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Da kriegst du die Motten…

 

© *lahja*/Photocase

Ein herzliches „Grüss Gott!“ zusammen.
Mein Name ist Christian Mittermeier und ich freue mich sehr, hier ab und zu schreiben zu dürfen.
Über Angelegenheiten, die meinen Alltag ausmachen und die vielleicht von allgemeinem Interesse sein könnten.

Zum Anfang hätte ich da etwas auf der Pfanne, was eher zu den unangenehmen Aufgaben eines Kochs gehört, aber auch der Umgang mit Reklamationen will geübt sein.

Vor einiger Zeit hat mir eine Dame feinstes Gewürz zurückgeschickt, das sie bei mir gekauft hat, und hat gleich einen echauffierten Brief dazugelegt.
Wie es wohl sein könne, dass der Piment d´Espelette voller Mottengespinst sei, ihr dann gar eine Motte beim Öffnen der Dose entgegengeflogen kam. Ekelerregend wäre das und nun schon die zweite Dose des selben Herstellers, alle beide mit demselben Ungeziefer-Problem.
Bitte umgehend um Erstattung des Kaufpreises auf Konto xxx, Porto usw., das Übliche in so einem Fall. Ich kann es mir ja auch wirklich vorstellen, dass die Dame sich geärgert hat. Gibt einen Haufen Geld für Piment d`Espelette aus und dann sowas…
Dennoch, zu diesem Thema gibt es die berühmte andere Seite:
Motten sind mir in den letzten Wochen schon einige untergekommen. So im April auf einer Show-Bühne, mitten während einer Kochvorführung, auf der SlowFood-Messe. Eine Packung Demeter-Haferflocken war komplett befallen, zu erkennen am Gespinst des Zünslers. Ich habe es gleich im Abfalleimer verschwinden lassen.
Müsli und Mehl sind beliebte Ziele für Motten, aber mir war neu, dass diese Viecher sich jetzt sogar in scharfem Paprika vermehren (Respekt!).
Doch ines war sicher: das Gewürz war nicht chemisch behandelt, es befanden sich offensichtlich keine künstlichen Lebensmittel-Zusatzstoffe darin, die eine Motten-Vermehrung verhindert hätten und radioaktiv bestrahlt ist das Gewürz nach dem Verpacken auch nicht worden.
Und das ist ja immerhin schon mal bemerkenswert.
Ich will ja niemandem diese fiesen Flattermänner schönreden. Schädling ist Schädling.
Aber: Überlegen wir uns eigentlich manchmal, mit was wir die Sicherheit erkaufen, die uns so heilig ist? Welchen Preis es hat, Verderb auszuschließen? Darauf gibt es bestimmt keine einfache Antwort.
Klar, es gibt Schädlinge, die sind noch schlimmer als die Zusatzstoffe. Und klar, es gibt Lavendel, Orangenduft und Terpentin, die helfen gegen die gemeinen Mehlmotten (die heißen wirklich so).
Dennoch: wenn mir ab und zu mal eine entgegengeflogen kommt, dann schaue ich schon, dass ich sie erwische, schau auch, wo sie herkommt. Aber letztendlich bin ich froh, Lebensmittel rund um mich herum zu haben, die o.k. sind.
Und der Dame, die sich zuerst so aufgeregt hat, habe ich eine freundliche Mail geschrieben. Und eine ebenso freundlich-versöhnliche zurückbekommen. Wir sind einig.