschliche Tätigkeit, die nicht mir einem Risiko verbunden ist. Wenn man also das Risiko mal wirklich nachrechnet, also die gelieferte Energie vergleicht mit den eingetretenen Schadensfällen, dann kommt man zu dem Ergebnis, dass die Kernenergie die mit Abstand sicherste Technik zur Energieerzeugung darstellt. Die Risiken von Windenergie und Photovoltaik muss man hier draußen vor lassen, denn diese liefern ja keine planbare und gesicherte Energie, sind von daher eigentlich weitgehend wertlos.

Zu den beiden bekannten Unfällen muss man sagen, dass sie eigentlich vermeidbar gewesen sind. Der Name „Tschernobyl“ wäre im Westen weitgehend unbekannt, wenn man damals den Reaktor im üblichen Betrieb weitergeführt hätte, zu einem Unfall ist es nur gekommen, weil man riskante (und eigentlich überflüssige) Experimente gemacht hat. Und in Fukushima stellt sich die Frage, wenn man schon sicher weiß, dass dieser Bereich durch Tsunami bedroht ist, warum stellt man nicht die ganze Anlage auf einen Hügel von 30 bis 40 Meter Höhe (oder zumindest die zugehörige Sicherheitskühlung) ?

Da wollte man wohl an der falschen Stelle sparen. Unfälle wird es immer wieder geben, und aus Unfällen muss (und kann) man lernen. Auch nach dem Untergang der Titanic (der ja vermeidbar war, hätte der Kapitän Smith nicht die falsche Entscheidung getroffen) hat man nicht die Seefahrt insgesamt aufgegeben, man hat einfach aus den Fehlern gelernt. Das von Ihnen angegebene Problem der nicht gelösten Endlagerung ist längst gelöst, die sog. „schnellen Brüter“ können den sog. „Atommüll“ (der kein Müll ist) verwerten, übrig bleiben dann nur noch die eigentlichen Spaltstoffe, die ein bescheidenes Volumen haben, für die ist ein sichere Lagerung für etwa 300 Jahren ausreichend. Reaktoren dieser Art sind seit einigen Jahren in Russland in einem sicheren Betrieb.

Die weitere Fortführung der Kernenergie ist für die Menschheit unverzichtbar, denn preisgünstige und gesicherte Energie-Erzeugung ist die Grundlage eines ausreichenden Lebensstandards, und das gilt insbesondere auch für die Länder, die noch einen Nachholbedarf haben. Die Energieversorgung eines Industrielandes ist nur durch eine Mischung aus fossiler Energie und Kernenergie möglich (und in einer ferneren Zukunft wohl auch durch Fusions-Reaktoren), die sog. „Erneuerbaren“ sind in dieser Hinsicht hoffnungslos, einen Jux dieser Art kann sich nur ein sehr reiches Land (wie Deutschland) sehr vorübergehend leisten, das Scheitern der sog. „Energiewende“ ist in Sicht.

Gegen die sog. „Erneuerbaren“ (Energie ist nicht erneuerbar, schon der Begriff ist falsch, eigentlich müsste man sie „Umgebungsenergie“ nennen) sprechen zwei naturgesetzliche Gegebenheiten, die nicht überwindbar sind. Einerseits ist die den „Erneuerbaren“ zustehende Energie zwar riesig groß, aber sie ist über die gesamte Fläche der Erde verteilt. Man muss also große Flächen der Natur entziehen und in Industriegebiete verwandeln, um diese nur „dünn“ auftreffende Energie einzusammeln. Das führt zu einer erheblichen Ressourcen-Verschwendung, verbunden auch noch mit erheblichem Schaden für die Umwelt, und das macht diese Energie sehr teuer. Zum zweiten kommt noch hinzu, dass die Lieferung von Energie extrem wetterabhängig ist, mal kommt zu viel, das man nicht verwerten kann, und wenn der Bedarf groß ist, kommt oft wenig oder gar nichts.

Man müsste also Speicher einsetzen, aber dafür ist eine brauchbare und nur einigermaßen preiswerte Lösung auch im Ansatz nicht zu erkennen. Trotz des gewaltigen Aufwands an Propaganda muss man einfach feststellen, dass die sog. „Erneuerbaren“ eine krasse Fehlinvestition darstellen, für die Lösung des Energie-Problems der Menschheit stellen diese eigentlich nur einen großen Schaden dar. Man hat Versuche gemacht, auch nur einen kleinen Bereich ausschließlich mit „Erneuerbaren“ zu versorgen, diese Versuche sind alle gescheitert, und statt daraus zu lernen werden die Ergebnisse vertuscht. Ich habe dazu einen Film gemacht, mit dem Titel: „Drei Inseln / drei Pleiten“. – Peter Würdig

 

Es erscheint wirklich an der Zeit, über das Pro und Contra der Atomkraft auf dem aktuellen State of the Art zu debattieren. Den Autoren der ZEIT ist’s gut gelungen. Allerdings ist eine nicht ganz unerhebliche Korrektur anzumerken: Hualong One produziert nicht nur 1170 Megawatt Strom pro Jahr, sondern pro Stunde. Das sind umgerechnet aufs Jahr 1170 MW x 8760 h = 
10.249.200 MWh.

Zum Vergleich: Eine „handelsübliche“ Windindustrieanlage mit einer Höhe von knapp 200 m liefert 3 MW pro Stunde, die Betriebsstundenzahl (auf Nennleistung bezogen) pro Anlage liegt im bundesdeutschen Durchschnitt bei 1800 Stunden im Jahr. Daraus errechnen sich 3 MW x 1800 h = 5.400 MWh (im Vergleich zu 10.249.200 MWh) Jahresleistung. Für die gleiche Menge Hualong One-Strom benötigt man also ca. 1900 derartiger Windindustrieanlagen – und (derzeit) mehrere tausend Turnhallen voller Batterien, um den Strom für Windstille zu speichern.

Als Konsequenz: In Deutschland werden Vororte und Dörfer zu Windindustriegebieten umgebaut. Auf der Strecke bleibt der Naturschutz. Und die belasteten Anwohner müssen in einer ständig rotierenden Umgebung zurechtkommen – und werden darüber hinaus als uneinsichtige Quertreiber diskriminiert, wenn sie sich dagegen zur Wehr setzen. – Prof. Dr. Jürgen Baur

 

Es ist doch immer schwer mit den Energieeinheiten. Aber „1170 Megawatt pro Jahr“ liest sich wie „100 Liter Wasser pro Stunde und Jahr“ durch die Badewanne. Geht beides nicht. Megawatt ist eine zeitbezogene Leistungseinheit, die nicht noch einmal auf einen Zeitraum bezogen werden kann. Eine zeitbezogene Leistung, multipliziert mit einer Zeitmenge, ergibt z.B. eine produzierte Strommenge. Hier MW x h = MWh (Megawattstunden). Kraftwerksleistungen werden in Megawatt (MW) angegeben. Im konkreten Fall kann die stündlich produzierte Strommenge maximal 1170 MWh sein, Wirkungsgradverluste nicht berücksichtigt. – Dr. Wolfgang Schäfer

 

In Ihren Beiträgen zum Titelthema Atomkraft kommen die Begriffe Atommüll und Endlagerung nicht vor, obwohl diese Probleme für die Beurteilung mitentscheidend sind. Bei uns soll angeblich ein Endlager ab 2160 verfügbar sein, angeblich soll das de-facto-Endlager in der Asse ab 2133 geräumt werden, auch wegen des stetigen Wasserzulaufs, der dann anfallende Müll (über 120.000 Fässer) müsste über 30 Jahre zwischengelagert werden, und zwar nicht in Absurdistan. Wie und wo wird der Atommüll in China oder Japan gelagert ? Welche Menge Atommüll fällt pro Jahr weltweit an ? Die Beantwortung dieser Fragen sollte vor der Spekulation über die Wiederentdeckung der Atomkraft erfolgen. – Prof. Dr.-Ing. Karl Heinz Kraft

 

Ich habe seit ca. 50 Jahren noch nie zu einem Artikel Ihrer Zeitung Stellung bezogen. Es ist auch nicht meine Art. Zu Ihrem Artikel zur Atomenergie muss ich aber meine Meinung sagen, da er ärgerlich schlecht recherchiert wurde, zumal in Ihren Archiven zum Thema Atomenergie vor Jahren in einer Serie 4 gute und kritische Artikel zu Unfällen in Atomenergieanlagen herausgebracht wurden, die ich jedes Semester zur Warnung meinen Studenten zum Studieren und diskutieren aufgebe. So wurde in Ihrem Artikel z.B. gänzlich unterschlagen, dass es in den 1957er Jahren schon einen Riesengau in dem russischen Kernkraftwerk Majak gegeben hat, mit Androhung von Todesstrafe bei Veröffentlichung. Dann wurde völlig vergessen, dass es in Windscale, was dann später zu Sellafield umbenannte wurde, England und die Welt ganz knapp an einem Gau vorbeigeschrammt ist.

Und auch den groben, von Technikern verursachten Unfall (ähnlich wie in Tschernobyl) von Three Mile Island wurde gar nicht erst erwähnt. Es ist mehr als befremdlich, dass dem wesentlichen Thema der Endlagerung, die heute noch immer nicht, nach 40 Jahren, geklärt ist, wird nur einen kleinen Abschnitt einräumt, obwohl dieses Problem unser Kernproblem bei der Atomenergie ist. ‚Global warming‘ ist vielleicht lösbar (was ich mit unserem Wirtschaftssystem nicht glaube). Sicher ist aber die Endlagerung des atomaren Mülls bei diesen endlosen Halbwertszeiten nie lösbar – bei dieser unglaublich schlecht gesicherten Aufbereitungsanlage der Franzosen in La Hague.

Bitte erinnern Sie sich daran – und das wurde auch gänzlich in Ihrem Artikel unterschlagen -, dass man sich jetzt in Deutschland trotz hochgejubelter Gutachten und Langzeitstudien jetzt bemüht sieht, mit Robotern in den nächsten 50 Jahren die korrodierenden Atom-Müllfässer aus dem END (!!!)-Lager Gorleben wieder rausfischt, was wir als Steuerzahler alle mitzufinanzieren müssen, um dann erst wieder den Atommüll auf der Wiese liegen zu haben und kein Mensch eine Lösung dafür hat. Unverzeihlich ist aber, das jedem bekannte Versäumnis der Autoren, darauf hinzuweisen, dass die Atomenergie im höchsten Maße unwirtschaftlich ist und es keinen Grund gibt, ein System, welches nur Schaden schafft, unwirtschaftlich am Leben zu erhalten und weiter und weiter Atommüll zu erzeugen, für deren Entsorgung es absolut keine Lösung gibt.

Erlauben Sie mir bitte zum Schluss noch zwei kleine Bemerkungen zu diesem endlosen Thema: Da die Betreiberfirmen von Atomenergieanlagen ihre Rechtsform in GmbHs verwandelt haben, werden im Fall von Unfällen oder Gaus diese Firmen kein Kapital haben, um die grenzenlosen Schäden (vgl. Fukushima) zu finanzieren. Wir als Steuerzahler werden zur Kasse gebeten. Auch dem sehr wichtigen Fakt, dass die Atomenergiebehörde unfähig ist, die immer wieder auftretenden Fehlmengen an Yellow Cake klar und deutlich nachzuweisen und zu belegen und den daraus resultierenden immensen Gefahren wird in Ihrem Artikel nicht eine Zeile gewidmet. Wenn sich terroristische Elemente dieses spaltbaren Materiales bemächtigen, was z.B. sehr leicht auf dem grob Fahrlässig ungesicherten Wiederaufbereitungsanlage in La Hague möglich ist, sind die Konsequenzen nicht auszudenken. – Dr. Jochen Käferhaus

 

Die Energiewende unter der rot-grünen Regierung in Gang gesetzt, hat mit dem EEG-Gesetz ein wichtiges Instrument geschaffen. Die Initiative war vom Feindbild der Atomkonzerne geprägt, Konzeption, nein danke! Der Ausbau grüner Stromproduktion wurde forciert, ohne den für das fluktuierende Angebot notwendigen Netzausbau entsprechend voranzutreiben, Speichertechnologien zu entwickeln und die Frage nach der Sicherung der Grundlast zu beantworten. Die Folge war, dass im Dezember 2010 sich Protagonisten der Energiewende mit einem Hilferuf an die Kanzlerin wendenten, den Ausbau regenerativer Energien zu verlangsamen, weil der Anstieg der Strompreise die Akzeptanz der Energiewende gefährdet (SZ vom: 15.12.2010 https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/oekostrom-angst-vor-dem-kollaps-1.1036299).

Doch dann kam Fukushima, der Kompromiss zur Laufzeitverlängerung der AKWs wurde gekippt und die Energiewende wurde mit all ihren Fehlern beschleunigt. 10 Jahre später erfreuen wir uns am hohen Anteil alternativer Energien und verdrängen das Systemversagen. Die Spitze dieses Eisbergs wird in der steigenden Anzahl der Stunden mit negativen Strompreisen dokumentiert.

Anders als in dem Beitrag behauptet, hat sich Deutschland nicht auf den Erfolgen der Energiewende ausgeruht, sondern mit zahlreichen Änderungen des EEG versucht den Fehlentwicklungen beizukommen, offensichtlich ohne Erfolg. Der Ausbau der regenerativen Energieproduktion ist nicht der Engpass, um endlich Effektivität und Effizienz zu erreichen, sondern die Systemoptimierung. Andernfalls wird es nur noch teurer. Eine Renaissance steht jedenfalls nicht zu befürchten. – Dr. Hans-Günther Vieweg

 

Es gibt Klassiker, die Freude machen, wenn sie wieder auftauchen. Dieser, aus dem Dossier in Nr. 10, nicht: „Sechzig Jahre lang soll Hualong One Strom produzieren, 1170 MW pro Jahr.” Nein, elektrische (Nenn-) Leistung und Arbeit sind _nicht_ das Gleiche! Meine Physiklehrerin hatte dafür die leicht schräge Analogie von „Schnaps zu besoffen” – heute vermutlich Kindeswohlgefährdung, aber vor 40 Jahren einprägsam bis jetzt. Korrekt wäre wahrscheinlich eine Aussage wie „[…] etwa 9 TWh pro Jahr”. Ich bin der Meinung, daß die Kenntnis dieses Unterschieds zur Allgemeinbildung gehören und in der Schlußredaktion auffallen sollte. Dort könnte dann auch gleich noch unsinniger Gender-Neusprech à la „[…] Bewohnerinnen und Bewohner von Fukushima […]” entfernt werden – „Bewohner” ist wohl kaum mißverständlich. – Dr.-Ing. Albrecht Dreß

 

Die Autoren Caterina Lobenstein und Xifan Yang schreiben in dem o.g. Artikel auch von den nuklearen Unfällen in Tschernobyl und Fukushima. „Doch im Gegensatz zu 1986, als sich das Desaster auf die fehlerhafte Konstruktion der sowjetischen Reaktoren schieben ließ, auf die vermeintliche Unterlegenheit sozialistischer Technologie, flog in Fukushima ein Reaktortyp in die Luft, der in ähnlicher Bauweise auch in den USA steht, in Schweden, in Deutschland.“ Der Super-Gau in Tschernobyl am 26. April 1986 wurde als erstes Ereignis in die höchste Kategorie (INES 7) der internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse eingeordnet.

Auslöser hierfür war aber eine Testreihe am Reaktor, die durch das technische Personal durchgeführt wurden. Es sollte eine Simulation eines vollständigen Stromausfalles des Reaktorblockes 4 durch das technische Personal erfolgen. Für die Versuchsreihe wurden technischen Systeme, wie dasNotkühlsystem und weitere Sicherheitssysteme ausgeschaltet. Es handelte sich hierbei in erster Linie um menschliches Versagen bzw. Missachtungen von Betriebsvorschriften und nicht, wie beschrieben, um eine fehlerhafte Konstruktion der sowjetischen Reaktoren. – Eckhard Müller

 

Es wundert mich schon, wie bei Ihnen die russische AKW-Entwicklung abgehandelt wird. Otto Normalverbraucher muss denken, dass sich russische Technik auf diesem Gebiet auf Hllfsarbeiten im Ausland beschränkt. Auch wenn man nicht Russisch kommunizieren will: Die Jungs bei Rosatom erklären Ihnen alles in Englisch und wenn nötig auch in Türkisch, Hindi, Finnisch,Spanisch, Deutsch und Mandarin. Dies gilt sogar für Projekte, die die Amerikaner planen, die Russen aber realisieren und teilweise schon betreiben.

Bei einem Satz wie „Sechzig Jahre lang soll Hualong One Strom produzieren, 1170 Megawatt pro Jahr“ kann es einem schon die Schuhe ausziehen. Vielleicht sollte man doch mal die Begriffe Zeitverfügbarkeit, Arbeitsverfügbarkeit und Leistungsverfügbarkeit in der Energiewirtschaft zumindest seinen eigenen Journalisten erklären. Dann versteht man auch besser, was es bedeutet, wenn man einem Energiesystem, wie in Deutschland geplant, so rasant die Grundlastfähigkeit entziehen will.

Ich hätte mir auch gewünscht, dass bei so hohem Aufwand Ihrer Arbeit die chinesischen Aktivitäten im britischen Kernkraftwerksbau und die Amerikanisch-Polnische Absichtserklärung zum Bau eines AKW in Polen wenigstens Erwähnung gefunden hätten. Gespannt wäre ich auf Ihre Lösungsvorschläge, wie wir in Deutschland, wo das St. Floriansprinzip bei der Realisierung von Großprojekten zum föderalen Massensport geworden ist, trotz jetzt schon höchster Strompreise und zweifelsohne wachsendem Elektroenergiebedarf den Standort Deutschland als Industriestandort retten sollen. – Dr. Manfred Trauselt

 

Ich verstehe nicht, warum in einer Analyse der „Zeit“ in zwei Sätzen von einem Islamisten als Techniker in einem Atomkraftwerk geraunt wird. Entweder lässt sich die Behauptung belegen, dann wären ausführlichere Informationen angebracht. Ist das nicht der Fall, ist es unseriös und reißerisch, diese „Geschichte“ zu erwähnen. In der „Zeit“ Passagen im Tabloid-Stil lesen zu müssen, finde ich ärgerlich. – Julia Schida

 

Auch wenn es in Deutschland aller Voraussicht nach keine Rückkehr zur Atomenergie geben wird, lässt sich doch eine allgemein gültige Lehre aus dem Umgang mit dieser Technik (und darüber hinaus) ziehen: Die Kompexität solcher Herausforderungen lässt keine absolute Positionierung nach dem Prinzip Ja oder Nein zu. Wie immer einzelne Staaten sich im Bezug auf Atomkraft entscheiden, es wird immer Argumente dafür und dagegen geben. Ohne die Bereitschaft zu differenzierter Betrachtung und zum Perspektivwechsel wird es keine brauchbaren Lösungen geben. Ich bin und war im Übrigen kein Anhänger des pauschalen Slogans „Atomkraft nein danke“, obwohl ich heute die Energieversorgung ohne Atomstrom favorisiere. – Christoph Müller-Luckwald

 

Ich beziehe mich auf den an sich verdienstvollen Beitrag Lobenstein, Caterina, und Xifan Yang: Sie Ist wieder da. DIE ZEIT 10/2021, S. 13-15 Dort steht gedruckt (zweite Spalte, vorletzter Absatz): „Sechzig Jahre lang soll Hualong One Strom produzieren, 1170 Megawatt pro Jahr …“ Megawatt *pro Jahr?* In Megawatt wird angegeben, was ein Kraftwerk leistet bzw. leisten kann, unabhängig davon, über welche Zeit es diese Leistung erbringt. Wieviel Strom ein Kraftwerk im Jahr – oder auch in seiner Lebenszeit – produziert, wird in Terrawatt*/stunden/* angegeben.

(Beispielsweise betrug in Deutschland im Jahr 2020 die Nettostromerzeugung aus Kernkraft 60,9 TWh.) Wenn ich sowas lesen muß – Megawatt pro Jahr – dann zeigt mir das, daß die Autoren nur halb verstehen, wovon sie schreiben. Und die Frage kommt auf: welche anderen Teile ihres Beitrages sind nur halb richtig oder ganz falsch? Was ist verläßlich? DIE ZEIT sollte darauf achten, daß ihre Autoren über naturwissenschaftliche Grundkenntnisse mindestens auf Abiturniveau (Leistungskurs) verfügen. – E. Schubert

 

Es ist gut, dass die Zeit aus Anlass von ´10 Jahre Unfall in Fukushima` die Diskussion über die Energiewende Deutschland wieder aufnimmt. Diese hatte ja damals ihre entscheidende Wende genommen. Ich möchte dazu wissenschaftlich-technische Bemerkungen machen. Die Schlussfolgerung wird sein, dass das Gelingen technisch nicht unmöglich ist, dass aber die Zeitpläne kaum einzuhalten sein werden. Regierung und Parlament haben 1991 (mit überwiegender Zustimmung der Bevölkerung gemäss den Umfragen) beschlossen, aus der Stromerzeugung durch Kernenergie auszusteigen. Später kam noch der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas hinzu. Es wurde davon ausgegangen, den dann fehlenden Strom durch Erneuerbare Energien (EE) zu ersetzen: Sonne, Wind, Wasser und Biomasse). Deren Bau wurde durch die EE-Umlage staatlich gefördert. Sie erfolgte seither. Das ist die Erfolgsseite der Energiewende. Leider wurden dabei einige wesentliche Eigenschaften der EE nicht beachtet. Es sind dies: 1. Die Energiedichte (= Energie-Inhalt pro Masse, oder pro Zeit) sind sehr gering.

Es folgt, dass man sehr viele Anlagen benötigt zum Ersatz der Strommenge. Eine Folge sind die Proteste der Bevölkerung gegen deren Bau in der Nähe von Wohngebieten. Der beste Ausweg ist die Verlagerung der Stromerzeugung auf die Nordsee. Diese läuft an. 2. Die EE Sonne und Wind (die Hauptkandidaten) fluktuieren. Sie Sonne scheint nur bei Tag, eine Beleuchtung unserer Wohnungen ist mit nur Sonnenenergie nicht möglich. Der Wind weht, wann er will. Es muss auch noch gesagt werden, dass Deutschland ein sonnenarmes Land ist, in Spanien ist Solarstrom halb so teuer als in Deutschland (einfach weil mehr Sonne scheint — durchaus ein Argument für die Standortwahl der Industrie. Dagegen ist die Nordsee eines der windreichsten Gebiete unserer Erde. Das macht die Nutzung der Windenergie in und in der Nähe der Nordsee aussichtsreich (Ostsee in geringerem Masse).

Die Folge ist: Die zukünftige Stromerzeugung in Deutschland wird im Norden erfolgen, während die meiste Industrie im Westen und im Süden liegt. Der Strom muss also dorthin transportiert werden. Es folgt: Wir brauchen Stromleitungen (für grosse Strommengen) von Nord nach Süd und Stromspeicher zum Ausgleich der Fluktuationen. Für beide Erfordernisse wurde von Regierung und Bundestag keine staatliche Förderung vorgesehen. Und es ist lange nichts koordiniert geschehen. Das wird den realen Zeitplan der Energiewende mit Erhalt der Stromversorgung bestimmen. Dazu muss kritisch bemerkt werden, dass immer die Ausstiegstermine (für Kern- und Kohlestrom) festgelegt wurden, ohne dabei Zeitpläne für die Erstellung des Ersatzes zu haben. Die Stromleitungen sind im Bau, aber die ursprünglichen Zeitpläne konnten wegen der Bürgerproteste und -einsprüche nicht eingehalten werden.

Das Ergebnis ist die ´´krachende Verfehlung„ (ich zitiere die Medien) der Einsparziele für 2020. Meinen Notizen konnte ich entnehmen, dass dieses Wort schon 2005 für ein solches verfehltes Ziel gefunden worden war. Es muss erwähnt werden, dass die zuständigen Bundesminister sich sehr für den Bau der Stromleitungen engagiert haben. Schwieriger ist die Speicherung von Strom. Strom muss erzeugt werden in dem Moment , in dem er gebraucht wird (Verbrauchsorientierung) oder er muss verbraucht werden, wenn er verfügbar ist (Angebotsorientierung). Es kommt hinzu dass die Erzeugung von Windstrom (unsere wesentliche Primär-Energie nach der Energiewende) mit der dritten Potenz der Windgeschwindigkeit steigt oder fällt (sie ist proportional v³) geht, d.h. 10% mehr Windgeschwindigkeit bringt ~30% mehr Energie (oder weniger bei 10% weniger Windgeschwindigkeit).

Hinzu kommen noch drehende Winde (wie in diesen Tagen). Das ist eine Herausforderung für die Technik. Im Prinzip haben wir Techniken für die Speicherung. Aber keine ist auch nur in einem Testprojekt erprobt worden. Meine Vermutung ist: Wir werden mehrere verschieden Techniken brauchen. Wasserstoff-Erzeugung durch Windenergie als erste Stufe, dann chemische Umwandlung zur Langzeitspeicherung. Hinzu kommt die Bereitstellung von Wärme für Haushalte (vorher die Bauten wärmedämmen!) und Industrie sowie die Treibstoffe für die Mobilität. Für alles gibt es Laborversuche. Schliesslich muss man berücksichtigen, dass wir wegen der erwarteten Industrie 4.0 und der Elektromobilität mehr Strom brauchen werden. Die Projektionen von 2011 sehen Einsparungen vor.

Ich möchte noch darauf hinweisen, dass nie ein Zeit- und Kostenplan für die bis zum Ausstiegstermin (der ständig vorgezogen wurde) vorgelegt wurde. Meine ehemaligen Studenten, jetzt in verantwortungsvollen Positionen, sagen mir: Mit diesem Vorgehen wäre die Industrie rasch pleite. Mein Fazit: Die Energiewende ist notwendig (insbesondere der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas). Sie ist in Deutschland möglich (dank der windreichen Nordsee). Ob die Termine eingehalten werden können erscheint mir äusserst fraglich. Wie ersichtlich ist mein Vorgehen kritisch gegenüber der Energiewende. Ich behaupte, dass dies notwendig ist, wenn man das Gelingen der Energiewende will. Nur so können Fehler und ständige Neuentwicklungen berücksichtigt werden. Und Fehler sind bei einem solchen Mammutprojekt, wie es die Energiewende ist, unvermeidbar. Wir müssen verhindern, dass wir am Zeitplan den Erfahrungsfaktor ´Berliner Flugplatz` anbringen müssen. – Hans Bienlein

 

Die Nuklearkatastrophe von Fukushima und das unum-kehrbare Ende der Kernenergienutzung in Deutschland. Mitnichten ist die Kernenergie wieder da, wie es der Zeit-Titel suggeriert, schon gar nicht in Deutschland. Der von der Kanzlerin Dr. Angela Merkel auf¬grund der Katastrophe von Fukushima vom 11. März 2011 eingeleitete abrupte und panikartige Kernenergieausstieg ist rational nicht zu verstehen, nachdem sie ge¬rade ein halbes Jahr vorher die Laufzeiten der 17 deutschen Kernkraftwerke per Gesetz erheblich verlängern ließ, die deutschen Kernkraftwerke nach inter¬natio¬naler Fachmeinung zu den relativ sichersten in der Welt gehören (sie sind des¬halb auch die teuersten Anlagen, weil hohe Sicherheit viel Geld kostet) und das die Katastrophe auslösende Ereignis eines Tsunamis es in Deutschland über¬haupt nicht gibt.

Diese absurde Entscheidung wird nur verständlich, wenn man in etwa weiß, wie politische Entscheidungen gehen. Wichtige Gesichtspunkte dabei sind Machterhalt, die politischen Gegner abschütteln – Grüne und SPD saßen der Kanzlerin im Streit um die Kernenergie seit Jahren im Nacken – und die näch¬sten Wahlen gewinnen, die in einem föderalen Staat praktisch immer anstehen. Die öffentli¬che Meinung in Deutschland war und ist mehrheitlich ge¬gen die Kernenergie eingestellt. Nur so war diese Entscheidung überhaupt durch- und umsetzbar. Für den Bürger ist kaum vorstellbar, welche Vermö¬genswerte und welches Know How dabei vernichtet wurden.

Ob durch den Ausstieg für Deutschland ein kleineres Nuklear-Risiko gegeben ist, ist fraglich, weil wir im kleinräumigen Europa von mehr als 170 in Betrieb befindlichen Reaktorblöcken umgeben sind. Diese haben keineswegs das Si-cherheitsniveau der deut¬schen Anlagen. Nach der harten Abschaltung von acht der insgesamt 17 deutschen Reaktorblöcke musste Ersatzstrom aus den französi¬schen Kernkraftwerken Fessenheim und Cattenom sowie aus Temelin in Tsche¬chien bezogen werden.

Vermisst habe ich in dem ZEIT-Beitrag wesentliche Informationen zu dieser Nuklearkatastrophe, beispielsweise Fakten zur eigentlichen Ursache und die Gründe dafür, dass dies im Hightech-Land Japan (nur bei der Automobilin¬dustrie, Elektronik und Optik und nicht aber auf dem Gebiet der nuklearen Sicher¬heit) passieren konnte, sowie eine solide Bewertung 10 Jahre nach der Katastro¬phe. Auch eine angemessene und ausgewogene retrospektive Beurtei-lung des deutschen natio¬nalen Alleingangs beim abrupten Ausstieg, der mit der EU nicht abgestimmt war, fehlt. Dabei geht es um die Frage, ob der überstürzte deutsche Ausstieg aus der Kernenergie nach der Fukushima-Katastrophe im häutigen Licht ein Jahrzehnt später immer noch richtig ist und seiner¬zeit richtig war.

Der Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland ist faktisch unumkehr¬bar, nachdem das nukleare Know How und Know Why, d. h. das Wie und das Warum einer notwendigen Sicherheitsmaßnahme bereits weitge¬hend verloren ist, die kerntechnischen Lehrstühle an den Universitäten reduziert sind und es deshalb keinen qualifizierten Nachwuchs mehr gibt. Hinzu kommt, dass es in Deutschland keine erfahrene und leistungsfähige Nuklearindustrie mehr gibt, ebenso sieht es bei den wissenschaftlichen Institutionen aus. All dies ist für eine verantwortungsvolle Nutzung der Kernenergie aber unab¬dingbar. Deshalb ist selbst ein zeitlich begrenzter Weiterbetrieb der sechs jüngsten deutschen Kern¬kraftwerke über den festgelegten Abschalttermin 31. Dezember 2021 bzw. 2022 hinaus kaum verantwortungsvoll machbar. – Dietmar Keil

 

Nachwärme: Das Thema Kernenergie bleibt aktuell! Das hängt sicher damit zusammen, dass dieses Thema gerne emotional angegangen wird und zu schwarz-weiß-Denken verführt. Das Thema Klima schwächt offenbar die Position der Kernkraftgegner. Zugespitzt kann man sagen: Wer gegen Kernkraft kämpft, der kämpft für mehr CO2 in der Atmosphäre! Das ist ein klassisches Beispiel für die Zweideutigkeit des Begriffs „gut gemeint“. Es mag ja sein, dass die gesamte Energie ohne CO2 erzeugt werden kann, aber wie lange dauert es bis es funktioniert, hat das keine Nebenwirkungen und was machen wir in der Zwischenzeit? Was ist denn das Hauptargument der Kernkraftgegner? Doch wohl die Gefahr, dass bei Störfällen Strahlung frei werden könnte.

Es ist natürlich unbestreitbar, dass so etwas passieren kann. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Diskussion darüber wie viele Todesfälle Fukushima verursacht hat. Diese Zahl wäre doch wohl ein Kriterium dafür, die Gefahr der Kernenergie richtig einzuschätzen. Nun sagen die Kernkraftgegner, diese Zahl ließe sich gar nicht erfassen, weil es im Einzelfall nicht zu unterscheiden ist, ob ein Todesfall auf Strahlung oder auf andere Ursachen zurückzuführen ist. Dieses Argument lässt sich aber auch genau umgekehrt anwenden. Das führt auch zur Frage, ob die Gefahr der Strahlung dadurch bewiesen werden kann, dass die Sterblichkeit von Menschen, die einer höheren Dosis der natürlichen Radioaktivität ausgesetzt sind, z. B. Piloten oder Bewohner des Schwarzwalds, deutlich über der Sterblichkeit von anderen Menschen liegt?

Woher die natürliche Radioaktivität am der Erdoberfläche und woher überhaupt die Erdwärme kommen, gehört auch in diesen Zusammenhang, es würde aber zu weit führen, hier auch noch darauf einzugehen. Ein eher kurioses Beispiel lässt sich noch anführen. Die heißen Quellen auf der Insel Ischia, im Golf von Neapel, sind seit der Antike für ihre wohltuende Wirkung berühmt. Nun gibt es viele Orte mit wohltuenden heißen Quellen, worin die Besonderheit von Ischia besteht, hat man erst am Anfang des letzten Jahrhunderts herausgefunden. Es wurde damals mit dem Slogan geworben: „die radioaktivsten Quellen der Welt“.

Heute muss man schon etwas Mühe aufwenden, um diese Information zu finden. Wegen der verbreiteten Furcht vor Radioaktivität wird damit nicht mehr geworben, obwohl nicht bekannt ist, dass sich bei den Besuchern von Ischia auffällig viele Krankheiten zeigen, die auf die Strahlung zurückzuführen wären. Man könnte es eher als Bestätigung der alten medizinischen Weisheit sehen „die Dosis macht das Gift“. Auch diese Erkenntnis wird gerne in zugespitzter Form formuliert: „ein Medikament, das in Überdosis niemand umbringt, kann in normaler Dosierung auch nicht helfen“. Es ist ebenfalls unbestreitbar, dass es gefährlich ist, keine Gefahr zu fürchten. Es ist aber auch ein Gemeinplatz, dass Angst ein schlechter Ratgeber ist. Die Angst befähigt gerade dann nicht zu klugen, rationalen Entscheidungen, wenn es darum geht zwischen unterschiedlichen Optionen abzuwägen, die alle Vor- und Nachteile haben, und sich nicht allzu simpel auf Kategorien wie gut oder böse, falsch oder richtig einengen zu lassen.

Dass alles, was zur Erzeugung von Energie vorgeschlagen wird, Probleme bereiten kann, wird gerne übersehen. Man kann als Beispiel die Windkraft nehmen. Wer hat sich bisher schon Gedanken darüber gemacht, ob es keine Auswirkungen auf das Klima hat, wenn beträchtliche Energiemengen der natürlichen Zirkulation der Luft entzogen werden? Aber das kann ja nicht schief gehen, es ist doch nur gut gemeint. Zum Thema Angst gibt es schöne Verse von Erich Kästner: Was kommt? Wird’s schlimmer? Das fragen wir immer, doch seien wir ehrlich, das ganze Leben ist lebensgefährlich! Es ist, wie gesagt, gefährlich, nie Angst zu haben.

Andererseits ist ein Leben in ständiger Furcht, wenn man sich ständig ausmalt, was alles an Schlimmem geschehen kann, auch nicht optimal, das führt zur Beeinträchtigung der geistigen Gesundheit. Dahinter steckt auch die Einsicht, dass alles, was wir tun, und selbst, das was wir nicht tun, Gefahren mit sich bringen kann. So schlägt also das Pendel von der einseitigen Verteufelung der Kernkraft wieder zur anderen Seite aus, hoffentlich nicht zu weit, am besten bliebe es irgendwo in der Mitte stehen. Also, kurz gesagt, man sollte keine unabänderlichen, in Stein gemeißelte, Wahrheiten erwarten sondern man muss auf Grund von überprüfbaren Tatsachen Abwägungen vornehmen. – Dr. G. Zeyer

 


 

 

Leserbriefe zu „Last der Trägheit“ von Mark Schieritz

 

Ein kluger Artikel, der mich bei dem Satz “ Immerhin ist das Problem erkannt“ aber stutzen lässt. Wer hatte denn seit Jahrzehnten unter dem Banner „Bürokratieabbau“ immer wieder und mit starker medialer Unterstützung dafür gesorgt dass Finanzämter, Kontrollbehörden, Bauämter, Steuerfahnder, Zoll, Prüfungsämter usw. ausgedünnt, schlecht bezahlt, unattraktiv für Spitzenkräfte werden. Wirtschaftsliberale Lobbygruppen in und außerhalb vor allem der jetzigen FDP, CDU, CSU, aber leider auch der SPD und Grünen (DIE ZEIT mit ihren Archiven kann das gut belegen) haben unter dem schönen Etikett VERSCHLANKUNG für Auszehrung einer effektiven und guten Verwaltung gesorgt. Ob ein “ Verwaltungszar“ da hilfreich sein kann? Nichts für ungut – Klaus Timmerbeil

 

Endlich ! Endlich legt da Jemand den Finger in die richtige Wunde. Viele Verwaltungen haben längst ein Eigenleben entwickelt, das sich zusammenfassen läßt in: 1. Dem § 1 des Verwaltungshandelns, der 3 Absätze hat: „das haben wir schon immer so gemacht; das haben wir noch nie so gemacht; da könnte ja Jeder kommen“. Und 2. Dem fast unüberwindlichen Hang der Verwaltungen, „die Zuständigkeiten zu wahren“. Was bedeutet, auf keinen Fall zuzulassen, daß ein Verwaltungsteil etwas tut, für das sich ein anderer Verwaltungsteil als „zuständig“ ansieht. Und das bedeutet oft bei neuen Anforderungen, wie sie z.B. eine Pandemie auslöst, ein zähes Gerangel um Zuständigkeiten, Stellenbewertungen, Personal, ehe etwas geschehen kann.

Wenn dann noch Verwaltungen personell intensiv mit der örtlichen Politik verbandelt sind, ist Besserung wahrhaft schwierig. Das ist jedenfalls meine Erfahrung als früher „Leitender“, aber nicht durch eine lange Verwaltungskarriere in der Verwaltung beruflich sozialisierter, inzwischen längst pensionierter Verwaltungsmann einer Großstadt. Ob da ein „Verwaltungszar“, wie ihn Mark Schieritz vorschlägt, helfen kann ? Ich bin skeptisch, denn das Übel ist nicht vom Prinzip her – „von oben“ – sondern nur von den Details her zu kurieren. – Karsten Schirmer

 

Dieser Weckruf war längst fällig. Um so mehr habe ich mich gefreut, denselben heute lesen zu können. Trotzdem erlaube ich mir, Ihnen ergänzend meine Sicht auf diese Situation darzustellen. Es gibt einige „Volkswahrheiten“, die aus einer sehr langen Erfahrung hervorgegangen sind: „Wie der Herr, so das Geschirr!“ „Der Fisch stinkt zuerst am Kopf!“ Allgemein bekannt ist die Tatsache, dass Verwaltung ein sich selbst erhaltendes System ist. Das Peter-principle (nach Laurence J. Peter) führt kontinuierlich zum Wachstum der Verwaltung und zum Wachstum der Bürokratie. Das auch anders geht, hat die Landesregierung Brandenburg beim Neubau der Tesla-Fabrik bewiesen. Dabei zeigte sich, dass es auf den „Kopf“ ankommt, um die in Rede stehende Trägheit zu überwinden.

Einige dringende Aufgaben der Regierung hatte die Bundeskanzlerin zur Chefsache erklärt. Leider blieb es bei diesen nicht zu Ende gedachten Erklärungen. Den Erklärungen folgten leider keine Konzepte, keine Entscheidungen, keine weitergehenden Aktivitäten. Beschlüsse und Gesetze, deren Umsetzung nicht kontrolliert werden, sind kaum mehr wert als das Papier, auf dem sie geschrieben wurden. Meine Hoffnung, dass dieser Beitrag eine öffentliche Debatte zum Thema auslöst, hält sich in sehr engen Grenzen. Tatsächlich kritische Anmerkungen und Fragen an die Bundeskanzlerin als Verantwortliche für das politische Handeln habe ich bisher leider nicht bemerkt. Frau Merkel ist sich nicht bewusst, in der Zeit der Pandemie etwas falsch „gemacht“ zu haben – das war es und daran wird niemand ernsthaft rütteln. – R. Renaux

 

Ich würde einen anderen Schluss ziehen: Eine Person (mit Stab von villeicht 200 Verwaltungsfachleuten) kann Schwachstellen identifizieren. Beheben wird er sie nicht können. Es ist letztlich die Politik, die der Verwaltung Vorgaben macht. Vom Vergaberecht bis zur Finanzierung von Stellen bis hin zu den Entscheidungsbefugnissen und der Verantwortung für Entscheidungen oder eben auch für Nicht-Entscheidungen. Wenn der einzelnde Verwaltungsmensch Angst vor Konsequenzen haben muss, zu entscheiden, weil er eine von 2000 Verwaltungsvorschriften anders ausgelgt hat oder womöglich ignoriert, weil im zu entscheidenden Fall sinnlos, dann wird er die Entscheidung vor sich her schieben, wegdelegieren …

Dann passiert eben: nichts. Oder lange nichts. Dazu kommt, dass die Verwaltungsvorschriften eben viel zu detailliert sind. Ich musste mal nach der Jahrhundertflut 2002 in Sachsen 2012 eine Fertigstellungsbescheinigung des Heizungsbetriebes beibringen, sonst hätte ich Fluthilfe zurückzahlen müssen, die aufgrund einer Schlussrechnung ausgeszahlt wurden. irre – aber Vorschrift. Da haben die Förderbank-SachbearterInnen nur gemacht, was in den Richtlinien stand. Vor Ministerien ausgearbeitet, vom Landtag abgesegnet. Das ist ein Problem der Politik. Mangelndes Vertrauen in die Kompetenz der eigenen Verwaltung. Es ist das Menschenbild unserer politischen Macher, das das zentrale Problem ist. Glaube ich! – Fritjof Möckel

 

Die Aussage: „ Es gibt einen großzügig ausgestatteten Schutzschirm für die von der Krise betroffenen Firmen“ ich verstehe nicht ganz, weswegen das in der Presse immer wieder behauptet wird, es stimmt einfach nicht! Meine Firma hatte im Januar 73% weniger Umsatz als im Vorjahr, im Februar über 50% weniger, trotzdem bekommen wir keinen Cent, weil unsere Umsätze in 2020 nicht schlechter waren als 2019. Abgesehen davon daß bei den Hilfen auch nicht davon ausgegangen wird daß auch der Unternehmer zum Leben Geld braucht. Drei Monate ohne Einkommen! Mag sein, daß der Schirm großzügig ausgestattet ist aber leider wird er nicht über allen aufgehalten! – Andreas Dill

 

Die Bürokratie ist in Teilen nicht abgebaut worden. Sie wird auf allen föderalen Ebenen outgesourct. Viele Verwaltungsaufgaben werden in extra dafür gegründeten Gesellschaften erledigt. Das schafft zusätzliche Schnittstellen und verwischt die Kosten und anderen Aufwendungen. Die Finanzierung wird intransparent, selbst die Entscheidungsebenen werden politisch nur noch gelenkt. Solche teilprivatisierten politischen Instanzen haben kein Interesse an der Vereinfachung von Prozessen, da Ihr (Fort-)Bestehen sich mit der Komplexität ihrer Aufgabenstellung selbst begründet. So ist ein derart kompliziertes und diversifiziertes politisches Verwaltungssystem entstanden, dass dessen Erklärung und Anwendung mittlerweile eine Beratungsdienstleistung geworden ist. In einem solchen Apparat ist die Durchflussgeschwindigkeit deswegen so schlecht, weil jede der zuviel vorhandenen Instanzen ihre eigene Zuständigkeit am Prozess reklamiert. Bürokratie als Geschäftsmodell. – Uwe Christoph

 

Warum nur fällt allein bei heftigen Krisen auf, dass wir einen tüchtigen Staat brauchen? Kaum geht’s wieder besser, ätzt man wieder über die „faulen Säcke“ oder die „Sesselfurzer“. Ihre Diagnose teile ich, wenngleich die fette Überschrift dazu nicht passt. Schön wäre es, wenn die „vierte Gewalt“ am Ball bliebe und gegen die bald wieder zu erwartenden Sparorgien anginge. Kritisch sehe ich allerdings auch den in Deutschland immer wieder aus der Mottenkiste geholten „Starken Mann“, von Ihnen sogar als „Zar“ geadelt. Ich glaube, dass der öffentliche Dienst auch ohne einen solchen Gewaltherrscher klar kommt, wenn man den Beschäftigten die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellt und sich die Wertschätzung nicht auf ein paar mal Klatschen auf dem Balkon beschränkt. – Udo Kroschewski

 

Seit Anfang der Siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde mit Strategien, Konzepten und externen Beratern der Versuch unternommen Verwaltungshandeln zu reformieren, zu vereinfachen und Abläufe zu verschlanken. Hierarchien sollten verflacht werden. Im Ergebnis hat sich dann wenig bis gar nichts geändert. Weitere Anläufe die Verwaltung für Mitarbeiter und Bürger tauglich für die neuen Herausforderungen des neuen Jahrtausends zu machen sind ebenso kläglich gescheitert.

Ein richtiges Fiasko war die Einführung von Computern und die Digitalisierung der Arbeit. Alles lief schleppend, die Beschaffung der Hard -und Software und die Schulung der Anwender. Ein Beispiel ist die Tatsache, dass im Jahr 2021 eine Vielzahl von Gesundheitsämtern noch mit Faxgeräten arbeiten muss und die Installation der notwendigen Software immer noch nicht flächendeckend erfolgt ist. Die Bürger aus Schilda lassen grüßen. Ein, wie lange geplant, „Papierloses Büro“ hat bisher noch einer Menge Wäldern das Leben gekostet.

Was gebraucht wird ist kein „Verwaltungszar“ im Kanzleramt, sondern eine Vielzahl von „Verwaltungsindianern“ in den Kommunen, den Ländern und im Bund. Die große Menge der Häuptlinge hat genau zu dem verheerenden Bild der derzeitigen Verwaltungslandschaft geführt. Die staatlichen Verwaltungen sind immer noch zu unbeweglich und müssen personell und finanziell so ausgestattet werden, dass junge Leute in einer öffentlichen Verwaltung arbeiten wollen. Jetzt und seit geraumer Zeit rächt sich der Jahrzehnte lang vorgenommene Personalabbau. Heute gilt leider immer noch: „Wer Butter haben will, muss Milch auf den Dienstweg schicken!“ – Felix Bicker

 

Bitte bleiben Sie dran am Thema Verwaltungsqualität – aber nicht nur unter dem Aspekt Stellenkürzungen und Ressourcenmangel. Gute Ausstattung wird nichts verbessern, wenn eine Verwaltung überwiegend damit beschäftigt ist, sinnlose Vorgaben umzusetzen. Oder sogar, andere an sinnvollem Handeln zu hindern und Eigeninitiative zu ersticken. Ein bestürzendes Beispiel stand letzte Woche bei Martenstein: Ein Schulleiter traut sich nicht, gespendete Luftfilter anzunehmen, ohne nach Erlaubnis zu fragen. Und die Verwaltung findet Gründe, zu verbieten. Würden Sie dieser Verwaltung mehr Stellen bewilligen? – Joachim Wuttke

 

Der Vorschlag von Herrn Schieritz, die Verwaltung auf Vordermann zu bringen, indem ein Außenstehender „Schwachstellen“ identifiziert und beheben lässt, zeugt von einem beträchtlichen Maß an Unkenntnis und Naivität. Möglicherweise hält Herr Schieritz, wie nicht wenige hierzulande, den Öffentlichen Dienst, also die Verwaltungen von Bund, Ländern und Kommunen, im Wesentlichen für eine Art Versorgungsunternehmen, das einigen Glückpilzen ein regelmäßiges Einkommen verschafft. Das mag teilweise sogar zutreffen. Zum weitaus überwiegenden Teil aber arbeiten im Öffentlichen Dienst Menschen in den unterschiedlichsten Bereichen, um den Bürgerinnen und Bürgern bestimmte öffentliche Leistungen anzubieten, zum Beispiel um den Müll zu entsorgen.

Sie arbeiten nicht selten bei schlechter Bezahlung und unter kaum zumutbaren Arbeitsbedingungen. Auch um solche Missstände zu beheben, aber vor allem um den Öffentlichen Dienst effizienter und effektiver zu machen, bedarf es einer tiefgreifenden und umfassenden Reform, wie Herr Brinkhaus sie sehr zu Recht fordert. Eine solche Reform sollte die Möglichkeiten der Digitalisierung ausschöpfen. Strukturen und Arbeitsabläufe sollten entsprechend angepasst sein. Dadurch wäre es zum Beispiel möglich, sukzessive Abläufe wie etwa bei Genehmigungsverfahren parallel und damit wesentlich schneller zu bearbeiten. Zugleich käme es darauf an, Verantwortung zu delegieren. Derzeit gibt es eindeutig zu viele Häuptlinge und zu wenige Indianer, nicht zuletzt auf Grund einer verfehlten Besoldungspolitik.

Und die „Häuptlinge“, also die Führungskräfte, sollten managen können. Dies betrifft nicht zuletzt auch das politische Personal. Insoweit gibt es sicherlich einen nicht unbeträchtlichen Nachholbedarf. Eine Reform wie von Herrn Brinkhaus gefordert lässt sich nicht im Handumdrehen realisieren. Sie müsste strategisch vorbereitet sein und planvoll schrittweise umgesetzt werden. Im Hinblick auf die gesetzlichen Vorgaben wäre es außerdem sehr sinnvoll, diese Reform beim Bund sowie bei den Ländern und Kommunen gleichzeitig anzugehen. Das ist mit Sicherheit eine Herkulesaufgabe, aber der Lohn würde die Mühe rechtfertigen. Eine brillante öffentliche Verwaltung ist nicht zuletzt ein nicht zu unterschätzender ökonomischer Standortvorteil. – Udo Wolter

 

Herr Schieritz kritisiert vehement den Zustand der Gegenwart, sucht mit Verve für Ertüchtigungen zur Zukunft und verwendet dabei einen Begriff aus der Vergangenheit, den ich mit Missständen, Unheil und Ignoranz verbinde: Einen ZAR für die „Verwaltung“! – Mich schaudert’s! Warum – zum Beispiel – nicht einfach eine „bürgerliche Frau“ mit Expertise in Verwaltungs- und Managementaufgaben und Erfahrungen in Projekt- und Prozessabläufen? – Klaus Prinz

 

Ein (Rechts-) Staat funktioniert nur so gut, wie seine eigene Verwaltung und Rechtsprechung. Jahrelang war der Ruf nach einem „schlanken Staat“ laut und dabei ging es nicht nur um den Abbau von Bürokratie, sondern ganz besonders auch um Kostenersparnis. Das ist nicht ohne Folgen geblieben. Zu einem wirklichen Abbau von Bürokratie, der Verwaltungshandeln hätte effizienter machen können, ist es nicht gekommen. Gesetzesreformen blieben häufig aus und die entsprechende Überarbeitung von Verwaltungsvorschriften ebenfalls. Stattdessen wurde Personal abgebaut und Stellen selbst dort gestrichen, wo Kostenersparnis keine Begründung hätte sein dürfen. Z.T. nicht geglückte Umstrukturierungen in den Verwaltungen wurden durchgeführt, die Digitalisierung verlief schleppend.

Die Corona-Krise bringt die Missstände verstärkt an die Öffentlichkeit. So ganz unbekannt dürften sie eigentlich nicht sein. Berichte, beispielsweise zu überforderten Jungendämtern, die Problemfälle nicht intensiv genug betreuen können oder auch zu überlasteten Gerichten und Staatsanwaltschaften, die die Verfahrensflut kaum noch bewältigen können und Mühe haben, Fristen einzuhalten, hat es genug gegeben (und gibt es). Das sind besonders sensible Bereiche. Abhilfe zur Beseitigung der Missstände blieb (bleibt) oft genug aus.

Qualifiziertes Personal, gar hochqualifiziertes, ist überall knapp. Es für den öffentlichen Dienst zu gewinnen wird nur über finanzielle Anreize und gute berufliche Aufstiegsmöglichkeiten gelingen. Mangels eigenen qualifizierten Personals wurden seit einigen Jahren Verwaltungsaufgaben outgesourct. Outsourcing galt lage als „das Mittel“ für eine modernere und kostensparendere Verwaltung. Häufig genug ein Irrweg, der neue Abhängigkeiten geschaffen hat.

Die „deutsche Regelungswut“ ist sicher das Ergebnis von dem, war Herr Schieritz als „TÜV-Fetischismus“ bezeichnet. Hier wieder eine Ausgewogenheit zwischen Notwendigkeit und Verzichtbarkeit herzustellen, ist nicht einfach und bedeutet außerdem mehr (Eigen-) Verantwortlichkeit für jeden einzelnen in diesem Staat. Das gilt auch in der Corona-Krise. – Regina Stock

 

Zum Artikel von Mark Schieritz folgende Anmerkung: Herr Schieritz hat in jedem Punkt Recht! Einzig der Hinweis, der schnelle Wiederaufbau der Brücke in Genua sei ein Beispiel für einen funktionierenden staatlich organisierten Prozess ist leicht fehl am Platz. Im Idealfall wäre dort nämlich zuvor gar keine Brücke (u.a. aufgrund von Privatisierungen und fehlender staatlicher Regulierung) eingestürzt… – Daniel Fleischmann

 

Stimmt!! Und wie liegt das Problem auch in der Verwaltung. Es wäre schon mal ein Anfang, wenn die städtischen Einrichtungen den Freitag als vollen Arbeitstag akzeptieren und auf unsägliche und vollkommen überflüssige Betriebsausflüge während der Arbeitszeit verzichten würden. – Annette Haagen

 

«Das Problem liegt in der Verwaltung» heisst es zu Recht. Und es müsse zu einer «Bürokratie-Ertüchtigung» kommen. Beides ist richtig, wie ich als langjähriger Unternehmensberater für Verwaltungen in Deutschland und in der Schweiz weiss. Doch eines der Hauptprobleme bleibt in diesem Artikel ungenannt: Es fehlt an «Lösungskompetenz». Fachwissen gibt es in der Verwaltung genug, gibt es dort doch in grosser Zahl Mitarbeitenden mit einer Ausbildung in Rechtswissenschaft, Ökonomie, Naturwissenschaften, Architektur, Medizin, Informatik etc.

Doch sie alle lernten an den Hochschulen kaum, wie man mit Erfolg in komplexen Situationen Probleme lösen kann. Dazu gehört das Wissen, gut zu kommunizieren, Teams zur effizienten Zusammenarbeit anzuleiten, einen Erfolg versprechenden Planungsprozess zu organisieren, operable Ziele zu setzen, Nebenwirkungen von Handlungs-Alternativen zu erkennen und umsichtige Entscheidungen vorzubereiten etc. Leider fühlt man sich in den Verwaltungen auch zu wenig motiviert, das mangelnde Wissen in der Lösungskompetenz durch intensive Weiterbildung auszugleichen. Hier sollte ein starker Druck aufgebaut werden, die Verwaltung durch Weiterbildung in der Lösungskompetenz zu ertüchtigen. – Dr. Jürgen Wiegand

 

„Mal wieder beste Analyse der Schwächen unseres Staates. Im letzten Absatz ein Vorschlag für ein neues Bürokratie Gebilde mit verwaltungszaristischen Vollmachten über alle Ministerien! Gibts da nicht die Richtlinienkompetenz d*er*es Kanzler*in*s? Irgendwie schimmert auch die Logik durch: Mehr Personal in die Bürokratie=bessere Bürokratie. Gibt es nicht genügend Beobachtungen, dass das Gegenteil, ironisch formuliert, mindestens genauso richtig ist? Auch: wenn der Bund mehr Zuständigkeiten kriegt, wird alles besser.

Falsch! Warum nicht so: Wenn Länder für Dinge zuständig sind, sollen sie Fehlentwicklungen auch auslöffeln. Erforderlich ist allenfalls mehr Förderalismus. Konsequente Zuständigkeiten, Konkurrenz zwischen den Ländern, befristeter Finanzausgleich, vernünftige Ländergrößen und -grenzen usw. Vielleicht ist es auch so, dass es eben untergehende und aufstrebende Staatengebilde gibt. Welche Kanzleranwärter lassen Ersteres erhoffen? “ – Siegfried Veile

 

Richtige Situationsanalyse und doch fehlt die entscheidende Conclusio. Auch wenn man sehr selten einen konkreten journalistischen Vorschlag liest und ich Ihren Versuch begrüße und verstehe, so wird ein Zar im Kanzleramt es nicht richten können, die Verwaltung in Köln, Dormagen oder sonstwo in der Bundesrepublik von oben als Staatsreform zu reformieren und vom TüV-Fetischismus zu befreien. Ex SPD Vorsitzender Müntefering meinte neulich in „Hart aber Fair“ „die Exekutive macht immer den gleichen Fehler- Sie glaubt, mit einem Gesetz wäre ein Problem gelöst, dabei fängt die Aufgabe dann erst an“. Also warum bleiben die guten Vorsätze zwischen Bundestag und Bürgern irgendwo auf der Strecke. ? Das Gejammer um ausgedünnte und Kaputtgesparte Verwaltungen ist eine Mär.

Müntefering ist da näher dran. Staatliche Verwaltung ist sozialisiert im Schutz der Bürger vor dem „Bösen“, in der Erstellung von Verordnungen, dem Monitoring, dem Überprüfen aber nicht im Machen. NGO’s , Umweltverbände, Medien, ganze Ingenieurverbände und eine sich darauf einstellende Sicherheitsindustrie „unterstützen“ sie beim Kontrollieren – ich erinnere mich an einen prägnanten Artikel in der FAS zum Thema Brandschutzrepublik Deutschland. Kein Beamter traut sich, auch nicht mehr Schutz bringende Brandschutz- Lärmschutz-,Umweltschutz-… und andere Vorschriften abzubauen, weil es mutig wäre, man stigmatisiert wird und dafür auch kein Lorbeeren erntet.

Staatshandeln wird komplizierter , rechtssichere Planungsprozesse, Minderheiten und Umweltschutz, Einbindungen von Bürgern, transparente und diskriminierungsfreie Vergabeverfahren die vor Günstlingswirtschaft (die unauffällige Variante von Korruption) schützen, erfordern saubere und geprüfte Verfahren – das kostet Zeit. Fehler in der Verwaltung werden nicht verziehen, mutige Vorrangeher beim ersten Fehler medial zerlegt. Gelernt wird in den Verwaltungen vor Ort nicht Verantwortungsübernahme, Geschwindigkeit vor Gründlichkeit oder Risikoübernahme – sondern der Umgang mit Prozessen, politischen Entscheidungsträgern auf regionaler Ebene und die Ausrichtung auf Medien. Lieber den auch von Ihrer Zeitung gepflegte Datenschutzsicherung erfüllen, als eine Corona App entwickeln die Bürger zumindest Zeitweise kontrolliert – auch zum Preis eines teuren Lockdowns.

Eine Staatsreform benötigt Beamte die handeln wollen und dafür geschützt werden. Sind wir dazu bereit ? Risikoübernahme in der Pandemie hieß, sich wie Israel, UK und andere darüber hinwegzusetzen, eine Impfstoff ohne doppelte Absicherung zuzulassen, die Erstimpfung ohne komplizierte Ethikregeln, Einladungsbürokratie und Aufklärungsregeln und ohne Beobachtung von Impfvordränglern durchzuführen. Wie ein in der Not handelnder Gesundheitsminister oder Ministerpräsident im Nachhinein bei der Bestellung von Masken und Schutzausrüstung kritisiert werden kann, liest man aber auf der nächsten Seite 2 derselben Ausgabe 10 Ihrer Zeit.

Jeder Unternehmer und Bürger der in Not ist, ruft in der Not und unter Zeitdruck Bekannte, Geschäftsfreunde an und macht keine Ausschreibung. Bei Hochwasser frage ich – wer hat Boote und Pumpen – nicht wo gibt es günstigere. Allerdings, wenn mich der Freund in seiner freimütige Hilfe über den Tisch zieht und unverschämt mitverdient wie bei den CDU Abgeordneten Nüsslein und Löbel, dann ist die Freundschaft auch beendet. Genau hier wird das Dilemma sichtbar! Wollen wir in einem Rechtsstaat leben, der Regeln, gleiche Chancen und demokratische Prozesse ganz nach oben stellt – dann werden es aushalten müssen, dass es häufig langsamer geht. Demokratie ist eine Schnecke – sagte schon Helmut Schmidt in den 70igern.

Dennoch, hatte Spahn die Chance sich über alles Hinwegzusetzen, die Regeln zu missachten, den Datenschutz im Sommer zu ignorieren und Europa zu umgehen und einfach an den Ländern vorbei schneller Soldaten in Heimen und zum Masken verteilen einzusetzen? Hätte er es geschafft, wäre er ein Held, wie Helmut Schmidt bei der großen Flut in Hamburg. Was hätten Sie dann wohl für einen Artikel geschrieben – voller Lob oder voller Kritik an der Beugung des Rechtsstaates ? – Matthias Böning

 

Der Verfasser ruft nach einem „Verwaltungszaren“. Ich schlage Edmund Stoiber vor. Der Ex-Ministerpräsident hat schon die EU-Bürokratie revolutioniert. – Harald Dornberg

 

Mit Begeisterung habe ich die Überschrift „Last der Trägheit“ gelesen und gehofft, dass sich die ZEIT dieses drängende Thema vornimmt und in der von der ZEIT gewohnten Weise gründlich und grundsätzlich angeht. Die „Corona-Krise“ zeigt nur schonungslos, was bei uns mehr als holperig funktioniert, der Sand ist schon länger im Getriebe und nimmt eher zu als ab. Umso mehr wurde ich Zeile für Zeile von dem Artikel enttäuscht, beim Vorschlag eines „Verwaltungszaren“ bin ich dann endgültig ausgestiegen. Wenn man davon absieht, dass das Wort „Zar“ ja keineswegs positiv belegt ist, sehe ich auch nicht, was diese Funktion mehr machen sollte als die diversen Digitalisierungsbeauftragten oder Impfkoordinatoren oder die „bescheuerten“ Teststrategie-Task Force-Leiter.

Ich halte die fehlende Wettbewerbsfähigkeit unserer Administration und unserer staatlichen Entscheidungsprozesse in der Tat für eine Aufgabe von höchster Bedeutung und Brisanz für die nächsten Jahre. In den vergangenen Jahren wurde vieles kaschiert und rhetorisch verbrämt. Internationale Vergleiche wurden gescheut, obwohl man da viele Defizite gesehen hätte. Statt dessen haben wir uns mit den Lorbeeren der Vergangenheit geschmückt. Ich hatte beruflich viel mit asiatischen (China, Korea, Indien, Japan), aber auch anderen europäischen Ländern zu tun. Viele Kollegen dort hatten zunächst in der Regel Hochachtung vor deutscher Gründlichkeit, Perfektionismus und Systematik, waren dann aber oft vollkommen maßlos enttäuscht, wenn sie mit konkreten Vorgängen konfrontiert waren oder speziell für die Asiaten, wenn sie mit der Deutschen Bahn konfrontiert wurden.

Die Politik da mehr oder weniger zu entlasten, wie es in Ihrem Artikel angedeutet wird, ist sicherlich vorschnell und kaum nachvollziehbar. Unsere Politiker haben die Verwaltung ganz wesentlich mitgeformt bzw. laufen lassen. Ich halte eine ehrliche Bestandsaufnahme und Analyse für unabdingbar, bevor über Umsetzungsmaßnahmen gesprochen wird. Und dabei sollten Vergleiche mit anderen Ländern nicht nur nicht gescheut, sondern forciert werden. In der Organisationsanalyse gibt es die Regel „5 times why“, d.h. sich nicht mit der ersten Erklärung zufrieden geben, sondern so lange hinterfragen, bis die gesamten Zusammenhänge durchdrungen und verstanden sind.

Ich würde mit folgenden Feldern starten: Bahn: Defizite bei Pünktlichkeit, bei Preisen, bei Angebot, extrem langsame Entscheidungsprozesse, fehlende Termin- und Kostentreue. Exemplarisch S21-Planung, sowie die Planung der Zugangsstrecken zu den großen Alpentunneln Gotthard und Brenner-Basis (alle anderen Länder sind mit ihren Hausaufgaben fertig, Deutschland hat noch nicht einmal richtig angefangen) Energiewende: es ist heute schon klar, dass bei unveränderter Fortsetzung Ziele verfehlt werden. Das Bekenntnis zum Pariser Abkommen steht nur auf dem Papier, erheblicher Entscheidungsstau bei regenerativen Energien, Stromtrassen, Beiträgen des Verkehrs Bundeswehr: fehlende Effektivität und Effizienz, Entscheidungsprozesse schleppend und von Lobbyismus getrieben.

Ein relative hohes Budget im Vergleich zu anderen Ländern führt zu wenig sichtbaren Ergebnissen Digitalisierung: Internetdurchdringung, Einsatz flächendeckender IT-Systeme in öffentlicher Verwaltung und Schulen Aufgabenteilung, zunehmende Arbeitsteiligkeit beteiligter Behörden, unzureichendes Selbstverständnis als Dienstleister der Bürger, Zieltermine für Vorgänge und ihre Einhaltung, Verständlichkeit von Behördensprachen (nicht jeder kennt noch die Kaiserzeit) Es gibt ja in letzter Zeit durchaus auch positive Beispiele und Ansätze auf zum Teil überraschenden Feldern, ich denke an Telekom und Deutsche Post/dhl, die sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt haben und eine Kundenorientierung zeigen, die vor einigen Jahren nicht einmal denkbar gewesen wäre. Ich war auch überrascht, dass ich meinen Rentenantrag komplett online bearbeiten und abgeben konnte.

An solchen Beispielen kann man sicher lernen. Unsere Administration wurde getrimmt, möglichst fehlerfrei zu arbeiten, alle Facetten zu berücksichtigen, die ganzen Formelkompromisse der Politik umzusetzen und alles perfekt auf die verschiedenen Verantwortungsebenen vom Bund bis zu den Gemeinden abzubilden. Dies führte zu überbordendem Zeitbedarf für Vorgänge und zu einem Überhang an Juristen (die in der Regel von ihrer Ausbildung her eher problem- als lösungsorientiert sind). Eine solche Organisation ist zu pragmatischem Handeln nur bedingt fähig. Beides muss aber möglich sein: Perfektionismus, wo möglich und leistbar und Pragmatismus, wo durch äußere Zwänge erforderlich. Perfektionismus kann man in Regeln gießen, für Pragmatismus braucht man die richtigen Menschen an den richtigen Stellen mit den richtigen Vollmachten.

Wer immer diesen Veränderungsprozess angeht, sollte folgenden Leitspruch berücksichtigen, den mir ein Mentor einmal auf den Weg gegeben hat: „Nicht das Erzählte reicht, nur das Erreichte zählt“. Dann muss auch weniger berichtet werden und man kann sich auf die Umsetzung konzentrieren. Ich würde mich sehr freuen, wenn die ZEIT dieses Thema aktiv aufgreift und intensiv in der ganzen Breite weiter verfolgt, damit die Politik aufwacht (und nicht nur vorschnelle Minimallösungen wie Digitalisierungsbeauftragte a la Laschet aus der Tasche zieht). Andere Medien haben da bereits viel mehr Tiefgang entwickelt. – Dr. Johannes Maier

 

Das musste ja mal gesagt werden. Und es ist noch nett formuliert. Herr Schieritz legt sanft seine Finger in die Wunden. Aber mit der „Bürokratieertüchtigung“ spricht er ein großes Wort gelassen aus. Diese Bürokratie geht doch schon bei der Exekutive los, also bei den Ministern. Und hier stockt es dann auch schon… Das sind eben keine Fachleute, sondern Parteifunktionäre. Das wäre nicht so schlimm, wenn in ihren Ministerien qualifiziertes, kompetentes und fleißiges Personal wäre, welches weiß, wie man ein bestimmtes Ziel effizient erreicht.

Aber es beschleicht den mündigen Bürger immer mehr der Eindruck, je höher dotiert der Posten, desto eher wird er an mehr oder weniger verdiente Parteifreunde vergeben, die leider außerhalb des Parteiennetzwerks wenig eigene Kompetenzen aufweisen und stattdessen lieber auf Berater, Gutachter, Arbeitskreise usw. ausweichen und hier nicht nur riesige Summen verschleudern, sondern selbst auch noch der Arbeit aus dem Wege gehen.

Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man lachen, wenn, wie im Artikel zitiert, Herr Brinkhaus in diesem Zusammenhang eine „Staatsreform“ nach den Wahlen im Herbst anstrebt. Warum ist das nicht längst passiert? Nach diesem totalen Versagen im Zusammenhang mit Hilfen, Impfungen, Tests und anderen organisatorischen Flops, denen vollmundige Ankündigungen vorausgingen, will er noch ein halbes Jahr warten, also immer noch nichts tun? Und diese Herrschaften wollen wieder gewählt. Das muss sich der Wähler aber sehr genau überlegen. – Doris Haarmann

 

Mehr Macht den Kommunen! Innovativer, ziviler kommunaler Ungehorsam ist gefordert! Leserbrief zum Artikel: Last der Trägheit vom 4.3.21 Bei den Entscheidungsfehlern der Ministerialbürokratien des Bundes und der Länder ist Trägheit nur ein Teil des Problems. Die Entscheidungen zur Bewältigung der Coronapandemie von Bundes- und Landesministerien sind geprägt von lebensgefährdenden, unnötigen Fehlern: Die Ministerialbürokratien scheinen den Kontakt zur Lebenswelt der Menschen in den Kommunen verloren zu haben. Es gibt zu wenig Kenntnis der kommunalen Lebenswelten und der Potentiale die Kommunalverwaltungen zur Problemlösung ( Tübingen, Rostock, Potsdam..) einbringen können.

Die peinlichen Fehler im System zur Anmeldung von Impfterminen wären Kommunalverwaltungen wohl kaum in diesem Ausmaß unterlaufen. Es hat erschreckend oft kein schnelles, gründliches Nachdenken über gefährdete Zielgruppen und Gefährdungsanlässe gegeben (gefährdete Menschen in Pflege- und Senioreneinrichtungen, Maskenpflicht, Ansteckungsrisiken im ÖPNV, in Supermärkten) gegeben. Es fehlt eine systematische Analysekette: Wer sind die besonders gefährdeten Zielgruppen, wo gibt es die besonderen Ansteckungsrisiken, gibt es gute Problemlösungen, wer kann am wirkungsvollsten tätig werden?

Nabelschau: Es gibt auf allen politischen Ebenen keinen systematischen Blick auf erfolgreiche Problemlösungen anderer Länder und Kommunen. In asiatischen Ländern ist sehr schnell die Maskenpflicht erfolgreich wirksam worden. In Österreich werden seit vielen Wochen in den Schulen einfache Selbsttests von Kindern durchgeführt. Minister Spahn aber prüft mehrere Wochen den Vorteil von Selbsttests und lässt eine Taskforce mehrerer (sic!) Ministerien recherchieren, wo man Selbsttests kaufen kann. Die Beschaffung von Schutzmasken war ein ähnlich peinliches Debakel. Es gibt eine Überfürsorglichkeit, die bei den Menschen keine Problemlösungskompetenz erkennt. Man traut Menschen in Deutschland nicht zu, Selbsttests, die in Österreich Schulkinder erfolgreich praktizieren, zu machen.

Die Maskenpflicht wurde gefährlich lange verzögert, weil man es nicht für möglich hielt, dass Menschen in einem hochentwickelten Land in der Lage sind, selber einen Mundschutz aus Tüchern zu machen, solange es nicht ausreichend Masken zu kaufen gab. Es gibt ein gefährliches, übersteigertes Perfektions- und Kontrollbedürfnis, das dazu führt, das lebenssichernde Maßnahmen in der Breite zu spät ergriffen werden. Die Notfallzulassungen in vielen Ländern haben Ansteckungen und Todesfälle verhindert. Es gibt kein Abwägen zwischen notwendigen Risiken und tatsächlichen Gefährdungen. Der Würgegriff eines überzogenen Datenschutzes macht viele lebensschützende Maßnahmen unmöglich. Kommunalverwaltungen kennen die Lebens- und Gefährdungssituationen ihrer Bürger*innen wesentlich genauer. Sie können mit Augenmaß Lösungen für ungefährliche Öffnungen von Spielplätzen, Kultureinrichtungen, kleinen Einzelhandelsgeschäften … beurteilen. Potsdam führt eigenständig die Selbsttests mit Spucke ein, Tübingen schafft ein erfolgreiches Schutzsystem für alte Menschen…

Die innovative Kraft entsteht auf der kommunalen Ebene. Die Kommunen müssen herausgefordert werden und den nötigen Spielraum erhalten. Wenn sie diesen nicht erhalten, brauchen wir innovativen, kommunalen zivilen Ungehorsam. Aber: Auch die Kommunen brauchen eine kritische Begleitung. Kommunalverwaltungen haben oft eine zu geringe Lerngeschwindigkeit. Es gibt häufig keinen systematischen Blick darauf, wie Andere schon gute Problemlösungen entwickelt und erprobt haben. Fehler Anderer werden häufig wiederholt, gute Lösungen nicht erkannt, weil der Blick über den Tellerrand fehlt. – Reinhart Richter

 

Mark Schieritz führt eindrücklich vor, wie in dem Gewirr von Zuständigkeiten offensichtlich sehr viele Maßnahmen „der Regierung irgendwo zwischen Bundestag und Bürgern verenden“. Diesen Qualitätsverlust der staatlichen Verwaltung betrachtet jeder Bürger mittlerweile mit einigen Sorgen. Die Ursache für diese bedenkliche Entwicklung wird mit einigem Recht der ständig fortschreitenden Zentralisierung hoheitlicher Aufgaben zugeschrieben. Da kann der Vorschlag von Mark Schieritz, im Kanzleramt einen „Verwaltungszaren“ anzusiedeln, dessen Aufgabe es sein soll, Schwachstellen zu identifizieren und zu beheben, nur als Scherz verstanden werden.

1. Einstein hat uns einst verdeutlicht, dass wir mit den Denkmethoden, die uns Probleme schaffen, wir diese Probleme nicht lösen können. Merkwürdig, es besteht nicht die geringste Hemmung Strukturen immer größer zu machen, mit der Folge, dass Entscheider und Ausführende in einer Handlungskette immer mehr werden und sich immer weiter voneinander entfernen. Die Ausdünnung der Verantwortung könnte man gar nicht effektvoller organisieren. Wir müssten die Strukturen verkleinern, und zwar drastisch. Ob dann im Landratsamt ein „Verwaltungszar“ gebraucht wird, wird sich zeigen. Das Modell China ist das falsche. – Anselm Stieber

 


 

 

Leserbriefe zu „Liebe verdient … nicht genug“ von Sarah Connor

 

Frau Connor hat sich dafür entschieden, mindestens 4 Kinder haben zu wollen, finanziell unabhängig von jeglichen Partnern zu sein und ihre kreative Arbeit gegen eine entsprechende Gage auf den großen Bühnen feiern zu lassen. Auch für die Arbeit mit ihren Kindern will sie nun vom Staat bezahlt werden. Sie hätte dann nicht weniger zu tun, aber mehr Geld. Nicht schlecht, die Idee. Mehr ist immer besser. Wir können ja drüber reden. In Ihrer Küche steht dann eine Stechuhr, die ihre Arbeitszeiten misst. Eine kleine Kamera überprüft, ob sie in diesen Zeiten auch wirklich was Sinnvolles mit den Kindern macht (was sinnvoll ist, entscheidet der Staat) oder sich fachgerecht um den Haushalt kümmert (bei Trödeln gibt´s Abzüge). Nicht dass sie in ihrer bezahlten Arbeitszeit heimlich einen neuen Song dichtet. Wenn Frau Connor ihr fünftes Kind bekommt, gibt´s natürlich mehr Geld. Sie druckt sich einfach einen neuen Arbeitsvertrag aus und schickt ihn an den Staat. Da ihre Zeit ohnehin schon knapp und somit wertvoll ist, gibt´s einen extra-Bonus.

Liebe Frau Connor, So langsam fange ich an, Menschen zu verstehen, die für einen schlanken Staat kämpfen. Natürlich nicht nur wegen Ihnen, auch wegen bestimmter Ideen z.B. der abdriftenden Grünen, die mehr und mehr in die Privatsphäre eingreifen wollen und eine Umerziehung der Gesellschaft auf allen Ebenen anstreben. Wenn der Staat sich finanziell engagieren muss, damit jemand zu Hause sauber macht, dann ist von dieser Gesellschaft nicht mehr viel zu erwarten. Vielleicht ist Ihnen der Begriff der Eigenverantwortung geläufig. Wer sich für 4 Kinder (oder wie Ihre Eltern für 8 Kinder) entscheidet, der sollte auch imstande sein, diese zu versorgen, ohne jammernd und vorwurfsvoll nach dem Staat zu rufen. Liebe Zeit, Sie sind doch neutral. Vielleicht präsentieren Sie in Ihrer nächsten Ausgabe ein adäquates Gegengewicht zu diesem gewagten Text. Ich fürchte, ein Gastbeitrag von Eminem wird dafür nicht ausreichen. – Dr. Christian Voll

 

Es ist grotesk den Artikel in einer Zeit zu lesen, in der Männer deutlich stärker an einer Seuche sterben, aber vor allem Frauen zuerst geimpft werden. Natürlich kann man einwenden, dass es sich um einen Beitrag zum Weltfrauentag handelt und nicht zum Weltmännertag, zum Tag der ungleichen Lebenserwartung oder dem Tag der Empathielücke. Aber auch dann wäre die Berichterstattung vermutlich ähnlich einseitig. Immerhin muss man feststellen, dass die Geschlechter-Ungerechtigkeit bei der Vergabe von Impfungen thematisiert wurde, aber doch nur sehr verhalten, wenn man es mit der Lautstärke beispielsweise des Beitrags von Frau Connor vergleicht.

Dabei sind Frauen längst im Vorteil, sie leben länger und sind keineswegs unzufriedener mit diesem Leben. Sie sind seltener arbeitslos, seltener obdachlos und seltener drogensüchtig. Üblicherweise wird das mit einer natürlichen Geschlechterungleichheit gerechtfertigt (z.B. hier https://gesund.men/maennergesundheit-politik/). Doch die These, dass alle Vorteile von Männern auf Diskriminierung von Frauen zurückzuführen wären, alle von Frauen dagegen auf eine biologische Überlegenheit ist weder überzeugend, noch originell. Zu allen Zeiten wurde Ungleichheit zwischen Ethnien oder Geschlechtern damit begründet, dass sie „natürlich“ sei. – Tilman Weigle

 

Sarah Connor betont zurecht, dass viele Frauen – gerade in Corona-Zeiten – herausragendes für die Familie geleistet haben. Ob es dafür eine Entlohnung geben soll oder das verfügbare Einkommen paritätisch geteilt werden soll, kann diskutiert werden. Allerdings finde ich ihre Argumentation hinsichtlich der Rolle des Mannes in einer Ehe/Beziehung als geradezu anmaßend. Ganz offensichtlich ist Sarah Connor gedanklich noch in einem veralteten Rollenbild gefangen. Mag sein, dass Beziehungen in der Ü40 Generation (oder eher: je älter, desto wahrscheinlicher so eine Art der Beziehung) noch so geführt werden, aber in meinem Alter (Ende 20) ist das mitnichten der Fall. Das Vereinheitlichen ist einfach nicht mehr zeitgemäß.

Weder gehen alle Männer nur arbeiten und tun nichts für Haushalt und Familie, noch bleiben alle Frauen zu Hause und verzichten für ihre Familie (oder ihren Mann) auf einen Job oder müssen Job und Familie unter einen Hut kriegen, wobei der Mann nur den Job zu erledigen hat. Passend zum Weltfrauentag solche spaltarischen Zeilen zu veröffentlichen, sorgt bei mir nicht für mehr Sensibilität für das Thema, wie Familie und Job in Zukunft gestaltet werden können, sondern für Kopfschütteln und der Frage nach einem Weltmännertag, der genauso intensive Anerkennung findet (natürlich brauchen wir keinen Weltmännertag!). – Dario Foese

 

Mit Interesse und viel Zustimmung habe ich den o.g. Artikel gelesen. Dass Familienarbeit nicht genügend gewürdigt wird und dass es ungerecht ist, wenn diese anscheinend immer noch mehrheitlich von Frauen geleistet wird, sehe ich auch so. Ob das mit der „Bezahlung“ solcher Arbeit gelöst wird, lässt sich zwar fragen, nicht nur der Philosoph Michael Sandel warnt davor, zwischenmenschliches Handeln zu monetarisieren. Auf jeden Fall fehlt es aber an gesellschaftlicher Anerkennung.

Ich habe in letzter Zeit öfter solche Artikel gelesen, oft von Frauen, die sich teils über das mangelnde Engagement von Männern beklagen. Sicher zu recht. Ich frage mich nur: Warum sind zumindest in meinem eigenen Umfeld die Männer anders? Da kenne ich fast ausschließlich Familienväter, die wie selbstverständlich Job, Zeit mit Kindern und Haushalt mit ihrer Frau einigermaßen partnerschaftlich aufgeteilt haben.

Fairerweise sei eingeräumt: Zumeist arbeiten eher die Väter in Vollzeit, die Mütter in Teilzeit. Aber dass man auch als Mann regelmäßig kocht, wäscht, putzt, bügelt(!), an Kinderarzt-Termine und Lehrer-Emails denkt, ist unter meinen Freunden ganz normal. Im Lockdown hat sich das eher verstärkt. So sind mehrere meiner männlichen Kollegen zZ fast ausschließlich im Homeoffice, beschulen und bekochen neben der eigenen Arbeit jeweils mehrere Schulkinder, während die Frauen systemrelevant als Ärztinnen, Krankenschwestern und Lehrerinnen unterwegs sind. Klar, dass Mann da zu Hause gefragt ist. Wir machen nur (eigentlich) kein Bohei deswegen.

Was ist bei diesen Männern anders? Ich habe nachgedacht: Wir sind allesamt nicht besonders alternativ, nicht explizit frauenbewegt, tragen weder Vollbärte noch Zöpfchen, sind eher brave Bürger Mitte / Ende 40, hören Bach und lesen Grisham (und Asterix). Was uns eint, in diesem speziellen Fall: Der evangelische Glaube, das kirchliche Engagement und der hohe Stellenwert der Familie. D.h., wir sind so altmodisch, dass wir wissen: Familie ist nicht nur ein Vehikel zu persönlichen Wellness, sondern fordert den Einsatz aller. Kinder sind wichtiger als Karriere. Und wir sind so modern, dass wir Ehe selbstverständlich als Partnerschaft verstehen, ohne allzu feste Rollenverteilung. Sicher gibt es auch andere Faktoren, so schien die Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen auch an unserem früheren Wohnort im Nordosten Deutschlands besser zu klappen. Aber wie man Familie grundsätzlich versteht, spielt eben auch eine Rolle. – Matthias Clausen

 

Seit bestehen der Bundesrepublik verstößt dieses Land gegen Artikel 3 des Grundgesetzes. Frauen bekommen bis heute nur 50% früher 60% der Rente ihres verstorbenen Ehemannes. Ähnlich wie Frau Connor hat auch meine Mutter große Opfer gebracht und Ihren Beruf als Textilkauffrau zugunsten der Karriere meines Vaters aufgegeben und diesem Land zwei weitere Kinder und Steuerzahler großgezogen. Mein Vater konnte seinen hochbezahlten und hochversteuerten Beruf nur ausüben weil seine Frau ihm den Rücken frei hielt. Er hat stets alles was er erarbeitet hat mit meiner Mutter geteilt. Der Staat hingegen hat meine Mutter nach dem Tod meines Vaters mit einer geringeren Rente gestraft. So ergeht es fast allen Witwen in Deutschland. Und das nennt sich Rechtsstaat. – Stefan Burda

 

Der Artikel von Sarah Connor sollte bundesweit plakatiert werden, damit auch der letzte Mann kapiert, was es heißt einen Haushalt mit Kindern zu managen. Wir Frauen brauchen keinen Weltfrauentag, sondern die Achtung und den Respekt, verbunden mit einer anständigen Bezahlung, für die Arbeit, die wir leisten. Ich bin Zweitälteste von sieben Kindern und bin froh, einen Teil der Anerkennung meiner 90jährigen Mama zurück geben zu können. – Gisela Köhler

 

Ihr habt euch entschieden einer Frau ein Sprachrohr zum Weltfrauentag zu geben, welcher dieses Jahr unter dem Motto „Frauen in Führungspositionen: Für eine ebenbürtige Zukunft in einer COVID-19-Welt“ steht. Das Motto soll darauf aufmerksam machen (wenn ich es richtig verstanden habe), dass in systemrelevanten Berufen, ob Supermarkt oder Pflege, hauptsächlich Frauen beschäftigt sind und diese somit noch mehr Aufgabenlast haben, aber auch zu Hause in der Familie mit Homeschooling, etc. die unbezahlte Sorgearbeit der Frauen gestiegen ist, statt dass sie gerecht unter den Partnern aufgeteilt wird.

Ihr habt euch leider dagegen entschieden, dieses Sprachrohr an eine Intensivpflegerin zu geben. Ihr habt euch leider dagegen entschieden, dieses Sprachrohr einer überarbeiteten alleinerziehenden Mutter zu geben, die im Moment ihrem Beruf im Einzelhandel nicht mehr nachgehen kann und echte Existenzängste durchlebt. Ihr habt euch leider dagegen entschieden, dieses Sprachrohr an eine Frau zu geben, die durch den Lockdown noch mehr häuslicher Gewalt ausgesetzt ist. Ihr habt euch leider dagegen entschieden, dieses Sprachrohr an eine Frau zu geben, die vielleicht ihren Job aufgrund der Situation verloren hat, ihr männlicher Arbeitskollege aber nicht.

Ihr habt euch leider dafür entschieden dieses Sprachrohr an eine Frau zu geben, die nicht mal wusste, was für ein besonderer Tag anstand. Eine Frau, die anscheinend nicht zu schätzen weiß, welches Privileg sie genießen darf, dass ihr dieses Sprachrohr in die Hand gegeben wurde. Und die dann auf Missstände aufmerksam macht, die sie selber aufgrund ihrer glücklichen beruflichen Situation (und das sei ihr von Herzen vergönnt) wahrscheinlich niemals wirklich durchleben muss. Wie gut hätte man dieses Sprachrohr nutzen können… und den nachkommenden weiblichen Generationen zuliebe auch sollen. Schade. – Cathrin Fernando

 

Ich muss mich bedanken für diese klaren Worte, in denen ich mich zu hundert Prozent wiederfinde! Am meisten hat mich getroffen, dass Sie wütend sind, wenn jemand ihren Mann als gutes Exemplar bezeichnet, mit dem Sie Glück hatten. Denn ehrlich gesagt, mich macht das auch wütend, wenn das zu mir jemand sagt. Und ja, auch ich hab einen Mann, der die Kinder ins Bett bringt und staubsaugt. Aber glauben denn die Menschen, die ihn da als gutes Exemplar bezeichnen, er hätte das wirklich freiwillig gemacht? Und von alleine? Es bedurfte tausender Diskussionen und Streits bis mein Mann und ich da waren, wo wir jetzt sind.

Und wir sind immer noch nicht bei 50:50, wenn auch nicht weit entfernt. Ich musste verzweifeln, an meine Grenzen stoßen und fordern, fordern, fordern, bis ihm klar war, dass das System nicht gerecht ist und er zwar im Kopf immer Feminist war, aber das sehr schnell aufhört, wenn es darum geht die Küche aufzuräumen oder gar beruflich zurückzustecken. Es ist beruhigend und zugleich erschreckend, dass Sie sich mit den selben Problemen herumschlagen wie ich und tausende andere Frauen. Vielen Dank für diesen Beitrag in der Zeit. Es war ein inspirierender Artikel um wieder mehr Diskussionen auszuhalten und mit dem fordern nicht aufzuhören! – Johanna Rosenleitner

 

Mein Beitrag zum Frauentag……und meine Ergänzung zu dem Artikel der Sängerin Sarah Connors von letzter Woche (Zeit Ausgabe 04.03.2021). Frauen arbeiten zu Hause bis zur Erschöpfung. Warum wird das nicht bezahlt? Die Antwort ist eindeutig. „Frauenarbeit“ wird einfach weniger geschätzt und ist weniger wert. Selbst Frauen die „vieles erreicht haben“ (Anwälte, Juristen, Finanzdirektoren, Börsenanalysten, Politikerinnen zum Bei- spiel) schätzen Frauen, die „Frauenarbeit“ nachgehen, weniger ein. „Sie lebt von seinem Geld“ oder „arbeitet nur als Erzieherin oder Altenpflegerin“, das hört man öfters. Als wäre eine Frau die weniger verdient – oder nichts verdient -, da sie sich „nur“ um Haushalt und Kinder kümmert, ein Parasit. Das gleiche gilt übrigens für Männer, die, anstatt eines „tol- len und interessanten“ Beruf nachzugehen und sich „nur“ um Kinder und Haushalt küm- mern.

Das Corona-Virus hat uns endlich gezeigt, welche Tätigkeiten gesellschaftlich wirklich mehr geschätzt werden sollten – und leider sind es nicht die der Pencil-Pushers, Number- Crunchers und Celebrities mit 6 bis 8 oder mehrstelligen Einkommen. Traditionelle Tätig- keiten der Frauen – hierzu gehören alle Tätigkeiten der Pflege und Fürsorge sowie der Er- ziehung und Bildung, werden einfach nicht genügend respektiert und honoriert. Dazu kommt auch, dass seit langem von „alten Rollenbildern“ gesprochen wird (der Mann geht außer Haus einer Tätigkeit nach, die Frau bleibt „nur daheim“ – oder umgekehrt).

Frauen sollten nicht mehr von Männern abhängig sein, „ihr eigenes Geld verdienen“ – und so wei- ter und so fort. Dieser Meinung bin ich eigentlich auch, wäre da nicht ein kleines Pro- blem…. Wer kümmert sich um die Jüngsten und die Älteren von uns? Wer kümmert sich um die Kranken? Das ist kein Problem…, sondern eine Tatsache des Lebens! Allein aus diesem Grund hätte ich einen anderen Vorschlag, als den von Frau Connor, der nur vor- teilhaft ist für Menschen (Paare), die sowieso viel verdienen und viel besitzen.

Da „traditionelle Tätigkeiten der Frau“ notwendiger als je für die Zukunft gefördert werden müssten, schlage ich eine einmalige Rentenauszahlung vor. Diese Auszahlung käme zu der normalen Rente dazu. Beim Renteneintrittsalter (ob 65, 67 ist dabei egal) bekommen alle Menschen, die einem pflegenden oder sozialen Beruf nachgegangen sind, zum Bei- spiel, 1000 Euro für jedes Jahr ihrer Tätigkeit ausbezahlt. Vierzig Jahre als Krankenpfle- gerIn gearbeitet zu haben, zum Beispiel, würde dann 40.000,00 Euro Sonderzahlung (und Anerkennung) bedeuten – und Frauen und Männer, die Kinder oder ältere Familienange- hörigen versorgt hätten und dabei nichts oder nur sehr wenig verdient hätten, bekämen ebenfalls die gleiche Summe pro Jahr (zum Beispiel 1000 Euro pro Erziehungsjahr gestaf- felt nach Einkommen – Zahl der Kinder egal).

Diese einmalige Auszahlung wäre einfach zu finanzieren – über Einkommensteuern und Erbschaftsteuern. Diese Summen könnten von der Rentenkasse ausbezahlt werden. Erst wenn die “traditionellen Tätigkeiten der Frau“ honoriert werden – und dadurch respektiert werden – wird der Weltfrauentag zu feiern sein. Ansonsten feiern wir nur die Frauen (und sowie ganzjährig die Männer), „die es geschafft“ haben auf den Chefetagen zu landen. – Ellen Brändle

 

Ich kann Sarah Connor auch aus Männersicht hundertprozentig zustimmen. Erwerbsarbeit (aktuell noch überwiegend der Männer) und Sorgearbeit (aktuell noch überwiegend der Frauen) sind selbstverständlich für eine Familie gleich viel wert. Solange es aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist, diese paritätisch aufzuteilen, ist es natürlich viel besser in guten Zeiten zeitnah die verfügbaren gemeinsamen Ressourcen gerecht aufzuteilen und nicht bei einer möglichereweise strittigen Scheidung über Jahrzehnte rückwirkend alle möglichen finanziellen Zugewinne gegeneinander aufzurechnen.

Das 50/50-Modell hat darüber hinaus noch einen weiteren entscheidende Vorteil für Männer: Manche Männer könnten vielleicht ins Nachdenken kommen, ob eine 50 oder 60 Stundenwoche mit langer Anfahrt als alleiniger Lebensinhalt wirklich trägt, wenn hinterher beide das gleiche „Gehalt“ zur Verfügung haben. Das oft buntere, vielfältigere Lebenskonzept vieler Frauen (Beruf in allen Teilzeitvarianten, Kinder aufwachsen sehen, Haushalt eigenständig managen, Haus und Hof gestalten, — eventuell sogar noch ein Kurs bei der VHS…) könnte für manche Männer dann eine echte, attraktive Alternative zum gängigen Hauptverdiener Modell darstellen. Aber das ist ein anderes spannendes Thema…. – Dr Ulrich Mors

 

Vor dem Lesen des Kommentars habe ich mir zugegebenermaßen die gleiche Frage gestellt wie sich die Autorin selbst; warum also ein Statement von Sarah Connor zum Weltfrauentag. Zum einen: warum nicht? Zum anderen: hat sich gelohnt! Weil Frau Connor mit ihren dargestellten Ansichten schlichtweg Punkt und Nerv trifft; weil auch Männer „alter Art“ ihre klare Kritik nachvollziehen können müssten. Und es stimmt natürlich; viel zu feiern gibt es immer noch nicht, rund hundert Jahre nach der Feststellung, dass Frauen und Männer, dass wir alle gleichberechtigt (und somit gleichverpflichtet) sind. Denn auch hier ist die Verpackung des Themas größer als der Inhalt. Doch je mehr und je öfter kluge Menschen öffentlich Stellung beziehen und dabei für die tatsächliche, immaterielle und materielle Gleichberech- tigung und Entdiskriminierung der Geschlechter eintreten, desto mehr gewinnt unsere demokratische Gesellschaft im Ganzen.

Ausschließlich zur Überschrift des vorzüglichen Kommentars von Sarah Connor sei die offenbar allzu gefühlige Ein- schätzung erlaubt, die der wirklichen Gleichberechtigung und Teilhabe bislang leider wenig gedient hat: Liebe verdient Liebe und Achtung; sie verdient, geben anstatt nehmen zu wollen. Wie sonst könnten wir ihren unbezahlbaren Wert angemessen respektieren und würdigen. – Matthias Bartsch

 

Gerade habe ich Ihren Beitrag in der aktuellen Zeit gelesen. Ich möchte nun die Gelegenheit nutzen und auf ein paar wichtige Dinge hinweisen. Wir sind der gleiche Jahrgang, von daher dürften wir in einem ähnlichen gesellschaftlichen Klima groß geworden sein. Bei mir waren es aber vermutlich verschärftere Bedingungen, da ich in der schwäbischen Provinz aufgewachsen bin. Was die Leistung Ihrer Mutter angeht, so kann ich mich nur verneigen. Aber auch Ihr Vater musste für den Lebensunterhalt der Familie arbeiten und ausreichend Geld erwirtschaften; sie haben immerhin sieben Geschwister. Ich gehe sehr stark davon aus, dass alle Kinder im gegenseitigen Einvernehmen gezeugt worden sind.

Fatal wäre es nun, den damaligen Zeitgeist mit dem heutigen zu vergleichen, obwohl den Männern – in weiten Teilen – noch immer die Kompetenz in Sachen Kindeserziehung abgesprochen wird. Mal geschieht das offen, mal subtil. Man erntet übrigens nicht ausschließlich Beifall, wenn man als Mann für die Nestwärme sorgt – und zwar weder von Männern noch von Frauen. Beobachten Sie die Reaktionen, wenn ein Mann zum Beispiel in eine Krabbelgruppe kommt. Die alte Rollenverteilung ist noch in unseren Köpfen, mitunter wird sie sogar heftigst verteidigt. Darunter leiden auch wir Männer. Ich nahm bei meinem ersten Kind Elternzeit.

Dafür bekam ich enormen Gegenwind und es hagelte Spott und Kritik – hauptsächlich von weiblichen Vorgesetzten. Sie, Frau Connor, wissen, wie es ist, berufstätige Mutter zu sein und wichtige Momente zu verpassen, auch dann zur Arbeit gehen zu müssen, wenn das Kind krank ist. Wissen Sie aber auch, wie sich das für einen Vater anfühlt? Wissen Sie, wie es ist, wenn man nach einer Trennung zum Freizeitvater degradiert wird und nur noch von der Seitenlinie aus beobachten und zurufen darf, die Mutter das Wechselmodell zu verhindern versucht (weil sie z.B. die Kinder als ihre ansieht)? Wenn man gerne Liebe, Nähe, Empathie, das Knüpfen und die Pflege von Beziehungen, den Umgang mit Enttäuschungen und Misserfolgen lehren möchte – aber nicht soll. Wenn man loben, küssen, trösten, ermutigen, korrigieren und bewachen möchte – aber nicht soll.

Wenn man Zeit, Geduld und Liebe bis zur absoluten Erschöpfung geben will – aber nicht soll. Momente mit Kindern sind kostbar und emotional unbezahlbar – auch für Väter, und zwar trotz des ganzen Restes. Auch ich denke und brauche Ruhe, wenngleich ich mit meinen Resultaten nicht an die Öffentlichkeit gehe. Ich beschäftige mich ebenfalls mit meiner Umwelt, beobachte, lausche, lese, schreibe. Mit etwas Glück kommt irgendwann etwas dabei heraus. Wenn nicht, dann war eben der Weg das Ziel. Aus Ihrem Text lese ich übrigens eine gewisse Geringschätzung heraus, gerade so, als sei die Arbeit ihres Mannes eine einziges Zuckerschlecken. Die Hausarbeit dagegen: Fron. Wäsche kann man auch mal einen Tag unversorgt lassen, was jedoch, wenn einem der Chef wegen eines Abgabetermins auf den Füßen steht? Sterben Männer wirklich nur aufgrund ihres angeblich anderen Risikoverhaltens im Schnitt früher als Frauen?

Wir müssen aufpassen, dass wir unseren Kindern nicht vermitteln, dass sie und die mit ihnen im Zusammenhang stehenden Verrichtungen eine Art Höchststrafe seien. Und wir müssen darauf achten, die Erwerbsarbeit nicht zu sehr zu romantisieren. Pflichterfüllung kann glücklich machen, egal ob Haushalt oder Job. Vielleicht ließe sich so, in diesem Modus, dem einen oder anderen Mann, der es eben noch nicht verstanden hat, die Care-Arbeit schmackhaft machen. Gleichzeitig müssen wird gesellschaftliche und rechtliche Hürden abbauen, beide Seiten müssen Privilegien hergeben und nicht einseitig darauf beharren, die andere Seite möge doch auf etwas verzichten. Gleichberechtigung, bitte gerne. Dann aber konsequent.

Ihrer Forderung nach gleichen Löhnen stimme ich übrigens vollumfänglich zu, allerdings dürfen wir nicht unberücksichtigt lassen, wer welchen Beruf aus welchen Gründen ergreift und warum es wie zu ungleichen Einkommen innerhalb eines Haushaltes kommt. Bevor sich die Geschlechter gegenseitig zerfleischen, sollten wir vielleicht lieber hier ansetzen. Abschließend würde ich vorschlagen, dass wir nicht so tun, als ob 364 Tage eines Jahres Weltmännertag sei. Auch wir haben es mitunter schwer… … oder haben Sie schon Frauen gesehen, die bei einem Umzug immer bei den schwersten Kartons „Hier!“ rufen? Sie gestatten mir hoffentlich diesen kleinen abschließenden Scherz. – Volker Kaufmann

 

Ein großer Dank an Frau Connor. Treffender hätte man es nicht formulieren können. Noch eine Rose zum Weltfrauentag ertrage ich einfach nicht mehr! – Oya Schwab

 

Die Welt, in der Sarah Connor lebt und die in ihrem Beitrag deutlich wird, lässt mich angesichts ihrer Schlüsse, die sie daraus zieht, mit einigem Erstaunen und einer gewissen Ratlosigkeit zurück. Kaum ein Mann, den sie kennt, hätte Veränderungen erfahren durch die Corona-Situation? Ich kenne fast nur Männer, die durch plötzliches Home-Office mit allem, was dazu gehört, ihren Alltag komplett umsortieren mussten. Dass das in der Branche der Kulturschaffenden, zu der Sarah Connor gehört, nicht vorkommen soll, ist schwer zu glauben.

Ihr Mann, von dem sie schreibt, dass sie mit ihm ohne Zweifel großes Glück hätte, kocht nach elf Jahren zum ersten Mal? In sehr vielen Familien, die ich kenne, kochen beide Partner und teilen sich die Arbeit und haben sogar entdeckt, dass das gemeinsam auch Freude machen kann. Die Frau müsse fragen, ob sie sich das oder jenes leisten darf? Auch hier kenne ich fast nur Familien, die miteinander absprechen, wenn es um größere Beträge geht. Viele Partner, so wie wir auch, haben auch einfach ein Gemeinschaftskonto.

Geradezu grotesk scheint mir aber die Forderung oder „Vision“ nach einer Bezahlung der Arbeit durch den Staat. In kaum einem anderen Land wie in Deutschland werden Familien finanziell so gut unterstützt. Schon mal als Familie in den USA gelebt? Vielleicht hat das aber auch mit den eigenen Ansprüchen zu tun – wer muss schon zweimal am Tag kochen? Wie so oft, ist es problematisch, von sich und seiner Lebenswelt auf das Allgemeine zu schließen. Zumindest scheint mir das die Grundproblematik dieses Beitrags zu sein. – Ansgar Hoffmann

 

Von Sarah Connor als Sängerin oder sonst was habe ich als über 70 Jahre alter Mann noch nie gehört. Aber dieser Artikel stellt in seiner einfachen und überzeugender Klarheit alles in den Schatten, was ich seit langer Zeit je von Sozialwissenschaftlern und Feministinnen aus Stellungnahmen Umfragen, Abhandlungen und Statistiken zum Thema Leistungsgerechtigkeit für Kinder erziehende und versorgende Mütter gelesen und zur Kenntnis genommen habe. Allein der übliche Vorgang, dass irgendeine irgendwie bekannte Frau aus Anlass des Weltfrauentages aufgefordert wird, wieder einmal irgendetwas irgendwie Passendes zu diesem Thema zu sagen, stößt Frau Connor zu Recht sauer auf, weil dabei deutlich wird, wie nachlässig und oberflächlich die allgegenwärtige Problematik der Kinder erziehenden Mütter in unserer Gesellschaft angesehen wird.

Die Gleichwertigkeit der außerhäuslichen Erwerbsarbeit der Väter und der häuslichen Erziehungsarbeit der Mütter ist mit allen Lippenbekenntnissen, Halbe-Halbe-Apellen und Ehrentagen noch bei weitem nicht zu wirklicher Anerkennung und Ausführung gekommen. Nur durch die simpel von Frau Connor geforderte hälftige Teilung des Einkommens ist ein gerechter Ausgleich zu schaffen. Auf andere Art sind die Väter nicht zum Verzicht auf ihre Vorteilsstellung zu bewegen. Bei der Hartnäckigkeit der Männer sollte der Staat bis zur Erreichung dieses gerechten Traumzieles den Müttern für ihre Erziehungsarbeit einen gerechten Lohn zahlen. – Dr. Walter Simma

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer hat die Verantwortung?“ von Marc Brost et al.

 

Die Verantwortung ist doch ganz klar geregelt. Zwingend und unabdingbar hat jeder Mensch für sich und sein verhalten die Verantwortung. Das ist sozusagen ein Naturgesetz. Die Meisten sind nur zu träge oder feige sie zu übernehmen und verdrängen diesen Fakt. Jeder Verstoß gegen das, was vernünftigerweise zum Schutz vor Covid-19 getan werden sollte, unabhängig von den gesetzlichen Regelungen, fällt potenziell in die Rubrik (schwere) Körperverletzung oder Totschlag. Unabhängig von den vielen Fehlern, die Politiker verschuldet gemacht haben, ist es ein feiger Versuch sich aus der eigene Verantwortung zu stehlen, wenn man nur auf die Politiker (oder allgemeiner: die anderen) zeigt. – Iman Schwäbe

 

Ihr Artikel auf Seite 3 der aktuellen Ausgabe mit dem Titel „ Wer hat die Verantwortung?“ hat mir von der Seele gesprochen. Danke. In Krisen trägt besser nur einer der Hut, sonst wird es eine Katastrophe. Diese Binsenweisheit kennen wir aus dem Alltag vom Einsatz der Feuerwehr. Hamburg hat ein historisch herausragendes Beispiel von mutigem Handeln in der Flutkatastrophe 1962. Der „Hutträger“ hieß damals Helmut Schmidt. Er hatte die Courage nach dem Motto zu handeln „kenne alle Regeln und breche sie“ – das hat tausenden Menschen damals das Leben gerettet. Seiner politischen Kariere aber hat diese Haltung keinen Schaden zugefügt.

Was mich jedoch in dieser „Gemeinschaftsarbeit von vier Journalisten“ in Wallung bringt ist die Sprache. Den Fokus lege ich auf den letzten Absatz. Ich zitiere: „In einer Krise vom Ausmaß dieser Pandemie werden Fehler gemacht, …“ nein, es passieren Fehler! Es ist für mich gruselig, wenn Fehler gemacht werden, denn das ist Vorsatz. Das Wort „machen“ beschreibt für mich eine aktive Handlung. Aus meinem Sprachverständnis ist die Formulierung „es sind Fehler passiert“ die sachlich und politisch korrekte. Erstens, weil sie die Suche nach einem Schuldigen relativiert und zweitens, weil sie zur Fehlersuche und Fehlerabstellung auffordert oder einlädt. Diese Erfahrung habe ich in Jahrzehnten im industriellen Kontexten immer wieder beobachten können. Sie führt am Ende des Tages zum „Null-Fehler-Ziel“. Hilfreich ist dabei, wenn das Verständnis und die Fähigkeit vorhanden ist, in Prozessen zu denken. – Jörg Puttfarken

 

Ein hervorragendes Textwerk! Auch Neuwahlen werden den „systemischen“ Zustand nicht ändern. Aber, bleiben sie am Ball. – W. Kleinschmidt

 

Ein sehr guter Beitrag. Sie bringen alles auf den Punkt. Das Virus hat die ganze Ohnmacht der Politik offen gelegt. Überall wird auf die AfD geschimpft. Vergessen wird dabei, das viele Bürger von der jetzigen Politik die Schnauze voll haben. Die jetzigen Politiker waren es, warum viele Bürger die AfD gewählt haben. Die haben sie erst dorthin getrieben. Ich selbst war kurz davor, die AfD zu wählen. Wenn weiter gewurstelt wird, werde ich es das nächste Mal tun. – Gunter Knauer

 

Endlich ein Beitrag, der in die Tiefe auch von Systemfragen geht! Es ist höchste Zeit, nicht nur über Ineffizienz des Corona-Managements zu klagen, sondern auch die unzureichende egoistische und ängstliche Handhabung des Föderalismus aufzudecken. Es hat mich gefreut, dass die Position von Herrn Möller genannt wird, wonach unsere jammernden Parlamentarier jederzeit einen eigenen Änderungsbeschluss zum Infektionsschutzgesetz fassen könnten, der dem Bund in dieser Krise volle Kompetenz gibt. Da fehlt im Parlament offenbar Wissenshintergrund und Mut. Auch die ausgedünnte Verwaltung kann kaum noch helfen, zumal wenn sie auch noch ungern genutzt wird (weil es dann angeblich schneller und einfacher geht).

So werden dann die administrativen Voraussetzungen für die Wirksamkeit von Beschlüssen verkannt. Hinzu kommen die Erschwernisse der Bund-Länder-Kooperation („Schlangengrube“), die inzwischen durch ein gewachsenes Machtbewusstein der Länderseite geprägt ist, und durch Ängstlichkeit auf der Bundesseite. Offenbar sieht der Bund nach früheren Erfahrungen keine Erfolgschance mehr, den Ländern entschiedener gegenüber zu treten, um wenigstens jetzt den Verantwortungswirrwarr zu bereinigen. Schon vor vielen Jahren haben die Länder (zum Städtebauförderungsgesetz) gerichtlich erreicht, dass der Bund seine Finanzhilfen nicht mit inhaltlichen Verwendungsauflagen versehen darf. Später haben dann Föderalismusreformen den Ländern auf deren Drängen z.Bsp. den Sozialen Wohnungsbau überlassen, mit der Folge, dass dort seitdem wenig geschehen ist.

Im Ergebnis ist das Grundgesetz in den letzten Jahren in Sachen Bundesfinanzhilfen ziemlich verstümmelt worden. Die ursprüngliche Idee, Mischfinanzierungen zu entflechten, um klare Verantwortungsbereiche zu erhalten, ist in der Praxis pervertiert. Der Bund darf zwar Geld geben, hat aber nichts mehr zu sagen. Erfolgskontrolle ist behindert. Jetzt haben wir erst recht ein ineffizientes Bürokratie-Durcheinander mit verwischten Verantwortungen. Unser Föderalismus hat eine bessere Struktur verdient – er ist akut reformbedürftig. Vom Standortfaktor Deutschland oder Vertrauen der Bürger in die Politik mag man schon nicht mehr reden. – Günter Wankerl

 

Unser Land braucht Führung Ich bin überzeugt davon, dass ein Bundeskanzler Helmut Schmidt sich eine solche Kakophonie, wie sie zurzeit zelebriert wird, nicht hätte bieten lassen. Und zwar trotz des Beziehungs- und Zuständigkeitsgeflechts von Bund, Ländern und Gemeinden. Denn die Durchgriffsmöglichkeiten von „oben nach unten“ sind ja gegeben, wie der Verfassungsrechtler beispielsweise beschreibt. Man muss sie nur nutzen und auch durchsetzen wollen. Aber auf dieses Kräftemessen will es Frau Merkel – sicherlich aus guten Gründen – in diesem Landtags- und Bundestagswahljahr nicht mehr ankommen lassen.

Dennoch: Unser Land braucht Führung, gerade in Zeiten der Pandemie, und nochmals Führung auf allen Ebenen in den jeweiligen Zuständigkeitsbereichen von Bund, Ländern und Gemeinden, und zwar im strategischen und operativen Geschäft. Dazu können Leitlinien helfen, die mich in meinem Jahrzehnte langen beruflichen Werdegang im öffentlichen Dienst maßgeblich geprägt haben. Zum einen sind von Bundespräsident Richard von Weizsäcker die Worte überliefert, die heute noch Gültigkeit haben: „Bedenkenträger haben wir genug, wir brauchen Menschen, die handeln.“ Zum anderen lautet eine ebenso dauerhaft gültige Leitlinie des Verwaltungswissenschaftlers Thomas Ellwein:

„Man muss das Gesetz so lange streicheln bis es passt“, ohne Rechtsbruch zu begehen. Beide Leitlinien helfen den verantwortlich handelnden Personen und liefern vor allem die Lösungen. Denn wir brauchen Lösungen, über die es zu entscheiden gilt, und keine Probleme, die immer nur hin und her geschoben werden. Und da lobe ich mir zum guten Schluss die Pandemiebeauftragte des Landkreises Tübingen, Frau Dr. Lisa Federle. Sie macht kein langes Federlesen, sondern entscheidet und handelt. Ein Bravo auf die Dame. – Rainer Häusler

 

Die geschilderte Problematik ist eine alte deutsche Tradition: Das Reichskammergericht (1495-1806) hat die „Lange Bank“ als Problemlösung erfunden. Der letzte Mensch, der den Sinn der Kultusministerkonferenz (1948-?) verstanden hat, ist vor langer Zeit verstorben. – Peter Pielmeier

 

Ein kluger Beitrag der 4 Autoren! Die Verantwortungslosigkeit wird sich aber wohl nicht ändern. Damit es so weit kommen könnte, dass die Kanzlerin die Pandemiebekämpfung zentralisiert und sie und der Bundestag Verantwortung für beschlossene Maßnahmen übernehmen, müssten die verschiedenen Bekämpfungskonzepte auf einen zentralen Prüfstand und in einer gemeinsamen Aktion aus verschiedenen Perspektiven, virologischen, epidemiologischen, soziologischen, ethischen, begutachtet und gegeneinander abgewogen werden. Fokussierte Blickrichtungen und Perspektiven müssten sich öffnen für andere, am Allgemeinwohl orientierte. Wobei dies wahrscheinlich an der Definition des Allgemeinwohls scheitern würde. Und an der Öffnung der Blickrichtungen. Oder an der Zulassung der verschiedenen Bekämpfungskonzepte. My Tellerrand is my Horizont. – Giorgio Zankl

 

In ihrem Beitrag „Wer hat die Verantwortung“ in der Zeit vom 4.3 auf S.3 fordern Sie „ein verbindliches Konzept zur Pandemieabwehr“ ein, und beklagen, dass nichts „so sehr geschadet“ habe, wie „dieses Durcheinanderreden nach den Corona-Runden im Kanzleramt“. Aber woher kommt dieses Durcheinanderreden eigentlich? Ihr Autor schuldigt die „Zuständigkeitsdiffusion zwischen Ländern, Bund und Europa“ an (man könnte noch die Kommunen hinzufügen), aber eine gestaffelte subsidiäre Zuständigkeit dürfte bei fast allen Problemen einer vernetzten globalisierten Ökonomie die Regel sein.

Meines Erachtens macht der Autor nicht genug deutlich, dass dem „Verantwortungsnebel“ aber erst einmal ein Wissensdunst vorausgeht: SARS-CoV2 ist immer noch ein neues Virus, und wir kennen weiterhin viele Parameter seiner Ausbreitung nicht, und vor allem haben wir ein viel zu begrenztes Verständnis der Effektivität der verschiedenen Kontrollmaßnahmen (z.B. div. Maskentypen, Aerosolverminderung, Verhaltensbeeinflussung, Einsatz von Schnelltests, Kontaktgruppengrößen etc.), um ein wirklich wissenschaftlich begründetes Konzept zu entwickeln. Die Verantwortlichen hätten zunächst den Mut haben müssen, der Bevölkerung zu sagen „Wir wissen nicht (sicher), was wirkt, und wir müssen es – wissenschaftlich kontrolliert – ausprobieren“.

Dann haben sie versäumt, zu überprüfen ob das Mandat und die gesetzlichen Grundlagen sowie die personelle Ausstattung und die Qualifikationen der zuständigen Behörden und Institutionen (vor allem RKI, Gesundheitsämter und universitäre Forschung, vor allem in den Bereichen Epidemiologie und Public Health) so gestaltet sind, dass im Fall einer solchen Pandemie neben der notwendigen virologischen, immunologischen und medikamentösen und Impfstoffforschung schnell ein umfangreiches Programm operationaler Interventionsforschung aufgelegt und umgesetzt werden kann; gerade der viel beklagte Flickerlteppich im Einsatz der Maßnahmen hätte, wissenschaftlich strukturiert und ausgewertet, schon frühe Forschungsergebnisse ermöglicht, ebenso wie z.B. eine umfangreichere und strukturiertere elektronische Erfassung und Auswertung der Daten der Kontaktverfolgung durch die Gesundheitsämter.

Auf dieser Grundlage hätte ein in seinem Mandat und seiner Kapazität erweitertes RKI oder eine analoge Institution umsetzbare Szenarien und Optionen für politisches Handeln entwickeln können, auf die sich die Politik in Ihrer Entscheidungsfindung hätte beziehen können. Das im Laufe des aktuellen Ausbruches noch umzusetzen, dürfte schwierig sein; auf jeden Fall gebührt diesem Aspekt ein prominenter Platz in der Aufarbeitung der Pandemie und den Konsequenzen für zukünftige Politikgestaltung (ein Blick auf die britische Forschungslandschaft im Public Health-Bereich könnte hier sehr nützlich sein).

Das Bewusstsein über den erschreckenden Mangel an gesichertem Wissen über SARS-CoV2 und seine Kontrolle ist in der Öffentlichkeit nicht ausreichend entwickelt, und auch nicht immer bei den Autoren der Zeit vorhanden, die in einen Beitrag vom 11.2.21 im Inhaltsverzeichnis ankündigen: „Wissenschaftler zeigen erstmals, wie ein sicherer Schulbetrieb in Zeiten der Pandemie aussehen kann“ , und zitieren dabei eine jüngst publizierte Leitlinie „Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle der SARS-CoV -2-Übertragung in Schulen“1. Allerdings wird in der Studie für keine (!) der 24 diskutierten Maßnahmen eine „hohe“ oder „mittlere“ Evidenz angegeben, für zwei wird eine „niedrige“, und für weitere vier eine „sehr niedrige“ Evidenz angegeben.

Das heißt für die übrigen 75% der bewerteten Maßnahmen gibt es lediglich (Experten-)Meinungen, wobei diese auch in manchen Fällen nicht einheitlich sind. Trotzdem kommen die ZEIT-Autor*innen zu dem Schluss: „Aus [der zitierten Leitlinie] … lässt sich erstmals eine realistische Gesamtstrategie für einen Präsenzbetrieb in Schulen ableiten, der auch unter Pandemiebedingungen verantwortbar wäre.“ Aus meiner Sicht scheint die Leitlinie aber eher den Stand des existierenden Nicht-Wissens zusammenzufassen, und die Ableitung einer Gesamtstrategie bleibt daher weiterhin eher dem gesunden Menschenverstand als der empirisch-wissenschaftlichen Begründung überlassen. – Dr.med. Walter Seidel MPH

 

Ein Kompromiss ist eine Übereinkunft durch gegenseitige Zugeständnisse, so ähnlich steht das im Deutschen Universal-Wörterbuch „DUDEN“ beschrieben! „Ein Kompromiss ist das beste Ergebnis, das man erzielen konnte. Und das schlechteste, das man erreichen konnte“, das sagte einst Erhard Blanck (*1942), ein deutscher Schriftsteller, Maler und Heilpraktiker, dazu. Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt und Präsident des Bundesrates versuchte den Begriff „Kompromiss“ heute Morgen im Radio, auf seine Art und Weise zu erklären.

Die „Lockdown-Hinterzimmer-Verlängerungskonferenz (17er-Rat)“ dazu, die fand, wie schon so oft in Berlin statt, und da Markus Söder gerne durch der Gegend reist, war dieser natürlich auch wieder „live & direct“ vor Ort und dort! Fazit: An dem Inzidenz-Fetisch darf weiterhin nur dieser „17er-Rat“ rütteln, und bis zum 28. März wird weiterhin „ene mene muh“ gespielt. „Ein Kompromiss ist dann vollkommen, wenn alle unzufrieden sind.“ (Aristide Briand, 1862-1932, französischer Rechtsanwalt, Journalist, Außenminister und Friedensnobelpreisträger) – Klaus P. Jaworek

 

Die Frage lässt sich meines Erachtens eigentlich recht klar beantworten: Für die zu späte Lieferung zu geringer Impfstoffmengen sind in erster Linie die zuständige EU-Kommissarin Stella Kyriakides und die Verhandlungsführerin Sandra Gallina verantwortlich, sodann Ursula von der Leyen als Präsidentin der Kommission und jene Regierungschefs, die den Impfstoff möglichst preiswert einkaufen wollten und dafür wertvolle Zeit bis zur Bestellung verstreichen ließen. Aber auch der deutsche Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat bei der Impfstoffbeschaffung versagt, denn als deutlich wurde, dass die EU nicht rechtzeitig und nicht genug Impfstoff bestellt, hätte er für Deutschland im nationalen Alleingang Impfstoff kaufen müssen:

Er ist der Gesundheitsminister Deutschlands, nicht der EU. Zuvor hat Herr Spahn bereits bei der rechtzeitigen Beschaffung hinreichend vieler medizinischer Masken und sonstiger Schutzkleidung versagt. Das hat Zehntausende die Gesundheit oder sogar das Leben gekostet. Versagt haben ferner die deutschen Ministerpräsident*innen, denen die Umfragewerte in ihren Bundesländern offensichtlich wichtiger waren und sind als die Bekämpfung der Pandemie.

Versagt haben außerdem der Bundestag und insbesondere die Bundestagsabgeordneten der Regierungskoalition, wenn der Bundestag tatsächlich befugt war bzw. ist, den Ministerpräsident*innen die Entscheidungsgewalt bezüglich der Bekämpfung der Pandemie zugunsten der Kanzlerin zu entziehen, weil die Abgeordneten der Regierungskoalition das eben nicht getan haben, obwohl es sinnvoll gewesen wäre und Zehntausenden das Leben sowie Hunderttausenden die Gesundheit gerettet hätte und in Zukunft noch retten würde. Übrigens: Der Artikel lässt sich wegen des Layouts nicht sonderlich gut lesen. Die Raute hätten Sie sich sparen können. – Dr. Ulrich Willmes

 

Zu langsame Impfstoffbeschaffung aus Rücksichtnahme auf Frankreichs Interessen: Von der Leyen und Spahn bekommen die Schuld. Flüchtlingskrise Spätsommer 2015 ohne Konzept: Die Bürgermeister oder „rechte Kräfte“ sind schuld. Energiewende im Sommer 2011 und jetzt noch Kohleausstieg ohne Ahnung über die Konsequenzen ab 2023: Die BNetzA oder „Konzerne“ sind dann am Black-Out schuld. Nie ist die Kanzlerin in der Verantwortung! Es ist vor allem Frau Merkels Politikstil, politisch gutgemeinte Entscheidungen zu treffen, dann aber keinen konkreten Plan zur Umsetzung zu formulieren, sondern alles diffus zu lassen. Im Norden sagt man jedoch: Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

„Wer hat die Verantwortung Seite 3. 04.März 2021“ beschreibt das Phänomen, wie in Deutschland gerade regiert wird. Ich finde, dass das Problem an der großen Koalition liegt. Da es durch die große Koalition keine starke Opposition in Bundestag gibt. In der Demokratie braucht man zwar den Streit, aber man muss auch den wirksamen Streit im System haben. Nur dann wird man in der Politik debattieren, korrigieren und Verantwortung übernehmen. Moment finden eine MP Konferenz nach anderen statt. Sie schieben sich die Verantwortung hin und her wie Taichti üben, und keiner fühlt sich zuständig. Eine lebendige Demokratie braucht Kritik, zur Korrektur. Sonst ist die Demokratie wie ein Fisch im toten Wasser. Er kann nicht lange leben.

Ich frage mich, wie so nach einem Fehler noch ein anderer Fehler passieren kann und doch Herr Spahn noch im Dienst bleibt. Das ist nicht zu fassen. Wo ist die Oppositionspartei? Keiner fordert das? Oder das ist jetzt eine katastrophale Zeit, dürfen Fehler passieren, keiner darf einen Rücktritt verlangen? Wenn die regierenden Parteien die überwiegenden Stimmen in Bundesparlament haben, gibt es keine Stimmen der Opposition mehr. Das bedeutet, wenn ein Wagen in die falsche Richtung gelenkt wird, wird keiner laut schreien können. Man sieht den Wagen gegen die Wand fahren, keiner kann das Lenkrad greifen und korrigieren. Das ist das Bild das Deutschland heute zeigt.

Die große Koalition ist schön für die Regierung. Sie kann bequem regieren. Die Politiker haben am Anfang lange diskutiert und den Koalitionsvertrag unterschrieben. Die Pandemie kann unerwartet, und nun muss hart und korrekt entschieden werden. Die Strategie für Masken und Impfungen sind entscheidend. Für beide ist Herr Spahn zuständig, aber unfähig. Wenn die Demokratie sich nicht mehr selbst korrigiert lässt, dann wird man an ihr verzweifeln. Das wollen wir nicht haben. Wir bleiben wachsam. –Uie-Liang Liou

 

Wieder einmal ein begrüßenswerter Beitrag mit offenen Karten. Leider wird daraus keine Debatte. Die Verantwortlichkeit en sind m. E. klar und eindeutig geregelt. Sollte das jedoch de facto nicht der Fall sein, gibt es Verantwortlichkeiten, das Versäumte nachzuholen. Das Grundgesetz nimmt die Bundesregierung, geführt vom Kanzler oder von der Kanzlerin in die Pflicht. Vor der Macht der Entscheidung steht die Richtlinienkompetenz und die Kontrolle des Kanzlers bzw. der Kanzlerin. Auf Fragen nach der Verantwortlichkeit der Kanzlerin und der Minister gibt sich die Öffentlichkeit mit dem zufrieden, was gerade dazu von den Betroffenen geäussert wird. Die Bundesvermögensverwaltung schliesst „wasserdichte“ Verträge über den Verkauf von Liegenschaften. Manche Notare stöhnen, wenn ihnen die Entwürfe der Bundesvermögensverwaltung vorgelegt werden. Im Bundesverkehrsministerium ist das sicher ebenfalls möglich, wenn kein Einwand „von oben“ kommt.

Der Pharmaindustrie werden Hunderte Millionen Euro Steuermittel für die Entwicklung von Impfstoffen geschenkt. Worin besteht die vertraglich vereinbarte Gegenleistung, wurde ein Preisrabatt gegenüber anderen Bestellern oder eine bevorzugte Belieferung vereinbart? Nicht nur die Regierenden, auch die Öffentlichkeit denkt solche Fragen aus meiner Sicht nicht in jedem Falle zu Ende. Es ist bezeichnend, dass die Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten und -präsidentinnen um Massnahmen gegen die Pandemie ringt. Im Kanzleramt treffen sich vor allem berufliche Quereinsteiger, um ihre politischen Aufgaben zu lösen.

Hauptberuflich aktiv werden, erleben einige offensichtlich einen Kulturschick angesichts des Gewinns an Macht und Einfluss. So überschätzen sich entscheidende Politiker scheinbar Maßlos. Frau Merkel dürften Begriffe wie Denkwerkstatt, Thing-Tank, Schwarmintelligenz nicht fremd sein. Habe ich Meldungen über ähnliche, interdisziplinäre Veranstaltungen der Bundeskanzlerin verpasst? Ich habe nur bemerkt, dass Frau Merkel sich ausgesuchte Experten aus dem Fach Virologie in dass „Kanzlerinnenamt“ eingeladen hat. Aus meiner Sicht ist jedoch eineinterdisziplinäre, sachliche Debatte aller Bereiche der Gesellschaft notwendig. Niemand stellt die Frage nach der Qualität der Aufgabenstellung für eine App zur Nachverfolgung von Infizierten. Wurde die Entwicklung der Nachverfoigungs-App ausgeschrieben? – R. Renaux

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Haushaltsloch“ von Tina Hildebrandt

 

Nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer sind jeweils die Hälfte eines Paares. Das ist offensichtlich. Solange kein Kind da ist, können beide gleichzeitig auch autonome Individuen sein und sich jeden Partner suchen, den sie wollen. Das ist unglaublich spannend und herrlich prickelnd. Doch erst ein gemeinsames Kind macht eine Liebschaft zu einem echten Abenteuer. No way back. Hinein in´s Leben. Es gibt allerdings einen kleinen Haken. Denn obwohl viele Menschen noch davon träumen: Es gibt kein echtes Abenteuer ohne echtes Risiko.

Doch die Glücksforschung vermeldet tröstliche Erkenntnisse. Den Frauen geht es relativ gut, auch wenn die Unglücklichen das nicht immer wahr haben wollen. Es lebe das mündige Paar! p.S.: Wer hätte eigentlich Frau Wolf mit einem eigenen Zimmer und 500 Pfund im Jahr versorgen sollen? Irgendein Versorger…? Autonomie durch Versorgung…? Und vielleicht spricht es eher für die Frauen, dass sie sich um irdiische Dinge kümmern und nicht von einer Flucht auf den Mars träumen, wie der völlig durchgeknallte Herr Musk. – Dr. Christian Voll

 

Wenn ich in Ihrem aktuellen Artikel lese, warum es Ihrer Meinung nach so viel weniger Frauen als Männer mit großen Plänen und großen Geldbeuteln gibt, so möchte ich anmerken, dass auch Männer sich anpassen müssen an genau diese Welt, die von männlichen Bildern, Archetypen und Spielregeln bestimmt ist. Ich möchte Sie bitten, mal darüber nachzudenken, wer – wenn es so ist, wie Sie schreiben, dass ja eigentlich nur Frauen Kinder erziehen – dem Nachwuchs dieses Weltbild eigentlich vermittelt. Es soll übrigens Männer geben, die sich liebend gern um ihren Nachwuchs kümmern bzw. kümmern würden. Mitunter kann es jedoch vorkommen, dass die Mutter damit nicht einverstanden ist. Das kann natürlich verschiedene Gründe haben.

Vielleicht erachtet man den Vater für nicht geeignet, obwohl man ihn ja, im Regelfall, als Vater des Kindes/der Kinder auserkoren hat. Frau könnte das Kind/die Kinder auch als Eigentum betrachten, wodurch sich nicht nur Nachteile für sie ergeben. Wenn wir über Gerechtigkeit sprechen wollen, dann müssen wir z.B. auch über von ihren Kindern getrennte Väter sprechen, über Unterhaltsrecht, Aufenthaltsbestimmung, Umgang und Sorge. Wenn Sie Virginia Woolf zitieren, so muss ich auf folgende Aussage, siehe Zeit Online, hinweisen: „Frauen wollen nicht nur Kinder gebären, damit andere sie betreuen.“ Also, bitte weg mit den Rahmen! Frauen wie Männer können Opfer der Gesellschaft sein oder werden, man muss hier nur genauer hinschauen. Mir ist das alles zu einseitig. – Volker Kaufmann

 

Beiträge wie diesen wünsche ich mir nicht nur in zeitlicher Nähe zum Internationalen Frauentag. Täglich gewinnen wir neue Erkenntnisse. Dabei haben wir doch seit Jahrzehnten schon genügend davon. Wir kennen die Situation der Frauen und ihren durch den Verstärker Pandemie noch besser sichtbaren wirtschaftlichen und sozialen Abstand zu den Männern bestens, haben sogar die passenden Messwerte dafür. Und was tun wir? Viel zu wenig und oft das Falsche. Familien- und sozialpolitische Instrumente stellen einen Zick-Zack-Kurs dar, widersprechen sich und schaffen falsche Anreize. Das Ehegattensplitting, die unzureichende Berücksichtigung der Lebensleistung in der Rentenversicherung, die Gestaltung der Elternzeit und zu hohe Kita-Beiträge sind nur einige Beispiele dafür. Und auf dem einzigen geraden Weg – dem in die Altersarmut – verschleißen sich die Frauen in zermürbenden Anpassungsprozessen.

Ich kann Frau Hildebrandt nur zustimmen. Die materielle Unabhängigkeit und Absicherung ist die Basis für längst überfällige Veränderungen. Dieses Ziel können Frauen (und Männer) aber nicht allein durch ihre bewusste und individuelle Entscheidung erreichen. Hierzu bedarf es einer gesamtgesellschaftlichen Grundüberzeugung und dem Gestaltungs- und Umsetzungswillen von Politik, Unternehmen, Gewerkschaften, Verbänden und von uns Allen. – Gertrud Kirf

 

Ich finde es wirklich sehr bedauerlich, dass beim Stichwort Hausfrau immer nur das Bild des benachteiligten Heimchens am Herd heraufbeschworen wird, das einem Dasein in Altersarmut entgegenputzt. Nein, Frau Hildebrandt, Frauen und Männer MÜSSEN die Aufgaben nicht neu verteilen, weil dies dem aktuellen Mainstream und vielleicht Ihrer Vorstellung von Gleichberechtigung entspricht. Man darf die Aufgaben neu verteilen, wenn dies einem von beiden ein Anliegen ist. Gleiche Verteilung der Aufgaben führt aber noch lange nicht zu einer gleichberechtigten Beziehung, so naiv sind Sie hoffentlich nicht. Man kann durchaus die Hauptlast im Haushalt übernehmen, und gleichzeitig emanzipiert und auf Augenhöhe mit dem Partner leben. Vielleicht war es Frau Hildebrandt bisher nicht vergönnt, solche Frauen bzw. Partnerschaften kennenzulernen?!

Der Ansatz von Frau Connor im Ressort Streit ist da schon deutlich respektvoller: solange Haushaltsarbeit keinen Stellenwert und keine ( monetäre) Anerkennung erfährt, muss das Einkommen des Partners als gemeinsames Einkommen angesehen werden. Im Traum wäre mein Mann noch nie auf die Idee gekommen, mir Rechenschaft für eine Ausgabe abzuverlangen. Ich bekomme kein Haushaltsgeld, sondern habe Zugriff auf unser gemeinsames Konto, und verwalte unsere Finanzen. Jeder sollte seine Partnerschaft gestalten dürfen, wie man es gemeinsam für gut befindet. Das ist eine sehr private und individuelle Angelegenheit,und sollte einem nicht von außen aufoktroyiert werden! – Anuschka Eberhardt

 

Im Leitartikel „Im Haushaltsloch“ (Ausgabe No. 10) werden wieder, wie immer, die 10 reichsten CEOs genannt, die keine Frauen sind. Warum geht es nur darum, dass Frauen es nicht nach oben schaffen, und nicht darum, dass Männer dem sogenannten „Unten“ ausweichen? Warum geht es nie um die vielen Männer, die keine Erzieher und Grundschullehrer werden, warum nicht um fehlende Fördermaßnahmen von Seiten der Bundesregierung für familienfreundliche Unternehmen, mit denen auch Väter, die im boomenden IT-Bereich tätig sind, einen Lebensqualität hebenden und manchmal lebensrettenden Teilzeit-Vertrag haben können? Die Schaffung von mehr (liebevoll gemeinten aber unterbezahlten, unterbetreuten, unterrepräsentierten) KiTa-Plätzen löst das Problem nicht. Heißt Emanzipation nach wie vor, Frau versucht wie Mann zu sein? Wann darf Mann versuchen, wie Frau zu sein ohne sein Gesicht zu verlieren? Vorher sind wir keine emanzipierte Gesellschaft. – Frederike Ziegler

 

Ja, es stimmt all das, was Sie in Ihrem Artikel beschreiben. Ja, wer alleinerziehend ist, wer arbeitslos ist, wer von einem Mann – im besten Fall „nur“ finanziell – abhängig ist, hatte auch vor Corona die Verliererkarte gezogen. Aber: wenn ich vergleichsweise an die Frauen denken, die vor langer oder auch sehr langer Zeit ihren Weg gegangen sind und ihn damit für uns alle geebnet haben, geht mir dieses reflexartige „wir Frauen sind die Benachteiligten“ wirklich langsam auf den Geist.

All die von Ihnen – und ich wiederhole mich – vollkommen richtig beschriebenen Um- und nicht hinzunehmenden Zustände sollten uns in 2021 doch bitte nicht davon abhalten, unseren Weg zu gehen?? Wovor haben wir denn – noch – Angst? Dass wir nicht mehr geliebt werden? Von allen? Nicht nur von den Männern nicht mehr? Sind wir wirklich so arrogant und damit unreif und glauben, die Kerle würden es nicht schaffen? Warum definieren wir uns und unseren Geist noch immer so sehr über den Mann? Warum SIND wir nicht einfach? Warum MACHEN wir nicht einfach? – Annette Haagen

 

Mit großem Interesse habe ich Ihren Leitartikel in der aktuellen „Zeit“ gelesen, korrespondierend dazu der Artikel von Sarah Connor und vor allem das, wie ich finde, großartige Interview mit Christina von Braun in dem Podcast „Das Politikteil“, das mich endgültig zum Feminismus bekehrt hat. Allerdings schreibt Ihnen hier keine Frau sondern ein „alter, weißer Mann“ , Jahrgang 1964. Um es gleich vorab zu beichten: mich ärgert diese Debatte, die sie in Ihrem Artikel beschreiben, dass die alten Rollenbilder aus der Zeit vor 1968, in der Coronazeit, wieder ante portas stehen. Dass es „vor allem Frauen sind, die Arbeitszeit reduzieren und sich wieder mehr um die Kinder kümmern, nun noch als Putzkraft und Lehrerin“ war anfänglich wahrscheinlich richtig. Was mich stört, ist dieser wabernde, nicht wirklich ausgesprochene Vorwurf, daran seien die Männer schuld: „Vielfach lautet der Rat an junge Frauen: Augen auf bei der Partnerwahl.“

Mein ketzerischer Einwand ist, sind in einer Partnerschaft nicht immer zwei beteiligt? Gerade Christina von Braun hat Ihnen ,und Jutta Allmendinger, doch dezidiert und studienbasiert widersprochen. Die Paare haben die Aufgaben verteilt, und wo nicht ist die Trennungsrate nach oben gegangen. Also, falls der Eindruck entsteht, dass alte Rollenbilder wieder hervorgekramt werden, ist es vielleicht nicht auch Sache der Frauen, dass dem so ist und nicht nur der Männer? Frau Hildebrandt, bei aller Wertschätzung Ihrer journalistischen Tätigkeit, empfinde ich Ihren Artikel als populistischen Feminismus, der mich als Mann verletzt.

Warum? Meine, leider viel zu früh verstorbene Frau, die ein Ausbund an Energie, Unternehmertum und Verneinung von Rollenbildern war, äußerte doch tatsächlich, nach der Geburt unserer drei Kinder, den insgeheim Wunsch, zu Hause zu bleiben und sich nur um die Kinder zu kümmern. Wie ernst sie das meinte, konnte ich nicht mehr erfahren, da sie ein halbes Jahr nach der Geburt unseres jüngsten Kindes starb. Jetzt musste auf einmal der Mann ran und sich komplett um die Kinder kümmern. Was soll ich Ihnen sagen? Es hat doch tatsächlich geklappt. Ich habe meine drei Kinder alleine groß gezogen und kann durchaus mitreden was es heißt, einen Spagat zwischen Beruf und Kindererziehung hinzubekommen. Der Älteste hat gerade sein erstes Staatsexamen in Jura, mit einer guten Note, abgelegt. Meine Tochter ist Physiotherapeutin und der Jüngste hat in Brasilien studiert und hat eine eigene Firma aufgebaut. Das schreibt Ihnen ein Musiker, der jetzt in der Coronazeit, ganz gut durchkommt und seit 1982 (da war Helmut Schmidt noch Kanzler) ununterbrochen Abonnent der Zeit ist und immer noch Freude an ihr hat. – Ralf Junghöfer

 

Beim Aufgabenverteilen im Haushalt stehen sich viele Frauen leider selbst im Weg, denn sie sind nicht besonders gut im Abgeben von Verantwortung und im echten Teilen, was das Teilen von Verantwortung einschließt. Männer werden zu häufig zu Befehlsempfängern und-ausführern degradiert, weil Frauen was Haushalt und Kindererziehung angeht einfach immer alles besser wissen. Das macht den Jungs natürlich wenig Spaß, was sich in weniger Engagement niederschlägt. Frauen müssen lernen loszulassen. Wenn man Männer ohne To-Do-Liste machen lässt wird die Welt sicher nicht untergehen und Männer haben alles Recht der Welt ihren Teil der Haus- und Kinderarbeit nach eigenen Maßstäben zu gestalten. – Bettina Lemke

 

Schade, dass Sie in Ihrem Artikel eine Stimmung erzeugen und Sachverhalte darstellen, die im Leben eines Durchschnittsbürgers, falls es so etwas überhaupt gilbt, keine Rolle spielen. Stimmungsmache gegen Männer, Andersdenkende, und anders Aussehende; mit dem Artikel auf Seite 1 reiht sich die Zeit bedauernswerterweise in die Phalanx der oftmals beklagten Verschwörungstheoretiker, Rechten, Linken und Internet-Shitstorm- Erzeugern ein. Keine Wahrnehmung und Würdigung vieler Familien, Paaren und Lebensgemeinschaften, in denen die Herausforderungen des Alltags einvernehmlich und engagiert bewältigt werden, ohne dass ein Minderwert in irgendeine Richtung erzeugt und vermittelt wird.

Frau Hildebrandt vermittelt den Eindruck eines durch und durch patriarchalischen Systems und diskreditiert alle diejenigen Frauen und auch Männer, die schon längst, ohne die belehrenden Artikel, wie der von Frau Hildebrandt, gleichberechtigt und gleichwertig ihr Leben bewältigen. Bitte sorgen Sie, wie gewohnt für mehr Qualität auf der Seite 1. Um Frau Hildebrandts Rat aufzugreifen. Männer: Augen auf bei der Partnerwahl. – Thomas Dillitzer

 

Die Aufteilung der Familienarbeit, wozu die bezahlte Erwerbstätigkeit und die innerfamiliäre Arbeit zählt, obliegt gemäß dem §1356 BGB dem Paar in gemeinsamer Verantwortung. Die Verwendung des Einkommens nach §1360a BGB ebenfalls. Wenn Frauen sich hierbei in ihrer Partnerschaft benachteiligt fühlen, können sie es schlecht der „Gesellschaft“ anlasten. Die klagenden Frauen haben ihre Partner schließlich frei ausgewählt und würden sich mit Recht auch sonst nicht ihre Lebensplanung von Anderen bestimmen lassen wollen. Interessant ist, dass getrennten Vätern von weiblich dominierten Jugendämtern und Familiengerichten auch heute noch deutlich erklärt wird, dass die Kinder zu den Müttern gehören und sie nur das Geld zu zahlen haben. Vielleicht sollten die klagenden Frauen erst einmal klären, was sie in ihrem Leben wirklich wollen und danach den passenden Partner auswählen. – Olaf Tschech

 

„Putzen, arbeiten, Kinder erziehen: Frauen und Männer müssen die Aufgaben neu verteilen“ titeln Sie prominent auf S. 1. Wenn jede Generation von vorn zu dieser Erkenntnis kommen muss und sie dann für so neu hält, dass sie Weltfrauentagsleitartikelweltklasse hat, dann wird sich nichts nie ändern. Ich habe das vor dreißig Jahren begriffen, irgendwann im Studium, und wenn ich meine Müttergeneration frage, wird sie dasselbe für nochmal zwanzig Jahre vorher bestätigen, davor dann Virginia Wollf, die Sie zitieren. Wie oft wollen wir das noch feststellen?

Mein Mann und ich machen das, haben sogar eher noch die alten Rollen umgekehrt. Ich verdiene die Brötchen, er ist im künstlerischen Bereich selbständig, verdient weniger und unregelmäßig. Dafür hat er zwei Ehrenämter, kennt die Kieferorthopädin und den Kinderarzt. Ich höre Lateinvokabeln ab, und putze das Bad. Er kocht und backt. Usw. Ich bin autonom, mein Mann ist nicht mein Versorger. Und was höre ich so alles? „Dein Mann trägt Dich wirklich auf Händen!“ So wird es wahrgenommen, dass er kocht, mir bisweilen Kaffee an den Schreibtisch bringt und beim Fensterputzen gesehen wird. Weiter: „Wie kommt dein Mann eigentlich damit klar, dass du promoviert bist und er nicht?“

Meine Antwort: Sehr gut! Er profitiert davon, dass ich gut verdiene, von seinem Job könnte er nicht gut leben, aber so kann er ihn ausüben und ist dabei erfüllt. Seine Antwort: Irritation und Unverständnis – was das denn mit ihm zu tun habe? Und schließlich: „Du hast wirklich Glück mit deinem Mann!“ Ja, unbedingt. Aber ich habe und hatte auch immer eine Position: „Putzen, arbeiten, Kinder erziehen: Frauen und Männer müssen die Aufgaben neu verteilen“. Diese Frauen und Männer sind wir. – Dr. Katrin Düringer

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Recht der Räuber“ von Thomas Assheuer

 

Ich habe Ihren ganz ausgezeichneten Artikel gesesen und dachte mir: Warum steht dieser Artikel im Feuilleton und nicht im Wirtschaftsteil? So werden ihn die Herrn Altmeier, Scholz, Fürst, Sewing, Diess, etc, etc nicht lesen. Das wäre aber wünschenswert. Drucken Sie bitte diesen Artikel in der nächsten ZEIT nochmal im Wirtschaftsteil ab! – Adam Romoth

 

Das der moderne Finanzkapitalismus unter die Räuber gegangen ist gelingt mit vielen Tricks und staatlicher Schlupflöcher, ein Unternehmensstrafrecht in Deutschland fehlt, nur natürliche Personen können angeklagt werden Die Wirtschafts- Räuber sind in relativer Sicherheit, dafür gibt’s genügend Möglichkeiten den eigenen übermäßigen finanziellen Vorteil auszunutzen , zum Nachteil eines staatlich geschwächten Gemeinwohls. Das heutige Recht schafft es nicht aus sich selbst heraus, für eine relative Gerechtigkeit zu sorgen. Geld kennt eben keine Moral oder ethische Hindernisse im Digitalen Finanz – Dschungel. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Mit großer Genugtuung lese ich die beste Kapitalismuskritik seit langem und bin ganz stolz, dass sie in der von mir seit 50 Jahren hochgeschätzten Zeit erscheint. Aber wo? Im Feuilleton!! Und nicht auf der Titelseite oder zumindest auf der ersten Seite des Wirtschaftsteils. Daher meine Frage: wie groß ist die Macht des Finanzkapitals und ihrer hörigen Journalisten, dass nicht ein Aufschrei durch die Republik geht und die Finanzwelt auf das zurückgestuft wird, was sie sein sollte: Dienstleister der gesamten Gesellschaft. Übrigens hat ja schon in den 70er Jahren die „Grafin“ Marion Dönhoff von Raubtierkapitalismus geschrieben. So neu und folgenlos ist die Kritik also nicht. – Michael Gschaider

 

Ich möchte mich ganz herzlich für Ihren Artikel in der Zeit vom 4.3.2021 „ Das Recht der Räuber“ bedanken. Hervorragend recherchiert und sehr gut geschrieben. Können Sie dafür sorgen, dass dieser Artikel bei den Entscheidungsträgern in Politik, Rechtspflege und Finanzen nicht nur gelesen wird, sondern auch zum Nach- und Umdenken führt. Das wünsche ich mir sehr. – Günter Holst

 

Ich wollte mich bei Ihnen für Ihren hervorragenden Artikel in Zeit Nr. 10 bedanken. Auf so einen Artikel warte ich schon seit Jahrzehnten !!! . Ich frage Dritte immer wieder über den Unterschied zwischen einem Rechtsanwalt und einem Unrechtsanwalt. Leider erhalte ich keine brauchbare Antwort. Haben Sie eine ? Ob der Staatsanwalt Knispel aus Berlin eine weisss, der gerade ein kritisches Buch geschrieben hat ? Die Unrechtsanwälte sind ja oft eher Kollaborateure . Die Zeit hat sich ja auch damit befasst. M.E. hat er eher untertrieben, weil ich vor Jahren ein anderes Buch von einem Berliner Staatsanwalt gelesen habe.

Der hat damals beschrieben, was der Ausfall einer Kollegin für ein Jahr für ihn und seine Kollegen, sowie für die Justiz , bedeutete. Eigentlich müsste es eine pool von Staatsanwälten geben, auf den jedes Bundesland zugriff hat, aber das ist wohl zu modern . ICH BIN ÜBERZEUGT; DASS MAN DA VIEL VERBESSERN KÖNNTE. Have a good week , und bleiben Sie weiterhin am Ball. Das ist ein Wespennest, und die Politik hat versagt, da hat der neue Autor vollkommen recht. – Rolf Klotzbucher

 

Wie immer brilliant. Ich habe Ihren spannenden Beitrag meinem Enkel (10. Semester Jura) ans Herz gelegt. Ich weiß, er wird ihn mit Begeisterung lesen. – Sven Herfurth

 

Ja, so ist es: Egoismus und speziell Habgier gelten inzwischen als Tugenden, Gemeinsinn hingegen als Schwachsinn. Aber allein mit Egoismus lässt sich kein wirklicher Rechtsstaat organisieren und schon gar nicht eine funktionierende Demokratie. Auch die Klimakatastrophe lässt sich mit individuellem oder unternehmensbezogenem Egoismus nicht aufhalten oder zumindest abmildern. Und wenn eine Mehrheit der Wähler*innen des schamlosen Treibens der Wirtschaftsführer überdrüssig ist und keine demokratische Partei sieht, der sie zutraut, Abhilfe zu schaffen, kann es mit der Demokratie leider ziemlich schnell vorbei sein. Zum Weiterlesen: https://www.ulrich-willmes.de/paradigmenwechsel.html und https://www.ulrich-willmes.de/politik-gegen-unvernunft.htmlDr. Ulrich Willmes

 

Asssheuers Hinweise auf die rechtlichen Grundlagen des Haifisch-Kapitalismus’ machen zu Recht (!) darauf aufmerksam, dass moralische Urteile über die Gierigen in der Wirtschaft zu kurz greifen, wenn es darum geht, das Eigentum wieder an das Gemeinwohl zu binden. Ja, es ist Symptom eines Systems, nicht primär etwas Individuelles.

Aber: Der Artikel gehört doch in den Politikteil und nicht ins Feuilleton! Denn die Politik ist gefordert, Gesetze zu machen, die der Willkür des Gewinnstrebens Einhalt gebieten. Es ist ein weitaus politischeres Thema als viele Human-Interest-Artikel, die sich besonders auf der Seite 1 oft finden. Hier, im ersten Buch der „Zeit“, müsste Assheuers Beitrag natürlich kürzer, knackiger, klarer an die verantwortlichen Parlamentarier*innen adresssiert sein, wie auch immer, aber ein prominenterer Platz gebührt dem Thema. – Michael Praschma

 

Mit Ihrem Artikel sprechen sie mir aus der Seele. Ihr Artikel sollte Pflichtlektüre für nahezu alle Politiker nicht nur in Europa werden. Wenn man auf die letzten Jahre zurückschaut, fällt es schwer, noch in Optimismus zu verfallen. Das Recht ist mittlerweile von den Reichen dermaßen gebeugt und bestimmt worden, dass man sich über Politikverdrossenheit nicht mehr wundern muss. Leider profitieren z.Zt. ausgerechnet die Falschen (z.B. AFD) davon. Wenn Herr Scholz mit CumEx-Geschäften kungelt, CDU/CSU Abgeordnete sich an Maskenvermittlung bereichern, die Bafin-Mitarbeiter mit Wirecard-Aktien handeln und die Millionäre und Milliardäre nicht mehr wissen, was sie noch mit ihrem Geld machen sollen und durch Immobilienkäufe die Mieten in die Höhe treiben, bleibt man sprachlos zurück.

Eine Vermögensabgabe wird mit dem Argument der ‚Neiddebatte‘ abgetan, der Mindestlohn ist beschämend, die Pflegekräfte werden von Herrn Spahn (sorry) verarscht und nach 45 Jahren Vollzeitarbeit bleibt nur eine Art Taschengeld, das weder zum Leben noch zum Sterben reicht. Gar nicht zu reden von den extremen Versäumnissen der Politik zur Bekämpfung des Klimawandels. Zum Glück ist Trump erstmal nur noch auf dem Golfplatz anzutreffen, Handicaps hat er ja reichlich… – Joachim Pabst

 

…Ihr Artikel im Feuilleton 4.3. trifft den Nagel aber sowas von bemerkenswert auf den Kopf….Chapeau!…konsequent recherchiert&analysiert, und statt nur simpler Kapitalismusschelte die wahre Ursachen journalistisch freigelegt: das menschliche Dilemma im Konflkt von Eigen- zu Gemeinschafts- interessen moralisch zu versagen. Deswegen ist unabhängiges Controlling so angesagt und zwar auf allen Ebenen. Meine Emfpehlung z.B. Initiativen wie die Bürgerbewegung „Finanzwende“ stärken…denn was sich an Scheinheiligkeit alles so abspielt, das erleben wir ja justament durch die Corona-Gewinnerlei von Masken&Co… …bleiben Sie wachsam und spitzen Sie den investigativen Griffel, denn ob die Widerstandskraft der Rechtsordnung stark genug ist um der Finanz-Macht nachhaltig Angst einjagen zu können, das hängt weitestgehend von Aufdeckung-Aufklärung-Anklage ab. – peter schrader

 


 

 

Leserbriefe zu „Scheinheilig“ von Charlotte Parnack

 

Schön wäre es gewesen, Sie wären in Ihrem Meinungsbeitrag dem Postulat von Marion Gräfin Dönhoff gefolgt, „abweichende Ideen nicht zu diffamieren und Kritik an Bestehen- dem nicht als Ketzerei zu verfolgen, sondern die Minderheiten zu schützen und Offenheit zum Gegensätzlichen zu praktizieren“. Das ist Ihnen nun nicht ganz gelungen. Denn in einem Meinungsbeitrag über die Bemühungen zur besseren Bezahlung der Pflegekräfte nicht ein Wort darüber zu verlieren, wer am Ende bezahlt, offenbart eine blauäugige Sicht- weise. Nicht diejenigen, die diese Frage stellen, sind scheinheilig, sondern diejenigen, die sich seit Jahren weigern, darauf eine ehrliche Antwort zu geben. Es sind zurzeit allein die Pflegebedürftigen. Deren Eigenanteile steigen von Jahr zu Jahr.

Deshalb unterstützen wir auch das Ansinnen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit einer Pflegereform hier zu einer Lösung zu kommen und gleichzeitig die Tarifbindung zu erhöhen. Die veröffentlichten Reaktionen auf unsere Entscheidung, die wir nicht leichten Herzens und auch nicht für andere getroffen haben, machen deutlich, dass Caritas und Diakonie von Teilen der Politik und von Teilen der veröffentlichten Meinung nur als willfährige Hand- langer gesehen wurden. Wenn eine freie Entscheidung nur eine Antwort kennen darf, ist das weder rechtsstaatlich noch demokratisch. Letztendlich ist das Verfahren dann eine Farce oder wie es das Handelsblatt richtig tituliert, politische Trickserei.

Alternativlosigkeit scheint ein neues Motto zu sein, dass sich auch durch Ihren Beitrag zieht. Es gibt aber Alternativen zu diesem Weg zu einem Einheitslohn. Auch die hätte ich in einem Meinungsbeitrag der ZEIT erwartet. Für uns ist und bleibt die Pflegekommission der richtige Weg, um zu besseren Löhnen zu kommen. Sie hat in den letzten Jahren eine Menge erreicht und ihr Weg ist nicht zu Ende. Ein zentraler Baustein ist dabei eine Pfle- gereform, die die Finanzierung sichert und die Mindestentgelte in einem breiten Konsens weiterentwickeln und angemessen aushandeln wird. Dienstgeberseite der Arbeitsrechtlichen Kommission

Schön wäre es gewesen, wenn Sie sich einmal mit dem sog. Tarifvertrag beschäftigt hät- ten. Betriebliche Altersvorsorge, die hauptsächlich der Arbeitgeber bezahlt? Fehlanzeige. Stufendifferenzierungen? Fehlanzeige. Passgenaue Arbeitszeitmodelle? Fehlanzeige. Das ist kein Tarifvertrag, das ist eine bloße Fortschreibung des Ergebnisses der Pflegekommis- sion. Nur dass daran zwei von acht Mitgliedern der Pflegekommission mitgewirkt haben und sie ihr ausgehandeltes Ergebnis nun mit Hilfe von Teilen der Politik den restlichen sechs Mitgliedern überstülpen wollen. Das ist nicht solidarisch. Es gibt alternative Wege zu besseren Löhnen ohne die Tarifautonomie zu beschädigen und sich vor den Karren von Wenigen spannen zu lassen. Wir wollen sie gehen. Fundstelle Zitat: https://www.zeit.de/2021/09/pressefreiheit-journalismus-gesellschaft-spal- tung-politik?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F – Norbert Altmann

 

In diesen Berufen (Pflege, Physio-, Ergotherapie) bekommt man kaum eine Berufsunfähigkeitsversicherung über das 55. Lebensjahr hinaus. In dem Alter sind nämlich fast 100 % der Arbeitenden berufsunfähig. Die Pflegenden setzen also nicht nur ihre Arbeitszeit, sondern auch ihre Gesundheit ein, um die Aufgabe von uns anderen zu übernehmen. die Pflege unserer Angehörigen. Eine Bekannte von mir wollte ihre Mutter selber pflegen. Nach drei Jahren war ihr Rücken so kaputt, dass sie seither selber im Rollstuhl sitzt. Daher empfinde ich ein Gehalt von weniger als 25,00 € je Stunde als eine Frechheit den Pflegenden gegenüber. – Iman Schwäbe

 

Ich bin Mitinhaber eines privaten ambulanten Pflegedienstes. Inhaltlich habe ich nichts an Ihrem Artikel zu bemängeln und kann die von Ihnen dargelegten Fakten und Trends (soweit uns das betrifft) nur bestätigen. Mehrfach habe ich bei der ZEIT und beim SPIEGEL vergeblich versucht um eine Fortsetzung dieses, oder eines ähnlichen, Artikels zu bitten. Dies ist mein letzter Versuch. Wieso stellt hier niemand die Frage, wo denn der Umsatz für einen Mindestlohn von € 18,75 herkommen soll. Nachfolgend verwende ich die Preise unseres ambulanten Pflegedienstes Stand 1.1.2021. Folgendes erledigt eine examinierte Schwester in einer Stunde:

Schlüssel im Büro holen Anfahrt zum Patienten 1 Klingeln Aufschliessen Begrüßung Handschuhe, Desinfektion BZ Messung Injektion s.c. Dokumentation Verabschiedung Verlassen des Gebäudes Zum Auto Anfahrt Patient 2 Klingeln Aufschliessen Begrüßung Handschuhe, Desinfektion Vorbereitung Badezimmer Transfer Patient in Badezimmer Entkleiden Zahnpflege Duschen Haarpflege Abtrocknen Anziehen Transfer zum Ort seiner Wahl Dokumentation Verabschiedung Verlassen des Gebäudes Zum Auto Anfahrt Patient 3 Klingeln Aufschliessen Begrüßung Handschuhe, Desinfektion BZ Messung Injektion s.c. Vorbereitung Kompressionsverband Verband anlegen Verband fixieren Dokumentation Verabschiedung Verlassen des Gebäudes Zum Auto Die Stunde ist um! Also ohne Schneeräumung, ohne Stau, ohne Unfall, ohne Notfall in der Tour, ohne Müllabfuhr, ohne Zeit für Parkplatzsuche, ohne ……

Und was darf ich jetzt für diese 3 Patienten abrechnen gegenüber Pflegekassen und Krankenkassen? Patient 1: €11,26 Patient 2: €24,50 Patient 3: €15,14 In Summe: € 50,90 Und nun sollte mir ein pfiffiger Betriebswirt erklären wie ich davon € 18,75 Stundenlohn zahlen soll !! Tatsache ist: Die Bürger der Bundesrepublik Deutschland sind (samt ihrer politischen Vertreter) nicht willens, Pflegeleistungen so zu entlohnen wie Automechaniker, Dachdecker, Ingenieure, Sachbearbeiter beim Finazamt, oder ähnlich! Und damit ist die Geschichte auch schon zu Ende, aber eben erst hier, und nicht an der Stelle, an der Sie aufhören. – Torsten Heydrich

 

Die Kirche und ihre soziale Einrichtung, die Caritas bleiben sich treu. Wasser predigen, jedoch Wein Ihrer Anhängerschaft war das schon immer und ist es in großen Teilen noch heute ganz offensichtlich egal. – H. Giller

 

Die ZEIT ist abgelaufen. Die immer wieder ungenügend recherchierten und einseitigen Artikel über die Pflegebranche stören mich schon lange. Doch der Kommentar von Frau Parnack (ZEIT 10/2021) zum T arifvertrag Pflege bringt das Fass zum Überlaufen: Wie kann man diejenigen als „Scheinheilig“ verurteilen, die die besten Arbeitsbedingungen für die Pflege bieten und denjenigen den „Glorienschein“ aufsetzen, die dazu Jahrzehnte nicht imstande waren und die nun mit einem verfassungsrechtlich fragwürdigen Eingriff in die T arifautonomie Grundrechte der Kirchen aushebeln wollten? Wenn Ihrer Redaktion nichts Besseres einfällt, als Caritas und Diakonie an den Pranger der Scheinheiligkeit zu stellen und auch noch gedanklich in die Nähe der Missbrauchsskandale zu rücken, dann fällt mir auch nichts Besseres mehr ein, als eine über 30-jährige, vertraute Lesepartnerschaft zu beenden.

P.S.: Die Evangelische Heimstiftung wurde 1952 gegründet und ist Mitglied im Diakonischen Werk. Als größtes Pflegeunternehmen in Baden-Württemberg betreuen wir 13.000 Kunden in 156 Einrichtungen. Dazu gehören 9 WohnenPLUS-Residenzen, 86 Pflegeheime, 36 Mobile Dienste, 22 Tagespflegen, eine Rehabilitationsklinik und eine Einrichtung für Menschen mit Behinderungen. Als Arbeitgeber bieten wir 9.300 Mitarbeitern und 850 Auszubildenden berufliche Sicherheit und individuelle Karriere- Perspektiven. Sie profitieren vom bundesweit höchsten Personalschlüssel, einem angenehmen Arbeitsklima, einer fairen Bezahlung nach Diakonietarif und attraktiven Zusatzleistungen. Mit unserem Tochterunternehmen ABG verfügen wir über einen Einkaufsverbund mit bundesweit 5.800 Mitgliedern. – Bernhard Schneider

 

Hat die Autorin auch mit der Caritas gesprochen? Wenn nein, warum nicht; es hätte zu einem Mindestmaß an Objektivität gehört, das zu tun und deren Argumente zu hören. Ich bin – wohlgemerkt – nicht bei der Caritas, sondern der Konkurrenz beschäftigt. Das Märchen vom „Allgemeinwissen des schlecht bezahlten Pflegers“ wird wieder bedient – dabei wissen wir, dass eine Nachricht nicht wahrer wird, nur weil sie öfters verbreitet wird. 3000,00 Euro aufwärts plus Zulagen, 13. Gehalt, VMW, 6 Wochen Urlaub, Arbeitszeitkonten etc. etc. das ist eben kein Armutslohn und die permanente Wiederholung in Talkshows spricht nur gegen diese Shows und nicht gegen den Lohn! – Raimund Binder

 

Oberflächlich ist der Artikel: er übergeht einen Grundfaktor der kritisierten Entscheidung der Caritas – und einseitig: er folgt nur dem mainstream wohlfeiler Kirchenkritik. Die Caritas ist nicht gegen bessere Bezahlung der Pflegekräfte- das zeigen ja bisher schon ihre Tarife- auch nicht gegen höheren Mindestlohn (das wäre durch Zusatzverträge möglich). Das Nein richtet sich gegen den Versuch, das kirchliche Arbeitsrecht auszuhebeln. Seit vielen Jahren versucht ver.di mit ihrem Alleinvertretungsanspruch in kirchliche Einrichtungen einzudringen.

Jetzt sah man mit dem Tarifvertrag dazu die Möglichkeit- entgegen dem grundgesetzlich garantierten Grundrecht der Koalitionsfreiheit! Wer die Struktur der Caritaseinrichtungen kennt- auch in der Fläche-, ist irritiert über die Bewertung von Frau Parnack (um Kranke und Verletzte, Hochbetagte und Schwache… hat sich die kirchliche Caritas gesorgt längst bevor es ver.di- und den Mindestlohn!-gab.)- Die Diakonie vertritt die gleiche grundsätzliche Haltung. Aber die Caritas hat das Risiko der notwendg-mutigen Entscheidung auf sich genommen.- Robert Widmann

 

Für alle gleich, aber schlechter. Frau Parnack (DIE ZEIT Nr. 10/2021, S. 28) ist nicht scheinheilig, aber ahnungslos, mindestens nicht sehr gründlich. Ihre Darstellung zum Pflegetarifvertrag wird der komplexen Fragestellung nicht gerecht. Ärgerlich, den Sachverhalt mit der allgemeinen Kirchenkrise zu verknüpfen nach dem Motto, „die schon wieder!“ Das eine hat mit dem andern nichts zu tun und die Caritas ist nicht die Amtskirche. Was ich von der Presse erwarte ist Auf- mindestens Erklärung, v.a. bei komplizierten Sachverhalten. Die Caritas schert hier nicht aus, sie stimmt eine Lösung nicht zu, die mehr Nach- als Vorteile hat. Hier geht’s nicht nur um Tarifpolitik, sondern um die Unverträglichkeit der Systeme. Die (Alten-)Pflege ist heute entweder gemeinnützig verfasst oder gewinnorientiert. Diesen Wettbewerb hat die Politik u.a. deshalb zugelassen, damit sie selbst sich aus der Förderung der Heime (und in Teilen der Krankenhäuser) zurückziehen konnte.

Womit sollen bei einem durchgeregelten und fremdbestimmten System wie einem Pflegeheim (beschränken wir uns mal auf dieses) die Gewinne gemacht werden. Mit zusätzlichem, kostenpflichtigem Service? Mit besserem Essen und größeren Zimmern? Oder mit weniger und billigerem Personal? Caritas und Diakonie liegen an der Spitze mit den Löhnen, sie wollen (und dürfen gar nicht) keine Gewinne machen. Und wenn doch bleiben die im System. Wie muss ein Tarifsystem aussehen, dass diesen Unterschied abbildet und beide Systeme zufrieden stellt? M.E. können nicht tarifgebundene und tariffreie Unternehmen nicht im selben Markt aktiv sein. Das muss man wissen, wenn man diese Frage beurteilen will.

Und ist es falsch, nach dem zu suchen, was in dem Tarifvertrag fehlt? Aufstiegsmöglichkeiten, Ausbildung, AZ-Regelungen, Übernahme nach Ausbildung usw. sind nicht oder schlechter als im Bereich von Diakonie und Caritas abgebildet. Was wäre so falsch gewesen, diese Hintergründe aufzuklären? Die Caritas hat sich dazu umfangreich geäußert (caritas.de), kein großes Recherche-Hindernis. Es ist deshalb unverantwortlich durch solche pauschalen Aussagen, die antikirchlichen Ressentiments noch zu schüren. Der Missbrauchsskandal ist schlimm genug. Aber der Caritas zu unterstellen.

Sie verweigere Solidarität ist schäbig, denn es geht nicht um mehr gleich schlechte Behandlung für alle, sondern ein tragfähiges Konzept, die Arbeitsbedingungen in der Pflege nicht nur pekuniär deutlich zu verbessern. Die Caritas hätte vielmehr Respekt dafür verdient, dass sie nicht harmoniesüchtig dem faulen Kompromiss zustimmt, sondern um den Preis missverstanden zu werden, sich für den tatsächlichen, wenn auch schwereren Lösungsweg einsetzt. Jetzt ist der Schaden angerichtet, die ZEIT sollte zu seiner Begrenzung beitragen. – Jürgen Kunze

 

Ihr Kommentar bringt die verfahrene Situation auf den Punkt; weder der Gesetzgeber noch die Tarifparteien sind in der Lage, den Pflegenotstand zu lindern. Die direkt Betroffenen, also Pflegerinnen und Heimbewohner, können nichts dagegen unternehmen. Also sind wir als mündige Bürger gefordert, die wir noch etwas ausrichten, und zum letzten Mittel – den Boykott – greifen können. Im konkreten Fall würden wir die Unterstützung von Caritas und Diakonie aussetzen, also nicht mehr unentgeltlich als Ehrenamtliche arbeiten und auch nicht mehr spenden. Stattdessen würden wir die Interessenvertreter der Pflegeberufe in gleichem Umfang unterstützen. Das ist ein drastisches Zeichen und trifft wieder nur die Falschen; aber gibt es nach der langen Vorgeschichte eine Alternative? – Uli Hildebrand

 

Großen Glückwunsch zu Ihrer Recherche für den Artikel „Die Scheinheiligen“ (Ausgabe 6/2021, 4. Februar 2021). In der Gründlichkeit lassen Sie sich einfach von niemanden mehr übertreffen. Zu viele Ihrer Wettbewerber tappen da leider immer wieder in alle Fallen, wenn jemand auch nur vorgibt, zur Seite der „Weltverbesserer“ zu gehören. Wir kriegen Ihre Zeitung von Nachbarin Rose Debler. Manchmal etwas spät. Aber…dies verlängert die Vorfreude und das Lesen lohnt immer, von Anfang bis Ende !! P.S. Ihnen hat ja Herr Mülln bei der Recherche richtig gutgetan. Leider, bei den Tübinger Hirnforschern (mit ihren Tierversuchen) aber hat Herrn Mülln nur Irritationen hinterlasse. – Dominika Glaser

 


 

 

Leserbriefe zu „Arrogant oder elegant?“ Streit von Matthias Krupa und Ulrich Ladurner

 

„Die EU muss viel deutlicher die eigenen Werte verteidigen“. Dazu müsste sie allerdings erstmal gemeinsame Werte haben. Es dürfte doch wohl klar sein, dass die Mehrzahl der seit 2004 neu aufgenommenen Mitglieder heute keine Chance mehr hätten, Mitglied zu werden, wenn sie es nicht schon wären. Dank des unsäglichen Einstimmigkeitsprinzips werden wir sie jetzt nicht mehr los, und sie werden natürlich den Teufel tun, freiwillig zu gehen. Mir wäre eine kleinere, politisch und wirtschaftlich schlagkräftigere, dafür auf hohles „Werte“-Pathos verzichtende Gemeinschaft lieber, als eine an den Rändern ausfransende, die sich auf praktisch nichts Wesentliches mehr einigen kann und die folglich weder nach innen noch nach außen wirklich ernst genommen wird. Das war sie zuletzt, als sie noch EWG hieß. – Gebhard Boddin

 

Die Rolle der Migrationswelle 2015/2016 wird bei den Ursachen für den Brexit nicht diskutiert. Mit der unabgesprochenen Aussetzung von Dublin II für syrische Flüchtlinge hat Deutschland (bzw. Frau Merkel) der europäischen Sache m.E. keinen Dienst erwiesen. Denn diesem nationalen Alleingang folgte prompt die Forderung nach Solidarität in Form einer europaweiten Umverteilung. Die reflektorische Abwehr dieses fragwürdigen Vorgehens könnte eines der Zünglein an der Waage gewesen sein.

Auch das umstrittene Handelsabkommen mit China hat Frau Merkel wohl eher einsam durchgedrückt. Doch auch 16 ziemlich unoriginelle Jahre gehen irgendwann zu Ende. In diesem Sinne darf man gespannt sein, ob der Nachfolger von Frau Merkel dem europäischen Gedanken bei der Entscheidungsfindung mehr Raum gibt. Herrn Röttgen hätte ich das zugetraut. Herr Laschet darf mich gerne überraschen. – Dr. Christian Voll

 

Die in dem Artikel erwähnte selbstherrliche Hasenfüßigkeit der Abgeordneten und Beamten und die Feststellung, dass die EU ein schwerfälliger Apparat ist, kann man noch durch die scheinbar mangelnde Kompetenz einiger Politiker erweitern. Bisher hat sich z.B. Frau Kyriakides als zuständige Kommissarin für Gesundheit in der Impfmisere nicht durch besondere Initiative und Leistung ausgezeichnet. Wie Ulrich Ladurner richtig feststellt, hat sich die EU gerade in dieser Hinsicht nicht bewährt.

Weitere Beispiele in anderen Bereichen lassen sich ohne große Mühe finden,.Bei vielen Abgeordneten aus unterschiedlichen Parteien der Bundesrepublik, die in Brüssel tätig sind, fragt man sich , wo deren Verdienste um das gemeinsame Europa zu finden sind. Das vereinte Europa ist zu wichtig, um es nur den Politikern und den Bürokraten zu überlassen. Zu Recht fordert Ulrike Guérot in ihrem Buch Wie hältst du’s mit Europa? Europa vomBürger her zu denken, mit demokratischer Teilhabe, vollständiger Parlamentisierung und legitimen Entscheidungen. – Dr. Rainer E. Wicke

 

Dass die Zeit ausgerechnet einen Korrespondenten in Brüssel beschäftigt, der die Europäische Union und ihre Institutionen in Brüssel überwiegend negativ beurteilt, wie aus seinen zu meist polemischen Beiträgen im Streitgespräch mit den Herren Bittner und Krupa zu erkennen ist, ist von mir, einer seit vielen Jahren in Belgien lebenden Deutschen, nicht zu verstehen. Zumal Herr Ladurner ja schon in früheren Kommentaren sein ambivalentes Verhältnis gegenüber Brüssel (urinierte Straßen) und seinen Einwohnern (Manneken Pis und die Belgier) zum Ausdruck gebracht hat. Vielleicht findet sich doch ein anderer Ort für ihn zum Granteln. – Christa Riedel

 

Ein an und für sich sehr lesenswertes Interview mit zwei interessanten Positionen. Auch zeichnet es die ZEIT aus, dass sie so verschiedene Meinungen in ihrem Haus hat und diese aufeinander treffen lässt. Einzig eine Sache irritiert mich: Jochen Bittner scheint die Rolle des Moderatoren in dem Gespräch zu übernehmen. Dabei stört allerdings, dass er selber stark die EU-kritische Position Ulrich Ladurners vertritt und seine Fragen klar unter dem entsprechenden Framing leiden.

Vielleicht war es gedacht als etwas unglückliche Schützenhilfe für die im Vergleich zu Matthias Krupa doch eher plumpe Argumentation Ladurners. In jedem Fall ist es eine journalistische Unsauberkeit. Für Streitgespräche dieser Art würde es sich zukünftig empfehlen, einen Moderator zu wählen, dem es gelingt seine eigene einseitige Meinung (die ihm ja gegönnt ist) zugunsten des Austausches zwischen den Diskutanten zurückzustecken. – Gabriel Kos

 

Ulrich Ladurner und Jochen Bittner beklagen die Überheblichkeit der EU; Ladurner meint das „Dach der Nation“ schütze besser vor Schlechtwetter als das europäische Haus. Aber wer ist denn die EU? In erster Linie ein Verbund von Mitgliedstaaten, die den supranationalen Institutionen Kompetenzen zugewiesen haben. Eine gemeinsame Migrationspolitik oder ein einheitliches außenpolitisches Auftreten scheitern nicht an Europäischer Kommission oder EU-Parlament, sondern an den Partikularinteressen der 27 versammelten Nationen. Im Juli 2020 waren es die Regierungen im Europäischen Rat, die vier Tage und Nächte benötigten, um ein für alle Seiten gesichtswahrendes Corona-Rettungspaket zu schnüren.

Großmäulig waren weniger die Vorbereitungen der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, als die Einlassungen jener Staats- und Regierungschefs, die im Vorfeld rote Verhandlungslinien festlegten. Natürlich ist die EU eine komplexe Dauerbaustelle, eine Illusion ist aber der Glaube an eine Lösungskapazität des Nationalstaats für grenzüberschreitende Herausforderungen. Das „blame game“ in Richtung Brüssel zum Verschleiern eigener Unzulänglichkeit ist beliebt an den europäischen Regierungssitzen; vom Journalismus erwartet man dessen Aufdeckung, nicht das muntere Mitspielen. – Prof. Dr. Björn Hacker

 

Mit wachsender Neugier habe ich das Doppelinterview mit den Brüsseler Korrespondenten Matthias Krupa und Ulrich Ladurner gelesen und Jochen Bittner als Interviewer. Wenn drei sachkundige Beobachter der Brüsseler Szene zusammen sitzen, so dachte ich, kommt genug Urteilskraft zusammen, um eine Einschätzung abzugeben, was Brüssel besser kann als die Nationalstaaten und was nicht. Doch zu dazu hat Jochen Bittner nichts gefragt. Mit welchen Vorzügen will Europa glänzen, außer als gemeinsamer Wirtschaftsraum? Als gemeinsamer Bildungsraum, als gemeinsamer Rechtsraum oder als Krisenreaktionsraum wie eben jetzt in der Pandemie? – Jean-Claude Will

 

Ich nehme an, die sehr oberflächliche Diskussion der Redakteure Matthias Krupa und Ulrich Ladurner war Absicht, um eine solche einseitige und wenig tiefschürfende Haltung manchen Leserinnen und Lesern als Spiegel vorzuhalten, oder?? Es ist DER ZEIT vermutlich sehr bewusst, wie vielschichtig und differenziert die Europäische Union zu betrachten ist.

Ich habe die Politiker/innen, Bediensteten und Mechanismen der Europäischen Union sehr positiv erlebt, als ich vor vielen Jahren kurzzeitig im Bereich des Umweltschutzes als Vertreter eines österreichischen Bundeslandes ein wenig mitwirken konnte. Damals wie heute waren und sind die vielen Meinungen, Einflussnahmen, verschiedenen Interessen zu bemerken, die mit enormen Aufwand zu beachten und zu verarbeiten sind, die selten zu einem Konsens und manchmal zu Kompromissen führen und manchmal einen sehr langen Lösungsweg oder gar einen Weg mit raschem oder keinem Ende finden. Unter den gegebenen und vermutlich von der Mehrheit der Bürger/innen und Funktionäre derzeit so gewünschten Rahmenbedingungen (eingeschränkte Regeln, sehr eigenständige Staaten usw.) müssen wir das so akzeptieren und nicht bejammern. Die Ergebnisse entsprechen unseren Rahmenbedingungen! – Peter Reitinger

 


 

 

Leserbriefe zu „»Spürt er nicht, dass das nicht geht?«“ von Mariam Lau

 

Es ist und bleibt eine typisch Deutsche Haltung. Mein Gott, was soll die ganze Aufdeckerei. Wir haben uns dem Kapitalismus verschrieben. Wo gehobelt wird fallen auch Späne. Das sind alles Vorgänge, die typisch für die Deutschen sind. Ich lebe auch in Singapur, dort werden ganz andere Gehälter für die Politiker bereitgestellt. Das hat das Land zum reichsten Staat gemacht, noch vor Amerika. Der Neid ist nirgendwo so ausgeprägt wie hier in Deutschland. Obama gehört heute zu den ganz Reichen. Der konnte sein Staatsgehalt Spenden. Schauen sie sich mal die Villa an, die er auf Long Eiland errichten konnte. Das hat Emeraten-Charakter. In Deutschland wäre der Teufel los. Die Probleme in Deutschland sind alle hausgemacht. – Gunter Knauer

 

über diesen Bericht habe ich mich sehr gefreut. Er spricht Klartext und spiegelt die Wahrnehmung vieler Bürger wider. Diese Tatsachen sind eine Gefahr für unsere Demokratie. Ich nutze die Gelegenheit, um meine Gedanken zum Thema darzulegen. Politiker, die es bis zu einem Posten mit Einfluss im Bundestag schaffen, haben oft lange Zeit auf der Karriereleiter ihrer Partei bzw. auf den hinteren „Bänken“ des BT verbracht. In dieser Zeit geht dem Einen oder Anderen allmählich der Blick für die Lebenswirklichkeit verloren. Die ausgesprochen fürsorgliche und auskömmliche Versorgung als MdB genügt dann offenbar nicht mehr. Sie vermarkten ihr Insider-Wissen, biedern sich bei der Wirtschaft an. So entsteht eine unheilvolle, geschlossene Scheinwelt, in der herkömmliche Wertvorstellungen verloren gehen. Der Volksmund kommentiert dieses Verhalten (derb und drastisch) mit einer alten Weisheit: „Gier frisst Hirn!“. – R. Renaux

 

Der von mir referenzierte Artikel legt wieder den Verdacht der Bestechlichkeit von MdBs nahe. Es ist mir völlig unverständlich mit welcher Nachsicht wir Bürger und Sie Journalisten es den MdBs durchgehen lassen, sich selber Regeln zu geben, ihre eigene Bestechlichkeit zu kaschieren! Wo hat so etwas je funktioniert? Das neue Lobby-Register! Was für eine Quälerei! Wo ist die unabhängige Regelinstanz? Sie, als 4. Gewalt, als unabhängige Instanz, sind gefordert! Nehmen Sie das Beispiel der Zulässigkeit der Annahme von Aktienoptionen durch MdBs. Ein blanker Skandal. Nackte Korruption bzw. Korrumpierbarkeit.

Nennen Sie mir ein, auch nur ein akzeptables Argument warum die Zulässigkeit der Annahme von Aktienoptionen vorteilhaft für das Funktionieren unserer Demokratie sein soll. Es gibt keines! Es bleibt Fakt: Aktiengesellschaften dürfen im Namen ihrer Aktionäre MdBs für genehmes Verhalten üppige finanzielle Anreize in Aussicht stellen. Und MdBs dürfen sie annehmen, sogar ohne das bei der Bundestagsverwaltung registrieren lassen zu müssen. Allein die Tatsache, dass diese Möglichkeit besteht, lässt bei Herrn Spahn mit seiner Vergangenheit in der Pharmaindustrie und seinen gegenwärtigen berufsbedingten Kontakten dahin ein ungutes Gefühl aufkommen.

Ich bitte Sie: Greifen Sie das Thema auf und machen Sie es zu dem Skandal, der es nun mal ist. Der Vollständigkeit halber füge ich ihnen einen link zu einer diesbezüglich laufenden Petition, die auch weitere Erläuterungen enthält, bei. https://www.openpetition.de/petition/online/verbot-der-annahme-von-aktienoptionen-durch-bundestagsabgeordneteKlaus Feldmann

 

Ich nehme der UNION gerne ab, dass sie sich über die Affären ihrer Parteikollegen ärgert (es werden noch einige folgen), aber wenn ein FRAKTIONSVIZE dieser Union meint, dies mit einem Rundumschlag gegen die GRÜNEN insoweit kommentieren zu müssen, dass die GRÜNEN mit ihren „abgebrochenen Berufsausbildungen“ a priori gar nicht in die Verlegenheiten zur „Selbstbereicherung“ kommen, so muss man sich schon fragen und sagen lassen „Spürt er nicht, dass das nicht geht !!!)- Roland Zahn

 

Danke für Ihren wichtigen Artikel. Aber warum haben Sie darin nicht noch folgende Pikanterie integriert? Zur Weiterentwicklung der elektronischen Gesundheitscard übernahm das BMG im Frühjahr 2019 die Mehrheit an der Gematik. Im Sommer 2019 wurde Leyck Diecken, ehemals u.a. Chef von Ratiopharm Deutschland, Chef der Gematik bei angeblicher Verdopplung des Gehalts. Apotheker und Kassen fühlten sich von dieser Entscheidung überrollt. Die Korruptionsorganisation Transparancy International intervenierte erfolglos. Diecken ist ebenfalls mit Spahn befreundet und verkaufte ihm Anfang 2018 eine Immobilie. https://www.tagesspiegel.de/politik/nach-wohnungskauf-fuer-980-000-euro-wie-jens-spahn-einen-alten-freund-in-einen-top-job-holte/26737118.html

P.S…. Kurzer Nachtrag: Von der Absicht FREIWILLIGER Regulierung des Verhältnisses zwischen Ärzteschaft und pharmazeutischer Industrie, wie, laut Ihren Angaben, noch in seiner Abschlussarbeit 2017 als konstruktiver Ansatz erörtert, ist leider inzwischen bezüglich der gerade eingeführten elektronischen Gesundheitscard auch nichts mehr übriggeblieben. Wer von den Ärzten und Psychotherapeuten die Hardware zur deren technischer Umsetzung aus Datenschutzgründen und in Anbetracht ständig neu auftretender Sicherheitslücken wie auch zur weiteren 100%igen Gewährleistung der gebotenen Schweigepflicht nicht bereit ist anzuschaffen, wird inzwischen mit einem 2,5%igen monatlichen Gehaltsabzug dafür bestraft. Die Frage der Freiwilligkeit der Ärzte und Psychotherapeuten zum Anschluss ist inzwischen Gegenstand mehrerer laufender Gerichtsverfahren. – Katja Chatard

 

Herr Wefing („Wer hat die Verantwortung?“)verweist auf die interessanten verfassungsrechtlichen Ausführungen von Prof. Möllers, wonach durch einfaches Bundesgesetz der Bundesregierung die Alleinzuständigkeit für die Pandemiebekämpfung übertragen und damit einheitliche Beschränkungen für alle Bundesländer erlassen werden könnten . Allerdings böte die bundesrechtliche Zuständigkeit allein keine Abhilfe, dem gegenwärtig desaströsen Bemühen, der Pandemie Einhalt zu gebieten, solange derart inkompetente und korrupte Politiker wie Jens Spahn die Steuerungsfunktion für den Bund erhielten.

Hierzu bedürfte es einer fachlich kompetenten und integren Person und nicht eines arroganten, sich selbst überschätzenden Politikers, der ausschließlich auf seine eigenen Vorteile bedacht ist. Seine Klientelwirtschaft ist unentschuldbar. Fast möchte man annehmen, daß er der Pandemie deshalb keinen Einhalt gebietet, um seine Weisung (entgegen höchstrichterlicher Rechtsprechung)an das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte zu rechtfertigen, keine Mittel zum Suizid herauszugeben, denn es sterben ja so schon genug ! Wem am 26. September die Stimme gegeben werden kann, sollte sich jeder Wähler gründlich überlegen und verhindern, daß die Bundesrepublik zur Bananenrepublik mutiert. – Dieter Peschke

 

Auf der ersten Seite schimpfen Sie über Bürokratisierung und TÜV-Fetischismus. Auf der zweiten Seite greifen Sie Jens Spahn an, weil er – in einer Notsituation – unbürokratisch agiert hat. Aber die Nähe der Fieges zur CDU und zu Spahn ist kein Geheimnis! Wenn die Versorgung mit Masken deswegen schneller gelaufen ist, who cares? – dr. Salvatore Algieri

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Konflikt“ von Anna-Lena Scholz

 

Natürlich beeinflusst die Identität immer auch die Wissenschaft. Selbst die weißen Männer an unseren Universitäten können dem Ideal der Objektivität nicht gerecht werden. Das Forschungsthema, die Methode wie auch die Auswahl der Quellen wird unterbewusst vom Erfahrungshorizont des Forschenden beeinflusst. Diversität in Wissenschaft bringt neue Perspektiven in den Diskurs und hilft traditionelle Annahmen aufzubrechen und zu kritisieren. Zugleich sollte auch unser westliches und eurozentrisches Wissenschaftsideal hinterfragt werden. So werden wichtige Schriften aus anderen Kulturkreisen aus dem wissenschaftlichen Diskurs ausgeschlossen, da sie nicht dem Ideal der Objektivität entsprechen. Ein einfacher Ansatz ungewünschte Stimmen mundtot zu machen…. – Marlen Rebmann

 

In Ihrem Artikel „Der Konflikt“ schreiben Sie, „Von den außeruniversitären Forschungseinrichtungen – Max-Planck, Helmholtz, Leibniz, Fraunhofer – wurde keine je von einer Frau geleitet“. Das stimmt nicht, da Frau Prof. Anke Kaysser-Pyzalla bereits als wiss. Geschäftsführerin das Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) geleitet hat und aktuell die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln ist. – Sebastian Weber

 

In Ihren herben Wein der vernachlässigten Identitäten in Wissenschaft und Forschung erlaube ich mir, einen Tropfen Glykol zu gießen: Frau Prof. Dr. Margot Becke! Naturwissenschaftlerin, Rektorin der Universität Heidelberg Ende der 60er Jahre, einer Zeit gesellschaftlichen Umbruchs, fast täglicher studentischer Go ins, Hinterfragung aller Autoritäten. Die Herren der Schöpfung drückten sich, sie aber übernahm Verantwortung! Später leitete sie das Gmelin-Institut in Frankfurt.

In ihrem Haus trafen sich regelmäßig hochrangige Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fakultäten, die jedesmal über ein bestimmtes Thema diskutierten, jeder aus dem Blickwinkel seines Fachgebiets. Wissenschaft at its best! Das geschah vor 50 Jahren! Damals zählten allein wissenschaftliche Erkenntnis und Qualität; Identitätspolitik war unbekannt, ein Einfluß durch sie auf die Wissenschaft wäre von niemandem akzeptiert worden! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Die Auseinandersetzung mit den Begrenzungen der Forschung gefiel mir sehr gut. Jede Grenze wahrnehmen, in Frage stellen, neue Lösungen entwickeln, darüber kommunizieren. Kleinteilig. Genau. Wenn es keinen Unterschied gibt zwischen dem wie das Neugeborene sich in die Welt hinaustastet und der Art wie ein promoviertes Wesen eine Fragestellung entwirft und der Invasion der Viren, die aktuell erfolgreich unsere Grenzen sprengen, während zur gleichen Zeit irgendwo ein Rind die Lücke im Schlachthofzaun entdeckt und in die Freiheit flüchtet? Alles Forschende! – Eveline Mai-Rauch

 

Eine Anmerkung zum Beitrag der Frau Scholz in Zeitausgabe Nr. 10 : Die Ausführungen der Dame greifen meiner Meinung zu kurz . Trotz der Aktualität der nun wieder in Erinnerung ( Weltfrauentag) des Themas Stellung der Frauen in unserer Gesellschaft , vermisse ich etwas von gutmütigen Sarkasmus .Das Thema ist so alt wie die Evolution … Es wäre unbillig A. Schopenhauer zu bemühen um die Unterschiede der Geschlechter zu erörtern. Bleibt am Ende das Beharren auf Teilhabe , jedem Menschen unbenommen . Nur eines scheint unüberwindbar – ob Frau wie Mann – die Leistungsgfähigkeit ; die einerseits Evolutionsbedingte , als auch die angeborenen Talente und deren persönliche Entfaltung . Es gibt sowohl dumme wie kluge Menschen, egal welcher Zugehörigkeit.

Nicht nur Frau Schwarzer sei hier als Protagonistin der Teilhabe und sozialen Gerechtigkeit , nicht zuletzt ein starkes Selbstbewusstsein einzufordern – das war einst Christina v. Schweden mit ihrem berühmten Spruch vom „ Ehebett als Grab der Liebe „ ——– blöd waren die Frauen zu keiner Zeit ! Aber – es gibt immer ein ABER : Wäre das Rollenspiel genau umgekehrt , darf gefragt werden, ob denn 708 Nobelpreisträgerinnen zu 25 derer der Männer stünden — aber das bleibt spekulativ !

Jetzt seit 250 Jahren die nun fortschrittliche Zivilisation , ist es doch gleichzeitig eine kulturpolitische Revolution . Die Gesellschaft organisiert neue zweckgerichtete Arbeitsteilung – Teilhabe zweckbestimmt ohne Ansehen und Privilegien der Geschlechter wird die Gesellschaft prägen. Die Frauen mögen immer noch zu Recht um ausnahmslos Teilhabe einklagen . Nun wieder ein ABER : – auf allen Feldern ist Parität nicht machbar , sei es im Weitsprung oder pfiffig zu Beobachten wie einst Kopernikus oder die Astronomin Ruby – der erstere war auch nur allein auf weiter Flur ; das sind Einzelleistungen völlig vom Individuum bedingt – darauf hinzuweisen ergibt keine Schlüssigkeit .

Nun ein Blick zurück — die Bedingung des weiblichen Menschen hatte auch einst ein anderes Moment gezeitigt : War es doch ein Mann der gekreuzigt wurde – sein Preis ward zwar die Himmelfahrt – Eine ERÖSERIN – wäre der Gipfel des fordernden Feminismus — aber solch Schiksal , solch zweifelhafter Umweg zum Glück war einem Weibe glücklicherweise nicht beschieden … ist es doch ein fragliches Privileg als Mensch Mann zu sein – dann doch lieber den ungefährlicheren Weg eines Menschen als Weib zu haben- ohne Umweg zum irdischen Glück ! Eines zum Schluss : die Geschichte erzählt von viel mehr wahnsinnigen Männern ; Insofern werden die Frauen hoffentlich die lebensständigen Positionen bewahren — letztlich beruht der Erhalt des Spezies HomoSapiens auf Symbiose . – Klaus Schindler

 

Zweifellos ist es erstrebenswert, dass Frauen in der Wissenschaft anteilig stärker vertreten sind als sie es heute sind. Nun ist es aber so, dass der Wissenschaftsbetrieb ein – verglichen mit dem Arbeitsmarkt für Akademiker insgesamt – sehr kleines Segment ist. Der Nachwuchs wird aus den Absolventen in den entsprechenden Studiengängen rekrutiert. Diese Absolventen haben mit dem Abschlusszeugnis in der Tasche die Wahl, ob sie in der Wissenschaft weiter arbeiten möchten (z. B. anschließende Promotion) oder ob sie auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt in privatwirtschaftlichen Unternehmen oder bei öffentlichen Arbeitgebern tätig werden wollen. Wobei diese Wahl eher theoretisch ist, denn praktisch gibt es nur relativ wenige Stellen, gedacht für die Besten, die der Wissenschaft erhalten bleiben sollen. Welche Minderheit unter den Absolventen entscheidet sich nun nach dem Abschluss für eine wissenschaftliche Arbeit? Ist in den Dutzenden Studien, die Sie anführen, auch eine enthalten, die die Frage beantwortet, ob und wenn ja weshalb Frauen in dieser Gruppe bereits unterrepräsentiert sind? Dann ließen sich auch Abhilfemaßnahmen daraus ableiten.

Dass es in einigen Bereichen ausgeprägte geschlechtsspezifische Vorlieben für die Berufswahl gibt ist allgemein bekannt. Wir alle – egal welcher Jahrgang – haben schon als Kind aus eigener Anschauung gelernt, dass sich (fast nur) Frauen um die Kinder in Kindergarten und Grundschule kümmern. Tatsächlich findet sich auch heute noch kaum ein Mann, der in diesen Berufen ausgebildet werden möchte. Genau umgekehrt verhält es sich mit den technischen Disziplinen. Da sind seit jeher Frauen in der Minderheit, auch viele Girls Days und andere Aktionen, in denen Werbung für Frauen in technischen Berufen gemacht wurde, später und trotz der gut bezahlten Angestellten-Jobs mit geregelter Arbeitszeit, die es in diesem Bereich gibt. Wobei es es eine Einschränkung gibt: In der DDR sah das anders aus, da gab es eine Menge Ingenieurinnen – aber auch keine freie Berufswahl. Nach der Wiedervereinigung mit Beginn der freien Berufswahl haben sich die weiblichen Präferenzen dann bald den westlichen angeglichen.

Womit sich meine abschließende Frage ergibt: Ist der Dreiklang aus Promotion, Habilitation und Professur, der dem Wissenschaftsbetrieb zugrundeliegt, für Frauen einfach unattraktiver als für Männer, sodass sie sich seltener für eine solche Karriere entscheiden als Männer und in der Folge dann auch seltener in der Wissenschaftshierarchie vertreten sind? Oder liegt es einfach an vorteilhafteren Jobangeboten von Arbeitgebern außerhalb des Wissenschaftssektors (z. B. in Hinblick auf Jahresgehalt, befristete/unbefristete Anstellung, Arbeitszeitregelung, Elternzeit, Unterstützung bei der Kinderbetreuung, …)? – Ulrich Wenkemann

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein dünnes Schwarzes Mädchen“ von Elisabeth von Thadden

 

Die weiße junge Schriftstellerin Marieke Lucas Rijneveld darf das Gedicht der schwarzen jungen Dichterin Amanda Gorman nicht ins Niederländische übersetzen: da ist sie wieder, diese unglückselige empathiefeindliche, ja letzten Endes inhumane Identitätspolitik, mit der die altjüngferliche unbefleckte Gouvernante „Political Correctness“ in „bester Absicht“ die Büchse der Pandora geöffnet hat. Spätestens angesichts der weltweiten menschlichen Schicksalsgemeinschaft in der gegenwärtigen Corona-Pandemie hat die abstruse und fatale Theorie der sogenannten kulturellen Aneignung sich als abwegiges und peinliches Konstrukt entlarvt: Universalismus ist das Gebot der Stunde. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Die Aufregung um Amanda Gorman ist ein perfektes Beispiel für „wokesplaining“ – ein schönes, neues Wort, das wohl großes Potential zum Wort des Jahres hat. Definition: Menschen, die sich für progressiv („woke“) halten, wollen anderen vorschreiben, wann und warum diese sich diskriminiert fühlen sollen. – Kolja Mendler

 

Wenn eine junge , unbekannte Schwarze Frau ein Gedicht bei der Inauguration Bidens vorträgt, dann hält nicht die Welt den Atem an. Das hat sie vielleicht in der Kubakrise, beim Mauerbau und ihrem Fall oder bei der ersten Mondlandung. Man bekommt den Eindruck Dante, Goethe, Lord Byron und Puschin hätten in einem Kollektiv von Kulturschaffenden ein Gedicht geschrieben. Geht es noch ? Um diese Krone der Lyrik ins Deutsche zu übertragen, Das erinnert sehr an totalitäre Zeiten im real existierenden Sozialismus ! Aber vielleicht war ihr ZEITartikel ja auch nur eine Satire auf diese aufgeregten Identitären von links und rechts ? – Peter Barthelmes

 

Die westliche geführte Debatte um die Frage, wer am besten geeignet ist, einen Text in eine andere Sprache zu übertragen, ist wieder einmal eine, die ausufert und empörungshörig ist. Der wichtige Kern des Problems, nämlich, dass Standpunkte regelmäßig neu genordet werden müssen, geht dabei fast verloren. Ein Gutes kann ich jedoch an dem „Spektakel“, wie es Frau von Thadden nennt, finden: endlich redet diese Welt mal über literarische Übersetzungen und über diejenigen, die sie zur Welt bringen. Literarisches Übersetzen ist eine Kunst, wie das Schreiben auch. Einen Text aus einem bestimmten Kulturkreis und Kontext in einen anderen hinüber zu tragen, setzt ein Eintauchen in den Ausgangsozean voraus und ein Auftauchen im Zielmeer.

Natürlich gibt es solche, die beide Welten in sich vereinen. Aber muss es das? Welche Werke kämen heraus, wenn Übersetzer nur noch Themen bearbeiten würden, zu denen sie persönliche Erfahrungen haben, und wenn, auf die Spitze getrieben, keine neuen Goethe-Übersetzungen mehr möglich wären, weil ja von den weißen männlichen Zeitgenossen desselben Alters keiner mehr lebt? Aber wir Menschen sind einander näher als manche meinen. Gute Übersetzer finden den Ton, auf den es ankommt, sie nachempfinden das, was die Autoren sagen müssen, sie können kongenial, habt Vertrauen! Mögen Aktivistinnen ( und andere) sich mal mit diesem Metier beschäftigen – die Übersetzerinnen übersetzen derweil. – Sabine Ressel

 

Identitätspolitik – Immer skurriler. Eine Weiße Frau darf nicht das Gedicht einer Schwarzen Frau übersetzen? „Das darf nur eine Schwarze Frau“, so die selbsternannten Identitätspolitiker – und ihre sich selbst zensierenden Follower. Und wenn die Schwarze Dichterin dazu noch lesbisch wäre, dürfte das sicher auch nur eine Schwarze lesbische Frau. Und wenn die Schwarze lesbische Dichterin noch an Krebs leiden würde, … Der Vorgang zeigt den gesamten Irrsinn der aus den USA herübergeschwappten Identitätspolitik. Übrigens: Die ursprüngliche Wahl der weißen Übersetzerin war – dem Artikel zu entnehmen – „zur Freude von Amanda Gorman“. Aber die Meinung der Dichterin selbst zählt wohl nicht. – Raimund Helbrich

 

Dem Fazit im Artikel „“Ein dünnes schwarzes Mädchen“ von E. von Thadden kann ich nur zustimmen. Doch erschreckt mich die Darstellung, dass nach einer dreisten Unterstellung von Frau J. Deul gegenüber der vorgesehenen niederländischen Übersetzerin („Sie ist weiß, nicht-binär und ohne Erfahrung in diesem Feld.“) sowohl der Verlag Meulenhoff als auch der für die deutsche Übersetzung offenbar vorgesehene Verlag Hoffmann und Campe sich die Ansichten von J. Deul offenbar zu Eigen machen und sich diesen unterwerfen. Ist es denn nicht möglich, dass sich ein angesehener Verlag eine eigene Meinung zu seinen Mitarbeitern macht? Woher speist sich die scheinbare Deutungsmacht der Frau Deul und warum ignoriert man sie nicht einfach? – Jörg Hoppe

 


 

 

Leserbriefe zu „Neue Studie zur Nutztierhaltung. Kommt der Soli für die Ställe?“ von Merlind Theile

 

Vielleicht verstehe ich da was nicht: wenn bestimmte Anforderungen an ein Produkt gestellt werden, hat der Gesetzgeber doch die Möglichkeit, entsprechende Vorgaben zu machen. Beispielsweise sind bestimmte Abmessungen für Fluchtwege aus Gebäuden vorgeschrieben. Damit Bauherren diese Vorgaben umsetzen, wurde meines Wissens keine Machbarkeitsstudie durchgeführt und auch keine Soli/Steuern/Abgaben erhöht bzw. erhoben. Wenn also nun bestimmte Anforderungen an die Tierhaltung gestellt werden, kann die Politik diese in entsprechende Gesetze und Vorschriften gießen; in vielen Fällen tut sie dies bereits.

Ggf. wird die Umsetzung dann den Preis beeinflussen, sprich: das Produkt wird teurer. Warum nun eine neue flächendeckende Abgabe (wie auch immer diese heißt) vom Staat erhoben werden muss, erschließt sich mir nicht. Falls Anreize geschaffen werden sollen, könnten diese über sowieso vorhandene Subventionen gesetzt werden, die gekoppelt werden an die Erfüllung von „Tierwohl-Bedingungen“. Davor steht trotzdem die Formulierung von gesetzlichen Mindestvorgaben. Was hindert die Landwirtschaftsministerin daran, diese auf den Weg zu bringen?

Außerdem stellt sich doch die Frage, ob ausschließlich bisher konventionell arbeitende Höfe finanzielle Unterstützung erhalten würden und Biohöfe, die bereits den höheren Anforderungen der Biolabel verpflichtet sind und diese bislang auf eigene Kosten erfüllten, leer ausgehen. Oder wird die Abgabe nur auf konventionell erzeugte tierische Produkte erhoben? Warum der Umweg über die Staatskasse? Ich würde mich freuen, mehr über dieses Thema in der ZEIT zu lesen – und noch mehr, wenn ökologischen Aspekten im Landwirtschaftsministerium mehr Gewicht beigemessen würde… – Martin Schultz-Brummmer

 

Nachfolgend mein Vorschlag zum besagten Thema: Die Bundesregierung sollte sich einsetzen für eine EU-weite zwingende Regelung zur Mindeststallgröße von Mast- bzw. Schlachttieren. Z.B. 1qm pro Huhn, 2qm pro Pute, 4qm pro Schwein, 6qm pro Rind, usw. Jungtiere evtl. die Hälfte. Eine solche zwingende und EU-weite Regelung könnte helfen, viele der Probleme, die ein zu hoher Fleischkonsum, mit all seinen Folgen, nach sich zieht, deutlich zu mindern. Mit einer angemessenen Übergangsfrist, drei bis fünf Jahre, für alle Mastbetriebe in der EU, sollte eine solche Maßnahme zwingend werden.

Neben dem Tierwohl an sich, welches durch solche Maßnahmen gefördert würde, steht aber vor allem das Menschenwohl im Fokus. Durch die deutliche Reduzierung der Anzahl der Masttiere, und zwar EU-weit, sodass kein Betrieb eine Wettbewerbsverzerrung beklagen könnten, könnten wir erreichen, dass: – Die Belastung der Umwelt erheblich reduziert würde, weniger CO2-Ausstoß, weniger Gülle, weniger Verbrauch von Antibiotika, u.v.a.m. – Der Verbrauch von Fleisch als Folge der Verteuerung wesentlich gesenkt würde, und damit auch die Größe von Schlachtbetrieben im gleichen Masse verkleinert.

Eine solche Maßnahme an der Quelle, nämlich der Erzeugung von zu viel und billigem Fleisch EU-weit, würde alle jene Vorschläge, welche seit Jahren für einen geringerem Fleischkonsum plädieren, überflüssig machen, da sie nicht an der Quelle ansetzen, der Fleischerzeugung. Nota bene: Diesen Vorschlag sandte ich bereits mehrfach an meine SPD, z.B. Rita Schwarzelühr-Sutter und zuletzt an Saskia Esken, an das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium, die Grünen, an die EU-Kommission, und auch an die ZEIT, leider bisher ohne irgendeine relevante Auswirkung. – Hans-Hendrik Ewert

 

Die Zahl der Nutztiere politisch gesteuert zu reduzieren wäre natürlich die beste Lösung. Aber auch die Argumentation der vom Ministerium Klöckner beauftragten Kanzlei (in Ihrer Beschreibung – ich habe das nicht selbst gelesen) leuchtet mir nicht ein: Die erhöhte Mehrwertsteeuer zahlen deutsche Konsumenten, in dem Fall auf tierische Produkte, erzeugt im Inland oder Ausland. Für die ausländischen Erzeuger ist die MWST ja wohl ein durchlaufender Posten, ebenso wie für die inländischen. Hier hinkt der PKW-Maut-Vergleich, oder?

Die Abgabe bekommen sie ja wieder herein, vom Handel oder Endverbraucher. Das eingesammelte Geld wird nun zweckgebunden für bessere Haltungsbedingungen der Tiere im Inland verwendet – ob das tatsächlich eine „Bevorzugung“ deutscher Betriebe darstellt? Daraus resultieren ja nicht automatisch geringere Betriebskosten pro Huhn. Und die Vorgaben anderer Länder hinsichtlich der Haltungsbedingungen dort werden nicht berührt. Irgendetwas habe ich offenbar nicht verstanden. – Dr. Gunda Matschonat

 

In dem Artikel kommt das Beste zum Schluss – selbstverständlich führt der richtige Weg über eine Mengenrduzierung zum Tierwohl. Ein Weg den Bio-Fleischerzeuger seit Langem eingeschlagen haben. Die Idee des „Stallsoli“ ist an Absurdität kaum zu überbieten, ein typisches Produkt des Klöckner-Ministeriums! Cui bono? Sicherlich nicht dem Verbraucher und Steuerzahler, sondern im Wesentlichen den Fleischerzeugern- und Verarbeitern – vor Allem Letzteren. Aber als deren Interessensvertreterin scheint sich Frau Klöckner ja primär zu verstehen.

Natürlich führt eine Mengenreduzierung zu höheren Kosten und damit auch zu höheren Preisen, was die Verbraucher aber problemlos durch reduzierten Fleischkonsum kompensieren können – halbierter Fleischkonsum wäre im Übrigen auch gesünder für den Einzelnen. Und ja, deutscher Fleischexport könnte darunter leiden – und …? Nicht akzeptabel ist aber ein über alle Steuerzahler erhobener Soli welcher Vegetarier und Veganer ungerechtfertigt belastet und Biofleisch-Verbraucher, die bereits freiwillig für „Tierwohl“ bezahlen, doppelt belastet. Falls der Stallsoli kommt, wird er sicherlich in Karlsruhe landen. Und was die im Artikel beschriebene Problematik von nach Deutschland importiertem „billigerem“ Fleisch anbelangt, muss das Ministerium über eine entsprechende und EU-konforme Lösung eben mal richtig nachdenken, das ist deren Aufgabe. – Klaus Burkhart

 

Wenn das Schnitzel vom Kalb, Schwein oder von der Pute sein soll, dann dürfte die Zukunft des Schnitzeln weiterhin sehr rosig sein. Für das Kalb, für das Schwein oder für die Pute selbst, da bleibt alles weiterhin auf unrosig! Wo werden wohl diese Tier gehalten, damit der Mensch deren Fleisch superbillig essen kann? Richtig! Diese Tiere werden in der Massentierhaltung gezüchtet, natürlich meist unter „gruseligsten Bedingungen“. Artgerechte Tierhaltung und Tierwohl? Vergiss es! Könnte da eine Steuererhöhung helfen? Sicherlich, aber wohl kaum den Tieren! Hi hi, ha ha, ich lach mir gleich einen Ast. Krumm und bucklig hab ich mich schon oft genug über Julia Klöckner (Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) gekichert. – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zu „Hauptsache, was mit Hitler“ von Josef Joffe

 

Nicht Ihrer Meinung bin ich, wenn Sie schreiben: Noch sind die Medien nicht gleichgeschaltet, aber wer weiß. Wenn ich an unsere beiden öffentlich- rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten und ihre Ausrichtungen denke, muß ich sagen, gleichgeschalteter geht kaum und macht beide Sender damit verzichtbar. Selbst bei den seriösen Printmedien wie z.B. FAZ und SZ ist eine Tendenz dazu erkennbar. Und zu meinem großen Bedauern macht auch die ZEIT immer weniger eine rühmliche Ausnahme. Gelegentlich drängt sich einem (wahrscheinlich nicht nur mir) der Eindruck auf, sie verkommt zu einem Parteiblatt der „Grünen“. Gelegentlich gibt es, Gott sei Dank, noch Josef Joffe. – Klaus Grasenick

 

Haben Sie besten Dank für den informativen Artikel aus der Feder von Herrn Josef Joffe. Eine sachliche Korrektur sei mir erlaubt:“ …inklusive Fackelmarsch durchs Brandenburger Tor wie am 31. Januar 1933″, schreiben Sie. Dies ist falsch. Der Fackelzug anlässlich der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler war am 30 Januar 1933. Drei Jahre später, am 30. Januar 1936, haben die Nazis eine pompöse Neuauflage dieses Ereignisses inszeniert, über die der Völkische Beobachter einen Tag später, nämlich am 31. Januar 1936, berichtete.

Der Fackelzug am 30. Januar 1933 war wesentlich kleiner als die NS-Presse drei Jahre später glauben zu machen versuchte. Überdies lag der Schwerpunkt der damaligen Veranstaltung im Bereich der alten Reichskanzlei sowie dem nahegelegenen Palais des Reichspräsidenten. Zur Terminologie: „Fackelmarsch“ ist offenbar eine Neuschöpfung von Herrn Joffe. Aus der Geschichtswissenschaft, bin Historiker, Schüler von Prof. von Aretin, ist mir nur der Begriff: „Fackelzug“ bekannt. Aber ich lasse mich gern belehren. – Dr. Thomas Sarholz

 

Josef Joffe entdeckt die Goggelei über Hitl/Goebb/Kz/Sinistres…), (per Zeitraum von 20 Jahren): Und kommt zum finalen Schuss seines seichten Feuilletons (das ein Idiotikon ist): Hitler sells. – Pardon: Hitler eats brain. – Anton Stepnan Reyntjes

 

In einer aufgeklärten Gesellschaft geht es um das Finden und Verteidigen der Wahrheit. Um sodann zumindest auf allen öffentlichen, zumeist steuerfinanzierten Ebenen das bestmögliche Politmanagement zu betreiben und die bestehenden Probleme tatsächlich zu lösen. So ist es denkbar, so wäre es richtig. Doch in Wahrheit geht es offensichtlich darum, fragmentarisch aus ebendieser, ideell getuned mit narrativem Allerlei, das größte Kapital zu schlagen. In welcher Währung sich der Mensch (manchmal auch in Interessengruppen) dieses Kapital dann auszahlen lässt, hängt von persönlichen Leidenschaften und Defiziten ab.

Der große französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau hat durchaus gegen den Strom seiner Zeit die Auffass- ung vertreten, dass die in zivilisatorisch entwickelten Gesellschaften lebenden Menschen selbstsüchtig, unwahrhaftig und eitel seien. Da durch die Vergesellschaftung der Individuen der Vergleich untereinander möglich sei, welcher die naturgemäße Selbstliebe in die naturwidrige Eigenliebe oder Selbstsucht umschlagen lässt. So falsch also war diese Annahme wohl nicht, mündet doch der Egoismus nicht selten in die von Josef Joffe beschriebene kapitale Aufmerk- samkeitsmanie. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Was Kinder jetzt brauchen“ von Anna Mayr

 

Wenn ich höre, was alles für die Kinder getan werden muß, dann schwillt mir der Kamm. Die Mütter wollten sich ja alle Verwirklichen. Was versteht man darunter. Wer Kinder hat, so nehme ich an, wollten das immer Verwirklichen. Das ist, wenn man so will, auch eine Verwirklichung. Ein schöner Beruf. So geht Familie. Wer familienfeindlich ist, sollte sich keine Kinder anschaffen. Das Kind braucht Mutter und Vater. Sonst tritt das ein, was wir schon vielerorts haben. Viele Kinder, zu viele, sind deswegen psychisch krank. Dafür sind die Großen schuld. Die schleppen ihre Krankheit mit sich herum. Und das wird auf die Kinder übertragen, wie ein Virus. – Gunter Knauer

 

In dem Artikel „Was Kinder jetzt brauchen“ wurde erneut das Thema angesprochen, dass Kinder auf Grund des Lockdowns zu zu viel Schulstoff verpassen. Vieles was in der Schule gelernt wird, braucht später niemand mehr im Alltag, Studium oder Beruf. Von daher sollte die Sache mit dem verpassten Schulstoff einfach locker gesehen werden. Darüber hinaus ist sowieso lebenslanges Lernen angesagt. Anstatt sich über den verpassten Schulstoff zu beklagen, sollten wir in Deutschland endlich den Mut haben und die Chance nutzen die Schulinhalte zu entrümpeln, verschlanken und zu modernisieren. Und dies sollte in regelmäßigen Turnus alle paar Jahre wieder erfolgen. Dies ist auch unserem schnellllebigen Alltag geschuldet wonach gewisse Schulinhalte dann einfach nicht mehr in vollem Umfang zeitgemäß sind.

Warum sollen z.B. in Deutsch noch so viele Klassiker gelesen werden, die inhaltlich keinen mehr ansprechen. Stattdessen wäre es sinnvoll spannende Jugendliteratur der letzten Jahre in die Lehrpläne aufzunehmen. Muss sich denn wirklich in Mathe jeder mit den Strahlensätzen auskennen und in Geschichte wochenlang über die Ägypter, Griechen und Römer geredet werden, anstatt aktuellen Ereignissen mehr Raum zu geben. Eine Überarbeitung und Modernisierung der Schulinhalte ist auch eine notwendige Voraussetzung für die geforderte, flächendeckende Digitalisierung des Unterrichtes. Darüber hinaus würde Schule einfach wieder mehr Spass machen. Lieber weniger Schulstoff, dafür aber guter! – Iris Bronstein

 

Ich freue mich sehr, dass es „Kinder“ geschafft haben, auf die Seite 4 der ZEIT zu gelangen! Die verantwortlichen Politiker*Innen (Familie, Bildung… Wirtschaft) haben noch nicht begriffen, dass Kinder das zukünftige Deutschland und Europa gestalten werden. – Klaus Busch

 

Auf Seite 4 der Sparte POLITIK“, der ZEIT NO. 10 kommen Lehrer wieder einmal nicht vor. Beim Thema „Warum es nicht reicht, Schulen zu öffnen“, hätten sie vielleicht ein Wörtchen mitzureden. – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbriefe zu „Nicht teamsfähig“ von Ulf Schönert

 

In ihrem Beitrag analysieren Sie sehr gut, welche Hindernisse der Datenschutz für die Nutzung üblicher Programme in Schulen darstellt. Der Datenschutz offenbart sehr deutlich, dass er nicht pandemiefest ist. Deshalb greift ihr einfacher Lösungsansatz auch zu kurz. Es geht nicht darum, nach der Pandemie zu den alten Regeln zurück zu kehren, sondern darum ob der Datenschutz überarbeitet werden muss. Zweck des Datenschutzes ist, die Freiheitsrechte der Menschen sicherzustellen. Diesen Zweck verfehlt er, wenn er daran hindert, dass die Freiheitsrechte der Kinder auf eine optimale Unterrichtsversorgung verhindert werden. Wir müssen damit rechnen dass wir nach dieser Pandemie nicht wieder ähnliche Situationen bekommen werden. Nach Covid 19 kann es auch Covid Nr xxx geben. So wie es jetzt ist kann es mit dem Datenschutz nicht bleiben. Polemisch kann man es so ausdrücken: „Der Datenschutz in seiner jetzigen Form ist der beste Freund des Corona Virus.“ – Thomas Prüllage

 

Auch wenn der Titel in die Kategorie „Kalauer“ einzuordnen ist und der Text den Eindruck bezahlter Werbung hinterlässt, eine Reaktion ist nötig. Der Zweck heiligt die Mittel nicht und der Einsatz unanständiger Methoden kann nur in Erwägung gezogen werden, wenn keine anständigen Methoden verfügbar sind. In dieser Situation ist man beim „Homeschooling“ aber in keiner Weise. Für alle genannten US-Produkte sind freie und kommerzielle europäische Lösungen verfügbar, bei deren Einsatz man Herr über die eigenen Daten bleibt, die anderen Benutzer selbst über die Verwendung ihrer Daten entscheiden können und bei denen man keine Nutzungsbedingungen voller Zumutungen abnicken muss.

Also: NextCloud statt Teams, Jitsi Meet statt Google Meet, Delta Chat statt WhatsApp, Big Blue Button statt Zoom und alles auf eigenen Servern oder bei europäischen Anbietern. Für all das muss man natürlich die notwendige Übertragungs- und Verarbeitungs- Kapazität bereitstellen. Ein Stapel PC in der Landeshauptstadt wird nicht ausreichen, um alle Schüler des Landes zu versorgen. Voraussetzung ist der Wunsch, unabhängig und Herr der Entscheidungen sein zu wollen, die einen selbst betreffen. Voraussetzung ist die Bereitschaft, alles Notwendige zu tun, um lokal vernünftig und anständig arbeiten zu können. – Bruno Schrade

 

Warum ist eigentlich der Datenschutz nur an den Schulen ein so großes Problem? Über die Hochschulen spricht niemand – dann da geht man exakt so pragmatisch vor, wie die Zeit es vorschlägt. Wir nutzen Gotomeeting und nach den datenschutzrechtlichen Nachbesserungen auch Zoom und Teams. Angst davor, dass sich jemand in eine Notenkonferenz einhacken könnte, würde unseren Lehrbetrieb unmöglich machen. Wir berufen neue Kollegen online, nehmen Masterabschlüsse online ab, diskutieren Noten und machen die gesamte Strategieentwicklung der Hochschule online. Sind das weniger sensible Daten? Im nächsten Semester werden die ersten Master Absolvent*innen unsere Hochschule verlassen, die fast nie in unseren Gebäuden physisch anwesend waren. Hätten wir all diesen Studierenden ein Studium verwehren sollen? Wie viele Fälle von gehackten Konferenzen oder illegalen Aufzeichnungen hatten wir? Keine.

Und warum guckt niemand, welche Schäden durch die Nutzung schlechter, aber datenschutzrechtlich einwandfreier Software entstehen? Wie viel Unterricht bei meinem Sohn ausfällt, weil der Moodle Server nicht läuft? Wie eigentlich Lehrer unterrichten sollen, die ihre Schüler nicht sehen, weil die Kameranutzung die Server überlastet? Und warum machen die Kultusminister*innen keine klaren Vorgaben zu erlaubter und nicht erlaubter Software und lassen die Schulen mit diesen Entscheidungen alleine, was unnötig viele Ressourcen verbraucht? Und warum entwickelt jedes Bundesland eine eigene Lernplattform, die dann wie in Baden-Württemberg wegen Erfolglosigkeit wieder eingestampft wird?

Uns Eltern wurde schriftlich verboten, den Online-Unterricht unserer Kinder zu beobachten. Lehrer haben fürchterliche Angst, dass jemand sehen könnte, was sie tun und haben große Angst vor digitalen Tools. Höchste Zeit, dass digitale Lehre in der Ausbildung vermittelt wird, aber die aktuellen Absolvent*innen verlassen noch immer die Hochschulen ohne damit je in Kontakt gekommen zu sein. Durch Corona bekommen wir alle mehr Einblicke in das System Schule, als vielen lieb ist, und was wir sehen, stimmt uns alles andere als zuversichtlich! – Prof. Dipl.-Ing. Architektin Christine Kappei

 


 

 

Leserbriefe zu „Arbeitslos in der Krise: Wer ein Jahr raus ist, hat es schwer“ von Kolja Rudzio

 

Der Artikel zeigt sehr gut wer die ersten Opfer der Krise sind, die Langzeitarbeitslosen, vorne dran die Jungen bist 35 Jahre, die Ausländer und ganz überraschend die Akademiker. Dies könnte auf einen neuen Entwicklungstrend hinweisen. Krisenzeiten sind Zeiten der Fittesten, am freien Markt überleben dann die Firmen mit dem höchsten technologischen Entwicklungspotential. Diese machen sich dann zukunftsfest gegen die Konkurrenz durch Personaleinsparungen auch in den höchsten Lohngruppen bei den Akademikern. Es war zu erwarten, dass die EDV-gestützte industrielle Mechanisierung irgendwann das Potential zum dauerhaften Arbeitskräfteabbau erreicht. Die Corona Krise könnte für die Industrie der Einstieg da zu sein. 2.000€ Zuschuss für eine Ausbildungsstelle sind da von Vor-, Vorgestern. – H. Giller

 

In Berlin erreichen etwas 10 Prozent der Schüler keinen Schulabschluss. Viele Schüler haben Migrationshintergrund. Wenn Sie die beiden Rubriken 15-25 Jahre alt und Ausländer zusammenfassen. Werden Sie viele dieser gescheiterten Schüler da wiederfinden. Für welche Ausbildung sollen sich diese Personen eignen? – Heinrich Vierhaus

 

Was für eine erschreckende Entwicklung: Mehr (Langzeit-) Arbeitslosen in Folge der Corona-Pandemie. Politiker täten gut daran, sich an die Situation kurz nach der Jahrtausendwende zu erinnern. Der Gründungszuschuss der Bundesagentur für Arbeit war ein sehr erfolgreiches Instrument. Aus Budgetgründen hat die Bundesregierung Ende 2011 die Pflichtleistung in eine Ermessensleistung umgewandelt – zum Nachteil derjenigen Menschen, die sich aus der Arbeitslosigkeit selbstständig machen wollen. Höchste Zeit angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie, diese Förderung wieder hochzufahren, Haushaltsmittel bereitzustellen und Richtlinien zu ändern. Das Menschen zu ermutigen, die sich selbst einen Arbeitsplatz schaffen und eine Existenzgründung wagen möchten. Staat und Gesellschaft könnend dabei nur gewinnen. Untätigkeit zu alimentieren, ist keine Lösung. – Claudia Kirsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Der demaskierte Minister“ von Ingo Malcher und Fritz Zimmermann

 

Höchst lukrative Aufträge zur Beschaffung von Masken wurden an Großunternehmen (u.a. VW, BASF, Lufthansa) vergeben. Die Abwicklung erfolgte ohne Qualitäts-Kontrollen bzw. die Lieferanten wurden vertraglich von allen evtl. Schadensansprüchen freigestellt, obwohl es sich um Masken aus chinesischer Produktion, d.h. nach chinesischen Normen hergestellt, handelte. Gleichzeitig wurde eine Beschaffungsmaßnahme für Masken im „Open- House-Verfahren“ eingeleitet. Der überwiegende Teil dieser Ware stammt ebenfalls aus China. Dennoch wurden für diese Masken im Nachhinein Qualitätsnormen eingefordert, die in den OPH-Verträgen nicht vereinbart waren.

Mit teilweise abstrusen Argumenten wurde die gelieferte Ware nur teilweise bezahlt. Die Überprüfung der Mängelrügen durch die Lieferanten wurde verweigert. Ein großer Teil der Lieferungen konnte nicht in dem vorgegebenen Zeitfenster erfolgen, da die vom Bundesministerium beauftragte Spedition (Fiege Logistik) heillos überfordert war. Waren, die bei der Spedition Fiege in Shanghei mit der Maßgabe der Lieferung über die Luftbrücke der Bundesrepublik an das für das OPH-Verfahren zuständige Lager der Spedition Fiege in Deutschland geliefert werden sollten, wurden mit mehr als 2 Wochen Verspätung nach Deutschland transportiert. Aufgrund dieser Verspätung wurde die Anlieferung im OPH-Lager (Fiege) verweigert.

Vermutlich war die Spedition Fiege mit der Beschaffung und dem Transport ihrer „eigenen Beschaffung“ von Masken voll ausgelastet (Wert mehr als 500 Mio. €). Einer Vielzahl von Lieferanten wurde die Lieferung zu späteren Terminen verweigert. Einigen („ausgewählten“) Lieferanten wurde jedoch eine spätere Lieferung ermöglicht (Beziehungen?). Ein gr0ßer Teil der Lieferanten versucht deshalb Ihr Recht aus den OPH-Verträgen per Klage gegen das BMG durchzusetzen. Das BMG hat die „erfahrene“ Unternehmensberatung Ernest & Young (Wirecard, Lehman B.!) mit der Abwicklung der Klagen beauftragt (Auftragswert für EY mind.36 Mio. €). Derzeit kommen immer mehr Berichte über Politiker und Beamte ans Tageslicht, die an den Maßnahmen des BMG kräftig „mitverdienen“.

Diese Presseberichte erinnern stark an einen Eisberg, dessen große Masse unter Wasser liegt und damit nicht sofort sichtbar ist. Wenn man dann erfährt, –            dass der Bundesminister für Gesundheit vor seinem Ministeramt als Lobbyist für die Internet- Apotheke DocMorris tätig war –   sein Ehemann als Lobbyist der Pharmaindustrie in Berlin tätig ist, –          die Vergabe der Abwicklung der Maskenlieferung an die Spedition Fiege unter dubiosen Umständen ohne Ausschreibung vergeben wurde (Auftragsvolumen über1,2 Mrd. €) –         die Fa. Siemens bereits vor der Veröffentlichung der Anforderungen mit der Lieferung von Schnelltests beauftragt wurde –  die groß vom Minister zum 1. März angekündigt flächendeckende kostenfreie Versorgung der BRD mit Schnelltests ähnlich wie bei der Versorgung mit Impfstoffen bisher nicht erfolgte –        und stattdessen die breite Versorgung mit Schnelltests durch Discounter (5€ per Test) –  erfolgt, dann drängt sich doch der Gedanke auf, ob die Abkürzung „BRD“ nicht als Kürzel für „Bananen-Republik- Deutschland“ umgedeutet werden sollte. – Peter Böttcher

 

In Ihren Beitrag werden ungefiltert Fakten benannt. Darüber habe ich mich außerordentlich gefreut. Diese Tatsachen sehe ich im Zusammenhang mit zahlreichen ungelösten Aufgaben der Bundespolitik. Die beschriebenen Tatsachen weisen nach, wie Minister Spahn sich über das Vergaberecht und die geschäftsüblichen Regeln hinwegsetzte. Statt die Leistung kurzerhand amtlich auszuschreiben, wurden „Gespräche“ geführt, deren Einzelheiten später in Vergessenheit geraten. So wurde im Alleingang über die Vergabe von Leistungen im Umfang von etwa einer Milliarde Euro entschieden. War es Selbstüberschätzung? War es die Folge von Macht? Die Vergabe an die Firma Fiege hat nicht nur einen Beigeschmack (verniedlichend auch „Geschäckle“ genannt), sie ist eine Selbstermächtigung zur Verfügung von etwa einer Milliarde Euro.

Hier drängen sich mir einige weitergehende Fragen auf. Worin besteht der Unterschied zum Minister Scheuer? Er hat eine halbe Milliarde Euro Steuergelder ohne Not und angeblich ohne Gegenleistung in den Sand gesetzt. Bundestagsabgeordnete nutzen ihr Abgeordnetenmandat, um mit einem Brief oder einer Empfehlung als MdB in den Markt einzugreifen und sich dafür unverhältnismässig hohe Vermittlungsgebühren zusätzlich zu den Bezügen als MdB zu sichern. Ist das ihre Aufgabe, gehört das zur „Freiheit“ des Mandats? Die Entrüstung des Partei- und des Fraktionsvorsitzenden der CDU darüber beschränkt sich das unmoralischeHandeln in Zeiten der Bekämpfung der Pandemie. So entsteht der Eindruck, außerhalb der Bekämpfung der Pandemie seien diese Praktiken unproblematisch. Dem sehe ich nicht so. Den bekannt gewordenenTatsachen ist gemeinsam, dass angesichts des zu erwartenden Gewinns an Geld und Einfluss die Vernunft und die Fähigkeit zur verantwortungsvollen Abwägung verloren geht.

Die aufgezeigten Fakten sind m. E. Folge des nachsichtigen Umgangs mit ähnlichen Affären, wie Verschwendung von Steuergeldern, illegalen Parteispenden, Missbrauch des Abgeordnetenmandats zur persönlichen Bereicherung. Vergessen ist der Grundsatz: Die Aufgaben bestimmen die Gesetze, nicht umgekehrt (Chateaubriand, 1848 – 1887). Die Verantwortlichen weichen vor diesen Schritt bei der Änderung des Wahlgesetzes, bei Nebentätigkeiten öffentlich bediensteter, gut bezahlter Richter und Abgeordneter regelmäßig zurück. Keine der Parteien im BT hat bisher einen klaren und eindeutigen Gesetzesvorschlag auf den Tisch gelegt, um Klarheit zu schaffen. Im Wahlkampf werden mehr Gerechtigkeit und Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen, die den „Laden am Laufen halten“ gefordert und versprochen. Eine Stellungnahme zu konkret anstehenden Problemen fehlt. – R. Renaux

 

Was im bisher Lobby-geschützten Raum nicht wirklich regelkonform ablief, konnte man nur erahnen. Dass sich aber nun ein überforderter Gesundheitsminister dem Verdacht der Vetternwirtschaft aussetzt, indem er einen größeren Auftrag an ein auch für diese Aufgabe überfordertes Unternehmen in seinem Wahlkreis vergibt, ohne Alternativen zu prüfen, ist an Arroganz nicht mehr zu überbieten. Gleichzeitig werden angebliche Korruptionsfälle von drei gewählten Volksvertretern der Union öffentlich. Jetzt wissen wir zum einen, warum die Einführung eines Lobbyregisters jahrelang verhindert wurde und zum anderen, warum die Politikverdrossenheit leider zunimmt. Kein gutes Omen für die Wahlen im Pandemiejahr 2021! – Jürgen Rohlfshagen

 


 

 

Leserbriefe zu „Auf der Suche nach Nähe“. Gespräch mit Kevin Kühnert und Johannes Vogel geführt von Marc Brost und Peter Dausend

 

Auf der Suche nach Nähe. Kevin Kühnerts entlarvende Sichte der Dinge offenbart sich in der Passage über die Rente. Als Sozialist im Geiste und jemand der nie in der Wirtschaft gearbeitet hat, fehlt ihm das Verständnis, dass alles, was verteilt werden soll, vorher irgendwo und von irgend jemandem erarbeitet werden muss. Gut, die Geld- und Fiskalpolitik der Gegenwart schult diese Erkenntnis nicht gerade. Aber auch hier wir irgendwann die Rechnung präsentiert werden.

Zurück zur Rente. Höhere Löhne, um zu höheren Renten zu kommen, ist natürlich eine Milchmädchenrechnung (ups Rassismus und Frauenfeindlichkeit. Also Milchjungenrechnung). Die zu einem bestimmten Zeitpunkt ausbezahlten Renten, müssen in der Praxis auch zu diesem Zeitpunkt erwirtschaftet werden. Erworbene „Ansprüche“ sind soviel Wert wie die nächste Generation in der Lage und bereit ist, diese Ansprüche zu bedienen. Auch kapitalgedeckte Rentenversicherung, entkommen diesem Prinzip nicht. Schwächelt die Wirtschaftsleistung, wird der der Wert der Kapitalanlagen sinken.

Eine Ungerechtigkeit könnte allerdings beseitigt werden: Die getrennten Rentensysteme für Angestellte / Arbeiter und Beamte. Die durchschnittliche Pension ist doppelt so hoch wie die durchschnittliche gesetzliche Rente. An diesem Punkt stößt die Solidarität auch von SPD, Grünen und Linken an ihre Grenzen. Die Abgeordneten dieser Parteien akquirieren sich mehrheitlich aus der Berufsgruppe der Beamten. Diese werden alles tun, nur nicht das komfortable Versorgungssystem der eigenen Berufsgruppe antasten. Hier gilt die Regel: Eher legt sich der Hund einen Wurstvorrat an. – Dietmar Baier

 

Als linker Mensch wäre ich eigentlich für R2G, doch ziehe inzwischen die Ampel vor. Während R2G wohl zu starken Gegenbewegungen im Land führen würde, sehe ich bei der Ampel einen größeren gesamtgesellschaftlichen Rückhalt. Für die wichtige Zukunftsprojekte wie die Eindämmung des Klimawandels oder die Digitalisierung braucht es genau das. Und lieber setze ich mit der FDP nur 70 % um als mit R2G viel weniger, weil Länder und Gesellschaft rebellieren. – Maximilian Lutz

 

Vielen Dank für Ihr Interview mit Johannes Vogel und Kevin Kühnert, das mir die Wahlentscheidung nach dem Ausschlussprinzip schon etwas erleichtert hat. Was mich wirklich aufregt, ist das völlige Auseinanderdriften von Wort und Tat der SPD in finanzpolitischen Fragen. Kevin Kühnert möchte sich also als Kämpfer für die Interessen der kleinen Bürger inszenieren, nur um im nächsten Satz die gierige Finanzindustrie mit langfristig orientierten Kleinanlegern, die privat vorsorgen wollen, über einen Kamm zu scheren. Zumindest ist er in dieser Hinsicht mit Parteifreund Olaf Scholz auf einer Linie, der stolz verkündet, sein Geld läge ausschließlich auf Girokonten. Bei einem Bundesministergehalt würde ich mir über Nullzinsen und Altersarmut bestimmt auch keine Sorgen machen. – Christian Behrens

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Überforderte“ von Sven Krüger

 

Vielen Dank für diese sachliche Darstellung der Rechtslage! Ein Aspekt kommt jedoch etwas zu kurz: Dass bei in der Vergangenheit liegenden Straftaten auch der Zeitablauf gegen die Rechtmäßigkeit der identifizierenden Berichterstattung spricht. Auch in anderer Hinsicht halte ich für den Streit um das Kölner Gutachten die Entscheidung des BGH vom 22. September 2020 (Az. VI ZR 476/19) für interessant. Darin hat sich der BGH mit der Zugänglichmachung von 1982 und 1983 erschienenen Artikeln eines Nachrichtenmagazins zu einem 1981 stattgefundenen Doppelmord im Onlinearchiv desselben Nachrichtenmagzins auseinandergesetzt. Die Berichterstattung in den 1980er Jahren war rechtmäßig, für die Zugänglichmachung in dem Onlinearchiv war dies unklar.

Der BGH hat in dieser Entscheidung unter anderem ausgeführt, dass die Zugänglichmachung in dem Pressearchiv als rechtmäßig zu bewerten wäre, wenn die Auffindbarkeit des Artikels eingeschränkt würde. Der frühere Mörder konnte mithin nicht verlangen, dass eine weitere Verbreitung der Information seiner Täterschaft vollständig unterbleibt. Vor diesem Hintergrund finde ich das Teilen der Presse gemachte Angebot auf Einsichtnahme in das Gutachten unter Abgabe einer Verschwiegenheitserklärung sachgerecht. So hätten sich die Pressevertreter ein Bild von dem Gutachten machen können, das ja mittlerweile ein eigenes Thema der Berichterstattung unabhängig von dem ursprünglichen Missbrauchsskandal geworden war. Im Übrigen denke ich, dass man, wenn sich nicht abschließend klären lässt, ob ein Verhalten rechtmäßig wäre, von diesem doch lieber Abstand nehmen sollte. – Christian Schäfer

 

Dieser Artikel ist einmal mehr in dieser Affäre ein Beispiel für präjudizierendes Framing, schlechte Sitten und Missachtung des Grundgesetzes. So steht da unter der Rubrik „Verbrechen“ (sic!) der Satz „Wer Schuldige benennen will, muss ihre Schuld feststellen, und er muss das Aufklärungsinteresse gegen die Rechte der Beschuldigten abwägen“. Stimmt – aber wer darf denn überhaupt neben den rechtsprechenden juristischen Organen Schuldige benennen? Die Medien, die Gesellschaft? Haben wir inzwischen eine vierte Gewalt, die hoheitliche Funktionen wahrnimmt? – Weiter wird Woelki der „Dämlichkeit“ bezichtigt, weil er für ein Hintergrundgespräch (!) eine Verschwiegenheitsvereinbarung vorsieht. Ja was denn sonst? – Beide Fälle zeigen: Wenn eine mediale Kampagne den Point of no Return überschritten hat, werden Grundgesetz und gute Sitten überwalzt. Das ist der bleibende Schaden in dieser Affäre. – Kurt Schäfer

 

Wer will denn in der Katholischen Kirche, mal ganz ernsthaft nachgedacht, etwas aufklären, was außerdem schon „Ewig“ her, und längst verjährt ist? Wer pinkelt denn schon einem seiner „katholischen Arbeitskollegen“ gerne ans Bein. In Köln, da soll auch der „Kölner Klüngel“ daheim sein, eine Art von System, so hört man, das auf gegenseitiger Hilfeleistungen und Gefälligkeiten beruhen soll! Viele dieser kirchenoberen Männer halten auch zusammen wie „Pech und Schwefel“, sitzen dabei immer im selben „Boot“, und lassen den Herrgott weiterhin einen guten Mann sein. Übrigens hat der Bischof Rainer Maria Woelki auch den Rang eines Kardinals, der muss doch vertuschungsresistent sein, denn schließlich darf er auch bei einer Papstwahl „mitklüngeln“. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zur Grafik „Vorsicht, Hochspannung!“ von Doreen Borsutzki (Grafik) und Marc Widmann (Recherche)

 

Als Techniker bin ich es gewohnt und liebe das Bild noch mehr als das Wort für Erklärungen. Deutschland hat noch immer ein Riesenproblem mit den übermächtigen Stromkonzernen. Das Diagramm der negativen Strompreise fällt mir sofort ins Auge. Alternative Energien sind dezentral und deshalb der Erzfeind der Strommonopolisten. In ihrem Bericht haben sie haben sie die billigste und bewährteste Stromspeichermethode, das Pumpspeicherwerk nicht erwähnt. Es kann überall in allen Mittelgebirgen leicht und preiswert gebaut werden wo es 200 bis 300 m Höhenunterschiede gibt. Die Arme dieser Monopolistenkrake reichen bis in die kleinsten Strukturen unseres Staates, in die Gemeinderäte, diese vergeben die Konzessionen an die Stromunternehmen, und verändern damit den Ausbau der Speicherkapazität und sichern deren Existenz. – H. Giller

 

Ich würde es begrüßen, wenn endlich eingesehen würde, dass die Kernenergie die einzige umweltschonende Energieerzeugung darstellt, die jederzeit für zuverlässige Energieversorgung steht. Es zeigt sich, daß die Atomenergiebekämpfer bei ihrem blinden, teilweise gewalttätigen, Aktionismus aufs falsche Pferd gesetzt haben, maßgeblich verkörpert durch „Die Grünen“. Man akzeptiert dort, ideologisch verbohrt, schwere Umwelteingriffe, wie Waldrodungen, menschenverachtende Geräuschemissionen in der Nähe von Windkraftanlagen, das Abschlachten von Millionen Tieren durch Rotoren. Zudem verschlingt die Förderung durch das EEG Milliarden Euro, auch wenn diese Umlage jetzt etwas gesenkt, aber durch die CO2- Abgabe überkompensiert wird. Und das alles bei einer mehr als mageren Energieerzeungsbilanz.

Letztlich zählen nicht die Hurra-Meldungen aus der Windenergiebranche oder von den Grünen, sondern die sichere Stromversorgung zu jeder Zeit und der Preis. Lesen Sie doch mal die Energiecharts des Fraunhofer-Instituts. Sie müssen leider zur Kenntnis nehmen, dass der Anteil erneuerbarer Energien zwar 2020 51% betrug, darunter Windenergie 26,8% und Photovoltaik 10,5%. Der Tag mit dem geringsten Anteil erneuerbarer Energien, und das ist der Maßstab für die sichere Energieversorgung, brachte am 27.11.2020 nur einen Anteil von 16,6%; bei der Windenergie 2,6% am 16.06.2020 und am 01.12.2020 ganze 0,6% bei der Solarenergie! Sichere Energieversorgung sieht anders aus! – Joachim Möller

 


 

 

Leserbrief zu „»Verrat am Vaterland«“ von Michael Thumann

 

Beim Lesen des Beitrags „Russisches Ballett „hatte ich zunehmend das Gefühl so einen Artikel über Russland in der Zeit noch nicht gelesen zu haben. Die Erklärung dafür stand am Ende des Beitrags: Aus dem Englischen… Tuvia Tenenbom. Erfrischend nüchtern ! Das konnte natürlich so nicht stehen bleiben !!! Promt folgt in der nächsten Ausgabe ein Nwalny – Artikel wo ein deutscher Autor den Blick auf Russland zurecht rückt. Am deutschen Wesen… – Herbert Gernhardt

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Kunst, einen Song zu träumen“ Gespräch mit Dolly Parton und Barry Gibb geführt von Christoph Dallach

 

Als alter Country Fan hätte ich mir nie träumen lassen, dass die ZEIT mal einen so schönen Artikel über Country veröffentlicht, vielen Dank! Country Musiker und ihre Fans sind nicht alle Hinterwäldler, einige schon. Zum Glück hat die Popularität von Linedance auch die Country Musik in Europa bekannter gemacht. – Peter Pielmeier

 

„How can you mend a broken heart“ ist ein Song der Bee Gees aus der LP: Trafalgar (1971), die auch als Live-Version auf der LP: Here at last, live (1977) erschienen ist. Jetzt gibt es den Dokumentarfilm: „The Bee Gees: How can you mend a broken heart“, der diese Geschichte der Bee Gees erzählt. Barry Gibb hatte viele Songs der Bee Gees mitkomponiert, auch den Titelsong dieser Doku: „Wie kannst du nur ein gebrochenes Herz trösten.“ Nun geht Barry Gibb in Richtung Country und einige der ganz großen Counrtry-Stars aus den Staaten begleiten ihn dabei. Mit dem Song „Island in the stream“ (1983) komponiert von Barry, Robin & Maurice Gibb (Bee Gees) und eingespielt von den Country-Stars „Kenny Rogers“ im Duett mit „Dolly Parten“, gab es schon weit vor dieser „ländlichen“ Entscheidung, bereits damit einen Nummer-Eins-Hit in den USA. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Brennt es bei der Feuerwehr?“ von Astrid Geisler und Luisa Hommerich

 

Den Bericht über Feuerwehren kann ich leider nur bestätigen. Ich bin selbst bei einer Berufsfeuerwehr und litt bzw. leide an den Strukturen die ein Klima von rechtem Gedankengut, Frauenfeindlichkeit und Homophobie gedeihen lässt. Falls Sie noch Interesse an einer Vertiefung zu der Story haben möchten können Sie sich gerne bei mir melden. – A. Falk

 

Beim Artikel „Brennt es bei der Feuerwehr“ (Zeit Nr. 10) müssen Sie bitte mal dringend erläutern, weshalb der unter der Rubrik „Entdecken“ erscheint. Mit diesem skandalösen Inhalt gehört er wahrlich an eine prominente Stelle in Ihrer Zeitung! – K. Stark

 


 

 

Leserbriefe zu „Du musst einzigartig sein!“ von Andreas Bernard

 

Beim Lesen der Kolumne von Andreas Bernard ist mit eine besonders geschmacklose und geschichtsvergessene Passage aufgefallen, in der er schreibt: „Natürlich siegt die Aussicht auf den Model-Ruhm über alle Zweifel, und die 18- oder 19-jährigen Mädchen setzen sich der öffentlichen Beurteilung ihrer unbekleideten Körper aus, vorne an der Rampe, wo Heidi Klum mit stählernem Lächeln auf Weiterkommen oder Ende entscheidet.“ Dieser platte und irrsinnige Vergleich von Heidi Klum und einem Mitglied des NS-Lagerpersonals, das in Ausschwitz oder einem anderen Vernichtungslager „an der Rampe“ steht und mit „stählernem Lächeln“ aus dem Meer an „Körper(n)“ auswählt, auf welche davon nur noch das „Ende“ wartet, ist widerlich und diffamiert die 6 Millionen während der Shoa Ermordeten.

Dieser Vergleich setzt dann auch den krassen Ton für die zweite Hälfte des Artikels, in der Bernard die berechtigten Ansprüche und Wünsche von queeren Menschen nach der freien Entfaltung ihrer Persönlichkeit als ungerechtfertigt darstellt und versucht Hengameh Yaghoobifarah als deren totalitäre Botschafter*in hinzustellen. Vielleicht ist es Zeit sich von einem alten weißen Kolumnisten zu trennen und einer jungen nicht-binären und nicht-weißen Person eine Kolumne anzubieten? – Vincent Scheller

 

Es fällt mir schwer, über „ Germany´s Next Topmodel“ zu schreiben, und dabei nicht böswillig zu wirken. Ich will es versuchen. Die Einblicke in diese Sendung, die ich bis jetzt hatte, haben mir gereicht. Ich finde, dieses Format bewegt sich nicht nur am Rande der Menschenverachtung, es ist menschenverachtend. Lange Jahre durften sich „die Mädels“ von Heidi Klum herumscheuchen und auf ihre Körper reduzieren lassen. Schikanen wie „du bist zu fett“ inbegriffen. Da konnte man sich schon immer wundern, welch ein fragliches Frauenbild da abgebildet werden durfte und wie dieses eigentlich noch ins 21. Jahrhundert passen sollte. Jedenfalls ging es lange nicht um die Einzigartigkeit der Frauen, sondern um ein ganz bestimmtes Schönheitsideal, das es zu erfüllen galt.

Dass Frau Klum nun die Diversität betont und entsprechende Kandidatinnen in ihrer Show auftreten lässt, ändert nichts daran, dass diese Show für mich menschenverachtend bleibt. Ich nehme es ihr auch nicht ganz so ab, dass es ihr in ihrer Show wirklich nur um die Einzigartigkeit und Diversität von Menschen geht. Es geht um das Geschäft und Heidi Klum ist eine tüchtige Geschäftsfrau. Ich will ihr gar nicht unterstellen, dass sie die Diversität von Menschen nur dafür nutzt, um ihre in die Jahre gekommene Sendung „aufzupeppen“, ihre Beweggründe kenne ich ja nicht wirklich, aber mehr Reichweite erzielt sie so schon.

Ich will ihr auch gar nicht unterstellen, dass sie Pinguine über den Laufsteg schicken würde, wenn es gut für das Geschäft wäre, das wäre ja gehässig. Jeder Mensch ist einzigartig und hat es nicht nötig, sich so vorführen zu lassen wie in „Germany´s Next Topmodel“. Schade, dass es immer noch genug Kandidatinnen für Heidi Klum gibt, die sich darauf einlassen. Den meisten von ihnen wird Frau Klum ihre Träume nicht erfüllen können, sie werden enttäuscht werden und im schlimmste Fall sogar an sich selbst zweifeln. – Regina Stock

 


 

 

Leserbriefe zu „Tesla: Ist das Unternehmen maßlos überbewertet?“ von Claas Tatje

 

Die an den Börsen Handelnden sind die neuen Hofnarren und Elon Musk ein talentierter Rattenfänger. Rudimentärste wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse führen zu der sofortigen Erkenntnis: weit weit überbewertet! E-Autos bauen können auch Andere. Laut Internet ist der Gewinn von -0,8 auf +0,7 Mrd gestiegen, also eine effektive Ertrag von 1,5 Mrd in 2019. Wobei das nicht einmal als Gewinn gerechnet werden dürfte, da es den Einnahmen aus verkauften CO2 Zertifikaten entspricht und diese Einnahmen in den kommenden zehn Jahren gegen Null tendieren werden. Als heutiger Käufer dieser Firma müsste ich bei diesen Kennzahlen 373 Jahre warten bis sich diese Investition amortisiert hat, ohne dass ich einen einzigen Cent Gewinn oder Zinsen für mein investment davon hätte. Da wäre ich das nächste Opfer der Hofnarren. – H. Giller

 

Ihr oben genannter Artikel beschäftigt sich mit einem in der Automobilindustrie intensiv diskutierten Thema: wie ernst ist Tesla als Wettbewerber zu nehmen bzw. ist der Hype gerechtfertigt? Obwohl ich Ihrem Grundtenor zustimme, dass Tesla im Vergleich zur Konkurrenz signifikant überbewertet ist, habe ich mich doch sehr über eines Ihrer zentralen Argumente gewundert: Die Zulassungen von Tesla im Januar 2021 – und das im Verhältnis zu dem kompletten Jahr 2019 (es werden Beispiele aus den Niederlande und Norwegen angeführt). Auch wenn hier das Institut von Hr. Dudenhöffer zitiert wird, würde ich von Ihnen doch eine bessere Einordnung dieser Zahlen erwarten und nicht einen kontextlosen Äpfel-Birnen-Vergleich:

Jeder, der sich den Zulassungsverlauf von Tesla in Europa anschaut, stellt seit Jahren fest, dass die Zulassungspeaks zum Ende eines jeden Quartals erreicht werden. Als eine interessante Quelle hierzu empfehle ich: http://ev-sales.blogspot.com/è (Noch) ohne Produktionskapazitäten in Europa sind die Auslieferungen abhängig von den Schiffslieferungen aus Kalifornien bzw. jüngst China (Model 3). D.h., enorme inner-quartalsweise Schwankungen sind die Regel. Ich wohne in Tilburg/NDL, wo sich das europäische Zentralhub von Tesla befindet, dort lassen sich dieses Zyklen leicht in der Realität nachvollziehen – Sie müssen nur einen Blick auf den Parkplatz der Auslieferungen werfen.

Und: Tesla verheimlicht eine gewisse Steuerung zur Erreichung monatlicher Verkaufsrekorde auch gar nicht, d.h. es ist sogar gewollt, dass zugunsten von Peaks die ersten Monate eines Quartals (=Januar) extrem schwach ausfallen. Ich finde Ihren Vergleich daher verkürzt und irreführend – Sie vergleichen den gemittelten Lebkuchenkonsum (oder Schoko-Osterhasen) im Jahre 2019 doch auch nicht mit dem im Juli 2020. Ihren gewohnten Differenzierungsstandard vermisse ich hier – Dietrich Haas

 


 

 

Leserbriefe zu „Warp Speed und Schneckentempo“ von Heike Buchter und Ingo Malcher

 

Ihr Artikel über die Produktion der Spezialfläschchen führt mich zu der Frage : wissen Sie wie das Leergut behandelt wird ? Wandern die begehrten Fläschchen in die Altglasverwertung oder werden sie wie Mehrwegflaschen gesammelt, steril gereinigt und in den Produktionablauf zurückgeführt ? Wenn Sie diese Frage auch interessant finden, würde ich mich über Ihre Antwort freuen. – Hans-Joachim Nitschke

 

Mich beschäftigt seit der Debatte über die nicht rechtzeitige Bestellung der Impfdosen durch die EU und deren Versagen speziell des Bion Tech Stoffes für Europa die verschiedenen Begründungen dazu. Ich wurde aufmerksam durch eine Bemerkung von Herrn Braun (Bundeskanzleramt), der in einer Diskussion (SEP./NOV. 2000?) über die schwierigen Verhandlungen der EU mit einer „Armada“ von Juristen der Firma Pfizer berichtete, speziell über die Frage der Haftung. Außerdem sagte er zu diesem Zeitpunkt, dass Präs. Trump in einer Art „war act“ für amerikanische Firmen bereits ein Exportverbot des Impfstoffes verhängt hätte. Trump selbst hat noch zu diesem Zeitpunkt die Coronakrise negiert! Jetzt wird in dem Beitrag von Heike Buchtet sogar die Beteiligung ( Unterstützung) seiner Regierung an der medizinischen Flaschenproduktion ( warp speed, 15.Mai 2000) beschrieben!

D.h., dass sich Trump voll über die wirtschaftlichen und politischen Vorteile dieser Krise im Klaren war. Es wäre Interessant, welche Beteiligungen die Trumps sich in dieser Zeit durch das Präs. Wissen erworben haben. Inzwischen bin ich durch die Fakten überzeugt, dass Trump zum Zeitpunkt seines“Exportverbotes“ ( Leider ist dieser Zeitpunkt nie in den Medien aufgetaucht, Frau Buchtet wird das bestimmt herausfinden) bereits über die positive Pfizerproduktion informiert war, Durch dieses Exportverbot konnte Europa keine Lieferung mehr aus den USA erhalten. Ich habe übrigens nie vernommen, dass unter Biden dieses Exportverbot aufgehoben wurde. Zu Israel:Es wird bei uns ständig die mustergültige Impfung in Israel und deren vorsorgliche Bestellung als Beispiel des Versagens unserer Politik herangezogen. Es ist bekannt, welche (wohl fast persönlichen Kontakte) Trump-Beziehungen zur israelischen Regierung bestanden.

Natürlich wusste Netanjahu vorher von dem Exportverbot und hat bei Pfizer die notwendigen Impfdosen ( unter Bedingungen für die Bürger,die jetzt bekannt wurden und werden) gesichert. Zum Thema: „Die waren schneller.“ Was mich neu „schockierte“ WARP SPEED UND SCHNECKENTEMPO: Gerade unter dem aktuellen Thema des Lobbyismus bei CDU/ CSU ist mir unverständlich, wie der von Biden geschasste (WARUM ??) Moncef Slaoui ( WARP SPEED) in der EU als Berater für Notfallwirtschaft „HERA“ der Europäischen Union tätig ist! Da geht es ja um ganz andere Summen. Das schreit förmlich nach Lobbyismus Also liebe ZEIT Journalisten , diese Zeiten erfordern wirklich viel Engagement, aber sie werfen auch im weltpolitischem Sinne viele Fragen auf. – Ulrich Bergner

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich werde für euch kämpfen«“. Gespräch mit Gerd Müller geführt von Mark Schieritz und Zacharias Zacharakis

 

Sie haben doch bestimmt gemerkt, wie sehr Herr Müller Sie über den Tisch gezogen hat: „Verantwortung für Produktionsstätten und Zulieferer, aber nicht für politische Zustände und Menschenrechtsverletzungen“ – da hätten Sie nachhaken müssen! – Dr. Ulrike Denker

 

Herr Müller strotzt nur so von Selbstherrlichkeit. Das Lieferkettengesetz Ist nicht das, als was es dargestellt wird. Es steht sogar in einem gewissen Sinne für Neukolonialzeit. Herr Müller sollte bedenken, dass es gerade in Diesen Ländern als eine Diktatur der Weissen gilt, wenn wir uns in die Firmenpolitik Zu sehr einmischen. Stellen Sie sich mal vor, morgen kommt eine Handels- Kommission nach Wolfsburg, zu VW, und verlangt gleichen Lohn für Frauen Und Männer, wobei VW nur als Beispiel genannt wird. Man würde sich Diesen Eingriff von draussen verbieten. Auch wenn die Bedingungen in Vielen Firmen katastrophal ist, dann müssen wir immer noch respektieren, dass diese Firmen nicht uns gehören. – Manfred Mengewein

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die Natur ist ein fauler Fälscher«“. Gespräch mit Neil Shubin geführt von Urs Willmann

 

Besonders interessant finde ich die Aussagen zur Übernahme von Virus-DNS ins menschliche Genom. Hieß es doch vor kurzem in Zusammenhang mit den mRNS-Impfstoffen immer wieder in der ZEIT dies sei unmöglich. – Iman Schwäbe

 

Mal abgesehen davon, dass ich -passend zum Artikel – lieber eine Rekonstruktion von Tiktaalik roseae als Illustration gesehehen hätte, bin ich mir ziemlich sicher, dass auf dem linken Foto das Auge eines Schweines und nicht das eines Pferdes zu sehen ist. Ich bitte um Überprüfung. Danke! – Josephine Riemann

 


 

 

Leserbrief zu „Am Boden bleiben!“ von Jürgen Gerhards

 

Jürgen Gerhards hat völlig recht. Es gab vor der Pandemie eine erhebliche und in vielen Fällen vermeidbare, um nicht zu sagen überflüssige, um nicht zu sagen „erheblich aus persönlichen Gründen motivierte“ Fliegerei von Wissenschaftlern. Als langjähriger Abteilungsleiter an einem Fraunhofer-Institut kann ich dafür viele Beispiele bis hin zu einem Institutsleiter mit Star Alliance Senator-Status nennen. Und ja, ich kann mich nicht davon freisprechen, die Möglichkeit, ein Wochenende in Boston „dranzuhängen“, genutzt zu haben. Es ist richtig, dass wir das aus Vernunft und Verantwortung für die finanziellen und zeitlichen Resourcen einschränken sollten, wo immer die in der Pandemie entdeckten Möglichkeiten das zulassen.

Ich finde den Artikel dennoch etwas einseitig, wenn gleichzeitig die Tourismusbranche und die Fluggesellschaften, wie mir scheint mit Billigung „der Politik“, zu einem vermutlich vom Umfang relevanteren, aber nicht weniger zweifelhaften prä- pandemischen Zustand zurückkehren wollen. Ich bin nicht gegen das Reisen, ich vermisse es selber, auch ich will in diesem Leben noch nach Patagonien, aber ich sehe die was den Klimawandel angeht völlig unvertretbaren Billigflieger quasi schon wieder mit laufenden Turbinen auf den Taxiways Schlange stehen.

Müssen wir nicht jetzt die Chance nutzen, auch diesen Auswüchsen entgegenzuwirken? Umbauen zur Förderung einer anderen, bewussteren Reisekultur ? Ich war vor zwei Jahren in Irland. Mit dem Flieger hätte ich bis von meiner Haustür bis zum Verlassen des Flughafens in einem Mietwagen wohl auch 8 h gebraucht. Mit der Fähre von Cherbourg, wo die Titanic schon ablegte, kam ich nach 26 Stunden im eigenen Wagen, völlig ausgeschlafen und um ein Erlebnis reicher im Süden der grünen Insel an. Wo sind die Autoreisezüge geblieben? Wo die Erkenntnis, dass der Weg Teil einer Reise ist? – Dr. Stephan Hellwig

 


 

 

Leserbrief zu „Wer modernisiert besser?“ von Matthias Naß

 

Denn die chinesische Schrift ist auch die der Japaner. Der Herr Vogelsang mag wohl ein guter Sinologe sein, aber ein guter Japanologe ist er gewiß nicht. Sonst wüßte er wohl, daß japanische Schrift nicht nur aus (herkömmlichen) chinesischen Schriftzeichen besteht. Ich bezweifle, daß er je in Japan war. Japanische Schrift besteht aus China übernommenen Schriftzeichen, die aber im Laufe der Jahrhunderte so verändert wurden, daß ein Chinese sie nur bruchstückhaft lesen kann; außerdem wird zusätzlich Hiragana und Katakana verwandt. Ein Japaner/Chinese kann in der jeweils anderen Schrift vielleicht ein paar Worte entziffern, aber nicht den Sinn ergründen. Also nix ist‘s mit dem Fetzen Papier auf dem man sich verständlich machen kann. Das funktioniert wohl in China ganz gut (wegen der unterschiedlichen Dialekte) aber nicht in Japan. – Peter Jungen

 


 

 

Leserbrief zu „Impfstoffe: Kauft bald jedes EU-Land für sich?“ von Georg Blume

 

Impfen, impfen, impfen, das gute Teufelszeug muss endlich verimpft werden. Der Billig-Impfstoff von „AstraZeneca AZD 1222“ enthält veränderte Erkältungsviren von Schimpansen, es könnte auch schlimmer sein. Auch der Impfstoff von „Johnson & Johnson AD26.COV2.5 (Janssen)“ enthält veränderte, diesmal aber, nur menschliche Schnupfviren; ganz ganz lecker! (vergleiche hierzu das neue Heft „pieks“ 1/2021, Seite 26 bis 31) Anscheinend soll jetzt alles, was nach Impfstoff aussieht, kurz und schmerzvoll verimpft werden. Die Impf-Ritter aus Inzidenzien versprechen dafür „das Blaue vom Himmel herrunter“, garantierte Nebenwirkungen spielen bestimmt eine Rolle, „that´s Rest-Risiko“! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Orbán droht mit Austritt aus der EVP. Kommt es zum Bruch bei Europas Konservativen?“ von Matthias Krupa

 

Urbàn und Kurz sind für die Demokratie äußerst wichtig. Ich bin es gewohnt, daß die Demokratie in einigen Staaten in Europa vor die Hunde geht. Wenn man in Singapur lebt, weiß man das besser als die Mehrheit der Bürger und besonders der Medien in Deutschland. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „»Sie töten uns, und der Rest des Landes schweigt«“ von Patrick Witte

 

Was sind das alles für Zustände. Es ist doch abzusehen, daß die Flüchtlinge nach Europa kommen. Die EU ist längst überfordert. Außer Deutschland machen die EU-Staaten ihr Land dicht. Urbàn hat sein Land abgeriegelt. Und England hat nachgezogen. Wohin aber mit den Flüchtlingen. Die EU hätte eigentlich die Aufgabe mit den Ländern Kontakt aufzunehmen, um das zu verhindern. Nichts passiert. Was sind das bloß für Zustände. Ich lebe Gott sei dank in Singapur. Dort kennt man das alles nicht. Millionen sind schon nach Deutschland eingewandert. Zum Teil unkontrolliert. Und die EU in Brüssel gucken nur zu. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Gesprächsstoff: Serotonin“ von Katharina Menne

 

In DIE ZEIT Nr. 10 wurde eine unvollständige Serotonin-Formel abgedruckt, in der ein Wasserstoffatom fehlt. Doch diese Lapalie kann meine Begeisterung für Ihre gelungenen journalistischen Inhalte kaum schmälern. Weiter so. Ihnen ein schönes Wochenende. – Jürgen Kreuzig

 


 

 

Leserbrief zu „Die Klima-Idee. Riesige Staubsauger holen das Kohlendioxid aus der Luft“ von Stefan Schmitt

 

Sie schreiben richtig, es verbietet sich, die sogenannten direct air capture-Anlagen mit fossilen Brennstoffen zu betreiben. Es verbietet sich aber gleichfalls, Energie aus regenerativen Quellen zu verwenden, zumindest so lange diese nicht im Übermaß zur Verfügung steht. Das mag aktuell allenfalls in Island oder Norwegen der Fall sein. Mir ist durchaus bewusst, dass wir schnellstens das Kohlendioxid aus der Atmosphäre filtern müssen. Ich befürchte aber, die Menschheit wird bei größerer Verfügbarkeit von DAC-Anlagen weiter fossile Brennstoffe verfeuern. Was für ein Irrsinn. Abgesehen davon, und verzeihen Sie meinen Zynismus, gibt es ein derartiges Verfahren seit Millionen Jahren. Es nennt sich Fotosynthese und wird von sogenannten Bäumen durchgeführt, die den Kohlenstoff als sogenanntes Holz speichern. Und der Clou, all das kostet uns nichts. – Dr. Till Borchert

 


 

 

Leserbrief zu „Kochen nach Zahlen“ von Michael Allmaier

 

Die Titelseite der Ausgabe verweist auf den genannten Artikel mit den Worten „Verfluchter Grand Cru“. Wieso eigentlich? Im Artikel selbst beurteilt Herr Allmaier sein ‚Kocherlebnis‘ doch sehr positiv; von Fluch keine Spur. Und der einzige Artikel, der das Attribut ‚Grand Cru‘ im Namen traegt, ist ausgerechnet Schokolade (fuer den dritten Gang). Auch die wird nicht verflucht, soweit ich sehen kann. Oder ist da ein Teil des Textes gekuerzt worden, auf den sich der Verweis urspruenglich bezog? Mir fallen bei der ZEIT immer wieder solche Diskrepanzen zwischen ‚Teasern‘ auf der Frontseite und den eigentlichen Artikeln auf. Das irritiert mich. – Thomas von Schroeter

 


 

 

Leserbrief zu „Neue deutsche Wälder“ von Dirk Asendorpf

 

Danke für den Artikel „Neue deutsche Wälder“ aus DIE ZEIT N 10, von Dirk Asendorpf. Ich finde den Artikel interessant, und ich finde es erfreulich dass scheinbar viele Fachleute in Zukunft auf artenreiche Mischwälder setzen wollen. Widersprechen möchte ich allerdings der Aussage des Autors dass menschliche Eingriffe in die Artenzusammensetzung nötig seien, bzw. dass überhaupt Bäume gepflanzt werden müssten um den Wald zu „retten“ bzw. in einen/m gesunden Zustand zu bringen/zu erhalten. Meine Überzeugung ist dass sich ein Wald am besten und gesündesten von ganz alleine verjüngt, ohne menschliche Eingriffe. Jene Bäume, die für den Lebensraum am geeignetsten sind, werden sich ganz von selbst ansiedeln.

Wenn man dazu auch das Totholz z.B. abgestorbener Fichten auf den Flächen stehen lässt, hält man Nährstoffe und Feuchtigkeit auf der Fläche und hilft damit dem neuen Wald sich zu entfalten. Diese Überzeugung wird durch meine eigene langjährige Erfahrung als selbstständiger Gartengestalter und auch durch das Beispiel Nationalpark Bayrischer Wald (in welchem unter der Nationalparkleitung von Hans Biebelriether, vor 50 Jahren die umstrittene Philosophie des „die Natur sich selbst Überlassens“ sich als sehr erfolgreich herausgestellt hat (Artikel dazu: „Ich bleib jetzt hier“ aus DIE ZEIT N 42, Jahr 2020, von Christiane Grefe)). – DI Felix W.J. Richtsfeld

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Das Supergras“ von Oriana Fenwick (Illustration) und Mats Schönauer (Recherche)

 

Immer wieder freue ich mich über diese Seite, diesmal aber habe ich als ehemaliger Bambus-Fan einige Bedenken. Nachdem die wunderbare Horst- bildende Bambushecke in meinem Garten geblüht hatte und abgestorben war, hatte ich dem Hain-bildenden Bambus Raum gelassen, den er schnell übernommen hat. Als er nicht mehr zu beherrschen war, musste die Firma Eberts ( Baden-Oos) mit dem Bagger anrücken. Danach war ein Kleinlaster samt Anhänger mit Bambuswurzeln beladen und mein Garten einem gepflügten Acker gleich. Selbst die 70- zentimetertiefe Rhizomensperre konnte ihn nicht aufhalten.

In meiner Umgebung erlebe ich gerade, wie ein Riesenbambus völlig frei und ohne Kontrolle ein unbewirtschaftetes Areal übernimmt. Es wird nie mehr ein Acker oder eine Wiese sein können. Er wird das Gelände totaler beherrschen, als die eingewanderte Goldraute (Solidago gigantea), die immerhin eine Verwandte ( Solidago virg-aurea) hier bei und hat, also nicht so fremd ist wie der Bambus. Sie verweisen zwar auf weitere Quellen, aber ein Hinweis auf seine Gefährlichkeit wäre m.E. wichtig gewesen, denn wo der Bambus sich breit gemacht, ist bald nichts anderes möglich. – Irmtraud Dieringer

 


 

 

Leserbrief zu „Und ich?“ von Kersten Augustin

 

Ein amüsanter Artikel, keine Frage. Aber wenn drei Männer auf einem Spielplatz stehen und sich über mangelnde Unterhaltung austauschen, so geht doch ein wesentlicher Aspekt verloren. Spielplätze sind, Sonntagmorgen ausgenommen, immer noch primär Frauendomäne und fungieren hervorragend als Mütterkontaktbörsen. Wenn man nebeneinander an der Schaukel den Kindern Anschwung gibt, kommt frau ins Plaudern. Mit fünf Kindern und mehreren internationalen Umzügen kann ich nur sagen, dass ich niemals Kontaktsorgen hatte, wenn ich Kleinkinder im Gepäck und Spielplätze in Aussicht hatte. Einzige Ausnahme war meine Zeit in der Nähe von Manchester, aber das lag wohl am nur selten unterbrochenen Dauerregen. – Ansonsten kann man ganz gut feststellen, wer als Patentante mit auf dem Spielplatz ist, die spielen nämlich freiwillig mit. Mamas sind in der Regel einfach nur heilfroh, mal einen Moment lang nicht gefordert zu werden… – Henrike Mollat

 


 

 

Leserbrief zu „PROMINENT IGNORIERT. Teurer Umzug“ von GRN.

 

Danke, denn es erinnerte an einem Stummfilm (mit Sprecher aus dem Off), den ich vor mehr als 50 Jahren gesehen hatte. Ein Mann will in USA ein Fertighaus bauen. Als er fertig ist, sieht er, dass der Keller oben und das Dach unten ist. Also noch mal von vorne. Das Haus steht. Und da kommt einer und sagt, dass das Haus an dieser Stelle nicht gebaut werden dürfte. Kein Problem, es kommt auf einen Tieflader. Man fährt los und kommt an einen Bahnübergang. Man sieht in der Ferne schon einen Zug kommen, es wird knapp. Und tatsächlich fährt der Zug nur Millimeter hinter dem Haus vorbei. Als Zuschauer ist man ganz erleichtert. Und dann kommt die Stimme aus dem Off: „aber er hat nicht mit dem Gegenzug gerechnet.“ Der fährt dann voll durch das Haus. Wenn eine Chance gibt, sich diesen Film zu besorgen….. – Frank Ullmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Über den Abschied von einem geliebten Tier“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Ihr Artikel „Über den Abschied von einem geliebten Tier“ und die Illustration hierzu haben mich zutiefst berührt. Ich möchte Ihnen sagen, dass diese Liebe zu einem alt und krank gewordenen Wesen und die Treue, die Sie ihm bis zuletzt gehalten haben, jedem Tierfreund, aber auch jedem anderen mitfühlenden Menschen sehr nahegehen müssen. Bitte lassen Sie sich durch Kommentare, die jetzt bestimmt von irgendwelchen gefühllosen Idioten kommen werden – so ist das heutzutage leider – nicht zu sehr berühren! – Dagmar Giffey

 

Vor längerer Zeit schrieben Sie eine Kolumne über ihren kranken Hund. Ich schrieb Ihnen damals eine Mail.….nun mussten Sie sich trennen. Diese neue Kolumne hat mich sehr berührt: Ja, immer ist diese Entscheidung schwer und fühlt sich falsch an, aber letztendlich ist sie richtig, man fühlt und weiß, dass das Tier leidet und nicht mehr kann. Und Ihr nun nicht mehr so kleiner Sohn war stark und hat selbst entschieden, sich dem nicht zu entziehen. Nun hat er einen Ort, an dem er trauern kann.

Übrigens wissen Sie das ja: Hunde spiegeln unsere Stimmungen, Emotionen, sie wissen auf ihre Art, was demnächst für sie kommt, weil sie uns zeit ihres Lebens Tag für Tag beobachten, wir gehören zu ihrem Rudel. Da ist es für sie überlebenswichtig, das Verhalten der Mitglieder zu erkennen und einschätzen zu können. Wie hieß Ihr Hund? Wir geben unseren Tieren ja deshalb Namen, weil wir sie als Mirglieder betrachten. Jedenfalls Hunde und Katzen. (Meine Oma auch ihre Hühner) Mein Mitgefühl für Sie, Ihre Frau und besonders Ihrem „kleinen“ Sohn, ich hoffe, er kommt klar in der Schule in dieser surrealen Zeit. Mein Rauhhaardackelrüde heißt übrigens FELLOW. – Brigitte Hintze

 

Danke für die gefühlvolle aber nicht gefühlsduselige Schilderung über das Sterben Ihres Hundes. Es erinnerte mich an den Abtransport des alten kranken Kaltblüters von unserem Hof damals. Drei erwachsene junge Spediteure des Viehtransporters schafften es nicht, den auf den Anhänger zu zerren oder schieben. Als mein Vater dann dem Pferd etwas ins Ohr flüsterte und ihn am Zaumzeug auf den Laster führte, ging es problemlos. Schließlich hatte der da gesprochen, der ihn jahrelang mit Schwarzbrot fütterte, ihn striegelte und nie gezüchtigt hatte. Allerdings gebe ich ihnen was zum Nachdenken: Stellen Sie sich vor, das wäre kein geliebter Hund gewesen sondern eines der – nachweislich sehr intelligenten und gefühlsreichen – Hofschweine gewesen……. gleiche Empfindung bei Tier und „Herrchen“ ? – Wolfgang Frings

 

Seit Jahren lesen ich Ihre Kolumne im Zeit-Magazin. Oft äußert amüsiert, manchmal mit eher gerunzelter Stirn, aber immer so, dass ich auch die nächste wieder aufmerksam durchlese. Mit fiel schon seit einigen Kolumnen auf, dass Sie sich auf das sterben ihren Hundes innerlich vorbereiten. Immer mal wieder fiel eine Bemerkung in diese Richtung. In der Zeitschrift „Dogs“ hatte ich vor Jahren einen längeren Artikel von Ihnen über Ihren Hund gelesen. Und nun diese knappe, nüchterne und zugleich mitfühlende Magazin-Seite über die Euthanasie an ihrem Hund.

Mich hat das bewegt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich vor 4 Jahren den Rauhaardackel, der mich 16 Jahre begleitet hat, auch einschläfern lassen musste. Auch ich war bis zum Ende bei ihm, sein sterbender Kopf fiel in meine Hand. Dieses abwägen, war es zu früh, oder war es zu spät, durchlebte ich auch und kam zur Einsicht die sie gut so zusammenfassen: „Den richtigen Moment gibt es nicht.“ Dass Tiere unsere Emotionen lesen können wie wir ein einfaches Kinderbuch, das ist definitiv so. Umgekehrt versucht der Mensch das auch. Meine Erleichterung in den letzten Stunden war, dass ich den Eindruck hatte: mein Hund will jetzt gehen!

Er hatte immer mit Leidenschaft gefressen und nun schon zwei Tage jegliches Futter verweigert. Ein Grab für den Hund als Erinnerungsort ist wichtig. Ich lege auch jetzt nach Jahren immer meine Hand auf die nasse, oder kalte Erde unter der er liegt, wenn ich zu seinem Grab komme. Es ist ein kleines Ritual das mir hilft. Ich wünsche Ihnen – und vor allem ihrem Jungen – bleibende gute Erinnerungen an ein Wesen, das ganz anders ist als wir Menschen, aber gerade in seinem Anderssein eine Bereicherung für unser Dasein ist. Dafür sollte man dankbar sein. – Thomas Oesterle

 

Danke für Ihre Zeilen über den familiären Abschied von Ihrem Hund! Während ich Ihnen schreibe, liegt mein alter Hund neben mir auf dem Sofa. Unsere Töchter waren beim Sterben unseres letzten Hundes und der Katze auch dabei, und es tröstet sie (fünfzehn Jahre später und inzwischen mit je eigenem Hund) heute noch, dass sie die Tiere ihrer Kindheit bis zum letzten Atemzug begleiten konnten. – Elisabeth Wagensommer

 

Vor Jahren habe ich der “ Zeit “ – Leserschaft schon einmal vorgeschlagen, Sie zum Bundespräsidenten zu wählen. :-) Dies steht mir weiterhin offiziell nicht zu ( :-) … ich würde es jetzt dennoch gern wieder tun ! Danke für Ihre warmen, bewegend herzlichen Worte zum Abschied Ihres Hundes. Dort, wo er jetzt ist, wird er sie fühlen…und es Sie wissen lassen. ( Sie können jetzt gern mit dem Kopf schütteln oder lächeln… ) – Jürgen Franke

 

Ihr Text über Ihren Hund hat mich sehr berührt. Ich weiss nicht, ob es Ihre Absicht war aber sie beschreiben das, was gläubige Menschen vermutlich erhoffen: Ein höhere Macht, die das Ende auf dieser Welt so gestaltet, wie Ihr Hund es erleben durfte. Alt werden im Kreise derer, die einem wichtig sind. Akzeptiert werden, mit all seinen Unzulänglichkeiten. Man merkt, es ist etwas anders, aber alles ist gut. Man blickt auf ein Leben zurück und genießt noch einmal, was einem wichtig ist. Man geht, ohne Groll, ohne Schmerz. Die Achterbahn des Lebens rollt aus. – Thomas Averesch

 

Als ich Ihren oben erwähnten Artikel las, befiel mich eine tiefe Traurigkeit. Ich lebe seit 40 Jahren mit Katzen zusammen und der Abschied war jedesmal überaus schmerzhaft. Im Jahre 2011 habe ich meinen roten Kater Felix einschläfern müssen. Ich habe mir bittere Vorwürfe gemacht, dass ich nicht den richtigen Zeitpunkt getroffen habe. War es zu spät, war es zu früh? Wochenlang habe ich mir Tag und Nacht diese quälende Frage gestellt. Da fiel mir ein, dass ich das Buch von Eugen Drewermann gelesen habe, (Die Grenzen der Medizin), wo an Hand des Märchens „Gevatter Tod“ genau das das Thema ist. Drewermann schreibt, die heutigen Ärzte sehen den Tod nicht. Ich habe erkennen dürfen, dass ich vielleicht diese Fähigkeit, den Tod oder das Leben zu sehen, auch besitzen könnte.

Ich habe dann bei den Tierärzten immer wieder um Hilfe gebeten, mit mir den richtigen Zeitpunkt für das Einschläfern der Kranken Katzen zu erspüren. Die Katzen sind ja Weltmeister im Verbergen von Schmerzen. Ich schaue daher genau hin, wie es meiner Katze geht, mache die jährlichen Untersuchungen, wie Blutbefund und Maulsanierung. Zwischendurch geht es manchmal auch in die Tierarztpraxis, wenn der Verdacht auf Schmerzen besteht. Ich habe selten eine so berührende Grabrede an ein Lebewesen gelesen oder gehört, wie in Ihren Zeilen. Ich lege die Katzen in einen Karton und streichle sie dann noch etwa eine Stunde. Wenn die Pfoten beginnen zu erkalten, lege ich sie in das Grab.

In dieser Stunde bedanke ich mich für die schönen Jahre, die wir zusammen verbringen durften und bitte die bereits vor einiger Zeit verstorbenen Katzen, diese kürzlich verstorbene Katze auf einer schönen Blumenwiese zu empfangen. Danke auch für die Infos über die Möglichkeit, Tranquilizer zu verabreichen. Das wußte ich bisher nicht, beruhigt mich aber, dass ich den Übergang vom Leben zum Tod sanft gestalten kann. Ich bin eine Befürworterin der Sterbehilfe und bete täglich dafür, für mich den richtigen Zeitpunkt des Ablebens zu finden. Ich habe keine Angst vorm Tod, aber vor dem Weg dorthin. Ich wünsche Ihnen und Ihrer lieben Familie alles Gute und ihr habt jetzt ein Tier auf Erden verloren, aber einen Engel im Himmel gewonnen. – Ida Diemberger

 

Wir haben eine 6jährige Labrador-Hündin. Ein Familienmitglied und nicht wegzudenken. Ich bin ein treuer Fan ihrer Artikel im Zeitmagazin. Immer gibt’s was zum Denken und Schmunzeln. Diesmal hab ich beim Lesen gezittert. Es tut mir sehr leid wegen Ihrem Hund. Meine Frau und meine Kinder weigern sich, es zu lesen. Ich hoffe alles Gute für Sie und dass Sie nicht so denken wie ich – dann ist es leichter. Hunde sind nämlich schon die besseren Menschen. – Gerhard Breitenfellner

 

Mit Ihnen lache ich seit zig Jahren – und die , die Ihnen das Maul stopfen wollten – echt. Na ja. Heute heule ich ein bißchen innerlich wegen dem Artikel mit Ihrem Hund. Ja, so war das und man darf fast nicht mehr trauern um diese unsere Knuddelwesen weil sie nicht schwarz oder irgendwie gender waren oder sind oder was weiß ich. – Christa Figge

 

Wahrlich bin ich oft nicht einverstanden mit Ihren Beitragen. Für Ihren Nachruf über den Abschied von einem Tier bedanken aber nicht nur wir uns bei Ihnen herzlich, sondern auch unser großer Bekanntenkreis. Natürlich sind Sie damit emotional tief in die Seele der deutschen Tierliebe getaucht und werden viel Beifall ausgesprochen oder nur ideell erhalten, das haben Sie sich aber auch verdient. – Dr. Claus Richter-Haffelder

 

Ihre Kolumne im Zeitmagazin schätze ich sehr. Den“Abschied von einem geliebten Tier“ habe ich ähnlich erlebt: Am geplanten Todestag kam die ganze Familie zusammen. Unser 16 1/2 jähriger, blinder und kranker Cockerspaniel lebte so auf vor Freude über den lieben Besuch, dass wir, auf den Tierarzt wartend sehr zweifelten, das Richtige zu tun. Die Zweifel verfolgten mich so lange, bis ich endlich, in einem „Brief an den verstorbenen Hund“, im Aufschreiben der Erinnerungen an die schönen Erlebnisse mit ihm, erkennen und spüren konnte, dass er tatsächlich alt, krank und leidend war. So weit kann es gehen mit einem geliebten Tier. Danke für Ihren Text! – Ulla Niermann

 

Sonntags nach dem Frühstück gemeinsam Harald Martensteins Gedanken zu genießen, ist für meine Frau und mich immer ein unverzichtbarer Genuss. Dabei habe ich stets die Rolle des Vorlesers. Das fiel mir diesmal nicht ganz so leicht, wie auch ihr das Zuhören eine zweifelhafte Freude bereitete. Dennoch: so herzhaft wie diesmal haben wir noch nie gelacht. Deshalb mal: ein aufrichtiges Dankeschön! – Erich Schmitt

 


 

 

Leserbriefe zur Deutschlandkarte „REICHSGRÜNDUNG 1871“ von Matthias Stolz im ZEIT Magazin

 

Was, bitte, sagt Ihnen – vermutlich Historiker – eine im Grunde durchaus interessante Landkarte über die Reichsgründung 1871 „in den Grenzen der heutigen Bundesrepublik“? Mir sagt diese Pseudokarte, dass Sie möglicherweise an der Parteihochschule des ZK der SED oder gar der KPdSU in Moskau den dort gängigen (Un)Dialektischen und (Un) Historischen Materialismus studiert haben (?); für mich jedenfalls ein Armutszeugnis des ZEIT-Verständnisses von Raum und Zeit! P.S.: Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. (Ps 90.12) Statt dessen verallgemeinern wir von dem, was wir wissen (wenig), auf das, was wir nicht wissen (viel). – Dr. Gernot Henseler

 

Die Deutschlandkarte zur Reichsgründung 1871 amputiert, jeder historischen Wahrheit zum Trotz, die ehemaligen, jahrhundertelang deutsch besiedelten und geprägten Ostgebiete, Pommern, Schlesien und Ostpreußen. Den Leser macht es sprachlos, damit in einer Zeitschrift von Rang und Namen konfrontiert zu werden. Die „ Krise der Medien“ (Ingo v. Münch, 2020) betrifft offensichtlich auch die Qualitätsmedien, wie dieser Vorgang exemplarisch belegt. in opportunistischer Gefolgschaft eines gesellschaftlich— politischen Trends werden historische Fakten „ volkspädagogischen“ Gesichtspunkten unterworfen. In diesem Fall ist es vermutlich die Absicht, die ehemaligen deutschen Ostgebiete aus der deutschen Erinnerung zu verdrängen, indem sie wie hier kartographisch rückwirkend getilgt werden. Es ist Anmaßung und Fehlverhalten zugleich, dem Leser Fakten vorzuenthalten und ihm die Fähigkeit absprechen, ohne journalistische Bevormundung zu einem „richtigen“ Urteil zu kommen. – Helmut Schuhart

 

Die Karte zeigt sehr genau die Ländergliederung des Deutschen Reiches von 1871 in den Grenzen der heutigen Bundesrepublik Deutschland, wie in einer Fußnote angegeben. Auf einer Doppelseite (vgl. Seiten 34 und 35 ) hätten Sie im gleichen Maßsteb das Deutsche Reich in den Grenzen von 1871 – wie es die Überschrift „Reichsgründung 1871“ erwarten lässt -darstellen und die Grenzen der Bundesrepublik Deutschland markieren können. Die Gebietsverluste durch zwei Weltkriege, verfehlte Politik und ein verbrecherisches Regime wären so deurlich geworden. Die Befürchtung, dem Rechtsextremismus und Revisionismus Auftrieb zu geben, darf nicht dazu führen, historische Wahrheit zu verschweigen. Nebenbei bemerkt:Warum Sie in der Liste der Länder die zunächst exakt eigehaltene alphabetische Reihenfolge bei „Fürstentümer“ und „Freie Städte“ aufgeben, verstehe ich nicht. (Berichtigung: oben lies: deutlich“) – Klaus Grupe

 

So gelungen ich die Karte des Deutschen Reichs von 1871 in den Grenzen der heutigen Bundesrepublik auch fand, ist dem Text darunter doch sehr zu widersprechen: dass die „alten Grenzen aus den Köpfen so gut wie verschwunden“ seien, außer vielleicht in Baden-Württemberg, ist schlichtweg falsch. Insbesondere am Beispiel Niedersachsen – das selbst eine Art künstlicher Föderalstaat ist – kann man wunderbar feststellen, dass das Gegenteil der Fall und die gegenseitige Abneigung zwischen braunschweigischen und hannöverschen ehemaligen Welfenhausuntertanen, zwischen selbstbewussten Oldenburgern und ihren preußisch-hannöverschen Nachbarn in Ostfriesland zur einen und Bremern zu anderen Seite etc. ist so groß ist wie ehedem.

Die alten Grenzen finden sogar in der aktuellen niedersächsischen Verfassung immer noch ihren Widerhall: in Artikel 72 heißt es: „Die kulturellen und historischen Belange der ehemaligen Länder Hannover, Oldenburg, Braunschweig und Schaumburg-Lippe sind durch Gesetzgebung und Verwaltung zu wahren und zu fördern.“ In Thüringen kann man Ähnliches beobachten. In Landesregierungen beider Bundesländer habe ich als Pressesprecher gearbeitet und muss die Wahrnehmung Ihres Autoren Matthias Stolz an dieser Stelle aus eigener Erfahrung korrigieren. – Thomas Philipp Reiter

 

Danke für die Infografik, wenn auch nicht zum 18. Januar 2021, dem 150. Jahrestag der Reichsgründung bzw. –ausrufung im Spiegelsaal von Versailles. Das Deutsche Reich umfasste auch Gebiete östlich der Oder-Neiße. Wie sah es das mit der Teilstaatlichkeit? War alles Königreich Preußen oder gab damals noch andere Teilstaaten? – Walter Funk

 

Danke für die Karte zum anschaulichen Geschichtsunterricht – ein super Einfall. Ich teile allerdings nicht Ihre Auffassung, nur Geschichtslehrer wären Insider für diese Infografik: unterschätzen Sie nicht die kundigen Numismatiker, die fast alles tun, sich ihr Sammelgebiet im Kontext zu erschliessen. – Dieter Tandler

 

Mit großem Interesse habe ich mich mit der 1871 – Deutschlandkarte beschäftigt, ist dieses Jahr doch auch das Gründungsjahr des MVD (Magdeburger – Vereins für Dampfkesseüberwachung in Magdeburg, eines der ältesten Standorte der TÜV `s in Deutschland !!! Ich hatte bereits schon einmal meine Bereitschaft erklär, t über die Historie des TÜV `s in Magdeburg in ihrer Zeitung zu berichten, aber offensichtlich besteht dazu kein Interesse. trotzdem möchte ich zu der o. g. Landkarte eine Frage stellen:

In der Zeit 1611 – 1655 gab es in PLÖTZKAU ( südlich von Bernburg – in unmittelbarer Nähe der A 14 ) ein eigenständiges Fürstentum – es regierte der Fürst August von Anhalt-Plötzkau über ein 40 Quadratkilometer große Land mit ca .2000 Einwohner . Dieses Kleinfürstentum ( es soll da kleinste Deutschland `s gewesen sein) es hatte Münz- und Gerichtsrecht!!! ( Quelle .ISBN 3 – 89812 – 058 – 9 , 1 .Auflage von 2000; Seite 20 + 21 ) Wo ist dieses Fürstentum in ihrer o.g. Karte geblieben – zu welchem Land ist es 1871 zu zählen ? – Fred Hollenbach

 


 

 

Leserbriefe zu „Keiner denkt für sich allein“ von Stefan Klein im ZEIT Magazin

 

Das trifft aber ganz besonders auch für das von ihnen bemühte „kollektive Gehirn“ zu. Das denkt nämlich gar nicht. Jedenfalls weichen Sie sich selbst aus bei der Antwort, was die gewaltige Bandbreite der individuellen Kreativität ausmacht. Sie erwecken den falschen Eindruck, als hätte beispielsweise ein jeder die Relativität der Zeit und die daraus folgende Theorie erkennen können oder ein jeder könne Schachweltmeister werden. Ein leider weit verbreiteter kollektiver Irrglaube, den Sie mit Ihrem Aufsatz bestärken. P.S.: Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. (Ps 90.12) Statt dessen verallgemeinern wir von dem, was wir wissen (wenig), auf das, was wir nicht wissen (viel). – Dr. Gernot Henseler

 

Stefan Kleins regelmäßige Gespräche über Wissenschaftsthemen für das ZEIT-magazin sind allesamt kostbare Perlen der Publizistik, bei deren Lektüre dem faszinierten Leser mehr als nur ein Licht aufgeht. Besonders mitreißend finde ich den neuesten Essay über die die Entstehung von Kreativität. Keiner denkt für sich allein, schöpferisches Denken vollzieht sich im Zusammenleben, ohne Anregungen von außen wäre die stärkste Vorstellungskraft machtlos. Das hat Goethe in drei Sätzen unmissverständlich deutlich gemacht: „Ich sammelte und benutzte alles, was mir vor Augen, vor Ohren, vor die Sinne kam. Zu meinen Werken haben Tausende von Einzelwesen das ihrige beigetragen. Mein Lebenswerk ist das eine Kollektivwesens [Hervorhebung von mir], und dies Werk trägt den Namen Goethe“ (zu Soret 1832).

In diesem Zusammenhang ist auch der Ratschlag Heinrich von Kleists an einen Freund „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ (1805-1806) aufschlussreich: Wenn er etwas wissen wolle und es durch Meditation nicht finden könne, solle er „mit dem nächsten Bekannten, der dir aufstößt“, darüber sprechen. Es brauche „nicht eben ein scharfdenkender Kopf sein“, der mit der Materie vertraut sein, denn die Antwort komme dank der Kommunikation aus dem Suchenden selbst. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Wie schön, dass nun von ausgewiesen kompetenter („wissenschaftlicher“) Seite noch einmal benannt wird wie sehr das Individuum Produkt des Kollektivs ist, wie sehr seine Fähigkeiten von der Gesellschaft abhängen in der es existiert. Die Frage nach dem „geistigen Eigentum“ zu stellen ergibt sich daraus ja wohl zwangsläufig. – Dieter Herrmann

 

Im Untertitel heißt es „Was macht den Menschen kreativ?“ Das Zusammenspiel der Intelligenz und die Erfahrungen der Vielen haben die sozialen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Errungenschaften zum Vorschein gebracht. Das wird uns in diesem Artikel nachdrücklich vor Augen gehalten. Die Erfahrungen und Pläne von Einzelnen oder Wenigen hingegen haben uns in der Menschheitsgeschichte viel zu oft in Katastrophen hinein geführt. Auch im letzten Jahr war es wieder so weit. Viele Staaten haben auf nur ganz wenige Stimmen gehört. Die Stimmen zahlreicher unabhängiger Experten verhallten weitgehend ungehört, ja, wurden oft sogar gewaltsam unterdrückt.

Hundertmillionen Leidtragende und Opfer sind weltweit zu beklagen. Z.B. wurden Länder der ärmeren Welt, die den Industrieländern als Werkbank gedient hatten, einfach fallengelassen. Nach dem Rat von ganz wenigen Beratern wurde die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf EINE Gefahr gelenkt – unter Vernachlässigung sehr vieler anderer Gefahren. Wir befinden uns weltweit ja seit einigen Jahren in einer riesigen Finanz- und Schuldenkrise. Wer Schulden macht, muss Sicherheiten hinterlegen, mit deren Hilfe er für die Rückzahlung haftet. Staaten, die sich verschuldet haben, haften mit Hilfe ihrer Bürger und deren Vermögen. So erklärt sich der Abbau von Rechtsstaat, Gewaltenteilung und Demokratie, den wir in vielen Ländern beobachten.

Seit vielen Jahren, z.B. seit der Weltfinanzkrise 2008 sind viele Staaten völlig überschuldet. Es wird ständig mehr Geld ohne entsprechendem Gegenwert gedruckt, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Dadurch werden die Schulden immer größer. Aber die Staaten können sie nicht mehr zurückzahlen. Sie sind die Schuldner und einige Superreiche weltweit sind die Gläubiger. Sie gehören zum Beispiel zu den miteinander verflochtenen Eliten aus Big Finance, Big IT , Big Pharma, Big Oil, Big Tech usw. und deren Organisationen.

Man könnte dieses Problem durch Schuldenerlass lösen, wie alle Schuldenprobleme. Das wird in dem Gleichnis vom Schalksknecht in der Bibel erzählt. Der Schuldenerlass ist die Basis des christlichen Glaubens. Gott bezahlt durch den Tod des Gott-Menschen Jesus Christus unsere Schuld und wir können schuldenfrei neu starten. Das wäre auch die Lösung bei unserer weltweiten Schuldenkrise. Eine Art Schuldenschnitt durch die Gläubiger, um den Staaten einen Neustart zu ermöglichen. Prof. Max Otte spricht davon. Der Great Reset ist da! – Max Otte im Gespräch – YouTube. In der sogenannten Corona-Krise sieht es aber nicht danach aus, dass die Gläubiger den Staaten, also den Schuldnern, ihre Schulden erlassen wollen. Die Staaten sollen mit dem haften, was sie ausmacht, das ist, mit ihrem Vermögen, ihrer Freiheit und evtl. sogar dem Leben ihrer Bürger.

Anstatt also die Staaten zu entschulden, sind die Eliten dabei, die Hypothek für ihre Forderungen in Anspruch zu nehmen. Sie fordern die Verfügungsgewalt über die Hypothek, das heißt über das Vermögen, die Freiheit und das Leben der Bürger. In diktatorischen Staaten geht das verständlicherweise relativ einfach. In demokratischen Staaten muss man erst einmal die Demokratie, den Rechtsstaat, das Grundgesetz abbauen, weil diese die Bürger gegen eben solche Eingriffe schützen. Das geschieht durch Notstandsgesetze. Dafür braucht man einen Notstand oder die Angst und Panik vor einem Notstand.

Wenn der natürliche Notstand dazu nicht ausreicht, muss man einen erzeugen. In der Zeit des Kalten Krieges zwischen dem Westen und der Sowjetunion war der Notstand z.B. die Angst vor der anderen Weltmacht. Die Atombedrohung ermöglichte es, Notstandsgesetze zu erlassen. Als der Eiserne Vorhang fiel und die Sowjetunion zu Ende war, brauchte man im Westen einen neuen Anlass für Angst, Panikmache und Notverordnungen. Dazu diente unter anderem die Angst vor dem Terrorismus. Damals wurden antidemokratische Gesetze erlassen. Später war es zum Beispiel die Angst vor dem Klimawandel. Jetzt ist es die Angst vor einem Virus. Das sind alles Möglichkeiten, um Demokratie und Rechtsstaat abzubauen. Und damit werden die Staaten, ihre Bürger und Vermögen als hypothekarische Haftungsmasse immer mehr in die Abhängigkeit der Gläubiger getrieben.

Die Panikmache in der „Corona“-Krise hängt mit der Angst vor dem Tod zusammen. Schlimmstenfalls macht die Gesellschaft Selbstmord, um dem Tod zu entkommen. Das scheint nicht sehr klug zu sein. Schon in der Bibel heißt es ja: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Diese Klugheit brauchen wir, um aus der Krise herauszukommen. Völlig überstürzt entwickelte Impfstoffe stellen sehr gefährliche genetische Experimente dar (siehe zum Beispiel vor allem die letzte halbe Stunde der 41. Sitzung der Stiftung Corona Ausschuss). Stiftung Corona Ausschuss. Klug ist auch die Erkenntnis, dass Jesus durch Seinen Tod und Seine Auferstehung den Teufel besiegt hat, der uns mit der Angst vor dem Tod unser ganzes Leben lang knechtet.

Was das Corona-Fiasko gezeigt hat: Durch das „Spiel“ mit der Angst vor dem Tod und durch eine überwiegend materialistisch orientierte Weltanschauung sind Politik, Medienlandschaft und Gesellschaft manipulierbar und waren für einen wissenschaftlichen, evidenzbasierten, verantwortungsvollen Weg kaum empfänglich, wie ihn hervorragende Fachleute wie Prof. Ioannidis und Prof. Streeck schon zu Beginn aufgezeigt haben. Und wie ihn Millionen kritisch denkende Menschen gefordert haben. Wie ihn das Internationale Konsortium bestätigt hat, dass das zugrundeliegende PCR-Test-Verfahren entkräftet hat. Zu viele Ungereimtheiten: Autoren des Corman-Drosten-Papiers über PCR-Tests zunehmend unter Druck – YouTube

Wie ihn die WHO z.B. am 20.01.2021 angemahnt hat. WHO ändert Leitlinien für Nutzung von PCR-Tests — RT DE. Unabhängig von den ergriffenen Maßnahmen: WHO meldet weltweit deutlich sinkende Corona-Zahlen. Man hätte Menschen vor manchen Viren schützen können, ohne die Gesellschaft und Wirtschaft und das Immunsystem von Menschen durch Panik und Isolation zu beeinträchtigen. Dann könnten wir auf einer DEMOKRATISCHEN BASIS versuchen, die oben beschriebene Finanz- und Schuldenkrise durch Schuldenerlass zu lösen. Denn der christliche Denk- und Lebensrahmen ist nicht nur die Grundlage für Schuldenerlass, sondern auch für Demokratie: Die Frage ist, woran misst man die Demokratiebereitschaft und –fähigkeit und woher kommt sie.

Ein Bäcker beschwert sich bitter bei einem Metzger, weil das Kilo Fleisch, das sein Junge beim Metzger gekauft hat, nur 800 Gramm wiegt. Der Metzger lässt ihm ausrichten: „Meine elektronische Waage ist kaputt. Da habe ich einfach das 1-Kilo-Brot, das ich bei dir gekauft habe, in die eine Schale meiner mechanischen Waage gelegt und entsprechend das Fleischstück in der anderen Schale für dich zugeschnitten.“ Man braucht also möglichst objektive Maßstäbe, relative und subjektive reichen nicht aus. Manche meinen, die zahlreichen kleinen griechischen Stadtstaaten der Antike seien eine Wurzel der Demokratie. Der Soziologe Rodney Stark schreibt in seinem Buch „Sieg der Vernunft“:

„Die klassische Welt lieferte zwar Beispiele für Demokratie, aber diese wurzelten nicht in der Annahme, dass alle gleich seien, sondern bezogen sich nur auf die Elite [Hervorhebung von mir]. Selbst als sie von gewählten Gremien regiert wurden, wurden die verschiedenen griechischen Stadtstaaten und Rom von einer großen Zahl von Sklaven unterstützt. Und so wie es das Christentum war, das die von Griechenland und Rom ererbte Institution der Sklaverei beseitigte, so verdankt die westliche Demokratie ihre wesentlichen intellektuellen Ursprünge und ihre Legitimität den christlichen Idealen und nicht irgendeinem griechisch-römischen Erbe. …

Jesus vertrat eine revolutionäre Auffassung von moralischer Gleichheit, nicht nur in Worten, sondern auch in Taten. … Paulus macht deutlich, dass die Gleichheit in den Augen Gottes Auswirkungen darauf hat, wie die Menschen in dieser Welt behandelt werden sollten, so wie Jesus es auch praktizierte. So wurde das Muster festgelegt. … Von diesem Punkt aus war es nur ein sehr kurzer Schritt zu der Feststellung, dass jedes Individuum Rechte hat, die nicht ohne triftigen Grund verletzt werden dürfen: die Doktrinen der Gleichheit vor dem Gesetz und der Sicherheit des eigenen Heims und Eigentums. Solche Doktrinen waren natürlich ein Gräuel für die Despoten.“

Auch wir brauchen heute unbedingt wieder diese BASIS für ein aufrichtiges MITEINANDER und eine gesellschaftlich reale DEMOKRATIE. In seinem Buch Demokratie in Europa weist der Politikwissenschaftler, Historiker und Philosoph Larry Siedentop CBE auf den Ursprung der Idee der Gleichheit und seine Bedeutung für die Demokratie hin: „Wir kommen also auf die Idee der Gleichheit zurück. Wir müssen nun ihre Verbindung mit dem christlichen Glauben genauer betrachten. Denn wenn wir das nicht tun, werden wir das Wesen der modernen Demokratie, ihre Quellen und ihre Dilemmata nicht verstehen.

Wenn wir sowohl die Idee als auch die Praxis der Demokratie in der Antike betrachten, stellen wir fest, dass sie eng mit der Annahme der „natürlichen“ Ungleichheit, d.h. mit dem Glauben an irreduzible Statusunterschiede, verbunden ist. … Es war der Einzug des Christentums, der diese moralische Neuausrichtung vollbrachte. Auf diese Weise lieferte das Christentum die moralischen Grundlagen der modernen Demokratie, indem es einen moralischen Status für die Individuen – als Kinder Gottes – schuf, der schließlich in einen sozialen Status oder eine soziale Rolle umgesetzt wurde.“

Der berühmte Neurochirurg und frühere US-Präsidentschaftskandidat Dr. Ben Carson schrieb in seinem Buch “America the Beautiful” über die Grundlagen der Demokratie: „Als der Franzose Alexis de Tocqueville 1831 nach Amerika kam, um die Geheimnisse unseres enormen wirtschaftlichen Erfolgs zu entschlüsseln, war er von unserem Schulsystem so angetan, dass er ausführlich über das schrieb, was er als einzigartiges und mächtiges Instrument zur Förderung einer produktiven neuen Nation ansah.

Im Gegensatz zu den Schulen in Europa lehrten die amerikanischen Schulen den Kindern Werte, wie er feststellte, und die Heilige Schrift wurde in den öffentlichen Schulen intensiv eingesetzt. In seinem Buch Über die Demokratie in Amerika schrieb er: ,Bei meiner Ankunft in den Vereinigten Staaten war der religiöse Aspekt des Landes das Erste, was mir auffiel; und je länger ich dort blieb, desto mehr erkannte ich die großen politischen Konsequenzen, die sich aus diesem neuen Zustand der Dinge ergaben.

In Frankreich hatte ich immer gesehen, wie der Geist der Religion und der Geist der Freiheit in entgegengesetzte Richtungen marschierten. Aber in Amerika fand ich, dass sie eng miteinander verbunden waren und dass sie gemeinsam über dasselbe Land herrschten. … Ich suchte den Schlüssel zur Großartigkeit und zum Geist Amerikas in seinen Häfen … in seinen fruchtbaren Feldern und grenzenlosen Wäldern, in seinen reichen Minen und dem riesigen Welthandel, in seinem öffentlichen Schulsystem und seinen Bildungseinrichtungen. Ich suchte ihn in seinem demokratischen Kongress und in seiner unvergleichlichen Verfassung.

Erst als ich in die Kirchen Amerikas ging und hörte, wie von ihren Kanzeln flammende Predigten über Recht und Unrecht gehalten wurden, begriff ich das Geheimnis seines Geistes und seiner Macht. Amerika ist großartig, weil Amerika gut ist, und wenn Amerika jemals aufhört, gut zu sein, wird Amerika aufhören, großartig zu sein'“. Soweit der Franzose Alexis de Tocqueville im frühen 19. Jahrhundert. Es hört sich an, als hätte Tocqueville damals vor fast zweihundert Jahren schon bis ins 21. Jahrhundert geschaut. Der Metzger und der Bäcker aus meiner kleinen Geschichte weiter oben können sich natürlich beschimpfen und bekriegen. Aber sie können auch lernen, objektive Maßstäbe richtig zu verwenden und dann friedlich miteinander auszukommen.

Demokratie sollte sich wieder auf ihre Grundlage besinnen. Sonst kommt es in der Regel nur auf die eigene Position an, wen man für demokratiegefährdend hält und wen nicht. Und es könnte passieren, dass man nur die eigene Position für objektiv hält, ohne sie zu hinterfragen. LOSGELÖST vom christlichen Bezugs- und Lebensrahmen erzeugt die Freiheit Chaos und die gesellschaftliche oder staatliche Ordnung führt zur Tyrannei. Ohne verantwortliche Verankerung in der Transzendenz führt menschlicher Erfindungsreichtum zur Zeit zur Diktatur der Technokratie und der Hybris unrealistischer Wissenschaftsgläubigkeit. Ihr Artikel fragt, ob uns die künstliche Intelligenz zum „Sklaven der Algorithmen“ mache.

Menschliche Toleranz ohne christliche Maßstäbe kann zu maßloser Intoleranz führen. Humanität ohne Divinität kann zur Bestialität führen. Hinter der Wahrheit im Sinne des richtigen Erkennens der Wirklichkeit steckt eine Person. Denn nur eine Person hat Bewusstsein und einen freien Willen, und nur eine Person kann Gut und Böse abstrakt erkennen. Energien und Kräfte können nicht die Grundlage der richtigen Wahrnehmung der Wirklichkeit sein. Wahrheit ist transzendent verankert und wird immanent offenbar.

Der bekannte Philosoph Robert Spaemann war überzeugt, dass man zwar durchaus wahre Urteile und Gewissensentscheidungen treffen könne, auch wenn man als Individuum nicht an Gott glaubt. Damit überhaupt Wahrheitsansprüche und sittliche Überzeugungen möglich sind, sei Gott aber als absoluter Bezug erforderlich, und wenn man Gott leugnet, leugne man damit die Grundlage aller Wahrheitsansprüche und aller sittlichen Überzeugungen und damit tendenziell diese Ansprüche selbst. Gott ist in der Natur in seiner Größe, Weisheit und Kraft erkennbar. Die Feinabstimmung des Universums in Hinblick auf das Leben, die Entstehung von Naturgesetzen, Information, Leben, Bewusstsein, Geist und Logik sind nicht ursächlich auf materielle Weise zu erklären.

Das Christentum knüpft daran an und stellt zusätzlich fest, dass Gott, der Schöpfer-Geist sich den Menschen mitgeteilt hat, durch sein Wort und in menschlicher Gestalt als Jesus Christus innerhalb der realen Menschheitsgeschichte. Sein Sterben und Auferstehen bedeutet für uns die Chance, wieder zu ihm zu kommen. Für diese historischen Ereignisse gibt es substantielle Belege. Aber Gott ist keine Theorie, sondern eine Person. Und weil wir nach seinem Bild geschaffen wurden, können wir eine wirkliche und persönliche Beziehung zu Gott erleben. Das Christentum ist in diesem Punkt konkurrenzlos, weil es das Wissen um Vergebung und Frieden mit Gott in diesem Leben bietet. Das basiert nicht auf Verdienst oder Leistung, sondern auf das, was Gott getan hat, und was wir als Geschenk annehmen und durch Umdenken und Änderung in seinem Sinn verwirklichen können. – Gerhard Jahnke

 


 

 

Leserbriefezum Wochenmarkt „RISOTTO MIT EINEM SCHUSS WODKA“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Danke für Ihre vielen guten Rezepte! Ich koche sie sehr oft nach und nehme sie in mein Repertoire auf. Risottos sind mein absolutes Lieblingsessen, fast egal womit. Mit Alkohol eigentlich immer (als Zutat und extra…), meist ja Weißwein; zu Fenchelrisotto aber paßt für mich am besten Martini extra dry – stammt aus einem meiner zahlreichen Risotto-Kochbücher und war eine solche Entdeckung, daß ich sie Ihnen mitteilen möchte! und das Wodka-Rezept probiere ich natürlich trotzdem. – Bärbel Stuberger

 

Wir haben Ihr Rezept Risotto mit Fenchel Wodka und orangenabrieb heute zum 2. Mal gekocht mit veränderten Zutaten. 100g Reis für 2 Personen macht nicht satt und 1TL Salz ist auch zuviel. 200g Reis und dafür 1/2TL ist auch gut. Rest passt und schmeckt. – R. Dopfer

 

Vor einiger Zeit habe ich Ihnen geschrieben, dass Ihre Rezepte immer etwa gleich seien. Dieses Urteil muss ich nun revidieren. Die letzten Kochanleitungen/Ideen waren überaus grossartig. Die Rezepte peppig. Zum Nachkochen und geniessen. Herzlichen Dank dafür. Es wird feine Gerichte geben. Vor allem das Heutige. Der Risotto mit Fenchel, Orangen und Wodka. Ein Wochenendmenu für uns. – Brigitte Geering