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25. Februar 2021 – Ausgabe 9

Leserbriefe zu „Wofür stehen wir?“ von Giovanni di Lorenzo

 

Ein sehr guter und wichtiger Text von Herrn di Lorenzo. Leider sind die Umstände so, dass man es mutig nennen muss, was er geschrieben hat. Eine laute Minderheit wird ihn dafür vermutlich „canceln“ wollen. – Sven Raschke

 

Alle Achtung vor Ihrem Eintreten für journalistische Freiheit gegen rechte und linke Gesinnungskontrolle. Aber warum nur haben Sie den Ausdruck „N-Wort“ verwendet, als Sie Donald McNeil gegen solche Kontrolle in Schutz nehmen wollten? Hätten Sie nicht besser „negro“ oder gar – horribile dictu– „Neger“ geschrieben, um nicht selbst dem vorauseilenden Gehorsam vor den Sprachschützern der correctnesszu erliegen?

Es wäre ja wiederum nur ein Zitat gewesen. In der ländlichen katholischen Kultur durfte man früher nur der „Gottseibeiuns“ sagen – das Nennen des Teufels beim Namen hätte ihn heraufbeschworen. Bei einem solch zwangsneurotischen Denken scheinen wir heute wieder angekommen – die Sprachmagie der cancel culture als Religionsersatz. „One hundred years later the Negro still is not free” (Martin Luther King 1963). – Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs

 

Bezüglich der Einschränkung einer „freien“ Berichterstattung in den Medien unter dem Stichwort Political Correctness stimme ich Ihnen in vollem Umfang zu. Diese „Zensur“ haben sich die Medien – die Journalisten und Redakteure – selbst erbaut und damit wurde auch ein allgemeines Klima der Unduldsamkeit mit beeinflusst. In einigen Bereichen ist für eine Berichterstattung ein Klima der Intoleranz, der Denk- und Meinungsverbote entstanden. Diese Eigenbegrenzung liegt nach meiner Beobachtung auch in den vorgefassten Meinungen, Vorurteilen und dem Verlangen Recht zu haben, bzw. eine Schlagzeilen trächtige Meinung zu verbreiten, auch wenn man sich als Journalist im Thema nicht auskennt. Also wird ausschließlich auf Vorgefasstes Bezug genommen, insbesondere auch auf andere Medien. Die eigene Recherche unterbleibt. Ich nenne Ihnen ein Thema, in das die Zeit tief verstrickt ist und in dem sie dazu beigetragen hat, ein Klima der „Zensur“ zu schaffen. In letzter Zeit beobachte ich erfreulicherweise den Versuch, sich ein wenig aus dieser begrenzenden Eigenumklammerung zu befreien.

Ich meine den Bereich Ihrer Berichterstattung zu Themen wie Komplementärmedizin, Homöopathie oder Anthroposophie. Hier werden systematisch wissenschaftliche Forschungsergebniss und Praxiserfahrungen unterdrückt und einseitig falsche Darstellungen verbreitet. Natürlich kommt hierbei die Frage nach dem Einfluss von Interessenvertretungen wie Skeptikergruppen und Pharmaindustrie auf. Die Redaktion, bzw. die einzelnen Journalisten/Redakteure, verweigern jeden Kontakt oder brechen ihn ab, sobald Sie mit (wissenschaftlichen) Tatsachen konfrontiert werden. Es wird polarisiert, abgewertet und diskriminiert.

Und Sie stellen sich nicht wirklich offenen einer Diskussion. Sie möchten das Thema nicht unvoreingenommen betrachten und ich vermute, dass Sie auf dieses Schreiben wieder gleichartig reagieren. Denn Menschen, die sich für solche Themen interessieren, sind – das weiß doch jeder – ein wenig „minderbemittelt“. Aber gerade heute braucht unsere Gesellschaft diese Diskussion. Sie wären frei sie aufzunehmen oder können in das bekannte Schema verfallen und sich über die Auswüchse einer Political Correctness anderer beklagen. Sie haben die Wahl. Ich füge am Ende dieses Schreiben eine Stellungnahme von mir bezüglich des Artikels von Herrn Ronald Düker zur Anthroposophie an.

Anlage: Einen schönen guten Tag Herr Düker, es freut mich, dass Sie einen Dialog versuchen. Denn wie sollte es zu einer Verständigung unterschiedlicher Weltsichten lernbereiter Menschen kommen, wenn nicht durch einen Austausch. Wir könnten uns anschweigen, ich kann Ihren Artikel kopfschüttelnd weglegen und auf das Lesen der ZEIT verzichten. Doch wem ist damit geholfen? So möchte ich im Weiteren zwar klare Worte wählen, aber es soll dabei um die Sache gehen und nicht um den Respekt vor Ihnen als Mensch.

„Querdenken“, ein unheilvoller Kontext zu Fast-Food-Konsumenten, Absolventen staatlicher Schulen, Wähler der Linken wurde aufgedeckt! Wie können wir damit umgehen? Allopath als Coronaleugner entlarvt! Ist das überraschend oder konsequent? Offensichtlich lächerlich solche Schlagzeilen! Dennoch: Genau solche Menschen leugnen die Corona Pandemie, wenn man sie in Gruppen kategorisiert. Der Unfug derartiger Schlagzeilen sollte zu denken geben. Die Gründe für „Querdenken“ liegen sicher nicht in der Zugehörigkeit zu einer dieser Gruppen, sondern an anderer Stelle. Ich vermute: Angst (vollkommen unterschiedlicher Art), Kränkung, Ablehnung des Staats (aus ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten heraus), persönliche Benachteiligung durch Beschränkungsmaßnahmen, gesellschaftliche Ausgrenzung oder auch eine andere Analyse des Problems. Es ist hier allerdings nicht die Aufgabe, diese Motive zu erforschen.

Ordnet man jedoch eine Haltung (hier Protest gegen Einschränkungen begründet durch Maßnahmen einer Pandemiebekämpfung) einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe zu, dann muss man exakt auf alle Mitglieder und Eigenschaften solch einer Gruppe schauen. Als Beispiel sei das Thema Kriminalität gewählt. Sind es nun die Ausländer oder die jungen Männer, die auffallend häufiger kriminell werden? Wer Vorurteile, Abneigung, Ängste (d. h. insbesondere, er kennt die Menschen einer bestimmten Gruppe nicht) gegenüber Ausländern hat, für den ist die Antwort emotional (und dann auch meist vor dem Verstand) klar. Es sind die Ausländer.

Wie ist das mit anderen „Außenseitern“, z. B. Menschen, die sich für die Anthroposophie interessieren? Will ich über sie urteilen, muss ich sie kennen! Vielleicht, da Sie im Feuilleton schreiben, können Sie sich näher mit Joseph Beuys oder Michael Ende und der Anthroposophie beschäftigen. Michael Ende soll 179 Bücher von Rudolf Steiner besessen und wohl auch gelesen haben. Allerdings – der Verdacht drängt sich auf – ist sein Kampf gegen die grauen Herren wahrscheinlich Teil der anthroposophischen Weltbedrohung, die Sie gerade dabei sind, aufzudecken. Es reicht nicht, dass sich ein Teilnehmer einer Querdenkerdemo Anthroposoph nennt, um allgemeine Gleichsetzungen vorzunehmen. Auch wenn das alles so schön in das eigene Weltbild passt, denn Bestätigung tut uns allen gut. Die ZEIT hat in Teilen erkannt, dass es für komplexe Themen Anthroposophie eines fundierten Wissens bedarf und in Antwort auf ihren einen gut recherchierten Artikel zu Rudolf Steiner veröffentlicht. Der Autor kennt sich in der Thematik aus.

Es existieren sehr vernünftige Gründe, die staatlichen Pandemiemaßnahmen zu kritisieren und somit ist es falsch, allen die gleichen (die Presse nimmt hier meist die schlagzeilenträchtigen und Emotionen ansprechenden) Beweggründe zu unterstellen. Schaut man auf die Menschen mit schweren Krankheitsverläufen und die Sterbefälle, dann sind es ganz überwiegend bestimmte, leicht zu identifizierende Gruppen (siehe RKI), die gefährdet sind. Könnten diese nicht besser geschützt werden? Müssen wir nicht davon ausgehen, in den kommenden Jahren mit Corona zu leben und sollte die Strategie „Lockdown“ nicht durch andere Maßnahmen ersetzt werden – insbesondere auch langfristig andere Lebensverhältnisse angestrebt werden? Ist es für unsere Gesellschaft nicht wichtig, dass Einschränkungen der Grundrechte nicht einfach hingenommen werden?

Dann ist da das große Thema der Behandlung von an Corona Erkrankten. Haben Sie sich über die Erfolge bei der Behandlung an der Klinik Havelhöhe informiert (haben Sie den Artikel in der ZEIT hierzu zur Kenntnis genommen und selbst noch das Thema vertieft?) oder reicht Ihnen die beliebte Selbstreferenz der Medien (hier Guardian)? Ist das wirklich Beleg genug und ausreichende Recherche für guten Journalismus? Hat sich die Presse mit den Erfolgen der Komplementärmedizin in Kuba, Indien, China/Hong-Kong, Mexiko und natürlich auch Deutschland, Schweiz oder Österreich auch nur ansatzweise auseinandergesetzt? Oder ersetzt sie eine fundierte Recherche durch vorgefasste Meinung bzw. den jeweiligen und gegenseitigen Bezug auf die Leitmedien? So entstehen Blasen und wer in der Blase ist, der meint, die ganze Welt zu kennen. Alles, was außerhalb der eigenen Blase liegt, ist dann als falsch oder unwissenschaftlich bzw. realitätsfern abzulehnen. Dann regiert billigster Populismus (Ich weiß die Wahrheit und vertrete die Stimme der wahren Wissenden).

So werden in der Berichterstattung der Leitmedien an die wissenschaftlichen Studien zur Komplementärmedizin (die Beachtung und eine Schlagzeile wert wären) vollkommen andere Maßstäbe angelegt und wenn alle willkürlich strenger gefassten Kriterien erfüllt sind, wird ein für die Komplementärmedizin positives Studienergebnis ignoriert. Siehe die Anlagen. Skeptikergruppen betrachtet der Journalismus als seriöse Quellen. In der Berichterstattung zur Komplementärmedizin (einer der bekanntesten Anwender der Homöopathie ist z. B. Dr. med. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt Das Interview zum Nachlesen) spielen wissenschaftliche Erkenntnisse für die Leitmedien keine Rolle mehr und alle Ideen der Aufklärung (die Welt vorurteilsfrei mit dem Verstand und dem Wissen um Erkenntnisgrenzen anzuschauen) bleiben unbeachtet.

Zu Ihrem Artikel: Bei Ihnen haben nun also Glöckchen geläutet. (Verzeihen Sie mir den leicht boshaften Spott – ich bin kein besserer Mensch als Sie.) Sie haben in einem Kundenmagazin einen Artikel gefunden, von dem sie meinen, er führe die Menschheit direkt in das Verderben. Offensichtlich, darauf lässt Ihre Empörung schließen, wird im zitierten Kundenmagazin zu Gewalt, Rassismus, Sklaverei und Unrecht aufgerufen. Nein, das war nicht so, erfahren schließlich die LeserInnen. Und sollte es gar Unwichtiges sein, von dem hier berichtet wird.

Als guter Journalist schafft man es, einen tiefgreifenden Bezug von Angela Merkel bis Bill Gates zu entlarven. Dann noch das wirklich Schwerwiegende: Offensichtlich hat sich der Anlass tiefster Empörung durch den Demeterverband und die Konsumenten der Demeterprodukte selbst geklärt. Es existiert kein Problem mehr, wenn es je eines gab. Der Verband hat nichts mit Verschwörungstheorien zu Covid 19 zu tun und macht dies auch noch öffentlich bekannt. Sensation! Das verschlimmert die Lage entscheidend und vertieft noch die Anklage. Denn nun gilt es, die Verschwörung hinter all dem wortreich zu beweisen.

Dass Demeter Grundlegendes zur gesunden Ernährung der Menschen sowie zum Erhalt einer lebenswerten Natur beiträgt – geschenkt. Ernährungskrankheiten sind eine „Zivilisationsseuche“ heftiger als Covid 19 (auch dazu finden Sie Darstellungen in der ZEIT). Wen interessiert denn so etwas, wenn es gegen die Anthroposophie gehen soll? Vertrauen braucht auch niemand, wir haben doch Psychopharmaka!

Zwischenfazit: Ich kann Ihrem ersten „Anklagepunkt“ gegen die Anthroposophie nicht den geringsten Hinweis auf eine Gefährdung durch oder Gefährlichkeit der Anthroposophie entnehmen. Was Sie bieten, ist Geraune und keinen einigermaßen belastbaren Beleg. Im Gegenteil Anthroposophie hat Demeter hervorgebracht und damit Entscheidendes für Natur und Gesundheit geleistet.

Der Offenbarungseid wird gefordert. Es geht ans Eingemachte – um Leben und Tod. Das Läuten der Glöckchen muss verstummen und der Säbel wird gezogen. Die Lage hat sich geändert. Es droht Gefahr. Und zwar gehörig! Patienten wurden nicht gefragt. Solche Selbstverständlichkeit muss man nicht belegen. Denn Ingwer, ja Meteoritenstaub wabern durch die Zeilen. Dabei ist zu bedenken, dass die Ingwerpreise in der Zukunft auch mal stark ansteigen könnten und das Medikament Meteoriteneisen bereits in der Monatspackung fast zweistellige! Kosten in € verursacht. Ich hege den Verdacht, dem Ingwertee wurde noch Zitronensaft – natürlich heimlich – beigefügt. Es gibt ja naive Ärzte, die meinen, Vitamine wären für Kranke gut und die Studien hinsichtlich einer Stärkung des Immunsystems durch Ingwer hätten sich in der Praxis als richtig erwiesen (Die Evidenzbasierte Medzin fußt ja ganz wesentlich auf den Erfahrungen der ärztlichen Praxis). Was für ein Skandal! Attacke schallt es durch die Bleiwüste. Vernichten wir den Feind, der solches wagt.

Einen heiklen Fall gilt es zu konstruieren, Belege sind hier nur im Weg. Es geht um grundlegende Einstellungen – ja grundlegenden hinsichtlich der Krankheit – und die … Ein Artikel in einer Schulzeitung – erdrückende Beweise erblicken das Licht der Welt. Da muss der Autor angesichts derartiger Weltverschwörung (ich sage nur Häkelmasken!) tief Luft holen, was das Lesen des Artikels ein wenig holprig werden lässt, denn er kann leider nicht verschweigen: Es ist keineswegs üblich, was ihn derart empört. Allerdings: Der Einzelfall trägt stets den Keim zu dem in sich das drohen kann und uns alle vernichten wird. Gut wiederum, dass in diesem Kontext das Wort Verschwörungstheorie fällt (dies, allerdings bitte nicht auf den Inhalt des Textes beziehen). Ach wie gut das niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß.

Dann die nächste Sensation: Menschen vertrauen auf Selbstheilungskräfte und die Zahlen des RKI bestätigen die Richtigkeit dieser Sichtweise. Alle Erkrankten, die nicht in intensivmedizinische Behandlung kommen oder versterben, verdanken ihre Gesundung ganz primär ihrem Immunsystem. Das Immunsystem der Schwerkranken ist geschwächt. Welche Abgründe tun sich hier auf! Schädigen wir mit solcher Erkenntnis nicht den Wirtschaftsstandort Deutschland? Verliert die Pharmaindustrie an potenziellen Gewinnmöglichkeiten? Solch dunkle und zerstörerische Gedanken melden sich bedrückend bei Leserinnen und Lesern. Der Abgrund liegt direkt vor uns. Allerdings zu den Fakten: Es sind stets die Selbstheilungskräfte, die heilen, sonst stirbt der Mensch. Diese kann eine gute Medizin zu stärken versuchen. Weitere medizinische Versorgung schaffen die Voraussetzungen, damit ein Mensch aus eigener Kraft gesunden kann.

Dies gilt auch für Maßnahmen wie chirugische Eingriffen, Bestrahlung oder Chemotherapie. Gesund werden muss der Mensch von sich aus. Belastungen kann man ihm nehmen. Oder kennen Sie einen externen Eingriff, der Knochen zum Heilen bringt oder ein Rezidiv verhindert (soweit eben nicht ein ganzer Körperteil wegoperiert wird). Auf dem Gebiet der Selbstheilungskräfte liegt die Stärke der anthroposophischen Medizin, der Homöopathie, von Ayurveda oder TCM. Zwischenfazit 2: Die anthroposophische Medizin hilft den Menschen. Lassen sie sich die Daten der Klinik Havelhöhe geben. Gerade auf dem Gebiet der Viruserkrankungen ist eine Stärkung der Selbstheilungskräfte / des Immunsystems entscheidend.

Ach und dann: Kant war Rassist. Nein, war es Hegel? Diese Namen helfen nicht weiter. Ein anderer Maßstab muss her. Der Schrei muss lauten: Steiner. Lieber Herr Düker, schauen Sie sich die Beiträge von Steiner an. Unwidersprochen – das wurde innerhalb der Anthroposophie gut erforscht – ist, es existieren Aussagen in einem rassistischen Kontext. Aber Sie werden von Steiner derart viele Aussagen gegen Rassismus oder Nationalismus finden und erkennen, dass Steiners Weltanschauung zutiefst menschenfreundlich ist! Zwischenfazit 3: Der Anthroposophie liegt die Wertschätzung aller Menschen zugrunde.

Dann die Schlichtheit Ihrer Interpretation (Ihr Denken im Kontext von Schuld) bezüglich der Aussagen, dass beim einzelnen Menschen Verantwortung für sein Leben liegt. Trägt ein Raucher nicht zu seinem Lungenkrebs bei – Verantwortung nicht Schuld! Trotzdem ist er ein ungemein wertvoller Mensch, dem unsere Liebe und Fürsorge zu gelten hat. Wollen Sie ihn verurteilen und nicht ärztlich versorgen, weil sie erkennen, er trägt Verantwortung für seine Erkrankung? Ist das Ihre Haltung? Die der Anthroposophie ist es gewiss nicht.

Sie kommen dann auf ein Menschenbild zu sprechen, welches diesen als geistiges Wesen begreift und dass den Menschen nicht allein durch einen materiellen Leib bestimmt sieht. Eine Sichtweise in vielen Kulturen und Zeiten. Unsere Zivilisation, die die Menschen zu ersetzbaren Objekten/Dingen ohne Sinn (sondern allein mit Zweck) verkleinert hat, muss natürlich an die Überlegenheit dieses Verständnisses glauben. Menschenbilder entspringen den eigenen Erfahrungen – sicher auch dem persönlichen Erleben von Krankheit und Tod – verbunden mit Glauben und fußend auf Bewusstsein. Mit Interesse sollte man betrachten, welche Überzeugungen andere Menschen aus dem Leben gewonnen haben. Das erweitert das eigene Verständnis! Ich kann in Ihren Ausführung bezüglich der Anthroposophie nichts erkennen, das nicht als Bereicherung und Vielfalt des Menschseins zu verstehen ist.

Zwischenfazit 4: Die Anthroposophie betont die Verantwortung und Selbstbestimmung (Freiheit) des Menschen und zwar nicht im Kontext von Schuld, sondern als geistiges Wesen in einer überaus fordernden Entwicklung. Irrtümer helfen auf diesem Weg. Die Sichtweise ist eine wahre Bereicherung für uns alle.

Anthroposophen lehnen das Tragen von Masken ab, versuchen Sie mit einem Zitat, in dem es primär um Vertrauen und Demut geht, zu suggerieren. Was für unnötige Lebenseinstellungen – Psychopharmaka und Ausbeutung sind viel effektiver und versprechen Gewinn. Allerdings existieren hervorragende Studien, die den Zusammenhang zwischen Angst und Erkrankung nachweisen. Was Sie behaupten, widerspricht allen Verlautbarungen von offizieller Seite durch Vertreter der Anthroposophie. Vielleicht gab es tatsächlich eine in dieser Hinsicht kritisierbare Äußerung. Dann kritisieren Sie diese bezogen auf diesen Fall und in Erfassung des vollständigen Kontextes.

Zwischenfazit 5: Die Vielfalt der Menschen, die sich für Anthroposophie interessieren, ist groß. Jeder ist für sich verantwortlich und der Einzelfall spricht nicht für die Gruppe. Er ist bezogen auf einen persönlichen Kontext zu betrachten. Das ist eine Lehre der Aufklärung. Eine Lebenseinstellung, die Angst abbaut, Vertrauen aufbaut und mit Demut auf das Leben schaut, ist auch eine, die Gesundheit schafft.

Lieber Herr Düker, vielleicht habe ich den Stil des Artikels ein wenig zu sehr imitiert. Das erleben Sie sicherlich als persönlichen Angriff. Ich möchte es aber nur auf den Stil beziehen. Ich denke, Sie sind ein durchaus liebenswerter Mensch. Verzeihung! Die Frage ist ja immer, wie solche Artikel entstehen. Es ist für mich nicht vorstellbar, dass Sie solch einen Potpourri von Zitaten aus völlig verschiedenartigen Zusammenhängen recherchieren, ohne ein tieferes Verständnis der Sache zu erlangen. Der Artikel ist so verfasst, dass stets allein eine unvollständige, einseitige Form der Betrachtung dargestellt wird. Dies hinterlässt den Eindruck, als könnte man in Google „Zitat einseitig negativ verwendbar gegen Anthroposophie im Kontext Covid-19“ eingeben. Ich kenne den Entstehungsprozess des Artikels nicht, aber er hinterlässt bei mir unbeantwortete Fragen. Was haben Sie tatsächlich gelesen? Wurden Ihnen Zitate und Weiteres zur Verfügung gestellt und vertrauen Sie diesen Quellen?

Anlagen * National Library of Medicine (NLM): A Prospective, Randomized, Placebo-Controlled, Double-Blind, Three-Arm, Multicenter Study https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33010094/ 2020 Oct 3.*https://www.securvita.de/fileadmin/inhalt/dokumente/auszuege_SECURVITAL/202004/securvital_0420_6-11.pdf Die ärztliche Behandlung mit Homöopathie ist eine wichtige und wirksame Ergänzung zur Schulmedizin. Die Homöopathie zeigt im Versorgungsalltag bei ausgewählten Erkrankungen gegenüber rein konventionellen Therapien eine bessere Wirkung und Wirtschaftlichkeit … * Doppelblindstudie zur Homöopathie Uniklinikum Bern Inselspital http://www.heinerfrei.ch/

Gegen die Homöopathie wurde in den Leitmedien weltweit eine Kampagne geführt (teilweise die gleichen Artikel unter unterschiedlichen Namen veröffentlicht) ohne jegliche wissenschaftliche Grundlage. Ich überlasse es Ihnen, die entsprechenden Artikel aufzufinden. Zurzeit ist die Anthroposophie die Zielscheibe und die Kampagne gegen die Heilpraktiker läuft an. Objektiv betrachtet dient dies den Umsätzen der Pharmaindustrie. Doch hier nach Zusammenhängen zu recherchieren verbietet sich für „seriöse“ Medien.

Wir wissen inzwischen sehr anschaulich, dass die ständige Wiederholung falscher Tatsachen, die Menschen an diese – z. B. eine Wahl sei gefälscht – glauben lässt. Wiederholen die Medien in einem fort, Komplementärmedizin helfe nicht oder Anthroposophie sei gefährlich, dann wird das glaubhaft oder das Medium / der Journalist unglaubwürdig – je nach eigener Erfahrung. Welcher Journalist macht sich die Mühe und ist in der Lage, wissenschaftliche Studien zur Komplementärmedizin zu studieren oder sich in das Werk von R. Steiner einzuarbeiten. Er vertraut auf die Leitmedien, die auf die Leitmedien vertrauen. Wie einfach ist es hierdurch, die Medienlandschaft durch kluge Strategien (z. B. Skeptiker) zu manipulieren.

Erlauben Sie mir noch eine letzte, sehr ernst gemeinte Anmerkung: Journalisten empören sich über Verstöße gegen Coronavorsichtsmaßnahmen. Zugleich haben sie nicht die geringsten Skrupel, Heilmethoden, von denen sie auch nicht die geringste Ahnung haben, aus Lust und Laune zu diffamieren und dadurch die Gesundheit und das Leben von Menschen zu gefährden. Ich habe Ihnen Informationen zur Verfügung gestellt. Sie können prüfen und Sie tragen die Verantwortung, wie Sie mit dieser Möglichkeit umgehen. – Michael W. Geisler

 

Herzlichen Glückwunsch zum 75. und zum heutigen Leitartikel. Dem ist nichts hinzu zu fügen. Und mit der Liebe ist es wie mit der Haltung im Leben: Festhalten, ohne zu klammern und Loslassen, ohne sich zu verlieren. Aufgeschlossen sein für das noch zu Findende. – Beate Osten

 

Mit der Überschrift des Artikels erkennt man das Zaudern des dafür auch bekannten Chefredakteurs der Zeit. Längst bekannte Auseinandersetzungsformen von einem unbelehrbaren Teil jeder Gesellschaft haben ihren Erfolg dadurch erzielt, dass journalistische Zauderer ihnen das eigene Forum verfügbar machten. Ich weiß um diesen pathologischen Teil der Gesellschaft – lt. Duden auch Vollpfosten (dumme Menschen) genannt – und ich nenne diesen Abschaum auch so. Jeder Organismus, auch die menschliche Gesellschaft, kann ohne ihren faulenden Anteil nicht existieren.

Aber ihn vermehrt zu einer bestimmenden Größe zu erklären, erlaubt die Frage, wie und wo sich pathologische Auffälligkeiten begegnen. Statt sich in ständiger Wiederholung von scheinbar beklagenswerten Umständen in eine wehrhafte Entgegnung zu begeben und den selbst bestimmten Liberalismus vehement und schonungslos im Sinne von Marion Gräfin Dönhoff zu verteidigen, wiederholt ausgerechnet der Chefredakteur der Zeit das Klagelied.

Die Leserschaft der ZEIT darf von sich selbst behaupten, souverän jegliche Dummheit zu erkennen und darauf zu hoffen, dass es nicht ausgerechnet die ZEIT und ihre Redakteure sind, von in den Medien selbst überhöhten Dummschwätzern beeinflusst zu werden. Ich habe aber Zweifel an der persönlichen Eignung des Chefredakteurs, weil dieser Artikel und sein zahlreiches öffentliche Erscheinen eher ein retardiertes Wesen zeigen. – Jürgen Dressler

 

Ein kluger, bedenkenswerter Artikel. Danke, Herr di Lorenzo. Als pensionierter Gymnasialdeutschlehrer darf ich sagen: 15 Punkte! – Klaus Timmerbeil

 

Mit Sorgenfalten habe ich den Leitartikel gelesen und dadurch einige „geglättet“ bekommen. Der oftmals laute und hysterische „Aufschrei“ sogenannter Gutmenschen und Moralapostel ohne jeglichen Bezug zum Kontext ist demokratiegefährend in höchsten Maße. Das beste Beispiel wurde mit dem Fall D. Mcneil aufgezeigt, wobei dieser Fall mich sehr stark an eine Szene aus „Das Leben des Brian“ erinnert wo ein hoher geistlicher Beamter Gericht hält über ein Mann der das Wort Jehová mehrmals frevelhaft benutzte, und dann mit den Worten :“ ..und selbst wenn er Jehova gesagt hat“ den Fall beleuchten möchte, aber sofort vom aufgebrachten Mob selbst zu Tode gesteinigt wird weil er ja Jehova gesagt hat. Im Film eher lustig, im wahren Leben dramatisch, traurig, ungerecht und wie schon erwähnt extrem demokratiegefährend. Ein treuer Leser seit 30 Jahren – Lotar Spaan

 

Die ZEIT steht auch deshalb vergleichsweise gut da, weil unterschiedlichste Meinungen, Strömungen, Lebensalter und Erfahrungen journalistische Freiheit geniessen. Ich rege mich oft genug über Artikel der Herren Joffe oder Bittner auf, aber wenn es diese Meinungen nicht mehr gäbe, würde ich kündigen. Die ZEIT hat bisher jeder Versuchung der Anpassung an diverse Zeitgeister widerstanden und wenn ich die ZEIT lese, fühle ich mich nicht belehrt sondern zuhause. Insofern ist dem Artikel von Giovanni di Lorenzo aber auch gar nichts hinzuzufügen. Gratulation zum 75.! – Achim Hauck

 

Ich bin fast so alt wie die ZEIT und seit über fünfzig Jahren ZEIT-Leser. Daher sei mir zu ihrem 75-jährigen Bestehen ein kritisches Wort erlaubt: Seit Jahren – und in der letzten Zeit verstärkt – wird die ZEIT immer „unpolitischer“. Das wirkt wie eine journalistische Form der Merkelschen „asymmetrischen Demobilisierung“, und auch inhaltlich erscheint der politische Teil, mit Verlaub, meist wie eine Angela-Merkel-Fan-Postille mit der (absolut glaubwürdigen) Botschaft „Wir werden sie vermissen!“ Wenn diese Beschränkung wenigstens mit einer Aufwertung anderer Teile einherginge – aber nein: Das Feuilleton wird immer schmaler und wurde auch noch in den hinteren Teil der Zeitung verbannt. Ich weiß, ein Gratulationsschreiben sieht anders aus, aber vielleicht ist eine ehrliche Bewertung wichtiger als ein falsches Lob. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Der Artikel spricht mir aus der Seele. Es ist erschreckend, wie über moralischen Druck kleiner, doch sehr aktiver aktivistischer Gruppen Existenzen zerstört werden und anderslautende Meinungen nicht mehr akzeptiert werden. Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Art der Identitätspolitik ihren so wichtigen Zielen Gleichberechtigung, Diversität und Teilhabe einen Bärendienst erweist. Viele Menschen wenden sich ob der Auswüchse des moralischen Wahnsinns ab und schütteln mit dem Kopf. Dies führt zu Spaltung, statt gegenseitigem Verständnis. Ich hoffe, die Zeit behält Ihre Meinungsvielfalt und journalistischen Grundsätze bei und steht den sicherlich nun folgenden Shitstorm durch. – Daniel Scheffler

 

Vielen Dank für diesen Artikel. Bedenklich, wie viel Macht kleine, moralisch argumentierende, jedoch demokratisch nicht legitimierte Gruppen in der heutigen Zeit ausüben können. Eine falsche Aussage kann Existenzen zerstören. Selbst ernannte Tugendwächter, frei von Dialektik und Selbstzweifel, der Maxime folgend es existiere nur noch gut und böse, bestimmen den Diskurs. Bist Du nicht für mich, bist Du gegen mich. Wo soll das hinführen? Man sieht es in der Spaltung der USA. Zeit, bitte bleib wie du bist. Gerne möchte ich mich in jeder Ausgabe der Zeit über mindestens einen Artikel ärgern, da er meiner Meinung komplett widerspricht. Im besten Fall lerne ich andere Sichtweisen kennen und respektieren. – Walter Horms

 

Der Shitstorm in den sogenannten „sozialen“ Medien ist Ihnen nach dem heutigen Leitartikel zur Identitätspolitik sicher. Ich dagegen könnte jeden Ihrer Sätze unterschreiben – ein solcher Leitartikel zeichnet ein im besten Sinne liberales Blatt wie die ZEIT aus und bestätigt mich, warum ich Ihre Zeitung nun schon ein paar Jahrzehnte mit ganz wenigen Unterbrechungen in den 90er Jahren weiter abonniert habe. Ich kann allerdings nicht verhehlen, dass ich vor wenigen Jahren ziemlich entsetzt war, als sich die Chefredaktion auf der Titelseite von einem kritischen Beitrag von Miriam Lau über die Seerettung von Flüchtlingen distanziert hat. Da war ich kurz davor, die ZEIT abzubestellen, denn das war ein Kotau genau vor der Identitätspolitik, vor der Sie jetzt in Ihrem Leitartikel warnen. – Dr. Dieter Schütz

 

Ein großartiger Leitartikel, der einen genialen Bogen von der 75jährigen Vergangenheit zur hochaktuellen Gegenwart schlägt. Sie nehmen gerade die Beobachtungen oder auch Befürchtungen von Leser*innen auf, die sich ganz plötzlich zwischen die „Fronten“ gedrückt fühlen, obwohl sie doch eigentlich Haltung verkörpern wollten. Das schafft – neben allen tagesvoirologischen Aufregungen – zusätzliche Verunsicherung. Vor allem aber macht der Aufsatz deutlich, wie schwierig es ist, nicht das sagen zu können, was einem wichtig ist, was man spürt, beobachtet oder einfach nur meint. Der offenbar richtige Eindruck, dass es Menschen oder Gruppen gibt, die zielgerichtet darauf hinarbeiten andere zu missverstehen und menschlich wie beruflich zu attackieren, ängstigt. Noch schlimmer aber ist dabei der Missbrauch oder die Diskretitierung der wichtigen Themen, die hierzu genutzt werden: Rassismus, Emanzipation oder Tierwohl. Danke, bleiben Sie dran! – Andreas Ehrlich

 

Wofür stehen wir? Eine gute Frage, die Giovanni di Lorenzo Von einer Attacke möchte ich nicht sprechen. Bleiben wir lieber bei der Kritik und die gibt es in der Tat in Deutschland zuhauf. Ich möchte nicht alles aufzählen was alles in Deutschland schief läuft. Warum unterlassen die deutschen Journalisten ein Wort über ganz Europa und deren Verhältnisse. Warum wird das ausgeklammert. Weniger von ihrem Blatt. Das größte Vergehen ist die unkontrollierte Einwanderung. Allein dafür hätte es gereicht, die Regierung zu wechseln. Die Armut ist ein weiterer Grund. Für mich fehlen da oft die Worte. Wie sie vielleicht wissen, lebe ich auch in Singapur. Dort wären solche Verhältnisse undenkbar. Der Bürger und die Lehranstalten steht an erster Stelle.

Und ohne Autorität lässt sich auch kein vernünftiger Unterricht gestallten – so die Behörde. Alles liegt in meiner Gesinnung. Eine deutsche Schulkommission war vor etwa 3 Jahren in Singapur, um die Bildungsstätten zu besuchen. Der Schulsprecher wurde danach befragt, welche Eindrücke er mit nach Deutschland nimmt? Antwort: „Das ist bei uns alles gar nicht möglich“. In Singapur herrscht Autorität Damit war die Sache erledigt. In Deutschland gibt es durchaus auch Pädagogen, die das auch fordern. Die werden aber ignoriert. Nein, mein lieber Freund, so geht das alles nicht. Es scheint so zu sein, wie ein Kollege von ihnen mal geschrieben hat; „der gesunde Menschenverstand ist den Deutschen verloren gegangen“. – Gunter Knauer

 

Ich lese gern täglich, außer sonntags, meine Tageszeitung, nämlich die NRZ. Das ist informativ und mit lokalem Bezug. Aber die wöchentlich ZEIT ist noch was anderes. Die Artikel sind noch ausführlicher, teilweise auch jenseits der Tagespolitik und das Feuilleton als Kulturbeilage ist umfassender, da bei einer wöchentlichen Rückschau und Vorschau mehr Zeit für Recherche bleibt. Die Wochenzeitung DIE ZEIT steht für Redaktionelle Vielfalt, Verantwortungsvollen Journalismus und eine liberale Mitte. Was aber ist die Mitte? Die Mitte der Gesellschaft, die Mitte der politisch Interessierten, die Mitte der Kulturschaffenden, die Mitte der Sportbegeisterten, die Mitte der Intellektuellen, die Mitte der Bücherleser, die Mitte der Nichtleser, die Mitte der Reichen, die Mitte der Armen, die Mitte der Uninteressierten oder die Mitte der Corona-Leugner und Impfgegner? Und wer bestimmt das?

Die ZEIT wird angefeindet von Rechten wie Linken. Aber wer sind die Rechten und wer sind die Linken? Ist das festzumachen an Parteigängern der LINKEN oder der AfD? Sind das autonome Gruppen der einen wie der anderen Colour? Und wer bestimmt das? Ich bin trotz aller Schwierigkeiten, wie Hass und echter Bedrohung, die engagierten Zeitungsmachern heutzutage begegnen kann gleichwohl positiv gestimmt und hoffe, dass es auch in den nächsten Jahren engagierte und mutige Menschen in der Zeitungslandschaft gibt und uns so amerikanische Verhältnisse in der Zeitung – und Medienlandschaft erspart bleiben.

Aber bei den in vielen Artikeln erkennbaren unbeirrten und kontroversen Meinungen der ZEIT Redakteure/innen habe ich die Hoffnung das die Leser/innen der ZEIT weiterhin eine unabhängige und informative Meinungsvielfalt zu lesen bekommen ohne Indoktrination und Doppelmoral. Aber mit Erkenntnisgewinn für Leser/innen und so anderen, neuen Blickwinkeln auf sich und andere. Herzlichen Glückwunsch zu 75 Jahre ZEIT! „Ich finde Niemanden, der so häufig recht hätte, wie ich!“ Arno Schmidt. – Felix Bicker

 

Zuerst kurz zu meiner Person: Ich lese seit 45 Jahren zeitweise die Zeit, derzeit als Digital-Abonnent. DIE ZEIT ist für mich nach wie vor einer der besten deutschsprachigen Zeitungen. Sie hat sich wohl inhaltlich etwas gewandelt. Sie passt sich der Zeit etwas an und ist eher weltoffener geworden (was immer das genau heißt).

1.) Zur Zukunft der Tages- und Wochenzeitungen:Printmedien (auch in digitaler Form) können den vielen digitalen Medien auf Dauer kaum Parole bieten. Das sehe ich bei vielen jungen Menschen in meiner weiteren Umgebung in Österreich. Da die Qualität der Inhalte vieler digitaler Medien sehr bedenklich (teilweise geradezu gesellschaftszerstörerisch) ist, haben Qualitätsmedien die große Aufgabe, ihre gesellschaftliche Bedeutung in dieser Welt auf passende Art und Weise zu erhalten. Soweit ich weiß, wird daran ohnehin gearbeitet. Ich möchte Sie darin bestärken.

2.) Blattlinie, Qualitätsregeln, inhaltliche Ausrichtung, Bedrohung von außen:Auch ich kenne leider Bedrohungen, z.B. von militanten Umweltschützern vor vielen Jahren als mich die Polizei von einer Veranstaltung weglotste, bei der ich (als Staatsbeamter) für bestimmte, objektiv sinnvolle Umweltschutzmaßnahmen eingetreten bin. Oder versteckte Bedrohungen vor Gemeinderatssitzungen, sodass ich auf Wunsch meiner Familie und aus Rücksicht auf unsere Kinder bestimmte, aus meiner Sicht korrekte Aussagen nicht machen sollte.

Die Welt verändert sich immer rascher, wird teilweise durchaus besser und teilweise gefährlicher und „unruhiger“. So muss auch eine Zeitung immer häufigerüber ihre Ausrichtung, über ihre Position in der Gesellschaft, über die Begrenzung von äußeren und internen Gefahren, über interne Regeln und Abläufe diskutieren und interne Vereinbarungen treffen. Das brauche ich Ihnen eigentlich nicht zu schreiben. Ich möchte auch unter diesem 2. Punkt die Bedeutung Ihrer Zeitung für die Gesellschaft unterstreichen, die Sie ja auch ansprechen („partei- und lagerübergreifend Austausch organisieren“).

3.) Meine konstruktiven Kritikpunkte:Aus meiner Sicht bildet DIE ZEIT aktuelle die Vielfalt und Widersprüchlichkeit der Weltnicht ganz ausreichend ab. Natürlich kommen eher einfache Erläuterungen und Lösungen, kommt Schwarz-Weiß-Denken und kommen kritische Nachrichten (um nicht zu sagen bad news) beim durchschnittlichen Publikum besser an. Das liegt in der Natur des Menschen, in unseren Gehirnen – auch in meinem! Ich meine, gerade den Leserinnen und Lesern der Zeit ist noch mehr Vielfalt und Widersprüchlichkeit („Komplexität“) zumutbar. In Ihren Inhalten steckt sehr viel Kritik und Negatives, was die Menschen noch mehr verunsichert und z.B. gegen den Staat und die EU aufbringt.

Ein Beispiel von vielen: Im abgedruckten Gespräch mit Ursula von der Leyen (DIE ZEIT Nr. 8 vom 18. Feb. 2021) hat Ihr Redakteur mehrmals zuerst nach den Fehlernder EU der Kommissionspräsidentin gefragt. Zählen vor allem Fehler? Wollen wir vor allem über Fehler lesen? Die Präsidentin hat entsprechend positive Antworten gefunden, vermutlich ohne Schönfärberei. Ich nehme an, gerade in der aktuellen kaum beherrschbaren Gesundheitskrise sind sehr viele positive Entscheidungen und Maßnahmen gesetzt worden und wird auch viel aus unvermeidbaren Fehlschlägen gelernt.

Ich habe mich in meinem Berufsleben und derzeit als alter Lehrer an einer Fachhochschule viel mit der Fehlerkultur in der Gesellschaft und in Organisationen beschäftigt. Wir sind im deutschsprachigen Raum (zu) sehr auf Fehler und Fehlervermeidung fokussiert. Zu einer konstruktiven Fehlerkultur (als Teil der gesamten Kultur) gehören auch Fehlertoleranz mit dem Lernen aus Fehlern und die Wahrung der Stärken, mit der bereits Fehler vermieden wurden und weiterhin vermieden werden können! Zu viele einseitig negative Berichte zermürben die Gesellschaft, fördern die Demokratieverdrossenheit, fördern Fatalismus und vielleicht sogar Extremismus.

Sicherlich, es wird immer schwieriger, alle Hintergründe zu recherchieren, alle Netzwerke zu durchschauen, einer gewissen Wahrheit auf der Spur zu sein. Gerade eine Wochenzeitung hat die Chance (viel mehr als eine Tageszeitung), Themen möglichst vollständig, aus verschiedenen Blickwinkeln, auch mit ihren Widersprüchlichkeiten, mit ihren positiven und negativen Aspekten darzustellen. Vielleicht helfen auch zusätzliche Erläuterungen, z.B. mit Hinweisen, was offen geblieben ist. Dazu ist mir ein Beitrag in der Ausgabe Nr. 00 des 1. Jahrgangs, vom 15. Sept. 1945 aufgefallen, nämlich der Beitrag „Japans verhängnisvolle Fehlrechnung“. Mir gefällt die kurze Erläuterung zum Artikel am Beginn des Beitrags. Damit könnten z.B. Ziele und Problempunkte der Redaktion erklärt, Missverständnisse vermieden und Angriffspunkte abgeschwächt werden!?

Manchmal denke ich mir, Ihre Redakteure verstecken hinter der epischen Breite ihrer Berichte die eigentlich angestrebte Erläuterung der Vielfalt und Widersprüchlichkeit in den verschiedenen Themen. Dann hätte die epische Breite einen gewissen Sinn. Alle Themen sind komplex. Aber die epische Breite nervt mich auch oft. Ich suche oft die wesentlichen Aussagen, den Kern der Berichterstattung, der etwas verwaschen bleibt, vielleicht auch weil die „Wahrheit“ für die Schreiber/innen schwer zu erkennen oder erahnen ist?

Vielleicht müssen wir Leser/innen noch mehr lernen, was gesichertes Wissen ist und wie wir es erkennen können? Vielleicht müssen wir noch mehr lernen, Widersprüche und Komplexität auszuhalten? Vielleicht müssen wir noch mehr lernen, dass es Meinungen und Glauben gibt, die kaum ändern können und die wir nicht aggressiv bekämpfen sollen? Vielleicht müssen wir noch besser lernen, dass nicht alles wissen und vor allem dass Wahrheiten teilweise von unseren subjektiven Wahrnehmungen und Erkenntnissen abhängen können und nur teilweise gut objektiv abgesichert sind. Alles Gute für die nächsten 75 Jahre und darüber hinaus! – Peter Reitinger

 

Als Abonnent der „Zeit“ seit mehr als 50 Jahren freue ich mich, die Verortung der „Zeit“ in der Medienlandschaft über die Jahrzehnte hinweg bestätigen zu können – sie ist in der Geschichte der „Zeit“ das entscheidende Kontinuum. Prägnantester Ausdruck der Standortbestimmung sind die von mir besonders geschätzte Rubrik „Streit“ und Gastbeiträge, die immer wieder auch einmal im Widerspruch zu Artikeln aus der Redaktion stehen. Als störend empfinde ich lediglich die über die Jahrzehnte ins Überdimensionale gewachsene Größe der Überschriften und Bilder -früher war mehr Text! Aber das ist wohl nicht mehr „Zeit“-gemäß. Bleiben Sie Ihrer Grundhaltung unbedingt treu. – Dr. Michael Krenzler

 

Schon allein dieser Artikel ist diese Woche das Geld fürs Abo Wert. Bravo Giovanni di Lorenzo! – Jochen Steuerwald

 

Als Laie bin ich betroffen zu erfahren, dass die größte Bedrohung für die Pressefreiheit aktuell nicht von Erdogan, Orban, Putin, Xi und weiteren Despoten ausgeht, sondern von Beschäftigten der New York Times, die einen 67jährigen Kollegen in den vorzeitigen (?) Ruhestand geschickt haben, der unbedacht oder vorsätzlich die Gefühle von People of Colour verletzt hat. Diese Brutalität schreit zum Himmel! Könnte das bedeuten, dass die bisher Diskriminierten zurück schlagen? Dass der weiße Mann nun seine Zunge im Zaum halten muss? Schlimm genug, dass der Chefredakteur des Charakterblatts BILD in einer gepanzerten Limousine chauffiert werden muss. Ich bin erschüttert und bitte Herrn di Lorenzo, dran zu bleiben. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen… – Wolfgang Krott-Roiger

 

Dieses Editoral ist wunderbar. Viele Schreiber von Zeit-Artikeln leben, denken und schreiben aber nach wie vor belehrend und nur scheinbar investigativ. Deshalb habe ich mein Abo gekündigt. Nächstes Jahr hole ich mir wieder ein paar Ausgaben. Wenn dann echte Neugier und Fairness im Stil angesagt ist. Es gibt übrigens nicht nur ein gesundes Mißtrauen, sondern auch ein gesundes Vertrauen. Das vermisse ich am meisten. Entscheidend ist, wie man sich mit Themen auseinandersetzt und nicht welche Themen es sind. Sie Herr Lorenzo mögen gerne mehr in der Zeit veröffentlichen! – Christoph Menacher

 

Selten habe ich mit so großer, aufatmender Sypathie einen Leitartikel in der ZEIT gelesen wie diesen bewundernswerten von Giovanni di Lorenzo. Danke und zudem Gratulation zum Jubiläum des Bestehens der ZEIT! Goethe lässt Mephisto im „Faust“ von sich sagen, er sei „ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“ Manchmal scheint es aber auch genau umgekehrt zu sein: Dann sind wir Teil der Kraft, die Gutes will und Böses schafft. Der Gedanke der Gleichheit beispielsweise, Menschen mit gleichem Maß zu messen, hat, zur revolutionären Tat geworden, schon manchen einen Kopf kürzer gemacht.

„Das Gute“ lässt sich schwer verordnen, und wenn man es beispielsweise absolut und total durchzusetzen versucht, bleibt meist der Terror nicht aus. Der gegenwärtig erbitterte Streit über die richtigen Begrifflichkeiten und die (einzig) ‚richtige‘ Sichtweise trägt sektiererische Züge und hat etwas verstörend Akademisches – so, als könne schon morgen die Welt gerettet werden, wenn nur die Begriffsregeln definiert wären. In dieser Endzeitstimmung macht sich verdächtig, wer zweifelt. Der Abweichler diskreditiert sich selbst, wird angezeigt, und am Ende einer solchen Entwicklung stehen Schauprozesse, öffentliche Reuebezeugungen, Verurteilungen, Platzverweise, Verbannungen und (zunächst) verbale Hinrichtungen.

Für solch ein finsteres Szenario gab und gibt es immer einen triftigen Grund: Das Böse! Das „Böse ist immer und überall“ – wie schon die Band EAV wusste. Eine Alarmsituation also, in der rigoros gehandelt werden muss. Wer aber entscheidet über richtig und falsch, wer hat die Definitionshoheit? Giovanni di Lorenzo weist wohltuend auf das notwendige Verzeihen von Fehlern hin. Vielleicht wäre es auch eine gute Übung, sich immer wieder einmal einzugestehen, dass es Grauzonen der Erkenntnis gibt. Dem Impuls, voller Empörung „den ersten Stein“ zu werfen, um uns und anderen permanent zu demonstrieren, dass wir „faktenbasiert“ auf der ‚richtigen Seite‘ im Kampf gegen das Böse stehen, sollten wir widerstehen.

Wir leben zwar in Zeiten katastrophischer Ereignisse und heroischer Herausforderungen, die auch eindeutiges und entschlossenes Handeln erfordern, sollten aber den Geist ideologisch motivierter „Notstandsgesetzgebungen“ und messianischer Heilslösungen nicht aus der Flasche lassen. Stattdessen: Mehr Pluralismus wagen und weniger anmaßend auftreten – also: „Mehr Demokratie wagen!“ – Dr. Burkhard Egdorf

 

Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Arbeit in den vergangenen Jahren. Vernunft, Aufklärung, Frieden und Demokratie sind keine statischen Werte. Sie wollen immer wieder neu errungen werden. Das geschieht nicht durch Belehrung, Missionierung und Darstellung von Gesinnungen. In diesem Sinne freue ich mich über diesen Beitrag, der für mich eine klare Positionierung bedeutet. Er führt mir vor Augen, warum ich immer noch Leser der ZEIT bin. Richard Jefferies, 18847 bis 1887, englischer Dichter und Freigeist, hatte bereits erkannt: „Never, never rest contented with any circle of ideas, but always be certain that a wider one is still possible.“ – Reinhard Schmolling

 

Man gewöhnt sich ja bekanntlich an allem, sogar am Dativ – dennoch glaube ich als Mitglied von dem Verein zu der Rettung von dem Genitiv, dass ein Autor oder eine Autorin, der oder die ein Thema zum seinen oder zu ihrem macht, sich immer noch des Themas annimmt, nicht dem Thema, wie es im Artikel „Wofür stehen wir?“ auf Seite 1 der Ausgabe vom 25. Februar 2021 zu lesen ist. – Andrea Rundholz

 

Was wollt ihr eigentlich? – Gegenfrage zum Beitrag von Giovanni di Lorenzo. Festreden sind meistens viel zu lang, und die Adressaten erfahren daraus wenig neues. Im besseren Fall berühren das Grundsätzliche, weisen in neue Richtungen, regen zum Nachdenken an. Wenn der Text von Giovanni di Lorenzo in eine ähnliche Richtung gehen wollte, dann ist das nicht gelungen. Was hier geliefert wird, ist ein etwas abgehobenes Philosophieren über die Bedrohung der Medien-Freiheit. Und es wird – in kluger Sprache – vor allem nachgeplappert, was seit Jahren aus weniger klugen Köpfen über die Diskurse ausgegossen wird.

Denn di Lorenzo hat eine ganz neue Bedrohung für die Medienfreiheit ausgemacht: Identitätspolitik. Und ja, es gibt sie ja, die schlimmen Beispiele, erwähnt wird die Demission eines New York Times-Journalisten nach dem Zitieren des N-Wortes. Und die mangelnde Solidarität von dessen Kolleg*innen, die selber bekunden, bestimmte Dinge nicht mehr sagen zu können. Aber tragisch, wie ein doch recht gescheiter Autor so leicht auf das (rechte) Narrativ von Redeverboten hereinfällt – da ist es nicht mehr weit zu den unsäglichen „Stalinismus“- oder „Sprachpolizei“-Vorwürfen wie man sie sonst in anderen, rechtsgerichteten Hetz-Plattformen zu lesen und hören bekommt. Um keinen Zweifel zu lassen: Herr di Lorenzo darf das tun. Die Freiheit hat er. Es ist meine Freiheit, das zu kritisieren. Oder auch Teile der ZEIT wegzuwerfen, die mich nicht interessieren oder gar abstoßen. Oder meine Kritik daran angemessen zu äußern.

Wenn (zumeist) weiße, mittelalte bis alte Männer beklagen, was man „alles nicht mehr sagen“ könne – das jedoch in verschiedensten Formaten und auf verschiedenem Niveau ständig tun, dann stimmt etwas nicht. Auch wenn heute schon beinah wehleidig die cancel-culturebeklagt wird, dann wird dabei vor allem übersehen: Es gab in der Vergangenheit, im Grunde schon immer, Identitätspolitik und cancel-culture. Nur war sie eben „im Westen“ immer weiß, männlich und lange Zeit auch: christlich. Und „gecancelt“ wurden eben jene, die sich hier nicht einfügen konnten und wollten: selbstbewusste und gebildete Frauen (s. „Hexen“), Juden und Andersgläubige (vgl. die „Türken-Furcht“ und „Brunnen-Vergifter“). Und natürlich gehören dazu auch people of coloursowie sexuelle Minderheiten, die ihre eigene Würde entdeckt haben, gleiche Rechte einforderten und sie heute umso stärker verteidigen müssen.

Kann man hier von übertriebener Identitätspolitik sprechen? Oder könnte es nicht sein, dass so manche Kläger*innen sich auf gesellschaftliche Veränderungen nicht eingelassen haben (und auch nicht mussten) – und nun, als Stehen-Gebliebene, beklagen, sie kämen nicht mehr mit, oder: das sei „zu weit“ gegangen? Ergibt sich daraus die Pflicht der Weiter-Gegangenen anzuhalten oder gar umzukehren? Hat sich der mediale Focus auf Verweigerer*innen und vermeintliche „Opfer“ der political correctness zu richten? Oder bedeutet Aufklärung nicht eine saubere Unterscheidung zwischen dem (jetzt) normal und angemessen, extremen aber noch tolerablen und schließlich dem unethisch-verwerflichen? Dass auch wohlmeinende politische Aktivisten das oft nicht hinbekommen, ist nichts neues. Ein Qualitäts-Journalist sollte es besser können.

Richtig ist: Es wird keine Gerechtigkeit hergestellt, wenn Opfer von einst heute selber zu Unterdrücker*innen werden, wenn also Machtverhältnisse einfach umgekehrt statt ausgeglichen werden. Aber der nötigen Differenzierung zwischen den verwerflichen Auswüchsen und einer gebotenen (eben auch sprachlichen) Rücksichtnahme leistet das wehleidige Klagen einen schlechten Dienst. Und entlastet zudem von notwendiger Selbst-Kritik: Wenn die Lorenzo richtig feststellt, dass „political Correctness“ heute vor allem negativ konnotiert sei – ist dann nicht auch die Frage angebracht: Was könnte die ZEIT in ihrer medialen Freiheit selbst dazu beigetragen haben? Diese Frage und andere Fragen stelle ich mir – und vergesse dabei fast das andere. – Dr. Sebastian Dittrich

 

Gratulation zum 75-jährigen Jubiläum und zu einem hervorragenden Leitartikel, der diesem Anlass würdig ist. Eine freiheitliche und fortschrittliche Gesellschaft muss an unabhängigen und möglichst vielfältigen Medien interessiert sein. Es ist schlimm genug, dass sich Medien und ihre Vertreter zunehmend Beschimpfungen ausgesetzt sehen und sich gegen Bedrohungen von außen schützen müssen. An diesen Zustand sollte man sich eigentlich nicht gewöhnen. Das gilt auch, wenn die Meinungsvielfalt der Medien aus den eigenen Reihen bedroht wird und mit Einschüchterungsversuchen von Journalistinnen und Journalisten einhergeht. Hier haben es die Medien selbst (noch) in der Hand, wohin der Weg gehen soll.

Am Beispiel der NYT schildert Herr di Lorenzo eindrucksvoll die Auswirkungen von internen Angriffen auf die Meinungsvielfalt in einer Zeitung und ist zu Recht alarmiert. Den Bericht über die NYT in der letzten Ausgabe der ZEIT habe ich gelesen und war erschüttert. Die NYT ist ein Leitmedium, sie hat großen Einfluss auf die Meinungsbildung nicht nur in den USA und trägt damit eine ebenso große Verantwortung. Dieser Verantwortung sollten sich der Chefredakteur und der Herausgeber der NYT eigentlich bewusster sein. Ja, es geht tatsächlich um einen Kulturkampf und der Chefredakteur und der Herausgeber scheinen lieber den Weg des geringsten Widerstands gehen zu wollen, statt sich diesem Kulturkampf zu stellen.

Sie überlassen einigen (wenigen) Redaktionen und Journalistinnen und Journalisten die alleinige Deutungshoheit zu einer über alles gestellten Political Correctness. Sie lassen zu, dass nur bestimmte Gruppen entscheiden, welche Meinung „richtig“ oder „falsch“ ist und erlauben, dass Political Correctness, verbunden mit einer Identitätspolitik, nicht mehr mit legitimen Inhalten ausgefüllt wird, sondern zum reinen Selbstzweck wird. So werden neue Grenzen gezogen und es ist tragisch, wie dann mit eigenen Kolleginnen und Kollegen umgegangen wird, die in Ungnade gefallen sind.

Sie lassen zu, dass zum berechtigten Schutz von Minderheiten Mehrheiten zu „Randfiguren“ gemacht werden, die kein Gehör mehr finden sollen. Dabei ist dieser Absolutismus überhaupt nicht nötig und führt so nur zu weiteren Spaltungen innerhalb der eigenen Zeitung und der Gesellschaft. So verliert die NYT an Qualität und Glaubwürdigkeit, sie demontiert sich quasi selbst und läuft am Ende Gefahr, nicht mehr als Leitmedium wahrgenommen zu werden.

Ein Journalismus, der auf sich hält, will nicht belehren und umerziehen; er sollte in erster Linie mit einer vielfältigen Berichterstattung zu unterschiedlichen Themen informieren. Er regt kontroverse Diskurse an und lässt sie zu, hinterfragt Gesellschaft, Politik und sich selbst kritisch, deckt Missstände auf und benennt sie klar. Er unterhält die Leserschaft und im besten Falle trägt er auch noch zu ihrer Bildung bei… Dafür steht für mich die ZEIT und ich hoffe, dass es immer so bleiben wird. – Regina Stock

 

Die Analyse von Giovanni di Lorenzo greift im wichtigsten Punkt zu kurz. Denn dass sich ein kleiner, aber sehr wirkungsmächtiger Teil des früheren linksliberalen Spektrums dermaßen radikalisiert, indem er beispielsweise Journalisten schon wegen der Art ihrer Sprache und Bilder unter Generalverdacht stellt, negativ gegenüber Minderheiten zu berichten, kommt nicht so überraschend, wie es vielleicht auf den ersten Blick den Anschein haben mag, da Menschen sich nun einmal neue Ideologien zur Orientierung suchen, wenn die alten wie in der Postmoderne wegbrechen und gerade abgeschottete akademische Milieus wie eben in den USA sich besonders empfänglich für ein zunehmend monotones Denken zeigen.

Deshalb bleibt die richtige Antwort auf diese Herausforderung neben der öffentlichen Thematisierung des zunehmenden Drucks auf die Presse- und Meinungsfreiheit vor allem eine Zeitung, die wie etwa mit Pro- und Contrarubriken zu den großen gesellschaftlichen Fragen sowie insbesondere in sozialer Hinsicht divers zusammengesetzten Redaktionsteams das Verständnis für den Pluralitätsgedanken aktiv fördert! – Rasmus Ph. Helt

 

Sie haben einen hervorragenden Leitartikel zum 75,-jährigen Jubiläum der Zeit geschrieben. Hierzu meinen Glückwunsch. Es ist Ihnen aber ein Fehler unterlaufen. Wenn Sie glauben, es wüssten möglicherweise nur Insider, welchen Repressalien und Bedrohungen Journalisten, Politiker und ehrenamtlich tätige Menschen ausgesetzt sind, dann täuschen Sie sich. Es ist jedem einigermaßen aufgeklärtem Bürger bekannt, das die s. g. global Networks es jedem wie auch immer geartetem Mitbürger möglich machen, vermeintlich anonym seine Tiraden los zu werden. Es gab in London mal eine Institution genannt Speaker’s Corner, da konnte jeder auf ein Stühlchen steigen und seine Meinung der Menge entgegen schreien.

Ich war einmal dabei in den 90er Jahren, und da hat sich jemand mind. eine halbe Stunde über eine Rolling Stones Platte beschwert. ( Er hatte Recht). (Ich habe nicht die geringste Ahnung ob es Speaker’s Corner noch gibt und werde das auch nicht „nachgooglen“). Aber stellen Sie sich doch nur mal vor, das diese ganze Hater-Bande von jetzt auf heute kein Internet mehr hätte und müsste mit einem Plastik-Höckerchen vor Ihrer Redaktion Stellung beziehen. Das wäre doch zum „Schießen“. (Sorry, das Wort musste jetzt sein). Ich wünsche Ihnen viel Mut, Geduld & Zuversicht für die kommenden Jahre. P.S. Viele Grüße an Herrn Martenstein (Long may he run). – Reiner Thiel

 

Sie waren es einst, der mich anlässlich einer der vielen Talkshows überzeugt hatte, mich für ein Abo der Zeit zu entscheiden. Ich hätte es schon früher getan, wenn ich nicht immer wieder im Tagesspiegel einen Beitrag von Herr Joffe, Herausgeber der Zeit,über mich hätte ergehen lassen müssen. In Ihrem Leitartikel betonen Sie die Glaubwürdigkeit, basierend auf Vernunft, Aufklärung, Frieden und Demokratie. Genau deshalb bin ich ein treuer Leser Ihrer Zeitung. (Unsere Demokratie müsste jedoch einmal einem Faktencheck unterzogen werden)

Dankbar bin ich Ihnen, dass Sie in diesem Zusammenhang nicht den inflationär gebrauchten Begriff der Freiheit benutzt haben. Dialektisch gesehen gibt es keine Freiheit. Alles Tun und Handeln wird auch von Zwängen geleitet. Hier fällt mir stets Ikarus ein, der traurige Held, der grenzenlose Freiheit leben wollte. Der größte Irrtum der Menschheit besteht wohl darin, zu glauben die Freiheit zu besitzen, über der Natur zu stehen. Die christliche Religion spielt hierbei eine makabre Rolle. In Moses 9.2/3 steht sogar geschrieben:

“ und Gott sprach .. Furcht und Schrecken vor euch sei über alle Tiere…“ Mir ist nicht bekannt, dass sich je ein Kirchenvertreter von Aussagen der Bibel distanziert hat. Alle Bemühungen, den Klimawandel abzumildern, bleiben wohl kosmetische Operationen, wenn nicht grundlegende Denkstrukturen thematisiert werden. Sehr viel vernünftige Aufklärung ist vonnöten. Dafür wünsche ich Ihnen weiterhin viel Erfolg und stets das richtige Gespür. – Dr. Annebärbel Jungbluth

 

Mein großer Dank und mein besonderer Respekt für Ihr Engagement und Ihr Herzblut. Dank für eine anregende Paper Version, die reflektiert unter Einbeziehung soziologischer und historischer Konotationen beschreibt und analysiert. Dank für eine aktuelle Online Version, die unverzagt berichtet. Das hervorragende Dashboard besuche ich seit Monaten täglich und gleich danach den sehr übersichtlichen Link „Global Cases“ der NYT. Dank für all die hochwertigen Erzeugnisse Ihres Hauses.

Sprache (auch die bebilderte) ist das Werkzeug des Journalismus. Angemessene Sprache erlaubt alles auszusprechen, Respekt bewahrend wie auch mit Nachdruck. Sprache ist aber auch ein Teufelswerkzeug, wie beispielsweise Herr T. ungeniert vor aller Welt demonstriert. Deswegen ist gesundes kritisches Denken vielleicht die wichtigste Gabe des Journalismus. Schutz für eine Minderheit oder Schutz vor einer Minderheit? Frau Merkels Bekenntnis „Die Mitte“ hatte für mich immer einen starken kommunikativen Charakter. – Michael Scheppler
Danke für diesen tollen Artikel, der sehr gut zusammenfasst, weshalb ich seit vielen Jahren treue Leserin bin. Dennoch eine Anmerkung zu Ihrer berechtigten (!?) Kritik an den Auswüchsen der Political Correctness. Ich diskutierte den Donald-McNeil-Fall (der mich anfangs ebenso erschütterte wie Sie) mit meinem braunen Sohn (sein Vater ist Schwarzafrikaner), der das etwas anders sieht: Es geht ja nicht darum, was der Mann am häuslichen Küchentisch von sich gibt, aber als „einer der profiliertesten Wissenschaftsjournalisten der Vereinigten Staaten“ hat er sehr viel Breitenwirkung, ist er ein großer gesellschaftlicher Multiplikator und trägt deshalb eine besondere Verantwortung für seine Äußerungen, er muss damit rechnen, dass sie weitergegeben werden.

Mein Sohn O-Ton: „Stell dir vor, unter den Teilnehmern dieser Reise war ein schwarzer Schüler, dessen Bruder von einem weißen Polizisten erschossen wurde, weil er einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war.“ Da ist der Umstand, dass es sich bei dem N-Wort lediglich um ein Zitat handelte, kein großer Trost. Mir gibt das schon sehr zu denken. Ich stimme Ihnen prinzipiell zu, „man muss Menschen auch einen Fehler verzeihen können“. Das sieht auch mein Sohn so. Nur: Der weiße, heterosexuelle Durchschnitt der westlichen Welt hat – bis in die jüngste Gegenwart (das grundlose Erschießen schwarzer Menschen durch weiße Polizisten) – so unglaublich viele Fehler gemacht, dass er sich nicht wundern darf, wenn das Pendel jetzt einmal zu sehr in die andere Richtung ausschlägt.

Nein, auch ich als weiße, alte Frau billige es nicht, wie mit Donald McNeil umgegangen wurde und bin gegen Denkverbote und Maulkörbe aller Art, dennoch verstehe ich, dass sich die Angelegenheit aus der Perspektive Betroffener anders darstellt: Wir weißen Heteros haben (im Gegensatz zu meinem Sohn) überhaupt keine persönliche Erfahrung mit Diskriminierung! Ich schätze den Geist, der bei der ZEIT herrscht, sehr, ihre Journalistinnen und Journalisten sind sehr intelligente, gebildete Menschen, die sich ihren Gegenständen zumeist auch mit viel Sensibilität, Respekt und Verantwortungsgefühl nähern. Bitte bleiben Sie da alle am Ball! Es besteht bei „uns“ (den weißen Heteros) durchaus noch Nachholbedarf! – Dr. Sabrina Hausdörfer

 

In aller Kürze: Endlich sagt’s mal einer. Herzlichen Dank!!! Ich fürchte die Tyrannei dieses Auswuchses von Political Correctness und sehne mich danach, dass die politische Mitte und der liberale Journalismus ihre Knie stark machen und sich gegen den Wind lehnen. Dann wird er sich legen. – Robert Freiherr Heereman

 

Ich bin 72 Jahre alt und habe mir mit 18 zum ersten Mal die ZEIT gekauft. Ich war einer von zwei regelmäßigen ZEIT-Lesern im Dorf. Heute schaue ich nur dann mal kurz hinein, wenn sie mir zufällig in die Hände fällt – diesmal hatte meine Frau sie gekauft. Der Grund liegt in dem, was Sie in Ihrem Artikel ansprechen und was sich zugleich in diesem Artikel widerspiegelt: Die ZEIT ist längst Teil der Cancel Culture geworden, die Sie scheinbar bedauern.

Wieso „scheinbar“? Weil Sie selbst canceln. Sie wagen es – als Chefredakteur! – nicht mehr, das Wort zu zitieren, das Donald McNeil den Job gekostet hat. Sie schreiben, er habe in einem Zitat „das N-Wort“ benutzt und wagen es nicht, den Satz, den er gesagt hat und damit das Wort „Neger“ oder amerikanisch „nigger“ (oder hat er „negro“ gesagt?) zu zitieren. Mit anderen Worten: Sie zensieren sich selbst, um der Zensur (dem Shitstorm) zuvor zu kommen. Die FAZ macht es übrigens genauso. Die einst liberale (sogar die einst konservativ-liberale) Presse ist schon lange mehr der richtigen Gesinnung als der Wahrheit verpflichtet.

Die Corona-Berichterstattung war und ist der letzte Beweis dafür, und Ihr Leitartikel ebenfalls. Also: Beklagen Sie nicht etwas, was Sie selbst praktizieren und wovor Sie – schon lange – einen Kotau gemacht haben, und wundern Sie sich nicht, wenn Menschen, denen die Freiheit und die Wahrheit am Herzen liegt, die ZEIT nicht mehr lesen. Denn sie steht nicht mehr für die Wahrheit und auch nicht mehr für die Freiheit. – Wilfried Nelles

 

Wie Sie richtig schrieben , sollte man Menschen einen Fehler verzeihen. Deswegen verzeihe ich Ihnen, Ihren Fehler, wenn Sie schreiben, dass ,,New York Times“die wichtigste Zeitung der Welt ist. Das ist nicht wahr und Arrogant dazu. – Tomek Walter

 

Selbst so alt wie sie habe ich natürlich ein besonderes Verhältnis zur DIE ZEIT! Meine erste Begegnung mit meiner künftigen politischen, wissenschaftlichen, kulturellen Weggefährtin hatte ich Ende der 60er Jahre. Damals kostete sie noch 1 DM! Zu dieser Zeit war ich Student, empfand ihre Beiträge eher konservativ, ihr Format unhandlich. Heute, mehr als ein halbes Jahrhundert später, kostet sie ein Vielfaches, an ihr Format habe ich mich inzwischen gewöhnt, und sie erscheint mir jetzt im Alter eher grünlastig. Besser als grauhaarig, dafür sorgen schon ihre jungen Mitarbeiter! Aus dem letzten Jahr des vorigen Jahrtausends habe ich einen Artikel aufgehoben, der mich damals besonders ansprach.

Das Papier ist vergilbt, der Text aber noch lesbar: „Über die Heiterkeit“. In der darin beschriebenen Gestimmtheit erwarte ich jede neue Ausgabe der DIE ZEIT, stürze mich zuerst auf die Leserbriefe; weiter zu „Streit“ und „Pro und Contra“, wo unterschiedliche Überzeugungen wortmächtig ausgetauscht werden, und freue mich klammheimlich, wenn ich einen Grund für meine Zustimmung oder meine Kritik finde! Lieber Herr di Lorenzo, solange Sie noch in den kommenden 25 Jahren das Heft in der Hand haben: lassen Sie nie eine schleichende Unterwanderung Ihrer Redaktion durch identitätspolitische Ideologen zu, wie in der New York Times längst geschehen! Mögen die Methoden dieser Meinungsdiktatoren auch sanfter sein, der Zweck ist der gleiche wie in totalitären Regimen: ausgrenzen und mundtot machen!

Hinausgeekelte Journalisten, die keine Kraft zum Widerstand mehr haben, sollten sich mit Gleichgesinnten zusammenschließen und ein neues Blatt gründen, das unter dem Leitsatz steht: stets freie Gedanken und unzensierte Stimmen aus Wissenschaft und Volk, ausgenommen Haßbotschaften! Die NYT sehe ich schon im Sturzflug im Hudson versinken, während DIE ZEIT zum Höhenflug abhebt auf den – ja, welchen Gipfel gibt es in Hamburg? – auf die Spitze des Michel! Passen Sie dann nur auf, daß sie nicht, schwindlig vom Höhenrausch, in die Elbe runterrutscht! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Solche Artikel sind essentiel wichtig, es sollte mehr davon geben. Eine Frage Sie, Herr Di Lorenzo,habe ich dann doch. Sie haben sich In Ihrem Artikel selber vor diesem Drift verbeugt,den Sie hier beschreiben, in dem Sie die Formulierung das N-Wort verwenden. Warum? Für mich ist das wirklich ein Widerspruch zum Inhalt Ihres Artikels. – Manfred Mengewein

 

Eine Anmerkung: Die Freiheit wird auch durch Ansagen wie „alternativlos“ oder das Anfügen von „-orgien“ an Debatte/Diskussion i dann bedroht, wenn sie von – insbesondere politischen – EntscheidungsträgerInnen gemacht werden.Die Demokratie lebt von Alternativen – Eckart Schermuly

 

Zum wiederholten Male wird in der ZEIT die Gefahr einer „Cancel Culture“ heraufbeschworen – diesmal vom Chefredakteur Giovanni di Lorenzo höchstpersönlich, der sich auf der Titelseite der bedeutendsten deutschen Wochenzeitung darüber beschwert, dass man nicht mehr alles sagen (bzw. schreiben) könne. Dieser angeblichen Bedrohung der Presse- und Meinungsfreiheit durch eine kleine akademische bzw. aktivistische Elite wird in seinem Leitartikel sogar mehr Gewicht zugemessen als Bedrohungen und Einschüchterungsversuchen gegenüber Journalist:innen.

Das ist ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich tatsächlichen Gefährdungen ihrer Freiheitsrechte ausgesetzt sehen. Dabei zeigt sich, wie Genderforscherin Andrea Geier erst vor Kurzem im Deutschlandradio sagte, ein Phänomen, welches mich an die in konservativen Kreisen gerne beschworene Hufeisentheorie erinnert: Rassismuskritische Positionen werden mit rassistischen Auslassungen gleichgesetzt. So kommt es zu einer Täter:innen-Opfer-Umkehr. Daher sollte man stattdessen den unsäglichen Kampfbegriff „Cancel Culture“ aus dem öffentlichen Diskurs „canceln“. – Alexander Gebhard

 

Zum Jubiläum genau der richtige Essay – mit genau der richtigen Aussage! Ein Massenmedium wird im übrigen immer langweilig, wenn es nur die eigene politische Klientel bedient, das heißt, die dargebotene politische Bandbreite schmal ist. Wie ist es umgekehrt? Wenn die vertretene politische Haltung sehr breit und divers ist: wann fliegt, wie bei der New York Times, ein Journalist am äußersten Rand der politisch repräsentierten Streubreite raus aus einer Redaktion? Man kann davon ausgehen, dass nicht eine einzelne provokante Aussage des NYT-Journalisten zum Rausschmiss geführt hat, sondern die Akkumulation von „Fehltritten“. Wie weit reicht die Toleranz? Schwierig. DIE ZEIT hat das bisher in meinen Augen bisher sehr gut gelöst. Aber eine Bandbreite wird es immer geben – ob schmal oder breit. – Dr. Martin Grau

 

Ich lese seit über 40 Jahren die Zeit. Was ich an dieser Zeitung besonders liebe ist, dass meist verschiedene Seiten dargestellt werden. So habe ich die Chance andere Meinungen kennen zu lernen. Herzlichen Dank dafür, behalten sie das bitte bei! – Andreas Dill

 

Inspririert durch ihren Artikel, stellten sich mir folgende Fragen an die höchste verantwortliche Stelle, nach ihrer redaktionellen Ausrichtung für die gesamte Zeitung DIE ZEIT. – Ein falsche Wort – Die Redaktion der „New York Times“ streitet darüber, wie ausgewogene Berichterstattung in Zeiten der Polarisierung funktioniert – und wer die Deutungsmacht hat: von KERSTIN KOHENBERG Die gegen McNeil mobilisierenden Kollegen forderten, dass Berichterstattungsgebiete in Zukunft nach anderen als rein fachlichen Kriterien vergeben werden sollen. Es geht in der Affäre McNeil offenbar auch darum, die Macht im Haus neu zu verteilen, inhaltlich und personell. – Der traditionelle, faktenorientierte Journalismus sieht sich zunehmend durch einen eher meinungs- und gemeinschaftsgetriebenen herausgefordert, der Rücksicht auf Sensibilitäten verschiedener Communitys fordert. – Auf die Nachfrage der ZEIT, ob die Times der Forderung nachkommen wolle, Zuständigkeiten künftig nach neuen Kriterien zu vergeben, gab es bis zum Redaktionsschluss keine Antwort.

Der Brief der Kollegen wurde übrigens ebenfalls geleakt, die sozialen Netzwerke liefen Sturm, und am Ende beugte sich Dean Baquet: Er entzog McNeil die Covid-19-Berichterstattung, woraufhin dieser am 5. Februar kündigte. 1. FRAGE: Zählt für Sie der traditionelle, faktenorientierte Journalismus oder die durch meinungs- und gemeinschaftsgetriebene Rücksicht auf Sensibilität verschiedener Communitys? Texte = Sprache haben grundsätzlich niemals Rassistischen bzw. Gruppen (z.B. Frauen, People of Color usw.) diskriminierenden Hintergrund zu haben. Es sei denn, es handelt sich um ein, eindeutig gekennzeichnete Zitate. Diese missbräuchliche Sprache sollte letztendlich dann aber immer öffentlich verurteilt werden. 2. u. 3. FRAGE:

2019 hatte der Chefredakteur Dean Baquet den Fall zunächst intern untersuchen lassen und den Wissenschaftsredakteur Donald G. McNeil dann lediglich gerügt. Baquet, selbst schwarz, hielt seinem Redakteur zugute, das N-Wort nicht mit böser Absicht zitiert zu haben. Hätte diese Rüge nicht gereicht? Könnte es Journalisten der Zeit auch passieren, dass sie auf dem Altar einer politischen Neuausrichtung der ZEIT nach aussen, oder einer im Inneren stärker werdenden Online-Community (Deutungsmacht) geopfert werden? 4. FRAGE Kann DIE ZEIT sich noch als vierte Macht im Staat Deutschland bezeichnen, oder ist sie von der Oligarchie doch abhängig? – Klaus Schliephacke

 

Ein Leitartikel zum 75. Geburtstag, der ein Rückblick und Ausblick ist, wie er grundsätzlicher und aktueller kaum sein könnte. Denn, wenn es dem Leitmotiv jener dient, die politische Correctness, unter der ich nach wie vor die tatsächliche Anwendung gleicher Rechte und Pflichten, des gleichen Maß an Verantwortung und Kritik für jeden Menschen verstehe, in eine unsere menschliche Vernunft, unsere rationale und emotionale Intelligenz ignorierende Disparität, bezeichnet als Cancel Culture, zu überführen, dann ist es unzweifelhaft höchste Zeit, sich gesamtgesellschaftlich zu besinnen und zu engagieren.

Worum geht es im Wesentlichen und somit für alle Menschen als Teil unserer Gesellschaft(en)? Es geht um das gleiche Recht, die gleiche Freiheit, den gleichen Respekt, kurzum, die nicht nur „gepredigte“ konsequente Umsetzung menschlicher Würde. Indes, mit der faktischen Radikalisierung deskriptiver und normativer Werte begeben wir uns mit allzu schwerer Last absehbar auf einen langen Holzweg. An dessen Scheitelpunkt nicht weniger als unsere Demokratie, mithin der Verlust aufgeklärter Kompetenz zur Disposition stehen könnte. Zur Bildung und Weiterbildung einer liberal gefestigten Gesellschaft braucht es vielmehr transparenten Informations- und Meinungsaustausch (die Freiheit und Vielfalt der Medien ist dabei nicht zuletzt die Pontentialität unserer Freiheit und Wahrhaftigkeit), um hiernach den vorgesehenen demokratischen Konsens auf der Basis größtmöglicher Erkenntnis und Urteilsbefähigung zu erzielen.

Unsere Demokratie ist – funktioniert sie, zu unser aller Vorteil – auf Kompromisse ausgerichtet, ganz gleich, woher ein gesellschaftspolitisches Begehren, die Sichtbarmachung von Bedingungen, herrührt. Allein die Wahrung der menschlichen Würde kennt keinen Kompromiss; sie ist und bleibt die Prämisse für jede zivilisatorische Ordnung und Transformation. Dieses großartige Ziel menschlicher Vernunft und Bildung ist erreichbar mit dem Willen zu Vermittlung, Versöhnung und dem Aufbau von Vertrauen (das Maß an Vertrauen innerhalb einer Gesellschaft bestimmt das Maß ihrer allgemeinen Freiheit), mit Connection Culture also statt Cancel Culture.

Überdies: Kein (zur Vernunft befähigter/denkender) Mensch wird freier allein dadurch, indem er anderen die würdige Freiheit nimmt, ganz im Gegenteil. Die Errungenschaft der Freiheit wird mit jeder wirksamen Einsicht – zu der unbedingt die Akzeptanz gehört, dass wir Menschen natürlicherweise niemals von Unzulänglichkeit und Fehlerhaftigkeit gefeit sein werden – und (verantwortungsvollen) Teilhabe größer. Schätzend, dass auch für die ZEIT gilt, dass man nur so alt ist, wie man sich fühlt – Matthias Bartsch

 

Den Artikel auf der Titelseite der Zeitausgabe zum 75. Geburtstag, von Giovanni di Lorenzo, fand ich richtig gut. Ich war im letzten Jahr FAS Kunde und bin nun wieder zur Zeit zurückgekommen und fande den Artikel irgendwie beruhigend und Vertrauen schenkend. – Mathias Wrede

 

Zweimal habe ich den Artikel gelesen. Das erste Mal hinterließ Irritation, Fassungslosigkeit und das Gefühl meinen Augen nicht zu trauen. Beim zweiten Mal stieg eine kleine Wolke Wut in mir auf mit der Frage, wie weit Gendern, Queeren und Quotieren gehen darf. Was ist das übergeordnete Ziel der Identitätspolitik? Die Diktatur der überbordenden political correctness? Die Macht mit der Angst zu spielen, bloß nichts Falsches, möglicherweise verletzendes zu sagen, schreiben? Oder ist es das Ziel, auf die wunderbare Vielfalt des Menschseins aufmerksam zu machen? Vorurteile zu überwinden, Respekt und Akzeptanz des Andersseins zu fördern, Chancengleichheit für alle Menschen zu erreichen? Einfach nur den Menschen mir gegenüber zu sehen, die Hand zu reichen und ins Gespräch zu gehen. Den Abgrund der Bewertung in was auch immer zu überwinden.

Denn der Abgrund spaltet mehr und mehr, versteinert und lässt am Ende fast keinen Dialog mehr zu, kein Versetzen in die Lage des anderen, kein Aufklären und Verzeihen, keinen größten gemeinsamen Nenner, keinen Frieden und das MiteinanderVorwärtsGehen. Kein „So hab ich das noch nicht gesehen“ auf beiden Seiten, kein Reflektieren über die eigenen Dingen, die gesagt, geschrieben, gedacht wurden und auch andere verletzen können. Der Abgrund sieht das Recht, die Wahrheit nur auf einer Seite. Einfältig. Diktatorisch. Konformistisch. Missbrauchend. Genau das, was ja überwunden werden soll. Von Nelson Mandela gibt es eine wunderbare Aussage: „Menschen ihre Menschenrechte abzusprechen bedeutet, ihr ganzes Menschsein infrage zu stellen.“ Und das Menschsein infrage zu stellen ist das schlimmste, was wir machen können.

So sollten wir uns immer vor Augen halten, dass wir alle zu 99 % die gleiche DNA haben und alle Menschen so behandelt werden, wie ich behandelt werden möchte. Mit Respekt, Würde und Freundlichkeit. Einfach als Mensch. Sicher kein leichter Weg, denn ich muss alle Vorurteile, die in einem bewusst oder unbewusst schlummern, über Bord werfen. Aber nur so kommen wir zu einem Miteinander in dem die Würde das höchste Gut ist und Menschlichkeit mehr zählt als alles andere. Eine utopische Illusion? Vielleicht, Vielleicht auch nicht. Jedenfalls ist Vielfalt überall besser als Einfalt. Die Freiheit der Meinung, der Medien und die Würde alles Menschen darf von keiner Seite infrage gestellt werden, denn nur so lernen und wachsen wir miteinander. – Kerstin Pöhl

 

Sie schreiben zum 75. Jahrestag der Gründung Ihrer Zeitung (die ich seit 62 Jahren als Abonnent begleitete): „Auch und gerade in der Mitte ist Platz für abweichende Meinungen …“ Das habe ich anders erlebt: Im Mai 2015 klagte der Ressortleiter Politik der ZEIT in einem langen Leitartikel darüber, dass die Politiker viele wichtige Probleme einfach nicht zur Kenntnis nehmen. Ich habe ihn daraufhin in einem Leserbrief gebeten, selbst einmal die Probleme der gesetzlichen Rentenversicherung ernst zu nehmen und eines seiner Redaktionsmitglieder mit einer fundierten Beschreibung unseres Rentensystems und seiner Probleme zu betrauen.

(Tatsächlich gibt es im Rentenrecht seit 1957 einen katastrophalen Fehler, den u. a. Oswald von Nell-Breuning, Roman Herzog, Hermann Adrian, Kurt Biedenkopf und zuletzt Hans-Werner Sinn beklagt haben). Die Antwort war: „Ich finde es interessant, dass Sie dieRentenprobleme gleichrangig sehen mit dem Flüchtlingsdrama,der Kriegsgefahr in Osteuropa und der sozialen Katastrophe inGriechenland. Ich sehe es anders, aber ich respektiere ihre Auffassung.“ Keines dieser Probleme hatte ich erwähnt. Und die ZEIT hat sich seitdem auch nicht auf Flüchtlingsdrama, Kriegsgefahr in Osteuropa und die soziale Katastrophe in Griechenland beschränkt. Sogar zur Rente ließ sich weiterhin der eine oder andere Redakteur etwas einfallen, ohne allerdings den wirklichen Schwierigkeiten auch nur nahezukommen. – Dr. Jürgen Schröder

 

Gratuliere zum 75. Ohne Zweifel hat es die ZEIT zum wichtigen Medium für gebildete Menschen gebracht. Eine Elite- stellung die auch so ihre Probleme mit sich bringt. Da jeder gerne zur Elite gehört, hält er eine Gesellschaft (System usw.) , die ihm diese Zugehörigkeit ermöglicht für „richtig“.Da wird schon mal das Loblied der Eigenverantwortung (selbst schuld, dass man zur Elite gehört) im „kapitalistischen move“ gesungen (Max Billner), die „woken“ Kinder, die einem die Wahrheit über das Klimaproblem erzählen (wissenschaftliche Erkenntnisse) für suspekt gehalten (Mangold) und „radikale Kritik“ ist sowieso ganz schlecht (Thea Dorn) und die CDU wird zum „Weltkuturerbe“ erhoben ( Di Lorenzo).

So ist man beteiligt an der Trägheit des Tankers, der doch aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Kathastrophen „Klima“, „Bevölkerungsexplosion“ und „Spaltung der Gesellschaft“ zu läuft. Soll wirklich nicht heißen Sie haben Hass und shitstorm verdient aber Teil des Problems sind Sie schon. und wenn man seit Jahren (Jahrzehnten) für links-grüne Veränderungen eintritt, kann einen der „Ist-Zustand“ schon an den Rand der Verzweiflung bringen. – Dieter Herrmann

 

Wir sind Ihnen sehr dankbar für diesen Artikel. Es ist an der Zeit dieses Thema der Bedrohung anzusprechen. Wir sind stolz auf unseren Individualismus und unsere Liberalität. Aber offenbar können wir keine gesellschaftliche Atmosphäre schaffen, in der sie gedeihen kann. Das erforderliche Vertrauen in die Mitmenschen, in deren Integrität und ihre Unabhängigkeit ist brüchig.

Die Anfeindungen der Zeit-Mitarbeiter sind grausam. Über die Dinge aus den USA hat man gelesen, über Redakteure, die rausgedrängt werden. Man konnte es nicht so richtig glauben. Nun erhärten Sie diese unglaublichen Vorgänge. Wenn man es genauer besieht, ist es nicht nur die geistige Haltung, die Sie ansprechen, der Redakteur der NYT hatte sie. Offensichtlich aber nicht das Management, die Leitung. Ganz sicher gibt es kein Allheilmittel gegen diese schleichende „Krankheit“ der mangelnden Toleranz oder die Vorbehalte gegen Vielfalt. Das Vertrauen in eine freie Presse ist (noch) vorhanden. Insofern kann und muss jede Zeitung seine Position deutlich machen, und auch den Mut haben, diese täglich zu erneuern. Die gesellschafts-politische Ausrichtung ist ein Spiegel dieser Arbeit. Die interessierten Leser und der Mitarbeiterstab müssen in diesem Rahmen zueinander finden.

Wir schätzen und sehen, wie die Zeitung „Die Zeit“ dieses Miteinander und das offene Gleichgewicht immer wieder sucht, verändert und neu austariert. Offenbar scheint es möglich durch Engagement und handwerkliche Arbeit eine Zeitung zu führen, die sich durch hohe Qualität und Liberalität auszeichnet und sich so gegen den Unbill der Zeit behauptet. Die Anstrengung ein Gleichgewicht zwischen den einzelnen Themen der Politik, Wirtschaft, Literatur, Wissenschaft und Kunst, der fachlichen Qualität, der Unterhaltung und der Lesbarkeit mit der vereinbarten offenen Position der Zeitung zu erhalten, ist lohnend. Gratulation. Gerade wenn Sie den offenen Dialog suchen und Sie mit Recht diese Diskriminierung mittels Sprache anprangern: warum aber nennen Sie das sog. N-Wort nicht beim Namen: Neger oder Nigger. Offenheit und Klarheit ist doch unabdingbar! – Drs. Gerda und Hans Lazarus

 

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag – und besonders auch zum Leitartikel mit dem Plädoyer für Vielstimmigkeit und Toleranz. Der Respekt vor Andersdenkenden und die Bereitschaft, ihnen zuzuhören, ist, denke ich, ganz einfach Grundlage jeder Demokratie. Besonders gefreut habe ich mich in dieser Ausgabe auch über Borasios nachdenklichen Artikel, dem ich voll und ganz zustimme; über die letzten drei Zeilen von Dausend, die mich zu spontanem Lachen brachten, und darüber, dass es wieder die Torten der Wahrheit gab.

Auch ich habe bald Geburtstag und einen Geburtstagswunsch: Als ich die erste Seite der ersten Ausgabe von 1945 sah, hat mich der „Wochenspiegel“ begeistert. Könnten Sie den nicht wieder einführen? Da ich nur DIE ZEIT lese, keine Tageszeitung, und auch nicht Fernsehen schaue, wäre so eine konzentrierte Zusammenfassung der wesentlichen jüngsten Ereignisse für mich hilfreich. – Dr. Petra Nöcker

 

Bravo, Herr di Lorenzo. Solange die ZEIT solche Positionen noch auf der Titelseite veröffentlicht, besteht die Hoffnung, dass Meinungs- und Gesinnungskonformismus im Mantel des Liberalen und Moralischen sich nicht durchsetzen werden. Aber sicher bin ich mir nicht ……. – Dietmar Baier

 

Ihr Leitartikel spricht mir aus der Seele. Politische Offenheit und ausgewogene Berichterstattung wünsche ich mir von meiner Wochenzeitung. Leider habe ich in den letzten Jahren zunehmend den Eindruck, dass ein Großteil Ihrer schreibenden Mitarbeiter einen Erziehungsdrang verspürt. Es wird sehr viel gemeint und kommentiert und eingeordnet. Der Tenor fast aller Rubriken ist eindeutig und fast ausnahmslos sozialpolitisch links, gender- und klimabewegt und es wird gebetsmühlenhaft und dringlich versucht, die message in den Kopf des Lesers zu bekommen. Es wirkt auf mich , wie in Ihrem letzten Absatz „möglichst störungsfrei die eigene politische Klientel zu bedienen“ beschrieben. Insofern bitte jetzt vor der eigenen Haustür kehren und wieder ausgewogener werden. Linksliberal umfasst auch den Anteil liberal. – Volker Kohlhase

 

Meine herzlichsten Glückwünsche zum 75. Geburtstag DER ZEIT und alles Gute für die Zukunft an den sehr geehrten Chefredakteur und seine sehr geehrten Mitarbeiter*innen! Herzlichen Dank an Giovanni di Lorenzo für seinen sehr lesenswerten Leitartikel „Wofür stehen w i r? Viele Leser würden dieses „W i r“ auch gerne auf sich beziehen. 646 Leserbriefe auf ZEIT ONLINE zum Leitartikel alleine zeigen mir, wie groß die Unterstützung der ZEIT ist. Sollten wirtschaftliche Probleme bestehen, wird sich sicher schnell eine Spendenaktion organisieren lassen. Viele zahlen sicher auch gerne eine höheren Beitrag. Weiterhin gilt für mich: Wenn nicht DIE ZEIT dem shitstorm im Netz gewachsen ist, wer dann?

„Üble rassistische und misogyne Anfeindungen“ sprich Beleidigungen im Netz müssten m. E. auch vom Staat von Amts wegen verfolgt werden! (Sollte ein Leserbrief von mir einmal so verstanden werden, bitte ich um einen unverzüglichen Hinweis!) Vor jeder Kritik kann aber Ihre sehr erfolgreiche Generation von Redakteuren von Mama*papa (sorry!) nicht bewahrt werden. Selbst Jesus musste ja massive Kritik von einer Kanaanäerin einstecken als er meinte: „Nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel bin ich gesandt“ (Matthäus 15, 21ff (24). Ansonsten wünsche ich der ZEIT, dass sie so weitermacht wie bisher und allem Druck von Außen widersteht! Ich brauche Euch ja besonders im fortschreitenden Alter, damit ich geistig fit bleibe und weiß, was bei uns und in der Welt alles passiert. – Heiner Drabiniok

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „75 JAHRE DIE ZEIT“ von Axel Schuster et al.

 

Gestern habe ich zufällig die Geburtstagssendung der ZEIT gesehen: MEINE HERZLICHE GRATULATION ZUM 75. GEBURTSTAG DER ZEIT! (21.2.?!) Sie leisten Gewaltiges – ich bin immer wieder überrascht und auch gerührt… Die ZEIT ist im ausgedünnten, oft auch monokulturmässigen Blätterwald meine „Heimat“ geworden… Als Schweizerin freue ich mich immer wieder auch an (für mich!) sprachlichen Neuentdeckungen: unsere Schweizer-Schriftsprache ist ein Stück ärmer oder anders. In der ZEIT funkeln jeweils Ausdrücke, die das Lesen zu einer Entdeckungsreise machen. Dass die ZEIT immer wieder überraschend „daher kommt“ verdanken wir Ihrer Sorgfalt und Ihrem weiten Blick in die Welt hinaus, aber auch ins Nahe. Ich danke Ihnen für ihren unermüdlichen, enormen Einsatz und wünschen Ihnen allen eine heitere Geburtstagsfeier! – Lisbeth Vontobel

 

Herzlichen Glückwunsch zum 75jährigen Geburtstag! Dank der aktuellen Dokumentation können wir Leserinnen und Leser nachvollziehen, wie beeindruckend, spannend und vielfältig die Jahrzehnte waren, wie bunt und zeitgetrieben der Alltag heute in der Redaktion ist. Und dann schwenkt die Kamera auf Sabine Rückert – wow, was für eine starke Persönlichkeit! Hut ab vor so viel Charisma und Haltung und dass sie als stellvertretende Chefredakteurin ihre Frau steht. Als Zeit-Leserin kenne ich ihre Titelseiten, die ich ab sofort durch ein zweites Hinsehen würdigen möchte. Das wünsche ich mir für die Zukunft: mehr von solchen Frauenporträts, mehr Frauen in Spitzenpositionen! – Rita Leusch

 

Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich zu diesem besonderen Ereignis. Viele Zeitungen sind in diesen 75 Jahren bereits wieder Schnee von gestern – DIE ZEIT – ist (Gott sei dank) noch da, und wie! Somit haben Sie alle zur rechten Zeit das richtige getan. Ich kann nur wünschen und hoffen, dass die nächsten 75 Jahre (das wird dann wohl eine andere Generation sein), genau so offen und streitbar werden, wie bisher. 550 000 Leser können sich nicht irren. – Ute Koch

 

„Die Zeit“ wird 75, nur wir leben noch im vorigen Jahrhundert. Schwergewicht Zeit, das kann man wohl sagen, wenn man Ihren Artikel liest! Tiefstes Dinausiertum! Nix gegendert, keine einzige Journalistin ist der Erwähnung wert. Abos verkauft man zum guten Glück aber noch an Leserinnen, oder? Sehr geehrter Herr Plaikner, es hätte mir gut gefallen, wenn in der Würdigung von 75 Jahren „Die Zeit“ nur ein einziger weiblicher Name aufgetaucht wäre, denn es kann sich wohl nicht um ein reines Männermagazin handeln.

Auch wenn Sie sich das wünschen mögen. Oder aber Sie meinen Frauen leidenschaftlich mit. Vielleicht hätte man Herrn Klenk, Herrn Russ oder Herrn Giovanni di Lorenzo fragen können, um so Ihre Lobeshymne auf den zeitgeistigen Journalismus ein wenig abzurunden, denn ihnen wäre sicher die eine oder andere Kollegin eingefallen. Was sollen Zeit-Leserinnen wie ich denken? Arte kann ich nicht mehr sehen, so lange nur Männer im zwanzigköpfigen Vorstand sitzen. Und jetzt wollen Sie mir auch noch „Die Zeit“ madig machen! – Eva Surma

 

Mein Mann – Helmut Meister – und ich sind seit fast 60 Jahren ununterbrochen Ihre Abonnenten. Ein paar Wochen oder wenige Monate nach der Spiegel-Affäre 1962 sind wir Ihre Leser geworden und haben diese “Gewohnheit” nie aufgegeben. Inzwischen sind auch unsere Kinder Axel Meister und Verena Schulz, geb. Meister, seit Jahren Ihre Leser und unser Enkel Maximilian Meister liest Ihre Zeitung – soviel wir wissen – digital. Wir alle gratulieren zu Ihrem 75-jährigen Jubiläum; wir wünschen Ihnen (und uns), dass Sie erfolgreich bleiben und Ihre Zeitung weitere – wie man so schön sagt – 75 Jahre – herausgegeben wird. – Helmut und Ingrid Meister

 

Was aus der ZEIT alles werden kann … oder: Ein Plädoyer für die Print-Version. Vor 75 Jahren, am 21. Februar 1946 erschien die erste Ausgabe der „ZEIT“ in Hamburg mit einer Auflage von 25000 Exemplaren. Genau 75 Jahre danach kann man bei Wikipedia lesen, dass die verkaufte Auflage der Zeitung nun bei 547390 Exemplaren liegt. Insgesamt würden damit 1,72 Millionen Leser erreicht. Jedes verkaufte Exemplar hat also etwa 3,14 Leser. Wie lesen Sie eigentlich Ihre „ZEIT“ und was machen Sie daraus?

In unserem Haus hat sich über die Jahre ein festes „ZEIT“-Schema herausgebildet. Nach Eintreffen der neuen Ausgabe wird diese im Erdgeschoss des Hauses intensiv durch meinen Schwiegervater studiert. Diese gründliche Durcharbeitung nimmt vier bis fünf Tage in Anspruch. Dann kommt die Zeitung exakt gefaltet, so dass man noch immer den Eindruck einer verlagsfrischen Ausgabe haben könnte, auf die Treppe in das Obergeschoss.

Meine Aufgabe ist es nun, in den folgenden zwei bis drei Tagen eine grobe Sichtung der Artikel vorzunehmen und diejenigen auszuwählen, welche für meine Frau oder für mich interessant sein könnten. Mein Blick ist also streng auf die Überschriften und die Inhalte gerichtet. Die so gesammelten Artikel werden dann herausgetrennt und im Wohnzimmer deponiert. Der Rest wird umgehend der Papiertonne überantwortet. Sobald die Artikel von uns gelesen wurden, erleiden sie dann dasselbe Papiertonnen-Schicksal wie die vorher bereits aussortierten. Unsere ZEIT bringt es also auf 3,0 Leser – und danach wird sie Altpapier.

Freunde von uns pflegen einen völlig anderen Umgang mit ihrer „ZEIT“. Sobald das neue Exemplar eingetroffen ist, wird es von ihm penibel viele Stunden durchgearbeitet. Als Restaurator gilt sein Blick sowohl dem Inhalt als auch der Form und der Gestaltung. Danach kommt das nicht mehr taufrische Exemplar zu ihr. Als Grafikerin ist sie stets auf der Suche nach bildnerisch anregenden Farbflächen, Strukturen, Ornamenten und ähnlichem. Sie schneidet die Ergebnisse der visuellen Filterung heraus und arbeitet sie dann in ihre künstlerischen Arbeiten ein. So werden aus Textblöcken und Abbildungsteilen abstrakte, strukturierte Bildelemente, die eine neue Botschaft transportieren.

Auf diese Weise entstehen beispielsweise Collagen zu Kochrezepten, Anleitungen, die auch dem Zeit-Magazin entstammen können – sowohl als Einzelblätter oder zu Büchern gebunden. Auch auf anderen Objekten, wie zum Beispiel auf großen Pappeiern kann man dem aus der „ZEIT“ ausgeschnittenen Material begegnen. Und dann gab es 2019 noch ein besonderes Projekt. Asylsuchende Frauen und Mädchen, die sich regelmäßig in Meißen trafen, gestalteten unter ihrer Anleitung Tauben aus Papiermaché.

Dazu drückten sie eine aus alten Zeitausgaben und Leim bestehende Masse in identische Gipsformen und kaschierten die auf diese Weise gewonnenen Tierplastiken wiederum mit „Zeit“-Papier. Da die wenigsten der Teilnehmerinnen die deutsche Sprache beherrschten, gab für die Auswahl des Materials nicht inhaltliches, sondern lediglich bildnerisches den Ausschlag. Werbeseiten lieferten große Farbflächen für die Darstellung des Gefieders. Die 15 Tauben bildeten schließlich eine harmonische Gruppe, ein farbliches Ensemble, für das die typische Farbigkeit der „ZEIT“ die Klammer bildete.

Mittlerweile sind diese Tauben über Deutschland und die Welt verteilt. Vor diesem Hintergrund fällt es mir schwer auszurechnen, wie viele Menschen die „ZEIT“ unserer Freunde erreicht – auf jeden Fall aber deutlich mehr als nur zwei Personen. Möge die „Zeit“ auch mindestens in den nächsten 75 Jahren noch gedruckt, gelesen und in vielfältiger Weise verbreitet werden. – Prof. Dr.med. Frank Oehmichen

 

Wie lese ich DIE ZEIT? 1.) Sofort: Martenstein 2.) Mittags: Kennenlernen (im Magazin, oft grotesk: „passionierte Jägerin und Bläserin sucht ebensolchen Partner“) 3.) Versuche ich, den Rest der ZEIT bis zum nächsten Donnerstag zu schaffen. Glückwunsch zum Jubiläum! – Dr. Gert Fröhlich

 

Für mich ist dieses Jahr auch ein Jubiläum: ich lese die ZEIT bzw. habe sie seit 50 Jahren abonniert. 1971/72 war ich Assistant Teacher in Sheffield. Wir sollten u.a. BotschafterInnen für unser Land sein, deshalb durften wir eine deutsche Wochenzeitung wählen, bezahlt von Inter Nationes. Ich wählte die ZEIT, sie gefiel mir, nach meiner Rückkehr abonnierte ich sie. Das wird wohl so bleiben bis ich dement oder tot bin. – Annette Heinbokel

 

Meine Frau hatte ein Probeabonnement der „Zeit“ geordert. Da Sie jetzt feiern, eine sehr kurze Anmerkung. Im „Zeitmagazin“ kann man nur Harald Martenstein lesen, alles andere ist für uns ohne Bedeutung. Es ist deshalb die Frage erlaubt, an wen wendet sich der Rest des geschriebenen. In der Zeitung will ich nur einen Artikel als Beispiel herausgreifen. „Stottert Biden bei der Amtsübernahme“, oder so ähnlich. Gibt es dafür intelligente Leser ? – Bodo Malige

 

Ich stimme den Kanon an: Wir kommen all und gratulieren zum Geburtstag unserer liebsten ZEITung. Meine Eltern waren ZEIT-Leser der ersten Stunde, wie ihre Erwähnung in einem Brief meines Vaters (Walter Herfurth) an seinen Vater vom 11.1.1947 belegt. Kopie dieses Briefes müsste die ZEIT im Archiv haben. Ich kenne die Zeit seit 75 Jahren, lese sie seit 65 Jahren und unser Abonnement besteht nun auch schon über 50 Jahre. Auch während unseres 2-jährigen USA-Aufenthalts war die wöchentliche ZEIT eine wichtige Verbindung mit Deutschland. Meine Geschwister und Töchter sind Abonnenten, und die vierte Generation (Studenten) liest sie auch zuweilen. So viel ZEIT hat man selten. P.S. Dass Sie so viele Leserbriefe (Widerspruch, Kritik und Lob) von mir erhalten, ist nicht meiner Schwatzhaftigkeit geschuldet, sondern meinem großen Interesse an allen Ressorts der besten Zeitung. – Sven Herfurth

 

Herzliche Glückwuensche zu diesem Geburtstag. Seit 62 Jahren lese ich die Zeit, neugierig auf Ihre Inhalte und “ Stile“. Alors BON COURAGE pour les annees qui suivent! – Prof. Dr. Inge Vincon

Sie werden es nicht glauben, ich habe die ZEIT neben dem SPIEGEL schon in den 50gern unter der Schulbank gelesen und tue es aus Gewohnheit immer noch, obwohl ich längst nicht mehr zu Ihrer Zielgruppe gehöre. Wahrscheinlich weil ich die zweite Seite immer so lustig finde. Wie Sie z.B. diesmal gefühlvoll die Eskens promoten, das könnte einer pensionierten Oberstudienrätin oder einer jungen „Aktivistin“ schon das Herz erwärmen. Den alten Knackern hingegen, die vergessen haben, das Abo zu kündigen, wären bessere Fragen eingefallen. – Rolf Maschlanka

 

Der Ressort- Teil Streit ist wahrlich eine gute Idee. Man kann kontrovers streiten, ohne selbst in Erscheinung zu treten, mal abgesehen von der Moderation. So vermeidet man den Vorwurf einseitig zu berichten, und trotzdem werden die unterschiedlichen Aspekte eines Themas deutlich. Etwas enttäuscht war ich von der aktuellen Ausgabe zumJubiläum. Mein erster Eindruck: Wow- 88 Seiten. Leider musste ich fest stellen, dass die 20 Seiten der Anzeige zum regulären Inhalt gezählt wurde. Das ist eine Mogelpackung. – Thomas Schicks

 

Gottes Segen zum 75. Jubiläum! Zu Ihrem aktuellen Buch „Entdecken“ vom 25. Februar („Staus durch die Pandemie“): Das holen wir dann nach – wie oft sagen oder schreiben mir Zeitgenossen diesen Satz. Wenn ich ihn ernstnehmen würde, wäre mein Kalender „nach Corona“ (falls es überhaupt ein echtes Danach geben sollte und nicht vielmehr einen völlig anders gearteten Alltag, der sich mit grassierenden Viren dauerhaft auseinandersetzen und „arrangieren“ muss) jetzt schon übervoll, ohne dass die dann ja auch weiterhin tagesaktuellen Termine berücksichtigt wären. Das holen wir nach…

Ein Patron dieser Redewendung war der Schirgiswalder Pädagoge, Katechet und Seelsorger Erwin Heretsch, der in der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung unzähligen Menschen in der DDR und auch nach 1990 Wegbegleiter war. Er erzählte mir schmunzelnd nach seinem Vortrag in der Rostocker Christuskirche 1999, der wieder in einem berstend vollen Pfarrsaal stattgefunden hatte, wie er 1991 seine liebevoll genannte „Hass- und Rachetour“ gen Westen unternommen habe; all jene sollten nun endlich einmal von ihm heimgesucht werden, die in all den Jahren deutscher Teilung großspurig davon gesprochen hatten, dass man das ja irgendwann einmal nachholen könne.

„Das holen wir dann nach!“ Dieser Satz hatte sich in Erwin Heretsch eingenistet, so dass er ein kleines Taschenbuch handschriftlich mit den Adressen führte, die ihm gegenüber eine wahre Begegnung in Aussicht gestellt hatten – nicht ahnend, dass der 9. November 1989 kommen würde. Die Zeit war also endlich da, es denen mal ordentlich heimzuzahlen, die die Worte einer Prokrastination – eines Aufschubs auf den Sankt-Nimmerleins-Tag also – auf ihren Lippen trugen. Die Besuche sollten sich allerdings harmonischer gestaltet haben, als erwartet… – Felix Evers

 

Ganz herzlich gratuliere ich der ZEIT zum 75. Geburtstag! Das Blatt begleitet mich seit meiner Studienzeit, die wöchentliche Lektüre möchte ich nicht missen. Auch wenn ich beileibe nicht immer einverstanden bin mit den Beiträgen und ich mich über einzelne Artikel auch schon mal geärgert habe, schätze ich sehr die Meinungsvielfalt, die tiefgründige Recherche, den brillanten Stil sowie die herausragende Optik. Nicht zu vergessen den hervorragenden Leserservice. Machen Sie weiter so! – Stefan Martin

 

„Retro“ ist doch in, sehnsuchtsvolle Nostalgie in erneuertem Gewande auch („Babylon Berlin“) etc. Könnte DIE ZEIT das nicht mal nutzen, um im Jubiläumsjahr Entwicklungen aufzuzeigen hinsichtlich „Blattmache“ und auch Journalismus? Wie war Zeitung damals, wie heute? Ich stelle mir eine Doppelseite zum gleichen Thema vor, eine Seite im Text-Stil von vor 40 Jahren geschrieben und auch genauso layoutet, auf der anderen Seite Design und Journalismus Stand heute. Oder mal eine Titelseite im Stil (optisch und textlich!) der legendären „Grabplatte“. Wäre auch „über’m Knick“ ein Hingucker heutzutage!

Mir fällt nämlich seit einigen Jahren auf, dass ich zunehmend schneller „durch“ bin durch eine Ausgabe. Liegt es an mehr weißer Fläche? An Texten, die eine etwas lockerere Schreibe postulieren? Ich kann mich gut an Artikel erinnern, für deren Konsum ein gehörig Maß an Konzentration und Denkaufwand notwendig war. (Denn das ist aus meiner Sicht ein Unterscheidungskriterium zwischen einer Wochen- und einer Tageszeitung. Ganz ehrlich – das vermisse ich ein wenig. Kann man nicht mal hier und da eine Rubrik einführen mit wieder etwas mehr textlichem „Schwarzbrot“? Genau, die „Schwarzbrotseite“! Wäre endkrass….. – Stefan Lindemann

 

Herzlichen Glückwunsch zum besonderen Jubiläum ihrer Zeitschrift „Die Zeit“ . Vielen Dank an das gesamte Team für die immer mit viel Hintergrundwissen recherchierten Artikel. Wir lesen seit langem ihre Zeitung und hoffen, dass sie weiterhin so erfolgreich mit ihren Journalisten*innen diese Zeitung gestalten werden. Ihre Zeitung ist ein sehr wichtiger Bestandteil unserer Medienlandschaft. Wir kaufen ihre Zeitung in Sittensen, um unseren Buchhändler vor Ort zu unterstützen. – Marlies Holst

 

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Seit 40 Jahren habe ich das Zeit-Abo und bin nach wie vor begeistert und freue mich jeden Donnerstag auf interessanten Lesestoff für die Woche. Qualitätsjournalismus der besten Art, der mein Wissen erweitert und mein Blick auf die Welt verändert hat. In diesem Sinne war Ihr Blatt auch bei mir “ nicht erfolglos „. Danke dafür! Eines hat sich bei mir allerdings verändert: früher habe ich die Zeit von vorne nach hinten gelesen, heute fange ich von hinten an. Trotzdem bleibt keine Seite unbeachtet. Alles Gute also und weiterhin viel Erfolg! – Andreas Jung

 

Gerade lese ich, dass Du 75 Jahre geworden bist. Ich bin ein paar Jahre älter und habe Dich etwa anfang der 70er Jahre abonniert. Auf die Idee, mich von Dir zu trennen, bin ich noch nie gekommen. Das heißt nicht, dass ich mit allem einverstanden war und bin. Aber Du wirst mich den Rest meines Lebens weiter begleiten. Du gehörst halt dazu. Bleib wie Du bist. – Norbert Schmitt

 

Mit Freude habe ich Ihre Jubiläumsausgabe erhalten und mit besonders großem Interesse die Null-Nummer der ZEIT gesehen, inkl. den dazu gehörenden Artikel Ihres Archivars. Zu Recht macht er darauf aufmerksam, daß die Karte der Zonen-Aufteilung des besiegten und besetzten Deutschlands keine Ostgrenze aufweist, übrigens auch keine zur Tschechoslowakei oder westlich von Deutschland. Vor allem aber fiel mir auf, was der Archivar nicht erwähnt: Die Grenzen der französischen Zone umschließen sowohl Elsaß-Lothringen (!!!) als auch die französische Zone in Österreich. Zufall? Oder was sonst? – Detlef Puhl

 

75 Jahre ZEIT im Blumenschmuck der Ausgabe vom 25. Februar werden von Ihnen nicht – und doch gefeiert. Denn Feiern ist ja keineswegs auf laute oder pompöse Formen festgelegt. Also bleibt es bei einer engagierten Würdigung von gesellschaftlichem Standort, journalistischem Ethos und Erreichtem unter wechselnden Bedingungen und Zeiten.

Mich begleitet die ZEIT seit 1970 womit dies eigentlich auch für mich ein Jubiläumsjahr ist. Woche für Woche hatten die Briefträger Mühe, das großformatige, gewichtige Paket in den Briefkasten zu quetschen. Immer wieder musste ich mich in den 50 Jahren fragen, was sie mir inhaltlich wert ist, dass ich mich mit so viel Papier belaste, das ich nach Wissenswertem zu durchforsten und schließlich zu entsorgen hatte. Zumal mein politisches Herz weiter links schlug und ich mich über manche Artikel geärgert habe. Während das Feulleton Lust auf Kultur versprach. Zum Ergebnis meiner kleinen persönlichen „Langzeitstudie“ möchte ich der ZEIT und damit auch Ihnen, lieber Giovanni die Lorenzo, herzlich gratulieren.

Die unterschiedlichen politischen Positionen der Beiträge innerhalb einer Zeitung forderten dialogisch meine eigene Positionierung und stärkere Differenzierung heraus, ein geschickter Schachzug des Zeit Konzepts. In meinen jüngeren Jahren wurde die ZEIT so zur willkommenen Schulung und zu einem Diskussionsforum, in dem auch der wöchentliche Spiegel eine starke Rolle spielte. Andere Nachrichtenquellen sorgten dann für zusätzliche Einordnung der deutschen Informationslandschaft. Und die ZEIT ist wichtige Stimme im Diskurs über die drängenden Themen der Zeit geblieben. In mein Jubiläumsresümee fällt auch eine imaginäre Träne, denn wie lange noch wird die gute alte Zeitung in digitaler Zukunft und dem beschleunigten Informationsbedarf bestehen? Ich wünsche der ZEIT viele weitere gute Jahre und interessierte Leser. – Gisela Konrad-Vöhringer

 

Ich bin 4 Tage jünger als DIE ZEIT. Ich lese sie seit etwa 55 Jahren. Am Donnerstag, den 25.2. 2021 kam meine Frau mit der neuen ZEIT und dem Titel: 75 Jahre Zeit und einen Blumenstrauß Das ist doch ein Geburtstagsgruß! Danke und auf die nächsten 25 Jahre. – Edzard Tammena

 

Seit etwa 50 Jahren lese ich die Zeit. Als Bub gab mir mein Vater, bereits lange Jahre Zeit-Abonnent, viele Artikel zu lesen. Seitdem bin ich treuer Leser und habe bisher in jeder Ausgabe etwas gefunden, was mich bereichert und meinen Horizont erweitert hat. Dann selbst Redakteur geworden hat mich die Zeit in meinem Berufsleben kritisch und anregend begleitet. Das wollte ich nicht missen und danke Ihnen dafür.

Ich möchte die Zeit auch weiterhin nicht missen und wünsche ihr noch viele gute Jahre als deutsches Leitmedium. Abschließend noch: Nun war ich auf Ihre Einladung hin potenzieller Leser Ihrer Digitalausgabe. Nicht eine habe ich gelesen. Obwohl hineingewachsen in die Online-Welt bleibe ich dem Printprodukt verbunden. Hoffentlich auch das noch viele Jahre. – Andreas Wagner

 

Bitte, Bitte, Bitte => wieder unabhängigen Journalismus vom Schlage eines Helmut Schmidt! Wer könnte diese Wunder vollbringen? – Jürgen König

 

Meinen Glückwunsch,zu der ZEIT,die es nun bereits seit 75 Jahren gibt,mit höchsten Auflagen,und ich als eine Institution in der Medienwelt der schreibenden Presse bezeichnen möchte.Es ist zu wünschen das diese rennomierte Wochenzeitung auch weiterhin sich als liberal bezeichnen kann im Sinne ihrer früheren Chefredakteurin und Herausgeberin Marion Dönhoff immer Toleranz zu zeigen über abweichende Meinungen anderer. – Klaus-Dieter Michel

 

Herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag der „Zeit“. Und seit fast 57 Jahren (Herbst1964) bin ich treuer Leser – meine Eltern habe mich dazu gebracht. „Die Zeit“ wurde schon seit 1958 von meinen Eltern regelmäßig gelesen. Somit hat das nicht nur Tradition, sondern es geht auch nicht OHNE!!! Ich werde dieses Jahr auch 75 – „Die Zeit“ hat mich also mein erwachsenes Leben durchgängig begleitet – alle anderen Tageszeitungen haben sich – je nach Wohnsitz – immer wieder geändert. Als Wochenmedium hat nur „Die Zeit“ „überlebt“! Solange ich kann, wird das auch so bleiben. Ihnen und Ihrer Redaktion wünsche ich weiterhin viel Erfolg und immer das nötige starke Rückgrat!!! – Olaf Offers

 

Wir gratulieren sehr herzlich zum 75. Geburtstag Ihres für uns immer sehr wichtigen und erfreulichen Wochen – Blattes! Wir beide sind genau so alt – jung (?!) – wie die ZEIT , im selben Jahr geboren und mit ihr sozusagen aufgewachsen. In unseren Elternhäusern war die ZEIT immer präsent, und später als erwachsenes Paar abonnierten wir sie selbst – z.Zt. im digital-Format. Beide sind wir Ärzte – seit noch nicht lange im Un-Ruhestand mit immer noch vielen wissenschaftlichen Verpflichtungen und ehrenamtlichen Tätigkeiten. Ihre Zeitung begleitet uns auch noch heute in sehr vielen Belangen, Themen die politisch, wissenschaftlich, kulturell, sozial und vielem anderen uns interessieren, unterstützen, erweitern und bereichern! Vielen Dank für diese lange Zeit mit Ihrer ZEIT ! Mit den besten Wünschen für die kommenden Zeiten und weiter vielen interessanten Themen und Diskussionen ! – Dr.med. Ulrike Ullmann-Grehling und Dr.med. Harald Leopold Ullmann

 

Herzlichen Glückwunsch zum 75. Ich bin seit vielen Jahrzehnten treuer Leser Ihrer Wochenzeitung. Kann es sein, dass ich schon 50 Jahre dabei bin? – Dr. Hans Lefèvre

 

Die Ausgabe „75 Jahre“ ist einfach gelungen und ich habe die Artikel meiner Lieblingsbereiche und nicht nur die mit Freunde und großem Interesse gelesen. Dieses positive Bild will ich mit dem Nachstehenden keinesfalls schmälern, aber es muss mal raus: Ich kann diese West-Ost-Vergleiche nicht mehr ertragen! Bei jedem zeitgemäßen, aber auch gerne unwichtigen Thema, kann auf den West-Ost-Vergleich nach über 30 Jahren scheinbar nicht verzichtet werden, selbst bei geringem Erkenntniswert.

Mit 70 Lebensjahren, Geburt, Jugend und Ausbildung in Hamburg, zwei Jahren in München, 15 Jahren in NRW und über 30 Jahre in Vorpommern schätze ich die mentalen, kulturellen, wirtschaftlichen und sonstigen Unterschiede zwischen den Bundesländern oder meinetwegen auch nach Himmelsrichtungen, als durchaus nennenswert ein. Aber eben nicht nur zwischen Ost und West! Wäre es nicht höchste Zeit und eine interessantere journalistische Aufgabe einmal Unterschiede, aber gerne auch Gemeinsamkeiten, von zwei/drei Regionen oder Nordost (Vorpommern) / Südwest (Saarland) oder Nordwest (Friesland) / Sachsen oder, oder aufzuzeigen? Nicht nur Europa lebt von der Vielfalt, auch Deutschland besteht nicht nur aus West/Ost.

Aktuell erfahren wir hinsichtlich der Impfbereitschaft die Werte für Deutschland und natürlich ergänzend die abweichenden Werte für die Neuen Bundesländer. Gibt es etwa keine Unterschiede zwischen Nord, West(NRW) und Süd? Warum wird immer nur auf die „Abweichler“ Ost gezeigt? Wobei ich sicher bin, dass selbst zwischen M-V und Sachsen signifikante Unterschiede bestehen. Ich warte auf den ersten Wetterbericht: Morgen in Deutschland wechselhaftes Wetter, im Osten besonders trübe. Ich hoffe, ich liefere Diskussionsstoff und meine Gedanken finden sich in den sehnsüchtig erwarteten Ausgaben „meiner“ ZEIT wieder. – Wolfgang Niepel

 


 

 

Leserbriefe zu „Plötzlich leer“ von Henning Sußebach und Claas Tatje

 

Ich möchte mich in aller Form für diesen dezidiert empathischen, gut recherchierten und gleichermaßen tiefgründigen wie umfangreichen Beitrag im Dossier der heutigen Ausgabe bedanken. Mit einiger Wehmut habe ich (seit 2016 sich im Ruhe- stand befindender Purser der Lufthansa) diesen Artikel als erstes gelesen, und mich bei allem Schmerz ob der traurigen Thematik, trotzdem über diese großzügige Präsentation zur Befindlichkeit der DLH und ihrer Mitarbeiter gefreut. Diese positive, menschlich-anteilnahmsvolle Bericht- erstattung an prominenter Stelle einer der anspruch- vollsten Printmedien in Deutschland, wird vielen, v.a. noch aktiven Lufthanseaten sehr guttun. – Thomas Goebel

 

Ich bin über die Themenauswahl im Dossier der aktuellen Ausgabe enttäuscht. Ja, weltweit leiden die Fluggesellschaften aber Sie sind bei weitem nicht Systemrelevant und weltweit erhält die Lufthansa die höchste staatliche Unterstützung! 12.000.000,00 $ Damit werden im Monat viele Flugkapitäne finanziert mit Kurzarbeiter Gelder von 10.000,00 € pro Monat. Das Leiden in der Bevölkerung und vielen Wirtschaftszweigen ist groß aber es scheint es fehlt die politische Lobby in der Politik / Presse wie Sie die Lufthansa erfährt. Im direkt Umfeld erlebe ich gerade eine junge Familie mit zwei kleinen Kindern, wo beide Eltern Selbstständig tätig sind.

Sie hat sich letztes Jahr im Februar mit einer Freundin zusammen getan und eine Firma gegründet kurz bevor Corona ausbrach. Die Firma, tätig in der Werbebranche, hat seit März 2020 keine Aufträge und bekommt seit dem auch keine Staatliche Unterstützung! Der Kampf mit der staatlichen Bürokratie der Anträge ist niederschmetternd, sowie man auch den Eindruck bekommt das es der größte Feind in der Pandemiebekämpfung der Regierung ist. Diese Geschichten, welche Sie zum Teil schon publizieren, sollten im Vordergrund stehen und nicht Bereiche, welche schon immer kein Problem mit ausreichender Lobby hatten. Schade. – Torsten Beth

 

Zum letzten Zeit-Dossier Nr. 9 vom 25. Februar „Plötzlich leer“ mit der Unterschrift „Flugbegleiterinnen, die keine Flugäste mehr begleiten. Piloten, die ihre Jets stilllegen. Und ein junger Mann, dessen Traum vom Abheben geplatzt ist. Kaum einen deutschen Konzern trifft die Corona-Krise so hart wie die Lufthansa“ habe ich schon jetzt eine passende Überschrift für eines ihrer nächsten Dossiers parat, das mich als Berufsmusiker interessieren würde: Dirigenten, die keine Orchester mehr dirigieren. Musiker, die ihr Instrumente für immer aus der Hand legen. Und eine junge Cellistin, deren Traum als Berufsmusikerin geplatzt ist. Kaum eine deutsche Branche trifft die Corona-Krise so hart wie die Kultur. Vielleicht findet sich ein Journalist, der sich dem Thema annimmt? – Christian Heinecke

 

Wie anbiedernd ist das denn? Diese Industrie braucht doch nun wirklich kein Mensch mehr. Nicht nur wurde ein Konzern, dem eine große Mitschuld an der Klimamisere anzulasten ist, mit Steuermitteln gerettet, während zukunftsfähige kleinste bis mittelständische Betriebe zum Teil noch immer auf finanzielle Hilfen warten. Nein, jetzt bekommen deren Beschäftigte auch noch den medialen Raum, um über ihr schweres Schicksal angemessen zu klagen. Innerdeutsche Flüge, Urlaubsflüge, Businessflüge, Flüge zu Konferenzen – nichts davon passt mehr in eine Welt, die die Pariser Klimaziele erreichen will.

Lufthansa, das sage ich ganz eindeutig, gehörte und gehört – wie viele andere Fluglinien – abgewickelt. Politikerinnen und Politiker, die deren „Rettung“ durch stattliche Mittel beschlossen haben, handelten ausgesprochen dumm und kurzsichtig und fügten Deutschland mittel- und langfristig schweren Schaden zu. Jede Pflegekraft, jeder Krankenschwester, jede Putzfrau hat mehr Respekt (und Entlohnung) verdient als Piloten, Flugbegleiter und dergleichen. Findet die Zeit denn keine Theman, die für unser aller Überleben von irgendeiner Relevanz sind? Sie sollten sich dafür schämen, sich vor diesen „Karren spannen“ zu lassen. – Johann Siemon

 

Im (sehr lesenswerten) Dossier zur Lufthansa (vom 25.2.2021) ist Ihren Autoren ein Fehler unterlaufen. Es ist NICHT korrekt, dass „laut Koran“der Prophet Muhammed mit einem geflügeten Pferd namens Burak nach Jersualem flog. Das Detail mit dem geflügelten Pferd ist zwar Teil der islamischen Überlieferung. Im Koran steht aber nichts von einem solchen Pferd. Richtig ist nur, dass die Nachtreise des Propheten im Koran in Sure 17,1 zu finden ist.

Dort ist aber nicht einmal explizit von Jerusalem als Ziel der Nachtreise die Rede. Es heißt nur, dass der Prophet sich zu einer „entfernten Gebetsstätte“ begab. Welcher Ort damit gemeint ist, darüber gab es unter islamischen Gelehrten unterschiedliche Auffassungen. Die früheste Deutung: Himmel, eine spätere Deutung: Jerusalem. Später vermischten sich beide Deutungen zu der heute üblichen Erzählung, dass der Prophet in besagter Nacht erst nach Jerusalem reiste und dann dort in den Himmel aufstieg. – Marc-Oliver Rehrmann

 

Ich bin mehr als irritiert. Drei Seiten Mitleid mit der Lufthansa. Neben dar TUI das Unternehmen, welches die größten staatlichen Corona Hilfen erhält. 9 Milliarden Euro alleine aus Deutschland. Das sind fast 70.00 € (!) pro Mitarbeiter. Oder 25% des Jahresumsatzes. Davon dürften viele Betroffene im Einzelhandel und in der Dienstleistung wohl nur träumen. Und wofür benutzt die Lufthansa den Geldsegen? Um Kurzarbeitsgeld auf 90% aufzustocken. Auch für deutlich fünfstellige (!) Pilotengehälter. Um teure Personalkostenstrukturen (in Deutschland) zu konservieren, obwohl klar ist, dass der Flugverkehr alte Höhen lange nicht mehr erreichen wird.

Dafür werden dann 24.000 Mitarbeiter im Ausland entlassen. War nicht das Credo unserer Kanzlerin „nicht zu Lasten Dritter“ handeln zu wollen? Lufthansa und TUI sind Beispiel vollkommen verfehlter Hilfen. Krisen sind für große Unternehmen immer auch eine Chance dringend notwendige Bereinigungen und Umbauten vorzunehmen, die in guten Zeiten unangetastet bleiben. Unmäßige staatliche Hilfen verhindern diesen notwendigen Prozess. Übrig bleiben auf Dauer nicht wettbewerbsfähige Unternehmen. – Dietmar Baier

 

Sie schreiben „Ein Virus ist vom Tier auf den Menschen übergesprungen – und alle haben den Schlamassel. Dieses Missverhältnis von Ursache und Wirkung, von Schuld und Strafe ist historisch ziemlich einmalig…“. Was für ein unpassender Satz für diesen Artikel. In den letzten 2 Jahrzenten gab es einen exponentiellen Anstieg dieser Art Zoonosen. Wir betreiben Raubbau an der Natur, nehmen den Tieren ihren Lebensraum. Unter anderem durch die profitgetriebene Flugindustrie heizen wir die Klimakrise weiter an:

32,6 Mrd. Tonnen CO2 seit 1940 oder auch 3,5% Anteil an der Klimaerwärmung; Zeit basierend auf einer Studie der MMU vom 3.09.2020. Schade, dass sie diesen Aspekt völlig unerwähnt lassen. Natürlich Mist, dass Menschen arbeitslos werden, aber besser wir bauen jetzt langfristig um, machen wieder Urlaub an der Ostsee statt auf den Kanaren, als in Zukunft auf einem verheizten Planeten jährlich Zoonosen zu erleben. #staygrounded – Jeanette Hänseroth

 

Wie wäre es mit einem Artikel über die Flug`gäste´ , die seit bald einem Jahr auf die Erstattung der Flugkosten der LUFTHANSA warten? In meinem Fall steht von dieser Fluggesellschaft immer noch eine Erstattung von 288,26.-€ aus. Auf die letzte Reklamation per Einwurfeinschreiben vom 16.12.2020 hat die LUFTHANSA nicht reagiert. Die Konsequenz: Ich werde mit LUFTHANSA nie wieder fliegen. – Stefan Labude

 

Der Autor schreibt von einem „Missverhältnis von Ursache und Wirkung, von Schuld und Strafe“, die historisch einmalig sei. Hier interessiert mich, wo die „Schuld“ der Menschen liegt, die an der Pest oder an der Spanischen Grippe gestorben sind oder wofür Völker bestraft werden, die ohne ihr Zutun überfallen werden. Der Autor verklärt den Flugverkehr als „das Wunder des Abhebens“ und spricht von der Mythologie des Fliegens. Wenn jetzt statt rund 1500 Menschen täglich nur 47 von Frankfurt nach Singapur fliegen, scheint mir das eine ausreichend große Zahl zu sein. Es ist natürlich bitter und hart für die angestellten Piloten und Crew-Mitglieder, aber jede Zeit hat ihre Verkehrsmittel. Die Zeit der Automobile mit Verbrennungsmotor läuft langsam aus und es ist sicher nicht tragisch, wenn die Zuwachsraten des Flugverkehrs nicht mehr weiter so steil ansteigen. Dazu muss nicht immer wieder erwähnt werden, dass „niemand einen Fehler gemacht“ hat. – Jens Flömer

 

Die arme Lufthansa. Hat Mitte März unseren Flug von Mumbai 2mal gecancelt. Dann haben wir nix mehr gehört. Wir haben am 21. noch einen viel teureren Flug von KLM ergattert. Geld für den ausgefallenen Flug haben wir noch nicht gesehen. 9 Milliarden Staatshilfe reicht nicht, um Schulden zu bezahlen. – Reinhard Mentele

 


 

 

Leserbriefe zu „Lockern oder Lockdown?“ Ein Pro und Contra von Andreas Sentker und Martin Machowecz

 

Klare Antwort: Lockdown! Mit einer Ausnahme: Dort, wo nachweislich keine signifikante Infektionsgefahr besteht (sofern es nach einem Corona- Jahr diese gesicherten Erkenntnisse gibt), sollte kontrolliert gelockert und getestet werden. Der zunehmende Frust der Bevölkerung über das hilflose Herumeiern der Regierung in Sachen Pandemie- Bekämpfung ist nachvollziehbar. Aber: Disziplin und Leidensfähigkeit großer Bevölkerungskreise haben bereitsTeilerfolge in Form zurückgehender und stagnierender Infektionszahlen erzielt. Es wäre leichtsinnig, diese nun durch ein vorzeitiges Ende des Lockdowns aufs Spiel zu setzen.

– Ein jetzt notwendiger Impfstart auf breiter Front läßt auf sich warten. – Die von einem inzwischen restlos entzauberten Gesundheitsminister versprochene Verfügbarkeit von Schnelltests ebenfalls. – Die Corona- App hat sich als nutz- und wirkungslos erwiesen, da der temporäre Datenschutz von der Regierung höher bewertet wird als der Schutz des menschlichen Lebens. – Das inzwischen mehrfach mutierte Virus läßt sich hinsichtlich seiner Auswirkungen und Bekämpfung noch nicht sicher einschätzen. Fazit: Ein vorzeitiger Lockdown- Abbruch wäre fatal, in etwa so, als würde die Feuerwehr mitten in einer Brandbekämpfung Feierabend machen. – Michael Deil

 

Ich verkrafte es nicht mehr, mir immer noch mehr Nachrichten über die Corona-Verschleppung anzutun. Weil ich nicht mehr weiß, wo ich meine Wut lassen soll. Bei steigender Inzidenz wird der Lockerungs-Schwellenwert immer weiter nach unten gedrückt – nicht weil ein Wert über 50 gefährlich wäre, sondern die Gesundheitsämter überfordert. Deren Überforderung aber scheint Höhere Gewalt zu sein, der man auch nach einem Jahr nicht beikommen konnte. Eine Forschungsministerin, die einfach nicht auf die Idee kam, groß angelegte Corona-Forschungen anzustoßen oder wenigstens zu bündeln. Ein Daten-Flickenteppich, der das RKI überfordert. Flächendeckende Schnelltests nach einem Jahr, wenn überhaupt, denn die bürokratische Umsetzung wird sich wohl hinziehen bis – April/Mai?

Die EU hatte unendlich viel Diskussionsbedarf, bis man dann endlich den Preis für eine Impfung auf unter 20 Euro drücken konnte – kurz bevor Jens Spahn Antikörper für 2000 Euro pro Dosis bestellte!! Dann endlich: Die Impfung beginnt – bevor wir mit Entsetzen auf das nächste Impf-Desaster starren: mit viel Kreativität hat Behörden-Trägheit und -Dummheit so ziemlich keine Panne ausgelassen, es gelingt auch nach zwei Monaten (!) immer noch nicht, wenigstens das wenig Vorhandene vollständig in unsere Oberarme zu übertragen, vermutlich weil für die Impfbescheide das Papier ausgegangen ist und das Formular für die Papierbeschaffung aus unerfindlichen Gründen unauffindbar ist.

Was für einen ekstatischen Machtrausch hat Ola Scholz den Lufthansabossen beschert, als er ihnen zur Rettung ihres klimaschädlichen Konzerns dreimal so viel »Wumms« zuschob wie unsere 160 Mio. Impfungen kosten werden! Was lehrt uns das? Impfen ist so ziemlich das Unwichtigste in dieser Pandemie. Lieber Corona ewig problematisieren statt vermeiden. Ganz ehrlich, ich werde den Eindruck nicht los, dass man Corona nicht wirklich loswerden will: lieben wir das Drama mehr als die Lösung, haben wir Angst vor der Leere, wenn uns das Dauerthema ausgeht?

Die deutsche (wohl auch EU-) Politik ist schon seit langem vom lähmenden Grübelzwang befallen, ich hätte nie gedacht, dass nicht einmal „die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg“ (Mutti) den nötigen Ruck aus dieser Trägheit bringt. Dabei ist die Politik zu schnellen Maßnahmen ja durchaus fähig – aber nur die der Bürger, wir müssen mit schweren Folgen ausbaden, was Regierung und Bürokratie um viele Monate verschleppt hat. Und welcher Datenschützer, der zur Rettung eines Nichtmalgrundrechts die Pandemie um Monate verlängern ließ, kann eigentlich noch ruhig schlafen angesichts vieler tausend Extra-Tote und millionenfacher Verelendung, welcher Nostalgiker im Gesundheitsamt, der viel zu lange an seiner Fax-Nostalgie festhielt?

Klar, wir sind keine Diktatur, die ein Mega-Krankenhaus in einer Woche aus dem Boden stampft. Und wir wollen auch nie eine werden. Wenn aber in einer ernsten Notlage Demokratie zu entschlossenem Handeln nicht mehr fähig ist, wird sie selbst zu ihrer größten Gefahr. Ist denn kein Helmut Schmidt aufzutreiben? Selbst ein Söder kriegt ja kaum mehr hin als nur die Bevölkerung zu kommandieren! Was wird werden, wenn wir nicht mehr die Luft anhalten müssen und die Kollateralschäden unseres Bedenken- und Debattierzwangs uns um die Ohren fliegen? Zugegeben: all das ist sehr polemisch und könnte wiederum tausendfach durchdiskutiert und relativiert werden. Doch manchmal kann nur noch polemische Schärfe wachrütteln, was inzwischen auch die ZEIT hier und da wagt. Mehr davon! – Horst Igel

 

Das Corona-Kommunikationsproblem beginnt mit der Verwendung der angloamerikanischen Begriffe “ lockdown” und “shutdown”: Ausflucht, um sich nicht verbindlich und verständlich festlegen zu müssen oder Hilflosigkeit, die kennzeichnend für die gesamte Thematik sind? – Dr. Diethard Mai

 

Mir fehlt in Ihren Artikeln und Recherchen die dritte Säule der Pandemiebekämpfung neben Impfung und Lockdown, die Behandlung bereits an Corona erkrankten Menschen, sei es durch Medikamente und Behandlungsmethoden im Krankenhaus. Mir fehlen Statistiken zu den Verläufen inklusive Long-Covid. Mir fehlen Informationen über Forschung und Entwicklung und Einsatz von Medikamenten. Ich habe die Hoffnung, dass Die Zeit sich bereits mit diesem Themenkreis beschäftigt hat und der/die Artikel bald erscheinen werden. – Reiner Bittner

 

Sinnvolle Nachverfolgungsmassneahmen wie z. B. die Corona App werden häufig durch Datenschutzbedenken torpediert und ad absurdum geführt. In meine Augen ist dass nur eine Ausrede der Mnisterialbürokratie, die sich hinter Gesetzen und Ausführungsverordnungen versteckt. Um es mal klar zu sagen: ich – als auch ein Teil der Bevölkerung – verzichte in Zusammenhang mit Corona gerne auf meinen Datenschutz, wenn dadurch Tote und Kranke vermieden werden können; gleichzeitig könnten vor dem Bankrott stehende Geschäfte in verantwortbarem Maße wieder geöffnet werden. Der auf Seite 8 folgende Artikel über Australien zeigt in erschreckender Weise einerseits die Arroganz und andererseits die Perspektivlosigkeit der europäischen und deutschen politischen Führungskräfte. Ich wünsche uns viel GLÜCK bei der Bewältigung dieser Situation; mit Verstand und Strategie ist wohl nicht mehr zu rechnen. – Eberhard Goette

 

Mir ist wichtig, es gibt Corona, ja! und es kann gefährlich und tödlich sein und gleichzeitig verlier ich bei solchen Artikeln mal wieder mein Vertrauen in die Medien. Es macht mich so wütend, wenn so unkritisch „ einfach etwas behauptet wird“. Medien haben so eine unglaubliche Macht. Deshalb seid doch bitte vorsichtig was ihr in die Welt setzt. Z.B. „gestapelte Särge in Sachsen“ Bitte einmal nur kurz nachfragen bevor man so etwas in die Welt setzt! Soweit ich es verstanden habe, haben sich die Särge hauptsächlich gestapelt, weil die Bürokratie zu lange für das Ausstellen der Totenscheine benötigt hat und weil nicht mehr im „Osten“ kremiert werden konnte. Genauso der Umgang mit der Kapazität von Intensivbetten.

Bitte recherchiert doch nur einmal wie die Situation in den letzten Jahren war….es gab „schon immer“ teilweise zu wenig Intensivbetten, weil die Krankenhäuser kein Personal hatten und dann mussten „ schon immer“ Krankentransporte abgewiesen werden. Nur haben damals die Medien nicht so intensiv darüber berichtet, dass die Bevölkerung (oder die Politiker?) in Panik gerieten. Oder immer wieder der Umgang mit Zahlen. Wann ist es sinnvoll Zahlen in Prozent und wann absolut anzugeben. An Corona wird das Mathedefizit in Deutschland deutlich. Solange so getestet wird wie getestet wird werden immer weiter „Corona positive“ gefunden werden. Wenn ich den Artikel „ Stimmungsknick“ lese…was wollt ihr denn mit solchen marginalen Abweichungen deutlich machen?

Was wäre passiert, wenn die Milliarden Corona Hilfen/ Gelder ins Bildungs- und Gesundheitswesen geflossen wären und nicht in Corona-Apps, Lufthansa, Kurzarbeitergeld ( VW….)? Menschen mit „guter“ Bildung sind erwiesener Maßen gesünder. Ich hatte letztes Jahr im April mein Zeit- Abo gekündigt, weil ich so – fassungslos- über die aus meiner Sicht völlig unzureichend recherchierten Artikel war. Ich habe den Eindruck, wenn die Medien von Anfang an differenzierter z.B. auf die Situation in Italien geschaut hätte, hätten es nicht so eine Panikwelle gegeben und Corona wäre, so wie die Schweinegrippe, an uns vorbeigezogen?!?

Zur Situation in Italien: Im Nachhinein stellte sich ja heraus, das viele Tote hätten vermieden werden können, wenn die Kranken nicht aufgrund des desolaten Gesundheitssystems in Altenheimen untergebracht worden wären, Kranke nicht wieder nach Hause geschickt worden wären, wo sie dann wiederum andere angesteckt haben, die Hygienestandards eingehalten worden wären, z.B. auch von Geistlichen und Besuchern… Ich merke, das macht mich richtig wütend. Ich fühle mich den Medien und der Politik hilflos ausgeliefert. Bitte machen sie ihren Job gut und gründlich und seien sie sich ihrer Verantwortung bewusst. – Claudia John

 

Ihre Argumente sind nachvollziehbar. Dass der Lockdown das „primitivste Mittel“ ist, darunter leiden wir alle. Wie wäre es denn mit dem folgenden Vorschlag, der auch handelnde Akteure in den Regionen und einen kontrollierten Erfahrungszuwachs als Ziel verfolgt. Anregung zu einer zweiten, dezentralen Coronastrategie: (Anlage). Sie geht davon aus, Kreise und Städte als partiell eigenständige Strategieträger einzubinden. Damit werden die betroffenen Städte und Gemeinden, die Betriebe und die Bevölkerung zu Akteuren einer regional differenzierten Coronastrategie. Vielleicht brauchen wir eine öffentliche Diskussion unterschiedlicher Entwicklungspfade. Danke für diese anregenden Beiträge.

Anlage: Dezentrale Corona Strategie – Ein Konzeptvorschlag. Eine bundes- oder landesweite Inzidenz von 0 oder unter 10 ist mit den neuen Mutanten nicht mehr erreichbar. Die Bereitschaft der Bevölkerung sinkt, die bisherigen Einschränkungen noch lange mitzutragen. Auch für große Teile der Bildung, Schulen, Hochschulen, Wirtschaft, des Gewerbes, der Gastronomie und der Kultur sind noch länger dauernde Schließungen nicht mehr verkraftbar. Und auch die Kosten für Bund, Länder und Gemeinden laufen aus dem Ruder. Es sollte daher neben den bisherigen vorsichtigen Öffnungsversuchen nach einer weiteren Strategie gesucht werden, mit dem Virus zurecht zu kommen. Während die bisherigen Lockerungen „passiv“ von Inzidenzen ausgehen, könnte eine Strategie, die möglichst viele “Betroffene“ in eine aktive Rolle als „Mitgestalter“ einbezieht, parallel dazu Ergebnisse bringen, die mehr zuzulassen erlauben.

Strategieergänzung: Es wird hiermit eine zweite parallele Strategie vorgeschlagen: Sie besteht darin, im ganzen Bundesgebiet in Gebieten mit Inzidenzwerten unter 150 systematisch verschiedene Öffnungsvariationen (Körbe) zu untersuchen. Bei Inzidenzen von100-150, 75-100 andere als bei 50-75 und ebenso bei 25-50 und darunter. Für solche Inzidenzbereiche sollen parallel in mindestens je 10 Gebietseinheiten (Landkreise, Städte, Großstädte) unterschiedliche zuvor mit den örtlich Verantwortlichen abgestimmte und von ihnen verantwortete Öffnungsvarianten jeweils für 14 Tage auf Ihre Wirkung hin getestet werden. Das wären bei jeweils 10 Teilnehmerregionen je Inzidenzbereich 40 Testgebiete. (Es könnten natürlich auch mehr sein.) Verteilt auf die Regionen der Republik sollten dabei auch Erkenntnisse zur Mitwirkungsbereitschaft (Disziplin) und zu kreativen örtlichen Lösungen entstehen.

Einen groben Vorschlag dazu enthält die folgende Tabelle. Vorausgesetzt sind immer Abstandsregeln, Masken, Luftreinigung, Teststrategien, Nachverfolgung (ggf. auch mit einer regionalen Warn-App als Ergänzung zur Corona App oder idealerweise eine regional freiwillige Erweiterung der Corona-App zur Orts- und Geräteerkennung auf Zeit.) Es sollen unterschiedliche Inzidenz- und Öffnungsstrategien parallel geprüft werden. Dabei sollten auch Versuche in hochbelasteten Räumen durchgeführt werden, um Effekte verschiedener Öffnungs- oder Einschränkungsregeln auch dort zu testen. Die Versuche sollen 2 Wochen dauern und nach der vergleichenden Auswertung der Ergebnisse neu modelliert werden.

Die Ergebnisse werden, weil es sich nicht um repräsentative Fallbeispiele handeln kann, zwar immer nur eine Annäherung sein können, die aber mehr Informationen liefern, als wir bisher haben. Es ist unbedingt notwendig, den Bürgermeistern bzw. Gesundheitsämtern, also den örtlich Handelnden, die Kompetenz für eine abgestimmte Versuchsdurchführung zu übertragen. Diese sollen Einwohner, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen als Beteiligte so in den Versuch einbinden, dass ein gemeinsames „Wollen“ entsteht, den Versuch zu einem Erfolg zu führen. Also den lokalen und regionalen Ehrgeiz befördern, die Pandemie gemeinsam zu beherrschen. Damit bekommen die eigentlich „Betroffenen“ eine Aufgabe und Rolle. Der Wettlauf, weitere Öffnungen bei zugleich wenig steigenden Werten zu erreichen, kann regionale Energien freisetzen und die bisher passiv Beteiligten zu Akteuren machen. Dabei würde es genügen, wenn die Inzidenzwerte in etwa gleichblieben. So kann ein Wettstreit zwischen ähnlich belasteten Räumen entstehen, weitere Öffnungen durch Disziplin und Kreativität zu ermöglichen. Die Variationen könnten als nummerierte „Körbe“ etikettiert werden um diese leichter verständlich zu machen.

Es wird ein Organisationsteam aus Bund und Ländern gebildet. Geeignete Gebiete werden angesprochen und nach dem Prinzip einer regional guten Verteilung innerhalb einer Woche ausgewählt. Jede teilnehmende Stadt/Kreis erhält 100.000 € Kostenpauschale. Nach 14 Tagen Probelauf und einer Auswertung von etwa 1-2 Wochen gäbe es vergleichbare Ergebnisse für alle teilnehmenden Gebiete. Danach sollten weitere Versuche mit gleichen oder veränderten Öffnungsvariationen in eine zweite Runde gehen. Soweit die Werte nicht nach oben schießen, können die Beteiligten mit gleichen oder anderen „Körben“ in weitere Runden gehen und sich so zunehmende Freiheiten selbst erarbeiten.

Kern der Überlegung ist, zu einer flexiblen und den jeweiligen Erkenntnissen entsprechenden Feinsteuerung zu kommen um damit möglichst viel „normales“ Leben zu ermöglichen und die lokalen und regionalen Akteure, die Bevölkerung und Betriebe aktiv in die Bewältigung der Pandemie einzubinden. Es wäre gut, aufgrund der Vorerfahrungen die Städte Rostock und Tübingen fest einzubinden und diese in die Vorberatungen einzubeziehen. Wichtig ist, mit einem Ansatz der das örtliche Handeln einbezieht, dem aufgestauten Frust, der sich bald in Verweigerung entladen könnte, etwas entgegenzusetzen um damit eine Perspektive für die nächsten Monate zu eröffnen. – Prof. em. Gerhard Curdes

 

Die beiden Pro und Contra Artikel „Lockern oder Lockdown“ in der ZEIT Nr. 9/2021 beschreiben beide trotz gegensätzlicher Positionen oder Schlussfolgerungen, dass wir keine empirischen Daten zu den typischen Ansteckungsorten haben, auch weil der Datenschutz in Deutschland verhindert, solche Daten zu erheben. Ich und viele Forscher in meiner Bekanntschaft verstehen nicht, wieso der Datenschutz so absolut über dem Gesundheitsschutz und allen Einschränkungen unseres Lebens steht. Wie von Boris Palmer z.B. in der ZEIT Nr. 1/2021 angeregt (und teils in Leserbriefen heftig kritisiert, teils aber auch klar befürwortet) könnte man technisch z.B. in der Corona-App Standorte mit den Bluetooth-Events aufzeichnen und diese nur genau dann nachträglich auswerten, wenn ein Infektionsereignis/kontakt stattgefunden hat.

Man könnte so völlig anonym Zeit und Ort des Kontakts ermitteln und diese Daten zur Erstellung einer Art Landkarte der Infektionsereignisse nutzen. Wem würde das schaden ? Ich würde meine Daten gerne dem RKI zur Verfügung stellen (falls jemals ein Infektionsereignis/kontakt detektiert wird – das wurde es bisher bei mir noch nie). Im Vergleich zum eventuellen Missbrauch vieler persönlicher Daten bei Google, Apple & Co ist der Nutzen solcher Daten für unser Gesundheitssystem und unsere Gesellschaft sicher ein wertvoller Beitrag neben Impfungen und (hoffentlich sinnvoll protokollierten) reihenweisen Tests. – Jochen Peters

 

Nachdem ich gestern endlich mit 5 Tagen Verspätung die letzte Ausgabe der Zeit erhalten habe, war ich doch sehr gespannt Ihre Kontroverse zu lesen.Seit über 30 Jahren bin ich Zeit-Abonnent und seit einem Jahr kämpfe ich fast jede Woche mit der Entscheidung ,das Abonnement zu kündigen. Als im Dezember der harte Lockdown verkündet wurde, waren Sie, Herr Sentker, ein Befürworter eines solchen, gleichzeitig schrieben Sie mir, müsse aber über Öffnungsstrategien nachgedacht werden. Das tun Sie immer noch. Ihre Sicht als Naturwissenschaftler in Ehren, doch eine Gesellschaft lässt sich so nicht steuern. Die Geduld geht natürlich zu Ende. Niemand will in einem Land leben, in dem permanent ins privateste Leben eingegriffen wird, in dem Alte, Kranke und Kinder vereinsamen, in dem es Verweilverbote gibt, wo Eis essen und Schlitten fahren Sünde sind und Mitmenschen Gefährder. Nein ,es reicht.

Die Regierung und auch Sie strapazieren die Geduld der unter den Corona – Maßnahmen Leidenden nur allzu sehr.Viele Menschen sind wirtschaftlich und psychisch ruiniert!! Ihre Verteidigung des AstraZeneca Impfstoff wirkt ja wirklich rührend, doch vielmehr stimmt sie ärgerlich Bei 10% Nebenwirkungen des Impfstoffs ( Fieber, Gliederschmerzen…) , so ein Sprecher Unternehmens (Quelle:Rheinische Post Feb.21), wären das bei 100000 Impfungen 10000. Und Sie befürworten einen Inszidenz Wert von 10 um Lockerungen vorzunehmen. Das ist nicht nur nicht verhältnismäßig , sondern nur noch realitätsfern und lächerlich. Wieviele der positiven Getesteten sind zudem auch noch symptomlos. In einer Erkältungszeit ist ein Wert unter 10 überhaupt nicht machbar. Bleiben Sie also weiter auf Regierungskurs und der Pharmaindustrie treu, das liebt der deutsche Untertan und gebildete Leser.

Und was soll dieses „Zuviel an Datenschutz“, wollen Sie die chinesische Totalüberwachung auch für unser Land?Wir haben doch Orwell schon längst überholt und jetzt sollen wir das auch noch toll finden. Doch auch Herr Machowecz „Öffnungsorgie“ lässt doch zu wünschen übrig. Sie wägen als guter Journalist natürlich ganz moderat ab. Natürlich beschreiben Sie vieles richtig. Aber, Sie sollten auch wissen, dass die Übersterblichkeit in Sachsen laut einer Untersuchung von J. Ragnitz (MDR 8.1) zur Hälfte durch die Überalterung der Bevölkerung zu erklären ist. Die Notwendigkeit des Lockdowns als Tatsache hinzustellen, bleibt mir daher mehr als fraglich. Alternativlosigkeit sollte es in der Politik nie geben, auch wenn eine autoritäre Kanzlerin das immer wieder betont.

Ausserdem halte ich Ihre Formulierung: „weil Corona ein potenziell tödliches Virus ist, führt kein Weg daran vorbei…“, für sehr bedenklich. Wieviele Viren sind denn potenziell tödlich? Fragen Sie Ihren Kollegen Andreas Sentker ? Mit einer solchen Aussage werden wir niemals mehr maskenlos und uns ohne Angst begegnen. Ein Volk der Hychonder in einer schönen neuen Gesundheitsdiktatur. Wie sagte Erich Kästner:“ Leben ist immer lebensgefährlich.“ Auch für Sie als Redaktion könnte es kritisch werden, wenn immer mehr Leser von Ihrer Zeitung Abstand nehmen. – Thomas J. Birgel

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Gegenteil von Hilfe“ von Gian Domenico Borasio

 

Mit sehr viel Dankbarkeit und Erleichterung habe ich ihren Artikel gelesen. Endlich , endlich wird dieser Aspekt der intensivmedizinischen Therapie zur Sprache gebracht. Ihren Worten ist nichts hinzuzufügen , es ist genauso – fast überall !!! Und das Wort Triage hat hier nichts verloren !!! Die multimorbiden alten Menschen werden nicht unter – sondern übertherapiert , besonders wenn die Diagnose – unter vielen anderen – COVID positiv lautet. Die Zeit kommt langsam wieder zu ihrer angestammten Objektivität. Danke !!! – Dr. med. Candida Kuroczik

 

Dieses Thema anzuschneiden ist mutig und gleichzeitig vollkommen richtig. Zeigt es uns doch, wie wahrhaftige Hilfe möglich ist. Bei diesem hier beschriebenen 88-jährigen Patienten, ist es schwer zu ertragen gewesen, zu wissen, dass er aufgrund der Covid-19-Infektion, ins Krankenhaus eingewiesen wurde. Er war hoch betagt, hatte Gedächtniserkrankung (Demenz) und weitere dem Alter typische Leiden. Ihm wäre in der Tat besser geholfen, dass er im Heim verbliebe. Dies wurde ihm nicht gegönnt, aus dem einzigen Grund: Dass die einweisende Ärztin oder der Arzt sich nicht schuldig machen wollte, Gesetzesuntreu handeln zu müssen. Auch Ärztinnen und Ärzte müssen sich absichern.

Das Gespräch mit dem Arzt, den Angehörigen und der vorliegenden Patientenvollmacht könnte, genau wie in diesem Beitrag erwähnt, Patienten wahrhaftig helfen, richtige Entscheidungen zu treffen, im Interesse des Patienten. Denn um ihn geht es in erster Linie. Das bedeutet auch gleichzeitig, dass der Patient seine, möglicherweise ewige Ruhe, finden kann. Das Gegenteil von Hilfe ist mitunter mehr zu helfen. – Dietmar Friedo

 

Wir als Team der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) sind zuständig für ein Einzugsgebiet von über vierhunderttausend Menschen. Ab März/April 2020 bereiteten wir uns auf die Mitbetreuung zahlreicher Covid-19-Infizierter in den Alten- und Pflegeheimen vor. Bis heute kam es zu keiner einzigen Begleitung in diesen Einrichtungen aufgrund einer Covid-19-Infektion. Die Pandemie machte einmal mehr deutlich, dass die gesundheitliche Vorausplanung (Advance Care Planning) für alte Menschen in den Pflegeeinrichtungen noch nicht ausreichend etabliert ist.

Immer noch werden über 90-Jährige multimorbide Menschen immer wieder in Kliniken eingewiesen, oder gar in den Heimen reanimiert und liegen dann beatmet auf Intensivstationen. Im Vorfeld fehlen oft offene und geduldige Aufklärungsgespräche mit den Pflegebedürftigen und deren Angehörigen, um Alternativen bzw. Konsequenzen eines intensivmedizinischen Vorgehens zu diskutieren. Viele Betroffene würden sich dann solche Erfahrungen am Lebensende gerne ersparen und sogar generell auf eine Klinikeinweisung verzichten. – Dr. Karlheinz v. Jan

 

Jahrelanges Siechtum im Pflegebett nach Schlaganfall oder fortgeschrittener Demenz, gefüttert über eine PEG-Sonde, weil Schlucken nicht mehr möglich ist – oder verweigert wird („Sie wollen Ihre(n) Mutter/Vater doch nicht verhungern und verdursten lassen?“): da wünscht man geradezu eine Lungenentzündung herbei, denn mit den Angehörigen wurde vereinbart: keine Krankenhauseinweisung, keine Antibiotika! Und nun geschieht das Paradoxe: auch ohne Antibiotika überleben einige multimorbide Patienten die akute Krankheit, es geht ihnen sogar oft umso besser, je mehr Medikamente abgesetzt werden! Nur, das Hauptleiden geht jetzt in die Verlängerung! Es reicht eben oft nicht, nur auf Antibiotika zu verzichten, man sollte in diesem Fall auch den Mut haben, die Sonde zu ziehen!

Doch, um solche, noch immer vorkommende, Extremfälle geht es in dem Beitrag nicht. Die Frage wird aufgeworfen, ob man Hochbetagte mit z. B. einer Lungenentzündung oder schweren Coronaerkrankung nicht besser zu Hause behandelt als im Krankenhaus? Als stationärer Patient erhält man dort eine evidenzbasierte, zielgerichtete Behandlung einschließlich physikalischer Therapie. Leider durchkreuzen oft die Kollateralschäden des Krankenhausaufenthaltes die besten therapeutischen Absichten: gelegentlich eine Superinfektion mit multiresistenten Keimen, häufig Desorientiertheit und Verwirrtheit aufgrund der fremden Umgebung, in deren Folge es auch mal zu einem Sturz mit Oberschenkelhalsbruch kommen kann, das Gefühl des Ausgeliefertseins, der Einsamkeit!

So steht am Ende der Tod, wo man doch durch eine stationäre Behandlung Leben retten wollte! Wieder einmal bewahrheitet sich, was langjährige Erfahrung immer wieder gezeigt hat: die zweitbeste Therapie, die Behandlung eines alten Menschen zu Hause, ist die bessere Therapie! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Das Gegenteil von hilfreich …. möchte ich meinen Leserbrief gerne überschreiben, denn die vom Schweizer Autor aufgezählten Misstande in Deutschen Altenheimen und Intensivstationen strotzend nur so von Inkonsistenzen. Schon in der Überschrift lässt uns der Autor die Definition des Wortes Hilfe im Unklaren. Aus Sicht des Palliativmediziners könnte es Hilfe zum ableben bedeuten, und nach dieser Definition müsste ich auch nicht weiterschreiben, denn das ist ja sein Beruf, zum er in einem Land arbeitet in dem auch Gesunde die des Lebens überdrüssig sind sich von seinesgleichen aus dem Leben verabschieden lassen dürfen. In Deutschland haben viele Ärzte, Altenpflegerinnenda einen anderen Arbeitsethos, und deshalb gebe ich mir hier die Mühe nicht allgemeingültige Sichtweise eines nicht journalistisch tätigen Allgemeinmediziners wiederzugeben. In der Unterüberschrift kommt der erste offensichtliche Fehler.

Ärzte in Deutschland weisen nicht auf Intensivstationen ein, sondern in die Notaufnahmen der Krankenhäuser, und wenn ein Patient demzufolge direkt auf der Intensivstation landet, dann bedeutet es doch, dass der das Heim betreuende Arzt bis zum letzten Moment gewartet hat mit der Hoffnung auf Spontanheilung. Viele coronainfizierte Altenheimbewohner habe ich in den Heimen betreut, und die Meisten genesten im Pflegeheim. Dazu bleibt auch noch anzumerken, dass nicht nur Haus- und Bereitschaftsdienstärzte einweisen, sondern es, wie auch der Normalbevölkerung, jedem Mitarbeiter zusteht den Krankenwagen zu rufen um im Notfall in einem Krankenhaus untersucht und behandelt zu werden.

Häufig werden aus Hilflosigkeit oder auf Druck von Angehörigen deshalb am Wochenende oder wenn die Praxis geschlossen ist Rettungswagen gerufen um sich nicht der unterlassenen Hilfeleistung oder des Totschlags durch unterlassen schuldig zu machen. Auch die Medienberichterstattung von Todespflegern die Massenhaft Altenheimbewohner umbrachten schört da eine gewisse Angst unter den Mitarbeitern. Aber auch wir Ärzte stehen mit einem Bein vor Gericht sobald wir nicht das menschenmögliche tun um das Leben zu verlängern. Dabei geht es nicht darum ob der Patient mit dem vorgehen einverstanden war oder mutmaßlich gewesen wäre, sonder es geht darum, dass jedeR einzelneR AngehörigeR Strafantrag stellen kann, und danach wie Goethes Zauberlehrlingsgeist die Staatsanwaltschaften unstoppbar ermitteln.

Ich vermute diesbezüglich unterschiede zwischen der Schweiz und Deutschland. Weiter unten im Text schreibt Herr Borasio „… Aber WIR wissen aus Daten, …, dass es IN ALLER REGEL ein Fehler ist, … ins KH zu bringen“. Hallo geht’s noch?? Wer ist „WIR“? Plural majestatis für den schweizer Herrn? und was heißt „IN ALLER REGEL“? Geht es noch allgemeiner, noch plakativer. Da wird eine Behauptung aufgestellt und als Tatsache dargestellt ohne Quellenangabe. Schlechter Stil, Herr Professor, das könnten Sie besser. Im nächsten Satz setzt der Autor noch eins oben drauf, indem vom Allgemeinen auf Covid mit einer Steigerung „FEHLER NOCH GRAVIERENDER“ reagiert wird.

Hier folgt wenigstens der Versuch einer Begründung, nämlich die Anzahl der Intensivbetten. Blöd nur, dass er selbst genau dieses Argument weiter hinten im Text wiederlegt, weil es in Deutschland nämlich zu keiner Zeit ein Mangel an Intensivbetten gab. Das ist auch mein Wissensstand. Dass die Krankenhäuser die Intensivbetten nur deshalb belegen würden weil sie dafür „SEHR VIEL GELD“ bekommen ist üble Nachrede und sollte deshalb eigentlich von der deutschen Krankenhausgesellschaft juristisch überprüft werden. Denn umgekehrt könnte man auch dem Palliativmediziner Borasio vorwerfen, dass er ebenfalls Geld damit verdient in dem er Menschen dabei hilft ihr Leben beendet.

Aber zurück zum Sachlichen: Ob ein Patient von einer Krankenhausbehandlung und im schlimmen Verlauf von einer Intesivmedizinischen Behandlung profitiert weiß eben nicht die Nachtschwester des Pflegeheims oder der Hausarzt der maximal sich zweimal pro Woche für circa 7 Minuten mit seinem Patienten beschäftigt, und deshalb am vorsichtshalber in die Notaufnahme einweist. Diese Information steht erst nach Beendigung der Behandlung zur Verfügung, und in diesem Zusammenhang ist zu betonen, dass zwar eine hohe Zahl an Intensivpatienten verstirbt, aber eben doch jeder Zweite das Krankenhaus genesen verlässt. Welcher dazugehört, das weiß wohl nur das Orakel von Lausanne. Auf die weiteren Sätze in denen Worte wie „unnütz“, „Krankenhauskeime“, „Symptomkontrolle und Palliativbegleitung“, vorkommen möchte ich nicht näher eingehen, aber sie sind allesamt kritikwürdig.

Auch der Vergleich von Covid mit einer herkömmlichen Lungenentzündung möchte ich nur auf einen kleinen aber wesentlichen Unterschied hinweisen. Für Covid sind wir alle naiv, d.h. unser Immunsystem kennt den Keim nicht, bei keinem von uns, und noch schlimmer, es gab auch keine Blaupause für die Therapie, während die meisten Lungenentzündungen von Bakterien ausgelöst oder getriggert werden, und Antibiotika deshalb zumindest lindern. Und natürlich kann ich Antibiotika im Altenpflegeheim verabreichen, und tue es auch.

Also ich möchte hier noch einmal zusammenfassen: 1.) Die meisten Sars-CoV2019 infizierten in Deutschland wurden und werden in den Altenheimen von Hausärzten behandelt und geheilt. 2.) Solange Staatsanwaltschafte gegen Altenpfleger und Ärzte ermitteln können wird sich an meiner Einstellung zu Krankenhauseinweisungen nichts ändern 3.) Nicht jeder Bewohner eines Altenpflegeheims ist schwer Dement, da gibt es viele die noch denken können, aber auch die Vergesslichen haben ein Recht auf Leben 4.) An Sars zu ersticken ist kein schöner Tod. Ich bin mir gar nicht sicher ob es in Deutschland flächendeckend genügend Palliativmediziner gibt. 5.) Der Artikel ist polemisch und unsachlich.

Die Bezeichnung „Sozialverträgliches Frühableben“ brachte 1998 Ärztekammerpräsident Vilmar den Titel Unwort des Jahres ein. Das was Professor Gian Domenico Borasio aus Lausanne nun proklamiert ist nichts anderes. 6.) Wir Hausärzte und Altenpfleger können nicht immer alles richtig machen, aber wenn wir niemanden mehr ins Krankenhaus einweisen machen wir garantiert viel mehr falsch, und kommen vor Gericht. Außerdem arbeiten in den Notaufnahmen der Krankenhäuser auch keine Dummköpfe. Die können selbst klug entscheiden. Und noch abschließend eine Frage an die ZEIT: Gab es denn in ganz Hamburg keinen qualifizierten Mediziner der zu dem Thema hätte was schreiben können??? – Tilmann Luppold

 

Was da zur Zeit in Deutschland passiert, das ist sehr bedauerlich und längst außer Kontrolle geraten, und das in einem Rechtsstaat, der in diesen Pandemie-Zeiten alles voll im Griff haben möchte. Die Bürger sollen von früh morgens bis spät in die Nacht hinein nur noch kontrolliert werden. Vertrauen ist gut, absolute Kontrolle ist besser, aber das Aus der Demokratie wäre damit vorprogrammiert! Mit einer Demokratie, wie sie einst Helmut Schmidt erlebt und gekannt hat, hat das alles leider überhaupt nichts mehr zu tun! „Es gibt Irrtümer, Fälschungen und Strauß-Reden.“ (Helmut Schmidt über den CSU-Politiker Franz Josef Strauß, 1972) (Helmut Schmidt, 1918-2015, dt. Politiker der SPD und fünfter Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland) – Riggi Schwarz

 

Zum Artikel von Herrn Borasio möchte ich ergänzen: Leider wird in den Medien oft vermittelt, dass Medizin heute scheinbar alles kann. Und so ist die Erwartungshaltung der Angehörigen unangemessen groß. In Corona Zeiten hat der Kreisseniorenverband die Empfehlung zur Vorausverfügung ergänzt: ich möchte im Falle einer Covid Erkrankung beatmet werden. Ohne Einschränkung. Die berechtigte Angst vor Übertherapie ist in die Angst vor Ageismus, altersbedingter Unterversorgung umgeschlagen.

Dabei wird vergessen: um eine schwere Pneumonie, gar eine Corona bedingte Veränderung der Lunge und eine invasive Beatmung zu überleben, braucht man eine gewisse Eingangsfitness. Und für die nichtinvasiven Beatmungsformen die Fähigkeit zur Kooperation. Häufig hören wir bei der Krankenhausaufnahme: seit einem halben Jahr baut er ab, läuft kaum noch – und dann folgt die Einweisung. Alte und vor allem demente Menschen sind mit der neuen Umgebung überfordert, kommen in ein Delir, werden fixiert und oder sediert, gerade aktuell gibt es keine Sitzwachen, grüne Damen oder Besuchsdienste oder Angehörige, so man noch welche hat. Und damit erleben bzw. besser erleiden die Menschen genau das, was sie ursprünglich in einer Patientenverfügung vermeiden wollten: Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein. Eine beängstigende, fremde Umgebung mit gestressten Mitarbeitern mit wenig Zeit.

Als meine Mutter mit 87 Jahren aus dem Altenheim wegen einer Fraktur in die Klinik musste, wollte sie schnell wieder heim: in die nun vertraute Umgebung des Pflegeheims Ein alter, gebrechlicher Mensch kommt immer ein bißchen schlechter aus der Klinik, als er hineingekommen ist, hat mir ein sehr erfahrener internistischer Kollege mal gesagt. (Immobilisierung, Muskelabbau, Verwirrtheit, Sedierung…) Und so kommt er nach der Entlassung meist nicht mehr in sein altes Leben zurück. Die Familienkonstellation verändert sich, eine Versorgung muss geplant werden. Und es beginnt, was man ursprünglich vermeiden wollte. – Thomas Hamm

 

„Das Gegenteil von Hilfe“ … so betitelt GIAN DOMENICO BORASIO seine Anregungen zum Thema der Versorgung von COVID-19 infizierten Bewohner:innen in den stationären Pflegeeinrichtungen. Seine Meinung ist, dass „Heimärzte“ „Klinikeinweisungen anordnen, von denen sie selbst nicht richtig überzeugt sind“ und den Mut haben sollten „den Familien geduldig zu erläutern, dass eine intensivmedizinische nicht immer die beste Behandlung ist“. Klinikeinweisungen von Bewohner:innen der Pflegeeinrichtungen sind grundsätzlich ein Thema, mit der wir uns als Gesellschaft beschäftigen sollten. Allerdings wünsche ich mir eine deutlich differenziertere Darstellung der Situation.

Meine WünscheGrundsätzlich wünsche ich mir, dass wir diese Diskussion mit Studien und Zahlen belegen und nicht mit emotional aufwühlenden Einzelfällen, die noch dazu vereinfacht und suggestiv beeinflussend dargestellt werden. Worte wie „oft“ können kein Argument eines Mediziners sein. Was heißt „oft“, wenn davon berichtet wird, dass betagte COVID-19 Erkrankte „oft vorschnell“ auf Intensivstationen verlegt werden. Was heißt „oft“, wenn die Verlegung von demenzerkrankten COVID-19 Erkrankten in Kliniken „oft“ nicht nur „unnütz, sondern auch schädlich“ sei? Abgesehen davon gibt es nicht DEN Demenzerkrankten. Wir reden hier von kognitiven Einschränkungen unterschiedlicher Ausprägung und wir haben Instrumente, mit denen wir die Entscheidungsfähigkeit der Betroffen zumindest annäherungsweise einschätzen können.

Genauso wünsche ich mir, dass diese Diskussion achtsam mit den Worten umgeht, denn es ist ein Thema, das uns in unterschiedlicher Ausprägung persönlich und professionell berührt. Den Kolleg:innen in der Lombardei „unreflektierte Verlegungen“ in einer Ausnahmesituation vorzuwerfen widerspricht einem wertschätzenden Gespräch auf Augenhöhe. Ebenso kritisch sehe ich die Darstellung, dass Kliniken mit langzeitbeatmeten Patienten auf Intensivstationen „sehr viel Geld“ verdienen, das in der Pandemie anderweitig benötigt würde. Intensivmediziner:innen vorzuwerfen, sie entschieden sich aus monetären Gründen trotz fehlender Indikation für eine Beatmung ist ein schwerwiegender Vorwurf.

Ein weiterer Wunsch ist, dass eine exemplarische Situation nicht plakativ vereinfacht werden darf. Die Vielschichtigkeit einer so wichtigen Entscheidung, wie der Verlegung ins Krankenhaus in einer Krisensituation kann in dieser Form nicht dargestellt werden. Im genannten Beispiel wird die Situation eines Mannes mit fortgeschrittener Demenz beschrieben, der Freude an Beziehungen, am Leben zeigte. Er lebt seit 5 Jahren in der stationären Pflege und ist nun an COVID-19 erkrankt. Es gibt also ein Ausbruchsgeschehen in dieser Einrichtung. Herr Borasio verkennt die Folgen eines COVID-19-Ausbruchsgeschehens für eine stationäre Pflegeeinrichtung und die betreuenden Hausärzt:innen.

Wie sieht so ein Ausbruchsgeschehen aus? Die wichtigsten Aspekte in Bezug auf das angeführte Fallbeispiel möchte ich Ihnen im Folgenden schildern: Personalmangel: Ein Ausbruchsgeschehen bedeutet erst einmal sehr viel Organisation und zusätzliche Aufgaben für Einrichtungen, die schon vor der Pandemie unterbesetzt waren. Das Wichtigste ist zunächst, die Versorgung aller Bewohner:innen sicherzustellen und das Ausbruchsgeschehen einzudämmen. Zusätzlich gibt es jedoch jetzt durch den Ausfall von Mitarbeitenden einen akuten Personalmangel. Diese lassen sich nicht aus Angst krankschreiben, sondern sind entweder selbst infiziert oder werden vom Gesundheitsamt als Kontaktperson in Quarantäne geschickt. Wer pflegt nun – und zwar unter erschwerten Bedingungen mit Schutzkleidung – die es in diesem Beispiel noch nicht einmal gab?

Es werden zusätzliche Kräfte gesucht, es werden Mitarbeitende umverteilt. Es gibt Einrichtungen, in denen die Reinigungskräfte und der Hausmeister unterstützen, wo sie können. Wer also soll nun schwer kranke sterbende COVID-19 Erkrankte in den Einrichtungen palliativ versorgen? Hausärzt:innen, die keine Krankenhauseinweisung veranlassen, müssen nicht nur die medizinische Versorgung sicherstellen, sondern auch die pflegerische Versorgung – und das 24h/7d.

Demenz und COVID-19: Menschen mit fortgeschrittenen demenziellen Erkrankungen brauchen Orientierung durch ein stabiles Umfeld. Maßnahmen wie Isolierung, Mundschutz, Abstandsregeln, Einschränkung im Bewegungsradius sind für betroffene Menschen verunsichernd und gleichzeitig schwer umsetzbar. Infektionen in einem Bereich mit fortgeschritten demenziell erkrankten Menschen zu verhindern ist somit schon ohne Ausbruchsgeschehen eine sehr große Herausforderung. Dies jedoch zu tun, wenn diese Menschen selbst oder ihre Mitbewohner:innen infiziert sind, ist nochmal schwerer. Die Verweigerung von Essen und Trinken sowie die Gegenwehr, die dieser Mann zeigte sind ein deutliches Zeichen seiner Überforderung und Angst. Dies darf jedoch nicht als Meinungsäußerung im Sinne einer grundsätzlichen Ablehnung einer lebenserhaltenden Therapie in einer Krisensituation überinterpretiert werden.

Hausärzt:innen in der Versorgung : In der Regel gibt es in den stationären Pflegeeinrichtungen mehrere Hausärzt:innen. Wie haben in Lübeck Einrichtungen, die von bis zu 8 verschiedenen „Heimärzt:innen“ betreut werden. Es ist schon im normalen Alltag einer Einrichtung eine Herausforderung, diese zu koordinieren. Nun aber versorgen diese Mediziner:innen neben ihrem Praxisalltag einzelne COVID-19 Erkrankte, deren Therapieziel individuell abgewogen werden muss. Dazu gehört neben der Zustimmung durch die Betroffenen oder deren Stellvertretenden auch die Angemessenheit einer Therapie. Sie wiederum ist abhängig von der Prognose. COVID-19 ist auch bei fortgeschrittenem Alter keine zwangsläufig palliative Erkrankung. Wir sollten diesbezüglich tatsächlich keine Altersdiskriminierung vornehmen. Und wir sollten vorsichtig sein, die Demenz als limitierenden Faktor für die Angemessenheit einer Therapie zu missbrauchen.

Patientenverfügungen: Wir haben in Deutschland die kuriose Situation, dass die Patientenverfügungen rechtlich gestärkt wurden. Leider wurde nicht darüber nachgedacht, wie Patientenverfügungen entstehen. Wir schützen also eine Hülle, ohne den Inhalt zu klären. In Deutschland müssen wir für jede OP und jede Anästhesie ein Aufklärungsgespräch mit einem Mediziner führen, der uns nicht nur aufklärt, sondern gleichzeitig prüft, ob wir die Inhalte verstanden haben und einwilligungsfähig sind. Patientenverfügungen jedoch können wir uns aus dem Internet runterladen oder gar zum Rechtsanwalt gehen und sie dort ausfüllen. Das ist, als würden wir uns Hauskaufverträge aus dem Internet ziehen oder sie mit dem Arzt ausfüllen.

Nur geht es hier um unsere Vorstellungen von einem würdevollen Leben und Sterben. Das Ergebnis dieser Inkonsequenz ist, dass die Patientenverfügungen häufig die entscheidenden Situationen – z.B. eine gesundheitliche Krise mit unklarer Prognose bei COVID-19 – nicht abdecken. Ebenso wenig können sie eine Aussage dazu treffen, ob der Unterzeichnende wirklich verstanden hat, was von ihm/ihr unterzeichnet wurde. Also gilt: im Zweifel für das Leben. Ich unterstütze eindeutig das Anliegen von Herrn Borasio, dass wir Gespräche über die Wünsche bezüglich der medizinischen Versorgung bei sich chronisch oder akut verschlechternden Situationen führen. Das ist eine Aufforderung an die Politik, die Bedingungen dafür zu schaffen und eine sprechende Medizin angemessen zu honorieren.

Ist es also realistisch, in diesem Beispiel einen Menschen, der an fortgeschrittener Demenz und an COVID-19 erkrankt ist, in der stationären Pflegeeinrichtung zu belassen, ihn umfassend medizinisch und pflegerisch zu versorgen, eine optimale Symptomkontrolle zu gewährleisten, ausgiebige Gespräche mit den Angehörigen zu führen und seiner Patientenverfügung gerecht zu werden? Ist es wirklich der fehlende Mut, der „Heimärzte“ davon abhält, dies umzusetzen?

In der Hansestadt Lübeck existiert seit Beginn der Pandemie ein Gesundheitsnetzwerk COVID-19 in HL, das sich einmal die Woche per Online-Konferenz trifft. Besprochen werden wichtige Themen im Gesundheits- und Pflegebereich im Rahmen des Umgangs mit der Pandemie. Eingeladen zur Konferenz sind alle Akteure des Gesundheitswesens, die sich an der Versorgung von COVID-19-Patienten beteiligen: Hausärzte, ambulante Pflegedienste, Alten- und Pflegeeinrichtungen, Einrichtungen der Eingliederungshilfe, KVSH Lübeck, Rettungsdienst, Ehrenamt, Gesundheitsamt, Stäbe der Klinken und der Stadt und weitere.

Eine wichtige Basis für unser wertschätzendes Miteinander sind die geteilte Unsicherheit und die Erkenntnis, dass Vorgehensweisen immer wieder an die aktuelle Lage angepasst werden müssen. Es existieren viele Vorgaben durch den Bund, das Land, die Stadt und das RKI, aber auch Leitlinien der Fachgesellschaften. Wie aber können sie in der Praxis umgesetzt werden? Von Beginn an haben wir diskutiert, was der Begriff „angemessen“ in Bezug auf die Lebensqualität und den Infektionsschutz bedeuten. In der praktischen Umsetzung der teils recht abstrakten Vorgaben wurden viele Akteure des Gesundheitswesens alleine gelassen.

Wir wollten dem entgegenwirken und haben in einer interdisziplinären Arbeitsgruppe zunächst für den Bereich der Pflege konkrete Empfehlung im Rahmen von Maßnahmenplänen erarbeitet. Im Herbst haben wir ein exemplarisches Testkonzept entworfen, das den Akteuren notwendige Hintergrundinformationen an die Hand gab. Und als wir im Dezember zunehmend Ausbruchsgeschehen in Pflegeeinrichtungen hatten, entwarfen wir ein Konzept für die präklinische Versorgung von COVID-19 Erkrankten in Pflegeeinrichtungen. Vielleicht hätte es die handelnden Akteure aus der Beispielgeschichte dabei unterstützt, eine angemessene und gute Versorgung – evtl. sogar in der Einrichtung – zu ermöglichen.

Eine weitere Basis unseres vielschichtigen und interdisziplinären Miteinanders ist die Anerkennung, dass alle in ihren Wirkungsbereichen versuchen gut und verantwortlich zu handeln. Hausärzt:innen und Pflegeeinrichtungen übernehmen eine ganz besondere Verantwortung in dieser Zeit. Sie brauchen keine pauschalen Ermutigungsaufrufe, sondern konkrete Handlungsunterstützungen. Um diese zu entwickeln war für uns von Anfang an die zentrale Frage: Was braucht ihr in dieser komplexen Situation der Pandemie, um möglichst gut und sicher handeln zu können? Wie können wir Euch unterstützen?

Dafür ist es wichtig den Alltag der verschiedenen Bereiche zu kennen, sich auszutauschen, zuzuhören, ein Ausbruchsgeschehen nicht zu werten und in der Entscheidung für eine Krankenhauseinweisung oder für Betretungsverbote zunächst einmal den Aspekt der Sorge anzuerkennen. Ich wünsche mir, dass wir in dieser Pandemie mit ungefragten Ratschlägen leiser werden und dafür endlich anfangen bundesweit Best Practice Modelle zu sammeln, damit wir ganz konkret und überregional voneinander lernen können. Welche Ansätze gibt es schon? Unsere Vorschläge finden Sie unter https://www.ethik-netzwerk.de/ampelsystem/„Mut“ allein ist jedenfalls zu kurz gedacht. – Katrin Eilts-Köchling

 

Ich bin sehr erstaunt über den sehr plakative Artikel von Prof. Borasio, der weit an der Wirklichkeit der Hausärzt*innen und Pflegeheime vorbei geht . Viele der aufgestellten Behauptungen belegt er unzureichend oder gar nicht. Unsere Pflegeheime versuchen seit 1 Jahr alles um Ihre Bewohner*innen zu schützen. Bei einem Coronaausbruch ist das Personal aber in den meisten Häusern durch Erkrankung und Quarantäne stark reduziert. Anders als in Hospizen oder Krankenhäusern dürfen keine Medikamente für Notfälle vorgehalten werden, O2-Geräte gehören nicht zur Grundausstattung.

Alles muss für die Bewohner im Bedarfsfall verordnet werden. Eine Beschaffung dauert im Idealfall mehrere Stunden, meist aber deutlich länger. Zu lange für eine Patientin mit Luftnot. Normale Vorsorgevollmachten sind für diese Fälle meist völlig unzureichend. Und ein Verbleib im Heim ist auch nicht für jeden betagten Menschen die beste Lösung. Den Kliniken vorwiegend einen Profitgedanken bei der Aufnahme älterer Covid-Patienten zu unterstellen ist eine starke Behauptung.

Ebenfalls finde ich es bemerkenswert, uns Hausärzt*innen fehlenden Mut und Willen zu unterstellen. Sicherlich gibt es viele Verbesserungsmöglichkeiten um allen Beteiligten in dieser schweren Situation gerecht zu werden. Wir arbeiten gemeinsam mit den Heimen und allen Beteiligten daran. Soweit eben neben der Sprechstunde, den Hausbesuchen und der Organisation von Abstrichen und bald Impfungen Zeit ist. Es gibt so viel mehr anzumerken, das sprengt den Rahmen eines Leserbriefes erheblich. Ich würde mir sehr wünschen, dass DIE ZEIT in Kürze die Möglichkeit für einen Abgleich von Theorie und Wirklichkeit bietet. – Dr. Isabel Kriegeskotten-Thiede

 


 

 

Leserbriefe zu „Russisches Ballett“ von Tuvia Tenenbom

 

Die Nr. 9 ist erst meine dritte Ausgabe die ich gekauft habe (allerdings in Folge seit Nr. 7). Das werde ich weiter tun. Anlass für meine Email ist der Artikel „Russisches Balkett“ im Feuilleton. Dank und ein großes Kompliment für diesen Artikel. Er macht Spaß. Sanfte Ironie und ein Abstand mit großer Sympathie des Autors zu Russland. Mein Tag hat wunderbar begonnen. Ich lese sicher nicht immer jeden Artikel in Gänze. Manche nur kurz an, manche gar nicht. Ein großes Kompliment gerade deshalb. Ich versuche Ihnen auch in Zukunft treu zu bleiben. – Stephan Karrenbrock

 

In seiner Russland-Reportage stößt Tuvia Tenenbom meines Erachtens an die Grenzen seiner publizistischen Methode: Seine geradezu kindliche Naivität mag beim Erkunden eines ihm völlig fremden Landes hilfreich und produktiv sein, sie versagt aber umso spektakulärer bei der Einschätzung politischer Zusammenhänge. – Eugen El

 

Nun lese ich, Jahrgang 59, seit meiner Zeit an der Fachoberschule in München DIE ZEIT und kann mich nicht erinnern, jemals einen derartig unerträglichen Artikel in Ihrer ansonsten so informativen, den Geist immer wieder aufs Neue anregenden und spannenden Zeitung gelesen zu haben! Ganz ehrlich, wenn ich verantwortlicher Redakteur von DIE ZEIT für Russland und überhaupt die ganze Region in Osteuropa wäre, käme ich mir echt auf den Arm genommen vor. Offenbar hat dieser Artikel von Herrn Tuvia Tenenbom über zwei (!) Seiten nur eine Funktion. Er soll provozieren.

Ob es aber für eine so seriöse Publikation wie DIE ZEIT angemessen ist, eine ernsthafte Diskussion über den Sinn und Unsinn von Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona Pandemie auf diesem, sonst nur bei Ihren Markbegleitern üblichen „Jan Fleischhauer-Niveau“ zu führen und einen Staat wie die Russische Föderation als Vorbild in diesen Zeiten hinzustellen, wage ich wirklich zu bestreiten. Und ich habe auch so meine Zweifel, ob das tägliche Leben in Moskau und anderen Regionen in Russland nur um die Frage kreist, welche der „schönen russischen Frauen“ sich nun für welche Prada-Tasche mehr interessiert als für Palästinensertücher. Ich bleibe dabei, ein für eine Zeitung wie DIE ZEIT unerträglicher Artikel, dessen Kritik im Detail nun zu viele Zeilen verschlingen würde. Ich will ja nicht auch zwei Seiten füllen…. – Frank Esslinger

 

Darf ich eine kurze kritische Rückmeldung zur o.g. Ausgabe machen, dies als enttäuschter ZEIT-Fan. Nachdem ich sie viele Jahre lang abonniert hatte, kaufe ich DIE ZEIT nun nur noch manchmal am Kiosk, immer in der Hoffnung, wieder mehr spannenden Inhalt anzutreffen. Vergleichsweise wenig Inhalt, dabei fällt der voluminöse Anzeigenteil „Forschungswelten“ unangenehm auf. Für meinen Geschmack hätte demgegenüber in dieser Jubiläums-Ausgabe der „ZEIT-geschichtliche“ Rückblick umfangreicher und kritischer ausfallen dürfen. fiktives Helmut Schmidt-Interview:

Das Format finde ich nicht mehr so originell, bzw. kommt mir an dieser Stelle etwas bemüht vor, Stil Schülerzeitschrift. Habe auch schon mehrfach Analoges (aber Lustigeres) gelesen, bspw. das „Jahresend-Gespräch aus dem Jenseits“ mit Egon Friedell (Republik, 31.12.2020). Ebenfalls in Republik (2.3.2021): Ein Gespräch mit Diana Kinnert über Einsamkeit als Gesellschaftsthema, ihren Konservativismus und ihr Verhältnis zur CDU. An Exponent*innen wie Frau Kinnert dranzubleiben (war sie zuletzt im Frühling 2020 bei Ihnen vertreten?) schiene mir persönlich deutlich relevanter, weil zukunftsweisender, als der Text über die eher ratlos wirkenden MIT (Schimke, Linnemann u.a.) in „Sehnsucht nach Friedrich Merz“.

en Ausschlag für dieses Mailschreiben hat aber der Artikel „Russisches Ballett“ gegeben. Es ist mir völlig unverständlich, was Ihr Haus-Autor damit will? In Herrn Tenenboms Bericht aus „Russland, wo die Menschen bewundernswert unbeugsam sind “ wimmelt es nur so von klischeehaften und tendenziösen Bildern, die etwas eingeordnet werden müssten. Wirkt auf mich etwas gestrig, tendenziell schwierig. Und dafür ganze zwei, dicht bedruckte, riesige ZEIT-Seiten? – Anahita Krzyzanowski

 

Danke für einen der großartigsten Artikel der letzten Monate. Ohne wenn und aber und ohne dass ich mich als Deutsche , um Frau Tenenbom zu zitieren, ‚erdreiste‘ diesen voller Herzblut und journalistischer Frische geschriebenen Beitrag zerrupfen zu wollen. – Michaela Grathwohl

 

Auch wenn die unterschwellig anklingende Kritik an der westlichen Hegemonie des Moralpostulats sicher Berichtigung hat, so ist doch die selbstgefällige und bornierte Leseart der Welt von Herrn Tenenbom schwer erträglich. Es ist die Sprache eines Privilegierten, der sich in diesem Artikel von den Problemen dieser Welt entrückt und hierfür Mitstreiter sucht. Diese Einzelmeinung ist legitim, aber redaktionell diesen Betrachtungen eine ganze Doppelseite zu widmen ist deplatziert Herr Dr. Adam Soboczynski. – Henry Kochanowski

 

Ich las Tuvia Tenenbom immer gern. Ich mochte seine kultivierte Naivität, seinen Witz, den Mut und die Unbefangenheit, mit der er über seine Reiseprojekte schreibt, einfach die ganze vorgebliche Kindlichkeit, die Provokationslust. Und zur Klarstellung: Ich freue mich, dass er in Russland keinen der Antisemiten getroffen hat, die es dort leider genauso gibt wie hier. Ich habe auch kein Problem damit, wenn Frauen als schön bezeichnet werden.

Auch kein Problem: Angesichts der überraschenderweise netten Menschen in Russland ironisiert Tenenbom, charmant wie gewohnt, seine eigenen früheren Vorurteile. Dann aber macht er es sich mit der Naivität zu bequem: Warum um alles in der Welt muss die erfreuliche Erfahrung dazu führen, dass er sich auch gleich noch in die russische Regierung verliebt, ihr die Propaganda glaubt und in die Falle des Whataboutismus tappt? „Russische Leben zählen“? Das wollen wir doch sehr hoffen! Aber dann lässt Tenenbom einem russischen Journalisten das unwidersprochene Schlusswort, dieser setzt die russischen pro-Rechtsstaat demonstrierenden Jugendlichen gleich mit der Horde, die in Washington das Capitol gestürmt hat. Schade, Herr Tenenbom. Nichts verstanden? – Claudia Stursberg

 

Wie kann es sein, dass die ZEIT jemandem, ganze zwei Seiten Raum bietet, dem nach vierwöchigem Russlandaufenthalt so en passant seine Urteile über „die Russen“ und „die Deutschen“, unbehelligt von historischer oder politisch-gesellschaftlicher Reflexion, aus der Feder fließen? Auf der einen Seite ist er offenbar hingerissen von „Frauen mit perfekten Figuren, prachtvollen Pelzmänteln, imponierenden Stiefeln und makellosem Make-up“ im Publikum des Bolschoj Balletts, auf der anderen Seite sieht er sich nach weiteren Begegnungen mit jungen adretten Repräsentantinnen aus dem eher Neureichen-Milieu dann doch genötigt, den „gerüchteweise in äußerster Armut“ lebenden Russen seine punktuelle Aufmerksamkeit zu schenken, was ihn aber nach gut 20 Zeilen unverhofft bei Putin und Stalin landen lässt. Das Urteil seines Gesprächspartners über Stalin „Stalin war gut. Er war ein Familienmensch!“ kommentiert er „Das ist einmal ein interessanter Ansatz …“

Noch unerträglicher wird es, wenn dem Verfasser mit Blick auf sein früheres vom Westen angeblich völlig falsch geprägtes Russland-Bild „klar“ wird, „welcher Gehirnwäsche ich all die Jahre unterzogen worden bin.“ Vielleicht sollte er gelegentlich einen etwas tieferen Blick in das eine oder andere Werk von Alexander Solschenizyn oder Warlam Schalamov oder auch in Wasilij Grossmanns Roman, „Alles fließt“ werfen, warum nicht auch in das wissenschaftliche Opus von Jörg Baberowski „Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt“, um mit dem Begriff „Gehirnwäsche“ sorgsamer, d.h. verantwortungsvoller umzugehen.

Ach ja, der Mordanschlag auf Alexej Nawalnyj nötigt dem Verfasser gegen Ende die Frage ab: „Lässt Wladimir Putin, wie manche Berichte behaupten, seine Gegner vergiften?“, um sofort im nächsten Satz „Hunderttausende von Menschen in den letzten 50 Jahren im Nahen Osten“ zu Lasten westlicher Politiker ins moralische Feld zu führen, also zu relativieren, bzw. den Mordanschlag zu verharmlosen.. Das Urteil eines russischen Journalisten, „dass Nawalnyj eine Ein-Mann-Opposition ist!“, bringt er, offenbar dem Gedankengang seines Gegenüber folgend, für mich jedoch nicht nachvollziehbar – mit dem Sturm aufs Kapitol in Verbindung, denn, so besagter Journalist, „Die hiesigen Behörden nehmen die Proteste ernst, weil wir kein `Capitol 2´ in Moskau wollen.“ Wie passt das mit dem Anspruch der ZEIT bezüglich seriöser Berichterstattung zusammen? – Josef Croonenbroeck

 

Gratulation! Auch in der Übersetzung aus dem Englischen in der Zeitausgabe vom 25.02 wirkt Herr Tannenbaum wirklich erfrischend, ehrlich , neudeutsch authentisch. Wenn er über Russland einfach nur in Zusammenfassung schreibt, was er so erlebt hat. Das Foto mit der Prima Ballerina und die Fragen an Sie hat mich wirklich amüsiert und auch alles andere, so daß ich heute früh die Corona-Teamssitzungen verpaßt habe. Ich mache natürlich vorgeschiebenes Homeoffice. Ich bin seit über 30 Jahren mit einer Polin verheiratet, bin eigentlich nur bis zur polnischen Außengrenze gekommen. Aber ich weiß jetzt warum die Russen seit dem Revolutionszug eine andere“ (Bahn)spurbreite“ haben.

Ich fand es spannend, einfach innerlich mit hinzureisen und mit zu schauen, was alles passiert , wen man alles treffen kann – mit und ohne Verabredung. Warum gibt es nicht einfach mehr dieser Art-mit dabeisein. Tja und Deutschland hat es nicht immer einfach. Es war die Leichtigkeit des Berichtes , die mich von Anfang an gefangen nahm. Schon ist man in Russland, schon im Bolschoi, schon bei der Erlöserkirche mit den entsprechenden Feedback der Menschen vor Ort. Persönliche Berichte eben. Etwas schöneres kann es nicht geben in Coronazeiten-wegträumen und miterleben. Und doch so anders, als wenn es ein Filmbericht wäre, hier ist da einfach mehr Esprit ………… Großer Fan. Ein Arbeitsemigrant – Thomas Boese

 


 

 

Leserbriefe zu „Und dann kamen die schrecklichen Bilder“ von Daniel Müller

 

Und jetzt wird doch eine Anklage gegen den „Schutzengel gegen Kinderprostitution und Gewalt an Kindern“, den Ex-Fussballprofi Christoph Metzelder zugelassen. Ob „schuldig“ oder „nicht schuldig“ haben Gerichte zu klären. Metzelder wird den Besitz von 297 Kinderpornografischen Bildern und 29 Weitergaben an andere Personen zu erklären haben. Wenn schuldig, sollte der Gesetzentwurf des Bundeskabinetts vom Oktober 2020 schon angewandt werden dürfen und damit auch die Verbreitung von Kinderpornografie als Verbrechen gewertet werden.

Täter und Verbreiter solcher Verbrechen müssen konsequent daran gehindert werden, direkt oder indirekt in Kontakt mit Kindern kommen zu können, um Kindern weitere, lebenslang zu ertragende körperliche und seelische Qualen zu ersparen. Aber es ist ja nur die winzige Spitze eines riesigen „Eisberges“, der den weltweiten Kinder-schändenden Umgang mit den Schwächsten in unserer Menschheit aufzeigt. Es geht um brutale Machtausübung über Abhängige: Kinder-Soldaten, Kinder-Prostitution, Kinder-Arbeit, Mißbrauch in sexueller, psychischer und physischer Form durch Erwachsene in den Familien, Kirchen, Sportvereinen und andere Gemeinschaften, die Gehorsamserwartungen durchsetzen. Das ist unerträglich – unfassbar – nicht hinnehmbar ! – Udo Bauer

 

Ich finde den Text sehr verstörend. Zu Herrn Metzelder erübrigt sich wohl jeder weitere Kommentar. Aber was Frau Jahn da im Interview als Begründung für ihr Verhalten vorträgt, halte ich für äußerst fragwürdig. Anstatt gleich die Polizei zu kontaktieren, geht sie „zum Schein“ auf diesen unerträglichen Vorgang ein. Dazu gehören m.E. schon eine gehörige Portion Abgebrühtheit und moralische Schieflage. Ich muss gestehen, dass ich es so genau gar nicht wissen wollte. Selbstverständlich ist es wichtig, über das Thema Kindesmissbrauch zu berichten, aber wäre hier nicht ein Prominenter beteiligt, wäre uns dieser Text wohl erspart geblieben. – Gabriele Hanke

 

Ihren Artikel erachte ich – zu diesem Zeitpunkt – als eine faktische Vorverurteilung durch einen dazu nicht berechtigten Journalisten. Das Strafverfahren gegen Christoph Metzelder ist noch nicht abgeschlossen. Sie schreiben selbst, dass die Hauptverhandlung erst am 29. April 2021 beginnt. Ein rechtskräftiges Urteil liegt gegen ihn noch nicht vor. Solch scheußliche und widerwärtige Details darf man frühestens dann veröffentlichen, wenn seine Schuld insoweit gerichtlich festgestellt und er deswegen rechtskräftig verurteilt ist. Aber keinesfalls vorher! – Ulrich Poser

 

Unabhängig davon wie abartig und moralisch abstoßend manche sexuelle Phantasien sein mögen, ist eine Berichterstattung über einen vermeintlich Schuldigen solange eine einseitige Vorverurteilung, bis entweder der Beschuldigte selbst sich hat äußern können oder aber ein gerechtfertigtes Gerichtsverfahren erfolgt ist. Bis dahin ist unverantwortliche Stimmungsmache journalistischer Stil von Skandalblättern, nicht aber der ZEIT würdig. – Dr. Dietrich Storp

 

Psychologen und Kinderschutz-Experten raten dazu, brutale sexuelle Gewalt in kinderpornografischen Bildern genau zu benennen!? Metzelder engagiert sich als Schutzengel gegen Kinderprostitution….. Denken Sie jetzt NICHT an einen rosa Elefanten… Unsere/Ihre Mediensprache ist voll vom „Kampf gegen….“ und wird durch Benennung erst recht visualisiert. Wer will das!? – Marion Claus

 

Ich finde, es war keine gute Idee, die pornografischen Bilder im Detail zu beschreiben. Beim Lesen dieser Beschreibungen sind in meinem Kopf Bilder dieser Fotos entstanden und es ist schwer, sie wieder loszuwerden. Ich habe in der Randnotiz gelesen, dass es eine bewusste Entscheidung war, die auf den Bildern ersichtlichen Taten klar zu benennen, um nicht durch Verharmlosung die Täter zu schützen. Aber auf der anderen Seite wurde mir als Leserin dadurch Gewalt angetan. – Jennifer Mahr

 

In der „Zeit“ Nr.10 vom 27. Februar 2014 entschuldigten Sie sich für die Vorverurteilung des Herrn Edathy mit den Beiträgen „Bitte entschuldigen Sie, Herr Edathy“ vom BGH-Vorsitzenden Thomas Fischer „Edathy ist fürs Feuer“ vom Herausgeber Josef Joffe. Dieser Schritt hatte mich sehr gefreut, und ich hatte gehofft, dass sich so etwas nicht wiederholt. Leider war es dann, knapp 4 Jahre später, wieder passiert: in seitenlangen Beiträgen inklusive Bild und Namen des Verdächtigen Herrn Wedel gaben Sie – erneut vor einem rechtskräftigen Urteil – Betroffenen oder Dritten Gelegenheit für Anschuldigungen, die für mich ohne jeglichen Wert waren, da ich den Wahrheitsgehalt nicht beurteilen konnte.

Mein Warten auf die Einschätzung durch Herrn Fischer war vergeblich, aus der Süddeutschen Zeitung (!) musste ich erfahren, dass Die Zeit sich von ihm im Zusammenhang mit seiner Stellungnahme zu dem Fall (!) getrennt hatte. Mein damaliger Leserbrief blieb unbeantwortet. Und es will kein Ende nehmen: als ich die Seite 20 der aktuellen „Zeit“ aufschlage, finde ich eine ganze Seite übelster Anschuldigungen gegen einen Fußballprofi, wieder mit vollem Namen, und ohne jeglichen Nutzen für mich, weil ich wieder nichts davon einschätzen kann.

Wenn eine Zeitung vom Niveau der „Zeit“ über sexuellen Missbrauch von Kindern oder Erwachsenen berichtet, dann erwarte ich eine redaktionelle Aufbereitung mit Hintergrundinformationen und mit beispielhaften Aussagen Betroffener – aber doch nicht ausschließlich mit deren Schilderungen! Und ohne rechtskräftiges Urteil will ich auch keine Namen wissen! Der Beitrag „Sie sehnte sich nach Ruhm – Ihr Tod wirft Fragen auf“, den ich eher in der „Bunten“ im Wartezimmer meines Zahnarztes erwartet hätte, gab mir dann den Rest. Ich erwäge, nach bald 50 Jahren mein Abo zu kündigen. – Klaus Werner

 

Ganz abgesehen von der Schwere der Vorwürfe gegen Christoph Metzelder sollte man meiner Meinung nach einen Gerichtprozess, in diesem Fall die Hauptverhandlung am 29. April 2021 im Amtgericht Düsseldorf, erst abwarten, bevor man als Journalist anhand einer Zeugenaussage über einen Angeklagten urteilt. Darüberhinaus sollte man nicht vergessen, dass hinter jeder prominenten Figur auch ein Mensch, eine Familie und eine Gemeinschaft steht. Besonders in einer Kleinstadt wie dem Heimatort Metzelders, anders als vielleicht in einer Großstadt wie Berlin, kennt man sich und ist verbunden, über ehrenamtliche Tätigkeiten, Fördervereine und Kirchenchöre. In diesem Zusammenhang sehe ich die Unschuldsvermutung als ein sehr hohes Gut, daß nicht untergraben werden sollte. Nicht nur, um einen Angeklagten vor einer vorschnellen Verurteilung zu schützen, sondern auch seine Familie und Freunde. – Dirk Flatau

 


 

 

Leserbriefe zu „Auf der großen Bühne“ von Ulrich Schnabel

 

Als Wissenschaftler lese ich die Rubrik „Wissen“ meistens etwas ausführlicher als andere Teile der ZEIT. Ihre zwei Artikel zum richtigen medialen Auftreten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern haben mir sehr gut gefallen. Sie zeigen einerseits, welche Probleme beim Diskurs der Wissenschaft mit der Republik“ entstehen. Andererseits machen sie gute Vorschläge, wie sich Wissenschaft und Öffentlichkeit besser verständigen. – Prof. Dr. Gerold Schneider

 

Labern und Lästern.Journalisten, Wissenschaftler, Politiker – sie alle erleben in dieser Pandemiezeit extrem zugespitzt, dass man sich von jeder Art Mainstream abgrenzen muss, wenn man im aggressiv-dramatischen Wettlauf gegen Virus und Andersdenkende noch gehört werden will. Man darf also keinesfalls etwas Abgedroschenes sagen, aber auch keinesfalls etwas, was sich in den nächsten Tagen oder Wochen schon wieder als falsch oder nur halbwahr herausstellen könnte. Bisher gültige Wahrheiten und Autoritäten aller Couleur werden in nie gekannter Härte und Dynamik in Frage gestellt, mit Hass und Häme überzogen oder lächerlich gemacht, sowie neue Wahrheiten auftauchen – in Form von Zahlen, Fakten. Aber auch Gerüchten und Deutungen.

Letztere finden allerbeste Vermehrungs- und Wachstumsbedingungen vor, wenn „offizielle“ Zahlen und Fakten mal wieder korrigiert oder relativiert werden müssen. Ein gefundenes Fressen für die neuen Wahrheitsverkünder! Und viele Journalisten und Talk-Moderatorinnen spielen bereitwillig mit: wenn ein Politiker oder Wissenschaftler sich mal wieder ins Labern flüchtet, um nicht in wenigen Tagen oder Wochen erneut eines fehlenden Weitblicks überführt zu werden, fallen sie ihm ins Wort, verlangen auf brüske Weise die Bestätigung ihrer höchsteigenen Interpretationen und Schlussfolgerungen. Und wehe, er gibt Zweifel zu oder hat in ein paar Tagen oder Wochen nicht immer noch recht. Dann fallen alle über ihn her.

Also wird gelabert; das Belehren und die Redundanz durch Politiker und Wissenschaftler sind wirklich unerträglich geworden. Genauso unerträglich aber ist, dass Scharfmacherei, Besserwisserei, Rechthaberei so ins Kraut schießen. Leider auch bei vielen, die Meinungs- und Stimmungsmache bei und über die Medien betreiben und – oft auf eitle Weise – so tun, als kennten nur sie alle Zusammenhänge. Ein gemeinsames, verantwortungsbewusstes Training, wie wir uns bei nächsten Krisen schneller und besser miteinander verständigen könnten, ergibt das nicht. – Dr. Christa Fischer

 

Warum folgt Hr. Schnabel (und die Redaktion ?) alternativlos dem Narrativ, dass SARS CoV-2 eine Zoonose (korrekter Zooanthroponose) sei ? In der Rubrik Wissen in seinem Artikel „Auf der großen Bühne“ kann sich U. Schnabel nicht eines heftigen Seitenhiebs auf R. Wiesendanger und die Uni Hamburg enthalten: „… drängen sogar mit aller Macht nach vorn, wie der Physiker Roland Wiesendanger: … ein halbseidenes Papier … kommunikativen Unfall …“. Liest man seinen Artikel weiter, so könnten mehrere Stellen ebenso auf Wiesendanger und sein Papier zutreffen, nur ein Beispiel im 6. Abschnitt: „Natürlich gibt es zu jeder Position immer Abweichler; schließlich lebt die Wissenschaft vom Hinterfragen und vom kritischen Reflex (Und manchmal behalten sogar Außenseiter recht; sie benötigen dann nur sehr überzeugende Beweise.)“

Aus allem leite ich ab, es gibt zur Labor-Version keine validen Belege, aber für die Zooanthroponose (z. B. zum Zwischenwirt) ? Tatsächlich, wo finde ich diese ? Meines Wissens fehlen auch jegliche Antworten auf die im Wiesendanger-Papier S. 91 – 97 zitierten 50 Fragen: „Questions for the WHO January 2021 mission“ aus dem „Open Letter to the WHO COVID-19 International Investigation Team“. Zur Labor-Version gibt es allerdings noch ein umfangreiches, recht detailliertes Papier von C. S. Quay: „A Bayesian analysis concludes beyond a reasonable doubt that SARS-Co V-2 is not a natural zoonosis but instead is laboratory derived“.

Ach ja, auch im Dossier: „Plötzlich leer“ können sich die beiden Autoren nicht der gleichen Feststellung Zooanthroponose enthalten: „Ein Virus ist vom Tier auf den Menschen übergesprungen – und alle haben den Schlamassel“. Ich halte die Herkunft des SARS CoV-2 Virus und die Risiko-behaftete Forschung zu gain-of-function für äußerst (und weltweit) bedeutend, dass sie so weit wie irgend möglich aufgeklärt werden sollte, um Wiederholungsfällen begegnen zu können. Damit darf nicht gespielt werden. Schade, zumindest in der Rubrik Wissen hätte ich von der ZEIT mehr Sorgfalt erwartet, 5 Min. Internet-Recherche hätten geholfen. Womöglich nur SZ, NDR, Focus u. a. hinterherzuschreiben ist unwürdig. Machen Sie sich durch eine seriöse und objektive Weiterverfolgung der Herkunftsfrage verdient und vermeiden Sie „kommunikative Unfälle“.

P.S.: Lese eben „So gewinnt das bessere Argument“. Und dann das: 3. Keine Zuspitzung, keine Wichtigtuerei. Das Coronvirus kam doch aus dem Labor … Dann habe ich auf die Autoren-Liste gesehen: Volltreffer, wieder U. Schnabel dabei (aber die drei anderen packe ich, vielleicht unberechtigter Weise, mit in die gleiche Kiste). Das nenne ich Framing für die Zooanthroponose, und das in der Zeit. Ich werde jedenfalls diesen Artikel keinesfalls bis zu Ende lesen, und aus dieser Ausgabe auch nichts mehr. Ja, wie bei den den Autoren, einer für alle. Ich traue Ihren Redakteuren (weibl., diverse Personen bitte mit angesprochen fühlen) und Inhalten nicht mehr über den Weg. Und das langjährige Abo ist auch gefährdet. Hr. di Lorenzo muss sich mehr kümmern. – Dr. Eberhard Klappauf

 

Interessanter Artikel und gleichzeitig auch ein Dilemma der Verquickungen von Forschung und Politik. Ich stelle mir die Frage, ob überhaupt Forscher und Politiker auf eine gemeinsame Bühne der Bundeskonferenz gehören. Ich fände es viel interessanter wenn sich Forscher untereinander austauschen würden. Dieser Dialog sollte dann öffentlich geführt werden, eben ohne Politikerinnen und Politiker. Ich finde hier sollte es eine Forum geben, dort sind dann Politiker eben auch nur Betrachter oder Zaungäste. Leider finde ich das Verstecken von Forschenden in der Anonymität wenig hilfreich in der journalistischen Arbeit und sollte aus Gründen der Seriosität keinen Platz finden. – Volker Schröder-Witte

 

Welcher Aspekt mir in der Diskussion über das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu kurz kam, ist der der Wichtigkeit eines Schutzraums für wissenschaftliche Diskurse, an dem primär nur die Fachöffentlichkeit beteiligt ist. In diesem Raum können mit Expertise und kritischem Denken die Methodik, Ergebnisse und Interpretationen von Studien hinterfragt werden, vielleicht auch mal waghalsige Hypothesen aufgestellt werden. Ohne diesen Schutzraum wird der Diskurs eingeschränkt, da Forschende befürchten müssen, in der breiten Öffentlichkeit könnten Aussagen verdreht werden. Das vorläufige Ergebnis dieses Prozesses sollte dann aber auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Denn wenn die Wissenschaft den Schutzraum nicht verlässt, verkommt dieser zum allbekannten Elfenbeinturm. – Simon Kaiser

 

In dem Artikel wird gut das Problem der WissenschaftlerInnen beschrieben die zum einen nicht wirklich verständlich und in einem scheinbar oft widersprüchlich sind. Da erscheint es mir wichtig, worauf der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar in einem youtub Filmchen hinweist, dass es einen Übersetzung braucht und das leider allzuoft an den Wissenschaftsjournalismus gespart wurde. Wissenschaftler sollten nicht so im Zentrum bei Diskussionen stehen, da es nicht unbedingt ihre Stärke ist zu vermitteln und nicht in dieser breiten Weise denken wie das Mittelsmänner- und Frauen im Journalismus können. https://youtu.be/aPdvT2-ZMe8Marietherese Luginbühl

 

Zur Frage der Wissenschaftskommunikation habe ich schon einige Beiträge von Herrn Schnabel kommentiert und gelegentlich auch meine Bedenken geäußert. Die andauernde Pandemie bietet eine Fülle von Material für die Art des Umgang der Presse mit den Wissenschaftlern und vice-versa. Das Thema wird derzeit in der Presse intensiv diskutiert und in der Qualitätspresse sind in letzter Zeit einige bemerkenswerte Artikel dazu erschienen, ich will mir ersparen, diese hier im Detail zu zitieren. Was mir auffällt, ist, dass die meisten Organe (also incl. der öffentlich-rechtlichen Rundfunksender) die wissenschaftlichen Standpunkte nur sehr verfremdet wahrnehmen oder wiedergeben.

Eine der Ursachen für diesen Sachverhalt scheint mir zu sein, dass die Nachrichten aus der Wissenschaft in der Presse nach den Methoden der politischen Berichterstattung und Meinungsbildung bearbeitet werden: 1. einzelne Protagonisten aus Virologie, Epidemiologie, Statistik, die also aus unterschiedlichen Denkrichtungen, Forschungs(ein)richtungen, Arbeitsschwerpunkten, Ausbildungsrichtungen stammen, werden zu den aktuellen Vorgängen befragt und gegeneinander ausgespielt 2. unter den Bedingungen der unterschiedlichen Fragestellungen kann sich so kein einheitlicher Standpunkt einstellen, was dann dazu benutzt wird, entweder die vorgefundenen Bruchstücke als ‚die‘ Meinung der Wissenschaft darzustellen oder es wird auf die Vielzüngigkeit und Diskussionsfreude der Wissenschaftler verwiesen, die ein Lehrgebäude errichten, das ständig in Bewegung und Veränderung sei (was so natürlich nicht stimmt!). 3. Als Quintessenz wird dann nicht mehr der allseits akzeptierte Wissensstand wiedergegeben, sondern eine Extrapolation des jeweiligen Berichterstatters, wie er meint, das es weitergeht.

Leider geschieht dies meistens ohne die in der Wissenschaftspublikation üblichen Einschränkungen, der Leser kann dann nicht mehr abschätzen, was ist noch gesicherter Wissensstand und was ist die Spekulation des Redakteurs. Damit ist der Keim für die nun folgende Kakophonie an Meinungen in der Öffentlichkeit gelegt. Die unterschiedlichen Beurteilungen kommen m.E. also vor allem durch die unterschiedlichen Perspektiven der Befragten zustande, die versuchen, die vorhandenen Probleme mit den ihnen verfügbaren Kenntnissen zu lösen, hierzu ein Beispiel: a. die virologische Therapie besteht der Einfachheit halber im Einstellen aller Kontakte. Nüchtern betrachtet heißt das aber, dass die Gesellschaft als solche, mit ihrer Vernetzung, ihrem Austausch, ihrer Interaktion hört auf zu existieren, also der Exitus als finale Rettungsmaßnahme. die epidemiologische Therapie leidet dagegen unter der unklaren Datenlage der Erfassung der Infektionen und ihrer Herkunft.

Z.Z. scheint die Situation auf eine vermehrte, dramatische Verbreitung des mutierten Corona-Virus B.117 hinzudeuten, der die Inzidenzen und Neuansteckungen wieder, trotz der Lockdown-Maßnahmen nach oben treibt, erlaubt also keine wissenschaftliche untermauerte These, wie man den Ausstieg gefahrlos gestalten könne. Die wirtschaftspolitsche Therapie bekämpft nur den Lockdown mit aller Kraft, ohne zu berücksichtigen, dass bei hohen Inzidenzen hohe Krankheitszahlen, Fertigungsausfälle usw. (siehe z.Z. das Beispiel Fa. Miele) drohen, die in der Wirkung dem Lockdown in nichts nachstehen, also mit allen Mitteln raus aus der Zwangsjacke, ohne Rücksicht auf Kollateralschäden.

Die politische Therapie hingegen versucht sich unter dem Druck der Öffentlichkeit mit einer breiten Lockerung der Maßnahmen, statt nun die Lockdown-Maßnahmen auf die erschwerten Bedingungen der höheren Infektiosität des neuen Keimes anzupassen. Darüber hinaus hatte dieses Verfahren bereits im letzten Herbst zu einer überaus starken zweiten Infektionswelle geführt, also handeln ohne die Konsequenzen im Auge zu halten Was ist zu tun? Wir müssen mit den Zahlen auskommen, die uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt (offenbar sind die Statistiker im RKI und bei DeStat alle im Urlaub) zur Verfügung stehen. Die objektive Betrachtung der Infektionszahlen, der Kennzahlen wie Inzidenz und R-Faktor und anderer, lassen keine Lockerung zum jetzigen Zeitpunkt zu (da die Werte auf gleicher Höhe sind wie zu Anfang der Lockdown-Phase im Herbst), da braucht man weder Epidemiologe noch Virologe zu sein.

An der Erfassung sauberer Zahlen arbeiten: Testen vor den ersten Symptomen, schon bei Verdacht / Kontakt, idealerweise 4-5 Tage max. nach dem Kontakt Einrichten von festen und standardisierten Meldewegen, die von den 375 Gesundheitsämtern mit einer einheitlichen Software aufgearbeitet wird Routinemäßige Sequenzierung bei bestimmten Merkmalen einer Infektion (große Anzahl, Superspreader o.ä.) Das alles hat nun alles nichts mit Wissenschaft zu tun, sondern mit organisatorischen Mängeln, die aber dazu führen, dass die um Rat gefragten Wissenschaftler, je nachdem sie sich von welcher Seite dem Pandemieproblem nähern, zu unterschiedlichen Schlüssen kommen.

Als organisatorische Fehlleistung betrachte ich daher den Umstand, dass sich selbst unter den Umständen der Pandemie, der Staat sich nicht bemüßigt fühlt, diese Kakophonie durch Organisation von wissenschaftlichen Konferenzen, durch Beauftragung von wissenschaftlichen Studien, durch wissenschaftliche Begleitung von seuchenwirksamen Maßnahmen aufzulösen. Wo ist der Input des Wissenschaftsministers, der großen wissenschaftlichen Gesellschaften, nicht zuletzt der DFG, z.B. mit begleitenden Studien für eine Verwissenschaftlichung der Lockerungspläne zu sorgen? Zu konstatieren ist die große Sprachlosigkeit zwischen den Wissenschaftlern einerseits, den staatlichen Verantwortungsträgern und der Presse andererseits, mithin der Wegfall einer sachorientierten Kommunikation.

Mit zunehmender Dauer der Pandemie kommt es als Folge dieser Sprachlosigkeit zu einer Sättigung des Publikums mit der Verbreitung einer Ignoranz gegenüber den notwendigen Maßnahmen, weil sich auch die Politik nicht gleichmäßig und vollinhaltlich dazu erklärt (s. Ministerpräsidenten, oder die Regeln nicht sinngemäß anwendet, s. Abendveranstaltung von Minister Spahn mit Ansteckung inklusive). Hier liegt also keine Schwäche der Wissenschaftskommunikation vor, sondern eine Art Verweigerungshaltung der verantwortlichen Politiker, die aus Gründen der Selbstdarstellung (alle Ministerpräsidenten der Länder, Wirtschaftsministerium) oder wegen des Wahlkampfes (B.-W. und S.-A., Bundestagswahl) einen zielgerichteten Aktionsplan der Politik verhindern.

Unter diesem Eindruck der kollektiven Ignoranz der Amts- und Wissensträger für die jeweils andere Seite muss man nun die von Ihnen im zweiten Artikel zusammengestellten neun Thesen diskutieren, die, unter dem Eindruck der Pandemie und der oben aufgezeigten Defizite seltsam blutleer und uninspiriert wirken. Ein gelungenes Beispiel der Wissenschaftskommunikation scheint mir die Unterrichtung der rd. 400.000 bei den Landesärztekammern gemeldeten Ärzte zu sein. Auf verschiedenen Wegen werden diese von der Pharmaindustrie, der Ärztekammer und den Behörden bezüglich der Art und Wirkung von Arzneimitteln so auf dem Laufenden gehalten, dass sich grobe Anwendungsfehler oder Fehlmedikation nur schwer nachweisen lassen. Wenn Sie Entscheidendes zu einer besseren Wissenschaftskommunikation finden wollen, sollten Sie vielleicht hier mal recherchieren und Methodenstudium betreiben.

Ich will mich daher heute darauf beschränken, den Punkt 4 als aus meiner Sicht wichtigste Maßnahme noch ein wenig ins Gleichgewicht zu bringen: 4 Eine gemeinsame Stimme der Vernunft Leider bringen Sie die unterschiedlichen Stakeholder durcheinander: zu unterscheiden sind hier jene, die als Beteiligte diese Maßnahmen mittragen müssen, aber keine Begründungen für ihre Berechtigung beitragen können und diejenigen, die auf Grund ihrer Sachkenntnis die Pandemie bekämpfen können. Die Interessenvertretungen von Lobbygruppen (Pädagogen, Schüler, Eltern, Kultusminister) haben nichts mit der wissenschaftlichen Bewertung der Pandemie und der Bewertung erfolgversprechender Maßnahmen zu tun.

Als Nichtfachleute sehen sie die Bekämpfung der Pandemie nur jeweils aus ihrem Sichtwinkel, nämlich mögliche negative Folgen zu vermeiden. Die Virologen, Epidemiologen, Gesundheitsämter, Hygieniker hingegen sind aber Teil der Corona-Bekämpfung und müssen daher vorab in den Diskurs und die Kompromissfindung eingebunden werden! Das scheint mir das einzig sinnvolle Verfahren zu sein, einen Konsens unter den Wissenschaftlern auf der Basis der gesicherten Ergebnisse herzustellen (natürlich muss man den Kreis der Experten auch um weitere Fachrichtungen, z.B. Soziologen erweitern) und es würde erlauben, diese unsägliche Ministerpräsidentenkonferenz in Zaum zu halten! Gibt man das Erstellen der Sachempfehlung an die Experten, schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: die Experten müssen sich zusammenraufen, denn nur eine Meinung wird akzeptiert, die Ministerpräsidenten brauchen nichts zu einer Sache sagen, zu der sie ehrlicherweise ein langjähriges Studium brauchen! – Dr. Hartwig Müller

 

Diese drei Herren aus dem Pandemisten-Club begrüßen alle Impfwilligen im Lande und wollen uns ein unanständiges Impfangebot machen! Heute gibt es die Impfung, um die sage und schreibe, die Hälfte reduziert; dabei spielt der Grundpreis „X“ keine Rolle. Aufklärung bedeutet uns alles, Hauptsache die Statistik stimmt. Ein Prost auf alle Inzidentwerte, die wir je zur Veröffentlichung freigegeben haben. „Huch, wo sind denn unsere Masken, Jens? Egal Leute, wir schauen eh recht grimmig drein und finster aus der Wäsche, da fällt es überhaupt nicht auf, dass wir oben ohne gehen!“ – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Normalität mit Abstrichen“ von Mariam Lau et al.

 

Die Motivation von Frau Hameister ist zu bewundern. Ebenso, dass Sie Kolleginnen hat, die das Testen übernehmen. Wir betreiben 3 Apotheken in ländlicher Gehend. Seit Beginn der Pandemie arbeiten unsere Mitarbeiter*innen ständig am Limit. Mit jedem Lockdown steigt die Anzahl der Anrufe und die per Botendienst zu liefernden Medikamente. Unsere Fahrer*innen sind oft die doppelte Zeit unterwegs. Dazu packen wir seit Wochen Masken aus und ein, beantworten auch hier zig Telefonanrufe am Tag. Das „normale“ Apothekengeschäft gibt es ja tatsächlich dazu auch noch, mit allen Vorgaben und Regeln die nicht weniger werden. Schon mehrfach waren Mitarbeiterinnen in Quarantäne wegen Kontakt oder tatsächlich wegen Corona und fallen damit eine gewisse Zeit aus. Nun möchte die Politik also das wir auch noch Schnelltests übernehmen. Was sonst noch? Ach ja, im Sommer kommt dann noch impfen dazu. Wir können ja einfach die Ausgabe von Medikamenten einstellen, dann ist das zeitlich und personell bestimmt machbar. – Christine Michaelis

 

Zur Frage „was mit einer konsequenten Teststrategie in Österreich möglich ist“, sei Wasser in den Wein Ihrer Autoren geschüttet : Zahl der Infektionsfälle pro 100.000 Einwohner in DE 10, in Österreich 23 ( mit täglich steigender Tendenz). Obwohl mit einer großen Zahl von Tests natürlich mehr Infizierte gefunden werden, ist Testen nur ein Element der Pandemiebekämpfung, die in Österreich nicht vorbildhaft ist. Ganz im Gegenteil zur Regierungspropaganda. Und das nach mehr als 3 Monaten harten Lockdown mit wenigen Tagen Unterbrechung und einer zaghaften Öffnung in einem Monat, wenn es – hoffentlich – zu Ostern warm wird. – DIng. Dr. Karl Kellner

 

Seit einem Jahr wird Corona bei uns nervtötend diskutiert und organisiert. Die Diskussion um die Schnelltests mutet kafkaesk an (der Franke sagt: nix als Gelaber). Ergebnis: miserabel, uneffektiv. Die von uns als Chaoten verschrienen Ländern sind einfach viel weiter. Vorschlag: nennt sie Langsamtests! Null Erwartungsdruck und null Leistungsdruck in den Verwaltungen, die hätte dann Zeit sich in einer 12-monatigen Klausur z. B. auf der Insel Herrenchiemsee zu entspannen. Und dann ganz schnell und heimlich die Langsamtests an alle Apotheken verteilen, die machen das dann schon. – H. Giller

 

Weiteres Totalversagen. Seit 1 Jahr sehen wir, wie unsere politischen Verantwortlichen in der Pandemie nur irrlichtern, ob es sich um zuständige Mitglieder des Kabinetts oder um die Miniterpräsidenten handelt. Totalversagen bei Masken, beim Impfen und jetzt wieder bei den Tests. Es wird so weiter gehen. Selbst die einfachste Methode der Einbindung von Hausärzten und Ambulanzen der Betriebe in die Impfkampagne, womit man einen extrem effizienten Turbo einschalten würde, wird verschlafen. Es ist beschämend, immer wieder von Ländern wie Israel und Grossbritannien als Vorbild zu sehen.

Kein Verantwortlicher zieht Konsequenzen und ändert sein Verhalten, aber jeder lobt sich und sein Bundesland weiterhin (Merkel/Spahn: wer hätte vor 1 Jahr gedacht…, Spahn: der Prozess entwickele sich wie kommuniziert… Söder: die halbe Welt schaut auf…, Laschet: NRW ist gut durch…etc.). Man will es nicht mehr hören. Auch ein Totalversagen im angeblich gut funktionierenden Föderalismus. Normalerweise kommt ein Team zu besseren Ergebnissen als der Einzelne. Bei unseren Ministerpräsidenten wird genau das Gegenteil erreicht (Minus x Minus bleibt Minus). Deutschand gehört wieder auf die Krankenstation wie 1999. – Wolfgang Scheer

 

Antigen-Schnelltests: Gut gemeint ist nicht gut gemacht! Die Testsensitivität der Antigen-Schnelltest beträgt mindestens 70%. Dies fordert das Paul-Ehrlich-Institut als zuständige Behörde, kontrolliert dies aber nicht. Der Anbieter solcher Tests muss diese Mindestanforderung lediglich quittieren, ein Nachweis muss nicht erbracht werden (geplante Verordnung erst ab 5/2022 vorgesehen! Quelle: Dt. Ärzteblatt 30.10.2020). Laut RKI (s. Graphik, dabei sogar Annahme einer Sensitivität von 80%) hängt die Interpretation dieser Tests wie bei jedem Test von der sog. Vortestwahrscheinlichkeit ab. Rechenbeispiel des RKI: Geringe Vortestwahrscheinlichkeit mit z.B. 5 tatsächlich Infizierten/10.000 Getesteten, hohe Vortestwahrscheinlichkeit mit z.B. 1.000 tatsächlich Infizierten/10.000 Getesteten.

Für die tägliche Praxis umgerechnet: Niedrige Vortestwahrscheinlichkeit: Von 10.000 Getesteten sind 204 positiv, davon 200 falsch positiv, bei hoher Vortestwahrscheinlichkeit: Von 10.000 Getesteten sind 980 positiv, davon 180 falsch positiv. Für die Aussagekraft des Testes, Kranke als krank zu erkennen (= Sensitivität), ist somit die Vorkenntnis der Vortestwahrscheinlichkeit die Grundbedingung. Man darf aktuell annehmen, dass die politische Entscheidung für den breitest möglichen Einsatz von Antigen-Schnelltests zwangsläufig dazu führt, dass in den allermeisten Fällen asymptomatische Personen mit geringer Vortestwahrscheinlichkeit getestet werden, um ihnen z.B. Zugang zu einem Club, einem Konzert, einem Schwimmbad oder auch nur zur Arbeitsstätte zu ermöglichen. Frau Kollegin Ciesek plädiert in Ihrem Artikel ja dafür, z.B. dreimal/Woche zu testen, da der Test nur eine Momentaufnahme darstelle.

Ich empfehle dazu folgendes Gedankenexperiment: Ein größerer Betrieb in Deutschland hat 10.000 Mitarbeiter. Diese 10.000 Mitarbeiter werden regelmäßig getestet, die Vortestwahrscheinlichkeit ist als sehr gering einzustufen, da symptomatische Mitarbeiter sich fast immer korrekt verhalten und zu Hause bleiben. Unter Verwendung des RKI-Beispiels wären dann 200 MA falsch positiv, bei einer dreimaligen Testung/Woche wären dies 600 MA, pro Monat hochgerechnet 2.400 MA von 10.000 (näherungsweise). Diese MA gehen sofort nach dem Erhalt des positiven Schnelltestresultates in Quarantäne, unterziehen sich frühestens am Folgetag einem offiziellen PCR-Test, auf dessen Resultat dann möglichweise ein bis mehrere Tage gewartet werden muss, da ja sämtliche akkreditierten Labore fast nur noch mit der Auswertung von Millionen Corona-PCR-Test beschäftigt sind und somit kaum „rumkommen“.

Bedauerlicherweise hat der PCR-Test auch eine gewisse Fehlerbreite (Abnahmefehler, Transportfehler, Zuordnungsfehler, nicht 100%ige Sensitivität/Spezifität) etc. Auch die Gesundheitsämter sind bei dieser Menge an Tests mit der Nachverfolgung mehr als ausgelastet. Realiter dürfte damit jeder positiv getestete MA ca. 1 Woche in Quarantäne sein, bei positivem (oder falsch positivem PCR-Test) dann sogar etwa 14 Tage. Ich überlasse es den Zeitredakteuren vom Wirtschaftsressort, den volkswirtschaftlichen Schaden genauer zu beziffern.

Für die Urlaubs- und Freizeitplanung: Man stelle sich vor, man sei für 2 Woche im Urlaub zum Skifahren. Die Familie besteht aus 4 Mitgliedern, alle müssen sich pro Tag mehrfach testen lassen (wenn man ins Hotel geht, sich einen Skipass kauft, abends ins Restaurant gehen, evtl. mittags „auf der Hütte“ sich ein Sandwich kaufen möchte, bei der Durchreise in Transitländern, evtl. im Flugzeug. etc.) In einer Woche dürften bei z.B. nur 4 Tests pro Tag (also 1 Test/Person und Tag) somit mindestens 28 Tests/Woche und 56 Tests/14 Tage zusammenkommen.

Bemüht man wieder die RKI-Zahlen für niedrige Vortestwahrscheinlichkeit, dürfte in etwa einer dieser 56 Tests falsch positiv ausfallen. Statistisch passiert dies mit gleicher Häufigkeit an jedem dieser 14 Tage, somit könnte z.B. bereits am 1. Urlaubstag der Urlaub für die Familie beendet sein. Ist der Test aber am letzten Tag positiv, hat man viel Freude bei der Heimreise und der anschließenden häuslichen Quarantäne. Man mag sich nicht ausmalen, was passieren würde, hätte man eine Fernreise unternommen. Fazit: Die Realität ist komplizierter, als so mancher Virologe (Politiker, Journalist) denkt! – Dr. med. Roland Gerlach

 

Ein sog. Corona-Schnelltest dauert pro Person 25-30 Minuten…. Schnell ist anders. Lange Warteschlangen sind zu erwarten, benötigt werden geschultes Personal und Geld wie Heu, um all das zu bezahlen. Die Pharmaindustrie freut sich… – Marion Claus

 

Dann kann ich endlich einmal machen, was mich nicht die Bohne interessiert! Ich gehe also in den Discoutermarkt meines Vertrauens und besorge mir eine Monatspackung dieser Quickies! Soll ich nun den Test vor oder nach dem Zähneputzen machen? Was, wenn um Himmels Willen, dieses Testergebnis gleich positiv ausfällt? Wenn sollte ich dann als erstes benachrichtigen? Meinen Partner, meine ganze (bucklige) Verwandtschaft, alle meine Freunde, alle Anwohner in der Straße, in der ich wohne, meinen Arbeitsgeber, meine Krankenkasse, meinen Hausarzt, das Gesundheitsamt, Jens Spahn, das RKI, doch gleich die Kanzlerin, Markus Söder, Ursula von der Leyen, einfache alle die ich kenne oder die ich bisher noch nicht kannte? – Riggi Schwarz

 

Nach grenzenlosem „Schnelltest für alle“ wird jetzt vom Bundesgesundheitsministierium jetzt die gleiche Nummer „nur mit Bürokrassmus“ propagiert… Nur 2 X Woche für alle. . Wer führt Buch?? Die Parole könnte sein: Öffnung der Geschäfte, Restaurants und-.., wenn diese vor Einlass einen Schnelltest anbieten/durchführen. Was ist mit den Kosten? Wie wäre es mit Selbstkostenpreis? Bei den Corona Tests wollen zu viele Gewinn machen. Die Testkosten könnten gekoppelt an den Einkaufswert durch die Geschäfte beim Einkauf angerechnet werden. Kleine Geschäfte könnten sich gut zusammenschließen. Kleine Geschäfte könnten die Kosten komplett bei den Mehrwertsteuervorauszahlungen abziehen. Da wird der Staatsapparat entlastet und die Potenz der Wirtschaft im Dienste der Pandemie Bekämpfung mobilisiert und die Wirtschaft gestützt. Das wäre schnelle unbürokratische Staatshilfe. – Gerhard Leinz

 


 

 

Leserbriefe zu „Mein Vogel räuspert sich sanft“ von Tabea Hertzog

 

Vielen Dank für Ihren Artikel mit der Kernaussage: Lebt der Mensch gegen die Natur – lebt die Natur gegen den Mensch. Ein Satz, der in Stein gemeißelt werden müßte,denn er ist ZEITlos richtig. – Bernd Ritter

 

Was sie hier erzählen ist einfach Klasse, ich lese es immer wieder. Da ich auf dem Land lebe habe ich öfter ähnliche Erlebnisse mit Tieren im Garten. Man muss sich dann sehr ruhig verhalten und mir ist es inzwischen egal welche Probleme es in München, Hamburg oder Berlin gibt. Vom Geld, welches ich jetzt weniger ausgebe, kaufe ich Vogelfutter. – L. Hampel

 

Ein sehr schöner Artikel in dieser aufgekratzten Zeit. DIE ZEIT heilt Wunden. – Konrad Reichle

 

Auf diesem Wege möchte ich mich für den feinfühligen Artikel von Tabea Hertzog (Die Zeit, Nr.9) bedanken, der mich doch sehr berührt hat. – Ulrike Recksiek

 

In unseren Naturschilderungen und -auffassungen spiegeln wir uns in aller Regel selbst. So auch Ihre Autorin. Ärgerlich an ihrem erbaulichen Selbsterfahrungsbericht ist, dass keine Krähenfeder, sondern der Größe und Breite nach die Schwanzfeder einer Ringeltaube gezeigt wird. Schon ein genauerer Blick auf das andere Foto verdeutlicht, dass Nebelkrähen schwarze Schwanzfedern haben. Skandalös schlecht recherchiert ist die „Infoleiste“ am Fuß des Artikels: Der einzige Rabenvogel Mitteleuropas, der ornithologisch als Rabe bezeichnet wird, ist der Kolkrabe.

Andere „größere“ Rabenvögel, wie die Raben- und Nebelkrähen sowie die Saatkrähe, heißen Krähen. Nur umgangssprachlich werden sie auch als Raben bezeichnet, weil sie schwarz sind. Neben dieser Vermischung verschiedener Terminologien ist die Aussage, kleinere Rabenvögel würden als Krähen bezeichnet, völlig falsch, denn das wären Elstern, Dohlen, Eichel- und Tannenhäher. Von diesen wird nur manchmal die Dohle, die in Krähenschwärmen mitfliegt, für eine Krähe gehalten. So etwas können Sie sich in „Wissen“ nicht leisten. Das hat auch nichts mit Nature Writing zu tun, denn dessen Autoren sind gewöhnlich besser informiert und schauen genauer hin. – Stefan Körner

 


 

 

Leserbriefe zu „Erbsen mit Sprudelwasser“ von Anna Mayr

 

„Veganismus ist doch eh schon so wahnsinnig gesund, oder?“ . Ganz klar ODER. Bei veganer Ernährung werden dem Körper nicht alle lebensnotwendigen Nährstoffe zugeführt. Ist der Vorrat im Körper aufgebraucht, stirbt man. Vegane Ernährung ist also widernatürlich und ungesund. Ihr großer Nutzen besteht darin das Nachdenken darüber, wie pervertiert unser Umgang mit Tieren ist, anzuregen. – Iman Schwäbe

 

Ihre These, dass, wenn Sie kein Ei zu Ostern essen, bzw. bunt malen können, finde ich etwas merkwürdig. Vegan zu leben bedeutet aber auch, und ich setze voraus dass Sie inzwischen Holzschuhe tragen, denn Leder (vom Tier), kommt für Sie nicht in Frage, oder? Im übrigen hängt Ostern nicht vom Eier bemalen ab, sondern von dem Ereignis, das Jesus ans Kreuz geschlagen wurde, und wir alle die Auferstehung feiern. Da sollte man mal drüber nachdenken! Wenn Sie aber das ablehnen, brauchen Sie auch keine Eier bemalen, und schon gar kein Huhn mit Farbe bemalen. – Ute Koch

 

„Veganismus ist doch eh schon so wahnsinnig gesund, oder“? Nein. In einem deutschen Fernsehbeitrag zum Thema gesunde Ernährung sagte ein Mediziner, dass wir Menschen pflanzliches Protein zu 5 Prozent, tierisches Protein zu 75 Prozent verarbeiten können. Eine Ärztin sagte einstens zu mir persönlich: „Kinder vegetarisch aufzuziehen, ist ein Verbrechen.“ Vor wenigen Jahren entnahm ich einem ORF-Beitrag, dass in Australien eine Mutter zu fast einem Jahr Sozialdienst und einer erheblichen Geldstrafe verurteilt worden ist, weil sie ihr Kind vegan ernährt hat. Die Folge: mit 18 Monaten hatte das Mädchen 6,5 kg, den Entwicklungsstand eines dreimonatigen Babys und sprach kein Wort. – Manfred Stepany

 

Frau Mayr leidet also emotional darunter, als Veganer*in keine Ostereider färben zu dürfen und keine nicht-veganen „bescheuerten Kuchen“ backen zu können. Das wird uns über viele Zeilen mitgeteilt. Für das Tierleid, das nicht nur zum Backen von Wegwerfkuchen in Kauf genommen wird, findet sich nur ein einziges Wort in dem Artikel („Schlachthöfe“). Die Tiere leiden nicht nur emotional sondern auch physisch oft entsetzlich (ich setze voraus, dass die Einzelheiten zumindest teilweise bekannt sind), aber die Schmerzen sind für die Autorin offenbar zu vernachlässigen im Gegensatz zum „Schmerz, etwas Unnötiges aufzugeben…“ Zynischer geht´s ja wohl kaum. Und nein, kein Huhn wird Spaß daran haben, angemalt zu werden. Traurig, wie hier für ein paar erhoffte Lacher das Leid der sogenannten Nutztiere durch den Kakao gezogen wird. – Gerda Krieger

 

NACH EINEM JAHR PANDEMIEKRISE ERSTAUNT ES NICHT, DASS WIR NICHT NUR TÄGLICH MIT MEHR ODER WENIGER NÜTZLICHEN NACHRICHTEN ÜBERHÄUFT WERDEN, JETZT KRIEGEN WIR AUCH NOCH DIE ABSTRUSEN PERSÖNLICHEN PROBLEMCHEN AUFGETISCHT. ERSTAUNLICH IST NUR, DASS DAS GESCHWURBEL PUBLIZIERT WIRD. MIR IST ES VÖLLIG EGAL WIE SIE SICH ERNÄHREN WOLLEN. ABER HUNDERTE VON MILLIONEN MENSCHEN WÄREN SEHR FROH, WIEDER MAL EIN FRISCHES EI IN DEN HÄNDEN ZU HALTEN UND ESSEN ZU KÖNNEN. UND FARBE ZUM DAS EI ANZUMALEN HABEN SIE AUCH NICHT. – PETER BLASER

 


 

 

Leserbriefe zu „Erlaubt das Virus Fairness?“ Streit von Michael Kretschmer und Katharina Witt

 

„Kretschmer: Wir sind ja alle unverschuldet in dieser Situation.“ – Das stimmt nicht. Zum einen haben die Politiker i m letzten Sommer die Chance vertan bei rund 200 Neuinfizierten pro Tag durch konsequente Nachverfolgung und strenge Kontrolle der Quarantäne das Virus im Griff zu haben. Zum anderen treffen seit fast eine Jahr täglich Millionen Bundesbürger falsche Entscheidungen und handeln unvernünftig und rücksichtslos. Frau Witt legt den Finger auf die Wunden und Herr Kretschmer ergeht sich in Phrasen. – Iman Schwäbe

 

Das „Streit-Interwiew mit dem Titel „Erlaubt das Virus Fairness?“ lässt mich endlich zu meiner ersten Lesermeinung in der ZEIT aufraffen! Ich lese erst seit einem Jahr, schaffe vieles nicht zu lesen… aber diese Woche nun … Sehr wohltuend dieses Gespräch! Spricht mir aus dem Herzen! Denn es zeigt Selbstbewustsein!! Warum? Katharina Witt (55), geschätzt und verehrt von mir als Eiskunstlauf-Begeisterte seit meinem 13. Lebensjahr. Ja, sie hat das Recht, den Finger zu erheben ( auf dem Foto ) und im Text! Sie spricht m. E. kuragiert für alle Kleinen Leute, die sich um ihre Existenz, ihre Familien, besonders ihre Kinder sorgen! Bravo! Katharina Witt, ehrlich, sachlich und natürlich emotional – das Vertrauen von Vielen in der DDR geborenen hat sie, denn sie ist sich treu geblieben!!!

Denn sie entlarvt das Bla, Bla,Bla der Politiker aller Ebenen. Die Politiker, ja, die stets abwägen müssen, haben hohe Verantwortung! Der normale Menschenverstand aber sagt mir schon seit 2008, und noch deutlicher seit März 2020 “ So kann es nicht weitergehen auf unserer Erde“ und das sagt Katharina Witt auch!! Und Herr Kretschmer (45) sieht sehr, sehr blass aus in diesem Gespräch! ( Mehr kann ich nicht einschätzen! ) ZEIT: Was müsste die Politik ändern? Katharina Witt: Unser Wirtschaftssystem, unser Leben. Wir können nicht so hemmungslos weitermachen… In der Rubrik „Dausend Prozent“ könnte man die Zustimmung zu dieser Aussage mal erfragen! Danke Kati! – Sabine Drabsch

 

Herzlichen Dank an Katharina Witt für Ihren Einsatz und dafür, dass Sie uns „kleinen“ eine Stimme gegeben hat! Es ist doch nicht gerecht, dass wir Händler unsere Läden schliessen müssen, obwohl überhaupt nicht bewiesen ist dass im Einzelhandel eine besondere Gefährdung besteht. Viele Politiker geben sogar zu, dass Sie nicht davon ausgehen dass der Einzelhandel keine Gefährdung darstellt. Abgesehen davon finde ich es schon merkwürdig, dass während einem Jahr nicht einmal der Versuch unternommen wurde das herauszufinden. Würde bei jedem Erkrankten der Beruf erfasst könnte nachvollzogen werden, welche Orte wirklich eine Gefahr darstellen! Jetzt öffnen also Frisöre, Gartenmärkte, Blumenläden, denen ich das von Herzen gönne! Trotzdem kann ich das nur als Willkür begreifen. Für mich sieht das so aus: wir werden geopfert!

Dazu kommt die Fantasielosigkeit der handelnden Politiker- da würde ich mir mehr Entscheidungsträger wie Boris Palmer in Tübingen oder Claus Ruhe Madsen in Rostock wünschen. Warum dürfen wir nicht z.B. pro 60 m2 Ladenfläche einen Kunden mit Termin empfangen? Das würde unsere Not deutlich lindern und die Gefahr für Ansteckungen nicht wirklich erhöhen. Und was mich besonders ärgert: die Behauptung dass es Entschädigungen gibt ist einfach falsch. Es fängt damit an, dass ich dafür meinen Steuerberater brauche, der mir natürlich eine Rechnung für seine Arbeit stellt. Dann wird nur ein Teil der Kosten (also so etwas wie Miete..) erstatten , dass Ladeninhaber auch leben müssen, Miete für die Wohnung bezahlen müssen, eine Familie ernähren müssen… wird ignoriert. Und eine Firma die, wie wir 2020 nicht weniger Umsatz gemacht hat (Umsatz, nicht Gewinn) bekommt einfach gar nichts.

Auch, wenn sie, wie bei uns im Januar über 70% weniger Umsatz gemacht hat. Dazu kommt daß im Herbst sehr kurzfristig geschlossen wurde (und das, obwohl wir nach den Aussagen von unserem Bundesgesundheitsminister nicht davon ausgehen mussten dass es wieder zu Ladenschliessungen kommt,) und wir fürs Weihnachtsgeschäft schon eingekauft hatten. Und leider ist es einfach so, dass Online andere Artikel verkauft werden als im Laden. Wir haben das Lager voll mit Artikeln die wir für den Laden gekauft haben und die normalerweise längst verkauft wären es fehlt uns aber das Geld um solche Artikel nachzukaufen, die wir für den Onlineshop vorrätig haben sollten.

Wir haben bald ein viertel Jahr geschlossen und das genau zu der Jahreszeit in der wir normalerweise ein Polster für den Rest des Jahres aufbauen. Jetzt werden wir mit etwa 30 000€ Schulden ins Jahre starten. Ich habe keine Ahnung ob es rechtens ist was da mit uns gemacht wird, gerecht ist es ganz sicher nicht. Natürlich steht es der Regierung zu, die Läden wegen einer Gefährdungslage zu schliessen. Dafür müssten wir aber wirklich entschädigt werden. Natürlich geht es uns gut im Vergleich zu Schauspieler, Musikern und der Veranstaltungsbranche. Für diese Branchen gilt das Gleiche: sie müssen entschädigt werden! – Andreas Dill

 

Ich finde es unangemessen, Leuten wie der „Unternehmerin“ Katarina Witt eine derartig prominente Bühne zu bieten für ihre Allgemeinplätze. Seitdem bekannt ist, wie gewissenlos diese Dame ihre Privilegien in der DDR ausgelebt hat, wo sie nie ein kritisches Wort zu sagen gewagt hatte, und wo sie an ihrem Wochenendgrundstück bei Buckow (nahe bei Brecht’s berühmten Sommerhaus) schon zu DDR-Zeiten große Schilder „Privateigentum – Betreten verboten!“ hatte anbringen lassen, ist Katarina Witt bei mir „unten durch“. Solche Nutznießer des SED-Regimes sollten mal ganz ruhig sein und sich mit Kritik zurückhalten. – Björn Luley

 

Die Äußerungen von Herrn Kretschmer, kurz zusammengefasst: Es ist alles so schrecklich, aber wir geben ganz viel Geld zur Bewältigung der Krise und ich muss so schwierige Entscheidungen treffen! Er scheint offenbar weder willens noch in der Lage zu sein, etwas zu TUN. Die Politik könnte eine Menge TUN, bekommt es aber leider nicht hin. Es ist genau diese defensive Grundhaltung, diese Unfähigkeit zu handeln, die in den Dauer-Lockdown mit seinen verheerenden Folgen führt. – S. Kennepohl

 


 

 

Leserbriefe zum Politischen Fragebogen „»Ich war vorlaut«“. Antworten von Helmut Schmidt zusammengestellt von Matthias Naß und Theo Sommer

 

Schlag nach bei Helmut Schmidt, denn der Altkanzler ist immer der Erinnerung wert. Zumal in Krisenzeiten, in denen von alters ganz besonders nach der Philosophie derer verlangt wird, die bewiesen haben, dass sie Ausnahmesitua- tionen bewältigen können (wohlwissend, dass Corona nicht die Intention des Fragebogens ist). Dennoch, und diese Feststellung nimmt dem „klassischen“ Schmidt nichts an seiner zeitlosen Relevanz, birgt und entwickelt jede Epoche neue Herausforderungen, Komplexitäten und Kompatibilitäten. So oder so ist es sehr beruhigend, dass selbst der große Helmut Schmidt, der lesbar (vermeintliche) Fangfragen gerne „konterkarierte“, ein offensichtlich entspanntes Interesse auch an der sequenziellen Kunstform (siehe Foto: Billy & Hells) hatte. – Matthias Bartsch

 

Frage 3 Was ist ihre erste Erinnerung an Politik?„Der Pädagoge Hans Bohnenkamp hat mir im englischen Offiziersgefangenenlager in Belgien die ersten Grundvorstellungen von Demokratie, Rechtsstaat und Sozialismus vermittelt und aus dem unklaren Nazi Helmut Schmidt einen bewussten Sozialdemokraten gemacht.“ Mit seiner Antwort auf Frage 3 bestätigt(e) Helmuth Schmidt die heute allgemein anerkannte These, dass es ehemalige Nationalsozialisten waren, die nach dem Zweiten Weltkrieg dem demokratischen Aufbau der Bundesrepublik Deutschland zu dauerhaftem Erfolg verhalfen.

Hans Bohnenkamp, dem Helmuth Schmidt im englischen Kriegsgefangenenlager Vilvoorde (Belgien) begegnete, überzeugte den späteren Bundeskanzler mit dem Vortrag „Das verführte Volk“. Darin vertrat er die These, dass das deutsche Volk von einer kleinen gewissenlosen NS-Clique verführt worden sei. Dass kam nicht nur bei Helmuth Schmidt gut an, sondern auch bei den Studentinnen und Studenten der 1946 in Celle gegründeten Pädagogischen Hochschule (Adolf-Reichwein-Hochschule). Ihnen hielt der Gründungsdirektor denselben Vortrag.

Selbstverständlich zählte sich Hans-Bohnenkamp zu dem von einer gewissenlosen NS-Clique verführten Volk. Der ehemalige Professor an den Pädagogischen Akademien, bzw. Hochschulen in Frankfurt/O., Elbing und Cottbus war nicht nur NSDAP- und SA-Mitglied, er bekleidete insgesamt 11 (!) Parteiämter. Bohnenkamp diente von 1933 bis 1939 als eifriger „SA-Führer der Volksbildung“. Von 1939 bis 1945 legte er darüber hinaus eine beachtliche militärische Karriere hin. Diese beendete der mit dem Ritterkreuz ausgezeichnete Oberstleutnant und SA-Obersturmführer als Leiter der Panzertruppenschule Bergen/Kreis Celle und Nachbar des Konzentrationslagers Bergen-Belsen. Nicht das Ritterkreuz, aber doch seinen Diensteifer und seine NS-Ergebenheit verschwieg der „verführte Volksgenosse“ nach dem „Zusammenbruch“ wohlweislich.

Der charismatische Hochschullehrer Bohnenkamp war ein faszinierender Debattenredner. Geradezu gebannt verfolgte die studentische Zuhörerschaft seinerzeit in Celle ein atemberaubendes Duell, das der Hochschuldirektor mit seinem Kollegen Rudolf Lochner ausfocht. Rudolf Lochner hatte bis 1945 an der stramm nationalsozialistischen Reichsuniversität Posen gelehrt. 1946 stellten sich die beiden Hochschullehrer dem Thema „Kollektivschuld oder Individualschuld“. Noch heute rätselt man darüber, über wessen Individualschuld die beiden ehemaligen Nationalsozialisten so leidenschaftlich diskutiert hatten.

Es überrascht nicht, dass es den vormaligen Nationalsozialisten gelang, die Celler Studentinnen und Studenten von ihrer Unschuld zu überzeugen. Was mich überrascht: dass der beeindruckende Altkanzler Helmut Schmidt bis ins hohe Alter einem Heuchler wie Hans Bohnenkamp auf den Leim gegangen war. Ps.: Genaueres über den Aufbau des demokratischen Bildungswesens der Bundesrepublik Deutschland durch ehemalige Nationalsozialisten am Beispiel der Adolf-Reichwein-Hochschule und die Rolle Hans Bohnenkamps ist in meinem Buch „Adolf-Reichwein-Hochschule Celle (1946-1953). Von Kräften, die am Werke blieben“, Celle 2020 (ISBN 978-3-753122-18-2) nachzulesen. – Hans-Hagen Nolte

 

Die Antworten auf die Fragen aus Aussagen des verstorbenen Helmut Schmidt waren so stimmig ausgesucht, dass er für mich während des Lesens wieder ganz lebendig wurde. Das war wirklich ergreifend; danke für dieses außergewöhnliche „Interview“. – Regina Stock

 

Vielen Dank für den politischen Fragebogen mit Herrn Helmut Schmidt. Und bitte, bitte, bitte kopieren Sie die Frage und Antwort Nr. 22 und senden sie mit der Bitte um Kenntnisnahme und Berücksichtigung an alle Deutschen Parlamente. Vom Gemeinderat bis hin zum Deutschen Bundestag. – Andreas Müller

 


 

 

Leserbriefe zu „“Kein Mensch muss innerhalb Deutschlands fliegen … (…)““. Gespräch mit Saskia Esken geführt von Robert Pausch und Bernd Ulrich

 

Vor einer halben Stunde habe ich das „Logbuch der Polarstern“ des Expeditionsleiters Markus Rex fertig gelesen. Ich darf das Interview mit seinen Worten kommentieren, weil es gar zu gut passt. Thema des wörtlich zitierten Abschnitts ist natürlich der Klimawandel. „Die politisch Handelnden, die ja immer auch die Mehrheitsfähigkeit ihrer Vorschläge im Blick haben müssen, flüchten sich dann oft in Placebo-Maßnahmen, um Aktivität in diesem Feld zu demonstrieren, welches den Menschen zunehmend wichtig ist. Aber nutzt es uns wirklich, wenn wir zum Beispiel Inlandsflüge isoliert in den Hauptfokus nehmen, die ca. 0,2% des Ausstoßes an CO2 in Deutschland ausmachen?

Natürlich müssen wir an alle CO2-Quellen ran, und auch die kleineren Beiträge zur Reduktion dürfen nicht vom Tisch gewischt werden. Aber dies darf nicht von den Bereichen ablenken, die zusammengenommen etwa 90% der Deutschen Emissionen verursachen: Energieerzeugung (32%), Industrie (23%), Verkehr (20%) und Gebäudeheizung (15%).“ Natürlich schneiden Herr Pausch und Herr Ulrich danach auch andere Themenfelder an. Sich aber aus allen denkbaren bzw. notwendigen Maßnahmen zuerst die Inlandsflüge herauszupicken, spricht nicht unbedingt für Frau Esken. Und ob dieses Thema die Hervorhebung in Form einer riesigen Schlagzeile verdient hat, darf ebenfalls bezweifelt werden.

P.S.: Da man heutzutage immer schnell in Verdacht gerät, nur den eigenen Lebenswandel verteidigen zu wollen, möchte ich noch darauf hinweisen, dass ich in meinem halben Jahrhundert bislang genau 1-mal innerdeutsch geflogen bin (München-Sylt) und ansonsten von Passau aus mehrfach pro Jahr nach Norddeutschland oder nach NRW mit dem Zug reise. Ähnlich wie Frau Esken liebe ich Zugfahren und erreiche mit dem Zug auch gerne außerdeutsche Ziele wie Neapel oder Amsterdam. Trotzdem ist das eher ein bescheidener Beitrag im Kampf gegen die Erderwärmung. Wenn überhaupt… denn wahrscheinlich würde ich – ähnlich wie Frau Esken – auch ohne Klimawandel lieber mit dem Zug oder mit dem Schiff fahren als zu fliegen. – Dr. Christian Voll

 

Die falschen Fragen!Im Interview mit der SPD-Vorsitzenden Saskia Esken stellen die beiden ZEIT-Redakteure Robert Pausch und Bernd Ulrich leider die falschen Fragen. Der kritische ZEIT-Leser hätte sich auf andere Fragen gefreut: Warum präsentiert die SPD der Republik mit Olaf Scholz einen Mann als Kanzlerkandidaten, den sie für den SPD-Vorsitz als zu schlecht fand? Die SPD verabscheut zurecht Pauschalurteile über Minderheiten, wie z.B. „Flüchtlinge sind kriminell.“ – Warum fällten Sie dann über die Polizei das pauschale Urteil: „Auch in Deutschland gibt es latenten Rassismus in den Reihen der Sicherheitskräfte“?Die SPD schickt deutsche Soldaten in den Auslandseinsatz. Warum verweigert sie ihnen dann dieselben Waffen, z.B. bewaffnete Drohnen, die der Gegner einsetzt? Sollte es für unsere Soldaten, wenn sie für unser Land schon ihr Leben riskieren, nicht zumindest Waffengleichheit mit dem Feind geben?

Warum gibt es in der SPD so viele Putin-Freunde? Ist es für die SPD nicht peinlich, wenn sie den Eindruck erweckt, mit ihrer Russlandpolitik vertrete sie die materiellen Interessen von Ex-Kanzler Schröder? Im angelsächsischen Bereich wären solche Fragen, die den Politiker „grillen“, selbstverständlich. Sie lernt man in jeder Journalistenschule. Bei uns führt ein zahmer Journalismus zu Interviews wie dem mit Saskia Esken, das man nur als langweilig bezeichnen kann. – Rainer Werner

 

Vergleicht man das (fiktive) Interview mit dem Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) auf Seite 4 mit jenem Interview auf Seite 10, das die heutige Parteivorsitzende Saskia Esken (SPD) gegeben hat, wird überdeutlich, warum die SPD heute nur noch rd. 16% der Wähler anspricht. – Hans Hardenberg

 

In dem interessanten Interview mit de SPD-Co-Vorsitzenden Saskia Esken kommen auch Erwartungen zur Sprache, die an die Technik gestellt werden. So sagt Esken: «Wir erkennen die Herausforderung, aber auch das Potential, Klimaschutz und Wohlstand und Innovation zusammenzubinden. Und man darf sich darauf verlassen: Wenn Sozialdemokraten das angehen, dann werden am Ende nicht die mit dem kleinen Geldbeutel dafür bezahlen.» An anderer Stelle sagt ZEIT: «Dass der Klimawandel durch Innovation bewältigt werden sollte und dass man dabei niemanden zurücklassen darf, das würden auch Armin Lascher und Christian Lindner sagen.» Beides bedeutet im Grunde genommen: Die Technik hat die Aufgabe den Klimawandel zu bewältigen und Wohlstand für alle zu ermöglichen. Doch das überfordert die Technik. Sie kann dabei helfen, aber dies reicht bei weitem nicht, die geforderten Leistungen zu erbringen (vgl. dazu das Buch „Die Technik reicht nicht“, BoD, 2016).

Das Problem ist, dass sich zwischen beiden Aufgaben ein Zielkonflikt breit macht. Es geht um die Ziele Klimaschutz und Wohlstandswachstum. Wenn man den Blick auf Deutschland beschränkt, wird das vielleicht nicht so deutlich. Ein Blick auf die gesamte Welt wirkt da wie ein Blick durch ein Vergrösserungsglas. Für den Zielkonflikt muss es eine weltweit funktionierende Lösung geben. Erst dann und nur dann ist er auch in Deutschland lösbar. Die Lösung kann nicht darin bestehen, den Graben zwischen Arm und Reich völlig zu beseitigen. Dazu zwei Beispiele. Wenn alle genug Geld hätten, ausgiebig Ferien an den beliebtesten Ferienorten zu machen, dann wäre das für die Umwelt nicht tragbar. Umgekehrt ermöglicht Tourismus weltweit Einkommen und Heben des Lebensstandards.

Allerdings gibt es da noch viel Luft nach oben, damit die Einheimischen mehr davon profitieren. Zum zweiten Beispiel: Die Entwicklung der Corona-Impfstoffe verursachte hohe Kosten. Es ist daher verständlich, dass angesichts der schrittweise anlaufenden Produktion nicht für alle gleich zu Beginn Impfstoff zur Verfügung steht. Allerdings profitieren letztlich alle («auch die mit dem kleinen Geldbeutel») – wenn auch mit Verzögerung – von der kostspieligen Entwicklung, die ohne die grossen Geldbeutel der Investoren nicht möglich wäre. Was den Zielkonflikt betrifft so muss eine Lösung von einem übergeordneten Ziel ausgehen. Es geht um eine übergeordnete Aufgabe: Wir sind nur Gast auf dieser Erde und müssen uns daher so aufführen, dass auch unsere Nachkommen eine heile Erde besuchen können.

Die Ursachen, warum das Erfüllen dieser Aufgabe nicht gelingt, lassen sich durch das Stichwort «Tragik der Allmend» charakterisieren. Das Plündern, das dies verursacht, hat nicht nur eine Auswirkung auf Klima und Natur sondern auch auf die Gesellschaft. Das Ausbeuten der fossilen Rohstoffe bewirkt etwas, das sich mit dem Stichwort «Holländische Krankheit» charakterisieren lässt. In Holland (es ging um reiche Erdgasvorkommen) ist diese Krankheit längst überwunden. Nicht so in Staaten des Nahen Ostens oder Nigeria und Venezuela. Es geht darum, dass eine einseitige Ausrichtung blind macht für negative Entwicklungen (speziell Demographie, Abhängigkeit von Aussen, Ökologie, übermässiges Nutzen begrenzter Ressourcen wie Grundwasser oder Wald). Leistungstransfer von Nord nach Süd ist zwar erforderlich, muss aber verbunden sein mit Lösungskonzepten, die zur weitgehenden Selbstversorgung zurückführen und auch die Demographie betreffen. Der eingeschränkte Blick auf ökonomische Gräben, hilft nicht ausreichend weiter. – Dr. tech. Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Herr Dausend schreibt in der Einleitung seines Beitrages bedauerlicherweise viel Unsinn. Die amerikanische Raumsonde perseverancewird und soll keine „neuen Zivilisationen“ finden und ist schon gar nicht in andere Galaxien vorgedrungen. Sie ist gerade einmal auf unserem Nachbarplaneten gelandet, astronomisch gesehen noch nicht einmal um die Ecke. Sie ist nur 182 Lichtsekunden entfernt und damit bei weitem nicht einmal am Rande unseres Sonnensystems, der etwa 25.000 Lichtjahre von uns entfernt liegt.

Uns am nächsten ist das Planetensystem um den Stern „Proxima Centauri“ in einer Entfernung von 4,2 Lichtjahren. Eine Raumsonde, die beispielsweise mit 19.500 km/h so schnell ist wie die Raumsonde perseverance, würde ca. 220.000 Jahre für die Reise benötigen Die nächste große Galaxie ist die Andromeda-Galaxie, die 2,5 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt ist. Auch einem politischen Korrespondenten sollten solche Fehler nicht unterlaufen! – Dr. Rudolf Spiegel

 

Wir schrieben das Jahr 1990, Jesco von Puttkamer hielt in München einen interessanten Vortrag über das damalige Marsprogramm der NASA. Nach dem Vortrag hatte ich Gelegenheit mit Herrn von Puttkamer mehr als eine Frage zu diskutieren. Sein Schlüsselbegriff damals war „Terra Forming“. Auch diskutierte ich mit ihm über die Frage, ob es nicht vernünftiger wäre, den Schutz der Erde voranzutreiben anstatt von der Marsbesiedelung zu träumen. Seit diesem Gespräch weiß ich, es geht um Arbeitsplätze bei der NASA und etwas um Industriepolitik. Der Rest der übrigbleibt ist teure Spinnerei. Danke Herr Dausend! – Dipl. Ing. Peter Schröder

 

Außerirdisch lustvoll geschmunzelt : Dausend macht vor , wie es geht ,empathisch und klug ein bisschen gemein zu sein. – Dodie Volkersen

 

Beim Lesen von „Dausend Prozent“ vom 25.2.21 fühlte ich mich zunächst gut unterhalten, bis ich zum letzten Absatz kam, bei dem meine Augenbrauen geradezu in unendliche Weiten nach oben wanderten. Bei „uns Deutschen“ war die last frontier also einfach gefallen (hoppla!) und dass dahinter u.a. drei ostdeutsche Kleinstädte lagen, machte skeptisch für weitere Missionen. Mich macht skeptisch, dass so etwas noch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung in einer überregionalen, für alle Deutschen (auch die in Sömmerda, Crimmitschau und Röckwitz) erscheinenden Zeitung steht.

Dass häufig, wenn von „wir Deutschen“ die Rede ist, nur westdeutsche Bürger gemeint sind, daran habe ich mich schon gewöhnt. Dennoch gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass jemand mal mitdenkt oder mittlerweile in den Redaktionen auch ein paar aus Ostdeutschland stammende Redakteur*innen angekommen sind, die dann zumindest hinzufügen könnten, dass hinter der „last frontier“ auch Göppingen, Mainaschaff oder Neuss lagen. Um in unendliche Weiten aufzubrechen, reicht es, die ZEIT zu lesen, schreibt Peter Dausend. Ich brauche gar keine unendlichen Weiten, mir würde schon reichen, wenn ich mich nicht ausgegrenzt fühle. – Franziska Gehm

 


 

 

Leserbriefe zu „»Australien hat gezeigt, dass es geht«“ Gespräch mit Brett Sutton geführt von Marc Brost

 

Mein Kommentar zu obigem Artikel : Großartig ! „Ich würde fragen, was eigentlich das übergeordnete Ziel ist. Was ist die mittel- und langfristige Strategie, um die deutsche Bevölkerung vor Covid-19 zu schützen ?“ Sicherlich ist es vom Interviewten nicht so gemeint, aber präziser und demütigender kann man das erbärmliche Dilettieren unserer Bundes- und Landes- Politik- “Elite“ () nicht auf den Punkt bringen. – Uwe Raedel

 

Da weder Kanzlerin, Landesfürsten noch Gesundheitsminister auf der Vorschlagsliste des Nobelpreiskomitees stehen, fragt man sich, warum sich das deutsche „Corona- Krisenmanagement“ derart schwertut, von den Regierungen epidemieerfahrener Länder in Asien und eben Australien und Neuseeland zu lernen. Ist es Arroganz oder schlicht Hilflosigkeit? Auch wenn nicht alle Verhältnisse auf Europa übertragbar sind so beweist Australien gerade beispielhaft, welche Erfolge mit klarer Zielsetzung, Konsequenz bei Tests und Quarantäne sowie einer vorbildlichen Informationspolitik für alle Bürger möglich sind. Es zeigt sich auch, dass ein derart überzeugendes Management die quälende Diskussion über die temporären Einschränkungen von Grundrechten in unserem Land überflüssig machen würde, denn nichts überzeugt die Menschen mehr als der Erfolg. Aber so weit sind wir wohl noch nicht. – Michael Deil

 

Ihr Fragensteller, Marc Brost, war offenbar so schwer beeindruckt von der No Covid Strategie der Australier, dass er eine nicht ganz unwichtige Frage vollständig vergessen hat: Wird Australien jetzt jahrzehntelang die Grenzen schließen, um nur ja keine SARS CoV-2 Viren ins Land zu lassen? Oder werden alle Australier durchgeimpft – notfalls mit Zwang – und damit wird das Thema Pandemie dann offiziell beendet? Natürlich müsste man dann auch zu testen aufhören, damit man von den zu erwartenden Impf-Durchbrüchen nichts mehr mitbekommt. Leider wurden diese Themen nicht angesprochen. Brost war es eindeutig wichtiger, für das australische Modell zu werben. – Bert Ehgartner

 

In dem Artikel rühmt sich Ihr Interviewpartner, Herr Sutton aus Australien, dass sie dort täglich ca 25000 Tests bei ihren 7 Millionen Einwohnern machen. Wenn man von 5 Millionen Erwachsenen dort ausgeht, dauert das über 6 Monate, bis jeder einmal getestet werden konnte. Was ist daran so nachahmenswert? – Alois Lienhard

 


 

 

Leserbriefe zu „75 Jahre DIE ZEIT. Wir haben bei null angefangen“ von Axel Schuster

 

Vielen Dank für die Berichterstattung zu den Erstausgaben der ZEIT, insbesondere des Abdrucks und der Veröffentlichung der Nullnummer vom Sept. 1945. Die Karte zur Zoneneinteilung weist neben der fehlenden Ostgrenze, auf die Sie hingewiesen haben, eine weitere, bemerkenswerte Ungenauigkeit auf: In die französische Besatzungszone umfasst auch Teile von Elsass und Lothringen. Auch der Westerwald wurde fälschlich der amerikanischen statt der französischen Besatzungszone zugeordnet. – Dieter Renken

 

Ich habe folgende Anmerkungen zur Publikation der Zeit-Nullnummer vom 15. September 1945 auf Seite 2 der oben erwähnten Ausgabe, ergänzend zur Feststellung Ihrer Redaktion im Artikel auf der folgenden Seite 3. Dort heißt es zur abgebildeten Grafik der Besatzungszonen: „Die Karte lohnt im Übrigen einen näheren Blick: Auf ihr gibt es noch keine deutsche Ostgrenze.“ Nun habe ich diesen aufmerksamen Blick auf die Karte geworfen und mir ist noch mehr aufgefallen:

1. Die französische Zone ist in der Legende zutreffend beschrieben worden. In der Grafik ist diese französische Zone allerdings großzügig um die französische Region Alsace und Teile der französischen Region Lorraine erweitert, die von 1871 bis 1918 als „Reichsland Elsaß-Lothringen“ vom deutschen Kaiserreich und 1940 bis 1944 vom sogenannten Dritten Reich annektiert worden waren. Vermutlich schließt die Grafik auch die vom Nazireich annektierte Region um Eupen ein, die natürlich niemals zur französischen Zone gehörte, sondern seit 1919 zu Belgien. 2. Unter der Überschrift „Die Zoneneinteilung Deutschlands“ werden der französischen Zone auch Vorarlberg und Nordtirol zugeschlagen.

Diese beiden Gebiete waren ab 1945 zwar ebenfalls unter französischer Besatzung, gehören aber (mit Ausnahme von 1938 bis 1945 infolge des sogenannten Anschlusses) zu Österreich. 3. Die tschechoslowakischen Städte Praha, Cheb, Plzen, Ceske Budejovice und Klatovy tragen in der Grafik deutsche Ortsnamen. Dabei ist das doppelte s im Namen Budweiss auffällig. Üblicher war meiner Kenntnis nach seinerzeit die Schreibweise Budweis. Ich hätte ein noch größeres Lesevergnügen gehabt, wenn Sie diese Besonderheiten der Grafik ebenfalls aufgegriffen und eingeordnet hätten. – Carsten Schmidt

 

Erst einmal Glückwunsch zu dieser Jubiläumsausgabe. In der Erläuterung zur ersten Ausgabe gehen Sie auf die damals gedruckte Deutschlandkarte mit den Besatzungs- zonen ein. Sie schreiben, dass noch keine deutsche Ost- grenze eingezeichnet ist. Im Blick auf die Westgrenze hätte aber auffallen müssen, dass Elsaß-Lothringen der französischen Zone zugeordnet worden ist. Das war mit Sicherheit nicht der Fall. Nach der Rückeroberung des Gebiets Ende 1944 gehörte dieser Teil Frankreichs sofort wieder zur französischen Republik. – Wolfgang Duffner

 

Zwei Anmerkungen zur TITELSEITE der ZEIT-NULLNUMMER. Zu „WOCHENSPIEGEL – 14.9.45“ Mein Vater war einer der 361 170 Kriegsgefangenen in den USA. Im Januar 1946 bestieg er in Long Beach ein Schiff in der Hoffnung, dass es nach Hause geht. Doch statt in Hoek van Holland landete das Schiff in Liverpool an: „Two more Years POW (prisoner of war)“! Sei’s drum, so hat er wenigstens Englisch gelernt. Zu „DIE ZONENEINTEILUNG DEUTSCHLANDS“ In der KARTE fehlt nicht nur die/eine Ostgrenze. Im Südwesten wird auch Elsass-Lothringen, d. h. die 1940 annektierten Départements Haut-Rhin, Bas-Rhin und Moselle, der französischen Besatzungszone zugeordnet! Dies ist umso erstaunlicher, als im Erläuterungstext –verständlicherweise – davon keine Rede ist.

Mein Vater erlebte nach der Rückkehr im Januar 1948 aus englischer Kriegsgefangenschaft (siehe oben) in seine in der französischen Besatzungszone gelegene Heimatstadt Offenburg eine böse Überraschung. Der Reifevermerk (vulgo: Kriegsabitur) aus dem Jahre 1943 wurde von den „Franzosen“ nicht anerkannt. Nach über vier Jahren musste er nochmals die Schulbank drücken – mit Englisch statt Latein als zweiter Fremdsprache neben Französisch hat er es dann doch noch geschafft. Außerdem musste er sich ein Jahr lang bei der „Sûreté“ melden, weil er Reserveoffiziersanwärter war. Ja, das waren die TOA-Zeiten (Troupes d’Occupation en Allemagne). Zu FFA-Zeiten (Forces Françaises en Allemagne) habe ich dann 1973 den vom FFA-Standortkommanden gestifteten Französischpreis an meiner Schule erhalten. – Walter Funk

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Super-Trumpisten“ von Xifan Yang

 

Warum „falsche“ Analogien? „Falsche“ Analogien hat es immer schon bei allen politischen und gesellschaftlichen Phänomenen in der ganzen Welt gegeben, so auch in China heute. Falsche Analogien sind emotionale Analogien und Emotionen können ja besagterweise gar nicht „falsch“ sein. Um Beispiele zu nennen haben sicherlich viele Menschen in den 80er das berühmte „Pali-tuch“ als falsche Analogie für freiheitliche Werte empfunden und später symbolisierten Che Guevara T-Shirts unter den Linken den Traum von einer besseren Welt. Da hätte man ja auch mal in den Gefängnissen Cubas nachfragen können.

Ich verstehe die Verehrung Trumps (ohne selbst eine Trumpistin zu sein) unter chinesischen Dissidenten oder Regime-kritikern auf einer emotionalen Ebene total. Während sich der Westen quasi Jahrzehnte lang gelangweilt von China abwandte und nicht hinschauen wollte, spätestens seit dem Massaker auf dem Roten Platz( d.h. seit über 40 Jahren!), hat sich nun ein Präsident schon im Wahlkampf zum Präsidenten aktiv China zugewandt und quasi der KP den Krieg erklärt. Während vorher Krawattenträger aus dem Westen kamen, um Geschäfte zu machen, meist kurzfristige und keine langfristigen, ohne Rücksicht auf Menschenrechte und Minderheiten, kam nun ein Krawattenträger aus dem Westen und mischte das Zentralkomitee so richtig auf, indem er verkündete nun keine Geschäfte auf Kosten Amerikas mehr machen zu wollen.

Das war die chinesische Regierung nicht gewöhnt und ein Hoffnungsschimmer im Lande China ist für alle Andersdenkenden eine Schwächung des Zentralkommitees. Den politisch Andersdenkenden in China wird nicht entgangen sein, dass Präsident Trump innerhalb eines realen demokratischen Systems regierte. Spätestens seit die Bilder einer Sprecherin des Repräsentantenhauses, die eine Rede des Präsidenten in seinem Beisein in aller Öffentlichkeit vor allen Kameras zerreißt, musste jedem Andersdenkenden in China klar gewesen sein: das ist das, was wir konkret wollen! Eine Nancy Pelosi wäre doch im Nationalen Volkskongress derzeit undenkbar. Damit hatte Trump doch aus chinesischer Sicht und auch ein bisschen aus „meiner“ Sicht bewiesen, dass er die Ordnung ertragen kann, auch wenn er sich an ihr stört und sie unterstellt(!) heimlich wegwünscht.

Für alle Menschen in China wird es doch mehr und mehr unheimlich unter ständiger Überwachung ohne freie Meinungsäußerung in ständiger realer politischer Verfolgung leben zu müssen. Wonach sie sich sehnen: das ist konkrete und gelebte Demokratie und dafür steht irrwitzigerweise Donald Trump. Das verstehe ich. Ich finde einen Artikel, der so „sachgerecht“ herumrudert im politischen Wirrwarr ohne einen Einblick nehmen zu können in emotionale Vorstellungswelten irgendwie enttäuschend. Dann noch eine Angel auswirft nach dem als „Erklärer“ denkbar ungeeigneten Dissidenten Ai Weiwei, der es aber -oh Wunder- auch nicht erklären kann, um dann mit dem Fazit zu enden: alle bekloppt, es gibt keine Hoffnung mehr für China. Das passt nicht zu meiner Vorstellung der Zeit. Sie nehmen doch Bezug auf Gräfin Dönhoff im Ihrem Leitartikel. Wo sind denn die emotionalen Erklärer in dieser Ausgabe? Ich kann sie nicht finden. – Silke v. Wrangel

 

Ich lebe seit 10 Jahren in Hongkong und habe zur hiesigen Demokratiebewegung ein eher ambivalentes Verhältnis. Wie Ihr Autor Xifang Yang zutreffend erwähnt, unterstützt zumindest ein Teil der hiesigen Demokratiebewegung Donald Trump – ein paar Tage vor der Wahl wurde gar eine öffentliche Kundgebung als Wahlkampfhilfe organisiert. Der „Hong Kong Human Rights and Democracy Act“ – sicherlich auch ein beachtenswerter Erfolg der Demokratiebewegung – wird hier gern einseitig Trumps Initiative zugeschrieben, obwohl das Gesetz eigentlich vom US Kongress stammt und Trump letztlich nur kein Veto dagegen einlegte.

Trump wird unter seinen hiesigen Unterstützern als der starke Mann gesehen, der quasi im Alleingang China die Stirn biete. Leider wird dabei übersehen, dass Trumps Bewegung den demokratischen Grundkonsens im Herzen der ältesten modernen Demokratie zersetzt und die USA – als Gegengewicht zu China – letztlich nachhaltig schwächt. Trumps großmäulig-dilettantischer Umgang mit der COVID-Pandemie hat dies nur allzu deutlich vor Augen geführt. Für die chinesische KP hat Trumps wahrheitszerstörende Bewegung in den letzten Jahren genügend Argumente für die Überlegenheit des chinesischen autokratischen Systems gegenüber westlichen Demokratien geliefert. Als im Januar Trumps militante Anhänger Capitol Hill stürmten, konnte man die Sektkorken, die im Zentralkomitee der KP knallten, bis nach Hongkong hören. – Dominik Butz

 

Offenbar ist die westliche Welt in Unordnung geraten. Als Orientierung taugt sie nicht mehr, sie bleibt aber doch. Sie schildern die Ansichten der älteren und jüngeren Dissidenten, die in Taiwan, in Honkong leben und die älteren, die in den USA, aber auch in China leben. Sie ziehen auch das Manifest heran. Eine spannende Analyse, eine perfekt und eindringliche Darstellung der politischen Gedanken und Ideen der Dissidenten.

Wir in Europa – speziell in Deutschland – kennen den Widerspruch mit dem diese Dissidenten leben. Nach dem Mauerbau und in den letzten Jahren der DDR, gab es eine Vielzahl von Dissidenten. Bahro und Biermann, um nur zwei prominente zu erwähnen. Natürlich gab es auch Oppositionelle, die in der DDR überlebt haben, wie Christa Wolf und viele andere. Wenn man deren Ansichten und Texte dieser DDR-Abtrünnigen analysiert, auch aus ganz verschiedenen Sichtweisen und von Standpunkten „rechts bis links“, kommt man immer wieder zu ganz ähnlichen Resultaten. In einer Diktatur kann sich kein klares unabhängiges und differenziertes Weltbild entwickeln.

Wie soll es auch. Jeder denkt und fühlt für sich allein, immer in Opposition zu etwas Vorhandenen, Unakzeptablen. So können sich nur reaktive Weltbilder, die meist radikal sind oder Idealvorstellungen bilden. Was eine funktionierende Demokratie ist, ist nicht vorstellbar, für die Dissidenten. Wir im Westen könnten uns das eigentlich gut vorstellen. Es fehlt die vielstimmige offene Diskussion zwischen den Menschen und den verschiedenen politischen Ansichten und Gruppen, diese gibt es dann im Westen. Da sind die Vorstellungen aber weitgehend festgezurrt. Sie schildern das sehr eindringlich und sehr glaubwürdig. Das ist jetzt dort, bei den chinesischen Dissidenten ähnlich wie vor 40 Jahren hier.

Diesen vielschichtigen Austausch von Ideen und Erfahrungen kann es in einer Diktatur nicht geben und wenn, dann nur in den gedanklichen Vorstellungen der Person selbst. Christa Wolf, eine differenzierte Denkerin mit viel Mut, hat erst in ihren letzten Jahren vorsichtig den Weg für sich geöffnet, um verstehen zu können, was Freiheit ist oder bedeuten kann. Natürlich die Freiheit mit allen ihren Vor- und Nachteilen, die wir alle kennen. Nicht jene, die nur im Buch sauber definiert wird, sondern eine gelebte zwischen mehr oder weniger freien Menschen. M.W. ist Biermann der einzige, der selbstkritisch genug war, um dieses Dilemma offen zu erkennen und es offen diskutiert und durchlebt hat.

Die Ansichten von Ai Weiwei entbehren leider jeder Ehrlichkeit. Wer zu allem etwas Bedeutendes sagen will, sagt letztlich nichts. Im Westen kann der in Freiheit aufgewachsene kaum begreifen, wie man zu einem Anhänger von Trump werden kann. Sie beschreiben es verstehbar. Die in der Diktatur leben und auch die, die dieser entronnenen sind, können unsere Sorglosigkeit und Liberalität nicht nachvollziehen. Obwohl die Liberalität und das Recht die einzigen Garanten einer Demokratie sind, die sich die Dissidenten auch so sehnlich wünschen. Dissidenten sind eben keine Demokratiekenner. – Hans Lazarus

 

Da wird DIE ZEIT gerade mal 75 Jahre alt, und schon blinkt mir an doppelt und dreifach unerwarteter Stelle ein funkelnder Diamant entgegen. Nämlich in dem Artikel von Xifan Yang „Die Super-Trumpisten“ wird der Titel des Buches bzw. die Idee von Samuel Huntington erfreulicherweise mal richtig als „Zusammenprall der Zivilisationen“ übersetzt. Der vom deutschen Verlag verwendete Titel „Kampf der Kulturen“ klingt zwar reißerischer, ist eigentlich aber nicht korrekt. Ich wünsche mir also in der ZEIT noch so manchen Diamanten entdecken zu können. Könnt ihr liefern? – Christoph Müller-Luckwald

 


 

 

Leserbriefe zu „Mieten runter, aber nicht so!“ von Kolja Rudzio

 

Die Reaktion des Marktes in Berlin auf den Mietendeckel ist die Reduzierung des Angebotes, weil Vermieter nicht mehr jede Mietanhebung durchsetzen können und ihre Profite so begrenzt werden. Auch das hat eine Lenkungswirkung, denn es dämpft die Nachfrage. Wo ist der Nachteil für die Schwächsten, wenn die Mieten stagnieren oder gar sinken ? Was nützt es den Mietern mit kleinem Budget in Hamburg, München oder Frankfurt, wenn dort das Wohnungsangebot wächst, zugleich die Mietpreise aber auch ? Weil ausreichend Bauland in den gefragten Städten fehlt, es zudem wegen einer fehlenden Bodenordnung rasant teuer geworden ist, wird man gar nicht so viele Wohnungen errichten können, um über eine Angebotsausweitung die Mietpreise dämpfen zu können. Und die teuren Neubaumieten sind von jeglicher Regulierung ausgenommen. – Stefan Kaisers

 

Bauen, bauen, bauen ist nicht der Weg um den Mietenanstieg zu verhindern. Entscheidend sind die Steigerungen der Grundsstückspreise. Das hat Jochen Vogel bereits in den 70er Jahren erkannt. Es ist ein Trauerspiel für die deutsche Politik, dass bis heute keine Konsequenzen in Form einer Bodenwertsteigerungssteuer gezogen worden sind, die Grundstücksspekulationen die Grundlage entziehen. – Rüdiger Weigel

 

Dass sich das Angebot von Wohnungen nach Einführung des Mietendeckels verringert hat, muss weder schlecht noch unumkehrbar sein. Wenn der Grund für das geringere Angebot ist, dass nicht mehr so viele Menschen aufgrund steigender Mieten aus ihren Wohnungen ausziehen müssen, ist das nicht unbedingt schlecht. Wenn der Grund dafür ist, dass sich für Vermieter*innen die Vermietung nicht mehr lohnt und sie die Wohnungen deshalb leer stehen lassen, kann dagegen mit Zweckentfremdungsgesetzen vorgegangen werden. Außerdem ist die Lösung Bauland auszuweisen zusammen mit dem Mantra „Bauen, Bauen, Bauen“ ist so einfach wie unterkomplex.

Luxusmodernisierungen, spekulativer Leerstand, Nutzung des öffentlichen Raums für Verkehrsflächen und Parkplätze, nicht ausgebaute Dachgeschosse, gewerbliche Nutzung von Wohnraum sowie zu hoher Wohnflächenkonsum pro Person sind andere Gründe für den Mangel an (günstigen) Wohnungen auf dem Mietmarkt, die auch alle angegangen werden können. Neubau auf der grünen Wiese hingegen ist langwierig, stößt häufig auf Widerstand in der Bevölkerung und ist in aller Regel teuer (von den ökologischen Kosten ganz zu schweigen). Ich weise hier auch gerne noch einmal auf Ihr tolles Dossier „Die letzte Wiese“ vom 30.1.2021 hin, in dem gute Lösungen angesprochen wurden. Bitte bleiben Sie an dem Thema dran – aber ohne die einfachen Lösungen vorzuschlagen, die bereits seit Jahren propagiert werden und doch nicht (ausreichend) helfen. – Peter Pütz

 


 

 

Leserbriefe zu „Völker, hört die coolen Wörter!“ von Martin Eimermacher

 

„Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“. Schicken Sie auch Ihr Kind auf das Gymnasium? Dabei könnte es an der Gesamtschule genauso Abitur machen. Die Frage beantwortet nach meiner Meinung sehr gut die klare Diskrimierungshaltung ganzer Bevölkerungsschichten gegenüber Kindern, die nicht die Vorraussetzungen haben, von der Geburt an optimal gefördert zu werden. Dabei sind es wohl die Kinder, die daran am wenigsten Schuld daran haben. Herr Eimermacher hat bereits auf die Chancenungleichheit hingewiesen („nur 24 von 100 Arbeiterkindern können studieren“), ohne dies aber zu vertiefen.

Damit stellt der Begriff „Klassismus“ nicht einem Modebegriff dar, sondern beschreibt sehr gut die Haltung im Großteil der deutschen Bevölkerung. In der BRD wurde nach dem Krieg das dreigliedrige ausgrenzende Schulsystem mehr oder weniger aus der Vergangenheit fortgeführt, wobei interessanter Weise in anderen europäischen Staaten ein gegliederter Aufbau fast nicht mehr vorkommt. Eine Schule, die Bildungschancen für alle Kinder generiert, ist in den Köpfen der meisten Bildungspolitiker in Deutschland keine Option. Sie sind ja selber Kinder dieses Auswahlsystems und würden sich bei den nächsten Wahlen nur den Fragen ihrer Wähler stellen müssen, warum den ihr geliebtes Gymnasium aufgelöst werden soll.

Natürlich wird gegenüber dem Diskriminierungsvorwurf sofort der Einwand erhoben, dass man an einem Gymnasium einfach mehr lernt, da die „schwächeren“ Kindern anders gefördert werden müssten. Ich werde hier nicht Studien zitieren, die dies widerlegen, sondern darauf hinweisen, dass dies ebenso beim Thema Inklussion (UN- und EU-Recht) bis heute als Vorwand genommen wird, um z.B. in NRW die Gymnasien aus der Inklussion herauszunehmen. Ich finde es beschämend, wie hier auf Kinder herabgeblickt wird und keine Anstregung unternommen wird, diese binnendiffernziert in gemeinsamen Klassen zu fördern. Ja, das bedeutet einen anderen Blick auf Pädagogik und Didaktik, aber die Gesamtschule macht dies seit 50 Jahren erfolgreich vor.

Gerade heute in der Pandemie zeigt sich, dass diese Unterteilung in unserem Schulaufbau die Schwächsten in unserer Gesellschaft trifft: die Kinder, welche keine Chance haben, gut zu Hause zu lernen. Wer sich mit Diskrimierung auseinandersetzt, sollte sich ehrliche Fragen stellen. Welche Haltung habe ich gegenüber Menschen, die vor mir an der Kasse stehen, eine Jogginghose anhaben, Goldkettchen und eine Basecap tragen und in der deutschen Sprache im Ausdruck nicht so perfekt sind. Sind sie dadurch schlechtere Menschen, auf die ich herabblicken darf?

Der Begriff „Klassismus“ beschreibt nur ein Phänomen, das es schon lange gibt. Eine Debatte um den Begriff zu führen bringt uns nicht weiter, wir müssen uns über die Form der Diskriminierung unterhalten und eine Veränderung anstreben. Fangen Sie an, Ihre Kinder mit den „Schmuddelkindern“ spielen zu lassen. Von Ihnen kann man oft mehr lernen, als in der Schule an Lernstoff vermittelt wird. Vielen Dank für Ihre spannenden und gut zu diskutierenden Beiträge seit 75 Jahren. – Christoph Riedl

 

Ich bin studiertes Arbeiterkind aus dem Osten. Na gut, nur Fachhochschul-Diplom, aber immerhin. Beim Wort „Klassismus“ klingt bei mir viel an und ich merke beim Lesen des Artikels von Herrn Eimermacher, dass ich empfindlich bin. Denn ja, es geht hier um Identität, meineIdentität – auch wenn Re-Individualisierung sozialer und gesellschaftlicher Gleichstellung vermutlich tatsächlich nicht besonders dienlich ist, wie der Autor schreibt. Falls ich ihn richtig verstanden habe. Denn leider hatte ich meine Mühe mit seinen coolen Worten. Mesaillance? J’accuse? Nie gehört. Es wird schon ganz schön was vorausgesetzt im Bildungsbürgertum. Zu dumm, dass ich wohl doch zu dumm bin, dieselbe Sprache zu sprechen und dieselben Bücher zu lesen. Da fühle ich mich meiner Klasse doch gleich wieder ganz zugehörig. – Kristina Gruß

 

Das ist wirklich ein cooler Artikel mit coolen Gedanken. Ganz herzlichen Dank. Sie bringen die Diskussion mehrfach auf den Punkt. Selten habe ich so häufig gedacht: genau so ist es! Man hat den Eindruck, dass das Wort Klassismus – was ich bisher nicht kannte – nur geschaffen wurde, um unsere individuelle Sicht der Welt in einen neuen Begriff zu pflanzen, der dann modern klingt und der die Ungleichheit, die individuelle und ökonomische und auch die soziale Herkunft abdeckt.

Das was Sie beschreiben und auch beklagen, ist der Verlauf der letzten 30 Jahre. Das Abklingen der Akzeptanz der SPD und der Gewerkschaften, die Akademisierung der (linken) Diskussion über die Gesellschaft und das Entstehen neuer rechter Ideologien. So konnte das Phänomen Trump entstehen, das es geschafft hat demokratisch etablierte Institutionen als Establishment, als Feind also gegen das Volk gerichtet zu diffamieren. Die Individualisierung aller Probleme schreitet voran, von der Bildung bis zur Ökonomie. Jetzt überragt die Diskussion über den Klimaschutz alle Bereiche. Auch da wird intensiv individualisiert. Der das falsche Auto fährt kommt am dem Pranger!

Die aktuelle Identitätspolitik bildet Gruppen nach individueller Leidensfähigkeit. Welch ein Unsinn. Dabei ist die Arbeiterbewegung der letzten zweihundert Jahre auch immer eine Identitätsbewegung gewesen, ohne sie so zu nennen und ohne Leid und Unterdrückung zu individualisieren. Obwohl Leid natürlich auch immer von einer Person erlitten wird! Klar! Sie schreiben insofern richtig: ohne Identitätspolitik gäbe es niemals so etwas wie den Achtstundentag.

Natürlich hat die individuelle Sicht auf die Welt, wie sie seit dem zweiten Weltkrieg entstanden ist, auch seine richtigen Seiten. Aber, dass man nur zusammen und gemeinsam gegen die Mächtigen, ob die sich als Industrie, Struktur oder Diktatur zeigen, etwas erreichen kann, gilt leider als uncool. Man müsste nämlich einen kleinen Teil seiner persönlichen Sichtweise hintenanstellen. Man denke nur an die in den letzten Jahren geführte Diskussion über das Urheberrecht, die Internetproblematik eingeschlossen.

Ob wir es in unserer liberalen Gesellschaft schaffen – trotz ausgeprägter Individualität – Gruppen zu bilden, die kräftig genug sind, den Mächtigen Paroli zu bieten, aber auch stark genug sind, Vorstellungen und praktische Vorschläge zu entwickeln, die auch durchsetzbar sind, ist offen. Aber davon hängt es ab, ob wir auch eine soziale Gesellschaft bleiben. Eigentlich müsste es lauten: Solidarität gegen Klassismus. – Hans Lazarus

 


 

 

Leserbriefe zu „Sie sehnte sich nach Ruhm. Ihr Tod wirft Fragen auf“ von Cathrin Gilbert und Carly Laurence

 

Man spürt die Absicht, und man ist verstimmt … Schleicht sich hier der Boulevardjournalismus ein, nur dürftig verschleiert mit dem Hinweis „Hilfe und Beratung bei Depressionen und Suizidgedanken“ am Ende der Story? Niemand weiß doch bisher genau, ob und warum das Model Kasia Selbstmord begangen hat! – Helga Leppert

 

Als langjährige Leserin der ZEIT sehe ich ein, daß es in einer doch recht anspruchsvollen Wochenzeitschrift durchaus eine Rubrik geben darf – vielleicht sogar muß?? – die niveaumäßig nicht so ganz weit oben angesiedelt ist. Sie vermuten richtig: es handelt sich um die Rubrik „Entdecken“. Warum aber einem derart banalem Beitrag, wie dem oben genannten, in Ihrer Zeitschrift eine ganze Seite gewidmet wird – und die Seiten der ZEIT sind bekanntermaßen recht groß – das ist für mich wirklich nicht nachvollziehbar! Und ich bin sicher, daß viele Ihrer Leser ähnlich denken. Ich hoffe sehr, daß dieser „Ausrutscher“ nicht zur Routine wird! – Hanne Bollwin

 

Mit dem spekulativen Beitrag „Über das tragische Ende des Models Kasia Lenhardt“ bewegt sich die ZEIT auf dem Niveau und im Millieu von „BUNTE“ oder gar „BILD der FRAU“. Für meinen Geschmack passiert es in letzter Zeit vermehrt, dass die ZEIT ihrem eigenen (von mir erwarteten) Anspruch nicht gerecht wird. – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbriefe zu „Fünfter Weiser dringend gesucht“ von Lisa Nienhaus

 

Wer selbst im Glashaus mit Apparatschiks sitzt, sollte sich nicht täuschen, denn Hochmut kommt vor dem Fall. In der Politik geht es allerdings anders zu. Hier geht es um Profilierung und um Macht. Herr Laschet fühlt sich scheinbar als Parteivorsitzender verpflichtet, das zu sein, was er bisher nie war. – R. Renaux

 

Nun tobt wieder einmal der Streit im wirtschaftspolitischen Kontext zwischen Keynesianern und Ordoliberale, und der Wind steht zu Gunsten von Keynes. Sein Dictum trifft die aktuelle Situation: Bei wegen fehlender Nachfrage unterausgelasteter Produktionskapazitäten muss (und kann) der Staat kaufkräftige Nachfrage schaffen, kann – wie Keynes drastisch rät – „Löcher graben und wieder zuschütten lassen“, also nicht Kapazitäten schaffende Infersstruktur-Anlagen bauen lassen. So kommt Geld unter die Leute, das allerdings unmittelbar wieder ausgegeben werden muss. Sparen ist jetzt nicht gefragt, Schuldenbremse auch nicht! Und da liegt das Dilemma von Herrn Feld. Seine Zeit kommt wieder, wenn die Schulden wieder eingesammelt werden müssen. Das ist schwer genug, deshalb ist es nicht falsch, heute schon auch einen Blick auf die Schuldenentwicklung zu werfen. –Prof. em. Dr. Christian Uhlig

 

Das Patt in der Bundesregierung im Streit um die Besetzung des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in der Nachfolge des bisherigen Vorsitzenden Lars Feld kommt zur Unzeit. Denn die Themen Inflation, Schulden und Steuern sind in der jetzigen Corona-Krise und auch für die Weichenstellungen der Finanz- und Wirtschaftspolitik in der Zeit danach zu wichtig, um sie den übrigen vier Wirtschaftsweisen allein zu überlassen. Statt ideologischer Auseinandersetzungen sind sachlich begründete Lösungen dringend gefragt.

Dazu könnte einer der renommiertesten deutschen Ökonomen, Markus Brunnermeier, beitragen, der im Interview mit Mark Schieritz in der gleichen Ausgabe der Zeit seine Kompetenz auf diesen Problemfeldern am Beispiel von Joe Bidens 1,9 Billionen-Corona-Konjunkturprogramm und den davon ausgehenden Inflationsgefahren mit ihren drohenden Folgen für die ganze Welt kenntnisreich nachgewiesen hat. Seine Lehrtätigkeit an der amerikanischen Princeton-Universität dürfte dieser Aufgabe nicht entgegenstehen, im Gegenteil, sein kritischer Blick von außen auf die deutschen Querelen könnte unserm Land und seiner Politik nur gut tun. Eine Vertagung dieser bedeutsamen Entscheidung auf die neue Bundesregierung sollte tunlichst vermieden werden! – Hans-Henning Koch

 


 

 

Leserbriefe zu „Unsere liebsten Klimakiller“ von Claas Tatje

 

Ein guter Artikel zu einem wichtigen Thema im Kampf gegen den Klimawandel. Leider sind selbst Greenpeace bzw. das Thinktank Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) zu zurückhaltend in ihren Vorschlägen. Für einen Umbau des Verkehrs ist nicht nur nötig die Subventionen und Rabatte für Verbrennungsmotoren zurückzufahren, wie die FÖS-Studie beschreibt, sondern gleichzeitig die Nutzung und den Ausbau von alternativen Verkehrsmitteln zu unterstützen z.B.: Ausbau von städtischen und regionalen Verkehrsmitteln, die mit erneuerbarem Strom fahren Freie Fahrt in städtischen öffentlichen Verkehrsmitteln Freie Zubringerdienste zu Bahnhöfen (mit Elektrofahrzeugen) für Pendler aus dem ländlichen Bereich Pendlerpauschalen nur für Bahnfahrer Güter auf die Bahn; anschließende Zustellung mit Hilfe von Transportern mit Elektro- oder Gasmotoren.

Aus der Ersparnis der bisherigen Subventionen und durch die CO2-Steuer wären doch finanzielle Mittel vorhanden. Noch eine Richtigstellung zum Diesel. Wenn die geringere Besteuerung des Dieselkraftstoffs dazu führt, dass die Leute auf Ottomotorfahrzeuge umsteigen, verschlechtert sich die Klimabilanz. Bei gleicher Leistung stößt der Ottomotor einiges mehr an CO2 aus als der Diesel. Damit will ich nicht die Problematik von Stickoxiden und Feinstaub verharmlosen, die bei Dieselmotoren ohne ausreichende Filter und Katalysatoren entsteht. Dieselmotoren bleiben uns wahrscheinlich noch an anderer Stelle eine Weile erhalten. Abgesehen vom Umbau des Güterverkehrs, gibt es noch keine wirklichen Alternativen für Bau- und landwirtschaftliche Maschinen. Also gut filtern. – Katharina Winter

 

Die sog. Pendlerpauschale steht schon seit langem in der Kritik der Umweltschützer. Diese „Subvention“ solle abgeschafft werden, wird gefordert. Dabei stellt sich eine interessante Frage: Wie ist das mit der Steuersystematik zu vereinbaren? Die Kosten für den Weg zur Arbeit „absetzen“ zu können, wird als Subvention bezeichnet. Das ist aber nicht korrekt. Wer z.B. in Frankfurt arbeitet und nicht dort wohnt, der muss pendeln, hat also zwangsläufig Kosten. Diese Kosten sind als Betriebsausgaben zu werten, denn er muss sie aufwenden, um überhaupt ein Einkommen erzielen zu können, das besteuert werden könnte. Wie bei jedem Handwerker sind diese Betriebsausgaben von den Einnahmen abzuziehen, um das zu versteuernde Einkommen zu ermitteln. Man kann darüber reden, das zu ändern, aber dann ist es für alle Betriebsausgaben zu ändern. Sonst ist es Willkür, die vor dem Verfassungsgericht wohl keine Gnade finden dürfte. Ja, aber die Leute könnten doch in Frankfurt wohnen statt im Umland. Können sie? Frankfurt hat gut 760000 Einwohner, von denen ca. 43% erwerbstätig sind, also ca. 330000. In Frankfurt haben knapp 700000 Menschen ihre Arbeit. Folglich pendeln ca. 370000 Menschen täglich in die Stadt. Hat Frankfurt 370000 Wohnungen parat für die? Wenn ja, wo? Wie stark steigt das tatsächliche (nicht das von der Politik gewillkürte) Existenzminimum in Frankfurt an, wenn die alle in der Stadt eine Bleibe suchen? Wird das dann beim zu versteuernden Einkommen auch angerechnet?

Die SPD bemängelt, dass die Pendlerpauschale die hohen Einkommen stärker von Steuern entlastet als die niedrigen. Aber warum ist das so? Die Wegekosten pro km sind doch für alle die gleichen. Liegt das vielleicht an der Steuerprogression? Wer also in € die gleiche Entlastung für Gering- wie für Großverdiener haben will, der muss einfach die Steuerprogression abschaffen. Sonst wird aus der steuersystematisch logischen Anrechnung von Betriebsausgaben wirklich eine Subvention. Und die wäre tatsächlich aus vielerlei Gründen diskussionswürdig. Haben all die, die so vehement gegen umweltschädliche „Subventionen“ und für „soziale Gerechtigkeit“ sind, diese Zusammenhänge im Blick? Zusammenhänge, die übrigens von genau den Politikern gemacht wurden, die jetzt darüber lamentieren. – Hans List

 

Mich verwundert schon lange, das die Pendlerpauschale als Steuergeschenk propagiert wird. Ich fahre an 110 Tagen im Jahr einfach 65km in die Arbeit. Mein Diesel verbraucht etwa 6,5 Liter, der Steueranteil beim aktuellen Dieselpreis von 1,30€ beträgt etwa 68 Cent. Den bezahle ich aus bereits versteuerten Einkommen. Die Steuereinnahmen durch mein Tanken belaufen sich also auf 631,50 Euro jährlich. Wenn ich den Arbeitnehmerpauschbetrag für Werbungskosten in Höhe von 1000 € von der Pendlerpauschale (110 Tage x 65km x0,30 € =2145€) abziehe, kann ich noch 1145€ steuerlich geltend machen.

Bei meinem Grenzsteuersatz von 35 Prozent habe ich so eine Steuerersparnis von 400 €. Allein durchs Tanken habe ich also schon 231,5 € mehr Steuern bezahlt als „geschenkt“ bekommen. Die Steuereinnahmen durch die Versicherungssteuer auf meine Kfz Versicherung, die MwSt auf Werkstatt Rechnungen und den Anschaffungspreis kommen noch dazu. L Mein Mann muss als Dienstwagennutzer für seinen Passat nicht nur die 1% des Anschaffungspreises monatlich versteuern, sondern auch noch für den Arbeitsweg pro Entfernungskilometer 0,03 Prozent vom Listenpreis. Bei 45000€ für einen neuen Passat – Rabatte wie sonst beim Autokauf gibt es bei dieser Berechnung nicht – sind das weitere virtuelle 243€ zu versteuerndes Einkommen pro Monat. Auch wenn er mit dem Rad fährt und das Auto stehen lässt.

Das führt bei ihm insgesamt zu einer 268,33€ höheren Einkommenssteuer als ohne Dienstwagen. Pro Monat. In der Summe zahlen wir für das „Geschenk“ weit pendeln zu müssen und einen Dienstwagen zu nutzen jährlich mindestens 3620€ Steuern. Und selbstverständlich muss man, anders als im Beitrag als Zitat von Frau Esken genannt, auf den geldwerten Vorteil beim Dienstwagen Sozialversicherungsbeiträge bezahlen. In seinem Fall nochmal 73€ monatlich zusätzlich. Ich denke deswegen wird diese vermeintliche Subvention nicht abgeschafft werden. Sie ist viel zu einträglich für den Staat. – Ursula Kirstein

 


 

 

Leserbriefe zu „Überzeugt allein“ von Jeannette Otto

 

Ah ja, in Baden-Württemberg ist Landtagswahlkampf. Eigentlich nichts worüber man sich vertieft Gedanken müsste, oder? St. Winfried wird die Schlacht ja für die Grünen gewinnen. ABER: Was passiert danach: wie lange bleibt die Gallionsfigur Kretschmann Chef im Land? Er hat schon angekündigt, dass er im Laufe der nächsten Amtszeit abgibt – aber wann und an wen? Ein weiser alter Mann, der sicherlich auch noch Zeit für die erkrankte Ehefrau und Partnerin braucht. Wer Sicherheit und Verlässlichkeit braucht, sollte sich nicht allzu fest an Kretschmann binden, auch wenn Wahlkampfplakate etwas Anderes versprechen. Und Dr. Eisenmann? Eine zielstrebige Politikerin, die mit klaren Positionen vor Jahren schon das verfahrene Durcheinander der Stuttgarter Kulturszene neu geordnet hat.

Nun hat sie in schwierigen Zeiten als Kultusministerin versucht, geordnete Abläufe an den Schulen zu ermöglichen. Sicherlich – da passieren Fehler, wer könnte das ohne Fehler leisten? In einer Pandemie? Das größte Lob bekommt sie eigentlich durch die Kritik vom Lehrkörper und genervten Schülervertretern, die nur ungern den Stuhlkreis aus pädagogisch weichgespühltem „Wir haben uns alle lieb“ verlassen. Eisenmann versteht Kultuspolitik nicht als Abnicken von Wunschlisten aus dieser Ecke, sondern von klaren Positionen – klar gegründet auf das Urteil von Fachleuten außerhalb des engsten Kreises im pädagogischen System: also nicht den Bock zum Gärtner machen, sondern mit Umsicht und vor allem Übersicht agieren.

Dieser Aspekt geht in ihrem Artikel unter – schade! Aber genau das ist einer der Kernpunkte der Arbeit von Dr. Eisenmann, weg von der aktuellen emotionalen Empörung hin zu Versachlichung und Entwicklung mit Perspektive – auch wenn die für manche Beteiligte schmerzhaft sein könnte. Wohltuend wäre das auch für unser Bundesland in vielen anderen Bereichen. Ich drücke ihr die Daumen! – Katharina Vogt

 

In dem Artikel über Frau Eisenmann haben sie geschrieben: Frau Eisenmann will etwas ändern im Gegensatz zu Ministerpräsident Kretschmann, der „Bewahren statt verändern“ will. Dieses Zitat ist falsch, geradezu sinnwidrig! Der Wahlslogan von Kretschmann heißt: “ Bewahren heißt verändern“. Auch in Baden-Württemberg muss jeder Schritt einer zukunftsorientierten Klimapolitik der CDU abgetrotzt werden. Bitte stellen Sie das richtig! – Mechthild Dierlamm-Harth

 


 

 

Leserbriefe zu „Endlich vorbei“ von Antonia Baum

 

Als ich den kleinen Artikel von der ja „so berühmten“ A.B. las, habe ich zwei mal angesetzt, und ich muss sagen, dass es der mit am ätzendste mögliche Artikel über Frauen/ und Beziehung ist, dem ich hier in Ihrer ZEIT nicht begegnen möchte. Negativ und aggressiv- nicht nur, dass mich das triste Liebesleben der Schreiberin nicht interessiert – es sind schlicht weg Gedanken, die einem den Tag weder interessant gestalten noch ihn verschönern. – Gabi Kubitza

 

Wenn Sie Ihren Schwachsinn wenigstens in den St. Pauli Nachrichten veröffentlicht hätten, wäre ich ja einverstanden. Möglicherweise sollten jedoch Ironie und Satire die Oberhand behalten. In diesem Sinne kann ich Ihnen nicht folgen. Mit Spannung warte ich auf Ihre nächste Kolumne, wenn vielleicht Ihre Maden- oder Spulwürmer den Ton angeben. Ich hätte gern die Seite 74 überblättert, aber so habe ich noch die Chance, mit Ihrem Therapeuten in’s Gespräch zu kommen. Der Valentinstag hat für meine Ehefrau und mich auch keine Bedeutung, wenn allerdings Ihre journalistischen Ergüsse den Gegenentwurf darstellen , dann lieber Valentinstag …

P.S.: Wäre es nicht möglich gewesen, die Kolumne komplett entfallen zu lassen ? Die 14×27 cm große Fläche hätte auch gut weiß bleiben können. Eine Zumutung ist der Artikel für mich und meine Ehefrau. Ich spiele noch immer mit dem Gedanken, das Abo zu kündigen, denn ich meinte ,eine seriöse Zeitung abonniert zu haben. Genug der Worte : Ich bin entsetzt . – Jürgen Lungwitz

 


 

 

Leserbriefe zu „Wir brauchen Streit, auch wenn es schmerzt!“ von Oliver Günther

 

Im o.a. Artikel schreibt Oliver Günter: …bei der Frage, wer sich – noch – innerhalb unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung bewegt und wer nicht, beginnen die Interpretationen. Für die Klärung genau dieser Frage ist in Deutschland der Verfassungsschutz zuständig. Wenn dem so wäre, lebten wir in einem von Geheimdiensten kontrollierten Staat. Das ist zum Glück nicht der Fall. Wenn Oliver Günter belastbare Klärung in Sachen Meinungsfreiheit sucht, sollte er sich ausschließlich an die Gerichte halten. Und er sollte in seinem Verantwortungsbereich jede Meinungsäußerung als legitim verteidigen, die nicht gegen geltendes Recht verstößt.

Die Unschuldsvermutung und damit die Meinungsfreiheit gilt in Deutschland nämlich für jede*n solange, bis ein ordentliches Gericht das Gegenteil festgestellt hat – auch und besonders für jene, deren Meinung man als unerträgliche Zumutung empfindet. Und ein Organ der Gerichtsbarkeit ist der Verfassungsschutz nun einmal nicht, auch wenn der Gebrauch juristisch anmutender Kategorien wie „erwiesener Extremist“ geeignet ist, diesen Eindruck zu erwecken. Aus den genannten Gründen gerät die von Herrn Günter als Verteidigung der Meinungsfreiheit gedachte Argumentation m.E. zu deren Gegenteil. – Eberhard Stahl

 

Ich möchte Herrn Günther für seinen Artikel danken. Nicht, weil es prickelnd ist, meine persönliche Vorstellung von ‚intellektueller Redlichkeit‘ verletzt zu sehen. Sondern 1. weil Redlichkeit (freier Wille, unsichtbare Hand, Weltgeist) als Leitsatz, inhärent nur die Voraussetzung einer deduktiven Wissenschaft ermöglicht. So hat man in den Anfängen Theologische und Philosophische Diskurse abgeleitet. Selbstzweifel ist Trumpf! Auch wenn die Angst vor einer durch religiösen oder diktatorisch manifestierten Redlichkeit Anderer, dabei immer mitschwingt, gilt- 2. nach Luhmann ‚hat die Wissenschaft die spezifische Funktion, die Welt für die Gesellschaft offen zu halten! Die Selbststeuerung der Wissenschaft reguliert mit dem Medium der Reputation das Erscheinen von Wahrheit.‘ (Selbststeuerung der Wissenschaft 1972) Damit ist meiner Meinung nach klar, dass Wissenschaft(!) mit Widerspruch zu rechnen hat.

3. ‚Die Vorstellung der gleichen Wahrheitsträgerschaft aller Menschen als Indifferenz zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, spiegelt sich im gesellschaftlichen Rollenverhalten wider. So gibt die Wissenschaft, mit indirektem Einfluss auf die (je nach Zeitgeist) von Ihr normierte Wahrheit, die Sanktionen an den dafür zuständigen Staat ab und kauft sich dafür ihre legitimierte Selbststeuerung als eigenes ausdifferenziertes System ein. Für mich ist Wissenschaft Staatsanwalt und Verteidigung, nicht der Richter. – Rolf Zander

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Versagen des Vatikans“ von Doris Reisinger

 

Ist die katholische Kirche eine kriminelle Organisation ? Fast soweit muss man in seinem Urteil aber gehen um das täuschen, einschüchtern und ignorieren von Leiden der Opfer sexueller Gewalt durch kirchliche Würdenträger zu bewerten. Denn die riesige Diskrepanz zwischen der Essenz des christlichen Glaubens und der Verlogenheit einer auf Selbsterhalt und Selbstschutz fixierten katholischen Geistlichkeit ist gewaltig. Für die Kirchenoberen ist die äußerliche Unversehrtheit von Mutter Kirche als Kriterium viel wichtiger als die Aufklärung der Verbrechen von Priestern, hohen und höchsten Würdenträgern die sich an Kindern und Jugendlichen vergangen haben.

Es wird seit Jahrhunderten versucht, dem christlichen Glauben mit einer abstrakten und menschenfeindlichen Morallehre nach katholischer Fasson ein Mäntelchen umzuhängen. In Wirklichkeit hat dieses Instrument den Charakter einer Zwangsjacke mit dem die Kirche die Herde ihrer Gläubigen gefangen hält. Diktaturen funktionieren nicht anders. Die Aufklärung vermochte nur das Verhältnis von Staat und Kirche neu zu ordnen. An der katholischen Theologie mit ihren Auswüchsen wie strikte Machtfixierung und der Bevormundung ihrer Gläubigen hat sich gegenüber dem Mittelalter bis heute nichts Wesentliches geändert. Das mangelhafte bis kriminelle Rechtsverständnis katholischer Würdenträger muss ganz klar als ein Angriff auf den demokratischen Rechtsstaat bewertet und juristisch wie ein Verbrechen geahndet werden.

Um diesen unhaltbaren Zustand zu beseitigen bedarf es dringend einer Neufassung bzw. Überarbeitung des Reichskonkordats von 1933. Vorbildlich im Umgang mit straffälligen katholischen Würdenträgern ging die französische Justiz 2019 mit dem Erzbischof von Lyon um. Der wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil er es unterließ, den Kindesmissbrauch eines Priesters anzuzeigen. Schaut man auf das was im Kölner Erzbistum passierte und was derzeit Kardinal Woelki dilettantisch versucht einzuhegen liegt es nahe, auch in Deutschland die Wahrheitssuche nicht der Kirche zu überlassen, sondern klarzustellen, dass Verbrechen nur von einem Gericht zu klären sind. – Klaus Reisdorf

 

Der Mißbrauch junger Menschen in der katholischen Kirche ist eine schlimme, entsetztliche Sache.Und der Umgang damit ist in keiner Weise zufriedenstellend. Aber andererseits ist es nur noch schwer zu ertragen,daß es inzwischen eigentlich wohl keine Ausgabe ihres Blattes mehr gibt,in denen dieses Thema nicht,sei es in der Zeit,sei es in Christ und Welt, in breiter Form abgehandelt wird. Gerade Christ und Welt sollte sich vielleicht besser grundlegenden theologischen Problemen zuwenden,aber dazu gibt es anscheinend nichts mehr zu sagen.Dann eben der Skandal . – Dr. Heinrich Maul

 


 

 

Leserbrief zu „Feinde mit Vorzügen“ von Hannah Knuth und Ann-Kathrin Nezik

 

Zu Ihrem Artikel „Feinde mit Vorzügen“ möchte ich anmerken, dass es in derartigen Disputen im Grunde stets und immer nur um eines geht, nämlich Reklame. Das Wort „Werbung“ vermeide ich, da es der Biologie zugehört. Der Hirsch wirbt um die Hirschkuh. Reklame hingegen ist eine Seuche, die sich, fernab von biologischen Gegebenheiten, auf allen möglichen Plattformen, in den Printmedien sowie im öffentlichen Raum schon seit geraumer Zeit breit und immer breiter macht.Im Kern beinhaltet sie, der mehr oder weniger geneigte Konsument sei von vornherein als unmündig, wenn nicht sogar dumm anzusehen – wie sonst ließen sich die ständigen säuselnden Übertreibungen erklären? Es könnte sein, dass die Menschen das genau spüren; ich kenne jedenfalls niemanden, der Reklame mag.

Aber dennoch dringt sie durch alle möglichen Löcher in unsere Privatsphäre ein. Ich selbst versuche ihr großenteils zu entkommen, indem ich niemals Apps/Computerprogramme verwende, die Reklame enthalten. Lieber zahle ich Geld dafür. Und honoriere somit auch die Arbeit der Programmierer. Und ich meide ihretwegen sowohl Fernsehen als auch Soziale Medien (ich finde z. B. arte grundsätzlich sehr gut, aber selbst dort wird man mittlerweile mit Reklame „beglückt)“.

Des Weiteren blende ich selbst beim Lesen der ZEIT Reklame sehr bewusst aus. Sollte mir dennoch mal eine ins Auge springen, kommt sie (wie alle auch aus anderen Quellen) sofort auf eine Negativliste, die ich ebenfalls seit langem führe. Dort sind all diejenigen Produkte vermerkt, die ich inskünftig strikt meiden werde. Michael Kohlhaas-Syndrom vielleicht… Aber meiner Menschenwürde tut es dennoch gut. – Max Hahn

 


 

 

Leserbrief zu „Ein heilsamer Schock“ von Volker Mauersberger

 

Schon in der Überschrift hat Ihr Autor eine gute Zusammenfassung und Auswertung des zweifellos historischen Ereignissen in Spanien vorgenommen: Der Putschversuch Tejeros‘ am 23. Februar 1981. Anlässlich sowie passend zum 40. Jahrestag erscheint der Artikel in der Printausgabe der Zeit, die gleichfalls 75. Geburtstag feiert. Doch bitte teilen Sie sowohl Ihrem Autoren Mauersberger als auch Ihrer Schlusskorrektur endlich einmal mit, dass die nordwest-spanische RegionGalicien auf Deutsch mit „c“geschrieben wird. Denn Galizien mit „z“ ist eine Region in Osteuropa im Land Ukraine und den dortigen Karpaten. Diese Details sind Zeichen für Qualität und Anspruch, was wohl beides im Hause der Zeit hochgehalten wird. – Alexander Wack

 


 

 

Leserbrief zu „»Es drohen Folgen für die ganze Welt«“. Gespräch mit Markus Brunnermeier geführt von Mark Schieritz

 

Die Ökonomie als Wissenschaft zu bezeichnen, würde den Vergleich gestatten, auch die Glaskugel einer Wahrsagerin akademisch zu adeln. Liest man die von Konjunktiven nur so triefenden Antworten des Herrn Brunnermeiers, wird der Zweifel gestärkt, von renommiert zu sprechen. Desto größer der Abstand zwischen verbalinkontinenter Analyse dieser Fachrichtung und den eigenen Handlungsschritten gewählt wird, um so erfolgreicher ist man. Versprochen!! – Jürgen Dressler

 


 

 

Leserbrief zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

 

Als ich in der aktuellen ZEIT- Ausgabe die von ihnen verfassten „Torten der Wahrheit“ anschaute und las, blieb mir das Lachen im Hals stecken. Sie stellten unter dem Stichwort „Rechtskonservative“ den Lebensschutz für ungeborene Kinder dem Schutz von alten Menschen gegenüber. Die These dabei: Rechtskonservative wollen ungeborenes Leben schützen, aber ob 82- jährige sterben, ist denen egal.

Ich bin durchaus für Satire und die darf gerne gegen Rechtskonservative gehen – wer auch immer das genau ist. Auch Kritik an dem Anliegen des Lebensschutzes für Ungeborene ist legitim. Aber ihre Gleichsetzung nach dem Motto: „die die Ungeborenen schützen, die lassen die Alten verrecken“ ist schon böse und diffamierend. Ehrlichgesagt kenne ich überhaupt niemanden, der nicht 82-jährige schützen will. Der eine Balken steht zu dem Anderen in keiner realen oder logischen Beziehung. Satire muss nicht logisch sein. Aber sie sollte die Realität auch nicht zu sehr verbiegen. – Jochen Riemer

 


 

 

Leserbrief zu „So gewinnt das bessere Argument“ von Maximilian Probst et al.

 

Punkt 1: Sechs Evaluationen von drei verschiedenen Lehrveranstaltungen sind vorzulegen . Wer dort schlecht ist, soll an ein reines Forschungsinstitut, denn für die Uni hat man wohl ein Defizit. Punkt 3: Ohne ein solides Grundwissen zu einem Problem versteht man keine Argumente. Wenn auch die ZEIT bspw. gerne auf „durchschnittliche Anteile“ von EE-Stromerzeugung hinwies, war das wegen der volatilen EE-Erzeugung fachlicher Unsinn. Wenn selbst Journalist*innen bei etwas schwierigeren Themen nicht das kleine Einmaleins kennen, nützen auch fundierte wissenschaftliche Argumente nichts! Siehe Punkt 9! Punkt 7: Bisher Wunschdenken der Journalisten: Sehr oft habe ich schlichtes Unwissen (etwa über den seit 2005 bestehenden EU-CO2-Emissionshandel, Unterschied von kW und kWh etc.) feststellen müssen – auch bei ZEIT-Journalist*innen.

Punkt 9: Massives Problem der Bildungspolitik: Wenn man mit „a2 + b2 = c2“ als „Satz des Pythagoras“ Abitur machen kann, dann aber in einer Vorlesung, wo die Seiten des rechtwinkligen Dreiecks anders heißen, nichts mehr versteht, dann ist offensichtlich dort der Hund begraben. Wenn „unangenehme Erkenntnisse“ der seriösen „Bundesliga“-Wissenschaft die schönen Kreise der guten Absichten von Politik und Me¬dien gestützt auf Fake-News von Wikipedia oder flachem Schönschwätz dritt- oder viertklassiger Wissenschaftler*innen stören: Vermeiden dann Journalisten und Politiker lieber das unangenehme Dazulernen? – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 


 

 

Leserbrief zu „Die Richtigen erwischen“ von Michael Thumann

 

Euer Autor Michael Thumann meint, die EU könne mit „passenden Mitteln“ etwas gegen Russland bewirken, damit es „die Richtigen“ erwischt. Prima! Das klappt aber nicht nur gegen Russland. Zum Beispiel könnte man alle Natotruppen aus Polen abziehen, bis der Kleinegroß Kaczynski keine Frauen mehr zwingt, auch schwer behinderte Föten auszutragen. Oder man könnte kein Öl mehr bei den Saudis, den Katarern oder bei der Terroristenregierung in Libyen mehr kaufen, solange von denen z.B. in Botschaften kritische Oppositionelle zerstückelt werden oder Frauen verboten ist, Auto zu fahren oder wenn Staatführer ihre Töchter daheim einsperren, und solange dort christliche Kirchen in Brand aufgehen. Mir fällt da sicher noch mehr ein, selbst bei EU-„Partnern“: Verbote von Städtreisen und Einreisen in Europa für üble Politiker oder reiche Ganoven. – Wolfgang Frings

 


 

 

Leserbrief zu „Der Zweifel. Schulchaos mit Ansage“ von Johanna Schoener

 

Etwas verwundert bin ich schon, woher die Autorin Frau Johanna Schoener weiß, was ich schon seit Jahrzehnten denke, dass Schulpolitik nicht in die Hände der Bundesländer gehört. Das Corona-Problem hat es an den Tag gebracht, dass profilsüchtige Fürsten der Länder noch nie versucht haben, die Gemeinsamkeiten zum Wohle der ihnen anvertrauten Kinder in den Mittelpunkt zu stellen. Nicht nur das beschriebene Chaos muss schnellsten beendet werden, auch die Lernziele, die Bewertung der erzielten Leistungen, die technische Ausstattung der Schulen und vor allen Dingen die Infrastruktur aller Schulen muss in einem Land wie die Bundesrepublik höchste Priorität erfahren. In jede Schule gehört ein Verwaltungsbeamter, damit vorhandene Ressourcen sinnvoll im Schulbetrieb eingesetzt werden können. – Edgar Scholz

 


 

 

Leserbrief zu „Wilde weite Welt: Das große Länderquiz“ von Friederike Oertel in ZEIT leo, die Seite für Kinder

 

Nach den nie enden wollenden Corona-Nachrichten und widerlichen Missbrauchsgeschichten, was haben wir gelacht über das herrliche Zeit-leo Länderquiz! Das war so nett ausgedacht und gar nicht einfach zu lösen. Liebe Zeit-Redaktion, bitte mehr skurrile Fakten, mehr Geschichten zum Schmunzeln, sonst halten wir das alle miteinander nicht durch! – Oliver Deussen

 


 

 

Leserbriefe zu „FRIEDRICH UND DAS LEBEN“ von Florian Jaenicke im ZEIT Magazin

 

Ich habe mich gefreut, mal wieder von Friedrich zu hören und die Seite, wie immer, an meine Schwester und Nichte geschickt. Wir finden es krass, dass er keinen Anspruch auf eine frühere Impfung hat. Na ja, vieles, was zur Zeit entschieden wird, ist nicht unbedingt nachvollziehbar… – Daniel Prüßner

 

Fragte mich schon seit den zweiten Einschränkungen, wie es Ihnen und Ihrem leiben Sohn wohl gehen mag. Und heute schaut er „mich“ an, der Anflug männlichen Flaums auf seiner Oberlippe… und Ihre Worte dazu: ja diese Lage, Ihre Lage, Ihre fürsorgliche tägliche Mühe… Ihre bürgerverortete Impflistenerwartung… Die Kräfte des lebens seien gut mit Ihnen – ulla schienle

 

Ich habe mich so gefreut, dieses Foto von Friedrich zu sehen! Auch ich bilde mir ein, dass er mich freundlich ansieht! Der Glaube an etwas uns Wichtigem stärkt unsere Zuversicht . Da ich gerade meine Fotos aus der Zeit 1981 bis 86 sortiere, in der ich eine ERSTMALS gegründete Schulklasse von mehrfach behinderten Schüler’ innen im Alter von 15 bis 21 Jahren , die in den der Alsterdorfer Anstalten lebten, übernahm , erinnert mich das Lächeln Ihres Sohnes an diese Zeit, das Lächeln eines jungen Mannes! Sie sollten bevorzugt einen Impftermin erhalten. Heute hatte ich einen „ Weinanfall“ als schön um 10 Uhr nach unentwegtem 116117 alle Termine für über 80 Jährige weg waren! –Christel Depenau

 


 

 

Leserbriefe zu „»WENN MAN NICHTS HAT, GIBT EINEM DAS DIE FREIHEIT, FURCHTLOS ZU SEIN«“ von Lisa Nienhaus im ZEIT Magazin

 

Menschen versuchen,/dein Haus/zu zerstören -/es gelingt!//Die Bausubstanz/bleibt bestehen -/gestaltet sich neu!//Freiheit hat Erfahrung/im Umgang/mit Grenzen!. – Georges HECK

 

Ihr Loblied in dem Zeitmagazin vom 25.2.2021 für Frau Kariko ist sicher zurecht aber, Die Entdeckung mRNA zu stabilisieren und somit für Vaccine zu verwenden wurde schon vorher ca 1999 von Herrn Hoerr entdeckt und publiziert . Die Ehre sollte dem echten Entdecker gebühren erstens und zweitens sollte man sich die Frage stellen wer hier von wem abgeschrieben hat eventuell etc. etc.Und drittens: für eine schnelle Entwicklung eines Impfstoff aus Basis von mRNA ist Geld nötig und Pfizer hatte eben das Geld um alles an die große Glocke zu hängen und entsprechend schnell zu produzieren. Für die Welt Gesundheit sollte man Dringend die Werbetrommel für Curevac schlagen ,denn man braucht einen Impfstoff der nicht so runtergekühlt werden muss und das ist das geniale an der Entdeckung von Herrn Hoerr , er hat die mRNA besser stabilisiert so dass der darauf basierende Impfstoff bei Kühlschrank Temperaturen sich hält! Link: https://de.m.wikipedia.org/wiki/CurevacChristiane Fahrenbach

 

Haben Sie den Artikel richtig recherchiert? Der Doktorvater von Ingmar Hoerr (Curevac) (Universität Tübingen) hat in einem Zeitungsartikel vom 05.02.2021 in der hiesigen Zeitung, dem Schwäbischen Tagblatt, festgestellt, dass Ingmar Hoerr bereits 7 Jahre früher, als Frau Kariko über die RNA-Forschung und die damit verbundenen Möglichkeiten wissenschaftliche Aufsätze veröffentlicht hat. Dabei wurde auch festgestellt, dass vor allem in den USA Frau Kariko und Ihr Partner jetzt als Erfinder des RNA-Impfstoffes dargestellt werden. Im Zeitalter von FAKE-News und der Darstellung der „Great Nation“ hat man da seine Probleme. Wer sagt nun die Wahrheit? – Rolf und Margrit König

 


 

 

Leserbriefezum Wochenmarkt „DUFTENDER HACKBRATEN“ von Margit Stoffels im ZEIT Magazin

 

Auf der Suche nach einem Alleinstellungsmerkmal hat sich der Fotograf in der Farbblende wohl vergriffen und finde die andere nicht mehr. Jede Woche möchte ich den Finger in den Hals stecken und mich übergeben wenn ich die fotografierten Speisen sehe. Hässlich hässlich. Schade schade. Hier fehlt die Würze, die Vielfalt, die Ligenz und der Witz. Mein Gott, haben wir uns früher immer auf die Markt Empfehlung gefreut. Ich glaube ich kündige mein Abo. – Ulrike Brock

 

In ihrer letzten Ausgabe habe ich im ZEIT MAGAZIN einen „Duftenden Hackbraten mit Datteln und Orange“ entdeckt. Meine Zukunftsidee: Lassen Sie uns den Lesern bei Rezepten mit Klima-kritischen Zutaten wir Rindfleisch, Käse, Eier und Butter Ressourcen schonendere Alternativen anbieten! Als Agentin für angewandten Genuss, Kochbuch-Autorin mit Greenpeace Media und Aktivistin für Pflanzliche Ernährung möchte ich mit Ihnen gemeinsam, dieses Rezept unter die klimakritische Lupe nehmen.

Die CO2 Äquivalenz, sowie der Wasserfußabdruck ist hier beispielhaft benannt. Selbstverständlich kommen hier weitere Parameter mit ins Spiel, wie Transportwege, Anbauregionen, Verarbeitung etc. Beispielhaft bei der Cashew: die faire Verarbeitung in den Erzeugerländern mit direkter Abnahme von dortigen Kooperativen und dem unmittelbarem Transport nach Deutschland (15 Tage statt 60 Tage über Vietnam und Indien) —> Hier im WDR gezeigt : https://www.ardmediathek.de/wdr/video/markt/cashew-anbau/wdr-fernsehen/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLWM4Mjc4MzdiLTE2OGMtNDcxYy1iMGUxLWFjZGNkNGUzZGE5Mg/

Zurück zum Rezept: In der Zubereitung unterschieden sich beide Versionen nicht so sehr von einander. Statt wie bei Ihnen im Rezept beschrieben vermengen wir die Flohsamenschalen (statt der Eier) mit dem Wasser, statt der Kuhmilch und lassen sie quellen. Die Semmelbrösel kommen dafür später zum Einsatz. Statt des Rindfleisch verwenden wir fein geschnittenes Gemüse und Nüsse. Dafür ca. 200 g Austernpilze, 100 g Lauch und 100 g Knollensellerie sehr rein würfeln und in etwas Öl scharf anbraten.

200 Cashew und 100 g Walnüsse im Mixer schroten. Die Nüsse sollen durchaus noch eine körnige Substanz haben. Den Buchweizen in 200 g Wasser aufkochen, 5 min köcheln und sofort abgießen. Weiter geht es dann wie im Rezept beschrieben: In einer große Schüssel das gebratene Gemüse, die geschroteten Nüsse, den vorbereiteten Buchweizen, die Semmelbrösel, Datteln, Knoblauch, Thymian- und Rosmarinblätter und Orangenabrieb mischen. Salz, Kreuzkümmel und Koriandersaat mörsern und mit dem Pfeffer zu der Nussbraten-Mischung geben. Anschließend die gequollenen Flohsamenschalen (Achtung die Masse ist sehr zäh – das ist gut so) gründlich von Hand (oder in einer Küchenmaschine) unterkneten.

Wenn sich alles gleichmäßig und gut verbunden hat einen Hackbraten formen. In eine mit Olivenöl ausgeschwenkte Auflaufform geben und mit Orangenscheiben belegen. Den Braten 80 min im Ofen garen – bis er durchgebacken ist. Warm oder kalt servieren. Dazu passen Pellkartoffeln und orientalische Karotten mit reichlich Petersilie. https://www.cleanenergy-project.de/umwelt/ressourcenmanagement/welche-lebensmittel-verbrauchen-am-meisten-wasser-in-der-herstellung/https://albert-schweitzer-stiftung.de/themen/umwelt/wasserverbrauch-ernaehrunghttps://www.klimatarier.com/de/CO2_RechnerEstella Schweizer

 


 

 

Leserbrief zum Magazin-Titelthema „Zum 75. Geburtstag der ZEIT feiern wir Ideen, die unser Leben verändern“ von Andreas Lebert et al. im ZEIT Magazin

 

Ich bin sehr froh um die Impfstoffe und wir alle haben Menschen wie Frau Karikos zu danken. Mit ihrer Hilfe könnte es uns gelingen, Teile unserer Lebensart zu bewahren, die von Corona bedroht waren. Wir feiern also ein Idee, die uns vor Veränderung bewahrt, nicht eine Idee, die unser Leben verändert. Finden Sie nicht? – Dr. Christian Voll

 


 

 

Leserbrief zu „Über Romeo und Julia in Corona-Zeiten und die Lösung dringender Probleme mithilfe von Flugzeugen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Mit Verlaub: das ist ziemlich Käse, was Sie da schreiben. Die Landbevölkerung des Jahres 1820 lebte im Vergleich zu Kreti und Pleti heute ein sorgenfreies und angstfreies Leben! Den Gang zum Krämer konnte es ohne Maske antreten, und Mindestabstand war ein Fremdwort. Im Kreise der Lieben konnte es herumsitzen, ja, und zwar ohne Beschränkung auf irgendwelche „Haushalte“, man konnte sich Mühelos Bussis auf die Wange oder sonstwo hingeben. Ohne befürchten zu müssen, dass der Nachbar-Denunziant bei der Ordnungsamt-Stasi anruft und es verpetzt. Dazu kamen geile Parties, Feste, wie man es damals nannte, bei denen man es ordentlich krachen lies. Sie wissen schon, was ich meine. Und heute? – Dirk Engelhardt