Paul Bocuse hat heute Geburtstag. Bravissimo und Glückwunsch! Er ist ein wirklich schriller Typ, ein Berserker der Gastronomie und in einem Punkt sensationell. Ich bewundere ihn, nicht wegen seines Andenkenladens, der den Vatikan neidisch machen würde und total in den Schatten stellt, nicht wegen seiner Kneipen-Wandfresken (immer mit seinem Konterfei) welche Michelangelos Malerei in der Sixtinische Kapelle abstinken lässt, nicht wegen des Bocuse-Schriftzugs, der mit einer Gewaltigkeit neonleuchtet, dass der Mercedesstern auf der Untertürkheimer Zentrale winzig wirkt wie die Radkappe eines Trabbi. Bocuse ist nicht nur genial, weil er meinem Kochberuf großes Ansehen verschafft hat, oder wegen der Nouvelle Cuisine u.s.w.
Alles schön und Recht, was ihn wirklich in den Olymp des Humanismus hebt, ist die Tatsache, dass er, wie ich heute erfuhr, mit Frau und zwei Freundinnen zusammen unter einem Dach turtelt. Das muss man erst mal hinkriegen, das ist wirkliche Heroik und so wünsche ich mein Alter auch zuzubringen, ja so und nicht anders. So stelle ich mir die schönste Art von Stress vor. Da fließt jede Menge Adrenalin, aber auch Glückshormon. Wetten, der famose Kerl treibt es so noch sehr lange?