„Deutsche Einheit“, das ist ein stehender Begriff wie Tiefdruckgebiet oder Bundestagswahl oder Milchkaffee. Klar assoziiert mit allem, was im Kontext Wiedervereinigung geschieht. Jeder benutzt ihn. Es gibt sogar einen hochoffiziellen „Bericht zum Stand der Deutschen Einheit“.
„Warum eigentlich?“, fragte neulich ein Freund. Warum benutzen ihn selbst Menschen, die nicht das Ziel teilen, möglichst bald keinen Unterschied mehr zwischen Ost und West zu erkennen? Bei denen ansonsten nationaler Pathos und Zusammenhaltprosa Abwehrreaktionen auslöst? Warum nutzen wir ohne Schulterzucken ein Wort, das nach Blut und Metall klingt, um einen so schönen, vielfältigen, komplizierten Prozess zu beschreiben?
Wäre es nicht gut, ein neues Wort für das zu finden, was am 3. Oktober 1990 und vor allem danach geschah? Ich habe noch kein Überzeugendes. Aber vielleicht fällt Ihnen ja eines ein.