Politik ist die Kunst des Möglichen, sagte Otto von Bismarck. Daran hat sich wohl auch der französische Staatspräsident Sarkozy erinnert, der vergangenes Wochenende Landwirtschaftsmesse in Paris mit der Ankündigung eröffnete, er unterstütze Bestrebungen, der französischen Küche den Status eines von der UNESCO geschützten Weltkulturerbes zu verleihen. Und die Medien unserer Nachbarn zitierten ihn mit der Behauptung, sie sei „die beste Küche der Welt“.
Bei allem Respekt vor den französischen Bauern, Viehzüchtern und Fischern und ihren auch hier geschätzten Produkten – es kommt nicht nur drauf an, was drin ist, sondern auch, was man daraus macht.
Viele unserer französischen Kollegen haben sich den Ruf von der besten Küche über Generationen verdient, sie gilt heute noch als „klassisch“ – da, wo sie noch gepflegt und gehegt wird. Deshalb aber von der UNESCO den Adelstitel zu erheischen, ist blanker Sarskozy-Populismus. Hervorragende Köche gibt es in der Schweiz ebenso wie in Nordspanien und der Michelin für Japan lobte und belohnte Restaurants in Tokio. Zudem zieht es den einen oder anderen deutschen Spitzenkoch sogar in die Luxusrestaurants von Moskau. Links und rechts des Rheins wird mit Wasser gekocht – doch östlich des Rheins, so viele Experten, findet man heute deutlich häufiger die feine Küche.
Wer ein bisschen über den nationalen Tellerrand hinaus schaut, wird anerkennen, dass gerade in der gehobenen Gastronomie ein reger Austausch von Menschen und Meinungen befruchtend und für alle segensreich wirkt. Ein gutes Beispiel geben da die in vielen Ländern Europas engagierten „Jeunes Restaurateurs d’Europe“.
Ich empfehle dem Staatspräsidenten, deren Leitbild zu lesen (www.jre.net). Sie wollen „Talent und Leidenschaft auf dem Kontinent des Wohlgeschmacks vereinen und uns der Welt zeigen…“ Weiter heißt es dort: „Wir verpflichten uns, mit unseren Mitarbeitern und Gleichgesinnten eine solidarische Gemeinschaft zu bilden, die hohe Ansprüche verfolgt und unsere Kunst ständig zu erneuern, damit unsere Küche den künftigen Generationen als Beispiel dient und den Frauen und Männern unserer Zeit schon jetzt Genuss bereitet…“
Auch wenn die Nationalversammlung die Gänse- und Enten(stopf)leber bekanntlich zum nationalen Kulturgut erklärt hat (um ihre Herstellung vor tierschutzrechtlichen Anfechtungen zu schützen) darf man fragen, ob der französische Staatspräsident (Medienkritik: „sa langue marche toujours“) mal wieder seinen Mund ein wenig zu voll genommen hat.