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20. August 2020 – Ausgabe 35

Leserbriefe zu „Kämpft ihr noch?“ von Bernd Ulrich

 

Glückwunsch, sehr gutes Titelthema in Form und Inhalt. Sie beschreiben und bewerten den moderierenden Stil der Generation Schlafmütze. Aber warum die erbarmungslose Kritik an dem Soziologen Armin Nassehi, der ja in einer ganz anderen Liga spielt? Den alternativlosen Merkel-Mehltau erwähnen Sie dagegen nicht. Das wesentliche Erbe Merkels, die irreversiblen Folgewirkungen ihrer Alleingänge in der Flüchtlingsfrage und der widersinnigen Zerstörung der Atomkraftwerke wird uns messbarer beschäftigen als die Versäumnisse der sonstigen Boomer. Deshalb und wegen deren Richtlinienkompetenz vermisse ich die Würdigung von A. M. – auch in der pfiffig bebilderten Ahnengalerie. – Dr. Gernot Henseler

 

Mir geht das Gerede über die Baby-Boomer (sind das Menschen oder Babys?) ehrlich gesagt ziemlich auf die Nerven. Jede Generation hat ihre Idealisten, ihre Träumer, ihre Penner, ihre Radikalen, ihre Angepassten. Was soll das bringen, uns, den damals Geborenen (ich bin Jahrgang 1959) irgendeine Gesinnung nachzuweisen? Auch bei den Römern gab es schon Spinner und Utopisten, Militaristen und Philosophen. Da muss ich jetzt Sätze lesen wie: „Die Boomer, die immer ganz gut ohne Drama ausgekommen sind, stehen jetzt wirklich vor einem, ihrem eigenen.“ Nur weil wir keinen Krieg hatten, war bei uns also alles easy? Wir waren nur auf Bequemlichkeit aus und auf die Hängematte im Staatsdienst mit satter Rente?!? Ich fasse es nicht! Als hätten wir uns nicht für die Umwelt engagiert, für Menschenrechte, Feminismus, Intoleranz, Rassismus, gegen Waffen, kalte und heiße Kriege etc. Es ist „okay“, wenn es wehtut auch für die Boomer? Diese Leichtfertigkeit der Beurteilung einer ganzen Generation macht mich ziemlich wütend, auch wenn oder gerade weil sie von einem „Baby Boomer“ (ist es ein Mensch oder ein Baby?) stammt. – Bettina Oehmen

 

Die 68 ziger sind Geschichte und haben der Eltern Generation gezeigt , die Vergangenheit ist zu Ende. Die Zukunft heißt, mehr Demokratie wagen.Heute sind die jungen Wilden vonn damals, gezähmt vom Wohlstand für alle. Generationen Konflikte sind keine Basis, damit es einem besser geht,auf Kosten der anderen. Corona ist ein gutes Beispiel für eine Gesellschaft von solidarische Rücksichtnahme,sonst gibt es einen Dauerschaden der uns in den Abgrund stößt, finanziell,sozial und ökonomisch. Die meisten sind Verlierer und nur wenige profitieren von dieser Coronakrise. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Glückwunsch Herr Ulrich: der unpolitischste Artikel in der ZEIT seit langem. Getopt eigentlich nur vom „Wochenmarkt“. Es geht doch nicht darum, dass „wir“ es uns immer möglichst bequem gemacht und den Konsens gesucht haben, weil wir die Generation waren, die wir nun mal sind, sondern weil diese Politik die größte Schnittmenge aus eigenen wirtschaftlichen Interessen, historischen und aussenpolitischen Gegebenheiten war. Und nun, lieber Herr Ulrich, erklären Sie mir mal, daß es diese Triangulation heute nicht mehr gibt. Wenn dem so wäre, dann müsste es ja ein einfaches sein die Weltrettungsformel umzusetzen. Aber warum reissen wir denn das Pariser Klimaziel? Weil wir die doofen Boomer sind? Das impliziert ihr Artikel. Weil wirtschaftliche Zusammenhänge, vulgo Kapitalismus, existieren? Das impliziert die Realität. Auch eine „revolutionäre“ Generation XYZ wird grandios an der Negierung dieser Zusammenhänge scheitern. Und das ist jetzt gar nicht hämisch gemeint. – Achim Hauck

 

Wieder einmal habe ich einen Artikel von Ihnen mit großem Gewinn gelesen („Kämpft ihr noch?“ in „ZEIT“ Nr. 35). Und wie immer: Herzlichen Dank! Ich selbst (Jg.1939) habe schon bisweilen mit meinen Kindern gehadert, erschienen sie mir doch oft ziemlich „unpolitisch“ und vor allem mit sich und ihrem guten Leben beschäftigt. Sie haben mit Ihrem Artikel dazu beigetragen, das Bewusstsein und die Befindlichkeiten der „baby-boomer“ besser zu verstehen.

Meine (letzte) Hoffnung ist nun, dass die Enkelgeneration („Fridays for Future“…) – im Schulterschluss mit den noch in der politischen Verantwortung stehenden „baby-boomern“ die notwendigen strukturellen Veränderungen herbeiführt. Ich finde die Unterschiede zwischen den „68-ern“ und den aufbegehrenden Jugendlichen von heute bemerkenswert: Letztere sind gut informiert, ernsthaft, agieren professionell und dialogbereit. Beispielhaft hierfür das bewundernswerte Engagement des „Jugendrates“ in der „Generationenstiftung“ (www.generationenstiftung.com), in der sich Bürger aller Altersstufen austauschen und auf gesellschaftspolitische Veränderungen hinwirken. Ich könnte mir vorstellen, dass es einen Artikel in der „ZEIT“ wert sein könnte, auf diese Initiative hinzuweisen. Nochmals herzlichen Dank für ihre wertvolle Arbeit, der ich auch in Zukunft die verdiente Aufmerksamkeit einer großen Leserschaft wünsche. – Dr. Wolfgang E. Fischer

 

Ihr jüngster Leitartikel “Wir Baby-Boomer. Die Jahrgänge 1955 bis 1964 sind die größten …” stellt mich vor ein Rätsel. Habe ich (Abonnent seit knapp 20 Jahren) in der ZEIT noch nie einen so schlecht recherchierten Artikel gelesen? Dass das geburtenstärkste Jahrzehnt in Deutschland (Ost wie West) 1959-1968 war, hielt ich für Allgemeinwissen. Oder hat Ihr Leitartikler (*1960) sich vorsätzlich ins Zentrum des Booms geschrieben, um sich nochmal jung und stark zu fühlen? Das würde ich Herrn Ulrich ja gönnen. Ich gebe auch gern zu, dass ich (*1965) mich schon immer älter gefühlt habe als die porträtierte Nena (*1960).

Dann stolperte ich aber noch über diesen Satz: “Nie wieder haben die Deutschen so viele Kinder bekommen wie zwischen Mitte der 1950-er Jahre und dem Pillenknick ab 1965.” Das klingt dann doch verdächtig nach Tunnelblick (etwa: meine aufgeklärte Mutter nahm sofort die Pille, also machten das alle), wie auch dies: “Die Aufgabe der Boomer könnte es sein, die eigene Disruptionsangst zu überwinden und die notwendigen Veränderungen selbst voranzutreiben.” Ich glaube, “Wir Bildungs-Boomer. Die Jahrgänge 1955 bis 1964 sind die schlausten …” hätte es besser getroffen. – Thorsten Maentel

 

Netter Artikel. Allerdings ist Anrede nicht richtig. „Also, liebe Altersgenossinnen und -genossen.“ Der Artikel ist ausschließlich an die Altersgenossinnen und -genossen der ehemaligen BRD gerichtet. Inzwischen ist das Land voller Minderheiten, zu denen auch Altersgenossen gehören. 19% Ostdeutsche und 26% mit sonstigem Migrationshintergrund. Da bleiben gerade mal 55% echte Babyboomer lt. Artikel übrig. – Markus Süßmann

 

Stehe unter dem Eindruck dieser großartigen Analyse der heutigen Situation. Anmerken möchte ich: Man sollte meine 68-er Generation (*1943) hier durchaus auch verantwortlich machen. Auch wir haben viel versäumt und können immer noch, obwohl selbst Rentner, viel beitragen durch das richtige Kreuz in der Wahlurne und vorbildliches Verhalten. Ist Corona nicht wirklich die Chance ökologische Veränderungen weiter zu leben auch wenn diese Pandemie besiegt ist!? – Hubert Müller

 

Nun wissen wir, wie simpel Gesellschaftspolitik ist. Die eine Generation hat hundertprozentig Recht, die andere hat versagt. Punktum. Nur schade, dass Herr Ulrich selbst der falschen Generation angehört. Wie anmaßend, sich als Babyboomer zu äußern. Da schweige ich doch lieber, während ich schamhaft erröte. – Dr. Andreas Schäfer

 

Wie immer hat mir die unaufgeregte und nicht besserwisserische Art Ihrer Darstellung des Themas sehr gut gefallen. Sie legen den Finger an die Wunde und nicht in die Wunde. Ihre Analysen lassen demjenigen, den Sie sich vornehmen, eine Chance zum Nachdenken und evtl. innehalten. Argumentation statt Meinungsterror. Wohltuend anders. – Hartmut van Meegen

 

Bernd Ulrichs Blick auf die Babyboomer (in Deutschland? In Westdeutschland?) liest sich zunächst locker und die Ergebnisse seiner Überlegungen klingen verführerisch plausibel. Doch schon bald kommen Zweifel an der intellektuellen Schärfe seiner Analyse auf. „Moderat, moderierend, angegrünt, liberal, emanzipiert, ziviler“ – was sollen solche Etiketten für zehn Millionen Menschen?

Unter diesen zehn Millionen der Jahrgänge 1955 bis 1965 gibt es Männer und Frauen, Menschen mit deutschen oder türkischen oder italienischen Großeltern, hoch gebildete Akademiker und Menschen ohne Hauptschulabschluss, Eigenheimbesitzer und Nichtsesshafte, Schwule und Heteros, Extrem Reiche und Menschen, die es nicht aus der Armut schaffen, militante Veganer und fanatische Wochenendgrillfreaks, konsequente Radfahrer und Porscheprotzer, Feministinnen / Feministen und traditionelle Rollen Lebende, Biolandwirte und Fleischunternehmer der Massentierhaltung, rechte Flüchtlingsfeinde und ehrenamtliche Seenotretter, politisch Aktive mit oder ohne Amt und politisch Desinteressierte, Klimabesorgte und Energieverschwender, Vielflieger in den Süden, nach Thailand oder zu den Malediven und regelmäßige Schwarzwaldurlauber, Pazifisten und Berufssoldaten, Eltern, die ihre Kinder vernachlässigten oder sie mit Liebe erzogen haben, Vereinsengagierte und Vereinsamte – und alle Schattierungen dazwischen. Soll ich das wirklich fortsetzen?

Zwar sind diese Jahrgänge statistisch sehr zahlreich und daher tatsächlich an den Schalthebeln der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Macht, wer denn auch sonst? Aber sie haben diese Macht doch nicht einheitlich tumb mit den von Ulrich identifizierten „Abwehrstrategien“ genutzt. Genauso wenig verstehen sich alle jüngeren Menschen als arme, gefährdete Opfer der mittlerweile gedankenlos vor sich hin herrschenden Babyboomer.

Mit derlei klischeehaften Vereinfachungen rutscht Bernd Ulrich in die identitätspolitische Falle. Menschen sind nicht in erster Linie Babyboomer, sondern Individuen, die – durch vielfältige Einflüsse sozial geprägt – in ihrer Gesellschaft die ganze Vielfalt der Gedanken und Überzeugungen leben und entsprechend handeln oder nicht-handeln. Fehlt bloß noch, dass Bernd Ulrich die dümmliche und menschenverachtende Verallgemeinerungs-Floskel von den „alten weißen Männern“ bemüht. Dieser Leserbriefschreiber ist Jahrgang 1952, männlich, weiß – bedeutet das irgendetwas für die Auseinandersetzung? – Klaus Keßler

 

Ihren Titel-Artikel über die Baby-Boomer habe ich trotz des Subtextes sehr interessiert und gern gelesen. Wenn ich, quasi vom Fach, mir eine Manöverkritik herausnehmen darf, nur folgendes dazu: – Aufmacherbild: Super! – die Porträtreihe mit Früher & Jetzt leider verunglückt – ich versteh zwar, dass Sie die erwähnten Personen abbilden wollten. Doch für die Herkunft der Generation (die Zeitstimmung, ihre Anfänge) wäre es deutlich spannender gewesen, nur Jugendbilder bekannter Persönlichkeiten dieser Jahrgänge zu zeigen. – drei Artikel, davon nur ein wirklich interessanter (B. Ulrich) – das verschenkt dies Thema geradezu. Wobei dessen Stück wirklich brillant ist, nämlich nicht nur über die Boomer, sondern auch in der Denke, im Stil und der Schnodrigkeit dieser Generation.

Die beiden anderen (älter, jünger) waren durchaus nicht uninteressant, konnten einem „Betroffenen“ aus Jg. 1957 aber doch nur ein müdes Lächeln abringen. Das führt natürlich hin zum Platzproblem einer Druck-Zeitung – was die ZEIT zwar schon fast kontrafaktisch als Alleinstellungsmerkmal auflöst – nach dem Motto: Papier spielt keine Rolle, Blattgröße auch nicht. Schon in den 70ern (ohne Brille, mit guten Augen) habe ich mich durch die ZEIT meines Vaters versucht zu wühlen. Besser und intensiver als er – jetzt verstehe ich seine Mühe. Grundsätzlich dürfte ich aber nicht der Einzige sein, der lieber digital am Rechner liest, ohne mit gefühlt 1,50 m breiten Blättern zu kämpfen. Als Tipp und Dikussionsverschlag daher: Gehen Sie mit der gedruckten ZEIT online – geben Sie stattdessen ihre online-Artikel als Wegwerf-Artikel gedruckt heraus. EIne so steile These ist das mitnichten: Online ist ewig, gedruckt wandert in den Müll. Und gutes, elaboriertes, umfangreiches Online-Material findet eher Abonennten, als Mini-Versionen mit 2 Minuten Lesezeit. Und online gibt es kein Platzproblem mehr. Aber zurück zu den Boomern:

In den drei Artikeln – selbst zugespitzt auf die Frage: Was können Sie noch erreichen? – fehlen ganz wesentliche Überlegungen. Ich versuche daher mal einen Gegenentwurf, unverlangt eingesandt, aber doch gern zur Veröffentlichung (kann gekürzt und redigiert werden!). Die Baby-Boomer als Veränderer Wie eine Generation mit einem neuen kategorischen Imperativ ein Land veränderte und ein soziales Denken erschuf von Hans E. Latzke (*1957) Am Anfang war die Gleichheit. Wir Boomer-Kinder waren die ersten, die in Massen in Kindergärten getrieben wurden. Wir waren die erste Generation, in der Bauernkinder, Arbeiterkinder und Lehrerkinder zusammen spielten, also das bildeten, was die Soziologie heute eine nicht-stratifizierte Gesellschaft nennt.

Und wenn wir zum Mitagessen wieder zurück zu Mama gekommen waren, tobten wir mit den Kumpels in einem freien (!), gefährlichen (!) „Draußen“ – in dem es keine Klassenschranken und keine Helikoptereltern gab. Eine schöne wilde Welt, deren Brutalität uns weinen machte, uns aber auch Siege und Erfolge schenkte. So konnte Franz-Josef Degenhardts Song „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ unser Protestsong werden. Als wir aufs Gymnasium kamen, jetzt nicht als 5 % eines Jahrgangs, sondern als 25 %, trafen wir auf Lehrer eines Regimes (oops: einer Schuldoktrin), deren Kategorien Gehorsam und Selektion waren. Und da wurde aus der Erfahrung von Gleichheit und Freiheit zwangsläufig ein Aufstand.

Damals begann ein Prozess, mit dem wir, einige von uns allen, das Nachkriegsdeutschland in den Wahnsinn trieben. Aber (Selbstkritik!) – wer ist dieses wir? Anfang der 80er schrieb Diedrich Diedrichsen (*1957), Pop-Papst und Kulturstimme unserer Generation: „Was 68 nur 0,1% wussten, wissen heute 1,5 % … dass nämlich eine angepasste Karriere im Kapitalismus zu seinen Bedingungen nicht einmal erstrebenswert ist.“ Heute, 40 Jahre später, wissen es noch viel mehr. Das Nachdenken über eine „Generation“, sei es die Millenials, die Y oder die Z oder eben die Boomer oder die Kriegskinder, darf sich nicht auf die Macher, die Erfolgreichen beschränken, sondern sollte immer auf den kleinsten gemeinsamen Nenner fokussiert sein. Oder anders gesagt: Was hat Olaf Scholz (*1958, Vater Manager, Gymnasium, Jurastudium) oder Ursula von der Leyen (*1958, Vater Ministerpräsident, Gymnasium, Medizinstudium) mit unserer Generation zu tun?

Wo und wann waren sie wirkmächtig für die kulturelle Entwicklung? Diederichsen würde sagen: Sie sind nur Büttel des Kapitals, Relikte einer alten Zeit, abhängig vom Zeitgeist, der sie wählbar macht. Also reden wir lieber über uns, uns Boomer. Das Titelbild der ZEIT zeigt unsere Rudel in typischster Weise: Zwei sind gerade glücklich, einer klammert und schaut nach einer anderen, während die wiederum mit einem anderen flirtet. Solche Bilder gibt es aus unserer Jugend zu Tausenden, nie ist die Personenzahl durch zwei teilbar. (Im Gegensatz zu den Selfies oder Paarbildern von heute, den aufgestellten Gruppenbildern von früher.) Denn Gleichheit und Freiheit zwingt zum Teilen. Soziologisch ist dieses durch die Verhältnisse erzwungene Teilen-Wollen/Sollen/Müssen das entscheidende Kriterium für die Boomer-Generation. Wir teilten den Tabak, die Musik, das Geld, das Essen und eben auch die Frauen. Oder die Frauen teilten uns Männer (haben wir damals nicht so gesehen, sorry!). Von früher gesehen, war dieses Teilen skandalös, denn die Gesellschaft der „Alten“ erwartete alles als Belohnung für Leistung und zur Not eben Kampf.

Alles sollte eine eindeutige Entscheidung sein. Von heute gesehen, ist dieses Teilen wieder skandalös, heute erzwingt ein Fremdfick den Abbruch der Beziehung, ein Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel die Sprengung der Gruppe. In den 20ern noch war die Ehe arrangiert, in den 50ern reine Verzweiflung, heute ist das serielle Ficken die Norm – aber bitte nur außerhalb der Gruppe. Das Teilen jedoch ist die wesentliche Grundlage des Lebens in Deutschland geworden – durch uns Boomer. Parteien wie die FDP, die auf Leistung setzen, verkümmern in der Bedeutungslosigkeit, Der Mainstream von Links bis zur CDU diskutiert nie über „eigene Selbst-Schuld“ (so sagte man damals), sondern nur über Wohltaten. Die Summen der Spendengelder für NGOs stiegen schon auf exorbitante Höhen, bevor die Millenials Geld verdienten, selbst das Crowd-Funding und das Nachhaltige Investieren wird im Wesentlichen von der Boomer-Generation getragen.

Und wovon zahlen die Spaßgenerationen das Essengehen und den Lieferando-Service, während die Alten lieber selbst bio kochen? Das alles führt zu der gewissermaßen bitteren These, dass die soziale Gesellschaft unser Werk ist. Zugegeben: weil wir nie wirkliche Verteilungskämpfe hatten. Alles ging immer prima aufwärts. Aber wird es so bleiben? Bleiben können? Das Teilen haben die Generationen nach uns nämlich nie gelernt. Wie sollten sie auch, wo doch alles da war. Auto, Handy, Essen billig im Überfluss, und die „Alten“ zahlen auch noch die Versicherungen und die Miete. Aber lassen wir das Materielle. Sprechen wir über die Digitalisierung – die hochgelobte Domäne der neuen Generationen. Unsere Väter hatten Hobbys wie Mini-Eisenbahnen, Briefmarkensammeln oder (na ja) Fußball.

Die Männer der Boomer haben – gut, vielleicht nur zu 20 % – ein anderes: Computer aufschrauben und umbauen, DLLs checken, an der Firewall basteln. Die native Digitals tippen wild auf Glas herum und wissen noch nicht einmal, was eine DLL ist. Oder höchstens zu 2 %. Aber das geschenkt, muss heute ja auch nicht mehr sein. Jedoch: Die digitale Welt im Prinzip des Teilens, des Vernetzen als Gleiche in Freiheit – das ist das Werk der Boomer. Nebenbei sind Steve Jobs und Bill Gates 1955 geboren! Es mag eine Ausnahme sein, dass ich 1980 den ersten industrielle Großrechner gesteuert habe (Siemens, VVA Bertelsmann), aber 1985 ging das los, dass jeder von uns einen PC haben wollte. Und wenn meine Kinder heute etwas nicht „raffen“, dann fragen sie mich. Aber darum geht es eigentlich nicht, das war nur eine Retourkutsche zu der digitalen Überheblichkeit der Jungen, die was Neues kaufen, wenn das Alte nicht mehr „funzt“.

Wichtiger finde ich hier die Sache mit dem „sharen“ – also teilen. Was teilen die Jungen? Selfies, Rappersongs, Verschwörungstheorien, Pornos und sonstigen Quatsch. Dabei ist das Internet ein Instrument des Teilens von Wissen und Informationen (gewesen). Jedenfalls so, wie wir, die Boomer, es konzipiert haben. Ein Beispiel unsres Scheiterns ist Wikipedia: Das ist kein Gott, nicht allwissend und vor allem nicht ewig. Es ist eine Pattform für geteilte Schwarmintelligenz. Betonung auf Teilen: alle zusammen, Betonung auf Schwarm: gegenseitige diskursive Kontrolle, Betonung auf Intelligenz: nur was man wirklich weiß. Seit vier Jahren klagt Wikipedia darüber, dass der Nachwuchs fehlt. Vielleicht sind wir Alten erschöpft, aber die Jungen wollen nicht, wollen es einfach nur weiter umsonst haben. Oder nur ihre „Meinung“ schreiben. Vielleicht kommen wir Alten wieder zurück, wenn wir denn in Rente sind. Viellecht geht es dann noch 10 Jahre gut. Aber danach? Meine Befürchtung ist, dass mit unserem Abgang, der von manchen so sehr ersehnten „biologischen Lösung“ der Boomer, diese freie, soziale Gesellschaft eine ganz andere wird.

Ohne Freiheit des Alles-Sagen-Könnens, ohne Akzeptanz des Teilens, ohne prinzipielle (nicht faktische!) Gleichheit. Die Cancel Culture ist da nur ein Vorbote für weitaus Schlimmeres. Es könnten die Tage kommen, da sich unsere Wohlstandskinder nach dem schönen Leben mit uns, nach unserer Vernunft und unserer Freiheit zurücksehnen werden. Was wir noch erreichen können ist wenig – außer Abwehrkämpfen, für die die meisten von uns zu müde sind. Oder manche in High Places zu sehr auf das Twitter-Gewitter orientiert, beim dem 500 Hanseln heute die Politik der Vernunft aushebeln können. Und es ist richtig: Über den Klimawandel mögen viele nicht reden, aber man muss das begreifen: nicht aus Ignoranz. Nach einem Leben gegen politischen Terror von wem auch immer, ob im Inland oder Ausland, einem Leben für Ökologie (Waldsterben, Bio-Landwirtschaft, Wassersparen, Stromsparen etc. pp), nach einem Leben für all das, was die F4Fs jetzt verteidigen wollen, ohne jemals etwas dafür getan zu haben, und ohne sich unser Leben in ihrem Alter überhaupt vorstellen zu können – da wollen wir uns nichts mehr sagen lassen.

Warum schmeißen die Kids nicht ihr Handy weg und ziehen auf den Bauernhof (wie wir damals) und produzieren ihr Essen selbst? Warum müssen wir wieder die „Bösen“ spielen, damit sie sich toll fühlen können? Wir waren witzig (so entstand die Comedy-Szene nach Heinz Erhardt) und wir haben alles selber gemacht. Was die neuen Generationen nach uns neu und anders machen, wollen wir uns nur – alterszynisch – angucken. Wir haben nach all dem noch nicht einmal Angst vor dem Tod. Wir fordern als letzten Kampf nur das Recht auf freien Suizid, wenn wir es wollen. Aber wer verteidigt nach uns noch die Freiheit? – Hans E. Latzke

 

An Ihrem Artikel über die Babyboomer ist bestimmt einiges dran, aber er beweist mir einmal mehr das, was ich auch als Lobbyisten eines ostdeutschen Wohlfahrtsverbandes immer wieder auf bundespolitischer Ebene feststelle: Wenn über Vergangenenheit, Zukunft und das Selbstverständnis der Deutschen oder ihrer Generationen diskutiert wird, dann ist und bleibt es eine Diskussion, deren Hintegrund ausschließlich westdeutsch geprägt ist. Die Protagonisten sind westdeutsch, Die Helden sind westdeutsch, die prägenden historischen Ereignisse sind westdeutsch. Trotzdem geht es doch immer um Deutschland.

Ich verstehe, dass die eigene Sozialisation immer die prägende ist und im Vordergrund steht. Und wenn 95 Prozent aller Entscheider und „Influencer“ – auch das eine Erfahrung aus meiner Arbeit in Berlin – westdeutsche Wurzeln haben, dann wird es auch weiterhin bei dieser Art von Blick auf das Deutschland von heute und seine Geschichte bleiben.Ostdeutsche Perspektiven spielen doch nur dann eine Rolle, wenn es auch wirklich gezielt um Ostdeutsche und ihre diversen Befindlichkeiten geht. Ständig fühlen sie sich nicht genug gesehen, berücksichtigt, anerkannt. Da kann man sich das Augenrollen aber auch wirklich manchmal nicht verkneifen, oder? 30 Jahre nach dem Mauerfall muss doch mal Schluss sein mit dem Gejammer!

Die Zeit hat so viele analytische und richtige Artikel über die Situation des deutschen Ostens geschrieben, dass es mich traurig macht, wenn diese Erkenntnisse nicht grundsätzlich spürbaren Einfluss auf den Journalismus haben, v.a. wenn es um historische Themen oder das Selbstverständnis der „Deutschen“ geht. „Der Deutsche“ ist nun mal ein durch und durch ambivalentes Wesen mit Prägungen zweier staatlicher Konstrukte und Erfahrungen. Ich warte auf den Tag, an dem dieser Tatsache in unserer Gesellschaft und in der Berichterstattung wirklich dauerhaft Rechnung getragen wird.

Andernfalls empfehle ich, in Artikeln, wie jenem über die Babyboomer, doch einfach ehrlich nur vom Westdeutschen und Westdeutschland zu sprechen. Das wäre ehrlich, entspräche der Tatsache und jeder ostdeutsche Leser müsste sich nicht die ganze Zeit fragen, warum er sich und seine eigene Biografie wieder einmal nicht im Geschriebenen widerfindet, obwohl es doch angeblich um uns alle geht. Ich lese und arbeite hoffnungsvoll weiter und warte auf diesen Tag der Erkenntnis und des wahrhaftigen Interesses daran, diesen Teil der Bevölkerung einfach immer selbstverständlich mitzunehmen. Nicht auszuschließen wäre, dass ein solches Handeln auch Wirkung zeigte gegen jene elendigen und hoch beschämenden Wahlergebnisse im Osten der letzten Jahre. – Dr. Sophie Koch

 

Bernd Ulrich (*1960) schreibt «Eine Krise jagt die nächste, und die (meisten) Boomer gelangen einfach nicht vor die Welle dieser Krisen.» Dazu ist zu sagen, dass es eine Zeit lang so aussah, als befände man sich vor den Wellen, und hätte diese voll im Griff. Die Ursache für diesen Optimismus betraf die demographische Entwicklung. Man meinte, das Sinken der Geburtenrate in Europa nach 1964 würde sich weltweit in erfolgversprechendem Ausmass fortsetzen. Der gute Weg in die Zukunft wurde folgendermassen gesehen: Technischer Fortschritt schafft Wohlstand, die Ansprüche erhöhen sich, Kinder werden vermehrt zu Kostenfaktoren, daher sinkt die Geburtenrate. Weltweit würde das gelten, den die Welt lag damals offen. Man konnte mit dem Fahrrad nach Afghanistan oder mit dem Auto nach Äthiopien oder Südafrika fahren, egal ob über Ägypten, Algerien oder den Iran.

Bekanntlich hat sich die erhoffte Entwicklung weltweit nicht ausreichend fortgesetzt. Zwar hat das im Norden stattfindende Streben nach Wohlstand auch im Süden den Wohlstand erhöht, durch Tourismus, Erdöleinnahmen, Entwicklungshilfe, Bau von Staudämmen, Verlagerung von Produktionsstandorten. So hatte z.B. Syrien im Jahre 1983 verglichen mit China das 6 fache BSP pro Kopf. Doch diese Entwicklung konnte nicht nur in Syrien sonder im gesamten Nahen Osten und in Afrika das Bevölkerungswachstum nicht ausreichend bremsen, was die bekannten Krisen und Instabilitäten verursacht.

Yasmine M’Barek (21 Jahre alt) empfiehlt: «Die Jungen sollten Geduld mit den Boomern haben.» und ruft auf «Verbünden wir uns!» Notwendig dafür ist eine gemeinsame, erfolgversprechende Weltsicht. Eine Antwort ist nötig auf die Frage: Warum hat es mit dem eingangs erwähnten Optimismus nicht geklappt? Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es in Bezug auf die zwei Problemzonen Demographie (Vervierfachen der Weltbevölkerung in den letzten hundert Jahren) und Ökologie (Footprint). Bei der Demographie wäre Europa nach wie vor Vorbild. Denn einst waren 30 Prozent der Menschen Europäer, heute sind es 10 Prozent. Europa hat also einen wesentlichen Beitrag zur Problemlösung geleistet. Da wäre aber auch noch der Footprint. Corona hat gezeigt, dass sich der Footprint bei ersichtlicher Notwendigkeit kurzfristig reduzieren lässt (was für das Bevölkerungswachstum nicht gilt). Auch der technische Fortschritt kann bei gebremstem Bevölkerungswachstum in ausreichendem Ausmass beitragen, die ökologischen Probleme zu lösen.

Eine Ursache dafür, dass das demographische Problem z.B. Afrikas oder des Nahen Osten nicht allein durch Wirtschafts- und Konsum-Wachstum gelöst werden kann, liegt darin, dass die Ressourcen der Erde begrenzt sind (Klimawandel) und wie das Beispiel Syriens zeigt, Wirtschafts-Wachstum nicht ausreicht. Vermutlich kann daher das demographische Problem z.B. Afrikas oder des Nahen Ostens nicht durch Wirtschafts-Wachstum gelöst werden und es ist daher nötig, direkt verantwortungsvolles demographisches Verhalten zu fördern. M’Barek ruft auf «Verbünden wir uns!». Dieser Aufruf ist etwas Selbstverständliches. Im Interesse aller Menschen müssen Lösungen sowohl bei den demographischen als auch bei den ökonomischen und ökologischen Problemen gefunden werden. – Dr. tech. Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Preußens verborgene Sklaven“ von Jürgen Overhoff

 

Ich hoffe, dass uns das jüdische Leben in Deutschland noch lange erhalten bleibt. Es hat leider und unbegreiflich schon einmal in Deutschland die Vernichtung und Vertreibung von Millionen von jüdischen Mitbürgern und Mitmenschen gegeben. Deshalb ist es für mich beschämend und unerklärlich wie die Politik und die Zivilgesellschaft nun heutzutage dem Antisemitismus und dem offenen Judenhass nicht energischer und leidenschaftlicher entgegentritt. Ein Jude muss seine Kippa genauso selbstverständlich öffentlich tragen können wie eine muslimische Frau ihr Kopftuch. Es gilt den Auswüchsen Einhalt zu gebieten und zwar nicht nur nach schändlichen Anschlägen sondern täglich. Schon einmal im sogenannten „Dritten Reich“ hat es Emigrationen von jüdischen Mitbürgern aus Deutschland gegeben.

Darunter viele Künstler und Wissenschaftler, wie z.B: Rose Ausländer, Elias Canetti, Erich Fried, Stefan Heym, Mascha Kaleko, Anna Seghers, Alfred Kerr, Lion Feuchtwanger, Albert Einstein, Hannah Arendt, Max Born und, und, und. So etwas darf eigentlich in Deutschland nicht mehr passieren. Wir alle sollten die Chuzpe haben den Hetzern und offenen Antisemiten zu schreiben und zu sagen was sie sind: Gedankenlose Idioten, die Ewiggestrig denken und handeln. Das alte „Schubladendenken“ muss unterbunden werden. Wir müssen alle für unsere jüdischen Mitbürger, wie für gute Freunde, einstehen = Am Arbeitsplatz, in der Freizeit, in Schulen, in Universitäten, im Bundestag, in den Landtagen und auf kommunaler Ebene. Also immer und überall. Everyday for Jewish People. Shalom aleichem! – Felix Bicker

 

Als Schlusssatz wird vorgeschlagen, die heutige Mohrenstraße nach einemder in aller Regel ja verschleppten Afrikaner zu benennen. Meiner Ansicht nach wird dies der Causa nicht gerecht: alle anderen Afrikaner werden zu Gunsten eines herausgehobenen Leidensgenossen zurückgesetzt, dessen Name weitestgehend unbekannt und dessen persönliches Schicksal eben gerade nicht stellvertretend für seine Landsleute stünde.

Wäre es daher nicht einleuchtender, den Namen ‚Mohrenstrasse‘ beizubehalten und an die Gesamtheit der Unglücklichen zu erinnern, die ihr Leben in der Fremde fristen mussten und eben auch nicht, wie Herr Amo, nach Afrika zurückkehren konnten? Wenn es denn tatsächlich so ist, dass die Afrikaner dort auch früher gelebt haben, wäre doch der jetzige Name der ideale Anknüpfungspunkt für eine Erinnerungstafel an dieser Stelle! – Dr. Hartwig Müller

 

Der Artikel über die „verborgenen Sklaven“ Preußens ist für historisch interessierte Leser ein Gewinn. Dennoch komme ich, anders als Professor Overhoff, zu dem Schluss,dass diese Straße nicht umbenannt werden sollte. Um mehr als ein anderes Schild würde es sich für viele doch nicht handeln, KOMMENTARE: WIE“WAS SOLL DAS NUN WIEDER“ wären angesagt und würden Anton Wilhelm Amo nicht gerecht. Warum bringt man nicht ein Informationsschild darunter an, das auf die dt. Beteiligung am Kolonialismus hinweist und zum Nachdenken anreizt?

Wer da nicht liest, guckt auch nicht , welches Schicksal Afrikaner – auch durch ihre eigenen Herrscher – in Europa und Amerika erlitten. LEIDER KÖNNEN WIR GESCHICHTE NICHT NEU SCHREIBEN- UND UMTAUFEN HILFT NICHT IMMER Onkel Toms Hütte in Dahlem ist auch ein Kandidat …….dabei war das Buch der Harriet Beecher-Stowe ein früher Protest, der Linoln zu dem Satz provozierte So, you are the little woman, who caused that great war (Könnte so heute auch kein Mann mehr sagen, sehen Sie?) Zeiten ändern sich, und wir tun es – hoffentlich auch zum besseren Tempora mutantur wussten schon die berühmten alten Römer. – Ute A. Niemz

 

Ich möchte Bezug nehmen auf den Artikel in der aktuellen Zeit ‚Preussens verborgene Sklaven‘. Ich finde den Artikel sehr gelungen bis auf die Schlussfolgerung am Ende, die recht opportun die Umbenennung unterstützt. Dagegen sollte vielmehr über eine Informationstafel der Ursprung des Namens erläutert werden. Der jetzige Name lädt geradezu dazu ein nachzulesen wie es zu diesem Namen kommt, in Zeiten der aktuellen Diskussionen, was ja generell sehr richtig im Grossteil des Artikels gefordert wird. Wer dagegen würde sich wohl für eine Amo-Strasse oder ähnliches interessieren!? Aber ich fürchte, dass es wie üblich nicht zu einer solchen Auseinandersetzung mit dem Namen kommen wird, sondern dass man der Einfachheit halber einfach umbenennt… m.M. nach eine vertane Chance. – Martin Wegener

 

Antoine Pesne war ein Hofmaler in Zeiten des Absolutismus. Sinn und Zweck der Herrscherbilder war, ihren Ruhm zu mehren. In diesem Sinne war der Sklave im Hintergrund ein Symbol ihrer Macht, nichts weiter, denn er war ein Luxusgegenstand, ähnlich einem gezähmten Löwen oder einem Brokatvorhang. Er hatte keine Individualität, keine Geschichte in diesem Bild, vielleicht nicht einmal im wirklichen Leben, aber wie sollte er das haben in der Malerei, die das Leben der einfachen Leute erst 150 Jahre später für sich entdeckte? Auch der weiße Stallbursche, der einfache Soldat, die Magd, die Zofe hätten weder Namen, noch Geschichte gehabt.

Ein Gemälde so zu interpretieren ist ein wenig wie dem Steinzeitmaler anzulasten, er hätte einen Mammut unrealistisch gezeichnet. Auch finde ich es sehr problematisch, den sozusagen individuellen Sklaveneinzelhandel, der seit Jahrhunderten in Europa und Nordafrika „gepflegt“ wurde ( an nordafrikanischen Herrscherhöfen standen weiße Haussklaven hoch im Kurs), mit dem industriellen Dreieckshandel , der eine völlig neue Qualität der Menschenverachtung hervorbrachte und seine rassistische Ideologie zur eigenen Rechtfertigung erst mit sich schuf, so Eins zu Eins zu setzen. „Black live matters“ in die Geschichte zzu übertragen birgt auch Gefahren. – Dieter Schöneborn

 

Herr Overhoff plädiert in seinem Artikel zur Umbenennung der Mohrenstraße u.a. für die Verbannung des „Mohren“ aus dem Sprachgebrauch, da diesem Begriff eine Diskriminierung innewohne. Dem ist entgegenzuhalten, dass der Begriff „Mohr“ im heutigen Sprachgebrauch weder abwertend noch in diskriminierender Weise verwendet wird. Zur Ausgrenzung und Abwertung werden im modernen Sprachgebrauch völlig andere Bezeichnungen gewählt. Die Auslöschung des „Mohren“ aus dem kollektiven Sprachgebrauch wird auch nicht zur Vergangenheitsbewältigung oder zur Rassismusbekämpfung beitragen. Ich persönlich frage mich, ob Herr Overhoff mir auch eine Umbenennung nahelegt oder in Konsequenz für eine Zensur von Schiller eintritt. Eines wird m.E. jedenfalls deutlich, die Debatte geht an der eigentlichen Problemstellung vorbei. Vielleicht ist dies aber auch denjenigen die Kampanien fahren um Aktivität vorzutäuschen ganz recht. Um mit Schiller zu enden: „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen.“ – Fabian Mohr

 

Um konkret zu sein, sehr geehrte Redaktion, es geht nicht um den Artikel als solchen, sondern um dessen Zielrichtung. Ich nehme Anstoß, dass neben einer historischen Information diese auch dazu benutzt wird, ein altes deutsches klangvolles Wort totzuschlagen: „Mohr“. Die Argumentationen mit denen derzeit Front gegen dieses Wort gemacht wird, haben keinerlei Berechtigung. Die geschichtliche Herkunft ist geklärt. Einen rassistischen Hintergrund hat es nie gegeben. Dieser wird einfach behauptet. Wo, wann oder wer hat den in jüngster Zeit überhaupt einmal dieses Wort in den Mund genommen? Als Zeitungsleser und Nachrichtenhörer habe ich dieses Wort in jüngerer Zeit nie vernommen. Nie habe ich dieses Wort in Verbindung mit den früheren USA-Präsidenten oder Geschehnissen in Afrika gehört. Wer sind diese Übereiferer, die hier unbedingt einen Makel an einem Wort festmachen wollen? Gehören sie zu diesen, die die schon üblen Regime der Vergangenheit und Gegenwart noch schlimmer gemacht haben als sie schon waren oder sind?

Das wäre eine Untersuchung wert. Dürftig finde ich die Behauptung, dass es kaum Hinweise zu den Afrikanern auf den Gemälden beziehunsgweise zum damaligen Hofpersonal gibt. Das war eben die Zeit. Das Hofpersonal spielte genauso eine untergeordnete Rolle wie der Eckensteher oder die Wäscherin. Ist es heute anders? Wer erwartet Informationen über Herkunft oder Verbleib des Personals im Haushalt des Bundespräsidenten oder der Bundeskanzlerin? Kurz gesagt: Der Bogen wird überspannt, sei es mit dem Begriff „Mohr“, mit dem Gendersternchen oder den – Anhängseln „-Innen“. Darum: Rettet die Mohrenstraße! – Gerhard Morgenroth

 

Jürgen Overhoff schreibt: „Heute hat der Begriff „Mohr“ wegen seiner jahrhundertelangen Verwendung als stereotype und diskriminierende Charakterisierung endgültig ausgedient.“ Einspruch. Jeder Begriff für eine Gruppe (Asiate, Deutscher, Bayer) kann nur pauschal („stereotyp“) sein, individuell geht da nicht. Hinter der Verwendung des Begriffs „Mohr“ stand in der Regel auch keine diskriminierende Absicht. „Mohrenstraße“ hieß: „Hier wohnen Mohren“, was ist daran diskriminierend? Die Verfolgung von Diskriminierung in immer feinere Verästelungen (Weiße dürfen nicht über Angelegenheiten von Schwarzen reden oder schreiben) erscheint mir als gesellschaftliche Übersprungshandlung: Die großen Probleme wie Umweltverschmutzung, Klimawandel oder Fluchtbewegungen von Millionen werden nicht gelöst, den Kampf gegen den Namen „Hotel Mohren“ kann man gewinnen und sich dann gut fühlen. – Giselher Propach

 

Die Debatte der Umbenennung von Mohrenstraßen, Mohrenapotheken und Mohrenköpfen oder Negerküssen häufen sich land auf, land ab. Ich empfinde die Abschaffung dieser Bezeichnungen als einen Versuch, Geschehenes in unsrer Vergangenheit zu verdrängen. Sinnvoller erscheint mir anstelle solcher Umbennenungen die aktive Auseinandersetzung mit den geschichtlichen und gesellschaftlichen Tatsachen und deren Folgen bis heute durch Hinweistafeln mit entsprechendem Text. Ziel sollte sein, Menschenhandel und Sklaverei in unterschiedlichen Ausprägungen zu beseitigen, aus denen bis heute nahezu alle Gesellschaften gleich welcher politischen Prägung ihren Nutzen ziehen. Der Mohrenkopf oder Negerkuss möge dann als Schaumkuss schmecken! – Christa Holoch

 

Schon seit Jahren fordert die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V. die Umbenennung der Berliner Mohrenstraße in Anton-W-Amo-Straße, wie ein Foto vom August 2016 belegt. Diese Forderung stieß auf teils heftige Ablehnung. So war in der Berliner Zeitung vom 26.08.2016 zu lesen: „Überall gefallen sich zum Teil winzige Minderheiten mit häufig ins Abstruse gesteigerten Ansinnen darin, unter Berufung auf die politische Korrektheit und unter Betonung ihres Status als Diskriminierte und Beleidigte, Worte, Symbole, Kunstwerke zu beseitigen, zu tilgen, auszurotten.“

Der Protest gegen den entwürdigenden Straßennamen, der in Zusammenhang mit den Verbrechen der deutschen Kolonialzeit steht, muss so lange weitergeführt werden, bis er durch den Namen einer Schwarzen bzw. afrikanischen Persönlichkeit, die sich gegen Kolonialismus und Rassismus zur Wehr gesetzt hat, ausgetauscht worden ist. Informationstafeln im öffentlichen Raum sollten dann den alten Straßennamen, seinen historischen Kontext, die Gründe für seine Änderung und den neuen Namen ausführlich erklären. – Prof. Dr. Wolfgang Hachtel

 

Jetzt mal logisch gedacht: Fördert der Straßenname Mohrenstraße die Erinnerung an die „Mohren“ zu preußischen Zeiten oder ein Name, den sich eh keiner merken kann? Und zur Bewertung des Wortes „Mohr“ als negativ oder positiv: Kommt der Autor aus einer Gegend, wo Apotheker ihren Laden nach etwas Negativem benennen? Bei uns sind Adler, Löwen und Lokalprominenz üblich. Manche Apotheker fanden „Mohren“ als werbewirksam, sie fanden „Mohren“ also irgendwie cool. Durch die seltsame Debatte wird das Wort „Mohr“ jetzt künstlich ins Negative verschoben. Hilft das? – Ulrich Karthäuser

 

Der Artikel offenbart, dass sein Autor den an europäischen Höfen um 1700 herrschenden Zeitgeist nicht verstehen will. Der Absolutismus prunkte damals doch mit allem nur eben Möglichen ! Dazu gehörte unbedingt Exotisches: Tiere, Vögel, leider auch schwarzafrikanische Menschen! Diese oft phantastisch reich gekleideten „Hofmohren“ sollten die Omnipotenz des Monarchen unterstreichen. Natürlich waren sie Abhängige ( wie fast alle anderen Untertanen auch), aber sie mussten eben nicht als Sklaven auf Baumwoll- oder Zuckerrohrplantagen schuften, sondern hatten eine oft representative Stellung am Hofe mit „Unterkunft und Vollpension“, um die sie bestimmt von vielen preußischen Leibeigenen beneidet wurden !

Die vom Autor gegeißelte Taufe und deutsche Namensgebung bis hin zur Heiratserlaubnis und Wohnungen in der „Mohrenstraße“ muss man doch nicht als Vergewaltigung, sondern im Verständnis der damaligen Zeit als (so würde man heute sagen) Integrationsangebot sehen dürfen. Die Bezeichnung „Mohr“ für schwarzafrikanische Menschen ist zwar heute ungebräuchlich, aber doch nicht herabsetzend, um 1700 schon gar nicht ! Warum soll also die Berliner Mohrenstraße als Symbol 300-jährigen Zusammenlebens mit Afrikanern nicht weiterhin so heißen ?? Die Forderung nach einer Umbenennung ausgerechnet durch einen Historiker empfinde ich als absurd ! – Dr. Rudolf Janzen

 


 

 

Leserbriefe zu „Ab ins Museum!“ von Hanno Rauterberg

 

Sehr gute Gesamtansicht und Anregung. Nur: ein Museum in Brüssel relativiert die deutsche Beteiligung.Die anderen Kolonialmächte wissen um ihren Anteil. Der Deutsche muss es dort sehen, wo die Politik gemacht wurde. Die Meinung Günter Nookes, die Besatzerpolitik hätte zivilisierend gewirkt, entspricht der Aussage, Hitler habe sich Verdienste beim Autobahnbau erworben. Weiterführend in dieselbe Kerbe trifft mein Buch: Sog der Ferne. Hessische Abenteurer, Pioniere und Auswanderer im 18. und 19. Jh., wbg Darmstadt 2020. – Dr. Aide Rehbaum

 

Ja, Deutschland (eigentlich Europa!) braucht ein eigenständiges und unabhängiges Kolonialmuseum, das die bis in unsere Zeit fortwirkenden und sich wieder belebenden historischen Spuren menschenverachtenden Rassismus sowie auch neue Formen der Versklavung und Unterdrückung ohne Rücksicht auf nationale Empfindlichkeiten aufarbeitet und einen aktuellen Diskurs befeuert. Dass das Berliner Humboldt-Forum – das die ethnologischen Objekte aus Afrika, Altamerika und Ozeanien beherbergen soll – für diese Aufgabe, die auch Restitutionsfragen einschließen muss, die denkbar ungeeignetste Einrchtung ist, wird schon durch einen schlichten Blick auf das Stadtschloss deutlich:

Das goldene Kreuz auf der Kuppel wird noch ergänzt um einen umlaufenden Spruch, der nicht weniger als die Unterwerfung aller Menschen unter das Christentum fordert. Der namengebende Alexander von Humboldt, leidenschaftlicher Kämpfer gegen Intoleranz, Unterdrückung, Ausbeutung, Sklaverei, Rassenwahn und Chauvinismus jeder Prägung, der die Kolonien schon ihrer Idee nach als unmoralisch ablehnte und die gewaltsame Missionierung der Eingeborenen auf das Schärfste ablehnte – er würde sich im Grab umdrehen. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Sehr gute Gesamtansicht und Anregung. Nur: ein Museum in Brüssel relativiert die deutsche Beteiligung.Die anderen Kolonialmächte wissen um ihren Anteil. Der Deutsche muss es dort sehen, wo die Politik gemacht wurde. Die Meinung Günter Nookes, die Besatzerpolitik hätte zivilisierend gewirkt, entspricht der Aussage, Hitler habe sich Verdienste beim Autobahnbau erworben. Weiterführend in dieselbe Kerbe trifft mein Buch: Sog der Ferne. Hessische Abenteurer, Pioniere und Auswanderer im 18. und 19. Jh., wbg Darmstadt 2020 – Dr. Aide Rehbaum

 

Bezüglich der „Ur-Gründe des Rassismus“ bitte nochmals das Allgemeine Menschenbild inkl. des eigenen ES überprüfen. Überschrift und Beitrag lesen sich fast wie ein Motivationsschreiben um den Posten des Museumsdirektors. Kann das sein? – Dr. Gernot Henseler

 

Der Vorschlag von Hanno Rauterberg: Ein europäisches Museum zur Kolonialgeschichte in Brüssel. Eine Utopie. Wo stehen wir? In der Tradition ethnologischer Museen mit ihrem real existierenden Rassismus. Die eurozentrische Sicht lebt in diesen Museen weiter, wenn die Herkunft der ausgestellten Objekte aus kolonialer Gewalt ausgeblendet wird. Solange in den Ausstellungskonzepten nicht der Kolonialismus ins Zentrum gerückt wird, bleiben die ethnologischen Museen moderne Kuriositätenkabinette, wo wir aus der Perspektive der Überlegenheit über ein Staunen und Wundern nicht hinauskommen. Ein Museum zur Kolonialgeschichte würde die ethnologischen Museen mit einem Schlag alt aussehen lassen. Als sehr alte Orte, die es dann zu bewahren gilt, um zu zeigen, wie Rassismus fester Bestandteil unserer vermeintlich christlichen humanitären Kulturen war. Orte, wo wir uns über uns selber wundern werden. – Reinhard Koine

 

Die Verbrechen des Kolonialismus sind das Eine, das Andere: Der Kolonialismus hat Afrika feste Häuser, Verkehrswege, Technik, Medizin, Krankenhäuser und eine Idee von verwalteten Staaten gebracht. Vorher war nämlich die hauptsächliche politische Leitlinie die Niedermachung des Nachbarstamms (Pierre Bertaux: Afrika – Das Land der Bürgerkriege, des Rassenhasses und der Massenvernichtung). Man fragt sich, ob sich heute daran viel geändert hat. – Werner Koetz emer. Prof.

 

Was soll dieses ständige Drohen mit der Nilpferd -äh- Moralkeule. Ich habe noch nie einen Neger damit gezüchtigt, ich habe es nicht vor, noch würde ich es gut heißen. Ich möchte gleichfalls nicht für alle Missetaten von Menschen, die wie ich Schuhgröße vierundvierzig haben, verantwortlich gemacht werden. Ich bin es leid. – Wolfgang Burkhardt

 

Die Zeit des europäischen Kolonialismus beschäftigt mich auch schon seit einiger Zeit, allerdings perspektivisch nicht so einseitig wie es die üblichen Autoren enschl. Rauterberg im Sinn des Zeitgeistes tun. Aber ein großes Museum über den weltweiten Kolonialismus – selbst wenn es sich auf den neuzeitlichen europäischen beschränkt – wäre richtig sinnvoll. Ob die Belgier wohl den Standort Brüssel mitmachen würden? wo doch die belgische Kongoherrschaft als die schrecklichste in der Afrikageschichte gilt! Sicher würde ein solches Museum eine umfassendere Darstellung ermöglichen als die auch von Rauterberg praktizierte, den deutschen Kolonialismus auf das Hereromassaker und die Nilpferdpeitsche (Die ja sicher von jedem deutschen Siedler ständig gebraucht wurde!) zu reduzieren. Ein Thema wäre z.B.: Die größte Demokratie auf der Erde ist die in Indien. Ohne die Geschichtsphase der britischen Kolonialherrschaft wäre sie nicht entstanden und bis heute lebendig! – Ludwig Fensch

 

Wissenschaft und Konzerne haben schon immer Impfstoffe gegen Krankheiten in der Welt erfolgreich entwickelt. Ungeduldig warten wir auf den erlösenden Stoff gegen Covid-19. Die Pandemie Rassismus schmerzt und tötet seit Menschengedenken. Der heilende Stoff ist vorhanden. Er braucht nur menschlich aktiviert zu werden. – Georges Heck

 

Ich bin langjähriger Leser der “Zeit”. Ich habe schon lange nicht mehr einen so aufrüttelnden Artikelgelesen wie den von Herrn Rauterberger (“Ab ins Museum!”). Die “Zeit” hat also doch noch Niveau. Weiter so! – Hartmut Bauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Mindestens zweimal täglich“ von Jens Jessen

 

Wie bitte kommen Sie auf die Idee, die angedachte Verordnung solle nur die angeblichen „Verlierer“ bzw. eine von Ihnen als „asoziales Milieu“ bezeichnete Menschengruppe dazu bringen, ihre Hunde artgerecht zu halten? Und warum vermuten Sie „bizarre Missstände“ nur am „unteren Rand der Gesellschaft“? Sagt das möglicherweise mehr über Ihren Blick auf andere Menschen als auf Tiere aus?

Hunde und andere Haustiere werden aus unterschiedlichsten Gründen gehalten, und leider sind die Motive nicht immer Sorge und Fürsorge. Oft genug wird ein im Überschwang der Gefühle angeschaffter Hund lästig, und dann nur noch für wenige Minuten am Tag vor die Tür geführt. Und das durchaus auch bei sozial und wirtschaftlich gut bis sehr gut gestellten Menschen. Nicht nur Jagd- und Schutzhunde führen häufig ein wenig artgerechtes Leben, auch die unzähligen Zwergformen, die mehr getragen werden, als Bodenkontakt haben zu dürfen. Von den Zuchtbetrieben der jeweils gerade aktuellen Modehunde ganz zu schweigen. Schön, wenn Sie nur verantwortungsvolle Tierbesitzer kennen – die vermutlich alle der „richtigen“, oberen oder zumindest mittleren, „Schicht“ angehören. Meine eigene Erfahrungen sehen leider anders aus. Die Ihnen bei einem Besuch im nächstgelegenen Tierheim die Zuständigen sicher bestätigen können.

Artgerechte Tierhaltung hat nun mal nichts mit sozialen Verhältnissen zu tun, sondern mit der Erkenntnis, dass jedes Tier Bedürfnisse hat. Vermeintliche Tierliebe und tatsächliches Tierwohl sind nicht immer in Einklang zu bringen. Wenn das ausgerechnet im Bundeslandwirtschaftsministerium erkannt wird, wenn auch nur für eine einzige Tierart, ist das eindeutig ein Grund für große Freude. Ein unsachlicher Rundumschlag gegen Politik und bestimmte Bevölkerungsgruppen ist dagegen wenig zielführend bzw. eindeutig kontraproduktiv. Ich bin tatsächlich sehr enttäuscht, dass ich in der ZEIT einen solch polemischen Artikel lesen muss. – Claudia Wagner

 

Ich versteh es einfach nicht, warum nur entwickelt sich Ihr Feuilleton-Chef Jens Jessen in letzter Zeit immer mehr zum wutschnaubenden Universal-Monierer? Heute ist es die „Corona-Diktatur“, morgen die „Rassismus-Debatte“, und jetzt also das „Gassi gehen“. Hat der Redakteur auch mal was Konstruktives beizutragen als nur „Gemecker“? Und ganz ehrlich: Sein „Zwei mal täglich“- Beitrag war leider genauso peinlich belanglos wie dessen Auslöser. Nicht nur wirkte dieser „Artikel“ eher wie ein dahingeklatschter Facebook-Hate-Post, sondern vergriff sich in meinen Augen auch ganz gehörig im Stilmittel, sollte seine hämische Sprache eins gewesen sein. Woher bloß diese unverhohlene Wut und Häme von Herrn Jessen gegen alles, was ihm möglicherweise von irgendjemandem bzw. dem „bösen Staat“ oder dem „Meinungsmainstream“ aufokkturiert werden könnte?

Man könnte als Zeitungsredakteur die Dinge auch etwas nüchterner analysieren und kritisieren. Aber bei ihm bekommt man neuerdings das Gefühl man habe ihn persönlich bis aufs Blut gereizt. In meinen Augen völlig übertrieben. Und bitte nicht noch mal so einen verachtenden Wutanfall abdrucken, das ist keine Glosse oder Satire mehr, sondern Beleidigung. – Julia Molina

 

Ich verstehe nicht, was genau möchten Sie denn mit ihrer miesepetrigen Haltung gegenüber dem endlich angegangenen Thema falscher Haustierhaltung sagen? Dass es unnötig ist an diese Tierhalter zu appelieren, die ihre Haustiere ganztägig in der Wohnung isolieren, um zumindest die Hunde, bei Feierabend, gestresst von der Arbeit, schnell mal um den Block zu zerren? Wie würde ihnen das gefallen? Keine Artgenossen, keine geistigen oder gar körperliche Anforderungen, und immer soll man still sein. Klingt öde was? Und ja es gibt sie noch, Zwingerhunde. Heutzutage allerdings nicht öffentlich, eher verbarrikadiert hinter blickdichten Schrebergartenzäunen. Man sieht sie nicht aber oft hört man sie jaulen, aus Einsamkeit oder Angst vor Gewitter und Dunkelheit. Die, die Glück haben dürfen mal raus in den Garten, dürfen ihr Geschäft draussen erledigen.

Finden Sie das „artgerecht“ für diese intelligenten, etwas umgezüchteten Wölfe, die in freier Natur als Gemeinschaften weite Strecken wandern? Ich empfehle ihnen, sich bei zukünftigen Artikeln etwas besser zu informieren, wenn sie selbst keine Erfahrung zum Thema haben. Hier hätten sie Hundeschulen, Tierheime und Hundebeitzer nach ihrer Erfahrnung fragen müssen. Die Hunde selbst geht ja leider nicht… Wir sollten auf eine zukünftige Gesellschaft hinarbeiten, die Rücksicht nimmt auf die Unterdrückten und Schwächeren, solche Artikel führen zum Gegenteil. – Claudia Piancatelli

 

An dieser Stelle wäre es angemessen gewesen, auf die millionenfache Zwingerhaltung von allerhand landwirtschaftlichen Nutztieren hinzuweisen, das die Landwirtschaftsministerin ohne mir der Wieder zu zucken verlängert, so lange es irgendwie geht. Da ist Zwingerhaltung von Hunden im Vergleich artgerecht und human. Auch ohne Gassigehen. – Fritjof Möckel

 

Als Hundeliebhaberin und Tierfreundin bin ich generell gegen jegliche Tierhaltung, die kaum je artgerecht sein kann sowie gegen jegliche Instrumentalisierung anderer Lebewesen für den Menschen, ihr Artikel hat mir jedoch aus der Seele gesprochen. Von welchen anderen Misständen -gerne auch in der Tierhaltung- soll denn dieser Gesetzesentwurf ablenken? Da gibt es nichts Wichtigeres worum man sich kümmern sollte, als ein „Gassi-Gebot“? – Petra Rexroth

 

Ein Reden über Hunde ist fast ein Verbrechen. Weil es ein Schweigen über so viel Untaten und Untätigkeiten einschließt. Der „Gassi-Erlass“: Ein Ablenkungsmanöver? Eine PR-Strategie für die Bundeslandwirtschaftsministerin? Eine Herrschaftstechnik? Ein Versehen der Anti-Bevormundungs-Ministerin? Oder nur Material für Kabarettisten? Das Thema Hunde springt viele Menschen an. Geht es darum, den vielen Hundefreunden zu zeigen, dass etwas für das Tierwohl getan wird? Geht es darum, die Ministerin mit einer positiven Botschaft aus der Dunkelheit z.B. des Fleischskandals mit Scheinaktivitäten ins Licht zu bringen? Geht es darum, vom Rand her die Mitte zu erschließen: Sich fest und hart vom Rand abzustoßen, um weich in der Mitte zu landen? In der Mitte, der wir uns zugehörig fühlen. Die Guten. Sehr beruhigend: Endlich greift die Ministerin mal durch. Wurde auch Zeit: Mindestens zweimal. Täglich! – Reinhard Koine

 

Was hat Jens Jessen, einen der besten seiner Zunft, denn geritten, so daneben zu greifen? Da hat unsere blonde Bundeslandwirtschaftsministerin endlich mal einen Lichtblick, da versucht Jessen diesen, gleich in die Tonne zu hauen. Die neue Verordnung, wenn sie denn kommt, müsste sogar noch weitergefasst werden. Vielen Mitbürgern spreche ich die Eignung ab, einen Hund zu halten. Unzählige Hunde fristen ein trostloses Dasein in den Etagenwohnungen ihrer Herrchen, wenn diese den ganzen Tag arbeiten gehen, besonders in den Großstädten. Zweimal Gassi gehen reicht übrigens nicht, Frau Ministerin, wann soll der Hund denn das übrige Geschäft und sein Pipi verrichten? Nein Herr Jessen, wir leben nicht allesamt in einem asozialen Milieu, aber viele. Und ebenso viele sind tatsächlich nicht in der Lage, die Häufchen ihres Vierbeiners in den niedlichen Tütchen zu entsorgen. Aber was bitteschön hat dies mit den Tieren zu tun, die vernachlässigt werden? – Ulrich Niepenberg

 

Tja, was soll man erwarten von einer Landwirtschaftsministerin, die nichts gegen Massentierhaltung und für Biobauern tut und sich mit ihrer Werbeaktion für Nestle ihre nachministerielle Zukunft gesichert hat? – Eva Tophoven

 


 

 

Leserbriefe zu „An der Grenze“ von Caterina Lobenstein

 

„An der Grenze“ ist Titel des Beitrags, aber auch ein geeigneter Konmentar für eine der kreativsten Geographie-Improvisationen der jüngeren Pressegeschichte. Die Behauptung, dass am „9. März 2016 Slowenien seine Grenze zu Griechenland verriegelt, gefolgt von Slowenien, Kroatien, Serbien und Mazedonien“, ist auf so vielfältige Weise skurril, dass nur treue Jugoslawien-Revanchisten sie zumindest emotional nachvollziehen können.

Dass weder der Alpenstaat Slowenien, noch das heutige Kroatien oder Serbien eine geografische Grenze zu Griechenland haben, geschenkt, Mazedonien hätte vielleicht eine, wenn spezifiziert würde, welches der – seinerzeit – zwei Mazedonien. Aber wer soll sich den in diesen ex-osmanisch-habsburgischen Hügelketten schon ohne Karl May zurechtfinden! Klarer wäre gewesen, einfach zu notieren „Balkanroute dicht!“. Das sagte meine Kneipenwirtin auch immer, wenn der Kiezmacho Dragan wieder über 3 Promille hatte. Und es stimmte, jedes Mal. – Rasto Lewandowski

 

Danke für Ihr Dossier in Nr. 13. Der Mensch ist ja vergesslich. Da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Ihre Zusammenstellung von Fakten zu 5 Jahren EU-Flüchtlingspolitik ist da sehr hilfreich. Wirft sie doch ein grelles Licht auf die (Un-)Taten dieser sogenannten „Wertegemeinschaft“. Und auch die Politik der „Wir schaffen das „-Kanzlerin wird in diesem größeren Zusammenhang deutlich: hehre Worte für die Öffentlichkeit – Kampf gegen Migranten in Wahrheit. Das ist die gleiche Linie, die sie auch in der Klimapolitik verfolgt: Sonntagsrede auf dem Klimagipfel – Verwässern der Beschlüsse in der Realität. – Wolfgang Hupe

 

Aus dem Zug: ich ärgere mich gerade über „Slowenien verriegelt seine Grenze zu Griechenland, gefolgt von Kroatien und Serbien“. Welchen Atlas benutzt Frau lobenstein? Oder habe ich neue Grenzverläufe verpasst? – Almut Scheller-Mahmoud

 

Ihren Beitrag habe ich mit Interesse gelesen. Dabei habe ich Ihre Beurteilung der Tatsachen mit meinen Erfahrungen der letzten fünf Jahre verglichen. Seit 2015 bin ich ehrenamtlich als Vermittler der deutschen Sprache tätig. In dieser Zeit habe ich viele Migranten persönlich kennen gelernt, im geringeren Maße auch offene und ehrliche, ohne Barrieren im Kopf. Mit einigen verkehre ich heute noch sehr freundschaftlich. In diesen fünf Jahren habe ich die folgende Feststellung von Richard Jefferies schätzen gelernt: „ Never, never rest contented with any circle of perspectives, but always be certain that a wider one is still possible.“ Sie schreiben, Angela Merkel habe 2015 entschieden, mehrere Hunderttausend Flüchtlinge und Migranten ins Hunderttausend Flüchtlinge und Migranten ins Land zu lassen“.

Entspricht Ihre Feststellung wirklich den Tatsachen? 2015/16 kamen tatsächlich etwa 1.5 Millionen Menschen. Schließlich hatte Frau Merkel zuvor allen Syrern zugesichert, sie könnten (entgegen geltendem Recht) auch in Deutschland Asyl beantragen („Frau Merkel hat mich eingeladen!“, so die Äußerung eines Syrers in der Silvesternacht in Köln gegenüber der Polizei). kel erwidert: »Es gibt keine Toleranz gegenüber denen, die die Würde anderer Menschen infrage stellen. Wenn Menschen nicht sehen wollen, was jedermann sehen kann, ist es Naivität oder Strategie bzw. Taktik? kel erwidert: »Es gibt keine Toleranz gegenüber denen, die die Würde anderer Menschen infrage stellen. Als die Bürger jenseits der Spaß- und Eventgesellschaft die Folgen dieser Entscheidung erkannten, reagierte die Kanzlerin gegenüber protestierenden Bürgern: „Es gibt keine Toleranz gegenüber denen, die die Würde anderer Menschen infrage stellen.“

Die Infrage-Stellung der „Ungläubigen“ durch den Islam kann ihr nicht entgangen sein. Schließlich hat sie einen Stab von Mitarbeitern, die sie befragen kann. Dann folgten Verharmlosung, Schönreden, Freund-Feind-Denken. Im Wahlkampf zur BTW 2017 stellte sich Frau Merkel 50 ausgesuchten Wählern in Bayern zur Diskussion. Eine Wählerin erklärte ihr , Sie habe Angst vor der Islamisierung ihrer Heimat durch die vielen ankommenden Muslime. Sinngemäß antwortete Frau Merkel, sie brauche doch keine Angst vor Islamisierung zu haben. Sie könne doch die Bibelstunde besuchen, um bibelfest zu werden, um die Bilderfenster in ihrer Kirche noch besser erklären zu können. Es war ein Live-Bericht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, sonst hätte ich diese Antwort nicht wahrhaben wollen.

»Es gibt keine Toleranz gegenüber denen, die die Würde anderer Menschen infrage stel In der Gesellschaft wurde ein Klima des politisch Erwünschten, der Verweigerung einer offenen, demokratischen Debatte gefördert. Das führte zur Spaltung der Gesellschaft. Heute gibt es nur noch die Möglichkeit, die Migrationspolitik der Frau Merkel zu akzeptieren oder ins Abseits gestellt zu werden. So entstanden Tabus, über die man nicht debattieren sollte. Das sind z. B. – Ablehnung unserer Lebensweise durch einen wesentlichen Teil der Muslime, – Herabwürdigung der „Ungläubigen“ durch Muslime, – Hetze gegen die Mehrheitsgesellschaft in Moscheen, – Vorrang des islamischen Rechts vor den deutschen Gesetzen bei Muslimen. Durch den Islam inspirierte Mörder werden umgehend als psychisch krank erklärt. Eine Nachfrage, warum gerade die Lehren des Islam diese Motivation bietet, ist politisch nicht erwünscht. Ich finde es merkwürdig, dass diese psychische Krankheit bei muslimischen Gewaltverbrechern häufiger festgestellt wird als in anderen Glaubensbekenntnissen.

Es ist politisch nicht gewollt nachzufragen, warum das so ist. Das könnte dann als Islamfeindlichkeit gebrandmarkt werden. Ein lauter Teil der Öffentlichkeit benutzt die bequeme Betrachtungsweise, um andere Ansichten nicht in der Debatte mit überzeugenderen, nachprüfbaren Argumenten widerlegen zu müssen. Es gibt nur noch: – „Öffnung“ oder „Abschottung“, – Humanist oder Nationalist, – Toleranz oder Fremdenhass, Nationalismus, – Religionskritik gleich Religionsfeindlichkeit, Das politische Klima heute wird von diesen Verkürzungen bestimmt. Sie spalten die Gesellschaft. Birk Meinhardt dokumentiert machprüfbar in „Wie ich meine Zeitung verlor“ auf 143 Seiten (Taschenbuchformat) die aktuelle politische Kultur.

Professor Michael Hampe, ETH Zürich, weist auf 84 Seiten im gleichen Format nach, warum wir eine dritte Aufklärung in unserer Gesellschaft und eine aufgeklärte politische Kultur dringend nötig haben. Ihren Beitrag haben Sie sicher nicht verfasst, um andere Wahrnehmungen und Betrachtungsweisen zu erfahren. Meine Gedanken zum Thema stelle ich Ihnen lediglich vor, um zu zeigen, dass diese ebenfalls möglich sind. Betrachten Sie daher bitte meine Zeilen als als persönliche Überlegung und sehen Sie von jeglichen Zitaten ab. – R. Schmolling

 

Eine Zusammenfassung von Nachrichten im Zusammenhang mit Angela Merkels Entscheidung 2015, Flüchtlinge bzw. Migranten in großem Umfang ins Land zu lassen, sollte möglichst unparteiisch und wahrheitsgemäß erfolgen. Das ist beim Dossier von Caterina Lobenstein nur teilweise der Fall. Schon in der Unterzeile der Überschrift ist die Angabe irreführend, man habe sich entschieden „mehrere Hunderttausend Flüchtlinge ins Land zu lassen“. Denn bis 2017 wurden bereits ca. 1,4 Millionen Asylanträge gestellt, wobei keinesfalls alle „Schutzsuchenden“ einen solches Verfahren wählen. Die Autorin erwähnt, dass in den Flüchtlingslagern der Nachbarstaaten Jordanien und Libanon die Nahrungsmittel ausgingen, verschweigt aber, dass mit Zustimmung von Frau Merkel die die UNO im Frühjahr 2015 die finanziellen Zuwendungen für diese Lager gekürzt hatte.

Die Entwicklung wurde also geradezu mutwillig herbeigeführt. Wie selbst Studien der Gewerkschaften zeigen, erfolgte Merkels Politik der ungeregelten Einwanderung mit Unterstützung der Mehrheit der Medien, die einseitig und irreführend berichteten. Selbst der Begriff „Flüchtling“ traf nur eingeschränkt zu. Ich selbst kam z.B. 2015 mit einem solchen ins Gespräch. Er stammte aus Pakistan und berichtete, dass er 2 Jahre in Griechenland verbracht hatte. In diesem Zusammenhang lobte er die freundliche Aufnahme durch die Griechen. Andere, die ich kennenlernte, waren mit dem Flugzeug aus Somalia eingereist. Ein führender französischer sozialistischer (!) Politiker äußerste über Angela Merkels Politik: „W i r haben sie (die Flüchtlinge) nicht eingeladen“. Insgesamt erweckt die Autorin den Eindruck, es habe sich mehrheitlich um Kriegsflüchtlinge gehandelt, obwohl das Gros aus sicheren Ländern kam. Das renommierte Oxforder Institute of Migration nannte in Bezug auf afrikanische Einreisende die Zahl von 87 Prozent, die keine Kriegsflüchtlinge waren und meist der jeweiligen Mittelschicht angehörten.

Frau Lohenstein schreibt, dass eine Begrenzung der Einwanderung nach EU-Recht unzulässig sei, verschweigt aber die Gutachten von renommierten Verfassungsrechtlern wie Di Fabio oder Rupert Scholz, die auf die Rechts- und Verfassungswidrigkeit der Regierungsentscheidungen hinweisen, wobei auch die gültigen Bestimmungen der gültigen europäischen Regelungen (Dublinabkommen) einbezogen wurden. Nicht einmal Seehofers damalige Äußerung vom „Unrechtsstaat“ wird erwähnt. Natürlich spricht auch sie von Seenotrettung gesprochen, obwohl die Schleuser darauf spekulieren, dass ihre zahlenden Kunden von den seeuntüchtigen Schlauchbooten etc. von solchen Schiffen übernommen werden. Diese Personen werden dann nicht zurückgebracht, sondern sie suchen wegen der Sozialleistungen überwiegend Deutschland auf.

Nicht erwähnt wird, dass die Eingereisten seit 2015 etwa 1,35 Millionen Straftaten begingen, natürlich abzüglich der Rechtsverstöße, die das Einwanderungsrecht betreffen, wobei der Anteil an schweren Straf- und Gewalttaten signifikant höher ist als bei der übrigen Bevölkerung. Allein die Zahl der Anklagen wegen terroristischer Aktivitäten stieg Jahr für Jahr an, zuletzt auf die Zahl von etwa 880. Wollte man humanitäre Aspekte der der Merkel‘schen Politik hervorheben, lässt sich einwenden, dass hier ein Begriffsmissbrauch stattfindet. Denn gerade die ärmere ansässige Bevölkerung hat die Lasten und Folgen zu tragen.

Dass es der Mehrheit der Deutschen nicht um Menschenleben geht, sondern um die Vermeidung von Unannehmlichkeiten durch linke Pressionen, zeigt der Umstand, dass eine kommunistische Politikerin wie Clara Zetkin, die Massenmorde unter Lenin begeistert unterstützt hatte und als Mitglied des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale an entscheidender Stelle auch Stalins Politik gebilligt hatte, durch Straßenbenennungen etc. geehrt werden kann. Ihre Urne wurde von Stalin zur Besetzung getragen, nachdem bis zu ihrem Tod 1933 in der Sowjetunion nach internationaler Forschung 16,5 Millionen Gegner liquidiert worden waren. Die Bolschewiken hatten bei freien Wahlen weniger als 5 Prozent bekommen. – Karl Seegerer

 

Auf Seite 13 Ihres Berichtes, ist das Bild in der Mitte untertitelt mit ‚Ein Lager für Migranten und Flüchtlinge in Lybien‘. Ich habe das Bild schon einmal gesehen und da war es untertitelt mit ‚Gefangene IS Kämpfer in einem Lager der Kurden‘. Welche Darstellung ist jetzt richtig? – Dietmar Wüst

 

In der Redaktion hat offenbar jemand zu viel Zeit. Der Artikel wird mit einem großen „Gemälde“ eröffnet, wo einfach eine schlichte Grafik die Informationen hätte liefern können, die zum Verständnis verholfen hätte. So konnte man zwischen Bildern, Zahlen, absolut und prozentual, ein Bilderrätsel lösen. Also hier scheint es an dem Grundverständnis zum Zweck einer grafischen Darstellung zu fehlen. – J. Löhr

 

Was will uns die Autorin sagen mit ihrer chronologischen Auflistung von: (Fehl)Entscheidungen, deutschen Alleingängen, kleinen und großenGrausamkeiten, ein paar der Verbrechen von Asylbewerbern an Deutschen? Welche Bilanz zieht sie, welche Folgerungen ziehen wir daraus? Haben wir (immer noch nicht) genug getan? Sind wir weiterhin moralisch verpflichtet, alle Menschen aufzunehmen, die zu uns kommen, ohne dabei auch nur einen Blick in unsere Zukunft zu richten? Deutschland, Vorbild oder Außenseiter? Ein Schiffbrüchiger im Mittelmeer muß gerettet werden. Doch sind wir auch verpflichtet, ihn wie selbstverständlich nach Europa zu bringen? Darf er nach seiner Rettung nicht wieder dorthin gebracht werden, wo er Kleinasien/Nordafrika verlassen hat?

Wie sonst wollen wir den Sog stoppen, den Rettungsschiffe auf Flüchtlinge ausüben? Wie sonst das menschenverachtende Schlepperunwesen unterbinden? Wie die Arabische Liga und die OAU ermahnen, endlich Verantwortung für ihre Bürger zu übernehmen? Wie korrupte Regierungen zu einer wirksamen Geburtenkontrolle und Ressourcenschonung zwingen, solange alle mißliebigen Bürger vergrault und nach Europa entlassen werden? Die fortdauernde Immigration und die demografische Entwicklung der Einwanderer, die völlig anders verläuft als die der Einheimischen, wird das Gesicht Europas/Deutschlands grundlegend verändern; ein Blick in die Schulen unserer größeren Städte genügt!

In den Ländern der „Willigen“ entstehen polyethnische Parallelgesellschaften , ethnische und religiöse Konflikte brechen aus, Terroranschläge nehmen zu und die Christen werden als „Ungläubige“ ausgegrenzt! Die Lebensretter von heute können so unfreiwillig die Totengräber von morgen sein! Mag dies auch nur e i n e denkbare Entwicklung sein: wir müssen jetzt den Anfängen wehren! Quidquid agis, prudenter agas, et respice finem! (Was auch immer du tust, tu’s überlegt, und bedenke das Ende!) So zu handeln muß Pflicht aller Politiker sein, die in Europa Verantwortung tragen! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Videos zeigen brutale Einsätze. Polizeigewalt in Deutschland?“ von Paul Middelhoff

 

Sicherlich entspreche ich mit 41 Jahren Polizeidiensterfahrung nicht ihrem klassischen Abonnentenklientel – und doch, ja ich bin ein begeisterter Leser ihrer Zeitung. Aus diesem Grund sehe ich mich auch in der Pflicht, ihrem Redaktionsteam hinsichtlich ihres Artikel „Polizeigewalt in Deutschland“ von Paul Middelhof die rosa Brille herunterzunehmen und einen Blick in die Realität zu gewähren. Ich habe in In- und Auslandseinsätzen mein Leben aufs Spiel gesetzt. Das gehört zum Beruf dazu und dafür werden wir auch bezahlt. Dieses Leben habe ich, wie unzählig andere PolizeibeamtenInnen immer für unsere Bürger aufs Spiel gesetzt. Nicht selten, um den Verursacher vor sich selbst zu schützen. So hatte z.B. ein Selbstmörder mit seinem Messer versucht, mich umzubringen, da ich ihn vom Selbstmord abhalten wollte.

Viele Mal jedoch musste ich Gewalt einsetzen, um Schlimmeres zu verhüten. Egal ob Mann ob Frau, Kind oder Erwachsen, selbst 70jährige Omas randalierten dermaßen, dass wir oft nur mit Gewalt diese Personen zur Räson bringen konnten. Eine junge drogensüchtige Krankenschwester schlug so wild um sich und auf uns ein, dass wir mit zwei Polizisten und zwei Sanitätern nur mit Mühe die Situation bewältigen konnten. Bestimmt unschön anzusehen und nicht medienwirksam, aber notwendig. Ein junger betrunkener Mann geht mit abgebrochenem Weizenbierglas auf meine Halsschlagader los. Da helfen keine guten Worte, sondern Taten. Ich könnte ihnen Unmengen solcher Beispiele liefern, die mit fremden Augen besehen, oftmals brutal und gewalttätig abliefen. Nur gab es zu dieser Zeit keine Smartphones und die umstehende Bevölkerung sah mit eigenen Augen, was die Gewalt zuvor ausgelöst hatte. Heutzutage wird gefilmt und gezeigt, was gerade ins „Bild“ passt.

Wer jemals mit brutaler Gewalt konfrontiert wurde, sei es aus purer Lust, aufgrund Drogen oder Schizophrenie, der weiß wovon ich spreche. Da spielt Verhältnismäßigkeit eine Nebenrolle. Überleben ist hierbei leider oftmals das Ziel. Ja, auch darauf haben Polizisten trotz allem einen Anspruch – körperliche Unversehrtheit. Von der seelischen Unversehrtheit möchte ich erst gar nicht reden. Glauben sie denn, eine brutale Welt, mit der PolizeibeamtenInnen konfrontiert werden, geht spurlos an einem vorüber?

Ich weiß nicht, wie sie in der Redaktion ihre Artikel schreiben, aber ich weiß, wie ich als Polizist gefährliche Menschen unter Kontrolle bringen kann. Dazu gehört eben körperliche, manchmal auch die Hilfsmittel der Gewalt (Handfessel, Schlagstock, Pfefferspray, Waffe). Und glauben sie mir, das sind dann keine pas de deux wie im Ballett , sondern oftmals brutal anmutende Auseinandersetzungen, bei denen auch auf beiden Seiten nicht selten Blut fließt; nicht gewollt, meist nicht vermeidbar.

Verabschieden sie sich bitte vom Klischee der kommunikativen und gewaltfreien Polizei. Das sind wir nicht, waren wir nie und werden wir nie sein, trotz 600 Stunden Kommunikation- und Konfliktmanagement in der Ausbildung. Die Realität lässt nur bedingt Gewaltfreiheit zu. Deshalb sind wir noch lange keine Schlägertruppe, sondern dem Bürger verpflichtete Staatsdiener. Wir haben diesen Beruf bewusst gewählt, um dem Bürger zu dienen. Aber mittlerweile habe ich das Gefühl, ich müsste rufen: „Hilfe, ich bekomme keine Luft“ zum Arbeiten. – Lothar Riemer

 

Deutschland, deine kriminelle Polizei? Deutschland hat seine Diskussionskultur verloren. Ist man nicht dem einen extremen Lager zugehörig, wird man vom anderen dort verbal abgestellt. Eine vernünftige Kommunikation ist in der heutigen Zeit – in Form einer vernünftigen, sachorientierten Diskussion oftmals nicht mehr möglich. Ähnliches erleben wir auch heute wieder, wenn wir über das Gewaltmonopol des Staates reden. Aktuell sind u.a. Fälle aus Düsseldorf (https://cutt.ly/ZfwjViD) in den Medien. Hier wurde ein 15-Jähriger durch ein Polizei Team fixiert, nach Aussage des Nachrichtenportals, weil er die polizeilichen Maßnahmen wiederholt störte.

Die ersten Reaktionen auf dieses Video – das ist menschlich – Erschrockenheit des Bürgers und entsetzen über die subjektiv wahrgenommene vermeintliche Härte des Polizeibeamten gegenübet dem Jugendlichen. Liest man weiter, so ist lt. Anwalt des Polizeibeamten die Fixation dienstrechtlich Vorbildlich gewesen (https://cutt.ly/Wfwj5Kn) und der Jugendliche ist auf der Polizeidienststelle unverletzt einem Erziehungsberechtigten übergeben worden. So weit die deskriptive Seite. Lässt Erinnerungen an den Fall von George Floyd aufkommen, oder? Man fragt sich dabei: Hat sich die Polizeigewalt so drastisch erhöht? Oder sind wir heute, dank Smartphone und sozialen Netzwerken nur besser vernetzt und aufgrund der Aktualität des Falls George Floyd in den USA nur stärker sensibilisiert für das Thema – auch weil deutsche Medien diese Thematik in den Vordergrund stellen?

Nun möchte ich hier NICHT über den objektiven Tatbestand einer (gefährlichen-) Körperverletzung im Amt, noch über etwaige Rechtfertigungstatbestände oder gar die Schuld diskutieren. Dies steht mir und allen Mitgliedern sozialen Netzwerk in keiner Art und Weise zu, sondern letztlich nur dem nach der Strafprozessordnung zuständigen ordentlichen Gericht und der darin arbeitenden Strafkammer zur. Vielmehr geht es mir um die eigentliche Stellung der Polizei und letztlich, wie schäbig teilweise politische Parteien und Medien in der Sache berichten – sowohl öffentlich rechtlich als auch insbesondere private Medien.

Die erste Frage, welche sich m.E. nach stellt, ist, ob der Vergleich mit dem Fall Floyd aus den USA überhaupt als Argument in dieser Diskussion zulässig ist. Hier besteht nämlich schon ein eklatanter Fehler: Betrachten wir die Ausbildung in den USA und die Ausbildung hier in der BRD, dann zeigt sich, dass die Qualität der Ausbildungen und auch die psychische Auswahl von Polizisten hier in der BRD anders und auch Berufsbezogen verstärkt betrachtet wird, anders als in den USA. Somit ist ein Vergleich zwischen den Systemen und damit auch den Fällen primär unzulässig, zumindest aber diffiziler, als es durch Medien und v.a. Demonstranten getan wird. Sekundär muss man dazu sagen, dass auch in Bezug auf den 5. Verfassungszusatz (Waffenbesitz in den USA durch Privatleute), andere und im Alltag gefährlichere Situationen auftreten können, als hier. Durch die Demonstranten, aber auch durch die hiesigen Unterstützer wird zumeist nur der Sachverhalt mit der übermäßigen Polizeigewalt angeprangert wird und einseitig betrachtet wird, was zu einer Verzerrung der Realität und des Phänomens Polizeigewalt führt – hier, wie auch in Übersee.

Wenn wir uns einmal der aktuellen Berichterstattung über die Polizei und ihrer Arbeit widmen – hier spreche ich nicht von Ordnungsvoyeurismus, wie z.B. Kabel eins es mit einigen Formaten betreibt – sondern über die mediale Berichterstattung, fällt auf, dass primär ein negatives, gewaltbereites und zunehmend rechtsextremes Bild (vgl. Vorfall Hessen) gezeichnet wird, welches aber weder eindeutig differenziert dargelegt wird, noch wirklich eindeutig medial vernünftig aufbereitet wird. Gut, das mag vielleicht daran liegen, dass man in einem Beitrag von 2-3 Minuten eine entsprechende Aufarbeitung nicht erreichen kann. Das ist aber ein Kritikpunkt, welcher der Medienhäuser zu zuschreiben ist, nicht der Polizei, aber zu Lasten der Polizei geht. Da hilft es m.E. auch nicht, dass ein Interview mit einem Sprecher der DPolG geführt wird, von Diesem aber letztlich nur 20-30 Sekunden es in den Beitrag schaffen, welcher Versucht ein halbwegs gutes und differenziertes Statement abzugeben, um die metaphorisch brennende Hütte zu retten, dies aber aufgrund der Sendezeitbeschränkung nicht Medial zum Ausdruck gelangt. Hier muss m.E. eindeutig seitens der Medienanstalten reagiert werden, gerade bei solch brisanten Themen.

Ebenso erschreckend finde ich es, wie undifferenziert Parteien, v.a. ist hier die Grüne Jugend zu nennen, ohne dass die Mutter Partei darauf angemessen reagiert (https://taz.de/Gruene-Jugend-fordert-Reform/!5702344/). Hier wird tatsächlich ein Abbau von Strukturen, Möglichkeiten und Stellen in der (Bundes-)Polizei gefordert, um letztlich m.E. der eigenen Ideologie und dem Traum eines „Friede-Freude-Eierkuchen-Landes“ zu frönen indem die Polizei generalisiert als „Gesamtmissstand“ deklariert wird, welche durchgehend u.a. mit „Racial Profiling“ ihre Möglichkeiten missbraucht und wieder einmal als veraltetes Machtinstrument des Staates angesehen wird, wo ich mich doch fragen muss, ob hier die Grüne Jugend immer noch ein Weltbild des Hobbes’schen Leviathans vor Augen hat, welches mit der Realität überhaupt nichts mehr zu tun hat.

Die einzig sinnvolle Idee dieses Beitrages zur Sache ist die Schaffung einer unabhängigen Untersuchungsstellt, ähnlich wie in Großbritannien. Doch möchte ich auch zu bedenken geben, dass nicht nur Repression zu einer Änderung des Verhaltens führt, das auch nur primär und nicht Nachhaltig. Hierdurch muss sich m.E. nach die Grüne Jugend zum einen Kurzsichtigkeit, aber auch einen gewaltigen Realitätsverlust in ihrem Elfenbeinturm vorwerfen lassen. Folgen unteranderem sieht man v.a. in Berlin, speziell an Orten wie der Rigaer Str. 94 (https://cutt.ly/qfwlHbp) in Berlin-Friedrichshain.

Vielmehr finde ich, so müssen wir uns die Frage stellen: Wie können wir nachhaltig solche Situationen unterbinden? Dazu müssen wir uns fragen, was löst diese Situationen aus: Angst, Überforderung, Frustration? Eine eindeutige Zuordbarkeit kann man m.E. nicht scharf darstellen, da subjektive Gefühle immer multiple Ursachen aufweisen. Dennoch gehe ich auch von einer steigenden Frustration, Druck und einem dadurch ausgelösten Gefühl der Lethargie in Bezug auf die eigene Arbeit aus. Weiterhin müssen wir uns fragen, ob wir die Polizei damit im Stich lassen wollen und damit dem Staat der Anarchie preisgeben wollen, was zu verneinen ist.

Denn eine Gesellschaft, die in Ruhe und Frieden miteinander leben will, das hat die Geschichte gezeigt, braucht Regeln und Menschen, die das Volk legitimiert hat, diese Regeln zu beschützen und auf rechtsstaatlicher Grundlage durchzusetzen – dafür steht die Polizei. Ich möchte nicht bestreiten, dass es auch das eine oder andere „schwarze Schaf“ gibt, aber wo gibt es das nicht? Und ich denke, dass – auch bei sinnvollen Einführung einer autonomen Untersuchungsbehörde für Straftaten im Polizeidienst – wir Bürger primär den Frauen und Männern bei der Polizei, dem Zoll, der Feuerwehr und dem Justizvollzugsdienst den Rücken stärken müssen und gemeinsam mit der Polizei und mit Augenmaß entsprechend Nachhaltige Reformen innerhalb der Polizei, aber auch im deutschen Strafprozessrecht geben muss, um auch nachhaltig der Polizei auch wieder im Alltag die Autorität innerhalb der Schranken der Verfassung zurück zu geben, welche diese Verdient, ohne eine Vorverurteilung durch die Bürgerinnen und Bürger, auf der Grundlage einer nicht näher geklärten Sachlage. – Marvin Strothmeier

 

Dass es – verhältnismäßige und damit gerechtfertigte – Polizeigewalt in Deutschland gibt, ist keine Frage. Zu untersuchen ist lediglich, wieviel unverhältnismäßige und damit ungerechtfertigte Polizeigewalt es in Deutschland gibt, warum die Täter*innen im Polizeidienst in der Regel nicht bestraft oder noch nicht einmal angezeigt werden und wie man das ändern kann. Zum Ausmaß ungerechtfertigter Polizeigewalt können Ihnen die diversen Menschenrechtsorganisationen sicherlich viel sagen.

Dass die Täter*innen nicht bestraft und häufig nicht einmal angezeigt werden, dürfte daran liegen, dass Staatsanwält*innen und Richter*innen Polizist*innen offensichtlich fast immer für glaubwürdiger halten als die Opfer und Zeug*innen von ungerechtfertigter Polizeigewalt, dass die Kolleg*innen der Täter*innen im Polizeidienst aus falsch verstandener Solidarität heraus die Gewalttäter*innen vor Gericht nicht belasten („Erinnerungslücken“) oder sogar entlasten (Falschaussagen) und dass die Opfer von Polizeigewalt, wenn sie es wagen, ihre(n) Peiniger(in) anzuzeigen, in der Regel sogar mit einer Gegenanzeige wegen angeblichen Widerstandes gegen die Staatsgewalt überzogen werden. Das alles ist seit vielen Jahrzehnten bekannt und deshalb überlegt man es sich als Opfer von ungerechtfertigter Polizeigewalt natürlich doppelt und dreifach, ob man eine Anzeige riskiert. Unabhängige überregionale Spezialstaatsanwaltschaften und die Auflösung von Polizeieinheiten, in denen ein falscher Korpsgeist herrscht, könnten das Problem meines Erachtens zumindest reduzieren. – Dr. Ulrich Willmes

 

Dieser Artikel ist eindeutig zu früh geschrieben worden, spiegelt aber den Trend zur Verunglimpfung unserer Polizei wieder.Nach allen Untersuchungen stellt sich raus das der Einsatz gegen diesen mehrfach gewaltauffälligen 15jährigen verhältnismäßig und gemäß der Ausbildung der Polizei erfolgte. Innenminister Reul stellte sich nach Erkenntnis der Sachverhalte auch vor seine Beamten. Tagelang wurde in den Medien die Polizei verunglimpft ,auch von den Grünen im NRW Landtag. Als in Stuttgart ein Polizeibeamter mit brutalster Gewalt von hinten angesprungen wurde haben die Medien das nur kurz berichtet und nach 2 Tagen war das Geschehen vergessen. Ist das objektive Berichterstattung? Jeder Leser möge sich über das Medienverhalten sein eigenes Bild machen. – Peter Knappmann

 

In og. Artikel schreiben Sie: „In D. kniete ein Beamter… auf dem Nacken…“. Das ist offensichtlich falsch, wie sich bei einer genaueren Betrachtung der Videoschnipsel erkennen lässt. Inzwischen scheint dies ja auch allgemein in der Berichterstattung angekommen zu sein. Frage mich allerdings, warum Sie solche falschen Tatsachenbehauptungen ohne geringste Relativierung in die Welt setzen. Haben Sie den Sachverhalt nicht überprüft und einfach irgendwas aus dem Netz übernommen? Oder noch schlimmer: wollen Sie hier irgendwelche Halbwahrheiten im Sinne einer „guten Sache“ als Tatsachen erscheinen lassen, weil Sie Ihnen gut in den Kram passen so Relotius-mässig? Die Frage stellt sich dann nur, was sonst ist noch wahr und was ist halb wahr oder gar alternativ wahr. – Ch.Reder

 

Was nicht neu ist: Videos, auf denen deutsche Polizisten Gewalt ausüben, wollen, müssen. Internetportale sind seit Jahren voll davon. Wer entsprechende Videoausschnitte für neuartig auftretende Phänomene deklariert, hat die letzten 15 Jahre in Sachen Einsatzdokumentation verschlafen. Längst begleiten Reporter und Neugierige Polizeiarbeit auf Schritt und Tritt. Für eine Aufarbeitung ein zweischneidiges Schwert, denn zumeist werden mit der Linse lediglich kleine Ausschnitte ganzer Einsätze eingefangen. Der Transparenz ist es sicher dennoch zuträglich.

Was hingegen neu ist: Helle Aufregung über Videos, in denen Gewalt zu sehen ist. Mitunter hässliche Szenen, wohl teilweise Fehlverhalten, keine Frage. Aber ist sich der Autor Paul Middelhoff grundsätzlich im Klaren darüber, dass Gewalt unter strengen Voraussetzungen auch gesetzlich legitimiertes Handwerkszeug der Polizei ist und Randalen in der Stuttgarter Innenstadt nicht mit freundlichen Bürgergesprächen zu begegnen ist?

Darüber hinaus kommt Middelhoffs Artikel etwas inhaltsleer daher. Diesem Umstand kommt er glücklicherweise selbst auf die Spur. „Zwar steht eine genaue Untersuchung der beiden Vorfälle vom Wochenende noch aus.“Goldrichtig! An dieser Stelle hätte der Artikel in dubio pro reo enden dürfen. Der Rest ist Mutmaßung und Spekulation, gepaart mit Ausschnitten einer noch nicht ausgewerteten Studie des Kriminologen Singelnstein, die bei schlappen 1000 Befragungen deutschlandweit alles andere als repräsentativ zu sein scheint. Ist Middelhoff fachfremd?

Trotz aller angedeuteten Vorläufigkeit der Ergebnisse wird Middelhoff den von ihm an Polizisten gestellten Verhältnismäßigkeits-Ansprüchen selbst nicht gerecht. Bei allem angebrachten Appell nach Aufklärung hätte Middelhoff, anstatt über polizeiliche Fixierungsmethoden zu orakeln, staatsanwaltschaftliche Untersuchungen abwarten sollen. Gleichzeitig wäre es interessanter, der gesellschaftlichen Dimension (Angst vor dem Verlust staatlicher Kontrolle vs. unkontrollierte Staatsmacht) hinter all den inzwischen ausgetretenen Diskussionen zu Freund oder Feind Polizei Raum zu geben. Eine Chance für die Streit-Rubrik? – Josef Portmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Hat diese Krise einen Sinn?“ von George Augustin et al.

 

Was Kardinal Woelki ablässt, empfinde ich als „psychische Gewalt“, die Schwester von „sexueller Gewalt“, um die es ja eigentlich geht: „Papst Franziskus rückt hier einiges zurecht, aber nicht als Maßregelung oder Disziplinierung, sondern als Ermutigung“. Es ist diese anmaßende Deutungshoheit, wie ein anderer zu empfinden hat. Das widert an. Jesu Art ist genau von anderem Schrot und Korn: Er führt in Freiheit und Weite. Vor solcher „missionarischen Kirche“ dagegen bewahre Gott! – Dr. Alexander Ulbrich

 

Endlich kommen Stimmen zur theologischen, geistlichen Analyse der Corona-Krise zu Wort! Doch dann das: ALLE (!) Stimmen sind 60+… Alle sind wohl situiert und die Krise ist in keinster Weise bedrohlich für diese Personen… Wo bleibt die junge Pfarrerin in einer Großstadt, der engagierte Landpfarrer im Osten, der Konfirmand, der gerade seinen Glauben sucht oder die ehrenamtliche Kindergottesdienstleiterin, die auch nicht mehr weiß, wie sie das erklären soll? Vielleicht haben sie tiefere, alltagstaugliche Einsichten von Gott bekommen oder in der Bibel gefunden. Denn sie müssen durchhalten und können nicht einfach wandern gehen, auf das Eschaton warten, die Blumen am Wegesrand bestaunen… – Silja Joneleit-Oesch

 

Die Gutmenschen und die Priester finden in allem einen Sinn, auch wenn er noch so sinnfrei ist wie diese selbstgemachte Corona-Pandemie. Im Selbermachen ist ja ebenfalls die Katholische Kirche Weltklasse, hat sie doch vor 2000 Jahren schon eine Geschäftsidee erfunden und mit Feuer und Schwert fest etabliert bis heute. Wenn Sie jetzt als seriöse Wochenzeitung für Intellektuelle, eine ganze Seite diesen religiösen Verschwörungserzählern widmen, erwacht in mir der Widerstandsgeist. Ich will mich kurz fassen und nur die Angst vor dem Tod ansprechen, die mehr oder weniger das Thema Corona bestimmt. Wie kann es sein, dass ich als nichtgläubiger, konfessionsloser Mensch keine Angst vor dem Tod habe?

Während sich die frommen Herren und das ihnen hörige Volk in die Hosen scheißt vor Angst, wo sie sich doch auf ein Wiedersehen mit ihrem Gottvater eigentlich freuen müßten? Ich vertraue auch mein Leben keiner „Alltagsmaske “ an, wie diese Gottesdiener, die offenbar ihrem Gott nicht trauen, halte aber seit eh und je immer schon Abstand, aus Höflichkeit und nicht aus Angst. Da ich Ihre Zeitung noch nicht so lange kenne, weiß ich nicht, welches Verhältnis Sie zur Kirche haben. Eine Meinung könnte ich mir erst bilden, wenn Sie auch die andere Seite zu Wort kommen ließen. Da ich meine Gedanken gerne festhalte, habe ich mich auf das Dichten eingelassen, seit ich in Rente bin. Mein Gedicht „Lust am Leben“ sagt eigentlich alles über mich aus.

Lust am Leben Ich lebe noch. Doch ist mein Ende abzusehen. Zurück bleibt nur noch Staub und Asche. Und nichts verändert sich, was auch geschieht, das letzte Hemd hat keine Tasche. Gedanken, Bücher und ein paar Gedichte, viel mehr werd ich nicht hinterlassen. Was ich einst angeschafft in meinem Leben das wird in eine Kiste passen. Ich habe keinen Gott. Für alles was ich tue muss ich allein gerade stehen. Kein ewiges Gericht, kann mich bestrafen, will ohne Angst von dieser Erde gehen. Hab keinen Vater, der mich mit Rat begleitet, die Freunde sind schon lang gegangen. Hab Frieden nun mit mir geschlossen, vor dem was kommt, soll mir nicht bangen. Noch bin ich da, habe Lust am Leben, erfreu mich auch an kleinen Dingen. Was mir noch bleibt, will ich genießen, und will ́s mit Anstand noch zu Ende bringen. – Hans-Otto Lang

 

Vielen Dank, dass Sie (mehr oder weniger) christlich fundierte Stimmen zur Corona-Krise zu Wort kommen lassen. Auch für mich ist die Frage, was Gott und das Coronavirus miteinander zu tun haben, existentiell. Mir war der profilierteste lebende christliche Apologet, der Oxford-Professor John Lennox, eine echte Hilfe mit seinem Büchlein „Wo ist Gott in dieser Welt und was ist mit Covid-19?“ Dem unscheinbaren Daniel-Verlag ist ein echter Coup gelungen, indem er sich die deutsche Übersetzung hat an Land ziehen und auf Deutsch bringen können: https://www.daniel-verlag.de/produkt/wo-ist-gott-in-dieser-welt/?fbclid=IwAR3DCAENq5gDwccCkG1LDPXHDU3_A5F0KfVSgHfjCQGTpqCqtS8C5YP0b00

Ich halte es für legitim, die derzeitige Pandemie unter Berücksichtigung von Joh 9,1 und Lk 13,1-5 v o r s i c h t i g als ein Reden Gottes zu deuten, alles andere wäre m. E. deistische Aufklärungstheologie, habe mir aber Lennox Mahnung zu Herzen genommen, dass es uns Christen als anmaßend ausgelegt werden könnte, wenn wir das Virus als Gericht Gottes deuteten; bei Bibelstellen wie 2. Chr 7 sei es ja Gott selbst, der ausdrücklich sage, dass bestimmte Plagen als Gericht zu bewerten seien. Ich fand auch Lennox‘ Unterscheidung von moralischem und natürlichem Übel für die Deutung der Pandemie sehr hilfreich. Lediglich in der Bewertung des freien Willens nach dem Sündenfall bin ich etwas anderer Meinung und denke (mit Luther und Darby), dass der Wille des Menschen nur v o r dem Sündenfall wirklich frei war. Aber lesen Sie Lennox fulminanten Beitrag zur Krise (und alle anderen seiner apologetischen Titel) am besten selbst! – Marcel Haldenwang

 

Corona, die Angst und das Problem der Kontingenz Die Seite „Glauben und Zweifeln“ (DIE ZEIT No 35, S.48) versammelt einige Antworten prominenter Christen zur Bedeutung der Corona-Pandemie. Gemeinsam ist ihnen, was nicht sehr überrascht, dass ihrer Auffassung nach nur die ins Wanken geratene Hinwendung zum Glauben an Gott Abhilfe schaffen kann. „Wir haben das Leben und Sterben nicht in der Hand“, erklärt uns beispielsweise Kurienkardinal Walter Kasper. Seine apodiktische Folgerung: “Darum ist Religion unverzichtbar. Sie hat nun Trostfunktion. Im Glauben weiß man: Die Welt ist nicht reiner Zufall.“

In der Welt des Glaubens mag das gelten, aber die Anwendung des Verstandes kennt durchaus auch andere Antworten auf die vom Kardinal hier angeführte metaphysische Kernfrage: „Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?“ Er selbst begnügt sich als Antwort schlicht mit einem Rückgriff auf Thomas von Aquins Gottesbegriff. Dass dieser Gottesbeweis bereits von Kant widerlegt wurde, nimmt er nicht zur Kenntnis. Vielleicht ist es doch einfach so, dass unser Verstandesvermögen nicht ausreicht, das Geheimnis des Seins in seiner Unergründlichkeit zu erfassen. Die Antwort, die die Religion und ihre Theologen darauf geben, könnte vorschnell sein. Mir kommt dabei die eindrucksvolle Warnung des Dichters Novalis in den Sinn: „Die Antwort ist das Unglück der Frage.“ Das gilt auch hier. Wo keine befriedigende Antwort auf das Kontingenzproblem zu haben ist, wird allzu rasch eine Antwort angeboten, die der Komplexität der Problemstellung nicht gerecht wird.

Als Grundbefindlichkeit des modernen Menschen, dem Gott abhanden gekommen ist, diagnostiziert Walter Kasper die Angst: „Der Mensch findet sich nun allein und verloren in der weiten, ihm nicht immer freundlichen Welt. Genau deshalb versucht die moderne bürgerliche Gesellschaft, die Natur zu beherrschen und sich gegen Unbill abzusichern“. Nun hat der Versuch des Menschen, die Natur zu beherrschen, schon eine erheblich längere Tradition und dem Christentum dürfte das Wort: „Macht Euch die Erde untertan!“, nicht ganz fremd sein. Man kann sich bei diesem Erklärungsversuch des Eindrucks nicht erwehren, dass dem Kardinal die Angst nicht ganz unwillkommen ist. Sie treibt die Ängstlichen, nach Trost Suchenden in die Arme der Kirche. Sigmund Freud hat einmal die treffende Bemerkung gemacht: „Illusionen empfehlen sich zur Vermeidung von Unlustgefühlen“. Zu diesen Unlustgefühlen zählt vorrangig auch die Angst, einmal nicht mehr da zu sein und für seine Taten im Leben zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Es wäre in Betracht zu ziehen, ob die sich leerenden Kirchen nicht zuletzt damit zu tun haben, dass immer mehr Menschen auf die Trostfunktion der Religion verzichten können, weil sie gelernt haben, die Endlichkeit des Lebens ohne Angst zu akzeptieren, die im übrigen allem Lebendigen auf diesem Planeten gemeinsam ist. Dass der Sinn des menschlichen Lebens das zeitlich begrenzte Leben selbst ist, und nicht irgendwelche transzendentalen Wesenheiten bemüht werden müssen, braucht keineswegs zu einer angstbesetzten Vereinzelung führen. Im Gegenteil, wir wissen instinktiv, dass wir als Menschen konstitutiv aufeinander angewiesene soziale Wesen sind, die alleine nicht lebenswert existieren können. Woraus folgen sollte, sein Dasein moralisch verantwortlich zu führen, die Anderen in ihrer Andersartigkeit zu respektieren, solidarisch zu handeln und die natürlichen Lebensbedingungen zu schützen. Auch wenn das empirisch gesehen nicht die Wirklichkeit widerspiegelt, die Möglichkeit dafür ist in der conditio humana angelegt. Den Glauben an einen Gott bedarf es dafür nicht. – Prof. em. Dr. Eberhard Schmidt

 

Wir danken der ZEIT-Redaktion für die Veröffentlichung von Buchauszügen von prominenten Christinnen und Christen. Die Gedanken des Papstes und der anderen Theologen sprechen uns aus dem Herzen. Wir warten allerdings bis heute vergeblich auf solche Äußerungen von gegenwärtigen Amtsinha- bern der evangelischen Kirche in Deutschland. Angefangen vom Ratsvorsitzenden der EKD, über die Bischofsebene bis hin zu den Superintendenten (eingedenk der Ausnahmen), haben wir bis jetzt keinen Protest zum mehrwöchigen Wegsperren der Alten und Kranken in den Pflegeeinrich- tungen vernommen.

Außerdem gab es bisher von den Kirchenleitungsebenen keinen Gegenentwurf zu dem angstma- chenden Menschenbild, das uns täglich durch das „Maskenthema“ vermittelt wird. Die Hygiene- hysterie suggeriert, dass jeder für jeden eine Gefahr ist (wie in Zeiten der Pest). Die Maske wird nicht nur zum Fetisch, sondern zur Ersatzreligion. Wenn Christus so ängstlich gewesen wäre, gäbe es heute seine Gemeinschaft nicht. „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnen- heit“ (2. Tim. 1,7). Dies in Wort und Tat zu vermitteln, wäre in einer Krisenzeit oberstes Gebot der Verantwortlichen der christlichen Kirchen. – Ingrid Dorndorf und Rüdiger Dorndorf

 


 

 

Leserbriefe zu „Er schlägt sie. Sie bleibt bei ihm“ von Björn Stephan

 

Das war schon starker Tobak. Verlieben – verloben – verheiraten – (vergewaltigen) – verprügeln!!!! Ist es das was wir Frauen gut finden und wollen? NEIN, NEIN, NEIN!!! Weshalb machen viele Männer das? Ihre Stärke herauskehren? Ihre Macht ausüben? Frust abbauen? Weshalb gehen die nicht zum BOXEN in den Ring um ihr Aggressionen loszuwerden? Ein Mann der eine Frau schlägt, schlägt die Liebe tot!! Das diese Frau bei all diesen Höllenqualen bei diesem Kerl geblieben ist, bleibt mir unverständlich. Täglich werden Frau auch noch vergewaltigt, deshalb sind auch die „Frauenhäuser“ voll, wie nie. Was ist blos los mit uns Menschen, dass wir derart aggressiv reagieren, und einen anderen Menschen zur Unkenntlichkeit verprügeln müssen. MACHT, GELD, SEXGIER, das neue „GOLDENE KALB“, um das getanzt wird. Sodom und Gomorrha lassen grüßen. Dieser Text hat mich um meinen Schlaf gebracht. – Ute Koch

 

Der o.a. Artikel schildert sehr anschaulich die Entwicklung gewalttätigen Handelns in der Partnerschaft, und wie sich die Hoffnung auf ein gutes, gewaltfreies Miteinander in wenigen Augenblicken zur Verzweiflung, Ohnmacht und Ausweglosigkeit wenden kann. Ermutigend auch die Schilderung, wie die beiden ihre Liebe zueinander – obwohl häufig in Gefahr und bedroht – zueinander bewahren und dann Auswege aus dem gewalttätigen Handeln finden – mit qualifizierter fachlicher Unterstützung von MIM, dessen Methoden auch sehr anschaulich geschildert werden.

Besonders hervorzuheben, dass die Paardynamik sehr zutreffend dargestellt wird, und man nicht in dem Schema „Täter-Opfer“ verbleibt, sondern die Schilderung der Paarkonflikte und ihrer Entwicklung zu einer differenzierteren Sicht der Entstehung von gewalttätigem Handeln beiträgt. Kompliment ! Zu wünschen wäre gewesen, dass die Kontaktdaten des Münchner Informationszentrums für Männer (MIM) https://www.maennerzentrum.de, Tel. 089/543 9556, neben dem Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ (Tel. 08000 116016) auch noch genannt worden wäre, denn auch Männer brauchen Hilfe. – Erhard Scholl

 

Das Phänomen ist ja in der Fachliteratur hinreichend bekannt! Wozu 2-Seitenlang darüber schreiben statt über die Ursache zu berichten? 25% (mind.!) von misshandelten Frauen! Und es wird nichts ausser palliativen Massnahmen unternommen? Im 21. Jahrhundert: traurig! – Gérard Hess

 

Als Leserin bleibe ich nach dem Artikel bei den Schicksalen der einzelnen Beteiligten hängen. Es ist beängstigend, dass die Familie keine Sicherheit hat und jeder permanent mit der Angst vor Rückfall leben muss. Zu wenig ist bekannt, dass beide Partner an den Ursachen arbeiten können. Beiden Partnern hilft eine Traumatherapie. Eine reine Verhaltenstherapie ist meist nicht ausreichend. Daher ist Therapie oft noch so verpönt, weil es für Notleidende immer noch schwierig ist, die richtige Therapie zu bekommen. Es fehlt das Wissen über die Möglichkeiten und es fehlen noch ausreichend Traumatherapeuten. Neue (von den Krankenkassen nicht bezahlte) Methoden wie Logosynthese (Lammers), IRRT (Schmucker/Köster), Teilearbeit (z.B. Kai Fritzsche), Bild-und Gestalttherapie (Schneider) und viele andere helfen Tätern wie Opfern ihre Verletzungen in der Tiefe zu heilen. Ansonsten werden Opfer immer wieder zu Tätern, oder müssen ihr Leben lang viel Kraft aufwenden, um andere nicht zu gefährden.

Eine Recherche über die Hintergründe, Wirkmechanismen und Anwendung dieser Methoden ist spannend. Leser werden danach mehr über Lebenszusammenhänge, transgenerationale Vererbung und deren Heilung, Umgang mit Emotionen und zwischenmenschliche Konflikte und deren Lösung verstehen. Es geht um die Heilung von Verletzungen aus der Kindheit und um Lösung von Täterintrojekten. Ich würde mich freuen, wenn nicht nur Fachleute sich damit beschäftigen, sondern eine breite Leserschaft auf dieses spannende Forschungsgebiet aufmerksam wird. Wir Fachleute nennen das Psychoedukation. Sie als Journalist haben da ein breiteres Publikum und Sie können noch dazu diese Themen so aufbereiten, dass es sogar Laune macht, darüber zu lesen. – Maria Sohr

 


 

 

Leserbriefe zu „Kann ein Bayer Kanzler?“ Streit von Peter Gauweiler und Luise Kinseher

 

Kann ein Bayer Kanzler? Aber klar, warum soll Sie/Er das nicht können? Aber das ist für mich nicht die Frage. Denn die lautet, will ich das? Und da ist die Antwort ein klares N E I N ! Denn unter einem Kanzler der CSU, kann ja jetzt nur Herr Söder sein, würde bei jeder passenden Gelegenheit Bayern gegenüber den anderen Bundesländer bevorzugt werden. Das kann ja jeder der es wissen will, an der Praxis im Verkehrsministerium sehen. Und es kämen noch mehr Dilettanten, siehe Scheuer, Dobrindt, in die Bundesregierung. – Willy Klein

 

Das Wort „Asyltourismus“, das die Kabarettistin Luise Kinseher dem bayerischen Ministerpräsidenten Söder als „zynischen Unsinn“ vorhält, stammt nicht von ihm: Es handelt sich um einen EU-Fachbegriff (englisch: „asylum shopping“), der die den Dublin-Regelungen widersprechende Praxis von Asylbewerbern bezeichnet, aus dem Erstaufnahmeland in ein anderes EU-Land weiter zu migrieren. Seit Anfang der 2000er Jahre kam das Wort in zahllosen EU-Dokumenten vor, ohne dass jemand (auch nicht die Grünen im EU-Parlament) daran Anstoß nahm – bis es Söder 2017 im bayerischen Landtagswahlkampf verwendete. Weil man gegen die Sache öffentlich schlecht etwas sagen konnte – bei einer EU-Freizügigkeit von Asylbewerbern würden die meisten nach Deutschland kommen – , prügelte man das Wort und assoziierte es mit Ferien- und Lustreise. Tatsächlich ist aber „Asyl-tourismus“ sprachlich .ähnlich zu bewerten wie „Müll-tourismus“, „Steuer-tourismus“ oder „Einbruchs-tourismus“: Das – linguistisch ausgedrückt – Suffixoid „-tourismus“ bezeichnet hier bildlich eine grenzüberschreitende illegale oder kriminelle Aktivität. Zynisch? Nein, eher beschönigend, und kein „Unsinn“, sondern Wirklichkeit. – Prof. Dr. Helmut Berschin

 

Ein lapidares Gespräch über ernste Themen. Erschreckend für mich die Antwort Gauweilers als Kinseher darauf hinweist, dass München keine Problembezirke hätte wie Berlin oder Köln: „Obwohl wir prozentual mehr Ausländer haben als Berlin.“ So schnell wird aus einem Problemviertel ein Ausländerproblem. Für mich ein klarer Fall von Alltagsrassismus. Gauweiler vernachlässigt hier alle sozio-ökonomischen Probleme die Bewohner sogenannter Problemviertel haben. Nein, platt sagt er hier: Ausländer = Probleme. Erschreckend für mich, dass darauf in keiner Weise eingegangen wird. Nicht von der Gesprächspartnerin Kinseher und auch nicht von den beiden Interviewenden Herrn Giammarco und Herrn Schirmer. Zumindest von den beiden Journalisten müsste man doch erwarten, dass sie so eine Aussage nicht einfach stehen lassen können, sondern noch einmal kritisch nachfragen. Das ist leider nicht passiert. So muss sich die Zeit den Vorwurf gefallen lassen, dass sie eine rassistische Aussage unkommentiert abdrucken und meiner Meinung nach ihrer journalistischen Verantwortung nicht nachkommen. – Michael Sapel

 

Hr. Söder ist in meinen Augen ein Marketing-Genie und er verkauft: SICH. Leider ist das eine Mogelpackung, weil nicht drin ist, was drauf steht. Denn was drauf steht, ändert sich dauernd, je nach Umfragergebnissen. – Katrin Schobig

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Fehlbare“ von Tina Hildebrandt

 

Was hat DIE ZEIT bewogen ein solches Gequatsche zu drucken? – Friedrich Küspert

 

Liest sich immer wieder gut, was und wie Frau Hildebrandt so schreibt. Munter, frech, worterfinderisch. Gleichwohl der sich stets wiederholende Tenor: Frauen hervorheben (z.B. 20semestrige Germanistinnen), Männer abwatschen! Feminines Klischee wird bedient/ praktiziert. Schade eigentlich, etwa der Objektivität und Ausgewogenheit wegen. Schreit nach journalistischer Repertoire-Erweiterung. – Wilfried Schubert

 

Frau Hildebrandt, sind Sie in Söder verliebt, weil Sie so sorgsam mit Ihm umgehen? Liebe macht angeblich blind! Nehmen Sie sich doch die Freiheit, die dekadente Politik von Söder beim Namen zu nennen: Ende 2019/Anfang 2020 genügend Corona-Erkenntnisse, Söders Behörden lassen im April 2020 in Bayern noch Starkbierfeste zu! Dann Verhinderung von Altersarmut durch Söder, 100 Euro für jedes Neugeborene monatlich 18 Jahre lang = 21.600 Euro minus Strafzinsen und Inflationsrate, verbleiben den 18jährigen ungefähr 16.000 Euro für eine „Rostlaube“ und den Führerschein, von wegen Verhinderung von Altersarmut; Söder muss beim kleinen 1x1gefehlt haben!

Dann wieder durch Söder: Champagner für die Politiker, fürs Volk Wasser, einmalige steuerfreie Sonderzahlung von 500 Euro an die besonders gefährdeten Pflegekräfte; beschämend! Und die vorletzte Karnevals- und Königs-Glanzleistung von Söder zulasten der bayerischen Steuerzahler; in Bayern wird bei den finanziellen Corona-Hilfen unerkannt am Meisten betrogen! Und jetzt die Informationspanne. Gott sei Dank hat Söder Melanie zum Teilschuld abwälzen; wenn’s gut gelungen wäre, Söder wieder „Sonnenkönig“! Ein Teil meines Abendgebetes: “ Lieber Gott, bewahre uns vor diesem Kanzler-Übel, jetzt und in alle Ewigkeit, Amen!“ – Peter Senghas

 


 

 

Leserbriefe zu „Gehört er ins Fernsehen?“ von Anne Hähnig und Martin Machowecz

 

Höcke betreibt als Mythophant eine gezielte Veröffentlichungspolitik mit einer bewusst gewählten Aufmachung, um insbesondere in den Medien eine bestimmte Rezeptionshaltung zu erzielen. Dabei transportiert er mit Mythen und Narrativen eine Wahrheit mit dem Ziel, als kluger Mann zu gelten. Dieses ist er aber nicht. Er ist ein Blender. Oder um es mit Limpach zu sagen: „Der ärgste Feind der Klugheit ist die Unwägbarkeit.“ – Jürgen Dressler

 

Warum hat die Redaktionskonferenz beschlossen, einen Artikel über den Fernseh-Auftritt des Goebbels-Verschnitts, Höcke, im Wirtschaftsteil unterzubringen ? Die Öffentlich-Rechtlichen müssen zwar wirtschaftlich mit ihren Etats umgehen, sind aber doch kein Faktor in der Wirtschaft. Den Höcke hätten Sie unter Vermischtes in Entdeckeneinordnen können. – Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die denken, der verdient mit Scheiße Geld«“. Gespräch mit Helge Schneider geführt von Jörg Kramer

 

Am Wochenende habe ich das Interview mit Helge Schneider gelesen. Am Besten fand ich, wie er ganz einfach erklärt hat, warum er weiter auftreten muss und will, auch wenn er nächstes Jahr in Rente geht. Das betrifft sehr viele Leute. Über sein MusikVideo, das letzte Woche im ARD Morgenmagazin vorgestellt wurde, habe ich sehr gelacht, das hat richtig gut getan. – Katrin Boldt

 

In der bildunterschrift heißt es: … “ nach fünf minuten verabschiedete sich herr schneider freundlich”. ich wäre schon vorher gegangen, und zwar spätestens nach der frage in bezug auf alexander kluge: “können sie nicht anders, als zu improvisieren? oder wäre die fallhöhe sonst zu hoch?” das ist kaum zu unterbieten! – vera petersen

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Ministerin und ihre ängstlichen Lehrer“ von Anja Reiter

 

Extremismus im Amt Frau Prien liefert anschauliche Beispiele für ihre extreme Denkweise. Wenn man die Zahlen der verschiedenen Bundesländer miteinander vergleicht, dann sieht man, dass diese sich sich nicht nur um Nuancen sondern um Größenordnungen unterscheiden. Das begründet Frau Prien damit, dass sie sich an Recht und Gesetz halten müsse. Die beträchtlichen Unterschiede kann man dann doch nur dadurch erklären, dass man sich in anderen Bundesländern nicht an Recht und Gesetz hält. Außerdem ist Ihre Argumentation nicht schlüssig. Wenn eine Maßnahme der Eindämmung der Pandemie dient, dann besteht doch überhaupt keine Diskrepanz, wenn die gleiche Maßnahme dem Individualschutz dient.

Wo ist der Widerspruch dieser beiden Ziele? Was ist daran falsch, dass eine Maßnahme zwei Ziele erreichen kann? Offenbar will Frau Prien uns sagen, dass nur sie falsche von richtigen Annahmen unterscheiden kann. Welche Sachverständige werden eigentlich zu Rate gezogen, wenn es zu entscheiden gilt, ob eine konkrete Gefährdung vorliegt? Oder wird das nach formalen Kriterien „das Recht auf Bildung ist von höherer Bedeutung als das Recht auf Leben und Gesundheit“ entschieden? Falls Frau Prien sich irren sollte, diese Annahme wird sie sicher als völlig abwegig zurückweisen, und es reihenweise zu krankheitsbedingten Schulschließungen kommt, dann hätte sie dem Recht auf Bildung mehr geschadet als mit Übernahme der Verantwortung für die Gesundheit und das Leben der Lehrkräfte.

Es wäre gut gewesen, diese Punkte für die Öffentlichkeit nachvollziehbar abzuwägen. Die Schüler in Schleswig-Holstein haben Glück, dass jemand wie Frau Prien nicht im Schuldienst ist, mit ihrem Extremismus kann man sie sich nicht als gute Pädagogin vorstellen. PS Es ist wohl offensichtlich, dass die Auftritte der Frau Prien im Fernsehen und die Beschreibung ihrer steilen Ansichten in der ZEIT mich nerven. Jetzt bin ich gespannt, ob Sie sich zum Abdruck entscheiden können. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn mein Text auch an Frau Prien weitergeleitet wird. – Dr. G. Zeyer

 

Ihren Artikel habe ich mit Interesse gelesen. Sie schreiben u.a. „Jeden Morgen drängt sich Thomsen deshalb nun mit Schülern und Lehrern in den Korridoren des Gymnasiums“ Diesen Satz halte ich, pardon, für Blödsinn. Derzeit miuss jede Schule ein Konzept ausarbeiten, das Gedränge vermeidet, nicht nur wegen FrauThomsen sondern weil Corona es so will…. Einbahnstraßen, Ein -und Ausgang geregelt etc Und wenn ich so besorgt bin um meine Gesundheit, weiß ich auch Wege, Gedrängel zu entgehen. Mein Friseurin , selbständig, gebeutelt und bestrebt, Insolvenz zu vermeiden, hat die gleiche Erkrankung und arbeitet, weil ihr gar nichts andres übrig beleibt. Home office ist doof bei dem Job!

Nach 40 Jahren im Schuldienst darf ich mir Kritik erlauben; ich habe kein Verständnis für das Gejammer mancher Kollegen/Innen, denn wer schützt alle im Einzelhandel, die unser täglich Brot verkaufen, Regale füllen, kassieren? Sie sind täglich und von Anfang an ständig ….nicht mit einer festen Lerngruppe….sondern mit x Menschen aus unterschiedlichen Orten zusammen, ohne dass es einen Aufschrei gegeben hätte Man könnte daraus folgen: die sind tapferer, immun oder aber: Das ganze Coronatheater gehört eh auf den Abfallhaufen der historischen Irrtümer. – Ute A. Niemz

 


 

 

Leserbriefe zu „Es gibt nichts Machtvolleres als eine offene Frage. Sie kann alles verändern“ von Bernhard Pörksen

 

Warum fühlt sich das Alter manchmal an wie eine Strafe für etwas was man nicht gemacht hat ? – Antje Indorf-Fischer

 

Mit vergnügtem Interesse habe ich Ihren Beitrag in der „Zeit“ gelesen. Vor allem bei Ihren Ausführungen zur „Reibung der großen Idee mit den Widerständen der Wirklichkeit“ habe ich gedacht, ach ja? Denn das kenne ich auch und war mir nur nicht sicher, ob es nicht meiner Sensibilität zuzuschreiben ist oder in den Bereich der Esoterik gehört. Aber wenn es sogar wissenschaftlich gesicherte Erkenntnis ist, bin ich ganz beruhigt und kann mich weiter an Ihrem Text zur Brillanz schulischer und hochschulischer Rhetorik erfreuen. – Dr. Marhild Hoffmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Es muss nicht immer das Großkapital sein“ von Helge Malchow

 

Sie haben die falschen ’68er getroffen. Bevor Parteien gegründet und Dogmatiker die Rebellion in ihre Hände genommen haben gab es Spontis, Anarchos, Antiautoritäre, Halbstarke, Hippies, Träumer und Spaßguerilla. Es ist schade, dass – wie immer – die „Sieger“ die Geschichte geschrieben haben, und all die lustvollen, subjektiven, lyrischen und lustigen Anfänge der Rebellion vergessen wurden. Eine neue Mentalität und Weltsicht hat (auch in der Bundesrepublik, anderswo sowieso) schon in den Jahren vor ’68 begonnen, im Herbst der Fanatiker und linken Spießer ist vieles davon an den Rand gedrängt und später von denen, die die 68er Geschichten geschrieben haben, vergessen worden. – Hazel Rosenstrauch

 

Muss ich Helge Malchow als 1943 geborener in seinen eigenen Worten daran erinnern, dass er als sieben Jahre jüngerer immer noch daran leidet, das Primat analytischen Denkens aufgegeben zu haben? Zugleich scheint es en vogue zu sein, aus einer inzwischen zur Befindlichkeit geschrumpften Subjektivität, die Kehrseite ökonomisch knallharter Egotrips bis hin zu übersteigerten narzisstischen Auswüchsen in Politik und Gesellschaft, ein regressives 68er-Bashing zu betreiben. In einer Gegenwart, in der die kapitalistischen Widersprüchen sich weltweit in sozial-ökologischen und politisch-militärischen Verwerfungen zuspitzen. Die wieder hochaktuellen kritischen Erfordernisse auf Vater-Sohn- oder Generationenkonflikte zuzuspitzen, wie es bereits das Titelthema „Wir Baby-Boomer“ nahelegt, befördert eine gesellschaftspolitische Amnesie. Diese hat allerdings seit einigen Jahren eine entpolitisierende Konjunktur.

Ging es angesichts der „Unfähigkeit zu trauern“ (Alexander und Margarete Mitscherlich) nicht um den uns umtreibenden Komplex des nationalsozialistischen Radikalfaschismus, insbesondere den Holocaust an der jüdischen Bevölkerung und den Vernichtungskrieg im Osten, den weit über 50 Millionen Toten im Zweiten Weltkrieg? Damals zugleich um den verbrecherischen Krieg mit Napalm (Agent Orange) gegen den Vietkong, faktisch aber das vietnamesische Volk mit etwa drei Millionen Toten, das der amerikanische General Westmoreland in die Steinzeit zurückbomben wollte, ein paar Jahre später um die von Henry Kissinger moderierte Errichtung einer blutigen faschistischen Diktatur um den „Folterknecht“ Pinochet (Norbert Blüm)!

All das stellten frühe Antriebe der deutschen und weltweiten Friedensbewegung dar, die schon Mitte der 1960er ein uns damals unbekannter junger buddhistischer Mönch in den USA eindringlich propagierte. So schlug im Januar 1967 der wenig später ermordete Martin Luther King jr. , der unvergessene Protagonist der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, den vietnamesischen Lehrer der „Achtsamkeit“ Thich Nhat Hanh für den Friedensnobelpreis vor. Ein gutes Jahr später, zur Zeit des Abiturs von Malchow, fand der große Internationale Vietnamkongress des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) an der TU Berlin statt.

Der Bezug auf Gerd Koehnens „Rotes Jahrzehnt“ trügt insofern, als dieses durchaus lesenswerte und faktenreiche Werk dennoch vornehmlich aus der nunmehr kritischen Distanz zum linkssektiererischen Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW), einer straff organisierten maoistischen Gruppe, geschrieben wurde. Kein Wunder, dass der Autor in der Absage aller kommunistischen Kinderträume schließlich unfreiwillig in der Affirmation jener kapitalistischen Verhältnisse zu landen drohte, denen er seinerzeit doch wie einige seiner heute in Amt und Würden befindlichen Genossen den Garaus machen wollte. Dies trifft ebenso auf eine Reihe wissenschaftlich und medial reüssierender Kritiker wie etwa Götz Aly und Wolfgang Kraushaar zu, welche von ihrem spezifischen Forschungsgegenstand her wie bewusst auch immer mit ihrer Vergangenheit abrechnen.

Im Zuge hiermit einhergehender Blickverengungen bewertet Malchow die 1968er Generation als erfolglos. Vordergründig hat er zwar Recht angesichts des Scheiterns der hochgesteckten Zielsetzungen etwa eines „durch die Institutionen marschierenden“ demokratischen Sozialismus (Rudi Dutschke). Aber leuchtete solche Möglichkeit nicht in der französischen Maibewegung wie auch im Prager Frühling für eine kurze Zeitspanne im Verlauf des Jahres 1968 gleichermaßen in Ost und West auf? Ein erstes Wetterleuchten verstärkter beteiligungsorientierter Qualifikationsschübe, der subjektiven Voraussetzungen informations- und kommunikationstechnischer Entwicklungen bis zur gegenwärtigen Digitalisierung!

Realiter verkennt Malchow jedoch die weitgehenden sozial-kulturellen Wirkungen in einer autoritär eingefrorenen Gesellschaft, etwa durch die von der Pille zusätzlich beförderte „sexuelle Revolution“ bis hin zu feministischen Aktivitäten oder neuere Erziehungs- und Lebensformen in Wohngemeinschaften und vieles andere mehr. Im Woodstock-Festival und Hair-Musical in den USA kulminierte die ebenso hedonistische wie politische Forderung der Hippies: „Make Love, not War“. In dieser international vermittelten Gemengelage fand die Bundesrepublik mit ihrer praxiswirksamen Bewusstwerdung endlich, wenn auch späten Anschluss an die westlichen Demokratien, eine ebenso sozio-kulturelle wie politisch-soziale Wegscheide zum „CDU-Staat“ oder zur Adenauer-Bundesrepublik, ein heute noch partiell belastendes Moment im Verhältnis zwischen alten und neuen Bundesländern.

Und zum Schluss: Große Literatur vergisst in der Subjektivität der Menschen gerade nicht deren gesellschaftliche Prägung. Da ist auf die großen Werke in Vergangenheit und Gegenwart zu verweisen: der nicht mehr hinreichend geachteten Weimarer Klassiker in ihrem aufklärerischen Kosmos, der russischen, angelsächsischen und lateinamerikanischen Schriftsteller, auch der neueren postkolonialen englischen und afroamerikanischen Autor*innen. Und nicht zu vergessen die deutschsprachigen Nobelpreisträger über Thomas Mann und Herman Hesse, Heinrich Böll und Günter Grass hinaus. Was Malchow an den 68ern zu kritisieren und an den Babyboomern zu wertschätzen meint, hebt hierzulande auf eher biedermeierlich anmutende, harmlos sympathische Gemütslagen ab. – Dr. Paul Oehlke

 


 

 

Leserbrief zu „Jerusalem und Abu Dhabi nehmen diplomatische Beziehungen auf. Verraten die Golf-Araber die Palästinenser?“ von Josef Joffe

 

In Ihrer wirklich gelungenen Rubrik „Hinter den Nachrichten“, die ich immer sehr gerne verfolge, hat sich in der Grafik ein kleiner aber bedeutender Fehler eingeschlichen. Obwohl die Überschrift klar ausdrückt, dass es um die Beziehungen zwischen Israel und den arabischen Ländern geht, findet man prominent den Iran aufgeführt. Jeder, der über iranische Wurzeln verfügt, hat es sicher schon hunderte von Male hier in Deutschland gehört: „Wie? Iraner sind keine Araber?“. Nein, Iraner sind tatsächlich keine Araber. Genauso wenig wie Deutsche Polen sind, nur weil beide Ländern aneinander grenzen und die Bewohner zum Großteil der gleichen Religion angehören. – Masiar Sabok Sir

 


 

 

Leserbrief zu „Die Post-Demokratie“ von Heike Buchter

 

Hat das ubiquitäre Corona-Virus Donald Trump inzwischen derart in die Enge getrieben, dass er sogar die Post schwächen muss, um sich weiter allmächtig fühlen zu können? Oder steht dabei mehr die Absicht dahinter, ein staatliches Monopol in ein ausbeutbares privates Monopol umzuwandeln? Die Staatlichkeit des US Postal Service ist in vielfacher Hinsicht systemrelevant: Nur so ist dieser Bereich der Daseinsvorsorge in dem weiten Land wirklich gesichert. Ein freies Monopol würde die jetzt bundesweite Dienstleistung ausdünnen, um damit Gewinne zu realisieren. Als Anbieter einfacher Arbeitsplätze ist der staatliche US Postal Service ein landesweit einsetzbares arbeitsmarktpolitisches Instrument, ein wichtiger Pfeiler zur Sicherung des sozialen Friedens in der US-Gesellschaft. Ein privates Monopol würde durch Personalabbau die Kosten senken wollen, um Gewinne darzustellen, die sich aus der normalen Geschäftsstätigkeit nicht mehr ergeben. Nur eine staatliche Post kann unmittelbar auch bei Briefwahlen die Dienstleistung sicherstellen. Die Post: nun ein Wahlkampfthema. – Reinhard Koine

 


 

 

Leserbrief zu „Verbünden wir uns!“ von Yasmine M‘Barek

 

Was Sie schreiben gefällt mir. Zwei meiner Kinder sind nicht so viel älter als Sie, eines ist sogar noch jünger. Ja, die Jüngern sollten Geduld mit den sog. Boomern haben. So, wie wir Geduld mit unseren Eltern haben mussten, die bei Kriegsende Kinder waren und mit ihrer Arbeit den Grundstein für den Wohlstand unserer Generation gelegt haben. Mir ist sehr bewusst, dass meine Generation privilegiert ist, noch in einer halbwegs intakten Umwelt aufgewachsen und auch durch die eigene Arbeit in der Regel gut finanziell aufgestellt. Allerdings sitzen nicht alle von uns auf Immobilien herum und tummeln sich auf Kreuzfahrtschiffen. Es gibt auch genug, die nicht so weit gekommen sind und bescheidener leben werden.

Anfang der 80er, als wir so jung waren wir Sie, war die Welt auch schon nicht mehr ganz in Ordnung, falls Sie es je war. Es bestand die Angst vor einem Atomkrieg, der Raubbau an der Natur wurde sichtbarer und „Die Grünen“ gründeten sich. Glauben Sie mir, da haben wir uns auch mit unseren Eltern auseinander setzen und Geduld haben müssen. Generationskonflikte gab es nun schon immer. Nein, nicht „Nach mir die Sintflut“, die Babyboomer interessieren sich für die Zukunft derJüngeren, denn richtig, wir sind die Eltern und Großeltern und wünschen ihnen natürlich nicht den Hitzetod. Uns selbst übrigens auch nicht, so ein paar Jahre (Jahrzehnte) wollen wir ja auch noch auf dieser Welt verbringen. Schuldzuweisungen bringen nicht weiter, eine Generation kann man sicherlich nicht verantwortlich für das Ausmaß der Umweltzerstörung heute machen.

Ich selber lerne von meinen Kindern ständig und bin auch in der Lage (alte) Verhaltensweisen zu überdenken und zu ändern. Und ich hoffe, ich selber kann ihnen auch Denkanstöße geben. Den Weg in und für die Zukunft, den Sie vorschlagen, halte ich für richtig. Jung und Alt müssen zusammenarbeiten, über Pauschalisierungen, Schuldzuweisungen, Parteigrenzen u.v.m. hinweg. Andere Sichtweisen und Lösungsansätze sind oft hilfreich und bereichernd (nicht nur, wenn man ein gemeinsames Ziel verfolgt), selten aber allzu festgezurrte alte und neue Ideologien. – Regina Stock

 


 

 

Leserbrief zu „Diskussion über Koalitionen. Könnte die FDP mit Grün-Rot regieren?“ von Robert Pausch

 

Hat Christian Lindner nun umgeschaltet und tatsächlich eine Machtoption im Auge? Nicht mehr nur seine eigene Präsentation im Rahmen von inszenierten Debatten? Bisweilen führen auch Umwege, Sackgassen und Abwege ans Ziel. Vielleicht ist die FDP auf diese Weise nun da angekommen, wo sie früher immer war: In der Rolle als Funktionspartei. Als Lieferant wichtiger Prozentpunkte für die Bildung einer Koalitionsregierung. Damit der demokratische Macht-Ablösungsmechanismus gut funktioniert. Es geht nicht um schillernde, vollmundige, hochtrabende Programmatiken, sondern um Machtoptionen für ein gutes Regieren! In Anwendung einer Satzstruktur, die für lange Zeit mit Christian Lindner verbunden bleiben wird hier ein wenig Küchenpsychologie: Es ist besser mit etwas Selbstironie in eine Regierung zu gehen und zu wachsen, als sich auf der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen immer mehr zu verlieren. – Reinhard Koine

 


 

 

Leserbrief zu „Die Türkei sucht nach Gas in griechischen Gewässern. Wie lässt sich die Kriegsgefahr entschärfen?“ von Özlem Topçu

 

Als Pointe des Artikels „Wie lässt sich die Kriegsgefahr entschärfen?“ schlägt Frau Topçu vor, die Erweiterung der EU-Zollunion wäre vielleicht ein vertretbares Zugeständnis an den türkischen Präsidenten Ergoğan im Austausch gegen seinen Verzicht auf die politisch brandgefährliche Gas-Exploration im umstrittenen östlichen Mittelmeer. Wenn man sich die Mühe macht, diese Option zu Ende zu denken, so fällt es leicht sich vorzustellen, wie der Autokrat sich beim nächsten Mal verhalten würde, wenn er eine Forderung durchsetzen will. Auch Politiker sind ja lernfähig: Aggression wird belohnt. Die EU ist eben doch erpressbar. Es lohnt sich, auch bei einem kurzen Artikel, alle Optionen zu Ende zu denken. – Rafael Materia

 


 

 

Leserbrief zu „Viel hilft nicht viel“ von Jan Schweitzer

 

“… in Deutschland wird immer mehr getestet”, stellt der Artikel fest. „Sicher ist das nicht unbedingt, es kann sogar schaden“. Stimmt! Nach der offiziellen „Worldometer-Statistik Coronavirus/Countries“ vom 21.08.2020 gibt es weltweit 6.545.098 aktive Fälle, davon 6.483.285 (99%) mit einem milden Verlauf und 61.813 (1 %) mit einem ernsten oder kritischen Verlauf. Also gibt es eine sehr hohe Immunität, wenn man sie wegen des relativ raschen Verschwindens der Antikörper auch z.B. eher durch die jahrelang anhaltende T-Zellen-Immunität feststellen kann. Warum erfährt man in den offiziellen Medien kaum etwas davon, nur in wissenschaftlichen Studien und sozialen Medien? Sogar You Tube löscht laufend Beiträge von Wissenschaftlern. Durch Unterdrückung wissenschaftlicher Erkenntnisse, durch die Leugnung der offensichtlich weitverbreiteten Immunität werden weltweit Hundertmillionen von Menschen ins Unglück getrieben.

Nach der offiziellen Worldometer-Statistik Coronavirus/Countries haben von 215 aufgelisteten Ländern 167 teilweise ganz erheblich bessere Zahlen als Deutschland in der Spalte Covid-19-Tote per Mio. Einwohner. Der Durchschnittswert weltweit ist mit 102.2 Toten pro Mio Einwohner deutlich besser als der Wert in Deutschland mit 111. Kambodscha wird mit 0 Toten insgesamt bei 16,7 Mio Einwohnern aufgeführt. Indonesien (274 Mio Einwohner) mit 23 Toten pro Mio Einwohnern, Japan mit 9, Singapur mit 5, Thailand mit 0,8, Südkorea mit 6, Hongkong mit 10, Sri Lanka mit 0,5, Vietnam mit 0,3 Toten pro Mio Einwohnern, usw. Auch viele Studien weisen darauf hin, dass Immunität der entscheidende Faktor ist, z.B. eine viele Jahre anhaltende T-Zellen-Kreuzimmunität.

Die monatelangen Lockdowns, wie in manchen europäischen Ländern, mit drakonischen Ausgangssperren, welche der Immunität erheblich schaden, z.B. Italien mit 586 Toten pro 1 Mio. Einwohnern, Frankreich mit 467, UK mit 609, Belgien mit 860 und Spanien mit 616 Toten pro 1 Mio. Einwohnern weisen darauf hin, dass Immunität der entscheidende Faktor ist, z.B. eine viele Jahre anhaltende T-Zellen-Kreuzimmunität aufgrund früherer Kontakte mit anderen Corona-Viren. Bei Betrachtung dieser Liste und Berücksichtigung der Maßnahmen der einzelnen Länder fällt auf, dass die Zahlen der Toten pro 1 Mio Einwohner von Lockdowns, Masken oder häufigen Tests unabhängig sind. Siehe auch die Worldometer-Statistik im Internet. Lockdowns oder Masken sind möglicherweise in Anfangsphasen und extremen Situationen kurzfristig wirksam. Länger und unspezifisch angewandt ruinieren viele Maßnahmen nicht nur die eigene Wirtschaft, sondern auch große Teile der Weltwirtschaft.

Dieses Testen und Suchen nach Virus-Trümmern scheint in der Gesamtschau kontraproduktiv zu sein, erzeugt lähmende Angst und macht unproduktiv und unflexibel. Und Angst behindert die wissenschaftliche Vorgehensweise. Um viele Menschen zu retten, müsste man wissenschaftlich und ganzheitlich vorgehen, nicht nur Teilaspekte sehen. Oft werden beim Testen Virusreste angezeigt, die zeigen, dass das Immunsystem, z.B. aufgrund seiner oft viele Jahre anhaltenden T-Zellen-Kreuzimmunität, die befallenen Zellen zerstört und den Angriff des Virus stoppt. Je mehr unser Immunsystem zu kämpfen hat und je mehr Viren es vernichtet, desto stärker wird es unter entsprechenden Umständen. Immunität aufgrund anderer Coronaviren, z.B. bei Erkältungen oder früheren Epidemien und bei Kontakten mit Betacoronaviren über Hunde, Kühe, Nagetiere und Fledermäuse, bleibt ein vielversprechendees Studienthema. Betacoronaviren scheinen nach einer Studie ohne Symptome bei den Menschen positiv auf ihr Immunsystem wirken zu können. Leute mit schwachem Immunsystem müssen geschützt werden – aber auf humane Weise. Da muss viel Geld und viel Liebe investiert werden.

Wichtig ist zum Beispiel, dass Penicillin nur gegeben wird, wenn unbedingt nötig, und dann so speziell wirkendes wie möglich. Ansonsten steigt die Antibiotika-Resistenz. Viren und Bakterien verstärken gegenseitig die Schäden im Körper des Menschen. Viele an Covid-19 erkrankten Menschen sind letztlich an bakteriellen Erkrankungen gestorben. Wir haben einen sehr hohen Penicillinverbrauch (vieles bekommen wir z.B. auch durch penicillinbehandelte Tiere, die wir essen) und so haben wir sicher auch eine hohe Resistenz gegen Penicillin. Auch die Interaktion zwischen manchen Impfungen und dem Immunsystem erfordert noch vielversprechende Untersuchungen.

Wir sollten das Immunsystem stärken und z.B. Erkältungskrankheiten und Grippen möglichst mit natürlichen Mitteln durchstehen. Die undifferenzierte Dämpfung des schulischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens scheint nicht effektiv zu sein. Aber der human durchgeführte Schutz für Immungeschwächte (Alte, Kranke usw.) ist dringend zu fördern. In ärmeren Ländern sollte unbedingt ein funktionierendes Gesundheitswesen aufgebaut werden. Ansonsten ist offensichtlich die Förderung der Immunität auf die übliche Weise und durch normale Kontakte erfolgreich – mit wenigen, medizinisch nachweislich sinnvollen Ausnahmen.

Wir sollten wirklich wissenschaftlich vorgehen, alle Experten anhören, auch diejenigen, die in der letzten Zeit ausgegrenzt wurden. Wenn wir weiter auf dem Weg der Angst gehen, verlieren wir Freiheit und Demokratie und die kleinen und mittleren Betriebe gehen ein. Unter dem Titel „Das Zombie-Experiment“ schrieb die WELT am 16. August 2020: „Die Untoten werden täglich mehr. Durch die seit März ausgesetzte Insolvenzantragsfrist könnte sich die Zahl der Zombieunternehmen nun auf 550.000 erhöhen.“ Nun solle diese Ausnahme bis März 2021 verlängert werden – obwohl die Risiken täglich wachsen. Laut Angaben von Creditreform könnte die Zahl der verdeckten überschuldeten Unternehmen dann auf 700.000 bis 800.000 (!!!) steigen. Das Gesetz soll jetzt verlängert werden – bis Ende März, kurz nach den nächsten Wahlen in Rheinland-Pfalz und Thüringen. Wenn dann fast alle pleite gehen, können die Großen alles für ‘nen Appel und ‘nen Ei aufkaufen. Wer entschädigt die Hunderttausende, die dann vor den Trümmern ihres Lebenswerks stehen? Die Krisengewinnler oder die Medien, die durch ihre einseitige immunitätsleugnende Panikmache dazu beigetragen haben?

Wir erinnern uns ja noch an den weltweiten Corona-Finanzcrash Februar/März 2020, als die Aktien in der Panik verkauft und dann von den Mächtigen und den großen Firmen mit den Rettungsgeldern günstig gekauft und die Aktienwerte wieder nach oben getrieben wurden. Das war Umverteilung von unten nach oben im allergrößten Stil. Die Plutokratie (Herrschaft der Reichen) kann dann die finanziell jetzt schon nicht mehr zu rettende überschuldete Wirtschaft auf Null stellen und autokratisch regieren. Die Medien sollten sich umfassend informieren und kompromisslos für Wahrheit, Offenheit und freie Meinungsäußerung eintreten. – Gerhard Jahnke

 


 

 

Leserbrief zu „»Wir würden öfter Nein sagen können«“ Gespräch mit Michael Bohmeyer geführt von Viola Diem

 

Eigentlich ist die Debatte um ein bedngungslose Grundeinkommen schon viele Jahrzehnte alt. Sie begann m.W. als es in Berlin die „Tu nix“ Veranstaltung gab, deren Zulauf die Veranstalter überraschte. Aus der damaligen Sicht zu Ihrer Informaton einen meiner jüngsten Leserbriefe zu diesem Thema: Die neue soziale Frage SZ vom 21.11.2016 ist uralt Sehr geehrter Herr Ulrich Schäfer: Ich erinnere an den Nachhall der Tunix-Veranstaltung in Berlin von damals: „Letztlich wird es mindestens zwei Kategorien von Menschen geben, nämlich solche, für die noch „Arbeit gegen Bezahlung“ haben, und solche, für die es keine „Arbeit gegen Bezahlung“ mehr gibt. Für letztere kam vor Jahrzehnten der Begriff „Tunixler“ auf und in Berlin gab es sogar einen Tunix Kongress, an dem überraschend viele Leute teilnahmen.

Die Entwicklung wird eine „Versorgungsbasis“ zur Folge haben, welche, nicht wie bisher, auf „Solidarische Selbsthilfe“ und „dem Prinzip der Gegenseitigkeit“ beruht. Selbst die „Renten“ basieren seit Einführung des Umlageverfahrens nicht mehr auf einen „eigentumsähnlichen Anspruch“: es wurde entschädigungslos enteignet und unterliegt einem jährlichen „Zuspruch“ den immer das Parlament und die Regierung der BRD beschließt. Das Ganze trägt bereits jetzt schon die Horrorvision von den „gewerbsmäßigen Faulenzern und Nixtuern“ in sich. Ein totaler Widerspruch zu „ora et labora“ und der „Arbeitsethik“ – was allerdings typisch Deutsch ist.

Die Notwendigkeit der Einführung einer (finanziell) abgesicherten Grundversorgung kommt deshalb in den Bereich der Realität. Bestehende auch der „Rechtsanspruch“ auf arbeitslose Geld- und Naturalienversorgung incl. Kindergeld. Bei der Frage nach der Finanzierung der Grundeinkommen wird man totalen Abstand von der bisherigen Geldversorgung, Sozialbeiträgen und Steuern (nicht nur der Umsatzsteuer, der div. Einkommensteuern und der Verbrauchsteuern) nehmen müssen. Die bisherige Fiskalität unserer Gesellschaft wird keine Zukunft mehr haben. Ein radikales Umdenken ist erforderlich. In der Übergangszeit wird man noch etwa so verfahren können, wie vor 20 Jahren, (jetzt schon über 40 Jahre) als „gute Jobs“ wegfielen und neue gut dotierte Jobs Mangelware wurden. Ein Großteil der deutschen Bevölkerung rutschte längst finanziell ab. Erwerbsänderungen, um das Schlimmste zu verhindern, ist wohl der Beginn der neuen Finanzierung von Grundeinkommen.“

Das schrieb ich schon vor über 20 Jahren an div. Zeitungen und auch an die SZ! Man kann es nicht laut genug sagen und fettgedruckt schreiben: Die Digitalisierung wird viele gute Jobs vernichten und niemand weiß, welche und wie viele neu entstehen!“ Das schrieb ich am 27.1.2016! Als neueste Hybris: ca. 10.000 Möbelhändler werden dicht machen, weil der Einkauf übers Internet erfolgt. An Verkaufspersonal incl. der an den Möbelhandlungen sonst wie Beschäftigten und bestehender und künftig überflüssiger Infrastruktur dürften daher ca. 50 bis 70.000 Personen in Kürze überflüssig werden. (Wenn nicht mehr!) Ob sie ganz, oder zum Teil in neue bzw. neu geschaffene Tätigkeiten unterkommen, wird sich zeigen und dann auch zu welchem Preis. (Von 25.000 Mitarbeiter/innen vom Schlecker Konzern kamen nach dem Konkurs anscheinend nur ein Drittel in neue Beschäftigungen unter)

Als neueste Botschaft liest man heute: „Die Zahl der Lebensmittelläden in kleinen Orten (Bayern) nimmt rapide ab.“ Das Einkaufsverhalten geht in Richtung Supermarkt weiter, welche bis zu 30.000 Artikel in den Regalen haben müssen. Die kleinen Läden unter 800 qm und die „Tante Emma Läden“ sterben aus. Auch der Digitalhandel gewinnt hier zusehends. Fach-Lebensmittelgeschäfte wie z.B. Bäckereien und Metzgereien sind ebenfalls davon von der Schließung betroffen. (Z.B. Metzgerei Reiter in Schwabing). All das macht „Fachkräfte“ überflüssig – sie werden einfach nicht mehr gebraucht! Im Bankensektor erlebt man seit ein paar Jahren, wie zu hunderten Filialen dicht gemacht werden.

Automaten und die Digitalisierung per Internet machen die Arbeitsvorgänge automatisch und „Fachleute“ d.h. Angestellte überflüssig. Eine ähnliche Entwicklung beginnt bereits im Bereich der Supermärkte: Ohne Beratung holt sich der Kunde seinen Bedarf aus den (nicht immer übersichtlichen) Regalen scannt die Ware mit dem Preis an dem Zahlpoint ein und bezahlt per Karte. Hier ist kein Personalaufwand mehr nötig. Alle bisher diesbezüglich Beschäftigte sind überflüssig (geworden). Demnächst werden die Regale auch nicht mehr von Hand aufgefüllt werden. (Wie wurde von Seiten der FDP schwadroniert: mit der Einführung des verkauf-offenen Samstags werden im Einzelhandel 150000? neue Arbeitsplätze geschaffen, was wurde daraus? Immer der Fetisch: neue Arbeitsplätze das zieht immer noch und macht die Politik erpressbar.) Ersatzarbeit? Eine „Integrationsarbeit“ bzw. –verpflichtung! Fehlanzeige oder glauben Sie an die staatliche Arbeitsvermittlung, die jetzt schon total überlastet ist. Und dann das politische Schlagwort von der Integrationskultur für dringend benötigte Facharbeiter! Ein Widerspruch in sich. Das Bundesarbeitsministerium stützt sich auf Fakten bei der Behandlung von Flüchtlingen und die besagen, dass maximal 10% der als Asylanten anerkannten Flüchtlinge mit erheblichem Bildungsaufwand hierzulande Arbeit finden könnten.

p.s. Der Vorstand von VW spricht von 20.000 Stellen die wegfallen, 9000 sollen dafür neu geschaffen werden = wie wird hier verrechnet (gegengerechnet). Wie viele werden es letztendlich sein? Herr Joe Kaeser prognostiziert mittlerweile 1,5 Mio. bis 2015 – Fakt oder Schönfärberei? Und nun auch vom Siemens Vorstand; der Hinweis auf das Mindesteinkommen, von der Mogelpackung der Wirtschaft über fehlende Fachleute (Arbeiter). Diese wird seit Jahrzehnten von den sogen. Demographen willfährig unterstützt, ohne sich um die Folgen zu kümmern. Unter Hinweis auf meine vorstehenden Ausführungen sei festgestellt, dass es nicht nur „die Linken“ waren, welche schon vor Jahrzehnten auf die „neue soziale Frage“ hinwiesen – nur, wem interessierte das damals und heute, wenn einer ohne Doktortitel, politische Krakeele und Uni-Kompetenz das Thema behandelt? Fehlende Wissenschaftlichkeit aber Praxis d.h. Erfahrung!

Siehe auch meinen Brief an das Wirtschaftsforum vom 24.9.2016. Der landete wohl wie üblich im Papierkorb der Presse. Ludwigs dumme Sprüche –ABM + 29.03.2012 11:59 So wie die Gesellschaft Kriminelle benötigt, um Leute zu Ihrer Bekämpfung und Bestrafung zu beschäftigen (ABM!), genauso braucht sie die Tu-nixler, um einer sogen. Sozialverpflichtung nachzukommen (ebenfalls ABM) Anmerkung, als vor Jahrzehnten in Berlin eine „Tu-nix“ Veranstaltung durchgeführt wurde, waren die Initiatoren von dem gewaltigen Ansturm der „Tu-nixler“ überrascht worden. – Ludwig Stemmer

 


 

 

Leserbrief zu „Hannah Arendts Handtasche“ von Maxim Biller

 

Max Kahane berichtete 1961 als Reporter des Neuen Deutschlandsvom Eichmann-Prozess in Israel. Warum sein Satz „Bonn ist der Komplize der Eichmänner“, verlogen sei und zudem dessen Recht auf Dummheit illustriere, bleibt Maxim Biller vorbehalten. Ansonsten reicht ein Blick, um im Internet zu erfahren, dass „die Bundesregierung kein Interesse an einer Auslieferung Eichmanns an die deutsche Justiz“ hatte. Die mehr oder weniger unfassbaren Gründe dafür lassen sich detailliert nachlesen im Personenlexikon zum Dritten Reich von Ernst Klee. Fast 4 300 Kurzbiografien belegen „Wer war was vor und nach 1945“ in der damaligen Bundesrepublik.

Inoffiziell habe im Kontext des Eichmann-Prozesses eine interministerielle Arbeitsgruppe die beiderseitigen Interessen bezüglich der Anklage und der Prozessführung mit der israelischen Regierung abgestimmt; so im April 2011 Klaus Wiegrefe in einemSpiegel-Artikel. Erfolgreich verhindert wurde von den Beteiligten (Komplizen?) auch, dass Hans Globke, Kommentator der Nürnberger Rassegesetze und unter Kanzler Konrad Adenauer von 1953 bis 1963 Chef des Bundeskanzleramtes, als Zeuge beim Eichmann-Prozess auftreten musste. In der „Banalität des Bösen“ (Hannah Arendt) waren wir kaum zu übertreffen. – Dr. Lutz Behrens

 


 

 

Leserbrief zu „Wen kümmert’s, wer spricht?“ von Andreas Bernard

 

Dunkel ist und bleibt Ihrer Schreibe Sinn. Wohl eher gedacht und geschrieben für „…Doktorandenkolloquien…“, denn für das Feuilleton der ZEIT und dessen Leserschaft? – Dr. Gernot Henseler

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Fieslinge am Strand“ von Julia Hosse (Infografik) und Mats Schönauer (Infografik)

 

Die Infografik Nr. 582 zum Thema Biologie hat leider auffällig viele illustrative Mängel. Wir sehen einen Sandfloh, der gar keiner ist. Gezeichnet wurde ein Strandfloh, und der ist für Strandbesucher völlig harmlos und hat mit dem im Text angesprochenen Sandfloh nichts zu tun. Der Sandfloh hat ein völlig anderes Aussehen und gehört zu den Flöhen, der Strandfloh zu den Krebsen. Die infektiösen Larven (Jugendstadium) der Hakenwürmer stecken in den Hinterlassenschaften von Hunden und Katzen und nicht, wie die Zeichnung suggeriert, im Sand selbst. Dem Petermännchen fehlt nicht nur die hellblaue Flankenzeichnung, ihm fehlt vor allem die stachelige Rückenflosse, die doch der Text erwähnt. Die Zeichnung zeigt keine echte Sandmücke, denn diese sind stark behaart. Und wenn man schon einen Stechrochen (hier vermutlich ein Blaupunktrochen) vorstellt, warum werden in der Illustration dann die für das Thema so wichtigen Stacheln weggelassen? Das sind dann doch zu viele Mängel für eine Infografik, die dem Niveau der ZEIT angemessen sein sollte. – Steffen Walentowitz

 


 

 

Leserbriefe zu „Orte für immer“ von Christoph Amend et al. im ZEIT Magazin

 

Im Magazin 35 beschreibt Emilia Smechowski ihren Besuch in Kruszyniany, Polen (S.18). Dort “ leben die polnischen Tartaren, eine muslimische Minderheit.“ Dann schreibt sie „Für ein Fest …. grillten [sie] Spanferkel über dem Feuer“. Das kann doch gar nicht stimmen , oder?? Muslims grillen das verbotenene Tier zum Fest des Tages? Ist das ein Relotius Moment? Mir unverständlich. – Hanh Nguyen

 

Mit sehr großer Freude habe ich Ihren Artikel über Praia da Adraga und dem kleinen Restaurant dort gelesen. Mein Vater war dort 1974 zum ersten mal während seiner Zeit in Lissabon. Es war für ihn ein ganz besonderer Platz und er kannte den heutigen Besitzer Jorge schon als kleinen Jungen. Wann immer mein Vater in Portugal war, ist er an den Strand gefahren, hat dort seinen 50. Geburtstag mit uns Kindern und Freunden gefeiert. Später habe ich ohne mitgenommen, wenn ich in Lissabon beruflich war. Und so habe auch ich diesen Ort lieben gelernt. Der letzte Wunsch meines Vaters war es, dass seine Asche dort ins Meer gestreut würde und so haben es mein Bruder und ich auch getan und waren mit guten Freunden und seinen beiden Brüdern danach bei Jorge zum Essen. Und im Geiste saß mein Vater da mit uns. Ich hoffe, dass ich meinen Kindern diesen Strand auch irgendwann mal zeigen kann, wenn das Reisen wieder einfacher wird. Bis dahin freue ich mich über die Erinnerungen an Praia da Adraga und Portugal. – Gilberto Gerhard

 

Jeden Donnerstag bin ich gespannt darauf, wie die Fotostrecke des Magazins ausfällt. In der letzten Ausgabe habe ich mit großem Interesse und mit viel Freude von den Sehnsuchtsorten der Zeit-Leute gelesen. Dazu gab es natürlich auch Fotos. Durchaus kann ich verstehen, dass man bei der Auswahl angestaubte Postkartenmotive meidet. Aber die meisten Bilder des Beitrags sind für mich einfach schlechte Fotos! Beispiele : Strand von Kroatien, unscharfe Wurst vor Alpenpanorama (beides ganzseitig), unscharfe Ruderin, sogar doppelseitig. Nur als Beispiele. Mir, als engagiertem Hobby-Fotografen widerstrebt so etwas. Ist die Art dieser Fotografie eine neue Masche, Modernismus? Mich würde wirklich interessieren, was die Fotografen und Bildredakteure zur Gestaltung und zur Auswahl sagen! – Volker Krause

 

Unter Orte für immer wird berichtet die moslemischen Tataren würden Spanferkel ( also Schweine) grillen. Das ist für Moslems verboten! Es waren wohl Lämmer, die gegrillt wurden? – Tillmann Zeller

 


 

 

Leserbriefe zu „Über die rätselhafte Umsetzung verwirrender Regeln“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Ihre heutige Kolumne liest sich wieder recht witzig und im Grunde haben Sie natürlich Recht, dass die Coronaregeln immer absurder wirken, je unterschiedlich streng und damit weniger nachvollziehbar die Maßnahmen erscheinen. Wir alle wissen aber doch, dass die Abstandsregel weiter gilt, weil sie sich als sinnvoller Schutz erwiesen hat. Wenn also im Flugzeug, Zug oder Schwimmbad die Abstände nicht eingehalten werden, so liegt das ja nicht an „anderen Regeln“, sondern daran, dass inzwischen wieder viel zu viele Menschen genau das tun, was sie vernünftigerweise nicht tun sollten:

Fröhlich herumreisen und ausgehen, als wäre nichts gewesen. Wir werden schnell die Konsequenzen spüren dürfen: steigende Fallzahlen und dann wieder neue Beschränkungen. Die meisten Menschen können sich offenbar einfach nicht selbst beschränken, und dazu gehören ja auch Sie, wenn Sie im Juli nach Rom fliegen und im August von Berlin nach Österreich fahren (wobei es zum Klimaschutz natürlich gut ist, dass Sie den Zug wählen). Man kann es heute ja kaum mehr richtig machen, deshalb will ich Sie nicht kritisieren. Aber es wirkt etwas skurril, wenn die Menschen, die sich entgegen der Empfehlungen lustig auf den Weg durch die Welt machen, über die Nicht-Einhaltung der Regeln verwundert sind.

Meine Familie ist diesen Sommer nur im benachbarten Regierungsbezirk Fahrrad gefahren. Das war zwar nett, aber keineswegs ein Ersatz für unsere sonstigen herrlichen Urlaubsreisen. Liebend gerne wären wir in Rom oder überhaupt im Ausland, z.B. am Meer gewesen, das können Sie glauben. Genau deshalb finde ich Ihre Kolumne heute doch nicht so witzig. Sie führt mir nämlich vor Augen, wo das alles hinsteuert und dass der von meiner Familie geleistete Beitrag durch die Mehrheit leider konterkariert wird. Solidarisch ist das nicht, aber das erwartet von unserer heutigen Gesellschaft ja eigentlich auch keiner mehr. – Veronika Dannert

 

Nachdem ich ihnen vor einiger Zeit auch einmal live begegnen durfte (Buchmesse Leipzig als diese noch stattfand) ist es mir zu einem regelrechten Bedürfnis geworden ihre Kolumne im Zeit Magazin zu lesen. Einen besseren Spiegel, den man unserem Gemeinwesen mit all seinen Kuriositäten und Zumutungen vorhält, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Seit Tagen beschäftigt mich ebenfalls der Wirrwarr unserer Coronaabwehr und dann kommt heute quasi eine Zusammenfassung der Absurditäten von ihnen druckfrisch auf meinen Tisch. Genial. Ich hätte auch noch einen: in unserem wunderschönen Leipziger Zoo werden sie im gefühlten 10 Minuten Takt über Lautsprecher an das Wahren der Abstandsregeln ermahnt.

In die Elefantenabteilung werden sie ebenso wie in das Tigergehege nur hineingelassen, wenn sich dort vergleichsweise wenig Personen aufhalten, die sich davor stauenden Menschenmassen sind wiederum kein Problem, ganz zu schweigen vom Ansturm auf die begehrten Plätze in der Erlebnisgastronomie. Auf dem Spielplatz türmen sich Kinder und Erwachsene ohne Rücksicht auf Verluste, dagegen herrscht auf dem Boot im Gondwanaland, und nur dort strikte Maskenpflicht. Von vornherein weniger Besucher in den Zoo zu lassen verbietet wiederum die ökonomische Situation… . Ihnen wünsche ich von ganzem Herzen Gesundheit und mir noch ungezählte vergnügliche Kolumnen aus ihrer Feder. – Thomas Harnisch

 


 

 

Leserbriefzum Wochenmarkt „DIE SEELE DER ZUCCHINI“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

So gut wie Sie kann ich längst nicht schreiben. Das ist das was mir an ihrem Wochenmarkt gefällt. Mir gefällt auch sehr, daß die ausgewählten Gerichte nicht sonderlich ausgefuchst daherkommen, wie einst bei Herrn Siebeck. Wenn ich mir aber die Zubereitung anschaue, in diesem Fall den Zucchiniauflauf – sie nennen es PARMIGIANA – dann habe ich so meine Zweifel. Alle Zutaten sind schon vorgegart und sie lassen alles noch einmal bei 200°C im Backofen für 25 Minuten vermatschen. Neee!

Sie machen so was auch gerne beim Fisch. Der ist dann nur noch Pampe! Abgesehen von Vitaminen etc. Zucchini, wenn sie klein sind und nicht so riesige deutsche Prügel, haben einen feinen süß säuerlichen, grünen Geschmack. Nicht mehr jedoch bei ihrer Zubereitung. Da ist’s nur mehr verkochte Matschepampe! Vielleicht leckere Kirschtomaten aus dem Garten, enthäuten, in Öl anschmelzen und die Zucchini roh in Scheiben geschnitten schichten, abwechselnd mit Mozzarella und so weiter. Wollte ich mal loswerden. Weiterhin viel Spaß beim Formulieren. – Stefan Holm

 


 

 

Leserbriefe zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Es war schön und gut mit ihren Töchtern. Aber es reicht! – Bernhard Mückain

 


 

 

Leserbriefe zu „Kränkelnde Demokratie“ von Heinz Meyer in der Regionalausgabe ZEIT Österreich

 

Ich hätte zu gerne gewusst, was Hans Kelsen zu einem Artikel gesagt hätte, in der als erstes Indiz der akuten Gefährdung der Demokratie in unserer Republik die Tatsache ins Treffen geführt wird, dass der Finanzminister „nur in Socken durch das Hohe Haus spaziert“. Leider bin ich zu jung, um miterlebt zu haben, ob auch unter Bruno Kreisky Verfassungsjuristen vor dem Kippen in die Autokratie gewarnt hatten. Angeblich kam seine erste Regierung nur wegen einer Reform des Wahlrechts zustande, die als Kuhhandel zur Duldung durch die FPÖ vorgesehen war.An die Hiobsbotschaften des bevorstehenden Falls der Demokratie rund um die Angelobung der Regierung Schwarz-Blau I unter Wolfgang Schüssel kann ich mich bereits erinnern.

Mir scheint aber entfallen zu sein, dass Verfechter der Demokratie vor der Gleichschaltung der Medien unter Werner Faymann gewarnt hätten, der prominent Leserbriefe in der Kronen Zeitung platzieren durfte. Bei all diesen Beispielen geht es mir nicht um ein Aufrechnen der fraglichen Handlungen. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass all diese Regierungen vorüber gegangen sind und die österreichische Demokratie keinen Schaden davontrug. Ich meine also, dass Vorsicht beim Schwingen des schärfsten, argumentativen Schwertes, dem Vorwurf des Angriffs auf die Demokratie, geboten ist. – Leonhard Riemer