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8. Oktober 2020 – Ausgabe 42

Leserbriefe zu „Krieg der Sternchen“. Streit von Friederike Kämpfe und Sabine Mertens

 

Vielleicht wird frau kaempfe mal “ stellvertretende oberbuergerinnenmeisterin“ weitere schwachsinnige formulierungen ( am besten im plural ): a. gaestinnen b. haeftlinginnen c. insassinnen was geht es einem staat doch verdammt gut, der zur zeit solche sorgen hat! – wolfgang hesse

 

Wer aus welchen Gründen auch immer Menschen nicht gleichgestellt ansieht und dafür auch die adäquate Kommunikation wählt, hat die Entwicklungsstufe eines Bonobos nicht überwunden. Sie wird auch nicht durch geänderte Kommunikationsmittel beeinflusst. – Jürgen Dressler

 

Vielen Dank für dieses anregende Interview. Frau Kämpfe hat sich in ihre Idee der „diskriminierungsfreien“ Sprache verrannt. Ihr Unterfangen ist komplett hoffnungslos. Solange Sprache Menschen verbinden soll, kann sie NIE dieses Pseudo-Ideal erfüllen sondern bietet immer Angriffsflächen für noch „sensiblere“ Themen. Mithilfe des Gender-Sterns wurde zudem lediglich das generische Maskulin durch ein generisches Maskulin-Feminin-Gemisch ersetzt. Das wird mittel- und langfristig kaum alle diversen Identitäten zufrieden stellen. Zudem hat das Sternchen keine wirkliche Entsprechnung in der gesprochenen Sprache. Wer z.B. mit „Liebe Kolleginnen und Kollegen“ daherkommt, muss sich jetzt schon fragen lassen, ob die diversen Mitarbeiter(*innen?) auch damit gemeint sind. Sprache sollte wachsen dürfen. Sprache per Verordnung (die es in Hannover gibt, obwohl Frau Kämpfe das Offensichtliche irgendwie zu leugnen versucht) ist etwas für autoritäre Systeme. Weg damit! – Dr. Christian Voll

 

Ihr Gespräch bietet eine willkommene Gelegenheit zur linguistischen Klärung dieser aktuellen Genderismus-Streitfrage, die mehr Sachverstand als bloßen Gesinnungsfeminismus erfordert. Alle Gender-Konstrukte , die die femininePluralendung –innen isolierend hervorheben, sind als „kastrative generische Feminina“ zu bezeichnen, wobei die Art der Isolation vom maskulinenPlural-Rumpf unerheblich ist: egal, ob mit Binnen-I-Majuskel, Unterstrich(wer wird da eigentlich auf den Strich geschickt?) , Doppelpunkt oder dem seltsamen Asterisk/Sternchen, womit ja zusätzlich noch allen zahllosen, immerfort diskriminierten Minderheits-Gender-Diversitäten Sympathie signalisiert werden soll.

Eine kuriose Lösung des Asterisk-Ausspracheproblems istneuerdings panmedial zu vernehmen: es wird das -INNEN mit unseremgewohnten Knacklaut („glottal stop“) , also mit Knack-i, auch phonetischabgetrennt und so – die Frauen ganz auslöschend – in das AdverbINNEN verwandelt. Maskuline Pluralrümpfe (in den meist ja NICHTauf –er ausgehenden Kasus) befinden sich nun in einemINNEN-Nirgendwo, das die Frage nach den Männern AUSSEN nahelegt.Dieser „beknackte“ Femidiolekt ist also frauen- und männerfeindlich,wahrlich „geschlechterGERÄCHT“ !Immerhin konfrontieren Sie hellhörig Frau Kämpfe mit der fast immerverdrängten symbolischen Kastration der maskulinen Plurale:

Männer werden so genötigt, sich ihre korrekten Pluralendungenzu ergänzen, also z.B. „bei/mit den Anwält?Ärzt?/Dozent?/Schüler?“,offenbar als Strafe/Rache für das generische Maskulinum, das aber doch genderistisch verbrämt nur von einem generischen Femininum ersetzt wird.Leider hat Frau Kämpfe darauf nur eine alberne Ausrede parat („noch nichtdie eierlegende Wollmilchsau“!), wobei sie völlig blind für dieVerwandlung des betonten „/innen“ in ein (frauenloses) Adverb bleibt. Manorientiere sich doch bitte endlich an dem kompetenten Sprachgenderkommentar der Gesellschaft für deutsche Sprache! – Guido Kohlbecher

 

Ich frage mich, was sind das für Menschen, die sich an so was reiben können.Da läuft doch was mit der Erziehung falsch.Frau Kämpfe spricht von diskriminierungsfrei.Diskriminierung ist ein artefakt. Wer hat das erfunden? Da fängt es schon mit an. Sie arbeitet bei der Stadt Hannover, die eigentlich einen guten Ministerpräsidenten haben. Frau Kämpfe ist abereine komplette Fehlbesetzung.Die armen Bürger in Hannover tun mir leid. Ich gehöre zur älteren Generation. Das Wort gab es zu meiner Zeit gar nicht.Genauso geht es dem Wort:Populismus. Ein weiteres Artefakt.Hier kenne ich zufällig den Urheber. Der Politologe Jan-Werner Müller (SPD) Er wollte damit erreichen, daß die, die den Populismusverfallen sind, keine Demokraten sind (CDU/CSU). – Gunter Knauer

 

Die Diskussionen mit Friederike Kämpfe und anderen Vorkämpfern der „geschlechtergerechten Sprache“ und der „Gleichstellung der Geschlechter“ sind deshalb so schwierig, weil sie in ihrem missionarischen Eifer von drei fragwürdigen Grundannahmen ausgehen, die sie nicht hinterfragen lassen. Da ist zum einen die Behauptung, die deutsche Sprache, so wie sie in Jahrhunderten zu einer kulturellen Hochsprache entwickelt wurde, sei „ungerecht“ und müsse und könne durch administrative Maßnahmen „gerechter“ gemacht werden. Sie benachteilige biologische Frauen und Diverse und bevorzuge biologische Männer. Die Sprache ist aber ein Medium, nicht handelndes Subjekt. „Ungerecht“ können soziale Verhältnisse sein, nicht aber die Sprache. Es sei daran erinnert, dass bei uns die riesigen Fortschritte der Frauenbewegung seit über hundert Jahren bis hin zur vollen Gleichberechtigung der Frauen trotz ihrer angeblichen sprachlichen Benachteiligung erreicht wurden. An der Sprache also hat es nichtgelegen.

Der zweite Irrtum betrifft die Begrifflichkeit: „Gleichberechtigung“ der Frauen bedeutet Rechtsgleichheit und gleiche Möglichkeiten. „Gleichstellung“ bedeutet Ergebnisgleichheit und die völlige Gleichheit in allen gesellschaftlichen Belangen, die notfalls durch Quoten erzwungen werden muss. Nun wird niemand ernsthaft leugnen, dass Männer und Frauen allgemein in vieler Hinsicht verschieden sind, sowohl in ihrer biologischen Ausstattung als auch in ihren Vorlieben und Neigungen. Dass Frauen „anders“ sind, wird ja auch von den Feministinnen immer wieder betont. Kann man so offensichtlich Verschiedenes durch politisch-administrative Maßnahmen, z.B. durch amtliche Sprachmanipulationen, „gleich“ machen? Kann Sprache die Realität verändern? Wie steht es mit der „Gleichstellung“ z.B. im Sport?

Der dritte Irrtum der „Gleichstellungsbeauftragten“ betrifft die Grammatik: Im Deutschen bezeichnen allgemeine Gruppenbegriffe alle Menschen mit einem bestimmten gemeinsamen Merkmal: „Franzosen“ meint alle Menschen französischer Nationalität, „Christen“ alle, die sich zum christlichen Glauben bekennen, „Radfahrer“ alle, die mit dem Fahrrad fahren, „Klempner“ alle, die beruflich mit Installation zu tun haben, usw. Andere Merkmale der Gruppenmitglieder, wie etwa ihr biologisches oder gefühltes Geschlecht, ihre Hautfarbe, ihr Alter, ihre Herkunft usw. spielen dabei keine Rolle. Das ist der unschätzbare Vorteil dieser „generischen“ Begriffe: Sie sind völlig neutral und meinen alle Menschenei dem bezeichneten gemeinsamen Merkmal.

Diesen Vorteil opfern nun diejenigen, die fälschlich behaupten, allgemeine Gruppenbegriffen, die grammatisch maskulin sind, bezeichneten nur biologische Männer, biologische Frauen seien dabei „nur mitgemeint“. Diese Behauptung wird auch mit der abertausendsten Wiederholung durch Frau Kämpfe nicht richtiger. Seit den 1970er Jahren führen Sprachfeministen nun schon ihren Kampf gegen das „generische Maskulinum“. Mit der zweigeschlechtlichen „Markierung“ allgemeiner Gruppenbegriffe („Französinnen und Franzosen“ usw.) haben sie unsere Sprache beschädigt und die Neutralität der Gruppenbegriffe zerstört.

Damit zugleich haben sie das Problem geschaffen, dass sich dabei die kleine Minderheit von Menschen, die sich weder als Frau noch als Mann verstehen, übergangen und ausgeschlossen sieht, was zu den bekannten sprachlichen Verrenkungen einer künstlichen „Re-Neutralisierung“ der Gruppenbegriffe geführt hat, mit Verlaufsformen („Radfahrende“) oder dem Binnen-I mit Genderstern usw., Das alles nur, um das „generische Maskulinum“ zu vermeiden, das im Grunde alle Probleme löst. Auffällig ist dabei, dass Begriffe im generischen Femininum („Personen“, „Geiseln“, „Choryphäen“, „Elite“, „Rampensau“ u.a.) anstandslos in ihrer allgemeinen geschlechtsneutralen Bedeutung akzeptiert werden. Dagegen fürchtet man das generische Maskulinum wie der Teufel das Weihwasser. Die ganze Bemühung um „geschlechtergerechte“ Sprache und „Gleichstellung“ der Geschlechter entpuppt sich letztlich als ideologisches Konstrukt. – Dr. Hans Kaufmann

 

Ein wenig Ironie führt zur Siegerin und zum Siegerer… Zum allerletzten Versöhnungsversuch: Wir beide sind Lehrer: Sie ist Lehrerin, ich bin Lehrerer. Wir beide sind Bäcker: Sie ist Bäckerin, ich bin Bäckerer. Wir sind beide Politiker: Sie ist Politikerin, ich bin Politikerer. Wir sind beide Kämpfer: Sie ist Kämpferin, ich bin Kämpferer. Die allerhöchste Auszeichnung ist mir sicher – oder??? – Hartwig Runge

 

Die sogenannte „gendergerechte Sprache“, die grundsätzlich Bürger*innen usw. ansprechen will und wohl auch soll, stellt die Unterschiede der Geschlechter erst in den Mittelpunkt und macht diese Unterschiede überdeutlich. Ob durch eine solche verquere Sprache die Gleichstellung von Männern, Frauen und Diversen erreicht werden kann, ist mehr als fraglich. Es sollte mehr Wert darauf gelegt werden, dass alle – welcher Art auch immer – nach ihren Persönlichkeiten und Leistungen beurteilt werden und auch bezahlt werden.

Diese „neue“ Sprachweise erzeugt mit der Zeit nur eine sich steigernde Antipathie gegen solche Menschen (oder sogar Mensch*innen?), die auf dieser Ausdrucksweise bestehen. In der deutschen Sprache gibt es nun einmal ein generisches Maskulinum bzw. Femininum. Warum sollte das jetzt geändert werden, warum sollten sogar Gesetze dahingehend angepasst werden und diese damit vielleicht sogar unverständlicher und ungenauer werden? Wenn es heißt, dass „die Verkehrsteilnehmer sich an die StVO halten müssen“ zeigt das m.E. auf, dass alle gemeint sind, nicht nur männliche Verkehrsteilnehmer usw.. – Rosemarie Hofmann

 

Ein wunderbarer Titel! Frau Kämpfe hat viel Meinung, aber dabei bleibt es auch. Frau Mertens hilft uns da durch fundiertes Wissen weiter. Und: allen Männern, die im deutschen Sprachraum leben, empfehle ich die Offensive. Denn sind sie nicht diskriminiert durch die sprachimmanente Ignoranz aller Tätigkeiten, sobald der Mann im Plural auftaucht? Es gibt kein Verb, dass sich in der 3. Person Plural auf Männer bezieht. Ist das auch wirklich so? Da frage man am besten die sprachlich gut fortgebildete Frau Mertens.

Zuletzt noch: die deutsche Sprache ist schön. Wollen wir sie wirklich derart verhunzen, nur um Mitbürgerinnen die Langeweile zu vertreiben? Und wenn wir das unbedingt wollen, dann könnte man die geraden Jahre für die weibliche Form (xx), die ungeraden für die männliche Form (xy) wählen und allen wäre geholfen: der deutschen Sprache, dem sinnentnehmenden Zuhören und allen, die uns in diese unschöne Situation gebracht haben. – Brigitta Gräfin von Westphalen

 

Mehr Ignoranz und Borniertheit geht wohl nicht. Sabine Mertens will offenbar nicht begreifen, dass es bei dem Sternchen nicht nur um die Sichtbarkeit der Frau geht, sondern um Gendergerechtigkeit überhaupt. Es gibt zwischen Frau und Mann schließlich noch mehr: inter- und transgeschlechtliche Menschen oder Menschen, die sich als nicht-binär definieren. Anders gesagt: Alle Menschen wollen angesprochen werden und vor allem richtig. Wenn Frau Mertens‘ Position die ihres Sprachvereins ist, dann kommt der mir wie eine AfD der Sprache vor.

Die Schlussbermerkung, sie wolle, dass Hebammen weiterhin ausrufen „Es ist ein Mädchen!“ oder „Es ist ein Junge!“, und dass es für sie seltsam klinge, wenn sie riefen „Es ist ein Mensch!“, genau diese Schlussbemerkung verrät den ganzen Ungeist. Denn wichtiger als das Menschsein ist ihr die Genitalfrage. Humanismus sieht anders aus. Denn wo bleiben da inter* und trans* Menschen? Bei mir gab es vor 66 Jahren wohl den Ruf: Es ist ein Junge. Welch grandioser Irrtum. Der amerikanische Biologe Milton Diamond hat recht: Nature loves variety, unfortunately society hates it. Das muss sich ändern. Das Sternchen ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. – Nora Eckert

 

Das „Gendern“ zählt zu den sehr emotional diskutierten Themen unserer Zeit, insofern hätte ich von der ZEIT ein Gespräch erwartet, das auf einem gewissen sachlichen Niveau geführt wird und das über das alltägliche, faktenarme Meinungsgeschrei hinausführt. Der Befürworterin des „Genderns“ ist das nach meine Auffassung gelungen; sie hat sachlich und logisch argumentiert. Die Gegner-Position hätten Sie fairerweise ebenfalls mit einer Person besetzen sollen, die Ahnung von der Materie hat. Die zentrale Schwäche der „Gender“-Befürworter ist nämlich die dünne Faktenbasis ihres Standpunktes, und diese wurde an keiner Stelle, auch nicht mit einem Infokasten o.ä., benannt, obwohl sie für die Diskussion doch essenziell ist.

Nahezu zeitgleich zu Ihrem Streitgespräch kann man bei der „WELT“ folgenden Artikel abrufen – der bezeichnenderweise einen reißerischen, aber treffenden Titel trägt:https://www.welt.de/kultur/plus217170354/Argumente-gegen-das-Gendern-die-Sie-anderswo-nie-lesen.html?cid=onsite.onsitesearchIn dem Artikel findet sich eine recht differenzierte Auseinandersetzung mit den Studien, die „Gender“-Befürworter gern ins Feld führen. Er macht plausibel, dass wir Menschen viel eher nach sozialen Kontexten urteilen als nach sprachlichen Etiketten.Sich nüchtern mit der wissenschaftlichen Erkenntnisbasis eines gesellschaftlichen Reizthemas auseinandersetzen – das hätte ich eher bei der ZEIT erwartet und nicht bei der WELT. Das ist schade, vielleicht widmen Sie ja der Studienlage in einer der nächsten Ausgaben mal einen Beitrag. – Dr. Dirk Burmester

 

Ich begreife nicht, weshalb viele Frauen einerseits gerne darauf verweisen, dass das Geschlecht als biologische Kategorie kein relevantes Kriterium bei der Beurteilung eines Individuums darstellen sollte und sich andererseits vehement für eine gendergerechte Sprache einsetzen. Diese manifestiert die Trennung der Geschlechter und relativiert den Inhalt eines Textes, indem sie vom Wesentlichen ablenkt. Freilich ist unbestritten: Sprache entwickelt sich und passt sich neuen Gegebenheiten an. Dies ist ein natürlicher Prozess. Wenn diese Entwicklung jedoch von oben verordnet wird, erzeugt dies Widerstand. Zudem verstößt eine gendergerechte Sprache gegen mein ästhetisches Sprachempfinden. Sie wirkt unästhetisch und technokratisch. – Prof. Dr. Christel Weiß

 

Es ist schon nicht besonders schön, daß die Sprache von Goethe, Schiller und den vielen deutschen Literaten durch die unzähligen Anglizismen „ergänzt“ würde. Der Genderunfug, anders kann ich es nicht nennen, ist jedoch eine brutale Vergewaltigung der schönen deutschen Sprache. Meine Hoffnung ist, daß es eine vorübergehende Sache bleibt und wir zurückfinden zur Sprache der weltweit anerkannten deutschen Literaten. – Heinz-Dieter Reddmann

 

Die von den beiden Protagonistinnen vorgetragenen Argumente sind eigentlich seit Jahren wohl bekannt. Was auffällt, ist, dass Frau Kämpfe zu der Gruppe von Naiven gehört, die glauben, die Sprachgenderung diene der Gleichberechtigung oder Vermeidung von Diskriminierung. Darum geht es den Aktivisten auf diesem Feld nur sehr bedingt. Sie zielen primär auf eine Sexualissierung unserer Alltagssprache ab. Auf der Homepage der „Arbeitsgemeinschaft feministisch Sprachhandeln“ der Humbold Universität Berlin läßt sich nachlesen, welche sprachlichen Entwicklungen man sich da so vorstellt.

Wer in Hannover ein beliebiges Formular in die Hand nimmt, wird als erstes darauf hingewiesen, dass es Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung gibt. Dass auch Menschen unterschiedlicher Hautfarbe oder Religionszugehörigkeit existieren, interessiert offenbar weniger. Wer nun mehr Wert auf Akzeptanz unter diesen Aspekten legt, z.B. bei Stellenausschreibungen, wird sich erst recht diskriminiert fühlen, wenn er durch „m/w/d“ ausschließlich auf seine Sexualität reduziert wird. In unserer Sprache hat sich eine universelle grammatikalische Form entwickelt, die alle inkludiert während die Genderformen genau das nicht mehr tun. Und glaubt ernsthaft jemand, dass sich sexuell indifferente Menschen durch * besonders wertgeschätzt fühlen.

Ich denke es ist wichtiger, in ihnen Mitbürger wie alle anderen zu sehen und sich ihnen gegenüber auch so zu verhalten. Um unsere Gesellschaft positiv zu entwickeln brauchen wir kein Gender Mainstreaming und insbesondere keine pseudoelitäre Sprachgenderung. Die Weiterentwicklung dieser Dinge sehen wir an US-amerikanischen Universitäten, wo unter dem Vorwand, niemanden diskriminieren zu dürfen mittlerweile Intoleranz, Denunziantentum und regelrechte Hexenjagden erblühen und den Zusammenhalt der Gesellschaft ruinieren. – Dr. Rainer Götz

 

Der sprachliche Genderwahnsinn macht sich auch dort breit, wo man es nicht vermuten würde: Der letzte Rundbrief der Kurt Tucholsky Gesellschaft (!!) ist an uns „liebe Mitgliederinnen und Mitglieder adressiert. Meine Befürchtung: bald sind wir in der Schweiz beim Bündnerinnenfleisch angelangt, in Deutschland wahrscheinlich beim Kasselerinnenschinken. – Dieter Würsten

 

Als schwuler Mann bin ich sehr sensibel was Diskriminierungen angeht. Ich glaube aber nicht wie Frau Kämpfe, dass „diskriminierungsfrei zu sprechen“ das Problem löst. Diskriminierung findet im Kopf statt, und da kann sich – durch Ablehnung der Kopfgeburt „Gendersternchen“ – eine diskriminierende Haltung eher verfestigen als auflösen. Anders als das Beispiel mit dem „Fräulein“, das ja auch aus dem Sprachgebrauch verschwunden ist, lässt sich die Alternative mit Gendersternchen ja phonetisch nicht sprechen. Es ist eine reine Schriftform, die sich nicht durchsetzen wird, weil Sprache etwas Lebendiges ist. Auch die Bestrebungen unser Eltern und Großeltern, bestimmte „schmutzige Worte“ nicht in den Mund zu nehmen, hat dagegen nichts ausrichten können. – Dr. Dirk Kerber

 

Ich bin ein Mann und stelle mir das Umgekehrte vor. Hieße es zukünftig „Der Beruf der Ärztin benötigt eine lange Ausbildung“, würde ich mich fragen, ob die Ausbildungsdauer von Ärzten davon abweicht. Deshalb verstehe ich, daß viele Frauen mit dem generischen Maskulinum nicht zufrieden sind. Ich begrüße Frau Kämpfe’s Motivation: „Sprache prägt Bewusstsein. Deswegen tragen Verwaltungen Verantwortung dafür, dass Sprache gerecht ist.“ Aber Gerechtigkeit ist eine schwierige Sache – auch in der Sprache. Ist es gerecht, dass ein Mann eine Person ist, dass mehrere Männer eineGruppe sind, dass die Gesamtheit aller weiblichen und männlichen Menschen dieMenschheit ist? Es gibt offensichtlich auch das generische Femininum. Und ich habe mich davon bisher nicht diskriminiert oder sprachlich ungerecht behandelt gefühlt.

Frau Kämpfe glaubt, die Tatsache, daß Frauen männlich dominierte Berufe nicht ergreifen, mithilfe von Sprache ändern zu können. Leider führt sie ein Beispiel an, das das Gegenteil belegt: „Es wird regelmäßig von Erziehern gesprochen, obwohl 90 Prozent der Menschen in diesem Beruf Frauen sind“. Wenn Sprache die von Frau Kämpfe zugeschriebene Wirkung hätte, dann müsste doch der Männeranteil im Erziehungsberuf größer als 10 Prozent sein, weil die Berufsbezeichung männlich ist.

Frau Kämpfe „… würde nie behaupten, dass wir damit“ – dem Genderstern – „die eierlegende Wollmilchsau erfunden haben.“ Wie wahr. Der Genderstern ist in gesprochener Sprache nicht zu erkennen. „Liebe Bürger*innen …“ ist inakzeptabel. Dann besser „Liebe Bürgerinnen und Bürger …“. In der geschriebenen Sprache kann der Genderstern einfache Aussagen nahezu unlesbar machen: „Der/die Anwalt*ältin vertritt die Interessen seines/seiner Mandant*in gegenüber dem/der Kläger*in.“ Bei „Anwalt / Anwältin“ versagt der Genderstern aus meiner Sicht.

Deshalb schlage ich vor, den Genderstern und andere alle Geschlechter berücksichtigende Sprachregelungen kontextabhängig anzuwenden. Wenn es nicht relevant ist, ob Frauen oder Männer gemeint sind, dann sollte das generische Maskulinum und das generische Femininum weiterverwendet werden. „Deutschland hat 80 Millionen Einwohner“ schließt Frauen mit ein und „die Menschheit besteht aus mehr 7 Milliarden Menschen“ schließt Männer mit ein. Wenn es aber darum geht, Benachteiligungen von Frauen und Männern in der Gesellschaft transparent zu machen und zu beseitigen, dann können geschlechtsspezifische Sprachregelungen wie beispielsweise der Genderstern, das Partizip Präsens oder andere Regelungen verwendet werden – zumindest solange, wie es erforderlich ist. – Hartmut Loth-Krausser

 

Danke für den Artikel, der die diametral gegensätzlichen Standpunkte zum Thema deutlich werden lässt. Wobei nicht unerwähnt werden darf, dass die weit überwiegende Mehrheit der deutschen Bevölkerung diesen sprachlichen Genderwahnsinn ablehnt. Wir haben es zu tun mit einer Verhunzung der deutschen Sprache. In der Debatte über Gendergerechtigkeit ist nicht die Sprache ausschlaggebend. Es sind die Strukturen und die männlichen Seilschaften, die verhindern, dass mehr qualifizierte Frauen in hohe und höchste Führungspositionen gelangen. Wenn Frau Kämpfe meint, dass Strukturen über Sprache verändert werden können und Frauen Zugänge ermöglicht werden, indem sie sich in der Sprache widerspiegeln, dann ist das einfach Bullshit oder höflicher ausgedrückt: diese Behauptung ist völlig jenseits jeglicher wissenschaftlicher Evidenz. Frau Mertens hat es auf den Punkt gebracht: „Blödsinn ist eigentlich noch viel zu milde gesagt“.

Ich gehe noch weiter: Wir haben es hier mit der Bevormundung einer gesellschaftlichen Mehrheit durch eine Minderheit zu tun. Noch drastischer ausgedrückt: Es handelt sich um den illegitimen Versuch, durch eine subtile Gehirnwäsche Einstellungen zu verändern. Lasst uns diese sprachpolizeilichen Interventionen ignorieren. Lasst uns stattdessen überlegen, welche Maßnahmen wirklich geeignet sind, strukturelle Verkrustungen aufzulösen. – Bernd Riegsinger

 

BITTE NICHT VER*KÄMPFE*N! Manche mögen mich bedauern, dass ich ein alter weißer Mann bin. Das bin ich zweifellos und insoweit bleibt mir nichts anderes übrig, als mich als Angehöriger dieser neuerdings vielfältig geschmähten, ja diskriminierten und – nach dem üblichen gewordenen Sprachgebrauch – möglicherweise rassistisch verunglimpften Spezies immer wieder auf die mehr als 2000 Jahre alten Tugenden der Stoiker zu besinnen. Nun denn: Als alter weißer Mann mit altersgereiftem Sprachempfinden erlebe ich immer wieder übergroße Freude darüber, wie sich unsere Gesellschaft weiterentwickelt hat. Zum Beispiel: Als Mitglied einer evangelisch-lutherischen Gemeinde bin ich glücklich über unsere junge Pastorin mit einer wunderbaren pastoralen Ausstrahlung Desgleichen auch über deren Pröpstin, die mit großem Geschick nicht nur ihre Propstei führt, sondern auch das Exekutivorgan unseres Kirchenkreises souverän managt. Und ich bewundere unsere Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, die im paritätisch besetzten Bischofsrat der Nordkirche unter Führung der Landesbischöfin die evangelischen Christen Norddeutschlands geistlich leitet.

Und ich habe großes Mitgefühl mit unseren katholischen Schwestern und Brüdern, die leider immer noch auf weibliche Priester, Bischöfe, Kardinäle und Päpste (das sind alles sogenannte Gattungsbrgriffe) als wahrhaftige Seelsorger verzichten müssen. Allerdings bedaure ich ein wenig, dass diese beeindruckenden Frauen unserer Kirche eine Verballhornung der Sprache mitmachen, indem sie den – angeblich Realitäten schaffenden und Gerechtigkeit herstellenden – Sternchen-Kult akzeptieren. – Oder gar fördern? – Und das in einer Kirche, die sich auf Luther mit seiner prägenden Kraft für eine ausdrucksstarke und schlichte Sprache beruft.

Was für ein Irrtum, dass der mit „genderlichem“ Überschwang geführte Kreuz*zug für eine geschlechtergerechte Sprache etwas anderes bewirken wird als völlig unnötige Diskussionen! Es sind ganz andere Dinge, die für Frauen den für sie angemessenen gleichberechtigten Platz neben den Männern schaffen werden. – Und in vielen Bereichen bereits geschaffen haben. Zum Beispiel in der Medizin und in der Lehrerschaft. Auch in anderen Berufen werden die Frauen bald die Mehrheit bilden und ihre führende Rolle ausweiten– etwa in der Richterschaft.

Diese Debatte wird vielleicht schon bald aufhören, weil für die Sternchen-Kämpfer*Innen ein neues Problem entstehen wird, nämlich wenn die in dieser Sprach- und Schriftform verborgene Form der „Diskriminierung“ des sogenannten dritten Geschlechts „entdeckt“ wird. Wir werden beobachten können, dass man sich auch um eine angemessene Berücksichtigung von Menschen in unserer Sprache bemühen wird, die weder männlich noch weiblich sind. Anstelle der Sternchen-Wörter werden dann vielleicht die schlichten und schönen Gattungsbegriffe wieder zur Geltung kommen. – Ggf. ergänzt um den Klammerzusatz „(m, w, d)“? Es wird dann allerdings noch zu klären sein, wie man diese Wörter ausspricht. Bei dem *-Phänomen ist das offenbar bereits geklärt; hört man doch neuerdings – so etwa in Sendungen des NDR – vor dem Appendix „Innen“ jeweils eine kleine Pause, als müssten die Sprechenden einen Schluckauf unterdrücken. Welche gesellschaftspolitische Pioniertat! – J.B.

 

Wörter mit Sternchen oder großem „I“ in der Mitte erlaubt zwar der DUDEN, man kann sie aber – im Gegensatz zu allen anderen Wörtern – nicht sprechen! Im Radio hört man allerdings immer häufiger so etwas Unsägliches wie „Autor Innen“, getrennt gesprochen, man fragt sich dann unwillkürlich, was denn mit dem „Autor Außen“ los ist. Bei künstlichen Wörtern mit Umlaut wie „Französ*innen“ funktioniert das Ganze schon nicht mehr, weil dann dann die Männer nicht mehr mitgemeint sind. Die Feministinnen begreifen nicht, dass das grammatische Geschlecht nicht dasselbe ist wie das natürliche. „Die Personen“ ist ein weiblicher Plural – Männer gehören aber dazu, und noch nie hat sich einer durch dieses Wort diskriminiert gefühlt.

Ebenso Millionen „Mädchen“, die trotz des sächlichen Substantivs nicht um ihre Weiblichkeit besorgt sind. Kein Mensch sagt „Die Amerikaner und Amerikanerinnen haben gegen Hitlerdeutschland gekämpft“ oder „Der Mord an den Jüdinnen und Juden“. Und merkwürdig: Nie ist von „MörderInnen“ oder „SchleuserInnen“ zu lesen, Frauen sind anscheinend zu Bösem nicht fähig. (Robert Gernhardt hat schon vor langer Zeit darauf hingewiesen.) Wenn man „Bürger*innen“ schreibt, müsste man konsequenterweise auch statt „Bürgersteig“ „Bürgermeister*innensteig“ schreiben. Ein ebensolcher Unsinn ist die Umbenennung von „Studenten“ in „Studierende“. Die Umbenennung z.B. von „Studentenwerk“ in „Studierendenwerk“ hat allein in Berlin 800 000 Euro gekostet. Man müsste dann auch statt „Leser“ „Lesende der ZEIT“ sagen. Absurd. Immerhin gibt es noch „Studentenstädte“, wo man im „Studentenviertel“ „Studentenfutter“ essen kann.

Es ist skandalös, dass Studenten, die in ihren Arbeiten nicht „gendern“, Punkteabzug bekommen. Benachteiligungen von Frauen muss man bekämpfen, die Sprache ist allerdings dazu ein völlig ungeeignetes Instrument. Auf die Auswüchse des schon fast sprachpolizeilichen Wahns kann man vielleicht nur noch satirisch reagieren: Das Wort „Altweibersommer“ ist diskriminierend und frauenfeindlich! Man sollte besser sagen: „Femininer Naturzustand ohne Menstruationshintergrund.“ – Manfred Lauffs

 

Danke für den ansprechenden Artikel! Ich bin ganz bei Frau Mertens – ihre Schlusspointe ist köstlich. Wie sehr dagegen Frau Kämpfe eben gerade nicht präzise ist, zeigt sich an der auch im Artikel angesprochenen Anrede „Damen und Herren“. Wenn es eine Divers-Möglichkeit schon im Pass gibt, sollte sich das auch in der Standardanrede niederschlagen. Dafür findet aber Frau Kämpfe keine Lösung.

Im Übrigen sollte bei einer Gleichstellung zumindest zwischen dem männlichen und weiblichen Geschlecht auch einmal über das immer vorgestellte „Damen“ nachgedacht werden. Dies stammt nämlich ebenso aus einer Zeit, als die „Damen“ nichts zu sagen hatten und nur Herren öffentlich auftraten und Frauen so wenigstens der höfliche Vortritt in der Anrede gelassen wurde. Eine Gleichstellung würde bedeuten, ich als Frau spreche nicht mein eigenes Geschlecht als erstes an, sondern das männliche. Das ist ganz normale Höflichkeit, schließlich nenne ich mich selbst in einer Aufzählung auch als letztes, und damit Gleichberechtigung. Insofern hat Frau Kämpfe noch einiges zu tun, um wirklich präzise und auch höflich zu sein. – Sandra Pöhl

 

Ich habe die letzten 35 Jahre auf Englisch in den USA verbracht, und so ist mir der Beginn der Genderdiskussion entgangen. Jetzt bin ich wieder in Deutschland und bin zutiefst enttäuscht, wie sich das Thema entwickelt hat. Das Gendersternchen trägt nichts dazu bei, die Sprache effizienter und geschmeidiger zu machen. Auch klingt es für mich zu sehr nach beleidigter Leberwurst, ein sich wild-meldendes Aufmerksamkeitserheischen der ewig benachteiligten Frauen.

Ich möchte nicht als Frau identifiziert werden, vor allem, solange Frauen immer noch als zweite Wahl betrachtet werden. Im Gegenteil, ich möchte die männlichen Begriffe usurpieren, bis sie von allen Gendern belegt sind und niemand mehr wissen kann, was sich hinter dem Tischler oder Arzt verbirgt. Nur so wird die vermeintlich männliche Bezeichnung aufgeweicht, so daß sie am Ende Allen gehört. Ich bin Grafik Designer und werde mich niemals als Designerin vorstellen, als “nur Frau”. Stattdessen belege ich genüßlich sämtliche Bezeichnungen mit meiner weiblichen Präsenz, ohne auf diese hinweisen zu müssen. Und ich hoffe, daß alle Frauen, Trans- und Intersexuelle es mir gleich tun werden, denn die Genderskala ist nun einmal sehr variabel. Ohnehin sind viele der Genderbegriffe Quatsch. Wenn schon, dann sollte aus der Ärztin doch eine Arzt*in werden, oder? – Antje Kharchi

 

Nicht nur für das Gendersternchen, nein, auch für die Restschwemme der von umtriebigen Sprachwächtern eimerweise ausgeleerten Neologismen der politischen Korrektheit wünscht man sich als ungeneigter Leser einen Polemiker Karl Kraus’scher Provenienz; einen, der den Sprachverhunzern den grammatischen Marsch bläst und die Apostel der Genderrhoe ihrer im Sinne Carlo Strengers verdienten zivilisierten Verachtung zuführt. Wer Alltagssprache in ihren Begriffen aus politischen statt aus grammatischen Gründen beugt, wird am Ende auch Menschen beugen. Und wann geschah solches einmal nicht im Namen des Guten? möchte man der erahnbaren Ausrede entgegenhalten. – Uwe Kaiser

 

Mit großem Interesse habe ich Ihren Beitrag bzw. das Streitgespräch „Krieg der Sternchen“ in der letzten ZEIT-Ausgabe 42/2020 gelesen. Zunächst möchte ich Ihnen herzlich danken, dass Sie diesem Thema einen so großen Raum eingeräumt haben und die beiden Diskutanten so ausführlich zu Wort haben kommen lassen. Das Thema bekommt leider mehr und mehr Relevanz, weshalb ich es gut finde, einen ausführlichen öffentlichen Meinungsaustausch hierzu zu ermöglichen.

Ich finde, dass das Streitgespräch jedoch leider einen entscheidenden Punkt nicht offen gelegt hat: Frau Kämpfe und ihre Gleichgesinnten beschreiben in ihrer Argumentation wiederholt irgendeine diffuse Art der Diskrimierung, wenn wir unsere Sprache nicht mit Gender-Sternchen oder ähnlichen Instrumenten zwangs-umbauen würden. Wo hier aber eine Diskriminierung überhaupt entsteht und wie diese „Diskriminierung“ in irgendeiner Art und Weise schädlich für unsere Gesellschaft ist, wird niemals konkret beschrieben oder gar belegt.

Auch die Transferleistung, warum es schlecht sein sollte, wenn Probanden irgendeiner nicht näher beschriebenen Studie aus dem Jahr 2001 weniger häufig Frauen „nennen“, wenn sie nach PolitikerInnen anstatt Politikern gefragt werden, wird im Gespräch nicht erbracht. Unterstellt, die Studie hat valide Ergebnisse zutage gebracht – wo ist das Problem? Das Ziel ist doch, dass wir eine Gesellschaft der Chancengerechtigkeit ohne Rücksicht auf Herkunft und Geschlecht sein wollen. Dieses beschrieben Ziel wird wohl allgemeiner Konsens sein. Welchen Beitrag eine verhunzte und unleserliche Schriftsprache nun zur Erreichung dieses Ziels beitragen könnte, bleibt leider auch nach diesem Streitgespräch völlig unklar.

Ich hoffe, dass DIE ZEIT den Forderungen von Frau Kämpfe und ihren Anhängern niemals folgen wird. Wenn ich einen Text lese, geht es im Wesentlichen um (schnelle) Informationsaufnahme aber auch um Genuss. Es ist offensichtlich, dass kein Lesefluss entstehen kann, wenn man ständig solche „Sternchen-Stopper“ im Text hat. Konsequenz von „Binnen-I“ und „Tender-Sternchen“ ist keine gerechtere Gesellschaft sondern ein unzufriedener Leser. Damit ist dann aber wirklich niemanden geholfen. Abschließend möchte ich an dieser Stelle festhalten, dass dieses erste Buch in der ZEIT 42/2020 das beste erste Buch seit langem war. Jeder einzelne Beitrag war sehr lesenswert. Danke für Ihre Arbeit! – Sven Zimmermann

 

Auch wenn die Sternchen- oder Binnen-I-Form oder ähnliches immer wiederdiskutiert wird, hat es dennoch kein Interesse in der breitenBevölkerung gefunden; es ist und bleibt ein Thema einer elitären,übersättigten Gesellschaftsschicht nebst solchen Medien, die anscheinendsonst keine Probleme mehr haben. Der ganz überwiegende Teil der Menschenhat ganz andere Schwierigkeiten zu meistern. Ich möchte bei „Kund*In“oder „Kolleg*In“ nicht der „Kund“ bzw. „Kolleg“ sein, sondern ich binmit dem bisherigen Brauch, die weibliche und männliche Form gemeinsam zunennen, vollkommen einverstanden. Gerne kann dies auch in Gesetzestexteusw. übernommen werden; das wäre die eleganteste Lösung.Frau Sabine Mertens hat diese Sprachverhunzung mit einem treffenden Wortcharakterisiert, ich würde noch das Adjektiv hirnverbrannt hinzufügen. – Dipl.- Ing. Adrian Betz

 

Es ist für mich kaum mehr auszuhalten, wie unsere Sprache für politische Zwecke missbraucht werden soll. Was hat sich Frau Kämpfe (der Name ist Programm!!!) dabei gedacht, solche Konstrukte wie „Bürger*innen“ einzuführen? Sie will unsere Sprache verändern? Soll ich mich wirklich beim Abhalten einer Grußbotschaft hinstellen und laut aussprechen „Liebe BÜRGER-STERN-INNEN“? Sprache kommt für mich von „sprechen“. Das scheint mir hier nicht möglich, also ist der Vorschlag komplett unbrauchbar. Was ist außerdem mit dem Bürgermeister? Bürger*innen-meister??? Was ist mit dem Bürgersteig? Bürger*innen-steig??? Wohl kaum. Ich habe in der Schule gelernt, dass alle Versuche auf dieser Welt, Kunstsprachen einzuführen, gescheitert sind.

Hier in diesem Fall ist sogar das Gegenteil in nahezu jeder Comedy- oder Kabarett-Sendung zu beobachten: Das Gendern dient zur allgemeinen Belustigung. Damit hat aus meiner Sicht der beabsichtigte Effekt, bisher Ungenannte einzubinden, zur Ausgrenzung geführt. Aus meiner Sicht geht es so nicht. Die Behauptung, z.B. die ungerechten Unterschiede in der Bezahlung zwischen Mann und Frau (was ist mit allen anderen?) könnten mit dem Gendersternchen behoben werden, ist sehr, sehr weit hergeholt. Also auch dafür ungeeignet. Ich mache dazu folgenden satirischen Vorschlag: In den kommenden 50 Jahren wird per Gesetz vorgeschrieben, nur noch die weibliche Form bei allem zu verwenden.

Männer sind also männliche Frauen, Lausbuben werden zu Lausmädchen, mein Hund macht kein Männchen mehr sondern ein Frauchen, der kleine Mann auf der Straße wird zur kleinen Frau auf der Straße, die Rudermannschaft wird zur Ruderfrauschaft, das Strichmännchen wird zum Strichfrauchen, das herrliche Wetter wird zum fraulichen Wetter, der Gevatter Tod wird zur Gemutter Tod, der Blaumann wird zur Blaufrau, die fachmännische Arbeit wird zur fachfrauischen Arbeit, der Bergmann wird zur Bergfrau, der Strahlemann wird zur Strahlefrau, das Stehaufmännchen wird zum Stehauffrauchen, der Buhmann wird zur Buhfrau, der Mann im Mond wird zur Frau im Mond, der Spitzbub wird zum Spitzmädchen, der Ehrenmann wird zur Ehrenfrau, der Schirmherr wird zur Schirmfrau, der Mann der Tat wird zur Frau der Tat, aus brüderlich teilen wird schwesterlich teilen, aus verbrüdern wird verschwestern, aus versöhnen wird vertöchtern, aus Glücksritter wird Glücksritterin, aus Bäckerei wird Bäckerinei oder noch besser Bäcker*innenei aus Metzgerei wird Metzgerinei oder noch besser Metzger*innenei, aus Notariat wird Notariniat oder noch besser Notar*inneniat aus Zahnarztpraxis wird Zahnärztinpraxis, und so weiter, und so weiter.

Und nicht vergessen, es ist per Gesetz so geregelt! Jeder muss sich dran halten! Zum Abschluss: Aus Meine Herren, was ist das für eine Welt wird Meine Frauen, was ist das für eine Welt! Ich denke, nach einer gewissen Übergangszeit, werden sich die Begriffe eingeschliffen haben. Da kann man dann damit beginnen, das Vorgehen auf alle anderen unterschiedlichen Aspekte des menschlichen Wesens zu erweitern. Danke, dass ich mir das von der Seele schreiben durfte! – Christoph Thienel

 

„Leider“ kann Frau Sabine Mertens als Frau glaubhaft sagen, dass sie mit Bürgern und Piloten auch Bürgerinnen und Pilotinnen einschließt. Mir – sogar als um Diskriminierungsfreiheit bemühten – Mann ist das fast unmöglich. Bei Bürgerwehren denke ich nur an Männer und bei Hebammen nur an Frauen. Ich bin für jeden wohlwollenden Versuch dankbar, der mich daran erinnert, dass auch Frauen und wer auch immer mitgemeint sInd. Zur Not immer männlich und weibliche Form gemeinsam: solange bis jemand eine einfachere und breit akzeptierte Form (er)findet. Darauf freue ich mich! – Rainer Risch

 

Bisher ist die Anrede eines Briefes „Sehr geehrte Damen und Herren“.Früher schrieb man nur „Sehr geehrte Herren“. Markierungen reichen nicht aus, um das Denken präziser zu machen und auf den neuesten Stand zu bringen. Ich schlage deshalb ganz diskriminierungsfrei und unmissverständlich als amtliche Anrede „Sehr geehrte Genderstars, Damen und Herren“ vor. Damit wird sich bestimmt Niemand mehr ausgegrenzt fühlen. PS gibt es in unserem Lande noch etwas worüber man sich Sorgen machen könnte? – Ilse Papsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Merkels falsche Heilsbotschaft“ von Thea Dorn

 

Ja und nochmals Ja! Diesem Artikel ist nichts hinzuzufügen und spricht wahrscheinlich vielen aus der Seele! Danke. – Achim Hauck

 

Thea Dorn empfiehlt eine verantwortliche Gelassenheit im Umgang mit dem Corona-Virus. Mit Blick auf ihre dramatisierende Auslegung der „Durchhalterede“ von Angela Merkel stellt sich die Frage, warum sie diese Empfehlung nicht auch auf sich selbst anwendet. Verantwortliche Gelassenheit wäre ein durchaus angemessener Umgang mit der Merkel-Rede gewesen. Dagegen gelangt Thea Dorn zu dem Schluss, dass Angela Merkel „Ängste groß halten“ möchte, „damit die von der Staatsmacht verordneten Heilmittel gehorsam geschluckt werden“. Die Haare in der Suppe: die Wörtchen „wir“ und „alles“ in dem Merkel-Satz „Aber wir riskieren gerade alles, was wir in den letzten Monaten erreicht haben“.

Aus meiner Sicht: Nicht Angela Merkel macht die Angst groß, sondern der aufblähende Deutungsrahmen von Thea Dorn, in dem Angela Merkel apokalyptische Reiter ins Rennen schickt, um auf Basis unhaltbarer Heilsversprechen insgeheim den Genuss des Durchregierens zu sichern. In der Generaldebatte des Bundestags über den Haushalt 2021 hat Angela Merkel ihre Rede lediglich dazu genutzt, angesichts von Verschwörungserzählungen, Corona-Protesten und steigenden Infektionszahlen an die Bevölkerung zu appellieren, sich weiterhin an die Schutzregeln zu halten. – Reinhard Koine

 

Thea Dorns Essay könnte alle kurzsichtigen Kritiker von Merkel und der Corona-Maßnahmen erfreuen. Eigentlich hat sie nicht viel anderes als Donald Trump gesagt, der, nachdem er, noch hochinfektiös, wacklig auf den Beinen und schwer atmend ins Weiße Haus zurückgekehrt war, twitterte, dass die Amerikaner sich vom Virus keine Angst einjagen lassen sollten, sondern lernen sollten damit umzugehen. – Dirk Visser

 

Ich hoffe, dass sich Ihre Position in der Öffentlichkeit mehr durchsetzt. Zur humanistisch-säklaren Corona-Politik würde ich noch ergänzen:- neben Impfstoff ein Medikament zur Behandlung entwickeln- Achtung: es werden in kürzeren Abständen immer neue gefährliche Virenauftauchen, mit denen wir zurecht kommen müssen. – Christian Voss

 

Wie ist es möglich, zu Ihrem Beitrag verbleibt mir nichts, aber auch gar nichts hinzuzufügen. – Wolfgang Burkhardt

 

In zwei zentralen Punkten ihrer Merkel-Schelte darf man Thea Dorn zweifellos recht geben. Die Gewissheit zu verkünden, dass das Leben, wie wir es kannten, zurückkehren werde, ist nichts anderes als ein leeres Versprechen. Ganz abgesehen davon sind Gewissheiten in der conditio humana nicht vorzufinden. Und die Erwartung eines in absehbarer Zeit entwickelten erlösenden Impfstoffes, ist ebenfalls lediglich eine fromme Hoffnung. Daraus allerdings die Bundeskanzlerin zur Heilsbotschafterin per se zu stilisieren, aus der zitierten Redepassage gar den „ekstatischen Ton eines protestantischen Predigers“ herauszuhören, geht nur mit ganz erheblichen exegetischen Verrenkungen.

Ansonsten bleiben Thea Dorns Statements eher dürftig, Das beginnt mit dem Lamento über nicht gelebtes Leben im Sommer. Dabei scheinen gerade die Zeitgenossen, die in volleren Zügen genossen haben, verantwortlich dafür zu sein, dass man uns allen in der bereits grassierenden zweiten, womöglich noch massiveren Welle eben jene Genüsse vorenthalten wird. Es folgt ein Appell zur Gelassenheit. Nun, die ist nie verkehrt, allerdings auch nicht sonderlich weiterführend.

Was an der zitierten Formel des Virologen Hendrik Streeck “So wenig Hygiene wie nötig, so viele Lebensfreiheiten wie möglich“ bahnbrechend Neues sein soll, entzieht den geneigten Leser. In dieser Allgemeinheit dürften dieses Motto sowohl Merkel wie auch der noch mehr gescholtene bayerische Ministerpräsident unterschreiben. Richtig ärgerlich wird der Text allerdings am Ende, wenn die Autorin den Regierenden die Befriedigung ihrer autokratischen Ambitionen unterstellt. Da hat sie sich, so muss man beinahe befürchten, mit den Unheilsbotschaften in Querdenkerkreisen infiziert. – Romin Heß

 

Ihre Skepsis gegenüber den sozialen Veränderungen in der Zukunft erinnern mich ein bisschen an meine Oma, die auch dachte: Wenn die Jugend nicht mehr in die christliche Jugendstunde geht, sondern stattdessen im öffentlichen Raum herumlungert, dann steht ihr eine freudlose und einsame Zeit bevor. Und sie erinnert mich an meine älteren facebookfreien Bekannten, die auch dachten: Wenn die Jugend sich nicht mehr im öffentlichen Raum trifft, sondern im Internet herumlungert, dann steht ihr eine freudlose und einsame Zeit bevor. Das hat sich – zumindest für mich und viele andere – nicht bewahrheitet: Als Jugendliche hatte ich gesellige freudvolle Zeiten im öffentlichen Raum, und als Erwachsene habe ich meine Bekanntschaften u.a. über Facebook gepflegt, weil mir die traditionelle Bekanntschaftspflege über Kirche oder Verein abhandengekommen ist.

Auch jetzt stelle ich fest, dass alte Muster sozialer Kontakt-Pflege sich verändern – aber doch nicht automatisch zum Schlechten: Ich habe noch nie so oft meine Mutter besucht wie im letzten halben Jahr; ich habe noch nie so viel mit meinen Nachbarn geredet, wie im letzten halben Jahr; ich bin noch nie so viel spazieren gegangen mit Freunden wie im letzten Jahr; ich bin noch nie so viel ins Gespräch gekommen mit Verkäuferinnen, Bademeistern, Saunagästen wie im letzten Jahr, und ich kann auch Zoom-Treffen mit entfernt wohnenden Kollegen zum Glas Wein sehr empfehlen, weil man die nervige Anreise und die betrunkene Rückreise spart.

Soziale Kontakte ändern sich, aus ganz unterschiedlichen Gründen, aber nur weil sie anders werden, heißt das doch nicht, dass früher alles besser war. Wir Menschen sind soziale Wesen, wir werden neue und gut funktionierende Wege finden, um weiter gemeinsam freudige Zeiten zu erleben. Ihre Unheilsbotschaften leuchten mir nicht ein – und auch nicht das Argument, dass Sie vielleicht jetzt bringen würden: In England gibt es doch sogar ein „Einsamkeitsministerium“! Seit der Thatcher-Zeit hat die englische Regierung, und nach ihr auch die deutsche, darauf gedrängt, die Idee von Gesellschaft und Gemeinschaft aufzugeben, weil es doch nur Individuen geben soll, die allein für sich Sorge tragen müssen. Dass denen das jetzt in den Rücken fällt, ist keine Folge erodierender sozialer Fähigkeiten und Möglichkeiten, sondern lang gehegter politscher Wille, dass alle Menschen zu individualisierten Schmieden ihres Glückes werden, die allein klar kommen. – Bettina Schmidt

 

Die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, schildert in ihrem Beitrag unter der Rubrik „Position“ die Not der Erstsemester und fordert auf, sie zu lindern. Selbige bestünde in fehlendem persönlichen Austausch und in nicht ausreichendem Geld. Mich würde nun brennend interessieren, über wie viel Geld ein Studienanfänger verfügen muss, sodass es, nach Meinung von Frau Dorn, ausreichend wäre? Auf der Suche nach einem Kriterium zur näheren Bestimmung von „ausreichend“ fällt mir natürlich sofort das Bafög ein. Abhängig vom Einkommen der Eltern wird hier Studierenden finanzielle Unterstützung gewährt, um eben jedem – unabhängig vom Einkommen der Eltern- , der möchte und dazu geeignet ist, ein Studium zu ermöglichen.

Wenn zumutbare finanzielle elterliche Unterstützung und/oder Bafög als nicht ausreichend empfunden werden, stellt sich doch die Frage nach dem Warum. Bei der Suche nach den Gründen hierfür hilft ein Blick auf die Ergebnisse einer bundesweiten Befragung von Studierenden durch das Deutsche Studentenwerk. Als Grund für das zusätzliche Jobben neben dem Studium nennen die Studierenden selbst, dass sie sich mit dem zusätzlich Verdienten vor allem etwas „gönnen“ möchten; also Ausgehen, Urlaub machen, schicke angesagt Kleidung und andere Dinge konsumieren, die man auch in einer Wohlstandsgesellschaft getrost dem Luxusbereich zuordnen kann.Und nun komme ich zu meinem eigentlichen Punkt: Ist tatsächlich ein junger Mensch, dessen Existenz absolut gesichert ist, der sich aber eher selten etwas Luxus „gönnen“ kann, bereits in einer Notlage, zu deren Linderung man aufrufen muss?

Verrutschen da nicht alle Maßstäbe im Angesicht von Menschen, die auf der Flucht sind, die durch Naturkatastrophen und Krieg Angehörige und alles Hab und Gut verloren haben oder angesichts von Kinderin Afrika, für die der Hunger zum Normalzustand geworden ist, um nureinige wenige Beispiele zu nennen? Ist es nicht wie ein Schlag ins Gesichtall dieser wirklich Notleidenden und derjenigen, die bemüht sind solcheNot zu lindern, wenn die Situation von Erstsemestern in unserem Lande auchnur in deren Nähe gerückt wird und sei es auch nur sprachlich.Vielleicht sollte man als Politikerin, wenn man öffentlich Positionbezieht, vorher gründlich nachdenken und beim Schreiben sorgfältig auf dieWortwahl achten und zwar nicht nur beim Gendern. – Prof. i.R. Dr. Erwin Breitenbach

 

Was ist denn an der „ Heilsbotschaft“ von Frau Merkel so falsch? Heilsbotschaft ist doch ziemlich weit hergeholt. Dass sie den Menschen Hoffnung auf bessere Zeiten vermitteln will, gehört zu ihrem Job. Wie es demnächst weitergeht, weiß keiner so genau, aber die Bevölkerung erkennt schon, dass es sich hier weniger um eine Heilsbotschaft als um Zweckoptimismus handelt. Zum anderen ist es aber kein Zweckpessimismus, wenn sie auf den Ernst der Lage hinweist (evtl. 19000 Neuinfektionen täglich bis Weihnachten). Das sind einfach vorhersehbare Tatsachen, wenn wir so weiter leben wie augenblicklich. Frau Dorn sollte sich mal an Prof. Lauterbach wenden. – Dass es hier nicht um persönliche Befindlichkeiten, sondern letztendlich um Tote und gesundheitliche – und wirtschaftliche Langzeitschäden geht, ficht Frau Dorn nicht an.

Sie sorgt sich darum, ob wir „genug seelische Vorräte angelegt haben, um Herbst und Winter zu überstehen“. Bei „Freunden und Bekannten liegen schon jetzt die Nerven blank“. Wie schrecklich, was sind denn das für Weicheier? Sie sieht ein „Durchregieren“ der Politiker mit Hilfe der Pandemiemaßnahmen. Regierungschefs, „die die Wirkmacht nationaler Politik in einer globalisierten Welt für begrenzt halten, entdeckten plötzlich, wie schön es ist, im eigenen Land durchzuregieren“. – Sind das schon Verschwörungstheorien? – Auf jeden Fall wird die Wirklichkeit von Politik und Gesellschaft falsch abgebildet. – Achim Kästner

 

Thea Dorns Kolumne hat mir sehr aus dem Herzen gesprochen. Herzlichen Dank dafür. Gerade in der aktuellen Entwicklung wird mir bewusst, dass ich mir eben im Sommer nicht genug „seelische Vorräte“ angelegt habe. Die kommende Zeit wird schwer und wir brauchen Empathie und den Mut, anderen zuzuhören, bevor wir sie mit unserer vorgefertigten Meinung machen unterbrechen. Wir brauchen Liebe für uns und für die Anderen und nicht diese Aggressivität rund Polarisierung der Gesellschaft. Es gilt gemeinsam nach Lösungen für alle Gesellschafts- und Berufsgruppen zu suchen, damit ein lebenswertes Leben weiterhin möglich sein kann. Das Virus wird sicher nicht in 6 oder 12 oder 24 Monaten weg sein – mit oder ohne Impfung. Eine sehr lange freudlose und einsame Zeit sollte nicht unterschätzt werden. – Andreas Braun

 

Ich finde es bedauerlich, dass der recht aggressive Artikel von Frau Dorn, der eindeutig zur Verharmlosung der Infektionsprobleme neigt, in dieser Form veröffentlicht wurde, oder nicht zumindest eine mit einer entsprechenden Anmerkung versehen wurde. Schade. – Prof. Dr. Klaus Lang

 

Wie wohltuend, endlich wieder eine Stimme der Vernunft zu hören. Thea Dorn gehört zu den wenigen, die dazu aufrufen, der aktuellen Covid-19-Lage mit mehr Gelassenheit zu begegnen – dabei wär es die Aufgabe der Politiker, die Bevölkerung zu Vernunft und Gelassenheit (nicht: Ausgelassenheit!!!) aufzurufen. Aber in dem allgemeinen Panikgeschrei gehen vernünftige Stimmen wie die des Bonner Virologen Hendrik Streek oder des Braunschweiger Epidemiologen Gérard Krause leider unter.

Letzterer hat erst vor kurzem nachdrücklich dafür plädiert, nicht allein die Zahl der Neuinfektionen oder den sog. „Grenzwert“ zum Maß aller Dinge hochzustilisieren. Wann werden in unserem Land endlich intelligente und besonnene Leute gehört? Mein Eindruck ist, dass viele Politiker mit ihren absurden Drohgebärden und ihrem Aktionismus immer noch mehr Schaden anrichten, was man an der rasant zunehmenden Zahl selbst ernannter Blockwarte leicht erkennen kann – es gibt nun wirklich nichts Ekelhafteres in einer demokratischen Gesellschaft als den „wachsamen Nachbarn“, der sich selbst dazu ernannt hat, andere zu denunzieren. – Franz Schneider

 

Bravo für Ihren großartigen Artikel! Auch ich stelle in meinem Umfeld – Familie und Bekannte -fest, dass viele in einer panikartigen Angst leben, und sich nichts mehr trauen, aus Furcht Corona zu bekommen. Sie laufen nur noch mit angstvollen Gesichtern rum und haben wunde Hände vom vielen desinfizieren, und begegnen ihren Mitmenschen mit furchtvollen Mienen, als wären diese der Belzebub persönlich.Ich gehöre der Generation plus, plus an. Ich habe in meinem Leben Schlimmeres erlebt als Corona. ich habe keine Angst davor, obwohl ich ja offiziell zur Risikogruppe gehöre. Aber ich bin topfit. Ich halte mich an Abstandsregeln und Maskenpflicht, aber wo es eben geht, lebe ich mein Leben so wie immer.

Ich höre doch nicht auf zu leben, nur um länger zu leben! Hier kommen wir zu einem weiteren Problem. Wir haben heutzutage einen problematischen Um gang mit dem Tod. Ab einem gewissen Alter rückt der Tod immer näher, auch wenn wir nicht krank sind. Das ist normal. Nur meinen auch viele meiner Altersgenossen, sie würden alle 100 Jahre alt werden. Sie haben große Angst, vorher zu sterben, was eigentlich realistisch wäre. Deshalb entwickeln diese Menschen eine große Angst vor einer Ansteckung an Corona. Und haben nichts mehr vom Leben! Ich sehe das Ganze viel lässiger. Aufgrund meines Alters bin ich in der Warteschlange auf den Tod. Ich weiß aber nicht, ob ich vorne oder hinten stehe. So bin ich dankbar für jeden Tag , den ich noch habe. Ich will diese Tage aber auch genießen. Und so versuche ich , mich irgendwie durch die ganze Coronageschichte hindurch zu schlängeln.

Ich gehe gerne mit Freunden aus, empfange Besuch und nehme auch in den Arm bzw lasse Umarmungen zu. Das brauche ich, und ich denke, da bin ich nicht allein. Je mehr Verbote ausgesprochen werden, desto mehr verlieren wir an Lebensqualität! Und das wirkt sich negativ auf unser Seelenleben aus. Was haben die Alten, und nicht nur die, davon, wenn sie weggesperrt werden, nur um ein paar Wochen vielleicht auch Jahre rauszuschinden. Da sitzt man zu Hause und bläst Trübsal. Lohnt sich das?

Ich kann die Jugend auch verstehen, die sich dagegen auflehnt. Auch die Jugend geht schnell vorbei, und man will sie genießen, trotz Corona. Es sind jetzt mehr die jungen Leute, die sich anstecken, aber ihre Krankheitsverläufe sind meist leichter.Wir dürfen nicht aufhören zu leben! Pademien wird es immer geben. Wir stärken aber nicht unser Immunsystem, wenn wir uns wegsperren. Opfer wird es immer geben. Das Leben ist nun mal lebensgefährlich. Wir müssen uns ihm stellen. Ein Freeclimber lebt auch gefährlich. er tut es trotzdem.Professor Streek hat recht:“Lasst uns zurückkehren zu einem normalen Leben!“ Die meisten werden es durchstehen! – Ingrid Grenzmann

 

Niemand erwartet eine Befreiung „auf einen Schlag“ durch einen Impfstoff, auch folgt kein Politiker der Maxime: „So wenige Lebensfreiheiten wie nötig, so viele Hygienemaßnahmen wie möglich“: Das sind nur zwei Pappkameraden, die Frau Dorn mit Ausflügen in die Theologie und sprachlichem Imponiergehabe abräumt. Die Diskussion über die richtige Pandemiepolitik gruppiert sich um die zwei Pole Misstrauen oder Vertrauen der Regierung gegenüber; laut ZDF-Politikbarometer sind 77% der Bundesbürger sogar für „stärkere Kontrollen bei der Einhaltung der Corona-Maßnahmen“. Ist das jetzt in Dornscher Lesart womöglich das Bekenntnis der „heimlichen Blockwarte“ oder nicht vielmehr Ausdruck eines grundsätzlich bestehenden Vertrauens in die Politik, gepaart mit berechtigter Sorge um die eigene Gesundheit oder die Gesundheit anderer?

Die Achillesferse der Dornschen Argumentation ist die Berufung auf den HIV-Forscher Streeck, der seit Beginn der Pandemie immer wieder auch für ein Laufenlassen der Pandemie plädiert und vor einer Politisierung und Überdramatisierung des Virus warnt, dies alles aber mit oft schwacher und zum Teil fahrlässiger Argumentation: Zuletzt kritisierte er die zu starke Orientierung an der Zahl der Neuinfektionen – Spiegelung des Infektionsgeschehens in der näheren Vergangenheit und Ausblick auf die Belegungszahlen in einigen Wochen und damit eine wichtige Grundlage für die präventive, zunehmend an ihre Belastungsgrenzen stoßende Arbeit der Gesundheitsämter, die Infektionsketten rechtzeitig unterbrechen wollen, um eine weitere Ausbreitung der Pandemie und damit eine wachsende Zahl von u.U. folgenreichen Erkrankungen zu verhindern.

Wer stattdessen die noch niedrigen, aber bereits wachsenden Belegungszahlen in den Vordergrund stellt, propagiert einen gefährlichen Strategiewechsel, nämlich eine zunehmend bloß reaktive Pandemiepolitik. Solche oft leichtfertig und unkritisch aufgenommenen Botschaften verbreiten sich schnell, weil jede Entwarnung gern gehört wird, sie sollten aber unbedingt kritisch hinterfragt werden. – Norbert Pfaff

 

In den Ausführungen von Frau Dorn vermisse ich als Leser in bedauerlichem Maße Sprachlogik und Politverstand. Es braucht schon viel Böswilligkeit oder sehr verschlungene Interpretationswege, um die zitierten aufmunternden und hoffnungsvollen Worte der Kanzlerin als falsche Heilsbotschaft zu verstehen. Tatsächlich wird hier von der Autorin aus kaum verständlichen Gründen ein Popanz aufgebaut, der keinerlei Ähnlichkeit mit der Person hat, die geschlagen werden soll. – Michael Fritzen

 

Angela Merkel hat kürzlich im Bundestag eine Rede gehalten, die aus dem aktuellen Corona-Wissen eine zusammenfassende Verhaltensorientierung skizzierte, die den Blick für die Solidarität in der Gesellschaft als auch einen positiven Ausblick in die Zukunft enthielt und den sie mit den Worten „Ich bin sicher“ unterstrich. Thea Dorn beschreibt diese Redewendung als Heilsversprechen, als Aussage jenseits der Vernunftgrenze. In Dorns intellektuell ausschweifenden Gedanken sucht man vergeblich nach der Alternative zu Merkels verantwortungsvollem Apell.

Man findet sie vielleicht in Dorns Priorisierung: „So wenige Hygienemaßnahmen wie nötig, so viele Lebensfreiheiten wie möglich.“ anstatt: „So wenige Lebensfreiheiten wie nötig, so viele Hygienemaßnahmen wie möglich.“ Wie diese Gegenüberstellung suggeriert der Artikel insgesamt eine Übertreibung des Regierungshandelns. In ihrem Schlusssatz empfiehlt Thea Dorn eine verantwortliche Gelassenheit im Umgang mit der Seuche. Man könnte „verantwortlich“ ersetzen durch „leichtsinnsbefreit“ und würde damit auf die aktuellen Defizite verantwortlichen Handeln hinweisen – die Merkel mit ihrer Rede zu minimieren versuchte. – Peter Vollmer

 

Es ist unvorstellbar, wie auf der Basis eines unvalidierten, geschweige denn evidenzbasierten PCR-Tests die ganze Welt in Angst und Schrecken versetzt und nebenbei lahmgelegt wurde und wird. Daß sich Frau Merkel als Wissenschaftlerin auch noch gerne vor diesen Karren spannen läßt, ist einfach unglaublich. Gates noch? Das Meinungsmonopol der Regierung und der mit ihr synchronisierten Medien muß (und wird) fallen. Wie schrieb einst Friedrich Hölderlin: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ – Fritz Junghans

 

Oh, Thea Dorn! Vermessenheit! Pietismus! Heilsbotschaft! Soviel fünfspaltiger Theaterdonner um einen hymnischen Schlussatz, der der wieder einmal mit dem Klischee der Pfarrerstochter gebrandmarkten Kanzlerin herausgerutscht ist. Mehr Gelassenheit im Rausch der Worte und Metaphern. Dass die uneingeschränkte Lebensfreude irgend wann wiederkehren wird, ist doch nicht so falsch.. – R. E. Lang

 

Sicher hat der Sommer in den vergangenen Monaten dazu beigetragen, dass bei uns erfreulich geringe Covid-19-Infektions- und Sterbefälle zu verzeichnen waren.Allerdings hat dieser Sommer ja auch in Spanien, Frankreich, England und vor allem in Brasilien und den USA für die Infektausbreitung günstigere Bedingungen geschaffen, als in den kommenden Monaten zu erwarten sind.Insofern ist es keinesfalls vermessen, wenn Frau Merkel auf das überwiegend vernünftige Verhalten der großen Mehrheit hierzulande verweist und zum Durchhalten aufruft.Dieses Durchhalten ist alles andere als ein „pietistischer Dauerbußkampf“, sondern einfach nur rationales Handeln angesichts der herrschenden Lage (Frau Merkel also mehr nüchterne Naturwissenschaftlerin als gläubige Protestantin).

Es ist ja auch nicht so, dass wir „unser früheres Leben“ gewissermaßen als Belohnung für das Durchhalten erwarten dürfen. Vielmehr werden wir tatsächlich lernen, mit dem Virus zu leben (durch Impfstoffe ebenso wie durch bessere Behandlungsmöglichkeiten). Aktuell ist aber wie im Frühjahr zu befürchten (wenngleich diese Befürchtung bisher bei uns glücklicherweise nicht eingetreten ist), dass auch unser Gesundheitssystem an seine Grenzen stößt.Abgesehen davon, dass man seelische Vorräte eben nicht durch – keinesfalls ungefährliche – Treffen und Kontakte anlegen kann, ist die in Ihrem Beitrag zelebrierte Larmoyanz über den verlorenen Sommer vor allem ein Jammern auf sehr hohem Niveau.Möge uns allen dieses hohe gesundheitliche Niveau erhalten bleiben. – Dr. Tadashi Makabe

 

Wie kann man in diesen unsicheren Corona-Zeiten einen derart überflüssigen Artikel schreiben und – liebe ZEIT – veröffentlichen? Wir sind Herrn Söder und Frau Merkel sehr dankbar für deren umsichtiges, unaufgeregtes und besonnenes Bemühen, die Deutschen durch diese Pandemie zu führen. Wie wäre es mit ein paar konstruktiven Vorschlägen, Frau Dorn? – Anne Frielingsdorf

 

Oh wie schön wäre es angesichts Corona gewesen – und würde es erst recht in der Zukunft sein – wenn wir statt einer Angst predigenden Frau Merkel eine Gelassenheit empfehlende Frau Dorn zur Kanzlerin hätten, eine, die nicht im ekstatischen Ton verkündet, dass sie sicher sei, dass unser früheres Leben zurückkehren werde. So ein Satz: verwerflich, fragwürdig und vom Streben nach Durchregierenkönnenbestimmt, klärt uns Frau Dorn auf. Protestantische Heilsbotschaften eben. Merkel stimme uns auf einen pietistischen Dauerbußkampf ein und warnt, dass wir in den nächsten Monaten alles Erreichte riskieren könnten. Dorn hingegen befürchtet, dass wir dann gehorsam staatlich verordnet Heilmittel schlucken werden. So sind wir also, jedenfalls die meisten? Autoritäts- und kanzlerinnengläubig? Und mutieren zu heimlichen Blockwarten, was etliche schon immer sein wollten?

Einiges hätten wir, durch die Angstmache von Merkel und Co, nun leider schon versäumt: In der sommerlichen Corona-Atempause nämlich hätten wir uns quasi mit guten Taten und guten Gefühlen bevorraten sollen. Aber das wäre natürlich nur mit einer Kanzlerin Dorn gegangen, die alle seitdem erfolgten Entwicklungen bestimmt vorausgesehen und uns nicht Angst, sondern Freude und Gelassenheit gepredigt hätte! So aber haben wir, stellt sie fest, im Sommer nicht oft genug Freunde getroffen, einander zu wenig umarmt, uns zu wenig Urlaub gegönnt! Wir hätten uns verhalten sollen wie instinktsichere Tiere, sagt sie noch. Haben wir also versäumt. Es hätte eben angewiesen werden müssen, statt Maskenpflicht am besten! Nun aber liege, von der Merkel-Rede so konnotiert, eine lange freudlose Zeit vor uns. Bis … ? Bis zum Impfstoff wohl. Wer dran glaubt!

In einem liberalen Rechtsstaat müsse es ihr frei stehen, an einen Impfstoff zu glauben oder eben nicht (wie an einen Heiland),formuliert es Frau Dorn entschieden. Da ist ihr unbedingt beizupflichen! Man muss glauben dürfen an was man will, darf weder zwangsgeimpft noch einer Gehirnwäsche unterzogen werden, was offensichtlich (vielleicht hat Frau Dorn Insider-Kenntnisse?) schon längst geschieht. Oder reicht für Letzteres bereits der Kanzlerinnensatz „Ich bin mir sicher …“? Sich selbst bescheinigt Frau Dorn ausreichend skeptisch-kritische Vernunft, wenn es um solchen Glauben geht. Gut vorstellbar im Kontext ihrer Warnungen vor Angstraumbewirtschaftung und Pandemiebekämpfungsethik, dass sie formuliert hätte: „Ich bin mir sicher, dass die, nüchtern betrachtet, ungewisse Heilsperspektive nur mit Gelassenheit zu meistern ist.“ Vor allem aber, meine nun ich, muss man wirklich genug Vorräte haben! Besonders hinsichtlich skeptisch-kritischer Vernunft, bezüglich derer sich Frau Dorn wohl wie die Mehrheitseignerin fühlt. – Christa Fischer

 

Wir können jeden einzelnen Satz von Thea Dorn unterstreichen. Die meisten Menschen in unserem Land werden z.Zt. von der Angst angesteckt, nicht vom Corona-Virus. Wir versuchen seit 4 Monaten mit diversen Briefen an kirchliche Amtsträger und an die niedersächsische Landesregierung auf diese seelische Katastrophe für unsere Gesellschaft hinzuweisen. Von kirchlicher Seite haben wir bis heute keine inhaltliche Reaktion erhalten. Danke, dass Sie als ZEIT-Redaktion den Gedanken und Beobachtungen, die Thea Dorn so präg- nant formuliert hat und denen sich nicht wenige Menschen anschließen, Raum geben. – Ingrid Dorndorf und Rüdiger Dorndorf

 

Wie kann man diese hervorragenden Gedanken dieses Artikels so unzulänglich verpacken! Da wird die Zerlegung der Heilsbotschaft Merkels zum undefinierbaren Brei und die Darstellungen der Aussage verschwimmt in Phrasen. Schade, denn die Argumentationen hätten das Potential, die Doppelzüngigkeit von Merkel unübersehbar aufzuzeigen. – Franz Geyer

 

„Was für eine sonderbare Vorstellung der Welt und der Menschen tut sich hier auf?“ fragt Frau Dorn und das frag ich mich auch, wenn ich diesen Artikel lese. Zum Glück steht der Ausspruch von Helmut Schmidt darüber: also streiten wir! Es wird offenbar eine „Staatsmacht“ vermutet, die froh ist angesichts der Pandemie „endlich durchzuregieren“.? Neben der seltsamen und nur bedingt beeindruckenden Wortverbindung ( die bleibt nicht die einzige) wird der Regierung also unterstellt, die Pandemie für sich auszunutzen. Aha: die (da oben) wollen uns (da unten) also mit willkürlichen, überflüssigen Maßnahmen ärgern. Ein ziemlich altes und eher schlichtes Bild von Politik wird hier bemüht. Frau Dorn führt den Protestantismus mit ins Feld: das Leben ein „pietistischer Dauerbußkampf“…. ??

Ich würde eher eine Furchtlosigkeit und Besonnenheit mit Protestantismus verbinden. Aber Frau Dorn bevorzugt wieder ein aus alter Zeit stammendes, schlichtes Bild vom Gläubigen. Naja, da liegt es nicht mehr fern auch vom Wort „Blockwart“ nicht zurückzuschrecken, gedacht für Menschen, die die Hygienemaßnahmen einzuhalten ermahnen. Aus welcher Zeit und Denkweise dies stammt ( auch eher alt und vor allem schlicht) das dürfte Frau Dorn wissen. Dass diese Maßnahmen uns allen helfen, weiter in Freiheit zu leben, kommt Frau Dorn nicht in den Sinn. Jede für sich ist sicher zu prüfen und immer wieder in Frage zu stellen, aber das passiert auch.

Ohne Geduld und Disziplin geht es nun mal nicht. Aber wenn man eine Hygienemaßnahmen versus Freiheit setzt… dann ist das Mundschutztragen eine Zumutung.- ganz einfach. Wie sieht denn Frau Dorns Vorstellung von gelassenem Umgang mit der Pandemie aus? Was will die Autorin der „Angstraumbewirtung“ und „Pandemiebekämpfungshektik“ entgegensetzen? Wird sie angesichts der Entwicklungen der vergangenen Woche ein Seuchengelassenheitsfest feiern? Könnte doch sehr einsam werden. – Beate Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zu „Schuld und Grüne“ von Robert Pausch

 

„ Wollen sie regieren oder das Klima schützen ?“ Wie naiv muss man sein, um in der Frage einen Gegensatz zu sehen ? Bitte keine PAUSCHalen Simplifizierungen ! – Henning Dörpholz

 

Herzlichen Dank für diesen herrlich kurzweiligen und doch sehr inhaltsvollen Artikel. Über die grüne Familienaufstellung im Mischwald musste ich herzlichen lachen. Nicht aus Häme, sondern weil es in entspannten, kurzen Worten ein aktuelles Dilemma treffsicher und humorvoll auf den Punkt bringt. Zack! Mögen sich die Grünen darüber nicht schwarz ärgern, das wäre schade…. – Dr. Christian Voll

 

Die Grünen würden mit der CDU dasselbe logische Problem bekommen, dass die SPD in und mit der Großen Koalition hat: das Problem des Verschwindens. Als Volkspartei mit einer möglichst breiten Verankerung in der Gesellschaft hat die CDU keinen ausgeprägten Willen zur Durchsetzung grundlegender Veränderungen. Sieht sich ein Koalitionspartner als treibende Kraft für ein Thema, das derartige Veränderungen mit sich bringt, geht die CDU in die Rolle des Regulierers und bestimmt „Maß und Mitte“ der zulässigen Veränderung. Dabei wird der Preis für Veränderungen derart nach oben getrieben, dass es nur kleinste Schritte geben kann.

In einer solchen Konstellation kann „Erfolg“ nicht mehr klar definiert werden. Der Erfolg für die treibende Kraft: wenigstens etwas erreicht zu haben. Der Erfolg der CDU: Schlimmeres verhindert zu haben. Diese Konstellation hat jedenfalls bisher nur der CDU genützt. Sich vorzubereiten kann sicherlich nicht heißen, vorauseilend den eigenen Preis nach unten zu treiben, um koalitionsfähig zu erscheinen. Also: Das eigene „grüne“ Profil schärfen. Die Fridays-for-Future-Bewegung als wichtigen Teil der grünen Bewegung verstehen. Und die Eigenständigkeit betonen (keineswegs auf die CDU fixiert sein). – Reinhard Koine

 

Was ist daran so schlimm, wenn sich die Grünen rechtskonform verhalten und zudem berücksichtigen, dass in einer Koalition, in der ein Partner 20, der andere 30 Prozent der Wählerstimmen bekommen hat, natürlich der größere Partner mehr Forderungen durchsetzen kann als der kleinere? Sollen sie sich wie die CSU verhalten, die erst im Bund dem Kompromiss zu den Nord-Süd-Stromtrassen zustimmte, um dann – bei absoluter Mehrheit, wohlgemerkt – die bayerische Staatsregierung „April, April“ rufen zu lassen?

Natürlich schaut jeder im Koalitionsvertrag zunächst auf die Positionen, die sich nicht durchsetzen ließen. Das bedeutet bei den einen, dass sie mit 20 Prozent Wählerstimmen gefühlt zehn Prozent, bei den anderen, dass sie mit 30 Prozent Wählerstimmen 20 Prozent durchsetzen konnten. Letzten Endes haben die Koalitionen in Hessen und Baden-Württemberg ebenso gut zusammengefunden wie beispielsweise in Hamburg, das eine andersfarbige, aber ebenso geräuschlos arbeitende Landesregierung hat. Die Streitereien der unterschiedlich zusammengesetzten Landesregierungen in Berlin und Sachsen-Anhalt sollte man keinem Land wünschen.

Wenn die Bürger lupenreine grüne Politik wünschen, müssen sie die Grünen 2021 mit absoluter Mehrheit in den Bundestag entsenden. Doch Vorsicht: Der höchst bunt zusammengesetzte Bundesrat hat auch etwas zu sagen. Zudem wünscht die Justiz in vielen Fällen überzeugt zu werden. Auch eine mit absoluter Mehrheit regierende Bundesregierung muss somit Koalitionen schmieden und sich rechtskonform verhalten. – Torsten Berndt

 

In der Ausgabe 42, auf Seite 3 schreiben Sie über „Schuld und Grüne“ und vom „Vernuftüberschuß“ bei grünen Realos in Baden-Württenberg. Jetzt werfen Sie Politikern – am Beispiel von Realos – sogar schon „Vernunftüberschuss“ vor – offenbar sind die Trump-Fans, die Realitätsverlust und Märchenstunden bevorzugen, auch schon in die Reihen der Zeitredaktion vorgedrungen, oder wie sollte man heutzutage sonst einen Überschuss an Vernunft in der Politik als Problem beklagen können? – Volker Thomaszik

 

Falls „Die Grünen“ ab Oktober 2021 in einer Bundesregierung mitregieren wollen, müssten sie sich dringend mit einer Vielzahl schwieriger Sachthemen auseinandersetzen: Deren bisheriges „Wissen“ über etwa das Elektrizitätssystem oder die Komplexität einer realisierbaren Klimapolitik (vom EU-CO2-ETS über „Umpflügen und Waldrodungen“ der Erde bis hin zu Bevölkerungswachstum und Mogelpackungen wie „CO2-neutraler Biosprit“ oder 5 weitere Treibhausgase etc.) ist bisher ähnlich dürftig wie von 99 % ihrer Basis. Da diese aber einem sachlich ahnungslosen „Energiewende-Messias“ ANDOL bei Wikipedia folgt, wird es früher oder später richtig knallen: Entweder mit dem Koalitionspartner oder der Basis. – Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele

 

Sie haben am Beispiel der A 49 gezeigt, wo das Dilemma unserer gewandelten Grünen liegt: Im Opportunismus. Wir können im südöstlichen Schleswig-Holstein die Volte zur Anpassung und Unterordnung der ehemals so aufmüpfigen Grünen bestätigen; denn wir haben das Fehmarn Belt Problem (FBQ) und die Jamaika-Koalition: um einige Dimensionen größer und verheerender als die A 49.Das monströse Projekt, den Fehmarn Belt durch einen in den Meeresboden – ein FFH-Schutzgebiet – gegrabenen Tunnel zu durchschneiden, ist ökonomisch überflüssig, sozial schädlich und ökologisch ein Wahnsinn. Wir möchten uns hier nicht in Einzelheiten verlieren, die können jeder Zeit hier abgefragt werden.

Das große Schweigen unserer regierenden Landesgrünen bedeutet entweder Zustimmung oder Opportunismus unter Aufgabe fundamentaler Grüner Prinzipien. Wir hören und hörten von dieser Seite keinen Protest gegen die Zerstörung des höchst empfindlichen Meeresbodens; zur Sprengung der Weltkriegsmunition im Verlauf der Tunneltrasse – August 2019 – und die damit verbundene dauerhafte Vergiftung des Bentos, aber auch des Wassers mit dem hochgiftigen TNT durch die dänische und deutsche Marine schwieg unser etwas hilflos wirkender grüner Umweltminister sehr intensiv. Für unsere Grünen besteht auch kein Widerspruch darin, dass der Tunnel mit all seinen nachhaltigen kollateralen Auswirkungen durch ein hoch sensibles europäisches FFH gegraben werden soll, in dem ein grüner Minister das Angeln zur Schonung der Fischpopulation verboten hat. (Er ist jetzt grüner Bundesvorsitzender und schweigt bezüglich der FBQ beharrlich.)

Die Sprengungen führten zum Töten von 38 Schweinswalen, die hier in der westlichen Ostsee eigentlich den allerhöchsten Schutz genießen, weil sie vom Aussterben bedroht sind: Auch dazu schwiegen die Grünen vehement. Wir als widerständige Bürger hatten keine grüne Unterstützung, im Gegenteil: wir wurden von ihnen noch abgeblockt, um koalitionsfähig werden zu können, welch ein Hohn!Wir können hier kaum noch von einem politischen Spagat der Grünen sprechen. Die Anbiederung der Grünen an die CDU und FDP, nur um zwei Ministerposten besetzen zu dürfen, hat seinen Preis in der Aufgabe der ehemals Grünen Grundsätze. In Kiel kann man studieren, was es bedeutet, sich zur Appendix der CDU zu entwickeln. – Stephanie Göhler & Wolfgang Kausch

 

Nach einer langen Zeit im Abo kaufe ich mir momentan die Zeit nur gelegentlich. War ich früher immer begeistert und fasziniert, bin ich das auch nur noch gelegentlich. Der Artikel auf der ersten Seite über Trump – großartiges Lesevergnügen. Toll geschrieben, verschiedene Seiten beleuchtet – ein Grund, die Zeit zu kaufen und zu lesen. Auf der zweiten Seite der Artikel über Swetlana, die nicht Präsidentin werden will – großartig, das erwarte ich wenn ich die Zeit kaufe und lese. Schuld und Grüne, ehrlich, was ist da passiert. Was hat die innerparteiliche Auseinandersetzung der Grünen mit ihren Ansprüchen und der Realpolitik mit einem Schlagstock zu tun?

Und bitte wo findet sich ein Beleg dafür, dass die hessische Polizei der Friday for Future Bewegung niedergeknüppelt haben? Wann ist es eigentlich verloren gegangen – ich meine dazu gab es einen Gastartikel aus der New York Times bei Ihnen – dass zunächst Berichterstattung kommt, die sachlich und auf Tatsachen begründet berichtet. Und dann – deutlich als solche kenntlich gemacht, der Bereich der Meinung oder des Kommentars.Wenn ich die Zeit kaufe, erwarte ich differenzierte Berichterstattung, und nicht Meinungs- und Stimmungsmache, die sich auch noch den Mantel der Berichterstattung überzieht. – Helmut Sommer

 

Genau wie die Wehrmacht und Hugenbergsche Presse es schafften in Weimar den Sozialdemokraten den Noske-Reflex einzutrichtern, schaffen es heute CDU und Automobilindustrie die Grünen zum Mittäter der Klimakatastrophe zu manipulieren. Das Ergebnis wurde uns dann ja allen weltweit spätestens vor 80 Jahren aufgelastet und wird diesmal eine noch größere weltweite Not verursachen und USA rettet diesmal nicht, sondern marschiert mit vorneweg. – Wolf Fircks

 

Die Frage ist doch, wie in einer repräsentativen Demokratie mit Parteienstruktur zukunftsfähige, aber strittige und unpopuläre Entscheidungen im Bundestag zustande kommen können. Mein Strategievorschlag: Minderheitsregierung mit 45 bis 50 % der Sitze und Aufhebung des Fraktionszwangs bei Abstimmungen über klimapolitisch und/oder ökologisch wichtigen Gesetzen. Wenn es um Leben und Überleben geht ist ein Abgeordneter nur seinem Gewissen verpflichtet. – Albrecht Morguet

 

Ihren Artikel habe ich mit Interesse gelesen und fand ihn sehr informativ. Ein Satz hat mich irritiert: „Die Polizisten knüppelten auf Fridays-for-Future-Demonstranten ein, die gegen die Abholzung demonstrierten, während kurze Zeit später usw. Wenn dieser Satz stimmt, hätte er mehr Aufmerksamkeit und Empörung verdient. Entsprechen die knüppelnden Polizisten in diesem Fall aber nicht der Realität, handelt es sich um eine Falschmeldung und die hat in einem seriösen Artikel nichts zu suchen. Vielleicht kann / will ich es einfach nicht glauben, dass die Polizisten auf die Demonstranten eingeprügelt haben und Sie haben Recht. Falls nicht, sollten Sie solche Sätze vermeiden. Mich hat er einfach verwirrt. – Marlies Wenzel

 


 

 

Leserbriefe zu „Macht endlich Platz, Männer!“ von Ann-Kathrin Nezik

 

Ich empfehle allen Opferverbänden, also auch der aktuellen Generation der Feministinnen, aus ihrer kläglich-klagenden Opferrolle herauszutreten und mehr konstruktive Initiativen zu ergreifen. Dann könnten sie vielleicht auf das gemeinsame Feindbild des „alten weißen Mannes“ verzichten. Eine Quote ist etwas für einfallslose Menschen und für Systeme, die auf politisch verordnete gesellschaftliche Umerziehungsmaßnahmen setzen. Ersteres ist hoffnungslos, zweiteres gruselig. p.s.: gleich zwei identitätpolitische Beiträge auf Seite 1. Ich bitte um eine übersichtliche Aufstellung, wen Frau Merkel noch alles besuchen muss… – Dr. Christian Voll

 

Wenn man Firmen betrachtet, dann sollte es darum gehen,- ob die Produkte oder Leistungen einer Firma für Kunden und Gesellschaft insgesamt nützlich sind- ob sie gesetzestreu handeln- ob sie sichere und anständig bezahlte Arbeitsplätze bieten- ob sie aus eigener Kraft lebensfähig – oder von Subventionen abhängig sind- ob sie in Bezug zu Konkurrenten fairen Wettbewerb bietenund einiges mehr.Die jeweiligen Anteile von Männern und Frauen im Vorstand sind demgegenüber ziemlich bedeutungslos. – Herbert Rein

 

Als früherer Unternehmer kann ich nur dafür plädieren, das nach Leistung eingestellt werden sollte. Egal wie man gebaut ist.Die Quotenregelung ist eine dumme gesellschaftliche Entwicklung der Neuzeit.Der Beitrag ist überflüssig.In meinem Bekanntenkreis gibt es keine Frau, die darauf bestehen würde.Außerdem ist diese Forderung undemokratisch. Die elektronischen Medien werden massenhaft mit weiblichen Personen besetzt. Jetzt ist nach Herrn Herres (den ich ohnehin nicht leiden konnte) eine Frau als Programmdirektorin nachgerückt. Ich hoffe nicht, dass das der Quotenregelung geschuldet ist. P.S. Es ist wieder an der Zeit, ihnen für ihre gute Arbeit zu danken. – Gunter Knauer

 

Vielen Dank für die klaren Worte! Sie haben Recht! Es wäre zu deren eigenen Besten. Wie sagte mir ein Manager von Siemens: „Wenn die Quote kommt können Männer nur noch in Saudi Arabien Karriere machen!“ Wem es nur um Macht geht ist blind für alles Andere. Unsere Männer stehen sich selber im Weg, sie reißen mit dem Hintern ein was sie mit den Händen aufbauen. Solches Fehlverhalten können wir uns nicht mehr leisten, weder lokal noch global.

Eine paritätische Gesellschaft erlöst Männer von ihrem Leiden, dem ritualisierten Dominanz-Verhalten des immer schneller, weiter, höher und reicher. Wir brauchen mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt und -arbeit. Dazu braucht es breite Perspektiven und nicht ein engstirniges Primat des Mannes von Gestern. Sehen Sie: Robert Sapolsky, Gewalt und Mitgefühl S. 382ff, Rousseau mit Schwanz. Augenscheinlich sitzen die aggressivsten ewig-gestrigen Alpha-Männchen in den Spitzen der deutschen Politik und Wirtschaft. Es wird Zeit sie vom Thron zu stoßen. Ohne Quote wird das nicht gehen und an alle männliche Abgeordnete: Bei der nächsten Abstimmung enthalten! Ihr hattet lange genug Zeit was draus zu machen. – Klaus Siersch

 

Viele Menschen laßen sich lieber von ihresgleichen schlecht, als von anderen gut regieren. Dieser Satz, einst auf die sich aus der Kolonialisierung befreienden afrikanischen Staaten gemünzt, paßt genausogut auf andere Konstellationen. Brexit: Lieber eine schlechte Regierung in London, als eine in Brüssel. Und lieber ein Männerbündnis an der Konzernspitze, in der wir Männer unter uns sind, als Fremde – also Frauen – darunter! Sonst verlieren wir womöglich unsere Identität. – Raimund Poppinga

 

Wo hat DIE ZEIT denn diese Journalistin aufgegabelt? Angefangen mit der Überschrift wird dem Leser in dem Artikel „Bild“-Niveau angeboten. – Klaus Grasenick

 

Statt einer Quote schlage ich folgendes Gesetz vor: „Für jeden Prozentsatz, den der Anteil an Frauen in Führungspositionen eines Unternehmens unter dem hälftigen Anteil liegt, hat das Unternehmen im entsprechenden Steuerjahr eine zusätzliche Steuer von jeweils einem Prozent des zu versteuernden Gewinns zu zahlen. Für diese Steuer sind vorrangig zunächst die Boni der Vorstände und Aufsichtsräte, dann der leitenden Angestellten und dann des verbleibenden Personals jeweils in voller Höhe zu verwenden.“ Ende des Gesetzes. – Dr. Peter Scheibl

 

Ich möchte gar nicht darauf herumreiten, dass Ihr Beitrag vor Klischees trieft (‚Etiliche Konzerne möchten daran … nichts ändern‘; Skandale …,waren nicht zuletzt das Ergebnis männlicher Monokulturen‘), die mit der aktuellen Situation zumindest in Technologieunternehmen in etwa so viel zu tun haben wie die Behauptung, dass sich ,Frauen als Hausfrau am wohlsten fühlen‘, mit der heutigen Realität zu tun hat: In einigen Fällen mag es stimmen, aber es gilt ganz sicher nicht für die große Mehrheit.Ich bin ebenso wie Sie der Meinung, dass ein höherer Frauenanteil in Führungspositionen – gerne auch 50% oder mehr – wünschenswert ist. Aber Ihre Idee der Quote greift viel zu kurz: Angesichts dessen, dass der Frauenanteil in vielen technischen Studiengängen deutlich unter 20% liegt, sollten Sie eine Frauenquote auch für Erstsemester fordern. Oder meinen Sie, dass das richtige ,Gender‘ tatsächlich die wichtigste Qualifikation für Führungspositionen in Technologieunternehmen ist? – Bernd Ponick

 


 

 

Leserbriefe zu „Phrasen schützen niemanden“ von Paul Middelhoff

 

Herr Middelhoff scheint recht genau zu wissen, was zu tun ist. Nur leider verrät er es weder dem Leser noch dem Staat. – Dr. Christian Voll

 

Die Kritik von Paul Middelhoff am eher halbherzigen Handeln der Politik beim Thema Antisemitismus verdient leider ihre Berechtigung. Schließlich ließe sich hier gerade in präventiver Hinsicht viel mehr tun, indem man zum Beispiel die Fächer digitale Medienkompetenz und Geschichte im Bildungswesen als wirksames Gegengift gegenüber dem alltäglichen Hass im Internet deutlich aufwertet und stärkt. Deshalb bleibt am Ende die Bestürzung nach dem jüngsten Fall in Hamburg nicht ganz ehrlich, zumal es schon vor knapp zehn Jahren bei einer offiziell von der Stadt ausgerichteten Ausstellung über das 400-jährige Jubiläum des jüdischen Friedhofes in Altona in einer Universitätsbibliothek im Gästebuch am Eingang nicht wenige antisemitische Einträge gegeben hat, ohne dass dieses jemals öffentlich thematisiert wurde! – Rasmus Ph. Helt

 

Natürlich sind das alles Phrasen, die nach solchen Anschlägen oder Unglücken gesagt werden. Aber dieser kleine Einspalter auf Seite eins verdankt seine Existenz bzw. prominente Platzierung auch nur einem phrasenhaften Reflex mit seinem Ruf nach „mehr Schutz“. Aber können Sie mir mal verraten, wie der aussehen soll? Da bleiben Sie schön vage und ob ein Besuch der Kanzlerin bei dem Hamburger Opfer mehr als eine optische Phrase ist, wage ich zu bezweifeln. Wir müssen einfach anerkennen, dass es einen gewissen Antisemitismus und eine gewisse Kritik an der israelischen Politik gibt. Ich glaube nicht, dass dies in den letzten Jahren bzw. Jahrzenten signifikant zugenommen hat. Sie können nun versuchen Denkverbote zu erlassen aber Sie werden es nicht verhindern, dass mehr oder minder geistesgestörte Rechtsradikale bestimmte Positionen zu ihrer Rechtfertigung nutzen. – Achim Hauck

 

Dieser kurze Artikel bringt es auf den Punkt. Es ist wahrhaftig eine doppelte Schande: einerseits, daß sich 75 Jahre nach dem Holocaust Juden, die sich in Deutschland offen zu ihrem Judentum bekennen—in welcher Form auch immer—Angst vor Anfeindungen oder Schlimmerem haben müssen, ein Zeichen dafür, wie tief der Antisemitismus hierzulande verwurzelt ist; andererseits, daß nach antisemitisch motivierten Morden oder Mordanschlägen von deutschen Politikern außer gebetsmühlenartig wiederholten Betroffenheitsbekundungen keine konkreten Taten folgen. Wie der Autor betont, wäre der Besuch der Kanzlerin beim derzeit letzten Opfer—in Hamburg—ein erster, wegweisender Schritt in die richtige Richtung. Recht hat er! Es würde ein klares, mutiges und wirksames Zeichen setzen. – Dr. Horst Dinkelacker

 

Leider missbrauchen Sie auch das ernste Thema Antisemitismus wieder, um IhreAgenda Corona-Skeptiker = Rechte = Antisemiten = Verschwörungstheoretikerweiter am Leben zu erhalten. Mal abgesehen davon, dass es sehr viel mehr als40.000 Personen waren, wie Sie sehr wohl wissen: warum versuchen Sieständig, den Protest derjenigen zu delegitimieren, die dieVerhältnismäßigkeit der Maßnahmen kritisieren? Es war und ist eineverschwindend geringe Minderheit von ihnen, die Rothschild, Soros, Gates et.alt. als Nutznießer der Pandemie sieht.

Warum sollte sich die überwältigendeMehrheit der Demonstranten, die damit nichts am Hut hat, davon distanzieren,wenn sie schlicht und einfach keine Möglichkeit hat, sich anders Gehör zuverschaffen als über diese Demos? Wenn Sie die Kritik an den Maßnahmen ernstnehmen und ihr ein breiteres Forum verschaffen würden, bedürfte es keinesProtestes auf der Straße. Und sind Sie schon mal auf den Gedanken gekommen,dass Sie durch Ihre einseitige Berichterstattung für regen Zulauf bei denVerschwörungstheoretikern sorgen? – Werner Matschke

 

Unglaublich: 22 Millionen Euro ins Phrasenschwein. Vor einem Jahr das Attentat auf die Synagoge in Halle mit 2 Toten. In dieser Woche eine Attacke auf einen jüdischen Mitbürger vor einer Synagoge in Hamburg mit einem Schwerverletzten. Die Hiobsbotschaften für Juden in Deutschland nehmen bedenklich zu. Der Politik fällt dazu nicht viel ein. Im Gegenteil: Der Antisemitismus ist mit der AfD in den Deutschen Bundestag und in viele Länderparlamente eingezogen. Im Bundestag und in den Landtagen oder Senaten halten sich die AfD Abgeordneten mit Antisemitischen, Rasssistischen und Rechten Kommentaren nicht zurück. Was machen dagegen die anderen Parteien? Sie sind hinreichend empört und meist wie ein Fähnlein im aufziehenden Orkan von Rechtsaußen geknickt und beleidigt.

Aber echte, aufrichtige Gegenwehr ist nur in hömöopathischen Dosen auszumachen. Lediglich Lippenbekenntnissse helfen nicht das Leben in Deutschland freier, ungezwungener und normal für unsere jüdischen Mitbürger zu machen. Was derzeit mit und vor allem gegen Juden in Deutschland geschieht ist unwürdig, unnormal und zutiefst Traurig angesichts der Geschichte des Holocaust der von Deutschen entfesselt worden ist. Was ist mit den Kirchen und der sogenannten Zivilgesellschaft? Anfängen zu wehren ist definitiv misslungen. Ich vermisse von der Politik und den Kirchen die überfällige Aussage: „Das Judentum gehört zu Deutschland!“- Felix Bicker

 

Antisemitismus gibt es in Deutschland noch immer. Leider! Die Erklärung für die Taten von Halle, Hamburg und und… aber als Folge des gesellschaftlichen Klimas, gar als Legitimation zu sehen klingt eigenartig. Zumindest verkürzt. Ist das so? Sind die Täter also auch Opfer (dieses Klimas)? Wo bleibt die persönliche Verantwortung und Schuld für die abscheulichen Taten? – Karl Giebeler

 

Ich vermute seit langem, dass der Judenhass damit zu tun hat, dass die durch die Liebe zu Kultur und Wissenschaft und bei Religiösen in Thoraschulen geschulte jüdische Intelligenz dafür gesorgt hat, dass Juden seltener auf den Unsinn hereinfielen, der je nach Jahrhundert-Mainstream in der Welt kursierte. Die Anhänger dieser Religion konzentrierten sich auf die großen Menschheitsthemen, die mit den fünf Büchern Mose plus den Kommentaren berühmter Gelehrter auf verblüffende Weise abgedeckt sind, und glichen diese psychologisch tief gründenden Geschichten mit dem ab, was jeweils vor sich ging. Der Rückzug der jüdischen Gemeinden in eine spezifische und immer nach den Grundlagen des Menschseins und dem Verhältnis vom Menschen zu Gott fragenden Welt, erlaubte es ihnen, ironisch zu hinterfragen oder Entscheidungen individuell zu treffen.

Dies trug ihnen oft Neid und Hass ein à la: „Sie glauben wohl, etwas Besseres zu sein.“ Auch Juden sind keine Heiligen, das wissen sie selber, aber sie sind sich dessen oft bewusster als manche Angehörige anderer Religionen. Und wer Witze dieser Art über sich selbst zu reißen imstande ist, genießt im Angesicht grassierender Selbstüberschätzung und mangelndem Respekt vor der Vielfalt der Meinungen und Lebensweisen meinen höchsten Respekt! „Ein Rabbi sagt zu Gott: „Hilfe, mein Sohn ist Christ geworden, was soll ich bloß tun?“ Gott antwortet: „Mach dir nichts draus, mein Sohn ist auch Christ geworden.“ Rabbi: „Und was hast du getan?“ Gott: „Ich habe ein neues Testament geschrieben.“ – Bettina Oehmen

 


 

 

Leserbriefe zu „Gründlich aufräumen, bitte!“ von Martin Spiewak

 

Der schonungslose und lesenswerte Artikel von Martin Spiwak legt viele Irrwege offen. Doch wird uns so viel Erhellendes auch noch zukünftig erreichen? Wohl eher nicht.Nach diesen vernichtenden Zeilen werden Politiker nie wieder Studien in Auftrag geben, die ihre Politik als Irrtum da stehen lassen könnten. Schade, für solche ergebnisoffenen Untersuchungen müssten Sie hörbar gelobt werden. Doch der Dank sieht anders aus, ein höflicher Imperativ: „Gründlich aufräumen, bitte!“.Das ehrliche, selbstkritische Politiker kaum überleben können, liegt auch an einem Journalismus, der überzeichnet und an uns Lesern, die diese plakativen Texte gerne lesen.Es sind nicht nur die Bildungspolitiker, die lernen sollten. Jeder sollte es. – Gereon Rogoß

 

Dieser Artikel hat in drei wesentlichen Punkten den Kern der Misere getroffen: 1. die Schwäche bis hin zum Unvermögen beim Lesen und Rechnen, 2. die bei Eltern und Jugendlichen abhanden gekommene Leistungskultur 3. die von der Politik vor allem seit der Pandemie viel beschworene Digitalisierung, die keine Probleme lösen wird. Kinder kommen bereits seit vielen Jahren ohne grundlegende Lebenskompetenz an die weiterführenden Schulen, ich schreibe hier von der 5. Klasse: Sie können die Uhr nicht lesen und natürlich nicht pünktlich sein, die Schuhe nicht zubinden, keine Unterrichtsmappen übersichtlich führen, sie können keine Hausaufgaben machen, ihren Schulranzen nicht packen. Viele von ihnen können nicht entspannt sitzen, sich nicht länger als 5 Minuten konzentrieren und sich nicht in einen Klassenverband integrieren.

Viele können nicht lesen, nicht leserlich schreiben, wissen nicht, dass sie auf die Rechtschreibung achten müssen, haben oft Schwierigkeiten mit den einfachsten Mathematikaufgaben. Viele haben somit größte Probleme, die einfachsten Aufgabenstellungen zu verstehen, falls sie sich überhaupt darauf konzentrieren können, diese zu lesen. Viele sind damit überfordert, 10 Vokabeln in Englisch so zu lernen, dass sie diese auch wirklich können. Viele bringen ihre Materialien nicht vollständig mit in den Unterricht, zeigen keine Unterschriften oder Entschuldigungen vor. Viele nutzen jedoch bereits ein Smartphone einschließlich Whats App, ohne Kontrolle der Eltern und ohne die Fähigkeit, die Gefahren einschätzen zu können.

Gerne betone ich noch etwas Grundsätzlicheres: Viele haben das Grüßen ebenso wenig gelernt wie die Wörter „Entschuldigung“, „Bitte“ oder „Danke“. Wie selbstverständlich „duzen“ fast alle den Lehrer. Vielen Kindern und Jugendlichen ist häufig die Neugier und vor allem der Ehrgeiz beim Lernen abhandengekommen. Meine Erfahrung ist, dass ein Gymnasialschüler der Mittelstufe ungläubig mit dem Kopf schüttelt, wenn von ihm verlangt wird, dass er mindestens eine Stunde am Tag Hausaufgaben machen bzw. sich auf Klassenarbeiten vorbereiten müsse. Leistung ist kein positiver Grundwert, sondern ein Störfaktor beim „Chillen“. Leider leben das die Erwachsenen den Kindern vor. Wie soll Digitalisierung bitte bei diesen Problemen helfen?

Gesamtgesellschaftlich betrachtet verlieren unsere Kinder und Jugendlichen ihren Rückhalt in der Familie und fast alle dort zu leistenden Erziehungsaufgaben werden in die Schulen verlagert. Das kann nicht funktionieren. Und vor allem fehlt vielen Kindern heute die bedingungslose Liebe und die zeitintensive Unterstützung ihrer Eltern bei den schwierigen Fragen des Erwachsenwerdens. Diese emotionale „Verwahrlosung“ und Heimatlosigkeit unserer Kinder gehört viel radikaler in die öffentliche Debatte als eine Digitalisierung der Schulen, die keine Probleme lösen wird. – Nadine Lowag

 

Das Problem ist leider nicht nur berlin-spezifisch, sondern auch in NRW mindestens genau so ausgeprägt. Die Ursache liegt hauptsächlich bei den Vorgesetzten und der Schulaufsicht. So konnte der Schulleiter eines sog. Gymnasiums vor der Konferenz unwidersprochen tönen: Leistung ist für mich ein Schimpfwort. Wenn ein Schuldezernent mit dem Fach Religion sich erdreistet, Unterricht in Mathematik und Physik zu beurteilen, kann von Fachlichkeit wohl keine Rede sein. Eine Promotion in Fachdidaktik Physik stellt dann keine fachliche Qualifikation für einen Physiklehrer dar, und die Teilnahme an zahlreichen fachlichen Fortbildungsmaßnahmen (keine Yogamatte) ist kein Kriterium für eine Beurteilung.

Für die Motivation des Beurteilten ist dies sicher nicht förderlich. Gut ist ein Lehrer nur dann, wenn er gute Noten gibt und zwar ausdrücklich auch dann, wenn keine guten Leistungen erbracht werden. Die Leisetreter und Luschen, die sich diesem Diktat beugen, werden dann gut beurteilt, entsprechend befördert und rücken in Leitungsfunktionen nach, womit sich der Teufelskreis schließt. Leidtragende dieser Konfliktvermeidungsstrategie sind leider die Schülerinnen und Schüler. – Dr. Rudolf Spiegel

 

Im Januar war ich beim Neujahrs-Empfang der Wiesbadener CDU. Dort sprach Herr Kultusminister Lorz über das hessische Schulsystem. Zum Schluss durften Fragen gestellt werden. Ich fragte Herrn Lorz, wo das Schulsystem hingekommen ist, in welchem ein junger Mensch, nach 8 Volksschuljahren, so viel Wissen beigebracht bekommen hat, dass er sich eine Lehrstelle aussuchen konnte und mit seinem erlernten Beruf eine Familie gründen konnte. Antwort von Herrn Lorz: „..ich verstehe ihre Frage nicht“.

Ich ging ab 1954 in die Schule, von der 3. Klasse an hatten wir immer den gleichen Lehrer, der uns bis zur 8 Klasse die 4 Grundrechenarten, Dreisatz, die Prozentrechnung und das Wurzelziehen beigebracht hatte. Wir konnten Bücher lesen, konnten Briefe schreiben, kannten die Meistersprüche aus Schillers Glocke. Wir kannten die Kontinente und alle Flüsse und Berge in Deutschland. Das alles nach 8 Schuljahren. Wenn wir vom Lehrer einen Elternbrief bekamen, gingen unsere Eltern nicht zum Anwalt, sondern stellten uns zur Rede. Man hat seither an unserem Schulsystem so viel rumgeschraubt und verbastelt, dass man sich heute nicht wundern muss, dass die Schulabgänger und Schulabgängerinnen, immer schlechter ausgebildet sind.

Mit dem was die Schüler und Schülerinnen, im ersten Jahrzehnt nach dem Krieg erlernt hatten, wurde das -Made in Germany- auf der ganzen Welt gefeiert. Da musste nicht jeder aufs Gymnasium und studieren. Da hatte das Handwerk seinen goldenen Boden. Heute kommen Schüler und Schülerinnen, nach 8 Schuljahren in die Lehrbetriebe und können ihren Namen vielleicht tanzen, aber nicht schreiben. Die Lehrbetriebe haben erst einmal damit zu tun, den jungen Menschen das beizubringen, wozu die Schulen heute nicht mehr fähig sind. Aber vielleicht verstehen unsere Kultusminister und Kultusministerinnen, diese Fragen auch nicht. – Stefan Schlitz

 

Zweimal müßte ich den Text lesen, um zu verstehen, was da geändert werden soll. Wir haben die Staatsschulen den Rücken gekehrt, weil es für uns Eltern nichtmehr zu verantworten war, unsere Söhne weiter auf einer Öffentlichen Schule zu belassen. Chaotische Zustände herrschten in den Unterrichtsstunden. Ich gebe ihnen einen kurzen Einblick: Antiautorität war die Beschlusslage. Toilettenräume im Ausnahmezustand (Toilettenschüsseln wurden aus der Verankerung gerissen). Schüler machten ihr Geschäft irgendwo im Freien. Unterricht mit den klassischen Fächern wurden nur am Rande bedient. Wie was gerechnet werden muß sollten die Schüler selbst herausfinden. Diktate in Deutsch wurde verboten. Das lief alles unter „Selbstfindung“. Die Lehrerinnen (Lehrer gab es keine) wurden von der Partei der Partei der Grünen politisch geschult.

Der Obergrüne Trittin hielt hin und wieder Vorträge. Das war saubere Parteiarbeit. Die Lehrerinnen gab das auch freimütig zu. Die Grünen sind eine Beamtenpartei. Landfremde Kinder wie Türken, Italiener, Griechen, Portugiesen saßen in der gleichen Klasse wie die deutschen Schüler. Selbst ein türkischer Vater hatte sich darüber beschwert. Jedenfalls war das in NRW so. Noch schlimmer muß es in Berlin gewesen sein. Deswegen ist die Regierung aus SPD und Grüne auch abgewählt worden. Seitdem habe ich nur noch wenig Respekt vor „Pädagogen“. Ich halte auch nichts von der Gendersprache. Wir haben unsere Kinder lieber in Privatschulen lernen lassen. Aber, wer kann sich das schon leisten. Ich weiß nicht, ob es heute auch noch so ist. – Gunter Knauer

 

Ein paar Gedanken zum Aufräumen in der Schule: Da gibt eine Senatorin der Wissenschaft freie Hand, um Schwachstellen aufzudecken. Das ist schon ein löblicher Ansatz. Wenn man jetzt noch beim Aufräumen die ins Boot holt, die was vom Unterricht verstehen und auch unterrichten können, das sind in der Regel, vielleicht bis auf wenige Ausnahmen, nicht die sog. Experten von Stiftungen, Universitäten und Wirtschaftsorganisationen sondern die Lehrer, dann wäre viel gewonnen. Wenn dann, was in Unterricht und Schule passiert, frei von parteipolitischen Ambitionen wäre und sich das Handeln u.a. an entwicklungspsychologischen Erkenntnissen orientieren würde, wäre noch mehr Ordnung in das „Unternehmen“ Schule gebracht. Dann könnte man darüber nachdenken, dass Schulen Kultureinrichtungen sind.

Diejenigen, die dort vor Ort agieren, die brauchen Freiheit und Vertrauen. Viele Maßnahmen, die es seitens der Schulpolitik umzusetzen gilt, werden, so erscheint es, oft nur, wenn überhaupt, rudimentär geplant und kalkuliert. Bei der Schul- und Unterrichtsentwicklung bedarf es des gründlichen Durchdenkens von Zielen und Prozessen, sowie der ungeschönten Kalkulation von Unterrichts- und Schulentwicklungsprozessen. Wenn dann noch die Betroffenen, sprich die an den Schulen arbeitenden, diese übernehmen und nicht nur die „Experten“, die die Konsequenzen ihres Handelns meist nicht zu tragen haben, dann wäre schon viel Ordnung in das Ganze gebracht. Ja, gute Schule, die ihren Schülern viel abverlangt und deren individuellen Qualitäten hervorzubringen vermag, die dann wieder in die Gesellschaft einfließen können, ist nicht zum Nulltarif zu haben.

Es stimmt wohl auch in diesem Falle, dass Geld allein nicht glücklich macht, aber es kann Entwicklungsräume schaffen. Vermutlich wären sinnvolle Maßnahmen, eine eigenständige Entwicklung dieses Kulturbereichs zu fördern und Schule vom Unterricht und der Entwicklungspsychologie her zu denken. Das könnte für einen geordneten und effizienten Mitteleinsatz hilfreich sein. Wer Angst vor explodierenden Kosten hat, dem sei an dieser Stelle gesagt, dass unter volkswirtschaftlichem Aspekt betrachtet eine gute Schule nach wie vor, eine sehr gute Investition in die Zukunft einer Gesellschaft ist. – Frank Wendorff

 

Das Abitur hieß früher „Hochschulreife“. Kennt man den Pythagoras nur als a2 + b2 = c2 und kann in der Vorlesung angesichts eines rechtwinkligen Dreiecks mit anders benannten drei Seiten nichts anfangen, hat man leider nichts Substanzielles, sondern nur eine sinnlose Formel gelernt. Und blickt man als Professor in einer Grundstudiums-Vorlesung mit 900 Studenten bei einfachsten Umformungsschritten in 300 entsetzte Gesichter, dann bekommt die Universität ein großes Problem. Die ste¬tige Abnahme der mathematischen Kompetenzen erlaubt fast der Hälfte der Studenten kein anspruchsvolles Studium nahe am wissenschaftlichem Niveau mehr. Gute Nacht! Ich befürchte, dass auch diese gute Studie irgendwo versandet, damit die Kultusbürokratie weiter Erfolgszahlen an (so genannten) „Abiturienten“ feiern kann. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 


 

 

Leserbriefe zu „Hat uns der Himmel noch etwas zu sagen?“ von Peter Sloterdijk

 

Peter Sloterdijk schreibt vom trostlosen, leeren Himmel, den die Mehrheit der Menschen sich nicht eingestehen will, denn sonst müssten sie in kosmische Panik verfallen. Vielleicht könnten wir, wenn wir die Panik erlebt und überwunden hätten, wirklich den Auftrag, den Sloterdijk den letzten des Himmels nennt, erfüllen: in einheitlichem Streben dafür zu sorgen, dass die Erde und ihre Geschöpfe bestehen bleiben, und uns dabei gegenseitig zu unterstützen, Leben zu schenken und zu erhalten. Das ist es auch, glaube ich, was die christliche Religion im Kern ausmacht. – Eleonore Dedring

 

Laut griechischer Mythologie benötigt ein Amboss, der vom Himmel auf die Erde fällt, für den Weg 9 Tage. Peter Sloterdijk hat Recht, derartige Vorstellungen von der physikalischen Existenz eines bewohnten Himmels sind heute nicht mehr aktuell. Trotzdem kann man seine Frage «Hat uns der Himmel noch etwas zu sagen?» positiv beantworten. Die Vorstellung vom Himmel hat durchaus Potential und dies in mehrfacher Hinsicht.

Zum ersten: Eines dieser Potentiale besteht darin, die griechisch/römische Götterwelt als Diskussionsforum fürs Behandeln ungelöster Zielkonflikte zu nutzen (wie es vermutlich auch die alten Griechen taten). Dies geschieht in meinem Buch «Die Technik reicht nicht. Was ist nötig, damit die Menschheit noch lange gut fortbestehen kann?» (BoD 2016). Die dort beschriebene Götterrunde (also der Himmel) hat uns etwas zu sagen: Für einfache Probleme genügt normaler Verstand. Für Schwierigeres braucht man «Werkzeug». Schliesslich, für besonders komplexe Aufgaben, braucht man eine «Technologie». Die Götter beginnen also am Ende der Diskussion damit, eine solche Technologie zu basteln.

Sie soll nach folgendem Leitmotiv strukturiert werden: «Die Menschheit muss sich der Realität anpassen, um zu überleben» Für das Klarkommen mit jedem der fünf Schlüsselworte im Motiv (Menschheit, müssen, Realität, anpassen und überleben) wird im «Götter-Gespräch» jeweils eine Methode vorgeschlagen, als Beispiel. Für den Erfolg einer Technologie spricht übrigens zusätzlich, dass sie vorurteilslos und emotionslos ist, dass es kaum Personenkult gibt, dass sie eine Struktur hat und dass es Erfahrungen mit dem Umgang mit Technologie gibt.

Zum zweiten: Sloterdijk erwähnt am Ende des Artikels den Auftrag des Himmels, einen «sorgenden Geozentrismus hervorzubringen.» Nun, wir sind alle nur Gast auf der Erde und sollten diese so verlassen, wie es von guten Gästen erwartet wird. Da ist es durchaus sinnvoll sich einen Gastgeber und Auftraggeber vorzustellen, der über der Menschheit steht. Nach Sloderdijk herrscht Stille, «wo jahrtausendelang Sinn und Trost wohnten». Nach Sinn und Trost besteht gerade in der heutigen Zeit breiter Bedarf und eine Autorität ausserhalb unserer Erde ist ein geeigneter Lieferant für Sinn und Trost. Ein solcher Lieferant wird auch dringend benötigt um das demographische Problem der Menschheit zu lösen.

Denn da gibt es einen tiefen Graben innerhalb der Menschheit – zwischen den Menschen, die für das Bevölkerungswachstum verantwortlich sind (hauptsächlich religiös motiviert), und denen, die z.B. mittels künstlicher Intelligenz der Menschheit neue Tore öffnen wollen. Ein Ausgangspunkt für den Bau einer Brücke über den Graben, als Voraussetzung für eine gute, lange Zukunft könnte sein, dass man sich dem Phänomen «Gott» von beiden Seiten her nähert. Von der Seite der Religion her über die gemeinsame Vorstellung vom barmherzigen Gott/Allah, der will, dass die Menschheit noch lange, gut fortbestehen kann, wozu er uns den Verstand gegeben hat. Sein Wille muss es demnach auch sein, dass z.B. über verantwortungsvolle Elternschaft, das Bevölkerungswachstum gestoppt wird. Von der areligiösen Seite her kann man sich dadurch annähern, dass man anerkennt, dass es etwas ausserhalb von Raum und Zeit gibt, das wir vermutlich nie erklären können. – Gernot Gwehenberger

 

Nein, der Himmel hat uns nie etwas zu sagen gehabt.Höchstens wie das Wetter ist.Dann muss man sich fügen, mit entsprechender Kleidung, Regenschirm und Schneeschippe. Und zur Zeit mit Maske.- Hans-Emil Schuster

 

Peter Sloterdijk springt zu kurz. Sich auf Gaia , die Erde, zu konzentrieren ist nicht das letzte Wort des Himmels, sondern sein erstes und immer wiederholtes. Er wird nicht verstummen ! Wenn sein letztes ergeht, werden wir staunen und fasziniert sein. – Helmer-Christoph Lehmann

 

Als die Bibel anhob das Prinzip der Welt zu erzählen, bemerkte sie selbst bereits einen »Metaphernfehler« und deklassierte erstmal alle Götter (Sonne, Mond und Sterne) zu Geschöpfen. Es ging ihr nicht darum Gott im Himmel zu rechtfertigen, sondern einen Beitrag zur Anthropologie zu leisten, zu sagen, wer der Mensch sei; nämlich ein prinzipiell bedürftiges Wesen, ein »nephesch«, wie es in Gen 2,8 heißt, abgeleitet von der Grundbedeutung für Aufnahmeorgan. Das beinhaltet auch den gierigen Menschen. Was den Auftrag nach einem »sorgenden Geozentrismus« angeht, den Sloterdijk sich trotz allem vom Himmel erhoffen mag, bleibt zu sagen: Der Mensch weiß zwar um seine Verantwortung, er ist engagiert, kommt aber für die Rolle als »erdbasierter« Manager globaler Probleme heutigen Ausmaßes nicht in Frage; er ist begrenzt und findet weiterhin beides – Ermahnung und Hoffnung – in Gott. – Thomas Dallendörfer

 

Peter Sloterdijk hat, wie immer, erhebende, erbauliche Worte gefunden; dieses Mal für Gottes Verschwinden. – Carlo Vernimb

 


 

 

Leserbriefe zu „Ellenbogen raus“ von Yasmine M‘Barek

 

Es verwundert, , in welcher Weise eine Einzelentscheidung über etwa eine Milliarde Euro Steuergelder getroffen und die demokratischen Gremien außen vor gelassen wurden. Das ist die Wahrnehmung parteiunabhängiger Wähler. Womit verbringt eigentlich ein Minister seine ach so ausgefüllte Arbeitszeit? Offensichtlich führt er mit Vertragspartnern Gespräche über Gott und die Welt, an die er sich später nicht mehr erinnern kann, weil sie inhaltslos waren. Hier wird deutlich, welche Bedeutung interne Strategien der Parteien und persönliche Karrieren von Personen haben. Herr Scheuer brauchst sich über seine berufliche Zukunft sicherlich keine Sorgen bereiten. Diese ist in jedem Falle sicher. – Schmolling

 

Es ist ja schön und gut, wenn Frau M’Barek aufzeigt, dass Politiker auch nur Menschen sind. Aber: Wenn sie für sich in Anspruch nimmt ,eine unabhängige Journalistin zu sein, dann kann ich ihr lediglich maßlose Blauäugigkeit bescheinigen. Zudem trägt dieser Artikel zur allgemeinen Volksverdummung bei: Weiß sie denn nicht, wie Politik funktioniert? Weiß sie nicht, dass die oberste politische Priorität – parteiübergreifend – Machterhalt ist? Welcher Untersuchungsausschuss folgt denn demnächst nach Scheuer? Ja, Olaf Scholz muss ran. Also: Wir Krähen hacken uns gegenseitig nicht die Augen aus- das ist die Devise! So funktioniert Politik heute, hat gestern so funktioniert und funktioniert morgen genau so. Immer schön klüngeln! Und dann wundern sich die Politiker (angeblich!) darüber, dass immer mehr Bürger zum Extremen neigen oder nicht mehr zur Wahl gehen. Aber das interessiert nicht: Hauptsache wir Politiker haben die nächsten vier Jahre einen Job. – Roland Fischer

 

Nach vielen Jahren der Abstinenz mal wieder eine Ausgabe der ZEIT (Nr. 42) gekauft, um auch diese Zeitung mal wieder zu testen. Verärgert über den Artikel „Merkels falsche Heilsbotschaft“ von Thea Dorn, zu dem ich mich nicht weiter äußern will, stoße ich auf das schöne große Foto von Andreas Scheuer mit dem treuherzigen Augenaufschlag. Ich werde informiert, was unser Verkehrsminister gern isst. Und weiter geht es mit Banalitäten; u.a dass irgendwelche Mitarbeiter*innen ihn sympathisch finden.

Dabei fällt natürlich nicht besonders auf, dass dieser Minister dem deutschen Steuerzahler wohl hunderte Millionen Schulden beschert und das Parlament belogen hat. Das darf er, der Andi ist doch so sympathisch. Er verteidigt das Rasen auf den deutschen Autobahnen und feierte diese läppischen E-Roller als ganz großen Coup. Dabei wäre gerade bei der drohenden Klimakatastrophe eine vernünftige Verkehrspolitik so notwendig. Dazu braucht’s aber keinen Andi, der sich nur durchwurschtelt. Nichts davon liefert die ZEIT. So viel Papier für so viel Banales, das niemanden interessiert! Das wär’s dann vorläufig mit der ZEIT! – Ursula Kliewer

 

Ich frage mich, ob ich wirklich „Die Zeit“ in Händen halte, oder das CSU-Mitglieder-Magazin, oder die Andi-Scheuer-Fanclub-Broschüre!? Ich finde in dem Artikel von Yasmine M’Barek nichts, oder kaum Kritisches. Scheuer hat nicht nur über 500 Mio Euro Steuergelder in den Sand gesetzt (Mautaffäre), was allein schon seinen Rücktritt rechtfertigen würde, sondern auch noch seinen neuen Bußgeldkatalog versemmelt. Er ist inkompetent! Als Generalsekretär der CSU seinerzeit sei er „geschätzt“ gewesen „wegen seiner Direktheit“, so Frau M’Barek. Ich trau meinen Augen nicht, als ich das lese!

Der geschätzte CSU-Geralsekretär betrieb Volksverhetzung in Reinform, schürte Rassismus, wo er nur konnte (ich erinnere nur an den „fußballspielenden Senegalesen“), nur um auf der Karriereleiter der CSU nach oben zu klettern. Ein Technokrat, der für sein Hochkommen seine Großmutter verkaufen würde, anmaßend, arrogant und selbstverliebt. Der trotz massiver Fehler als Verkehrsminister keinerlei Selbstkritik übt, gewchweige denn an Rücktritt denkt. Da finde ich die Beschreibung eines Kabarettisten (den Namen habe ich leider vergessen) passend: „Scheuer ist der einzige menschgewordene Krankenhauskeim“. Einfach nicht los zu kriegen. Aber toxisch. – Monika Gruber-Schmidt

 

Keine Ahnung, woher der Reflex der „Zeit“ resultiert, politisch abgehalfterten CSU-Politikern, die reif für ein außerparlamentarisches Standbein in der freien Marktwirtschaft sind, positive Eigenschaften nebensächlicher Natur zuzuschreiben (bezogen auf das Versenken einer halben Milliarde und dem Anlügen des Pralaments bei Scheuer). Guttenberg wurde nach seinem Fall noch von der Zeit hofiert und jetzt Scheuer, noch vor dem normalerweise unvermeindlichen Fall. Guttenberg hat als Lobbyist für Wirecard die Bundeskanzlerin verleitet in China auf höchster Ebene für den bereits zu diesem Zeitpunkt als „faules Ei“ bewerteten Konzern Werbung zu machen. Eine Blamage. Armin Scheuer hat seinem ehemaligen Staatssekretär vor geraumer Zeit (dem „Zeugen“ im Untersuchungsausschuß) einen mit 400.000,– EUR Jahresgehalt dotierten Job (Toll Colllect) vermittelt, wie es halt nicht unüblich scheint, soweit sich lobbyistische Effekte erhoffen lassen.

Das da Dankbarkeit entsteht und man sich im Untersuchungsausschuss mit Scheuer auf einen juristisch nicht angreifbaren Gedächtnisverlust festlegt, ist verständlich, führt aber zu keiner glaubhaften Entlastung, wie die CSU-Führung gegenüber der Presse erklärt. Ein jämmerliches Schauspiel, auch für die SPD, deren Kanzlerkanidat ja auch ein Untersuchungsausschuß bevorsteht. Nein, da gibt es natürlich keinen „Nichtangriffspakt“ im Regierungslager, diese Annahmen wäre reine Verschwörungstheorie, Fakenews. Der Fall Scheuer, wirkt leider beim Bürger exemplarisch, ein Beispiel für schlechtes elitäres Verhalten in der Politik. – Michael Rother

 

In der Tat, bei mir hat sich die Empörung ob des verunglückten Bußgeldkataloges und des anhaltenden, überaus teuren Mautdesasters in „Sachen Scheuer“ mittlerweile zu einem ausgewachsenen Wutreflex entwickelt. Die Beschreibung des guten, aufmerksamen und reisefreudigen Andis kann daran leider herzlich wenig ändern; die dargestellten Skills erscheinen mir jedenfalls als allzu soft.

Dem Sonnyboy aus Bayern -schwindel ich heut nicht, schwindel ich morgen – fehlt es allein an dem notwendigen demokratisch-respektvollen Habitus, den ich schlichtweg von jedem Bundes- und Landesminister erwarte (ganz egal, ob man mit derart dürftiger Qualifikation in anderen Demokratien sogar Präsident werden kann). Von den offensichtlich mäßigen, lobbyfreien Kompetenzen ganz abgesehen. Zudem ist Andreas Scheuer „schuld“ daran, dass ich derweil poetisch geworden bin: Ein Jeder ist simpel und stur auf seine Weise, und drum, wer schlau und duldsam, der bleibt leise, jedoch, bei mancher Tücke, bei manch Betrug möcht‘ man was sagen und dann ist’s klug. – Ira Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Clan von Cottbus“ von Daniel Müller und Fritz Zimmermann

 

Zu Ihrem Bericht über Cottbus passen die bildliche Idylle und die Schlagworte, z.B. Sinnesrauschin der Anzeige im ZEITmagazin Herbstgenuss in der Oberlausitz. Hartmut Wagener

 

Diese Tatsachen sind erschütternd. Es ist gut, darüber Öffentlichkeit herzustellen. Allerdings frage ich mich, wie es zu dieser Entwicklung kam. Möglicherweise spielt das radikale Denken in der DDR und bei den linken Extremisten in in der alten Bundesrepublik eine Rolle (Motto: „Teilst du nicht unsere Betrachtungsweise, wirst du als unser Feind verortet!“). Ein bis 1990 mir nicht zugänglicher entsprechender Vermerk in meiner Personalakte wurde mir 1990 ausgehändigt.Worin unterscheidet sich die heutige Praxis der öffentlichen Debatte von der Praxis in der DDR? Isst es Denkfaulheit oder Mangel an sachlichen Argumenten? Denken beginnt mit Zweifeln und Fragen. Eine unvoreingenommene gegenseitige Kenntnisnahme von nachvollziehbaren Tatsachen ist die Grundlage einer offenen Debatte.

Vorwürfe mit den Etiketten „Mob, Pack, Rechte, Rassist, Islamhasser, Fremdenfeind“ usw. brechen jede Beziehung zwischen Menschen und Menschengruppen ab. So entwickeln sich Parallelgesellschaften. Ich meine, selbst dann, wenn diese oben erwähnten Begriffe zutreffen, muss sich ein Demokrat selbst treu bleiben. Er darf sich nicht selbst auf das zu verurteilende Niveau begeben. In der Öffentlichkeit zeigt sich zu oft begrenztes Freund/Feind-Denken. Dieses gleicht der technischen „künstlichen Intelligenz“. Dort ist der Rahmen des scheinbaren „Denkens“ durch Algorithmen unveränderlich abgesteckt.Wir müssen uns mit diesem Problem auseinandersetzen, Hierbei hilft weder Bedauern, noch Verurteilen allein, sondern eben auch Selbstreflexion und Selbstkritik. – Schmolling

 

Der zweiseitige Bericht von Daniel Müller und Fritz Zimmermann über die rechtsextremistischen Vorgänge in Cottbus und Umgebung wirft einige Fragen auf: Welchen Eindruck wird der Bericht bei Rechtsextremisten und ihren möglichen Mitläufern hervorrufen!? Wahrscheinlich: “Donnerwetter, das sind Kerle, die es mit dem Staat aufnehmen und siegen!” Warum benutzt die ZEIT nicht die vollen Namen von Markus W. und Daniel G., obwohl sie im Internet leicht zu identifizieren sind? Warum wird der Name des Bekleidungsgeschäfts nicht genannt, um die schweigende nicht neo-nationalistische Bevölkerungsmehrheit in Cottbus zu bewegen, darüber nachzudenken, ob sie vielleicht nicht dort einkaufen sollte?

Sind sich die Autoren bewusst, welchen Triumph Rechtsextremisten empfinden, wenn sie in einer überregionalen Zeitung lesen, dass die Ermittler so verzweifelt sind, dass sie sagen: “Der Staat ist totgespart. Die Nazis haben gewonnen.” Das sollte nicht zitiert werden? Warum gibt es keinen Aufruf, die Ermittler, Polizei und Justizbehörden zu verstärken, um das Treiben und die Geschäfte dieser Leute zu eruieren und schließlich Recht und Gesetz durchzusetzen? Das ist Journalismus ohne Zähne. Tucholsky würde sich im Grab umdrehen. – Dr Dietrich Schwela

 

Was für eine Kathastrophe! Wie in anderen (unideologischen), kriminellen Zusammenhängen steht im Zentrum der Machtentfaltung brutale Gewalt und das was sie produziert: Angst. Wir müssen begreifen, dass die Straftat der Gewaltausübung gegen die körperliche Unversehrtheit des Individiums DER Zivilisationsbruch ist, der unser friedliches Zusammenleben bedroht und schließlich unmöglich macht. Angefangen vom „Gerangel “ unter Kindern über die Schlägerei unter Jugendlichen, häufig bis zu solidarischem Verstehen bagatellisiert, bis zur schweren Körperverletzung, ja Folter müssen wir gegen Gewalt viel konsequenter vorgehen und zwar nicht unter der Überschrift „Straftat“ sonder mit der Diagnose „psychischer Störung“,sprich Krankheit. Aus welchen Gründen auch immer (familiäres oder gesellschaftliches Versagen oder andere) ist bei einem Gewalttäter die Sozialisation zu einem friedliebenden Menschen nicht gelungen. Er hat einen psychisozialen Persönlichkeitsdefekt, also eine Krankheit und keine bewundernswerte (wenn auch strafbare) individuelle Machtergreifung gegen das Gesetz erreicht.

Nicht Sühne oder „Umerziehung durch Strafe“ (klingt schon fast lächerlich), sondern Sicherheitsverwahrung, bis zur, von Fachpersonal festgestellten „Heilung“ (Psychologie) (für den Täter notfalls bis ans Ende seiner Tage), ist das Ziel, zugunsten der friedliebenden Menschen, deren friedliches Zusammenleben die Basis unserer Zivilisation ist. (Es war ein schwerer Fehler Herrn Breivik als das böse Monster, das er selbst gerne sein wollte zu verurteilen, anstatt ihn als völlig gestörte, kranke Person wegzusperren). – Dieter Herrmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Rechts draußen“ von Christian Fuchs

 

Ihre Betrachtungsweise der Radikalisierung der „rechts verorteten“ Teile der Wählerschaft lässt Fragen offen. Jede Veränderung in einer Gesellschaft hat Ursachen. Werden diese Ursachen nicht in die öffentliche Debatte über gesellschaftliche Entwicklungen einbezogen, können diese Entwicklungen nicht beendet werden . Zur unvoreingenommenen Betrachtung des in Rede stehenden Themas gehört auch die Wahrnehmung der allgemeinen Radikalisierung der Gesellschaft. Selbsternannte „Antifaschisten“ verleumden missliebige Personen (z. B. Prof. Susanne Schröder, Prof. Bernd Lucke) und hindern diese an der Ausübung ihres Berufes.

Gegen missliebige Künstler wie z. B. Dieter Nuhr, Lisa Eckhart wird mit unzutreffenden Behauptungen eine diskreditierende öffentliche Hetze betrieben. Das erinnert an eine sehr finstere Zeit, in der mit gleichen Mittelnn die Demokratie zerstört wurde. Wenn Sie über Radikalisierung sprechen, gehören diese Tatsachen dazu. Auf Tatsachen kommt es an, wenn es um die Bewertung einer Situation, um Meinungsbildung geht. Eine besondere Aufgabe der Medien und der Journalisten ist es, diese Debattenkultur zu fördern, erst alle Tatsachen, dann die Meinung und die persönliche Moralvorstellung. – Schmolling

 

Mit Erschrecken musste ich Seite 8 der aktuellen Ausgabe betrachten. Wird im Artikel „Rechts draußen“ noch ein Immobilienbesitzer zitiert, der nicht an Rechtsextreme vermietet, um sich noch „im Spiegel anschauen zu können“, so findet sich direkt unter dem Artikel eine Annonce zu Thilo Sarrazins neuster Veröffentlichung. „Doch nun formiert sich in der Gesellschaft Widerstand – vor allem an Orten, an denen man ihn kaum erwartet hätte“ – untertitelt ironischerweise Christian Fuchs, dem sicher ebenfalls die Kaffeetasse aus der Hand fallen wollte in Anbetracht des mangelnden Widerstands gegen Rechts an Orten, an denen man ihn nun durchaus hätte erwarten dürfen, nämlich Seite 8. – Mariam Dettmar

 

Der Titel des Beitrags ist Programm: “Rechtsdraußen”. Draußen – fern von Dresden – wollten sich “Guerilla – Aktivisten der Identitären Bewegung im Schloss Reinsberg ansiedeln. Ihnen wurde aber schließlich die Tür gewiesen – dank eines aufmerksamen Bürgers.Sie müssen also draußen bleiben. Wie übrigens – und das ist das Thema des Beitrags -die neurechte Bewegung überhaupt.Kurz gefasst: Die Rechte ist so ziemlich am Ende. Sich als links verstehende Narrative haben nach 2015 mehr und mehr die mediale, die öffentliche Lufthoheit erobert.Dafür steht der Autor selbst.Als Pendant zur Identitären Bewegung – davon ist bei Christian Fuchs aber nicht die Rede – gibt es eine links-grün forcierte Identitätspolitik (LGBT/ POC’s), die sich in jüngeren Generationen stark akzentuiert und von vielen Medien hofiert und den Öffentlich – Rechtlichen flankiert wird.

Wer ist eigentlich “identitärer, heißt der aktuelle Wettbewerb, der sowohl in rechts- als auch in linksextremen Milieus gar nicht so friedlich ausgetragen wird. Seit dem G20 – Gipfel in Hamburg 2017 geraten rechts- und linksextreme Ausleger gern mal aneinander, auch die “Identitären” der beiden feindlichen Seiten.Und die Polizei gerät dann zwischen die Fronten. Aber davon ist hier nichts zu lesen.“Seit fünf Jahren, seit der Debatte über den Umgang mit den Geflüchteten” schreibt der Autor, ist die Neue Rechte in Deutschland immer wirkmächtiger geworden”.Merkels Initialzündung: “Wir schaffen das” wird ausgelassen, stattdessen übergangslos die Gefahr beschworen, die von der Neuen Rechten ausgehe. Die gesellschaftspolitischen Verwerfungen in der Folge des Merkel – Narrativs werden mit keinem Wort erwähnt,auch nicht die europapolitischen Kontroversen in und zwischen den Mitgliedstaaten. “Merkels Flüchtlingskrise: Chronik eines Staatsversagens” – schreibt die WELT.

Unkontrollierte Zuwanderung mit Gefahren für die Innere Sicherheit und den sozialen Frieden – so ist der Eindruck anderer Journalisten und Zeitgenossen.Sind hier nicht die Erklärungen zu suchen für eine bestimmte Art von Antworten auf die Flüchtlingskrise? Nicht allein in Deutschland, in ganz Europa?Im Beitrag der ZEIT bleibt aber die Frage der Verursachung: Warum ist die Rechte überhaupt stark geworden? eine Leerstelle.Wie kam es denn zur “Debatte über den Umgang mit Geflüchteten”?Deutschland ist zum verklärten Zielland geworden, weil von Regierung und den sie flankierenden Medien ein bedingungsloses Willkommens – Narrativ erfunden worden ist, weil später im UN – Migrationspakt tatsächlich vom bedingungslosen Wohlstand durch Migration die Rede ist – egal wer kommt.

Und mit Blick auf die europäischen Aufnahmegesellschaften:Muss nicht grundsätzlich die Urfrage der Demokratie gestellt und mit Mehrheit beantwortet werden: Wie wollen wir leben?Über 250000 – in Worten: Zweihunderfünfzigtausend – Ausreisepflichtige gibt es in Deutschland – auch das gehört zur Migrationsdebatte, zum “Umgang mit Geflüchteten”.Eine Menge, die der Einwohnerzahl von Städten wie Aachen entspricht: Ausreisepflichtige. Lapidar wird im Zeitbeitrag darauf verwiesen: “Die Strömung der Neuen Rechtenprofitierte seit 2015 davon, dass über das Großthema Migration gestritten wurde”. Dieser Streit wird also verantwortlich gemacht für das Erstarken der Neurechten.Kaum zu glauben: Sind denn diejenigen, die 2015 die Massen-Migration überhaupt zum Thema gemacht haben, zugleich verantwortlich für das Aufkommen der Neurechten, schließlich für die Risse, die durch die Gesellschaft, durch die Familien gehen, die sich zwischen Ost – und Westdeutschland neu aufgetan haben?

Dass sogar ein Bundespräsident von “Dunkeldeutschland” sprechen konnte? Es bleiben Fragen.Fragen zur 2015er – Debatte über den Linksruck, dem offenbar ein Rechtsruck korrespondiert, der – nach Auskunft des Autors – jetzt erlahmt.Und es bleiben Fragen zur Spaltung der Gesellschaft.Hätte man denn wirklich Migrations – und Integrationsdefizite lieber beschweigen sollen? Dazu passierte dann aber doch zu viel seit 2015, zu viel Disruptives:- die Silvesternacht in Köln- Anis Amris Terrorattacke am Breitscheidplatz in Berlin – nur als Beispiele.Was also ist an der “Debatte über den Umgang mit Geflüchteten” verwerflich?Und ist es nicht in pluralistischen Demokratien üblich, dass über ein Thema wie das “Großthema Migration gestritten wurde” und wird?Und ist es nicht eine seltsame Verkürzung der Debatte, allein über die Rechtsausleger seit 2015 und die anschließenden Erfolge der Linken zu reden? – Klaus D. Lubjuhn

 

Über die Anzeige auf Seite 8 der aktuellen Ausgabe habe ich mich sehr gewundert. Werbung für solch ein Buch, noch dazu mit solch einem Zitat, sollte DIE ZEIT nicht nötig haben. Sie konterkarieren damit zudem das, was im Artikel auf eben dieser Seite über neue Strategien gegen Rechts steht. – Katrin Wippich

 


 

 

Leserbriefe zu „Deckel drauf!“ von Roman Pletter

 

Ich bin im Großen und Ganzen sehr zufrieden mit „der ZEIT“, in der letzten Zeit sogar hocherfreut über die nun schon recht beständig wachsende Vielfalt nicht nur der Meinungen – das gab es schon immer und ist für mich als Abonnentin das A&O – sondern auch der Menschen und ihrer Hautfarben, Herkünfte, sexuellen Orientierung etc. Dies vorab, weil nicht der Eindruck entstehen soll, ich sei insgesamt unzufrieden, das Gegenteil ist der Fall (wenn in den letzten zwei Monaten auch die Anzahl der mich interessierenden Artikel eher geringer war – Sommerloch?). Es geht mir jetzt um ein Argument, welches man seit vielen Jahren und überall hört und liest. Obwohl es benutzt wird, um die Tatsachen völlig zu verdrehen, verfängt es auf für mich unglaubliche Weise dennoch.

Meistens kommt es von den 10% bestens Verdienenden als Versuch einer Rechtfertigung, nun lese ich es im Artikel von Roman Plesser. Auch im heute journal hat es Claus Kleber schon angebracht. Ich finde das Argument ehrlich gesagt etwas peinlich (im Sinne von Fremdschämen). Es ist doch in keinster Weise ein sozialer Beitrag oder gar ein sozialer Ausgleich, den die reichsten 10% der Menschen in unserem Land hier leisten. Diese Zahlen zeigen doch nur, um wieviel mehrals der Durchschnitt diese 10% verdienen müssen, dass sie für 50% der Steuereinnahmen aufkommen. Bekanntermaßen hat diese Gruppe über so genannte Steuergestaltung und somit ganz legal Möglichkeiten, Steuern zu „sparen“, sodass sie prozentual gesehen deutlich weniger Steuern zahlen, als Menschen, die durchschnittlich und somit unvergleichlich weniger verdienen. (In manchen Unternehmen verdienen die Manager der oberen Etagen 200mal soviel wie die einfachen Arbeiter.)

Darüber hinaus profitieren diese Bestverdiener in der Regel von staatlicher Unterstützung immens, weil sie Subventionen oder sonstige steuerfinanzierte Leistungen oder Steuernachlässe für ihre Unternehmungen in Anspruch nehmen können, die für normale Angestellte oder Arbeiter überhaupt keine Rolle spielen. Ich kann eigentlich nicht glauben, dass dies in Ihrer Runde von irgendjemandem ernsthaft angezweifelt wird.Daher ist es meines Erachtens unbedingt zu vermeiden, sowohl für die Grundrente als auch für den jetzt diskutieren Eigenanteil für Pflege, dass der Staat Menschen unterstützt, die solcher Unterstützung in keinster Weise bedürfen.

Wer Hubschrauber und Sportwagen sammelt oder Inseln kauft, braucht doch keine Grundrente und kann bitte schön seine Pflege selbst bezahlen. Über sozialen Ausgleich sollte dringend geredet werden, und dann auch gehandelt!Das überall zunehmende Ressentiment gegenüber den „Eliten“ nimmt genau aufgrund von solchen paradoxen Verdrehungen immer weiter zu. Beteiligen Sie sich doch bitte nicht daran! Viele einfache Menschen lassen sich von den Zahlen tatsächlich blenden und wissen es nicht besser – aber sie spüren dennoch, dass hier was nicht stimmen kann. Manche davon wenden sich dann Verschwörungstheorien zu.Diese Zeilen sind ein Plädoyer zum sozialen Frieden beizutragen. – Dr. med. Sibylle Riffel

 

Es ist sehr zu begrüßen, dass die ZEIT ihre Stimme im Orchester des hochideologisierten Diskurses über eine sozial ausgewogenere Pflegeversicherung erhebt. Bisher wird im medialen Mainstream allzu oft nur künstlich ein Konflikt zwischen Alt und Jung darüber herbeigeredet, dass soziale Taten für die Alten mit höheren Steuerlasten für die Jungen erkauft werden müssten. Dabei wird gern ausgeblendet, dass auch für die Nachwachsenden bis zu ihrer Selbständigkeit viel Steuergeld ausgegeben wird. Schenkungen und Erbschaften bleiben bei all dem ebenfalls außer Betracht. Im weiteren Argumentationsverlauf des Artikels ist noch davon die Rede, dass in Deutschland zehn Prozent der Steuerzahler fünfzig Prozent der Steuern zahlen. Dieser Wert ist unwahrscheinlich hoch. Hat sich da vielleicht ein Fake in ihr Datenarchiv eingeschlichen? Es wäre schön, wenn das Recherchepotenzial der ZEIT auch noch etwas Licht in dieses Arkanum bringen könnte. – Paul Scholz

 

Ich weiß nicht, ob das Absicht ist oder was sonst. Die Behauptung, dass 10 % der Bevölkerung 50 % der Steuer zahlen, ist einfach falsch. 10% der Einommenssteuerzahler zahlen 50 % der Einkommenssteuer. (Diese macht aber nut einen kleinen Bruchteil der Steuereinnahmen aus.) Damit könnte der Leserbrief schon zu Ende sein. Aber: Sie verfügen dabei über 23% des Einkommens. Sie zahlen also tatsächlich mehr Steuern – zumindest auf das Einkommen bezogen. Bei Sozialabgaben stimmt das sicher nicht. Da habe ich zwar auf die Schnelle keine Zahlen gefunden, aber die einkommensstärksten 10 % der Bevölkerung zahlen anteilig auf jeden Fall keine 50 % der Abgaben. (Haen Sie Zahlen?)

Viele zahlen gar keine, weil sie nicht angestellt sind bzw. ein erheblicher Teil ihrer Einkommen nicht sozialabgabenpflichtig ist. Vermögenszuwächse aus Wertsteigerung von Wertpapieren und Immobilien werden garnicht besteuert (meistens) oder mit Sozialabgaben belegt. Vermögenszuwächse sind aber genau genommen auch Einkommen. Was sonst? Und insofern ist es zumindest nicht so klar, warum reiche Bürger nicht auch einen höheren Anteil ihrer Pflegekosten übernehmen sollten. Gerne können die Beträge so gedeckelt werden, dass sie nicht arm werden. Da habe ich aber bei den oberen 10 % keine Sorge. Sie? Ach ja – wenn es eine Erbschaftssteuer gäbe, die die Bezeichnung verdient, könnte man darüber auch nochmal diskutieren. Aber so? – Fritjof Möckel

 


 

 

Leserbriefe zu „Geschichte als Waffe“ von Michael Thumann

 

Über Ihre Betrachtung der Konflikte der Gegenwart habe ich mich sehr gefreut. Das ist eine umfassende, unvoreingenommene Analyse der gegenwärtigen Außenpolitik einiger Autokraten. Wenn Sie schreiben: „Heu­te er­in­nern ei­ni­ge Po­li­ti­ker an die­se Zeit, um die Er­in­ne­rung an ver­lo­re­ne Ge­bie­te wach­zu­hal­ten – und viel­leicht ei­nen An­spruch neu zu er­he­ben“, teile ich Ihre Meinung nicht. Mit dem Konjunktiv wird die sachliche Debatte verlassen.

Die Erinnerung an Geschichte, an Tatsachen wach zu halten, ist m. E. nicht ruchbar, auch dann nicht, wenn sie von Victor Orban betrieben wird. Geschichte wird durch Vergessen nicht ungeschehen. Geschichte kann man sich weder aussuchen, noch ihr davonlaufen. Vergessen sollte wir bitte nicht die Tatsache, dass heute noch insbesondere in den Grenzgebieten der Slowakei und Rumäniens überwiegend Ungarn leben. Der Vertrag von Trianon war ein willkürliches Strafgericht der Sieger, das Tatsachen in den genannten Gebieten und in Südtirol ignorierte.

Geschichte besteht immer aus Tatsachen. Politiker benutzen oft einzelne, ausgewählte geschichtliche Einzelheiten, um ihre gegenwärtigen Absichten und Ziele zu begründen. Sie wollen die Geschichte nicht als Entwicklung verstehen. Zwischen den historischen Etappen ein kausaler Zusammenhang. Das bestätigte sich 1994 auf einem Soldatenfriedhof in der Normandie. Ein damals bereits älterer Franzose, von dem Angehörige wegen eines Attentats 1944 auf einen deutschen Leutnant standrechtlich erschossen wurden, erwiderte auf meine Entschuldigung für die Verbrechen des deutschen Faschismus „man hätte Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg nicht auf die Knie zwingen dürfen“. Mit zeitlichen Abstand gewinnt oft die sachliche Betrachtung der Geschichte die Oberhand. Das sollte bei jeder Betrachtung der Geschichte Grundsatz sein.

Im Osten wurde die „Kanonenboot-Politik“ der imperialistischen Kolonialmächte gebranntmarkt. Unterschlagen wurde dabei, was diese Politik ausgelöst hatte. Es war der etwa 300 Jahre währende „Heilige Krieg“ der nordafrikanischen, muslimischen Staaten (Algier, Tunis unter Obhut des des Osmanischen Reiches) gegen die europäischen und Anfang des 19. Jahrhunderts auch gegen die amerikanischen Handelsschiffe sowie gegen die westlichen Küsten der „ungläubigen“ Europäer. Seeleute und Bewohner der überfallenen Küstenregionen bis Irland und Island im Norden wurden verschleppt und auf den arabischen Sklavenmärkten verkauft. Trotz des „Vergessens“ wurde diese Tatsache nicht ungeschehen. Daran zu erinnern, ist manchen Zeitgenossen sicher nicht recht. Es könnte „den Islamhassern, Fremdenfeinden und Rassisten in die Hände spielen. Ungeschehen sind diese Tatsachen trotzdem nicht. – Schmolling

 

Putin würde sich wohl die Augen reiben, wenn ein Haufen (Spaß)Guerillas in Ordensbrüdertracht in den Kaliningrader Oblast auf Trakehnern einreitend das Ostpreußenlied schmettern würden. Das Argument der Brüder, dass 700 Jahre preußische Kulturgeschichte samt Kant auf ihrer Seite stehen, dürfte er kaum gelten lassen, stattdessen die Szenerie humorlos mit einem kleinen Militäraufmarsch kurzerhand beenden lassen. – Eva-Maria Fah

 

Michael Thumann gibt einen aktuellen Einblick in einige geschichtspolitische Werkstätten unserer Zeitgeschichte, in denen im Auftrag von Autokraten an alternativen Fakten und tödlichen Narrativen gebastelt wird. So viele Berichte. So viele Fragen: Wann fängt der Missbrauch der Vergangenheit zu machtpolitischen Zwecken an? Gibt es einen zulässigen Deutungsrahmen, an dem sich messen lässt, ab wann ein Missbrauch der Vergangenheit vorliegt oder ob ihre machtpolitische Nutzung noch hinnehmbar ist? Wer entscheidet, die Geschichtswissenschaft, ein Weltgeschichtsgericht? Gibt es große und kleine Missbräuche? Wenn z.B. die gerade zurückliegenden Feierlichkeiten zur Deutschen Einheit auch machtpolitischen Zwecken dienen, ist das Missbrauch?

Ist es kein Missbrauch, nur weil auch andere Interpretationen zulässig sind oder weil man in aller Unschuld auf die eigenen Irrtümer hereinfällt? Statt Geschichte nur verschieden zu interpretieren, kommt es darauf an Geschichte zu gestalten? Ist Geschichte das Mittel oder der Zweck? Gibt es Geschichtskriege? Ist Krieg die Fortsetzung von Politik mit anderen – auch geschichtspolitischen – Mitteln? Wenn Geschichte selbst zweckfrei sein sollte, dann aber Geschichtspolitik doch sicherlich nicht? Heiligt der Zweck die Mittel? Ist es möglich, Geschichte nicht nicht zu deuten? So viele Verkürzungen. So viele Überhöhungen. So viele Aus- und Überblendungen. So viel Vergessen im Meer der Erinnerungen. So viele Fragen. – Reinhard Koine

 


 

 

Leserbriefe zu „Wollen wir digital wiederauferstehen?“ von Moritz Riesewieck und Hans Block

 

Was für eine tolle Zusammenstellung von Artikeln! Zuerst der sehr schöne Text des Papstes voller Empathie, Nächstenliebe und der Vision, wie lebenswert diese Welt eigentlich für alle sein könnte (auch wenn etwas ganz Ähnliches viele Jahre zuvor ganz säkular und kurz bereits von John Lennon in „Imagine“ formuliert wurde). – Dann die trübe Wirklichkeit der Glaubenswelt, in der sich zwei Kardinäle gegenseitig bekriegen und zerfleischen. Auch hier der bekannte Unterschied zwischen Marx und Murks. Aber gerade dadurch wird einem der sakrale Raum geradezu unheimlich heimatlich.

Liest man dazu noch den Artikel über die Möglichkeiten virtueller Auferstehung, gruselt es einem endgültig so, dass man doch gern wieder an den guten, alten, lieben Gott und seinen schwefelstinkenden, pferdefüßigen Widersacher glauben möchte – nur das Paradies sollte, falls nur von Bots bevölkert, vielleicht lieber ausfallen. – Dr. Sabrina Hausdörfer

 

Die bewundernswerten Kernsätze aus 287 Kapiteln der Enzyklika „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus hat John Lennon schon in seinem Lied „Imagine“ auf den Punkt gebracht, finde ich:Kein Himmelreich, keine Hölle.Keine Länder, keine Religion.Kein Besitz, kein Grund für Gier oder Hunger.“Du wirst vielleicht sagen, ich sei ein Träumer,aber ich bin nicht der Einzige.Ich hoffe, eines Tages wirst auch du einer von uns sein,und die ganze Welt wird eins sein.“ – Gregor Böckermann

 


 

 

Leserbriefe zu „PROMINENT IGNORIERT. Prozessprinzessin“ von GRN.

 

Welcher Sexismus hat Sie da geritten? Ein Vater verleumdet seine Tochter, quält 7 Jahre lang Gerichte mit seiner erbärmlichen Leugnung und Sie verhöhnen die Tochter? Oder ist es nur kleinbürgerlicher Neid auf’s blaue Blut? – Klaus Siersch

 

Ich bin erstaunt und verwundert, mit welcher vermeintlichen Lustigkeit in Ihrer Ausgabe vom 8.10.20 unter der Rubrik „Prominent ignoriert“ Delphine Boël nahezu veralbert wird ob ihrer langjährigen Vaterschaftsklage. Als selbst Betroffene, die jahrzehntelang brauchte, um aus dem Sumpf des Kuckuckskindes herauszukommen und hart für einen Vaterschaftstest kämpfte, bin ich vielleicht sogar fassungslos wegen der großen Sorglosigkeit mit der die ZEIT das Thema „auf den Arm nimmt“. – Janine Borchers

 


 

 

Leserbriefe zu „Alles Gute, Mr. Trump“ von Jörg Lau

 

Grundsätzlich stimme ich Herrn Lau vollumfänglich zu. Doch in der vielerorts grassierenden, bereits „enttäuschten“ Hoffnung, dass Trump durch Corona zumindest von politischer Einflussnahme ferngehalten wird, liegt auch ein tiefes Misstrauen in die an sich zu recht gepriesene Wahlurne. Ob in den heutigen USA in Zeiten von unbegrenzten Wahlkampfspenden, durchpolitisierten Medien, zunehmender Abgrenzung von Interessensgruppen und einem mehr als fragwürdigem Wahlsystem (incl. der Regularien des Supreme Court) noch der demokratische Gründergeist von damals wehen kann, darf getrost bezweifelt werden. Nicht einmal am Horizont zeigt sich ein Ausweg aus diesen großen, gundsätzlichen Dilemmata des einstmals so hoffnungsfrohen Landes. Wer nicht verzweifeln will, betet vielleicht zu Gott, oder eben zum Virus… – Dr. Christian Voll

 

Ich fasse es nicht, dass sie dem gleichen Irrtum wie alle anderen aufsitzen: Sie schreiben über die Corona-Erkrankung D.T und seiner Frau … Ist sie ein Appendix hat sie keinen Namen? Ist sie schwer erkrankt, hat sie auch das Krankenhaus verlassen… nichts auf keiner Seite wird sie weiter erwähnt. Sie hätten sie da auch nicht erwähnen müssen. Sie hätten genauso schreiben können D.T. und sein Hund…dann hätten sie einen Namen dazu geschrieben. Frau Trump ist ein Mensch und nirgendwo wird geschrieben, wie es Ihr jetzt (gesundheitlich) geht. Neben diesem Artikel steht … Macht endlich Platz, Männer. Auf die Frauen kommt es an -ach ja sieht man ja… Wie geht es Frau Trump? Sie geht als D.T. und seine Frau ( ohne Namen) ins Krankenhaus und dann …. Auch hier geht es immer nur um den Einen. Merken sie eigentlich wie sie mit dieser ständigen Hofberichterstattung alle andere Menschen wegwischen? Sie ist ein Mensch und hat eine Würde. – D.Borchardt

 


 

 

Leserbriefe zu „Hanois Hacker greifen an“ von Kai Biermann und Thi Do Nguyen

 

Der Blogger Bui Thanh Hiau soll sich lieber mit seinem Staat vertragen. Der wird schnell feststellen, das Deutschland auch kein Land ist, wo man gern leben möchte. Ich kenne Vietnam ganz gut, weil ich im Nachbarland Singapur lebe. In Vietnam kann man gut leben. Die Armut ist dort geringer als in Deutschland. Ihr Autor Thi do Nguyen müsste das eigentlich wissen. Wahr ist, daß die Korruption in der Regierungsriege besondere Blüten treibt. Aber das gibt es fast in jedem Staat. Das beste Beispiel ist Brasilien. Der Arbeiterführer hat es besonders schlimm getrieben. Seine Nachfolgerin scheint das auch gut zu können. Die Reihe der korrupten Länder liese sich fortsetzen. Vietnam gehörte zu den reichsten Länder, dank der Li -Dynastie. Durch die Kriege hat Vietnam schwer gelitten. Besonders durch die Amerikaner. Aber das ist längst Vergangenheit. Heute sind sie wirtschaftlich wieder obenauf. – Gunter Knauer

 

Meine Ehefrau und ich haben DIE ZEIT in Papierform abonniert. Es hat für uns endscheidende Gründe DIE ZEIT nicht online/digital zu lesen (Lesbarkeit!). Am Textende des o.g. Artikels verweisen Sie („Hinter der Geschichte“) auf eine Langfassung im Internet. Diesen ausschließlich Verweis finden wir äußerst bedauerlich. Es ist ein spannender, sehr wichtiger Artikel und hat es absolut nicht verdient, so verkürzt zu erscheinen!Gemessen an Ihren sonstigen Beilagen (Magazin usw.) und eher unwichtigen Beiträgen (Abteilung: nice to have), wäre es angemessen und sinnvoll, die intensive Arbeit der Autoren der breiten Leserschaft in gedruckter Form zugänglich zu machen. Eventuell in einer eigenen Rubrik „Zeitgeschen“, wenn Sie keine andere Stelle finden sollten.Wir hoffen Ihnen damit ein nützliches Feedback gegebenen zu haben. – Jochen Laier

 


 

 

Leserbriefe zu „Der unsichtbare Krieg“ von Michael Thumann und Özlem Topçu

 

Vor zwei Jahren durften wir eine christliche Pilgerreise nach Armenien leiten. Es wurden gesegnete Tage der Gastfreundschaft und Ökumene. Die Kultur, die Landschaft und die bewegte Geschichte, insbesondere die Gedenkstätte für den unsäglichen Völkermord, haben uns nachhaltig beeindruckt. Umso mehr schlägt unser Herz inmitten des neu entflammten Krieges um Bergkarabach für alle Betroffenen und Opfer dort: Gott schenke Frieden und Versöhnung! – Pastor Fritz Rabe und Pfarrer Felix Evers

 

Völlig zu Recht begann Ihr Bericht diese Woche zu dem Konflikt um die Kaukasus Region Berg-Karabach mit dem Eingeständnis, wie deutsche Medien manche Regionen als weiße Flecken auf der Weltkarte belassen, zu Gunsten anderer. Zu Gunsten vermeintlich Wichtigeren, Interessanteren. Von einem europäischen Standpunkt aus, sind Aserbaidschan, Armenien, so wie Georgien direkte Nachbarschaft. Im Gegensatz dazu, was in Ihrem Artikel geschrieben wurde. Es gibt ehemalige sowjetische Republiken und Regionen, welche noch extremerer Ignoranz der deutschen Medienlandschaft und der deutschen Öffentlichkeit ausgesetzt sind. Regionen, welche, zugegebenermaßen, in weiter geographischer Ferne liegen. 2019 erlebte der neunt größte Staat der Erde einen Präsidentenwechsel. Was bedeutete das für interne Machtstrukturen in diesem autoritären System? Was bedeutete das für die Außenpolitik, in einer Region zwischen Russland, China und südlichen „Neuen Mächten“? In der Zeit war hierzu nichts zu lesen.

Natürlich ist die Berichterstattung immer auch mit Kosten verbunden, das ist auch diesem Leser klar. Trotzdem schreibe ich Ihnen in der Hoffnung, nächste Woche ein paar, vielleicht auch ein paar längere, Zeilen zur aktuellen Situation in der Kirgisischen Republik zu lesen. Dass hierrüber schon diese Woche etwas zu lesen hätte sein können, verzeihe ich Ihnen. Wenn man die Kaukasus-Region als off-the-radar sieht, dann liegt Bischkek außerhalb der üblichen Airbus Reichweite. Belarus, Berg-Karabach, Kirgistan. Irgendwie eine nette Vorlage für eine Berichterstattung die den Rahmen auch einmal sprengt. So viele Anknüpfungspunkte um über Entwicklungen der post-sowjetischen Nachbarschaft zu schreiben. Just saying. – Hendrik

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich bin ein Hacker der Zivilisation«“. Gespräch mit Stewart Brand geführt von Bernhard Pörksen

 

Der amerikanische Ökologe Steward Brand erklärt «mit welchen Techniken die grossen Menschheitsprobleme zu lösen sind». Leider ist Brand etwas zu optimistisch. Im 2016 bei BoD (Book on Demand) erschienen Buch mit dem Titel «Die Technik reicht nicht. Was ist nötig, damit die Menschheit noch lange gut fortbestehen kann?» versuche ich folgendermassen zu erklären, warum die Technik nicht reicht, «die grossen Menschheitsprobleme zu lösen».

Denn «mal angenommen, die Erde wäre zehnmal kleiner, wäre dann die Menschheit längst untergegangen? Oder umgekehrt, wäre ihr eine gute Zukunft gesichert, wenn unser Planet zehnmal grösser, zehnmal reicher wäre? Geht man diesen Fragen nach, wird man finden, dass Grösse und Reichtum der Erde nicht entscheidend sind für die Überlebensfähigkeit der Menschheit. Daraus ergibt sich aber auch, dass der technische Fortschritt nicht reicht, diese Überlebensfähigkeit zu sichern. Denn die übliche Leistung der Technik besteht darin, immer mehr Nötiges und Unnötiges verfügbar zu machen und dadurch gleichsam die Erde grösser zu machen, was – wie gesagt – nicht entscheidend ist. Vermutlich wäre sogar eine kleinere, übersichtlichere Erde günstiger für die Überlebensfähigkeit der Menschheit.

Was für den technischen Fortschritt gilt, gilt leider auch für die sich dank dem technischen Fortschritt ergebenden Möglichkeiten wie Entwicklungshilfe, soziale Netze, Reagieren auf die Klimaerwärmung, etc. Auch diese Dinge können die Erde zwar gleichsam grösser machen, aber das reicht nicht, der Menschheit ein langfristiges, gutes Fortbestehen zu sichern. Die Technik kann allerdings Zeit gewinnen, um zusätzliche Kreativitäts-Potentiale zu nutzen für die wichtigste Aufgabe der Menschheit, nämlich sich selbst Grenzen zu setzen.» Dazu ein Beispiel: Eines dieser Potentiale besteht darin, die griechisch/römische Götterwelt als Diskussionsforum für die Behandlung der ungelösten Zielkonflikte zu nutzen, deren Lösung entscheidend für die Zukunft ist.

Solche Zielkonflikte relativieren den von Brand am Ende des Interviews geäusserten Optimismus: «Denn wir wissen, dass sich … unser Leben …beständig verbessert hat, ganz gleich, ob es um Hunger und Armut, militärische Gewalt oder Kindersterblichkeit, die Ausrottung von Krankheiten oder die Bildungschancen von Frauen geht.» Die Zielkonflikte ergeben sich z.B. daraus, dass Fortschritt die Nahrungsgrundlagen für eine wachsende Menschheit verbreitet, was aber teilweise auf Kosten der Umwelt geht. Derselbe Fortschritt reduziert durch Automatisierung etc. Arbeitsplätze, was zum Wachstum von demographischen und ökonomischen Gräben zwischen Nord und Süd führt. – Dr. tech. Gernot Gwehenberger

 

Der vor technologischem Selbstbewußtsein strotzende moderne Mensch fühlt sich zum lenkenden Weltbeherrscher bestimmt, um die unzulänglichen irdischen Gegebenheiten zu verbessern. Dieser Glaube aus der aufklärerischen Mottenkiste ist angesichts der globalen Menschheitsprobleme, die er bereits heraufbeschworen hat, gefährlich. Zwar ist Gott tot. Aber wir sind nicht Gott. Wir wissen immer noch nicht, was wir tun, außer permanent Geister zu rufen und sie nicht mehr loszuwerden. Unser blindwütiges Schaffen neuer Probleme, ohne die alten gelöst zu haben, bezeichnen wir als Fortschritt. Göttliche Weisheit täte uns gut. – Konrad Sauheitl

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Lesen wärmt!“ von Ijoma Mangold et al.

 

Ihr Aufmacher ist von tiefer Wahrheit durchdrungen:). Das Buch, das in Neuseeland gerade wärmt, ist Ben Lerners TopekaSchule. – Marion Taube

 

Was für ein schönes und inspirierendes Titelbild. – Dorothea Koch

 


 

 

Leserbrief zu „»Ich will nicht Präsidentin werden«. Gespräch mitSwetlana Tichanowskaja geführt von Elisabeth Raether und Michael Thumann

 

Ja, Oppositionelle wider Willen. In Deutschland hat man das erwartet. Frau Tichanowskaja hat für die Journalisten in Deutschland nichts anzubieten. Sie ist eine Frau wie fast alle anderen in Weißrussland. Die wollen nämlich auch nicht flüchten, was für die Journalisten in Deutschland kaum zu verstehen ist. Der Autor versucht mit allen journalistischen Mitteln sie auf die Fluchtschiene zu beeinflussen. Die Antwort auf die Frage: „Alexej Nawalny hat es aber ausgesprochen…..“ „Ja, das sagen die Leute. Aber wir sind nicht Russland.“ Das sagt alles über den journalistischen Zustand in Deutschland aus. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Sie wählt Biden. Sie wählt Trump.“ von Kerstin Kohlenberg

 

Ihre Beiträge lese ich gerne. Auch den feindseligen und „unmöglichen“ Menschen scheinen Sie mit Offenheit und einem ehrlichen Interessen zu begegnen, so dass diese Menschen viel von sich preisgeben, womit mir als Leser ein Einblick in deren Leben und Weltsicht möglich wird. Dafür möchte ich Ihnen meinen Respekt aussprechen und Danke sagen.Und ich möchte mir einen Vorschlag erlauben. Es ist schwer zu ertragen – aber eine sehr wichtige Erkenntnis – dass es eben nicht nur die Person Trump ist, sondern viele weitere rücksichtslose Männer, und sogar Frauen, welche die Freiheiten einer Demokratie nur zu ihrem Eigennutz verwenden und sogar bereit sind, demokratische Prinzipien zum Zwecke des eigenen Machterhalts auszuhebeln. Der vielbeschworene Kampf gegen eine (unliebsame, oder böse) Person ist daher sinnlos.

Verstörend an Ihrem Beitrag (Dossier, „Auf die Frauen kommt es an“) ist die Tatsache, dass viele Trump-Anhängerinnen auch wenn sie Kinder haben, nicht zu erkennen vermögen, dass ihr Präsident nicht nur „in mancher Hinsicht problematisch“ ist (wie Sie es sehr vorsichtig am Ende ausgedrückt haben), sondern dass er sich wie ein pubertierender Junge benimmt, der sich als Maulheld und „Systemsprenger“ großartig vorkommt, und das ununterbrochen zeigen muss.Da die meisten Frauen auch die Erziehung ihrer Kinder gestemmt haben, müssten sie aus Erfahrung wissen – oder es sich zumindest gut vorstellen können – , was es bedeutet, wenn ein Heranwachsender aus der Pubertät nicht herauskommt, nicht erwachsen werden will. Sie müssten die Gefahr (für sich und den Jugendlichen) einschätzen können, die darin liegt, wenn der Zögling meint, alles besser zu wissen, unbesiegbar zu sein….so wie der Präsident sich tagtäglich in aller Öffentlichkeit seinen Bürgern und auch seinen Anhängern zeigt.

Unbelehrbar (selbst gegenüber Fachleuten wie Klimaforschern oder Ärzten), unbesiegbar, alleswissend, übergriffig, rücksichtslos……eben genau so, wie ein pubertierender Maulheld, ein Systemsprenger.Wer, wenn nicht die Frauen, als Mütter, Omas, Tanten, Erzieherinnen, Pflegerinnen etc . könnten besser antizipieren, nicht nur welche Frechheit und Unverschämtheit, sondern auch welches destruktive Potential von einem pubertären Charakter mit großer Machtfülle ausgeht. Daher mein Vorschlag. Fragen Sie doch mal nach – je nach Gelegenheit – ob die Frauen nicht erkennen, dass ihr Idol und Anführer auch wie ein unreifer, unberechenbarer, pubertierender Junge gesehen werden kann.

Dass zumindest, sollten doch alle Frauen erkennen können, wenn sie nur bereit sind, hinzusehen….und dazu muss man es ihnen vielleicht auch mal „direkt unter die Nase reiben“. Auch wenn Frauen Verschwörungstheorien anhängen („Julia“) oder kriegerisch, fundamentalistisch ihre Wahrheit in die Welt prügeln wollen („Fiori, Paige“) und für offene Gespräche und andere Sichtweisen nicht zugänglich sind, blind sind sie doch nicht. Es geht darum, „zu sehen, was sich zeigt“ und erst danach um die Suche nach Wahrheiten. – Jürgen Pilz

 


 

 

Leserbrief zu „60 ZEILEN … LIEBE“ von Volker Schlöndorff

 

Ich könnte Sie umarmen!!! Warum? Für den simplen Satz“…… ist auch in Afrika das Dorf die Keimzelle der Gesellschaft: nur da kann sie sich reformieren…..“ Wer in unserer verkopften Gesellschaft getraut sich so was zu sagen?Wer gibt eine Liebeserklärung ab für den „einfachen Bauernbub“ Gerd Müller? Der Volker Schlöndorf – und alle, die Afrika mit dem Herzen kennen! Wir arbeiten seit 30 Jahren in Uganda mit dem Schwerpunkt „Frauenförderung durch Einkommen schaffende Kleinprojekte“ Ja, es geschehen kleine Wunder, wenn die „sleeping giants“ eine Chance bekommen – zum Nutzen ganzer Dorfregionen! Lieber Volker Schlöndorf, Sie haben eine Stimme, die gehört wird – bitte bleiben Sie am Ball!! – Ilse Schummer

 


 

 

Leserbrief zu „WIE ES WIRKLICH IST … Hagel zu bekämpfen“ aufgezeichnet von Daniel Kastner

 

Gerne möchte ich den letzten Satz in die richtige Perspektive setzen. „Die ausgebrachten Mengen sind sehr gering, erst recht im Vergleich zu den Tonnen von Kerosin, die manche Passagierflugzeuge in der Luft ablassen müssen um landen zu können.“ Dieser Satz kann leider so aufgefasst werden, als ob vieleFlugzeuge sehr oftvor Landungen Kerosin ablassen würden. Das ist nicht wahr. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie diesen leicht missverständliche aufzufassenden Satz berichtigen könnten. Viele Menschen sorgen sich zurecht wegen der Menge an Emissionen. Es wäre Schade, wenn eine unbegründete Sorge noch dazu käme.

Nur Großraumflugzeuge (z.B. Boeing 777, 747, Airbus A380, A340) können überhaupt Kerosin ablassen. Dies tun sie jedoch nur aus Sicherheitsgründen vor unvorhergesehen Landungen um das zulässige Höchstgewicht für die Landung nicht zu überschreiten, z.B. um wegen dringenden Gründen gleich nach dem Start wieder um zu kehren. Dies geschieht nur sehr vereinzelt. Das „Ablassen“ geschieht in großen Höhen. Das Kerosin fällt nicht zu Boden, sondern verdampft noch in der Luft. Herr Umstätter hat jedoch mit seinem Mengenvergleich sehr wohl recht. Während die Menge bei einem einzigen dieser Ablassvorgänge bis zu mehreren 10.000 Litern betragen kann, verbraucht seine Cessna 182 nur 150L Benzin für einem Flug. – Klaus Siersch

 


 

 

Leserbrief zu „Einmal Hölle und zurück“ von Karin Ceballos Betancur

 

Dieser Bericht trifft Menschen, die sich über Jahrzehnte mit ihrem Job und ihrem Arbeitgeber identifiziert haben, mitten ins Herz. Auch ich bin meinem Arbeitgeber seit 37 Jahren treu und gehe mit Herzblut meiner Arbeit nach. Wird es einem gedankt ? In den heutigen Zeiten, in denen nur das Kapital den Takt vorgibt, wohl kaum. Man kann nur hoffen, dass die Pandemie zu einem Umdenken führt und man sich mehr auf den lokalen Einkauf besinnt. Als ich jung war, waren Kaufhäuser für mich Erlebniswelten. Schade, dass es in meinem Heimatort kein Kaufhaus mehr gibt. – Volker Lakenbrink

 


 

 

Leserbrief zu „Wer sind Sie?“ protokolliert von Cosima Schmitt

 

Direkt vorab gesagt bzw.geschrieben: Dies ist eine positive Stelllungnahme mit Frage: War der/die Redakteur*in bei den Inhalten der Beiträgeauf den Seiten 61/62 besonders gerührt? Denn die Beiträge Wer sind Sie? und Er sagt/Sie sagt sind sehr berührend/anrührend abgefasst. Auch Francesco Giammarco’s Kolumne war ein Rückblick auf eine besonnte Vergangenheit. Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbrief zu „»Nein! Nein!«“ von Adam Soboczynski

 

Die Veröffentlichung des Artikels über diesen Schriftsteller ist meiner Meinung nach völlig berechtigt. Was ich unglaublich finde, ist, dass Sie ausgerechnet Details aus dem Buch „Ute av verden“ veröffentlichen, die Pädophilen förmlich in die Hände spielen. Sie verleihen damit diesen zu bedauernden Menschen Gewicht und Aufmerksamkeit, die ihnen bestimmt nicht zustehen. – Margit Anhut

 


 

 

Leserbrief zu „Hering willkommen!“ von Marlene Knobloch

 

Danke für den Hinweis auf die Seite 1nitetent. Noch mehr hätte ich mich gefreut, wenn dazu auch ein guter Artikel geschrieben worden wäre. Leider ist die Arroganz der Autorin anderen Lebenskonzepten gegenüber schwer auszuhalten. Das liegt wahrscheinlich auch daran, weil sie sich möglicherweise auch vor Ort so verhalten hat. Wie die Seite 1nitetent schon schreibt, richtet sich dieses Angebot hauptsächlich an Reisende mit Rad und an Wanderer. Wer wie die Autorin mit dem Auto vorfährt, hat die (ökologisch-soziale) Idee dahinter auch nicht ganz verstanden. Daraus kann schon Arroganz enstehen, muss aber auch nicht. – Sandra Pöhl

 


 

 

Leserbrief zu „»Das ist ein explosives Gefühl«“. Gespräch mit Ezra Klein geführt von Jörg Lau und Heinrich Wefing

 

Donald Trump ist in der Tat nicht nur eine Antwort auf die gesellschaftspolitische Dekadenz der USA, er ist zudem die Fortsetzung ebendieser mit außerordentlichen Mitteln. Seine Regentschaft bedeutet schlichtweg die Annullierung von Vernunft und somit die Destruktion von Demokratie. Auch taugt der fortlaufend in die Amtsführung eingebrachte Habitus des 45. US-Präsidenten schon längst nicht mehr für eine denkbare Dystopie: eindeutig zu unrealistisch. Umso mehr bedarf es den USA der Versöhnung mit der Wirklichkeit, der heilsamen Anwendung von Vernunft und einer konsequenten Verständigung darüber.

Das Land braucht vor allem anderen das „Pathos des Verstandes“ hin zu deutlich mehr innerem Frieden, aus dem sich (wieder) der Glauben an die Kraft des Einzelnen wie an die Kraft der Gemeinschaft – die nationale Identität – entwickeln kann. Kein (demokratisches) Land der Welt kann an substanzieller Größe und an Wohlergehen gewinnen, wenn es sich durch das Aufbringen von Unwahrheiten, Ideologien und negativen, demoralisierenden Emotionen permanent um einen Großteil seiner gesellschaftlichen Integrität und intellektuellen Energie beraubt. – Ira Bartsch

 


 

 

Leserbrief zu „»Die jungen Leute wollen schnorcheln«“ Gespräch mit Friedrich Joussen geführt von Claas Tatje

 

Zurecht hält die ZEIT TUI-Chef Joussen vor, dass sein Konzern drei Milliarden Euro vom Staat bekommen, andererseits 8000 Mitarbeiter entlassen hat. Auf die Frage nach Erstattungen bei Reisewarnungen antwortet er, Kunden könnten ihr Geld zurückfordern. Bei einer von TUI abgesagten Reise spielte sich das in unserem Fall in der Wirklicheit so ab: Weder nach der vertraglich vorgeschriebenen Frist von zwei Wochen noch nach Setzen einer Zahlungsfrist erstattete TUI die Reise-Anzahlung. Erst nach Klageeinreichung erfolgte die Rückerstattung binnen Wochenfrist. – Florian Müller

 


 

 

Leserbrief zu „Die Krise der Nachbarn“ von Florian Gasser et al.

 

Danke für die gelungene, prägnante Gegenüberstellung der verschiedenen Länder – und auch der vergleichbaren(!) Zahlen. In diesem Zusammenhang möchte ich den „Es sind nur so wenig Tote“-Sagern (aus leider persönlich gegebenem Anlass) entgegenhalten, dass, auf ein halbes Jahr gerechnet, 2018 (neuere Zahlen gibt’s bei DeStatis noch nicht) auch „nur“ 11 Frauen an Brustkrebs gestorben sind – und noch zwei Männer weniger an Prostatakrebs. Ist das Grund, Vorsorge nicht zu betreiben? Oder Masken die paar Minuten am Tag nicht zu ertragen? – Michael Koehn

 


 

 

Leserbrief zu „Lindert die Not der Erstsemester!“ von Angela Dorn

 

Die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn,s childert in ihrem Beitrag unter der Rubrik „Position“ die Not der Erstsemester und fordert auf, sie zu lindern. Selbige bestünde infehlendem persönlichen Austausch und in nicht ausreichendem Geld. Mich würde nun brennend interessieren, über wie viel Geld ein Studienanfänger verfügen muss, sodass es, nach Meinung von Frau Dorn, ausreichend wäre? Auf der Suche nach einem Kriterium zur näheren Bestimmung von „ausreichend“ fällt mir natürlich sofort das Bafög ein. Abhängig vom Einkommen der Eltern wird hier Studierenden finanzielle Unterstützung gewährt, um eben jedem – unabhängig vom Einkommen der Eltern- , der möchte und dazu geeignet ist, ein Studium zu ermöglichen.

Wenn zumutbare finanzielle elterliche Unterstützung und/oder Bafög als nicht ausreichend empfunden werden, stellt sich doch die Frage nach demWarum. Bei der Suche nach den Gründen hierfür hilft ein Blick auf dieErgebnisse einer bundesweiten Befragung von Studierenden durch dasDeutsche Studentenwerk. Als Grund für das zusätzliche Jobben neben demStudium nennen die Studierenden selbst, dass sie sich mit dem zusätzlichVerdienten vor allem etwas „gönnen“ möchten; also Ausgehen, Urlaub machen,schicke angesagt Kleidung und andere Dinge konsumieren, die man auch ineiner Wohlstandsgesellschaft getrost dem Luxusbereich zuordnen kann.Und nun komme ich zu meinem eigentlichen Punkt:

Ist tatsächlich ein junger Mensch, dessen Existenz absolut gesichert ist, der sich aber eher seltenetwas Luxus „gönnen“ kann, bereits in einer Notlage, zu deren Linderungman aufrufen muss? Verrutschen da nicht alle Maßstäbe im Angesicht von Menschen, die auf der Flucht sind, die durch Naturkatastrophen und Krieg Angehörige und alles Hab und Gut verloren haben oder angesichts von Kinderin Afrika, für die der Hunger zum Normalzustand geworden ist, um nureinige wenige Beispiele zu nennen? Ist es nicht wie ein Schlag ins Gesichtall dieser wirklich Notleidenden und derjenigen, die bemüht sind solcheNot zu lindern, wenn die Situation von Erstsemestern in unserem Lande auchnur in deren Nähe gerückt wird und sei es auch nur sprachlich.Vielleicht sollte man als Politikerin, wenn man öffentlich Positionbezieht, vorher gründlich nachdenken und beim Schreiben sorgfältig auf dieWortwahl achten und zwar nicht nur beim Gendern. – Prof. i.R. Dr. Erwin Breitenbach

 


 

 

Leserbrief zu „Familien im Bürgerkrieg“ von Thomas Assheuer

 

Ihr Artikel hat mir sehr gut gefallen, weil er a) Neues enthielt, b) „stasis“ offenbar von einem alten weißen Mann beschrieben wurdeund c) zeigt, dass wir es besser machen können.Ich habe ihn zum Anlass genommen, mir darauf einen eigenen Reim zu machen.Vielleicht gefällt er Ihnen.

StasisIn der Stasis gibt es mächtige Reiche und schwache Asis. Den Milliardären helfen die geduldigen Armenreich zu werden. Die Reichen versichern den Schwachen: Es wird reichen. Das ist das Schlimme: Sie zählt doppelt und dreifach, der Reichen Stimme. Ist nicht mein Land, wo Reichtum und Macht in einer Hand. Sucht wer sein Heil im Kreise der Freien, trifft ihn das Beil. Demokratie ist die Staatsform der Gleichen, der Reichen nie. – Johannes Kettlack

 


 

 

Leserbriefe zu „Gekommen, um zu treiben“ von Fritz Habekuß im ZEIT Magazin

 

Au der Seite 40 Ihres Zeitmagazins Nr.42 wird ein Herbarexemplar von Verbascum thapsus ( Königskerze ) und nicht die gemeine Nachtkerze ( Oenothera ) abgebildet. – Dr.W.Kricke

 

Beim Lesen ihres Zeitmagazins, bin ich über das Photo der angeblichen Gemeinen Nachtkerze gestolpert. Für mein Dafürhalten handelt es sich eindeutig um die Samen – und Blütenstände einer Königskerze. Alles andere als ein Neophyt. – Christian Kroll

 

Das sind wirklich sehr schöne Bilder! Andere Schlauköpfe haben Euch wahrscheinlich auch schon darauf hingewiesen, dass zu zwei Pflanzen falsche Abbildungen gewählt wurden. Statt des Japanischen Riesenknöterichs (Reynoutria japonica)wurde der Schlingknöterich (Polygonum aubertii) abgebildet; und statt der Gemeinen Nachtkerze (Oenothera biennis)wurde eine Königskerze (Verbascum giganteum) gezeigt– Andreas Pachali

 

Im MAGAZIN Nr. 42 ist in dem Beitrag „gekommen um zu treiben“ eine falsche Pflanze abgebildet: Statt der Gemeinen Nachtkerze zeigt das Bild den Blütenstand der KÖNIGSKERZE. Und in der Auflösung im selben Heft vom vorangegangenen „Um die Ecke gedacht“ wird Christian Morgenstern als Urheber von „Der Mond ist aufgegangen“ genannt — NEIN: Das war Matthias CLAUDIUS ! Auf dem Schnampelweg in Darmstadt. – Karla Friederike Krueger-Benner

 

Ich freue mich über Naturbeiträge im Magazin, aber bei den Fotos ist Ihnen ein Fehler unterlaufen: Das Bild der Königskerze zum Text Nachtkerze. Die Königskerze ist kein Einwanderer, ist mit der Nachtkerze nicht verwandt oder verschwägert, blüht aber auch gelb. Nichts für ungut! – Ute Karsch

 

Die Neophyten Seiten im Zeit Magazin Nr 42 sind sehr edel aufgezogen. Leider ist die gemeine Nachtkerze auf dem Bild wahrscheinlich eine Königskerze, aber mit Sicherheit keine Gewöhnliche oder Gemeine Nachtkerze. – Irmengard Saller

 

2 Abbildungen sind falsch: anstelle von Japanischem Staudenknöterich sieht man Schlingknöterich, eine Königskerze wird Gemeine Nachtkerze genannt. Beide gelten nicht als schädliche Invasion Arten. – Gunhild Schwartzkopff

 


 

 

Leserbriefe zu „»Hätten wir es ahnen können?«“ von Emilia Smechowski im ZEIT Magazin

 

Die Autorin fragt im Titel betroffen, „hätten wir es ahnen können“? Beim aufmerksamen Lesen wird jedoch sofort klar, dass der von Egozentrik, Drama und Alkoholkonsum gezeichnete Lebensstil des Erziehungsberechtigten keinen Raum ließ für die Sorge um seinen Sohn, den späteren Mörder. Die offensichtlichen Warnsignale, unter anderem die Bedrohung eines Freundes mit einem Messer vor einem halben Jahr und die Vergewaltung seiner Freundin wenige Tage vor der Bluttat, scheinen auch die Behörden nicht zu einem Einschreiten veranlasst zu haben.

Der Bericht der Autorin ist trotz der vorgeblichen Neutralität aber nicht objektiv, die Autorin ist vermutlich genau so schockiert, wie die Familie. Woher sie die Familie bereits kannte, wer der Freund der Familie war, wo die nicht zuhause befindliche Freundin am Mordtag war, wird nicht offengelegt. Der personale Erzählstil der Reportage enthält dagegen viele beschönigende Formulierungen. Und wieder beschäftigen wir uns in einer tränenreichen Geschichte mit dem Tätermilieu, und nicht mit den Opfern. Eine aufklärende Reportage, das hätte dem Leser etwas gebracht, aber ein gefühlige Geschichte, wozu dient so etwas, außer der Erbauung und der Sensation? – Christoph Müller

 

Ich möchte Ihnen kurz zu Ihrem Beitrag „Sohn, Bruder, Mörder“ gratulieren. Eine der beeindruckensten Reportagen, die ich seit langer Zeit gelesen habe. Wirklich toll und vor allem sehr einfühlsam geschrieben. Und trotzdem haben Sie es aus meiner Sicht perfekt verstanden, eine sehr wohltuende Distanz zu wahren und der Leserin / dem Leser hier jede Menge Raum gegeben, sich ein eigenes Bild zu machen – das wohl in den meisten Fällen alles andere als schwarz/weiß ausfallen wird. Ihr langer Atem und der sicherlich hohe Aufwand bei der Recherche und Entwicklung dieses Beitrags haben sich somit zumindest in meinem Fall gelohnt – die Geschichte hat mich sehr berührt und zum Nachdenken gebracht (ich denke, viel mehr kann guter Journalismus nicht leisten). Nochmals herzlichen Glückwunsch. – Stefan Dauwe

 

Vielen Dank für den ausführlichen o.g. Beitrag. Als 76-jährige wundert es mich immer wieder,immer noch, dass wir im Jahre 2020 bei solchunfassbaren, dramatischen Geschehen,das Wissen um Epigenetik, System-/Familienaufstellungen,Kriegserbe bis in die Enkel-Generationen, etc. außen vor lassen. Natürlich sind die momentanen „Erziehungsberechtigten“ des jeweiligen Kindes/der jeweiligen Kinder in die Verantwortung genommen – doch – ich sehe auch die Gesellschaftskultur/Politik in gleicher Verantwortung den Bürgern*innen gegenüber. Solche Themen, wie o.g. müssten in den letzten Hauptschulklassen in Ethik gelehrt/angesprochen und deren Wichtigkeit zum Leben fundamentiert vermittelt werden, nicht nur hervorragende Ausbildungen zur – meist Ausbeutung, intellektuell, handwerklich der Bürger*innen.

Die tagtägliche Dramatik der Bürger*innen in den variabelsten Kategorien würden „vielleicht“ geringer – doch wesentlich verständlicher mit dem Wissen, dass wir ja als Babys nicht „neu geboren“ – als ein weißes Blatt Papier – wurden. Alle jungen Frauen/Männer, die sich sexuell betätigen – heute noch die dazu weiteren Produktionsmöglichkeiten – Kinderwunsch-/wünsche haben, müssten ebenfalls eine Lebensschule absolvieren, wie das Erlernen des PKW fahren. Vor allem auch muss über eine solches Wissen selbstverständlich offen gesprochen werden und nicht in die esoterische Ecke verbannt. Unsere schulische Bildung hier in Deutschland ist ja – immer noch Haar sträubend, denn die Bürger*innen, die materiell weniger begünstigt, müssen das Kind/die Kinder der normalen Pädagogik in unserem Land aussetzen. „Wehe, das Kind/die Kinder haben keine geeignete Motivation zum Lernen!“ – Barbara Kempkens

 

Danke für Ihren gut recherchierten Artikel!Sie werfen mit Ihrem Beitrag die Frage auf, warum in diesem Staat die Hilfesysteme für Kinder und Jugendliche so unzureichend sind.Es sind ja nicht nur die Kinder Krankenhäuser die chronisch vernachlässigt werden.Auch in den Jugendämtern fehlt Personal aus Geldmangel.Kliniken zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Suchtproblemen sind kaum vorhanden.Besonders bedrückend ist das Fehlen geschlossener Einrichtungen.Aus meiner langjährigen hausärztlichen Tätigkeit kann ich die Erfahrung der Mutter des Täters vielfach bestätigen: Eltern wenden sich an das Jugendamt, weil das Kind ihnen „entgleitet“.

Das Jugendamt hat im günstigsten Falle ausreichend Personal um gelegentliche Gespräche mit Eltern und Kindern zu führen. Aber da es keine Einrichtung gibt , in denen die Kinder zeitnah – auch gegen den kindlichen Willen – behandelt werden könnten, verlaufen die Bemühungen im Sande. Auch scheint das Ausmass der bereits bestehenden Sucht bei dem Personal des Jugendamts oft unterschätzt zu werden ( wegen fehlender Erfahrung/ Kompetenz/ personeller Überlastung ?) Das Fehlen spezieller Einrichtungen für Kinder / Jugendliche ist aus folgenden Gründen so prekär:

Welches Kind mit Suchtproblemen liesse sich freiwillig behandeln – ganz ohne die Möglichkeit der Beschaffung von Suchtstoffen?Auch brauchen Eltern einen gesicherten, festen Rahmen, der Ihnen die Sorgepflicht für die Dauer der Behandlung zuverlässig abnimmt.Am kostengünstigsten und nachhaltigsten ist eine Suchterkrankung kurz nach ihrer Entstehung zu behandeln.Unsere Gesellschaft leistet sich den Luxus, auf diese Behandlungsmöglichkeiten zu verzichten:Im Gegensatz zu Australien und Neuseeland – und vermutlich noch vielen anderen Ländern – stört sich in Deutschland kein Jugendamt am Nichterscheinen im Schulunterricht.

Dabei ist die Lernverweigerung bei Kindern und Jugendlichen ein erster Hinweis auf größere Probleme. Dieses Warnsignal wird sowohl von der Schule als auch den Behörden ignoriert. Berufstätige Eltern erfahren von diesen Problemen leider oft erst über die Zeugnisse – das ist eindeutig zu spät!Als begutachtende Ärztin bei Langzeitarbeitslosigkeit sehe ich extrem viele Erwachsenen zwischen 20 und 40 Jahren mit Suchterkrankungen, die seit dem Jugendalter bestehen.Die Biographien sind immer gleich: Schuleschwänzen, keine Hilfe gegen die Sucht, abgebrochene Ausbildungen, Arbeitslosigkeit, Suchtkriminalität, Verurteilung – und erst dann Entgiftung und Langzeittherapie sowie Unterstützung durch Bewährungshelfer.Warum wartet unsere Gesellschaft mit der Hilfe so lange?Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie dieses Thema mit hoher Priorität behandeln könnten! – Dr. med. Cornelia Heusgen-Schloter

 


 

 

Leserbriefezur Deutschlandkarte „WIE BETONT MAN BH?“ von Matthias Stolz im ZEIT Magazin

 

Im Zeit-Magazin sehe ich jede Woche gerne auf die Deutschlandkarte nach,welches Thema Ihnen dieses Mal eingefallen ist. Heute war ich etwasenttäuscht, da die Betonung des Wortes BH für mich nicht sehr relevant ist.Für den Fall, dass es Ihnen an Themen für die Deutschlandkarte mangelt,möchte ich hier ein anderes Sprachthema vorschlagen: Seit langem frageich mich, was die Deutschen für die englische Redewendung „Isn’t it?“sagen.

Zunächst dachte ich, bei uns gibt es die gar nicht. Aber ichselbst (Heimat Schaumburg-Lippe) hänge oft an meine Aussagen ein „nä?“dran, was letztlich für „nicht?“ oder „nicht wahr?“ steht. Ein Kollegeaus dem Hannoverschen sagt dagegen oft „ja?“, was für mich nach „hastDu’s kapiert?“ klingt. Außerdem kenne ich „wohl?“ bzw. „wohl nicht?“ ausdem Sauerland, „nu?“ aus der Lausitz(?) und „oder?“ aus der Schweiz.Vermutlich gibt es noch etliche andere regionale Formulierungen. Die zusammeln und in einer Karte darzustellen könnte doch eine schöne Aufgabesein, nä? – Ernst Witzel

 

Wie immer, hat mich auch in dieser Woche Ihre Deutschlandkarte sehr interessiert – und diesmal auch amüsiert!Ich „hörte“ quasi, wie die Südwestdeutschen (und wahrscheinlich auch Schweizer) BH sagen! Solche Unterschiede können Sie von mir aus gern öfter bringen! – Editha Rochow

 


 

 

Leserbrief zu „Über historische Begegnungen in Bad Saulgau, gelungene Todesanzeigen und entlarvenden Humor“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Seit ca. drei Wochen drucken Sie infolge einer neuen Rubrik die beiden Seiten Wochenmarkt und Martenstein auf einem Blatt (Vorder- und Rückseite) ab. Da ich beide Rubriken meinem Alter entsprechend in Papierversion sammele, stellt mich das jetzt jeweils vor die Entscheidung, in welchen Ordner ich das besagte Blatt abheften soll oder ob es sich lohnt, gar eine Kopie anzufertigen, damit ich meine beiden – mehrbändigen – Ordner weiterführen kann. Ich habe daher eine Bitte: wären Sie so nett und drucken Martenstein und Wochenmarkt wieder auf zwei verschiedene Blätter ab? Vielleicht können Sie ja die neue Rubrik auf eine der beiden Rückseiten setzen, diese werde ich nämlich garantiert nicht sammeln. Vielen Dank! P.S. Treuer Abonnent seit mehr als 15 Jahren. – Dr. Astrid Nöfer

 


 

 

Leserbrief zu „LEBENSGESCHICHTE“ von Frauke Döhring im ZEIT Magazin

 

Im Zeitmagazin Nr. 42 auf Seite 51 ist Ihnen bei der Lösung zur „Lebensgeschichte“ aus Nr. 41 leider ein Fehler unterlaufen. Sie schreiben, Markgräfin Wilhelmine sei 1735 mit dem Markgrafen Friedrich von Bayreuth „vermählt“ worden. Richtig ist, dass sie 1731 den damals noch Erbprinzen Friedrich geheiratet hat. Im Januar 1732 kommt sie hochschwanger in der Markgrafschaft Bayreuth-Kulmbach an. 1735 allerdings wird Friedrich nach dem Tod seines Vaters Markgraf. Es beginnt die Glanzzeit Bayreuths, die mit Wilhelmines Tod 1758 und dem Tod des Markgrafen 1763 abrupt endet. – Herbert Meyer

 


 

 

Leserbrief zu „Rückwärts gestrickt“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Ich schreibe Ihnen ein Brieflein, damit Sie sich freuen. Verwundert bin ich immer wieder, mit welchen Dingen sich Journalisten beschäftigen/beschäftigen müssen. Ja, ich bin eher konservativ und finde des gar ned schlecht, auch in der aktuellen Zeit. Und ja, ich habe Pullunder getragen, nicht gerne, eher aus praktischen Erwägungen. Eigentlich mochte ich die Pullunder nicht. Ich bin ein von multiplen Bandscheibenvorfällen geplagter Mensch, der über zwanzig Jahren im Außendienst arbeitete. Das hieß für mich, besonders, im Winter warm einpacken. Mantel anziehen isch echt umständlich bei 10 bis 15 Kontakten/Tag. Wenn sch…Wetter war blieb ich immer am Auto hängen, also war das Kleidungsstück schnell schmutzig.

So war der Pullunder die praktische Alternative, ihn konnte man bequem tragen unter Sakko oder Anzugsjacke. Pullunder = ned viel Gerede um Schönheit, praktisch ischer halt, so oifach sind die Dinge manchmal. Wenn ich schon dabei bin, so verhält sich es auch mit den von Journalisten in vielen Medien zu lesen und zu sehen „geliebten“ SUV’s. Für mich war er die Rettung (Q5), für mich war er mein Rollator. Aus den Limousinen bin ich auf Grund meiner Beschwerden häufig herausgekrabbelt. Auch hätte ich meine Tätigkeit als Außendienstler aufgeben müssen und ich bezweifle, dass meine drei Mädels ihre Masterstudium hätten von mir bezahlt bekommen. Jetzt im Ruhestand (uns Beide) trennen 19 Jahre, fahre ich immer noch einen kleineren SUV.

Zu Ihrer Kolumne mit Ihrer jüngsten Tochter; Sie dürfen froh sein, wenn Juli nur was zum Streicheln möchte. Meine Frau und ich mußten durch die Zeit der Pferde mit unseren Töchtern gehen. Mit eigenem Pferd, jedes Wochenende auf einem Turnier usw.. Weder meine Frau, noch ich kommen aus dem Reitsport und es ist ein völlig neues Eltern-Töchter-Verhältnis, wenn die Kinder mehr Ahnung haben als die Eltern. Ich wurde so gar geehrt, weil ich meistens der Betreuer und Fahrer war und meine Sache scheints gut machte, erhielt ich den Titel: TT=Turniertrottel und später war ich sogar OTT=Oberturniertrottel. Sie sehen, man wächst mit den Aufgaben (Tieren), die uns unsere Kinder stellen. Oft schmunzelnd lese ich Ihre Kolumne über die Erlebnisse mit Ihren Kinder, immer mal wieder erinnere ich mich fast an die gleichen Situationen mit unseren Mädels. Bleiben Sie gesund und erhalten Sie sich die Freude, Ihre Kinder auf dem Weg ins Leben zu begleiten. – Werner Bauer

 


 

 

Leserbrief zu „Da draußen“ von Heike Faller im ZEIT Magazin

 

Neugierig machender Artikel – auf den Urwald! Aber wie heißt er oder wo liegt er? Sie erwähnen den konkreten Ort leider nicht einmal. So ist ihr Schlusssatz für den Leser eher derart zu verstehen: ätsch, ich kenne den Ort, wo man versteht, was Leben ist, und ihr nicht. War das beabsichtigt? – Dipl.-Ing. Achim Michael Hasenberg

 


 

 

Leserbrief zu „Frag doch den Therapeuten: Hat sie ihm wirklich verziehen?“ von Wolfgang Schmidbauer im ZEIT Magazin

 

Seitensprung: Hat sie ihm wirklich verziehen? Keiner kann es oder sehr selten oder aber der Partner ist auch fremd gegangen ansonsten das Vertrauen ist einfach futsch. Wieder versöhnen sehr schwer sehr schwer der eine kann es der andere nicht. – Wolfgang Wahl

 


 

 

Leserbriefe zu „Großes gelingt nur im Flow“ von Ijoma Mangold in der Beilage ZEIT LITERATUR

 

Kann man heute bei einem Verlag Erzählungen oder einen Roman unterbringen, wenn man nicht Tatort-Kommissar, Spiegel-Redakteur, Kabarettistin oder Tennis-Profi ist? Der Verdacht liegt nahe, dass literarische Qualität nicht immer das wichtigste Kriterium ist. Das heißt nicht, dass die Erzählungen von Frau Petkovic schlecht sein müssen. Aber hätten dieselben Erzählungen eine Chance auf Veröffentlichung gehabt, wenn die Autorin Lieschen Müller oder Andrea Bogdanovic hieße? – Dr. Ansgar M. Cordie

 

Ach wie schade, da freut man sich auf einen Artikel, wie den über Andrea Petković, und ihr Autor schmeißt einen gleich nach den ersten Zeilen wieder raus. Da verleidet es mir das Weiterlesen, wenn Ijoma Mangold sich in einem zweistellig spritfressenden SUV durch die Gegend transportieren lässt und dann auch noch darüber kritiklos schreiben und so Werbung machen muss. Sorry, aber wenn der Autor so reaktionär eingestellt ist, was kann dann von seinem Artikel erwartet werden? Jedoch danke für den Versuch – und es stünde der ZEIT wirklich langsam gut zu Gesicht, wenn sie das mit dem Klimaschutz nicht nur schreiben, sondern auch leben würde. – Christian v.Appen

 


 

 

Leserbrief zu „Misstraut den Umbrüchen!“ von Peter Neumann in der Beilage ZEIT LITERATUR

 

Ist das die neue Qualität der ZEIT? Nacherzählung eines Buchinhalts und gefühlt mit einem einzigen Satz („“Und Jürgen Kaube weiß stilistisch elegant, farbensatt und unangestrengt davon zu erzählen.“) eine Buchkritik zu machen? Das geht sicher auch bei einem voluminösen 600-Seiter etwas konkreter und einfallsreicherRalf Knirsch

 


 

 

Leserbrief zu „Keine Ahnung, was für immer ist: Waldspaziergänge und Nachdenken sind die Top-Bestsellerthemen der Pandemiesaison“ von Harald Martenstein in der Beilage ZEIT LITERATUR

 

In seiner Besprechung der Spiegel-Bestsellerliste unter der Schlagzeile „Bestseller in Coronazeiten“ hat Herr Harald Martenstein mein Buch „Wir können es besser“ aufgegriffen. Dabei kam es zu einer groben Verzerrung des Inhalts, die als Verniedlichung und Verhöhnung des wichtigen, evidenzbasierten Buchinhalts zu bewerten ist. Herr Martenstein behauptet, in meinem Buch werde „Naturliebe“ als Antwort auf die COVID-19-Pandemie vorgeschlagen. Diese Darstellung ist falsch. Das Buch behandelt primär die ÖKOLOGIE, konkret die Gesundheitsökologie. Dabei erfolgt auf 270 Seiten eine umfassende Abhandlung von SARS-CoV-2 von der Entstehung im Kontext mit Biodiversitätsverlust bis hin zu umweltbezogenen Ursachen für geschwächte Hintergrundimmunität und schwere Verläufe, wobei auch die teleskopierten Impfstoffzulassungen wissenschaftlich fundiert kritisiert werden.

Mitnichten werden Naturliebe oder Waldspaziergänge als Lösung vorgeschlagen, sondern eine umfassende, grundlegende Neugestaltung unserer Lebens- und Wirtschatsweise, unserer Umweltinteraktionen sowie des Gesundheitswesens im Hinblick auf die Herstellung von globaler Gesundheitsgerechtigkeit für alle Menschen, auch in benachteiligten Regionen. Das Buch enthält 4 einführende Kommentare und ein ausführliches Vorwort von 5 renommierten Medizinern und Biowissenschaftlern mit Universitätsprofessur sowie 380 Fußnoten, darunter Verweise auf die aktuellesten Studienergebnisse rund um COVID-19. Es handelt sich um eine top-aktuelle, umfassende Abhandlung zum Thema. Herrn Martensteins verhöhnende, unzutreffende und verzerrende Darstellung des Inhalts ist dazu geeignet, bei den Leserinnen und Lesern den Eindruck zu erwecken, mein evidenzbasiertes Buch sei ein esoterisches Machwerk der Naturschwärmerei, was mitnichten der Fall ist.

Ich bin täglich massiven Attacken und Angriffen in sozialen Medien, auf Wikipedia sowie teilweise auch durch Medien ausgesetzt, die ein unerträgliches Maß erreicht haben. Artikel wie der von Herrn Martenstein werden umgehend von Gegnern und Interessensgruppen genutzt, um mich und mein evidenzbasiertes Buch lächerlich zu machen. Offenbar hat auch Herr Martenstein selbst das Buch nicht gelesen, sonst hätte er erkannt, dass es darin nicht um Naturliebe und Spazierengehen geht, sondern um ökologische Epidemiologie, Umweltmedizin sowie globale Gesundheitsgerechtigkeit. Ich ersuche Sie um eine Richtigstellung der verzerrenden Darstellung. Falls Sie dies in Form eines Interviews zu dem Thema, das sehr aktuell und wichtig ist, vornehmen möchten, stehe ich Ihnen gern zur Verfügung. Ich ersuche aber jedenfalls um eine Richtigstellung. Ich behalte mir vor, diese E-Mail an Die Zeitauch als offenen Brief zu veröffentlichen. – Dipl.-Ing. Clemens G. Arvay

 


 

 

Leserbrief zu „Wenige, richtige Wörter“ von Andreas Isenschmid in der Beilage ZEIT LITERATUR

 

Über die Neuübersetzung von Flauberts ‚Éducation sentimentale‘ schreibt Andreas Isenschmidt, über den Vergleich mit Balzacs ‚Verlorenen Illusionen‘, und dass der dort auftretende Rastignac ‚ein napoleonischer Willensathlet , während Flauberts Frédéric eine lasche Lusche sei. Rastignac spielt aber nur eine kleine Rolle in den ‚verlorenen Illusionen‘, dafür eine große in ‚Vater Goriot‘. Er ist auch kein Willensheld, sondern ein leiser Opportunist, der die Tochter seiner reichen Maitresse heiratet und Karriere macht. Angeblich nahm Balzac den jungen Thiers, den späteren Presidenten der dritten Republik, als Vorlage für die Figur. Der Protagonist der ‚Illusionen‘ ist Lucien Chardon, ein undisziplinierter Schönling und Dichterchen, der als schwulen Liebhaber eines Schwerverbrechers dient, und sich am Ende im Gefängnis erhängt. – Ottar Gadeholt