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11. Februar 2021 – Ausgabe 7

Leserbriefe zu „Normal? Wohl kaum“ von Bernd Ulrich

 

Danke für Ihren Artikel „Normal?“…. er lehrt verständlich und nachvollziehbar – weniger in vielen Lebensbereichen ist mehr und sollte gelebt werden. Das ist guter Journalismus mit dem Mut zum Ausdruck einer eigenen Meinung. Wieder eine ZEITgerechte und wertvolle Ausgabe. Bitte erlauben Sie mir eine ZEITgemäße Floskel. weiter so. Was mein Leben reicher macht: Die ZEIT, Zeit und Platz dafür. – Bernd Ritter

 

Viele Fragen, keine Antworten. Nur ein düsteres Bild unseres zukünftigen Lebens mit der Pandemie. Welch ein Gegensatz zum Titelthema „Die Kraft der Zuversicht“. Genau die sagt mir, dass es so nicht kommen wird. Der Hoffnungsträger Impfstoff wurde, so schnell wie nie erhofft, entwickelt. Davon kann man auch für Impfstoffe gegen die Mutationen ausgehen. Und sollten die nur für ein Jahr wirksam sein, dann impfen wie eben wieder. Auch die „normale“ Grippe mutiert ständig wieder und die Impfstoffe werden entsprechend angepasst. So können wir mit der Pandemie leben und ein Stück Normalität zurückgewinnen. Es muss ja nicht gleich eine Weltreise sein. Aber sich wieder umarmen, Freunde treffen, unsere vielfältigen Volksfeste feiern. Vor allem aber können wir uns endlich dem für unsere Zukunft viel entscheidenderen Thema zuwenden, der Bekämpfung des Klimawandels. – Dietrich Briese

 

Der Autor stellt eine Reihe von wichtigen Fragen, die untersucht werden sollten. Zum Beispiel: „Wie kann die Zahl der vulnerablen Personen auf Dauer verringert werden? Warum gehören in einem reichen Land wie unserem vierzig Prozent der Menschen zur „Risikogruppe“? Wie kann ein Gesundheitssystem aussehen, das mit einer solchen Pandemie besser klarkommt? Ist es nicht billiger und effizienter, ein weniger „profitables“ Gesundheitssystem zu haben? Wie lässt sich verhindern, dass der Staat zur Geisel von Pharmafirmen wird, die im Ernstfall die Preise in astronomische Höhe treiben können?“

Ähnliche Fragen nach Hintergründen und Details in der Krise, nach Lösungsmöglichkeiten aufgrund evidenzbasierter Interpretationen von Zahlen und komplexen Gesamtzusammenhängen wurden seit einem Jahr von vielen Experten angeboten (siehe meine weiteren Ausführungen und die angeführten Links) und hätten – zusammen mit entsprechenden Antworten – längst in einen gesellschaftlichen, demokratischen Konsens eingeführt werden müssen. WHO beendet Epidemische Lage von Nationaler Tragweite – Vera Lengsfeld Drosten-PCR-Test-Studie: Rückzugsantrag gestellt wegen wissenschaftlicher Fehler und massiver Interessenkonflikte › Corona Doks 2:0 gegen Drosten – neues Kapitel im Retraction Prozess – 2020 NEWS Wo ist die evidenzbasierte Grundlage für die „epidemische Lage von nationaler Tragweite“, mit deren Feststellung die Menschenwürde und die Freiheiten des Grundgesetzes ausgehebelt werden? Siehe auch in der Statistik Worldometer-Corona, wie die Corona-Fallzahlen weltweit drastisch sinken – seit der letzten Warnung der WHO zum ordnungsmäßen Erfassen von Fällen.

Worldometer – real time world statistics Werden jetzt überall statt nichtdiagnostischer PCR-Tests ärztliche Differentialdiagnosen gestellt? Werden jetzt überall alle möglichen Ursachen für die vorliegenden Erkrankungen und alle Todesursachen untersucht?! Wir sollten zurückkehren zur konträr disputierten Wissenschaft und uns abwenden von der Panikmache und Zensur, die schon soviel Unglück verursacht haben. Stanford Studie mit Top Medizin-Wissenschaftler Ioannidis zeigt keinen Nutzen von Lockdowns Reale Daten aus 152 Staaten weltweit zeigen: Lockdown-Maßnahmen verhindern (…) – Corona Transition Die Wahrheit über die Intensivbetten-Krise – Vera Lengsfeld Auch alle Folgeschäden der Lockdowns müssen öffentlich gemacht werden. Jüngst wies die Süddeutsche Zeitung darauf hin, dass das Video inzwischen elf Millionen Aufrufe (!!) habe, das die Frühstücksfernsehen-Moderatorin Marlene Lufen neulich auf ihrem privaten Instagramprofil teilte und in dem sie den Lockdown infrage stellte.

Allseitig und umfassend informierte Bürger repräsentieren inzwischen eine entscheidende demokratische Basis. Längst sind es viele Hunderte Blogs, Kanäle und andere neue und alternative Medien, die hervorragende wissenschaftliche Expertisen und akribisch recherchierte Nachrichten verbreiten und so ein nicht zentral gesteuertes, sondern evidenzbasiertes Gesamtbild generieren, für das sich Zigmillionen kritische, empathische Menschen interessieren. Zum Beispiel: Die Verlängerung des Lockdowns ist ein Angriff auf unsere Zukunft – Vera Lengsfeld Jetzt rumort es auch in der SPD: Abgeordneter Marcus Held rechnet mit Corona-Politik ab – YouTube Dreiste Missachtung für das Grundgesetz und für die Menschen: Entlarvung auf dem Corona-Gipfel – YouTube Prof. Bhakdi:

Corona-Impfung ist ein unethischer Menschenversuch (Corona Ausschuss) Interessanterweise sind sich sich diese unglaublich vielfältigen, engagierten und oft sehr empathischen Quellen, die oft voneinander unabhängig sind, über die Hauptrichtung der gegenwärtigen Maßnahmen und deren wissenschaftlich und evidenzbasierten Interpretation ziemlich einig, ohne dass sie irgendwie zentral gesteuert werden. Transparenz, Offenheit, Empathie, ganzheitliche, umfassende Recherche, Verständnis für das große Bild bei gleichzeitiger Liebe zum Detail bestimmen die wissenschaftlichen Ausrichtungen. Da wirkt es schon sehr merkwürdig, dass die unter kritisch denkenden und recherchierenden Medienkonsumenten drastisch immer mehr an Attraktion verlierenden traditionellen Medien oft eine nicht hintergründige Nachahmung der offiziellen Meinungen darstellen und kreative Vielfalt in der Recherche vermissen lassen.

Kann es wirklich sein, dass ihnen so viele wichtige Fakten, die längst bevölkerungsweit bekannt sind, immer noch unbekannt sind? Im Folgenden möchte ich zunächst den Volkswirtschaftler und Wirtschaftshistoriker Prof. Dr. Christian Kreiß zitieren: Genozid unter dem Deckmantel der Krankheitsbekämpfung? – oder: Nietzsche und die Lockdowns — RT DE Dazu muss man noch anmerken, dass viele arme Länder in Afrika und Ostasien bis zu 1000 Mal weniger PCR-positiv getestete Tote haben als die reichen Industrienationen mit harten Lockdowns!!!!!!! Siehe worldometer corona. Also sind die oben geschilderten Verhältnisse der Vernichtung von Lebensjahren in ungeheuren Maßen schlimmer – auch in Hinblick auf die weitere Zukunft – für diese armen Länder, in denen kaum PCR-positiv getestete Tote vorkommen. Klage gegen Lockdown, Klage gegen Regierung, Lockdown keine Auswirkungen auf Verbreitung, PANDA, Südafrika, Thinktank, Unterstützung, Unterstützung der Klagen gegen Lockdown |

Querdenken-761 Stanford Studie mit Top Medizin-Wissenschaftler Ioannidis zeigt keinen Nutzen von Lockdowns RTV Talk Spezial: Kritik an den Corona-Maßnahmen – YouTube (8) RTV Talk: Corona – Stimmt die Richtung? – YouTube Trotzdem wird das offizielle Narrativ beibehalten, weil das Demonstrationsrecht ohne jeden wissenschaftlichen Grund eingeschränkt wird. Zigmillionen Menschen machen sich Sorgen um die Demokratie und möchten nicht, dass sie vollends unterwandert wird. Die Gewaltenteilung, die Ausübung der Grundrechte, der Demonstrationsfreiheit usw. sind leider schon seit dem vorigen Jahr maßgeblich beschädigt. Die Rechtsstaatlichkeit, also die Kontrollgewalt der Justiz, ist ganz wesentlich seit dem Gesetz vom 18.11.2020 eingeschränkt:

Stoppt das Gesetz zur Aushebelung unserer Grundrechte! – Vera Lengsfeld Natürlich ist es sehr wichtig, die Demokratie zu verteidigen und alle Medien sollten sich darum bemühen, dass die Freiheiten, die uns das Grundgesetz gegen die Übergriffe des Staats garantiert, schnellstmöglich wieder völlig hergestellt werden – keinen Tag später als möglich. Die beste Methode zur Bekämpfung von extremistischen Tendenzen von links, rechts oder sonstwo – diese Positionen müsste man natürlich zunächst genau definieren – ist natürlich die sofortige vollständige Rückkehr zu Grundgesetz, Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Demokratie und Meinungsvielfalt im öffentlichen Raum und überall. Grundrechte-Update – Blauer Bote Magazin – Wissenschaft statt Propaganda Lockdown ist grundgesetzwidrig – sagt die unabhängige Justiz! –

Vera Lengsfeld Verschwörungstheorie oder Realität? – Vera Lengsfeld Corona-Ticker: Gericht kippt Ausgangsbeschränkungen in Baden-Württemberg | GMX Bezirksrichter übt scharfe Kritik an der Regierung und fordert ein (…) – Corona Transition Ein Berliner Richter erhebt Verfassungsbeschwerde gegen die Corona Verordnungen – Vera Lengsfeld Unser Grundgesetz wird mit Füßen getreten – Ralph Boes im Gespräch – YouTube In Wirklichkeit befinden wir uns in einer gewaltigen weltweiten Finanz- und Schuldenkrise, die durch das Corona-Szenario verdeckt wird. Der Great Reset ist da! – Max Otte im Gespräch – YouTube Markus Krall: Der Crash kommt 2021! Gelddrucken hat das Denken ersetzt – YouTube Gentechnische Veränderungen des Menschen und Experimente (genetische „Impfung“) sind natürlich keine Alternative zur Rettung der Demokratie.

Manche wollen sich impfen bzw. gentechnisch behandeln lassen, weil ihnen suggeriert wurde, dass nur so die Lockdowns enden. Dazu muss man die Expertisen bezüglich der Impfung kennen: Tausende „unerwünschte Reaktionen“: COVID-19-Impfung mit vielen Nebenwirkungen — RT DE Prof. Addo: 60% mit Schüttelfrost nach zweiter Impfdosis – 2020 NEWS Corona-Ausschuss: „Das ist Politikberatung, wie sie nicht sein darf“ — RT DE Tod und Corona-Impfung – Blauer Bote Magazin – Wissenschaft statt Propaganda Pfizer/Biontech-Impfstoff soll sofort vom Markt zurückgezogen werden – Aktuelle Nachrichten (6) Dr. Vanessa Schmidt-Krüger: Zum mRNA-Impfstoffes – YouTube Dieser genetische Impfstoff und andere genetische Impfstoffe sind unbedingt zu hinterfragen, da sie nach Expertisen von vielen unabhängigen Experten nicht ausreichend geprüft wurden und immense Gefahren nicht ausgeschlossen werden konnten.

Die Corona-Impfung: Aussage Prof. Hockertz – YouTube Prof. Hockertz: 80.000 Tote durch Corona-Impfung – Blauer Bote Magazin – Wissenschaft statt Propaganda 6) Prof. Hockertz zu Risiken des mRNA Impfstoffes – gelöschtes Video – re-upload – YouTube Biologe enthüllt massive Gefahren der Corona-Impfung und der Zulassung nach Bill Gates! (C. Arvay) – YouTube Prof. Stefan Hockertz warnt vor millionenfach vorsätzlicher Körperverletzung | VÖ: 17.07.2020 – YouTube Die Impfschäden und Impftote dürfen nicht ignoriert werden: Israel und die Schweiz beklagen die ersten Toten nach den Impfungen | Mitdenken-761 ( (3) SERVUS TV bricht Sendebeitrag 23 Impftote in Norwegen ab ?!?! – YouTube Risiko Impfstoff – immer mehr Tote? – 2020 NEWS Um die Naturwissenschaft als Naturwissenschaft zu retten, müssen nun auch Medien und Politik reagieren und sich wieder seriösem wissenschaftlichen Vorgehen zuwenden. Offizielle Medien und offizielle Vorgehensweisen bezüglich dieser Thematik finden international in Hunderten von Kanälen mit seriös wissenschaftlichen Expertisen immer weniger Verständnis.

Siehe Beginn der Sitzung 38: Sitzungen – Stiftung Corona Ausschuss Sinnvoll wäre jetzt ein repräsentativer T-Zellen-Immunitätstest, um evidenzbasiert vorzugehen. Strategiewechsel nötig: Testen auf T-Zellen-Immunität statt wenig aussagekräftige massenhafte PCR- und Antikörper-Tests Positiver Test auf SARS-Cov-2-spezifische T-Zellen nach Infektion zu Jahresbeginn – Immunität nach 10 Monaten aufrecht Test auf Corona T-Zellen nun auch kommerziell verfügbar Seriöse Medien sollten auch unbedingt über die Hintergründe der jetzigen Grundrechtseinschränkungen aufklären – wie schon oben erwähnt:

Unser Grundgesetz wird mit Füßen getreten – Ralph Boes im Gespräch – YouTube Der Great Reset ist da! – Max Otte im Gespräch – YouTube Ehe offizielle Medien ganz in der Bedeutungslosigkeit unter kritisch denkenden Bürgern landen, wäre es der Mühe wert, sich die Expertisen in weltweiten und unabhängigen Medien anzuschauen. Völlig groteske Anwendungen von Begriffen wie „Verschwörungstheorie“, „rechts“ usw. sollten aufgegeben werden zugunsten evidenzbasierter Recherche der Inhalte und komplexen Zusammenhänge. – Gerhard Jahnke

 

Danke, lieber Herr Ulrich, für diesen Artikel. Wie schon oft sprechen Sie mir aus der Seele, vor allem mit den Fragen, über die nie ernstlich gesprochen wurde. Und wie schon oft wünschte ich, dass mehr Menschen wie Sie an den Stellen im Land sitzen würden, an denen politische Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden. Deutschland wäre um einiges besser dran, da bin ich mir absolut sicher. Bleibt nur zu hoffen, dass die Entscheider*innen wenigstens Ihre Artikel lesen, um so vielleicht auf die richtigen Ideen zu kommen. – Milena Grünewald

 

Die deutsche Politik versagt naturgemäß in den Fragen der Pandemie, weil sie sich von Anfang an lediglich in die epidemiologische und virologische Befangenheit begeben hat. Wären, wie es einer klugen und angemessenen politischen Abwägung adäquat ist, soziologische, psychologische und ökonomische Belange mit politischer Souveränität gleichzeitig und gleichwertig berücksichtigt worden, gäbe es längst eine institutionalisierte Handhabung entsprechender Pflichten im Umgang mit der Pandemie. Sie wären auch den grundrechtlichen Rahmenbedingungen entsprechend.

Stattdessen offenbart die nun deutliche Wahrnehmung ihrer zentralen Verantwortung, dass Merkel den einjährigen Aktionismus ihres Gesundheitsministers und einiger Landesfürsten nicht mehr ertragen kann. Aber es gehört auch zu ihren politischen Pflichten, der Wissenschaft deren lediglich beratende Rolle deutlich zu machen. Die erlebbar ubiquitäre und veröffentlichte Wissens- und Sprachenvielfalt von Virologen und Epidemiologen verwirrt die Gesellschaft und ist auch sachlich nicht zielführend. Sie stellt lediglich einen sektoralen, gesamtpolitisch eher untergeordneten Beitrag dar. – Jürgen Dressler

 

Man kann leider die Problematik nicht in einem Leserbrief zusammenfassen. In der Tat geht es in der öffentlichen Diskussion im Wesentlichen um zwei Dinge. 1. Wie kann man das Virus wegbekommen? 2. Wie kann man den Kollaps auf den Intensivstation vermeiden? Für die Beantwortung steht in Deutschland alternativlos der Lockdown. Die Ursachen von Pandemien werden verdrängt: pandemiefördernde Zerstörung der Biodiversität, Massentierhaltung, Plastikvermüllung der Weltmeere (Nahrungskette), Luft-/Umweltverschmutzung, schlechte Ernährung. Auch einfache Mittel zu Stärkung des Immunsystems werden nicht diskutiert. Ein gutes Immunsystem schützt zwar auch nicht vor dem Virus, es wird aber besser mit ihm fertig. Der omnipräsente Dr. Lauterbach hingegen schwadroniert, wir hätten mit den Lockdowns 250.000 Leben gerettet, ohne auch nur den Hauch eines Nachweises liefern zu können.

Das Virus ist aber mit einem Lockdown nicht zu vertreiben. Man kann die Ausbreitung vorübergehend unterdrücken, mehr nicht. Danach ist es wieder präsent, möglicherweise gefährlicher als vorher. Bestes Beispiel ist Portugal, bis zum Herbst „Vorzeigeland“ bei der Pandemiebekämpfung. Hier hatte man den ganzen Sommer über einen sehr harten Lockdown durchgehalten. Nach den ersten Lockerungen explodierte die Zahlen der Neuinfektionen, schwer Erkrankten, Toten. Portugal hat derzeit das europaweit kritischste Pandemiegeschehen. Trotz des langen, harten Lockdowns? Ist dieser vielleicht sogar die Ursache? Die ständig größer werdenden Kollateralschäden in unserer Gesellschaft finden im Zahlensalat des RKI immer noch keinen Niederschlag. Herr Wieler macht es sich im Übrigen einfach:

Die MIT Covid-19 Verstorbenen werden einfach den AN Verstorbenen zugeschlagen. Bei den Impftoten sagt er: Die Menschen waren so alt, sie wären sowieso bald gestorben. Gegenbeispiel zu Deutschland ist Schweden. Hier müssen die Menschen auch Einschränkungen in Kauf nehmen, aber keinen harten Lockdown. Nach schweren Versäumnissen im Frühjahr die Heime betreffend (von 5.500 Verstorbenen kamen etwa 5.000 aus den Heimen) ist Schweden im Sommer bis heute besser durch die Krise gekommen als Deutschland. Bei den Todeszahlen liegen sie durchgehend unter den Zahlen Deutschlands (immer umgerechnet auf die Einwohnerzahl = Faktor 8,3 und immer ab Jahresmitte bis heute betrachtet). Bei den intensiv Behandelten liegen sie kontinuierlich bei der Hälfte, lange Zeit sogar darunter! Diesem Vergleich wird immer entgegengehalten: Schweden ist ein Flächenland. Das stimmt, aber der Urbanisierungsgrad in Schweden liegt bei 87,7 %, in Deutschland bei 77,4 %, ist also in SUE sogar um mehr als 10 % höher!.

Ich denke, die gängige Bezugnahme auf die Zahl der Einwohner je qkm ist daher nicht stichhaltig. Ignoriert wird auch die Verlaufskurve (das Auf und Ab) der Toten in den letzten Monaten. Sie ist in SUE –ohne Lockdown- und D –mit Lockdown- nahezu identisch, bei (umgerechnet) niedrigeren Zahlen in SUE. Wie kann das sein? Das lässt eigentlich nur den Schluss zu, dass der Lockdown wirkungslos ist. Ich habe einen Offenen Brief an die Fraktionen des Bundestages geschrieben – siehe Anhang -. Geantwortet haben die CDU/CSU und Die Linke, beide Antworten waren auf der Linie unserer Regierungen. Im letzten Absatz dieses Briefes habe ich einen Satz sinngemäß von Ihnen aus einer Ausgabe der Zeit von Mai 2020 verwendet, bezogen auf das fehlende Einräumen von Versäumnissen seitens der Politik:

„So wird Schuld vermieden und Leid gefördert“. Im Anhang noch einen Link zum seriösen Nordkurier in Sachen PCR-Test. Wegen der Empfindlichkeit des Tests wird offenbar die Hälfte der Positivgetesteten zu Unrecht vorübergehend eingesperrt, weil sie nicht infektiös ist. Vielleicht sollte man den PCR-Test mal wissenschaftlich testen. https://www.nordkurier.de/politik-und-wirtschaft/die-haelfte-aller-corona-positiven-ist-nicht-ansteckend-2241827212.html

P.S.: Ich werde natürlich auch immer darauf hingewiesen, dass die Zahl der Neuinfektionen im Vergleich in Schweden deutlich höher ist. Das stimmt. Man kann aber daraus auch den Schluss ziehen, dass sich in Schweden schon eine höhere natürliche Immunität entwickelt hat, und es deshalb zu weniger schweren Verläufen und Toten kommt. Eines noch: Es fehlt in D immer noch die dringend notwendige Untersuchung der wahren Sterblichkeit von Covid-19 und ebenso eine wissenschaftliche Untersuchung über die tatsächliche Wirksamkeit der Lockdowns. Ich fürchte, die Politik fürchtet die Ergebnisse. – Hans Ludwig Scherer

 

Zwar möchte ich mich nicht den ewigen Nörglern anschließen, die jede politische Entscheidung im Umgang mit der Pandemie kritisieren und- natürlich hinterher – alles besser wissen, trotzdem kann ich mich der gestellten Frage nur anschließen. Und wünsche mir dringend, dass wir uns nach 12 Monaten im Griff einer Pandemie endlich nicht nur warten, dass diese vorübergeht. Was, wenn uns Mutationen noch Jahre auf Trab halten? Was, wenn ein Normal über lange Zeit nicht möglich ist? Wir sollten nicht NACHdenken, sondern VORdenken.

Wir brauchen Strategien für die Nuancen zwischen Lockdown und Normalität, müssen für die Kinder nicht nur zwischen Schule und SaLzH pendeln, sondern Schule neu denken. für die Älteren zB reduzierter Präsenzunterricht, kleine Lerngruppen, projektorientiert, teils zu Hause. Lehrer und Erzieher impfen. Einzelhandel öffnen bei kleinen Läden, während große Shoppingzentren sicherlich problematisch sind. Und vieles mehr. Wir brauchen einen Umbruch in vielen gesellschaftlichen Belangen, wir müssen das voel beschworene Leben MIT dem Virus endlich gestalten und uns aus dieser Warteposition begeben. Denn ganz sicher ist zu Ostern nicht alles vorbei. Auch wenn wir uns das noch so sehr wünschen. – Dr. med. Katja Mors

 

Ein wichtiger Aspekt unsere Schaufenster-Ausstellung im KM15 (KunstMarkt15) in Abenberg ist das berüchtigte Wort der Bundeskanzlerin „Wir schaffen das“! Im Schaufenster des KM15, da geht dieser Satz weiter: „Wir schaffen das – wir schaffen das alles ab!“ Unsere aktuellen Corona-Politiker, die dulden mit ihrer aktuellen Corona-Politik keine Andersdenkende und keine Quermeinungen. Diese neuen Corona-Mutationen wurden gerade noch zum richtigen Zeitpunkt eingeführt, damit mit diesen weiter Angst und Schrecken geschürt werden kann. Dabei dürfte es auch völlig egal sein, ob diese Erreger überhaupt noch irgendeine Gefährlichkeit besitzen.

Diese Corona-Politiker haben längst mit Hilfe des Infektionsschutzgesetzes große Teile des Grundgesetz außer Kraft gesetzt. Der aktuelle Lock-/Shutdown geht noch bis zum 7. März 2021! Es dürfte nicht die Frage sein, ob danach weiter verlängert werden wird. Die alles entscheidende Frage dürfte bald sein, ob wir nicht gleich einen Dauerlock-/Shutdown über uns ergehen lassen müssen. Der Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) aus Sachsen plant schon jetzt den Osterurlaub zu verbieten! (Sonntag 14.2.2021 um 12:13 Uhr) – Riggi Schwarz

 

Ihr Artikel ist verstörend, beunruhigend und erhellend zugleich. Er ist längst überfällig ! Als Hausarzt erlebe ich jeden Tag teils existentielle Ängste, aber auch überhebliche Ignoranz von Mitmenschen Die Fixierung auf die Gegenwart, das Fehlen von Zukunfts-Horizonten und die fehlende Reflektion der eigenen Position in einer globalen Welt betrifft große Teile unserer Bevölkerung Zu Beginn der Pandemie gab es noch die Hoffnung, dass durch sie eine gesellschaftliche Solidarisierung hervorgerufen werde. Dies war und ist auch teilweise zu beobachten, allerdings erlöschen diese Ansätze zunehmend mit dem Grad der Genervtheit. Die Pandemie wird immer mehr zu einer „Betriebsstörung“ wie ein hängender Computer oder eine Autopanne erlebt und nicht als Übungsfeld für Krisen generell.

Beim Ansprechen dieser Problematik erlebe ich meist Sprachlosigkeit oder Achselzucken. Eigene Ideen und Perspektiven für eine resilientere Zukunft spüre ich bei wenigen. Zukunft heißt meist eine Fortsetzung der Gegenwart, Zukunft soll mit der jüngeren Vergangenheit möglichst deckungsgleich sein. Eine zukunftsorientierte Gesellschaft stelle ich mir irgendwie anders vor. Das Lebensziel ist für viele offenbar erreicht, wenn ein gewisser Grad an Wohlstand erreicht ist, danach geht es nicht mehr um Gestalten, sondern nur noch um Erhalten. Mehr Kreativität bitte ! Die Gegenwart ist als Fundament für die Zukunft zu denken, nicht als deren Blaupause. Krisen könnten da eine Chance sein ! Vielen Dank für den Artikel. – Dr. med. Friedbert Maier

 

Es lässt sich die Frage noch ergänzen, warum es bei unseren Protagonisten so abwegig erscheint, das der Gesundheitsminister zum Landwirschaftsminister geht um die Wirkunsgsmacht der Antibiotikas zu schützen. Auch so eine Sache, vor der die Wissenschaft warnt und die so gut ignoriert werden kann. Und keiner hätt es wissen können wenn wir wieder lernen, dass Kinder an Durchfall sterben können. – Nina Weingaertner

 

Menschen schwanken zwischen Optimismus und Pessimismus, bemühen sich realistisch zu sein, hoffen. Der Brite Malthus (1766-1834) beschrieb 1798 in einem „Gesetz“, dass das Wachstum bei der Nahrungsmittelproduktion nicht mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten könne. Wenn er Recht behalten hätte, wäre die Weltbevölkerung nur sehr langsam über etwa 1 Milliarde hinaus gekommen. Heute haben wir fast den achtfachen Wert und Sie sehen die Überproduktion an Lebensmitteln als großes Problem. Die Überproduktion von Fleisch sehen Sie durch die „gigantischen Agrarsubventionen“ verursacht. Dabei ist die 2002 insbesondere durch Frau Kynast angeschobene Betriebsprämie zwar von der Hektarzahl, nicht aber von der Intensität der Bewirtschaftung der Fläche und überhaupt nicht von der jetzigen Tierzahl abhängig.

Die Entscheidung des Landwirts, den Viehbestand aufzustocken oder – häufiger – ihn völlig abzubauen, ist also nicht von der Höhe der Betriebsprämie abhängig; diese verändert sich dadurch nicht. „Mensch und Tier rücken einander auf die Pelle“? Wenn Sie damit die Hauskatzen, -hunde, Ziervögel meinen, so mag die Beschreibung zutreffen. Wenn Sie aber landwirtschaftliche Nutztiere damit meinen, so ist das Gegenteil richtig. In meiner Kindheit waren auf den Dörfern noch fast Haus bei Haus Nutztiere: Rinder, Schweine, Hühner oder wenigstens Kaninchen. Selbst in der Großstadt Hannover lebten noch um 1950 je Tausende Rinder, Schweine, Hühner, Kaninchen, Tauben. Heute gibt es wohl tausende Dörfer ohne Rinder und Schweine, nur wenig Geflügel, aber einigen Pferden.

Früher lebten die Menschen und Nutztiere oft nicht nur in einem Haus, sondern im Norddeutschen Hallenhaus (auch Niedersachsenhaus genannt) anfangs sogar in einem Raum, der Abluft der Feuerstelle und dem Mief der Tiere unmittelbar ausgesetzt. Als dann um 1800 häufig (nicht in meinem Elternhaus) der Wohnteil vom Stallteil durch eine Mauer abgetrennt wurde (aber mit Verbindungstür), hatten die Knechte und Mägde anfangs immer noch ihre Schlafkoje direkt im Stall, durch die Ritzen im Fußboden kamen die Geräusche, der Mief und die Bazillen ungefiltert zu den Schlafenden. Die in den letzten Jahrzehnten gebauten Ställe sind jedoch abseits der Wohnhäuser errichtet – oder umgekehrt. In Schweine- und Geflügelställe kommt man nur durch eine Hygieneschleuse. Wenn man aber, wie Sie, den Veganismus propagiert, so ist jeder Stall ein Ärgerniss. Das verstehe ich. – Adolf Ronnenberg

 

Die deutsche Politik versagt naturgemäß in den Fragen der Pandemie, weil sie sich von Anfang an lediglich in die epidemiologische und virologische Befangenheit begeben hat. Wären, wie es einer klugen und angemessenen politischen Abwägung adäquat ist, soziologische, psychologische und ökonomische Belange mit politischer Souveränität gleichzeitig und gleichwertig berücksichtigt worden, gäbe es längst eine institutionalisierte Handhabung entsprechender Pflichten im Umgang mit der Pandemie. Sie wären auch den grundrechtlichen Rahmenbedingungen entsprechend.

Stattdessen offenbart die nun deutliche Wahrnehmung ihrer zentralen Verantwortung, dass Merkel den einjährigen Aktionismus ihres Gesundheitsministers und einiger Landesfürsten nicht mehr ertragen kann. Aber es gehört auch zu ihren politischen Pflichten, der Wissenschaft deren lediglich beratende Rolle deutlich zu machen. Die erlebbar ubiquitäre und veröffentlichte Wissens- und Sprachenvielfalt von Virologen und Epidemiologen verwirrt die Gesellschaft und ist auch sachlich nicht zielführend. Sie stellt lediglich einen sektoralen, gesamtpolitisch eher untergeordneten Beitrag dar. – Jürgen Dressler

 

Bernd Ulrich erörtert in dem Artikel die Frage, „worüber nicht ernstlich gesprochen wurde“ und zählt einige der schwerwiegenden Versäumnisse in der Vergangenheit auf; diese Liste ließe sich beliebig verlängern: Zustand der Schulen, Versäumnisse bei der Digitalisierung, Maßnahmen zum Klimaschutz usw.. Interessant scheint in diesem Zusammenhang aber die Frage, warum offenbar so vieles versäumt wurde bei einer Kanzlerin, die „als Physikerin gewohnt ist, die Dinge vom Ende her zu denken“ und wieso „Kohls Mädchen“ überhaupt Kanzlerin werden und sechzehn Jahre lang bleiben konnte.

Eine Erklärung liegt auf der Hand. Als rational denkende Physikerin hat Angela Merkel sehr schnell drei Dinge erkannt: 1. Politische Entscheidungen werden nicht rational, sondern irrational getroffen. 2. Die politischen Ämter werden nicht nach Fähigkeit, sondern nach Proporz und regionaler Ausgewogenheit vergeben. 3. Vor allem ihre männlichen Kollegen sind nicht unempfindlich gegen Eitelkeiten und betrachten sich vielfach als Rivalen. Dies hindert sie gelegentlich an einer gedeihlichen Zusammenarbeit.

Frau Merkel hat aber für alle sichtbar zweimal gegen den Grundsatz der Rationalität verstoßen. Das erste Mal – lobenswerterweise aus humanitären Gründen – bei dem Flüchtlingsstrom aus dem Nahen Osten und das zweite Mal, als sie AKK den Parteivorsitz überließ, um ihr die Nachfolge als Kanzlerin zu ermöglichen; was bekanntermaßen schief gegangen ist. Jetzt kann man nur hoffen, dass wir Bürger im Herbst mehrheitlich eine Führungsmannschaft wählen, die den außergewöhnlichen Herausforderungen der Zukunft gerecht werden kann. – Klaus Grieshaber

 

Dieser Beitrag legt den Finger in die Wunde. Selbstüberschätzung ist eine menschliche Schwäche. Wenn Politiker darunter „leiden“, kann es für die Gesellschaft gefährlich werden. Ein Beispiel sind die MPK der Kanzlerin zur Bekämpfung der Pandemie. Dort kommen Politiker zusammen, die für die Durchsetzung politischer Ziele gewählt wurden. Sie kamen als berufliche Quereinsteiger in ihre Position, um die Fachleute im Sinne ihrer politischen Ziele zu managen. Die Pandemie betrifft alle Bereiche der Gesellschaft. Daher sollten die sachlichen Argumente aller Bereiche in einer gemeinsamen offenen Debatte erörtert, deren Folgen erwogen und die besten, nachvollziehbaren Kompromisse gefunden werden. Einzelgespräche sind meines Erachtens nicht geeignet, die beste Lösung zu finden.

Angesichts der Bedrohung durch eine menschliche, soziale, wirtschaftliche Katastrophe kann die MPK der Kanzlerin eine Denkwerkstatt (Think-tank) und einen entsprechenden Krisenstab nicht ersetzen. Ein Ausdruck ihrer Selbstüberschätzung ist es meines Erachtens, wenn die Kanzlerin bemerkt: „Ich, als Kanzlerin, kann nicht Schulen schliessen …“. Mittlerweile ist jedermann nicht nur in Deutschland bekannt, dass sie Kanzlerin ist. Die Kanzlerin kann viele Dinge trotz langem Nachdenken nicht zu Ende denken. Anstelle von konkreten Zielen, Strategien wird weiter moderiert und verwaltet. Probleme werden mit allgemeinen Floskeln, wie „Wir schaffen das“ gelöst. Der Respekt vor dem Grundgesetz hinsichtlich der Größe des Bundestages, die Digitalisierung der Gesellschaft, die Endlagerung des Atommülls um nur einige seit vielen Jahren bekannten Probleme zu nennen, bleiben ungelöst.

Selbst in der Aussenpolitik zeigt sich das gleiche Bild. Willy Brandt, Egon Bahr, Helmut Schmidt und auch Gerhard Schröder hatten die Probleme ihrer Zeit erkannt, hatten Visionen, Strategien und setzten die um. Dadurch wurde der Eiserne Vorhang überwunden, das Wettrüsten eingeschränkt, die Arbeitslosigkeit eingedämmt. Gorbatschow hatte ebenfalls Vorstellungen vom künftigen „Haus Europa“. Leider verweigern sich Politiker in der Aussenpolitik ebenfalls sachlichen Argumenten und träumen von der „Umerziehung“ der gewählten Repräsentanten in anderen Ländern durch wirtschaftliche Sanktionen. Deren Geschichte, Kultur und Mentalität bleibt dabei völlig unbeachtet. , die wirtschaftliche Unabhängigkeit wurde gestärkt. Kein Land hat dadurch seine Politik geändert. Im Gegenteil. – R. Renaux

 

Bernd Ulrich meint sie in den Redepausen zu bemerken: die eigentliche Ratlosigkeit der Akteure in Zeiten der Pandemie. In den Talk-Shows – von Anne Will bis Maybrit Illner – gaukeln sie Hoheits- und Expertenwissen vor, vermeiden tunlichst jedoch Antworten auf die eigentlichen Fragen, wohl selbst spürend, dass dies nie möglich sein wird. Weder Lauterbach, der akribisch Suchende noch Söder, der Dampfplauderer noch alle Kritikaster von Links nach Grün werden zugeben, dass sie im Grunde rat- und hilflos sind. Die aktuelle Pandemie ist wie Erdbeben, Vulkanausbruch oder Hurrikan nicht von Menschen beherrschbar. Man kann nur versuchen, den entstandenen Schaden einigermaßen zu heilen und dann zu hoffen. Zu hoffen, dass Mutter Erde wieder gnädig zu uns Menschen wird. – Werner Bohn

 

Der Verfasser fragt u.a. warum in einem so reichen Land wie Deutschland 40 % der Bevölkerung zur sog. Risikogruppe gehören. Die Antwort ist einfach: weil wir ein so reiches Land sind, haben wir diese Altersstrukturen! Und auch ein reiches Land kann mit dieser schieren Anzahl der zu Versorgenden an seine Grenzen kommen. Im Unterschied dazu die kerngesunden Jungtruppen in Afrika, wie es sich auch an der geringeren Betroffenheit in der Pandemie zeigt. – Heinz Gutzeit

 

Der Beitrag von Ihrem Bernd Ulrich spricht mir aus dem Herzen. „dass das Weiter-so eh nur noch eine beklemmende Illusion war, dass Prävention und Resilienz viel zuträglicher, auch freudvoller sein könnten für Mensch und Demokratie als „Kaskaden von Krisen““ Das Bekämpfen kann nicht die Lösung sein. Das größte Problem scheint mir der miserable Gesundheitszustand vor allem in der jungen Bevölkerung zu sein.

Durch Fast-food und vitalstoffarmer Industrienahrung sind den Krankheiten Tür und Tor geöffnet, sie können keinen gesunden abwehrstarken Körper fördern. Zivilisationskrankheiten sind die Folge, oft schon im Grundschulalter, ein neuer Virus hat da leichtes Spiel, er hält der gesamten Bevölkerung den Spiegel vor. Wir ernten, was wir gesät haben. Herr Ulrich, bitte machen Sie mit dieser Art Journalismus weiter, er wäre ein Grund für mich, die ZEIT zu abonnieren. – Irene Heinritz

 

Der Artikel „Normal? Wohl kaum“ von Bernd Ulrich beginnt mit den Worten: Wer zurzeit mit Politikerinnen redet, … Weiterhin finde ich im Text den Satz: Das aber ist es, womit sich Spitzenpolitikerinnen in Deutschland und in der EU ….. Ist das der krampfhafte Versuch, politisch korrekt zu sein, oder sind tatsächlich nur Frauen gemeint? – Hans-Peter Dropschewski

 


 

 

Leserbriefe zu „Solidarisch aus Eigennutz“ von Armin Falk

 

Kooperation beinhaltet für mich auch das Element der Freiwilligkeit. Wenn sie durch Druck, egal ob sozialen oder juristischen, erzwungen wird, fühle ich mich eher als Sklave denn als Mensch,. der frei entscheiden kann und darf. Das weckt meinen Widerspruchsgeist und nicht die Kooperationsbereitschaft. Besonders, wenn – wie hier – das Ganze in hochaggressivem Ton und moralisierend vorgebracht wird.

Außerdem ist der Text insofern falsch, als der Fakt ignoriert wird, das etliche Fragen offen sind, die für die Entscheidung, ob ich mich impfen lasse oder nicht, sehr relevant sind. Die habe ich an anderer Stelle bereits aufgelistet und wiederhole sie hier nicht. Zudem erinnert mich die Idee Ungeimpfte auszugrenzen fatal an ähnliche Situationen in der deutschen Geschichte. Nur heiß es damals „Hier dürfen keine Juden kaufen“ oder „Ausländer raus“. So spaltet man die Gesellschaft, was der Kooperation wohl kaum zuträglich sein dürfte, aber das Wort von der Coronadiktatur wahr werden lässt. – Iman Schwäbe

 

China und social scoring lässt grüßen … Der Verhaltensökonom Armin Falk definiert “Impfen” als “Kooperation” (angeblich aus sozialwissenschaftlicher Sicht) – bzw. als eine “Handlung”, die “individuelle Vorteile mit Vorteilen für Andere” vereint. Hier werden willkürlich zwei zunächst einmal völlig unabhängige Begriffe wie “Impfen” und “Kooperation” in Verbindung gebracht. Jedoch, rein etymologisch betrachtet, bedeutet “Kooperation” zunächst einfach nur “mitwirken/ zusammenarbeiten” – ohne irgendwie inhaltlich-wissenschaftlich oder ideologisch aufgeladen zu sein. Herr Falk fordert im Gegenzug die “gesellschaftliche Ächtung” der meisten Impfunwilligen (bzw. -verweigerer), die in den meisten der Fälle (gemäß Armin Falk, der das, woher auch immer, wohl weiß) ein “unkooperatives, antisoziales und zutiefst eigennütziges” Verhalten aufweisen.

Meine Frage hierzu: Welche Gründe für eine individuelle Impfverweigerung wären denn seiner Meinung aktzeptabel? Wer darf das beurteilen? Die Ärztin, die Richterin oder der Psychologe? Der Autor maßt sich weiterhin an, die Impfverweigerung mit “anderen Formen mangelnder Kooperation” wie etwa Korruption, Lügen oder Umweltverschmutzung gleichzusetzen. Korruption, Lügen oder Umweltverschmutzung setzen ein eher aktives Handeln voraus – dagegen ist das Verweigern des Sich-Impfen-Lassens, das da ist “ein Eingriff an einem Körper eines Individuums”, kein aktives Handeln des betreffenden Individuums, sondern vielmehr ein passives Verhalten, keine Aktion. Für den Verhaltensökonom Armin Falk scheint es nicht vorstellbar, dass Menschen unterschiedlichste Gründe haben, sich nicht oder noch nicht impfen zu lassen.

Wer sich impfen lässt, wird mit der Erlaubnis, wieder nach Mallorca fliegen zu dürfen belohnt (wie war das mit der antisozialen Umweltverschmutzung nochmal?) Und wer sich nicht impfen lässt, also nicht kooperativ ist, wird halt bestraft! Diese Konditionierung des mündigen Bürgers ist einer Demokratie unwürdig! Wie wäre es, mal die einfachen Nicht-Wissenschaftler und Nicht-Spezialisten innerhalb der Bevölkerung stichprobenartig zu befragen, warum sie sich nicht, oder noch nicht impfen lassen wollen, anstatt wieder einmal zwischen Impfwilligen und Impfunwilligen (oder eher Impfkritischen) zu polarisieren. Man könnte natürlich auch “zur Kooperation zwingen”. – Ulrike Wenzel-Hammes

 

Diesen Beitrag über eine direkte oder indirekte Impfpflicht widerspreche ich. Erstens:Hr.Falk ist Prof. für Volkswirtschaftslehre- hat also von Medizin keine Ahnung. Zweitens:Impfen ist keine Kooperation:ich lasse mich impfen,bin dann geschützt. Ich lasse mich nicht impfen:bin dann nicht geschützt u. gehe für mich selber bewußt ein Risiko ein. Ich verstehe,daß die Politik gar keine andere Wahl hat,als auf Impfungen zu setzen u. dafür zu werben. Aber Impfungen sind eben nicht mit anderen sozialen Verhalten gleichzusetzen. Durch eine Injektion wird ein Stoff in den Körper gebracht, das kann nur jeder für sich entscheiden.

Ich selbst bin kein Impfgegner,im Gegenteil,Impfungen können durchaus sinnvoll u.segensreich sein. Ich bin seit über 30 Jahren in der Pflege tätig, erlaube mir also darüber ein Urteil. Leider ist die Welt nicht so einfach oder schwarz-weiß, wie der Hr.Prof. das meint. Die Wahrheit liegt meist in der Mitte,so unproblematisch sind Impfungen teilw. nicht immer. Das ist aber gar nicht der Punkt. Es muß in einer Demokratie die persönliche Impfentscheidung gelten, genauso wie jeder bestimmte Therapien,OP, Medikamente usw. ablehnen kann. Auch wenn es sich hinterher als falsch herausstellt. Fehlentscheidungen in der Medizin wird es immer auch geben,das kann gar nicht anders sein:die Wahrheit von heute,ist der Irrtum von morgen. Geimpfte Menschen sind geschützt, mussen sich also nicht von ungeimpften bedroht fühlen. Wie haben Sie sich das vorgestellt ? Soll jeder der ein Konzert,Gaststätte,Stadion, Reise etc. besuchen will, den Impfausweis vorzeigen ? Der Schwarzmarkt für gefälschte Impfdokumente wird blühen.

Und wo soll das enden? Wenn es eine Impfpflicht für Krankheit A gibt,warum dann nicht auch gegen eine Infektion B,C usw. Es geht nur freiwillig:sollte sich die Impfung als gut wirksam u. gut verträglich herausstellen,werden sich in Zukunft auch die Skeptiker u.Vorsichtigen impfen lassen. Der Rest ist dann eine rel. kleine Minderheit. Unsozial ist so manches:zB. die Raserei auf Autobahnen gefährdet auch Leben u.Gesundheit-wird deshalb eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung eingeführt? Die persönl.Entscheidung in Gesundheitsfragen ist Ausdruck der Demokratie. – Ullrich Unger

 

Ich war unangenehm berührt von ihrem polemischen Artikel über Impfen und Druck zum Impfen. Nein, ich bin kein Impfgegner. Ich habe seit Jahren einen gut gefüllten Impfpass. Ich bin allerdings ein Freund von Freiheit, Respekt und Selbstbestimmung. Diese Werte, die Grundlagen unserer Gesellschaft sind, scheinen kaum mehr Bedeutung zu haben. Dabei ist es doch ganz einfach: Jeder Mensch entscheidet selbst, was er sich in seinem Körper spritzen lassen will. Punkt. Diese Entscheidung soll und darf selbstverständlich durch Fakten und Argumente begleitet werden. Gerne auch durch Fakten für Impfung. Davon gibt es ja genug. Warum Sie es jedoch für nötig halten, Impfverweigerer zu beschimpfen und zu kriminalisieren, erschließt sich mir in keiner Weise. Was soll das? Meinen Sie, es steigert die Impfbereitschaft, wenn Sie 1/3 der mündigen Deutschen mal eben mit Korrupten, Lügnern und Umweltverschmutzern vergleichen? Vertrauen Sie nicht auf die Kraft ihrer Argumente?

Die waren dann tatsächlich teilweise dünn. Kooperation ist ein gutes Argument. Propaganda (Werbung mit Buttons) und Restriktionen sind schlechte Argumente. Ihr Artikel hat nicht der Versachlichung der Debatte gedient. Ich bin erstaunt, wie sehr die altdeutschen „Tugenden“: Gruppenzwang, staatliche Lenkung, Drohung mit Repression, Ächtung Andersdenkender wieder auferstehen. Waren wir nicht einmal stolz darauf, ein liberales und freiheitliches Land geworden zu sein? Die Versuchung der Eliten, dem dummen „eigennützigen“ Bürger mal von oben die Richtung zu weisen, ist groß. Sie konnten Ihr leider nicht widerstehen. – Jochen Riemer

 

Ich stimme Ihnen weitestgehend zu. Zu Ihrem ersten Punkt: Eine sachliche und verständliche Risiko-Nutzen-Analyse sollte jedem zugänglich sein. Hier brauchen wir noch mehr Daten zu Langzeitfolgen der Infektion. Aber schon jetzt wird eine solche Analyse diejenigen Menschen, die rationalen Überlegungen gegenüber zugänglich sind, schon aus reinem Eigennutz in´s Impfzentrum drängen. Menschen, die stolz darauf sind, dass sich ihre falschen Ansichten von der „offiziellen Version“ unterscheiden, werden dagegen schon aus rein narzistischen Gründen auf ihrer Meinung beharren.

Es geht also in Ihrem Artikel vor allem um diejenigen Menschen, die sich trotz der eindeutigen Datenlage nicht vor dem Virus fürchten oder darin eine „biologische Normailtät“ sehen. Diese Menschen sehnen sich nur deswegen nach einer hohen Impfrate, damit die gegenwärtigen Einschränkungen wieder aufgehoben werden können. Da die eigene (Nicht-)Impfung hierbei nicht wirklich in´s Gewicht fällt, hoffen sie auf die Impfung der anderen.

Doch selbst aus dieser Perspektive dient das vermeintlich eigennützige Nicht-Impfen letztlich nicht dem eigenen Nutzen. Ich finde es schwer, diesen Sachverhalt ohne das klassische Gefangenendilemma der Spieltheorie zu verstehen und zu vermitteln. Denn vordergründig ist es für einen Impfgegner zwar die dominante Strategie, sich nicht impfen zu lassen, da er damit ein Risiko vermeidet, die deutschlandweite Impfquote aber so oder so nicht wesentlich beeinflusst. Aus seiner Sicht wäre die Kooperation zunächst ein unrationales, altruistisches Verhalten, das seinen Interessen eindeutig entgegen läuft.

Wenn es viele Impfgegner gibt, die so denken, wird aber die Impfquote niedrig bleiben und die Pandemie weiter grassieren, incl. einer wahrscheinlichen Verschärfung durch neue Mutanten. Letztere durchkreuzen auch das für manche verlockende Gedankenspiel, bis zur vollständigen Durchseuchung auszuharren. Die zahlreichen Einschränkungen werden jedenfalls aufrecht erhalten und die Lebenswelt des Impfgegners verändert sich deutlich nachteilhafter, als sie es im Falle einer ausreichenden Impfquote (incl. eigener Impfung) getan hätte.

Das Gefangenendilemma ist sehr schwer zu aufzulösen. Tatsächlich steht auch hier der Begriff der „Kooperation“ im Zentrum möglicher Lösungsansätze. Doch diese Kooperation lässt sich voraussehbar nicht durch gutes Zureden erreichen. Am besten wirkt mitunter ein nicht absehbares Ende von Spielrunden mit wohl überlegten Spielregeln. Aus meiner Sicht sollte man es daher Privatanbietern wie Fluglinien und Veranstaltern (vielleicht auch dem Einzelhandel) nicht nur freistellen, ihre Leistungen exklusiv für Geimpfte anzubieten.

Man sollte dies statt dessen verbindlich vorschreiben. Und zwar ab sofort und nicht erst dann, wenn jeder ein Impfangebot hatte. Ab sofort und – wichtig – bis auf Weiteres. Wenn viele Geimpfte sich einen Raum teilen, mag das Risiko für den einzelnen nicht bei Null komma Null liegen. Es mag auch ein geringes Risiko geben, dass sich eine Infektion dadurch ausbreiten kann. Aber die Höhe dieses Risikos rechtfertigt m.E. kein Verbot. Auch 3000-4000 Verkehrstote pro Jahr hindern uns nicht am Autofahren.

Bei Nicht-Geimpften besteht jedoch ein hohes Risiko, dass sie durch Teilnahme an solchen Veranstaltungen das Virus in der nicht-geimpften Bevölkerung weiterverbreiten. Dieses Risiko wird durch die Zigtausend Menschen, die trotz des Lockdowns sterben mussten, verdeutlicht (+Langzeitschäden bei Überlebenden!) und spielt in einer ganz anderen Liga. Wenn nicht-Geimpfte wieder alles dürfen, dann ist es nur eine Frage der Zeit, dass auch die Geimpften durch neue Mutationen ihren Schutzstatus fremdverschuldet wieder verlieren. Dann geht alles von vorne los. – Dr. Christian Voll

 

Eigentlich war ich, bevor ich Ihren Artikel las, sehr geehrter Herr Falk, noch eine Schwankende bezüglich meiner Impfbereitschaft. Ihr Artikel hat mich aber fast zu einer radikalen Impfgegnerin werden lassen, aus freiheitlich demokratischen Gründen. Sie sehen den Menschen ais reinen homo öconomicus, der durch entsprechende Förderung des Eigennutzes zu allem bereit sei. Das Mittel der Wahl sei Kooperation, das Ihrer Ansicht nach, in vier Schritten richtig eingesetzt, die Impfunwilligen – durch fragwürdig manipulative Methoden diszipliniert – zu Impfwilligen bewegen könnte. Abgesehen davon, dass Sie mangelnde Impfbereitschaft mit kriminellen Handlungen wie Korruption, Lügen und Umweltverschmutzung vergleichen und somit indirekt Impfverweigerung zu einer strafbaren Handlung deklarieren, lassen Sie ganz außer Acht, dass es noch neben dem Eigennutz auch eine Eigenverantwortung gibt, die es jedem Menschen erlaubt, sich für oder gegen etwas zu entscheiden.(Zum Glück ist das in unserem freiheitlich demokratischen Staatswesen noch möglich).

Jeder erwachsene Mensch, der noch bei Sinnen ist, kann nur für sich selbst Verantwortung übernehmen und sollte nicht durch sog. Solidarität zu gewünschten Handlungen genötigt werden. Da das nicht so einfach ist, wie Sie wissen, schlagen Sie auch Ihre Eigennutz-Förderung-Methode vor mit dem Ergebnis, dass dadurch manche Menschen von der Gesellschaft ausgegrenzt werden. Sie können sich offenbar nicht vorstellen, dass vielleicht für manche die nächste Flugreise oder der nächste Theaterbesuch nicht so entscheidend ist, die freiheitliche Wahlmöglichkeit ohne Gefahr der Ausgrenzung aber sehr wohl.

Neben Impfwilligen muss es in einer liberalen Demokratie auch Impfunwillige geben können. Das kann eine freiheitlich denkende, demokratische Bürgerschaft aushalten – und auch unser Gesundheitssystem. Nach Ihren beschriebenen Methoden, den Menschen zur Kooperation durch Eigennutz zu „nötigen“, ist der Weg zu einem totalitären Staatswesen (s. China) nicht mehr weit. – Dorothea Gundlach

 

Wie ist es zu verstehen, dass sich ein Professor für Volkswirtschaftslehre zu einem hochsensiblen Thema eine derartig reduzierte Argumentation erlaubt? Eine geradezu höchstprovozierende Aussage wie „Impfverweigerung…verdient die gesellschaftliche Ächtung“kann mur dazu dienen, eine in sich schon gespaltene Gesellschaft noch weiter in die Extreme zu treiben. Vielmehr noch kritisiere ich die völlig verengte Argumentation. Unerwähnt bleibt, dass impfen wie kaum eine andere medizinische Maßnahme eine zutiefst sensible Handlung darstellt. Dem Körper wird ein fremder Stoff einverleibt! Das geschieht nicht immer zum Wohl des Individuums und der Gesellschaft. Der Autor möge sich informieren, wieviel Leid Menschen allein im vergangenen Jahrhundert erleiden mussten durch Impfschäden. Sei es aus Unwissenheit, basierend auf Lügen oder Betrug und nicht zuletzt durch zermürbende Rechtsstreitigkeiten.

Und wer sagt uns sicher voraus, dass, zweifelsohne durch hervorragende wissenschaftliche Leistungen, aus dem Boden gestampfte Impfstoffe tatsächlich am Ende die bessere Lösung aus der Pandemie darstellen werden? Soeben wird in ersten Studien erwähnt, dass gefährliche Mutanten des Coranavirus möglicherweise bei Geimpften eine gar raschere Verbreitung finden könnten. Und niemand weiß heute wie lange eine Impfung tatsächlich schützt, von möglichen Folgeschäden ganz zu schweigen.

Die Art der verengten Argumentation bewirkt indessen noch viel Schlimmeres. Durch verbissene Konzentration auf das Allheilmittel impfen verliert die Gesellschaft den Blick auf eine dringend erforderliche übergeordnete Strategie: Die Bekämpfung der heutigen und der zukünftigen Pandemien an den Wurzeln, an unserer Art zu leben in der Natur und nicht gegen sie. Abschließend: Ich bin empört aber kein Impfgegner. Die Lage verlangt großes Denken und keine den Blick verengende polemische Klein Klein- Abhandlung. – Dr. Albert Wick

 

Dieser Artikel hat mich geschockt. Somit werden die Bedenken von impfskeptischen Professoren und Ärzten mit Scheuklappen ignoriert. Ich vermisse sowieso in der ZEIT solche Stimmen. Mainstream hat auch hier das Sagen! – Marian Blass

 

In der Zeit von dieser Woche habe ich gerade den Artikel „Solidarisch aus Eigennutz“ gelesen und finde es sehr gelungen, wie Sie unter anderen in den Zeilen 12-19 Ihrer persönlichen Meinung über „Impfverweigerer“ einen pseudowissenschaftlichen Anstrich geben. Wenn Sie aber vom Bmwi und damit durch Steuergelder bezahlt werden, die auch von mir erwirtschaftet werden, dann erwarte ich in Zukunft, dass Sie sich in der Öffentlichkeit diffamierender Äußerungen über Menschen, die sich gegen eine Impfung entscheiden, enthalten. – Birgitta Wilkes

 

Ich hatte beim Lesen des Artikels „Verunreinigtes Blut“ von Mathis Berek (Ausgabe 04.02.2021) den Eindruck, hier wird im Subtext transportiert, dass ich mich als zum Impfen alternativ eingestellter Mensch nun damit auseinandersetzen müsse, mich in „gefährliche Nähe (Tradition) zum Antisemitismus zu begeben. Fast könnte man glauben, dass „Kulturhistorie“ nun im Streben für die Impfbereitschaft einsetzt wird … denn wer möchte sich schon in der Entscheidung, sich nicht impfen zulassen, plötzlich als antisemitisch eingestuft werden – dann doch vielleicht lieber impfen?

Ich möchte nicht glauben, hier würde absichtlich perfide instrumentalisiert werden, bin allerdings nun doch ob eines neuen Artikels „Solidarisch aus Eigennutz“ von Armin Falk (11.02.2021) beunruhigt, wie Herr Falk auf dem Rücken des Arguments der Solidarität und Kooperationsbereitschaft eine Impfbereitschaft erhöhen möchte. Er möchte Zugänge zur Teilhabe (an gesellschaftlichem Leben) an kooperatives Verhalten knüpfen, was eigentlich nur eines erfolgreich erreichen wird: die immer weitere Spaltung! Seinem „Richtig so!“ im vorletzten Absatz kann ich da einfach nur noch mit einem kopfschüttelnden „Na vielen Dank auch für den Weitblick!“ begegnen. – Matthias Winnig

 

„Impfverweigerung ohne triftigen Grund ist Trittbrettfahren der übelsten Sorte.“ Dem läßt sich laut Armin Falk abhelfen. Sein Vorschlag: Mediales Herausstellen prominenter Geimpfter und „Geimpft!“-Buttons einerseits und andererseits Ausgrenzung Nicht-Impfwilliger. „Laborstudien belegen, dass sich koopertionsbereite Menschen lokal zusammenfinden. Dies gelingt unter anderem durch Ausschluß nicht-kooperativer Typen.“ Befremdlich, eine derartige Blockwartsmentalität in einem ZEIT-Artikel zu finden! – Ein Ausrutscher der Wirtschaftsredaktion? – Teilhabe, nicht Ausgrenzung steht einer demokratischen Gesellschaft an. – Eberhard Girndt

 

Diesen Artikel empfinde ich als persönliche Beleidigung. Es gibt durchaus berechtigte Motive, sich, besonders in höherem Alter, nicht impfen zu lassen, ohne in einem Atemzug mit Korrumpierern, Lügnern, Umweltverschmutzern genannt zu werden. Gründe wären z.B., dass die Wirksamkeit der Biontech und Moderna Impfstoffe lt. RKI bei Menschen ab 75 Jahren nicht mehr signifikant schätzbar und mit hoher Unsicherheit behaftet sei. ( Bulletin des RKI vom 8.1.21 ) Außerdem gibt es schon einige Todesfälle ungeklärter Ursache nach Impfungen. Mögliche Langzeitschäden, die oft erst nach Jahren auftreten, sind bei einem neuartigen Impfstoff verständlicherweise noch nicht zu beobachten.

Auch die bisher oft von Wissenschaftlern angeführte Meinung, dass die Impfstoff-RNA unmöglich in die menschliche DNA eingeführt werde könnte( mit m. Erachtens bisher unabsehbaren Folgen ), ist widerlegt. ( Prof. Dr. med. Klaus Überla, Direktor des virologischen Instituts der Uni Erlangen und Mitglied der ständigen Impfkommission in einem Interview in ARD alpha am 3.2.21 ) Und wie ist es mit dem Nachweis, ob Geimpfte weiterhin infektiös sein können? Aus diesen Gründen denke ich, dass man eher die Mitbürger als Trittbrettfahrer bezeichnen kann, die, ohne sich genau zu informieren und allgemein propagierte Maßnahmen zu hinterfragen, einfach dem allgemeinen Trend folgen. – Dr. med. dent. Ulrich Fierz

 

Der Beitrag von Professor Armin Falk zum „Impfproblem“ ist kaum zu ertragen. Obwohl er gegen selbsternannte Experten zu Felde zieht, outet er sich als solcher, indem er –wohlgemerkt als Volkswirtschaftler- die Risiken durch die Impfung als „vernachlässigbar“ bewertet. Für eine in Rekordzeit entwickelte Technik noch vor dem eigentlichen Einsatz Langzeitwirkungen vollständig auszuschließen, grenzt meines Erachtens an Fatalismus. Da eine Impfung gegen Covid-19 wie jede derartige Behandlung zunächst einmal ein Angriff auf das eigene Immunsystem darstellt, muss es jedem überlassen bleiben, ob er der Letzteren den Vorzug gibt.

Einer Diskriminierung von Impfkritikern, die Herr Falk ausdrücklich begrüßt, dürften wohl verfassungsmäßige Gründe entgegenstehen, was hoffentlich eine unabhängige Justiz bestätigen wird. Nicht zuletzt muss die Polemik von Herrn Falk („nicht kooperative Typen“) erschrecken. Dass solche „Typen“ an Universitäten lehren, lässt für die Zukunft Schlimmes ahnen. – B. Möltgen

 

Sie beschimpfen Menschen, die sich – vorerst – nicht impfen lassen möchten, als unkooperativ, antisozial und zutiefst eigennützig. Da frage ich mich aber, wie Sie diejenigen bezeichnen, die trotz jahrzehntelanger Aufklärung an übergewichtig sind, rauchen, und jegliches gesunde Leben mit Sport und vitaler Ernährung ablehnen sondern lieber Insulinspritzen und Rheumamedikamente nehmen und aufgrund von Herzinfarkt ein Krankenhausbett belegen. Und das alles auf Kosten der Allgemeinheit! Bekommen wir anderen dann einen Button „rauchfrei“, „vital ernährt“, „sportlich“, „BMI 21“? Dieses gesunde Leben verdient mehr Respekt und ist solidarischer als der schnelle Pieks in den Oberarm. – Birgit Corall

 

Beim ersten Lesen des Artikels von Armin Falk spürte ich spontane Zustimmung. Welcher aufgeklärte Mensch möchte nicht, dass kooperatives Verhalten belohnt wird? Wer, außer hartnäckigen Erkenntnisleugner*innen, möchte nicht alle legitimen Maßnahmen zur Steigerung der Impfbereitschaft ergreifen lassen? Dann überkamen mich Zweifel. Wenn den Abonnent*innen die wöchentliche Zeit in den mit Doktortitel verzierten Briefkasten ihrer Eigentumswohnung segelt, lesen sie dann mit Wohlbehagen, dass ein Önonomieprofessor die Impfverweigerer*innen nicht nach Mallorca fliegen lassen möchte? Warum Mallorca, Sinnbild des billigen Massenurlaubs? Wieso nicht Florenz oder New York? Ist hier tatsächlich eine kooperative, solidarische Gesellschaft das Leitbild oder fordert die akademische Mittelklasse vom Pöbel Gehorsam?

Vielleicht ist das Bild nur unglücklich gewählt. Möglicherweise ist es aber Ausdruck eines tief verwurzelten Misstrauens gegenüber Menschen, die weniger Privilegien genießen als man selbst. Wer sich dann fügt, darf zur Belohnung als Flugreisende*r Klimagase in die Luft blasen, was in der Folge (Klimakrise) den noch weniger Privilegierten im globalen Süden das Leben zur Hölle macht. Vielleicht ist auch dieses Bild nur unglücklich gewählt. Dass ein international renommierter Ungleichheits-Forscher diese sozialen und global-ökologischen Dimensionen der Ungleichheit nicht zu bedenken scheint, löst bei mir, nun ja, Verwunderung aus. – Digo Chakraverty

 

Geleitet von einer Nützlichkeitsethik bemüht ein Wirtschaftsprofessor die Verhaltensökonomie, um den Akt einer Kooperation zu einem moralischen Imperativ zu überhöhen. Nicht bedenkend, dass auch jegliche Bandenkriminalität, soll sie erfolgreich sein, auf verlässlicher Kooperation der Übeltäter basiert. Ganz einfach, über vier Faktoren, versucht Herr Falk zu zeigen, wie Kooperation freiwillig (?)gelingen kann. Kooperation ist freiwillig! Wer zu einem Handeln genötigt wird, kooperiert nicht, er gehorcht.

Seine vier Faktoren indes sind aufschlussreich. Erstens: Kosten-Nutzen Analyse. Zweitens: Ordnungspolitischer Zwang (Widerspruchslösung). Drittens: öffentliche Markierung (Pranger?). Viertens: Soziale Ausgrenzung. Dann, so das Kalkül des Experten, würden sich die Menschen unserer Gesellschaft „Solidarisch aus Eigennutz“ verhalten. Mit Verlaub, dass ist autoritaristisches Denken marktkapitalistischer Prägung unter der Tarnkappe von Wissenschaft. In totalitären Staaten, Beispiel China, haben die meisten Bürger gar keine andere Wahl als sich „solidarisch aus Eigennutz“ zu verhalten.

Ich befürchte, dass die Darstellung von Herrn Falk der Bereitschaft zu Solidarität und Kooperation schaden, und er mit seiner Ansicht zum Thema Impfen die Gesellschaft spaltet, indem auf der einen Seite Wut und Rückzug erzeugt und auf der anderen Seite die Neigung fördert, sich autoritär und mit Häme Andersdenkenden gegenüber zu stellen. – Jürgen Pilz

 

Erschrocken bin ich über den oben genannten Artikel vom Professor für Volkswirtschaftslehre Armin Falk. Ich lese daraus eine Aufforderung zur Polarisierung und Spaltung zwischen Impfwilligen und „Impfverweigerern“, wie er sie nennt. Ich lese daraus Vorurteile und vielleicht auch Wut gegenüber Menschen, die sich aktuell und möglicherweise auch in Zukunft nicht für eine Impfung entscheiden können oder wollen. Er bezeichnet dieses Verhalten als zutiefst egoistisch und unsozial. Es scheint mir, als glaube Herr Falk bereits ein vollständig einheitliches Bild von Menschen zu haben, die sich – zunächst oder langfristig – nicht impfen lassen möchten sowie bezüglich ihrer Beweggründe. Dies ist für mich ein Zeichen dafür, dass sich Herr Falk nicht umfassend mit diesen Beweggründen befasst haben kann, denn diese sind meines Erachtens keinesfalls homogen und reichen von politischen Überzeugungen über fehlendem Vertrauen bis hin zu Ängsten vor späteren Folgen und Nebenwirkungen.

Ich habe mich beim Lesen gefragt, wer dieser Herr Armin Falk eigentlich ist. Dabei bin ich auf einen Artikel der Zeitonline vom 14.August 2019 gestoßen indem es um das Projekt „Deutschland spricht“ geht, indem Menschen mit möglichst unterschiedlichen politischen Einstellungen zu einem Gespräch zusammengebracht werden, um zu untersuchen, ob durch ein Gespräch eine Annäherung möglich ist. Armin Falk hat dieses Projekt wissenschaftlich begleitet und wird hier dazu von Die Zeit interviewt. Herr Falk sagt, es sei wichtig, sich in die Perspektive, Zwänge und Vorstellungen des anderen Menschen hineinzuversetzen. Stattdessen tendiere die Gesellschaft dazu, Menschen mit anderen politischen Überzeugungen für „egoistischer, dümmer, böswilliger und weniger informiert“ zu halten.

Das Projekt habe gezeigt, dass ein Gespräch dazu führe, dass sich insbesondere Menschen mit sehr gegensätzlichen Meinungen annähern, Vorurteile abbauen und Offenheit entgegenbringen. Diese Bereitschaft für einen Perspektivwechsel, für den Herr Falk im Jahre 2019 noch wirbt, vermisse ich im aktuell erschienen Artikel seitens Herrn Falk gegenüber „Impfverweigerern“, wie er sie nennt. Es gruselt mich, wenn ich lese, dass Herr Falk, als möglicherweise einflussreicher Professor und Direktor, zu einer gesellschaftlichen Ächtung und Entziehung von Grundrechten auffordert. Damit ist uns gewiss nicht geholfen und befeuert meines Erachtens eine Polarisierung und Spaltung in der Gesellschaft. – Christina Willhaus

 


 

 

Leserbriefe zu „»Liebe Kolleg*innen in der Stadtverwaltung«“ von Luise F. Pusch

 

Wer glaubt, das Gendern sei in der „Mitte der Gesellschaft“ angekommen, dem muss diese Mitte, oder besser gesagt, diese Gesellschaft sehr fremd sein. Niemand aus meinem umfangreichen, extremer politischer Ansichten unverdächtigen bürgerlich-intellektuellen Bekanntenkreis würde auf die Idee kommen, im privaten Umfeld Sternchen oder Binnen-I zu verwenden. Unter Freunden redet man, wie einem der Schnabel gewachsen ist, und macht sich auch gern mal über die Genderei lustig. An manchen Gender-Stilblüten hätte sicher auch Loriot seine Freude gehabt. So werden in vorauseilendem Gehorsam auch Wörter mit Sternchen verziert, bei denen es selbst aus feministischer Sicht gar nicht nötig wäre.

In letzter Zeit lese ich häufig die Anrede „Liebe Mitglieder*innen“, analog zu „Liebe Bürger*innen“. Anders als der Bürger ist das Mitglied aber ein Neutrum, weshalb sich mit „Liebe Mitglieder“ alle angesprochen fühlen können. Will man, warum auch immer, aus dem Mitglied ein Maskulinum machen, dann ist das weibliche Mitglied eine Mitgliedin, im Plural Mitgliedinnen. Der doppelte Plural „Mitgliederinnen“ ist sprachlicher Nonsens, was anscheinend nicht verhindert, dass er sich mit oder ohne Sternchen allmählich etabliert. Ich bin gespannt, wann mir zum ersten Mal das Wort-Konstrukt „Kinder*innen“ begegnet. Prekär wäre allerdings, wenn Kinder solchen Quatsch irgendwann in der Schule lernen müssten. – Dr. Sabine Brandenburg-Frank

 

Mir wäre das generische Femininum allemal lieber als der unsägliche Genderstern! Ein Sternchen inmitten eines Wortes einzufügen ist einfach nur absurd. Es erschwert die Lesbarkeit erheblich und ist eine Beleidigung für das natürliche Sprachempfinden. Eine weitere Frage stellt sich mir: Was berechtigt Sie, das (auch für mich als Mann) nachvollziehbare Ziel der Gleichberechtigung auf dem Feld der Sprache auszutragen? Sprache ist weder gerecht noch ungerecht.

Wenn wir die Sprache zum Mittel für politische Zwecke degradieren, tun wir ihr Gewalt an. Vollends inakzeptabel wird es, wenn Studenten und Studentinnen fürchten müssen, von Seminaren ausgeschlossen zu werden, nur weil Sie von ihrer Freiheit Gebrauch machen, nicht zu gendern. Hier wird eindeutig eine rote Linie überschritten! Überhaupt geht mir der spracherzieherische Impetus der Genderbefürworter allmählich gehörig auf die Nerven. – Stefan Martin

 

Als ein ehemals langjähriges Mitglied von Stadtverwaltungen habe ich die Trostlosigkeit von Beauftragten, also auch und gerade von Frauen- bzw. Gleichstellungsbeauftragten wahrgenommen und bedauert. Dabei fiel mir insbesondere die politische und parteipolitische Entfremdung auf, obwohl von dort gefordert und initiiert. Zwischenzeitlich hat sich ein stets politisch gefordertes Beauftragtenwesen ubiquitär institutionalisiert. Zeitgleich stellt man jedoch fest, dass dadurch eine Entparteipolitisierung stattfand.

Man hat ja gesellschaftlich relevante Themen nun institutionalisiert und will von einer alltäglichen politischen „Belastung“ durch diese Belange nichts mehr wissen. Da mit der Sektoralisierung aber auch auf die politische Abwägung der einzelnen Belange zueinander verzichtet wird, verkümmern die einzelnen Belange und verlieren ihre politische Relevanz. Es verbleibt leider und lediglich eine zuweilen nervige Beharrlichkeit für die existenzielle Notwendigkeit des Belangs und seiner Protagonisten. – Jürgen Dressler

 

Hallo Frau Nicodemus, Hallo Herr Kümmel, im Gegensatz zum Inhalt des Artikels von Frau Professor Pusch (feministische Sprachkritik – sorry aber das Gendern ist mir nicht so wichtig und geht mir in seiner Verbissenheit zunehmend auf den Geist… ) beschreibt Ihr Artikel ein echtes Problem. Unfassbar, wo sich überall homophobe Honks verstecken. Die sollten sich einfach nur schämen und in ihren mit Vorurteilen gepolsterten Löchern bleiben. – Annette Haagen

 

Ein Aspekt zum Thema, der viel zu selten erwähnt wird: Seit über hundert Jahren sind die Personal- und Possessivpronomina des maskulinen Plurals weiblich. Bsp.: „Männer sind Männer. Sie (weiblich) lieben ihre (weiblich) Autos.“ Kein Mann würde sich darüber aufregen. Keine Frau würde die Mißachtung des männlichen Geschlechts in der deutschen Pronominalgrammatik überhaupt nur wahrnehmen. Auch die Höflichkeitsform ist ausschließlich weiblich. Als wäre ich ein Transvestit, transident oder als Mann nichtexistent, sagt das Männlein / das Fräulein vom Amt zu mir: „Bringen Sie (weiblich) doch bitte Ihre (weiblich) Unterlagen mit!“ Sollten wir Männer, als Zicker, sozusagen, nicht-weibliche Personal- und Possessivpronomina schon aus Paritätsgründen einfordern? Absurd! Absurd wie die ganze Diskussion. – Günter Meyer

 

Frau Puschs Geschichte zur feministischen Sprachkritik finde ich sehr interessant. Sie irrt aber, wenn sie meint, dass es inzwischen zu einer breiten Akzeptanz des Genderns gekommen ist. Es erscheint vielleicht so. Die Gendersprache kommt nicht aus der Mitte der Gesellschaft, sie wird übergestülpt. Ich glaube, dass die Debatte darüber – zumindest anfänglich – eine überwiegend akademische war und es ist erstaunlich, dass die Gendersprache jetzt so „schnell“ in der gesprochenen Sprache angekommen ist.

Die feministische Sprachkritik ist in meinen Augen in der Mitte der Gesellschaft etabliert, da stimme ich Frau Pusch zu. Welche Kämpfe ausgefochten werden mussten, beschreibt Frau Pusch anschaulich. Dennoch hat auch hier eine modifizierte Sprache immer noch nicht zu einer kompletten Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen geführt, z.B. ungleiche Bezahlung bei vergleichbaren Jobs.

Teile der Queer-Bewegung machen die Gendersprache zu einer „Gesinnungssprache“, die mit einer Ideologie behaftet ist und Toleranz und Weltoffenheit suggeriert. Denjenigen, die diese Sprache nicht benutzen mögen, wird das Gegenteil unterstellt. Dass sich daraus auch Konflikte zwischen der Frauenbewegung und der Queer-Bewegung ergeben, ist logisch. Ich finde es schon unerhört, wenn sich Frauen (und nicht nur die aus der Frauenbewegung) jetzt auch noch gegen eine Queer-Bewegung zur Wehr setzen müssen, die nur noch Toleranz für ihr eigenes legitimes Bestreben nach Gleichberechtigung fordert, anderen diese Toleranz aber nicht entgegenbringen will. So wird man am Ende niemanden mehr gerecht. – Regina Stock

 

Der Rhein ist männlich, die Elbe ist weiblich.Der Mann wird im Plural weiblich. Die Männer haben das bisher nicht kritisiert und auch nicht verändern wollen. Wahrscheinlich kennen sie den Unterschied zwischen dem biologischen und grammatischen Geschlecht. Dass Personen wie Frau Pusch und Mitstreiterinnen sich berufen fühlen, ideologisch motiviert die deutsche Sprache nach ihren Wünschen umzugestalten, empfinde ich als Anmaßung und Ärgernis. Es ist ja keineswegs so, dass alle Frauen in dem Irrglauben leben, Gleichberechtigung sei ohne Veränderung der Sprache nicht möglich. Als ich den Artikel von Frau Pusch las, fiel mir zunächst der Zauberlehrling ein, danach die Büchse der Pandora. Ist die deutsche Sprache noch zu retten?

Interessant und zugleich problematisch ist nun, dass sich die Sprachbastler nicht einmal einig sind. Wer soll denn nun über die inflationären Binnen-I oder -innen sowie die Sternchen oder sonstige vielleicht noch zu erfindenden Zeichen und Formen entscheiden? Verfasst nun jede Behörde und Firma ihre eigenen Anwendungsregeln? Der Duden bildet dann den ganzen Wirrwarr ab. Wer denkt an die ausländischen Studenten, die das lernen sollen? Auch jetzt gibt es schon Verwirrung bei deutschsprachigen Rednern, die sich geschlechtergerecht ausdrücken wollen, um sich keiner weiblichen Kritik auszusetzen.

Ich habe erlebt, dass die Anwesenden bei einer Versammlung mit den Worten „liebe Mitgliederinnen und Mitglieder, sehr geehrte Gäste und Gästinnen“ begrüßt wurden. Meines Erachtens kann man weder die deutsche Sprache noch die romanischen Sprachen vollständig geschlechtergerecht umformen ohne sie zu zerstören. Geschlechtergerechtigkeit ist wünschenswert, in der Sprache ist sie ein Irrweg. Die Ästhetik der Sprache und auch des Schriftbildes wird einer falsch verstandenen Gleichberechtigung geopfert. Als vor 100 Jahren die Arbeiterwohlfahrt von einer emanzipierten Frau gegründet wurde, hatten die Frauen noch kein Problem mit dem generischen Maskulinum. Soll nun etwa die AWO umbenannt werden wie leider bereits andere Organisationen?

Früher haben Lehrerinnen ohne irgendwelche Irritationen im Lehrerzimmer Platz genommen und keinerlei Zweifel gehabt, dass sie in der Einladung zur Lehrerkonferenz mitgemeint waren. Kein vernünftiger Mensch glaubt, dass der Kundendienst einer Firma nur für männliche Kunden zuständig ist. Auf dem Bürgersteig dürfen männliche und weibliche Bürger gehen. Bürgerinnensteig klingt nicht besser, Bürgerinnenmeisterin auch nicht. Die deutsche Sprache hat international bereits sehr an Bedeutung verloren, durch den Genderwahn wird das noch beschleunigt werden. Deutsche Texte sind wesentlich länger als diejenigen in englischer Sprache. Durch geschlechtergerechte Sprache werden sie noch länger und für Hörer und Leser oft eine Zumutung. Ich hoffe, dass mir auch in Zukunft das Lesen der Zeitung Freude bereitet. – Maria Christiany

 

Frau Pusch sieht eine inzwischen breite Akzeptanz des Genderns. Die Frage ist, welche Teile in der Bevölkerung sie hier im Blick hat. Nach meiner Beobachtung ist das Gendern Ausdruck eines Zeitgeistes, der, gemessen an der Gesamtbevölkerung, bei verhältnismäßig wenigen, hauptsächlich Angehörigen der bürgerlichen Bildungsschicht anzutreffen ist. Dabei führt das Gendern mit der Brechstange zu einer Verstümmelung der deutschen Sprache, deren Folge verschwurbelte Sätze sind und, was noch gravierender ist, zu inhaltlichen Verständnisproblemen führt.

Würde dies durch entsprechende positive Veränderungen in Sachen Gleichberechtigung kompensiert, wäre das Gendern noch erträglich. Das vermag ich indes nicht festzustellen. Es ist vielmehr lediglich Selbstzweck. So bewirkt das Gendern, um nur ein Beispiel herauszugreifen, keinerlei Umdenken in der tariflichen Bewertung typischer Frauenarbeit (Leichtlohngruppen). Das Gendern ist eine Folge der zunehmenden Gleichberechtigung, nicht Ursache. So stand mir, Jahrgang 1952, weiblich, zwei Schwestern, keine Brüder, der Weg zu Abitur und Universität allein aus dem Grund offen, dass unsere Eltern, beide nicht akademisch gebildet, ihren drei Töchtern ganz bewusst die besten Zukunftschancen ermöglichen wollten. – Eike Weißenfels

 

Die Anrede „Liebe Kolleg*innen . . .“ geht mir mit meinen 86 Jahren auf den Senkel! Ich bin nicht der ‚Kolleg‘, sondern der „Liebe Kollege“. – Jörg Thomae

 

Die Autorin ist feministische Linguistin und gibt uns u.a. einen Überblick zur gegenderten Schreibweise – also Binnen-I, Gender-Gap, Sternchen usw. Als Linguistin sollte es eigentlich ihre Aufgabe sein, Ordnung in das grafische Chaos zu bringen und sich für eine klare Kennzeichnung zu entscheiden. Nein, sie erweitert das Panoptikum an möglichen Schreibweisen (Zirkumflex auf dem î wie bei Leserîn oder Ausrufezeichen wie bei Sänger!nnen).

Doch damit nicht genug. Erfreulicherweise erwähnt sie, wie sich diese Schreibweisen in der „lautlichen Entsprechung“ auswirken – so erfährt man von ihr, in der Aussprache den Knacklaut richtig anzuwenden. Jetzt warte ich gespannt auf weitere gegenderte Schreibweisen und werde mich dann bemühen, den stimmlosen Reibelaut, den Stimmritzenverschlusslaut, den Glottalstopp oder auch den Einschaltknack richtig anzuwenden. Wie das Zirkumflex flüssig über unsere Tastatur erfasst werden soll, bleibt ihr Geheimnis. Es lebe die feministische Linguistik. – Hagen Treutmann

 

Sie schildern laut Untertitel die „Geschichte der feministischen Sprachkritik“. Warum so bescheiden? Vielmehr wird doch ihr Siegeszug beschrieben. War diese Kritik, von Ihnen eindrucksvoll dargestellt, anfangs ein berechtigter Kampf gegen durch Sprache manifestierte männliche Dummheit und Arroganz (Bezeichnung von Frauen als „Girl“ bzw. „Fräulein“), so ist sie in meinen Augen inzwischen völlig über das Ziel hinausgeschossen und betätigt sich, berauscht von ihrem unerwarteten Erfolg, mit Eifer damit, die Regeln der deutschen Grammatik und Phonetik („Knacklaut“) außer Kraft zu setzen. Weibliche Dummheit hat über männliche Dummheit gesiegt. Wenn man nur beharrlich genug die Nicht-Existenz des generischen Maskulinums propagiert, verschwindet es schließlich aus dem öffentlichen Sprachgebrauch. Dies erleben wir gerade.

Selbst duden.de versteht inzwischen unter „Mieter“ ausschließlich männliche Personen. Leider hat die Redaktion vergessen, auch Komposita wie „Mieterversammlung“ anzupassen, sodass nun Deutschlernende unter einer „Mieterversammlung“ eine Versammlung von „männlichen Personen, die etwas gemietet haben“ zu verstehen haben. Gegen solide fachwissenschaftliche Argumente gegen diesen Trend, wie z.B. von Seiten des renommierten Linguisten Peter Eisenberg, immunisiert sich die feministische Linguistik, indem sie sie als „Mansplaining“ verunglimpft. Kritik, die von Männern kommt („Jungs“ in Ihren Worten, nicht weit entfernt von den „Girls“!), diskreditiert sich nunmal von selbst.

Ich musste lange über Ihren letzten Satz nachdenken, Frau Pusch: „Das, was verstanden wird, wiegt schwerer als das, was ich meine“. Es gibt heute immer öfter, auch in anderen Diskursen, ein Mißverstehen-Wollen auf Empfängerseite und das Unterstellen von diskriminierenden Ansichten der Senderseite, und ich glaube, das ist der Kern der ganzen Debatte um das generische Maskulinum. Wie auch immer: Frau Pusch, Sie und Ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter haben gewonnen!

Überall, in Radio, Fernsehen und Zeitungen, Schulen, Verwaltungen und Betrieben wird „gegendert“. Ich gratuliere. Häme und Groll könnten sie jetzt souverän beiseitelassen. Und ich? Ich werde demnächst noch mehr die Klassiker lesen (auch eine Ebner-Eschenbach und Droste-Hülshoff), da sie die deutsche Sprache noch geachtet und nicht als Puzzlekasten für ressentimentgeladene Sprachspielchen mißbraucht haben. – Klaus Hermann

 

I Zu Beginn ihrer „ganz kurzen Geschichte der feministischen Sprachkritik“ konstatiert Luise Pusch eine „inzwischen breite Akzeptanz des [sprachlichen] Genderns“. Diese Akzeptanz müsste sich auch in Medien zeigen, zum Beispiel in der Ausgabe der ZEIT vom 11. Februar, in der Puschs Beitrag erschien. Eine Stichprobe. Die Titelseite dieser Ausgabe enthält zwei Leitartikel, in denen 45-mal Personengruppen genannt werden. Davon sind 41 eindeutig geschlechtergemischt. In 20 dieser Fälle wird die Personengruppe durch Wörter oder Wortformen ausgedrückt, die geschlechtsneutral sind, also nicht genderbar: Mensch (5-mal), Person, Mitglied, Leute, die Betroffenen, (die) Angehörigen Schwerstkranker usw. In 21 Fällen stellt sich das Genderproblem, und 19-mal wird hier das sogenannte „generische Maskulinum“ verwendet: (die) Politiker (7-mal), Funktionsträger, Journalisten; drei Diplomaten [darunter eine schwedische Diplomatin], 30 Schüler … sowie „Die Impfschleicher“ als Titel eines Artikels.

Gegendert wird nur zweimal: Anstelle des generischen Maskulinum Politiker steht die Paarform „Politikerinnen und Politiker“, und auf einen Impftermin warten „Ärztinnen und Pfleger“, wobei Ärztinnen hier nicht nur Frauen meinen soll, sondern auch Männer. Dieses (pseudo)generische Femininum gibt es zwar in der deutschen Grammatik nicht, aber aus dem Kontext kann man erschließen, dass Männer mitgemeint sind. Fazit: Von 21 genderbaren Formulierungen werden zwei gegendert, die Genderquote beträgt 10 Prozent. Das ist mitnichten eine „breite Akzeptanz“, sondern eine politsymbolische.

II In ihrer Habilitationsschrift („Kontrastive Untersuchungen zum italienischen gerundio“, Tübingen 1980) verweist Frau Pusch auf die „eigene Erfahrung als Deutschlehrer“, die „von italienischen, englischen und dänischen Deutschlehrern bestätigt [wurde]“ (S. 90). Als professioneller Sprachlehrerin muss ihr auffallen, dass das gesprochene Genderdeutsch nur rudimentär ist: Die meisten Sprecher haben zwar einige Floskeln wie „Bürger und Bürgerinnen“, „Schüler und Schülerinnen“ , „jeder und jede“ parat, aber kompliziertere Formulierungen (Wer hat seine oder ihre Tasche liegengelassen?) übersteigen ihre gendersprachliche Kompetenz. In der geschriebenen Sprache, hauptsächlich im Amts- und Politikdeutsch, kommen auch systematisch gegenderte Texte vor, allerdings mehr oder minder fehlerhaft:

Zum Beispiel bietet das neue, durchgegenderte Grundsatzprogramm der GRÜNEN weitgehend zwar genderkorrekte Sätze wie „Das freie Unternehmer*innentum, die Gründer*innen und Start-ups sind Treiber*innen der Innovation“ (Zeile 823), enthält aber andererseits doch noch einige Fehler („Partnerschaft“, „Akteure“ u. Ä.). Kurzum: Systematisches Gendern ist für Deutschsprecher, die keine Linguisten sind, zu schwierig, und auch gute Spachlehrer wie Frau Pusch werden das nicht ändern können. Die „breite Akzeptanz des Genderns“ mag politisch stimmen, im faktischen Sprachgebrauch der 100 Millionen Deutschsprecher findet man sie aber nicht. – Prof. Dr. Helmut Berschin

 

Noch weitgehend unbemerkt rollt neben der allzeit präsenten Corona-Welle eine weitere Infektionswelle auf uns zu – verursacht vom Gender-Innen-Kunstpausen-Virus. Der Erreger führt zu einer gravierenden Sprachverhunzung, indem er den befallenen Sprecher dazu zwingt, bei weiblichen Bezeichnungen den Konsonanten von dem nachfolgenden „Innen“ brutal zu trennen und anschließend eine Kunstpause – ähnlich einer kurzen Wortfindungsstörung – einzulegen. Immerhin: Einen gewissen Schutz verspricht wie bei Corona das gründliche Lüften der Innen-Räume – vor allem der Oberstübchen. – Stefan Zender

 

Wenn es Ihr Anliegen ist, Frauen und Diverse mit Sprache „sichtbar“ zu machen, unterstütze ich das voll und ganz, und selbstverständlich ist das möglich. Man berichtet über sie, porträtiert sie, stellt ihre Arbeit vor. Ich glaube, damit macht man Frauen durch Sprache wirklich sichtbar. An der Grammatik herumdoktern muss man dazu nicht. – Anna Schütze

 

Vorausschicken möchte ich, dass ich seit über 60 Jahren in Italien lebe und daher die neueste Entwicklungen in der deutschen Sprache nur von aussen beobachten (und beurteilen) kann. Mit steigender Verwunderung, ja Verstörung lese ich also Artikel wie den Ihrigen und komme immer wieder zu dem Schluss, dass jeder Aberwitz, der aus der angelsächsischen Welt kommt, auf Biegen und Brechen nachgemacht werden muss, auch wenn er mit anderen Sprachen und Kulturen schwer zu vereinbaren ist und zu unlösbaren Widersprüchen führt. Das Gezerre um die “korrekte” Sprache kommt mir wie der Streit um eine Bett- oder Tischdecke vor, die nach allen Seiten gezogen wird und dort endet, wo der Stärkste bzw. Lauteste sitzt und dann an allen anderen Ecken und Enden nicht reicht.

Es sind oft Haarspaltereien, die sich nur eine Gesellschaft leisten kann, die keine anderen Probleme hat. Sagen Sie mir doch bitte, was daran “gerecht” sein soll, dass der veränderliche Sammelbegriff (Metzger, Schreiner, Professor, Direktor usw.) in voller Fassung am Anfang steht und mehr Buchstaben hat, als alles, was danach kommt? Der zweiten Hälfte der Gesellschaft, den Frauen, wird ein undifferenziertes, nur auf ihre Geschlechtszugehörigkeit bezogenes -in zugestanden, das großzügigerweise mit grossem Anfangsbuchstaben geschrieben werden darf, aber unverändert bleibt und als Anhang am Wortende steht.

Dann hatte man die bahnbrechende Erkenntnis, dass die Menschheit, zumindest in den entwickelten Ländern, geschlechtlich nicht binär ist, und so hat man sich für alle nicht Binären irgendwelche Zeichen (_, *, usw.) ausgedacht, in der nun eine sehr kleine, aber äusserst kämpferische Minderheit zusammengefasst wird, der es aber anscheinend egal ist, dass ihre unendliche Vielfalt in einem einzigen Zeichen Ausdruck findet. Und diese Zeichen stehen vor dem weiblichen –-In, das noch weiter nach hinten rückt. Der Knacklaut, der oft auf einen Grunzlaut oder ein artifizielles Schlucken hinausläuft, ist auch nicht gerade zu befürworten. Als Diverser (wobei schon die Definition “divers“ eine Diskriminierung darstellt, da “divers” immer ein Modell voraussetzt, von dem der Betroffene als “divers” abgegrenzt wird) würde ich mich dagegen wehren, mit einem unschönen Geräusch assoziiert zu werden.

Ausserdem ist die Einführung eines solchen Lautes dem Deutschen, das schon als harte, nicht wohlklingende, mit nazistischem Gebelle (die Hunde mögen mir verzeihen) assoziierte Sprache empfunden wird, nicht gerade zuträglich. Und nun die Fragen: 1. Warum wird nur die sexuelle Orientierung unter Hunderten von anderen Merkmalen hervorgehoben? Sollten wir nicht auch Sonderzeichen für ethnische, gesellschaftliche usw. Zugehörigkeiten einführen? Am besten einen Code, der beliebig auch als Eigennamen benutzt werden könnte, auf dem alle Charakteristika jeder einzelnen Person vermerkt sind. 2. Wollen wir den “Diversen” eine Pluralbildung vorenthalten oder doch Dichter**Innen schreiben? 3. Wie gehen wir mit Umlauten um? Darf man noch Ärztin oder Bäuerin sagen oder gilt ab nun Arzt*In, Bauer*In? 4. Und wie regulieren wir uns mit weiblichen Substantiven, die eindeutig Frauen bezeichnen? Soll es nur eine Zofe geben, oder haben die Herren der Schöpfung nicht ein Anrecht auf einen Zoferich?

Soll der Reinigungskraft, die – abgesehen vom Artikel – leider immer noch mit weiblichem Personal assoziiert wird, nicht ein Reinigungskräfterich zur Seite gestellt werden und die Krankenschwester ihre Entsprechung nicht in einem Krankenbruder haben, was bei mündlicher Kommunikation leicht zu einem kranken Bruder wird. Weitere Vorschläge sind noch abstruser. Nun sollen wir ein Sternchen über dem i schreiben, das in Erwartung der Umrüstung sämtlicher Tastaturen zu einem Zirkumflex umfunktioniert wird, wodurch die Frauen (in der deutlichen Überzahl) mit sexuell anders Orientierten (aktuell – aber wer weiss wie lang – in eindeutiger Minderheit) zu einem einzigen Buchstaben zusammengerafft werden, denen der mühsam ergatterte Grossbuchstaben des –In/–Innen zum Opfer fällt.

Mit dem Zirkumflex kommen die Frauen graphisch sichtbar wieder “unter die Haube”, mit dem Ausrufezeichen schrumpfen sie zu einem in der Sprache nicht existierenden Suffix –nnen zusammen, während der männliche Begriff durch ein Zeichen hervorgehoben wird, das für die diejenigen, die nicht in die neueste sprachliche Alchemie eingeweiht sind, nach zusätzlicher Emphase aussieht. Wie umständlich und graphisch unschön ist das alles! Wollten wir wirklich gerecht sein, müssten wir Satzungetüme wie das folgende zulassen: Am ersten Schultag haben die Lehrer**Innen, LehrerInnen**“, „**LehrerInnen“, „Innen**Lehrer“, „InnenLehrer**“ und „**InnenLehrer die Schüler**Innen, „**SchülerInnen“, „SchülerInnen**“, „Innen**Schüler“, „**InnenSchüler“ und „InnenSchüler**“ herzlich begrüßt“! Hoffentlich bleibt uns das erspart!

Und da wir nun einmal dabei sind: sollen wir die ganze Literatur zum Fenster hinauswerfen oder zumindest umschreiben, weil dort weibliche Befindlichkeiten (Anna Karenina, Madame Bovary, Effi Briest) aus einer männlichen Perspektive dargestellt werden? Sollen wir schleunigst die Geschichte abschaffen, weil alle Kriege von Männern angezettelt und von ihnen auch gewonnen oder verloren wurden und entsprechende Denkmäler unsere Strassen und Plätze zieren?

Vielleicht sollten wir uns lieber um gerechte Chancen und Löhne für die Frauen kümmern, als eine artifizielle Sprache zu schaffen, die an den wirklichen Machtverhältnissen wenig ändert. Das bedeutet noch lange nicht, dass die Frauen wie die Männer sein sollen, sondern dass eine Pflegekraft, die Menschen betreut, nicht weniger verdienen sollte als ein Techniker, der sich um Apparaturen kümmert. – Prof. Michaela Böhmig

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Impfschleicher“ von Anne Hähnig

 

Mir gefällt es gut, dass Sie den Missstand mit dem Umgang des Impfstoffes durch einige Politiker aufzeigen. Danke für diese Transparenz. Für wirklich völligen Quatsch halte ich jedoch ihren Ruf nach Kontrolle, indem jeder Landrat und Politiker offenlegt, ob er schon geimpft wurde. Es lebe der Amtsschimmel. Für meine Begriffe haben wir deutlich wichtigere Dinge zu organisieren als so was. Indem Sie diesen Umgang bekannt machen, ist das Wichtigste doch schon getan: es ist öffentlich. – Carolin Haußühl

 

Mit Überraschung und Kopfschütteln lese ich, dass selbst Sie Impfstoff und Serum gleichwertig verwenden. Ein Serum kann nie ein Impfstoff sein und umgekehrt. Serum wird aus Blut gewonnen und falls der Spender bereits eine Sars-Cov-2 Infektion überstanden enthält sein Serum hoffentlich viele Antikörper. Rekonvaleszentenserum wird auch bei Covid-19 Erkrankungen eingesetzt. Ein Impfstoff enthält Antigen (oder die Information um das Antigen zu bilden) gegen welches der Körper Antikörper produziert, die gegen eine Erkrankung schützen … im Serum sind diese Antikörper nachzuweisen. Serum ist kein Synonym für Impfstoff! – Marlies Halder

 

Jetzt tut doch nicht so überrascht. Nehmermentatlität (Egoismus) ist der Grundpfeiler unseres erfolgreichen liberalen Systems. Das hat nichts mit Erschleichen zu tun, oder mit Moral. Das hat wohl mehr mit Würde zu tun, warum würden sie sonst Würdenträger heißen. Also, (liebe Zeit) nutzt eure Pressefreiheit und nennt die Menschen beim Namen, damit die, die sich durch deren Verhalten betroffen fühlen ihnen über unser demokratisches System eine Injektion verabreichen mit einer Regierungsperiodenwirkung. Ach, und fragt doch mal im Bundestag nach, wer sich dort vorgedrängelt hat. Die stehen bekanntlich erst an vierter Stelle. – Rudolf Krill

 

Trotz der Mahnung und des Hinweises seitens der Weltgemeinschaft, daß die Korruption in Deutschland massive Auswüchse annimmt, wird zunehmend massiv weiter betrogen und beschissen, bis in höchste Regierungskreise – Strafen gibt es keine! Könnten die Täter nicht doch zur Rechenschaft gezogen werden – z.B. der öffentliche Hinweise vor den jeweiligen Wohnungen: „Hier wohnt ein Impfschleicher!“ – dazu Partei, voller Name und Geburtsdatum (nicht daß er evtl. noch berechtigt gewesen wäre), und natürlich die „Systemrelevanz“ – oder könnten sich die deutschen Printmedien zusammenschließen, und jeweils einmal im Monat eine entsprechende Impfschleicher-Liste veröffentlichen (vielleicht ist der Aufwand in unserem korrupten Land aber zu hoch?)… Die deutsche Justiz wird aktuell wohl zu überlastet sein, um hier zu handeln… Aber vielleicht reicht es den bundesdeutschen Bürgern bald einmal!!! – Lars Tomaschek

 

M.E. sollte es nicht der „Job eines Landrats“ sein, „Notfalllisten“ für die Verimpfung übrig gebliebener Seren zu führen. Um Vetternwirtschaft zu vermeiden, wären Wartelisten für offiziell angemeldete Impfberechtigte besser geeignet. Die für das Anmeldeverfahren der Kassenärztlichen Vereinigung verantwortliche „kv digital Impfzentren“ lehnt das aber ab mit Verweis auf die „Vorgabe“ (von wem: BMG?), „aus Datenschutzgründen keine persönlichen Daten speichern zu dürfen“. Falls das juristisch überhaupt zutrifft: Warum wird dann bei der Anmeldung nicht einfach gefragt, ob man einverstanden ist?! Das würde auch den Frust wochenlanger vergeblicher Terminbuchungs-Versuche mildern … – Peter Leimich

 

Die mir bekannten prominenten Fälle von Amtsträgern, die geimpft wurden, stammen überwiegend aus den ersten Tagen der Impfung. Da gab es wegen falscher Bestellungen und wohl insbesondere, weil man unerwartet sechs statt fünf Dosen aus einer Ampulle ziehen durfte, einen Überschuss, den man nicht verkommen lassen wollte, aber noch keine Strategie zur Verwertung. Ein Weitertransport etwa zu einem Krankenhaus war nicht zumutbar und in NRW auch verboten. Man suchte dringend nach Impfwilligen und fand auch Amtsträger. Na und? Lasst doch endlich darüber Gras wachsen; es gibt drängendere Probleme. – Dr. Friedrich Gebhardt

 

„Bürgemeisterstückle“. Im Schwäbischen gbt es das herrliche Wort „Bürgermeisterstückle“, damit ist das besonders gute uns zarte Stück des Rinderbratens gwmeint wogegen dem gemeinem Volke das meist sehnige und fettige Siedfleich dargereicht wird. Augenzwinkernd möchte ich bemerken: Es ist doch immer wieder erstaunlich wo sich die „Bürgemeister“ (und Ähnliche) ihr „Stückle“ abholen. – Susanne Schindler

 

Alles, mindestens außerhalb von Kommunalpolitik ist nicht aufrichtig. Haben Sie schon mal einen erleuchteten Politiker erlebt? – C. Albersmann

 

Beim Lesen des Artikels wurde ich unmittelbar an George Orwells zeitlose Fabel „Animal Farm“ erinnert, die in der Mittelstufe meiner schulischen Ausbildung in Düsseldorf zur Pflichtlektüre gehörte und mich damals ob der klar verständlichen Botschaft sehr beeindruckte. Auf der Farm der Tiere sollen alle Erträge der gemeinsamen Arbeit brüderlich geteilt werden. Allerdings beanspruchen die Schweine – die als intelligente Tiere im Laufe der Zeit die Leitung der Farm übernehmen – Milch und Äpfel, weil sie für ihre Gesundheit unerlässlich seien. Begründung: Würde es den Schweinen nicht gut gehen, könnten sie ihre Aufgaben nicht erfüllen und das sei dann für Alle nicht gut. Die Schweine sind daher, in heutigen Worten, systemrelevant bzw. „superwichtig“.

Die Analogie zur Impfschleicherei ist offensichtlich – hinkt vielleicht ein wenig bei der vermuteten höheren Intelligenz der führenden Schicht. Aber Vordrängeln hat ja auch weniger mit Intelligenz als mit Opportunismus zu tun, einem meiner Ansicht nach sich zunehmend ausbreitenden Phänomen (Stichwort: Ellbogengesellschaft). Politiker müssen keine Übermenschen sein, sollten sich aber beim Eindämmen um sich greifender negativer Erscheinungen ihrer Vorbildfunktion bewusst sein. Und schließlich geht es hier nicht um ein Kavaliersdelikt, sondern um eine knappe Ressource, die dazu gedacht ist, Menschenleben zu retten oder zumindest schwere Krankheitsverläufe zu verhindern.. – Prof. Dr. Klaus-Peter Franz

 

Danke für den Bericht von Anne Hähnig auf der Titelseite. Meine Befürchtungen sind eingetreten. Was sich, und das setzt sich wahrscheinlich fort, hier abspielt, ist nicht nur schwer zu verzeihen. Es ist unverzeihlich. Funktionsträgern in Kreisen und Kommunen, die ihren Bürostuhl warmhalten und nicht nah am Infektionsgeschehen sind, geht die Muffe. Sie haben schlicht die Hosen voll, suchen nach Mitteln und Wegen, vorzeitig an Impfstoff zu kommen. Wie soll man es sich sonst erklären? Diese Leute blenden vor Selbstsucht und Egoismus aus, dass so etwas aufgedeckt wird. Es wird verheimlicht, nachher zugegeben, wenn es nicht mehr anders geht. Ich bin mir sicher, hier ist nur die Spitze des Eisbergs sichtbar geworden.

Auch der Landrat des Kreises Oberberg bedauert, dass rund 40 Mitarbeiter des Amtes für Rettungsdienst, weitere Mitarbeiter des Amtes sowie Bedienstete aus dem Gesundheitsdezernat zu Unrecht geimpft wurden. Auch hier spielt man sich zum Retter des Impfstoffs auf, Vernichtung sei ja keine Alternative. Ich habe Anfang Februar nach 6 ununterbrochenen Stunden um Mitternacht einen Impftermin für meine 91jährige Mutter buchen können. Sie ist, wenn der Termin gehalten werden kann, endlich am 14. März dran. Alle Impfschleicher sollten sich in den Boden hinein schämen. Übrigens, Landrat und Kreisdirektor weisen entgegen allen Spekulationen darauf hin, dass sie selbst nicht geimpft worden sind…. – Ulrich Niepenberg

 

In diesen Zeiten tragen die politisch Verantwortlichen und die Verantwortlichen in den Verwaltungen eine hohe Last im Umgang mit der Pandemie, um eben diese möglichst in den Griff zu bekommen. Hierbei ist es viel einfacher Entscheidungen zu kritisieren als diese zu treffen. Vetrauen der Betroffenen in die Entscheidungsträger und das Verzeihen vermeintlicher oder tatsächlicher Fehler ist essentiell, da das Thema mit all seinen Aspekten äußerst komplex ist und es hier um persönliche Schicksale, ja um Leben und Tod geht. Die hohe Akzeptanz der Bevölkerung zum Beispiel in die Priorisierung bei der Impfung ist von hohem Vertrauen getragen und zeigt eindrucksvoll, dass „Solidarität“ kein Fremdwort in unserer Gesellschaft ist.

Nun stellt es sich offenbar heraus, dass es Führungskräfte in der mittleren Politik- und Verwaltungsebene gibt, die das Vertrauen in sie schändlich missbrauchen! Landräte, Bürgermeister, Stadtverordnete und selbst Geistliche drängen sich vor und lassen sich impfen, obwohl sie nach der von der Gesellschaft weitestgehend akzeptierten Prioritätensetzung längst noch nicht am Zuge wären. Die Ausreden, die diese Menschen ins Feld führen, sind unerträglich und heuchlerisch. Der Impstoff ist sicherlich verderblich und muss schnell verbraucht werden, aber jeder kennt Arbeitskräfte in den Supermärkten, der Post, den Metzgereien, den Kindertagesstätten, den Schulen, der Feuerwehr, der Polizei, etc., die durch ihre unvermeidlich intensiven sozialen Kontakte diese Impfung dringender benötigten. Die Mobilisierung dieser Gruppen ist leicht, wenn man das nur will!

Es ist tröstlich zu wissen, dass die Staatsanwaltschaft in einigen Fällen ermittelt. Man muss jedoch durchaus damit rechnen, dass es noch keine rechtlichen Grundlagen gibt, die dieses Verhalten ahnden. Bleibt nur, die Fälle öffentlich zu machen, die Impfschleicher mit Verachtung zu strafen und sie bei der nächsten Wahl in die Opposition zu schicken. – Rigobert Oberländer-Simanavicius

 

Meine Frau, 82 Jahre und ich, 83 Jahre, warten, noch immer auf einen Impftermin. obwohl wir nach offiziellem Bekunden zur Corona-Risiko-Gruppe zählen und im regionalen Nürnberger Umfeld, z. B. in Schwabach, jüngere Bürger inzwischen die 2. Corona-Impfung erhalten haben. Gleiches gilt z.B. für Gemeinden im Speckgürtel Stuttgarts, wo Freunde von uns leben. So müssen sich die Regierungsverantwortlichen hinsichtlich der ‚Rangfolge‘ der zu Impfenden, wie Klinikpersonal, Ärzte, Mitarbeiter im Sanitätsbereich, Schulen, Kitas etc. sehr wohl fragen lassen, warum dieser Personenkreis, egal in welcher Region Deutschlands nicht längst geimpft wurde. Es ist amateurhaft, wie bei der Verteilung des knappen Impfstoffs bundesweit vorgegangen wurde und offensichtlich noch wird.

Und um das Ganze zu toppen, muss man jetzt zur Kenntnis nehmen, egal ob man selbst altersbedingt zur Corona-Risikogruppe zählt oder nicht, wer sich da alles schamlos nach vorne drängelt und damit der Glaubwürdigkeit der Regierenden und sicher auch jener der Religionsgemeinschaften einen Bärendienst erweist. Verlogener geht’s nicht! Der Schaden dürfte in allen Bereichen des öffentlichen Lebens nachhaltig sein, auch wenn die Impfschleicher nun versuchen werden, sich hinter dem Datenschutz zu verstecken, um in der Öffentlichkeit nicht gebrandmarkt zu werden. Bleibt zu hoffen, dass es das eine oder andere Informationsleck gibt. – Christine + Harald Seidel

 

Sicher, sich vordrängeln gehört sich nicht. Dass sich jetzt Politiker und Behördenvertreter bei den Impfungen vordrängeln, geschenkt. Nicht dass ich Vordrängeln befürworte, in diesem Fall aber hoffe ich auf den positiven Mitzieheffekt, dass sich am Ende der Impfungen möglichst viele Mitbürger*innen immunisiert haben. Der gegenteilige Effekt läßt sich aktuell in Bangladesch beobachten. Dort sucht die Regierung verzweifelt genügend Impfwillige für den wenigen verfügbaren Impfstoff. Offenbar herrscht in der Bevölkerung eine große Skepsis dem Impfstoff gegenüber, weil Politiker und Behördenvertreter eben nicht vorangehen und sich nicht immunisieren lassen. – Till Borchert

 

Nachdem es offenbar möglich ist, daß besonders „Clevere“, selbst aus hohen Ämtern des öffentlichen Lebens, sich ungerechtfertigte Vorteile bei der Impfung verschaffen, ist es eine wohltuende Erfahrung, daß die Presse dafür sorgt, daß das nicht vertuscht wird. Danke. – Dr. Walter Engel

 

Es bestätigt sich halt einmal mehr:Politik ist ein Lumpengeschäft! Liegt halt leider mit daran,daß „Politiker“ kein Lehrberuf ist,sondern als Berufung gesehen wird, und das kommt halt denen zugute, die sich berufen fühlen,aber leider nicht auch die erforderliche Kompetenz und Moral mitbringen. – Alfred Döring

 


 

 

Leserbriefe zu „Schluss. Aus. Amen!“ von Raoul Löbbert

 

Es gibt einige Punkte, bei denen ich Ihnen vorbehaltslos zustimme. Geltendes Recht gilt z.B. überall. Hier darf es keine Nischen geben. Dass Herr Woelki noch im Amt ist, ist erstaunlich. Für mich wird er als der in Erinnerung bleiben, der das Wort „Entschuldigung“ öffentlich und und schamlos zur Floskel degradiert hat. Außerhalb der Rechtssprechung halte ich die Trennung von Staat und Kirche aber insgesamt für eine gute Sache. Der Staat sollte zu einem religionsunabhängigen Wertekanon finden (sic!) und der Kirche im Gegenzug ihren privaten Wertekanon gönnen, wenn dieser rechtskonform ist.

Wenn die Kirche z.B. bezüglich der gegengeschlechtlichen Paarbeziehung noch die Besonderheit hervorhebt, dass nur diese Art der Liebe in Form von gemeinsamen leiblichen Kindern aus sich heraus fruchtbarer werden kann, so bin ich etwas beruhigt, dass es zumindest noch eine halbwegs bedeutsame Institution gibt, die diese besondere Eigenschaft der gegengeschlechtlichen Liebe – die auch jeder atheistische Biologieschüler als Tatsache akzeptieren würde – nicht mit der Stahlbürste unter den postmodernen Teppich zwingt. Manche Menschen sehen die Kirche schon allein dadurch aus der Zeit gefallen, dass sie das Sakrament der Ehe nur gegengeschlechtlichen Paaren spendet. Sie finden dies nahezu anmaßend. Sehen Sie auch darin ein Merkmal, dass auf die Entstehung bzw. Aufrechterhaltung einer Parallelgesellschaft hinweist?

Oder sehen Sie darin eine gewisse Beständigkeit, die es wagt, dem Zeitgeist zu widerstehen und mit dem exklusiven Sakrament die Hoffnung auf die liebesgebundene Erneuerung unserer Gemeinschaft aufrecht erhält? Unsere Gesellschaft ist jedenfalls voller Parallelgesellschaften. Hier nur wenige Beispiele: Es gibt ethnisch begründete Parallelgesellschaften, deren Absonderung auch auf Sprachbarrieren beruht. Es gibt linguistische Parallelgesellschaften, die Extremformen der sogenannten „geschlechtsneutralen“ Sprache verwenden. Es gibt informative Parallelgesellschaften, welche die Wahrheit ausschließlich in den sozialen Medien finden und einen Anspruch auf die Gültigkeit ihrer alternativen Fakten oder Theorien erheben..

Es gibt kulturelle Parallelgesellschaften, in denen ganze Familien ganztägig Privatfernsehen kosumieren und die ihren Wertekanon im Wesentlichen aus Realityshows, billigen Serien und Werbung zusammenbasteln. Die katholische Kirche steht also nicht ganz alleine da, wenn sie auf ihrem eigenen Weg besteht. In gewissen Grenzen sollte man ihr diesen Weg gönnen. Persönlich fände ich es z.B. schade, wenn der Papst fortan direkt gewählt werden würde. Das wäre natürlich demokratisch, meinem Gefühl nach aber nicht richtig. Wie sehen Sie das? Vielleicht können Sie ja in einem nächsten Beitrag schildern, in welchem Zusammenhang der Weihbischof davon gesprochen hat, dass die katholische Philosophie auch die Demokratie überstehen wird. – Christian Voll

 

Mir ist bewusst, dass ein solcher Artikel pointiert sein muss und ich möchte die Dringlichkeit der Kritik an Kardinal Woelki und der insgesamt skandalösen Aufarbeitung der Missbrauchsfälle um kein Jota kürzen, doch gleichzeitig behagt es mir nicht, dass Herr Löbbert die Pointiertheit seines Beitrags mittels Konstruktion vermeintlich homogener Gruppen herstellt: auf der einen Seite die machtgeilen, demokratiefeindlichen Kleriker und auf der anderen die stets liberal-refomerischen Lai*innen. Ein Blick auf die vielen Priester, die Kardinal Woelki massiv öffentlich kritisiert haben (und deshalb auch zu jenen gehören, denen teilweise arbeitsrechtliche Schritte angedroht wurden) und gleichzeitig auf die dezidiziert anti-reformerische Laienbewegung Maria 1.0 sollte schnell zeigen, dass wir hier nicht von homogenen Gruppen sprechen können. Auch die katholische Kirche ist heterogener, diverser und bunter (sic!) als sie manchmal scheint. Oder frei nach George Spencer-Brown: Auf beiden Seiten der Unterscheidung gibt es beide Seiten der Unterscheidung. – Manuel Hammer

 

Unglaublich. Der Staat, also alle Steuerzahler, auch die die aus der Kirche ausgetreten sind, alimentieren Priester, Bischöfe und Kardinäle recht ordentlich. Wo bleibt die Kontrolle der geleisteten Arbeit, wie bei anderen „Staatsdienern“ üblich? Bei erkennbar unzureichender oder gar schlechter Arbeit, wie durch den Erzbischof Woelki, sollten Gehaltskürzungen in Erwägung gezogen und durchgeführt werden. Im Fall des Kardinal Woelki ist eine solche Maßnahme längst überfällig. Dann noch das Kirchenrecht. Ein Sonderrecht neben dem Rechtsmonopol des Staates. Die aus diesem Sonderrecht verhängten Sanktionen betreffen dann in der Regel immer nur untere Chargen. Man muss nur schauen wer als Erstes mit dem berühmtem Stein wirft.

Zuzüglich zum Kirchenrecht zieht der Staat für die Kirchen die Kirchensteuer ein und führt sie entsprechend ab. Ein Anachronismus den es ausser in Deutschland nirgendwo auf der Welt gibt. Heutzutage sollte die Kirche keinen Sonderstatus mehr in unserer aufgeklärten Demokratie haben. Der Fall des Kardinal Woelki zeigt wie der Umgang mit Tätern aus der Priesterschaft in der Regel abläuft. Das Verbrechen an Schutzbefohlenen Kindern wurde / wird lax gehandhabt: Versetzung mit dem Freibrief zum Weitermachen. Die staatlichen Behörden wie Staatsanwaltschaften ect. blieben / bleiben aussen vor. Weltliche Gerichte dürfen heute nicht mehr gehindert werden kirchliche Unterlagen einzusehen.

Kardinal Woelki der ein Gutachten, wo Ross und Reiter genannt werden, zurückhält wird immerhin von führenden Vertretern der Amtskirche in Deutschland öffentlich getadelt. Von Amtsbrüdern die Gott sei Dank keine Brüder im Geiste sind. Die von den „Schäfchen“ geforderte Demut sollten auch die „Kirchenfürsten“ an den Tag legen. Besonders unrühmlich ist die Rolle des Vatikan, auch die von Papst Franziskus, in der Lex Woelki. Frei nach dem Spruch: Eine Krähe… – Felix Bicker

 

In ihrem Artikel “Schluss. Aus. Amen” über die Diözese Köln schreiben sie: “Wer die katholische Kirche verlassen will, muss – wenn er sich jetzt anstellt – bis April warten.” In Österreich, das ja auch nicht gerade für einfache bürokratische Verfahren berühmt ist, reicht für den Kirchenaustritt eine formlose schriftliche Erklärung an die Bezirksverwaltungsbehörde (sic!). – Christian Schneider

 

Homo „sapiens?“ Sapiens bedeutet weise oder klug. Doch ist der Mensch, der unsere Erde mit rund 8 Milliarden Individuen heute bevölkert, wirklich weise oder klug? Vor gut 200 Jahren (1804) betrug die Weltbevölkerung 1 Milliarde Menschen. Medizinischer Fortschritt, Impfungen, Massentierhaltung und die brutale Ausbeutung der Böden durch die heutige „moderne“ Landwirtschaft machten diese unglaubliche Vermehrung des Menschen möglich. Die heraufziehende Klimakatastrophe, deren Folgen wir heute, da wir alle auf das Coronavirus starren, nur ahnen können, ist vermutlich leider nicht mehr aufzuhalten.

Wir hoffen ja alle, dass das Virus bald besiegt ist und wir dann wieder um die Erde fliegen können wie vorher. Deshalb retten wir ja auch mit großer Priorität die Luftfahrtunternehmen. Mahner gibt es viele. Ein Versiegen des Golfstroms würde Europa in eine Eiswüste verwandeln. Das Abtauen der Gletscher und der Polkappen ist in vollem Gange. Wohl sieht es so aus, als hätten die heute handelnden Politiker das Problem erkannt, aber die Beispiele Donald Trump und Jair Bolsonaro zeigen die Problematik schonungslos. Corona ist eine Mahnung, aber wir wollen das alte Leben unbedingt wieder zurück.

Chinesen essen das Fleisch der Virus tragenden großen Fledermäuse, das auf den Tiermärkten der chinesischen Millionenstätte angeboten wird, während gleichzeitig Deutschland riesige Mengen an Schweinefleisch aus einer ausufernden Massentierhaltung in dieses Riesenreich exportiert. 1,4 Milliarden Menschen (homo sapiens?) müssen ernährt werden! Welch ein Wahnsinn! Die Weltbevölkerungskonferenz von 1994 in Kairo hat mit dem Begriff „Reproduktive Gesundheit und reproduktive Rechte“ das Grundrecht aller Paare und Individuen festgeschrieben, eigenverantwortlich über Zahl und Zeitpunkt der Geburt ihrer Kinder entscheiden zu können. Die Planung der eigenen Fortpflanzung sollte ohne Diskriminierung, Zwang oder Gewalt erfolgen.

Damit wird also jedem Menschen –auch den Frauen- das Recht zugesprochen, über seine/ihre Sexualität frei zu entscheiden und dafür Zugang zu entsprechenden Verhütungsmitteln zu erhalten. Dieses gute und vernünftige Konzept geht aber über das reine Verteilen von Verhütungsmitteln hinaus und verfolgt einen ganzheitlichen, entwicklungspolitischen und menschenrechtlichen Ansatz. Aufklärung, Zugang zu Bildung und vor allem veränderte Rollenbilder gehören dazu. Doch wie sieht die Realität heute im Jahr 2021 tatsächlich aus. In den westlichen Ländern stagniert die Bevölkerungsentwicklung.

Doch in den Entwicklungsländern, vor allem dort, wo Frauen keine Rechte, keine Bildung, keine Ämter und damit keine Macht und keinen Zugang zu Verhütungsmitteln haben, dort wächst die Bevölkerung in unvorstellbarem Ausmaß, nämlich um 78 Millionen Menschen pro Jahr. Die Einstellung der katholischen Kirche zu Empfängnisverhütung ist hinreichend bekannt. Ebenso das Ämterverbot für Frauen und die menschenverachtende katholische Sexualmoral. Auch im Islam sind die Rechte von Männern und Frauen keineswegs gleich. Männer können mehrere Frauen haben und beten getrennt von den Frauen.

Überall dort auf der Welt, wo Frauen nicht die gleichen Rechte haben wie die Männer, wächst die Weltbevölkerung. Wohl kämpfen Frauen zunehmend um ihre Rechte, doch gerade die großen Weltreligionen verhindern mit ihren alten Dogmen ihren Erfolg. Leider ist nicht zu erwarten, dass der Islam oder die katholische Kirche an ihren Grundfesten rütteln. Die Katastrophe nimmt wohl ihren Lauf. Man rechnet im Jahr 2050 mit 10 Milliarden Menschen auf der Welt. Man müsse nur die produzierten Lebensmittel richtig verteilen, dann sei alles machbar, so die Meinung des katholischen Klerus. Welch eine Ignoranz der Probleme. Die einzige Hoffnung besteht darin, dass die Frauen sich ihre Unterdrückung nicht weiter bieten lassen, zur Rettung der Welt. Femina sapiens, mulier prudens! – Norbert Braun

 

Danke für diesen unvoreingenommenen Beitrag. Diese Umvoreingenommenheit suche ich vergeblich bei der Politik. Dort gehört es wie seit Jahrhunderten immer noch zum guten Ton, die Augen zuzudrücken, wenn es um Demokratie und Rechtsstaatlichkeit geht. Man muss Kirchen nicht ablehnen, um für den Grundgedanken der Laïzität einzutreten, für die Freiheit des Individuums. Diese Freiheit ist nur möglich durch Trennung von Kirche und Staat. Eine „bekenntnisorientierte“ Erziehung und Bildung bindet Menschen von klein auf an eine geistig eingrenzende Vorstellung.

Der offene und der versteckte Anspruch der Religionen auf die alleinige Wahrheit ist der Ausgangspunkt für Konflikte. Er gipfelt in die Bewegung der menschenfeindlichen Evangelikalen, Islamisten und ultraorthodoxen Juden. Diese Bewegungen bedrohen die Demokratie, den Rechtsstaat und die Freiheit des Individuums. – R. Renaux

 

Man stelle sich Folgendes vor: Ein Staatsanwalt hat Unterlagen über einen – bis dahin unbescholtenen – Bürger, der als Missbrauchstäter beschuldigt wird. Noch vor Eröffnung eines Verfahrens geht er damit an die Presse. Was würde wohl passieren? Die Antwort überlasse ich Ihrer Phantasie. Eines aber ist klar: Das wäre ein Rechtsbruch. Und genau ein solcher Rechtsbruch wird von Kardinal Woelki erwartet. Zwei Rechtsprofessoren habe ihm unabhängig voneinander mitgeteilt – er selbst hat das Gutachten ja noch nicht gelesen -, dass die Anschuldigungen im Münchner Gutachten auf juristisch wackligen Beinen stehen. Darf er die Namen von möglicherweise Betroffenen dann veröffentlichen? Nein!

Weshalb also nicht das zweite Gutachten abwarten, das dann am 18. März veröffentlicht werden soll? Misstrauen und schlechte Erfahrungen? Zugestanden; aber gibt dies das Recht zu Vor-Verurteilungen und Anschuldigungen, die dazu taugen, das Lebenswerk eines Menschen zu zerstören? Nein! Aber genau das soll offensichtlich erreicht werden: Den prominentesten innerdeutschen Gegner des synodalen (Irr-)Wegs aus dem Weg zu räumen. Am Ansehen des Papstes wird von diesen (Schein-)Heiligen ja auch schon eine ganze Weile gerüttelt, indem man seine und seiner Vorgänger Lehrmeinung ignoriert oder zurückweist als von vorgestern.

Man darf gespannt sein, wie lange es dauert, bis in Deutschland ein Gegenpapst ausgerufen wird. Das wäre wenigstens ehrlich; eine ‚aufgeklärte‘ Kirche der Besserwisser. Ich freue mich dann aber auf die römisch-katholische Weltkirche der Gläubigen, wie sie Jesus vorgelebt und eingesetzt hat: mit allen menschlichen Mängeln und Defiziten wie bei seinen Aposteln, aber demütig auf das Wort Gottes hörend statt selbstherrlich es umdeutend, gerecht statt verleumderisch. – Alexander Jürgens

 

Rechtsstaatlichkeit wahren. Als Mitglied der Chefredaktion der Zeit/Christ & Welt, als Katholik und als Verfasser des Zeit-Artikels `Schluss. Aus. Amen` vom 11.02.2021 bin ich über das für mich deutlich gewordene schlichte neoliberale Denken des Redakteurs Raoul Löbbert enttäuscht. Was Konzernen und Großunternehmen erlaubt ist, sich der Idee des `Ordoliberalismus` im Sinne Walter Euckens zu bemächtigen, soll den Verantwortlichen der Katholischen Kirche offenbar verwehrt werden: die Rechtmäßigkeit von Tun und Unterlassen in Form von Entscheidungen, Handlungen und Maßnahmen in einer verfassungsgarantierten Institution zu bedeutsamen innerkirchlichen Vorgängen in Form juristischer Gutachten überprüfen zu lassen.

Statt die `politische und rechtliche Vorzugsbehandlungen` der katholischen Kirche als Religionsgemeinschaft dem Zeitgeist entsprechend zu besudeln, hätte der Redakteur Raoul Löbbert die katholische Kirche durchaus auch als ` Sinnstiftungsinstanz` erwähnen können. Und Kardinal Rainer Maria Woelki als dessen Protagonist, der meines Erachtens durchaus dem scharfsinnigen Diktum des Rechtsphilosophen Ernst-Wolfgang Böckenförde entspricht. Dem geneigten Leser und mir selbst wünsche ich bis zur `päpstlichen Entscheidung am 18.03.2021` ein reflektiertes, angstfreies Nachdenken über unsere freiheitlich demokratische Grundordnung und über die Freiheit auch der katholischen Würdenträger, sich auch zukünftig juristischer Gepflogenheiten zu bedienen; trotz massiver Kritik vieler Mitglieder unserer Gesellschaft. – Hubertus Gödecker

 

Vielen Danke für Ihre erschreckende Bestandsaufnahme. Auch wenn sie für sich einen göttlichen Gründungsauftrag beansprucht (warum auch nicht: Jake und Elwood waren ja ebenfalls im Auftrag des Herrn unterwegs), ist und bleibt die Kirche eine menschengemachte Institution mit all ihren zu behebenden Fehlern. Die geradezu stoische Verweigerung jeglicher Transparenz und Reform wird bei ihr den gleichen Effekt haben wie die fehlende gesellschaftliche Änderungsbereitschaft beim Klimawandel: die Kirche wird natürlich auch diese Krise (ebenso wie die Demokratie) überstehen, wie auch die Welt angesichts des zu erwartenden „Weiter so“ nicht untergehen wird. Beide werden aber für die Verbleibenden zunehmend unwirtlich, geradezu unbewohnbar, werden. Und die Leidtragend werden jeweils nicht die für die Misere Verantwortlichen sein. Metanoeite! – Dr. Tadashi Makabe

 

Sie unterstellen in Ihrem Artikel der Justiz parteiisch zu sein „… doch belegen ähnliche Untersuchungen…., dass Gerichte und Staaatsanwaltschaften …..besonders milde gestimmt waren, wenn ihnen ein Geistlicher als Beschuldigter gegenübersaß“. Also, hat Ihrer These nach, de Rechtsstaat versagt – kein Angeklagter kann gezwungen werden sich selbst zu belasten. Da sie als Katholik vorgestellt werden, sollten Sie doch wissen, dass die Beschuldigten sich nicht nur der weltlichen Justiz stellen müssen, sondern auch Gott und der weiß alles. Wenn man Ihrer Logik folgen würde, müsste sich die ‚Zeit‘ jetzt dafür juristisch verantworten, einen Rechtsstaatleugner zu beschäftigen. – Ruth Paulus

 

Der Austritt aus der Kirche ist die einzige Antwort, um sich von diesem verlogenen und heuchlerischen Verein zu trennen. Wenn die Alimentation fehlt, kommt vielleicht die Demut zurück. – Wolfgang Scheer

 

Hier scheint ein grundlegendes Missverständnis vorzuliegen. Der Staat dürfe nicht mehr wegschauen beim Missbrauchsskandal, schreibt der Autor. Tut der Staat doch nicht. Der Staat überprüft juristisch, wo verfolgbare Straftaten vorliegen und verfolgt sie, wenn sie nicht verjährt sind. Mehr kann er nicht tun. Alles andere ist Sache der Kirche. – Es geht hier im Kern um etwas ganz anderes: Der Autor möchte eine generelle Unterwerfung der Kirche unter säkularen Zeitgeist erzwingen – die Kirche als Ancilla Secularitatis. Käme dies so, könnte die Kirche dicht machen. – Kurt Schäfer

 

Herzlichen Dank für Ihren wunderbaren Artikel in der ZEIT; Sie werden unzähligen Menschen aus dem Herzen gesprochen haben – so auch mir. – Herma Brandenburger

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Menschenfreund“ von Wolfgang Müller

 

Warum im 21.Jahrhundert noch von Rassen und Nationen sprechen? Modern ist heute, nur noch vom Menschen zu sprechen. Eine Rassenlehre wie sie Rudolf Steiner Anfang des 20. Jahrhunderts formuliert hat ist überflüssig. Genauso wird meiner Ansicht nach das Nationalitätsdenken sich zurückziehen und durch ein Menschheitsdenken ersetzt werden. Problematisch ist, wenn Anthroposophen sich auf die Rassenlehre und das Hervorheben des deutschen Ideals durch Steiner stürzen, um ihre eigene unzeitgemässe Agenda zu stützen. – Dirk Klose

 

Mittels „einiger Zitatfetzen“ könne man Rudolf Steiner als Rassisten „denunzieren“ schreibt Herr Müller. Ist das folgende ein solcher Zitatfetzen? „(Das Judentum) als solches hat sich aber längst ausgelebt, hat keine Berechtigung innerhalb des modernen Völkerlebens und dass es sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte.“ Wegen dieses Zitats gab es 2007 eine Strafanzeige gegen den Rudolf Steiner Verlag.

Steiners umfangreichen Darlegungen seiner „Rassentheorien“ zur Überlegenheit der blonden und blauäugigen „Rasse“ und der Triebhaftigkeit der sogenannten „schwarzen Rasse“ sind ohne Probleme zu recherchieren und schon deswegen quantitativ mehr als einige „Zitatfetzen“. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend stellte im gleichen Zeitraum einen Indizierungsantrag an die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Darin heißt es: „Die Rassen diskriminierenden Aussagen in den Werken Rudolf Steiners sind als besonders gravierend zu betrachten, da es sich keinesfalls um Zufallsprodukte oder durch den Zeitgeist bedingt rassistische Stereotype handelt.“ – Helga Schneider

 

Vielen Dank für die Publikation des Beitrags von Wolfgang Müller am 11. Februar, der Ihnen nicht viel Beifall bescheren wird. Wolfgang Müller hat die seit Jahren kursierenden klischeehaften Meinungsäußerungen über Rudolf Steiner behutsam relativiert. Damit wird aber noch nicht sichtbar, dass es seit einiger Zeit erste Ansätze seriöser Forschung zu dem heiklen Thema gibt. In dem renommierten Wissenschaftsverlag frommann-holzboog sind bereits mehrere Bände einer ersten kritischen Ausgabe der Schriften Steiners erschienen. Der Herausgeber Christian Clement hat außerdem, zusammen mit dem Fichte-Forscher Hartmut Traub, die online-Zeitschrift rudolf steiner studies gestartet, die reiches Material zum Stand der Diskussion zugänglich macht. – Johannes Kiersch

 

Dankbar und erleichtert habe ich als Abonnent der Zeit festgestellt,daß die Redaktion willens ist,mit Wolfgang Müller eine Stimme zu Wort kommen zu lassen,die Rudolf Steiner gerecht wird und in Schutz zu nehmen vermag. Als ein lange Suchender und Zweifelnder habe ich mit großer Freude erkennen dürfen,daß viele Nöte und Probleme,aber auch die Rätsel dieser Welt einer Lösung zugeführt werden könnten,wenn man sich mit Unbefangenheit dem von Rudolf Steiner geschauten Weltbild nähern oder gar öffnen könnte. Für mich waren die Einsichten und die Weisheit Rudolf Steiners ein lebenspendender,friedenstiftender und damit rettender Anker,den zu finden ich allen suchenden Menschen von Herzen wünsche. – Christian Dorp

 

Vielleicht noch ergänzend etwas zu diesen Punkten von Rassismus und Antisemitismus, die ja in der Steiner-Diskussion immer so eine Hauptrolle spielen. Es gibt bei Steiner – besonders aus der früheren, theosophischen Zeit – eine Art Rassenlehre. Nach seiner Auffassung hat die Rassentrennung in der Frühzeit der Menschheit eine große Rolle gespielt und auch die Arier kommen da vor. „Rassismus“ war da z.B. selbst bei Aristoteles noch etwas Berechtigtes.

Aber er meinte, dass das in seiner Gegenwart keine Rolle mehr spielen dürfte, sondern inzwischen etwas Destruktives, Reaktionäres geworden wäre. (Da unterscheidet er sich eben fundamental von diesen ganzen Ariosophen bis hin zu den Nazis.) Ideale von Blutsreinheit und Rassenreinheit oder Rassentrennung oder Rassenhierarchien seien jetzt eben obsolet geworden und insofern auch „böse“. Das ist eben sein Hauptkritikpunkt am neueren Judentum, dass die immer noch an so etwas festhalten würden. (Juden sollten Juden heiraten etc.)

Als Steiner ab 1919 oft als „Jude“ angegriffen oder verleumdet wurde, hat er gesagt, dass es ihm persönlich völlig egal sei, ob er nun Jude sei oder nicht. (Er hat sich nicht damit verteidigt, dass er gesagt hätte: ‚Nein, ich bin kein Jude‘.) So jemanden kann man nicht als „Antisemiten“ bezeichnen, sonst würde sich das ganze Konzept ad absurdum führen.

Wenn man den Völkischen Beobachterder frühen 1920er Jahre durchschaut, findet man eine ganze Reihe von sehr scharfen Haßartikeln mit Bezug auf Steiner, einer auch persönlich unterzeichnet von Hitler. Steiner war hier ein Haßobjekt ähnlich wie z.B. Rathenau oder Max Warburg. Die Nazis haben schon gewusst, wen sie in Deutschland unmöglich machen mussten, wenn sie an die Macht kommen wollten.

P.S.: Zuerst hatte ich den Aristoteles-Satz so, dass da noch ein “Steiner zufolge” drin war, also dass man Aristoteles Steiner zufolge deshalb keinen Rassismus anlasten könnte. Dann habe ich das rausgenommen, weil ich eigentlich nicht genau weiß, ob Steiner so etwas irgendwo explizit sagt. Das “da” soll sich natürlich auf die Frühzeit beziehen. Eigentlich, wenn man diese VB-Artikel sieht, ist es erschütternd, dass das vom Geist her gar nicht so verschieden von dem heutigen Steiner-Haß ist (argumentativ natürlich diametral verschieden, weil man Steiner damals Kosmopolitismus, Egalitarismus, Anti-Deutschtum etc. vorgeworfen hat) – Andreas Bracher

 

Ich möchte mich ganz herzlich für Ihren Artikel“Ein Menschenfreund“ auch als Antwort zu dem Artikel in der letzten Zeitausgabe von Herrn Düker bedanken, Ich habe selber in der letzten Woche einen Leserbrief zu Herrn Dükers Artikel geschrieben, wenn es auch vor allem wegen der Polemik und der Einseitigkeit in diesem Artikel war. Jetzt Ihre Darstellung zu Rudolf Steiner zu lesen, tut an dieser Stelle wirklich gut….auch wenn ich tatsächlich eine Antwort von Herrn Düker selber auf mein Schreiben bekommen habe, in welchem er nochmals einiges zurecht rückt.

Ich selber bin Waldorferzieherin und erlebe die Waldorfpädagogik gerade als so zeitgemäß, weil sie sich einfach immer an den jetzigen Kindern und Familien orientiert. Es arbeitet aus der Mitte in Verbindung von Eltern und Erziehern, nicht aus einer Hierarchie. So sollen tatsächliche Bedürfnisse der Menschen, die jetzt mitgestalten, stets abgeholt werden.Dieses einfach auch einmal aus der Praxis. Und unsere Einrichtung in Bensheim an der Bergstrasse ist bisher auch gerade ob der Umsicht aller Eltern und Erzieher sehr gut durch diese Pandemie gekommen, wenn man es eben so sagen darf. Denn die geltenden Hygienempfehlungen zur Pandemie gelten auch für uns, dürfen natürlich hinterfragt werden und doch wollen wir uns daran halten. – Claudia Arndt

 

In seiner Replik auf Ronald Dükers Artikel über „‘Querdenken‘ mit Rudolf Steiner“ versucht Wolfang Müller die Person Rudolf Steiners gegen die seiner Meinung nach ungerechtfertigten Verunglimpfungen als Rassist oder Nationalist zu verteidigen und präsentiert den Begründer der Anthroposophie dagegen als einen „großen menschenfreundlichen Realisten“. Das ist sicherlich keine unzutreffende Beschreibung, aber doch auch nicht mehr als die halbe Wahrheit. Wenn überhaupt. Die jüngere Forschung hat detailliert (und nicht nur mittels „Zitatfetzen“) nachgewiesen, dass Steiner neben Goethe, Schiller und Humboldt auch die völkischen Geschichtsspekulationen seiner Zeit eifrig rezipiert und teilweise in seine Ansichten integriert hat.

So modifizierte er etwa Ernst Haeckels Darwin-Rezeption und verwob sie mit seiner „Wurzelrassenhypothese“. Und in Bezug auf die verschiedenen „Rassen“ machte er durchaus qualitative Unterschiede, wenn er postulierte: „Das Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt, hat keine Berechtigung innerhalb des modernen Völkerlebens, und daß es sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte.“ (Gesamtausgabe Rudolf Steiner, Bd. 32, S. 152).

Seine Schiller- und Goethe-Lektüren nutze Steiner darüber hinaus auch, um deren Denken scharf von dem Karl Marx’ und Ferdinand Lassalles abzugrenzen. Bei Letztgenannten „Juden“ sah er das „materialistische Zersetzungsferment“ besonders deutlich ausgebildet. In Steiners Werk (bis 1918) finden sich darüber hinaus immer wieder herablassende Äußerungen gegenüber Franzosen, Schwarz-Afrikanern, Jesuiten etc. Das allein macht, wie der Historiker Clemens Escher richtigerweise festgestellt hat, Rudolf Steiner nicht zu einem überzeugten Antisemiten und ebenso wenig zu einem glühenden Rassisten. Gleichwohl gehören auch diese negativen Seiten zu seiner Person, die sowohl von Menschenliebe als auch von stereotypen Denkmustern und Aversionen geprägt war. – Michael Weise

 

Anthroposoph*innen glauben wir alle Esoteriker*innen ein tieferes zeitenthobenes „Wissen“ zu haben. Daraus ergibt sich für sie eine strenge Einteilung in wahr und falsch, Geist und Materie, gute Ganzheitlichkeit und böse Wissenschaft. Unter dieser Fahne richten sie sich gegen einen modernen falschen Zeitgeist, verleugnen aber, dass sie zu Beginn des letzten Jahrhunderts selbst einem bestimmten Zeitgeist entsprungen sind, der sie historisch bindet und von Wesenheiten schwabulieren lässt. Es braucht wahrhaft keine Esoterik, um den engen Nationalismus zu überwinden. – Dr. Heiko Reisch

 

Der Beitrag von R. Düker zu Anthroposophen unter den Querdenkern kam zur rechten Zeit, mit viel Bedenkenswertem, und verwies erfreulicherweise auch auf Steiners heute verdrängte Rassenlehre, allerdings ohne dort allzu tief zu gehen. Die sehr polemische Antwort von Müller mit dem Tenor: „war er nicht, wie man hört, Rassist oder Nationalist?“ widersprach dem vehement. Mag sich Steiner auch als Menschenfreund gefühlt haben, er war Antisemit und überzeugter Demokratiefeind. Und vollkommen zu verschweigen, in beiden Beiträgen, wie anschlussfähig die Anthroposophie an den Nationalsozialismus war, selbst wenn sie von Teilen des NS-Apparats bekämpft wurde, ist unverzeihlich.

Anthroposophen arbeiteten in allen ihrer wichtigen Felder mit nationalsozialistischen Organisationen problemlos zusammen. Und biologisch-dynamische Landwirtschaft gab es als Praxis und Begriff schon im NS-Staat. Die Anthroposophie hatte viele hochrangige Unterstützer dort. Und wenn eben genau hier etwas von dem „Konsequenten“ liegt, von dem Dükers Beitrag spricht? – Michael Dallapiazza

Für den Beitrag von Wolfgang Müller über Rudolf Steiner möchte ich mich uneingeschränkt bedanken. Denn er trifft genau den Punkt, ohne den Steiner nicht zu verstehen ist: die Auffassung vom Menschen als einer Individualität, die sich aus kollektiven Formen herausentwickeln und zu Freiheit und Selbstbestimmung finden kann. Dass diese Individualität nicht isoliert atomistisch verstanden, sondern in ihren vielfältigen Bezügen zur Natur, zum Kosmos und zur Gesellschaft beleuchtet wird, hat die zahlreichen praktischen Realisierungen ermöglicht, die aus der von Steiner begründeten Anthroposophie hervorgegangen sind, angefangen von der biologisch-dynamischen Landwirtschaft mit den Demeter-Produkten über die Waldorf-und Heilpädagogik und die anthroposophische Medizin bis hin zur GLS-Bank.

Allerdings wird es angesichts des komplexen Werkes von Steiner – die Gesamtausgabe umfasst etwa 350 Bände – wohl noch eine Weile dauern, bis die Einsicht zu dämmern beginnt, dass diese erfolgreichen Innovationen nicht als „Zufallstreffer“ aus zusammengeklaubten Traditionsstücken entstanden sind, sondern aus der Perspektive erweiterter wissenschaftlicher Ansätze entwickelt wurden. – Dr. Albert Schmelzer

 


 

 

Leserbriefe zu „Rohrkrepierer“ von Jörg Lau

 

Warum die Aufregung um Nord Stream II? Offensichtlich hat der ukrainische Botschafter in Deutschland, Dr. Andrij Melnyk, eine sehr viel realistischere Sicht der Dinge. Im Podcast des Wirtschaftsbeirats der Union vom 28.01.2021 (https://youtu.be/HH0MqSKJJak) verwies er auf die bereits bestehenden Pipeline-Kapazitäten aus Russland nach Europa von rund 270 Mrd. cbm pro Jahr (Nord Stream I 55, Belarus 39, Turkstream 32, Ukraine 146), wonach im letzten Jahr lediglich 170 Mrd. cbm durch die bereits bestehenden Leitungen nach Europa geflossen seien. Konsequenz: Eine erhöhte Abhängigkeit Europas oder Deutschlands von russischem Erdgas durch Nord Stream II (mit weiteren 55 Mrd. cbm pro Jahr) ist nicht zu erkennen. Wie verlogen: russisches Erdgas ist in Europa willkommen. Nur darf es nicht durch Nord Stream II fließen.

Der Wegfall der Transitgebühren ab 2025 in Höhe von jährlich 1-2 Mrd. € seien, so Melnyk weiter, für die Ukraine wohl zu verkraften. Seinem Land liege viel mehr daran, von Europa als Wirtschaftspartner akzeptiert zu werden. Wenn beispielsweise die Erdgasspeicher der Ukraine, die größten Europas, in einem europäischen Energieverbund oder die Windkraftkapazitäten aus Europas größtem Flächenstaat zur Erzeugung von grünem Wasserstoff von Europa genutzt würden, hätte die Ukraine weit mehr eine wirtschaftliche Perspektiven als durch die bestehenden Transitgebühren. Auch wenn er nicht davon begeistert sei: Melnyk rechnet mit der Fertigstellung und der Inbetriebnahme von Nordstream II. – Dr. Hans Strack

 

Falls der Impfstoff Sputnik V eine EMA Zulassung bekommen sollte und sehr wirksam wäre, wie geht es dann weiter? Blockieren wie bei Nord Stream 2 ? Leere Ampullen bestellen in „Erweiterung“ des Artikels in der heutigen Ausgabe auf Seite 1? Unsere arabischen Freunde welche uns mit Öl versorgen gehen übrigens mit Oppositionellen auch nicht zimperlich um. Erdgas kann auch als chemischer Rohstoff verwendet werden, nicht nur zum Heizen. Eine neue Pipeline ist in der Regel dicht. Daher ist die Diskussion über entweichendes Methan (Klimaerwärmung) aus Nord Stream 2 irreführend. Gilt eher für die marode Ukraine Pipeline. Daher: Nord Stream 2 weiterbauen und Nutzen. – R.Dach

 

Blatt überreizt? Die Ukraine wird durch die Gaspipeline Nord Stream 2 umgangen und droht, Milliarden an Gas-Transitgebühren zu verlieren, schreibt Jörg Lau in seinem Artikel „Rohrkrepierer“. Auch in Polen als weiterem Transitland für russisches Gas dürfte mit dem Verlust von Durchleitungsgebühren eine bisher einträgliche Geldquelle wegbrechen. Man fragt sich also, woran genau Polen und die Ukraine Kritik üben: ist es am Kauf von russischem Gas an sich, mit dem Deutschland ein repressives Regime, das die Ukraine sogar militärisch bedrängt, wirtschaftlich unterstützt, oder ist es Kritik daran, dass dieses Gas künftig nicht mehr durch ihre Länder geleitet wird?

Dem ersten Fall könnten sie durch den Rückbau ihrer Transitanlagen Glaubwürdigkeit verleihen; im Gegenzug könnte sich Deutschland zu einer Kontingentierung der Liefermenge über den Seeweg verpflichten. Angesichts der Höhe der von Lau angeführten ukrainischen Gas-Transitgebühren scheint Nord Stream 2 mit Baukosten in Höhe von zehn Milliarden Euro, die er diesen gegenüberstellt, jedoch eine wohlüberlegte wirtschaftliche Entscheidung gewesen sein, um ein Oligopol aufzubrechen, welches sein Blatt überreizt hat. – Gerald Lumpp

 

North Stream 2: Schon heute energie-, umwelt- und europapolitisch eine teilabzuschreibende Investitionsruine? Als Gerhard Schröder 2005 aus dem Kanzleramt ausschied und 2006 bei GAZPROM anheuerte, da sah die Welt für die meisten Menschen noch anders aus: 1. Energiepolitisch: Rohöl- und Erdgaspreise waren noch relativ hoch, die Endlichkeit der Weltvorräte und eine hinreichende gesicherte Versorgung mit diesen Rohstoffen aus verschiedenen Quellen noch eine berechtigte Sorge. Russland war ein wirtschaftlich verlässlicher Partner, dessen Erdgas durch Polen und die Ukraine kam, erwartbar auch über North Stream 1 (fertig in 2012) durch die Ostsee.

2. Umweltpolitisch: Erdgas war die bessere Alternative zu Steinkohle. In 2006 stammten um 10% der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen – in 2019 sind es 42 %, steil ansteigend, 3. Europapolitisch: Man konnte glauben, dass Russland nach dem Chaos unter Jelzin unter Putin politisch eine liberale Entwicklung nehmen könnte – vielleicht sogar, mit ermutigendem Vorschusslorbeer, dass er ein „lupenreiner Demokrat“ sei und bliebe (G. Schröder 2004 über Putin) – also wirtschaftlich und politisch ein verlässlicher, rechtssicherer Partner. 2020 sieht die Welt anders aus, und es muss Schluss sein mit der isolierten Betrachtung nur aus einem Blickwinkel, alle drei Politikfelder müssen zusammengesehen und abgewogen werden:

Umweltpolitische drücken der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Ausbau der Wasserstofftechnik auf die Marktpreise der fossilen Energieträger und den Restwert der bestehenden Pipelines und der schon liegenden North Stream 2-Röhren. Die Dekarbonisierung bis 2050 kann erreichbar sein, Wasserstoff erscheint mittelfristig als realistische Alternative zu Erdgas. Alle Gas- und Ölförderländer wissen heute, dass sie wohl auf dem, was sie nicht in den nächsten 35 Jahren verkaufen können, sitzen bleiben werden. Ein Land wie Saudi-Arabien mit enormen Vorräten (80 Jahren bei heutigen Verbrauchen) stellt sich darauf ein, das meiste wird im Boden bleiben. Deshalb geht der Wettbewerb um größere Mengen zu niedrigeren Preisen. Und deswegen werden sich, vor unserer Tür, Griechenland und die Türkei schnell über die strittigen Gasfelder einigen – sonst verlieren sie beide.

Energiepolitsch hat es trotz (oder wegen?) der breiten, kontroversen Diskussion um North Stream 2 noch keine transparente und damit überzeugende Musterrechnung gegeben, die zeigt, dass/ob auch beim Auslaufen der Atomenergie in Deutschland und dem sehr langsamen Ausstieg aus der Kohleverstromung die Gasversorgung als Brückentechnologie über die bereits bestehenden Leitungen kritisch werden kann, dass North Stream also wirklich gebraucht wird. Hier besteht eine lange überfällige Bringeschuld !

Die europapolitsche Diskussion ist muss breiter und grundsätzlicher geführt werden, was hier angeregt wird: In 2021 ist es offenkundig, dass North Stream 2 nicht mehr ein Versorgungsproblem löst, sondern erhebliche politische Risiken erzeugt. Heute müssen wir feststellen, dass das neue Russland, auf das man anfangs der Nullerjahre hoffen konnte, sich ganz anders präsentiert: Aggressiv und expansiv. Die herausfordernde Behandlung des EU-Außenbeauftragten Borell ist eine neue Lektion.

Putin nannte im April 2005 den Zerfall der Sowjetunion 1991 die „die größte geopolitische Katastrophe“ des 20. Jahrhunderts – und er arbeitet an der Revision der Geschichte. Gegenüber einer westorientierten Ukraine brach Russland 2014 mit die Besetzung der Krim und der Auslösung eines schwelenden Krieges an der ukrainischen Ostgrenze zwei Verträge, in denen der Ukraine die territoriale Integrität versprochen wurde: Einen von 1994, mit dem gegen diese Zusagen alle sowjetischen Atomwaffen an Russland gingen, und einen Nachbarschaftsvertrag zwischen den beiden Ländern von 1997.

Das Russland unter Putin erprobt neue Kriegsbilder gegenüber Europa und den USA, eingefrorene schnell wieder belebbare Konflikte wie in Transnistrien, wir denken an den großen Cyber-Angriff in 2020 auf Netze in den USA, der dort mit Pearl Harbour verglichen wird. In geringerem Umfang gibt es offenbar digitale Einflussnahme in Europa. In Russland (mit einem BIP, das dem von Italien entspricht) nimmt zum Schutz des zunehmend korrupten und oligarchischen Systems die Repression gegen Oppositionelle zu. Tansparency International setzt Russland am 28.1.2021 zusammen mit Mali auf Platz 129 in der Korruptionsskala (die EU-Sorgenkinder Ungarn und Rumänien haben den viel besseren Platz 69!). Hochentwickelte C-Waffen (Nowitschok) , eigentlich durch internationale Abkommen gebannt, existieren offenbar und werden zur Vergiftung von Oppositionellen genutzt, in England wie in Russland selbst (Nawalny). Ist das heutige Russland ein verlässlicher Partner?

In diesem Sinne stellt der Verzicht auf North Stream 2 (der wirtschaftlich, s.o., schon weniger schwer wiegt, auch bei anfallenden Konventionlastrafen) den Verzicht auf einen Hebel dar, um Russland zu kooperativem Verhalten mit den Transitländern zubewegen, auch bei deren Versorgung mit Erdgas. Die westeuropäischen Länder brauchen Gas und wollen keine destabilisierten östlichen Nachbarn, Russland braucht dringlich die Einnahmen, ist deshalb verlässlich. Dies dynamische Gleichgewicht zwingt Russland zur Kooperation – North Stream 2 destabilisiert es.

Gerade Polen und Litauen haben deshalb allen Grund, North Stream 2 zu fürchten, da diese zusätzlichen Röhren geringere Lieferungen und damit auch weniger Transitgebühren über die Landverbindungen ermöglichen. North Stream 2 als poltische Geste muss Polen an schlimme deutsch-russische Verständigungen zu Lasten Polens erinnern, zuletzt den Hitler-Stalin-Pakt 1939, früher die drei polnischen Teilungen bis zum vollständigen Verschwinden des Landes im Jahre 1793. Und man sollte sich nicht täuschen, denn auch wenn Deutschland vielleicht das Gas etwas billiger bekommen sollte, so können Polen und die Ukraine als destabilisierte Staaten für Europa sehr viel teurer werden. Die negativen Stellungnahmen des EU-Parlaments und anderer europäischer Partner sind bekannt.

Aktuell hören wir, dass der Mordversuch an Navalny und North Stream 2 nichts miteinander zu tun haben – formal aus enger ökonomischer oder Interessenvertreter-Sicht eine Banalität. Aber im Kopf des Präsidenten Putin verstärkt das den Lernprozess, dass die schwachen (degenerierten?) westlichen Demokratien Gewalttaten matt mit gesichtswahrendem Knurren und dem Sperren einiger Privatkonten (in Zeiten der Steuerparadise und Briefkastenfirmen!) hinnehmen. Grenzpfosten hat er bisher nicht erlebt. Sein revisionistisches weltmachtmäßiges Auftreten befriedigt auch den nostalgischen Teil seiner Bevölkerung – und tröstet diese hinweg über materiellen Mangel, seit Jahren abnehmende Kaufkraft und Fehlallokationen bei Investitionen. Schnell angefachte außenpolitische Konflikte einigen die eigene Bevölkerung.

Darf man – oder sollte man? – aus der Geschichte lernen? In den 1930er Jahren hatten wir in Deutschland einen ungleich schlimmeren Diktator, der freundliche Gesten (Nichtangriffspakt mit Polen, Konkordat, freundliche Olympische Spiele) mit Verfolgung Oppositioneller und von Minderheiten, mit Aufrüstung, Vertragsbrüchen und Besetzungen mischte, der Zerstückelung der Tschechoslowakei stimmten die friedlich gestimmten Westmächte 1938 in München sogar zu – eine schäbige Veranstaltung. Das war für den damaligen Diktator ein Lernprogramm – und auch viele Deutsche fanden ihn damals gut. Plötzlich, bei Angriff auf Polen, wehrten sich die Westmächte – da war es für alle zu spät.

Nur als Nachbemerkung: Wenn die USA auch gegen North Stream 2 sind, so bisher aus ganz eigenen ökonomischen und unökologischen Gründen. Mit der neuen Administration ist neu zu verhandeln. Nach meiner Güterabwägung ist North Stream 2 ein un-europäisches, deutsch-egoistisches Projekt ohne belegte energiepolitische Notwendigkeit, ökologisch überholt und politisch gefährlich. Wir brauchen gegenüber Russland eine Doppelstrategie: Drängende Gesprächsbereitschaft – und ökonomischen Druck. Da kann North Stream auch leer bleiben – das Investment ist ja bereits weitgehend entwertet. – Dr. Reinhard Behrens

 

Da sind schon lange bereits aus dem bösen Putinland zu uns Gasleitungen in Betrieb, die durch lupenreine Demokratien wie Ukraine, Türkei oder Slowakei führen. Was aber, wenn z.B. die Asow-Bewegung (die auf dem Maidan mit den SS-Ruhnen am Helm) die Macht übernimmt oder den Anschlusshahn schließt? Dann sind wir doch froh, North Stream 2 benutzen zu können. Das Gas ist das gleiche, egal aus welchem Rohr: jedenfalls böses Gas, weil aus Russland. Ach, man will kein Gas oder sonst was aus Ländern, in denen Menschenrechte verletzt werden? Keine Importe mehr aus China, Türkei oder Saudi-Arbien, kein Gas mer aus Russland?

Dann wird es hier in kommenden Wintern aber wahrscheinlich saukalt, in jedem Fall sauteuer…. was Herrn Biden ud den Grünen gefallenwird. Was stört es unsere Grünen, dass wir dann umweltschädigendes, teures Frackinggas beziehen müssen, bis wir in Jahrzehnten nur noch Ökostrom nehmen, wenn alle Deutschen neue Heizungen gekauf haben. Ach ja, Polen! Das lupenreine demokratische Land, in dem gerade verzweifelte junge Frauen für das Recht kämpfen, über den eigenen Körper zu bestimmen. Wenn die Piss-Regierung die Leitung mit Anschluss durch ihr Land gelegt bekommen hätte, wären die doch klar dafür. Und das ganze Theater für den eitlen Nawalny? Glaube ich nicht! – Wolfgang Frings

 

Ihr Artikel beschreibt trefflich die gedanklichen Winkelzüge unserer Regierung zu Nord Stream 2. Er verschweigt aber die Quelle allen Übels: die Idee der “ wirtschaftskonformen Demokratie“unserer Kanzlerin, die Freiheit und Gerechtigkeit den Bedürfnissen der Wirtschaft unterordnet. Und da wird dann etwas protestiert und ein wenig sanktioniert; aber die Wirtschaft darf keinen Schaden nehmen. Und die SPD ist mit dabei, wenn sie den Putin-Söldling nicht aus der SPD ausschließt. – Lutz Landorff

 

Wir, ich spreche jetzt einfach mal im Namen des deutschen Volkes, haben uns doch schon an milliardenschwere Projekte unserer Politiker gewöhnt. Um nur einige Stichworte zu nennen: BER, S21, Pkw Maut. Die Liste wäre wahrscheinlich um ein Vielfaches fortführbar. (Okay, ich habe keine Zahlen genannt, daher ist Vielfaches sicherlich nicht korrekt.) Ich plädiere gerade bei Vorhaben ähnlichen Ausmaßes wie Nord Stream 2 und der oben erwähnten für Volksentscheide. Unsere Politiker sind scheinbar nicht imstande verantwortungsvolle Ausgaben zu planen und deren zukünftige Folgen zu berücksichtigen sowie transparente Entscheidungen zu treffen. Ich behaupte, dass die Entscheidungen der vielen unwissenden deutschen Bürger nicht schlechter wären als die unserer gewählten oft akademischen Volksvertreter. – Yves Pulst

 

„Wir werden nach dem Ausstieg aus Kohle- und Atomstrom für einen Übergangszeitraum Erdgas brauchen, ehe unsere Energieversorgung mit erneuerbaren Energien komplett klimaneutral werden muss.“ – Umweltministerin Schulz. https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klima-energie-und-umwelt/bundesumweltministerin-fuer-weiterbau-von-nord-stream-2-17161295.htmlhttps://de.wikipedia.org/wiki/Baltic_Pipe

Da ist es gut, wenn es verschiedene Wege für den Gastransport nach Deutschland gibt und die Ukraine nicht wieder die Leitungen schließen kann. Ich hoffe, dass die wenigen fehlenden Kilometer zügig gebaut werden und die Leitung in Betrieb genommen werden kann. Dies würde sicherlich auch helfen, mit Russland wieder besser zusammen zu arbeiten und zu entscheiden, ob das Gas durch die Ostsee oder durch verschiedene Transitländer transportiert wird. Über dreckiges, teures Fracking-Erdgas sollte man gar nicht nachdenken oder dafür noch Geld ausgeben. Ihr Kompromissvorschlag für eine fertige, ungenutzte Leitung ist ziemlich bescheuert. – Klaus Rozinat

 


 

 

Leserbriefe zu „Woher nehmen wir die Zuversicht?“ von Alard von Kittlitz

 

Vielen Dank für diesen nachdenklich machenden Artikel. Es ist nötig, in dieser Zeit nicht zu sehr im Selbstmitleid zu ertrinken, wenn doch die meisten von uns gar nichts zu bemitleiden haben. Außer nicht verreisen zu können vielleicht. Und da zeige ich gerade mit dem Finger auf mich. Der von Schwester Ursula geübte Wirklichkeitsgehorsam beeindruckt mich. Sie hat ja vollkommen recht. Ich wünsche mir, dass sich auch unsere Politiker darin üben und nicht mehr die Augen vor dringend zu ändernden Sachverhalten schließen. – Annette Haagen

 

Ein atemberaubend schöner Artikel! Danke dafür. Ganz anders als die sonstigen sorgenvollen sensationslüsternen Coronareflexionen. Dieser Artikel tröstet, lässt mich aufatmen, ich fühl mich verstanden und ermutigt, denn er hinterlässt in mir das Gefühl: ok; das kann ich. Das kann ich machen. Im Hier und Jetzt bleiben. Und den nächsten Schritt tun. Voller Neugier auf das was mir möglich ist. – Astrid Ewald

 

Etwas Zuversicht zu vermitteln und dabei Plattitueden zu vermeiden. Die Realitaet zu erkennen und zu akzeptieren kann manchmal erstaunlich schwierig sein, aber ohne diesen Schritt fuehren die naechsten in die Irre. Das hat Ihr Artikel in grosser Deutlichkeit gezeigt und ich wuerde mir mehr solcher Beitraeg wuenschen. – Sabine Moehler

 

DIE ZEIT verdient Lob und Anerkennung: in zunehmendem Maße werden im Dossier und Rubriken wie „Entdecken“ Fragen thematisiert, die sonst eher in Fachzeitschriften behandelt werden. Hervorheben will ich dabei den Beitrag von Alard von Kittlitz „Woher nehmen wir die Zuversicht? in 7/11.2.21, S. 55ff. Angesichts der Kakophonien und Wirklichkeitsleugnungen kommt es meines Erachtens darauf an, auch in den Tages- und Wochenzeitungen solchen Non-Tendenzen mit Argumenten und Fakten entgegen zu treten. Der Autor gibt mit der Empfehlung – „Ohne ein realistisches Bild von uns selbst und von der Wirklichkeit, in der wir uns befinden, sind wir verloren“ – die richtige Antwort auf die wirklichkeitsverdrehenden Fake News. – Dr. Jos Schnurer

 

Waren diese vier Punkte „Jedes Leben kann schön sein – Schritt für Schritt denken – Nicht eingebildet, sondern fleißig sein – Neugierig und wach bleiben“ nicht einmal ganz alte Tugenden? Der „Wirklichkeitsgehorsam“ setzt voraus, dass man die Komplexität einer realen Herausforderung in der Sache überhaupt verstehen kann und auch will. Was geschieht, wenn bspw. in der Politik „Führungskräfte“ aus einer Mischung von psychisch deformierter Persönlichkeit (Mir ist die Präsidentenwahl gestohlen worden), Dummheit (Strom im Netz speichern) oder politischem Opportunismus (Diese Nachricht könnte die Bürger verunsichern) kritische oder komplexe Punkte schlicht verdrängen, bis ihnen die Sachprobleme böse auf die Füße fallen. Die Probleme des BER erscheinen dann noch als „klein“. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Was mein Leben reicher macht? Der Artikel „ Woher nehmen wir die Zuversicht?“, der mir wenige Wochen nach dem Tod meiner Frau, mit der ich seit unserem 18. Lebensjahr 59 Jahre sehr einvernehmlich und innig zusammenlebte, sehr gute Ansätze lieferte. In dieser meiner jetzigen Situation schwanke ich zwischen überfrachteten Todo Listen und depressiver Inaktivität. Vielen Dank für diesen recht hilfreichen Artikel ! – Dr. Matthias Bantz

 


 

 

Leserbriefe zu „Sind uns die Alten egal?“ Streit von Lisa Federle und Petra Grimm-Benne

 

Ja, Deutschland ist Spitzenreiter – bei der Anzahl der an Corona gestorbenen Alten! Die Letalitätsrate, d. h. die Anzahl der Toten bezogen auf die Anzahl der registrierten Infizierten ist in Deutschland mittlerweile höher als in den meisten anderen Ländern, weltweit! Das Streitgespräch zwischen der Gesundheitsministerin Sachsen-Anhalts und Frau Federle aus Tübingen offenbart die ganze Ignoranz unserer Politik. Während unsere Regierung immer nur auf die Inzidenzgeschaut hat (und weiter schaut), haben andere Länder frühzeitig mehr unternommen, die Alten und Vulnerablen besser vor dem Virus zu schützen, z. B. durch verordnete (!) Schnelltests als Zugangsbeschränkung für Pflege- und Altersheime, sowie geschützte Einkaufs-/ und Bewegungsbereiche für die vielen zuhause lebenden alten Menschen. So hätte man Tausende von Toten verhindern können. Das ist ein Skandal!

Übrigens: hatte man nicht mal den monatelangen Lockdown Wahnsinn damit begründet, man wolle die Überlastung des Gesundheitswesen mit Todesfolge für viele verhindern? Was hat man stattdessen gemacht? Man hat zwar die Inzidenzen in den Griff bekommen, aber gleichzeitig die höchsten Todesraten europaweit in Kauf genommen. Das noch Anfang letzten Jahres so gescholtene Schweden hat seit Wochen bei fast vierfach höheren Inzidenzen nur noch ganz wenige Tote zu beklagen. Die haben dazu gelernt. – Peter Breuninger

 

Die Politik kann nicht alles leisten – Die Verantwortung von Kommunen und Betreiber der Alten- und Pflegeeinrichtungen Wenn man sich man intensiver und detaillierter mit dem Thema “Testen in Alten- und Pflegeeinrichtungen” befasst, erhält man ein differenzierteres Bild als uns die Medien, einige Politiker, … vermitteln. Drei Beispiele hierzu: Im April 2020 hat schon das Bundesgesundheitsministerium Schutzkleidungen an die Einrichtungen geliefert und Kostenzusagen gegeben. Im September / Oktober 2020 als die Schnelltests zugelassen worden sind, hat z.B. der NRW-Gesundheitsminister Laumann entschieden, dass (a) Schnelltests in ausreichender Menge den Einrichtungen zur Verfügung gestellt wurden, (b) pro 100 Bewohner ein Personalkostenzuschuss gewährt wurde und (c) Verträge mit DRK, Johanniter, Malteser … abgeschlossen wurden, die den Einrichtungen ermöglichten, kostenfrei Personal zum Testen anzufordern.

Im Artikel ist zu lesen, dass Sachsen-Anhalt ein vergleichbares Angebot gemacht hat. Auch andere Bundesländer sind ähnlich verfahren. Zusätzlich steht die Bundeswehr seit April 2020 kostenfrei zur Unterstützung zur Verfügung. Anträge wurden bisher binnen 24 Stunden genehmigt. Natürlich muss da die Kommune -sprich Landkreis- dies unterstützen. Ich kann daher die Meldungen über den Schutz von Alten- und Pflegeeinrichtungen mit dem Hinweis auf Versäumnisse der Bundes- und Landespolitik nicht verstehen. Hier hat nicht die Politik, sondern die Betreiber der Einrichtungen versagt. Darüber hinaus ist die Rolle und Verantwortung der zuständigen Gesundheitsämter zu hinterfragen. Es ist zu einfach, alles der Politik in die Schuhe zu schieben. Zu dem sogenannten “Tübinger Modell” möchte ich folgendes zu Denken geben:

Auch wenn sich der Tübinger OB Palmer mit diesem Modell “feiern” lässt und sehr lange der Eindruck entstand, dass er diese Modell erfunden hat, sollte man sich freuen, dass Dr. Federle mit ehrenamtlichen Unterstützer diese Arbeit kostenlos durchführt. So wie sie das auch in der Flüchtlingskrise 2015 durchgeführt hat. Das ist gut so und sollte für andere Ansporn geben. Der Staat kann nicht alles leisten, aber er sollte die Voraussetzungen schaffen. Umso bedauerlich ist es, dass baden-württembergische Landesdienststellen dieses Engagement nicht unterstützt haben. Da sieht man die Schwerfälligkeit und Ideenlosigkeit von Teilen unserer Verwaltung in Bund und den Ländern. Hier muss was geändert werden.

Zum großen Teil liegt es auch an den Dienststellenleiter selbst, die ihren Entscheidungsspielraum nach dem Motto “Nur keinen Fehler machen”, nicht ausnutzen. Zusammenfassend waren für mich die Maßnahmen der Bundes- und Landespolitik zu dieser Thematik ausreichend und angemessen geregelt. Zu hinterfragen sind die Umsetzung in den Kommunen und die Verantwortung der Alten- und Pflegeeinrichtungen. Diese Aussage schmälert nicht die großartige Leistung der MitarbeiterInnen und Pflegekräfte dieser Einrichtungen. – Robert Oster

 

Ich vermisse bei der Diskussion, dass man mal grundsätzlich darüber nachdenkt, was wir unseren Alten eigentlich antun mit dem Leben im Heim. Meistens ist es doch so, dass unsere alten Heimbewohner nicht in bester Verfassung sind. Erstens durch die Kasernierung, zweitens durch die unzureichende Pflege ob des notorischen Personalmangels. Müssten wir nicht längst bessere Bedingungen schaffen für unsere alten Menschen, damit sie vor solchen Infektionen besser geschützt sind? Kleinere Wohneinheiten, viel mehr qualifiziertes Personal? Ich könnte mir vorstellen, dann wären die Corona-Infektionen nicht so drastisch ausgefallen unter diesem Personenkreis. – Anne Gäb

 

Hochachtung für Frau Federle in Tübingen,frühzeitig haben Sie Vorsorge für die ältere Gruppe der über 80 Jährigen die in Altenheime wohnen Schnelltest gemacht und schon im Oktober so eine Epidemie wie in den östlichen Bundesländern verhindert. Leider mußte ich im Gespräch lesen daß durch falschem Stolz und Inkonsequenz der Behörden keine bundeswehr und keine Freiwilligen in Altersheime eingelassen worden sind,somit wurde durch Behördenwillkür und nicht Einsetzen von Freiwilligen viele chancen vertan und andererseits der Mut der Freiwilligen auch noch bestraft.

Wie kann es sein daß Wohlfahrtsverbände und andere Heimanbieter Freiwillige und Soldaten abgewiesen hatten wegen Kosten und für kost und Logis,was hätten unsere Väter und Mütter nur gedacht bei So einem Egoismus,früher war der Gemeinsinn bei der Flut 1962 in Hamburg oder bei der Überschwemmung der Elbe größer.Möchte nicht an den Nachkriegsjahren denken wo die Menschen mehr Gemeinsinn hatten als unsere satte Gesellschaft unter Merkel,die 2015 mit Ihrer Flüchtlingswelle anscheinend die letzten Freiwilligen verbraucht hat und jetzt keine Hilfe leistet und nur durch Unterlassung statt durch Empathie und Mut Freiwillige eine Herausforderung gewährt,das heutige Motto heißt nur keine Kosten,das Menschenleben unterliegt dem Mammon. Wo ist der Enthusiasmus geblieben in dieser verbrauchten Regierung??? – M. Rakers

 

Die Aussagen von Frau Grimm-Benne zeigen deutlich, warum Deutschland bei der Bewältigung der Pandemie, und vor allem bei dem Schutz der Pflegebedürftigen, so schlecht agiert. Jeder Einrichtung wurde überlassen, wie es mit der Situation umgeht. In Baden Württemberg werden erst jetzt die Heime mit Tests ausgestattet. Von einer verantwortungsvollen Staatsregierung hätte in dieser Extremsituation schon im letzten Sommer eine Strategie für die Heime einschließlich der nötigen Ressourcen verordnet werden müssen um die Schutzbedürftigsten nicht den ideologischen (keine Bundeswehr) oder finanziellen Interessen mancher Träger zu überlassen.

Wenn die Grundrechte der Bürger ausgesetzt werden können, dann ist es völlig unverständlich, dass die Staatsführung in Berlin in dieser Ausnahmesituation nicht anordnet, sondern nur wünscht. Hier fehlt es an Führungswille und Fähigkeit. Wenn das Haus brennt ist jeder froh, wenn der Kommandant klare Anweisungen gibt. – Reiner Doderer

 

Vielen Dank für Ihren aufschlussreichen Bericht über die Philosophie John Rawls. Eine normative und empirisch-analytische Elemente verbindende Theorie, die Strukturen erklärt und Ansätze für Veränderungen liefert finden Sie im Schrifttum Baha’u’llahs, insbesondere im Kitab-i-Aqdas u.v.m. unter www.bahai-verlag.de. Zum tieferen Verständnis gibt es absatzweise Erläuterungen bei www.empowering-mankind.orgMarion Claus

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Hauch von Planwirtschaft“ von Marcus Rohwetter

 

Ich habe mich sehr gefreut, in Ihrem Artikel einen Hauch „Quengelzone“ wiederzufinden. Sie schreiben: „Bauern droht der Ruin“, wohl eine Feststellung mit Ironie. Er droht ihnen noch nicht genug. Viel zu wenige sind bereit, auf ökologische Landwirtschaft und Tierhaltung umzustellen (u. a. auch das Gülle-Problem nicht vergessen!), was auch an der abartigen EU-Subventionspolitik liegt. Änderungen lassen sich nicht über Werbeverbote erreichen (siehe Rauchen), aber über den Preis (siehe Rauchen!).

Lebensmittel werden mit geringerer Mehrwertsteuer belegt als andere Produkte. Das ist natürlich prinzipiell richtig, sie müssen auch für Geringverdiener etc. noch erschwinglich sein. Aber warum alle? Warum nicht Billigfleisch besteuern wie Zigaretten und Alkohol, dass es eben nicht mehr billig ist? Ich bin Vegetarierin ohne missionarischen Eifer. Wenn mein (wenig) fleischessender Sohn mich besucht, würde ich ihm gern Bio-Fleisch vorsetzen, in meinem kleinen Stamm-Supermarkt gibt es das aber leider nicht.

Ja, alte Geschichte: Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Dann muss man ihn eben so gestalten, dass dadurch das Produkt unattraktiv wird und die Produzenten von der Preisanhebung nichts haben. Zum Ausgleich für die Verluste der von Pleite bedrohten Massentierwirtschaft könnte der Staat mit der Fleischsteuer den Landwirten den Umstieg auf Bio-Fleisch und ökologische Landwirtschaft finanzieren. Ich glaube leider nicht, dass sich das mit Frau Klöckner realisieren lassen wird – grundsätzlich möglich wäre es aber schon. – Dr. Sabrina Hausdörfer

 

Ganz unabhängig davon, dass ich Ihre Formulierung mit dem schweinischen Nanga Parbat in der Abendsonne einfach nur GENIAL finde, bin auch ich der Meinung, dass ein Werbeverbot nichts bringt. Das Problem ist nicht nur der Staat, der mit Blick auf den Tierschutz so gar nichts auf die Reihe bringt, sondern auch der Verbraucher, der Billigfleisch fressen will. Diese Damen und Herren sollten sich einmal den Artikel über die Kuh Erika in derselben ZEIT – Ausgabe genüsslich zu Gemüte führen. Der hat inhaltlich zwar nichts mit Ihrem Kommentar zu tun, zeigt aber die ganze Barbarei, vor denen der Staat ebenfalls mit großer Kondition die Augen verschließt. – Annette Haagen

 

Eine der klimaschädlichsten und umweltzerstörerischsten Industrien ist die Fleischindustrie. Störungen, wie Corona oder die afrikanische Schweinepest, bringen grundsätzliche Themen der Massentierhaltung und den damit verbundenen Warenströmen ans Licht. Beim kurzen Blick auf den Globus könnte man sich schon mal fragen, ob so ein Miniland wie Deutschland, Schweinefleisch für die Welt produzieren muss und zum drittgrössten Erzeuger aufsteigen konnte. Wie war das möglich?

Deutschland definiert sich als landwirtschaftlicher Veredelungsstandort und wurde somit im Laufe der Jahrzehnte, politisch gewollt und finanziell unterstützt, zu einem landwirtschftlichen Industriestandort. Die Gießkannen Subventionspolitik, die ohne ökologische Auflagen verteilt wurde, hat kleine bäuerliche Familienbetriebe systhematisch ausgemerzt. Fruchtbares Land wurde zum Objekt der Begierde. Fruchbares Land wurde Betriebskapital, das sich, ohne Rücksicht auf Verluste, verzinsen muss. Ökologische Naturgesetze werden ausgehebelt, Kreislaufwirtschaft belächelt.

Am Beispiel des Schweinedilemmas wird klar, wie die Abhängigkeitsstrukturen funktionieren. Der landwirtschaftliche Unternehmer wird die Ware Schwein nicht mehr los, sein Produktionsbetreib verzinst sich nicht mehr ausreichend. Das Ende ist nah. Die Geier beginnen zu kreisen. Es könnte anders laufen. Hätten wir in Deutschland und Europa eine flächengebundene Tierhaltung, wären wir mindestens Selbstversorger. Die Haustiere wären nicht nur regional geboren, aufgezogen, geschlachtet und verarbeitet, sondern, man höre und staune, sie hätten auch noch ausschliesslich regionales Futter gefressen. Und ihre Hinterlassenschaften wären wertvolle Dünger für die Felder und kein Abfall, den man grundwasserverträglich unterbringen muss.

Die Urwälder der Erde müssten nicht abgefackelt werden, um Futter zu erzeugen und nach Europa zu transportieren. Das Grundwasser müsste nicht mehr so heftig geschützt werden. Gülle Transporte innerhalb Europas wären überflüssig. Unser Essen würde teuer, indem der echte Preis an die Öko-Bauern zu zahlen wäre. Die Agrarsubventionen würden anderweitig eingesetzt. Rentenerhöhungen, Sozialleistungen, vielleicht sogar bedingungsloses Grundeinkommen wären jetzt dran. Man müsste, im Überfluss schwelgend, nicht mehr fast vierzig Prozent Nahrungsmittel vernichten. Und vielleicht würden dann auch wieder mehr Vögelein singen, wiel sie auch mehr Insekten fänden. Ich träum mal weiter….. – Erhard Pfluger

 

Ich kann die seichten Diskussionen um das Thema Agrarwirtschaft, Landwirtschaft, Bauern, Massentierhaltung, ect. nicht mehr hören, ohne Brechreiz zu verspüren. Es gibt also tatsächlich einen Agrarausschuss im Bundesrat der ein Werbeverbot für Billigfleisch für eine angemessene Maßnahme des Tierwohls hält. Eine angemessene Maßnahme des Menschenwohls des wäre dann wohl diesen „Ausschuss“ unserer Volksvertreter in die Tonne zu treten. – H. Giller

 

Bei aller grundsätzlichen Begeisterung für die ZEIT, fühle ich mich von zwei aktuellen Artikeln im Wirtschaftsteil (ZEIT #7/21) nachgerade „intellektuell beleidigt“ und frage mich, wie es beide Artikel in dieser Form ins Heft geschafft haben. Zunächst versteigt sich Marcus Rohwetter dazu ein „Made in Germany“ für die deutsche Schweinefleisch-Industrie zu fordern (… geboren, gemästet, geschlachtet, verarbeitet in Deutschland…“). Man möchte ihm entgegen rufen: Aber genau das ist ja das Problem! Deutschland ist der (Schweine-)Schlachthof der Welt mit einer Exportquote von 60%. Unsere Produktionsmethoden mit den Kollateralschäden Gülle, Tierquälerei, Antibiotika, Leiharbeit, … gehören zu den übelsten weltweit. Es ist erstaunlich, dass dem Autor diese Erkenntnis verborgen blieb …

Dann, wenige Seiten weiter, darf sich Armin Falk, vorgestellt als Professor der Volkswirtschaftslehre – also ein Wissenschaftler! – darüber auslassen, wie man mit Marketing & PR, Ausschluss und gesellschaftlichem Nachdruck die Impfgegner „als Trittbrettfahrer der übelsten Sorte“ dazu motiviert sich der Entscheidung einer Mehrheit zu ergeben. Dieser Artikel lässt ALLES vermissen, was einen ZEIT-Artikel ausmacht: Sachlichkeit, Tiefe der Analyse, Mindestmaß an Ausgewogenheit und Berücksichtigung real existierender Komplexität. Dieser Artikel ist im schlimmsten Sinne unsachlich, demagogisch, populär, propagandistisch.

Und abschließend: Vielleicht sollten Marcus Rohwetter und Armin Falk mal bei Bratwurst und Bier darüber sprechen, wie man die Erkenntnisse von Herrn Falk zur Ausgrenzung von eigennützigem Verhalten z.B. zur Verbesserung der himmelschreienden Zustände in der deutschen Fleischindustrie nutzen könnte – oder aus welchen, wichtigen Gründen das eben gerade kein sinnvoller Weg zur Lösung komplexer Probleme in einer freiheitlichen Gesellschaft ist! Um dann gerne auch darüber zu sprechen, wieso wir uns neben dem Impfen auch damit beschäftigen sollten, wieso 40% (!!!) unserer Bevölkerung als Risikogruppe gelten und was das ggf. mit unserer Ernährung zu tun hat. – Roger Michel

 

Als Autor des Rechtsgutachtens, welches den Bundesrat zur Forderung eines Preiswerbeverbots für Fleisch erwogen hat, möchte ich gerne einige meiner Gedanken teilen, die mich dazu brachten, ein solches Verbot nicht nur für rechtlich umsetzbar, sondern auch für sinnvoll zu erachten (zu den Hintergründen des Gutachtens und der Bundesrats-Plenarsitzung siehe Pressemitteilung anbei). Zu Beginn der Prüfung hatte ich durchaus Vorbehalte gegen ein Preiswerbeverbote, da solche Eingriffe rechtlich, aber auch politisch einer hinreichenden Rechtfertigung bedürfen. Diese Rechtfertigung drängt sich aber nahezu auf, wenn man sich im Detail anschaut wie der Lebensmitteleinzelhandel Fleisch bewirbt, nämlich als Lockvogelangebot, um die Verbraucher in die eigenen Märkte zu holen und dann über den Gesamtwarenkorb Marge zu erzielen.

Der Handel hat daher kein Interesse mit Billigfleisch selbst Geld zu verdienen, so dass die „Wertschöpfungskette Fleisch“ die Margen des Handels mit anderen Produkten quersubventionieren muss. Gut dargestellt wurde dieses Prinzip u.a. von Ulrich Enneking im Zeit-Magazin online: https://www.zeit.de/zeit-magazin/wochenmarkt/2021-02/fleischpreise-lidl-preiserhoehung-verbraucher-gewissen-landwirtschaft-tierwohl

Es ist zudem nicht ohne Ironie, wenn Herr Rohwetter als Alternative zu den vermeintlich planwirtschaftlichen Preiswerbeverboten Subventionen in den Vordergrund rückt. Ein „Weniger“ an Planwirtschaft durch behördliche kontrollierte Auszahlung staatlicher Gelder? Ähnlich widersprüchlich ist vor diesem Hintergrund der Hinweis darauf, dass ein Verbot der Werbung mit Billigpreisen, nicht aber der Billigpreise selber ein „halbherziger Versuch“ sei. Denn zweifelsohne wäre letzteres ein deutlich stärkere Eingriff in den freien Markt.

Soweit Herr Rohwetter dem Vorschlag etwas abgewinnen kann, Verbrauchern ein paar zusätzliche Informationen über Herkunft und Verarbeitung des Fleisches an die Hand zu geben, entgeht ihm der Zusammenhang zwischen Preiswerbeverbot und der fortbestehenden Möglichkeit der Werbung mit Qualitätskriterien. Der Autor erkennt insoweit einige Zeilen zuvor selbst, dass sogar höhere Preise kein geeigneter Indikator für Qualitätsmerkmale wie Tierwohl sind. Es bleibt unklar, warum Herr Rohwetter das Fehlen solcher Informationen für Verbraucher am Verkaufsort und die fehlende Eignung des Preises als geeignetes Vehikel dieser Informationen zutreffend erkennt, dann aber nicht den logisch nächsten gedanklichen Schritt vollzieht, dass durch ein Verbot der Preiswerbung Anreize geschaffen werden können, anhand von Qualitätswettbewerb um die Gunst der Verbraucher zu buhlen („beste Tierhaltung“, „Regional“, „höchste Umweltstandards“). Da der Autor zu Beginn seines Kommentars von Verschwinden der Prospekte spricht, besteht der Verdacht, dass ihm die Bewerbung von Produkten ohne Angabe eines Preises unmöglich erscheint. Ein Blick in einen durchschnittlichen Fernsehwerbeblock belegt jedoch das Gegenteil.

Das Preiswerbeverbot will Anreize zu Qualitätswettbewerb schaffen, der aus dem festgefahrenen Billigpreiswettbewerb hinausführen soll, der ja selbst nach Bekunden des Lebensmitteleinzelhandels keine Dynamik mehr zulässt. Somit findet dem Verbraucher heute beim LEH häufig zwischen hochpreisiger Bioware und Billigfleisch. Einen solchen Mangel an Auswahl differenzierter Produkte kennt für gewöhnlich nur aus der Planwirtschaft.

Auch wenn ein Kommentar wie der von Herrn Rohwetter von der Zuspitzung und Verkürzung lebt und an diesen nicht die gleichen Maßstäbe wie an eine differenzierte Expertenäußerung wie im Falle von Herrn Enneking im Zeit-Magazin online gelegt werden dürfen, überzeugt der Wirtschaftskommentar aus der Zeit Nr. 7, 2021 aufgrund seiner inneren Widersprüche leider nicht, versucht dies aber durch eine breitbeinige DDR-Referenz zu kompensieren. Den Mehrwert eines solchen Kommentars darf man in Zweifel ziehen. – Dr. Kim Manuel Künstner

 


 

 

Leserbriefe zu „Die braune Internationale“ von Kai Biermann et al.

 

Auch Rechtsextremisten gehen mit der Zeit. Auch für diese ist der Bezug auf das Nationale im Zuge der Europäisierung, der Globalisierung und der Digitalisierung zu eng geworden. Selbst wenn Nationalismus für Rechtsextremisten selbstverständlich weiterhin relevant ist, so bedarf es offenbar – wie das Dossier zeigt – heute wohl auch übernationaler Bezüge, um die rechtsextremistische Identität eines Kämpfers ausbilden zu können. „Weiße Rasse“: Ein Begriff, der sich für die Bildung einer eigenen Kämpferidentität und -motivation in Abgrenzung zu einem Feind mit fast beliebigen Inhalten füllen lässt.

Krieg (auch Bürgerkrieg) ist als Konfliktform in Europa Gott sei dank selten geworden (zuletzt die Jugoslawienkriege Ende des letzten Jahrhunderts, seit 2014 Krieg in der Ostukraine). Wo für Rechtsextremisten Kampf die erfüllende Daseinsform ist, kann die Erfüllung (und der Tod?) nur als Söldner im Dienst fremder Armeen oder assoziierter Kampfgruppen gefunden werden. Im Rahmen der internationalen Vernetzung des Rechtsextremismus ist hier besonders die russische Connection brisant. Wer sich in St. Petersburg zum Kämpfer ausbilden lässt, ist wohl bereit, sich in den russischen Dienst zu stellen? Für Destabilisierungsaktionen? Für hybriden Kriege? Für Anschläge, die sich der russischen Urheberschaft nicht direkt zuordnen lassen? Die Brisanz resultiert auch aus dem Umstand, dass die russische Führung angstgetrieben zu Demonstrationen von Stärke neigt. Die Angst nimmt an Kräften wieder einmal zu. –Reinhard Koine

 

Erst einmal möchte mich bei Ihnen bedanken, für die sehr hohe Qualität Ihrer Zeitung, die ich jede Woche sehr gerne lese, nicht zu letzt wegen die immer sehr gut recherchierten und umfangreichen Dossiers. Das Dossier in Ihrer letzten Ausgabe „Die braune Internationale“ fand ich äußerst interessant, aufschlussreich und alarmierend zugleich und ich finde die Bedrohung durch Rechte Gewalt sollte noch stärker in das Bewusstsein der Allgemeinheit rücken.

Nichtsdestotrotz würde ich Sie gerne auf eine sehr kleine, aber für mich als linksorientierten Metal Fan persönlich sehr wichtige Ungenauigkeit aufmerksam machen. Sie erwähnen das Festival „Asgardsrei“ in Kiew und beschreiben dies als Black Metal Festival. Dies ist nicht ganz richtig. Bei dem Festival Asgardsrei handelt es sich um ein „NSBM“ (National Sozialistischer Black Metal) und „white power music“ Festival. Der Name des Festivals beruht auf dem Album Namen der deutschen NSBM Band Absurd, dessen Sänger (und verurteilter Mörder) Hendrik Möbus ein international bekannter Neonazi ist.

NSBM und „white power music“ mögen zwar mit Metal und auch Rock Musik stilistische Gemeinsamkeiten haben, sind aber explizit nationalsozialistisch und/oder rassistisch. Dies ist nicht der Fall für Black Metal im Allgemeinen. Man könnte dies nun etwas kleinlich finden, doch bin ich der Meinung, dass man (Black) Metal und Rock Musik, deren Interpreten und Hörer mit ihren differenzierten Weltanschauungen nicht verallgemeinern sollte. Daher fände ich es wichtig deutlich zwischen Neonazi Festivals, bei denen es nicht zuletzt um die Verbreitung von rechten Weltbildern geht, von Musik Festivals, bei denen um Musik geht, zu differenzieren. – Axel Körner

 

Ein sehr beeindruckender und beängstigender Artikel, der mich während der gesamten Lesezeit mit Lösungsansätzen beschäftigt hat. Ich finde es sehr traurig, dass junge Menschen sich offensichtlich relativ einfach radikalisieren lassen. Weil sie sich alleingelassen, sich nicht geschätzt fühlen? Das kann doch nicht der einzige Ausweg sein. Hat unsere Gesellschaft nicht mehr zu bieten? Eine Lösung könnte m.E. nach ein verpflichtendes Jahr sein, das wahlweise in der Bundeswehr oder im sozialen Bereich stattfinden darf. So würde man sicherlich viele aus ihren Kellern heben und ihnen Zugehörigkeit und Anerkennung von anderer Seite vermitteln. – Carmen Beyer

 

Diese Entwicklung ist gefährlich. Sie ist kein Zufall sondern das Ergebnis unserer gesellschaftlichen Situation. Wo Politiker ihre Betrachtungsweise von Problemen als „alternativlos“ bezeichnen, wo Irregeleitete als Pack bezeichnet werden, ihnen die Auswanderung empfohlen wird, dort wird der Boden für Extremismus bereitet. Es genügt nicht, diese Entwicklung zu „bekämpfen“. Die Verantwortlichen müssen sich fragen, unter welchen Bedingungen sich diese Entwicklung vollzog. Sie ist weder „gottgegeben“, noch ein Zufall.

Weiter so wie bisher, ist kein Rezept, um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten. Hier ist eine gründliche, unvoreingenommene interdisziplinäre Analyse und eine ebensolche Debatte mit sachlichen Argumenten erforderlich. Aus meiner Sicht gibt es nur zwei grundsätzliche Perspektiven: Entweder wird dem Nachwuchs der braunen Bewegung der Boden entzogen oder früher oder später landen wir in einer Autokratie, die zeitweise mit Gewalt gegen diese Extremisten vorgeht. Die verbreitete Bequemlichkeit im Denken, die Unfähigkeit, gesellschaftliche Zusammenhänge zu erkennen, bereitet mir große Sorgen für die Zukunft. – R. Renaux

 

Wirklichkeit ist nun mal vielfältiger, bewegter und facettenreicher als wir trotz intensiver Forschung und Beobachtungen erfassen können. Wer das nicht akzeptiert, muss sich die Frage nach seinen Motiven gefallen lassen. Die Antwort darauf kann nur sein, dass diejenigen sich gesellschaftliche Wirklichkeit als etwas Kontrollierbares und total Verfügbares vorstellen. Das trifft auf alle Arten von Extremisten zu. Sie reduzieren sich selbst auf abgreifbare Standards und meinen, durch solch punktuelle Fokussierungen ihre Kräfte zu kompakten Paketen bündeln zu können. Aber diese Art von Kraftansprüchen ist nur die Kompensation ihrer Verweigerung gesamtgesellschaftlicher Verantwortung.

Man stelle sich nur einmal vor, eine dieser extremistischen Gruppierungen würde ihr Ziel, die Einheitlichkeit der Weltgesellschaft, wirklich erreichen – was würde dann passieren? Sie würden sich wiederum in unterschiedliche Interessengruppen aufspalten und sich gegenseitig bekämpfen, um Machtansprüche und ihre Sucht nach Abgrenzungen durchzusetzen. – Christoph Müller-Luckwald

 


 

 

Leserbriefe zu „In der Krise hilft immer …“ von Jan Roß

 

In der Krise hilft immer…nicht hysterisch und Panikmachen werden! – Tomek Walter

 

Es gibt das Sprichwort «Viele Köche verderben den Brei.» Für die aktuelle Krise ist das jedoch eher nicht zutreffende, denn da sind tatsächlich viele Köche nötig. Jan Ross zählt sie auf Ökologie, Kapitalismus, mehr Europa, mehr Digitalisierung,« soziale Geschwisterlichkeit zu einem weitreichenden Mentalitätswandel». All das und mehr kann und muss in der richtigen Dosierung zu einer Lösung beitragen. Dabei kommt es auf die Abstimmung der Massnahmen an, bei Corona ebenso wie beim Klimawandel (wie ja auch beim Kochen). Es ist ähnlich wie bei einer etwas altmodischen Schublade, die klemmt, wenn man nicht vorsichtig und gleichmässig an beiden Seiten zieht. Die aktuellen Krisen haben allerdings mehr als 2 Seiten und das macht es unübersichtlich.

Die nötige Vorgangsweise kann man abschauen bei erfolgreichen Vorhaben. Da könnte folgende Feststellung hilfreich sein: «Für einfache Probleme genügt normaler Verstand. Für Schwierigeres braucht man „Werkzeug“. Schliesslich, für besonders komplexe Aufgaben, braucht man eine „Technologie“» Bei einer solchen gibt es ein klares Ziel und eine klare Aufgabenverteilung. Gewiss auch dort gibt es Spezialisten, doch hat jeder das Grosse Ganze im Hinterkopf.

Es gibt die Vorstellung, dass das Lösen der Corona-Krise ein Vorbild sein könnte fürs Lösen der Klima-Krise. Vielleicht sollte man es auch umgekehrt sehen: Wäre eine umfassende Lösung für die Klima-Krise vorhanden, dann wäre das Lösen der Corona-Krise kein grösseres Problem. Bei der Klima-Krise geht’s eben nicht nur um Co2. Es geht darum Lösungen zu finden für die Problemkreise Demographie, Ökonomie und Ökologie. Es geht darum Perspektiven zu definieren, die mit Lösungen für die Krisen vereinbar sind. Es geht um Perspektiven die kein Wirtschaftswachstum brauchen, die mit einer den langfristig verfügbaren Ressourcen angepassten Geburtenrate (weltweit) vereinbar sind. Es geht um Perspektiven, die einerseits Lebenssinn (und Lebensunterhalt) ermöglichen auch wenn nicht für alle jederzeit genug passende Arbeit da ist und die andererseits motivieren, die nötige Arbeit zu verrichten. Wenn jeder der eine Lösung vorschlägt bemüht ist, seine Lösung einzuordnen in eine übergeordnete Zielsetzung (gute Zukunft für alle), in ein passendes Weltbild, dann wäre schon viel gewonnen. Einschränkungen sind nötig, aber wenn klar ist, dass diese fair verteilt sind und dass sie nötig sind, dann ist schon das Wichtigste erreicht. – Dr. tech. Gernot Gwehenberger

 

Ertappt! Auch ich habe natürlich gleich geprüft, wie mein Lieblingsprojekt „Bedingungsloses Grundeinkommen“ in der Corona-Pandemie helfen könnte. Würden viele Menschen in unserem Land dann vielleicht weniger Angst und Sorgen haben? Könnten wir viele Gesetze und Bürokratie einsparen, schneller und flexibler reagieren? Dann habe ich aber auch gedacht, dass es nicht gut ist, die Pandemie für die eigenen politischen Ziele zu instrumentalisieren. Das Schöne an dem Artikel ist, dass er leicht und locker geschrieben ist und mich zum Lächeln bringt. Genau das, was ich im Moment gut gebrauchen kann! – Karin Blasius

 

Was ist eigentlich eine Krise ? Ein unvorhersehbarer Ereignis das alles verändert und nichts mehr so ist, wie es einst war. Vielleicht doch eher ein Risiko, das unaufhaltsam alles zerstört, in wenigen Minuten und Stunden wie ein Tsunami oder ein Virus der den Tod bringt. Extreme Lebenssituation mit dem niemand im normalen Lebensalltag gerechnet hat, bevor die Angst überhaupt die letzte Rettung ist , um zu reagieren. Manchmal kommt jede Hilfe zu spät oder gar nicht, wenn 800 Millionen Menschen, Kinder und Erwachsene verhungern müssen. Krise ist überall, in der Beziehung zweier Menschen, die sich trennen. Krisen tragen immer ein Risiko mit sich herum und es braucht ein wenig Mit und Hoffnung darauf zu vertrauen die eigene Kraft für die Überwindung auf eine bessere Zeit hin zu wirken. Geld hilft nicht immer-aber es regiert die Welt und ein unverschämtes Glück zu viel davon zu haben und andere nur davon träumen können. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Meine persönliche Präferenz „Alle müssen Alles haben, sofort..“ Ein kluger. interessanter, humorvoller Beitrag in diesen Zeiten. Schon beim Frühstück habe ich mich amüsiert wie der Autor unsere Zeit und die Menschen treffsicher analysiert. Lesen war ein Vergnügen, danke! – Ute Timmermann

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Folgen einer Rettung“ von Michael Thumann

 

Vielen Dank für diesen ausgesprochen interessanten Bericht. Ich habe mich immer wieder gefragt, was mag wohl aus den Ärzten geworden sein, die damals Alexej Nawalny behandelt haben. Jetzt weiß ich es! Für mich stellt sich allerdings weiterhin die Frage: Welche „Belohnung“ hat wohl der Pilot erhalten? – Ruth Kirchstein

 

Der Artikel von M. Thumann über Nordstream 2 ist absolut Schwachsinn. Die Pipeline ist fast fertig und wird die maroden Leitungen durch korrupte Staaten wie Ukraine bzw. Weißrussland ersetzen. Statt Gas aus Russland will der Verfasser dieses Artikels wahrscheinlich das viel umweltschädlichere Fracking-Gas aus den USA importieren, welches dann noch mehr durch den Schiffstransport die Umwelt schädigt. Ich wundere mich nur, dass sich von den Journalisten niemand aufregt, dass die USA-Sanktionen eine direkte Einmischung in die inneren Angelegenheiten der BRD sind. Mischt sich Deutschland in die inneren Angelegenheiten der USA ein?? Oder sind wir schon ein Teil der USA? Das wäre mir neu. Es wäre schön, wenn Journalisten öfter mal wieder objektiv berichten würden. Aber reißerische Artikel lassen sich besser verkaufen und das ist ja heute das Ziel eines jeden Journalisten. – Rolf Klänhammer

 

Zu Ihren zahlreichen Beiträgen und Kommentaren zur Situation in Russland (Nawalnyi, Nord-Stream-2 u.v.m.) möchte ich sieben Leitlinien einer „Politik neuer Orientierung (also „Ostung“)“ empfehlen: Erstens bedarf es längst neuer globaler Bündnisse, die die aktuellen Machtverhältnisse abbilden; weder die Nato noch die G-7-Treffen haben Zukunftscharakter, sondern müssen erweitert werden um neue Akteure, die – wie Vanuatu – für andere Themen der Zukunft stehen. Russland gehört stets dazu. Zweitens sollten alle abfälligen medialen Äußerungen über Machthaber wie Putin unterbleiben, um Eskalationen zu vermeiden und Respekt vorzuleben; Kritik äußert man sachlich unter vier Augen.

Drittens sollten alle Wege der Freundschaft, Schul- und Städtepartnerschaften gen Osten und Urlaubsreisen gefördert werden, um ein neues Fundament der nachhaltigen Ostpolitik zu schaffen; nirgends ist die Gastfreundschaft herzlicher als im Osten. Viertens gebietet es die historische Verantwortung, mit unseren östlichen Freunden auf Augen- und Herzenshöhe umzugehen; so wie unsere jüdischen Schwestern und Brüder nicht nur in Israel leben, leben heute auch nicht alle Opfer unseres östlichen Vernichtungskrieges auf dem Gebiet Russlands – aber aus verständlichen Gründen dürfen sowohl Israel wie auch Russland pars pro toto von uns Deutschen herausragende, ja einzigartige Loyalität, Diplomatie und Herzenswärme verlangen.

Fünftens leiden unsere russischen Freunde unter westlicher Bigotterie; westliche Kolonialpolitik, Folterungen und Menschenrechtsverletzungen wie in Abu Ghraib sowie Interventionen in fremden Ländern lediglich aus eigenem Machtkalkül („wo es gute Rohstoffe gibt, werfen wir gern Bomben“) sollten diejenigen etwas demütiger stimmen, die lauthals tagaus, tagein die völkerrechtswidrige Annexion der Krim geißeln. Es muss eine neue Diplomatie „nach der Krimfrage“ geben, die der Zukunft zugewandt ist und jenseits von Sanktionen zu suchen ist, die ihrerseits kein geeignetes Lösungsmittel im 21. Jahrhundert sind.

Sechstens lehren uns die Revolutionen in den Maghrebstaaten, dass ein kurzfristiger Wechsel der Mächtigen keine Garantie für eine Demokratisierung oder für nachhaltigen Frieden darstellt; selbst unsere orthodoxen Schwestern und Brüder sowie unsere Mitchristen in Syrien warnen vor einer Entmachtung eines Diktators, weil in der Zeit danach ganz andere Splittergruppen ihre Macht missbrauchen und der Exodus derer, die für ungläubig erklärt werden, rapide zunimmt. Siebtens sollten gerade wir Geduld haben mit Staaten, die sich wandeln; wie lange werden z.B. die mehrheitlich muslimisch geprägten Länder brauchen, bis sie durch eine Aufklärung hindurch Frauen gleichberechtigt behandeln? Geben wir deshalb Russland auch bitte Zeit! Russland braucht eher Freunde als Besserwisser. – Barbara Faber

 

Großes Lob, und Dank für beide Artikel. Thumanns Bericht sehe ich als ein leuchtendes Beispiel sorgfältiger journalistischer Recherche – die ist auch der „Zeit“ nicht immer recht und billig. Und kontrastiert sehr stark zu den Artikeln Ihrer Moskau-Korrespondentin (Alice Bota), die – aller Kompetenz ihrer Verfasserin zum Trotz – häufig eine verschwörungstheoretische Grundierung aufweisen (Russland: Reich des Bösen – und im Zentrum: Putin). Nawalny würde als Oppositioneller bei uns übrigens wahrscheinlich als Querdenker und Verschwörungstheoretiker übler Sorte wahrgenommen werden, ungeachtet der Berechtigung seines Kampfes gegen Korruption. Treten solche Gestalten in anderen Ländern auf, mutieren sie bei uns zu Heilsbringern. – Dr. habil. Roland Wagner-Döbler

 


 

 

Leserbriefe zu „Grüner als Annalena Baerbock?“ Gespräch mit Markus Söder geführt von Marc Brost

 

Was für ein handzahmes Interview! Kaum kritische Fragen und kein Nachhaken – eher eine Werbeseite für Markus Söder. Warum wurde nicht nach der (nicht) Leistung der CSU Minister gefragt? Was kostet es gerade in der Pandemie Phase wenn die Digitalisierung nicht läuft. Warum hört man von Frau Bär überhaupt nichts zur Zeit obwohl es an vielen Ecken und Enden bei der Digitalisierung klemmt? Und warum ist Herr Scheuer immer noch Verkehrsminister? Der einzige der wohl einen guten Job macht ist Entwicklungsminister Gerd Müller. Das Herr Söder in aus meiner Sicht überholten Schubladen wie „bürgerlich“ und „links“ denkt macht ihn aus meiner Sicht nicht zukunftstauglich. – Oliver Wedlich

 

Symbolpolitik beherrschte die CSU seit jeher. Aber auch sie muss sich entscheiden, ob sie weiterhin eine Klientelpartei für die Industrie (von dort kommen ja auch die schönen Parteispenden) und die Großagrarier sein möchte, oder ob sie sich tatsächlich sozial und ökologisch positionieren will. Mir fehlt der Glaube! Christlich kann die CSU wohl kaum sein, betrachtet man die populistische Abschiebepolitik in Bayern. Sie scheut sich nicht, gut integrierte Afghanen, (die z.B. Ausbildungsgänge für Altenpflege und Hotelfach absolvieren) in eines der gefährlichsten Länder abzuschieben mit der Behauptung, sie seien kriminell, was nur in Ausnahmen zutreffend war.

Und wie die Partei es mit der Umwelt hält, da muss man sich nur Andreas Scheuer ansehen, der ein Tempolimit von 130 km/h als absurd bezeichnet hat. Also da besteht noch allerhand Klärungsbedarf. Worte und Taten sind nun mal zweierlei. Glaubwürdiger ist der Entwicklungshilfeminister Müller, aber der geht bald in den politischen Ruhestand. – Dr. Stefan Ummenhofer

 

In Ihrem Interview mit Herrn Söder entstand die Suggestion, Herr Söder würde eine besonders grüne Politik machen. Andererseits standen in den Artikel mehrere neoliberale Thesen: ‚Ökonomie und Ökologie lassen sich gut verbinden‘ ‚Mit Ökologie läßt sich der Wohlstand erhalten‘ ‚Ohne Ökologie wird auch am Ende das Wachstum begrenzt sein‘ Niemals wird Herr Söder (und der Rest der Union) in Erwägung ziehen, daß wir den Wohlstand reduzieren müssen (nicht ausweiten), um das Klima zu retten.

Daß uns Wohlstand und Wachstum erst in die Klimakrise gebracht haben und insofern nicht die Lösung sondern die Ursache des Problems sind, will der deutsche Michel und dessen paramentarische Vertretung nicht wahr haben. Skurril ist, daß trotz klarer Bekenntnis zu Wohlstand und Wachstum Herr Söder als grüner Vordenker der Union gilt, während gleichzeitig z.B. die FDP solche Thesen regelmäßig um die Ohren gehauen kriegt. Bitte liebe Zeit, fragen Sie doch beim nächsten Mal Herrn Söder, ob die o.g. Thesen Ideologie sind oder irgend was anderes? – Adam Romoth

 

Vorsicht! Der Mann redet und redet mal so mal so je nach vermeintlicher Wählermeinung. Er ist also ein Populist. So auch mit dem Werbeslogan „links und bürgerlich geht nicht“ – Schon mal was von sozialer Marktwirtschaft gehört? – So geht links und bürgerlich. Wer in seinem Steinzeitweltbild noch die Tyrannen Mao und Stalin als einzig wahre Linke im Kopf hat, für den sind sicherlich auch die Mordbuben der bürgerlichen (französischen) Revolution nach wie vor Helden und die amerikanische Menschenrechtserklärung bei gleichzeitiger Sklavenhaltergesellschaft das große Vorbild. – Söder ganz privat, umringt von einer Schar (schwarzer) Sklaven – des passt scho! – Dieter Herrmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Kühler halten, länger leben“ von Fritz Habekuß

 

Der systemisch Geschehen in den Körpern und das systemische Geschehen im Klima auf einzelne, belastbare Wenn-Dann-Beziehungen wissenschaftlich herunterzubrechen dürfte kaum gelingen. Allein schon die Diskussion im Hinblick auf die bekannte Unschärfe „gestorben mit“ bzw. „gestorben an“ zeigt die Schwierigkeiten. Wir beobachten, wie fehlende Eindeutigkeiten von „Corona-Gegnern“ genutzt werden, um die Politik zum Schutz der Gesundheit zu diskreditieren. Diese Erfahrung dürfte sich deutlich verstärkt wiederholen, sobald Klimaschutz- und Gesundheitsschutzmaßnahmen unter Verweis auf wissenschaftliche Erkenntnisse wechselseitig begründet werden.

So wird das aktuelle Wetter als Argument gegen den Klimawandel herangezogen und zugleich darauf hingewiesen, dass mit zu erwartenden wärmeren Temperaturen die Pandemie doch von alleine verschwindet: Alles gut! Fatal wäre, wenn sich das Muster festigen würde, das Politik sich vor allem auf wissenschaftliche Erkenntnisse gründen muss, um aktiv werden zu können. Eine Vorstellung, wie wir leben wollen, sollte die zentrale Grundlage für Politik sein. – Reinhard Koine

 

165.000 vorzeitige Todesfälle könnte es auf Grund der Erderwärmung in Deutschland jährlich geben. Selbst wenn es noch keine gut erforschte Datenlage gibt, wie Prof. Gabrysch erklärt, gibt es wohl massive Schäden für die Gesundheit. Sehr wahrscheinlich ein Vielfaches mehr an Todeszahlen als an Cov 19. So wie es jährlich auch weltweit 18 Mill. Todesfälle durch Herz-Kreislauferkrankungen oder 6 Mill. Todesfälle durch Diabetes gibt, um nur zwei der größten Ursachen für vorzeitige Todesfälle zu nennen. Dem gegenüber stehen derzeit weltweit 1,8 Mill. Todesfälle in einem Jahr durch Covid 19.

Weshalb(!) nahm und nimmt unsere Politik nicht mindestens den gleichen enthusiastischen präventiven Einfluss auf Lebensmittelindustrie und Klimapolitik, um diese Todeszahlen zu senken, so wie sie es seit einem Jahr mit massiven Einschnitten in das Leben der gesamten Bevölkerung tut, um einen grippalen Virus auf Null zu setzen? Einschnitte, die weitere Todesopfer fordern und für die es keinen eindeutigen Beweis ihres Nutzens gibt. – Kerstin Ebert

 

Falsche Botschaft! Wir leben seit Jahrzehnten auch ungrün und mit fastfood immer länger. Wissenschaftliche Inselforschung vermittelt dazu noch die Erkenntnis, sie hätte noch lange nicht alles gesagt. Couchpotatos, chipf- und Limonadenkonsumierende Fernseher, sind erleichtert und können abwarten. Unser Körper incl. dem Gehirn, ist eine Maschine, die sich über 2 Mio Jahre entwickelt hat für Anforderungen, die wir heute nicht mehr annähernd haben. Das blosse älter werden ist nicht das Kriterium. Ohne körperliche und geistige Bewegung verkümmern und verblöden wir. Seit ca. 12 Jahren weltweit abnehmende IQ Werte belegen das. Den leistungsfähigsten Körper und Hirn hatten wir vor unserer Seßhaftwerdung. – H. Giller

 

Sie zitieren eine Studie, wonach durch konsequente Klimapolitik bis 2040 in Deutschland jedes Jahr 165.000 Menschen weniger Menschen sterben würden und in Indien 490.000, also drei mal so viele. Sie schließen daraus, dass der Effekt in Indien noch deutlich größer wäre. Das Gegenteil ist richtig. Da die Bevölkerung in Indien fünfzehn mal größer ist, wäre der Effekt einer konsequenten Klimapolitik dort fünf mal kleiner (wenn die Studie bzw. Ihre Zitate seriös wären). – Falk Häckel

 


 

 

Leserbriefe zu „Erikas lange Reise“ von Merlid Theile

 

Herzlichen Dank für Ihren Artikel zum Thema Tiertransporte. Auch dieser Beitrag erfüllte mich wieder mit Entsetzen. Nachdem uns Ende letzten Jahres die Nachricht Gerichtsurteil 66 trächtige Kühe dürfen doch nach Marokko transportiert werdenhttps://www.rundschau-online.de/region/rhein-sieg/gerichtsurteil-66-traechtige-kuehe-duerfen-doch-nach-marokko-transportiert-werden-37806960?cb=1613305214950in den lokalen Medien erreichte, schrieb ich den für Landwirtschaft und Tierwohl zuständigen Ministerinnen in Berlin und Düsseldorf mit der Bitte um Auskunft, inwieweit dies mit dem in Deutschland propagierten Tierschutz vereinbar sei.

In ihren Antworten verwiesen die Ministerien auf die Gerichte. Merke: wenn die Exekutive nicht den richtigen Rahmen setzt, wird die Judikative weiterhin Lebewesen Qualen aussetzen lassen, welche die Missachtung des Lebens und der Natur zugunsten des Profites Einzelner widerspiegeln. Daher meine Bitte an Sie: nutzen Sie weiterhin die Macht der Aufklärung und lassen Sie Ihre Leser immer wieder wissen, was sich an Tierquälereien in Deutschland abspielt. Nur wenn der Druck aus der Öffentlichkeit zunimmt, lässt sich etwas verändern. – Lutz Jäger

 

Es steht außer Frage, dass in der landwirtschaftlichen Tierhaltung grundlegende Veränderungen notwendig sind, auch um diese an die derzeitigen Wertevorstellung der Gesellschaft anzupassen. Dies kann jedoch nur mit den Landwirten gemeinsam erfolgen. Bei einem Großteil von ihnen ist durchaus ein Veränderungswille festzustellen, allein schon deshalb, weil sie sich mit ihren Familien auch als ein Teil der Gesellschaft verstehen. Die Berichtserstattung der ZEIT zu diesem Thema mit den jüngsten Artikeln von Frau Theile ist jedoch derart moralisierend und emotional aufgeladen, dass die Spaltung zwischen Teilen der Gesellschaft und den Landwirtsfamilien verfestigt wird.

Die Landwirte, und in diesem Artikel auch die bäuerlichen Organisationen, werden in unerträglicher Weise und zum Teil namentlich zu Sündenböcken stigmatisiert, was eine gemeinsame Lösung der Probleme nahezu unmöglich macht. Eine weniger moralisierende und dafür ausgewogene Herangehensweise mit Gehör für die Belange der Landwirte und Anerkennung der Bedeutung der Nutztierhaltung für eine nachhaltige Landnutzung ist zu wünschen. – Jörn Bennewitz

 

Es ist dermaßen schockierend, unendlich traurig und beschämend, wie Menschen mit fühlenden Mitlebewesen umgehen, hier am Beispiel der Kuh ‚Erika‘. Und damit meine ich zum einen die vollkommen unethischen und brutalen, alles Leben von Tieren verachtenden Vorgehensweisen von Marokkanern, Russen und anderen. Als wäre das lebende, fühlende Tier bereits nur ein totes Stück Fleisch! Aber besonders verwerflich ist das Verhalten gewissenloser Händler wie Cord-Hinnerk Thies sowie dem Leiter des Auricher Veterinäramtes, die in großem Maße (10053 Rinder 2018 allein aus Niedersachsen) in Länder außerhalb der EU verkaufen.

Es stört sie nicht, dass die zum großen Teil tragenden Tiere auf dem Transport und in den entsprechenden Ländern gequält und in keiner Form artgerecht gehalten werden. Ihre Schlachtung erfolgt ohne Betäubung unter horrormäßigen Bedingungen. Wann wird diesem Wahnsinn ein Ende gesetzt?! Es darf keine Exporte von lebenden Tieren mehr geben! – Gabriele H. Steinbach

 

Zunächst Ihre gute Nachricht: Obwohl Kritiker der modernen Landwirtschaft seit mindestens 3 Jahrzehnten prophezeien, dass die Milchkühe infolge der hohen Milchleistung nicht mehr genug Kälber gebären, den Bestand aufrecht zu halten, gibt es heute immer noch einen Färsen-Überschuß. (Die Milchkontingentierung ab 2.4.1984 führte zum vorzeitigen Schlachten nicht mehr benötigter Kühe; es standen ja bereits Rinder mit noch höherer Leistungsveranlagung bereit.) Ihre schlechte Nachricht: Obwohl Marokko bereits in den 1980er Jahren zu den Hauptabnehmern von Zuchtfärsen der Zuchtrinder-Erzeugergemeinschaft Hannover (=Niedersachsen ohne Weser-Ems-Gebiet) gehörte, ist nach Ihrer Schilderung bis heute kein erfolgreicher Zuchtaufbau gelungen.

Dies verwudert mich angesichts der klimatischen Verhältnisse nicht (ich habe aber keine Vorort-Erkenntnisse). In Norddeutschland ist es in den 1960/ 70er Jahren im Wesentlichen durch Sperma-Import aus Nordamerika gelungen, aus dem „Schwarzbunten Niederungsrind“ „Holstein-Frisien“ zu formen, also Verdrängungszucht. In Marokko aber kauft man Tiere mit Embrio (also Ei + Sperma). Wenn man dann aber das genetisch vorhandene Potential nicht „ausfüttern“ kann, so ist dies Verschleuderung von Ressourcen. Dies ist eine nähere Recherche würdig. Die anderen Aspekte bedürfen keiner Kommentierung. – Adolf Ronnenberg

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer an der Uni sprechen darf – und wie“ von Romy Jaster und Geert Keil

 

Romy Jaster und Geert Keil beziehen sich in ihrer Handreichung auf das Interview mit Sandra Kostner und Andreas Rödder in DIE ZEIT Nr. 6, S. 26. Darin sprechen Kostner und Rödder über ihre Beobachtungen hinsichtlich des öffentlichen Diskurses an deutschen Hochschulen. Ihre Sorge gilt nicht nur der Freiheit der Wissenschaft, sondern auch Kolleg*innen, die sich durch ein Klima der Intoleranz an Hochschulen unter Druck gesetzt und diffamiert fühlen und bisweilen sogar Sorge um ihre beruflichen Existenzen haben.

Beim Lesen der Handreichung wurde mir klar, warum das „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“ nötig ist. Kostner und Rödder können sich bestätigt fühlen, obwohl sie vielleicht auch den Eindruck hatten, wie Kinder abgewatscht worden zu sein. Jaster und Keil lassen, nach meinem Empfinden, nur ansatzweise ein Interesse an den Standpunkten von Kostner und Rödder erkennen. Die Sprache in ihrer Handreichung wirkt auf mich spaltend und unduldsam, wie mit höherer Weisheit gesprochen. Es hat ein bisschen etwas von Robespierre.

Aber, „die Sprache bringt es an den Tag,“ wie Klemperer treffend analysierte. Selbstgerechtigkeit kennen wir alle aus eigener Erfahrung. Niemand ist davor gefeit. Ich hoffe, dass der öffentliche Diskurs im Geiste der Fairness und vorurteilsfreien Begegnungengeführt wird, so dass die Freiheit der Wissenschaft erhalten bleibt. Dazu könnte sich auch ein Diskussionsraum bei Clubhouse anbieten, zu dem DIE ZEIT einlädt und die Moderation übernimmt. – Adalbert von Cramm

 

Welch ein halbseitiges professorales Herumeiern um den heißen Brei! Statt eines eindeutigen Bekenntnisses zur elementaren Aufgabe der Wissenschaft, der Suche nach der Wahrheit, Verständnis für die „Liberalen“, mehr noch für die „Rechtschaffenen“! Ein Wissenschaftler muß sich stets auch mit extremen Ansichten auseinandersetzen, denn, wenn er offene Augen und Ohren hat, entdeckt er auch in ihnen das eine oder andere Körnchen Wahrheit, mit dem er sein Gedankengebäude korrigieren kann! Zu den Extremisten aber zählen sicherlich nicht Thilo Sarrazin und Hamed Abdel-Samad, der eine von den Agenda-Wissenschaftlern als Rassist, der andere als latent islamophob gebrandmarkt! Deshalb werden sie sicherlich nicht (mehr) zu einer Diskussion eingeladen, solange Zeitgeistmoral über Wahrheit steht!

In der Natur jedoch gilt: fressen und gefressen werden – nach humanen Maßstäben moralisch verwerflich, dennoch biologische Wirklichkeit! Trug sogar zur Artenvielfalt bei! Einen Raubtierkapitalisten oder einen Terroristen wird man deshalb wohl nie zu einem Schlagabtausch einladen, auch wenn sie Teil unserer Wirklichkeit sind! Am besten, man holt nur noch antirassistische und antiislamophobe Veganer; sie werden zwar nicht unseren Blick auf die Welt erweitern, uns dafür in eine bequeme Sackgasse führen, in der wir uns gemütlich einrichten können! Manch einem werden sie das Herz erwärmen, dafür leider das Hirn austrocknen! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Das Ansinnen der 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist ein vernünftiges, theoretisch und abstrakt zumindest. Weil jeder Akademiker und Nichtakademiker mit Herz und Verstand der forschen Initiative im Brustton tiefster Einsicht und Überzeugung beipflichten wird. Wohl nicht zuletzt (und vielleicht sogar im Besonderen) ebenjene, denen man nachsagt, Maß und Mitte bei unumgänglichen Diskursen verloren zu haben. Denn wenn es konkret wird mit einer Kritik, so reflektieren die meisten Absender und Empfänger in den geübten Bahnen; verstehen nicht, dass sie nicht verstanden werden, anstatt sich gegenseitig aufmerksam zuzuhören und auszutauschen.

Bei Bedarf wird zudem gerne mit Nebelkerzen in Richtung Reglement und Absprachen geworfen, mittels Zuteilungen von außerordentlichen Umständen oder gemutmaßten Hintergründen zum Eigentlichen „argumentiert“. Um diese Art von Rhetorik freilich wissen auch die Damen und Herren Wissenschaftler. Es geht also zuvorderst darum, die Ernsthaftigkeit eines offenbar eskalierenden Problems (noch) sichtbarer und gewichtiger zu machen. Das ist an und für sich völlig in Ordnung. Die Frage indes war und ist: Wer fängt an, vernünftig zu werden? (Die Tugend aus Jugend- und Kindertagen – „Der Klügere gibt nach“ – jedenfalls ist weder für die Politik noch für die Wissenschaft der Königsweg). – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Rasant“ von Harro Albrecht

 

Obiger Artikel leitet ein mit: Mutationen…Virus…Gegner…Chancen…besiegen. Die Natur und auch dieses Virus lassen sich nicht besiegen. Man kann nur hoffen, daß sie einem Vergleich zustimmen. – Wolfgang Burkhardt

 

Panikmache. Es enttäuscht mich, dass DIE ZEIT sich an der Panikmache der Virologin Melanie Brinkmann beteiligt. „Das könnte in Deutschland mehr als 180.000 Leben kosten“. Solche unbelegten Mutmaßungen von Frau Brinkmann, der Hohepriesterin der Zero-Covid Sekte, hier wiederzugeben ist reine Panikmache. Ja, es ist nicht einfach mit Ratio durch diese Zeit zu gehen, wenn auf der einen Seite verantwortungslose Querdenker alles leugnen und auf der anderen Seite verantwortungslose Virologen Panik verbreiten. Aber von der DER ZEIT hätte ich mehr erwartet. – Raimund Helbrich

 

Ihr Beitrag hat meine grauen Zellen zum Nachdenken angeregt. Ich bin der Meinung, dass die Welt der Viren zu sehr mit menschlichen Maßstäben gesehen und dabei das grundsätzliche Problem aus den Augen verloren wird. Wie alle lebende Materie entwickeln sich Viren dort, wo sie entsprechende Bedingungen vorfinden oder sich an ihre Umwelt anpassen können. Daher sollen wir nicht nur Barrieren errichten, für den Fall, dass eine Infektion vorliegt. Vielmehr kommt es darauf an, die Übertragungswege zu unterbrechen. Erfolge anderer Länder werden unbesehen kategorisch abgetan mit Hinweisen wie Parteidiktatur, fremde Kultur und Mentalität usw.. Politiker (Kanzlerin und MPK) treffen Entscheidungen, die schwer nachzuvollziehen sind. Vergleichbare Bedingungen für eine Infektion werden unterschiedlich bewertet wie z. N. Friseurgeschäfte u. Kosmetikstudios.

Seit nunmehr einem Jahr wird beklagt, dass die Fenster einiger Schulen zwecks Lüftung der Klassenräume nicht geöffnet werden können. Andere Schlussfolgerungen als die Schliessung dieser Schulen wurden daraus meines Wissens nicht abgeleitet. Es sei zu aufwändig, Lüftungsanlagen nachzurüsten. Ich denke, wenn mobile Geräte für die Desinfektion der Raumluft gehandelt werden, sollte es auch möglich sein entsprechende Geräte für Klassenräume einzusetzen. Mit Einzelbetrachtungen kommen wir meines Erachtens nicht weiter. Hier ist Schwarmintelligenz gefragt. Diese wird möglich durch eine Denkfabrik (Think Tank) und einen entsprechenden Krisenstab, der alle Bereiche der Gesellschaft einschliesst. – R. Renaux

 


 

 

Leserbriefe zu „Akzeptiere ich nicht!“ von Moritz Herrmann

 

Ich kenne das Gefühl mit dem Thema Cookie-Zustimmung/-Ablehnung überfordert zu sein sehr gut. Meine Lösung ist pragmatisch. Wer es mir so schwer macht, will mich nicht als Kunden haben und seine Waren und Dienstleistungen behalten. Ich kaufe also woanders. Wenn die Menschen sich nicht alles gefallen ließen, wäfre das Problem so schnell gelöst. Bei Bewerbungen gehe ich genauso vor. Ich halte ein solches Verhalten der Unternehmen für unseriös. Da ich für unseriöse Unternehmen nicht arbeiten will, weil auch im Arbeitsverhältnis nur Streitigkeiten zu erwarten sind, bewerbe ich mich dort nicht. – Iman Schwäbe

 

Die DSGVO schützt den Staat vor Transparenz und hilft der Wirtschaft den Bürger auszuspionieren. Die Gesetzesmacher, die Lobbyisten haben vorzüglich gearbeitet. Stasi und KGB wären vor Neid erblasst. – H. Giller

 

Das nervige Klicken an “Akzeptiere” („Nicht akzeptiere“) ist ein Beispiel, wie Millionen Menschen durch selbst ernannten Datenschützer terrorisiert werden. Unter anderem führt diese Datenschutz Obsession zur Entwicklung einer nutzlosen Corona Warn App, die man aber glücklicherweise deinstallieren darf. Zu der Kategorie gehört die gesetzlich erzwungene Sprach-Änderungen (Genderstern, Binnen-I). In diesem Fall haben Feministinnen Änderungen erzwungen, die ein Teil der Eliten übernehmen musste. Es ist unvorstellbar, das die Mehrheit der Bevölkerung diese neue Sprache akzeptiert. Es werden dann zwei Deutsche Sprachen in Gebrauch sein: Eliten-Deutsch und Volks-Deutsch. Mindestens wird es dann einfacher, Plebs von Eliten zu unterscheiden. – Dr. Ferdinand Wagner

 


 

 

Leserbriefe zu „Gerechtigkeit. Was sonst?“ von Rainer Forst

 

Mit der neuesten Ausgabe der “ Zeit “ haben Sie auf der philosophischen Seite dem Philosophen John Rawls einen angemessenen Artikel „Gerechtigkeit. Was sonst?“ gewidmet. So weit , so gut. Hans Albert ein renommierter Wissenschaftstheoretiker( Vertreter der Philosophie des Kritischen Rationalismus) feierte am 8. Februar 2021 seinen 100. Geburtstag. Warum wurde Hans Albert nicht in der “ Zeit “ gewürdigt oder ist mir etwas entgangen? P.S. Ihr ehemaliger Herausgeber Helmut Schmidt konnte mit Hans Albert noch etwas anfangen!. – Rolf Heinrich

 

Es ist überfällig und es tut gut, wenn neutrale Wissenschaftlern in einer konservativen Zeitung nicht allzu laut, aber doch angedeutet offen über Eigentum reden. Eigentum ist der Stützpfeiler patriarchalischer Macht. Die heutigen Probleme von kapitalistischer Ausbeutung bis Klima- und Umweltzerstörung resultieren allein daraus. Allein der Rechtsfloskel „herrenlos“ erklärt alles mit einem einzigen Wort.

Ernest Bornemann hat es in seinem Werk DAS PATRIARCHAT 1979 erklärt und die Katastrophe angekündigt. Ohne weitestgehende Abschaffung des heutigen Eingentum- und Erbrechts werden wir dem Klimawandel nichts ernsthaft entgegen zu setzen haben. – H. Giller

 

Rainer Forst zitiert den Philosophen John Rawls, der ein Grundrecht auf Chancengleichheit gefordert hat und die «Bedingung, dass soziale und ökonomische Ungleichheiten „den am wenigsten Begünstigten die bestmöglichen Aussichten bringen“». Auf den ersten Blick ist das eine Forderung, der jeder Gutwillige zustimmen muss. Nur gibt es dabei auch Probleme. Erstens, es fördert nicht gerade die Eigenverantwortung. Was auch gefördert wird, ist das Bemühen, aus dieser Forderung Vorteile zu erreichen. Das kann eine tragische Konsequenz haben. Wenn man in Google die Stichworte: «Kinder Verstümmeln Betteln» eingibt, erhält man ungefähr 52’500 traurige Ergebnisse. Weniger dramatisch ist es, wenn ein Asylgrund provoziert wird durch politisches Verhalten oder wenn Kinder auf die Überfahrt nach Europa geschickt werden, weil diese Bedürftigsten bessere Aufnahme-Chancen haben.

Zweitens stellt sich die Frage, was mit denen geschehen soll, die zu einer Gruppe gehören, die knapp mehr begünstigt ist, als die «am wenigsten Begünstigten». Natürlich muss man irgendwo eine Grenze ziehen. Aber am gerechtesten ist, dass die Ursachen für die Notwendigkeit von Förderung reduziert werden. Und da stellt sich drittens die Frage, wer die Schuld trägt, dafür dass Förderung nötig ist. Zum Beispiel, es kann eine mittellose Mutter mit 7 Kindern zu den am wenigsten Begünstigten gehören. Sie ist damit nicht nur verantwortlich für die Bedürftigkeit ihrer Kinder. Sie hat auch beigetragen, dass sich die Menschheit in den letzten hundert Jahren vervierfacht hat. Somit ist sie mit verantwortlich dafür, dass sich die Lebensgrundlagen vieler Menschen wegen Überbelastung der Ressourcen verschlechtern.

Aus diesen Fragen wird ersichtlich, dass es Zielkonflikte gibt in Bezug auf das Thema Gerechtigkeit. Diese Zielkonflikte werden immer aktueller. Bei der Geburt von Rawls (21.2.1921) gab es ca. 1.950 Milliarden Menschen. Jetzt gerade sind es 7.848 Milliarden also etwas mehr als das Vierfache (Zahlen aus der Weltbevölkerungsuhr der DSW.). Damit stellt sich die Frage: Welchen Einfluss hat eine solche Entwicklung auf die Ressourcen, die nötig sind, Gerechtigkeit auszuüben?

Was Corona betrifft, so gibt es ebenso sinnvolle Gründe wie die Gerechtigkeit «bei der Verteilung knapper Impfdosen den am meisten Bedrohten Vorrang zu geben.» Zum einen ist so eine Massnahme ein Akt der Solidarität mit dem Krankenhaus-Personal. Denn dies reduziert deren Belastung, weil die Zahl der potentiell schweren Pflegefälle (und die Kosten) so am wirksamsten reduziert werden. Zum anderen ist Solidarität mit den Alten auch empfehlenswert, weil wir alle mal alt werden. Es ist ähnlich wie bei den zwei Politikern, die einen Kindergarten, eine Schule und ein Gefängnis besuchen. Überall wird gespendet. Zum Schluss frag der eine: warum haben wir fürs Gefängnis weitaus am meisten gespendet? Die Antwort: ob der Fragende meine, er käme noch mal in den Kindergarten. Eine Kosten-Nutzen-Rechnung ist auch sinnvoll, weil sie eine faire Güterabwägung erlaubt. Angenommen, eine Corona-Infektion wäre kaum folgenreicher als eine Grippe, dann würden sich massive Einschränkungen nicht empfehlen. Denn dann bestünde keine Gefahr des Zusammenbrechens des öffentlichen Gesundheitswesens.

Immer mehr erweist es sich als nötig, beim Thema Gerechtigkeit von der Frage auszugehen: Was ist nötig, damit die Menschheit lange gut überlegt? Es gibt kleinerer Zivilisationen, denen es dank Anpassen der Geburtenrate an die Ressourcen gelang, jahrhundertelang zu überleben. Dabei wurden auch Methoden angewandt, die als ungerecht gelten können. Heute wären diese nicht mehr nötig, da es fairere Lösungen gibt. Doch auch diese erfordern ein entsprechendes Formulieren des Gerechtigkeits-Begriffs. – Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Baumhaus der Zukunft“ von Hanno Rauterberg

 

Einen notwendigerweise anwachsenden Trend wie die ökologische Wende lässt der Kapitalismus nicht einfach ungenutzt links liegen. Amazon geht mit der geplanten neuen Firmenzentrale voran und zeigt, wie man sich als Unternehmen mit Marktführeranspruch an die Spitze der Bewegung des ökologischen und klimabewussten Bauens setzt. Der Onlinehändler kreiert mit einem Leuchtturmprojekt einen die eigenen Sünden überstrahlenden Solitär, mit dem sich das ramponierte Image ethisch aufpolieren lässt. So entsteht ein Statement, das den Trend zwar grundsätzlich stützt. Allerdings beinhaltet die aufgesetzt biomorphe Architektur kaum allgemein umsetzbare Impulse für das Bauen der Zukunft. Der ökologische Anschein durch Kopie von natürlichen Formen und deren Aufrüstung mit Versatzstücken der Natur ist mehr Öko-Ästhetik als ein zukunftsweisender Beitrag. Amazon geht mit dem grünen Haus zwar durchaus in die richtige Richtung, aber logischerweise nur so weit, wie das eigene Geschäftsmodell es erlaubt.

Was uns fehlt ist ein umfassend angelegter Pioniergeist, die wagt, gesellschaftliche Utopien und Bauen mit der Natur zusammenzudenken und in einen Ausdruck auf der Höhe unserer Zeit zu bringen: Gesellschaftliche Utopien, in denen die Arbeitswelten von Amazon natürlich keinen Raum mehr finden. Bauen entlang der Prinzipien der Natur: maximale Leistung mit minimalem Auwand, wie dies jeder Halm und jedes Blatt und deren funktionsadäquate Konstruktionen und <Gestaltungen zeigen. Die Vorstellung von einer solchen Avantgarde ist selbst Utopie. Es gibt Anknüpfungspunkte für das Bauen von Lebensräumen der Zukunft bei Friedensreich Hundertwasser. Auch bei Frei Otto, Buckminster Fuller, Zaha Hadid, Santiago Calatrava. Und bei allen, die ein eine Idee davon haben, was es heißt, mit der Natur zu leben und nicht gegen sie. – Reinhard Koine

 

Ein origineller Entwurf, in der Tat, der geplante Amazon-Turm in Seattle. Man mag darin ein Schneckenhaus erkennen oder -wie dem Vernehmen nach die entwerfenden Architekten- eine Doppelhelix. Man könnte darin auch einfach die Kopie eines existierenden historischen Bauwerks sehen: im (heute irakischen) Samarra wurde im 9. Jahrhundert eine Moschee mit einem getrennten Minarett-Turm gebaut, auf den der Muezzin auf einer schneckenförmig gewundenen Außentreppe gelangen konnte – und der sieht genauso aus wie der Entwurf des Amazon-Turmes. Der Turm steht noch immer, die Moschee ist verschwunden.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass der französische Romantik-Maler Paul Gustave Doré Mitte des 19. Jahrhunderts in seinem allegorischen Gemälde „Die babylonische Sprachverwirrung“ den dort abgebildeten Turm zu Babel offensichtlich eben diesem Samarra-Minarett nachempfunden hatte; er dürfte den Turm aus zeitgenössischen Darstellungen gekannt haben. Dass Samarra auf halbem Weg zwischen Baghdad und den Ruinen des antiken Babylon im ehemaligen Mesopotanien liegt, könnte den Maler zu dieser Allegorie inspiriert haben.

Bekanntlich ging die Sache mit dem Turmbau zu Babel nicht gut aus, da ein eifersüchtiger alttestamentlicher Gott dieses Denkmal menschlichen Größenwahns durch die Sprachverwirrung sabotiert hatte. Wenn jetzt Amazon als Bauherr sich anheischig macht, mit dem Bau und dessen intendierter Symbolik „jenen Platz ein- (zunehmen), den üblicherweise Gott innehat“, könnte das ein böses Omen dieses neuerliche Denkmal menschlicher Omnipotenz-Hybris sein. Warten wir’s ab. – Bernd Leber

 

Nachhaltiges und ökologisches Bauen. Schade, Herr Rauterberg! Trotz des sympathischen Bezugs zu Friedensreich Hundertwasser hinterlässt Ihr Beitrag einen negativen Eindruck, prangert er doch (zurecht) den Kapitalismus und die sich daraus ergebende Verteuerung von Wohn- und Arbeitsraum in den Städten an. Jedoch lohnt sich ein Blick nach Venlo in die benachbarten Niederlande. Dort ist ein Rathaus entstanden, das preiswerter als geplant fertig gestellt wurde, das durch hohe ökologische Standards ein Musterbeispiel für nachhaltiges Bauen ist, das sich dem Cradle to cradle – Verfahren verschrieben hat, d.h., dass so viele Materialien wie möglich aus Recyclingmaterial besteht und wieder recycelt werden können.

Ein weiterer Aspekt ist auch die Philosophie des Hauses: Es gibt fast ausschließlich offene Arbeitsbereiche. Kaum ein*e Mitarbeiter*n hat einen eigenen (festen) Arbeitsplatz; wer zur Arbeit erscheint, sucht sich den nächsten freien Platz – seine Unterlagen sind alle digitalisiert vorhanden. Abgesehen von diesem sozialen Miteinander – oder in Folge dessen? – ist der Krankenstand auf einem sehr niedrigen Niveau. Übrigens: Das Rathaus ist weithin erkennbar: Die grünen mit Pflanzen bewachsenen Fassaden sind in Venlo ein echter „Hingucker“. – Peter Walter

 


 

 

Leserbriefe zu „Was haben Sie in Brakelsiek gelernt, Herr Steinmeier?»Bodenständigkeit, die Wolkenschieberei verhindert«“. Gespräch mit Frank-Walter Steinmeier geführt von Giovanni di Lorenzo

 

„Für mich ist klar: Schule ist der zentrale Ort der Gesellschaft“, sagt der höchste Politiker dieses Landes. Das ist der beste schwarze politische Witz, den ich seit langem gehört habe! Warum vermittelt der Bundespräsident seine Haltung nicht den verantwortlichen Politikern (w/m) in dieser Republik? Wann werden die Kinder, die Eltern und die Pädagogen (w/m) dieses Landes diese Haltung „ihres“ Präsidenten zu spüren bekommen? – Klaus Busch

 

Bei allem Respekt: was berechtigt Journalist*innen eigentlich, die Herkunft von Menschen aus z.B. Handwerks- oder Gewerbeberufen, aus Angestellten- oder Arbeiterfamilien leicht abschätzig als „kleinste Verhältnisse“ zu klassifizieren? Und was -pardon- was berechtigt im Interview mit dem Herrn Bundespräsidenten, etwas despektierlich zu fragen: „Erwischen Sie sich manchmal noch dabei, dass Sie sagen: Wie bin ich da (Schloss Bellevue) bloss hingekommen?“ Wird hier der Verwunderung Ausdruck verliehen, wie in aller Welt es nur sein kann, dass Jemand, dem das nicht in die Wiege gelegt wurde, dort gelandet ist?

In der Generation meiner Eltern hatte nicht Jede*r das Glück, ohne eigenes Zutun und über Generationen hinweg Status, Geld und Gelegenheiten mitgerollt zu bekommen. Stattdessen wurde weitsichtig erkannt, welche Chancen zu Beginn der 60er Jahre nach Abschaffung des Schulgeldes im Aufstieg durch Bildung lagen. In ranker Sparsamkeit, auch am Esstisch, wurden die Kosten für Schulbücher und Busfahrten zu weiterführenden Schulen aufgebracht, uns Kindern wurden Werte vermittelt.

Das so geschaffene Fundament Fundament war später häufig die Grundlage, uns ehrenamtlich für das Gemeinwohl zu engagieren. Ich jedenfalls hätte mein Elternhaus um nichts auf der Welt eintauschen wollen! Allein der Gedanke, es hätte sich dabei z.B. um eine Familie handeln können, deren Nachfahren heute am Tropf ihrer Anteilseigner hängen, die gezwungen sind, mit allerlei unethischen Entscheidungen für die eingeforderte Erhöhung von Dividenden zu sorgen, würde mir Übelkeit verursachen. – Christina Ates

 

Vielen Dank Herr Lorenzo, für den ausführlichen Artikel über unseren Bundepräsidenten Frank Walter Steinmeier. Den Anfang seiner Karriere habe ich ähnlich erlebt, wobei meine Karriere anschließend nicht diesen Höhenflug unseres Bundespräsidenten genommen hat. Bin in einer kleinen Dorfschule im Münsterland, der sog. Volksschule zur Schule gegangen. Die Schule bestand aus 2 Klassenräumen. 1. bis 4. Klasse und 5. bis 8. Klasse. Für die 9. Klasse mußte man in die Stadt zur Hauptschule. Es gab nur einen Lehrer und eine Lehrerin. Ein recht strammes Regiment. Morgens wenn die Lehrperson den Klassenraum betrat, alle Schülerinnen und Schüler aufstehen ,, Guten Morgen “ und dann folgte ein Gebet. Im Nachhinein bewundere ich unsere Lehrerinen und Lehrer wie Sie es geschafft haben, in einem Kalssenraum 4 Jahrgänge zu unterrichten.

Die Volksschule war nicht einfach ein Aufbewahrungsort sondern wir haben dort echt etwas gelernt. Denke das war natürlich nur möglich, weil wir sehr dizipliniert waren. Negativ war natürlich, das es noch ,, Backpfeifen “ gab. Das man u. Umständen nachsitzen mußte, Strafarbeiten aufbekommen hat. Die Eltern kannten natürlich den Stundenplan ihrer Kinder auswendig und wenn diese 1 Stunde später nach Haus kamen, gab es natürlich ein riesieges Donnerwetter. Anderrerseits hatten wir aber sehr viele Freiheiten. Die Pausen wurden mit einer Handglocke eingeläutet bzw. ausgeläutet. War immer eine besondere Ehre wenn man läuten durfte. In den Pausen haben wir Fußball gespielt, Handball oder Gummitwist. Es gab zu Pfingsten eine Art Schüler – Schützenfest, mit König und Königin. Karnevall wurde in der Schule ebenfalls groß gefeiert.

Für engagierte, neugierige Schülerinnen – Schüler gab es Nachmittags die Möglichkeit noch weiteres Wissen auf freiwilliger Basis zu erwerben. Habe es genossen. Es gab Fächer wie Heimatkunde, da wurden einheimische Pflanzen, Vögel etc. bestimmt. Fast jeden Monat gab es Wanderungen in die Umgebung. Soweit noch in etwa die Gemeinsamkeiten mit unserem Bundespräsidenten. Denke Herr Steinmeier wird vielleicht nicht als ,, der Bundespräsident “ in die Geschichte eingehen, denke er macht seinen Job gut aber nicht unbedingt überragend. Aus einem ganz anderen Grund ist Herr Frank Walter Steinmeier aber für meine Frau und mich zum Idol geworden und das ist der Mensch Frank Walter Steinmeier. Er hat völlig selbstlos seiner Frau eine Niere gespendet.

In 2018 konnte ich unserer Nierenkranken Tochter eine Niere spenden, habe dabei als Vorbild immer an unseren Bundepräsidenten gedacht. Leider ist meine Frau seit 2018 an der Dialyse – die Tochter wieder weitgehend gesund. Ein Gen -Defekt in der Familie. Jetzt benötigen wir für meine Frau eine neue Niere. Leider ist die Gesetzesänderung der Organspende durch unseren Gesundheitsminister Jens Spahn gescheitert. Wenn diese Änderung durchgekommen wäre hätte dies wahrscheinlich zu einer erhöhten Organspende geführt. Wir hoffen natürlich weiter auf eine neue Niere und denken dabei immer ans unseren Bundespräsidentn. – Winfried Bolle

 


 

 

Leserbriefe zu „Endlich!“ von Peter Kümmel und Katja Nicodemus

 

Großartig finde ich die Aktion „Die ZEIT für Schülerinnen und Schüler“ und habe diesen Impuls direkt an das Klassenlehrerteam meiner beiden Kinder auf der Tellkampfschule in Hannover weitergeleitet – ich bin gespannt, ob sie es umsetzen! Dann möchte ich mich noch zu zwei Artikeln in der aktuellen Ausgabe äußern:

1. „Endlich“: Ja, es ist erschreckend, dass es immer noch und immer wieder eine Rolle spielt im Leben derer, die eigentlich jede Rolle spielen sollen könnten, mit wem sie das Bett teilen. Beachtlich aber auch, dass in dem Artikel vorrangig von Schwulen die Rede ist. Wo bleiben die Frauen liebenden Frauen? In der öffentlichen Diskussion um Homosexualität geht es leider – egal in welchem spezifischen Bereich – häufig vorrangig um die „Schwulen“. Ist das das generische Maskulinum? Lesbische Frauen sind in Film und Fernsehen noch stärker unterrepräsentiert als Männer und leider auch in Ihrem Artikel.

2. Die Übersicht der Läden, die unverpacktes anbieten und dazu noch einen Namen haben, der dies widerspiegelt: In Hannover gibt es seit einigen Jahren 3 (!) Filialen des Unverpackt-Lebensmittelgeschäftes LOLA: https://www.lola-hannover.de/Auch wenn ich sehr wohl gelesen habe, dass Ihre Auflistung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt,war ich doch sehr verwundert, dass gerade dieser Laden nicht dabei war, gerade weil es eben inzwischen ganze 3 Filialen gibt – und der Name ja auch einigermaßen kreativ ist, oder? ;-) – Mel Richtmann

 

Selbstverständlich muss ein Journalist in seinem Zeitungsartikel nicht nur „objektiv“ Bericht erstatten, sondern darf durchaus seine Meinung zum Gegenstand des Artikel mit einfließen lassen- wie Sie es mit der megagroßen Überschrift „Endlich!“ zum Outing der 185 Schauspielerinnen und -spieler ja ostentativ tun. Somit weiß man auf den ersten Blick, worum es geht, und in welche Richtung der Artikel gehen wird. Das macht ihn noch keineswegs „tendenziös“.

Doch dann machen Sie leider u.a. Folgendes: Die 5 bis 6 Untertitel, verteilt über den Text, die als zweites sofort ins Auge fallen- und Sie wissen genau, dass es bei nicht wenigen Lesern dort aufhört, man nicht ins Detail geht und alles durchliest, sondern mit der „Grobinformation“ sich begnügt- da erscheint (relativ groß ebenfalls und ins Auge stechend)- „Es gab Bomben- und Morddrohungen!“ -und um herauszufinden, dass dies NICHT sich auf das jüngste Coming-out bezieht (selbstverständlich erwecken Sie damit- wissentlich! – diesen Eindruck) muss man das ganz Kleingedruckte lesen bzw. den ganzen Text, dass dies vor 30 Jahren war …. da frage ich Sie schon: sieht SO seriöser Journalismus aus?

Die weiteren „Unter-Schlagzeilen“ sprechen teils eh für sich- das Zitat der Regisseurin A.M „weiß, mittelständisch, männlich, christlich“ könnte nicht ideologischer, weltfremder und damit abwegiger sein. „Christlich“ ist bei uns schon lange keine zutreffende Beschreibung einer vorherrschenden Geisteshaltung oder Kulturprägung mehr- selbst ohne einen jährlichen Aderlass von Hunderttausenden von Mitgliedern bei den Volkskirchen wäre davon keine Rede! Wir sind hier eine durch und durch säkularisierte Gesellschaft und Kultur, was ein auch nur oberflächlicher Blick in das Kulturgeschehen, vor allem im Bereich der Massenkultur, jedem deutlich machen sollte, außer er(sie) trägt ideologische Scheuklappen und braucht seine Schwarz-Weiß-Wahrnehmung zur Stützung seiner Thesen und seines Weltbildes. Fazit- ein enttäuschender Artikel über ein Thema, das ansonsten durchaus einen intensiven- und auch kontroversen! – Diskurs wert wäre! – Karl-Heinz Grau

 


 

 

Leserbriefe zu „»Mario Draghi ist der Beste«“. Gespräch mit Matteo Renzi geführt von Ulrich Ladurner

 

Klein- und Kleinstparteien, deren Daseinsberechtigung einzig darin besteht, die Regierung die sie „unterstützen“ mal zu Fall zu bringen, um anschließend für ein paar Tage die Schlagzeilen zu besetzen, ist eine traurige Begleiterscheinung des italienischen Politiktheaters, gegen die noch kein Kraut gewachsen ist. Dass der angebliche Verschrotter Renzi sich frohgemut in diese peinliche Tradition einreiht, kann nur diejenige überraschen, die ihn und sein Geltungsbedürfnis nicht kannten.Was ich nicht haben kann, das zerstöre ich lieber.

Vor und während „seiner“ Regierungskrise hatte Renzi gebetsmühlenartig beteuert, dass es ihm gar nicht um Personalien ging, sondern nur um politische Weichenstellungen. Wohl in der Annahme, dass kein Italiener ausländische Zeitungen liest, lässt er jetzt ausgerechnet bei der Zeit die Katze aus dem Sack und verkündet seine ewige Liebe zu Mario Draghi, den er „schon immer“ als Regierungschef sehen wollte, weil er eben mit Geld gut umgehen kann. Dass er sich vor nicht mal anderthalb Jahren mit ähnlicher Unbedingtheit für Giuseppe Conte eingebracht hatte, haben nicht alle Italiener schon vergessen.

Auch der erfahrene und kompetente Draghi wird eines Tages entnervt das Tuch werfen, sobald er im Parlament „unter geht“ und sei es auch nur um eine Stimme. Das wird früher passieren, als man denkt. Mal schauen, was dann dem großen Machiavelli-Leser Renzi einfallen wird. Zu Salvini: unter Conte saß der Rechtsextreme zuverlässig auf der Oppositionsbank, wo er wenige Schaden anrichten konnte. jetzt ist er auch mit von der Partie, natürlich um das Vaterland zu retten. Selig wer es glaubt. Die Rechte sitzt mit am Regierungstisch und wird sich dort selbstverständlich jeden Tag breiter machen. Auch dafür haben wir Renzi dankbar zu sein. – Tonino Iannetta

 

Herr Ladurner hat sich von Renzi an der Nase herumführen lassen : er hat behauptet, der Retter Italiens von Salvini zu sein – dabei jetzt, in der neuen Regierung werden sowohl die RECHTEN Salvini als auch Berluconi in der neuen Regierung Draghi mit dabei sein ! Das ist der Erfolg von Renzis Regierungskrise . – Ennio Frezza und Charlotte Probst Frezza

 


 

 

Leserbriefe zu „Gesprächsstoff: Cholesterin“ von Katharina Menne

 

Da haben Sie ja ein echtes Faß aufgemacht! Gesprächsstoff: Cholesterin, und drunter steht ganz lapidar: „…Es ist im Covid-19-Impfstoff der Firma BioNTech enthalten…Pharmazulieferer extrahieren es… aus Rinderrückenmark… eine derart große Nachfrage gab es bislang noch nie.“ In der Tat, das sorgt ganz sicher für „Gesprächsstoff“: Vor 20 Jahren, als BSE grassierte, wurde besonders vor Gehirn und Rückenmark als Überträger der Prionen gewarnt. Ich will ja gerne glauben, dass die meisten Pharmazulieferer Cholesterin sauber daraus extrahieren; aber wenn die Nachfrage so groß wie nie ist, wird das unweigerlich Leute auf den Plan rufen, die das Geschäft ihres Lebens wittern und es vielleicht nicht so genau nehmen mit der Reinheit. Oder es wird sonstwoher importiert… (Was für eine Geschäftemacherei haben wir im Zuge von Corona nicht schon alles erlebt!)

Eine Herkunft aus Rinderrückenmark liefert aber nicht nur den Impfgegnern eine Steilvorlage, sondern wird auch impfwillige Veganer abschrecken. Und ich muß zugeben, obwohl ich bisher impfwillig war, bin ich jetzt verunsichert. Wer möchte schon das (Spät-)Risiko einer Creutzfeld-Jakob-Erkrankung auf sich nehmen, und sei es auch noch so gering? Vielleicht könnten Sie einmal etwas differenzierter auf diese Problematik eingehen, auch, ob andere mRNA-Impfstoffe (z.B. von Moderna) ebenfalls Cholesterin (welcher Herkunft?) enthalten und was die Hersteller dazu sagen. – Dr. Gabriele Prescher

 

Mit Interesse habe ich Ihre kurze Abhandlung über Cholesterin gelesen, vor allem im Hinblick auf den Covid Impfstoff von BioNTech .Für alle, die aus ethischen Gründen Vegan oder vegetarisch leben, dürfte es wichtig zu wissen sein, daß der Impfstoff nach Ihrer Recherche ( Cholesterin wird aus Rinderrückenmark extrahiert) nicht frei ist von tierischen Inhaltsstoffen. Dies hat mir aber gerade das Unternehmen BioNTech zugesichert. Vielleicht können Sie mir näheres dazu mitteilen. – Dr. Marion Hallerbach-Redlin

 


 

 

Leserbriefe zu „Können Pakete grüner werden?“ von Marc Widmann

 

Ohne den Staat können Pakete nicht grüne werden. Kommunen müssen flächendeckend den Raum für kleine Depots schaffen und mit ordnungrechtlichen Regeln die Zustellung per LKW erschweren. Das dürfte nicht schwerig sein. Das eigentliche Problem jedoch steckt in den Paketen. Meist absolut überflüssige und wertlose Konsumartikel. Das umweltfreundlichste Verfahren wäre, die Pakete per Bahn direkt in die Müllverbrennungsanlagen zu liefern. – H. Giller

 

Ihr Artikel vom 11.2.passt zu einer Sendung, die ich kürzlich erhalten habe. Der bestellte Artikel, Platz für Kabel mitgerechnet,misst 12x8x1 cm und die Innenmasse der Verpackung sind:28x18x14 cm. Das bestellte Produkt passt also mehr als 70x in die Endverpackung.Das vom Hersteller schon üppig verpackte Produkte mindestens 8 x.Den überflüssigen Transport der Luftkissen an den Händler kann man ja auch noch „anrechnen“.

Dazu habe ich dann den Händler(Mediamarkt) angeschrieben und erhielt die übliche Antwort der Selbstüberhöhung ,hier noch garniert mit der Frechheit „Die Verpackung auf das Notwendigste zu reduzieren“, nicht als Anspruch, sondern als Tatsache wohlgemerkt. Ich hatte dann im Sinn, die DHL oder die Post anzuschreiben mit dem Vorschlag,Tarife für Kleinpakete einzuführen, habe aber es doch sein lassen ,in Erwartung einer jedenfalls negativen,bestenfalls auf ferne Zukunft abzielende Antwort. Vielleicht können/wollen Sie das Thema weiterspinnen. Sie haben jedenfalls mehr Aussicht auf Erfolg. – Hans-Georg v. Bechtolsheim

 


 

 

Leserbriefe zu „Dürfen die Kinder zurück?“ von Jeannette Otto et al.

 

Die in dieser Frage mitschwingende Kinderperspektive ist der Schulpolitik fremd, das mit dem „dürfen“ verbundene Überordnungs-Unterordnungsverhältnis freilich nicht. Leider erreicht eine so angelegte Frage eher das Gegenteil des Gewollten, indem sie der Politik den Rahmen bietet, hinter die Komplexität der eigentlichen Frage zurückzufallen und deren hecktischen Stillstand zu rechtfertigen. Vielleicht ist die schlichte Frage „Wie kommen die Kinder wieder zurück“ sachgerechter. Ihr fehlt zwar die Emotion. Auch das Ausrufungszeichen. Sie lässt aber die notwendige Komplexität zu und ist zugleich praktisch orientiert.

Der Artikel von Jeannette Otto, Johanna Schoener und Jan Schweitzer zeigt, dass es erstmalig seit Beginn der Coronakrise mit der von Eva Rehfuessvorangetriebenen Leitlinie eine strukturierte Antwort auf diese Frage gibt. Ein Papier (in einer ersten Version), das den Stand der Wissenschaft, die Belange der relevanten Gruppen und die Praxis vor Ort berücksichtigt. Erstmalig gibt es – zusammen mit der Studie von Jörg Dötsch – einen belastbaren Maßstab für einen einheitlichen Schulöffnungsplan.

Die föderale Bildungspolitik reagiert allerdings verhalten. Kein Wunder: Ist die Bildungspolitik doch das letzte Reservat, in der Landes- und Parteipolitik sich ideologisch austoben darf. Man lässt sich hier nicht gerne von außen reinreden, weiß es immer besser als die anderen und hat zur Not eigene Berater, die den je eigenen parteipolitisch geprägten Weg bestätigen. Selbst gute pädagogische und schulpolitische Ansätze verlieren spätestens dann ihren eigentliche Sinn, wenn sie mit den üblichen haushaltspolitischen Sparanstrengungen verbunden werden. Die Ergebnisse eines derart sparpolitisch flankierten Austobens müssen stets Kinder, Lehrer und Eltern bundesweit ausbaden. Die föderale Bildungspolitik selbst zeigt sich lernfähig nur in Schock-Wellen (insbes. PISA-Schock, digitaler Schock, Corona-Schock). Dürfen Bildungspolitiker ihr Lernen im Schockmodus als Bildungs-Schocks an Kinder und Lehrer weitergeben? – Reinhard Koine

 

Offenbar ist nach allgemeiner Meinung auch der Verantwortlichen der herkömmliche Präsenzunterricht die beste Form des Schulunterrichts für jüngere und ältere Kinder beziehungsweise Jugendliche. Diesem Punkt ist zweifellos zuzustimmen. Zu bedenken ist, dass der Schulunterricht von Mitte März 2020 bis zu den Sommerferien weitgehend ausfiel beziehungsweise in einer erheblich minderen Qualität und Umfang als online-Unterricht stattfand. Dies ist jetzt erneut der Fall seit Anfang Dezember und wird mutmaßlich mindestens bis zu den Osterferien andauern. Der derzeit seit Monaten stattfindende Unterricht ist kein vollwertiger Ersatz für den üblichen Schulunterricht.

Ich frage mich nun, wie die Defizite in der Schulbildung unserer Kinder und Jugendlichen ausgeglichen werden sollen, zumal für einige der Schüler, die das Abitur anstreben, die Schulzeit sowieso nur zwölf Jahre beträgt, was ja inzwischen bundesweit als politischer Fehler erkannt wurde. Meines Erachtens sollte überlegt werden, ob die Defizite nicht nachgearbeitet beziehungsweise ausgeglichen werden, beispielsweise durch Verkürzung der Sommerferien oder aber durch zusätzlichen Samstags- Unterricht für eine begrenzte Zeit oder zusätzliche Unterrichtsstunden an einigen Nachmittagen, etwa ab den Osterferien oder im neuen Schuljahr… – Christoph Stolpe

 


 

 

Leserbrief zu „National, moralisch und am besten staatlich“ von Matthias Krupa

 

„Kaczyński ist stellvertretender Ministerpräsident.“ Meine erste Reaktion beim Lesen war: Nein – K. hat kein Regierungsamt, bestimmt aber im Hintergrund als PiS-Vorsitzender die Politik. Meine Wikipedia-Recherche hat Sie bestätigt und mich „à jour“ gebracht (Seit 6. Oktober 2020 ist er als Vize-Ministerpräsident Mitglied im Kabinett Morawiecki– with oversight over the defense, justice and interior ministries) und. Ich kann mich allerdings nicht erinnern, dass die Regierungsumbildung vom 6. Oktober 2020, d. h. Regierung Morawiecki II, groß Gegenstand der Berichterstattung – auch der ZEIT – war. [Einschränkend muss ich jedoch anmerken, dass ich Anfang bis Mitte Oktober gesundheitlich schwer angeschlagen war.] – Walter Funk

 


 

 

Leserbrief zu „PROMINENT IGNORIERT. Kalte Gisela“ von GRN.

 

Was meinen und wozu brauchten Sie einen Türschlossenteiser ??? Sollte Ihre Haustüre nicht überdacht sein! – Burkhart Asbeck

 


 

 

Leserbrief zu „Flexibel“ von Ingo Malcher

 

Irgendwie hab ich jedesmal nach diesem Hauptstadttreff unserer Landfürsten und Landesfürstinnen bei der „Päpstin der Pandemie“ (so die Frankenpost vom 12.2.2021), ein verdammt mulmiges Gefühl in meiner Bauchgegend. Diese Herrschaften aus dem „Club 16 + 1“ können oder wollen gar nicht mehr ohne „ihrem“ unverzichtbaren Corona-Virus leben. Allein zu diesem Zweck haben sie diesen überflüssigen Inzidenzwert von 50 gar auf 35 abgesenkt und da geht bestimmt noch einiges mehr, bzw. richtiger wäre noch etwas weniger.

Auch diese „hochansteckenden“ Mutanten kommen zur rechten Zeit und passen, wie die „Faust aufs Auge“, also ganz prima in das aktuelle Geschehen. Hochansteckend sollen diese Mutanten zwar sein, aber von einer Gefährlichkeit, da hört man absolut nichts. Was mich dann doch wieder etwas beruhigt, dass ist das Verhalten unserer Profikicker, die sogar im Ansteckungsfall, weiterhin tun und lassen können, was sie tun und lassen wollen. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „»Ein Trost«“. Gespräch mit Frank Snowden geführt von Samiha Shafy

 

Laut Interview macht Frank Snowden eingangs folgende Aussage: „Die Spanische Grippe etwa wurde vom Ersten Weltkrieg befeuert, deshalb endete sie 1918.“ Ein „Ende 1918“ mag für die erste Welle gelten, aber die dritte Welle endete erst 1920 (vgl. Spanische Grippe – Wikipedia). Es fällt mir schwer zu glauben, dass einem Historiker und emeritierten Yale-Professor diese Fakten nicht bekannt sind, weshalb ich von einem möglichen Übertragungsfehler ausgehe. – Walter Funk

 


 

 

Leserbrief zu „Trumps Enkel“ von Kerstin Kohlenberg

 

Vielen Dank für diesen absolut lesenswerten Artikel. Ich habe mir im Gefolge einige Auftritte von Hawley auf youtube angeschaut. Man kann sich vorstellen, dass er bei vielen Menschen eine gewisse Hoffnung auf „Normalität“ erweckt. Sein Erfolg wird letztlich auch davon abhängen, welches Angebot der politische Gegner z.B. einem Bürger im ländlichen bzw. kleinstädtischen Missouri machen kann, der vielleicht tatsächlich von einem bodenständigen, gottesfürchtigen Leben im Kreise seiner Lieben träumt, den Washington und die große Welt nicht besonders interessieren, und der befürchtet, dass die allzu schnellen Veränderungen der postmodernen globalisierten Welt seinen Traum zerplatzen lassen. Haben Sie eine Idee, wie dieses alternative Angebot aussehen könnte? Können Sie einen Gegenspieler Hawleys vorstellen, der diese Menschen ebenfalls konkret anspricht und sie in ihren Träumen bestärkt? Oder fordern seine Gegenspieler diese Menschen eher dazu auf, „aufzuwachen“ und sich einer neuen Lebens-Idee zu öffnen? – Dr. Christian Voll

 


 

 

Leserbrief zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

 

Jeden Donnerstag freue ich mich auf und über meine wöchentliche Schwarzwälder Kirsch-, Apfelwein- oder Sacher-„Torte der Wahrheit“. Vielleicht sogar mal eine Herren-„Torte“. Egal, ob mit oder ohne Alkohol (in Corona-Zeiten ja erwiesenermaßen das wichtigste Mittel, um normal zu bleiben), ob im Schwarzwald, mit Nuss oder ohne: Die Torten der Wahrheit sind das Krokant-Sahnehäubchen der ZEIT. Tausend Dank dafür, liebe Katja Berlin. Solche Torten könnte ich täglich … ach, nein, die Figur! – Andrea Finke

 


 

 

Leserbrief zum Politischen Fragebogen „»Jüdischsein hieß, nicht richtig dazuzugehören«“. Gespräch mit Delphine Horvilleur geführt von Elisabeth Knoblauch

 

„Jüdischsein hieß, nicht richtig dazuzugehören.“ Ist es möglich, dass Sie mit der Überschrift nicht auf Antisemitismus verweisen, sondern auf die Folgen von deviant behaviour, wie die Soziologen das nennen? Wie sie angeben, lebten Sie in einer kleinen Stadt, Sie und ihr Bruder waren die einzigen Juden an der Schule, Ihre Familie war traditionell, was bei mir Erinnerungen an Williamsburg/NY weckt, wo traditionelle Juden leben, die in Kleidung, Haartracht, Kinderspielen, Verhalten auf der Straße deutlich von der Umgebung abwichen. Deshalb gehörten sie nicht dazu. War das bei Ihnen auch so?

Es ist keineswegs so, dass Antisemitismus „uns umgibt“. Es gibt ihn, er wird sehr genau beobachtet, unser Staat, die meisten Parteien, Kirchen, Gewerkschaften, Sportvereine und sonstige Verbände bekämpfen ihn. Die 68-er hatten nicht nur einen anderen Freiheitsbegriff, als ihre Eltern, es einte sie auch der Kampf gegen die Verseuchung des Staatsapparates durch Altnazis. Die sind im täglichen Leben, in den Medien, auf der Straße kaum mehr sichtbar. AfD-Wähler, wenn sie nicht versammelt sind, scheuen die Öffentlichkeit. Wie kommen Sie zu Ihrer Behauptung? – Wilhelm Meyer

 


 

 

Leserbrief zu „Winter? Undenkbar!“ von Jens Jessen

 

Gratulation zu den klaren Worten! Das hiesige Geschehen betrachte ich mit einem gewissen Amusement. Bvor ich in die südniedersächsiche Provinz zog, lebte ich nämlich zehn Jahre im Allgäu, in Irsee bei Kaufbeuren. Schneefälle wie die aktuellen erlebte ich dort regelmäßig. Trotzdm fuhren alle Busse, wurde der Müll abgeholt, kam die Post und wurde auch abgeholt. Sogar die Deutsche Bahn hielt auf der Bayerischen Allgäubahn den Betrieb aufrecht … – Torsten Berndt

 


 

 

Leserbrief zu „Es war einmal ein Stern …“ von Claas Tatje

 

Es war einmal … so beginnen alle Märchen. Erst machen Synergieeffekte rentabler, dann plötzlich macht die Trennung schneller und fokussierter. Die Sprüche sind nicht mehr wert als die Absichten dahinter. Gesundschrumpfen ist es, und das darf auch etwas kosten. Die Trucks werden von den Pkw subventioniert. Betrachtet man die Zahlen wird klar, die Trucksparte ist weit profitabler und soll gerettet werden. Die Pkw-Sparte hat alles verpennt, sie kommt auf den Ramschtisch.. – H. Giller

 


 

 

Leserbrief zu „Es kommt Nachschub“ von Heike Buchter

 

„40 Tage ohne“ überschreiben die Kirchen die Fastenzeit vor Ostern auch in diesem Jahr 2021. Was niemand geahnt hat, dass die ganze Welt ausnahmslos und religionsübergreifend seit genau einem Jahr eine Fasten- und Passionszeit durchlebt und durchleidet, zurückgeworfen auf das Private, dem öffentlichen Leben und „wilden Treiben“ pflichtmäßig entsagend, nicht enden wollende Fast- und Abstinenztage im wahrsten Sinne des Wortes. Selbst der Karneval und die Rosenmontagsumzüge werden ausfallen und führen erstmals das bekannte Lied „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“ ad absurdum; denn schon vorher, lange vor dem Aschermittwoch, dem gebotenen Fast- und Abstinenztag, an dem wir unserer Verwundbarkeit und Vergänglichkeit durch ein Aschekreuz auf unserer Stirn gewahr werden sollen, war schon „alles vorbei“.

365 Tage ohne. Jedes Geschöpf wird in dieses Wort „OHNE“, in dieses uns schier verschlingende schwarze Loch der fehlenden Normalität, des unerträglichen Ausnahmezustands, des entbehrungsreichen Mangels an Begegnung, Zärtlichkeit und Gemeinschaft, die je eigenen Verlusterfahrungen hineinlegen – auch die Existenzängste, Schulden, Insolvenzen und Suizidgedanken. Ein ganzes Jahr Fastenzeit; 365 Jahre österliche Bußzeit; 52 Wochen ohne; eine schier unendliche Karsamstagsabstinenzzeit, von der niemand weiß, wann endlich Ostern sein wird. Wann haben wir uns eigentlich das letzte Mal so sehr nach einem Ostern gesehnt, das der Fastenzeit ein seliges Ende bereitet? – Barbara Faber

 


 

 

Leserbriefe zu „Jenseits des »dunklen Afrika«“ von Andreas Molitor

 

Die Lektüre Ihres Artikels über Heinrich Barth war ein großes Vergnügen, für das ich mich herzlich bedanke. Ich schreibe nur ein paar Sätze, denn Sie kennen alle Gegebenheiten viel besser als ich. Ich war vor ein paar Jahren in Mali und habe ausgehend von meiner Wohnung in Togo in einer kleinen Reisegruppe Mali bereist und Timbuktu besucht. Die Ali Bahba Bibliothek war ein unvergessliches Erlebnis. Ich habe dort erfahren, welche Bedeutung Timbuktu als Universität für Nordafrika und den vorderen Orient hatte. Gelehrte uns Geistliche kamen für 20.000 Studenten von weither und bildeten damals im 16. Jahrhundert eine gebildete Elite und ein Zentrum der muslimischen Geistesgeschichte. Ich habe erfahren, dass zahlreiche Einheimische die Bücher bei sich zu Hause versteckt hatten und der Bibliothek zur Erforschung für ein südafrikanisches Projekt überlassen hatten. Daher auch die Hoffnung, dass ganz normale Malier die verehrten Bücher heimlich aufbewahrt haben und dies noch tun.

Als arroganter Weißer habe ich überhaupt keine Ahnung gehabt, was sich in der tiefsten Wüste verbirgt. Erzählt hat uns das alles ein hochgebildeter Analphabet der Touaregg, der alles von seiner Großmuttter erfahren hatte und mit einem Professor in Verbindung stand, der ihn überreden wollte, sich die Schriftsprache anzueignen. Ich bin seit 12 Jahren mit einer Togoerin verheiratet ujnd will sobald es geht nach Togo zurückkehren. Es wäre mein innigster Wunsch noch einmal nach Mali zurückzukehren. Die Faszination Afrikas lässt einen nicht los. Timbuktu und das Dogon – Land. Es wäre sicher auch für DIE ZEIT interessant, wenn Sie einmal die Geschichte der malischen Universität und des Ali Bahba – Zentrum in Timbuktu aufbereiten würden. – Dr. J. Onken

 


 

 

Leserbrief zu „Von Frankreich lernen“ von Anant Agarwala

 

Zu der im Titel Ihres Artikels propagierten Schlussfolgerung „Von Frankreich lernen“ führt der Autor durch die Feststellung – ansteigender Infektionszahlen im Herbst, – seit Monaten hoher Todeszahlen, – des erhöhten Infektionsrisikos der Eltern von Schulkindern, – ansteigender Fallzahlen im September parallel mit dem Ende der Sommerferien, – des Abfallens der Zahlen im Lockdown-November, – des Anstiegs der geschlossenen Klassen um 111,36% innerhalb einer Woche.

Ist der Titel ganz hintersinnig gemeint, Frankreichs Umgang mit den Schulen als abschreckendes Beispiel zu nutzen, oder handelt es sich doch um den klassischen Rösselsprung, mit dem alles, was nicht ins Bild passt, entschlossen zurechtgebogen wird? Übrigens: Dass Frankreichs Lehrkräfte imstande sind, sich selbst zu schützen, gereicht der Nation zur Ehre. – Regina Steindorf

 


 

 

Leserbrief zum WISSEN- Zitat von Angela Merkel

 

Dazu sein Spruch des Tages von Sigmund Freud (1856-1939), österreichischer Arzt: „Die meisten Menschen wollen nicht wirklich Freiheit, denn zur Freiheit gehört auch Verantwortung – und davor fürchtet sich die meisten Menschen.“ – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbrief zu „Smarte Gärten in der Bude: Der Fortschrittsbericht“ von Burkhard Straßmann

 

Was für ein Schwachsinn. Wenn ich mir extra ein Handy kaufen muss, damit meine Pflanzen gedeihen, wird es pervers. Und ich tauge als Gärtner nichts. Für wenige Euro bekomme ich einen Blumenkasten oder -topf, pflanze da rein, was ich haben will und behandle die Pflanzen ordentlich. Da brauche ich nicht hunderte Euro ausgeben und immense Umweltbelastungen durch das Kunstlicht zu verursachen. Für das Geld, das der Strom verschlingt, kann ich mir wahrscheinlich Gemüse und Kräuter en masse kaufen. – Iman Schwäbe

 


 

 

Leserbrief zu „Auch Männer sollen wickeln“ von Martin Eimermacher

 

Sie schreiben, nach Ovids Metamorphosen lande “Itys, der Philomela vergewaltigt und ihre Zunge, aber nicht ihre Rachsucht verstümmelt hat, am Ende als Suppengemüse im Kochtopf”. Aber nein, nicht Itys, sondern sein Vater Tereus hat Philomela (seine Schwägerin) vergewaltigt und ihr die Zunge herausgeschnitten. Itys ist das Opfer: Der arme Bub wird von Mutter und Tante, weil sie sich an Tereus rächen wollen, teils an den Bratspieß, teils in den Kessel gesteckt und vom Vater (zunächst) mit Genuss verspeist – nicht als Suppengemüse, sondern als Fleischgericht. Nach der Aufdeckung des Sachverhalts kommt der zweite Teil der Bestrafung: Tereus wird in einen Wiedehopf verwandelt. Grässlich alles, in der Tat, aber doch bitte korrekt wiederzugeben. – Dr. Gerhard Vogt

 


 

 

Leserbriefezur Deutschlandkarte „UNVERPACKTLÄDEN“ von Matthias Stolz im ZEIT Magazin

 

Wieder eine gute Idee bei der Deutschlandkarte! Ich kaufe allerdings in Nürnberg im „Freivon“ in der Hans-Sachs-Gasse 9 ein. Der Laden fehlt auf der Karte. – Norbert Reif

 

Ich lese die Zeit und das beiliegende Magazin jede Woche sehr gern. Die Beiträge sind meist ansprechend und gut recherchiert. Natürlich gibt es ab und an Grund zur Kritik. Aber die Ansichten von Autor und Leser müssen sich auch mal unterscheiden dürfen. Bei der Deutschlandkarte im o.g. Magazin fiel mir auf, dass dort zumindest zwei Läden vergessen wurden, die auf jeden Fall dorthin gehören:

In Kiel existiert das bundesweit erste (!) Lebensmittelgeschäft, dass komplett auf Plastik verzichtet. Marie Delaperrière gründete diesen Laden bereits 2014. Sie nannte ihn ‚Unverpackt Kiel‘. Ist das kein Wortspiel? Das unverpackte Kiel. Also Kiel ohne Verpackung. Ich halte das unbedingt für ein Wortspiel. Natürlich habe ich nicht Germanistik studiert, meine allerdings, dass Marie’s Laden wegen seiner Vorreiterrolle auf jeden Fall hätte erwähnt werden müssen!

Auch in einer weiteren, Deutschen Landeshauptstadt, in Hannover, existiert ein Geschäft, dass komplett auf Kunststoff verzichtet. Es handelt sich um LoLa! Das steht für Loseladen. Auch hier handelt es sich um ein Wortspiel! Oder wie definieren Sie Wortspiel? Jedenfalls wurde LoLa im Jahr 2016 von Michael Albert eröffnet. Mittlerweile gibt es vom LoLa drei Filialen. – Achim Bothmann

 

Manchmal muss es auch was anderes sein, als Hamburg, Berlin oder München. Eben Osnabrück. In der Ausgabe Nr. 7 2021 haben sie wie immer die interessante Karte was wo in Deutschland ist. In dieser Ausgabe Geschäfte, die unverpackte Waren anbieten. Und wo ist ein großes Loch in der Karte? Rund um Osnabrück. Keine Ahnung, wie sie das recherchieren, aber wir haben Tara Unverpackt. Und die haben sie vergessen. https://www.tara-unverpackt.de/ Na ja, denke ich. Nicht so schlimm. Und komme zum nächsten interessanten Artikel. Bereich Wirtschaft. Können Pakete grüner werden.

Und da war ich dann doch etwas geschockt. Ich bin Geschäftsführer der Osnabrücker Parkstätten Betriebsgesellschaft, kurz OPG. Gemeinsam mit der Stadt Osnabrück und den Stadtwerken arbeiten wir im Format „Mobile Zukunft“ an der Verkehrswende. Wir betreiben als OPG seit einigen Jahren ein UPS Mikrodepot und das wird von 2 E-Lastenfahrrädern bedient. Lt. dem damaligen UPS Depotleiter aus Bramsche sind wir das betriebswirtschaftliche Vorzeigeprojekt in Deutschland, da es so gut funktioniert. Mit Herrn Kiehl muss ich die Tage mal telefonieren. Er hat uns wohl vergessen zu erwähnen.

Wir haben bereits weitere Standorte mit UPS vereinbart, die diese aber aktuell nicht besetzen. Davon abgesehen gibt es bereits weitere Projekte grüner City Logistik in Osnabrück. So haben wir vor 2 Jahren das erste bundesweite Symposium zu dem Thema abgehalten unter der Leitung der Stadt Osnabrück. Da waren auch Vertreter aus Hamburg, Holland und weiteren deutschen Städten. Müsste ich aber nochmal genauer recherchieren. Außerdem machen wir aktuell folgendes: Da ist zum einen die grüne Outbound-Logistik, die Einkäufe online oder vor Ort in der City (sofern sie mal auf hat) CO2 frei in der Stadt und in die Randbezirke der Stadt liefert. Angeschlossen sind diverse Händler, so das man sich die Schlepperei von Einkäufen in der Stadt spart.

Das ganze wollen wir zum Jahresende noch mit einem Abholservice kombinieren. Zum Beispiel im Parkhaus (wer mit dem Auto kommt), am Bahnhof oder dem Busknoten. Ist in Arbeit. Wenn ich in diesem Fall wir sage, dann sind wir als OPG immer involviert, aber Hauptakteur ist aktuell Herr Schonebeck vom Unternehmen Schäffer. Viel größer ist aber das Projekt der Stadt, in der ein zentrales Logistik Hub angelegt werden soll. Dazu hat die Stadt Fördergelder erhalten und sucht mit Hilfe des Unternehmen City Wow nach Standorten. Es ist zunächst eine Machbarkeitsstudie. Diese wird flankiert durch ein Projekt der Uni Osnabrück, bei dem wir als OPG auch involviert sind.

Davon abgesehen weist Osnabrück gerade Ladezonen aus, die wir als OPG in unserer Leitstelle überwachen und die Daten (frei / nicht frei / frei in ca. 5 Minuten (Prognose) mittels Schnittstelle in eine App für die Paketdienstleister senden, damit diese die Straßen freihalten und die Zonen nutzen. Das ganze findet über moderne Bodensensoren statt, die aber keinen Stromanschluss benötigen. Noch ist das ganze in der Beta Phase, läuft aber schon. Nachfolgende Prozesse müssen noch geklärt werden. Und es braucht mehr Ladezonen. Das ist kein ganz so einfaches Thema.

Ach ja, und zum Schluss die Paketabholstationen. Osnabrück hat sich für ein Konzept der Quartiersgaragen entschieden. Hier sollen zukünftig auch Paketabholstationen integriert werden. Abgesehen von E-Ladeinfrastruktur. Aber das ist schon wieder ein neues spannendes Kapitel aus Osnabrück, bei dem wir bundesweit führend sind. So, das mal an einem Sonntag Nachmittag privat aus meinem Kopf heruntergeschrieben. Wenn sie das spannend finden und Interesse haben, das mal in einen der nächsten Artikel einfließen zu lassen, dann stelle ich gerne die Kontakte her, die für eine solche Recherche notwendig sind. Und bis dahin – vergessen sie mir die mittelgroßen Städte nicht. Besonders nicht Osnabrück. – Wigand Maethner

 

Wie neben der Deutschlandkarte der Unverpacktläden vermerkt, gibt es bei dieser Karte keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aber irgendwie bin ich als Hannoveranerin doch ein bisschen enttäuscht, dass von all unseren Unverpacktläden es nicht einmal „Lola, der Loseladen“ auf die Karte geschafft hat. Ansonsten sind die Deutschlandkarten aber immer wieder ein interessanter Spaß, danke für die kreativen Ideen. – Astrid Caspary

 

Jedesmal, wenn ich das Zeitmagazin durchschaue, bin ich gespannt auf Ihre Deutschland-Karte. Geniale Idee! Diesmal hatte ich aber beim Lesen wieder ein Problem, das mir schon mehrfach aufgefallen ist bei Ihren Grafiken. Ich bin männlich und teile mit ca. 1% der Männer das gleiche „Schicksal“ (naja, so schlimm ist es wiederum nicht): ich habe eine Rot-Grün-Schwäche. Falls Sie zu den 99% „anderen“ gehören: das bedeutet nicht zwingend, dass man nicht zwischen Knallrot und Knallgrün unterscheiden kann, sondern ich sehe Farbtöne nicht.

Ergo: so sehr ich mich abgemüht habe bei Ihrer Karte – ich sehe kaum einen Unterschied zwischen den Farben bei „naschen“ und „schnausen“ und nur ein wenig besser der zu „schneken“. Lauter Rot-Töne. Glaube ich. Da das Farbspektrum viele Farben bereithält, oder man ja auch unterschiedliche Muster verwenden kann, wäre es echt klasse, wenn Ihre Grafiker da mal ein wenig drauf achten könnten. Vermutlich sind da viele Damen, denen dieses Farbproblem genetisch fast komplett abgeht. Der Pfälzer dankt; damit gehöre ich in der Tat zur schnägen-Fraktion. Wie man in Köln sagt, wo ich seit langem wohne, weiß ich gar nicht so recht. Ich kann’s auf der Karte leider auch nicht erkennen. – Rainer Mayer

 

Ich wuchs in einer Zeit auf, in der es nur Unverpacktläden gab. Bei uns in Hannover gab es einen „Dreckberg“ – ohne Plastik, Glas und Blech. Lezteres wurde wiederver- wertet. Was daraus wurde, konnte man sich Im Frühjahr als Blumenerde abholen. Dann kam der Fortschritt: Glas, Blech, Plastik, alles landete auf dem Müll. In der Nähe von Neustadt gab es eine weitflächige Deponie, die vor 30 oder mehr Jahren aufgelassen wurde. Seit mehr als 30 Jahren wächst dort nicht der kleinste Busch, geschweige denn ein Baum. Der Boden muss auf Dauer vergiftet sein. Manchmal glaubt man, dass der Fortschritt keiner ist. Die auf der Karte angegebenen Orte sind mehr als 100 km entfernt. Schade – Lutz Caspers

 


 

 

Leserbriefe zu „Über Berliner Fantastereien und den gefährlichen Reiz des Verbietens“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Heute, da ich das schreibe, weiß ich nicht welche Mutation des Virus in einigen Wochen vorherrscht. Dass Herr Martenstein einen bedeutenden Arbeitgeber Berlins als „mäßig bekannt“ bezeichnet, zeigt nur seine Ignoranz gegenüber der Wirtschaft. Dass er seinen Sohn benutzt um Herrn Müller einen Brief zu schreiben, ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Wenn der kleine Knabe einmal nicht ins Fußballcamp fahren kann, ist dies für den Schreiber ein böses Verbot. Unerträglich und dumm ist auch sein letzter Satz zur Kindersterblichkeit in diesem Winter.

Vielleicht sollte er mal Intensivstationen besuchen und mit den Menschen reden, die dort täglich um das Leben der Menschen kämpfen, die an COVID-19 erkrankt sind. Der Autor scheint mir mit seinem „Verbieten ist die einfachste Lösung“ doch wohl zu den Querdenkern gehören. Er sollte eher in deren Magazinen schreiben als in der ZEIT. Der Artikel war unerträglich. – Roger Kutschki

 

Thesen haben es ’so an sich‘ nicht bewiesen werden zu können. Sie wollen ihre Aussage überprüfen? Nehmen Sie ihre Kaffeetasse und halten diese neben ihren Tisch. Lassen Sie die Tasse los. These 1: Die Tasse schwebt Richtung Zimmerdecke. These 2: Sie holen Handfeger und Schaufel. Wiederholen Sie den Versuch 100 mal zwecks Beweis von These 2. P.S. Schön: tatkräftiger Politiker = nichts getan, nur verboten = Nummer sicher. – Helmut Kirschfink

 

Schon lange lese ich gern Ihre klugen Kolumnen, manchmal amüsiert, zunehmend begeistert, seitdem Sie den Finger in die Wunde legen, wenn es um Zuspitzungen und Übertreibungen im demokratischen Miteinander geht. (wie heißt eigentlich das Gegenteil von Shitstorm? Begeisterungssturm?) Diesmal haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen zum Thema Verbieten! Das Verbieten ist mir seit Jahrzehnten ein Dorn im Auge, oft greifen Politiker und Behörden nur zu gern zu diesem Mittel. Schon während der Anti-Atomkraft-Bewegung durften Lehrer in Schleswig-Holstein mit einem dieser gelben Sonnen – Aufkleber an der Heckscheibe ihres Autos dies nicht auf dem Lehrer-Parkplatz parken.

Und in letzter Zeit hatte ich den Eindruck, dass unsere Regierungsmitglieder diese Form des Regierens – Verbote „mit einem Federstrich“ – allzu oft nutzen. Leider ist die Opposition nicht viel besser: Robert Habeck will einen Bürgermeister, der sich undipomatisch ausgedrückt hat, gleich aus der Partei ausschließen! Verbot der Mitgliedschaft! Verbieten ist wirklich so schön leicht, und man muss sich nicht mit dem auseinandersetzen, worum es eigentlich geht. Aber Sie haben es viel besser ausgedrückt, – vielen Dank! Ihre Kolumne erinnert und mahnt, die demokratischen Tugenden und menschliches Augenmaß nicht zu vergessen, – haben Sie dafür eigentlich schon einen Orden bekommen? Ich finde, Sie haben ihn verdient. – Wiebke von Bergen

 

Ich war zutiefst betroffen, als ich im Magazin Ihrer verehrten Zeitung lesen musste, dass der Sohn des bekannten Kolumnisten und Ex-Satirikers Harald Martenstein das geliebte Fußballcamp nicht besuchen konnte. Empörung überkam mich, als ich darüber hinaus erfuhr, dass der Sozi-Bürgermeister den so nett formulierten, diktierten und sauber abgeschriebenen Brief des Kleinen (den M. sicher „Mein Großer“ nennt) keiner Antwort gewürdigt hat. Ich habe auch kein Verständnis dafür, dass täglich dramatisiert wird, wenn es um Virusmutation, Todesfälle und Existenzsorgen geht. Was sind sie schon verglichen mit der Enttäuschung des Jungen über den Ausfall seiner Ferienfreizeit.

M. vermutet sicher zu Recht, dass die Statistik der Kindersterblichkeit für 2020 und 2021 nur „einen kleinen Hügel“ aufweisen wird. Das ist für die meisten Eltern tröstlich und sicher dem Umstand geschuldet, dass Kinder in der Regel vernünftig sind, Abstand halten und Masken tragen. Ich glaube, mit der Berücksichtigung der Wünsche und Bedürfnisse Einzelner, zumal Prominenter, wird es erst besser, wenn mehr Rechtsschaffende ein wenig querer denken. – Sven Herfurth

 

Ihre Fähigkeit, mindestens wöchentlich eine Kolumne zu schreiben bewundere ich. Zu Ihrem Beitrag „Über Berliner Fantastereien“ fiel mir ein, dass ich vor einiger Zeit ein Zitat las, das Inge Meysel zugeschrieben wurde und das mir sehr gut gefällt. Sie habe gesagt, dass die weibliche Emanzipation erst dann vollendet sei, wenn auch inkompetente Frauen auf verantwortungsvolle Positionen berufen werden. Berlin ist mit der weiblichen Emanzipation schon ganz weit vorn. – Dr. Rolf Holbe

 


 

 

Leserbriefe zu „Das üben wir noch“ von Christoph Niemann im ZEIT Magazin

 

… fand ich die Illustrationen von Christoph Niemann im aktuellen ZEIT MAGAZIN zum Thema Klavier. Herzlichen Dank dafür! Ich habe viel gelacht und viel gelernt… you made my day! :-) – Stefanie Mohr

 

Danke für den wunderbaren Beitrag! Ich bin immer wieder in lautes Gelächter ausgebrochen bei der Lektüre und dem Anschauen der Zeichnungen zum Thema Klavier üben. Das kann nur jemand verstehen, der wie ich im fortgeschrittenen Alter beschlossen hat, noch Klavierspielen zu lernen. Ich hatte das Gefühl, dass all mein Frust beim Üben, aber auch die (seltene) Freude über das Gelingen auf den Punkt gebracht wurde. Anschließend setzte ich mich voller Motivation ans Klavier und versuchte mich (wieder einmal) an Mozarts „Laudate Dominum“ in der Hoffnung, es endlich einmal fehlerfrei durchspielen zu können. Natürlich klappte es wieder nicht, aber ich übe freudig weiter. Danke an Christoph Niemann für die tolle Motivation! – Ulla Gardner

 

Über den oben genannten Beitrag habe ich herzlich lachen müssen, da ich zu dem Thema eigene Erfahrungen habe. – Dr. Walter Engel

 


 

 

Leserbriefe zu „Heiter bis glücklich“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

 

Ihr Zitat: „Als nächstes erwarten wir das Comeback der Kutsche – mit Elektroantrieb versteht sich“. Mal wieder hat die Realität die eigene Phantasie schon einge- bzw. überholt, kurz: gibt’s schon. Anbei ein Foto unserer Fahrt in der „Dresdner Droschke“ im Sommer 2018 am späten Abend durch die Innenstadt rund um die Frauenkirche. Elektrisch angetrieben und flüssig im Stadtverkehr mitschwimmend waren alle Augen auf uns bzw. unserem stilecht gekleideten Kutscher nebst Gefährt gerichtet! Die Fahrt war ein Genuß! => http://www.dresdnerkutschen.de/start-kutschen/original/Andrea & Gerd Winkelmann

 

Gehen Ihnen die guten Themen aus? Was bezahlen Ihnen die Unternehmen dafür, dass Sie einen gestählten Athletenkörper als Kleiderständer für deren Nobelmarken herzeigen? Und das noch in der Titelgeschichte? Er braucht „eigentlich nichts, um GLÜCKLICH zu sein“. Außer ein paar gut sitzenden Klamotten…. Kommt nächstens ein Showstar, der ins Tiny-House umgezogen ist? Wozu diese unselige Verquickung von Werbung und Journalismus? Anbiedern an wohlfeile Lifestyle-Phantasien westeuropäischer Wohlstandsmenschen vom einfachen Leben? „Die intellektuelle Presse macht dem Schwachsinn des Philisters Mut und erhebt Plattheit zum Ideal“ – Karl Kraus wusste, wovon er sprach. – Dorothee Philipp

 


 

 

Leserbrief zu „Narrenfrei“ von Margit Stoffels im ZEIT Magazin

 

Schon Ihr Beitrag über eine Radfahrt von Dremmen nach Oberbruch traf mitten in mein biografisches Kauderwelsch zwischen Landleben als Randleben und städtisch-intellektueller Ortlosigkeit. Mitte der sechziger Jahre fuhr ich eine Zeitlang mit dem Fahrrad von Dremmen nach Oberbruch „ins Büro“ zu den Glanzstoffwerken über den „Schwarzen Weg“. Damals lagen meine Jahre im TuS Rheinland Dremmen und in der Funkenmariechen-Garde der Drömmer Hahne schon acht Jahre zurück. Zu „Grazie auf dem Schwebebalken“ und „Beine schwingen“ auf der Kappensitzung der Drömmer Hahne kleben Fotos im Album. Heute am Karnevalssonntag 2021 sitze ich im westfälischen Hagen und feiere in gewisser Weise einen Karnevalsflashback mit Ihrer (Dremmener) Karnevels-Erklärung. Völlig überraschend, wähnte ich mich doch stabil clean gegen karnevalistisches Humba Täterää.

Schon nach den ersten Zeilen hörte ich mich innerlich heimatlich artikulieren: Kachtong statt Karton und misch statt mich plus Singsang. Ein subsprachliches Rumoren spülte die Erinnerungen an Rotkäppchen-, Indianer-, Prinzessinnen-, später Altweiberkostümierungen fast weinselig in meinen Stimmungspegel: Einmal am Rhein…, heidewitzka, alles außer Rand und Band. Wie peinlich! Oder?

Es gab in Dremmen auch die katholische Pfarrkirche St. Lambertus mit dem strengen Pfarrer Jerusalem. Dort lernte ich früh die erste Fremdsprache, nicht etwa Hochdeutsch, sondern Latein: Dominus vobiscum. Ich lernte nicht nur, der Herr möge mit uns sein auf allen Wegen, sondern auch ihn zu bitten, ihm zu danken, ihm quasi ausgeliefert zu sein. 10 Gebote der Lebensführung eröffneten den Weg in den Himmel oder bei Nichtbefolgung den Weg in die Hölle.

Karneval war die Gegenmacht: Arbeiter wurden zu vom Volk beklatschten Karnevalsprinzen, Aschenputtel zu ihren Prinzessinnen. Mit den Verkleidungen schlüpften wir in fremde Identitäten, die – je nach Phantasie und Temperament – stundenweise übernommen wurden in Körperbewegung, Sprache und Tonfall. Und wer ein Eulenspiegel wurde, führte beim Humba Täterää durchaus wilde Tänze auf. Für ein paar tolle Tage gab es mehr Götter als das erste Gebot zulässt. Auch das Begehren wagte sich in Verbotszonen, ganz unerkannt; abgesehen vom Restetrinken aus fremden Gläsern. Es waren Teststrecken für die wilden Momente des wahren Lebens. Drömmer Dreigestirn? Wadd_ene Quatsch! – Dr. Marianne Groten

 


 

 

Leserbrief zu „Unter Strom. Mirko Borsche verwendet ein Steakthermometer und zeichnet beim Kochen“ von Mirko Borsche im ZEIT Magazin

 

„Perfektion ist, wenn man nichts mehr weglassen kann“, so die weise Erkenntnis von Jan Frodeno. Mirko Bosches Motto ist wohl das genaue Gegenteil, jede Woche präsentiert er uns allerhand meist völlig sinnfreie Gegenstände. Wie schön wäre – auch unter ökologischem Aspekt – eine Kolumne über all die Gegenstände, die man eigentlich nicht braucht. Und über die Erkenntnis, welche Bereicherung es sein kann, auf manches zu verzichten. – Kerstin Heuer

 


 

 

Leserbrief zu „Stil. Farben bekennen“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Wie kommt es, daß seitenlang über die Farbe des lila Mantels von Kamela Harris geschrieben wird während das Detail, wie herum er geschlossen ist, anscheinend allen, sogar modekundigen Beobachtern nicht auffällt, oder nicht erwähnenswert erscheint. Ein Merkmal der westlichen „Damen“-Bekleidung ist, rechts über links zu knöpfen, während in Asien (ganz sicher in Japan) traditionell links über rechts gilt, für beide Geschlechter, wie bei dem besagten Mantel zu sehen (nur bei Verstorbenen wird rechts über links geschlossen). Ein weiteres Statement? Auf jeden Fall eine ebenso interessante Frage wie die Farbe des Mantels, ober nicht? – Ingeborg Arp

 


 

 

Leserbriefe zu „So bescheiden“ von Carolin Würfel in der Regionalausgabe ZEIT IM OSTEN

 

In ihrem Artikel „So bescheiden“ aus der Zeit Nr. 7 vom 11.02.21 versucht die Autorin Carolin Würfel sich an einer Generationsdiagnose der sog. „Nachwendekinder“. Ein Generationenvergleich zwischen den in den 1980er Jahren geborenen, mittlerweile fest im Beufsleben stehenden Ostdeutschen und den in den 1990er Jahren geborenen ist prinzipiell eine interessante Perspektive. Frau Würfels Ansatz geht dabei aber auf ganzer Linie schief. Statt einer kurz am Rande erwähnten Studie auf den Grund zu gehen, versucht die Autorin, den Differenzen mit ihrer Schwester nachzuspüren, indem sie 30 Personen ihrer Generation befragt. Diese 30 Personen wurden nicht etwa stichprobenartig ausgewählt, sondern durften an der Umfrage teilnehmen, wenn sie auf Frau Würfels Instagram-Kanal (oder dem ihrer kleinen Schwester) davon erfuhren.

Wenn der Leser 8 von 10 zitierten „Probanden“ kennt, kann das nicht der journalistische Anspruch der ZEIT sein. Die Ansichten und Positionen einer winzigen Blase auf das Gefühl einer ganzen Generation aufzublasen ist anmaßend. Daraus einen sozialistischen Wiederbelebungsversuch zu machen, ist fahrlässig. Sozialer Zusammenhalt, Gemeinschaft, Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft sind allgemein menschliche Kriterien, die sich von katholischer Kirche über Humanisten und Hippies zahllose Gruppen auf die Fahne schreiben. Leistung dagegen ist kein antisozialistischer Begriff.

Auch Vertreter der westdeutschen Boomer-Generation haben sich verrostete Metallbänke in die Wohnung gestellt. Nicht jeder Mensch ist an Statussymbolen interessiert wie die Autorin und nennt Gucci-Stiefel ihren teuersten Besitz. Gleichzeitig treibt es jedes Jahr hunderte „Nachwendekinder“ durch das Jura-Studium in internationale Großkanzleien. Die Autorin wäre besser beraten, mit Personen außerhalb der Blase ihrer kleinen Schwester über tatsächlich spannende Aussagen wie „Es war nicht alles schlecht in der DDR (…)“ konkret zu diskutieren, als noch eine weitere ihrer Familiengeschichten zu verfehlter Allgemeingültigkeit aufzublasen. Die ZEIT könnte ein kritischeres Lektorat vertragen. – Friedrich Zillessen

 

Haben Sie recht herzlichen Dank für Ihren Beitrag „So bescheiden“. Sehr schön geschrieben, sehr reflektiert, sehr treffend sicherlich für viele, egal wo man lebt in Deutschland (ich lebe in Dresden, bin geboren in Karlsruhe). Ich habe zwei Punkte: 1. Ihr Umfrage ist prima, aber klein. Vielleicht haben Sie mal Lust mit Jutta Allmendinger aus Berlin zu reden – solche Umfragen sind ihr Lieblingsthema. Sie ist klug, hat dazu viel zu sagen – und vielleicht kann man das Ganze auf eine größere Stichprobe ausweiten? 2. Ich könnte vermuten, Sie sind Ihrer Schwester vielleicht ähnlicher als sie denken: Denn ich erkenne da einen Grundtenor Ihrer beiden Leben, und der wäre „Menschenfreundlichkeit“.

Allerdings haben Sie noch die unsägliche OST-/WEST Konfrontation im und nach dem kalten Krieg „miterlebt“ oder zu spüren bekommen. Sie unterscheiden ja auch primär zwischen „Sozialismus“ und „Kapitalismus“ im Text. Bei unseren vier Töchtern, die etwa so alt sind wie Sie beide, spielt dieser Dualismus aber nicht mehr die alles sortierende Rolle: Es ist völlig klar, dass diese Variante eines Sozialismus nicht geklappt hat, ja nie klappen konnte. Es ist aber Ihrer Schwester und unseren Töchtern auch klar, dass diese Variante eines „Kapitalismus“ (?) auch langfristig niemals klappen kann oder geklappt hat. Also muss was Neues her, zwingend. Sie deuten das ja auch selbst im Artikel an. Ich würde deshalb gerne Ihre Schwester (und unsere Töchter) vor dem einen Satz von Ihnen in Schutz nehmen wollen: Sie schreiben „Es ist, als würdet ihr … versuchen, ein sozialistisches Menschenbild wiederzubeleben, das längst als gescheitert …“.

DAS GENAU glaube ich nicht, dass Ihre Schwester das will – haben Sie mal gefragt? Aber dass (junge) Menschen Hilfsbereitschaft, Kooperation, Zusammenhalt, Umweltschutz und Bewahrung der Lebensgrundlagen wichtig erscheinen: Das macht mir Mut, denn das ist zwingend: Ohne das kann das längerfristig kein menschenwürdiges Leben geben. Könnten Sie dem Thema bitte gewogen bleiben? Wollen Sie Ihre Schwester zu Wort kommen lassen? Es würde mich sehr freuen – und ich würde gerne mehr von Ihr und von Ihnen hören :-) DANKE nochmals! – Udo Becker