Ein Gast schrieb mich an. Die Frage war, warum er nicht ein großes Menü mit sieben Gängen essen hat dürfen. Seine zwei Begleiterinnen hatten Salat und ein Hauptgericht. Ich antwortete:
„..auf Ihre Frage will ich gerne antworten. Ich bin ein Freund des gemeinsamen Essen, wie das in Italien und Frankreich üblich ist. Man hat dann zwar nicht den gegenseitigen „ich-hab-was-was-Du-nicht-hast-Effekt“, aber dafür ein einigendes Ess-Erlebnis im Sinne alter Kultur, und nicht der neuzeitlichen Schnäppchenmentalität dienend.
Wer ein großes Menü isst, sollte die mit am Tisch sitzenden, die nur zwei Gänge bestellt haben (ich selbst esse nie mehr als zwei Gänge, evtl. noch ein Dessert dazu), man sollte diese Leute nicht eine Stunde zum Zusehen zwingen. Auch dann nicht, wenn es sich um die Gattin, um eine abgehärtete Ehefrau handelt.
Beim kleinen Menü mit vier Gängen ist das alles kein Problem. Zu oft habe ich die Spannungen erlebt, die sich ergeben haben wenn der eine stundenlang frisst und die andern zuschauen. Daran sind schon Ehen zerbrochen.
Mir ist klar, wer von weit angereist kommt will natürlich den größten Nutzen aus dem Besuch ziehen, da nie gewiss ist, wann man wiederkommt. Trotzdem, glauben Sie mir, weniger ist mehr, das trifft auch auf Restaurantbesuche zu.
Herzliche Grüße, und trotz allem mit großem Verständnis für Sie, Ihr Vincent Klink.“