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Eiskalt erwischt

 

SMS im Spätburgunger

Mulcher auf SMS

Anfang Mai hatten die Reben bereits ordentlich ausgetrieben, als unerwartete Fröste mit Temperaturen bis zu -4°C dem unschuldigen jungen Grün ein jähes Ende bereitet haben. Es war schrecklich anzusehen, wie Väterchen Frost mit eiskaltem Atem das junge Leben beendet hat. Schwarz, welk, tot hingen die jungen Blätter am Stock.

Bereits das vergangene Jahr hat für die Taubertäler Winzer manche Herausforderung geboten, nun war es scheinbar für 2011 ganz vorbei. Wenn die Fruchtansätze erfroren sind, wachsen dort keine Trauben mehr. Es kam in manchen Rebanlagen noch schlimmer: Da gab es nicht wenige Reihen, an denen nicht nur der Trieb sondern gleich die ganze Pflanze erfroren ist.

Doch die alte Küchen-Weisheit, das nichts so heiß gegessen wird wie es gekocht wird, gilt auch für unseren Weinberg. Die Bei-Augen haben später nochmal ausgetrieben, es wächst gerade eine neue Generation Trauben heran, direkt neben den wenigen Träubeln, die den Frost überlebt haben.

So hängen in friedlicher Eintracht zwei Generationen Trauben in derselben Anlage: die einen ein paar Wochen älter und reifer als die anderen. Wir werden sehen, ob sich deren Wachstum und physiologische Reife im Laufe des Sommers noch aneinander angleicht oder ob es in dieser Saison zwei zeitlich versetzte Lesen im selben Weinberg geben wird. Ein verrücktes Jahr, doch unser Trost ist, dass jeder Träubel den wir ernten werden, ein Träubel mehr ist als wir noch vor wenigen Wochen befürchtet haben. Da waren unsere Erwartunge nämlich bei nullkommanull.

Während der letzten Tage wurde gegipfelt und gemulcht. Alle Arbeiten sind nun darauf ausgerichtet, die Qualität des Leseguts so gut wie möglich zu erhalten. Die Pflanzen sollen ihre Kraft in die Trauben konzentrieren und dabei so gesund bleiben wie irgend möglich, um den Lesezeitpunkt so weit es geht in den Spätherbst zu schieben.

In den fränkischen Steillagen wird hierzu oftmals mit Winde und Seilzug im sogenannten „Direktzug“ gearbeitet. Unser Weinbau-Service verfügt glücklicherweise über das neuartige Steillagen-Mechanisierungssystem, mit dem die notwendigen Tätigkeiten effizient ausgeführt werden können.

Und irgendwie hat es auch etwas Gutes, mal wieder vor Augen geführt zu bekommen, dass die Natur ihre eigenen Gesetze schreibt und sich zu nichts zwingen lässt. Die Natur schuldet keinen Gehorsam und die vornehmste Aufgabe des Winzers ist es, nicht die Gegebenheiten zu ändern sondern immer das Beste aus ihnen zu machen.